Briefwechsel 1918–1935: Mit einem Vorwort von Edgar J. Feuchtwanger. Hrsg. von Rolf Rieß [1 ed.] 9783428524488, 9783428124480

Carl Schmitt veröffentlichte einen Großteil seiner wichtigen Werke im Verlag Duncker & Humblot. Im Zuge der engen Zu

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German Pages 448 Year 2007

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Briefwechsel 1918–1935: Mit einem Vorwort von Edgar J. Feuchtwanger. Hrsg. von Rolf Rieß [1 ed.]
 9783428524488, 9783428124480

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C A R L S C H M I T T - L U D W I G FEUCHTWANGER Briefwechsel 1918-1935

CARL SCHMITT L U D W I G FEUCHTWANGER

Briefwechsel 1 9 1 8 - 1 9 3 5

Herausgegeben von Rolf Rieß M i t einem Vorwort von Edgar J. Feuchtwanger

Duncker & Humblot • Berlin

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten © 2007 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fremddatenübernahme und Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISBN 978-3-428-12448-0 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706© Internet: http://www.duncker-humblot.de

Inhalt Vorwort von Edgar J. Feuchtwanger

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Zur Edition

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Briefwechsel 1918- 1935

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Nachwort von Rolf Rieß

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Literaturverzeichnis

403

Namenverzeichnis

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Vorwort Von Edgar J. Feuchtwanger Die Beziehungen zwischen einem Autor und seinem Verleger sind zumeist zwiespältig. Es besteht ein beiderseitiges Interesse, die Veröffentlichungen einer so breit als möglichen Leserschaft zugänglich zu machen, aber es kommt auch manchmal zu Reibungen über Ausstattung, Tantiemen und ähnliche Angelegenheiten. Mein Vater Ludwig Feuchtwanger war als Leiter des Verlags Duncker & Humblot der Verleger Carl Schmitts von 1918 bis 1933. Wie aus dieser Korrespondenz zwischen ihnen hervorgeht, waren die Missverständnisse, die es ab und zu gab, nebensächlich und bald vergessen. Der Gedankenaustausch über die großen Probleme dieser ereignisreichen Zeit war jedoch überaus rege und fußte auf gegenseitigem geistigen Verständnis. Er gibt daher diesem Briefwechsel sein besonderes Interesse. Ludwig Feuchtwanger wurde akademischer Leiter des Verlags Duncker & Humblot kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, im Alter von 28 Jahren. Er war ein Schüler Gustav Schmollers, des Doyens der Kathedersozialisten, und der Verlag war eng mit dem Verein für Sozialpolitik verbunden. Gegen Ende des Krieges brachte Feuchtwanger den damals dreißigjährigen Carl Schmitt als Autor in den Verlag. Während der Weimarer Zeit erschienen seine Veröffentlichungen fast ausschließlich bei Duncker & Humblot. Sie begründeten Schmitts Ruf als des vielleicht intellektuell anspruchsvollsten Verkünders des Endes des liberalen Zeitalters. Feuchtwanger verstand nur zu gut, welche Bewandtnis es in den unruhigen Zeiten nach dem Krieg mit dem bürgerlichen Liberalismus der Vergangenheit hatte, war auch von den Umwandlungen des Zeitgeists fasziniert, aber wohl war es ihm dabei sicher nicht. Am 22. November 1923 schrieb er von München an Schmitt. Wenige Tage vorher brachte die Einführung der Rentenmark das Ende der großen Inflation, aber am Tage danach wurde der Regierung Stresemann im Reichstag das Vertrauen entzogen. Kaum vierzehn Tage waren vergangen, seit in München Hitlers Putschversuch misslungen war. Es war also ein Höhepunkt der Nachkriegs wirren: Hier erhält man noch Tag für Tag Anschauungsunterricht über „Allgemeine Staatslehre". Die alten Meister Machiavelli und Bodin, Hobbes und Burke - die man doch fast 50 Jahre lang, als so turbulente Zustände nur in der Historie zu lesen waren, allmählich recht transparent und blass gesehen hat - werden fatal lebendig: es ist anzunehmen, dass wieder eine grosse Literaturepoche der Staats- und Gesellschaftslehre kommt, die wohl zum Hintergrund jenen Anschauungsunterricht braucht. Hoffentlich kurieren uns die heutigen „Meis-

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Vorwort ter der Politik" nicht zu Tode [S. 43; bezieht sich auf Meister der Politik, 2 Bde., hrsg. von Erich Mareks und K. A. von Müller, Stuttgart und Berlin, Deutsche Verlags-Anstalt, 1922].

Über vier Jahre später schrieb Schmitt an Feuchtwanger über den Niedergang des Liberalismus in seiner charakteristischen Weise: Ich sehe hier in Berlin, daß es eine „Wissenschaftlichkeit" in geistesgeschichtlichen Fragen nicht gibt. Das war nur ein glücklicher Moment im Rahmen des bürgerlichen Liberalismus, die schöne Stunde, als der politische Kampf ein Gleichgewicht hielt zwischen Aristokratie, Bildung und Besitz und proletarischer Masse. [4. Juli 1928, S. 272]

Trotz allem konnte sich Feuchtwanger nicht von Wissenschaftlichkeit und Objektivität trennen, aber auch er teilte zu einem gewissen Grade das Unbehagen vieler deutscher Intellektueller vor dem Einbruch der Massen in die Politik: Glaube und Weltanschauung der grossen Masse ist ein brodelndes Durcheinander von immerfort wechselnden Wünschen und geistigen Kurzschlüssen. [12. April 1930, S. 319]

Über den wachsenden Rechtsradikalismus waren sich Schmitt und Feuchtwanger kaum einig. Aus den wichtigen Briefen vom Februar und März 1931 [S. 329 ff.] ist zu ersehen, dass Feuchtwanger versucht, die Publizistik der Rechtsradikalen zu verstehen, aber dass er sie abstoßend und von niedrigem intellektuellen Niveau fand. Inbegriffen in seine Verurteilung ist Ernst Jünger, ein lebenslanger Freund Schmitts. „Das Zuschlagen steht den Herren doch besser als das Denken und Schreiben", so schreibt er an Schmitt. Dieser jedoch verteidigt Jünger: Er ist ein Soldat; das ist eine vielleicht nicht hohe, aber doch eine sehr solide Kategorie, über die sogar Christus gestaunt hat und die Worte sprach: tantam fidem non inveni in Israel. Wenn heute ein Soldat aus Langeweile literarisch wird, so ist das immer noch interessanter, als der Krampf des Nichts-als-Literaten. [20. März 1931, S. 334]

Aber Feuchtwanger antwortet am 7. August: ... nur ist das gute Schreiben undrichtigeDenken eben heute in Deutschland als „international" suspekt. Ich möchte wissen, von wem Jünger gelesen wird. [S. 348]

In einigen Briefen aus dieser Zeit bringt mein Vater seinen Unmut zum Ausdruck über die Art und Weise, in der rechtsradikale Publizisten, die Anhänger der so genannten Konservativen Revolution, das Werk Schmitts vulgarisieren. So schreibt er über Edgar Jung am 2. Februar 1931 [S. 329]: „Die breite Bettelsuppe, die Jung in seiner „Herrschaft der Minderwertigen" über Ihre Bücher ergossen hat, ist unerträglich". Vielleicht unterlag mein Vater hier einer Selbsttäuschung, wenn er glaubte, dass Schmitt genauso über die Rechtsradikalen dachte wie er. Jedenfalls wollten sie beide trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten auf freundschaftlichem Fuß bleiben, da sie sich immer noch intellektuell gegenseitig schätzten. Zu diesem Zeitpunkt wird Schmitt noch nicht der Meinung gewesen sein, dass die Nazis schließlich den Kampf gewinnen würden. Im März 1931 beklagt er sich darüber, dass er in Wien von der einen Seite als Faschist und Nationalsozialist angegriffen wird, von der anderen als ein „geldgieriger Judenstämmling" [S. 335]. Als

Vorwort

die Regierung Brüning dann die Beamtengehälter kürzt, ist Schmitt verärgert, weil er als „Leibjurist Brünings" von dieser Seite angeprangert wird [S. 365,10. November 1931]. Feuchtwanger kann nicht die liberalen Werte der Wissenschaftlichkeit, Rationalität und Objektivität aufgeben, aber er resigniert zusehends. Im Juni 1931, als sich die Regierung Brüning in schwerster Krise befand, schreibt er: Meine Verachtung der Gegenwart, nach der Sie fragen, hat in der dialektischen Entwicklung eben einen Grad erreicht, wo sie soeben bei vollständiger Gleichgültigkeit angelangt ist. Was soll man auch zu dem Unsinn sagen. Zurzeit sehe ich mit gelassenem Interesse dem Experiment zu, ob Vernunft und Anständigkeit (nur die sind mir vorläufig sichtbar) regierungsfähig sind. [6. Juni 1931, S. 341]

Und ein Jahr später, am 6. Mai 1932: Aber ich fürchte, daß man eines Tages die klaren, ja sauberen Denksitten des „Liberalismus", der erst einmal zum Prügelknaben bei jedem Unlustgefühl geworden ist, wieder ( . . . ) herbeiwünscht. [S. 375]

Mein Vater und Carl Schmitt trafen sich zum letzten Mal persönlich in der Wohnung meiner Eltern in München um den 30. Juni 1932. Es war das einzige Mal, dass ich, damals sieben Jahre alt, Schmitt zu sehen bekam. Ich erinnere mich an eine Abendgesellschaft von Gästen im Studier- und Bibliothekszimmer meines Vaters. Wenn man aus dem Fenster blickte, konnte man die Fenster einer ähnlichen Wohnung sehen, der Privatwohnung Hitlers. Mir wurde gesagt, dass ein berühmter Professor zu Gast sei und dass ich allen Gästen die Hand schütteln und dann das Zimmer wieder schnell verlassen sollte. Soweit ich mich erinnere, stand Schmitt im Bogen des Klaviers, das sich im Zimmer befand, mit seinen Ellbogen auf dem Deckel des Flügels und gegenüber den übrigen Gästen. Dieser Flügel steht noch jetzt in meinem Haus in der grünen Landschaft Südenglands. Aus den Briefen des Jahres 1932 lässt sich schließen, dass Schmitt und mein Vater sich immer noch gerne schriftlich oder mündlich unterhielten, und wahrscheinlich war das nicht nur aus Höflichkeit. Möglicherweise hat die Tatsache, dass sie über manch Prinzipielles nicht einer Meinung waren, ihren Gedankenaustausch eher interessanter gestaltet. Von den schlimmsten Auswirkungen der Wirtschaftskrise, die damals über Deutschland hereinbrach, waren sie beide etwas geschützt. Glücklicherweise konnten sie nicht die fatalen Konsequenzen vorausahnen, die sich aus den Ideen und Ideologien ergeben würden, über die sie so anregend sprachen und korrespondierten. Beide wurden im weiteren Verlauf der Ereignisse von diesen Konsequenzen schwer getroffen. Zwar überlebten sie beide den Krieg, mein Vater nur kurz, aber die Entwicklung der Laufbahn, die sie erwarten konnten, war auf immer unterbrochen und konnte nie wiedergutgemacht werden. Wie sich aus seinen Werken und den beiläufigen Bemerkungen in diesen Briefen ersehen lässt, konnte der Übergang zum Dritten Reich Carl Schmitt keine zu großen Schwierigkeiten bereiten. Es besteht kein Zweifel, dass Opportunismus und der Wunsch, weiterhin eine bedeutende Rolle zu spielen, seine Motive waren. Er war kein Ideologe des Nationalsozialismus, aber diese Ideologie war ihm nicht fremd.

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Vorwort

Der Antisemitismus der Nazis hat ihm auch kaum Beschwerden gemacht. Was er 1928 an meinen Vater schrieb, war charakteristisch für seine Meinung auf diesem Gebiet: Daß die Juden „vom Stamm" nicht liberal sind, glaube ich auch; aber ihre konkrete Situation unter den restlichen Völkern zwingt sie doch, die Ideen von 1789 für sakrosankt zu erklären. Jede Minderheit muß auf der Heiligkeit liberaler Prinzipien bestehen. [1. August 1928, S. 276]

Schmitt konnte nicht die radikale Form voraussehen, die der nationalsozialistische Antisemitismus schließlich nehmen würde, aber er war sich durchaus einig mit Hitler und Goebbels, dass die Ideen von 1789 tot waren. Schmitts Rolle im Dritten Reich ist vielerorts und ausreichend debattiert worden und braucht hier nicht weiter diskutiert zu werden. Man kann sie kaum glorreich nennen und Schmitts Umgang mit meinem Vater nach 1933 ist ein kleines Beispiel für sein moralisches Versagen. Hier ist ein Auszug aus dem wahrscheinlich letzten Brief Schmitts an meinen Vater, vom 15. November 1933, der in meinem Besitz ist [S. 395]. Nach einigen häuslichen Angaben über seinen Umzug von Köln nach Berlin, schreibt Schmitt: Ich habe eine große Sammlung von Briefen, die ich in den letzten 6 Monaten von Juden erhalten habe. Die meisten sind sehr minderwertig und ohne jede Einsicht. Ihr Brief hat mir den Wunsch nach einem Gespräch von neuem belebt.

Hätten seine jüdischen Korrespondenten wirklich mehr Einsicht haben sollen bei ihrer Verfolgung und Demütigung, die schließlich in ihrer Ermordung ihr Ende finden sollte? Immerhin konnte Schmitt noch zugeben, dass er von Juden Briefe erhalten habe, aber bald verdeckte er das. Sein mächtiger Intellekt und seine scharfe Analyse genügten jedenfalls nicht, um ihm die Einsicht zu geben, wie zerstörerisch und schließlich selbstzerstörerisch die Dynamik des Nationalsozialismus wirklich war. Mein Vater konnte es auch nicht vollauf sehen. Nachdem die Maßnahmen von Goebbels ihn genötigt hatten, sich von Duncker & Humblot zurückzuziehen, fand er ein neues Wirkungsfeld in der späten Renaissance der deutsch-jüdischen Kultur, die man eine Blüte angesichts des Todes genannt hat, erzwungen durch die Nazipolitik, die Juden erneut ins Ghetto zu treiben. Er reiste weit in Deutschland herum, hielt Vorträge vor einer oft jungen Zuhörerschaft, die ihm wie nie zuvor Aufmerksamkeit schenkte. Er schrieb viel für die jüdische Presse und wurde mehr zu einer öffentlichen Figur, als er es je war. Seine neue Tätigkeit fußte auf der Illusion, dass sich eine getrennte jüdische Existenz in Deutschland fortsetzen ließ. Diese Vision lässt sich dem schmerzlichen Brief vom 11. November 1933 entnehmen, in dem er Schmitt seinen teilweisen Rückzug von Duncker & Humblot mitteilt: So blieb ich hier statt als Boheme-Emigrant ein Leben ausserhalb Deutschlands zu führen. Ich komme auch reibungslos aus; eine „Tarnung" kommt ja in meinem Fall nicht in Frage. Wieweit einem die Dinge ins Herz schneiden, steht auf einem anderen Blatt.

Vorwort

Er entwickelt dann sein Konzept eines dauerhaften Ghettostatus für das deutsche Judentum: Ich meine auch, dass jetzt die Zeit näher rückt, Ihnen einen Status zu geben und von dem Katz- und Maus-Spiel zu lassen. Dies könnte jetzt mit ganz sicheren Linien ausschliesslich vom nat(tional)-Soz(ialistschen) Status grosszügig und eindeutig in vorbildlicher Weise geschehen. Ein Reichkommissar mit einem absolut zuverlässigen jüdischen Experten und Mittelsmann ist vor dieser Regelung und als Träger der Regelung nötig. [S. 395]

Der schon zitierte Brief Schmitts an meinen Vater, vom 15. November 1933, ist wahrscheinlich die Antwort auf diesen Brief. Die mörderische Radikalisierung, die in der Natur des Naziprojekts lag, überschritt einstweilen auch den Horizont von Ludwig Feuchtwanger. Die Kristallnacht im November 1938 und die darauf folgenden sechs Wochen in Dachau machten die Wirklichkeit klar. Mein Vater erkannte nun, gerade noch rechtzeitig, dass er Deutschland so schnell als möglich verlassen musste. Er machte, was er konnte, aus seinem Exil, interessierte sich sehr für sein neues kulturelles Milieu, aber der Sauerstoff der deutschen Sprache war ihm genommen und ohne ihn konnte er nicht voll wirken. Im Jahr 1945 kehrte er kurz nach Deutschland zurück, unter dem Mantel der amerikanischen Armee. Die langen Briefe, die er über die Lage in Deutschland am Ende des Kriegs an seinen Bruder Lion schrieb, sind sehr lesenswert [siehe Feuchtwanger, hrsg. Rieß, op. cit., S. 214-220]. Zur Zeit seines Todes, im Juli 1947, dachte er daran, auf Dauer nach Deutschland zurückzukehren, wo ihm sicher wieder eine bedeutende Rolle beschieden gewesen wäre. Es ist hier nicht der Platz, auf die Rolle von Carl Schmitt in den späteren Jahren des Dritten Reichs und in der Nachkriegszeit einzugehen. Niemand bezweifelt, dass er ein intellektuelles Schwergewicht war, dessen Einfluss sich vielleicht mehr in der Zurückweisung als in der Annahme seiner Ideen fühlbar macht. Die Veröffentlichung seines nachgelassenen Glossariums kann kaum den Respekt für ihn als Mensch erhöht haben. Seine selbstgerechten Überlegungen können es nicht ändern, dass er sich einem Regime und einer Ideologie verschrieb, die sich dann sowohl materiell wie moralisch als katastrophal erwiesen. Unter diesen äußerst schweren Umständen hat mein Vater seine moralische Integrität besser bewahrt als sein wenig treuer einstiger Freund Carl Schmitt. Winchester, den 28. November 2006

Zur Edition Von Rolf Rieß Es liegen insgesamt 345 Briefe und Karten vor, die hauptsächlich aus dem Verlagsarchiv von Duncker & Humblot stammen und durch Briefe aus dem Nachlass von Carl Schmitt ergänzt werden. Dabei wurden die Briefe bzw. Kopien mit den jeweiligen Originalen überprüft und handschriftliche Nachträge eingefügt und mit abgedruckt. Bei den Adressen wurde bei Carl Schmitt der Wohn- bzw. Aufenthaltsort mitberücksichtigt. Die Briefe Feuchtwangers weisen dagegen oft die Bezeichnung ohne Ort (o. O.) auf, da es sich meist um Durchschläge der Originalbriefe handelt. Ein Vergleich mit den im Nachlass von Schmitt erhaltenen Briefen hat ergeben, dass diese Briefe nahezu ausschließlich in München abgefasst wurden und auch unterschrieben sind, auch wenn im Verlagsarchiv nur die ungezeichneten Durchschriften vorliegen. Insgesamt ergibt sich folgendes Bild aus dem Bestand: Gesamtzahl: 345 Karten und Briefe, davon 161 von Ludwig Feuchtwanger und 184 von Carl Schmitt. Zeitraum: 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 4

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Aktenprovenienz: Der Begriff des Politischen Die Verfassungslehre Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus Die Diktatur Die politische Romantik Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Nachlaß Schmitt Legalität und Legitimität Politische Theologie Privatbesitz Edgar J. Feuchtwanger

27 103 145 22 17 17 11 2 1

Bei der Transkription der Briefe wurden lediglich offensichtliche Rechtschreibund Satzzeichenfehler korrigiert, ansonsten aber die Schreibweise beibehalten,

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Zur Edition

was zu einem Nebeneinander von unterschiedlichen Schreibweisen, z. B. bei der S-Lautung führt. Kürzungen wurden nicht vorgenommen. Ergänzungen im Text wurden durch [ ] deutlich gemacht. Auch wenn der Text keine historisch-kritische Ausgabe darstellt, so ist dabei doch eine Ausgabe letzter Hand herausgekommen, mit der sich arbeiten lässt. Die Kommentierung wurde von zwei Gesichtspunkten geleitet. Zum einen wurde versucht, alle Personen, Werke und Zitate zu entschlüsseln und dabei die zeitgenössische Literatur, die von den beiden Autoren benutzt wurde, aufzuzeigen. Zum anderen sollte dem Leser eine kurze Orientierung geboten werden, die aufgrund neuerer Literatur ein besseres Verständnis ermöglicht. Dass es dabei Lücken geben wird und der ein oder andere Spezialist sein Werk vermisst, dessen ist sich der Herausgeber bewusst und bittet die Leser um Nachsicht, aber auch um weitere Aufklärung. Zu guter Letzt möchte ich allen, die mich bei dieser Arbeit unterstützt haben, aufrichtig danken.

Briefwechsel 1918-1935

Briefwechsel 1918-1935

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

München, 16. 07. 1918 Sehr verehrter Herr Doktor, aus der Befürchtung eines peinlichen Mißverständnisses bitte ich diesen eiligen Brief zu erklären und zu entschuldigen. Ich sagte Ihnen in der heutigen Besprechung die Überschrift eines Abschnittes meiner Abhandlung über „politische Romantik": La recherche de la realite 1. Ich hatte nicht daran gedacht, daß Sie als Rechtsanwalt dabei an eine Bestimmung des code civil assoziieren müssen, die Ihnen eine solche Überschrift peinlich macht. Der Zweck war aber, eine Assoziation an die recherche de l'absolu von Balzac2 und die recherche de la verite von Malebranche3 hervorzurufen. Natürlich könnte kein Generalkommando verhindern, daß in Deutschland die Juristen an die recherche de la paternite 4 denken. Mit den besten Empfehlungen ergebenst Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 16.07. 1918 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Politische Romantik, 4. Aufl. Berlin 1982, S. 77-114. Das Zitat lautet: Auf der Suche nach der Wirklichkeit. Es handelt sich hierbei um den 1. Teil des zweiten Kapitels „Die Struktur des romantischen Geistes". 2 Das Zitat lautet: Auf der Suche nach dem Absoluten, Balzac, Honore de (20. 05. 179918.08.1850), Schriftsteller. Vgl.: Winfried Engler, Lexikon der französischen Literatur, 3. Aufl. Berlin 2005, S. 83-86. 3 Das Zitat lautet: Auf der Suche nach der Wahrheit, Nicholas Malebranche (06. 08. 1638-13. 10. 1715), Philosoph, 1674 veröffentlichte er seine Untersuchungen zu Descartes „De la recherche de la verite ou Ton traite de la nature, de 1'esprit de 1' homme et de 1'usage qu'il doit faire pour eviter l'erreur dans la science". Er beeinflusste Locke, Berkeley und Hume. Vgl.: Charles J. Mc Cracken, Malbranche und British Philosophy, Oxford 1983. 4 Das Zitat lautet: Auf der Suche nach Urheberschaft.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 17. 07. 1918 Sehr geehrter Herr Doktor! Mit der recherche de la paternite brachte ich bei meiner langjährigen Entfernung von praktischer juristischer Ausübung und wohl auch nach dem übrigen Inhalt Ihrer mir sonst geläufigen Gedankengänge Ihre recherche de la realite nicht in gedankliche Berührung. Ich dachte - es waren allerdings nur sehr rasch vorüberfliegende assoziative Verknüpfungen an den Widerstreit der philosophischen Wahr2 Rieß (Hrsg.)

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Briefwechsel 1918-1935

heitsbegriffe, an das Hegeische1 Absolute, die Wesensschau, die Evidenz - und Intuitionbehauptungen der jüngsten Phänomenologen und fand bei dem ersten Hinhören in Ihrer Ueberschrift ein zwar reizvolles, aber kühnes Unterfangen, über das ich aber alsbald jeden Versuch weiterer Vorstellungsbildungen aufgab, da ich das Manuskript abwarten wollte. Ich freue mich sehr darauf, dieses recht bald lesen zu können. Das Buch von Bloch 2 geht Ihnen von Leipzig noch in dieser Woche zu. Mit ergebensten Empfehlungen Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 17.07. 1918 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik. ' Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (27. 08. 1770-14. 11. 1831), Philosoph des deutschen Idealismus. Vgl.: Charles Taylor, Hegel, Frankfurt am Main 1983, S. 605-701. 2 Emst Bloch, Geist der Utopie, München / Leipzig 1918.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger München, 14. 09. 1918 Sehr verehrter Herr Rechtsanwalt, eben, während der Mond in das Zeichen des Steinbocks tritt, erfahre ich, daß in dem eben erscheinenden Heft der Historisch-politischen Blätter ein Aufsatz über Adam Müller 1 erscheint, inhaltlich unwichtig, als Symptom umso wichtiger. Diese Tatsache verbindet sich mit einem Negativem, dem Ausbleiben der Korrekturen, zu der in dieser Karte vorliegenden höheren Synthese. Mit den besten Empfehlungen stets Ihr aufrichtig ergebener Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 14.09. 1918 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik. 1 Vgl.: E. K. W., Adam Müller, in: Historisch-Politische Blätter für das katholische Deutschland Bd. 162 (1918), S. 352-366.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

München, 16. 10. 1918 Sehr verehrter Herr Rechtsanwalt, beiliegend den Schluß der Einfügung 1, der gestern Abend vergessen wurde. Möge er nicht zu spät kommen! Mit den besten Empfehlungen stets Ihr aufrichtig ergebner Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U., 16. 10. 1918 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik. 1 Es handelt sich um 14 Blatt Nachtrag (Feuchtwanger an die Druckerei Pierer 16. 10. 1918).

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger München, 13.02. 1919 Herrn Duncker & Humblot München Ich bestätige mit bestem Dank den Empfang von 509,45 Mark Honorar für meine Abhandlung „Politische Romantik". Hochachtungsvoll Privatdozent Dr. Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U., 13.02. 1919 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger München, 14. 03. 1920 Sehr geehrter Herr, ich bitte um 4 Exemplare meiner Schrift „Politische Romantik" zum Nettopreis und zwar wollen Sie gütigst 1 Exemplar an Herrn Uni. Prof. Finke1 in Freiburg (Breisgau), 3 an meine obenstehende Adresse senden. Hochachtungsvoll Carl Schmitt-Dorotic Karte, 1 Seite, hs. m. U., 14. 03. 1920 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik. i Finke, Heinrich (13.06. 1855-19. 12. 1938), Professor für Geschichte an der Universität in Freiburg (Breisgau). Vgl.: Martin Grabmann, Heinrich Finke, Nekrolog, in: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München. Philosophisch-historische Abteilung, München 1939, S. 15 ff. 2'

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Briefwechsel 1918-1935

Carl Schmitt an Ludwig

Feuchtwanger

o. O., 28. 09. 1920 Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt, bis heute teile ich Ihr Schicksal und lag krank im Bett, so elend, daß ich die Reise nicht gemacht hätte, wenn ich das vorausgesehen hätte. Hoffentlich geht es Ihnen besser und können Sie bald Ihren Erholungsaufenthalt beginnen. Ich hatte Ihnen versprochen, über die Schrift von Stammler1 „Sozialismus und Christentum", die Sie mir geliehen haben, zu berichten. Dieses Versprechen zu erfüllen, ist nicht etwa bloß aus subjektiven, in der eben erwähnten Erkrankung gelegenen, sondern auch aus objektiven in der Natur der Stammlerschen Schrift und ihres Gegenstandes enthaltenen Gründen unmöglich. Eine vollkommen, unbedingte, kategoriale Banalität ist gleich geheimnisvoll für Weise wie für Thoren. Eine unerschütterliche, mit akademisch erhobenem Zeigefinger dozierte Indigidität, eine oberflächliche Lektüre, eine mit Psalmenstellen aufgemünzte Langeweile, das Geschwänzel eines auf dem Eis tapsenden professoralen Esels, die formale Attrappe von bedingender Einheit und bedingtem Stoff, mit lächelnder Überlegenheit jedem sachlichen Gedanken entgegengehalten, alles das in der Kitschsauce einer aus der Mode geratenen Rhetorik, das ist keine Lektüre für einen durch seine Krankheit empfindlich gewordenen Mann, sondern für vertrottelte Irrelogen und alten Weibern, die ebensogut zu Rudolf Steiner2 statt zu Rudolf Stammler gehen könnten, oder zu Johannes Müller 3 , bei dem wenigstens die Lebensmittel, die er servieren läßt, gut sind. Was würden Sie von mir denken, wenn ich statt Ihnen einen Brief zu schreiben, zunächst auseinandersetzte, daß ja die Möglichkeit des Briefschreibens, viel weniger sein Wesen und sein Begriff durchaus nicht geklärt sind und daß die verbreitete Meinung, es würden heutzutage viele Briefe geschrieben doch philosophisch nicht beweisen kann, da ja, wenn die Möglichkeit eines Briefes noch nicht feststeht, die voreilige Annahme, die in der kritiklosen Übernahme des verbreiteten Sprachgebrauchs liegt, selbst wiederum ihre Berechtigung von der Sie selbst überhaupt erst bedingenden Möglichkeit ableiten muß, wofern wir nicht Gefahr laufen wollen, in den quellenden Gedankenstrudel eines ordnungslosen Wortgebrauchs ohne den festen Leitpunkt einer unbedingten Einheit zu tappen? Wie wäre das möglich? Wie ist es möglich, diese Bettelsuppe von Leitpunkt, Richtpunkt, Maßstab etcpp zu schlucken, ohne die Wut auf den Kerl zu kriegen, der sie mit Bibelstellen zu würzen glaubt und gleichzeitig mit der ganzen Unwiderleglichkeit absoluter Inhaltsleere jeden Inhalt die Taufe diese Bettelsuppe erteilen möchte. Armer Max Weber4. Deine Spuren halten mich ab jenen Quark zu erwürgen. Du hast tapfer mit dem Schatten gekämpft, es nutzt nichts. Ich will deine Erfahrung benutzen. Warten wir auf den Hahnenschrei, dann gehen die Gespenster von selbst. Es tut mir leid, daß ich Ihnen keinen schöneren Brief schreiben kann. Aber Sie haben mir kein schöneres Buch mitgegeben. Ich freue mich sehr, wenn ich Sie bald

Briefwechsel 1918-1935 gesund und guter Dinge wiedertreffe und wünsche Ihnen herzlich baldige Genesung und eine gründliche Erholung. M i t den besten Grüßen stets Ihr aufrichtig ergebener Carl Schmitt

Brief, 4 Seiten, hs. m. U., 28. 09. 1920 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. 1 Stammler, Rudolf (15. 08. 1856-28. 04. 1936), Professor für Rechtsphilosophie in Halle. Vgl.: Gerd Kleinheyer/Jan Schröder (Hrsg.), Deutsche und europäische Juristen aus neun Jahrhunderten, 4. Aufl. Heidelberg 1996, S. 386 - 390. 2 Steiner, Rudolf (25. 02. 1861-30. 03. 1925), Philosoph und Begründer der Anthroposophie. Vgl.: Wolfgang G. Vogele, Der andere Rudolf Steiner. Augenzeugenberichte, Interviews, Karikaturen, Dörnach 2005. Vgl.: Gerhard Wehr, Rudolf Steiner. Leben, Erkenntnis, Kulturimpuls, Zürich 1993. 3 Müller, Johannes (19. 04. 1864-04. 01. 1949), lutherischer Theologe und Schriftsteller, berüchtigter Vielschreiber, der ab 1916 auf Schloss Elmau Kurse abhielt, die allen möglichen Lebensfragen dienten. Vgl.: Thomas Martin Schreiber, Müller, Johannes, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 18 (1997), S. 426 ff. 4 Weber, Max (21. 04. 1864-14. 07. 1920), Professor für Nationalökonomie, Soziologe. Vgl.: Max Weber, R. Stammlers „Überwindung" der materialistischen Geschichtsauffassung, in: ders., Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, 7. Aufl. Tübingen 1988, S. 291-359 und 360-383. Vgl.: Joachim Radkau, Max Weber. Die Leidenschaft des Denkens, München 2005, S. 421-425.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Hamburg, 03. 10. 1920 Sehr verehrter Herr Rechtsanwalt, ich schicke Ihnen gleichzeitig als Druckfahne eine Broschüre von Johann Plenge 1 , den ich auf der Durchreise in Münster besucht habe. In Münster herrscht unter Plenges Direktion mächtig Betrieb, Organisation, Schwung, Leben, Stimmung, Wiederaufbau, kurz, man wird dort das K i n d schon schaukeln. Hoffentlich geht es Ihrer Gesundheit besser und langweilen Sie sich nicht zu sehr in Ihrem Bett. M i t den besten Wünschen und Grüßen Ihr ergebener Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 03. 10. 1920 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. i Plenge, Johann (07. 07. 1874 -11. 09. 1963), Soziologe. Es handelt sich wahrscheinlich um Johann Plenge, Über den politischen Wert des Judentums, Essen 1920. Vgl.: Axel Schildt, Ein konservativer Prophet moderner/nationaler Integration. Biographische Skizze des streitbaren Soziologen Johann Plenge (1874-1963), in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte XXXV (1987), S. 523-570.

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Briefwechsel 1918-1935

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Hamburg, 04. 10. 1920 Sehr verehrter Herr Rechtsanwalt, heute habe ich den Verlagsentwurf erhalten und mit meiner Unterschrift an den Verlag zurückgeschickt. Mitte des Monats werde ich wieder in München sein. Ich würde mich herzlich freuen, Sie dann noch anzutreffen, in bester Gesundung. Hamburg ist auch jetzt noch eine großartige Stadt und der Herbstnebel, in dem es jetzt liegt, gibt ihm eine gespenstische Weite. Diese Woche besuche ich ein paar Professoren. Zufällig habe ich hier Däubler 1 getroffen. Da sich die mitteilbaren Erlebnisse hierauf beschränken, so wäre meine Erholung gut, wenn ich nicht sehr erkältet wäre. Ich grüße Sie mit den besten Wünschen für Ihr Befinden. Auch Herr Eisler 2 schließt sich meinen Grüßen und Wünschen an. Stets Ihr sehr ergebener Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 04. 10. 1920 -- Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. 1 Däubler, Theodor (17. 08. 1876-13. 06. 1934), Schriftsteller, dessen Werk Carl Schmitt schätzte. Vgl.: Stefan Niehaus, „Denker und Sprecher und kosmische Strahlung": Theodor Däubler in der Interpretation Carl Schmitts, in: Dieter Werner (Hrsg), Theodor Däubler Biographie und Werk. Die Vorträge des Dresdener Däubler-Symposions 1992, Mainz 1996, S. 85-97. 2 Eisler, Georg (14. 08. 1892-11. 08. 1983), Verlagskaufmann im eigenen Verlag, enger Freund und Förderer Schmitts, 1934 emigriert. Jüngerer Bruder von Fritz Eisler, Carl Schmitts Jugendfreund, der 1914 gefallen ist. Vgl.: Ernst Hüsmert, Georg Eisler, in: Carl Schmitt, Tagebücher Oktober 1912 bis Februar 1915, hrsg. von Ernst Hüsmert, Berlin 2003, S. 402 f.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 08. 10. 1920 Lieber Herr Doktor, Vor allem herzlichen Dank für Ihren Brief über Stammler!1 Ich hatte den Eindruck, dass es sich um die disjecta membra, Zettelkastenbestandteile ohne Kitt und Leitseil handle. Aus den einzelnen Scherben der Darstellung blitzen oft handfeste Möglichkeiten und Entelechien wie bei pompejanisehen Funden auf, so bei der Widerlegung des Sozialismus als Anschauungs- und Wertordnung. Den Vertragsentwurf und das Satzmuster für die „Diktatur" habe ich Ihnen in die Schraudolphstrasse geschickt; mit dem Satz ist inzwischen begonnen worden. Wann kommen Sie wieder hierher?

Briefwechsel 1918-1935

Ich fühle mich zusehends wohler, wenn es auch langsam geht. Plenges2 Broschüre ist eben gekommen, sie ist inhaltlich sehr mager. Schon Plenges „Christentum und Sozialismus" war ein einziges Missverständnis Schelers3. Der Plenge scheint ein guter Mensch, aber ein schlechter Musikant zu sein. Mit verbindlichen Empfehlungen Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. IL, 08. 10. 1920 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. 1 Vgl. Brief vom 28. 09. 1920. 2 Plenge, Johann (07. 07. 1874 -11. 09. 1963), Soziologe. Es handelt sich wahrscheinlich um Johann Plenge, Über den politischen Wert des Judentums, Essen 1920. Vgl.: Axel Schildt, Ein konservativer Prophet moderner / nationaler Integration. Biographische Skizze des streitbaren Soziologen Johann Plenge (1874-1963), in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte XXXV (1987), S. 523-570. Vgl.: Christentum und Sozialismus. Ein Briefwechsel zwischen Max Scheler und Johann Plenge, eingeleitet und herausgegeben von Bernhard Schäfers, in: Soziale Welt 17. Jg. (1966), S. 66-78. 3 Scheler, Max (22.08. 1874-19.05. 1928), deutscher Philosoph, Phänomenologe. Vgl.: Wilhelm Mader, Max Scheler, 2. Aufl. Reinbek 1995. Vgl.: Wolfhart Henckmann, Max Scheler, München 1998.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger München, 03. 03. 1921 Sehr verehrter Herr Rechtsanwalt, soviel ich mich erinnere, haben die M[ünchner]. N[euesten]. N[achrichten]. kein Rezensionsexemplar meines Buches „Diktatur" erhalten; ich würde das auch an sich für zwecklos halten. Jedoch hat mir Herr Konrad Weiß1 von den N[euesten]. N[achrichten]. gestern sein Interesse für das Buch ausgedrückt und erklärt, es Gerlich 2 geben zu wollen, wenn er selber wegen fehlender juristischer oder historischer Vorbildung nicht in der Lage sein sollte, sich darüber zu äußern. Ich möchte mir daher die Anregung erlauben, Herrn Konrad Weiß an seine Adresse (München, Mozartstr. 13 III) 1 Besprechungsexemplar zu übersenden. Mit den besten Empfehlungen Ihr ergebener Carl Schmitt P.S. Ich bitte um die Freundlichkeit, mir (gelegentlich) das Heft der österreichischen Verwaltungszeitschrift 3 mit der Besprechung von Kelsens Buch über den Souveränitätsbegriff für einige Tage zu überlassen.

Karte, 1 Seite, hs. m. IL, 03. 03. 1921 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. i Weiß, Konrad (01. 05. 1880-04. 01. 1940), Schriftsteller und Kunstkritiker. Vgl.: Marbacher Magazin 15/1980.

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Briefwechsel 1918-1935

2 Gerlich, Fritz (13.02.1883-30.06.1934), Journalist, seit 1920 Chefredakteur der Münchner Neuesten Nachrichten, seit 1931 entschiedener Gegner des Nationalsozialismus, den er mit seiner Zeitung, „Der gerade Weg" bekämpfte, am 30. 06. 1934 im Zusammenhang mit dem sog. Röhmputsch ermordet. Vgl.: Rudolf Morsey, Fritz Gerlich (1883-1934), Publizist, Prophet, Märtyrer, Köln 1994. Vgl.: Michael Schäfer, Fritz Gerlich 1883-1934. Publizistik als Auseinandersetzung mit den „politischen Religionen" des 20. Jahrhunderts Diss. München 1998. 3

Vgl.: Adolf Merkl, Rezension: Hans Kelsen, Das Problem der Souveränität und die Theorie des Völkerrechts, in: Zeitschrift für Verwaltung 54. Jg. (1921), S. 34.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 03. 10. 1921 Lieber Herr Professor! In der Anlage ein Brief des „Avanti" 1 mit der Bitte um freundliche Rückäußerung. Wir haben nach Mailand sofort ein Besprechungsexemplar geschickt. Ich schlage vor, dass wir uns mit 1000 Mark Autorisationshonorar, das zwischen Verfasser und Verlag geteilt wird, in diesem Falle begnügen. Hoffentlich höre ich recht bald von Ihnen Erfreuliches. Ich war neulich mit B l e i 2 und Scheler 3 auf der „Wiese" 4 . Herzlichst Ihr sehr ergebener 1 Anlage

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 03. 10. 1921 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. 1 Avanti: Italienische Tageszeitung sozialistischer Richtung, 1896 in Rom gegründet, seit 1911 mit Sitz in Mailand. Mitarbeiter waren u. a. Mussolini, aber auch Pertini u. a. 2 Blei, Franz (18. 01. 1871-10. 07. 1942), Schriftsteller, der 1933 emigriert. Vgl.: Dieter Harth (Hrsg.), Franz Blei. Mittler der Literaturen, Hamburg 1997. 3 Scheler, Max (22. 08. 1874-19. 05. 1928), deutscher Philosoph, Phänomenologe. Vgl.: Wilhelm Mader, Max Scheler, 2. Aufl. Reinbek 1995. 4 Feuchtwanger meint das Münchner Oktoberfest.

Briefwechsel 1918-1935 Carl Schmitt an Ludwig

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Feuchtwanger Greifswald, 05. 11. 1921

Sehr geehrter Herr, Professor Nadler 1 in Freiburg (Schweiz) teilt mir mit, daß er das Exemplar meiner „Politischen Romantik", das ich ihm i m M a i habe übersenden lassen, nicht erhalten hat. Bitte wollen Sie ihm noch ein Exemplar zusenden. Seine Adresse ist Büdigen bei Freiburg (Schweiz). Hochachtungsvoll Dr. Carl Schmitt Dorotic

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 05. 11. 1921 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik. i Nadler, Josef (23.05. 1884-14.01. 1963), Professor in Freiburg (Schweiz), Literaturhistoriker, der in seiner „Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Landschaften" (Regensburg 1912-1918) der völkischen Theorie huldigte. Vgl.: Elias H. Füllenbach, Nadler, Josef, in: Internationales Germanistenlexikon Bd. 2, hrsg. von Christoph König, Berlin/New York 2003, S. 1298-1301.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 08. 11. 1921 Lieber Herr Professor! Das weitere Exemplar „Politische Romantik" an Nadler 1 geht sofort über Leipzig ab. Ich schreibe Ihnen heute oder morgen ausführlich persönlich. M i t vielen herzlichen Grüssen Ihr

Brief 1 Seite, ms. o. U., 08. 11. 1921 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik. i Nadler, Josef (23.05. 1884-14.01. 1963), Professor in Freiburg (Schweiz), Literaturhistoriker, der in seiner „Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Landschaften" (Regensburg 1912-1918) der völkischen Theorie huldigte. Vgl.: Elias H. Füllenbach, Nadler, Josef, in: Internationales Germanistenlexikon Bd. 2, hrsg. von Christoph König, Berlin/New York 2003, S. 1298-1301.

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Briefwechsel 1918-1935

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger o. 0., 06. 05. 1922 Lieber Herr Rechtsanwalt, vorgestern war ich in Straßburg, gestern bin ich hier 1 einmarschiert, übermorgen beginne ich die Vorlesungen. Wie geht es Ihnen? Geben sie bald Nachricht und kommen Sie bald an den Rhein. Stets Ihr alter Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 06. 05. 1922 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. 1 Schmitt meint Bonn!

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 18. 07. 1922 Lieber Herr Professor! Ich möchte Ihnen mitteilen, dass ich Freitag den 28.ds.M[ona]ts. nach Köln und Bonn komme, namentlich zur Aussprache mit Herrn Prof. Spiethoff 1 und mit einigen Kölner Herren und mich besonders freue, Sie über unsere schwebenden Angelegenheiten und über sonst noch sehr Vieles sprechen zu können. Vor allem will ich mich dann auch über den Inhalt Ihrer beiden Briefe vom 26. Juni und 4. Juli eingehend mit Ihnen unterhalten, bevor der Verlag dazu Stellung nimmt. Mit herzlichen Grüssen bin ich Ihr sehr ergebener

Brief 1 Seite, ms. o. U., 18. 07. 1922 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. i Spiethoff, Arthur (13.05. 1873-04.04. 1957), Professor der Wirtschaftlichen Staatswissenschaften, Mitbegründer der Lehre von den Wirtschaftsstilen und der modernen Konjunkturforschung. Vgl.: Anonym, Spiethoff, Arthur, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 9, hrsg. von Waither Killy und Rudolf Vierhaus, München 1998, S. 406. Vgl.: Matthias Ernst Kamp, Nationalökonomen in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn, in: Einweihung des Fakultätsgebäudes der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn 1970, S. 54-65.

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Briefwechsel 1918-1935 Carl Schmitt, an Ludwig Feuchtwanger

Bonn, 23. 07. 1922 Lieber Herr Feuchtwanger, meine Freude, Sie bald wiederzusehen, ist sehr groß. Ich bitte Sie herzlich, es so einzurichten, dass Sie in Ruhe diese schöne Gegend ansehen können. Für mich persönlich bitte ich Sie, dafür zu sorgen, dass ich einen Abend mit Ihnen allein sein kann, weil ich Ihnen eine persönliche (nicht geschäftliche) Angelegenheit1 anvertrauen möchte, wegen deren ich sonst eigens zu Ihnen nach München fahren wollte. Geben Sie mir Nachricht, mit welchem Zug Sie ankommen, ob ich etwas besorgen soll (Spiethoff 2 sagte mir, Sie wohnten im Hotel) oder was Sie sonst wünschen, um Ihren Aufenthalt in Bonn vorzubereiten. Herzliche Grüße Ihres alten Carl Schmitt

Brief 1 Seite, ms. m. U., 23. 07. 1922 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. 1 Es handelt sich möglicherweise um die Ehe Schmitts. 2 Spiethoff, Arthur (13.05. 1873-04.04. 1957), Professor der Wirtschaftlichen Staatswissenschaften, Mitbegründer der Lehre von den Wirtschaftsstilen und der modernen Konjunkturforschung. Vgl.: Matthias Ernst Kamp, Nationalökonomen in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn, in: Einweihung des Fakultätsgebäudes der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn 1970, S. 54-65. Vgl.: Anonym, Spiethoff, Arthur, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 9, hrsg von Waither Killy und Rudolf Vierhaus, München 1998, S. 406.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 24. 07. 1922 Lieber Herr Feuchtwanger, ich erwarte Sie Freitag morgen 11 Uhr 12, ein Zimmer besorge ich. Kommen Sie also pünktlich. Auf Wiedersehen, stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 24. 07. 1922 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur.

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Briefwechsel 1918-1935

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. O., 25. 07. 1922 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihre Zeilen vom 23. und 24. d. Mts. Ich komme also mit dem Zug D. 47 am Freitag um 11 Uhr 12 über Frankfurt/Koblenz dort an. Herrn Prof. Spiethoff 1 habe ich gebeten, für Freitag Nachmittag oder Samstag Vormittag Zeit und Ort einer Unterredung zwischen ihm und mir zu bestimmen und nähere Mitteilungen darüber bei Ihnen zu hinterlegen. Auf Wiedersehen Ihr

Karte, 1 Seite, ms. o. U , 25. 07. 1922 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. i Spiethoff, Arthur (13.05. 1873-04.04. 1957), Professor der Wirtschaftlichen Staatswissenschaften, Mitbegründer der Lehre von den Wirtschaftsstilen und der modernen Konjunkturforschung. Vgl.: Matthias Ernst Kamp, Nationalökonomen in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn, in: Einweihung des Fakultätsgebäudes der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn 1970, S. 54-65. Vgl.: Anonym, Spiethoff, Arthur, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 9, hrsg von Waither Killy und Rudolf Vierhaus, München 1998, S. 406.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 20. 12. 1922 Lieber Herr Professor! Herzlichen Dank für Ihren Brief vom 19. ds. Mts., der mir Ihren Besuch ankündigt. Ich würde natürlich mich wieder besonders freuen, wenn Sie mein Gast wären. An die angegebenen Adressen wurden sofort Exemplare „Im Auftrage des Verfassers" gesandt. Im übrigen wird noch die Schrift nach einer allgemeinen Liste, natürlich individuell ausgelesen versandt. In der Anlage übersende ich Ihnen die Laudatio, die dem Doktordiplom der Juristischen Fakultät Leipzig aus dem Jahre 1902 von Herrn Geibel sen. beigefügt war. Herzlichste Griisse Ihres L. Feuchtwanger

Brief, 1 Seite, ms. m. U., 20. 12. 1922 (RW 265-3466) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt.

Briefwechsel 1918-1935 Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o.O., 15.01. 1923 Lieber Herr Professor! Vielen herzlichen Dank für Ihre freundlichen Zeilen, auf die ich Ihnen heute nur ganz kurz schreiben kann. Die drei Werke, Staudenmaier 1 , Lorentz 2 und Freud 3 sind am 12.d[iesen]. M[ona]ts. für Sie von hier aus bestellt worden. Haben Sie die Güte, anliegenden Brief von Prof. v. Martin 4 zu lesen, auf den die Lektüre Ihrer „Politischen Theologie" eigentümliche Wirkungen hervorgerufen hat. Ich wusste von diesem Herrn bisher gar nichts und wäre Ihnen für eine Meinungsäusserung sehr verbunden. Ich habe vorläufig den Brief Martins nur kurz bestätigt. Ich habe mich besonders gefreut, Sie so beweglich einige Tage gesehen zu haben, vor allem in dem Bewusstsein, dass sie sich bei mir nicht unbehaglich fühlten. Nochmals herzlichen Dank auch von meiner Tochter für die gute Schokolade. M i t herzlichen Grüssen Ihr Feuchtwanger

Brief, 1 Seite, ms. m. U., 15.01. 1923 (RW 265-3467) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt. 1 Staudenmaier, Franz Anton (11.09. 1800-19.01. 1856), katholischer Theologe. Vgl.: Raimund Lachner, Staudenmaier, Franz Anton, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. X (1995), Sp. 1235-1241. Welches der zahlreichen Werke Staudenmaiers gemeint ist, konnte nicht ermittelt werden. 2 Es handelt sich möglicherweise um Johannes Lorentz, Sixtus V. und seine Zeit, Mainz 1852. 3 Es handelt sich wohl um Sigmund Freuds Buch „Massenpsychologie und Ich-Analyse", das 1921 in Wien erschienen ist. Zu Freud, Sigmund (06. 05. 1856-23. 09. 1939), Begründer der Psychoanalyse, vgl.: Peter Gay, Freud. Eine Biographie für unsere Zeit, Frankfurt am Main 1989. Vgl.: Joseph W. Bendersky, Schmitt and Freud. Anthropology, enemies and the state, in: Dieter Murswieck, Ulrich Storost und Heinrich A. Wolff (Hrsg.), Staat - Souveränität - Verfassung. Festschrift für Helmut Quaritsch zum 70. Geburtstag, Berlin 2000, S. 623635. Vgl.: Alfred Schöpf, Freund und Feind: Das Destruktive und seine praktische Bewältigung, in: Psyche 58. Jg. (2004), S. 516-532. 4 Martin, Alfred von (24.07. 1882-11.06. 1979), Professor für Soziologie. Vgl.: Dirk Käsler, Kultursoziologe des Bürgertums. Zum Tode von Alfred Martin, in: Süddeutsche Zeitung vom 15. 06. 1979, vgl.: Günter Maschke, Der Humanismus und die Moderne. Zum Tode von Alfred von Martin, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16. 06. 1979, S. 35.

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Briefwechsel 1918-1935

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

München, 26. 02. 1923 Lieber Herr Professor, vielen Dank für Ihre Zeilen vom 23.! Alle Angelegenheiten aus Ihren letzten Briefen, die einer sachlichen Erledigung bedurften (Versendungen, Bestellungen etc.), sind von mir besorgt worden. Es war mein Wunsch, die letzten Wochen Ihnen ausführlich persönlich zuschreiben. Aber es blieb bei der Absicht; im Drange der privaten und amtlichen Geschäfte war mir das Stündchen otium cum dignitate nicht vergönnt, mich mit Ihnen zu unterhalten, Ihnen zu schreiben und vielerlei zu erörtern. Das kann ich auch heute noch nicht; aber Ihre Nachrichten über Schumacher1 fordern dringend eine postwendende Aufklärung über den Sachverhalt, um Weiterungen und Ausbreitungen zu verhindern. Es ist ein Glück, daß in Bonn selbst ein unverdächtiger und authentischer Beobachter der Haltung und der Art von Schumacher gegen den Verlag D(uncker) und H(umblot) sitzt: Prof. Spiethoff 2. Er hat es miterlebt und ist eigentlich der Hauptleidtragende der krankhaften Selbstherrlichkeit und der ungezügelten verleumderischen Treibereien Sch(umacher)'s. Der Verlag und Dr. Geibel3 sind bei der Frage, wer der „richtige" Herausgeber 4 von Schmollers Jahrbuch ist - das ist des Streites Ursache - verhältnismäßig weniger beteiligt, haben aber rechtlich das einzige Verfügungsrecht. Hinc illae lacrimae" 5 ! Eine geschäftliche oder Finanzfrage spielt bei der Sache keine Rolle; der Verlag hat in dieser Richtungen alle Konzessionen gemacht. Aber Spiethoff läßt sich mit Recht als gleichberechtigter Mitherausgeber nicht länger von Schumacher) terrorisieren, erhebt gegen die Alleinredaktion des Sch(umacher) Protest, und der Verlag kann, ehe der Streit nicht entschieden ist, kein neues Heft in Druck geben. Die sich unter meinen Augen abspielenden Vorgänge, d. h. alles, was zwischen Sch(umacher) und dem Verlag bzw. Dr. Geibel bis zum heutigen Tag vor sich gegangen ist, kann Sch(umacher) nicht die Spur eines moralischen oder formalen Rechts geben, gegen Dr. Geibel auch nur den Vorwurf des unkorrekten und illoyalen Verhaltens gegen Sch(umacher) zu erheben. Es zeigt nur die übrigens allgemein bekannte, besonders in Bonn auch den Ursachen nach bekannte Unverträglichkeit und wie gesagt den pathologischen Cäsarismus Schumachers, was er sich gegen Spiethoff und Dr. Geibel, der seit Juli 22, nachdem Sch(umacher) mit mir als Vertreter des Verlags nicht mehr verhandeln wollte, den Briefwechsel führt, an ungeheuerlichen Verdrehungen leistet. „Schumpeter6 lügt", das ist amtsbekannt, in Bonn zweifellos so unumstößlich wie anderswo. Daß Sch(umacher) einen von Dr. Geibel unter meiner Beratung korrektest, sachlich und pünktlichst durchgeführten Streit über das Recht an der Redaktion von Schmollers Jahrbuch so ausarten läßt, daß er ihn (Geibel) offiziell und schriftlich bei der Fakultät in Bonn als des Ehrendoktors unwürdig verleumdet, setzt allem die Krone auf und ist nur mit der Beleidigung zu vergleichen, die

Briefwechsel 1918-1935 Schumpeter an Frau von Schmoller über „schnöden Vertragsbruch" Dr. G(eibel)s schrieb. Der Rechtsanwalt Schumpeters hat dann später auf Vorhalt geschrieben, der Verlag oder Geibel sei nicht damit gemein. Ich schreibe das alles vorläufig ohne Wissen von Herrn Geibel, bitte Sie aber von Vorstehendem unter meiner persönlichen Verantwortung den weitesten Gebrauch zu machen. Da die Frage der Jahrbuchredaktion jetzt an und für sich prozeßreif ist, werden j a die ganzen Praktiken und Fechterkunststücke Sch(umacher)s einwandfrei vorgeführt. Ich bitte Sie, lieber Herr Professor, versichert zu sein, daß ihre Empfehlung Geibel zum Ehrendoktor der jur.(istischen) Fak(ultät) in Bonn zu machen, nicht anders ausgefallen wäre, wenn Ihnen das lückenlose Aktenmaterial über den Fall Sch(umacher) vorgelegen hätte. Einstweilen verbleibe ich mit herzlichen Grüßen und Empfehlungen Ihr Ludwig Feuchtwanger B: Ich möchte Dr. Geibel Ihren Brief zeigen und bitte mich von der Diskretion ihm gegenüber sofort zu entbinden! F.

Brief, 3 Seiten, hs. m. U., 26. 02. 1923 (RW 265-3468) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt. 1 Schumacher, Hermann (06. 03. 1868-03. 10. 1952), Professor der Staatswissenschaften an der Universität Bonn. Vgl.: Nils Goldschmidt, Hermann Schumacher nur ein weiterer Erbe Schmollers oder der erste Ordoliberale? Anmerkung zu einem missing link zwischen der Historischen und der Freiburger Schule (Diskussionspapier TU) Berlin 2002. Vgl.: Anonym, Schumacher, Hermann, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 9 (1998), S. 203. 2 Spiethoff, Arthur (13.05. 1873-04.04. 1957), Professor der Wirtschaftlichen Staatswissenschaften, Mitbegründer der Lehre von den Wirtschaftsstilen und der modernen Konjunkturforschung. Vgl.: Anonym, Spiethoff, Arthur, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 9, hrsg. von Waither Killy und Rudolf Vierhaus, München 1998, S. 406. Vgl.: Matthias Emst Kamp, Nationalökonomen in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn, in: Einweihung des Fakultätsgebäudes der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn 1970, S. 54-65. 3 Geibel, Carl (Stephan Albert) (26. 12. 1884-?), seit 1910 Alleininhaber des Verlags Duncker & Humblot, Generalkonsul für Griechenland Dr. jur. h.c. Vgl.: Anonym, Geibel, Carl, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 3 (1996), S. 601. 4 Herausgeber von Schmollers Jahrbuch waren im Jahr 1923 Hermann Schumacher bzw. Arthur Spiethoff. Im Jahr 1923 ist kein Heft erschienen, ab 1924 zeichnet als Herausgeber Arthur Spiethoff. Vgl: Arthur Spiethoff, An die Jahrbuch-Leser, in: Schmollers Jahrbuch 47. Jg. (1924), S. 1. Duncker & Humblot, an die Leser von Schmollers-Jahrbuch, in: Schmollers Jahrbuch 47. Jg. (1924), S. 2. 5

Daher jene Tränen! 6 Schumpeter, Joseph Alois (08. 02. 1883-08. 01. 1950), Nationalökonom, seit 1925 Professor für wirtschaftliche Staatswissenschaft an der Universität Bonn, nach 1932 in den USA lehrend. Vgl.: Wolfgang F. Stolper, Joseph Alois Schumpeter. The public life of a private man, Princeton 1994. Vgl.: Richard Swedberg, Schumpeter. A biography, Princeton 1991.

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Briefwechsel 1918-1935

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

München, 06. 03. 1923 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für ihren freundlichen Brief, der mich sehr beruhigte. Ich schicke Ihnen vorläufig die Liste der Empfänger von Besprechungs- und Widmungsexemplaren Ihrer „Politischen Theologie". Wenn Sie darnach noch irgendwelche Ergänzungen wünschen, bitte ich um Mitteilung. An alle aufgeführten Stellen und Personen sind Exemplare abgegangen. Am Sonntag sprach ich Herrn Eysler 1 ausführlich; darüber nächstens persönlich mehr! Mit herzlichen Griissen Ihr ergebenster Ludwig Feuchtwanger 1 Anlage! Handschriftliche Ergänzung zum Brief vom 06. 03. 1923 Feuchtwanger an C. Schmitt Ihre Besprechung von „Wittmayer %'2 war mir eine Herzensstärkung: im Ton und im Materiellen ein Muster der Rezension! „Methodologische Inflation" ist sehr gut. Kennen Sie Cassirer „Die Begriffsformen im mythischen Denken" (Studien der Bibliothek Warburg) bei Teubner?3; eine Broschüre von 62 Seiten nach Ihrem Geschmack! Feuchtwanger

Brief, 1 Seite, ms. m. U., 06. 03. 1923 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Theologie. 1 Eysler: Möglicherweise handelt es sich um den Verleger Otto Eysler (1861 -1928). 2 Vgl.: Carl Schmitt, Rezension: Leo Wittmayer, Die Weimarer Reichsverfassung, in: Literaturblatt der Frankfurter Zeitung Nr. 5 vom 02. 03. 1923, S. 2. 3 Ernst Cassirer, Die Begriffsform im mythischen Denken. Studien der Bibliothek Warburg, hrsg. von Fritz Saxl, Bd. I, Leipzig 1922 (jetzt auch Hamburger Ausgabe Bd. 16, hrsg. von Birgit Recki, Aufsätze und kleinen Schriften 1922-1926. Text u. Anm. von Julia Clement, S. 3-73). Vgl. Roland Kany, Die religionsgeschichtliche Forschung an der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg. Gratia. Bamberger Schriften zur Renaissanceforschung, Heft 19, hrsg. von D. Wuttke, Bamberg 1989. Ferrari Massimo, Das Problem der Geisteswissenschaften in den Schriften Cassirers für die Bibliothek Warburg (1921 -1923), in: H. J. Braun, H. Holzhey und E. W. Orth (Hrg.). Über Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen, Frankfurt am Main 1988, S. 114-133.

Briefwechsel 1918-1935 Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

München, 06. 04. 1923 Lieber Herr Professor! Den Brief und die Karte, die bei mir für Sie eintrafen, schicke ich Ihnen in der Anlage. Mittwoch Früh rief mich Herr Laubheimer an und fragte, wann Sie zurückkämen. Er bäte um Ihren Anruf Donnerstag bei seiner Firma Adler etc., sonst kamen keine Nachrichten für Sie. Dass Sie so schöne Tage in Tölz haben, freut mich für Sie. Ich sehne mich auch sehr darnach, wieder einmal abseits der täglichen Tretmühle zu reisen und ins Freie zu kommen. Meine Trambahnlektüre ist John Lancaster Spalding1 (Der amerikanische Bischof!) „Grundsätze christlicher Lebensführung und Erziehung", übersetzt von Isidor Heneke2, aus Matthias Grunewald-Verlag, in der Sammlung, wo auch Laros 3, Kardinal Newman4 erschienen ist. Der Spalding enttäuscht mich sehr: so etwas las ich in meiner Jugend bei Emerson5 und Ruskin6: Eine angelsächsische Sonnigkeit und ein amerikanischer Optimismus über das Maschinen-Zeitalter und das Gute im Menschen, was mir alles trotz reiner und g ater Sprache und schöner Kirchenbilder reichlich abgestanden vorkommt. Den Haecker7 konnte ich Ihnen nicht mehr besorgen, weil mich Ihre Karte erst gestern spät nachts antraf. Herzliche Grüsse Ihres L. Feuchtwanger

Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 06. 04. 1923 (RW 265-3469) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt. 1 Spalding, John Lancaster (02.06.1840-25.08.1916), amerikanischer Bischof von Peoria. Vgl.: John Tracy Ellis, John Lancaster Spalding, first bishop of Peoria, American educator, Milwaukee, Bruce Pub. Co. 1961. 2 Heneke, Isidor war Übersetzer beim Matthias Grunewald-Verlag. Da der Verlag im Zweiten Weltkrieg ausgebombt wurde und das Verlagsarchiv verbrannt ist, konnten keine näheren Angaben ermittelt werden. 3 Laros, Matthias (01.03. 1882-24.06. 1965), katholischer Theologe, Herausgeber der Werke von John Henry Newman. Laros gehörte zu den Reformern der katholischen Indizierung. Vgl.: Martin Persch, Laros, Martin, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. IV (1992), Sp. 1175 ff. 4 Newman, John Henry (21. 02. 1801 -11. 08. 1890), Kardinal und theologischer Schriftsteller, der den römischen Katholizismus in der englischen Gesellschaft aktzeptabel machte. Vgl.: Jörg Ulrich, Newman, John Henry, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. XVII (2000), Sp. 1007-1037. 5 Emerson, Ralf Waldo (25. 05. 1803-27. 04. 1882), Schriftsteller und Philosoph. Vgl.: Wolfgang Heller, Emerson, Ralf Waldo, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. XVII (2000), Sp. 331 ff. 3 Rieß (Hrsg.)

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Briefwechsel 1918-1935

6 Ruskin, John (08. 02. 1819-20. 01. 19000), Kunstschriftsteller, Maler und Sozialreformer. Vgl.: Hugo Altmann, Ruskin, John, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. XV (1999), Sp. 1217-1248. i Haecker, Theodor (04.06. 1879-09.04. 1945), katholischer Schriftsteller und Philosoph. Vgl.: Marbacher Magazin 49 (1989), Theodor Haecker (1879-1945), bearbeitet von Hinrich Siefken.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 16. 05. 1923 Lieber Herr Professor! Aus den verschiedenen Sendungen, die inzwischen in Ihren Besitz gekommen sein dürften, haben Sie ersehen, dass Ihre Wünsche aus Ihrem Brief vom 8. ds. Mts. von mir genau und pünktlich, soweit es möglich war, erfüllt wurden. Wir schickten Ihnen: 1. Zwei Exemplare Ihrer „Politischen Romantik", 2. je ein Exemplar Max Weber1 „Erinnerungsausgabe" und „Wirtschaftsgeschichte", sowie einen Sonderabzug „Landauer", 3. mein Exemplar von Landauer's2 Zurechnungslehre. Bitte um baldige Rückgabe, da ich dem Verfasser ausführlich darüber schreiben möchte. Ein neues Exemplar haben wir nicht bestellt. 4. Die Homer-Uebersetzung von Rupe und die übrigen, auf meinem Schreibtisch liegengebliebenen Schriften aus Ihrem Besitz. Der „Rasin" 3 ist vergriffen und konnte nicht mehr geschickt werden. Ein Exemplar von Weber „Wirtschaftsgeschichte" ging an Don Gervasio4 in Madrid. Für die Zitelmann-Festschrift ist die Einlieferung Ihres Aufsatzes ausserordentlich dringlich. Ueber die Titelfrage möchte ich doch erst etwas sagen, wenn ich den Aufsatz gesehen habe. Man muss die Kritik an der parlamentarischen Idee von der Kritik der parlamentarischen Technik wie auch von den schlechten Sitten des praktischen Parlamentarismus scharf unterscheiden. Was von all dem in Ihrer Abhandlung steht, weiss ich ja nicht. Spätestens Ende des Monats müssten wir auf jeden Fall das druckreife Manuskript haben. Die anderen Beiträge sind schon alle gesetzt. Montag war ich in Ihrer Wohnung und sprach Herrn Mehler sowie seinen Schwager, den Hausbesitzer. Ich sah auch Ihren Schreibtisch und den Stuhl dazu. Ich schreibe Ihnen darüber gesondert. Alle Sendungen haben wir ohne Berechnung vorgenommen. Nur über Döblins „Wallenstein"5 lege ich Ihnen Rechnung bei und bitte um Anweisung, wohin das Exemplar gehen soll. Einstweilen bin ich mit herzlichen Grüssen und Wünschen Ihr L. Feuchtwanger Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 16. 05. 1923 (RW 265-3470) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt.

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1 Weber, Max (21. 04. 1864-14. 07. 1920), Professor für Nationalökonomie, Soziologe. Vgl.: Wolfgang J. Mommsen, Max Weber und die deutsche Politik 1890-1920, 2. Aufl., Tübingen 1974. Vgl.: Marianne Weber, Max Weber, Lebensbild, Tübingen 1984. Vgl.: Joachim Radkau, Max Weber. Die Leidenschaft des Denkens, München 2005. 2 Landauer, Carl (15. 10. 1891-16. 10. 1983), Professor der Finanzwissenschaft an der University of California Berkeley; Landauer promovierte 1913 bei Brentano, war von 1926 — 1933 Mitherausgeber der Zeitschrift „Der Deutsche Volkswirt" und von 1929-1933 a.o. Professor an der Handelshochschule Berlin, 1933 emigrierte er in die USA. Vgl.: Biographisches Handbuch der europäischen Emigration II, 2, S. 686. 3

Es handelt sich um ein Werk des tschechischen Juristen und Finanzministers Alois Rasin (18. 10. 1867-18. 02. 1923), der von einem Anarchisten erschossen wurde. Vgl.: Anonym, Alois Rasin, in: Österreichisches Biographisches Lexikon (ÖBL) Bd. 8, S. 426 f. 4

Gervasio Manrique (31.05. 1891-14.07. 1978), spanischer Ethnologe. Vgl.: Antonio Ruiz, Gervasio Manrique, in: Cuardernos de Ethnologia Soriana, Nr. 3. 5 Vgl.: Alfred Döblin, Wallenstein, Berlin 1920.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 18. 06. 1923 Lieber Herr Professor! Ich habe gestern Ihre Arbeit „Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus" gelesen und möchte Ihnen sagen, welchen ausgezeichneten Eindruck die 4 Kapitel auf mich gemacht haben. Noch Freitag Abend sagte Joachimsen1 voll des Lobes über Ihre Bücher zu mir: „Sein einziger Fehler ist, er weiss zu viel". Ich erinnerte mich dabei des Urteils von Bloch 2 vor ein paar Jahren über Ihre „Politische Romantik": Der Verfasser käme ihm vor, wie einer, der nur schwer gewappnet und von Hellebarden geschützt über die Strasse ginge. Bloch meinte damit Ihre Art, um Ihrer Unwiderleglichkeit willen jeden Satz und jedes Wort abzuwägen, sprachlich und logisch aufs Schärfste zu schleifen und jedes Urteil und jeden Bericht, auch jegliche geistesgeschichtliche Interpretation erschöpfend nach Quellen und Literatur zu unterlegen. Daher kamen zweifellos Ihre beiden ersten Bücher „Romantik" und „Diktatur" der Vorstellung an einen Ritter zu Hilfe, dessen Beweglichkeit und Geschmeidigkeit durch die schwere Panzerung der Belege gehemmt wird. In der „Politischen Theologie" und jetzt in Ihrer Kritik des Parlamentarismus haben Sie das schwere Panzerhemd abgeworfen und wirken wie David mit der Schleuder. So haben Sie das Problem angepackt und geworfen. Ich schicke Ihnen heute unmittelbar vor meiner Abreise den 2. Fahnenabzug mit meinen Bemerkungen über die Behandlung durch die Druckerei für den Sonderabzug zu. Am liebsten wäre mir natürlich, wenn sich das in den Ferien machen Hesse, eine erweiterte Ausgabe. Aber vielleicht lassen sie doch das Ganze für die Sonderausgabe in den Grundzügen unverändert und schreiben eine richtig ausgebaute „Kritik der politischen Ideen und Systeme von 1789- 1914" mit einem präzisen Obertitel. 3*

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Ich gehe jetzt endgültig in Urlaub und hoffe bald gute Nachrichten von Ihnen zu bekommen. Eben trifft Ihr Brief vom 17. ds. hier ein. Ich habe alles zur Kenntnis genommen und darnach die Behandlung der Sonderabzüge hier angeordnet. Phänomenologie I I 3 , 257 hab ich mir aus Ihrer Arbeit notiert. Ich finde eben einen ausführlichen Paragraphen „Bodinus, Ein Jude gewesen" 4 in dem alten unbekannten Werk aus dem Jahre 1701: ((Titel nebenan), Joachimsen Historiker (Reformation) Herausgeber Kritische Ranke-Ausgabe)) Herzliche Grüsse Ihres ergebenen L. Feuchtwanger

Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 18. 06. 1923 (RW 265-3471) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt. 1 Joachimsen, Paul (1867-1930), Honorarprofessor für Geschichtsdidaktik an der Universität München. Vgl.: Ulrich Muhlack, „Deutsche Neuzeit". Zur Historiographie Paul Joachimsens, in: Zeitschrift für historische Forschung 1974, S. 88-115. Vgl.: Erich Mareks, Paul Joachimsen, in: Historische Zeitschrift 142 (1930), S. 220 f. Vgl.: Notker Hammerstein, Reformation und deutsche Modernität - Paul Joachimsen, in: Luise Schorn-Schütte (Hrsg.), Alteuropa oder Frühe Moderne, Berlin 1999, S. 25-43 (= Beiheft 23 der Zeitschrift für Historische Forschung). 2 Bloch, Ernst (08. 07. 1885-04. 08. 1977), marxistischer Philosoph, dessen Werk „Geist der Utopie" 1921 möglichweise durch Vermittlung von Carl Schmitt bei Duncker & Humblot erschienen ist. Ein weiterer Knotenpunkt ist die Zeitschrift „Summa", die von Franz Blei herausgegeben wurde, in der sowohl Bloch als auch Schmitt publizierte. Auch die Bekanntschaft Max Webers bzw. des Weber-Kreises sollte berücksichtigt werden. Vgl.: Peter Zudeick, Der Hintern des Teufels. Ernst Bloch - Leben und Werk, Bühl-Moos 1987. 3 Schmitt zitiert Hegel im Zusammenhang mit der „Diktatur und Dialektik im marxistischen Sozialismus". Dabei schreibt er: „Die Leistung von Marx bestand darin, daß er den Bourgeois aus der Sphäre aristokratischen und literarischen Ressentiments zu einer welthistorischen Figur erhob, die nicht im moralischen, sondern im Hegelischen Sinne das absolut Unmenschliche sein mußte, um in unmittelbarer Notwendigkeit das Gute und absolut Menschliche als seinen Gegensatz hervorzurufen, ähnlich wie nach Hegel (Phänomenologie II 257) von dem jüdischen Volk gesagt werden kann, daß es gerade darum, weil es unmittelbar vor der Pforte des Heils stehe, das verworfenste sei!" (Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, 3. Aufl. Berlin 1961, S. 73 f.) 4 Vgl.: Eric Voegelin, Jean Bodin, hrsg. von Peter J. Opitz, München 2003, S. 10. Vgl.: Emile Pasquier, La famille de Jean Bodin, in: Revue d'histoire de Teglise de France 24. Jg. (1933), S. 457 ff. (gegen die These von der jüdischen Abstammung).

Carl Schmitt an Ludwig

Feuchtwanger o.O., 05.09. 1923

Lieber Dr. Feuchtwanger, die Korrektur des Aufsatzes über Parlamentarismus schicke ich gleichzeitig ab. Ich habe gedacht, Sie hätten schon die Korrektur längst erhalten, ich habe sie nämlich schon Ende Juli geschickt. Ist sie nicht angekommen? Wenn sie sich finden

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sollte, so ist diese neue Korrektur maßgebend. Bitte machen Sie einen anderen Titeldruck; der Titel ist so schwerfällig, daß er durch dicke Buchstaben nicht noch schwerer gemacht werden darf. Wann erscheint die Sonderausgabe? Es ist, glaube ich, Zeit. Die Vorbemerkung über die Bücher von Lukäcs1 und Ric[arda] Huch 2 will ich doch lieber weglassen. Sind Revisionskorrekturen notwendig? Kann das nicht ein intelligenter Setzer? Ich schreibe doch sehr deutlich. Wie geht es Ihnen in dieser katastrophalen Zeit? Ich freue mich, nach München zu kommen. Könnten Sie mir noch ein Zimmer nach Art eines Studentenzimmers für ein paar Tage mieten, wenn ich komme? Ich möchte Ihre Gastfreundlichkeit nicht mißbrauchen. Es wird jetzt in München nicht mehr so voll sein. Hier, in Westfalen, in einer landschaftlich herrlichen, in den Tälern von der immer noch rasend geldverdienenden Industrie verwüsteten Gegend erholt man sich sehr gut. Ich werde hier, was bekanntlich die erste Pflicht eines gentleman ist, a good animal. Nur ist effektiv nichts zu lesen hier, außer Ludendorffs Memoiren 3 und der Bergisch-Märkischen Zeitung. Haben Sie den Aufsatz von Gorki 4 im Neuen Merkur gefunden? Ihre Drucksachen-Sendung war eine wahre Erlösung. Auf Wiedersehen, hoffentlich Ende des Monats. Geben Sie bald Nachricht Ihrem alten Carl Schmitt

Brief, 1 Seite , hs. m. U., 05. 09. 1923 - Archiv Duncker & Humblot, Akte, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Lukäcs, Georg (13.04.1885-04.06.1971), marxistischer Philosoph, dessen Buch „Geschichte und Klassenbewusstsein" (1923), die revolutionäre Praxis neu formulierte. Vgl.: Istvän Hermann, Georg Lukäcs. Sein Leben und Wirken, Wien / Köln / Graz 1986. 2 Huch, Ricarda (18.07. 1864-17. 11. 1947), Schriftstellerin und Historikerin, Verfasserin der Studie „Michael Bakunin und die Anarchie" (1923). Vgl.: Hans-Werner Peter, Ricarda Huch. Studien zu ihrem Leben und Werk, Braunschweig 1985/1988. 3 Ludendorff, Erich (09. 04. 1865-26. 12. 1937), General der Infanterie, mit Hindenburg während des Ersten Weltkrieges quasi die Regierung, nach 1918 Begründer einer völkischen Bewegung und Teilnehmer am Hitler-Putsch 1923. Vgl.: Erich Ludendorff, Meine Kriegserinnerungen, Berlin 1919. Vgl.: Bruno Thoß, Ludendorff, Erich, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 15 (1987), S. 285-290. 4 Vgl.: Maxim Gorki, Die russische Grausamkeit, in: Der Neue Merkur. Monatshefte 6. Jg. (1922), S. 214-220.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Bonn, 28. 10. 1923 Lieber Dr. Feuchtwanger, gestern erhielt ich das nachgesandte Drucksachenpaket und die Broschüre über den Parlamentarismus. Vielen Dank. Die Broschüre ist wirklich schön geworden; nur die beiden tt in meinem Namen sind in den großen Buchstaben des Umschlages etwas klein und wirken fast drollig. Doch wird sich das wohl nicht mehr ändern lassen. Eine Liste füge ich bei. An diese Adressen1 bitte ich die Broschüre (nicht den Zitelmann-Druck 2) mit meiner Karte zu senden. Ich wäre dankbar, wenn ich von den Zitelmann-Abdrucken, von denen Sie ja noch 200 haben, wie Sie mir sagten, einige bekommen könnte, etwa 20. Von der Broschüre bekomme ich doch auch ein paar Freiexemplare, nicht wahr? Die Vorlesungen beginnen erst am 6. November; ich habe also noch eine Woche Schonzeit. Morgen versuche ich, Ihnen als eingeschriebene Drucksache eine alte Darstellung des Bauernkrieges 3 zu schicken. Bitte betrachten Sie es als Zeichen meiner Dankbarkeit für die freundliche Aufnahme in München und fügen Sie es Ihrer Bibliothek ein. In Bonn herrscht Belagerungszustand4; nach 7 darf man nicht mehr auf die Straße. Dienstag sah ich in Mainz zufällig die Ausrufung der rheinischen Republik 5 . Herzliche Grüße Ihnen und Ihrer Gattin von Ihrem Carl Schmitt 29. 10. 1923 Heute morgen erhielt ich Ihren Brief vom 26.6 Vielen Dank. Ich glaube nicht, daß es Zweck hat, das Buch allen möglichen Zeitungen und Zeitschriften zu schikken. Unter keinen Umständen an die Kölnische Völkszeitung. Außer der Frankfurter] Z[eitung] gibt es keine Zeitung mit anständigen Rezensionen und mir ekelt bei dem bloßen Gedanken, das Buch in den Händen irgend eines dieser schmutzigen Schwätzer zu sehen. Am liebsten wäre mir, es überhaupt nur an einige Professoren zu schicken und an einige, höchstens 5 Zeitschriften. Dagegen wäre zu erwägen, ob es nicht besser ist, intelligenten Publizisten persönlich ein Exemplar (aber bitte von Verlags wegen; nicht vom Autor) zu schikken; ich dachte an Radek7, Reventlow8, Bacmeister9, Paul Scheffer 10 (Berliner] Tagebl[att]), Flake 11 , Hausenstein12. Das überlasse ich Ihnen und Ihrer Objektivität. Die 20 Exemplare der Broschüre habe ich noch nicht erhalten; sie werden wohl dieser Tage eintreffen. Die Nachricht über den P[ater]. Hardouin 13 traf mich ins Herz. O farewell, Othello's occupation's gone.

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Beiliegend die Besprechung von Muth 14 . Bitte um gelegentliche Rückgabe. Prof. Muth überläßt Ihnen sicher noch ein Exemplar. Er hat sich mir gegenüber über Sie so geäußert, daß es meinem Herzen wohltat. Ein Expose werde ich versuchen. Herzlichen Dank für die versprochene Gothein-Festgabe15 Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 28. 10. 1923 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Dem Brief liegt eine Liste von Adressaten für die Broschüre von der Hand Schmitts verfasst bei. Dabei wurden genannt: Erich Kaufmann (Charlottenburg), Rudolf Smend (Berlin), Heinrich Triepel (Berlin), Thoma (Heidelberg), M. J. Bonn (Berlin), K. Beyerle (München), Richard Schmidt (Leipzig), F. Kiener (Straßburg), Werner Wittich (Bergheim/Elsaß), Guglielmo Ferrero, Del Vecchio (Roma), Benedetto Croce (Neapel), Robert Michels (Basel), Ed. Spranger (Charlottenburg), Krabbe (Leiden), Fleiner (Zürich), Georg Lukacz (Wien), Dr. M. Palyi, Prof. Albrecht Mendelssohn-Bartholdy (Hamburg), Dr. Salin (Heidelberg), Prof. Sartorius (Tübingen), Prof. Bruns (Berlin), Prof. Partsch (Berlin). 2 Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, in: Bonner Festschrift für Ernst Zitelmann, München/Leipzig 1923, S. 413-473. 3 Vgl.: Petrus Gnodalius, Seditio repentina vulgir Praecipue Rusticorum, anno M.D.XXV. tempore uerno per universam fere Germaniam exorta, Basel 1570. 4 Belagerungszustand in Bonn: Am 23. 10. 1923 besetzen rheinische Separatisten das Bonner Rathaus. Nach der „Separatisten-Schlacht im Siebengebirge" am 23. 11. 1923 ist dieses Abenteuer beendet.. Vgl.: Edith Ennen/Dietrich Höroldt, Vom Römerkastell zur Bundeshauptstadt. Kleine Geschichte der Stadt Bonn, 4. Aufl. 1985, S. 293-296. 5 Vgl.: Friedrich Schütz, Vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg, in: Franz Dumont/Ferdinand Scherf/Friedrich Schütz (Hrsg.), Mainz. Die Geschichte der Stadt, Mainz 1998, S. 484 f. 6 Brief hat sich nicht erhalten. 7 Radek, Karl (31. 10. 1885-19. 05. 1939), russischer Revolutionär mit guten Kontakten zu Lenin und Trotzki, der im 2. Moskauer Schauprozeß von Stalins Richtern zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Vgl.: Warren Lerner, Karl Radek. The last internationalist, Stanford University Press 1970. 8 Reventlow, Ernst Graf zu (18. 08. 1869-20. 11. 1943), Marineoffizier und Schriftsteller, ab 1924 Mitglied der Deutsch völkischen Freiheitspartei (später NSDAP) M.d.R. Vgl.: Martin Schumacher (Hrsg.), M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus.Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933-1945. Eine biographische Dokumentation, Düsseldorf 1991, S. 462. 9 Bacmeister, Walter (30. 04. 1877-14. 12. 1953), Publizist, Verleger, Besitzer der „Bergisch-Märkischen Zeitung", Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses für die Nationalliberalen. Vgl.: B. W., in: Lebensbilder aus dem Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet, Köln/Opladen 1957, S. 44 f. Vgl.: Anonym, Bacmeister, Walter, in: Bruno Jahn (Hrsg.), Die deutschsprachige Presse. Ein biographisch-bibliographisches Handbuch Bd. 1, München 2005, S. 43. 10 Scheffer, Paul (11.10.1883-20.02. 1963), Journalist, Herausgeber des Berliner Tageblattes. Vgl.: Bärbel Holtz, Scheffer, Paul, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22 (2005), S. 613. n Flake, Otto (29. 10. 1880-10. 11. 1963), Schriftsteller mit Kontakten zum Dadaismus und zu Hugo Ball. Vgl.: Michael Farin (Hrsg.), Otto Flake. Annäherungen an einen Eigensinnigen, Baden Baden 1985.

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12 Hausenstein, Wilhelm (17.06.1882-03.06.1957), Kunsthistoriker und nach 1949 Diplomat in Paris. Vgl.: Johannes Werner, Wilhelm Hausenstein. Ein Lebenslauf, München 2005. 13 Hardouin, Jean (22. 12. 1646-03. 09. 1729), Jesuit, lehrte Rhetorik und Theologie in Paris; er vertrat die Auffassung, dass ein „Großteil der profanen und kirchlichen Literatur des Altertums Fälschungen des 13. Jahrhunderts" seien. Vgl.: Michael Hofmann, Hardouin, in: Lexikon für Theologie und Kirche Bd. 4, Freiburg u. a. 1995, Sp. 1188 f. 14 Muth, Carl (Karl) (31. 01. 1867-15. 11. 1944), katholischer Publizist, Herausgeber der katholischen Kulturzeitschrift „Hochland". Vgl.: Manfred Weitlauff, Muth, Carl, in: Neue Deutsche Biographie Band 18 (1997), S. 644 ff. 15 Bilder und Studien aus drei Jahrtausenden. Eberhard Gothein zum 70. Geburtstag als Festgabe dargebracht von G. Karo und anderen, München/Leipzig 1923.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 06. 11. 1923 Lieber Dr. Feuchtwanger, ich habe noch keine Antwort auf meinen letzten Brief, auch ist das Expose noch nicht fertig, sodaß der einzige Anlaß dieses Briefes die beiliegende] neue Liste 1 ist. Kaufmann 2 ist wieder beurlaubt, sodaß ich jetzt i m 4. Semester das ganze Gebiet des öffentlichen Rechts an einer großen Universität allein zu tragen habe. Wegen meines letzten Briefes an Sie mache ich mir Sorgen, weil er sehr voluminös war infolge der vielen Besuchskarten und Beilagen und deshalb vielleicht nicht befördert ist. Prof. M u t h 3 hat mir versprochen, über die Schrift vom Parlamentarismus i m Hochland 4 referieren zu lassen. Mein Vetter, Dr. Steinlein 5 , hat die Absicht, sie ins Französische zu übersetzen. Herzliche Grüße Ihres alten Carl Schmitt Dr. Löwenstein 6 hat mich um ein Exemplar gebeten. Soll man Tönnies 7 ein Exemplar schicken? Bitte an Zeitungen zu denken: wie ,Humanite' (Paris) und russische Zeitschriften (woran mir am meisten liegt). 8

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 06. 11. 1923 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. i Am 09. 11. 1923 bittet Schmitt, die Parlamentarismus-Broschüre noch an folgende Adressen zu schicken: 1. Löwenstein, Dr. Karl (München), 2. Vößler, Prof. Karl (München), 3. Häcker, Theodor (München), 4. Langenbach, Emil (Plettenberg), Syndikus des Fabrikantenvereins, 5. Lurz, Oberregierungsrat Dr. Raymund (Bad Tölz (Obb)). Am 10. 11. 1923 werden noch genannt: 1. Curtius, Ernst Robert (Marburg/Lahn), 2. Cohn, Hans (Kennen Sie ihn? Evtl. S. P. Tal-Verlag Leipzig, Wien, Zürich; Mitarbeiter eines von

Briefwechsel 1918-1935 Buber herausgegebenen Heftes über den Geist des Judentums), 3. Minister Dr. am Zehnhoff (Berlin). Von der Hand Feuchtwangers ist noch der Name Tönnies hinzugefügt worden. 2 Kaufmann, Erich (21. 09. 1880-05. 11. 1972), Staats- und Völkerrechtler, Rechtsphilosoph. Vgl.: Hans Liermann, Kaufmann, Erich, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 11 (1977), S. 349 f. 3 Muth, Carl (Karl) (31. 01. 1867-15. 11. 1944), katholischer Publizist, Herausgeber der katholischen Kulturzeitschrift „Hochland". Vgl.: Manfred Weitlauff, Muth, Carl, in: Neue Deutsche Biographie Band 18 (1997), S. 644 ff. 4

Vgl.: Friedrich Curtius, Demokratie, in: Hochland 1924, S. 112. Es handelt sich um Steinlein, Andre Marie (1891-1964). Zur Familie Steinlein: vgl.: Gregor Brand, Non ignobili Stirpe procreatum: Carl Schmitt und seine Herkunft, in: Piet Tommissen (Hrsg.), Schmittiana V, Berlin 1996, S. 225-298, besonders S. 264-283. 6 Löwenstein, Karl (09. 11. 1891-10.07. 1973), von 1919-1933 Rechtsanwalt in München. Vgl.: Peter Badura, Karl Loewenstein - Staat und Verfassung: Die Kontrolle politischer Macht, in: Peter Landau / Hermann Nehlsen (Hrsg.), Große jüdische Gelehrte an der Münchener Juristischen Fakultät, Ebelsbach 2001, S. 32-44 (Abhandlungen zur Rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung Bd. 84). 5

i Tönnies, Ferdinand (26.07. 1855-09.04. 1936), Soziologe und Philosoph. Vgl.: Uwe Carstens, Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger, Norderstedt 2005. 8 ,Humanite' (Paris) und russische Zeitschriften: Es handelt sich dabei um die Zeitung der Kommunistischen Partei Frankreichs.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 09. 11. 1923 Lieber Herr Professor! Lassen Sie mich Ihnen zunächst herzlichen Dank für die Seditio repentina vulgi 1 sagen! Sie haben mir damit eine ganz besondere Freude gemacht. Aus der Einleitung bekam ich einen Vorgeschmack, wie unzulänglich unsere Geschichtsbücher sind, weil sie die Patina, die Farbe der Zeit nicht wahrnehmen oder gar reproduzieren können. Ich schicke Ihnen heute durch Kreuzband eine Gegengabe, unsere Seditio repentina von gestern Abend. Das mit den beiden tt kommt Ihnen nur so vor; diese Typen gehören zu der Garnitur, sind für diese geschaffen und sind nicht auswechselbar. Ihre Liste ist unter Beigabe Ihrer Karte mit der Buchausgabe versehen worden. Hoffentlich sind inzwischen die 20 Stücke in Ihren Besitz gekommen. Wenn Sie noch mehr wollen, so bitte ich um Ihre Wünsche. Wegen der Rezensionsexemplare verfahre ich nach Ihrem Vorschlag. Ich zeige jetzt die Schrift auch mit Ihren übrigen Sachen wieder eindringlich an. Für die Muth'sche 2 Besprechung vielen Dank, ich schicke sie Ihnen als Drucksache zurück. M i t herzlichen Grüssen und Wünschen für das Semester Ihr Feuchtwanger

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Soeben treffen Ihre freundlichen Zeilen vom 6.ds. hier ein. Wir liessen sofort nach Ihrer neuen Liste weitere Exemplare abgehen. Vielen Dank für Ihre sonstigen Nachrichten! Toennies3 erhält 1 Exemplar, ebenso die von Ihnen angeregten Zeitungen und sonstige Stellen und Persönlichkeiten. D[er]. 0[bige].

Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 09. 11. 1923 (RW 265-3472) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt. 1 Vgl.: Petrus Gnodalius, Seditio repentina vulgi, Praecipue Rusticorum, anno M.D.XXV. tempore uerno per universam fere Germaniam exorta, Basel 1570. 2 Muth, Carl (Karl) (31. 01. 1867-15. 11. 1944), katholischer Publizist, Herausgeber der katholischen Kulturzeitschrift „Hochland". Vgl.: Manfred Weitlauff, Muth, Carl, in: Neue Deutsche Biographie Band 18 (1997), S. 644 ff.

3 Tönnies, Ferdinand (26.07. 1855-09.04. 1936), Soziologe und Philosoph. Vgl.: Uwe Carstens, Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger, Norderstedt 2005.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 13. 11. 1923 Lieber Dr. Feuchtwanger, vielen Dank für Ihren freundlichen Brief und die Zeitungen, mit denen Sie mir in der Tat eine außerordentliche Freude gemacht haben. Daß Ihnen die Seditio repentina1 wohlgefiel, habe ich mit Vergnügen gehört. Jetzt liegt noch eine angenehme Gabe für Ihr bücherliebendes Herz hier bereit, nämlich von Dr. Steinlein2, meinem Vetter, die Histoire politique de la Revolution fran^aise von Aulard 3 , leider zu schwer, um als Drucksache geschickt zu werden und als Paket wegen der Sperre nicht versendbar. Für Bemühungen um die Schrift vom Parlamentarismus danke ich Ihnen sehr. Bis jetzt habe ich nur von Rob[ert] Michels4 und von E[dgar] Salin5 eine Empfangsbestätigung, von Rob[ert] Michels eine sehr interessante Karte. Dieser Tage schreibe ich Ihnen noch die Adresse eines jugoslawischen Professors in Agram 6, dem ich ein Exemplar zu senden bitte, (auf Wunsch eines seiner jetzt in Bonn studierenden Schüler). Falls Sie mit dem Druck des Buches7 von Murray über Taine beginnen, möchte ich jetzt schon eine Korrektur in der Widmung anbringen, nämlich „little" in this little book is dedicated, wegzulassen. Es ist zu unmännlich. Ich habe viel Arbeit, da Erich Kaufmann 8 wieder beurlaubt ist. Völkerrecht lese ich mit vieler Freude. Vielleicht wird doch noch ein schönes Lehrbuch daraus.

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Mein Vetter, Dr. Steinlein, übersetzt die Schrift über den Parlamentarismus ins Französische. Sobald die Übersetzung fertig ist, teile ich Ihnen näheres darüber mit; vielleicht kann man, unter kleinen, für französische Leser uninteressanten Weglassungen, einen französischen Zeitschriftenaufsatz daraus machen. Nochmals vielen Dank für Ihre freundlichen Zusendungen und beste Grüße an Sie und Ihre Gattin. Stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 13. 11. 1923 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Petrus Gnodalius, Seditio repentina vulgi, Praecipue Rusticorum, anno M.D.XXV. tempore uerno per universam fere Germaniam exorta, Basel 1570. 2 Es handelt sich um Steinlein, Andre Marie (1891-1964). Zur Familie Steinlein: vgl.: Gregor Brand, Non ignobili Stirpe procreatum: Carl Schmitt und seine Herkunft, in: Piet Tommissen (Hrsg.), Schmittiana V, Berlin 1996, S. 225-298, besonders S. 264-283. 3 Aulard, Alphonse, Politische Geschichte der Französischen Revolution. Entstehung und Entwicklung der Demokratie und der Republik 1789- 1804. Berechtigte Verdeutschung von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Eingeleitet von Hedwig Hintze, München / Leipzig 1924. 4 Michels, Robert (01.09. 1876-02.05. 1936), Soziologe und Politologe, der von der deutschen Sozialdemokratie kommend, schließlich die Ideen des italienischen Faschismus propagierte. Erfinder des „ehernen Gesetzes der Oligarchie" und Vertreter einer Elitetheorie. Vgl.: Joachim Milles, Brüche und Kontinuitäten eines radikalen Intellektuellen. Zur Einführung in die Politische Soziologie Robert Michels, in: Robert Michels, Masse, Führer, Intellektuelle Politisch-soziologische Aufsätze 1906-1933, Frankfurt am Main/New York 1987, S. 7-30. Vgl.: Briefkarte vom 06. 11. 1923, in: Piet Tommissen, In Sachen Carl Schmitt, Wien/Leipzig 1977, S. 85 f. Dort schreibt Michels: Sehr geehrter Herr Kollege, soeben empfange ich, mit bestem Dank, Ihre Schrift über den Parlamentarismus. Ich habe sofort in sie hineingeschaut u. manche Belehrung aus ihr erfahren. Ihr Urteil über Tönnies teile ich. Die Schrift von Fern ist eher doch wohl noch Glaube in d. Macht der Rede und Überredung, mehr Prinzipientreue als Theorie der direkten Aktion, der gegenüber F. sich immer ablehnend verhielt (er ist heute fasciophil). Ich glaube, dass Sie aus meiner Soziologie des Parteiwesens einige neue Gesichtspunkte zur Frage schöpfen könnten. Die Literatur ist allerdings immens. Ich gestatte mir nur, Sie auf das neue große Werk von Gaetano Mosca: Elementi di Scienza Politica (Bocca, 1923) aufmerksam zu machen. Außerdem Pareto (auch sein wertvollstes polit. Testament). Kennen Sie meine Schrift über den Fascismus? Mit nochmaligem Dank und koll. Gruß, erg. R. M.

5 Salin, Edgar (10. 02. 1892-17. 05. 1974) Professor für Nationalökonomie an der Universität Basel. Vgl.: Anton Föllmi, Salin, Edgar, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22 (2005), S. 372 f. 6 Skrfljevic, Professor in Zagreb (Jugoslawien). Eine Anfrage bei der Universität von Zagreb konnte keinen näheren Aufschluss bringen. Für die dortige Recherche danke ich Frau Ana Ruzicka von der Universität Zagreb. 7 Kathleen Murray (1898-1946), Taine und die englische Romantik, München 1924. Vgl.: Piet Tommissen, Schmittiana V, S. 180. Vgl.: Reinhard Mehring, Überwindung des Ästhetizismus? Carl Schmitts selbstinquisitorische Romantikkritik, in: Athenäum. Jahrbuch für Romantik 16. Jg. (2006), S. 138-142.

8 Kaufmann, Erich (21. 09. 1880-05. 11. 1972), Staats- und Völkerrechtler, Rechtsphilosoph. Vgl.: Hans Liermann, Kaufmann, Erich, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 11, Berlin

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1977, S. 349 f. Vgl.: Stefan Hanke, Erich Kaufmann, Carl Schmitt und Erich Kaufmann Gemeinsames in Bonn und Berlin, in: Mathias Schmoeckel (Hrsg.), Die Juristen der Universität Bonn im „Dritten Reich", Köln u. a. 2004, S. 388-407.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 22. 11. 1923 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihre Zeilen vom 13. dieses Monats! Der „Parlamentarismus" ist auch an Prof. Skriljevic 1 nach Zagreb, am 16.11. abgegangen. In dem Manuskript von Murray 2 habe ich in der Widmung die kleine Aenderung angebracht. Der Druck dieses Buches ist als unser nächster Druckauftrag vorgesehen. Mit dem Satz wird begonnen, sobald einigermassen Ruhe und Uebersicht in die grässliche Zerrüttung der WährungsVerhältnisse hineingekommen ist 3 . Bitte Dr. Steinlein4 vielen Dank für seine grosse Aufmerksamkeit zu sagen! Der Aulard 5 ist, wie Sie wissen, schon lange ein sehnlicher Wunsch von mir gewesen. Vielleicht lassen Sie den Band von Röhrscheid6 oder einem anderen Ihnen bekannten Bonner Buchhändler gelegentlich abholen und an unseren Kommissionär nach Leipzig (F. Volckmar) in einer Sammelsendung expedieren. Auf die Uebersetzung des „Parlamentarismus" ins Französische bin ich sehr gespannt. Wo soll sie erscheinen? Hier erhält man noch Tag für Tag Anschauungsunterricht über „Allgemeine Staatslehre". Die alten Meister Machiavelli7 und Bodin 8 , Hobbes9 und Burke 10 - die man doch fast 50 Jahre lang, als so turbulente Zustände nur in der Historie zu lesen waren, allmählich recht transparent und blass gesehen hat - werden fatal lebendig; es ist anzunehmen, dass wieder eine grosse Literatur-Epoche der Staatsund Gesellschaftslehre kommt, die wohl zum Hintergrund jenen Anschauungsunterricht braucht. Hoffentlich kurieren uns die heutigen ,Meister der Politik' nicht zu Tode. Herzliche Grüsse Ihres

Brief, 2 Seiten, ms. o. U , 22. 11. 1923 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Skriljevic, Professor in Zagreb (Jugoslawien). Eine Anfrage bei der Universität von Zagreb konnte keinen näheren Aufschluss bringen. Für die dortige Recherche danke ich Frau Ana Ruzicka von der Universität Zagreb. 2 Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924. Zu Kathleen Murray, (1898-1946), vgl.: Piet Tommissen, Schmittiana V, S. 180. Vgl.: Reinhard Mehring,

Briefwechsel 1918-1935 Überwindung des Ästhetizismus? Carl Schmitts selbstinquisitorische Romantikkritik, in: Athenäum. Jahrbuch für Romantik 16. Jg. (2006), S. 138-142. 3 Seit Juli 1923 begann die Inflation zu galoppieren und erreichte im November den Höhepunkt. Damit hörte die Währung auf zu funktionieren und war als Tauschmittel nur mehr bedingt geeignet. Vgl.: Friedrich-Wilhelm Henning, Das industrialisierte Deutschland 1914 bis 1972, Paderborn 1974, S. 77-83. 4 Es handelt sich um Steinlein, Andre Marie (1891-1964). Zur Familie Steinlein: vgl.: Gregor Brand, Non ignobili Stirpe procreatum: Carl Schmitt und seine Herkunft, in: Piet Tommissen (Hrsg.), Schmittiana V, Berlin 1996, S. 225-298, besonders S. 264-283. 5 Aulard, Alphonse, Politische Geschichte der Französischen Revolution. Entstehung und Entwicklung der Demokratie und der Republik 1789-1804. Berechtigte Verdeutschung von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Eingeleitet von Hedwig Hintze, München / Leipzig 1924. 6 Buchhandlung und Verlag Ludwig Röhrscheid. Vgl.: Otto Wenig, Buchdruck und Buchhandel in Bonn, Bonn 1968, S. 431 -444. 7

Vgl.: Peter Schröder, Nicolo Machiavelli, Frankfurt am Main 2004. 8 Vgl.: Eric Voegelin, Jean Bodin, hrsg. von Peter J. Opitz, München 2003.

9 Hobbes (05.04. 1588-04. 12. 1679), Philosoph und Staatstheoretiker. Vgl. Wolfgang Kersting, Thomas Hobbes zur Einführung, Hamburg 1992. 10 Burke, Edmund (12. 01. 1729-09. 07. 1797), Staatsmann und politischer Theoretiker, der mit seinem Hauptwerk „Reflections on the Revolution in France" (1790) die konservativen Bedenken formulierte. Vgl.: Walter von Wyss, Edmund Burke. Denker, Redner, Warner, München 1966.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 24. 11. 1923 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, vielen Dank für Ihren freundlichen Brief vom 22. November. Den Aulard 1 werde ich Ihnen durch die hiesige Buchhandlung Cohen an Völckmar 2 schicken lassen. Es freut mich, daß Sie Freude daran haben. Was Sie über die Klassiker der Staatslehre schreiben, habe ich mir auch oft gedacht. Am meisten gilt es, wenigstens für meinen Geschmack, im Falle Hobbes3. Einige Kapitel des Leviathan sind einfach so aktuell wie ein Artikel von Radek4. Übrigens, wenn Sie etwas journalistischgeniales lesen wollen, so beschaffen Sie sich Radeks letzte Veröffentlichung über die Besetzung des Ruhrgebiets, eine kleine bei Hoym in Hamburg erschienene Broschüre. 5 Salin6 hat seine Geschichte der Wirtschaftslehre und den Sonderabdruck Sozialismus in der Antike aus der Gothein-Festgabe geschickt. Die Gothein-Festgabe selbst habe ich noch nicht erhalten. Sie würden mich zu großem Dank verpflichten, wenn sie die 3 auf beiliegendem] Schreiben genannten Bücher besorgten und von dort unmittelbar der Staatsbibliothek zuleiten. Den Betrag erhalten Sie sofort nach Bekanntgabe. Die Bücher sind auf den Namen der Frau Schmitt-Dorotic 7 entliehen und nicht zurückgegeben; die Staatsbibliothek drohte schon mit der Polizei.

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Briefwechsel 1918-1935

Ich habe beruflich viel Arbeit, ein ganz interessantes Seminar und wenn man die nötige Härte hat, so ist es j a eine sensationelle Situation, der berufsmäßige Betrachter des heutigen politischen Schauspiels zu sein. Was die Zusendungen meiner Schrift über den Parlamentarismus angeht, so habe ich bisher nur wenig Antworten bekommen: von Rob[ert] Michels 8 , Wittich 9 , Dr. K[arl] Löwenstein 1 0 , natürlich keine Antwort von deutschen Professoren, diese kennen nicht einmal die Höflichkeit der Empfangsbestätigung. Vielleicht interessiert es Sie, daß B l e i 1 1 vom 1. Dezember] ab für einen Monat in München ist (Karl Theodorstr. 14a). Er hat mir neulich wieder sehr schön über die Politische Romantik geschrieben, die er als mein bestes Buch bezeichnet. Es ist eine Schande, wie das Buch ignoriert wird. Ich werde täglich älter und magerer, Sie werden jünger und voller, illum oportet crescere. 12 Herzlichst Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 24. 11. 1923 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Aulard, Alphonse, Politische Geschichtc der Französischen Revolution. Entstehung und Entwicklung der Demokratie und der Reoublik 1789-1804. Berechtigte Verdeutschung von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Eingeleitet von Hedwig Hintze, München / Leipzig 1924. 2 Volckmar war der Kommissionär des Verlages Duncker & Humblot. Vgl.: Theodor Völckmar-Frentzel, In den Stürmen der Zeit. Zur Geschichte des Hauses Volckmar 18291954, Stuttgart 1953. Vgl.: Georg Jäger, Das Barsortiment, in: Georg Jäger (Hrsg.), Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Das Kaiserreich 1871 — 1918, Bd. 1, Teil 2, S. 679-699. 3 Hobbes (05.04. 1588-04. 12. 1679), Philosoph und Staatstheoretiker. Vgl.: Wolfgang Kersting, Thomas Hobbes zur Einführung, Hamburg 1992. 4 Radek, Karl (31. 10. 1885-19. 05. 1939), russischer Revolutionär mit guten Kontakten zu Lenin und Trotzki, der im 2. Moskauer Schauprozeß von Stalins Richtern zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Vgl.: Warren Lerner, Karl Radek. The last internationalist, Stanford University Press 1970. 5 Vgl.: Karl Radek, Der Kampf der K.I. gegen Versailles und gegen die Offensive des Kapitals, Hamburg 1923. 6 Salin, Edgar, Geschichte der Volkswirtschaftslehre, Berlin 1923 und ders., Der »Sozialismus' in Hellas, in: Bilder und Studien aus drei Jahrtausenden. Festschrift für Eberhard Gothein, München /Leipzig 1923, S. 15-59. 7 Dorotic, (Pauline) Pawla, die erste Frau Carl Schmitts. Die Ehe wurde am 18. 01. 1924 wegen arglistiger Täuschung vom Landgericht Bonn für nichtig erklärt. Das kirchengerichtliche Verfahren aber scheiterte. Vgl.: Helmut Quaritsch, Positionen und Begriffe, 2. Aufl. Berlin 1991, S. 32 f.

s Michels, Robert (01. 09. 1876-02. 05. 1936), Soziologe und Politologe, der von der deutschen Sozialdemokratie kommend, schließlich die Ideen des italienischen Faschismus propagierte. Erfinder des „ehernen Gesetzes der Oligarchie" und Vertreter einer Elitetheorie. Vgl.: Joachim Milles, Brüche und Kontinuitäten eines radikalen Intellektuellen. Zur Einführung in die Politische Soziologie Robert Michels, in: Robert Michels, Masse, Führer, Intellektuelle Politisch-soziologische Aufsätze 1906- 1933, Frankfurt am Main/New York 1987, S. 7-30. 9 Wittich, Werner (1867 -11. 08. 1937), Wirtschaftshistoriker.

Briefwechsel 1918-1935 10 Löwenstein, Karl (09. 11. 1891 -10. 07. 1973), von 1919-1933 Rechtsanwalt in München. Vgl.: Peter Badura, Karl Loewenstein - Staat und Verfassung: Die Kontrolle politischer Macht, in: Peter Landau / Hermann Nehlsen (Hrsg.), Große jüdische Gelehrte an der Münchener Juristischen Fakultät, Ebelsbach 2001, S. 32-44 (Abhandlungen zur Rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung Bd. 84). 11 Blei, Franz (18. 01. 1871 -10. 07. 1942), Schriftsteller, der 1933 emigriert. Vgl.: Dieter Harth (Hrsg.), Franz Blei. Mittler der Literaturen, Hamburg 1997. 12 Es handelt sich um ein Bibelzitat Johannes 3,30: Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 28. 11.23 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihre Zeilen vom 24. dieses Monats! Wir haben sofort die Ersatz-Exemplare für die Bayerische Staatsbibliothek besorgt und uns brieflich und telephonisch mit dem Ausleihamt in Verbindung gesetzt. Der „Sperl" 1 konnte bereits geliefert werden. Wir lassen die Rechnungen zusammenkommen und schicken Ihnen gelegentlich alles. Die Sache wird jedenfalls von uns ganz erledigt werden können. Vielen Dank für die Nachricht über Blei 2 . Hoffentlich überstehen Sie das Semester gut und kommen glücklich als der Alte zu Ostern nach München zurück. Mit herzlichen Grüssen Ihr Anbei 2 Anlagen!

Brief, 1 Seiten, ms. o. U., 28. 11. 1923 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Sperl, Es handelt sich möglicherweise um den Schriftsteller August Sperl (05. 09. 186207. 04. 1926). Vgl.: Wolfgang Weinmantel, Sperl, August, in: Literatur Lexikon Bd. 11, hrsg. von Waither Killy, München 1991, S. 101. 2 Blei, Franz (18. 01. 1871 -10. 07. 1942), Schriftsteller, der 1933 emigriert. Vgl.: Dieter Harth (Hrsg.), Franz Blei. Mittler der Literaturen, Hamburg 1997.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 29. 11. 1923 Lieber Dr. Feuchtwanger, Beiliegende Ausschnitte werden Sie interessieren. An der Taktlosigkeit, daß im Nachruf auf Zitelmann1 nur mein Name gesperrt gedruckt ist, bin ich unschuldig.

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Briefwechsel 1918-1935

Cohen 2 erklärt, kein Paket nach Leipzig schicken zu können. Vielleicht geht es, geteilt, als Drucksache. Würden Sie noch ein Exemplar des Parlamentarismus an Prof. Koellreutter 3 , Jena, Stegstr. 2, schicken? Liebe Grüße Ihres alten Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 29. 11. 1923 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Zitelmann, Conrad Ernst (07.08.1852-23.11.1923), Jurist, Professor. Vgl.: Prof. Landsberg, f Conrad Ernst Zitelmann, in: Deutsche Juristen-Zeitung 29. Jg. (1924), Sp. 41 f. 2 Die Buchhandlung Cohen geht auf eine Verlagsgründung am 24. 11. 1828 durch Aime Henry und Max Cohen zurück. Im 20. Jahrhundert wandte man sich verstärkt den Geisteswissenschaften zu. Ab 1933 wurden Verlag und Buchhandlung zunehmend Zielscheibe der Nationalsozialisten. 1938 verkaufte die Witwe Hedwig Cohen, nachdem ihre Kinder bereits ins Ausland geflohen waren, den Verlag an die Familie Grundmann.Verlag und Buchhandlung firmieren seitdem unter dem Namen Bouvier. Diese Informationen wurden nach Angaben des Bouvier-Verlags Bonn und des Berliner Instituts für Faschismusforschung zusammengestellt. Vgl.: Otto Wenig, Buchdruck und Buchhandel in Bonn, Bonn 1968, S. 445-449. 3 Koellreutter, Otto (26. 11. 1883-23.02. 1972), Professor, Jurist. Vgl.: Jörg Schmidt, Otto Koellreutter 1883 -1972. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit, Frankfurt am Main 1995.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 10.01. 1924 Lieber Herr Professor! Heute nur eine ganz kurze Bestätigung Ihrer 10 Zeilen aus Heisterbach v. 27. 12. 23 und Bonn vom 4. und 8. Januar. Dr. Braubach 1 war bei mir. Heute gingen an Sie 2 Exemplare B a l l 2 , die Halbpergament- und die Halbleinenausgabe, außerdem 2 Exemplare „Politische Romantik". A n Blei 3 und Curtius 4 ist je 1 „Parlamentarismus" gesandt worden. Ich habe vor, Ihnen heute oder morgen ausführlich über alles persönlich zu schreiben und verbleibe einstweilen mit herzlichen Griissen Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 10. 01. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Braubach, Bernhard ist 1924 mit einer Studie „Zum Einfluß der Stoa auf die französische Staatslehre bis zur Revolution, in: Schmollers Jahrbuch 48. Jg. (1924), hervorgetreten. 2 Ball, Hugo (22.02. 1886-14.09. 1927), Schriftsteller, Mitbegründer des Dadaismus. Vgl.: Hans Joachim Bähr, Hugo Ball, in: Literatur Lexikon, hrsg. von Waither Killy, Bd. 1 (1988), S. 300 ff. Es handelt sich um Hugo Balls „Die Folgen der Reformation".

Briefwechsel 1918-1935 3 Blei, Franz (18. Ol. 1871-10. 07. 1942), Schriftsteller, der 1933 emigriert. Vgl.: Dieter Harth (Hrsg.), Franz Blei. Mittler der Literaturen, Hamburg 1997. 4 Curtius, Friedrich (1851-05.05.1933), geheimer Regierungsrat, Kreisdirektor in Strassburg, Oberkonsistorialrat der lutherischen Kirche im Elsaß. Vgl.: Wer ist's? Unsere Zeigenossen, hrsg. von Hermann A. L. Degener, 9. Aufl. (1928), S. 344.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 11.01. 1924 Lieber Herr Professor! Eben trifft beiliegende Karte hier ein, um deren Rückgabe mit Ihrer Zustimmungserklärung wir bitten. Durchschrift meiner vorläufigen Antwort lege ich bei. Ich meine, wir schreiben Herrn Tsuji1 zurück, dass er das Uebersetzungsrecht kostenlos haben kann und dass er lediglich dafür besorgt sein möchte, 2 Exemplare der japanischen Ausgabe, eines für Sie und eines für uns, nach Erscheinen abzugeben. Herzliche Grüsse Ihr 2 Anlagen Abschrift: Verlag Duncker & Humblot, Leipzig. Unterzeichneter ist ein japanischer Politiker und Gelehrter, der sich studienhalber in Deutschland aufhält und u. a. das bei Ihnen erschienene Werk: Carl Schmitt: „Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus" ins Japanische zu übersetzen wünscht. Er bittet um gefl. Mitteilung, ob Sie und der Herr Verfasser freundlichst gewillt sind, ihm das Uebersetzungsrecht für Japan zu überlassen. Mit bestem Dank im Voraus Hochachtungsvoll gez. S. Tsuji Berlin-Schöneberg Hauptstr. 142/1, bei Frau Melz. o. O., 11.01. 1924 Herrn S. Tsuji, Berlin-Schöneberg Hauptstr. 142/1, bei Frau Melz Sehr geehrter Herr! Für Ihre freundliche Anfrage vom 8. dieses Monats danken wir Ihnen sehr. Ihre Anfrage haben wir an Herrn Prof. C. Schmitt, Bonn a. Rh., Meckenheimerallee 45 4 Rieß (Hrsg.)

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Briefwechsel 1918-1935

weitergegeben und zweifeln nicht daran, dass Herr Prof. Schmitt Ihnen die Autorisation zur Uebersetzung seiner Schrift ins Japanische erteilen wird. Von uns aus besteht jedenfalls keine Einwendung gegen Ihre Absicht. Mit vorzüglicher Hochachtung

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 11. 01. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Möglicherweise handelt es sich um Tsuji, Saisaburö (1888-1965). Soweit aus den Bibliographien zu ersehen ist, hat er dies Werk aber nicht veröffentlicht. Vgl.: Alain de Benoist, Carl Schmitt. Bibliographie seiner Schriften und Korrespondenzen, Berlin 2004, S. 7 f.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger z. Zt. Jena, 16. 04. 1924 Sehr geehrter Herr, ich erhielt auf meinen Ferienreisen mehrere Einzelrechungen über meine Schrift „Parlamentarismus", die Sie auf meine Bitte versandt haben. Ich werde diese Rechnungen nach meiner Rückkehr nach Bonn erledigen und bitte Sie jetzt noch um folgende Zusendungen: 1. Politische Romantik und die Schrift über Parlamentarismus an Herrn Ministerialrat Prof. Dr. Richter 1 Preußisches] Kultusministerium, Berlin W 8, Unter den Linden. 2. Parlamentarismus an Herrn Prof., Dr. Erwin Jacobi2 in Leipzig, Mozartstr. 9 I Darf ich mir die Frage erlauben, ob die Zusendung der Schrift über den Parlamentarismus an Herrn Marcel Schneider3, in Zagreb, Universität, um die ich Sie bat, ausgeführt wurde? Endlich bitte ich Sie, davon Vormerkung nehmen zu wollen, daß meine Bonner Adresse die oben angegebene ist 4 . Mit bestem Dank Hochachtungsvoll Prof. Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 16. 04. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. i Richter, Werner (05.05. 1887-19.09. 1960), Germanist, Wissenschafts- und Kulturpolitiker, ab 1920 Ministerialrat im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, ab 1925 Leiter der Hochschulabteilung, 1932 im Streit mit Papens Hochschulpolitik Rückzug aus dem Ministerium und Annahme einer Professur für Germanistik, 1933 als Jude in den Ruhestand versetzt, 1936 Emigration in die Schweiz, 1939 in die USA, 1949 Rückkehr nach Deutschland. Vgl.: Lothar Reinermann, Richter, Werner, in: Neue Deutsche Biographie Bd 21 (2003), S. 539 f.

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Briefwechsel 1918-1935

2 Jacobi, Erwin (15. Ol. 1884-05.04. 1965), Jurist. Vgl.: Gerhard Schnorr, Jacobi, Erwin, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 10 (1974), S. 236. 3

Schneider, Marcel. Eine Anfrage bei der Universität von Zagreb konnte keinen näheren Aufschluss bringen. Für die dortige Recherche danke ich Frau Ana Ruzicka von der Universität Zagreb. 4 Bonn, Endenicher Allee 20.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 25. 04. 1924 Lieber Herr Professor! Zu Ihrem Brief vom 16. April aus Jena: Die Zusendung Ihrer „Politischen Romantik" an Herrn Ministerialrat Prof. Dr. Richter 1, Berlin sowie Ihres „Parlamentarismus" an Herrn Prof. Erwin Jakobi2, Leipzig wurden am 23.04. von hier aus erledigt. Die Sendung an Marcel Schneider3 in Zagreb ging am 18. März 24 hier ab. Mosca4 und Gütersloh5 haben den „Parlamentarismus" schon am 18. Januar erhalten. Die Bücher, nach denen Sie am 2. Februar fragten (Häusser, Geschichte der Pfalz, Fischer, Reichsfürstenstand I, Schulte, Geschichte des Handels6), haben wir bisher vergeblich im Antiquariat gesucht. Ich wage schon nicht mehr mein Versprechen, Ihnen sehr ausführlich persönlich zu schreiben, zu wiederholen, ich habe ein ganzes Konvolut für Sie. Von der Jenenser Tagung und Ihrem Referat las ich in der Frankfurter Zeitung7. Erscheinen die Referate von Jena bei Mohr 8 gesondert oder im „Archiv für öffentliches Recht"? Mit herzlichen Grüssen

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 25. 04. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Richter, Werner (05.05. 1887-19.09. 1960), Germanist, Wissenschafts- und Kulturpolitiker, ab 1920 Ministerialrat im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, ab 1925 Leiter der Hochschulabteilung, 1932 im Streit mit Papens Hochschulpolitik Rückzug aus dem Ministerium und Annahme einer Professur für Germanistik, 1933 als Jude in den Ruhestand versetzt, 1936 Emigration in die Schweiz, 1939 in die USA, 1949 Rückkehr nach Deutschland. Vgl.: Lothar Reinermann, Richter, Werner, in: Neue Deutsche Biographie Bd 21 (2003), S. 539 f. 2 Jacobi, Erwin (15. 01. 1884-05. 04. 1965), Jurist. Vgl.: Gerhard Schnorr, Jacobi, Erwin, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 10 (1974), S. 236. 3 Schneider, Marcel. Eine Anfrage bei der Universität von Zagreb konnte keinen näheren Aufschluss bringen. Für die dortige Recherche danke ich Frau Ana Ruzicka von der Universität Zagreb. *

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Briefwechsel 1918-1935

4 Mosca, Gaetano (Ol. 04. 1888-08. 11. 1941), Rechts- und Politikwissenschaftler. Vgl.: Maurice A. Finocchiaro, Beyond Right and Left. Democratic Elitism in Mosca and Gramsci, New Haven / London, Yale University Press 1999.

5 Gütersloh, Albrecht Paris (05.02. 1887-16.05. 1973), Maler und Schriftsteller. Vgl.: Jeremy Adler (Hrsg.), Allegorie und Eros. Texte von und über Albrecht Paris Gütersloh, München/Zürich 1986. 6 Vgl.: Ludwig Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz nach ihren politischen, kirchlichen und literarischen Verhältnissen, Heidelberg 1845 (Neudruck 1924). Vgl.: Julius von Ficker, Vom Reichsfürstenstand I, Innsbruck 1861. Vgl.: Aloys Schulte, Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien unter Ausschluß von Venedig, München /Leipzig 1900. 7

Vgl.: Anonym (A), Die deutschen Staatsrechtslehrer zu den Verfassungsfragen. Föderalismus und Ausnahmerecht, in: Frankfurter Zeitung 297 (20. 04. 1924), S. 2. 8 Mohr, Verlag in Tübingen. Vgl.: Silke Knappenberger, Verlagspolitik und Öffentlichkeit. Ein wissenschaftlicher Verlag (J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)) im frühen 20. Jahrhundert, Wiesbaden 2002.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 25. 04. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, seit Februar bin ich ohne Antwort auf mehrere an Sie gerichtete Briefe. Ich möchte mir heute erlauben, Ihnen folgendes vorzutragen: Seit kurzem geht es mir ökonomisch so, daß ich mich erinnerte, für den Beitrag in der Max-Weber-Erinnerungsgabe1 ein Honorar versprochen erhalten zu haben. Vielleicht sind Sie aber der Auffassung, daß dies Honorar durch die Veranstaltung eines Sonderdruckes erledigt ist. Wenn dem so ist, möchte ich nicht darüber diskutieren. Wie es mit dem Honorar für die Zitelmann-Festschrift 2 ist, weiß ich nicht. Ich kann jedenfalls in Zukunft nicht mehr publizieren, ohne etwas darüber zu vereinbaren. Daß es sich bei dem Aufsatz in der Max-Weber-Erinnerungsgabe um eine kleine Summe handeln wird, weiß ich. In Jena habe ich auf dem Staatsrechtslehrerkongreß das Referat über die Diktatur des Reichspräsidenten3 gehalten. Es wird in dem Gesamtbericht über die Tagung dieses Kongresses von der Vereinigung wissenschaftlicher Verleger publiziert. Es interessiert sie vielleicht, daß Mohr 4 eine vollständige Sammlung seiner staatsrechtlichen Veröffentlichung in den Jenenser Buchläden hatte ausstellen lassen. Es ärgerte mich natürlich, daß nicht einmal mein Buch über die Diktatur 5 , über das eigentlich einen ganzen Tag diskutiert wurde, zu haben oder zu sehen war und man den Eindruck hatte, als seien die Herren Kelsen6, Wittmayer 7 usw. die eigentliche Repräsentanten des deutschen Staatsrechts. Zum Glück war der persönliche Eindruck der Genannten eine kleine Korrektur für ihr buchhändlerisches Übergewicht.

Briefwechsel 1918-1935 Aber ich verliere mich aus alter Gewohnheit ins Unsachliche. Seien Sie bitte so liebenswürdig, mich über das Honorar der beiden Aufsatze aufzuklären; ich möchte es ebensowenig geschenkt haben wie darauf verzichten. M i t den besten Grüßen Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U , 25. 04. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1

Carl Schmitt, Soziologie des Souveränitätsbegriffs und politische Theologie, in: Hauptprobleme der Soziologie. Erinnerungsgabe für Max Weber Band II, hrsg. von Melchior Palyi, München /Leipzig 1922, S. 3 -35. Es handelt sich dabei um die ersten drei Kapitel der „Politischen Theologie", München / Leipzig 1922. 2 Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, in: Bonner Festschrift für Ernst Zitelmann, München/Leipzig 1923, S. 413-473. 3

Carl Schmitt, Die Diktatur des Reichspräsidenten nach Art. 48 der Reichsverfassung, in: Veröffentlichungen der Vereinigung der deutschen Staatsrechtslehrer, Heft 1, Berlin 1924, S. 63-104. Die Tagung fand am 14./15. April 1924 in Jena statt. Der Band erschien bei Walter de Gruyter & Co in Berlin. 4

Es handelt sich dabei um den Verlag Mohr. Vgl.: Silke Knappenberger, Verlagspolitik und Öffentlichkeit. Ein wissenschaftlicher Verlag (J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)) im frühen 20. Jahrhundert, Wiesbaden 2002. 5

Carl Schmitt, Die Diktatur. Von den Anfängen des modernen Souveränitätsgedanken bis zum proletarischen Klassenkampf, München / Leipzig 1921. 6 Kelsen, Hans (11. 10. 1881-19. 04. 1973), Professor für Staatsrecht, Vertreter der Reinen Rechtstheorie, einer rein positivistischen Rechtslehre. Vgl.: Stanley L. Paulson/Michael Stolleis (Hrsg.), Hans Kelsen. Staatsrechtslehrer und Rechtstheoretiker des 20. Jahrhunderts, Tübingen 2005. Vgl.: Robert Walter, Kelsen, Hans, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 479. 7 Wittmayer, Leo (25. 08. 1876-1936), Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Wien, Ministerialrat im österreichischen Ministerium für soziale Verwaltung. Vgl: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, hrsg. von Gerhard Lüdtke, 4. Aufl. Berlin/ Leipzig 1931, S. 3313.

