Briefwechsel 9783787341184, 9783787341177

Die Korrespondenz zwischen Albert Einstein, dem bedeutendsten Naturforscher der Neuzeit und Physik-Nobelpreisträger von

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German Pages 192 [287] Year 2022

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Briefwechsel
 9783787341184, 9783787341177

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Philosophische Bibliothek

Albert Einstein / Moritz Schlick Briefwechsel

ALBERT EIN STEIN – MORITZ SC HLIC K

Briefwechsel Eingeleitet, kommentiert und herausgegeben von

Fynn Ole Engler, Mathias Iven und Jürgen Renn Mit Geleitworten von

Hanoch Gutfreund und Don Howard

FELIX MEINER VERL AG H A MBURG

PHILOSOPHISC HE BIBLIOTHEK BAND 754

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN  9 78-3-7873-4117-7 ISBN eBook  9 78-3-7873-4118-4

© Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 2022. Alle Rechte vorbehalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§ 53 und 54 UrhG ausdrücklich gestatten. Satz: mittelstadt 21, Vogtsburg-Burkheim. Druck und Bindung: Beltz, Bad Langensalza. Gedruckt auf alte­rungs­beständigem Werkdruck­ papier, hergestellt aus 100 % chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Printed in Germany.

I N H A LT

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX Geleitworte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI Einleitung  von F. O. Engler, M. Iven und J. Renn  . . . . . . . . . XIX 1. Berlin – Rostock 1914  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XX 2. Erste Begegnung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXVI

3. »Das ist ein Kerl, den man in die Schweiz berufen könnte!« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXV 4. Nach der Beobachtung der Sonnenfinsternis  . . . . . . . . . . XLII 5. Mach, Einstein und der Wiener Kreis  . . . . . . . . . . . . . . . . XLVI 6. Berlin, Prag, Wien: Zentren der wissenschaftlichen Philosophie  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . L 7. Einstein und Schlick in Amerika  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . LV

Zu dieser Ausgabe  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . LXI Verzeichnis der Briefe und Dokumente  . . . . . . . . . . . . . . . . LXIV Literaturverzeichnis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . L XIX

A L BE RT E I N ST E I N – MOR I TZ S C H L IC K

Briefwechsel 1

Einstein an Schlick, 14. Dezember 1915  . . . . . . . . . . . . .

3

2

Schlick an Einstein, 4. Februar 1917  . . . . . . . . . . . . . . . .

5

3

Einstein an Schlick, 6. Februar 1917  . . . . . . . . . . . . . . . .

7

4

Einstein an Schlick, 21. März 1917 . . . . . . . . . . . . . . . . . .

8

5

Einstein an Schlick, 1. April 1917 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

6

Einstein an Schlick, 21. Mai 1917 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

VI

Inhalt

  7

Einstein an Schlick, 10. Dezember 1918  . . . . . . . . . . . . . 13

  8

Schlick an Einstein, 15. Oktober 1919 . . . . . . . . . . . . . . . 14

  9

Einstein an Schlick, 17. Oktober 1919 . . . . . . . . . . . . . . . . 16

10

Einstein an Schlick, 21. November 1919 . . . . . . . . . . . . . 17

11

Einstein an Schlick, 1. Dezember 1919 . . . . . . . . . . . . . . . 18

12

Einstein an Schlick, 8. Dezember 1919 . . . . . . . . . . . . . . 20

13

Schlick an Einstein, 19. Dezember 1919 . . . . . . . . . . . . . . 21

14

Schlick an Einstein, 22. Februar 1920 . . . . . . . . . . . . . . . 24

15

Einstein an Schlick, 27. Februar 1920 . . . . . . . . . . . . . . . 27

16

Schlick an Einstein, 13. März 1920 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

17

Einstein an Schlick, 19. April 1920 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

18

Schlick an Einstein, 22. April 1920 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

19

Schlick an Einstein, 10. Mai 1920 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

20 Schlick an Einstein, 5. Juni 1920 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 21

Einstein an Schlick, 7. Juni 1920 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

22 a Schlick an Einstein, 9. Juni 1920 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 22 b Schlick an Einstein, 10. Juni 1920 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 23 Schlick an Einstein, 12. Juni 1920 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 24 Ilse Einstein an Schlick, 26. Juni 1920 . . . . . . . . . . . . . . . 48 25

Schlick an Einstein, 29. Juni 1920 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

26 Einstein an Schlick, 30. Juni 1920 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 27

Schlick an Einstein, 29. August 1920 . . . . . . . . . . . . . . . . 53

28 Schlick an Einstein, 9. Oktober 1920 . . . . . . . . . . . . . . . . 56 29 Einstein an Schlick, 10. August 1921 . . . . . . . . . . . . . . . . 59

Inhalt

VII

30 Einstein an Schlick, 28. April 1922 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 31

Schlick an Einstein, 13. August 1922 . . . . . . . . . . . . . . . . 61

32

Schlick an Einstein, 15. Juli 1923 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

33

Schlick an Einstein, 23. November 1924 . . . . . . . . . . . . . 65

34 Einstein an Schlick, 27. November 1924 . . . . . . . . . . . . . 66 35

Schlick an Einstein, 27. Dezember 1925 . . . . . . . . . . . . . 67

36 Schlick an Einstein, 12. Januar 1926 . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 37

Einstein an Schlick, 22. Januar 1926 . . . . . . . . . . . . . . . . 71

38

Schlick an Einstein, 1. Februar 1926 . . . . . . . . . . . . . . . . 73

39 Schlick an Einstein, 12. Juni 1926 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 40 Schlick an Einstein, 5. Juni 1927 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 41

Einstein an Schlick, 25. Juni 1927 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

42 Schlick an Einstein, 14. Juli 1927 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 43 Einstein an Schlick, 28. Juni 1930 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 44 Schlick an Einstein, 2. Juli 1930 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 45 Einstein an Schlick, 28. November 1930 . . . . . . . . . . . . . 83 46 Schlick an Einstein, [Dezember 1930] . . . . . . . . . . . . . . . 86 47 Einstein an Schlick, [Januar 1932] . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 48 Schlick an Einstein, 18. Januar 1932 . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 49 Schlick an Einstein, 9. Mai 1932 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 50 Elsa Einstein an Schlick, 13. Mai 1932 . . . . . . . . . . . . . . . 93 51

Einstein an Schlick, 18. Mai 1932 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

52

Schlick an Einstein, 9. Mai 1933 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

53

Einstein an Schlick, 15. Mai 1933 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

VIII

Inhalt

ANHANG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

A 1 Max von Laue an Schlick, 19. August 1913 . . . . . . . . . . . 101 A 2 Max von Laue an Schlick, 25. Februar 1917 . . . . . . . . . . 103 A 3 Edgar Meyer an Schlick, 27. April 1919 . . . . . . . . . . . . . . 105 A 4 Max Born an Schlick, 11. Juni 1919 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 A 5 Auszug aus einem Brief von Schlick an Max Born, [nach dem 11. Juni 1919] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 A 6 Rudolf Schmidt an Schlick, 1. Dezember 1919 . . . . . . . . 110 A 7 Rudolf Schmidt an Schlick, 8. Dezember 1919 . . . . . . . . 112 A 8 Hans Vaihinger an Schlick, 18. Mai 1920 . . . . . . . . . . . . 114 A 9 Max Born an Schlick, 8. September 1920 . . . . . . . . . . . . 115 A 10 Wolfgang Josef Pauli an Schlick, 24. Januar 1923 . . . . . 118 A 11 Herbert Feigl an Schlick, 26. Juli 1923 . . . . . . . . . . . . . . . 119 A 12 Schlick an Max Planck, 23. Oktober 1925 . . . . . . . . . . . . 123 A 13 Rede von Moritz Schlick, gehalten am 12. Juni 1926 aus Anlass der Einweihung des Ernst Mach-Denkmals . . . 125 Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

VO RWO RT

Zum ersten Mal wird mit der vorliegenden wissenschaftlichen Edition der Briefwechsel zwischen Albert Einstein und Moritz Schlick vollständig und durchgehend kommentiert veröffentlicht. Dass wir die Heraus­gabe dieser Korrespondenz gemeinsam unternommen haben, hängt zum einen damit zusammen, dass wir uns aus einer Reihe von Projekten, die wir zu Einstein und Schlick sowie zum Verhältnis zwischen Philosophie, Wissenschaft und Gesellschaft unternommen haben, seit langem kennen und schätzen. Zum anderen hat uns die Beschäftigung mit den Briefen noch einmal vor Augen geführt, mit welcher Leidenschaft die beiden Protagonisten eine sachliche Auseinandersetzung über Fächergrenzen hinweg geführt haben, was sie zu ­einem Vorbild für unsere heutigen Diskussionen macht. Darüber hinaus hat sich das wechselvolle Verhältnis zwischen den Wissenschaften und der Philosophie über die Jahrhunderte immer wieder in prominenten Debatten offenbart, die bis heute nachwirken und sich als wichtige Zeugnisse in die Geschichte des Wissens eingeschrieben haben. Dazu zählen die Briefwechsel zwischen René Descartes und dem Wissenschaftsvermittler Marin Mersenne sowie der zwischen Isaac Newtons Schüler ­Samuel Clarke und Gottfried Wilhelm Leibniz, um nur zwei der berühmtesten zu nennen. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts stehen Einstein und Schlick stellvertretend für eine ganze Generation von Wissenschaftler-Philosophen, die einen Dialog zwischen den Fachdisziplinen und der Philosophie über die tiefgreifenden Transformationen des Wissens befördert und ihre Themen mit großem Engagement in die Öffentlichkeit hineingetragen haben. Die den Briefen vorangestellte Einleitung ordnet die Leistungen Einsteins und Schlicks vor diesem Hintergrund ein, beleuchtet ihre unmittelbaren Lebensumstände und persönlichen Ver-

X

Vorwort

hältnisse sowie ihre Beziehungen zu Zeitgenossen, sie geht aber ebenso auf zeit- und wissenschaftsgeschichtliche Ereignisse ein. Mit den erläuternden Kommentaren vertiefen wir das Verständnis für die in den Briefen geführten Diskussionen, stellen deren Umstände sowie die erwähnten Personen, Orte und Sachverhalte dar und verweisen auf weiterführende Literatur. Allerdings lassen sich die Briefe auch ohne die Anmerkungen mit großem Gewinn als einzigartige Zeitdokumente lesen und studieren, wozu wir nicht zuletzt mit unserer Edition anregen wollen. Wir bedanken uns zuvorderst bei Diana K. Buchwald, der Direktorin des Einstein Papers Projects, und Hanoch Gutfreund, dem Direktor der Einstein Archives der Hebräischen Universität Jerusalem, für die Übertragung der Rechte und die Erlaubnis, bisher unveröffentlichte Briefe Albert Einsteins abzudrucken. Für wertvolle Anregungen, Hinweise und Kommentare gilt unser Dank Christian Damböck, Lindy Divarci, Sascha Freyberg, Johannes Friedl, Hanoch Gutfreund, Dieter Hoffmann, Don ­Howard, Birgitta von Mallinckrodt, Matthias Neuber und Thomas Uebel. Bei der Literaturbeschaffung und Recherche wurden wir von der Universitätsbibliothek Rostock und der Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte Berlin unterstützt. Unser besonderer Dank für seine äußerst sorgfältige und kritische Lektüre des Manuskripts gilt Robert Schulmann. Das Institut für Philosophie und das Zentrum für Logik, Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte der Universität Rostock sowie das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin boten den institutionellen Rahmen für unsere Zusammenarbeit. Schließlich möchten wir uns beim Felix Meiner Verlag für die gute Kooperation bei der Erarbeitung dieser Briefedition bedanken. Berlin, Potsdam und Rostock, im März 2022 Fynn Ole Engler, Mathias Iven und Jürgen Renn

G E L E I T WO RT E

I Der Briefwechsel zwischen Albert Einstein und Moritz Schlick, eingeleitet durch eine ausführliche Darstellung ihrer beiden, eng miteinander verwobenen intellektuellen Biographien entwirft ein lebendiges Doppelporträt dieser prominenten Wissenschaftler-Philosophen oder Philosophen-Wissenschaftler der modernen Physik. Die Art der Darstellung erinnert an Plutarch, den griechischen Historiker der römischen Kaiserzeit. Sein Hauptwerk Leben und Taten berühmter Griechen und Römer versammelt 48 Biographien der bedeutendsten Persönlichkeiten der Antike. Plutarch vergleicht die Biographien jeweils in Paaren, etwa die von Cicero und Demosthenes oder die von Julius Cäsar und Alexander dem Großen. Dieses Format wurde jüngst von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften aufgegriffen, die in einem Band ihre bedeutendsten Mitglieder vorstellt: Albert Einstein und Max Planck firmieren dabei als Fixsterne der Akademie. Sie sind zugleich aber auch zwei prominente Vertreter des größeren Kontextes des Einstein-Schlick-Briefwechsels, der angesiedelt ist in der Ära einer fruchtbaren Wechselbeziehung zwischen Physik und Philosophie. Die intensive und langjährige Korrespondenz erweckt ihre »parallelen Biographien« auf eindrucksvolle Weise zum Leben. Der Briefwechsel zwischen Einstein und Schlick ist ein beeindruckendes Zeugnis ihrer Freundschaft, ihrer gegenseitigen Bewunderung und ihrer Vertrautheit mit den Grenzbereichen von Physik und Philosophie. Den Ton der Korrespondenz gibt bereits der erste Brief von Einstein an, geschrieben einen Tag nach Erhalt von Schlicks Aufsatz über die philosophische Bedeutung des Relativitätsprinzips. Einstein hatte den mehr als vierzig Seiten umfassenden Artikel innerhalb eines Tages »vollkommen durchstu-

XII

Geleitworte

diert« und war zu dem Schluss gekommen: »Von philosophischer Seite scheint überhaupt nichts annähernd so Klares über den Gegenstand geschrieben zu sein. Dabei beherrschen Sie den Gegenstand materiell vollkommen. Auszusetzen habe ich an Ihren Darlegungen nichts.« Derart lobende Äußerungen zu Schlicks Stil finden sich im Laufe ihres Briefwechsels immer wieder. Da heißt es beispielsweise: »Ihre Darlegung ist von unübertrefflicher Klarheit und Übersichtlichkeit. Sie haben sich um keine Schwierigkeit herumgedrückt sondern den Stier bei den Hörnern gepackt, alles Wesentliche gesagt und alles Unwesentliche weggelassen.« (Brief 3) Oder auch: »Immer wieder sehe ich mir Ihr Büchlein an und freue mich der vortrefflich klaren Ausführungen. Auch der letzte Abschnitt ›Beziehungen zur Philosophie‹ scheint mir vortrefflich.« (Brief 6) Einsteins frühe Lektüre von Philosophen wie David Hume oder Philosophen-Wissenschaftlern wie Ernst Mach machte ihm die komplizierte Beziehung zwischen grundlegenden Konzepten wie Raum und Zeit und Erfahrung bewusst. Zeit seines Lebens betonte Einstein deren Bedeutung für sein Denken vor der Entdeckung der Relativitätstheorie, und in seinem ersten Brief an Schlick gesteht er ihm darüber hinaus: »Es ist sehr gut möglich, dass ich ohne diese philosophischen Studien nicht auf die Lösung gekommen wäre.« Man würde erwarten, dass dieser Brief einen regen Austausch von Ideen ausgelöst hätte, doch den nächsten Briefkontakt gab es erst mehr als ein Jahr später. Der Grund für die Unterbrechung in ihrer Korrespondenz rührte daher, dass sie sich schon kurz nach dem ersten Brief zum ersten Mal und ­einige Monate später erneut persönlich trafen. Zwar gibt es keine Aufzeichnungen über die Treffen, aber die Herausgeber haben in ihrer Einleitung die wesentlichen Punkte der Diskussionen zuverlässig rekonstruiert. Auf Grund der Unterbrechung ihres Briefwechsels fehlt uns der lebhafte, schriftliche Austausch von Ideen und Argumenten zu einem der maßgeblichsten Beiträge, die Schlick zu Einsteins Denken über die allgemeine Relativitätstheorie geliefert hat. Noch bevor Einstein zu einem endgül-

I.  Hanoch Gutfreund

XIII

tigen Ergebnis gekommen war, hatte Schlick mit der Interpretation der neuen Relativitätstheorie begonnen. In der Tat bezog sich seine Analyse zunächst auf die vorläufige Entwurftheorie. Ausgehend von Schlicks Analyse konnte Einstein seine eigenen physikalischen Probleme in einem philosophischen Spiegel betrachten. Dieser Spiegel half ihm, die Probleme neu zu bewerten und insbesondere den Irrtum des berühmten »Locharguments« zu erkennen, mit dem er die Schlussfolgerung rechtfertigte, dass die eingeschränkte Kovarianz der Entwurftheorie »das Beste ist«, was man machen kann.1 All dies geht aus den Briefen zwar nicht hervor, war aber höchstwahrscheinlich Gegenstand der Diskussionen zwischen Einstein und Schlick. Die Lehre, die sich daraus ziehen lässt, ist die, dass es für die Wissenschaftsgeschichte besser ist, wenn sich die Briefpartner nur selten persönlich begegnen. Die in diesem Band abgedruckten Briefe decken eine breite Palette von Themen ab. Sie werden durch ausführliche Anmerkungen ergänzt, die es ermöglichen, die Inhalte der Briefe mit den Debatten während der frühen Phase der Entwicklung der allgemeinen Relativitätstheorie bis hin zu ihren die Physik prägenden Jahren in Verbindung zu bringen. Ich möchte in diesem Zusammenhang auf zwei besondere Aspekte hinweisen: Der erste zeigt, wie aufmerksam Schlick die experimentellen Forschungsarbeiten zur Relativitätstheorie verfolgt hat. So beglückwünscht er Einstein zur erneuten Bestätigung der allgemeinen Relativitätstheorie durch die Ergebnisse der Arbeiten von Bachem und Grebe über die Spektrallinienverschiebungen im Sonnen­spek­ trum (Brief 16). Dies war eine für sich stehende Episode im Bemühen darum, Einsteins Vorhersage der gravitativen Rotverschiebung zu belegen, was erst wesentlich später gelang. Der zweite Aspekt, auf den ich aufmerksam machen möchte, betrifft den Umstand, wie sehr sich der Physiker Einstein persönlich da1  Vgl. Albert Einstein an Michele Besso, ca. 10. März 1914, in: CPAE

5, Doc.  514.

XI V

Geleitworte

rum bemühte, seinen Gesprächspartnern, insbesondere Hans Reichenbach, Rudolf Carnap und Schlick selbst, geeignete Universitätsstellen an philosophischen Fakultäten zu sichern. Er korrespondierte in diesen Fragen mit Max Planck, Max von Laue und anderen. Wir können heute nur darüber spekulieren, wie sich die Beziehung zwischen Einstein und Schlick weiterentwickelt hätte, wenn Schlick 1936 nicht auf brutale Weise ermordet worden wäre. Wahrscheinlich wäre er in die Vereinigten Staaten gegangen und hätte gut ein Jahrzehnt später mit Sicherheit zu den Hauptautoren des Einstein-Bandes in der von Paul Arthur Schilpp herausgegebenen Library of Living Philosophers gehört. In diesem Fall wären ihre früheren Diskussionen über den physikalischen Realismus (Brief 6), die Bedeutung der Kausalität (mehrere Briefe vom Juni 1920) und vielleicht noch einiges mehr fortgesetzt worden. Es ist durchaus möglich, dass Schlick in dieser Phase von Einsteins Leben eine noch bedeutendere Rolle gespielt hätte. Einstein bemühte sich zu dieser Zeit um die Verallgemeinerung seiner allgemeinen Relativitätstheorie und war frustriert über die Gleichgültigkeit und den Widerstand gegenüber seinem Konzept einer einheitlichen Feldtheorie. Er machte dafür einen Mangel an erkenntnistheoretischem Bewusstsein bei seinen Physikerkollegen verantwortlich. Gegenüber seinem lebenslangen Freund Maurice Solovine brachte er seine diesbezügliche Stimmungslage so zum Ausdruck: »Die einheitliche Feldtheorie ist nun in sich abgeschlossen. Sie ist aber so schwer mathematisch anzuwenden, dass ich trotz aller aufgewendeten Mühe nicht imstande bin, sie irgendwie zu prüfen. Dieser Zustand wird wohl noch viele Jahre anhalten, zumal die Physiker für logisch-philosophische Argumente wenig Verständnis haben.«2 Einstein blieb mit seiner Ansicht im Wesentlichen allein, er hatte niemanden, 2  Albert Einstein an Maurice Solovine, 12. Februar 1951, in: Albert

Einstein, Letters to Solovine 1906–1955, New York: Open Road 2011, S.  108.

II.  Don Howard

XV

mit dem er über die Schwierigkeiten diskutieren konnte, die er bei der Verfolgung seines Konzeptes in erkenntnistheoretischer und philosophischer Hinsicht hatte. Hätte Schlick diese Lücke füllen können? Und wenn ja, wie hätte dies den Fortgang von Einsteins Bemühungen in der letzten Phase seiner wissenschaftlichen Odyssee beeinflusst? Wir werden es nie erfahren. Abgesehen von solch spekulativen Fragen ist eines klar: Diese Art der wissenschaftlichen Untersuchung, die von erkenntnis­theo­ retischen und philosophischen Überlegungen begleitet wurde und die in den 1920er- und 1930er-Jahren auf der Tagesordnung von Wissenschaftlern und Philosophen stand, ist Geschichte geworden und wurde weitgehend marginalisiert. Vielleicht ist es an der Zeit, sich wieder des gemeinsamen Erbes von Einstein und Schlick zu besinnen. Das vorliegende Buch könnte ein geeigneter Anlass sein, einen solchen Prozess in Gang zu ­setzen. Jerusalem, im November 2021 Hanoch Gutfreund II Das Verhältnis von Physik und Wissenschaftsphilosophie in der Zeit von den 1830er- bis zu den 1930er-Jahren wurde durch drei Aspekte bestimmt. Erstens war dies das Jahrhundert des – wie man es nennen kann – Philosophen-Physikers, denn eine bemerkenswerte Anzahl von Forschenden, darunter John Herschel, Hermann von Helmholtz, Heinrich Hertz, Ernst Mach, Ludwig Boltzmann, Pierre Duhem, Henri Poincaré, Albert Einstein und Hermann Weyl, leistete zu beiden Bereichen gleichzeitig grundlegende Beiträge. Zweitens waren viele prominente Physikerinnen und Physiker außerordentlich gebildet und sehr belesen in der Philosophie und ihr verwandten Gebieten, etwa der Wissenschaftsgeschichte. Einstein ist das Paradebeispiel. Im Alter von dreizehn

XVI

Geleitworte

Jahren hatte er alle drei Kritiken von Kant gelesen. Während seines Physikstudiums am Züricher Polytechnikum vertiefte er seine Studien zu Kant und las die Werke von so unterschiedlichen Philosophen wie Mach und Arthur Schopenhauer. Mit seinen Freunden an der »Akademie Olympia« in Bern las er ­David Hume, John Stuart Mill, Karl Pearson, Richard Avenarius, Poincaré und weitere Werke von Mach. Er setzte das Studium der Philosophie bis an sein Lebensende fort, denn er war davon überzeugt, dass das Studium sowohl der Wissenschaftsphilosophie als auch der Wissenschaftsgeschichte einen wichtigen Einfluss auf die Art und Weise ausübte, in der er seine wissenschaftliche Forschung betrieb. So erklärte er 1944 einem seiner Korrespondenzpartner: Ich stimme mit Ihnen völlig überein, was die Bedeutung und den erzieherischen Wert der Methodologie sowie der Wissenschaftsgeschichte und -philosophie angeht. So viele Menschen heute – und sogar professionelle Wissenschaftler – kommen mir vor wie jemand, der zwar Tausende von Bäumen, aber nie einen Wald gesehen hat. Die Kenntnis des historischen und philosophischen Hintergrunds verleiht einem jene Unabhängigkeit von den Vorurteilen seiner Generation, unter denen die meisten Wissenschaftler leiden. Diese durch philosophische Einsicht geschaffene Unabhängigkeit macht – meiner Meinung nach – den Unterschied zwischen einem bloßen Handwerker oder Spezialisten und einem echten Wahrheitssuchenden aus.3

Die dritte Besonderheit in der Beziehung zwischen Wissenschaftsphilosophie und – insbesondere theoretischer – Physik, in diesen Jahren war, dass es sich um eine symbiotische Beziehung handelte. Im späteren neunzehnten Jahrhundert kämpfte die theoretische Physik darum, sich zu profilieren, mit eigenen 3  Albert Einstein an Robert A. Thornton, 7. Dezember 1944, AEA 61-

574.

II.  Don Howard

XVII

akademischen Lehrstühlen und eigenständigen Methoden. Indem sie das Konzept der »Theorie« in den Vordergrund ihrer Arbeit stellten, trugen die Wissenschaftsphilosophen dazu bei, die theoretische Physik als wissenschaftliches Fachgebiet zu legitimieren. Umgekehrt lieferten theoretische Physiker wie Max Planck und Einstein, die diese neuen Lehrstühle gerade erst bekleideten, den Wissenschaftsphilosophen die Theorien, die diese in den Mittelpunkt ihrer Analysen rückten. Aus dieser Zeit zu erwähnen sind hier auch die Beispiele von Hans Reichenbach und Rudolf Carnap – Wissenschaftsphilosophen, deren erste Universitätsprofessuren an den Fakultäten für Physik in Berlin beziehungsweise Prag angesiedelt waren – und Wissenschaftsphilosophen wie Moritz Schlick, der in Physik, und Physikern wie Fritz London, der in Philosophie promoviert wurde. In diesem Kontext eines substanziellen und fruchtbaren Austauschs zwischen Physik und Wissenschaftsphilosophie war keine persönliche und berufliche Beziehung so wichtig wie die von Einstein und Schlick, und zwar sowohl für die beiden beteiligten Personen als auch für die beiden Disziplinen. Die persönliche Beziehung begann im Jahr 1915 und dauerte bis zu Schlicks tragischem Tod im Jahr 1936. In den ersten zehn Jahren betrachtete Einstein Schlick als den wichtigsten philosophischen Interpreten der Implikationen der Relativitätstheorie, und er tat alles, was in seiner Macht stand, um die Verbreitung von Schlicks Schriften zu fördern. Er arrangierte beispielsweise die englische Übersetzung von dessen bahnbrechender Monographie Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik von 1917 und unterstützte Schlicks Karriere, wo er nur konnte. Schlick wiederum war federführend bei der Entwicklung einer neuen Form des Empirismus, die als Logischer Empirismus berühmt werden sollte und in der Lage war, die empirische Integrität der allgemeinen Relativitätstheorie gegen ihre zahlreichen Kritiken, die in den späten 1910er- und frühen 1920er-Jahren von neokantianischen Philosophen vorgebracht wurden, abzusichern.

XVIII

Geleitworte

Die gemeinsamen Interessen von Einstein und Schlick reichten weit über die Relativitätstheorie hinaus; die philosophische Analyse der Kausalität war ein anderes zentrales Thema in ihrem regen Gedankenaustausch. Einsteins Begeisterung für Schlicks philosophische Arbeit begann sich zwar in den späten 1920er-Jahren, als Schlick sich nach Einsteins Ansicht zu sehr zu einem antimetaphysischen Positivisten entwickelte, abzukühlen, doch ließ der gegenseitige Respekt nie nach. Nach Schlicks Ermordung war Einstein fassungslos und tieftraurig. Der umfangreiche Briefwechsel zwischen Einstein und Schlick, der hier zum ersten Mal in seiner Gesamtheit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, ist die Chronik dieser bemerkenswerten Beziehung. Lesen Sie ihn, nicht nur um die Entwicklung ihrer Gedanken zu verfolgen. Lesen Sie ihn, um einen Einblick in den moralischen und intellektuellen Charakter dieser außergewöhnlichen und herausragenden Persönlichkeiten zu gewinnen. Lesen Sie ihn, um die Beziehung zwischen Physik und Wissenschaftsphilosophie in jenen Jahren besser zu verstehen, die sich so sehr von dem unterscheidet, was für unsere heutige Zeit typisch ist. Und schließlich sollten Sie ihn lesen, um Ideen zu sammeln, wie wir als Einzelne, als Institutionen und als wissenschaftliche Gemeinschaften daran arbeiten können, diese Art von produktiver Zusammenarbeit wiederherzustellen, die seinerzeit und wie in diesen Briefen manifestiert so viel zum ­Gedeihen beider Bereiche beigetragen hat. Notre Dame, im November 2021 Don Howard

EIN LEITU NG

Der Briefwechsel zwischen dem Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein und dem Philosophen und Begründer des nachmals weltberühmten »Wiener Kreises« Moritz Schlick gehört zu den wichtigsten und lebendigsten Quellen einer produktiven Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Philosophie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Briefe haben bis heute nichts von ihrer Originalität und Spannung verloren. Zeugen sie doch von den redlichen Bemühungen zweier Vertreter einer kritischen Vernunft im Ringen um begriffliche Klarheit und Sachlichkeit angesichts tiefgreifender Veränderungen des Wissens in Zeiten einer polarisierten Öffentlichkeit. Sie dokumentieren aber auch die alltäglichen Herausforderungen und Unwägbarkeiten des wissenschaftlichen Arbeitens und den engen Austausch in kooperativen Netzwerken sowie persönliche und familiäre Bindungen, strategische Allianzen und die Bedeutung langjähriger Freundschaften. Einsteins Arbeiten markieren einen bedeutenden Wendepunkt in der jüngeren Geschichte der Physik. Schlick trug wesentlich zur Entwicklung der modernen Wissenschaftstheorie bei. Beide haben mit den weitreichenden Folgen der Relativitätsrevolution und den Umwälzungen der Quantentheorie gerungen und unser modernes Weltbild entscheidend mitgestaltet. Ihr Austausch ist ein Dokument und geradezu ein Manifest der kritischen Vernunft und eines ungebrochenen wissenschaftlich-philosophischen Geistes. Neben den tiefgründigen Auseinandersetzungen um die Wissenschaft und die Philosophie zeigen die Briefe eine zunehmende Vertrautheit zwischen den beiden Protagonisten und gewähren somit auch einige unverstellte Einblicke in ihre persönlichen Lebensumstände während des Ersten Weltkriegs bis hin zum Ende der Weimarer Republik und des ­Roten Wiens.

XX

Einleitung

Die Korrespondenz zwischen Einstein und Schlick setzt Mitte Dezember 1915 ein, gut anderthalb Jahre nach Einsteins Übersiedlung nach Berlin. Schlick war zu diesem Zeitpunkt bereits einige Jahre als Privatdozent für Philosophie an der Universität Rostock tätig. Kurz darauf trafen sich beide zum ersten Mal in Berlin und sind sich zu unterschiedlichen Anlässen in den folgenden Jahren immer wieder begegnet. Auch dürften sie gelegentlich miteinander telefoniert haben.1 Wenige Monate nach der Machtübernahme Hitlers im Januar 1933 bricht der Briefwechsel ab. Einstein emigriert kurze Zeit später in die USA und kehrt nicht mehr nach Europa zurück. Schlick wird 1936 auf den Stufen der Universität Wien ermordet.2 1.  Berlin – Rostock 1914 Am 29. März 1914 traf der 35-jährige Einstein in Berlin ein. Im Gepäck hatte er den Entwurf einer neuen Gravitationstheorie, an der er seit 1907 in Bern, Prag und Zürich, den Stationen seiner bisherigen Laufbahn, gearbeitet hatte. Gemeinsam mit dem Mathematiker Marcel Grossmann, seinem Freund aus Studientagen am Züricher Polytechnikum, war er ein Jahr zuvor zu der Überzeugung gelangt, dass eine allgemein relativistische Theorie der Schwerkraft nicht komplett unabhängig von der Wahl der raum-zeitlichen Bezugssysteme zu formulieren sei.3 Durch die 1 Dafür spricht, dass sich Schlick Einsteins Berliner Telefonnummern (Amt Pfalzburg 7273 bzw. Amt Nollendorf 2807) notiert hatte. Vgl. dazu das gesondert eingelegte Blatt in Schlicks Notizheft 4, NHA Inv.-Nr.  180, A.  196. 2  Zu den Folgen dieser beiden emblematischen Ereignisse vgl. Fynn Ole Engler und Jürgen Renn, Gespaltene Vernunft. Vom Ende eines Dia­ logs zwischen Wissenschaft und Philosophie, Berlin: Matthes & Seitz 2018. 3  Albert Einstein und Marcel Grossmann, Entwurf einer verallge­ meinerten Relativitätstheorie und einer Theorie der Gravitation, Leipzig  /  Berlin: Druck und Verlag von B. G. Teubner 1913 (= CPAE 4, Doc.  13).

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Einschränkung der Koordinatensysteme schien eine vollständige Verallgemeinerung seiner speziellen Relativitätstheorie aus dem Jahre 1905 unmöglich. Bis zu seiner Abreise nach Berlin hatte er über die Bedingungen für die Wahl der Bezugssysteme nachgedacht. Zugleich war Einstein optimistisch, dass sich die Gravitationstheorie schon bald durch die von ihr vorhergesagte Krümmung des Sternenlichts im Schwerefeld großer Massen, wie sie von der Erde aus bei einer Sonnenfinsternis zu beobachten war, überprüfen lassen würde.4 Daher war er insbesondere an einer weiteren Zusammenarbeit mit dem Astronomen Erwin Finlay Freundlich interessiert.5 Im November 1913 war Einsteins Wahl zum jüngsten ordentlichen Mitglied der altehrwürdigen Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften von Kaiser Wilhelm II. bestätigt worden. Außerdem wurde er Honorarprofessor an der Friedrich-­Wilhelms-­ Universität zu Berlin ohne Lehr- und Prüfungsverpflichtungen und ihm wurde ein Direktorenposten am neu zu gründenden Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI) für Physik – anfangs auch unter dem Namen KWI für physikalische Forschung bekannt – in Dahlem in Aussicht gestellt, den er ab 1. Oktober 1917 bekleidete. Alles in allem hatte Einstein damit einmalige Bedingungen für eine nahezu ungestörte Forschungstätigkeit. Die Tage vor seiner

4  In einem Vortrag vor der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich

hatte Einstein am 9. Februar 1914 dazu ausgeführt: »Da das einzige Gravitationsfeld, welches eine der Beobachtung zugängliche Strahlenkrümmung liefern soll, dasjenige der Sonne ist, sind für die im August 1914 stattfindende Sonnenfinsternis sorgfältige Vorbereitungen getroffen: es soll durch photographische Aufnahme der sonnennahen Fixsterne festgestellt werden, ob jene Strahlenkrümmung tatsächlich vorhanden ist oder nicht.« (Albert Einstein, »Zur Theorie der Gravitation«, in: Natur­ forschende Gesellschaft in Zürich. Vierteljahrsschrift 59, Teil 2, Sit­ zungsberichte (1914), S.  I V–VI [= CPAE 4, Doc.  27]). 5  Vgl. die Briefe Albert Einsteins an Erwin Freundlich, um den 20. Januar 1914, in: CPAE 5, Doc.  506 und an Heinrich Zangger, 10. März 1914, ebenda, Doc.  513.

XXII

Einleitung

Ankunft in Berlin verbrachte er in Holland bei dem befreundeten Physiker-Kollegen Paul Ehrenfest. In der zweiten Aprilhälfte 1914 kam Einsteins Frau Mileva mit den gemeinsamen Kindern Hans Albert und Eduard nach Berlin. Doch schon bald war ihre unglückliche Ehe endgültig gescheitert und Mileva kehrte mit den Söhnen Ende Juli nach Zürich zurück. Schuld daran war vor allem Einsteins Beziehung zu seiner Cousine und heimlichen Geliebten, der seit 1908 geschiedenen Elsa Einstein-Löwenthal. Beide kannten sich seit Kinder­ tagen und hatten sich zwei Jahre zuvor bei einem Spaziergang am Wannsee ineinander verliebt. Im September 1917 zog Einstein schließlich von der Wittelsbacherstraße 13 in Wilmersdorf zu Elsa in die Haberlandstraße 5 nach Schöneberg. Von ihr um­sorgt konnte er sich voll und ganz seiner Forschungstätigkeit widmen. Allerdings ließen ihn auch die Sorgen um seine erste Frau, mit der er eine uneheliche Tochter, die 1902 in Novi Sad geborene »Lieserl«, hatte, nicht mehr los. Zu dem Zeitpunkt, als Einstein in Berlin eintraf, bereitete sich Moritz Schlick, der am 14. April 1914 seinen 32. Geburtstag feierte, auf die am Tag darauf beginnende Vorlesungszeit des Sommersemesters vor. Er bot eine zweistündige Vorlesung über Naturphilosophie und eine Übung zur Lektüre Immanuel Kants an. Daneben hielt er einmal wöchentlich eine einstündige Vorlesung zur Pädagogik und Psychologie am wenige Jahre zuvor gegründeten Rostocker Konservatorium der Musik. Am 21. Juni 1914 konnte er zudem seinen Eltern über den Fortgang der Arbeiten an seinen Büchern berichten, dass der erste Teil der Allgemeinen Erkenntnislehre fertiggestellt sei.6 Schlicks Frau, die aus den USA stammende Blanche Guy Hardy, erwartete das zweite Kind, die gemeinsame Tochter Barbara kam am 30. Juni zur Welt, der 1909 in Zürich geborene Sohn Albert besuchte bereits den Kindergarten. In seiner freien Zeit machte Schlick bei sommerlichem Wetter Ausritte durch »herrliche Felder, Dörfer, den Barnstorfer 6  Vgl. Moritz Schlick an die Eltern, 21. Juni 1914, NHA Inv.-Nr.  128.

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Wald u. s. w.«, im Winter ging er auf den »überschwemmten Warnow-Wiesen Schlittschuh laufen«.7 Über den Physiker und ehemaligen Kommilitonen Max von Laue, den Schlick seit seiner Berliner Studienzeit kannte und der so wie er bei dem Begründer der Quantentheorie Max Planck promoviert wurde, erfuhr er regelmäßig von den neuesten Entwicklungen in der Physik. Und so war es auch Laue, der Schlick schon frühzeitig dazu ermunterte, sich weiterhin mit der Relativitätstheorie zu beschäftigen: »Sie schrieben mir schon vor einigen Monaten in einem Brief […], dass Sie Sich für das Relativitätsprinzip interessierten. Seitdem geht mir der Gedanke im Kopf herum, ob es nicht gut wäre, wenn einmal von berufener philosophischer Seite etwas darüber geschrieben würde. […] Wollen Sie Sich nicht einmal daran setzen? Ein dankbares Problem wäre es wohl«.8 Allerdings war Laue skeptisch, was Einsteins allgemeine Relativitätstheorie anbelangte. Er schrieb an Schlick: Von dem Versuche Einsteins, die Relativitätstheorie so umzuformen, dass ein Gravitationsfeld vollständig durch ein beschleunigtes Bezugssystem ersetzt werden kann, haben Sie wohl schon gehört. Einstein trägt in Wien darüber vor.9 Mir gefällt diese »Aequivalenz­ hypo­these« ganz und gar nicht, ich glaube einfach nicht dass sie richtig ist. Die ausserordentliche, weil gar nicht absehbare Kompliziertheit der neuen Theorie bestärkt mich noch in meiner Ablehnung. Zum Glück lässt sich eine der unmittelbarsten Folgerungen aus ihr, die Krümmung der Lichtstrahlen in der Nähe der Sonne,

7  Siehe die Briefe von Moritz Schlick an die Eltern, 18. Januar und

21. Juni 1914, ebenda. 8 Max von Laue an Moritz Schlick, 27. Dezember 1911, NHA Inv.-Nr.  108 / Lau-9. Siehe dazu im Anhang auch die Briefe A 1 und A 2 von Laues an Schlick vom 19. August 1913 und 25. Februar 1917. 9  Einsteins Vortrag »Zum gegenwärtigen Stande des Gravitationsproblems«, gehalten am 23. September 1913 auf der 85. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte in Wien, erschien in: Physikalische Zeitschrift 14 (1913), S.  1249–1262 (= CPAE 4, Doc.  17).

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Einleitung

schon 1914 bei der Sonnenfinsternis prüfen. Dann wird diese Theorie wohl eines seligen Todes sterben.10

Aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs kam die empirische Überprüfung der allgemeinen Relativitätstheorie durch die Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis vom 21. August 1914 jedoch nicht zustande. Die vor allem auch dank des Einsatzes von Planck mit finanziellen Mitteln ausgestattete und unter der Leitung von Freundlich im Juli auf die Krim entsandte deutsche Expedition musste unverrichteter Dinge wieder abziehen. Zeitweise waren die Expeditionsmitglieder, die sich infolge der deutschen Kriegserklärung gegenüber Russland vom 1. August 1914 unvermittelt auf feindlichem Gebiet befanden, festgesetzt und ihre technischen Gerätschaften beschlagnahmt worden. Einstein machte sich Sorgen und er schrieb an Ehrenfest: »Mein[] gute[]r Astronom[] Freundlich wird in Russland st[a]tt der Sonnenfinsternis die Kriegsgefangenschaft erleben.«11 Doch die Sache ging für Freundlich gut aus, zurück in Berlin stand er auch weiterhin mit Einstein über astrophysikalische Fragen im engen Austausch. »Dem leidigen, abscheulichen Kriege zum Trotz« arbeitete Einstein »still auf [s]einer Bude«.12 Noch Mitte Oktober 1914 hatte er sich gemeinsam mit dem Astronomen und langjährigen Direktor der Berliner Sternwarte Wilhelm Julius Foerster und dem aus Sankt Petersburg stammenden Philosophen Otto Buek an der redaktionellen Endfassung des von dem Physiologen, Arzt und Pazifisten Georg Friedrich Nicolai entworfenen und erst 1917 in der Schweiz veröffentlichten »Aufrufs an die Europäer« beteiligt und diesen unterzeichnet13 – ein öffentlicher, wenn auch 10  Max von Laue an Moritz Schlick, 19. August 1913, NHA Inv.-­Nr.  108/

Lau-15. 11  Albert Einstein an Paul Ehrenfest, 19. August 1914, in: CPAE 8/A, Doc.  34. 12  Albert Einstein an Edgar Meyer, 2. Januar 1915, ebenda, Doc.  44. 13  Abgedruckt in: Albert Einstein, Über den Frieden. Weltordnung oder Weltuntergang? Hg. von Otto Nathan und Heinz Norden, Vorwort

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hoffnungslos zum Scheitern verurteilter Versuch, dem nationalistischen Furor entgegenzutreten, der in dem am 4. Oktober 1914 veröffentlichten Aufruf »An die Kulturwelt!«, auch bekanntgeworden als »Manifest der 93«, zum Ausdruck kam, der von 93 prominenten Persönlichkeiten, allesamt der sogenannten kulturellen Elite zugehörig, unterschrieben wurde.14 Wie Einstein brach auch Schlick in Rostock in keinerlei Begeisterung über den Krieg aus. An die Eltern schrieb er Anfang August: »Es drängt mich, in dieser furchtbaren Zeit Euch ein paar Zeilen zu senden, denn bei den vielen Kriegsbotschaften ist Euch gewiss jede anders geartete Nachricht willkommen«.15 Mitte des Monats, in der dritten Kriegswoche, teilte er über die Situation vor Ort mit: »Zahlreiche Rostocker Familien haben bereits den Verlust von Angehörigen zu beklagen: ein in unserer Strasse ein paar Häuser von uns wohnender Major ist gefallen, ferner der jüngste Sohn des Prof. Martius16 und viele andre, die wir nicht kannten. Der Bruder unserer Pflegerin ist verwundet. Wenn nur die schreckliche Kriegszeit erst wieder vorbei wäre!«17 Und in seinem am 5. September im Rostocker Anzeiger veröffentlichten Artikel »Lieb Vaterland!« rief Schlick zu einer Mäßigung der heimischen Presse im Umgang mit dem Kriegsgegner auf.18 von Bertrand Russell, Bern: Herbert Lang & Cie AG 1975, S.  21  ff. sowie in: CPAE 6, Doc.  8. 14  Unter anderem abgedruckt in: Das Monistische Jahrhundert. Wo­ chenschrift für wissenschaftliche Weltanschauung und Weltgestaltung, im Auftrag des Deutschen Monistenbundes hg. von Wilhelm Ostwald, Jg.  3, Zweiter Halbbd., Oktober 1914 bis März 1915, S.  593–596. Näheres zum »Manifest der 93« und dem »Aufruf an die Europäer« in: Hubert Goenner, Einstein in Berlin 1914–1933, München: C. H. Beck 2005, S.  70–75. 15  Moritz Schlick an die Eltern, 3. August 1914, NHA Inv.-Nr.  128. 16  Der Mediziner Friedrich Martius (1850–1923) war ab 1899 bis zu seiner Emeritierung 1921 ordentlicher Professor der inneren Medizin an der Universität Rostock und seit 1901 Generaloberarzt der Reserve. 17  Moritz Schlick an die Eltern, 16. August 1914, NHA Inv.-Nr.  128. 18 Vgl. Rostocker Anzeiger, 34. Jg., Nr.  207, 5. September 1914.

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Einleitung

Selbst wenn die ausländische Presse mit ihren Verbalattacken provoziere, so dürfe man sich doch nicht, wie er meinte, »zu maßlosem Schimpfen hinreißen« lassen und »mit pöbelhaften Worten« sprechen. Eine ähnliche Motivation dürfte Schlick auch bei dem Entschluss geleitet haben, die im Oktober 1914 veröffentlichte »Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches« zu unter­zeichnen.19 2.  Erste Begegnung Anfang des Jahres 1915 schrieb Einstein über den Fortgang seiner Arbeit an der allgemeinen Relativitätstheorie der Gravitation an den italienischen Physiker und Mathematiker Paolo Straneo: »Ich glaube sicher, dass der eingeschlagene Weg im Prinzip richtig ist, und dass man sich später darüber wundern wird, dass der allgemeine Relativitätsgedanke so grossen Widerstand findet.«20 Seinem ältesten Sohn Hans Albert teilte er über den Berliner Alltag mit: »Ich habe da eine kleine Wohnung, in der ich gewöhnlich den ganzen Tag arbeite. Manchmal koche ich mir sogar selbst zu Mittag.«21 Mit Leidenschaft trieb Einstein zu dieser Zeit seine Forschungen voran und arbeitete härter denn je. Privat hatte er mit der bodenständigen und geselligen Elsa sein Glück gefun19 Vgl. »Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches«,

in: Berliner Akademische Nachrichten, Nr.  3 (Wintersemester 1914/15), S.  34/35. Hierbei handelte es sich zunächst nur um den Text der Erklärung, der zusammen mit der Liste der mehr als 3.000 Unterzeichner kurz darauf noch einmal veröffentlicht wurde (Berlin: Kaiser-Wilhelm-Dank. Verein der Soldatenfreunde, 16. Oktober 1914). Weiterführend dazu Mathias Iven, »Moritz Schlick als Unterzeichner von Erklärungen und Aufrufen«, in: Fynn Ole Engler und Mathias Iven (Hgg.), Moritz Schlick – Die Rostocker Jahre und ihr Einfluss auf die Wiener Zeit (= Schlickiana, Bd.  6), Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2013, S.  359–374. 20  Albert Einstein an Paolo Straneo, 7. Januar 1915, in: CPAE 8/A, Doc.  45. 21  Albert Einstein an Hans Albert Einstein, 25. Januar 1915, ebenda, Doc.  48.

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den. An seinen Freund und Seelenverwandten Heinrich Zangger schrieb er am 7. Juli 1915: »In persönlicher Beziehung bin ich nie so ruhig und glücklich gewesen wie jetzt. Ich lebe ganz zurückgezogen und doch nicht einsam dank der liebevollen Fürsorge meiner Cousine, die mich ja überhaupt nach Berlin zog.«22 Zwei Tage zuvor war Einstein aus Göttingen zurückgekehrt, wo er an der Universität unter der Schirmherrschaft der Wolfskehl-Stiftung sechs zweistündige Vorträge über die Relativitätstheorie gehalten hatte. Nach eigenem Bekunden »erlebte [er] die Freude, die dortigen Mathematiker«, gemeint waren David Hilbert und Felix Klein, »vollständig zu überzeugen«.23 Allerdings hatten Einsteins Feldgleichungen der Gravitation weiterhin den Makel, dass sie sich nicht durch beliebige Koordinatentransformationen ineinander überführen ließen; er meinte sogar einen Beweis dafür gefunden zu haben. Dabei handelte es sich um das berühmte »Lochargument«.24 In seiner ursprünglichen Fassung betrachtete Einstein eine mit Materie gefüllte Raumzeit mit Ausnahme eines abgeschlossenen Bereichs: dem »Loch«. Unter der scheinbar plausiblen Annahme, dass Raumzeitpunkte durch Koordinaten identifiziert werden können, konnte er zeigen, dass eine bestimmte Materieverteilung außerhalb des Lochs das Gravitationsfeld in seinem Inneren nicht eindeutig bestimmt. Einstein hielt dies für hinreichend, um alle allgemein kovarianten Theorien zu verwerfen, und suchte deshalb nach einer mit dem Lochargument verträglichen Koordinatenbeschränkung. Erst Ende 1915 erkannte er, dass diese vermeintlich plausible Voraussetzung des Locharguments unhaltbar war, da die Koordinaten keine physikalische Bedeutung haben. »Die schliesslich eingeführte Koordinatenbeschränkung verdient deshalb besonderes 22  Albert Einstein an Heinrich Zangger, 7. Juli 1915, ebenda, Doc.  94. 23  Ebenda. Eine teilweise Nachschrift der Vorträge findet sich in:

CPAE 6, Appendix B. 24  Siehe dazu John Stachel, »The Hole Argument and Some Physical and Philosophical Implications«, in: Living Rev. Relativity 17 (2014), S.  1–66 sowie die dort angeführte Literatur.

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Einleitung

Vertrauen«, schrieb Einstein noch im August 1915 an den Göttinger Physiker Paul Hertz, »weil sie sich mit dem Postulat der vollständigen Bedingtheit des Geschehens in Zusammenhang bringen lässt«. Zugleich gestand er ihm aber auch seine Ratlosigkeit bei der Wahl der zulässigen Koordinatensysteme: »Wie steht es nun bei den komplizierten Transformationsbedingungen der allg. Rel. Theorie. Da stehe ich wie der Ochs am Berg.«25 Anfang September 1915 reiste Einstein in die Schweiz, um seine beiden Söhne zu besuchen und mit Mileva über den weiteren Umgang zu verhandeln, aber auch um seine Schweizer Freunde Michele Besso und Heinrich Zangger wiederzusehen. Aus Luzern, wo Einstein sich bei seiner Schwester Maja und ihrem Mann Paul Winteler aufhielt, schrieb er an Elsa: »Ich war zweimal mit den Kindern zusammen. Darauf Stockung. Ursache: Angst der Mutter vor zu grosser Anlehnung der kleinen an mich. […] Das Resultat der Reise war mässig. Immerhin hat Zangger wohl gesehen, welcher Teil der anständigere ist. Er wird es gütlich durchsetzen, dass ich die Kinder jedes Jahr eine Zeit lang bekomme.«26 Am 16. September, drei Tage vor der Rückreise nach Berlin, trafen Einstein und Zangger mit dem französischen Schriftsteller und bekanntesten Pazifisten der Zeit Romain Rolland in Vevey am Genfersee zusammen. In seinem Tagebuch schrieb Rolland, dem der Literaturnobelpreis für das Jahr 1915 zuerkannt werden sollte, über den Besuch: »Wir verbringen den ganzen Nachmittag auf der Terrasse des Hotels Mooser am Ende des Gartens inmitten von Bienenschwärmen, die auf dem blühenden Efeu Honig sammeln.« Einstein erschien Rolland »sehr lebendig und heiter«, allerdings war ihm auch aufgefallen, dass er »die Intellektuellen an den Universitäten […] in zwei sehr deutlich unterschiedene 25 Albert Einstein an Paul Hertz, 22. August 1915, in: CPAE 8/A,

Doc.  111. 26 Albert Einstein an Elsa Einstein, 11. September 1915, ebenda, Doc.  116.

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Klassen [einteilt]: die Mathematiker, Physiker, die Leute der exakten Wissenschaften, die tolerant sind; und die Historiker und die Literaturwissenschaftler, die irrereden von lauter nationalen Leidenschaften. Die Masse der Nation ist erstaunlich fügsam, ›gezähmt‹ […].« Und weiter lautete es: »Einstein gibt vor allem der ganz und gar auf Nationalstolz und blinde Unterwerfung unter den Staat gerichteten Erziehung die Schuld daran.«27 Am Vortag des Treffens hatte Einstein noch einen vertraulichen, an Rolland gerichteten Brief aufgesetzt – diesen aber nicht abgeschickt –, um ihn über die Situation des Bundes »Neues Vaterland«, einer im November 1914 gegründeten pazifistischen Vereinigung, der Einstein Anfang Juni 1915 beigetreten war, zu unterrichten. Außerdem konstatierte er darin auch die mit Rolland tags darauf besprochene Spaltung der akademischen Welt, die die Aufrechterhaltung der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit bedrohte.28 Demgegenüber hatte Rolland in einem auf den 10. April 1915 datierten Brief an das in Stockholm erscheinende Svenska Dagbladet – Ende Oktober 1915 zusammen mit anderen kriegskritischen, von ihm vor allem in der liberalen Tageszeitung Journal de Genève veröffentlichten Artikeln unter dem Titel Au-dessus de la mêlée in Buchform publiziert – den Gedanken der europäischen Einheit beschworen,29 den er auch im Gespräch mit Einstein aufgegriffen haben könnte. Einstein jedenfalls hat wenig später in seinem öffentlichen Statement zum Krieg, das er auf Bitten der Berliner Ortsgruppe des 27 Romain Rolland, Das Gewissen Europas. Tagebuch der Kriegs­ jahre 1914–1919. Aufzeichnungen und Dokumente zur Moralgeschichte Europas in jener Zeit, Bd.  I: Juli 1914 bis November 1915, Berlin: Rütten & Loening 21983, S.  613  ff.; vgl. dazu Albert Einstein, Über den Frieden. Weltordnung oder Weltuntergang? a. a. O., S.  33–36. 28  Albert Einstein an Romain Rolland, 15. September 1915, in: CPAE 8/A, Doc.  118. 29  Romain Rolland, »Lettre au Journal ›Svenska Dagbladet‹ de Stockholm«, in: ders., Au-dessus de la mêlée, Paris: Librairie Paul Ollendorff 1915, S.  122  f.

XXX

Einleitung

Goethe-Bundes im Oktober / November 1915 verfasste, geschrieben: Ich bin auch trotz der unsagbar traurigen Verhältnisse der Gegenwart der Überzeugung, dass eine staatliche Organisation in Europa, welche europäische Kriege ebenso ausschliessen wird, wie jetzt das deutsche Reich einen Krieg zwischen Bayern und Württemberg, in nicht allzu ferner Zeit sich erreichen lassen wird. Kein Freund der geistigen Entwicklung sollte es versäumen, für dieses wichtigste politi­sche Ziel der Gegenwart einzustehen.30

Schlick wird dieser Einschätzung Einsteins zugestimmt haben. Neben Einträgen zur Relativitätstheorie, an deren philosophischer Interpretation er auch über das Jahr 1915 weiterhin arbeitete, findet sich in seinem Notizbuch aus dieser Zeit die Übersetzung einer längeren Passage aus dem bereits erwähnten Artikel Rollands, in der dieser gegen Nationalismus und Krieg die Einheit Europas einforderte.31 Ein internationaler Gedanken­ 30  Albert Einstein, »Meine Meinung über den Krieg«, in: CPAE 6,

Doc.  20; später abgedruckt in: Das Land Goethes 1914–1916. Ein vater­ ländisches Gedenkbuch, hg. vom Berliner Goethebund, Stuttgart  /  Berlin: Deutsche Verlags-Anstalt 1916, S.  30. Siehe dazu auch die beiden Briefe Einsteins an den Berliner Goethebund, nach dem 23. Oktober 1915 und vom 11. November 1915, in: CPAE 8/A, Doc.  132 bzw. 138. 31 Es heißt dort: »Des kommenden Tages europäischer Gedanke weilt bei den Armeen. Die schreienden Gelehrten, die einander in beiden Lagern ausschimpfen, sind nicht die Vertreter jenes Gedankens. Die Stimme des Volkes, das sich vom Krieg abwenden wird, nachdem es seine bittre Wirklichkeit geschmeckt hat, diese Stimme wird jene Männer zum Schweigen bringen, weil sie sich als unwürdige Wegweiser des Menschengeschlechts erwiesen haben. Unter diesen aber wird es mehr als einen Petrus geben, der beim Hahnenschrei trauernd ruft: Herr, ich habe dich verleugnet! Das Geschick des Menschentums geht dem aller Vaterländer vorauf. Nichts wird hindern können, dass die Bande zwischen dem Gedankenleben der Nationen wieder angeknüpft werden. Wer sich da weigern wolle, beginge Selbstmord, denn durch dieses Band kreist die Flut des Lebens. Ich habe nicht die mindeste Sorge um die künftige

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austausch um des Friedens willen, der die Kooperation unter den Intellektuellen und Wissenschaftlern verschiedener Nationen mit einschloss, ist auch von Schlick zeit seines Lebens und insbesondere im späteren »Wiener Kreis« angestrebt worden; nicht zuletzt dürften dafür seine Erfahrungen während des Kriegs ausschlaggebend gewesen sein. Im April 1915 teilte er dem Vater mit: »Meine letzte Abhandlung wird voraussichtlich erst gegen Ende des Sommers gedruckt werden; sie soll in der Juli-Nummer der ›Zeitschrift f. Philosophie‹ erscheinen, aber während des Krieges pflegt sich die Fertigstellung der Hefte um einen bis zwei Monate zu verzögern.«32 So konnte er schließlich erst am 12. Dezember 1915, einem Sonntag, an Einstein sowie an die Philosophen Erich Becher in Münster und Hans Vaihinger in Halle / S. seinen Artikel über das Relativitätsprinzip übersenden.33 Und an den Vater schrieb er noch am selben Abend: »Ich habe am Freitag Morgen meine letzte Stunde im Konservatorium, und wir könnten daher am Freitag Abend in Berlin eintreffen. Ich werde mich aber noch genau wegen des Zuges erkundigen. […] Ich habe heute ausser diesem schon 3 Briefe geschrieben (an auswärtige Professoren).«34 Zwei Tage später, am 14. Dezember, teilte Schlick nach Berlin mit: »Wir werden nun am Freitag kommen […], um 954 Abends, Stettiner BahnEinigkeit des europäischen Gemeinschaftswesens. Das geistige Zusammenstehen Europas muss zur Wirklichkeit werden. Der Krieg des heutigen Tages ist nur eine Blutstaufe!« (Notizheft 6, NHA Inv.-Nr.  180, A.  198, S.  22). Möglicherweise könnte Schlick die Passage in einer deutschen Zeitung gefunden haben. Wortgleich findet sich das Zitat später auch bei: Ernst Schultze, »Mäßigung«, in: Mitteilungen aus dem Verein deut­ scher Freimaurer. Jahrbuch für 1915–1916, 53. Jg., hg. von J. C. Schwabe, Leipzig: Bruno Zechel 1916, S.  112. 32  Moritz Schlick an Albert Schlick, 3. April 1915, NHA Inv.-Nr.  128. 33  Moritz Schlick, »Die philosophische Bedeutung des Relativitätsprinzips«, in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 159 (1915), S.  129–175 (= PhB 733, S.  3–56). 34  Moritz Schlick an Albert Schlick, 12. Dezember 1915, NHA Inv.Nr.  128.

XXXII

Einleitung

hof«.35 Am selben Tag hatte auch Einstein an Schlick geschrieben, sich für die Übersendung der Abhandlung bedankt, ihn überschwänglich für die Darstellung der Relativitätstheorie gelobt und ihn zugleich zu sich eingeladen.36 Schlick dürfte mit der Familie wie angekündigt am 17. Dezember in Berlin eingetroffen sein und in der großzügigen 7-Zimmer Wohnung des Vaters in der Villa »St. Rochus« im Grunewald Quartier bezogen haben, in die dieser kurz nach dem Tod der Mutter am 5. Februar 1915 gezogen war. Am Nachmittag des 17. Dezember trug Einstein in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft über »die allgemeine Relativitätstheorie und die durch sie gelieferte Erklärung der Perihelbewegung des Merkurs« vor.37 Schlicks ehemaliger Physik-Lehrer und Mitglied der Gesellschaft Karl Hollefreund war bei dem Vortrag anwesend und schrieb zwei Tage später an ihn: Vorgestern hörte ich Einstein seine neue Gravitationstheorie vortragen. Die Verknüpfung von Zeit und Raum ist nun noch viel inniger und komplizierter und daher z. B. Gravitationsgleichungen fürs Vakuum vorhanden. Merkwürdig war, daß die neue Theorie für die säkuläre Störung beim Merkur, die zu 45" ±  5" beobachtet ist, 43" ergibt. Planck sagte, man könne natürlich über das soeben gehörte nicht gleich urteilen, es nähme jeder viel Anregung zum Nachdenken mit nach Hause. […] Bewundert habe ich die schlichte klare Art, mit der Einstein die recht abstrakte Theorie vortrug, die an die allgemeinsten Gauß-Riemannschen Raumvorstellungen anknüpfte. Frühere Versuche hatten diesen Weg als nicht gangbar erwiesen, es wäre jedoch ein Fehler untergelaufen, der ihn zu vielen vergeblichen Hypothesen später veranlaßt hatte. Der Gedanke ist jedenfalls sehr eigenartig – falls ich ihn richtig verstanden habe – der Weltstruktur,

35  Moritz Schlick an Albert Schlick, 14. Dezember 1915, ebenda. 36  Siehe Brief 1. 37 Vgl. Verhandlungen der Deutschen Physikalischen Gesellschaft 17

(30. Dezember 1915), Nr.  24, S.  437.

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der Beschaffenheit des Zeit-Raumes, zuzuschreiben, was als Gravitationswirkung in die Erscheinung tritt.38

Über diese physikalisch-philosophischen Fragen dürften sich auch Einstein und Schlick bei ihrer ersten Begegnung ausgetauscht haben. Wahrscheinlich war es dabei zudem von Vorteil, dass sich beide in ihrer ablehnenden Haltung gegenüber dem Krieg nahestanden und sich zugleich darüber eine wechselseitige Sympathie entwickeln konnte. Außerdem waren sie beide ungefähr im selben Alter und hatten nicht zuletzt ein gemeinsames Interesse an der Musik: Einstein spielte bekanntermaßen Geige und Schlick Klavier. Aller Wahrscheinlichkeit nach machte sich Schlick bereits am Wochenende des 18. und 19. Dezember 1915 auf den Weg zu einem ersten persönlichen Zusammentreffen mit Einstein in dessen Wohnung in der Nähe des Fehrbelliner Platzes, wo beide – davon kann man ausgehen – einen intensiven und fruchtbaren Gedankenaustausch über natur- und wissenschaftsphilosophische Fragen der Physik hatten.39 So war Schlick mit Einsteins vermeintlichem Beweis aus dem Lochargument für die Einschränkung der Koordinatenwahl im Rahmen des Entwurfs einer allgemeinen Relativitätstheorie von 1913 vertraut. Er hatte in seinem Aufsatz dafür argumentiert, dass damit auch eine Forderung von Ernst Mach, nämlich die unbedingte Gleichberechtigung beliebiger Bezugssysteme als einer heuristischen Direktive der allgemeinen Relativitätstheorie, unhaltbar sei. Dies dürfte wiederum Einstein hinlänglich herausgefordert haben, schließlich hatte er in der Zwischenzeit sein langjähriges Ziel erreicht. Am 25. November 1915 war ihm als 38 Karl Hollefreund an Moritz Schlick, 19. Dezember 1915, NHA

Inv.-Nr.  103/Holl-5. 39  Einsteins Adresse findet sich auf der vorletzten Seite des Notizhefts 6, NHA Inv.-Nr.  180, A.  198. Dass Einstein zu dieser Zeit in Berlin war, ist auch durch einen mit »Berlin-Wilmersdorf 1 18. 12. 15. 10–11 V[ormittags]« abgestempelten Brief an seinen Sohn Hans Albert belegt (in: CPAE 8/A, Doc.  166).

