Capita provinciarum: Statthaltersitze und Provinzialverwaltung in der römischen Kaiserzeit 3805318030, 9783805318037

Schweiz - Frankreich - Römerzeit.

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German Pages 863 [431] Year 1997

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Capita provinciarum: Statthaltersitze und Provinzialverwaltung in der römischen Kaiserzeit
 3805318030, 9783805318037

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RÖMISCH-GERMANISCHES

MUSEUM · KÖLN

Kölner Forschungen herausgegeben von ·HANSGERD

HELLENKEMPER

RUDOLF HAENSCH

Capita provinciarum STATTHALTERSITZE UND PROVINZIALVERWALTUNG IN DER RÖMISCHEN

MISERZEIT

BAND7

1997 VERLAG PHILIPP VON ZABERN · GEGRÜNDET 1785 · MAINZ

VERLAG PHILIPP VON ZABERN · MAINZ AM RHEIN

Gedruckt mit Mitteln des Ministeriums für Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen

863 Seiten mit 2 Karten

Inhalt

9

VORWORT FORSCHUNGSSTAND UND FRAGESTELLUNG . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

11

GRUNDZÜGE DER STATTHALTERTÄTIGKEIT, DAS KONVENTSSYSTEM UND DIE FRAGE EINER FESTEN RESIDENZ . . . . . • • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

18

DIE A.~fTSSITZE DER STATTHALTER ZuR METHODE

•••.•••.•. .. .. •. . . . •. . . . . . .. . . •.. •.•.. •.. .•••. . •. .. . . . .. .. . . .

37

Einführung 37 Überblick über die Zeu~istyp_il\ 40, Zur Aussagekraft der Zeugnistypen 41 Zur Auswahl der Beispiel~ 62: :; ·

DIE AUSSAGEKRAFT DER QUELLENTYPEN FÜR AU~~~~ÄHLTE PROVINZEN . . . . . . . . . . . . Germania inferior 65 Dalmatia 76 Africa Proconsularis 81 Macedonia 104 Mauretania Caesariensis 112 Die Deut,che Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Haensch, Rudolf: Capita provinciarum: Statthaltersitzeund Provinzialverwaltung in der römischen Kaiserzeit /

65

Pannonia inferior 98

DIE NORDWESTLICHEN PROVINZEN .......••.............••....................

120

Britannia/Britannia inferior/Britannia superior 120 Belgica 130 Lugdunensis 133 Aquitania 135 Narbonensis 138 Alpes Maritimae 142 Alpes Cottiae 143 Alpes Atrectianae et Poeninae 143 Raetia 146 Germania sllperior 149

Rudolf Haemch. - Mainz am Rhein : von Zabern, 1997 (Kölner Forschungen ; Bd. 7) ISBN 3-8053-1803-0

© 1997 by Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln

ISBN 3-8053-1803-0 Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten.

Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlagesist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Printed in Germany/Imprime en Allemagne

Gesamtherstellung:VerlagPhilipp von Zabern, Mainz Printed on fade resistantand archival quality paper (PH 7 neutral)

DIE INSELN UND DIE HISPANIAE .••....•............................... Sardinia 154 Baetica 178

Corsica(?) 156

Sicilia 157 · Hispania citerior 162

·.......

154

Lusitania 176

NORDAFRIKA .............................................................. Mauretania Tingitana 186 Numidia 193 Creta et Cyrenae 201

186

AEGYPTUS. Zur Charakteristik eines Statthaltersitzes ................................

208

Typische Züge eines Amtssitzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 Statthalterankunft 209 Gebäude 209 Alexandria: Erster Publikationsort amtlicher Dokumente 212 Informationsvorsprung für die Bevölkerung 212 Reisen nach Alexandria 213 Position der officiales 215 Statthalter und Bevölkerung seines Amtssitzes 215 Schauplatz von Repräsentationsakten 217

6

Inhalt

Spezifische Phänomene dieses Amtssitzes. . . 218 Zur besonderen Situation Alexandrias ..... : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 219 Unruhen 219 Kontrolle der Stadt 220 Förderung durch den Statthalter 221 Zu den Belegen aus der übrigen Provinz ...................................... · 222

Y

DIE PROVINZENDESNAHEN ÜSTENS .......................................... Iudaea/Syria Palaestina. Zur Charakteristik eines Statthaltersitzes .................... Ortsgebundenheit des Gouverneurs 227 Zum Praetorium von Caesarea 230 Verhältnis des Statthalters zum Amtssitz 231 Zur Wahl von Caesarea und zum Festhalten an diesem Amtssitz 232 Ein Konventssystem? 234 Arabia ................................................................. Syria. Zur Charakteristik eines Statthaltersitzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ortsgebundenheit des Gouverneurs 245 Ein Praetorium? 246 Verhältnis des Statthalters zum Amtssitz 24 7 Sicherheitsprobleme 249 Zum Titel Metropolis 251 Verlegung des Statthaltersitzes im Jahre 194? 251 Zu den Angaben der Historia Augusta, vita Hadriani 14,1 252 Ein Konventssystem? 254 Syria Coele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Syria Phoenice ........................... ·................................ Die Provinzen an der Grenze zu den Parthern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

DAS ÖSTLICHEUND ZENTRALEKLEINASIEN.................................... Cyprus 263 Cilicia 267 Cappadocia 272 Galatia 277 Pontus 281 Bitbynia 282 Lycia et Pamphylia 290 Caria et Phrygia 297

227 227

Dokumentation

238 244

ÜBERELICKÜBERDIE PROVINZIALORGANISATION ................................ DIE DOKUMENTATIONFÜR DIE PROVINZEN Überblick über die Zeugnistypen ........................................... AUSGEWÄHLTE PROVINZEN Germania inferior 414 Dalmatia 418 Africa Proconsularis 425 Macedonia 44 7 Mauretania Caesariensis 451

258 259 261

AsrA. Zur Charakteristik eines Stattbaltersitzes .................................... 298 Verhältnis des Gouverneurs zum Amtssitz 300 Amtssitz nie in Pergamum 304 Statthalterpräsenz in den Konventsstädten und den besonders privilegierten Gemeinden 305 Zum Konventssystem 307 Wann wurde Ephesus Statthaltersitz? 312

DIE INSELNUND DIE HISPANIAE.............................................. Sardinia 475 Corsica(?) 476 Sicilia 477 Hispania citerior 480 Baetica 492

DIE BALKANPROVINZEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322 Achaia 322 Epirus 328 Thracia 329 Moesia 332 Moesia inferior 333 Moesia superior 336 Dacia/Dacia superior/Tres Daciae 338 Dacia Porolissensis 347 Pannonia superior 349 Noricum 353

. . . .

361 361 364 368 372 374 377

. 413 414 Pannonia inferior 443

DIE NORDWESTLICHEN PROVINZEN........................................... Britannia/Britannia inferior/Britannia superior 457 Belgica 461 Lugdunensis 461 Aquitania 464 Narbonensis 465 Alpes Maritimae 466 Alpes Cottiae 467 Alpes Atrectianae et Poeninae 467 Raetia 469 Germania superior 470

. 263 Pontus et

GEMEINSAMKEITEN UND UNTERSCHIEDEDER STAITHALTERSITZE ................... Die Probleme bei der Identifikation der Amtssitze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Notwendige Bedingungen für Statthaltersitze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Identität der administrativen und politischen Zentren einer Provinz? . . . . . . . . . . . . . . . . Die stadtrechtliche Stellung der Statthaltersitze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bauten für die römische Administration am Amtssitz ...................... , ...... Zu den Folgen der Statthalteranwesenheit auf die Entwicklung seines Amtssitzes ........ Zur Methodik der Auswertung 377 Bewußte Förderung der Amtssitze durch die Gouverneure? 380 Indirekte Auswirkungen der Statthalterpräsenz 385 Amtssitz und Stadtentwicklung 387

393

l

. 457 (

475 Lusitania 490

NORDAFRIKA.............................................................. Mauretania Tingitana 497 Numidia 499 Creta et Cyrenae 512

497

AEGYPTUS

518

DIE PROVINZENDESNAHEN ÜSTENS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 548 Iudaea/ Syria Palaestina 548 • Arabia 556 Syria 563 Syria Coele 573 Syria Phoenice 574 Osrhoene 576 DAS ÖSTLICHEUND ZENTRALEKLEINASIEN..................................... Cyprus 577 Cilicia 582 Cappadocia 585 Cappadocia et Galatia 587 Galatia 589 Pontus 598 Pontus et Bithynia 598 Lycia et Pamphylia 610 Caria et Phrygia 618

577

AsrA .............................................................

619

·........

Dm BALKANPROVINZEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 653 Achaia 653 Epirus 664 Thracia 665 Moesia 672 Moesia inferior 672 Moesia superior 681 Dacia/Dacia superior/Tres Daciae 684 Dacia Porolissensis 693 Pannonia 693 Pannonia superior 694 Noricum 699

8

Dokumentation

APPENDICES

I.

Kalendarische Daten der Rechtsprechung bei conventus

II.

Söhne von Statthaltern als Legionstribune am Residenzort des Vaters? .............

708

III.

Zum Stab der Provinzstatthalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die apparitores ........................................................ Die Soldaten der officia ................................................. Zur Quellensituation und ihren Problemen , ................................. Zur Größe und Zusammensetzung der officia ................................ Zu den einzelnen officiales ............................................... Der zusätzliche Stab von Präsidialprocuratoren aus der familia Caesaris . . . . . . . . . . . . .

710 711 713 713 714

IV.

Von Statthaltern bzw. Procuratoren aufgrund persönlicher Entscheidungen errichtete Monumente. Drei Beispiele: Numidia, Pannonia inferior, Dacia Apulensis .....................

705

Vorwort

720 725

Mein Interesse an den römischen Statthaltersitzen reicht in das Jahr 1980 zurück. Im Frühjahr 1985 legte ich zum Abschluß meines ersten Staatsexamens an der Universität zu Köln die Arbeit „Zentren römischer Provinzialadministration der Kaiserzeit. Untersuchungen für die europäischen Provinzen" vor. Professor Dr. Werner Eck schlug mir vor, dieses Thema für alle kaiserzeitlichen Provinzen zu bearbeiten und als Dissertation einzureichen. Während dieser Arbeit verfolgte ich bis zu ihrem Abschluß im November 1990 vor allem zwei Ziele: Neben den Untersuchungen für die nordafrikanischen und kleinasiatischen Provinzen bewegten mich insbesondere das grundsätzliche Problem, inwiefern es in den Provinzen feste Amtssitze der römischen Würdenträger gab, und die Frage, in welcher Weise sich diese Amtssitze entwickelten. Der Dissertation wurde 1991 der Kölner Universitäts-

727

V.

Zum Umfang der epigraphischen Überlieferung bei den Statthaltersitzen ...........

VI.

Zur Zahl der in Africa Proconsularis und ,Numidia' gleichzeitig tätigen Procuratoren

735

VII.

Corsica - eine Provinz? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 45

. 738

VIII. Die Belege für die Konventsbezirke der Provinz Asia

748

IX.

Die Zentren der Provinzen ...............................................

752

X.

Zur Präsenz des Statthalters am Amtssitz ....................................

757

LITERATUR

761

INDICES

837

preis zuerkannt.

KARTEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nach 863

l

Die Veröffentlichung einer im Umfang gekürzten Fassung meiner Dissertation wurde möglich, als sich Professor Hansgerd Hellenkemper 1993 bereiterklärte, die Studie in die „Kölner Forschungen" aufzunehmen, und Professor Heinz Günter Horn, Referent für Bodendenkmalpflege im Ministerium für Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, die Bewilligung der Druckkosten befürwortete. Zwischen September 1993 und September 1995 wurde die Dissertation überarbeitet und wichtige neuere Forschungsbeiträge und Quellenpublikationen, soweit sie mir bekannt wurden, einbezogen. Einer ganzen Reihe von Gelehrten habe ich zu danken: Professor Gustav Adolf Lehmann gilt mein Dank für das Korreferat im Promotionsverfahren. Frau Dr. Ginette di Vita Evrard, Frau Dr. Joyce Reynolds und Professor Werner Jobst vermittelten mir fotografische Aufnahmen von Inschriften zur Überprüfung älterer Lesungen. Professor Hartmut Galsterer, Professor Marcel Le Glay t, Professor Sencer $ahin und Dr. Helmut Müller gewährten großzügig Einblick in eigene Manuskripte. Professor Michael Zahrnt und Dr. Edgar Pack lasen das ursprüngliche Manuskript und gaben mir Ratschläge für die Veröffentlichung. Hilfreiche, detaillierte Einzelkritik zu verschiedenen Kapiteln habe ich Professor Michael P. Speidel (Statthalterstab), Dr. Andreajördens, Professor Dieter Hagedorn und Professor Pieter Sijpesteijn t (Aegyptus) sowie Professor Joan Piso (Daciae) zu verdanken. Einen ganz besonderen Dank schulde ich meinem akademischen Lehrer, Herrn Professor Werner Eck. Er nahm sich die Zeit zu vielfiiltigen Gesprächen über das Konzept der Arbeit und zu detaillierten Diskussionen; seine Ratschläge, seine Kritik und seine Anregungen haben diese Arbeit entscheidend gefördert. Ebenso gab er den Freiraum zur Überarbeitung des Manuskripts. Für die umfassende redaktionelle Betreuung habe ich Frau Dr. Friederike Naumann-Steckner zu danken, die mit großem Engagement die Arbeit betreut und gefördert hat. Frau Petra Pack und die Herren Peter Eich, Andreas Faßbender und Georg Korte halfen, den Text für den Druck vorzubereiten.

