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German Pages 187 [365] Year 1797
C.
M.
WIELANDS
SÄMMTLICHEWERKE
SECHS
UND Z W A N Z I G S T E R
SINGSPIELE
UND
BAND
ABHANDLUNGEN.
L E I P Z I G BEI-
G e o r g Joachim Göschen.
1796.
A
L
C
E
S
T
E.
EIN L U S T S P I E L IN FÜNF AUFZÜGEN.
In Musik
gesetzt von A n t o n
Schweitzer
und in den Jahren 1775 und 74 au£ dem "Weimarisclitu Hofihe.iter auigel'uhrt.
Wielands sämmil. W. XXVI. B.
A
P E R S O N E N .
AD M E T ,
K ö n i g v o n Ferä in Thessalien.
ALCESTE,
seine Gemahlin.
PARTHENIA,
ihre Schwester.
HERKULES.
Kinder,
Frauen
cler
Admets, als stumme
Alceste
und
Diener
Personen.
Ein Kor männlicher und weiblicher Hausgenossen im fünften Aufzuge.
Der Schauplatz ist im Palast Admets.
E R S T E R Ein
Voisahl
an
A U F Z U G . Alce>ten9
E R S T E
ALCESTE
Zimmer.
S C E N E .
allein.
E r ist gekommen. Der B o t e , der die A n t w o r t m i r des Gottej Von Delfi bringt.
Ich w a g t ' es liicht
I h n a n z u h ö r e n , a c h ! — ich w a g t ' es n i c h t D i e Augen zu i h m aufzuheben. An seinen Lippen h ä n g t Dein Schicksal, mein Admet! — das Schicksal deiner G a t t i n ! O gute G ö t t e r , habt i h r jemahls Der f r o m m e n Liebe Flehn euch r ü h r e n lassen.
4
A L C E S T E.
S o bort mich, Götter! rettet, rettet ihnl W o nicht, so lasset mich mit ihm erblassenI
Zwischen Angst und zwischen Hoffen Schwankt mein Leben, wie im Rachen Der empörten Flut ein Nachen Ängstlich zwischen Klippen treibt. Der Donner rollt', die Winde brausen, Die aufgewühlten Wogen kochen; Rings um mich her ist Nacht und Grausen! Diefs Herz,
ein Herz
das
nichts
ver-
brochen, Ist alles was mir übrig bleibt! Zwischen Angst und zwischen Hoffen Schwankt mein Leben, wie im Rachen Der empörten Flut ein Nachen Angstlich zwischen Klippen treibt.
A L C E S T E. Z W E Y T E ALCESTE,
5
S C E N E . P A R T II E N I A.
ALCESTE. Parthenia! — G o t t ! W i e blafs ist ihre W a n g e ! Sie bebt! — O Schwester, lafs mich nicht In dieser Ungewifsheit! Hat Apollo Mein Urtheil ausgesprochen? R e d e , rede! Bringst du mir Leben oder T o d ? PARTHENIA mit weggewandtem Gesicht und erstickter Stimme.
Ach Schwester! ALCESTE. Was sagst d u ? Mufs er sterben? P A R T H E N I A. Unerbittlich, A c h ! unerbittlich sind die furchtbar'n Töchter Des E r e b u s ! Schon strecket Atropos D i e schwarze Hand — Bald wird der Faden seines Lebens Durchschnitten seyn —
6
A L C
r : S T F..
ALCESTE indem sie k r a f t l o s auf einen Le'nnstulil s i n k t .
Ihr Götter! P ARTHENIA. Fasse dich, Geliebte! Noch schimmert uns Ein Strahl von Hoffnung; noch L e b t dein A d m e t , und soll Bis an das fernste Ziel der Menschheit leben. Wenn jemand Für ihn sich
sich
entschliefst
hinzugeben. ALCESTE.
Parthenia, sprichst du w a h r ? P A R T II E N I A. Apollo spricht's aus meinem Munde. ALCESTE. Und zweifelst du > ob jemand ist Der sich entschliefse für Admet zu sterben ? PARTHENIA. O Schwester, welch ein Mittel ihn zu retten! Wer wird die L i e b e , wer die Grofsiruith bis Z u diesem Grad der Hohe treiben ?
A L C E S T E.
7
Sein V a t e r s e l b s t , der abgelebte Greis, D e r l e b e n d t o d t ein freudeleeres D a s e y n Vielleicht noch w e n i g Tago schleppen w i r d . Sein Vater selbst K a n n zu der edeln T h a t sich n i c h t entschliefsen." Wir
flehten
i h m , u i n f a f s t e n seine K n i e ,
Beschworen i h n ! Umsonst! gefühllos, taub, T a u b w i e ein M a r m o r , blieb er u n s e r m F l e h e n . ALCESTE. D a s Alter b a t in seiner h a l t e n B r u s t D i e Quelle der E m p f i n d u n g
aufgcirocknet.
D o c h , klage n i c h t , P a r t h e n i a f — Mein A d m e t W i r d leben ! lebt in diesem A u g e n b l i c k Schon wieder auf! — Es ist gefunden, D a s O p f e r , das f ü r i h n der P a r z e n Z o r n v e r s ö h n t .
PARTHENIA. E s ist g e f u n d e n ) sagst d u ?
— sagst es m i r ernst
U n d so gelassen! — G o t t e r , w e l c h e A h n u n g W e c k t diese f u r c h t b a r e Gelassenheit In meinem Busen? — Liebste Schwester1 W e l c h ein E n t s c h l u f s —
so
G
A L C E S T E . ALCESTE,
Er ist gefafst!
Ihr Götter der Hölle, Ihr furchtbaren Schatten, O ! schonet den G a t t e n ! Hier bin ich , und stelle .Zum Opfer mich dar. Kniend.
Euch weih' ich mein Leben! — Sie erhebt sich wieder.
Sie haben'6 vernommen! »Sie kommen , sie kommen! Ich höre das Schweben Der schwarzen Gefieder. Sie steigen hernieder! Sie hohlen das Opfer Zum Todesaltar!
A L C E S T E.