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spektakulärer Schlussakt einer Reihe von vier Vorträgen vor der Berliner Akademie und in einem Wettlauf mit Hilbert die Ableitung von allgemein kovarianten Feldgleichungen der Gravitation gelungen.40 Damit wollte er zugleich an der Mach’schen Heuristik festhalten, die ihn auf den Gedanken einer Vereinigung von Trägheit und Schwere in der allgemeinen Relativitätstheorie geführt hatte. Ließ sich aber auch für sein neues Verständnis von Raum und Zeit, die, wie er am unteren Rand seines Briefes an Schlick notierte, »den letzten Rest von physikalischer Realität [verlieren]«41, ein überzeugendes Argument finden, das dem erkenntnistheoretischen Kriterium der eindeutigen Bestimmbarkeit des physikalischen Geschehens genügte? Im Ergebnis ihrer ersten Begegnung, so wie wir sie rekonstruieren konnten, hatten Einstein und Schlick gemeinsam ein Argument entwickelt, das nunmehr das fehlerhafte Lochargument ersetzte.42 Dabei handelte es sich um das »Koinzidenz­argu­ment«, das Einstein erstmals in der Korrespondenz mit seinen Freunden Ehrenfest und Besso kurz nach dem Treffen mit Schlick verwendete.43 Im Kern besagte das Argument, dass das Zusammenfallen zweier Ereignisse an einer bestimmten Stelle in der Raumzeit das einzig Reale in der Physik sei, wobei diese materiellen Punktereignisse physikalisch einer Messung zugänglich sind und mathematisch unter beliebigen Koordinatentransfor40  Siehe dazu Hanoch Gutfreund and Jürgen Renn, »Einstein’s Intel-

lectual Odyssey to General Relativity«, in: dies., The Road to Relativity: The History and Meaning of Einstein’s »The Foundation of General Re­ lativity«. Featuring the Original Manuscript of Einstein’s Masterpiece, Princeton  /  Oxford: Princeton University Press 2015, S.  7–36 und die dort angeführte Literatur. 41  Siehe Brief 1. 42  Näheres dazu findet sich in: Fynn Ole Engler und Jürgen Renn, Ge­ spaltene Vernunft. Vom Ende eines Dialogs zwischen Wissenschaft und Philosophie, a. a. O., Kap. 8. 43 Vgl. Albert Einstein an Paul Ehrenfest, 26. Dezember 1915, in: CPAE 8/A, Doc.  173 und ders. an Michele Besso, 3. Januar 1916, ebenda, Doc.  178.

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mationen invariant bleiben. Dies wurde durch allgemein kovariante Feldgleichungen der Gravitation bereits erzielt, die damit das physikalische Geschehen eindeutig bestimmten. Einstein veröffentlichte im Mai 1916 einen ausführlichen Überblicksartikel zur Einführung in die Relativitätstheorie,44 während Schlick im Juli gebeten wurde, einen längeren Aufsatz über die neue Auffassung der Raum-Zeit und ihrer Beziehung zur Materie für die Zeitschrift Die Naturwissenschaften zu verfassen.45 3.  »Das ist ein Kerl, den man in die Schweiz berufen könnte!« Bis zum Februar 1917 war Schlick mit der Fertigstellung seines Aufsatzes »Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik«, der unter Philosophen und Physikern gleichermaßen ein großer Erfolg werden sollte,46 beschäftigt, wobei es, wie er schon zu Beginn des Jahres 1916 an den Vater schrieb, »immer mehr in den Bereich der Möglichkeit rückt, dass man eingezogen wird und die gewohnte Tätigkeit dadurch ein gewaltsames Ende findet«.47 Doch noch blieb Schlick dies erspart und er genoss die Diskussionsrunden mit auswärtigen Professoren und Rostocker Kollegen:

44  Albert Einstein, »Die Grundlage der allgemeinen Relativitätstheo-

rie«, in: Annalen der Physik 49 (1916), S.  769–822 (= CPAE 6, Doc.  30). Zu den Hintergründen siehe Hanoch Gutfreund and Jürgen Renn, The Road to Relativity: The History and Meaning of Einstein’s »The Foundation of General Relativity«. Featuring the Original Manuscript of Einstein’s Masterpiece, a. a. O. 45 Siehe Arnold Berliner an Moritz Schlick, 21. Juli 1916, NHA Inv.-Nr.  092/Berl-1. 46  Moritz Schlick, »Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie«, in: Die Naturwissenschaften 5, Heft 11 (1917), S.  161–167 und Heft 12 (1917), S.  177–186 (= PhB 733, S.  57–99). 47  Moritz Schlick an Albert Schlick, 16. Februar 1916, NHA Inv.-Nr.  128.

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Prof. Spemann aus Dahlem war kürzlich hier und hat uns aufgesucht. Es ist solch ein netter Mann, und wir haben uns sehr gefreut, ihn wiederzusehen. Ich war dann noch einmal mit ihm zusammen, bei Prof. Bloch, bei dem Spemann wohnte, und der dann nach dem Abendessen eine Gesellschaft gab. […]. Gestern bin ich erst um 1 Uhr nach Hause gekommen von einem philosophischen Diskussionsabend bei Prof. Winterstein. Mit ihm und Prof. Becher, unserm Zoologen, der aber zugleich auch als Physiker und Philosoph sich hervorgetan hat, bin ich in der letzten Zeit häufiger zu wissenschaftlichen Gesprächen zusammengekommen; es ist eine sehr gute Anregung.48

Mit Ernst Siegfried Becher machte Schlick im Sommer 1916 auch eine »zoologische Excursion nach Alt-Gaarz, am Haff von Wismar«.49 Zudem hatte er neben den Arbeiten an der Allgemeinen Erkenntnislehre und dem Ende Juni für die Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie fertig gestellten Artikel »Idealität des Raumes, Introjektion und psychophysisches Problem« über das Sommersemester reichlich Lehrveran48  Moritz Schlick an Albert Schlick, 13. März 1916, ebenda. Der Me-

diziner und Zoologe Hans Spemann (1869–1941) war seit 1914 Leiter der Abteilung für Entwicklungsmechanik am Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie und Honorarprofessor an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Von 1908 bis 1914 lehrte er als Professor für Allgemeine Zoologie und vergleichende Anatomie in Rostock. Er erhielt 1935 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Hermann Reincke-Bloch (1867–1929) war Professor für Mittlere und Neuere Geschichte in Rostock und in den Jahren 1921/22 Minister für Unterricht, Kunst, geistliche und Medizinangelegenheiten in Mecklenburg-Schwerin. Ernst Siegfried Becher (1884–1926) hatte seit 1914 die Professur für Zoologie und vergleichende Anatomie in Rostock inne, später lehrte er an den Universitäten in Gießen und Breslau. Hans Winterstein (1879–1963) wurde 1911 auf den Rostocker Lehrstuhl für Physiologie berufen. 1933 emigrierte er in die Türkei und bekleidete bis zur Emeritierung 1953 eine Professur für Physiologie in Istanbul. 49  Moritz Schlick an Albert Schlick, 7. Juli 1916, NHA Inv.-Nr.  128.

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staltungen: »im ganzen 6 Stunden in der Woche«, darunter »zwei Stunden mathematische Physik«.50 Der Sohn Albert ging mittlerweile auf eine Privatschule.51 Ansonsten war die Situation in Rostock im zweiten Kriegsjahr beschwerlich, »die Knappheit der Lebensmittel und die beispiellose Teuerung hier nehmen überhand«, so Schlick an den Vater.52 Und zum Ende des Jahres türmte sich beim ihm die Arbeit. Trotzdem waren Blanche und er am 19. November 1916 »in einem Vortrag von Prof. Golther,53 über den ›Rosenkavalier‹ von Strauss, mit musikalischen Proben aus der Oper«, deren Aufführung sie am Rostocker Stadttheater besuchen wollten.54 Einstein und Schlick könnten sich Ende April oder Anfang Mai 1916 erneut in Berlin getroffen haben. Schlick weilte mit der Familie bis zum 2. oder 3. Mai bei seinem Vater. Einstein war einige Tage zuvor aus der Schweiz zurückgekehrt. Viel wahrscheinlicher dürfte es allerdings sein, dass ein Treffen im Zeitraum von Mitte September bis Ende Oktober 1916 im Zusammenhang mit Schlicks Arbeiten an dem Aufsatz für Die Naturwissenschaften stattgefunden hat.55 Im August hatte Schlick noch an den Vater geschrieben: »Übrigens können wir vor Mitte des nächsten Monats kaum daran denken, Dich zu besuchen. Es ist ja auch noch Zeit genug, da meine Ferien bis Ende October dauern.«56 Einstein war vom 27. September bis zum 12. Oktober 1916 in Holland,57 so 50  Moritz Schlick an Albert Schlick, 10. Mai 1916, ebenda. 51  Moritz Schlick an Albert Schlick, 25. März 1916, ebenda. 52  Moritz Schlick an Albert Schlick, 7. Juli 1916, ebenda. 53  Wolfgang Golther (1863–1945) war seit 1895 Professor der Deut-

schen und Neueren Literatur in Rostock. 54  Moritz Schlick an Albert Schlick, 22. November 1916, NHA Inv.Nr.  128. 55  Vgl. Brief 2. 56  Moritz Schlick an Albert Schlick, 20. August 1916, NHA Inv.-Nr.  128. 57  Vgl. die Briefe Albert Einsteins an Michele Besso, 26. September 1916, und Hans Albert Einstein, 13. Oktober 1916, in: CPAE 8/A, Doc.  260 bzw. 263.

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dass es ein Treffen mit Schlick davor oder danach gegeben haben könnte. Ende Oktober schrieb Einstein über die Bedeutung von Raum und Zeit in der modernen Physik an Besso: Die objektive Bedeutung von Raum und Zeit liegt in erster Linie darin, dass das vierdimensionale Kontinuum hyperbolisch ist;58 derart, dass es von jedem Punkte aus »zeitliche« und »räumliche« Linien­ elemente gibt, d. h. solche für die ds2 > 0 und solche für die ds2 < 0 ist. Den Koordinaten x r kommt an sich ein räumlicher bezw. zeitlicher-Charakter nicht zu. Man kann, um die Denkgewohnheiten zu wahren, solche Systeme bevorzugen, für welche überall g44dx42 > 0, g 11dx 12 + 2g 12dx 1dx 2 … g 33dx 32 < 0. Aber eine objektive Berechtigung kommt einer derartigen Wahl nicht zu. Also der »räumliche« bezw. »zeitliche« Charakter ist real. Aber es ist »von Natur« nicht eine ­Koordinate zeitlich, die übrigen räumlich.59

Dass die nackten Koordinaten damit ihre unmittelbare Bedeutung als absolute Bezugsgrößen verloren und erst in Verbindung mit einer Messung unter frei wählbaren Maßstäben das physikalisch Reale bestimmten, stellte Schlick als zentrale erkenntnistheoretische Botschaft der allgemeinen Relativitätstheorie heraus. In seinem Aufsatz hieß es dazu: Raum und Zeit* ⟨* Es braucht kaum besonders hervorgehoben zu werden, daß hier von Raum und Zeit allein in dem objektiven Sinne die Rede ist, in dem diese Begriffe in der Naturwissenschaft auftreten: das subjective psychologische Erlebnis räumlicher und zeitlicher Ausdehnung ist etwas gänzlich davon Verschiedenes〉 sind nichts für sich Meßbares, sie bilden nur ein Ordnungsschema, in welches wir die physikalischen Vorgänge einordnen. Wir können es

58  Siehe dazu auch Brief 1. 59  Albert Einstein an Michele Besso, 31. Oktober 1916, in: CPAE 8/A,

Doc.  270.

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im Prinzip beliebig wählen, richten es aber so ein, daß es sich den Vorgängen möglichst anschmiegt […], dann erhalten wir für die Naturgesetze die einfachste Formulierung. Eine Ordnung ist nichts Selbständiges, sie hat Realität nur an den geordneten Dingen.60

Im Wintersemester 1916/17 gab Schlick neben der Lehre in der Philosophie erneut eine Veranstaltung über Theoretische Physik.61 Außerdem nahm er im Januar den Pädagogikunterricht am Rostocker Konservatorium wieder auf. Einstein schrieb ihm mehrfach und lobte seinen Artikel, der in zwei Teilen am 16. und 23. März 1917 in den Naturwissenschaften erschien, schlug aber auch die eine oder andere Korrektur vor.62 An Zangger schrieb er über Schlick: »Das ist ein Kerl, den man in die Schweiz berufen könnte!«63 Auch die wesentlich erweiterte Buchfassung von Schlicks Aufsatz, die im Mai 1917 bei Springer in Berlin veröffentlicht wurde, begeisterte Einstein.64 »Die Schlick’sche Darlegung ist meisterhaft«, schrieb er in einem Brief an den Physiker Arnold Sommerfeld. Und weiter hieß es dort: »Das muss doch auch ein begnadeter Lehrer sein. Hoffentlich bleibt er nicht zu lange in dem verlassenen Rostock sitzen.«65 60  Moritz Schlick, »Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur

Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie«, a. a. O., Heft 12 (1917), S.  185  f. (= PhB 733, S.  99). 61  Siehe Notizheft 10, NHA Inv.-Nr.  148, A.  215, S.  67. 62  Siehe Briefe 3 bis 5. 63  Albert Einstein an Heinrich Zangger, 16. April 1917, in: CPAE 10, Vol. 8, Doc.  326 a. 64  Moritz Schlick, Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie, Berlin: Springer 1917 (= MSGA I/2, S.  159–286); siehe Brief 6. 65  Albert Einstein an Arnold Sommerfeld, 1. Februar 1918, in: CPAE 8/B, Doc.  453. Und gegenüber dem in Rostock geborenen Physiker und zu der Zeit in Halle / S. lehrenden Gustav Mie (1868–1957) hatte Einstein bekundet: »Lesen Sie Schlick’s Broschüre über Raum & Zeit. Herr Dr. Berliner schickt sie Ihnen!« (Albert Einstein an Gustav Mie, 8. Februar 1918, ebenda, Doc.  460)

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Kurz vor der seit 1915 mehrmals ausgesetzten Einberufung war Schlick gezwungen, seine Lehrveranstaltungen bei sich zu Hause abzuhalten, da neben dem Theater und anderen öffentlichen Gebäuden auch die Universität wegen bitterer Kälte und Kohlenmangels geschlossen worden war.66 Seinen Kriegsdienst musste er von März 1917 bis 30. November 1918 als ziviler Angestellter in der Physikalischen Abteilung der Königlichen Flugzeugmeisterei in Berlin-Adlershof ableisten;67 mehrmals traf er während dieser Zeit mit Einstein zusammen, dem aufgrund seiner Schweizer Staatsbürgerschaft eine Einberufung erspart blieb. An seine Frau schrieb Schlick am 12. Juni 1917: Nun muss ich Dir von den vorangegangenen Tagen berichten. Am Samstag fuhr ich […] in die Haberlandstrasse, wo Herr Einstein die meiste Zeit wohnt. […] Einstein und ich saßen über zwei Stunden auf dem Balkon in der Haberlandstrasse und unterhielten uns über Philosophie und Wissenschaft, und ich hatte eine außerordentlich gute Zeit. Er war furchtbar nett, und als ich ging, brachte er mich zum Prager Platz, wo ich in die Straßenbahn einstieg. Er sprach sehr nett über mein Buch und sagte, ich sei viel bedeutender als Herr Riehl oder Herr Erdmann oder einer dieser Leute – einschließlich Herrn Becher in München. Er scheint wirklich zu denken, dass Pappi überhaupt der wunderbarste Philosoph der Gegenwart ist.68

Während er in Adlershof seinen Kriegsdienst abzuleisten hatte, arbeitete Schlick auch weiterhin an seinen Büchern. Der Ver­leger Julius Springer hatte ihm zwischenzeitlich signalisiert, dass er 66  Moritz Schlick an Albert Schlick, 23. Februar 1917, NHA Inv.-Nr.  128. 67  Vgl. dazu Mathias Iven, »Moritz Schlick und der Erste Weltkrieg.

Adlershof 1917/18«, in: Fynn Ole Engler und Mathias Iven (Hgg.), Moritz Schlick. Leben, Werk und Wirkung (= Schlickiana, Bd.  1), Berlin: Parerga 2008, S.  59–90. 68  Moritz Schlick an Blanche Schlick, 12. Juni 1917, NHA Inv.-Nr.  139 A (Übersetzung der Hgg.). Gemeint waren die Philosophen Alois Riehl (1844–1924), Benno Erdmann (1851–1921) und Erich Becher (1882–1929).

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bereit sei, neben Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik – das im Mai 1919 in einer zweiten, wesentlich vermehrten Auflage erschien69 – auch die Allgemeine Erkenntnislehre zu veröffent­ lichen,70 deren Erscheinen sich wegen des Krieges jedoch bis Anfang 1919 verzögern sollte.71 – Der Vater, dem Schlick das Buch gewidmet hatte, erlebte dessen Veröffentlichung nicht mehr. Kurz vor dem Ende des Ersten Weltkriegs war er am 14. Oktober 1918 in Berlin an den Folgen der Spanischen Grippe gestorben. Unterstützt von Besso und Zangger versuchte Einstein über das Jahr 1917 die Angelegenheiten mit seiner Frau und den beiden Kindern zu regeln. Mileva und ihr jüngerer Sohn Eduard mussten beide für längere Zeit in ein Sanatorium, was Einstein nicht nur seelisch, sondern auch finanziell belastete. Anfang Juli reiste er erneut für einige Wochen in die Schweiz, um sich in Luzern bei seiner Schwester und deren Mann bei strenger Diät von seinen Magen- und Gallenbeschwerden zu erholen. Zurück in Berlin beschäftigten ihn auch weiterhin die familiären Dinge. Nachdem seine Ehe mit Mileva schließlich am 14. Februar 1919 vom Bezirksgericht Zürich geschieden worden war, gaben sich Elsa und Albert am 2. Juni 1919 das Ja-Wort. Ende des Jahres, vom 25. bis 27. November, fand in Rostock die Fünfhundertjahrfeier der Universität statt. Einstein wurde neben Planck, der allerdings nicht an den Feierlichkeiten teilnehmen konnte, die Ehrendoktorwürde der Rostocker Alma Mater verliehen.72 Während dieser Tage logierte Einstein – Elsa war in Berlin geblieben – im Hause der Familie Schlick. Es wurden Gäste eingeladen, möglicherweise musizierte man gemeinsam und sicherlich diskutierte man auch die politische Situation nach der No69  Siehe Brief 7. 70  Julius Springer an Moritz Schlick, 9. März 1917, NHA Inv.-Nr.  119/

Spr-3. 71  Moritz Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre (= Naturwissenschaft­ liche Monographien und Lehrbücher, Bd. 1), Berlin: Springer 1918 (= MSGA I/1). 72  Siehe die Briefe 8 bis 11 und 13.

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vemberrevolution und dachte über die Zukunft der erst wenige Monate zuvor gegründeten Weimarer Republik nach. Schlick hatte nach dem Ende seines Kriegsdienstes wieder seine Lehrveranstaltungen aufgenommen. Seit Mai 1919 engagierte er sich zudem in der Vereinigung fortschrittlich gesinnter Akademiker an der Universität Rostock, die im Oktober in Vereinigung für Hochschulreform umbenannt worden war. Außerdem wurde er, wie er seinem Bruder Hans mitteilte, Mitglied im »Ausschuß für Volkshochschulen« im Schweriner Unterrichtsministerium.73 Neben der Politik dürfte es bei Einsteins Besuch in Rostock allerdings auch um Philosophie und Wissenschaft gegangen sein, schließlich war die seit langem erwartete Überprüfung der allgemeinen Relativitätstheorie erfolgreich für ihn verlaufen.74 4.  Nach der Beobachtung der Sonnenfinsternis Einsteins schlagartige Berühmtheit nach Bekanntgabe der Ergebnisse der Beobachtung der Sonnenfinsternis vom 29. Mai 1919 machte ihn zu einer der gefragtesten Personen des öffentlichen Lebens. »Mit mir hat man seit dem Bekanntwerden der Lichtkrümmu[ng] einen Kultus getrieben, dass ich mir vorkomme wie ein Götzenbild«, schrieb er Anfang Januar 1920 in einem Brief an Zangger. Und weiter hieß es dort: »Ich halte in diesem Vierteljahr Vorträge über Mechanik an der Volks-Hochschu[le] für Proletarier. Ich höre von Kollegen, dass sich bei diesen Leuten ein riesiges Interesse zeigt.«75 – Zu dieser Zeit hatte Einstein allerdings 73  Vgl. Moritz Schlick an Hans Schlick, 15. Juni 1919, NHA Inv.-Nr.  130. 74  An Elsa hatte Einstein am 23. Oktober 1919 aus Holland geschrie-

ben: »Meine Theorie ist exakt bestätigt worden mit der denkbar grössten Präzision. […] Nun kann kein verständiger Mensch mehr am Zutreffen meiner Theorie zweifeln.« (in: CPAE 10, Vol. 9, Doc.  148 b) 75  Albert Einstein an Heinrich Zangger, 3. Januar 1920, in: CPAE 9, Doc.  242.

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auch Trauerarbeit zu leisten, seine Mutter Pauline war am 20. Februar verstorben. Trotz seiner Vorliebe für ein zurückgezogenes Forscherdasein – er bezeichnete sich selbst gern als »Einspänner« – nahm Einstein die ihm zugedachte Rolle als öffentlicher Intellektueller an. Immer häufiger wurde er zu Vorträgen eingeladen und der Umfang seiner Korrespondenz nahm beständig zu. Politisch brodelte es an allen Ecken und Enden und auch die Relativitätstheorie wurde zum Gegenstand von hitzigen Debatten mit zunehmend antisemitischen Angriffen, die sich ebenso gegen Einstein persönlich richteten. Dennoch bekannte er sich zu seiner jüdischen Identität, setzte sich für den Kulturzionismus ein und unterstützte den Aufbau der 1918 gegründeten Hebräischen Universität Jerusalem.76 Schlick zählte Anfang der Zwanzigerjahre zu Einsteins wichtigsten Verbündeten. Am ersten Tag des neuen Jahrzehnts erschien der erste einer Reihe von Aufsätzen, in denen er die Relativitätstheorie verteidigte.77 Zugleich griff er damit in die Auseinandersetzung um die philosophische Deutung der modernen Physik ein, was er offenbar ganz im Sinne Einsteins tat, der sich zum wiederholten Male für die baldige Berufung »seines« Philosophen auf eine Professur einsetzte.78 An Zangger schrieb er: »Schlick hat eine Erkenntnistheorie und ein Büchlein über Relativität vom philosophischen Standpunkt geschrieben, beides ausgezeichnet. Auf mich macht er von den gegenwärtigen Philosophen am meisten Eindruck; er wäre eine glänzende Aquisition. 76  Siehe dazu Hanoch Gutfreund, »Einstein’s Jewish Identity«, in:

­ eter L. Galison, Gerald Holton, and Silvan S. Schweber (Eds.), Einstein P for the 21st Century, Princeton  /  Oxford: Princeton University Press 2008, S.  27–34. 77 Moritz Schlick, »Einsteins Relativitätstheorie und ihre letzte Bestätigung«, in: Elektronische Umschau 8 (1920), S.  6–8 (= PhB 733, S.  100–105). Siehe dazu im Anhang die Briefe A 6 und A 7 von Rudolf Schmidt an Moritz Schlick vom 1. und 8. Dezember 1919. 78  Siehe dazu die Briefe 14 bis 19.

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Als Kant-Gegner und Internationalist hat er hier wenig Aussichten.«79 Auch Einstein selbst zog es immer wieder ins Ausland.80 Als kosmopolitischer Missionar der Wissenschaft wollte er die internationale Zusammenarbeit nach dem Ersten Weltkrieg wieder ankurbeln. Zudem setzte er sich für die parlamentarische Demokratie ein. So gehörte er neben fast 300 weiteren Persönlichkeiten, darunter auch Schlick, zu den Mitunterzeichnern eines Aufrufs der Hochschullehrer »Für die demokratische Verfassung«, der am 30. Mai 1920 in der Vossischen Zeitung und im Berliner Tageblatt abgedruckt wurde.81 Nachdem Einstein am 1. Juni von einem Besuch bei Ehrenfest und Lorentz in Holland nach Berlin zurückgekehrt war, reiste er am 12. Juni, begleitet von seiner Stieftochter Ilse, weiter zu Vorträgen nach Oslo und Kopenhagen. Er traf dort mit dem dänischen Physiker Niels Bohr zusammen, dem er am 27.  April bei e­ inem Vortrag in Berlin zum ersten Mal begegnet war. Von Schlick hatte Einstein Anfang Juni einen Aufsatz über das Kausalprinzip zugesandt bekommen,82 den er begierig gelesen und ausführlich kommentiert hatte, woraufhin einige Briefe zwischen ihnen gewechselt wurden.83 Dabei stimmten Schlick und Einstein in der Annahme eines kritischen Realismus überein, wonach die Naturgesetze das gesamte physikalische Geschehen in durch Anfangs- und Randbedingungen definierten Gebieten eindeutig und durchgehend bestimmten, wobei sie die Gültigkeit 79  Albert Einstein an Heinrich Zangger, 27. Februar 1920, in: CPAE 9, Doc.  332. 80  Über das Jahr 1919 hatte Einstein regelmäßig Vorlesungen an der Universität Zürich gehalten. Siehe dazu im Anhang den Brief A 3 von Edgar Meyer an Moritz Schlick vom 27. April 1919. 81  Zu den Hintergründen siehe Brief 19 und dort die Anm.  124. 82 Moritz Schlick, »Naturphilosophische Betrachtungen über das Kausalprinzip«, in: Die Naturwissenschaften 8, Heft 24 (1920), S.  461– 474 (= PhB 742, S.  3–40). 83  Siehe dazu die Briefe 20 bis 27.

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des Kausalprinzips nicht als gänzlich unabhängig von der Erfahrung betrachteten, sondern sich vielmehr an einem weitgefassten Erfahrungsbegriff orientierten, der neben der messenden Physik auch die Wahrnehmungspsychologie und die Geschichte mit einschloss. Einig waren sich Schlick und Einstein allerdings auch darüber, dass die erwünschte Kooperation zwischen der Philosophie und den Wissenschaften zu den drängenden Fragen über die Raum-Zeit, Materie und Kausalität durch die entsprechenden Köpfe ausgestaltet werden muss; in diesem Sinne unterstützten sie späterhin die Berufung des Psychologen Max Wertheimer.84 Erfreut zeigte sich Einstein, »dass trotz der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse«, wie er an Lorentz schrieb, »das Interesse für die Wissenschaft hier keineswegs nachgelassen hat. Kolloquium und physikalische Gesellschaft sind immer eifrig besucht. […] Es tut wohl, dass es doch noch Dinge gibt, die dem politischen Wahn nicht zum Opfer gebracht werden.«85 Anlässlich seiner Antrittsvorlesung an der dortigen Universität weilte Einstein Ende Oktober 1920 für ein paar Tage in Leiden, wo er auch in den nächsten Jahren immer wieder als Gastprofessor tätig war. Am 27. Januar 1921 hielt er in der Preußischen Akademie der Wissenschaften seinen berühmten öffentlichen Vortrag »Geometrie und Erfahrung«, dessen Separatdruck Schlick in der Ausgabe Der Naturwissenschaften vom 3. Juni mit einer Besprechung würdigte.86 In Rostock bot Schlick im Wintersemester 1920/21 neben ­einer Vorlesung zur »Logik und Erkenntnistheorie« seine erste Lehr84  Siehe die Briefe 30 und 31. 85  Albert Einstein an Hendrik A. Lorentz, 4. August 1920, in: CPAE

10, Doc.  98. 86  Albert Einstein, Geometrie und Erfahrung. Erweiterte Fassung des Festvortrages gehalten an der Preussischen Akademie der Wissen­ schaften zu Berlin am 27. Januar 1921, Berlin: Springer 1921 (= CPAE 7, Doc.  52) und Moritz Schlick, »[Rezension von:] Albert Einstein, Geo­ metrie und Erfahrung«, in: Die Naturwissenschaften 9, Heft 22 (1921), S.  435  f. (= PhB 733, S.  174  f.)

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veranstaltung zur »Einführung in die Gedankenwelt der Einsteinschen Relativitätstheorie« an. In diesem Zusammenhang hatte er mit großem Interesse die Schriften von Hans Reichenbach und Ernst Cassirer über die Relativitätstheorie studiert und besprochen.87 Mit beiden standen Schlick und Einstein im Gedankenaustausch. Das zeigt, wie sehr Einstein zu dieser Zeit am Kontakt mit den Philosophen interessiert war, gerade auch weil die Klärung begrifflicher Herausforderungen der Relativitätstheorie noch nicht abgeschlossen war. Einen Höhepunkt der Debatte um die Relativitätstheorie nach ihrer spektakulären Bestätigung durch die Beobachtung der Sonnenfinsternis bildete Schlicks Vortrag auf der Naturforscherversammlung in Leipzig am 18. September 1922, in dem er noch einmal eine kritische Position gegenüber einer starren Interpretation der Philosophie Kants verteidigte, die auch von Einstein geteilt wurde.88 Nach einem Intermezzo in Kiel, wo er zwei Semester lang lehrte, übernahm Schlick im Herbst 1922 den Lehrstuhl für Naturphilosophie an der Universität Wien.89 5.  Mach, Einstein und der Wiener Kreis Während Schlick und seine Familie damit beschäftigt waren, sich in der neuen Umgebung in Wien einzurichten,90 schifften sich Einstein und seine Frau Elsa am 8. Oktober 1922 in Marseille auf dem Ozeanliner »Kitano Maru« zu einer sechsmonatigen Reise 87  Siehe die Briefe 28 und 29. 88  Moritz Schlick, »Die Relativitätstheorie in der Philosophie«, in:

Alexander Witting (Hg.), Verhandlungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. 87. Versammlung zu Leipzig, Hundertjahrfeier vom 17. bis 24. September 1922, Leipzig: Vogel 1923, S.  58–69 (= PhB 733, S.  144–159). 89  Siehe Brief 31. 90  Vgl. Massimo Ferrari, »1922: Moritz Schlick in Wien«, in: Friedrich Stadler und Hans Jürgen Wendel (Hgg.), Stationen. Dem Philoso­

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ein, die sie bis nach Japan führte – auf der Rückreise machten sie Station in Palästina, wo sie Jerusalem und Tel Aviv besuchten. Auf der Hinreise erfuhr Einstein bei einem Zwischenstopp in Shanghai, dass er am 9. November 1922 rückwirkend für das Jahr 1921 den Nobelpreis für Physik erhalten hatte,91 bei dessen feierlicher Übergabe am 10. Dezember er durch den deutschen Botschafter in Schweden vertreten wurde. Einstein selbst hielt am Tag der Preisverleihung im japanischen Kyoto einen öffentlichen Vortrag über das Relativitätsprinzip und vier Tage später sprach er an der dortigen Universität über die Entstehung der Relativitätstheorie.92 Dabei ging er auch auf seine Beschäftigung mit dem Werk von Ernst Mach ein, dessen historisch-kritische Analyse zentraler Begriffe wie Raum, Zeit und Materie es Einstein bei der Entwicklung seiner Gedanken ermöglicht hatte, einerseits die konzeptionellen Spannungen zwischen den verschiedenen Gebieten der Physik zu untersuchen und andererseits auch deren begriffliche Einheit anzustreben. Beide Motive waren für seine revolutionären Forschungsarbeiten zur Relativitätstheorie, aber auch zur Quantentheorie und statistischen Physik von entscheidender Bedeutung.93 Ebenso wie Einstein war Schlick auf der Grundlage eines weitgefassten Erfahrungsbegriffs ein aufgeschlossener Grenzgänger zwischen den Wissenschaften und verschiedenen philosophischen Richtungen. Ausgehend von konkreten Herausforderunphen und Physiker Moritz Schlick zum 125. Geburtstag (= Schlick-Stu­ dien, Bd.  1), Wien  /  New York: Springer 2009, S.  17–62. 91  Siehe Christopher Aurivillius an Albert Einstein, 10. November 1922, in: CPAE 13, Doc.  384 sowie Einsteins Reiseaufzeichnungen, in: CPAE 13, Doc.  379 und dort die Anm.  45. 92  Siehe ebenda und dort die Anm.  138 und 148 sowie Doc.  399 für eine Transkription von Einsteins Vortrag. 93  Vgl. dazu Jürgen Renn and Robert Rynasiewicz, »Einstein’s Copernican Revolution«, in: Michel Janssen and Christoph Lehner (Eds.), The Cambridge Companion to Einstein, Cambridge: Cambridge University Press 2014, S.  38–71.

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Einleitung

gen und Problemen entwickelten beide ihre Wissenschaftsphilosophie als ein reflexives Unternehmen, das neben der auf die Empirie gegründeten Rechtfertigung stets auch heuristische Direktiven der physikalischen Theoriebildung mit einbezog, aus einer Reihe von Quellen: einer Kritik an der Philosophie Kants, einer Auseinandersetzung mit dem Konventionalismus Pierre Duhems und Henri Poincarés sowie der bereits angeführten Analyse physikalisch-philosophischer Begriffe, wie sie von den Empiristen vorgenommen wurde; neben Mach spielte David Humes psychologisch-kritische Methode hierbei eine zentrale ­Rolle.94 Über Schlick urteilte Einstein, dass »ihm bei einer späteren Generation seine Selbständigkeit gegenüber den Dogmen der Kantischen Philosophie vielleicht zur Ehre gereichen« wird und dass es »ganz ungerechtfertigt [wäre], ihn deswegen eines seichten Empirismus oder Positivismus zu beschuldigen«. Denn Schlick war für Einstein »einer der wenigen heutigen Philosophen, der den weiten Blick und die Kenntnisse für eine philosophische Durchdringung der exakten Naturwissenschaften hat«.95 In diesem Sinne stellte Schlick seiner ersten Wiener Vorlesung zur »Einführung in die Naturphilosophie« am 24. Oktober 1922 einige persönliche Bemerkungen voran. Er nahm sich vor, an die Arbeiten der Physiker-Philosophen Ernst Mach und Ludwig Boltzmann, die zuvor den Lehrstuhl besetzt hatten, anzuknüpfen und eine sachorientierte und bescheidene »Art des Philosophierens […] gegenüber den höchsten Fragen der Wissenschaft und des Lebens« zu pflegen.96 So sammelte sich um 94  Siehe Fynn Ole Engler und Jürgen Renn, »Hume, Einstein und

Schlick über die Objektivität der Wissenschaft«, in: Fynn Ole Engler und Mathias Iven (Hgg.), Moritz Schlick – Die Rostocker Jahre und ihr Ein­ fluss auf die Wiener Zeit (= Schlickiana, Bd.  6), Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2013, S.  123–156. 95  Albert Einstein an Heinrich Scholz, 13. März 1921, in: CPAE 12, Doc.  96. 96  Moritz Schlick, »Vorrede zur Vorlesung ›Einführung in die Naturphilosophie‹ (1922)« mit einem Kommentar von Friedrich Stadler, in:

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Schlick schon bald eine Gruppe von Wissenschaftlern, Mathematikern und Philosophen, die Einstein, neben Bertrand Russell und Ludwig Wittgenstein, als einen der zentralen Bezugspunkte einer mit den Wissenschaften eng verbündeten Philosophie betrachtete. Zugleich griff dieser »Wiener Kreis«, der im Jahre 1929 mit einem politischen Manifest in die Öffentlichkeit trat, mit unterschiedlichen Aktivitäten in die Gestaltung des gesellschaft­ lichen Lebens, der Kultur sowie der Volksbildung ein.97 Neben Schlick war Einstein mit den Kreismitgliedern Philipp Frank und Otto Neurath bekannt. Der Physiker Frank war der Nachfolger Einsteins an der Deutschen Universität Prag und später einer seiner ersten Biographen. Mit dem Sozialreformer, Polyhistor und späteren Direktor des Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseums Neurath war Einstein erstmals während ­eines mehrtägigen Aufenthaltes in Wien im Januar 1921 zusammengetroffen. Dieser hatte ihm den Plan einer wissenschaftlichen »Volksbücherei« angetragen, deren Veröffentlichungen sich hauptsächlich an die Arbeiterschaft richten sollten. Einstein, der sich zunächst bereit erklärt hatte, als Herausgeber zur Verfügung zu stehen, zog seine Einwilligung zu dem Projekt allerdings aufgrund der Belastung durch seine wissenschaftlichen und anderweitigen Tätig­ keiten nur kurze Zeit später wieder zurück.98

Thomas Assinger, Elisabeth Grabenweger und Annegret Pelz (Hgg.), Die Antrittsvorlesung: Wiener Universitätsreden der Philosophischen Fa­ kultät, Göttingen: V&R unipress  /  Vienna University Press 2019, S.  189– 201, hier S.  189. 97  Siehe Otto Neurath, Rudolf Carnap und Hans Hahn, Wissenschaft­ liche Weltauffassung. Der Wiener Kreis, hg. vom Verein Ernst Mach, Wien: Artur Wolf Verlag 1929 / Neuauflage: Friedrich Stadler und Thomas E. Uebel (Hgg.), Wissenschaftliche Weltauffassung. Der Wiener Kreis, Wien  /  New York: Springer 2012. 98  Vgl. Günther Sander, Otto Neurath. Eine politische Biographie, Wien: Paul Zsolnay Verlag 2014, S.  251 und CPAE 12, Calendar January 11, 1921 sowie Otto Neurath an Albert Einstein, 12. Januar 1921 und Albert Einstein an Otto Neurath, 3. März 1921, in: CPAE 12, Doc.  14 und 76.

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Ein weiteres Treffen zwischen Schlick und Einstein kam in Wien im September 1924 zustande.99 Unmittelbar davor hatte sich auch Schlicks Student Herbert Feigl bei Einstein in Berlin vorgestellt.100 Ende November bat Schlick Einstein, einem Komitee beizutreten, das sich die Aufstellung eines Mach-Denkmals im Wiener Rathauspark zur Aufgabe gestellt hatte.101 Einstein trat dem Komitee bei und ergriff die Gelegenheit, einen kurzen Text mit dem Titel »Zur Enthüllung von Ernst Machs Denkmal« zu verfassen, der neben Schlicks Beitrag »Ernst Mach, der Philosoph« am 12. Juni 1926 in der Neuen Freien Presse erschien.102 Am Vormittag desselben Tages fand in dem der Universität zugewandten Teil des Rathausparks die festliche Enthüllung des Denkmals – einer auf einem Granitsockel stehenden Marmorbüste – statt. 6.  Berlin, Prag, Wien: Zentren der wissenschaftlichen Philosophie Im Laufe der Zwanzigerjahre hatten sich in Berlin, Prag und Wien bedeutende Zentren der aufklärerischen und emanzipatorischen Bewegung der wissenschaftlichen Philosophie herausgebildet und etabliert, deren inhaltliche Richtung und personelle Aufstellung von Einstein und Schlick entscheidend mitbestimmt wurden. Neben den Entwicklungen in den Naturwissenschaf99  Siehe die Briefe 32 und 33. In einem Brief an Reichenbach hatte

Schlick darüber am 6. Oktober 1924 berichtet: »Einstein war zu einem kurzen Besuch in Wien, und ich habe einen Vormittag in höchst angeregtem Gespräche mit ihm verbracht.« (ASP HR-016-42-15) 100  Siehe dazu im Anhang den Brief A 11 von Herbert Feigl an Moritz Schlick vom 26. Juli 1923. 101  Siehe die Briefe 33 bis 39, 43 und 44 sowie im Anhang den Brief A 10 von Wolfgang Josef Pauli an Moritz Schlick vom 24. Januar 1923. 102  Albert Einstein, »Zur Enthüllung von Ernst Machs Denkmal«, in: Neue Freie Presse, Nr.  22177, 12. Juni 1926 (Morgenblatt), Chronikbeilage, S.  11 (= CPAE 15, Doc.  303) und Moritz Schlick, »Ernst Mach, der Philosoph«, ebenda, S.  11  f. (= MSGA I/6, S.  61–68).

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ten, insbesondere den kontroversen Diskussionen um die Relativitäts- und Quantentheorie, spielten hier die Natur- und Wissenschaftsphilosophie ebenso wie die Hinwendung der Philosophie zur Sprache eine wichtige Rolle. Dabei setzte sich Schlick mit Unterstützung Einsteins, Plancks und von Laues erfolgreich für Hans Reichenbach ein, der 1926 zum nichtbeamteten außer­ ordent­lichen Professor für die Philosophie der Physik in Berlin ernannt wurde. Im selben Jahr habilitierte sich bei Schlick in Wien Rudolf Carnap, der im Herbst 1931 außerordentlicher Professor für Naturphilosophie in Prag wurde.103 Im »Wiener Kreis« um Schlick stand für einige Semester Wittgensteins Tractatus Logico-Philosophicus im Mittelpunkt der Diskussionen. Schlick interessierte sich in dieser Zeit verstärkt für die moderne symbolische Logik und die aufkommende Sprachphilosophie. Nachhaltig befördert wurde diese Entwicklung durch seine persönliche Bekanntschaft mit Wittgenstein.104 Abgesehen davon blieb die Naturphilosophie ebenso wie die Ethik und Ästhetik für Schlick ein konstantes Arbeitsfeld.105 Mit Reichenbach, der mit Beginn seiner Lehrtätigkeit im Oktober 1926 einer der führenden Köpfe der wenig später ins Leben gerufenen Berliner Ortsgruppe der Internationalen Gesellschaft für empirische bzw. wissenschaftliche Philosophie wurde,106 stand Schlick ebenso wie mit Carnap in einem regen Gedankenaus103  Siehe die Briefe 35 bis 38. 104  Siehe Brief 42 und dort die Anm.  288. 105  Vgl. Moritz Schlick, »Naturphilosophie«, in: Max Dessoir (Hg.),

Lehrbuch der Philosophie, Bd.  2: Die Philosophie in ihren Einzelgebie­ ten, Berlin: Ullstein 1925, S.  393–492 (= MSGA I/5, S.  599–742) und ders., Fragen der Ethik, Wien: Springer 1930 (= MSGA I/3, S.  347–536); siehe dazu die Briefe 32, 40 und 42. 106 Siehe Die Berliner Gruppe. Texte zum Logischen Empirismus von Walter Dubislav, Kurt Grelling, Carl G. Hempel, Alexander Herz­ berg, Kurt Lewin, Paul Oppenheim und Hans Reichenbach, hg., eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Nikolay Milkov, Hamburg: Felix Meiner 2015 (= PhB 671).

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tausch über die wissenschaftlichen und philosophischen Entwicklungen der Zeit. Einstein hatte auf seinem nachträglich gehaltenen Nobelpreisvortrag in Stockholm am 11. Juli 1923 sein Forschungsprogramm für die kommenden Jahre formuliert. Demnach suchte er »nach einer mathematisch einheitlichen Feldtheorie, in welcher das Gravitationsfeld bezw. das elektromagnetische Feld nur als verschiedene Komponenten bezw. Erscheinungsformen des gleichen einheitlichen Feldes aufgefasst sind«.107 Einsteins ultimatives Ziel, eine einheitliche Grundlage für die gesamte Physik zu schaffen, war eingebettet in sein metaphysisches Programm, die physikalische Realität durch eine freie begriffliche Konstruktion zu erfassen. Die Spannung zwischen dieser Erkenntnis der Wirklichkeit und den auf Messungen beruhenden Tatbeständen der Physik bestimmte ab Mitte der Zwanzigerjahre nicht nur sein Streben nach einer einheitlichen Feldtheorie, sie gab ebenso Anlass zu erheblichen Differenzen mit den Begründern des logischen Empirismus über die Rolle von Begriffen und Erfahrungen. Schlicks sprachphilosophische Wende und Reichenbachs Konventionalismus waren Einstein zu positivistisch,108 ebenso wie die Quantenmechanik, mit der Schlick und Reichenbach sympathisierten und die Einstein strikt ablehnte. An ihre Stelle wollte er seine einheitliche Feldtheorie als Grundlage der gesamten Physik setzen, um so ein umfassendes und im Wesentlichen materialistisches Weltbild zu schaffen.109 Wie Einstein strebte Schlick den weiteren Austausch der Wissenschaften in einem demokratischen Kontext an. Beide verfolgten damit zugleich die Aussöhnung zwischen den Nationen. 107  Albert Einstein, »Grundgedanken und Probleme der Relativitäts-

theorie«, in: Les Prix Nobel en 1921–1922, Stockholm: Norstedt & Fils 1923, S.  1–10, hier S.  9 (= CPAE 14, Doc.  75). 108  Siehe Brief 45. 109  Siehe dazu Hanoch Gutfreund and Jürgen Renn, Einstein on Ein­ stein. Autobiographical and Scientific Reflections, Princeton  /  Oxford: Princeton University Press 2020, S.  95–103.

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Nach Rücksprache mit dem deutschen Außenminister Walther Rathenau, der wenig später von Rechtsextremisten ermordet wurde, weilte Einstein vom 28. März bis 8. April 1922 auf Einladung des Collège de France in Paris, wo es neben seinen Vorträgen u. a. zu Diskussionsrunden mit Henri Bergson und Émile Meyerson kam.110 Diese Reise sollte vor allem »der Wiederherstellung der Beziehungen zwischen deutschen und französischen Gelehrten dienen«, wie Einstein gegenüber seinen Akademiekollegen erläuterte.111 Auf der Rückreise nach Deutschland besuchte er am 9. April in Begleitung von Paul Langevin, Maurice Solovine und Charles Nordmann die Schlachtfelder von Reims und St. Quentin.112 Auch wenn beide nie die Sowjetunion besuchten, so interessierten sie sich dennoch für deren politische und ökonomische Entwicklung: Einstein unterstützte als Mitglied ihres Zentralkomitees die Arbeit der am 1. Juni 1923 gegründeten Gesellschaft der Freunde des Neuen Rußland und Schlick engagierte sich in den Jahren 1926/27 als Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der geistigen und wirtschaftlichen Beziehungen mit der UdSSR. Seit dem 24. Februar 1924 war Einstein steuerpflichtiges Mitglied der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und ab 1925 Mitglied im Kuratorium sowie Vorsitzender des Akademischen Rats der 110  Vgl. »La Théorie de la Relativité«, in: Bulletin de la Société fran­

çaise de Philosophie, Vol. XXII, Nr.  3, Séance du 6 Avril 1922, S.  91–113 (in: CPAE 13, Doc.  131). Siehe dazu Charles Nordmann, »Einstein expose et discute sa Théorie«, in: Revue des Deux Mondes, Vol. IX, Nr.  92, 1 (1922), S.  129–166 sowie Marco Giovanelli, »›Physics is a kind of metaphysics‹: Émile Meyerson and Einstein’s late rationalistic realism«, in: European Journal for Philosophy of Science 8 (2018), S.  783–829. 111  Albert Einstein an die Preußische Akademie der Wissenschaften, 13. März 1922, in: CPAE 13, Doc.  81. 112  Siehe Albert Einstein an Elsa Einstein, 9. April 1922, in: CPAE 13, Doc.  134. Weiterführend dazu Charles Nordmann, »Avec Einstein dans les Régions dévastées«, in: L’Illustration. Journal Universel Heb­ domadaire Nr.  4128, 15. April 1922, S.  328–331.

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He­brä­ischen Universität Jerusalem. Am 5. April 1929 fand an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien eine Einstein-Feier des Jüdisch-akademischen Philosophenvereins statt, an der auch Schlick teilnahm.113 Außerdem unterstützte er die Entwicklung in Palästina, worüber er auch mit Einstein korrespondierte und im Fall seiner Schülerin Maja Rosenberg um Unter­stützung ihrer sozialen Aktivitäten bat.114 Trotz antisemitischer Hetze und Polemik und einiger Angebote aus dem Ausland hatte Einstein in den Zwanzigerjahren nicht die Absicht, Berlin zu verlassen.115 Gegenüber Konrad Hae­ nisch, dem Kultusminister der ersten unter Führung der SPD stehenden preußischen Regierung, gab Einstein an, »dass Berlin die Stätte ist, mit der ich durch menschliche und wissenschaftliche Beziehungen am meisten verwachsen bin. Einem Ruf in’s Ausland würde ich nur in dem Falle Folge leisten, dass äussere Verhältnisse mich dazu zwingen.«116 Und tags darauf schrieb er an das Ehepaar Born: »Heute denke ich nur mehr an den Ankauf eines Segelschiffs und eines Landhäuschens bei Berlin am Wasser«117 – ein Wunsch, der sich allerdings erst 1929 erfüllen sollte, als Einstein ein Sommerhaus oberhalb des Templiner Sees in Caputh bei Potsdam erwarb.118 Dort konnte er die Entbehrungen der wissenschaftlichen Arbeit – 1928 war er ernsthaft am Herzen erkrankt und musste mehrere Monate das Bett hüten – durch das Segeln ausgleichen. Ebenso zog es Schlick immer wieder in

113 Vgl. Neues Wiener Journal, 37. Jg., Nr.  12705, 6. April 1929, S.  9. 114  Siehe die Briefe 40 bis 42. 115  Siehe dazu auch Brief 28 und dort die Anm.  194 sowie Milena Wa-

zeck, Einsteins Gegner. Die öffentliche Kontroverse um die Relativitäts­ theorie in den 1920er Jahren, Frankfurt a. M.  /  New York: Campus 2009. 116  Albert Einstein an Konrad Haenisch, 8. September 1920, in: CPAE 10, Doc 137. 117  Albert Einstein an Max und Hedwig Born, 9. September 1920, ebenda, Doc.  140. 118  Siehe Brief 43 und dort die Anm.  291.

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die Natur, insbesondere nach Italien und zum Wandern in die österreichischen Berge. Durch ihre Aktivitäten haben Einstein und Schlick in den Zwanzigerjahren zur Vertiefung einer engen Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Philosophie beigetragen sowie den Aufbau politisch und gesellschaftlich wirksamer Institutionen mitbestimmt. Die Epoche der wissenschaftlichen Philosophie erlebte gerade auch durch ihre Arbeiten in dieser Zeit ­einen ihrer Höhepunkte. Zugleich zeichnete sich bereits das Ende dieser Epoche ab, das zum einen durch innerwissenschaftliche Entwicklungen wie eine stetig zunehmende Fragmentierung der wissenschaftlichen Vernunft und ihre damit einhergehende Aufspaltung bestimmt war und zum anderen durch die heraufziehenden politischen Kontexte bedingt wurde, die schließlich für ihr abruptes Ende Anfang der Dreißigerjahre verantwortlich waren, was schlussendlich zur Emigration und Vertreibung eines Großteils der Vertreter der wissenschaftlichen Philosophie aus Europa führte.119 7.  Einstein und Schlick in Amerika Kurz vor der Rückkehr von seiner ersten Reise in die USA, die vom 23. März bis zum 30. Mai 1921 gedauert hatte und auf der es hauptsächlich um eine Reihe von Spenden- und Unterstützungsaktionen für den Aufbau der Hebräischen Universität Jerusalem ging – Einstein hatte hier den Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation und künftigen Staatspräsidenten Israels Chaim Weizmann begleitet –, schrieb er an Besso: »Ich habe zwei ungeheuer strapaziöse Monate hinter mir, habe aber die grosse Genugthuung, der zionistischen Sache viel genützt und die Grün119  Siehe dazu Fynn Ole Engler und Jürgen Renn, Gespaltene Ver­

nunft. Vom Ende eines Dialogs zwischen Wissenschaft und Philosophie, a. a. O.

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dung der Universität gesichert zu haben.«120 Anlässlich ihrer Eröffnung am 1. April 1925 – Einstein war zu diesem Zeitpunkt auf einer Südamerikareise, die ihn nach Argentinien, Uruguay und Brasilien führte121 – wies er in einem Brief an Weizmann auf ihre Bedeutung hin: Diese Universität soll eine Zentralstelle geistigen Wirkens nicht nur für Palästina, sondern für die Juden der ganzen Welt werden. Dorthin soll jeder von uns kommen, dem die Gnade zuteil wird, etwas Schönes zur wissenschaftlichen Erkenntnis zu finden, um es dort vorzutragen. Dort soll einst eine Auswahl unserer besten Talente bleiben und wirken, der Wissenschaft und unserer Jugend zum Heil. […] Möge unsere Universität ein Hort der Lehrfreiheit und der Toleranz sein. Keinem ernsten geistigen Streben sei sie verschlossen; keinem Menschen sei der Eintritt verwehrt. Möge unsere Tradition uns stets befruchten, nie hemmen.122

Ende der Zwanzigerjahre erhielt Schlick die erste Einladung nach Amerika. Ab Mai 1929 war er für ein halbes Jahr als Gastprofessor an der Stanford University tätig. Einstein verbrachte seinen zweiten Aufenthalt in den USA vom 11. Dezember 1930 bis zum 4. März 1931 vor allem am California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena. Während der dritten USA-Reise, die Einstein vom 30. Dezember 1931 bis 4. März 1932 wiederum ans Caltech führte, weilte Schlick zeitgleich in Berkeley.123 Von dort schrieb er an Carnap nach Prag:

120  Albert Einstein an Michele Besso, vor dem 30. Mai 1921, in: CPAE

12, Doc.  141. 121  Siehe Einsteins Reisetagebuch, in: CPAE 14, Doc.  455. 122  Albert Einstein an Chaim Weizmann, vor oder am 2. März 1925, ebenda, Doc.  450. 123  Siehe die Briefe 47 bis 51.

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Ich habe angefangen, das Buch, das an die Stelle der Erkenntnislehre treten soll, auf englisch zu schreiben124 […]. Bisher hatte ich nur meine Kinder bei mir; meine Frau hat diese Wochen in Massachusetts bei allerlei Freunden und Verwandten verbracht; wir erwarten sie aber uebermorgen hier. Die Kinder haben eine grossartige Zeit; gerade jetzt sind sie fuer einige Tage aufs Land gefahren (in meinem schoenen Chrysler Wagen) […]. Hoffentlich werden die Kinder sich nicht zu schwer an unsere kuemmerlichen europaeischen Verhaeltnisse zurueckgewoehnen, wenn wir wieder in Oesterreich sind. Ich selbst werde mich freuen, im Sommer wieder dort zu sein.125

Und in einem Brief vom März hieß es: Dass Du mit Prag zufrieden bist, hat mich wirklich sehr gefreut, besonders, dass Ihr eine so gute Wohnung gefunden habt. Die Lage der Wohnung ist immer der wichtigste Punkt für das Wohlbefinden in einer neuen Umgebung. […] Es wäre schön, wenn Du einmal nach Amerika kommen könntest, am besten hierher; es ist wirklich in vieler Beziehung ein Paradies.126 […] Auch Reichenbach schrieb mir, er möchte gern einmal herüberkommen. […] Schrieb ich Dir, dass ich zu Neujahr drei herrliche Nachmittage mit Einstein verbrachte? Es war in Pasadena, wo wir uns auf unserer 3wöchigen Weihnachtsreise ein paar Tage aufhielten. Unbeschreibliche grossartige Eindrücke in der Wüste, im Gebirge und am Ocean! Schrieb ich Dir, dass ich eines Abends mit Russell dinierte? Ein entzückender Mensch!  – Übermorgen in 3 Wochen verlasse ich dies schöne Land. […] Auf frohes Wiedersehen im Sommer.127

124  In Schlicks Nachlass finden sich lediglich zwei Fragmente des ers-

ten Kapitels (vgl. MSGA II/1. 2, S.  125–133 bzw. 137–144 sowie dort den editorischen Bericht, S.  119–123). 125  Moritz Schlick an Rudolf Carnap, 19. September 1931, ASP RC 029-29-16. 126  Siehe Brief 46. 127  Moritz Schlick an Rudolf Carnap, 23. März 1932, ASP RC 02929-13.

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Doch schon bald darauf musste alles überdacht werden.128 Schlick,129 Charles Morris und Willard Van Orman Quine setzten sich in der Folge für Carnaps Übersiedlung in die USA ein, wo dieser ab Oktober 1936 eine ordentliche Professur an der Universität von Chicago innehatte.130 Im Oktober 1932 wurde Einstein auf eine Professur an das Institute for Advanced Study in Princeton berufen, die er neben seiner Anstellung in Berlin zur Hälfte auszufüllen plante. Am 10.  Dezember reisten seine Frau Elsa und er erneut nach Pasadena. Im März 1933 kehrten sie zwar nach Europa zurück, mussten sich aber wegen der Machtergreifung Hitlers zunächst für mehrere Monate in Le-Coq-sur-Mer in Belgien aufhalten.131 Schlick wollte noch einmal nach Berlin. Gemeinsam mit seiner Tochter Barbara plante er am 10. Juli 1933 dort einzutreffen und 14 Tage zu bleiben.132 Dem Mediziner und Philosophen Ale­ xander Herzberg, einem Mitglied der Berliner Gruppe um Reichenbach, musste Schlick allerdings am 14. Juni mitteilen, »dass es mir durch die Umstände unmöglich gemacht wird, im Juli nach Berlin zu reisen, und ich muss daher den Vortrag absagen, den ich für die Gesellschaft für wissenschaftliche Philosophie zu halten versprochen hatte«.133 Ende Februar 1933 kam Reichenbach erneut nach Wien. »Es trifft sich gut«, schrieb Schlick an ihn, »[w]ir haben da nämlich von 4 bis 6 unsern Zirkel, und da müssen Sie selbstverständlich dabei sein, und wir hoffen, dass Sie ein kleines Referat halten 128  Siehe Brief 52. 129  Vgl. Moritz Schlick an The Rockefeller Foundation, 17. Februar

1933, NHA Inv.-Nr.  114/Rock-3. 130 Vgl. Rudolf Carnap, Mein Weg in die Philosophie, Stuttgart: Reclam 1993, S.  54. 131  Siehe Brief 53. 132 Siehe Moritz Schlick an Harnack-Haus, 30. März 1933, NHA Inv.-Nr.  102/Harn-1. 133  Siehe Moritz Schlick an Alexander Herzberg, 14. Juni 1933, NHA Inv.-Nr.  103/Herzb-2.

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werden, über das wir dann diskutieren können.«134 Dabei dürfte es wieder um Reichenbachs Wahrscheinlichkeitslogik gegangen sein, der Schlick skeptisch gegenüberstand. Zu einem letzten Treffen zwischen ihnen kam es auf dem 8. Internationalen Philosophenkongress in Prag im September 1934.135 Reichenbach reiste aus Istanbul an, wo er im Jahr zuvor eine Philosophieprofessur an der dortigen Universität angenommen hatte, später siedelte er in die USA über, wo er ab 1938 an der University of California in Los Angeles lehrte. Ein letztes Mal korrespondieren Einstein und Schlick im Mai 1933. Mit Einsteins Antwort bricht ihr über zwei Jahrzehnte anhaltender Gedankenaustauch unvermittelt ab. Kurz darauf besucht Einstein noch einmal seinen Sohn Eduard in der Schweiz.136 Im September verlässt er mit seiner Frau Europa und emigriert in die USA. Schlick bleibt in Wien und fällt dort am 22. Juni 1936 einem Attentat zum Opfer.137 Die Inschrift auf der Philosophenstiege der Universität Wien, die an der Stelle angebracht wurde, an der man ihn ermordete, fasst die Umstände dieser Wahnsinnshandlung in einem Satz zusammen. Es heißt dort: »Ein durch Rassismus und Intoleranz vergiftetes geistiges Klima hat zur Tat beigetragen.«

134  Vgl. Moritz Schlick an Hans Reichenbach, 26. Februar 1933, ASP

HR-013-30-10. 135  Siehe Moritz Schlick an Hans Reichenbach, 20. Juli 1934, ASP HR013-30-09. 136  Siehe Albert Einstein an Heinrich Zangger, nach dem 25. Mai 1933, in: Robert Schulmann (Hg.), Seelenverwandte. Der Briefwechsel zwischen Albert Einstein und Heinrich Zangger 1910–1947, unter Mitarbeit von Ruth Jörg, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 2012, S.  525  ff. 137  Siehe dazu Renate Lotz-Rimbach, »Mord verjährt nicht: Psychogramm eines politischen Mordes«, in: Friedrich Stadler und Hans Jürgen Wendel (Hgg.), Stationen. Dem Philosophen und Physiker Moritz Schlick zum 125. Geburtstag (= Schlick-Studien, Bd.  1), Wien  /  New York: Springer 2009, S.  81–104.

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Über die politisch und weltanschaulich aufgeheizte Atmosphäre schrieb Einstein an den österreichischen Physiker und sozialdemokratischen Politiker Hans Thirring: Unsere Vertreter der Wissenschaft versagen in ihrer Pflicht, für das Geistige einzustehen, weil ihnen die leidenschaftliche Liebe für geistige Werte völlig abhanden gekommen ist, die Mentalität Giordano Bruno’s. […] Noch ist es nicht überall so. Aber wir sehen mit erschreckender Deutlichkeit, dass wir kämpfen müssen, und dass wir die aufrecht Gebliebenen davon zu überzeugen haben, dass auch sie nicht abseits stehen bleiben dürfen.138

Selbst noch kurz vor seinem Tod wusste Einstein Schlicks aufrechte Haltung und intellektuelle Redlichkeit zu schätzen. So lautete es in einem Brief an Blanche Schlick vom 11. Februar 1953: »Sie haben mir durch die Uebersendung der Schlick’schen Aufsätze über soziale Gegenstände eine grosse Freude gemacht.139 Er hat mutig die Wahrheit gesagt über Dinge, die in unserer heuchlerischen Welt sonst als Tabu behandelt werden.«140

138  Albert Einstein an Hans Thirring, 3. April 1933, in: Albert Ein-

stein, Über den Frieden. Weltordnung oder Weltuntergang?, a. a. O., S.  235  f. 139  Moritz Schlick, Natur und Kultur. Aus dem Nachlaß des Autors hg. von Josef Rauscher, Wien  /  Stuttgart: Humboldt Verlag 1952. 140  Albert Einstein an Blanche Schlick, 11. Februar 1953, NHA Inv.Nr.  127/#Ein-5.

Z U DI E S E R AU S G A B E

Editorische Bemerkungen Die nachfolgend abgedruckten Briefe und Dokumente wurden sämtlich mit den in den Archiven aufbewahrten Quellen verglichen. Bei der Wiedergabe wurde versucht, deren »optische« Form möglichst weitgehend zu wahren. Das heißt Datums­anga­ ben, Anschriften, Gruß- und Schlussformeln etc. werden von der Anordnung her so wiedergegeben, wie es dem äußeren Bild der Originale entspricht. Das schließt auch die Wiedergabe aller Korrekturen bzw. die Kennzeichnung von Einfügungen oder Streichungen ein, ausgewiesen durch die untenstehenden Zeichen. Vereinheitlicht wurden die Absätze, die durch Einzüge ausgewiesen sind. Von den heutigen Regeln abweichende Schreibungen oder Schreibeigenheiten (bspw. »Thatsache« für »Tatsache« oder der Gebrauch von »ss« anstelle von »ß« bzw. umgekehrt) sowie offensichtliche Verschreibungen bzw. Sofortkorrekturen sind nicht gesondert gekennzeichnet. Alle anderen textkritischen Anmerkungen werden durch hochgestellte Großbuchstaben ausgewiesen. Von den Briefschreibern abgekürzte Namen oder Worte werden in der Regel in eckigen Klammern aufgelöst. Auf Briefe aus den Albert Einstein Archives der Hebräischen Universität Jerusalem wird durch die Sigle »AEA« sowie die entsprechende Dokumentnummer verwiesen (z. B. AEA 21-569), Verweise auf die Collected Papers of Albert Einstein erfolgen mit der Sigle CPAE sowie der entsprechenden Band- und Dokumentnummer (z. B. CPAE 6, Doc.  30). Die in den Anmerkungen verwendeten Bezeichnungen für Briefe bzw. Dokumente in der Form »NHA Inv.-Nr.  099/Fei19« oder »NHA Inv.-Nr.  417, A.  32« beziehen sich auf den im Noord-Hollands Archief in Haarlem / N L aufbewahrten Nach-

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Zu dieser Ausgabe

lass von Moritz Schlick bzw. das dortige Wiener Kreis Archief; im Rahmen der Moritz Schlick Gesamtausgabe veröffentlichte Texte sind durch die Sigle MSGA und die Bandnummer ausgewiesen (bspw. MSGA I/2), in der Philosophischen Bibliothek erschienene Texte sind durch die Siglen »PhB 733« bzw. »PhB 742« kenntlich gemacht. Mit der Sigle »ASP RC« bzw. »ASP HR« versehene Schreiben stammen aus dem Nachlass von Rudolf Carnap bzw. Hans Reichenbach, einzusehen in den Archives of Scientific Philosophy der University of Pittsburgh. Verwendete Zeichen ⟨ … 〉

\…/ /…/

[…]? […]? […] []

Einfügung von Einstein, Schlick bzw. den anderen Briefpartnern Ersetzung eines zuvor gestrichenen Wortes bzw. einer Wortgruppe Streichung des ersetzten Wortes bzw. der Wortgruppe wurde vergessen Unleserliches Wort bzw. Wortanfang Gestrichenes unleserliches Wort bzw. Wortanfang Zusätze der Herausgeber Streichungen der Herausgeber In den Kopfzeilen der Briefe und Dokumente ­verwendete Abkürzungen

Hs o. U. Ts Ts  / Ab U  /  Hs Z  /  Hs

Handschriftliche/r Brief bzw. Postkarte ohne Unterschrift Maschinenschriftlicher Brief (= Typoskript) Typoskript, Abschrift Unterschrift handschriftlich Zusatz handschriftlich

Zu dieser Ausgabe

LXIII

Siglen AEA

Albert Einstein Archives, Hebrew University of Jerusalem

ASP HR

Nachlass Reichenbach, Archives of Scientific Philosophy, University of Pittsburgh

ASP RC

Nachlass Carnap, Archives of Scientific Philosophy, University of Pittsburgh

CPAE

The Collected Papers of Albert Einstein

ECB / ECN 18

Ernst Cassirer, Ausgewählter wissenschaftlicher Briefwechsel

ECW

Ernst Cassirer, Gesammelte Werke. Hamburger Ausgabe

FDÖP

Alexius Meinong-Institut, Forschungsstelle und Dokumentationszentrum für Österreichische Philosophie, Graz

GStA PK

Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin

HUB

Archiv der Humboldt-Universität zu Berlin

MSGA

Moritz Schlick Gesamtausgabe

NHA

Noord-Hollands Archief Haarlem

PhB

Philosophische Bibliothek, Felix Meiner Verlag

SBB PK

Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz

V E R Z E IC H N I S DE R B R I E F E U N D D OK U M E N T E1

Briefe 1

14. Dezember 1915

Einstein an Schlick

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-1



CPAE 8/A, Doc.  165

2

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-25

4. Februar 1917

Schlick an Einstein



AEA 21-568



CPAE 8/A, Doc.  296

3

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-2

6. Februar 1917

Einstein an Schlick



CPAE 8/A, Doc.  297

4

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-3

21. März 1917

Einstein an Schlick



CPAE 8/A, Doc.  314

5

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-4

1. April 1917

Einstein an Schlick



CPAE 8/A, Doc.  320

6

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-5

21. Mai 1917

Einstein an Schlick



CPAE 8/A, Doc.  343

7

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-6

10. Dezember 1918

Einstein an Schlick



CPAE 8/B, Doc.  668

8

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-26

15. Oktober 1919

Schlick an Einstein



AEA 21-569



CPAE 9, Doc.  137

9

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-7

17. Oktober 1919

Einstein an Schlick



CPAE 9, Doc.  142

10 21. November 1919

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-8

Einstein an Schlick



CPAE 9, Doc.  170

1 Die rechte Spalte der Übersicht verweist auf die Standorte der

Briefe und Dokumente im Nachlass von Moritz Schlick im Noord-Hollands Archief, Haarlem / N L (NHA) bzw. in den Albert Einstein Archives der Hebräischen Universität Jerusalem (AEA) sowie auf die veröffentlichten Fassungen in den bisher erschienenen Bänden der Collected Pa­ pers of Albert Einstein (CPAE).