10

Vorwort

Gerne hätte ich dieses Buch meinem Vater in die Hand gegeben, der das Mittelmeer und seine Kulturen so liebte. Nun kann nur noch meine Mutter meine Freude über den Abschluß meines Studiums teilen. Gewidmet sei die Arbeit denjenigen, deren Leben sie am tiefsten betroffen hat: Meinen Töchtern Anna-Carolina und Frederica, die immer wieder feststellen mußten, daß der Vater wenig Zeit für sie hatte, und meiner Frau Annette, die jahrelang handschriftliche Vorlagen und überarbeitete Ausdrucke zu einer möglichst fehlerfreien Druckvorlage verarbeitete. Wesseling, im Oktober 1995

Forschungsstand und Fragestellung

Provinzhauptstädte hätte es im Römischen Reich nie gegeben. So lautete das Ergebnis der einzigen bisherigen, umfassenden, zu Lebzeiten des Autors nie publizierten Untersuchung zum Therna 1• Ganz ähnlich äußerte sich A. Holm in seinem monumentalen Werk zu Sizilien: ,,Es gab in der republikanischen Zeit in Sizilien wie in anderen römischen Provinzen keinen ständigen Amtssitz, weder des Prätors noch der Quästoren, keine Hauptstädte in bezug auf die Verwaltung" 2• Ein zentrales Ergebnis der provinzialgeschichtlichen Forschung der letzten Jahrzehnte liegt in der Erkenntnis, daß römische Statthalter ,,governors on the move" waren 3 .

Trotzdem wird in der ganz überwiegenden Mehrzahl der provinzialgeschichtlichen Werke ohne weiteres von Provinzhauptstädten ausgegangen. Zu selbstverständlich ist offensichtlich für einen modernen Menschen die Verbindung von Land und Hauptstadt. Da man normalerweise nicht ausdrücklich definiert, was man denn unter einer Provinzhauptstadt versteht, macht man sich auch nicht bewußt, inwiefern überhaupt ein solcher Begriff für die Römische Zeit zutreffen könnte. Nicht einmal bei der einzelnen Provinz wird üblicherweise begründet, warum gerade diese Stadt als Provinzhauptstadt anzusehen sei4. Nur bei einigen Provinzen, z.B. Noricum. Dacia od~:rArabia, hat sich eine entsprechende Diskussion entwickelt. Aber auch sie berührt selten Grundsätzliches. Zumeist will sie nur zwischen verschiedenen Städten entscheiden. Offensichtlich konnten sich bei diesem Thema in einer Vielzahl von Fällen „ältere Hypothesen zu definitiven, nicht mehr diskutierten Beweisen < ... > erhärten"5. Wissenschaftlich noch bedenklicher ist dies, weil man in der Funktion, Provinzhauptstadt zu sein, gerne einen wichtigen Faktor für die Stadtentwicklung sieht. Nicht mehr reflektierte Hypothesen

Maffei, Governo 179: ,,Io credo finalmente a bastanzaposto in chiaro come neper residenzade' governatod, ehe mai non fu fissa,ni: per soggiorno de supremi magistrati,a quali non res.tOmai assegnatauna citci sola, si potci mai dire ehe dal governo de' Romani capitali si detenninassero nelle provincie". ' Geschichte III 369. J Dazu z.B. Marshall,Governors (fürdie Republik); Burton, Proconsuls (fürdie hohe Kaiserzeit);Ausbüttel, Verwaltung 106 f., 134f., 144, 149f.; Michaux. Inscripcion (fiir die Spätantike). 4 Man vergleiche die Anmerkungen zu den einzelnen Provinzen, in denen diejenigen Autoren genannt werden, die sich zur ,Hauptstadt'dieser Provinz äußerten: 90 % der Stellungnahmen sind von dieser Art: So verfahrenauch diejenigen Darstellungen, die - stets nicht vollständig- eine Reihe von Provinzhauptstädtenaufzählen: Liebenam, Forschungen 456 f.; Der große PJoetz.Auszug ausder Geschichte, Würzburg198029 , 268 ff.; Luzzato,Roma; kartographischberücksichtigtdie Frage:Cornell, T./ Matthews, J. (ed.), Atlas of the Roman World, Oxfonl 1982, 118 ff. 1

5

Rakob, Rez. Gros 359.

12

13

Forschung~stand und Fragestellung

Forschungsstand und Fragestellung

werden also Ausgangspunkt für weitere, oft ebenfalls ganz von modernen Vorstellungen bestimmte Annahmen. Städte sollen z. B. speziell im Hinblick auf ihre Funktion als Provinzhauptstadt gegründet worden sein". Dann spekuliert man weiter: ,,Es ist m.E. jedoch unwahrscheinlich, daß Caesar für eine Kolonie, die er als Provinzhauptstadt geplant hatte, nur Römer aus der untersten Schicht heranzog" 7 • ,,Offizieller Amtsitz" und faktischer „Wohnsitz" werden getrennt 8 • Weit verbreitet ist die Ansicht, daß die jeweilige Stadt ganz entscheidend vom „Verwaltungsapparat", der ,,!arge bureaucracy" mit ihren „Büros" bestimmt gewesen sei9 • Auch im Stadtbild habe sich dies niedergeschlagen: So habe die Stadt ,,als Residenz des römischen Statthalters und Sitz der Provinzialverwaltung < ... >einen repräsentativen Rahmen bilden" müssenW. ,,Zahlreiche Verwaltungsbauten wie das Prätorium verstanden sich für ein Zentrum dieses Ranges von selbst" 11 . ,,The towers were probably designed as much to impress local residents and visitors as to have a military function and are a most appropriate testimony to York's role as colonia and provincial capital" 12. Zu rechnen habe n1an 111it: ,.the numbers of government officials who created a demand for short-term rented property. < ... > The considerable clerical staff of the governn1ent offices < ... > also had tobe housed, in hon1es ofless luxury, but neverthdess of reasonable comfort"B Fernerhin erkläre sich das Stadtrecht, das der jeweiligen Stadt zukam, aus ihrer Funktion 14 • Eine pseudo-autonome Prägung erlaube „einen gewissen Rückschluß auf die Stellung, beziehungsweise auf die Bevorzugung einer Stadt, die bei Perinth in seiner Bedeutung als thrakisches Verwaltungszentrum begründet liegen mag" 15. Grundsätzlich „erfuhr die Stadt wiederum in dieser Funktion als Verwaltungszentrum besondere Förderung" 1''· Insbesondere habe dies ganz entscheidend die ökonomische Entwicklung bestimmt: ,,der starke wirtschaftliche Aufschwung war bedingt durch die Einrichtung dieser Siedlung als Provinzhauptstadt Rätiens mit allen Vorzügen einer Zentrale der Militär- und Zivilverwaltung, die auch heute in ähnlichen Fällen zum wirtschaftlichen Vor-

teil ausschlagen" 17• Schließlich: ,,Den < ... > kulturellen Einfluß des Prokonsuls und seiner Verwaltung auf das Leben der Stadt wird man wohl kaum unterschätzen können" 1". ,,Ihr Einfluß kann an der Wohnkultur, am Lebensstil, an den Bauten, an der Tracht und an den Speisegewohnheiten abgelesen werden" 19• ,,In its pottery assemblages Corinth ,like contemporary Knossos and perhaps other provincial capitals, began to show greater western influence than other eastern cities"' 20 • ,,The existence of schools capable of more than reading writing and arithmetic can be supposed only in the capital towns" 21 • ,,Die Verlegung der Residenz des Provinzstatthalters< ... > hat die Moselstadt auch zu einer juristischen Metropole gemacht" 22 . ,,The upper-class Romano-Briton < ... > might even prefer the provincial capital itself to his own local city" 23 . ,,Corinth's status as a provincial capital probably also contributed to the strong Roman identitiy ofits elite" 24 • Man erwartet in den Gräbern ,,,hauptstädtischen' Reichtum" 25 . Selbst den Ausbau eines am Statthaltersitz gelegenen Legionslagers will man so erklären: ,,Wohl nach 90/92 n. Chr., vielleicht anläßlich der offiziellen Ernennung des Mainzer Legaten und Statthalters zun1 Legatus Augusti pro praetore provinciae Germaniae superioris, scheint ein umfassender Utnbau des Lagerinnern mit der Errichtung monumentaler Principia und wahrscheinlich weiterer Großbauten erfolgt zu sein" 26 . Es dürfte deutlich geworden sein, daß das Phänomen ,Provinzhauptstadt' einer eingehenden Untersuchung bedarf. Dabei soll dasjenige Verständnis des Begriffes ,Hauptstadt' den Ausgangspunkt für die Untersuchung bilden, das in den meisten Darstellungen implizit benutzt wird und in wenigen Fällen explizit definiert wird. ,,lt seems best not to use the ward in such terms as ,military capital' or ,religious capital', but to confine its use to denote the place where the governor had his official residence". Erforscht werden soll das Zentrum der allgemeinen ,Administration' der Provinz, der Statthaltersitz, an dem sich „die Archive und der größte Teil des Verwaltungsstabes" permanent befanden und sich der Statthalter vergleichsweise am längsten aufhielt 27. Angesichts der oben skizzierten Forschungslage galt es zunächst, sich mit der grundsätzlichen Frage auseinanderzusetzen: Gab es - entgegen den oben referierten Ansichten - überhaupt das Phänomen ,fester Amtssitz des Statthalters'? Aus welchen Zusammenhängen heraus kam es gegebenenfalls zu festen Residenzorten? Entwickelte sich für diese Städte eine eigene ßegriillichkeit? Das erste Kapitel ist diesem grundsätzlichen Nachweis gewidmet. In diesem Zusammenhang waren ursprünglich auch zwei Phänornene erörtert worden, die als zentrale Faktoren bei der Entwicklung fester Anltssitze eine

r, Frere, Brltannia 226; Hall/ Merrifield, London 4; Salway. Brimin 89; Wolff, Mise. Dac. II 110 (zu C:nnulodunum; der letztgenannte auch zu Sarmizegetusa); Wuilleurnier, Lyon 14 (zu Lugdunum); Tr.moy, Centralisme 283 (zu Mediolanum Samonum); Duval, Milliare 3, 5 (zu Narbo); Albercini, Divisions 31 f., vgl. 41; Kienast, Augustus 394 mit Anm. 133; anders aber Le Roux, Armee 55f., 68tT. (zu Emerita); Rodriguez Neila, Historia 205, 220f., vgl. aber 435 (zu Corduba); Schöllgcn, Ecclesia 24f., 31 f.. 49 (zu Carthago); Ubl, Legio 20 {zu Lauriacum). 7 Schöllgen, Ecclesia 31. 8 Lähnemann, Sendschreiben 528 (zu A~ia). Ähnliche Vorstellungen bei Rodriguez N!.!ila, Historia 221 (,,capitalidad oficiosa"), vgl. 226, 229; s. auch Knapp, COrdoba 52 (,,official capital"); Goodrnan, Statc 135 (.,formally thc capital"). 9 Die Zitate: Schöllgen, Ecclesia 32 (zu Carthago); Levine, Caesarea 40 (zu Caesarea/Jud.); Ubl, Ö.rcrrcich 107 (zu Ovilava und Lauriacum). Vg]. auch z. U. P6csy in: Polenz, Budapest 39 (,,vielerlt.·i Ämter" - zu Aquincum); Rodriguez Neil:1, Historia 282, 346 (zu Corduba); Montevecchi, Arnministrazione 446 Anm. 116; Reinmuth, Prefoct 41 (.,!arge army" - zu Alex:mdri:1); Fms. Ankyra 449 (zu Ancyra); Touratsoglou, Münzstätte 16 (zu Thes~alonica), lOEIiiger, Ephesos 61. Ganz ähnlich Knibbe/ Alzinger, Ephesos 264. Vgl. Morris, Lo11di11ium154 IT.;Salway,llrirain 15(1f.; vgl. Marsden, London 97f.; Perring, London 42 (zu Londinium); Rodriguez Neila, Historia 43J, 440,447 (zu CordubJ); Picard, Civilisation 159 (zu Carthago); Sanders, Crete 66 (zu Gortyna); P6czy, Citr.i. 222 (zu Aquincum). Ah Aq„Jtmu:nt gegen dil' These, daß Augusta Vindelicum seit Gründung der Provinz Statthalrersirz gewesen sei, von Bakkcr, Anfange 38 f. wrwendt.•r. ,,The los~ of the status as a provincial capital had no ob~ervable impact on the ciry's building program hO\wvcr" (Engels, Corinth 45). 11 Christ, Geschichte 455. 12 Ottaway. York 97. 13 Morris, Londinium 194 f., vgl. 189. i.; Z.ß. Morris, Londinium 102ff.; Salway, Britain 157; Wacher, 13ritain 67; vgl. Marsden, London 25 (zu Londinium); Birley, Emperor 191; Eburacum XXXVI; Salway, Britain 575,583 (zu Eburacum); Bechert, Germanien 102 (zur CCAA); Bakhr. Anfänge 39 (zu Augusta Vindelicum); Rodriguez Neila, Historia 440 (zu Corduba). 1~ Schönert, Mi.inzprägung 24. u, Schönert, Münzprägung 10 (über Perinthm).

17

Bakker, Leben 69; vgl. a. 0. 65, 69 (zu Augusta Vindelicum). Vgl auch z. ß. Marsden, London 68; Perring, London 56 (zu Londinium); vorsichtiger Ottav.ray, York 95 (zu Eburacum); Schmitz, Colonia 153 (zur CCAA); von Petrikovits. Geschichte 81 (zu Mogontiacmn; vorsichtiger demgegenüber Bernhard, Geschichte 109); Schönert. Münzprägung 10 (zu Perinthus); vgl.