Carl Schmitt an Ludwig

Feuchtwanger Bonn, 11.05. 1924

Lieber Herr Feuchtwanger, ich bin jetzt wiederum 3 Wochen ohne Antwort auf einen dringenden Brief und möchte Sie bitten, mich nicht durch eine solche Vernachlässigung zu beleidigen. Mein letzter Brief enthielt doch sachliche Fragen, die, wenn sie nicht gleich beantwortet werden konnten, doch eine Antwort erwarten durften, die mir sagt, wann die sachliche Antwort eintrifft. Für Ihren Brief vom 28. April danke ich Ihnen bestens 1 . Vielleicht interessiert Sie beiliegender Artikel der Kölnischen] Volksz[ei]t[un]g. von heute morgen 2 . Prof. M u t h 3 teilte mir mit, daß i m Juniheft des

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Briefwechsel 1918-1935

Hochland ein größerer Artikel „Politische Theologie"4 erscheinen werde. Heute abend spreche ich in Cöln. Beste Grüße Ihres Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 11. 05. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Der Brief ist entweder verloren gegangen oder Schmitt täuscht sich. Es liegt ein Brief des Verlags vom 25. 04. vor. Auch die Bearbeitungskürzel sowie der Brief Feuchtwangers vom 06. 06. 1924 deuten auf einen Irrtum Schmitts hin. 2 Vgl.: Anonym, Der „demokratische Cäsarismus" in Venezuela, in: Kölnische Völkszeitung Nr. 355 (11. 05. 1924), S. 1. 3 Muth, Carl (Karl) (31.01. 1867-15. 11. 1944), katholischer Publizist, Herausgeber der katholischen Kulturzeitschrift „Hochland". Vgl.: Manfred Weitlauff, Muth, Carl, in: Neue Deutsche Biographie Band 18 (1997), S. 644 ff. 4 Vgl.: Hugo, Ball: Carl Schmitts Politische Theologie, in: Hochland 21. Jg. Bd. 2, Heft 9 (Juni 1924), S. 263-286.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 01. 06. 1924 Sehr geehrter Herr! Ich bin auf 2 dringende, an Herrn Dr. Feuchtwanger gerichtete Schreiben ohne Antwort geblieben, obwohl ich in meinem letzten Schreiben, vor 14 Tagen, gebeten hatte, mich nicht länger durch monatelange Ignorierung einfacher Anfragen zu beleidigen. Ich nehme also an, daß Herr Dr. Feuchtwanger meine Schreiben nicht erhalten hat, oder daß seine Antworten auf der Post verloren gegangen sind. Jedenfalls bitte ich jetzt, mir umgehend mitzuteilen, ob meine jetzige Anfrage eintroffen ist. Mit vorzüglicher Hochachtung Prof. Dr. Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 01. 06. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

Briefwechsel 1918-1935 Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o.O., 06. 06. 1924 Lieber Herr Professor! In Ihrem Brief vom 25. April haben Sie sich nach dem Schicksal Ihrer Versendungsaufträge erkundigt, die Sie uns im Laufe der Monate April, März und Februar übermittelten. Unsere Antwort vom gleichen Tage hat sich mit Ihrem Briefe gekreuzt und jene Anfragen somit erledigt. Für die Beiträge der beiden von Ihnen genannten Sammelwerke1, an denen Sie mitarbeiteten, sind Honorare in keinem Fall bezahlt worden; es ist vielmehr mit den Herausgebern und Mitarbeitern in beiden Fällen ausdrücklich vereinbart worden, dass sie keine Honorare, sondern nur Sonderabzüge ihrer Aufsätze und vollständige Exemplare der betreffenden Sammelwerke zu erhalten hätten. Für solche Festschriften und Erinnerungsgaben war diese unbezahlte Lieferung von Beiträgen für Gelehrtenehrungen von jeher allgemein üblich und nötig; sie ist in dem grossen Kostenaufwand, welchen Werke wie die „Zitelmann-Festgabe" und die „Erinnerungsgabe" verursachen, ohne dass die Möglichkeit der Kostendeckung durch den Verkaufserlös gegeben ist, wohl begründet. Der Verlag Duncker & Humblot hat mehr als Dutzend ähnlicher Festgaben im Laufe der Jahrzehnte unter diesen Umständen herausgebracht. Die Herausgeber, Herr Dr. Palyi 2 und Herr Geheimrat Landsberg3 waren bei ihrem Ersuchen an den Verlag, die Festschrift für Zitelmann und die Sammlung „Hauptprobleme der Soziologie" zu übernehmen, über diesen Sachverhalt auch unterrichtet. Sowohl die Vereinbarungen mit den Herausgebern wie mit den Mitarbeitern enthielten infolgedessen in beiden Fällen die Bestimmungen, dass Honorare vom Verlag nicht bezahlt werden. Es ist auch in keinem Fall von den zahlreichen Mitarbeitern nachträglich eine Erinnerung oder Nachforderung erhoben worden. Ueber den Absatz der „Erinnerungsgabe für Max Weber" hat der Verlag wiederholt Herrn Dr. Palyi Rechenschaft abgelegt. Der Verkauf der Festschrift für Zitelmann hat die darauf verwendeten Kosten noch nicht annähernd gedeckt; die statistischen Zahlen, welche diesen Sachverhalt zeigen, können wir auf Aufforderung in einigen Tagen aus unseren Büchern ausziehen. Von dem Jenenser Staatsrechtslehrer-Kongress haben wir erst durch Ihren Brief vom 25. April und durch den Bericht der Frankfurter Zeitung4 nach der Tagung Kenntnis bekommen, da uns die Leitung oder ein Mitglied der StaatsrechtslehrerVereinigung vorher keine Mitteilung davon gemacht hat. Der Verlag Mohr oder die anderen Verleger der von Ihnen genannten Herren müssen dagegen von ihren Autoren rechtzeitig benachrichtigt worden sein, und konnten so den Jenenser Buchhandlungen die einschlägigen Werke zur Auslage rechtzeitig übersenden. Wir brauchen nicht zu betonen, dass wir es auch so gemacht hätten, wenn wir von Ihnen unterrichtet worden wären. Ihre Schriften sind von uns in den vergangen Monaten in einer Reihe von Zeitschriften („Historische]. Zeitschrift].", „Hochland", „Neuer Merkur", „Neue Rundsch[au]", ,,Preuss[ische] Jahrb[uecher]", „Archiv f[ür] öffentliches] Recht") wirksam angekündigt worden. Wir haben auch den Ver-

Briefwechsel 1918-1935

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lag W[alter]. de Gruyter & Co., in welchem nach Mitteilungen von Mohr die Referate von Jena erscheinen, mit einer Anzeige beauftragt; es wäre uns eine Freude gewesen, auch den Jenenser Buchhandlungen zu der Tagung der Staatsrechtslehrer Ihre Bücher und Schriften zur Fensterauslage zu übersenden. Wir danken Ihnen ferner für Ihren Brief vom 19. Mai und für die Uebersendung der Zeitungsausschnitte. Wir müssen uns sehr entschuldigen, dass wir Ihren Brief vom 25. April so spät beantworteten. Es liegt hier ausschliesslich ein persönliches Verschulden des Unterzeichneten vor, der sich auch noch persönlich entlasten wird. Mit besten Grüssen Ihre sehr ergebenen

Brief, 3 Seiten, ms. o. U., 06. 06. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Es handelt sich um die Zitelmann-Festschrift und die Erinnerungsgabe für Max Weber. 2 Palyi, Melchior (14.03.1892-28.07.1970), Nationalökonom. Vgl.: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Vol II, 2, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München u. a. 1983, S. 885. 3 Landsberg, Ernst (1860-1927), Rechtshistoriker an der Universität Bonn, lehrte dort von 1887-1927 Römisches Recht und Strafrecht. Vgl.: Piet Tommissen (Hrsg.), Carl Schmitt Briefe an Werner Becker, Berlin 1998, S. 93. 4 Vgl.: Anonym (A), Die deutschen Staatsrechtslehrer zu den Verfassungsfragen. Föderalismus und Ausnahmerecht, in: Frankfurter Zeitung 297 (20. 04. 1924), S. 2.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 11. 06. 1924 Lieber Herr Feuchtwanger! Ich bin sehr erstaunt über die Menge von Mißverständnissen, die sich ergeben, wenn ich mir erlaube, zu fragen, ob ich für meine Publikationen Honorar erhalte. Die Frage war nicht willkürlich, sowohl für die Politische Theologie wie für den Aufsatz über Parlamentarismus ist mir Honorar in Aussicht gestellt worden; trotz der Ausführungen Ihres Briefes von 6. Juni 1924, die namentlich im Vergleich z. B. mit Ihrem Brief vom 2. Juni 1923 so merkwürdig sind, daß ich es doch vorziehen möchte, über diese Frage endlich Klarheit zu bekommen, um zu wissen, ob ich nicht besser den Verlag Duncker & Humblot unter Protest verlasse. Ich versichere Ihnen, daß es sich nur um diese Frage handelt, ob ich Honorar erhalte oder nicht. Sie brauchen ja nur zu verneinen. Das ist eine Antwort. Ihr Brief vom 6. Juni ist keine Antwort. Nur um die Art Ihres Briefes vom 6. Juni noch zu charakterisieren, verweise ich auf Ihre Behandlung des Manuskriptes Murray 1. Am 22. November 1923 schrieben Sie, der Druck dieses Buches sei als nächster Druckauftrag vorgesehen. Seitdem wird diese Angelegenheit stillschweigend ignoriert. Wenn Sie

Briefwechsel 1918-1935

aus irgendwelchen Gründen Ihr Versprechen nicht halten können, so habe ich ein Recht auf Benachrichtigung. Mehr verlange ich nicht. Ich verlange weder Honorar noch die Drucklegung des M[anuskript]s Murray, aber ich will nicht zum Narren gehalten werden. Im Interesse unserer persönlichen, alten Freundschaft bitte ich Sie, lieber Herr Feuchtwanger, diese Sache geschäftlich zu behandeln. Setzen Sie sich doch bitte nicht dem Verdacht aus, als sprächen Sie bei mir von humaner Sachlichkeit nur solange, als ich nicht nach dem Honorar frage. Wenn ich für den Verlag Duncker & Humblot eine solche Belastung bedeute, dann teilen Sie mir bitte mit, unter welchen Bedingungen Sie mich abstoßen würden, vielleicht findet sich jemand, der Ihnen diese Dinge abkauft, sodaß Sie nicht durch mich Schaden gehabt haben. Dann wäre unsere persönliche Beziehung auch vor weiteren Konfusionen der Ressorts geschützt. Aber wenn ich aus Not (es war unsachlich in meinem Brief vom 25. April, dies Motiv zu erwähnen), endlich nach dem Honorar frage (nicht es verlange) und bekomme keine Antwort, weil Sie aus Takt oder Feingefühl auf solche Fragen nicht antworten, so muß ich mir überlegen, wie ich aus einer derartigen delikaten Situation herauskomme, um die Dinge bei ihrem Namen nennen zu können. Vielleicht haben Sie jetzt die Güte, mir zu schreiben 1. ob ich für meine Publikationen (Pol[irische]. Th[eologie]. und Parlamentarismus].) ein Honorar erhalte oder nicht; 2. ob die Abhandlung Murray gedruckt wird oder nicht. Mit den besten Grüßen (nicht trotzdem, sondern ganz selbstverständlich) Ihr alter Carl Schmitt Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 11. 06. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 12. 06. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, Prof. Del Vecchio1 (Rom) schickt mir das letzte Heft seiner Rivista Internazionale di Filosofia del Diritto (Aprile-Giugno 1924) mit einer Besprechung2 meiner Politischen]. Theologie und einem wirksamen Hinweis auf Diktatur und Parlamentarismus durch Grispigni 3. Für den Fall, daß Sie keinen Beleg durch die Zeitschrift erhalten haben, teile ich das, bestens grüßend mit. Stets Ihr Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U., 12. 06. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

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1 Del Vecchio, Giorgio (26.08. 1878-28.01. 1970), Philosoph mit dem Schwerpunkt Staatsphilosophie. Vgl.: V. Frosini, Del Vecchio, in: Dizionario Biografico degli Italiani Bd. 38, Rom 1990, S. 391-396. 2 Vgl.: Filippo, Grispigni, Rezension: Carl Schmitt, Politische Theologie in: Rivista Internazionale di Filosofia del Diritto 4. Jg. (1924), S. 196 f. 3 Grispigni, Filippo (31. 08. 1884-20. 08. 1955), Jurist, Strafrechtler und Kriminalsoziologe. Vgl.: P. Camponeschi, Filippo Grispigni, in: Dizionario Biografico degli Italiani Bd. 59, Rom 2002, S. 715 ff.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 14. 06. 1924 Lieber Herr Professor! Besten Dank für Ihren Brief vom 11. dieses Monats! Ich schicke Ihnen in der Anlage: 1.) Verlagsvertrag über „Politische Romantik„ im Original mit einer Abschrift für Ihre Akten mit der Bitte um Rückgabe des Originales; 2.) Verlags vertrag über „Die Diktatur„ ebenfalls den Original vertrag mit Abschrift, die in Ihrer Hand bleibt, mit der gleichen Bitte wie oben; 3.) Vertragsentwurf über die „Politische Theologie "; 4.) Vertragsentwurf über den „Parlamentarismus"; 5.) Vertragsentwurf für Murray, „Taine". Für die drei letzten Verträge erbitte ich Ihre Zustimmung, damit Ihnen Ausfertigungen zugehen; im einzelnen ist noch dazu zu sagen: Zu 3.) und 4.): Für die beiden Schriften erhalten Sie, wenn es Ihnen recht ist, nachträglich ein Honorar von lOO.-Mark für jeden Druckbogen, also für 7 l h Bogen M 750.-. Hundert Mark Bogenhonorar für eine Auflage von 1500 dürfte jetzt das höchste Honorar sein, das wissenschaftliche Verleger zahlen. Da wir von beiden Schriften weniger als 1500 gedruckt haben, sollen wir bei der 2. Auflage das Recht haben, die Differenz der Auflage nachzuholen. Dem können Sie zustimmen. Zum 1. Juli lassen wir die Vorräte in Leipzig inventarisieren und sehen dann, wie viele von den 4 Büchern noch auf unseren Lagern ist, damit wir uns über neue Auflagen schlüssig werden. Zu 5.) Murray, „Taine"1 haben wir Ende vorigen Jahres bereits übernommen. Der beiliegende Vertragsentwurf formuliert unsere beiderseitigen Absichten. Das Buch soll gut ausgestattet werden und im Frühherbst 1924 erscheinen. Das Manuskript haben wir der Druckerei übergeben. Die Fahnen erhalten Sie aus Altenburg oder von München aus.

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Ich bitte um Ihre Zustimmung, damit Ihnen die M 750.- geschickt werden - wohin wollen Sie das Geld am bequemsten? - und damit „Murray" zu setzen begonnen wird. Von der „Rivista Internazionale" 2 haben wir keinen Beleg erhalten; ich wäre Ihnen für die Ueberlassung der Besprechung sehr dankbar. Der Verlag W. de Gruyter hat uns geschrieben, dass er unsere Anzeige Ihrer Schriften für die Publikation der Referate der Staatsrechtslehrer nicht annehmen könne, da weder ein Anzeigenanhang noch eine Bedruckung des Umschlages erfolgen soll; der Verlag hat das eingesandte Inserat an uns zurückgegeben. Ich bitte um Entschuldigung, dass ich dieser Antwort auf Ihren Brief vom 11. Juni heute noch nicht einige persönliche Zeilen beifügen kann, da mir die Zeit dazu fehlt. Ich grüsse Sie ebenfalls bestens und habe den Wunsch, dass die Missverständnisse nun ruhen, vor allem dass Sie das Gefühl haben, gerecht, fair und aufmerksam vom Verlag behandelt zu sein. Mit vielen Grüssen und nach nochmaliger Lektüre Ihrer Bücher auf Ihren Brief hin in alter Verehrung Nachschrift: Mir ging durch den Kopf, nachdem ich den Ball'schen Aufsatz 3 nochmals gelesen hatte, ob man nicht Ihre Bücher, die bei uns erschienen sind, unter einem gemeinsamen Titel nächstes Jahr veröffentlichen soll. Aber man muss doch zuletzt davon abraten. Das wäre ein Armutszeugnis, und Sie sind nicht alt genug dazu. D[er]. 0[bige].

Brief, 3 Seiten, ms. o. U , 14. 06. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924. 2 Vgl.: Filippo, Grispigni, Rezension: Carl Schmitt, Politische Theologie, in: Rivista Internazionale di Filosofia del Diritto 4. Jg. (1924), S. 196 f. 3 Vgl.: Hugo Ball, Carl Schmitts Politische Theologie, in: Hochland 21. Jg. Bd. 2, Heft 9 (Juni 1924), S. 263-286.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 20. 06. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Für Ihren Brief vom 14. Juni sage ich Ihnen meinen besten Dank. Auch ich hoffe und freue mich, daß die Mißverständnisse der letzen Monate dauernd beseitigt sind. Beiliegend folgen die 3 neuen Verträge unterschrieben und die beiden alten

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nach Entnahme der Abschrift zurück. Den Betrag wollen Sie bitte durch Postscheck an meine Adresse Endenicher Allee 20 senden. Die Besprechung in del Vecchio's Zeitschrift 1 füge ich mit der Bitte um gelegentliche Rückgabe bei. Daß Sie für den Aufsatz von Ball 2 Interesse haben, macht mir besondere Freude. Er ist eine wundervolle Leistung, ein Meisterstück deutscher Prosa. Manche Sätze sind hinreißend schön (z. B. S. 267, der Satz mit dem Schluß: „Der Abgrund, in den die romantische Herrlichkeit klirrend versinkt.") Es ist sehr peinlich, zu seinen Lebzeiten gelobt zu werden. Aber dieser Aufsatz ist in allem, in Lob wie in Kritik so vornehm und delikat, daß ich ihn lese, als wäre ich der Nachbar von Symeon dem Styliten3, was ich in etwa auch bin, si licet parva magnis comparare 4. Ihre Schlußanregung möchte ich so beantworten, wie Sie es selbst bereits getan haben: ich bin menschlicher Berechnung nach noch nicht tot und hoffe noch anderes und mehr zu produzieren. Vielleicht helfen Sie mir dabei. Wenn wirklich eine 2. Auflage der Diktatur zustande kommt, möchte ich meine Jenenser Ausführungen zu Art. 48 darin aufnehmen 5. Ich werde nie wieder in einem Tagungsbericht etwas publizieren. In die 2. Auflage der Politischen Romantik müßte auch wohl der Aufsatz aus B[an]d 123 der Historischen]. Zeitschrift] 6 . Oldenbourg7 gibt bestimmt die Erlaubnis. Aber ich will erst abwarten, wie der Bericht über diese noch im Stadium der Chance befindlichen zweiten Auflagen, den Sie für Juli in Aussicht gestellt haben, ausfallen wird. Ich werde wahrscheinlich im Lit[eratur]. Bl[att]. der Frankfurter]. Z[ei]t[un]g. eine Besprechung über eine von Stier-Somlo8 veranstaltete Übersetzung veröffentlichen9, die Sie vielleicht interessiert. Nochmals besten Dank, lieber Herr Feuchtwanger, für Ihren Brief vom 14. Juni und herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Brief, 3 Seiten, hs. m. U., 20. 06. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Filippo, Grispigni, Rezension: Carl Schmitt, Politische Theologie in: Rivista Internazionale di Filosofia del Diritto 4. Jg. (1924), S. 196 f. 2 Vgl.: Hugo Ball, Carl Schmitts Politische Theologie, in: Hochland 21. Jg. Bd. 2, Heft 9 (Juni 1924), S. 263-286. 3 Schmitt spielt hier auf ein Kapitel bzw. eine Person aus Hugo Balls Byzantinisches Christentum. Drei Heiligenleben, München/ Leipzig 1923, S. 250-291 an. 4 Wenn es erlaubt ist, Kleines mit Großen zu vergleichen. 5 Dies ist in der 2. Auflage von 1928 auch geschehen. 6 Vgl.: Carl Schmitt, Politische Theorie und Romantik, in: Historische Zeitschrift Bd. 123 (1921), S. 377-397. 7 Es handelt sich um den Verlag Oldenbourg, in dem die Historische Zeitschrift bis heute erscheint. s Stier-Somlo, Fritz (21.05. 1873-10.03. 1932), Jurist, Professor des Staats-, Verwaltungs- und Völkerrechts. Vgl.: Anonym, Stier-Somlo, Fritz, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 9, München 1998, S. 529.

Briefwechsel 1918-1935 9 Es handelt sich dabei um die Übersetzung von L. T. Hobhouse durch Grete Beutin-Dubislav, zu der Stier-Somlo ein Vorwort verfasst hat. Vgl.: Carl Schmitt, Rezension: L. T. Hobhouse, Die metaphysische Staatslehre, in: Wirtschaftsdienst 9. Jg. (1924), S. 986 f. (In der Frankfurter Zeitung konnte nichts gefunden werden). Vgl.: Fritz Stier-Somlo, Zum Thema Hobhouse, in: Wirtschaftsdienst 9. Jg. (1924), S. 1832.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 27. 06. 1924 Lieber Dr. Feuchtwanger! Wissen Sie vielleicht eine Erklärung dafür, daß Carl Brinkmann 1 in seinem Aufsatz „Über Demokratie" im Neuen Merkur, Mai 1924, meine Schrift vom Parlamentarismus ex professo behandelt, ohne mich zu nennen? An der Zeitschrift kann es nicht liegen, denn im Juni-Heft behandelt sie den Römischen Katholizismus sehr vornehm 2. Also liegt es wohl an Brinkmann selbst. Ich habe ihm nicht Böses getan. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U., 27. 06. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Brinkmann, Über Demokratie. An die Gebildeten unter ihren Verächtern, in: Der Neue Merkur, 7. Jg. (1924), S. 601-608. Zu Brinkmann, Carl. (19.03. 1885-20.05. 1954), Soziologe. Vgl.: Heiko Körner, Carl Brinkmann. Eine wissenschaftsbiographische Skizze, in: Reinhart Blomert/Hans Ulrich Eßlinger/Norbert Giovannini (Hrsg.), Heidelberger Sozial- und Staatswissenschaften. Das Institut für Sozial- und Staatswissenschaften zwischen 1918 und 1958, Marburg 1997, S. 159-165. 2 Vgl.: Friedrich Sternthal, Über eine Apologie der römischen Kirche, in: Der Neue Merkur 7. Jg. (1924), S. 764-768.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 03. 07. 1924 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihren Brief vom 20. vor[igen] Monats! Die Besprechung in der „Rivista internazionale" 1, die mittlerweile auch in einem Beleg an uns gekommen ist, folgt anbei zurück. Ueber Ball 2 haben Sie ganz recht. Das Schönste und Beste über ihn hat Guardini 3 in den „Schildgenossen" geschrieben. Man sieht förmlich aus der Besprechung, wie der Rezensent sein eigenes starkes Misstrauen vor allem „Literarischen" besiegt und zuletzt den Fluch, den er in der Tasche trägt, in Segen verwandelt. Ich habe jetzt Ball's „Kritik der deutschen Intelligenz", aus der alles Unwürdige gestrichen ist, und die nunmehr „Die Folgen der Reformation" heisst, endgültig

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angenommen. Das frühere Buch von Ball gibt zudem auch der neuen Schrift Relief und Autorität 4. Der neue „Ball", „Murray" und ein von Meinecke ansprechend eingeleitetes unbekanntes Ranke-Schriftchen aus dem Jahre 1836 „Politisches Gespräch"5 sollen im Herbst gleichzeitig in gleichmässiger Aufmachung erscheinen und einen neuen Ausstattungstyp des Verlages zeigen. Ich habe mir jetzt übrigens aus einem Antiquariatskatalog die Aulard'sche Monographie von Taine6 kommen lassen. Ich habe sie aber noch nicht in Händen. Ueber die zweite Auflage Ihrer Bücher mache ich Ihnen noch Vorschläge, wenn das Zählungsergebnis vom 1. Juli aus Leipzig vorliegt. Das Korrespondenzbüro des Herrn Dr. Richard Bahr 7 versorgt zur Zeit eine Reihe mittlerer Zeitungen mit einem Artikel „Der Streit um den deutschen Parlamentarismus", dem Ihr Buch über die „Geistesgeschichtlichen Grundlagen" zu Grunde liegt. Einen Ausschnitt schicke ich Ihnen in der Anlage. Eine occasionalistische Leistung, die die Gelegenheit einer wissenschaftlichen Arbeit, in der jedes Wort geschliffen und voll Verantwortung ausgesprochen ist, zu einer faden journalistischen Betrachtung missbraucht. Das sind die Gefahren des aktuellen Themas. Viel verspreche ich mir von einer Rezension Ihrer 4 Bücher, denen vielleicht Herr Hegener8 das dort erschienene hinzufügt, durch einen Herrn Dr. Karl Neundörfer 9, Mainz, Quintinsgasse, der nach einer Mitteilung von Prof. Guardini, in den „Schildgenossen"10 die 4 Bücher „sehr sorgsam" besprechen soll. Weder das Mai- noch das Juniheft des „Neuen Merkur" 11 ist mir zu Gesicht gekommen; ich kann mir aber nicht denken, dass Brinkmann 12 feindliche Absichten hat. Ich erkundige mich gelegentlich bei Salin 13darüber und sehe mir die beiden Hefte des „Neuen Merkur" an; Ephraim Frisch 14 , den ich jüngst sprach, hat ja ausgezeichneten Sinn für Qualitäten. Herr Dr. Honegger 15, ein Schweizer Journalist und Nationalökonom, vifen aber nicht tiefen Geistes, hat jüngst auf meine Veranlassung in der „Kölnischen Volkszeitung" über die „Politische Romantik" geschrieben. Wir bringen von Honegger im Spätherbst ein grösseres nationalökonomisches Buch 16 . Von den Verträgen „Murray-Taine", „Parlamentarismus" und „Politische Theologie" haben Sie noch die Ausfertigungen zu erhalten, die in Ihrem Besitze bleiben; die Verträge über „Diktatur" und „Politische Romantik" haben Sie in Abschriften meinem letzten Brief entnommen. Mit herzlichen Grüssen und Wünschen verbleibe ich wie immer Ihr Handschriftlicher Zusatz: Die 750 - M sind Ihnen vor 8 Tagen überwiesen. Brief, 3 Seiten, ms. o. U., 03. 07. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Filippo, Grispigni, Rezension: Carl Schmitt, Politische Theologie in: Rivista Internazionale di Filosofia del Diritto 4. Jg. (1924), S. 196 f.

Briefwechsel 1918-1935 2 Ball, Hugo (22.02. 1886-14.09. 1927), Schriftsteller, Mitbegründer des Dadaismus. Vgl.: Hans Joachim Bähr, Hugo Ball, in: Literatur Lexikon, hrsg. von Waither Killy, Bd. 1 (1988), S. 300 ff. 3 Vgl.: Romano Guardini, Von Büchern und mehr als von Büchern, in: Die Schildgenossen 4. Jg.(1923/24), S. 256-268, besonders 260 ff. 4 Hugo Balls „Kritik der deutsche Intelligenz" ist ursprünglich 1919 in „Der freie Verlag" Bern erschienen. Die „Folgen der Reformation" hat 1924 Duncker & Humblot verlegt. Die frühere Schrift ist Balls „Byzantinisches Christentum" von 1923, ebenfalls Duncker & Humblot. 5

Leopold von Ranke, Politisches Gespräch. Mit einer Einführung von Friedrich Meinecke, München / Leipzig 1924. 6 Vgl.: Francis- Alphonse Aulard, Taine, historien de la revolution franccaise, Paris 1907. 7 Bahr, Richard (06. 04. 1867-22. 12. 1936), Journalist, ab 1919 Besitzer eines eigenen Zeitungsbüros und von 1925-1929 Herausgeber der Halbmonatsschrift „Wille und Weg". Vgl.: Anonym, Bahr, Richard, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 1 (1995), S. 270. 8 Hegner, Jakob (25. 02. 1882-24. 09.1962), Verleger, 1936 emigriert, 1960 Mitbegründer des Deutschen Taschenbuch-Verlags. Vgl.: Anonym, Hegner, Jakob, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 4 (1996), S. 484. 9 Neundörfer, Karl (05. 05. 1885-13. 08. 1926), Theologe. Vgl.: Reinhild Ahlers, Neundörfer, Karl, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 19 (1999), S. 175f. Vgl.: Alexander Hollerbach, Der Mainzer Priester Dr. jur. Karl Neundörfer (1885-1926). Aspekte seines Lebens und Wirkens, in: Albert Raffelt/Barbara Nichtweiß (Hrsg.), Weg und Weite (Festschrift Karl Lehmann), Freiburg i. Br. 2001, S. 313-326. Vgl.: Karl Neundörfer an Carl Schmitt Brief vom 01. 07. 1926, in: Piet Tommissen (Hrsg.), Schmittiana. Beiträge zu Leben und Werk Carl Schmitts Bd. VII, Berlin 2001, S. 326 f. 10 Vgl.: Karl Neundörfer, Politische Form und religiöser Glaube. Eine Bücherbesprechung, in: Die Schildgenossen 5 (1924/1925), S. 323-331. 11 Neuen Merkur: Es handelt sich dabei um eine geisteswissenschaftliche Zeitschrift, vergleichbar der „Neuen Rundschau". 12 Vgl.: Karte vom 27. 06. 1924. 13 Salin, Edgar (10. 02. 1892-17. 05. 1974) Professor für Nationalökonomie an der Universität Basel. Vgl.: Anton Föllmi, Salin, Edgar, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22 (2005), S. 372 f. 14 Frisch, Ephraim (01. 03. 1873-26. 11. 1942), Schriftsteller, Herausgeber der Zeitschrift „Neuer Merkur". Vgl.: Anonym, Frisch, Ephraim, in: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Vol II, 1, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München u. a. 1983, S. 342. 15 Hans Honegger, Politische Romantik, in: Kölnische Volkszeitung Nr. 445 (13. 06. 1924), Erste Morgenausgabe, S. 4. 16 In der Verlagsbibliographie ist dieses Werk nicht nachgewiesen. Vgl.: Norbert Simon (Hrsg.) Duncker & Humblot. Verlagsbibliographie 1798-1945, Berlin 1998.

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Carl Schmitt an Ludwig

Feuchtwanger

Bonn, 04. 07. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ich bestätige bestens dankend den Empfang des Honorars. Ihren Brief vom 3. Juli erhielt ich heute. Er hat mich sehr erfreut und interessiert. Insbesondere werde ich mir Guardinis 1 Äußerung über Ball 2 gleich beschaffen. Auf die neue Ausgabe der Kritik der deutschen Intelligenz bin ich in großer Erwartung. Hier in Bonn wurden übrigens (als Quelle wurde nur Max Scheler3 angegeben) offenbar herabsetzend gemeinte Angaben über Ball verbreitet: er sei ein böhmischer Jude usw. Alles, was einen schludrigen Stil schreibt und literarisch Calibanspfoten hat, erklärt, die prachtvolle Prosa Ball's für »gemacht', »verlogen' etc. Das wird ihm nicht schaden. Die Aufsätze von R[ichard] Bahr 4 und Dr. Honegger5 sind nicht viel wert. Mein Jenenser Referat ist jetzt in den Veröffentlichungen], wissenschaftlicher]. Verleger 6 erschienen. Wenn es Sie interessiert (Art. 48) übersende ich Ihnen einen Sonderdruck; ob der Verlag eine Sonderausgabe macht, weiß ich noch nicht; wenn er es nicht tut, möchte ich den Aufsatz gern der 2. Auflage der „Diktatur" einverleiben. Das Referat ist von großer politischer Bedeutung, ohne wie ich hoffe, aus der objektiven Reserve des Juristen herauszutreten. Sind Sie in den Ferien, im August in München? Vielleicht komme ich nach Oberbayern. Es würde mich sehr freuen, Sie dann wiederzusehen und zu sprechen. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 04. 07. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Romano Guardini, Von Büchern und mehr als von Büchern, in: Die Schildgenossen 4. Jg.(1923/24), S. 256-268, besonders 260 ff. 2 Ball, Hugo (22. 02. 1886-14. 09. 1927), Schriftsteller, Verfasser der „Kritik der deutschen Intelligenz". Vgl.: Hans Joachim Bähr, Hugo Ball, in: Literatur Lexikon, hrsg. von Waither Killy, Bd. 1 (1988), S. 300 ff. 3 Scheler, Max (22. 08. 1874-19. 05. 1928), deutscher Philosoph, Phänomenologe. Vgl.: Wilhelm Mader, Max Scheler, 2. Aufl. Reinbek 1995. Vgl.: Wolfhart Henckmann, Max Scheler, München 1998. 4 Bahr, Richard (06. 04. 1867-22. 12. 1936), Journalist, ab 1919 Besitzer eines eigenen Zeitungsbüros und von 1925-1929 Herausgeber der Halbmonatsschrift „Wille und Weg". Vgl.: Anonym, Bahr, Richard, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 1 (1995), S. 270. 5

Honegger, Hans, Politische Romantik, In: Kölnische Volkszeitung Nr. 445 (13. 06. 1924), Erste Morgenausgabe, S. 4. 6 Vgl.: Carl Schmitt, Die Diktatur des Reichspräsidenten nach Art. 48 der Reichs Verfassung, in: Veröffentlichungen der Vereinigung der deutschen Staatsrechtslehrer, Heft 1, Berlin 1924, S. 63-104.

Briefwechsel 1918-1935

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. 0., 19. 07. 1924 Lieber Herr Professor! Ich bin ganz kurz vor meiner Abreise und möchte Ihnen noch vorher für Ihren Brief vom 04.07. herzlich danken. Für einen Sonderdruck Ihres Referates 1 in Jena wäre ich Ihnen sehr dankbar. Im Folgenden die Stückzahlen Ihrer Bücher auf unseren Lagern am 01. 07. 1924: Politische Romantik: 138 Ex[emplare]. (von 1500 und 150 Freiexemplare].) Diktatur: 259 Ex[emplare]. (von 1000 und 100 Freiexemplare].) Politische Theologie: 753 Ex[emplare]. (von 1500 und 150 Freiexfemplare].) Parlamentarismus: 118 Ex[emplare]. (von 500 und 300 Ex[emplare]. unveränderte Sonderausgabe a[us].d[er]. Zitelmann- Festgabe.) Gemessen an den Absatzzahlen guter wissenschaftlicher Literatur sind diese Ziffern sehr erfreulich. Eine Neuauflage ist vorläufig für die „Politische Romantik" vorzubereiten. Wenn das druckreife Manuskript bis 1. Oktober, oder wenn es Ihnen bequemer ist, bis Wintersemester-Beginn, bei uns ist, kommen wir nach meiner Schätzung mit der Neuauflage noch gut in dem Zeitpunkt recht, in welchem die letzten Exemplare zu Ende gehen. Ich bin jetzt bis ungefähr 15. August von München weg, wahrscheinlich im Salzkammergut - ich habe noch kein festes Quartier - und vom 15. August ab wieder hier in München. Wie sehr ich mich freuen würde, Sie hier zu sehen und zu sprechen, wissen Sie. Herzliche Griisse Ihres Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 19. 07. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. i Vgl.: Brief vom 04. 07. 1924, Anm. 6.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 23. 07. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren freundlichen Brief vom 14. Juli. Den Sonderdruck meines Jenenser Referats 1 sende ich gleichzeitig als Drucksache. Die Absatzziffern meiner 5 Rieß (Hrsg.)

Briefwechsel 1918-1935

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Schriften haben mich sehr interessiert. Die 2. Auflage der Pol [irischen]. Romantik hoffe ich bis 1. November druckreif machen zu können. Vielleicht darf ich Sie dieserhalb Ende August oder im Oktober einmal in München persönlich sprechen. Für Ihre Ferien herzliche Wünsche für gute Erholung. Stets Ihr Carl Schmitt Brief, 1 Seite, hs. m. U., 23. 07. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Die Diktatur des Reichspräsidenten nach Art. 48 der Reichsverfassung, in: Veröffentlichungen der Vereinigung der deutschen Staatsrechtslehrer, Heft 1, Berlin 1924, S. 63-104. Die Tagung fand am 14./15. April 1924 in Jena statt. Der Band erschien bei Walter de Gruyter & Co in Berlin.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 28. 07. 1924 Sehr geehrter Herr! In Beantwortung Ihrer Karte vom 22. Juli teile ich mit, daß ich ab 2. August in Oberstdorf (Allgfäu].) Haus Tanneck wohne. Mit vorzüglicher Hochachtung Prof. Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U., 28. 07. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger z[ur].Z[eit]. Oberstdorf, 08. 08. 1924 Sehr geehrter Herr! Ich habe einige Postsendungen, die für mich bestimmt sind, an Ihren Verlag adressieren lassen, da ich Ende dieser Woche nach München komme. Würden Sie die Freundlichkeit haben, die Sendungen anzunehmen und für mich aufzubewahren. Mit bestem Dank und in vorzüglicher Hochachtung Prof. Dr. Carl Schmitt re, Seite, s. . U., 8. . 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

Briefwechsel 1918-1935 Carl Schmitt an Ludwig

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Feuchtwanger

Lugano, 21. 08. 1924 Lieber Herr Feuchtwanger! Ich bin gut in Lugano angekommen. Ich danke Ihnen nochmals für die freundliche Aufnahme in München. Herrn Ball habe ich die Besprechung in der Christlichen]. Welt1 übergeben. Dürfte ich Sie bitten, an Ball gleich ein Exemplar meiner Abhandlung über den Parlamentarismus 2 zu schicken? Und an meine umstehende Adresse das Exempar von Ranke's3 serbischer Revolution? Das letzte ist sehr wichtig; eine mir nahestehende serbische Dame möchte es ins Serbische übersetzen und hat sich bisher mit Bibliotheksexemplaren beholfen. Haben Sie Dr. Rick 4 getroffen? Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U , 21. 08. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Adolf Jülicher, Ein modernes katholisches Prophetenbuch, in: Die Christliche Welt Nr. 29/30(1923), Sp. 571 ff. 2 Vgl.: Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, München 1923. 3 Ranke, Leopold von, Serbien und die Türkei im 19. Jahrhundert, in: ders., Sämtliche Werke Bd. 43/44, München / Leipzig 1879. Es handelt sich bei der Dame vermutlich um Duschka, Schmitts zweite Frau. 4 Rick, Karl, Professor, Übersetzer, Anglist, lehrte vom Sommersemester 1926 bis zum Jahr 1943/44 an der Technischen Hochschule in Aachen. Vgl.: Piet Tommissen, Bausteine zu einer wissenschaftlichen Biographie, in: Helmut Quaritsch (Hrsg.) Complexio oppositorum - Über Carl Schmitt, Berlin 1988, S. 95.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 23. 08. 1924 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihre eben eintreffende Karte: Für Ball geht sofort 1 Exemplar des „Parlamentarismus" von hier aus ab. An Ihre Adresse senden wir Ranke, Serbien und die Türkei i. 19. Jahrhundert (1879) 43/44 B[an]d. der „Sämtlichen Werke", das ist die Neuauflage aus dem Jahre 1879 der alten „Serbischen Revolution" von Ranke. Dr. Rick habe ich gestern getroffen und mit ihm mich noch einmal ausführlich über Uebersetzungsfragen sehr gut unterhalten. 5'

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Briefwechsel 1918 -1935

Hoffentlich kommen Sie hier auf Ihrer Rückreise wieder durch. Herzlichen Gruss Ihr Anlage: 1. Postkarte Brief, 1 Seite, ms. o. U., 23. 08. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Ruvigliana bei Lugano, Kurhaus Monte Bre, 24. 08. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Meine Adresse ist bis 5. September], die oben angegebene. Es ist hier prachtvoll. Möchten Sie bitte an Ball 1 noch 2 Ex[emplare]. der Parlamentarismusbroschüre (nicht Zitelmannfest[schrift].) schicken? Auf meine Rechnung bitte. Ball reist in kurzem nach Florenz. Ich bin sehr zufrieden, ihn getroffen zu haben. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. IL, 24. 08. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. i Ball, Hugo (22.02. 1886-14.09. 1927), Schriftsteller, Mitbegründer des Dadaismus. Vgl.: Hans Joachim Bähr, Hugo Ball, in: Literatur Lexikon, hrsg. von Waither Killy, Bd. 1 (1988), S. 300 ff.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 25. 08. 1924 Lieber Herr Professor! Nach unseren Besprechungen über die vielen Uebersetzungssünden der letzten Zeit habe ich doch wegen unseres „Aulard" 1 Angst bekommen und zum warnenden Exempel Herrn von Oppeln2 Ihre Besprechung des „Hobhouse"3 geschickt; ich habe ihm auch gleichzeitig geklagt, welches Pech wir mit unseren letzten Keynes-Uebersetzungen4 gehabt haben; auch die elegantesten Uebersetzer müssen für Spezialwerke Fachleute zur Seite haben. Darauf kommt heute die Antwort, deren Abschrift Sie sicher interessiert. Hoffentlich haben Sie weiter schöne Tage in Lugano. Das einzige Exemplar unseres „Serbien und die Türkei" 5 , wenn auch nicht ganz intakt, ist an Sie abgesandt und hoffentlich inzwischen in Ihren Besitz gekommen. Den gestrigen Sonn-

Briefwechsel 1918-1935 tag benützte ich nochmals zum genauen Studium des „ B a l l " 6 . Wenn ich auch nach wie vor meine, dass das Ganze so genommen werden muss, wie es ist, so möchte ich doch an der einen oder anderen Stelle, die allzu wenig hieb- und stichfest ist, Retouchen anbringen. Doch warte ich noch auf die Rückäusserung Ball's nach Ihren Unterhaltungen mit ihm. Herzliche Grüsse Ihres

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 25. 08. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Alphonse Aulard, Politische Geschichte der Französischen Revolution. Entstehung und Entwicklung der Demokratie und der Republik 1789-1804. Berechtigte Verdeutschung von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Eingeleitet von Hedwig Hintze, München/Leipzig 1924. 2 Oppeln-Bronikowski, Friedrich von (07. 04. 1873-09. 10. 1963), Schriftsteller, Übersetzer, Historiker. Vgl.: Detlev Schöttker, Oppeln-Bronikowski, Friedrich, in: Literaturlexikon hrsg. von Waither Killy Bd. 8 (1990), S. 510. 3 Vgl.: Carl Schmitt, Rezension: L. T. Hobhouse, Die metaphysische Staatslehre, in: Wirtschaftsdienst 9. Jg. (1924), S. 986 f. 4 Feuchtwanger spielt hier auf die beiden einzigen „autorisierten Übersetzungen" der beiden Bücher „Revision des Friedensvertrages", übersetzt von F. Rauschoff (1922) und „Ein Traktat über Währungsreform", übersetzt von Ernst Kocherthaler an. Vgl.: Norbert Simon (Hrsg.) Duncker & Humblot. Verlagsbibliographie 1798-1945, Berlin 1998, S. 121. 5 Vgl.: Leopold von Ranke, Serbien und die Türkei im 19. Jahrhundert, in: ders., Sämtliche Werke Bd. 43/44, München / Leipzig 1879. 6 Vgl.: Hugo Ball, Die Folgen der Reformation, München/ Leipzig 1924.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 26. 08. 1924 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihre Karte mit Ihrer neuen Adresse. Ich freue mich sehr, dass Sie in so prachtvoller Gegend ferne von unseren stürmischen Landstrichen sind. Ich habe Ihnen Samstag und gestern nach Lugano Poste restante geschrieben, wo auch die Drucksachen für Sie lagern. Bitte also doch noch mal nachzufragen. M i t herzlichen Grüssen Ihr

re, Seite, ms. o. U., 2 . . 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

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Briefwechsel 1918-1935

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Lugano-Ruvigliana, 27. 08. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihre beiden freundlichen Schreiben. Den interessanten Brief von OppfelnJ-Brfonikowski] 1 werde ich Dr. Rick 2 weitergeben. Aus einem Brief von diesem entnehme ich, daß Sie sich beide gut unterhalten haben. Mit Ball 3 werde ich die eigentliche Unterhaltung über seine „Folgen der Reformation" erst in einigen Tagen haben, da ich erst heute die ersten 5 Bogen gelesen habe. Es ist vieles unwürdig, karikiert, journalistisch und geeignet, herrliche Partien zu stören und vor allem eine sehr wichtige, notwendige Aufgabe durch eine unkongruente Behandlung zu diskreditieren und einer großen Sache zu schaden. Ob es mir gelingt, ihm das klar zu machen, weiß ich nicht. Wegen Ihres Verlages bin ich doch an manchen Stellen besorgt gewesen. Prof. Muth 4 , der vielleicht bald nach Lugano kommt, hat mir vorgeschlagen, das Vorwort der 2. Auflage meiner Politischen]. Romantik im „Hochland" zu veröffentlichen, etwa im Novemberheft 5. Ich halte das für einen guten Gedanken. Möchten Sie mir Ihre Ansicht darüber mitteilen? Ich glaube, daß dieses Vorwort ein schöner, klarer Aufsatz wird, der Groß und Klein verständlich ist und Alt und Jung ärgert. Wenn Korrekturen des Taine-Buches6 vorliegen, bitte ich, sie an die umstehende Adresse zu senden. Ich gedenke am 8. September abzureisen und muß über Stuttgart fahren, sodaß ich leider nicht nach München kommen kann. Ich denke aber mit aufrichtiger Freude an unsere Begegnung in München und bleibe, mit herzlichen Grüßen Ihr stets ergebener Carl Schmitt Ranke, Serbien und die Türkei ist bis jetzt (27. August) noch nicht eingetroffen. Auch Ball hat den Parlamentarismus], noch nicht erhalten.7 Donnerstag, 28. 08. 1924 Lieber Herr Feuchtwanger! Heute morgen bekam ich Ihre freundliche Karte und den Ranke. Das Buch hat mich begeistert, immer von neuem fasziniert einen dieser Pastorensohn und Ball's Kritik des Pastorenhauses8, die ich gerade gelesen hatte, wirkt wie ein Simplicissimuswitz9. Da Sie das Übersetzungsrecht haben, so wissen Sie sicher, ob die serbische Geschichte Rankes ins Serbische übersetzt ist. Ich sagte Ihnen schon, daß eine Bonner Bekannte von mir, Serbin aus einer alt-orthodoxen Familie, mit einer Übersetzung begonnen hat, Frl. Dusanka Todorovic 10 aus Zagreb. Wollen Sie das Übersetzungsrecht erteilen? Wenn es juristisch nicht mehr erforderlich ist, so doch

Briefwechsel 1918-1935 Ihren Konsens geben, auf den Frl. Tfodorovic]. aus Respekt vor einem Verlag wie D[uncker]. & H[umblot]. nicht verzichten möchte. Herzlich Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 27. 08. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Oppeln-Bronikowski, Friedrich von (07. 04. 1873-09. 10. 1963), Schriftsteller, Übersetzer, Historiker. Vgl.: Detlev Schöttker, Oppeln-Bronikowski, Friedrich, in: Literaturlexikon hrsg. von Walther Killy Bd. 8 (1990), S. 510. 2 Rick, Karl, Übersetzer, Anglist, lehrte vom Sommersemester 1926 bis zum Jahr 1943/ 44 an der Technischen Hochschule in Aachen. Vgl.: Piet Tommissen, Bausteine zu einer wissenschaftlichen Biographie, in: Helmut Quaritsch (Hrsg.) Complexio oppositorum - Über Carl Schmitt, Berlin 1988, S. 95. 3 Hugo Ball, Die Folgen der Reformation wurde 1924 von Duncker & Humblot verlegt. 4 Muth, Carl (Karl) (31. 01. 1867-15. 11. 1944), katholischer Publizist, Herausgeber der katholischen Kulturzeitschrift „Hochland". Vgl.: Manfred Weitlauff, Muth, Carl, in: Neue Deutsche Biographie Band 18 (1997), S. 644 ff. 5 Dies ist auch geschehen. Vgl.: Carl Schmitt, Romantik, in: Hochland 22.Jg. (1924/25), S. 157-171. 6 Vgl.: Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924. 7 Vgl.: Karte vom 21. 08. 1924. 8 Rankes Vater war Jurist, entstammte aber einer frommen protestantischen Familie. Vgl.: Hugo Ball, Die Folgen der Reformation, München Leipzig 1924, S. 48 f. 9 Schmitt spielt hier auf die gleichnamige Satirezeitschrift an. Zum Simplicissimus:. Vgl.: Gertrud Maria Rösch (Hrsg.), Simplicissimus. Glanz und Elend der Satire in Deutschland, Regensburg 1996. 10 Todorovic, Dusanka (1903-1950), Schmitts zweite Ehefrau war die Serbin Dusanka Todorovic, aus deren Ehe die einzige Tochter Anima Schmitt de Otero (20.08. 1931 — 17. 06. 1983) hervorging. Vgl.: Piet Tommissen, in: Schmittiana VII, S. 329 bzw. 345, und ders., Schmittiana V, S. 176-182.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 28. 08. 1924 Lieber Herr Professor! Zwei weitere Exemplare des „Parlamentarismus" in der zweiten Fassung gehen an Ball ab. Heute sandten wir Ihnen die Revisionsbogen von Murray 1 . Das Widmungsblatt hat Herr Dr. R i c k 2 vorige Woche angesehen und keine Erinnerung dagegen erhoben. Herzliche Grüsse und weiter schöne Tage Ihr

re, Seite, ms. o. U., 28. . 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

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1 Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924. 2 Rick, Karl, Professor, Übersetzer, Anglist, lehrte vom Sommersemester 1926 bis zum Jahr 1943/44 an der Technischen Hochschule in Aachen. Vgl.: Piet Tommissen, Bausteine zu einer wissenschaftlichen Biographie, in: Helmut Quaritsch (Hrsg.) Complexio oppositorum - Über Carl Schmitt, Berlin 1988, S. 95.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 30. 08. 1924 Lieber Herr Professor! Ihren Brief vom 27. 08. möchte ich sofort vor allem anderen beantworten. Was Sie über Ball und die ersten 5 Bogen seiner neuen Schrift sagen, ist auch meine Meinung. Aber der Verlag darf sich kein Censuramt anmassen und durfte das Manuskript nur im ganzen annehmen oder ablehnen. Ich erklärte jedoch Herrn Ball erst jüngst unsere nicht misszuverstehende Bereitwilligkeit, trotz des fertigen Satzes alle Einschaltungen, Aendeningen und Streichungen gerne vorzunehmen, die er selbst namentlich nach der Unterhaltung mit Ihnen, für nötig hielte. Ich verstehe nicht ganz, was Ball meint, wenn er mir zuletzt unterm 26. Aug[ust]. Ihre anders gerichtete Meinung über den Inhalt der „Folgen der Reformation" so erklärt: „Aus seinen (Schmitts) Schriften und auch aus seinen Gesprächen weiss ich, dass er das Unheil anders, im Puritanismus, lokalisiert und in der Reformationsfrage eine europäische Lösung, nicht zunächst eine Lösung innerhalb der einzelnen Nation sucht. Meine bewusste Begrenzung des Themas hat ihren Grund im deutschen Charakter, von dem ich glaube, dass man ihm keine Gelegenheit zur Ausflucht bieten darf, gerade heute nicht. Prof. Schmitt wird manches aus einer ganz anderen Perspektive sehen. Ich würde aber, auch ohne die Geschwindigkeit der Druckerei, kaum etwas Wesentliches mehr geändert haben." Besonders auf Seite 50 die Bemerkung, dass die Sammlung „Deutsche Politik etc." dem Verlag Eugen Diederichs1 „keine Ehre mache", müsste weg; nicht, weil eine Krähe der anderen nicht die Augen auskratzt, sondern weil man selbst im Glashaus sitzt. Sehr begrüsse ich den Plan eines Vorabdruckes des Vorworts zur 2. Aufl. der „Politischen Romantik" im Hochland. Ich habe Ihnen übrigens noch das Ergebnis unserer mündlichen Abreden über die Behandlung dieser 2. Aufl. schriftlich zu bestätigen; wir sagten: 2000 Auflage und ein Honorar von M 150.- pro Bogen, die Bogenzahl gemessen an den Bogen der ersten Auflage, also (bei 10 V2 Bg. der 1. Aufl.) eine Pauschale von Gm. 1575.- ohne Rücksicht auf Zusätze (Vorwort), Streichungen etc., zahlbar die Hälfte bei Empfang des Manuskriptes, die andere Hälfte bei Ausgabe des Buches. Das stimmt doch!

Briefwechsel 1918-1935

Die zweite Korrektur des Taine-Buches2 haben Sie inzwischen erhalten. Ihr Postkriptum über Ranke3 hat mir besonders wohl getan. Erst heute Morgen vor dem Frühstück las ich wieder, was Ranke im 3. Band der „Päpste" über den Biographen Sixtus V. 4 , Leti 5 so lebhaft, als ob er dabei gewesen wäre, schreibt und doch so nachsichtig wie der liebe Gott. Diese ganz grossen wissenschaftlichen Leistungen, auch in der Sprachgeschichte und in der übrigen Geistesgeschichte, sind ein einmaliges Phänomen des 19. Jahrhunderts, das sich in der heutigen technizierten Umwelt nicht mehr wiederholen kann. Den Pastorensprossen von Lessing6 über Ranke bis Lamprecht 7, Gierke 8 etc. muss man unbedingt volle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Ob die „Serbische Revolution"9 ins Serbische übersetzt ist, kann ich augenblicklich nicht feststellen. Jedenfalls erteilt der Verlag Frl. Dusanka Todorovic 10 aus Zagreb, soweit das rechtlich noch nötig ist, das Autorisationsrecht. Sie kennen sicher die interessanten Ausführungen Dove's 11 in seiner Ranke-Biographie (ADB. 27, 242-269) über dieses Buch. Es entstand i[m]. J[ahr]. 1827 aus einem einjährigen Aufenthalt Ranke's in Wien, aus den allwöchentlichen vertrauten Gesprächen Rankes mit Gentz 12 . Ich schreibe Ihnen die Stelle bei Dove heraus und lege sie bei. Ich muss für heute Schluss machen und grüsse herzlich. Es tut mir sehr leid, dass ich Sie hier auf Ihrer Rückreise nicht noch einmal sprechen kann. Eben ist Prof. Scheler 13 hier ins Büro gekommen. Ich höre hoffentlich bald von Ihnen über Ball 1 4 . Ihr P.S. Vielleicht schreibt Frl. Dusanka Todorovic eine Besprechung über Ranke in der neuen Zeitschrift für slavische Philologie, (siehe Beilage).

Brief, 3 Seiten, ms. o. U., 30. 08. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Gangolf Hübinger, Versammlungsort moderner Geister. Der Eugen Diedrichs Verlag - Aufbruch ins Jahrhundert der Extreme, München 1996. Vgl.: Irmgard Heidler, Der Verleger Eugen Diedrichs und seine Welt (1896-1930), Wiesbaden 1998. 2 Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924. 3 Ranke Leopold von, Vgl.: Brief vom 27./28. 08. 1924. 4 Sixtus V. (13. 12. 1520-27.08. 1590), Papst, Reformer der Kirchen Verwaltung. Vgl.: Helmut Feld, Sixtus V., in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. X (1995), Sp. 599-609. 5

Leti, Gregorio (1630-1701), ein zum Calvinismus übergetretener Schriftsteller, der mehrere Biographien veröffentlicht hat, so auch die 1669 in Lausanne erschienene zweibändige Biographie über Papst Sixtus V. Ranke leistete als Erster eine Quellenkritik und konnte nachweisen, dass es sich um eine Bearbeitung handelte. Vgl.: Ludwig Freiherr von Pastor, Geschichte der Päpste im Zeitalter der katholischen Reformation und Restauration Bd. 10, Freiburg i. Br. 1926, S. 627 f.

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Briefwechsel 1918-1935

6 Lessing, Gotthold Ephraim (22. Ol. 1729-15. 02. 1781), Schriftsteller und Bibliothekar. Vgl.: Erich Schmidt, Lessing. Die Geschichte seines Lebens und seiner Schriften, 4. Aufl. Berlin 1929. Vgl.: Wilfried Barner, Lessing. Epoche - Werk - Wirkung, 5. Aufl. München 1987. 7 Lamprecht, Karl (25.02. 1856-10. 05. 1915), Historiker. Vgl.: Roger Chickering, Karl Lamprecht. A German Academic Life, Atlantic Highlands 2000. 8 Gierke, Otto von (11. 01. 1841 -10. 10. 1921), Professor für Rechtsgeschichte, Privatund Staatsrecht. Vgl.: Hiram Kümper, Gierke, Otto Friederich (von), in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. XXIV (2005), S. 700-705. 9 Vgl.: Leopold von Ranke, Serbien und die Türkei im 19. Jahrhundert, in: ders., Sämtliche Werke Bd. 43/44, München / Leipzig 1879. 10 Todorovic, Dusanka (1903-1950), Schmitts zweite Ehefrau, war die Serbin Dusanka Todorovic, aus deren Ehe die einzige Tochter Anima Schmitt de Otero (20. 08. 1931 -17. 06. 1983) hervorging. Vgl.: Piet Tommissen, in: Schmittiana VII, S. 329, bzw. 345, ders., Schmittiana V, S. 176-182. Vgl.: Alfred Dove, Ranke, Leopold von, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 27, S. 242-262. Das Zitat (S. 253) lautet: „Kein Geringerer als Gentz zog ihn in allwöchentlichem vertrauten Gespräch in das Verständnis der hohen europäischen Politik der Gegenwart. Außerdem aber brachte ihn das durch den griechischen Freiheitskampf erregte Interesse an der religiös-nationalen Seite der orientalischen Frage, die er schon bei seiner Schilderung der Osmanen im Auge gehabt, in den fruchtbarsten Verkehr mit den in Wien weilenden Serben. Mit genialer Keckheit ergriff er die Gelegenheit, eine historische Quelle auch einmal dicht bei ihrem Ursprung in der Wildnis aufzufangen, indem er nach den Papieren und Aussagen des Liedersammlers Wuk Stepanowitsch Karadschitsch, eines Zeitgenossen und Theilnehmers an der serbischen Revolution, unter dem dolmetschenden Beistande Kopitars die Geschichte dieser denkwürdigen und ergreifenden Volksbewegung entwarf und schrieb. „Die serbische Revolution erschien alsbald 1829; sie machte Goethe neugierig auf den Verfasser und ward von Niebuhr als Historie das vortrefflichste genannt, was wir in unserer Literatur besitzen - eine Stimme, durch die sich R. wider alle Afterreden gewaffnet fühlte. Das kleine Buch behauptet in seiner unmittelbaren Verbindung von Geist und Natur - ein edles Bildwerk in der Felswand, wie der Löwe von Luzern - eine einzige Stelle unter allen seinen Werken.". 12 Gentz, Friedrich (02.05. 1764-09.06. 1832), Politiker und Publizist in Metternichs Diensten. Vgl.: Hubert Rumpel, Gentz, Friedrich, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 6 (1964), S. 190-193. 13 Scheler, Max, (22. 08. 1874- 19. 05. 1928), deutscher Philosoph, Phänomenologe. Vgl. Wilhelm Mader, Max Scheler, 2. Aufl. Reinbek 1995. Vgl.: Wolfhart Henckmann, Max Scheler, München 1998. 14 Ball, Hugo (22.02. 1886-14.09. 1927), Schriftsteller, Mitbegründer des Dadaismus. Vgl.: Hans Joachim Bähr, Hugo Ball, in: Literatur Lexikon, hrsg. von Walther Killy, Bd. 1 (1988), S. 300 ff.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 02. 09. 1924 Lieber Herr Professor! Ich vergass Ihnen jüngst zu schreiben, dass Schmollers Jahrbuch1 wieder in Gang gekommen ist und das nächste Heft schon Ende dieses Monats erscheinen soll. Auf der 3. Seite des Umschlages befindet sich bereits auch die Vorankündi-

Briefwechsel 1918-1935

gung Ihres Beitrages: „Neueres Schrifttum über den Völkerbund". Ich muss Ihnen also leider das Vergnügen über die Einstellung wieder rauben und Sie herzlich bitten Ihren Aufsatz fertig zu machen. Mit herzlichen Griissen wie immer Ihr

Karte, 1 Seite, ms. o. U., 02. 09. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Im Jahr 1923 ist anscheinend kein Band erschienen, da sowohl Jahrgang 47 als auch Jahrgang 48 unter der Jahreszahl 1924 geführt werden. Vgl.: Norbert Simon (Hrsg.) Duncker & Humblot. Verlagsbibliographie 1798-1945, Berlin 1998, S. 278 f.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Lugano, 07. 09. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihr freundliches Schreiben und für die Revisionsbogen Murray 1. Letztere werde ich Ihnen in einigen Tagen von Stuttgart aus zurückschicken, Ich reise Dienstag, den 9. in mehreren Stationen nach Bonn zurück, betrübt, dies schöne Land verlassen zu müssen. Ihre Mitteilungen über die Serbische Revolution von Ranke und den Prospekt der Z[eitschrft]. f[ür]. slawische Philologie habe ich Frl. Todorovic 2 weitergegeben, sie auch von Ihrem Einverständnis zu der Übersetzung benachrichtigt. Mit Ball 3 habe ich viel und lange gesprochen. Kleine Retouchen würden an dem Gesamteindruck nicht viel ändern. Zu größeren Änderungen oder zu einer Suspendierung der Publikation ist er nicht zu bewegen, obwohl er alles vernünftige Verständnis für meine Argumente hat. Entscheidend ist wohl psychologisch sein Emigrantengefühl. So ist mein Versuch mißlungen. Ich bedauere das sehr. Es wird dem Bilde, das sich ein sehr achtungswertes Publikum von Ball nach dem Byzantinischen Christentum 4 gemacht hat, sehr schaden. Es wird dem Verlag sehr schaden und ich sehe schon den Brief, den Schumacher5 uns über Dr. Carl Geibel6, den unwürdigen Dr. h.c. schreibt. Meinem Respekt vor Ball wird das alles nicht schaden. Er ist ein ungewöhnlich feiner, kluger und bedeutender Mensch. Ich wollte, man könnte es ihm ermöglichen, daß er ohne ökonomische Beengung in einer guten Bibliothek seine Arbeiten vollendet. Das Vorwort zur 2. Auflage 7 habe ich geschrieben. Es ist ganz schön geworden. Ihre Mitteilungen über die Honorarbescheinigung bestätige ich. Das M[anu] s[kript]. der 2. Auflage schicke ich von Bonn aus; vielleicht kann diese Auflage zu Weihnachten noch erscheinen.

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Briefwechsel 1918-1935

Nochmals herzlichen Dank für Ihre Mitteilungen, die mir in der Animalität des Ferienlebens einen Kontakt mit der Geistigkeit vermittelten. Stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 07. 09. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1

Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924. Todorovic, Dusanka (1903-1950), es handelt sich um Schmitts zweite Ehefrau, die er 1926 heiratete. Vgl.: Helmut Quaritsch, Positionen und Begriffe, 2. Aufl. Berlin 1991, S. 32 f. 2

3 Schmitt wollte Ball zu Korrekturen an der 2. Auflage der „Kritik der deutschen Intelligenz" bewegen, die unter dem Titel „Die Folgen der Reformation" 1924 bei Duncker & Humblot erschien. 4 Vgl.: Hugo Ball, Byzantinisches Christentum. Drei Heiligenleben, München/Leipzig 1923. 5 Schumacher, Hermann (06. 03. 1868-03. 10. 1952), Professor der Staatswissenschaften an der Universität Bonn. Vgl.: Anonym, Schumacher, Hermann, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 9 München 1998, S. 203. Vgl. Brief vom 26. 02. 1923. 6 Geibel, Stephan Franz Carl, Verlagsinhaber von Duncker & Humblot nach 1910 bis 1938. Vgl.: Norbert Simon (Hrsg.) Duncker & Humblot. Verlagsbibliographie 1798-1945, Berlin 1998, S.31-37. 7 Vgl.: Carl Schmitt, Politische Romantik, 2. Aufl. München/Leipzig 1925, S. 3-28.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger z[ur].Z[ei]t. Stuttgart, 11. 09. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Auf der Heimreise nach Bonn sende ich Ihnen beste Grüße. Die Revisionsbogen Murray 1 folgen, in die Widmung will ich doch, dem ursprünglichen Entwurf entsprechend, setzen: this little book is dedicated. Es sind kaum Korrekturen nötig. Darf ich Sie auf einen ungewöhnlichen Erfolg aufmerksam machen: D[eutsche]. Juristen Z[ei]t[un]g., Septemberheft 1924, Sp[alte]. 657 (Thoma)2. Herr Dr. Friedrich Sternthal3, der Verfasser der schönen Besprechung meines Römischen]. Kath[olizismus]. im Juniheft des Neuen Merkur, bittet auch um ein Ex[em]pl[ar]. der Parlamentarismus-Broschüre, er will sie ausführlich besprechen. Wollen Sie ihm bitte ein Ex[em]. pl[ar]. senden (Berlin-Schöneberg, Innsbruckerstr. 6/II); ich glaube, daß es wertvoller ist als die üblichen Zusendungen. Mit herzlichen Wünschen, stets Ihr Carl Schmitt

Brief, Seite, s. . U., 11. 924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

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Briefwechsel 1918-1935 1

Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924. Richard Thoma, Die Regeln der Diktaturgewalt, in: Deutsche Juristen-Zeitung 29. Jg. (1924), Sp. 654-659. Dort schreibt Thoma: „... Ich bin in der Diskussion, wiewohl unter Vorbehalt, der neuen Lehre i. S. der herrschenden Meinung entgegengetreten. Seitdem mir aber jetzt diese scharfsinnigen Vorträge im Druck vorliegen, kann ich mich dem Gewicht ihrer Beweisgründe nicht mehr entziehen. Zum mindesten ist die Kritik an der herrschenden Lehre siegreich. Diese findet weder im Wortlaut noch in der Entstehungsgeschichte eine hinreichende Stütze und verwickelt sich in „Widersprüche und Künstlichkeiten...." (Sp. 657). 2

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Friedrich Sternthal, Über eine Apologie der römischen Kirche, in: Der Neue Merkur 7. Jg. (1924), S. 764-768. Sternthal, Friedrich, Journalist, hat mit einer Dissertation über die „Heimarbeit in der Dresdner Zigarettenindustrie" 1912 promoviert und schreibt ab 1923 bis 1928 regelmäßig in der „Weltbühne" u. a. auch über Hugo Ball. Nach 1928 lassen sich keine Lebensspuren mehr entdecken.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 12. 09. 1924 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihre beiden letzten Naclirichten. B a l l 1 scheint zu schwanken und hat uns die Druckbogen in den letzten Wochen nicht zurückgesandt. Es ist richtig, für Ball gilt: Sint ut sunt aut non sint 2 ! Wollen wir sehen, was darauf entsteht! Die Korrekturbogen von „ M u r r a y " 3 erwarten wir, sie werden so behandelt, wie Sie es wünschen. A n Herrn Dr. Friedrich Sternthal 4 , Berlin-Schöneberg, Innsbruckerstr. 6 / I I geht 1 Ex[emplar]. des „Parlamentarismus". Die „Deutsche Juristenzeitung" Septemberheft 1924 5 w i l l ich gleich nachlesen; Belege haben wir bisher nicht bekommen. Die Bücher, die Sie hier gelassen haben, gehen heute nach Bonn ab. Viele herzliche Grüsse Ihres

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 12. 09. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Ball Hugo, (22.02. 1886-14.09. 1927), Schriftsteller, Mitbegründer des Dadaismus. Vgl.: Hans Joachim Bähr, Hugo Ball, in: Literatur Lexikon, hrsg. von Waither Killy, Bd. 1 (1988), S. 300 ff. 2 Sint ut sunt aut non sint: Sie mögen sein wie sie sind oder sie mögen nicht sein. Zitat des Ordensgenerals der Jesuiten Lorenzo Ricci gegenüber Papst Clemens XIII., der den Jesuitenorden reformieren wollte. Vgl.: Muriel Kasper, Lateinisches Zitaten-Lexikon, Stuttgart 3. Aufl. 2000, S. 346. 3 Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924.

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Briefwechsel 1918-1935

4 Sternthal, Friedrich, Journalist, hat mit einer Dissertation über die „Heimarbeit in der Dresdner Zigarettenindustrie" 1912 promoviert und schreibt ab 1923 bis 1928 regelmäßig in der „Weltbühne" u. a. auch über Hugo Ball. Nach 1928 lassen sich keine Lebensspuren mehr entdecken. 5 Vgl.: Richard Thoma, Die Regelung der Diktaturgewalt, in: Deutsche Juristen-Zeitung 29. Jg. (1924), Sp. 654-660.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 16. 09. 1924 Lieber Herr Professor! Ich bitte Sie um eine grosse Gefälligkeit! Professor Klein\ Königsberg schreibt uns heute einen Brief, dass er im Auftrag der Zitelmann'schen Erben das „Internationale Privatrecht" neu herausgeben will. Das grosse und nur mit erheblichem Kostenaufwand wiederherzustellende Werk ist seit langer Zeit Torso und soll also jetzt mit den Klein'sehen Marginalien und Nachträgen vollständig wieder erstehen. Ich übersehe nun gar nicht, ob die Neuausgabe von besonderer Wichtigkeit ist, vor allem, ob das Werk heute noch Grundlegendes zu sagen hat, und ob es durch die Klein'sche Bearbeitung auf den Stand der modernen Forschung gebracht werden kann. Bitte um Ihre rückhaltlose vertrauliche Aeusserung! Abschrift des Briefes von Prof. Klein, der nur vorläufig beantwortet wurde, folgt in der Anlage. Ich las in der Frankfurter Zeitung über den „Deutschen Juristentag"2. Es ist doch sehr schade, dass Sie nicht dabei waren und Ihre Stimme erhoben. Das wäre nötig gewesen und hätte doch wohl auch zu einem grossen positiven wissenschaftlichen Erfolg der Tagung sehr beigetragen, selbst wenn man der Meinung ist, dass das Thema des Art. 48 3 auf dem Deutschen Juristentag falsch am Platze war. Mit herzlichen Grüssen Ihr ergebenster Nachschrift: Erst heute verlangt Prof. Koellreutter 4, Jena unterm 15. 09. ein Rezensionsexemplar Ihres „Parlamentarismus" für das „Archiv des öffentlichen Rechtes" an die Adresse von Prof. Wittmayer 5, Wien. Wir haben natürlich sofort 1 Exemplar hingeschickt, obwohl das „Archiv" längst ein Besprechungsexemplar erhalten hat. D[er]. 0[bige]. Anlage 1 Durchschrift Abschrift. Hoch geehrter Herr! Königsberg, den 11. 09. 1924 Im Auftrage der Frau Geheimrat Zitelmann in Bonn richte ich an Sie folgende sehr ergebene Anfrage. Herr Geheimrat Zitelmann6 hat in Ihrem Verlag sein berühmtes „Internationales Privatrecht" erscheinen lassen. Dieses Werk ist abgesehen von Stück 3 des II. Bandes vollständig vergriffen und wird immer wieder gesucht.

Briefwechsel 1918-1935

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Herbst 1922 erklärte mir Herr Geheimrat Zitelmann, Sie seien bereit eine 2. Auflage des Werkes herauszubringen, falls das Werk bestimmte Ergänzungen in Hinblick auf Literatur usw. erfahre. Ich habe damals mit Herrn Geh.Rat Zitelmann diese Frage eingehend besprochen. Der Tod Zitelmanns hat seinen Plänen ein Ende gesetzt. Nun bin ich von der Familie beauftragt, mit Ihnen darüber zu verhandeln, wie das Werk, dessen ungeheuere Bedeutung für die Zukunft von Geh.Rat Niemeyer 7 und mir selbst in Nachrufen herausgehoben worden ist, nunmehr einem grösseren Publikum zugänglich gemacht werden kann. Ich gehe hierbei von dem Gedanken aus, dass der Text des Werkes vollständig unverändert bleiben muss. Niemand kann es bei einem so geschlossenen Werk wagen, in dem Text Aenderungen vorzunehmen. Es liegt dies auch nicht im Interesse des Verlages. Denn es gibt ja heute ein Verfahren, durch welches ein solches Werk in neuer Auflage erscheinen kann, ohne neu gesetzt zu werden und ohne die Nachteile des anastatischen Neudruckes. Es würde m. E. genügen, wenn in der 2. Auflage auf den Rand an einzelnen Seiten eine Note angebracht würde, die auf Nachträge hinweist. In diesen Nachträgen wäre entweder lediglich auf neuere Arbeiten Zitelmanns hinzuweisen, in denen er über sein Werk hinausgekommen ist, oder Textstücke aus diesen Arbeiten zu bringen. Das Werk bliebe also Zitelmann'scher Text. Die Noten wären vor dem Vervielfältigungsverfahren auf den Text zu drucken und dann mitzuphotographieren, um die Abzugsplatte zu gewinnen. Dem Werk wäre ein kurzes Vorwort voranzustellen. Der Umfang würde nur um einige Seiten vermehrt. Ich bin bereit dem Auftrag der Familie Zitelmann gemäss, diese Arbeit zu übernehmen. Anspruch auf Honorar würde ich nicht erheben. Das Buch wird in der internationalen Rechtsliteratur seine eminente Bedeutung behalten, und immer mehr gesucht werden. Sie haben ja selbst ein Interesse daran, dass eines der bedeutendsten Werke der jur. Literatur, das in Ihrem Verlag erschien, wieder käuflich ist. Für die Zukunft bliebe noch immer die Möglichkeit einen 3. Band zu schaffen, in dem Internationalrechtler verschiedener Staaten den Einfluss des Zitelmann'schen Werkes auf die einzelstaatlichen Internationalgesetze würdigten. Als Schüler Zitelmann's, als Professor des internationalen Privatrechtes und Neuherausgeber zahlloser Arbeiten auf dem Gebiete des internationalen Privatrechtes bin ich wohl genügend qualifiziert, um eine so wichtige Neuausgabe des Werkes in streng wissenschaftlichem Sinne zu veranstalten. Ihrer sehr geschätzten Antwort entgegensehend zeichne ich mit dem Ausdruck ausgezeichneter Hochachtung als Ihr ergebener Gez. Prof. P. Klein

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 16. 09. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Klein, Peter (10. 02. 1879-31. 12. 1925), Professor für Römisches Recht, bürgerliches Recht und Internationales Privatrecht. Vgl.: Wilhelm Sauer, Peter Klein. Nachruf, in: Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie Bd. XIX (1925/26), S. 370-373. Vgl.: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1926, Sp. 941 f. 2 Vgl.: Die Berichte „Deutscher Juristentag4', in: Frankfurter Zeitung 683 (12.09. 1924), S. 2, 687 (13.09. 1924), S. 2 f. und 689 (14.09. 1924), S. 2 f.

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Briefwechsel 1918-1935

3 Der Art. 48 WRV lautet: Wenn ein Land die ihm nach der Reichsverfassung oder den Reichsgesetzen obliegenden Pflichten nicht erfüllt, kann der Reichspräsident es dazu mit Hilfe der bewaffneten Macht anhalten. Der Reichspräsident kann, wenn im Deutschen Reiche die öffentliche Sicherheit und Ordnung erheblich gestört oder gefährdet wird, die zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung nötigen Maßnahmen treffen, erforderlichenfalls mit Hilfe der bewaffneten Macht einschreiten. Zu diesem Zwecke darf er vorübergehend die in den Artikeln 114, 115, 117, 118, 123, 124 und 153 festgesetzten Grundrechte ganz oder zum Teil außer Kraft setzen. Von Allen gemäß Abs. 1 oder Abs. 2 dieses Artikels getroffenen Maßnahmen hat der Reichspräsident unverzüglich dem Reichstag Kenntnis zu geben. Die Maßnahmen sind auf Verlangen des Reichstags außer Kraft zu setzen. Bei Gefahr im Verzuge kann die Landesregierung für Ihr Gebiet einstweilige Maßnahmen der in Abs. 2 bezeichneten Art treffen. Die Maßnahmen sind auf Verlangen des Reichspräsidenten oder des Reichstags außer Kraft zu setzen. Das Nähere bestimmt ein Reichsgesetz. 4 Otto Koellreutter, (26. 11. 1883-23.02. 1972), Professor, Jurist. Vgl.: Jörg Schmidt, Otto Koellreutter 1883-1972. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit. Frankfurt am Main 1995. 5 Wittmayer, Leo (25. 08. 1876-1936), Professor für Staats und Verwaltungsrecht an der Universität Wien, Ministerialrat im österreichischen Ministerium für soziale Verwaltung. Vgl: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, hrsg. von Gerhard Lüdtke, 4. Aufl. Berlin/ Leipzig 1931, S. 3313. 6 Zitelmann, Conrad Ernst (07.08.1852-23.11.1923), Jurist, Professor. Vgl.: Prof. Landsberg, f Conrad Ernst Zitelmann, in: Deutsche Juristen-Zeitung 29. Jg. (1924), Sp. 41 f. 7 Niemeyer, Hermann (16. 04. 1883-12. 10. 1964), Verleger. Vgl.: Robert Harsch-Niemeyer, Niemeyer, Hermann, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 19 (1999), S. 238.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 17. 09. 1924 Lieber Herr Professor! Heute hat nun Ball 1 nach längerem Zaudern die Bogen, die Sie selbst j a gesehen haben, zurückgeschickt. Er hat nach meinem Eindruck mit sehr grossem Verantwortungsgefühl noch einmal jedes Wort und jede Wendung gewogen und manche mehr schöne als richtige Aufstellung gebessert, besonders in den Anmerkungen bei Fichte 2 und Genossen. Ich bin jetzt beruhigter und hoffe, dass das Ganze doch einen ernsten und grossen Eindruck macht. Nochmals mit herzlichen Grüssen Ihr ergebenster L. Feuchtwanger

Brief, 1 Seite, ms. m. U., 17. 09. 1924 (RW 265-3478) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt. 1 Ball, Hugo (22.02. 1886-14.09. 1927), Schriftsteller, Mitbegründer des Dadaismus. Vgl.: Hans Joachim Bähr, Hugo Ball, in: Literatur Lexikon, hrsg. von Waither Killy, Bd. 1 (1988), S. 300 ff. 2 Fichte, Johann Gottlieb (19. 05. 1762-27. 01. 1814), Philosoph des deutschen Idealismus. Vgl.: Hugo Ball, Die Folgen der Reformation, München Leipzig 1924, S. 48 f.

Briefwechsel 1918-1935 Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Bonn, 18. 09. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ich danke Ihnen bestens für den freundlichen, nach Frankfurt gerichteten Brief und die beiden weiteren Schreiben, die ich hier in Bonn erhielt. Auch die mir nachgesandten Bücher sind angekommen, auch hierfür vielen Dank. 1. Prof. Klein 1 ist m[eines]. E[rachtens]. nicht fähig und nicht berufen, ein Werk von Zitelmann2 herauszugeben. Dieses Internationale]. Prfivatrecht]. bedarf großer Änderungen, Zitelmann selbst hat sie vorbereitet in zahlreichen Notizen, die sich in seinem Nachlaß befinden, die aber Prof. Klein nicht zugänglich sind und, wie ich von dem Vertrauensmann der Frau Z[itelmann]. höre, nicht zugänglich sein werden. Es soll noch manches aus dem Nachlaß publiziert werden. Diese Notizen aber nicht. Man sagte mir, Prof. Klein sei in keiner Weise autorisiert. 2. Daß Ball's Folgen der Reformation 3 nun doch erscheinen, ist bedeutungsvoll und anscheinend Schicksal. Ich halte es nicht für gut. 3. Der Verlag F[elix]. Meiner 4 schickt mir ein langes, gekränktes Schreiben, wegen meiner Besprechung des Hobhouse5 und sagt, ein Gelehrter von meinem Ruf habe nicht das Recht, sich wegen „verhältnismäßig geringfügiger Mängel" so scharf zu äußern, auch habe der englische Autor die deutsche Übersetzung gesehen und dazu „All right" gesagt. All right sage auch ich. 4. Die Revisionsbogen Murray 6 folgen dieser Tage. Ich diktiere ab Montag das Vorwort zur 2. Auflage der Pol [irischen]. Romantik, das ich jetzt 6 verschiedenen Menschen vorgelesen habe; es wird schön. 5. Die Lektüre der Deutschen]. Juristen]. Z[eitung]. S[e]pt[em]berheft., Sp[alte]. 657 kann ich Ihnen leider nicht ersparen. Wenn ich nach einer solchen Publikation nach Heidelberg7 gegangen wäre, so hätte es ausgesehen, als wollte ich meinen Triumph auskosten. 6. In Frankfurt war gleichzeitig mit mir eine Enkelin des Fürsten Bismarck 8 zu Gast. Ich mußte daher nach Darmstadt zum Grafen Keyserling 9, ihrem Schwager: eine gesellschaftliche Veranstaltung durch kultische Gesten belebt. Interessanter als die Philosophie dieser Schule der Weisheit10 wird Ihnen sein, daß man über Reichl 11 , den Verleger, schimpfte. Im übrigen langweilte mich dieses Säkularisierungsphänomen von ganzem Herzen und mit großer Genugtuung sah ich, daß auch Max Scheler 12 dort gesprochen hat. Beste Grüße, lieber Herr Feuchtwanger, und nochmals besten Dank Stets Ihr Carl Schmitt

6 Rieß (Hrsg.)

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Briefwechsel 1918-1935

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 18. 09. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Klein, Peter (10. 02. 1879-31. 12. 1925), Professor für Römisches Recht, bürgerliches Recht und Internationales Privatrecht. Vgl.: Wilhelm Sauer, Peter Klein. Nachruf, in: Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie Bd. XIX (1925/26), S. 370-373. Vgl.: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1926, Sp. 941 f. 2 Zitelmann, Conrad Ernst (07.08.1852-23.11.1923), Jurist, Professor. Vgl.: Prof. Landsberg, f Conrad Ernst Zitelmann, in: Deutsche Juristen-Zeitung 29. Jg. (1924), Sp. 41 f. 3 Hugo Ball, Die Folgen der Reformation, München/Leipzig 1924. 4 Meiner Felix, Verlag. Vgl.: Rainer A. Bast, Die philosophische Bibliothek. Geschichte und Bibliographie einer philosophischen Textreihe seit 1868, Hamburg 1991. Vgl.: Die Schriftleitung, Einige Feststellungen, in: Wirtschaftsdienst 9. Jg. (1924), S. 1680 (dort auch das Schreiben Meiners). 5 Vgl.: Carl Schmitt, Rezension: L. T. Hobhouse, Die metaphysische Staatslehre, in: Wirtschaftsdienst 9. Jg. (1924), S. 986 f. 6 Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924. i Dort fand vom 11.09-14.09. 1924 der „Deutsche Juristentag" statt. Vgl.: Richard Thoma, Die Regeln der Diktaturgewalt, in: Deutsche Juristen-Zeitung 29. Jg. (1924), Sp. 654-659. Dort schreibt Thoma: „... Ich bin in der Diskussion, wiewohl unter Vorbehalt, der neuen Lehre i. S. der herrschenden Meinung entgegengetreten. Seitdem mir aber jetzt diese scharfsinnigen Vorträge im Druck vorliegen, kann ich mich dem Gewicht ihrer Beweisgründe nicht mehr entziehen. Zum mindesten ist die Kritik an der herrschenden Lehre siegreich. Diese findet weder im Wortlaut noch in der Entstehungsgeschichte eine hinreichende Stütze und verwickelt sich in „Widersprüche und Künstlichkeiten. ..." (Sp. 657). 8 Fürst Otto von Bismarck (01.04. 1815-30.07. 1898), preußischer Ministerpräsident 1862-1890, deutscher Reichskanzler 1871-1890. Vgl.: Lothar Gall, Bismarck. Der weiße Revolutionär, Frankfurt am Main / Berlin / Wien 1980. 9 Keyserling, Hermann, Graf (20. 07. 1880-26. 04. 1946), Philosoph, Schriftsteller. Vgl.: Hugo Dysernick, Keyserling, Hermann, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 11, Berlin 1977, S. 565 ff.

10 Schmitt spielt hier auf zahlreiche Titel Keyserlings an, so z. B. Weisheit und Sinn. Einführung in die Schule der Weisheit, Darmstadt 1922. 11 Reichl, Otto, Verleger. In seinem Verlag erschienen die Werke Keyserlings. Vgl.: Thomas Seng, Weltanschauung als verlegerische Aufgabe. Der Otto-Reichl-Verlag 1909-1954, St. Goar 1994. 12 Scheler, Max (22.08. 1874-19.05. 1928), Philosoph, Phänomenologe. Vgl. Wilhelm Mader, Max Scheler, 2. Aufl. Reinbek 1995. Vgl.: Wolfhart Henckmann, Max Scheler, München 1998.

Briefwechsel 1918-1935

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 22. 09. 1924 Lieber Herr Professor! Unmittelbar vor meiner Abreise nach Stuttgart zur Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik1 treffen Ihre lieben Zeilen vom 18. d[ieses]. M[ona]ts. hier ein. Wie das Problem Zitelmann - Klein 2 zu lösen ist, weiss ich in der Tat noch nicht. Klein schreibt uns ausdrücklich, dass er von Frau Prof. Zitelmann autorisiert sei und richtet heute wieder einen ausführlichen Brief in der gleichen Angelegenheit an uns. Wir können ihm doch nicht schreiben, was Sie uns gesagt haben! Was machen wir da? Vielen Dank für Ihre sonstigen hoch interessanten Nachrichten. Revisionsbogen „Murray" 3 und Manuskript für das Vorwort zur 2. Auflage der „Politischen Romantik" erwarte ich. In Darmstadt scheint es ja hoch hergegangen zu sein. Das neueste Werk von Scheler „Wissens-Soziologie"4 ist übrigens sehr bedeutsam und geht ihnen nächste Woche zu. Mit herzlichen Grüssen Ihr ergebenster Nachschrift: Ihr älteres Buch „Wert des Staates" ist doch noch bei Hegener zu haben? Ich weiss es aber nicht sicher und schicke Ihnen daher eine Bestellung. D[er]. Ofbige]. Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 22. 09. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Diese Tagung fand vom 24.-26. 09. 1924 in Stuttgart statt. Vgl.: Anonym, Die sozialpolitische Tagung in Stuttgart, Befürwortung einer freihändlerischen Handelspolitik, in: Frankfurter Zeitung Nr. 721 (26. 09. 1924), S. 1. 2 Vgl.: Brief von 16.09. 1924. 3 Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924. 4 Vgl.: Max Scheler (Hrsg.) Versuche zu einer Soziologie des Wissens, München/Leipzig 1924.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 27. 09. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Herzlichen Dank für Ihren freundlichen Brief. Ich sende Ihnen heute als Drucksache die Revisionsbogen Murray 1 zurück, die kleinen Korrekturen (sie sind wirk6*

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Briefwechsel 1918-1935

lieh minimal) können leicht gemacht werden. Das Wichtigste ist natürlich die Widmung. Das beiliegende Vorwort 2 wird Sie interessieren. Für die 2. Auflage kommt vielleicht noch eine einleitende Bemerkung von einigen Sätzen über das Verhältnis der 1. zur 2. Auflage hinzu. Ich möchte nur, daß Sie das Vorwort lesen, deshalb schikke ich es dem übrigen Text der 2. Auflage, mit dem ich beschäftigt bin, voraus. Es soll im Novemberheft des „Hochland" erscheinen3. Von der Stuttgarter Tagung4 habe ich in der Zeitung gelesen. Haben Sie interessante Wahrnehmungen gemacht? Für L[eopold] von Wiese's5 Soziologie danke ich Ihnen bestens. Auch bei dem Autor werde ich meinen Dank aussprechen. Haben sie das Septemberheft der Deutschen]. Jurfisten]. Z[eitung]. gesehen? Mit Dr. Rick 6 sprach ich dieser Tage über seine Thompson-Übersetzung. Sie ist doch sehr gut und hält einer kritischen Prüfung stand. Eine wahre Erholung nach Haeckers7 Improvisation. Rick sprach davon, daß Sie einige Essays von Thompson vielleicht publizieren wollten. Ich würde es jetzt, nachdem ich sie kenne, doch für einen guten Gedanken halten. Hegner8 teilt mir mit, daß er von meinem „Römischen Katholizismus" und sogar vom „Wert des Staates" eine 2. Auflage macht. Ich habe leider keine Zeit zu Neubearbeitungen. Der „Wert des Staates" ist eine jugendliche Enuntiation. Ich glaube, es ist im Oktoberheft des „Hochland", daß der Präsident Curtius 9 seinen Aufsatz über „Parlamentarismus", der auch meine Schrift besonders behandeln soll, veröffentlicht. Würden Sie es für taktlos halten, in diesem oder dem Novemberheft meine Bücher anzuzeigen? Vielleicht ist es besser, das für das Dezemberheft aufzusparen. Immer mehr bedauere ich, daß Ball 1 0 auf der Publikation der 2. Auflage besteht. Er hätte soviel Besseres daraus machen können. Nun, das ist ja jetzt res judicata. Wissen Sie seine neue Adresse? Die Gedichte seiner Frau (Emmy Hennings)11 sind übrigens sehr schön (bei Erich Reiss erschienen). Auf Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger! Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt P.S. Die Angelegenheit Klein 1 2 ist mir rätselhaft. Vielleicht liegt der Grund darin, daß Frau Zitelmann widersprechende Bestimmungen getroffen hat. Das Buch selbst von neuem zu drucken, hätte nach Allem, was ich sehe und an Urteilen höre, wenig Zweck. 13

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 27. 09. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924. 2 Vgl.: Carl Schmitt, Politische Romantik, 2. Aufl. München/ Leipzig, S. 3-28. 3 Vgl.: Carl Schmitt, Romantik, in: Hochland 22. Jg. (1924/25), S. 157-171.

Briefwechsel 1918-1935 4 Gemeint ist hier die Tagung des Vereins für Sozialpolitik vom 24.-26. 09. 1924. Vgl.: Anonym, Die sozialpolitische Tagung in Stuttgart, Befürwortung einer freihändlerischen Handelspolitik, in: Frankfurter Zeitung Nr. 721 (26. 09. 1924), S. 1. 5 Wiese (und Kaiserswaldau), Leopold von (02. 12. 1876-11. 01. 1969), Soziologe. Vgl.: Wilhelm Bernsdorf, Wiese, Leopold von, in: Internationales Soziologenlexikon Bd. 1, hrsg. von Wilhelm Bernsdorf und Horst Knospe, 2. Aufl. Stuttgart 1980, S. 495-499. Vgl.: Leopold von Wiese, Allgemeine Soziologie als Lehre von den Beziehungen und Beziehungsgebilden der Menschen Teil 1. Beziehungslehre, München/Leipzig 1924. 6 Rick, Karl, Professor, Übersetzer, Anglist, lehrte vom Sommersemester 1926 bis zum Jahr 1943/44 an der Technischen Hochschule in Aachen. Vgl.: Piet Tommissen, Bausteine zu einer wissenschaftlichen Biographie, in: Helmut Quaritsch (Hrsg.) Complexio oppositorum - Über Carl Schmitt, Berlin 1988, S. 95. 7 Haecker, Theodor (04. 06. 1879-09. 04. 1945), Schriftsteller und Philosoph. Vgl.: Eugen Blessing, Haecker, Theodor, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 425 ff. 1925 übersetzte Theodor Haecker Francis Thompsons Shelley. Ein Korymbos für den Herbst und der Jagdhund des Himmels., die in Innsbruck beim Brenner-Verlag erschienen sind. Vgl.: Marbacher Magazin 49/1989, S. 77. 8 Hegner, Jakob (25. 02. 1882-24. 09. 1962), Verleger, 1936 emigriert, 1960 Mitbegründer des Deutschen Taschenbuch-Verlags. Vgl.: Anonym, Hegner, Jakob, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 4 (1996), S. 484. 9 Friedrich Curtius, Demokratie und Parlamentarismus, in: Hochland 22. Jg. (1924/25) Bd. I,S. 112 ff. 10 Gemeint ist hier das Buch „Die Folgen der Reformation", die 2. Auflage der „Kritik der deutschen Intelligenz". n Hennings, Emmy (17.01. 1885-10.08. 1948), Schriftstellerin. Als Gedichtband war zuletzt 1923 bei Erich Reiß Berlin der Titel „Helle Nacht. Gedichte" erschienen. Vgl.: Bernhard Echte (hrsg.) Emmy Ball Hennings: 1885-1948. „Ich bin so vielfach..."; Texte, Bilder, Dokumente, Frankfurt am Main 1999. 12 Vgl.: Briefe vom 16. 09. 1924, 18. 09. 1924, 22. 09. 1924. 13 Daraufhin notiert Feuchtwanger: „Abschreiben für Zitelmann". Eine neue Auflage ist danach nicht mehr erschienen.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 12. 10. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Heute habe ich das Manuskript der 2. Auflage der Politischen Romantik fertiggestellt, morgen vormittag schicke ich es an Ihre Adresse. Es ist doch ein ganz verändertes Buch geworden, aber ich hoffe, daß der Monat angestrengter Arbeit, den mich diese Neubearbeitung gekostet hat, das Buch verbessert hat. Sie erhalten also morgen das endgültige Manuskript. Ein Namensregister werde ich während der Korrektur anlegen. Wenn es technisch möglich ist, möchte ich am liebsten die Korrekturbogen nicht einzeln, sondern zu möglichst vielen zusammen bekommen. Das Vorwort erscheint als Aufsatz i m Novemberheft des Hochland 1 . Wird diese 2. Auflage noch Weihnachten erscheinen können? Das Manuskript des Vorwortes, das Sie bekommen haben (Maschinenschrift) bitte ich zu Vernich-

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ten. Wäre es nicht zweckmäßig, mehrere Exemplare des Buches binden zu lassen? Ich werde öfters von Studenten nach gebundenen Exemplaren gefragt. Wenn das vielleicht auch nur gefragt wird, um mir zu schmeicheln, so ist es doch eine Anregung (Sie wissen, daß Zitelmann für diese Art Schmeichelei sehr zugänglich war, die Studenten, die ihn im Examen hatten, gingen kurz vor dem Examen mit einem kostbar in Hirschleder gebundenen Exemplar seiner Gedichte2 zu ihm und baten um eine handschriftliche Widmung). Herzlichen Dank für die 2 Bücher Otto Mayer und M[ax]. Scheler3. Letzteres interessiert mich natürlich psychologisch besonders, wegen der plötzlichen Abwendung des Autors vom Katholizismus, für dessen Weltanschauung er einen Lehrstuhl hat. Dr. Rick 4 ist in Aachen, Schillerstr. 75; Hegner5 will absolut seine Thompson-Übersetzung drucken. Ich habe kein Vertrauen zu Hegner. Wollen Sie mir nicht die Freude machen, über Stuttgart zu berichten, besonders die Rede von Sombart6? Im Oktoberheft des Hochland hat Ffriedrich]. Curtius meine Schrift über den Parlamentarismus höchst langweilig besprochen7. In einer Kölner Buchhandlung wurde mir gesagt, das Buch sei vergriffen. Ich bekomme allmählich einen gewissen Verfolgungswahn wegen dieser unglücklichen Schrift: Niemand nennt sie, niemand zitiert sie (Vgl. Brinkmann 8, auch Scheler9, Soziologie des Wissens, S. 71, 134, wo sich die Zitierung aufdrängte), man verschweigt meinen harmlosen Namen. Was ist der Grund? Der beiliegende Zeitungsausschnitt Aulard 10 wird Sie interessieren. Seit langem bin ich ohne Nachricht von Ihnen. Ich würde mich sehr über einen Brief freuen. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt. Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 12. 10. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Carl Schmitt, Romantik, in: Hochland 22. Jg. (1924/25), S. 157-171. 2 Zitelmann, Conrad Ernst (07.08.1852-23.11.1923), Jurist, Professor. Vgl.: Prof. Landsberg, f Conrad Ernst Zitelmann, in: Deutsche Juristen-Zeitung 29. Jg. (1924), Sp. 41f. Vgl.: Conrad Ernst Zitelmann, Totentanz und Lebensreigen, 2. Aufl. München/Leipzig 1919. 3 Otto Mayer, Deutsches Verwaltungsrecht, 3. Aufl. München / Leipzig 1924. Max Scheler (Hrsg.), Versuche zu einer Soziologie des Wissens, München / Leipzig 1924. 4 Rick, Karl, Professor, Übersetzer, Anglist, lehrte vom Sommersemester 1926 bis zum Jahr 1943/44 an der Technischen Hochschule in Aachen. Vgl.: Piet Tommissen, Bausteine zu einer wissenschaftlichen Biographie, in: Helmut Quaritsch (Hrsg.) Complexio oppositorum - Über Carl Schmitt, Berlin 1988, S. 95. 5 Hegner, Jakob (25. 02. 1882-24. 09. 1962), Verleger, 1936 emigriert, 1960 Mitbegründer des Deutschen Taschenbuch-Verlags. Vgl.: Anonym, Hegner, Jakob, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 4 (1996), S. 484. 6 Sombart, Werner (19. 01. 1863-19. 05. 1941), Professor für Nationalökonomie, erregte großes Aufsehen und Empörung mit seiner Rede „Die Idee des Klassenkampfes". Vgl.: Verhandlungen des Vereins für Sozialpolitik in Stuttgart 24.-26 September 1924 (Schriften Bd. 170), München 1925, S. 9-26. 7 Friedrich Curtius, Demokratie und Parlamentarismus, in: Hochland 22. Jg. (1924/25) Bd. I,S. 112 ff.

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8 Vgl.: Brief vom 27. 06. 1924. 9

Die von Schmitt genannten Stellen Schelers lauten: „Die neue relativistische Weltanschauungslehre - wie sie W. Dilthey, M. Weber, Jaspers, Radbruch in der Rechtsphilosophie eingeleitet haben - ist das theoretische Abbild dieses bis in die Weltanschauung hinauf demokratischen Parlamentarismus, bei dem man sich über den Sinn aller möglichen Meinungen unterhält, ohne zu behaupten; verhandelt, ohne zu entscheiden; auf gegenseitige Überzeugung aber durch Gründe, wie es der Parlamentarismus in seiner Blütezeit voraussetzte, bewußt verzichtet." (S. 71) „Diese rauschhaften Klassen- und Volksbewegungen konnten nur erwachsen auf einem Boden, der durch die älteren Demokratien „von unten" vorbereitet worden war. Sie graben aber, soweit sie Erfolg haben, ihren eigenen Müttern überall das Grab. Sind sie doch teils durch die Erweiterungen der Wahlrechte der älteren Demokratien auf Frauen und die Halbwüchsigen selbst herbeigeführt, teils freilich auch im Gegensatz zu den immer trägeren Parteimechanismen erwachsen, die sich zwischen Volk und Staat in die Mitte schoben. Daher haben sie alle gemeinsam auch cäsaristische, diktatorische und antiparlamentarische Grundrichtungen. Bislang haben diese Bewegungen freilich noch nicht die Macht, die abendländische Wissenschaft zu zerstören, aber die züngelnden Flammen der Bewegungen lecken an ihrem Bau." (S. 134). !0 Vgl.: C. O., M. Aulard, historien impartial, in: Action fran£aise. Organe du nationalisme integral Nr. 277 (03. 10. 1924), S. 3.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 14. 10. 1924 Lieber Herr Professor! Ich will Ihnen in diesen Tagen ausführlich über das schöne Vorwort zur zweiten Auflage der „Politischen Romantik" schreiben. Um durch dieses Vorhaben nicht länger die Antwort auf Ihre sehr freundlichen Zeilen v. 27.09. zu verschieben, bestätige ich Ihnen heute nur kurz den richtigen Empfang der Revisionsbogen „Murray" 1 . Die fertigen Exemplare des Buches werden Sie in etwa 8 - 1 0 Tagen in der Hand haben können. Die Stuttgarter Tagung ist, soweit ich an ihr teilnahm, recht amüsant verlaufen. Der Vortrag von Sombart2 über Klassenkampf hatte ja weniger mit Wissenschaft oder Nationalökonomie zu tun. Auch über den Plan der Thompson-Uebersetzung von Dr. Rick 3 schreibe ich Ihnen noch. Das Oktoberheft des „Hochland" mit der Besprechung Ihres „Parlamentarismus" durch Curtius 4 ist schon seit über 14 Tagen ausgegeben. Meinen Sie nicht, dass Nadler 5 etwas überschätzt wird? Nach Ihrem Vorwort las ich den Herder-Aufsatz von ihm im „Hochland" 6 und finde darin viel Uebertriebenes und Zugespitztes. Grosse Teile der Literaturgeschichte Nadlers sind ja durch die neue vertikale Beschau der Dinge sehr eigentümlich, aber oft auch prätensiös und eitel. Die Angelegenheit Klein 7 ist mir ebenfalls rätselhaft; es sind hier noch bedenkliche Widersprüche zu klären. Ich habe jetzt leise bei Frau Zitelmann angeklopft

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und mich dabei auf die öffentliche Notiz berufen, dass das „Institut für internationales Privatrecht" von Zitelmann sich mit dem „Seminar für Internationale]. Aussenpolitik" vereinigt hat, und dass Sie und Prof. Kaufmann die Leiter geworden sind. Beiliegende Besprechung von Bergsträsser 8 ist Ihnen wohl nicht bekannt geworden (bitte um Rückgabe für unser Archiv). Vorläufig mit herzlichen Grüssen und Wünschen für den Semesterbeginn Ihr Handschriftlicher Nachtrag: Heute Nachmittag kommt Ihr Brief vom 12. Okt. mit dem neuen Manuskript, das mich sehr froh macht; ich antworte auch darauf in den nächsten Tagen. Scheler sprach 9 ich sehr ausführlich; er kennt alle Ihre Schriften sehr genau; Sie scheinen ihm unheimlich zu sein. Er sagt so eben hin: „ Z u sicher, aber sehr bedeutend; aber mir ist das zu „romanistisch" oder sagte er „romanisch" oder „römisch"? Scheler weiss, dass Sie ihm ausweichen. Entschuldigen Sie noch wenige Tage, am 28. Sept. bekam ich einen Sohn 1 0 , dem es mit seiner Mutter sehr gut geht, dann bin ich i m Umzug. Und obwohl ich eine systematische Natur bin, ist das (ca. drei Wörter nicht lesbar).

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 14. 10. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924. 2 Sombart, Werner (19. 01. 1863-19. 05. 1941), Professor für Nationalökonomie, erregte großes Aufsehen und Empörung mit seiner Rede „Die Idee des Klassenkampfes". Vgl.: Verhandlungen des Vereins für Sozialpolitik in Stuttgart 24.-26. September 1924 (Schriften Bd. 170), München 1925, S. 9-26. 3 Thompson, Francis (18. 12. 1859-13. 11. 1907), englischer Dichter, geprägt von tiefer Religiosität, aber auch von seiner Opiumsucht. Vgl.: Maria Frühwald, Thompson, Francis, in: Lexikon für Theologie und Kirche Bd. 10 (2001), Sp. 7. Eine von Dr. Rick übersetzte Ausgabe konnte nicht nachgewiesen werden, jedoch übersetzte 1925 Theodor Haecker Thompsons Shelley. 4

Friedrich Curtius, Demokratie und Parlamentarismus, in: Hochland 22. Jg. (1924/25) Bd. I, S. 112 ff. 5 Nadler, Josef (23.05. 1884-14.01. 1963), Professor in Freiburg (Schweiz), Literaturhistoriker, der in seiner „Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Landschaften" (Regensburg 1912-1918) der völkischen Theorie huldigte. Vgl.: Elias H. Füllenbach, Nadler, Josef, in: Internationales Germanistenlexikon Bd. 2, hrsg. von Christoph König, Berlin/New York 2003, S. 1298-1301. 6 Josef Nadler, Goethe oder Herder, in: Hochland 22. Jg. (1924/25) Bd. I., S. 1 -15. 7 Vgl. die Briefe vom 16., 18. und 22. 09. 1924. 8 Vgl.: Arnold Bergsträsser, Rezension: Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, in: Sozialwissenschaftliches Literaturblatt 19. Jg. (1923), S. 859. 9 Scheler, Max, (22. 08. 1874-19. 05. 1928), deutscher Philosoph, Phänomenologe. Vgl. Wilhelm Mader, Max Scheler, 2. Aufl. Reinbek 1995. Vgl.: Wolfhart Henckmann, Max Scheler, München 1998.

Briefwechsel 1918-1935 10 Feuchtwanger, Edgar Joseph (28. 08. 1924), Sohn von Ludwig Feuchtwanger, Professor für Geschichte. Vgl.: Anonym, Feuchtwanger, Edgar Joseph, in: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Vol II, 1, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München u. a. 1983, S. 293 f.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 21. 10. 1924 Lieber Herr Feuchtwanger! Ich wünsche Ihnen herzlich Glück zu der Geburt Ihres Sohnes1 und bitte Sie, auch Ihrer Gattin meine herzlichen Wünsche zu übermitteln. Jetzt bin ich neben Ihnen nur ein Springinsfeld. Herzlichen Dank für Ihren freundlichen Brief vom 14. Oktober. Ich wollte Sie heute folgendes fragen: Ein begabter junger Regierungsassessor2 hat mir eine interessante, intelligente Arbeit „Parlamentarismus und Föderalismus" vorgelegt, die er publizieren will. Die Arbeit verdient das. Es würde sich auch wohl schnell ein Verleger finden, namentlich Kurt Schröder 3, der mich nach solchen Arbeiten fragt, würde sie sicher drucken. Also es handelt sich nicht um einen Notfall, und nicht darum, dem Autor oder mir einen Gefallen zu tun. Es könnte aber sein, daß Sie Interesse an solchen Manuskripten haben, und für diesen Fall möchte ich Sie fragen, ob Sie die Arbeit einmal ansehen möchten; sie wird etwa 70-100, 8° Seiten Umfang haben. Dann irritiert mich im Augenblick folgender Wunsch: In der sehr interessanten, aber rabiat nationalistischen Action fran9aise 4, also einem wütend antideutschen und ebenso anti-semitischen Blatt, finde ich am 17. Oktober einen Leitartikel von Leon Daudet5, über ein neues Buch von Georges Valois6. Hauptverdienst dieses eben erschienenen Buches (wenigstens der hier interessierende Teil ist eben erschienen): Die ganze politische Ideengeschichte der letzten Jahrhunderte unter dem Gesichtspunkt: toute Foppositon du monde moderne vient de V opposition de deux theologies; folgt eine sehr hübsche politische Theologie in meinem Sinn; was Leon Daudet als Versuch eines »groupement nouveau' bezeichnet. Ich hätte nun große Lust, Daudet meine P[olitische]. Tfheologie]. zu schicken, kann es aber natürlich nicht als deutscher Professor. Ginge es vom Verlag aus? Ohne besonderes Begleitschreiben, so, daß auf dem Zettel „überreicht von den Verlegern", noch hinzugefügt würde: Action frangaise 17. octobre 1924. Die Adresse von Leon Daudet wäre Redaction de V Action fran^aise, 14 rue de Rome, Paris (8). Was meinen Sie dazu? Damit Sie mein Interesse an der Action fran^aise verstehen: Es ist die interessanteste Zeitung, die es heute gibt. Täglich je ein Artikel von Leon Daudet7 (dem Sohn des Romanschriftstellers A. Daudet8) und von Charles Maurras 9, dem bedeutendsten Schriftsteller Frankreichs, von dem Anatol France 10, als jemand Maurras einen ,bon ecrivain' nannte, gesagt hat, ,pardon, c'est un grand ecrivain' und für

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dessen Aufnahme in die Akademie A[natol]. France, der Demokrat und AntiRoy alist, gestimmt hat, zum Entsetzen seiner politischen Freunde. Wenn es Sie interessiert, schicke ich Ihnen einmal ein Buch von Maurras. Ohne mehr für heute. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt RS. Im Oktoberheft des Neuen Merkur äußert sich ein Herr Honegger über die Politische] 11 . Theologie. Ist es derselbe, der den schlechten Panegyrikus auf meine Politische]. Romantik 12 geschrieben hat? Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 21. 10. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Feuchtwanger, Edgar Joseph (28. 08. 1924), Sohn von Ludwig Feuchtwanger, Professor für Geschichte. Vgl.: Anonym, Feuchtwanger, Edgar Joseph, in: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Vol II, 1, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München u. a. 1983, S. 293 f. 2 Es handelt sich um die Dissertation von Aloys Zimmer (1896-1973), mit der dieser am 09. 05. 1924 promoviert wurde. Vgl.: Piet Tommissen (Hrsg.), Werner Becker, Briefe an Carl Schmitt, Berlin 1998, S. 123. 3 Der Verlag wurde am 01.04. 1919 von Kurt Schroeder gegründet, veröffentlichte vor allem zu Geschichte und Kultur und erwarb sich innerhalb kürzester Zeit hohes Ansehen. Vgl.: Otto Wenig, Buchdruck und Buchhandel in Bonn, Bonn 1968, S. 434-438. 4 Action fran^aise: Es handelt sich um die Tageszeitung der 1899 gegründeten, neoroyalistischen Bewegung, die von Charles Maurras und Leon Daudet geführt wurde. Vgl.: Eugen Weber, Action Fran9aise. Royalism and reaction in twentieth-century France, Stanford (Calif.) 1962. 5 Vgl.: Leon Daudet, Histoire et Philosophie sociales, in: Action fran9aise. Organe du nationalisme integral,Nr. 291 (17. 10. 1924), S. 1. 6 Vgl.: Georges Valois, Histoire et philosophie sociales, Nouvelle Librairie nationale, Paris 1924. Valois, Georges (Gressent, Alfred-Georges) (1878-1945), Schüler von G. Sorel, Politiker, von 1907 bis 1919 Wirtschaftsexperte der „Action Fran9aise", 1925 Begründer der faschistischen Bewegung in Frankreich. Vgl.: Yves Guchet, Georges Valois. L'Action Fran?aise Le Faisceau - La Republique Syndicale, Paris 1975. Vgl.: Zeev Sternhell, La Droite revolutionnaire 1885-1914, Les origines fran9aises de fascisme, Paris 1978. Vgl.: Andreas Wirsching, Vom Weltkrieg zum Bürgerkrieg? Politischer Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918-1933/39. Berlin und Paris im Vergleich, München 1999, besonders S. 289-295. 7 Daudet, Leon, (16. 11. 1867-01. 07. 1942) Journalist, der vor allem in der Action fran9aise publizierte. Sohn des Romanschriftstellers Alphonse Daudet. Vgl.: Eric Vatre, Leon Daudet, le libre reactionnaire, edition France-Empire 1986. 8 Daudet, Alphonse (13.05.1840-16.12.1897), Schriftsteller. Vgl.: Winfried Engler, Lexikon der französischen Literatur, 3. Aufl. Berlin 2005, S. 281. 9 Maurras, Carles, (20. 04. 1867- 16. 11. 1952), Schriftsteller und Mitbegründer der Action fran9aise. Vgl.: Bruno Goyet, Charles Maurras, Paris 2000. Vgl.: Waldemar Gurian, Der integrale Nationalismus in Frankreich. Charles Maurras und die Action Fran9aise, Frankfurt am Main 1931. 10 France, Anatol (16. 04. 1844- 12. 10. 1924), Schriftsteller. Vgl.: Winfried Engler, Lexikon der französischen Literatur, 3. Aufl. Berlin 2005, S. 406 f. 11 Vgl.: Hans Honegger, Soziologisches, in: Der Neue Merkur 8. Jg. (1924/25), S. 80 ff. 12 Vgl.: Hans Honegger, Politische Romantik, in: Kölnische Völkszeitung Nr. 445 (13. 06. 1924), 1. Morgenausgabe, S. 4.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Bonn, Ol. 11. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ihren Brief vom 14. Oktober habe ich noch nicht beantwortet, weil ich den darin angekündigten weiteren Brief abwarten wollte. Heute will ich Sie keineswegs mahnen, sondern nur den Feiertag benützen, um Sie zu fragen, wie es Ihrer Frau geht und meine Wünsche zu wiederholen. Ich bekam gestern nachmittag Besuch von Rick 1 aus Aachen, wir haben einen Abend schön verplaudert und uns natürlich auch über Sie unterhalten. Rick übersetzt auf Wunsch von Geheimrat Schulte2 dessen Aufsatz über die Bedeutung des strategischen Plans für die Kriegserklärung ins Englische. Ich hoffe, daß Rick einen Lehrauftrag für Englisch an der Technischen Hochschule in Aachen bekommt. Nach der schlimmen Erfahrung des Oktoberheftes Hochland bin ich in einiger Unruhe darüber, in welcher Gesellschaft ich im Novemberheft 3 auftreten werde. Ich weiß nicht, ob Sie bemerkt haben, daß im Oktoberheft von Männern wie „Newman und Haecker" 4 gesprochen wurde. Das Oktoberheft des Neuen Merkur enthält auf S. 55 ff. 5 wieder seitenlange Anspielungen auf mich, ohne den Namen zu nennen. Ich weiß gar nicht, was dieses ungewöhnliche Verfahren bezweckt, oder wie es motiviert ist; erst Carl Brinkmann6, dann Willy Haas7. Wegen Murray, Taine und die englische Romantik darf ich Ihnen noch eine kleine Liste von etwa 5 - 1 0 Namen schicken, an welche ein Exemplar zu schicken wäre. Wegen der 2. Auflage der Politischen Romantik erwarte ich Ihre Nachricht. Kann es noch zu Weihnachten erscheinen? Ferner: Wollen Sie mir bitte die erste Hälfte des Honorars vereinbarungsgemäß jetzt schicken? Ich habe diese Woche mit den Vorlesungen begonnen. Es wird Sie interessieren, daß ich Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Soziologie geworden bin. Darf ich Sie an meine Frage wegen der Schrift über Föderalismus und Parlamentarismus 8 erinnern? In den bei Ihnen erschienenen „Versuchen zu einer Soziologie des Wissens"9 sind herrliche Stilblüten. Honigsheim10 schreibt eine Art Wortfolge, die ich nicht mehr als Sprache empfinde, sondern als das, was nach der nominalistischen Lehre die Sprache allerdings ist, einen flatus vocis 11 . Entzückend ist der Aufsatz von W. J. Stein 12 , z. B. Seite 384 Zeile 5 ff. von unten; schauerlich Honigsheim13 Seite 391. Das kann man schon nicht mehr als barbarisch bezeichnen. Sin mas por hoy 14 . Ich grüße Sie herzlich als Ihr Carl Schmitt Brief, 3 Seiten, hs. m. U , 01. 11. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

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1 Rick, Karl, Professor, Übersetzer, Anglist, lehrte vom Sommersemester 1926 bis zum Jahr 1943/44 an der Technischen Hochschule in Aachen. Vgl.: Piet Tommissen, Bausteine zu einer wissenschaftlichen Biographie, in: Helmut Quaritsch (Hrsg.) Complexio oppositorum - Über Carl Schmitt, Berlin 1988, S. 95. 2 Schulte, Aloys (02.07. 1857-14.02. 1941), Geheimrat, seit 1903 Professor für Geschichte in Bonn. Vgl.: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1926, Sp. 1775 und 1950, Sp. 2401. Vgl.: Aloys Schulte, Die Herrschaft der militärischen Pläne in der Politik. Offensiver und defensiver Militarismus, in: Süddeutsche Monatshefte 21. Jg. (1923/24), S. 391 397. 3 Vgl.: Carl Schmitt, Romantik, in: Hochland 22. Jg. (1924/25), S. 157-171. Schmitt meint hier den Aufsatz von Joseph Wittig „Um den Entwicklungsgedanken", der das Buch „Die Entwicklung der christlichen Lehre und der Begriff der Entwicklung" von John Henry Kardinal Newman zur Grundlage hat, das von Theodor Haecker übersetzt worden ist. 5 Vgl.: Willy Haas, Stimmen zur Erneuerung des deutschen Menschen. Eine Diskussion, in: Der Neue Merkur 8. Jg. (1924/25), S. 55-68. 6 Vgl.: Brief vom 27. 06. 1924. 7 Vgl.: Willy Haas, Stimmen zur Erneuerung des deutschen Menschen. Eine Diskussion, in: Der Neue Merkur 8. Jg. (1924/25), S. 55-68. 8 Vgl.: Brief vom 21. 10. 1924. 9 Vgl.: Versuche zu einer Soziologie des Wissens, hrsg. von Max Scheler, München/Leipzig 1924. 4

10 Honigsheim, Paul (23. 08. 1885-22. 01. 1963), Soziologe, 1933 nach Frankreich emigriert, dort Direktor des „Instituts für Sozialforschung" (Abt. Paris), ab 1938 in den USA lebend. Vgl.: Allan Beegle/Rolf Schulze, Paul Honigsheim, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 15. Jg. (1963), S. 1 - 5 . 11 flatus vocis: Schnauben, Ausatmen der Stimme. 12 Vgl.: Walter Johannes Stein, Soziologie des Steiner-Kreises, in: Max Scheler (Hrsg.), Versuche zu einer Soziologie des Wissens, München/Leipzig 1924, S. 376-388. Die Stelle S. 384 bezieht sich auf den Bau des Goetheanums durch die Anthroposophen und lautet: „Viel Liebe ist in diesen Bau gebaut worden, der, auf einem Betonfundament errichtet, in seinem oberen Teil ganz aus Holz geschnitzt und von zwei Kuppeln gekrönt war." 13 Vgl.: Paul Honigsheim, Jugendbewegung und Erkenntnis, in: Max Scheler (Hrsg.), Versuche zu einer Soziologie des Wissens, München/Leipzig 1924, S. 389-406. Die von Schmitt inkriminierte Stelle lautet: „Unter dem Obergriff Jugendbewegung sollen in folgendem alle diejenigen Vergesellschaftungsgebilde zusammengefaßt werden, die sich so charakterisieren lassen: Angehörige beiderlei Geschlechts assoziieren sich während und nach dem Pubertätsalter unter Ausschluß von jüngeren und von älteren Jahrgängen. In irgendeinem Grade ist das Bewußtsein des Andersseins vorhanden, entweder der Gesamtheit der Erwachsenen oder denjenigen Schichten und Kreisen den letzteren gegenüber, denen man durch Herkunft, Klassenlage oder Weltanschauung nahe steht. Diese Überzeugung von der Verschiedenheit setzt sich um in eine Frontstellung jenen gegenüber" (S. 391). 14 Sin mas por hoy: Das ist alles für heute. Ich danke Frau Charlotte Ronsiek, Übersetzerin in München, für die Übertragung.

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. O., 08. 11. 1924 Lieber Herr Professor Ich danke Ihnen zuerst noch einmal vielmals für Uebersendung des schönen Manuskriptes der veränderten Auflage der „Politischen Romantik". Gefällt Ihnen die innere Ausstattung unserer letzten 3 Bücher Ranke-Meinecke, Ball und Murray? 1 So soll - im Satzbild - auch die 2. Auflage der „Politischen Romantik" aussehen, doch werden hauptsächlich schön gebundene Exemplare hergestellt und verkauft. Wir werden mit dem Satz gleich beginnen, die Veröffentlichung selbst jedoch bis Ende Januar hinausschieben, da den ganzen Dezember über und bis weit in den Januar hinein die Buchhandlungen nur für Geschäfte mit „Weihnachtsliteratur" Zeit und Sinn haben; und auf die Sortimenter sind Autor und Verlag angewiesen. Nach unseren Verträgen haben Sie als Honorar für die 2. Auflage der „Politischen Romantik" M 1575- zu fordern, die Hälfte bei Uebermittlung des Manuskriptes, die andere Hälfte bei Ausgabe. Infolgedessen lassen wir Ihnen zunächst M 800 - in allernächster Zeit zugehen; die M 775 - folgen bei Ausgabe ungefähr Ende Januar. Der Ausschnitt aus der „Action Fran9aise" vom 3. X. 24 über Aulard 2 hat mich sehr interessiert. Ihre „Politische Theologie" ist an Leon Daudet3, Redaction de 1'Action fran^aise, 14 rue de Rome, Paris (8) mit dem Begleitzettel „Überreicht vom Verleger" Action fran9aise 17. Okt. 24 abgegangen. Von Maurras 4 kenne ich nur einige Aufsätze, jedoch wäre ich Ihnen für gelegentliche Übersendung eines wichtigen Buches von ihm sehr dankbar. Die deutsche Ausgabe des „Aulard" in 2 Bänden5 wird jetzt fertig. Ich bin neugierig, was Sie zu der sehr guten Einleitung von Frau Hintze6 unter dem Protektorat von Meinecke7 und Otto Hintze8 sagen. Haben Sie übrigens Meineckes neues Buch (bei R. Oldenbourg) über die „Staatsraison" gelesen? Ihr „Parlamentarismus", über den Sie sich besorgt zeigen, wird gut verkauft und ist in hinreichenden Exemplaren bei uns zu haben. Bonner Buchhandlungen bestellen oft und reichlich. Wenn ich Frisch 9 einmal sehe, frage ich ihn über Ihre Behandlung im „Neuen Merkur"; mir ist an vielen Ecken und Enden in Zeitschriften und Einleitungen zu Neuausgaben aufgefallen, dass Sie Schule gemacht haben. Aber die grösste Wirkung scheint mir doch eben dann erzielt, wenn der Originalerfinder der Idee nicht mehr mit Namen genannt wird und doch ganz deutliche Spuren seines Einflusses spürbar sind. Leider nichts von diesem Einfluss bemerkte ich in der schlechten Einleitung von Dr. Jakob Baxa 10 zu der sonst ganz verdienstlichen Sammlung „Gesellschaft und Staat im Spiegel deutscher Romantik", ein eben bei Gustav Fischer erschienener fast 700 Seiten starker Band. Die Besprechungen von Curtius 11 und Honegger 12 im „Hochland" und im „Neuen Merkur" sind beide allerdings recht ledern. Honegger ist der selbe Schweizer Journalist, der früher über Sie so Gutgemeintes geschrieben hat.