Verzeichnis der Briefe und Dokumente 11 1. Dezember 1919

Einstein an Schlick

LXV

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-9



CPAE 9, Doc.  184

12 8. Dezember 1919

NHA, Inv.-Nr.  098/Ein-10

Einstein an Schlick



CPAE 9, Doc.  199

13 19. Dezember 1919

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-27

Schlick an Einstein



AEA 21-570



CPAE 9, Doc.  222

14 22. Februar 1920

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-28

Schlick an Einstein



AEA 21-571



CPAE 9, Doc.  327

15 27. Februar 1920

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-11

Einstein an Schlick



CPAE 9, Doc.  331

16 13. März 1920

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-29

Schlick an Einstein



AEA 21-572



CPAE 9, Doc.  352

17 19. April 1920

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-12

Einstein an Schlick



CPAE 9, Doc.  378

18 22. April 1920

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-30

Schlick an Einstein



AEA 21-573



CPAE 9, Doc.  392

19 10. Mai 1920

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-31

Schlick an Einstein



AEA 21-574



CPAE 10, Doc.  12

20 5. Juni 1920

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-32

Schlick an Einstein



AEA 21-575



CPAE 10, Calendar, S.  576

21 7. Juni 1920

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-13

Einstein an Schlick



CPAE 10, Doc.  47

22 a 9. Juni 1920

Schlick an Einstein

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-33

Schlick an Einstein

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-34

(Entwurf zu 22 b) 22 b 10. Juni 1920



AEA 21-576



CPAE 10, Doc.  51

23 12. Juni 1920

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-35

Schlick an Einstein



AEA 21-577



CPAE 10, Doc.  53

LXVI

Verzeichnis der Briefe und Dokumente

24 26. Juni 1920

Ilse Einstein an Schlick NHA Inv.-Nr.  098/Ein/I-1

25 29. Juni 1920

Schlick an Einstein

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-36



AEA 21-578



CPAE 10, Calendar, S.  582

26 30. Juni 1920

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-14

Einstein an Schlick



CPAE 10, Doc.  67

27 29. August 1920

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-37

Schlick an Einstein



AEA 21-579



CPAE 10, Doc.  116

28 9. Oktober 1920

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-38

Schlick an Einstein



AEA 21-580



CPAE 10, Doc.  171

29 10. August 1921

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-15

Einstein an Schlick



CPAE 12, Doc.  202

30 28. April 1922

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-16

Einstein an Schlick



CPAE 13, Doc.  172

31 13. August 1922

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-39

Schlick an Einstein



AEA 21-587



CPAE 13, Doc.  324

32 15. Juli 1923

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-40

Schlick an Einstein



AEA 21-588



CPAE 14, Calendar Abs.2 127

33 23. November 1924 Schlick an Einstein

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-41



AEA 21-589



CPAE 14, Calendar Abs. 531

34 27. November 1924 Einstein an Schlick

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-17



CPAE 14, Calendar Abs. 542

35 27. Dezember 1925

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-42

Schlick an Einstein



AEA 21-591



CPAE 15, Doc.  140

36 12. Januar 1926

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-43

Schlick an Einstein



AEA 21-592



CPAE 15, Calendar Abs. 261

2  Diese Angabe verweist auf den Calendar of Abstracts in den jeweiligen

Bänden der CPAE.

Verzeichnis der Briefe und Dokumente 37 22. Januar 1926

Einstein an Schlick

LXVII

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-18



CPAE 15, Doc.  176

38 1. Februar 1926

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-44

Schlick an Einstein



AEA 21-593



CPAE 15, Doc.  188

39 12. Juni 1926

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-45

Schlick an Einstein



AEA 21-594



CPAE 15, Doc.  305

40 5. Juni 1927

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-46

Schlick an Einstein



AEA 21-596



CPAE 16, Calendar Abs. 10

41 25. Juni 1927

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-19

Einstein an Schlick



CPAE 16, Calendar Abs. 35

42 14. Juli 1927

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-47

Schlick an Einstein



AEA 21-599



CPAE 16, Doc.  22

43 28. Juni 1930

Einstein an Schlick

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-20

44 2. Juli 1930

Schlick an Einstein

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-48



AEA 21-602

45 28. November 1930 Einstein an Schlick

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-21

46 [Dezember 1930]

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-49

Schlick an Einstein



AEA 21-604

47 [Januar 1932]

Einstein an Schlick

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-23

48 18. Januar 1932

Schlick an Einstein

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-50



AEA 21-605

49 9. Mai 1932

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-51

Schlick an Einstein



AEA 21-607

50 13. Mai 1932

Elsa Einstein an Schlick NHA Inv.-Nr.  098/Ein/E-1

51 18. Mai 1932

Einstein an Schlick

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-22

52 9. Mai 1933

Schlick an Einstein

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-52



AEA 21-608

53 15. Mai 1933

NHA Inv.-Nr.  098/Ein-24

Einstein an Schlick

LXVIII

Verzeichnis der Briefe und Dokumente

Dokumente A 1

19. August 1913

Laue an Schlick

NHA Inv.-Nr.  108/Lau-15

A 2 25. Februar 1917

Laue an Schlick

NHA Inv.-Nr.  108/Lau-21

A 3

Meyer Schlick

NHA Inv.-Nr.  109/Mey-2

Born an Schlick

NHA Inv.-Nr.  093/Born-1

A 5

[nach dem 11. Juni Schlick an Born

NHA Inv.-Nr.  148, A.  215,



1919]

(Auszug)

S.  278

A 6 1. Dezember 1919

Schmidt an Schlick

NHA Inv.-Nr.  116/Schmi-1

A 7

Schmidt an Schlick

NHA Inv.-Nr.  116/Schmi-2

Vaihinger an Schlick

NHA Inv.-Nr.  121/Vai-10

27. April 1919

A 4 11. Juni 1919

8. Dezember 1919

A 8 18. Mai 1920

A 9 8. September 1920 Born an Schlick

NHA Inv.-Nr.  093/Born-5

A 10 24. Januar 1923

Pauli an Schlick

NHA Inv.-Nr.  112/Pau/J-2

A 11 26. Juli 1923

Feigl an Schlick

NHA Inv.-Nr.  099/Fei-2

A 12 23. Oktober 1925

Schlick an Planck

Archiv HUB, Habil.-akte

A 13 12. Juni 1926

Reichenbach

Rede von Schlick, NHA Inv.- Nr.  018/A.  73 gehalten aus Anlass der Einweihung des Ernst-Mach-Denkmals

L I T E R AT U RV E R Z E IC H N I S

1.  Bisher veröffentlichte Einzelausgaben der Briefwechsel a)  Albert Einstein Albert Einstein und Sigmund Freund: Warum Krieg? Dijon: Darantière 1933. Albert Einstein: Lettres à Maurice Solovine, ed. Pierre Speziali, Paris: Gauthier-Villars 1956. Albert Einstein, Erwin Schrödinger, Max Planck und Hendrik A. Lorentz: Briefe zur Wellenmechanik, hg. im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften von Karl Przibram, Wien: Springer 1963. Armin Hermann: »Albert Einstein und Johannes Stark. Briefwechsel und Verhältnis der beiden Nobelpreisträger«, in: Sudhoffs Archiv, Bd.  50, Heft 3 (1966), S.  267–285. Albert Einstein und Arnold Sommerfeld: Briefwechsel. Sechzig Briefe aus dem goldenen Zeitalter der modernen Physik, hg. und kommentiert von Armin Hermann, Basel  /  Stuttgart: Schwabe & Co 1968. Albert Einstein und Max Born: Briefwechsel 1916–1955, mit einem Geleitwort von Bertrand Russell und einem Vorwort von Werner Heisenberg, München: Nymphenburger Verlagshandlung 1969. Albert Einstein: Correspondance avec Michele Besso 1903–1955, Paris: Hermann 1972. Albert Einstein: Briefe, aus dem Nachlaß hg. von Helen Dukas und ­Banesh Hoffmann, Zürich: Diogenes 1981. Ilse Rosenthal-Schneider: Begegnungen mit Einstein, von Laue und Planck. Realität und wissenschaftliche Wahrheit, Braunschweig  / Wiesbaden: Vieweg 1988. Michael Grüning: Ein Haus für Albert Einstein. Erinnerungen – Briefe – Dokumente, Berlin: Verlag der Nation 1990.

LXX

Literaturverzeichnis

Einstein, Anschütz und der Kieler Kreiselkompaß. Der Briefwechsel zwi­ schen Albert Einstein und Hermann Anschütz-Kaempfe und andere Dokumente (= Schriften der Schleswig-Holsteinischen Landesbib­ liothek, Bd.  16), hg. von Dieter Lohmeier und Bernhardt Schell, mit einem Beitrag von Jobst Broelmann, Heide in Holstein: Westholsteinische Verlags-Anstalt 1992. Albert Einstein und Mileva Marić: Am Sonntag küss’ ich Dich mündlich. Die Liebesbriefe 1897–1903, hg. und eingeleitet von Jürgen Renn und Robert Schulmann, mit einem Essay »Einstein und die Frauen« von Armin Herrmann, München  /  Zürich: Piper 1994. Albert Einstein und Friedrich Wilhelm Foerster: Briefwechsel von 1935 bis 1954, hg. von Pascal Max, Stuttgart: ibidem Verlag 2001. Michaela Maier und Wolfgang Maderthaner (Hgg.): Physik und Revolu­ tion. Friedrich Adler – Albert Einstein. Briefe – Dokumente – Stel­ lungnahmen, Wien: Löcker 2005. Robert Schulmann (Hg.): Seelenverwandte. Der Briefwechsel zwischen Albert Einstein und Heinrich Zangger (1910–1947), unter Mitarbeit von Ruth Jörg, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 2012.

b)  Moritz Schlick [»Briefwechsel Moritz Schlick – Wolfgang Köhler 1921–1934«], in: Fynn Ole Engler, Björn Henning und Karsten Böger: Transformationen der wissenschaftlichen Philosophie und ihre integrative Kraft – Wolfgang Köhler, Otto Neurath und Moritz Schlick, Berlin: Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte 2010, Preprint 396, S.  53–76. [»Briefwechsel Moritz Schlick – Otto Neurath 1934–1936«], in: Fynn Ole Engler, Björn Henning und Karsten Böger: Transformationen der wissenschaftlichen Philosophie und ihre integrative Kraft – Wolfgang Köhler, Otto Neurath und Moritz Schlick, a. a. O., S.  79–98. Ludwik Fleck: »Briefwechsel mit Moritz Schlick (1933–1934)«, in: ders.: Denkstile und Tatsachen. Gesammelte Schriften und Zeugnisse, hg. von Sylwia Werner und Claus Zittel, unter Mitarbeit von Frank Stahnisch, Berlin: Suhrkamp Verlag 2011, S.  561–565.

Literaturverzeichnis

LXXI

Mathias Iven: »Er ›ist eine Künstlernatur von hinreissender Genialität‹. Die Korrespondenz zwischen Ludwig Wittgenstein und Moritz Schlick sowie ausgewählte Briefe von und an Friedrich Waismann, Rudolf Carnap, Frank P. Ramsey, Ludwig Hänsel und Margaret Stonborough«, in: Wittgenstein-Studien 6 (2015), S.  175–210. [»Briefwechsel Moritz Schlick – Rudolf Carnap 1922–1935«], in: Rudolf Carnap, Wissenschaftlicher Briefwechsel 1920–1935, hg. von Christian Damböck, Johannes Friedl und Ulf Höfer, unter Mitarbeit von Josef Pircher, Lois M. Rendl und Adam T. Tuboly, [Hamburg: Felix Meiner, in Vorbereitung].

2. a)  Zitierte Bände der Collected Papers of Albert Einstein (CPAE) The Collected Papers of Albert Einstein, Princeton / NJ: Princeton University Press 1987  ff. CPAE 4: The Swiss Years: Writings, 1912–1914, Martin J. Klein, A.  J. Kox, Jürgen Renn, and Robert Schulmann (Eds.): Princeton / NJ: Princeton University Press 1995. CPAE 5: The Swiss Years: Correspondence, 1902–1914, Martin J. Klein, A.  J. Kox, and Robert Schulmann (Eds.): Princeton / NJ: Princeton University Press 1993. CPAE 6: The Berlin Years: Writings, 1914–1917, A.  J. Kox, Martin J. Klein, and Robert Schulmann (Eds.), Princeton / NJ: Princeton University Press 1996. CPAE 7: The Berlin Years: Writings, 1918–1921, Michel Janssen, Robert Schulmann, József Illy, Christoph Lehner, and Diana Kormos Buchwald (Eds.), Princeton / NJ: Princeton University Press 2002. CPAE 8/A: The Berlin Years: Correspondence, 1914–1918. Part A: 1914– 1917, Robert Schulmann, A.  J. Kox, Michel Janssen, and József Illy (Eds.), Princeton / NJ: Princeton University Press 1998. CPAE 8/B: The Berlin Years: Correspondence, 1914–1918. Part B: 1918, Robert Schulmann, A.  J. Kox, Michel Janssen, and József Illy (Eds.), Princeton / NJ: Princeton University Press 1998.

LXXII

Literaturverzeichnis

CPAE 9: The Berlin Years: Correspondence January 1919 – April 1920, Diana Kormos Buchwald, Robert Schulmann, József Illy, Daniel J. Kennefick, and Tilman Sauer (Eds.), Princeton / NJ: Princeton University Press 2004. CPAE 10: The Berlin Years: Correspondence, May – December 1920, and Supplementary Correspondence, 1909–1920, Diana Kormos Buchwald, Tilman Sauer, Ze’ev Rosenkranz, József Illy, and Virginia Iris Holmes (Eds.), Princeton / NJ: Princeton University Press 2006. CPAE 11: Cumulative Index, Bibliography, List of Correspondence, Chronology, and Errata to Volumes 1–10, A.  J. Kox, Tilman Sauer, Diana Kormos Buchwald, Rudy Hirschmann, Osik Moses, Benjamin Aronin, and Jennifer Stolper (Eds.), Princeton / NJ: Princeton University Press 2009. CPAE 12: The Berlin Years: Correspondence, January – December 1921, Diana Kormos Buchwald, Ze’ev Rosenkranz, Tilman Sauer, József Illy, and Virginia Iris Holmes (Eds.), Princeton / NJ: Princeton University Press 2009. CPAE 13: The Berlin Years: Writings and Correspondence, January 1922 – March 1923, Diana Kormos Buchwald, József Illy, Ze’ev Rosenkranz, and Tilman Sauer (Eds.), Princeton / NJ: Princeton University Press 2012. CPAE 14: The Berlin Years: Writings and Correspondence, April 1923 – May 1925, Diana Kormos Buchwald, József Illy, Ze’ev Rosenkranz, Tilman Sauer, and Osik Moses (Eds.), Princeton / NJ: Princeton University Press 2015. CPAE 15: The Berlin Years: Writings and Correspondence, June 1925 – May 1927, Diana Kormos Buchwald, József Illy, A.  J. Kox, Dennis Lehmkuhl, Ze’ev Rosenkranz, and Jennifer Nollar James (Eds.), Princeton / NJ: Princeton University Press 2018. CPAE 16: The Berlin Years: Writings and Correspondence, June 1927 – May 1929, Diana Kormos Buchwald, Ze’ev Rosenkranz, József Illy, Daniel J. Kennefick, A.  J. Kox, Dennis Lehmkuhl, Tilman Sauer, and Jennifer Nollar James (Eds.), Princeton / NJ: Princeton University Press 2021.

Literaturverzeichnis

LXXIII

2. b)  Zitierte Bände der Moritz Schlick Gesamtausgabe (MSGA) Moritz Schlick Gesamtausgabe, hg. von Friedrich Stadler und Hans Jürgen Wendel, Wien  /  New York: Springer 2006  ff. MSGA I/1: Abt. I: Veröffentlichte Schriften, Bd. 1: Allgemeine Erkennt­ nislehre, hg. und eingeleitet von Hans Jürgen Wendel und Fynn Ole Engler, Wien  /  New York: Springer 2009. MSGA I/2: Abt. I: Veröffentlichte Schriften, Bd. 2: Über die Reflexion des Lichtes in einer inhomogenen Schicht / Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik, hg. und eingeleitet von Fynn Ole Engler und Matthias Neuber, Wien  /  New York: Springer 2006. MSGA I/3: Abt. I: Veröffentlichte Schriften, Bd.  3: Lebensweisheit. Ver­ such einer Glückseligkeitslehre / Fragen der Ethik, hg. und eingeleitet von Mathias Iven, Wien  /  New York: Springer 2006. MSGA I/5: Abt. I: Veröffentlichte Schriften, Bd.  5: Rostock – Kiel – Wien. Aufsätze, Beiträge, Rezensionen 1919–1925, hg. und eingeleitet von Edwin Glassner und Heidi König-Porstner unter Mitarbeit von Karsten Böger, Wien  /  New York: Springer 2012. MSGA I/6: Abt. I: Veröffentlichte Schriften, Bd.  6: Die Wiener Zeit. Auf­ sätze, Beiträge, Rezensionen 1926–1936, hg. und eingeleitet von Johannes Friedl und Heiner Rutte, Wien  /  New York: Springer 2008. MSGA II/1. 2: Abt. II: Nachgelassene Schriften, Bd.  1. 2: Erkenntnistheo­ retische Schriften 1926–1936, hg. und eingeleitet von Johannes Friedl und Heiner Rutte, Wien  /  New York: Springer 2013.

3.  Angeführte Literatur [Anonym:] »1858 – Pacific – 1932«, in: The Pacific Review, May 1932, Vol. VI, No. 5, S.  5–7. [Anonym:] »20-m2-Jollenkreuzer für Professor Albert Einstein«, in: Die Yacht 50 (1929), S.  12/13. [Anonym:] »Declaration by Students at the University of Berlin«, in: CPAE 9, Doc.  320.

LXXI V

Literaturverzeichnis

[Anonym:] »Geheimrat Planck in Wien«, in: Neue Freie Presse, Nr.  22024, 7. Januar 1926 (Morgenblatt), Chronikbeilage, S.  6. [Anonym:] »Ein Gespräch mit Albert Einstein. Ueber das Palästinawerk und seine Bedeutung für die jüdische Gemeinschaft«, in: Wiener Morgenzeitung, Jg. 6, Nr.  2015, 24. September 1924, S.  1. [Anonym:] »Einstein will Berlin verlassen!«, in: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung, Jg. 49, Nr.  402, 27. August 1920, Morgen-Ausgabe, S.  3. [Anonym:] »Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches«, in: Berliner Akademische Nachrichten, Nr.  3 (Wintersemester 1914/15), S.  34/35. [Anonym:] »Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches«. Berlin: Kaiser-Wilhelm-Dank, Verein der Soldatenfreunde, 16. Oktober 1914. [Anonym:] »Das gestörte Einstein-Kolleg«, in: Vorwärts. Berliner Volks­ blatt, Jg. 37, Nr.  82, 14. Februar 1920, Morgen-Ausgabe, S.  7. [Anonym:] »Kundgebung deutscher Hochschullehrer«, in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt, Jg. 65, Nr.  406, 5. Juni 1920 (Erstes Morgenblatt), S.  1/2. [Anonym:] »Prof. Moritz Schlick Returns from California. Professor of Philosophy at University of Vienna Received Many Honours in U.S.A.«, in: The Vienna Herald, 24. Juni 1932, S.  1. [Anonym:] »La Théorie de la Relativité«, in: Bulletin de la Société fran­ çaise de Philosophie, Vol. XXII, Nr.  3, Séance du 6 Avril 1922, S.  91– 113 (in: CPAE 13, Doc.  131). [Anonym:] »Tumultszenen bei einer Einstein-Vorlesung«, in: 8 Uhr-­ Abend­blatt, 13. Februar 1920, S.  1/2 (in: CPAE 7, Doc.  33). [Anonym:] »Die Vorgänge im Kolleg des Professors Einstein. Eine Erklärung des Kultusministeriums«, in: Berliner Tageblatt und Han­ dels-Zeitung, Jg. 49, Nr.  82, 14. Februar 1920, Morgen-Ausgabe, S.  2. [Anonym:] »Ein Kolleg Albert Einsteins gesprengt!«, in: Rostocker Zei­ tung, 210. Jg., Nr.  46, 15. Februar 1920, S.  1. [Anonym:] »Wellenlehre und Atomdynamik. Wichtige Forschungs­ ergebnisse eines Oesterreichers«, in: Neue Freie Presse, Nr.  22303, 16. Oktober 1926 (Abendblatt), S.  3.

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LXXV

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A L B E RT E I N S T E I N   –   MO R I T Z S C H L IC K

Briefwechsel

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Albert Einstein an Moritz Schlick, 14. Dezember 1915

Prof. Dr. ALBERT EINSTEIN A ⟨Wittelsbacherstr. 13.〉

Berlin – Dahlem, Faradayweg 4 (Post Lichterfelde West III)1 Dienstag. [14 XII ’15]B

Hoch geehrter Herr Kollege! Ich habe gestern Ihre Abhandlung2 erhalten und bereits vollkommen durchstudiert. Sie gehört zu dem Besten, was bisher über Relativität geschrieben worden ist. Von philosophischer Seite scheint überhaupt nichts annähernd so Klares über den Gegenstand geschrieben zu sein. Dabei beherrschen Sie den Gegenstand materiell vollkommen. Auszusetzen habe ich an Ihren Darlegungen nichts. Das Verhältnis der Relativitätstheorie zur Lorentz’schen Theorie ist ausgezeichnet dargelegt, wahrhaft meisterhaft ihr Verhältnis zur Lehre Kants und seiner Nachfolger. Das Vertrauen auf die »apodiktische Gewissheit« gewisser \der/ »synthetischen Urteile a priori« wird schwer erschüttert durch die Erkenntnis der Ungültigkeit auch nur eines einzigen dieser Urteile. Sehr richtig sind auch Ihre Ausführungen darüber, dass der Positivismus die Rel[ativitäts]theorie nahe legt, ohne sie indessen zu fordern. Auch darin haben Sie richtig gesehen, dass diese Denkrichtung von grossem Einfluss auf meine Bestrebungen gewesen ist, und zwar E[rnst] Mach und noch viel mehr Hume, dessen Traktat über den Verstand ich kurz vor Auffindung der Relativitäts­theo­ rie mit Eifer und Bewunderung studierte.3 Es ist sehr gut mögA 

Gedruckter Briefkopf. B  Datum des Poststempels auf dem nicht mehr vorhandenen Briefumschlag (Angabe von Barbara van de Velde, der Tochter von Moritz Schlick).

Brief, Hs, 3 S.

4

Brief 1

lich, dass ich ohne diese philosophischen Studien nicht auf die Lösung gekommen wäre. Auch Ihre Bemerkungen über die allgemeine Relativitäts­ theo­rie sind ganz richtig,4 soweit diese Theorie bisher überhaupt richtig war.5 Das neu Gefundene ist das Resultat, dass es eine mit allen bisherigen Erfahrungen vereinbare Theorie gibt, deren Gleichungen beliebigen Transformationen der Raum-Zeitvariablen gegenüber kovariant sind.* A⟨* Dadurch verlieren Zeit u[nd] Raum den letzten Rest von physikalischer Realität.6 Es bleibt nur übrig, dass die Welt als vierdimensionales (hyperbolisches) Kontinuum von 4 Dimensionen aufzufassen ist.〉 Die Thatsache, dass man die Gleichungen der Theorie a posteriori dadurch vereinfachen kann, dass man das Bezugssystem a posteriori so wählt, dass die Determinantengleichung | gμν | = − 1 erfüllt ist, ist erkenntnistheoretisch ohne Bedeutung. Mit der empirischen Kontrollierbarkeit der Theorie steht es nicht ganz so traurig, wie Sie angeben.7 Die Theorie erklärt die von Leverrier aufgefundene Perihelbewegung des Merkur quantitativ.8 Der von der Theorie geforderte Einfluss des Gravitationspotentials auf die Farbe des emittierten Lichtes wurde durch die Astronomie bereits qualitativ bestätigt ⟨(Freundlich)〉.9 Auch besteht gute Aussicht auf Prüfung des Resultates betr[effend] die Krümmung der Lichtstrahlen durch das Schwerefeld.10 Indem ich Sie bitte, mich zu besuchen, wenn Sie Ihr Weg nach Berlin führt,11 verbl[eibe] ich mit bestem Gruss Ihr ganz ergebener A. Einstein.

A  Der

hier folgende Zusatz findet sich am unteren Rand der Rückseite des ersten Blattes.

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Brief 2

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 4. Februar 1917 Rostock, d. 4. Febr. 1917 Orléansstrasse 2312

Sehr verehrter Herr Professor, Bei Gelegenheit meines letzten Besuches bei Ihnen waren Sie so freundlich, sich zu einer Durchsicht eines Aufsatzes über die Relativität bereit zu erklären, den ich für die »Naturwissenschaften« zu liefern versprochen hatte.13 Arbeitsüberlastung und andere Störungen haben mich bis jetzt an der Fertigstellung des Aufsatzes gehindert,14 nun bin ich aber endlich doch dazu gekommen und erlaube mir nun, Ihnen das Manuscript zu senden mit der herzlichen Bitte, es einer Prüfung zu unterziehen, wenn Ihre Zeit es gestattet.15 Ich wäre Ihnen überaus dankbar, wenn Sie mich auf die Mängel der Arbeit aufmerksam machen wollten und bitte Sie, freundlichst auf etwaige Fehler, Ungenauigkeiten und sonstiges hinzuweisen (etwa durch Bemerkungen auf der Rückseite der Blätter). Das Thema wurde in der Form von der Redaktion gestellt,16 wie die Überschrift es angibt, und so ist der Aufsatz weniger eine Darstellung der Allgemeinen Relativitätstheorie selbst als eine eingehende Erläuterung des Satzes, dass Raum und Zeit nun in der Physik alle Gegenständlichkeit eingebüsst haben. Mein Hauptziel war, die Darstellung so leicht verständlich zu machen wie irgend möglich; ob das in dem erstrebten Maße gelungen ist, scheint mir freilich fraglich. Es ist wirklich so sehr zu wünschen, dass die Gedanken des allgemeinen Rel[ativitäts]-Prinzips recht bald überall bekannt und verstanden würden, nicht blos aus physikalischen, sondern auch besonders aus philosophischen Gründen – und ich würde mich glücklich schätzen, wenn der Aufsatz dazu fühlbar beitragen könnte. Weil es sich wirklich um die Förderung der Sache handelt, zögere ich deshalb auch nicht, von Ihrer damals erteilten Erlaubnis Gebrauch zu machen und Ihnen die Arbeit vor der Publikation zur

Brief, Hs, 3 S.

6

Brief 2

Begutachtung vorzulegen. So sehe ich denn Ihrem Urteil entgegen und bleibe mit den besten Wünschen für Ihr Wohlergehen und grösster Hochachtung   Ihr sehr ergebener M. Schlick P. S.  Sollte es wider Erwarten gar keiner nennenswerten Änderungen an dem Manuscript bedürfen, so darf ich Sie vielleicht bitten, es in diesem Falle direkt an die Redaktion der »Naturwissenschaften«, Linkstrasse 23/24,17 gütigst weiter zu senden?

7

Brief 3

[3]



Albert Einstein an Moritz Schlick, 6. Februar 1917 Berlin 6. II. 17.

Sehr geehrter Herr Kollege! Ihre Darlegung18 ist von unübertrefflicher Klarheit und Übersichtlichkeit. Sie haben sich um keine Schwierigkeit herumgedrückt sondern den Stier bei den Hörnern gepackt, ⟨alles Wesentliche gesagt und alles Unwesentliche weggelassen.〉 Wer Ihre Darlegung nicht versteht, der ist überhaupt unfähig, einen derartigen Gedankengang aufzufassen. Sehr gut hat mir gefallen, dass Sie nicht a posteriori die allgemeine Relativitätstheorie als erkenntnistheoretisch notwendig sondern nur als in höherem Masse befriedigend hingestellt haben. Diese Unbestechlichkeit freut mich besonders. Zu kritisieren habe ich gar nichts, sondern nur die Treffsicherheit ⟨Ihres Denkens und〉 Ihres Wortes zu bewundern. Ich sende Ihnen die Arbeit doch zurück, weil auf Seite 27 und 28 je eine kleine Ungenauigkeit steckt, der noch abgeholfen werden muss.19 Schon Ihr Aufsatz über spezielle Relativitätstheorie ist vortrefflich. Haben Sie noch Exemplare davon?20 Leider ist mir das von Ihnen Überreichte ⟨durch Ausleihen〉 abhanden gekommen, und ich würde es doch sehr gerne besitzen. Darf ich so unbescheiden sein, Sie um 2 oder wenn möglich 3 Exemplare dieser Ihrer neuen Arbeit bitten. Ich möchte meinen Freunden in ­Zürich gern eines zukommen lassen.21 Seien Sie bestens gegrüsst von Ihrem A. Einstein.

Brief, Hs, 1 S.

8 Brief, Hs, 2 S.

[4]



Brief 4

Albert Einstein an Moritz Schlick, 21. März 1917 [Berlin,] 21. III. 17.

Sehr geehrter Herr Kollege! Beim nochmaligen Durchlesen Ihres schönen Aufsatzes in den »Naturwissenschaften«22 finde ich noch eine kleine Ungenauigkeit. Ich teile Ihnen dieselbe mit für den Fall, dass Ihr Artikel anderweitig zum Abdruck käme. ⟨Die〉 Auf Seite 184 gegebene Ableitung des Gesetzes der Punktbewegung23 geht davon aus, dass, im lokalen Koordinatensystem betrachtet, die Punktbewegung eine Gerade sei. Hieraus kann aber nichts abgeleitet werden. Das lokale Koordinatensystem hat seine Bedeutung ⟨im Allgemeinen〉 nur im Unendlich-Kleinen, und im Unendlichkleinen ist jede stetige Linie eine Gerade. Die richtige Ableitung geht wie folgt vor: Es kann prinzipiell ⟨endliche (materiefreie)〉 Teile der Welt geben, für welche bei passender Wahl des Bezugssystems ds2 = dX 12 + ∙ + ∙ − dX42

wird. (Wäre dies nicht der Fall, so hätte sich das Galilei’sche Trägheitsgesetz ⟨und die spezielle Rel[ativitäts-]Theorie〉 nicht bewähren können) In einem solchen Teil der Welt gilt bei dieser Wahl des Bezugssystems das Galilei’sche Trägheits-Gesetz und die Weltlinie ist eine Gerade, bei beliebiger Koordinatenwahl also eine geodätische Linie. Dass die Weltlinie des Punktes auch sonst eine geodätische Linie sei (wenn keine anderen als Schwerkräfte wirken), ist eine Hypothese, wenn auch eine sehr naheliegende.24 – Mit Ihrer Kritik auf S.  178 (Anmerkung)25 haben Sie Recht. Die Forderung der Kausalität ist eben bei genauem Zusehen keine scharf umgrenzte. Es gibt verschiedene Grade der Erfüllung der Kausalitäts-Forderung. Man kann nur sagen, dass die Erfüllung […]? der allgemeinen R[elativitäts-]Th[eorie] in höherem Masse

Brief 4

9

geglückt ist als [die] der klassischen Mechanik. Die sorgfältige Durchführung dieses Gedankens wäre vielleicht eine lohnende Aufgabe für einen Erkenntnis-Theoretiker.26 Es grüsst Sie herzlich Ihr A. Einstein. PS. Ich sende Ihnen eine neue Arbeit, die einen prinzipiellen Punkt der allg[emeinen] Rel[ativitäts-]Th[eorie] behandelt.27

10 Postkarte, Hs

Brief 5

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Albert Einstein an Moritz Schlick, 1. April 1917 [Berlin,] Sonntag. [1. IV. 1917]A

Lieber Herr Kollege! Ich danke Ihnen bestens für die freundliche Zusendung der Separate.28 Ihre vortreffliche Arbeit hat schon manchem das Verständnis der Theorie vermittelt, wie ich mich überzeugt habe. Mit der von Ihnen geplanten kleinen Änderung bin ich einverstanden.29 Es wird mich sehr freuen, wenn Sie mich wieder einmal aufsuchen. Dann können wir uns auch über die Frage der Konstitution des Raumes unterhalten.30 Ich empfehle Ihnen meinen alten Bekannten Hopf, einen tüchtigen Physiker, der auch in Adlershof physikalisch beschäftigt ist.31 Es grüsst Sie bestens Ihr A. Einstein.

A  Die

Angaben für den Ort und das Datum des Poststempels stammen von Barbara van de Velde.

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Brief 6

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Albert Einstein an Moritz Schlick, 21. Mai 1917 [Berlin,] 21. V.  17.

Sehr geehrter Herr Kollege! Immer wieder sehe ich mir Ihr Büchlein32 an und freue mich der vortrefflich klaren Ausführungen. Auch der letzte Abschnitt »Beziehungen zur Philosophie[«]33 scheint mir vortrefflich. Wenn mir bei diesem Geschäft des Wiederkäuers etwas auffällt, dann sage ich es Ihnen, damit Sie event[uell] in einer neuen Auflage ­etwas korrigieren. Die Darlegung über die Nichtgültigkeit der Euklidischen Geometrie auf Seite 33 oben ist irreführend. Man kann nicht sagen, dass in zwei relativ zu einander rotierenden Systemen die Euklidische Geometrie nicht gelte.34 Sondern es lässt sich folgendes deduzieren: Angenommen es sei das System K ein galileisches, bezw. es gebe ein System K, für welches (wenigstens in einem gewissen Bereiche) die Möglichkeiten der Lagerung praktisch starrer ⟨rel[ativ] [zu] K ruhender〉 Körper durch die Eukl[idische] Geometrie beherrscht werden, so ist dies sicher nicht der Fall für ein relativ zu K rotierendes System K'. – (Bei dem Beweis spielen also die Systeme K und K' eine ganz verschiedene Rolle.) Daraus wird zunächst geschlossen, dass die Existenz eines Gravitationsfeldes die Gültigkeit d[er] Euklid[ischen] Geometrie ausschliesst (rel[ativ] zu K' ist ja ein Feld vorhanden). Endlich schliesst man aus dem Umstande, dass bei genauer Betrachtung Gravitationsfelder überhaupt niemals fehlen, weiter, dass ein Galilei’sches Koordinatensystem immer in für endliche Gebiete in Wahrheit überhaupt nicht existiert, dass also die Euklid[ische] Geometrie in endlichen Räumen überhaupt niemals gilt. – Der zweite Punkt, auf den ich hinweisen möchte, betrifft den Wirklichkeits-Begriff.35 Ihre Auffassung steht der Machs nach folgendem Schema gegenüber

Brief, Hs, 3 S.

12

Brief 6

Mach: Wirklich sind nur Empfindungen Schlick: Wirklich sind Empfindungen und Ereignisse (physik[alischer] Natur). Es scheint mir nun, dass das Wort »wirklich« in verschiedenem Sinne genommen wird, je nach dem es von Empfindungen oder von Ereignissen bezw. Thatbeständen in physikalischem Sinne ausgesprochen wird. Wenn zwei verschiedene Völker unabhängig voneinander Physik treiben, werden sie Systeme schaffen, die bezüglich der Empfindungen (»Elemente« im Sinne Machs) gewiss übereinstimmen. Die gedanklichen Konstruktionen, die die beiden zur Verknüpfung dieser »Elemente« ersinnen, können weitgehend verschieden sein. Beide Konstruktionen brauchen auch nicht übereinzustimmen bezüglich der »Ereignisse«; denn diese gehören sicherlich zu den begrifflichen Konstruktionen.36 Wirklich im Sinne von »in der Erfahrung unabweislich gegeben« sind gewiss nur die »Elemente« nicht aber die »Ereignisse«. Bezeichnen wir aber als »wirklich« das im Raum- und Zeit­ ⟨schema〉 von uns Eingeordnete, wie Sie es in der Erkenntnis­ theo­rie gethan haben,37 so sind in erster Linie zweifellos die »Ereignisse« wirklich. Was wir nun an der Physik als »wirklich« bezeichnen, ist zweifellos das »Zeiträumlich Eingeordnete«, nicht das »Unmittelbar-Gegebene«. Das Unmittelbar-gegebene kann Illusion sein, das Zeiträumlich-eingeordnete kann ein steriler Begriff sein, der nichts zur Aufhellung der Zusammenhänge zwischen dem Unmittelbar-Gegebenen beiträgt. Ich möchte hier eine reinliche ­Begriffs-Scheidung vorschlagen.38 Beste Grüsse von Ihrem A. Einstein.

13

Brief 7

[7]



Albert Einstein an Moritz Schlick, 10. Dezember 1918 [Berlin,] 10. XII. 18.

Lieber Herr Schlick! Ich finde Ihre Darlegung,39 wie Ihre früheren, ausgezeichnet. Einige kleine Korrekturvorschläge, die ich anbrachte, werden Sie ohne Begründung begreifen Sie sind wirklich ein Künstler der Darstellung.40 Beste Grüsse von Ihrem A. Einstein

Brief, Hs, 1 S.

14 Brief, Hs, 2 S.

Brief 8

[8]



Moritz Schlick an Albert Einstein, 15. Oktober 1919 Rostock, d. 15. 10. 19 Orléansstr. 23A

Hochverehrter Herr Professor, In diesen Tagen erhalten Sie eine Einladung der Rostocker Universität zur Teilnahme am fünfhundertjährigen Jubiläum, und Sie werden daraus ersehen, dass der Universität aus mehr als einem Grunde sehr viel daran liegt, daß Sie die Feier durch Ihre persönliche Anwesenheit ehren.41 Nun hoffe ich zwar zuversichtlich, daß Sie die Universität ohnehin nicht durch eine Absage enttäuschen würden, aber ich möchte doch nicht versäumen, meine Bitten mit denen der Fakultät zu vereinen und Ihnen außer­dem noch zu sagen, wie sehr ich mich freuen würde, wenn Sie in dem erhofften Falle Ihres Kommens in meinem Hause Wohnung nehmen würden.42 Ich habe mit dem Gäste-Ausschuss für das Jubiläum vereinbart, daß ich Ihnen ein Zimmer in meinem Hause zur Verfügung stelle, und ich hoffe von ganzem Herzen, daß Sie von diesem Anerbieten Gebrauch machen werden. Die Fragen der Wohnung und Verpflegung sind ja in dieser Zeit im allgemeinen schwer zu lösen, und \aber/ so brauchen Sie sich um diese Fragen nicht im geringsten zu kümmern. Wenn wir Ihnen vielleicht auch nicht alles so bieten können, wie es in der Zeit vorm Kriege möglich gewesen wäre, so wären Sie in unserm Hause doch mancher Unbequemlichkeiten enthoben, die bei ­einem Hotelaufenthalt unvermeidlich sind. Auf die für Ihr Magenleiden etwa erforderliche besondere Diät können wir leicht Rücksicht nehmen;43 Weissbrot ist leicht zu beschaffen. Ich bitte Sie mir zu glauben, dass wir Sie ohne alle Mühe im Hause aufnehmen können, und jede Mühe wäre ja auch verschwindend im A  Das

nur schwach erkennbare Datum und die Anschrift wurden von Barbara van de Velde teilweise nachgeschrieben.

Brief 8

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Vergleich zu der Freude und Ehre, die Ihre Anwesenheit unter meinem Dach für mich und meine Familie bedeuten würde. Ich hoffe, dass wir zur gleichen Zeit noch einen andern verehrten Gast in einem zweiten Zimmer bei uns haben werden, nämlich Herrn Planck. Auch er erhält in diesen Tagen aus den gleichen Gründen eine Einladung von der Fakultät,44 und soeben habe ich einige Zeilen an ihn geschrieben,45 ihn um seine Zusage zu bitten. Vor einigen Tagen erhielt ich aus dem Auslande Andeutungen über die herrlichen Ergebnisse, die bei den Beobachtungen der Sonnenfinsternis vom 29. Mai erzielt worden sein sollen.46 Die Mitteilungen wurden zwar als vertraulich bezeichnet,47 aber da man Ihnen ohne Zweifel auch gleich Nachricht gegeben hat, so kann ich mir in meiner Freude nicht versagen, Ihnen von ganzem Herzen Glück zu wünschen. Noch einmal bitte ich Sie herzlichst, die Universität und mich durch eine zustimmende Antwort zu erfreuen, und begrüsse Sie in größter Hochschätzung als Ihr aufrichtig ergebener M. Schlick

16 Brief, Hs, 1 S.

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Brief 9

Albert Einstein an Moritz Schlick, 17. Oktober 1919 [Berlin,] 17. X. 19.

Lieber Herr Kollege! Ich nehme Ihre und der Fakultät Einladung dankbar an. Wann soll das Jubiläumsfest stattfinden? Am meisten reitzt mich die Aussicht, wieder einmal in Ruhe mit Ihnen plaudern zu können, zumal ich festliche Stimmung doch niemals aufbringen kann. Das Geschehen dieser Welt, in die wir hineingestellt worden sind, ist zu grausig, als dass man sich solcher Stimmung sollte hingeben können. Morgen fahre ich nach Holland für 2 Wochen48 und habe als einzige Lektüre Ihre Erkenntnistheorie49 mitgenommen. Dies zum Beweise dafür, wie gern ich drin lese. Auch Born liebt Ihr Buch sehr.50 Entschuldigen Sie die Kürze; es gibt noch viel für die Reise zu besorgen. Seien Sie bestens gegrüsst von Ihrem Einstein. Die Philosophen sind schon eifrig bemüht, die allgemeine Relativitätstheorie ins Kant’sche System hineinzupressen. Haben Sie die ziemlich thörichte Dissertation von Sellien51 gesehen (Riehl-­Schüler52)?

Brief 10

[ 10 ]



Albert Einstein an Moritz Schlick, 21. November 1919

Prof. Dr. A. Einstein Herrn

17

Prof. Dr. M. Schlick

Berlin W. 30, d. 21. Nov. [1919] Haberlandstr.  5.53

Rostock.

Lieber Herr Kollege! Ich danke Ihnen vielmals für Ihre zwei Briefe.54 Ich werde Dienstag mit dem von Ihnen genannten Zug fahren, wenn ich Platz bekomme. Sie haben vielleicht schon gehört, dass Herr Planck wegen schwerer Erkrankung seiner Tochter telegraphisch gerufen wurde.55 Ich möchte sehnlich für uns alle hoffen, dass sich die Dinge zum Guten wenden mögen und wir doch zusammen reisen können.56 Auf frohes Wiedersehen mit besten Grüssen Ihr A. Einstein.

Brief, Ts, U/Hs, 1 S.

18 Brief, Hs, 1 S.

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Brief 11

Albert Einstein an Moritz Schlick, 1. Dezember 1919 [Berlin,] 1. XII. 19

Lieber Herr Schlick! Mit Freude gedenke ich der rührenden Sorgfalt, mit der Sie und Ihre heilige Barbara57 mich während dieser Festtage gehegt und gepflegt haben. Dabei weiss ich noch, dass diese Tage mit warmen Zimmern und üppiger Schlemmerei nicht eine freundliche Geste sondern eine Kraftleistung, ja eine entsagungsvolle Heldenthat bedeuten. Denn jetzt sitzen Sie wieder um den einzigen Wärme spendenden Ofen und die Hausfrau späht sorgenvoll aus nach dem Brot für die nächsten Tage und das Mehl ist bitter, ohne dass die Maus satt ist.58 Es waren schöne Tage, die ich bei Ihnen verbringen durfte, kaum beeinträchtigt durch den feierlichen Exzess der alma mater und die rednerischen Heldenthaten ihrer Söhne.59 Die Reise ging ohne Hindernis von statten. Herr S.60 war liebenswürdig, hat aber ausser etwas politischer Routine nichts in seinem Kopf. Immerhin mag er recht damit gehabt haben, dass dies Fest zur Folge haben wird, dass den Rostocker Professoren der Brotkorb höher gehängt werden wird. Er ist davon überzeugt, dass eine konservative Mehrheit nicht mehr eintreten könne, sondern nur allenfalls ein Anwachsen der konservativen Minderheit. Hier habe ich alles in Ordnung vorgefunden, bin mit Mühe aber auch mit Glück vom Bahnhof nachhause gekommen und habe dort mehrere dickleibige Manuskripte zur Begutachtung vorgefunden61 und eine solche Menge sonstiger Pflichten, dass ich nicht restlos zu beneiden bin. Gestern Abend war ich bei ­einer Besprechung von Sachverständigen über die wirtschaftliche Lage, in welcher ein allmählicher aber sicherer völliger Zusammenbruch der Wirtschaft prophezeit wurde. Die Differenz gegenüber Österreich sei lediglich eine zeitliche.62 Ich referiere

Brief 11

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nur; selber habe ich nicht die fürs Prophezeihen nötige Übersicht, die andern wahrscheinlich auch nicht. Immerhin war der Pessimismus allen gemeinsam. Die Tonart war: vor einem Jahre hätte man noch dieses oder jenes machen können, jetzt aber aller­ dings … Mit herzlichem Dank an Sie und Ihre freundliche und fürsorgliche Frau und Grüssen an Ihre Kleinen63 Ihr Einstein. Gestern besuchte ich Planck, ohne bei seinem Anblick die Thränen zurückhalten zu können.64 Er war beherrscht und gefasst – ein wahrhaft grosser und ausgezeichneter Mensch. Stumpfs Abhandlung von der psychisch-physisch gemischten Kausalkette65 habe ich mit Verwunderung gelesen. Ich werde /an/ \mich/ seiner Meinung anschliessen, wenn gezeigt ist, dass einer durch blosses Wollen sein Gewicht ändern kann!

20 Postkarte, Hs

Brief 12

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Albert Einstein an Moritz Schlick, 8. Dezember 1919 [Berlin-Wilmersdorf, 8. XII. 19.]A

Lieber Herr Schlick! Ich sende Ihnen da auf Befehl meines Freundes Born66 einen elenden Quatsch von einem sogen[annten] Philosophen, der sich die Methode der Demokratie zu eigen gemacht hat.67 Ich will meinen Rat nicht aufdrängen, aber ich glaube nicht, dass ich an Ihrer Stelle darauf antworten würde.68 Es kostet Zeit, man ärgert sich, und es kommt doch nichts heraus dabei. Oder können Sies mit guter Laune und Vergnügen am Spassigen machen? Manchmal hat man auch solche Stimmungen. Mit herzlichen Grüssen an Sie, Ihre Frau und Ihre Kinder Ihr Einstein.

A  Die

Angaben für den Ort und das Datum des Poststempels stammen von Barbara van de Velde.

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Brief 13

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 19. Dezember 1919 Rostock, d. 19. Dec. 1919 Orléans Str. 23

Lieber, hochverehrter Herr Professor, Durch Ihren Brief 69 haben Sie uns eine große Freude gemacht, und wir danken Ihnen recht herzlich dafür. Ihre Freundlichkeit überschätzt aber bei weitem, was wir, oder vielmehr meine Frau, zur Behaglichkeit Ihres Rostocker Aufenthalts etwa beigetragen haben. Ich darf nur wiederholen, daß unsere Familie sich gar keine Opfer auferlegt hat, die als solche auch nur im geringsten wären empfunden worden. Uns beseelte kein anderes Gefühl als reine Freude über Ihr Kommen und an Ihrer Gegenwart, und die paar Festtage stehen so hell und warm in unserer Erinnerung, daß wir überzeugt sind, die Schuld der Dankbarkeit ist viel größer auf unserer Seite. Es wäre schön, wenn dieser Besuch nur das erste Glied einer Reihe gewesen wäre, und wir hoffen von Herzen, daß Sie später recht oft ein Bedürfnis nach Erholung in mecklenburgischer Kleinstadtruhe empfinden möchten. Wie sollen Sie uns dann willkommen sein! Nun danke ich Ihnen noch recht sehr für die Zusendung des Drill schen Ergusses in der Frankfurter Zeitung!70 Er ist in der Tat nur komisch, und ich konnte mich nicht darüber ärgern. Andererseits wurde ich auch nicht in die nötige launige Stimmung versetzt, um recht spassig auf den Artikel antworten zu können, und so folge ich denn gerne Ihrem Rat, der sicherlich der beste ist, und versuche nicht, Herrn Drill und seinen Beweis des Energieprinzips aus der Substantialität der Wurst zu widerlegen.71 An Born habe ich auch in diesem Sinne geschrieben,72 und ich denke, er wird damit einverstanden sein. Das Weltbild der Relativitätstheorie und Borns Darstellung davon gegen die Philosophie des Herrn Drill zu verteidigen, ist ja gewiss nicht erforderlich. Dem urteilsfähigen Leser wird jene Philosophie ohnehin – Wurst sein;

Brief, Hs, 2 S.

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Brief 13

schon die Geschmacklosigkeit der Darstellung kann ihm zeigen, was davon zu halten ist. Jetzt habe ich noch einige Bitten. Erstens möchte ich Sie fragen, ob Ihnen an der 2. Auflage von »Raum und Zeit«73 noch irgendwelche verbesserungsbedürftigen Stellen aufgefallen sind. Die Auflage ist nämlich vergriffen, und ich wäre Ihnen außer­ ordent­lich dankbar für etwaige Fingerzeige und Wünsche, die der 3. Auflage,74 für die ich das Manuskript möglichst bald abliefern soll, zu gute kommen könnten.75 Die zweite Bitte betrifft einen Heidelberger Professor, namens Olschki,76 einen Freund des Archäologen Pagenstecher,77 den Sie bei uns kennen lernten. Olschki reist morgen nach Berlin, und da er eine ganz außerordentliche Verehrung für Sie hegt, möchte er um die Erlaubnis bitten, Ihnen einen Besuch abstatten zu dürfen. Pagenstechers baten mich nun, Ihnen zu schreiben, wenn es Ihre Zeit erlaubt, dem Manne einige Minuten zu widmen, so möchten Sie ihn empfangen und ihn nicht zurückweisen, wenn er sich anmeldet. Er ist Romanist und die Beschäftigung mit den Ideen Galilei’s, Leonardo da Vinci’s etc, deren historische Erforschung sein Spezialgebiet darstellt,78 hat bei ihm ein glühendes Interesse für die Relativitätstheorie erweckt, ihn seit einiger Zeit zu mathematischem Studium veranlasst und ihn mit höchster Begeisterung für Sie erfüllt. Ich habe ihn auch einmal persönlich kennen gelernt, und zwar als einen sehr netten Menschen, und unterstütze daher gern die Bitte unserer Freunde. –– Meine Frau und beide Kinder bitten mich, Sie recht herzlich zu grüßen. Ich schließe mich ihnen an mit der Bitte um freundliche Empfehlung an Ihre Frau Gemahlin79 und bleibe Ihr Ihnen in herzlichster Verehrung und Dankbarkeit ergebener M. Schlick. P. S.  Ich bin recht neugierig auf das Ergebnis Ihrer Rechnungen über die Sternhaufen. Liegen schon Resultate vor? – Noch eine Frage. In der Zeitung las ich über Ihre Clarté-Versamm-

Brief 13

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lung.80 Sollte man nicht vielleicht versuchen, hier an der Universität eine Ortsgruppe zu gründen? und wie würde man das anzustellen haben?

24 Brief, Hs, 2 S.

Brief 14

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 22. Februar 1920 [Rostock, d. 22. 2. 20 Orléansstr. 23]A

Lieber, hochverehrter Herr Professor, Ihre Korrespondenz hat jetzt gewiss einen so gewaltigen Umfang, dass man es sich erst dreimal überlegen sollte, ob man auch recht tut, Ihnen die Lektüre eines Briefes zuzumuten oder gar mit einem besondern Anliegen Ihnen zu nahen – vornehmlich, wenn es sich nicht einmal um eine wissenschaftliche Frage handelt. In diesem Falle befinde ich mich heute, denn ich komme mit einer persönlichen Angelegenheit – bei der freilich (so hoffe ich wenigstens) auf indirekte Weise schliesslich doch auch ein Nutzen für die Wissenschaft herausspringen kann. In den schönen Tagen der Rostocker Fünfhundertjahrfeier erzählte ich Ihnen, wie Sie sich vielleicht entsinnen, dass der Philosoph des Züricher Polytechnikums, Medicus,81 Aussicht auf ­einen Ruf nach Giessen hätte, und Sie meinten darauf, dass es auf Grund Ihrer Fürsprache wohl möglich sei, dass ⟨als〉 sein Nachfolger auch meine Wenigkeit in Betracht gezogen werden könnte. Vor einigen Tagen erzählte mir der Kollege Katz,82 dass nach Zeitungsmitteilungen der Giessener Ruf jetzt wirklich an Medicus ergangen ist.83 Nun weiss ich zwar nicht, ob er nach Giessen gehen wird, aber ich wollte doch nicht versäumen, Ihnen die Sache mitzuteilen und Sie zu bitten, dass Sie vielleicht bei den Zürichern ein gutes Wort für mich einlegen. Wollen Sie das tun und die Züricher, die wohl kaum etwas von mir gehört haben, darauf aufmerksam machen, dass hier oben im Norden ein Philosophiedozent mit leidlich gesundem Menschenverstand sitzt, der nichts lieber tun würde, als seine Tätigkeit um ein paar Breitengrade südlicher zu verlegen? Oder glauben Sie, dass die Abneigung geA 

Datum und Adresse in der Handschrift von Barbara van de Velde.

Brief 14

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gen einen Deutschen ein zu großes Hindernis bilden würde, auch wenn seine politische Gesinnung so neutral ist wie die meinige?84 Sie wissen, was die Erlangung einer Professur für mich und auch besonders für meine Familie bedeuten würde – und noch dazu in einem Lande voller jetzt unerreichbarer Schönheiten, bei deren bloßer Nennung uns manchmal die Sehnsuchtstränen in die Augen kommen.85 Der Gedanke, von Ihnen empfohlen zu werden, würde mich in jedem Falle ganz besonders glücklich machen; meine Dankbarkeit gegen Sie könnte freilich, glaube ich, nicht größer werden als sie schon ist. Medicus selber kenne ich nicht, und von den Züricher Herren nur Edgar Meyer.86 An ihn will ich in den nächsten Tagen auch schreiben, um ihm einen Wink zu geben;87 meine Frau wenigstens meint, ich dürfte das auf keinen Fall unterlassen. Das geistige Leben Zürichs könnte einem in der Rostocker Schläfrigkeit wohl verlockend erscheinen. An der Züricher Universität gibt es sogar einen Philosophen, Freytag,88 der, nach seinen Schriften zu urteilen, ein sehr verständiger und scharfsinniger Mann sein muss. In der Zeitung lasen wir letzthin mehrfach über Ihre Kämpfe an der Berliner Universität. Die Studentenschaft scheint dort auch nicht reifer zu sein als bei uns – freilich nur ein schlechter Trost für uns!89 Das Befinden meiner Familie ist dank der Milde des Februar recht gut. Die beiden Kinder lieben Onkel Einstein sehr und sprechen oft von ihm. Ich bin während der letzten Zeit fast unaufhörlich von Rostock abwesend gewesen, denn ich lese in dem jetzt laufenden Zwischensemester nicht und halte statt dessen in vielen Orten Mecklenburgs Volkshochschulkurse ab.90 Die Hörer scheinen sehr dankbar zu sein, und so wäre diese Tätigkeit auch ganz befriedigend, wenn sie nur nicht so viel Zeit frässe. Ich brenne vor Ungeduld, eine Reihe von Arbeiten fertig zu machen,91 die ich vorhabe, aber in den Wartesälen der Stationen und den Gaststuben ländlicher Wirtshäuser mache ich nur sehr, sehr langsame Fortschritte.

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Brief 14

Meine Familie sendet Ihnen schönste Grüße, und auch ich begrüße Sie, mit der Bitte um beste Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin und den herzlichsten Wünschen für Ihre Gesundheit und Ihr Schaffen als Ihr Ihnen in Dankbarkeit und Verehrung ergebener M. Schlick.

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Brief 15

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Albert Einstein an Moritz Schlick, 27. Februar 1920

Prof. Dr. A. Einstein Herrn Prof. Dr. M. Schlick

Berlin W. 30, den 27. II. 20. Haberlandstr.  5.

Rostock.

Lieber Herr Schlick! Ich habe soeben an einen guten Züricher Freund geschrieben, damit er sich dort für Sie einsetzt.92 Dies kann nur gut sein, mag nun Medicus von Zürich fortgehen oder nicht. Ausserdem will ich mich in Zürich persönlich für Sie einsetzen, wenn ich wieder dort hinkomme. Ich schäme mich oft darüber für die Andern, dass Sie immer noch keine richtige Lehrstelle haben. Teilen Sie mir bitte auch mit, wenn in Deutschland eine Stelle frei wird, damit wir hier etwas für Sie tun können. Auch Planck wird sich gerne für Sie einsetzen. Ueber die »Clarté« habe ich Ihnen absichtlich nichts mehr geschrieben, weil ich noch nicht recht sehe in was für Händen die deutsche Clartégruppe ist.93 Es kommt schliesslich in erster Linie auf die Menschen an, nicht auf die Devise. Sobald ich Zuverlässiges weiss und selbst Vertrauen geschöpft habe, schreibe ich Ihnen wieder darüber. Mein kleiner Zwischenfall an der Universität ist von den Zeitungen unerhört aufgebauscht worden.94 Wenn ich das Geschehene überblicke, finde ich, dass sich die Studentenschaft in der Hauptsache recht sympathisch in der Angelegenheit benommen hat. Ich habe von Anfang an verhütet, dass die Sache ins Politische hinübergezogen wird. Seien Sie mit Ihrer Frau und Ihren Kindern herzlich gegrüsst von Ihrem A. Einstein.

Brief, Ts, U/Hs, 1 S.

28 Brief, Hs, 2 S.

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Brief 16

Moritz Schlick an Albert Einstein, 13. März 1920 Rostock, 13. 3. 20 Orléansstr. 23

Verehrtester, lieber Herr Professor, Allerherzlichsten Dank für Ihre gütigen Zeilen,95 die ich vor etwa 14 Tagen erhielt, und besonders dafür, dass Sie sich meinetwegen nach Zürich gewandt haben. Wenn dort überhaupt eine Möglichkeit für mich besteht, so bin ich überzeugt, dass damit der denkbar grösste Schritt zu ihrer Realisierung getan ist. Ich habe nichts darüber gehört, ob Medicus geht oder bleibt. In Deutschland ist meines Wissens zur Zeit keine Lehrstelle frei, abgesehen, wenn ich nicht irre, von einem Extraordinariat in Marburg, und dort, in der Hochburg des Neukantianismus, habe ich wohl nicht die geringste Aussicht.96 Die Zahl der philosophischen Ordinarien,97 die für eine Philosophie wie die meine eintreten, ist ja nicht gross. Aber einige gibt es doch; unter ihnen z. B. Erdmann,98 der sich bei jeder Gelegenheit für mich eingesetzt hat. Nun habe ich noch etwas auf dem Herzen. Wie Sie wissen, ist der kleine Konflikt, den Sie mit der Berliner Studentenschaft hatten, in den Zeitungen ganz schief dargestellt worden, und dies soll auch ganz besonders in den Rostocker Zeitungen der Fall gewesen sein (ich habe es ⟨dort〉 freilich nicht selbst gelesen, da ich damals gerade auf Volkshochschulreisen unterwegs war).99 Wäre nicht eine kleine Berichtigung angebracht? Vielleicht möchte es wünschenswert sein, wenigstens der Ausbildung einer falschen Meinung bei den hiesigen Studenten entgegenzuwirken? Dies letztere meint besonders Frau Katz,100 mit der ich hauptsächlich darüber gesprochen habe (Sie erinnern sich wohl noch der aus Odessa stammenden Dame, die Sie eines Nachmittags bei uns kennen lernten?). Nur für den Fall, dass Sie es für nützlich halten, etwas in der angedeuteten Richtung zu tun, möchte ich Sie bitten, mir in ein paar Zeilen einen Wink zu geben, was etwa in einer

Brief 16

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kurzen Zeitungsnotiz zu sagen wäre. Oder möchten Sie vielleicht, dass ich der jüdischen Studentenverbindung,101 die wir damals besuchten, eine kleine Mitteilung zugehen lasse? Ich komme mit der Sache wohl ein wenig post festum; aber die unaufhörlichen Landreisen haben mich an vielen Dingen gehindert. Gegen Ende des Monats soll ich einen Vortrag über die philosophische Bedeutung Ihrer Theorie in Düsseldorf halten, vielleicht auch in einigen andern westdeutschen Städten.102 Gewiss verdanke ich diese ehrenvolle Einladung auch Ihrer Empfehlung. – Eine sehr grosse Freude war mir die Arbeit von Bachem und Grebe über die Linienverschiebung im Sonnenspectrum,103 besonders nachdem man in England schon den negativen Ausgang entsprechender Untersuchungen verkündet hatte.104 Herzlichsten Glückwunsch zu der neuen Bestätigung! Das Eintreten Hänischs für die Lehrfreiheit im Falle Nicolai hat mich gefreut.105 Mit den allerherzlichsten Wünschen für Ihr Wohlergehen, denen sich meine Frau und die Kinder anschliessen, begrüsst Sie in dankbarer Ergebenheit Ihr M. Schlick. Eben kommt die Nachricht des Berliner Umsturzes.106 Die Freude der Herren von rechts wird nicht lange währen; aber das arme Deutschland ist sehr schlimm daran.

30 Postkarte, Hs

Brief 17

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Albert Einstein an Moritz Schlick, 19. April 1920 [Berlin,] 19. IV. [1920]A

Lieber Herr Schlick! Entschuldigen Sie mein Schweigen! Der Schurke von Postbote ist schuld. Der Zwischenfall bei meinem Kolleg war ohne Belang.107 Je weniger man über so was sagt, desto besser. Ich habe übrigens die dahinter liegenden psychologischen Motive nicht enträtseln können. Je m’en fiche sagt der liebe Nachbar im Westen. Ihre Erkenntnistheorie108 hat viel Freunde gefunden. Auch Kassierer [sic!] sprach anerkennend darüber,109 nur nicht der thranig-pastorale Liebert.110 Der junge Reichenbach hat über Kant u[nd] allgemeine Relativität eine interessante Abhandlung geschrieben, in der er ⟨auch〉 Ihr Gleichnis von der Rechenmaschine anführt.111 Beste Grüsse an Sie, Ihre Frau und die Kinder, auch an Frau Dr. Katz von Ihrem Einstein.

A 

Die Jahreszahl wurde von fremder Hand ergänzt.