Rigsby, Era 47 (zu Ephesus}. Ecclesia 103 (zu Carthago); vgl. a. 0. 102. 1'' P6csy in: Polenz, Budapest 39. 2 " Alcock. Graecia 168 (doch Cnossus war keine Provinzhauptstadt, aber römische Bi.irgerkolonie). 2 1 M6csy, Pannonia/ Moesia 262 (vorsichtiger ders., Pannonia 768). 22 Heinen, Trier 203. 2 ·' Sah.vay, Hritain 596f. S. auch z:.B, Akock, Graecia 156 nach Cartledge/ Spawforth, Sparta 104. 2 4 Engels, Corinth 69. 21 Kellner, Römer 124. 26 Esser, Mogontiacum 215: auch z. B. Decker/ Selzer, Mogontiacum 488, 495; Kronemayer, Beiträge 181; vgl. Ternes. Provincia IK Schöllgen,

832. Die Definitionen: Mann/ Jarrett, Division 62 bzw. Wolff, Binnengliederung 262. Vgl. auch Ausbüttel, Verwaltung 106f.; Eck, Organisation 255 mit Anm. 45: Thomas, Epistrategos 57 und die obigen Definitionen von Holm und Maffei (s. auch a. 0. 19; et\'la~ anders Kotub, Culte 400). Die Tagungsorte der concilia hat zudem insbesondere Deininger in seiner Arbeit zu den Provinziallandtagen zusammengestellt. Die entsprechenden Eincragungen unter den einzclm:n Provinzen bauen im wesentlichen · auf seinen Untersuchungen auf. Sie versuchen sie aber im Einzelfall fortzuführen, soweit dies, auch angesichts neuerer Forschungen, sinnvoll erschien.

27

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ForsChungs.stand und Fragestellung

wichtige Rolle gespielt haben: die Entstehung eines Statthalterarchivs und die Herausbildung eines mehrere hundert Personen starken Stabes. Diese beiden Untersuchungen erscheinen aus drucktechruschen Gründen separat28. ~ie sic_himLaufe ~es ersten Kapitels aber zeigen wird, gibt es in den antiken Quellen nur wenige direkte HmweISe aufProvmzhauptstädte. Die Mehrzahl der Amtssitze muß auf indirektem Wege identifiziert werden. Schon bisher wurde mit bestimmten Indizien argumentiert, wenn man beweisen wollte, daß eine Stadt Statthaltersitz gewesen sei. Es handelt sich vor allem um eine Reihe von Inschriften typen von Statthaltern und officiales. Noch nie ist aber bisher grundsätzlich und reichsweit erörtert worden, in-· wieweit diese Typen etwas über den Amtssitz aussagen können. Deshalb sollen im zweiten Kapitel die entsprechenden Indizien vorgestellt und systematisiert werden. Ihre Aussagekraftsoli grundsätzlich und an ausgewählten Beispielen bestimmt werden. Der auf diese Weise gewichtete Indizienkatalog bietet dann das Instrument, um die Statthaltersitze der einzelnen Provinzen zu identifizieren. Im Gegensatz zur bisherigen Forschung soll aber nicht gefragt werden, was spricht für eine bestimmte Stadt, in der man von vorneherein den Amtssitz vermutet. Vielmehr sollen zun~chst generell die einschlägigen Indizien für die jeweilige Provinz gesammelt und dann gefragt werden, auf welche Stadt (oder Städte) sie hinweisen. Erst im Anschluß an diese voraussetzungslose Untersuchung soll das erarbeitete Ergebnis mit der bisherigen Forschung verglichen und so deren Resultate überprüft werden. Auf diese Weise wird nicht nur ein grundlegendes Erfordernis jedes Indizienbeweises - die unvoreingenommene Überprüfung aller Indizien - erfüllt. Es ist auch anzunehmen, daß sich bei einem derartigen Vorgehen die administrativen Zentren zweiter Ordnung - die Konventsstädte - abzeichnen. Während auf diese Weise die einzelnen Provinzen untersucht werden, wird gleichzeitig versucht, die Statthaltersitze als administrative· Zentren zu charakterisieren 29 • Wieweit stützten sich auch andere Einrichtungen, die sich auf die gesamte Provinz bezogen 30 , auf diese Stadt? Wurden also von dort aus auch die Finanzen der Provinz verwaltet? Tagte am Ort das concilium? Wie sah das Verhältnis zu den militärischen Schwerpunkten der jeweiligen Provinz aus? Stimmten sie überein? Inwieweit gab es in diesen Städten einen einheitlichen Typ administrativer Bauten 31 ? Hatte also jede von ihnen ein Praetorium mit immer dem gleichen Grundriß, so wie jede Hauptstadt eines amerikanischen Bundesstaates ihr Capitol hat? Gab es entsprechende einheitliche Wohn- und/oder Arbeitsquartiere für die of!iciales? Welche Auswirkungen hatte das Leben im ;Schatten des Statthalters' 32 ? Welche Folgen hatte dies für das zentrale Komtitutivum einer ,Stadt' in der römischen Welt - ihre rechtliche Stellung? In welchem Ausmaß- absolut und im Vergleich zu anderen Gemeinden - kümmerten sich die Statthalter um die städtischen Bauten ihres Amtssitzes? Inwieweit intervenierten sie in anderen Bereichen fördernd oder durch eine allumfassende Kontrolle hemmend und das Leben erstickend? Was für ein Verhältnis zwischen Statthalter und Stadt resultierte aus dieser größeren Präsenz des Gouverneurs? Welche Rolle spielte der Stab im Leben der einzelnen Gemeinde? Wurde er zum bestimmenden Faktor, so wie es in frühneuzeitlichen Garnisonsstädten der Fall war?

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Haensch, Statthalterarchiv bzw. ders., Der Stabder Statthalterder Hohen Kaiserzeit.Soldatenund anderesPersonalder Provinzialverwakung:Zusammensetzungund Aufgaben(alsManuskriptabgeschlossen); vgl. hierAppendixIII. Inwieweitdie Aufgaben der einzelnen officialesetwas darüberaussagen,in welchem Ausmaßedieses Personalan die Haupm.,dtgebunden war, wird auch im Kapitel ,Zur Methode' erläutert.

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Einen Katalogmöglicher GesichtspunktestellteSyme, Cities, jnsbesondere273 auf. Er deutete u. a. auch auf die Aspektehin, die in den oben zusammengestelltenZitaten angesprochenwerden.

Dementsprechend wird darauf verzichtet, nach den Amtssitzen derjenigen Administrationsträger zu fragen. deren Aufgaben sich aufbestimmte Gebiete der Provinz oder mehrerer Provinzen bezogen. Es wird also nicht erörtert, wo die Ritter amtierten, die größere Domänenkomplexe bzw. Bergwerke verwalteten oder die für portoria oder die XX libertatis in einem Komplex mehrerer Provinzen zuständig waren. 31 Vgl. die prinzipiellen Überlegungen bei Mitchell, Building 336f. 2 3- Als Fragestellung von Reynolds u. a., lnscriptions 135 angesprochen.

Forschungsstand und Fragestellung

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Mit Hilfe dieser hier skizzierten Fragen soll ein erster Beitrag zur Erforschung dessen geleistet werden, wie wichtig die Fun_ktion ,Statthaltersitz' für die Entwicklung der jeweiligen Städte war. Dieses Pro~ blem in allen seinen Aspekten zu erörtern, bleibt weiteren Untersuchungen vorbehalten. Für die folgende Diskussion hofft die vorliegende Arbeit ein solides Fundament ,gelegt zu haben. Durch diese Vorgehensweise sollen die mit einer reichsweiten Untersuchung verbundenen Nachteile soweit wie möglich vermieden und aus den Vorteilen möglichst viel Gewinn geschöpft werden. Niemand kann heute noch darauf hoffen, die Literatur zu allen Provinzhauptstädten auch nur annähernd vollständig zu erfassen. Zudem sind in vielen Fällen wichtige archäologische Funde nur unzureichend oder gar nicht veröffentlicht. Aber es ist-wenn auch mit großem Aufwand- möglich, bestimmte Indizien reichsweit zu sammeln und systematisch zu sichten. Dies erlaubt wiederum, die Identifikation des Statthaltersitzes einer einzelnen Provinz auf eine viel festere methodische Basis zu stellen als dies bei einer Erörterung nur im Rahmen der jeweiligen Provinz der Fall sein könnte. Eine reichsweite Untersuchung bietet nicht nur den Vorzug der gleichmäßigen Bearbeitung. Sie erlaubt nicht nur, den Horizont zu überschreiten, der sich oft für denjenigen, der sich nur mit einer Provinz beschäftigt, aus der Forschungsgesc_?ichte dieser speziellen Provinz oder Region ergibt. Vielmehr können auch aus dem _reic~s':eiten_Uberblick Parallelfälle hervorgehen, die bei den Untersuchungen zur einzelnen Provmz me ms Blickfeld geraten waren. Nur eine reichsweite Studie kann schließlich herausarbeiten ob alle Provinzhauptstädte der römischen Kaiserzeit Gemeinsamkeiten aufwiesen ob also ihre Ge~ schichte von bestimmten, aus ihrer Funktion als Amtssitz zu erklärenden, struktur~llen Faktoren beeinflußt wurde. Eine letzte Einschränkung ist noch zu rechtfertigen: Es werden ausführlich nur die Provinzen behandelt, die ~wisch~n dem Jahre 27 v. Chr. und 284 n. Chr. bestanden. Die diokletianische Neuordnung der 1'.rovmzen bietet unter mehreren Gesichtspunkten einen sinnvollen Abschlußpunkt: die Zahl der Provmzen ':urde wesentlich vergrößert, der Charakter der Aufgaben eines Gouverneurs änderte sich und auch die Struktur des Statthalterstabes wandelte sich. Im Zusammenhang damit dürfte es auch von ganz anderer Bedeutung für die jeweilige Stadt gewesen sein, wenn in ihr ein Statthalter resic dierte. Dieser praeses war nämlich jetzt für ein wesentlich kleineres Gebiet zuständig und zudem zumeist von den militärischen Aufgaben seines kaiserzeitlichen Vorläufers entlastet. Er konnte daher seinem Amtssitz wohl wesentlich mehr Aufmerksamkeit schenken, als dies vorher möglich gewesen war. Auch der Stab war jetzt in noch einmal wesentlich verstärktem Maße an die jeweilige Stadt gebunden. Es wäre höchst interessant, die Ergebnisse dieser Arbeit mit denjenigen einer parallelen Untersuchung für das 4. und 5. Jahrhundert zu vergleichen. Aber eine solche Studie müßte erst geschrieben werden. Wie für das 1. -3. Jahrhundert fehlt nämlich auch für die folgenden zwei Jahrhunderte eine eingehendere Untersuchung, die sich mit allen oder zumindest einer größeren Gruppe von Statthaltersitzen beschäftigt. Bisher wurden derartige Fragen nur im Fall einzelner Städte (vor allem Antiochia) erörtert. Die Grenze gegenüber der republikanischen Zeit ist schwerer zu rechtfertigen. Dementsprechend hat sie für diese Arbeit auch eine wesentlich geringere Bedeutung. Das gilt sowohl für die Untersuchung der einzelnen Faktoren, die zur Festlegung auf einen festen Amtssitz führten, wie auch für die Diskussion der jeweiligen Provinz. Grundsätzlich wird selbstverständlich danach gefragt, ob der Amtssitz der kaise·rzeitlichen·Provinz schon in republikanischer Zeit diese Funktion erfüllte. Aber im Gegensatz zur Art und Weise, in der diese Frage für die drei ersten nachchristlichen Jahrhunderte untersucht wurde, wurde darauf verzichtet, systematisch alle Quellenbelege für republikanische Statthalter (und ihre Begleiter) zu sichten. Der dafür notwendige Aufwand war im Rahmen dieser Arbeit nicht mehr zu leisten. Es ers~?ien ohnehin fraglich, ob er durch die Ergebnisse zu rechtfertigen gewesen wäre. Das liegt an der Uberlieferungssituation. Im Gegensatz zu den folgenden Jahrhunderten fehlen für diese Zeit diejenigen Quellen, die sich als besonders aufschlußreich für die hier behandelte Problematik erwiesen - also insbesondere die Inschriften. Aber auch an literarischen Quellen, die sich nicht mit

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Forschungsstandund Fragestellung

For..chungsstandund Fragesteliung

Ereignisgeschichte beschäftigten, sondern die ,normale' Realität in den Provinzen wiederspiegeln, mangelt es33 • Die gesetzte zeitliche Grenze hat also vor·allem Auswirkungen auf die Vorgehensweise und den Gegenstandsbereich - alle mir in der republikanischen Zeit bestehenden Provinzen werden ausgeklammert. Sie soll aber den Horizont, in dem die zentralen Fragen behandelt werden, nicht einengen. Um die Arbeit lesbar zu machen und ihren Umfang insbesondere im.Anmerkungsteil möglichst zu beschränken, erschien folgende Vorgehensweise sinnvoll: Literaturangaben wurden auf das Nötigste beschränkt. Die einschlägigen Quellen wurden in einem Dokumentationsteil zusammengefaßt. Sie sind dort nach Indiziengruppen geordnet zusammengestellt. Im Textteil wird nur noch auf die Indizien hingewiesen, aber die Quellen werden nicht mehr ausführlich zitiert (andere Darstellungsformen hatten sich nnVerlaufe der verschiedenen Fassungen dieser Arbeit als nicht praktikabel erwiesen). Die Zitierweise selbst wurde vereinfacht: Neben dem CIL und der AE wird nur die letztere neuere Publikation genannt. Bei Inschriften, die in Dessaus Inscriptiones latinae selectae enthalten sind, wird das CIL nicht mehr zitiert. Zeugnisse, die in bestimmten-Sammelwerken enthalten sind, werden - auf Anraten - nur noch nach diesen angeführt 34 • Nicht nur die Titel der großen Inschriftencorpora wurden abgekürzt 35 • Im Dokumentationsteil werden zwar die für diese Arbeit entscheidenden Passagen der Quellen zitiert. Aber allgemein verbreitete Abkürzungen - wie z. B. str.cos.für strator consularis werden nicht jedesmal aufgelöst. Auch werden die durch die Klassifizierung unter bestimmte lnschriftentypen gegebenen Aufschlüsse über den Inhalt beim Einzelzeugnis nicht mehr wiederholt. Um möglichst präzise zu sein, wird ohne Veränderung (z.B. im casus) zitiert. Kürzungen werden durch ,, < ... >" kenntlich gemacht. Maße von Inschriften u.ä. werden nur genannt, wenn sie für das Verständnis der Inschriften einen wesentlichen Aufschluß bieten. Datiert werden alle Zeugnisse, in denen Statthalter erwähnt werden, nach B. E. Thomassons Laterculi. Die dort gegebenen zeitlichen Angaben dürften den gemeinsamen Nenner der neueren Forschung darstellen. Der besseren Identifizierbarkeit halber wurde darauf verzichtet, die dort gegebenen Daten im Lichte neuerer Forschungen seit Erscheinen des Buches (1984, der Nachtrag: 1990), abzu~?-dern. Bei den ritterlichen Procuratoren (abgesehen von den ritterlichen Statthaltern), kommt dem Uberblick H.-G. Pflaurns (Carr. 1044ff., Suppl. 116ff.) dieselbe Funktion zu. Legati proconsulum werden nach B. E. Thomasson, Legatus 122 ff. datiert. Inschriften von Mitgliedern der familia Caesa-