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Vielen Dank für Ihre Freundlichkeit, uns „Parlamentarismus und Föderalismus" des begabten Regierungsassessors 13 zu empfehlen. Aber wir stehen mitten in der Ausführung so vieler Pläne, dass wir vorläufig auch Gutes und sogar sehr Gutes nicht übernehmen können. Deshalb muss ich es mir auch vorläufig noch versagen, Professor R i c k 1 4 zu bitten, uns eine seiner ausgezeichneten Uebersetzungen anzuvertrauen. Es hat sich übrigens herausgestellt, dass Honigsheim 1 5 nicht ganz schuldig ist, da offenbar infolge der Eile, mit der das Werk noch zum Soziologentag fertig werden musste, Druckfehler stehen geblieben sind; es lässt sich hier aber schwer entscheiden, ob nicht eine logificatio post festum vorliegt und hinterher eine Stilblüte für einen Druckfehler ausgeben wird. Ich muss mir leider versagen, in diesem Brief Ihnen mehr zu schreiben und Ihnen vor allem darüber zu schreiben, was mir auf dem Herzen liegt. Ich danke Ihnen sehr für Ihre freundlichen Wünsche, auch im Namen meiner Frau, und für die schönen Blumen. M i t vielen herzlichen Grüssen Ihr stets ergebener

Brief, 4 Seiten, ms. o. U., 08. 11. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Gemeint sind die Titel: Leopold von Ranke, Politisches Gespräch. Mit einer Einführung von Friedrich Meinecke. Hugo Ball, Die Folgen der Reformation, München / Leipzig 1924, und Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924. 2 Vgl.: C. O., M. Aulard, historien impartial in: Action fran^aise. Organe du nationalisme integral, Nr. 277 (03. 10. 1924), S. 3. 3 Daudet, Leon, (16. 11. 1867-01. 07. 1942) Journalist, der vor allem in der Action fran?aise publizierte. Sohn des Romanschriftstellers Alphonse, Daudet. Vgl.: Eric Vatre, Leon Daudet, le libre reactionnaire, edition France-Empire 1986. 4 Maurras, Charles (20. 04. 1868-16. 11. 1952), Schriftsteller und Mitbegründer der Action fran^aise. Vgl.: Bruno Goyet, Charles Maurras, Paris 2000. Vgl.: Waldemar Gurian, Der integrale Nationalismus in Frankreich. Charles Maurras und die Action Fran?aise, Frankfurt am Main 1931. 5 Alphonse Aulard, Politische Geschichte der Französischen Revolution. Entstehung und Entwicklung der Demokratie und der Republik 1789-1804. Berechtigte Verdeutschung von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Eingeleitet von Hedwig Hintze, München / Leipzig 1924. 6 Hintze, Hedwig, (06.02. 1884-19.07. 1942), Historikerin 1933 nach Frankreich emigriert, 1942 in den Selbstmord getrieben. Vgl.: Otto Hintze/Hedwig Hintze, Verzage nicht und laß nicht ab zu kämpfen. Die Korrespondenz 1925-1940, bearbeitet von Brigitta Oestreich. Herausgegeben von Robert Jütte und Gerhard Hirschfeld, Essen 2004.

i Meinecke, Friedrich (30. 10. 1862-06. 02. 1954), Historiker, Professor für Geschichte. Vgl.: Harm Klueting, „Vernunftrepublikanismus" und „Veitrauensdiktatur". Friedrich Meinecke in der Weimarer Republik, in: Historische Zeitschrift Bd. 242 (1986), S. 69-98. 8 Hintze, Otto (27.08. 1861-25.04. 1940), Historiker. Vgl.: Marc Zirlewagen, Hintze, Otto, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. XXV (2005), Sp. 629-633. 9 Frisch, Ephraim (01. 03. 1873-26. 11. 1942), Schriftsteller, Herausgeber der Zeitschrift „Neuer Merkur". Vgl.: Anonym, Frisch, Ephraim, in: Biographisches Handbuch der deutsch-

Briefwechsel 1918-1935 sprachigen Emigration nach 1933 Vol II, 1, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München u. a. 1983, S. 342. 10 Baxa, Jakob, (15.02. 1895-10. 11. 1979), Jurist, Mitglied des Spann-Kreises, 1938 von den Nationalsozialisten suspendiert. Vgl.: Reinhard Müller, Jakob Baxa (1895-1979). Soziologe, Wirtschafts- und Literaturhistoriker, Dichter, in: Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich, Newsletter Nr. 14 (1996), S. 6-10. 11 Friedrich Curtius, Demokratie und Parlamentarismus, in: Hochland 22. Jg. (1924/25) Bd. I, S. 112 ff. 12 Hans Honegger Soziologisches, in: Der Neue Merkur 8. Jg. (1924/25), S. 80 ff. 13 Es handelt sich um die Dissertation von Aloys Zimmer (1896-1973), mit der dieser am 09. 05. 1924 promoviert wurde. Vgl.: Piet Tommissen (Hrsg.), Werner Becker, Briefe an Carl Schmitt, Berlin 1998, S. 123. 14 Rick, Karl, Professor, Übersetzer, Anglist, lehrte vom Sommersemester 1926 bis zum Jahr 1943/44 an der Technischen Hochschule in Aachen. Vgl.: Piet Tommissen, Bausteine zu einer wissenschaftlichen Biographie, in: Helmut Quaritsch (Hrsg.) Complexio oppositorum - Über Carl Schmitt, Berlin 1988, S. 95. 15 Honigsheim, Paul (23. 08. 1885-22. 01. 1963), Soziologe, 1933 nach Frankreich emigriert, dort Direktor des „Instituts für Sozialforschung" (Abt. Paris), ab 1938 in den USA lebend. Vgl.: Allan Beegle/Rolf Schulze, Paul Honigsheim, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 15. Jg. (1963), S. 1 - 5 .

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 16. 11. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren freundlichen Brief vom 8. November, der mich in jeder Einzelheit sehr interessiert hat. Ich habe die angekündigten 30 Exemplare Murray 1 noch nicht erhalten, wohl aber schon ein Exemplar in einer Buchhandlung gesehen, ebenso eins von Ball 2 . Vielleicht veranlassen Sie, daß ich auch das Buch von Ball erhalte, obwohl Sie mein Urteil kennen. Das Geld, 800 M, ist ebenfalls noch nicht eingetroffen. Ich schicke Ihnen dieser Tage ein Buch von Maurras 3. Gegenwärtig bin ich mit der Berufsarbeit ganz verschüttet. Deshalb in Eile nur folgendes als Antwort auf Einzelheiten Ihres Briefes: 1) Meineckes Staatsräson4 bin ich von mehreren Seiten zu besprechen aufgefordert worden; am liebsten möchte ich es im Arch[iv]. f[ür]. Soz[ialwissenschaft und Sozialpolitik], ausführlich behandeln. 2) Auf Aulard 5 bin ich sehr begierig. 3) Daß die 2. Auflage der Pol [irischen]. Rom[antik]. erst im Januar erscheinen kann, sehe ich ein. 4) Über Honigsheim6 urteilen Sie zu milde. Was in dem Bande gedruckt steht, ist eine schamlose inferiore Schmiererei. 5) Baxa7 muß man werden lassen; worauf beruht Fischer8 - Jena's Interesse an dem Adam Müller 9 ? Bezahlt die Industrie?

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Briefwechsel 1918-1935

6) Die innere Ausstattung Ihrer letzten Publikationen finde ich schön; die Umschläge mit dem Ornament nicht; aber möge Ihre Weisheit entscheiden. 7) War es richtig, i m Novemberheft des Hochland 1 0 einen Aufsatz zu publizieren? Manchmal zweifle ich daran. Prof. M u t h 1 1 hat übrigens das „Vorwort" i m Titel gestrichen; ich habe es contre-coeur 12 genehmigen müssen. So muß der Leser selbst die Kategorie erraten und es gehört j a gerade zu den Folgen der Romantik, daß kein Gefühl mehr besteht für die Unterschiede der Kategorien und dafür daß ein Aufsatz anders aufgebaut ist als ein Vorwort. Und nun dies Heft i m Einzelnen: Was tut ein Aufsatz wie der von Eberz 1 3 , der nur ein literarisch gebildeter Chamberlain ist, aber seine Quelle Gobineau verschweigt, was tut er in einer katholischen Zeitschrift? Und Haecker 1 4 , der keine 3 Sätze schreiben kann, ohne auf seine polemischen Wanderfüße zu fallen? Herzliche Grüße, lieber Herr Feuchtwanger, und beste Wünsche und Empfehlungen Ihrer Gattin. Stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 16. 11. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1

Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924.

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Hugo Ball, Die Folgen der Reformation, München / Leipzig 1924. 3 Maurras, Charles, (20. 04. 1868-16. 11. 1952), Schriftsteller und Mitbegründer der Action fran9aise. Vgl.: Bruno Goyet, Charles Maurras, Paris 2000. Vgl.: Waldemar Gurian, Der integrale Nationalismus in Frankreich. Charles Maurras und die Action Fran9aise, Frankfurt am Main 1931. 4 Vgl.: Carl Schmitt, Zu Friedrich Meineckes „Idee der Staatsräson" in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Bd. 56, Heft 1 (1926), S. 226-234, auch enthalten in: ders., Positionen und Begrilfe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 51-59. 5 Schmitt meint hier die 1924 bei Duncker & Humblot erschienene „Politische Geschichte der Französischen Revolution" von Alphonse Aulard.

6 Honigsheim, Paul (23.08. 1885-22.01. 1963), Soziologe, 1933 nach Frankreich emigriert, dort Direktor des „Instituts für Sozialforschung" (Abt. Paris), ab 1938 in den USA lebend. Vgl. Brief vom 01. 11. 1924. Vgl.: Allan Beegle/Rolf Schulze, Paul Honigsheim, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 15. Jg. (1963), S. 1 - 5 . Vgl.: Brief vom 21. 10. 1924. 7 Baxa, Jakob, (15. 02. 1895-10. 11. 1979), Jurist, Mitglied des Spann-Kreises, 1938 von den Nationalsozialisten suspendiert. Baxa hat von 1922 bis 1926 zahlreiche Schriften von Adam Müller, besonders die „Elemente der Staatskunst", bei Gustav Fischer (Jena) herausgegeben. Vgl.: Reinhard Müller, Jakob Baxa (1895-1979). Soziologe, Wirtschafts- und Literaturhistoriker, Dichter, in: Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich, Newsletter Nr. 14(1996), S. 6-10. 8 Fischer, Gustav (23. 12. 1845-22. 07. 1910), Verleger, Begründer des Gustav FischerVerlages. Vgl.: Ernst Metelmann, Fischer, Gustav, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 5 (1961), S. 186.

Briefwechsel 1918-1935 9 Müller, Adam (30.06. 1779-17.01. 1829), Diplomat und Staatstheoretiker. Vgl.: Albrecht Grözinger, Müller, Adam, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. VI (1993), S. 233 f. 10 Vgl.: Carl Schmitt, Romantik, in: Hochland 22. Jg. (1924/25), S. 157-171. 11 Muth, Carl (Karl) (31. 01. 1867-15. 11. 1944), katholischer Publizist, Herausgeber der katholischen Kulturzeitschrift „Hochland". Vgl.: Manfred Weitlauff, Muth, Carl, in: Neue Deutsche Biographie Band 18 (1997), S. 644 ff. 12 Gegen mein Herz/meinen Willen. 13 Vgl.: Otfried Eberz, Europäisches Selbstbewußtsein, in: Hochland 22. Jg. (1924/25) Bd. I., S. 172-188. 14 Haecker, Theodor (04. 06. 1879-09. 04. 1945), Schriftsteller und Philosoph. Vgl.: Eugen Blessing, Haecker, Theodor, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 7 (1966), S. 425 ff. Vgl.: Theodor Haecker, Über Francis Thompson und die Sprachkunst, in: Hochland 22. Jg. (1924/ 25) Bd. I, S. 68-80.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 17. 11. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Heute erhielt ich 30 Exemplare Murray 1 . Ich nehme an, daß Sie der Autorin keine unmittelbar geschickt haben und übernehme also die Weitergabe bez[iehungs]w[eise]. Verteilung an Bekannte in Deutschland. Das Buch ist sehr schön, insbesondere der Druck herrlich. I m Archfiv]. f[ür]. Soz[ial]. Wissenschaft], steht eine Besprechung der Bonner Festgabe für Zitelmann (durch Thoma 2 ); an wen schicken Sie den Beleg, vielleicht am besten dem Dekan (derzeit: Schulz 3 ), der es zirkulieren lassen kann, (allerdings ist Holstein 4 nicht mehr hier, sondern in Greifswald). Beste Grüße Ihres Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 17. 11. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924. 2 Vgl.: Richard Thoma, Rezension: Bonner Festgabe für Ernst Zitelmann, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Bd. 52 (1924), S. 842 f. 3 Schulz, Fritz (16. 06. 1879-12. 11. 1957), Rechtshistoriker, 1935 aus dem Staatsdienst entlassen, Emigration nach Oxford. Vgl.: Wolfgang Ernst, Fritz Schulz (1879-1957), in: Jack Beatson/Reinhard Zimmermann (Hrsg.), Jurists Uprooted: German-speaking Emigre Lawyers in Twentieth Century Britain, Oxford University Press, Oxford 2004, p. 105-203. 4 Holstein, Günther (22.05. 1892-11.01. 1931), Staats- und Kirchenrechtler, Professor. Vgl.: Ernst Wolf, Holstein, Günther, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 9 (1972), S. 552 f.

7 Rieß (Hrsg.)

Briefwechsel 1918-1935

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. O., 20. 11. 1924 Lieber Herr Professor! Die 30 Ex. „Murray", die für die Verfasserin bestimmt waren, sind bei Ihnen eingetroffen. Auch das Geld - die erste Rate für die „Politische Romantik" 2. Auflage - ist wohl inzwischen gekommen. Von „Murray" haben wir Besprechungsexemplare nach beiliegender Liste übersandt. Ich bitte um Ihre Ergänzungen und Wünsche. Das „Hochland", immer noch die beste Zeitschrift, in der Sie publizieren können, zeigt das Novemberheft mit Inhaltsangabe an und gibt Ihrem Beitrag „Romantik" folgenden Text bei: „Der Bonner Rechtsphilosoph untersucht den heute vielfach diskutierten Begriff der Romantik. Er sieht deren letzte Wurzel im privaten Priestertum, als dessen Hohepriester und zugleich Schlachtopfer Byron 1 , Baudelaire 2 und Nietzsche3 erscheinen". Emil Lorenz 4 „Der politische Mythus" aus dem Psychoanalytischen Verlag - wir sprachen einmal über das Buch- wird vom Verlag mit diesen Sätzen dem Publikum empfohlen: „In seiner edlen Wissenschaftlichkeit die Waage des Für und Wider liebevoll austarierend, Fachleute der Speditionsbranche und des Fuhrgewerbes sagen mir, dass „Austarieren" den Bewegungsvorgang der Waage von ihrer Beschwerung bis zur Herstellung des Gleichgewichts bedeutet. Ein Apotheker magischer Destillate und wiederum wäre das Wort nicht so zerbeult: ein Barockmensch - dosiert er seine Gedanken. In keiner Bibliothek eines politischen Menschen sollte das Buch fehlen". Da vergeht einem die Lust Worte zu machen und überhaupt noch einmal seinen Mund aufzutun. Aber man kann den Pelz nicht waschen, ohne ihn nass zu machen. Ich kann nicht für die Verbreitung eines Buches oder einer Zeitschrift sorgen, ohne Worte zu machen, wenn es auch für das gute wissenschaftliche Buch oft schmerzlich ist. Die Verlegersünden! Man kann sie nur mit den Verlegern ausrotten. Als 2. Band der „Rechtswissenschaft der Gegenwart" kommt jetzt ein Bündel „Selbstdarstellungen" (!) von Beling, Brodmann, Crome, Wachenburg, Wippel, Paul Krüger, Rümelin und Stoos5. Ich glaube, hier liegt eine Sündenkumulation von Verlag und Autoren vor. Auch „Ball" 6 haben Sie inzwischen erhalten. Was sagen Sie nun zu dem Ganzen? Auch Salin7 hat inzwischen seine warnende Stimme dagegen erhoben, aber nach geschehner Tat. Hoffentlich werden Sie nicht zu sehr von den Semesterarbeiten und Vorlesungen verschlungen. Herzliche Grüsse Ihres Nachschrift: Bitte lesen Sie ja sofort „Caesar" 8 von Gundolf^. Ich will darüber vorläufig nichts an Sie schreiben, da ich noch zu enthusiasmiert von dem Buch bin.

Briefwechsel 1918-1935

Den Beleg der Besprechung der „Zitelmann-Festgabe" im „Archiv für Sozialwissenschaft" 10 schicken wir nach Ihrem Vorschlag an Prof. Schulz11, Bonn mit der Bitte den Mitarbeitern davon Kenntnis zu geben. D[er]. 0[bige].

Brief, 3 Seiten, ms. o. U., 20. 11. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Byron, Lord (22. 01. 1788-19. 04. 1824), Schriftsteller. Vgl.: Andre Maurois, Don Juan oder das Leben Lord Byrons. Eine Biographie, München 1990. 2 Baudelaire, Charles (09.04. 1821-31.08. 1867), Schriftsteller. Vgl.: Claude Pichois/ Jean Ziegler, Baudelaire, Göttingen 1994. 3 Nietzsche, Friedrich (15. 10. 1844-25.08. 1900), Philosoph. Vgl.: Rüdiger Safranski, Nietzsche. Biographie seines Denkens, München 2000. Vgl.: Domenico Losurdo, Nietzsche, il ribelle aristocratico. Biografia intellettuale e bilancio critico, Turin 2002. 4 Emil Lorenz, Der politische Mythus.Beiträge zur Mythologie der Kultur, Leipzig/ Wien/Zürich 1923. Vgl.: Christine Wälder, „Ein abgesonderter, origineller Geist mit größter Distanz zum Bürgertum..." Emil Lorenz (1889-1962): Völksbildner, Schriftsteller, FreudSchüler, in: Luzifer-Amor Heft 35, Tübingen 2004, S. 130-151. 5

Vgl.: Rechtswissenschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen, hrsg. von Hans Planitz, 3 Bände, Leipzig 1924/25/29. 6 Ball, Hugo (22.02. 1886-14.09. 1927), Schriftsteller, Mitbegründer des Dadaismus. Vgl.: Hans Joachim Bähr, Hugo Ball, in: Literatur Lexikon, hrsg. von Waither Killy, Bd. 1 (1988), S. 300 ff. Gemeint ist das Buch von Hugo Ball mit dem Titel „Die Folgen der Reformation". 7 Salin, Edgar (10. 02. 1892-17. 05. 1974) Professor für Nationalökonomie an der Universität Basel. Vgl.: Anton Föllmi, Salin, Edgar, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22 (2005), S. 372 f. Im Nachlass von Edgar Salin hat sich folgender Brief von Ludwig Feuchtwanger vom 18. 11. 1924 erhalten: Lieber Herr Professor! Ich bin Ihnen für Ihre freundliche Warnung anlässlich unseres neuen Ball-Buches sehr dankbar. Alle Ihre Bedenken habe ich selbst sehr genau erwogen und mit dem Verfasser selbst durchgesprochen. Professor Schmitt-Bonn hat mich dabei unterstützt und war noch unmittelbar vor der Drucklegung im letzten Sommer mit Ball in der Schweiz zusammen, um ihn an Hand der Fahnenkorrekturen vor einigen allzu überspitzten und steilen Formulierungen abzuhalten. Dies ist allerdings nicht gelungen, auch Schmitt wurde zuletzt sehr bedenklich, hat von der Ausgabe abgeraten und vor den Folgen gewarnt. Aber ich durfte Ball jetzt nicht im Stiche lassen. Nach seinem ausgezeichneten, allgemein bewunderten Buch über das Byzantinische Christentum hatte er ein Anrecht darauf, ohne Zensur des Verlages zu erscheinen. Ausserdem war das Manuskript aus einem Guss, ein überaus sorgsamer und trotz scheinbar fanatischer, unüberlegter Stellen mit aller Bedachtsamkeit angefertigter Umguss der „Kritik der deutschen Intelligenz", aber doch ein Ganzes. Ich schrieb schon damals im Sommer an Schmitt in die Schweiz „Sint aut sunt, aut non sint". Die Bedenklichkeit lag für mich in der ungerechten Wertung des deutschen protestantischen Humanismus des 18. Jahrhunderts von Lessing bis Goethe. Die Grundauffassung über das Luthertum und Preussentum ist ja gar nicht neu und durchzieht - wenigstens was Luther anlangt - auch wieder den Gundolf'sehen „Caesar", besonders Seite 150 f. und 158. Ich finde sogar, dass Gundolf in der Sache, mit weniger Worten, noch viel schneidender ist. Ich durfte als Verleger die akademischen Bedenken, die zweifellos berechtigt und verständlich sind, nicht zu den meinen machen und durfte diese Streitschrift, der eine gewisse Grösse nicht abzustreiten ist, herausbringen. Wer hätte es sonst tun sollen? Was ein akademischer Senat seinen Gliedern nicht gestatten kann zu sagen und was eine Zeitung aus ihren Spalten ausschliessen mag, der wissenschaftliche Verlag kann es bringen und ist hier freier;

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er kann auch ein etwas exaltiertes Dokument, eben als Dokument, bringen, wenn nur ein ernstes Ethos und ein starkes Können, wie offenbar hier, vorhanden ist. Ich habe auch die Ansicht und Auffassung von Meinecke darüber ausforschen wollen, bin aber bis heute ohne Antwort geblieben. Sehr gelegen wäre mir an der Meinung von Prof. Gundolf. Ich bin Ihnen jedenfalls für Ihre Kundgebung sehr dankbar und verbleibe, Ihre Mitteilungen über einige andere Fragen erwartend mit herzlichen Grüssen Ihr ergebenster L. Feuchtwanger Handschriftlicher Nachtrag: Der Cäsar von G[undolf]. ist wirklich bewundernswert: diese gute Literaturgeschichte (tausendmal sinnwertiger als Nadler) und dabei der beste, spannendste Antiquariats-Katalog trotz od[er]. wegen aller faszinierenden Gesichter und Formulierungen! 8 Vgl.: Friedrich Gundolf, Caesar. Geschichte seines Ruhms, Berlin 1924. 9 Gundolf, Friedrich (20.06. 1880-12.07. 1931), Germanist, Sekretär Stefan Georges. Vgl.: Ulrich Raulff, Der Bildungshistoriker Friedrich Gundolf, in: Friedrich Gundolf, Anfänge deutscher Geschichtsschreibung von Tschudi bis Winckelmann, Frankfurt am Main 1992, S. 115-154. 10 Vgl.: Richard Thoma, Rezension: Bonner Festgabe für Ernst Zitelmann, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Bd. 52 (1924), S. 842 f. Schulz, Fritz (16. 06. 1879-12. 11. 1957), Rechtshistoriker, 1935 aus dem Staatsdienst entlassen, Emigration nach Oxford. Vgl.: Wolfgang Emst, Fritz Schulz (1879-1957), in: Jack Beatson / Reinhard Zimmermann (Hrsg.), Jurists Uprooted: German-speaking Emigre Lawyers in Twentieth Century Britain, Oxford University Press, Oxford 2004, p. 105-203.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 22. 11. 19231 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Herzlichen Dank für Ihren Brief vom 20. November. Den ersten Teil des Honorars habe ich inzwischen erhalten. Nicht aber Ball 2 . Die Versendungsliste Murray 3 ist m[eines]. E[rachtens]. zu groß. Ich ärgere mich immer von Neuem über die Zeitschriften, die doch nicht anständig besprechen. Ich möchte Ihnen vorschlagen, das Buch von Murray auch einigen englischen und französischen Zeitungen zu senden, z. B. Times, literary supplement; Manchester Guardian, Fortnightly Review etc. Vielleicht schicken Sie einige Exemplare an die ausgezeichnete Buchhandlung T. E. Bumpus Ltd., 350 Oxford St., London W 1, damit sie sie an die passenden Zeitungen weitergibt; ich werde der Buchhandlung jedenfalls schreiben. In Frankreich kämen vor allem die Nouvelles litteraires in Betracht, 6, rue de Milan, Paris 9 e ; dann Paul Souday4, der berühmte Kritiker des Temps, und das Journal des debats. Im allgemeinen rezensieren diese Zeitungen interessanter und kompetenter als die deutschen. Ich habe jetzt die de Maistre-Ausgabe5 in den „Klassikern der Politik", Übersetzung von Oppeln-Bronikowski 6 zu besprechen und will das sehr sorgfältig machen. Haben Sie Aflfred]. Mirgelers Besprechung von Wiese's Soziologie in der Augsburger Postzeitung vom 19.11. [19]24 gelesen?7

Briefwechsel 1918-1935 Für das nächste Heft der Spiethoffschen Zeitschrift 8 soll ich dieser Tage einen Artikel abliefern; ich habe die beste Absicht, hoffentlich werde ich fertig. Wie Spliethoff], mir sagt, soll das Heft noch vor Weihnachten erscheinen. Die Ankündigungen von Büchern, die Sie mir mitteilen, sind allerdings schauderhaft. Ich verstehe nur nicht, warum es wirklich nicht anders gehen sollte. B i n ich so weit vom Leben entfernt? Oder sind Sie zu besorgt und zu skeptisch gegen die Menschen? Gewiß, jeder Ruhm beruht auf einem Mißverständnis, aber man kann durch Schweigen mehr und tiefere Mißverständnisse wecken, als durch Reden. Sie kennen doch den Mann, qui pour n'avoir jamais parle, etait parvenu ä se faire ecouter 9 . Die Ankündigung meines Aufsatzes durch das Hochland geht mir durch Mark und B e i n 1 0 . Was i m Inseratenteil einer katholischen Zeitschrift möglich ist, erfahren Sie am besten durch die Ankündigung eines Buches des Papstes Pius X I . i m Verlag Mosse 1 1 (Inseratenteil des Hochland, Novemberheft). Warum legt denn Haecker 1 2 hier nicht los? Herzliche Grüße, lieber Herr Feuchtwanger, von Ihrem Carl Schmitt P.S. Erhalte ich Fahnen oder gleich Bogen der Korrektur? Wenn es nichts ausmacht, hätte ich, da j a Zeit genug ist, gern erst Fahnen, um bei der Korrektur eventuell einigen Spielraum zu haben.

Brief, 2 Seiten, hs. m. IL, 22. 11. 1923 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Schreibfehler Schmitts, wie aus dem Eingangsstempel 25. November 1924 hervorgeht. 2

Gemeint ist Balls Die Folgen der Reformation, München / Leipzig 1924.

3

Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924. Souday, Paul (1869-1929), Journalist, leitete seit 1912 das Feuilleton der Zeitung „Temps", würdigte Proust, Valery und Gide. Vgl.: Winfried Engler, Lexikon der französischen Literatur, Stuttgart 1994, S. 904. 4

5

Vgl.: Carl Schmitt, Rezension: Joseph de Maistre, Betrachtungen über Frankreich (Klassiker der Politik Bd. 11), in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft Bd. 79 (1925), S. 727 f. 6 Oppeln-Bronikowski, Friedrich von (07. 04. 1873-09. 10. 1963), Schriftsteller, Übersetzer, Historiker. Vgl.: Detlev Schöttker, Oppeln-Bronikowski, Friedrich, in: Literaturlexikon hrsg. von Waither Killy Bd. 8 (1990), S. 510. 7 Vgl.: Alfred Mirgeler, Rezension: Leopold von Wiese, Das Problem der Soziologie als geistiger Scheideweg, in: Augsburger Postzeitung, Literarische Beilage Nr. 47 (19. 11. 1924) und Nr. 48 (26. 11. 1924). 8 Vgl.: Carl Schmitt, Die Kernfrage des Völkerbundes, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 48. Jg. (1924), S. 1 - 2 6 in: ders., Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 48 ff. Spiethoff, Arthur (13. 05. 1873-04. 04. 1957), Professor der Wirtschaftlichen Staatswissenschaften, Mitbegründer der Lehre von den Wirtschaftsstilen und der modernen Konjunkturforschung. Vgl.: Anonym, Spiethoff, Arthur, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 9, hrsg von Waither Killy und Rudolf Vierhaus, München 1998, S. 406. Vgl.: Matthias Ernst Kamp, Nationalökonomen in der Rechts- und Staats wissenschaftlichen Fakultät der Univer-

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sität Bonn, in: Einweihung des Fakultätsgebäudes der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn 1970, S. 54-65. 9 ... qui pour n'avoir jamais parle, etait parvenu ä se faire ecouter: dem es gelungen war sich Gehör zu verschaffen, da er sich nie geäußert hatte. Ich danke Frau Charlotte Ronsiek, Übersetzerin in München, für die Übertragung. 10 Ein solches Editorial konnte nicht gefunden werden, da es möglicherweise nur auf den Einbandseiten stand, die aber nicht eingebunden wurden. Es gibt daher nur die im Brief vom 20. 11. 1924 zitierte Stelle. 11 Auch diese Anzeige findet sich nicht in der gebundenen Ausgabe. Schmitt stößt sich vermutlich an der Diskrepanz zwischen Katholizismus (Papst, Zeitschrift „Hochland") und dem jüdischen Verleger (Mosse). 12 Haecker, Theodor (04. 06. 1879-09. 04. 1945), Schriftsteller und Philosoph. Vgl.: Eugen Blessing, Haecker, Theodor, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 425 ff.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 28. 11. 1924 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihre Zeilen vom 22. 11.! Die Versendung von Murray „Taine"1 an die auswärtigen Zeitungen und Stellen, die Sie angeben, erfolgt sofort von hier aus. Ich bin auf das Ergebnis Ihres Urteils über die Uebersetzung der de Maistre'sche Ausgabe von Oppeln2 sehr gespannt. Den neuen „Aulard" in deutscher Uebersetzung3 werden Sie Mitte Dezember in Händen haben. Ihr Aufsatz 4 für das „Jahrbuch" müssen Sie sehr bald abliefern, wenn er noch in dem Heft, das Ende Dezember herauskommen soll, erscheinen kann. Die Besprechung von Wiese, Soziologie in der „Augsburger Postzeitung"5 habe ich noch nicht zu Gesicht bekommen. Von der neuen Auflage der „Politischen Romantik" erhalten Sie zuerst Fahnen, und zwar ebenfalls im Laufe des Monats Dezember. Das Heft der „Jungsozialistischen Blätter" 6 , das ich Ihnen mit gleicher Post sende, wird Sie interessieren. Es zeigt, dass diese Kreise mit mehr Hingabe als der gewöhnliche Journalismus ä la Dr. Richard Bahr 7 etc. sich mit neuen Gedanken beschäftigen. Sie haben recht, mit dem was Sie über ein falsches Schweigen sagen. Aber die Worte, die an eine unbestimmte Allgemeinheit gerichtet werden, müssen mit besonderem Bedacht, ja mit besonderer List gesetzt werden. Dass einem das manchmal zuwider wird, verstehen Sie ja. Mit herzlichen Grüssen bin ich wie immer Ihr Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 28. 11. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

Briefwechsel 1918-1935 1 Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München 1924. 2 Vgl.: Joseph de Maistre, Betrachtungen über Frankreich, Berlin 1924. 3 Vgl.: Alphonse Aulard, Politische Geschichte der Französischen Revolution. Entstehung und Entwicklung der Demokratie und der Republik 1789-1804. Berechtigte Verdeutschung von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Eingeleitet von Hedwig Hintze, München /Leipzig 1924. 4 Vgl.: Carl Schmitt, Die Kernfrage des Völkerbundes, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 48. Jg. (1924), S. 1 -26. 5 Vgl.: Alfred Mirgeler, Rezension: Leopold von Wiese, Das Problem der Soziologie als geistiger Scheideweg, in: Augsburger Postzeitung, Literarische Beilage Nr. 47 (19. 11. 1924) und Nr. 48 (26. 11. 1924). 6 Vgl.: Jungsozialistische Blätter 3. Jg. (1924), Heft 11. 7 Bahr, Richard (06. 04. 1867-22. 12. 1936), Journalist, ab 1919 Besitzer eines eigenen Zeitungsbüros und von 1925-1929 Herausgeber der Halbmonatsschrift „Wille und Weg". Vgl.: Anonym, Bahr, Richard, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 1 (1995), S. 270.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 02. 12. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Für Ihren Brief vom 28. November besten Dank! Gestern nachmittag (Montag) um 5 Uhr habe ich Spiethoff 1 das M[anu].s [kript]. meines Aufsatzes 2 gebracht, er war nicht zu Hause, sodaß es wohl erst heute abgeschickt wird. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät. Ich würde mich sehr freuen, wenn der Aufsatz noch im Dezember erscheine. Die Besprechung in den Jungsozialistischen Blättern 3 hat mich wegen ihrer inneren Anständigkeit wirklich gefreut. Holl's 4 Besprechung ist eine hämische Schulfechterei; ein ausgezeichneter, junger protestantischer Theologe, Prof. Peterson5, sagte mir dasselbe. P[eterson]. ist Kirchenhistoriker und bedauert, daß Holl diese Gelegenheit, etwas zu lernen, versäumt hat und statt dessen schimpft. Dem „Leipziger], Lehr[er]." wird es nicht schaden. Mit Besorgnis dagegen erwarte ich die „Folgen der Reformation" 6, die ich übrigens noch nicht bekommen habe. De Maistre-Oppeln 7 will ich in den Weihnachtsferien in Ruhe besprechen. Ich reise am 19. Dezember nach Lugano und bleibe die Ferien (bis 8. Januar) dort. Hier spricht man nur von Occasionalismus. Walzel8 fragt mich täglich wenigstens 74 Stunde danach und läßt in seinem Seminar darüber referieren. Ich freue mich sehr auf die 2. Auflage der Pol [irischen]. Romantik. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

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2. 1 . 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die

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1 Spiethoff, Arthur (13.05. 1873-04.04.1957), Nationalökonom, Professor der Wirtschaftlichen Staatswissenschaften an der Universität Bonn, Mitbegründer der Lehre von den Wirtschaftsstilen und der modernen Konjunkturforschung. Vgl.: Anonym, Spiethoff, Arthur, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 9, hrsg von Walther Killy und Rudolf Vierhaus, München 1998, S. 406. Vgl.: Matthias Ernst Kamp, Nationalökonomen in der Rechtsund Staats wissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn, in;: Einweihung des Fakultätsgebäudes der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn 1970, S. 54-65. 2 Vgl.: Carl Schmitt, Die Kernfrage des Völkerbundes, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Völkswirtschaft 48. Jg. (1924), S. 1 -26. 3 Robert Petry, Rezension: Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, in: Jungsozialistische Blätter 3. Jg. (1924), S. 278 f. 4 Vgl.: Karl Holl, Rezension: Hugo Ball, Byzantinisches Christentum, in: Deutsche Literaturzeitung 45. Jg. (1924), Sp. 2197-2199. 5 Peterson, Erik (07. 06. 1890-26. 10. 1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 20 (2001), S. 260 f. 6 Vgl.: Hugo Ball, Die Folgen der Reformation, München/Leipzig 1924. 7

Vgl.: Carl Schmitt, Rezension: Joseph de Maistre, Betrachtungen über Frankreich (Klassiker der Politik Bd. 11), in : Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft Bd. 79 (1925), S.727. s Walzel, Oskar (28. 10. 1864-29. 12 1944), Literaturwissenschaftler, Professor in Bonn, Spezialist für die deutsche Romantik. Vgl.: Peter Gossens, Walzel, Oskar, in: Internationales Germanistenlexikon 1800-1950, Bd. 3, hrsg. von Christoph König, Berlin /New York 2003, S. 1980-1983.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 16. 12. 1924 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihre Karte vom 13. Dezember. Ich habe der Druckerei meine Adresse mitgeteilt. A m 19. Dez[ember]. reise ich von hier nach Lugano, Kurhaus Monte Bre, und bleibe dort bis zum 5. Januar. Die beiden Rezensionen 1 , die ich hiermit zurückschicke, haben mich natürlich sehr interessiert. B a l l 2 erregt allgemeines Schütteln des Kopfes; immerhin ist die Anerkennung, die er i m „Tagebuch" vom 13. Dezember 3 gefunden hat, merkwürdig. Die „französische" Schreibweise scheint insofern doch einigen Deutschen zu gefallen. Der schlimmste Einwand gegen das Buch ist, meiner Ansicht nach, daß es einen vom Autor verlassenen Standpunkt hält und sich nur in einer Anmerkung auf der allerletzten Seite versteckt darüber äußert (es ist, glaube ich, Nr. 38, über Bakunin) 4 . Sie schreiben nichts von den Korrekturen für Spiethoffs Jahrbuch 5 . Ich habe in größter Hetz einige Tage und Nächte geopfert, um den Aufsatz rechtzeitig abzuliefern, weil das Heft angeblich noch i m Dezember erscheinen sollte, jetzt hört man nichts davon. Wenn noch Zeit genug ist, hätte ich es gern zur nochmaligen Überarbeitung zurück. Ich werde auch noch mit Spiethoff darüber sprechen. Hier ist ein

Briefwechsel 1918-1935 ganz ausgezeichneter, junger protestantischer Theologe, Erik Peterson 6 , als Gelehrter und als Mensch gleich vortrefflich, ein weißer Rabe also. Ich sage Ihnen meine besten Wünsche für die kommenden Feiertage, lieber Herr Feuchtwanger, und bitte Sie, auch Ihrer Gattin meine Wünsche zu übermitteln. Stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 16. 12.1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1

Wahrscheinlich meint Schmitt die Rezensionen von Petry und Holl. Vgl.: Robert Petry, Rezension: Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, in: Jungsozialistische Blätter 3. Jg. (1924), S. 278f. Vgl.: Karl Holl, Rezension: Hugo Ball, Byzantinisches Christentum, in: Deutsche Literaturzeitung 45. Jg. (1924), Sp. 2197-2199. 2 Hugo Ball, Die Folgen der Reformation, München / Leipzig 1924. 3 Vgl.: Helmuth, Falkenfeld, Führer durch die Bücherflut. Führer, Köpfe, Suchende, in: Das Tage-Buch 5. Jg. (1924), S. 1764. Dort heißt es: „Auch Hugo Ball, der noch skeptischer zu Luther steht als Hankamer, begrüße ich als Kämpfer für Vernunft und Humanität. (Ach wie schnell ist doch manchem Literaten der gute Geist des 18. Jahrhunderts nach kurzem revolutionären Aufflackern wieder entschwunden!) Seine Schrift: Die Folgen der Reformation (Duncker und Humblot) enthält einige blitzende Wahrheiten. Aber schließlich kann man Luther nicht an allem Schuld geben, wie Ball es tut. Kant und Schiller, Goethe und Marx sind nicht lutherisch korrumpiert, wie es der katholisch-schopenhauersche Aktivist Ball haben möchte. Ball hetzt seinen Begriff des korrumpierenden Protestantismus so zutode wie Sternheim seinen Begriff des Justemilieu. Ball dichtet mit Begriffen. Im übrigen ist er ein ausgezeichneter Formulierer. Seine Behauptungen verblüffen oft so, daß man sie für überzeugend hält. Und bis zum Ende des ersten Kapitels sind sie sogar richtig". 4

Dort heißt es: „So die Sympathien des dezidierten Staatsfeindes Bakunin, ein Faktum, von dem ich hier gerne gestehe, daß es mich über den Rationalismus und Bakunismus zugleich aufklärte; denn damals, als ich dies Faktum kennen lernte, war ich noch Freund der Bakunischen Philosophie, wenn auch nicht in dem Grade, daß ich einem preußischen Kulturkampf hätte Geschmack abgewinnen können", in: Hugo Ball, Die Folgen der Reformation, München/Leipzig 1924, S. 158. 5

Carl Schmitt, Die Kernfrage des Völkerbundes, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 48. Jg. (1924), S. 1 -26. 6 Peterson, Erik (07.06.1890-26.10.1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 20 (2001), S. 260 f.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 23. 12. 1924 Lieber Herr Professor! Nach den hier eintreffenden Kontrollbogen nehmen die Arbeiten der Druckerei an der 2. Auflage Ihrer „Politischen Romantik" einen guten Verlauf. Bitte setzen Sie die Druckerei von einer Adressenänderung gleich in Kenntnis.

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Ich wünsche Ihnen weiter schöne Tage in Lugano und verbleibe mit herzlichen Wünschen für die Feiertage und für das kommende Jahr Ihr stets ergebener

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 23. 12. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Lugano, 27. 12. 1924 Lieber Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren freundlichen Brief vom 23. Dezember, den ich mit herzlicher Erwiderung Ihrer Wünsche beantworte. Ich habe inzwischen die ersten Korrekturen erledigt (Aufsatz für die Spiethoff[sche]. Zeitschrift und Politische]. Romantik, Fahne 1-16), in der Ruhe einer schönen Ferienwoche. Leider scheint es seit heute mit dem herrlichen Wetter zu Ende zu sein und es ist jetzt ebenso häßlich, wie es vorher schön war. Ich hoffe, daß Sie ebenfalls schöne Weihnachtstage gehabt haben und sage Ihnen und Ihrer verehrten Gattin alle guten Wünsche zum Neuen Jahr. Den beiliegenden Fund1 übersende ich Ihnen für den Fall, daß die Schweizer Ihnen keine Belege schicken. Die seelische Krummbeinigkeit einer solchen Enuntiation ist zu drollig, als daß sie Ihnen vorenthalten bleiben dürfte. Ich denke dieser Tage Hermann Hesse2 zu sprechen und mit ihm über die Folgen der Reformation und ihre Folgen3 mich zu unterhalten. Oppeln-Bronikowski 4, dessen de Maistre Übersetzung ich bei mir habe, übersetzt sehr geschickt, wenn auch nicht peinlich korrekt. Es wäre Pedanterie, hier zu nörgeln. Ich reise am 5. Januar ab, vielleicht bleibe ich einen Tag in Basel. Also beste Wünsche für das neue Jahr, in dem ich, wie im alten, bleibe stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 27. 12. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 G. M., Rezension: Max Scheler (Hrsg.), Versuche zu einer Soziologie des Wissens, in: Berner Bund 11 (1924). 2 Hesse, Hermann (02.07. 1877-09.08. 1962), Schriftsteller. Vgl.: Martin Pfeiffer, Hermann Hesse, Berlin 1973. Zu dem Treffen ist es aber nicht gekommen. Hermann Hesse schrieb am 25. 01. 1925 an Hugo Ball: „Kurz vor Neujahr bekam ich eine Karte von Prof. Schmitt, der damals in Lugano war und mir ein Zusammentreffen vorschlug, ich sass aber in Delsberg." Vgl: Hugo Ball, Briefe 1904-1927, Bd 2, hrsg. von Gerhard Schaub und Ernst Teubner, Göttingen 2003, S. 477. 3 Vgl.: Hugo Ball, Die Folgen der Reformation, München/Leipzig 1924.

Briefwechsel 1918-1935 4 Oppeln-Bronikowski, Friedrich von (07. 04. 1873-09. 10. 1963), Schriftsteller, Übersetzer, Historiker. Vgl.: Detlev Schöttker, Oppeln-Bronikowski, Friedrich, in: Literaturlexikon hrsg. von Walther Killy Bd. 8 (1990), S. 510.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt Bonn, 31. 12. 1924 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihren Brief von 27.! Die törichten Sprünge des Rezensenten G. M . i m Berner Bund über Schelers „Soziologie des Wissens" sind mir schon bekannt geworden; es ist Schmockerei der 70er und 80er Jahre. Leider hat auch Prof. Hashagen 1 in der letzten Nummer der „Kölnischen Zeitung" sich über „ A u l a r d " 2 nichts Besseres geleistet: Ein nationalistisch verseuchtes, voreiliges Absprechen des Werkes mit oilliger Garnitur über „die vernichtende Kritik von Glagau 3 in der Historischen Zeitschrift", die mit Wichtiggetue genau zitiert wird, usw. Ich habe die Besprechung einstweilen Frau Hintze 4 vorgelegt und schicke sie Ihnen noch später. Hashagen empfiehlt übrigens bei dieser Gelegenheit, das „wissenschaftlich und politisch weit höher stehende Buch" von Sorel 5 „L'Europe et la Republique Francaise" übersetzen zu lassen. Gleichzeitig kommt eine Anregung von Dr. Palyi 6 durch Frau Dr. Hilferding 7 Georges Sorel „Sur la Violence" übersetzen zu lassen. Was halten Sie von diesen Plänen? Gute Rückkehr nach Bonn und herzlichen Dank für Ihre freundlichen Wünsche, die wir ebenso erwidern.

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 31. 12. 1924 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Justus Hashagen, Rezension: Alphonse Aulard, Politische Geschichte der Französischen Revolution. Entstehung und Entwicklung der Demokratie und der Republik 17891804. Berechtigte Verdeutschung von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Eingeleitet von Hedwig Hintze, München/Leipzig 1924, in: Kölnische Zeitung Nr. 895 (20. 12. 1924), Beilage: Literatur- und Unterhaltungsblatt. „Ob ein Bedürfnis vorlag, gerade Aulard demokratisches Tendenzwerk zu übersetzen? Wissenschaftlich und politisch weit höher steht jedenfalls Sorel: L'Europe et la Republique Fran?aise. Wir erfahren nicht einmal welche Auflage der Übersetzung zugrunde gelegt ist. Die erste ist schon 1901 erschienen. Hedwig Hintze, die die Übersetzung mit einer etwas phrasenhaften Einleitung versehen hat, scheint die vernichtende Kritik gar nicht zu kennen, der Hans Glagau Aulards Werk schon vor mehr als 20 Jahren unterzogen hat (Historische Zeitschrift 91, 1903, S. 233 bis 254). Gewiß ist Aulard ein Meister in der Verfassungsgeschichte der Revolution. Auch seine Würdigung der Publizistik und der „öffentlichen Meinung" ist vortrefflich. Wer sich dafür interessiert, wird aber stets zum Original greifen. J. Hashagen." Hashagen, Justus (04. 12. 1877-14. 11. 1961), Professor für mittlere und neuere Geschichte, seit 1920 an der Universität Köln, ab 1926 an der Universität Hamburg, 1939 aus politischen Gründen entlassen. Vgl.: Wolfgang Weber, Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2. Aufl. Frankfurt am Main u. a. 1987, S. 208.

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2 Alphonse Aulard, Politische Geschichte der Französischen Revolution. Entstehung und Entwicklung der Demokratie und der Republik 1789-1804. Berechtigte Verdeutschung von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Eingeleitet von Hedwig Hintze, München/Leipzig 1924. 3 Vgl.: Hans Glagau, Die Geschichte der Revolution in demokratischer Beleuchtung (Rezension von Aulard), in: Historische Zeitschrift Bd. 91 (1903), S. 233-254. 4 Hintze, Hedwig, (06.02. 1884-19. 07. 1942), Historikerin 1933 nach Frankreich emigriert, 1942 in den Selbstmord getrieben. Vgl.: Otto Hintze/Hedwig Hintze, Verzage nicht und laß nicht ab zu kämpfen. Die Korrespondenz 1925-1940, bearbeitet von Brigitta Oestreich. Herausgegeben von Robert Jütte und Gerhard Hirschfeld, Essen 2004. 5 Vgl.: Albert Sorel, L'Europe et la Revolution Fran?aise Bd. 1 - 8 , Paris 1885-1904.

6 Palyi, Melchior (14.03.1892-28.07.1970), Nationalökonom. Vgl.: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Vol II, 2, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München u. a. 1983, S. 885. 7 Hilferding, Rose (1884-1959), Ärztin, seit 1923 mit Rudolf Hilferding verheiratet, 1933 Emigration nach Zürich, 1938 nach Paris, 1941 in die USA, dort bis 1956 Ärztin in Boston. Vgl.: Inventar zum Nachlass in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 08.01. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Vielen Dank für Ihren freundlichen Brief nach Lugano! Inzwischen bin ich über Heidelberg nach Hause zurückgekehrt. In Heidelberg traf ich Salin1, Thoma2, Brinkmann 3 und Schelting4 (vom Archiv), besonders mit Salin habe ich mich gut unterhalten und erwarte dessen Buch über Augustin5 mit großer Spannung. Thoma hat sich im letzten Archiv 6 ausführlich über meinen ,Parlamentarismus' geäußert; es wird Ihnen bekannt geworden sein. Das erste Gespräch in Bonn, mit Professor Beyerhaus7, einem musterhaften Historiker, betraf Aulard; er teilte die Empörung Hashagens8 insofern, als Sorel's 9 Europa und die Revolution unendlich hoch über Aulard stehe, als historische Leistung sogar neben Thukydides10 und Tacitus11 genannt zu werden verdiene, wenigstens der 1. Band. Ich hoffe, bald mit Hashagen zu sprechen. Kennen Sie Herrn Peter Richard Rohden12, den Herausgeber einiger Schriften von de Maistre 13 und Mitarbeiter der Dioskuren? 14 Ich werde ihn über die Regeln wissenschaftlicher Anständigkeit belehren müssen. Joachimsen15 hat mir schon 1919 prophezeit, die „Politische Romantik" würde wahrscheinlich viel abgeschrieben, aber Herr Rohden macht es zu frech. Er ist anscheinend Meinecke-Schüler 16. Die Fahnen der 2. Auflage kommen jetzt schnell. Ich werde den Sonntag zur Korrektur benutzen. Eine Bitte: Von meinem Aufsatz in Schmollers Archiv 17 (ich weiß nicht, wann er erscheint), hätte ich gerne einige Separatabzüge mehr. Lässt sich das noch machen? Auf meine Rechnung etwa 20. - Wenn es zu teuer ist, lassen wir es. Der Aufsatz ist interessant, vielleicht lesen Sie ihn einmal.

Briefwechsel 1918-1935 Dann eine Frage: Der Geldbriefträger sagt mir, i m Dezember sei eine Zahlkarte mit einem größeren Betrag für mich eingetroffen, wegen meiner Abwesenheit liegen geblieben und jetzt nicht mehr zu finden. Schöne Geschichte. Bitte schreiben Sie mir, ob Sie vielleicht Geld geschickt haben. Wegen G[eorges]. Sorel Reflexions s[ur]. l[a]. violence 1 8 später. Ich habe Bedenken. B a l l 1 9 fährt fort, Entrüstung zu erregen. Aber später ausführlich; vor mir liegt ein Berg von Dissertationen 20 , in dessen Schatten ich diesen Brief schreibe. Herzliche Grüße, lieber Herr Feuchtwanger, stets Ihr Carl Schmitt Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 08. 01. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Salin, Edgar (10. 02. 1892-17. 05. 1974) Professor für Nationalökonomie an der Universität Basel. Vgl.: Anton Föllmi, Salin, Edgar, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22 (2005), S. 372 f. 2 Thoma, Richard, (19. 12. 1874-26. 06. 1957), Professor des öffentlichen Rechts und der Staatslehre. Vgl.: Fabian Sösemann, Richard Thoma, in: Mathias Schmoeckel (Hrsg.), Die Juristen der Universität Bonn im „Dritten Reich", Köln u. a. 2004, S. 556-580. 3 Brinkmann, Carl (19.03.1885-20.05.1954), Soziologe. Vgl.: Heiko Körner, Carl Brinkmann. Eine wissenschaftsbiographische Skizze, in: Reinhart Blomert/Hans Ulrich Eßlinger/ Norbert Giovannini (Hrsg.), Heidelberger Sozial- und Staatswissenschaften. Das Institut für Sozial- und Staatswissenschaften zwischen 1918 und 1958, Marburg 1997, S. 159-161. 4 Schelting, Alexander von (14. 03. 1894-04. 11. 1963), Soziologe, emigrierte 1933 nach New York. Vgl.: Rene König, Alexander von Schelting, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 15. Jg. (1963), S. 788 f. 5 Vgl.: Edgar Salin, Civitas Dei, Tübingen 1926. 6 Vgl.: Richard Thoma, Zur Ideologie des Parlamentarismus und der Diktatur, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Bd. 53 (1925), S. 212-217. i Beyerhaus Gisbert (30. 07. 1882-04. 12. 1960), Professor für neuere Geschichte, außerplanmäßiger Professor in Bonn ab 1921, ab 1932 bis 1945 in Breslau. Vgl.: Wolfgang Weber Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2. Aufl. Frankfurt am Main u. a. 1987, S. 46 f. Alphonse Aulard, Politische Geschichte der Französischen Revolution. Entstehung und Entwicklung der Demokratie und der Republik 1789-1804. Berechtigte Verdeutschung von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Eingeleitet von Hedwig Hintze, München / Leipzig 1924. 8 Vgl.: Justus Hashagen, Rezension: Alphonse Aulard, Politische Geschichte der Französischen Revolution. Entstehung und Entwicklung der Demokratie und der Republik 17891804. Berechtigte Verdeutschung von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Eingeleitet von Hedwig Hintze, München / Leipzig 1924, in: Kölnische Zeitung Nr. 895 (20. 12. 1924), Beilage: Literatur- und Unterhaltungsblatt. Hashagen, Justus (04. 12. 1877-14. 11. 1961), Professor für mittlere und neuere Geschichte, seit 1920 an der Universität Köln, ab 1926 an der Universität Hamburg, 1939 aus politischen Gründen entlassen. Vgl.: Wolfgang Weber, Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2. Aufl. Frankfurt am Main u. a. 1987, S. 208. 9 Sorel, Albert, L'Europe et la Revolution Fran?aise Bd. 1 - 8, Paris 1885 -1904. 10 Thukydides (ca 460-ca. 396 v. Chr.), General und Historiker aus Athen. Vgl.: Simon Hornblower, Thukydides aus Athen, in: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, hrsg. von Hubert Cancik und Helmuth Schneider Bd. 12 (2002), S. 506-511.

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n Tacitus, Publius Cornelius (ca 55-115 n. Chr.), römischer Historiker und Senator. Vgl.: Ronald Syme, Tacitus, Oxford 1958. 12 Rohden, Peter Richard (?-02. 07. 1942), seit 1927 Privatdozent für Neuere Geschichte an der Universität Berlin. Vgl.: Rene König, Soziologie in Deutschland, München /Wien 1987, S. 294 f., 473. Vgl.: Fritz Härtung, Nachruf, in: Historische Zeitschrift 167 (1943), S. 667. 13 Vgl.: Peter Richard Rohden (Hrsg.), Joseph de Maistre, Betrachtungen über Frankreich, 1924 (= Klassiker der Politik). 14 Es handelt sich um das 1922 bis 1924 von Walter Strich herausgegebene „Jahrbuch für Geisteswissenschaften" „Die Dioskuren", das bei Meyer und Jessen in München erschienen ist. Beiträger waren u. a. Emst Troeltsch, Thomas Mann, Ernst Bloch, Ferdinand Tönnies. Nach Differenzen mit dem Verlag legte Walter Strich die Herausgeberschaft 1924 nieder. Vgl.: Thomas Dietzel/Hans Otto Hügel; Deutsche literarische Zeitschriften 1880-1945. Ein Repertorium, Bd. 2, München et. al. 1988, S. 347 f. 15 Joachimsen, Paul (1867-1930), Honorarprofessor für Geschichtsdialektik an der Universität München. Vgl.: Ulrich Muhlack, „Deutsche Neuheit". Zur Historiographie Paul Joachimsen, in: Zeitschrift für historische Forschung 1974, S. 88-115. Vgl.: Erich Mareks, Paul Joachimsen, in: Historische Zeitschrift 142 (1930), S. 220f. Vgl.: Notker Hammerstein, Reformation und deutsche Modernität - Paul Joachimsen, in: Luise Schorn-Schütte (Hrsg.), Alteuropa oder Frühe Moderne, Berlin 1999, S. 25-43 (= Beiheft 23 der Zeitschrift für Historische Forschung). 16 Meinecke, Friedrich (30. 10. 1862-06. 02. 1954), Historiker, Professor für Geschichte. Vgl.: Harm Klueting, „Vernunftrepublikanismus" und „Vertrauensdiktatur". Friedrich Meinecke in der Weimarer Republik, in: Historische Zeitschrift Bd. 242 (1986), S. 69-98. 17 Vgl.: Carl Schmitt, Die Kernfrage des Völkerbundes, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 48. Jg. (1924), S. 1 -26. is Georges Sorel, Gedanken über die Gewalt, Paris 1908, (deutsch 1928 unter dem Titel „Über die Gewalt" mit einem Vorwort von Gottfried Salomon erschienen.). 19 Gemeint ist Hugo Ball Die Folgen der Reformation, München /Leipzig 1924. Vgl.: Ernst Teubner, Hugo Ball. Eine Bibliographie, Mainz 1992, S. 64 ff. 20 Die Dissertationen sind aufgelistet bei Piet Tommissen (Hrsg.), Werner Becker, Briefe an Carl Schmitt, Berlin 1998, S. 112 ff. Insgesamt hat Carl Schmitt in seiner Zeit in Bonn 22 Dissertationen betreut. Für den fraglichen Zeitraum sind fünf Dissertationen aus dem Jahr 1924 und drei Dissertationen aus dem Jahr 1925 nachgewiesen. Nicht erfaßt ist dabei Schmitts Tätigkeit als Zweitreferent.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 13.01. 1925 Lieber Herr Professor! Zu Ihrem Brief vom 8. Januar ein paar Bemerkungen! Ueber die Kritik Hashagens 1 in der „Kölnischen Zeitung", deren Ausschnitt beiliegt, rege ich mich nicht weiter auf und würde ja auch, nur pro domo sprechend, wenig Eindruck machen. Trotzdem gibt diese „ K r i t i k " als Besprechungskunststück demjenigen, der sich einen Augenblick besinnt und irgend etwas versteht, das denkbar schlechteste B i l d von ihrem Verfasser. In der ganz ausgezeichneten und würdigen Einleitung von Frau Hintze 2 ist Glagau 3 wörtlich zitiert. Aber Hashagen kann nach seinem

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Schreibsal weder die Einleitung von Frau Hintze noch die Kritik von Glagau gelesen haben. Und dann: Geht es für einen Historiker bei Besprechung der deutschen Ausgabe eines berühmten historischen Werkes an zu sagen, die Übersetzung eines anderen Werkes sei wichtiger? Ich war in diesen Tagen entzückt von einem Muster der Besprechungskunst, von Harnacks Anzeige4 der neuen Müller'sehen Kirchengeschichte im ersten Januarheft der „Deutschen Literatur-Zeitung" 5. Welcher Takt und welche konzentriertesten Kenntnisse! Ich sah auf die Hashagen'sche Leistung hin seine Besprechung der beiden Napoleon-Werke6 im letzten Heft von Schmollers7 Jahrbuch an, ich schicke Ihnen den auch sonst unterhaltsamen Besprechungsteil mit gleicher Post und finde auch hier wieder die gleiche leichtfertige Art mit sehr respektablen Leuten umzuspringen: Da soll nun Valentin8 wieder einmal den Briefwechsel zwischen Friedrich Wilhelm III. und seiner Frau Luise in der Epoche von Tilsit nicht gelesen haben. Die unleidliche Schullehrerart, die eigenen Lesefrüchte dem anderen unter die Nase zu halten, wenn noch dazu für einen halbwegs aufmerksamen und spürfähigen Leser die Harthörigkeit des Rezensenten selbst auf der Hand liegt, sollte man doch abstellen. Was halten Sie für übersetzungswürdiger Sorel „Reflections sur la violence" oder „Europa und die französische Revolution"? Von Ball rückt natürlich auch die katholische gute Presse ab, was leicht vorauszusehen war. Hoffentlich lassen Ihnen Vorlesungen und Dissertationen Zeit für wissenschaftliche Forschungen und Arbeiten. Von uns scheint die Zahlkarte mit dem grösseren Betrag nicht zu stammen. Wir schickten Ihnen zuletzt am 17. November M 800.-. die Sie ja bestätigt haben. Die andere Hälfte wird bei Ausgabe der 2. Auflage der „Politischen Romantik" wohl im Februar fällig. Herzliche Grüsse und Wünsche Ihres Nachschrift: Ihr Beitrag in Schmollers Jahrbuch erscheint im nächsten Heft 9 , das noch Ende Jan[uar]. herauskommen soll. Sind Ihnen im ganzen 40 Sonderabzüge genug (20 wäre die normalerweise kostenfrei zu liefernde Zahl)? Wenn ich nichts anderes höre, gehen Ihnen also 40 Sonderabzüge direkt von der Druckerei direkt nach Fertigstellung zu. D[er]. Ofbige].

Brief, 3 Seiten, ms. o. U., 13. 01. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Justus Hashagen, Rezension: Alphonse Aulard, Politische Geschichte der Französischen Revolution. Entstehung und Entwicklung der Demokratie und der Republik 17891804. Berechtigte Verdeutschung von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Eingeleitet von Hedwig Hintze, München / Leipzig 1924, in: Kölnische Zeitung Nr. 895 (20. 12. 1924), Beilage: Literatur- und Unterhaltungsblatt. Hashagen, Justus (04. 12. 1877-14. 11. 1961), Professor für mittlere und neuere Geschichte, seit 1920 an der Universität Köln, ab 1926 an der

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Universität Hamburg, 1939 aus politischen Gründen entlassen. Vgl.: Wolfgang Weber, Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2. Aufl. Frankfurt am Main u. a. 1987, S. 208. 2 Hedwig Hintze, Einleitung, in: Aulard, Alphonse, Politische Geschichte der Französischen Revolution. Entstehung und Entwicklung der Demokratie und der Republik 17891804. Berechtigte Verdeutschung von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Eingeleitet von Hedwig Hintze, München/Leipzig 1924, S. I X - X V . 3 Hans Glagau, Die Geschichte der Revolution in demokratischer Beleuchtung (Rezension von Aulard), in: Historische Zeitschrift Bd. 91 (1903), S. 233-254. 4 Harnack, Adolf von (07. 05. 1851 -10. 06. 1930), evangelischer Theologe. Vgl.: Heinz Liebing, Harnack, Adolf von, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 7 (1966), S. 688 ff. Vgl.: Adolf von Harnack, Rezension: Karl Müller, Kirchengeschichte, in: Deutsche Literaturzeitung 46. Jg. (1925), Sp. 5-10. 5 Vgl.: Karl Müller, Kirchengeschichte, 1. Bd., 1. Halbbd. (= Grundriß der Theologischen Wissenschaften, 4.1) 2. völlig neubearbeitete Auflage, Tübingen 1924. 6 Es handelt sich um drei Werke, wobei Feuchtwanger wohl Emil Ludwigs Arbeit nicht zum Kreis der Wissenschaft zählt: Emil Ludwig, Napoleon, Berlin 1925, F. M. Kircheisen, Napoleon I. Sein Leben und seine Zeit (1799- 1804), München 1925, G. Roloff, Napoleon, Gotha 1925. 7 Vgl.: Justus Hashagen, Besprechung, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 49. Jg. (1925), II. Halbband, S. 1440-1443. 8 Veit, Valentin (25. 03. 1885-12.01. 1947), Historiker und Archivar. Vgl: Elisabeth Fehrenbach, Veit Valentin, in: Deutsche Historiker Bd. I, hrsg. von Hans-Ulrich Wehler, Göttingen 1971, S. 69-85. 9 Vgl.: Carl Schmitt, Die Kernfrage des Völkerbundes, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 48. Jg. (1924), S. 1-26.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 18.01. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren Brief! Die Kritiken von Hashagen 1 las ich mit Interesse. Es ist, darin haben Sie Recht, kein Grund, sich zu alterieren. Ich kenne H[ashagen]. nicht persönlich. R i c k 2 , der mich heute besuchte, erzählte, daß es nicht viel Zweck habe, mit ihm zu sprechen. M i t den Korrekturen der 2. Auflage der Politischen]. Romantik werde ich heute fertig (1. Korrektur, viele Änderungen). Ich möchte ein Namenverzeichnis am Schluß machen, das kann ich aber erst, nachdem ich die Bogen habe (jetzt habe ich 1 - 5 , also Seite 80 inclusive]. Soll ein Verzeichnis meiner Schriften „Vom gleichen Verfasser" irgendwo vorne oder hinten angebracht werden? Ich überlasse es Ihnen. Nur eine Bitte: ein Vorsatzblatt, damit man nicht gleich eine bedruckte Seite aufschlägt. Ich glaube, daß die Arbeit jetzt ein gutes Buch geworden ist und daß sie durch die Änderungen gewonnen hat. Macht es Ihnen etwas aus, den Rest des Honorars 3 ganz oder teilweise etwas eher zu schikken? Wenn Sie das ohne besondere Umstände anordnen können, möchte ich Sie darum bitten. Doch hat es nur Zweck, wenn es gleich geschickt, denn am 1. Fe-

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bruar bekomme ich wieder Geld. Ist das Honorar für Schmollers Jahrbuch4 ein nennenswerter Betrag? Mit 40 Sonderdrucken bin ich zufrieden. Haben Sie die phantastischen Äußerungen von Prof. Rühlmann5 über den „seltsamen Schmitt-Dorotic" in „Vergangenheit und Gegenwart", einer bei Teubner erscheinenden Oberlehrerzeitschrift (1925, Heft 1) gelesen? So werde ich 10000 Oberlehrern der Geschichte präsentiert. Jetzt bin ich im Bild. Ich freue mich auf die Ferien, dann beginne ich die „Staatsphilosophie". Herzliche Grüße, lieber Herr Dr. Feuchtwanger, von Ihrem alten Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 18. 01. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Brief vom 13. 01. Anm. 1 und 7. 2 Rick, Karl, Professor, Übersetzer, Anglist, lehrte vom Sommersemester 1926 bis zum Jahr 1943/44 an der Technischen Hochschule in Aachen. Vgl.: Piet Tommissen, Bausteine zu einer wissenschaftlichen Biographie, in: Helmut Quaritsch (Hrsg.) Complexio oppositorum - Über Carl Schmitt, Berlin 1988, S. 95. 3 Vgl.: Brief Feuchtwangers vom 20. 01. 1925: 775,- M. 4 Vgl.: Brief Feuchtwangers vom 20. 01. 1925: 97.50 M. 5 Vgl.: Paul Rühlmann, Staatslehre, in: Vergangenheit und Gegenwart. Zeitschrift für den Geschichtsunterricht und staatsbürgerliche Erziehung in allen Schulgattungen, hrsg. von Fritz Friedrich, Berlin/Leipzig 15. Jg. (1925), S. 53-63.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 20. 01. 1925 Lieber Herr Professor! Den Fall Hashagen1 kann man ad acta legen! Ich habe bis jetzt die ersten 6 Bogen Ihrer „Politischen Romantik" vor mir; die Seiten werden vom ersten Titelblatt an durchgezählt. Trotzdem kann man einen sogen[annten]. Schmutztitel - Sie nennen es Vorsatzblatt - voranstellen. Dieses trägt auf der Vorderseite in kleiner Schrift die Zeile: „Politische Romantik" und auf der Rückseite die Liste: „Vom Verfasser dieses Buches erschien bisher etc." Ich schreibe heute darüber der Druckerei; die Satz vorläge für die Liste Ihrer Bücher wollen Sie bitte selbst an Pierer, Altenburg übermitteln. Das Namensverzeichnis kommt dann später in den Satz, wenn alles umbrochen ist. Ein schöner Einband wird das Ganze zu einem richtigen Buch abrunden. Sie haben noch ein Resthonorar von M 775 - gut; ausserdem werden für Ihren Aufsatz in Schmollers Jahrbuch 4 8 / I V 2 , der an die Spitze des Heftes zu stehen kommt, M 97,50 Honorar (neben 40 unberechneten Sonderabzügen) für 1 5/8 B[o]g[en]., das ist M 60.- für den Druckbogen, zur Auszahlung kommen. Rechnen 8 Rieß (Hrsg.)

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Sie bitte nicht sofort mit diesen Beträgen, sondern erst bei Fälligkeit, also in etwa 3 - 4 Wochen. Hier sind alle aus- und eingehenden Gelder genau eingeteilt, und auch kleinere Verschiebungen sind unter den heutigen Verhältnissen unbequem, weil sie wieder eine ganze Reihe von Dispositionen umwerfen. „Vergangenheit und Gegenwart" 3, deren Redaktion die ganze deutsche Bücherproduktion zur Besprechung einfordert, habe ich bei Verteilung der Rezensionsexemplare fast nie, auch nicht bei dringend ausdrücklichem Wunsche, berücksichtigt. Die Redaktion hat nach meiner Erinnerung sogar einmal einen scharfen Vorstoss gegen die Verleger unternommen, die ihre angebliche „Kulturmission" nicht durch Besprechungsexemplare unterstützen. Die Bücher werden meistens in monströsen Sammel- und Dauerbesprechungen in Relativsätzen gestreift. Ich rechne bestimmt damit, dass Ihre „Staatsphilosophie" eine Säule und Zier für Duncker & Humblot wird. Viel Glück auf den Weg! Es ist possierlich mit anzusehen, wie vorsichtig jetzt die Herren, die Ball so gelobt haben, wieder von ihm abrücken und ihn schelten; auch in vielen persönlichen Briefen kommt das zum Ausdruck. Die Herren Gurian 4, Guardini 5, Nötzel6, Rost7, Salin8 etc. möchten ihren Segen in Fluch verwandeln; man hat den Eindruck, dass die meisten ihre innere Freude an dem Buch mit Rücksicht auf die Wirkung dämpfen und gegen ihr Herz des strengen Scharfrichteramtes walten. Ich sehe wieder, dass der ausserordentlich gescheite Mann (nicht Verleger) recht hatte, der es für den Tod der freien, ungefesselten geistigen Produktion hielt, wenn man einem Areopag von Gelehrten oder Dichtern oder Schriftstellern die Wahl der zu druckenden Bücher überliesse. Mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 3 Seiten, ms. o. U., 20. 01. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Der Fall Hashagen: Vgl.: Briefe vom 13. 01. 1925 und 18. 01. 1925. Vgl.: Carl Schmitt, Die Kernfrage des Völkerbundes, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 48. Jg. (1924), S. 1-26. 3 Vgl.: Brief vom 18. 01. 1925, Anm. 5. 4 Gurian, Waldemar (13. 02. 1902-26. 05. 1954), Professor für politische Wissenschaften, Publizist, Schüler von Schmitt und Max Scheler, Vertreter des politischen Katholizismus, Gegner des Nationalsozialismus. In der Emigration Kritik an Carl Schmitt. Vgl.: Heinz Hürten, Waldemar Gurian. Ein Zeuge der Krise unserer Welt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Mainz 1972. 2

5 Vgl.: Romano Guardini, Heilige Gestalt, in: Die Schildgenossen 4. Jg. (1923/24), S. 256-268, besonders 260 ff. Die „Folgen der Reformation" wurden von Guardini nicht mehr besprochen. 6 Vgl.: Karl Nötzel, Religiöse Bücher, in: Der Vorhof 3. Jg. (1925), S. 38-41, besonders S. 40. Die „Folgen der Reformation" wurden von Nötzel nicht mehr besprochen.

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7 Vgl.: Hans Rost, Wandlung in der Werteinschätzung des Protestantismus, in: Hochwacht Nr. 15 (19. Ol. 1925), S. 2, Nr. 16 (20. 01. 1925), S. 3 und Nr. 17 (21. 01. 1925), S. 1 f.

s Salin, Edgar (10. 02. 1892-17. 05. 1974) Professor für Nationalökonomie an der Universität Basel. Vgl.: Anton Föllmi, Salin, Edgar, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22 (2005), S. 372 f. Vgl. Brief vom 20. 11. 1924.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 05. 02. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für die prompte Antwort auf meinen Brief! Inzwischen habe ich Ihren neuen Verlagskatalog erhalten und gesehen, mit welcher Energie Sie sich für Ball 1 einsetzen. Das ist sehr schön. Was sagen Sie zu dem Artikel von Gurian?2 Daß der Aufsatz über den Völkerbund3 immer noch nicht erschienen ist, ärgert mich aus folgendem Grunde besonders: Ich habe am 26. Januar einen Vortrag über den Völkerbund gehalten, vor Zentrumsleuten, der Presse (K[ölnische]. V[olkszeitung 4 ].; Bonner Reichs Z[ei]t[un]g 5 .; u. a.), aber einen Bericht über den Vortrag nur in der Weise erlaubt, daß sie auf meinen Aufsatz aufmerksam machten. Ich dachte, der Aufsatz müßte doch endlich erscheinen, da er ja schon Anfang Dezember veröffentlicht werden sollte und ich deshalb in größter Eile im November gearbeitet habe. Jetzt ist es Februar. Für Schmollers Jahrbuch werde ich nichts mehr hergeben, besonders nicht, nach dieser Erfahrung. Von dem Honorar, 60 M für den Bogen, zu schweigen. Das Hochland6 hätte mir 20 M pro Seite bezahlt und es wäre im Januarheft erschienen. Nun ja, das sind Klagen, die Sie als Verleger kennen. Ganz unabhängig davon möchte ich Sie doch bitten, mir bald etwas zu schicken. Es kann doch nicht darauf ankommen, ob Sie einige hundert Mark jetzt oder in 14 Tagen schicken. Ich brauchte sehr notwendig Geld. Die Korrekturen der 2. Auflage der Pol [irischen]. Romantik sind erledigt, allerdings müßte ich das Namenregister doch wohl noch sehen, weil erfahrungsgemäß viele Fehler darin sind. Sollte es zu einer 3. Auflage kommen, so arbeite ich noch ein Kapitel Chateaubriand7 aus, als Pendant zu Adam Müller 8 , das wird sehr lustig. Was sagen Sie eigentlich zu der Besprechung, die Thoma9 im letzten Heft des A[rchivs]. für Soz[ial]. Wissenschaft], über meinen Parlamentarismus veröffentlich hat? Eine süßsaure Mischung, aus der ich nicht klug werde. Herzliche Grüße Ihres stets ergebenen Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 05.02. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. i Ball, Hugo (22.02. 1886-14.09. 1927), Schriftsteller, Mitbegründer des Dadaismus. Vgl.: Hans Joachim Bähr, Hugo Ball, in: Literatur Lexikon, hrsg.von Waither Killy, Bd. 1 (1988), S. 300 ff. 8'

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2 Vgl.: Waldemar Gurian, Die Folgen der Reformation, in: Augsburger Postzeitung, Sonntagsbeilage Nr. 5 vom 30. 01. 1925. 3 Vgl.: Carl Schmitt, Die Kernfrage des Völkerbundes, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 48. Jg. (1924), S. 1-26. 4 Es ließ sich kein entsprechender Artikel über Carl Schmitt in der Kölnischen Volkszeitung nachweisen. 5 Es ließ sich kein entsprechender Artikel über Carl Schmitt in der Bonner Reichszeitung nachweisen. 6 Vgl.: Otto Weiß, Der Modemismus in Deutschland. Ein Beitrag zur Theologiegeschichte, Regensburg 1995, S. 457-473. Vgl.: Richard van Dülmen, Katholischer Konservatismus oder die »soziologische' Neuorientierung. Das Hochland in der Weimarer Zeit, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte Bd. 36 (1973), S. 254-301. 7 Schmitt hat dieses Kapitel Chateaubriand auch in den späteren Ausgaben, 3. Auflage 1968, nicht mehr hinzugefügt. 8 Müller, Adam (30.06. 1779-17.01. 1829), Diplomat und Staatstheoretiker. Vgl.: Albrecht Grözinger, Müller, Adam, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. VI (1993), S. 233 f. 9 Vgl.: Richard Thoma, Zur Ideologie des Parlamentarismus und der Diktatur, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Bd. 53 (1925), S. 212-217.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 10. 02. 1925 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihren Brief vom 5. Februar! Ueber Ball's 1 „Folgen" ist ausser von Gurian 2 ein sehr ausführlicher, über 3 Fortsetzungen sich erstreckender Aufsatz von Dr. Rost3 in einem Schweizer christlich-sozialen Blatt „Die Hochwacht" erschienen. Die Belege habe ich an Ball geschickt. Gurians Deutung im letzten Teil seiner Besprechung, die „Folgen" seien eine Art christlicher Demutsäußerung, scheint mir abenteuerlich, eigentlich sogar ein schlechter Aufklärungswitz ä la Voltaire 4. Ihre Klage über den Aufsatz in „Schmollers 5 Jahrbuch" ist nicht berechtigt. Dass das Erscheinen eines Aufsatzes in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift etwas anderes ist, als in einem schöngeistigen, mit Weltanschauungs-Artikeln untermischten Blatt mit 10 000 Abonnenten, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Dem wissenschaftlichen Verlag kann es recht sein, wenn die Gelehrten selbst ihre eigenen Zeitschriften fallen lassen und in die besser zahlenden und pünktlicher erscheinenden Monats-Revuen abwandern, denn dann müssen sie - die Verleger - auf ihre Zeitschriften mit nicht ganz 1000 Beziehern nichts mehr zusetzen. Wie wäre es denn auch anders möglich, als dass Zeitschriften wie das „Archiv f[ür]. öffentliches]. Recht", „Schmollers Jahrbuch", „Die historische Zeitschrift", das „Archiv für Sozial Wissenschaft" etc. erstens nicht so pünktlich erscheinen wie etwa das „Hochland" und zweitens nur ein Fünftel der Honorare jenes zahlen. Unser „Jahr-

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buch" hat 7 - 8 0 0 Abonnenten und zahlt mehr Honorar als das „Archiv f[ür].Soz[ial].Wissenschaft].", worüber es jüngst ernste Auseinandersetzungen gab. Es kann auch bei durchschnittlich 20 Mitarbeitern pro Heft, in der Hauptsache Dozenten der deutschen Universitäten, nicht pünktlicher erscheinen, da das Tempo des unpünktlichsten Mitarbeiters für den Ausgabetermin massgebend sein muss. Nach den Blättern wie „Neue Rundschau", „Neue Merkur", „Hochland" etc. ist dann die weitere Stufe mit noch höherem Honorar und noch pünktlicherem Erscheinen (man kann sich da auf den Tag, ja auf die Stunde verlassen) der „Uhu", der „Querschnitt" etc.;6 und schon jetzt sollen, wie mir erzählt wurde, die Mitarbeiter des „Hochland" und der ähnlichen Monatsschriften drohen, zum „Uhu" überzugehen, wenn die Honorare nicht erhöht werden, und die Blätter nicht präziser erscheinen. Das sind nette Ausblicke für die Zukunft! Mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 10. 02. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Hugo Ball, Die Folgen der Reformation, München/Leipzig 1924. 2 Vgl.: Waldemar Gurian, Die Folgen der Reformation, in: Augsburger Postzeitung, Sonntagsbeilage Nr. 5 vom 30. 01. 1925. 3 Vgl.: Hans Rost, Wandlung in der Werteinschätzung des Protestantismus, in: Hochwacht Nr. 15 (19. 01. 1925), S. 2, Nr. 16 (20. 01. 1925), S. 3 und Nr. 17 (21. 01. 1925), S. 1 f. 4 Voltaire, Francis-Marie Arouet (21. 11. 1694-30.05. 1778), Philosoph. Vgl.: Alfred Noyes, Voltaire. Dichter, Historiker, Philosoph, München 1976. 5 Vgl.: Carl Schmitt, Die Kernfrage des Völkerbundes, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 48. Jg. (1924), S. 1-26. 6

Uhu und Querschnitt waren illustrierte Unterhaltungsblätter, aber auf gehobenem Niveau.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 12. 02. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ihre freundliche Belehrung vom 10. Februar habe ich mit großem Genuß und ebensolchen Nutzen gelesen. Ihre Ausblicke sind leider nicht einmal phantastisch. Nicht nur die Neue Rundschau1, auch der Roland2 hat mich mehrmals um Beiträge gebeten, der Querschnitt3 ebenfalls. Wäre es nicht anständiger, sein Brot dort zu verdienen als durch steuerrechtliche Gutachten oder eine Industrie ä la Stier?4 Ich bereue es also nicht, Ihnen geschrieben zu haben. Da Sie auf meine, von der Angelegenheit des Schmoller-Jahrbuchs ganz unabhängige Bitte um Übersendung des Honorars nicht antworten, kann ich vielleicht hoffen, daß Sie diese Bitte still-

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schweigend erfüllen. Es kann Ihnen - das ist doch der Unterschied zwischen Ihnen als Verleger und mir als Lohnempfänger - nicht darauf ankommen, ein paar hundert Mark einige Tage eher zu schicken, als gerade der Fälligkeitstag ist. Oder wollen Sie mich auch hier an den „ U h u " 5 verweisen? Das wäre zu bequem. I m letzten Heft des Archiv für öffentliches Recht habe ich einen Aufsatz veröffentlicht über die Auflösung des Reichstags 6 . Wenn er Sie interessiert, schicke ich Ihnen einen Sonderabdruck. Mehr wird Sie interessieren, daß dieses Heft in seinem Besprechungsteil einen konzentrischen Angriff gegen mich enthält. Mendelssohn-Bartholdy 7 spricht von dem „grob-politisierenden Hasbach" und dem „fein-politisierenden Carl Schmitt"; Wittmayer 8 benützt die Gelegenheit, sich für manches zu rächen, was er mir zuschreibt und macht hämische Bemerkungen zu meinem „Parlamentarismus". Man erkennt wenigstens den Ärger. Ich sehe aber, lieber Herr Dr. Feuchtwanger, daß ich anfange, typische AutorenBriefe zu schreiben. Anworten Sie also nicht mit einem Verleger-Brief! Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 12. 02. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Neue Rundschau, Zeitschrift des S. Fischer-Verlages. Vgl.: Wolfgang Grothe, Die Neue Rundschau des Verlages S. Fischer, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 4 (1961/63), Sp. 809-995. 2 Roland: Illustriertes Wochenmagazin, herausgegeben von Franz Blei. 3 Querschnitt, illustriertes Unterhaltungsblatt des Uli stein Verlages. Vgl.: Wilmont Haacke, Längsschnitt des Querschnitt, in: Wilmont Haacke / Alexander von Baeyer, Der Querschnitt. Facsimile Querschnitt durch den Querschnitt 1921-1936, Frankfurt am Main et al. 1977, S. V - L X I I . 4 Stier-Somlo, Fritz (21.05. 1873-10.03. 1932), Jurist, Professor des Staats-, Verwaltungs- und Völkerrechts. Vgl.: Anonym, Stier-Somlo, Fritz, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 9, München 1998, S. 529. 5 Uhu: Zeitschrift des Ullsteinverlages. Vgl.: Christian Ferber (Hrsg.), Uhu. Das Magazin der 20er Jahre, Frankfurt am Main/Berlin 1979, S. 351 ff. 6 Vgl.: Carl Schmitt, „Einmaligkeit" und „gleicher Anlaß" bei der Reichstagsauflösung nach Art. 25 der Reichs Verfassung, in: Archiv des öffentlichen Rechts Neue Folge Bd. 8 (1925), S. 162-174, auch in: ders., Verfassungsrechtliche Aufsätze aus dem Jahren 19241954, Berlin, 1958. 7 Vgl.: Albrecht Mendelssohn-Bartholdy, Rezension: Richard Thoma, Der Begriff der modernen Demokratie in seinem Verhältnis zum Staatsbegriff, in: Archiv des öffentlichen Rechts Neue Folge Bd. 8 (1925), 230 f. 8 Vgl.: Leo Wittmayer, Rezension: Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, in: Archiv des öffentlichen Rechts Neue Folge Bd. 8 (1925), S. 231 ff.

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Briefwechsel 1918-1935 Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. O., 20. 02. 1925 Lieber Herr Professor! Die M 775 - Resthonorar für die „Politische Romantik" 2. Auflage sind inzwischen an Sie durch die Post abgegangen. Ich wäre Ihnen für die Uebersendung eines Sonderabzugs Ihres Aufsatzes im „Archiv. f[ür]. öffentliches Recht" über die Auflösung des Reichstags sehr dankbar.1 Im Februar-Heft des „Neuen Merkur" hält Brinkmann 2 (Heidelberg) unter dem Titel „Konjunktur für Soziologie" eine recht heitere und liebenswürdige Revue über unsere neue soziologische Literatur: Wiese - Scheler - Murray - Ranke (Polit.Gespräch) - Ball 3 . Aus diesen Spalten geht nach den paar Zeilen über Murray klar hervor, dass weder die Redaktion des „Neuen Merkur" noch Brinkmann irgend welche böse Gedanken und Absichten gegen Sie haben, was Sie doch früher einmal zu spüren glaubten. Mitteis 4 ist in dem letzten Heft der „Deutschen Literatur-Zeitung" allzu freundlich mit der Zitelmann-Festgabe umgegangen; sehr gefreut habe ich mich über den letzten Abschnitt zu Ihrem „Parlamentarismus", der diesem, in den Besprechungen doch zu kurz gekommenen Opus zum ersten Mal, wenigstens andeutend, gerecht wird. Ich sehe nach wie vor sehr schwarz über die allgemeine deutsche Geistesverfassung; die mir zugänglichen und deutbaren Symptome sind erschütternd. Ich stöbere eifrigst in den Zeitaltern herum, ob der Grad der 1925 erreichten rohen Unbildung und grotesk-sachlichen Bösartigkeit auch früher irgendwo oder irgendwann feststellbar ist. Ich freue mich, dass die Neuauflage der „Politischen Romantik" nun bald fertig wird und sehr stattlich ausfällt. Auch mit dem Einband werden Sie zufrieden sein. Der Fertigdruck ist im Gange, die ersten broschierten Exemplare werden bald draussen sein, dann dauern die Buchbinderarbeiten noch etwa 3 Wochen. Mit herzlichen Grüssen Ihr Nachschrift:

zu dem Brief an Prof C. Schmitt vom 20. 02. 1925.

Mit gleicher Post schicke ich Ihnen nochmals den letzten Bogen (Seite 22 ff.) zur Korrektur. Gleichzeitig ist dieser Bogen von hier aus druckfertig an die Drukkerei gegangen. Wenn Sie unseren Korrekturen nichts hinzuzufügen haben, erübrigt sich die Weitersendung nach Altenburg; sonst bitte ich um postwendende Weiterleitung der Korrektur an die Druckerei. Wie Sie sehen, sind am Schluss ein paar repräsentative Anzeigen, nur von Werken, deren gute Gesellschaft Sie anerkennen, abgedruckt. D[er].0[bige].

Brief, 3 Seiten, ms. o. U , 20. 02. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

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1 Vgl.: Carl Schmitt, „Einmaligkeit" und „gleicher Anlaß" bei der Reichstagsauflösung nach Art. 25 der Reichsverfassung, in: Archiv des öffentlichen Rechts Neue Folge Bd. 8 (1925), S. 162-174, auch in: ders., Verfassungsrechtliche Aufsätze aus dem Jahren 19241954, Berlin, 1958, S. 15-28. 2 Vgl.: Carl Brinkmann, Soziologische Konjunktur, in: Der Neue Merkur 8. Jg. (1924/25), S. 437 f. 3 Leopold von Wiese, Allgemeine Soziologie als Lehre von den Beziehungen und Beziehungsgebilden der Menschen 1. Teil: Beziehungslehre, München / Leipzig 1924, Max Scheler (Hrsg.), Versuche zu einer Soziologie des Wissens, München/Leipzig 1924, Kathleen Murray, Taine und die englische Romantik, München / Leipzig 1924, Leopold von Ranke, Politisches Gespräch, München/Leipzig 1924, Hugo Ball, Die Folgen der Reformation, München/Leipzig 1924. 4 Heinrich, Mitteis, Besprechung: Bonner Festgabe für Emst Zitelmann, in: Deutsche Literaturzeitung 1925, Sp. 279-284.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 23. 02. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren freundlichen Brief vom 20. Februar. Inzwischen habe ich auch, heute morgen, die 775 Mark Resthonorar erhalten, wofür ich ebenfalls bestens danke. Die Korrekturen der 2. Auflage der Pol [irischen]. Romantik sind erledigt. Wann kann ich Ihnen die Liste der Namen schicken, an welche ich Exemplare senden lassen möchte, und wie viele Namen dürfen darauf stehen? Ich werde Ihnen Visitenkarten dazu schicken. Die Mitteilung über Prof. Brinkmann 1 interessiert mich sehr. Ich habe Brinkmann in Heidelberg auf der Durchreise kennen gelernt. Trotzdem bleibe ich dabei, daß er meinen Namen bei der Schrift über den Parlamentarismus absichtlich nicht genannt hat. Diese Schrift wird systematisch totgeschwiegen, oder so läppisch behandelt, wie es [sich] Wittmayer 2 im selben Heft des A[rchivs].' ö[ffentlichen]. R[echts]. tut, in welchem komischerweise auch mein Aufsatz über Reichstagsauflösung3 steht. Ihren Pessimismus über die Lage der deutschen Wissenschaft teile ich durchaus. Erinnern Sie sich an meine Besprechung Stier-Somlo's?4 Sie hat überhaupt niemand interessiert, und St[ier].-S[omlo]. hat jetzt ein Referat auf dem diesjährigen Staatsrechtslehrer-Kongreß! Ich dachte einmal daran, die ganze Angelegenheit, also Besprechung, Äußerungen von Meiner 5 und St[ier].-S[omlo] 6. zusammenzustellen und unter dem Titel: „Der Fall Hobhouse - Stier-Somlo, Dokumente zur Soziologie der deutschen Wissenschaft" als Broschüre zu publizieren. Was sagen Sie dazu? K[urt]. Schröder 7 würde es wohl drucken. Noch eine Frage: Ist es noch möglich und was wird es kosten, noch einige Sonderabdrucke meines Völkerbundaufsatzes 8 aus Schmollers Jahrbuch herstellen zu lassen? Mit 40 bin ich leider nicht ausgekommen. Am 1. März beginnen die Ferien. Diese Woche habe ich sehr

Briefwechsel 1918-1935 viel Arbeit, und noch mehr Ärger und Ekel vor den karnevalistisch gestimmten, jeden Abend kostümierten Professoren. Bekanntlich das Ekelhafteste, was es gibt: ein Pedant, den es juckt, locker und lose zu sein. Dabei noch i m besetzten Gebiet! Ich habe keine andere Freude als meine Arbeit und hoffe, Ihnen bald eine gute „Allgemeine Staatslehre" anbieten zu können. Der kleine Aufsatz über Reichstagsauflösung 9 hat mir gezeigt, wie traurig veraltet Jellinek 1 0 ist. Herzliche Grüße, lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 23. 02. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Brinkmann, Carl (19.03.1885-20.05.1954), Soziologe. Vgl.: Heiko Kömer, Carl Brinkmann. Eine wissenschaftsbiographische Skizze, in: Reinhart Blomert/Hans Ulrich Eßlinger/Norbert Giovannini (Hrsg.), Heidelberger Sozial- und Staatswissenschaften. Das Institut für Sozial- und Staatswissenschaften zwischen 1918 und 1958, Marburg 1997, S. 159161. Vgl. die Briefe vom 27. 06. 1924 und 01. 11. 1924. 2 Vgl.: Brief vom 12. 02. 1925, Anm. 8. 3 Vgl.: Brief vom 12. 02. 1925, Anm. 6. 4 Vgl.: Carl Schmitt, Rezension: L.T. Hobhouse, Die metaphysische Staatslehre, in: Wirtschaftsdienst 9. Jg. (1924), S. 986 f. 5 Felix Meiner, Zum Thema: Hobhouse, in: Wirtschaftsdienst 9. Jg. (1924), S. 1832. 6 Fritz Stier-Somlo, Zum Thema: Hobhouse, in: Wirtschaftsdienst 9. Jg. (1924), S. 1832. 7

Der Verlag wurde am 01. 04. 1919 von Kurt Schroeder gegründet, veröffentlichte vor allem zu Geschichte und Kultur und erwarb sich innerhalb kürzester Zeit hohes Ansehen. Vgl.: Otto Wenig, Buchdruck und Buchhandel in Bonn, Bonn 1968, S. 434-438. 8 Vgl.: Carl Schmitt, Die Kernfrage des Völkerbundes, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 48. Jg. (1924), S. 1 -26. 9 Vgl.: Carl Schmitt, „Einmaligkeit" und „gleicher Anlaß" bei der Reichstagsauflösung nach Art. 25 der Reichsverfassung, in: Archiv des öffentlichen Rechts Neue Folge Bd. 8 (1925), S. 162-174, auch in: ders., Verfassungsrechtliche Aufsätze aus dem Jahren 19241954, Berlin, 1958, S. 15-28. 10 Schmitt meint hier Georg Jellinek, (1851-1911), Professor für Staatsrecht, der eine „Allgemeine Staatslehre" 2. Aufl. Berlin 1905 verfasste. Vgl.: Martin J. Sattler, Georg Jellinek (1851-1911). Leben für das öffentliche Recht, in: H. Heinrichs/H. Franzki/K. Schmalz/ M. Stolleis (Hrsg.), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, München 1993, S. 355 - 368.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 26. 02. 1925 Lieber Herr Professor! Leider ist es nicht mehr möglich, neue Sonderabzüge aus unserem eben erschienenen Jahrbuchheft herzustellen, weil es fertig gedruckt ist und der Satz ausnahmslos abgelegt wurde. Es kann möglich sein, dass sich aus den Ueberschussbogen bei

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der Druckerei noch einige Exemplare Ihres Beitrages zusammenstellen lassen; ich habe sofort veranlasst, dass dies geschieht, wenn noch die einschlägigen Bogen in loser Form da sind. Vielen Dank für Ihre Erörterung über Art. 25 der Reichsverfassung 1; Sie beweisen scharf logisch, durch Rechtsvergleichung und allgemeine ratio gut gestützt, die wiederholte Auflösbarkeit wegen allgemeiner parlamentarischer Schwierigkeiten. Aber man hat den Eindruck, dass wie bei Art. 48 der politische Einzelwille auf Grund von Ueberlegungen über die Machtgrenzen schliesslich entscheidet, nicht nur für die Auslegung der Gesetzesbestimmungen sondern auch für die praktische Handhabung. Die maskierten Professoren leben lebendig in meinem Vorstellungskreise und ich habe die Rollen unter einer eigenartigen Devise bereits verteilt. Ich wüsste einige gute Festgedanken! Schade, dass Zitelmann2 nicht mehr für die Präsidentenrolle lebt; nach seinen Lebenserinnerungen, die in mir die engste Gedankenverbindung mit den alten Gartenlaubenjahrgängen auf dem Dachboden meines elterlichen Hauses hervorriefen, hatte er das beste Zeug dazu. Auf die „Allgemeine Staatslehre" freue ich mich aufrichtig. Für das Semester-Ende die herzlichsten Wünsche Ihr Handschriftlicher Zusatz Bitte bald um die Liste der Empfänger Widmungsexemplare Ihrer „Politischen Romantik" mit den dazugehörigen Karten. Verteilung der Rezensions-Exemplare erfolgt in abgetrenntem Verfahren. Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 26. 02. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, „Einmaligkeit" und „gleicher Anlaß" bei der Reichstagsauflösung nach Art. 25 der Reichsverfassung, in: Archiv des öffentlichen Rechts Neue Folge Bd. 8 (1925), S. 162-174, auch in: ders., Verfassungsrechtliche Aufsätze aus dem Jahren 19241954, Berlin, 1958, S. 15-28. 2 Zitelmann, Conrad Emst (07.08.1852-23.11.1923), Jurist, Professor. Vgl.: Prof. Landsberg, f Conrad Emst Zitelmann, in: Deutsche Juristen-Zeitung 29. Jg. (1924), Sp. 41 f.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 01. 03. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren freundlichen Brief vom 26. Februar, und für die entgegenkommende Behandlung meines Aufsatzes im Jahrbuch! Ihr Urteil über den Artikel 25 RV und meinen Aufsatz ist ganz treffend. Mir kam es damals nur darauf an, Marx Mut 1 zu einer Auflösung zu machen. Er hat den

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Mut nicht gehabt und so spielt das Zentrum eine traurige Rolle. Beifolgend die Liste der Widmungsexemplare und 3 Karten (für Richter 2, Werle 3 und Del Vecchio 4 ). Ich möchte Sie bitten, nicht zu vielen Zeitungen und Zeitschriften Exemplare zu schicken; immer von neuem ärgert mich die Nutzlosigkeit einer Beachtung dieses nichtsnutzigen Gesindels. Nur der „Neuen Rundschau" bitte ich jedenfalls ein Exemplar zu schicken; sie hat mich um einen Beitrag gebeten, den ich zwar abgelehnt habe, was aber doch vielleicht einen Vorwand geben könnte, sie um eine Besprechung zu bitten. Meinecke5 und seine ganze Schule schweigen systematisch über mich; ich habe jetzt schöne Belege dafür und erzähle Ihnen einmal davon. Jetzt zeigt sich überall der Einfluß der armen Pol [irischen]. Romantik des Jahres 1919, aber niemand nennt sie, wohl schreibt man mir schöne Briefe, die zur Psychologie des Plagiats von großem Interesse sind. Das letzte flagrante Beispiel (nach P[eter]. R[ichard]. Rohden6) ist Dr. Kurt Borries 7, Romantik und Geschichte, Stuttgart 1925. Von Zeitungen, die ein Exemplar verdienen, möchte ich die Rhein-Mainische Volkszeitung, Frankfurt a. M. nennen, die einzige intelligente katholische Zeitung in Deutschland8. Ich hoffe, in den Ferien fleißig zu arbeiten, erst eine „Staatsphilosophie" (für ein Handbuch9), dann die Allgemeine]. Staatslehre10, von der ich hoffe, daß es sowohl systematisch wie empirisch ein gutes Kompendium wird und die vielen Gelegenheitsarbeiten der letzten Jahrzehnte überflügelt. Herzliche Grüße, lieber Herr Feuchtwanger, von Ihrem Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., Ol. 03. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1

Die Wahlen vom 07. 12. 1924 haben eine Regierungsbildung erschwert, da nur eine Koalitionsregierung möglich war. Vgl.: Ulrich von Hehl, Wilhelm Marx 1863-1946. Eine politische Biographie, Mainz 1987, S. 316-325. Vgl.: Winfried Becker, Die Minderheit als Mitte. Die Deutsche Zentrumspartei in der Innenpolitik des Reiches 1871 -1933, Paderborn 1986. 2 Richter, Werner (05.05. 1887-19.09. 1960), Germanist, Wissenschafts- und Kulturpolitiker, ab 1920 Ministerialrat im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, ab 1925 Leiter der Hochschulabteilung, 1932 im Streit mit Papens Hochschulpolitik Rückzug aus dem Ministerium und Annahme einer Professur für Germanistik, 1933 als Jude in den Ruhestand versetzt, 1936 Emigration in die Schweiz, 1939 in die USA, 1949 Rückkehr nach Deutschland. Vgl.: Lothar Reinermann, Richter, Werner, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 21 (2003), S. 539 f. 3 Wehrle, Emil (1891-1962), Jurist, 1934 f. Dekan der juristischen Fakultät der Universität Marburg, ab 1936 Lehrstuhl für Sozial Verwaltung an der Universität Frankfurt/M. Vgl.: Werner Becker, Briefe an Carl Schmitt, hrsg. von Piet Tommissen, Berlin 1998, S. 62. 4

Del Vecchio, Giorgio (26.08. 1878-28. 11. 1970), Philosoph mit dem Schwerpunkt Staatsphilosophie. Vgl.: V. Frosini, Del Vecchio, in: Dizionario Biografico degli Italiani Bd. 38, Rom 1990, S. 391-396. 5 Meinecke, Friedrich (30. 10. 1862-06. 02. 1954), Historiker Professor für Geschichte. Vgl.: Harm Klueting, „Vernunftrepublikanismus" und „Vertrauensdiktatur". Friedrich Meinecke in der Weimarer Republik, in: Historische Zeitschrift Bd. 242 (1986), S. 69-98.

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Briefwechsel 1918-1935

6 Vgl.: Brief vom 08. Ol. 1925. 7 Bornes, Kurt (23.03.1895-23.01.1968), Professor für Geschichte in Gießen von 1938/39 bis 1945, 1946 verlässt er Gießen und übersiedelt nach Esslingen, Lehrtätigkeiten an den Universitäten Tübingen und ab 1960 wieder Gießen, Mitglied im „Kuratorium Unteilbares Deutschland". Vgl.: Eberhard Naujoks, Kurt Borries f, in: Historische Zeitschrift 207 (1968), S. 787 ff. Vgl.: Hans Georg Gundel, Die Geschichtswissenschaft an der Universität Gießen im 20. Jahrhundert, in: Ludwigs-Universität Justus Liebig-Hochschule 1607-1957, Festschrift zur 350-Jahrfeier, Gießen 1957, S. 231 f. 8 Vgl.: Heinz Blankenberg, Politischer Katholizismus in Frankfurt am Main 1918-1933, Mainz 1981, S. 100-124. 9 Es handelt sich hierbei wohl um den Artikel „Absolutismus" im „Staatslexikon im Auftrag der Görresgesellschaft", 5. Auflage, Freiburg i. Br., 1926, Sp. 29-34.

10 Vgl.: Carl Schmitt, Verfassungslehre, München /Leipzig 1928.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 04. 03. 1925 Lieber Herr Professor! Ihre Liste für die Widmungsexemplare nebst Karten ist richtig hier eingegangen und wird sofort ausgeschrieben. Herzlichen Dank für Ihre Zeilen! Mit der Rezensionsliste wird nach Ihrem Wünsch verfahren. Leider teilt uns die Druckerei eben mit, dass Sonderabzüge Ihres Völkerbund-Aufsatzes aus Schmollers Jahrbuch 48 / IV nicht mehr zusammen zu stellen sind, da die betreffenden]. Bogen fehlen. Mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 04. 03. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 07. 03. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihre freundliche Karte! Ich sehe der 2. Auflage mit großer Spannung entgegen und hoffe, daß die anonyme Wirkung der 1. Auflage nunmehr ins Licht trete. Mit Spiethoff 1 sprach ich wegen einer Besprechung in Schmollers Jahrbuch; er wird an Spranger 2 schreiben, der sich wahrscheinlich bereit finden wird. Möchten Sie bitte noch, mit beiliegender Karte, auch Sombart3 ein Exemplar schicken.

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Lesen Sie übrigens Blei's 4 Roland5? Oft ist es sehr lästig, z. B. neulich die Manierismen über Sternheim6. Blei ist eben der einzige intelligente deutsche Autor von großer Bildung und natürlicher Humanität. Herzliche Grüße Ihr Brief, 1 Seite, hs. m. U., 07. 03. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik. 1 Spiethoff, Arthur (13. 05. 1873-04. 04. 1957), Professor der Wirtschaftlichen Staatswissenschaften, Mitbegründer der Lehre von den Wirtschaftsstilen und der modernen Konjunkturforschung. Vgl.: Anonym, Spiethoff, Arthur, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 9, hrsg. von Waither Killy und Rudolf Vierhaus, München 1998, S. 406. Vgl.: Matthias Emst Kamp, Nationalökonomen in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn, in: Einweihung des Fakultätsgebäudes der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn 1970, S. 54-65. 2 Spranger, Eduard (27. 06. 1882-17. 09. 1963), Philosoph, Psychologe, Pädagoge. Vgl.: Werner Schüßler, Spranger, Eduard, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. X (1995), Sp. 1061-1070. 3 Sombart, Werner (19.01. 1863-19.05. 1941), Professor für Nationalökonomie. Vgl.: Friedrich Lenger, Werner Sombart 1863-1941. Eine Biographie, München 1994. 4 Blei, Franz (18. 01. 1871-10. 07. 1942), Schriftsteller, der 1933 emigriert. Vgl.: Dieter Harth (Hrsg.), Franz Blei. Mittler der Literaturen, Hamburg 1997. 5 Roland, Illustriertes Wochenmagazin, Berlin Februar 1925, Nr. 8. Darin das mehrmals umformulierte Portrait „Carl Sternheim". Vgl.: Franz Blei, Porträts, hrsg. von Anne Grabisch, Berlin 1986, S. 482-488 und besonders die Anm. 482, S. 591 f. 6 Sternheim, Carl (01. 04. 1878-03. 11. 1942), Schriftsteller. Vgl.: Eckehard Czucka, Carl Stemheim, in: Literatur Lexikon Bd. 11, hrsg. von Waither Killy, München 1991, S. 191 ff.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 19. 03. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Morgen reise ich für einige Tage nach Frankfurt und möchte Ihnen vorher ein paar Zeilen schreiben. Den Umschlag der Pol [irischen]. Romantik habe ich erhalten. Jetzt wird das Buch wohl bald erscheinen. Ich möchte Sie bitten, in der Liste der Adressen, die ich Ihnen mitteilte, Geheimrat Triepel 1 wieder zu streichen. Eine schöne Erfahrung zur Soziologie der deutschen Wissenschaft: sowohl Koellreutter 2 wie Triepel (Herausgeber des Arch[ivs]. [des] öff [entlichen]. Rechts schreiben mir unaufgefordert, daß sie der Rezension meiner Schrift über den Parlamentarismus, die Wittmayer 3 im letzten Heft des Arch[ivs]. [des] öffentlichen]. Rechts publiziert hat, durchaus fernstehen, leider nicht haben hindern können etc. Ich habe den Eindruck übelster Intrige. Sie als Verleger werden das interessante Mißverhältnis zwischen der gedruckten und der in Briefen geschriebenen Ansicht wohl kennen. Ich habe schon eine große Dokumenten-Sammlung und veröffentliche sie eines Tages. Der Redakteur Victor Leemans4, von der Wochenschrift Het Vlaamsche

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Land, in Stekens (Belgien) bittet mich um meine Publikationen über Politik, sowie um eine Photographie, weil er eine Studie über mich veröffentlichen will. Möchten Sie ihm bitte die Politische Theologie, den Parlamentarismus und die 2. Auflage der Polfitischen]. Romantik schicken lassen. A u f das übrige und die Photographie wird er wohl verzichten können. Einen kleinen Aufsatz 5 aus der K[ölnischen]. V[olkszeitung]. sende ich Ihnen gleichzeitig als Drucksache, damit Sie am 29. richtig wählen. 6 Herzliche Grüße, lieber Herr Dr. Feuchtwanger, von Ihrem alten Carl Schmitt P.S. 1) Ich las in einer Rezension 7 , der Verlag D[uncker]. & H[umblot]. habe nach Ball's F[olgen]. d[er]. Reformation], „wieder gut zu machen." Welchen langweiligen Schinken gedenkt der Verlag in Erfüllung dieser Verpflichtung zu übernehmen? 2) Herr Dr. Waldemar Gurian 8 in Godesberg, Viktoriastr. 13 schreibt alle 14 Tage in der K[ölnischen]. V[olkszeitung]. unter dem Namen Peltastes vielgelesene Kritiken, nicht dumm. Es hat Zweck, ihm Bücher zur Besprechung zu schicken.

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 19. 03. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Triepel, Heinrich (12.02. 1868-23. 11. 1946), Jurist von 1913-1935, Professor des Staats-, Verwaltungs- und Kirchenrechts an der Universität Berlin, Mitbegründer der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer. Vgl.: Ulrich Gassner, Heinrich Triepel. Leben und Werk, Berlin 1999 (= Tübinger Schriften zum Staats- und Verwaltungsrecht Bd. 51). 2 Koellreutter, Otto (26. 11. 1883-23.02. 1972), Professor, Jurist. Vgl.: Jörg Schmidt, Otto Koellreutter 1883 - 1972. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit. Frankfurt am Main 1995. 3

Vgl.: Leo Wittmayer, Rezension: Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, in: Archiv des öffentlichen Rechts, Neue Folge Band 8 (1925), S. 231 ff. 4 Leemans, Victor (1901-1971), Journalist, der die Lehren der sogenannten Konservativen Revolution in Belgien popularisiert hat, ab 1958 Mitglied des Europa-Parlaments. Vgl.: Piet Tommissen, Leemans, in: National Biografisch Woordenboek Bd. 12, Brüssel, 1987, Sp. 423-434. Vgl.: Victor Leemans, Carl Schmitt-Bijdrage tot de sociologie van Staat en politiek, Antwerpen 1933. 5

Vgl.: Carl Schmitt, Reichspräsident und Weimarer Verfassung, in: Kölnische Volkszeitung 66. Jg. (1925), Nr. 198 vom 15. 03. 1925, S. 1. 6 Schmitt spielt hier auf den ersten Wahlgang zur Wahl des Reichspräsidenten nach dem Tod von Friedrich Ebert an. Vgl.: Heinrich August Winkler, Deutsche Geschichte vom Ende des Alten Reiches bis zum Untergang der Weimarer Republik, München 2000. S. 458. 7

Diese Rezension konnte nicht ermittelt werden. 8 Gurian, Waldemar (13. 02. 1902-26. 05. 1954), Professor für politische Wissenschaften, Publizist, Schüler von Schmitt und Max Scheler, Vertreter des politischen Katholizismus, Gegner des Nationalsozialismus. In der Emigration Kritik an Carl Schmitt. Vgl.: Heinz Hürten, Waldemar Gurian. Ein Zeuge der Krise unserer Welt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Mainz 1972.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Auf der Reise, 21. 03. 1925 (Poststempel: Frankfurt/M) Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie die Güte hätten, in der kommenden Woche (22.-28. März) etwaige Zusendungen insbesondere das etwaige 1. Ex[em]pl[ar]. der Pol [irischen]. Rom[antik]. 2. Aufl[age]. an die Adresse Plettenberg 2 B[ahn]h[o]f. (Westfalen) zu senden. Besten Dank und herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 21. 03. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 23. 03. 1925 Lieber Herr Professor! Ihren Brief vom 19. März muss ich vom Bett aus beantworten, weil ich wieder, wie im September 1920, als die „Diktatur" herauskam, von einer Magenblutung befallen wurde und für längere Zeit ans Haus gebunden bin. Geheimrat Triepel 1 wird also von der Liste gestrichen. Die Einsichten in die „Soziologie der deutschen Wissenschaft", von denen Sie mir einen Ausschnitt geben, habe ich seit Jahr und Tag; ich nehme diese Geistesverfassung als etwas Gegebenes und ziehe sie für alle Erwägungen und Entschlüsse als sicheren Faktor in mein Kalkül ein. Eine Publikation darüber könnte dem Verfasser und nicht den Betroffenen schaden; denn die allgemeinen menschlichen und professoralen Schwächen brauchen nicht mehr bewiesen zu werden, und auf die Spezialfälle mit dem Finger zu deuten, ist nach der allgemeinen ungeschriebenen Konvention bei Strafe der Aechtung verboten. An den belgischen Redakteur2 schicken wir Ihre Bücher. In der Rezensionsliste für die „Politische Romantik" ist Gurian 3 deshalb nicht aufgenommen, weil er bei den Empfängern der Widmungsexemplare vorkommt. Die allgemeine Versendung an den Buchhandel erfolgt, wenn die Exemplare von der Buchbinderei kommen. Die fertig gedruckten Bogen liegen bereits vor. Zu Beginn des Sommersemesters ist das Buch in den Buchhandlungen. Ihr Reichspräsidenten-Aufsatz 4 ist gegenüber dem allgemeinen Geschwafel und Gefasel in den Zeitungen erquickend sachlich und reich an nachdenklichen und positiven Gesichtspunkten. Mir gefiel gestern in der „Frankfurter Zeitung" der Nachruf Onckens5 auf Rachfahl 6 ausnehmend gut; ich schicke Ihnen den Ausschnitt.

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Was i m „Archiv f[ür]. Politik u[nd]. Geschichte" von einem Heinrich Bornk a m m 7 gegen Ball steht, ist überaus schwach und fad, namentlich der Spezialeinwand über Katharina Emmerich 8 . Ich sehne mich nach einer richtigen, einigermassen kongenialen Attacke gegen Ball und warte vergebens darauf. Bitte lesen Sie bestimmt das etwas dicke (700 S.), aber materialgefüllte Buch von Bernoulli 9 über J. J. Bachofen und das Natursymbol, namentlich auch über die allgemeine Geisteshaltung dieses sonderbaren aber grossen Basler Professors, der mit 14 Millionen Goldfranken starb und alle seine Bücher bei den verschiedensten Verlegern selbst bezahlte. Nehmen Sie einstweilen herzliche Grüsse und die allerbesten Wünsche für schöne und ruhige Tage in Plettenberg. Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 23. 03. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Triepel, Heinrich (12.02. 1868-23. 11. 1946), Jurist von 1913-1935, Professor des Staats-, Verwaltungs- und Kirchenrechts an der Universität Berlin, Mitbegründer der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer. Vgl.: Ulrich Gassner, Heinrich Triepel. Leben und Werk, Berlin 1999 (Tübinger Schriften zum Staats- und Verwaltungsrecht Bd. 51). 2 Gemeint ist Victor Leemans. Vgl. Brief vom 19. 03. 1925. 3 Gurian, Waldemar (13. 02. 1902-26. 05. 1954), Professor für politische Wissenschaften, Publizist, Schüler von Schmitt und Max Scheler, Vertreter des politischen Katholizismus, Gegner des Nationalsozialismus. In der Emigration Kritik an Carl Schmitt. Vgl.: Heinz Hürten, Waldemar Gurian. Ein Zeuge der Krise unserer Welt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Mainz 1972. 4

Vgl.: Carl Schmitt, Reichspräsident und Weimarer Verfassung, in: Kölnische Volkszeitung Nr. 298 (15. 03. 1925), S. 1. 5 Vgl.: Hermann Oncken, Felix Rachfahl. Ein Nachruf, in: Frankfurter Zeitung vom 22.03. 1925. Zu Oncken, Hermann (16. 11. 1869-28. 12. 1945), Historiker. Vgl.: Christoph Studt, Oncken, Hermann, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 19 (1999), S. 538 f. 6 Rachfahl, Felix (09.04. 1867-15.03. 1925), Historiker. Vgl.: Stefan Jordan, Rachfahl, Felix, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 21 (2003), S. 77 f. 7 Vgl.: Heinrich Bornkamm, Hugo Ball, Die Folgen der Reformation, in: Archiv für Politik und Geschichte Bd. 4 (1925), S. 233 f. Dort heißt es: „Nur einen Weg kennt Ball, den Deutschland gehen muß, „wenn es genesen will von Irrsal und Absonderung, von Härte und Unmut", den Weg Brentanos zu Anna Katharina Emmerich, zum Katholizismus. Ball mag selbst eine Geschmacksprobe in seiner Parallele zu seinem Jesuswort geben: „ Hinkel, Gockel und Gackeleia' werden vergehen, aber die von Brentano notierten Worte des Hirtenkindes werden dauern." (S. 84). Wobei nur zu bemerken ist, daß sie bereits im Jahre 1923 in einer dickleibigen Untersuchung des Augustiner-Paters Winfried Hümpfner in der Hauptsache als „absichtliche wissenschaftliche Mystifikation" Brentanos nachgewiesen sind. 8 Emmerick, Katharina, Anna (1774-1824), stigmatisierte Augustinemonne, die durch Clemens von Brentano berühmt wurde; Ball hat sich in den „Folgen der Reformation", S. 83 f. mit ihr befasst. 9 Vgl.: Carl Albrecht Bernoulli, Johann Jakob Bachofen und das Natursymbol. Ein Würdigungsversuch, Basel 1924.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Bonn, 31. 03. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren nach Plettenberg gerichteten Brief vom 23. März. Mit großer Besorgnis hörte ich von Ihrer Krankheit. Ich hoffe von Herzen, daß es Ihnen bald besser geht und daß Sie sich einmal Zeit und Ruhe zu einer systematischen Heilung nehmen. Gestern erhielt ich die Exemplare der 2. Auflage der Politischen Romantik. Es ist wirklich ein schönes Buch geworden, das sich sehen lassen kann; ich wünschte nur, daß Sie ebenso viel Freude daran haben, wie ich. Gelegentlich wollen sie mir die Listen der Adressen mitteilen, an welche Exemplare geschickt wurden. Ich habe Sie natürlich nicht im Kopf und weiß nicht, ob folgende Namen, an denen mir liegt, darauf stehen: Prof. Robert Michels1, Basel, Prof. F. Kiener 2, Strasbourg, rue Fischart 20, Prof. W. Wittich 3 , Adresse wird Ihnen von der Max Weber Erinnerungsgabe noch bekannt sein. Dann müßte Dr. Hamacher4, Generalsekretär der Rheinfischen]. Zentrumspartei Köln, Rubensstr. 11 eines erhalten. Am Osterdienstag halte ich in Köln bei einer der vielen Jahrtausendfeiern einen Vortrag über das Rheinland als Objekt internationaler Politik 5 , wozu etwa 200 Leute geladen werden. Sie erhalten den Vortrag, wenn er gedruckt ist. Am liebsten wäre es mir, wenn ich Sie und Ihre verehrte Gattin einladen könnte. Nach Ihrem letzten Brief ist das allerdings nicht aussichtsvoll. Doch würde ich mich sehr freuen, Sie beide einmal am Rhein als meine Gäste begrüßen und Ihnen dieses wunderbare Land zeigen zu können. Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit und den besten Empfehlungen an Ihre Gattin Ihr stets ergebener Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs., m. U, 31. 03. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik. i Michels, Robert (01.09. 1876-02.05. 1936), Soziologe und Politologe, der von der deutschen Sozialdemokratie kommend, schließlich die Ideen des italienischen Faschismus propagierte. Erfinder des „ehernen Gesetzes der Oligarchie" und Vertreter einer Elitetheorie. Vgl.: Joachim Milles, Brüche und Kontinuitäten eines radikalen Intellektuellen. Zur Einführung in die Politische Soziologie Robert Michels, in: Robert Michels, Masse, Führer, Intellektuelle Politisch-soziologische Aufsätze 1906-1933, Frankfurt am Main/New York 1987, S. 7 - 3 0 . 9 Rieß (Hrsg.)

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2 Kiener, Fritz (07. 03. 1874-04. 11. 1942), Historiker, Professor für Geschichte an der Universität Straßburg, mit dem Schwerpunkt elsässischer Geschichte. Vgl.: Charles-Edmond Perrin, Fritz Kiener (1874-1942), in: Memorial des annees 1939-1945, Publications de la Faculte des Lettres de l'Universite de Strasbourg (Paris 1947), pp. 99-117. Vgl.: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1950, S. 2404. Vgl.: Rudolf Holtzmann, Nachruf, in: Historische Zeitschrift 168 (1943), S. 222 f. 3 Wittich, Werner (1867-11.08. 1937), Wirtschaftshistoriker. Vgl.: Fritz Kiener, Werner Wittich und das Eisass, in: Schweizer Monatshefte 17. Jg. (1937), S. 290-301. 4 Hamacher, Wilhelm (11. 10. 1883-29.07. 1951), Politiker, Zentrumspartei, seit 1949 Mitglied des Deutschen Bundestages. Vgl.: Anonym, Hamacher, Wilhelm, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 4 (1996), S. 354. 5 Vgl.: Carl Schmitt, Die Rheinlande als Objekt internationaler Politik, Köln 1925 (= Flugschriften zum Rheinproblem, Folge 2, Heft 4) auch gekürzt in: ders.: Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 29-37.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 06. 04. 1925 Lieber Herr Professor!

Ich beantworte auch heute noch Ihren Brief vom 31. März vom Bett aus und danke Ihnen vor allem für Ihre liebenswürdige Einladung nach dem Rheinland. Wenn ich wieder gesund bin, kommen wir sehr gerne, wenn uns Haus und Beruf beurlauben. In der Anlage erhalten Sie die Liste der von Ihnen bestimmten Empfänger von Widmungsexemplaren; auf der zweiten Liste sind die Rezensionsexemplare aufgeführt. Ich wünsche Ihnen zu Ihrem Vortrag 1 am Osterdienstag in Köln großen Erfolg und freue mich darauf, das, was Sie sagten, bald gedruckt zu lesen. M i t herzlichen Grüssen und besten Wünschen bin ich wie immer Ihr L. Feuchtwanger Anlage: 2 Listen

Brief, 1 Seite, ms. m. U., 06. 04. 1925 (RW 265-3490) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt. i Vgl. Brief vom 31. 03. 1925.

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. O., 22. 04. 1925 Lieber Herr Professor! Wie ist Ihr Vortrag 1 am Osterdienstag von statten gegangen? Waren Sie selbst befriedigt davon; und welches Publikum hatten Sie? In der Sonntagsbeilage der „Kölnischen Volkszeitung" vom 5. 4. stand eine mustergültige Besprechung über Meinecke2, Alfred Weber3 und Aulard 4 von „Peltastes"5. Ich meine darin auf Schritt und Tritt Spuren Ihrer Sprachform und Ihrer sachlichen Stellung zu dem behandelten Problem zu erkennen. Ist es indiskret zu fragen, wer Peltastes ist? Gegen eine solche Besprechung sticht der beiliegende Ausschnitt der „Kölnischen Zeitung" in kläglicher Weise ab. Jetzt werden immer mehr Stimmen über Ball 6 laut, die das aussprechen, was Sie seiner Zeit befürchteten. Aber es ist ein Trost, dass unter diesen Stimmen bis jetzt kein überlegener, kritischer Geist zu entdecken ist. Alle diese Gegner schimpfen nur in schlechtem Deutsch darauf los und sind erbarmungswürdig in ihrer vollendeten Hilflosigkeit über das eigentliche Thema. Hashagen schreibt auch in dem nächsten Heft von Schmollers7 Jahrbuch, das schon in 8 - 1 4 Tagen herauskommt, über die Idee der Staatsraison in der neueren Geschichte, und im letzten Heft der „Zeitwende" hat er über das Mittelalter 8 geschrieben. Beide Aufsätze sind ähnlich wie die Besprechungen in der Kölnischen Zeitung. Mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 22. 04. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Die Rheinlande als Objekt internationaler Politik, Köln 1925 (= Flugschriften zum Rheinproblem, Folge 2, Heft 4) auch gekürzt in: ders.: Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 29-37. 2 Friedrich Meinecke, Die Idee der Staatsräson in der neueren Geschichte, München / Berlin 1924. 3 Weber, Alfred, Die Krisis des modernen Staatsgedankens in Europa, Stuttgart 1924. 4 Alphonse Aulard, Politische Geschichte der Französischen Revolution. Entstehung und Entwicklung der Demokratie und der Republik 1789-1804. Berechtigte Verdeutschung von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Eingeleitet von Hedwig Hintze, München / Leipzig 1924. 5 Peltastes (Waldemar Gurian), Signale, in: Kölnische Volkszeitung Nr. 252 (05.04. 1925), Beilage S. 2 f. 6 Hugo Ball, Die Folgen der Reformation München / Leipzig 1924. 7 Vgl.: Justus Hashagen, Die Idee der Staatsraison in der neueren Geschichte, in: Schmollers Jahrbuch 49. Jg. (1925), Bd. I, S. 211-220. 8 Vgl.: Justus Hashagen, Risse im Mittelalter, in: Zeitwende 1. Jg. (1925), S. 237-248.

9"

Briefwechsel 1918-1935

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Feuchtwanger

Bonn,

. 0 . 1925

Lieber Herr Feuchtwanger! Wie geht es Ihnen jetzt gesundheitlich? Ich wünsche Ihnen von Herzen gute Erholung und hoffe, daß Sie bald Ihre alte Arbeitskraft und Elastizität wiedergewonnen haben. Ich habe Osterdienstag in Köln meinen Vortrag über „Das Rheinland als Objekt internationaler Politik" 1 gehalten, er soll als Flugschrift verbreitet werden; Sie erhalten ein Exemplar. Der Erfolg war sehr groß. Vielleicht haben Sie in der Frankfurter]. Zeitung2 davon gelesen. Für Kramar 3 besten Dank! Es ist ein voluminöses Buch, aber sehr extensiv. Die Tschechen erfüllen im heutigen Europa anscheinend die Funktion, noch an die Ideen von 1789 zu glauben, und werden dafür belohnt wie brave Schulkinder. Herr Leemans4 (Stekens in Belgien, Redakteur von Het Vlaamsche Land) teilt mir mit, daß er wohl die 2. Aufl[age]. der Pol [irischen]. Romantik, nicht aber Politische]. Theologie und Parlamentarismus erhalten habe. Wollen Sie es ihm bitte schicken lassen? Nächste Woche sind die Ferien zu Ende. Ich lese in diesem Semester nur Staatsrecht. Es ist herrlich in Bonn. Wenn Sie nur eine kleine Vorstellung davon hätten, kämen Sie hierher zu Besuch. Mit dieser Hoffnung schließe ich heute und bleibe stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 22. 04. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Die Rheinlande als Objekt internationaler Politik, Köln 1925 (= Flugschriften zum Rheinproblem, Folge 2, Heft 4) auch gekürzt in: ders.: Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 29-37. 2 In der Frankfurter Zeitung Nr. 283 (17. 04. 1925), Zweites Morgenblatt wird der Vortrag Schmitts nicht erwähnt, anders die Vossische Zeitung Nr. 92 (17.04. 1925), die schrieb: „Professor Karl Schmitt-Bonn hielt ein Referat über „Das Rheinland als Objekt internationaler Politik", das mit interessanten neuen Gedanken und Formulierungen die modernen Methoden der Beherrschung und Ausbeutungfremder Völker herausarbeitet." 3 Vgl.: Karl Kramar, Die russische Krisis. Geschichte und Kritik des Bolschewismus, Autorisierte Übertragung aus dem Tschechischen von Alfred Schebeck, München/Leipzig 1925. 4 Leemans, Victor (1901-1971), Journalist, der die Lehren der sogenannten Konservation Revolution in Belgien popularisiert hat, ab 1958 Mitglied des Europa-Parlaments. Vgl.: Piet Tommissen, Leemans, in: National Biografisch Woordenboek Bd. 12, Brüssel, 1987, Sp. 423-434. Vgl.: Victor Leemans, Carl Schmitt-Bijdrage tot de sociologie van Staat en politiek, Antwerpen 1933.