9
Ihr Götter der Hölle, Ihr furchtbaren Schatten, 0 ! schonet den Gatten 1 Hier bin ich, und stelle Zum Opfer mich d a r ]
P A R T II E N I A. O g u t e G ö t t e r , höret n i c h t W a s in der Angst der zärtlichen V e r z w e i f l u n g E i n liebekrankes Herz euch a n g e l o b t ! — K o m m , liebste S c h w e s t e r , k o m m in m e i n e A r m e i K o m m zu dir selbst z u r ü c k ! — Besinne dich, A l c e s t e ! — Sieh m i c h a n , die dich so zärtlich Von unsrer K i n d h e i t an g e l i e b t ,
mich,
die du
wieder So zärtlich liebte6t, — kannst du den Gedanken, M i c h zu v e r l a s s e n , n u r e r t r ä g l i c h f i n d e n ? Verlassen w i l l s t du F r e u n d e , V a t e r l a n d U n d K i n d e r , alles w a s den Sterblichen Das T h e u ' r s t e
ist,
v e r l a s s e n ? — dieses g o l d q e Licht
D e r Sonne m i t der e w ' g e n N a c h t
A L C E S T E.
TO
D e s T a r t a r u s x-ertauschen ? — Jeder F r e u d e D e s ' L e b e n s , jedem schönen ßjick I n w o n n e v o l l e T a g e die dir w i n k e n Entsagen?
—
Schrecklich!
Nein,
du
sollst
es
nicht 1 O r u f ' s z u r ü c k , U n s i n n i g e , das r a s c h e Entsetzliche Gelübd — A L C E STE. E s ist u n w i d e r r u f l i c h ! V e r g e b e n s m a r t e r s t d u m e i n leidend HeTz : L a f s a b , P a r t h e n i a ! N u r z u sehr e m p f i n d ' i c h D e r T r e n n u n g Qual. — O m e i n e K i n d e r ! — O mein Gemahl! — O meine Schwester! — Bald, B a l d w e r d e n diese halb c r l o s c h n e n A u g e n N i c h t m e h r v o l l L i e b e sich An eurem Anblick
weiden!
D i e Parze r u f t ! W i r m ü s s e n — a c h ! W i r müssen scheiden!
PARTHENIA. U n s s c h e i d e n ? O v e r h ü t e t es, G e r e c h t e G ö t t e r ! N e i n , Alceste, n e i n ! N o c h ist es Z e i t ,
D i e Götter haben Mitleid
A L C E S T E .
11
M i t unsrer S c h w a c h h e i t ; hören nicht Gelübde, von V e r z w e i f l a n g D e r Liebe ausgepreist. — Es ist — ALCESTE. Gescliehn! Sie h a b e n m i c h e r h ö r t ! D e r T o d erwartet gierig seine Beute. Schon f ü h l ' ich seine Hand — W i e kalt sie i s t ! E i n banges Schaudern läuft durch meine Adern. P a u l i e n i a , lege deine Hand auf diesen A r m Und fühle — PARTHENIA. Götter,! ALCESTE. J a , ich sterbe, U n d mich gereuet mein Gelübde nicht. D u l e b s t , A d m e t ! — W i e l e i c h t , w i e süfs ist's der Die n u r f ü r dich g e l e b t , f ü r dich zu sterben! PARTHENIA. N e i n , n e i n ! Bey allen Mächten des O l y m p u s ! D u sollst nicht s t e r b e n , w e n n im ganzen U m f a n g Der allbelebenden N a t u r
A L C E S T E.
is Ein
Mittel übrig ist. — Ich eile! — Gute Götter,
O helft, o reitet sie!
ALCESTE
allein.
W o h i n , w o h i n , Parthenia? Höre m i c h ! — Sie ist er.tflohn! Unglückliche, Dein Eifer ist umsonst! Kein Mittel, keine Wunderkraft der Kunst, Kann einen Tag zu meinem Leben setzen. Ich bin den Todeegöttem heilig, Ich sterbe! — Dieses bange, langsam durch Mein Innerstes hinkriechende Noch nie gefühlte Schaudern, E» ist der Tod! — Sic sinkt in einen Lehiisiuhl, Parthenia! — Admet! — W o seyd i h r ? O du, mein zweytes befsres Ich, Wo
bist
du?
Kannst
du,
mich
kannst
du
, A L C E S T E . Im diesen letzten Kampf verlassen? Ich sterb', ein Opfer meiner Pflicht, Du lebst, Admet, und eilest nicht Alcesteus Seele aufzufassen?
ENDE
DES
ERSTEN
AUFZUGS.
13
i4
Z W E I T E R Der Vorsalil
A U F Z U G .
vor Alcestcns
E R S T E
Zimmer.
SCENE.
A D M E T allein. W o ist Sie, dafs ich diese Freude In Ihren Busen schütte? Diese Wonne Mit Ihr empfinde? Dieses neue Leben In Ihren Armen doppelt wieder f ü h l e ? Allmächt'ge Götter! welch ein Wunder rief So plötzlich mich vom schwarzen Ufer Des Styx zurück ? W e m dank' ich diefs Leben, w e m dank' ich, die Wonne, Zum zweyten Mahle geboren zu seyn?
A L C E S T E.
15
Mit welcher Wollust saugt, o alles erquikkende Sonne, Mein Auge deine Strahlen e i n ! Wohlthätige Gotter!
Euch dank' ich die Wonne,
Zum zwcyten Mahle geboren zu s e y n !
Z W E Y T E ADMET,
S C E N E .
P A R T II E N I A.
P A R T I ! E N I A. Unglücklicher! da überlässest dich Der Freude? — Wüfstest du — ADMET. Parthenia! PARTHENIA. Gottl w o word' ich W o r t e finden, Das schreckliche Geheiumifs —
A L C E S T E.
16
ADMET. W e l c h ein G u h e i m n i f s ? Schwester, deine W o r t e Sind schreckond! Schreckender dein Blickt O r e d e , rede.l PARTHENIA. Beweinenswüitdiger! — Alceste! — deine Gattin — — I c h kann n i c h t reden — Sieh!