Brief 18

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 22. April 1920

Rostock, den 22. April 1920 Orléans-Str. 23A Lieber, hochverehrter Herr Professor, gestern kam Ihre freundliche Karte.112 Recht herzlichen Dank dafür! Heute wollte ich Ihnen ohnehin schreiben; und zwar – wie sollte es anders sein! – wieder einen Brief des Dankes. Herr Bröse, der englische Übersetzer der Broschüre über Raum und Zeit,113 schrieb mir vor kurzem, er wolle den Gewinn, der ihm aus dem Verkauf des Büchleins erwachsen würde, mit mir teilen, und er verhehlte nicht, daß die Anregung zu diesem hochherzigen Anerbieten von Ihnen ausgegangen sei.114 Ich war tief gerührt. Könnte ich Ihnen doch die Hand drücken! Warum muß das öffentliche Leben so kläglich sein in einer Welt, wo es privatim so viel echte Vornehmheit und Güte gibt! Ich habe Herrn Br[öse] geantwortet,115 daß ich in Anbetracht der außergewöhnlichen Lebensverhältnisse in Deutschland seinen Vorschlag gerne annehme und daß ich die etwaigen Einnahmen in England gern in erster Linie zur Beschaffung von ausländischer Literatur für mich verwendet sehen möchte, die mir sonst so gut wie unerreichbar sei. Es wird Sie gewiß freuen zu erfahren, wie freudig Herr Br[öse] auf Ihre Anregung eingegangen ist und danach gehandelt hat. Vor kurzem las ich die Abhandlung von Helge Holst über die »kausale Relativitätsforderung«116 – was für ein kümmerliches Geschreibsel! In einem Aufsatz über Kausalität117 hatte ich versucht, mich über das gleiche Thema zu äußern; ich will ihn aber lieber erst schicken, wenn er gedruckt ist (in den »Naturwissenschaften«), denn mit Manuskripten sind Sie sicherlich überhäuft. H[ugo] Dingler in München hat ein Buch über die »Grundlagen A  Das

nur schwach erkennbare Datum und die Anschrift wurden von Barbara van de Velde teilweise nachgeschrieben.

Brief, Ts, U/Hs, 1 S.

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Brief 18

der Physik« geschrieben,118 in das ich mit einer gewissen Erschütterung hineingesehen habe. Ein früher vielversprechender Geist scheint hier (durch den Krieg?) völlig zerrüttet zu sein.119 Aus Zürich schrieb mir Edgar Meyer, daß Medicus leider gar keine Neigung zeige, von dort wegzugehen, wenn er auch eine endgültige Entscheidung offiziell noch nicht bekannt gegeben habe. Schade!120 Meine Frau und ich laden Sie herzlichst ein, uns im Sommer zu besuchen, wenn Sie erholungsbedürftig sind. Was für eine Freude wäre es für uns! Meine Familie läßt Sie bestens grüßen. Mit der Bitte um freundliche Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin begrüßt Sie Ihr dankbarer M. Schlick

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Brief 19

[ 19 ]



Moritz Schlick an Albert Einstein, 10. Mai 1920 Rostock, 10. 5. 20. Orléans-Str. 23

Lieber, verehrtester Herr Professor, Heute Morgen erhielt ich einige Exemplare der englischen Ausgabe von »Raum und Zeit«.121 Vermutlich hat der Übersetzer auch Ihnen einen Abdruck geschickt oder tut es noch; sollte es aber nicht der Fall sein, so bitte ich Sie, es mich freundlichst wissen zu lassen – ich will Ihnen dann herzlich gerne eins von meinen Exemplaren zusenden. Die Übersetzung präsentiert sich infolge der Friedens-Ausstattung viel schöner als das Original. Durch eine kleine Indiskretion habe ich erfahren, dass von Giessen eine Anfrage über meine Persönlichkeit hierher gelangt ist. Es handelt sich offenbar um den Lehrstuhl, den Medicus einnehmen sollte.122 Ich glaube nicht, dass viel Aussicht für mich besteht, an eine günstige Stelle der Liste gesetzt zu werden. Aber jedenfalls geht aus der Sache hervor, dass Medicus sich endgültig entschlossen haben muss, in Zürich zu bleiben. Dort muss es schön werden, nachdem Debye den Züricher Ruf angenommen hat.123 Hier hat das Sommersemester unter erfreulicher Beteiligung der Studenten angefangen, aber der Lehrkörper wird von Zuckungen erschüttert, eine Folge des Märzputsches, bei dem, wie es scheint, einige sich ver»Kappt« haben.124 Ich bitte um Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin und bleibe mit den herzlichsten Grüßen und Wünschen für Ihre Gesundheit, denen auch Frau und Kinder sich anschliessen, Ihr dankbarer M. Schlick

Brief, Hs, 2 S.

34 Brief, Ts, U/Hs, 2 S.

Brief 20

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 5. Juni 1920 Rostock, den 5. Juni 1920 Orléans-Straße 23A

Lieber, hochverehrter Herr Professor, Auf die Gefahr hin, daß diese Zeilen Sie erst nach einigen Irrfahrten erreichen, muß ich Ihnen doch schreiben, denn ich fühle das Bedürfnis, Ihnen den beifolgenden Aufsatz über das Kausalprinzip zu übersenden, bevor er noch erscheint, was in dem nächsten Heft der »Naturwissenschaften« geschehen wird.125 Ich versuchte darin eine Aufgabe zu lösen, auf die Sie mich früher einmal aufmerksam machten;126 aber ich habe das Gefühl, als wenn Sie manchen Satz in der Arbeit doch nicht billigen würden, und so bitte ich Sie recht herzlich, mir doch die Mängel mitzuteilen, die Sie etwa darin finden. Die Philosophen-Versammlungen in Halle sind ja nun vor­ über.127 Vaihinger teilte mir mit, daß Sie den Wunsch ausgesprochen hätten, ich möchte doch, wenn möglich, daran teilnehmen, um in der Diskussion über die Relativitätstheorie das Wort zu ergreifen,128 und als ich sein Schreiben erhielt, war ich auch fest entschlossen, nach Halle zu fahren, wenn die Reise sich durchführen ließe. Dann sah ich aber die Fahrpläne nach und fand die Zugverbindungen äußerst ungünstig. Ich hätte erst Freitag Nacht in Halle sein können, um am Samstag die Als-Ob-Sitzung mitzumachen und dann am Sonntag wieder abzureisen. Ich fürchtete, ich könnte unter diesen Umständen zu ermattet sein, um Ihre Sache mit dem nötigen Schwung zu führen, und dann schien es mir auch wahrscheinlich, daß die philosophischen Verkleinerer der Theorie ohnehin kaum etwas anderes davontragen könnten als eine Blamage. Den Eindruck hatte ich wenigstens, als ich vor A  Das

nur schwach erkennbare Datum und die Anschrift wurden von Barbara van de Velde teilweise nachgeschrieben.

Brief 20

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einigen Wochen ein Referat über einen Vortrag las, den Kraus in Wien gehalten hatte, und der inhaltlich vermutlich mit dem Vortrag in Halle sich deckte.129 So habe ich denn der Anziehungskraft des Kongresses widerstanden. Hoffentlich sind Sie nicht böse darüber. Wenn ich einer Zeitungsnachricht trauen darf, die mir hier zu Gesicht kam, soll ja der gegnerische Standpunkt nicht besonders günstig abgeschnitten haben. Ich bat Vaihinger, es möchte einem doch das Wesentlichste schriftlich zugänglich gemacht werden, damit man schriftlich dazu Stellung nehmen könne. (Man kann den krampfhaften Bemühungen – besonders der Kantianer – um die Relativität ja mit ziemlicher Ruhe zuschauen, da der baldige Sieg der Wahrheit so völlig sicher ist,) aber natürlich muß man alles tun, um den Kampf möglichst abzukürzen. Es hat mich sehr gefreut, durch Herrn Berliner zu erfahren, daß auch Born sich daran gemacht hat, eine populäre Darstellung der Relativitätstheorie zu schreiben.130 Darf ich mir bei der Gelegenheit die Frage erlauben, ob Sie schon an die Ausführung Ihres Planes gegangen sind, Ihre Vorlesungen zur Veröffentlichung auszuarbeiten?131 Wie vielen würden Sie damit eine wahrhaft große Freude machen! Falls Sie von der englischen Ausgabe von »Raum und Zeit«132 kein Exemplar erhalten haben sollten, teilen Sie es mir doch bitte mit, damit ich Ihnen dann gleich das für Sie reservierte Exemplar zusende! In der Zeitschrift für angewandte Psychologie (Bd.  16, Heft 3–6) hat Hans Reichenbach die »Allgemeine Erkenntnislehre« ziemlich ausführlich besprochen.133 Er macht auch einige prinzipielle Ausstellungen, von denen ein Teil, wie ich zugeben muß, wirklich Hand und Fuß hat.134 Zur Zeit bin ich ganz und gar mit einer Arbeit über ethische Probleme beschäftigt135 und stecke so tief darin, daß ich kaum Zeit finde, etwas anderes zu lesen. Für den nächsten Winter habe ich eine Vorlesung angekündigt: »Einführung in die Gedankenwelt der Einsteinschen Theo­rie«,136 und ich freue mich darauf. Wenn es mir nur gelingt, es gut zu machen! Ich weiß nicht, ob Sie gegenwärtig in Holland, in Berlin oder etwa gar in Norwegen sind.137 Von Ihrer Absicht, nach Norwegen

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Brief 20

zu fahren, laß [sic!] ich heute Morgen in der Zeitung, und mein erster Gedanke war, daß der nächste Weg nach dort von Berlin aus über Rostock führt. Wenn es wahr ist, daß Sie nach dem Norden reisen, und wenn Sie die Route über Warnemünde nehmen können, so bitten wir (denn meine ganze Familie schließt sich von Herzen meinem Wunsche an) Sie recht inständig, in Rostock Station zu machen und sich möglichst viele Tage in unserm Hause auszuruhen. Wie herzlich Sie uns willkommen ­wären, brauche ich nicht erst zu betonen. Falls Sie etwa schon im Norden sind, will ich nur hoffen, daß diese Zeilen Sie noch rechtzeitig genug erreichen, damit Sie, wenn möglich, auf der Rückreise nach Rostock kommen können.138 Die Reise würde für Sie dadurch gewiß weniger anstrengend, und uns würden Sie wirklich eine reine, große Freude machen. So darf ich hoffentlich mit dem Wunsche auf baldiges Wiedersehen schließen. Unsere herzlichsten Wünsche für Ihr Wohlergehen begleiten Sie. Meine Frau und Kinder grüßen Sie vielmals, und es schließt sich ihnen an Ihr dankbarer M. Schlick

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Brief 21

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Albert Einstein an Moritz Schlick, 7. Juni 1920 [Berlin,] 7. VI. 20.

Lieber Herr Schlick! Heute Morgen erhielt ich Ihren freundlichen Brief und Ihr Manuskript.139 Mit der Einladung zum Philosophen-Kongress steht es doch wesentlich anders als der geriebene Vaihinger glauben machen wollte.140 Er wollte wissen, wen er von Kennern der Theorie noch einladen könnte; da nannte ich natürlich Ihren Namen. Aber davon, dass ich Ihre oder sonst jemands Anwesenheit in Halle gewünscht hätte, kann gar keine Rede sein. Mir war die ganze Sache wenig reizvoll, und ich war froh, eine triftige Ausrede zu haben, um der ganzen Rederei dort zu entgehen. Nun einige Bemerkungen zu Ihrem wunderbar klar geschriebenen Manuskript.* A⟨* Der Aufsatz gefällt mir sehr, trotz der nachfolgenden Nörgelei. Es sind eben die strittigen Punkte immer am interessantesten!〉 Mit Ihrer Auffassung von Kausalität bin ich fast, aber doch nicht ganz einverstanden. Nehmen Sie einmal an, wir würden die Gravitation nur aus der Bewegung von Planeten \Kometen/ kennen, die in hyperbolischen (einmaligen) Bahnen unter Ablenkung an der Sonne vorbei liefen. Es möge ferner nicht vorkommen, dass zwei Kometen annähernd dieselben Bahnelemente haben, ⟨dass also Wiederholungen gleicher Vorgänge nicht stattfinden.〉 Könnten wir dann den Vorgang nicht kausal erfassen? Doch wohl! Man würde z. B. die ⟨dem〉 Kepler’schen Gesetze ⟨entsprechenden Gesetze〉 hypothetisch einigen Fällen entnehmen. Diese würden dann in der Folge bestätigt, und jeder Naturforscher würde diesen Gesetzen den Charakter von Naturgesetzen zuerkennen, obwohl die Wiederholung gleichen Geschehens niemals konstatiert wurde. A  Der

Seite.

hier folgende Zusatz findet sich am unteren Rand der ersten

Brief, Hs, 2 S.

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Brief 21

So könnte prinzipiell die ganze Erfahrungswelt beschaffen sein, ohne dass wir das Kausalitätsprinzip aufgeben müssten, wenn wir auch vielleicht schwerer darauf verfallen wären, es mit ihm zu versuchen.141 Ferner die Frage der Verletzung des Kausalitätspostulates durch das Trägheits-Gesetz. Sie haben in Ihrem Büchlein mit Recht hervorgehoben, dass ich hier prinzipiell nicht Recht im Rechte bin. Aber \bei jener Darlegung zu weit gegangen bin.142 Aber/ Ihre jetzige Auffassung des Sachverhaltes kann ich nicht billigen. Richtig wäre es nach meiner Auffassung zu sagen: Die Newton’sche Physik muss der Beschleunigung objektive Realität zuerkennen, unabhängig vom Koordinatensystem. Dies ist nur möglich wenn man den absoluten Raum (bezw. Aether) als etwas Reales betrachtet. Das thut Newton auch folgerichtig. Sie aber sagen einfach: Gestalt ist kein Vorgang.143 ⟨Es handelt sich nicht um »Gestalt« sondern um »Verharren in einer Gestalt«.〉 Ich muss antworten: Verharren im Gleichgewicht in einer bestimmten Gestalt ist wohl ein Vorgang im physikalischen Sinne. Ruhe ist ein Bewegungsvorgang, bei welchem die Geschwindigkeiten dauernd null sind, ein Bewegungsvorgang, der für unsere Überlegung jedem andern prinzipiell gleichwertig ist. In der That finden ja auch Bew⟨e〉gungsvorgänge mit Bezug auf beide […]? rotierende Himmelskörper verschieden statt (⟨z. B.〉 Foucault’sche Pendel, Umlauf eines Mondes etc.) Es ist gleich, ob sie dasjenige, was Sie anwenden \herbeiziehen/ müssen, um der Beschleunigung Realität zu geben, absoluten Raum, Aether oder bevorzugtes Koordinatensystem ⟨(obwohl man letzteres nicht wohl als etwas Reales der Kausalreihe wird einverleiben wollen)〉 nennen. Unbefriedigend bleibt der Umstand, dass dieses Etwas nur einseitig in die Kausalreihe eingeht. Ob man das Kausalgesetz als befriedigt zu erklären hat oder nicht, hängt von Subtilitäten in der Definition des Kausalgesetzes ab. Der absolute Raum Newtons ist selbständig, durch nichts beeinflussbar, das g μν -Feld der allgemeinen Relativitätstheorie

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Naturgesetzen unterworfen, von der Materie in seinen Eigenschaften bestimmt (nicht nur bestimmend). Das haben Sie übrigens auf Seite 27 meisterhaft ausgesprochen.144 Zu Seite 28 oben. Es scheint mir die Behauptung nicht berechtigt, dass die Gravitationsfelder nicht im gleichen Sinne als beobachtbar anzusehen seien wie die Massen; der »Prozess-Charakter« der letzteren erscheint in diesem Zusammenhang unwesentlich.145 Wesentlich ist, dass man überhaupt nicht von »allen Eigenschaften« eines Körpers reden kann ⟨(weil es deren ∞ viele gibt)〉; gehört er einem theoretischen System an, so gibt es immer Eigenschaften, die Folge der übrigen sind, gleichgültig ob dieses System mit »Prozessen« operiert, oder sich mit statischen Betrachtungen begnügt (der Unterschied scheint mir nicht prinzipiell). Die Einengung der Kausalität auf Fortsetzbarkeit eines des in einem raumartigen Schnitt gegebenen ist zwar nicht in meinem Sinne; aber der Standpunkt ist jedenfalls zulässig.146 Man braucht einen Fortschritt der Naturgesetze darüber hinaus – wenn er ⟨sich〉 einmal ⟨als〉 möglich sein \erweisen/ sollte, nicht als Fortschritt des kausalen Erkennens zu bezeichnen. Aber warum ⟨sollte man es〉 nicht? Nur um die x4-Koordinate \Zeit/ auszuzeichnen? Es wäre sehr wohl möglich, dass in Wahrheit die Freiheit der Wahl der Anfangsbedingungen, welche vollständigere Naturgesetze übrig lassen, eine viel beschränktere sein wird, als es beim heutigen Standpunkt unserer Kenntnis der Fall zu sein scheint. Dann würde man wohl die Gesetzlichkeit innerhalb des Zeitschnittes auch als eine »kausale« erklären, um zwischen zeitlicher und räumlicher Ausdehnung keinen unnötigen prinzipiellen Unterschied zu machen. Über Ihre Einladung hab ich mich sehr gefreut.147 Wenn ichs einrichten kann, mache ich Ihnen und Ihrer Familie schnell ­einen kleinen Besuch. Ich glaube aber nicht, dass es gehen wird, weil ich »zeitgeizen« muss wie ein richtiger Europäer.148 Sie und die Ihren grüsst herzlich Ihr A. Einstein.

40 Brief, Ts, U/Hs, 2 S.

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[ 22 a ] 149 Moritz Schlick an Albert Einstein,



9. Juni 1920

Rostock, den 9. Juni 1920 Orléans-Str. 23

Lieber, hochverehrter Herr Professor, vielen, herzlichen, Dank, daß Sie so ausführlich auf mein Geschreibsel eingegangen sind! Ich wollte nur, ich hätte Ihnen das Manuskript ein wenig früher gesandt; dann hätte ich noch dies oder jenes ändern können. Aber jetzt ist es zu spät, es ist schon alles für die »Naturwissenschafte[n«] fertig gesetzt; die betreffende Nummer ist am 11. d. M. fällig. Seien Sie bitte nicht böse, wenn ich heute Ihre Zeit noch einmal mit dem alten Kausalprinzip in Anspruch nehme, indem ich auf einige Punkte in Ihrem freundlichen Briefe eingehe! Solche Fragen pflegen einem ja keine Ruhe zu lassen, bevor man zur letztmöglichen Klarheit vorgedrungen ist. Was die Möglichkeit der Kausalität in einer Welt ohne Gleichförmigkeit betrifft, so habe ich, wie ich fürchte, in der Erklärung meiner Ansicht einige Lücken gelassen, und ich hoffe, daß nach ihrer Ausfüllung keine Meinungsverschiedenheit übrig bleibt. Gewiß könnten wir z. B. zur Auffindung der Gravitation gelangen durch die Beobachtung von Kometen, di[e] alle in verschiedenen hyperbolischen Bahnen um die Sonne laufen. Ich möchte aber glauben, daß wir zur bloßen Konstatierung der Bahnelemente bereit[s] ohne eine gewisse Wiederholung des Gleichen in der Natur nicht imstande wären. Wir müssen ja den Ort eines Kometen an verschiedenen Stellen seine[r] Bahn feststellen können, und dazu bedürfen wir der Instrumente, die sich zu verschiedenen Zeiten (annähernd) gleich einstellen lassen; wir müssen Messungen anstellen \vornehmen/ können, und die Anwendung von Maßstäben und Uhren scheint mir immer auf \nach/ dem Prinzip der Wiederholung praktisch gleicher Vorgänge zu geschehen. Wenn wir sagen, daß den verschiedenen Kometenbewegun-

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gen das gleiche Gravitationsgesetz zugrunde liegt, so scheint mir der phänomenologische Sinn dieser Aussage nur darin bestehen zu können, daß uns der Vollzug ganz bestimmter auf die Kometenbeobachtung bezüglicher Manipulationen irgendwie zu den gleichen Erlebnissen führt. Da mir derartige Überlegungen ganz prinzipielle Gültigkeit zu haben schienen, so glaubte ich, man dürfe von einer Gesetzmäßigkeit ohne Wiederkehr des Gleichen nicht reden. Irre ich hierin? Wenn es der Fall sein sollte, so bitt[e] ich Sie sehr, mir gelegentlich, wenn Sie gerade einmal Zeit haben, eine Zeile darüber zu schreiben. Hinsichtlich des Widerspruchs zwischen Trägheitsgesetz und Kausalprinzip muß ich fürchten, nicht ganz zur letzten Klarheit vorgedrungen zu sein. Es ist mir nämlich nicht ganz klar, wie weit eigentlich Ihre Ansich[t] von den Ausführungen des Aufsatzes abweicht. Ich habe deshalb noch die Hoffnung, daß sich Ihr Bedenken hauptsächlich gegen den ersten Ansatz (zu Anfang des betreffenden §; ich habe kein Manuskript zur Hand) zur Behandlung der Frage richtet; dieser vorläufige Ansatz wird gleich hinterher etwas verbessert – freilich wohl nicht genug. Der Sinn der Betrachtung ist ja nur die schlichte Behauptung, daß der absolute Raum, den die Newtonsche Mechanik selbstverständlich annehmen muß, von ihr doch nicht als Ursache im Sinne des Kausalprinzips betrachtet zu werden braucht. Mit andern Worten: sie braucht die Trägheitswiderstände nicht als Wirkung einer absoluten Bewegung\schleunigung/ anzusehen, sondern kann sie als deren definitorisches Merkmal auffassen. Dieser Satz scheint mir aber Ihrer Ansicht nicht zu widersprechen, und ich hoffe, daß der Unterschied sich so aufklärt, daß es nur infolge meiner misverständlichen Formulierung so scheinen konnte, als wollte ich bezüglich der Newtonschen Mechanik mehr behaupten als dies. Natürlich haben Sie recht mit der Ansicht, daß im höchsten Sinne Gravitationsfelder ebensogut beobachtbar sind wie die Massen. Ich hatte be[i] meiner Behauptung das nur in einem groben Sinne bestehende Faktum im Auge, daß wir eben einen Körper sehen können, nicht aber direkt das ihn umgebend[e] Feld.

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Was ich hier gegen Mach gern andeuten wollte, scheint mir dem tieferen Sinne nach auf einen Gedanken herauszukommen, den Sie schon (»Naturwissenschaften« 1918, S.  699) so formuliert haben: »Man könnte daran denken … in die Gesetze der klassischen Mechanik statt der Koordinaten nur die Abstände der materiellen Punkte voneinander einzuführen; man könnte a priori erwarten, daß auf solche Weise sich das Ziel der Relativitätstheorie sich am einfachsten erreichen ließe. Die wissenschaftliche Entwicklung hat aber diese Vermutung nicht bestätigt. Sie kann das Koordinatensystem nicht entbehren, muß also in den Koordinaten Größen verwenden, die sich nicht als Ergebnisse von definierbaren Messungen auffassen lassen«.150 Vielleicht habe ich aber ganz Unrecht mit der Meinung, daß man solche Erwägungen irgendwie gegen die Machsche Philosophie ausspielen könnte. Natürlich darf ich nichts dagegen einwenden, wenn man auch die Gesetzlichkeit innerhalb eines Zeitschnittes als kausal bezeichnen will. Als Gegengründe erschienen mir nur: 1. die Tatsache, daß in der Bewußtseinswirklichkeit die Zeit eben doch ein ausgezeichnetes Erlebnis zu sein scheint und 2. daß jene Gesetzlichkeiten einen verschiedenen Charakter tragen müßten (ich dachte an die Beispiele). Diese Gründe (von denen der 2te vielleicht nicht einmal zutrifft) sind allerdings nur subjektiver Natur. Wenn ich hoffen dürfte, über diese Dinge ein paar Worte mündlich von Ihnen noch zu hören! Es wäre doch zu schön, wenn Sie in Rostock Station machten, und wir hoffen von Herzen, daß Sie uns die Freude bereiten werden, wenn es Ihre Zeit nur irgend gestattet! Im allerschlimmsten Fall[e] ließe sich vielleicht ein Zusammentreffen auf dem Rostocker Bahnhof bewer[k]stelligen und eine gemeinsame Fahrt von dort nach Warnemünde. Über Warnemünde reisen Sie doch wohl unter allen Umständen? Wir erhoffen eine recht günstige Nachricht und hegen die herzlichsten Wünsche für Ihr Wohl. Nochmals innigen Dank für Ihren Brief! Mit der Bitte um beste Empfehlunge[n] an Ihre Frau Gemahlin Ihr dankbar ergebener M. Schlick

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[ 22 b ] Moritz Schlick an Albert Einstein,



10. Juni 1920

Rostock, den 10. Juni 1920 Orléans-Str. 23A

Lieber, hochverehrter Herr Professor, gestern kam Ihr freundlicher Brief. Vielen herzlichen Dank, daß Sie so ausführlich auf mein Geschreibsel eingegangen sind! Ich wollte nur, ich hätte Ihnen das Manuskript151 ein wenig früher gesandt; dann hätte ich noch einiges ändern können. Aber jetzt ist es zu spät, da längst alles für die Naturwissenschaften gesetzt ist; das betreffende Heft ist bereits morgen, den 11ten fällig. Seien Sie nicht böse, wenn ich heute Ihre Zeit noch einmal mit dem alten Kausalprinzip in Anspruch nehme, indem ich auf einige Punkte nochmals eingehe. Ich möchte so gern zur letztmöglichen Klarheit vordringen. Was die Möglichkeit der Kausalität in einer Welt ohne Gleichförmigkeit betrifft, so habe ich, wie ich fürchte, in der Erklärung meiner Ansicht eine Lücke gelassen, und ich hoffe, daß nach ihrer Ausfüllung keine Meinungsverschiedenheit übrig bleibt. Gewiß könnten wir z. B. zur Auffindung der Gravitation gelangen durch die Beobachtung von Kometen, die alle in verschiedenen hyperbolischen Bahnen um die Sonne laufen. Ich möchte aber glauben, daß wir ohne eine gewisse Wiederholung des Gleichen in der Natur nicht einmal imstande wären, den Kometenlauf auch nur richtig zu beschreiben und quantitativ festzulegen. Wir bedürfen zur Konstatierung der verschiedenen Kometenörter wohl gewisser Instrumente, die sich zu verschiedenen Zeiten gleich einstellen lassen, wir müssen an ihnen Messungen vornehmen können, und die praktische Anwendung jeder Skala und jedes Zifferblatts scheint mir auf dem Prinzip der Wiederholung physisch gleicher A  Das

nur schwach erkennbare Datum und die Anschrift wurden von Barbara van de Velde teilweise nachgeschrieben.

Brief, Ts, U/Hs, 2 S.

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Vorgänge zu beruhen. Wenn wir sagen, daß den verschiedenen Kometenbewegungen das gleiche Gravitationsgesetz zugrunde liegt, so scheint mir der Prüfbare Sinn dieser Aussage nur darin bestehen zu können, daß uns der Vollzug ganz bestimmter auf die Kometenbeobachtung bezüglicher Operationen irgendwie zu gleichen Erlebnissen führt. Derartige Über­legun­gen schienen mir ganz prinzipielle Gültigkeit zu haben, und so glaubte ich, man dürfe von einer Gesetzmäßigkeit ohne eine Wiederkehr des Gleichen nicht reden.152 Irre ich hierin doch? Es wäre schön, darüber noch eine Aufklärung zu erhalten – hoffentlich sogar mündlich in der nächsten Zeit! In der Frage nach der Verletzung des Kausalpostulats durch das alte Trägheitsgesetz (der Philosoph H[ans] Driesch, jetzt Ordinarius in Köln,153 hat von ihm komischerweise erklärt: das Trägheitsgesetz ist »der angewandte Kausalsatz, weiter nichts«154) muß ich fürchten, noch nicht die letzte Klarheit erlangt zu haben. Ich sehe nämlich noch nicht ganz klar, wie weit eigentlich Ihre Ansicht von den Ausführungen meines Aufsatzes abweicht. Ein Teil Ihrer Bedenken scheint sich gegen den ersten Ansatz zur Lösung zu richten, der in dem Artikel selbst nur als vorläufig betrachtet und hinterher verbessert wird – freilich wohl nicht genug. Der Sinn der Betrachtung ist zunächst nur, daß der absolute Raum, den die Newtonsche Mechanik selbstverständlich annehmen muß, von ihr doch nicht als Ursache im Sinne des Kausalprinzips betrachtet zu werden braucht. M. a.  W.: sie braucht die Trägheitswiderstände bei gewissen Bewegungen nicht als ­Wirkung einer absoluten Beschleunigung anzusehen, sondern kann sie auch als deren definitorisches Merkmal auffassen. Dieser Satz scheint mir aber Ihrer Ansicht nicht zu widersprechen, und wenn ich recht verstanden habe, irre ich nur in meiner Erklärung des Grundes, warum die Newtonsche Betrachtungsweise so unbefriedigend ist. Ich glaubte ihn darin zu finden, daß die alte Mechanik mit der Kausalerklärung früher halt machte als nötig war; verstehe ich recht, daß sie früher halt machte, als sie überhaupt durfte? Das letztere schien mir nur unter den im

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Aufsatz angegebenen Voraussetzungen zu folgen, die ja freilich für die jetzige Wissenschaft unaufhebbare Postulate sind. Daß es eine unerlaubte Schematisierung war, von den Eigenschaften eines Körpers zu reden, als wenn es deren nur eine endliche Anzahl gäbe, muß ich natürlich zugeben; ebenso, daß ein Teil der Eigen­schaften stets eine Folge der übrigen ist, sobald der Körper ­einem »theoretischen System« angehört. Nur schien es mir eben in der Erfahrung keine andern theoretischen Systeme zu geben als solche, die mit Prozessen operieren (Vierdimensionalität a­ lles Wirklichen). Ich hatte auch wohl unrecht mit der Behauptung, ein Gravitationsfeld sei nicht im gleichen Sinne beobachtbar wie die Massen. Es trifft das höchstens in dem ganz groben Sinne zu, in dem man sagen darf: ich nehme wohl zwei Körper wahr, aber nicht das Gravitationsfeld mitten zwischen ihnen. Es scheint mir freilich ein Streitpunkt zu sein, ob man bei der Auseinandersetzung mit Machschen Gedanken das Wort »wahrnehmbar« im allergröbsten Sinne nehmen darf. Natürlich war es etwas unphilosophisch und dogmatisch von mir zu meinen, die Gesetzlichkeit innerhalb eines Zeitschnittes sollte nicht als kausal bezeichnet werden. Meine Gründe dafür waren nur 1) die Tatsache, daß in der Bewußtseinswirklichkeit die Zeit eben doch eine ausgezeichnete Rolle zu spielen scheint, und 2) daß jene Gesetzlichkeiten einen andern Charakter tragen müßten als die in einem raumartigen Schnitte \der Zeitrichtung/. Aber das sind nur subjektive Gründe, die sich vielleicht bei näherer Betrachtung sogar zerstreuen lassen. Wenn es doch möglich wäre, über diese Dinge ein paar Worte mündlich von Ihnen noch zu hören! Wir hoffen von Herzen, daß Sie uns die Freude bereiten werden, in Rostock Station zu machen, wenn es Ihre Zeit nur irgend gestattet! Über Warnemünde reisen Sie doch wohl unter allen Umständen? Im allerungünstigsten Falle bitte ich Sie uns wenigstens den Zeitpunkt Ihrer Durchreise wissen zu lassen, damit die Möglichkeit gege⟨b〉en ist, Sie im Zuge zu begrüßen.155 Wir erhoffen eine recht günstige

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Nachricht und hegen die herzlichsten Wünsche für Ihr Wohl. Nochmals innigen Dank für Ihren Brief! Mit der Bitte um beste Empfehlungen an Ihre verehrte Frau Gemahlin Ihr dankbar ergebener M. Schlick P. S.  Ein Exemplar der englischen Übersetzung von »Raum und Zeit«156 werde ich heute an Sie abschicken.

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Brief 23

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 12. Juni 1920 Rostock, 12. 6. 20 Orleans-Str. 23

Lieber, verehrtester Herr Professor, Als ich meinen letzten Brief schrieb, hatte ich leider den Kausalitätsaufsatz157 selber nicht zur Hand, sondern nur im Gedächtnis. Eben habe ich nun vom Verleger die betr[effende] Nr. der »Naturwissenschaften« erhalten, und ich finde bei nochmaliger Lektüre des Aufsatzes, dass meine Formulierungen doch ungünstiger sind, als sie mir in der Erinnerung vorschwebten. Der wesentlichste Inhalt des Artikels soll in eine später zu schreibende Naturphilosophie einverleibt werden; bei dieser Gelegenheit werde ich dann die nötigen Verbesserungen anbringen können.158 – In der Hoffnung auf eine günstige Nachricht bezügl[ich] Ihres Kommens159 und mit herzlichem Gruße, auch von der ­Familie, Ihr dankbar ergebener M. Schlick

Postkarte, Hs

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Ilse Einstein an Moritz Schlick, 26. Juni 1920 Kopenhagen,160 26. VI. 20. Observatorium.161

Hochgeehrter Herr Professor! Da ich weiß, daß es Ihnen Freude bereiten würde, meinen Vater162 – wenn auch nur kurz – auf der Durchreise von Kopenhagen nach Berlin zu sprechen, möchte ich nicht versäumen, Sie wissen zu lassen, daß er übermorgen Montag, den 28. ungefähr in den Nachmittagsstunden durch Rostock kommen wird. Ich bin überzeugt, daß es meinem Vater eine große Freude sein würde, wenn Sie es ermöglichen könnten, an die Bahn zu kommen.163 Leider war es ihm ja jetzt nicht möglich, sich ein wenig bei ­Ihnen aufzuhalten. Mit den besten Empfehlungen Ihre ergebene Ilse Einstein.

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 29. Juni 1920 Rostock, den 29. Juni 1920

Lieber, hochverehrter Herr Professor, die Postverbindung von Kopenhagen nach Mecklenburg hat schweren Tadel verdient. Heute früh kam die freundliche Karte Ihres Frl. Tochter mit der Mitteilung, dass Sie am 28.ten unsern Bahnhof passieren würden!164 Fast drei Tage war die Karte auf der kurzen Strecke unterwegs. Vergeblich suche ich in meiner Philosophie nach einem Trost über das dumme Zu Spät, dem so manche große Freude im Leben zum Opfer fällt. Wie wertvoll wären mir selbst die kurzen Minuten auf dem Bahnhof gewesen – Sie können sich mein Bedauern ausmalen! Wir geben aber die Hoffnung nicht auf, dass Ihr Weg Sie vielleicht in diesem Jahr doch noch einmal nach Rostock führt – jedenfalls bitten wir Sie recht herzlich, es doch so einzurichten, wenn es irgend sich ermöglichen lässt. – Nicht nur für die Karte Ihrer Tochter, auch für eine Nachricht von Ihrer Frau Gemahlin sagen wir schönen Dank. Ihre Gattin war so freundlich, meiner Frau einige Zeilen zu schreiben und darin Ihre Reisepläne auseinanderzusetzen.165 Nachträglich sehe ich, dass wir sie doch nicht ganz richtig verstanden haben. Wir glaubten, Ihre Gattin würde Sie von Kopenhagen abholen, und wir machten uns schon Hoffnung, Sie auf der Rückreise vielleicht alle drei bei uns begrüßen zu dürfen und schrieben auch in diesem Sinne an ihre Frau Gemahlin. Wie schade, dass Sie auf Ihren Reisen so eilen mussten. Hoffentlich sind die Fahrten Ihrer Gesundheit nicht unzuträglich; der Aufenthalt im Ausland selbst kann ihr freilich wohl nur förderlich sein. Bedeutet eigentlich die Professur in Leyden166 eine lange, oder immer nur eine vorübergehende Abwesenheit von Berlin? Ich schwelge jetzt (abgesehen von meinen Spaziergängen in der Ethik167) in dem neuen Buche von Born,168 von dem er mir freundlicherweise die Korrekturbogen zusenden lässt. Ich finde

Brief, Hs, 2 S.

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es wirklich glänzend und glaube sicher, dass er den richtigen Ton angeschlagen hat, um auch einer Reihe meiner verehrten Fachkollegen das Verständnis für die Relativitätstheorie zu eröffnen. – Mit den herzlichsten Wünschen und mit der Bitte um Empfehlungen an Ihre verehrte Frau Gemahlin begrüßt Sie (auch im Namen meiner Familie) Ihr dankbarer M. Schlick

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Albert Einstein an Moritz Schlick, 30. Juni 1920 [Berlin,] 30. VI 20.

Lieber Herr Schlick! Nun bin ich Treuloser doch vorbeigefahren, wenn auch wehmütigen Herzens. Aber ich war mit meiner Tochter und mit viel Handgepäck, sodass es sich nicht wohl anders machen liess. Ihr Brief war wieder ein Meisterstück von Klarheit,169 und ich habe mich ziemlich vollständig von Ihnen überzeugen lassen, besonders was die fundamentale Rolle der Wiederholung des Gleich­ artigen anlangt. Ich habe da wirklich vor Bäumen den Wald nicht recht gesehen. Einzig in der Frage Newtons Bewegungsgesetz – Kausalität, mit deren Behandlung Ihrerseits Sie selbst ja auch noch nicht ganz zufrieden sind, sind wir miteinander noch nicht im Reinen. Wie schön wäre ein Gespräch darüber unter vier A ­ ugen gewesen. Es ist eine schwierige Angelegenheit. Wenn ich die Gleichung Masse ∙ Beschleunigung = Kraft nehme, so ist Kraft etwas »Absolutes« ⟨(vom Bezugssystem [Unabhängiges)]〉, ebenso Masse, wenn nur die Einheiten ⟨(auch für Länge)〉 festgelegt sind. Also muss man auch der Beschleunigung einen absoluten Sinn geben. Diese selbst ist aus Länge und Zeit 2 durch den Ausdruck d x2 definiert; man darf also nicht andererdt seits die Beschleunigung noch durch das Trägheitsgesetz definieren. Man wird sich vielmehr dazu entschliessen müssen x und t selbst als absolute ⟨bezw. physikalisch sinnvolle〉 Grössen zu deffinieren. Bei t gelingt dies, wenn man von der Schwierigkeit der Gleichzeitigkeit absieht (c = praktisch ∞) durch eine Uhr; bei x aber will es nicht gelingen. Man wird genötigt, dem Raum eine rätselvolle, d. h. empirisch unzugängliche Realität zuzuschreiben. Dagegen spricht aber wieder das spezielle Relativitätsprinzip der Mechanik.

Brief, Hs, 2 S.

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Übrigens hat der physikalische Raum auch nach der allg[emeinen] R[elativitäts]Th[eorie] Realität, aber keine selbständige, indem er in seinen Eigenschaften durch die Materie vollständig bestimmt wird. Er wird dem Kausalnexus einverleibt, ohne in der Kausalreihe eine einseitige Rolle zu spielen. Es ist für Newtons logisches Gewissen höchst ehrenvoll, dass ich er sich zur Schöpfung des absoluten Raumes (und der absoluten Zeit, was ⟨allerdings〉 weniger nötig war) entschloss. Er hätte den absoluten Raum ebensogut »starren Aether« nennen können. Er brauchte eine solche Realität, um der Beschleunigung einen objektiven Sinn zu geben. Die späteren Versuche, ohne diesen absoluten Raum in der Mechanik auszukommen, waren (bis auf den Mach’schen) nur »Versteckenspielen«.170 Mit herzlichem Gruss, auch an Ihre Frau und in dem Wunsch, Sie (dennoch) bald wieder zu sehen bin ich Ihr A. Einstein.

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 29. August 1920 Rostock, d. 29. Aug. 1920 Orléans-Str. 23A

Lieber, hochverehrter Herr Professor, verschiedene kleine Anlässe sind schuld, dass ich mir wieder einmal die Freude machen darf, einige Zeilen an Sie zu richten. Ich will mich aber recht kurz fassen, um Ihre Zeit nicht über Gebühr in Anspruch zu nehmen. Zu Anfang des Monats ist unser hiesiger Vertreter der theoretischen Physik gestorben: R[udolf] H. Weber,171 ein lieber Mann, den Sie, wenn ich nicht irre, in unserm Hause auch kennen gelernt haben.172 Sein Lehrstuhl (ein Extraordinariat) muss nun wieder besetzt werden, und Sie können sich denken, dass ich wegen der engen Beziehungen meiner Philosophie zur Physik aufs höchste daran interessiert bin, dass wir eine recht tüchtige, in den modernen Problemen bewanderte Kraft her bekommen. Als Privatdozent habe ich natürlich mit Berufungsangelegenheiten offiziell nicht das geringste zu tun, das schliesst aber nicht aus, dass ich in gelegentlichen mit Gesprächen mit den massgebenden Herren nicht doch einen kleinen Einfluss auf die Beschlüsse der Kommission ausüben könnte, wenn ich mich dabei auf die hervorragendsten Autoritäten berufen kann. Deshalb wäre ich Ihnen überaus dankbar, wenn Sie mir durch ein paar Zeilen mitteilen würden, wer wohl die geeignetsten Persönlichkeiten für diese Professur sind.173 Vielleicht kann ich auf diese Weise ein klein wenig dazu beitragen, dass die theoretische Physik in Rostock ordentlich in die Höhe kommt. Den Weggang von E[mil] Cohn nach Freiburg habe ich sehr bedauert.174 In der Mathematik ist hier schon etwas mehr Leben, seit wir im Frühjahr einen zweiten

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Datum und Adresse in der Handschrift von Barbara van de Velde.

Brief, Hs, 2 S.

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Ordinarius für dies Fach herbekommen haben (Haupt),175 einen sehr netten Menschen. Da ich gerade von Personalfragen spreche, so möchte ich nicht versäumen, Ihnen privatissime von einem kleinen Gerücht Kenntnis zu geben; das mir im vorigen Monat zu Ohren gekommen ist, dessen Richtigkeit ich aber in keiner Weise nachprüfen kann. Danach soll an der deutschen Universität in Prag die Absicht bestehen, die philosophische Fakultät zu teilen und in der naturwissenschaftlichen Sektion einen besonderen Philosophen anzustellen.176 Man soll dabei sogar auch an mich schon gedacht haben. Dies wäre wahrhaft herrlich! Denn in der geographischen Lage und im geistigen Leben dürfte Prag vieles vor Rostock voraus haben. Aber, wie gesagt, es handelt sich um ein Gerücht, von dem ich sonst zu niemand gesprochen habe (auch nicht zu meiner Frau, um ihr ev[entuell] eine Enttäuschung zu ersparen). Nun habe ich noch etwas, ohne das ich mir einen Brief an Sie überhaupt nicht vorstellen kann, nämlich Dank, warmen, herzlichen Dank, zu dem Ihre Güte wieder einmal reichlichen Anlass gab. Sie waren so freundlich, mich dem Berliner Tageblatt für dessen Almanach zur Abfassung eines Artikels über die Relativitätstheorie zu empfehlen.177 Ich bin natürlich auf die Aufforderung der Redaktion sofort eingegangen und habe auf diese Weise durch eine Arbeit von 8 Tagen ein ganz hübsches Sümmchen verdient, das in Vorkriegszeiten zu einer schönen Ferienreise für meine ganze Familie gereicht hätte. Ich hoffe nur, dass Sie mit der Darstellung auch zufrieden sein werden. Das schwierigste war, der Forderung der Kürze zu genügen und doch leicht verständlich zu bleiben. Noch einen weiteren herzlichen Dank für Ihren letzten freundlichen Brief; der mir wieder unendlich wertvoll war!178 In der Frage der Kausalität des Newtonschen Raumes hat er mich restlos von Ihrer Ansicht überzeugt, und es kommt mir vor, als wenn ich wirklich recht dumm gewesen wäre; ich hatte die Angelegenheit nicht physikalisch genug betrachtet. Aber auch die Anmerkung, die ich in »Raum und Zeit« über die Frage gemacht, kann

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ich nun nicht mehr aufrecht erhalten; sie muss fort, wenn dem Büchlein noch eine neue Auflage beschieden sein sollte.179 Was muss man jetzt in Berlin erleben, wo die Philharmonie zum Cirkus geworden ist,180 in dem ein Clown nach dem andern auftritt! Ich weiss, dass Sie lächelnd und völlig unberührt über der Sache stehen – aber dazu gehört Seelengrösse. Ich muss gestehen, dass ich doch die Fäuste etwas geballt und mich über die Deutschen herzlich geschämt habe, als ich von den Dingen las. Kommen Sie nicht wieder einmal durch Rostock oder in die Nähe? Es schmerzt uns immer noch sehr, dass wir Sie damals nicht hier sehen konnten. Allerspätestens hoffe ich Sie im Fe­ bruar zu sehen, wenn Sie dann in Berlin sind; denn ich soll um diese Zeit dort einen Vortrag halten.181 Meine Frau, die Kinder und ich wünschen Ihnen und den Ihren alles Gute. Mit der Bitte um beste Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin begrüßt Sie aufs herzlichste Ihr in Dankbarkeit + Verehrung ergebener M. Schlick

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 9. Oktober 1920 Rostock, 9. 10. 1920 Orléans-Str. 23

Lieber hochverehrter Herr Professor, in diesen Tagen habe ich mit dem größten Genuß das Büchlein von Reichenbach über Relativitätstheorie und Erkenntnis a priori182 gelesen. Die Arbeit scheint mir wirklich ein ganz hervorragender Beitrag zur Axiomatik der Theorie und der physikalischen Erkenntnis überhaupt zu sein. Sie haben sich gewiß auch sehr über die logische Sauberkeit gefreut. In einigen Punkten möchte ich freilich Reichenbach doch nicht ganz recht geben; ich hoffe mich brieflich mit ihm darüber zu einigen,183 denn die Sache liegt mir wirklich sehr am Herzen. Gerne hätte ich Sie um Ihre Meinung gefragt, aber schriftlich wäre es doch zu umständlich; vielleicht darf ich mündlich darauf zurückkommen, denn ich hoffe zuversichtlich, daß es mir im Winter vergönnt sein wird, Sie einmal wiederzusehen.184 Reichenbach scheint mir der Konventionslehre von Poincaré gegenüber nicht gerecht zu sein;185 was er apriorische Zuordnungsprinzipien nennt und mit Recht von den empirischen Verknüpfungsprinzipien unterscheidet, scheint mir vollkommen identisch mit Poincarés »Konventionen« zu sein und keine darüber hinausgehende Bedeutung zu haben. R[eichenbach]s Anlehnung an Kant scheint mir genau betrachtet ⟨nur〉 rein terminologisch zu sein. Auch wegen einer Stelle in dem herrlichen Buche von Born über die Rel[ativitäts]-Theorie, dessen Korrekturbogen ich sah,186 würde ich Sie später gern um Ihre Meinung fragen. Es handelt sich um die Gegenüberstellung von Materie und Feld (im letzten Abschnitt des V. Kapitels).187 Ich habe mit Born darüber korrespondiert, und seine Antwort hat mich zwar in bezug auf die Stelle selbst vollkommen beruhigt,188 aber im Anschluß daran sind mir doch Fragen aufgestiegen, die ich Ihnen wegen der philosophischen Wich-

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tigkeit doch einmal mündlich vorlegen möchte. Über Nauheim habe ich manches Schöne gehört,189 und herzlich gern wäre ich dort gewesen, aber die Reise schien mir doch gar zu weit von hier. Welche Reise schiene einem jetzt nicht weit? Mit innigem Danke möchte ich Ihnen wieder die Hand drücken. Denn von verschiedenen Seiten spürte ich, daß Sie inzwischen wieder fürsorglich meiner gedacht haben. Durch Ihre Empfehlung erhielt ich Aufforderungen, in Danzig und Harburg Vorträge zu halten, ferner für die Zeitschrift The Monist und für das Berliner Tageblatt Artikel zu schreiben. Aus den Danziger Vorträgen ist nichts geworden, weil die Kasse der dortigen Naturforschenden Gesellschaft mir keine ausreichende Reise-Entschädigung in Aussicht stellen konnte, aber in Harburg werde ich sprechen.190 Der Artikel für das Tageblatt ist schlecht geworden wegen der erforderlichen übergroßen Kürze,191 dagegen scheint mir der, den ich gleichfalls infolge Ihrer gütigen Empfehlung für den Mosseschen Almanach verfassen durfte,192 besser gelungen. Erschienen sind beide noch nicht. Für den »Monist« zu schreiben, macht mir viel Freude,193 auch ist mir die Verbindung mit England höchst wertvoll. Wahrhaft herzerfrischend war es zu lesen, was man in England über Sie und Ihre Behandlung durch die Deutschen schrieb. Die Berliner verdienen, daß man ihnen die Wahrheit sagt; ich zittere noch förmlich bei dem Gedanken an die Möglichkeit, daß es den Leuten doch hätte gelingen können, Ihnen den Aufenthalt in Berlin zu verekeln!194 Kürzlich besuchte uns hier Herr Bröse aus Oxford, der »Raum und Zeit« übersetzt hat195 und das Freundlichsche Buch196. Ein sehr netter Mensch und von höchster musikalischer Begabung. Erzählte ich Ihnen schon, daß ich mich an dem Preisausschreiben des »Scientific American« für eine populäre Darstellung Ihrer Theorie beteiligt habe? Es hat mich viel Schweiß gekostet, wegen der 3000-WortSchranke, aber der Preis ⟨ist〉 so enorm hoch (5000 Dollar), daß ich glaube, es selbst bei äußerst geringen Chancen versuchen zu sollen;197 der Familie wäre gleich für eine Reihe von Jahren weiter geholfen. Übrigens ist augenblicklich eine philosophische Pro-

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fessur in Erlangen frei,198 und ich teile es Ihnen pflichtgemäß mit, für den Fall, daß Sie dort Verbindungen haben sollten. Ich glaube aber, daß dort nur ein Historiker der Philosophie in Frage kommt. Entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie in meinem letzten Briefe mit der Frage nach Physikern belästigte, die etwa als Nachfolger unseres verstorbenen R[udolf] H. Weber in Frage kämen.199 Es hätte doch nichts genutzt, wenn ich auch ein paar Namen hätte empfehlen können, denn man hat hier die Liste in aller Geschwindigkeit fertig gemacht, ohne zahlreiche Erkundigungen einzuziehen. Inzwischen hat Lenz in München den Ruf erhalten, wird aber wohl nicht kommen.200 An zweiter und dritter Stelle stehen Ewald und Kossel.201 Die Kantgesellschaft will einen Preis ausschreiben für eine Arbeit über das Verhältnis der Rel[ativitäts]-Theorie zur Philosophie der Gegenwart; ich werde einer der Preisrichter sein.202 Als physikalischen Preisrichter möchte Vaihinger durchaus Wiener-Leipzig.203 Halten Sie ihn wohl für ­geeignet? A Nun ist das Papier zu Ende, und ich habe Ihnen kaum etwas Interessantes gesagt. Aber ich freue mich doch, Ihnen wieder einmal meine innige Verehrung ausdrücken zu können. Meine ganze Familie wünscht Ihnen von Herzen Gesundheit und Wohlergehen. Machen Sie nicht noch einmal eine Nordreise,204 die Sie durch Rostock führt? Beste Empfehlungen an Ihre verehrte Frau Gemahlin. Ihr dankbarer M. Schlick

A 

Der letzte Absatz des Briefs handschriftlich.

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Albert Einstein an Moritz Schlick, 10. August 1921 [Kiel,] 10. VIII. 21

Lieber Herr Schlick! Es war hübsch bei Ihnen.205 Heute Morgen habe ich Ihre Abhandlung über Cassirer206 mit wahrer Begeisterung gelesen. So scharfsinnig und wahr habe ich schon lange nichts gelesen. Herzliche Grüsse Ihr A. Einstein.

Postkarte, Hs

60 Brief, Ts, U/Hs, 1 S.

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Brief 30

Albert Einstein an Moritz Schlick, 28. April 1922

Prof. Dr. A. Einstein

Berlin W. 30, den 28. IV. 22. Haberlandstr. 5.

Lieber Herr Schlick! Herr Koehler, der jetzt als Philosoph und Psychologe aus Göttingen nach Berlin berufen worden ist,207 fordert mich auf, ich solle mich für Herrn Dr. Max Wertheimer208 einsetzen mit Rücksicht darauf, dass letzterer eventuel[l] nach Göttingen oder Kiel berufen werden könnte.209 Ich komme dieser Aufforderung um so lieber nach, als ich Herrn Wertheimer persönlich gut kenne und als Menschen sehr hoch schätze. Der Schwerpunkt von Wertheimers Interesse liegt auf dem psychologischen Gebiet, wo er hauptsächlich schöpferisch tätig war. Erkenntnistheoretisch ist er insofern weniger geeignet als Reichenbach, als er die exak­ ten Naturwissenschaften viel weniger kennt als letzterer. Jedenfalls aber ist er kein Anhänger versteinerter Wortphilosophie (Kant-Gesellschaft) sondern ein lebendiger Mensch, der selber denkt und erlebt und in diesem Sinne auch befreiend auf junge Menschen zu wirken vermag. Ich habe ein wenig den Eindruck, dass in Deutschland gegenwärtig die Psychologie gegenüber der Erkenntnistheorie etwas vernachlässigt wird. Diese Zeilen sollen keinen Versuch darstellen, Sie irgen[d]wie zu beeinflussen, sondern Sie nur auf eine Möglichkeit hinweisen, die Ihnen vielleicht mit Rücksicht auf Ihr eigenes Arbeitsgebiet nicht in den Sinn gekommen ist. Der Brief bedarf natürlich keiner Beantwortung. Mit herzlichen Grüssen Ihr A. Einstein.

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 13. August 1922 Kiel,210 d. 13. Aug. 1922

Hochverehrter, lieber Herr Professor, die Übersendung des beifolgenden Exemplars der neuen Auflage der kleinen Raum-und-Zeit-Schrift211 gibt mir eine willkommene Gelegenheit, Ihnen einige Zeilen zu schreiben. Das Büchlein ist an einigen Stellen etwas verändert und vervollständigt worden; wenn Sie an diesen Verbesserungen noch etwas verbessert zu sehen wünschen, so wäre ich Ihnen für eine kurze Nachricht von Herzen dankbar; besonders wertvoll wäre es mir zu wissen, ob Sie mit den Bemerkungen über das Rotations-Pro­blem einverstanden sind, die auf S.  77 stehen. Ich hätte Ihnen das Exemplar so sehr gern persönlich bei Ihrem letzten Aufenthalt in Kiel überreicht, und es war mir sehr schmerzlich, dass es mir nicht vergönnt war, Sie während des kurzen Besuchs zu sehen.212 Doch suchten Sie in den wenigen Tagen gewiss auch Erholung von den anstrengenden Berliner Pflichten, und so habe ich nicht gewagt, Sie aufzusuchen, als ich von Ihrem Hiersein erfuhr. Jetzt tut mir der Gedanke besonders weh, dass ich Ihnen nun auch im September in Leipzig nicht begegnen kann.213 Ich war sehr bestürzt, als ich durch Planck und Laue von Ihrer Absage erfuhr, und Sie können sich denken, welcher Abscheu mich erfüllte, dass (wie Planck sich ausdrückte) eine Mörderbande das Programm der Leipziger Tagung stört.214 Das ist ein trauriges Kapitel. Es erinnert mich an eine andre Angelegenheit, über die ich Ihnen heute kurz berichten möchte. Es handelt sich um meine Nachfolge hier in Kiel (denn ich bin nun endgültig entschlossen, zum nächsten Semester nach Wien zu gehen).215 Sie waren damals so freundlich, mich auf eine Anregung von W[olfgang] Koehler hin auf Wertheimer aufmerksam zu machen.216 Ich meinte zuerst, dass W[ertheimer] nicht wohl in Frage kommen könne, weil die Universität Kiel ihm

Brief, Hs, 2 S.

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Brief 31

kein experimentalpsychologisches Institut zu bieten vermag, aber Koehler hat mich dann über diesen Punkt beruhigt und mich überzeugt, dass Wertheimer der rechte Mann sei, gerade auch eine rein philosophische Lehrkanzel zu bekleiden und auf ein Experimental-Institut nicht unbedingt angewiesen sei.217 Ich bin dann mit Wärme für ihn eingetreten, und es ist gelungen, ihn auf die Liste der Kommission zu bringen. Die Vollfakultät hat ihn aber wieder gestrichen (über die mutmasslichen Gründe schweige ich), überhaupt die Vorschläge der Kommission umgestossen, und schliesslich blieb auf der dem Ministerium einzureichenden Liste nur ein einziger Name übrig: der des Giessener Ordinarius E[rnst] v[on] Aster.218 Ich halte diese Wahl für ganz glücklich, denn Aster ist sehr tüchtig und arbeitsam, aber seine Nennung unico loco halte ich nicht für gerechtfertigt, und so habe ich dem Schreiben der Fakultät an den Minister ein Separatvotum beigelegt, in dem ich vor allem auf Wertheimer aufmerksam mache.219 Ich hoffe von Herzen, dass es ihm irgendwie helfen wird. Nächst Wertheimer habe ich mich auch sehr für H[ans] Reichenbach eingesetzt, aber bei der Fakultät wenig Verständnis dafür gefunden, obgleich mein Fachkollege Scholz220 mir dabei zur Seite stand. Die Fakultät scheint weniger nach einem Philosophen als nach einem abgestempelten Philosophieprofessor zu trachten. In diesem Falle habe ich ­wenigstens wegen der Aussichtslosigkeit des Unternehmens von einem Separatvotum abgesehen. Alle diese Mitteilungen sind natürlich ganz vertraulich. Es wird mir doch recht schwer, nach Wien zu gehen, nicht nur, weil die Zukunft in Oesterreich so dunkel aussieht,221 sondern auch, weil ich mich zuletzt unter den Kollegen und Studenten hier überaus wohl gefühlt habe. Aber das Wiener Klima ist besser und die Aufgaben für einen philosophischen Lehrer sind größer. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen eine glückliche Reise nach Japan,222 hoffe Sie recht bald in Wien wiederzusehen und

Brief 31

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bleibe mit den besten Wünschen für Ihr und der Ihrigen Wohlergehen in Verehrung und Dankbarkeit Ihr M. Schlick. Adresse: Rostock, Orléans-Str. 23

64 Postkarte, Hs

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15. 7.  23.

Brief 32

Moritz Schlick an Albert Einstein, 15. Juli 1923 Wien IV, Prinz-Eugen-Str. 68/4223

Lieber, hochverehrter Herr Professor, vor einiger Zeit haben Sie auf eine in den Annalen erschienene Arbeit des Wieners F[ranz] Selety224 eine Antwort eben da selbst publiziert225. Haben Sie vielleicht von dieser Replik noch Separata? In diesem Falle bitte ich Sie recht herzlich, mir 2 Exemplare davon gütigst zusenden zu wollen (eins gebe ich dann Se­ lety). Er hat sich auch mit einer sehr dicken Schrift an der letzten Vaihinger-Preisaufgabe beteiligt, und wir haben ihm eine wohlverdiente »ehrenvolle Erwähnung« zugesprochen.226 Ein andrer Preisbewerber, von dem das gleiche gilt, H[erbert] Feigl,227 erst 20jährig und hier durch 2 Semester mein bester Hörer, ist jetzt nach Berlin gereist. Sollte er sich Ihnen dort vorstellen, so empfehle ich ihn Ihrer Güte.228 Darf ich noch eine große Bitte aussprechen? Falls Sie noch einen Abdrücke Ihrer im April erschienenen Berliner Akademie-Abhandl[un]g229 haben – wäre es möglich, auch davon einen zu bekommen? Ich fahre jetzt auf 6 Wochen mit der Familie ins Gebirge.230 Wie herrlich wäre es, wenn Sie im Herbst nach Wien kämen! Unser Haus steht Ihnen jederzeit offen. Ich habe einen anspruchslosen Grundriss der Naturphilosophie verfasst (für ein größeres Lehrbuch),231 den ich Ihnen im Winter zu unterbreiten hoffe. Mit aufrichtigen Wünschen für Sie und die Ihrigen Ihr Ihnen in Verehrung und Dankbarkeit ergebener M. Schlick.

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Brief 33

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 23. November 1924

Wien IV, Prinz-Eugen-Str. 68.

23. 11. 24.

Lieber, hochverehrter Herr Einstein, mit einer großen Bitte komme ich zu Ihnen. Hier ist ein Komité in der Bildung begriffen zu dem Zwecke, die Aufstellung ­eines Denkmals für Mach zu veranlassen.232 Besonders tätig ist dabei Prof. Pauli (physiologischer Chemiker, Vater von W[olf­gang] Pauli jun.);233 im Komité sind bereits einige bekanntere Persönlichkeiten der Stadt und Universität, und ferner meine Wenigkeit. Ich bitte Sie recht herzlich, auch im Namen von Pauli, in das Komité einzutreten, und hoffe bestimmt, eine zusagende Antwort von Ihnen zu erhalten. Mach hielt wohl nicht viel von Denkmälern, aber in mehr als einer Hinsicht wäre es doch sehr zu begrüßen, wenn ein schlichtes Monument des Mannes vor die Universität und vor die Augen der Wiener gestellt würde (wir hoffen auf einen Platz im Rathauspark234 gegenüber der Universität). Ihr kurzer Aufenthalt in Wien235 war eine so innige Freude für mich. Hoffentlich kommen Sie bald wieder und bleiben länger! Sollten Sie zufällig noch einen Abdruck Ihrer Besprechung des Elsbachschen Buches236 haben, so wäre ich Ihnen für Überlassung zum größten Dank verpflichtet. Ich zähle darauf, daß wir Ihren Namen als Mitglied des Mach-Komités nennen dürfen und begrüße Sie mit der Bitte um beste Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin als Ihr stets in tiefer Dankbarkeit ergebener M. Schlick. P. S.  haben Sie die Broschüre von H[ans] Driesch über die Relativitätstheorie gesehen?237 Er gilt gegenwärtig als Deutschlands grösster Philosoph!238

Brief, Ts, U/Hs, 1 S.

66 Brief, Ts, o. U., 1 S.

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Brief 34

Albert Einstein an Moritz Schlick, 27. November 1924

Prof. Dr. A. Einstein,

Berlin, W. 30. den 27. 11. 1924 Haberlandstr. 5

Sehr geehrter Herr Professor! Herr Professor Einstein, der augenblicklich an einer kleinen Grippe erkrankt ist, beauftragt mich, das Ihnen mitzuteilen, dass er damit einverstanden ist, in das Komitee einzutreten239 und sendet Ihnen durch mich herzliche Grüsse. Mit gleicher Post geht Ihnen eine Buchbesprechung von Prof. E[instein] zu.240 Mit vorzüglicher Hochachtung die Sekretärin241

Brief 35

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 27. Dezember 1925

Wien IV, 27. Dez. 1925 Prinz-Eugen-Str. 68 Hochverehrter, lieber Herr Professor, vor längerer Zeit waren Sie so freundlich, unserm Comité beizutreten, dass sich mit den Vorarbeiten für die Aufstellung eines Mach-Denkmals in einem öffentlichen Park Wiens beschäftigte.242 Dies Denkmal (eine schöne Marmorbüste auf Granitsockel) soll nun Ende Januar im Rathauspark aufgestellt und enthüllt werden. Die bedeutendste Wiener Zeitung, die Neue Freie Presse, will bei dieser Gelegenheit eine Sonderbeilage zum Andenken an Mach herausgeben, in der sein Werk und seine Persönlichkeit von verschiedenen Seiten beleuchtet werden sollen. So wird ihn ein hiesiger Fachmann als Physiologe schildern,243 ein andrer als Experimentalphysiker, u. s. w.;244 ich selbst werde seine Verdienste um die Erkenntnistheorie kurz darzulegen versuchen.245 Ich möchte Sie nun recht herzlich bitten, auch einen kleinen Beitrag für dieses Sonderblatt zu liefern und auch mit einigen kurzen Ausführungen zu sagen, was Sie an ihm schätzen und welche Stellung Sie und die Relativitätstheorie etwa zu ihm einnehmen. Ich hoffe von Herzen, dass Sie uns diesen für unsere Zwecke so äusserst wertvollen Beitrag gern verfassen werden246 und möchte Sie in diesem Falle bitten, das Manuskript bald nach Mitte Januar an Prof. Wolfgang Pauli (Vater von Pauli jun. und mit Mach seinerzeit sehr gut bekannt) zu schicken.247 Adresse: Wien XVIII, Anton-Frank-Gasse 18. Sie haben inzwischen gewiss Kenntnis erhalten von dem Brief, den ich kürzlich an Herrn Planck auf seine Anfrage betr[effend] Herrn Reichenbach schreiben musste.248 Es hat mir ganz furchtbar leid getan, dass seine Aussichten in Berlin trotz Planck’s und Laue’s Bemühungen so schlecht waren, und dass es leider auch

Brief, Hs, 3 S.