ris werden nach den Ergebnissen von H. Chantraine 36 zeitlich eingeordnet. Daneben wurden bei den Belegen, die mit Hilfe der genannten Werke chronologisch nicht einzuordnen sind, die Datierungen übernommen, die eine Reihe von neuen Inschriftencorpora bieten, auch wenn diese im Einzelfall fraglich sein mögen 37 • Ursprünglich war geplant, zumindest bei den an Statthaltersitzen gefundenen Inschriften auch den genauen Fundort innerhalb der Stadt anzugeben, weil er unter Umständen Aufschluß über die Lage von Praetoria u.ä. bieten könnte. Aber es zeigte sich nicht nur, daß die entsprechenden Angaben in vielen Fällen in den Publikationen nicht zu finden sind oder die Fundstellen auf modernen Stadtplänen nicht ermittelt ·werden können. Vielmehr sind derartige Inschriften häufig nur in sekundärer Verwendung gefunden worden. Auch ist ihre Zahl oft so gering, daß sie keine Schlüsse erlauben. So wird nur noch dann im Textteil auf den genauen Fundort hingewiesen, wenn er mit einiger Wahrscheinlichkeit weiterführende Schlüsse erlaubt. Um eine einheitliche Schreibweise der geographischen Bezeichnungen zu gewährleisten, wurde stets der lateinische Name benutzt. Dies.dürfte einer Arbeit, die sich mit den administrativen Zentren der römischen Herrschaft beschäftigt, am ehesten angemessen sein. Dabei blieben freilich selbst bei konsequenter Beachtung dieses Prinzips angesichts einer sich entwickelnden, nicht staatlich normierten Sprache und zahlreicher Transkriptionen oftmals mehrere mögliche Namensformen. Nur wenn die lateinische Bezeichnung nicht bekannt ist, wird einerseits entweder der griechische Name (so in Ägypten) oder andererseits der heutige geographische Begriff gebraucht.

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Die wenigen Ausnahmenwurdenin entsprechenderWeiseberücksichtigt·:· Neben dem SchrifttumCicerosgibt es ausden Provinzen Macedonia und Asia eine vergleichsweiseintensiveepigraphischeUberlieferung.Sie konnte über neuere zusammenfassende Untersuchungenwenigstens weitgehend erfaßtwerden:So für Macedoniamit Hilfe von Sarikakis,ArchontesJ;fürAsia mittels Sherk, Documents und Tuchelt, Denkmäler. 34 So Benefiziarierinschriften (CBI, dazudie Rezension in BJ 196, 1996, 800 ff.;hier werdennurdie im CBI übersehenenHinweise auf die AE und andereInschriftencorporanachgetragensowie in diesemZusammenhangwichtige Kritikpunkteberücksichtigt), Münzen mit Erwähnung eines Statthalters{RPC; Sn.impf,Studien). 35 Einen umfassendenÜberHcküber alle epigraphischenPublikationenund derenAbkürzungenbietet Bt!rard,F.u. a., Guide de J'epigraphiste,Paris 1989 2 • Darüberhinausist für die hier benutzte Abkürzungspraxisanzumerken,daß bei Sammelwerkenzu einzelnen Städten der Titelbestandteil,Inschriftenvon', ,lnscriptionsde' stets zu I abgekürztwird. Fernerwerden die verschiedenen auf der Basis der Neufunde in Deutschland erstelltenNachträgezu Cll XIII {Bt!rardu. a.• a. O. 118 f. Nr. 603 ff.) mit Hilfe des erstenBuchstaberudes Nachnamerudes Autors oder der Verfasserzitiert. NL 161 meintalso: Nr, 161 bei Nessdhauf, H./ Lieb, H., Dritter Nachtragzu CIL XIII: lrnchrifi:enaus den germanischenProvinzenund dem Treverergebiet,BRGK 40, 1959, 120-228. ,D' meint die lnscriptioneslatinaeselectaevon Dessau (ßC'rardu. a.• a. O. .30 Nr. 43), ,GI, G 11,G III' die verschiedenen Neupublikationen Kölner Inschriftendurch B. und H. Galsterer(a. 0. 123 Nr. 629, 296 Nr. 1847 sowie KJ 20, 1987, 83-109), ,ILA' die Irucriptionslatines d'Afrique (a. 0. 101 Nr. 482), ,ISM' die lnscriptionesScythiae Minoris (a. 0. 85 Nr. 388), ,Sp' den Katalog bei Speidel, Guards 71 ff. Abkürzungenvon Papyruspublikationenfolgen Pickering, S.R., PapyrusEditions, North Ryde 1984; von Zeitschriften der AnnCeP~ilologique.·Von den dort noch nicht aufgeführtenPapyruspublikationensind mit ,P.Yadin'die von Lewis, Documentat füutptßat ÖLa to ::EupLOL\; tO'ÜtO ßa appartenaitde droit il.Thessalonique en tant que ville principale'");Robert, Titulature22 Anm. 100. VorsichtigerBosch, Münzen 233; Magie, Rute 637; Ziegler, The:ssalonike389 (.,Normalerweise war es ilie - aus der Sicht Roms - wichtigste"). Am weitgehendsten differenziert RouechC. Floreat 215 f. 32 Ausführlich dazu unter Syria. 33 Erstmalsfaßbarist das Verfahrenin AE 1900, 131 = SEG 17, 1960, 315. Man ehrte einen Bürger von Beroea: :n:(pJEcrß~'Ucravm uitep ti'ji;,iatp[lioi; Bepoiai;e,il ßeov Nepovav ilitep toii µ6vov autiJv exnv tiJv vewxop[avtfüv Dßam:füv x.attOTfji;µt}-cpox6AEc.oi; Q.;i.coµa xai bttrux6vm. Man vermutet, daßschon Pompeius Antiochia erlaubthabe, diesen Titel weiterzuführen.Zwingend ist eine solche Annahme nicht. Dion Chr. XXXIV 7 könnte einen Hinweis duaufbieten, daß auch schon Augustus konkret diesen Titel vergab (zu sicher Bowersock. Hadrian 79 mit Anm. 12):'Uµtvy&p, dvi5pei;TapcreTf;, cruµßeß11xe µev ,ipcirto1se!vm toii eOvovi; µovov 14> µeylm:l]V fo,apxnv n&,v ,wv l:vtfi Kv.txiQ:xal µ11,p6-

Grundzüge der Statthaltertärigkeit,das Konventssystem und die Frage einer festen Residenz

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Da der Statthaltersitz fast immer eine der wichtigeren Städte der Provinz war, konnte die entsprechende Gemeinde auch häufig den Titel Metropolis erlangen. Aber diese.Bezeichnung wurde weder ausschließlich an Amtssitze verliehen noch implizierte der Inhalt dieses Titels wesentlich die Funktion des Residenzortes. Möglicherweise wurde dies in der Spätantike dadurch zunehmend anders, daß es in den immer kleiner werdenden Provinzen ohnehin nur noch eine bedeutende Stadt gab. Deshalb waren möglicherweise immer mehr die Städte mit dem Anrecht auf diesen Titel mit den Residenzorten identisch. Das könnte die Bedeutung dieses Titels (und Begriffs) verändert haben38_Die kirchliche Metropolitanordnung dürfte den Begriff zudem ebenfalls im Hinblick auf den Aspekt Residenzort ,aufgeladen' haben 39 • In der Kaiserzeit haben aber Statthaltersitze wie Perinthus in Thracia oder Apulum in den aufeinanderfolgenden dakischen Provinzen im Gegensatz zu anderen Städten dieser Gebiete - Philippopolis bzw. Sarmizegetusa - nie den Titel Metropolis erlangt. Vielleicht waren aber nicht ganz zufällig die jeweils erfolgreichen ,Iuvalen' Tagungsorte der concilia 40. Wie sehr aber im 3. Jahrhundert der Begriff Metropolis zumindest in manchen Reichsteilen zu einem reinen Rangprädikat abgesunken war, dürfte sich daran zeigen, daß Antiochia seit Elagabal den Titel µrp:poxoÄ.oove[a führte. Offensichtlich hatte man die ursprüngliche Bedeutung des Wortes µr]1:p6:rrnÄ.u;ganz vergessen und dieses wiederum in seine Bestandteile zerlegt. Dabei verdrängte dann der ehrenhalber verliehene Titel colonia die griechische Bezeichnung für Stadt41• Selbst für einen spätantiken Autor wie Malalas (bzw. seine Quelle) waren die Verleihung des Titel Metropolis und die Bestimmung zum Statthaltersitz zwei voneinander getrennte Akte 42. Prokop betrachtete es keineswegs als ein Element einer Metropolis, daß dort ein Amtsinhaber residierte. Vielmehr: E'l'iia ö~ xal lepa i:eµEVTJ:rmÄ.Ä.axal 1.;evi.ovas"Kat Ä.oui:pi.ovas ev öriµocrl4) eöelµai:o "Kal 43. öcra ana EVÖEL"ltVU1:aL :rcoÄ.LV ruöa[µova ESoi'i ö~ "Kal ELSµrii:po:rcoÄ.EWS&1.;lwµa ~Ä.1'iev Auch die verschiedenen ausführlichen Dokumente.aus dem 4. Jahrhundert, die angesichts von Streitigkeiten zwischen zwei Städten um diesen Titel entstanden, lassen nicht erkennen, daß der Besitz des Titels Auswirkungen auf das Verhalten des Statthalters hatte44. Wenn die Vergabe des Titels Metropolis also kaum von der Funktion als Statthaltersitz abhängig war, wird unwahrscheinlich, daß der Verlust dieses Titels wirklich die Verlegung der Statthalterresidenz mit sich brachte. Man hat dies _bisherimmer im Falle der Strafmaßnahmen des Septimius Severus gegenüber Antiochia im Jahre 194 vermutet 45• Aber einige Quellenaussagen anläßlich einer gleichartigen Strafmaßnahme im Jahre 387 machen wahrscheinlich, daß wirklich nur ein Titel verlorenging -

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ou ,ovÖE1JtepovKaicrapa ilnepnavtai;

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könnte zwar hier einfach die Bedeutung ,führendeStadt (seit Urzeiten)' haben. Aber im Rahmen des Hinweises auf die Wohl-

taten, die TarsusAugustuszu verdankenhatte und die im§ 8 aufgezähltwerden,wird auch aufttµ~v verwiesen.freilich ist der Begriff wenig spezifisch. Vgl. unter Macedonia. 35 Weil dort z. B. wie in Nicomedia der älteste Tempel des Koinons stand. 36 Nkomedia führte den Titel spätestensseit Claudius und vieUeichtseit der Reise der Germanicus. In der Stadestand sicher der von Augustusgenehmigte Tempel des Koinons. Es ist aber eher unwahrscheinlich,daßdie StadtStatthaltersitzwar (dazu unter Pontus et Bithynia). Pergamumführte ihn vor Ephesus:Bowersock, Hadrian78. Zu Tarsuss. unter Cilicia. 37 Bowersock, Hadrian hat die These vertreten, daß dies erst seit Hadrian der Fallgewesen wäre (danach Ziegler, Thessa]onike 389). Doch seine Diskussion der Situation in der Provinz Syrfa überzeugt nicht (s. unter Syria). Dort führten seit Domitian 34

mindestenszwei Städte-Antiochia und Tyrus- den Titel. Zudem hatte nach Dion Chr. XXXIV 7-8 (geradein der Interpretation von Bowersock) auch Tarsusseit AugustusAnspruch auf die Bezeichnung Metropolis.Tarsusgehörte abermit Cilicia bis in vespasianischeZeit zur Provinz Syria (s: auch unter Lycia et Pamphyliazu Pataraund Xanthus). 311 Doch s.u. zu MaJalasund Prokop. 9 J Ähnlich Bosch, Münzen 223; Roueche, Floreat 216, 218f. 40 Es kann in diesem Rahmen nicht untersuchtwerden, ob den Städten, die im 3. Jh. diesen Titel führten, noch gemeinsam war, daß sie zumindest einer der Tagungsorte des jeweiligen regionalen oder provinzialenKoinons waren. 41 Dazu ausführlich unter Syria. 42 Vgl.z.B. XIII p. 345 (D.}:ö öt ain:6; ßamAi::Us O.ni::µtptm xal -c~vmvtnriv Atßcrvr1oiav cinOTflsnap&Aouxat Enoiriuev /;rrapxiav,liou, Ötxma µt]tporro4wi; xat äpxovta opfüvaptov 'Eµtt"'ll tjj n&ec. Ferner: XIII p. 347, p. 348. XIV p. 364f. Zu X p. 262 unter Thracia, zu XI p. 274 u. S. 262 Anm. 187„AndersXIII p. 318. Vielleichtsollteman eheran eine Quelle denken, weil sich die Hinweise vor allem für den Zeitraum von Theodosius Ibis Theodosius II häufen. Vg1.auch z. ß. nov. lust. XXXI 1 pr. 4 .1 Aed. V 4,17-18 über Mocissus/ Capp. Ganz ähnlich über Hadrumetum (aed. VI 61): Ev'tfi napaALQ. ohtE:L'tal, µEyCI.Af) xal :,ro1,.vavtlpw,ioi; ex ,ia1.moü oöcra,xal ÖL'auto ,o ti'ji;µ11tpoit61.emi;.övoµa te xat al;LOJµa >(,Z.B. Wolff, Mise. Dac. II 101 Anm. 9: .,Andt."rnfall,;; müßten in SarrnizL"gctu,;;a vor allem einif:CWeihungen mchr L'rhaltcn sl·in". Vgl. auch Hainzmann, Ovilava 74ff. 37 Zu M. Aurclim Decimus, Statthalter\'On Numidia im Jahre 284 s. MacMullcn, Pagani. What this vow involved is unclear. The stone itselfis a building block, and may have been part of an edifice which was promised in the vow". 5 k AE 1966, 597. Vgl. auch das erwähnte Monument des Corne1ius Gallus, das u. a. Nil[o adiut]origewidmet war. 9 -~ Ein Ueispiel: Mart. IX 30. Grundsätzlich dazu: Schumacher, Grabstein 136f. Vgl. auch Dig. XI 7, 38. S(,

pisch. Doch ist z.B. im Fall von Numidia die Dokumentation viel weniger eindeutig, al~es seine ganz unmllständi~e.· (vgl. Appendix IV) Aufstellung erkennen läßt: Die Weihung an [uppiter aus Cuicul emf.illt zwar, aber e.·~giht lki,pide au~ L:unhafundi, Castellum Dimmidi, Diana Veteranorum. -15 Ob erst als Folge einer Entwicklung - so Alföldy, Geschichte 111 - bleibt fraglich. "' I 5, 9, 12-13, 15, 16, 19, 22; II 7; 11111, 13, 27, 28; vgl. 17-19. -17 Götter aus der Heimat: 16b, 7, 12 (vgl. Dessaus Kommentar; doch s. PJRZ C 590), 27, 35, v~l. 42-43: 1125, 27(?); 1117, 13, 16, 19, 27. S. auch Birley, Religion 1517. Zur Einschätzung vg!. die Ergchni"i"icbei Eck, Rr:ligion 45 f. Du p:ltrii: I 7, 35, 43, vgl. 37, 42, II 25-27, 33. Vgl. Christo], lnscription"i 152f.; MacMullcn, P;igani~m 3f. mit Anm. l7f.