D R I T T E Das 7."
S C E N E.
er iler Alce tc üftuet s i c h , u n d zeigt
A I - l i E S T K N , i n einem Lchnsuihl schlummernd. Kammerfrau kniet neben i h r ;
Ei
zv,rey andere stehen seit-
w ä r t s , aufmerksam, auf den Augenblick ihres Erwachens 0
lauschend.
ADMET,
PARTHENIA,
ALCESTE.
ADMET. Alceste? — G ö t t e r ! welch ein todfender Gedanke T r i f f t w i e ein Donnerkeil in meine Seele! Alceste — PARTHENIA. Stirbt — D u lebst — N u n weifst d u Alle»!
A L C E S T E.
»7
ADMET. Weh m i i ! Sie stirbt? — Sie stirbt damit ick lebe? O Lieb'! o Tugend I — Zu ihren Füfsen»
Du, für deren Werth Die Sprache keinen Nahmen hat, Getreuste, Beste, Geliebteste der Weiber! Höre, höre mich! O hebe deine Augen, siehe mich Za deinen Füfsen — A L C E S T E erwacht. Sie betrachtet ihn etliche Augenblicke mit liebevollen Blicken, als ob sie sich seines Daseyns versichern wolle, dann reicht sie ihm die Hand.
ALCESTE. O mein Admet, D u lebst? Dank sey den Göttern! D u lebst! ADMET. Für dich, für dich allein, AIceste 1 Was könnte diefs Geschenk der Götter ohne dieh Mir helfen? PARTHENIA. Ach! zu tlieu'r, Admet, Zu theuer mufst du es erkaufen! TVIELAJTDS
sämmtl. W. XXVI. B.
B
i8
A L C E S T E.
Z u theaer, sagst d u ? — O Parthenia, D u kennest nicht w a s eine liebende Getreue Gattin fähig ist.
Hätt' ich für sein schönes Leben Tausend Leben hinzugeben. O init Freuden gab' ich sie. ADMET. Grofse Götterl welche Liebe! PARTHENIA. Welch ein Beyspiel reiner Triebe! BEIDE. Nein! Die Erde sah es nie! ALCESTE. Ohne dich, wie könnt' ich leben? 0 Geliebter, sage, w i e ?
ADMET,
PARTHENIA.
Bestes W e i b ] dein eignes Leben Für den Gatten hinzugeben!
ALCESTE. Hält' ich tausend hinzugeben, O mit Freuden gab' ich sie!
ADMET. Zu lang', Alcesto, liefs ich dich In einem Irrthura, den mein Herz vorabscheut. D u , die ich mehr als diese Augen, mehr Als meine Seele liebe, solltest sterben? Für m i c h ? Für m i c h ? ,— "Und dein Admet, der ~~
nur
Um deinetwillen noch zu athmen wünschte. Er sollt' um diesen Preis sein Leben k a u f e n ? O glaub' es nicht, AIceste! Halte nicht Den Mann , der deiner Liebe würdig war, Der schmählichen verbalsten Feigheit fähig 1
so
A L C E S T L ALCESTE.
Admet, ich kenne deine ganze Liebe, H i e r fühl' ich s i e ; m e i n Herz ist mir F ü r deines Bürge — Grofs und edel w a r es stets; Und diefs entscheidet unsern Streit. W i e ? Solltest du dich weigern können Der,
die du liebst,
die
Qual,
dich
zu
lieren, S i e schrecklichste der Qualen, abzunehmen? D u bist ein M a n n ; ich nur ein schwaches Muthloses W e i b 1 — O sage nicht, Admet, Du liebest m i c h , w e n n du nur denken Nur zweifeln kannst, dafs ich Dich überleben sollte. ADMET. Ihr hört s i e , Götter! — Und ihr könntet si« M i r r a u b e n ? Könntet so viel Tugend Der W e l t entziehen? Dieses holde, schöne Liebatlimende Geschöpf in seiner Blütha Dem Orkus opfern? — Nein, Ihr seyd nicht Götter, oder Ihr könnt es n i c h t !
A L C E S T E.
21
ALCESTE. O mäfs'ge dich, Admet! Erzürne nicht die Mächte, die uns trennen! Vielleicht dafs die Geduld, womit w i r ihrem Willen Uns unterwerfen, ihre Strenge mildert. Vielleicht erweicht sie — Doch, was half* es uns Mit eitler Hoffnung unsern Schmerz .zu täuschen ? Apollo hat gesprochen! — Mein Gemahl! Geliebter, bester M a n n ! wie könnt' ich schöner Mein Leben als für dich verlieren? Verlieren ? Nein I wenn D u lebst, ist es nicht Verloren ! Leb 1 ich nicht in dir ? ADMET. Was kann ich sagen ? Gott! was kann ich iht Erwiedern? — Schau' in meine Seele, Geliebtes W e i b ! — Alceste, höre mich! Um aller Götter willen, höre mich! Du hoffst durch deinen Tod mein Leben zu erkaufen? Vergebenst hoffst du! — Deine Wohlthat ist An mir verloren.
Fordre nichts
Unmögliches. Ich kann nicht, kann nicht Dich überleben I Unsre Seelen hat
sc
A L C E 5 T E.
D i e Liebe unauflöslich in einander V e r w e b t , und e w i g , e w i g uhzertrennbar Vereinigt sollen sie ins L a n d der Schatten g e h e n ! Farthenia gehorcht. ALCESTE. E r h ö r t m i c h n i c h t — l'arthenia! g e h , und h o h l e M i r seine Kinder her. V I E R T E ADMET,
S C E N E . ALCESTE.
A D M E T. Alceste, sey g e r e c h t ! D u , die so zärtlich liebt, So edel d e n k t , so scy g e r e c h t , Alceste! Kannst du von m i r verlangen, was In meinen eignen, was in Aller Augen mich E n t e h r e n m ü f s t e ? — N e i n , beym H i m m e l , nein, Ich w i l l die Schmach n i c h t dulden, D a f s j e d e r , dem ein Herz im Busen schlägt, M i t Fingern a u f ' m i c h w e i s e , spottend sage: Hier geht e r , hier, Der F e i g e , der sein Lebep m e h r Als seine E h r e liebt! Der fähig w a r M i t seiner Gattin sich vorn Tode los zu k a u f e n !