Briefwechsel 1918-1935

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

München, 24. 04. 1925 Lieber Herr Professor! Ihr Brief aus Bonn zeigt mir, dass sie wieder zurück sind. Mein Brief von gestern hat sich mit dem Ihren gekreuzt. Wir lassen sofort die beiden Schriften „Parlamentarismus" und „Politische Theologie" an Herrn Leemans in Steckens gehen. Mit herzlichen Grüssen Ihr Karte, 1 Seite, ms. o. U., 24. 04. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 26. 04. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren freundlichen Brief vom 22. und Ihre Karte vom 24. Ich sende Ihnen gleichzeitig die letzte Samstag-Nummer der Kfölnischen]. V[olkszeitung]. mit einer Besprechungen meines Völkerbund-Aufsatzes und einer neuen Peltastes-Besprechung.1 Peltastes ist Herr Dr. Gurian 2. Er ist bei mir im Seminar. Das nächste Mal wird er wohl die politische Romantik besprechen3, die übrigens in hiesigen Buchläden noch nicht zu haben ist. Über Ball las ich auch in der Historischen]. Zeitschrift], eine Besprechung von G[erhard]. Ritter 4. Am 4. Mai beginnen die Vorlesungen. E[rich]. Kaufmann 5 ist wieder beurlaubt, sodaß ich viel Arbeit haben werde. Das schönste Kompliment zur Pol [irischen]. Romantik machte mir bisher Martin Wolff 6 , der schrieb, daß er sich an jeder Seite des Buches freue, daß niemand in Deutschland mir das nachmachen könne etc. Hoffentlich geht es dieser 2. Auflage nicht wie der armen 1., die nur im Anonymen gewirkt hat. Über den ,,Röm[ischen]. Katholizismus" kann ich jetzt frei verfügen, da ich Hegner7 die 2. Auflage nicht gegeben habe. Ich weiß nicht recht, was ich damit anfangen soll. Für Sie ist es auf keinen Fall etwas; nach den „Folgen der Reformation" wäre es skandalös. Ein katholischer Verlag paßt mir auch nicht. Vielleicht mache ich in einigen Jahren eine Sammlung von Aufsätzen und veröffentliche es darin 8. Herzliche Grüße, lieber Herr Feuchtwanger, mit besten Wünschen für Ihre Gesundheit. Stets Ihr Carl Schmitt Brief, 3 Seiten, hs. m. U., 26. 04. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

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1 Vgl.: m.s., Besprechung: Carl Schmitt, Die Kernfrage des Volkerbundes, in: Kölnische Volkszeitung Nr. 305 vom 26. 04. 1925, Beilage S. 3. 2 Gurian, Waldemar (13.02. 1902-26.05. 1954), Publizist. Vgl.: Heinz Hürten, Waldemar Gurian. Ein Zeuge der Krise unserer Welt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Mainz 1972. 3 Vgl.: Peltastes, [= Waldemar Gurian], Signale, in: Kölnische Volkszeitung 343 (10. 05. 1925), 2 f. 4 Vgl.: Gerhard Ritter, Rezension: Hugo Ball, Die Folgen der Reformation, in: Historische Zeitschrift Bd. 131 (1925), S. 296 f. s Kaufmann, Erich (21. 09. 1880-05. 11. 1972), Staats- und Völkerrechtler, Rechtsphilosoph. Vgl.: Hans Liermann, Kaufmann, Erich, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 11, Berlin 1977, S. 349f. Vgl.: Stefan Hanke, Erich Kaufmann, Carl Schmitt und Erich Kaufmann Gemeinsames in Bonn und Berlin, in: Mathias Schmoeckel (Hrsg.), Die Juristen der Universität Bonn im „Dritten Reich", Köln u. a. 2004, S. 388-407.

6 Wolff, Martin (1872- 1953), Rechtshistoriker. Vgl.: Gerhard Dannemann, Martin Wolff in: Jack Beatson / Reinhard Zimmermann (Hrsg.), Jurists Uprooted: German-speaking Emigre Lawyers in Twentieth Century Britain, Oxford University Press, Oxford 2004, p. 441 -461. 7 Hegner, Jakob (25. 02. 1882-24. 09. 1962), Verleger, 1936 emigriert, 1960 Mitbegründer des Deutschen Taschenbuch-Verlags. Vgl.: Anonym, Hegner, Jakob, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 4 (1996), S. 484. 8 Noch 1925 erscheint die 2. Auflage mit bischöflichem Imprimatur in der Reihe „Der katholische Gedanke" Band 13 des Theatiner-Verlags München/Rom.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 02. 05. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Vorgestern hatte ich Besuch von Prof. Salin 1 , der mir von seiner Anregung, eine Sammlung herauszugeben und von der Aussichtslosigkeit des Planes erzählte. Schön-Peltastes 2 wird die 2. Auflage der Politischen]. Rom[antik]. nächsten Samstag besprechen; i m Arch[iv]. [für] Soz[ial] Wissenschaft] hoffentlich Robert Michels 3 ; bei Schmoller: Spranger 4 . Ich bitte nachträglich noch, an folgende Adressen, die ich vergessen habe, Exemplare zu senden: 1) Prof. Rudolf Smend 5 , Nicolassee bei Berlin; Teutonenstr. 1 2) M . Palyi 6 , Handelshochschule Berlin, (2. Spandauerstr. 1 / er stand schon auf der Liste, hat aber keines erhalten); 3) Prof. Richard Seewald 7 , Köln a.Rh. Urbinoweg 40 Kunstgewerbeschule - Mein Kölner 8 Vortrag wird von R i c k 9 ins Englische übersetzt. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 02.05. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik.

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1 Salin, Edgar (10.02. 1892-17.05. 1974), Nationalökonom, Mitbegründer der Friedrich-List-Gesellschaft, der Konservativen Revolution zuzurechnen. Vgl.: Anton Föllmi, Salin, Edgar, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22 (2005), S. 372 f. 2 Peltastes (Waldemar Gurian), Signale, in: Kölnische Volkszeitung Nr. 343 (10. 05. 1925), Beilage S. 2 f. 3 Michels, Robert (01.09. 1876-02.05. 1936), Soziologe und Politologe, der von der deutschen Sozialdemokratie kommend, schließlich die Ideen des italienischen Faschismus propagierte. Erfinder des „ehernen Gesetzes der Oligarchie" und Vertreter einer Elitetheorie. Vgl.: Joachim Milles, Brüche und Kontinuitäten eines radikalen Intellektuellen. Zur Einführung in die Politische Soziologie Robert Michels, in: Robert Michels, Masse, Führer, Intellektuelle Politisch-soziologische Aufsätze 1906-1933, Frankfurt am Main/New York 1987, S. 7-30. Im „Archiv" hat Carl Brinkmann die Rezension verfasst. Vgl.: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Bd. 54, S. 530-536. 4 Spranger, Eduard (27. 06. 1882-17. 09. 1963), Philosoph, Psychologe, Pädagoge. Vgl.: Werner Schüßler, Spranger, Eduard, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. X (1995), Sp. 1061 -1070. Vgl.: Eduard Spranger, Die Soziologie in der Erinnerungsgabe für Max Weber, in: Schmollers Jahrbuch 49. Jg. (1925), Bd. II, S. 1379-1395, besonders S. 1394. 5 Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07. 1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv öffentliches Recht Bd. 112 (1975), S. 1 ff. Vgl.: Axel Freiherr von Campenhausen, Zum Tode von Rudolf Smend, in: Juristenzeitung 1975, S. 621 ff. 6 Palyi, Melchior (14.03.1892-28.07.1970), Nationalökonom. Vgl.: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Vol II, 2, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München u. a. 1983, S. 885. 7 Seewald, Richard (04.05. 1889-29. 10. 1967), Maler, Graphiker. Vgl.: Waither Killy, Richard Seewald, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 9 (1998), S. 261 f. s Vgl. Brief vom 31. 03. 1925. 9 Rick, Karl, Professor, Übersetzer, Anglist, lehrte vom Sommersemester 1926 bis zum Jahr 1943/44 an der Technischen Hochschule in Aachen. Vgl.: Piet Tommissen, Bausteine zu einer wissenschaftlichen Biographie, in: Helmut Quaritsch (Hrsg.) Complexio oppositorum - Über Carl Schmitt, Berlin 1988, S. 95.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt Bonn, 04. 05. 1925 Lieber Herr Professor! Die 3 Exemplare für Smend, Palyi, Seewald gehen sofort ab1. Vielen Dank für Ihre Zeilen und guten Nachrichten. Herzlichen Gruß Ihr

Karte, 1 Seite, hs. o. U., 04.05. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik. i Vgl. Brief vom 02. 05. 1925.

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Briefwechsel 1918-1935

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Bonn, 0 . 05. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihre freundlichen Worte vom 3. Mai! 1 Ich habe gerade Besuch von Prof. Wittich 2 aus Bergheim (Elsaß), und möchte Sie folgendes fragen, dass ich mit ihm besprochen habe. W[ittich]. hat eine außerordentlich interessante Arbeit von etwa 10 Bogen über das Wiedertäuferproblem geschrieben. Die Angelegenheit ist umso interessanter, als am 20. Juni 1925 zur 4 Jahrhundertfeier ein großer Kongreß der Mennoniten, Täufer etc. in Basel3 stattfinden soll, der namentlich in England und Amerika große Teilnahme findet. W[ittich]. möchte nun seine Arbeit bald publizieren. Sein Bruder, der eine anscheinend sehr gute Druckerei in Darmstadt hat, ist bereit, sie in 14 Tagen schön zu drucken. Auch das finanzielle Risiko würde übernommen. Die Frage an Sie geht dahin, ob die Arbeit nicht im Verlag D[uncker]. & H[umblot]. erscheinen könnte. In der Sache würde es sich natürlich um einen Kommissionsverlag handeln, doch dürfte das natürlich nicht nach außen hervortreten. Möchten Sie die Güte haben, mir bald zu antworten, vielleicht auch mit Wittich selbst sich in Verbindung setzen, dessen Adresse (Bergheim, Elsaß) Ihnen bekannt sein wird. Meine 2. Auflage der Pol [irischen]. Romantik wird sehr gelobt. Hoffentlich wird sie auch sehr gekauft. Herzliche Grüße Ihres stets ergebenen Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 06. 05. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Der Brief ist nicht erhalten geblieben. 2 Wittich, Werner (1867-11.08. 1937), Wirtschaftshistoriker. Vgl.: Fritz Kiener, Werner Wittich und das Eisass, in: Schweizer Monatshefte 17. Jg. (1937), S. 295-301. 3 Vgl.: Anonym, Bericht über die 400 Jährige Jubiläumsfeier der Mennoniten oder Taufgesinnten 13.-15. Juni 1925, Karlsruhe o. J. (Verlag Bibelheim Thomashof).

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 08. 05. 1925 Lieber Herr Professor! Ich danke Ihnen sehr für Ihre freundliche Übermittlung des Verlagsprojektes von Professor Wittich 1 . Duncker & Humblot kommen aber leider für diese Sache nicht in Frage. Wir nehmen nur ganz ungern Bücher in Kommission, die schwierige und undankbare Abrechnungen nachträglich erforderlich machen und an denen

Briefwechsel 1918-1935

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man später mehr Ärger als Freude erlebt. Solche Einzelarbeiten versinken zudem zu sehr in der allgemeinen Flut der Bücherproduktion, d. h. der Verlag kann sie nicht rationell anzeigen und vertreiben. Ich habe heute Herrn Prof. Wittich nach Bergheim einen ablehnenden Bescheid gegeben und lege Ihnen Durchschrift unseres Briefes 2 bei. Mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 08. 05. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Brief vom 06. 05. 1925. 2 Anlage: Durchschrift als Fußnote! Herrn o. O., 08. 05. 1925 Professor Dr. W. Wittich Bergheim Dep.Haut-Rhin Elsass-Lothringen Sehr verehrter Herr Professor! Herr Prof. Schmitt in Bonn hat uns von Ihrer Arbeit über das Wiedertäufer-Problem geschrieben. In halbwegs normalen Zeiten hätte sich der Verlag eine Ehre daraus gemacht, die besonders interessante Schrift zumal i. J. 1925 zu drucken, und im Eigen-Verlag zu übernehmen. Heute hindert uns daran, dass das Verlagsprogramm bis in alle Einzelheiten auf absehbare Zeit festgelegt und vorerst nicht erweiterungsfähig ist. Auf der anderen Seite scheuen wir uns, Bücher in Kommission zu verlegen, selbst wenn es sich um wissenschaftlich so einwandfreie Schriften von allgemeinem Interesse handelt, wie in Ihrem Falle. Wir müssen Sie daher bitten, von unserer Mitwirkung bei der Veröffentlichung Ihrer Wiedertäufer-Arbeit abzusehen und begrüssen Sie mit ausgezeichneter Hochachtung als Ihre sehr ergebenen

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 08. 05. 1925 Lieber Herr Professor! Sie haben die sachkundige und warme Besprechung Ihrer „Pol[irischen]. Romantik" von Hermann Bahr aus dem „Neuen Wiener Journal" 1 inzwischen erhalten. Franz Blei 2 und Hermann Bahr 3 bleiben trotz aller Einwände die sympathischsten Humanisten und diejenigen deutschen Journalisten, durch deren Berufung mancher unserer Universitäten ein neues Quantum von Frische und geistiger Empfänglichkeit zugeführt werden könnte. Ich unterbreite Ihnen heute - sicher zu Ihrer Unterhaltung - einen anderen Journalisten, Herrn Tim Klein 4 , der sich in der „Zeitwende" über Ball auslässt. Auch hier wieder wie bei Traub 5 statt sachlicher Zurückweisung Empörung und ver-

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Briefwechsel 1918-1935

ärgerte Zitierungen. Aber das gefährliche bei Klein ist die giftige, augenverdreherische Attitüde, die aus dem politischen Teil der Münch[ner]. Neuesten Nachrichten6, deren Feuilletonredakteur Klein ist, abgefärbt hat. Die merkwürdig gute Kenntnis von dem dummen Zeitungspublikum, d. h. von dem „armen Objekt jener sittlich entrüsteten Belehrung" und der Ausdruck von dem Staat, „den andere durch Feuilletons regieren wollen", zeigt an, dass hier ein getreuer Schüler aus der Küche in der Sendlingerstrasse das Wort hat. Verschweigt Herr Klein etwa nicht bewusst, dass Ball auch der Verfasser des ,,Byzant[inischen]. Christentum", eines angesehenen und viel bewunderten Buches ist und dass hier ein ernster Fall vorliegt? Über die Kunst dieses Verschweigens plaudert er selbst sehr sachverständig gleich zu Anfang des Kaliban-Aufsatzes. Und dann die Beleidigung der Leser der „Zeitwende", denen er falsche Suppen vorsetzt, die für die Münchner Neuesten Nachrichten gerade gut genug sein könnten „Der Abstand zwischen dem Machwerk des Herrn Ball und den Schöpfungen des Ranke, beweist wie tief wir heruntergekommen sind." Das ist, als ob man sagt: An der Hilf- und Hirnlosigkeit des Herrn Klein, die auf anderen Gebieten (Klein hat auch Theaterstücke geschrieben) schon von Berufenen bemerkt worden ist, lässt sich ermessen, was nun auch noch zu allem Übel das geistige Los des heutigen Deutschland geworden ist. Eine solche Besprechung muss Ball selbst und diejenigen, welche etwa der Meinung Ball's sind, durchaus in ihrer Überzeugung bestärken und vollends sicher machen. Bitte geben Sie uns den Ausschnitt gelegentlich für unser „Archiv" zurück. Mit herzlichen Grüssen Ihr L. Feuchtwanger.

Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 08. 05. 1925 (RW 265-3493) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt. 1 Vgl.: Hermann Bahr, Tagebuch, in: Neues Wiener Journal Nr. 11296 (03.05. 1925), S. 8 f. (hier S. 9 Rezension von „Karl" Schmitt, Politische Romantik). 2 Blei, Franz (18. 01. 1871-10. 07. 1942), Schriftsteller, der 1933 emigriert. Vgl.: Dieter Harth (Hrsg.), Franz Blei. Mittler der Literaturen, Hamburg 1997. 3 Bahr, Hermann (19. 07. 1863-15. 01. 1934), Literatur- und Kunstkritiker. Vgl.: Ursula Weyerer, Bahr, Hermann, in: Literatur Lexikon Bd. 1, hrsg. von Walther Killy, München 1988, S. 292 ff. 4 Vgl.: Tim Klein, Kaliban, in: Zeitwende 1. Jg. (1925), S. 554 ff. 5 Vgl.: D. G. Traub, Ein Spektakel, in: München-Augsburger Abendzeitung Nr. 73 (15. 03. 1925), S. 1 f. 6

Vgl.: Paul Hoser, Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Hintergründe der Münchner Tagespresse zwischen 1914 und 1934. Methoden der Pressebeeinflussung, Frankfurt am Main et al. 1990.

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Briefwechsel 1918-1935 Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Bonn, 09. 05. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ich erhielt heute Ihren freundlichen Brief vom 8. Mai und sende Ihnen gleich die Ball-Kritik von T[im]. Klein 1 zurück; sie ist allerdings schmock-haft; aber Sie kennen mein Urteil über Ball's Schrift 2. Heute ist in der K[ölnischen]. V[olkszeitung]. eine Besprechung meiner Politischen]. Rom[antik]. von Peltastes3 erschienen, die ich beifüge. Es scheint, als ob das Buch jetzt unter besseren Sternen erschiene. Eine Reaktion wird auch hier nicht ausbleiben. Gestern bemerkte ich zufällig (ich wollte einem durchreisenden Freund ein Exemplar kaufen), daß meine Schrift über den Parlamentarismus hier nur in dem Sonderdruck der Zitelmann-Festschrift verkauft wird, nicht in der authentischen Broschüre. Das hat mich etwas befremdet. Vielleicht schreiben Sie mir einmal, wie es sich damit verhält. Die Vorlesungen haben begonnen; ich habe entsetzlich viel Arbeit. Daß aus dem Vorschlag Wittich 4 nichts geworden ist, tut mir sehr leid. Ich bin besorgt, wie Sie meine Publikationen in Ihr Verlagsprogramm einfügen. Herzliche Grüße, lieber Herr Feuchtwanger, stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 09. 05. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Tim Klein, Kaliban, in: Zeitwende 1. Jg. (1925), S. 554 ff. 2 Vgl.: Briefe vom 20. 06. 1924, 04. 07. 1924, 27. 08. 1924, 28. 08. 1924, 07. 09. 1924, 18. 09. 1924, 27. 09. 1924, 02. 12. 1924, 16. 12. 1924. 3 Vgl.: Peltastes [= Waldemar Gurian], Signale (Rezension: Carl Schmitt, Politische Romantik, 2. Aufl.), in: Kölnische Volkszeitung Nr. 343 (10. 05. 1925), S. 2 f. 4 Vgl.: Briefe vom 06. 05. 1925 und 08. 05. 1925.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 13.05. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Herr Oberlandesgerichtsrat Dr. Dr. Otto Weinberger 1 Wien II, Erdbergstraße 82/4, Verfasser mehrerer im A[rchiv]. für Soz[ial]. Wissenschaft]. 2 veröffentlichter Aufsätze über Adam Müller 3 , bittet mich zum Zweck einer Besprechung um ein Exemplar meiner politischen Romantik. Ich möchte ihm gern eines schenken

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und bitte Sie gütigst die Übersendung veranlassen zu wollen. Dieser Tage erhalten Sie meinen Kölner 4 Vortrag. Bitte um ein Werturteil. Stets Ihr Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 13. 05. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik. 1 Weinberger, Otto (20.02.1882-08.07.1958), Richter und Universitätsdozent für Nationalökonomie und Soziologie. Vgl.: Otto Weinberger, Das neue Schrifttum über Adam Müller, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Bd. 51 (1924), S. 808-816. Vgl.: Gerhard J. Mauch, Weinberger, Otto, in: Harald Hagemann/Claus-Dieter Krohn (Hrsg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933 Bd. 2, München 1999, S. 729 ff. 2 Das Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik wurde von Werner Sombart, Max Weber und Edgar Jaffe begründet. 3 Müller, Adam (30.06. 1779-17.01. 1829), Diplomat und Staatstheoretiker. Vgl.: Albrecht Grözinger, Müller, Adam, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. VI (1993), S. 233 f.

4 Vgl.: Brief vom 31. 01. 1925.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 16. 05. 1925 Lieber Herr Professor! Herrn Oberlandesgerichtsrat Dr. Otto Weinberger 1 haben wir sofort ein Rezensionsexemplar Ihrer „Pol[irischen]. Romantik" schicken lassen. Herzlichen Dank für die Flugschrift über die Rheinlande!2 Der Vortrag ist von reichem Inhalt und sowohl im Aufbau wie in seiner sonstigen Form vorzüglich geschliffen und wirksam. Dabei sind Ihre Ausführungen von einer durchaus eigenartigen Idee beherrscht; diese Idee sehe ich in der von Ihnen festgestellten, von der Unbestimmtheit der geltenden internationalen Verträge kommenden Europäischen Gefahr. „Den Abgrund der Unbestimmtheit" dieser internationalen Vereinbarungen, über das besetzte Gebiet, den Volkerbund, etc., zeigen Sie in nicht zu überbietender Deutlichkeit. Das Taschenspielerkunststück des „Selbstbestimmungsrechts" decken Sie sehr scharfsinnig auf. Auf das Unrecht der Fremdherrschaft, doppelt gefährlich durch den Betrug der Anonymität und durch den Mangel eines Adressaten, dem Gefühle der Treue und Loyalität entgegengebracht werden könnten, weisen Sie viel wirksamer hin, als es in einer lauten und ungeschickten Presse täglich geschieht. Man muss wünschen, dass der Vortrag auch in französischer und englischer Sprache gehörig verbreitet wird, und an die richtige Adresse kommt.

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Ausserhalb jeder Politik und rein objektiv-wissenschaftlich ist noch zu fragen, ob die Verdünnung des Obrigkeitsbegriffes und das Wanken der Staatsautorität nicht ein allgemeines internationales Schicksal ist. Mit vielen Grüssen Ihr Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 16. 05. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Weinberger, Otto (20.02.1882-08.07.1958), Richter und Universitätsdozent für Nationalökonomie und Soziologie. Vgl.: Gerhard J. Mauch, Weinberger, Otto, in: Harald Hagemann/Claus-Dieter Krohn (Hrsg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933 Bd. 2, München 1999, S. 729 ff. 2 Vgl.: Carl Schmitt, Die Rheinlande als Objekt internationaler Politik, Köln 1925 (= Flugschriften zum Rheinproblem, Folge 2, Heft 4) auch gekürzt in: ders.: Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923 -1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 29 - 37.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 25. 05. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ihren Brief vom 16. Mai habe ich mit großem Interesse gelesen. Die Frage, wieweit überhaupt das Problem meiner Broschüre 1 jede moderne staatliche Obrigkeit trifft, ist berechtigt. Ich beantworte sie in meiner Staatsphilosophie. Leider geben Sie mir keine Antwort auf meine Frage2 wegen meines „Parlamentarismus". Liefern Sie auf Bestellung der Buchhandlungen den Sonderabdruck oder den authentischen Text der Broschüre? Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U, 25. 05. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Die Rheinlande als Objekt internationaler Politik, Köln 1925 (= Flugschriften zum Rheinproblem, Folge 2, Heft 4) auch gekürzt in: ders.: Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923 -1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 29 - 37. 2 Vgl.: Brief vom 09. 05. 1925.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 04. 07. 1925 Lieber Herr Professor! Rückfragen bei unserer Leipziger Auslieferungsstelle und bei der Druckerei sowie das Studium des verzweigten Briefwechsels aus dem Jahre 1923 über die

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„Zitelmann-Festgabe" verzögerten meine Antwort auf Ihre Frage vom 25. Mai über Ihren „Parlamentarismus". Die Auflage der Z[itelmannJ.-Festgabe ist seiner Zeit nach Vereinbarung, dem Bedürfnis der Käufer entsprechend, in der Weise geteilt worden, dass die Hälfte (500) als Sammelwerk, die andere Hälfte in die 13 Beiträge getrennt (jeder Beitrag ebenfalls in einer Auflage von 500) hergestellt wurde, und dass dann auf Bestellungen entweder das ganze Sammelwerk oder die einzelnen Beiträge in Sonderdrukken geliefert werden konnten. Dies ist auch in zahlreichen Anzeigen seit Herbst 1923 bis heute zum Ausdruck gekommen. Nur Ihr eigener Aufsatz ist daneben auch in verbesserter Ausgabe erschienen, nämlich nach Berücksichtigung einer Liste von (6) wesentlichen Korrekturen, die ich damals in meinem Brief vom 30. August 1923 ausdrücklich bestätigt habe. Als einige Monate nach der Ausgabe der Zfitelmann].-Festgabe und den Einzelsonderausgaben der authentische Text Ihres „Parlamentarismus" vorlag, sind Bestellungen darauf nur mehr durch Lieferung des jüngeren verbesserten Textes ausgeführt worden, während die noch vorhandenen Exemplare des Sonderdruckes nicht mehr ausgeliefert wurden, sodass also der alte Text nur mehr in der Form des Sammelbandes abgegeben wurde. Im April 1925 ist die kleine Ergänzungsauflage des jüngeren Textes (500 Ex.) aufgebraucht gewesen; unsere Leipziger Auslieferungsstelle hat ohne Wiederanfrage, etwa v. 15. April an, die älteren Sonderdrucke mit dem gleichen Text der Z[itelmann].-Festgabe auf Bestellung geliefert. Ausser der Lieferung an einige Bonner Firmen ist in nicht ganz 10 Fällen danach verlangt worden. Ich habe nun Weisung gegeben, dass vorläufig die Auslieferung des Sonderdruckes ganz zu unterbleiben hat, und dass die von Cohen, Bonn im Juni bestellten 5 Exemplare zurückzunehmen sind. Es lag, wie nach sorgfältiger Prüfung der Sachlage und des Briefwechsels feststeht, kein Anlass vor, anders zu verfahren. Der spätere authentische Text war so lange auszuliefern, als er ausreichte, also bis April d[e]s. J[ah]r[e]s. Unsere Leipziger Auslieferungsstelle, die nur Völlzugs-Stelle ist, nahm dann automatisch den Ballen mit den Sonderabzügen her. Zu einer Vernichtung oder einem Verbot des Sonderdruckes bestand deshalb kein Anlass, weil die Veröffentlichung und Verbreitung des alten Textes ja mit Ihrer Zustimmung auch in der Form der Zfitelmann].-Festgabe immer noch erfolgte. Bitte sagen Sie mir, ob Ihnen die Lieferung der Sonderabzüge aus der Zfitelmann].-Festgabe unter keinen Umständen mehr erwünscht ist. In diesem Falle werden wir eben die Restauflage makulieren lassen. In der Anlage sende ich Ihnen eine ältere Karte eines Herrn Otto Steinbrinck 1, Bonn. Wenn Sie Wert darauf legen, dass diesem Herrn ein Besprechungsexemplar zugeht, senden wir es sofort ab.

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Die mit gleicher Post an Sie abgehende Besprechung aus dem Hamburger Fremdenblatt2 ist ein Zeichen dafür, wie Recht Sie hatten mit ihrem Urteil über die Rezensionen in der Tagespresse überhaupt. Warum mich auch die letzten Besprechungen von „Peltastes" in der „Kölnischen]. Volkszeitung"3 ausserordentlich enttäuscht haben, nach den früheren, guten Anfängen, setze ich Ihnen später einmal auseinander, wenn Sie Wert darauf legen. Nun wünsche ich Ihnen einen befriedigenden Semesterschluss und danach recht gute Erholung. Mit herzlichen Grüssen verbleibe ich wie immer Ihr

Brief, 3 Seiten, ms. o. U., 04. 07. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Steinbruck, Otto (19. 12. 1888-16. 08. 1949), Berufssoldat, Industrieller, ab 1924 beim Flick-Konzem, dessen Vizepräsident er später wurde, Mitglied des Freundeskreises Reichsführer SS, 1947 im sog. Flick-Prozess zu 5 Jahren Haft verurteilt. Vgl.: Karl-Heinz Thieleke, Fall 5. Anklageplädoyer, ausgewählte Dokumente, Urteil des Flick-Prozesses, Berlin 1965, S. 454 ff. 2 Hamburger Fremdenblatt, Juni /Juli 1925. Die betreffenden Ausgaben sind leider in keiner deutschen Bibliothek nachweisbar, so dass die Rezension nicht gefunden werden konnte. 3 Vgl.: Peltastes [d. i. Waldemar Gurian], Zeit im Buch, in: Kölnische Volkszeitung Nr. 61 (25. 01. 1925) und Nr. 214 (22. 03. 1925).

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 01. 08. 1925 Lieber Herr Doktor Feuchtwanger! Ich danke Ihnen bestens für ihren Brief vom 4. Juli und die darin enthaltene Aufklärung über die Angelegenheit meines „Parlamentarismus". Diese Schrift wird heute allgemein nachgesprochen. Ein Frankfurter Privatdozent Heinz Marr 1 hat sie unter dem Titel „Klasse und Partei in der modernen Demokratie" zum Teil noch einmal publiziert, natürlich ohne Quellenangabe, weil die Schrift derartig im Verborgenen geblieben ist, dass er offenbar mit einer gänzlichen Verschollenheit rechnen und eine derartige beispiellose Aneignung fremden Eigentums sich erlauben durfte. Wenn es Sie interessiert und wenn es Ihre Zeit erlaubt, vergleichen Sie einmal diese „Frankfurter Gelehrtenrede" aus dem Verlag Engbert und Schlosser in Frankfurt a.M. mit meiner Abhandlung. Ich will mich noch über die Persönlichkeit von Herrn Marr erkundigen, ehe ich aus diesem Vorfall einen casus mache. Nach dem Vertrag über meine Schrift ist die 1. Auflage in einer Höhe von 500 Exemplaren gedruckt und soll als Ausgleich die 2. Auflage in einer Höhe von

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1500 Exemplaren gedruckt werden. Davon, dass ausser den 500 Exemplaren der 1. Auflage noch 500 Sonderdrucke hergestellt werden sollen, ist nicht die Rede. Wohl erinnere ich mich, dass Sie einmal, wenn ich nicht irre, vor einem Jahr von 200 Sonderdrucken sprachen. Ich habe das stillschweigend hingenommen, wie ich es hinnehmen muss, dass nunmehr 500 da sind. Es tut mir nur leid, dass eine Schrift, die einen solchen Eindruck gemacht hat und heute von Jedem, bis zum letzten Schwätzer herunter, also bis zum Grafen Keyserling 2, nachgesprochen wird, - dass sie nicht mit einer äusseren Art auftritt, um diese Herrschaften wenigstens zu einer Angabe ihrer Quelle zu veranlassen. Ich habe den Plan meinen Aufsatz über den Völkerbund, den Vortrag über die Rheinlande und einen weiteren Aufsatz mit dem Titel „Der status quo und der Friede 4'3 in etwas veränderter Form zusammenzufassen und gemeinsam zu publizieren unter einem Gesamttitel, den ich noch überlegen muss. Wenn der Verlag Duncker und Humblot bereit ist, die daraus entstehende Schrift zu publizieren - es wird sich wohl um etwa 100 Druckseiten handeln - , so möchte ich Sie um eine Nachricht bitten, ich würde dann auf meiner Ferienreise Mitte dieses Monats, vielleicht am 16. und 17. August, auf der Durchreise in München bei Ihnen vorsprechen und versuchen das Nähere zu vereinbaren. Es kann sein, dass die Arbeit viel Interesse findet, es ist aber auch möglich, dass sie nur anonym wirkt. Ich komme zu dieser Bemerkung unter dem Eindruck der Erfahrungen, die ich nicht nur mit der Schrift über den Parlamentarismus gemacht habe, sondern auch mit anderen Schriften, vor allem der politischen Romantik, die ebenfalls derartig anonym ist, dass selbst eine so frappante Angelegenheit wie der Zusammenhang von Romantik und Occasionalismus heute z. B. von dem Breslauer Professor Seeberg4, dem theologischen Sohn des Berliner Theologen, ohne Quellenangabe nachgesprochen wird. Bei Gelegenheit des Namens Seeberg erinnere ich mich, dass im letzten Lutherjahrbuch ein Aufsatz von Reinhold Seeberg über Luther und das Geschlechtsleben5 erschienen ist. Aus diesem Aufsatz können sie derartig stupende, ekelerregende Dinge über Luther entnehmen, welche der alte Berliner Professor, halb verlegen, halb entschuldigend, halb ahnungslos mitteilt, dass man wieder einmal sieht, welches unerhörte Thema durch die oberflächliche Behandlung von Hugo Ball 6 verpfuscht ist. Aber ich möchte weder diesen noch ein anderes Ihrer Verlagswerke kritisieren, um nicht den Eindruck hervorzurufen, als wollte ich irgend eine Art Zensur ausüben. Nach unserer Korrespondenz des letzten Jahres darf ich wohl noch hinzufügen, dass ich Ihnen meine Arbeit über den Völkerbund und den status quo natürlich nicht aufdrängen will, ebensowenig wie ich Ihnen andere Manuskripte guter und interessanter Arbeiten zuzuleiten gedenke. In dem Fall Wittich 7 habe ich eine Ausnahme gemacht, weil es sich um eine ganz ungewöhnliche, bedeutende wissenschaftliche Leistung handelt, ich habe es aber längst bedauert, dass ich mich unter dem Eindruck dieser grossen Bedeutung zu meiner Bitte hinreissen liess. Vielleicht

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haben Sie also die Güte, lieber Herr Dr. Feuchtwanger, mir wegen jener geplanten Publikation bald Nachricht zu geben. Inzwischen bleibe ich mit den besten Grüssen Stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 3 Seiten, ms. m. U., Ol. 08. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Marr, Heinz (1876-1940), Privatdozent für Soziologie an der Universität Frankfurt, Direktor des „Sozialmuseum", der ab 1933 mit den Nationalsozialisten sympathisierte. Vgl.: Notker Hammerstein, Die Johann-Wolfgang-Goethe-Uni versität Frankfurt/Main Bd. 1, Neuwied/Frankfurt am Main 1999, S 126 ff. 2 Keyserling, Hermann, Graf (20. 07. 1880-26. 04. 1946), Philosoph, Schriftsteller. Vgl.: Hugo Dysemick, Keyserling, Hermann, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 11, Berlin 1977, S. 565 ff. 3 Vgl.: Carl Schmitt, Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, Berlin 1940, S. 38-47 (zuerst in: Hochland 1925, S. 1 - 9 ) . 4 Seeberg, Erich (08. 10. 1888-26. 02. 1945), evangelischer Theologe, Kirchenhistoriker. Vgl.: Klaus-Günther Wesseling, Seeberg, Erich, in: Biographisch-bibliograhisches Kirchenlexikon Bd. IX (1995), Sp. 1297-1304. 5 Reinhold Seeberg, Luthers Anschauung von dem Geschlechtsleben und der Ehe und ihre geschichtliche Stellung, in Luther-Jahrbuch 7. Jg. (1925), S. 77-122. 6 Schmitt spielt hier auf Hugo Balls „Die Folgen der Reformation" an. 7 Vgl.: die Briefe vom 06. 05. und 08. 05. 1925.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 08. 11. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Im Dezemberheft des Hochland werden einige Notizen von meiner dalmatinischen Reise stehen1. Wir haben im September in München darüber gesprochen, ich bin sehr begierig, wie eine solche Veröffentlichung auf Ihr nüchternes Gemüt wirkt. Halb und halb bereue ich es schon, mir soetwas abschwätzen gelassen zu haben. Die gegenwärtige Bonner Atmosphäre - Vorlesungen, Übungen, Examen ist der Stimmung jener Ferienreise allzu fremd. Ich möchte Sie heute fragen, ob es sich nicht, mit Rücksicht auf diese Publikation im Dezemberheft empfiehlt, die 2. Auflage der Politischen Romantik im gleichen Heft zu inserieren. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen noch sagen, daß mich die Neue Rundschau immer von neuem um Beiträge bittet, die ich natürlich nicht liefern kann; wäre es eben nicht gut, wenn man ihr offenbar aufrichtiges Interesse für mich zunächst einmal dadurch sich bewahren ließ, daß sie eine Besprechung der Politischen Romantik veröffentlicht? Ich mag ihr das nicht sagen; 10 Rieß (Hrsg.)

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vielleicht sind Sie dazu in der Lage. Die Besprechung von Carl Brinkmann im Arch[iv]. [für] Soz[ial]Wissenschaft]. 2 werden Sie gesehen haben. Die ganze Meinecke-Klique3 arbeitet wütend gegen das Buch; noch mehr die Spann-Bande4. Lustig, die Einwirkungen auf Berufungsfragen zu beobachten. Ich muß doch eine 2. Auflage des Parlamentarismus-Aufsatzes machen und bitte Sie, mir gleich mitzuteilen, ob ich Ihnen das M[anu]s[kript]. schicken darf und wann Sie es drucken können. Ich möchte Sie bitten, eine etwaige Ablehnung nicht durch nationalökonomische Ausblicke oder dergleichen zu begründen. Palyi5 schickte mir einen Abdruck seines Aufsatzes aus Band 2 der BrentanoFestschrift, woraus ich entnommen habe, daß dieser Band jetzt erscheint. Ich muß Ihnen noch für den 1. Band danken, den Sie mir freundlichst in München auf die Reise mitgaben. Abgesehen von der höchst kompromittierenden Schmiererei Honigheims6 und der faden Mümmelei von Wiese7 ist er mir sehr wertvoll gewesen. Ich habe in jedem Semester 5 - 600 Hörer. Meine Schriften könnten also eigentlich nicht ohne Interesse bleiben. Wenn Sie trotzdem nichts davon spüren und Ihrerseits ohne Interesse bleiben, so weiß ich nicht, woran das liegt. Ein Lehrbuch schreibe ich sicher, aber lassen Sie mir dafür Zeit, sonst wird es nicht gut genug. Mit besten Grüßen stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 3 Seiten, hs. m. U., 08. 11. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Illyrien. Notizen von einer dalmatinischen Reise, in: Hochland 23. Jg. (1925), S. 293-298. 2 Vgl.: Carl Brinkmann, Carl Schmitts Politische Romantik, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Bd. 54 (1925), S. 530-536. 3 Meinecke, Friedrich (30. 10. 1862-06. 02. 1954), Historiker, Professor für Geschichte. Vgl.: Harm Klueting, „Vernunftrepublikanismus" und „Vertrauensdiktatur". Friedrich Meinecke in der Weimarer Republik, in: Historische Zeitschrift Bd. 242 (1986), S. 69-98. 4 Spann, Otmar (01. 10. 1878-08. 07. 1950) Professor für Nationalökonomie, Soziologe und Vertreter des Ständestaates. Vgl.: G. Resele, Othmar Spanns Ständestaatskonzeption und politisches Wirken, Diplomarbeit, Wien 2001. 5 Vgl.: Melchior Palyi, Die ungelösten Fragen der Geldtheorie, in: Festgabe für Lujo Brentano zum 80. Geburtstag. Die Wirtschaftswissenschaft nach dem Kriege. 29 Beiträge über den Stand der deutschen und ausländischen sozialökonomischen Forschung nach dem Kriege Bd. 2, München/Leipzig 1925, S. 455-517. 6 Vgl.: Paul Honigsheim, Romantische und religiös-mystisch verankerte Wirtschaftsgesinnungen, in: Festgabe für Lujo Brentano zum 80. Geburtstag. Die Wirtschaftswissenschaft nach dem Kriege. 29 Beiträge über den Stand der deutschen und ausländischen sozialökonomischen Forschung nach dem Kriege, München/Leipzig 1925, Bd. 1, S. 259-318. 7 Vgl.: Leopold von Wiese, Gibt es noch Liberalismus?, in: Ebenda Bd. 1, S. 11 -29.

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Bonn, 11. 11. 1925 Sehr geehrter Herr! Wollen Sie bitte je ein Exemplar meiner Politischen Romantik an folgende Adressen senden: 1) Frau Prof. Aschaffenburg, Köln-Lindenthal, Stadtwaldgürtel 301 2) Mr. Jacques Maritain, Librairfe Plön, 8. rue Garantiere 6°, Paris2 Hochachtungsvoll Prof. Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U., 11.11. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Aschaffenburg, Gustav (23.04. 1866-02.09. 1944), Psychiater, Herausgeber der Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform und der Bibliothek für Kriminalistik, Direktor der Irrenabteilung Lindenthal. Vgl.: Anonym, Aschaffenburg, Gustav, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 1 (1995), S. 202. 2 Maritain, Jacques (18. 11. 1882-28.04. 1973), katholischer Philosoph, Mitarbeiter an der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Vgl.: Martin Schewe, Maritain, Jacques, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. V (1993), Sp. 829-835. Vgl.: Tobias Licht/Benedikt Ritzler (Hrsg.), Jacques Maritain - Philosophie und Politik aus katholischem Glauben, Karlsruhe 2002. Vgl.: Heinz Hürten, Der Einfluss Jacques Maritains auf das politische Denken in Deutschland, in: Jahrbuch für christliche Sozialwissenschaften Bd. 26 (1985), S. 25-39.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 05. 12. 1925 Lieber Herr Professor!

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Sie haben inzwischen auch Bd. II der „Brentano2-Festgabe„bekommen. Ihre sonstigen Bestellungen sind sorgfältig erledigt worden. Es bleibt noch Ihre Anfrage von 08. 11. über die 2. Auflage des „Parlamentarismus" zu beantworten. Es fiel mir bisher schwer, darauf zu antworten, weil Sie mir streng verboten haben, für meine Entschliessungen nationalökonomische Gründe anzuführen, also das zu sagen, was Ihnen jeder Buchhändler und Verleger in ganz Deutschland, in Bonn und überall sagen kann, dass nämlich heute niemand ein Buch kauft, das nicht unmittelbar einen konkreten sehr nahen Lebenszwecke, wie Bestehung eines Examens, Erfüllung einer Berufsaufgabe etc. dient, oder das eine Sensation ist, oder, dessen Weitergabe die billigere Erledigung einer Anstandspflicht oder einer Konvention bedeutet als Hergabe eines anderen Geschenkes. Diese gegenwärtige Kulturlage brauchen Sie als Autor nicht zur Kenntnis zu nehmen, das interessiert Sie nicht, diese Buchhaltungs-Weisheit darf Ihnen sogar lästig sein. Ich bin gezwungen, sie 10*

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für meine Motivbildung bei Neudruck jedes Werkes ausschlaggebend zu berücksichtigen, solange ich die Geschäfte hier führe. Sind Sie mit Folgendem einverstanden? Nächstes Jahr geben wir unsere folgenden vergriffenen, erheblichsten und am häufigsten verlangten Broschüren in gleichmässiger Ausstattung neu heraus: Max Weber3, Politik als Beruf - Simmel4, Der Konflikt der modernen Kultur Bendixen5 (des verstorbenen Hamburger Bankdirektors) Das Wesen des Geldes Becher6 (des hiesigen Ordinarius für Philosophie) Metaphysik und Naturwissenschaft und endlich Ihren „Parlamentarismus". Das sind 5 Schriften, die sich als Anfang sehen lassen können, nur durch die neue einheitliche Ausstattung, vielleicht mit einem Vorblatt und einer unauffälligen Zeile „Beiträge zur Kulturwissenschaft" verbunden sind und doch durch Ihren überlegenen Geist eine innere Einheit verraten. Es dürften sich daran natürlich nur erlesene, konzentrierte Dinge anschliessen, also dem Umfang nach kleine, dem Inhalt nach starke Hefte. Von der „Politischen Romantik" sehe ich auf Schritt und Tritt die sichtbarsten Wirkungen, oft in anonymer Form als merklichen „Einfluss" am häufigsten, fast täglich als neuere Form in der Bitte um ein „Besprechungsexemplar" mit der Versicherung des höchsten Interesses, Beispiel: Anliegender Brief. Im Dezemberheft des „Hochland", für das Ihre Notizen einer dalmatinischen Reise angekündigt sind, schreibt auch Herr v.Martin 7 über „Romantischen »Katholizismus4 und katholische »Romantik4", und der Verlag setzt in seiner Ankündigung dazu: „wie unvereinbar die einst für wesensverwandt gehaltenen Begriffe des Katholizismus und der Romantik sind, weist nach Carl Schmitt erneut der Münchner Historiker v.Martin auf Grund eingehender Prüfung der Tatsachen nach." Sie werden gerade dieses Heft so voll gepfropft von Anzeigen und Prospekten aller erdenklichen Herkunft finden, dass Sie mir Recht geben, hier keine Anzeige Ihrer „Politischen Romantik" gebracht zu haben. Die Anzeige und die 160 Mark, die sie kostet, wären glatt verpufft. Ihre Bücher gehen alle durchaus befriedigend. Aber auch früher war die Normal-Auflage wissenschaftlicher Bücher und Arbeiten der bekanntesten Leute 1000, diese Auflage reichte für den Bedarf vieler Jahre aus. Heute kann das garnicht anders sein; aber ich komme wieder auf die leidige Nationalökonomie, die ich bei Ihnen nicht betreiben darf. In der D.A.Z. 8 (und später in anderen Zeitungen wieder abgedruckt) standen am 12. und 13. November zwei wichtige leitende Aufsätze über Locarno, der eine von Erich Kaufmann 9 „Der richtige Standpunkt" und darauf als Gegenaufsatz „Im anderen Lichte" von Tirpitz. 10 T[irpitz]. zitiert Sie mit seiner bekannten vernehmlichen Admiralsstimme als Kronzeugen gegen Locarno „Man kann nicht laut genug immer wieder betonen, was die Annahme der Locarno-Verträge in Wahrheit bedeutet; der Bonner Staatsrechtslehrer Schmitt hat es in folgende unumstössliche Sätze gefasst „Wenn der status quo etc.44 Wo steht das? Ich erinnere mich genau,

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dass Sie ähnliche Gedanken in der Flugschrift „Die Rheinlande als Objekt internationaler Politik" geäussert hatten. Aber zu Locarno und zu den speziellen Voraussetzungen dieser Verträge haben Sie es doch nicht gesagt? Liegt hier eine Fälschung von Tirpitz vor? Ich bitte Sie, mir recht bald auf meine Vorschläge über den „Parlamentarismus" zu antworten. Ich freute mich vor allem aus Ihrem Briefe zu entnehmen, dass Sie in Bonn einen so ausserordentlich befriedigenden Wirkungskreis haben. Hier gibt es nichts Neues, es ist der alte Trott, den Sie ja in München kennen. Mit herzlichen Grüssen und Wünschen verbleibe ich wie stets Ihr Handschriftlicher Zusatz: Ein besonderer Genuss sind für mich Ihre Besprechungen in der Deutschen] Literatur] Zeitung, zuletzt wieder über Marie-Anne Cochet11. Hier erlebt man wieder wie in den letzten Jahren so selten, daß der Rezensierende das besprochene Buch an produktiven Gedanken und an wissenschaftlichem] Wert stark überragt. Hier sitzt jedes Wort. Aber darum macht man sich Gedanken und fürchtet, der Henker von Adam Müller 12 , der seine Unarten, die irrige Debatte und die geistreichen Antithesen, so gründlich ausgelüftet hat und dies noch pünktlich bei seinen Nachfolgern bis M. J. Bonn 13 besorgt, möchte bei diesem ihm lieb gewordenen Geschäft nicht selbst infiziert werden. Ihr

Brief, 4 Seiten, ms. o. U , 05. 12. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Der Brief liegt in zwei verschiedenen Fassungen vor. Im Archiv Duncker & Humblot ist das Dokument ohne handschriftliche Korrekturen, im Nachlass Schmitt mit handschriftlichen Ergänzungen erhalten. Zum Abdruck kommt hier die endgültige Fassung mit den Korrekturen. 2 Brentano, Lujo (18.12.1844-09.09.1931), Professor für Nationalökonomie; Mitbegründer des Vereins für Sozialpolitik 1872. Vgl.: Friedrich Zahn, Brentano, Lujo, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 2 (1955), Seite 596 f. 3 Weber, Max (21. 04. 1864-14. 07. 1920), Professor für Nationalökonomie, Soziologe. Vgl.: Wolfgang J. Mommsen, Max Weber und die deutsche Politik 1890-1920, 2. Aufl., Tübingen 1974. Vgl.: Marianne Weber, Max Weber, Lebensbild, Tübingen 1984. Vgl.: Joachim Radkau, Max Weber. Die Leidenschaft des Denkens, München 2005. 4 Simmel, Georg (01. 03. 1858-28. 09. 1918), Philosoph und Soziologe. Vgl.: Heinz-Jürgen Dahme /Otthein Rammstedt, Georg Simmel und die Moderne, Frankfurt am Main 1984. 5 Bendixen Friedrich (1864-1920), Bankdirektor, Hamburg, Theoretiker der Währungspolitik und des Geldes. Vgl.: Ludwig von Mises, Neuere Schriften über Geld und Bankwesen, in: Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung Bd. 17 (1908), S. 666 f. 6 Becher, Erich (01. 09. 1882-05. 01. 1929), deutscher Naturphilosoph und Psychologe, Professor der Philosophie in München, Mitbegründer der „induktiven Metaphysik" und Naturwissenschaften. Vgl.: Aloys Wenzel, Die Vertreter der Philosophie in der Bayerischen

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Akademie der Wissenschaften vom deutschen Idealismus bis zum kritischen Realismus, in: Geist und Gestalt. Biographische Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Bd. 1, München 1959, S. 57 ff. 7 Martin, Alfred von (24. 07. 1882- 11. 06. 1979), Professor für Soziologie. Vgl.: Dirk Käsler, Kultursoziologe des Bürgertums. Zum Tode von Alfred Martin, in: Süddeutsche Zeitung vom 15.06. 1979, S. 12. Vgl.: Günter Maschke, Der Humanismus und die Moderne. Zum Tode von Alfred von Martin, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.06. 1979, S. 35. 8

D.A.Z. = Deutsche Allgemeine Zeitung. Vgl.: Erich Kaufmann, Der Rechtstandpunkt, in: Deutsche Allgemeine Zeitung (Ausgabe Groß-Berlin) 12. 11. 1925. 10 Vgl.: Alfred von Tirpitz, Im anderen Lichte, in: Deutsche Allgemeine Zeitung (Ausgabe Groß-Berlin) 13. 11. 1925. 9

11 Vgl. Carl Schmitt, Besprechung: Marie-Anne Cochet, Essai sur l'emploi du sentiment religieux comme base d'autorite politique, in: Deutsche Literaturzeitung, Heft 47 (1925), Sp. 2308 f. 12 Müller, Adam (30. 06. 1779-17. 01. 1829), Diplomat und Staatstheoretiker. Vgl.: Albrecht Grözinger, Müller, Adam, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. VI (1993), S. 233 f.

13 Bonn, Moritz Julius (28.06.1873-25.01.1965), Nationalöikonom, Professor und Rektor der Handelshochschule von 1920-1933, 1933 aus allen Positionen entlassen, emigrierte er nach London. Vgl.: Anonym. Bonn, Moritz Julius, in: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration Bd. 2, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München 1983, S. 132.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 08. 12. 1925 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ihren Brief vom 5. Dezember, den ich heute erhielt, kann ich, dank dem Feiertag, gleich beantworten. Ich bin damit einverstanden, daß die 2. Auflage meines „Parlamentarismus" in der von Ihnen geplanten neuen Reihe erscheint. Doch setze ich dabei voraus, daß die Schrift im nächsten Jahre wirklich erscheint. Wenn ich mir eine Bemerkung zu dem Titel der Reihe erlauben darf, so möchte ich Sie darauf hinweisen, daß der Begriff „Kulturwissenschaft" einen höchst zweifelhaften, wilhelminisch-unsoliden Charakter hat, und nicht restauriert werden sollte, wie der Nationalliberalismus und andere Dinge, deren Aufwertung von 1 / 10-25% wir schaudernd erleben. Mir ist selbst das Wort „Geistesgeschichtlich" in dem Titel meiner Schrift schon unangenehm und ich möchte vorziehen: Die moralische Lage des heutigen Parlamentarismus. Die Anzeige meiner „Politischen Romantik" überlasse ich durchaus Ihrem Befinden. Ich bitte nur, mir die Absatzziffern der „Diktatur" und der „Politischen Theologie" mitzuteilen. Diese beiden, wissenschaftlich wertvollen Schriften, sind anscheinend ä fond perdu1 publiziert. Daß ich als der Henker Adam Müllers 2 erscheine, ist nach 2 solchen Abhandlungen sehr bezeichnend; Adam Müller hat

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mich wirklich nur en passant interessiert und die ganze Politische Romantik ist nur ein Vorspiel. Weder Sie selbst, Herr Feuchtwanger, noch irgendjemand spricht von meinen eigentlichen Leistungen. Wenn Sie die etwaigen 2. Auflagen dieser beiden Abhandlungen lieber abstoßen, so teilen Sie es mir bitte rechtzeitig mit. Der von Tirpitz 3 zitierte Aufsatz ist der im Oktoberheft des Hochland erschienene Spitzenaufsatz: „Der Status quo und der Friede." 4 Es ist ein Vortrag, den ich am 28. Juli gehalten habe und den ein Student mitgeschrieben hat. Ich erlaube mir, ein Exemplar meiner Notizen über Illyrien 5 Ihrer Gattin zu überreichen. Wollen Sie die Güte haben, es ihr zu geben und meine Empfehlungen zu sagen. Es ist ein Teil des Gesprächs, das wir damals führten, als ich im September auf der Rückreise die Ehre hatte, Ihr Gast zu sein. Ich bleibe mit herzlichen Grüßen stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 08. 12. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 ä fond perdu: von Grund auf verloren/vergeblich. 2 Müller, Adam (30.06. 1779-17.01. 1829), Diplomat und Staatstheoretiker. Vgl.: Albrecht Grözinger, Müller, Adam, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. VI (1993), S. 233 f. 3 Tirpitz, Alfred von (19. 03. 1849-06. 03. 1930), Im anderen Lichte, in: Deutsche Allgemeine Zeitung (Ausgabe Groß-Berlin) 13. 11. 1925, Großadmiral, treibende Kraft der deutschen Flottenrüstung vor dem 1. Weltkrieg. Vgl.: Michael Salewski, Alfred von Tirpitz. Aufstieg-Macht-Scheitern, Göttingen 1999. 4 Vgl.: Carl Schmitt, Der Status quo und der Friede, in: Hochland 23. Jg. (1925), S. 1 - 9 , auch in ders., Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 38-47. 5 Vgl.: Carl Schmitt, Illyrien. Notizen von einer dalmatinischen Reise, in: Hochland 23. Jg. (1925), S. 293-296.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 10. 12. 1925 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihre freundliche Antwort vom 9. Dezember, namentlich für Ihre Einverständniserklärung mit einer 2. Auflage Ihres „Parlamentarismus" im Laufe d[e]s. J[ah]r[e]s. 1926. Sehr dankbar bin ich Ihnen für den Hinweis auf die Bedenklichkeit des Reihentitels und auch für die Änderung des Titels Ihrer eigenen Schrift. Ich sage Ihnen auch vorläufig im Namen meiner Frau herzlichen Dank für die Dedizierung des Sonderabzuges „Illyrien" aus dem Hochland. Mit Tirpitz 1 hatte ich also doch teilweise recht, denn was Sie im Juli sagten, hat doch keinerlei Bezug auf die Situation 14 Tage vor Unterschrift des Locarno-Vertrages. Wir denken gar nicht daran, Ihre beiden Bücher „Diktatur" und „Politische Theologie" ab-

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zustossen. Die gewünschten Absatzzahlen finden Sie nach unseren Buchauszügen unten. Mit herzlichen Grüssen verbleibe ich einstweilen wie stets Ihr Nachschrift: Ihre Skizzen über Illyrien haben mir ausgezeichnet gefallen. Ich dächte sie mir wunderschön als Einleitung - noch etwas ausgeführt - zu einem reichen Anschauungsmaterial. Es müsste ein wundervolles Bilderbuch geben. Eine kleine Anmerkung. Auf S. 296 kommt der Hl. Hieronymus 2 doch etwas zu gut weg. Ich schreibe hier nur das Urteil des ausgezeichneten Sachkenners Prof. Gudeman3 des Vorstandes des „Thesaurus" an der hiesigen Akademie (Geschichte der Altchristlichen lateinischen]. Literatur, Göschenbändchen Nr. 898) aus: „Dagegen weist sein Charakter fast keine Lichtseiten auf. Er ist eitel und empfindlich, launenhaft und missgünstig, ein rücksichtsloser und boshafter Polemiker, der wie Tertullian vor keiner persönlichen Beschimpfung oder sophistischen Verdrehung zurückschreckt." Was ich Hieronymus besonders übel nehme, ist sein Totschweigen des Kommentars der Paulus-Briefe, den der zum Christentum bekehrte Jude Isaak4 verfasst hat. Es handelt sich um den bedeutendsten Kommentar bis Luther 5, von dem alle späteren sich nährten. Aber einem jüdischen Renegaten durfte das bedeutsame Werk nicht zugeschrieben werden. Besonders die Übersetzung der Hl. Schrift, die Sie so rühmen, ist doch, wie Ihnen Ihr Kollege Kahle6 bestätigen wird, sehr problematisch, und mit der von Rabbinern erlernten hebräischen Sprache war es bei Hieronymus nicht sehr weit her, worüber die Briefe bei Migne 7 ja genügend Auskunft geben." Absatzzahlen vom Erscheinen bis 30. 11. 1925 Politische Theologie Diktatur Politische Romantik, 2. Auflage

696 : 529 945 : 811 406 : 265

Die Differenz bedeutet die Zahl der Freiexemplare. Von der Politischen Romantik 2. Auflage sind von der angegebenen Zahl auch Exemplare in Kommission gegen Rückgaberecht bei Neuerscheinen in diesem Jahr ausgeliefert worden; darüber ist bis jetzt Abrechung von den Buchhändlern noch nicht erfolgt.

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 10. 12. 1925 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Alfred von Tirpitz, Im anderen Lichte, in: Deutsche Allgemeine Zeitung (Ausgabe Groß-Berlin) 13. 11. 1925, Tirpitz, Alfred von (19.03. 1849-06.03. 1930), Großadmiral, treibende Kraft der deutschen Flottenrüstung vor dem 1. Weltkrieg. Vgl.: Michael Salewski, Alfred von Tirpitz. Aufstieg-Macht-Scheitem, Göttingen 1999. 2 Hieronymus (ca 342-30.09.420 n.Chr.), Bibelübersetzer, Kirchenlehrer. Vgl.: Friedrich Wilhelm Bautz, Hieronymus, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Hamm 1975, S. 818 ff.

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3 Gudeman, Alfred (26. 08. 1862-1945), Philologe, seit Juni 1904 Mitarbeiter am Thesaurus Linguae Latinae. Vgl.: Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien, hrsg. von W. Zils, München 1913, S. 303. Vgl.: Alfred Gudeman, Geschichte der Altchristlichen Lateinischen Literatur vom 2.-6. Jahrhundert, Berlin/Leipzig 1925, S. 57. 4 Vgl.: Karl Hoheisel, Isaak, jüdischer Konvertit, in: Lexikon für Theologie und Kirche 3. Aufl. Bd. 5 (1996), Sp. 608 f. 5 Luther, Martin (10.11.1483-18.02.1546), Reformator. Vgl.: Heiko A. Oberman, Luther. Mensch zwischen Gott und Teufel, Berlin 1982. 6 Kahle, Paul (21.01. 1875-24.09. 1964), Orientalist und Alttestamentler. Vgl.: Johann W. Fuck, Kahle, Paul, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 24 f. 7 Migne, Jacques-Paul (25. 10. 1800-24. 10. 1875), bedeutender französischer Verleger, Herausgeber des Patrologiae cursus completus, series latina et series graeca. Vgl.: A. G. Hamman, Jacques-Paul Migne. Le retour aux peres de l'eglise, Paris 1975. Vgl.: Peter Dückers, Migne, in: Lexikon für Theologie und Kirche Bd. 7 (1998), hrsg. von Walter Kasper, Sp. 247 f.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 14. 02. 1926 Sehr verehrter Herr Doktor Feuchtwanger! M i t folgenden 2 Kleinigkeiten hoffe ich Sie nicht zu stören. Ich w i l l mich so einrichten, daß Sie Ihre Gepflogenheit mir in Verlagsangelegenheiten keine Antwort zu geben, beibehalten können. Der Direktor 1 der Nouvelle Librairie Nationale möchte meine Politische Romantik, 2. Auflage, ins Französische übersetzen und in seinem Verlag erscheinen lassen. Ich darf, wenn Sie nicht widersprechen, annehmen, daß Sie Ihr Einverständnis geben, und werde den französischen Verlag in etwa 14 Tagen davon benachrichtigen. Ich werde i m März eine Broschüre „Die Kernfrage des Völkerbundes" 2 veröffentlichen; eine vollständige Umarbeitung und auf das Dreifache erweiterte Änderung des in Schmollers Jahrbuch Bd. 48 veröffentlichen Aufsatzes. Sollten Sie nicht einverstanden sein, so bitte ich um Benachrichtigung. Ich würde dann den Titel ändern. Hoffentlich geht es Ihnen gut. Ich habe eine Macchiavelli-Ausgabe gekauft, 1500 3 , die aber mit Ihrer nicht zu vergleichen ist. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 14. 02. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik. 1 Direktor der Nouvelle Librairie Nationale, des Verlags der Action Fran?aise, war Georges Valois. Vgl.: Valois, Georges (Gressent, Alfred-Georges) (1878-1945), Schüler von G. Sorel, Politiker, von 1907 bis 1919 Wirtschaftsexperte der „Action Fransaise", 1925 Begründer der faschistischen Bewegung in Frankreich. Vgl.: Yves Guchet, Georges Valois. L'Action Fran$aise - Le Faisceau - La Republique Syndicale, Paris 1975.

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2 Vgl.: Carl Schmitt, Die Kernfrage des Völkerbundes, Berlin 1926 (= Völkerrechtsfragen Heft 18), auch teilweise in: ders. Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 48 ff., (unter dem Titel „Das Doppelgesicht des Genfer Völkerbundes"). 3 Macchiavelli-Ausgabe, 1550: 1554 ist in Venedig bei Domenico Giglio eine zweibändige Ausgabe der „Discorsi" und der „Kriegskunst" von Macchiavelli erschienen.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 06. 03. 1926 Lieber Herr Professor! Gegen die Übertragung des französischen Übersetzungsrechts der 2. Auflage Ihrer „Politischen Romantik" ist vom Verlag aus nichts einzuwenden. Von uns sind an diese Übertragung ausser der Übersendung von 2 Freiexemplaren der französischen Ausgabe keinerlei Bedingungen zu knüpfen, da wir Ihnen in den Verträgen den vollen Erlös aus den fremdsprachlichen Ausgaben überlassen hatten. Haben Sie also die Güte, für den Fall dass Sie von der Nouvelle Librairie Nationale ein Honorar verlangen, darüber direkt Vereinbarungen mit dem Pariser Verlag zu treffen. Wir haben in diesem Sinne an die Nouvelle Librairie Nationale geschrieben. Mit der Behandlung Ihres Aufsatzes aus Band 48 von Schmollers Jahrbuch sind wir vollständig einverstanden. Dann wäre ich Ihnen noch für eine kurze Mitteilung dankbar, wann wir mit der Druckvorlage für die für dieses Jahr vereinbarte Neuauflage Ihres „Parlamentarismus" rechnen dürfen. Mit herzlichen Grüssen verbleibe ich wie stets Ihr L. Feuchtwanger

Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 06. 03. 1926 (RW 265-3496) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger z[ur]. Z[ei]t. Hamburg, 18. 03. 1926 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ihren freundlichen Brief vom 6. März erhielt ich noch in Bonn, Ihre liebenswürdige Karte aus Paris hier in Hamburg, auf meiner Ferienreise. Ich danke Ihnen herzlich für beides und hoffe, daß Sie sich gut erholt haben und nicht von Paris

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enttäuscht sind, was heute ja vielen widerfährt, daß alle schönen und sympathischen Dinge unserer Jugend heute problematisch geworden sind. Mit einer gewissen Neugierde erwarte ich eine Äußerung von Ihnen über Paris, die Jugendliebe unserer Großväter. Ihr Brief vom Anfang März 1 mußte einem altmodischen Freunde inhaltreicher Briefe, wie ich es bin, besondere Freude machen. Fast in allem teile ich ihre Ansicht. Auch ich glaube, daß der deutsche Katholizismus greulich literarisiert ist und das alte Problem: die völlige Bedeutungslosigkeit der Laien in der Kirche, so nicht gelöst werden kann. Was Salins2 Buch angeht, so habe ich ebenfalls große Bedenken. Ihr Brief über das Manuskript würde mich aufs höchste interessieren; vielleicht überlassen Sie ihn mir für kurze Zeit zur Einsicht. Ich habe den (von Berufsarbeit leider sehr entmutigten) Plan, die ersten christlichen Jahrhunderte genau zu untersuchen; alles, was mich beschäftigt, betrifft ja immer wieder den Staat, und seit meinem Aufenthalt in Spoleto, im Palast des Diokletian, läßt mich die alte Frage nicht los, ob nicht das Christentum diesen herrlichen Staat zerstört oder gefälscht, oder aber in der Form der römischen Kirche gerettet hat. In diesem Zustand meines Interesses hat mich das Buch von Salin enttäuscht. Es ist glatt, gewandt, zieht eine Linie, aber das Material ist unzulänglich und eigentlich nicht einmal in die Hand genommen, viel weniger gestaltet. Prof. Peterson3 ist gegenwärtig in München, bei R. A. Reinach4, Perfallstraße. Vielleicht teilen Sie ihm mit, daß Sie aus Paris zurückgekehrt sind und, wenn es Sie interessiert, möchte ich Ihnen vorschlagen, daß Sie sich einmal eine Stunde mit ihm unterhalten. Er kennt die ersten christlichen Jahrhunderte gut, ist ein hervorragender Gelehrter (Archäologie), neben Eschweiler 5 der einzige Theologe, der unter meinen Bekannten diesen Namen verdient und ein ungewöhnlicher Mensch. Meine Broschüre über den Völkerbund 6 ist erschienen. Ich habe meine Exemplare noch nicht bekommen, weil ich immer unterwegs war. Was die Abhandlung über den Parlamentarismus angeht, so könnte ich das Manuskript der 2. Auflage in diesen Ferien fertig machen. Doch würde ich das nur dann tun, wenn Sie mir zusichern, daß die 2. Auflage dann auch wirklich gedruckt wird und nicht erst ein halbes Jahr liegen bleibt. Ich habe vor, an dem jetzigen Text wenig zu ändern, mich aber in einem Anhang mit Thoma auseinanderzusetzen7. Anderseits gefällt mir diese Methode auch wieder nicht recht, weil ich nicht gern mit Vor- oder Nachworten arbeite. Im wesentlichen muß, m[einer]. A[nsicht]. nach, der Text, wie er heute dasteht, bleiben. Wissen Sie einen Rat? Ich wäre Ihnen sehr dankbar für Ihre Anregung. Im übrigen wollen Sie aus beiliegender Besprechung entnehmen, wie diese arme Schrift über den Parlamentarismus geplündert worden ist. Der Verfasser der Besprechung ist der Direktor 8 der hiesigen Commerzbibliothek. Herr Marr 9 hat noch nicht darauf geantwortet. Doch ist die Sache in Frankfurt schon bekannt.

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Ich käme gern nach München, wenn es sich einrichten läßt. A u f eine Unterhaltung mit Ihnen würde ich mich zu sehr freuen, um eine solche Reise nicht auf alle Fälle zu wünschen. Dann würde ich auch Herrn R. A . Hirschberg 1 0 besuchen, um ihm über den Begriff der Verfassung und des Rechtsstaates zu dozieren und mich über den des Rechtsgefühls belehren zu lassen. Viele herzliche Grüße, lieber Herr Dr. Feuchtwanger, und beste Empfehlungen Ihrer verehrten Gattin! Stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U , 18. 03. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Der Brief konnte nicht ermittelt werden. 2 Edgar Salin, Civitas Dei, Tübingen 1926. 3 Peterson, Erik (07.06.1890-26.10.1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f. 4 Reinach, Heinrich (04. 06. 1888-07. 11. 1965), Rechtsanwalt von 1920 bis 30. 11. 1938 in München, im März 1939 nach Brasilien emigriert, wo er ab 1964 das brasilianische Steuerrecht mit entwarf. Vgl.: Reinhard Weber, Handbuch jüdischer Rechtsanwälte in Bayern, München 2006, S. 40 (Herrn Dr. Weber sei an dieser Stelle für seinen Hinweis besonders gedankt). Vgl.: Schriftleitung, Herausgeber und Verlag, Dr. Heinrich Reinach f, in: Steuer und Wirtschaft 1966, S. 146. 5 Eschweiler, Karl (05.09. 1886-30.09. 1936), katholischer Theologe, Professor systematische Theologie. Vgl.: Joachim Drumm, Eschweiler, Karl, Lexikon für Theologie und Kirche Bd. 3, 3. Aufl. hrsg. von Walter Kasper u. a., Freiburg 1995, Sp. 881. 6 Vgl: Carl Schmitt, Die Kernfrage des Volkerbundes, Berlin 1926 (=Völkerrechtsfragen Heft 18), auch teilweise in: ders. Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 48 ff., (unter dem Titel „Das Doppelgesicht des Genfer Völkerbundes"). 7 Vgl.: Carl Schmitt, Vorbemerkung (über den Gegensatz von Parlamentarismus und Demokratie), in: ders., Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, 2. Aufl., Berlin/Leipzig 1926, S. 5-23, besonders S. 5 f. s Vgl.: Eduard Rosenbaum, Besprechung: Heinz Marr, Klasse und Partei in der modernen Demokratie, in: Wirtschaftsdienst 26. 02. 1926, S. 280. 9 Marr, Heinz, Privatdozent in Frankfurt/M., hat in seinem Buch „Klasse und Partei in der modernen Demokratie (Frankfurter gelehrte Reden und Abhandlungen)" Schmitt plagiiert. Vgl. Brief vom 01. 08. 1925. 10 Hirschberg, Max (13. 11. 1883-21.06. 1964), Rechtsanwalt Schmitt spielt hier wohl auf Hirschbergs Rolle im Fechenbach-Prozess an. Vgl.: Max Hirschberg, Jude und Demokrat. Erinnerungen eines Münchener Rechtsanwalts 1883-1939, bearbeitet von Reinhard Weber, München 1998 (= Biographische Quellen zur Zeitgeschichte Bd. 20, hrsg. von Werner Röder und Udo Wengst).

Briefwechsel 1918-1935 Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

o ,

. 0 . 1926

Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Vor eben einem Monat bat ich Sie um Nachricht wegen des Erscheinens der 2. Auflage meiner Abhandlung über den Parlamentarismus. Ich habe das Manuskript der 2. Auflage fertig und wiederhole jetzt meine Anfrage. Vielleicht haben Sie die Güte, mir bis zum 1. Mai zu antworten. Wenn Ihnen das nicht möglich ist, darf ich wohl annehmen, daß Sie kein Interesse mehr an diesem Verlagsobjekt haben. Ich bleibe, lieber Herr Feuchtwanger, mit den besten Grüßen Ihr stets ergebener Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 11. 04. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

Duncker & Humblot an Carl Schmitt München, 19. 04. 1926 Sehr verehrter Herr Professor! Wir bitten um Entschuldigung, dass Ihr Brief von 11. 04. bisher unbeantwortet blieb. Herr Dr. Feuchtwanger will Ihnen morgen oder übermorgen ausführlich schreiben und dann auch Ihren Brief vom 18. März beantworten. Mit ausgezeichneter Hochachtung

Karte, 1 Seite, ms. o. U., 19. 04. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 06. 05. 1926 Lieber Herr Professor! Über die 2. Auflage Ihrer Abhandlung über den Parlamentarismus haben wir auf Ihren Wunsch über alle Einzelheiten einen formulierten Verlagsvertrag unterm 14./20. Juni 1924 abgeschlossen und uns dann noch einmal in unserem Brief v. 5. und 8. Dezember über alle Modalitäten der Erscheinungsweise (Zeitpunkt, Titel

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Briefwechsel 1918-1935

etc.) geeinigt. Ich darf nochmals im besonderen an Ihren Brief vom 8. Dezember erinnern, in dem sie die Frage des Erscheinens erörterten, sich mit Ausgabe unter dem Titel „Die moralische Lage des heutigen Parlamentarismus„ in der von mir vorgeschlagenen Form einverstanden erklärten und nur die Bedingung daran knüpften, dass die Schrift noch i[m].J[ahre]. 1926 erscheint. Unsere Einigung war damals lückenlos. Ihr Manuskript ist uns willkommen; es wird jetzt mit anderen 4 Arbeiten (Simmel1, Konflikt der modernen Kultur - Max Weber2, Politik als Beruf - Bendixen3, Wesen des Geldes - Becher 4, Metaphysik und Naturwissenschaften) während der Sommermonate gesetzt und gedruckt. Mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 06. 05. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Simmel, Georg (01. 03. 1858-28. 09. 1918), Philosoph und Soziologe. Vgl.: Heinz-Jürgen Dahme / Otthein Rammstedt, Georg Simmel und die Moderne, Frankfurt am Main 1984. 2 Weber, Max, (21. 04. 1864-14. 07. 1920), Professor für Nationalökonomie, Soziologe. Vgl.: Joachim Radkau, Max Weber. Die Leidenschaft des Denkens, München 2005. 3

Bendixen Friedrich (1864-1920), Bankdirektor, Hamburg, Theoretiker der Währungspolitik und des Geldes. Vgl.: Ludwig von Mices, Neuere Schriften über Geld und Bankwesen, in: Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung Bd. 17 (1908), S. 666 f. 4 Becher, Erich (01.09. 1882-05.01. 1929), deutscher Naturphilosoph und Psychologe, Professor der Philosophie in München, Mitbegründer der „induktiven Metaphysik" und Naturwissenschaften. Vgl.: Aloys Wenzel, Die Vertreter der Philosophie in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften vom deutschen Idealismus bis zum kritischen Realismus, in: Geist und Gestalt. Biographische Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Bd. 1, München 1959, S. 57 ff.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 06. 05. 1926 Lieber Herr Professor, Ich bin schwer in Ihrer Schuld und da ich Ihre harte geschäftliche Anfrage zusammen mit meiner persönlichen Antwort auf Ihren persönlichen Brief vom 18. März beantworten wollte, man aber geschäftliche Dinge ,prompt' ohne Rücksicht auf Lust oder Verlust zu erledigen hat, während das Zu-Papier-Bringen vieler und komplexer Gedanken und Ausrufe eine nicht zu kommandierende Stimmung persönlicher Natur nötig hat, so habe ich eben einen schulgerechten Fehler begangen, weil man eben caelum digito tangere nicht wollen darf. Ich muß künftig umgekehrt verfahren und meine persönlichen Meinungen, wenn ich sie nicht bei mir behalten soll, als Accessorium zu meinen geschäftlichen Antworten treten lassen; die auf den Kopf gestellte Abhängigkeit war unklug und hat mir schon wieder Ihren Unwillen zugezogen. Meine Entschuldigung kann nur ex eventu kommen: in

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der Tat war nach der Aktenlage nichts zu beantworten, da aber auch jede Einzelheit der verlegerischen Behandlung der 2. A. Ihres Werks besprochen, beschrieben und kontrahiert war. Strich darunter, wenn Sie wollen! - Professor Peterson1 habe ich nicht sprechen können, er war auf einem Ausflug nach Tirol, als ich mich bei Dr. Reinach2 meldete. Aber Albers 3 vom Beck-Verlag, mit dem ich jüngst ausführlich zusammen war, hat mir viel über die Petersonschen Arbeiten und Gedanken erzählt. Er - Albers - ist ein liebender Enthusiast und schlürft noch mit Andacht die intellektuellen Romane von Spengler4, Klages5, Haecker6 und was so im „Hochland" und in der „Zeitwende" als ewiges Selbstgespräch - wie ein ungeheures, eintöniges, immer abwechslungsreiches Meeresrauschen - gedruckt ist. Es ist eine Tragikkomödie, wie angsterfüllt, mit welchem Aufwand gedrechselter, rhythmischer Sätze sich Haecker, Peterson, Klages e tutti quanti gegen die Dämonen der Eitelkeit, Unechtheit und Heuchelei, das Literatenschaffen wehren, „Aufklärung" und „Liberalismus" und philologisch-historische Materialanhäufung zum Sündenbock machen und doch selbst so gut wie die „Literaten" Schön- und geistreichSchreiber an der trostlosen Erreichung der Wirkung von Schrift und Wort mithelfen. Die Kirchenobrigkeiten beider Konfessionen hätten ganz Recht, wenn sie „Hochland" und „Zeitwende" samt „Schildgenossen" und „Zwischen den Zeiten" zensurierten oder verböten; dagegen spricht nur, daß Leser und Schreiber so wie so unter sich bleiben. Ich habe an Ihrer Völkerbund-Broschüre, für die ich herzlich danke, wieder die Eleganz des Aufbaues und die logische Unausweichlichkeit der Gedankenführung wohleinbetoniert in den Unterbau hieb- und stichfester Nachweise in den Fußnoten - bewundert. Aber ich habe mich gefragt, ob nicht überhaupt im inner- und zwischenstaatlichen Leben ganz allgemein und überall Zuständigkeiten, Büros, Geschäftsgang, im besten Fall der Automatismus nützlicher Einrichtungen und Bewilligungsapparate den „Staatsmann" verdrängt haben und das Auftreten eines „Staatsmanns" wie in Italien die Unmöglichkeit und Unrechthaftigkeit seiner Wirkung erst recht demonstriert. Ich ziehe es vor, statt die Fragen der Politik und des „Rechts" zu erwägen oder statt mich zu besinnen, ob Harnack 7, Deissmann8, Großmann9 oder Peterson, Barth 10 , Gogarten 11 richtige Theologen sind, heranzukommen an die großen - ihre Wirkung unbesorgten - Leistungen der bewunderungswürdigen wahrhaft leistungsfähigen Gelehrten des 19. Jahrhunderts, die teilweise als Patriarchen noch in unsere Zeit hineinragen, an die großen Leitideen und Vorstellungen der Philologen, Historiker und protestantischer Theologieprofessoren, die hinter ihrem Werk zurückgetreten sind und die Apper^us und feinfädigen Konstruktionen, verblüffenden Salto mortale's feingeschliffener Broschüren in kunstgewerblich einwandfreier Druckanordnung noch nicht kannten. So betreibe ich jetzt sehr ernsthaft die orientalische Philologie und bin nach 1 1 / 2 jährigem Studium dem Latein des Orients, dem Arabischen, wohl schon um ein Stück nahe gerückt. Wir haben jetzt in Bergsträsser 12 aus Heidelberg einen erstklassigen Grammatiker und Semitisten an Stelle des emeritierten Hommel 13 , und Sommer 14 aus Bonn ist als vergleichender

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Sprachwissenschaftler eine vorzügliche Ergänzung. Wenn ich dann zu meinem Amüsement und zur Erholung wieder die Schönschreiber und Minensucher zu mir genommen habe, ziehe ich mich zu meiner persischen und arabischen Grammatik mit doppeltem Vergnügen zurück. Ausnehmend hat mich übrigens in der letzten Zeit „Klages 15 , Die psychologischen Errungenschaften Nietzsches" amüsiert, und mit großem Genuß habe ich das nur allzu dicke Buch über Max Weber von Marianne Weber 16 gelesen. Ich meine die Kultusministerien sollten jeden ihnen unterstehenden Universitätsbeamten mit dem Buch beschenken; denn über Universitätsund Fakultätspolitik stehen darin goldene Worte: von den Universitäten als Anstalten geistiger Freiheit und als Stätte geistigen Kampfes, von denen jedes Sektenund Kirchenwesen fernzuhalten sei. Das gilt heute als abgestandenes liberales Zeug; die Folge ist, daß es auch dem aufmerksamsten, gutmütigsten Beobachter nicht mehr gelingt, einen Universitätsprofessor von den übrigen Völksgenossen und Schriftsteller und Beamten zu unterscheiden und wir von amerikanischen Universitätsverhältnissen gar nicht mehr weit entfernt sind. Ich bin sehr neugierig über den Ausgang Ihrer Studien über die ersten christlichen Jahrhunderte, ob Sie darum herumkommen, daß Paulus, der wie keiner dieser Zeiten somatisch und geistig eindeutig in seinen Schriften konserviert ist, die christliche Kirche gegründet hat und daß die Prinzipien und Hergänge, die diese Gründung befestigten, im höchsten Grad unchristlich und „unreligiös" waren. Das klingt wie die ödeste „Bauerei" und wie verwerflichstes ältestes „Straußentum" 17. Aber ich bin dafür, daß wir wieder nüchtern, rein sachlich und nur sachlich und materialecht werden. Ob es übrigens damals einen „Staat" gegeben hat, der mehr mit dem, was man seit dem 15. Jahrhundert Staat nennt, zu tun hat als den Wortklang, bezweifle ich; und ebenso ist mir fraglich, ob das Ansehen dieser Jahrhunderte „vom Staat her" ein produktives Erkenntnisprinzip ist. Die Ordnung der Buntheit und die wahre Erkenntnis der fürchterlichen Verruchtheit der Heiligen und Feldherren dieser Zeiten kann doch nur aus den Druck-, Lebens-, Wort- und Ordnungsformen der eigenen Epoche gewonnen werden. Was ganz versteckt hinter der Kunstsprache der Kirchenväter und Chronisten etc. etc. liegt, ist doch etwas ganz anderes, als die konventionellen Darstellungen auch nur ahnen lassen. Was Hermann Bahr 18 und Edgar Salin 19 darüber schreiben, sind Feuilleton und Schönschreibübungen; was Bardenhewer 20, Erhardt 21, Harnack etc etc. niedergelegt haben, bleiben wenigstens höchst achtbare Stoffbereitstellungen. Das Material ist unendlich und selbst mit guten Führern reicht kein Leben, die paar Hundert Bände „Migne" durchzumustern. Ich habe meine Kompetenzen, wie ich zu meinem Schrecken merke, längst überschritten. Aber Sie verzeihen mir, wenn ich Sie gelangweilt habe. Sie haben mir erlaubt, mit Ihnen über wissenschaftliche Anfragen Zwiesprache zu halten und mich in Ihrem liebenswürdigen Brief vom 18. März, den ich so sträflich spät beantworte, auch um meine eigene Meinung gefragt. Hoffentlich habe ich mein Frage- und Antwortrecht nicht missbraucht.

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Indem ich Ihnen von Herzen ein ersprießliches neues Sommersemester wünsche, verbleibe ich mit herzlichen Grüßen Ihr L. Feuchtwanger

Brief, 8 Seiten, hs. m. U., 06. 05. 1926 (RW 265-3497) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt. 1 Peterson, Erik (07.06.1890-26.10.1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f. 2 Reinach, Heinrich (04. 06. 1888-07. 11. 1965), Rechtsanwalt von 1920 bis 30. 11. 1938 in Müchen, im März 1939 nach Brasilien emigriert, wo er ab 1964 das brasilianische Steuerrecht mit entwarf. Vgl.: Reinhard Weber, Handbuch jüdischer Rechtsanwälte in Bayern, München 2006, S. 40 (Heim Dr. Weber sei an dieser Stelle für seinen Hinweis besonders gedankt). Vgl.: Schriftleitung, Herausgeber und Verlag, Dr. Heinrich Reinach f, in: Steuer und Wirtschaft 1966, Teil 1, S. 146. 3 Nach Auskunft des Beck-Verlages reichen die Akten nur bis zum Endes des Zweiten Weltkrieges zurück, weshalb zu Albers nichts ermittelt werden konnte. 4 Spengler, Oswald (29.05. 1880-08.05. 1936), Kulturhistoriker und Geschichtsphilosoph. Vgl.: Detlef Feiken, Oswald Spengler. Konservativer Denker zwischen Kaiserreich und Diktatur, München 1988. 5 Klages, Ludwig (10. 12. 1872-29. 07. 1956), Philosoph und Psychologe. Vgl.: Friedbert Holz, Klages, Ludwig, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 11 (1977), S. 700 ff. 6 Haecker, Theodor (04. 06. 1879-09. 04. 1945), Schriftsteller und Philosoph. Vgl.: Eugen Blessing, Haecker, Theodor, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 425 ff. 7 Harnack, Adolf von (07. 05. 1851-10. 06. 1930), evangelischer Theologe. Vgl.: Heinz Liebing, Harnack, Adolf von, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 688 ff.

8 Deissmann, Adolf (07. 11. 1866-05. 04. 1937), evangelischer Theologe. Vgl.: Friedrich Wilhelm Bautz, Deissmann, Adolf, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. I (1990), Sp. 1248f. Vgl.: Christoph Markschies, Adolf Deissmann - ein Heidelberger Pionier der Ökumene, in: Zeitschrift für neuere Theologiegeschichte 2005, S. 47-89. 9 Großmann, Christian (09. 11. 1783-29. 06. 1857), lutherischer Theologe und Kirchenpolitiker, Begründer des Gustav-Adolf-Vereins, eines Hifswerks für evangelische Gemeinden. Vgl.: Ingemaren Brüschke, Großmann, Christian, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 7 (1966), S. 155 f. 10 Barth, Karl (10. 05. 1886-10. 12. 1968), reformierter Theologe. Vgl.: Friedrich Barth, Barth, Karl, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. I (1990), Sp. 384-396. 11 Gogarten, Friedrich (13. 01. 1887-16. 10. 1967), evangelischer Theologe, Mitbegründer der „Dialektischen Theologie". Vgl.: Friedrich Barth, Gogarten, Friedrich, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. II (1990), Sp. 263 f. 12 Bergsträsser, Gotthelf (05. 04. 1886-16. 08. 1933), Orientalist, Professor in München. Vgl.: Friedrich Barth, Bergsträsser, Gotthelf, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. I (1990), Sp. 520. »3 Hommel, Fritz (31.07.1854-17.04.1936.1936), Orientalist, Sprachwissenschaftler. Vgl.: Emst Weidner, Hommel, Fritz, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 9 (1972), S. 591 f. 14 Sommer, Ferdinand (04. 05. 1875- 03. 04. 1962), Sprachwissenschaftler. Vgl.: Wilhelm Wissmann, Ferdinand Sommer, in: Jahrbuch Bayerische Akademie der Wissenschaften 1962, München 1962, S. 179-185. is Klages, Ludwig (10. 12. 1872-29. 07. 1956), Philosoph und Psychologe. Vgl.: Friedbert Holz, Klages, Ludwig, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 11 (1977), S. 700 ff. 16 Marianne Weber, Max Weber. Lebensbild, Tübingen 1924. 11 Rieß (Hrsg.)

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17 Feuchtwanger spielt hier auf die religionskritischen Philosophen Bruno Bauer (18091882) und David Friedrich Strauß (1808-1874) an. is Bahr, Hermann (19. 07. 1863-15. 01. 1934), Literatur- und Kunstkritiker. Vgl.: Ursula Weyerer, Bahr Hermann, in: Literatur Lexikon Bd. 1, hrsg. von Walther Killy, München 1988, S. 292 ff. 19 Salin, Edgar (10. 02. 1892- 17. 05. 1974), Professor für Nationalökonomie an der Universität Basel. Vgl.: Anton Föllmi, Salin, Edgar, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22 (2005), S. 372 f. 20 Bardenhewer, Otto (16.03. 1851-23.03. 1935), katholischer Theologe, von 18861926 Professor für Hermeneutik und neutestamentliche Exegese, führender Patrologe. Vgl.: Friedrich Wilhelm Bautz, Bardenhewer, Otto, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. I (1990), Sp. 368.

21 Erhard, Maria Joseph Albert (14. 03. 1862-23. 09. 1940), katholischer Kirchenhistoriker, eine kämpferische Figur des deutschen Katholizismus, der auch im sogenannten Modernistenstreit Stellung bezog. Vgl.: Wilhelm Hengstenberg, Ehrhard Albert, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 4 (1959), S. 357.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 11.05. 1926 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren langen Brief, den ich heute erhielt. Ich sende Ihnen gleichzeitig das Manuskript der 2. Auflage des „Parlamentarismus". Die „Vorbemerkung" wird, abgesehen von dem einleitenden ersten Abschnitt, im „Hochland" erscheinen, wahrscheinlich im Juni-Heft 1. Das „Vorwort" zur 2. Auflage der Politischen Romantik wäre dafür ein Präzedenzfall 2. Sollten Sie Bedenken gegen eine Wiederholung haben, so teilen Sie es mir bitte mit. Ich schwanke noch, ob ich den Titel ändern und statt »geistesgeschichtlich4 besser,moralisch 4 sagen soll. Das Wort Geistesgeschichte ist ganz kompromittiert, besonders durch Dummköpfe wie Kluckhohn3 und Unger 4, für tiefer blickende aber schon durch Dilthey 5 . Immerhin hat es einen gewissen Sinn. Darf ich Ihnen die Entscheidung überlassen? In die Klagen Ihres Briefes stimme ich von Herzen ein. Nur eine Korrektur möchte ich mir erlauben; sie betrifft Peterson6. Er ist einer der wenigen großen Gelehrten, die es heute gibt und Harnack7 weiß wohl, was er tut, wenn er sich so um ihn bemüht. In einigen Monaten wird wohl endlich seine Dissertation (über die Formel Heis Theos) erscheinen; dann werden Sie sehen, daß Sie ihm Unrecht taten, als Sie ihn mit Haecker8 oder Klages9 in einem Satze nannten. Was Sie vom Hochland sagen, traf mich umsomehr, als ich gerade ein Manuskript an Muth 1 0 abgesandt hatte. Ich hoffe, noch nicht auf der Stufe von E. R. Curtius 11 angelangt zu sein. Aber ich gebe Ihnen zu, daß es sehr schlimm ist. Der Aufsatz von Haecker 12 im Maiheft ist philosophisch und systematisch hilflos, fällt in jedem Satz auf die polemischen Vorderfüße, ist ganz ohne Architektur und, abgesehen von den Schimpf-Partien, ohne Stil; der Aufsatz von Kisky 1 3 über den Kardinal Mercier ist

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rational eine Blamage; der Aufsatz von Wust 14 eine verflixte Oberlehrerei; etc. etc. Aber wohin soll ich dann gehen, wenn ich einen Aufsatz veröffentlichen möchte? Das Archiv für öffentliches Recht ist geradezu blöd, eine Ablagerungsstätte für Dissertationen, die Zeitschrift].f[ür]. Öffentliches Recht ist eine politische Veranstaltung, also was soll ich tun, wenn ich nicht so schnell resignieren und nicht soweit flüchten kann wie Sie? Ich bekenne Ihnen, daß ich aus Sehnsucht nach Philologie einen richtigen Zettelkasten zur Terminologie des Wortes „Staat" angelegt habe, in dem ich mich erhole. Aber ich habe einen heftigen Mars in meinem Horoskop und eine nicht leicht zu beruhigende Impulsivität. So kommt es dann doch, wenn auch mit steigendem Alter immer weniger, zu Publikationen. Wenn Sie wissen möchten, wie man dafür gestraft wird, so lesen Sie bitte im Maiheft der Friedenswarte den Aufsatz von Wehberg 15 über „Die Kernfrage des Völkerbundes". Zur Zeit hält Harnack hier Gastvorlesungen. Er ist senil geworden, was bei einem Liberalen (ohne Ihren Sympathien zu nahe treten zu wollen) doch unangenehmer wirkt als bei einem Orthodoxen. Denselben Eindruck hatte ich in Münster (auf dem Staatsrechtslehrertag) von Anschütz 16. Ich danke Ihnen nochmals herzlich für Ihren Brief, lieber Herr Feuchtwanger, und versichere Ihnen, daß ich mich sehr freuen würde, wenn Sie einmal wieder Zeit zu einem solchen Bericht fänden und mir über den Fortgang Ihrer Studien Mitteilung machten. Mit den besten Grüßen Ihr Carl Schmitt.

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 11. 05. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Der Gegensatz von Parlamentarismus und modemer Massendemokratie, in: Hochland 23. Jg. (1926), S. 257-270, auch in ders., Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 60-74. 2 Vgl.: Brief vom 27. 09. 1924. 3 Kluckhohn, Paul (10.04.1886-20.03.1957), Literaturhistoriker. Vgl.: Hugo Kuhn, Kluckhohn, Paul, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 12 (1980), S. 132f. Vgl.: Red./Kuhn, Margherita, Kluckhohn, Paul, in: Christoph König(Hrsg.), Internationales Germanistenlexikon 1800-1950 Band 2, Berlin/New York 2003, S. 956 f. 4 Unger, Rudolf (08.05.1876-02.02.1942), Professor für Deutsche Philologie und Neuere deutsche Literaturgeschichte. Vgl.: Redaktion, Unger, Rudolf, in: Christoph König (Hrsg.), Internationales Germanistenlexikon 1850-1950, Bd. 3, Berlin/New York 2003, S. 1922 ff. 5 Dilthey, Wilhelm (19. 11. 1833-03. 10. 1911), Philosoph. Vgl.: Otto Friedrich Bollnow, Dilthey, Wilhelm, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 3 (1957), S. 723-726. 6 Peterson, Erik (07.06.1890-26.10.1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f. i Harnack, Adolf von (07. 05. 1851 -10. 06. 1930), evangelischer Theologe. Vgl.: Heinz Liebing, Harnack, Adolf von, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 688 ff. 8 Haecker, Theodor (04. 06. 1879-09. 04. 1945), Schriftsteller und Philosoph. Vgl.: Eugen Blessing, Haecker, Theodor, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 425 ff. 9 Klages, Ludwig (10. 12. 1872-29. 07. 1956), Philosoph und Psychologe. Vgl.: Friedbert Holz, Klages, Ludwig, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 11 (1977), S. 700 ff. 11*

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10 Muth, Carl (Karl) (31. 01. 1867-15. 11. 1944), katholischer Publizist, Herausgeber der katholischen Kulturzeitschrift „Hochland". Vgl.: Manfred Weitlauff, Muth, Carl, in: Neue Deutsche Biographie Band 18 (1997), S. 644 ff. 11 Curtius, Ernst Robert (14. 04. 1886-19. 04. 1956), Romanist mit Schwerpunkt der Erforschung des lateinischen Mittelalters. Vgl.: Emst Robert Curtius. Werk, Wirkung, Zukunftsperspektiven, hrsg. von W. Berschin und A. Rothe, Heidelberg 1989. 12 Vgl.: Theodor Haecker, Geist und Leben/Zum Problem Max Scheler, in: Hochland 23. Jg. (1926), Bd. II, S. 129-155. 13 Vgl.: Wilhelm Kisky, Kardinal Mercier und wir, in: Hochland 23. Jg. (1926), Bd. II, S. 156-171. 14 Vgl.: Peter Wust, Die Säkularisierung des europäischen Geistes und ihre Überwindung in der Gegenwart, in: Hochland 23. Jg. (1926), Bd. II, S. 1 - 1 9 und 195-213. 15 Vgl.: Hans Wehberg, Die Kernfrage des Völkerbundes, in: Die Friedens-Warte 26. Jg. (1926), S. 152 ff. 16 Anschütz, Gerhard (10.01.1867-14.04.1948), Professor für Staatsrecht, Rechtsgeschichte und Kirchenrecht, Verfasser des bekanntesten Kommentars zur Weimarer Verfassung. Vgl.: Hans Nawiasky, Anschütz, Gerhard, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 1 (1953), S. 307.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 14. 05. 1926 Lieber Herr Professor! Ich möchte Ihnen für Ihren Brief sofort herzlich danken und Ihnen sagen, wie sehr ich mich darüber gefreut habe, das Manuskript zur 2. Auflage des „Parlamentarismus" in der Hand zu haben. Die Vorbemerkung ist formal und inhaltlich sehr bedeutend. Ich habe das Manuskript gleich an die Druckerei geschickt und will nochmals an Hand der Fahnen und im Juniheft des „Hochland" das Ganze auf mich wirken lassen. Die sanfte Nachdrücklichkeit der Argumentation, Ihre bei aller Festigkeit ironische Art den Gegner zu erledigen ist sehr genussreich. Gegen den doppelten Abdruck im „Hochland"1 und bei uns ist nichts einzuwenden. Im Gegenteil, die nochmalige Unterstreichung eines so wichtigen Zeitschriftenaufsatzes in der Form der besonderen Buchveröffentlichung ist der Verbreitung günstig und dem Absatz beider Publikationen zum mindesten nicht abträglich. Sie dürfen aber nicht vergessen, sich auch von der Redaktion des „Hochland" die ausdrückliche Genehmigung zum Wiederabdruck geben zu lassen. Ich wäre dafür, diesmal zu sagen „Die moralische Lage des heutigen Parlamentarismus"; ich habe das Wort sowohl isoliert wie im Zusammenhang, in seinem historischen Bedeutungswandel und in seinem gegenwärtigen Klange hin und her bewegt, es gleichsam auf der Zunge zerdrückt. Trotz seiner Abgegriffenheit sagt „moralisch" in dieser Konstellation mehr als „geistesgeschichtlich" und anticipiert fast das Ergebnis: Das Wort lässt die Gefährdung des Prestiges des heutigen Paria-

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mentarismus bereits ganz deutlich durchschimmern. Wenn wir von der „moralischen" Lage eines öffentlichen Institutes sprechen - noch dazu überschriftsweise so ist klar gesagt, wohin die Fahrt geht. „Geistesgeschichtlich" ist zu dünn und wie Sie sagen, durch die Literarhistoriker kompromittiert. Das „Hochland" ist relativ weitaus die beste Zeitschrift, in der Sie schreiben konnten. Von Peterson2 als bedeutendem Archäologen und Philologen habe ich schon viel gehört; aber ich meinte nur die theologische Situation - und auch die von Peterson - ist hoffnungslos. Ich las in der „Kölnischen]. Z[ei]t[un]g." das Referat von Zorn über Ihre Völkerbundschrift 3. Das Echo ist sehr erfreulich und zu begrüssen, wenn auch sonst Zorn in dem Stadium ist, das Sie von Harnack 4 und Anschütz5 schildern. Wenn bei einem Lebensalter von über 70 Jahren das Kreatürliche schmerzlich sichtbar wird und das zersprungene Gefäss des Körpers einen tauben Klang gibt, so muss der Gedanke des Zuhörers an eine grossartige, unsterbliche Leistung aus jüngeren Jahren ein doppelt erhabener, ja versöhnender sein, ja ich meine, er müsste mit Gefühlen verbunden sein wie bei der ganz grossen Tragödie. Schlimm wird es nur, wenn auch die Werke aus früheren Zeiten problematisch und verstaubt sind. Ich meine fast, dass dies bei Harnack nicht der Fall ist und Peterson ist gewiss in seiner ganz besonderen Art ein würdiger Nachfolger des Alten. Ich kann auf Ihren Brief nicht so ausführlich eingehen, wie ich es möchte, sonst bleiben Sie wieder ohne meinen Dank und ohne Antwort. Mit herzlichen Grüssen wie stets Ihr NB. Korrektur bekommen Sie noch im Juni.

Brief, 3 Seiten, ms. o. U., 14. 05. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Der Gegensatz von Parlamentarismus und modemer Massendemokratie, in: Hochland 23. Jg. (1926), S. 257-270, auch in: ders.: Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 60-74. 2 Peterson, Erik (07.06.1890-26. 10.1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f. 3 Vgl.: Philipp Zorn, Die Kernfrage des Völkerbundes, in: Kölnische Zeitung Nr. 349 (11.05. 1926), S. 1. 4 Harnack, Adolf von (07. 05. 1851-10. 06. 1930), evangelischer Theologe. Vgl.: Heinz Liebing, Harnack, Adolf von, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 688 ff. 5 Anschütz, Gerhard (10.01. 1867-14.04. 1948), Professor für Staatsrecht, Rechtsgeschichte und Kirchenrecht, Verfasser des bekanntesten Kommentars zur Weimarer Verfassung. Vgl.: Hans Nawiasky, Anschütz, Gerhard, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 1 (1953), S. 307.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

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Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Vielen Dank für Ihren Brief vom 14. Mai. Ich stimme Ihnen ganz bei, wenn Sie den Titel „moralische Lage" für besser halten und danke Ihnen besonders für diesen wertvollen Rat. Die Redaktion des „Hochland" wird mit dem Abdruck der Vorbemerkung einverstanden sein. Ich werde aber auch ganz formell diese Erlaubnis aussprechen lassen. Was Sie über Peterson1 sagen, interessiert mich sehr. Wir wollen abwarten. Harnack2 hat hier mit großem Erfolg sein Gastspiel beendet. Ich schicke Ihnen gleichzeitig eine Besprechung3 als Drucksache; vielleicht haben Sie Interesse dafür. Dieser Tage wurde ich ernsthaft um ein Lehrbuch des Völkerrechts gebeten, unter Formen und Bedingungen, die mich sehr geneigt machen, eine solche Arbeit zu übernehmen. Ich möchte nicht zusagen, ohne Ihnen das mitgeteilt zu haben; natürlich kann ich nicht beurteilen, ob Ihr Verlag Interesse an einem solchen Buch hat und wie groß gerade jetzt dieses Interesse ist. Vielleicht schreiben Sie mir ganz offen darüber. Es handelt sich, wie ich Ihnen im Vertrauen mitteile, um ein Anerbieten des Vel lages Stilke4. Mit herzlichen Grüßen bleibe ich Ihr Carl Schmitt P.S. Der letzte Brief war unrichtig Poppeldorfer Allee 25a (statt: Endenicher Allee 20) adressiert.

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 21. 05. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Peterson, Erik (07.06.1890-26.10.1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f. 2 Harnack, Adolf von (07. 05. 1851 -10. 06. 1930), evangelischer Theologe. Vgl.: Heinz Liebing, Harnack, Adolf von, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 688 ff. 3 Vgl.: Carl Schmitt, Eine französische Kritik der Zeit. Lucien Romier, Explication de notre temps, in: Wirtschafsdienst 11. Jg. (1926), S. 593 f. 4 Die Firma Stilke ist eine 1872 gegründete Buch- und Zeitschriftenhandelsgesellschaft. Georg Stilke besaß mehrere Unternehmen und damit eine „monopolartige Stellung in Bahnhofsbuchhandel". 1933 war Stilke bereits als „jüdischer Mischling" Verfolgung ausgesetzt, jedoch konnte er sich bis 1938 unter Hinzuziehung eines NSDAP-Partners im Verlag halten. 1938 wurde die Firma an de Gruyter „verkauft". Nach dem Krieg kam es zu einem Vergleich zwischen de Gruyter und Stilke, der eine Arisierung nur für Hamburg nicht aber für Berlin belegen konnte. Vgl.: Anne-Katrin Ziesak, Der Verlag Walter de Gruyter 1799-1999, Berlin/New York 1999, S. 248 f.

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. O., 27. 05. 1926 Lieber Herr Professor! Für Ihren Brief vom 21. Mai vielen Dank! Ebenso für die Besprechung der Romier'sehen Explication de notre Temps1! Das Autoritätsprinzip wäre ganz recht, aber mir graut vor den möglichen „Autoritäten". Die deprimierende Skepsis kann auch bei einem tatkräftigen Positivisten nicht weichen, wenn er die Parade der möglichen Autoritäten abnimmt und die „Führung" Bürgermeistern, alten Generälen, Gewerkschafts-Sekretären und kaufmännischen Direktoren überlassen muss, weil es sonst nichts gibt und das Charisma fehlt. Bereitschaft zum anspruchslosen Dienst und zur Sachlichkeit ist in dem Interim allein zu fordern und zu fördern. Dem Verlag wäre, wie ich Ihnen schon früher gelegentlich sagte, ein Lehrbuch des Völkerrechts von Ihnen sehr recht. Wenn Sie D[uncker]. & H[umblot]. dem Stilke 2 vorziehen und die Ihnen gebotenen Bedingungen schon feststehen, so würden wir glatt in diese Bedingungen, die Ihnen ja zusagen, eintreten und auch in Zukunft Sie sicher zufrieden stellen. Die Beziehungen zwischen Autor und Verleger bleiben nun einmal richtig gesehen ein Gesellschafts Verhältnis mit durchaus solidarischen Interessen. Führt sich das Lehrbuch ein, so sind beide Teile ganz leicht zufrieden zu stellen; gelingt es nicht, so hat der Verlag das Risiko zu tragen. Aber auch die Erträgnisse des Autors aus grossen ununterbrochenen abgehenden Auflagen sind dann unterbunden. Ein Lehrbuch des Völkerrechts käme uns deshalb sehr zurecht, weil ich jetzt für die künftigen Jahre eine Reihe von wertvollen Einführungen und Lehrbüchern der meisten geisteswissenschaftlichen Disziplinen anstrebe. Wir haben ja einen sehr schönen und angesehenen Grundstock in Sohm-Mitteis-Wenger, dann in BrunnerHeymann und einigen neueren gut eingeführten wirtschaftswissenschaftlichen Einführungen (Weber, Wirtschaftsgeschichte, Zizek, Grundriss etc.)3. Für die Nationalökonomie4 hat uns jetzt Adolf Weber für das nächste Jahr ein grosses grundlegendes Einführungsbuch zugesagt und noch dieses Jahr soll eine Einleitung in die Philosophie von Erich Becher5 kommen. Wir würden also gerne mit Ihnen einen Verlagsvertrag schliessen, in welchem vor allem Näheres über Umfang, Ablieferung des Manuskriptes, Auflagenhöhe und Honorar der 1. Auflage und der folgenden gesagt ist. Wir bitten Sie, uns Ihre Wünsche an Hand des Stilke'schen Angebotes wissen zu lassen, damit ich einen Entwurf formulieren kann. Darf ich mir dann noch eine vertrauliche Anfrage erlauben, die auch mit dem Plan, eine Reihe einführender Lehrbücher zu bringen, zusammenhängt: der Ordinarius der Rechte in Rostock, Prof. Dr. R. Henle6, bietet uns ein neues Lehrbuch des Bürgerlichen Rechts und zwar zunächst des Allgemeinen Teils an. Henle begründet das Unternehmen mit einem Bedürfnis nach einem Lehrbuch mittleren Umfanges im Gegensatz zu dem Lehrbuch von Enneccerus7 einerseits und den vielfach vorhandenen Grundrissen andererseits, die für den noch nicht Eingeweihten und auch wissenschaftlich gesehen zu knapp seien. Vielleicht haben Sie die

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grosse Güte, einmal mit Ihren Kollegen des Zivilrechtes über diese Frage zu sprechen, vielleicht auch über die Persönlichkeit Henle's, der als Schüler Zitelmanns v[om]. J[ahre]. 1 9 0 9 - 1 9 als Dozent der juristischen Fakultät Bonn angehörte. Die grossen systematischen Darstellungen in Bindings-Handbuch 8 sind j a etwas ganz anders und inzwischen sehr problematisch geworden. Die 3 dicken Bände „ T u h r " 9 dienen ganz anderen Zwecken, als einer Einführung wie sie Henle plant. Als Fortsetzung der Darstellung des Bürgerlichen Rechts innerhalb Bindings-Handbuch ist übrigens Leonhard 1 0 , Marburg, für das Recht der Schuldverhältnisse jüngst gewonnen worden. Hoffentlich ist Ihnen die Anfrage nicht allzu unbequem. Ich danke Ihnen für Ihre freundlichen Bemühungen schon i m voraus. M i t herzlichen Grüssen verbleibe ich wie stets Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 27. 05. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Eine französische Kritik der Zeit. Lucien Romier, Explication de notre temps, in: Wirtschaftsdienst 11. Jg. (1926), S. 593 f. 2 Die Firma Stilke ist eine 1872 gegründete Buch- und Zeitschriftenhandelsgesellschaft. Georg Stilke besaß mehrere Unternehmen und damit eine „monopolartige Stellung in Bahnhofsbuchhandel". 1933 war Stilke bereits als »jüdischer Mischling" Verfolgung ausgesetzt, jedoch konnte er sich bis 1938 unter Hinzuziehung eines NSDAP-Partners im Verlag halten. 1938 wurde die Firma an de Gruyter „verkauft". Nach dem Krieg kam es zu einem Vergleich zwischen de Gruyter und Stilke, der eine Arisierung nur für Hamburg nicht aber für Berlin belegen konnte. Vgl.: Anne-Katrin Ziesak, Der Verlag Walter de Gruyter 1799-1999, Berlin/New York 1999, S. 248 f. 3 Sohm, Rudolf (29. 10. 1841 -16. 05. 1917), Jurist. Vgl: Kurt Nowak, Sohm, Rudolf, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 9 (1998), S. 360 f. Feuchtwanger meint: Rudolf Sohm, Institutionen des Römischen Rechts, bearbeitet von Ludwig Mitteis, hrsg. von Leopold Wenger, 15. Aufl. München/Leipzig 1917. Heinrich Brunner, Grundzüge der deutschen Rechtsgeschichte, hrsg. von Heymann, 5. Aufl. München/Leipzig 1912. Max Weber, Wirtschaftsgeschichte. Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Aus den nachgelassenen Vorlesungen, hrsg. von S. Hellmann und M. Palyi, 2. Aufl. München/Leipzig 1923. Franz Zizek, Grundriß der Statistik, 2. Aufl. München/Leipzig 1923. 4 Adolf Weber, Allgemeine Volkswirtschaftslehre. Eine Einführung, München / Leipzig 1928. 5 Erich Becher, Einführung in die Philosophie, München / Leipzig 1926. 6 Henle, Rudolf (07. 07. 1879-20. 06. 1941), Professor für bürgerliches Recht an der Universität Rostock ab 1923 bis zu seinem Tod. Vgl.: Ulrich von Lubtow, in memoriam, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abteilung Bd. 62 (1942), S. 466-469. 7

Ennereccus, Ludwig (01.04. 1843-31.05. 1928), Professor für bürgerliches Recht an der Universität Marburg, nationalliberaler Abgeordneter, Mitarbeiter am Gesetzgebungsverfahren zum BGB, zu dem er auch ein maßgebliches Lehrbuch veröffentlich hat. Vgl.: Andrea-Sabine Jacobi, Ludwig Ennereccus 1843-1928. Rechtswissenschaftler und nationalliberaler Parlamentarier. Eine politische Biographie, Hamburg 1999. 8 Karl Binding, Grundriss des Deutschen Strafprozessrechts, 5. Aufl. München/Leipzig 1904.

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9 Vgl.: Andreas von Thür, Der Allgemeine Teil des Deutschen Bürgerlichen Rechts Teil I III, München /Leipzig 1910-1918 (= Bindings Systematisches Handbuch der Deutschen Rechtswissenschaft, hrsg. von Friedrich Oetker, X. Abteilung, Bd. 1 / I, 1 / II in zwei Hälften). Zu Thür, Andreas von (1864-1925), Jurist. Vgl.: Zur Erinnerung an Andreas von Thür. Reden, gehalten an der Trauerfeier der Universität Zürich im Fraumünster, am 19. 12. 1925, Zürich 1925. 10 Vgl.: Franz Leonhard, Das Schuldrecht des BGB, Teil I. Allgemeines Schuldrecht, München/Leipzig 1929. Das Schuldrecht des BGB, Teil II. Besonderes Schuldrecht, München/Leipzig 1931 (= Bindings Systematisches Handbuch der Deutschen der Deutschen Rechtswissenschaft, hrsg. von Friedrich Oetker, X. Abteilung, Bd. 2/1, 2/II. Leonhard, Franz (01.09.1870-20.07.1950), Professor für bürgerliches Recht bis 1935, deutschnational (DNVP), 1935 aus dem Personal- und Vorlesungsverzeichnis gestrichen, von 1945-1947 erneute Lehrtätigkeit. Vgl.: Horst Göppinger, Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich". Entrechtung und Verfolgung, 2. Aufl. München 1990, S. 346. Vgl.: Anne Christine Nagel (Hrsg.), Die Philipps-Universität Marburg im Nationalsozialismus. Dokumente zu ihrer Geschichte, Stuttgart 2000, S. 265 f. und 268 ff.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 03. 06. 1926 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Während der Pfingstferien war ich verreist. Jetzt beeile ich mich, Ihren Brief zu beantworten und Ihnen mitzuteilen, daß ich ein Lehrbuch des Völkerrechts, etwa 20 Bogen, am 1. M a i 1927 abliefern möchte, bei einer Auflage von 2000 Stück für die 1. Auflage pro Bogen 200 Mark Honorar verlange und dabei natürlich annehme, daß das Buch i m Laufe des Herbst 1927 erscheint. Das sind die Bedingungen, die ich Stilke 1 gestellt habe. Er w i l l aber nur 1250 Exemplare drucken, sodaß ich noch mit ihm korrespondiere. Solange ich Ihre Antwort nicht habe, möchte ich ihm nicht schreiben, um nicht ä deux mains 2 zu spielen. Deshalb möchte ich Sie bitten, mir bald zu antworten. M i t bestem Dank für Ihren freundlichen Brief und mit herzlichen Grüßen stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 03. 06. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Die Firma Stilke ist eine 1872 gegründete Buch- und Zeitschriftenhandelsgesellschaft. Georg Stilke besaß mehrere Unternehmen und damit eine „monopolartige Stellung in Bahnhofsbuchhandel". 1933 war Stilke bereits als „jüdischer Mischling" Verfolgung ausgesetzt, jedoch konnte er sich bis 1938 unter Hinzuziehung eines NSDAP-Partners im Verlag halten. 1938 wurde die Firma an de Gruyter „verkauft". Nach dem Krieg kam es zu einem Vergleich zwischen de Gruyter und Stilke, der eine Arisierung nur für Hamburg, nicht aber für Berlin belegen konnte. Vgl.: Anne-Katrin Ziesak, Der Verlag Walter de Gruyter 1799-1999, Berlin/New York 1999, S. 248 f. 2 Aus zwei Händen, d. h. falsch zu spielen.

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Briefwechsel 1918-1935

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. O., 05. 06. 1926 Lieber Herr Professor! Mit gleicher Post gehen Ihnen eingeschrieben die Korrekturabzüge der 2. Auflage Ihres „Parlamentarismus" in 2 Exemplaren mit der Druckvorlage zu. Bitte, schicken Sie einen korrigierten Abzug an uns nach München zurück. Sie erhalten später noch Revision und dazu Korrekturen des Umschlages und Titelblattes. Vielen Dank für Ihren Brief vom 03. 06. über das „Lehrbuch des Völkerrechts". Ich schreibe Ihnen darüber gesondert an Hand des Vertragsentwurfs, vielleicht noch heute, spätestens am Montag. Mit herzlichen Grüssen Ihr Brief, 1 Seite, ms. m. U , 05. 06. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 08. 06. 1926 Lieber Herr Professor! Ich schicke Ihnen in der Anlage den angekündigten Entwurf zu Ihrem Lehrbuch des Völkerrechts. Als Bogenhonorar habe ich für die erste Auflage 150.- M (75 - M für jedes Tausend) eingesetzt, weil ein höherer Betrag wirtschaftlich auch bei allgemeiner guter Lage und bei einem glatten äusseren Dauererfolg, also unter der Annahme, dass das Werk zu den eingeführten Lehrbüchern zählt, nicht möglich ist - nach folgender Überlegung: Wir dürfen bei etwa 25 Bogen Inhalt (400 Seiten) den Preis nicht höher nehmen als 12,50 broschiert, ca. 15 - M gebunden. 40% Rabatt erhalten durchschnittlich die Wiederverkäufer, also die Buchhandlungen, 15 % (bei 150 - M Bogenhonorar) der Autor, mit den übrigen 45 % aus dem Erlös von etwa 1800 Stücken decken wir unsere eigenen Kosten einschliesslich Werbekosten und Handlungsunkosten. Für die erste Auflage von 2000 bleibt unter diesen Umständen dem Verlag nur die leere Funktion der Finanzierung und die Hoffnung, bei späteren Auflagen durch Verringerung der Herstellungskosten infolge einfachen Weiterdruckes und Ersparung der Werbekosten den Unternehmergewinn herauszuwirtschaften. 75.- M Bogenhonorar für 1000 Exemplare sind übrigens tatsächlich der Höchstsatz, der irgendwo für ein Lehrbuch bezahlt wurde. Unsere bisherigen Lehrbücher und ebenso die anderer Verleger haben bedeutend niedrigere Honorare zu tragen, vorallem weil sie sehr billig im Preis gehalten werden müssen. Der 800seitige „Sohm" 1 kostet in einem guten Ganzleinenband noch heute nur 16 - M.

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Briefwechsel 1918-1935

Als Höchstumfang habe ich in § 3 vorläufig 30 Druckbogen (480 S.) eingesetzt und habe im übrigen als Ausgabetermin Herbst 1927 genommen; das setzt voraus, dass wir das Manuskript spätestens am 15. Juni 1927 bekommen. Ich bitte um Ihr Einverständnis oder um Ihre Gegenvorschläge! Sie schreiben in Ihrem letzten Brief nichts zu der Anfrage über Henle2; hoffentlich ist Ihnen die Anfrage nicht unbequem. Ihre Besprechung des Kluckhohn3 in der letzten Nummer der Deutschen] Literatur] Z[eitung] sowie das Juniheft des „Hochland" 4 liegen vor mir. Zur Grenzabsteckung zwischen Literaturgeschichte und Staatsrecht, besonders in Bezug auf die Beurteilung der Romantik, ist, was Sie schreiben von grosser Bedeutung, wenn auch scharf und grausam ausgedrückt. Im Grunde genommen haben Sie gezeigt, dass es jetzt genug ist mit den geistreichen Formulierungen und Gegenüberstellungen ä la Strich 5, Korff 6 etc. Das „Hochland" muss ich erst ansehen. Ich hoffe sehr, dass wir zu einer Einigung über das Völkerrecht kommen und verbleibe wie stets mit vielen Grüssen und Wünschen Ihr 1 Anlage Vertragsentwurf. Zwischen Herrn Prof. Dr. Carl Schmitt in Bonn und dem Verlag Duncker & Humblot in München ist der folgende Vertrag geschlossen worden. 5 1.

Herr Prof. Carl Schmitt überträgt dem Verlag Duncker & Humblot den Verlag seines Werkes: „Lehrbuch des Vokerrechts"

1

§2.

Die erste Auflage erscheint in 2000 Exemplaren und 200 Zuschuss für Frei- und Besprechungsstücke im Jahre 1927 in der Ausstattung anliegender Satzprobe. §3.

Der Herr Verfasser liefert das Manuskript spätestens bis 15. Juni (hs. geändert 31. Dez.8) 1927. Der Umfang soll 30 (hs. geändert 25 9 ) Druckbogen zu je 16 Seiten nicht überschreiten. §4.

Als Honorar erhält Herr Prof. Schmitt 150.- M (hs. geändert 200 M 1 0 ) für den Druckbogen für je 2000 Stücke bei Ausgabe. §5.

Herr Prof. Schmitt erhält 20 11 Freiexemplare zur persönlichen Verwendung.

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Briefwechsel 1918-1935

§6. Das Übersetzungsrecht treten Verfasser und Verlag nur gemeinschaftlich ab, das Autorisationshonorar wird zu gleichen Hälften geteilt. §7. Die obigen Bestimmungen gelten in der gleichen Weise für die zweite und alle folgenden Auflagen. M i t dem Inhalt dieser 7 Paragraphen einverstanden, bestätigen die Vertragschließenden deren Gültigkeit für sich und Ihre Rechtssnachfolger durch ihre Unterschrift. München, den Bonn, den

Brief, 2 Seiten, ms. o. U , 08. 06. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Gemeint ist: Rudolf Sohm, Institutionen. Ein Lehrbuch der Geschichte und des Systems des Römischen Privatrechts, 15. Aufl. München / Leipzig 1917. 2 Henle, Rudolf (07. 07. 1879-20. 06. 1941), Professor für bürgerliches Recht an der Universität Rostock ab 1923 bis zu seinem Tod. Vgl.: Ulrich von Lubtow, in memoriam, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abteilung Bd. 62 (1942), S. 466-469. 3 Kluckhohn, Paul (10.04.1886-20.03.1957), Literaturhistoriker. Vgl.: Hugo Kuhn, Kluckhohn, Paul, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 12 (1980), S. 132f. Vgl.: Red./Kuhn, Margherita, Kluckhohn, Paul, in: Christoph König (Hrsg.), Internationales Germanistenlexikon 1800-1950 Band 2, Berlin/New York 2003, S. 956 f. Vgl.: Carl Schmitt, Rezension: Paul Kluckhohn, Persönlichkeit und Gemeinschaft. Studien zur Staatsauffassung der deutschen Romantik, in: Deutsche Literaturzeitung 1926, Sp. 1061 ff. 4 Vgl.: Carl Schmitt, Der Gegensatz von Parlamentarismus und modemer Massendemokratie, in: Hochland 23. Jg. (1926), Bd. 2, S. 257-270. 5 Strich, Fritz (13. 12. 1882-15. 08. 1963), Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Bern (von 1929-1953), Vertreter einer geistesgeschichtlichen Orientierung der Germanistik. Vgl.: Barbara Potthast, Strich, Fritz, in: Internationales Germanistenlexikon Bd. 3, hrsg. von Christoph König, Berlin/New York 2003, S. 1833 f. 6 Korff, Hermann August (03.04. 1882-11.07. 1963), Professor für Neuere deutsche Sprache und Literatur an der Universität Leipzig (von 1925-1957), Vertreter eine ideen- und geistesgeschichtlichen Orientierung der Germanistik. Vgl.: Markus Bauer, Korff Hermann August, in: Internationales Germanistenlexikon Bd. 2, hrsg. von Christoph König, Berlin/ New York 2003, S. 987 f.

i Verfassungslehre - handschriftliche Ergänzung, vermutlich von Feuchtwanger nach Rücksprache mit Schmitt. »31. Dez[emberl - handschriftliche Änderung. 9 25 - handschriftliche Änderung. 10 200 M handschriftliche Änderung. u Handschriftlich eingesetzt.

Briefwechsel 1918-1935 Carl Schmitt an Ludwig

Feuchtwanger o , 09. 0 . 1926

Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, auf Ihren Brief mit dem Vertragsentwurf w i l l ich gleich antworten. Was das Honorar angeht, so liegt die Sache so, daß Stilke mir 200 M[ark]. angeboten hat, das 2. dringende Angebot von Stilke liegt jetzt schon 1 Tag bei mir, sodaß ich Sie bitten möchte, schnell zu antworten. Ich schrieb Ihnen schon, daß ich es verstehe, wenn Sie das Lehrbuch nicht zu den Bedingungen Stilkes veröffentlichen wollen, hoffentlich verstehen Sie es auch, daß ich ein solches Angebot nicht gern ablehne. Bei gleichen Bedingungen würde ich natürlich D[uncker] & H[umblot].vorziehen; hier ist aber eine ziemlich bedeutende Differenz. Dies nur in Eile, damit es gleich mit dem Zug nach München geht. Wegen Henle 2 dieser Tage. Herzliche Grüße, lieber Herr Dr. Feuchtwanger, von Ihrem Carl Schmitt. P.S.: Das Lehrbuch müßte in 2 verschiedenen, wichtiges von blos illustrierenden unterscheidenden Typen gedruckt werden. Stilke w i l l es wie das alte Lisztsche Lehrbuch 3 drucken.