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Zur Aus~agekraftder Zeugnistypen

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Zur Methode

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als Herrn der Provinz nannten. Es soll also das Ausmaß der Bedeutung bestimmt werden, die der Amtsinhaber jenseits von seinen eigenen Bedürfnissen und den internen der römischen Provinzialadministration für das Leben der einzelnen Stadt hatte. Nicht nur die heutige Forschung stellte nämlich fest: ,.Man darf überhaupt die Eingriffsmöglichkeiten des Statthalters besonders an Orten, die seiner Residenz und den Konventsorten etwas ferner lagen, nicht überschätzen"'•". Ulpian fühlte sich verancc/c/,re111 ciPitarcm„c/pnwi11ciaccap11t laßt, besondere Ratschläge für den Fall zu geben, si i11a/ia,11q11a111 advenerit(Dig. I 16, 7). Man solle dann die notwendigerweise besonders feierliche Empfangsprozedur mit Geduld ertragen und die Gelegenheit nutzen, die öffentlichen Gebäude zu inspizieren. Beseitigte man eine besondere Attraktion der Stadt, so konnte eine kleinere provinziale Gemeinde davon ausge-

hen, daß man in Zukunft die Statthalter nicht mehr empfangen müßte (Plin. nat. IX 8, 26; Nero). Menander Rhetor gab spezielle Ratschläge für die Begrüßungsrede EO.VÖEnvo,; HywftEV i:mßani· Und Anroninus Pius pwv äpxov-w,; µev mi.Am -wü l:i\vou,;, äpn ÖE rmm:civ-w,; Tfi11µETEp Ctvnyxci:l;mimv 63 Vgl. Plut. praec. re publ. ger. 19 (p. 814 1) xal µLxpO: EauTfuvµö.lJ.ovfi ßoU).ovrat örmt6tw; dvm toUc; f\youittvou~. bei KolL'!ldo,At'ti\'itl·.JM,:,.Or n·~ :i111ori~;itiom 64 Dazu z.B. Nörr, Imperium 24 ff., 36ff.; Oliver, Permission. Vgl. aberJ:icqUl'~ n'appara.is.sent jamais d:m,;les inscriptions :ifric;iines". r,5 Flor. IX 24; so auch Strab.XIV 5, 6. Vgl. für die Spätantike:Cod. Thcod. XV 1, 1-1;vgl. Cod. Thrnd. XV 1, 2(,: 5. 1: 5, 3 (:::

Cod. lust. XI 41. 5); 5, 4.

pen selbst in Provinzen mit ansgezeichnetcr Dokumentation ganz oder fast vollständig fehlen°6, mochte es in der einen Stadt üblich sein, in der Inschrift eines Gebäudes den Akt der Dedikation durch den Gouv_erneur z_uerwähne~, in der_ande_ren Gemeinde aber nicht. Andererseits empfiehlt sich aus zwei Grunden, diese Belege m die D1skuss1oneinzubeziehen: Aufihrer Basis hat man immer wie~~r -. ausdrüdclich oder stillschweigend - den Amtssitz zu identifizieren gesucht. Dies geschah verst~ndhche:rwe1se insbesondere dann, wenn aus der Provinz keine oder fast keine Belege aus dern

Bereich_der auss_agekräftigerenlnschriftentypen - also vor allem den Belegen für Stabsmitglieder bzw. den Weihtnschnften von Statthaltern - bekannt sind 67 . Dies ist aber in gar nicht so wenigen Provinzen der Fall. Die oben zitierten antiken Quellenaussagen (und modernen Überlegungen) zur verstärkten Präsenz des Statthalters an seinem Amtssitz und in den Konvcntsstädten legen den Schluß nahe, daß eine entsprechende Argume~tation durcha~s ciann zulässig ist, wenn sie sich auf gehäufte Belege mehrerer Ind1z1engruppen stutzen kann. Die Uberzeugungskraft derartiger Argumentationen wird aber zweifellos noch gestärkt, wenn si_chim Falle der Provinzen, bei denen der Amtssitz aufgrund anderer Quellenaussagen unzweifelhaft ident1fiz1ert werden kann, auch die Belege dieser hier diskutierten Zeugnisgruppen häufen. Noch eine zweite Überlegung läßt sinnvoll erscheinen, diese Quellen bei allen Provinzen zu berücksichtigen. Sie sind für uns - neben dem Stadtrecht und den städtischen Titeln - die am besten faßbaren Indikatoren für die Folgen der Anwesenheit der römischen Funktionsträger für ihre Amtssitze. Dabei sind sie - im Gegensatz zu allem anderen - unmittelbar auf den Amtsinhaber zurückzuführen. Welches Ausmaß an Intervention diese lnschriftentypen freilich genau belegen, ist bei vielen fraglich und un1str1tten.

Da die Amt~inhaber sicherlich a_uchin den Konventsstädten in verstärktem Maße präsent waren, müssen diese Stadte genannt und bei der Interpretation berücksichtigt werden (B III 1). Da keineswegs aus allen Provinzen nut Konventssystem eme Liste der Konventsstädte aus einer Inschrift oder einer Nachricht bei Plinius bekannt ist, müssen auch die Belege berücksichtigt werden, in denen nur von emem Genchtsverfahren m der jeweiligen Stadt berichtet wird. Sicherlich ist nicht auszuschließen daß ein G.ouverneur in Fonn einer cognitio extra ordinc1n in einer Stadt Recht sprach, in der dies an~

sonSten me_geschah. Aber häufig berichten die literarischen Quellen, weil sie an einer bezeichnenden Anekd?te mteressiert waren, nur von einem unter vielen Verfahren in einer bestimmten Stadt. Zeug~isse vom Typ B III 2 belegen prinzipiell nur, daß sich der Amtsinhaber für einen bestimmten Teil scmer Amtszeit an diesem Ort aufhielt"". Sie können daher auch sofort aus dem Beweisgang ausgeschl_ossenwerden, wenn es für den Aufenthalt einen individuellen Grund gab - z. B. touristische Neugier oder philosophisd1e Interessen''"- Aber aus demselben Grund wie im Fall der vorausgehenden Zeugmsgruppe kann sich hmter derartigen Zeugnissen auch verbergen, daß die Stadt als Amtssitz bzw. Konventsstadt diente. Bauinschriften mit Nennung des Amtsinhabers (B III 3) werfen eine Reihe von ungelösten und zum

Vgl. Bauinschriftender Typen ll JII3 a a, I3 III 3 aß in der Africa Proconsubris, B lll 3 aß und ß III 3 :iy in Asia. Insbesondere n~ach~ndie..l~ere~ S~alten in Appendix X deutlich, :ius·wievielen Provinzen kaum env:is.von diesen Belegen für die ziviladmims.tratlveTat1gke1temes Statthaltershekannt ist. Das führt dann zu Urteilen wie „Neanmoins toutes ccs sources nous tracent un tableau trb frag:ment:iire de l':ictivite des proconsuls" (Kolendo, Activite 365 iiber die Proconsularis);,,Le probleme irritant :iucun C!Cmenc~bject~fpour apprCcierles intervenrions des gouverneurs - proconsuls ou ]Cgatsirnper~ste que nous n ·~~0.1:s r~aux- d~ns ~e~ ~ttes (Jac~uesn~ der ?1sku~s1on zu Kole1~do'. ActivltC366; vg1. ders., Privilege 677 ff.); ,.L'apportdes inscript~onssur I ac.t1v~te_ des foncuon11a1res s:n~~or.1auxdansles d1st.nctsdu Pont cst clone trf'smince. IIes.tbien evident, que ces dariss1mesne se h~mta1e~1t pasaux.~rava_ux ed1ht~1~e~ de const~ucuon de routes et~ l'inauguration des monuments oll ils apparaissent comme mag1stratseponymes (Remy, Act1v1tePont 22.:,;vgl ders., Activ:lteCappadoce 74 u.ö.). Vgl. auch Miliar World 63 Tpmavoc; J,,,tt'}6oTpwi:ov xaTwLEßmn6c; < ... > bü Kolvi:ou LErtitlou KeJ,,,epoc; avitumii:ou, xi:uai:v). Der weitere Text der Inschrift macht jedoch deutlich, daß der Herrscher anscheinend überhaupt nicht an der Baumaßnahme beteiligt gewesen war: Das benötigte Geld war gemäß einem Beschluß des Rates mit Zustimmung des Proconsuls aus den summae honorariae aufgebracht worden (Tfjc;öamivric; yi:voµtvric; ex tciJv ßouÄi:unxciJv füaöoµa-twv xal'.}wc;~ Koupu!:wv ßouÄ~ EÖoy9 • µanaEv· xat Kolvto~ LE1tmoc; KEÄ(E)p avl'.}u;cmoc; Civitas Ammaiensisex vot mmuo L(ucio) Calventio VetereCarminio leg(ato)Tib(erii) C/audi(i) CaesarisAug(usti) Proculo Pisirif(ilio) Onumcione Cilaif(ilio). Dies wird im Kommentar dahingehend interpretiert: .,Renderian1 decerto esse preito na presenc;a do governador provincial - o nome de Carminio assim como o tl] ce seraitjuger sans preuve que de ne voir, de la r,art des citCs, que de l'abaissement et de Jaservi!ite plutüt quc de Ja dHCrcnce et, e\'entuellement, de la reconnaissance" (685). Ahnlich auch da, Ergebnis der Untersuchungen von Tuchelt, Denkmäler für die republikanische und augusteische Zeit: 58tf .. 68ff., 120 (,,höchst ditTen:nziene Skala der Ehrungen"), 123 {,,Aus allen diesen Einzelheiten wird ersichtlich, daß die Städte römische Provinzialbeamte auf einer Ebene auszeichneten, die im v,esentlichen der für verdiente Mitbürger entsprach"). Recht skeptisch Brunt, Ch.irges 215f.; vgl. auch die Beobachtungen bei Christo}, Hommages, insbesondere SSf. S. grunds;itzlich auch Eck, Pi.isenz 316 mit Anm. 49 und den Himveis von Touloumakos, Gemeindepatronat 322f. auf AE 1930, 106 = SEG 7, 1934, 826 = !Gerasa 189 TÜVOCEpywv rrchp{l)y(aj. 112 S. unter Macedonia (?) (Statthalter), Sicilia (quacstor), Daetica (Procurator), Asia (drei leg;iti). 11.1 Ob sich die Geehrten im Zusammenhang mit den Ehrungen immer in der jeweiligen Stadt aufhielten, 'Nie es Rt:my (ActivitC Cappadoce 74; ders., Activite Pont 225; dcrs., Activite Pont-ßithynic 52) unterstellt, bleibt fraglich. Mylasa hatte es um das Statthalter nach Asia bm, einen Gesandten entgcgenzuJahr 76 v. Chr. fiir sinnvoll befunden, einem Patron der Stadt, der :1.l~ schicken, der ihn zu einem Besuch der Gemeinde einladen sollte (IMylasa 109: J[ptaßeut~wirklich oder vorgeblich Epoche gemacht haben" 128. In offensichtlich gleichzeitig geprägten Münzen von Nicaea, die in Formulierungen mit EJtlzwei nebeneinander in der Provinz amtierende Würdenträger, den Statthalter und den Patrimonialprocurator, erwähnten, sah E M. Heichelheim ebenfalls einen Beleg für die Intention „to honor both the acting procurator and the acting proconsul oftheirprovince at the same time" 129. Für die Interpretation von C. Bosch scheint zu sprechen, daß diese städtischen Münzen gerne auch darauf hinwiesen, daß der Statthalter Patron der jeweiligen Gemeinde war 130 . Andererseits aber ist der Nominativ ein casus, der in der Antike - im Gegensatz zur heutigen Praxis- eigentlich nicht benutzt wurde, wenn man jemanden ehren wollte. Dieser casus legt eher nahe, daß der Statthalter in irgendeiner Weise, am ehesten im Zusammenhang mit der Münzprägung, gehandelt hatte. Doch gegen eine solche Interpretation läßt sich sofort einwenden, daß unter Claudius in Nicaea die Gouverneure im Nominativ genannt wurden, in Nicomedia 31. Es ist schwer vorstellbar, daß dieselben Statthalter in aber durchweg in Formulierungen mit EJtl1 unterschiedlichem Maße in die Münzprägungen der beiden rivalisierenden Zentren dieser Provinz involviert waren. Und warum benutzte man auch in Nicaea in der Zeit vorher und später nur Forn1ulierungen mit EJtl132? Ist also selbst ein Nominativ nur die Folge einer zeitweise üblichen Gewohn-