A L C E S T E. ALCESTE. Und kaim Admet vergossen, dafs sein Leben Nicht i l u n , nicht seiner Gattin z u g e h ö r t ? Hast du kein V o l k , das dich anbetet? Hast D u seine Thränen, seine O p f e r , seine Gelübde für dein Leben schon vergessen ? Vergessen, w i e es schaarenweis' mit bleichen Gesichtern, mit empor um Hülfe Gerungnen Armen deinen Vorhof f ü l l t e ? O lafs n i c h t , mit dem Gram dich ihrer Liebe* Unwerth zu sehn, Alcestens Geist beschämt Vor deinon Vätern sich verbergen müssen! ADMET. Grausame! Höre auf mein Herz zu foltern! Ich kann in dieser schrecklichsten dar Stunden Nicht denken, nichts als d i c h ! D u , d u , Alceste» Bist m i r die ganze W e l t ! Verlier' ich dich. So ist für mich kein V o l k , kein Vaterland, Kein Leben mehr —
24
A L C E S T E. FÜNFTE
SCENE.
P Ä R T H E N I A , mit den Kindern, DIE
VORIGEN.
A L C E S T E , indem sfe ihre Kinder erblickt. Auch keine Kinder ? Kommt, Kinder, lafst zum letzten Mahl An diese Brust euch drücken. — Süfse, rührende Geschöpfet — Sie umarmt sie.
Bald, o meine Kinder, mit erstickter Stimme.
Bald habt ihr keine Mutter mehr! Admet, o sieh sie an. Und wenn du jeden andern Nahmen, der dir heilig Seyn soll, vergessen hast, Kannst du vergessen, dafs du Vater bist? ADMET. U« widerstehlichs W e i b ! Wer kann dich hören, Dich sehn, dich sterben sehn Und überleben •wollen? — O! dir gab Ein Gott es ein, Die Pfänder unsrer Liebe mir zu Hülfe
A L C E S T E. Zu rufen! — Siehe D u sie an, Alceste! Erbarm dich ihrer Unschuld, ihres zarten Hülflosen Alters! Sieh, Wie sie bestürzt mit liebevoller Angst Die kleinen Axine dir entgegen strecken! ALCESTE. Geliebter! schone deiner sterbenden Zu schwachen Gattin! Kürze nicht durch diese Grausame Zärtlichkeit die Augenblicke, Die uns die Parze schenkt! ADMET. O meine Kinder! I h r fühlet nicht was ihr verliert — ALCESTE. Ich führs für sie. ADMET. Und änderst nicht den schrecklichen Entschlufs? ALCESTE. W i e kann i c h ? — Ach, Admot, die Todesgötter Sind unerbittlich.
Eines von uns beiden
Mufs fallen! — O ! um unsrer Liebe,
26
A L C E S T E.
Um dieser armen Unmündigen, um deiner Gattin willen, Lais mich, lafs mich allein das Opfer seyh! ADMET, von Thrillen erstickt.
Es ist zu viel!
ALCESTE. W e i n e n i c h t , du meines Herzeus A b g o t t ] Gönne mir im Scheiden Noch die süfseste der Freuden, Dafs mein T o d dein Lehen ist. A c h ! die Gröfse deines Schmerzens I s t das Mais von meinen Leiden. Mein Gemahl! O meine Kinder! Glaubet n i c h t , ich fühle minder, W e i l mein Herz bey euern Leiden Seiner eignen Noth vergifst!
A L C E S T E.
S7
Weine nicht, du meines Herzens Abgott] Gönne mir im Scheideil Noch die süfseste der Freuden, Dafs mein Tod dein Leben ist.
Alceste, durch diese letzte Anstrengung ihrer Kräfte rrichö[)it, fällt in eine Ohnmacht, aus welcher sie durch die Zuckungen
des Todc6 wieder erweckt wird.
Die
Kammerfrauen drücken ihren Jammer durch Gcberdcn aus, und zeigen sich geschäftig ihr beyzuslehcn.
Admet
liegt trostlos zu ihren Ftifsen ; er streckt mit flehenden Ge. berden die Arme gen Himmel, bemüht sich Worte heraus zu bringen, aber vergebens.
Farthenia führt die weinen-
den Kinder hinweg. Da sie zurück kommt, findet sie ihre Schwester mit dem Tode ringend.
PARTHENIA. Sie s t i r b t , o G o t t ! sie stirbt —
ADMET. O ! ist denn kein Erbarmen I m Himmel m e h r ?
A L C E S T E.
iß
ALCESTE,
sterbend.
O S o n n e n l i c h t , o mütterliches L a n d , O S c h w e s t e r , o G e m a h l ! — Zum letzten M a h l S i e h t euch Alceste — Drücke deinen Mund An m e i n e n M u n d , Admet — ich sterbe — Lebet wohl I Geliebte — lebet — Admet sinkt von Schmerzen betäubt zu Boden. Einige Bediente bringen ihn hinweg. Die Kammerfrauen breiten einen weiften Schleyer über das Gesicht der crblafsten Königin. PARTHENIA. O ! dieser Schmerz zerreifst die D ä m m e der Geduld ! Sie stirbt, ihr Gotterl S i e b r i n g t den Schatten S i c h selbst z u m Opfer Von ihrer Pflicht! Grausame Götter! I h r k ö n n t es s e h e n ?
A L C E S T E. Und unsre Thränen, Die Angst des Gatten, Sein heifses Flehen, Sein banges Stöhnen, Es rührt euch nicht? Da ist kein Retter! Sie stirbt] — Alceste! Die treuste, beste! Und, o ihr Götter! Ihr rettet nicht!
ENDE DES Z W E Y T E N
AUFZUGS.
3o
D R I T T E R
A U F Z U G .