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Brief 35

unmöglich war, hier in Wien einen Platz für ihn zu finden.249 Ich habe inzwischen nichts mehr über den Stand der Angelegenheit gehört und würde Ihnen daher sehr dankbar sein, wenn Sie mich mit einem Worte darüber unterrichten wollten. Ich würde auch bitten, mir freundlichst mitteilen zu wollen, ob er von dem Wiener Plane etwas wusste, damit ich bei meinem nächsten Brief an ihn weiss, ob ich darauf bezug nehmen soll oder nicht.250 Gestern war Herr Ph[ilipp] Frank aus Prag hier, und ich habe ihm Reichenbach angelegentlich empfohlen. Er will ihn für Prag vorschlagen, wo eine neue Lehrkanzel für Naturphilosophie errichtet werden soll.251 Der junge Philosoph Carnap, der sich in Wien um die Habilitation beworben hat,252 und den ich früher Ihrer freundlichen Beachtung empfahl, wird Ihnen inzwischen seine gedruckten Schriften zugesandt haben.253 Einige von diesen haben noch ein paar schwächere Stellen, und ich bitte ihn nicht allein nach den gedruckt vorliegenden Abhandlungen beurteilen zu wollen. Seine neueren Arbeiten, besonders das als Habilitationsschrift eingereichte Buch »Konstitutionstheorie«,254 das hoffentlich im nächsten Jahr gedruckt wird, stehen auf einem sehr hohen Niveau; das umfangreiche Buch erscheint mir als eine ganz ausserordentliche, schlechthin grundlegende Leistung. – Herr Reichenbach hat vor kurzem in der »Zeitschrift für Physik« 34, S.  32 eine Arbeit »Über die physikalischen Konsequenzen der relativistischen Axiomatik« publiziert,255 zu der ich zum Schluss gern einige Bemerkungen machen möchte, weil sie ziemlich deutlich die Grenzen der axiomatischen Methode zu zeigen scheint. Die Ausführungen S.  43 unten ff. sind zwar logisch in Ordnung, zeigen aber m. E. nur, dass die reine Axiomatik zwischen der spez[iellen] Rel[ativitäts]-Theorie und der Lorentzschen Theorie (mit der Kontraktionshypothese) überhaupt keinen Unterschied finden kann, was mir selbstverständlich erscheint, da die Gleichungen ja in beiden dieselben sind. Der wirkliche Unterschied zwischen beiden Theorien, […]? \der/ eben ein philosophischer und auf dem rein logischen Wege der Axioma-

Brief 35

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tik nicht fassbar ist, wird wohl gerade durch die von Reichenbach verworfene Sprechweise, es handle sich bei Lorentz um eine ad hoc ersonnene Hypothese, recht treffend angedeutet. Denn wenn auch, logisch gesprochen, die spez[ielle] Rel[ativitäts]-Theorie ebenso viele Grundannahmen machen ⟨muss〉 wie die Lorentzsche, so fügen sie sich doch bei der ersteren ganz von selbst in den Rahmen des Relativitätsgedankens ein und ⟨die Kontraktionshypothese ist〉 sind psychologisch tatsächlich nicht ad hoc ersonnen; während sie bei Lorentz-Fitzgerald als ein ad hoc angefügtes Stück auftritt. – Auch die letzten Ausführungen des Aufsatzes – über die mögliche Interpretation der Millerschen Versuche256 – scheinen mir den philosophischen Kern der Sache nicht zu treffen. Wenn durch jene Versuche wirklich bewiesen wäre (was ja gewiss nicht der Fall ist), dass eine bestimmte Richtung (die des »Aetherwindes«) ausgezeichnet wäre, so würde man gewiss die relativistische Physik aufgeben, und wenn es auch möglich sein sollte, die Relativität durch Annahme bestimmter »Körperaxiome« aufrecht zu erhalten, so würde man doch diesen Weg nicht einschlagen. Aber hiergegen verhält sich eben die axiomatische Betrachtung indifferent. Es scheint mir daher, dass man daher in ganz strengem Sinne von physikalischen Konsequenzen der Axiomatik eigentlich doch nicht sprechen kann. Die Fragen scheinen mir philosophisch doch wichtig, und ich wäre Ihnen von ganzem Herzen dankbar, wenn Sie mit einer Zeile mir sagen wollten, ob ich recht habe. Ihnen und den Ihrigen wünsche ich für das Leben und Schaffen im Neuen Jahr das allerbeste und bleibe in tiefster Dankbarkeit und inniger Verehrung Ihr M. Schlick.

70 Brief, Hs, 2 S.

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Brief 36

Moritz Schlick an Albert Einstein, 12. Januar 1926

Wien IV., 12. I. 26. Prinz-Eugen-Str. 68 Hochverehrter, lieber Herr Professor, vor einiger Zeit schrieb ich Ihnen einige Zeilen mit der Bitte, für die Ende dieses Monats zu gewärtigende Enthüllung eines Mach-Denkmals im Wiener Rathauspark einen kleinen Artikel in die bei dieser Gelegenheit erscheinende Sonderbeilage der hiesigen »Neuen Freien Presse« zu schreiben.257 Ich würde Ihnen ganz ausserordentlich dankbar sein, wenn Sie mir durch eine kurze Zeile mitteilen wollten, ob Sie bereit sind, einen solchen Artikel zu schreiben.258 Es wäre wirklich herrlich, wenn wir auf Ihre Mitarbeit rechnen könnten. Der Aufsatz müsste wohl allerdings in der allernächsten Zeit abgesandt werden, und zwar an die Adresse von Prof. Wolfgang Pauli sen., biolog[isch]-chem[isches] Institut der Universität, Währinger Str 13a, Wien IX. Herr Planck war in diesen Tagen in Wien,259 und ich hatte Gelegenheit, mit ihm u. a. auch über Herrn Reichenbach zu sprechen.260 Es hat mich ganz ausserordentlich gefreut, zu erfahren, dass danach die Anlag Angelegenheit in Berlin doch nicht ganz so schlecht ⟨steht〉 und dass noch Hoffnung vorhanden ist, Reichenbachs Habilitation dort durchzusetzen – vor allem, dass Herr Planck selbst eine so überaus freundliche Stellung in der Angelegenheit einnimmt. Ich wünsche R[eichenbach] von ganzem Herzen, dass sein Plan sich verwirklichen möge.261 Mit den allerbesten Wünschen für Ihr Wohlergehen und ergebensten Grüssen in tiefer Dankbarkeit und Verehrung, Ihr M. Schlick

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Brief 37

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Albert Einstein an Moritz Schlick, 22. Januar 1926 [Berlin,] 22. I. 26.

Lieber Herr Schlick! Trotz Überlastung mit allen erdenklichen Pflichten habe ich nicht umhin können, Mach bei dieser Gelegenheit einige Worte zu widmen, die ich Ihnen beilege. Wenn Ihnen der Beitrag wegen seiner Kürze ⟨oder wegen seiner Kritik〉 ungeeignet erscheint, so schicken Sie mir ihn wieder. Hoffentlich wirds was mit Reichenbach,262 wenn nicht, dann will ichs einmal in Nordamerika versuchen.263 Es ist rührend von Planck, der so viel Objektivität entwickelt, trotzdem sein Herz nicht dabei ist.264 Herzliche Grüsse Ihr A. Einstein. [Anlage] Zur Enthüllung von Ernst Machs Denkmal265 Die Bedeutung eines Denkers zeigt sich den folgenden Generationen viel klarer als der eigenen Generation. Man muss einen Berg von einiger Entfernung sehen, damit er \man ihn/ als Glied des Gebirges würdigen kann; mit der Entfernung verschwinden die Kleinen und wachsen die Grossen. Ernst Machs stärkste Triebfeder war eine philosophische: Die Dignität aller wissenschaftlichen Begriffe und Sätze ruht einzig in den Einzel-Erlebnissen, auf die sich die Begriffe beziehen. Dieser Grundsatz beherrschte ihn in all seinem Forschen und gab ihm die Kraft, den hergebrachten Grundbegriffen der Physik (Raum, Zeit, Trägheit) gegenüber eine für jeneA Zeit unerhörte Selbständigkeit entgegenzubringen. Machs schöne Einzelleistungen auf physikalischem und physiologisch-psychologischem Gebiete treten für uns zurück neben dem gewaltigen Impuls, den A 

In der Druckfassung geändert zu »seine«.

Brief, Hs, 3 S. / Anlage Hs, 1 S.

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Brief 37

die Physik seiner Kritik der Grundbegriffe verdankt, die von den Zeitgenossen für unfruchtbar gehalten wurde und die ⟨später〉 eine der wirksamsten Triebfedern für die Aufstellung der Relativitätstheorie wurde. Philosophen ⟨und Naturforscher〉 haben Mach oft mit Recht getadelt, weil er die logische Selbständigkeit der Begriffe gegenüber den »Empfindungen« verwischte, und weil er die Realität des Seins, ohne welche \deren Setzung/ keine Physik möglich ist, in der Erlebnis-Realität aufgehen lassen wollte, und weil er durch solche Einseitigkeit des Standpunktes zeitweilig fruchtbare physikalische Theorien (Atom-Theorie, kinetische Gastheori[e)] verworfen sehen wollte. Aber andererseits gab ihm gerade jene grandiose Einseitigkeit die Kraft zur fruchtbaren Kritik, welche auf anderem Gebiete der Entwicklung den Weg freilegte. Deshalb kann \hat/ sein Werk aus der \die/ Entwicklung des letzten halben A Jahrhunderts entscheiden[d] mitbestimmt. A. Einstein.

A 

In der Druckfassung wurde dieses Wort gestrichen.

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Brief 38

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 1. Februar 1926

Wien IV. Prinz-Eugen-Str. 68

1. Februar 1926

Lieber, hochverehrter Herr Professor, Ihr Artikel über Mach ist glücklich angekommen, und ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Freundlichkeit;266 nicht nur in meinem eigenen, sondern auch im Namen der Denkmalskommission, und, wie ich wohl hinzufügen darf, im Namen der zahlreichen hiesigen Verehrer Machs, die sich über Ihren Beitrag ebenso freuen werden, wie über die Aufstellung des Denkmals überhaupt. Dass Sie einige Worte der Kritik einfliessen liessen, ist natürlich ganz in der Ordnung, und Ihre Zeilen scheinen mir deswegen sogar noch besser geeignet, das Andenken Machs durch eine objektive Würdigung zu ehren, als wenn nur einseitig das ganz Unbestreitbare an seiner Philosophie hervorgehoben würde. Uebrigens musste die Aufstellung des Denkmals aus technischen Gründen verschoben werden und wird erst in drei bis vier Wochen stattfinden. Ich bedaure daher, dass ich Sie ein wenig gedrängt habe. Ich hoffe mit Ihnen, dass die Angelegenheit Reichenbach unseren Wünschen entsprechend geregelt wird.267 Philipp Frank aus Prag war kürzlich hier und erzählte, dass in absehbarer Zeit in Prag ein besonderer Lehrstuhl für Naturphilosophie errichtet werden soll.268 Er will Reichenbach an erster Stelle vorschlagen, und an zweiter Stelle den Herrn Carnap, von dem ich Ihnen schon erzählt habe, und der sich jetzt hier habilitieren wird.269 Seine Habilitationsschrift ist wirklich ein ganz hervorragendes Werk und wird auch Ihnen, wenn sie im Druck erscheint, grosse Freude machen.270 Reichenbachs letzte Arbeit über die Kausalstruktur der Welt in den Bayrischen Sitzungsberichten haben Sie

Brief, Ts, U/Hs, 1 S.

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Brief 38

gewiss schon gelesen.271 Ich finde sie in der Durchführung sehr scharfsinnig, kann aber den Voraussetzungen gar nicht zustimmen.272 Ich wäre ausserordentlich gespannt, Ihre Meinung darüber zu hören, wage aber nicht, Sie um eine Aeusserung zu bitten, da ich weiss, wie beschäftigt Sie sind. Es tut mir leid, dass Sie jetzt so überlastet sind, ich hoffe von ganzem Herzen, dass Sie trotzdem den allergrössten Teil Ihrer Zeit der Fortentwicklung der Relativität und der Quanten widmen können. Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit und das Wohl der Ihren, in dankbarer Verehrung Ihr M. Schlick

Brief 39

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 12. Juni 1926

Wien, d. 12. Juni 1926 IV, Prinz-Eugen-Str. 68. Hochverehrter, lieber Herr Professor, nach langen Verzögerungen hat endlich heute die Enthüllung des Mach-Denkmals im Rathauspark vor der Universität stattgefunden.273 Ich danke Ihnen noch einmal recht herzlich für den Beitrag, der, wie Sie aus der Beilage sehen, in der heutigen Nummer der Neuen Freien Presse abgedruckt ist.274 Einige weitere Beiträge275 zur Erinnerung an Mach (z. B. von Lampa)276 werden, glaube ich, später erscheinen, und ich will sie Ihnen auch gerne zusenden. Das kleine Denkmal würde Ihnen sicher gefallen. Es ist schlicht und steht an einer ruhigen schattigen Stelle des Parks. Welch eine Freude wäre es für mich, wenn ich es Ihnen bald einmal zeigen könnte! Die gegenwärtige Quantenphysik erfüllt die Philosophen mit grossem Staunen. Aber Staunen ist ja gut für sie. In Wien wird jetzt viel philosophiert. Bald hoffe ich Ihnen ­einige Proben davon vorlegen zu können, die Sie gewiss auch interessieren werden. Mit den allerherzlichsten Wünschen begrüsse ich Sie in tiefer Dankbarkeit und Ergebenheit. Ihr M. Schlick

Brief, Hs, 2 S.

76 Brief, Ts, U/Hs, 2 S.

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Brief 40

Moritz Schlick an Albert Einstein, 5. Juni 1927

Wien IV, Prinz-Eugen-Straße 68 5. Juni 1927. Hochverehrter, lieber Herr Professor, gestatten Sie mir, mich Ihnen heute mit einer Bitte zu nahen. Eine Schülerin von mir, Frl. Rosenberg, Dr. phil., aus Palestina,277 die sich gegenwärtig für kurze Zeit in Berlin aufhält, hat die Absicht, in Palestina ein Kinderheim zu gründen, eine Einrichtung, für die dort ein sehr dringendes Bedürfnis besteht. Ich kenne sie seit langem als einen Menschen von reinstem Charakter und ganz ungewöhnlich entwickelten sozialen Gefühlen, sie besitzt eine enorme Opferwilligkeit und Arbeitsfreude, und ist bei ihrem jetzigen Vorhaben nicht von zionistischen, sondern rein menschlichen Gedanken beseelt. Für ihre Persönlichkeit stehe ich voll ein. In Wien hat sie für den Plan Interesse gefunden, und wohlhabende Privatleute haben ihr einen Teil der für die Gründung erforderlichen – ohnehin nur bescheidenen – Mittel zugesagt.278 Sie möchte aber auch in Berlin für die Sache werben, und dazu bedarf sie einer Empfehlung an einige Persönlichkeiten, die vielleicht willens wären, den guten Zweck zu unterstützen. Frl. Rosenberg ist der Überzeugung, daß ein paar empfehlende Worte von Ihnen, lieber, hochverehrter Herr Professor, ihr bei solchen Persönlichkeit⟨en〉 die Tür ohne weiteres öffnen würden. Gewiß werden Ihnen einige solche gütigen und interessierten Menschen bekannt sein, und ich bitte Sie daher recht herzlich, Frl. Rosenberg freundlichst empfangen zu wollen, und wenn Sie – woran ich nicht zweifle – einen guten Eindruck von ihr erhalten, ihr ein paar empfehlende Zeilen mitzugeben, die dann ­sicher ihren Zweck erfüllen werden.279 Ich hoffe von Herzen, daß meine Bitte keine Belästigung für Sie bedeutet.

Brief 40

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In der gegenwärtigen Physik auf dem laufenden zu bleiben, fällt mir äußerst schwer. Schrödinger hat hier vor Monaten ­einen sehr schönen Vortrag gehalten,280 aber, wie ich höre, billigen Sie seine Interpretation nicht.281 Ich bin, außer in ethische Gedankengänge,282 seit langem in die neue Logik (Frege, Russell, Wittgenstein)283 verstrickt und stehe bewundernd vor der großen Gedankenarbeit, die dort geleistet ist, und von der ich mir nichts geringeres verspreche als eine gänzliche Reform – nämlich eine völlige Überwindung, Entbehrlichmachung – der Philosophie. Mit den allerherzlichsten Wünschen für Ihr und Ihrer Familie Wohlbefinden bleibe ich in tiefer Dankbarkeit Ihr ergebener M. Schlick.

78 Brief, Ts, U/Hs, 1 S.

Brief 41

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Albert Einstein an Moritz Schlick, 25. Juni 1927

PROFESSOR DR.

ALBERT EINSTEIN A

BERLIN W 30 HABERLANDSTR . 5

den 25. Juni 27.

Lieber Herr Schlick! Es ist rührend von Ihnen, dass Sie sich in dieser Weise der Bestrebungen Ihrer Schülerin annehmen.284 Was nun den Gegenstand Ihrer Bemühungen anbelangt, so ist zu bemerken, dass schon grosse und gut geleitete Unternehmungen der in Betracht kommenden Art in Palästina existieren.285 Wenn Fräulein Rosenfeld [sic!] sich mit mir in Verbindung setzt,286 so bin ich gern bereit, Sie mit den in Betracht kommenden Leuten in Verbindung zu bringen und sie dort zu empfehlen. Ich halte es aber nicht für richtig, dass durch Gründung zu vieler unabhängiger Vereinigungen Unternehmungen die Kräfte zersplittert werden. Herzlich grüsst Sie Ihr A. Einstein.

A 

Gedruckter Briefkopf.

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 14. Juli 1927

Wien IV, 14. Juli 1927 Prinz-Eugen-Str. 68 Hochverehrter lieber Herr Professor, für Ihre freundlichen Zeilen und für die liebenswürdige Absicht, Fräulein Rosenberg bei ihren palestinensischen Plänen zu unterstützen,287 sage ich Ihnen meinen allerherzlichsten Dank, im Namen meiner Schülerin und in meinem eigenen. Frl. R[osenberg] konnte Ihnen damals den beabsichtigten Besuch nicht machen, da sie Berlin plötzlich verlassen musste. Sie wird aber voraussichtlich im Herbst zurückkehren und sich dann mit Ihrer Erlaubnis in den Schutz Ihrer freundlichen Empfehlungen begeben. Ich weiss nicht, ob es Sie interessiert, aber ich möchte Ihnen doch gerne mitteilen, dass ich jetzt mit der grössten Begeisterung bemüht bin, mich in die Grundlagen der Logik zu vertiefen. Die Anregung dazu verdanke ich hauptsächlich dem Wiener Ludwig Wittgenstein,288 der einen (von Bertrand Russell englisch und deutsch herausgegebenen) »Tractatus logico-philosophicus«289 geschrieben hat, den ich für das tiefste und wahrste Buch der neueren Philosophie überhaupt halte. Allerdings ist die Lektüre äusserst schwierig. Der Verfasser, der nicht die Absicht hat, je wieder etwas zu schreiben, ist eine Künstlernatur von hinreissender Genialität, und die Diskussion mit ihm gehört zu den gewaltigsten geistigen Erfahrungen meines Lebens. Seine Grund­ anschauung scheint mir die Schwierigkeiten des Russellschen Systems spielend zu überwinden, und im Prinzip auch die ganze Grundlagenkrise der gegenwärtigen Mathematik. Ich glaube viel gelernt zu haben und kann kaum sagen, wie primitiv und unreif meine Erkenntnistheorie mir jetzt erscheint. Verzeihen Sie bitte, dass ich Ihnen von diesen Dingen erzähle, da Sie doch wahrscheinlich mit ganz andern Problemen beschäf-

Brief, Ts, U/Hs, 1 S.

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Brief 42

tigt sind. Aber wes das Herz voll ist, des läuft der Mund über,290 und da ich mich entsinne, dass Sie sich vor zwei Jahren für Russells mathematische Philosophie interessiert hatten, und nicht weiss, ob Sie schon irgendwie auf die Wittgensteinsche Logik aufmerksam geworden sind, so nahm ich mir die Freiheit, darauf als auf etwas wirklich Grosses und Tiefes hinzuweisen. Vielleicht werden Sie sich in Mussestunden gern einmal auf dies Gebiet begeben, wo (im Gegensatz zur Physik) keine eigentliche Erkenntniserweiterung, aber doch intellektuelle Beruhigung zu finden ist. Mit den herzlichsten Wünschen für Ihre Gesundheit und Arbeit Ihr in Dankbarkeit ergebener M. Schlick.

Brief 43

[ 43 ]



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Albert Einstein an Moritz Schlick, 28. Juni 1930

ALBERT EINSTEINA

BERLIN W, den 28. Juni 1930 HABERLANDSTR. 5

z. Zt. Caputh b. Potsdam, Waldstr. 7291 Herrn Professor Dr. M. Schlick Universität W i e n Sehr geehrter Herr Kollege! Ein Bildhauer H[einz] H. Peter,292 der sich als Schöpfer des Mach-Denkmals in Wien vorstellt, bittet mich um eine Empfehlung, um seine Einführung in Amerika zu erleichtern. Ich kann ihm eine solche nur geben, wenn er mir von vertrauenswürdiger Seite als Mensch und Künstler gut empfohlen würde. Können Sie mir vielleicht in dieser Beziehung unter die Arme greifen?293 Für die Einladung danke ich Ihnen herzlich.294 Solche Escapaden kann ich mir aber leider nicht mehr erlauben. Herzlich grüsst Sie Ihr A. Einstein.

A 

Gedruckter Briefkopf.

Brief, Ts, U/Hs, 1 S.

82 Brief, Ts, U/Hs, 1 S.

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Brief 44

Moritz Schlick an Albert Einstein, 2. Juli 1930

Prof. Dr. M. Schlick Wien IV Prinz-Eugen-Str. 68

2. Juli 1930

Hochverehrter lieber Herr Professor, über den Bildhauer Peter kann ich leider selbst keine Auskunft geben,295 da ich ihn persönlich so gut wie gar nicht kenne und auch seit der Mach-Büste keins seiner Werke mehr gesehen habe. Ich wandte mich daher sogleich nach Empfang Ihres freundlichen Briefes an Herrn Wolfgang Pauli sen., der ihn damals für das Mach-Denkmal empfohlen hatte.296 Leider sagte mir Herr Pauli, daß auch er Herrn Peter als Menschen lange nicht gut genug kenne, um ein Urteil über seine Persönlichkeit abgeben zu können. Seine Meinung über Peter’s neuere Arbeiten schien zu sein, daß sie hier keine große Aussicht auf Erfolg haben, in Amerika aber infolge der dort noch herrschenden älteren Geschmacksrichtung leicht Anklang finden könnten. Es tut mir leid, daß diese Auskunft eigentlich keine ist, aber ich weiß hier niemanden, an den ich mich um weitere Informationen wenden könnte. Es ist sehr schade, daß Sie im Winter nicht nach Wien kommen können; daß ich verstehe aber sehr wohl, daß Sie sich zu einer weiteren Reise nicht ohne sehr wichtigen Grund entschließen mögen. Ich hoffe aber von Herzen, daß es nicht etwa die Rücksicht auf Ihren Gesundheitszustand ist, die Sie zur Vorsicht zwingt.297 Mit den herzlichsten Grüßen und ergebenen Wünschen in dankbarer Verehrung Ihr M. Schlick.

Brief 45

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Albert Einstein an Moritz Schlick, 28. November 1930

ALBERT EINSTEINA

BERLIN W, den 28. November 1930 HABERLANDSTR . 5

Herrn Professor Dr. M. S c h l i c k W i e n IV Prinz Eugen Str. 68 Lieber Herr Schlick! Ich habe Ihre Arbeit298 sofort gelesen und in der Hauptsache zutreffend gefunden. Vergröbernd kann ich es so sagen: Die Wissenschaft sucht allgemeine Relationsaussagen, welche mögliche Sinnenerlebnisse derart verknüpfen, dass jene Aussagen sich als zutreffend oder nicht zutreffend bezw. zum richtigen Vorhersagen geeignet in der Empirie erweisen können. Mehr sagt eigentlich die Forderung der Gesetzlichkeit im allgemeinsten Sinne auch nicht aus. Ich stimme sachlich mit Ihnen nicht überein in folgenden Punkten: 1). Auch die Quantentheorie kennt derartige Relationsaussagen, welche nicht statistischer Natur sind, sondern schon auf eine einmalige Realisierung angewendet etwas ganz Bestimmtes aussagen (z. B. Impuls-Energie-Satz angewandt auf einen Elementarprozess). 2). Ich glaube nicht, dass das »statistische Gesetz« ein widerspruchsvoller Begriff sei. Es ist das eben eine Limiten-Aussage, die sich auf die häufige Wiederholung einer in gewisser Weise definierten Anordnung bezieht. Ob man solche Gesetze als de-

A 

Gedruckter Briefkopf wie Brief 43.

Brief, Ts, 2 S., 3. S. fehlt, Hs ergänzt

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Brief 45

terministische bezeichnen will oder nicht, ist Frage der Nomenklatur. Ueblich ist es, sie als nicht deterministisch zu bezeichnen. 3). Zeitliche Aussagen, insoweit sie als Relations-Aussagen aufgefasst werden können, welche sich unmittelbar auf Sinnen­ erleb­nisse beziehen, sollen vor anderen Relations-Aussagen keine Sonderrolle spielen. (Die gegen Reichenbach bezüglich Nicht­ umkehr­barkeit des Zeitlichen gerichtete Kritik billige ich).299 Allgemein betrachtet entspricht Ihre Darstellung insofern nicht meiner Auffassungsweise, als ich Ihre ganze Auffassung sozusagen zu positivistisch finde. Die Physik liefert zwar Relationen zwischen Sinnenerlebnissen, aber nur mittelbar. Ihr Wesen ist für mich in dieser Aussage keineswegs erschöpfend gekennzeichnet. Ich sage Ihnen glatt heraus: Die Physik ist ein Versuch der begrifflichen Konstruktion eines Modells der realen Welt sowie von deren gesetzlicher Struktur. Allerdings muss sie die empirischen Relationen zwischen den uns zugänglichen Sinnenerlebnissen exakt darstellen; aber nur so ist sie an letztere gekettet.300 Auch ich bewundere die Leistungen der Quantentheorie in Schrödinger-Heisenberg-Dirac’scher Prägung, glaube aber bestimmt, dass man sich mit dieser Betrachtungsart für die Dauer nicht wird behelfen wollen und können. Diese Theorie liefert nämlich überhaupt kein Modell der realen Welt. (Die in ihr funktionell verknüpften Elemente stellen nicht die reale Welt dar, sondern nur Wahrscheinlichkeiten, welche sich auf Erlebnisse beziehen). Kurz ich leide unter der nicht reinlichen A ⟨Scheidung von Erlebnisrealität und Seinsrealität. Auch bin ich fest davon überzeugt, dass das »statistische Gesetz« als Basis physikalischen Gesetzes-Ausdrucks eines schönen Tages überwunden werden wird.301 Ihre Meinung, dass das »statist[ische] Gesetz« überhaupt kein Gesetz sei, teile ich, wie gesagt, nicht. A 

An dieser Stelle bricht der maschinschriftliche Text auf der Rückseite des Blattes ab. Der Wortlaut der folgenden, nicht mehr vorhandenen zweiten Seite wurde von Schlick in handschriftlicher Form auf die Ränder des erhaltenen Briefbogens übertragen.

Brief 45

85

Sie werden sich über den »Metaphysiker« Einstein wundern, aber jedes vier- und zweibeinige Tier ist in diesem Sinne de facto Metaphysiker.302 Herzlich (und in Eile) grüsst Sie Ihr A. Einstein. P. S.  Adresse im Jan[uar] u. Februar, Institut[e] of Technology, Pasadena303 Ich lese Ihr MS304 auf der Reise mit Herrn Mayer305 und […]?306.〉

86 Brief, Hs, 1 S., 1. S. fehlt

Brief 46

[ 46 ]



Moritz Schlick an Albert Einstein, [Dezember 1930] [Wien,] [December 1930]A

[…] Ihnen ohne Zweifel sehr gut gefallen; der Ort ist mir von ­einem Besuche, den ich im Sommer des vorigen Jahres dort machen durfte, als ein ruhiges sonniges Paradies in Erinnerung.307 Ist es unbescheiden, wenn ich Sie bitte, Herrn Millikan308 und seiner Familie einen Gruss von mir zu übermitteln? Von ganzem Herzen wünscht Ihnen Gute Reise in tiefster Dankbarkeit und Ergebenheit Ihr M. Schlick.

A  Es

ist nur die letzte Seite des Briefes überliefert. Der Datierungsvermerk »December 1930« wurde später hinzugefügt.

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Brief 47

[ 47 ]



Albert Einstein an Moritz Schlick, [ Januar 1932]

Athenaeum 551 South Hill Avenue Pasadena, California A

[Januar 1932]

Lieber Herr Schlick! Es ist nun doch nicht möglich für mich, nach Barkeley [sic!] zu kommen.309 Der Grund ist sehr eigentümlich: Ich bekomme viele Briefe, in denen ich gebeten werde, Tom Mooney im Zuchthaus zu besuchen, für den ich mich letztes Jahr schon eingesetzt habe.310 Thue ich es nicht, so ist es gegen ihn eine abscheuliche Härte, die ich selber nicht auf mich nehmen möchte. Würde ich ihn aber besuchen, so würde dies bei vielen eine solche Erbitterung auslösen, und überhaupt so abscheulich viel Staub aufwirbeln, dass es auch wieder bedauerlich und unangenehm wäre ⟨ohne dass es wirklich nützte〉. Deshalb ist es das einzig Richtige, wenn ich gar nicht hingehe, so leid es mir thut, meine Zusage zurück­nehmen zu müssen. Das Zusammensein mit Ihnen war eine grosse und schöne Freude für mich.311 Indem ich Ihnen noch recht schöne Tage in Cali­fornien wünsche bin ich mit herzlichen Grüssen Ihr A. Einstein.

A 

Gedruckter Briefkopf.

Brief, Hs, 2 S.

88 Brief, Hs, 2 S.

Brief 48

[ 48 ]



Moritz Schlick an Albert Einstein, 18. Januar 1932

Department of Philosophy University of California Berkeley, Cal.

18. Januar 1932A

Lieber, hochverehrter Herr Einstein, Ihre freundlichen Zeilen haben mich natürlich sehr betrübt.312 Es wäre so schön gewesen, Sie noch einmal zu sehen und Sie und Ihre Frau Gemahlin ein wenig in Berkeley herumzuführen. Es tut mir und den übrigen Kollegen, die sich auf Ihr Kommen so sehr gefreut hatten, sehr, sehr leid, dass der arme Tom Mooney uns unschuldigerweise die Freude verderben muss. Ihrem Motiv bringen wir die grösste Achtung entgegen, und auch ich persönlich fühle mich nicht berechtigt, Ihnen von neuem zuzureden. Dennoch kann ich mich nicht enthalten, der Meinung Ausdruck zu geben, dass Ihr Argument seine grösste Kraft verlieren würde, wenn man dafür sorgte, den Besuch absolut inoffiziell zu arrangieren, so dass nichts darüber öffentlich bekannt würde. Es würde sich nicht um einen Besuch der Universität, nicht um irgend einen öffentlichen Vortrag, sondern um ein privates Zusammenkommen mit einigen Physikern, Philosophen, Mathematikern, Astronomen ⟨handeln〉; ja es könnte sogar, wie Kollegen vorschlugen, Ihre Anwesenheit als ein persönlicher Besuch meiner Wenigkeit aufgefasst werden. Auf solche Weise, scheint uns, könnte jede Publizität vermieden und allen Kritiken, Wünschen und Aufforderungen der Boden entzogen werden. Verzeihen Sie mir bitte, dass ich diese Argumente vorbringe; ich darf nicht versuchen, Sie zu überreden oder in Ihrem […]? Entschluss wankend zu machen. Aber ich konnte mein grosses Bedauern gar nicht anders ausdrücken. Ich musste Ihnen auch A 

Offenbar wurde die Jahreszahl (von fremder Hand) nachgetragen.

Brief 48

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sagen, wie sehr meine Kollegen hier betrübt sind und wie gross Ihre Freude sein würde, wenn Sie uns vor Ihrer Abreise schreiben sollten, dass Sie doch noch eine Möglichkeit gefunden haben, den Besuch in Berkeley abzustatten. Ich danke Ihnen noch einmal für alle Ihre Freundlichkeit, bitte um freundliche Empfehlung an Ihre Frau Gemahlin und bleibe mit den herzlichsten Wünschen Ihr Ihnen in Dankbarkeit und Verehrung ergebener M. Schlick.

90 Brief, Hs, 4 S.

Brief 49

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Moritz Schlick an Albert Einstein, 9. Mai 1932 Norddeutscher Lloyd Bremen D[ampfschiff] »Bremen«313 9. Mai [1932]A

Lieber, hochverehrter Herr Einstein, heute nahe ich mich Ihnen wieder mit einer Bitte in einer Angelegenheit, die mich eigentlich gar nichts angeht.314 Es ist sozu­ sagen nicht meine eigene Bitte, sondern ich gebe sie nur weiter. Sie geht aus vom »College of the Pacific« in Stockton, Californien.315 Sie werden sich wahrscheinlich nicht erinnern, von diesem Institut gehört zu haben, aber Sie entsinnen sich gewiss des Herrn Schilpp,316 der dort Philosophie lehrt und Sie im Februar bei Gelegenheit der Friedenskundgebung in Pasadena besuchte.317 Durch Schilpp, der vor drei Jahren an der Stanford University mein Assistent war,318 habe ich von dem College erfahren und im Winter auch zweimal dort vorgetragen.319 Auch B[ertrand] Russell und andre haben in der letzten Zeit gelegentlich dort gesprochen. In das innere Leben des College habe ich bei meinen kurzen Besuchen dort naturgemäss nicht viel Einsicht bekommen. Es schien mir dort recht ordentlich zuzugehen. Die Professoren sind ungefähr vom Typus des Herrn Schilpp. Viel mehr Information, als ich selbst geben könnte, erhalten Sie über das College aus dem gedruckten Jahresbericht, den man Ihnen direct aus Californien senden wird und aus dem beiliegenden Brief, den der Präsident des Colleges, Knoles,320 an mich gerichtet hat.321 Er schrieb mir diesen Brief, wie auch aus ihm selbst (Mitte der letzten Seite) hervorgeht, um Sie durch mich für die Angelegenheit zu interessieren, um die seine Bitte sich dreht: ein sehr A  Gedruckter

Briefkopf: links das hier nicht wiedergegebene Wappen der Reederei, Tag und Monatsangabe von Schlick, die Jahreszahl wurde von fremder Hand ergänzt.

Brief 49

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reicher 90jähriger Deutscher, der seinen Wohnsitz in Tracy bei Stockton hat, und dessen ganz besondere Verehrung für Sie in der Gegend bekannt ist, hat seit längerer Zeit seine Absicht ausgesprochen, bei seinem Tode das College of the Pacific mit einer bedeutenden Summe zu bedenken, die für die Errichtung und Einrichtung eines neuen Gebäudes des College verwendet werden und den Namen Einstein-Hall tragen sollte.322 Hierzu bedürfte es natürlich Ihrer Zustimmung, und es wäre ohnehin nötig, sich an Sie zu wenden, nachdem die Stiftung stattgefunden hat. Tatsächlich hat aber der alte Herr – Droge heißt er323 – seine letztwilligen Verfügungen noch nicht getroffen, und da er kränklich ist, fürchtet der Präsident, dass er es vielleicht versäumen könnte. Ausserdem hat der Präsident, wie gleichfalls aus dem beiliegenden Briefe zu ersehen, die Stiftung möglichst bei der nächsten feierlichen Gelegenheit als vollzogen öffentlich zu verkündigen; das wird am 13. Juni sein, bei der »Commencement«-Feier, bei der, wie Knoles mir sagte, Millikan sprechen soll.324 Aus diesen Gründen ist die Angelegenheit also etwas eilig. Die Bitte des Präsidenten besteht nun darin, dass Sie an den alten Herrn Droge ein Telegramm richten,325 dass ihn in die höchste Begeisterung versetzen und, wie der Präsident meint, zweifellos sofort den Vollzug der Stiftung zur Folge haben würde. Er drückte mir, als ich ihm im Zuge auf der Rückreise begegnete, auch den beifolgenden Zettel326 in die Hand mit einem Texte, den das Telegramm enthalten könnte. Ausserdem seien bereits Maßnahmen getroffen, dass das College die Kosten des Telegramms übernehmen werde. Sie werden dies alles nicht für sehr geschmackvoll halten, aber es ist amerikanisch, und man wollte von Ihrer Zeit möglichst wenig in Anspruch nehmen. Aus demselben Grunde ist es auch für mich höchste Zeit, zu schliessen; ich habe ohnehin nichts hinzuzufügen. Mir geht es nicht sehr gut.327 In Berkeley war ich in der letzten Zeit ziemlich krank, und meine Besserung macht sehr langsame Fortschritte. Ich kann daher die Ozeanfahrt leider nicht in England unterbrechen, wo die Universität London mich zu Vor-

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Brief 49

trägen eingeladen hatte,328 und leider, leider auch nicht über Berlin fahren, sondern ich muss mich auf dem kürzesten Wege von Bremerhaven nach Wien begeben. Wie schön war es, Sie in Pasa­ dena zu sehen!329 Entschuldigen Sie bitte diesen Brief. Mit den besten Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin grüsst Sie herzlich und in Dankbarkeit Ihr M. Schlick.

Brief 50

[ 50 ]



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Elsa Einstein an Moritz Schlick, 13. Mai 1932

Caputh bei Potsdam 13. Mai [1932] Lieber und verehrter Herr Schlick! Albert ist in Oxford seit 14 Tagen.330 Wir senden ihm keine Post nach, daher kam es, dass Ihr Brief liegen blieb. Nun habe ich ihn soeben geöffnet, im Falle doch etwas Dringendes vorliege. Ich sende ihm sofort alles nach, er wird Ihnen selbst antworten.331 So weit ich meinen Mann beurteile, wird er schweren Herzens einwilligen. Wenn eine beträchtliche Summe zur Verfügung steht, dann schmerzt es ihn, wenn man eine repräsentative Halle dafür errichtet. Dass der Präsident der Universität anders darin empfindet, ist klar. Selbst wenn die Halle seinen Namen tragen wird – Sie wissen ja, wie wenig derartige Dinge seine Entschlüsse beeinflussen können. Es gibt manches, was ihm am Herzen liegt, und wofür er einen Fond haben möchte! Am wenigsten liegt ihm sicher am Bau einer Einstein-Halle! Nun, er wird Ihnen selbst antworten. – Ich habe mit Betrübnis gelesen, dass Sie sich gesundheitlich schlecht fühlen. Mein Mann wird diesen Sommer wohl in Caputh in unserem Landhaus bleiben. Wenn es einigermassen normal hier weitergeht! Wir haben eine wirkliche Sommerherrlichkeit hier. Ein ganz schlichtes Holzhäusl,332 so gebaut, wie es mein Mann liebt. Dann ein stolzes feines Segelschiff,333 auf dem er im Sommer beinahe ⟨ständig〉 lebt. Sie müssten einmal kommen und sich das alles anschauen. Mein Mann liebt Sie doch, wie kaum sonst einen Kollegen! Bitte grüssen Sie Ihre liebe Gattin und Ihre amerikanisierten fröhlichen Kinder. Ich grüsse Sie selbst Ihre Elsa Einstein.

Brief, Hs, 3 S.

94 Brief, Hs, 1 S.

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Brief 51

Albert Einstein an Moritz Schlick, 18. Mai 1932 Oxford. 18. V. 32

Lieber Herr Schlick! Ich erhielt Ihren Brief334 infolge Aufenthaltes in Oxford mit grosser Verspätung hierher nachgesandt. Ein Telegramm zu senden erschien mir recht geschmacklos. So habe ich mich nach eini­gem Nachdenken entschlossen einen Brief zu schreiben.335 In diesem lobte ich den amerikanischen Gemeinsinn und das in solchen Spenden sich offenbarende Verantwortungsgefühl und empfahl – kein Haus zu stiften sondern Gehälter, weil dies gegenwärtig wichtiger sei. Sie werden mir sicher Recht geben. Hoffentlich kommt der Brief zurecht und hat Erfolg! – Nach langen Irrfahrten scheine ich nun in der wissenschaftlichen Arbeit wieder auf einen guten Pfad gekommen zu sein, nicht zuletzt durch die vortreffliche Mitarbeit meines lieben Wieners W[alther] Mayer.336 Indem ich Ihnen baldige Wiederherstellung Ihrer Gesundheit von Herzen wünsche, bin ich mit freundschaftlichen Grüssen Ihr A. Einstein. P. S.  Ich habe mit Staunen ⟨und Bewunderung〉 Apparate und Leistungen des Rutherford’schen Laboratoriums337 aus der Nähe gesehen.

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Brief 52

[ 52 ]



Moritz Schlick an Albert Einstein, 9. Mai 1933

PROF. DR. M. SCHLICK WIEN, IV. PRINZ-EUGEN-STR. 68.A

9. Mai 1933.

Lieber, hochverehrter Herr Einstein, Was ist dies für eine Zeit! Die Lektüre der Zeitungen während der letzten Zeit ist eine fürchterliche Qual gewesen; ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie die Ereignisse mich aufgeregt und erschüttert haben. Ich schreibe daher auch weiter gar nichts; doch möchte ich gar zu gerne wissen, ob es Ihnen und Ihrer Gattin gut geht. Unter welcher Adresse sind Sie jetzt am besten zu erreichen? Der äussere Anlass dieses Schreibens ist die Notlage eines Freundes338 in Deutschland, dessen Söhne wegen ihrer Abstammung keine Möglichkeit haben, ihr Studium in Deutschland zu beenden. Sie sind Mediziner und haben, glaube ich, noch ein oder zwei Semester zu absolvieren. Wie ich höre, stehen Sie und Langevin an der Spitze eines Comitée in Paris, das deutschen Emigranten jüdischer Abkunft Hilfe leisten möchte.339 Ich weiss nichts Näheres darüber, nehme aber an, dass das Comité sich auch damit befasst, seinen Schützlingen Studienerleichterungen zu verschaffen, sei es durch Befreiung von Gebühren, sei es durch finanzielle Beihilfen. Mein Freund, der es vermeiden möchte, aus Deutschland direkt nach Paris zu schreiben, B⟨da er als Entlassener auf seine Staatspension angewiesen ist und sehr vorsichtig sein muss,〉 hat mich gebeten, Erkundigungen einzuziehen, und so erlaube ich mir denn, mich an Sie [zu] wenden um Ihnen zu sagen, dass ich im Namen meines Freundes ausserordentlich dankA  B 

Diese Angaben wurden mit einem Stempel auf das Blatt gedruckt. Handschriftlicher Zusatz am unteren Rand des Blattes.

Brief, Ts, Z/Hs, U/Hs, 1 S.

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Brief 52

bar sein würde, wenn Sie den Sekretär des Comités veranlassen würden, mir mit ein paar Zeilen Auskunft darüber zu geben,340 ob wirklich die Möglichkeit besteht, dass aus Deutschland vertriebene junge Leute ihre medizinischen Studien in ­Paris voll­ enden und dort ihren Doctor machen können.341 Vielleicht gibt es irgendwelche gedruckten Richtlinien, die mir der Sekretär einfach zusenden könnte. Ich möchte nicht, dass Sie sich in dieser Angelegenheit irgendwelche Mühe machen, denn ich weiss, wie ganz ausserordentlich Sie jetzt in der fremden Umgebung342 in Anspruch genommen sein müssen. Von andern Dingen zu schreiben, die mit der unerfreulichen Gegenwart nichts zu tun haben, möchte ich mir für ruhigere Zeiten aufsparen. Ich hoffe von Herzen, dass Sie mit den Ihrigen in guter Gesundheit sind [und] bleibe mit den besten Grüssen und Wünschen Ihr dankbar ergebener M. Schlick.

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Brief 53

[ 53 ]



Albert Einstein an Moritz Schlick, 15. Mai 1933 Le Coq-sur-mer b. Ostende Belgien343 den 15. Mai 1933

Herrn Professor Dr. M. S c h l i c k W i e n IV, Prinz-Eugen-Str. 68 Lieber Herr Schlick! Gott sei Dank kann ich nach Wien noch schreiben, ohne den Empfaenger dadurch in Lebensgefahr zu bringen. Gottlob beherrschen die Recken die Psychologie nicht so gut wie die Reklame. Wenn es keine Zeitungen und die furchtbaren Briefe gaebe, waeren wir eigentlich ganz vergnuegt in dem kleinen Nest hier. Ich schreibe heute an das Comité d’Entreaide ⟨des Intellectuels Juifs〉,344 Champs Elysées 330 in Paris wegen der beiden jungen Mediziner.345 Freundlich gruesst Sie Ihr A. Einstein.

Brief, Ts, U/Hs, 1 S.

A NH A NG

[ A 1 ]



Max von Laue an Moritz Schlick, 19. August 1913346

HOTEL JUNGFRAU  EGGISHORN E. CATHREIN .

Brief, Hs, 5 S.

19. 8. 13.

Lieber Schlick! Am Ende unserer diesjährigen Sommerreise, an einem Regentage, benutze ich diese gute Gelegenheit, um Ihnen wieder einmal ein Lebenszeichen zu geben. Wir sind seit dem 27ten Juli unter­wegs, waren zunächst mit meinem Freunde Fecht, dessen Sie ⟨Sich〉 wohl von Thierfehd her erinnern, in Kandersteg und Zermatt, dann allein hier am Eggishorn. Mit dem Wetter haben wir es im Allgemeinen recht gut getroffen – und das ist ja bei einer Gebirgsreise von erheblicher Bedeutung. Einzelne Regentage haben um so weniger gestört, als wir von vornherein auf grosse Touren verzichtet hatten. Mich hatten die Vorlesungen (7 Wochenstunden) so mitgenommen, dass ich wirklich der Ruhe bedurfte, um mich zu erholen. Darum haben wir auch die Bergbahnen in einem Masse benutzt, zu dem ich mich früher nie hätte entschliessen können. Nur jetzt zum Schluss scheint uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung zu machen und den geplanten Rückweg über den Aletschgletscher und das Jungfraujoch nach Interlaken zu vereiteln. Haben Sie und Ihre Gattin eigentlich diese Gegend von Zürich aus einmal besucht? Unter den wenigen Büchern, die ich auf der Reise mithabe, ist auch der erste Jahrgang der [P]hilosophischen Jahrbücher. Ich hatte anfangs die Absicht, die Artikel von Frischeisen-Köhler und Hönigswald zu studieren.347 Die Lektüre des ersten Artikels habe ich aber sehr bald als nicht lohnend eingestellt; Sie schrieben mir ja auch einmal eine nicht gerade anerkennende Kritik darüber. Der Artikel von Hönigswald, den Sie – glaube ich – damals auch

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Anhang

nicht lobten – steht doch auf ganz anderem Niveau. Was über die absolute und relative, »wirkliche und scheinbare« Bewegung dort steht, scheint mir freilich verfehlt, weil vor allem weil bei der Bewegung gar nicht die eines beweglichen Punktes von der eines Punktsystems (eines ausgedehnten Körpers) getrennt ist. Und die Bemerkungen am Schluss über den zweiten Hauptsatz entsprechen nicht mehr dem ⟨jetzigen〉 Stande der physikalischen Atomistik. (was aber sehr verzeihlich ist; denn die einschlägige Litteratur ist nicht leicht zu finden) Dennoch habe ich aus diesem Artikel Vieles gelernt, namentlich aus seinem ersten Abschnitt. Von dem Versuch Einsteins, die Relativitätstheorie so umzuformen, dass ein Gravitationsfeld vollständig durch ein beschleunigtes Bezugssystem ersetzt werden kann, haben Sie wohl schon gehört. Einstein trägt in Wien darüber vor. Mir gefällt diese »Aequivalenzhypothese« ganz und gar nicht, ich glaube einfach nicht dass sie richtig ist. Die ausserordentliche, weil gar nicht [abzusehende]? Kompliziertheit der neuen Theorie bestärkt mich noch in meiner Ablehnung. Zum Glück lässt sich eine der unmittelbarsten Folgerungen aus ihr, die Krümmung der Lichtstrahlen in der Nähe der Sonne, schon 1914 bei der Sonnenfinsternis prüfen. Dann wird diese Theorie wohl eines seligen Todes sterben. Viel besser finde ich eine Theorie von Nordström,348 in der ⟨sich〉 die Gravitation vollständig der alten Relativitätstheorie einordnet. Aber ob sie richtig ist, kann m. E. kein Mensch sagen. Vielleicht ist mit der Gravitation noch eine, bisher übersehene Erscheinung verbunden, die zu erraten keine Phantasie ausreicht. Das ist auch der Grund, aus dem ich mich mit dem ganzen Pro­ blem nicht recht befreunden kann. Dass Einstein an die Berliner Akademie geht, haben Sie sicher schon in den Zeitungen gelesen. Er hat, wie früher van ’t Hoff,349 keinerlei Lehrverpflichtungen. Planck ist zum Rektor gewählt. In der Hoffnung, bald einmal von Ihnen zu hören mit herzlichem Gruss, auch an Ihre Gattin Ihr M. Laue.

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Max von Laue an Moritz Schlick, 25. Februar 1917350 Frankfurt a. M. 25. 2. 17.

Lieber Schlick! Aus Ihrem freundlichen Brief sehe ich zunächst mit lebhaftem Bedauern, daß ich Sie bei der Versendung der Geburtsanzeigen unseres Jungen im Juni ganz vergessen habe. Und dabei haben wir so viele versandt! Entschuldigen Sie nur vielmals dies Versehen! Dem kleinen Kerl geht es jetzt recht gut, und er entwickelt sich zu unserer großen Freude, seit er über die Ernährungsschwierigkeiten, welche der Krieg in seinen ersten Lebensmonaten hervorgerufen hatte, dank der Hilfe eines tüchtigen Kinderarztes hinweg ist. Von mir muß ich zuerst berichten, daß ich seit Oktober im Würzburger physikalischen Institut kriegs-physikalisch arbeite. Ich bin nur zum Sonnabend, alle Wochen hierher gekommen, um hier eine zweistündige Vorlesung zu halten. In den bevorstehenden Ferien fällt auch das weg, und um dann nicht ganz von Frau und Kind getrennt zu sein, siedeln die beide[n] mit nach Würzburg in eine Sommerwohnung über, wenigstens, wenn wir eine finden, was wohl zu hoffen ist. Ihre Ausführungen über die Einsteinsche Theorie der Gravitation werde ich gern lesen. Allerdings fürchte ich, auch sie werden meine Stellung zu dieser Theorie nicht verändern können. Daß sie eine ganz einzigartige wissenschaftliche Leistung darstellt, wie sie eben auch nur ein Einstein fertig bringen konnte, darüber kann wohl kein Zweifel bestehen. Aber ob sie richtig ist? Die meisten ihrer Anhänger sind durch den Grundgedanken der absoluten Gleichwertigkeit aller Bezugssysteme für sie gewonnen; ich sehe darin nur eine Hypothese, natürlich eine sehr beachtenswerte. Aber es fehlt m. E. noch an genügenden physikalischen Bestätigungen. Es liegt da überhaupt bis jetzt nur die Perihelbewegung des Merkur vor. Da ist die Übereinstimmung

Brief, Ts, U/Hs, 2 S.

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zwischen Einsteins Theorie und der Beobachtung in der Tat sehr auffällig. Aber es handelt sich um eine einzige Zahl, die nicht im physikalischen Laboratorium unter genau bekannten und experimentell zu verändernden Bedingungen gewonnen ist, sondern nur durch astronomische Beobachtung, bei der diese Sicherheitsmassregeln nicht anwendbar sind. Wer weiß denn schließlich, was da in der Nähe der Sonne noch Alles los ist! Zum Glück sollen dem Vernehmen nach ernsthafte Astronomen daran sein, die Ablenkung des Lichts durch ein Gravitationsfeld nachzuprüfen. Wenn das gelingt, so kommt man ja aus dem ungemütlichen Zustand des Zweifels endlich heraus. Sie gratulieren mir in Ihrem Brief auch zur Berufung nach Wien. Ich danke Ihnen bestens für die gute Absicht, sie ist aber auch fast das einzig Erfreuliche an dieser ganzen Geschichte. Lassen Sie mich über das Weitere schweigen. Ich hoffe recht zuversichtlich, daß wir später, wenn erst Frieden ist, bei jedem Ihrer Besuche in Berlin Gelegenheit haben werden, uns zu treffen. Und empfehlen Sie mich vielmals Ihrer Gattin, und grüßen Sie Pfeiffers von mir. Mit herzlichstem Gruß, auch von meiner Frau Ihr M. v. Laue.

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Anhang

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Edgar Meyer an Moritz Schlick, 27. April 1919351

Physikalisches Institut der Universität Zürich –––– Prof. Dr. Edgar Meyer ––––

Telephon: Amt Hottingen No. 1455

Zürich 1, den 27. April 1919 Rämistr. 69

Lieber Herr Schlick! Für Ihre Karte u. die Übersendung Ihres Buches meinen herzlichsten Dank.352 Ich kannte u[nd] besass das Buch natürlich in der 1. Auflage u[nd] fand es ganz famos. Sie haben damit einen ganz ausserordentlich schönen Treffer gemacht. Vielen Dank. – Ich gebe mir hier alle Mühe, die Physik etwas in die Höhe zu bringen. Sie werden gelesen haben, dass wir Einstein partiell besitzen, Abraham u[nd] Laue waren im letzten Winter zu Vorträgen hier. Epstein habilitiert sich in der nächsten Woche. Auch das Institut ist ganz nett geworden, so dass wirklich etwas an dem Paradiese wahr ist, auch abgesehen von dem materiellen. – Auch ich habe mich stark vermehrt. Ich habe jetzt 4 Kinder! 3 Jungen u[nd] ein Mädchen. Wir wohnen etwas höher wie die Hochstr[aße]. Hoffentlich kommen Sie auch einmal bald zu uns. Wie würden Sie sich zu einer Vortragseinladung für die phys[ikalische] Gesell[schaft] verhalten? Viele Grüsse für Sie u[nd] Ihre Frau von mir u[nd] meinem Weib Ihr Edgar Meyer

Postkarte, Hs

106 Brief, Hs, 4 S.

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Max Born an Moritz Schlick, 11. Juni 1919353 Frankfurt a. M., 11. 6. 19. ⟨Cronstettenstr. 9〉

Hoch verehrter Herr Kollege, Seit einigen Monaten – nämlich seitdem ich Ihr Buch Erkenntnislehre354 gelesen – habe ich vor Ihnen zu schreiben, aber äußere Umstände, meine Übersiedelung nach Frankfurt und der Eintritt in ein neues Amt, haben diese Absicht bislang zu Schanden werden lassen. Die Befriedigung und Freude, die mir Ihr Buch bereitet hat, wirken noch stark in mir nach, sodaß ich es wagen möchte, Ihnen einiges darüber zu sagen, obwohl der physikalische Beruf und viele Amtspflichten mich wieder aus den philosophischen Bahnen geworfen haben. Ein ordentlicher theoretischer Physiker muss ein wenig, ja vielleicht sogar ziemlich viel Philosoph sein. Die Grundfragen der Erkenntnis waren mir immer das eigentliche Ziel meines Strebens, und nur der Drang nach Strenge und Klarheit, den ich den philosophischen Systemen vermisste, trieb mich zur Mathematik und Physik, die diesem Wunsche reichlich Erfüllung gewähren. Dabei wird man nun allerdings oft durch die Lust am Finden und Erfinden zu Problemen verlockt, die von dem geraden Wege zum Ziel abliegen und mehr durch ihre Schwierigkeit oder Schönheit, als durch ihren Erkenntniswert befriedigen. Aber meist haben mich solche Fragen angezogen, deren Lösung irgendwie mit einer prinzipiellen Erweiterung des geistigen Horizontes, mit einer Relativierung scheinbar absoluter Begriffe verknüpft ist. Dabei bildet sich ganz von selbst eine Art philosophischen Systems – ich meine keine metaphysische Konstruktion, sondern eine Lehre vom Wesen und Sinn der Erkenntnis. Klingt es nun sehr anmaßend, wenn ich sage, daß dieses mein Privatsystem der Philosophie, das aus der Praxis des Mathematikers und Physikers entsprungen ist, mit Ihrer

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Lehre ziemlich übereinstimmt? Glauben Sie nicht, daß mir darum Ihre Leistung geringer erschiene, weil ich bei der Lektüre Ihres Buches auf gewohnten Pfaden zu wandeln wähnte! Denn meine Gedanken waren mehr Aphorismen als Lehrsätze, nichts war zu Ende gedacht, und vor allem fehlte das wichtigste, das den eigentlichen Wert Ihrer Arbeit ausmacht: Die Auseinandersetzung mit den vorhandenen philosophischen Systemen. Dazu gehört eben mehr, als ein schwer beladener Physiker in seinen Mußestunden fertig bringen kann. Auch darf ich mir schon darum nicht zuviel einbilden, daß mir einige Gedanken Ihres Werks geläufig waren, denn manche von meinen Freunden haben dasselbe erfahren – vor allem Einstein, der mich übrigens zuerst auf Ihr Buch hingewiesen hat. Wir bilden jetzt eine Gemeinde, die ihren Propheten gefunden hat, – ich hoffe, daß Sie diese ehrenvolle Stellung annehmen. Ist sie ja doch mit keinen andern Lasten verbunden, als die Ihnen Ihr philosophischer Beruf ohnehin auferlegt, nämlich an der Reinigung und Klärung der Erkenntnis weiter zu forschen. – Seit ich in Ihrem Buche die scharfen Formulierungen der Sätze gefunden habe, die mir immer vorschwebten, habe ich den Mut gefunden, sie meinen Schülern vorzutragen. Ich lese jetzt eine Vorlesung »Einführung in die theoretische Physik«; darin habe ich, statt der üblichen kurzen Übersicht über die Wissenschaft, ausführlich über die erkenntnistheoretischen Grundlagen gesprochen; vor allem den Leuten klar zu machen gesucht, daß die Wirklichkeit, auf welche sich die Aussagen der Physik beziehen, nicht die Welt des »Gegebenen« ist – um Ihren treffenden Ausdruck zu gebrauchen – sondern die transzendente Welt, die uns durch die Abbildung auf die logischen Begriffssysteme zugänglich ist. Ich glaube mein Ziel erreicht zu haben, wenn ich den Leuten klar gemacht habe, daß die Realität eines Atoms oder Elektrons nicht größer oder geringer ist als die der Sonne oder der Wandtafel, auf die ich schreibe; daß diese Dinge alle nur »existieren« auf Grund einer Theorie, d. h. eines Systems logischer Verknüpfungen, deren Begriffe gelegentlich Abbildungen auf die Welt des »Gegebenen« zulassen. Nur von diesem Stand-

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punkte aus ist ja die heutige Entwicklung der Physik, vor allem die Relativitätstheorie, verständlich. Ich hoffe, bald einmal Gelegenheit zu haben Ihnen persönlich zu begegnen; schriftlich ist es schwierig, ordentlich zu diskutieren. Sehr neugierig bin ich auf Ihre Stellung zu den eigentlich »philosophischen« Fragen, zur Ästhetik, Ethik u[nd] dergl[eichen]. Ihr sehr ergebener M. Born.

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Auszug aus einem Brief von Moritz Schlick an Max Born, [nach dem 11. Juni 1919]355

Aus Brief an Born: » … denn so herrliche Freuden die Beschäftigung mit den philos[ophischen] Problemen auch gewährt: es scheint mir doch, als müsse es noch wertvoller + befriedigender sein, in den exacten Wissenschaften jene festen + sicheren Resultate mit zu erarbeiten, auf denen alle künftige Forschung getrost weiter bauen kann, + dann nur in den Mußestunden von hohen philosophischen Warten aus Umschau zu halten. Wer sich auf einer solchen Warte wohnlich einzurichten sucht, + zum Beruf erwählt, was vielleicht nur Feiertagsbeschäftigung sein sollte, dem bleibt manche Enttäuschung nicht erspart, die aus der Unvollendbarkeit seiner Aufgaben entspringt.«

Notizbuch, Hs, 1 S.

110 Brief, Ts, U/Hs, 2 S.

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Rudolf Schmidt an Moritz Schlick, 1. Dezember 1919356 Elektrotechnische Umschau

Louis Neberts Verlag in Halle a. d. S. Schriftleitung:



Prof. Dr. H. Schering

und

Mitglied der Physikal.- Techn. Reichsanstalt Charlottenburg 1, Osnabrücker Straße 17

Dr. R. Schmidt

Ständ. Mitarbeiter der Physikal.Techn. Reichsanstalt Berlin-Friedenau, Wiesbadener Straße 84

Berlin-Friedenau, den 1. Dezember 1919. Herrn

Professor Dr. Schlick,

Rostock Universität.

Hochgeehrter Herr Professor! Aus gelegentlichen Gesprächen während unserer leider nur kurzen gemeinsamen Tätigkeit bei der Abteilung D der Inspektion der Fliegertruppen im Oktober / November 1918 sowie aus Ihren Schriften weiss ich, dass Sie sich für die Erfolge der Einstein’schen Theorien sehr interessieren. Ich gestatte mir daher, Ihnen beifolgend die Abschrift einer Mitteilung aus dem Engi­ neering zu übersenden, die meines Wissens den ersten ausführlicheren Bericht über die englischen Messungen während der Sonnenfinsternis am 29. Mai 1919 darstellt, der nach Deutschland gelangt ist. Ich möchte hieran eine Bitte anknüpfen. Ich beabsichtige, ein Referat über diese wichtige Mitteilung in der »Elektrotechnischen Umschau« zu bringen. Mit Rücksicht auf den mehr technisch orientieren Leserkreis dieser Zeitschrift ist es wünschens-

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wert, dem Referat eine Einleitung über das Wesen der Relativitäts-Theorie und ihre Bedeutung voranzustellen; die Darstellung müsste dabei in einer solchen Form geschehen, dass auch derjenige, der die Formelsprache der höheren Mathematik nicht beherrscht, ein gewisses Verständnis von der Relativitäts-Theorie erhält. Darf ich hoffen, dass Sie, hochgeehrter Herr Professor, sich bereit finden, die Einleitung und das Referat zu schreiben? Der Umfang dürfte etwa 3 Druckseiten von der Grösse der Physikalischen Zeitschrift betragen. Da die Arbeit bereits in dem am 1. Januar erscheinenden Heft veröffentlicht werden soll, müsste ich sie bis zum 15. Dezember allerdings schon haben. Ich wäre Ihnen zu grossem Dank verpflichtet, wenn Sie mir Ihre Entschliessung möglichst umgehend mitteilen würden (1 Kuvert anliegend). Ich darf noch ergebenst bemerken, dass der Verlag die Beiträge gut honoriert. Mit besten Empfehlungen bin ich Ihr sehr ergebener R. Schmidt

112 Brief, Ts, U/Hs, 2 S.

Anhang

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Rudolf Schmidt an Moritz Schlick, 8. Dezember 1919357 Elektrotechnische Umschau

Louis Neberts Verlag in Halle a. d. S. Schriftleitung:



Prof. Dr. H. Schering

und

Mitglied der Physikal.- Techn. Reichsanstalt Charlottenburg 1, Osnabrücker Straße 17

Dr. R. Schmidt

Ständ. Mitarbeiter der Physikal.Techn. Reichsanstalt Berlin-Friedenau, Wiesbadener Straße 84

Berlin-Friedenau, den 8. Dezember 1919. Herrn

Professor Dr. Schlick,

Rostock Orleansstr. 23.

Hochgeehrter Herr Professor! Für Ihren freundlichen Brief vom 6. d[e]s M[ona]ts sage ich Ihnen meinen besten Dank. Es hat mich ausserordentlich interessiert, von Ihrem Zusammensein mit Herrn Einstein zu hören, das ja dadurch von besonderer Bedeutung gewesen ist, dass Ihnen und Herrn Einstein bereits die Ergebnisse der Sonnenfinsternisbeobachtungen bekannt waren. Mit grossem Bedauern habe ich aus Ihrem Briefe ersehen, dass Herrn Planck ein so schwerer Verlust in seiner Familie betroffen und an der Teilnahme an der Jubiläumsfeier Ihrer Universität verhindert hat. Von Ihrer Zusage, für unsere Zeitschrift den gewünschten Bericht und das Referat zu übernehmen, haben wir mit besonderer Freude Kenntnis genommen. Wir hoffen bestimmt, den Bericht noch in der ersten Januar-Nummer veröffentlichen zu können, wenn er bis zum 20. Dezember etwa fertig wird. Wir bitten

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Sie, das Manuskript dann unmittelbar an den Verlag (Louis Neberts Verlag, Halle a[n der] Saale, Töpferplan 3) zu senden und uns, wenn das für Sie keine besondere Mühe bedeutet, einen Durchschlag zugehen zu lassen. Da wir besonderen Wert darauf legen, den Lesern der Zeitschrift einen Bericht aus Ihrer Feder zu bieten, so würden wir, wenn er wider Erwarten aus technischen Gründen nicht mehr in die erste Januar-Nummer aufgenommen werden kann, ihn für die zweite Januar-Nummer, die am 15. Januar erscheint, vorsehen. Die Fassung des Titels dürfen wir wohl Ihrem Ermessen überlassen; desgleichen möchten wir es Ihrer Entscheidung anheimstellen, ob Sie es für angebracht halten, dass in der Diskussion der Versuchsergebnisse auf den mehrfach gemachten Einwand eingegangen wird, der die beobachteten Abweichungen aus der Ablenkung der Lichtstrahlen in der Sonnenatmosphäre erklären will. Mit besten Grüßen und Empfehlungen bin ich Ihr sehr ergebener R. Schmidt

114 Brief, Ts, U/Hs, 1 S.

[ A 8 ]



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Hans Vaihinger an Moritz Schlick, 18. Mai 1920358 H[alle] S. d. 18. Mai 20.