= ISM 57; dort auch zur Frage, um welches Herac\ea es sich handelte. Doch wenn man mit Robert, Etudt,; Anatoliennes 249 ff. an Heraclea Pontica denkt, ist sehr schwer zu erklären, warum der Gouverneur geehrt wurde. Zuletzt z. D. Sartre, Orient 254 (mic Lircrarnr).

llr.. IGR 1622 117 118

IGR IV 778; vgl. Tuchdt, Denkmäler 136. Zur Zugehörigkeit diesesMetropolis zum Konvent von Apamca: Plin. nat. V ] 0(1;

!Eph. 13 II 19. 119

120

121

Zu erwägen wäre auch, ob es sich um unterschiedliche Gewohnheiten einzelner (privater) Münzoffizien handelte, die ja zum Teil für eine Reihe von Städten prägten: S. z.B. Harl, Coins 15f.; vgl. Kienast, Augmtus 215 Anm. 179. Die „intention particuliere des graveurs" wird in ähnlichem Zusammenhang von Amandry, Notes II 76 herausgestellt. Die Beispiele z. D. in der Einleitung von RPC p. 2 zusammengestellt. Später \1/arsicherlich eine kaiserliche Erhubnis für den Beginn einer Münzprägung nötig (Callu, Politique 25), doch muß dies für die augusteische Zeit noch nicht gegohcn haben (Kienast, Augustus 329 Anm, 70). Vgl. auch die Einleitung zu RPC p. 2, nach der selbst für einzelne Jahre eine Erlaubnis eingeholt worden wäre. Harl, Coins 134 Anm. 46 möchte die Beispiele am l3erytus „with Silanus'operatiom in Palestinc .1fter the death of Herod I or, less likely, in connection with the Homandensian war" erklären. Imperium 128,393, 397ff. (das Zitat: 398). Unterschiedliche Anga.ben zum Geltungszeitraum seiner These bei [mpcrium 397 und 399. S. auch ders., Aspects 52 Anm. 92.

122 Einleitung

zu RPC p. 2; Harl, Coins 134 Anm. 46; Klose, Münzprägung 65; vgl. Callu, Politique 25 f. Zum Fortv:irkcn vgl. Weiser, Stadtmünzen 55, der das Faktum, daß zum letztenmal in domitianischer Zeit Statthalter auf den Miinzen aus Pontus et Bithynia genannt wurden, folgendermaßen interpretiert: ,,Die Kontrolle der städtischen Mlinzsclunieden durch den römischen Gouverneur mag gleichzeitig gelockert worden sein". S. auch Gerov, Marcianopolis 296: Diese Städte „hatten auch das Recht, Münzen zu schlagen, aber im Unterschied zu den alten griechischen Kolonien an der SchwarzmecrkUstc steht auf ihren Münzen der Name des Provinzstatthalter.;, der jedesmal die Genehmigung erteilte, Münzen mit größerem Nomimlwert zu schlagen".

123

Z.B. zusammengestellt in der Einleitung von RPC p. 40 (die Beispiele aus Cibyra sind ganz unsicher). Zu diesem offenen oder stillschweigenden Zugeständnis von Augustus und Tiberius: Grant, Aspects 8, 50ff.; ders., [mpcrium 387 ff. Vgl. Kienast, Augustus 147ff.; Mommsen, Staatsrecht II 1,261 f.; Tuchelt, Denkmäler 124, 126 (der mit einigem Recht-vgl. aber RPC p. 39

61

- daraufhinweist, daß es solche Darstellungen jetzt erst, .,nach hundert Jahren Provinzialgeschichte", gab); Vogel-Weidemann, Statthalter 45 f. Letztere setzt jedoch „Porträt und bzw: oder Name" gleich - was sicher nicht berechtigt ist. Sie erörtert das Problem nur unter dem Aspekt, \vas es über den Statthalter aussage. Nach ihrer (und Grants) Ansicht nüisse man davon ausgehen, daß es sich „zumindest in der Friihzi::it des Prinzipats meist um am..ici principis handelte", vgl. 77 u.ö.; dagegen Syme, Aristocracy 406 f., vgl. jetzt aber die Einleitung zu RPC p. 40 Anm. 8. ,,Names and portraits < ... > are honorary", Harl, Coins 134 Anm. 146. ,,Ausdruck politischer Schmeichelei gegenüber besonders einflußreichen Prokonsuln", Teutsch, Städte\.,'esen 140. Vgl. auch Remy. Fastes 9. 12 ~ Vgl. o. S. 54 Anm. 85. 125 Vgl. z.B. Gaebler, Beiträge 258; Mommsen, Staatsrecht II 1, 261; jetzt Klose, Münzprägung 65. 12" Klose, Münzprägung 65, vgl. 74f. 127 Harl, Coim 14 (das Zitat), 129 Anm. 10. 128

Münzen II 1, 77; so auch Rl!my, Apport 154 (.,honorCs < ... > c'etait bonne politique envers !es maitres tout puissants"), 159, 162 (.,un honneur relativement rare"; ,,nous ignorons totalement les raisons").

12'l

Heichelheim,

Attius; danach Magie, Rule 1397

nn Sa auch Harl, Coins 129 Anm. 10. 131

IJ2

Vgl. den Überblick bei RPC p. 780. Zu pauschal die Einleitung zu RPC p. 22.

f. und Thomasson, Laterculi 244 Nr. 12,

62

63

Zur Methode

Zur Ausv,:ahl der Beispiele

heit? Um andererseits auf das Beispiel Heichclheims zurückzukommen, warum wurden nur Münzen

den Beispielen sollten also so\vohl kaiserliche wie auch sogenannte Senatsprovinzen sein, ebenso kon-

geprägt, auf denen Statthalter und Patrimonialprocurator genannt \VUrden? In der Provinz amtierten

sulare wie auch prätorische. Ferner sollte auch eine ritterliche Provinz dazugehören. Demgegenüber eigneten sich Provinzen mit besonderen, nur für sie typischen Formen der Verwaltungsspitze (wie z. B. Hispania Tarraconensis, III Daciae) nicht für eine derartige Untersuchung. Möglichst strnkturell stark unterschiedliche Provinzen waren auszuwählen. Beide ,Reichshälften'

ja auch noch ein quaestor und ein legatus proconsulis. Hatte man vielleicht bewußt eine Auswahl getroffen? Verbirgt sich hinter ihr, daß der Proconsul Nicaea in irgendeiner Hinsicht gefördert hatte, wobei in demselben Zusammenhang der Procurator kaiserliche Gelder bereitgestellt hatte' Pergamum hatte in augusteisch-tiberischer Zeit mehrmals Statthalter auf seinen Münzen genannt. Wenn dann erst wieder um das Jahr 109 herum C. Antius A. lulius Quadratus in einer Formulierung mit en(L) av(i}umhou) erschien 133, w'ar dies sicher nicht nur eine ,Datierung'. Zweifelsfrei spielte es eine R„ollc, daß dieser Gouverneur aus Pergan1un1 stan11ntc. Entweder sollte die Stadt durch den Hin-

weis auf ihren bedeutenden Sohn herausgestellt oder dieser geehrt werden. Möglicherweise hatte Quadratus auch die Emission ganz oder teilweise finanziert. Insgesamt wird deutlich, wie unsicher alle Argumentationsversuche angesichts der geringen Anhaltspunkte, von denen man ausgehen kann,

bleiben n1üssen 134. Ehrungen eines Amtsinhabers durch eine einzelne Person, die nicht zu seinem Stab gehörte (13III 7), sind schon als einzelne Monumente ein recht wichtiger Hinweis auf den Anltssitz, \Venn diese Person nachweislich nicht aus der Stadt stanuntc oder dort stationiert war, in der sie dieses Denkinal stiftete.

Denn dann darf man wohl davon ausgehen, daß das Monument wegen der größeren Publizität am Sitz des Amtsinhabers oder an einem anderen, für die Provinz zentralen Ort (s. 42 f.) errichtet worden war. So ehrten z.B. zwei Tpmt[E]~ono1'Ehm einen procurator Asiae unter Claudius Ötxmoouv17c; EVEXEV in Ephesus (AE 1971, 459 = IEph. 703). Höchstwahrscheinlich waren beide nach Ephesus gekommen, um dort beim Gericht des Procurators Recht zu erlangen, und bedankten sich so für ein erfolgreiches Ende des Verfahrens. Aber nur selten bieten derartige Inschriften soviele Informationen wie in diesem Fall. Im Normalfall kann ein entsprechender Nachweis kaum geführt werden. Dazu ist unsere Wissensbasis - selbst über Stationierungsorte von Einheiten - in1 R... cgdfall zu schn1al.

ZUR AUSWAHL DER BEISPIELE

sollten also vertreten sein, Provinzen an den Reichsgrenzen \vie auch solche im Innern, Gebiete mit großer nlilitärischer Besatzung \Vie auch solche m.it einem nur kleinen Kontingent von Soldaten, stark urbanisierte genauso wie diejenigen n1it nur \.Venigen Städten.

Bei der grundsätzlichen Untersuchung der Beweiskraft der lndiziengruppen ergab sich mehrfach die Möglichkeit, daß die Indizien zwar auf eine bestimmte, für die Provinz wichtige Gemeinde hindeuteten, daß diese Stadt aber nicht der gesuchte Amtssitz war, sondern ein anderer für die Provinz zentraler Ort. Um dieses Problem zu klären, sollten unter den Beispielen möglichst Fälle sein: bei denen präsmnptiver Statthaltersitz und Versanunlungsort des conciliu111 nicht übereinstin1111ten bei denen der mutmaßliche An1tssitz nicht 1nit dem. oder einen1 der zentralen 1nilitärischcn Stützpunkte identisch war

bei denen die Konventsstädte aus der literarischen Überlieferung bekannt waren. Zu den Beispielen sollte mindestens auch ein Fall gehören, an dem sich beobachten ließ, zu welchen Ergebnissen man dann gelangte, wenn aus dem Gebiet des präsumptiven Statthaltersitzes nur sehr wenige epigraphische Zellgnisse bekannt geworden sind. Gelangt man in derartigen Fällen zu einem falschen oder zu gar keinem Ergebnis? Die erste Möglichkeit muß ausgeschlossen werden. Dies wiederurn läßt sich nur dann kontrollieren, vvenn die entsprechende Situation in einer Provinz gegeben ist, bei der der Amtssitz durch explizite Qiterarische) Quellenaussagen sicher zu identifizieren ist.

Grundsätzlich wurde bei der Auswahl darauf geachtet, daß die vier erstgenannten Forderungen erfüllt wurden. Die weitere Auswahl wurde danach getroffen, daß die übrigen Punkte möglichst oft abgedeckt wurden. Daraus ergaben sich folgende Provinzen: G e r 111 a n i a i n f er i o r, insbesondere deshalb, weil diese Provinz unter den anderen konsularen kaiserlichen mit guter epigraphischer Dokumentation dadurch herausragt, daß der Statthalter in keinem der Legionsstandorte der Provinz amtierte. Das galt zwar auch für die Hispania Tarraconcnsis, aber in dieser Provinz an1tierte neben dcrn_Gouverneur ein iuridicus. Auch wurde die Ver-

Bei der Auswahl derjenigen Provinzen, die beispielhaft mit allen Belegen diskmiert werden sollen, wurden folgende Prinzipien zugrundegelegt: Es sollten Provinzen mit gnter einschlägiger, insbesondere epigraphischer Dokumentation sein, damit die Indizien möglichst umfassend überprüft werden können. Insbesondere sollte eine große Zahl von Zeugnissen für die hier interessierenden Statthalter und ihre Stabsmitglieder vorhanden sein. Dies muß nicht immer in Provinzen gegeben sein, die generell für ihren lnschriftenrcichtum bekannt sind, aber das ist das Normale. Die Provinzen sollten möglichst lange unverändert bestanden haben. Die Statthalter sollten also immer den gleichen Rang gehabt haben, die Provinzen sollten nicht aufgegliedert und ihre Grenzen nicht verändert worden sein. Auf diese Weise dürfte zu verhindern sein, daß Probleme daraus entstehen, daß viele epigraphische Zeugnisse nicht genau datiert werden können. Alle hinsichtlich ihrer Verwaltungsspitze unterschiedlichen Provinztypen sollten vertreten sein. Unter

LH

Stumpf 554-556; vgl. dazu auch unter A~ia (dort auch zu Stumpf 324). Wie schwierig es i\t. auf solche Fragen eine Antwort zu finden, zeigt auch der sorgföltige Versuch von Weiß, Kaiser zu c-rmitteln, warum Statthalter auf Marktgewichten genannt wurden. Die Ergchni\~e bleiben mit vielen Zweifeln bch:ifiet: ,.ob nicht die Ausgabe der Gewichte selbst mit (kn Fcldzu~~itu;itionen zu tun haben" (380); die Statthalterncnmmp; ..~pncht < ... > wohl ebenfalls den Aufsichts- und Verant\.vortlichkcitsbcrcich ;in" (382); ,.damit i~t noch gar nichts ges:tgt Uher die Art, in der sich der angenommene statthalterliche Einfluß manifestierte" (383).