Ein m i t Lorbei"bäuinen besetzter V o r h o f , und i n einiger E n t f e r n u n g e i n T h o i l des königlichen Palast» auf Dorischen Säulen r u h e n d .
E R S T E
S C E N E .
HERKULES D i e Sonne neigt sich.
allein.
M ü d ' und ruhbedürftig
Betret' ich deinen w o h l bekannten Vorhof, Gasifreyes I l a u s ! Gesegnet sey m i r lioldeT Sitz der U n s c h u l d , Der Z ä r t l i c h k e i t , des stillen Glückst Sey m i r g e s e g n e t , frohes T h a l , W o einst der Gott des L i c h t s I n Schäfertracht Admetens Herden führte.
A L C E S T E.
5i
U n d , seines Götterstands entsetzt, D i e angenommne Menschheit zierte! Beglücktes Land, — o möcht' Alkmenens Sohn, W e n n er, von Ruhm und Siegen müd, Einst auszuruhn verdient, des Lebens Rest In deinen Schatten sanft veriliefsen sehen!
O d u , für die ich weicher Ruh Und Amors süfsein Scherz entsage, D u , deren Nahmen ich an meiner Stirne trage, Für die ich alles thu', Für die ich alles wage, O Tugend! — Einen Wunsch, nur Einen Wunsch gewähre Dem der sich dir ergab! Wenn einst die Bahn der Ehre Durchlaufen ist, wenn er sich sehnt nach Ruh,
A L C E S T E.
3*
So schliefse hier am Abend, seiner Tage Die Freundschaft ihm die Augen z u ! Doch was bedeutet diese tiefe Unzeit'ge Stille? Keine Lieder hallen Den Säulengang herauf? Verlassen, öde, wie die Trümmern einec Zerstörten Stadt, ist dein Palast, Admet? Verlassen von den Göttern Der Freude, deren Sitz er w a r ! Was
für ein Unfall — W i e ?
Mir däucht ich
hörte E i n Klaggesclirey aus jener Halle tönen. E i n Bedienter kommt aus dem Hanse hervor, und eilt, da er den Herkules erblickt, mit einer Geberde der Bestürzung zurück.
O sage» Freund, — E r flieht mich! — Trübsinn hängt Um seine Stirne t — Zu gewifs! ein ÜnglQck traf Admetens Haust — O wende, Vater Zers, Die Vorbedeutung ab! — Doch, was es sey. Ich mufs es wissen ! Rastlos treibt mich zwar Der unversöhnbarn Juno Groll
A L C
E S T E .
33
Vcrrt eifiÄitt Aberitäü'r zum andetrt j aßet" hieT, Hier ruft die Freundschaft mirf Ihr Ruf Geht allem andern vor —
Z W E Y T E PARTHENIA,
SCENE. HERKULES.
PARTHENIA. Alkmenens Sohn? — Willkommen, o Befieyer Von Giäcien, willkommen, Herkules, Dem Haas Admets l HERKULES. W o ist er, w o ? Was hält Von seines Freundes Armen ihn zurück ? PARTHENIA. D u weifst os n i c h t ? HERKULES. Kaum bin ich angekommen. Noch sah ich niemand; nur ein Klageton Schien aus dem innern Hause mir entgegen WiKlAims sammtl. W. XXVI. B.
C
34
A L C E S T E.
Zu dringen — Reifse mich aus.diesem Zweifel! Er lebt doch w o h l ? P A R T H E N I A. Er lebt. HERKULES. Er lebt — und trüber Gram umwölkt dein Auge. Prinzessin? Traurig sagst du mir, er lebt? PARTHENIA. Vor wenig Stunden schwebte noch sein Geist Im Thof des Tartarus. HERKULES. Was sagst du ? PARTHENIA. Durch ein Wunder ist Er wieder uns geschenkt. HERKULES. Dank hab' Apollo! Denn s e i n Werk War's ohne Zweifell
Und Alceste — dein« Schwester ?
A L C E S T E .
35
PARTHENIA. Welchen Nahmen nanntest du. Unglücklicher! HERKULES. Du schreckst mich! — W i e ? Alceste — ? PARTHENIA. Hat gelebt. HERKULES. Beklagenswerter Freund! Was tliatest du Den Göttern? — Welch ein Wechseil PARTHENIA. Ach! wüfslest du erst alles, HerkulesI HERKULES. Was kann ich ärgers wissen? PARTHENIA. Freywillig gab die treue Gattin sich Für ihn dahin. Er lebt durch ihr Erblassen. HERKULES. Der feige Mann I — Könnt' er so niedrig seyn Um diesen Preis sein Leben anzunehmen?
36
A L C E S T E. PARTHENIA.
A c h ! da sie sich an seiner Statt den Parzen Z u m Opfer d a r b o t , rang er m i t dem T o d e . E r w u I s t ' es nicht.
HERKULES. O Beyspiel o h n e gleiches! U n d d u , A p o l l o , liefsest es geschehn ? D u , der in diesem m e n s c h e n f r e u n d l i c h e n W o h l t h a t ' g e n H a u s v o r meines Vaters Z o r n E i n s t eine Freystatt f a n d ? —
PARTHENIA. E r that w a s möglich w a r ; D o c h selbst den Göttern ist N i c h t Alles möglich.
Gänzlich liefsen sich
D i e Parzen nicht erbitten.