Sehr geehrter Herr Kollege! Ich habe von Herrn Prof. Einstein erfahren, dass es Ihm von grossem Werte wäre, wenn Sie an der Debatte am 29. Mai gelegentlich des Vortrages von Prof. Kraus – Prag »Fiktion und Hypothese in Einstein’s Relativitätslehre« teilnehmen würden. Es ist dies umso wünschenswerter, als einerseits Herr Prof. Einstein selbst, der gegenwärtig in Holland ist, vielleicht nicht zu dem genannten Termin in Halle sein kann, und als andererseits der Vortrag von Herrn Pr⟨o〉f. Kraus an der Einsteinschen Theorie von methodischen Gesichtspunkten aus Kritik üben wird. Auch die übrigen Vorträge bei der Vorversammlung am 29. Mai, sowie bei der Tagung der Kantgesellschaft am 30. Mai werden gewiss wenigstens teilweise Ihr Interesse erwecken. Beide Tagungen werden eine grössere Anzahl nicht bloss von philosophischen Fachmännern, sondern auch von Vertretern verschiedener Einzelwissenschaften hier vereinigen, und so werden diese bei den Veranstaltungen vielleicht auch Ihr Interesse erregen, und Sie zur Teilnahme veranlassen. In collegialer Hochachtung Vaihinger.

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[ A 9 ]



Max Born an Moritz Schlick, 8. September 1920359 Frankfurt a. M., 8. 9. 20

Lieber Herr Kollege, Ihre frühere Karte habe ich erhalten; nur Zeitmangel hat mich gehindert, für Ihre freundlichen Worte zu danken. Auch sind die von Ihnen bemerkten Fehler korrigiert worden, darunter die verkehrt gesetzten Figuren 83 und 85.360 Ich hole meinen Dank jetzt nach und verbinde ihn zugleich mit dem für Ihren neuen Brief. Ihr Einwand gegen die zu schroffe Gegenüberstellung von Feld und Materie ist mir auch von andern gemacht worden, denen ich die Korrekturbogen gezeigt habe, und ich muss zugeben, daß er sehr viel richtiges enthält. Aber ich halte die Versuche zu einer Theorie der Materie, wo diese nichts ist als Anhäufung von Energie, noch gar nicht für sehr erfolgreich. Im Gegenteil scheint mir die Quantentheorie den Gegensatz zwischen Feld und Quelle des Feldes in neuer, schroffer Form zu formulieren. Vielleicht ist das nur vorläufig, vielleicht erscheinen bald die Quellen des Feldes, die Elektronen und Kerne, nur als besonders dichte Energieanhäufungen, aber jedenfalls werden sie Singularitäten des Feldes sein, oder wenigstens singuläre Stellen (im mathematischen Sinne) im Innern enthalten. Man kann aber sehr wohl diesen Singularitäten eine besondere Art Realität zuschreiben, denn sie bilden »markierte« Weltlinien, wie ich sagen möchte: Weltlinien, die man wiedererkennen kann. Wenn man nun die Relativitätstheorie dadurch an die Erfahrung anschließt, daß man nur raum-zeitliche Koinzidenzen für feststellbar hält, d. h. »markierte« Weltpunkte, so braucht man »markierte« Weltlinien, deren Schnitt diese Punkte sind, also singuläre Linien, wie sie durch die »Materie« (Elektronen, Kerne) gebildet werden. Wenn auch die Markierung in nichts weiter besteht, als in der Existenz einer Stelle maximaler Energiedichte: diese Stelle hat etwas vor dem Felde sonst voraus. Für eine elementare Darstellung hielt

Brief, Hs, 4 S.

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ich es jedenfalls vorläufig für angezeigt, den singulären Charakter der materiellen Weltlinien, der ihre Beobachtbarkeit, die Feststellung von Koinzidenzen, ermöglicht, stark zu betonen und den Begriff der »Realität« darauf anzuwenden. Aber ich erhebe nicht den Anspruch, daß damit etwas prinzipielles, endgültiges gesagt ist. Solange das Quanten-Problem dunkel ist, werden diese Fragen nicht gelöst werden können. Für Ihren Glückwunsch zu meinem Göttinger Ruf danke ich Ihnen herzlich. Ich werde wohl erst im Frühjahr dorthin gehen, da ich noch keine Wohnung habe. Betreffs der Besetzung der Stelle von R[udolf] H[einrich] Weber gebe ich Ihnen gern meinen Rat; aber ich muss natürlich meine Kollegen nach physikalischer Leistung ordnen und kann auf ihr spezielles Interesse für philosophische Probleme nicht viel Rücksicht nehmen. Die, welche ich gleich nennen werde, sind sämtlich an den Prinzipienfragen sehr interessiert; aber ihre philosophische Richtung ist mir nicht durchweg bekannt. Wenn ich recht verstehe, so kommen wohl nur Privatdozenten in Betracht. Diese würde ich nach ihren Leistungen in folgende Reihe ordnen, wobei natürlich mein Geschmack Ausschlag gibt: Stern, Lenz, Reiche, Ewald, ⟨Kossel,〉 Schrödinger, Thirring. Stern ist hier bei mir, aber das ist nicht der Grund, weswegen ich ihn für den tüchtigsten halte; sondern er ist tatsächlich erstaunlich erfindungs- und kenntnisreich, vor allem interessiert er sich sehr für nur für prinzipielle Probleme, meistens solche aus der Atomistik. Ich möchte ihn gern zu meinem Nachfolger hier machen, aber es wird schwierig sein, weil er Jude ist. Lenz in München, Schüler von Sommerfeld, ist mathematisch viel geschulter wie Stern, aber nicht so ideenreich. Er hat wichtige Arbeiten über Bandenspektren vor und wird sicher viel leisten. In Münster steht er jetzt an 2. Stelle (nach Madelung) auf der Liste, in Göttingen an 3. Stelle (nach mir und Madelung). Auch er kommt für Frankfurt in Betracht. Reiche in Berlin, Schüler von Planck, ist älter als diese und hat viel mehr publiziert, aber keine so ausschlaggebenden Arbeiten.

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Ich würde ihm sehr einen Ruf gönnen, denn er ist ein »alter« Privatdozent (er ist allerdings wohl jünger als ich, etwa 35 Jahre) und hat eine Familie zu ernähren. Er ist sehr unterrichtet, sehr gewandter Rechner und denkt tief, wenn auch mit wenig Phantasie. Er ist auch Jude und darum oft übergangen. Ewald, Sommerfeld-Schüler wie Lenz, in München, hat besonders auf dem Gebiete der Kristalltheorie sehr gute Arbeiten gemacht, mathematisch vollkommen, aber ohne viel physikalischen Gehalt. Nur seine neueste Arbeit hat durch Beobachtungen schwedischer Röntgen-Forscher schöne Bestätigung gefunden. Ich glaube, daß er eine gute Zukunft vor sich hat. Er hat Familie und könnte einen Ruf sehr gut brauchen. Auch fällt bei ihm die Schwierigkeit der Rasse weg. Kossel ist ähnlich begabt wie Stern; ich halte ihn für das zukünftige große Licht. Aber er ist ganz qualitativ veranlagt, er beherrscht die formale, mathematische Methode nicht, oder noch nicht. Auch ist er erst kurze Zeit habilitiert. Verheiratet ist er auch, doch, glaube ich, in guten Vermögensverhältnissen. Schrödinger und Thirring sind Österreicher, aus der Wiener Schule Boltzmann-Hasenöhrl. Der erstere ist jetzt in Jena habilitiert, der andere noch in Wien. Beide sind sehr tüchtig, aber nicht besser als die genannten Deutschen, und so sollte man wohl erst diese unterbringen. Persönlich schätze ich sie alle sehr; besonders nahe stehen mir Stern, Reiche, Ewald. Diese 3 werden also für Sie auch in Betracht kommen, da Lenz wohl hier, in Münster oder in Kiel darankommen wird. Ich wüsste nicht, wen von den dreien ich Ihnen am meisten ans Herz legen soll. Der Einstein-Skandal in Berlin hat mich sehr empört. Es gibt doch abscheuliche Menschen. Leider ist Einsteins Antwort im Berliner Tageblatt wenig geschickt;361 er muss sich sehr geärgert haben. Mit besten Grüßen Ihr sehr ergebener M. Born.

118 Brief, Hs, 1 S.

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[ A 10 ]   Wolfgang Josef Pauli an Moritz Schlick,



24. Januar 1923362

Sehr verehrter Herr Kollege! Ich habe mir kürzlich die fast fertige Portraitbüste ⟨(in Ton)〉 Ernst Machs im Atelier Heinz Peters angesehen. Sie ist einfach herrlich ausgefallen, lebendig und ausserordentlich ähnlich und zugleich die Kraft und Tiefe dieses wunderbaren Geistes zum Ausdruck bringend. Wäre es Ihnen möglich z. B. an einem Sonntag vormittag gegen 11h die Büste und den Denkmalsentwurf mit mir im Atelier Peters (Akademie der bildenden Künste – Bildhauerschule Böcklinstrasse 1) anzusehen. Wir könnten doch das Nähere der Zusammenkunft (z. B. Schwarzenbergplatz Umsteigstelle des 2er Wagens Richtung gegen den Prater, wo die Akademie liegt) verabreden. Hoffentlich sind Sie und die Ihren recht wohlauf. Mit den schönsten Empfehlungen Ihr herzlich ergebener [Wien,] 24. Jänner 1923 [Dr]? Pauli

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[ A 11 ]



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Herbert Feigl an Moritz Schlick, 26. Juli 1923363 [Röchlitz bei Reichenberg,] 26. Juli 1923

Hochverehrter Herr Professor! Von Berlin in meine Heimat zurückgekehrt, ist es nicht nur eine Forderung meiner gewaltigen Dankesschuld Ihnen gegenüber, sondern geradezu ein Moment stärksten Gefühles, das mich zu diesem Schreiben veranlaßt. Verdanke ich es doch Ihnen, hochverehrter Herr Professor, daß es mir vergönnt war, ein Viertelstündchen mit Einstein beisammenzusein. Ihre Grüße, die ich mir auf meiner Karte an Einstein zu übermitteln erlaubte, öffneten mir, alle Hindernisse der Vorzimmerpolitik überwindend, augenblicklich seine Tür. Ich brauche Ihnen, hochverehrter Herr Professor, wohl nicht den gewaltigen Eindruck zu schildern, den seine herrliche Persönlichkeit auf mich gemacht hat. Sie kennen ihn, und werden meine Begeisterung begreifen. Er war jedenfalls ungemein freundlich, an allem sehr interessiert und sehr aufmerksam. Trotzdem es ihn sichtlich erfreute und viel wärmer werden ließ, als ich ihm von der Preisarbeit erzählte, habe ich dennoch in wohl verständlicher und nur berechtigter Zurückhaltung in dieser Hinsicht sehr bescheiden gesprochen, sodaß wir darauf auch später nicht mehr zurückkamen. Einstein erzählte sehr launig, er habe sich in letzter Zeit auch etwas mit Philosophie beschäftigt, allerdings – wie er sagte – nicht zu seinem größten Vergnügen. Er habe nämlich Husserl gelesen, dessen Arbeiten er, wie er sich wörtlich ausdrückte, für vollkommenen Mist halte. Da ich den Grad seiner Vertraulichkeit mir gegenüber nicht kenne, darf ich Sie, hochverehrter Herr Professor, diesbezüglich vielleicht um Diskretion bitten. Aber ich glaube, daß dieser aufrichtig-impulsive Ausspruch Einsteins ganz dazu angetan ist, Sie zu amüsieren!

Brief, Ts/ Ab, 4 S.

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Einstein sprach sodann, als er sich nach meinen Plänen erkundigt hatte, ausführlichst über die verschiedenen theoretischen Physiker, von denen er mir, – ganz wie Sie, hochverehrter Herr Professor, – auch Born (Göttingen) besonders empfahl; als ich ihm jedoch genauere Angaben über meinen Studiengang machte, hielt er Planck für ratsamer und wies mich in bezug auf meine späteren Studien und Arbeiten insbesondere auf Laue hin. Gegenüber Sommerfeld scheint Einstein Planck – auch als Lehrer – vorzuziehen. Einstein selbst wird im Wintersemester kaum lesen: er machte ein paar ironische Bemerkungen über seine gegenwärtige Unlust am Dozieren. Für den Nachmittag lud er mich gleich ein, ins physikalische Kolloquium zu kommen, das er als das »beste der ganzen Welt« bezeichnete. Es war aber auch ein selten-großartiger Eindruck. Da es sich zum größten Teil um Atomtheoretisches und Spektroskopisches handelte, konnte ich glücklicherweise einigermaßen folgen und hatte nebstbei den hohen Genuß Planck, Laue, Nernst und Einstein mit einander diskutieren zu hören. Prof. von Laue habe ich noch nicht gesprochen, es wäre ja auch für den Augen­blick sinnlos gewesen, da ich mir vor allem noch die nötigen mathematischen und physikalischen Kenntnisse aneignen muß, b ­ evor ich es überhaupt wagen kann, an ihn heranzutreten. Nun noch zu meinem Besuch bei Einstein: nachdem er noch dies und jenes von sich und anderen erzählte – er tut dies in ­einer ungemein heiteren, fröhlichen Art – bat er mich zum Schluß, mich getrost wieder an ihn zu wenden, er würde mir gern mit seinem Rate zur Verfügung stehen. Da dies ganz aufrichtig gemeint war, hat es mir eine Riesenfreude bereitet. Selbstverständlich werde ich mich hüten, den großen Mann in irgendeiner Weise zu belästigen, und von seiner Aufforderung nur wenn es ganz unumgänglich ist, Gebrauch machen. Da er mich in dieser Weise überaus freundlich und wohlwollend entlassen hatte, glaube ich mir wegen meiner Kühnheit bei ihm vorzudringen, weiter keine Vorwürfe machen zu sollen. – Mit welcher Freude und Hochschätzung Einstein von Ihnen, hochver-

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ehrter Herr Professor, gesprochen hat, brauche ich Ihnen wohl kaum zu schildern. Den Eindruck, der sich mir zu einem unvergeßlichen Erlebnis gestaltet hat, verdanke ich jedenfalls Ihrer gütigen Erlaubnis, hochverehrter Herr Professor, Einstein von Ihnen grüßen zu dürfen. Lassen Sie mich Ihnen hierfür meinen herzlichsten und aufrichtigsten Dank aussprechen. Nach den Ratschlägen Einsteins und dem Eindruck der Vorlesungen bei Planck, Bieberbach, Schur, Pringsheim und anderen wurde es mir nicht schwer, mich für Berlin zu entschließen. Von den Philosophen habe ich in der Kürze der Zeit nur Koehler, Wertheimer, Dessoir und Rieffert hören können, von denen mir insbesondere die ersten beiden sehr gefallen haben. ­Koehler las Naturphilosophie und befand sich gerade im interessantesten Kapitel der Philosophie des Organischen. Ich habe mir ihn zweimal angehört und auch seine Übungen besucht, die er scheinbar unter dem Gesichtspunkt einer psychologischen Ergänzung zur Vorlesung abhält. Besonders bestechend ist an ihm seine brillante Vortragskunst. Wenn auch das behandelte Thema von Driesch bereits sehr elegant zurechtgemacht ist, so verstand er es doch – allerdings unter Anlehnung an Driesch’s Methodik – in großer Selbständigkeit und Überlegenheit den Problemkreis ganz glänzend darzustellen, aber auch andererseits Driesch’s Einstellung auf das Mechanismus-Vitalismusproblem durch eine Widerlegung seiner Auffassung der Maschinentheorie – als einer irrtümlichen Gleichsetzung des Maschinenbegriffs mit e­ inem anorganischen System – zu kritisieren. Die Lösung des Problems erwächst erst aus der Anwendung seiner Gestaltentheorie auf die biologischen Prozesse. Nach der Vorlesung habe ich mir die Freiheit genommen, mich Prof. Koehler unter Übermittlung Ihrer Grüße vorzustellen. Ich durfte ihn auf seinem Wege begleiten und er erzählte mir mit seiner großen Lebendigkeit eine Menge Interessantes und Anregendes. Leider wird er im kommenden Semester nichts außer Psychologie lesen, die aber für mich sicherlich auch sehr wertvoll sein wird.

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Immerhin muß ich trotz allen günstigen Eindrücken, die ich von den Berliner Philosophen mitgenommen habe, das aufrechterhalten, was ich auch Einstein gesagt habe: wenn ich nur Philosophie allein studieren wollte, wäre ich bei Ihnen, hochverehrter Herr Professor geblieben, denn nur von Ihnen habe ich es lernen können, was es bedeutet: wissenschaftlich zu philosophieren. Mit welchem Heimweh ich an Ihre Vorlesungen schon jetzt zurückdenke, mit welch großer Freude ich auch weiterhin von Ihnen lernen und unter ihrem persönlichen Einfluß stehen möchte, das Ihnen, hochverehrter Herr Professor, zu gestehen, ist mir innerstes Bedürfnis. Wie stolz und glücklich wäre ich, nach erworbenen gründlicheren Kenntnissen in den exakten Wissenschaften, wieder zu Ihnen zurückkehren zu dürfen! Nun bin ich aber doch etwas ausführlich geworden und ich muß fast fürchten, Ihr gütiges Interesse bereits mißbraucht zu haben. Darum bitte ich Sie, hochverehrter Herr Professor, vielmals um Verzeihung, wenn ich durch meine Erzählungen vielleicht zu zudringlich gewesen sein sollte; ich verspreche in Hinkunft kürzer und sachlicher zu sein. Heute stand ich noch allzusehr unter dem gewaltigen Eindruck des jüngst Vergangenen. Ich hoffe Sie, hochverehrter Herr Professor, bei bestem Wohlbefinden und wünsche Ihnen recht, recht angenehme Sommerferien. In tiefster Ergebenheit Sie zu grüßen, erlaubt sich Ihr stets dankbarer Hörer und Schüler Herbert Feigl Röchlitz bei Reichenberg, Dörflerstr. 171 Nord-Böhmen, Tschechoslow. Republ. P. S.  Mit Geh. Rat Vaihinger noch weiterhin rege Korrespondenz. Er ist wirklich ungemein zuvorkommend; leider beginnt er auch mich mit aller Entschiedenheit für einen Anhänger seiner Lehre zu halten, was ich ihm schwerlich werde abstreiten können.

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[ A 12 ]



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Moritz Schlick an Max Planck, 23. Oktober 1925364

Wien IV, 23. X. 25. Prinz-Eugen-Str. 68 Hochverehrter Herr Geheimrat, beiliegend erlaube ich mir, Ihnen eine kleine Skizze der Naturphilosophie zu senden,365 von der, wie ich hoffe, einige Punkte Ihr Interesse finden werden, obgleich das Ganze, um der Einfügung in den Rahmen eines »Lehrbuches« willen, fast populären Charakter trägt. Auf das philosophisch eigentlich Wichtigste, nämlich die logische Grundlage und Struktur der Naturwissenschaften (die Fragen der Axiome, Hypothesen, Konventionen etc) konnte ich wegen der Beschränkung des vorgeschriebenen Raumes nicht eingehen, das soll in einer ausführlicheren Darstellung desselben Gegenstandes nachgeholt werden, sobald ich mit meinen gegenwärtigen Arbeiten, die den ethischen und andern Lebens-Problemen gewidmet sind, fertig bin. – Vielleicht werden Sie an manchen Punkten gegen die vorgetragenen Anschauungen Bedenken haben, und ich wäre Ihnen zum allergrößten Dank verpflichtet, wenn Sie gelegentlich so freundlich wären, mich auf die Punkte in meiner Darstellung aufmerksam zu machen, die etwa nicht haltbar sind. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mir gestatten, noch eine Bitte vorzutragen, die eine Personalangelegenheit betrifft, die ich aber doch nur aus sachlichem Interesse am Gedeihen der Wissenschaft, bezw der Philosophie, ausspreche. Sie betrifft Herrn H[ans] Reichenbach, für dessen Umhabilitation nach Berlin Sie so freundlich waren sich einzusetzen. Ich erhielt vor etwa 14 Tagen einen Brief von ihm, in dem er mitteilt, dass die Aussichten seiner Übernahme durch die Berliner Fakultät ziemlich ungünstig seien, weil man gegen seine Person Bedenken habe.366 Welcher Art diese Bedenken nun auch sein mögen (ich selbst kann mir

Brief, Hs, 3 S.

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nicht vorstellen, dass sie berechtigt sein könnten, denn ich habe bei meinen bisherigen Begegnungen mit Herrn Reichenbach in ihm immer eine echte, energisch auf das rein sachliche eingestellte Gelehrtennatur gefunden, der ich nie etwas Unehrenhaftes zutrauen würde), so würde es m. E. im Interesse der Philosophie ganz ausserordentlich zu bedauern sein, wenn Herr Reichenbach durch sie an der Erreichung seiner wissenschaftlichen Ziele und an der Durchführung seiner Arbeiten irgendwie gehindert würde. Er hat ein meiner Ansicht nach fast einzigartiges Talent zur logischen Analyse, zur Herausarbeitung der Voraussetzungen der Wissenschaften, und diese Qualitäten scheinen mir von so hohem Werte zu sein, dass es wirklich ein ungeheurer Schade[n] für die Forschung wäre, wenn diese Kräfte nicht nach Möglichkeit unterstützt würden und sich in wirtschaftlichen Sorgen (hierum glaube ich, handelt es sich bei der Übersiedlungsfrage) aufzehren müssten. Wissenschaftsanalysen von der Art derjenigen Reichenbachs scheinen mir eine so unerlässliche Vorbedingung für die synthetische Arbeit der künftigen aufbauenden Philosophie zu sein, dass man ihre Wichtigkeit kaum hoch genug einschätzen kann. Sie bereiten einer exakten Philosophie, wie ich glaube, vortrefflich den Weg, und dies wird höchst bedeutsam erscheinen, wenn man bedenkt, wie doch heute noch das meiste Philosophieren in einem Spiel mit verschwommenen Begriffen, manchmal sogar bloß schönen Worten besteht. Da es ja aus rein sachlichem Interesse geschah, werden Sie es mir gewiss nicht verargen, dass ich eigentlich unbefugt in dieser Sache das Wort ergriffen habe und Sie bitte, falls die Sache nicht überhaupt schon entschieden ist, den Widerständen gegen Herrn R[eichenbach]s Übernahme doch nach Möglichkeit entgegenzutreten. Mit der Versicherung inniger Hochschätzung und Dankbarkeit und mit ergebensten Grüßen Ihr   M. Schlick.

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[ A 13 ]



Rede von Moritz Schlick, gehalten am 12. Juni 1926 aus Anlass der Einweihung des Ernst Mach-Denkmals367

Der Mann, dessen Andenken wir heute feiern und dessen Gedächtnis durch dieses Denkmal für kommende Zeiten lebendig erhalten werden soll, war Gelehrter und Lehrer, Naturforscher & Philosoph, Verfasser grundlegender wissenschaftlicher Werke & Professor an unserer Universität – aber er war zugleich mehr als alles dies. Sein Wirken war nicht beschränkt auf die Stätten seiner Lehre und den Kreis der Wissenschaft, sondern hat sich in die Weite, in das geistige Leben der Allgemeinheit entfaltet: Ernst Mach gehörte zu den treibenden Kräften der Geisteskultur unserer Zeit. Deshalb ist es billig, daß sein Marmorbild nicht im Innern der Universität aufgestellt wird, wo es nur zu denen sprechen könnte, die selbst an der Stätte der Wissenschaft heimisch sind, sondern daß es hier draußen seinen Platz findet, wo täglich viele Menschen aller Stände und Berufe vorüberwandeln. Es steht an ­einem Platze, wo man nicht hastig vorbeieilt, sondern im Lustwandeln zur Beschaulichkeit geneigt ist; und oft mag ein Besucher stillstehen, gefesselt durch den Anblick dieser Denkerzüge, welche die Kunst des Bildhauers so trefflich wiederzugeben verstand, und mag einige Augenblicke nachsinnen über die geistigen Werte, denen Mach gedient hat, und die in dem Blick dieses Denkers sich auch für denjenigen widerspiegeln, der von den besonderen Leistungen Machs sonst nichts vernommen hat. Diese seine besonderen Leistungen auf dem Gebiete der Wissenschaft und der Philosophie können naturgemäß bei der Allgemeinheit kein sehr tiefgehendes Interesse beanspruchen, nicht sie für sich waren es, die ihn zu einem wichtigen Faktor der Geisteskultur der Gegenwart machten, sondern es war vielmehr die allgemeine Haltung und Einstellung und Kraft seiner Ideen, von denen die Einzelleistungen nur Früchte und Anzeichen sind.

Ts, 1 S.

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Ich habe seine geistige Wirksamkeit nie besser charakterisieren hören als durch die Bemerkung, daß Mach ein Aufklärer in des Wortes bestem Sinne war. Die literarische und philosophische Bewegung des 18. Jahrhunderts, die man als Aufklärung bezeichnet und die nach Kant der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit ist, hatte wohl das gebildete Europa von den Fesseln überlieferter Dogmen und Vorurteile befreit, aber sie blieb auf halbem Wege stehen, indem sie eine Reihe halbwissenschaftlicher Vorurteile an ihre Stelle setzte, aus denen sich eine materialistische Metaphysik entwickelte, die zur herrschenden Philosophie in der großen Menge wurde. Mach steht in der ersten Reihe derer, die zu Ende des 19.  Jahrhunderts die in der Aufklärung begonnene Reinigung der Begriffe fortsetzten, indem er durch seine sachliche und historische Betrachtung der Wissenschaft alle Vorurteile, alle unbrauchbaren und mißbrauchten Begriffe aus ihren Grundlagen wegzuräumen unternahm. Dadurch wurde der Materialismus auf seinem eigenen Boden, von den Naturwissenschaften endgültig überwunden; und nicht nur die materialistische, sondern jede wie immer geartete Metaphysik fiel der unerbittlichen Kritik Machs zum Opfer. Er war ein kritischer Geist ersten Ranges, sein großes Ziel war die Säuberung ⟨der Wissenschaft〉 und des Denkens auf allen Gebieten überhaupt von allem Dogmatischen, Ungerechtfertigten, Überflüssigen. Und hier konnte er so Großes leisten, weil er jene vollkommene Vorurteilslosigkeit besaß, die das Kennzeichen des echten Philosophen ist. Gewiß hatte er Vorgänger und Mitstreiter bei seiner Aufklärungsarbeit, aber keinem gelang es wie ihm, die Weltanschauung der reinsten Erfahrungsphilosophie über den Umkreis der Wissenschaft hinaus in das Geistesleben der Zeit zu tragen und dort ihre befreiende Wirkung zu entfalten. Was ihn dazu befähigte, war die völlige Unbefangenheit seines Standpunktes, seine absolute Ehrlichkeit und Unvoreingenommenheit, seine Unabhängigkeit von jeder Autorität – außer derjenigen der Wahrheit –, kurz, die völlige Freiheit seines Geistes.

Anhang

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Wenn wir einem Menschen ein Standbild setzen, so heißt das, daß er uns irgendwie ein Vorbild sein soll. Nun, Ernst Mach, der gütige Mensch und treue Diener der Erkenntnis, wird stets in erster Linie ein Vorbild sein als Künder und Förderer eines der allerhöchsten Güter des Menschengeschlechts, nämlich der ­Freiheit des Geistes. Ohne Mach persönlich gekannt zu haben, war ich stets sein Bewunderer seit dem Jahre 1900, wo ich beim Abgang von der Schule eines seiner Hauptwerke zuerst kennen lernte.368 Damals ahnte ich nicht, daß ich einst würde versuchen müssen, den Platz auszufüllen, den er hier an der Universität innegehabt hat, und es ist mir eine um so größere Freude, daß ich heute zu der Ehrung etwas beitragen darf, die wir heute seinem Andenken erweisen. Es ist mir, Herr Bürgermeister,369 eine besondere Ehre, den Auftrag auszuführen, der mir von dem Komité geworden ist: das Mach-Denkmal im Namen des Komités der Stadt Wien zu übergeben und Sie zu bitten, es in Ihre Obhut zu nehmen.

A NM ER K U NGEN

1  Die Anschrift gehörte zu dem seit der Eröffnung im Oktober 1912 von Fritz Haber (1868–1934) geleiteten Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie (heute Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft). Einstein wohnte zu Beginn seiner Berliner Zeit nicht nur in Dahlem (Ehrenbergstraße 33), sondern hatte auch ein Arbeitszimmer in Habers Institut. Nach der Trennung von seiner ersten Frau Mileva (1875–1948) zog Einstein im Herbst 1914 nach Wilmersdorf in die Wittelsbacherstraße 13 (im Zweiten Weltkrieg zerstört). 2  Moritz Schlick, »Die philosophische Bedeutung des Relativitätsprinzips«, in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 159 (1915), S.  129–175 (= PhB 733, S.  3–56). 3  Vgl. David Hume, Ein Traktat über die menschliche Natur. Band 1: Über den Verstand. Die Übers. von E. Köttgen überarb. und mit Anm. und einem Reg. vers. von Theodor Lipps, Hamburg: Verlag von Leopold Voss 1895 (die 2., durchgesehene Auflage erschien 1904). Einstein bezog sich hier insbesondere auf den Zweiten Teil: »Von den Vorstellungen des Raumes und der Zeit« (vgl. PhB 646 a). Mit Conrad Habicht (1876–1958) und Maurice Solovine (1875–1958) hatte Einstein in der von ihnen scherzhaft sogenannten »Akademie Olympia« in Bern in den Jahren 1902 bis 1904 dieses Werk Humes (1711–1776) und Arbeiten Machs (1838–1916) (Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Histo­ risch-kritisch dargestellt. Dritte verbesserte und vermehrte Auflage, Leipzig: F. A. Brockhaus 1897 sowie Die Analyse der Empfindungen und das Verhältnis des Physischen zum Psychischen. Zweite vermehrte Auflage, Jena: Gustav Fischer 1900) neben weiteren literarischen sowie natur- und wissenschaftsphilosophischen Werken gelesen und diskutiert. 4  Moritz Schlick, »Die philosophische Bedeutung des Relativitätsprinzips«, a. a . O., S.  168–171 (= PhB 733, S.  48–52). 5  Einstein war erst kurz zuvor, Ende November 1915, die Formulierung der neuen Gravitationstheorie unter völliger Gleichberech-

Brief 1, S.  3  f.

130

Anmerkungen

tigung aller Bezugssysteme gelungen; siehe Albert Einstein, »Die Feldgleichungen der Gravitation«, in: Sitzungsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften (Berlin), Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 25. November 1915, S.  844–847 (= CPAE 6, Doc. 25). 6 An den Ministerialdirektor im Kultusministerium, Geheimrat Otto Naumann (1852–1925), hatte Einstein am 7. Dezember 1915 geschrieben, dass sich die allgemeine Relativitätstheorie auf die Voraussetzung gründet, »daß Zeit und Raum keine physikalische Realität zukomme« (vgl. CPAE 8/A, Doc. 160). 7  Moritz Schlick, »Die philosophische Bedeutung des Relativitätsprinzips«, a. a . O., S.  169  f. (= PhB 733, S.  50). 8  Vgl. Albert Einstein, »Erklärung der Perihelbewegung des Merkur aus der allgemeinen Relativitätstheorie«, in: Sitzungsberichte der König­ lich Preussischen Akademie der Wissenschaften (Berlin), Gesamtsitzung vom 18. November 1915, S.  831–839 (= CPAE 6, Doc. 24). 9  Vgl. Erwin F. Freundlich, »Über die Gravitationsverschiebung der Spektrallinien bei Fixsternen«, in: Physikalische Zeitschrift 16 (1915), S.  115  ff. Die experimentelle Bestätigung dieser Vorhersage der Theorie erfolgte erst nach dem Ersten Weltkrieg; siehe dazu Brief 16, Anm.  103. 10  Siehe dazu Brief 8 und dort die Anm.  46. 11  Ein erstes Treffen zwischen Einstein und Schlick fand sehr wahrscheinlich am darauffolgenden Wochenende (18./19. Dezember 1915) statt; siehe dazu die Einleitung, S.  X XXIII   ff. Schlick besuchte in diesen Jahren regelmäßig seine in Berlin lebenden Eltern bzw. seinen Bruder August Hans (1878–1941). Kurze Zeit nach dem Tod seiner Frau Wilhelmine Agnes Caroline (1849–1915) war Schlicks Vater Friedrich Julius Carl Albert Ludwig (1846–1918) von der im Grunewald gelegenen Caspar-Theyß-Straße 9 in die nur wenige Gehminuten entfernte, 1899 erbaute und im Zweiten Weltkrieg zerstörte Villa »St. Rochus« in der Hubertusbader Straße 12 gezogen; die Entwürfe für dieses Haus stammten von dem Gründer der Villenkolonie Grunewald, dem Architekten Arnold Hartmann (1861–1919). Hans Schlick wohnte zu diesem Zeitpunkt in der Kreuzberger Oranienstraße 107 (ebenfalls im Zweiten Weltkrieg zerstört), seit 1892 zugleich Sitz der vom Großvater 1843

Anmerkungen

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gegründeten Firma F[ried­rich] E[rnst] Schlick – Elfenbein-Handlung und Dampf-Schneide­anstalt. 12  Schlick, der seit dem Wintersemester 1911/12 an der Universität Rostock als Privatdozent lehrte, wohnte mit seiner Familie seit Ende Oktober / Anfang November 1910 in einer großzügigen, kurz zuvor errichteten Villa in der sogenannten Steintorvorstadt, einem vorwiegend von Professoren bewohnten Viertel nahe dem Bahnhof, in der Orléansstraße 23 (heute Dehmelstraße 23; am Haus findet sich eine Gedenktafel). 13  Schlick könnte sich hier auf ein Treffen mit Einstein in Berlin zwischen Mitte September und Ende Oktober 1916 beziehen; siehe dazu die Einleitung, S.  X XXVII   f . 14  Hier dürften Schlicks laufende Lehrveranstaltungen an der Universität und die Pädagogik-Vorlesungen, die er an dem von Hedwig Mie (1866–1932), Schwester des zu dieser Zeit in Greifswald lehrenden Physikers Gustav Mie, geleiteten Rostocker Konservatoriums am Hopfenmarkt abhielt, gemeint sein. An den Vater hatte Schlick darüber geschrieben: »Die Vorlesungen waren in der letzten Zeit zufällig besonders schwierig und bedurften eingehender Vorbereitung. […] Am Conservatorium gebe ich jetzt auch wieder Stunden.« (Moritz Schlick an Albert Schlick, 17. Januar 1917, NHA Inv.-Nr.  128) 15  Schlick bezieht sich hier auf die Einstein mit gleicher Post übersandte Druckvorlage seines Aufsatzes »Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie« (siehe Brief 3, Anm.  18 und 19), veröffentlicht in: Die Naturwissenschaften 5, Heft 11 (1917), S.  161–167 und Heft 12 (1917), S.  177–186 (= PhB 733, S.  57–99). 16  Arnold Berliner (1862–1942), der Begründer und Mitherausgeber der seit 1913 wöchentlich erscheinenden Zeitschrift Die Naturwissen­ schaften (siehe dazu Heinz Sarkowski, Der Springer-Verlag. Stationen seiner Geschichte 1842–1992, Teil I: 1842–1945, Berlin  /  Heidelberg  /  New York: Springer 1992, S.  192–195), hatte Schlick gebeten, »unter dem Titel ›Zeit und Raum im Lichte der modernen Physik‹« in die Relativitätstheorie »recht allgemein verständlich und so übersichtlich, wie es der Stoff eben gestattet«, einzuführen, »um auf die bei den Physikern im all-

Brief 2, S.  5  f.

132

Brief 3, S.  7

Anmerkungen

gemeinen ja leider nicht sehr grosse philosophische Bildung Rücksicht zu nehmen« (vgl. den Brief vom 21. Juli 1916, NHA Inv.-Nr.  092/Berl-1). 17  Die von Berliner geleitete Redaktion befand sich im 1911 fertiggestellten Gebäude des Springer-Verlages, in der Nähe des Potsdamer Platzes; der Entwurf zu dem im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäude stammte von dem Architekten William Müller (1871–1913) (siehe Heinz Sarkowski, Der Springer-Verlag. Stationen seiner Geschichte 1842– 1992, Teil I: 1842–1945, a. a . O., S.  217–220). 18  Schlick hatte Einstein die Druckvorlage seines Aufsatzes »Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie« zugeschickt (vgl. Brief 2, Anm.  15), siehe auch die folg. Anm. 19  Vgl. Moritz Schlick, »Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie«, Druckvorlage, NHA Inv.-Nr.  417, A. 234, Bl. 27/28. Die von Einstein angeführte kleine Ungenauigkeit auf Blatt 27 bezog sich höchstwahrscheinlich auf das Bewegungsgesetz eines materiellen Punktes in allgemeinen Koordinaten; anders als dort angegeben geht die Größe g12 mit dem Faktor 2 in die Gleichung ein. Dieser Fehler wurde erst in der 3. Auflage von Raum und Zeit korrigiert. Auf Blatt 28 dürfte Einstein die Formulierung moniert haben, dass sich »die Weltlinie im lokalen System nur für einen unendlich kleinen Bereich« als eine Gerade auffassen ließe, worauf er im Folgebrief noch einmal genauer eingeht, da eine Korrektur in der Aufsatzfassung nicht erfolgt war (siehe Brief 4 sowie dort die Anm.  24). 20  Moritz Schlick, »Die philosophische Bedeutung des Relativitätsprinzips«, in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 159 (1915), S.  129–175 (= PhB 733, S.  3–56); siehe auch Brief 5, Anm.  28. 21  Am 16. April 1917 schickte Einstein ein Exemplar von Schlicks in den Naturwissenschaften erschienenem Aufsatz »Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie« an seinen Schweizer Vertrauten, den Züricher Gerichtsmediziner Heinrich Zangger (1874–1957) »mit der Bitte, ihn auch [Aurel] Stodola [1859–1942] und [Michele] Besso [1873–1950] zu geben« (in: CPAE 10, Vol. 8, Doc. 326 a); siehe auch Brief 5, Anm.  28.

Anmerkungen

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22  Moritz Schlick, »Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie«, in: Die Naturwissenschaften 5, Heft 11 (1917), S.  161–167 und Heft 12 (1917), S.  177–186 (= PhB 733, S.  57–99). 23  Ebenda, S.  184 (= PhB 733, S.  95  f.). 24  Auf Einsteins Einwand hin passte Schlick die entsprechende Passage in der ersten Buchauflage wie folgt an: »Die Weltlinie des Punktes, die für das lokale System eine Gerade war, also die kürzeste Verbindungslinie zwischen zwei Weltpunkten, stellt in dem neuen System der x1 … x4 gleichfalls eine kürzeste Linie dar, denn die Definition der geodätischen Linie ist unabhängig vom Koordinatensystem. Dürften wir nun den Bereich des ›lokalen‹ Systems wirklich nur als unendlich klein ansehen, so schrumpfte die ganze Weltlinie in ihm auf ein Element ds zusammen, unsere eben angestellte Betrachtung würde sinnlos, und man könnte nichts weiter schließen. Da aber das Galileische Trägheitsgesetz und die spezielle Relativitätstheorie sich in der Erfahrung in so weiten Grenzen bewährt haben, so ist klar, daß es tatsächlich endliche Bereiche geben kann, für die bei passender Wahl des Bezugssystems ds2 = dX21 + dX22 + dX23 – dX24 ist: nämlich solche Teile der Welt, in denen bei jener Wahl kein merklicher Einfluß gravitierender Materie besteht. In ihnen ist die Weltlinie für jedes System eine Gerade, mithin für beliebige Systeme eine geodätische Linie. Und nun stützen wir uns wieder auf das Kontinuitätsprinzip (nach welchem die neuen Gesetze so anzunehmen sind, daß sie die alten möglichst unverändert in sich enthalten und im Grenzfall in sie übergehen) und machen also die Hypothese, daß die so gewonnene Beziehung ganz allgemein für jede Bewegung eines Punktes unter dem Einfluß von Trägheit und Schwere gilt, daß also auch bei Anwesenheit von Materie seine Weltlinie stets eine geodätische Linie sei. Damit ist dann das gesuchte Grundgesetz gefunden.« (Moritz Schlick, Raum und Zeit in der gegenwärtigen Phy­ sik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitäts­ theorie, Berlin: Springer 1917, S.  46) 25  Moritz Schlick, »Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie«, a. a . O., S.  178 (= PhB 733, S.  78).

Brief 4, S.  8  f.

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Brief 5, S.  10

Anmerkungen

26  Schlick hat diese Anregung Einsteins später aufgegriffen, siehe Brief 18 und dort die Anm.  117 bzw. Brief 20 und dort die Anm.  126. 27  Offenbar Albert Einstein, »Kosmologische Betrachtungen zur allgemeinen Relativitätstheorie«, in: Sitzungsberichte der Königlich Preus­ sischen Akademie der Wissenschaften (Berlin), Sitzung der physikalisch-­ mathematischen Klasse vom 8. Februar 1917, S.  142–152 (=  CPAE 6, Doc. 43). 28  Es handelte sich um »Die philosophische Bedeutung des Relativitätsprinzips«, in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kri­ tik 159 (1915), S.  129–175 (= PhB 733, S.  3–56) sowie »Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie«, in: Die Naturwissenschaften 5, Heft 11 (1917), S.  161–167 und Heft 12 (1917), S.  177–186 (= PhB 733, S.  57–99). Vgl. Brief 3 und dort die Anm.  20 und 21. Schlick hatte die Exemplare auf Grund seines gerade angetretenen Kriegseinsatzes von Alt-Glienicke aus an Einstein geschickt; siehe den Brief an Blanche Schlick vom 28. März 1917 (NHA Inv.-Nr.  139). 29  Vgl. Brief 4, Anm.  24. 30  Schlick hatte dazu geschrieben, »daß es überhaupt erst die Dinge im Raum sind, die ihm eine bestimmte Struktur, eine Konstitution geben, und es ergibt sich jetzt nur […], daß wir eben den schweren Massen bzw. ihren Gravitationsfeldern diese Rolle zuweisen müssen.« (Moritz Schlick, »Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie«, a. a . O., S.  180 [= PhB 733, S.  85]). 31  Ludwig Hopf (1884–1939), der von 1902 bis 1909 in München bei Arnold Sommerfeld (1868–1951) Physik studierte, lernte Einstein auf der 81. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte im September 1909 in Salzburg kennen. Nach der Promotion ging er nach Zürich, wo er bis zu seinem Wechsel nach Aachen (1911) Einsteins Assistent war. Hopf wurde während des Ersten Weltkriegs zum Wehrdienst eingezogen und zur Königlichen Flugzeugmeisterei in Berlin-Adlershof abkommandiert, wo er gemeinsam mit Richard Fuchs (1873–1944) die Aerodynamische Abteilung leitete (zur weiteren Biographie siehe u. a. CPAE 5, S.  639). Schlick war von März 1917 bis No-

Anmerkungen

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vember 1918 als ziviler Angestellter in der dortigen Physikalischen Abteilung tätig; weiterführend dazu Mathias Iven, »Moritz Schlick und der Erste Weltkrieg. Adlershof 1917/18«, in: Fynn Ole Engler und Mathias Iven (Hgg.), Moritz Schlick. Leben, Werk und Wirkung (= Schli­ ckiana, Bd.  1), Berlin: Parerga 2008, S.  59–90. 32  Moritz Schlick, Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie, Berlin: Springer 1917 (= MSGA I/2, S.  159–286). 33  Ebenda, S.  51–63 (= MSGA I/2, S.  267–284). 34  Schlick meinte hier aus der Gleichberechtigung der Koordinatensysteme die Ungültigkeit der Euklidischen Geometrie folgern zu können. In diesem Sinne hatte er geschrieben, »daß die Länge eines Stabes als von seiner Orientierung abhängig anzusehen ist, wenn wir z. B. zwei zueinander rotierende Koordinatensysteme als gleichberechtigt betrachten« (ebenda, S.  32  f. [= MSGA I/2, S.  228  ff.]). 35  Siehe dazu auch Christoph Lehner, »Einstein’s Realism and His Critique of Quantum Mechanics«, in: Michel Janssen and Christoph Lehner (Eds.), The Cambridge Companion to Einstein, Cambridge: Cambridge University Press 2014, S.  306–353, hier S.  310  f. 36  Einstein verweist hier auf die weitestgehende Freiheit der physikalischen Begriffsbildung, die er vor allem im Ergebnis seines früheren Studiums der erkenntniskritischen Schriften Ernst Machs und David Humes, aber auch der französischen Wissenschaftsphilosophen Pierre Duhem (1861–1916) und Henri Poincaré (1854–1912) stets verteidigte. 37  Vgl. Moritz Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre (= Naturwissen­ schaftliche Monographien und Lehrbücher, Bd.  1), Berlin: Springer 1918, S.  233–238 (= MSGA I/1, S.  609–616). Offenbar besaß Einstein das Manuskript der Allgemeinen Erkenntnislehre, dessen Eingang er gegenüber dem Springer-Verlag am 3. April 1917 bestätigt hatte (vgl. dazu den Editorischen Bericht in: MSGA I/1, S.  77). 38  Siehe dazu die Einleitung, S.  X XXVIII   f. 39  Einstein bezog sich hier auf die um ein Vorwort, ein Literaturverzeichnis und zwei weitere Kapitel ergänzte 2. Auflage von Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik, die gegenüber der Aufsatzfassung und der Erstauflage nunmehr auch den veränderten Untertitel Zur Einfüh­

Brief 6, S.  11  f.

Brief 7, S.  13

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Brief 8, S.  14  f.

Anmerkungen

rung in das Verständnis der Relativitäts- und Gravitationstheorie trug. Schlick hatte sich einige Wochen zuvor erneut mit Einstein in Berlin getroffen; so schrieb er an seine ehemalige Studentin und langjährige Bekannte, die spätere Schauspielerin Gerda Tardel (geb. 1899): »Wir sprachen hauptsächlich über die zweite Auflage meines Büchleins, die jetzt meine grösste Sorge bildet, denn ich habe baldigste Ablieferung versprochen.« (Moritz Schlick an Gerda Tardel, 10. September 1918, SBB PK, Nachl. 281) 40  Schlick, der in früheren Jahren in offiziellen Dokumenten mehrmals die Berufsbezeichnung »Schriftsteller« angegeben hatte (siehe Mathias Iven, Moritz Schlick. Die frühen Jahre [1882–1907], Berlin: Par­ erga 2008, S.  187 und dort die Anm.  31), verfügte über ein ausgeprägtes Sprachgefühl bei der Wahl seiner Formulierungen. Schon in seinem ersten Brief hatte Einstein ihn dafür gelobt (siehe den Anfang von Brief 1 bzw. später die Briefe 21 und 26). An anderer Stelle betonte er zudem die unübertreffliche Übersichtlichkeit seiner Darlegung (siehe Brief 3) bzw. die Klarheit von dessen Sprache, die er auch gegenüber seinen Korrespondenzpartnern hervorhob (vgl. Brief 15, Anm.  92). Schlick wurde auf Grund dessen auch um Rat gefragt, wenn es um die Fest­ legung von Titeln ging, so bspw. bei Carnaps Buch Der logische Aufbau der Welt (siehe dazu Moritz Schlick an Rudolf Carnap, 14. März 1926, ASP RC 029-32-17 bzw. Rudolf Carnap an Moritz Schlick, 19. März 1926, ASP RC 029-32-23). 41  Anlässlich des Jubiläums sollte Einstein die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät verliehen werden. Ein entsprechendes Schreiben des Dekans Theodor von Wasielewski (1868–1941) an Einstein trägt das Datum vom 14. Oktober 1919 (vgl. CPAE 9, Calendar October 24, 1919). Ursprünglich waren die Feierlichkeiten für den 11. bis 13. November anberaumt worden. Die Widrigkeiten des hereinbrechenden Winters machten jedoch eine Terminverschiebung auf den 25. bis 27. November 1919 notwendig. Siehe dazu die Einleitung, S.  X LI   f. 42  Weitergehende Informationen zum Haus finden sich in Brief 2, Anm.  12. 43  Bedingt durch die Kombination von ungesunder, unregelmäßiger Ernährung und intensiver wissenschaftlicher Arbeit traten bereits wäh-

Anmerkungen

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rend Einsteins Studienzeit erstmals Magen- bzw. Gallenprobleme auf. Während der Berliner Jahre wurde Einstein medizinisch betreut von dem Magen-, Darm- und Leberspezialisten Rudolf Ehrmann (1879– 1963), ärztlicher Direktor des Krankenhauses Berlin-Neukölln (vgl. Albrecht Fölsing, Albert Einstein. Eine Biographie, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1995, S.  468  f. bzw. Hubert Goenner, Einstein in Berlin 1914–1933, München: C. H. Beck 2005, S.  106  f.). 44  Neben Einstein und Max Planck (1858–1947), der nicht nach Rostock reisen konnte (siehe Brief 10 sowie dort die Anm.  55), erhielten am 26. November 1919 noch neun weitere Persönlichkeiten die Ehrendoktorwürde der Universität Rostock. Siehe dazu auch Schlicks Artikel »Rostocker Ehrendoktoren. III. Albert Einstein«, in: Norddeutsche Zeitung. Landeszeitung für Mecklenburg, Lübeck und Holstein, Nr.  8, 11. Januar 1920, 2. Beiblatt (= MSGA I/5, S.  213–215). 45  Schlicks Schreiben ist nicht überliefert, siehe Plancks Antwort vom 19. Oktober bzw. 9. November 1919 (NHA Inv.-Nr.  113/Pla-3 und Pla-4). Weiterführend dazu der Schriftverkehr zwischen Einstein und Planck (in: CPAE 9, Doc. 149 bzw. 169). 46  Zwei britische Expeditionen, die eine zur Vulkaninsel Principe im Golf von Guinea unter der Leitung von Arthur Stanley Eddington (1882–1944), die andere nach Sobral in Brasilien, geleitet von Andrew Crommelin (1865–1939), hatten bei der hier angeführten Beobachtung der Sonnenfinsternis vom 29. Mai 1919 die von der allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagte Lichtablenkung bestätigt. Zu weiteren Details der Expeditionen vgl. Daniel J. Kennefick, No Shadow of a Doubt. The 1919 Eclipse That Confirmed Einstein’s Theory of Relativity, Prince­ ton: Princeton University Press 2019; siehe auch Brief 9, Anm.  48. 47  Vgl. Henry L. Bröse an Moritz Schlick, 9. Oktober 1919, NHA Inv.-Nr.  093/Broe-3. 48  Im holländischen Leiden erreichte Einstein die Nachricht von den Ergebnissen bei der Beobachtung der Sonnenfinsternis am 29. Mai 1919 (siehe Brief 8, Anm.  46). An Planck berichtete er: »Heute Abend im Kolloquium zeigte mir Hertzsprung [1873–1967] einen Brief Eddingtons [vom 11. Oktober 1919], nach welchem die genaue Vermessung der Platten exakt den theoretischen Wert für die Lichtablenkung erge-

Brief 9, S.  16

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Brief 10, S.  17

Brief 11, S.  18  f.

Anmerkungen

ben hat.« (Albert Einstein an Max Planck, 23. Oktober 1919, in: CPAE 9, Doc. 149) Siehe auch Albert Einstein an Elsa Einstein, 23. Oktober 1919 (in: CPAE 10, Vol. 9, Doc. 148 b, Anm.  3). 49 Moritz Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre (= Naturwissen­ schaftliche Monographien und Lehrbücher, Bd.  1), Berlin: Springer 1918 (= MSGA I/1). 50  Siehe dazu im Anhang den Brief des Physikers und späteren Nobelpreisträgers Max Born (1882–1970) an Moritz Schlick vom 11. Juni 1919 sowie den Auszug aus Schlicks Antwort (Dokumente A 4 und 5). 51  Ewald Sellien, Die erkenntnistheoretische Bedeutung der Relativi­ tätstheorie, Berlin: Reuther & Reichard 1919. Sellien (geb. 1893) wurde am 14. Januar 1919 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel promoviert, seine Dissertation war von Götz Martius (1853–1927) betreut worden. Siehe dazu auch Albert Einstein an Ilse Schneider, 15. September 1919 (in: CPAE 9, Doc. 104). 52  Wie aus der Korrespondenz zwischen beiden hervorgeht, besuchte Schlick den an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität lehrenden Philosophen Alois Riehl mehrmals an dessen Wohnort in der zu Potsdam gehörenden Villenkolonie Neubabelsberg. Weitergehend zum Verhältnis zwischen Schlick und Riehl siehe Michael Heidelberger, »Kantianism and Realism: Alois Riehl (and Moritz Schlick)«, in: Michael Friedman and Alfred Nordmann (Eds.), The Kantian Legacy in Nine­ teenth-Century Science, Cambridge  /  MA: MIT Press 2006, S.  227–247. 53  Einstein wohnte seit September 1917 bei seiner Cousine und späteren zweiten Ehefrau Elsa (1876–1936) in Berlin-Schöneberg in der Haberlandstraße 5 (im Zweiten Weltkrieg zerstört). 54  Nur der Brief vom 15. Oktober 1919 (Nr.  8) ist erhalten. 55  Plancks Tochter Emma starb am 21. November 1919 bei der Geburt ihres ersten Kindes (vgl. Max Planck an Moritz Schlick, 23. November 1919, NHA Inv.-Nr.  113/Pla-6). 56  Gemeint war die Reise nach Rostock, siehe dazu die Briefe 8 und 9. 57  Einstein meinte hier Schlicks Frau Blanche (1879–1964). Die Anspielung bezog sich auf die auch in seiner schwäbischen Heimat mit besonderen Bräuchen verehrte »Heilige Barbara«, an deren Namenstag, dem 4. Dezember, Blütenzweige in die Wohnung gestellt werden,

Anmerkungen

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deren um die Weihnachtszeit aufbrechende Knospen das neue Leben durch die Geburt Christi symbolisieren sollen. 58  Die Redensart »Wenn die Maus satt ist, schmeckt das Mehl bitter« findet sich in zahlreichen Sprichwortsammlungen, vgl. bspw. Die deutschen Volksbücher. Gesammelt und in ihrer ursprünglichen Echtheit wiederhergestellt von Karl Simrock, Fünfter Band: Deutsche Sprichwörter, Frankfurt a. M.: H.  L . Brönner 1846, S.  323, Nr.  6908. 59  Vgl. dazu Einsteins Brief an Max Born vom 8. Dezember 1919 (in: CPAE 9, Doc. 198): »Ich war einige Tage bei Schlick in Rostock bei Gelegenheit der Jubiläums-Feier der Universität, hörte dort bei diesem Anlass arge politische Hetzreden und sah recht Ergötzliches in Kleinstaat-Politik. Das Drollige lag darin, dass alle einander von der menschlichen Seite so genau kennen, dass große Töne, wo sie auch angeschlagen werden, immer von komischen Obertönchen begleitet sind. Als Festsaal stand nur das Theater zur Verfügung, wodurch der Feier etwas komödienhaftes gegeben wurde. Reizend war da zu sehen, wie in zwei Proszeniumslogen unter einander die Männer der alten und die der neuen Regierung sassen. Natürlich wurde die neue von den akademischen Grössen mit Nadelstichen aller erdenklichen Art traktiert, dem Ex-Grossherzog eine nicht enden wollende Ovation dargebracht. Gegen die angestammte Knecht-Seele hilft keine Revolution!« 60  Es ist nicht abschließend zu klären, um wen es sich hier konkret handelt. Wahrscheinlich bezog sich Einstein auf einen Politiker der neuen Regierung. In Frage kämen Hans Sivkovich (1881–1968), Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und Staatsminister für Unterricht, Kunst, geistliche und Medizinalangelegenheiten des Freistaates Mecklenburg-Schwerin, oder Wilhelm Sauerwein (1872–1946), Mitglied der DDP und Staatsminister für Unterricht und Kunst des Freistaates Mecklenburg-Strelitz. Einstein hatte am 16. November 1918 den von Theodor Wolff (1868–1943), Chefredakteur des Berliner Tage­ blatts, verfassten und von 60 namhaften Persönlichkeiten unterzeichneten Gründungsaufruf der DDP mitunterzeichnet, wurde aber selbst nie Mitglied der Partei; vgl. Horst Wagner, »Die Gründung der DDP 1918«, in: Berlinische Monatsschrift (hg. vom Luisenstädtischen Bildungsverein), Heft 11 (1998), S.  89  ff.

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Brief 12, S.  20

Anmerkungen

61  In Einsteins Korrespondenz findet sich lediglich der Hinweis auf das ihm zu diesem Zeitpunkt von Richard von Mises (1883–1953) übersandte Manuskript von dessen Arbeit »Ausschaltung der Ergodenhypothese in der physikalischen Statistik«, später veröffentlicht in: Physi­ kalische Zeitschrift 21 (1920), S.  225–232 und S.  256–262 (vgl. Richard von Mises an Albert Einstein, 29. November 1919, in: CPAE 9, Doc. 183 bzw. Albert Einstein an Richard von Mises, 6. Dezember 1919, ebenda, Doc. 195). 62  Vgl. dazu Schlicks Bemerkung am Ende von Brief 31 sowie dort die Anm.  221. 63  Gemeint waren Friedrich Albert Moritz (geb. 1909) und Barbara Franziska Blanche (geb. 1914). 64  Plancks emotionalen Zustand betreffend siehe Brief 10 sowie dort die Anm.  55. 65  Gemeint ist der von Carl Stumpf (1848–1936) am 14. November 1918 gehaltene Vortrag »Über die Attributenlehre Spinozas« (publiziert u. d. T. »Spinozastudien«, in: Abhandlungen der Preussischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, Jg.  1919, Nr.  4). 66  Einen Tag später schrieb Einstein an Born: »Dein ausgezeichneter Artikel in der Frankfurter Zeitung [»Raum, Zeit und Schwerkraft«, in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt, Jg.  64, Nr.  876, 23. November 1919 (Erstes Morgenblatt), S.  1  ff.] hat mich sehr gefreut. Nun aber wirst Du gerade wie ich, wenn auch in schwächerem Maßstab, von Presse und sonstigem Gelichter verfolgt. […] Dieser Drillsche Artikel ist drollig, weil er die demokratische Methode der Anrufung und Beschwatzung der Menge auf die Philosophie einführt. Ich liesse den Mann ruhig mit seinem Dreschflegel fuchteln; schade für die Zeit, die eine Antwort kosten würde. Spar dein Temperament und lass den Kerl laufen und schwatzen. Sein Nachweis der Causalität a priori ist wahrhaft erhebend.« (Albert Einstein an Max Born, 8. Dezember 1919, in: CPAE 9, Doc. 198) Born merkte dazu Jahre später an: »Den Artikel in der ›Frankfurter‹ habe ich noch kürzlich in der Hand gehabt […]. Ich erinnere mich, daß ich nach so vielen Jahren an meiner gesalzenen Kritik der traditionsverhafteten Philosophen Spaß gehabt habe. An den Herren Drill […] kann ich mich nur verschwommen erinnern

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als ­einen typischen Fall der rabiaten Einsteingegner.« (Albert Einstein und Max Born, Briefwechsel 1916–1955, mit einem Geleitwort von Bertrand Russell und einem Vorwort von Werner Heisenberg, München: Langen Müller 32005, S.  45) 67  Gemeint ist der Artikel von Robert Drill (1870–1942), seit 1896 zuständiger Redakteur für Bildungspolitik bei der Frankfurter Zei­ tung, »Ordnung und Chaos. Ein Beitrag zum Gesetz von der Erhaltung der Kraft«, in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt, Jg.  64, Nr.  895, 30. November 1919 (Erstes Morgenblatt), S.  1  f. und Nr.  899, 2. Dezember 1919 (Erstes Morgenblatt), S.  1. 68  Ihren Ausgang nahm die Diskussion von Drills Artikel »Die Kultur der Haeckel-Zeit«, in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt, Jg.  64, Nr.  609, 19. August 1919 (Erstes Morgenblatt), S.  1  f. Born hatte sich noch am selben Tag an Schlick gewandt und ihn um eine Replik gebeten (vgl. NHA Inv.-Nr.  093/Born-2). Schlicks Artikel »Zeitgeist und Naturwissenschaft« erschien in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt, Jg.  64, Nr.  649, 2. September 1919 (Erstes Morgenblatt), S.  1 (= MSGA I/5, S.  75–79), Born reagierte noch am selben Tag zustimmend darauf (vgl. NHA Inv.-Nr.  093/Born-3). Auf ein Nachwort Drills zu seinem Artikel replizierte Schlick nochmals mit einem Leserbrief vom 7. September an die Frankfurter Zeitung: »Sie werden, sehr geehrte Redaktion, gewiß mit mir der Meinung sein, daß es der Sache dient, wenn Sie dies Schreiben zur Kenntnis Ihrer Leser bringen, und ich bitte Sie daher, es zu tun.« (ebenda, Inv.-Nr.  100/Frankf-1) Schlicks »Entgegnung« ist abgedruckt in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt, Jg.  64, Nr.  680, 13. September 1919 (Erstes Morgenblatt), S.  1 (= MSGA I/5, S.  87/88). 69  Gemeint ist der Brief 11. 70  Siehe Brief 12 sowie dort die Anm.  67. 71  Vgl. dazu die entsprechenden Passagen in Robert Drills Artikel »Ordnung und Chaos. Ein Beitrag zum Gesetz von der Erhaltung der Kraft«, in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt, Jg.  64, Nr.  895, 30. November 1919 (Erstes Morgenblatt), S.  1  f. und Nr.  899 vom 2. Dezember 1919 (Erstes Morgenblatt), S.  1. 72  Die Briefe von Schlick an Born sind nicht überliefert; siehe dazu auch Brief 12, Anm.  68.

Brief 13, S.  21  ff.

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Anmerkungen

73  Moritz Schlick, Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der Relativitäts- und Gravitations­theo­ rie. Zweite, stark vermehrte Auflage, Berlin: Springer 1919. 74  Die 3., vermehrte und verbesserte Auflage erschien im Juli 1920. 75  Am 2. Dezember 1919 hatte Julius Springer (1880–1968) Schlick darum gebeten, ihm »möglichst bald das Manuskript für eine neue Auflage zur Verfügung zu stellen« (vgl. NHA Inv.-Nr.  119/Spr-24). 76  Gemeint ist Leonardo S. Olschki (1885–1961). 77  Rudolf Pagenstecher (1886–1921) war Ordinarius für Klassische Archäologie sowie Direktor des akademischen Münzkabinetts und Leiter der Archäologischen Sammlung an der Universität Rostock. 78  Zu Olschkis einschlägigen Werken gehören: Die Literatur der Technik und der angewandten Wissenschaften vom Mittelalter bis zur Renaissance (= Geschichte der neusprachlichen wissenschaftlichen Li­ teratur, Bd. 1), Heidelberg: Winter 1919, Bildung und Wissenschaft im Zeitalter der Renaissance in Italien (= Geschichte der neusprachlichen wissenschaftlichen Literatur, Bd. 2), Leipzig/Firenze/Roma/Genève: L.  S. Olschki 1922 sowie Galilei und seine Zeit (= Geschichte der neu­ sprachlichen wissenschaftlichen Literatur, Bd. 3), Halle/S.: Max Niemeyer 1927. 79  Am 2. Juni 1919 hatte Einstein in zweiter Ehe seine Cousine Elsa geheiratet. 80  Die Bemerkung bezieht sich auf eine Versammlung des Bundes »Neues Vaterland«, die am 16. Dezember 1919 stattfand und von Einstein als Mitglied des Arbeitsausschusses eröffnet wurde (vgl. »Wel­ coming Address to Paul Colin«, in: CPAE 7, Doc. 27). Als Redner trat der belgische Journalist Paul Colin (1890–1943) auf, der zum Führungsgremium der Clarté-Bewegung gehörte. Am 26. Dezember 1919 schrieb Einstein an den Physiker Robert W. Lawson (1890–1960): »Wir sind hier gerade im Begriffe, auf die Anregung des Sekretärs der ›Clarté‹ hin, eine deutsche Clarté-Gruppe zu bilden. Ich hoffe, dass diese ausgezeichnete Unternehmung den internationalen Geist wieder erwecken wird.« (in: CPAE 9, Doc. 234) Und am selben Tag hieß es in einem Brief an den Schriftsteller und späteren Einstein-Biographen Carl Seelig (1894–1962): »Es ist wahr, dass ich die Clarté-Bewegung mit war-

Anmerkungen

143

mer Freude begrüsse. Ich will mir Mühe geben, in Deutschland für die ›Clarté‹ zu werben. Obwohl dies bei der gegenw[ä]rtig herrschenden unsagbar bitteren Stimmung nicht leicht ist.« (ebenda, Doc. 237) – Der 1919 von Henri Barbusse (1873–1935) veröffentlichte Roman Clarté gab den Ausschlag für die von ihm gemeinsam mit Romain Rolland (1866– 1944) gegründete gleichnamige Bewegung, die sich als eine Vereinigung demokratischer Intellektueller für Völkerverständigung, Pazifismus und Demokratie verstand und zu deren Mitgliedern und Unterstützern u. a. Anatole France (1844–1924), Jules Romains (1885–1972), Heinrich Mann (1871–1950) und Stefan Zweig (1881–1942) gehörten. Siehe dazu auch die Bemerkungen in Brief 15. 81  Fritz Medicus (1876–1956) war von 1911 bis 1946 Professor für Philosophie und Pädagogik an der ETH in Zürich. 82  David Katz (1884–1953) war seit 1919 außerordentlicher Professor für Pädagogik und Psychologie an der Universität Rostock. Die Professur wurde 1929 in ein Ordinariat umgewandelt und Katz wurde zugleich Direktor des neu eingerichteten Instituts für Psychologie. Nach seinem Weggang nach Wien unterhielt Schlick mit Katz einen Briefwechsel. 83  Das Berufungsverfahren für die Nachfolge von Hermann Siebeck (1842–1920) lief seit dem Sommer 1919. Neben Hans Driesch (1867– 1941) standen Max Wundt (1879–1963) und Fritz Medicus (1876–1956) zur Wahl, Letzterer lehnte den an ihn ergangenen Ruf im April 1920 ab. Daraufhin wurde vom hessischen Kultusminister Reinhard Strecker (1876–1951) die Berufung Ernst von Asters (1880–1948) verfügt (vgl. Christian Tilitzki, Die deutsche Universitätsphilosophie in der Wei­ marer Republik und im Dritten Reich, Teil 1, Berlin: Akademie Verlag 2002, S.  98–104; siehe dazu auch die Bemerkungen in Brief 19). 84  Der Empfehlungsbrief wird in Brief 15, Anm.  92 zitiert. 85  Im Oktober 1907 fand in Ashburnham  /  M A Schlicks Hochzeit mit der Amerikanerin Blanche Guy Hardy (1879–1964) statt. Zwischen November 1907 und Februar 1910 lebte das Paar in Zürich; siehe dazu: Mathias Iven, Moritz Schlick. Die frühen Jahre (1882–1907), Berlin: Par­ erga 2008, S.  185  ff. 86  Ebenso wie Schlick hatte auch Edgar Meyer (1879–1960) an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität Physik studiert. Nach seiner

Brief 14, S.  24  ff.