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 09. 06. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Die Firma Stilke ist eine 1872 gegründete Buch- und Zeitschriftenhandelsgesellschaft. Georg Stilke besaß mehrere Unternehmen und damit eine „monopolartige Stellung in Bahnhofsbuchhandel". 1933 war Stilke bereits als »jüdischer Mischling" Verfolgung ausgesetzt, jedoch konnte er sich bis 1938 unter Hinzuziehung eines NSDAP-Partners im Verlag halten. 1938 wurde die Firma an de Gruyter „verkauft". Nach dem Krieg kam es zu einem Vergleich zwischen de Gruyter und Stilke, der eine Arisierung nur für Hamburg nicht aber für Berlin belegen konnte. Vgl.: Anne-Katrin Ziesak, Der Verlag Walter de Gruyter 1799-1999, Berlin/New York 1999. S. 248 f. 2 Henle, Rudolf (07. 07. 1879-20. 06. 1941), Professor für bürgerliches Recht an der Universität Rostock ab 1923 bis zu seinem Tod. Vgl.: Ulrich von Lubtow, in memoriam, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abteilung Bd. 62 (1942), S. 466-469. 3 Franz von Liszt, Lehrbuch des Deutschen Strafrechts, 24. Auflage Berlin / Leipzig 1922. Das Lehrbuch ist in 205 Paragraphen, allgemeiner und besonderer Teil, mit jeweils Büchern, die in Abschnitte untergliedert sind, die ihrerseits noch Unterpunkte besitzen, aufgegliedert. Allein das Inhaltsverzeichnis umfasst für 711 Seiten ganze 16 Seiten. Franz Ritter von Liszt (02. 03. 1851-21. 06. 1919), Professor für Strafrecht, Mitglied der Fortschrittlichen Volkspartei, Mitglied des Reichstages 1912-1918. Vgl.: Monika Frommel, Liszt, Franz Ritter von, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 14 (1985), S. 704 f. Vgl.: Gerd Kleinheyer/Jan Schröder (Hrsg.), Deutsche und europäische Juristen aus neun Jahrhunderten, 4. Aufl. Heidelberg 1996, S. 248-253.

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Briefwechsel 1918-1935

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

o ,

. 0 . 1926

Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Telegramm und Karte. Ich schreibe also Stilke1 ab. Heute schicke ich Ihnen die Korrekturen des „Parlamentarismus" zurück Ich bemerke gerade, daß ich in der langen Anmerkung, die ich einer Fahne angeklebt habe (Über Repräsentation) den Titel des Buches von Karl Löwenstein2 vergessen habe (den Raum habe ich frei gelassen). Vielleicht haben Sie die Güte es einzufügen, also: Karl Löwenstein, Volk und Parlament nach der Staatstheorie der französischen Nationalversammlung von 1789, München 1922. Besten Dank, stets Ihr Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 14. 06. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Brief vom 21. 05. 1926. 2 Vgl.: Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, 2. Auflage München/ Leipzig 1926, S. 45. Löwenstein, Karl (09. 11. 1891-10.07. 1973), von 1919-1933 Rechtsanwalt in München. Vgl.: Peter Badura, Karl Loewenstein - Staat und Verfassung: Die Kontrolle politischer Macht, in: Peter Landau / Hermann Nehlsen (Hrsg.), Große jüdische Gelehrte an der Münchener Juristischen Fakultät, Ebelsbach 2001, S. 32-44 (Abhandlungen zur Rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung Bd. 84).

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 16. 06. 1926 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für die Rücksendung der Fahnen zum „Parlamentarismus". Die Korrekturen werden sofort vorgenommen; dann gehen Ihnen nochmals Revisionsbogen zu. In der Anmerkung habe ich den Titel des Buches von Löwenstein1 beigesetzt. Viele Grüsse Ihres

Karte, 1 Seite, ms. o. U., 16. 06. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Karl Löwenstein, Volk und Parlament nach der Staatstheorie der französischen Nationalversammlung von 1789, München 1922.

Briefwechsel 1918-1935

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Bonn, 26. 06. 1926 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Heute schicke ich Ihnen Bogen 1 der Revision des „Parlamentarismus" zurück. Ich habe S. 14 eine größere Korrektur angebracht: 63 Buchstaben gestrichen und dafür 63 andere eingesetzt. Warum beginnt die Revision nicht mit der Vorbemerkung? Soll ich ein alphabetisches Namen-Verzeichnis machen? Ich habe Ihnen einen Aufsatz der K[ölnischen]. Z[ei]t[un]g. von dem bewährten langjährigen Chefredakteur Posse1 geschickt, um Ihnen zu zeigen, wie groß das Interesse für die Abhandlung über den Parlamentarismus ist. Ich habe zu Posse gar keine Beziehungen. - eine Frage: Wie wirkt die Nennung meines Namens in dem Aufsatz von K. Neundörfer 2 Juni-Heft des Hochland „Faschismus und Kirchenpolitik"? Bezieht man den „persönlichen Atheismus" nicht auf mich? Ist es nicht empörend? Ich wäre Ihnen für eine offene Mitteilung Ihres Eindruckes sehr dankbar. - Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 26. 06. 1926 - Arciiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Emst Posse, Der Kampf der Mythen. Politische Sehkraft - Für den bürgerlichen Rechtsstaat - Der Zwang zur nationalen Idee, in: Kölnische Zeitung Nr. 460 (23. 06. 1926), S. 1. 2 Vgl.: Karl Neundörfer, Die Kirchenpolitik des italienischen Faschismus, in: Hochland 23. Jg. (1926), Bd. II, S. 369 ff.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger o. O., 26. 06. 1926 (Eingangsstempel) L[ieber]. H[err]. Dr. F[euchtwanger].! Herzlichen Dank für Ihren Brief und die Notizen zu Status. Die Stellen bei Tertullian 1 kannte ich schon; ich vermute aber, daß Status (z. B. adv. Marc. IV 6): der jüdische Messias wird den judaicus Status wiederherstellen, bei ihm nicht so sehr das politische Gemeinwesen, als Aeon bedeutet; ebenso de carnis resurrect. 24. In großer Eile eine Korrektur (evtl. telegraphisch auf meine Kosten): S. 62 (der neuen Bezifferung, S. 36 der alten) Zeile 19 muß es heißen: Der Parlamentarismus dadurch seine geistige Basis aufgibt (statt: verliert). Mit den besten Grüßen stets Ihr Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 26. 06. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

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Briefwechsel 1918-1935

i Tertullian, Quintus Septiminus Florens (ca. 155-60 - 220-240), bedeutendster katholischer Theologe vor Augustinus. Vgl.: Marco Frenschkowski, Tertullian, in: BiographischBibliographisches Kirchenlexikon Bd. XI (1996), Sp. 695-720. Die genannten Werke lauten: Adversus Marcionem IV.6 und De carne Christ oder De resurrectione Mortuorum 24.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 28. 06. 1926 Lieber Herr Professor! Besten Dank für Ihre Karte vom 26., der bis heute der angekündigte Bogen 1 nicht auf dem Fusse gefolgt ist. Die Druckerei paginiert die Vorbemerkung nach unserer Anweisung römisch und legt die Korrekturen gleichzeitig mit dem Titelbogen vor. Die Kölnische]. Zeitung" mit dem Aufsatz von Posse1, der noch die vergangene Glanzperiode der Kfölnischen]. Z[eitung]. repräsentiert, hatte ich schon gelesen, bevor Sie den Ausschnitt sandten und erkannte auch daran wieder, was ich schon wusste, wie sehr Ihre Gedanken allgemein Eingang gefunden haben. Dagegen hatte ich im Juniheft des „Hochland" den Aufsatz von Neundörfer 2 über die Kirchenpolitik des italienischen Faschismus nicht gelesen und habe das erst jetzt nachgeholt. Sie werden in diesem Aufsatz als Begründer oder mindestens Anhänger einer deutschen prokatholischen Richtung bezeichnet, und der Verfasser meint gleich darauf, dass die von ihm beschriebenen prokatholischen Verhaltensweisen den katholischen Glauben selbst gar nicht berühren, ja ihn sogar entwürdigen und entwerten: man könne ganz gut auch bei ausgesprochen persönlichem Atheismus prokatholischer Richtung sein. Mit dem persönlichen Atheismus sind Sie nicht gemeint, und es wird auch kein Leser diesen Ausdruck auf Sie beziehen. Aber nicht abzuweisen ist aus den N[eundörfer].'sehen Gedankengängen die Folgerung, dass der Verfasser Sie für einen Vertreter einer prokatholischen Richtung hält, also für jemand, der nicht gläubiger Katholik zu sein braucht, ja repräsentativer Vertreter des katholischen Prinzips (sei es innerhalb oder außerhalb der Hierarchie) begrifflich überhaupt nicht sein kann. Denn ich kann von einem solchen Vertreter nicht gut sagen, dass er einer prokatholischen Richtung angehört, wie ich von einem Führer des Sozialismus nicht sagen kann, er sei sozialistenfreundlich, und ebenso wenig von einem katholischen Kirchenfürsten oder Mitglied der Zentrumsfraktion er sei prokatholisch. Es ist immer wieder die alte Sache, dass sich diejenigen, die sich einer belletristischen, nicht streng auf Fachleute beschränkten Zeitschrift, oder auf Büttenpapier gedruckt, entscheidend zu Lebens- und Geistesfragen, namentlich zu religiösen Fragen äussern, in den Verdacht kommen, nicht der Praxis des beschriebe-

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nen Lebenskreises anzugehören, sondern nur einer dem betreffenden Lebenskreise freundlichen Richtung. Mit herzlichen Grüssen Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 28. 06. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Emst Posse, Der Kampf der Mythen. Politische Sehkraft - Für den bürgerlichen Rechtsstaat - Der Zwang zur nationalen Idee, in: Kölnische Zeitung Nr. 460 (23. 06. 1926), S. 1. 2 Vgl.: Karl Neundörfer, Die Kirchenpolitik des italienischen Faschismus, in: Hochland 23. Jg. (1926), Bd. II, S. 369 ff.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 05. 07. 1926 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Heute schicke ich Ihnen die Korrekturen zurück. Ich möchte an einigen Stellen kleine Stichworte am Rande beifügen, aus Humanität gegen den schwachköpfigen Leser, also aus einem von Ihrem Arabismus weit entferntem Motiv. Aus ähnlichen Gründen möchte ich ein Namenverzeichnis am Schluß anbringen, habe aber noch nicht die Revision der Vorbemerkung, von der ich nicht verstehe, warum sie mit lateinischen Ziffern gezählt werden soll (vielleicht wegen des Honorars?!). Im übrigen herzlichen Dank für Ihren Brief 1 , selbst für die Ungerechtigkeiten des Schlußabsatzes. Immer Ihr Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U , 05. 07. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. i Vgl.: Brief vom 28. 06. 1926.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 10. 07. 1926 Lieber Herr Professor! Die Korrekturen der 4 Bogen des Textes des „Parlamentarismus" gehen Ihnen einschliesslich der Vorbemerkung und des Titels zur letzten Revision und Imprimierung zu, sobald die Druckerei die neuen Korrekturen von Ihnen sorgfältig ausgeführt hat. Die Vorbemerkung sollte lateinisch beziffert werden, wie es sonst mit Einleitungen gehalten zu werden pflegt. Wenn Sie das aber nicht wünschen, weil die Vorbe1

Rieß (Hrsg.)

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merkung mehr als eine Einleitung ist, bitte ich in den letzten Korrekturen die entsprechenden Änderungen anzubringen. Mit dem Honorar hat diese Bezifferung nichts zu tun, das wäre Zahlen-Magie, mit der wir bei unseren Autoren nichts mehr ausrichten; wir müssen froh sein, wenn sie uns nicht magisch kommen. Mit herzlichen Griissen wie stets Ihr Brief, 1 Seite, ms. o. U., 10. 07. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 14. 07. 1926 Lieber Herr Professor! Mit gleicher Post folgen die angekündigten Revisionsbogen, also die Vorbemerkung - S. I-XXIV, dann der 1. Bogen und der Umschlag, alles mit den dazu gehörigen Vorkorrekturen. Bg. 2 - 4 folgen in den nächsten Tagen. Die Druckerei hat den alten Titel noch stehen lassen; wir wollten die „moralische" Lage sagen1. Haben Sie das Buch von Petersen über die Romantik2 schon eingesehen? Ich will es nächstens tun, um vor allem zu sehen, ob und wie Ihre „Politische Romantik" darin behandelt ist. Im Anschluss an die 7. Auflage unseres „Meyer-Anschütz" wollte Geheimrat Anschütz3 schon seit 1919 für uns einen Grundriss des deutschen Reichs-Staatsrechtes im Umfang und in der Art der Brunnerschen „Grundzüge" schreiben. Anschütz war aber mit anderen Arbeiten überhäuft und hat uns neulich auf unsere Anfrage nach dem Stand seiner Arbeiten geschrieben, dass er es nicht als Unfreundlichkeit auffasst, wenn wir jemand anderen mit der Auflage betrauen. Ich wollte nun noch vor den Ferien zu Rothenbücher4 oder Beyerle 5 gehen, möchte aber vorher fragen, ob Sie mir einen Rat in dieser Sache geben wollen. Das Bedürfnis der Studenten geht nach einem nicht über 400 Seiten starken Grundriss. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, für einen Wink. Und haben Sie sich jetzt entschlossen unseren Vertrag über das Völkerrecht zu unterschreiben? Darf ich auch noch auf eine Antwort über Henle6 hoffen? Mit herzlichen Griissen Ihr Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 14. 07. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. i Vgl.: Briefe vom 14. 05. 1926 und 21. 05. 1926.

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2 Vgl.: Julius Petersen, Die Wesensbestimmung der deutschen Romantik. Eine Einführung in die moderne Literaturwissenschaft, Leipzig 1926. 3 Anschütz, Gerhard (10.01. 1867-14.04. 1948), Professor für Staatsrecht, Rechtsgeschichte und Kirchenrecht, Verfasser des bekanntesten Kommentars zur Weimarer Verfassung. Vgl.: Hans Nawiasky, Anschütz, Gerhard, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 1 (1953), S. 307. 4 Rothenbücher, Karl (01. 08. 1880-14. 10. 1932), Jurist, Professor für Staats- und Kirchenrecht an der Universität München. Vgl.: Martin Otto, Rothenbücher, Karl, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22 (2005), S. 120 f.

5 Beyerle, Konrad (04.09.1872-26.04.1933), Professor für Rechtsgeschichte, 1919 Mitglied der Nationalversammlung, 1919-1924 Mitglied des Reichstags für die Bayerische Volkspartei (BVP). Vgl.: Johannes Bärmann, Beyerle, Konrad, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 2 (1955), S. 206f. Vgl.: Gerd Kleinheyer/Jan Schröder (Hrsg.), Deutsche und europäische Juristen aus neun Jahrhunderten, 4. Aufl. Heidelberg 1996, S. 464. Vgl.: Thomas Hense, Konrad Beyerle, Frankfurt am Main 2002 (Rechtshistorische Reihe Bd. 256). 6 Henle, Rudolf (07. 07. 1879-20. 06. 1941), Professor für bürgerliches Recht an der Universität Rostock ab 1923 bis zu seinem Tod. Vgl.: Ulrich von Lübtow, in memoriam, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abteilung Bd. 62 (1942), S. 466-469.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 19. 07. 1926 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Die zweite Korrektur des Parlamentarismus schicke ich heute an Sie ab. Ich habe durchlaufend mit arabischen Ziffern numeriert, Seite 24 zwei leere Seiten eingefügt, für die ich kein Honorar beanspruche, kein Register am Schluss angebracht und den Titel unverändert gelassen. Nach einiger Ueberlegung muss ich anerkennen, dass der Setzer in seinem dunklen Drange das Richtige getroffen hat, wenn er sich einer Aenderung des Titels durch passive Resistenz entzog. Es geht wirklich nicht an, der zweiten Auflage einen anderen Titel zu geben, als der ersten. Die „moralische" Lage des Parlamentarismus bedeutet etwas ganz anderes, als die geistesgeschichtliche Lage. Ein Buch müsste sich vollständig ändern, um eine solche Titel-Aenderung zu rechtfertigen. Lassen wir es also bei dem alten Titel. Zu dem Lehrbuch des Völkerrechts kann ich mich nicht so schnell entschliessen, weil mir der Termin doch etwas kurz erscheint. Ich habe auf Ihre Zusage hin Stilke 1 abgeschrieben, er hat mir noch einige dringende Briefe geschickt. Ich bin aber im Augenblick durch die Semester-Arbeit und aus gesundheitlichen Gründen verhindert, genau festzustellen, wann ich ein so schwieriges Werk, wie ein Lehrbuch des Völkerrechts, abschließen kann. Ich bin kein Hatschek2 und auch kein StierSolmo3 und habe einen Namen zu verlieren. Wenn ich im August nach München komme, suche ich Sie auf und spreche mit Ihnen in Ruhe darüber. 12*

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Was Henle 4 angeht, so hat man sich sehr gewundert, dass er für einen solchen Plan in Betracht kommt. Er gilt nicht als grosses Licht, soll aber eine gewisse Fähigkeit zu populärer Darstellung haben. Demnach dürfte er Ihr Mann sein. Das Buch von Erik Peterson 5 über die Formel Heis Theos ist noch nicht erschienen. Der Verleger Vandenhoek und Rupprecht 6 gehört zu den carakteristischen Vertretern dieses „genus hominum". Ich flüchte mich seit einigen Wochen in die Wortgeschichte von ,status4 und bedauere es sehr, dass Sie dort nicht zu treffen sind, trotz Ihrer Machiavelli-Ausgabe. Wenn ich nach München komme, müssen Sie mir Ihre Bibliothek wieder zeigen. Herzliche Grüsse stets Ihr Carl Schmitt P.S. 1) A m Schluß des „Parlamentarismus" habe ich die letzten Sätze nochmals stilisiert 7 ; hoffentlich wird das auch ohne nochmalige Revision schön und richtig gedruckt. 2) Wer könnte der Freiherr von Soden 8 sein, der am 3.und 10. Juli in der A l l g[emeinen]. Rundschau so ausführlich und kavaliermäßig über mich geschrieben hat?

Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 19. 07. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Die Firma Stilke ist eine 1872 gegründete Buch- und Zeitschriftenhandelsgesellschaft. Georg Stilke besaß mehrere Unternehmen und damit eine „monopolartige Stellung in Bahnhof sbuchhandel". 1933 war Stilke bereits als Jüdischer Mischling" Verfolgung ausgesetzt, jedoch konnte er sich bis 1938 unter Hinzuziehung eines NSDAP-Partners im Verlag halten. 1938 wurde die Firma an de Gruyter „verkauft". Nach dem Krieg kam es zu einem Vergleich zwischen de Gruyter und Stilke, der eine Arisierung nur für Hamburg, nicht aber für Berlin belegen konnte. Vgl.: Anne-Katrin Ziesak, Der Verlag Walter de Gruyter 1799-1999, Berlin/New York 1999, S. 248 f. 2 Hatschek, Julius (21.08. 1872-12.06. 1926), Professor für Staats- Verwaltungs- und Völkerrecht an der Universität Göttingen. Vgl.: Ottobert L. Brinzinger, Hatschek, Julius, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 8 (1969), S. 57 f. 3 Stier-Somlo, Fritz (21.05. 1873-10.03. 1932), Jurist, Professor des Staats-, Verwaltungs- und Völkerrechts. Vgl.: Anonym, Stier-Somlo, Fritz, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 9, München 1998, S. 529. 4 Henle, Rudolf (07. 07. 1879-20. 06. 1941), Professor für bürgerliches Recht an der Universität Rostock ab 1923 bis zu seinem Tod. Vgl.: Ulrich von Lübtow, in memoriam, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abteilung Bd. 62 (1942), S. 466-469. 5 Vgl.: Erik Peterson, Heis Theos. Epigraphische, formgeschichtliche und religionsgeschichtliche Untersuchungen (= Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments Bd. 24), Göttingen 1926. 6 Es handelt sich um den 1735 von Abraham Vandenhoeck gegründeten Verlag, der nach dessen Tod 1750 von Carl Friedrich Günther Ruprecht weitergeführt wurde. Als Universitätsverlag konzentrierte er sich auf die Bereiche Medizin, Chemie, Philologie, Geschichte und Theologie. Seit 1877 lenkten Dr. Wilhelm Ruprecht (1858-1943) und Gustav Ruprecht (1860-1950) die Geschicke des Verlages bis 1935 bzw. 1937. Seit 1923 wurden sie dabei

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unterstützt von ihren Söhnen Günther Ruprecht und Helmut Ruprecht. (Nach Informationen des Verlags zum 250 jährigen Bestehen). 7 Dort heißt es: „Die Theorie vom Mythus ist der stärkste Ausdruck dafür, daß der relative Rationalismus des parlamentarischen Denkens seine Evidenz verloren hat. Wenn anarchistische Autoren aus Feindschaft gegen Autorität und Einheit die Bedeutung des Mythischen entdeckten, so haben sie doch, ohne es zu wollen, an der Grundlage einer neuen Autorität, eines neuen Gefühls für Ordnung, Disziplin und Hierarchie mitgearbeitet. Freilich, die ideelle Gefahr derartiger Irrationalitäten ist groß. Letzte, wenigstens in einigen Resten noch bestehende Zusammengehörigkeiten werden aufgehoben in dem Pluralismus einer unabsehbaren Zahl von Mythen. Für die politische Theologie ist das Polytheismus, wie jeder Mythus polytheistisch ist. Aber als gegenwärtige starke Tendenz kann man es nicht ignorieren. Vielleicht hofft ein parlamentarischer Optimismus auch diese Bewegung zu relativieren und, wie im fascistischen Italien, alles über sich ergehend lassend, bis zur Wiederaufnahme der Diskussion warten zu können. Vielleicht auch die Diskussion selbst zur Diskussion zu stellen, sofern nur eben diskutiert wird. Aber in der wideraufgenommenen Diskussion dürfte er sich dann nicht damit begnügen, nur seine Gegenfrage „Parlamentarismus, was sonst?" zu wiederholen und geltend zu machen, es gebe für ihn vorläufig noch keinen Ersatz. Das wäre ein hilfloses Argument und nicht imstande, das Zeitalter der Diskussion zu erneuern. 8

Freiherr von Soden, Carl-Oskar (1898-1943), Politiker und Priester, der sich früh mit den Nationalsozialisten stritt und 1939 über die Schweiz und Brasilien emigrierte, 1941 nach New York kam, wo er den „Bavarian Council" leitete. Vgl.: Carl O. Freiherr von Soden, Kritik der Kritik. Randbemerkungen zu der Schrift von Carl Schmitt: Die Kernfrage des Völkerbundes, in: Allgemeine Rundschau 23. Jg. (1926), Heft 27 (03. 07.1926), S. 418^421 und Heft 28 (10. 07. 1926), S. 440-443. Vgl.: Florian Trenner, Carl-Oskar Freiherr von Soden. Ein Politiker-Priester in Bayern zwischen Monarchie und Diktatur, München 1999.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 21. 07. 1926 Lieber Herr Professor! Die Korrekturen des „Parlamentarismus" kamen mit Ihrem Brief vom 19.07 heute richtig an. Ich habe alles noch einmal durchgesehen und die Druckerei beauftragt, die Korrekturen sorgfältig auszuführen, auf die Seitenumstellung (S. 1 90), vor allem auch bei dem Übergang von der Vorbemerkung zum Haupt-Text (S. 24 ff.), genau zu achten und endlich die Schlussänderungen, die vollkommen deutlich sind, sauber durchzuführen; auf eine nochmalige Revision habe ich unter diesen Umständen verzichtet. Ich freue mich besonders darauf, Sie bald hier zu sehen. Dann w i l l ich auch wieder versuchen, Ihnen klar zu machen, dass es unrecht ist, die kapitalistische Wirtschaftsordnung nur gerade in einem winzigen Punkt des ganzen Kosmos der wirtschaftlichen Verflechtungen wegzuwünschen, nämlich in der Motivbildung des Verlegers. Der Verleger muss aber in dieser Wirtschaftsordnung der Spiegel der Wünsche des Publikums sein; und wo er allzusehr achtgibt und auf das achtet, was er selbst für gut, edel, richtig und über die trüben Tagesinteressen erhaben ansieht, rächt sich das bitter.

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Trotz Ihrer ausgezeichneten Empfehlung habe ich Prof. Henle1 abgeschrieben. Aber Ihre Bemerkungen sind der Gipfel der Ungerechtigkeit! Fragen Sie doch die Herren Röhrscheid2, Cohen3, Behrendt4 etc. in Ihrer eigenen Stadt, was gut gekauft wird; ausser Gebrauchsbüchern und Reiseführern, Bildermagazinen etc. so gut wie nichts. Das glauben uns aber die Autoren und Finanzämter nicht, und das bleibt der Kern der Tragödie. Vielleicht kann Ihnen für Ihre Wortgeschichte von „status" die beiliegende Lesefrucht nützen. Das schönste Buch, das ich seit sehr langer Zeit las, ist „Vossler 5, Racine". - Die Nummern vom 03. und 10. Juli der „Allgemeinen Rundschau"6 will ich mir sofort verschaffen. Einstweilen mit herzlichen Griissen Ihr 1 Anlage.

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 21. 07. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Henle, Rudolf (07. 07. 1879-20. 06. 1941), Professor für bürgerliches Recht an der Universität Rostock ab 1923 bis zu seinem Tod. Vgl.: Ulrich von Lübtow, in memoriam, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abteilung Bd. 62 (1942), S. 466-469. Vgl.: Schmitts ironische Bemerkung im Brief vom 19. 07. 1926. 2 Röhrscheid, Ludwig, Buchhändler und Verleger. Vgl.: Otto Wenig, Buchdruck und Buchhandel in Bonn, Bonn 1968, S. 431 -444. 3 Cohen, Fritz, Buchhändler und Verleger. Vgl.: Otto Wenig, Buchdruck und Buchhandel in Bonn, Bonn 1968, S. 445-449. 4 Behrendt, Hermann, Buchhändler und Antiquar. Vgl.: Otto Wenig, Buchdruck und Buchhandel in Bonn, Bonn 1968, S. 464-468. 5 Karl Vössler, Racine, München 1926. 6 Vgl.: Carl O. Freiherr von Soden, Kritik der Kritik. Randbemerkungen zu der Schrift von Carl Schmitt: Die Kernfrage des Völkerbundes, in: Allgemeine Rundschau 23. Jg. (1926), Heft 27 (03. 07.1926), S. 418-421 und Heft 28 (10. 07. 1926), S. 440-443.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger o. O., 25. 07. 1926 L[ieber]. H[err]. Dr. F[euchtwanger].! Eben bemerke ich mit Entsetzen, daß noch zwei Druckfehler in den Korrekturen des „Parlamentarismus" übersehen sind: 1) S. 66 (S. 40 der alten Bezifferung) Zeile 6 v[on]. u[nten]. muß es heißen: beibehält (statt: bebeihält). 2) S. 14 Zeile 3 v[on]. o[ben]. muß es heißen: Ausscheidung oder Vernichtung des Heterogenen (statt: die Ausscheidung der Vernichtung)

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Vielleicht kann das noch geändert werden, evt. telegraphisch auf meine Kosten. Herzlichen Dank, stets Ihr Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m.U.) 25. 07. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 26. 07. 1926 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihre Zeilen vom 24.! Die Korrektur für S. 62 „Parlamentarismus" (S. 36 der alten Bezifferung) konnte noch berücksichtigt werden. In der Anlage eine Anfrage der Regierungskommission des Saargebietes über Ihre Volkerbundschrift. 1 Vor dem Fertigdruck Ihres „Parlamentarismus" erhebt sich nochmals die Frage, die 5 Schriften, die zum Herbst erscheinen und zu denen die 2. Auflage ihres „Parlamentarismus" gehört, nicht nur durch die äußere Ausstattung, sondern auch durch eine unauffällige Bezeichnung auf dem Vorblatt als zu einer Reihe gehörend zu stempeln. Das ist mehr als eine Liebhaberei oder eine fixe Idee. Es soll damit allen wirklich konzentrierten und repräsentativen Äusserungen über ein wichtiges Geistesproblem der Gegenwart eine würdige Unterkunft gegeben werden. Wir geben so zunächst die Ihnen bekannten 5 ersten Schriften aus: 1. Schmitt, Parlamentarismus - 2. Simmel, Konflikt der modernen Kultur 3. Weber, Politik als Beruf - 4. Becher, Metaphysik und Naturwissenschaften 5. Bendixen, Das Wesen des Geldes. Es würden dann später nur wirklich gute kleinere Schriften (Rektoratsreden, Vorträge programmatischen Inhalts etc.) in diese Sammlung kommen. Auf diese Weise verlieren sich auch die älter werdenden Schriften weniger, weil sie immer bei den Neuen mit angezeigt werden. Der Name macht noch Schwierigkeiten. Über „Geistesgeschichtliche Grundfragen" sagten Sie schon das Nötige. Nehmen wir einen lateinischen Namen, so bleibt immer in dem Klang etwas Hochtrabendes, Eitles. Aber der Sammlungstitel ist ja weder auf dem Umschlag noch auf dem inneren Titelblatt angebracht, sondern steht nur in einer kurzen Zeile in unauffälliger Didot-Antiqua-Type auf dem Vorblatt, also etwa: Porta oder Clavis Saeculi I etc., oder sagen Sie etwas anderes. Die übrigen Mitarbeiter Becher etc. frage ich dann nicht erst. Sie sprechen also für alle. Ich wäre Ihnen für Bekanntgabe eines guten Einfalls oder für baldige Ablehnung sehr dankbar. Mit besten Griissen Ihr

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NB. Eben trifft Ihre Karte vom Sonntag ein; die Korrekturen werden noch sorgsam eingesetzt! Daneben der Beleg Belows2! Dieser lederne Schulfuchs! Über seinen Antiquariats-Katalog ,,Gesch[ichte]. der deutschen Geschichts-Wissenschaft" höre ich von Sachkennern nur Negatives! D[er]. 0[bige].

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 26. 07. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Die Kernfrage des Völkerbundes, Berlin 1926. 2

Vgl.: Georg von Below, Zum Streit um die Deutung der Romantik, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft Bd. 81 (1926), S. 154- 162.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 03. 08. 1926 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren freundlichen Brief. Den Vorschlag, den Sie wegen der Publikation meiner Abhandlung in einer Sammlung machen, finde ich ausgezeichnet. Nur der Titel der Sammlung macht Schwierigkeiten. Wenn Sie das ebenfalls etwas anrüchige Wort „Geist" nicht fürchten, gut. Besser als „Kultur" ist es sicher1. Ich habe vergeblich nachgedacht, etwas passendes zu finden. Leider werde ich jetzt nicht nach München reisen können. Ich bedauere es sehr. Auf eine Besprechung mit Ihnen hatte ich mich lange gefreut. Besonders hätte ich mich gerne über das Lehrbuch des Völkerrechts mit Ihnen unterhalten. Wenn ich im Winter nicht gestört werde, wird es vielleicht doch fertig 2. Zu dem Grundriß des Staatsrechts3: Rothenbücher4 würde sicher einen klaren, kulanten und kurrenten Grundriß schreiben können. Haben Sie schon an Erwin Jacobi5 in Leipzig gedacht. Ich wüßte sonst niemand. Triepel 6 wird keine Zeit haben, Smend7 ist zu schweigsam, Kaufmann 8 anderweitig in Anspruch genommen, R. Schmidt9 zu alt, die große Hoffnung, Gunther Holstein 10 , in Wahrheit ein wüster Pfaffe. Am 1. September werde ich eine neue Wohnung beziehen: Godesberg-Friesdorf, Bonner Str. 211. Sobald ich eingerichtet bin und mein Fremdenzimmer in Ordnung ist, lade ich Sie ein. Das Haus liegt so schön vor dem Siebengebirge am Rhein, daß es Ihnen sicher bei mir gefallen wird. Wann erscheint die 2. Auflage des „Parlamentarismus].? Ich vermute im Oktober. Dann wäre es vielleicht noch Zeit, diese Korrektur anzubringen:

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S. 62 (neue Bezifferung) Z[eile]. 8 v[on]. u[nten].: Interessenverbände (statt Interessenkonzerne). Wichtig ist es nicht, aber wenn es sich noch machen läßt, möchte ich darum bitten. Eben bemerke ich, dass auf der selben Seite in der Anmerkung Zeile 3 v[on]. u[nten]. ein Druckfehler „Begeiffsauflösung" (statt: Begriffsauflösung) stehen geblieben ist. Für den Hinweis auf Vosslers 11 Racine herzlichen Dank! Die Besprechung von B e l o w 1 2 ist stupid; jemand hat ihn „die Scheuerfrau der Geschichtswissenschaft" genannt, hinzuzufügen wäre: die sich aber als Hausfrau aufspielt. Ich freue mich darauf, Ihnen meine Besprechung von Meineckes Idee der Staatsräson 1 3 zu schicken, die nächstens i m Arch[iv], [für]. Soz[ial]-wiss[enschaft]. [und Sozialpolitik] erscheint. A u f Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger, herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 03. 08. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Der Titel der Sammlung sollte zunächst lauten: Kulturwissenschaftliche. Die endgültige Bezeichnung lautet: Wissenschaftliche Abhandlungen und Reden zur Philosophie, Politik und Geistesgeschichte. Bis 1933 erschienen 13 Bände, ab 1978 wird die Reihe fortgesetzt. 2 Ein „Lehrbuch des Völkerrechts" von Carl Schmitt ist meines Wissens nie erschienen. Dabei handelt es sich um die „Verfassungslehre" (1928). 3 Vgl. Brief vom 14. 07. 1926. 4

Rothenbücher, Karl (01.08. 1880-14. 10. 1932), Jurist, Professor für Staats- und Kirchenrecht an der Universität München. Vgl.: Martin Otto, Rothenbücher, Karl, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22 (2005), S. 120 f. 5 Jacobi, Erwin (15. 01. 1884-05. 04. 1965), Jurist. Vgl.: Gerhard Schnorr, Jacobi, Erwin, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 10 (1974), S. 236. 6 Triepel, Heinrich (12.02. 1868-23. 11. 1946), Jurist, von 1913-1935 Professor des Staats-, Verwaltungs- und Kirchenrechts an der Universität Berlin, Mitbegründer der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer. Vgl.: Ulrich Gassner, Heinrich Triepel. Leben und Werk, Berlin 1999 (= Tübinger Schriften zum Staats- und Verwaltungsrecht Bd. 51). 7 Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07.1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv für öffentliches Recht Bd. 112 (1975), S. 1 ff. Vgl.: Axel Freiherr von Campenhausen, Zum Tode von Rudolf Smend, in: Juristenzeitung 1975, S. 621 ff. 8 Kaufmann, Erich (21.09. 1880-05.11. 1972), Staats- und Völkerrechtler, Rechtsphilosoph. Vgl.: Hans Liermann, Kaufmann, Erich, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 349 f. 9 Schmidt, Richard (19. 01. 1862 - ?. 03. 1944), Universitätsprofessor, der 1901/03 eine Allgemeine Staatslehre veröffentlichte. Vgl.: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1950, Sp. 2415. 10 Holstein, Günther (22. 05. 1892-11. 01. 1931), Staats- und Kirchenrechtler, Professor. Vgl.: Emst Wolf, Holstein, Günther, in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 552 f. 11

Vgl.: Karl Vossler, Jean Racine, München 1926. 12 Vgl.: Georg von Below, Zum Streit um die Deutung der Romantik, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft Bd. 81 (1926), S. 154-162. Below, Georg von (19.01. 1858-21. 10. 1927), Historiker. Vgl.: Herman Aubin, Below, Georg, in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 32 f.

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13 Vgl.: Carl Schmitt, Zu Friedrich Meineckes „Idee der Staatsräson", in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Bd. 56 (1926), S. 226-234, auch in: ders., Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 51 -59.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 09. 08. 1926 Lieber Herr Professor! Hofrat Hertz 1 schickt mit anliegendem Begleitschreiben, um dessen Rückgabe wir bitten, seine Besprechung im Neuen Wiener Tagblatt2; die frühere Besprechung von Herz im Berliner Tagblatt haben Sie schon gesehen. Ich lege sie vorsorglich nochmals bei. Hertz ist ein angenehmer, humaner Popularisator. Vielen Dank für Ihren letzten Brief; die Sache mit dem Staatsrecht werde ich noch einmal reiflich überlegen. Ich freue mich auf Ihre Besprechung von Meineckes „Staatsraison"3. In 8 Tagen, am 14., gehe ich auf kurze Zeit, bis Anfang September, in Urlaub, nach Südtirol; ich habe noch keine bestimmten Pläne. Die 2. Auflage des „Parlamentarismus" wird im September fertig und im Oktober an den Buchhandel versandt. Mit herzlichen Griissen wie stets Ihr N.B. Eben schickt Dr. Leemans4, dem wir seiner Zeit Ihre Bücher geschickt hatten, die Nummer aus „Het Vlaamsche Land" mit seiner ausführlichen Besprechung. Dr. L. schreibt, dass er Ihnen auch eine Nummer geschickt hat. Wir haben uns heute bedankt und Leemans andere Werke des Verlages, um die er gebeten hat, zur Besprechung geschickt. D[er]. Unterzeichnende]. Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 09. 08. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Hertz, Friedrich Otto (26.03. 1878-10. 11. 1964), Hofrat, im Bundeskanzleramt in Wien tätig, Mitherausgeber der „Friedenswarte" und Schriftführer der paneuropäischen Union. Professor für politische Ökonomie, seit 1930 Professor in Halle/Saale, 1933 entlassen, 1938 Emigration nach London, wandte sich bereits früh gegen Rassentheorien. Vgl.: Franz Planer (Hrsg.) Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte, Wien 1929. Vgl.: Anonym, in: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Vol II, 1, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München u. a. 1983, S. 496. 2 Vgl.: Friedrich Hertz, Politische Romantik, in: Neues Wiener Tagblatt 210 (01.08. 1926), S. 4.

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3 Vgl.: Carl Schmitt, Zu Friedrich Meineckes „Idee der Staatsräson", in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Bd. 56 (1926), S. 226-234 auch in: ders., Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 51-59. 4 Vgl.: Victor Leemanns, „Mannen van Beteekenis V; Prof. Dr. Carl Schmitt, in: Het Vlaamsche Land 8. Jg. (1926), Nr. 29 (10. 07. 1926), S. 376 f., Nr. 33 (14. 08. 1926), S. 424 f. und Nr. 34 (21. 08. 1926), S. 436 ff.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bonn, 12. 08. 1926 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren Brief! Das Schreiben von Dr. Hertz 1 folgt hiermit zurück. Der Aufsatz ist erfreulich 2 . Haben Sie eigentlich den aus der Reichspost vom 07. 03. 1926 3 gesehen? Daß Kluckhohn 4 jetzt nach Wien kommt, ist charakteristisch. Ich freue mich auf das Erscheinen der 2. Auflage des Parlamentarismus. Für Ihre Ferien wünsche ich Ihnen gute Erholung. Sollte ich i m Oktober nach Wien reisen, so besuche ich Sie in München. Übermorgen reise ich nach Berlin. Dann, Ende des Monats, beginnt der Umzug 5 . A u f Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger, herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 12. 08. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Hertz, Friedrich Otto (26.03.1878-10.11.1964), Hofrat, im Bundeskanzleramt in Wien tätig, Mitherausgeber der „Friedenswarte" und Schriftführer der paneuropäischen Union. Professor für politische Ökonomie, seit 1930 Professor in Halle/Saale, 1933 entlassen, 1938 Emigration nach London, wandte sich bereits früh gegen Rassentheorien. Vgl.: Franz Planer (Hrsg.) Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte, Wien 1929. Vgl.: Anonym, in: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Vol II, 1, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München u. a. 1983, S. 496. 2 Vgl.: Friedrich Hertz, Politische Romantik, in: Neues Wiener Tagblatt 210 (01.08. 1926), S. 4. 3 Vgl.: Johann Sauter, Antiromantik oder Unromantik?, in: Reichspost (Wien), 07. 03. 1926, S. 22 f. 4 Kluckhohn, Paul (10.04.1886-20.05.1957), Literaturhistoriker. Vgl.: Hugo Kuhn, Kluckhohn, Paul, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 12 (1980), S. 132 f. Vgl.: Red./Kuhn, Margherita, Kluckhohn, Paul, in: Christoph König(Hrsg-), Internationales Germanistenlexikon 1800-1950 Band 2, Berlin/New York 2003, S. 956 f. 5 Nach Godesberg-Friesdorf.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Godesberg-Friesdorf, 09. 09. 1926 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Hiermit melde ich ergebenst meine neue Anschrift. Übrigens ist „Anschrift" zu häßlich für diese schöne Wohnung in einer wahrhaft klassischen Landschaft von Claude Lorrain ^hafter Schönheit. Ich lade Sie herzlich ein, mich hier zu besuchen. Die Exemplare des Parlamentarismus habe ich erhalten. Vielen Dank. Könnten Sie das Honorar zum 1. Oktober schicken? Wie waren Ihre Ferien? Haben Sie sich gut erholt? Ich war in Hamburg und Berlin. - die Meinecke-Besprechung liegt bei 2 . Mit herzlichen Grüßen Ihr stets ergebener Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 09. 09. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Lorrain, Claude (1600-23. 11. 1682), französischer Landschaftsmaler. Vgl.: Marcel Röthlisberger, Claude Lorrain, New York 1979. 2 Vgl.: Carl Schmitt, Zu Friedrich Meineckes „Idee der Staatsräson", in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Bd. 56, Heft 1 (1926), S. 226-234, auch enthalten in: ders., Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 51 -59.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 20. 09. 1926 Lieber Herr Professor! Nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub war ich etwas überlastet, zumal ich morgen nach Wien zur Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik auf 8 Tage fahre und in der Zwischenzeit viel zu besorgen war. Deshalb kann ich erst heute für Ihren Brief vom 9. September], danken und ganz besonders für Ihre Einladung nach Bonn. Ich wäre sehr glücklich, wenn ich noch vor Ende der Ferien nach Bonn zu Ihnen, in der neuen Wohnung, kommen könnte, vor allem Sie wiederzusehen, mich mit Ihnen zu unterhalten und Bonn und das Rheinland wieder zu mustern. Ich hätte auch gerade rein wissenschaftlich viel auf Bonn Bezügliches auf dem Herzen. Aber ich fürchte, ich muss mir für die nächste Zeit einen Besuch versagen. Besonders Dank für den Sonderdruck aus dem „Archiv" 1 . Ich hatte schon vorher zufällig das Heft selbst in die Hand bekommen und natürlich mit Spannung gleich den Aufsatz gelesen.

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Es war schwierig nach Erscheinen der schönen Rezension von Oncken in der Dfeutsche]. Lfiteratur]. Zfeitung]. 2 über ein Referat hinaus neue schöpferische Glossen zu Meinecke zu machen. Mit Oncken bezweifeln Sie, aber ganz auf Ihre Weise und mit ganz anderen Gründen, dass „Die Idee der Staatsraison" überhaupt ein geeigneter Grundgedanke ist, um eine umfassende Darstellung des Staats- und Macht-Problems der letzten Jahrhunderte zu tragen. Oncken bezweifelt das deshalb, weil die Spekulation über die Staatsraison ihre eigenen geschichtlichen Wege macht und der Ablauf der Ereignisse daneben ganz unabhängig einhergeht. Sie sagen, die Idee sei überhaupt weniger charakteristisch mehr für das 18. und 19. Jahrhundert. Ihre Kritik vermisst die Schärfe der Begriffe und rügt zwischen den Zeilen die essayistische Methode. Aber man muss dem Verfasser das Recht der Gliederung seines Stoffes und die Selbständigkeit in der Stoffauslese zubilligen; der Reichtum und die Pikanterie der Meinecke'sehen Nuancen kommen doch von seiner Methode her. Hoffentlich schreiben Sie bald die Wortgeschichte des Staates, dann müssen Sie aber dem reichen Stoff, der aus dem alten Orient und dem Islam kommt und der teilweise richtig verstanden, teilweise missverstanden unseren Staatsbegriff ganz ausserordentlich beeinflusst hat, auf den Leib rücken. Die These, dass das Problem besonders in der Frage Quis judicabit? liegt, scheint mir aus Ihrem Aufsatz die wertvollste Ergänzung der Meinecke'schen Gedanken. Das Honorar für die neue Auflage Ihres „Parlamentarismus" (550,- M) können wir Ihnen im Oktober überweisen. Mit herzlichen Griissen verbleibe ich wie stets Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 20. 09. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Zu Friedrich Meineckes „Idee der Staatsräson", in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Bd. 56, Heft 1 (1926), S. 226-234, auch enthalten in: ders., Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 51-59. 2 Vgl.: Hermann Oncken, Rezension: Friedrich Meinecke, Die Idee der Staatsräson in der neueren Geschichte, in: Deutsche Literaturzeitung (1926), Sp. 1304-1315.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 14. 10. 1926 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für die Übersendung der Besprechung von Anschütz' Verfassungskommentar1 aus der Juristischen Wochenschrift! Ihre Behandlung von Art. 109 Abs. I und seine Auslegung, wonach dieser Artikel auch eine Gleichheit vor dem zu erlassenden Gesetz bestimme, ist das Muster einer produktiven Besprechung,

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die dem besprochenen Werk Wesentliches hinzufügt. Ausserdem werden auf diese Weise die alte Laband'sche Methode2 und die Methode, die grundlegenden verfassungsrechtlichen Begriffe eindringlich zu analysieren und in ihre einzelnen Gedankenteile auseinander zu nehmen, sehr charakteristisch beleuchtet. Bei der Gelegenheit ist mir wieder meine Aufgabe, den richtigen Mann für die Darstellung eines Deutschen Rechtsstaatsrechtes zu finden, schwer aufs Herz gefallen. Sehr hübsch, ja künstlerisch und nicht ohne Ironie und tiefere Bedeutung, rahmen Sie Ihre den A[nschütz].'sehen Kommentar eigentlich ins Mark treffende Kritik mit einer höflichen und akademischen Randbemerkung über die unübertroffene Meisterschaft und glänzende Leistung des Verfassers ein. Bitte entschuldigen Sie, dass es unserer Kasse noch nicht möglich war, Ihr Honorar von 550 - M für die 2. Auflage Ihres „Parlamentarismus" auszuzahlen. Es geschieht bei der nächsten Gelegenheit; die besten und ersten Buchhandlungen begründen ihre Saumseligkeit mit der gleichen Eigenschaft ihrer Kunden, und ein Keil treibt den anderen. In der Anlage schicken wir Ihnen Beleg der Below'schen Besprechung3 Ihrer Völkerbundschrift. Ich bin jetzt dabei das Buch von Peterson Heis Theos4 heranzunehmen. Peterson hat übrigens im letzten Jahrbuchheft eine ausgezeichnete Kritik von Salins „Civitas Dei" 5 geschrieben. Mit herzlichen Griissen Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 14. 10. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Der Kommentar zur Reichsverfassung, in: Juristische Wochenschrift 1926, S. 2271. 2 Laband, Paul (24. 05. 1838-23. 03. 1918), berühmtester Staatsrechtswissenschaftler des Kaiserreichs, dessen Lehre und Methodik galten aber zur Zeit der Weimarer Republik als völlig veraltet. Vgl.: Maximilian Herberger, Logik und Dogmatik bei Paul Laband. Zur Praxis der sogenannten juristischen Methode im „Staatsrecht des Deutschen Reiches", in: Wissenschaft und Recht der Verwaltung seit dem Ancien Regime, hrsg. von E. V. Heyen, Frankfurt am Main 1984 (Jus Commune Sonderheft 21), S. 91 - 104. 3 Vgl.: Georg von Below, Rezension: Carl Schmitt, Die Kernfrage des Völkerbundes, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft Bd. 50. (1926), S. 177 ff. 4 Vgl.: Erik Peterson, Heis Theos. Epigraphische, formgeschichtliche und religionsgeschichtliche Untersuchungen (= Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments Bd. 24), Göttingen 1926. 5 Vgl.: Erik Peterson, Rezension: Edgar Salin, Civitas Dei, in: Schmollers Jahrbuch Bd. 50 (1926), S. 174 ff.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Bonn, 21. 10. 1926 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren Brief! Ihre Beurteilung meiner Besprechung von Anschütz1 hat mich besonders gefreut; die Besprechung hatte übrigens einen ungewöhnlichen Erfolg. Petersons2 Besprechung von Salin habe ich noch nicht gesehen; könnten Sie mir einen Abzug schicken? (Peterson kommt erst Ende Oktober nach Bonn). Und teilen Sie mir Ihre Ansicht über P[eterson]'s. Heis Theos3 mit. Solche Bücher schreibt doch kein „Literat". Was soll man tun, um die 2. Auflage des Parlamentarismus bekannt zu machen. In Wien, auf dem Soziologentag4, sind alle meine Thesen übernommen (Identität von Regierenden und Regierten etc.), ohne daß mein Buch genannt wurde. Schicken Sie bitte ein Exemplar an 1) Mr. Jacques Maritain 5, Meudon (Seine et Oise) Rue du pare 10 2) Mr. F. Kiener 6, professeur ä l'universite Strasbourg, Place de la victoire 5 3) Herrn Dr. W. Gurian 7, Godesberg, Viktoriastr. 13 4) Prof. E. Frank 8, Heidelberg 5) Geh[eimer]. Justizrat G. Anschütz9, Heidelberg, Universität 6) Prof. Delbanco10, Hamburg In 2 Wochen beginnen die Vorlesungen. Below bleibt Below 11 . Wann kommen Sie nach Bonn? Auf Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger, herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Karte, 2 Seiten, hs. m. U , 21. 10. 1926 (Poststempel) - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Der Kommentar zur Reichsverfassung, in: Juristische Wochenschrift 1926, S. 2271. 2 Vgl.: Erik Peterson, Rezension: Edgar Salin, Civitas Dei, in: Schmollers Jahrbuch Bd. 50 (1926), S. 174 ff. 3 Vgl.: Erik Peterson, Heis Theos. Epigraphische, formgeschichtliche und religionsgeschichtliche Untersuchungen (= Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments Bd. 24), Göttingen 1926. 4 Vgl.: Gottfried Eisermann, Die deutsche Soziologie im Zeitraum von 1918 bis 1933, in: ders, Bedeutende Soziologen, Stuttgart 1968, S. 26-43. Vgl.: Irmela Gorges, Sozialforschung in der Weimarer Republik, Frankfurt am Main 1986, S. 255-260. 5 Maritain, Jacques (18. 11. 1882-28.04. 1973), katholischer Philosoph, Mitarbeiter an der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Vgl.: Martin Schewe, Maritain, Jacques, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. V (1993), Sp. 829-835. Vgl.: Tobias Licht / Benedikt Ritzler (Hrsg.), Jacques Maritain - Philosophie und Politik aus katholischem Glauben, Karlsruhe 2002. Vgl.: Heinz Hürten, Der Einfluss Jacques Maritains auf das politische Denken in Deutschland, in: Jahrbuch für christliche Sozialwissenschaften Bd. 26 (1985), S. 25-39.

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6 Kiener, Fritz, (07. 03. 1874-04. 11. 1942), Historiker, Professor für Geschichte an der Universität Straßburg, mit dem Schwerpunkt elsässischer Geschichte. Vgl.: Charles-Edmond Perrin, Fritz Kiener (1874-1942), in: Memorial des annees 1939-1945, Publications de la Faculte des Lettres de l'Universite de Strasbourg (Paris 1947), pp. 99-117. Vgl.: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1950, S. 2404. Vgl.: Rudolf Holtzmann, Nachruf, in: Historische Zeitschrift 168 (1943), S. 222 f. 7 Gurian, Waldemar (13. 02. 1902-26. 05. 1954), Professor für politische Wissenschaften, Publizist, Schüler von Schmitt und Max Scheler, Vertreter des politischen Katholizismus, Gegner des Nationalsozialismus. In der Emigration Kritik an Carl Schmitt. Vgl.: Heinz Hürten, Waldemar Gurian. Ein Zeuge der Krise unserer Welt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Mainz 1972. 8 Frank, Erich (06. 06. 1883-22. 06. 1949), Philosoph, 1923 bis 1928 an der Universität Heidelberg, von 1928-1935 an der Universität Marburg, 1939-1949 an der Harvard University. Vgl.: Damar Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803 - 1932, Berlin u. a. 1986, S. 71. 9 Anschütz, Gerhard (10.01. 1867-14.04. 1948), Professor für Staatsrecht, Rechtsgeschichte und Kirchenrecht, Verfasser des bekanntesten Kommentars zur Weimarer Verfassung. Vgl.: Hans Nawiasky, Anschütz, Gerhard, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 1 (1953), S. 307. 10 Delbanco, Emst (21.02. 1869-31.03. 1935), Honorarprofessor für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Hamburg, nach 1933 als Jude verfolgt, 1935 Selbstmord durch Zyankali. Vgl.: Personalakte 118, Staatsarchiv Hamburg, Gesundheitsverwaltung. Ich danke Frau Brigitte Seidl vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf für die Einsichtnahme in die Personalakte. 11 Below, Georg von (19.01.1858-21.10.1927), Historiker. Vgl.: Hermann Aubin, Below, Georg, in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 32f. Vgl.: Brief vom 03. 08. 1926.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 24. 10. 1926 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Darf ich noch bitten, 1 Exemplar der 2. Auflage des Parlamentarismus an Herrn Walter Lippmann 1 p[rivat]. Adr[esse]. Harcourt, Brace and Company, 383 Madison Avenue, New York mit beiliegender]. Karte zu schicken? Lippmann's Schriften sind sehr interessant, besonders sein The Phantom Public, das in dem angegebenen Verlag erschienen ist. Vielleicht interessiert ihn auch meine „Politische Theologie". M i t bestem Dank und herzlichen Grüßen Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U , 24. 10. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. i Lippmann, Walter (23. 09. 1889-14. 12. 1974), amerikanischer Journalist und Theoretiker für internationale Beziehungen. Vgl.: Annette Messemer, Walter Lippmann und die Mächte. Eine ideengeschichtliche Studie zu Entwicklung, Positionen und Konzepten eines amerikanischen Denkers der internationalen Beziehungen, Diss. phil. Bonn 1995.

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. 0., 26. 10. 1926 Lieber Herr Professor! Die 2. Auflage des „Parlamentarismus" geht nach Ihrem Wunsch v. 21. 10. sofort an die genannten Adressen. In Wien war ich noch am ersten Tage des Soziologenkongresses und hörte Renners 1, Oppenheimers2 und Michels3 temperamentvolle politische Reden. Nach den 3 langen Tagen der Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik4, die das Gegenteil von dem brachten, was sich ein Laie unter Wissenschaft vorstellt, interessierte mich, muss ich sagen, auf dem Soziologentag, wo ungefähr dieselben Leute waren, nur mehr die Geste, der Habitus der Redner, der Grad ihrer Naivität. Die grösste Buchhandlung Wiens, Manz, hatte an den 6 Tagen der beiden Kongresse auch Ihren „Parlamentarismus" auf dem Verkaufstisch vor dem Saaleingang ausgelegt. Ich sprach oft persönlich mit dem als Buchhändler ergrauten Verkäufer. Wir hatten eine Wagenladung einschlägiger Bücher hergeschickt, ebenso Gustav Fischer5, Jena und andere. Dr. Siebeck von Mohr 6 , der auch da war, hatte sich die Geste, will sagen die Höflichkeit gegen die Autoren, erspart. Denn es kam bei dieser Verkaufsausstellung so gut wie garnichts heraus, was erfahrene Verleger und Buchhändler im vorn herein wussten, weil sie ihre Pappenheimer kannten. Die 200 bis 300 Teilnehmer - immerhin der Extrakt der Interessenten - schauten sich die Bücher sehr genau an, machten hie und da Notizen, um zu überlegen, woher man sich die Rezensionsexemplare kommen lassen könne und was auf den Bibliotheken zu bestellen sei. Aber verkauft wurde ganz wenig, obwohl im übrigen recht gut gelebt wurde. Sie brauchen ja nur bei Ihrem Bonner Buchhändler zu fragen, wie sich heute die Leute zu Büchern, die über 3 - M kosten, stellen. Über meinen Eindruck über Petersons Heis Theos7 schreibe ich Ihnen noch, wenn ich das Buch gelesen habe. Die Rezension Petersons über Salin folgt mit gleicher Post8. In der Anlage liegt ein Scheck über 550.- M, davon ist abgezogen ein kleiner Betrag, der noch zu Buch steht, Ihr Honorar für die 2. Auflage des „Parlamentarismus" (100 - M pro Druckbogen für die Auflage). Die kurze Verzögerung bitte ich namens des Verlages zu entschuldigen. Nun wünsche ich Ihnen das Beste für das kommende Semester und verbleibe einstweilen wie stets Ihr N.B. Zufolge Ihres eben eingetroffenen Briefes vom 24. 10 lassen wir noch ein Exemplar des „Parlamentarismus" an Herrn Walter Lippmann mit Ihrer Karte gehen und fügen die „Politische Theologie" bei. D[er]. Ofbige]. 1 Rechnung 1 Scheck 13 Rieß (Hrsg.)

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Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 26. 10. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Karl Renner, Diskussionsbeitrag, in: Verhandlungen des fünften Deutschen Soziologentages vom 26. bis 29. September 1926 in Wien. Vorträge und Diskussionen in der Hauptversammlung und in den Untergruppen Tübingen 1927, S. 87-91. Das Hauptreferat zu „Demokratie" hielten Tönnies und Kelsen. 2 Vgl.: Franz Oppenheimer, Diskussionsbeitrag, in: Verhandlungen des fünften Deutschen Soziologentages vom 26. bis 29. September 1926 in Wien. Vorträge und Diskussionen in der Hauptversammlung und in den Untergruppen Tübingen 1927, S. 74-78. 3 Michels, Robert (01.09. 1876-02.05. 1936), Soziologe und Politologe, der von der deutschen Sozialdemokratie kommend, schließlich die Ideen des italienischen Faschismus propagierte. Erfinder des „ehernen Gesetzes der Oligarchie" und Vertreter einer Elitetheorie. Vgl.: Joachim Milles, Brüche und Kontinuitäten eines radikalen Intellektuellen. Zur Einführung in die Politische Soziologie Robert Michels, in: Robert Michels, Masse, Führer, Intellektuelle Politisch-soziologische Aufsätze 1906-1933, Frankfurt am Main/New York 1987, S. 7 - 3 0 . Vgl.: Robert Michels, Diskussionsbeitrag, in: Verhandlungen des fünften Deutschen Soziologentages vom 26. bis 29. September 1926 in Wien. Vorträge und Diskussionen in der Hauptversammlung und in den Untergruppen Tübingen 1927, S. 69-74. 4 Vgl.: Irmela Gorges, Sozialforschung in der Weimarer Republik, Frankfurt am Main 1986, S. 192-197. 5 Gustav Fischer, Jena. Vgl.: Georg Jäger, Der wissenschaftliche Verlag, in: Geschichte des Deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Das Kaiserreich 1870-1918, Teil 1, hrsg. von Georg Jäger et. al., Frankfurt am Main 2001, S. 436 f. 6 Siebeck, Oscar (29. 07. 1880-24. 02. 1936), Verlagsleiter der Firma J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), führte von 1913-1920 die Berliner Filiale, von 1920 bis 1936 zusammen mit seinem Bruder Werner das Gesamtunternehmen. Vgl.: Silke Knappenberger, Verlagspolitik und Öffentlichkeit. Ein wissenschaftlicher Verlag (J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)) im frühen 20. Jahrhundert, (Diss.Tübingen 1997) Wiesbaden 2002. 7

Vgl.: Erik Peterson, Heis Theos. Epigraphische, formgeschichtliche und religionsgeschichtliche Untersuchungen (= Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments Bd. 24), Göttingen 1926. 8 Vgl.: Erik Peterson, Rezension: Edgar Salin, Civitas Dei, in: Schmollers Jahrbuch Bd. 50 (1926), S. 174 ff.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 29. 10. 1926 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ihren Brief vom 26. Oktober habe ich erhalten. Besten Dank für Ihr freundliches Schreiben und für den Scheck. Ihre Mitteilung über den Soziologenkongreß war mir besonders interessant. Es ist schon sehr schlimm, in Wien und Österreich aber doch noch schlimmer als anderswo. Diese Leute: Kelsen 1 , Sander 2 , Verdroß 3 sind fruchtbar und vermehren sich wie die Flöhe. Jeden Monat ein neues Buch, in welchem auf 500 Seiten auseinandergesetzt wird, daß Staat Rechtsordnung ist; bei aller Breite und Geschwätzigkeit i m Historischen oberflächlich und geradezu faul. Ich sage das unter dem Eindruck der eben bei Springer erschienenen Abhandlung von Verdroß „Die Verfassung der Völkerrechtsgemeinschaft".

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Petersons 4 Besprechung über Salin ist sehr bedeutend und redet nicht um die Sache herum. Bemerkenswert der Satz, den er mündlich noch schöner formuliert: daß es keine Zeile des Buches gibt, die man nicht historisch-wissenschaftlich beanstanden müsse. Ich habe noch eine Bitte: Lassen Sie ein Exemplar der 2. Auflage des Parlamentarismus mit beil[legender]. Karte an Herrn Ministerialdirektor Dr. Richter 5 , Berlin W 8, Preußisches].-Kultusministerium, Unter den Linden - Wilhelmstr. schicken. Tönnies 6 hat mir einen langen Brief geschickt; es scheint ihn doch etwas gekränkt zu haben, daß sein Referat durch Kelsen verdunkelt wurde und nachher alles politisierte. Ich lese diesen Winter Völkerrecht, weil ich an das Lehrbuch denke. Aber ein Lehrbuch ist doch eine wissenschaftlich undankbare Sache. Natürlich w i l l ich Sie nicht erschrecken. Nur stehe ich sehr unter dem Eindruck des fürchterlichen Ballastes, den man mitschleppen muß, um einige wesentliche Kapitel an den Mann zu bringen. Herzliche Grüße, lieber Herr Feuchtwanger, und hoffentlich auf Wiedersehen in Friesdorf. Stets Ihr Carl Schmitt.

Brief, 2 Seiten, hs. m. U , 29. 10. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Kelsen, Hans (11. 10. 1881 -19. 04. 1973), Professor für Staatsrecht. Vertreter der Reinen Rechtstheorie, einer rein positivistischen Rechtslehre. Vgl.: Stanley L. Paulson/Michael Stolleis, Hans Kelsen. Staatsrechtslehrer und Rechtstheoretiker des 20. Jahrhunderts, Tübingen 2005. Vgl.: Robert Walter, Kelsen, Hans, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 479. 2 Sander, Fritz (1889-04.10.1939), Professor für Allgemeine Staatslehre an der Deutschen Universität Prag, 1938 vor den Tschechen nach Schweden „geflohen", im Oktober 1938 allerdings wieder zurückgekehrt, Mitglied der Sudetendeutschen Partei, mit starken Sympathien für den Nationalsozialismus. Vgl.: Joachim Bahlcke, Wilhelm Weizsäcker (18861961), Jurist. Rechtsgeschichte und Völksgemeinschaft, in: Monika Glettler/Alena Miskovä, Präger Professoren 1938 -1948. Zwischen Wissenschaft und Politik, Essen 2001, S. 404 f. 3 Verdroß-Droßberg, Alfred (22.02. 1890 - 27.04. 1980), Professor für Völkerrecht, 1958 1977 Richter am europäischen Gerichtshof der Menschenrechte, Erneuerer der christlichen Völkerrechtslehre auf den Lehren von Augustinus und Thomas von Aquin. Vgl.: H. F. Köck, Leben und Werk des österreichischen Rechtsgelehrten Alfred Verdross, in: Österreichische Zeitschrift für öffentliches Recht und Völkerrecht Bd. 42 (1991), S. 31 - 57. 4

Vgl.: Erik Peterson, Rezension: Edgar Salin, Civitas Dei, in: Schmollers Jahrbuch Bd. 50 (1926), S. 174 ff. 5 Richter, Werner (05.05. 1887-19.09. 1960), Germanist, Wissenschafts- und Kulturpolitiker, ab 1920 Ministerialrat im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, ab 1925 Leiter der Hochschulabteilung, 1932 im Streit mit Papens Hochschulpolitik Rückzug aus dem Ministerium und Annahme einer Professur für Germanistik, 1933 als Jude in den Ruhestand versetzt, 1936 Emigration in die Schweiz, 1939 in die USA, 1949 Rückkehr nach Deutschland. Vgl.: Lothar Reinermann, Richter, Werner, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 21 (2003), S. 539 f. 1

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6 Tönnies, Ferdinand (26. 07. 1855-09. 04. 1936), Soziologe und Philosoph; gemeint ist hier der Soziologenkongreß 1926 in Wien. Vgl.: Bernd Kettem, Tönnies, Ferdinand, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. XII (1997), Sp. 260-263. Tönnies schreibt: „... Es ist mir um so wichtiger, da ich jüngst auf dem 5.ten Soziologentag in Wien über „Demokratie" an erster Stelle referierte und eine Reihe an Thesen aufgestellt habe, die eigentlich als solche diskutiert werden sollten. Das geschah aber nicht, sondern der gesamte Eindruck wurde durch das Koreferat Kelsen verdunkelt... Für mich als Referenten war das nicht gerade erfreulich, als Präsident der Gesellschaft muß ich aber sagen, daß der Verlauf durchaus günstig gewesen ist ..." (Ferdinand Tönnies an Carl Schmitt, 20. 10. 1926, Nachlass Carl Schmitt, RW 265-16106).

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 29. 11. 1926 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihre Zeilen vom 20. Oktober! A n Herrn Ministerialdirektor Dr. Richter 1 in Berlin ist unverzüglich ein Exemplar des „Parlamentarismus" mit Ihrer Karte abgegangen. Vorläufig nur Dank für Ihre übrigen Zeilen, auf die ich nächste Woche in einem persönlichen Brief auch über das Peterson-Buch 2 zurückkommen möchte. Herzliche Grüße Ihres

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 29. 11. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Brief Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger vom 29. 10. 1926. 2 Vgl.: Erik Peterson, Heis Theos. Epigraphische, formgeschichtliche und religionsgeschichtliche Untersuchungen (= Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments Bd. 24), Göttingen 1926.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 07. 12. 1926 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Wollen Sie bitte Herrn Prof. E. Lederer 1 , Heidelberg, Landfriedstr. 8 ein Ex[em].pl[ar]. der 2. Auflage des Parlamentarismus schicken lassen. Jetzt hat mich auch Stammler 2 um ein Völkerrecht für seine Enzyklopädie gebeten. Wie geht es Ihnen? Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U , 07. 12. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

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1 Lederer, Emil (22.07.1882-29.05.1939), Nationalökonom, der eine sozialistische Wirtschaftstheorie vertrat. Vgl.: Hans Speier, Emil Lederer: Leben und Werk, in: Emil Lederer, Kapitalismus, Klassenstruktur und Probleme der Demokratie in Deutschland 19101940, hrsg. von Jürgen Kocka, Göttingen 1979, S. 253-272. 2 Stammler, Rudolf (15. 08. 1856-28. 04. 1936), Professor für Rechtsphilosophie in Halle. Vgl.: Gerd Kleinheyer/Jan Schröder (Hrsg.), Deutsche und europäische Juristen aus neun Jahrhunderten, 4. Aufl. Heidelberg 1996, S. 386-390.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 18. 12. 1926 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Die beiliegende Karte schicke ich Ihnen zur gütigen Erledigung. Gleichzeitig bitte ich, dem Verlag der deutschen Juristen Zeitung, Berlin W 57, Potsdamerstr. 96 ein Exemplar des „Parlamentarismus" zur Rezension zu schicken. Ich war vorigen Sonntag in Berlin, wo ich in der Juristischen Gesellschaft über „Volksbegehren und Volksentscheid" einen Vortrag hielt 1 ; bei dieser Gelegenheit sprach ich mit Otto Liebmann2, dem Herausgeber der Deutschen] J[uristen] Z[eitung]. Von irgend einer Wirkung des Erscheinens der 2. Auflage des „Parlamentarismus" sehe ich nichts. Der Redakteur3 der Historischen]. Zeitschrift (die Meinecke4 herausgibt) sprach auch mit mir und will eine Besprechung bringen. Tönnies5 will in Schmollers Jahrbuch darüber schreiben. Kelsen6 übernimmt alle Thesen des Buches, ohne es zu zitieren. Ich verstehe Ihre Flucht in die Orientalistik, kann sie aber nicht mitmachen, weil mir auch dieser Optimismus fehlt. Haben Sie Peterson7 Heis Theos gelesen? Es geht dem armen P[eterson]. hier ganz abscheulich; er hat gar keine Hörer. Mit herzlichen Grüßen stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 18. 12. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Volksentscheid und Volksbegehren - ein Beitrag zur Auslegung der Weimarer Verfassung und zur Lehre von der unmittelbaren Demokratie, Berlin/Leipzig 1927, gekürzt auch in: ders., Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 97 ff. Es handelt sich um die erweiterte Fassung des Vortrags vom 11. 12. 1926. 2 Liebmann, Otto (24.04. 1865-1942), Verleger, Publizist, gründete die Deutsche Juristen-Zeitung. Vgl.: Anonym, Liebmann, Otto, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 6 (1997), S. 387. 3 Der Redakteur der Historischen Zeitschrift war der Meinecke-Schüler und spätere Professor für Geschichte in St. Louis, wohin er 1935/36 emigriert war, Dietrich Gerhard (07. 11. 1896-31. 07. 1985). Vgl.: Rudolf Vierhaus, Nekrolog Dietrich Gerhard, in: Histo-

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rische Zeitschrift 242 (1986), S. 758-762. Vgl.: Friedrich Meinecke. Akademischer Lehrer und emigrierte Schüler, Briefe und Aufzeichnungen 1910-1977, eingeleitet und bearbeitet von Gerhard A. Ritter, München 2006, S. 41. (Für diesen Hinweis danke ich Frau Dr. Moser vom Archiv der IHK München.) 4 Meinecke, Friedrich (30. 10. 1862-06.02. 1954), Historiker Professor für Geschichte. Vgl.: Harm Klueting, „Vernunftrepublikanismus" und „Vertrauensdiktatur". Friedrich Meinecke in der Weimarer Republik, in: Historische Zeitschrift Bd. 242 (1986), S. 69-98. 5 Ferdinand Tönnies, Demokratie und Parlamentarismus, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 51 Jg. (1927), S. 173-216. 6 Kelsen, Hans (11. 10. 1881 -19. 04. 1973), Professor für Staatsrecht. Vertreter der Reinen Rechtstheorie, einer rein positivistischen Rechtslehre. Vgl.: Robert Waither, Kelsen, Hans, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 479. Vgl.: Manfred Waither, Gott und Staat: Hans Kelsen und Carl Schmitt im Kampf um die Ent- (Re-)Mythologisierung des Staates, in: ders. Religion und Politik. Zur Theorie und Praxis des theologisch-politischen Komplexes, Baden-Baden 2004, S. 247-264. Vgl.: Reinhard Mehring, Antipodische Polemik: Zur Kontroverse zwischen Hans Kelsen und Carl Schmitt. Kommentar zur Manfred Waither, in: Manfred Waither, Religion und Politik. Zur Theorie und Praxis des theologisch-politischen Komplexes, Baden-Baden 2004, S. 265-274. 7

Erik Peterson, Heis Theos. Epigraphische, formgeschichtliche und religionsgeschichtliche Untersuchungen (= Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments Bd. 24), Göttingen 1926.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 24. 12. 1926 Lieber Herr Professor! An Herrn Prof. Lederer 1 ging am 9. Dezember nach Ihrem Wunsch vom 7. ein Besprechungsstück Ihres „Parlamentarismus" 2. Aufl[age]. Der „Juristen-Zeitung" ist schon bei der allgemeinen Versendung der Rezensionsexemplare am 26. November]. ein Exemplar der 2. Auflage zugegangen. Ich übersende Ihnen in der Anlage Liste der Empfänger von Rezensionsexemplaren der 2. Auflage. Die Liste der 1. Auflage war seiner Zeit doppelt so gross. Anzeigen der Schrift an den Buchhandel und an die allgemeine Öffentlichkeit sind nach dem grösstmöglichen Ausmasse, das der Preis einer Broschüre verträgt, hinausgegangen. Tönnies' Aufsatz ist in dem neuen Heft von „Schmollers Jahrbuch" für das nächste Heft angekündigt2. Sehr begrüssen würde ich Ihren endgültigen Entschluss, das Lehrbuch für Völkerrecht für uns zu den schon erörterten Bedingungen zu schreiben, damit wir Verlags Verträge austauschen können. Ihr Buch „Die Diktatur" wird in kurzer Zeit vergriffen sein. Wir druckten i[m]. J[ahr]. 1921 im ganzen 1100 Stücke. Davon sind etwa 150 Freiexemplare verteilt worden. Das ist für eine wissenschaftliche Monographie auch ein sehr grosser äusserer Erfolg; kaufmännisch lassen sich allerdings solche Monographien nicht

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mehr vertreten, da die aufgewendeten Kosten durch den Ertrag nicht gedeckt werden können. Finanzämter und Autoren pflegen auf solche Verleger-Thesen die Antwort zu geben: Warum verlegen Sie dann noch wissenschaftliche Bücher? Die Antwort ist nicht so leicht und kurz wie die Frage. Ich hoffe, dass ich sie einmal mündlich ausführlich geben darf. Praktisch gesprochen würde eine 2. Auflage kaufmännisch noch schwerer zu verantworten sein, weil die Nachfrage nach höchstens jährlich 100 Stücken - dem Gesetze des abnehmenden Bodenertrages ähnlich sich automatisch verringern muss und der Verkauf von noch einmal 1000 Exemplaren sich so auf mindestens 10 Jahre verteilt. Aber wenn Sie uns das Lehrbuch des Völkerrechts geben, würde ich mich freuen, auch eine neue 2. Auflage der „Diktatur" für den Verlag übernehmen zu können, zu den Bedingungen der 1. Auflage. Rümpfen Sie bitte über diesen Kuhhandel nicht die Nase; seine ratio liegt auf der Hand. Über vieles Interessante, was Sie auch in Ihrem Brief berühren, darf ich Ihnen während der Feiertage noch persönlich schreiben. Nun nehmen Sie herzliche Grüsse und viele Wünsche für ein schönes Fest und erspriessliche Ferien, wie stets Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 24. 12. 1926 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Lederer, Emil (22.07.1882-29.05.1939), Nationalökonom, der eine sozialistische Wirtschaftstheorie vertrat. Vgl.: Hans Speier, Emil Lederer: Leben und Werk, in: Emil Lederer, Kapitalismus, Klassenstruktur und Probleme der Demokratie in Deutschland 1910 — 1940, hrsg. von Jürgen Kocka, Göttingen 1979, S. 253-272. 2 Ferdinand Tönnies, Demokratie und Parlamentarismus, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 51 Jg. (1927), S. 173-216. Tönnies, Ferdinand (26. 07. 1855-09. 04. 1936), Soziologe und Philosoph. Vgl.: Bernd Kettern, Tönnies, Ferdinand, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. XII (1997), Sp. 260263. Vgl.: Uwe Carstens, Ferinand Tönnies. Friese und Weltbürger, Norderstedt 2005.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 26. 01. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Vielen Dank für Ihren Brief und das Buch von Ball 1 . Statt der Antwort eine Frage: Könnten Sie nicht einmal nach Bonn kommen und einige Tage bei mir wohnen? Wir würden dann in Ruhe sprechen können; für Sie wäre es vielleicht eine angenehme Erholung; wenigstens hoffe ich, es so einrichten zu können. Ende dieser Woche reise ich nach Berlin; ich soll an die dortige Handelshochschule als Nachfolger von Hugo Preuss2 und W. Schücking3, muß aber natürlich noch überlegen. Montag bin ich wieder zurück.

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Seit langem wollte ich Sie fragen, ob Mommsens 4 Abriß des römischen Staatsrechts und Haenels 5 deutsches Staatsrecht noch antiquarisch zu haben sind. Besonders Mommsen entbehre ich sehr. Vorigen Samstag habe ich in Karlsruhe einen Vortrag gehalten und bei dieser Gelegenheit den Verfasser des Buches „Das Judentum in der Musik" kennen gelernt (Stuttgart 1926), Heinrich Berl 6 , einen sehr sympathischen und gescheiten Menschen. Wollen Sie bitte veranlassen, dass man ihm auf meine Rechung ein Exemplar der Politischen Romantik schickt (Karlsruhe, Links der A l b 20). Noch eine Frage: Tönnies 7 hat für das nächste Heft von Schmollers Jahrbuch einen Aufsatz über meinen „Parlamentarismus" angekündigt. Könnte ich ein paar Abzüge davon haben, wenn er erschienen ist? Peterson 8 hat sich über Ihre Äußerung zu seinem Heis Theos sehr gefreut; die Kritik findet er durchaus begründet. In der Zeitschrift]. f[ür]. neutestamentliche Wissenschaft (Tögelmann, Gießen) ist jetzt ein kleiner Aufsatz von ihm über die mandäische Literatur erschienen 9 . Wenn es Sie interessiert, schicke ich Ihnen einen Abdruck. A u f Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger, hoffentlich besuchen Sie mich bald. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 26. 01. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Hugo Ball, Die Flucht aus der Zeit, München /Leipzig 1927. 2 Preuss, Hugo (28. 10. 1860-09. 10. 1925), Professor für öffentliches Recht an der Handelshochschule Berlin, Vater der Weimarer Reichsverfassung. Vgl.: Christian Tilitzki, Carl Schmitt an der Handels-Hochschule Berlin 1928-1933, in: Schmittiana IV (1994), S. 157203. Vgl.: Michael Dreyer, Hugo Preuß. Biographie eines Demokraten, Habil. Jena 2002. Vgl.: Günther Gillessen, Hugo Preuß. Studien zur Ideen und Verfassungsgeschichte der Weimarer Republik, Berlin 2000. Vgl.: Dian Schefold, Hugo Preuss (1860-1925). Von der Stadtverfassung zur Staatsverfassung der Weimarer Republik, in: Helmut Heinrichs / Harald Franzki / Klaus Schalz/Micheael Stolleis (Hrsg.), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, München 1993, S. 429-453. 3 Schücking, Walter (06. 01. 1875-25. 08. 1935), Jurist, Völkerrechtler. Vgl.: Detlev Akker, Walther Schücking, Münster 1970. 4 Mommsen, Theodor (30. 11. 1817-01. 11. 1903), Abriss des römischen Staatsrechts, München/Leipzig 1893. Vgl.: Stefan Rebenich, Theodor Mommsen. Eine Biographie, München 2002. 5 Haenel, Albert, Deutsches Staatsrecht. Die Grundlagen des deutschen Staates und die Reichsgewalt, München / Leipzig 1892. 6 Berl, Heinrich (02.09. 1896-03.04. 1953), Schriftsteller, Mitglied der Akademie der deutschen Sprache und Dichtung. Vgl.: Elisabeth Willnat, Berl, Heinrich, in: Literatur Lexikon, Bd. 1 (1988), S. 443. 7 Vgl.: Ferdinand Tönnies, Demokratie und Parlamentarismus, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 51 Jg. (1927), S. 173-216. s Peterson, Erik (07. 06. 1890-26. 10. 1960), Theologe und Religionshistoriker. Hier müssen noch Briefe gewechselt worden sein, denn eine Äußerung Feuchtwangers zu Peterson

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ist nicht überliefert. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f. 9 Vgl.: Erik Peterson, Bemerkungen zur mandäischen Literatur, in: Zeitschrift für neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der alten Kirche 25 (1926), S. 236, auch in: G. Widengreen (Hrsg.), Der Mandäismus (Wege der Forschung 167), Darmstadt 1982, S. 319-331.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 28. 01. 1927 Lieber Herr Professor! Heute nur kurz vielen Dank für Ihren Brief! „Mommsen" und „Haenel" 1 können wir Ihnen noch antiquarisch (mit 50 % Rabatt gegenüber dem Ladenpreis) liefern und schicken Ihnen die Bücher über Leipzig. A n Herrn Berl 2 geht sofort ein Exemplar der „Politischen Romantik" in Ihrem Auftrag. Von dem Tönnies-Aufsatz 3 in Schmollers Jahrbuch schicken wir Ihnen 10 Sonderabzüge. Prof. Peterson hat mir freundlicherweise seinen kleinen Aufsatz über die mandäische Literatur 4 eben geschickt. Ich möchte sehr gerne gleich zu Anfang März zu Ihnen nach Bonn kommen, weiß aber noch nicht bestimmt, ob ich es einrichten kann. Die anliegende Anzeige einer Festgabe für Fleiner 5 wird Sie sicher interessieren. Einstweilen für heute herzliche Grüsse Ihres 1 Anlage.

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 28. 01. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Mommsen, Theodor (30. 11. 1817-01. 11. 1903), Abriss des römischen Staatsrechts, München/Leipzig 1893. Vgl.: Stefan Rebenich, Theodor Mommsen. Eine Biographie, München 2002. Haenel, Albert, Deutsches Staatsrecht. Die Grundlagen des deutschen Staates und die Reichsgewalt, München / Leipzig 1892. 2 Berl, Heinrich (02.09. 1896-03.04. 1953), Schriftsteller, Mitglied der Akademie der deutschen Sprache und Dichtung. Vgl.: Elisabeth Willnat, Berl, Heinrich, in: Literatur Lexikon, Bd. 1 (1988), S. 443. 3 Vgl.: Ferdinand Tönnies, Demokratie und Parlamentarismus, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 51 Jg. (1927), S. 173-216. 4 Vgl.: Erik Peterson, Bemerkungen zur mandäischen Literatur, in: Zeitschrift für neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der alten Kirche 25 (1926), S. 236, auch in: G. Widengreen (Hrsg.), Der Mandäismus (Wege der Forschung 167), Darmstadt 1982, S. 319-331.

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5 Festgabe für Fritz Fleiner zum 60. Geburtstag, hrsg. von Zaccaria Giacometti und Dietrich Schindler, Tübingen 1927. Fleiner, Fritz (24. 01. 1867-26. 10. 1937), Professor für Verwaltungsrecht an der Universität Zürich. Vgl.: Roger Müller, Verwaltungsrecht als Wissenschaft. Fritz Fleiner 1867-1937, Frankfurt am Main 2006 (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte Bd. 198).

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger 15. 04. 1927 Sehr geehrter Herr! Möchten Sie bitte ein geheftetes Exemplar meiner Politischen Romantik, 2. Auflage an Herrn Privatdozenten Dr. Karl Mannheim1, Heidelberg, Landfriedstr. 6 senden. Hochachtungsvoll Prof. Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U., 15. 04. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik. i Mannheim, Karl (27.03.1893-09.01.1947), Soziologe und Philosoph, emigrierte 1933 nach England. Vgl.: Wilhelm Hofmann, Karl Mannheim zur Einführung, Hamburg 1996. Vgl.: Reinhard Laube, Karl Mannheim und die Krise des Historismus. Historismus als wissenssoziologischer Perspektivismus, Göttingen 2004.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 25. 05. 1927 Lieber Herr Professor! Über sieben Angelegenheiten möchte ich Ihnen heute schreiben und hoffe, dass Sie mir auch im Gedränge des Semesters kurz darauf antworten können. 1. Lehrbuch des Völkerrechts: Darüber hatten wir voriges Jahr ausführliche Verhandlungen geführt. In unserem Vertragsentwurf vom 8. 6. 26 setzten Sie seiner Zeit das Honorar von 150 M für den Druckbogen der 1. Auflage von 2000 Stücken auf 200 M hinauf, womit wir uns einverstanden erklärt hatten. Es kam jedoch nicht zu einem Vertrag, da wir uns zuerst noch einmal persönlich über den Fall unterhalten wollten. Haben Sie nun noch den Verlag D[uncker]. & H[umblot]. in Ihre Pläne mit einbezogen? 2. Diktatur, 2. Auflage: Diese Frage steht im Zusammenhang mit der ersten; darüber schrieb ich Ihnen zuletzt am 24. 12. 26. Sind bezüglich dieses Buches Ihre Entschließungen schon getroffen?

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3. Der Mannheimer Landgerichtsrat Dr. Friedrich Darmstaedter 1 hat sich in vielen Schriften und Aufsätzen mit rechtsphilosophischen Fragen befaßt; über sein größeres Buch „Recht und Rechtsordnung - Ein Beitrag zur Lehre vom Willen des Gesetzgebers" (1925 bei Rothschild) habe ich eine Reihe guter Besprechungen gelesen. Auch im Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie, dann in der Wiener Zeitschrift für öffentliches Recht und in anderen wichtigen juristischen Blättern hat er öfters rechtsphilosophische und staatsrechtliche Aufsätze geschrieben. Es liegt uns jetzt ein umfangreiches Manuskript von ihm vor: „Die Entstehung der juristischen Person - Eine rechtsphilosophische Untersuchung unter Zugrundelegung der Rechtslehre J.G. Fichtes". Interessiert Sie der Fall? Und wären Sie eventuell bereit, dieses Manuskript sowie die uns vom Verfasser übersandten Unterlagen zur Beurteilung dieses Gedankensystems zu prüfen und uns Ihre Meinung darüber zu sagen? 4. Nach dem bei uns 1913 erschienenen Buch „Ehrlich, Soziologie des Rechtes " 2, das seit einigen Jahren ausverkauft ist, wird jetzt öfters gefragt. Der Verfasser ist vor einigen Jahren gestorben; es käme also nur ein unveränderter Neudruck in Frage. Ist dieses Buch auch wissenschaftlich wert, daß man es neu auflegt? 5. Die Strafrechtsreform scheint über Erwarten rasch Wirklichkeit zu werden. Zu den zahlreichen bald erscheinenden Kommentaren und Lehrbüchern wollen wir nicht auch noch ein rasch gearbeitetes Buch hinzufügen. Aber es liegt uns immerhin daran, ein für den praktischen Gebrauch bestimmtes und wissenschaftlich auf hohem Niveau stehendes Lehrbuch oder ein Kommentar zu bekommen. Wir wollen ferner bei Herrn Geheimrat Oetker-Würzburg 3 anregen, dass an Stelle des Torso gebliebenen Binding'schen Strafrechts ein neuer geschlossener Bau entsteht. Sind Sie selbst gewillt ein Lehrbuch oder ein Kommentar auf lange Sicht für uns zu schreiben, oder können Sie uns einen besonders empfehlenswerten Autor dafür namhaft machen? 6. Wegen des "Staatsrechts" habe ich mich nach dem Versagen von Anschütz4 noch nicht weiter bemüht, will aber nach Ihrem Rate mit Rothenbücher5 und mit Erwin Jacobi6 Fühlung nehmen. 7. In der schon erwähnten Wiener Zeitschrift für öffentliches Recht hat im Aprilheft (Bd. VI. H.3) d[iesen]. J[ah]res. Johannes Sauter7, Wien, einen Aufsatz geschrieben „Das Naturrecht im Idealismus des Mittelalters". Der gleiche Autor hat uns ein umfangreiches Werk über die Gesellschaftslehre des mittelalterlichen Idealismus angeboten, in welchem die Staats- und Gesellschaftslehre der Kirchenväter und Scholastiker von Augustin bis Dun Scutus dargestellt wird. Ein kurzer Abriß über das gleiche Thema steht bereits in der 4. Auflage des Handwörterbuches der Staatswissenschaften unter „Thomistische Gesellschaftslehre". Mein erster Eindruck von Sauter ist der, dass ein ungeheueres Material durchaus gelehrt und mit Fachverständnis gehäuft, aber keineswegs weder gedanklich noch sprachlich gestaltet ist. In ungeheueren Anmerkungen und Zitaten werden sprachlich recht unbeholfen die Dinge nebeneinander gestellt und

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leidlich in ein System gebracht, immer in Verbindung mit einer ungeheueren Menge von Lesefrüchten moderner Philosophen. Willkür und Durcheinander scheinen mir nicht immer ganz vermieden zu sein. Trotzdem liegt hier, scheint es, eine sehr respektable Leistung vor, an der man nicht ohne weiteres vorübergehen darf. Würden Sie sich für diesen Fall interessieren und vielleicht in den Ferien, oder wenn das Manuskript druckreif ist, was erst i[m]. J[ahr]. 1928 der Fall sein soll, dieses näher einsehen? Es sind viele Fragen, die ich auf einmal an Sie richte, obwohl ich noch gar nicht weiß, in welcher Verfassung Sie sind, ob Sie mir überhaupt gerne antworten und welche Arbeiten Sie vorhaben. Ich wäre sehr glücklich, wenn ich einen positiven Bescheid über möglichst viele meiner obigen Fragen von Ihnen bekäme. M i t herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 4 Seiten, ms. o. U., 25. 05. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Darmstaedter, Friedrich (04. 07. 1883-23. 01. 1957), Landgerichtsrat in Mannheim, bis 1935 Privatdozent in Heidelberg, danach Emigration nach Cambridge. Vgl.: Horst Göppingen Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich". Entrechtung und Verfolgung, 2. Aufl. München 1990, S. 332. 2 Ehrlich, Eugen (14.09. 1862-02.05. 1922), Rechtssoziologe, Universitätsprofessor in Czernowietz. Vgl.: Andreas Heldrich, Eugen Ehrlich (1862-1922). Begründer der Rechtssoziologie, in: H. Heinrichs/H. Franzki/K. Schmalz/M. Stolleis (Hrsg.), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, München 1993, S. 469-484. 3 Oetker, Friedrich (06. 05. 1854-10. 05. 1937), Professor für Strafrecht an der Universität Würzburg. Vgl.: Graf Gleispach, Nachruf für Friedrich Oetker, in: Deutsche Justiz 1937, S. 903f. Vgl.: Günther Spendel, Der Würzburger Strafrechtler Friedrich Oetker und das Shylock-Problem, in: Brieskorn/Mikat/Müller/Willoweit (Hrsg.) Vom mittelalterlichen Recht zur neuzeitlichen Rechtswissenschaft (Festschrift Winfried Trusen), Paderborn 1994, S. 365380. 4 Anschütz, Gerhard (10.01. 1867-14.04. 1948), Professor für Staatsrecht, Rechtsgeschichte und Kirchenrecht, Verfasser des bekanntesten Kommentars zur Weimarer Verfassung. Vgl.: Hans Nawiasky, Anschütz, Gerhard, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 1 (1953), S. 307. 5 Rothenbücher, Karl (01.08. 1880-14. 10. 1932), Jurist, Professor für Staats- und Kirchenrecht an der Universität München. Vgl.: Martin Otto, Rothenbücher, Karl, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22, (2005), S. 120 f. 6 Jacobi, Erwin (15. 01. 1884-05. 04. 1965), Jurist. Vgl.: Gerhard Schnorr, Jacobi, Erwin, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 10 (1974), S. 236. 7 Sauter, Johannes (24.05. 1891-?), Philosoph und Soziologe, Dozent an der Handelsakademie Wien, lebte zuletzt in Prag. Ich danke Dr. Reinhard Müller vom Archiv der Gesellschaft für Soziologie in Österreich für die Auskunft.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Godesberg-Friesdorf, 11. 06. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ich war sehr erfreut und überrascht, seit langer Zeit wieder Nachricht von Ihnen zu erhalten. Um Ihnen sachlich antworten zu können, bin ich zu unserem Strafrechtslehrer Graf Dohna1 gegangen, der aber schon von einem Verleger aufgefordert ist, einen Kommentar zum neuen StGB zu schreiben. Von Kriminalisten kommen seiner Meinung nach nur 2 ernstlich in Betracht: Grünhut 2 (Jena) und Metzger 3 (Marburg); ersteren kenne ich nicht; letzteren nur aus schlechten völkerrechtlichen Aufsätzen. Was meine bescheidene Person angeht, so möchte ich Sie fragen, ob Sie eine Art „Verfassungslehre" von mir veröffentlichen würden und ob die liebenswürdigen Konzessionen, zu denen Sie bei einem Lehrbuch des Völkerrechts bereit wären, auch für jene „Verfassungslehre" gelten würden. Jetzt ein Lehrbuch des Völkerrechts zu schreiben, halte ich für ein Zeichen von Dummheit. Die Schmutzflut der „Allgemeinen Staatslehren" und „Politik"-Bücher, die jetzt einsetzt, schreckt Sie vielleicht - mit Recht. Ich glaube aber, daß heute in Deutschland eine Verfassungslehre praktisch wertvoller ist als eine Staatslehre. Denn die ganze Problematik des Staatsbegriffs läßt sich heute nicht als „Lehrbuch" behandeln. Ein Buch wie das von Waldecker4 ist nicht nur, sachlich betrachtet, Schund, sondern auch intellektuell Schwindel. Dagegen fehlt gänzlich eine Orientierung über „Verfassung", d. h. etwas, was es seit Weimar gibt, wovon Laband5, Anschütz6 etc. tatsächlich keine Ahnung haben. Ich weiß nur nicht, ob ich banal genug schreibe, um ein erfolgreiches Buch zu bewerkstelligen. Wenn Sie mir Mut machen, werde ich in den Herbstferien damit fertig. Vor einigen Tagen besuchte mich Dr. O. Siebeck7. Dieser Besuch weckte in mir den Wunsch, Sie auch einmal bei mir zu sehen. Ich wiederhole also meine Einladung. Haben Sie denn gar nichts mit Spiethoff 8 zu besprechen? Das wäre doch undenkbar. Ihre Ball Reklame9 sah ich mit großem Interesse. Peterson 10 hat sehr bedauert, daß er Sie in den Osterferien verfehlte. Wer ist der Verfasser der „Rechtskraft der Staatsakte" Dr. Robert Coester?11 Kann ich ein Exemplar zum Autorenpreis bekommen? Im August d[iesen]. J[ahres]. soll im Archiv f[ür]. Soz[ial]-W[issenschaft]. ein Aufsatz von mir „Der Begriff des Politischen"12 erscheinen. Derselbe wird Sie empören und abstoßen. Trotzdem möchte ich Ihnen einen Sonderabdruck schicken. Herzliche Grüße Ihres stets ergebenen Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 11. 06. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. i Dohna(-Schlodien), Graf Alexander zu (29. 06. 1876-25. 12. 1944), Professor für Strafrecht und Strafprozessrecht, von 1918-1932 Mitglied der Deutschen Volkspartei (DVP), danach Unterstützer von Heinrich Brüning, Gegner der NSDAP und KPD, 1935 ermittelt die

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Gestapo erfolglos gegen ihn. Vgl.: Hans-Paul Höpfner, Die Universität Bonn im Dritten Reich. Akademische Biographien unter nationalsozialistischer Herrschaft, Bonn 1999, S. 229 f. Vgl.: Alexander Morell, Alexander Graf zu Dohna, in: Mathias Schmoeckel, Die Juristen der Universität Bonn im „Dritten Reich", Köln u. a. 2004, S. 106-136. 2 Grünhut, Max (07. 07. 1893-06. 02. 1964), Professor für Strafrecht, 1939 nach England emigriert. Vgl.: Hans-Paul Höpfner, Die Universität Bonn im Dritten Reich. Akademische Biographien unter national-sozialistischer Herrschaft, Bonn 1999, S. 38 ff. Vgl.: Horst Göppingen Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich". Entrechtung und Verfolgung, 2. Aufl. München 1990, S. 284. 3 Metzger, richtig: Mezger Edmund (1883-1962), Professor für Strafrecht. Mezger war 1934-1936 Mitglied der Kommission zur Reform des Strafrechts, die den Begriff des „gesunden Volksempfindens" einführte, 1954-1959 war Mezger Mitglied der Großen Strafrechtsreformkommission des Bundesjustizministers. Vgl.: Gerit Thulfaut, Kriminalpolitik und Strafrechtslehre bei Edmund Mezger (1883-1962). Eine wissenschaftsgeschichtliche und biographische Untersuchung, Baden-Baden 2000. 4 Waldecker, Ludwig (26.06. 1881 -08.05. 1946), Professor in Königsberg (1921 -1929), in Breslau (1929- 1933), im April 1933 beurlaubt, 1934 nach Köln versetzt, 1935 Wegfall des Lehrstuhls und Entziehung der Lehrbefugnis. Verfasser einer „Allgemeinen Staatslehre" 1927. Vgl.: Horst Göppinger, Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich". Entrechtung und Verfolgung, 2. Auflage München 1990, S. 364 f. 5 Laband, Paul (24. 05. 1838-23. 03. 1918), berühmtester Staatsrechts Wissenschaftler des Kaiserreichs, dessen Lehre und Methodik galten aber zur Zeit der Weimarer Republik als völlig veraltet. Vgl.: Maximilian Herberger, Logik und Dogmatik bei Paul Laband. Zur Praxis der sogenannten juristischen Methode im „Staatsrecht des Deutschen Reiches", in: Wissenschaft und Recht der Verwaltung seit dem Ancien Regime, hrsg. von E. V. Heyen, Frankfurt am Main 1984 (Jus Commune Sonderheft 21), S. 91 -104. 6 Anschütz, Gerhard (10.01. 1867-14.04. 1948), Professor für Staatsrecht, Rechtsgeschichte und Kirchenrecht, Verfasser des bekanntesten Kommentars zur Weimarer Verfassung. Vgl.: Hans Nawiasky, Anschütz, Gerhard, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 1 (1953), S. 307. 7 Siebeck, Oscar (29. 07. 1880-24. 02. 1936), Verlagsleiter der Firma J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), führte von 1913-1920 die Berliner Filiale, von 1920 bis 1936 zusammen mit seinem Bruder Werner das Gesamtunternehmen. Für diese Angaben danke ich Frau Susanne Dalchow vom Verlag Mohr Siebeck. s Spiethoff, Arthur (13. 05. 1873-04. 04. 1957), Professor der Wirtschaftlichen Staatswissenschaften, Mitbegründer der Lehre von den Wirtschaftsstilen und der modernen Konjunkturforschung. Vgl.: Anonym, Spiethoff, Arthur, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 9, hrsg. von Waither Killy und Rudolf Vierhaus, München 1998, S. 406. Vgl.: Matthias Ernst Kamp, Nationalökonomen in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn, in: Einweihung des Fakultätsgebäudes der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn 1970, S. 54-65. 9 Ball, Hugo (22.02. 1886-14.09. 1927), Schriftsteller, Mitbegründer des Dadaismus. Vgl.: Hans Joachim Bähr, Hugo Ball, in: Literatur Lexikon, hrsg. von Waither Killy, Bd. 1 (1988), S. 300 ff. 10 Peterson, Erik (07.06. 1890-26. 10. 1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f. n Coester, Robert (23. 07. 1882-?), Landrat a. D. Vgl.: Kürschners Deutscher GelehrtenKalender 1931, hrsg. von Gerhard Lütke, Berlin/Leipzig o. J., Sp. 416. 12 Vgl.: Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Bd. 58 (1927), S. 1 -33.

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. O., 14. 06. 1927 Lieber Herr Professor! Ich habe mich sehr gefreut, dass Sie doch noch auf meinen Brief geantwortet haben, besonders darüber, dass positive Aussicht besteht, dass wir in absehbarer Zeit wieder ein neues Buch von Ihnen bekommen Sie finden den Verlag ganz damit einverstanden, die Bedingungen, über die wir uns seinerzeit bezüglich eines „Lehrbuches des Völkerrechts" geeinigt hatten, statt für dieses Buch für Ihre „Verfassungslehre" gelten zu lassen, also M 200 - pro Druckbogen, 2 200 Auflage, Ausstattung in Antiqua, mit 40 Zeilen und wandelnden Kolumnen-Titeln. Wir erhalten das druckreife Manuskript im Herbst und stellen das Buch so rasch wie möglich fertig. Ueber den mutmasslichen Umfang schrieben Sie noch nichts. Ich nehme aber an, dass 25 Druckbogen keinesfalls überschritten werden, dass Sie diese 400 Seiten sogar nicht einmal annähernd erreichen. Sobald Sie uns Ihr Einverständnis mitgeteilt haben, schicken wir Ihnen doppelte Vertragsausfertigung nach dem früheren für das „Völkerrecht" massgebenden Entwurf vom 8. 6. 26, doch mit dem Honorar von M 200.-. Ich wollte es immer bis zur Gelegenheit einer persönlichen Aussprache hinausschieben, Ihnen zu sagen, wie dringend Sie der Oeffentlichkeit, namentlich der staatsrechtlichen Disziplin, eine grundlegende Publikation schuldig geworden sind. Denn Ihre bisherigen Bücher wurden allgemein als Versprechungen genommen, Versprechungen in neutrischem Sinn: Nicht Sie haben etwas versprochen, sondern die Gedankengänge versprachen eine ausgebaute Lehre. Auch die strengen Massstäbe, die Sie Gott sei Dank an fremde Leistungen anzulegen pflegen, machen es notwendig, dass Ihre „Verfassungslehre" bald erscheint. Vertraulich darf ich Ihnen mitteilen, dass Smend unter dem Titel „Verfassung und Verfassungsrecht" 1 für uns im Herbst d[ieses]. J[ahres]. ein etwa 10 Bogen starkes Manuskript fertigstellt, das - die Frucht jahrelanger theoretischer Arbeit seine grundsätzlichen staatsrechtlichen Anschauungen im Gegensatz zu der bisher herrschenden älteren Lehre von Anschütz2 etc., wiedergeben soll. Diese Arbeit ist die Vorarbeit für ein ausgebautes Lehrbuch des Staatsrechts des gleichen Verfassers, das bei uns 2 Jahre später folgen soll. Smend hat uns darüber auf meine Einladung ausführlich geschrieben. Er will vor allem seine Monographie zum Oktober ganz fertig stellen. Ich habe ihm darauf vorgeschlagen, diese Arbeit in unsere Sammlung3 einzustellen, an deren Spitze Ihr „Parlamentarismus" 2. Aufl. steht und als deren Heft V I Jellinek's „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte" 4. Aufl. nächstens erscheinen wird. Smend schrieb darauf, dass er eben im Begriff sei, zur Völkerbundratstagung nach Genf abzureisen und seine endgültige Entscheidung 14 Tage verschieben müsse. Wenn Ihr eigenes Buch auch nicht mehr als 10 Bogen umfasst, wäre zu überlegen, ob es nicht ebenfalls hier unterzubringen wäre, wenn auch die Ausstattung der Sammlung weitläufiger ist als für unsere „Lehrbücher" und „Verfassungslehre" vorgesehen. Wenn dieses dagegen mehr als

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160 Seiten ist, empfiehlt es sich, auch äusserlich ganz getrennt von jener Reihe zu bleiben, die ja an und für sich nur ganz lose zusammengehalten ist. Ich will heute nicht mehr schreiben, weil ich gern hätte, dass wir über dieser Spezialfrage bald zu einer Einigung kämen und in Ihnen der feste Wille erzeugt wird, das Buch in den Herbstferien sicher fertig zu machen. Denn Sie können sich denken, dass der sonstige Inhalt Ihres Briefes in mir sehr verschiedene und widerstrebende Gefühle erweckt hat, die Lust zu Repliken, Protesten und Gegenfragen, die ich aber zunächst, bis wir jene Sache unter Dach und Fach haben, schon aus Zeitmangel hier ganz beiseite lassen möchte. Die Sachlichkeit ist ja wohl noch die erträglichste Art der Maske, die wir aufbehalten müssen. Coester4 ist der preussische Landrat, der schon 1913 für uns ein gut aufgenommenes Buch über „Demokratie und Verwaltung in Nordamerika" geschrieben hat. C[oester]. hat dann die preussische Verwaltungslaufbahn infolge der Zustände im Jahre 1918 freiwillig verlassen, lebt jetzt als wohlhabender Mann von seinen Renten und will, nun schon in reiferen Jahren, seine ursprüngliche Absicht, die akademische Laufbahn einzuschlagen, mit dem neuen Buch wieder aufnehmen. Zu der Veröffentlichung dieses Buches haben ihn für eine wahrscheinliche Habilitierung in Berlin Triepel 5 und Smend aufgemuntert. Wir lassen Ihnen ein Exemplar als Besprechungsstück sofort von hier aus zugehen. Mit herzlichen Grüssen verbleibe ich Ihr B [itte]. W[enden]. P.S. Wegen einer 2. Auflage Ihrer „Diktatur" schlage ich Ihnen Folgendes vor: Wir veranstalten einen unveränderten, auf photochemischem Wege herzustellenden Neudruck, der tadellos, vom Neudruck nicht unterscheidbar, ausfallen wird. Nur der Titelbogen mit einem neuen Vorwort wird neugesetzt. Ihre etwaigen textlichen Ergänzungen bringen Sie an den Schluss in 1 bis 2 Druckbogen. Wenn Sie dagegen an eine organische Umänderung denken, müssten wir das Ganze neu setzen lassen. Der erste Weg wäre der einfachere, vielleicht auch von der wissenschaftlichen Seite her gesehen vorzuziehen, weil auf diese Weise die 1. Auflage unverändert wiedergegeben und die weitere Entwicklung der Idee getrennt im Anhang gezeigt wird. Wir drucken eine Auflage von 1500 Exemplaren. Sie erhalten M 60 - pro Druckbogen oder 10% vom Ladenpreis des broschierten Stückes nach Ihrer Wahl. Für eine Monographie mit langsamen Umlauf ist dieses Honorar angemessen und gerade noch - und auch nur bei den besten Autoren - tragbar; die gleich hohen Honorare wie für Lehrbücher etc. können dafür natürlich nicht gezahlt werden. Ich wäre Ihnen daher dankbar, wenn Sie sich damit in Anbetracht der Bedingungen für die „Verfassungslehre" einverstanden erklärten und keine höheren Forderungen stellten. D[er]. Unterzeichnende].

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Brief, 4 Seiten, ms. o. U., 14. 06. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1

Vgl.: Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, München Leipzig 1928. 2 Anschütz, Gerhard (10.01. 1867-14.04. 1948), Professor für Staatsrecht, Rechtsgeschichte und Kirchenrecht, Verfasser des bekanntesten Kommentars zur Weimarer Verfassung. Vgl.: Hans Nawiasky, Anschütz, Gerhard, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 1 (1953), S. 307. 3

Der Titel der Sammlung lautet: Wissenschaftliche Abhandlungen und Reden zur Philosophie, Politik und Geistesgeschichte. Bis 1933 erschienen 13 Bände, seit 1978 wird die Reihe fortgesetzt. 4 Coester, Robert (23. 07. 1882-?), Landrat a. D. Vgl.: Kürschners Deutscher GelehrtenKalender 1931, hrsg. von Gerhard Lütke, Berlin/Leipzig o. J., Sp. 416. 5 Triepel, Heinrich (12.02. 1868-23. 11. 1946), Jurist, von 1913-1935 Professor des Staats-, Verwaltungs- und Kirchenrechts an der Universität Berlin, Mitbegründer der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer. Vgl.: Ulrich Gassner, Heinrich Triepel. Leben und Werk, Berlin 1999 (= Tübinger Schriften zum Staats- und Verwaltungsrecht Bd. 51).

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 15. 06. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ihr Brief vom 14. Juni war für mich eine große Ermunterung. Ich bin mit Ihren Vorschlägen einverstanden, sowohl was die „Verfassungslehre" als auch was die 2. Auflage der Diktatur angeht. Die „Verfassungslehre" wird 25 Druckbogen nicht überschreiten, doch dürfte sie für die Sammlung, in der der „Parlamentarismus" erschienen ist, sicher zu umfangreich werden. Ich schätze jetzt 15 Bogen (mindestens). An der 2. Auflage der „Diktatur" würde also nichts geändert. Ich dachte mir, ob es nicht zweckmäßig wäre, mein Referat über die Diktatur des Reichspräsidenten1 anzufügen, das in der Sammlung der Veröffentlichungen deutscher Staatsrechtslehrer vergraben ist und zu dessen neuer Veröffentlichung de Gruyter, d. h. Herr Dr. Elster 2 wohl seine Zustimmung geben würde. Dieses Referat gehört nämlich in das Buch und ist ein Exempel der in dem Buch gewonnenen Theorien. Die Kritik an dem Referat (Nawiasky3, Grau 4) ist nur daraus erklärlich, daß Sie das Buch über die Diktatur nicht kennt. Ich darf jetzt Ihren Vertrags-Entwürfen entgegensehen. Nochmals wiederhole ich meine Frage nach Ihrem Besuch. Gestern sprach ich mit Spiethoff 5, der ebenfalls meinte, es wäre schön, wenn Sie nach Bonn kämen. In aller Form erlaube ich mir, Sie und Ihre verehrte Gattin um die Ehre Ihres Besuches zu bitten. 14 Rieß (Hrsg.)

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Briefwechsel 1918-1935

Daß Smend6 sein Buch bei Ihnen publiziert, war für mich eine besondere Freude. Die ganze deutsche Staatsrechtslehre wartet auf diese Veröffentlichung. Für Coester7 und die Auskunft über ihn besten Dank! Mit herzlichen Grüßen bleibe ich stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 15. 06. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Die Diktatur des Reichspräsidenten nach Art. 48 der Reichsverfassung, in: Veröffentlichungen der Vereinigung der deutschen Staatsrechtslehrer, Heft 1, Berlin 1924, S. 63-104. Die Tagung fand am 14./15. April 1924 in Jena statt. Der Band erschien bei Walter de Gruyter & Co in Berlin. 2 Elster, Alexander (1877-1942), Jurist, zusammen mit Gerhard Lütke einer der beiden Leiter des Verlags nach dem Tode von Walter de Gruyter 1923. Elster war Prokurist bei der Vörgängerfirma Guttentag, die auf Rechts- und Staatswissenschaften spezialisiert war. Von 1926-1937 gab er zusammen mit Fritz Stier-Somlo das „Handwörterbuch der Rechtswissenschaft" heraus. Vgl.: Anne-Katrin Ziesak, Der Verlag Walter de Gruyter 1749-1999, Berlin/ New York 1999, S. 241 f. 3 Auf dem Staatsrechtslehrertag 1924 (14. und 15. April) in Jena hält Carl Schmitt den „Bericht" und Erwin Jacobi den „Mitbericht" zum Thema „Die Diktatur des Reichspräsidenten nach Art. 48 der Reichsverfassung" An der „Generaldebatte" beteiligten sich StierSomlo, Piloty, Nawiasky, v. Jagemann, Apelt, Thoma, Triepel, Fleischmann, Anschütz, Koellreutter, Keller, Waldecker, Jellinek und Bilfinger, Zum Ergebnis heißt es: Die vom Berichterstatter und mit einer Einschränkung auch vom Mitberichterstatter vertretene Grundauffassung von der Bedeutung des Art. 48 Abs. 2 - 4 fand innerhalb der Versammlung nur wenig Unterstützung. Die weitaus größte Zahl der Redner stellte sich auf einen anderen Standpunkt." (S. 137). Vgl.: Veröffentlichungen der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer Heft 1, Berlin/Leipzig 1924, S. 63-104 (Schmitt), 104-136 (Jacobi) und 137 ff. (Verhandlungsbericht). 4 Grau wird im Verhandlungsbericht nicht genannt. Grau hat aber 1927 sich zum Thema geäußert. Vgl.: Richard Grau, Diktaturgewalt und Reichsverfassung, in: Gedächtnisschrift für Emil Seckel, Berlin 1927, S. 430-494. 5 Spiethoff, Arthur (13. 05. 1873-04. 04. 1957), Professor der Wirtschaftlichen Staatswissenschaften, Mitbegründer der Lehre von den Wirtschaftsstilen und der modernen Konjunkturforschung. Vgl.: Anonym, Spiethoff, Arthur, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 9, hrsg. von Walther Killy und Rudolf Vierhaus, München 1998, S. 406. Vgl.: Matthias Ernst Kamp, Nationalökonomen in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn, in: Einweihung des Fakultätsgebäudes der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn 1970, S. 54-65.

6 Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07.1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv öffentliches Recht Bd. 112 (1975), S. 1 ff. Vgl.: Axel Freiherr von Campenhausen, Zum Tode von Rudolf Smend, in: Juristenzeitung 1975, S. 621 ff. 7 Coester, Robert (23. 07. 1882-?), Landrat a. D. Vgl.: Kürschners Deutscher GelehrtenKalender 1931, hrsg. von Gerhard Lütke, Berlin / Leipzig o. J., Sp. 416. Vgl.: Brief vom 14. 06. 1927.

Briefwechsel 1918-1935

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

München, 20. 06. 1927 Lieber Herr Professor! Herzlichen Dank für Ihren Brief vom 15. ds., den ich heute nur ganz kurz bestätigen möchte. Sein Inhalt hat mich besonders gefreut; die Vertragsentwürfe werden Ihnen in kurzer Zeit vorgelegt und ich komme dann auf den übrigen Inhalt Ihrer Zeilen ausführlich zurück. Mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 20. 06. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 25. 06. 1927 Lieber Herr Professor! Nach Ihrem Einverständnis mit unseren Vorschlägen vom 14. Juni über Ihr künftiges Buch "Verfassungslehre" und über die 2. Auflage der "Diktatur" legen wir Ihnen die Vertragsentwürfe vor. Der Entwurf für die „Verfassungslehre' 4 stimmt mit den früheren über ein "Lehrbuch des Völkerrechts" mutatis mutandis überein. Der Vertrag über die zweite Auflage der "Diktatur" ändert den früheren Vertrag vom Jahre 1920 im Sinne unseres letzten Vorschlages. An der Zustimmung des Verlages de Gruyter 1 zum Abdruck Ihres Referates 2 zweifele ich nicht; wir holen diese Zustimmung sofort ein, sobald der Vertrag unter Dach und Fach ist, wenn Sie es nicht selbst vorziehen, Herrn Dr. Elster 3 zu schreiben. Herzlichen Dank für Ihre freundliche Einladung, der wir im Herbste sehr gerne folgen. Sie wissen, dass ich schon in den vergangenen Ferien auf dem Sprunge war zu Ihnen zu kommen, um mit Ihnen eine Reihe wichtiger Dinge zu besprechen, dass ich aber den längst geplanten Besuch immer wieder hinausschieben mußte. Ich muß mich entschuldigen und habe ein schlechtes Gewissen, dass ich Ihnen über die Gründe dieses Aufschubes nicht schon längst ausführlich schrieb. Ganz besonders würden wir uns natürlich freuen, wenn wir Sie hier schon früher in München sehen könnten. Ich bin nur im Monat August von hier abwesend. Ich hoffe von Herzen, dass Sie sich bald ohne Hemmungen an die Fertigstellung der Verfassungslehre machen können und dass wir im Herbst ein neues schönes Buch von Ihnen auf diese Weise bekommen. Mit herzlichen Grüssen bin ich wie stets Ihr 1

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Briefwechsel 1918-1935

Vertragsentwurf Zwischen Herrn Prof. Dr. Carl Schmitt in Bonn und dem Verlag Duncker & Humblot in München ist der folgende Vertrag geschlossen worden. 8 1. Herrn Prof. Carl Schmitt überträgt dem Verlag Duncker & Humblot den Verlag seines Werkes „ Verfassungslehre

"

für die erste und alle folgenden Auflagen. §2.

Die erste Auflage erscheint in 2000 Exemplaren und 200 Zuschuss für Frei- und Besprechungsstücke im Jahre 1927 in der Ausstattung anliegender Satzprobe. §3.

Der Herr Verfasser liefert das Manuskript spätestens bis 31. Dezember 1927. Der Umfang soll 25 Druckbogen zu je 16 Seiten nicht überschreiten. §4.

Als Honorar erhält Herr Prof. Schmitt 200 M für den Druckbogen für je 2000 Stücke bei Ausgabe. §5.

Herr Prof. Schmitt erhält 20 Freiexemplare zur persönlichen Verwendung. §6.

Das Übersetzungsrecht treten Verfasser und Verlag nur gemeinschaftlich ab, das Autorisationshonorar wird zu gleichen Hälften geteilt. §7.

Die obigen Bestimmungen gelten in der gleichen Weise für die zweite und alle folgenden Auflagen. Mit dem Inhalt dieser 7 Paragraphen einverstanden, bestätigen die Vertragschliessenden deren Gültigkeit für sich und Ihre Rechtsnachfolger durch Ihre Unterschrift. München, den Einverstanden4 Prof. Dr. Carl Schmitt

Brief, 3 Seiten, ms. o. U., 25. 06. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Vgl.: Anne-Katrin Ziesak, Der Verlag Walter de Gruyter 1749-1999, Berlin/New York 1999. 2 Vgl.: Carl Schmitt, Die Diktatur des Reichspräsidenten nach Art. 48 der Reichsverfassung, in: Veröffentlichungen der Vereinigung der deutschen Staatsrechtslehrer, Heft 1, Berlin 1924, S. 63-104. Die Tagung fand am 14./15. April 1924 in Jena statt. Der Band erschien bei Walter de Gruyter & Co in Berlin.

Briefwechsel 1918-1935

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3 Elster, Alexander (1877-1942), Jurist, zusammen mit Gerhard Lütke einer der beiden Leiter des Verlags nach dem Tode von Walter de Gruyter 1923. Elster war Prokurist bei der Vorgängerfirma Guttentag, die auf Rechts- und Staatswissenschaften spezialisiert war. Von 1926-1937 gab er zusammen mit Fritz Sier-Somlo das „Handwörterbuch der Rechtswissenschaft" heraus. Vgl.: Anne-Katrin Ziesak, Der Verlag Walter de Gruyter 1749-1999, Berlin/ New York 1999, S. 241 f. 4 Handschriftliche Hinzufügung und Unterschrift Carl Schmitts.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 03. 07. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! In der Anlage erhalten Sie die beiden Entwürfe mit meiner Unterschrift zurück. Ich möchte nur folgendes hinzufügen: Das Honorar bitte ich, pünktliche Ablieferung des Manuskripts vorausgesetzt, zum Teil wenigstens schon vor dem 31. Dezember]. 1927 zu zahlen, und zwar aus Gründen der Umsatzsteuer (sonst erreiche ich, in Verbindung mit anderen Einnahmen, 1928 womöglich die Grenze 6000 Mark). Ferner würde ich wegen der Drucktype und des Satzes noch gern ausführlicher mit Ihnen sprechen. Ich glaube, daß es der Einführung bei den Studenten sehr entgegenkommt, wenn wenigstens 2 verschiedene Druckgrößen benutzt werden. Vielleicht können wir uns bei Ihrem Besuch darüber in Ruhe unterhalten. Im Augenblick bin ich von der Semesterarbeit ganz absorbiert. Auf Ihren Besuch freue ich mich sehr. Wir erwarten Sie also im September oder Oktober. Es ist nicht wahrscheinlich, daß ich in diesen Ferien nach München komme. Haben Sie von de Gruyter 1 Antwort wegen meines Referates über die Diktatur des Reichspräsidenten2? Mir hatte Dr. Elster 3 die Zustimmung gegeben. Ich schicke Ihnen sein Schreiben vom 17. Juni. Ob eine Kürzung zweckmäßig ist, weiß ich nicht; jedenfalls genügt ein Auszug auf keinen Fall. Dürfte ich Sie bitten, von allen meinen Schriften ein Exemplar an die Bibliotheque nationale in Paris zu schicken? Und ein Ex[em]pl[ar]. der 2. Auflage des Parlamentarismus an Jacques Maritain 4 , 10 rue du Pare, Meudon (Seine et Oise)? Auf die „Verfassungslehre" freue ich mich besonders und ich bin Ihnen aufrichtig dankbar, daß Sie mich anspornen. Ich habe viele schöne Einzelausarbeitungen dafür schon fertig. Das Ganze aber muß noch abgerundet und ausgebaut werden. Mit dem „positiven" Staatsrecht im Anschützschen5 Sinn kommt man nicht mehr aus; mit einer Allgemeinen Staatslehre ist heute nichts mehr zu wollen, denn es gibt keinen Staat mehr. Die Bismarcksche Verfassung war übrigens keine Verfassung, sondern ein „diplomatisches Aktenstück"6. So scheint mir also der Moment einer Verfassungslehre gegeben. Mit herzlichen Grüßen stets Ihr Carl Schmitt

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Briefwechsel 1918-1935

P.S.: Darf ich Sie auf ein ausgezeichnetes Beethovenbuch aufmerksam machen, wenn ich es noch nicht getan haben sollte: Arnold Schmitz, Das romantische Beethovenbild, F. Dümmler Verlag, 1927.

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 03. 07. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Anne-Katrin Ziesak, Der Verlag Walter de Gruyter 1749- 1999, Berlin/New York 1999. 2 Vgl.: Carl Schmitt, Die Diktatur des Reichspräsidenten nach Art. 48 der Reichs Verfassung, in: Veröffentlichungen der Vereinigung der deutschen Staatsrechtslehrer, Heft 1, Berlin 1924, S. 63-104. Die Tagung fand am 14./15. April 1924 in Jena statt. Der Band erschien bei Walter de Gruyter & Co in Berlin. 3 Elster, Alexander (1877-1942), Jurist, zusammen mit Gerhard Lütke einer der beiden Leiter des Verlags nach dem Tode von Walter de Gruyter 1923. Elster war Prokurist bei der Vorgängerfirma Guttentag, die auf Rechts- und Staatswissenschaften spezialisiert war. Von 1926-1937 gab er zusammen mit Fritz Stier-Somlo das „Handwörterbuch der Rechtswissenschaft" heraus. 4 Maritain, Jacques (18. 11. 1882-28.04. 1973), katholischer Philosoph, Mitarbeiter an der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Vgl.: Martin Schewe, Maritain, Jacques, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. V (1993), Sp. 829-835. Vgl.: Tobias Licht/Benedikt Ritzler (Hrsg.), Jacques Maritain - Philosophie und Politik aus katholischem Glauben, Karlsruhe 2002. Vgl.: Heinz Hürten, Der Einfluss Jacques Maritains auf das politische Denken in Deutschland, in: Jahrbuch für christliche Sozialwissenschaften Bd. 26 (1985), S. 25-39. 5 Anschütz, Gerhard (10.01. 1867-14.04. 1948), Professor für Staatsrecht, Rechtsgeschichte und Kirchenrecht, Verfasser des bekanntesten Kommentars zur Weimarer Verfassung. Vgl.: Hans Nawiasky, Anschütz, Gerhard, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 1 (1953), S. 307. 6 Vgl.: Paul Laband, Staatsrecht des Deutschen Reiches, 5. Aufl. Tübingen 1911-1914 (Neudruck 1974). Vgl.: Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd. 3 18491914, München 1995, S. 355-361.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt 05. 07. 1927 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihr Einverständnis! In der Anlage folgen die Vertragsausfertigungen mit der Bitte um Rücksendung j e eines unterschriebenen Exemplares. Wegen der endgültigen Satzanordnung sprechen wir noch ausführlich an Hand von Satzmustern; es ist uns sehr recht, zwei verschiedene Druckgrößen in der von Ihnen angedeuteten Weise zu verwenden. Wir unterhalten uns noch darüber. Auch mit der Art der Honorarzahlung sind wir einverstanden. Den Brief von de Gruyter 1 gebe ich Ihnen in der Anlage wieder zurück; ich habe aber noch einmal vom Verlag aus kollegialiter an Dr. Elster 2 geschrieben. Das

Briefwechsel 1918-1935

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Referat erscheint also i m Neusatz, ganz so wie es damals erschienen ist, als Anhang zur 2. Auflage der „Diktatur". Von Ihren 3 vorliegenden Büchern schickten wir je ein Exemplar an die Bibliotheque nationale in Paris. „Parlamentarismus" 2. Auflage ging an Jaques Maritain 3 , 10 rue du pare, Meudon ab. Ich bin auf ein Exemplar der französischen Ausgabe der „Politischen Romantik" sehr neugierig. Wenn Smends 4 Arbeit „Verfassung und Verfassungsrecht" auch Ende 1927 rechtzeitig kommt, so werden wir zwei sehr bedeutsame grundsätzliche Arbeiten der neuen Staatsrechtslehre haben, die ganz sicher grossen Eindruck machen. Vielen Dank für Ihren Hinweis auf das Beethovenbuch bei Dümmler 5 . Herzliche Grüsse Ihres

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 05. 07. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. 1 Vgl.: Anne-Katrin Ziesak, Der Verlag Walter de Gruyter 1749-1999, Berlin/New York 1999. 2 Elster, Alexander (1877- 1942), Jurist, zusammen mit Gerhard Lütke einer der beiden Leiter des Verlags nach dem Tode von Walter de Gruyter 1923. Elster war Prokurist bei der Vorgängerfirma Guttentag, die auf Rechts- und Staatswissenschaften spezialisiert war. Von 1926-1937 gab er zusammen mit Fritz Sier-Somlo das „Handwörterbuch der Rechtswissenschaft" heraus. Vgl.: Anne-Katrin Ziesak, Der Verlag Walter de Gruyter 1749-1999, Berlin/ New York 1999, S. 241 f. 3 Maritain, Jacques (18. 11. 1882-28.04. 1973), katholischer Philosoph, Mitarbeiter an der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Seine Frau ist Raissa Maritain, geborene Qumansoff, Schriftstellerin 1906 zum Katholizismus konvertiert. Vgl.: Martin Schewe, Maritain, Jacques, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. V (1993), Sp. 829835. Vgl.: Tobias Licht/Benedikt Ritzler (Hrsg.), Jacques Maritain - Philosophie und Politik aus katholischem Glauben, Karlsruhe 2002. Vgl.: Heinz Hürten, Der Einfluss Jacques Maritains auf das politische Denken in Deutschland, in: Jahrbuch für christliche Sozialwissenschaften Bd. 26 (1985), S. 25-39. 4

Vgl.: Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, München/Leipzig 1928. Ferdinand Dümmler Verlag Berlin. Vgl.: Georg Jäger, Der Universal-, Fakultäten- und Universitätsverlag, in: ders. (Hrsg.), Geschichte des Deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Das Kaiserreich 1870-1918, Teil 1, Frankfurt am Main 2001, S. 408. 5

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Briefwechsel 1918-1935

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Godesberg-Friesdorf, 10. 07. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, in der Anlage schicke ich Ihnen die Verträge 1 unterschrieben zurück. Hoffentlich sehen wir uns im September; wir erwarten Sie bestimmt. Die „Verfassungslehre" macht mir große Freude, ich arbeite mit gutem Mut und werde im Herbst fertig. Auf Wiedersehen, herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 10. 07. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. i Vgl.: Brief vom 25. 06. 1927.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 12. 07. 1927 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für die Rücksendung der unterschriebenen Verträge! Ich liess Ihnen jüngst über Leipzig das Buch „Leifer, Die Einheit des Gewaltgedankens im römischen Staatsrecht"1 zugehen. Das Buch ist gerade bei Kriegsausbruch mit Unterstützung des österreichischen Kultusministeriums erschienen und von einem Schüler Wlassaks2 verfasst. Es ist in einer ganz kleinen Auflage gedruckt und leider durch den Zeitpunkt des Erscheinens von der Wissenschaft nicht so beachtet worden, wie es vielleicht verdient hätte. Der Verfasser ist jetzt Privatdozent an der Universität Wien. Bitte, sagen Sie mir gelegentlich Ihr Urteil darüber. Ich freue mich sehr, Sie im September wiederzusehen und werde mich rechtzeitig anmelden. Mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 12. 07. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Franz Leifer, Die Einheit des Gewaltgedankens im römischen Staatsrecht, München/Leipzig 1914. 2 Wlassak, Moriz (20. 08. 1854-24. 04. 1939), Professor für Rechtsgeschichte in Wien. Vgl.: Leopold Wenger, Moriz Wlassak f, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abteilung Bd. 60 (1940), S. IX-XLV.