Jemand mufste
Z u m O p f e r f ü r Admet sich salber w e i h e n . Diefs war die A n t w o r t , die uns Delfi sandte. K a u m h ö r t e sie den Götterspruch, So w a r i h r Schlufs gefafst, Und
unbeweglich
blieb
die
Heldin
Flehn.
unserm
A L C E S T t
37
HERKULES. Und so viel' Tugend sollt' ein Aschenkrag Verschliefsen ? — Nein! S o wahr ich Sohn Des Donnergottes b i n , das soll er nicht! Prinzessin, kann*ich nicht Admeten sehn? P^RTHENIA. Was wird dein Anblick ihm in diesem Jammer helfen? HERKULES. Ich mufs ihn sehn. PARTHENIA. Ach! Tst er fällig deinen Anblick zu ertragen? E r halst den T a g , er halst die Gegenwart Der Menschen die er liebte, hafst Sein eignes Daseyn, fleht den T o d Um Mitleid an. E r flucht dem T a g e s l i c h t In seinem S c h m e r z ; S e i n blofser Anblick b r i c h t Ein fühlend Herz;
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A L C E S T E. Ihm Trost zu geben, fand' Ein Gott zu schwer 1 . Er hört mit taubem Ohr Der Freundschaft Stimme; Starrt zum Olymp empor In stummem Grimme; Kennt sinnlos weder Furcht Noch Hoffnung mehr! Er flucht dem Tageslicht In seinem Schmcrz; Sein blofser Anblick bricht Ein fühlend Herz; Ihm Trost zu geben, fand* Ein Gott zu schwer!
O Herkules! Was bleibt der Freundschaft übrig Für ihn zu thun? Er ist —
A L C E S T E.
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HERKULES. Mein F r e u n d ! N i e w a r er m e i n e r H ü l f e m e h r b e n ö t h i g t . O lafs m i c h — PARTHENIA. W o h l ! v e r s u c h es , G ö t t e r s o h n ! Vielleicht e r w e c k t der Anblick eines Helden Sein schon erstorbnes Herz.
I c h geh*
I h m deine A n k u n f t anzusagen. Sie geht ab.
D R I T T E
S C E N E .
HERKULES
allein.
E s ist beschlossen! D u r c h nie e r h ö r t e , d u r c h den E r d e n s ö h n e n Versagte T h a t e n s o l l , o Vater Zevs, D e i n S o h n den W e g sich n m O l y m p u s offnen 1 Herab zum
O r k u s steig' i c h ,
zwing' ihn,
Alcestcn Z u r ü c k zu g e b e n , — oder u n t e r l i e g e D e r grofsen T h a t ! E r geht in den Falast hinein.
mir
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ALGESTE, V I E R T E
S C E N E.
Der Schauplatz verwandelt sich in einen Sahl det Palists.
HERKULES,
ADMET.
A d m e t in einem L e h n s u i h l , mit dem Arme auf einem kleinen Tisch gestutzt, auf. welchem ein Asclienkrug steht. H e r k u l e s nähert sich ihm langsam und schweigend, mit dem Ausdruck der mitleidenden Freundschaft in seineji Blicken.
Admet sieht ihn mit starren Augen an.
HERKULES. W i e ? kennst du deinen Freund nicht mehr? ADMET. O j a , ich kenne dich! — Du bist -r- der Sohn Von einem Gotte der wich elend macht. HERKULES. A.dfnet, ich bin dein Freund, wiewohl du selbst Kein Mann mehr bist.
Ich kann nicht mit dir weinen,
Nicht jammern, wie ein W e i h , — doch helfen will ich dir.
A L C E S T E. ADMET. Mir helfen ? HERKULES. J a , dir lielfeu oder im Versuch Mein Leben lassen. ADMET. D i « f s kannst d u ; helfen kann kein Gott m i r ! HERKULES. Fasse, Ermanne dich, Admet; noch ist nicht alles Verloren — ADMET. W i e ? Nicht alles? Ist Alceste nicht verloren? Sieh h e r ! Da, siehst du diesen Aschenkmg? Bald wird er alles, alles was von ihr Mir übrig i s t , verschlingen! HERKULES. Hoffe besser, Freund! ADMET. Ich, hoffen? Rasest d u ? Kannst du den Orkus zwingen, seine Beut*
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4*
A L C E S T E.
Z u r ü c k zu g e b e n ? — H ö r ' e s , w e n n du es N o c h nicht g e h ö r t !
T o d t ist s i e , t o d t ! erkaltet, athemlos,
T o d t , sag 1 ich d i r ! — Ich habe nichts zu h o f f e n ! HERKULES. D e i n Zustand j a m m e r t m i c h , Admet, I c h f a h l e deinen Schmerz.
D o c h zur V e r r w e i f l u n g sinkt
K e i n edler Mann h e r a b ! — W i e ? w a r Admet , N i c h t i m m e r ein Verehrer D e r G ü t t c r ? — W o ist sein Vertraun Auf ihre M a c h t ! ADMET. A c h , Freund I Sie haben m i c h V e r w o r f e n ! hörten "nicht mein F l e h n ! HERKULES. D e r A u s g a n g soll m i t ihnen dich versöhnen, K l e i n m ü t h i g e r ! — Ich gehe — Herkules ( D u kennest i h n ) ist nicht g e w o h n t durch W o r t e Z u reden. L e b e w o h l ! B a l d sehen w i r uns w i e d e r ! ADMET. W a l w i l l s t , w a s kannst du t h u n ?
A L C E S T E. HERKULES. Freund, zweifle nicht! W a s Herkules verspricht Das wird er halten!
Ruf deinen Muth zurück! Die Götter walten! Ihr Beyfall ist der Tugend S o l d ; Sie sind den Frommen hold, Und werden dein Geschick Bald umgestalten! Freund, zweifle nicht! Was Herkules verspricht Das wird er halten! ENDE
DES -DRITTEN
AUFZUGS.
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V I E R T E R
E R S T E Der
A U F Z U G .
S C E N E . Vorsah.1.
PARTHENIA
allein.
M i t banpem Herzen, selbst des Trostes dürftig, dem Ich gebe, geh' i c h , meine Thiänen Admetens Thränen zu vermischen. Dank sey den Göltern! Diese Linderung Ist doch nicht länger ihm versagt. Nicht mehr versunken in betäubende Verzweiflung, hat sich an der Hand Der Freundschaft sein« Seele wieder aufgerichtot. E r fühlt ¿ich wieder selbst, kann weinen, findet Trost In roitgeweinten schwesterlichen Zähren.
A L C E S T E.