144

Anmerkungen

Promotion arbeitete er am dortigen Physikalischen Institut als Assistent von Paul Drude (1863–1906). Im Wintersemester 1907 wechselte er an das Physikalische Institut der Universität Zürich, habilitierte sich dort, erhielt 1910 einen Ruf nach Aachen und wurde 1912 Extraordinarius für Theoretische Physik in Tübingen. Zum Sommersemester 1916 folgte er einem Ruf an die Universität Zürich, wo er als Ordinarius für Experimentalphysik und Direktor des Physikalischen Instituts bis 1949 wirkte. 87 In dem Antwortschreiben auf den nicht überlieferten Brief Schlicks – Edgar Meyer hatte hier auch den Züricher Mathematiker Hermann Weyl ins Spiel gebracht – hieß es u. a.: »Ich habe jedenfalls sofort nach Erhalt Ihres Briefes von dem Inhalte Prof. Weyl Kenntnis gegeben und ihn dafür zu interessieren gesucht. Das war aber gar nicht erst nötig, denn das Projekt gefiel auch ihm sehr gut. Allerdings aber ist wohl vorläufig wenig zu machen, denn soviel ich bisher gehört habe, wird Medicus von hier nicht fortgehen wollen. […] Aber etwas, lieber Kollege, möchte ich Ihnen doch direkt sagen. Halten Sie ja die Verhältnisse hier in Zürich nicht für zu ideal! Es ist nicht mehr so hier, wie es vor 10 Jahren war. Wir haben als Ausländer hier einen sehr schweren Stand, doppelt schwer aber, wenn wir Deutsche sind. Allerdings bei der Regierung nicht.« (Edgar Meyer an Moritz Schlick, 6. April 1920, NHA Inv.-Nr.  109/Mey-3) 88  Willy Freytag (1873–1944) lehrte von 1910 bis 1933 als Nachfolger von Friedrich Schumann (1863–1940), bei dem Schlick während seiner Züricher Zeit mehrere Lehrveranstaltungen besucht hatte (vgl. Ma­thias Iven, Moritz Schlick. Die frühen Jahre [1882–1907], a. a . O., S.  189  ff.), an der Universität Zürich. Im Rahmen der Lehrerausbildung gehörte neben der Philosophie auch die Geschichte der Pädagogik zu Freytags Lehrauftrag. 89  Vgl. »Ein Kolleg Albert Einsteins gesprengt!«, in: Rostocker Zei­ tung, 210. Jg., Nr.  46, 15. Februar 1920, S.  1, dort hieß es am Schluss: »Ein Kommentar zu diesem Vorfall ist überflüssig. Es bleibt aber un­ verständlich, daß die Studentenschaft der Berliner Universität sich über die Bedeutung eines Mannes wie Einstein so wenig klar zu sein scheint.« Siehe außerdem Hans T. Cohn an Albert Einstein, 12. Februar 1920 (in: CPAE 9, Doc.  309), Eduard Meyer an Albert Einstein, 12., 13.

Anmerkungen

145

und 14. Februar 1920 (ebenda, Doc. 311, 312 und 315) sowie die »Declaration by Students at the University of Berlin« (ebenda, Doc.  320) und den Artikel »Tumultszenen bei einer Einstein-Vorlesung«, in: 8 Uhr-­ Abendblatt, 13. Februar 1920, S.  1  f. (in: CPAE 7, Doc. 33). 90  Im Juni 1919 wurde Schlick in den Ausschuss zur Gründung der Volkshochschulen in Mecklenburg-Schwerin berufen (vgl. Moritz Schlick an Hans Schlick, 15. Juni 1919, NHA Inv.-Nr.  130). Von Anfang Februar bis Ende März 1920 widmete er sich vorrangig der Volkshochschultätigkeit. Er bot allerdings keine Vorträge zur Philosophie an, sondern eine 12 Veranstaltungen umfassende »Einführung in die Himmelskunde« (vgl. NHA Inv.-Nr.  018, A. 67). In Schlicks Korrespondenz finden sich Hinweise darauf, dass er u. a. Vorträge in Lübtheen, Dömitz, Malchow und Parchim gehalten hat. 91  Dazu zählte auch die 3. Auflage von Raum und Zeit in der gegen­ wärtigen Physik, siehe dazu Brief 13, Anm.  74 und 75. 92  Am selben Tag hatte sich Einstein an seinen Freund, den Mathematiker und engen Vertrauten auf dem Weg zur allgemeinen Relativitätstheorie Marcel Grossmann (1878–1936), gewandt und über Schlick geschrieben: »Der noch junge Mann hat in den letzten Jahren ein Buch über Erkenntnis-Theorie sowie ein Büchlein über Relativitäts-Theorie (Verlag Springer) erscheinen lassen, die beide meine Bewunderung erregt haben. Seine klare Sprache erinnert an die von Stuart Mill. Ich schreibe Dir dies, weil das Gerücht geht, dass [Fritz] Medicus eventuell von Zürich fortgehen will. Er ist in ziemlich prekären Verhältnissen und hat als Nicht-Kantianer, modern denkender Mensch und Pazifist wenig Aussicht auf eine deutsche Philosophie-Professur. Nationale Bedenken wären bei diesem ausserordentlich feinen und ganz international orientierten Menschen durchaus unangebracht.« (Albert Einstein an Marcel Grossmann, 27. Februar 1920, in: CPAE 9, Doc. 330) 93  Einstein selbst wurde gedrängt, die Präsidentschaft einer deutschen Clarté-Gruppe zu übernehmen (siehe CPAE 7, Doc. 27, Anm. 4), vgl. dazu auch den Nachsatz zu Brief 13 sowie dort die Anm. 80. 94  Zu dem Vorfall war in der Tagespresse u. a. zu lesen »Auch von verschiedenen anderen Teilnehmern an der unterbrochenen Versammlung wird uns versichert, daß die Proteste nicht politischer und beson-

Brief 15, S.  27

146

Brief 16, S.  28  f.

Anmerkungen

ders auch nicht antisemitischer Art gewesen seien; sie hätten sich lediglich gegen den allzu großen Andrang unlegitimierter Hörer gerichtet, der den Studenten ihr Recht auf Belehrung verkümmere.« (Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung, Jg.  49, Nr.  82, 14. Februar 1920, Morgen-Ausgabe, S.  2) Einstein selbst äußerte dazu: »Von einem Skandal, der sich gestern abgespielt haben soll, kann nicht die Rede sein, immerhin bewiesen manche Aeußerungen, die fielen, eine gewisse animose Gesinnung mir gegenüber. Antisemitische Aeußerungen als solche fielen nicht, doch konnte ihr Unterton so gedeutet werden.« (Vorwärts. Berliner Volksblatt, Jg.  37, Nr.  82, 14. Februar 1920, Morgen-Ausgabe, S.  7) 95  Siehe Brief 15. 96  Einstein hatte in diesem Zusammenhang an Born geschrieben: »Schlick ist ein feiner Kopf; wir müssen suchen, ihm eine Professur zu verschaffen, zumal ers bei der Entwertung der Vermögen auch bitter nötig hat. Es wird aber schwer halten, weil er nicht der philosophischen Landeskirche der Kantianer angehört.« (Brief vom 9. Dezember 1918, in: CPAE 9, Doc.  198) 97  Weiterführend dazu Christian Tilitzki, Die deutsche Universitäts­ philosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich, Teil 1, Berlin: Akademie Verlag 2002, Kap.  2.4. 98  Gemeint war der Philosoph Benno Erdmann, dem Schlick Ende 1915 das Manuskript der Allgemeinen Erkenntnislehre zugesandt hatte. Erdmann schrieb daraufhin: »Ich habe das Ganze durchgesehen, den ersten Teil genauer gelesen und dabei durchweg Freude an der Art Ihres Denkens gehabt, auch wo ich nicht zustimmen konnte.« (Benno Erdmann an Moritz Schlick, 24. Dezember 1915, NHA Inv.-Nr.  097/Erd-1) 99  Siehe Brief 14 sowie dort die Anm.  90. 100  Rosa Katz (1885–1976), Ehefrau des seit 1919 in Rostock lehrenden Psychologen David Katz, beschäftigte sich u. a. mit Erziehungsfragen sowie dem Sozialverhalten und der Sprachentwicklung von Kindern. 101  Neben der zum Kartell jüdischer Verbindungen gehörenden, nicht-schlagenden Verbindung Maccabaea gab es an der Universität Rostock die schlagende Verbindung Hansea (zugehörig zum Kartell-Convent der Verbindungen deutscher Studenten jüdischen Glau-

Anmerkungen

147

bens) und den Akademisch-Zionistischen Stammtisch, der vom Bund zionistischer Korporationen organisiert wurde. Alle drei Verbindungen wurden zu Beginn des Jahres 1919 gegründet, lösten sich aber bereits Anfang der Zwanzigerjahre aufgrund von Mitgliedermangel wieder auf; siehe dazu: Wilhelm Kreutz, »Jüdische Dozenten und Studenten der Universität Rostock«, in: Peter Jakubowski und Ernst Münch (Hgg.), Universität und Stadt. Wissenschaftliche Tagung anläßlich des 575. Jubiläums der Eröffnung der Universität Rostock, Rostock: Universität Rostock, Presse- und Informationsstelle 1995, S.  235–254. 102  Ob und welche Städte Schlick besucht hat, lässt sich nicht nachweisen. 103  Die Physiker Leonhard Grebe (1883–1967) und Albert Bachem (1888–1957) hatten auf Anregung Einsteins die durch die allgemeine Relativitätstheorie vorhergesagte Rotverschiebung der Linien von Molekülspektren der Sonne durch Messung der Stickstoffbande bestätigt; siehe deren Artikel »Über die Einsteinverschiebung im Gravitationsfeld der Sonne«, in: Zeitschrift für Physik 1 (1920), S.  51–54. Siehe dazu auch Arthur S.  Eddington an Albert Einstein, 15. März 1920, in: CPAE 9, Doc.  353. 104  Siehe dazu John Evershed, »The Displacement of the Solar Lines Reflected by Venus«, in: The Observatory 42 (1919), S.  51  f. und Andrew Crommelin, »Einstein’s Relativity Theory of Gravitation, III. The Crucial Phenomena«, in: Nature 104 (1919), S.  394  f. 105  Der SPD-Politiker Konrad Haenisch (1876–1925) war seit November 1918 Kultusminister der ersten preußischen Regierung unter Führung der SPD. Am 10. März hatte er die Suspendierung des Physiologen, Herzspezialisten und Pazifisten Georg Friedrich Nicolai (1874– 1964) durch den Akademischen Senat der Berliner Universität per Dekret aufgehoben. Einstein schrieb ihm daraufhin: »Meine Freude über Ihre würdige und gerechte Entscheidung in der Nicolai-Angelegenheit ist so gross, dass ich nicht umhin kann, Ihnen besonders zu danken. Sie haben nicht nur dem Auslande gegenüber die durch den Senatsbeschluss verletzte Würde der deutschen Hochschule wieder hergestellt sondern auch bewiesen, dass die Regierung des neuen Deutschland die Freiheit des Wortes zu schützen gesonnen ist.« (Albert Einstein an

148

Brief 17, S.  30

Anmerkungen

Konrad Haenisch, zwischen dem 10. und 12. März 1920, in: CPAE 9, Doc.  349) Weiterführend sei auch auf die frühere wissenschaftliche Zusammenarbeit von Schlick und Nicolai verwiesen. So veröffentlichte Schlick zu Nicolais Schrift »Die Gestalt einer deformierten Manometermembran, experimentell bestimmt« (in: Archiv für Anatomie und Physiologie / Physiologische Abteilung, Heft I und II [1907], S.  129– 139) einen »Theoretischen Anhang« (ebenda, S.  139  f.); siehe dazu auch ­Mathias Iven, Moritz Schlick. Die frühen Jahre (1882–1907), Berlin: Par­ erga 2008, S.  148  ff. 106  Die Bemerkung spielt auf den von Wolfgang Kapp (1858–1922), 2. Vorsitzender der Deutschen Vaterlandspartei, und General Walther Freiherr von Lüttwitz (1859–1942) angezettelten und gescheiterten sogenannten Kapp-Putsch vom 13. März 1920 an; siehe auch Brief 19, Anm.  124. 107  Weiterführend zum Konflikt an der Berliner Universität siehe Brief 15 sowie dort die Anm.  94 und Brief 16. 108  Moritz Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre (= Naturwissen­ schaftliche Monographien und Lehrbücher, Bd.  1), Berlin: Springer 1918 (= MSGA I/1). 109  Ernst Cassirer (1874–1945) und Einstein kannten sich seit Anfang 1919 durch die gemeinsame Arbeit an der Akademie für die Wissenschaft des Judentums (weiterführend Thomas Meyer, Ernst Cassi­ rer, Hamburg: Ellert & Richter 2006, spez. S.  92  ff.). Offenbar kamen sie im Zusammenhang mit Cassirers Arbeit an seinem Buch Zur Ein­ steinschen Relativitätstheorie. Erkenntnistheoretische Betrachtungen (= ECW 10) über Schlicks Werk ins Gespräch. Cassirer übersandte Einstein das vollständige Manuskript seines Buches am 10. Mai 1920 (vgl. CPAE 10, Doc. 11 bzw. ECB / ECN 18, Brief 30), Einstein reagierte darauf am 5. Juni (ebenda, Doc.  44 bzw. Brief 31). Schlick besprach dieses Buch dann unmittelbar nach dem Erscheinen 1921 in den Kant-Studien (vgl. Brief 29, Anm.  206). 110  Einstein – seit 1919 Mitglied der 1904 in Halle  /  S. von Hans Vaihinger (1852–1933) gegründeten Kant-Gesellschaft – bezog sich hier auf den Philosophen Arthur Liebert (1878–1946), der von 1910 bis zu seiner Emigration 1933 die Berliner Ortsgruppe der Kant-Gesellschaft

Anmerkungen

149

leitete. Zudem war er seit 1910 zunächst stellvertretender und ab 1927 alleiniger Geschäftsführer der Gesellschaft sowie von 1917 bis 1933 gemeinsam mit Max Frischeisen-Köhler (1878–1923) bzw. Paul Menzer (1873–1960) Herausgeber der Kant-Studien. 111  Siehe Hans Reichenbach, Relativitätstheorie und Erkenntnis Apriori, Berlin: Springer 1920, S.  34 und Moritz Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, a. a . O., S.  123–128 (= MSGA I/1, S.  392–401). Der Physiker und Philosoph Hans Reichenbach (1891–1953) hielt sich von September 1917 bis März 1920 in Berlin auf. Dort nahm er im Sommersemester 1919 (von Mai bis Juni) an Vorlesungen Einsteins zur allgemeinen Relativitätstheorie teil (Vorlesungsnotizen dazu sind abgedruckt in: CPAE 7, Doc. 19; vgl. dazu auch Reichenbachs Mitschriften der Vorlesung, ASP HR 028-01-03 sowie 028-01-04). In den Erinnerungen seiner Frau heißt es dazu: »Hans lernte Einstein früh kennen. Er war mit vier anderen in der ersten [sic!] Vorlesung in Berlin über die Relativitätstheorie, und da sie beide im selben [sic!] Vorort von Berlin wohnten, fuhren sie oft mit der Straßenbahn zusammen nach Hause und unterhielten sich dabei.« (Maria Reichenbach, »Erinnerungen und Reflexionen«, in: Lutz Danneberg, Andreas Kamlah und Lother Schäfer [Hgg.], Hans Reichenbach und die Berliner Gruppe, Braunschweig  /  Wiesbaden: Vieweg 1994, S.  11) Anders als in Reichenbachs Erinnerung fand Einsteins erste Berliner Vorlesung zur Relativitätstheorie bereits im Wintersemester 1914/15 statt (vgl. die Vorlesungsnotizen in: CPAE 6, Doc. 7). Zudem wohnte Reichenbach im Berliner Stadtteil Lichterfelde (Zietenstraße 2), während Einsteins Wohnung seit September 1917 in Schöneberg (Haberlandstraße 5) lag. Bei der von beiden benutzten Straßenbahn könnte es sich um die damalige Linie Nr.  60 gehandelt haben, die zu diesem Zeitpunkt zwischen den Endhaltestellen Weißensee (Rennbahnstraße) und Schöneberg-Friedenau (Rubensstraße) verkehrte, von dort nutzte Reichbach dann möglicherweise die Linie Nr.  59 nach Groß-Lichterfelde (Händelplatz). 112  Siehe Brief 17. 113  Moritz Schlick, Space and Time in Contemporary Physics. An Introduction to the Theory of Relativity and Gravitation. Rendered into English by Henry L. Brose, with an Introduction by Frederick A.

Brief 18, S.  31  f.

150

Brief 19, S.  33

Anmerkungen

Lindemann, Oxford: Clarendon Press / New York: Oxford University Press 1920. 114  Henry L. Brose (1890–1965) war Physiker und Übersetzer in Oxford. Vgl. Henry L. Bröse an Moritz Schlick, 13. März 1920, NHA Inv.-Nr.  093/Broe-7; siehe außerdem Albert Einstein an Robert W. Lawson, 26. Dezember 1919 (in: CPAE 9, Doc. 234). Siehe auch Heidi König-Porstner, »General Relativity in the English Speaking World: The Contributions of Henry L. Brose«, in: Historical Records of Australian Science 17 (2006), S.  169–195. 115  Ein derartiges Schreiben ist nicht überliefert. 116  Helge Holst, Die kausale Relativitaetsforderung und Einsteins Relativitaetstheorie (= Det Kgl. Danske Videnskabernes Selskab, Ma­ thematisk-fysiske Meddelelser II, 11), København: A. F. Høst & Søn 1919. 117  Moritz Schlick, »Naturphilosophische Betrachtungen über das Kausalprinzip«, in: Die Naturwissenschaften 8, Heft 24 (1920), S.  461– 474 (= PhB 742, S.  3–40). 118  Hugo Dingler, Die Grundlagen der Physik, Berlin  /  Leipzig: de Gruyter 1919. 119  Siehe dazu auch Schlicks Rezension von Hugo Dingler, Physik und Hypothese. Versuch einer induktiven Wissenschaftslehre nebst ­einer kritischen Analyse der Fundamente der Relativitätstheorie, Berlin  /  Leipzig: Vereinigung wissenschaftlicher Verleger 1921, in: Die Natur ­wissenschaften 9, Heft 39 (1921), S.  778  f. (= PhB 733, S.  176  f.). 120  Schlick hatte gehofft, als Nachfolger von Medicus berufen zu werden; siehe auch Brief 14 sowie dort die Anm. 83 und 87 bzw. Brief 15 sowie dort die Anm.  92. Vgl. Edgar Meyer an Moritz Schlick, 6. April 1920, NHA Inv.-Nr. 109/Mey-3. 121  Moritz Schlick, Space and Time in Contemporary Physics. An Introduction to the Theory of Relativity and Gravitation. Rendered into English by Henry L. Brose, with an Introduction by Frederick A. Lindemann, Oxford: Clarendon Press / New York: Oxford University Press 1920. 122  Siehe Brief 14 sowie dort die Anm.  83. 123  Der niederländische Physiker Peter Debye (1884–1966) zählte zu den Pionieren der Quantentheorie. Von 1920 bis 1927 war er Professor

Anmerkungen

151

an der ETH, später an der Universität Leipzig. Seit 1935 leitete er als Nachfolger von Einstein das 1917 gegründete Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik (heute Max-Planck-Institut für Physik). 124  Als Reaktion auf die nach dem Kapp-Putsch (13. bis 17. März) beginnenden innenpolitischen Auseinandersetzungen und im Vorfeld der für den 6. Juni 1920 angesetzten Reichstagswahlen kam es Mitte Mai auf dem außerordentlichen Deutschen Studententag in Dresden zu ­einer erbitterten Auseinandersetzung über die Rolle der Studentenvertretungen. Daraufhin erschien in der Vossischen Zeitung und im Berliner Tageblatt eine »Kundgebung deutscher Hochschullehrer für die republikanische Verfassung. Gegen die ›unfruchtbare Ablehnung des neuen politischen Zustandes‹«, die neben Einstein und Schlick fast 300 weitere Persönlichkeiten, darunter Ernst Cassirer, Max Dessoir (1867–1947), Hans Driesch, Ernst Troeltsch (1865–1923) und Max Weber (1864–1920), unterzeichneten. Einzig die Frankfurter Zeitung (Jg.  65, Nr.  406, 5. Juni 1920 [Erstes Morgenblatt], S.  1  f.) veröffentlichte unter der verkürzten Überschrift »Kundgebung deutscher Hochschullehrer« den vollständigen Wortlaut und eine Auflistung aller Unterzeichner. Weiterführend Mathias Iven, »Moritz Schlick als Unterzeichner von Erklärungen und Aufrufen«, in: Fynn Ole Engler und Mathias Iven (Hgg.), Moritz Schlick – Die Rostocker Jahre und ihr Einfluss auf die Wiener Zeit (= Schlickiana, Bd.  6), Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2013, S.  359–374. 125  Moritz Schlick, »Naturphilosophische Betrachtungen über das Kausalprinzip«, in: Die Naturwissenschaften 8, Heft 24 (1920), S.  461– 474 (= PhB 742, S.  3–40). 126  Schlick könnte sich hier auf die Bemerkung Einsteins am Schluss von Brief 4 beziehen, in der dieser eine erkenntnistheoretische Untersuchung des Kausalprinzips in der Relativitätstheorie anregt. 127  Siehe dazu Raymund Schmidt, »Die ›Als Ob‹-Konferenz in Halle 29. Mai 1920«, in: Annalen der Philosophie 2, Heft 4 (1921), S.  503–514 bzw. Ottomar Wichmann, »Die Tagung der Kant-Gesellschaft in Halle 30. Mai 1920«, ebenda, S.  515–520. 128  Siehe im Anhang den Brief A 8 von Hans Vaihinger an Moritz Schlick vom 18. Mai 1920.

Brief 20, S.  34  ff.

152

Anmerkungen

129  Oskar Kraus, »Fiktion und Hypothese in der Einsteinschen Relativitätstheorie – erkenntnistheoretische Betrachtungen«, in: Annalen der Philosophie 2, Heft 3 (1921), S.  335–396. 130  Max Born, Die Relativitätstheorie Einsteins und ihre physi­ kalischen Grundlagen gemeinverständlich dargestellt (= Naturwis­ senschaftliche Monographien und Lehrbücher, Bd.  3), Berlin: Springer 1920. Vgl. Arnold Berliner an Moritz Schlick, 31. Mai 1920, NHA Inv.-Nr.  092/Berl-11. 131  Inwieweit Einstein Schlick in seine Pläne eingeweiht hatte, ist nicht zu ermitteln. Näheres zu den fünf Vorlesungen, die Einstein während seiner ersten USA-Reise vom 9. bis 13. Mai 1921 an der Princeton University hielt, findet sich in: Hanoch Gutfreund and Jürgen Renn, The Formative Years of Relativity: The History and Meaning of Ein­ stein’s Princeton Lectures Featuring Einstein’s Classic Text »The Mea­ ning of Relativity« in Its Historical Context, Princeton  /  Oxford: Prince­ ton University Press 2017. Einstein hat diese Vorlesungen zwischen Anfang September 1921 und Anfang Januar 1922 zusammengefasst und unter dem Titel Vier Vorlesungen über Relativitätstheorie gehalten im Mai 1921 an der Universität Princeton (Braunschweig: Vieweg 1922) (= CPAE 7, Doc. 71) veröffentlicht. 132  Moritz Schlick, Space and Time in Contemporary Physics. An Introduction to the Theory of Relativity and Gravitation. Rendered into English by Henry L. Brose, with an Introduction by Frederick A. Lindemann, Oxford: Clarendon Press / New York: Oxford University Press 1920. 133  Hans Reichenbach, »[Rezension von:] Moritz Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre«, in: Zeitschrift für angewandte Psychologie 16 (1920), S.  341–343. Siehe dazu Klaus Hentschel, »Die vergessene Rezension der Allgemeinen Erkenntnislehre Moritz Schlicks durch Hans Reichenbach – Ein Stück Philosophiegeschichte«, in: Erkenntnis 35 (1991), S.  11–28. 134  Näheres dazu in Fynn Ole Engler, »Moritz Schlick und Hans Reichenbach über die Eindeutigkeit der Zuordnung, die Gründe diese aufzugeben und die heuristische Stärke eines Empirismus mit begriffskonstitutiven Prinzipien«, in: Fynn Ole Engler und Mathias Iven (Hgg.),

Anmerkungen

153

Moritz Schlick. Leben, Werk und Wirkung (= Schlickiana, Bd.  1), Berlin: Parerga 2008, S.  131–191. 135  Möglicherweise meint Schlick hier seine Fragment gebliebene Schrift Die Philosophie der Jugend (NHA Inv.-Nr.  017, A. 64 a , 64 b, 64 c, 65 a , 65 b sowie Inv.-Nr.  019, A.  75 a und 75 b), an der er – wie seine Notizbücher belegen – zu Beginn der Zwanzigerjahre wieder verstärkt arbeitete. 136  Schlick las zu diesem Thema im Wintersemester 1920/21 wöchentlich eine Stunde. Er wiederholte diese Lehrveranstaltung in Wien im Sommersemester 1924 sowie im Wintersemester 1927/28. 137  Einstein kehrte am 1. Juni von einer Vortragsreise aus den Niederlanden nach Berlin zurück und reiste am 12. Juni 1920 von dort nach Oslo. 138  Zu dem misslungenen Zusammentreffen siehe die Bemerkungen in den Briefen 24 und 25. 139  Gemeint ist das Manuskript zu Moritz Schlick, »Naturphilosophische Betrachtungen über das Kausalprinzip«, in: Die Naturwissen­ schaften 8, Heft 24 (1920), S.  461–474 (= PhB 742, S.  3–40). 140  Vgl. Brief 20, Anm.  128. 141  Einstein bezog sich hier auf Schlicks Annahme, dass »wir […] in einem Universum ohne Gleichförmigkeit keine Gesetze und folglich keine Kausalität zu erkennen vermöchten […].« (Moritz Schlick, »Naturphilosophische Betrachtungen über das Kausalprinzip«, a. a . O., S.  464 [= PhB 742, S.  10  f.]) 142  Schlick ging hier auf die Ausführungen Einsteins in »Die Grundlage der allgemeinen Relativitätstheorie« ein, in: Annalen der Physik 49 (1916), S.  769–822, spez. S.  771  ff. (= CPAE 6, Doc. 30), wonach »das Kausalitätsgesetz […] nur dann den Sinn einer Aussage über die Erfahrungswelt [hat], wenn als Ursachen und Wirkungen letzten Endes nur beobachtbare Tatsachen auftreten«, »[d]ie Newtonsche Mechanik« jedoch »auf diese Frage keine befriedigende Antwort« gibt. Schlick schrieb dazu: »Diese Formulierung erscheint mir aber nicht ganz einwandfrei. Man braucht die Newtonsche Lehre wohl nicht so aufzufassen, als erkläre sie den Galileischen Raum, der ja freilich keine beobachtbare Sache ist, für die Ursache der Zentrifugalkräfte, sondern

Brief 21, S.  37  ff.

154

Anmerkungen

man kann die Redeweise vom absoluten Raum wohl auch als eine Umschreibung der bloßen Tatsache des Daseins dieser Kräfte betrachten; sie wären dann eben ein schlechthin Gegebenes, und die Frage, aus welchem Grunde sie bei dem einen Körper auftreten, bei dem anderen fehlen, würde auf derselben Stufe stehen wie die Frage, aus welchem Grunde sich an dem einen Ort der Welt ein Körper befinde, am andern nicht. Die absolute Rotation braucht nicht als die Ursache der Abplattung bezeichnet zu werden, sondern man kann sagen: jene ist eben durch diese definiert. Ich glaube also, daß Newtons Dynamik hinsichtlich des Kausalprinzips ganz in Ordnung ist; gegen den Einwand, sie führe bloß fingierte Ursachen ein, könnte sie sich wohl verteidigen, wenn auch Newtons eigene Ausdrucksweise nicht korrekt war.« (Moritz Schlick, Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Ein­ führung in das Verständnis der Relativitäts- und Gravitationstheorie. Dritte, vermehrte und verbesserte Auflage, Berlin: Springer 1920, S.  41, Fn.  1 [= MSGA I/2, S.  220, Fn.]) 143  Schlick hatte dazu ausgeführt: »Wir erinnern uns, daß die Begriffe von Ursache und Wirkung nur auf Vorgänge angewandt werden dürfen. Die Gestalt eines Körpers als solche ist aber kein Vorgang, man darf daher streng genommen nach einer Ursache der Gestalt gar nicht fragen, sondern muß sie als Tatsache hinnehmen […].« (Moritz Schlick, »Naturphilosophische Betrachtungen über das Kausalprinzip«, a. a . O., S. 469 [= PhB 742, S.  25]) 144  Die Seitenangabe verweist auf die nicht überlieferte Manuskriptfassung des Aufsatzes. Bezogen auf die Druckfassung (siehe Anm.  139) verweist Einstein auf Schlicks Formulierung auf S. 471 (= PhB 742, S.  30), dort heißt es: »Die Zustände im Gravitationsfelde selbst sind als Vorgänge aufzufassen, jeweils unmittelbar verursacht durch diejenigen in der nächsten Nachbarschaft, mittelbar in letzter Linie durch alle vorhandenen Massen […].« 145  Einstein bezog sich hier auf Schlicks von der speziellen Relativitätstheorie nahegelegte Überlegung, dass »die Massen als Energien zu betrachten« sind, »womit auch ihnen Prozeßcharakter zugesprochen war«. Unberechtigt erschien es Einstein aber, was Schlick daraus als »vom erkenntnistheoretischen Gesichtspunkt bemerkenswert«

Anmerkungen

155

folgerte, nämlich »daß das Gravitationsfeld nicht etwas in demselben Sinne Wahrnehmbares darstellt, wie die Bewegungen sichtbarer Körper zueinander«. (Ebenda, S.  471 [= PhB 742, S.  30]) 146  Schlick schrieb dazu: »Nur auf die Erstreckung in der Zeitrichtung findet das Kausalprinzip Anwendung. Wenn es Gesetze gibt, deren Geltungsbereich gänzlich innerhalb der drei andern Dimensionen bleibt, so würden wir die durch sie bestimmten Zusammenhänge niemals als kausale bezeichnen. Sie würden einen gänzlich andern Charakter tragen. Das ist so gewiß, als für unsere Bewußtseinswirklichkeit zeitliche Dauer und räumliche Ausdehnung etwas ganz Verschiedenes und Unvergleichbares sind.« (Ebenda, S.  474 [= PhB 742, S.  39]) 147  Siehe dazu den Schluss von Brief 20. 148  Siehe dazu die Einleitung, S.  X XX   f. 149  Es handelt sich hier um den Entwurf für den am folgenden Tag neu formulierten Brief 22 b. 150  Vgl. Albert Einstein, »Dialog über Einwände gegen die Relativitätstheorie«, in: Die Naturwissenschaften 6, Heft 48 (1918), S.  699 (= CPAE 7, Doc. 13). 151  Es handelt sich um Schlicks kurz darauf erscheinenden Artikel »Naturphilosophische Betrachtungen über das Kausalprinzip«, in: Die Naturwissenschaften 8, Heft 24 (1920), S. 461–474 (= PhB 742, S. 3–40). Siehe auch die Briefe 20 und 21 sowie dort die Anm. 125 bzw. 139. 152  Siehe dazu auch Moritz Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre (= Naturwissenschaftliche Monographien und Lehrbücher, Bd. 1), Berlin: Springer 1918 (= MSGA I/1), § 40. 153  Der Philosoph und Zoologe Hans Driesch lehrte von 1909 bis 1920 an der Universität Heidelberg, wechselte dann nach Köln und folgte bereits 1921 einem Ruf an die Universität Leipzig. Seine Untersuchungen sind bis heute von fundamentaler Bedeutung für den Vitalismus, den er auf neue Art begründete und der in naturwissenschaftlichen und philosophischen Kreisen viel Beachtung fand (siehe dazu u. a. Hans Driesch, »Mein System und sein Werdegang«, in: Raymund Schmidt [Hg.], Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdar­ stellungen, Erster Band: Paul Barth / Erich Becher / Hans Driesch / Karl Joël / Alexius Meinong / Paul Natorp / Johannes Rehmke / Johannes Vol­

Brief 22 a, S.  40  ff.

Brief 22 b, S.  43  ff.

156

Brief 23, S.  47

Brief 24, S.  48

Anmerkungen

kelt, Leipzig: Felix Meiner 1921, S.  43–70). Schlick hat dessen Bücher Die Logik als Aufgabe. Eine Studie über die Beziehung zwischen Phä­ nomenologie und Logik, zugleich eine Einleitung in die Ordnungslehre (Tübingen: Mohr 1913) sowie Der Begriff der organischen Form (Berlin: Bornträger 1919) rezensiert, in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie 40 (1916), S.  257  ff. bzw. Die Naturwissen­ schaften 8, Heft 32 (1920), S.  637 (= MSGA I/5, S.  205  f.). 154  Das Zitat konnte nicht nachgewiesen werden. 155  Zu dem misslungenen Zusammentreffen siehe weiterführend die Briefe 24 und 25. 156  Moritz Schlick, Space and Time in Contemporary Physics. An Introduction to the Theory of Relativity and Gravitation. Rendered into English by Henry L. Brose, with an Introduction by Frederick A. Lindemann, Oxford: Clarendon Press / New York: Oxford University Press 1920. 157  Moritz Schlick, »Naturphilosophische Betrachtungen über das Kausalprinzip«, in: Die Naturwissenschaften 8, Heft 24 (1920), S.  461– 474 (= PhB 742, S.  3–40). 158  Siehe dazu auch die späteren Bemerkungen am Schluss von Brief 32. Zwischen 1912 und 1936 bot Schlick regelmäßig Lehrveranstaltungen zur Naturphilosophie an. 159  Siehe zu dem misslungenen Zusammentreffen die nachfolgenden Briefe 24 und 25. 160  Einstein reiste auf Einladung der Königlich-Dänischen Astronomischen Gesellschaft nach Kopenhagen und hielt dort am 25. Juni 1920 in der Technischen Universität einen Vortrag zum Thema »Gravitation und Geometrie«. 161  Der nach dem Tod von Tycho Brahe (1546–1601) zwischen 1637 und 1642 im Stadtzentrum von Kopenhagen errichtete Rundetårn diente bis 1861 als Observatorium der Universität Kopenhagen und beherbergt noch heute das älteste funktionsfähige Observatorium Euro­ pas. Während ihres Aufenthaltes wohnten Einstein und seine Stieftochter in der Sternwarte (vgl. CPAE 10, Calendar June 24, 1920). 162  Ilse Einstein (1897–1934), die ältere Tochter von Einsteins zweiter Frau Elsa, stammte aus deren erster Ehe mit dem Berliner Textilhänd-

Anmerkungen

157

ler Max Löwenthal (1864–1914). Sie war Einsteins erste Sekretärin und begleitete ihren Stiefvater auf dieser Reise. 163  Der Wunsch nach einem Zusammentreffen wurde erstmals am Schluss von Brief 20 geäußert. 164  Siehe Brief 24. 165  Dieser Brief von Elsa Einstein ist nicht überliefert. 166  Einstein hatte im holländischen Leiden ab Herbst eine Gastprofessur inne, in den folgenden Jahren hielt er sich dort mehrmals für ­einige Wochen auf. Seine Antrittsvorlesung hielt er am 27. Oktober 1920 (nicht wie ursprünglich geplant und auf der Veröffentlichung angegeben am 5. Mai), vgl. Albert Einstein, Äther und Relativitätstheo­ rie. Rede Gehalten am 5. Mai 1920 an der Reichs-Universität zu Leiden, Berlin: Springer 1920 (= CPAE 7, Doc. 38). 167  Möglicherweise die Fragment gebliebene Schrift Die Philosophie der Jugend (vgl. Brief 20, Anm.  135). 168  Max Born, Die Relativitätstheorie Einsteins und ihre physika­ lischen Grundlagen gemeinverständlich dargestellt (= Naturwissen­ schaftliche Monographien und Lehrbücher, Bd.  3), Berlin: Springer 1920. Vgl. dazu die Briefe von Born an Schlick vom 6. Juli und 8. September 1920, NHA Inv.-Nr.  093/Born-4 und Born-5. 169  Siehe Brief 22 b. 170  Einstein spricht in seiner bereits im April fertiggestellten Leidener Antrittsvorlesung von einem »Machschen Äther«, der »nicht nur das Verhalten der trägen Masse [bedingt], sondern […] in seinem Zustand auch bedingt durch die trägen Massen« wird (Albert Einstein, Äther und Relativitätstheorie. Rede Gehalten am 5. Mai 1920 an der Reichs-Universität zu Leiden, Berlin: Springer 1920, S.  317 [= CPAE 7, Doc. 38]); siehe dazu auch Brief 25, Anm.  166. 171  Rudolf Heinrich Weber (1874–1920) war seit 1907 Professor in Rostock und am 3. August verstorben. 172  Schlick spielt hier auf Einsteins Aufenthalt in dessen Haus anlässlich der 500-Jahr-Feier der Universität an (vgl. Brief 11). 173  Schlick wandte sich in dieser Angelegenheit auch an Born, siehe dazu im Anhang den Brief A 9 von Born an Schlick vom 8. September 1920.

Brief 25, S.  49  f.

Brief 26, S.  51  f.

Brief 27, S.  53  ff.

158

Anmerkungen

174  Der Physiker Emil Cohn (1854–1944) war seit April 1919 Honorarprofessor in Rostock. 175  Otto Haupt (1887–1988) wurde 1920 ordentlicher Professor für Mathematik in Rostock, erhielt aber schon 1921 einen Ruf nach Erlangen, den er annahm. 176  Siehe dazu die Ausführungen in Brief 35. 177  Moritz Schlick, »Einsteins Relativitätstheorie«, in: Mosse Alma­ nach 1921, Berlin: Mosse 1920, S.  105–123 (= PhB 733, S.  106–124). 178  Gemeint ist Brief 26. 179  Schlick fügte in die 4. Auflage einen neuen Absatz ein, der die Anregungen Einsteins aufnahm. Siehe Moritz Schlick, Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der Re­ lativitäts- und Gravitationstheorie. Vierte, vermehrte und verbesserte Auflage, Berlin: Springer 1922, S.  46  f. (= MSGA I/2, S.  220  f.) 180  Am 24. August 1920 fand in der (Alten) Berliner Philharmonie eine turbulente Vortrags- und Diskussionsveranstaltung von Gegnern und Befürwortern der Relativitätstheorie statt, an der auch Einstein teilnahm. Organisator war die Arbeitsgemeinschaft deutscher Natur­ forscher zur Erhaltung reiner Wissenschaft, deren erklärtes Hauptziel es war, »die Auswüchse der Allgemeinen Relativitätstheorie einer­ seits und die Art ihrer Propaganda andererseits zu bekämpfen« (Paul Weyland, Betrachtungen über Einsteins Relativitätstheorie und die Art ihrer Einführung. Vortrag, gehalten am 24. August 1920 zu Ber­ lin [= Schriften aus dem Verlage der Arbeitsgemeinschaft deutscher Naturforscher zur Erhaltung reiner Wissenschaft e. V., Heft 2], Berlin: Arbeitsgemeinschaft deutscher Naturforscher zur Erhaltung reiner Wissenschaft e. V. 1920, S.  3). Weiterführend u. a. CPAE 10, Doc.  111, Anm.  1 sowie Hubert Goenner, »The Reaction to Relativity Theory I: The Anti-Einstein Campaign in Germany in 1920«, in: Einstein in Con­ text, edited by Mara Beller, Jürgen Renn, and Robert S.  Cohen, Cambridge: Cambridge University Press 1993, S.  107–133; Milena Wazeck, Einsteins Gegner. Die öffentliche Kontroverse um die Relativitätstheo­ rie in den 1920er Jahren, Frankfurt a. M. / New York: Campus 2009 bzw. Dieter Hoffmann, Einsteins Berlin, Berlin: Verlag für Berlin-Brandenburg 2018, S.  101–106.

Anmerkungen

159

181  Im Verlaufe des Jahres 1920 lud die Berliner Ortsgruppe des 1906 von Ernst Haeckel (1834–1919) in Jena gegründeten Deutschen Monis­ tenbundes Schlick zu einem Vortrag ein. In dem überlieferten Entwurf seines möglicherweise an den Physiker Georg Graf von Arco (1869– 1940), Mitbegründer der Telefunken-Gesellschaft und damaliger Vorsitzender der Ortsgruppe, gerichteten Antwortschreibens hieß es mit Blick auf den vom Veranstalter vorgeschlagenen Titel: »Ich erlaube mir den Wunsch auszusprechen, dem Vortrag nicht die Überschrift ›Lebensweisheit‹ zu geben, da dies etwas lehrhaft-anmaßend klingt, sondern dafür etwa ›Der Sinn des Lebens‹ zu sagen.« (Moritz Schlick an den Monistenbund [Entwurf ], [1920], NHA Inv.-Nr.  109/Moni/D-2; das Manuskript des Vortrages ebenda, Inv.-Nr.  018, A.  71 a/b) Die Veranstaltung fand am Abend des 25. Februar 1921 im Werner-Siemens-Realgymnasium in Berlin-Schöneberg statt. Ein zweites Mal wurde der Vortrag am 20. Juni 1922 im Rahmen der von der Universität Kiel veranstalteten und durch die Schleswig-Holsteinische Studentenhilfe organisierten »Akademischen Woche« in der Aula der Kieler Universität gehalten und schließlich 1927 in bearbeiteter Form veröffentlicht: »Vom Sinn des Lebens«, in: Symposion 4 (1927), S.  331–354 (= MSGA I/6, S.  99–125). 182  Hans Reichenbach, Relativitätstheorie und Erkenntnis Apriori, Berlin: Springer 1920. Siehe dazu auch Schlicks Besprechung in: Die Naturwissenschaften 10, Heft 39 (1922), S.  873/874 (= PhB 733, S.  180  f.). Einstein hatte Schlick auf das Buch hingewiesen, vgl. Brief 17 sowie dort die Anm.  111. 183  Vgl. Moritz Schlick an Hans Reichenbach, 25. September 1920 (ASP HR 015-63-23), Hans Reichenbach an Moritz Schlick, 17. Oktober 1920 (NHA Inv.-Nr.  115/Reich-1), Moritz Schlick an Hans Reichenbach, 26. November 1920 (ASP HR 015-63-22) sowie Hans Reichenbach an Moritz Schlick, 29. November 1920 (NHA Inv.-Nr.  115/Reich-2). 184  Für den Hintergrund dieser Bemerkung und Schlicks geplanten Besuch in Berlin im Februar 1921 vgl. Brief 27, Anm.  181. 185  Sowohl Einstein (zu seiner Position siehe dessen Geometrie und Erfahrung, Berlin: Springer 1921 [= CPAE 7, Doc. 52]) als auch Schlick (hier sei verwiesen auf die 2. Aufl. von Raum und Zeit in der gegenwär­ tigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Re­

Brief 28, S.  56  ff.

160

Anmerkungen

lativitäts- und Gravitationstheorie, spez. Kap. 5 [= MSGA I/2, S.  209– 215]) sahen in dem Werk des französischen Mathematikers, Physikers und Wissenschaftsphilosophen Henri Poincaré einen der zentralen Bezugspunkte für ihre eigenen Überlegungen zur Rolle von Begriffen und Erfahrungen in den Wissenschaften. 186  Gemeint ist Max Born, Die Relativitätstheorie Einsteins und ihre physikalischen Grundlagen gemeinverständlich dargestellt (= Natur­ wissenschaftliche Monographien und Lehrbücher, Bd.  3), Berlin: Springer 1920. Born hatte in diesem Zusammenhang an Schlick geschrieben: »Ich habe Herrn Springer gebeten, Ihnen Korrekturabzüge meines Buches über Relativitätstheorie zu schicken, weil ich annehme, daß Sie vielleicht Interesse für meinen Versuch der Darstellung haben. Ich wäre Ihnen für kritische Bemerkungen sehr dankbar.« (Max Born an Moritz Schlick, 6. Juli 1920, NHA Inv.-Nr.  093/Born-4) 187  Schlick bezog sich hier auf Max Born, Die Relativitätstheorie Einsteins und ihre physikalischen Grundlagen gemeinverständlich dargestellt, a. a . O., S.  163. Dort heißt es: »Der substantielle Äther verschwindet von jetzt an aus der Theorie. An seine Stelle tritt das abstrakte ›elektromagnetische Feld‹ als bloßes mathematisches Hilfsmittel zur bequemeren Beschreibung der Vorgänge in der Materie und ihrer gesetzmäßigen Zusammenhänge.« 188  Siehe dazu im Anhang den Brief A 9 von Max Born an Moritz Schlick vom 8. September 1920. 189  Einstein nahm an der 86. Versammlung der Gesellschaft Deut­ scher Naturforscher und Ärzte teil, die vom 19. bis 25. September 1920 in Bad Nauheim stattfand und zu der über 2.600 Teilnehmer anreisten. Am 23. September kam es im Badehaus 8 zu einer denkwürdigen Diskussion zwischen Einstein und dem Physik-Nobelpreisträger von 1905 Philipp Lenard (1862–1947) (zum Inhalt der Diskussion siehe CPAE 7, Doc.  46). Weiterführend Arne Schirrmacher, »Neue Physik im Kurbad. Die Naturforscherversammlung 1920 in Bad Nauheim leitete eine Neuausrichtung der Physik in Deutschland ein«, in: Physik Journal 19, Heft 10 (2020), S.  36–41. 190  Auf Einladung des Harburger Vereins für Kunst und Wissen­ schaft hielt Schlick dort am 18. Januar 1921 einen Vortrag (vgl. Ver-

Anmerkungen

161

ein für Kunst und Wissenschaft an Moritz Schlick, 24. September und 1. Oktober 1920, NHA Inv.-Nr.  121/Ver/KW-1 und 2). 191  Dieser Artikel ließ sich bisher nicht nachweisen. Es findet sich auch im Nachlass keinerlei Hinweis darauf, ausgenommen ein Brief von Paul Block (1862–1934), Feuilleton-Redakteur des Berliner Tageblatts, in dem es heißt: »Er [d. i. der Artikel] soll in etwa 14 Tagen erscheinen.« (vgl. Berliner Tageblatt an Moritz Schlick, 18. September 1920, NHA Inv.-Nr.  092/Berl/T-1) 192  Moritz Schlick, »Einsteins Relativitätstheorie«, in: Mosse Alma­ nach 1921, Berlin: Mosse 1920, S.  105–123 (= PhB 733, S.  106–124). 193  Ein von dieser Zeitschrift angeforderter Artikel konnte bis dato nicht aufgefunden werden (vgl. The Monist an Moritz Schlick, 23. September 1920, NHA Inv.-Nr.  109/Monis-1). 194  Einstein veröffentlichte am 27. August 1920 im Berliner Tage­ blatt unter der Überschrift »Meine Antwort. Ueber die antirelativitätstheoretische G.m.b.H.« (= CPAE 7, Doc.  45) einen Artikel, in dem er sich zu den in der Berliner Philharmonie vorgebrachten Angriffen von Ernst Gehrcke (1878–1960) und Paul Weyland (1888–1972) (vgl. Brief 27, Anm.  180) äußerte. Der Artikel schloss: »Es wird im Auslande, besonders auf meine holländischen und englischen Fachgenossen H. A. Lorentz und Eddington, die sich beide eingehend mit Relativitätstheorie beschäftigt und darüber wiederholt gelesen haben, einen sonderbaren Eindruck machen, wenn sie sehen, daß die Theorie sowie deren Urheber in Deutschland selbst derart verunglimpft wird.« Zudem fand sich unter der Überschrift »Albert Einstein will Berlin verlassen!« eine redaktionelle Nachbemerkung, in der es u. a. hieß: »Die Berliner Universität hat die Pflicht, alles zu tun, um diesen hervorragenden Lehrer und Gelehrten sich und Berlin zu erhalten. Und Albert Einstein, der über niedrigen Anwürfen steht, wird hoffentlich nach ruhigerer Ueber­ legung seinen Feinden nicht den Gefallen erweisen, vor ihrem sinnlosen Geschrei den Platz zu räumen. Wer die Ehre deutscher Wissenschaft auch in Zukunft hochhalten will, muß jetzt zu diesem Manne stehen.« 195  Moritz Schlick, Space and Time in Contemporary Physics. An Introduction to the Theory of Relativity and Gravitation. Rendered into English by Henry L. Brose, with an Introduction by Frederick A.

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Anmerkungen

Lindemann, Oxford: Clarendon Press / New York: Oxford University Press 1920. 196  Erwin F. Freundlich, The Foundations of Einstein’s Theory of Gra­ vitation. Authorised English Translation by Henry L. Brose, Preface by Albert Einstein, Introduction by H. H. Turner, Cambridge: Cambridge University Press 1920. 197  Die von Schlick eingesandte Arbeit (»Einstein’s Theory of Relativity«, NHA Inv.-Nr.  165, A. 142 [unvollständiges Typoskript]) wurde von der Jury zwar in die engere Wahl gezogen, den Preis erhielt jedoch Lyndon Bolton (1860–1942), seit 1885 Angestellter des Britischen Patentamtes in London. Siehe dazu Malcolm Bird an Moritz Schlick, 25. Mai 1921, NHA Inv.-Nr.  092/Bird-1 sowie Klaus Hentschel, »Zwei vergessene Texte Moritz Schlicks«, in: Centaurus 31 (1988), S.  300–311 bzw. Fynn Ole Engler, »Moritz Schlicks Beitrag zum Einstein-Wettbewerb des Scientific American«, in: Friedrich Stadler und Hans Jürgen Wendel (Hgg.), Stationen. Dem Philosophen und Physiker Moritz Schlick zum 125. Geburtstag (= Schlick-Studien, Bd.  1), Wien  /  New York: Springer 2009, S.  281–291. 198  Vgl. dazu Moritz Schlick an Paul Hensel, 21. Mai bzw. 19. Juni 1921 sowie Paul Hensel an Moritz Schlick, 22. Juni 1921, NHA Inv.-Nr.  103/ Hens-3, Hens-4 und Hens-1, außerdem Erich Becher an Moritz Schlick, 27. Juni bzw. 10. September 1921, ebenda, Inv.-Nr.  092/Bech-11 bzw. Bech-14; siehe auch Brief 31, Anm.  210. 199  Siehe dazu Brief 27. 200  Wilhelm Lenz (1888–1957) war in den Jahren 1920/21 als außerordentlicher Professor für theoretische Physik an der Universität Rostock tätig, bevor er nach Hamburg berufen wurde. Mit ihm hatte Schlick eine ausgiebige Korrespondenz und Lenz stellte offenbar auch den Kontakt zu Wolfgang Pauli jun. (1900–1958) her. 201  Gemeint waren die Physiker Paul Peter Ewald (1888–1985), der 1921 eine Professur an der Technischen Hochschule Stuttgart erhielt, und Walther Kossel (1888–1956), der im selben Jahr zum Professor für theoretische Physik in Kiel berufen wurde. 202  Das Thema der Preisaufgabe lautete: »Das Verhältnis der Einsteinschen Relativitätslehre zur Philosophie der Gegenwart mit bes.

Anmerkungen

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Rücksicht auf die Philosophie des Als Ob«. Neben Schlick fungierten Ernst von Aster und Max von Laue (1879–1960) als Preisrichter. Vgl. Annalen der Philosophie 2, Heft 4 (1921), S.  561–564, siehe dazu u. a. auch die Briefe von Hans Vaihinger an Schlick bzw. an Einstein vom 13. Juli 1920 (NHA Inv.-Nr.  121/Vai-11 bzw. CPAE 10, Calendar July 13, 1920). 203  Bezug genommen wurde hier auf den Physiker Otto Wiener (1862–1927), der seit 1899 Professor in Leipzig war. Vgl. Hans Vaihinger an Moritz Schlick, 22. August 1920, NHA Inv.-Nr.  121/Vai-14. 204  Einstein besuchte im Vorjahr Norwegen bzw. Dänemark, siehe die Briefe 20 bzw. 24. 205  Auf dem Weg von seinem auf der Halbinsel Fischland gelegenen Urlaubsort Wustrow nach Kiel, wo er sich bei Hermann Anschütz-Kaempfe (1872–1931) aufhielt, traf sich Einstein in Rostock mit Schlick (vgl. Albert Einstein an Hermann Anschütz-Kaempfe, 22. Juli 1921 sowie ders. an Elsa Einstein 1. August 1921, in: CPAE 12, Doc. 189 bzw. 198). 206  Moritz Schlick, »Kritizistische oder empiristische Deutung der neuen Physik? Bemerkungen zu Ernst Cassirers Buch ›Zur Einsteinschen Relativitätstheorie‹«, in: Kant-Studien 26 (1921), S.  96–111 (= PhB 733, S.  125–143). 207  Mit dem Gestaltpsychologen Wolfgang Köhler (1887–1967), der bis 1935 Direktor des Psychologischen Instituts der Friedrich-Wilhelms-­ Universität war, stand Schlick in einem intensiven Gedankenaustausch. 208  Der Psychologe Max Wertheimer (1880–1943) war seit 1916 Privatdozent an der Universität Frankfurt. 1922 wurde er als a. o. Professor an die Berliner Universität berufen. 209  Vgl. Wolfgang Köhler an Albert Einstein, 26. April 1922 (in: CPAE 13, Calendar of Abstracts, Doc. 174). 210  Schlick, dem durch Vermittlung von Erich Becher zuvor die Professur des im September 1920 verstorbenen Richard Falckenberg (1851–1920) an der Universität Erlangen in Aussicht gestellt worden war (vgl. Brief 28, Anm.  198), hatte am 16. Oktober 1921 den Ruf der Kieler Christian-Albrechts-Universität als Nachfolger von Götz Martius angenommen (vgl. dazu Hochschulkorrespondenz. Zeitungskorre­

Brief 29, S.  59

Brief 30, S.  60

Brief 31, S.  61  ff.

164

Anmerkungen

spondenz für Wissenschaft, Kunst, Literatur usw. Hg. von Dr. Alexander Wiesenberg, Berlin-Friedenau, Nr.  202 bzw. 216, 19. Jg., 6. bzw. 22. September 1921). Seine Familie (die Kinder waren beide schulpflichtig) wohnte weiterhin in Rostock, er selbst bezog in Kiel-Düsternbrook ein Zimmer in der Pension von Margarethe Trede in der Hohenbergstraße 1. Die Bestallung als ordentlicher Professor in der Philosophischen Fakultät erfolgte am 19. November. Schlick wurde Direktor des Philosophischen Seminars und war verpflichtet, wöchentlich mindestens sechs Stunden Privatvorlesungen oder Seminarübungen abzuhalten. Da er die Stelle im bereits laufenden Semester antrat, finden sich im Vorlesungsverzeichnis für das Wintersemester 1921/22 keinerlei Hinweise auf die von Schlick angekündigten bzw. tatsächlich abgehaltenen Lehrveranstaltungen. Lediglich in einem Brief an Reichenbach hieß es, dass er in diesem Semester »nur philosophiegeschichtliche Vorlesungen gehalten habe, auch mehrfach verreist und krank war« (Moritz Schlick an Hans Reichenbach, 27. Januar 1922, ASP HR 015-63-17). 211  Moritz Schlick, Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitäts- und Gravitationstheorie. Vierte, vermehrte und verbesserte Auflage, Berlin: Springer 1922. 212  Einstein hielt sich ab dem 5. Juli 1922 für eine Woche in Kiel auf; vgl. Albert Einstein an Hermann Anschütz-Kaempfe, 1. Juli 1922 (in: CPAE 13, Doc. 257). 213  Vom 17. bis 24. September 1922 fand in der Alberthalle des Leipziger Krystall-Palastes die Hundertjahrfeier der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte statt. Die erste allgemeine Sitzung wurde mit dem Hauptvortrag Max von Laues zum Thema »Die Relativitätstheorie in der Physik« eröffnet, daran anschließend sprach Schlick über »Die Relativitätstheorie in der Philosophie« (= PhB 733, S.  144–159). Siehe dazu Max Planck an Moritz Schlick, 27. September 1922, NHA Inv.-Nr.  104/Hu-1. 214  Vgl. Albert Einstein an Max Planck, 6. Juli 1922 und Max von Laue an Albert Einstein, 8. Juli 1922 (in: CPAE 13, Doc.  266 bzw. 271) sowie Max von Laue an Moritz Schlick, 17. Juli 1922 (NHA Inv.-Nr.  108/Lau36). Der von Planck verwendete Begriff »Mörderbande« steht ganz of-

Anmerkungen

165

fensichtlich im Zusammenhang mit der Ermordung Walther Rathenaus am 26. Juni 1922 und den anschließenden Morddrohungen gegen Einstein (vgl. Max Planck an Einstein, 8. Juli 1922, in: CPAE 13, Doc.  272). 215  Vom österreichischen Bundesministerium für Inneres und Unterricht erhielt Schlick Ende 1921 die Mitteilung, dass man beabsichtigte, ihn an die Universität Wien zu berufen (Bundesministerium an Moritz Schlick, 28. Dezember 1921, NHA Inv.-Nr.  093/Bund-1). Vier Monate darauf entschloss er sich, den Ruf anzunehmen (Moritz Schlick an Bundesministerium, 20. April 1922, ebenda, Inv.-Nr.  093/Bund-10). Seine endgültige Entscheidung teilte er dem für ihn zu diesem Zeitpunkt zuständigen Preußischen Ministerium für Unterricht und Bildung in Berlin allerdings erst am 26. Juli 1922 mit (GStA PK, I. HA Rep.  76, Va Sekt. 9 Tit. IV Nr.  1 Bd.  19, Bl. 36). 216  Siehe Brief 30. 217  Köhler hatte in diesem Sinne an Schlick geschrieben: »Nun schreiben Sie, Ihr Nachfolger solle Philosoph sein. Umsomehr möchte ich noch einmal und aus vollster Überzeugung Wertheimer vorschlagen, weil ich ihn, ganz abgesehen von seiner Bedeutung als Psychologe, für bei weitem den produktivsten und wertvollsten Kopf unter allen Philosophen halte, die z. Z. noch nicht Ordinarien sind. Tatsächlich liegen die Dinge ja so, dass Wertheimer schon seit längerer Zeit mit der philosophischen Grundlegung und der philosophischen Anwendung der Gestalttheorie eigentlich vielmehr beschäftigt ist als mit psychologischen Fragen, übrigens aber auch schlechthin mit Philosophie, insbesondere Logik, in einem Masse, dass wir Psychologen es bisweilen fast bedauern. Denn uns liegt natürlich zunächst in der Beseitigung unserer Schwierigkeiten. Hier in Berlin ist Wertheimer, wenn man die Wahrheit sagen will, schon seit Semestern eigentlich der Logiker und Erkenntnistheoretiker; das kann man schon an dem ganz ungewöhnlichen Besuch seiner Vorlesung auf diesem Gebiete sehen, die mehr Zulauf haben als die der Ordinarien. […] Ich schlage also Wertheimer als Philosophen vor und bitte Sie, es ihm und meiner Empfehlung nicht als ein Minus anzurechnen, dass wir, Wertheimer und ich, nebenbei auch befreundet sind. Ich würde auch meine besten Freunde nur aus sachlichen Gründen empfehlen und nur soweit, als solche vorliegen.«

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Brief 32, S.  64

Anmerkungen

(Wolfgang Köhler an Moritz Schlick, 1. Juni 1922, NHA Inv.-Nr.  106/ Koe-8) Hingegen hatte Erich Becher Schlick gegenüber in einem Brief am 16. Juni 1922 betont, dass Wertheimer als Philosoph nicht in Frage käme (ebenda, Inv.-Nr.  092/Bech-18). 218  Der Philosoph Ernst von Aster war seit 1920 Lehrstuhlinhaber in Gießen. Von Aster selbst hatte in einem Brief an Schlick vom 28. Juni eine Berufung Wertheimers nach Kiel befürwortet (siehe NHA Inv.-Nr.  091/Ast-3). 219 Vgl. dazu den undatierten Entwurf dieses Schreibens, NHA Inv.-Nr.  124/N.N-25. 220  Gemeint war der Logiker und evangelische Theologe Heinrich Scholz (1884–1956). 221  Am 28. Januar 1922 hatte Schlick, auch auf die Hyperinflation in Österreich anspielend, an seinen Bruder Hans geschrieben: »Vom deutschen Standpunkt aus ist es höchst wichtig, dass deutsche Professoren möglichst zahlreich in Wien wirken, denn was soll aus der großen schönen Universität werden, wenn kein Reichsdeutscher das Opfer auf sich nehmen wollte, unter den gegenwärtigen Umständen einem Ruf nach Österreich zu folgen? Wenn dann, was ja alle hoffen, die Vereinigung mit dem Reich doch einmal zur Tatsache wird, würde diese Entsagung übrigens reichlich belohnt werden.« (NHA Inv.-Nr.  130) Vgl. dazu auch die entsprechende Bemerkung von Einstein in Brief 11. 222  Einstein hielt sich vom 17. November bis zum 29. Dezember 1922 in Japan auf (vgl. seine Reiseaufzeichnungen, in: CPAE 13, Doc. 379). 223  Am 7. Oktober 1922 bezog Schlick mit seiner Familie die in der Nähe zum Schloss Belvedere, im IV. Wiener Bezirk gelegene Wohnung Nr.  4 in der Prinz-Eugen-Straße (am Haus befindet sich heute eine Gedenktafel). 224  Franz Selety widmete sich privaten Studien zur Philosophie und Kosmologie, siehe Selety, »Beiträge zum kosmologischen Problem«, in: Annalen der Physik 68 (1922), S.  281–334. Siehe auch Franz Selety an Albert Einstein, 11. September 1922 (in: CPAE 13, Doc. 350). Dazu auch Tobias Jung, »Franz Selety (1893–1933?). Seine kosmologischen Arbeiten und der Briefwechsel mit Einstein«, in: Acta Historica Astro­ nomiae 27 (2005), S.  125–141.