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Briefwechsel 1918-1935 Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Godesberg-Friesdorf, 07. 08. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! In Beantwortung Ihres Briefes vom 4. August: es ist wohl besser und passender, wenn ich kein Vorwort zur 2. Auflage der Diktatur schreibe. Ein Vorwort zu einem photomechanischen Abzug, das geht eigentlich nicht. Aus Ihrem Schreiben entnehme ich nicht, ob das Referat über die Diktatur des Reichspräsidenten in dieser neuen Auflage angebracht werden soll. Anscheinend ist das nicht der Fall. Als Vorwort oder Einleitung ist es natürlich zu lang. Ich wünsche Ihnen gute Erholung und freue mich auf Ihren Besuch im September. Mit herzlichen Grüßen Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 07. 08. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 25. 08. 1927 Lieber Herr Professor! Ihren Brief vom 7.d[iesen]. M[onats]. beantworte ich sofort nach meiner Rückkehr. Die Frage ist die, wie wir den photochemischen Neudruck der „Diktatur", von welchem Ihnen ein Exemplar mit gleicher Post zugeht, nach vorne und nach rückwärts vervollständigen und ergänzen. Wie Sie aus den Bogen ersehen, unterscheidet sich die zweite Auflage von einem neu gesetzten Werk nicht, aber es macht sich schwer hinter das Register, das die Seiten 206-211 füllt, das Referat über die Diktatur des Reichspräsidenten anzufügen; es geht natürlich, indem man ein Zwischenblatt, das man „Anhang" betiteln wird, einfügt und dann auf einer rechten Seite mit dem Referat in der gleichen Schrift wie der Text ist, beginnt. Nach vorne muss die zweite Auflage durch den Titelbogen ergänzt werden, der ausser dem Vorblatt den Haupttitel und zum mindesten eine kurze Vorbemerkung über den Inhalt der sogenannten zweiten Auflage bringt. Ich sehe auch keinen Grund, warum nicht in einem solchen Vorwort (oder auch in einem Nachtrag) über die neuere Literatur oder polemisch über die bisherigen Kritiken ganz kurz das Nötige gesagt werden kann. Haben Sie bitte die Güte, mir recht bald Ihre Ansicht zu schreiben. Uns fehlt übrigens hier die Druckvorlage für die Aufnahme des Referats.

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Briefwechsel 1918-1935

In der ersten Hälfte des Monats September wird sich entscheiden, wann es mir möglich sein wird, meinen Besuch in Bonn bei Ihnen nachzuholen. Ich freue mich sehr darauf und bin einstweilen mit herzlichsten Grüssen wie stets Ihr Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 25. 08. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 03. 09. 1927 Lieber Her Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für die Zusendung des photochemischen Neudrucks der „Diktatur" und für Ihren Brief vom 25. August. Ich antworte erst heute; zunächst, um Sie an Ihr Versprechen zu erinnern, mir wegen Ihres Besuches Nachricht zu geben; wir erwarten Sie mit großer Ungeduld. Ich würde gern das Referat über die Diktatur des R[eichs]Pr[äsidenten] in der von Ihnen vorgeschlagenen Weise einfügen. Dann schreibe ich ferner ein Vorwort zur 2. Auflage, vielleicht von 1 - 2 Seiten oder etwas mehr, wie Sie es gestatten und mache ein neues Sachregister. Die Druckvorlage für die Aufnahme des Referates schicke ich gleichzeitig. Auf Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger; mit den besten Grüßen stets Ihr Carl Schmitt Brief, 1 Seite, hs. m. U., 03. 09. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O. 10. 09. 1927 Lieber Herr Professor! Der Anhang zur 2. Auflage Ihrer „Diktatur" ist unverzüglich zum Satz gegeben. Diese Ergänzung wird in der Satzart des Haupttextes, von Seite 213 beginnend, also hinter dem Register angeschlossen. Dazu kommt noch der Titelbogen I* ff., der nach Ihrem Belieben eine kürzere oder längere Vorbemerkung über die Zusammensetzung der 2. Auflage enthalten kann. Wir schicken Ihnen nächste Woche Korrekturen der beiden Ergänzungsteile. Am 28. und 29. September will ich an der Ausschussitzung des Vereins für Sozialpolitik in Homburg bei Frankfurt teilnehmen. An den Tagen vor oder nach-

Briefwechsel 1918-1935

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her möchte ich meinen Besuch bei Ihnen nachholen. Die Arbeitslage jetzt zu Beginn des Herbstes macht es leider notwendig, dass ich nur kurz von München weg sein kann. Bitte, sagen Sie mir daher, ob es Ihnen recht wäre, wenn wir uns in Frankfurt oder Homburg an den genannten Tagen treffen könnten oder ob es Ihnen besser passt, dass wir uns Dienstag und Mittwoch, den 27. und 28. IX. oder auch nach der Ausschusssitzung, Freitag und Samstag, den 30. IX und 1. X, in Bonn sehen. Sie wissen, dass ich mich selbst nicht wohl fühle, wenn ich Ihre eigene Arbeitsund Tageseinteilung durch unser Zusammentreffen, auf das ich mich sehr freue, stören müsste. Also wählen Sie zwischen den drei Möglichkeiten in der letzten Septemberwoche. Bis zuletzt habe ich die Absicht gehabt, mit meiner Frau zu reisen. Leider können wir es gerade in der Woche, auf die ich meine Abwesenheit in München beschränken muss, nicht einrichten, dass wir beide zusammen von der Familie, namentlich von dem Kinde 1 , weg sind. Ich muss deshalb allein reisen. Ich erwarte Ihre Nachrichten und bin mit herzlichen Grüssen, wie stets,

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 10. 09. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. 1 Feuchtwanger, Edgar Joseph (28. 09. 1924), Historiker. Vgl.: Anonym, Feuchtwanger, Edgar Joseph, in: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration Bd. 2, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München 1983, S. 293 f.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger o. O., 11.09. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Vielen Dank für Ihren Brief vom 10. September, vor allem die freundliche Anmeldung Ihres Besuches, an der ich nur bedauere, daß Ihre Gattin nicht mit Ihnen kommt. Wir erwarten Sie also am 28. abends oder am 29. d[ieses]. M[onats]. morgens in Bonn und rechnen damit, daß Sie auch Sonntag, den 2. Oktober noch bleiben. Daß die Ergänzung zur 2. Auflage der Diktatur hinter dem Register steht, finde ich nicht praktisch. Wenn es geht, würde ich dann lieber auf das Register verzichten. Oder ist das technisch nicht möglich? Auf Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger, herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 11. 09. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur.

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Briefwechsel 1918-1935

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. O., 17. 09. 1927 Lieber Herr Professor, Sie erhalten heute mit gleicher Post von der „Diktatur" 2.A. je 2 Abzüge des Umschlages, Titelbogens und Anhangs (nebst Vorlagen) mit der Bitte, je ein korrigiertes und druckfertig erklärtes Stück an uns zurückzuschicken. Für die Ausführung Ihrer Korrekturen sorgen wir selbst. Da die Seiten III-XV und Seite 1-211 technisch unveränderlich sind, müssen sich die Ergänzungen nach dem fixierten Grundstock des Ganzen richten, mit anderen Worten, weder das Inhaltsverzeichnis kann auf Seite XV angestückelt noch kann das Register weggelassen, verändert oder umgestellt werden. Der Anhang muss sich vielmehr, wie wir ihn neu setzen Hessen, anschliessen. Die sorgfältige Inhaltsübersicht auf Seite 214 ersetzt für diesen Teil des Buches das Register. Nach dem Grundsatz der „FirmenWahrheit" wird schon auf Titelblatt und Umschlag der wahre Sachverhalt eindeutig angegeben. Die Norm, welche die Druckerei im Anschluss an die Bogen 1 - 1 4 an dem linken Fuss jedes Bogenbeginns gesetzt hat, kann sich von den neu hinzu kommenden Bogen an ganz gut nach dem Titel richten und braucht keineswegs mit den früheren Bogen übereinstimmen. Für eine Vorbemerkung ist, wenn sie ganz kurz ausfällt, auf Seite IV des neugesetzten Titelbogenteils Platz oder es muss für sie, wenn sie sich über mehr als eine Seite erstreckt, Platz geschaffen werden. Wenn Sie vor meiner Abreise, also in der nächsten Woche, alles druckreif zurückschicken, können wir noch im Oktober mit den fertigen Exemplaren, die broschiert und gebunden ausgegeben werden, erscheinen. Ich reise am 27. oder 28. nach Homburg, wo ich am Donnerstag, den 29. an den Sitzungen des Vereins für Sozialpolitik teilnehmen will. Vor dem 30. (Freitag) kann ich also nicht bei Ihnen in Bonn sein; ich melde noch Stunde meiner Ankunft. Leider muss ich in der Nacht vom Samstag auf Sonntag oder Sonntag während des Tages schon wieder zurück nach München. Ich schreibe oder telegraphiere Ihnen also am 29. nochmals über meine Ankunft in Bonn. Mit herzlichen Grüssen, auf Wiedersehen bin ich Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 17. 09. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur.

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Briefwechsel 1918-1935 Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. O., 05. 10. 1927 Lieber Herr Professor, programmässig bin ich Sonntag Früh nach München zurückgekehrt und möchte Ihrer verehrten Gattin und Ihnen selbst nochmals für Ihre große Gastfreundschaft danken; es hat mir am Rhein und besonders in Bonn ausnehmend gut gefallen. Erfreut war ich vor allem über Ihr persönliches gutes Befinden und über Ihre künftigen Pläne. Unsere Honorarverpflichtung beläuft sich für die „Diktatur, 2.A" lt. Vertrag vom 5./10. Juli d[ie]s[es]. Jfahres]. auf M 30 - pro Bogen Honorar

M 513,75

M 30 - pro Bogen Auslagenersatz

M 513,75 M 1027,50

Zu honorieren sind 17 1 / 8 Bg. - 273 Seiten; der Bogen mit M 60,Wir bitten, über den Betrag von 1027,50 zu verfügen. Für die Ausstattung der „Verfassungslehre", die erfreulicherweise im Manuskript Anfang November fertig wird, legen wir Ihnen noch Satzmuster einer charakteristischen Seite vor. Wir haben uns schon früher einmal darüber unterhalten, dass in Wengens1 Rektoratrede „Von der Staatskunst der Römer" in Anmerkung 29 (S. 18) die „Diktatur" zitiert und vor allem die „gute" historische Einleitungsskizze erwähnt wird. Ich bin neugierig, wie Sie sich in der „Verfassungslehre" mit dem Inhalt der Anmerkung 26 der gleichen Rektorratsrede, namentlich mit dem Zitat von Kahrstedt 2, auseinandersetzen. Ich meine, es müsste überhaupt der Sinn Ihrer „Verfassungslehre" sein, dieser jetzt immer allgemeiner werdenden Auffassung den Boden auszuschlagen. Nehmen Sie nochmals meinen herzlichen Dank und empfehlen sie mich Ihrer verehrten Gattin mit herzlichen Grüssen, wie stets Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 05. 10. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. i Wenger, Leopold (04. 05. 1874-21. 09. 1953), Rechtshistoriker. Vgl.: Wolfgang Kunkel, Römisches Recht und antike Rechtsgeschichte, in: Geist und Gestalt. Biographische Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Bd. 1, München 1959, S. 255-259. Vgl.: Leopold Wenger, Von der Staatskunst der Römer. Rede gehalten beim Antritt des Rektorats am 29. November 1924, München 1925, S. 38 f. (= Münchener Universitätsreden Heft 1) Dort heißt es: „Auf die moderne staatsrechtliche Literatur habe ich hier keinen Anlaß einzugehen. In dem Buche von Schmitt-Dorotic, Die Diktatur von den Anfängen des modernen Souveränitätsgedankens bis zum proletarischen Klassenkampf (1921) wird, soweit ich sehe, nur die Diktatur des römischen Diktators, nicht die der Plebs zur

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rechtsgeschichtlichen und rechtsphilosophischen Grundlegung mit herangezogen; so in der guten historischen Einleitungsskizze S. 1 - 6 . " 2 Das Zitat lautet: „Besonders scharf hat sich in diesem Sinne aber U. Kahrstedt, Deutsche]. Literatur]. Zeit[ung]. 1924, 1124. in seinem Referate über Guglielmo Ferrero, Der Untergang der Zivilisation des Abendlandes, ausgesprochen, wenn er sagt: „Es gibt, so wenig das manche Leute wahr haben wollen, im geschichtlichen Leben eigentlich nichts Gleichgültigeres als Verfassungen: Der Charakter eines Staates wird durch seine Verwaltung, seine Wehrkraft und seine auswärtige Politik bestimmt, die Verfassung ist ein lockerer Mantel, in den man hineinsticken mag, was schön ist oder was man schön findet; man kann mit der liberalsten Verfassung autokratisch regieren und umgekehrt/' Soweit wird nicht jedermann gehen wollen - aber auch wer staatsrechtliche Theorien, wie sie die Verfassungen bieten, noch so hoch hält, wird nicht umhin können, für das Leben des Staates dessen Verwaltung höher einzuschätzen und die Bewertung der Verfassung darnach vorzunehmen, ob ihre genaue Durchführung ohne Gefährdung des Staatslebens in innen- und vor allem in außenpolitischer Hinsicht möglich ist. Und hierzu darf wohl negativ schon bemerkt sein, daß die Demokratie den Staat in seiner Außenpolitik nicht förderlich zu beeinflussen scheint."

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 07. 10. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, besten Dank für Ihren Brief vom 5. Oktober. Dürfte ich Sie bitten, den Betrag von 1027,50 mit 625,50 auf mein Konto (Prof. Dr. Carl Schmitt in GodesbergFriesdorf) bei der Dresdner Bank Filiale Bonn zu überweisen und mir den Rest mit 400 Mark per Postscheck zuzusenden. Ich diktiere den ganzen Tag an der „Verfassungslehre". Hoffentlich werden Sie nicht enttäuscht. Es kommt mir vor allem auf eine geschlossene Darstellung und eine übersichtliche Gruppierung an; eine vollständige Auseinandersetzung mit der Literatur ist ganz unmöglich, zum größten Teil auch ganz überflüssig. Wegen der Anmerkung von Wenger1, die Sie in Ihrem Brief erwähnen, schreibe ich noch; ich kann sie im Augenblick nicht verifizieren. Wegen der Begriffe: Freund und Feind bleibe ich vorläufig bei meiner These: es sind die politischen Begriffe. „Innenpolitik" ist ein Widerspruch in sich; eine abgeleitete, im Grunde liberale Sache. Ihr Einwand: daß meine Definition „nur" für die Außenpolitik zutrifft, ist also noch keine Widerlegung. Was ist denn Staat ohne Politik? Auch diese kleine Kontroverse läßt es mich wieder bedauern, daß Sie so kurz bei uns waren. Das nächste Mal können wir hoffentlich in größerer Ruhe einige Gespräche zu Ende führen. Mit herzlichen Grüßen wie stets Ihr Carl Schmitt Brief, lehre.

Seite, hs. m. U.,

. 0. 192 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungs-

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i Wenger, Leopold von (04.05. 1874-21.09. 1953), Rechtshistoriker. Vgl.: Wolfgang Kunkel, Römisches Recht und Antike Rechtsgeschichte, in: Geist und Gestalt. Biographische Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Bd. 1 München 1959, S. 255-259. Vgl.: Brief vom 05. 10. 1927. In der „Verfassungslehre" wird Wenger nicht erwähnt.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 21. 10. 1927 Lieber Herr Professor, herzlichen Dank für Ihren letzten Brief. Vertraulich kann ich Ihnen heute erzählen, dass Professor Smend das fertige Manuskript seiner Monographie „Verfassung und Verfassungsrecht" für 25. ds. ankündigt; er hofft, es an diesem Tage an uns absenden zu können. Ich will damit nicht im Entferntesten Sie selbst monieren, mit Ihrer „Verfassungslehre" bald zu Ende zu kommen. Aber ich habe Ihnen versprochen, Ihnen zu schreiben, wenn das Smend'sche1 Manuskript wirklich im Anzug ist. Mit herzlichen Grüssen Ihnen und Ihrer verehrten Gattin Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 21. 10. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, München/Leipzig 1928. Vgl.: Brief vom 12. 02. 1928.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 22. 10. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihr Schreiben vom 21. Oktober! Die Nachricht, daß Prof. Smend1 sein Manuskript am 25. Oktober abliefert, ist natürlich doch eine Mahnung, und zwar eine intensive Mahnung. Ich habe das Diktat jetzt bis auf einige Seiten abgeschlossen; es sind 450 Seiten Maschinenschrift geworden. Die schlimmste Arbeit, nämlich die Korrektur des Manuskripts, kommt jetzt; bekanntlich der Teil der Fertigstellung des Manuskripts, der am längsten aufhält, zumal ich unersättlich bin mit sachlichen und stilistischen Verbesserungen und Ausfeilungen.

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Bitte schreiben Sie mir doch, bis wann Sie das Manuskript (ganz oder zum Teil?) unbedingt haben müssen (Vorwort, Inhaltsübersicht, Register kommen natürlich erst später), wenn das Buch im Februar oder März erscheinen soll. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 22. 10. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. i Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07. 1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv des öffentlichen Rechts Bd. 112 (1975), S. Iff. Vgl.: Axel Freiherr von Campenhausen, Zum Tode von Rudolf Smend, in: Juristenzeitung 1975, S. 621 ff. Vgl.: Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht,, München/Leipzig 1928.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 26. 10. 1927 Lieber Herr Professor, die Druckereien verarbeiten jetzt mittels der Druckmaschinen (also kein Handsatz) wirklich druckfertige Manuskripte sehr rasch. Der Satz könnte also für 20 25 B[o]g[en]. innerhalb 4 Wochen durchgeführt werden. Das Tempo des weiteren Herganges bis zur Ausgabe richtet sich nach den Korrekturen, den Druck- und Buchbinderarbeiten; alles das geht bedeutend langsamer. Wenn Sie also bis zum 1. Dezember das Manuskript abschicken könnten, so würden die 3 folgenden Monate: Dezember, Januar, Februar, zur Fertigstellung ausreichen und mit einer Ausgabe im Laufe des Monat März gerechnet werden können. Herzliche Grüsse Ihres Das Manuskript Smend ist heute tatsächlich eingetroffen und geht unverzüglich zum Satz.

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 26. 10. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Godesberg-Friesdorf, 16. 11. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Vielen Dank für das Moratorium. Ich werde bestimmt fertig; manches ist sogar sehr schön. - das Ganze übersehe ich noch nicht. Das Manuskript wird ein paar Kilo wiegen. Wie schickt man das postalisch? Die Mühe der Korrektur des Manuskripts war so groß, daß ich besorgt bin, denn ich könnte es nicht wiederholen und habe zwar einen Durchschlag des stenotypierten Diktats, aber nicht der tausend Korrekturen. Vorwort, Register etc. mache ich in den Weihnachtsferien; das ist wohl früh genug. Ich glaube, daß die Korrektur der Fahnen und Bogen schnell geht. Schicken Sie bitte, im Interesse der Sache, ein Exemplar von H[ugo]. Ball, Flucht aus der Zeit, an Herrn Pierre Linn 1 , 1 rue de la Surintendance, St. Germainen-Laye, (Seine et Oise). Die Exemplare der 2. Auflage der Diktatur habe ich erhalten. Es ist doch ein schönes Buch geworden. Erhalten die Zeitungen und Zeitschriften wieder Besprechungsexemplare? Soll ich an einige Zeitschriften schreiben? Das meiste ist leider überflüssig. Schicken Sie keins an A[rchiv] [des] ö[ffentlichen]. R[echts]. und der Zeitschrift] f[ür]. öffentliches]. Recht. Mit herzlichen Grüßen stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 16. 11. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Linn, Pierre (1897-1966), Bankdirektor in Paris, übersetzte in Auszügen Schmitts „Politische Romantik" und gehörte dem sogenannten Meudon-Kreis um den katholischen Philosophen Jacques Maritain an. Vgl.: Piet Tommissen, Schmittiana III, S. 58 f.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 18. 11. 1927 Lieber Herr Professor, vielen Dank für Ihre guten Nachrichten! Ich freue mich sehr auf das Manuskript. Sie schicken es am sichersten als versiegeltes Wertpaket. Für die Fertigstellung des Vorworts, Register etc. ist Mitte Januar früh genug. Es lohnt sich sehr, wenn das Manuskript bis in alle Einzelheiten druckfertig gemacht ist und nicht die Fahnen für Korrekturen verwendet werden müssen.

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 18. 11. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 15 Rieß (Hrsg.)

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Godesberg-Friesdorf, 21. 11. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Die Probe für den Druck der Verfassungslehre finde ich sehr schön; nur etwas dünn; vielleicht liegt es daran, daß der Satz zu viel durchschossen ist (Sie sehen, wie objektiv ein Autor sein kann). Darum möchte ich fragen, ob zwischen dem großen und dem kleinen Druck ein drittes Mittleres möglich ist. Ich dachte mir den großen und breiten Druck für den Text; den kleinen für Beispiele und kürzere Zwischenabsätze, den mittleren für längere historische Übersichten, die ich nicht gern groß, aber auch nicht so klein wie in der Vorlage drucken lassen möchte, weil es ermüdend ist, mehrere Seiten ganz kleine Schrift zu lesen. Vielleicht kann man für den Text die Probe lassen; dann gleiche Typen, aber engere, weniger durchschossene Druckweise für die Übersichten wählen. Ist das technisch möglich? Ich würde, wenn Sie mir geantwortet haben, das Manuskript entsprechend mit Anweisungen für den Setzer versehen, während es jetzt nur auf 2 verschiedene Typen berechnet ist. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 21. 11. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 30. 11. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Die neuen Druckproben habe ich noch nicht erhalten und deshalb das Manuskript noch nicht abgeschickt. Ich schicke es sofort, wenn Sie schreiben oder wenn ich die Druckproben habe, um die Angaben für den Setzer einfügen zu können. Hoffentlich bekomme ich noch im Dezember die Korrekturen. Den letzten Paragraphen (28) des Manuskripts schicke ich in 8 - 1 4 Tagen. Das ist wohl früh genug. Es sind jetzt über 400 große Manuskriptseiten. Ich warte noch bis Montag und schicke dann das Manuskript an Sie ab, wenn nicht inzwischen eine Nachricht von Ihnen kommt, die etwas anderes anordnet. Mit herzlichen Grüßen immer Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 30. 11. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre.

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. 0.,01. 12. 1927 Lieber Herr Professor, Sie finden in den anliegenden beiden Satzproben, und zwar auf den gegenüberliegenden Seiten 14 und 15, drei Schriftgrößen vereinigt, die Hauptschrift in Corpus-Grösse, daneben Borgis- und Petit-Typen. Weitere Unterscheidungen wären dann noch durch gesperrten Satz, ferner durch „Einzüge" (das sind „Nach-rechtsVerschiebungen" ganzer zusammenhängender Zeilenblöcke) und durch Fettschrift möglich. Aber ich möchte nocheinmal vor einem zu unruhigen Satzbild warnen. Deshalb lassen wir auch die Marginalien. Seite 14 ist in der sogenannten „modernen Antiqua", die Sie auch in der früheren Satzprobe ansahen, gesetzt, Seite 15 in der neu geschnittenen Didot-Antiqua. Die Satzproben sind nur auf der Korrekturen-Presse hergestellt; der Reindruck fällt viel exakter und sauberer aus. Bitte, richten Sie das Manuskript nach den 3 Schriftproben zu. „Smend"1 ist ganz gesetzt und umfasst 11 Bogen; aber der Verfasser ist noch mit der Uebersendung der Korrekturen im Rückstand; so ist mit der Ausgabe frühestens Ende Januar zu rechnen. Ihr Buch soll, wenn alles gut geht, zu Beginn des Sommer-Semesters, sagen wir 15. April, fertig werden, also broschiert und gebunden vorliegen. Einstweilen mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., Ol. 12. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Gemeint ist Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, München / Leipzig 1928.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, Samstag, 03. 12. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, besten Dank für die Druckprobe; ich möchte S. 15 mit der Didot Antiqua wählen und werde schnell das Manuskript mit den nötigen Zeichen versehen. Montag schicke ich Ihnen dann als Wertpaket 408 Manuskriptseiten. Am Schluß fehlt noch ein Paragraph, den ich nachsende. Vorwort, Inhaltsübersicht, Register usw. kann ich Weihnachten machen. Es tut mir leid, daß mein Buch erst Mitte April erscheinen soll. Geht es nicht vor Ostern? Das Manuskript, das Sie erhalten, ist, wie Sie sehen werden, gut durchkorrigiert, die Druck-Korrekturen erledige ich sehr 1

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schnell. Sie hatten doch früher gemeint, das Buch könnte im März erscheinen. Ich möchte nicht so spät hinter Smend nachkommen. Was kann ich tun, um die Publikation zu beschleunigen? Jetzt, wo das Buch im Ganzen fertig ist, bin ich Ihnen doch sehr dankbar für die Anstöße und Ermunterungen, die Sie mir gaben. Sonst wäre ich nicht zu Ende gekommen. Es ist eine furchtbare Arbeit; die erste systematische Arbeit auf diesem Gebiet; dazu, trotz aller wissenschaftlichen Neuheit, eine wirkliche Verfassungslehre im Schulsinn; thesenhaft und scholastisch. Sie werden sehen. Nur bitte ich Sie, womöglich noch im März mit dem Buch herauszukommen. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Brief, 1 Seite, hs. m. U., 03. 12. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 05. 12. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, ich habe soeben das Manuskript als einfaches Paket zur Post gegeben, mit 100 Mark versichert. Es ist mir nicht gelungen, den hohen technischen Anforderungen zu genügen, welche die Post mit Recht an die Verpackung und Versiegelung eines Wertpaketes stellt; schließlich habe ich den Kampf aufgegeben und das Paket in der bescheidensten Form geschickt. Schreiben Sie mir bitte gleich, wenn Sie es erhalten haben. Herzliche Grüße, stets Ihr Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U., 05. 12. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 07. 12. 1927 Lieber Herr Professor, es ist ein sehr wichtiger Abschnitt, den Sie mit der Absendung des Manuskriptes gemacht haben. Dieses ist heute wohlbehalten in 400 Blättern eingetroffen und mit genauen Anweisungen der Druckerei zugestellt worden. Die Satzarbeiten werden bis 15. Januar beendet. Bis dahin haben Sie also alle Fahnen in der gewählten Satzanordnung, in Didot-Antiqua, mit den Schriftgraden. Die 4 Hauptabschnitte be-

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kommen je 1 freistehendes Vorblatt. Die Ueberschriften der 29 Paragraphen (wenn der 4. Hauptabschnitt ein einziger Paragraph ist) werden fett gedruckt, andere Auszeichnungen, die Sie durch Unterstreichungen oder Sperrschrift kenntlich gemacht haben, im Satz gesperrt. So bleibt das Ganze durchsichtig und überblickbar. Seien Sie bitte ohne Sorge, es wird alles richtig. Wenn Sie bis zu Ende Januar alle Fahnen zurückgegeben und darin keine nennenswerten Aenderungen gegen den Wortlaut der Druckvorlage angebracht haben, so haben Sie den ganzen Umbruch bis etwa Mitte Februar, und bei postwendender Rücksendung der imprimierten Bogen wird die Druckerei etwa am 10. März mit den Druckarbeiten fertig. Die Buchbinderarbeiten dauern dann nocheinmal 2 bis 3 Wochen. Alle Instanzen, die von jetzt ab an der Fertigstellung arbeiten, müssen - das ist die Voraussetzung - bei dieser Rollenverteilung normal und präzis arbeiten. Wir haben einen direkten Verkehr zwischen Ihnen und der Druckerei in Altenburg eingerichtet, so dass Sie von dort aus die Fahnen unmittelbar bekommen und sie auch dorthin wieder zurückschicken, ebenso später die Revision im Umbruch. Alle die Fristen, die ich angesetzt und auch der Druckerei zur Pflicht gemacht habe, dürfen Sie nun nicht als rechtserhebliche Praeklusiv-Fristen auffassen; ich wollte ihnen damit nur die Organisation des Baues skizzieren. Ich sehe kein Hindernis, dass der Ablauf sich so vollzieht. Wrir stellen gerade ein wichtiges nationalökonomisches Lehrbuch für Adolf Weber her, ausserdem läuft ein Dutzend anderer Arbeiten für uns, sowie das Mehrfache für andere Auftraggeber in unserer Druckerei. Aber bitte fassen Sie diese Mitteilung nicht als captatio a priori für spätere Verschiebungen auf, die hoffentlich nicht vorkommen. Mit Ihrem Brief vom 3. ds. traf ein Brief von Smend ein, der für die außerordentliche Beschleunigung der Satzlegung seiner Arbeit besonderen Dank sagt und sich entschuldigt, dass er uns die Fahnen erst im Laufe der nächsten Woche zurückgeben könne. Die Ausgabe der beiden Publikationen, der Ihren und der von Smend, wird also voraussichtlich nicht allzu lange auseinanderliegen. Sie sehen auch im Falle Smend, dass eine Vorausbestimmung des Termins der Ausgabe vor Lieferung des ganzen druckfertigen Umbruchs nicht gut möglich ist. Smend1 gibt im wesentlichen seine Integrationslehre; Sie zitieren ja bereits seinen Aufsatz aus der Kahl-Festschrift 2. Ich finde den Ausdruck, der aus der höheren Mathematik genommen ist, für die einfache Sache, dass der Staat genau das Gegenteil von status ist, überaus unglücklich; und dass die „Soziologie", die nur von geborgten und unverdauten Termini aus fremden Gebieten lebt, und ausserdem Kelsen3 und Gottl 4 sich so behaglich des Ausdrucks bedienen, sollte zu denken geben. Aber das geht mich nichts an. Also nehmen Sie nochmals vielen Dank und seien Sie mit Ihrer Gattin herzlichst gegrüsst von Ihrem Brief, lehre.

Seite,

s. . U.,

. 2. 192 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungs-

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• Smend, Rudolf (15. 01. 1892-05. 07. 1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler, gemeint ist hier Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht. 2 Vgl.: Rudolf Smend, Die politische Gewalt im Verfassungsstaat und das Problem der Staatsform, in: Festgabe für Wilhelm Kahl, Tübingen 1923, III, S. 3-25. Vgl.: Carl Schmitt, Verfassungslehre, 8. Aufl. Berlin 1993, S. 5 ff. 3 Kelsen, Hans (11. 10. 1881 -19. 04. 1973), Professor für Staatsrecht. Vertreter der Reinen Rechtstheorie, einer rein positivistischen Rechtslehre. Vgl.: Stanley L. Paulson/Michael Stolleis, Hans Kelsen. Staatsrechtslehrer und Rechtstheoretiker des 20. Jahrhunderts, Tübingen 2005. Vgl.: Robert Walter, Kelsen, Hans, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 11 (1977), S. 479. 4 Gottl-Ottilienfeld, Friedrich von (13. 11. 1868-19. 10. 1958), Nationalökonom und Soziologe. Vgl.: Georg Weippert, Gottl-Ottilienfeld, Friedrich von, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 6 (1964), S. 681 f.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 10. 12. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Vielen Dank für Ihr freundliches Schreiben. Ich hoffe, die Korrekturen schnell erledigen zu können, und bitte, mir 3 Abzüge der Fahnen zu schicken; außer meinem Assistenten1 möchte auch Prof. Hensel2 die Korrekturen mitlesen. Ich wollte ein Gesetzesregister (für die Artikel der Weimarer Verfassung), ein Namen- und ein Sachregister machen; das geht natürlich erst nach dem Umbruch und der endgültigen Paginierung; hält aber hoffentlich nicht lange auf. Es liegt mir sehr viel daran, im März zu erscheinen. Das Vorwort schreibe ich in den Weihnachtsferien. Ich will das Buch meinem gefallenen Freund Fritz Eisler 3 widmen. Haben Sie in der Frankfurter Zeitung den Schluß von G. Bindings4 Selbstbiographie gelesen mit der Schilderung des Todes seines Vaters K. Binding5? Und im letzten Hochland-Heft die Äußerung von F. Fuchs6 über den Verleger von H[ugo]. Ball, dem die Schuld an der Publikation der Folgen der Reformation zugeschrieben wird? Ihre Mitteilung über Smends Buch war mir sehr wertvoll 7 . Sie können sich denken, daß ich in großer Erwartung bin. Aber Integration ist keine Staatsform; jeder Staat wird „integriert"; damit ist nicht Spezifisches gesagt. Wann bekomme ich die ersten Fahnen? Der letzte Abschnitt (2§§)8 folgt nächste Woche. Mit herzlichen Grüßen Ihres Carl Schmitt Brief, 1 Seite, hs. m. U., 10. 12. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. i Assistent 1927 in Bonn war Ernst Friesenhahn (26. 12. 1901 -05. 08. 1984). Vgl.: Joseph Listl (Hrsg.), Ernst Friesenhahn zum Gedächtnis, Bonn 1985.

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2 Hensel, Albert (09.02. 1895-18. 10. 1933), 1929-1933 Professor in Königsberg, im April 1933 zwangsweise beurlaubt, Emigration nach Pavia. Vgl.: Horst Göppinger, Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich". Entrechtung und Verfolgung, 2. Auflage München 1990, S. 287. Vgl.: Ekkehart Reimer/Christian Waldhoff, Steuerrechtliche Systembildung und Steuerverfassungsrecht in der Entstehungszeit des modernen Steuerrechts in Deutschland. Zu Leben und Werk Albert Hensels (1985 -1933), in: dies. (Hrsg.), Albert Hensel, System des Familiensteuerrechts und andere Schriften, Köln 2006, S. 36-44. 3 Eisler, Fritz (18.06. 1887-27.09. 1914), Jurist. Vgl.: Anonym, Fritz Eisler (18871914), in: Carl Schmitt Tagebücher Oktober 1912 bis Februar 1915, hrsg. von Ernst Hüsmert, Berlin 2003, S. 401 f. Die Widmung lautet: „Dem Andenken meines Freundes Dr. Fritz Eisler aus Hamburg gefallen am 27. September 1914". 4 Rudolf Georg Binding, Das Denkmal. „Erlebtes Leben", in: Frankfurter Zeitung Nr. 901 (04. 12. 1927), Erstes Morgenblatt o. S. 5 Karl Binding, Grundriss des Deutschen Strafprozessrechts, 5. Aufl. München /Leipzig 1904. 6 Vgl.: Friedrich Fuchs, In memoriam Hugo Ball, in: Hochland 25. Jg. (1927/28), Bd. 1, S. 289-292. 7 Vgl.: Brief vom 01. 12. 1927. 8 Der letzte Abschnitt umfaßt die beiden Paragraphen § 29 Grundbegriffe einer Verfassungslehre des Bundes und § 30 Folgerungen aus den Grundbegriffen der Verfassungslehre des Bundes.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 13. 12. 1927 Lieber Herr Professor, statt 2 Fahnenabzüge bekommen Sie also 3! Das Manuskript ist bis 15. Januar vollständig gesetzt; die Arbeiten sind im Gange. Die Technik der Typensetzgussmaschine (Monotype-Maschine), mit der Ihr Manuskript zurzeit gesetzt wird, bringt es mit sich, dass zunächst der grösste Teil „getastet" sein muss, ehe die Versendung der Korrekturen beginnen kann. Diese Maschine ist ein Tastenapparat, der im wesentlichen einer Schreibmaschine gleicht. Durch Tastenanschlag werden Lochsignaturen in einen abrollenden Papierstreifen eingeschlagen, während in der mit der Tastmaschine verbundenen, aber von ihr im Arbeitsvorgang unabhängigen Giessmaschine mittels jener Lochstreifen durch Pressluft äusserst sinnreich konstruierte Hebelsysteme in Bewegung gesetzt werden, durch welche im Zeitraum von insgesamt 1/5 Sekunde die Matrize, also der Metallkörper des zu giessenden Buchstaben über den Giessmund geführt, die jeweilige Breite des Buchstaben eingestellt, das Metall in die Giessform eingespritzt, der gegossene Buchstabe bestossen und schliesslich ausgestossen und mit anderen Buchstaben zur Zeile gefügt wird. Diese Monotype-Maschine arbeitet mit erstaunlicher Genauigkeit und Schnelligkeit und hat den Handsatz so gut wie verdrängt. Die schönsten modernsten Schriften werden mit der Typen-Gussmaschine gleichzeitig gegossen und verwendet.

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Der Maschinensetzer in Altenburg hat also zurzeit Ihr Manuskript vor sich und locht mittels Tastanschlag einen Papierstreifen wie der Bediener eines MörseApparates. Nach der „Tastung" werden rasch die Fahnen zusammengestellt. Die Korrekturversendung beginnt also, denke ich, noch Ende dieser oder anfangs nächster Woche. Bindings „Erlebtes Leben" in den verstümmelten Teilen, die die „Frankfurter Zeitung" gebracht hat, habe ich gelesen; in diesen Tagen hatte ich das ganze bei Rütten und Loening1 erschienene Buch vor mir. Es lohnt sich sehr, das ganze Buch zu lesen. Es ist das schönste Buch, das ich seit langer Zeit in der Hand hatte. Der Tod unseres alten Binding, aber auch schon vorher das Vaterhaus in Leipzig, wird nicht nur schön, sondern in einer wirklich herzzerreissenden Melancholie darüber, dass uns diese Dinge nichts mehr angehen, geschildert. Smend2 hat nicht Wort gehalten und die Fahnen nicht zurückgeschickt. Fuchs3 über Ball: Risum teneatis amici! Dass der Verleger Ball von der Herausgabe des Reformationsbuches dringend abgeraten, dass er aber der Auffassung war, dass ihm über das Schaffen einer geschlossenen Persönlichkeit kein Zensuramt zustehe und dass es nach seiner Auffassung ein Einstehen für einen Autor gäbe, auch wenn dem Verlag etwas nicht gefällt, habe ich Fuchs geschrieben. Die höhere Wahrheit über den Fall Ball hat Hesse im „Tagebuch" vom 3. ds. geschrieben: „Die deutschen Katholiken, statt stolz auf ihren neuen Klassiker zu sein, haben ihn zumeist aus politischen Gründen mit einer Vorsicht und Aengstlichkeit aufgenommen, als sei der Heiland selbst gekommen"4. Fuchs war einer der Vorsichtigsten, der Ball, wenn auch leise und gewandt, so doch bestimmt, aus der Mitarbeiterschaft am „Hochland" entfernt hat und jetzt erleichtert „In Memoriam" schreibt. Das kleine Elaborat von Binding „Ueber Zeichensetzung"5 interessiert Sie vielleicht. Mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 3 Seiten, ms. o. U., 13. 12. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Rudolf Georg Binding, Erlebtes Leben, Frankfurt am Main 1928. 2 Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07. 1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv des öffentlichen Rechts Bd. 112 (1975), S. 1 ff. Vgl.: Axel Freiherr von Campenhausen, Zum Tode von Rudolf Smend, in: Juristenzeitung 1975, S. 621 ff. 3 Vgl.: Friedrich Fuchs, In memoriam Hugo Ball, in: Hochland 25. Jg. (1927/28), Bd. I, S. 289-292. 4 Vgl.: Umfrage bei den besten Autoren über das beste Buch des Jahres, in: Das Tagebuch Bd. 8,2 (1927), S. 1956 f. Hermann Hesse schrieb: „Ein anderer, nicht jüdischer, sondern katholischer, Erneuerer alter Frömmigkeit und tiefer Meister der Legende ist Hugo Ball; er ist vor wenigen Monaten gestorben, beinahe unbekannt, obwohl er eines der herrlichsten deutschen Bücher der letzten

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zehn Jahre geschrieben hat, das „Byzantinische Christentum". Er hat nie Glück gehabt, dieser liebestrahlende Geist, er war seiner vernichtenden Kritik an der deutschen Kriegsmentalität wegen überall unten durch, und die deutschen Katholiken, statt stolz auf ihren neuen Klassiker zu sein, haben ihn, zumeist aus politischen Gründen, mit einer Vorsicht und Ängstlichkeit aufgenommen, als sei der Heiland selber wiedergekommen und setze durch sein Erscheinen die offizielle Frömmigkeit in Verlegenheit. Von Hugo Ball erschien ein wichtiges Bekenntnisbuch, die „Flucht aus der Zeit" - merkwürdigerweise scheint der eigene Verleger dieses Buches es sabotieren zu wollen, indem er einen lächerlich hohen Ladenpreis ansetzte. Trotzdem, und auch wenn das Buch das Doppelte kostete, es wird wesentlich dazu beitragen, das Bild dieses vielumstrittenen, wenig gekannten Geistes denen, die ihn erkannt haben und für immer lieben, zu vertiefen (Verlag Duncker und Humblot, München.). 5 Vgl.: Rudolf Georg Binding, Über Zeichensetzung, in: ders. Rufe und Reden. Führungen und Betrachtungen, Frankfurt am Main 1928, S. 240-246.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 15. 12. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, besten Dank für Ihr Schreiben und ich freue mich sehr auf die Korrekturen; an dem Manuskript werden Sie gesehen haben, daß das Meiste vorweggenommen ist - daß Sie Fuchs1 geschrieben haben (wegen Ball) war recht. - Haben Sie den Artikel 2 der Deutschen Allgemeinen]. Zeitung vom 9. Dez[ember]. 27 gelesen, mit dem Hinweis auf die 2. Auflage der Diktatur? Das Buch wird durch die demokratische Interpellation wegen des Art. 48 (Fall Claß3) besonders aktuell; weil Claß ja unter Berufung (ich kenne allerdings den Wortlaut noch nicht) auf meine (wirkliche oder angebliche) Auffassung des Artikel 48 außer Verfolgung gesetzt wurde. Die Frankfurter Zeitung regt sich jetzt schon zum dritten mal darüber auf (Dienstag Abendblatt)4. Könnte der Verlag das Publikum oder die Interessenten auf diese 2. Aufl[age]. aufmerksam machen. Das Inserat in der Deutschen]. J[uristen]. Z[eitung]. 01. 11. 27 habe ich gesehen5. Wollen Sie bitte gütigst veranlassen, daß ich 3 gebundene Exemplare der „Diktatur" zum Autorenpreis zugeschickt erhalte - Den Aufsatz von R. G. Binding 6 kannte ich; er ist schulmeisterlich übertrieben, sonst beherzigenswert. - Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U., 15. 12. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Brief vom 10. 12. 1927 (Anm. 6). 2 Anonym, Die Diktatur des Reichspräsidenten in: Deutsche Allgemeine Zeitung 66. Jg. Nr. 576 (09. 12. 1927), S. 1 (Abendausgabe). 3 Claß, Heinrich (29.02. 1868-16.04. 1953), Politiker, Vorsitzender des Alldeutschen Verbandes, der eine antidemokratische und antisemitische Politik vertrat, Reichstagsabgeordneter der NSDAP. Vgl.: Werner Conze, Class, Heinrich, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 3 (1957), S. 263.

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4 Anonym, Das eingestellte Hochverratsverfahren gegen Claß. Demokratische Interpellation im Reichstag, in: Frankfurter Zeitung (Abendblatt), Nr. 926 (13. 02. 1927), S. 3. Vgl.: „Frankfurt, 13. Dezember", in Frankfurter Zeitung (Abendblatt), Nr. 926 (13. 12. 1927), S. 1. 5 Vgl.: Deutsche Juristenzeitung 01. 11. 1927. Das Inserat konnte in den gebundenen Exemplaren nicht gefunden werden, da es wahrscheinlich auf einer der Umschlagseiten platziert worden ist, die aber nicht eingebunden werden. 6 Vgl.: Rudolf Georg Binding, Über Zeichensetzung, in: ders. Rufe und Reden. Führungen und Betrachtungen, Frankfurt am Main 1928, S. 240-246.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 17. 12. 1927 Lieber Herr Professor, die 3 gewünschten Exemplare der „Diktatur" 2. Aufl. gingen an Sie ab. Vielen Dank für Ihre übrigen Bemerkungen. Die „Diktatur" zeigen wir bei allen möglichen Gelegenheiten immer wieder an. Gelegentlich der Ausgabe Ihrer „Verfassungslehre" machen wir dann einen allgemeinen Prospekt über alle Ihre Bücher. Für kurze Ueberlassung des Artikels der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" vom 9. ds. wäre ich Ihnen sehr dankbar. Herzliche Grüsse Ihres Karte, 1 Seite, ms. o. U., 17. 12. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 27. 12. 1927 Lieber Herr Professor, die Korrekturenversendung der „Verfassungslehre" hat vorige Woche von der Druckerei aus begonnen; in der Kontrollfahne, die an den Verlag geht, lese ich nun selbst zum ersten Mal den Text. Ich schicke Ihnen heute mit gleicher Post die ersten Fahnen mit ein paar äusseren Anmerkungen darin zu; meine Lektüre soll kein Korrekturen-Lesen bedeuten. Vielleicht interessiert Sie auch die Drucksache der Academie Diplomatique Internationale1, die heute an Sie abgegangen ist; sonst werfen Sie bitte die Schrift in den Papierkorb. Dann las ich in den letzten Tagen mit großem Interesse die Besprechung der Festrede des Althistorikers Münzer: Die Entstehung des römischen Principats" - Ein Beispiel des Wandels von Staatsformen - in der Deutschen]. Literatur]. Zfeitung]. 1927/51. Heft 2 . Die Besprechung scheint mir deshalb wert-

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voll, weil der Verfasser der entgegengesetzten politischen Auffassung wie der der besprochenen Schrift ist. Mit herzlichen Grüssen und Wünschen wie stets Ihr Brief, 1 Seite, ms. o. U., 27. 12. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Möglicherweise handelt es sich um einen Prospekt der 1928 neu erscheinenden Zeitschrift oder um das erste Heft. In der Sitzung vom 10. 06. 1927 hielt der niederländische Rechtsanwalt J. C. Braak einen Vortrag mit dem Titel „Une nouvelle theorie sur la souverainete des etats, in: Academie Diplomatique Internationale, Seances et Travaux, 1. Jg. (1928) Heft 1, S. 48-58. Carl Schmitt kommt bei J. C. Braak nicht vor, aber Kelsen und Kaufmann. In Heft 2 wird ohne Besprechung Carl Schmitts Vortrag „Die Kernfrage des Völkerbundes" angezeigt (S. 61). 2 Münzer, Friedrich (22.04. 1868-20. 10. 1942), Professor für Alte Geschichte an der Universität Münster. Vgl.: Wolfgang Weber, Friedrich Münzer, Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Frankfurt am Main u. a. 1984, S. 401 f. Vgl.: Wilhelm Enßlin, Rezension: Friedrich Münzer, Die Entstehung des römischen Prinzipats, in: Deutsche Literaturzeitung Neue Folge 4. Jg. (1927), Sp. 2508 ff.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 28. 12. 1927 Lieber Herr Professor, bitte schicken Sie den Schluss des Manuskriptes, wenn er fertig ist, direkt an Pierer, Altenburg. Ich sende Ihnen heute unsere Kontrollfahnen bis einschließlich 36. Der historische Ueberblick hat mir sehr gut gefallen; er ist anschaulich und ursprünglich. Mit herzlichen Grüssen Ihr Karte, 1 Seite, ms. o. U., 28.12. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 28. 12. 1927 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Heute habe ich die ersten Fahnen (1 - 20) an die Druckerei zurückgeschickt. Sie sehen, daß ich mich beeile. Für Ihren Brief vom 27. Dezember, den ich eben erhielt, besten Dank, auch für die Korrektur; das von Ihnen mit einem Fragezeichen versehene Wort „selbstverständlich'4 habe ich stehen lassen. Ich habe es sehr bedauert, daß Sie nicht mehr Äußerungen Ihrer Stellungnahme verlautbart haben;

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es würde mich sehr interessieren, da ich Ihren kritischen Sinn aufrichtig schätze und Ihr Urteil mir außerordentlich wertvoll ist. Ich bespreche jetzt die Korrekturen eingehend mit Prof. Hensel1 und meinem Assistenten2. Zum Glück sind Ferien, sodaß es schnell geht. Für die Drucksachen der Academie Diplomatique Internationale3 danke ich gleichfalls; ebenso für den Hinweis auf die Besprechung in der Deutschen]. Literatur]. Z[eitung].4, die ich mir morgen im Lesesaal ansehen werde. Für das neue Jahr sage ich Ihnen meine herzlichen Wünsche und bitte Sie, auch Ihrer Gattin meine und meiner Frau Gratulation zu übermitteln. Wir hoffen, daß das kommende Jahr Sie beide zu uns an den Rhein führt und der im letzten Herbst von Ihnen angedeutete Plan sich verwirklicht. Vorläufig habe ich in Berlin noch keine Wohnung, möglicherweise bleibe ich noch den ganzen Sommer hier wohnen. Auf jeden Fall sind wir im März und April noch in Friesdorf. Im März wollte ich zwei Wochen nach Paris; sonst bin ich immer zu Hause und kann Sie erwarten. Vorige Woche hatten wir Jacques Maritain 5, den Thomisten der Pariser katholischen Universität, einige Tage zu Besuch; ein wunderbarer, heiligmäßiger Mann, dabei klug und fein. Er ist ein großer Schriftsteller und hat besonderes Interesse an Hugo Ball 6 , von dem er einiges kannte. Wenn es zu einer Übersetzung von Teilen der „Flucht aus der Zeit" kommt, soll sie in seiner Sammlung Roseau d'or erscheinen. Die Sammlung ist sehr berühmt; auch Bernanos7 erstes Buch „Sous le soleil de Satan" ist dort erschienen; das eben erschienene zweite Buch von Bernanos, Timpositure, hat allerdings die Katholiken Frankreichs zu sehr skandalisiert, als daß es in jener Sammlung veröffentlicht werden könnte; die Schilderungen katholischer Priester sind zu wenig geschmeichelt. Maritain war Anarchist (er ist übrigens ein Enkel von Jules Favre 8), durch Leon Bloy 9 wurde er mit seiner Frau, einer Jüdin aus Odessa, zum Katholizismus bekehrt. Im Januarheft des Hochland erscheint von mir ein Aufsatz „Der Völkerbund und Europa" 10 , von dem ich Ihnen einen Sonderabdruck schicke, damit Sie sehen, welcher Simplizität der Sprache und Darstellung ich fähig bin. Finden Sie die Verfassungslehre einfach genug für das Niveau von Ordinarien? Wie schreibt Smend11? Ich bin sehr neugierig auf sein Buch, obwohl er mir immer versichert, es sei ganz unsystematisch. Auf Wiedersehen also im kommenden Jahr! Viele herzliche Grüße und alle guten Wünsche Ihres Carl Schmitt Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 28. 12. 1927 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. i Hensel, Albert (09.02. 1895-18. 10. 1933), 1929-1933 Professor in Königsberg, im April 1933 zwangsweise beurlaubt, Emigration nach Pavia. Vgl.: Horst Göppinger, Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich". Entrechtung und Verfolgung, 2. Auflage München 1990, S. 287. Vgl.: Ekkehart Reimer/Christian Waldhoff, Steuerrechtliche Systembildung und Steuerverfassungsrecht in der Entstehungszeit des modernen Steuerrechts in Deutschland. Zu

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Leben und Werk Albert Hensels (1985-1933), in: dies. (Hrsg.), Albert Hensel, System des Familiensteuerrechts und andere Schriften, Köln 2006, S. 36-44. 2 Assistent 1927 in Bonn war Ernst Friesenhahn (26. 12. 1901-05. 08. 1984). Vgl.: Joseph Listl (Hrsg.), Ernst Friesenhahn zum Gedächtnis, Bonn 1985. 3 Vgl.: Brief vom 27. 12. 1927. 4 Vgl.: Wilhelm Enßlin, Rezension: Friedrich Münzer, Die Entstehung des römischen Prinzipats, in: Deutsche Literaturzeitung Neue Folge 4. Jg. (1927), Sp. 2 508 ff. 5 Maritain, Jacques (18. 11. 1882-28.04. 1973), katholischer Philosoph, Mitarbeiter an der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Seine Frau ist Raissa Maritain, geborene Qumansoff, Schriftstellerin 1906 zum Katholizismus konvertiert. Vgl.: Martin Schewe, Maritain, Jacques, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. V (1993), Sp. 829835. Vgl.: Tobias Licht/Benedikt Ritzler (Hrsg.), Jacques Maritain - Philosophie und Politik aus katholischem Glauben, Karlsruhe 2002. Vgl.: Heinz Hürten, Der Einfluss Jacques Maritains auf das politische Denken in Deutschland, in: Jahrbuch für christliche Sozialwissenschaften Bd. 26 (1985), S. 25-39. 6 Ball, Hugo (22.02. 1886-14.09. 1927), Schriftsteller, Mitbegründer des Dadaismus. Vgl.: Hans Joachim Bähr, Hugo Ball, in: Literatur Lexikon, hrsg. von Walther Killy, Bd. 1 (1988), S. 300 ff. 7 Bernanos, Georges (20. 02. 1888-05. 07. 1948), Schriftsteller, Werke: Die Sonne Satans (1926; deutsch 1927) Der Abtrünnige (1927; deutsch 1929). Vgl.: Friedrich Wilhelm Bautz, Bernanos, Georges, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. I (1990), Sp. 526 f.

s Favre, Jules (21.03. 1809-19.01. 1880), Politiker, Gegner Napoleons III., Verhandlungsführer im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Vgl.: Anonym, Favre, (Gabriel-Claude-Jules), in: M. A.-F. Frangulis (Hrsg.), Dictionnaire Diplomatique; Paris /Genf o. J., p. 329. 9 Leon Bloy (11. 07. 1846-02. 11. 1917), Schriftsteller, Wegbereiter des „revouveau catholique". Vgl.: Friedrich Wilhelm Bautz, Bloy, Leon, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. I (1990), Sp. 626 ff. 10 Vgl.: Carl Schmitt, „Der Völkerbund und Europa", in: Hochland 25. Jg. (1928), S. 345354. » Smend, Rudolf (15.01. 1892-05.07. 1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv des öffentlichen Rechts Bd. 112 (1975), S. 1 ff. Vgl.: Axel Freiherr von Campenhausen, Zum Tode von Rudolf Smend, in: Juristenzeitung 1975, S. 621 ff.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 03.01. 1928 Lieber Herr Professor! Zunächst erwidere ich Ihre guten Wünsche auf das herzlichste und hoffe, dass auch das für Sie sehr bedeutungsvolle Jahr 1928 Ihnen einigermassen die Erfüllung aller Hoffnungen bringt, die Sie besonders an Ihre Uebersiedlung nach Berlin knüpfen. Dass sich wieder etwas rührt, das ist die Hauptsache; das Ziel ist ziemlich gleichgültig. „Schön ist es auch anderswo, hier ist man schon sowieso". Ob wir i m Frühjahr von München wegkommen, ist noch fraglich; wenn es aber sein sollte, so machen wir sehr gern von Ihrer freundlichen Einladung Gebrauch. Ihrer verehrten Gattin meine besten Wünschen und Grüsse!

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Zu den Fahnen 37 -112, die mir mittlerweile vorliegen, kann ich keine Bemerkung machen und schicke Ihnen daher von jetzt ab die Kontrollfahne nicht mehr zu, wenn mir nicht irgend etwas Besonderes auffallen sollte. Nach dem was jetzt vorliegt und nach dem Aufriss des ganzen Baues bekommen die Leute, besonders die heranwachsenden Politiker etwas, das ihnen Klarheit und Reinlichkeit der Begriffe energisch beibringt. Sie werden bei aller Uebersichtlichkeit des Aufbaues nicht müde, immer wieder durch Beispiele, die in ihrer Gesamtheit ein neuer und höchst ursprünglicher Kommentar zur Weimarer Verfassung und zu anderen Verfassungen zu sein scheinen, die Dinge klar zu stellen. Im Hintergrund steht Ihre Feindschaft gegen Schlagwort, Mythos und eingerostetes Vorurteil, aber alles im Begrifflichen. Denn für die abgelaufenen tatsächlichen Vorgänge sind Sie ja der Meinung, dass Mythos, Schlagwort und die verworrenen Meinungen von den Dingen mächtiger und wirksamer sind, als die Dinge, „wie sie wirklich gewesen sind". Die Klarlegung der dynastischen und demokratischen Legitimität und die Abweisung der alten Unterscheidungen finde ich sehr eindringlich und übersichtlich dargestellt. Auch vieles Andere! Ich kann - ohne Ueberblick über die staatsrechtliche Literatur der letzten 10 Jahre - hier nichts Kritisches sagen oder fragen. Das Schema der Gewalten-Unterscheidungen, vor allem die Synopsis der gegenseitigen Einwirkungen, ist sehr anschaulich. „Smend"1 ist etwas ganz anderes; ein unausgeführtes Programm zu einer neuen Staatslehre gegen Meinecke2, Max Weber3, Troeltsch 4, gegen den Neukantianismus und methodisch gegen die Erkenntnistheorie überhaupt. Allen diesen inkommensurablen Dingen und Personen und Denkwegen wird in Einem die unpolitische Staatsenthaltung und ebenso unpolitische Machtanbetung der Deutschen in die Schuhe geschoben. Sie werden sich wundern. Da in Ihrem Buch und in der Schrift von Smend (die etwa 180 Seiten stark ist) gegenseitig mit grosser Achtung die beiderseitigen Schriften zitiert werden, im übrigen die Linien der Gedankenführung sich nicht berühren, scheint mir von wissenschaftlichem Standpunkt nichts versäumt, wenn der Verlag eine gegenseitige Kenntnisnahme der Fahnen nicht anregt. Ich befürchte davon nur eine Verzögerung in der Fertigstellung beider Arbeiten. Ich bin der persönlichen Auffassung, dass von den beiden, etwa gleichzeitig erscheinenden Publikationen, die doch immerhin die Prinzipien der Verfassungslehre zum gemeinsamen Gegenstand haben, die Ihre bei weitem - ich glaube, ohne dass eine Meinungsverschiedenheit irgendwo entstehen kann - die überlegenere, fundiertere ist. Nur gegen die Laband-Anschütz'sche5 Methode ist Ihr Buch und „Smend"6 eine einheitliche Front, gegen die sich die andere Richtung schwer tun dürfte. Von einem Hauptvertreter dieser Richtung, vielleicht von Rothenbücher7, müssten wir jetzt etwas Gutes bekommen. In einem Vierteljahr wird die Diskussion eröffnet; jetzt müssen wir technisch alles fehlerlos machen und dürfen uns weder übereilen noch die Ausgabe verzögern. „Smend" kann frühestens einen Monat vor Ihrem Buch kommen; aber es ist möglich, dass beide zusammenfallen. Der Zeitpunkt des Imprimatur des letzten Bogenteiles, einer Prozedur, die ausschliesslich in der Hand des Autors liegt und

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die der Verlag nicht beeinflusst, ist für die buchhändlerische Ausgabe allein massgebend. Wenn in der Druckerei oder beim Autor Korrekturen stecken bleiben, mahne ich nach 8 Tage in sanften und bei Erfolglosigkeit in anschwellenden Tönen. Eben teilt die Druckerei noch mit, dass Sie i m Fahnensatz wesentliche Aenderungen vorgenommen haben, vor allem viele Einschaltungen. Natürlich werden alle Korrekturen raschestens und genau ausgeführt, aber ich darf Sie darauf aufmerksam machen, dass nach dem Umbruch solche Korrekturen nach Möglichkeit vermieden werden müssen, wenn nicht erhebliche Verzögerungen (und ausserdem hohe Kosten) entstehen sollen. In den Revisionsbogen sollen also nur richtige Druckfehler, die eine Aenderung des Umbruchs nicht nötig machen, vorkommen. Ich war eigentlich über diese Mitteilung der Druckerei etwas enttäuscht, da das Manuskript mir bis in die letzten Teile ausgewogen erschien. Ich muss jetzt Schluss machen, danke Ihnen für die interessanten Mitteilungen, namentlich über B a l l 8 , den armen misshandelten Teufel; die Unterlagen für diesen Teil Ihres Briefes muss ich mir erst teilweise verschaffen. Nochmals mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 4 Seiten, ms. m. U., 03. 01. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Vgl.: Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, München/Leipzig 1928. 2 Meinecke, Friedrich (30. 10. 1862-10. 02. 1954), Professor für Geschichte. Vgl.: Ernst Schulin, Friedrich Meinecke, in: Deutsche Historiker Bd. I, hrsg. von Hans-Ulrich Wehler, Göttingen 1971, S. 39-57. Vgl.: Harm Klueting, „Vernunftsrepublikanismus" und „Vertrauensdiktatur". Friedrich Meinecke in der Weimarer Republik, in: Historische Zeitschrift Bd. 242 (1986), S. 69-98. 3 Weber, Max (21.04. 1864-14.07. 1920), Professor für Nationalökonomie, Soziologe. Vgl.: Wolfgang J. Mommsen, Max Weber und die deutsche Politik 1890-1920, 2. Aufl., Tübingen 1974. Vgl.: Marianne Weber, Max Weber. Lebensbild, Tübingen 1984. Vgl.: Joachim Radkau, Max Weber. Die Leidenschaft des Denkens, München 2005. 4

Troeltsch, Ernst (17. 02. 1865-01. 02. 1923), Theologe, Historiker und Politiker. Vgl.: Hans-Georg Drescher, Ernst Troeltsch. Leben und Werk, Göttingen 1991. 5 Vgl.: Paul Laband (24. 05. 1838-23. 03. 1918), berühmtester Staatsrechtswissenschaftler des Kaiserreichs, dessen Lehre und Methodik galten aber zur Zeit der Weimarer Republik als völlig veraltet. Vgl.: Maximilian Herberger, Logik und Dogmatik bei Paul Laband. Zur Praxis der sogenannten juristischen Methode im „Staatsrecht des Deutschen Reiches", in: Wissenschaft und Recht der Verwaltung seit dem Ancien Regime, hrsg. von E. V. Heyen, Frankfurt am Main 1984 (Jus Commune Sonderheft 21), S. 91 -104. 6

Vgl.: Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, München/ Leipzig 1928. 7 Rothenbücher, Karl (01. 08. 1880- 14. 10. 1932), Jurist, Professor für Staats- und Kirchenrecht an der Universität München. Vgl.: Bosls Bayerische Biographie, S. 646 f. Vgl.: Martin Otto, Rothenbücher Karl, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22, (2005), S. 120 f. 8 Ball, Hugo (22. 02. 1886-14. 09. 1927), Schriftsteller, Verfasser der „Kritik der deutschen Intelligenz", die ursprünglich 1919 in „Der freie Verlag" Bern erschienen ist. Die „Folgen der Reformation" hat 1924 Duncker & Humblot verlegt. Vgl.: Brief vom 28. 12. 1927.

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. O., 07. 01. 1928 Lieber Herr Professor! Für die Anzeige Ihres Buches im Anzeigenanhang von „Smend"1 kann ich nach meinen Unterlagen zunächst nur die 4 Hauptabschnitte als Inhaltsangabe aufführen. Das gibt aber keinen genügenden Eindruck von dem reichen und wichtigen Inhalt Ihres Buches. Könnten Sie es möglich machen, uns eine vollständig gegliederte Uebersicht des Buches zu übersenden? Wenn Ihnen das zu viel Arbeit macht, betrauen wir die Druckerei damit. Hier fehlen mir noch die ersten Ihnen übersandten Fahnen, sowie der Schluss von § 25 an. Diese gegliederte Uebersicht ist ja sehr einfach durch Aufnahme aller Ueberschriften innerhalb des Textes herzustellen. Mit vielen Grüssen Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 07. 01. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Vgl.: Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, München / Leipzig 1928.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 08. 01. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Vielleicht genügt Ihnen die beiliegende]. Übersicht über die Paragraphenüberschriften. Oder soll es noch ausführlicher sein? Das ließe sich leicht machen. Ich lese fleißig Korrekturen, einige Änderungen lassen sich nicht vermeiden und sind, wenn ich mir angesichts technischer Vollkommenheiten eine philosophische Reflexion gestatten darf, dem Begriff der Korrektur gewissermaßen immanent. In der Revision werden natürlich nur minimale Änderungen gemacht, wenn überhaupt. Der Vollkommenheitstrieb ist, wie ich sehe, der Feind nicht nur guter Autoren, sondern auch der Verleger. Doch verspreche ich, möglichst wenig zu korrigieren. Die Zeilen der Fahnen, die ich bisher erhielt, sind übrigens sehr ungerade und schief. Das wird doch im endgültigen Satz besser? Das Vorwort wird schön und kurz. Die vollständige Inhaltsübersicht, Register etc. kann ich erst nach dem Umbruch machen. Daß Ihnen das Buch gefällt, macht mir die größte Freude. Es ist sicher neu in Deutschland und die Selbständigkeit dieses Gebietes muß sich (wenn die politischen Verhältnisse überhaupt wissenschaftliche Sammlung zulassen) bestimmt durchsetzen. Das ist, in bescheidener Sachlichkeit, auch im Vorwort gesagt.

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Nochmals schicke Ihnen gleichzeitig einen Aufsatz „Völkerbund und Europa 1. Vielleicht interessiert er Ihre Frau. Stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 08. Ol. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. i Vgl.: Carl Schmitt, Völkerbund und Europa, in: Hochland 25. Jg. (1928), II, S. 345-354, auch in: ders., Positionen und Begriffe, Hamburg 1940, S. 88-97.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 10. 01. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, gestern habe ich die ersten 4 Revisionsbogen erhalten, zu meiner großen Freude. Sie dürfen unbesorgt sein: ich bringe nur noch kleine Korrekturen an, die keinen Umbruch der Zeile erforderlich machen. In den Fahnen mache ich kleine Einschaltungen, die Sie mir nicht verargen sollten, denn ich möchte das Buch ganz glatt und geschlossen gestalten, auch stilistisch, und das kann der Sache doch nur nützen. Das Vorwort (ich habe keinen Abdruck davon) schicke ich dieser Tage an die Druckerei, ebenso ein ausführliches Inhaltsverzeichnis, das sich nicht auf die Paragraphen-Überschriften beschränkt. Die Revisionsbogen möchte ich gern alle zusammen korrigieren, wegen der vielen Seiten-Verweisungen; sonst sind 2 Revisionen erforderlich, was vielleicht noch länger aufhält. Die 3 Register (Artikel der Weimarer Verfassung, Namen und Sachregister) werden schnell fertig gemacht. Das Sachregister mache ich selbst. Etwas beunruhigt bin ich wegen der vielen schiefen und krummen Zeilen, die auch noch in den Revisionsbogen stehen geblieben sind. Der freie Rand um den Satzspiegel herum wird doch größer als in den Revisionsbogen? Nehmen Sie mattes oder glänzendes (satiniertes) Papier; ist das letztere nicht besser? Weil man darauf schreiben kann. Ich glaube, daß Ihnen das Vorwort gefällt. Ich habe es unter dem ermunternden Eindruck Ihres vorletzten Briefes 1 geschrieben; es könnte eine neue Disziplin des öffentlichen Rechts in Deutschland inaugurieren 2. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt. Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 10. 01. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Vgl.: Brief vom 03. 01.1928. 2 Schmitt schreibt dazu im Vorwort: „Die vorliegende Arbeit ist weder ein Kommentar noch eine Reihe monographischer Einzelabhandlungen, sondern der Versuch eines Systems. In Deutschland liegen heute zur Weimarer Verfassung ausgezeichnete Kommentare und Monographien vor, deren hoher Wert in Theorie und Praxis anerkannt ist und keines Lobes 16 Rieß (Hrsg.)

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mehr bedarf. Es ist aber notwendig, sich außerdem auch um den systematischen Aufbau einer Verfassungstheorie zu bemühen und das Gebiet der Verfassungslehre als besonderen Zweig der Lehre des öffentlichen Rechts zu behandeln...". Vgl.: Carl Schmitt, Verfassungslehre, 8, Aufl. Berlin 1993, S. XI.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 14.01. 1928 Lieber Herr Professor, vielen Dank für Ihre beiden Briefe! Die Herstellungsarbeiten gehen durchaus befriedigend vorwärts. Bedenken Sie aber, dass wir, wenn erst alles druckfertig vorliegt, immerhin ein über 400 Seiten starkes Buch zu drucken haben, also fast 30 B[o]g[en]. 2000 mal tadellos abziehen müssen, und dass dann Falzung und Buchbinderarbeiten, namentlich der feste Einband, Zeit beanspruchen, die auf Kosten der Haltbarkeit und der wirklich guten Arbeit nicht gekürzt werden darf. Das ist bei der Broschüre „Smend" viel einfacher. Es wird wohl dabei bleiben, dass „Smend"1 etwa 15. Februar und Ihr Buch 15. März, vielleicht Ende März, erscheint. Aber der terminus a quo ist der Tag des Einlaufs des letzten druckfertigen Bogenteils bei der Druckerei. Druckpapier ist natürlich von langer Sicht her von uns bereitgestellt und liegt im richtigen Format und Gewicht, besonders in der richtigen schneeweissen holzfreien Qualität bei der Druckerei. Die Druckpapiere sind nie mit der Tinte beschreibbar, auch satiniertes Papier nicht. Schreibpapier wird durch besondere Leimung schreibfähig gemacht und ist eine andere Sorte als satiniertes Papier. Die Satinage entfernt nur die rauhe Oberfläche des Druckpapieres, macht das Buch um die Hälfte schlanker, nimmt aber wirklich schönen Papieren ihre eigentliche „Griffigkeit". Die mustergültigen Bücher des 16. und 17. Jahrhunderts können Sie sich nicht auf satiniertem Papier vorstellen. Mächtige moderne Wälzer der Technik, Medizin, überhaupt alle über 600 Seiten starken einbändige Werke, besonders aber solche mit eingebauten Abbildungen, pflegen auf satiniertem Papier hergestellt zu werden. Einschreibungen mit Tinte, wie auf Schreibpapier, kommen doch nicht in Frage. Für den Autor werden zu dem Zweck für die Herrichtung zu späteren Auflagen unschwer mit Schreibpapier durchschossene Exemplare hergestellt, was wir auch leicht für Sie machen können, wenn Sie es wünschen. Der Titel Ihres Buches mit der Uebersicht über den Inhalt nach Ihrer Vorlage wird in „Smend" abgedruckt und umgekehrt. Es ist wohl richtig, dass Sie die Revisionsbogen wegen der Verweisungen alle zusammenkommen lassen, was bei der pausenlosen Lieferung - wir standen am 12. Januar schon bei B[o]g[en]. 15 - nichts ausmacht; denn auf diese Weise erübrigt sich eine 2. Revision. Der Druckerei machen wir sorgfältigste Ausführung aller Korrekturen zur Pflicht. Die schiefen Zeilen dürfen Sie nicht beunruhigen.

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Bevor der Satz eines Bogens in die Druckmaschine gehoben wird, wird alles nocheinmal von geschulten, erfahrenen Druckern zugerichtet, wofür wir hohe tarifierte Löhne zu zahlen haben. Vielen Dank für den „Völkerbund"-Aufsatz 2, der alles plastisch dem Nichtfachmann zugänglich macht. Ich kenne Ihre Gedanken aus Ihrer früheren Schrift in der Dümmlerschen Sammlung3. Seien Sie also bitte nicht ungeduldig! Die Aushängebogen werden Sie natürlich 3 - 4 Wochen früher bekommen können als fertig gebundene Exemplare und auch broschierte Stücke stehen 2 - 3 Wochen vor dem Ausgabetermin zur Verfügung. Mit herzlichen Grüssen wie stets Ihr

Brief, 3 Seiten, ms. o. U., 14. Ol. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1

Vgl.: Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, München / Leipzig 1928.

2 Vgl.: Carl Schmitt, Der Völkerbund und Europa, in: Hochland 25. Jg. (1928), S, 345354, auch in: ders.: Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923 — 1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 100-110. 3

Vgl.: Carl Schmitt, Die Kernfrage des Vokerbundes, in: Völkerrechtsfragen Heft 18, Berlin 1926 (Verlag: Ferdinand Dümmler).

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 15. 01. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ihren Brief vom 14. Januar beantworte ich gleich, um Ihnen zu sagen, daß ich das Vorwort und die Inhaltsübersicht schon lange hier fertig liegen habe. Wenn ich morgen (Montag) die Fahnen des letzten Abschnitts erhalte, mache ich die Inhaltsübersicht fertig (die Seitenzahlen der letzten Hälfte kann ich noch einfügen, wenn ich die Revisionsbogen erhalten habe) und schicke sie Ihnen mit dem Vorwort. Sie können es dann gleich der Druckerei weitergeben, doch wäre es mir lieb, wenn Sie das Vorwort lesen möchten. Die Inhaltsübersicht ist jetzt eindrucksvoller als die bloße Angabe der Paragraphen-Überschriften. Smend1 erwarte ich in größter Nervosität. Hoffentlich kann mein Buch doch noch am 15. März erscheinen. Die Register sind schnell fertig, sobald ich alle Revisionsbogen habe. Eine zweite Revision ist nach dem, was Sie sagen, nicht erforderlich. Ich bringe nur kleine Korrekturen an, und möchte nur bitten, der Druckerei nochmals einzuschärfen, daß man sie genau beachtet, wenn ich den Verzicht auf die 2. Revision nicht bereuen sollte. 16

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Wegen des Papiers überlasse ich natürlich alles Ihrem sachverständigen Urteil. Ich bitte, mir ein durchschossenes Exemplar binden zu lassen. Nochmals besten Dank. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt P.S.Montag 16.01. 1928 Die Fahnen des letzten Abschnitts (IV) sind noch nicht gekommen.

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 15. 01. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Vgl.: Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, München/Leipzig 1928.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 21. 01. 1928 Lieber Herr Professor, nach äusserer Durchsicht der Bogen 1 - 2 0 Ihrer „Verfassungslehre" rate ich jetzt doch entschieden dazu, dass Sie diese ersten 20 Bogen sobald wie möglich der Druckerei zu einer nochmaligen Revision, also zur Durchführung Ihrer Korrekturen, namentlich der ausserordentlich zahlreichen Seitenverweisungen, zurückgeben. Bogen 15, den Sie ja an und für sich in 3 Verfasserkorrekturen erhielten, kann davon ausgenommen bleiben; dagegen genügt bei den letzten 5 Bogen, also bei 21 -25, die 2. Verfasserkorrektur. Die Druckerei wird bei diesen letzten Bogen aufs Sorgfältigste darauf achten, dass alle nachträglich eingesetzten Seitenverweisungen richtiggestellt werden. Das System des Buches ist so streng aufgebaut und alle Kapitel und Unterabschnitte sind ineinanderverzackt, dass hier auch keine Irrtümer und Versehen, die sich bei der Raschheit der Arbeiten trotz aller Genauigkeit der Beteiligten gar nicht vermeiden lassen, doch für uns alle schliesslich ein schmerzlicher Schönheitsfehler wären. Also, damit wir uns recht verstehen: B[o]g[en]. 1 - 2 0 schicken Sie nach Durchsicht und Kontrolle so rasch wie möglich mit Ihrem Imprimatur.

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 21. 01. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Godesberg, 22. Ol. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, habe verstanden; also gleichzeitig mit diesem Brief schicke ich Revisionsbogen 1 - 1 5 (übermorgen die folgenden) an Pierer 1. In der Anlage erhalten Sie Vorwort etc. und Inhaltsübersicht; das Vorwort wird Sie interessieren, ebenso wie mich Ihr Urteil darüber sehr interessiert und ich Ihnen für einen Hinweis sehr dankbar wäre. Des Ferneren erhalten Sie in der Anlage die Korrektur der Anzeige meines Buches. - Je mehr es der Publikation nahe geht, um so nervöser werde ich natürlich, denn der Vergleich mit der Arbeit von Smend2 liegt zu nahe und ich habe gar keine Vorstellung von dem, was S[mend]. sagen wird. Das einzige, dessen ich sicher bin, ist die systematische Geschlossenheit meines Buches, ermöglicht durch präzise, aber nicht ausgeführte Begriffe der Staatslehre, die im Hintergrunde bleiben. Das ist eine schöne Sache, aber wer perzipiert so etwas? Smend ärgert sich höchstens, Kaufmann 3 schimpft: westeuropäisch (er, als der treue Eckard des protestantischen Ostelbiertums), Triepel 4 wird sagen: ein erster Schritt, etc.etc. Aber ich will Sie nicht mit meiner Nervosität stören und freue mich nur, daß es schnell geht und ich hoffentlich in 14 Tagen nichts mehr zu tun habe als abzuwarten. Herzlich Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 22. Ol. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Pierer: Die Druckerei von Duncker & Humblot. 2 Vgl.: Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, München / Leipzig 1928. 3 Kaufmann, Erich (21.09.1880-05.11.1972), Staats- und Völkerrechtler, Rechtsphilosoph. Vgl.: Hans Liermann, Kaufmann, Erich, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 349 f. 4 Triepel, Heinrich (12.02. 1868-23. 11. 1946), Jurist, von 1913-1935 Professor des Staats-, Verwaltungs- und Kirchenrechts an der Universität Berlin, Mitbegründer der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer. Vgl.: Ulrich Gassner, Heinrich Triepel. Leben und Werk, Berlin 1999 (= Tübinger Schriften zum Staats- und Verwaltungsrecht Bd. 51).

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 25.01. 1928 Lieber Herr Professor, die Vorlagen für den Titelbogen, namentlich für das Inhaltsverzeichnis und das Vorwort, gingen noch am Montag, am Tage des Eintreffens, an die Druckerei und werden dort unverzüglich verarbeitet.

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Die Vorbemerkungen sind nach meiner Ueberzeugung richtig abgewogen, vor allem ist die Abgrenzung der Verfassungslehre von der allgemeinen Staatslehre und die selbstständige Bedeutung der neuen Lehren gebührend unterstrichen. Wenn ich den Wortlaut in der Korrektur nächste Woche noch einmal gelesen haben werde, kann ich sagen, ob mein allererster flüchtiger Eindruck, dass diese Hervorhebung zu grell überbetont ist, noch bestehen bleibt. Der letzte Paragraph der Folgerungen aus den Grundbegriffen der Verfassungslehre des Bundes1 könnte nach der Staatenkonferenz vielleicht nach der negativen Seite noch um ein paar grundsätzliche scharfe Sätze erweitert werden, welche sich ja im Grund genommen nach Ihrer Begriffsbestimmung von selbst verstehen, die aber doch noch einmal deutlich gesagt werden könnten. Vielleicht interessiert Sie auch beiliegender Ausschnitt über den Landesverrat innerhalb des Bundesstaats2. Der Ausgabetermin für „Smend"3 ist etwa der 15. Febr[uar]. Der Verfasser hat die Anzeige Ihres Buches in dem Anzeigenanhang seiner Schrift ohne Bemerkung zur Kenntnis genommen. Mit herzlichen Grüssen Ihr Anlage

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 25. Ol. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Dieser Paragraph behandelt das Verhältnis von Demokratie und Föderalismus. Vgl.: Carl Schmitt, Verfassungslehre, 8. Aufl. Berlin 1993, S. 388-391. 2

Vgl.: Georg Gutjahr, Diplomatischer Landesverrat innerhalb des Bundesstaats, Berlin 1928. 3 Vgl.: Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, München/Leipzig 1928.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 27.01. 1928 Lieber Herr Professor, wir schicken Ihnen schon jetzt die beiliegende Liste von Empfängern von Rezensionsexemplaren Ihres neuen Buches zur Eintragung Ihrer Wünsche, zur Streichung oder Ergänzung. Ausserdem haben Sie über 20 Freiexemplare zu verfügen. Eben trifft Ihre freundliche Karte vom 26. ein. Der Druckerei ist unverzüglich Weisung gegeben, dass bis spätestens Mittwoch, den 1. Febr[uar]., Abzüge des

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Titelbogens mit Vorwort und Inhaltsverzeichnis, sowie nach Möglichkeit B[o]g[en]. 22 ff. bei Ihnen eintreffen. Mit herzlichen Grüssen Ihr Anlage

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 27. Ol. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 28. Ol. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, seit einigen Tagen scheint die Drucklegung der „Verfassungslehre" zu stocken; Revisions]. Bogen 21 ist vom 21. Januar; seither habe ich nichts erhalten; die erste Revision von Bogen 20 ist, entsprechend Ihrem Schreiben, an die Druckerei geschickt. Wenn ich alle Revisionsbogen habe, ist das Register in 2 Tagen fertig; ebenso alles, was sonst noch erforderlich ist (Korrektur des Vorwortes etc.). - Ich reise am 2 Februar für das Wochenende nach Berlin und treffe dort Smend1, dem ich gern einen Abzug des Vorwortes und der vollständigen Inhaltsübersicht gäbe. Bekomme ich bis Mittwoch nächster Woche die Korrektur davon? Das wäre mir besonders angenehm. Herzliche Grüße, stets Ihr Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 28. 01. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. i Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07.1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv des öffentlichen Rechts Bd. 112 (1975), S. 1 ff. Vgl.: Axel Freiherr von Campenhausen, Zum Tode von Rudolf Smend, in: Juristenzeitung 1975, S. 621 ff.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger o. O., 31. 01. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, Ihren Hinweis habe ich beherzigt und im Vorwort S. VIII den letzten Satz des Abschnittes auf dieser Seite („durch eine klare" etc.) ganz gestrichen. Vielleicht genügt das, um den Eindruck der Überbetonung zu mildern. Es ist dann immer noch sehr deutlich, aber sonst merkt niemand etwas.

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Bogen 1 - 10 hat das Imprimatur; die Register gehen heute an die Druckerei ab. Abgesehen von den letzten Revisionen, die in einer Stunde erledigt sein können, habe ich also jetzt das meinige getan. Ich fahre erleichtert Donnerstag nach Berlin und wohne dort bei Smend1. S[mend]. schrieb mir übrigens über das in seinem Buch abgedruckte Inhaltsverzeichnis meiner „Verfassungslehre", daß er den „Glanz der Disposition" bewundere.2 Gutjahr 3 konnte ich nicht mehr einfügen; ich müßte sonst noch viele erwähnen und die Sache nähme kein Ende. Doch war mir Ihre Mitteilung sehr wertvoll und ich habe mir die Schrift gleich bestellt. Wegen der Rezensionsexemplare schreibe ich noch. Auch die Adressen für einige meiner Freiexemplare darf ich später schicken. Wenn Sie soviel Zeit haben, schreiben Sie mir bitte nochmals wegen des Vorwortes; ich bin Ihnen für Ihre Kritik aufrichtig dankbar. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Brief, 1 Seite, hs. m. U., 31. 01. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07.1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv des öffentlichen Rechts Bd. 112 (1975), S. 1 ff. Vgl.: Axel Freiherr von Campenhausen, Zum Tode von Rudolf Smend, in: Juristenzeitung 1975, S. 621 ff. 2 Vgl.: Brief von Rudolf Smend an Carl Schmitt vom 21.01. 1928 (Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Nachlass Carl Schmitt, RW 265-15218) Darin heißt es: „...Völkerbund und Europa" ist wieder ganz famos! Vielen Dank! Und der Index Ihres neuen Buchs, den Duncker & Humblot mir schickt, läßt wieder Glanz der Sache, der Diktion, der Disposition wie immer ahnen...". 3

Vgl.: Georg Gutjahr, Diplomatischer Landesverrat innerhalb des Bundesstaats, Berlin 1928.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 01. 02. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, in meinem Brief habe ich vergessen, wegen der Angabe meiner bisherigen Schriften zu fragen. Ist es nicht am besten, wenn in derselben Weise wie in der 2. Auflage der Diktatur ein „Vom gleichen Verfasser" angebracht wird? Also vor das Titelblatt (links neben die erste Titelblattseite). Wenn es nicht mehr geht, ist es natürlich nicht schlimm; sonst bitte ich die Übersicht aus der 2. Auflage der Diktatur (mit Streichung der Verfassungslehre statt dessen: die Diktatur usw.) zu nehmen. Mit den besten Grüßen Ihr C[arl]. Sfchmitt].

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Empfiehlt es sich, den Aufsatz „Der Begriff des Politischen", Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, B[an]d. 58 (1927), Heft 1 zu nennen?

Karte, 1 Seite, hs. m. U., Ol. 02. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 09. 02. 1928 Lieber Herr Professor! Hoffentlich sind Sie von Ihrer Berliner Reise befriedigt zurückgekehrt. Inzwischen sind Ihre Wünsche in Ihren Bemerkungen vom 31.1. und 1. 2. erfüllt worden. Das Vorwort ist jetzt vollständig in Ordnung; mir liegt die 3. und 4. Verfasserkorrektur in je 1 Kontrollabzug vor. Die Kürzung auf S[eite]. VIII, dann die kleine Einschaltung von der richterlichen Prüfung der Verfassungsmässigkeit von Gesetzen auf der gleichen Seite, waren sehr gut. Die paar Seiten der Vorbemerkung bereiten jetzt anregend auf das Ganze vor. Auf S[eite]. II, also auf der Rückseite des Vorblattes, kommt noch eine Uebersicht Ihrer bisherigen Bücher wie in der „Diktatur 2. A[uflage]." Die Abhandlung aus dem „Archiv" 1 habe ich hinzugefügt. Haben Sie übrigens die Bemerkung über diesen Aufsatz im letzten Heft der „Historischen Zeitschrift" (B[an]d. 137, H[eft]. 2, S[eite]. 349)2 gelesen? Solche kurzen Uebersichten haben etwas Fatales, weil sie der Schabionisierung und Etikettierung des Autors ein für alle Mal dienen, und solche Etiketten und Schubladenaufschriften nicht mehr weggehen. Den letzten Bogen mit dem Register habe ich bis heute noch nicht gesehen. Mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 09. 02. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen, in: Archiv für Sozial Wissenschaft und Sozialpolitik Bd. 58 (1927), S. 1-33. 2 Vgl.: G. M. (d. i. Gerhard Masur), Notizen und Nachrichten/ Allgemeines, in: Historische Zeitschrift Band 137 (1928), S. 349. Dort heißt es: „Den »Begriff des Politischen4 sucht C[arl]. Schmitt (Arch[iv]. f[ür]. Sozialw[issenschaft]. 58,1) zu bestimmen, indem er das Politische, als ein Sondergebiet gleich dem Moralischen, Ästhetischen, Ökonomischen ausgrenzt. Wie Gut und Böse im Moralischen herrsche im Politischen der Gegensatz von Freund und Feind, wobei unter Feind nicht der private Feind (inimicus), sondern der öffentliche Feind (hostis) zu verstehen sei, den es im Konfliktsfalle existentiell zu vernichten gälte. - Auch wer Schmitts extremistisches und dezi-

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sionistisches Denken nicht teilt und glaubt, daß mit diesem Gegensatzpaar dem ganzen Problem der inneren Politik nicht beizukommen ist und daß zuletzt doch der Begriff des Politischen vom Begriff des Staates aus gewonnen werden muß, wird sich dieses bedeutenden Versuches dankbar freuen."

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 12. 02. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ihr Schreiben vom 9. Februar habe ich erhalten; besten Dank. Heute morgen ist eine 4. Verfasserkorrektur Bogen 1 - 1 6 von der Druckerei gekommen, mit der 1. Korrektur des Registers. Ich schicke alles heute noch mit dem Imprimatur zurück. Was die Übersicht über meine bisherigen Publikationen angeht, so möchte ich lieber darauf verzichten, wenn sie links neben die Widmung zu stehen kommt. Die Wirkung der Widmung wird dadurch beeinträchtigt. Zum vorigen Wochenende war ich in Berlin und wohnte bei Smend1. Ich habe das erste Exemplar seines Buches2 bekommen und gleich verschlungen. Es ist ein fruchtbares Buch, das Stichwort Integration wirkt außerordentlich stimulierend und wird wahrscheinlich eine Menge von Monographien dirigieren. Die Lektüre war für mich ein besonderer Genuß. Der Vergleich, der sich mir aufdrängt, ist Montesquieu3: aphoristisch, hinwerfend, fein, dabei tief; aber ohne Geschlossenheit, ohne Architektur „in Bewegung". Die meisten Juristen werden enttäuscht sein. Ich finde das Buch nicht nur schön und reizvoll, sondern auch bedeutend. Smend hat übrigens bei Gelegenheit meines Besuches auch einen großen Teil meiner Arbeit 4 in der Korrektur gelesen; sein Urteil und seine Kritik haben mich sehr beruhigt; die Unterscheidung von Verfassung und Verfassungsgesetz, die das Buch trägt, fand S[mend]. richtig und nannte sie den größten Fortschritt, den die staatsrechtliche Theorie seit langem gemacht habe. Daß die beiden Bücher fast gleichzeitig erscheinen, ist besonders schön; sie stehen sich gegenseitig nicht im Wege, berühren sich in vielen Ergebnissen und sind beide Produkte einer unbeirrten geistigen Freiheit. Wann wird jetzt die „Verfassungslehre" erscheinen? Ich nehme an, daß ich jetzt keine Korrekturen mehr erhalte und alles Weitere abwarten kann. Im April ist der Staatsrechtslehrertag in Wien, Referate von Triepel und Kelsen5. Hoffentlich ist das Buch dann schon da. Das Verzeichnis der Rezensionsexemplar-Adressen schicke ich zurück. Ich habe in einigen Fällen die persönliche Adresse hinzugefügt; in anderen Fragezeichen. Die Liste der Adressen, an die ich für mich Exemplare zu schicken bitte, mache ich später. E. Vermeil 6, Professor an der Universität Straßburg, könnte wohl ein Rezensionsexemplar erhalten; er hat versprochen, das Buch in französischen Zeitschriften zu besprechen. Wenn ich in Paris bin (Erste Hälfte März), spreche ich mit

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Jeze7, dem Vorsitzenden des Institut international de droit public, dessen Mitglied ich bin. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Bitte auf keinen Fall ein Exemplar an Herrn Dr. Gurian 8 in Godesberg zu schikken. Frei- und Besprechungsexemplare von Schmitt, Verfassungslehre. Berlin: Deutsche Juristenzeitung Deutsche Rundschau Dr. Pechel Zeitschrift für Politik ? Die Gesellschaft 9 ? Die Deutsche Richterzeitung Verwaltungsarchiv Preussisches Verwaltungsblatt Zeitschrift für Kommunalwirtschaft Germania ? Neue preussische Zeitung Deutsche Allgemeine Zeitung Preussische Jahrbücher Tägliche Rundschau Vorwärts Vossische Zeitung ? Archiv f. Rechts- und Wirtschaftsphilosophie Deutsche Gemeindezeitung ? Gesetz und Recht ? Reicharbeitsblatt Juristische Rundschau ? Elberfeld, Bergisch-Märkische Zeitung ? Essen, Rheinische-Westfälische Zeitung Frankfurt a. M., Frankfurter Zeitung Deutsche Republik

Rhein-Mainische Volkszeitung zu H[än]d[en]. von Herrn Dr. E[mst]. Michel Freiburg i. Br. Literarischer Handweiser Hamburg, Hamburger Fremdenblatt ? Hamburger Nachrichten Hanseatische Rechtszeitschrift Köln, Kölnische Volkszeitung Kölnische Zeitung 10 ? Karlsruhe, Reich und Länder Leipzig, Deutsche Bücherei Juristische Wochenschrift Leipziger Neueste Nachrichten München, Staatsbibliothek (2 Pflichtexemplare) Deutschlands Erneuerung Münchener Neueste Nachrichten Hochland Münchener Post Historische Zeitschrift Annalen des Deutschen Reichs ? Bayerische Gemeinde- und Verwaltungszeitung Tübingen, Zeitschrift f. d. ges. Staatswissenschaft Archiv f. Sozialwissenschaften Archiv f. öffentliches Recht Wien, Zeitschrift f. öffentliches Recht

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 12. 02. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. i Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07. 1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv des öffentlichen Rechts

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Bd. 112 (1975), S. 1 ff. Vgl.: Axel Freiherr von Campenhausen, Zum Tode von Rudolf Smend, in: Juristenzeitung 1975, S. 621 ff. 2 Vgl.: Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, München/ Leipzig 1928. 3 Montesquieu, Charles de (18.01. 1689-10.02. 1755), politischer Theoretiker, Autor des Werkes „Vom Geist der Gesetze" (1748). Vgl.: Alexander Schwan, Politische Theorien der Rationalismus und der Aufklärung, in: Hans-Joachim Lieber (Hrsg.), Politische Theorien von der Antike bis zur Gegenwart, 2. Aufl. München 1993, S. 157- 257, besonders S. 206219. Vgl.: John Robert Loy, Montesquieu, New York 1968. 4

Gemeint ist die „Verfassungslehre". 5 Auf dem Staatsrechtslehrtag in Wien 1928 (23. und 24. April) hielten Heinrich Triepel den „Bericht" und Hans Kelsen den „Mitbericht" zum Thema „Wesen und Entwicklung der Staatsgerichtsbarkeit". Von Carl Schmitt liegen keine Äußerungen vor, so dass seine Teilnahme bezweifelt werden muss. Vgl.: Veröffentlichungen der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer Heft 5, Berlin/Leipzig 1929, S. 2 - 3 0 und 30-88. 6 Vermeil, Edmond (29. 05. 1878-14. 04. 1964), Professor für Germanistik, Antifaschist und Mitglied der Resistance, 1943 f. Mitglied im Stab de Gaulies in London. Vgl.: Alfred Grosser /Pascale Gruson/Guy Vermeil/Katja Marmetschke, Vermeil Edmond, in: Internationales Germanistenlexikon Bd. 3, hrsg. von Christoph König, Berlin/New York 2003, S. 1935 ff. 7 Jeze, Gaston (02.03. 1869-05.08. 1953), Professor für öffentliches Recht, Präsident des Internationalen Instituts des Recht, 1933 protestierte er als einer der ersten französischen Professoren gegen antisemitische Maßnahmen der Nationalsozialisten. Vgl.: Dictionnaire biographique fran9ais contemporain, 2. edition, Paris 1954/55, p. 10 (Necrologie). 8 Gurian, Waldemar (13. 02. 1902-26. 05. 1954), Professor für politische Wissenschaften, Publizist, Schüler von Schmitt und Max Scheler, Vertreter des politischen Katholizismus, Gegner des Nationalsozialismus. In der Emigration Kritik an Carl Schmitt. Vgl.: Heinz Hürten, Waldemar Gurian. Ein Zeuge der Krise unserer Welt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Mainz 1972. 9 Die Fragezeichen wurden von Carl Schmitt handschriftlich hinzugefügt. 10 Ebenfalls wurden mit Adressen unter Köln hinzugefügt: Die Schildgenossen und Abendland.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 14. 02. 1928 Lieber Herr Professor, vielen Dank für Ihren Brief vom 12.! Die Druckerei hat Ihnen mittlerweile auch die Bogen 17 - Schluss nocheinmal geschickt oder schickt sie jedenfalls in diesen Tagen. Ebenso geht Ihnen nochmals ein Abzug des Titelbogens zu. Die Uebersicht Ihrer bisherigen Publikationen wird nicht gegenüber der Widmung angebracht. Sie können sie aber auch gleich wieder streichen. Sehr erfreulich ist mir Ihr Eindruck von Smend 1 und umgekehrt dessen Urteil über Ihr Buch. Dass die beiden Neuerscheinungen fast gleichzeitig herauskommen, ist eher eine gegenseitige Förderung als Beeinträchtigung. Das war meine Ueberzeugung gleich von Anfang an.

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Der Ausgabetermin, 15. März, für Ihr Buch kann ganz gut eingehalten werden. Die broschierten Exemplare werden voraussichtlich schon früher fertig. Die Herstellung der festen Einbände, die schon vorbereitet wird, braucht ihre Zeit. Bis jetzt liegen hier die ersten 7 Bogen fertig gedruckt vor. Besten Dank für die Rücksendung der Besprechungsliste! Die Liste der Empfänger von Dedikationsexemplaren schicken Sie uns noch. Smend hat für diesen Zweck über 150 Adressen aufgegeben trotz sehr breiter Verteilung von Rezensionsexemplaren. Wer bleibt da noch als Käufer übrig? Also, die ersten broschierten Exemplare können sie anfangs März, die gebundenen Mitte März erwarten. Nun wünsche ich Ihnen noch einen glücklichen Semester-Abschluss und viel Schönes für Ihre Pariser Reise. Herzliche Grüsse Ihres Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 14.02. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Gemeint ist hier Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, München / Leipzig 1928. Vgl.: Brief vom 12. 02. 1928.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 28. 02. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, ich finde in den Druckbogen der „Verfassungslehre" einen ärgerlichen Druckfehler, der meine Lebensfreude zerstört: S[eite]. 89 Zeile 9 von oben: Jahrbuch der Schweizerischen Eidgenossenschaften, B[an]d. X X X V I statt Eidgenossenschaft B[an]d. XXIV. Unbegreiflich, daß alle das übersehen haben. Soll man nicht irgendwo ein Druckfehlerverzeichnis anbringen, oder meinen Sie, man dürfte es riskieren, diese Fehler stehen zu lassen? Mir fehlt jeder Maßstab. Nächste Woche schicke ich Ihnen die Liste der Dedikationsexemplare; ich reise etwa Mittwoch. Die letzten Wochen waren durch Examen und Abschiedsfeiern ganz verdummend. Könnten Sie den Prospekt, den Sie von dem Buch machen, allen Mitgliedern der Vereinigung der deutschen Staatsrechtslehrer zuschicken? Mitgliederliste im letzten Heft der Veröffentlichungen. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Brief, 1 Seite, hs. m. U., 28. 02. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I.

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. O., Ol. 03. 1928 Lieber Herr Professor, in aller Eile möchte ich auf Ihre freundlichen Zeilen vom 28. Februar Ihnen sagen, dass das Buch in den rohen Bogen fertig gedruckt ist und eine Aenderung nicht mehr möglich ist. Unter diesen Umständen müssen wir auf die Berichtigung des kleinen Fehlers, der wirklich nichts auf sich hat, verzichten. Ihre Liste für die Dedikationsexemplare erwarten wir; die Liste der Empfänger der Besprechungsexemplare ist fertig und stimmt mit Ihren Wünschen in allen Punkten überein. Die Mitglieder der Vereinigung der deutschen Staatsrechtslehrer erhalten natürlich den Prospekt. Einstweilen herzliche Grüsse Ihres Brief, 1 Seite, ms. o. U., 01. 03. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger o. O., 06. 03. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Anbei eine Liste. Ich reise morgen (Mittwoch) nach Paris, für 8 - 1 4 Tage und teile Ihnen meine Adresse von dort mit für den Fall, daß noch eine eilige Nachricht erforderlich ist. Für Ihre Mitteilung besten Dank! Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Brief, 1 Seite, hs. m. U., 06. 03. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Paris, 10. 03. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Für alle Fälle meine Pariser Adresse: Hotel Mont Thabor; 4 rue Mont Thabor. Herzliche Grüße Ihres alten Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U., 10. 03. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I.

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. O., 13. 03. 1928 Lieber Herr Professor, ueber Ihre Karte aus Paris habe ich mich sehr gefreut und wünsche Ihnen schöne Tage! Am 8.3. ging das bestellte durchschossene Exemplar in Halbleinen vom Druckort aus an Ihre Godesberger Adresse. Ebenso gelangen die 5 broschierten und 5 gebundenen Freiexemplare im Laufe der nächsten 8 Tage nach Godesberg. Die Lieferung der gebundenen Exemplare ist uns von unserer Buchbinderei für 14. 3. zugesagt. Die Versendung ist vorbereitet und geht so rasch wie möglich vor sich. Wohin dürfen wir Ihnen die Honorarabrechung schicken? Haben Sie noch weitere Dedikationsexemplare zu versenden? Ihre Liste wird genau ausgeschrieben und darnach die Verteilung der Exemplare vorgenommen. Die Empfänger von Dedikationsexemplaren erhalten doch nur broschierte Stücke? Mit herzlichen Grüssen Ihr Brief, 1 Seite, ms. o. U., 13. 03. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Paris, 13.03. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, gestern war ich bei Prozessor]. Mirkine-Guetzevitch 1, dem Generalsekretär des Institut international de droit public. Er hat großes Interesse für meine Verfassungslehre wie auch die von Smend2 und will für die Revue de droit public eine Besprechung3 machen. Vielleicht schicken Sie ihm gleich nach Erscheinen ein Exemplar, das als Besprechungsexemplar gelten darf, auch wenn höflicher- und wirksamer Weise meine beiliegende]. Karte beigefügt wird. Ich bin morgen den ganzen Tag mit Prozessor]. Massignon4 vom College de France zusammen, der als großer Islamist gilt. Kennen Sie etwas von ihm? Paris gefällt mir erst, seitdem ich das Quartier latin kenne. Sonntag reise ich zurück. Das durchschossene Exemplar meines Buches habe ich heute erhalten; besten Dank. Es scheint doch ein präsentables Buch geworden zu sein. Smend schrieb mir, er habe beschlossen, seine Theorie abzubrechen und vor dem Einschlagen neuer Wege auf mein Buch zu warten. Ich verstehe nicht recht, was das bedeutet.

Briefwechsel 1918-1935 I m Sommer bleibe ich (obwohl in Berlin lesend) doch in Friesdorf. Dann läßt es sich vielleicht einrichten, daß Sie uns mit Ihrer Frau und Ihrem Jungen besuchen. A u f Wiedersehen, herzliche Grüße Ihres alten Carl Schmitt Die Adresse von Prozessor]. Mirkine-Guetzevitch: 14 bis Rue Raynouard, Paris (XIIe)

Brief, 3 Seiten, hs. m. U., 13. 03. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Guetzevitch-Mirkine, Boris, (01.01. 1892-01.04. 1955), Professor für Völkerrecht an der Sorbonne (Paris), 1941 Emigration in die USA, dort an der New School for Social Research lehrend, nach dem Krieg auch für die UNO tätig. Vgl.: Hommage ä Boris MirkineGuetzevitch (1892-1955), New York 1956. 2

Vgl.: Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, München/Leipzig 1928. Vgl.: Anonym, Rezension: Carl Schmitt, Verfassungslehre, in: Revue de droit public et de la science politique en France et a l'etranger Tom. 45 (1928), p. 432. 4 Massignon, Louis (1883-31. 10. 1962), Professor für Soziologie des Islams am College de France. Vgl.: Anand Nayak, Massignon, in: Biographisch-Bibliographisches KirchenLexikon Bd. V (1993), Sp. 987 ff. 3

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Paris, 16. 03. 1928 (Poststempel) Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren Brief! Ich bin Anfang nächster Woche wieder in Friesdorf. Die Dedikationsexemplare sind natürlich geheftet, wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, was bisher noch nicht der Fall war. Über Massignon 1 möchte ich Ihnen gern erzählen. Kennen Sie seinen Aufsatz Pro psalmis in der Revue juive vom 15. 03. 1925, p. 164 2 ? Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 16. 03. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Massignon, Louis (1883-31. 10. 1962), Professor für Soziologie des Islams am College de France. Vgl.: Anand Nayak, Massignon, in: Biographisch-Bibliographisches KirchenLexikon Bd. V (1993), Sp. 987 ff. 2 Vgl.: Louis Massignon, Pro psalmis. Defense de l'aspect qu'assume l'idee dans les langues semitiques, in: La Revue Juive 1. Jg. (1925), S. 164-173.

Briefwechsel 1918-1935

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

o. O., 17. 03. 1928 Lieber Herr Professor, da Sie Sonntag nach Bonn zurückfahren wollten, erreicht Sie voraussichtlich dieser Brief unmittelbar nach Ihrer Rückkehr. Vielen Dank für Ihre Grüsse aus Paris vom Dienstag! An Prozessor]. Mirkine-Guetzevitch 1 geht ein Exemplar mit Ihrer Visitenkarte und wird als Besprechungsstück gebucht. Von der Druckerei haben Sie inzwischen irrtümlicherweise 25 broschierte Exemplare der „Verfassungslehre" erhalten. Sie wollten von Ihren 20 Freiexemplaren nur 5 broschierte und 5 gebundene; bezüglich der übrigen verfügten Sie Einzelversendung von Dedikationsexemplaren. Wir hätten die 20 Stück von den Buchhandlungen Behrendt oder Röhrscheid am einfachsten gleich bei Ihnen abholen lassen, wenn wir nicht befürchteten, dass diese Firmen durch die grosse Entfernung Ihres Hauses später als auf regulärem Wege in den Besitz der bestellten Exemplare kämen. Vielleicht haben Sie die Güte, gelegentlich mit Behrendt oder Röhrscheid zu sprechen und zu sagen, dass noch Exemplare zur Auslieferung bei Ihnen zur Abholung bereit stünden. In diesem Falle würden Sie uns besondere Mitteilung machen, damit wir gleich die nötigen Abreden mit einer der beiden Buchhandlungen treffen können. Lassen Sie also bitte jedenfalls das Paket noch kurze Zeit in Ihrer Wohnung ruhen, bis Sie davon befreit werden. Das Honorar berechnet sich gemäß § 4 unseres Vertrages für 26 B[o]g[en]. 416 bedruckte Seiten, pro B[o]g[en]. M 200.- M 5.200.-. Davon geht der Buchhändlerpreis für die 20 Ex[emplare]. übersteigende Zahl der Dedikationsexemplare ab, pro Stück M 10 - für broschierte und M 11,65 für das gebundene. Wenn Sie von den 20 broschierten Exemplaren die die Druckerei fälschlich an Sie gesandt hat, noch für Ihren Gebrauch das eine oder andere wegnehmen oder wenn Sie sonst noch eine Einzelversendung verfügen wollen, so bitten wir um Nachricht, damit die endgültige Abrechnung recht bald erfolgen kann. Wohin dürfen wir Ihnen den Endbetrag überweisen? Die allgemeine Versendung der „Verfassungslehre" erfolgt im Laufe der nächsten Woche. Sehr gefreut hat mich, dass Ihnen Paris so gut gefallen hat. Massignon2 ist auch in der deutschen Islam-Wissenschaft sehr geschätzt. In unserem Seminar haben wir sein mehrbändiges Werk über die Mystik in der klassischen arabischen Philosophie und sein letztes, sehr bedeutendes Buch „La Passion d'al-Hallaj" 3 . Dieses Buch kenne ich auch näher. Halläg, wie wir in Deutschland genauer transkribieren, ist der grosse islamische Ketzer, der im Jahre 922 den Märtyrertod als Manichäer (Zindiq) 4 erlitten hat. Die deutsche Manichäerforschung, die in den letzten Jahren so grosse und fruchtbare Ausdehnung genommen hat und namentlich von den Leu17 Rieß (Hrsg.)

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Briefwechsel 1918-1935

ten um die Bibliothek Warburg so gefördert wurde, zitiert wiederholt die Werke von Massignon mit grosser Achtung. Was an dieser Forschung u. a. so ausserordentlich wichtig ist, das ist auch die Einsicht in die den Worten nach so auffallend kräftige, in den Argumenten überaus schwache christliche Polemik gegen das manichäische System, also die völlige Inadäquatheit der Gesichtspunkte unter denen die christlichen Schriftsteller Mani 5 auffassen und aburteilen. Mit Marcion 6 hat Mani viel gemein, so auch die Verwerfung des Alten Testaments. Al-Halläg selbst gehört zu den allergrössten Religionsstiftern und Verkündern der reinen Gottesliebe. Nehmen Sie herzlichen Dank für Ihre freundliche Einladung! Ich habe meiner Frau von Ihrem schönen Haus von Neuem vorgeschwärmt; wenn es sich irgendwie in den kommenden Monaten machen lässt, folgen wir der Einladung sehr gerne. In den bevorstehenden Wochen muss es bei Ihnen, besonders im Garten, herrlich sein. Bitte empfehlen Sie uns Ihrer verehrten Gattin vielmals. Auf die Entwicklung in Berlin bin ich sehr neugierig, und ich möchte doch meinen, dass Ihr neues Buch auch für Ihr äusseres Schicksal dort eine sehr große Rolle spielen wird 7 . „Smend"8 geht übrigens recht gut. Irgend eine Stimme darüber habe ich bisher noch nicht gehört. Ich war die letzten 3 Wochen krank und bin zuhause im Bett gelegen, an meiner alten Magengeschichte, genau wie unmittelbar vor der „Diktatur" im Jahre 20 und der 2. Auflage der „Politischen Romantik" im Jahre 25. Es war etwas leichter und ich konnte auch diesmal wieder vom Bett aus diktieren. Ich wollte Sie aber nicht beunruhigen. Jetzt bin ich wieder im Ganzen in Ordnung. Den beiliegenden Aufsatz von Meusel aus dem nächsten (Mai) Heft der „Kölner Vierteljahreshefte" 9 schicke ich Ihnen vertraulich, da mir der Verfasser noch nicht die Ermächtigung gegeben hat, Ihnen einen Abzug vorzulegen. Bitte um baldige Rückgabe. Die ferner hier beigefügte Besprechung aus dem „Gerichtssaal" 10 ist Ihnen vielleicht noch nicht bekannt. Mit herzlichen Grüssen bin ich wie stets Ihr 2 Anlagen

Brief, 4 Seiten, ms. o. U., 17. 03. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Guetzevitch-Mirkine, Boris (01. 01. 1892-01. 04. 1955), Professor für Völkerrecht an der Sorbonne (Paris), 1941 Emigration in die USA, dort an der New School for Social Research lehrend, nach dem Krieg auch für die UNO tätig. Vgl.: Hommage ä Boris MirkineGuetzevitch (1892- 1955), New York 1956. 2 Massignon, Louis (1883-31. 10. 1962), Professor für Soziologie des Islams am College de France. Vgl.: Anand Nayak, Massignon, in: Biographisch-Bibliographisches KirchenLexikon Bd. V (1993), Sp. 987 ff.

Briefwechsel 1918-1935

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3 Vgl.: Louis Massignon, La Passion de Hallaj. Martyr Mystique de L'Islam, Paris 1975 (Neuausgabe der 1922 erschienenen Originalausgabe). 4 Zindiq: Ketzer, Häretiker. 5 Mani: Religionsstifter im 3. Jahrhundert nach Christus im Zweistromland, der die Weltrelionen des Christentums, des Zoroastrismus und des Buddhismus zusammenfassen und ersetzen wollte. Vgl.: Alexander Böhlig, Manichäismus, in: Theologische Realenzyklopädie Bd. XXII, hrsg. von Gerhard Müller, Berlin/New York 1992, S. 25-45. 6 Marcion (ca. 85-160 nach Christus), frühchristlicher Häresiarch, der eine allein gültige Bibel verfasst hat und alle seiner Meinung nach unberechtigten Interpolationen ausscheidet. Vgl.: Barbara Aland, Marcion/Marcioniten, in: Theologische Realenzyklopädie Bd. XXII, hrsg. von Gerhard Müller, Berlin/New York 1992, S. 89-101. 7

Anspielung auf die Berufung Schmitts nach Berlin. Gemeint ist hier Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, München / Leipzig 1928. 9 Meusel, Alfred (19. 05. 1896-10. 09. 1960), Professor für neue Geschichte, erster marxistisch-leninistischer Geschichtsprofessor an einer deutschen Universität, Direktor des Museums für Deutsche Geschichte in Berlin (DDR). Vgl.: Horst Haun, Alfred Meusel, in: Heinz Heitzer/Karl-Heinz Noack/Walter Schmidt (Hrsg.), Wegbereiter der DDR-Geschichtswissenschaft. Biographien, Berlin 1989, S. 149-168. Vgl.: Alfred Meusel, Zur Problematik der politischen und sozialen Demokratie, in: Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie Bd. 7 (1928), S. 141-156. 8

10 Vgl.: Landgerichtsrat Dr. Kautter, Rezension: Karl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus 2. Auflage, in: Der Gerichtssaal Band XCVI (1928), S. 297 f.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 19. 03. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Die Nachricht von Ihrer Erkrankung hat mich sehr betrübt. Hoffentlich erholen Sie sich jetzt gut i m Allgäu. A u f Ihren Besuch i m Sommer freuen wir uns sehr. Meine Frau, die sehr viel von Kneipp hält, fragt, warum Sie nicht nach Wörishofen gehen (wozu allerdings zu bemerken ist, daß sie selber noch nicht dort war und nur das dicke Kneipp-Buch 1 konsultiert). Für Ihre Mitteilungen herzlichen Dank! Heute habe ich die 5 gebundenen Exemplare erhalten; sie sind wirklich sehr schön. Von den broschierten Exemplaren gebe ich 10 an die Buchhandlung Behrend, 5 an Cohen, die sich mit dem Verlag D[uncker]. & H[umblot]. verständigen werden. Es tut mir leid, daß ich die Dedikationsexemplare alle broschiert schicken ließ; einige (Smend, Bilfinger, Hensel, Triepel) 2 hätte ich doch gern gebunden geschenkt. Das ist aber jetzt wohl zu spät. Kelsen 3 (Wien V I I I , Wickenburggasse 23) muß ich auch ein (broschiertes) Dedikationsexemplar schicken, da er mir seine Staatslehre geschickt hat. Das Honorar bitte ich Sie an die Dresdner Bank Filiale Bonn zu überweisen (Konto: Prof. Dr. Carl Schmitt, Friesdorf). 17*

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Briefwechsel 1918-1935

Den Aufsatz von Meusel 4 schicke ich mit bestem Dank zurück; er hat mich sehr interessiert, wenn ich auch auf die gestellten Fragen keine Antwort erhalten habe. Daß mein Vorname richtig mit C geschrieben wird, bleibt wohl ein utopischer Wunsch. Was Sie über Massignon 5 sagen, interessierte mich besonders. Ich hatte von ihm persönlich einen außerordentlichen Eindruck und habe eine Schwäche für diese Art lebhafter und kluger Franzosen. Einen Sonderdruck, den er mir gab, schicke ich Ihnen gleichzeitig, da Sie wohl mehr damit anfangen können als ich. Ich ruhe mich jetzt einige Tage hier aus und fahre dann zu meinen Vorträgen nach Davos 6 . M i t den besten Grüßen und herzlichen Wünschen für Ihre Gesundheit immer Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 19. 03. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Kneipp, Sebastian (17. 05. 1821 -17. 06. 1897), Priester und Hydrotherapeut, Begründer der Kneipp-Medizin, einer aus diversen Therapien zusammengesetzten alternativen Heilmethode. Sein Hauptwerk ist das 1886 erschienene Werk, „Meine Wasserkur". Vgl.: Eugen Ortner, Sebastian Kneipp. Seine Lebensgeschichte, 12. Auflage, München 1994. 2 Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07.1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv des öffentlichen Rechts Bd. 112 (1975), S. 1 ff. Vgl.: Axel Freiherr von Campenhausen, Zum Tode von Rudolf Smend, in: Juristenzeitung 1975, S. 621 ff. Bilfinger, Carl (21. 07. 1897-02. 12. 1958), Professor für öffentliches Recht und Völkerrecht, 1933 Mitglied der NSDAP, 1934 Mitglied der Akademie für Deutsches Recht, 1945 entlassen, 1949 Berufung nach Heidelberg, ab 1950 Senator und Vorsitzender der MaxPlanck-Gesellschaft. Vgl.: Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003, S. 49. Hensel, Albert (09.02.1895-18.10.1933), 1929-1933 Professor in Königsberg, im April 1933 zwangsweise beurlaubt, Emigration nach Pavia. Vgl.: Horst Göppinger, Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich". Entrechtung und Verfolgung, 2. Auflage München 1990, S. 287. Triepel, Heinrich (12.02. 1868-23.11.1946), Jurist, von 1913-1935 Professor des Staats-, Verwaltungs- und Kirchenrechts an der Universität Berlin, Mitbegründer der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer. Vgl.: Ulrich Gassner, Heinrich Triepel. Leben und Werk, Berlin 1999 (= Tübinger Schriften zum Staats- und Verwaltungsrecht Bd. 51). 3 Kelsen, Hans (11. 10. 1881-19. 04. 1973), Professor für Staatsrecht, Vertreter der Reinen Rechtstheorie, einer rein positivistischen Rechtslehre. Vgl.: Stanley L. Paulson / Michael Stolleis, Hans Kelsen. Staatsrechtslehrer und Rechtstheoretiker des 20. Jahrhunderts, Tübingen 2005. Vgl.: Robert Walter, Kelsen, Hans, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 479. 4 Vgl.: Meusel, Alfred (19. 05. 1896-10. 09. 1960), Professor für neue Geschichte, erster marxistisch-leninistischer Geschichtsprofessor an einer deutschen Universität, Direktor des Museums für Deutsche Geschichte in Berlin (DDR). Vgl.: Horst Haun, Alfred Meusel, in: Heinz Heitzer/Karl-Heinz Noack/Walter Schmidt (Hrsg.), Wegbereiter der DDRGeschichtswissenschaft. Biographien, Berlin 1989, S. 149-168. Vgl.: Alfred Meusel, Zur Problematik der politischen und sozialen Demokratie, in: Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie Bd. 7 (1928), S. 141-156. 5 Massignon, Louis (1883-31. 10. 1962), Professor für Soziologie des Islams am College de France. Vgl.: Anand Nayak, Massignon, in: Biographisch-Bibliographisches KirchenLexikon Bd. V (1993), Sp. 987 ff.

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6 Vgl.: Ina Belitz, Grenzgänger zwischen Wissenschaften, Generationen und Nationen: Gottfried Salomon-Delatour in der Weimarer Republik, in: Lendemains Bd. 86/87 (1997), S. 49-75, besonders S. 66-70. Für den Hinweis danke ich Herrn Dr. Thomas Meyer.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 23. 03. 1928 Lieber Herr Professor, ich habe Ihnen noch für Ihre zweite Karte aus Paris vom 16. und Ihren Brief aus Friesdorf von Montag vielmals zu danken. Haben Sie auch Dank für Ihre Bemühungen bei Behrendt und Cohen1, mit denen wir uns wegen der Uebernahme der Exemplare (10 von Behrendt - 5 von Cohen) bereits verständigt haben. Es war noch möglich, an Smend - Bilfinger - Hensel - Triepel 2 gebundene statt broschierte Dedikationsexemplare zu dirigieren. Ebenso erhält Kelsen3, Wien, noch ein Exemplar. Die Abrechnung sieht jetzt so aus: Ihr Honorar beträgt (26 B[o]g[en]. a M 200.-) Dedikationsexemplare lt. Liste: 4 g[e]b[unden].

M 5.200.32 broschiert],

an Ihre Adresse direkt von der Druckerei am 14. 03. gesandt:

5 g[e]b[unden]. 9 g[e]b[unden]

10 broschiert]. 42 broschiert].

9 g[eb[unden]

20 &r[oschiert]. 22 brfoschiert].

Freiexemplare lt. Vertrag:

daneben gingen 54 Rezensionsexemplare und das gebundene, mit Schreibpapier durchschossene Freiexemplar für Ihren persönlichen Gebrauch ab. 9 g[eb[undene]. Ex[emplare]. a M

11.65

22 br[oschierte]. Ex[emplare]. a M 100.Den Betrag von

M 104.85 M 220.-

324.85 M 4.875.15

lassen wir heute Ihrem Konto bei der Dresdner Bank, Fil[iale]. Bonn, überweisen. Die Besprechungs- und Dedikationsexemplare werden nicht vor Anfang nächster Woche im Besitz der Empfänger sein, da wir nach den hier genau ausgeschriebenen Papieren (Aufklebeadressen und Begleitpapiere) die Besorgung der Versendung von Leipzig aus veranlasst haben. Vielen Dank auch für Massignons Persisches Religionsgespräch4! Mein Persisch, das ich mir so unter der Hand aneignen musste (ich habe voriges Semester

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zwischen 2 und 3 Uhr mit einem anderen Männlein bei Prof. Siissheim5 zweimal in der Woche statt des Mittagessens Firdusi 6 gelesen), reicht eben aus. Aber man sieht angesichts solcher sauberer Arbeiten wie von M[assignon]. seine eigene Unzulänglichkeit ein. Für Davos alles Gute! Und auch vielen Dank für den Kneipp-Rat Ihrer Gattin! Vorläufig bin ich wieder ganz hergestellt. Das nächste Mal! Mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 23. 03. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Behrendt und Cohen sind Buchhändler in Bonn. Wenig, Otto, Buchdruck und Buchhandel in Bonn, Bonn 1968, S. 445-449 und S. 464 - 469. 2 Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07.1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv des öffentlichen Rechts Bd. 112 (1975), S. 1 ff. Vgl.: Axel Freiherr von Campenhausen, Zum Tode von Rudolf Smend, in: Juristenzeitung 1975, S. 621 ff. Hensel, Albert (09.02.1895-18.10.1933), 1929-1933 Professor in Königsberg, im April 1933 zwangsweise beurlaubt, Emigration nach Pavia. Vgl.: Horst Göppinger, Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich". Entrechtung und Verfolgung, 2. Auflage München 1990, S. 287. Bilfinger, Carl (21. 07. 189702. 12. 1958), Professor für öffentliches Recht und Völkerrecht, 1933 Mitglied der NSDAP, 1934 Mitglied der Akademie für Deutsches Recht 1945 entlassen, 1949 Berufung nach Heidelberg, ab 1950 Senator und Vorsitzender der Max-Planck-Gesellschaft. Vgl.: Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003, S. 49. Triepel, Heinrich (12. 02. 1868-23. 11. 1946), Jurist, von 1913-1935 Professor des Staats-, Verwaltungs- und Kirchenrechts an der Universität Berlin, Mitbegründer der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer. Vgl.: Ulrich Gassner, Heinrich Triepel. Leben und Werk, Berlin 1999 (= Tübinger Schriften zum Staats- und Verwaltungsrecht Bd. 51). 3 Kelsen, Hans (11. 10. 1881 -19. 04. 1973), Professor für Staatsrecht. Vertreter der Reinen Rechtstheorie, einer rein positivistischen Rechtslehre. Vgl.: Stanley L. Paulson /Michael Stolleis, Hans Kelsen. Staatsrechtslehrer und Rechtstheoretiker des 20. Jahrhunderts, Tübingen 2005. Vgl.: Robert Walter, Kelsen, Hans, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 479. 4 Vgl.: Massignon, Louis (1883-31. 10. 1962), Professor für Soziologie des Islams am College de France. Vgl.: Anand Nayak, Massignon, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchen-Lexikon Bd. V (1993), Sp. 987 ff. 5 Süssheim, Karl (21.01. 1878-13.01. 1947), Orientalist und Historiker, Professor für Geschichte islamischer Völker und drei islamischer Sprachen, 1933 entlassen, seit 1939 Professor an der Universität Istanbul. Vgl.: Anonym, Süssheim, Karl, in: International Biographical Dictionary of Central European Emigre's 1933-1945, Vol. II, Part 2, edited by Herbert A. Strauss und Werner Röder, München u. a. 1983, S. 1145. 6

Firdusi, eigentlich Firdausi Abu 'L-Kasim (939- 1020), größter persischer Dichter, der das Königsbuch (Schah) geschaffen hat. Vgl.: A.V. Williams Jackson, Early persian poetry. From the beginnings down to the time of Firdausi, Boston 1972, p. 82-92.