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Sogar ein Sonnenblick von Hoffnung kämpft Aus seinem trüben Aug' hervor, seitdem Alkmenens Sohn, dem nichts unmöglich ist, Ihn Hoffnung fassen hiefs. Allein zu bald verschlingt den Ungewissen Strahl Des Grames düstre W o l k e wieder. Er sinkt zurück in seine vorige Trostlose Klsinmuth. A c h ! in diesem Zustand ist's. W o er der Freundschaft sanfte Hand am moisten Vonnöthen hat. — O ewig theurer Schatten I W i e kann ich besser meine Liebe dir beweisen. Als wenn ich was D u liebst erhalten helfe? O!
der ist nicht vom Schicksal ganz verlassen,
Dem in der Noth ein Freund Zum Trost erscheint: Ein F r e u n d , der willig ist Die Thränen die er weint In seineu Busen aufzufassen, Der seiner selbst vergifst Und mit ihm weint.
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A L C E S T E. Ol der ist nicht vom Schicksal ganz verlassen, Dem in der Noth ein Freund Zum Trost erscheint! Sie geht ab.
Z W E Y T E
S C E N E .
Der Schauplatz verwandelt sich in das Zimmer dcä Admct. AD M E T
allein.
O Jugendzeit, o goldne Wonnetage D e r L i e b e , s c h ö n e r F s ü h l i n g meines Lebens, W o bist d u h i n ? — I s t ' s m ö g l i c h , bin i c h der, D e r einst so g l ü c k l i c h w a r ? So g l ü c k l i c h einst. U n d itzt so elend I O h n e G r e n z e n elend, W e n n n i c h t die H o f f n u n g , b a l d , Alceste, dir Z u f o l g e n , m e i n e Q u a l erträglich m a c h t e . W o bist d u ? — I r r s t d u s c h o n , geliebter Schatten, U m L e t h e n s U f e r ? — Ali 1 I c h seh 1 sie g e h n I I n t r a u r ' g e r M a j e s t ä t g e h t sie allein Am dämmernden Gestad; ihr weichen schüchtern D i e k l e i n e r n Seelen a u s , sehn m i t E r s t a u n e n D i e H e l d i n a n . — D e r s c h w a r z e N a c h e n stöfst
A L C E S T E.
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Ans Ufer, nimmt sie ein — Der Schiefer w e h t Um ihren Nacken — O ! nach w e m , Geliebte, Unglückliche, nach w e m tiehst du so zärtlich Dich u m ? — Ich folge d i r , ich komme! — W e h m i r ! Schon hat das Ufer gegenüber Sie aufgenommen! Liebreich drängen sich Die Schatten um sie her; sie bieten ihr Aus Lethens Flut gefüllte Schalen an. O hüte dich, Geliebte! Koste nicht Von ihrem Zaubertrunko ! Ziehe nicht mit ihm Ein ewiges Vergessen unsrer Liebe ein.
O flieh, geliebter Schatten, fliehe; Ich unterläge dem Gewicht Von diesem schrecklichsten der Schmerzen. Noch lebt Admet in deinem Herzen: Diefs ist sein Alles! O entziehe Diefs einz'ge letzte Gut ihm nicht!
A L C E S T E. D R I T T E
S C E N E .
P A R T H E N I A , mit einem goldnen Becher in der H a n d ,
AD M E T .
PARTHENIA, Admet, der Gram erschöpft dich; die ermüdete Natur bedarf Erquickung.
N i m m , mein König»
Aus einer schwesterlichen Hand Nimm diesen Becher I Schmerzenstillend Ist seine Kraft. Das Land der Isis sendet uns Den. Wundertrank — ADMET. Was soll er m i r ? PARTHENIA. Ein T r u n k aus Lothe selbst befreyet nicht gewisser Von jedem K u m m e r , jedem Leid das Herz. Ein allgemein Vergessen — ADMET. W e g ! Parthenia, weg mit deinem G i f t ! W i e ? Treulos sollt' ich je D e r theuren Ursach' meines Leids vergessen? O niemahls, niemahls I — Mit Alcesten hat
A L C E S T E.
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Diu F r e u d ' auf e w i g sich von m i r geschieden. M e i n Gram ist meine S p e i s e , mein V e r g n ü g e n , M e i n L a b s a l ! — Jede andre L u s t V e r s c h m ä h t A d m e t ! — Ich w i l l an Sie a l l e i n N u r d e n k e n ; w a c h e n d , t r ä u m e n d S i e , nur Sio V o r m e i n e n Augen sehn.
Auf i h r e m Grabe
S o l l m e i n e W o h n u n g s e y n ! V o n meinen T h r ä n e n sollen D i e M y r t e n w a c h s e n , die i h r Bild umscliatton! PARTIIESIA.
Unglücklicher, was hilft es dir Dein Daseyn trostlos wegzutrauern? Lais ewig deine Schmerzen dauern, Der Orkus giebt Sie nicht dafür!* ADMET. 0 lafs mir, lal's mir meine Zähren, Grausame, lafs mir meinen Schmerz! W i e könnt' ich diesen Trost entbehren? Er labt, er nährt mein leidend Herz, WIENANDS
sämmtl. "VV. XXVI. B.
D
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A L C E S T E. PARTHENIA. Bedenk, um welchen Preis da lebest!
ADMET. 0 , der Gedanke tödtet mich!
PARTHENIA. Wenn du in Gram dich selbst begrabest, So starb Alcest' umsonst für dich!
ADMET. Bemiihe dich nicht länger meinen Thriinen Den Lauf zu w e h r e n . Pavthenia!
Lafs mich weinen,
DieTs allein
Kann meine Seele vor V e r z w e i f l u n g reiten.
PARTHENIA. U n d hast du deines Freundes tröstendes Versprechen schon vergessen ? Hallen nicht In deinen Ohren noch die letzten W o r t e Des G ö t t e r s o h n s ?