1:,--1.

waltungsstruktur dieses Gebietes im 3. Jahrhundert offensichtlich mehrmals verändert. Da l 111a t i a, weil dies neben Asia und der Tarraconensis die einzige Provinz 1nit zahlreichen epigraphischen Zeugnissen ist, deren Konventsorte bekannt sind. Gleichzeitig deckt diese Provinz den Fall einer legionslosen kaiserlichen Provinz ab. A fr i ca wurde gegenüber Asia insbesondere deshalb der Vorzug gegeben, weil am literarisch bekannten Amtssitz nur wenig einschlägige epigraphische Zeugnisse gefunden wurden 135. Pan non i a inferior ·wurde unter den prätorischen kaiserlichen Provinzen nüt reicher epigraphischer Dokumentation ausgewählt, weil aus dem Aufgabenbereich des Legaten der legio III Augusta erst allmählich eine Provinz Nun1idia erwuchs. ln1 Vergleich mit Arabia \vurde Pannonia in-

ferior deshalb bevorzugt, weil dem Statthalter von Pannonia inferior seit 214 (oder 215) eine zweite Legion unterstellt war. Dadurch läßt sich feststellen, inwieweit der Statthalter und sein Stab in jedem Legionslager der Provinz präsent waren und inwieweit das Legionslager bzw. die naheliegende Zivilsiedlung herausragte, an dem er residierte. Mac e d o n i a bietet gegenüber anderen prätorischen Senatsprovinzen den Vorteil, daß sie eine verhältnismäßig reiche epigraphische Überlieferung hat und präsumptiver Statthaltersitz und Sitz des Koinons nicht übereinstim111en. Dcn1gegenübcr wurde in Kauf geno111n1cn, daß sich ihre Ver-

u, Auch wurde von der Provinz Asia im J. Jh. die Provinz Cui.1 et Phrygi.1 .1bgetrenm.

64

Zur Methode

waltungsform in der ersten Hälfte des 1.Jahrhunderts mehrmals änderte. Das würde aber auch für die einzige wirkliche Alternative, Achaia, gelten; in dieser Provinz gab es zudem kein zentrales Koinon. t an i a Ca es a r i e n s i s, diejenige unter den ritterlichen Provinzen mit der besten epigraphischen Überlieferung. "

Maure

Die Aussagekraft der Quellentypen für ausgewählte Provinzen

GERMANIA

INFERIOR

Die cpigraphische Dokumentation der Provinz Germania inferior ist insofern ein gutes Beispiel für die Probleme bei der Ermittlung eines Statthaltersitzes, als es einerseits eine Reihe von wichtigen und in ihrer Gesamtaussagekraft nicht zu bezweifelnden Indizien für eine bestimmte Stadt gibt. Andererseits fehlen aber andere, in einer Reihe von Provinzen für die Argumentation zentrale Hinweise entweder fast völlig (die persönlichen Weihungen von Statthaltern) oder deuten in die falsche Richtm1g (z.B. die Weihungen der pedites singulares). Ein zentrales Argument für das antike Köln als Statthaltersitz besteht in all demjenigen, was wir über das dortige Praetorium wissen. In außerordentlicher Weise ergänzen sich literarische, epigraphische und archäologische Hinweise. Erstmalig ausdrücklich erwähnt wird ein Praetorium in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium im Zusammenhang mit der Ausrufung des Vitellius 1 • Bekanntlich erfuhr dieser am Abend des 1.1.69 bei einer größeren Feier (Plut. Galba 22, 9; fonwµevwv noAAÜlv nap' a,'n:(p)von einem signifer der in Mogontiacum stationierten legio IV Macedonica, daß die beiden dortigen Legionen den Eid auf Galba verweigert hatten. Am folgenden Tag akklamierte ihm der Legat der legio I Minervia mit einem von ihm zusammengestellten berittenen Begleitkommando als itnperator. Nach dcn1 Bericht Suetons schloß sich ein triun1phaler Umzug per celeberrimosvicos an. Er wurde erst angesichts eines Brandes im Praetoriun1 abgebrochen (nec ante i11praetoriwn rediit quamfla-

.~rantctricli11ia ex conceptuca111i11i). Den zweiten und wesentlich späteren Hinweis auf ein Praetorium in der CCAA bietet eine Inschrift (D 2298 = G 11). Ein Q. Tarquitius Catulus leg(atus)Aug(usti) wandte sich an die dii conservatores, als wra unter seiner Aufsicht das zerfallene Praetorium in neuer Gestalt wiederaufgebaut wurde (c11i11/sj practofrJi11111 in mina[m co}11laps11111 ad /110Jva111 faciqn fest/ rcstitutum). Zwar macht die Selbsttitulatur leg. A11g.nicht hinreichend deutlich, ob es sich um einen Statthalter handcltc 2 • Doch bei einem Praetorium in der militärlosen colonia kann es sich nur um ein Quartier für den Statthalter gehandelt haben. In welche Zeit innerhalb des ausgehenden 2. oder 3. Jahrhunderts dieses Zeugnis fallt, bleibt freilich offen'. Daß es sich bei diesem Bau nicht nur um ein Quartier handelte, das für kurzfristige Aufenthalte be-

1 2

J

Tac. hist. I S(i f.; Suet. Vit. 8; Plut. Galba 22-23, 1. Vgl. Gnlstc-rerzur lmchrift (eher Lcgionslegat); Birley, Religion 1535 mit Anm. 157: Eck, Statthalter218 f. (eher Statthalter); Thomasson, Laterrnli 61 Nr. 113. L. Aemilius Cants, der nach einhelliger Ansicht mit dem gleichnamigen Legionslegaten der XXX Ulpia victrix identisch war (D 1077; Alföldy, Legionslegacen 29f.; Eck, a. 0. 247; Ritterling, Legio 1824, 1827), er~cheim freilich in einer Kölner Inschrift (CfL XIII 8197 = G 54) als L Acmilir1s Cams lc,_(;. A11J. Vgl. Galsterer mr Inschrift;Eck, Statthalter 218 f. Ein Zusamrnenh.111g mit der Phase III 1 des Praetoriumsist umvahrscheinlich geworden, u. S. 67.

66

Die Ams.1gekr.1ft der Quellentypen

stimmt war, zeigten die Ausgrabungen von 1953 und 1968. Dabei erwies sich der Fundort der Inschrift des Catulus - die Bürgerstraße beim Rathaus - als wichtiges Indiz. Er ermöglichte, das ergrabcnc Gebäude als Praetorium zu identifizieren. Diese Deutung wurde durch die Gestaltung der Anlage4 und die ausschließliche Verwendung von Ziegeln des untergermanischen Heeres gestützt5. Zwar müssen einzelne Ziegelfunde nichts über den amtlichen Charakter eines Gebäudes aussagen, da sie verschleppt worden sein könnten. Auch konnten anscheinend durchaus Ziegel aus militärischen Ziegeleien an Privatleute verkauft werden". Doch die Anzahl der hier gefundenen Stempel (über 800) und ihre ausschließliche Verwendung ist ein deutlicher Hinweis auf ein Gebäude, das zumindest im staatlichen Auftrag errichtet wurde. Die abschließende Untersuchung von G. Precht 7 meint, vier große Bauphasen mit jeweils mehreren Perioden feststellen zu können - ein Indiz für die kontinuierliche und intensive Nutzung. Die bestdokumentierte vierte ist in diesen1 Zusamn1enhang uninteressant, da sie der Spätantike zuzuweisen ist. Wie das Gebäude während der einzelnen Phasen im Innern gestaltet war, ist nur zum Teil bekannt. Dies liegt daran, daß nur die östliche Hälfte des Gebäudes ergraben werden konnte". Erforscht wurde also vor allem der rheinseitige Flügel der vern111tlichrechteckigen Anlage, die sich un1 einen bz\V. n1ehrere Höfe gruppierte. Nichts ist z. B. von den bei Sueton erwähnten Wohnquartieren bekannt. G. Precht legte bei der Interpretation der Phase I die Hypothese zugrunde, auf dem Gebiet der späteren colonia habe ein hölzernes augusteisches und ein steinernes tiberisches Legionsbger bestanden. Diese Hypothese ist jedoch inzwischen recht fraglich geworden 9. Deshalb bleibt auch unsicher, ob man die Reste der tiberischen Phase I 2 (der ersten in Stein errichteten Anlage) mit principia eines Lagers identifizieren soll. Der archäologische Befund als solcher zwingt dazu keineswegs. fa fanden sich die Reste eines Porticus, die einen Gebäudekomplex zur Rheinseite hin begrenzte, und einer dreischifligen Basilika mit Apsidenabschluß 10 Die Anlage der Bauphase II wird von G. Precht entsprechend ihrer Mauerwerksstruktur in die Zeit der Koloniegründung oder kurz danach datiert. Die Fassade des Gebäudes dieser Periode war rheinseitig durch zwei Konchen gegliedert. Die aus der Phase l stammenden Gebäudeteile wurden zum Teil weiterbenutzt. In den späteren Phasen dieser Bauperiode wurde zwar grundsätzlich an dem Konzept festgehalten, doch nahm man einige Änderungen vor. So schuf man vor allem in dem rheinseitigen Flügel durch Einwölbungen einen Kryptoporticus mit einer Reihe von Kammern (Phase II 2). Es kann sich kaum um Läden (so 0. Doppelfeld) gehandelt haben, da sie zum größten Teil nach Osten geschlossen ,varcn und nur über kleine Zugänge oder Fenster verfügten. G. Precht vennutcte in ihnen Unterkünfte für Bedienstete und Sklaven 11 • In der Phase II 3 wurde erstmals ein Teil der Ostfront zum Rhein vorgeschoben, indem man vor dem Konchenbau eine neue Frontmauer errichtete. Wohl

-1

Eine explizite derartige ßeweisföhrung bei Doppelfeld, Großb:iuten 96 f.

5

Vgl. Doppelfeld, Großb.1uten 96.

M6csy. Problem 148fI; Vittinghaff, Problem 121 ff. gegen 2.. B. Rtiger, Germ;1nia56tf., insbcsondtrt" 59. Zum Problc.:m ;1uch Eck, Statthalter 186 Anm. 12; Szil5.gyi, RE II 10, 1, 1972, 43Sf. Ausführlich: Precht, Untersuchungen. Zusammenfassend: Doppelfeld, Pr:ictorium; Hdlcnkcmpcr, Köln 478 ff.; Martin, i'r:ictoria 232. Überholt: Doppelfeld, Großbauten. Vgl. jetzt auch Neu, Ausgrabungen 242, H Die Westfront des Gebäude~ soll am c:1rdomaximus gelegen haben. D:mn h:itte d:is Gc-b:iudevier imu):lt'cingenonuncn (so Hdlenketnper, Köln 478; Precht, Untersuchungen 15, 18, 117). Die These berulajedoch ,brauf, daß das practorium die Stelle von principia einnahm. Diese lagen ja grundsfüzlich an der via principalis, die man mit dem cardo maximus der Kolomc gleichsetzt. 9 Vgl. Doppelfeld u. a., Köln 726 ff.; Eck, Anfange 6 ff,; H:iensch, Köln 27 (.; Hellenkcmpcr, Architektur 78(1 Anm. H; ders .. Köln 459 ff.: von Petrikovits, Geschichte 99; Raepsact-Ch:trlier, Gallia 93 f.; vgl. Brühl, P:tbtium 11t 5; gegen L:1B:iumc, Köln 271 ff.; Doppelfeld, Pr:1etorium2 f. (vorsichtig); Filtzinger, Lobli~ierung; Precht, Ausgrabungen, rnAnders Jetzt auch Hellenkemper, Köln 478. 11 Precht, Untersuchungen 22 gegen Doppelfeld, Großbauten 92, 98. 6

Gem1ania inferior

für au,:,gewählte Pro\•inzen

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gleichzeitig entstanden die beheizten Zirnn1erf1uchten und der rnit einem Hypokaust versehene Raum in dem Gebäudeteil. In der Phase II 4 wurde zusätzlich der mittlere Abschnitt der Rheinfront vorgeschoben, indem man vor den älteren Kammern eine neue pilastergegliederte Frontmauer errichtete. Dabei richtete man diese Mauer (und damit das ganze Gebäude) an dem Vorbau aus, der in der Phase II 2 geschaffen worden war. Vielleicht kann man die Inschrift des Catulus mit einer dieser Phasen (II 2 oder II 3) verbinden. In den fiühen achtziger Jahren des 2. Jahrhunderts entschloß man sich zu einem grundlegenden Neubau. Dazu wurden die älteren Anlagen niedergelegt, die Kellerbereiche aufgefüllt und die Gebäudeteile auf dem Plateau (bis auf die Pfeilerhalle) planiert. Das Gebäude nahm jetzt eine Fläche von ca. 180 x 180 mein (Phase III 1) 12 . Zu ihm gehörte rheinseitig ein doppelgeschossiger, ca. 95 m langer Porticus. Hinter ihm lagen repräsentative Gebäudegruppen einschließlich einer vergrößerten Pfeilerhalle. Sie besaßen zumeist Hypokausten. Die über 33 m breite Pfeilerhalle diente wohl als Basilika. Nach Westen hin schlossen sich wahrscheinlich mehrere Quertrakte an, die vor allem für Verwaltungsz\\recke besti111111t gev-:es(;nsein sollen. Sie un1faßten einige Höfe. G. Precht vern1utctc schon aufgrund der verwendeten Dachziegel und des stratigraphischen Befundes, daß der Statthalter Didius Iulianus bei diesem Neubau eine wesentliche Rolle gespielt habe. Er wollte aber auch die Inschrift des Catulus auf dieses Bauwerk beziehen. Daß zwei Statthalter eine wesentliche Rolle bei diesem Bau gespielt haben sollten, wollte er mit der Dauer der Baumaßnahmen begründen u_ Doch erkannte W. Eck in einer Bauinschrift des Didius lulianus, die im Gebiet des Praetoriums gefunden wurde, die Inschrift, n1it der rnan den Neubau des Praetoriutns in dieser Phase dokumentierte 14 . Da1nit ist gesichert, daß nicht nur die Bauarbeiten in die Amtszeit des Iulianus fielen, sondern auch unter ihm ihren Abschluß fanden - was schon die Dachziegel nahelegten. Catulus kann mit diesem Neubau wohl kaun1 noch etwas zu tun gehabt haben 15• Nach einem Brand hatte n1an diesen Neub:1u noch eimnal in gleicher Form wiederhergestellt. Möglicherweise fallen diese Bauarbeiten jedoch schon in nachdioklctianische Zeit 11'. Das Praetorium in seiner Phase I 2 oder ein entsprechender Holzbau (l !) dürfte wohl auch mit der domus identisch gewesen sein, aus der man Germanicus im Jahre 14 angesichts der Meuterei der Legionen holte (Tac. ann. I 39). G. !'recht mußte das implizit ausschließen, da er das Legionslager unter der späteren colonia vcrn1utete. Es ist aber bekannt, daß Gennanicus aus den1 oppidurn Ubiormn ka1n. Inzwischen sucht n1an das Lcgionslager aber anderswo. Es gibt also keinen Grund mehr, das Quartier nicht mehr im Gebiet der späteren colonia zu vermuten. Auch in anderen Fällen wurde mit domus ein praetorium bezeichnet 17• Und in der domus des Germanicus wurde ein vexillum aufbewahrt. Die Identifikation des Statthaltersitzes von Germania inferior stützt sich ferner vor allem auf die Weihinschriften von Mitgliedern des Statthalterstabes. Mehreres ist dabei an den sechs unter A II 2 zusammengefaßten Inschriften wichtig. Einige dieser Soldaten dienten infolge ihrer Aufgaben in besonders großer Nähe des Statthalters: so der ostiarius consularis und die beiden ccnturiones, die das Kornmando über die stratores und die pedites singulares innehatten, aber ,vohl auch der barcarius