Briefwechsel 1918-1935

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, 28. 03. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren Brief und die Überweisung. Wir sind doch darüber einig, daß der Betrag zur Hälfte Honorar, zur anderen Hälfte Spesen-Ersatz ist? Es hat mich vor allem gefreut, zu hören, daß es Ihnen gesundheitlich besser geht. Ich wollte Freitag abend nach Davos reisen. Meine Frau hat sich erkältet und bleibt deshalb zu Hause. Mitte April bin ich wieder hier. Die Dedikationsexemplare werden jetzt in den Händen der Adressaten sein, bisher hat nur Dohna1 (telefonisch) den Empfang bestätigt. Ich füge noch eine Nachtragsliste bei und bitte mir die Rechung darüber vom Verlag schicken zu lassen. Auf Davos2 bin ich neugierig; nach den bisherigen Nachrichten soll es außerordentlich interessant sein. Erinnern Sie sich noch an Dr. Gottfried Salomon3 (der die Sache in Davos arrangiert). Ich habe ihn in München durch Franz Blei 4 kennen gelernt. Mit herzlichen Grüßen stets Ihr Carl Schmitt Liste für Dedikationsexemplare „Schmitt Verfassungslehre" gehört zu Brief vom 28. 03. 1928 1) Prof. Dr. Rudolf Smend 2) Geh. Justizrat Prof. Dr. Heinrich Triepel 3) Prof. Dr. Victor Bruns, 4) Prof. Dr. Eduard Spranger

14) Prof. Dr. Erwin Jacobi

5) Ministerialdirektor Dr. PoetzschHeffter 6) Geh.Reg.Rat. Prof. Dr. Schlegelberger 7) Geh. Justizrat Prof. Dr. Gerhard Anschütz

17) Prof. Dr. Walter Jellinek

8) Geh. Justizrat Prof. Dr. Richard Thoma 9) Wirkl.Geh.Rat Prof. Dr. Göppert 10) Prof. Dr.Albert Hensel 11) Prof. Dr. Graf zu Dohna 12) Legationsrat Prof. Dr. Carl Bilfinger 13) Prof. Dr. Wilhelm Giese

15) Geh. Hofrat Prof. Dr. Konrad Beyerle 16) Geh. Justizrat Prof. Dr. Fritz von Calker 18) Referendar Dr. Ernst Friesenhahn 19) Prof. Dr. Fritz Fleiner 20) Prof. Dr. E. Vermeil 21) Prof. Dr. Spenle 22) Prof. Dr. F. Kiener 23) Werner Wittich 24) Senator Gaetano Mosca 25) Mr. Marcel Demongeot 26) Mr. Pierre Linn 27) Dr. jur. h.c. Walter Simons 28) Ministerialrat Dr. G. Simons 29) Dr. Eduard Rosenbaum

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30) Prof. Dr. Fritz Schulz 31) Prof. Dr. Erich Kaufmann

Dr. W. Stapel, Hamburg, für „Deutsches Volkstum"

31a) Prof. Dr. Kelsen

1) Prof. Dr. Carl Brinkmann

32) Theodor Haecker

2) Prof. Dr. Kurt Singer

33) Mr. Andre Steinlein

3) Prof. Dr. Gaston Jeze

34) Prof. Karl Muth

4) Prof, Dr. Eitzbacher

35) Jos. Joos, M.d.R., Berlin Besprechungsexemplare Der Ring, Berlin Die Schildgenossen, Köln Europäische Revue (Dr. Max Clauß), Wien Abendland, Köln

5) Geheimrat Demuth 6) Prof. Dr. Martin Wolff 7) Prof. Dr. Edwin R. A . Seligman, Columbia Universität New York 8) Prof. Georg Bernhard 9) Paul Scheffer (Berliner Tageblatt) 10) Prof. Dr. Eugen Rosenstock

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 28. 03. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. • Dohna, Dr. Alexander Graf zu (29. 06. 1876-25. 12.1944), Professor für Strafrecht an der Universität Heidelberg, später in Bonn. Vgl.: Alfred Escher, Neukantianische Rechtsphilosophie, teleologische Verbrechensdogmatik und modernes Präventionsstrafrecht. Eine biographische und wissenschaftsgeschichtliche Untersuchung über Alexander Graf zu Dohna (1876-1944), Berlin 1993. Vgl.: Alexander Morell, Alexander Graf zu Dohna, in: Mathias Schmoeckel, Die Juristen der Universität Bonn im „Dritten Reich", Köln u. a. 2004, S. 106136. 2 Vgl.: Ina Belitz, Grenzgänger zwischen Wissenschaften, Generationen und Nationen: Gottfried Salomon-Delatour in der Weimarer Republik, in: Lendemains Bd. 86/87 (1997), S. 49-75, besonders S. 66-70. Für den Hinweis danke ich Herrn Dr. Thomas Meyer. Vgl.: Timothy Nelson, Gruppenbild mit Damen, in: Davoser Revue 77. Jg. (2002), Heft 2, S. 4 5 48. Vgl.: Christian Schmid, Die Davoser Hochschulkurse vor 75 Jahren. Vorspiel und Vorbereitung, in: Davoser Revue 78. Jg. (2003), Heft 1, S. 13 ff. Vgl.: Timothy Nelson, Davos 1928: Anfang der Ökumene?, in: Ebenda, S. 16 ff. Vgl.: Diverse, Davoser Hochschulkurse 18. März-14. April, in: Davoser Revue 3. Jg. (1928), Heft 7, S. 5 - 3 3 , zu Schmitt: S. 28 f. 3 Salomon, Gottfried (21. 11. 1892-27.04. 1964), Soziologe. Vgl.: Dirk Kaesler, Salomon-Delatour, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22 (2005), S. 393 f. 4 Blei, Franz (18. 01. 1871 - 10. 07. 1942), Schriftsteller , der 1933 emigriert. Vgl.: Dieter Harth (Hrsg.), Franz Blei. Mittler der Literaturen, Hamburg 1997.

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 30. 03. 1928 Lieber Herr Professor, ich schreibe Ihnen noch nach Bonn, unmittelbar vor meiner Abreise; ich bin zum 17. A p r i l wieder hier. Vielen Dank für Ihren Brief vom 28. März! W i r haben seinerzeit vereinbart, dass wir Ihnen M 100,- Bogenhonorar und M 100,- Ersatzpauschale pro Bogen für Auslagen für die „Verfassungslehre" zu vergüten haben. Die Dedikationsexemplare sind Montag, den 26. über Leipzig abgegangen. Die neuen 10 Stücke, davon 2 gebundene, werden sofort versandt. Rechnung ist diesem Brief beigefügt. A n die Davoser Buchhandlungen: Harrweg & Neu und Heintz & Roussel, haben wir wegen Ihrer „Verfassungslehre" schon vor 14 Tagen geschrieben. In Davos hält auch Prof. Michels 1 Vorträge, von dem wir eben auch ein „soziologisches" Buch verlegt haben. M i t Prof. Salomon 2 war ich häufig in geschäftlichem brieflichen Verkehr gestanden, habe ihn aber nie persönlich kennen gelernt, auch damals nicht in München. Nun wünsche ich Ihnen nochmals alles Schöne und Gute für Ostern und für die Schweiz und bin wie stets mit herzlichen Grüssen Ihr Anlage

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 30.03. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre I. 1 Michels, Robert (01.09. 1876-02.05. 1936), Soziologe und Politologe, der von der deutschen Sozialdemokratie kommend, schließlich die Ideen des italienischen Faschismus propagierte. Erfinder des „ehernen Gesetzes der Oligarchie" und Vertreter einer Elitetheorie. Vgl.: Joachim Milles, Brüche und Kontinuitäten eines radikalen Intellektuellen. Zur Einführung in die Politische Soziologie Robert Michels, in: Robert Michels, Masse, Führer, Intellektuelle Politisch-soziologische Aufsätze 1906-1933, Frankfurt am Main/New York 1987, S. 7 - 3 0 . Michels sprach über die Moralstatistik und in zwei weiteren Vorträgen über die soziologischen Verhältnisse von Rom und Paris. Vgl: Diverse, Davoser Hochschulkurse, in: Davoser Revue 3. Jg. (1928), Heft 7, S. 25. Das erwähnte Buch ist: Robert Michels, Sittlichkeit in Ziffern? Kritik der Moralstatistik, München / Leipzig 1928. 2 Salomon, Gottfried (21. 11. 1892-27.04. 1964), Soziologe. Vgl.: Dirk Kaesler, Salomon-Delatour, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22 (2005), S. 393 f. Vgl.: Timothy Nelson, Gruppenbild mit Damen, in: Davoser Revue 77. Jg. (2002), Heft 2, S. 45-48. Vgl.: Christian Schmid, Die Davoser Hochschulkurse vor 75 Jahren. Vorspiel und Vorbereitung, in: Davoser Revue 78. Jg. (2003), Heft 1, S. 13 ff. Vgl.: Timothy Nelson, Davos 1928: Anfang der Ökumene?, in: Ebenda, S. 16 ff. Vgl.: Diverse, Davoser Hochschulkurse 18. März-14. April, in: Davoser Revue 3. Jg. (1928), Heft 7, S. 5 - 3 3 , zu Schmitt: S. 28 f.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Continental Hotel Berlin am Bahnhof Friedrichstrasse 06. 05. 1928 (Eingangsstempel) Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Seit einer Woche bin ich jetzt in Berlin, habe mit meinen Vorlesungen begonnen und wohne noch immer im Hotel, so daß ich noch keinen endgültigen Eindruck von meiner neuen Situation habe. Wie haben Sie sich in Ihrem Urlaub erholt? Ich möchte auch zu gerne einmal wieder in die bayerischen Berge. Über meine „Verfassungslehre" höre ich viele Komplimente, aber wenig Sachliches. Haben Sie schon einen Eindruck von der Wirkung des Buches? Ich wollte Sie bitten, auf meine Rechnung noch folgende Zusendungen zu veranlassen (unter Beifügung je 1 Karte): 1) Herrn Präsidenten des Provinzial Schul Kollegiums Coblenz1 2) Herrn Präsidenten des Juristischen Landesprüfungsamtes Dr. Schwister2 Berlin W 8 Wilhelmstr. 65 3) Herrn Ministerialdirektor Prof. Dr. Schlegelberger 3 Reichsjustizministerium Berlin W Voßstr. 5 4) Herrn Privatdozenten Dr. Juncker4 Bonn Bennauerstr. 5) Fräulein M. Dünner 5 Bad Godesberg a. Rh. Friesdorf Geben Sie mir bitte bald Nachricht. Ich freue mich über jede Zeile von Ihnen. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Brief, 2 Seiten, hs., m. U., 06. 05. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungslehre. i Es handelt sich hierbei um den Oberpräsidenten Hans Fuchs (30.09. 1874-09.09. 1956), der zugleich Präsident des Provinzialschulkollegiums war. Fuchs war Jurist und gehörte zur Zentrumspartei, so dass er 1933 von den Nationalsozialisten entlassen wurde. Er unterhielt außerdem Kontakte zum Abt von Maria Laach Ildefons Herwegen. 1945 wurde Fuchs zum Aufbau der Verwaltung wieder als Oberpräsident eingesetzt, aber bereits am 02. 10. 1945 wieder von den Briten ohne Angabe von Gründen entlassen. Vgl.: Franz-Josef Heyen, Hans Fuchs, in: Walter Forst (Hrsg.), Politik und Landschaft, o. O. 1969, S. 169-175. Vgl.: Horst Romeyk, Verwaltungs- und Behördengeschichte der Rheinprovinz 1914-1945, Düsseldorf 1985.

Briefwechsel 1918-1935 2 Schwister, Wilhelm, Präsident des Juristischen Landesprüfungsamtes in Preußen. Vgl.: Preußisches Staatshandbuch, S. 152. 3 Schlegelberger, Franz (23-10.1876-14. 12. 1970), DNVP-Mitglied, Staatssekretär im Justizministerium, während der Zeit des Nationalsozialismus 1941/42 Justizminister, 1947 zu lebenslanger Haft verurteilt, 1951 aber bereits freigelassen. Vgl.: Ernst Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003, S. 538. 4 Juncker (ursprünglich Joosefovici), Josef (09.09. 1889-18. 10. 1938), Professor für Römisches Recht, Deutsches Bürgerliches Recht und Zivilsprozessrecht, seit dem 18. 11. 1926 Lehrauftrag an der Universität Bonn, seit 01. 10. 1932 Professor in Greifswald, als Jude 1935 entlassen, obwohl seit 1914 Mitglied der griechisch-orthodoxen Kirche. Ich danke Herrn Dr. Thomas Becker vom Universitätsarchiv Bonn. Vgl.: Horst Göppinger, Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich", 2. Aufl. München 1990, S. 224. 5

Dünner, Maria (1873-1949), sie betrieb kein Gewerbe. Mehr ließ sich dem Personalmeldebogen nicht entnehmen. Ich danke für diesen Hinweis Herrn Markus Ernzerhoff vom Stadtarchiv Bonn.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 07. 05. 1928 Professor Dr. Carl Schmitt z.Zt. Berlin Hotel am Bahnhof Friedrichstr. Lieber Herr Professor, vielen Dank für Ihre ersten Zeilen aus Berlin! An die 5 Adressen gehen über Leipzig sofort Exemplare Ihrer „Verfassungslehre" mit den Karten. Ich habe einen Rückfall gehabt, bin wieder gelegen und erst jetzt wieder in den allerletzten Tagen einigermassen wieder hergestellt. Bis jetzt habe ich, den Absatz oder den Besprechungen nach zu urteilen, noch nicht das gewünschte und erwartete Echo Ihres neuen Buches gespürt, was auch nichts auf sich hat, da das Werk ja erst kaum mehr als einen Monat richtig in der Hand des Lesers ist. Auch der Wechsel Ihres Lehrstuhles ist zunächst noch nicht günstig, auf lange Sicht aber auch für das Buch gut. Wirkliche Besprechungen können noch nicht da sein. Jedenfalls wissen jetzt alle Leute, deren Fach- oder Interessenkreis die „Verfassungslehre" ist, von ihrem Erscheinen; aber die Wirkung kann keine rasche sein. Ganz ähnlich ist es bei „Smend". Ich habe von ausführlichen, sehr positiven Besprechungen in der „Juristischen Wochenschrift" 1 gehört, aber noch keine Belege trotz mehrfacher Reklamation bekommen können. Ich habe zu wenig Einblick um beurteilen zu können, wie die Besetzung der Kommission2 für die Ordnung der Beziehungen zwischen Reich und Ländern vor sich geht. Bisher scheinen mir die Arbeiten und Persönlichkeiten nicht sehr vielversprechend. Vielleicht wird das anders nach den Wahlen. Die Studenten wollen

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bis jetzt immer noch ihr altes herkömmliches „Staatsrecht". Also auf die Wirkung - und zwar nach allen Seiten - müssen wir noch geduldig warten. Nun wünsche ich Ihnen für Berlin weiter alles Gute; hoffentlich finden Sie vor allem bald eine behagliche Wohnung, möglichst in der Nähe von Bibliothek, Universität und Hochschule; denn mit den langen Bahnfahrten dürfen Sie nicht zu viel ermüdende Zeit vertun. Hoffentlich ist es möglich, dass wir uns bald nach Schluss des Semesters persönlich sprechen. Zunächst bin ich selbst die nächsten 3 Monate fest angebunden. Mit herzlichen Grüssen wie stets Ihr Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 07. 05. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Edgar Tatarin-Tarnheyden, Rezension: Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, in: Juristische Wochenschrift 57. Jg. (1928), Heft 16 (21. 04. 1928), S. 1028 f. 2 Vgl.: Franz Albrecht Medicus, Reichsreform und Länderkonferenz. Die Beratungen und Beschlüsse der Länderkonferenz und ihre Ausschüsse, Berlin 1930, S. 3 f. und S. 10-13. Es ist nicht ganz klar, welche Kommission Feuchtwanger meint, da die Länderkonferenz bereits im Januar 1928 tagte. Wahrscheinlicher aber ist, dass er die Tagung des Verfassungsausschusses meint, der am 04. 05. 1928 zusammengetreten ist. Mitglieder waren u. a. Triepel, Anschütz, Brüning, A. Brecht, Held. Nach den Wahlen im Sommer 1928 kam es zu wichtigen personellen Veränderungen, so wurde z. B. Finanzminister Dr. Köhler durch seinen Amtsnachfolger Dr. Hilferding ersetzt.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O. 14. 05. 1928 Lieber Herr Professor, zu meiner großen Freude erhalte ich soeben aus Paris die französische 1 Ausgabe Ihrer „Politischen Romantik". Die äußere Aufmachung ist für französische Verhältnisse ausgezeichnet. Hoffentlich sind Sie mit der Übersetzung2 zufrieden. Ich freue mich darauf, die französische Ausgabe in einer ruhigen Stunde mit dem deutschen Original vergleichen zu können. Mit gleicher Post folgt ein kleiner Besprechungsbeleg aus der „Literatur" über die „Politische Romantik" 2. Auflage 3. Mit herzlichen Grüssen wie stets Ihr Brief, 1 Seite, ms. o. U., 14. 05. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik 1 Die französische Ausgabe ist erschienen bei Librairie Valois in der Reihe „Bibliotheque fran9aise de philosophie".

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2

Die Übersetzung stammt von Pierre Linn. Martin Sommerfeld, Rezension: Carl Schmitt, Politische Romantik 2. Aufl., in: Die Literatur 30. Jg. (1927/28), S. 488. 3

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Nicolassee bei Berlin, 04. 06. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ich weiß nicht, ob Sie meinen Brief vom Anfang Mai erhalten haben. Jedenfalls habe ich keine Antwort darauf bekommen und bin etwas besorgt, ob Sie nicht krank sind. Vielleicht teilen Sie mir darüber ein beruhigendes Wort mit. In den Pfingstferien war ich zu Hause in Godesberg. Meine Frau hat unter der schlechten Witterung sehr gelitten. Mitte Juni will sie nach Wörishofen reisen. August und September bin ich in Godesberg. Wir würden uns sehr freuen, wenn der versprochene oder wenigstens in Aussicht gestellte Besuch von Ihnen und Ihrer Gattin dann einträfe. Um den 20. August ist in Bonn Orientalisten-Kongreß. Peterson1 hat ein Referat über die Mandäer übernommen. Massignon2 kommt wahrscheinlich auch und wohnt bei mir. Sie könnten mit Ihrer Frau gleichzeitig bei uns wohnen; das Haus ist groß genug und der gleichzeitige Besuch weder für uns noch - hoffentlich - für den Besuch eine besondere Last. Von Berlin habe ich noch keinen einheitlichen Eindruck. Ich wohne im Sommer in der Villa des berühmten Architekten 3 sehr schön und ruhig. Smend4 sehe ich öfters. Donnerstag halte ich eine Vorlesung über seine Integrationslehre. Aber sicher, ihn verstanden zu haben, bin ich nicht. Vielleicht ist es nur protestantische Theologie. Setzen Sie einmal S. 18/9 statt Staat einfach immer Kirche! Dürfte ich Sie bitten, noch folgende Zusendungen zu veranlassen. Verfassungslehre (geheftet) an Prof. M. J. Bonn5, in Berlin, Landgrafenstr. 6 Politische Romantik an Baron Ernest Seilliere 6, 16 rue Hamelin, Paris X4 e. Haben Sie die französische Ausgabe der Poltischen Romantik erhalten? Seilliere hat sie im Journal des debats7 (03. Mai) besprochen und mir sehr nett geschrieben. Wie geht die „Verfassungslehre"? Auf Wiedersehen, lieber Herr Dr. Feuchtwanger, herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs., m. U., 04. 06. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungslehre.

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1 Peterson, Erik (07.06.1890-26.10.1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f. Vgl.: Der Fünfte Deutsche Orientalistentag Bonn 1928 vom 21.-25. August 1928 veranstaltet von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, in: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft Bd. 82 (1928), S. X L I I I - CIV. 2

Massignon, Louis (1883-31. 10. 1962), Professor für Soziologie des Islams am College de France. Vgl.: Anand Nayak, Massignon, in: Biographisch-Bibliographische Kirchen Lexikon Bd. V (1993), Sp. 987 ff. 3 Damit meint Schmitt den Architekten Wilhelm Muthesius. 4 Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07.1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv des öffentlichen Rechts Bd. 112 (1975), S. 1 ff. Vgl.: Axel Freiherr von Campenhausen, Zum Tode von Rudolf Smend, in: Juristenzeitung 1975, S. 621 ff. 5 Bonn, Moritz Julius (28. 06. 1873-25. 01. 1965), Nationalökonom, Professor u. Rektor Handelshochschule Berlin von 1920-1933, 1933 aus allen Positionen entlassen, emigrierte 1933 nach London. Vgl.: Anonym, Bonn, Moritz Julius, in: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration Bd. 2, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München 1983, S. 132. 6 Seilliere, Ernest (01.01. 1866-15.03. 1955), Schriftsteller und Essayist, Mitglied der Academie fran^aise. Vgl.: Piet Tommissen, Der antiromantische Kreuzzug des Barons Ernest Seilliere (1866-1955), in: Etappe 14 (1999), S. 59-77. Vgl.: Piet Tommissen, Carl Schmitt e il barone Seilliere, in: Diorama letterariD Nr. 234 (April), Firenze 2000, S. 18 f. 7

Vgl.: Ernest Seilliere, Romantisme politique, in: Journal des Debats 143 (23. 05. 1928),

p.3.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 06. 06. 1928 Lieber Herr Professor, Soeben kommt Ihr Brief vom 4.! Ich sehe daraus, dass meine Antwort auf Ihren letzten Brief von anfangs Mai nicht in Ihren Besitz gekommen ist und füge deshalb Abschrift dieses meines Briefes bei. Ganz besonders bedaure ich, dass ich Ihnen noch keine feste Zusage, nach Bonn zu kommen, geben kann. Ich bin hier zunächst fest angebunden. Wir gehen voraussichtlich den ganzen Monat August in die Nähe des Starnberger Sees. Mein Urlaub fällt aber nicht in den Monat August; ich fahre vielmehr jeden Abend hinaus. Voraussichtlich bin ich Mitte September auf der Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik 1 in Zürich und schliesse unmittelbar daran eine kleine Reise in die Schweiz oder Oberitalien. Berührt Ihre Gattin, wenn sie nach Wörishofen reist, nicht auch München? Wenn dies der Fall sein sollte, würden wir uns ganz besonders freuen, sie bei uns zu sehen. Ausserordentlich würde mich natürlich der Kongress 2 in Bonn reizen. Aber ich fürchte, ich kann zum 20. August nicht von München abwesend sein, weil auch in unserem Büro die Urlaube eingesetzt haben.

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Sie haben mir noch nichts über Davos3 geschrieben. Uebrigens habe ich Ihnen auch den richtigen Empfang der französischen Ausgabe der „Politischen Romantik" bestätigt. Auch dieser Brief scheint nicht in Ihren Besitz gelangt zu sein, weshalb ich auch von diesem Brief Abschrift hier beifüge. Dann scheinen Sie auch die Rechnung über die Versendung der in Ihren Brief vom 6.V. aufgegebenen Exemplare der „Verfassungslehre" nicht erhalten zu haben; ich lege deshalb auch davon ein Duplikat hier bei. Wir schrieben im Monat Mai regelmäßig an Ihre Hoteladresse. Die beiden Exemplare: „Verfassungslehre„br. an Prof. Bonn 4 und „Politische Romantik" an Baron Seilliere 5 gehen sofort ab. Mit herzlichen Grüssen Ihr Anlagen

Brief, 2 Seiten, ms., o. U., 06. 06. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Franz Boese, Geschichte des Vereins für Sozialpolitik 1872-1932, Berlin 1939, S. 200-208. 2 Vgl.: Der Fünfte Deutsche Orientalistentag Bonn 1928 vom 21.-25. August 1928 veranstaltet von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, in: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft Bd. 82 (1928), S. XLIII-CIV. 3 Vgl.: Ina Belitz, Grenzgänger zwischen Wissenschaften, Generationen und Nationen: Gottfried Salomon-Delatour in der Weimarer Republik, in: Lendemains Bd. 86/87 (1997), S. 49-75, besonders S. 66-70. Für den Hinweis danke ich Herrn Dr. Thomas Meyer. 4 Bonn, Moritz Julius (28. 06. 1873-25. 01. 1965), Nationalökonom, Professor u. Rektor Handelshochschule Berlin von 1920-1933, 1933 aus allen Positionen entlassen, emigrierte 1933 nach London. Vgl.: Anonym, Bonn, Moritz Julius, in: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration Bd. 2, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München 1983, S. 132. 5 Seilliere, Ernest (01. 01. 1866-15. 03. 1955), Schriftsteller und Essayist, Mitglied der Academie fransaise. Vgl.: Piet Tommissen, Der antiromantische Kreuzzug des Barons Ernest Seilliere (1866- 1955), in: Etappe 14 (1999), S. 59-77. Vgl.: Piet Tommissen, Carl Schmitt e il barone Seilliere, in: Diorama letterario Nr. 234 (April), Firenze 2000, S. 18 f.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 29. 06. 1928 Lieber Herr Professor, Mit etwas zagendem Herzen schicke ich Ihnen diese kleine Arbeit. Das Buch von Nielsen1 selbst folgt durch den Verlag nach. Dieser hat mir vor einiger Zeit das M[anu]skr[ipt]. zur verlegerischen Begutachtung vorgelegt und später angeregt mein empfehlendes Gutachten als Einführung i[n]. d[er]. deutschen Ausgabe abzudrucken.

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Ich habe es einmal deutlich sagen müssen. Mir sind die platten Aufklärer so verhasst wie die romantischen katholisierenden Juden ä la Salin2 und die wieder fromm gewordenen Libertiner und Anarchisten ä la Ball 3 . Bleibt der noch so schmale Pfad der Wissenschaft ohne Schielen nach rechts und links. Mehr als ein Vorsatz und als ein resignierter Seufzer soll die Arbeit nicht sein. Ich hab Peterson4 ein Exemplar geschickt. Nächste Woche bekommen Sie ein sonderbares Buch von uns „vom Verfasser überreicht", über das ich Ihnen noch erzählen will. Vorläufig herzliche Grüße und alles Gute in Berlin! Ihr L. Feuchtwanger Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 29. 06. 1928 - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt. 1 Detlef Nielsen, Grundsätzliches zur Leben Jesu Forschung, München 1928. Zu diesem Buch hat Ludwig Feuchtwanger die Einleitung „Der geschichtliche Jesus" geschrieben. 2 Edgar Salin (10. 02. 1892-17. 05. 1974), Nationalökonom, Mitbegründer der FriedrichList-Gesellschaft, der Konservativen Revolution zuzurechnen. Vgl.: Anton Föllmi, Salin, Edgar, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22 (2005), S. 372 f. 3 Ball, Hugo (22.02. 1886-14.09. 1927), Schriftsteller, Mitbegründer des Dadaismus. Vgl.: Hans Joachim Bähr, Hugo Ball, in: Literatur Lexikon, hrsg. von Waither Killy, Bd. 1 (1988), S. 300 ff. 4 Peterson, Erik (07.06. 1890-26. 10. 1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Nicolassee bei Berlin Villa Muthesius, 04. 07. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Für Ihren Brief vom 29. Juni und die Zusendung Ihres Vorwortes zu Nielsen1 danke ich herzlich. Ich war über das Wochenende in Godesberg und hörte dort von Peterson2 über Ihren Einleitungsaufsatz zu Nielsen. Es wäre sehr wertvoll, wenn Peterson veranlaßt werden könnte, seine Stellung zu Ihren Ausführungen zu veröffentlichen. Er ist nicht nur ein ausgezeichneter Historiker, sondern auch ein systematischer Philosoph. Er fand, daß Sie Nielsen überschätzen, hält Nielsen für einen Phantasten(!) und Ihre Einleitung nicht für überzeugend. Ich selber finde sie als Einführung ausgezeichnet, auch in der Gesinnung vortrefflich, nur fürchte ich, daß diese Gesinnung der Wissenschaftlichkeit nicht mehr verstanden wird und einer vergangenen Epoche des Weltgeistes angehört. Fragen wir doch konkret: wo sind die historischen Träger dieser Gesinnung? Harnack3 ist alt und als Theologe ohne Wirkung, und die anderen? Transite ad superos, audite ad inferos 4. Ich sehe hier in Berlin, daß es eine „Wissenschaftlichkeit" in geistesgeschichtlichen Fragen nicht gibt. Das war nur ein glücklicher Moment im Rahmen des bürgerlichen Libe-

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ralismus, die schöne Stunde, als der politische und soziale Kampf ein Gleichgewicht hielt zwischen Aristokratie, Bildung und Besitz und proletarischer Masse. Als Historiker sind Sie dieser Dialektik alles Geschichtlichen gegen sich selbst ausgesetzt: auch diese Geschichtswissenschaft ist nur geschichtlich erklärlich. Diese Kritik müssen Sie als Zeichen meines großen Interesses betrachten. Ich habe bei der Lektüre wieder bedauert, daß Sie im August nicht nach Bonn kommen. Peterson5 will im August in Bonn bleiben (er spricht auf dem Orientalisten Kongreß) und im September nach München reisen. Meine Frau reist im September nach Sizilien, weil sie den Winter im Süden verbringen muß. Ich hoffe, bis Oktober oder November eine Wohnung in Berlin gefunden zu haben. Die Briefe und Besprechungen, die an das Hotel am Bahnhof Friedrichstraße geschickt wurden und als unbestellbar an Sie zurückgingen, habe ich jetzt erhalten. Über die „Verfassungslehre" höre ich wenig. Dr. Leibholz6, der sich jetzt in Berlin für Staatsrecht habilitiert, hat in einer großen Arbeit über den Begriff der Repräsentation meine Lehre sehr intelligent übernommen, worüber ich mich freute. Es wäre schade wenn das Buch nur unterirdisch wirkt. Aber Bücher wie das Verwaltungsrecht von Walter Jellinek7 kann ich nicht schreiben. Wenn das das Niveau der deutschen Rechtslehre wird, ist es traurig. Aber mein Pessimismus ist groß und unüberwindlich. In Berlin treffe ich viele Leute, besonders gern Goetz Briefs 8, der ein kluger und sympathischer Mann ist. Die Stadt ist sehr interessant, aber sie liegt nicht in Europa. Darüber komme ich als Mosellaner nicht hinweg. Deshalb freue ich mich auf die Monate, die ich noch am Rhein verbringen kann. Dulce solum natalis patriae 9. Auf Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger. Ich grüße Sie herzlich und bleibe Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 04. 07. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Nielsen, Detlef, Grundsätzliches zur Leben-Jesu-Forschung, München 1928. Mit einer Einführung von Ludwig Feuchtwanger, Der geschichtliche Jesus, S. 1-21. 2 Peterson, Erik (07.06.1890-26.10.1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f. 3 Harnack, Adolf von (07. 05. 1851-10. 06. 1930), evangelischer Theologe. Vgl.: Heinz Liebing, Harnack, Adolf von, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 688 ff. 4 Transite ad superos, audite ad inferos: Steigt hinauf zu den Höheren, hört auf die unteren. 5 Peterson, Erik (07.06.1890-26.10.1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f. 6 Leibholz, Gerhard (15. 11. 1901 -19. 02. 1982), Jurist, Professor der politischen Wissenschaften und der allgemeinen Staatslehre. Vgl.: Christoph Link, Leibholz, Gerhard, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 14 (1985), S. 117 ff. 18 Rieß (Hrsg.)

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7 Jellinek, Walter (12. 07. 1885-09. 06. 1955), Professor für Verwaltungsrecht. Vgl.: Walter Jellinek, Verwaltungsrecht, Berlin 1928. Vgl.: Horst Göppinger, Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich". Entrechtung und Verfolgung, 2. Auflage München 1990, S. 342. Vgl.: Klaus Kempter, Die Jellineks 1820-1955. Eine familienbiographische Studie zum deutschjüdischen Bildungsbürgertum, Düsseldorf 1999, besonders ab S. 440-540. 8 Briefs, Goetz (01.01. 1889-16.05. 1974), Nationalökonom und katholischer Sozialethiker. Vgl.: Alois Amstad, Das Werk von Goetz Briefs, Berlin 1985. Vgl.: Eilert Herms, Goetz Briefs, in: Religion in Geschichte und Gegenwart 1998,1, S. 1763. 9 Dulce solum natalis patriae: Schön allein ist das Land der Geburt.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 13. 07. 1928 Lieber Herr Professor, vielen Dank für Ihren letzten Brief! Die Frage nach den absoluten unabdingbaren Kriterien der Wissenschaftlichkeit ist natürlich von der Frage, ob die Wissenschaftlichkeit in unserem Jahrhundert noch zufällig Liebhaber hat, ganz zu trennen. Die erste Frage beantwortet sich nach der Möglichkeit strenger klarer Denkgesetze und der Beweisbarkeit und Feststellbarkeit von Tatsachen, wobei für jede Vokabel (Möglichkeit - klar - Denkgesetz - Beweisbarkeit - Tatsache) Prolegomena voran zu schicken wären. Dagegen gehört die Beschreibung der heutigen wissenschaftlichen Gesinnung, vor allem auch das Fehlen der Wissenschaftlichkeit in den geistesgeschichtlichen Fragen, in unserem Zeitalter zur Kulturgeschichte und zur Curiosa. In geistesgeschichtlichen Fakultäten kenne ich mich etwas aus und weiss ganz genau den Herd der Mystik und des Irrationalen. Peterson's1 Urteil ist mir nach seinen Arbeiten über die Mandaer und nach seinem grossen archäologischen Werk massgebend. Ich kann ihn in den meisten Dingen nur als Lehrer ansehen. Peterson hegt aber neben seinem streng umfriedeten, wohl gepflegten wissenschaftlichen Bezirk einen Schutzpark theologischer Spekulation, zweifellos grosser, tiefer Empfindungen, die aber wissenschaftlich' nicht haltbar sind und die Peterson mit dem Gültigkeitsanspruch wissenschaftlicher „Thesen" auszustatten pflegt. Der echte wissenschaftliche Bezirk bei Peterson scheint mir da die Rolle einer psychologischen Rückversicherung zu spielen. Aber das geht mich nichts an; ich habe nur das Recht zu unterscheiden, was wissenschaftlich haltbar ist von dem, was ich für dialektische virtuose Geistesakrobatik a la Kierkegaard 2 halte. Die Arbeit von Dr. Leibholz3 interessiert mich sehr. Ihre „Verfassungslehre" wird ihren Weg machen, da das Buch ja nicht zu den Tageserscheinungen, die nächstes Jahr vergessen sind, gehört. Briefs' 4 Arbeiten sind mir gut bekannt; er wird einmal später einen der Berliner Universitäts-Lehrstühle der Nationalökonomie zieren. Den ganzen August muss ich hier sein. Im September fahre ich fort und schreibe Ihnen noch, wenn meine Pläne sich konsolidiert haben.

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Die „Verfassungslehre" ist an die beiden aufgegebenen Adressen abgegangen. Mit herzlichen Grüssen Ihr Anlage: 1 Rechnung

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 13. 07. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Peterson, Erik (07.06.1890-26.10.1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f. 2 Kierkegaard, Sören, 05. 05. 1813-11. 11. 1855), Philosoph und Begründer des Existenzialismus und Kritiker des Rationalismus. Vgl.: Joakim Garff, Sören Kierkegaard. Biographie, München/Wien 2004. 3 Leibholz, Gerhard (15. 11. 1901 -19. 02. 1982), Jurist, Professor der politischen Wissenschaften und der allgemeinen Staatslehre. Vgl.: Christoph Link, Leibholz, Gerhard, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 14 (1985), S. 117 ff. 4 Briefs, Goetz (01.01. 1889-16.05. 1974), Nationalökonom und katholischer Sozialethiker. Vgl.: Alois Amstad, Das Werk von Goetz Briefs, Berlin 1985. Vgl.: Eilert Herms, Goetz Briefs, in: Religion in Geschichte und Gegenwart 1998,1, S. 1763.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Bad Godesberg, den 01. 08. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Drei Tage und Nächte habe ich geschlafen, um mich von dem anstrengenden Berliner Sommersemester zu erholen. Jetzt lacht mich die rheinische Landschaft an, worüber ich ein sentimentales Glück empfinde, denn in Berlin lacht einen nichts an. Ich bin jedenfalls froh, einige Wochen harmloser Idylle vor mir zu haben. Ihren Brief vom 13. Juli habe ich noch nicht beantwortet, weil die letzten Wochen des Sommersemesters besonders anstrengend waren. Ich danke Ihnen bestens für Ihre Nachrichten. Den Betrag meiner Rechnung lasse ich dieser Tage überweisen. In Berlin bin ich nicht einmal zur Erledigung dieser Kleinigkeiten gekommen. Das Buch von Nielsen1 ist für Ihre Einführung zu leicht und gewichtlos. Die Darlegung des geschichtlichen Materials durch Nielsen ist sympathisch und anständig, im übrigen ist er aber doch ein bescheidener Liberaler und kommt aus dieser Parteirolle nicht heraus, während man nach Ihrer Einführung eine überwältigende Objektivität erwarten mußte. Ich verstehe Ihren Standpunkt wohl, aber Sie müssen zugeben, daß er zu mehr verpflichtet als Nielsen geleistet hat. Darin liegt eine gewisse Inkonkurenz. Das Buch von Kaulla 2 habe ich mit Interesse gelesen. 18-

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Sie wollten mir noch einige Mitteilungen über den Autor machen. Daß die Juden ,von Stamm4 nicht liberal sind, glaube ich auch; aber ihre konkrete Situation unter den restlichen Völkern zwingt sie doch, die Ideen von 1789 für sakrosankt zu erklären. Jede Minderheit muß auf die Heiligkeit liberaler Prinzipien bestehen. Mit Smend3 habe ich mich oft unterhalten. Sein Verfassungsrecht ist jetzt von Tatarin 4 ziemlich verständnislos in der Zeitschrift]. f[ür]. d[ie]. ges[amte]. Staatsw[issenschaft]. besprochen. Die Besprechung von G[ünther]. Holstein5, für deren Übersendung ich Ihnen herzlich danke, finde ich, wie Sie, peinlich. Inzwischen ist ein dickes Kirchenrecht 6 von Holstein bei Mohr erschienen; eine fürchterliche Materialhuberei; ohne jeden klaren Gedanken. Trotzdem wird H[olstein]. seine Karriere machen, auf diesem evangelischen Pferd. Ich hoffe, daß Peterson7 eine Besprechung Holsteins schreibt. Haben Sie den wunderschönen Nachruf gelesen, den Peterson8 in den „Theologischen Blättern' 4 auf Max Scheler veröffentlicht hat? Smend und noch mehr Franz Blei 9 waren davon entzückt. Mich interessierte besonders, daß er Scheler in die Generation Troeltsch 10, Sombart 11, Rathenau12 einreiht. Ich habe Sombart inzwischen kennengelernt; er klammert sich noch an das Leben. Was ich in diesen Ferien tue, ist noch nicht bestimmt. Meine Frau muß im September an die Riviera, wahrscheinlich für den ganzen Winter. Im November werde ich wohl völlig nach Berlin übersiedeln. Auf Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger, geben Sie mir bitte bald Nachricht von Ihnen. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., Ol. 08. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Nielsen, Detlef, Grundsätzliches zur Leben-Jesu-Forschung, München 1928. Mit einer Einführung von Ludwig Feuchtwanger, Der geschichtliche Jesus, S. 1-21. 2 Vgl.: Rudolf Kaulla, Der Liberalismus und die deutschen Juden. Das Judentum als konservatives Element, München/Leipzig 1928. 3 Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07. 1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv des öffentlichen Rechts Bd. 112 (1975), S. 1 ff. Vgl.: Axel Freiherr von Campenhausen, Zum Tode von Rudolf Smend, in: Juristenzeitung 1975, S. 621 ff. 4 Vgl.: Edgar Tatarin - Tarnheyden, Integrationslehre und Staatsrecht, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft Bd. 85 (1928), S. 1-20. 5 Holstein, Günther (22.05. 1892-11.01. 1931), Staats- und Kirchenrechtler, Professor. Vgl.: Ernst Wolf, Holstein, Günther, in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 552f. Vgl.: Günther Holstein, Rezension: Rudolf Smend, Verfassung und Verfassungsrecht, in: Deutsche Literaturzeitung 49. Jg. (1928), Sp. 1367-1376. 6

Vgl.: Günther Holstein, Grundlagen des evangelischen Kirchenrechts, Tübingen 1928. 7 Peterson, Erik (07.06.1890-26. 10.1960), Professor, Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f.

Briefwechsel 1918-1935 8 Vgl.: Erik Peterson, Zum Gedächtnis von Max Scheler, in: Theologische Blätter 7 (1928), Sp. 165 ff., (auch in: Das neue Ufer. Kulturelle Beilage der Germania Nr. 23 (28. 07. 1928)). 9 Blei, Franz (18. 01. 1871 -10. 07. 1942), Schriftsteller, der 1933 emigriert. Vgl.: Dieter Harth (Hrsg.), Franz Blei. Mittler der Literaturen, Hamburg 1997. 10 Troeltsch, Ernst (17. 02. 1865-01. 02. 1923), Theologe, Historiker und Politiker. Vgl.: Hans-Georg Drescher, Emst Troeltsch. Leben und Werk, Göttingen 1991.

11 Sombart, Werner (19.01. 1863-19.05. 1941), Professor für Nationalökonomie. Vgl.: Friedrich Lenger, Werner Sombart 1863-1941. Eine Biographie, München 1994. 12 Rathenau, Waither (29.09.1867-24.06.1922), Unternehmer, Politiker, deutscher Außenminister von Rechtsradikalen ermordet. Vgl.: Hans Wilderotter (Hrsg.), Die Extreme berühren sich. Walther Rathenau 1867-1922, Berlin 1993. Vgl.: Ernst Schulin, Walther Rathenau. Repräsentant, Kritiker und Opfer seiner Zeit, 2. Aufl. Göttingen 1988.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 14. 08. 1928 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihre freundlichen Zeilen aus Bonn! Ich freue mich, dass Sie sich nun von dem Berliner Lärm in Ihrem schönen Haus in Godesberg ausruhen können. Dank auch für Ihre Ausführungen über Nielsen1! Ich habe einen ganzen Pack interessanter Aeusserungen dazu, die für die heutige Lage der Wissenschaften charakteristischer sind, als für das Thema Nielsens. Dass die konkrete Situation die Ideen (die von 1789 oder die über den Zustand der Wissenschaften) und den Glauben daran oft klärt - etwa wie in dem Falle der Juden vor allem ihre Genesis aufhellt, war mir immer klar; aber die Idee selbst, etwa die tausendfaltig schimmernde des Liberalismus ist in sich wahr oder falsch. Die Besprechung Smends von Tatarin 2 habe ich noch nicht gelesen; Smend müsste jetzt sein Staatsrecht bald folgen lassen, ohne dieses bleiben seine Gedanken doch recht transparent und blass. Haben Sie die beiliegende Rezension Ihrer „Diktatur" von Menzel3 schon gesehen? Solche Typen von Besprechungen liebe ich garnicht: Wissenschaftlich sind sie nichtssagend und unanfechtbar zugleich, buchhändlerisch bedeuten sie auch nicht viel. Ich habe Ihnen das uns von Allen & Unwin 4 angebotene Buch von Manfred Nathan5 „Empire Government" geschickt, und knüpfe die Bitte daran, mir Ihr allgemeines Urteil zu sagen, ob Sie es für Wert halten, dass man eine deutsche Uebersetzung davon machen lässt, vielleicht durch Dr. Loewenstein6. Ich kann leider bis etwa 15. September nicht weg von hier, ich bin wegen der Urlaube ganz angebunden und fahre erst Mitte September nach Zürich zum Verein

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für Sozialpolitik, schließe daran eine vierzehntägige Reise nach Oberitalien oder Südfrankreich und bin in der ersten Oktoberhälfte wieder hier. Mit herzlichen Grüssen und Ferienwünschen Wie stets Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 14. 08. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Brief Schmitts vom 01. 08. 1928. 2 Vgl.: Edgar Tatarin, Tarnheyden, Integrationslehre und Staatsrecht, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswis-senschaft Bd. 85 (1928), S. 1 -20. 3 Vgl.: Adolf Menzel, Rezension: Carl Schmitt, Die Diktatur, in: Archiv für Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung 10. Jg. (1928), S. 444. 4 Allen & Unwin, 1914 gegründetes Verlagshaus in England, dessen Direktor Sir Stanley Unwin (1884-1968) auch Vorsitzender der Internationalen Verleger Vereinigung und ein nonkonformistischer liberaler Denker war. Er unterstützte z. B. die Veröffentlichung der Werke von B. Russell, J. A. Hobson, L.T. Hobhouse u.a. Vgl.: Stanley Unwin,The truth about a publisher, London 1960. Vgl.: Brian Ryder, The George Allen and Unwin Collection, in: Publishing history Vol. 47 (2000), p. 67-78. 5 Manfred Nathan, Empire Government. An outline of the system prevailing in the British Commonwealth of nations, London 1928. 6 Löwenstein, Karl (09. 11. 1891-10.07. 1973), von 1919-1933 Rechtsanwalt in München. Vgl.: Peter Badura, Karl Loewenstein - Staat und Verfassung: Die Kontrolle politischer Macht, in: Peter Landau / Hermann Nehlsen (Hrsg.), Große jüdische Gelehrte an der Münchener Juristischen Fakultät, Ebelsbach 2001, S. 32-44 (Abhandlungen zur Rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung Bd. 84).

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg, 02. 09. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, die Äußerung über Nathan1, Empire Government erhalten Sie noch im September. Ich wollte Sie heute nur auf eine sehr sympathische Besprechung meiner „Verfassungslehre" im „Wirtschaftsdienst" 2 (Hamburg 31. August 1928) aufmerksam machen (weil der Verlag Ihnen vielleicht kein Exemplar schickt), wo der Hamburger Oberlandesgerichtsrat A. Bertram 3 sich sehr verständnisvoll geäußert hat (er spricht von der Problemfülle des Werkes, das in ganz anderem Sinne als dem einer bloßen Neuerscheinung der staatsrechtlichen Literatur „aktuell" ist; hieran „von den kommenden Auseinandersetzungen, für die das begriffliche Rüstzeug in bisher nicht erreichter Helle und Schärfe bereitet zu haben, als das hohe Verdienst des besprochenen Werkes zu rühmen ist"). Herzliche Grüße und Ferienwünsche Ihres Carl Schmitt

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P.S. (Im Mercure de France4 vom I. VIII 1928 p. 718 sagt J. E. Spenle5 (directeur des etudes germaniques)) von der „Verfassungslehre": „appellee a devenir dans l'Allemagne de Weimar un ouvrage fondamental et classique." Karte, 1 Seite, hs. m. U., 02. 09. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Manfred Nathan, Empire Government. An outline of the system prevailing in the British Commonwealth of nations, London 1928. 2 Vgl.: Alfred Bertram, Rezension: Carl Schmitt, Verfassungslehre, in: Wirtschaftsdienst Heft 35 (31.08. 1928), S. 1449. 3 Bertram, Alfred (30.09. 1890-19.03. 1937), war ab dem 01.05. 1927 Oberlandesgerichtsrat, ab dem 01.02. 1931 Regierungsdirektor bei der Landesjustizverwaltung, von 1929-1931 beisitzender Richter am Oberverwaltungsgericht Hamburg. Vgl.: Das Hanseatische Oberlandesgericht. Gedenkschrift zu seinem 60 jährigen Bestehen. Für diesen Hinweis danke ich Herrn Jörn Feddersen vom Hanseatischen Oberlandesgericht Hamburg. 4

Vgl.: Jean-Edouard Spenle, Lettres allemandes, in: Mercure de France 01.08. 1928, p. 718 ff. 5 Spenle, Jean-Edouard (20. 01. 1873-21. 05. 1951), 1920-1932 Professor für deutsche Gegenwartsliteratur an der Universität Straßburg, 1932-1940 Rektor der Akademie von Dijon, 1940-1944 in den Diensten Vichys in Nizza. Vgl.: Elisabeth Decultot, Spenle, Jean Edouard, in: Internationales Germanistenlexikon 1800-1950, Bd. 3, hrsg. von Christoph König, Berlin/New York 2003, S. 1767.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 06. 09. 1928 Lieber Herr Professor, vielen Dank für Ihre Karte! Die Auszüge aus den Besprechungen1, die ich bis jetzt nicht kannte, waren mir sehr wertvoll. Noch vor vierzehn Tagen hatte ich für die eben erscheinende rechts- und staatsphilosophische Spezialnummer der „Deutschen Blätter für Philosophie"2 eine Einblatt-Anzeige zu fabrizieren, für die mir die neuen Besprechungen wichtig gewesen wären. Jetzt sieht das Blatt so aus, (siehe Anlage). Schade, dass Dante3 das Buchinseratenwesen noch nicht gekannt hat; sonst hätte er den Papst Bonifaz VIII im Inferno täglich zehn Seiten solcher Inserate anfertigen lassen. Ich habe im neuen „Handbuch der Philosophie"4 die soeben erschienene Lieferung über Gesellschafts- und Staatsphilosophie von Spann5 gelesen. Es sollte doch jemand einmal mikroskopisch nachweisen, dass hier trotz allem EinteilungsHokuspokus eine typisch dilettantische pseudo-gelehrte Arbeit vorliegt. Am Samstag fahre ich nach Zürich und später weiter über den Comosee nach Venedig, um Ende September wieder zu Haus zu sein. Haben Sie schon eine Berliner Wohnung? Welche Pläne haben Sie für den Winter? Schade, dass ich im August nicht in Bonn sein konnte.

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Vielen Dank noch für die in Aussicht gestellte Aeusserung über „Nathan, Empire Government" 6 . Der englische Verlag hat heute wieder danach gefragt. M i t herzlichen Grüssen Ihr Anlage.

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 06. 09. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Karte vom 02. 09. 1928, dort die Zitate von Alfred Bertram und Jean-Edouard Spenle. 2 Vgl.: Blätter für Deutsche Philosophie. Zeitschrift der Deutschen Philosophischen Gesellschaft, hrsg. von Hugo Fischer, Berlin 1928/29, Bd. 2, Heft 3 „Staat und Wirtschaft". 3 Dante Aligheri, Die göttliche Komödie, Die Hölle, 19. Gesang. Vgl.: Dante Aligheri (15. 05./15. 06. 1265-13./14. 09. 1321), Schriftsteller und Philosoph. Vgl.: G. Petrocchi, Vita di Dante, Bari 1984. Vgl.: Antonio Altomonte, Dante. Eine Biographie, Reinbek 1987. 4 Handbuch der Philosophie, hrsg. von Alfred Baeumler und Manfred Schröter, München/Berlin, S. 1927 ff. 5 Spann, Otmar (01. 10. 1878-08. 07. 1950) Professor für Nationalökonomie, Soziologe und Vertreter des Ständestaates. Vgl.: Othmar Spann, Gesellschaftsphilosophie, in: Handbuch der Philosophie, hrsg. von Alfred Baeumler und Manfred Schröter, Abt. IV (Staat und Geschichte), München/Berlin 1934, B, S. 5-167. Vgl.: G. Resele, Othmar Spanns Ständestaatskonzeption und politisches Wirken, Diplomarbeit, Wien 2001. 6 Vgl. Briefe Feuchtwangers vom 14. 08. 1928 und Schmitts vom 02. 09. 1928 und 05. 11. 1928.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg, 12. 09. 1928 Sehr geehrter Herr! Senden Sie bitte auf meine Rechnung ein gebundenes]. Exemplar meiner „Verfassungslehre" mit beiliegender]. Karte an Herrn Rechtsanwalt Dr. Alsberg 1 , Berlin-Grunewald, Jagowstr. 22 Hochachtungsvoll Prof. Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 12. 09. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. i Alsberg, Max (16. 10. 1877- 11. 09. 1933), Rechtsanwalt, Starverteidiger in der Weimarer Republik, emigriert 1933 und stirbt in der Schweiz durch Selbstmord aus Verzweiflung. Vgl.: Tillmann Krach, Max Alsberg (1877-1933). Der Kritizismus des Verteidigers als schöpferisches Prinzip der Wahrheitsfindung, in: Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hrsg. von Helmut Heinrichs, Harald Franzki, Klaus Schmalz und Michael Stolleis, München 1993, S. 655 ff.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Godesberg-Friesdorf, den 03. 10. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihre freundliche Karte aus Mailand. Ich hoffe, daß Sie gut erholt von Ihrer Reise zurückkehren und dem kommenden Semester mit gutem Mut in bester Gesundheit entgegensehen. Auch Ihrer verehrten Gattin danke ich vielmals für die liebenswürdigen Grüße und erwidere sie herzlichst. Meine Frau ist am 19. September nach San Remo gereist und bleibt dort den ganzen Winter. Ich reise morgen nach Heppenheim a. d. Bergstraße, zu einem Vortrag 1 auf dem deutschen Geschichtslehrertag; dann über Halle nach Berlin, wo ich Hals über Kopf Wohnung suchen muß, weil ich meine hiesige Wohnung zum 1. November aufgebe. Sie können sich ausmalen, daß ich ziemlich desencadre bin - offenbar mein Schicksal. Nach Paris werde ich wohl nicht kommen. Habe ich Ihnen schon geschrieben, daß Prof. Strupp 2 in Frankfurt auf mein Buch hin für das nächste Semester „Verfassungslehre" ankündigt, als besondere Vorlesung? Die Besprechung in der Voss[ischen]. Z[ei]t[un]g 3 . habe ich gelesen. Haben Sie die interessante Besprechung der Politischen]. Romantik von Georg Lukäcs4, Archiv für Gesch[ichte]. des Soziaiismus XIII (1928) S. 307 gelesen? Könnte ich vielleicht einen Abdruck haben? Interessiert Sie eine lange Kritik des P. Stratmann5 gegen meinen „Begriff des Politischen"? Wissen Sie, daß man hier erzählt, Robert Michels6 werde in Köln Nachfolger von Scheler7? Ich gratuliere Köln (lesen Sie bitte auch an der eben zitierten Stelle Lukacs Besprechung von Michels8 berühmter Soziologie des Parteiwesens!). Ferner gratuliere ich München zu Nawiasky9. Es geht doch sichtbar vorwärts! Wie ist der 2. Bd. Wiese10? Ich sah im Inhaltsverzeichnis ein Kapitel „Ragusa", das einzige, was mich neugierig macht. Diese letzten Ferien am Rhein sind kostbar und ich genieße sie wie den Rest einer guten Flasche. Kurz vor Abreise meiner Frau war Alice Berend 11 mit ihrem Mann (Breinlinger) und Ihrer Tochter einige Tage bei uns; das war sehr nett und amüsant. Jetzt, wo ich allmählich aufbreche, tut es mir doch leid, daß unter den vielen Gästen unseres Hauses nicht auch Ihre Gattin war. Auf Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger, herzliche Grüße Ihr Carl Schmitt P.S. 1. Der beiliegende]. Brief beweist, daß meine Bitte, ein Rezfension]. Ex[em]pl[ar]. an Herrn Meloni 12 zu schicken, nicht erfüllt wurde; darf ich Ihnen die Sache nochmals vorlegen? 2. Mit großer Rührung las ich Hausensteins13 Aufsatz über München. Wie geht es G 1 4 . und sehen Sie ihn noch? Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 0 . lehre.

0. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungs-

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1 Es handelt sich hierbei um den Vortrag „Völkerrechtliche Probleme im Rheingebiet", der in den „Rheinischen Schicksalsfragen" Schrift 27/28 und im „Rheinischen Beobachter" 7. Jg. (1928), S. 340-344 veröffentlicht wurde. Schmitt hat ihn 1940 in seinem Sammelband „Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939", Hamburg 1940 nochmals veröffentlicht (jetzt: 3. Auflage Berlin 1994, S. 111-123). 2 Strupp, Karl (30. 06. 1886-28. 02. 1940), Professor für Völkerrecht an der Universität Frankfurt/M. Vgl.: Sandra Link, Ein Realist mit Idealen. Der Völkerrechtler Karl Strupp (1886-1940), Baden-Baden 2003 (Studien zur Geschichte des Völkerrechts 5). 3 Vgl.: Erich Eyck, Reichs Verfassung und Staatsrechtswissenschaft. Carl Schmitts „Verfassungslehre", in: Vössische Zeitung 23. 09. 1928, Literarische Umschau Nr. 39. 4 Georg, Lukacs, (13.04.1885-04.06.1971), marxistischer Philosoph, dessen Buch „Geschichte und Klassenbewusstsein" (1923), die revolutionäre Praxis neu formulierte Georg Lukacs, Rezension: Carl Schmitt, Politische Romantik 2. Aufl., in: Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung, hrsg. von Carl Grünberg, 13. Jg. (1928), S. 307 f. 5 Stratmann, Pater Franziskus, Carl Schmitts „Begriff des Politischen", in: Der Friedenskämpfer 4. Jg. (1928), Nr. 5, S. 1 - 7 und Nr. 6, S. 1 - 7 . 6 Michels, Robert (01.09. 1876-02.05. 1936), Soziologe und Politologe, der von der deutschen Sozialdemokratie kommend, schließlich die Ideen des italienischen Faschismus propagierte. Erfinder des „ehernen Gesetzes der Oligarchie" und Vertreter einer Elitetheorie. Vgl.: Joachim Milles, Brüche und Kontinuitäten eines radikalen Intellektuellen. Zur Einführung in die Politische Soziologie Robert Michels, in: Robert Michels, Masse, Führer, Intellektuelle Politisch-soziologische Aufsätze 1906-1933, Frankfurt/New York 1987, S. 7-30.

7 Scheler, Max (22.08. 1874-19.05. 1928), deutscher Philosoph, Phänomenologe. Vgl. Wilhelm Mader, Max Scheler, 2. Aufl. Reinbek 1995. Vgl.: Wolfhart Henckmann, Max Scheler, München 1998. 8 Vgl.: Georg Lukacs, Rezension: Robert Michels, Zur Soziologie des Parteiwesens, in: Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung, hrsg. von Carl Grimberg, 13. Jg. (1928), S. 309-315. 9 Nawiasky, Hans (24. 08. 1880-11. 08. 1961), Professor für Staatsrecht an der Universität München, Anhänger von Kelsens Reiner Rechtslehre. 1933 Emigration in die Schweiz, nach 1945 maßgeblich an der bayerischen Verfassung und dem Grundgesetz beteiligt. Vgl.: Hans F. Zacher, Nawiasky, Hans, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 19 (1999), S. 4 - 6 . 10 Wiese (Kaiserswaldau), Leopold von (02.12.1876-11.01.1969), Soziologe. Vgl.: Wilhelm Bernsdorf, Wiese, Leopold von, in: Internationales Soziologenlexikon Bd. 1, hrsg. von Wilhelm Bernsdorf und Horst Knospe, 2. Aufl. Stuttgart 1980, S. 495-499. Vgl.: Leopold von Wiese, Allgemeine Soziologie als Lehre von den Beziehungen und Beziehungsgebilden der Menschen Teil 2. Gebildelehre, München / Leipzig 1929.

11 Berend, Alice (20. 06. 1878-02. 04. 1938), Schriftstellerin, die 1935 von den Nationalsozialisten ins Exil nach Florenz getrieben wurde, wo sie verarmt und fast vergessen starb. Vgl.: Peter König, Berend, Alice, in: Literaturlexikon Bd. 1 (1988), S. 432. 12 Meloni, Guiseppe (04. 07. 1885-1969), Jurist, Staatsrechtler. Werke u. a. La dichiarazione dei diritti, lo stato di diritto e la forma rivoluzionaria, Cittä di Castello 1911 und Osservazioni sui decreti del Cape del Governo per la pubblicazione delle norme corporative, 1936. Vgl.: Primo dizionario biografico dei giovani scrittori italiani, o. O. 1938, S. 105. Vgl.: Aldo Adversi et al., Storia di Macerata Vol. V, Macerata 1993, p. 481 (Ich danke Frau Ninfa Cortigiani für diesen Hinweis). ,3 Vgl.: Hausenstein, Wilhelm, München. Sinn und Verhängnis einer Stadt, in: Die Neue Rundschau 39. Jg. (1928), S. 389-419. 14 Dieses Kürzel konnte nicht entschlüsselt werden.

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 22. 10. 1928 Lieber Herr Professor, in dem vielfachen Wechsel, der Ihnen nach Ihrem letzten Brief bevorstand, wollte ich Ihnen darauf nicht gleich antworten. Ich hoffe, dass Sie jetzt, unmittelbar vor dem Anfang des Semesters, zur Ruhe, namentlich zu einer bequemen Wohnung gekommen sind. Die Besprechung von Lucäcs1, von der wir leider keinen Abdruck ausser unserer Sammlung bekommen konnten, ist von allen bisher erschienenen Äusserungen die wichtigste, weil Lucäcs zu den ganz wenigen selbständig Nachdenkenden gehört; wenn auch die von Lucäcs bei Ihnen vermisste Erklärung des Romantikers aus seiner gesellschaftlichen Herkunft mir kein richtiges, sondern ein konventionell marxistisches desideratum zu sein scheint. Schicken Sie mir bitte die von Ihnen erwähnte Kritik von P. Stratmann2 gegen Ihren „Begriff des Politischen". Die Nachfolgerschaft Schelers3 ist ja seit vielen Monaten entschieden; Brauer 4, wie man mir allgemein sagte, eine sehr subalterne Natur aus rein parteipolitischem, katholischem Lager, ist es geworden. Man wechselt ja sogar mit den Päpsten: einmal ein Geistiger und einmal ein Naiver; vielleicht ist das auch für die Lehrstühle gut. Band II von Wiese5, der eben herausgekommen ist, schicke ich Ihnen, sobald Sie mir Ihre neue Adresse geschrieben haben, später folgen noch mehr Neuerscheinungen. Professor Meloni 6 in Macerata, übrigens ein berüchtigter Freiexemplar-Jäger, hat die „Verfassungslehre" am 4. Oktober von uns geschickt bekommen. Den Aufsatz von Hausenstein7 über München in der Neuen Rundschau, von dem man hier sehr viel spricht, habe ich noch nicht lesen können. Nun wünsche ich Ihnen für Berlin und das Wintersemester alles Gute und verbleibe mit herzlichen Grüssen wie stets Ihr Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 22. 10. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Georg Lukacs, Rezension: Carl Schmitt, Politische Romantik 2. Aufl., in: Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung, hrsg. von Carl Grünberg, 13. Jg. (1928), S. 307 f. 2 Pater Stratmann, Carl Schmitts „Begriff des Politischen4', in: Der Friedenskämpfer 4. Jg. (1928), Nr. 5, S. 1 - 7 und Nr. 6, S. 1 - 7 . 3 Scheler, Max (22.08. 1874-19.051928), deutscher Philosoph, Phänomenologe. Vgl.: Wilhelm Mader, Max Scheler, 2. Aufl., Reinbek 1995. Vgl.: Wolfhart Henckmann, Max Scheler, München 1998.

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4 Brauer, Theodor (16.01. 1880-19.03. 1942), katholischer Sozialethiker, 1935 in die USA emigriert. Vgl.: Heinrich, Ludwig /Geck, Adolph / Ridder, Bernhard (Hrsg.), Theodor Brauer - ein sozialer Kämpfer. Gedenkschrift zur 10. Wiederkehr seines Todestages, Köln 1952. 5 Vgl.: Leopold von Wiese, Allgemeine Soziologie als Lehre von den Beziehungen und Beziehungsgebilden der Menschen 2. Teil: Gebildelehre, München /Leipzig 1929. 6 Meloni, Guiseppe (04. 07. 1885-1969), Jurist, Staatsrechtler. Werke u. a. La dichiarazione dei diritti, lo stato di diritto e la forma rivoluzionaria, Cittä di Castello 1911 und Osservazioni sui decreti del Capo del Governo per la pubblicazione delle norme corporative, 1936. Vgl.: Primo dizionario biografico dei giovani scrittori italiani, o. O. 1938, S. 105. Vgl.: Aldo Adversi et al., Storia di Macerata Vol. V, Macerata 1993, p. 481 (Ich danke Frau Ninfa Cortigiani für diesen Hinweis). 7

Vgl.: Wilhelm Hausenstein, München. Sinn und Verhängnis einer Stadt, in: Die Neue Rundschau 39. Jg. (1928), S. 389-419.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin NW 87, 29. 10. 1928 (Poststempel) Klopstockstr. 48/1 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren Brief, den ich auf der Reise nach Berlin beantworte, wo sich morgen das Drama des Auspackens und Einstellens meiner Möbel abspielen wird. Ich schreibe Ihnen in Ruhe, sobald meine Bücher um mich sind. Heute wollte ich Sie noch bitten mir 2 gebundene Exemplare meiner Pol [irischen]. Romfantik]. zum Autorenpreis an meine Berliner Adresse senden zu lassen, als welche ist: NW 87 Klopstockstraße 48/1. Jetzt schon hoffe ich, daß Sie mich bald in Berlin besuchen. Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U., 29. 10. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungslehre.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin NW 87, den 05. 11. 1928 Klopstockstr. 48/1 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Jetzt bin ich seit einigen Tagen in meiner Berliner Wohnung, der Haushalt läuft in etwa, vor allem kann ich vor meinen Büchern am Schreibtisch sitzen und arbei-

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ten. Die Wohnung ist sehr bescheiden, aber ruhig und bequem gelegen (am Stadtbahnhof Tiergarten), übrigens die Wohnung von Lovis Corinth 1. Ich weiß nicht recht, was ich diesen Winter machen soll, fleißig sein oder nicht, an der „Verfassungslehre" weiterarbeiten oder nicht etc. etc. Jedenfalls würde ich mich sehr freuen, wenn Sie mich in Berlin besuchen und, falls Ihnen unser Fremdenzimmer nicht zu klein ist, mein Gast sein wollten - trotz der Unzulänglichkeiten der Einrichtung (meine Frau war nicht beim Umzug und muß den ganzen Winter in San Remo bleiben). Läßt sich schon etwas über den Erfolg der „Verfassungslehre" sagen? Daß niemand es bespricht, ist traurig. Wahrscheinlich wirkt es nur mittelbar. Über Manfred Nathan2, Empire Government kann ich nur sagen: ein klares, verständliches, zur ersten Orientierung sehr geeignetes, aber vielleicht etwas rasch aneinander gereihtes Buch. In der deutschen Ausgabe müßte man einen ausführlicheren Index machen. Seit langem wollte ich Sie fragen, ob Sie das Buch von Augustin Cochin3, Les societes de pensee (Plot Nourri 1926) kennen? Sie müßten es lesen 1) wegen der Kritik an Aulard 4 2) wegen der Geschichte der Freimaurerei als das (für uns Deutsche sehr beschämende) französische Beispiel gegenüber Ludendorffs Broschüren 5. Ich schicke es Ihnen gern. Den Aufsatz von P. Stratmann6 gegen meinen Begriff des Politischen schicke ich gleichzeitig als Drucksache. Auf Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger, hoffentlich bald in Berlin. Stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 05. 11. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungslehre 1 Corinth, Lovis (21.07. 1858-17.07. 1925), Maler und Graphiker. Vgl.: Leonie von Wilckens, Corinth Lovis, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 3 (1957), S. 360 f. 2 Manfred Nathan, Empire Government. An outline of the system prevailing in the British Commonwealth of nations, London 1928. 3 Cochin, Augustin (1876-1916), Historiker, im 1. Weltkrieg gefallen. Augustin Cochin, Les societes de pensee et la democratic. Etudes d'histoire revolutionnaire, Paris 1921. Vgl.: Frangois Füret, Penser la Revolution fran^aise, Editions Gallimard 1978, p. 212-259. 4 Vgl.: Augustin Cochin, La crise de l'histoire revolutionnaire: Taine et M. Aulard, Paris 1909 (wiederveröffentlicht auch in: Les societes de pensee et la democratic, p. 43 -140). 5 Vgl.: Erich Ludendorff, Vernichtung der Freimaurerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse, München 1927. Vgl.: Erich Ludendorff, Kriegshetze und Völkermorden in den letzten 150 Jahren im Dienste des „allmächtigen Baumeisters aller Welten", München 1928. Vgl.: Eugen Lennhoff/Oskar Posner, Internationales Freimaurerlexikon, Wien 1932, Sp. 962-965. 6 Vgl.: Franziskus Stratmann, Carl Schmitts „Begriff des Politischen", in: Der Friedenskämpfer 4. Jg. (1928), Nr. 5, S. 1 - 7 und Nr. 6, S. 1 - 7 .

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, den 06. 11. 1928 Lieber Herr Professor, ich möchte Sie zunächst in Berlin herzlich begrüssen und Ihnen ein schönes, erfolgreiches Semester wünschen. Die beiden gebundenen Exemplare der „Politischen Romantik" sind hoffentlich in Ihren Besitz gekommen. Ich hoffe nun doch ganz bestimmt, dass ich im Winter nach Berlin kommen und Sie besuchen kann. Mit herzlichen Grüssen und Wünschen Ihr

Karte, 1 Seite, ms. o. U., 06. 11. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungslehre.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 15. 11. 1928 Lieber Herr Professor, vielen Dank für Ihren Brief! Ich muss Ihnen schon wieder vom Bett aus schreiben, da ich von neuem an einer Magenblutung liege. Ich hoffe aber, Ende November wieder ganz auf der Höhe zu sein. Dass Sie eine ruhige und bequeme Wohnung gefunden haben, zu der es auch eine leichte Verbindung mit der Handelshochschule mittels der Stadtbahn gibt, ist sehr schön. Vor allem wünsche ich Ihnen, dass Sie zu ruhigen Arbeiten kommen. Das Thema des „Deutschen Einheitsstaates" in historischer, staatsrechtlicher und politischer Vertiefung (empirisch nach allen Dimensionen ausgebaut und von einem großen Gedanken durchhellt) müsste Ihnen doch besonders liegen. Die Kärrner in den Ausschüssen fordern doch geradezu heraus, einmal von einem zeitloseren Gesichtspunkte aus diese Dinge zu behandeln. Für die „Verfassungslehre" sind die Absatzzahlen bis 31.X.1928 seit Erscheinen folgende: Wir haben 493 Stücke fest verkauft und daneben 103 Freiexemplare abgegeben. Erst etwa 1300 Stücke aus der Auflage von 2000 decken unsere Kosten. Aber ich zweifle nicht daran, dass das Buch dauernd, wenn auch langsam gehen wird. Eine wirkliche innere Aneignung der Gedanken und des Aufbaues durch irgend einen Rezensenten habe ich leider noch nicht beobachtet. Es scheinen nur mehr Leute, wie der Pater Stratmann1, Hingabe und Zeit zu haben, einen fremden Gedankengang wirklich ohne Abkürzung noch einmal zu gehen und ihn organisch, nicht nur obenhin zu kritisieren. Stratmann und die Zeitschrift „Der Friedenskämpfer", die ich nur von Ferne kannte, sind sehr ernsthaft und im besten Sinne „unlite-

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rarisch". Stratmann scheint nur logische Erkenntnisergebnisse und auf der anderen Seite Weltauffassung und Wünsche des kritisierten Autors nicht auseinander zu halten. Selbstverständlich ist das „Politische" als das Handeln nach der Unterscheidung von Freund und Feind nur eine Art des Sehens, genau so wie das „Romantische" auf keinen Fall durch Okkasionalismus erschöpft wird. Augustin Cochin2, „Les societes de pensee" kenne ich nicht. Vielleicht können Sie es mir gelegentlich einmal kurze Zeit überlassen. Würde sich eine Uebersetzung lohnen? Ich danke für Ihre Auskunft über „Nathan, Empire Government"! 3 Ich habe nun auch abgelehnt. Nach Berlin geht schon lange meine Sehnsucht. Ich habe es mehr als vier Jahre nicht gesehen. Aber ich kann heute noch nicht sagen, wann ich wieder hinkommen kann. Einstweilen grüsse ich Sie herzlich und wünsche Ihnen alles Gute wie stets Ihr Schmitt, Verfassungslehre Absatz seit Erscheinen bis 31. X. 1928 broschiert 138/136 gebunden 364/357 Frei- und Besprechungsex.

broschiert gebunden

5.673,-

85/0 9/0 596/493

Smend, Verfassung und Verfassungsrecht Absatz seit Erscheinen bis 31. X. 1928 broschiert 124/123 gebunden 334/325 Frei- und Besprechungsex.

2.727,-

broschiert 142/0 gebunden 5/0 605/448

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 15. 11. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Franziskus Stratmann, Carl Schmitts „Begriff des Politischen", in: Der Friedenskämpfer 4. Jg. (1928), Nr. 5, S. 1 - 7 und Nr. 6, S. 1 - 7 . 2 Cochin, Augustin (1876-1916), Historiker, im 1. Weltkrieg gefallen. Augustin Cochin, Les societes de pensee et la democratic. Etudes d'histoire revolutionnaire, Paris 1921. Vgl.: Francis Füret, Penser la Revolution fransaise, Editions Gallimard 1978, p. 212-259. 3 Manfred Nathan, Empire Government. An outline of the system prevailing in the British Commonwealth of nations, London 1928.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin NW 87, den 16. 11. 1928 Klopstockstr. 48 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, besten Dank für Ihre freundliche Karte. Ich freue mich sehr darauf, Sie bald in Berlin zu sehen und bin diesen Winter immer hier, mit Ausnahme von zwei oder drei Tagen um den 12. Dezember herum. Die Exemplare der „Politischen Romantik" habe ich erhalten. Veranlassen sie bitte noch, dass ein gebundenes Exemplar der Verfassungslehre an Herrn Prof. Manes1, Berlin-Wilmersdorf, Güntzelstr. 63 hpt. mit beiliegender Karte geschickt wird. Für die Zusendung von Wieses2 2. Band der allgemeinen Soziologie danke ich Ihnen bestens. Ich habe darin herum gelesen und war ziemlich enttäuscht. Geradezu empört hat mich das Kapitel Ragusa, dessen Ueberschrift mich in die größte Spannung versetzt hatte, weil Ragusa ein ganz seltener, herauspräparierter, paradigmatischer Fall eines Staatswesens ist, schöner und durchsichtiger noch als der klassische Fall Venedig, und nun geht dieser trübe Feuilletonist hin und benützt das als occasio seiner impressionistischen Schmonzologie. Koellreutter 3 in Jena schickte mir eine Besprechung der Verfassungslehre aus der D[eutsche]. J[uristen]. Z[eitung]., von der Sie vielleicht den letzten Satz brauchen können. Sie ist im übrigen sehr vorsichtig gehalten, ebenso die Besprechung von Ministerialrat Lucas4 in der Juristischen Rundschau vom 1. November ds. Jahres. Franz Blei 5 hat mir versprochen, über das Kapitel von der Monarchie einen Aufsatz zu schreiben, vielleicht wird das ganz amüsant. Auf Wiedersehen, lieber Herr Doktor, herzliche Grüße Ihr Eben erhalte ich Ihren Brief vom 15. November. Die Nachricht über Ihre Erkrankung betrübt mich sehr, aber ich hoffe, dass Sie im Kampf mit diesem Gegner allmählich einige Erfahrungen gesammelt haben. Ich sage das aus analogen Erfahrungen von der Höhe meiner 40 Jahre herunter. Ihre Anregung zum Thema: Deutscher Einheitsstaat werde ich mir überlegen. Unter dem lebhaften Eindruck der Berliner Phänomene bin ich beständig in Versuchung, den trockenen und emacerierten Ton meiner bisherigen Publikationen aufzugeben und von konkreten Fragen zu sprechen. Der zeitlose Gesichtspunkt wird sich dabei schon von selbst ergeben. Aber wir werden sehen. Dass Sie Stratmann6 so günstig beurteilen, wundert mich. Augustin Cochin7 schenke ich Ihnen zu Weihnachten, es ist ein herrliches Buch. Die Aussicht, Sie bald in Berlin zu sehen, macht mich sehr fröhlich. Mit den besten Wünschen für ihre Gesundheit. Herzlich Ihr alter Carl Schmitt. Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 16. 11. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. i Manes, Alfred (27.09.1877-30.03.1963), Professor, Spezialist für Versicherungswissenschaft, 1935 emigiriert, verstarb 1963 in Chicago. Vgl.: Chicago Tribune 31. 03. 1963

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und 22. 08. 1972. Vgl.: Anonym, Manes, Alfred, in: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Vol II, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München u. a. 1983, S. 768. 2 Vgl.: Leopold von Wiese, Allgemeine Soziologie als Lehre von den Beziehungen und den Beziehungsgebilden der Menschen, 2. Teil: Gebildelehre, München / Leipzig 1929. 3 Koellreutter, Otto (26. 11. 1883-23.02. 1972), Professor, Jurist. Vgl.: Jörg Schmidt, Otto Koellreutter 1883-1972. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit. Frankfurt am Main 1995. Vgl.: Otto Koellreutter, Rezension: Carl Schmitt, Verfassungslehre, in: Deutsche Juristenzeitung 34. Jg. (1929), S. 451. 4

Lukacs, Georg, Rezension: Carl Schmitt, Verfassungslehre, in: Juristische Rundschau Nr. 21 (1928), S. 246 5 Soweit ich sehe, ist kein solcher Artikel von Blei erschienen. Vgl.: Franz Blei, Rezension: Carl Schmitt, Verfassungslehre, in: Die literarische Welt Nr. 24 (1929), S. 4. 6 Vgl.: Franziskus Stratmann, Carl Schmitts „Begriff des Politischen", in: Der Friedenskämpfer 4. Jg. (1928), S. 1 - 7 und Nr. 6, S. 1 - 7 . 7 Cochin, Augustin (1876-1916), Historiker, im 1. Weltkrieg gefallen. Augustin Cochin, Les societes de pensee et la democratic. Etudes d'histoire revolutionnaire, Paris 1921. Vgl.: Francis Füret, Penser la Revolution fran5aise, Editions Gallimard 1978, p. 212-259.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 21. 11. 1928 Lieber Herr Professor, vorläufig nur vielen Dank für Ihre guten Wünsche! I m Falle Wiese 1 muss ich Ihnen Recht geben, „die guten Menschen und die schlechten Musikanten"! Die Besprechung der Verfassungslehre in der D[eutsche]. J[uristen]. Z[eitung]. 2 ist mir noch nicht zu Gesicht gekommen, ebenso wenig die von Lucas 3 in der Juristischen Rundschau. Das gebundene Exemplar der Verfassungslehre für Professor Manes 4 ist am 19.XI. von hier abgegangen. Einstweilen herzliche Grüsse Ihres

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 21. 11. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl. Brief Schmitt vom 16. 11. 1928. 2 Vgl.: Otto Koellreutter, Rezension: Carl Schmitt, Verfassungslehre, in: Deutsche Juristenzeitung 34. Jg. (1929), S. 451. 3 Lucas, Georg, Rezension: Carl Schmitt, Verfassungslehre, in: Juristische Rundschau Nr. 21 (1928), S. 246. 4 Manes, Alfred (27.09.1877 - 30.03.1963), Professor, Spezialist für Versicherungswissenschaft, 1935 emigiriert, verstarb 1963 in Chicago. Vgl.: Chicago Tribune 31. 03. 1963 und 22. 08. 1972. Vgl.: Anonym, Manes Alfred, in: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Vol II, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München u. a. 1983, S. 768. 1

Rieß (Hrsg.)

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 23. 11. 1928 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, besten Dank für Ihren Brief, über den ich mich umso mehr freute, als ich aus ihm zu entnehmen glaubte, dass es Ihnen gesundheitlich besser geht. Ich wollte Sie heute um eine Aeusserung über den Autor des „Handelsrechts", das Sie im Bindingschen Handbuch veröffentlicht haben, bitten, Prof. Wieland1 in Basel. Würden Sie es für vernünftig und aussichtsvoll halten, für eine Professur an der Handelshochschule an ihn als Kandidaten zu denken? Mit den besten Grüssen Ihr Carl Schmitt Ich lasse Ihnen meinen Vortrag vom Heppenheimer Geschichtslehrertag (6. Okt. 28) 2 schicken; vielleicht lesen Sie ihn gelegentlich!

Brief, 1 Seite, ms. m. U., 23. 11. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Wieland, Carl (1864-1936), Professor für Handelsrecht und Zivilrecht an der Universität Basel. Vgl.: A. Simonius, Carl Wieland, Zeitschrift für Schweizerisches Recht 1937, S. 1 f. Vgl.: Brief Feuchtwangers von 30. 11. 1928. 2 Es handelt sich hierbei um den Vortrag „Völkerrechtliche Probleme im Rheingebiet", der in den „Rheinischen Schicksalsfragen" Schrift 27/28 und im „Rheinischen Beobachter" 7. Jg. (1928), S. 340-344 veröffentlicht wurde. Schmitt hat ihn 1940 in seinem Sammelband „Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939", Hamburg 1940 nochmals veröffentlicht (jetzt: 3. Auflage Berlin 1994, S. 111 - 123).

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 30. 11. 1928 Lieber Herr Professor, zuerst danke ich Ihnen vielmals für die Übersendung von Cochin1, „Les societes de pensee". Ich werde mich darin vertiefen und schreibe Ihnen meine Eindrücke. Mir geht es gesundheitlich viel besser, wenn ich auch noch zu Hause bleiben muss und dort diktiere. Sehr begierig bin ich auf Ihren Vortrag vom Heppenheimer Geschichtslehrertag 2. Bisher habe ich das angekündigte Exemplar noch nicht bekommen. Ueber Professor Wieland, Basel lege ich Ihnen zunächst einen Ausschnitt aus dem Gelehrten-Kalender 1929 vor. Sie sehen schon daraus, dass Wieland 65 Jahre wird, so dass sich schon deshalb wohl eine Kandidatur erledigt. Wieland3 scheint

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doch in seiner 35jährigen Tätigkeit in Basel von den deutschen Verhältnissen sich besonders weit entfernt zu haben, gerade den modernen industrie- und handelsrechtlichen Fragen scheint er nicht mehr gewachsen zu sein. Das haben auch die Kritiker des ersten Bandes hervorgehoben. Wieland ist vor 25 Jahren von Binding 4 als der beste Verfasser eines wirklich wissenschaftlichen „Handelsrechtes" namhaft gemacht worden; aber die 25 Jahre, das ist eben die crux. Und ich denke mit einiger Besorgnis an Band II, wenn er überhaupt fertig wird. Gewiss sind die Wielandschen Gedanken, sein System und seine Theorie klar, sauber und von einer gewissen Zeitlosigkeit. Aber das grausame Resultat bleibt doch, dass er für die Handelshochschule Berlin wohl nicht mehr in Frage kommt. Die Überlegung stimmt mich selbst sehr traurig. Mit herzlichen Grüssen verbleibe ich wie stets Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 30. 11. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Brief vom 05. 11. 1928. 2 Vgl.: Brief vom 23. 11. 1928. 3 Vgl.: Brief Schmitt vom 23. 11. 1928. 4 Feuchtwanger spielt hier auf die Monographie Karl Wielands Handelsrecht, Teil I. Das kaufmännische Unternehmen und die Handelsgesellschaften an, das 1921 in der III. Abteilung von „Bindings Systematisches Handbuch der Deutschen Rechtwissenschaft" bei Duncker & Humblot erschienen ist. Der Teil II. erschien erst 1931.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 03. 12. 1928

Lieber Herr Professor, ich habe ihren Aufsatz „Völkerrechtliche Probleme im Rheingebiet"1 aus dem Rheinischen Beobachter mit grosser Bewunderung gelesen. Der übersichtliche Aufbau und der konzentrierte Inhalt sind gleichmässig eindrucksvoll. Erst jetzt verstehe ich vollkommen, warum Sie vorläufig kein „Völkerrecht" schreiben wollen. Strupp 2 hat uns übrigens ein Lehrbuch des Völkerrechts schon für Frühjahr 1929 in einem Band von ca. 400 Seiten zugesagt. Haben Sie an Strupp Ihren Aufsatz geschickt? Nochmals Herzlichen Dank! Wie stets Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 03. 12. 1928 - Archiv Duncker und Humblot, Akte Verfassungslehre. i Vgl. Brief Schmitts vom 23. 11. 1928 (Anm. 2). 1

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2 Strupp, Karl (30. 06. 1886-28. 02. 1940), Professor für Völkerrecht an der Universität Frankfurt/M. Das Buch ist in der Verlagsbibliographie nicht nachgewiesen. Vgl.: Sandra Link, Ein Realist mit Idealen. Der Völkerrechtler Karl Strupp (1886-1940), Baden-Baden 2003 (Studien zur Geschichte des Völkerrechts 5).

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin NW 87, 18. 12. 1928 Lieber Herr Feuchtwanger, ich sende Ihnen in der Anlage Münchener Post1 vom 23. November sowie das Heft des politischen Literaturberichts 2 mit bestem Dank zurück. Ich nehme an, dass Ihr Verlegerherz Derartiges mit Genugtuung empfindet; was mein Autorenherz angeht, so bleibt dasselbe kalt; aber es handelt sich hier nicht um mich, sondern um die gute Sache. Ich füge ferner eine Seite der Literarischen Welt vom 14. Dezember 28 bei. Während in dem „politischen Literaturbericht" mein Buch als „geradezu volkstümlich klar geschrieben" gerühmt wird, findet Herr Willi Haas3, das es „nicht ganz leicht zu lesen sei". Der Aufsatz von Bilfmger 4 im letzten Heft der Zeitschrift für Politik ist vielleicht nicht sensationell, aber mit großer Sorgfalt und Sachkunde geschrieben. Es ist traurig zu sehen, wie wenig systematischer Sinn in Deutschland zu finden ist. Anschütz5 und Thoma6 machen bei Mohr ein grosses Handbuch des deutschen Staatsrechts in der Weise, dass die einzelnen Paragraphen des alten MeyerAnschütz auf fünfzig Mitarbeiter verteilt werden und jeder seinen Stiefel schmiert. Das ist Organisation und laufendes Band. Mir war § 99 (Staatsgerichtsbarkeit) ehrenvollerweise zugedacht, doch habe ich abgelehnt, ebenso wie Triepel 7 und Smend8. Nun bin ich neugierig, ob diese Selbstenthüllung tatsächlich an das Licht der Oeffentlichkeit tritt. Es würde mich sehr freuen, von Ihnen zu hören, dass es Ihnen gesundheitlich gut geht. Ich bleibe mit herzlichen Grüssen und den besten Wünschen für die kommenden Festtage stets Ihr Carl Schmitt Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 18. 12. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Anonym, Die Verfassungslehre im öffentlichen Recht, in: Münchner Post 272 (23. 11. 1928), S. 3. 2 Es handelt sich hierbei um den „Politischen Literaturbericht" der „Berichte der Deutschen Hochschule für Politik Bd. VI, Heft 8 (Dezember 1928), S. 124. Der Rezensent H.T. ist der damalige Dozent der Hochschule und spätere Bundespräsident Theodor Heuß. Dieser schreibt: „Dieses Buch tritt in eine offenbare Lücke: wir besaßen bis jetzt in Deutschland

Briefwechsel 1918-1935 neben den Kommentaren der Reichsverfassung und neben den Darstellungen des Staatsrechts überhaupt noch kein System der Verfassunglehre selbst. Nun ist diese Lücke so vollkommen ausgefüllt, daß man fast mißtrauisch nach den Fugen sucht, wenn man zunächst wie geblendet vor dem geschlossenen Bau dieses geradezu volkstümlich klar geschriebenen Werkes steht...". 3 Vgl.: Willy Haas, Die Bibliothek des Schriftstellers, in: Die Literarische Welt Nr. 50 (14. 12. 1928), S. 55. Dort heißt es: „Will er sich, darüber hinaus, über die wichtigsten allgemeinen Probleme des internationalen Staatsrechtes informieren, so studiere er das prachtvolle neue Werk des politischen Philosophen Professor Carl Schmitt: „Verfassungslehre" (Verlag Duncker & Humblot), ein Buch von feinster gedanklicher Reinheit und Konzentration - , aber nicht ganz leicht zu lesen." 4 Vgl.: Carl Bilfinger, Verfassungsrecht als politisches Recht, in: Zeitschrift für Politik Bd. 18(1928), S. 281-298. 5 Anschütz, Gerhard (10.01. 1867-14.04. 1948), Professor für Staatsrecht, Rechtsgeschichte und Kirchenrecht, Verfasser des bekanntesten Kommentars zur Weimarer Verfassung. Vgl.: Hans Nawiasky, Anschütz, Gerhard, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 1 (1953), S. 307.

6 Richard Thoma (19. 12. 1874-26. 06. 1957), Jurist, Professor für Staatsrecht. Vgl.: Fabian Sösemann, Richard Thoma, in: Mathias Schmoeckel (Hrsg.), Die Juristen der Universität Bonn im „Dritten Reich", Köln u. a. 2004, S. 556-580. 7 Triepel, Heinrich (12.02. 1868-23. 11. 1946), Jurist, von 1913-1935 Professor des Staats-, Verwaltungs- und Kirchenrechts an der Universität Berlin, Mitbegründer der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer. Vgl.: Ulrich Gassner, Heinrich Triepel. Leben und Werk, Berlin 1999 (= Tübinger Schriften zum Staats- und Verwaltungsrecht Bd. 51). 8 Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07. 1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv des öffentlichen Rechts Bd. 112 (1975), S. 1 ff. Vgl.: Axel Freiherr von Campenhausen, Zum Tode von Rudolf Smend, in: Juristenzeitung 1975, S. 621 ff.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 31. 12. 1928 Lieber Herr Professor, ich möchte Ihnen für Ihren letzten Brief herzlich danken und Ihre guten Wünsche erwidern. Ich wünsche mir, dass ich mich von der eingefressenen Resignation über die öffentliche Wirkung bedruckten Papiers gründlich erhole. Sonst geht es mir leidlich. Das Anschütz'sche - Thoma Handbuch des deutschen Staatsrechts 1 wird sicher ein solides Fach werk, das für den Baumeister, der den Auftrag gegeben hat, ein relativ gutes Objekt ist. „Anregungen" des Buchherstellungskaufmanns, des bewährten und anständigen, halte ich immer noch für das Richtige und in vielen Fällen für produktiv i m besten Sinn. Aber nach der Anregung und dem Stimulans eines guten Verlagvertrags muss der Verleger schweigen.

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So möchte ich auf meine frühere Anfrage einer grundsätzlichen Arbeit über die Reichsreform zurückkommen; Sie könnten ja, wenn Ihnen der Ballast zu lästig ist, noch einen Verwaltungs-Techniker oder Statistiker als Mitarbeiter heranziehen. Halten Sie eine solche Arbeit nicht für des Schweisses der Edlen wert? Für heute nun nochmals alles Gute und herzliche Griisse Ihr RS. Vielleicht interessiert Sie der anliegende Brief; auf Veranlassung von Herrn Professor Holstein2, der übrigens ein gelobtes evangelisches Kirchenrecht geschrieben haben soll. Herrn von Ribbeck3 haben wir ein Besprechungsstück geschickt. D[er], 0[bige]. Anlage.

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 31. 12. 1928 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Gerhard Anschütz/Richard Thoma (Hrsg.), Handbuch des Deutschen Staatsrechts, 2 Bände, Tübingen 1930. 2 Holstein, Günther (22.05. 1892-11.01. 1931), Staats- und Kirchenrechtler, Professor. Vgl.: Ernst Wolf, Holstein, Günther, in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 552 f. 3 Ribbeck, von, märkischer Uradel. Wahrscheinlich handelt es sich um Hans Georg von Ribbeck (27. 12. 1904-nach 1985), Landrat und Regierungsdirektor, Dr. jur. et rer pol. Vgl.: Gerd Gnewuch/Hasso Lancelle, Geschichte der Familie von Ribbeck, Bonn 1984. Vgl.: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, hrsg. vom Deutschen Adelsarchiv, A, Bd. XVIII (1985), S. 342.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin NW 87,04.01. 1929 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, herzlichen Dank für Ihr freundliches Schreiben. Hoffentlich hält die etwas enttäuschte Resignation, die aus ihm zu hören ist, nicht lange an. Bei mir allerdings sieht es noch schlimmer aus. Ich kann infolgedessen auch nicht Ihrer Anregung folgen und über Reichseinheit u.s.w. schreiben. Es wird höchstens zu einem kleinen Aufsatz über Foederalismus und Pluralismus1 kommen, den ich in der Zeitschrift für Politik veröffentlichen will. Ich weiss, dass Sie eine solche Verzettelung nicht lieben und Sie haben recht. Ich beruhige mein Gewissen damit, dass ich mir sage, das alles kommt schließlich doch der „Verfassungslehre" zugute. Ich schicke Ihnen den Brief von Herrn von Ribbeck2 zurück; von dem Dasein eines K. Helfferich-Preises 3 war mir bisher nichts bekannt. Dann wird Sie vielleicht die Aeusse-

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rung von Blei aus dem „Montag Morgen" 4 interessieren, die mich als Dokument seiner Freundschaft gerührt hat. M i t herzlichen Grüssen stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 04. 01. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Ein derartiger Aufsatz konnte nicht nachgewiesen werden. 2 Ribbeck, von, märkischer Uradel. Wahrscheinlich handelt es sich um Hans Georg von Ribbeck (27. 12. 1904-nach 1985), Landrat und Regierungsdirektor, Dr. jur. et rer pol. Vgl.: Gerd Gnewuch/Hasso Lancelle, Geschichte der Familie von Ribbeck, Bonn 1984. Vgl.: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, hrsg. vom Deutschen Adelsarchiv, A, Bd. XVIII (1985), S. 342. 3

Vgl.: „Preisausschreiben der Deutschnationalen Volkspartei. Karl-Helfferich-Preis". Das Thema lautete „Der Militarismus" und teilnehmen konnten „alle nationalen Studenten und Studentinnen deutscher Abstammung", in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 138. Bd. (1933,1), S. 287. 4 Vgl.: Franz Blei, Des Jahres beste Bücher. Ein kurzer Ratgeber für den Weihnachtseinkauf, in: Der Montag Morgen 50 (10. 12. 1928), S. 9. Unter „Wissenschaft" schreibt Blei über Carl Schmitts „Verfassungslehre": „Dieses bedeutendste und tiefste Werk über den Gegenstand sollte jeder gebildete Deutsche lesen und kennen."

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 19.01. 1929 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, ich danke Ihnen bestens für die Zusendung der Besprechung Scheicher 1 , die wenigstens in der Gesinnung anständig ist. Ich hörte, dass inzwischen Wittmayer 2 eine hämische Besprechung veröffentlicht hat, die aber wohl bei der Notorietät des Verfassers keinen Schaden anrichten kann. Haben Sie sie vielleicht erhalten? Ich habe sie noch nicht gesehen. Hoffentlich geht es Ihnen gesundheitlich jetzt gut. Meine arme Frau hat mit dem Wetter Unglück und friert in San Remo. Ich quäle mich hier mit einem Aufsatz über den Hüter der Verfassung 3 . Viele herzliche Grüsse stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, ms. m. U., 19. 01. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Wolfgang Schelcher, Rezension: Carl Schmitt, Verfassungslehre, in: Fischersche Zeitschrift für Praxis und Gesetzgebung der Verwaltung Bd. 63 (1929), S. 112- 117.

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2 Vgl.: Leo Wittmayer, Rezension: Carl Schmitt, Verfassungslehre, in: Reichs-Verwaltungs-Blatt 1929, S. 10. 3 Vgl.: Carl Schmitt, Der Hüter der Verfassung, in: Archiv des öffentlichen Rechts, Neue Folge, Bd. 16, S. 161 -237 (Als Buch 1931 erschienen).

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 22. 01. 1929 Lieber Herr Professor, die Besprechung von Wittmayer steht im neuesten Heft des ReichsverwaltungsBlattes (Jahrg. 50 Heft 1, S. 10 ff.) 1 . Das Heft geht mit gleicher Post an Sie ab; wir haben ein Duplikat. Es fällt natürlich auf, dass die Grundierung des Aufsatzes, die Grundstimmung und Gesinnung negativ ist, und das Einschränkende das Lob. Ich kann mich nicht mehr erinnern, welche Gründe diese Verhaltungsweise Wittmayers hat. Für Ihre verehrte Gattin viele Grüsse und Wünsche! Auch ich bin noch nicht ganz auf der Höhe, tue aber jetzt energische Schritte dazu mit der sicheren Aussicht auf baldigen Erfolg. Mit vielen Grüssen Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 22. 01. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Leo Wittmayer, Rezension: Carl Schmitt, Verfassungslehre, in: Reichs-Verwaltungs-Blatt 1929, S. 10.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 29. 01. 1929 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, ich danke Ihnen bestens für die Zusendung der Besprechung und sende Ihnen die beiliegende Aeusserung von Prof. Liebert 1. Ich überlasse es Ihnen, den Kantstudien ein Recensionsexemplar zu übersenden. Mit herzlichsten Grüssen stets Ihr Carl Schmitt

Brief, lehre.

Seite,

s. m. U.,

. 0 . 192 - Archiv Duncker

Humblot, Akte Verfassungs-

Briefwechsel 1918-1935 i Liebert, Arthur (10. 11. 1878-05. 11. 1946), Professor für Philosophie, Neukantianer, 1910-1933 Geschäftsführer der Kantgesellschaft, nach Zwangsemeritierung 1933 Emigration nach Belgrad, 1939 nach England, 1946 Rückkehr nach Berlin. Vgl.: Peter Müller, Liebert, Arthur, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 14 (1985), S. 486 f. Vgl.: Günther Wirth, Auf dem „Turnierplatz" der geistigen Auseinandersetzungen. Arthur Liebert und die Kantgesellschaft (1918-1948/49), Ludwigsfelde 2004.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 30. 01. 1929 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, ich möchte Sie um die Freundlichkeit bitten, falls die Historische Zeitschrift seiner Zeit kein Exemplar der Verfassungslehre bekommen hat, Herrn Meinecke persönlich ein solches zu übersenden. Mit herzlichen Grüssen Ihr Carl Schmitt.

Karte, 1 Seite, ms. m. U., 30. 01. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmit o. O., 30.01. 1929 Lieber Herr Professor, zur vertraulichen Kenntnisnahme darf ich Ihnen noch vor Erscheinen eine Besprechung der „Verfassungslehre" von Hintze1 vorlegen; sie soll im nächsten Heft der „Historischen Zeitschrift" erscheinen, damit in engem Zusammenhang eine Rezension von Smends2 „Verfassung" durch den gleichen Autor. Wenn Sie in die Lage kommen, Herrn Prof. Smend die beiden Besprechungen in den nächsten 14 Tagen vertraulich zu zeigen oder zu schicken, so verzichte ich auf Rückgabe der beiden Fahnen. Sonst bitte ich um gelegentliche Rücksendung, damit wir sie auch Prof. Smend vorlegen können. Da wir nur je ein Exemplar haben und die beiden Rezensionen zusammen gehören, darf ich sie zuerst freundschaftlich an Sie weiter geben. Das gleiche Heft wird übrigens, ebenfalls von Hintze, einen fast 50 Seiten starken Aufsatz über Sombarts Kapitalismus3 bringen. Diese Besprechung ist eindringlich, aber nur referierend. Sombart, dem wir die Rezension zeigten, hat die

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Art von Hintze als eine „mürrische, verdrossene, dispeptische Rezensionsweise4' bezeichnet. Einstweilen mit herzlichen Grüssen wie stets Ihr Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 30. 01. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Otto Hintze, Rezension: Carl Schmitt, Verfassungslehre, in: Historische Zeitschrift Bd. 139 (1929), S. 562-568. Vgl.: Marc Zirlewagen, Hintze, Otto, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. XXV (2005), Sp. 629-633. 2 Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07. 1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv des öffentliches Rechts Bd. 112(1975), S. 1 ff. 3 Vgl.: Otto Hintze, Der moderne Kapitalismus als historisches Individuum. Ein kritischer Bericht zu Sombarts Werk, in: Historische Zeitschrift Bd. 139 (1929), S. 457-509, (auch in Otto Hintze, Gesammelte Abhandlungen II, Göttingen 2. Aufl. 1964, S. 374 ff.). Sombart, Werner (19.01. 1863-19.05. 1941), Professor für Nationalökonomie. Vgl.: Friedrich Lenger, Werner Sombart 1863-1941. Eine Biographie, München 1994.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger San Remo, 10. 03. 1929 Kaiser Friedrich Krankenhaus Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Donnerstag abend mußte ich nach San Remo reisen, den ganzen Tag versuchte ich vergebens, Sie zu erreichen. Es hat mir sehr leid getan, daß ich diese kostbare Gelegenheit, Sie zu sehen, versäumen mußte, denn ich hatte mich seit langem darauf gefreut, Sie zu treffen. Hoffentlich habe ich im Sommer mehr Glück. Es geht meiner armen Frau1 sehr schlecht, sie hat Lungenentzündung und sehr hohes Fieber. Die Ärzte wollen operieren, durch Sauerbruch 2 oder Beranger 3 (Lyon); dazu ist meine Frau nicht zu bewegen, weil sie die Chirurgen haßt und Ihnen nicht traut, mit Recht. Ich bleibe vorläufig hier, um abzuwarten, was es gibt. Vielleicht können Sie mir hierher ein Wort schreiben. Das würde mich sehr freuen. Haben Sie Koellreutters 4 Hinweis auf die Verf[assungs]. Lehre gelesen (Süddeutsche]. Monatshefte, in dem Aufsatz die Krisis der Staatslehre, ich glaube im Jan[uar]. Heft)? Einen Satz daraus können Sie vielleicht verwerten. Was meinen Sie zu meiner Beckerath Besprechung5 im letzten Heft von Schmollers Jahrbuch? Hier ist ein Bruder von Herrn Geibel6 Konsul. Ich habe ihn aber noch nicht besucht. Auf Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger, herzliche Grüße Ihres alten Carl Schmitt.

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Brief, 1 Seite, hs. m. U., 10. 03. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Schmitt Dusanka (1903-1950), Schmitts zweite Ehefrau, war die Serbin Dusanka Todorovic, aus deren Ehe die einzige Tochter Anima Schmitt de Otero (20.08.193117. 06. 1983) hervorging. Vgl.: Piet Tommissen, in: Schmittiana VII, S. 329 bzw. 345, ders., Schmittiana V, S. 176-182. 2 Sauerbruch, Ferdinand (03. 07. 1875-02. 07. 1952), Chirurg. Vgl.: Ernst Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003, S. 520 f. 3

Beranger Raimond. Es ließ sich nicht mehr ermitteln. Vgl.: Otto Koellreutter, Die Krisis der deutschen Staatslehre, in: Süddeutsche Monatshefte 26. Jg. (1928/29), S. 306-310. 5 Vgl.: Carl Schmitt, Rezension: Erwin von Beckerath, Wesen und Werden des faschistischen Staates, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 53. Jg. (1929), S. 107-113. 6 Geibel, Otto Carl Alexander (09. 11. 1874-?), Deutscher Konsul in San Remo. Vgl.: Herman August Ludwig Degener (Hrsg.), Wer ist's, 10 Aufl. Berlin 1935, S. 477. 4

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 13. 03. 1929 Herrn Professor Dr. Carl Schmitt z. Zt. San Remo Kaiser Friedrich Krankenhaus Lieber Herr Professor, ueber den Inhalt Ihres Briefes aus San Remo war ich sehr bestürzt und möchte Ihnen und Ihrer verehrten Gattin die wärmsten Wünsche übermitteln. Herrn Konsul Otto Carl Geibel 1 in San Remo habe ich soeben eine Zeile 2 über Ihre Anwesenheit dort geschrieben; unser Dr. Geibel ist auf Reisen. Ich habe letzten Donnerstag in Berlin vergeblich nach Ihnen gefahndet und hoffte, Sie abends bei Sombart 3 zu treffen; dasselbe dachte auch Herr Professor von Beckerath 4 , der sie ebenfalls suchte und der auch bei Sombart war. Ich schreibe ihnen demnächst ausführlich und hoffe, dass Sie, wenn dieser Brief in San Remo eintrifft, von den allerschlimmsten Sorgen befreit sind. Ihnen und Ihrer Gattin nochmals alles Gute! M i t herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 13. 03. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Geibel, Otto Carl, Konsul. Brief, Seite, s. . U., . 0 . 192 - Archiv Duncker Humblot, Akte Verfassungslehre

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Ludwig Feuchtwanger an Konsul Otto Carl Geibel Herrn Konsul Otto Carl Geibel z. Zt. San Remo Villa Geibel. Sehr verehrter Herr Konsul, in Abwesenheit unseres Herrn Dr. Geibel darf ich Ihr Interesse für einen unserer wichtigsten Autoren Professor Carl Schmitt aus Berlin erbitten, der z. Zt. mit seiner schwerkranken Gattin in San Remo ist. Zu Ihrer Unterrichtung schicke ich Ihnen Abschrift des eben hier eingetroffenen Briefes. Professor Schmitt, mit dem ich gut befreundet bin, ein Mann von jetzt 39 Jahren, aus einer westfälischen Bauernfamilie, ist schon mit ganz jungen Jahren Ordinarius des Staatsrechts an der Universität Bonn geworden und nimmt jetzt den Lehrstuhl für öffentliches Recht an der Handelshochschule in Berlin ein. Er hat bei uns ausgezeichnete, allgemein anerkannte Bücher geschrieben; ich lege Ihnen einen der letzten Prospekte über seine Werke bei und füge auch die letzte fachmännische Kritik über sein grosses letztes Buch „Verfassungslehre" bei. Nach der in dem Brief Schmitts geschilderten prekären Situation möchte ich doch nicht unterlassen, Ihnen den Herrn besonders zu empfehlen. Professor Schmitt ist im übrigen in Deutschland wohl der beste wissenschaftliche Beurteiler des Fascismus und überhaupt eine gelehrte Persönlichkeit von besonderem Range, die Sie interessieren wird. Indem ich Ihnen im Voraus für Ihre Bemühungen bestens danke, verbleibe ich mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr sehr ergebener. 3 Sombart, Werner (19.01. 1863-19.05. 1941), Professor für Nationalökonomie. Vgl.: Friedrich Lenger, Werner Sombart 1863-1941. Eine Biographie, München 1994. 4 Beckerath, Erwin von (31.07.1889-23.11.1964). Vgl.: Jürgen Salzwedel/Norbert Kloten, in memoriam Erwin v. Beckerath. Reden gehalten am 02. 11. 1965 bei der Gedenkfeier der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-WilhelmsUniversität Bonn, Bonn 1966. Vgl.: Matthias Ernst Kamp, Nationalökonomen in der Rechtsund Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn, in;: Einweihung des Fakultätsgebäudes der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn 1970, S. 54-65.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger San Remo, den 07. 04. 1929 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Für Ihren freundlichen Brief danke ich erst heute. Es ging meiner Frau i m März sehr schlecht; jetzt können wir wenigstens hoffen, daß sie i m M a i die Operation in der Schweiz (bei Prof. Brunner in St. Gallen) wagen darf. Herrn Konsul Geibel habe ich nicht getroffen, doch hat er mir, auf Ihren Brief hin, sehr liebenswürdig geschrieben. Ich reise morgen nach Rom und etwa am 18. A p r i l nach Berlin zurück. Ich würde gern über München reisen und Sie dort treffen. Sind Sie am 17. od. 18. April (Mittwoch - Donnerstag) dort? Dann steige ich aus und bleibe einige Stunden in München. Vielleicht geben Sie mir nach Rom Nachricht: Roma 26, Via Alessandro Farnese 18, Diakonissinnenheim. Ich freue mich sehr darauf, Sie zu sehen und mit

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Ihnen zu sprechen. Von Berlin aus erhalten Sie meinen Sonderdruck meines Aufsatzes „Der Hüter der Verfassung". Auf Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger, herzliche Grüße auch von Frau Schmitt. Stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 07. 04. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 11.04. 1929 Herrn Professor Dr. Carl Schmitt z. Zt. Roma 26 Via Alessandro Farnese 18 Diakonissinnenheim Lieber Herr Professor, Gottseidank bringt Ihr Brief aus San Remo beruhigende Nachrichten über Ihre Gattin! Ich freue mich nun, Sie nächste Woche hier sehen und sprechen zu können. Ich bin regelmäßig in München. Vielleicht geben Sie mir noch Nachricht, wann sie hier aus Rom ankommen. Ich kann Sie nicht wie manchmal in früheren Zeiten einladen, bei uns zu wohnen, da wir ein volles Haus sind und ich Ihnen nicht die Bequemlichkeit und Ruhe bieten könnte wie früher. Ich hole Sie also entweder an der Bahn ab oder Sie geben mir, wenn Sie installiert sind, telephonisch Nachricht, damit wir gleich eine Zusammenkunft verabreden können. Mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 11. 04. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger 30. 05. 1929 Sehr geehrter Herr Dr. Feuchtwanger, Herr Professor Schmitt bittet Sie, ein geheftetes Exemplar seiner Politischen Romantik auf seine Kosten zu senden an Frau Professor Götz Briefs 1 , BerlinWannsee, Ernst Ringstr. 5 In vorzüglicher Hochachtung gez. A. Kraus 2

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 30. 05. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Romantik. 1 Götz Briefs war seit 1919 verheiratet mit der Oberlehrerin Anna Weltmann, der früheren Leiterin der Sozialen Frauenschule des Katholischen Frauenbundes in Berlin. Vgl.: Hermann A. L. Degener, Wer ist's?, 8. Aufl. Leipzig 1922, S. 185. 2 Kraus, Annie (1900-1991), Sekretärin von Schmitt, trat als Jüdin 1942 zum katholischen Glauben über. Vgl.: Bernhard Gervink, Ungewöhnliche Frau: Annie Kraus gestorben/ Leidgeprüfte Autorin, in: Westfälische Rundschau 29. 03. 1991.

Im Auftrag von Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 04. 06. 1929 Sehr geehrter Herr Dr. Feuchtwanger, Herr Prof. Carl Schmitt lässt Sie bitten, ein Exemplar seines Parlamentarismus (2. Aufl.) senden zu lassen an Herrn Privatdozenten Dr. Gerh. Leibholtz 1 , Berlin Wilmersdorf, Ravensbergerstr. 4 M i t vorzüglicher Hochachtung i.A. A. Kraus 2

Karte, 1 Seite, ms. m. U., 04. 06. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Leibholz, Gerhard (15. 11. 1901 -19. 02. 1982), Jurist, Professor der politischen Wissenschaften und der allgemeinen Staatslehre. Vgl.: Christoph Link, Leibholz Gerhard, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 14 (1985), S. 117 ff. Vgl.: H. H. Klein, Gerhard Leibholz (19011982). Theoretiker der Parteiendemokratie und politischer Denker - ein Leben zwischen den Zeiten, in: Rechtswissenschaft in Göttingen, hrsg. von Franz Loos, 1987, S. 528-547. 2 Kraus, Annie (1900-1991), Sekretärin von Schmitt, trat als Jüdin 1942 zum katholischen Glauben über. Vgl.: Bernhard Gervink, Ungewöhnliche Frau: Annie Kraus gestorben/ Leidgeprüfte Autorin, in: Westfälische Rundschau 29. 03. 1991.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin NW 87,21.06. 1929 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, ich schicke Ihnen in der Anlage einen Brief eines eminenten spanischen Kollegen, Pedroso1, mit der Bitte um Rückgabe. Vielleicht teilen Sie mir Ihre Meinung mit. Könnten Sie veranlassen, dass Herr Pedroso ein Exemplar der beiden gewünschten Bücher erhält? Wie geht es Ihnen gesundheitlich? Ich bin seit langem ohne Nachricht von Ihnen. Meine Frau ist gestern in St. Gallen zum dritten Male operiert worden. Es scheint alles gut gegangen zu sein. Anfang August, wenn die Ferien beginnen, wollte ich dort hinreisen. Vielleicht kann ich dann über München fahren und Sie besuchen, wenn Sie dann nicht auch in den Ferien sind. Herzliche Grüsse Ihres Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, ms. m. U., 21. 06. 1929 - Arcniv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Pedroso, Manuel (Martinez Pedroso, Conde de Pedroso) (1893-1958), Studium des Rechts in Madrid und an einigen deutschen Universitäten. Zwischen 1914-1927 schrieb er viele Artikel für La Nacion de Buenos Aires. 1927 erhielt er einen Lehrstuhl in Sevilla, Mitglied der Kommission zur Ausarbeitung der republikanischen Verfassung 1931, während des Bürgerkrieges Diplomat in Tanger, Warschau und Moskau. Am Endes des Krieges Übersiedlung nach Mexiko, wo er nochmals einen Lehrstuhl für politische Wissenschaften und Staatsrecht übernahm. Vgl.: Diccionario Porrua de Historia, Biografia y Geografia de Mexico, 1965 f. (Archivo Biografico de Espana, Portugal e Iberoameäica 1960-1995 III, 380,2).

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München W 12, 29. 06. 1929 Theresienhöhe 3 c Lieber Herr Professor, vielen Dank für Ihren Brief vom 21. Juni! An Don Pedroso je ein Exemplar Ihrer „Verfassungslehre" und „Diktatur".

1

ging über Leipzig

Wir hatten vor zwei Jahren mit Herrn Professor Roces 2 in Salamanca eine spanische Übersetzung der Institutionen von Sohm3 vereinbart. Vorigen Jahres ist dann die Uebersetzung in sehr guter Aufmachung mit einen schönen Bild des Verfassers in der Biblioteca de la Revista de Derecho Privado in Madrid erschienen. Die Bedingungen waren damals für das 800 Seiten starke Werk 1200 - Mark Pauschale für das Autorisationsrecht. Ich überlasse es Ihnen, in Ihrem Fall die Bedingungen festzusetzen. Das übliche sind 8% vom ausländischen Ladenpreis, zunächst für

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1000 und dann nach Abrechnung. In vorliegendem Fall scheint mir allerdings honoris causa wichtiger als der Geldertrag. Ihrer verehrten Gattin alles Gute! Hoffentlich verläuft die Heilung in St. Gallen so, wie Sie es erhofft haben. Sie haben mir damals von dem grossen Leiden und der grossen Geduld und Fassung Ihrer Gattin so eindrucksvoll erzählt, dass ich mit doppelter Teilnahme von der neuen Operation gehört habe. Ich freue mich immer wieder der tiefen Spuren Ihrer Bücher, auf die man doch auf Schritt und Tritt stösst, wenn auch manchmal diese Wirkung nicht unmittelbar wahrzunehmen ist, sondern mehr unterirdisch und anonym bleibt. Was jüngst Franz Blei 4 in der „Literarischen Welt" über Ihre Verfassungslehre" geschrieben hat, ist zwar in der Sache richtig; es schien mir aber nicht passend, davon in Ankündigungen Gebrauch zu machen, wenn nicht überhaupt taktvolle Reklame ein Widerspruch ist. Ein elendes Geschäft! Die „Politische Romantik" war wohl überhaupt die Anregung zu dem im ganzen sehr guten Buche von Rohden5, „Joseph de Maistre als politischer Theoretiker". Mir klingt Ihr Wort, dass auch die Wissenschaft nur ein Mythos sei, noch immer im Ohr. Ich kann nicht bestreiten, dass Sie recht haben. Aber ich habe doch gelernt Gedankenhaltung und geordnetes ideenhaftes Wissen vom Feuilleton und von der Stoffhuberei zu unterscheiden. Die erste Lieferung des Handbuches des Deutschen Staatsrechts habe ich mit Andacht angeschaut und mich dabei Ihres allgemeinen Urteils erinnert. Es wäre nun doch sehr schön, wenn der schon in einem abgeschlossenen Verlagsvertrag verdichtete Plan von Smend6 eines ausgebauten Lehrbuches des Deutschen Staatsrechts als Nachfolge unseres letzten „Anschütz" 7 zur Wirklichkeit würde. Ich habe daran gedacht, ob nicht auch hier eine grosszügige Kooperation zwischen Ihnen, Smend und vielleicht einem jüngern Assistenten oder Privatdozenten, der den Kitt der Literatur und des Tatsächlichen anbringen könnte, möglich wäre. Ist das eine Utopie? Es wäre sehr schön, wenn Sie auf Ihrer Fahrt Anfang August nach St. Gallen über München kämen. Ich bin voraussichtlich vom 15. August an etwa vier Wochen abwesend. Mit herzlichen Grüssen verbleibe ich wie stets Ihr

Brief, 3 Seiten, ms. o. U., 29. 06. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Pedroso, Manuel (Martinez Pedroso, Conde de Pedroso) (1893-1958), Studium des Rechts in Madrid und an einigen deutschen Universitäten. Zwischen 1914-1927 schrieb er viele Artikel für La Naciön de Buenos Aires. 1927 erhielt er einen Lehrstuhl in Sevilla, Mitglied der Kommission zur Ausarbeitung der republikanischen Verfassung 1931, während des Bürgerkrieges Diplomat in Tanger, Warschau und Moskau. Am Endes des Krieges Übersied-

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lung nach Mexiko, wo er nochmals einen Lehrstuhl für politische Wissenschaften und Staatsrecht übernahm. Vgl.: Diccionario Porrua de Historia, Biografia y Geografia de Mexico, 1965 f. (Archivo Biografico de Espana, Portugal e Iberoameäica 1960-1995 III, 380,2). 2 Roces, Wenceslao (03.02. 1897-28.03. 1992), Professor für römisches Recht an der Universität Mexico, Rechtsphilosoph, der sich für spanische Republik einsetzte, ab 1939 im Exil. Mitglied der Kommunistischen Partei Spaniens, zahlreiche Übersetzungen von Marx u. a. Vgl.: Asociaciön Wenceslao Roces, Archivo Digital Wenceslao Roces, Cronologfa. 3 Rudolf Sohm, Institutionen des Römischen Rechts, 1. Aufl. 1884/17. Aufl. 1928. 4 Vgl.: Franz Blei, Rezension: Carl Schmitt, Verfassungslehre, in: Die literarische Welt Nr. 24 (1929), S. 4. 5 Johann Peter Rohden, Joseph de Maistre als politischer Theoretiker, München 1929. Vgl.: Brief vom 08. 01. 1925. 6 Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07.1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv des öffentlichen Rechts Bd. 112 (1975), S. 1 ff. Vgl.: Axel Freiherr von Campenhausen, Zum Tode von Rudolf Smend, in: Juristenzeitung 1975, S. 621 ff. 7 Anschütz, Gerhard (10.01. 1867-14.04. 1948), Professor für Staatsrecht, Rechtsgeschichte und Kirchenrecht, Verfasser des bekanntesten Kommentars zur Weimarer Verfassung. Vgl.: Hans Nawiasky, Anschütz, Gerhard, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 1 (1953), S. 307.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin NW 87, 30. 07. 1929 Lieber Herr Feuchtwanger, ich habe mich für Ihren letzten Brief und die Zusendung Ihres Aufsatzes „Grundsätzliches zur Forschung über das alte Testament"1 noch nicht bedankt. Ich möchte das hiermit tun und Sie bitten, mir auch die Fortsetzung des Aufsatzes zu schicken. Ich finde ihn ausserordentlich instruktiv, und Sie würden mich sehr falsch verstehen, wenn Sie vermuteten, dass ich die wissenschaftliche Gesinnung und den Habitus der Wissenschaftlichkeit nicht ebenfalls für unumgänglich notwendig halte. Ich hatte gehofft, auf meiner Reise in die Schweiz über München fahren zu können und Sie dort zu treffen. Das ist jetzt leider nicht mehr möglich, und es bleibt mir nichts übrig, als auf eine andere Gelegenheit zu hoffen. Ich werde am 5. August nach St. Gallen fahren, wo meine Frau noch im Kantons-Spital ist, und denke, einige Wochen dort zu bleiben. Zum Glück ist, wie ich höre, in St. Gallen eine sehr schöne Bibliothek. Hätten Sie nicht Lust, eine deutsche Ausgabe einer ganz ausgezeichneten schwedischen Verfassungsgeschichte von Nils Herlitz 2 zu veröffentlichen? Ich kenne sie nur aus Schilderungen und kenne Herlitz als einen der besten HintzeSchüler. Das Buch ist sehr lehrreich und hat den Vorteil, dass es namentlich das 19. und 20. Jahrhundert gründlich behandelt. Die schwedische Ausgabe umfaßt 300 Seiten oktav. In meinem Fach beginnt jetzt die Diskussion über meine VerfasRieß (Hrsg.)

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sungslehre. Ich fürchte, dass ich in den nächsten Jahren immer tiefer in die Kontroversen hineingezogen werde und nicht mehr zu schönen historischen Untersuchungen komme, wie sie mich eigentlich am meisten interessieren. Haben Sie R. Thoma's3 einleitenden Aufsatz zu Nipperdeys4 Grundrechte und Grundpflichten der Deutschen gelesen. Zu meiner Erholung lese ich Vergil 5 und die vielen dicken Bücher, die Eduard Norden 6 dazu geschrieben hat. Es würde mich ausserordentlich interessieren, was Sie von Nordens Buch „Die Geburt des Kindes (1924) halten und ob Sie seinen Konstruktionen das Prädikat der Wissenschaftlichkeit geben würden. Mich beschäftigt das Thema und der Inhalt des von Norden beigebrachten Materials zu sehr, als dass ich diese geschichtlichen Konstruktionen und Rückführungen griechisch untersuchen könnte. Sollte Ihnen gelegentlich gute neuere Literatur zur 4. Ekloge7 begegnen, so teilen Sie mir das doch bitte mit. Diese Ekloge ist seit mehreren Monaten der Gegenstand nicht nur meiner größten Freude und eine unerschöpfliche Quelle der Erholung, sondern auch - aber nur um mein Interesse immer von neuem zu nähren - der Ausgangspunkt einiger philologischer und religionsgeschichtlicher Lektüre. Auf Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger! Mit herzlichen Grüssen stets ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 30. 07. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Ludwig Feuchtwanger, Grundsätzliches zur Forschung über das alte Testament, in: Der Morgen. Monatsschrift der Deutschen Juden 5. Jg. (1929), S. 173 -185, 185-193, 264-279, 600-614. 2 Herlitz, Nils (1888-09.02. 1978), Historiker, Professor für öffentliches Recht, von 1938-1955 Mitglied des Schwedischen Reichstags für die konservative Partei. Vgl.: Marco Pohlman-Linke, Nils Herlitz (1888-1978): Mitgestalter und Mittler Nordischer Rechtskultur (Dissertationsprojekt an der Universität Greifswald). Die Verfassungsgeschichte ist erst 1939 im Verlag C. Hinstorff erschienen. 3 Richard Thoma, (19. 12. 1874-26. 06. 1957), Professor für öffentliches Rechts uind der Staatslehre. Vgl.: Fabian Sösemann, Richard Thoma, in: Mathias Schmoeckel (Hrsg.), Die Juristen der Universität Bonn im „Dritten Reich44, Köln u. a. 2004, S. 556-580. Vgl.: Richard Thoma, Die juristische Bedeutung der grundrechtlichen Sätze der Deutschen Reichsverfassung im allgemeinen, in: Hans Carl Nipperdey (Hrsg.), Die Grundrechte und Grundpflichten der Reichsverfassung. Kommentar zum zweiten Teil der Reichsverfassung, Bd. 1 Berlin 1929, S. 1-54. 4 Vgl.: Hans Carl Nipperdey (Hrsg.), Die Grundrechte und Grundpflichten der Reichsverfassung. 3 Bände, Berlin 1929. 5 Vergil, Publius Vergilius Maro (15. 10. 70 v. Chr. - 21. 09. 19 n. Chr.), römischer Dichter. 6 Eduard Norden, Die Geburt des Kindes. Geschichte einer religiösen Idee, Leipzig 1924 (Nachdruck Darmstadt 1969). 7 4. Ekloge Vergils: In dieser Ekloge wird ein neues, goldenes Zeitalter angekündigt. Vgl.: Michael von Albrecht, Geschichte der römischen Literatur, Bd. 1, Bern 1992, S. 531-564.