A L C E S l E , ADMET. E r hiefs mich h o f f e n ! — Hoffen soll A d m e t ? ö s p i i c h , P a r t l i e n i a , sprich., w a s soll ich h o f f e n ? W a s k a n n i c h hoffen ? HERKULES. A l l e s ! Alles w a s den Gottern n i c h t Unmöglich ist! ADMET. Und hat Apollo selbst, A p o l l o , der m i c h l i e b t , m i r hellen k ö n n e n ? Ist Ilerhules a l l m ä c h t i g e r als e r ? Ach!
zu g e w i f 8 ist w a s ich hoffen k ö n n i e
Den Göttern selbst n i c h t m ö g l i c h ! — L a i s
uns
Ilicilt In w e s e n l o s e T r ä u m ' u n s thöricht w i e g e n ! D e r U n g l i i c k s e P g e , der i m finstern Kerker Von g o l d n e r F r e y h e i t t r ä u m t e , frtlilt e r w a c h e n d D e r Ketten Zahn n u r desto w ü t l i e n d e r I n seinem Fleische w ü h l e n . — Ach P a r t h e n i a ! Anstatt zu eiteln Hoffnungen M i c h a u f z u m u n t e r n , w e c k e mein von Gram Erstorbiies Herz zu seinen Pflichten a u f ! Z u lange säumten w i e
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A L C Ii S T E.
Dem theuern Schatten durch ein Todesopfer Die Höllengötter g ü n s t i g e r zu machen. Schon nähert sich die feierliche S t u n d e Der Mitternacht.
P a r t h e n i a , k o m m und theile
Die Sorge für das h e i l ' g e W e r k m i t m i r .
ENDE UliS
ViriilTIS
AUFZUGS.
F Ü N F T E R
A U F Z U G .
Der Schauplatz stellt einen Ilaustempel i m Palast Admets vor.
E i n
T o d t e n
E R S T E ADMET, ETN" K O R
o p f e r .
S C E N E . PARTIIENTA.
von Hausgenossen des A d m e t , den Altar kniend. A D M E T .
I h r heil'gen unnennbaren Mächte, In deren grauenvollen Nächte Kein sterblich A u g e dringen
kann!
um
PARTHENIA. D u , Hekate! und Ihr, Gewogne Eumenidenl Euch flcheu wir, O seht zufrieden, Seht gnädig unser Opfer a n ! KOR. Euch flehen w i r , o seht zufrieden, Seht gnädig unser Opfer a n ! s i e s t e h e n alle -wieder auf.
ADMET. Zürnet nicht der frommen Ziihre Die auf ihre Urne fallt! Ach! was ich mit Ihr entbehre, Ersetzt mir nicht der Götter Sfare, Ersetzt mir nicht die gauze Welt
A L C E S T E.
5,3
PARTHENIA. Ihr selbst im Olympus geiiuchtete Mächte, Die
tief
im
Heiliethuin O
geheimnifsvoller
D
Nächte Des Tages Fackel nie e r h e l l t ! ADMET,
P A R T H E N I A,
zusammen.
0 dafs diefs Opfer euch versöhne] 0 zürnet nicht der frommen T h r ä n e Die auf' Alcestens Urne f ä l l t ! ALLE. 0
dafs diefs Opfer euch versöhne!
Verzeiht, verzeiht der frommen Thräne Die auf AIcestcns Urne f ä l l t ! AD MET. Und d u , w o n n noch im Reich der W o n n e , in den Kreisen D e r schöner. S e e l e n , w e n n im stillen Schoofs
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A L C E S T E.
Des e w ' g e n F r i e d e n s ein Gedanke noch An deine Hinterlafsnen dich erinnert, W e n n unsre T h r ä n e n , unsre S e h n s u c h t , unser nie E r m ü d e n d e s Gespräch von deiner T u g e n d U n d unserm Glück in dir Dich noch erreichen k a n n , Geliehtor S c h a l l e n , So hör uns ! — F ü h l e , f ü h l e w i e w i r u n a u s s p r e c h l i c h D i c h noch i m Grabe lieben. U n d m ö c h t e diofs Gefühl Selbst i n E l y s i u m deine W o n n e mehren 1
Z W E Y T E HERKULES, Der
Kor
S C E N E . DIE entfernt
VORIGEN. pich.
P A R T H E N I A. W i e ? — S e h ' i c h , odor blendet m i c h der Schein D e r O p f e r i l a m m e ? H e r k u l e s schon w i e d e r Z u i i i c k ? — A d m e t , sieh deinen F r e u n d ! U n d F r e u d e blitzt aus seinen A u g e n ! ADMET. — Freude? E r sprach v o n H ü l f e , da er g i n g !
A L G E S T
E.
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HERKULES. U n d k o m m t z u h a l t e n w a s er dir v e r s p r a c h .
ADMET, O H e r k u l e s , ich wähnte D i l sevst mein F r e u n d — Ist's möglich, kannst du meiner Schmerzen s p o t t e n ?
H E R K U L E S . Dein Unglück macht dich ungerecht, Admet. I c h tadle n i c h t d a f s d u in seinem g a n z e n E s fühlst.
D u t r a u ' m mit Recht.
I s t deiner T h r ä n e n Werth.
Umfang
Alcesta
S i e i s t die Z i e r d e ihres
G e s c h l e c h t s , v e r d i e n t es d a f s i h r B i l d in M a r m o r D e n E n k e l n h e i l i g s e y ; v e r d i e n t , so o f t der T a g , A n d e m sie s i c h f ü r i h r e n G a t t e n Zurück k ö m m t ,
hingab,
dafs Thessaliens f r o m m e TöchteT
D e r Heldin Grab mit Blumenkränzen
schmücken.
M a n soll den F r a u e n sie z u m B e y s p i e l nen Sey
w i e A l c e s t e — s o l l der S e g e n s e y n
D e r künftig jede Braut zur Gattin w e i h e ! W i r sind i h r ' s s c h u l d i g !
M e h r , Admet,
V e r l a n g t i h r Schatten n i c h t .
A L C
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ADMET. D u sprichst w i e einer der das Glück Nie kaiinte, das die Götter m i r Zu Neidern m a c l y c .
D u verlörest keine
Alceste — HERKULES. Diesseits des O l y m p s , Admet, Ist k e i n V e r l u s t , den u n s die Götter nicht Ersetzen k ö n n t e n .
ADMET.