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Berechnung bei Precht, Untersuchungen im Rahmen der in Anm. 8 genannten Hypothese. u Doppelfeld, Großbauten 91, 98; Prccht, Untersuchungen 27. 14 Eck, Statthalter in Inschriften 97 ff, vgl. Statth:ilter 184 f. Zustimmend Hellcnkemper, Köln 480; nicht eigentlich verarbeitet bei Brühl, Palatirnn II 14 mit Anm. 117. 1~ Vgl. Eck, St:itthaltcr 219 mit Anm. 6. u, Vgl. Prccht, Untersuchungen 100f. 17 Vgl. unten 2u C:irthago, Voluhilis und Antioch1a. S. auch CIL III 7512. XIII 8016 (die daraus gezogenen Schlüsse bei von Domaszcwski, Religion l 09 .'iindnicht zwingend). Deshalb nicht haltb:ir: Doppdfdd, Großbauten 98.

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Die Aussagekraft der Quellentypen für ausgewählte Provinzen

Gcm1ania inferior

consularis 18• Ferner ist die zeitliche Streuung der Indizien aufschlußreich. Sie reichen von der flavisch-traianischen Zeit(?) über das 2. Jahrhundert (164; 187; 180/192) bis ins 3. Jahrhundert (239; Mitte des 3. Jahrhunderts) hinein. Neben diesen zentralen officiales ist auch ein pedes singularis consularis durch eine Weihinschrift belegt. Die Präsenz der officiales schlug sich aber auch in einer Reihe von Grabinschriften nieder, die für oder von diesen Stabsmitgliedern errichtet wurden: so für einen victimarius - wenn er zum Statthalterstab gehörte- und einen pedes singularis sowie von einem speculator. Grabinschriften von oder für beneficiarii consularis sind im Bereich der Germania inferior nur aus der CCAA bekannt - dort fan-

seiner Aufgaben als Statthalter seiner Ansicht nach zur Genüge nachgekommen war, begab er sich in die CCAA - wahrscheinlich um dort den Winter zu verbringen. Im Gegensatz zu M. Hordeonius Flaccus, dem Statthalter von Germania superior (Tac. hist. 1 56, 1; Plut. Galba 22), war Vitellius anscheinend nicht anwesend, als die Legionen am 1. 1. 69 auf den Kaiser neu vereidigt wurden (vgl. a. 0. 55-56). Wenn es sich dabei um das normale Verhalten eines Statthalters von Germania inferior handelte, dann wäre die Tatsache, daß der Statthalter diesen wichtigen Tag in der CCAA verbrachte, ein zusätzliches aussagekräftiges Indiz 24 • Doch muß man damit rechnen, daß die weiterreichenden Ziele des Vitellius sein Verhalten bestimmten. Vielleicht sollte die Stimmung der Soldaten getestet werden, ohne sich selbst zu früh zu exponieren oder zu einem Signal in die unerwünschte Richtung gezwungen zu sein2ö. Man kann also mit großer Sicherheit die CCAA während des gesamten hier behandelten Zeitraums als Statthaltersitz identifizieren. Damit ist ein guter Ausgangspunkt gewonnen, um anhand der abweichenden Indizien, die scheinbar auf andere Orte hinweisen, die methodischen Probleme bei der Er-

den sich aber gleich fiinf solcher Monumente

und zwei ftir veterani ex beneficiariorun1 consularis.

Wesentlich weniger besagt, daß im Fall dieser Provinz die größte Anzahl sogenannter ßenefiziarieraltäre in Köln gefunden wurden. Dazu sind in zu vielen Militärprovinzen an einzelnen Außenposten wesentlich mehr solcher Monumente entdeckt worden als am Statthaltersitz. Aus diesen Altären sollte man freilich auch nicht unbedingt auf eine Station in der CCAA schließen'"· Das Setzen eines solchen Monumentes markierte offensichtlich nur das Ende einer Abkommandierungsperiode (CBI 63: e111crita statione{m)), aber nicht unbedingt die Tätigkeit auf einer Station. Während wir vom Praetorium des Statthalters von Germania inferior aufgrund der literarischen Nachrichten und vor allem der archäologischen Befunde wenigstens eine gewisse Vorstellung haben, wissen wir von den entsprechenden Unterkünften für die officiales in der CCAA wie an anderen Statthaltersitzen fast nichts 20• Die Fundorte der Weihinschriften der officiales legen nur nahe, daß sich diese Quartiere innerhalb der Stadt, vielleicht im Norden, befanden21. AufRäuntlichkeiten innerhalb der Stadtmauer könnte auch der Fundort einer Inschrift hindeuten, die mit einiger Wahrscheinlichkeit vom Bau eines armamentarium für die equites (und pedites?) singulares berichtete". Eherunwahrscheinlich ist auf jeden Fall eine Stationierung im Flottenlager der Alteburg. Keine Weih- oder Grabinschrift fand sich auch nur in der Nähe dieses Flottenkastells. Je eine Inschrift könnte ein Hinweis darauf sein, daß der Stab oder Teile davon in Divitia oder Wesseling untergebracht waren. Da aber in beiden Fällen ungeklärt ist, ob sich an diesen Orten während der Kaiserzeit permanent militärische Einrichtungen befanden und es sich jeweils um Einzelzeugnisse handelt, sollte man diesen Hinweisen vielleicht nicht allzuviel Gewicht beimessen2J_ Schließlich bietet auch dasjenige, was wir vom Verhalten des Vitellius vor seiner Ausrufung erfahren, einen gewissen Anhaltspunkt für die CCAA als Statthaltersitz. Nach dem Bericht des Tacitus traf er um den 1.XIl.68 in der Provinz ein. Er besichtigte zunächst die Standlager der Legionen, um die Truppen zu inspizieren und sich bei ihnen bekannt und beliebt zu machen. Nachdem er diesem Teil

n1itt1ung von Statthaltersitzen zu erläutern. Die pedites singulares von Germania inferior wurden un-

ter der Leitung ihres centurio zu Steinbrucharbeiten ins Brohltal in der benachbarten Provinz Germania superior abkommandiert. Sie haben anläßlich ihrer Arbeit offensichtlich mit einer gewissen Regelmäßigkeit offizielle Kulthandlungen vollzogen und Altäre errichtet. Der Zweck ihres Aufenthalts ergibt sich wesentlich aus dem Fundort. Im Bereich des Inschriftenformulars bietet nur die gewählte Gottheit - Hercules Saxanus - einen Anhaltspunkt 26. Zweifel, wo denn der Statthalter residiert habe, könnten mehrere Inschriften aus Bonna auslösen. So dedizierten dort drei(?) strator(es)([o(n)s(ularis)Jder Fortuna und dem Hercules ein Monument (205 oder 208). C. Fulvius Maximus errichtete dort -wohl in Begleitung seiner Familie 27- anläßlich seiner Statthalterschaft in der Provinz einen Altar mit einer ausführlichen metrischen Weihung. Neben diesen besonders gewichtigen Zeugnissen ist auch auf eine Ehrung eines Gouverneurs des ausgehenden 2. oder 3. Jahrhunderts hinzuweisen. Sie wurde von vier centuriones der I Minervia errichtet, u. a. seinem centurio strator 28 . Sie soll „wohl erst in nachrömischer Zeit vom Bonner Lager in das nahe Hersel verschleppt worden" 29sein. Zusammen mit der Weihung eines immunis consularis, eines frumentarius und den sieben aus Bonn oder Bonn-Dottendorf stammenden Benefiziarieraltären ergibt sich auf den ersten Blick hin ein beeindruckendes Bild 30 . Doch dieser Eindruck täuscht wohl weitgehend, auch wenn manche Deutungsversuehe unsicher

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Die Hypothese von Galsterer in seinem Kommentar zu G III 3 p. 8(1, daß es sich bei den in dieser Inschrift erwähnten scdes um ,.Lokalgottheiten {der Residenz des Statthalters?)" gehandelt habe, ist unwahrscheinlich. Denn auch ein beneficiarius consularis konnte sich an seinem Stationierungsort an die sedes wenden: CBI 113 (l, 0. M. I(mumi)r(c,~irrac) er liis ml(ilms); 186). Dieser Schluß z.B. bei Stein/ Ritterling, Beamten 80. Zur These, eine solche Station habe sich unter der Kirche St.Georg befunden: Haensch, Köln.24f.

Die zu Germanicus geschickte Senatsgesandtschaft wurde weder in der domus des Gcrmanicus noch im oppidum Uhiorum, sondern im Legionslager untergebracht (Tac. ann. I 39, 4). Ausführlich dazuHaensch, Köln 27ff .. vgl. insbesondere Anm. 87. Die Weihinschriften ausdem Pr:-ictorium1.i-.~cn sich hinn:ichcnd damit erklären, daß die officiales dort zumindest einen Teil ihrer offiziellen Aufgaben erfüllten. Dil" Bendizi:iricraltäre aus dem Süden Kölns -dort auch zwei Grabinschriften: Clll 71 ({---b.j?J cos.);69 (Veteran)-könntcn ein Hinweis darauf sein, daß speziell diese officiales dort einen Teil ihrer Tätigkeit verbrachten. Doch zur angeblichen Station unter der KircltL'St. Gt.'.'org o. Anm. 19. G II 1 = Eck, Statthalterinschriften 105 ff.= AE 1984, 667 = ders., Armamemarium = AE 1991, 1251; vgl. zur Lcsungjcdoch auch Haensch, Köln 30 Anm. 86. Aus Divitia: AE 1935, 100 = N 237 = G 161 = Sp 6 (eine Weihinschrifreine, 7 < ... > ([11/ramstmtllnm, ctpnfir11msi11,f!11l11rium Alli Fusd cos.);vgl. auch die Bem:fiziarieraltäre CDI 73 und vielleicht G 65; aus Wesseling die Grabimchrlft für einen comes: D 7776. Zur Geschichte dieser ,Lager': Haemch, Köln 29 f. (mit Literatur).

Daß der Statthalter derartige Tage bei einer wichtigen Garnison seiner Provinz verbrachte, war keineswegs zwingend, vgl. das unterschiedliche Verhalten bei Plin. epist. X 35-36 und 100-101 (zur möglicherv..'eise eingetretenen Verschiebung auf den 3. 1.: Birley, Religion 1510). Doch waren die Truppen von Pontus et Bithynia nicht so wichtig wie die von Germania inferior. 2s Vgl. Plut. Galba 22 tmo'IJtwv&vacfmvöOv ~ö17t..6ycuv i:v otpa-rorrE&p rtEputrnpoµEvmv ErtfjAßEV ~ vouµrivta-wü ;ri;pW-

tou µ11v6,. 3456. f 251 = AE 1923, 33 (= Sp 7-8); vgl. zuletzt Eck, Statthalter 139 f., 155f. zur Frage, ob Strabo und Sura Statthalter waren (anders zu Sura: Thomasson, Laufbahn 138f.). Zum Brohltal z.B. von Petrikovits, Geschichte 131: vgl. auch Speidel, Guards 75, Hercules Saxanus war wohl eine Schutzgottheit bei Steinbrucharbeiten und nicht ein lokaler Gott (Speidel, Guards 38 gegen Birlcy, Religion 1534). Das zeigt allerdings wiederum nur der Fundort (und das Epitheton) einiger der von ihm genannten P,uallelen (D 3453-3454; CIL XII[ 4623 = 9120 - Norroy-sous-Preny, ,,in lapicidinis").

1rovinzenf•6 •

Es ist bisher noch nicht gelungen, das Amtsgebäude des Procurators in Augusta (Treverorum) zuverlässig zu identifizieren.

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diesen Gebieten eigenen Grund be'.vußt für die Dreiprovinzenprocu-

ratur. Man greift wohl zu kurz, wenn man als Grund nur die vergleichsweise geringe Größe der Pro-

Man vennutet

es gerne irn Vorgängerbau der konstantinischen

Palastaula67 .

Durch das Gebiec führte ursprünglich eine N-S-Straße, an deren Seiten Gebäude lagen. Einziges Indiz dafür, daß diese Bauten schon eine offizielle Funktion hatten, ist die Ausstattung dieser Gebäude (,,quite claborate") und die Tatsache, daß bei einer Erneuerung (wahrscheinlich vor dem Jahre 70)

ders., Civitas 217. seit Scptimms St·vcrus-cincn procurator rationis privatae per ßelgicam et duns Gcrmania~ gab. Vgl. Stein/Ritterling, Beamten 4 Carthaginisgewesen war. Der Hinweis auf seinen Dienstort sollte wohl deutlich machen, daß er nicht wie viele andere praefecti fabrum seine Funktion in Rom ausgeübt hatte, sondern in der Provinz und zwar im berühmten Carthago 113. In Formiae fand sich eine Grabinschrift für einen accens(11s) T. Sexti inzp(eratoris)in Africa, Cartha.