Anmerkungen

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225  Albert Einstein, »Bemerkungen zu der Franz Seletyschen Arbeit ›Beiträge zum kosmologischen System‹«, in: Annalen der Physik 69 (1922), S.  436–438 (= CPAE 13, Doc. 370). Siehe dazu Albert Einstein an Franz Selety, 25. September 1922 (ebenda, Doc. 371) sowie Se­lety, »Erwiderung auf die Bemerkungen Einsteins über meine Arbeit ›Beiträge zum kosmologischen Problem‹«, in: Annalen der Physik 72 (1923), S.  58–66. 226 Vgl. Hans Vaihinger an Moritz Schlick, 13. Juli 1920, NHA Inv.-Nr.  121/Vai-11. Die Beurteilungen der Arbeiten finden sich gleichfalls in Schlicks Nachlass (Inv.-Nr.  163, A. 127 bzw. Inv.-Nr.  170, A. 166). 227  Herbert Feigl (1902–1988) war später Schlicks Assistent. 1929 emigrierte er in die USA, wo er 1953 in Minneapolis  /  MN das Min­ nesota Center for Philosophy of Science, das erste Zentrum dieser Art in Amerika, gründete und bis 1971 als dessen Direktor tätig war. 228  Vgl. dazu im Anhang den Brief A 11 von Herbert Feigl an Moritz Schlick vom 26. Juli 1923. 229  Albert Einstein, »Bemerkung zu meiner Arbeit ›Zur Allgemeinen Relativitätstheorie‹«, in: Sitzungsberichte der Preussischen Akademie der Wissenschaften (Berlin), Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 12. April 1923, S.  76/77 (= CPAE 14, Doc. 13). 230  Schlick verlebte den Urlaub im oberbayerischen Untergrainau bzw. in Mittenwald. 231  Vgl. Moritz Schlick, »Naturphilosophie«, in: Max Dessoir (Hg.), Lehrbuch der Philosophie, Bd.  2: Die Philosophie in ihren Einzelge­ bieten, Berlin: Ullstein 1925, S.  393–492 (= MSGA I/5, S.  599–742). Zu Schlicks Beschäftigung mit Fragen der Naturphilosophie siehe Brief 23 und dort die Anm.  158. 232  Zu den Befürwortern dieses Denkmals gehörten auch Ludo M. Hartmann (1865–1924) sowie Friedrich Adler (1879–1960). Letzterer erinnerte sich später gegenüber Paulis Sohn: »Ihr Vater wandte sich an mich, da er dem großen Förderer unserer Erkenntnis ein dauerndes Denkmal setzen wollte. Der Bildhauer Heinz Peter hatte es geschaffen, Ihr Vater wünschte, daß ich es in dessen Atelier ansehe, um zu beurteilen, ob es gelungen. Die Wiener Universität lehnte aus Gründen, die ich auch heute nicht durchschaue, es ab, das Denkmal in ihre Räume aufzunehmen. Damit gelang es uns, die Wiener Stadtverwaltung dafür zu

Brief 33, S.  65

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Anmerkungen

gewinnen, daß das Denkmal im Rathauspark einen ehrenvollen Platz erhalte. Noch einmal wurde das Denkmal Gegenstand der Verfolgungswut der Banausen, wohl aus faszistischen Motiven. Es wurde aus dem Rathauspark entfernt. Aber als ich vor drei Jahren in Wien war, hatte ich die Freude, es im Rathauspark wieder errichtet zu finden.« (Friedrich Adler an Wolfgang Pauli, 8. November 1955, in: Wolfgang Pauli, Wis­ senschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u. a. / Scienti­ fic Correspondence with Bohr, Einstein, Heisenberg, a. o., Bd.  IV / Vol.  IV, Teil III / Part III: 1955–1956 [= Sources in the History of Mathematics and Physical Sciences, Bd.  17], Berlin  /  Heidelberg  /  New York: Springer 2001, S.  399  f., dort auch Anm.  11) Siehe zudem die Bemerkungen in den nachfolg. Briefen 34 bis 39 sowie 43 und 44; außerdem dazu im Anhang den Brief A 10 von Wolfgang Josef Pauli an Moritz Schlick vom 24. Januar 1923. 233  Wolfgang Ernst Pauli (1900–1958), der von 1919 bis 1921 bei Arnold Sommerfeld in München Physik studierte, war seit 1. April 1922 Assistent des Sommerfeld-Schülers Wilhelm Lenz am Institut für Theoretische Physik in Hamburg. Sein Vater Wolfgang Josef Pauli (1869– 1955) war ein anerkannter Mediziner und Professor für Kolloidchemie an der Universität Wien und nicht zuletzt ein bekennender Anhänger der Philosophie Ernst Machs, der Taufpate seines Sohnes war. 234  Auf dem Gelände des am 14. Juni 1873 eröffneten Rathausparks finden sich sowohl Denkmale für bedeutende Persönlichkeiten der Geschichte Wiens als auch für bekannte österreichische Politiker und Künstler. Insofern nimmt Mach als einziger Naturwissenschaftler eine Sonderstellung ein. 235  Einstein hielt sich vom 22. bis 24. September als Gast des österreichischen Komitees für den Palästinaaufbaufonds in Wien auf; siehe dazu das unter dem Titel »Ueber das Palästinawerk und seine Bedeutung für die jüdische Gemeinschaft« veröffentlichte Interview (in: Wie­ ner Morgenzeitung, Jg. 6, Nr.  2015, 24. September 1924, S.  1). 236  Vgl. Alfred C. Elsbach, Kant und Einstein. Untersuchungen über das Verhältnis der modernen Erkenntnistheorie zur Relativitätstheorie, Berlin  /  Leipzig: de Gruyter 1924 bzw. Albert Einstein, »Elsbachs Buch: Kant und Einstein«, in: Deutsche Literaturzeitung 45, 24. Heft (1924), Sp. 1685–1692 (= CPAE 14, Doc. 321).

Anmerkungen

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237  Hans Driesch, Relativitätstheorie und Philosophie (= Wissen und Wirken. Einzelschriften zu den Grundfragen des Erkennens und Schaf­ fens, Bd.  14), Karlsruhe: Braun 1924. 238  Vgl. Brief 22 b, Anm.  153. 239  Gemeint ist das Mach-Komitee, siehe Brief 33. 240  Es handelte sich um die Besprechung von Alfred Elsbachs (1896– 1932) Buch Kant und Einstein, siehe Brief 33, Anm.  236. 241  Es dürfte sich hier um die aus Graz stammende Barbara (Betty) Neumann (1900–1975) handeln, die 1923/24 Einsteins Sekretärin war. 242  Siehe Brief 33 sowie dort Anm.  232. 243  Vgl. Hans Abels, »Machs Forschungen über den ›sechsten Sinn‹«, in: Neue Freie Presse, Nr.  22178, 13. Juni 1926 (Morgenblatt), S.  33; siehe auch Brief 39, Anm.  275. 244  In dieser Sonderbeilage wurden neben Schlicks Artikel zwei Beiträge von Physikern der Universität Wien veröffentlicht. Vgl. F ­ elix Ehrenhaft, »Ernst Machs Stellung im wissenschaftlichen Leben«, in: Neue Freie Presse, Nr.  22177, 12. Juni 1926 (Morgenblatt), Chronikbeilage, S.  12 sowie Hans Thirring, »Ernst Mach und die theoretische Physik«, ebenda. 245  Vgl. Moritz Schlick, »Ernst Mach, der Philosoph«, in: Neue Freie Presse, Nr.  22177, 12. Juni 1926 (Morgenblatt), Chronikbeilage, S.  11  f. (= MSGA I/6, S.  61–68). 246  Siehe dazu Brief 37. Am selben Tag schrieb Schlick einen weiteren, fast gleichlautenden Brief an Heinrich Gomperz (1873–1942), der 1896 bei Mach promoviert hatte. Darin hieß es: »Wollen Sie nicht auch so freundlich sein, einen Beitrag zu übernehmen und etwa Ihre persönlichen Eindrücke behandeln, die Sie von ihm empfangen haben?« (vgl. Moritz Schlick an Heinrich Gomperz, 27. Dezember 1925, FDÖP Bestand Heinrich Gomperz) Gomperz lehnte jedoch ab (vgl. Heinrich Gomperz an Moritz Schlick, 29. Dezember 1925, NHA Inv.-Nr.  101/Gom-1). 247  Siehe Brief 33 sowie dort die Anm.  233. 248  Vgl. im Anhang den Brief A 12 von Moritz Schlick an Max Planck vom 23. Oktober 1925. 249  Hans Reichenbach beabsichtigte, sich in Berlin umzuhabilitieren. Dieser Plan stieß jedoch zunächst wegen seiner früheren Aktivitä-

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Brief 35, S.  67  ff.

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Anmerkungen

ten als Freistudent und seiner publizistischen Tätigkeit als 1. Vorsitzender der Sozialistischen Studentenpartei Berlin (SSPB) auf Widerstand seitens der Fakultät. In Absprache mit Einstein hatte Planck bei Schlick vertraulich angefragt, »ob nicht eine Möglichkeit dafür bestände, daß er für eine gewisse Zeit lang in Wien einen Lehrauftrag erhielte, durch den veranlaßt werden könnte, sein Habilitationsgesuch zurückzuziehen. Die materielle Seite der Sache könnte vielleicht dadurch geregelt werden, daß das Stipendium, welches er schon jetzt durch die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft bezieht, ihm einstweilen belassen wird. […] Ich füge noch hinzu, daß außer Herrn v. Laue auch die Kollegen Nernst und Einstein um diesen meinen Brief wissen, und daß die Antwort, die Sie mir darauf erteilen, uns alle vier in gleichem Maße interessieren wird.« (Max Planck an Moritz Schlick, 13.  November 1925, NHA Inv.-Nr.  113/Pla-12) Weiterführend dazu Hartmut Hecht und Dieter Hoffmann, »Die Berufung Hans Reichenbachs an die Berliner Universität. Zur Einheit von Naturwissenschaft, Philosophie und Politik«, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 30, Heft 5 (1982), S.  651–662. 250  Entsprechende Bemerkungen sind in der Korrespondenz mit Reichenbach nicht zu finden. 251  Vgl. Philipp Frank an Hans Reichenbach, 7. Januar 1926 (ASP HR 016-06-07), Moritz Schlick an Hans Reichenbach, 19. Januar 1926 (ASP HR 016-18-16) sowie Hans Reichenbach an Moritz Schlick, 24. Januar 1926 (ASP HR 016-18-15). Siehe auch Brief 38 sowie dort die Anm.  268. 252  Mit Rudolf Carnap (1891–1970) war Schlick erstmals während des Sommerurlaubs 1924 in Längenfeld in Tirol zusammengetroffen. Carnap besuchte ihn dort am 15. und 16. August. Vgl. dazu u. a. Moritz Schlick an Hans Reichenbach, 5. August 1924 (ASP HR 016-42-16), Hans Reichenbach an Rudolf Carnap, 8. August 1924 (ASP HR 029-3252) sowie Moritz Schlick an Rudolf Carnap, 9. August 1924 (ASP HR 029-32-50) sowie Carnaps Tagebucheintrag vom 12. August 1924 (Ta­ gebücher, Bd.  2: 1920–1935, hg. von Christian Damböck, unter Mitarbeit von Brigitta Arden, Roman Jordan, Brigitte Parakenings und Lois M. Rendl, Hamburg: Felix Meiner 2022). 253  Vgl. Moritz Schlick an Rudolf Carnap, 18. November 1925 (ASP

Anmerkungen

171

RC 029-32-36) sowie Rudolf Carnap an Moritz Schlick, 2. Dezember 1925 (ASP RC 029-32-33). 254  Das Buch erschien 1928 unter dem von Schlick vorgeschlagenen Titel Der logische Aufbau der Welt (Berlin-Schlachtensee: Weltkreis-Verlag); weiterführend Christian Damböck, »Die Entwicklung von Carnaps Aufbau 1920–1928«, in: Christian Damböck und Gereon Wolters (Hgg.), Der junge Carnap im historischen Kontext: 1918–1935 / Young Carnap in an Historical Context: 1918–1935, Dordrecht: Springer 2021, S.  19–53. 255  Reichenbach, »Über die physikalischen Konsequenzen der relativistischen Axiomatik«, in: Zeitschrift für Physik 34 (1925), S.  32–48. 256  Schlick bezieht sich hier auf Reichenbachs Interpretation der Ätherdriftexperimente von Dayton C. Miller (1866–1941): »Ether-Drift Experiments at Mount Wilson«, in: Proceedings of the National Aca­ demy of Sciences 11 (1925), S.  306–314. 257  Vgl. dazu Brief 35. 258 Einsteins Beitrag wurde zehn Tage später verschickt, siehe Brief 37. 259  Max Planck hielt sich anlässlich der am 7. und 8. Januar 1926 stattfindenden Kartelltagung der vereinigten reichsdeutschen und österreichischen Akademien der Wissenschaften in Wien auf; vgl. »Geheimrat Planck in Wien«, in: Neue Freie Presse, Nr.  22024, 7. Januar 1926 (Morgenblatt), Chronikbeilage, S.  6. 260  Siehe dazu Brief 35 sowie dort die Anm.  249. 261  Vgl. Moritz Schlick an Hans Reichenbach, 19. Januar 1926 (ASP HR 016-18-16) sowie Hans Reichenbach an Moritz Schlick, 24. Januar 1926 (ASP HR 016-18-15). 262  Vgl. dazu Brief 35 und dort die Anm.  248 und 249 sowie Brief 36. 263  Vgl. dazu u. a. Hans Reichenbach an Albert Einstein, 16. März 1926 (in: CPAE 15, Doc. 224), Albert Einstein an Karl-Oskar Bertling (Berliner Amerika-Institut), 19. März 1926 (ebenda, Doc. 226), Albert Einstein an Hans Reichenbach, 20. März 1926 (ebenda, Doc. 230), Hans Reichenbach an Karl-Oskar Bertling (Berliner Amerika-Institut), 23. März 1926 (ASP HR 016-05-03), Hans Reichenbach an Albert Einstein, 24. März 1926 (in: CPAE 15, Doc. 235), Karl-Oskar Bertling (Ber-

Brief 36, S.  70

Brief 37, S.  71  f.

172

Brief 38, S.  73  f.

Anmerkungen

liner Amerika-Institut) an Albert Einstein, 10. Mai 1926 (ASP HR 01605-01 bzw. CPAE 15, Doc. 297), Albert Einstein an Paul Epstein, 10. Juni 1926 (in: CPAE 15, Doc. 304), Paul Epstein an Albert Einstein, 31. Juli 1926 (ebenda, Doc. 340) sowie Paul Epstein an Albert Einstein, 28. September 1926 (ebenda, Doc. 372). 264  Einstein dürfte hier auf Reichenbachs politisches Engagement anspielen, dem Planck nichts abgewinnen konnte; siehe dazu Brief 35, Anm.  249. 265  Veröffentlicht in: Neue Freie Presse, Nr.  22177, 12. Juni 1926 (Morgenblatt), Chronikbeilage, S.  11 (= CPAE 15, Doc. 303). 266  Siehe dazu Brief 37. 267  Siehe dazu die Briefe 35 bis 37. Im März schrieb Schlick an Reichenbach: »Es hat mich außerordentlich gefreut zu hören, daß die Frage Ihrer Berliner Habilitation aus dem politischen Fahrwasser herausgekommen ist. Da ich nicht den geringsten Zweifel habe, daß die Angelegenheit sich in rein sachlicher Hinsicht zu Ihren Gunsten entscheiden wird, so dürfen wir uns sicher schon jetzt auf einen guten Ausgang des Ganzen freuen.« (Moritz Schlick an Hans Reichenbach, 18. März 1926, ASP HR 016-18-13) Reichenbach wurde 1926 nichtbeamteter außerordentlicher Professor mit Lehrauftrag für die erkenntnistheoretischen Grundlagen der Physik. Er hielt neben naturphilosophischen Seminaren, Übungen und Kolloquien regelmäßig Vorlesungen über wissenschaftsphilosophische Fragen sowie zur Logik und zum Wahrscheinlichkeitsbegriff. 1933 emigrierte er in die Türkei. 268  Siehe Brief 35 sowie dort die Anm.  251. Gegenüber Reichenbach gab Schlick an: »Die Prager Angelegenheit wird sich, wie Frank mir sagte, auf jeden Fall noch lange hinziehen: wenn Sie also vorderhand nichts hören, so ist das nicht als schlechtes Zeichen zu deuten.« (Moritz Schlick an Hans Reichenbach, 18. März 1926, ASP HR 016-18-13) 269  Die erste Erwähnung von Carnaps Habilitationsabsicht findet sich in dessen Tagebuch unter dem Datum des 6. Juli 1924 (Tagebücher, Bd.  2: 1920–1935, hg. von Christian Damböck, unter Mitarbeit von Brigitta Arden, Roman Jordan, Brigitte Parakenings und Lois M. Rendl, Hamburg: Felix Meiner 2022). 270  Gemeint ist Der logische Aufbau der Welt, vgl. Brief 35, Anm.  254.

Anmerkungen

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271  Hans Reichenbach, »Die Kausalstruktur der Welt und der Unterschied von Vergangenheit und Zukunft« (vorgelegt von C. Carathéodory in der Sitzung am 7. November 1925), in: Sitzungsberichte der ma­ thematisch-naturwissenschaftlichen Abteilung der Bayerischen Akade­ mie der Wissenschaften zu München, Heft II (1925), S.  133–175. 272  Vgl. Moritz Schlick an Hans Reichenbach, 18. März 1926 (ASP HR 016-18-13) sowie Hans Reichenbach an Moritz Schlick, 20. März 1926 (NHA Inv.-Nr.  115/Reich-27). 273  Siehe dazu Schlicks unveröffentlichte Rede zur Denkmalseinweihung (Anhang A 13). 274  Albert Einstein, »Zur Enthüllung von Ernst Machs Denkmal«, in: Neue Freie Presse, Nr.  22177, 12. Juni 1926 (Morgenblatt), Chronikbeilage, S.  11 (= CPAE 15, Doc. 303). 275  Es handelte sich dabei um den Artikel »Machs Forschungen über den ›sechsten Sinn‹«, in: Neue Freie Presse, Nr.  22178, 13. Juni 1926 (Morgenblatt), S. 33. Autor war der Mediziner Hans Abels (1873–1942), der von Pauli um einen Beitrag gebeten worden war (vgl. Wolfgang Josef Pauli an Moritz Schlick, 10. April 1926, NHA Inv.-Nr. 112/Pau/J-3). 276  Anton Lampa, »Ernst Mach als Experimentalphysiker«, in: Neue Freie Presse, Nr. 22191, 26. Juni 1926 (Abendblatt), S.  3. Das Manuskript hatte Lampa bereits zwei Monate zuvor an Pauli übersandt (vgl. Wolfgang Josef Pauli an Moritz Schlick, 10. April 1926, NHA Inv.-Nr. 112/ Pau/J-3). – Einstein und Lampa (1868–1938), die in regelmäßigem brieflichem Kontakt standen, waren zwischen 1910 und 1912 Kollegen an der Deutschen Universität in Prag. Lampa hatte dort von 1909 bis 1919 als Nachfolger von Ernst Lecher (1856–1926) den Lehrstuhl für Experimentalphysik inne und war zugleich Vorstand des Physikalischen Instituts. Neben seinen international beachteten Forschungen auf dem Gebiet der Physik sind v.a. Lampas außerordentliche Verdienste um die Wiener Volksbildung hervorzuheben. So war er Mitbegründer des Wiener Volksheimes und Herausgeber des Zentralblattes für Volksbil­ dungswesen. Von 1919 bis 1922 arbeitete er als Referent des Volksbildungsamtes im Österreichischen Staatsamt für Inneres und Unterricht, anschließend wechselte er in das Volksbildungshaus Wiener Urania, dessen Präsident er von 1927 bis 1936 war. Weiterführend dazu Andreas

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174

Brief 40, S.  76  f.

Anmerkungen

Kleinert, Anton Lampa, 1868–1938. Eine Biographie und eine Biblio­ graphie seiner Veröffentlichungen, Mannheim: Bionomica-Verlag 1985. 277  Über Maja Rosenbergs (1904–1969) Leben und Wirken ist nur wenig bekannt. Nach ihrem Studium legte sie im Jahre 1929 im damaligen Palästina den Grundstein für die erste von ihr betriebene Sozialeinrichtung, die einen Kindergarten, eine Kindertagesstätte, eine Mädchenschule sowie ein Internat umfasste. Über zehn Jahre hinweg leitete sie diese Einrichtung, bis sie aus Krankheitsgründen ausschied. In einem an Blanche Schlick gerichteten Brief vom 30. Juli 1936 hieß es (NHA Inv.-Nr.  127/# N.N-1): »Sie wissen sicherlich gut, dass in den Jahren meines Aufenthaltes in Wien und bis nun, Niemand für mich ein Symbol der Güte und vieler Ideale war, wie Ihr Mann, der von vi[e]len so geliebte Lehrer und treuer, guter Freund! Uns alle, die ihn wirklich gekannt haben, war Er nicht nur Lehrer, aber irgendwie Schicksal für die geistige und seelische Entwicklung. – Für mich, die in Europa oft einsam war, war Ihr Haus eine Heimat, – ich fuehlte immer Ihre Familie, die meinem Herzen am nächsten stand, heimatlich und verwandt! […] ja und möge ein Tropfen Trost auch das sein, dass eigentlich Prof. Schlick es war, der in den Jahren, wo Niemand in Wien uns allen, die aus dem Ausland kamen, so viel geholfen, so viele Wege geebnet hat, wie er. –« Siehe in diesem Zusammenhang u. a. Moritz Schlick an Rudolf Carnap, 29. Januar 1928 (ASP HR 029-30-34) bzw. Hugo Bergmann an Moritz Schlick, 22. November 1932 (NHA Inv.-Nr.  092/Berg-1); weitergehend dazu Carnap, Tagebücher, Bd.  2: 1920–1935, hrsg. von Christian Damböck, unter Mitarbeit von Brigitta Arden, Roman Jordan, Brigitte Parakenings und Lois M. Rendl, Hamburg: Felix Meiner 2022. 278  Schlick wirkte als Schatzmeister des zur Finanzierung dieses Projektes ins Leben gerufenen Kinderheim-Fonds. In seiner Korrespondenz finden sich einige Briefe an Personen, die finanzielle Mittel bereitstellten, vgl. u. a. Moritz Schlick an Jakob Michael, 6. Dezember 1929 (NHA Inv.-Nr.  101/Godr-1), ders. an Bernhard Altmann, 8. März 1930 (ebenda, Inv.-Nr.  091/Alt-1), ders. an Marianne Schapira, 30. Juni 1933 (ebenda, Inv.-Nr.  116/Schap-1), ders. an Emil Lemberger, 14. Juli 1933 (ebenda, Inv.-Nr.  107/Lem-1) sowie ders. an Arnold Schaar, 18. Juli 1933 (ebenda, Inv.-Nr.  116/Schaa-1).

Anmerkungen

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279  Siehe dazu die Briefe 41 und 42. 280  Der Vortrag fand am 15. Oktober 1926 statt und wurde offenbar am folgenden Tag wiederholt. Erwin Schrödinger (1887–1961) sprach zum Thema »Grundlagen einer auf Wellenlehre begründeten Atomdynamik« (vgl. Neue Freie Presse, Nr.  22303, 16. Oktober 1926 [Abendblatt], S.  3 sowie Neues Wiener Journal, Nr.  11822, 19. Oktober 1926, S.  3  f.). 281  Auslöser für Schlicks Bemerkung könnte der Brief des Physikers Wilhelm Lenz vom 10. Januar 1927 gewesen sein; dort heißt es: »Übrigens glaubt Einstein garnichts von Schrödingers Kontinuitätstheorie außer den Formeln. ›Der Philosoph‹ tut gut daran sein Gefühl zu revidieren u. es ebenso zu machen wie Einstein. Einstein nennt alles außer den Formeln den ›Roman‹ von Schrödinger. Dem Roman glaubt er nicht. Ich auch nicht, wie überhaupt jetzt die meisten Physiker.« (NHA Inv.-Nr.  107/Lenz 7) 282 Im Sommersemester 1927 hielt Schlick eine Vorlesung zum Thema »Ethik der Gegenwart«. Zudem fallen in diese Zeit die ersten Überlegungen zu seinem 1930 erschienenen Buch Fragen der Ethik (= MSGA I/3, S.  347–536). 283  Schlick bot seit dem Sommersemester 1923 immer wieder dementsprechende Lehrveranstaltungen an. Folgt man den Angaben des Mathematikers Kurt Reidemeister (1893–1971) (zit. bei Friedrich Stadler, Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des Logischen Empirismus im Kontext, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1997, S.  267), so veranstaltete Schlick in den Wintersemestern 1923/24 und 1924/25 ein wöchentlich stattfindendes Kolloquium zum Tractatus von Ludwig Wittgenstein (1889–1951), aus dem später der »Wiener Kreis« hervorging; vgl. dazu auch Friedrich August Hayeks (1899–1992) dementsprechende Bemerkung in seiner unvollendeten Wittgenstein-Biographie (NHA Wiener-Kreis-Archiv, Inv.-Nr.  577/X. 24, Bl. 40 bzw. Christian Erbacher [Ed.], Friedrich August von Hayek’s Draft Biogra­ phy of Ludwig Wittgenstein. The Text and its History. Afterword by Allan Janik, Paderborn: Mentis 2019, S.  67). Siehe dazu auch die Einleitung, S.  LI. 284  Gemeint ist Maja Rosenberg, vgl. Brief 40.

Brief 41, S.  78

176

Brief 42, S.  79  f.

Brief 43, S.  81

Anmerkungen

285  Einstein dürfte hier insbesondere an den anlässlich der Zionistischen Konferenz 1920 in London ins Leben gerufenen »Palästina-Aufbaufonds« gedacht haben, gehörte er doch zu den Unterzeichnern des Aufrufs »Für den Aufbau des jüdischen Palästina«, vgl. Hilfswerk für Palästina an Albert Einstein, 13. Oktober 1919 (CPAE 9, Doc.  132, Anm.  3). Zu den sozialen Bemühungen von Maja Rosenberg siehe Brief 40, Anm.  277. Weiterführend sei auf die zahlreichen Publikationen von Adolf Böhm (1873–1941) aus dieser Zeit verwiesen, so u.a. Der Palästina-Aufbaufonds (hg. vom Head Office of the Keren Hajesod London), Wien: Steinmann 1923; siehe zudem Victoria Kumar, Land der Verheißung – Ort der Zuflucht. Jüdische Emigration und national­ sozia­listische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945 (= Schriften des Centrums für Jüdische Studien, Bd. 26), Innsbruck  / Wien  /  Bozen: Studienverlag 2016. 286  Maja Rosenberg, die Berlin bereits verlassen hatte (s. Brief 42), wird in keinem späteren Brief oder anderen Dokument erwähnt. 287  Siehe dazu die Briefe 40 und 41. 288  Schlick hatte sich erstmals am 25. Dezember 1924 brieflich an Ludwig Wittgenstein gewandt (vgl. NHA Inv.-Nr.  123/Wittg-20). Zu einem ersten persönlichen Treffen war es durch Vermittlung von Wittgensteins Schwester Margaret Stonborough (1882–1958) im Februar 1927 gekommen (vgl. ebenda, Inv.-Nr.  118/Ston-1). Weiterführend dazu Mathias Iven, »Er ›ist eine Künstlernatur von hinreissender Genialität‹. Die Korrespondenz zwischen Ludwig Wittgenstein und Moritz Schlick sowie ausgewählte Briefe von und an Friedrich Waismann, Rudolf Carnap, Frank P. Ramsey, Ludwig Hänsel und Margaret Stonborough« sowie Fynn Ole Engler, »›Allerdings ist die Lektüre äusserst schwierig‹. Zum Verhältnis von Moritz Schlick und Ludwig Wittgenstein«, beides in: Wittgenstein-Studien 6 (2015), S.  83–174 bzw. S.  175–210. 289  Ludwig Wittgenstein, Tractatus Logico-Philosophicus. With an Introduction by Bertrand Russell, London: Routledge & Kegan Paul 1922. 290  Vgl. Lukas 6, 45. 291  Die Einsteins bezogen im September 1929 das von dem Architekten Konrad Wachsmann (1901–1980) entworfene, ursprünglich als

Anmerkungen

177

Geschenk der Stadt Berlin zu Einsteins 50. Geburtstag gedachte Sommerhaus, heutige Adresse: Am Waldrand 15–17. »Es liegt herrlich am Waldesrand, 3 Minuten vom See, hat eine wunderbare Aussicht. Es ist aus amerik. Orion-Pine-Holz [korrekt: Oregon Pine] gebaut, sehr künstlerisch, sehr modern! Nur vier Schlafzimmer, einen sehr grossen Wohnraum, Mädchenz. u. Badezimmer. Centralheizung modernsten Systems und Warmwasserversorgung bis in alle Winkel.« (Elsa Einstein an Maja Winteler-Einstein, 19. August 1929, zit. nach Michael Grüning, Ein Haus für Albert Einstein. Erinnerungen – Briefe – Dokumente, Berlin: Verlag der Nation 1990, S.  304) Bis 1932 verbrachten Einstein, seine Frau Elsa, die Töchter Ilse und Margot (1899–1986), der Schwiegersohn Rudolf Kayser (1889–1964) und die langjährige Haushälterin Herta Schiefelbein (verh. Waldow) (1906–1995) die Zeit vom Frühjahr bis in den Spätherbst überwiegend in diesem Haus. Weiterführend u. a. Dietmar Strauch, Einsteins Sommer-Idyll in Caputh. Biographie eines Sommerhauses, Berlin: Edition Progris 2015 sowie Friedrich Herneck, Einstein privat. Herta W. erinnert sich an die Jahre 1927 bis 1933, Berlin: Buchverlag Der Morgen 1980, spez. S.  111–140. 292  Über den in Purkersdorf im Bezirk St. Pölten-Land geborenen Bildhauer und Maler Heinz H. Peter (1898–1991), der u. a. an der Neugestaltung des Wiener Waldmüllerparkes beteiligt war und sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Salzburg niederließ, konnte im Zusammenhang mit der Gestaltung des Mach-Denkmals nichts Näheres ermittelt werden; siehe auch Brief 33 sowie dort Anm.  232. 293  Siehe Brief 44. 294  Ein diesbezüglicher Brief ist nicht überliefert. 295  Vgl. Brief 43. Einstein hat sich auf Grund dessen nicht weiter für Peters verwendet. 296  Vgl. Brief 33. 297  Im Frühjahr 1928 hatte Einstein während einer Vortragsreise in der Schweiz einen dramatischen Schwächeanfall erlitten. Es wurde eine Herzerkrankung festgestellt, die ihn für mehrere Monate zu absoluter Bettruhe zwang; vgl. Anton Reiser (d. i. Rudolf Kayser), Albert Ein­ stein. A Biographical Portrait, New York: Albert & Charles Boni 1930, S.  150. Heinrich Zangger schrieb an ihn: »Montag Abend bekomme

Brief 44, S.  82

178

Brief 45, S.  83  ff.

Anmerkungen

ich von Davos einen Brief, dass Sie schlecht aussehen und offenbar krank geworden sind, also auch Herz- und Peripherie-Symptome zeigen. Wenn ich eine Ahnung hätte, wo Sie wären, wuerde ich Sie holen; aber Sie flohen wohl nach Berlin. Bitte seien Sie vorsichtig in dem Sinn, dass Sie physikalisch bewusst, alles meiden was automatisch steigenden Blutdruck hervorruft: Treppensteigen, Reden, viel Essen, oder gar Sitzen, Reden, Essen zusammen.« (Brief vom 26. März 1928, in: Robert Schulmann [Hg.], Seelenverwandte. Der Briefwechsel zwischen Albert Einstein und Heinrich Zangger [1910–1947], unter Mitarbeit von Ruth Jörg, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 2012, S.  462  f.) Seinem Freund Michele Besso teilte Einstein später mit: »Aber ich war nahe am Abkratzen, das man ja auch nicht ungebührlich hinausschieben soll.« (Brief vom 5. Januar 1929, in: CPAE 16, Doc.  358) 298  Es handelte sich um das Manuskript von Schlicks Aufsatz »Die Kausalität in der gegenwärtigen Physik«, in: Die Naturwissenschaften 19, Heft 7 (1931), S.  145–162 (= PhB 742, S.  52–99). 299  Vgl. die weitergehende Diskussion dazu in: Herbert Feigl an Moritz Schlick, 5. April 1931 (NHA Inv.-Nr.  099/Fei-19), Moritz Schlick an Hans Reichenbach, 23. Oktober 1931 (ASP HR 013-30-23), Hans Reichenbach an Moritz Schlick, 16. November 1931 (NHA Inv.-Nr.  115/ Reich-38) sowie Moritz Schlick an Hans Reichenbach, 10. Februar 1932 (ASP HR 013-30-21). 300  Einstein bringt an dieser Stelle einige Aspekte seiner grundlegenden Unterscheidung zwischen konstruktiven und Prinzipen-Theorien ins Spiel. Diese geht zurück auf den Aufsatz »Was ist Relativitäts-­ Theorie?« (in: CPAE 7, Doc. 25), den er für die Londoner Times verfasste und der dort am 28. November 1919 erschien (vgl. ebenda, Doc.  26). 301  An Max Born hatte Einstein in diesem Sinne bereits am 4. Dezember 1926 geschrieben: »Die Quantenmechanik ist sehr achtung-gebietend. Aber eine innere Stimme sagt mir, dass das doch nicht der wahre Jakob ist. Die Theorie liefert viel, aber dem Geheimnis des Alten bringt sie uns kaum näher. Jedenfalls bin ich überzeugt, das der nicht würfelt.« (in: CPAE 15, Doc. 426) 302  Siehe dazu die Einleitung, S.  LII. 303  Die hauptsächlich einem Forschungsaufenthalt am California In-

Anmerkungen

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stitute of Technology (Caltech) in Pasadena gewidmete Reise begann am 2. Dezember 1930 und endete im März des darauffolgenden Jahres. 304  Siehe oben Anm.  298. 305  Der in Graz geborene Mathematiker Walther Mayer (1887–1948) war auf Empfehlung von Richard von Mises seit 1929 Einsteins Assistent. 306  Name unleserlich. Einstein wurde auf dieser Reise neben Mayer von seiner Frau Elsa und seiner Sekretärin Helen Dukas (1896–1982) begleitet. 307  Gemeint ist Pasadena (vgl. Brief 45 und dort die Anm.  303). Schlick, der im Sommersemester 1929 Gastprofessor an der Stanford University war, besuchte den Ort auf Einladung des Physikers Robert Andrews Millikan (1868–1953) (vgl. Stanford University an Moritz Schlick, 30. Mai 1928, NHA Inv.-Nr.  118/Stan-1 bzw. Moritz Schlick an Robert Andrews Millikan, 15. Februar 1930, ebenda, Inv.-Nr.  109/ Mill-2 sowie ders. an Rudolf Carnap, 26. Juli 1929, ASP RC 029-30-14). 308  Millikan, der sich schon seit 1905 mit Einsteins Theorien beschäftigte und 1923 den Nobelpreis für Physik erhielt, war von 1921 bis 1946 Chairman im Verwaltungsrat des California Institute of Technology sowie Direktor des Norman Bridge Laboratoriums für Physik in Pasadena. Kennengelernt hatten sich die beiden 1921, als Einstein zum ersten Mal nach Amerika reiste. 309  Während seines Aufenthaltes an der Stanford University im Jahre 1929 (vgl. Brief 46, Anm.  307) besuchte Schlick auch die University of California in Berkeley und hielt dort einen Vortrag. George P. Adams (1882– 1961), seit 1924 Chairman des Department of Philosophy, nahm dies zum Anlass, bereits für das darauffolgende Jahr eine Einladung nach Berkeley auszusprechen (vgl. Moritz Schlick an George P. Adams, 10. November 1929 sowie George P. Adams an Moritz Schlick, 4. Januar 1930, NHA Inv.-Nr.  091/Ad-3 und Ad-1). Wegen der Kurzfristigkeit war es Schlick allerdings erst im August 1931 möglich, erneut nach Amerika zu reisen. Finanziert wurde die fast zehnmonatige Gastprofessur durch eine 1881 von dem amerikanischen Bankier und Philanthropen Darius O. Mills (1825–1910) ins Leben gerufene Stiftung. Schlick war der erste europäische Wissenschaftler, der den sogenannten Mills-Lehrstuhl inne­hatte.

Brief 46, S.  86

Brief 47, S.  87

180

Brief 48, S.  88  f. Brief 49, S.  90  ff.

Anmerkungen

310  Wie viele andere Prominente setzte sich auch Einstein bei James Rolph Jr. (1869–1934), seit Januar 1931 amtierender 27. Gouverneur von Kalifornien, für die Freilassung des Arbeiterführers Thomas Mooney (1882–1942) ein. In einem Schauprozess wurde dieser für den Bombenanschlag beim Preparedness Day am 22. Juli 1916 in San Francisco verantwortlich gemacht und zum Tode verurteilt. Die Strafe wurde 1918 in eine lebenslängliche Haft umgewandelt, die er im San Quentin State Prison verbüßte, und schließlich 1941 – nach erwiesener Unschuld – ausgesetzt. 311  Das Treffen fand am 3. Januar 1932 statt (vgl. Schlicks Taschenkalender 1932, NHA Inv.-Nr.  088, C. 32-3). 312  Vgl. Brief 47, in welchem er die Gründe für sein Nichtkommen nach Berkeley darlegt. 313  Die am 5. Juli 1929 in Dienst gestellte »Bremen« gewann im selben Jahr das »Blaue Band« als schnellstes Schiff auf der Route Bremerhaven – New York, auf der sie auch zukünftig verkehrte. Gemeinsam mit ihrem Schwesterschiff »Europa« galt sie zu ihrer Zeit als modernster Vierschrauben-Schnelldampfer der Welt. Am 16. März 1941 wurde sie durch ein von einem Besatzungsmitglied gelegtes Feuer zerstört. 314  Siehe dazu die beiden folg. Briefe 50 und 51. 315  Die heutige University of the Pacific wurde 1851 in Santa Clara als erste Universität Kaliforniens gegründet, 1871 zog die Hochschule nach San Jose um. Im Jahre 1911 wurde der Name von California Wesleyan College in College of the Pacific geändert, 1924 verlegte man den Sitz nach Stockton. Siehe weiterführend »1858 – Pacific – 1932«, in: The Pacific Review, May 1932, Vol. VI, No. 5, S.  5  ff. sowie Philip N. Gilbertson, Pacific on the Rise. The Story of California’s first University, Stock­ton  /  C A: University of the Pacific 2016. 316  Der Philosoph Paul Arthur Schilpp (1897–1993) ist durch die von ihm von 1939 bis 1981 herausgegebene Library of Living Philosophers bekannt geworden. Als 7. Band der Reihe erschien 1949 Albert Ein­ stein. Philosopher – Scientist, der dessen Autobiographie enthielt. Siehe dazu Hanoch Gutfreund and Jürgen Renn, Einstein on Einstein. Auto­ biographical and Scientific Reflections, Princeton  /  Oxford: Princeton University Press 2020.

Anmerkungen

181

317  Die Veranstaltung, bei der auch Robert A. Millikan und Charles A. Beard (1874–1948) auftraten, fand am 27. Februar 1932 im kurz zuvor eröffneten Pasadena Civic Auditorium statt. Einsteins Vortrag unter dem Titel »Ansprache vor der Abrüstungsversammlung der Studenten« wurde zuerst in Mein Weltbild (1934) veröffentlicht, siehe dazu auch Albert Einstein, Über den Frieden. Weltordnung oder Weltuntergang? Hrsg. von Otto Nathan und Heinz Norden, Vorwort von Bertrand Russell, Bern: Herbert Lang & Cie AG 1975, S.  181 und dort die Anm.  29. 318  Vgl. Moritz Schlick an Rudolf Carnap, 26. Juli 1929 (ASP RC 02930-14). Schilpp hat der Bekanntschaft mit Schlick in seiner Autobiographie einige Zeilen gewidmet (vgl. Reminiscing. Autobiographical Notes, Carbondale  /  IL: Southern Illinois University Press 1996, S.  38; siehe dazu auch MSGA I/6, S.  367  f., Anm.  14). 319  Schlick referierte zwei Mal in der Anderson Hall vor dem Philoso­ phy Club of the College of the Pacific: am 9. Dezember 1931 zum Thema »The Future of Philosophy« – dieses Datum findet sich im Inhaltsverzeichnis eines von Schilpp herausgegebenen Sammelbandes (vgl. College of the Pacific. Publications in Philosophy. Vol. I: Lectures Delivered Un­ der the Auspices of the Pacific Philosophy Club in Anderson Hall During 1931/1932. Edited by Paul Arthur Schilpp, Stockton: College of the Pacific 1932; Schlicks Vortragstexte ebenda, S.  45–62 bzw. S.  107–122), abweichend davon wurde in einer Ankündigung des Pacific Weekly der 14. Oktober 1931 als Termin ausgewiesen –, und am 9. März 1932 zu »A New Philosophy of Experience« (beide Texte auch in: MSGA I/6, S.  371–390 bzw. S.  397–414). Zudem hielt Schlick am 23. Februar 1932 im Wheeler Auditorium der Universität einen Vortrag unter dem Titel »Picturesque Austria« und am 17. März 1932 sprach er, eingeladen vom Verein The Fo­ rum, in Oakland über »Mountains and Cities of Austria«. Zum Aufenthalt siehe weiterführend u. a. »Prof. Moritz Schlick Returns from California. Professor of Philosophy at University of Vienna Received Many Honours in U. S. A .«, in: The Vienna Herald, 24. Juni 1932, S.  1. Siehe auch die Konzepte zu einigen dieser Vorträge (NHA Inv.-Nr.  168, A. 155). 320 Gemeint war der Historiker und Methodistenprediger Tully Cleon Knoles (1876–1959), der von 1919 bis 1946 Präsident der späteren University of the Pacific war.

182

Brief 50, S.  93

Anmerkungen

321  Vgl. Tully C. Knoles an Moritz Schlick, 22. April 1932 (NHA Inv.-Nr.  106/Kno-1). 322  Zu Einsteins Entscheidung siehe Brief 51. 323  Es handelte sich um den deutschstämmigen Entrepreneur John C. Droge (geb. 1843). 324  Vgl. den in Anm.  321 erwähnten Brief. Zum Programm dieses Tages siehe The Pacific Review, May 1932, a. a . O., S.  2. 325  Siehe Brief 51 sowie dort die Anm.  335. 326  Dieser Zettel hat sich offenbar nicht erhalten. 327  Nach seiner Rückkehr schrieb Schlick am 29. Mai 1932 aus Wien an Rudolf Carnap: »Es ging mir in Berkeley während der letzten Zeit miserabel. Ich konnte nichts arbeiten, musste meist liegen, eine Zeitlang sogar im Krankenhaus, musste meine Abreise verschieben, und bin nun erst vor 14 Tagen hier eingetroffen, von denen ich die erste Hälfte auch meist liegend verbrachte. Dann trat aber ziemlich plötzlich eine Wendung ein, und ich fühle, dass es jetzt bergauf geht.« (ASP RC 029-29-12). 328  Die ursprünglich für den Mai geplanten Vorlesungen fanden erst Ende November 1932 statt. Schlick sprach am Londoner King’s College an drei Abenden zum Thema »Form and Content«. Eine zu Lebzeiten geplante Publikation kam nicht zustande (vgl. Moritz Schlick an Paul Kegan, 1. November 1932 bzw. 27. Februar 1933, NHA Inv.-Nr.  106/ Keg-1 und Keg-2 sowie den Briefwechsel mit Clarendon Press, März bis Juni 1933, ebenda, Inv.-Nr.  094, Clar-1, Clar-2 und Clar-3) und erfolgte erst aus dem Nachlass (in: MSGA II/1. 2, S.  147–358; siehe dazu den editorischen Bericht, ebenda, S.  147–160). 329  Vgl. Brief 47, Anm.  311. 330  Nach einem kurzen Zwischenstopp in Cambridge, wo er mit Ar­ thur S. Eddington zusammenkam, hielt sich Einstein seit Ende April auf Einladung von Frederick Lindemann (1886–1957) für vier Wochen am Christ Church College in Oxford auf. Siehe dazu u. a. Robert Fox, »Einstein in Oxford«, in: Notes and Records. The Royal Society Journal of the History of Science 72 (2018), S.  293–318. Lindemann, später Frederick A. Lord Cherwell, hatte seit 1919 den Lehrstuhl für Experimentalphysik in Oxford inne und war zugleich Leiter des Clarendon Laboratory. Er war enger Vertrauter und Berater von Winston Churchill

Anmerkungen

183

(1874–1965), dessen Kabinett er bis 1951 angehörte. Siehe dazu The Earl of Birkenhead, The Prof in Two Worlds. The Official Life of Professor F. A. Lindemann, Viscount Cherwell, London: Collins 1961. Lindemann, ein Bekannter von Henry L. Brose, war zudem Verfasser der Einleitung zur engl. Übersetzung von Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik (vgl. Brief 18, Anm.  113). 331  Siehe den nachfolgenden Brief 51. 332  Vgl. Brief 43, Anm.  291. 333  Wohlhabende Freunde hatten Einstein zu dessen 50. Geburtstag einen 7 Meter langen Jollenkreuzer geschenkt, von ihm auf den Namen »Tümmler« getauft und liebevoll »mein dickes Segelschiff« genannt. Das Boot war ein Unikat, entworfen von dem Schiffbau-Ingenieur Adolf Harms, gebaut auf der Werft Berkholz & Gärsch in Friedrichshagen bei Berlin-Köpenick. Vgl. u. a. »20-m2-Jollenkreuzer für Professor Albert Einstein«, in: Die Yacht 50 (1929), S.  12  f. 334  Siehe Brief 49. 335 Ein entsprechendes Schreiben ist nicht überliefert. Tully C. ­Kno­les teilte Schlick in diesem Zusammenhang in einem Brief vom 10. Oktober 1932 (NHA Inv.-Nr.  106/Kno-3) mit, dass John C. Droge ihm gegenüber nie angedeutet habe, irgendeine Mitteilung von Einstein erhalten zu haben. 336  Vgl. dazu Brief 45, Anm. 305. Einstein meinte hier die gemeinsame Forschungsarbeit an einer einheitlichen Feldtheorie. Siehe Albert Einstein und Walther Mayer, »Einheitliche Theorie von Gravitation und Elektrizität«, in: Sitzungsberichte der Preussischen Akademie der Wis­ senschaften (Berlin), Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 22. Oktober 1931, S.  541–557 und dies., »Einheitliche Theorie von Gravitation und Elektrizität (Zweite Abhandlung)«, ebenda, Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 14. April 1932, S.  130–137. Näheres zu Einsteins Zusammenarbeit mit Mayer findet sich in: Tilman Sauer, »Einstein’s Unified Field Theory Program«, in: Michel Janssen and Christoph Lehner (Eds.), The Cambridge Companion to Einstein, Cambridge: Cambridge University Press 2014, S.  281–305, hier S.  297  f. 337  Ernest Rutherford (1871–1937), 1st Baron Rutherford of Nelson, wurde 1908 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Seit 1919

Brief 51, S.  94

184

Brief 52, S.  95  f.

Brief 53, S.  97

Anhang, S.  101  ff.

Anmerkungen

war er Cavendish-Professor für Physik und damit zugleich Direktor des 1873 gegründeten und am 6. Juni 1874 eröffneten Cavendish Laboratory der Universität Cambridge. 338  Um wen es sich hier handelte, konnte nicht ermittelt werden. 339  Es ging hierbei um eine Initiative des französischen Physikers Paul Langevin (1872–1946), die jedoch mit der Machtergreifung Hitlers im Januar 1933 scheinbar nicht weiterverfolgt wurde. Siehe dazu den Brief Einsteins an Chaim Weizmann (1874–1952), den späteren Präsidenten Israels, vom 20. November 1932 und die Erläuterungen in David E. Rowe and Robert Schulmann (Eds.), Einstein on Politics, His private thoughts and public stands on Nationalism, Zionism, War, Peace and the Bomb, Princeton  /  Oxford: Princeton University Press 2007, S.  428  f. Schlick wandte sich in diesem Zusammenhang auch an den Philosophen und Rundfunksprecher Cyril E. M. Joad (1891–1953), der ihn auf das German Refugees Hospitality Committee aufmerksam machte (vgl. Moritz Schlick an Cyril Joad, 10. Mai 1933 bzw. Cyril Joad an Moritz Schlick, 20. Mai 1933, NHA Inv.-Nr.  105/Joad-3 und Joad-1), eine weitergehende Korrespondenz ist jedoch nicht überliefert. 340  In Schlicks Nachlass findet sich kein entsprechendes Schreiben. 341  Siehe dazu den folg. Brief. 342  Einstein befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits im belgischen Le-Coq-sur-Mer, siehe Brief 52. 343  Die erste Exil-Station der Familie Einstein nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland war der kleine belgische Badeort Le-Coq-sur-Mer (flämisch: De Haan), wo er sich von Ende März bis Anfang September 1933 in der Villa La Savoyarde aufhielt. 344  Es ist kein derartiger Brief überliefert. 345  Siehe Brief 52. 346  Siehe dazu die Einleitung, S.  X XIII   f. 347 Siehe Jahrbücher der Philosophie. Eine kritische Übersicht der Philosophie der Gegenwart. Hg. in Gemeinschaft mit zahlreichen Fachgenossen von Max Frischeisen-Köhler, 1. Jg., Berlin: Ernst Siegfried Mittler & Sohn 1913. Der Beitrag des Philosophen Richard Hönigswald (1875–1947) betraf die Naturphilosophie (S.  60–98) und der Philosoph und Pädagoge Max Frischeisen-Köhler beschäftigte sich mit dem Zeit-

Anmerkungen

185

problem (S.  129–166); der Band enthält zudem einen Beitrag Laues zum Relativitätsproblem (S.  99–128). 348  Gemeint war der finnische Physiker Gunnar Nordström (1881– 1923). 349  Laue nimmt hier Bezug auf den zwei Jahre zuvor verstorbenen holländischen Chemiker und ersten Nobelpreisträger für Chemie Jacobus Henricus van ’t Hoff (1852–1911). 350  Siehe dazu die Einleitung, S.  X XIII   f. 351  Siehe dazu die Einleitung, S.  X LIV . 352  Meyer bezieht sich hier auf die zweite, stark vermehrte Auflage von Schlicks Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Ein­ führung in das Verständnis der Relativitäts- und Gravitationstheorie (Berlin: Springer 1919). 353  Siehe dazu Brief 9, S.  16. 354  Moritz Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre (= Naturwissen­ schaftliche Monographien und Lehrbücher, Bd.  1), Berlin: Springer 1918 (= MSGA I/1). 355  Siehe dazu Brief 9, S.  16. 356  Siehe dazu die Einleitung, S.  X XIII . 357 Ebenda. 358  Siehe dazu Brief 9, S.  16 sowie Vaihingers Briefe an Einstein, 4.  April 1920 (in: CPAE 9, Doc. 367) bzw. 24. April 1920 (ebenda, Doc.  395) und Einstein an Vaihinger, 3. Juni 1920 (in: CPAE 10, Doc. 41). 359  Siehe dazu Brief 27, S.  53  ff. sowie Brief 28, S.  56  ff. 360  Die Abbildungen 83 und 85 erscheinen auf den Seiten 123 bzw. 125 in Max Borns Die Relativitätstheorie Einsteins und ihre physika­ lischen Grundlagen gemeinverständlich dargestellt (= Naturwissen­ schaftliche Monographien und Lehrbücher, Bd.  3), Berlin: Springer 1920. 361  Siehe Albert Einstein, »Meine Antwort. Ueber die antirelativitäts­ theoretische G.m.b.H«, in: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung, Jg. 49, Nr.  402, 27. August 1920, Morgen-Ausgabe, S. 1  f. (= CPAE 7, Doc. 45). 362  Siehe dazu die Einleitung, S.  L sowie Brief 33, S.  65. 363  Siehe dazu die Einleitung, S.  L sowie Brief 32, S.  64.

186

Anmerkungen

364  Siehe dazu Brief 35, S.  67  ff. 365 Moritz Schlick, »Naturphilosophie«, in: Max Dessoir (Hg.), Lehr­buch der Philosophie, Bd.  2: Die Philosophie in ihren Einzelgebie­ ten, Berlin: Ullstein 1925, S.  393–492 (= MSGA I/5, S.  599–742). 366  Siehe Hans Reichenbach an Moritz Schlick, 4. Oktober 1925, ASP HR-016-18-17. 367  Siehe dazu Brief 39, S.  75. 368  Schlick verließ, wie in seinem Reifezeugnis ausgewiesen (NHA Inv.-Nr.  83, C.  8-3), unter »Zuerkennung einer Prämie« – es handelte sich dabei um ein Exemplar von Machs Die Mechanik in ihrer Entwick­ lung. Historisch-kritisch dargestellt (Dritte verbesserte und vermehrte Auflage, Leipzig: F. A. Brockhaus 1897) – nach 9 Jahren das Berliner Luisen­städtische Realgymnasium und immatrikulierte sich am 17. Oktober 1900 an der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-­ Universität zu Berlin. 369  Karl Josef Seitz (1869–1950) war Vorsitzender der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs (SDAP) und seit 1923 Bürgermeister. Er regierte in den Zwanzigerjahren das »Rote Wien« mit absoluter Mehrheit.

PE R S ON E N R E G I S T E R

Abels, Hans  173 Adams, George P.  179 Adler, Friedrich  167  f. Alexander der Große  XI Anschütz-Kaempfe, Hermann  63 Arco, Georg Graf von  159 Aster, Ernst von  62, 143 163, 166 Avenarius, Richard  XVI

Born, Hedwig  LIV Born, Max  LIV , 16, 20  f., 35, 49, 56, 120, 138–141, 146, 157, 160, 178 Brose (Bröse), Henry L.  31, 33, 57, 150, 183 Bruno, Giordano  LX Buek, Otto  XXIV

Bachem, Albert  XIII , 29, 147 Barbusse, Henri  143 Beard, Charles A.  181 Becher, Erich  XXXI, XL, 163, 166 Becher, Ernst Siegfried  XXXVI Bergson, Henri  LIII Berliner, Arnold  XXXIX , 35, 131  f. Besso, Michele  XXVIII , XXXIV , XXXVIII , XLI , LV , 132, 178 Bieberbach, Ludwig  121 Block, Paul  161 Brahe, Tycho  156 Böhm, Adolf  176 Bohr, Niels  XLIV , Bolton, Lyndon  162 Boltzmann, Ludwig  XV , XLVIII , 117

Carnap, Rudolf  XIV , XVII , LI , LVI   f., LVIII , 68, 73, 136, 170  ff. Cäsar, Gaius Julius  XI Cassirer, Ernst  XLVI , 30, 59, 148, 151 Churchill, Winston  182  f. Cicero, Marcus Tullius  XI Clarke, Samuel  IX Cohn, Emil  53, 158 Colin, Paul  142 Crommelin, Andrew  137

A  Die

Debye, Peter  33, 150  f. Descartes, René  IX Dessoir, Max  121, 151 Dingler, Hugo  31  f. Dirac, Paul  84

Namen von Einstein und dessen Frau sowie die von Schlick, dessen Frau und ihren Kindern werden – soweit sie lediglich in den Grußformeln vorkommen – nicht gesondert aufgeführt.

188

Personenregister

Driesch, Hans  44, 65, 121, 143, 151, 155  f. Drill, Robert  21, 140  f. Droge, John C.  91, 182  f. Drude, Paul  144 Duhem, Pierre  XV , XLVIII , 135 Dukas, Helen  179 Eddington, Arthur S.  137, 161, 182 Ehrenfest, Paul  XXII , XXIV , XXXIV , XLIV Ehrmann, Rudolf  137 Einstein, Eduard (Sohn)  XXII , XXVIII , XLI , LIX Einstein, Elsa (geb. Einstein) (2. Ehefrau)  XXII , XXVI , XXVIII , XLI , XLVI , LVIII   f., 49, 88, 138, 142, 156  f., 177, 179 Einstein, Hans Albert (Sohn)  XXII , XXVI , XXVIII , XXXIII , XLI Einstein, Ilse (Stieftochter) XLIV , 49, 156  f., 177 Einstein, Margot (Stieftochter) 177 Einstein, Mileva (geb. Marić) (1. Ehefrau)  XXII , XXVIII , XLI , 129 Einstein, Pauline (geb. Koch) (Mutter)  XLIII Elsbach, Alfred C.  65, 169 Erdmann, Benno  XL , 28, 146 Euklid  11, 135 Ewald, Paul P.  58, 116  f., 162

Falckenberg, Richard  163 Fecht, Hermann  101 Feigl, Herbert  L, 64, 167 FitzGerald, George Francis  69 Foerster, Wilhelm Julius  XXIV Foucault, Léon  38 France, Anatole  143 Frank, Philipp  XLIX , 68, 73, 172 Frege, Gottlob  77 Freundlich, Erwin F.  XXI , XXIV , 4, 57 Freytag, Willy  25, 144 Friedrich Franz IV . (Großherzog) 139 Frischeisen-Köhler, Max  101, 149, 184  f. Fuchs, Richard  134 Galilei, Galileo  8, 11, 22, 133, 153 Gehrcke, Ernst  161 Golther, Wolfgang  XXXVII Gomperz, Heinrich  169 Grebe, Leonhard  XIII , 29, 147 Grossmann, Marcel  XX , 145 Haber, Fritz  129 Habicht, Conrad  129 Haeckel, Ernst  159 Haenisch, Konrad  LIV , 29, 147  f. Harms, Adolf  183 Hartmann, Arnold  130 Hartmann, Ludo M.  167 Hasenöhrl, Friedrich  117 Haupt, Otto  54, 158

Personenregister Hayek, Friedrich August  175 Heisenberg, Werner  84 Helmholtz, Hermann von  XV Herschel, John  XV Hertz, Heinrich  XV Hertz, Paul  XXVIII Hertzsprung, Ejnar  137 Herzberg, Alexander  LVIII Hilbert, David  XXVII , XXXIV Hitler, Adolf  XX , LVIII , 184 Hoff, Jacobus Henricus van ’t 102, 185 Hollefreund, Karl  XXXII   f. Holst, Helge  31 Hönigswald, Richard  101, 184 Hopf, Ludwig  10, 134 Hume, David  XII , XVI , XLVIII , 3, 129, 135

189

Joad, Cyril E. M.  184

Lampa, Anton  75, 173  f. Langevin, Paul  LIII , 95, 184 Laue, Max von  XIV , XXIII   f., LI , 61, 67, 105, 120, 163  f., 170, 185 Lawson, Robert W.  142 Lecher, Ernst  173 Leibniz, Gottfried Wilhelm  IX Lenard, Philipp  160 Lenz, Wilhelm  58, 116  f., 162, 168, 175 Leonardo da Vinci  22 Leverrier, Urbain  4 Liebert, Arthur  30, 148  f. Lindemann, Frederick A.  182  f. London, Fritz  XVII Lorentz, Hendrik A.  XLIV   f., 3, 68  f., 161 Löwenthal, Max  156  f. Lüttwitz, Walther Frhr. von  148

Kant, Immanuel  XV   f., XXII , XLIV , XLVI , XLVIII , 3, 16, 28, 30, 35, 56, 126 145  f. Kapp, Wolfgang  33, 148, 151 Katz, David  24, 143, 146 Katz, Rosa  28, 30, 146 Kayser, Rudolf  177 Kepler, Johannes  37 Klein, Felix  XXVII Knoles, Tully C.  90  f., 93, 181  f. Köhler, Wolfgang  60  ff., 121, 163, 165 Kossel, Walther  58, 116  f., 162 Kraus, Oskar  35, 114

Mach, Ernst  XII , XV   f., XXXIII   f., XLVII   f., L, 3, 11  f., 42, 45, 52, 65, 67, 70–73, 75, 81  f., 118, 125  ff., 129, 135, 157, 168  f., 177, 186 Madelung, Erwin  116 Mann, Heinrich  143 Marić, »Lieserl« (vorehel. Kind von Einstein)  XXII Martius, Friedrich  XXV Martius, Götz  138, 163 Mayer, Walther  85, 94, 179, 183 Medicus, Fritz  24  f., 27  f., 32  f., 143  ff., 150

190

Personenregister

Menzer, Paul  149 Mersenne, Marin  IX Meyer, Edgar  25, 32, 143  f. Meyerson, Émile  LIII Mie, Gustav  XXXIX , 131 Mie, Hedwig  131 Mill, John Stuart  XVI , 145 Miller, Dayton C.  69, 171 Millikan, Robert A.  86, 91, 179, 181 Mills, Darius O.  179 Mises, Richard von  140, 179 Mooney, Thomas  87  f., 180 Morris, Charles  LVIII Müller, William  132

Peter, Heinz H.  81  f., 118, 167, 177 Planck, Emma  17, 138 Planck, Max  XI , XIV , XVII , XXIII   f., XXXII , XLI , LI , 15, 17, 19, 27, 61, 67, 70  f., 102, 112, 116, 120  f., 137, 140, 164, 170  ff. Plutarch  XI Poincaré, Henri  XV   f., XLVIII , 56 135, 160 Pringsheim, Ernst  121

Naumann, Otto  130 Nernst, Walther  120, 170 Neumann, Barbara  169 Neurath, Otto  XLIX Newton, Isaac  IX , 38, 41, 44, 51  f., 54, 153  f. Nicolai, Georg F.  XXIV , 29, 147  f. Nordmann, Charles  LIII Nordström, Gunnar  102, 185

Rathenau, Walther  LIII , 165 Reiche, Fritz  116  f. Reichenbach, Hans  XIV , XVII , XLVI , LI   f., LVII   ff., 30, 35, 56, 60, 62, 67–71, 73  f., 84, 123  f., 149, 164, 169  f., 172 Reichenbach, Maria  149 Reidemeister, Kurt  175 Reincke-Bloch, Hermann XXXVI Rieffert, Johann Baptist  121 Riehl, Alois  XL , 16, 138 Rolland, Romain  XXVIII   ff., 143 Rolph, James  180 Romains, Jules  143 Rosenberg, Maja  LIV , 76, 78  f., 174  ff. Russell, Bertrand  XLIX , LVII , 77, 79  f., 90

Olschki, Leonardo S.  22, 142 Pagenstecher, Rudolf  22, 142 Pauli, Wolfgang Ernst (jun.)  65, 67, 162, 167  f. Pauli, Wolfgang Josef (sen.)  65, 67, 70, 82, 167  f., 173 Pearson, Karl  XVI

Quine, Willard Van Orman  LVIII

Personenregister Rutherford, Ernest  94, 183  f. Sauerwein, Wilhelm  139 Schiefelbein, Herta  177 Schilpp, Paul A.  XIV , 90, 180  f. Schlick, Agnes (geb. Arndt) (Mutter)  XXII , XXV , XXXII , 130 Schlick, Albert (Vater)  XXII , XXV , XXXI   f., XXXV , ­X XXVII , XLI , 130  f. Schlick, Albert (Sohn)  XII , XXXVII , LVII , 22, 25, 140, 164 Schlick, Barbara (Tochter)  XXII , LVII   f., 22, 25, 140, 164 Schlick, Blanche (geb. Hardy) (Ehefrau)  XII , XXXVII , XL , LVII , LX , 18, 21  f., 25, 32, 49, 54, 138, 143, 164, 174 Schlick, Friedrich Ernst (Groß­ vater)  130  f. Schlick, Hans (Bruder)  130 Scholz, Heinrich  62, 166 Schopenhauer, Arthur  XVI Schrödinger, Erwin  77, 84, 116  f., 175 Schumann, Friedrich  144 Schur, Issai  121 Seelig, Carl  142 Seitz, Karl Josef  186 Selety, Franz  64, 166 Sellien, Ewald  16, 138 Siebeck, Hermann  143 Sivkovich, Hans  139

191

Solovine, Maurice  XIV , LIII , 129 Sommerfeld, Arnold  XXXIX , 116  f., 120, 134, 168 Spemann, Hans  XXXVI Springer, Julius  XL   f., 142, 160 Stern, Otto  116  f. Stodola, Aurel  132 Stonborough, Margaret  176 Straneo, Paolo  XXVI Strauss, Richard  XXXVII Strecker, Reinhard  143 Stumpf, Carl  19, 140 Tardel, Gerda  136 Thirring, Hans  LX , 116  f. Trede, Margarethe  164 Troeltsch, Ernst  151 Vaihinger, Hans  XXXI , 34  f., 37, 58, 64, 122, 148 van de Velde, Barbara (s. Schlick, Barbara) Wachsmann, Konrad  176  f. Wasielewski, Theodor von  136 Weber, Max  151 Weber, Rudolf H.  53, 58, 116, 157 Weizmann, Chaim  LV   f., 184 Wertheimer, Max  XLV , 60  ff., 121, 163, 165  f. Weyl, Hermann  XV , 144 Weyland, Paul  161 Wiener, Otto  58, 163 Wilhelm II . (Kaiser)  XXI

192

Personenregister

Winteler, Maja (geb. Einstein)  XXVIII Winteler, Paul  XXVIII Winterstein, Hans  XXXVI Wittgenstein, Ludwig  XLIX , LI , 77, 79  f., 175  f.

Wolff, Theodor  139 Wundt, Max  143 Zangger, Heinrich  XXVII   f., XXXIX , XLI   ff., 132, 177  f. Zweig, Stefan  143