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 03. 08. 1929 Lieber Herr Professor, vor Ihrer Abreise nach St. Gallen herzlichen Dank für Ihren Brief und alles Gute Ihrer Gattin und Ihnen selbst für die Ferien. Die „Schwedische Verfassungsgeschichte" von Niels Herlitz 1 kann ich bei dem schwierigen kaufunlustigen deutschen Publikum nicht übernehmen. Thoma's2 Aufsatz zu Nipperdey 3 kenne ich noch nicht. Haben Sie selbst das neueste Heft der „Historischen Zeitschrift" (Bd. 140, Heft 2) mit dem großen Bericht unseres Alfred von Martin 4 über „Neuere RomantikLiteratur" in der Hand gehabt? Die umfassende Literaturbesprechung gruppiert Martin um den Satz (S. 367): „Es kann geradezu als ein Merkmal aller guten, d. h. irgendwie in Tiefen dringenden Bücher über Romantik gelten, dass sie an den fruchtbaren Anregungen Carl Schmitts nicht - interesselos oder doch verständnislos - vorübergehen." Mit der vierten Ekloge Vergils5 und mit Nordens6 Buch „Die Geburt des Kindes" habe ich mich vor zwei Jahren voll Staunen beschäftigt. Sie wissen, dass das Thema auch in Salins7 „De civitate Dei" salinisch behandelt ist. Das beste Buch darüber finde ich immer noch Wilhelm Weber „Der Prophet und sein Gott", eine Studie zur vierten Ekloge Vergils (Hinrichs 1926). Hübsch ist auch Trendelenburg „Kommentar und Einleitung zur vierten Ekloge. Richard Reitzenstein „Die hellenistischen Mysterienreligionen" in der erweiterten dritten Auflage (Täubner 1927), dann aus den Studien der Bibliothek Warburg Band VII: Reitzenstein und Schaeder, Studien zum antiken Synkretismus" (Täubner 1926) befassen sich ganz ausführlich mit Norden und natürlich auch Eduard Meyer 8 in seiner Geschichte der Entstehung des Christentums. Eine unbefangene Betrachtung der Ekloge lehrt, dass die religionsgeschichtliche Forschung zu viel in den Gesang hereingeheimnist hat; Kennern des Alten Orients oder etwa Konstantins des Grossen9 oder Dantes10 drängen sich sehr reizvolle, allzu reizvolle Zusammenhänge auf. Aber das Gedicht ist doch zuerst einmal nur ein Glückwunsch Vergils an den Konsul Pollio 11 als Mäcen der Künste aus dem Jahre 40 v. Chr., sonst nichts, allerdings in einer Form der Vision friedlicher Zeiten mitten in der Unruhe der damaligen kriegerischen Auseinandersetzungen. Ich kann mir keine schönere Beschäftigung in St. Gallen als mit diesen Dingen vorstellen. Hoffentlich führt Sie Ihr Rückweg doch über München, wo ich vom 15. September an wieder ständig bin. Mit herzlichen Grüssen wie stets Ihr 20*

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Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 03. 08. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Herlitz, Nils, Vgl. Brief vom 30. 07. 1929. 2 Vgl.: Richard Thoma, Die juristische Bedeutung der grundrechtlichen Sätze der Deutschen Reichsverfassung im allgemeinen, in: Hans Carl Nipperdey (Hrsg.), Die Grundrechte und Grundpflichten der Reichs Verfassung. Kommentar zum zweiten Teil der Reichs Verfassung, Bd. 1 Berlin 1929, S. 1 -54. 3 Vgl.: Hans Carl Nipperdey (Hrsg.), Die Grundrechte und Grundpflichten der Reichsverfassung. 3 Bände, Berlin 1929. 4 Vgl.: Alfred von Martin, Neuere Romantikliteratur, in: Historische Zeitschrift Bd. 140 (1929), S. 364-377. 5 Vergil, 4. Ekloge Vgl. Brief vom 30.07. 1929. 6 Vgl.: Eduard Norden, Die Geburt des Kindes. Geschichte einer religiösen Idee, Leipzig 1924 (Nachdruck Darmstadt 1969). 7 Salin, Edgar, Civitas Dei, Leipzig 1926, S. 16. 8

Eduard Meyer Ursprung und Anfänge des Christentums, Stuttgart 1921 ff. 9 Konstantin der Große (27. 02. 270/288-337), römischer Kaiser. Vgl.: Manfred Clauss, Konstantin der Große und seine Zeit München 1996. 10 Dante Aligheri (15. 05./15. 06. 1265-13./14. 09. 1321), Schriftsteller und Philosoph. Vgl: G. Petrocchi, Vita di Dante, Bari 1984. Vgl.: Antonio Altomonte, Dante. Eine Biographie, Reinbek 1987. 11 Gaius Asinius Pollio (76 v. Chr.-5 n. Chr.), Politiker, Dichter und Historiker. Vgl.: Jean Andre, La vie et Toeuvre d'Asinio Pollion, Paris 1949.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 06. 08. 1929 Professor Dr. Carl Schmitt z. Zt. St. Gallen Kantonspital, Chirurg. Abt. Lieber Herr Professor, ich schrieb Ihnen noch am Samstag, den 3. ds. nach Berlin einen Brief, der sich mit Ihrem Brief vom Sonntag gekreuzt hat. Ich schreibe gleich an Professor Bilfinger Hinweis sehr dankbar.

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nach Halle und bin Ihnen für diesen

M i t herzlichen Grüssen und Wünschen Ihnen Beiden Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 06. 08. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. i Bilfinger, Carl (21. 07. 1897-02. 12. 1958), Professor für öffentliches Recht und Völkerrecht, 1933 Mitglied der NSDAP, 1934 Mitglied der Akademie für Deutsches Recht, 1945

Briefwechsel 1918-1935 entlassen, 1949 Berufung nach Heidelberg, ab 1950 Senator und Vorsitzender der MaxPlanck-Gesellschaft. Vgl.: Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003, S. 49.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Madrid, 25. 10. 1929 Hotel Nacional Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, den beigefügten Zeitungsartikel 1 fand ich zufällig gestern Abend und benutze ihn als Anlaß, Sie zu fragen, wie es Ihnen geht und ob ich hoffen kann, Sie im Winter in Berlin zu sehen. Auf meiner Rückreise von St. Gallen konnte ich leider nicht nach München kommen, weil ich gleich nach Westfalen reisen mußte. Mitte Oktober war ich in Barcelona und dann in Madrid. In einigen Tagen reise ich nach Paris, am 4. November soll ich wieder in Berlin sein. Hier traf ich mehrmals Pedroso2, der ein entzückender Mensch ist und, wie er mir versichert, sowohl die „Diktatur" wie die „Verfassungslehre" übersetzt. In welchem Tempo kann ich natürlich nicht fragen, ist wohl auch nicht so wichtig. Ich freue mich sehr darauf, mit Ihnen zu sprechen und Sie zu hören. Dieses Jahr war unruhig für mich und sehr reich an Eindrücken und neuen Bekanntschaften. Aber alles dient meiner Begrifflichkeit als Nahrung und deshalb fühle ich mich nicht heruntergekommen. Auf Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger, herzliche Grüße Ihres alten Carl Schmitt Die beilegende]. Karte bitte ich einem gebundenen]. E[xem]pl[ar]. meiner Pol [irischen]. Romantik beifügen zu wollen, das an Frau Hertha v[on]. Tag, Frankfurt a.M., Niddastr. 32 geschickt werden möge.

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 25. 10. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vicente Gay, La Ciencia y la Constituciön. El constitucionalismo moderno, in: La Nacion 24. 10. 1929, S, 1. 2 Pedroso, Manuel (Martinez Pedroso, Conde de Pedroso) (1893-1958), Studium des Rechts in Madrid und an einigen deutschen Universitäten. Zwischen 1914-1927 schrieb er viele Artikel für La Nacion de Buenos Aires. 1927 erhielt er einen Lehrstuhl in Sevilla, Mitglied der Kommission zur Ausarbeitung der republikanischen Verfassung 1931, während des Bürgerkrieges Diplomat in Tanger, Warschau und Moskau. Am Endes des Krieges Übersiedlung nach Mexiko, wo er nochmals einen Lehrstuhl für politische Wissenschaften und Staatsrecht übernahm. Vgl.: Diccionario Porrua de Historia, Biografia y Geografia de Mexico, 1965 f. (Archivo Biografico de Espana, Portugal e Iberoameäica 1960-1995 III, 380,2).

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Briefwechsel 1918-1935

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 12. 11. 1929 Lieber Herr Professor, für Ihren Brief aus Madrid vom 25. Oktober wollte ich Ihnen erst danken, wenn sie wieder richtig in Berlin Fuss gefasst haben. Ueber Ihren grossen Erfolg in Barcelona sprach ich jüngst mit Dr. Löwenstein 1 und freute mich um so mehr mit dem Zeitungsartikel aus der „Nacion" 2 . Warum schrieben Sie mir nicht, dass Sie in Barcelona einen Vortrag gehalten haben3? Hoffentlich bekomme ich von Ihnen recht bald persönliche Schilderungen Ihrer spanischen Eindrücke. Jedes Ihrer Bücher war, wie man beobachten konnte, etwas, auf das man nicht nur am Anfang hörte, sondern das sich auch auf die Dauer durchsetzte und nachhaltig überall, wirkte. Sie könnten sich danach, ohne jemals wieder eine Zeile zu schreiben, auf Ihren Lorbeeren ausruhen. Aber ich weiss, das wollen sie nicht; Ihre Lebensbeteiligung und dass Sie Ihre Gedanken noch nicht zur hierarchischen Einordnung abgegeben haben, ist für mich das untrügliche Zeichen, dass wir über Jahr und Tag wieder vor ein Opus von Ihnen geführt werden, das sich sehen lassen kann. Dass Ihnen heute in der ewigen, völlig gleichgültigen Debatte die Lust dazu abgeht, fühle ich Ihnen nach. Mit Professor Bilfinger 4 haben wir seinerzeit abgeschlossen; er hat uns sein Manuskript über die Reichsreform bis spätestens 1. Februar zugesagt. An Frau von Tag 5 ging das gebundene Exemplar der „Politischen Romantik" am 28. Oktober von hier aus mit Ihrer Dedikationskarte ab. Der kleine Aufsatz 6 in der Anlage soll Ihnen zeigen, dass ich streng eingespannt bleibe und mich nicht mehr viel am „Leben" beteilige. Ich hoffe im ersten Viertel des nächsten Jahres einmal nach Berlin zu kommen. Sicher ist es nicht. Ich freue mich dann ganz besonders darauf, mich mit Ihnen länger zu unterhalten. Mit herzlichen Grüssen und Wünschen für das Semester bin ich Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 12. 11. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Löwenstein, Karl (09. 11. 1891-10. 07. 1973), von 1919-1933 Rechtsanwalt in München. Vgl.: Peter Badura, Karl Loewenstein - Staat und Verfassung: Die Kontrolle politischer Macht, in: Peter Landau / Hermann Nehlsen (Hrsg.), Große jüdische Gelehrte an der Münchener Juristischen Fakultät, Ebelsbach 2001, S. 32-44 (Abhandlungen zur Rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung Bd. 84). 2 Vicente Gay, La Ciencia y la Constituciön, in: La Nacion 24. 10. 1929, S. 1.

Briefwechsel 1918-1935 3 Vgl.: Carl Schmitt, Die europäische Kultur im Zwischenstadium der Neutralisierung, in: Europäische Revue 5. Jg. (1929), S. 517-530, auch in: ders.: Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 138-150 (unter dem Titel: Das Zeitalter der Neutralisierungen und Entpolitisierungen. 4 Bilfinger, Carl (21. 07. 1897-02. 12. 1958), Professor für öffentliches Recht und Völkerrecht. Ein solches Buch ist bei Duncker & Humblot nicht nachzuweisen. Carl Bilfinger, 1933 Mitglied der NSDAP, 1934 Mitglied der Akademie für Deutsches Recht, 1945 entlassen, 1949 Berufung nach Heidelberg, ab 1950 Senator und Vorsitzender der Max-Planck-Gesellschaft. Vgl.: Klee, Ernst, Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003, S. 49. 5

Zu Frau Hertha von Tag, Frankfurt a.M., konnte nichts ermittelt werden.

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Vgl.: Ludwig Feuchtwanger, Das Bild Moses Mendelssohns bei seinen Gegnern bis zum Tode Hegels. Ein Beitrag zum Neuaufbau der geistigen Gestalt Mendelssohns, in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland 3 (Oktober 1929), S. 213-232 (jetzt auch in: Ludwig Feuchtwanger, Gesammelte Aufsätze zur jüdischen Geschichte, hrsg. von Rolf Rieß, Berlin 2003, S. 17-43.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 18. 11. 1929 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, herzlichen Dank für Ihren Brief vom 12. November 1929. Sie kennen nicht nur meine Bücher, sondern auch mich selber sehr gut, und es macht mir eine besondere Freude, dass Sie mit solchen Erwartungen von mir sprechen. Ich habe in dem letzen Jahr einige Aufsätze und Vorträge zustande gebracht, die als solche gut sind und, was viel wichtiger ist, auch den Weg zu einer systematischen Zusammenfassung nicht verbauen. Die Menge des Materials und der Anschauung, die sich in Berlin bietet, ist so ausserordentlich gross, dass ich zunächst nur in der fragmentarischen Form von Aufsätzen und Vorträgen darauf reagiert habe. Einiges davon ist veröffentlicht, wie der Hüter der Verfassung, der einen höchst merkwürdigen Erfolg bei allen Parteien und überraschende praktische Wirkungen gehabt hat, und von dem ich sehr bedauere, dass ich ihn nicht als Broschüre bei Ihnen veröffentlicht habe. Das Merkwürdige, beinahe schon Beunruhigende liegt darin, dass Stahlhelm-Juristen, Zentrumsleute (vgl. Hochland Nov. 1929), die Vossische Zeitung, Sozialdemokraten (wie Franz Neumann, der Verfasser der interessanten Schrift über die politische und nationale Bedeutung der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung), der Reichskanzler Luther in einer dieser Tagen erscheinenden Publikation des Erneuerungsbundes, kurz die heterogensten Figuren una voce begeistert zustimmen1. Das kann nicht gut enden. Für sehr gelungen halte ich den Aufsatz „Das Reichsgericht als Hüter der Verfassung" in der Reichsgerichtsfestschrift 2 der juristischen Fakultät. Ein Sonderdruck meines Vortrages von Barcelona: „Die europäische Kultur im Zwischenstadium der Neutralisierung" geht Ihnen dieser Tage zu. Ausserdem werden noch einige Vorträge demnächst erscheinen.

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Der Vortrag über Donoso Cortes 3 in Madrid wird nur spanisch veröffentlicht. Ich habe Ihnen, wenn ich nicht irre, schon mitgeteilt, dass Pedroso 4 einen ausgezeichneten Eindruck macht, und sein und seiner Schüler Interesse für meine Publikationen sehr groß zu sein scheint. Vielleicht reise ich nächstes Jahr noch einmal nach Spanien. Für Ihren Aufsatz über Moses Mendelssohn 5 und seine Gegner danke ich Ihnen sehr. Ich habe sehr viel daraus gelernt und wieder einmal Ihre Sachkenntnis und gelehrte Objektivität bewundert. Haben Sie Carl Brinkmann 6 ein Exemplar geschickt? Ich glaube, er ist einer der verständnisvollsten Leser. Ueber seine Besprechung des de Maistre-Buches von Peter Rohden i m Heft 44 der deutschen Literaturzeitung 7 habe ich mich wieder sehr gefreut. Das Buch Landshut, Kritik der Soziologie 8 habe ich erhalten, aber noch nicht gelesen; es würde mich interessieren, ob er sich, als er sich an den Verlag wandte, auf mich berufen hat. A u f Ihren Berliner Besuch freue ich mich sehr. Seit drei Tagen ist meine Frau wieder zu Hause, nachdem sie ein und einviertel Jahr in Italien und der Schweiz in Kliniken gelebt hat. Es geht ihr verhältnismässig gut, doch muss sie noch sehr vorsichtig sein. M i t herzlichen Grüssen und Empfehlungen, stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 3 Seiten, ms. m. U., 18. 11. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Neumann, Franz (23. 05. 1900-02. 09. 1954), Professor für Politikwissenschaft, der mit dem Buch „Behemoth" eine grundlegende Analyse des Nationalsozialismus lieferte. Vgl.: Alfons Söllner, Franz Neumann zur Einführung, Hannover 1982. Vgl.: R. Venter, Der Hüter der Verfassung, in: Hochland 27. Jg. (1929/30), S. 176-179. Vgl.: Anonym, Der Hüter der Verfassung, Staatsgerichtshof oder Reichspräsident, in: Vössische Zeitung Nr. 262 (02. 11. 1929), o. S. Vgl.: Franz Neumann, Gegen ein Gesetz zur Nachprüfung der Verfassungsmäßigkeit von Reichsgesetzen, in: Die Gesellschaft. Internationale Revue für Sozialismus und Politik 6. Jg. (1929), Bd. 1, S. 517-536. 2 Vgl.: Carl Schmitt, Das Reichsgericht als Hüter der Verfassung, in: Die Reichsgerichtspraxis im deutschen Rechtsleben - Festgabe der juristischen Fakultäten zum 50jährigen Bestehen des Reichsgerichts Bd. 1, Berlin 1929, S. 154-178 (auch in: Carl Schmitt, Verfassungsrechtliche Aufsätze aus den Jahren 1924- 1954. Materialien zu einer Verfassungslehre, Berlin 1958, S. 63-109). 3 Vgl.: Carl Schmitt, Donoso Cortes, su posiciön en la historia de la filosofi'a del Estado europeo, Madrid 1930 (später auch in: Carl Schmitt, Donoso Cortes in gesamt-europäischer Interpretation - Vier Aufsätze, Köln 1950. 4 Pedroso, Manuel (Martinez Pedroso, Conde de Pedroso) (1893-1958), Studium des Rechts in Madrid und an einigen deutschen Universitäten. Zwischen 1914-1927 schrieb er viele Artikel für La Nacion de Buenos Aires. 1927 erhielt er einen Lehrstuhl in Sevilla, Mitglied der Kommission zur Ausarbeitung der republikanischen Verfassung 1931, während des Bürgerkrieges Diplomat in Tanger, Warschau und Moskau. Am Endes des Krieges Übersiedlung nach Mexiko, wo er nochmals einen Lehrstuhl für politische Wissenschaften und Staatsrecht übernahm. Vgl.: Diccionario Porrua de Historia, Biografia y Geografia de Mexico, 1965 f. (Archivo Biografico de Espana, Portugal e Iberoameäica 1960-1995 III, 380,2).

Briefwechsel 1918-1935 5 Vgl.: Ludwig Feuchtwanger, Das Bild Moses Mendelssohns bei seinen Gegnern bis zum Tode Hegels. Ein Beitrag zum Neuaufbau der geistigen Gestalt Mendelssohns, in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland 3 (Oktober 1929), S. 213-232 (jetzt auch in: Ludwig Feuchtwanger, Gesammelte Aufsätze zur jüdischen Geschichte, hrsg. von Rolf Rieß, Berlin 2003, S. 17-43. 6 Brinkmann, Carl (19.03.1885-20.05.1954), Soziologe. Vgl.: Heiko Körner, Carl Brinkmann. Eine wissenschaftsbiographische Skizze, in: Reinhart Blomert/Hans Ulrich Eßlinger/Norbert Giovannini (Hrsg.), Heidelberger Sozial- und Staatswissenschaften. Das Institut für Sozial- und Staatswissenschaften zwischen 1918 und 1958, Marburg 1997, S. 159161. Vgl. die Briefe vom 27. 06. 1924 und 01. 11. 1924. 7

Vgl.: Carl Brinkmann, Rezension: Peter Rohden, Joseph de Maistre als politischer Theoretiker, in: Deutsche Literaturzeitung 50 Jg. (1929), Sp. 2111-2114. 8 Siegfried Landshut, Kritik der Soziologie. Freiheit und Gleichheit als Ursprungsproblem der Soziologie, München/Leipzig 1929.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin N W 87, ohne Datum (Eingangsstempel 26. 11. 1929) Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Haben Sie Prof. Dr. Karl Eschweiler 1 in Braunsberg (Akademie) Ihren Aufsatz über M[oses]. Mendelssohn 2 geschickt? Bitte tun Sie es doch und bitten Sie ihn um seine Sailer-Arbeit 3 (Manuskript seiner Bonner Habilit[ations]. Schrift), die Sie (nicht als Verleger, sondern als Autor Ihrer S[eite]. 2 2 7 / 8 ) 4 interessieren wird, unter Berufung auf mich. Noch eins: Kelsens Normativismus und Identifizierung von Staat und Gesetz 5 ist doch nur möglich, wenn man eben nicht i m Staat, sondern „ i m Gesetz" lebt. Gesetz, das kann oder konnte die Thora sein, aber wohl kaum das BGB. Haben Sie die bei Fischer eben erschienenen Briefe von Hugo B a l l 6 gelesen? Bitte schreiben Sie mir Ihre Meinung darüber, gelegentlich. Ihr Mendelssohn-Aufsatz ist sehr schön und bedeutend; ich habe gestern den ganzen Abend mit einem guten jungen katholischen Literarhistoriker darüber gesprochen (Dr. Paul Adams) 7 . Herzlich Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 26. 11. 1929 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Eschweiler, Karl (05. 09. 1886-30. 09. 1936), katholischer Theologe, Professor für systematische Theologie. Vgl.: Joachim Drumm, Eschweiler, Karl, in: Lexikon für Theologie und Kirche Bd. 3, 3. Aufl., hrsg. von Walter Kasper u. a., Freiburg 1995, S. 882. 2 Vgl.: Ludwig Feuchtwanger, Das Bild Mendelssohns bei seinen Gegner und bis zum Tode Hegels, in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland 3 (Oktober 1929),

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S. 212-232, auch in: Ludwig Feuchtwanger, Gesammelte Aufsätze zur jüdischen Geschichte, hrsg. von Rolf Rieß, Berlin 2003, S. 17-43. 3 Vgl.: Karl Eschweiler, Die Erlebnistheologie Johann Michael Sailers als Grundlegung des theologischen Fideismus in der vorvatikanischen Theologie. Ein ideengeschichtlicher Beitrag zur theologischen Erkenntnislehre, Habilitationsschrift Bonn 1922. 4 Dort heißt es: „Bleiben noch zwei in ihren Beziehungen zu M[endelssohn]. bisher ganz unbeachtet ebenbürtige scharfe Gegner und große Verehrer M[endelssohn'sJ. zugleich: Johannes von Müller und Johann Michael Sailer. Aus der Gegenüberstellung M[endelssohn's]. mit jedem dieser beiden aufgeklärten Aufklärungsfeinde, zwei Persönlichkeiten größten Ausmaßes - wozu ein reiches noch auszuschöpfendes Material teilweise schon vorliegt, teilweise in einiger Zeit zusammengetragen sein wird - kann man sich eine Erhellung der irrationalen Seite der Gestalt M[endelssohn's]. erwarten wie sie, nach einer ganz anderen Richtung nur noch von Hamanns und Herders Mißverständnis gekommen ist". ... „An diesem Geist und an Sailers unbestechlichem Sinn für alles, was sich zu seiner Zeit an echten und eigentümlichen geistigen Kräften regte, wird sich auch die geistesgeschichtliche Situation von Mendelssohn]. weiter klären. Es wird sich an dem Verhältnis der Beiden zu M[endelssohn]. herausstellen, daß der Begriff „Aufklärung" für die tiefere Erkenntnis ihrer angeblichen Vertreter genau so unbrauchbar ist wie der Begriff der „Romantik". Johann Michael Sailer, der mit 30 Jahren, als die „Kritik der reinen Vernunft" (1781) erschien, schon „pensionierter" Dogmatik-Professor der Universität Ingolstadt war und als Bischof von Regensburg 1832 die Augen schloß, hat als einziger katholischer Theologe seiner Zeit die Verbindung mit der allgemeinen deutschen Kultur hergestellt und zeitlebens aufrechterhalten. Er hat sich mit dem Vernunftglauben M[endelssohn's]. am eigenartigsten auseinandergesetzt. „Mit Sailer erscheint ein neuer Typ katholischer und christlicher Frömmigkeit". Auch Sailer hatte wie M[endelssohn]. bis heute unter der Ungerechtigkeit einer Identifizierung mit der „religionsfeindlichen Aufklärung" zu leiden. Und doch ist an seine Ideen in Wahrheit die religiöse Erneuerung des Katholizismus geknüpft. „Vor dem Stolz des Wissens ist er nicht zurückgetreten, sondern hat seinen Ansprüchen auf den Grund gesehen; keiner Idee ist er furchtsam zur Seite ausgewichen besonnen und ruhig hat er, wenn auch bisweilen verkannt, in Einfalt und Liebe wie die Geister so die Herzen sich bezwungen". M[endelssohn]. war ein echter Geistesverwandter Sailers. Das reiche verzweigte Werk dieses Kirchenfürsten und Ketzers, besonders die bevorstehende Sammlung seiner ungewöhnlich ausgedehnten Briefwechsels mit den Besten der Zeit, wird mit das wahre Wesen M[endelssohn's]. enthüllen helfen.." ... Vgl.: Ludwig Feuchtwanger, Das Bild Mendelssohns bei seinen Gegner bis zum Tode Hegels. Ein Beitrag zum Neuaufbau der geistigen Gestalt Mendelssohns, in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland 1. Jg. (1929), S. 227 f. (auch in: Ludwig Feuchtwanger, Gesammelte Aufsätze zur jüdischen Geschichte, hrsg. von Rolf Rieß, Berlin 2003, S. 36 f.). 5 Vgl.: Hans Kelsen, Reine Rechtslehre, 2. Aufl. Wien 1960, S. 148 und 278. 6 Vgl.: Emmy Ball-Hennings, Hugo Ball. Sein Leben in Briefen und Gedichten, mit einem Vorwort von Hermann Hesse, Berlin 1930. 7 Adams, Paul (1894-1961), Literaturhistoriker, später Redakteur der Kulturbeilage der Germania „Das neue Ufer" und ab 1934 Redakteur beim Rundfunk in München. Vgl.: Piet Tommissen, Briefe an Carl Schmitt. Eine erste Auswahl, in: Schmittiana III, hrsg. von Piet Tommissen, Brüssel 1991, S. 117 f.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger o. O., 19.01. 1930 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, gestern habe ich in der Handels-Hochschule bei der Reichsgründungsfeier die Festrede gehalten, über Hugo Preuß und seine Stellung in der deutschen Staatslehre 1. Um das (gut ausgearbeitete) Manuskript wurde ich seit der Ankündigung der Rede, wie das in Berlin üblich ist, oft antelephoniert; wahrscheinlich wird es im Märzheft der Neuen Rundschau als Spitzen-Aufsatz erscheinen, wozu sehr verschiedenartige Erwägungen mich veranlaßt haben. Mohr 2 möchte den Vortrag in seiner Reihe Staat und Recht drucken, etwa 4 - 6 Wochen nach dem Erscheinen in der Zeitschrift. Dr. Siebeck3 will mich dieser Tage in Berlin aufsuchen. Hoffentlich haben Sie vom Standpunkt Ihres Verlages nichts dagegen einzuwenden. Als Heft in Ihrer Sammlung „Wissenschaftliche Abhandlungen aus Politik" etc. ist der Vortrag wohl nicht geeignet; ich dachte öfters daran, wenn Sie es wünschen, für diese Sammlung eine Abhandlung, „Parteienstaat und neutraler Staat" zu schreiben. Geben Sie mir bitte, wenn auch nur mit einem Wort, bald Nachricht. Wie steht es mit meiner Verfassungslehre? Im letzten Jahr hat sich mein staatstheoretischer Horizont sehr erweitert, namentlich durch den Umgang mit Leuten wie Popitz4, aber auch vielen andern, die man in Berlin leicht kennen lernen kann. Die Situation in meinem Fach „Staatsrecht" ist grotesk; spätere Betrachter werden meine Übersiedlung an die Handelshochschule als einen Beweis enormer Klugheit und Überlegenheit betrachten; die Stellung der Universitätsjuristen ist jämmerlich; dieselbe Abhängigkeit wie unter Wilhelm II., nur daß es jetzt eine Pluralität von Parteibonzen ist, vor denen sie zittern. Das Jahrbuch des Staatsrechts 5, das Anschütz und Thoma bei Mohr herausgeben, ist für das Niveau symptomatisch; lesen Sie nur die schon fast kretinösen Äußerungen des armen Thoma über Demokratie 6, etc. etc. Dagegen ist doch Laband7 ein Mordskerl an politischer Vitalität. Ich kenne jetzt die Geschichte der deutschen Staatslehre und kann urteilen. Es ist heute das dümmste an Restauration, was es jemals in der deutschen Wissenschaft gegeben hat, und die Denunzianten der Jahre 1815-1848 sind überholt und übertrumpft. Ich schreibe das nicht in Verzweiflung, gar nicht, aber das ist der Vordergrund. Haben Sie meinen Barcelona-Vortrag 8 erhalten? Was arbeiten Sie sprachgeschichtlich? Ist es in München zum Aushalten? Kann ich eine bei Ihnen erschienene Abhandlung Schmollers über Hugo Preuß9 bekommen? Haben Sie die Briefe von Hugo Ball gelesen, die Emmy Hennings10 herausgegeben hat? (Mit der unheimlichen Charakterisierung Max Schelers?11). Vor allem: Wann kommen Sie nach Berlin? Wir freuen uns sehr darauf; kommen Sie nur nicht am 7. 8. oder 9. Februar, dann bin ich verreist, sonst immer zu Ihrer

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Verfügung. Ich möchte Sie sehr vieles fragen, und die Fragen dieses Briefes sind nur Symptome dieses allgemeinen Wunsches. Mit den besten Grüßen bleibe ich stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 3 Seiten, hs. m. U., 19. Ol. 1930 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Hugo Preuss in der deutschen Staatslehre, in: Die Neue Rundschau 41. Jg. (1930), Bd. 1, S. 290-303. Vgl.: Carl Schmitt, Hugo Preuß; sein Staatbegriff und seine Stellung in der deutschen Staatslehre, in: Recht und Staat Heft 72, Tübingen 1930. 2 Verlag Siebeck und Mohr, Tübingen. Vgl.: Silke Knappenberger, Verlagspolitik und Öffentlichkeit. Ein wissenschaftlicher Verlag (J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)) im frühen 20. Jahrhundert, (Diss.Tübingen 1997) Wiesbaden 2002. 3 Siebeck, Oscar (29. 07. 1880-24. 02. 1936), Verlagsleiter der Firma J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), führte von 1913-1920 die Berliner Filiale, von 1920 bis 1936 zusammen mit seinem Bruder Werner das Gesamtunternehmen. Für diese Angaben danke ich Frau Susanne Dalchow vom Verlag Mohr Siebeck. 4

Popitz, Johannes (02. 12. 1884-02.02. 1945), Finanzwissenschaftler und Finanzpolitiker. Vgl.: Gerhard Schulz, Popitz, Johannes, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 20 (2001), S. 620 ff. Vgl.: Lutz-Arwed Bentin, Johannes Popitz und Carl Schmitt, München 1972. 5 Gerhard Anschütz/Richard Thoma, Handbuch des Deutschen Staatsrechts, 2 Bände, Tübingen 1930. 6 Vgl.: Richard Thoma, Das Reich als Demokratie, in: Gerhard Anschütz/Richard Thoma, Handbuch des Deutschen Staatsrechts, Bd 1, Tübingen 1930, S. 186-200. 7 Laband, Paul (24. 05. 1838-23. 03. 1918), berühmtester Staatsrechtswissenschaftler des Kaiserreichs, dessen Lehre und Methodik galten aber zur Zeit der Weimarer Republik als völlig veraltet. Vgl.: Maximilian Herberger, Logik und Dogmatik bei Paul Laband. Zur Praxis der sogenannten juristischen Methode im „Staatsrecht des Deutschen Reiches", in: Wissenschaft und Recht der Verwaltung seit dem Ancien Regime, hrsg. von E. V. Heyen, Frankfurt am Main 1984 (Jus Commune Sonderheft 21), S. 91 -104. 8 Vgl.: Carl Schmitt, Die europäische Kultur im Zwischenstadium der Neutralisierung, in: Europäische Revue 5. Jg. (1929), S. 517-530, auch in: ders.: Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 138-150 (unter dem Titel: Das Zeitalter der Neutralisierungen und Entpolitisierungen). 9 Vgl.: Gustav Schmoller, Waither Rathenau und Hugo Preuß. Die Staatsmänner des Neuen Deutschland, München 1922. 10 Vgl.: Emmy Ball-Hennings, Hugo Ball. Sein Leben in Briefen und Gedichten, Frankfurt am Main 1991 (Erstauflage bei S. Fischer Verlag Berlin 1929), hier zitiert nach Frankfurtam Main 1991, S. 59 f. Darin heißt es über Scheler in einem Brief vom November 1917: „Gestern kam noch ein Ereignis: die befreundete Großmacht, die Hexe von Endor, der Magier aus Thum, unser lieber Bloch telefonierte mir, daß Scheler in Bern ist. Und wir verabredeten und trafen uns zusammen im Cafe. Stell Dir einen Totenkopf vor mit blauen Sadistenaugen. Dann hast Du Scheler. Einen verwesenden Menschen kannst Du Dir nicht leicht denken. Er erzählte Plattitüden und Literaturanekdoten. Man muß aber sein Gesicht sehen dabei, sein Mienenspiel. Haß, Ekel, katholische Schwärmerei, ludendorfscher Sadismus, das alles gibt sich in seinem Gesicht ein Stelldichein. Er kommt aus Wien, hat eine Tochter Metternichs, Bischöfe, Generäle, Blei, Kraus - alles im Gefolge. Ich suchte ihn ein wenig festzulegen. Aber das kannte er wohl schon. ... Scheler erzählte uns von Berlin, von Rathenau und Erzberger usw. Es gibt vielleicht heute keinen verdorbeneren Menschen als Scheler und das will doch etwas heißen. Bloch sagte ihm die derbsten Despektierlichkeiten ins Gesicht und auch

Briefwechsel 1918-1935 ich hatte mich bald zu einem größeren Relief entschlossen. Scheler lächelt nur: „Was wollen Sie, meine Herren? Relativitäten. ... Die Kirche wird stehen bleiben, wenn rings alles zusammenpurzelt." Er nimmt sich das Recht zu verwesen nach seinem Geschmack - in der Kirche. Als Katholik. Und die Kirche hat einen guten Magen. Sie wird noch tausend Schelers vertragen. Das ist sein Postament. Er sagte mir interessante Dinge von Blei und von Borchardt, dem es gelungen sein soll, mit einer Ode Ludendorf zu Tränen zu rühren. Das ist ohne Zweifel der erste Schritt aus unserem altpreußischen Generalstab perfekte Jesuiten zu machen ".

n Scheler, Max (22.08. 1874-19. 05. 1928), deutscher Philosoph, Phänomenologe. Vgl.: Wilhelm Mader, Max Scheler, 2. Aufl., Reinbek 1995. Vgl.: Wolfhart Henckmann, Max Scheler, München 1998.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 18. 02. 1930 Lieber Herr Professor, ich bin in Ihrer Schuld und habe Ihnen noch nicht für Ihre beiden letzten Briefe gedankt. Das kam daher, dass ich Ihnen ausführlich über eine Reihe von Angelegenheiten schreiben wollte. Ich muss es auch heute noch verschieben, weil mir i m Augenblick die dazu nötige Sammlung fehlt und ich Ihre Zeilen und wichtigen Bemerkungen nicht „erledigen", sondern darauf eingehen möchte. Ich hoffe sicher, in diesen Tagen zu Ende des Wintersemesters soweit zu sein. Vorallem möchte ich Ihnen vielmals für den Vortrag in Barcelona 1 danken; auf die Veröffentlichung Ihrer Rede über Hugo Preuss, die für die „Neue Rundschau" 2 angezeigt ist, bin ich sehr begierig. Einstweilen mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 18. 02. 1930 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Die europäische Kultur im Zwischenstadium der Neutralisierung, in: Europäische Revue 5. Jg. (1929), S. 517-530, auch in: ders.: Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 138-150 (unter dem Titel: Das Zeitalter der Neutralisierungen und Entpolitisierungen. 2 Vgl.: Carl Schmitt, Hugo Preuss in der deutschen Staatslehre: Die Neue Rundschau 41. Jg. (1930) Bd. 1,S. 290-303.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger o. O., o. D. (Poststempel: Berlin NW, 21. 02. 1930) Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, besten Dank für Ihren freundlichen Brief! Ich freue mich auf Ihre Nachrichten. Kommen Sie nicht selbst nach Berlin (wie Sie es in Aussicht gestellt hatten)? Darf ich Sie an die Schrift von Schmoller über Hugo Preuss1 erinnern? Schließlich: Haben Sie den Aufsatz von Eugenio d'Ors über meine Politische]. Romantik in den Nouvelles Litteraires vom 15.2. 19302 gelesen? Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U., 21. 02. 1930 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Gustav Schmoller, Walther Rathenau und Hugo Preuß. Die Staatsmänner des Neuen Deutschland, München 1922. 2 Vgl.: Eugenio D'Ors, Carl Schmitt, in: Les Nouvelles Litteraires (Paris) 15. 02. 1930. Zu Eugenio d'Ors (1881 -1954), Philosoph und Essayist. Vgl.: Montserrat Herrero (Hrsg.), Carl Schmitt und Alvaro d'Ors Briefwechsel, Berlin 2004, S 60 ff.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin NW 87, 06. 04. 1930 Lieber Herr Doktor Feuchtwanger! Meine Erwartung und Hoffnung, Sie in diesem Winter oder Frühjahr in Berlin zu sehen, hat sich nicht erfüllt. Das tut mir leid, denn ich hätte mich sehr gefreut, Sie wiederzusehen und hätte auch gern mit Ihnen über einige allgemeine und besondere Dinge gesprochen. Hoffentlich geht es Ihnen gut und Sie sind mit Ihrer Gesundheit und Ihrer Arbeit zufrieden. Sie hatten mir einen Brief in Aussicht gestellt, den ich aber nicht erhalten habe. Ich habe deshalb das Manuskript meiner kleinen Broschüre über Hugo Preuss1 dieser Tage an Siebeck2 in Tübingen abgeschickt, da ich annehmen musste, dass Sie kein Interesse mehr daran haben. Siebeck hat mich auch gebeten, eine etwaige weitere Ausarbeitung der Broschüre zu einer Geschichte des deutschen Staatsrechts seit 1848 bei ihm zu veröffentlichen, was ich versprochen habe, wobei beide Teile sich darüber klar waren, dass ich vorläufig wenig Zeit dafür finden werde. Ich bin in Berlin mit aktuellen Arbeiten sehr bedrängt, und wenn mich etwas darüber hinaus noch interessiert, so ist es meine Verfassungslehre. Ich hatte mir vor längerer Zeit erlaubt, deswegen bei Ihnen anzufragen. Vielleicht geben Sie mir einmal Nachricht, damit ich in der Lage bin, konkretere Überlegungen anzustellen. Ich bleibe mit herzlichen Grüssen und den besten Wünschen stets Ihr Carl Schmitt

Briefwechsel 1918-1935 Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 06. 04. 1930 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Hugo Preuß - Sein Staatsbegriff und seine Stellung in der deutschen Staatslehre, Tübingen 1930 (= Recht und Staat in Geschichte und Gegenwart Heft 72). 2 Verlag Siebeck, Verleger Siebeck, Oscar (29. 07. 1880-24. 02. 1936), Verlagsleiter der Firma J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), führte von 1913-1920 die Berliner Filiale, von 1920 bis 1936 zusammen mit seinem Bruder Werner das Gesamtunternehmen. Für diese Angaben danke ich Frau Susanne Dalchow vom Verlag Mohr Siebeck.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 12. 04. 1930 Lieber Herr Professor! Vielen Dank für Ihren Brief, der mir eine strenge Mahnung war. Ich habe leider Ihren letzten Aufsatz in der „Neuen Rundschau", der Ihre Rede bei der Verfassungsfeier enthielt, noch nicht gelesen1. Dagegen war mir die wiederholte Lektüre Ihrer Rede in Barcelona2 ein Genuss. Der »Pluralismus der kulturellen Begriffe 4 ist eine sehr wichtige Breviloquenz für den vollkommenen Mangel an Erkenntnismöglichkeit über die führenden Ideen in Europa. Über die Nationalökonomen als Führerschicht habe ich mich sehr amüsiert. Was sagen Sie zu Sombarts3 „Drei Nationalökonomien"? „Glaube" und „Weltanschauung" der grossen Masse ist nicht nur inhaltlich, sondern dem Vorgänge und der Vokabel nach etwas anderes als das „Denken der führenden Eliten", nur der Wortkörper ist gleich. Glaube und Weltanschauung der grossen Masse ist ein brodelndes Durcheinander von immerfort wechselnden Wünschen und geistigen Kurzschlüssen; hier ist bei näherem Zusehen auch kein Schimmer eines formulierbaren vorherrschenden Gedankens zu finden. Es ist mir natürlich schmerzlich zu hören, dass Sie mit der kleinen Broschüre über Preuss zu Mohr 4 gegangen sind - so gut Sie auch dort aufgehoben sind. Eine Geschichte des Deutschen Staatsrechts seit 1848 von Ihnen ist ein sehr guter Gedanke und die Ausführung wird nicht hinter der Erwartung zurückbleiben. Die geschäftlichen Auskünfte über Ihre Bücher finden Sie in der anliegenden Liste. Es ist mir nicht möglich, Ihnen hier auszuschreiben, was mich an Beobachtungen in den letzten Monaten bewegte. Anhand der Briefe von Hugo Ball 5 , über die Sie mich neulich fragten, sah ich wieder die Hoffnungslosigkeit des Literarischen überhaupt ein. Das ist alles sicher ernst und gross gemeint, wird aber im Augenblick der Berührung mit der Umwelt, also gedruckt, sofort ranzig. Es kam dann noch dazu der Eindruck von Frau Ball 6 , die vor kurzer Zeit hier war. Alles das und viel mehr vermehrte meine Scheu, mich für gedruckte Gedan-

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Briefwechsel 1918-1935

ken, soweit sie wissenschaftliche und rationale Gedanken überschreiten, zu entscheiden. Ich habe jetzt auch das dicke Buch von Wolters über Stefan George7 gelesen und bin darüber heftig erschrocken. Mit Salin8 tauschte ich darüber in den letzten Wochen einige Gedanken aus. Aber wir werden nicht einig. Ich glaube Salin nicht. Sein Buch über die Reparationen9 ist mir für diese Frage viel zu deklamatorisch und deshalb der Schreiber suspekt. Auch was Sie jüngst über die Situation der Staatsrechts-Wissenschaft schrieben, bestätigt mir doch, wie vorsichtig und misstrauisch man vorläufig sein muss; man dürfte fast nur mehr wie in gewissen Philologien listen - und katalogmässig arbeiten. Ich hoffe doch noch, dass wir zu einem wirklich grossen Buch von Ihnen kommen und dass Sie mir meine Wortkargheit der letzten Monate nicht verübeln. Wenn nicht früher, so komme ich mit einer an die Bestimmtheit grenzenden Wahrscheinlichkeit im September vor der Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik in Königsberg nach Berlin. Vor kurzer Zeit sprach ich eingehend mit Joseph Bernhart 10. In der Anlage eine kurze Übersicht über seinen Verlagsantrag, den ich aber aus all den angedeuteten Gründen ablehnte. Anliegend noch die schöne Besprechung Ihrer „Diktatur" und „Verfassungslehre", die Sie ja wohl kennen. Nochmals mit herzlichen Grüssen und Wünschen Ihr

Brief, 3 Seiten, ms. o. U., 12. 04. 1930 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Hugo Preuss in der deutschen Staatslehre, in: Die Neue Rundschau 41. Jg. (1930), Bd. 1, S. 290-303. 2 Vgl.: Carl Schmitt, Die europäische Kultur im Zwischenstadium der Neutralisierung, in: Europäische Revue 5. Jg. (1929), S. 517-530, auch in: ders.: Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 138-150 (unter dem Titel: Das Zeitalter der Neutralisierungen und Entpolitisierungen. 3 Vgl.: Werner Sombart, Die drei Nationalökonomien. Untersuchungen zur Erkenntnistheorie und Methodologie der Lehre von der Wirtschaft auf dogmengeschichtlicher Grundlage, München/Leipzig 1930. 4 Vgl. : Carl Schmitt, Hugo Preuß - Sein Staatbegriff und seine Stellung in der deutschen Staatslehre, Tübingen 1930 (= Recht und Staat in Geschichte und Gegenwart Heft 72). 5 Vgl.: Emmy Ball-Hennings, Hugo Ball. Sein Leben in Briefen und Gedichten, Berlin 1929. 6 Zu: Ball-Hennigs, Emmy (17. 01. 1885-10. 08. 1948), Schriftstellerin. Vgl.: Rene Gass, Emmy Ball-Hennings: Wege und Umwege zum Paradies. Biographie, München/Zürich 1998. 7 Vgl.: Friedrich Wolters, Stefan George und die Blätter für die Kunst. Deutsche Geistesgeschichte seit 1890, Berlin 1930. 8 Vgl.: Brief Salins an Feuchtwanger vom 08. 04. 1930, in: Nachlass Edgar Salin (Universitätsbibliothek Basel) Nr. 871. Darin heißt es: „Ueber das Buch von Wolters werden wir uns gewiss nicht einigen könne. Ich schätze es sehr hoch ein und bin der festen Ueberzeugung, dass es auch gegenüber allem was später noch geschrieben werden wird stets seinen Platz

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behauptet; gerade die Tatsache, dass es wie Sie selbst schreiben, Geschichtsdokument und -quelle ist, gibt ihm einen bleibenden Wert; wäre es weniger persönlich und weniger eigenwillig, so hätte es weniger Kraft und Wirkung. Im übrigen; Ihr Vergleich mit Eusebius ist durchaus nicht rein negativer Art; ich glaube Wolters hätte nichts dagegen, wenn Sie seinem Buch mit dem Wert auch die Dauer des Eusebius zuschreiben würden." 9 Vgl.: Edgar Salin, Die deutschen Tribute. Zwölf Reden, Berlin 1930. 10 Bernhart, Joseph (08. 08. 1881 -21. 02. 1969), katholischer Theologe, Kulturphilosoph und Publizist vor allem der Zeitschrift „Hochland". Vgl.: Manfred Weitlauff, Bernhart, Josef, in: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon Bd. XIV (1998), Sp. 755-769.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 14. 04. 1930 Lieber Herr Professor! Die angekündigten Zahlen zu Ihren Büchern finden Sie in der Anlage. Die Werke, besonders die „Verfassungslehre" sind recht gut abgesetzt worden. Wenn der Verkauf in der gleichen Weise weitergeht, kann in 2 - 3 Jahren mit der Deckung aller Unkosten des Verlages gerechnet werden. Die Auflagen sind von Anfang an recht hoch gegriffen, die Ladenpreise entsprechend niedriger gehalten. Mohr 1 wird wohl, wie dem wissenschaftlichen Buch auch angemessen ist, kleinere Auflagen höhere Preise von 10 - 1 5 % Honorar vom broschierten Stück nach Absatz vereinbaren. Eine Abrechnung ist bei uns - worüber ich jetzt recht froh bin nicht notwendig, da die ganzen Auflagen im Voraus honoriert wurden. Bei den Absatzzahlen der ersten Kolumne bedeutet die Differenz die Freiexemplare. Die „Revista di Occidente" in Madrid, Avenida de Pi y Margall, 7 hat nach dem spanischen Übersetzungsrecht Ihres „Parlamentarismus" gefragt. Wir haben die üblichen Bedingungen genannt: 8% vom Ladenpreis für 1000 Stück im Voraus, im übrigen nach Abrechnung für jedes verkaufte Exemplar. Wenn an dieser Forderung die Übersetzung scheitern sollte, sind wir bereit, auf ein Honorar zu verzichten, da leider bei spanischen Übersetzungen wissenschaftlicher Bücher für das Autorenhonorar infolge der Kosten für den Übersetzer kein Platz mehr ist, denn eine grosse Verbreitung kommt in Spanien nicht in Frage. Nochmals mit herzlichen Grüssen Ihr Anlage

1 Rieß (Hrsg.)

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Werke von Professor Dr. Carl Schmitt Absatz b. 31. 12. 29 Absatz i. J. 1929 Seit Erscheinen

Auflage

Politische Theologie

886/1057

62

1300

Parlamentarismus 2. Aufl.

690/773

156

2200

Diktatur 2. Aufl.

368/453

111

1100

699/858

76

2200

1074/1207

391

2200

Politische Romantik 2. Aufl. Verfassungslehre

Brief, 3 Seiten, ms. o. U., 14. 04. 1930 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Silke Knappenberger, Verlagspolitik und Öffentlichkeit. Ein wissenschaftlicher Verlag (J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)) im frühen 20. Jahrhundert, (Diss.Tübingen 1997) Wiesbaden 1002.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 16. 04. 1930 Lieber Herr Professor! Ich habe noch eine Bitte: Der Aufsatz von Eugenio d'Ors über Ihre Politische Romantik in den Nouvelles Litteraires vom 15. 02. 30 fehlt mir in der Sammlung Ihrer Schriften und der Besprechungen1. In der anliegenden Liste habe ich alle in meiner Bibliothek befindlichen Bücher und Schriften von Ihnen, die nicht bei Duncker & Humblot erschienen sind, aufgeführt und wäre Ihnen für die Ergänzung sehr dankbar. Sie wissen, wie sorgfältig ich diese Arbeiten nicht nur sammle, sondern auch lese und verarbeite. Wenn Sie noch einen überzähligen Sonderabdruck aus der Neuen Rundschau haben, so wäre ich Ihnen auch hierfür sehr verbunden. Ich lege Ihnen gleich ein Duplikat der Liste bei, damit Sie durch die Ergänzung keine Unbequemlichkeiten haben. Mit vielen Grüssen Ihr Anlagen: Bücher und Schriften von Prof Carl Schmitt, die nicht bei D & H erschienen. 1. 2. 3. 4.

Gesetz und Urteil. Berlin 1912, Liebmann. Johannes Negelinus. Schattenrisse. Leipzig 1913 Der Wert des Staates. Mohr 1914 - Hegener 1917 Kanne, Aus meinem Leben. Berlin 1919, Furche-Verlag. - Einleitung

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5. Theodor Däublers Nordlicht. 1916 Georg Müller 6. Politische Theorie der Romantik Historische]. Zeitschrift Bd. 123 Heft 3 7. Romantischer Katholizismus. Hegener 1923 8. Die Kernfrage des Volkerbundes (Völkerrechtliche Fragen Heft 18) 1926 Dümmler, Berlin. 9. Der Begriff des Politischen. Arch[iv]. f[ür] Sozialwissenschaften Band 58/1 1927 10. Völksentscheid und Volksbegehren. Berlin, de Gruyter, 1927. Heft 5 der Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht. 11. Die Rheinlande als Objekt internationaler Politik. Köln 1925. Heft 4 der Flugschriften zum Rheinproblem. 12. Zu Friedrich Meineckes Idee der Staatsraison (Arch[iv]. f[ür] Soz[ial]. Wissenschaften]. 56/1) 1926 13. „Einmaligkeit" und „Gleicher Anlass" bei der Reichstagsauflösung nach Artikel 25 der Reichsverfassung (Archiv f[ür]. öffentliches]. Recht N.F. VIII/ 1 - 2 , 1925) 14. Völkerrechtliche Probleme im Rheingebiet. Rheinischer Beobachter 7. Jg. Nr. 22, 1928 15. Der Hüter der Verfassung (Archiv f[ür]. öff[entliches]. Recht 1929, 16. Bd. II Heft) [ 16. Fehlt: Anmerkung Rolf Rieß] 17. Die europäische Kultur im Zwischenstadium der Neutralisierung. Europäische Revue V / 8 1929 18. Die französische Kritik der Zeit. Germania 20. 12. 29 19. Romantisme Politique, Paris 1928. Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 16. 04. 1930 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Eugenio D'Ors, Carl Schmitt, in: Nouvelles Litteraires 15. 02. 1930.

Carl Schmitt an Duncker & Humblot Berlin, 20. 06. 1930 (Eingangsstempel) Ich bitte, je 2 Exemplare folgender Schriften 1. Verfassungslehre, 2. Diktatur, 2. Aufl[age]., 3. Parlamentarismus auf meine Rechnung zum Autorenpreis an folgende Adresse zu senden: 1

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Seine Durchlaucht Karl Anton Prinz Rohan1, Wien, Oesterreichischer Klub, 1., Parkring 8. Ferner ein Exemplar „Politische Romantik" an: Fr[äu]l[ein]. Gertrud Hüttemann2, Duisburg, Cäcilienstr. 25. Carl Schmitt

Karte, 1 Seite, hs. m. U., 20. 06. 1930 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Rohan, Durchlaucht Prinz Karl Anton (09. 01. 1898-13. 03. 1975), politischer Schriftsteller, Mitbegründer der „Abendland"-Idee, Ablehnung des Bolschewismus und Liberalismus und Neigung zum italienischen Faschismus. Vgl.: Guido Müller, Rohan, Karl Anton, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 21 (2003), S. 760 f. 2

Hüttemann, Gertrud: Zu Fräulein Hüttemann konnte nichts gefunden werden.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 19. 10. 1930 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Mein Plan, noch in diesen Ferien einige Druckbogen für eine Abhandlung zu Papier zu bringen, ist bisher nicht einmal zu einem commencement d'execution gediehen. Ich hatte durch die aktuellen Fragen1 zuviel Ablenkung. Mein Aufsatz in der Deutschen]. Juristen]. Z[ei]t[un]g. vom 15. Okt[ober]. 2 ist ein kleines Zeichen dieser Art Staatsdienst. Da infolgedessen gerade jetzt mein Name genannt wird und die Juristische]. Wochenschrift eine öffentlich-rechtliche Doppel-Nummer macht, in der ich den Kommentar von Nipperdey 3 bespreche, wäre es vielleicht zweckmäßig, in dieser N[umme]r. der J[uristischen]. W[ochenschrift]. auf die arme Verf[assungs]. lehre hinzuweisen. Freilich kenne ich das Prinzip Ihrer Verlagsankündigungen nicht. Auch nicht das Ihrer dabei zu treffenden Auswahl von Zitaten (Sie haben einmal eine schwatzhafte Besprechung des Bayerischen]. Kuriers 4 als Empfehlung veröffentlicht, worin ich mit Rob[ert]. Michels5 verglichen war; während eine einfache Äußerung wie die von Richard Thoma6, in der Reichsgerichtsfestgabe I, S. 199: ein imponierendes systematisches Werk, viel wirksamer wäre). Am wenigsten habe ich ein Urteil über den äußeren Erfolg meines Buches. Haben Sie die Urteile der Presse über den Soziologentag7 gelesen? Die grausame Besprechung in der Weltbühne vom 2. (etwa) Oktober?8 Welche Unvorsichtigkeit, mit dem Thema Presse sich gerade in Berlin zu produzieren 9! Ich bilde mir ein, jetzt mehr von meinem Fach zu verstehen als jemals, aber das könnte auch nur eine psychologisch natürliche Begleiterscheinung zu der Tatsache, sein, daß ich

Briefwechsel 1918-1935 keine Bücher mehr schreibe. Was halten Sie von dem Versuch, aus dem Aufsatz „Der Begriff des Politischen" ein Heft Ihrer Reihe zu machen? 1 0 Öfters habe ich mir das sehr interessant vorgestellt. Sie sehen aber jedenfalls, daß ich immer noch an der Reihe hänge und ihr Ansehen mit meinem eigenen zusammen bringe. Ihr Versprechen, mir Ihre Meinung zu einigen, Ihnen bei Ihrem Besuch übergebenen Kleinigkeiten mitzuteilen, haben Sie bisher nicht gehalten. Ich bin darüber nicht erzürnt, denn ich weiß, daß Verleger und Autoren mit Beziehung aufeinander i m Naturzustand 11 leben. Deshalb erinnere ich mich auch Ihres freundlichen Besuches mit ungetrübter und unbeirrter Freude. Herzliche Grüße Ihres alten Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 19. 10. 1930 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Mit den aktuellen Fragen ist wohl die Reichstagsauflösung und der Beginn der Präsidialdiktaturen gemeint. 2

Vgl.: Carl Schmitt, Einberufung und Vertagung des Reichstags nach Art. 24 Reichsverfassung, in: Deutsche Juristen-Zeitung 35. Jg. (1930), Sp. 1285-1289. 3 Vgl.: Carl Schmitt, Besprechung: Hans Carl Nipperdey (Hrsg.), Die Grundrechte und Grundpflichten der Reichsverfassung, in: Juristische Wochenschrift 60. Jg. (1931), S. 1675 ff. Zu: Nipperdey, Hans Carl (21. 01. 1895-21. 11. 1968), Professor für Arbeitsrecht seit 1925, Präsident des Bundesarbeitsgerichts von 1954-1963. Vgl.: Hyung Bae Kim/Wolfgang Freiherr Marschall von Bieberstein (Hrsg.), Zivilrechtslehrer deutscher Sprache. Lehrer-SchülerWerke, München 1988, S. 520. 4 Bayerischer Kurier: Eine Rezension ist in den Bibliographien nicht nachgewiesen. 5 Michels, Robert (01.09. 1876-02.05. 1936), Soziologe und Politologe, der von der deutschen Sozialdemokratie kommend, schließlich die Ideen des italienischen Faschismus propagierte. Erfinder des „ehernen Gesetzes der Oligarchie" und Vertreter einer Elitetheorie. Vgl.: Joachim Milles, Brüche und Kontinuitäten eines radikalen Intellektuellen. Zur Einführung in die Politische Soziologie Robert Michels, in: Robert Michels, Masse, Führer, Intellektuelle Politisch-soziologische Aufsätze 1906-1933, Frankfurt am Main/New York 1987, S. 7 - 3 0 . 6

Vgl.: Richard Thoma, Die Staatsgerichtsbarkeit des Deutschen Reiches, in: Die Reichsgerichtspraxis im deutschen Rechtsleben (Festgabe der juristischen Fakultäten zum 50jährigen Bestehen des Reichsgerichts), hrsg. von Otto Schreiber, Bd. 1, Berlin / Leipzig 1929, S. 199. Das Zitat lautet: „Die andere Theorie ist die von Carl Schmitt in einem imponierenden systematischen Werke ausgebaute Lehre von den juristischen Grenzen, die auch dem verfassungsändernden Gesetze gezogen seien." 7

Vgl.: Leopold von Wiese, Zwei Soziologenkongresse, in: Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie 9. Jg. (1930/31), S. 233-243. 8 Vgl.: Wolf Zucker, Soziologenkongreß, in: Die Weltbühne 26. Jg. (1930) Nr. 41 (07. 10. 1930), S. 556 ff. Dort heißt es: „... nur einer war darunter, der etwas zu sagen hatte: das war Carl Schmitt, und der hat es gut, denn er ist katholisch. Er, für den die berliner Universität keinen Lehrstuhl hat und der deshalb an die Handelshochschule abgetreten wurde, hat einen festen Standpunkt, eine Gesinnung, und deshalb konnte er zur Sache sprechen. Seine These, die Entlarvung der negativen Neutralität der großen Presse, magrichtigoder falsch sein, sie war eine These, über die man hätte streiten können." (558).

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Briefwechsel 1918-1935

9 Schmitt hat selbst einen Diskussionsbeitrag „Presse und öffentliche Meinung" auf dem Soziologentag geleistet. Vgl.: Schriften der deutschen Gesellschaft für Soziologie Bd. VII, Tübingen 1930, S. 56 ff. !0 In dieser Reihe „Wissenschaftliche Abhandlungen und Reden zur Philosophie, Politik und Geistesgeschichte" ist dann das Heft 10 „Der Begriff des Politischen. Mit einer Rede über das Zeitalter der Neutralisierungen und Entpolitisierungen" 1932 erschienen. 11 Schmitt spielt hier auf den Naturzustand im Sinne von Hobbes, also Krieg aller gegen alle, an.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin N W 87, 23.10. 1930 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, dürfte ich Sie bitten, folgendes freiwillig veranlassen zu wollen: In der 2. Aufgabe meines Buches die Diktatur findet sich S. 221 Zeile 4 von oben ein besonders sinnstörender, verwirrender Druckfehler; statt Reichsexekution muß es dort heißen: Reichsexekutive. Kann man vielleicht einen kleinen Zettel beifügen, wie ich das öfters bei wissenschaftlichen Büchern gesehen habe? Beste Grüße Ihres stets ergebenen Carl Schmitt P.S. Näherer Anlaß dieser Anregung ist ein Aufsatz von Prof. C. J. Friedrich 1 (Harvard) Dictatorship in Germany in der amerikanischen Quarterly Review Foreign Affairs October 1930, wo auf die 2. Auflage der „Diktatur" hingewiesen und das Buch als epoch-making bezeichnet wird.

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 23. 10. 1930 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. i Friedrich, Carl Joachim (05. 06. 1901-05. 10. 1984), Professor für Politikwissenschaft (Regierungslehre und Verwaltung), Mitbegründer der klassischen Totalitarismustheorie, seit 1926 in den USA (Havard) lehrend. Vgl.: Klaus von Beyme, Zum Tode von Carl Joachim Friedrich (1901-1984), in: Politische Vierteljahresschrift 25. Jg. (1984), Heft 4, S. 478 f. Vgl.: Hans J. Litzmann, Carl Joachim Friedrich. Ein amerikanischer Politikwissenschaftler aus Heidelberg, in: Reinhart Blomert/Hans Ulrich Eßlinger/Norbert Giovannini (Hrsg.), Heidelberger Sozial- und Staatswissenschaften. Das Institut für Sozial- und Staatswissenschaften zwischen 1918 und 1958, Marburg 1997, S. 267-290. Vgl.: Carl Joachim Friedrich, Dictatorship in Germany?, in: Foreign Affairs Vol. 9 (1930/1931), p. 118-132, besonders S. 129.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Berlin NW 87,19. Nov. 1930 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, auf meine beiden Schreiben vom Oktober 1 dieses Jahres habe ich keine Antwort erhalten. Das ist natürlich auch eine Antwort, die ich wohl verstehe und hiermit bestätige. Ich möchte Ihnen heute mitteilen, dass ich vorgestern Herrn Dr. Siebeck2 vom Verlag Mohr die erweiterte Buchausgabe meines „Hüter der Verfassung" für eine von diesem Verlag geplante Sammlung überlassen habe. Mit besten Grüssen Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, ms. m. U., 19. 11. 1930 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. 1 Vgl. Brief vom 23. 01. 1930. 2 Siebeck, Oscar (29. 07. 1880-24. 02. 1936;, Verlagsleiter der Firma J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), führte von 1913-1920 die Berliner Filiale, von 1920 bis 1936 zusammen mit seinem Bruder Werner das Gesamtunternehmen. Für diese Angaben danke ich Frau Susanne Dalchow vom Verlag Mohr Siebeck.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. 0.,19. 01. 1931 Lieber Herr Professor, haben Sie die Güte zu der beiliegenden Anfrage des Verlages Chatto and Windus-London1, 97/99 St. Martins Lane Stellung zu nehmen. Wir haben einstweilen ein Exemplar des Buches nach London geschickt und an den englischen Verleger geschrieben, dass wir zunächst Ihre Antwort abwarten. Die übliche und erreichbare Honorarhöhe ist 8% vom englischen Ladenpreis. Wir wollen zunächst für 1000 Exemplare die Vorauszahlung bei Ausgabe verlangen. Entschuldigen Sie bitte, dass ich auf Ihren persönlichen Brief vom Oktober noch nicht geantwortet habe. Ich habe mich in den letzten Monaten fast täglich mit Ihren Arbeiten, Aufsätzen etc. beschäftigt und wollte Ihnen längst ausführlich schreiben. Die geschäftlichen Teile Ihrer letzten Briefe wurden regelmäßig am Tage des Einlaufs erledigt.

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Die Verzögerung meiner persönlichen Antwort, meines Dankes für belehrende und genussreiche Lektüre sowie einiger Anmerkungen bitte ich mir ja nicht übelzunehmen. Der Grund ist das Gegenteil einer Vernachlässigung. Einstweilen mit vielen Grüssen und Empfehlungen Ihr Ludwig Feuchtwanger

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 19. Ol. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Diktatur. 1 Chatto and Windus-London, 1850 gegründet vom Buchhändler John Cambden Hotten, seit 1873 unter dem Namen Chatto und Windus. Seit 1987 zu Random House gehörend (Nach Informationen des Verlages).

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin NW 87, 28.01. 1931 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! In der Anlage gebe ich die mit Ihrem Schreiben vom 19. Januar zugesandte Anfrage von Chatto & Windus1 zurück. Ich verstehe den Ausdruck „option" nicht recht. Wenn es Uebersetzungsrecht bedeutet, müßte man fragen, wer für die Uebersetzung in Aussicht genommen ist. Leider wußte ich noch nichts von dieser Frage des Verlages Chatto & Windus, als mich vor einigen Wochen Herr Hitchcock2 von MacMillan Verlag besuchte. Chatto & Windus werden es wohl nicht übelnehmen, wenn man sie fragt, wer als Uebersetzer gedacht ist. Ich möchte mich dann bei befreundeten Kollegen über dessen Eignung erkundigen, falls er mir unbekannt sein sollte. Eine englische Uebersetzung des Buches würde mich natürlich freuen; auch bin ich mit den üblichen Honoraren einverstanden, doch ist das Wichtigste natürlich eine wissenschaftlich brauchbare Uebersetzung, für welche auch gute literarische Kenntnis der beiden Sprachen nicht allein genügen dürften. Ich hatte vor mehreren Monaten darum gebeten, der „Diktatur" einen Zettel beizufügen, auf welchem der verwirrende Druckfehler S. 221 Zeile 4 von oben (es muß Reichsexekutive heißen, statt Reichsexekution) verbessert ist. Diese Bitte, die, ebenso wie meine anderen Schreiben, unbeantwortet und unberücksichtigt geblieben ist, möchte ich hiemit nochmals aussprechen. Mit den besten Grüßen und Empfehlungen Ihr Carl Schmitt Anlage

Briefwechsel 1918-1935 Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 28. Ol. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Chatto and Windus-London, 1850 gegründet vom Buchhändler John Cambden Hotten, seit 1873 unter dem Namen Chatto und Windus. Seit 1987 zu Random House gehörend (Nach Informationen des Verlages). 2 Der Verlag Macmillan wurde 1843 von den schottischen Brüdern Daniel und Alexander Macmillan gegründet. Neben den Werken von Schriftstellern wie Henry James, Rudyard Kipling u. a. erschienen dort auch die Bücher von J. M. Keynes. Heute ist der Verlag im Besitz der Holtzbrinck-Gruppe. (Nach Informationen des Verlages).

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 02. 02. 1931 Lieber Herr Professor, ich bin, das weiss ich genau, tief in Ihrer Schuld. Als ich im Oktober nach München zurückkam, bemühte ich mich vor allem, in meiner freien Zeit die geistige Fundierung der jetzt so ausgebreiteten radikalen Rechtskreise verstehen zu lernen. Ich war doch sehr enttäuscht darüber, was ich in den Heften des WIDERSTANDES1, besonders auch bei Jünger2 las. Das Zuschlagen steht den Herren doch besser, als das Denken und Schreiben. Ich muss gestehen, dass solche Anzeigen wie die beiliegende über das letzte Buch von Jünger „Das abenteuerliche Herz" einen tiefen Widerwillen bei jedem geradeaus Denkenden erzeugen müssen. Diese Literatur und diese ewige Debatte und dieses ewige Hin- und Herwälzen der gleichen Modeworte soll auf einmal nicht „Literatur" sein! Die wirtschaftlichen, staatsrechtlichen, künstlerischen und kulturphilosophischen, auch die „eugenetischen" Gedankengänge, die ich von dieser Seite gelesen habe, eins gleichmässig beschämend in ihrem geistigen Niveau, soweit sie nicht längst breitgetretene Ideen ziemlich konfus wiedergeben. Ich kann es Ihnen nachempfinden, wie unangenehm Sie davon berührt sein müssen, wie platt und naiv in der letzten Zeit das Gedankengut Ihrer Schriften ausgemünzt und in schlimmster Weise popularisiert und verliterarisiert worden ist. Ich kann Ihnen vorallem nachempfinden, wie Sie durch Artikel „Der Endkampf zwischen Autorität und Anarchie" im letzten Heft des DEUTSCHEN VOLKSTUMS 3 mit Schrecken erfüllt worden sind. Die breite Bettelsuppe, die Jung4 in seiner „Herrschaft der Minderwertigen" über Ihre Bücher ergossen hat, ist unerträglich. Wenn ich jetzt wieder alle die von Ihnen nicht nur ausgezeichnet geprägten, sondern auch in schärfster Präzision herausgearbeiteten und fundierten Termini verbeult und abgegriffen in den Zeitungen und Zeitschriften wiederfinde, so kommt mich das Grauen an. Vielleicht ist es Ihnen auch nicht ganz wohl, wenn man mit Ihnen fertig zu werden sucht, indem man Ihre Schreibweise die metaphysisch-realistische nennt, „der die Zukunft gehört".

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Ich werde erst einigermassen ausgesöhnt, wenn ich nach solchen belletristischen Ausmünzungen im RING 5 , im WIDERSTAND etc., leider auch in einigen wissenschaftlichen Zeitschriften, Ihre eigenen Bücher zur Hand nehme, und sehe, wie lückenlos, gedrungen und wissenschaftlich sauber hier alles steht. Da wird nun das für die Tagesaffekte Schmackhafte herausgepickt und verwurstelt. Der Schlussabschnitt Ihrer mir ans Herz gewachsenen Schrift über Hugo Preuss6 ist mir heute immer noch der Weisheit letzter Schluss über die programmatische Aeusserung politischer Ideen geblieben. Zu grossem Dank bin ich Ihnen auch für Ihr Heftchen bei Teubner 1 „Der Völkerbund" verpflichtet. Ich bewunderte wieder die sichere Auswahl, besonders die Konzentriertheit der einleitenden literarischen und informierenden Bemerkungen. Dann studierte ich Ihre nach meiner Ueberzeugung durchaus schlüssigen Argumente über die Unklarheit und Unbrauchbarkeit des scheinbar neuen „Pragmatischen" in Wahrheit nichtssagenden und überall herumschwimmenden „Pluralismus"-Begriffes für Staatslehre und Staatsethik. Sie gaben mir dann bei Ihrem Besuch den Durchschlag Ihres Aufsatzes über Franz Blei 8 (wohl zu seinem 60. Geburtstag) mit. Wo ist dieser Aufsatz erschienen? Er hat mir weniger gut gefallen. Blei kommt darin wohl zu gut weg. So kann man alle Literaten, auch die trübsten retten. Ich möchte Sie noch um etwas herzlich bitten: Mit mir nachsichtig zu sein, dass mir die Feder immer wieder entfiel, wenn ich die Zusammenstellung der Urteile über Ihre Bücher für einen Prospekt und für Anzeigen zusammenschrieb. Ich dachte dabei an Sie und es kam mir dann der Mut abhanden, diese Dinge zusammenzukleben. Jetzt will ich aber kunstgerecht damit zuende kommen und schreibe Ihnen über diesen Prospektplan noch einen besonderen geschäftlichen Brief. Wann erscheint Ihr Vortrag über die Presse beim Berliner Soziologentag?9 Die öffentlich-rechtliche Doppelnummer der JURISTISCHEN WOCHENSCHRIFT aus dem letzten Viertel 1930 habe ich noch nicht gesehen. Sie hatten mir seinerzeit gesagt, dass Sie darin den Kommentar von Nipperdey besprechen10. Unser letztes Kölner Heft mit dem Artikel von Wiese über die beiden Soziologentagungen haben Sie gesehen11. Ich wollte mit diesem Brief nur eine erste Abschlagzahlung auf meine Dankesschuld Ihnen gegenüber abtragen. Und noch eines: Wenn ich bis jetzt so viele Monate in sträflicher Weise geschwiegen habe, so hatte ich ja das Bewusstsein, dass Sie von so vielen Verlagen berannt und jederzeit und jedenortes Ihre Arbeiten so gut unterbringen könnten, wie es Ihnen am bequemsten war. Ich wollte mich nicht auch noch unter den Bittstellern einfinden, und Ihnen vielleicht lästig fallen, zumal Sie ja über D[uncker]. & H[umblot]. und über die Besorgung Ihrer Bücher nicht restlos freundlich denken. Die geschäftlichen Dinge wurden regelmässig pünktlich und sorgfältig erledigt. Nehmen Sie mir also bitte nichts übel.

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Ich bitte Sie, mich Ihrer verehrten Gattin, der es hoffentlich wieder ganz gut geht, zu empfehlen und bin mit herzlichen Grüssen Ihr Handschriftliche Ergänzung: 12 Tönnies Soziologische]. Studien u[nd]. Kitiken III habe ich vor zu lesen; haben Sie darauf erwidert?

Brief, 4 Seiten, ms. o. U., 02. 02. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Die Zeitschrift „Widerstand. Zeitschrift für nationalrevolutionäre Politik" wurde von Ernst Niekisch u. a. von Juli 1926 bis Dezember 1934 herausgegeben. In ihr erschienen 18 Aufsätze von Ernst Jünger. Vgl.: Armin Möhler, Die konservative Revolution in Deutschland 1918-1932, 2. Aufl. Darmstadt 1972, S. 295. Vgl.: Uwe Sauermann, Ernst Niekisch und der revolutionäre Nationalismus, München 1985. 2 Jünger, Ernst (29.03. 1895-18.02. 1998), Schriftsteller. Vgl.: Lutz Hagstedt (Hrsg.), Ernst Jünger. Politik - Mythos - Kunst, Berlin / New York 2004. 3

Vgl.: Albrecht, Erich Günther, Der Endkampf zwischen Autorität und Anarchie. Zu Carl Schmitts „Politischer Theologie, in: Deutsches Volkstum 13. Jg. (1931), S. 11 -20. 4 Vgl.: Edgar J. Jung, Die Herrschaft der Minderwertigen. Ihr Zerfall und ihre Ablösung, Berlin 1927. Zu: Jung, Edgar Julius (06. 03. 1894-01. 07. 1934), Rechtsanwalt und jungkonservativer Politiker, während des sog. Röhmputsches ermordet. Vgl.: Armin Möhler, Die konservative Revolution in Deutschland 1918-1932, 2. Aufl. Darmstadt 1972, S. 412 f. Vgl.: Helmut Jahnke, Edgar Julius Jung: Ein konservativer Revolutionär zwischen Tradition und Moderne, Pfaffenweiler 1998. 5 Der Ring. Politische Wochenschrift hrsg. von Heinrich von Gleichen, Schriftleiter war Friedrich Vorwerk. Vgl.: Armin Möhler, Die konservative Revolution in Deutschland 1918 — 1932, 2. Aufl. Darmstadt 1972, S. 293. 6 Vgl.: Carl Schmitt, Hugo Preuß - Sein Staatsbegriff und seine Stellung in der deutschen Staatslehre, Tübingen 1930 (= Recht und Staat in Geschichte und Gegenwart Heft 72), S. 24 f. Dort heißt es: „Man kann nach vielen Erfahrungen daran zweifeln, ob es in Deutschland heute noch eine von den organisierten Parteien unabhängige politische Intelligenz geben kann und, wenn es sie gibt, ob es dann für sie noch irgendeinen Zweck hat, sich dem Geschrei der Tagespolemik auszusetzen und mit dem Wissen, daß alle politischen Begriffe polemische Begriffe sind, sich in die Region der Mißverständnisse und der Denunziationen zu begeben. Allzuviele Parteien und Parteidiener haben ein Interesse daran, der Notwendigkeit einer politischen Entscheidung eine Entscheidung für ihr parteipolitisches Niveau zu unterschieben und die großen Freund- und Feindgruppierungen der Geschichte mit ihren Geschäften und Händeln zu vermengen. In seinem Aufsatz über Gneist hat Hugo Preuß gesagt: »Ein Geist aber, der den forschenden Blick fest auf den tiefinneren Prozeß der allmählichen historischen Entwicklung gerichtet hält, der den so gewonnenen Maßstab auch an die politischen Tagesfragen anzulegen wagt, muß es sich gefallen lassen, von den lauten und schnellfertigen Vormündern der öffentlichen Meinung heute als Ausbund der Weisheit gefeiert, morgen wegen der gleichen Anschauung, deren innere Folgerichtigkeit sie nicht verstehen, als Abtrünniger bekämpft zu werden«. Das trifft auch heute noch zu, und es ist heute so schwer wie jemals, als politischer Denker seine geistige Unabhängigkeit zu wahren. In jenem Satz aber äußert sich der unabhängige Geist eines Mannes, dessen Leben und Werk den Zusammenhang von freier bürgerlicher Bildung und Staatsverfassung bewiesen hat. Die Geschichte des deutschen Bürgertums zeigt, daß der Zusammenhang nicht gelegentlich, sondern wesensmäßig ist, und das Schicksal der deutschen Intelligenz und Bildung wird deshalb mit dem Schicksal der Weimarer Verfassung untrennbar verbunden bleiben."

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7 Vgl.: Carl Schmitt, Der Volkerbund und das politische Problem der Friedenssicherung, Leipzig 1930. s Vgl.: Carl Schmitt, Franz Blei, in: Frankfurter Zeitung vom 22. 03. 1931, Literaturblatt. Zu Blei, Franz (18.01. 1871-10.07. 1942), Schriftsteller, der 1933 emigriert. Vgl.: Dieter Harth (Hrsg.), Franz Blei. Mittler der Literaturen, Hamburg 1997. 9 Vgl.: Carl Schmitt, Presse und öffentliche Meinung, in: Schriften der deutschen Gesellschaft für Soziologie Bd. 7, Tübingen 1930, S. 56 ff. 10 Vgl.: Carl Schmitt, Rezension: Hans Carl Nipperdey (Hrsg.), Die Grundrechte und Grundpflichten der Reichsverfassung, in: Juristische Wochenschrift 60. Jg. (1931), S. 1675 ff. 11 Vgl.: Leopold von Wiese, Zwei Soziologenkongresse, in: Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie 9. Jg. (1931), Heft 3, S. 233-243. 12 Vgl.: Ferdinand Tönnies, Soziologische Studien und Kritiken III, Jena 1929, S. 40-84. Darin enthalten ist die Besprechung „Demokratie und Parlamentarismus" aus Schmollers Jahrbuch 51. Jg. (1927), S. 173-216.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. 0.,03. 02. 1931 Lieber Herr Professor, ich gebe Ihnen zunächst in der anliegenden Aufstellung eine Uebersicht über den äußeren Erfolg Ihrer fünf Bücher bei uns. Erfreulich ist besonders, wie gleichmässig in den letzten vier Jahren das Interesse für die Politische Romantik geblieben ist, ferner, dass für die beiden kleineren Schriften Politische Theologie und Parlamentarismus ein gesteigertes Interesse auch in den Absatzziffern ganz deutlich ist, vor allem aber, dass wir von der Verfassungslehre in den drei Jahren seit Erscheinen fast 1500 Exemplare verkaufen konnten. Ich möchte doch jetzt meinen alten Plan, einen besonderen Prospekt für die fünf Werke zu verbreiten und während des Jahres 1931 in wirksamer Weise geeigneten Zeitschriften beizulegen, durchführen. Bei meinem Material vermisse ich die Aeusserung von Richard Thoma in der Reichsgerichts-Festgabe I, Seite 199 über die „Verfassungslehre" 1. Möchten Sie die Güte haben, mir den Passus abschreiben zu lassen. Dann ist bei Ausschnitt der Kritiken über die Verfassungslehre aus der „Zeitschrift für Strafrechtswissenschaft" Band 51 - Heft 1 wohl übersehen worden, den Verfasser der Besprechung zu notieren 2. Könnten Sie mir diesen nennen? Endlich habe ich noch die Bitte, dass Sie mir ein gutes Lichtbild von sich aus der letzten Zeit schicken, das ich am Kopfe des Prospektes wiedergeben lassen möchte. Sie erhalten das Bild unversehrt nach Klischierung zurück. Vorsorglich schicke ich Ihnen nächstens einen Korrekturabzug des Prospektes; denn in früheren Zeiten hielten Sie meine Zusammenstellung von Kritiken für nicht gelungen. Chatto & Windus3 befragen wir zunächst über die Person des Uebersetzers der Diktatur. Unter Option versteht der englische Verleger nach meinem Dafürhalten und nach unseren Erfahrungen, dass wir zunächst bis zur endgültigen Entscheidung (Vertragsabschluss oder Verzicht) nur mit ihm verhandeln, jedenfalls während der Verhandlungen über das Uebersetzungsrecht nicht anderweitig verfügen.

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Den noch in der Buchbinderei rohliegenden Exemplaren der Diktatur wird der Berichtigungszettel zu dem Druckfehler auf Seite 221, Zeile 4 von oben, „Reichsexekutive" statt „Reichsexekution" für die ganze Restauflage beigefügt. Im übrigen sind alle Ihre Weiseungen und Wünsche in Ihren letzten Briefen genauestens und auf der Stelle ausgeführt worden. Mit ergebenen Empfehlungen und Grüssen Ihr Absatz der Werke von Professor Dr. C[arl]. Schmitt - Berlin. Bei Duncker & Humblot - München. Die Differenz ist die Zahl der Freiexemplare. Diktatur, 2. Auflage: 1927 1928 1929 1930

148:84 183:173 122:111 101:99 554:467

Politische Theologie: 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930

458:308 197:181 141:132 75:75 70:68 60:60 62:62 101:101 1164:987

Parlamentarismus: 1926 1927 1928 1929 1930

179:115 279:262 157:157 158:156 207:206 980:896

Politische Romantik, 2. Auflage: 1925 1926 1927 1928 1929 1930

451:311 155:149 78:71 101:98 73:70 91:89 949:788

Verfassungslehre: 1928 1929 1930

791: 683 416: 391 251: 247 1458:1321

Brief, 3 Seiten, ms. o. U., 03.02. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus.

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1 Vgl.: Richard Thoma, Die Staatsgerichtsbarkeit des Deutschen Reiches, in: Die Reichsgerichtspraxis im deutschen Rechtsleben (Festgabe der juristischen Fakultäten zum 50jährigen Bestehen des Reichsgerichts), hrsg. von Otto Schreiber, Bd. 1, Berlin/Leipzig 1929, S. 199. Das Zitat lautet: „Die andere Theorie ist die von Carl Schmitt in einem imponierenden systematischen Werke ausgebaute Lehre von den juristischen Grenzen, die auch dem verfassungsändernden Gesetze gezogen seien." 2

Vgl.: Wilhelm Sauer, Rezension: Carl Schmitt, Verfassungslehre in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft Bd. 51 (1931), S. 137 f. 3 Chatto and Windus-London, 1850 gegründet vom Buchhändler John Cambden Hotten, seit 1873 unter dem Namen Chatto und Windus. Seit 1987 zu Random House gehörend.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 20. 03. 1931 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihr freundliches Schreiben vom 2. Februar, über das ich mich sehr gefreut habe. Die Schreiben der englischen Verleger gebe ich in der Anlage zurück. Ich habe inzwischen die Revison des „Hüters der Verfassung" erledigt; das Buch wird wohl in Kurzem erscheinen. Darf ich Ihnen bei diesem Anlaß sagen, daß es mir sehr schmerzlich war, diese Schrift, die eine wichtige und, wie ich hoffe, reife Weiterführung der in meinen Büchern Diktatur und Verfassungslehre begonnenen Gedanken enthält, nicht in Ihrem Verlag erscheinen zu sehen. Es ist aber nicht meine Schuld. Ich bin mehrere Monate ohne jede Antwort auf meine Anfragen geblieben und habe erst nach 4 monatlichem Warten den Entschluß gefaßt, auf das Anerbieten von Siebeck einzugehen. Es wäre nicht nur stilvoller, sondern auch für die Verbreitung meiner in Ihrem Verlag erschienenen Schriften besser gewesen, diesen „Hüter der Verfassung" in Ihrem Verlag zu publizieren. Das ist mir von Anfang an klar gewesen. Sie kennen mich lange genug, um zu wissen, daß mir jede Art von Diskontinuität und Abspringen unsympathisch ist, am meisten wenn es sich um die Sphäre der Publizität handelt, in der ich meine bescheidene Art von Existenz führe. Dies als Antwort auf den Teil Ihres Schreibens vom 2. Februar, der unsere gegenseitigen Verlagsbeziehungen betrifft. Wenn Sie dort sagen, daß Sie nicht als „Bittsteller lästig fallen" wollten, so darf ich dieses Motiv mit gleicher Formulierung auch von meiner Seite geltend machen. Ihr Urteil über den zum Literaten gewordenen Ernst Jünger1 ist hart, obwohl es naheliegt und von vielen geteilt wird. Ich möchte lieber noch warten. Er ist ein Soldat; das ist eine vielleicht nicht hohe, aber doch eine sehr solide Kategorie, über die sogar Christus gestaunt hat und die Worte sprach: tantam fidem non inveni in Israel 2. Wenn heute ein Soldat aus Langeweile literarisch wird, so ist das immer

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noch interessanter, als der Krampf der Nichts-als-Literaten. Was meine Bemerkung über Franz Blei 3 angeht, so ist sie nicht erschienen, wenigstens nicht, daß ich wüßte. Sollten Sie das Manuskript noch zur Hand haben, so möchte ich Sie um gelegentliche Rückgabe bitten, weil ich keinen Abdruck davon habe. Im Märzheft des Deutschen Volkstums ist übrigens wieder ein Aufsatz über staatsrechtliche Dinge4. Die Neue Rundschau5 wäre solcher Gegenstände nicht mehr fähig. Das muß ich doch zur Verteidigung der von Ihnen kritisierten Zeitschrift doch sagen. Würden Sie einmal Zeit finden, zu überlegen, in welcher Form mein Aufsatz über den „Begriff des Politischen" und der Vortrag über die Stufen der „Neutralisierung" als Heft veröffentlicht werden könnten? Beide Aufsätze sind sorgfältig formuliert und wirken sehr stark, wie Sie an Sprangers letzter Aeußerung über „Die geistige Lage der Gegenwart", Januarheft der „Erziehung" ersehen können6. Das öffentlich-rechtliche Heft der Jur[istischen]. Wochenschrift ist so, wie es geplant war, noch nicht erschienen7. Die Aeußerung Thomas8 teile ich für alle Fälle in der Anlage mit. In Wien tobt ein komischer Pressekampf um meine Person, in welchem ich von der einen Seite als Fascist und National-Sozialist, von der andern aber als geldgieriger Judenstämmling bezeichnet werde. Othmar Spann9 und die Relikte von Kelsen 10 sind plötzlich durch die gemeinsame Feindschaft gegen mich verbunden und suchen es mit allen Mitteln zu verhindern, daß das Kultusministerium dem Vorschlag der Fakultät entspricht 11. Schließlich noch eine Frage zu meiner Information: was ist von dem neuen Buch von Edouard Dujardin, Grandeur et Decadence de la Critique zu halten, das über den Fall des Abbe Turmel soeben in Paris erschienen ist? Auf Wiedersehn, lieber Herr Feuchtwanger, ich bin mit den besten Grüßen und Empfehlungen stets Ihr Carl Schmitt P.S. Ich füge, mit der Bitte um Rückgabe, 2 Ihnen vielleicht noch nicht bekannte Besprechungen bei (Rothfels und Bandmann12). 2) Ich bitte, auf meine Rechnung 1 Exemplar meines Buches über die Diktatur an Herrn Major Marx 13 , Berlin, Reichswehrministerium,Wehrmachtabteilung zu senden.

Brief, 3 Seiten, ms. m. U., 20. 03. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Jünger, Ernst (29.03. 1895-18.02. 1998), Schriftsteller. Vgl.: Lutz Hagstedt (Hrsg.), Ernst Jünger. Politik - Mythos - Kunst, Berlin/New York 2004. 2 Tantam fidem non inveni in Israel: Es handelt sich um ein Zitat aus der Episode „Der Hauptmann von Karphanaum", (Matthäus 8,10). 3 Vgl.: Carl Schmitt, Franz Blei, in: Frankfurter Zeitung vom 22. 03. 1931, Literaturblatt.

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4 Vgl.: Friedrich Grüter, Krisis des Staatsdenkens, in: Deutsches Volkstum 13. Jg. (1931), S. 169-177. 5 Vgl.: Wolfgang Grothe, Die Neue Rundschau des Verlages S. Fischer, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 4 (1961 /63), Sp. 809-995. 6 Vgl.: Eduard Spranger, Zur geistigen Lage der Gegenwart, in: Die Erziehung. Monatsschrift für den Zusammenhang von Kultur und Erziehung in Wissenschaft und Leben 6. Jg. (1931), S. 213-234. 7 Das Heft erschien im Frühjahr 1931. 8 Vgl.: Richard Thoma, Die Staatsgerichtsbarkeit des Deutschen Reiches, in: Die Reichsgerichtspraxis im deutschen Rechtsleben (Festgabe der juristischen Fakultäten zum 50jährigen Bestehen des Reichsgerichts), hrsg. von Otto Schreiber, Bd. 1, Berlin/Leipzig 1929, S. 199. Das Zitat lautet: „Die andere Theorie ist die von Carl Schmitt in einem imponierenden systematischen Werke ausgebaute Lehre von den juristischen Grenzen, die auch dem verfassungsändernden Gesetze gezogen seien." 9 Spann, Othmar (01. 10. 1878-08. 07. 1950) Professor für Nationalökonomie, Soziologe und Vertreter des Ständestaates. Vgl.: G. Resele, Othmar Spanns Ständestaatskonzeption und politisches Wirken, Diplomarbeit, Wien 2001. 10 Kelsen, Hans (11. 10. 1881 -19. 04. 1973), Professor für Staatsrecht. Vertreter der Reinen Rechtstheorie, einer rein positivistischen Rechtslehre. Vgl.: Stanley L. Paulson /Michael Stolleis, Hans Kelsen. Staatsrechtslehrer und Rechtstheoretiker des 20. Jahrhunderts, Tübingen 2005. Vgl.: Robert Walter, Kelsen, Hans, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 479.

11 Nach Angaben von Thomas Maisei vom Archiv der Universität Wien sind die Akten des Juridischen Dekanats einem Bombentreffer zum Opfer gefallen. Auch in den Akten des Unterrichtsministeriums „scheint der Name Carl Schmitt oder eine mögliche Berufung von ihm an die Juristische Fakultät nicht auf." Ich danke Frau Mag. Pia Christina MörtingerGrohmann, Herrn Thomas Maisei und Herrn Archivdirektor Theimer für ihre Auskünfte. 12 Vgl.: Hans Rothfels, Rezension: Alphonse Aulard, Geschichte der französischen Revolution, in: Historische Zeitschrift Bd. 132 (1925), S. 129 ff. Bandmann: Diese Rezension konnte nicht ermittelt werden. 13 Marx, Major im Reichswehrministerium, Wehrmachtabteilung. Eine Anfrage beim Militärarchiv Freiburg erbrachte keine näheren Hinweise. Es handelt sich um den Sohn des Historikers Erich Mareks, den späteren General Erich Mareks. Vgl.: Gabriel Seiberth, Anwalt des Reiches. Carl Schmitt und der Prozess „Preußen contra Reich" vor dem Staatsgerichtshof, Berlin 2001, S. 86-101.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 26. 03. 1931 Lieber Herr Professor, schon Sonntag hatte ich die grosse Freude unter dem Et Resurrexit im Literaturblatt der Frankfurter Zeitung Ihre Laudatio von Franz Blei 1 wiederzufinden. Erst gestern kam dann Ihr Brief an mich, denn ich lag in den letzten Tagen an einer Grippe zu Bett. Ich möchte nicht sagen, dass die „Neue Rundschau", auch die Frankfurter Zeitung, die Gegenstände der modernsten Politik und vorallem die grossen grundsätz-

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liehen staatsrechtlichen Themen nicht mehr überlegen und mutig behandeln könnte. Richtig ist jedenfalls, dass die Selbstverständlichkeit und Geschlossenheit der Prinzipien vollkommen verloren gegangen ist, vielleicht mit Ausnahme der Kriterien der wissenschaftlichen und noblen Haltung, also des Elements, woran man diese Haltung erkennt. Ich muss sagen; hier getraue ich mich noch ganz scharf zu unterscheiden und zu entscheiden. Bei Stapel2 habe ich diese Haltung wiederholt eindeutig vermisst. Ihre Arbeiten sehe ich (rein persönlich) am liebsten in den wissenschaftlichen Zeitschriften, dann aber nun in einer ziemlich kleinen Auswahl guter Blätter: „Kölnische Zeitung", Kölnische Volkszeitung, Frankfurter Zeitung, Neue Rundschau, Hochland und dann vielleicht noch in einem dutzend kleiner anständiger Zeitschriften und Zeitungen. Ich will mir gleich überlegen, wie Ihre wichtigen Aufsätze über den „Begriff des Politischen" und über die „Studien der Neutralisierung" als Heft veröffentlicht werden können. Vielen Dank für die Ergänzung meiner Besprechungssammlung. Sie bekommen nun schon recht bald den Korrekturabzug des Prospektes. Aus welchem Kreis stammt die Arbeit von Jockel „Hans Kelsens rechtstheoretische Methode" (bei Mohr)? 3 Ich las darüber jüngst eine Besprechung von Mezger 4, dessen Lehrbuch des Strafrechtes nächstens bei uns erscheint. Dass der allen praktischen Regionen entrückte Neukantianismus Kelsens5 zum Parteienstreit werden konnte, mit durch Kelsens eigene Schuld, ist symptomatisch für die heutige Zeitlage. Die Pseudosystematik von Spann6 und seine Irrlehren sind so oft schon in allen Dimensionen vorgeführt worden und haben sich so unschädlich erwiesen, dass man mit den Abkäufern dieser Literatur ohne Gewissensbisse ein Geschäft machen kann. „Dujardin" 7 habe ich noch nicht gelesen, will es mir aber verschaffen. Ihre sonstigen geschäftlichen Aufträge sind ausnahmslos sofort ausgeführt worden. Ich freue mich darauf, bald Ihr neues Buch „Hüter der Verfassung" 8 lesen zu können und verbleibe einstweilen mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 26. 03. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Carl Schmitt, Franz Blei, in: Frankfurter Zeitung vom 22. 03. 1931, Literaturblatt. 2 Stapel, Wilhelm (27. 10. 1882-01. 06. 1954), Essayist und Herausgeber der Zeitschrift „Deutsches Volkstum". Vgl.: Michael Grunewald/Uwe Puschner (Hrsg.) Das konservative Intellektuellenmilieu in Deutschland, seine Presse und seine Netzwerke (1890- 1960), Bern 2003. Vgl.: Siegfried Lokatis, Wilhelm Stapel und Carl Schmitt - Ein Briefwechsel, in: Schmittiana V (1996), S. 27-107, besonders S. 46. 3 Wilhelm Jockel, Hans Kelsens rechtstheoretische Methode. Darstellung und Kritik ihrer Grundlagen und hauptsächlichen Ergebnisse, Tübingen 1930. 4 Vgl.: Edmund Mezger, Rezension: Wilhelm Jockel, Hans Kelsens rechtstheoretische Methode, in: Deutsche Literaturzeitung 52 Jg. (1931), Sp. 37-40. 22 Rieß (Hrsg.)

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5 Vgl.: Stanley L. Paulson, Vorwort, in: ders., Fritz Sander/Hans Kelsen, Der Rolle des Neukantianismus in der Reinen Rechtslehre. Eine Debatte zwischen Sander und Kelsen, Aalen 1988, S. 7-26. 6 Spann, Otmar (Ol. 10. 1878-08. 07. 1950) Professor für Nationalökonomie, Soziologe und Vertreter des Ständestaates. Vgl.: G. Resele, Othmar Spanns Ständestaatskonzeption und politisches Wirken, Diplomarbeit, Wien 2001. 7 8

Vgl.: Eduard Dujardin, Grandeur et Decadence de la Critique, Paris 1931. Vgl.: Carl Schmitt, Der Hüter der Verfassung, Tübingen 1931.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger o. O., den 30. 05. 19311 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, besten Dank für Ihren Brief vom März. Ich habe noch nicht geantwortet, weil ich fortwährend in Anspruch genommen war. Meine Sehnsucht nach einer beschaulichen Umarbeitung und Gestaltung der gewonnen Erkenntnisse wird immer größer, aber auch immer utopischer. Haben Sie den „Hüter der Verfassung" erhalten? Der mittlere Teil „Die konkrete Verfassungslage der Gegenwart" wäre eine besonders schöne Schrift für Sie gewesen, die Ihrem Verlag und meinem Namen Ehre gemacht hätte. Wenigstens erscheint es dem leicht sich täuschenden Autor in diesem Licht. Vielleicht denken Sie als Verleger kritischer darüber. Darf ich bei dieser Gelegenheit die Frage wiederholen, ob Sie den „Begriff des Politischen" mit meinem Vortrag von Barcelona „Beginn und Ende eines Zeitalters der Neutralisierung" 2, den ich für meine wichtigste Publikation halte, nicht als Broschüre drucken wollen? Ich sehe immer mehr die undankbare Überflüssigkeit der Mitarbeit an Sammelwerken, Zeitschriften u.s.w. In Berlin grassiert das in der unverschämtesten Weise. Keiner arbeitet, keiner produziert, dafür organisiert jeder durch und sucht die Dummen, die unter seinem Namen tätig sind. Das anständige an der neuen Sammlung Siebecks3 ist, daß sie keinen „Herausgeber" hat. Das Buch von Loewenstein4, das als Heft 2 dieser „Beiträge" erschienen ist, könnte die meisten Ordinarien meines Fachs beschämen. Es ist etwas breit, aber - ich sage das trotz der albernen Bemerkungen über meine „romantische" Vorliebe für Akklamationen u. ä, Bemerkungen, die L[oewenstein]. R[ichard]. Thoma5 nachschwatzt und die beweisen, daß er weder weiß, was romantisch ist, noch was eine Akklamation, aber das kann man auch nicht von ihm verlangen - also trotzdem: es ist ein sehr wertvolles Buch und ich frage mich öfters, ob man den Autor nicht nennen soll, wenn man angesichts des Mangels an vollgültigen Dozenten um Vorschläge gebeten wird. Warum hat er sich nicht in München habilitiert? Würde er noch im Ernst daran denken, seine jetzige Stellung in München aufzugeben? Schließlich habe ich auch eine Frage an Sie als Verleger. Ein besonders intelligenter und geschmackvoller Schweizer Carl. J. Burckhardt 6 (der in der Europäischen]. Revue einen Aufsatz über die Figur des honnete homme veröffentlicht hat, m. E. ein besonders interessanter Aufsatz) möchte ein

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nicht sehr umfangreiches Buch über Ludwig XIV. und die Kaiserkrone veröffentlichen. Kommt das für Ihren Verlag ernsthaft in Betracht? Was machen Ihre privaten Studien? Welchen Grad hat Ihre Verachtung der Gegenwart erreicht? Haben Sie i n München Peterson 7 gesehen, der für einige Zeit dort ist, ich glaube Hotel Schottenhamel? Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 30.05. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Schreibfehler Schmitts: 1931, wie aus dem Eingangsstempel und der Antwortparaphe Feuchtwangers hervorgeht. 2 Vgl.: Carl Schmitt, Die europäische Kultur im Zwischenstadium der Neutralisierung, in: Europäische Revue 5. Jg. (1929), S. 517-530, auch in: ders.: Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles 1923-1939, 3. Aufl. Berlin 1994, S. 138-150 (unter dem Titel: Das Zeitalter der Neutralisierungen und Entpolitisierungen). 3 Vgl.: Silke Knappenberger, Verlagspolitik und Öffentlichkeit. Ein wissenschaftlicher Verlag (J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)) im frühen 20. Jahrhundert, (Diss.Tübingen 1997) Wiesbaden 2002. 4 Löwenstein, Karl (09. 11. 1891-10.07. 1973), von 1919-1933 Rechtsanwalt in München. Vgl.: Peter Badura, Karl Loewenstein - Staat und Verfassung: Die Kontrolle politischer Macht, in: Peter Landau / Hermann Nehlsen (Hrsg.), Große jüdische Gelehrte an der Münchener Juristischen Fakultät, Ebelsbach 2001, S. 32- 44 (Abhandlungen zur Rechts wissenschaftlichen Grundlagenforschung Bd. 84). Vgl.: Karl Loewenstein, Erscheinungsformen der Verfassungsänderung. Verfassungsrechtsdogmatische Untersuchungen zu Artikel 76 der Reichsverfassung (Beiträge zum öffentlichen Recht der Gegenwart Bd. 2), Tübingen 1931. 5 Thoma, Richard (19. 12. 1874-26. 06. 1957), Professor des öffentlichen Rechts und der Staatslehre. Vgl.: Fabian Sösemann, Richard Thoma, in: Mathias Schmoeckel (Hrsg.), Die Juristen der Universität Bonn im „Dritten Reich", Köln u. a. 2004, S. 556-580. 6 Burckhardt, Carl Jakob, (10.09. 1891-03.03. 1974), Historiker und Diplomat. Vgl.: Brief vom 30. 05. 1931. Vgl.: Paul Stauffer, Zwischen Hofmannsthal und Hitler. Carl. J. Burckhardt. Facetten einer aussergewöhnlichen Existenz, Zürich 1991. Vgl.: Carl J. Burckhardt, Der honnete homme. Das Eliteproblem im Siebzehnten Jahrhundert, in: Europäische Revue 7. Jg. (1931), S. 345-361. 7 Peterson, Erik (07.06.1890-26.10.1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 06. 06. 1931 Lieber Herr Professor, die Sunday Times 1 bringt zum Besuch der Reichsregierung in England einen Aufsatz des Vertreters der Kölnischen Volkszeitung 2 . Darin wird zur Erklärung der deutschen Verfassungsverhältnisse auf die „Verfassungslehre" sehr sachverständig Bezug genommen (Siehe Leitartikel der Kölnischen Volkszeitung vom 05. 06. ,Der Reichskanzler') 3 . Aber auch sonst wimmelt es in der ernsthaften Presse und in dem Schrifttum von etwas schwererem Tiefgang von dem nachhaltigen Einfluss Ihrer Bücher auf die politische Theorie der Gegenwart. 2*

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Seit 3 - 4 Wochen habe ich mir den „Hüter der Verfassung" inhaltlich, aber auch formal, oft und nachdrücklich angesehen, wie ich wichtige Bücher zu lesen pflege, in wiederholten Stufen. Aber mit jedem Lesen und auch bei den Vergleichen mit den Vorarbeiten, aus denen das Buch hervorging, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass hier nicht nur eine fachliche Musterleistung gegeben ist, sondern dass weit darüber hinaus die Art der Gedankenführung von höchstem, geradezu spannendem Reiz ist. Ich muss mir immer wieder sagen, dass für mich alles auch an Belletristischem, an Biographien und sonst „Interessantem" gegen dieses Buch verblasst. Dabei sehe ich auf „Richtigkeit" des Ergebnisses gar nicht. (Ich bin rein persönlich jetzt noch der Meinung, dass auch im öffentlichem Recht die positive Subsumtionsmethode und die Fiktion, als ob ein Gesetz dem politischen Hin und Her ganz entrückt ist, unentbehrlich ist.) In Ihrem Buch ist jedes Kapitel für sich ein geschlossenes doch höchst beziehungsreiches Kunstwerk; und bewunderungswürdig geradezu, wie post festum die Einzelgedankengänge zu einem Ganzen, zu einem fast organischen Aufbau zusammengefügt werden. Ein Musterstück sind die beiden Kapitel (S. 108 -115) über die Neutralität und die Systematik des Neutralitätsbegriffes. Sehr bedeutend ist auch die Ausarbeitung der Wesenserklärung über die modernen Parteien und besonders Auseinanderlegung und Anwendung des Begriffes der Polykratie und des ganzen pluralistischen Staates. Wie gesagt, Einzelheiten und das Ganze (man muss immer jeden Gedankengang für sich und dann im Zusammenhang mit dem ganzen Buch lesen) sind die genussreichste Lektüre, die ich mir vorstellen kann, und wenn man sieht und täglich über sich ergehen lässt, was sonst in den Geisteswissenschaften gemacht wird, so lernt man Ihr Buch erst recht schätzen. Was heute an Fülle in den mehreren Dutzenden besserer Zeitschriften und Zeitungen geboten wird, kann kaum mehr geistig aber auch sonst nicht geordnet und an seinen Platz gelegt werden. Es ist gar nicht mehr möglich, sich das alles einzuverleiben, vielleicht geschieht das auf eine nachtwandlerische Weise, also in einem unbewussten Amalgamierungsprozess. Bei dem guten, auf lange Sicht (ja ohne Rücksicht auf den Gegenwartserfolg) gearbeiteten Buch ist das doch etwas anderes. Und dazu gehören, Gott sei Dank, Ihre Werke, und ganz besonders wieder der „Hüter der Verfassung". Mein Bedauern, dass es nicht bei uns erschienen ist, tritt gegenüber der grossen Freude an dem Inhalt zurück. Ich habe übrigens das Buch bei Mohr um sehr teueres Geld (es ist wirklich sehr teuer) erstanden und nicht durch Sie erhalten (weil Sie mich danach fragen). Ihr Angebot, „Ein Begriff des Politischen" und dazu die Abhandlung „Beginn und Ende eines Zeitalters der Neutralisierung" in einer noch zu verabredenden Bucheinheit im Herbst bei uns herauszubringen, nehme ich sehr gern an. Auflage: 2.000; 100 - Mark Bogenhonorar für 2.000; Ausstattung wie die letzten Hefte unserer losen Sammlung (ohne dass es darin absolut erscheinen müsste). Das sind nur meine ersten Vorschläge. Wenn ich Ihre Antwort und Ihre Wünsche gehört habe, lege ich Ihnen noch Vertragsentwurf vor. „Löwenstein"4, der als Band II der Beiträge bei Mohr mit Ihrem „Hüter der Verfassung" gleichzeitig erschienen ist, war uns auch angeboten. Ich wusste, dass es

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ein gut gearbeitetes Buch ist, besser als die meisten ähnlichen Arbeiten, auch der Arrivierten. Mohr hat dann Löwenstein ein günstiges, zuschussloses, wenn auch honorarloses Angebot gemacht. Ich riet dem Verfasser sofort zuzugreifen. Er hat, wie ich weiss, seine Zulassung bei der Münchener Juristischen Fakultät5 beantragt; die Herren scheinen noch herumzuwürgen. Aus sachlichen Gründen, besonders beim Vergleich mit anderen Leistungen, kann man wohl nicht gut ablehnen. L[oewenstein]. hat ja auch so recht Gutes geschrieben und ist ein vorzüglicher Kenner des Englischen Öffentlichen Rechts. Er lebt hier als ein sehr angesehener Anwalt, er ist anfangs der Vierziger; persönlich liegt nichts gegen ihn vor, höchstens dass er der Vetter des gegenwärtigen Dekans (Neumeyer)6 ist, der aus diesem Grunde die Habilitationsangelegenheit abgegeben hat. Löwenstein ist wie Bonn7, Eulenburg 8 etc. etc. getauft. Die Fakultäten machen sich ja jetzt wohl nicht gern noch mehr Schwierigkeiten und gehen um solche Fälle in grossem Bogen herum. Selbstverständlich wäre L[oewenstein]. für eine nur nach dem Gesichtspunkt der Leistung (bei untadeliger Persönlichkeit) urteilende Fakultät ein sehr begrüssenswerter Zuwachs. Rothenbücher9 und Dyroff 10 werden sich schwer tun gegen Nawiasky 11 , der wohl aus begreiflichen Gründen Gegner von L[öwenstein]. ist. Ich habe keine Ahnung, wie sich die Dinge entwickeln und ich möchte auch bei diesem Spiel im Zwielicht nichts zu tun haben. Wenn Herr Carl J. Burckhardt 12 bis nächstes Jahr warten kann und mir vielleicht Näheres schreibt, auch vielleicht den Aufsatz aus der Europäischen Revue mitschickt, so würde ich mich besonders freuen, hier ein gutes Buch zu bekommen. Aber ich kann keine Zusage machen. Jedenfalls danke ich Ihnen für die sehr freundliche Vermittlung und auch dafür, dass Sie mir meine Unterlassungssünden nicht nachtragen. Meine Verachtung der Gegenwart, nach der Sie fragen, hat in der dialektischen Entwicklung eben einen Grad erreicht, wo sie soeben bei vollständiger Gleichgültigkeit angelangt ist. Was soll man auch zu dem Unsinn sagen. Zurzeit sehe ich mit gelassenem Interesse dem Experiment zu, ob Vernunft und Anständigkeit (nur die sind mir vorläufig sichtbar) regierungsfähig sind. Ich höre also bald von Ihnen und danke Ihnen nochmals für Ihre grosse Freundlichkeit. Mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 5 Seiten, ms. o. U., 06. 06. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Vgl.: F. A. Kramer, Our coming visitor. The German chancellor, in: The Sunday Times 31.05. 1931, S. 15. 2 F. A. Kramer, Der Reichskanzler, in: Kölnische Volkszeitung Nr. 261 (05. 06. 1931), S. 1.

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3 Dort heißt es: „Wie der Theoretiker der deutschen Demokratie, Carl Schmitt feststellt (u. a. Verfassungslehre, S. 340 ff.), enthält die deutsche Verfassung Elemente, die in gewisser Weise dem französischen, englischen oder amerikanischen Regierungssystem entsprechen, ohne dass eine eindeutige politische Entscheidung zwischen ihnen getroffen wäre." 4 Löwenstein, Karl (09. 11. 1891-10.07. 1973), von 1919-1933 Rechtsanwalt in München. Vgl.: Peter Badura, Karl Loewenstein - Staat und Verfassung: Die Kontrolle politischer Macht, in: Peter Landau / Hermann Nehlsen (Hrsg.), Große jüdische Gelehrte an der Münchener Juristischen Fakultät, Ebelsbach 2001, S. 32-44 (Abhandlungen zur Rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung Bd. 84). Hier ist gemeint Karl Loewenstein, Erscheinungsformen der Verfassungsänderung. Verfassungsrechtsdogmatische Untersuchungen zur Artikel 76 der Reichsverfassung (Beiträge zum öffentlichen Recht der Gegenwart Band 2), Tübingen 1931. 5 Seit 1931 Zulassung Löwensteins an der Juristischen Fakultät der LMU München als Privatdozent, bis zur Vertreibung 1933. 6 Neumeyer, Karl (19.09. 1869-17.07. 1941), Professor für Völkerrecht, 1941 in den Selbstmord getrieben. Vgl.: Klaus Vögel, Karl Neumeyer: in den Tod getrieben, in: Peter Landau / Hermann Nehlsen (Hrsg.), Große jüdische Gelehrte an der Münchener Juristischen Fakultät, Ebelsbach 2001, S. 97 -111.

i Bonn, Moritz Julius (28. 06. 1873-25. 01. 1965), Nationalökonom, Professor u. Rektor Handelshochschule Berlin von 1920-1933, 1933 aus allen Positionen entlassen, emigrierte 1933 nach London. Vgl.: Anonym, Bonn, Moritz Julius, in: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration Bd. 2, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München 1983, S. 132. 8 Eulenburg, Franz (29.06. 1867-28. 12. 1943), Professor seit 1921 an der Handels Hochschule Berlin, 1935 Emeritierung, 1943 von den Nationalsozialisten in Berlin ermordet. Vgl.: Gottfried Eisermann, Franz Eulenburg. Ein Gelehrtenleben im Umbruch der Zeit, in: Bär von Berlin 48 (1999), S. 83-94. 9 Rothenbücher, Karl (01. 08. 1880-14. 10. 1932), Jurist, Professor für Staats- und Kirchenrecht an der Universität München. Vgl.: Bosls Bayerische Biographie, S. 646 f. Vgl.: Martin Otto, Rothenbücher, Karl, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22, (2005), S. 120 f. Dyroff, Anton (05.03. 1864-23.06. 1948), Professor für Staats-, Verwaltungs- und Kirchenrecht an der Universität München. Vgl.: Bosls Bayerische Biographie, S. 157. ii Nawiasky, Hans (24. 08. 1880-11. 08. 1961), Professor für Staatsrecht an der Universität München, Anhänger von Kelsens Reiner Rechtslehre. 1933 Emigration in die Schweiz, nach 1945 maßgeblich an der bayerischen Verfassung und dem Grundgesetz beteiligt. Vgl.: Hans F. Zacher, Nawiasky, Hans, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 19 (1999), S. 4 - 6 . 12 Burckhardt, Carl Jakob, (10.09. 1891-03.03. 1974), Historiker und Diplomat. Vgl.: Paul Stauffer, Zwischen Hofmannsthal und Hitler, Carl Jakob Burckhardt. Facetten einer aussergewöhnlichen Existenz, Zürich 1991. Vgl.: Brief vom 30. 05. 1931.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, den 13.06. 1931 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, vielen Dank für Ihr Schreiben. Über Ihr Interesse an meinem neuen Buch und Ihre freundliche Anmerkung 1 habe ich mich sehr gefreut. Es tut mir leid, daß Sie sich das (wirklich zu teuere) Buch selber gekauft haben; ich hatte nach einer (wohl

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mißverstandenen) früheren Bemerkung von Ihnen angenommen, Siebeck2 schickte Ihnen in einer Art Tausch verkehr Bücher, die Sie interessieren. Wegen der Publikation, die im Herbst in Ihrem Verlag erscheinen soll, darf ich mir noch überlegen, ob es nicht doch besser ist, etwas Neues zu schreiben. Hierfür würde ich natürlich das entsprechende Originalhonorar erwarten, nicht das in Ihren Brief angegebene Nachdruckshonorar. Ich habe im Sommer mehrere Vorträge zu halten (Tübingen, Freiburg, Leipzig, Dresden), aus denen sich vielleicht eine gute Schrift von 6 Bogen ergibt. Leider brauche ich den Anstoß eines Verlegers. Der „Hüter der Verfassung" ist ausschließlich das Verdienst der Antreibungen und Mahnungen von Dr. Siebeck. Wer ist der Autor des Buches über Demokratie und Staatsform 3, das eben bei Ihnen erschienen ist? F. A. Hermens4, Paris? Ich kenne ihn nicht, freue mich über die leichte und rheinisch elegante Klugheit des Buches. Noch eins. Sie zitieren in Ihren Ankündigungen meiner geistreichen Werkchen immer noch die gleichen Rezensionen und Äußerungen, nachdem doch viel wirksamere hinzugekommen sind. Allein in der letzten Woche könnte man aus vielen Zeitschriften (Juni-Heft der „Tat" 5 ; Juni-Heft des „Widerstand" 6; Ring 7 etc.) zahlreiche bessere finden, als z. B. Die Lit[erarische]. Welt 8 , ferner das Vorwort, das Geßler9 (vor der Einleitung) zu seinen in der hanseatischen Verlagsanstalt erschienenen Vorträgen geschrieben hat, wo er sich über die Verfassungslehre" äußert. 10 Zu Loewenstein11: Das Buch ist fleißig und wertvoll, aber doch unruhig und begrifflich nicht durchdacht. Aber es bleibt dabei: besser als die Bücher der meisten Ordinarien und Nawiasky's12 sachliche Argumente gegen L[oewenstein]. möchte ich hören. Was mich bei meiner damaligen Anfrage 13 interessierte, war etwas anderes: ob es Sinn hat, L[oewenstein]. für eine andere Universität als München vorzuschlagen, oder ob er in München bleibt und R[echts]. Afnwalt]. bleiben will. (In diesem Fall würde ich ihn auch nicht in München habilitieren, wenn ich zu entscheiden hätte, sondern ihn auf die Chance der Honorarprofessur verweisen). Haben Sie Peterson14 gesehen? Grüßen Sie ihn bitte herzlich von mir. Stets Ihr Carl Schmitt Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 13. 06. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Schmitt meint „Der Hüter der Verfassung", Vgl. Brief vom 06. 06. 1931. 2 Siebeck, Oskar, Verlagsleiter der Firma J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), führte von 19131920 die Berliner Filiale, von 1920 bis 1936 zusammen mit seinem Bruder Werner das Gesamtunternehmen. 3 Vgl.: Ferdinand A. Hermens, Demokratie und Kapitalismus. Ein Versuch zur Soziologie der Staatsformen, München / Leipzig 1931. 4 Hermens, Ferdinand Aloys (20. 12. 1906-02.02. 1998), Professor für Politikwissenschaft, der 1933 aus Deutschland emigrierte. Vgl.: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration Bd. 2,1, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München 1983, S. 494 f.

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5 Vgl.: Horst Grueneberg, Mittelstandspolitik - Staatspolitik, in: Die Tat. Monatsschrift zur Gestaltung neuer Wirklichkeit 23. Jg. (1931), S. 191-212 besonders S. 203 ff. Dort heißt es z. B. „Es muß hier auf ein Buch von Carl Schmitt verwiesen werden „Der Hüter der Verfassung (1931), das ein Warn- und Sammelruf für alle diejenigen sein wird, denen die Einheit und Ganzheit des Deutschen Reiches Ziel ihres politischen Willens ist. Ist es doch der geheime Sinn aller Werke Carl Schmitts, den Sinn für politische Entscheidungen wachzuhalten, und in einer Zeit überschwenglicher Anbetung des bürgerlichen Rechtsstaatsideals, in der alle Freund-Feind-Gruppierungen in Rechtsverhältnisse umgedeutet werden, auf die Grenzen dieses Ideals hinzuweisen." (S. 203 f.). 6 Vgl.: Albrecht Erich Günther, Wer ist der Hüter der Verfassung?, in: Widerstand. Zeitschrift für nationalrevolutionäre Politik, hrsg. von Ernst Niekisch und A. Paul Weber, 6. Jg. (1931), S. 168-175. 7 Vgl.: Walther Schotte, Der totale Staat, in: Der Ring. Konservative Wochenschrift, 4. Jg. (1931), S. 417 ff. 8 Vgl.: Willy Haas, Die Bibliothek des Schriftstellers, in: Die Literarische Welt Nr. 50 (14. 12. 1928), S. 55. Dort heißt es: „Will er sich, darüber hinaus, über die wichtigsten allgemeinen Probleme des internationalen Staatsrechtes informieren, so studiere er das prachtvolle neue Werk des politischen Philosophen Professor Carl Schmitt: „Verfassungslehre" (Verlag Duncker & Humblot), ein Buch von feinster gedanklicher Reinheit und Konzentration - , aber nicht ganz leicht zu lesen." 9 Otto Geßler, Der Träger der Reichsgewalt, Hamburg 1931. 10

Vgl.: Otto Geßler schreibt in seinem Vorwort: „Es ist mir aber ein aufrichtiges Bedürfnis, wenigstens in diesem Vorwort Herrn Prof. Dr. Carl Schmitt, dem Staatsrechtslehrer der Handelshochschule Berlin, herzlich zu danken nicht nur für die gewährte Gastfreundschaft, sondern vor allem für die reiche Anregung, die ich gerade seiner wissenschaftlichen Arbeit verdanke. Dies gilt neben seinen trefflichen Monographien vor allem seiner Verfassungslehre, für die ich gern die Bezeichnung „Meisterwerk" anwenden möchte, wenn nicht auch dieser Ehrenname von unserer Zeit schon so verschlissen wäre." 11 Karl Löwenstein, Erscheinungsformen der Verfassungsänderung. Verfassungsrechtsdogmatische Untersuchungen zu Artikel 76 der Reichsverfassung (Beiträge zum öffentlichen Recht der Gegenwart Band 2), Tübingen 1931. 12 Nawiasky, Hans (24. 08. 1880-11. 08. 1961), Professor für Staatsrecht an der Universität München, Anhänger von Kelsens Reiner Rechtslehre. 1933 Emigration in die Schweiz, nach 1945 maßgeblich an der bayerischen Verfassung und dem Grundgesetz beteiligt. Vgl.: Hans F. Zacher, Nawiasky, Hans, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 19 (1999), S. 4 - 6 . 13 Vgl. Brief vom 30. 05. 1931. 14 Peterson, Erik (07.06. 1890-26. 10. 1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 15.06. 1931 Lieber Herr Professor, es ist mir sehr recht, und es wäre ein wirklich freudiges Ereignis, wenn das zu Herbst erscheinende Buch eine neue Arbeit von Ihnen sein könnte. Ich lege auch aus äusseren Gründen sehr grosses Gewicht darauf, weil diese Neuigkeit dem Verlag Anlass geben soll, Ihre übrigen Bücher bei uns in einem zusammenfassenden

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Prospekt noch einmal der Oeffentlichkeit vorzuführen. Bei dieser Gelegenheit werden auch die neueren Urteile, von denen Sie einige erwähnen und die hier sorgfältig gesammelt sind, verwertet. Ich lege Ihnen noch eine Korrektur vor. Sie schreiben mir gleich nach Ihren Sommervorträgen oder auch vorher, wenn Ihre Entschlüsse feststehen, über Inhalt, Titel, ungefähren Umfang Ihres neuen Buches. Ich lege Ihnen dann gleich Vertragsentwurf, der Sie sicher befriedigt, und der über das 100.- Mark = Bogenhonorar für die ursprünglich vorgesehene Schrift („Der Begriff des Politischen - Beginn und Ende eines Zeitalters der Neutralisierung") hinausgeht. Hermens1 aus Nieheim (Kr. Höxter), Sohn eines Landwirtes, von Schumpeter2 und einigen Kölner und Münchener katholischen Professoren sehr gut empfohlen, hat mit der Arbeit in Bonn bei Schumpeter promoviert, ist 24 Jahre alt und studiert jetzt in Paris weiter. Sein Buch ist gewiss ein vielversprechender Anfang. Wie finden Sie „Landauer 4'3? Löwensteins Habilitation wird, wie ich höre, hier nächstens vollzogen4. Damit ist für eine akademische Laufbahn, die in diesem Fall etwas spät anfängt, ja doch wohl der Grund gelegt. Ob L[oewenstein]. einen Ruf an eine kleinere Universität annehmen kann, weiss ich nicht. Ich weiss durch Baronesse Le Fort 5 , dass Peterson6 hier ist. Ich habe ihn aber bis jetzt nicht gesprochen. Sobald Ihre Pläne wegen des neuen Buches gereift sind, höre ich noch von Ihnen. Es ist sehr wichtig, dass wir Herbst oder im Winter mit dem neuen Buch herauskommen - ausserhalb der Sammlung. Es wird mir eine besondere Freude bei dieser Gelegenheit sein, einen Umriss Ihrer Gesamtleistung in einem gelungenen Prospekt (in dessen Grenzen) zu versuchen. Mit herzlichen Grüssen

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 15. 06. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Hermens, Fedinand Aloys (20. 12. 1906-02.02. 1998), Professor für Politikwissenschaft, der 1933 aus Deutschland emigrierte. Vgl.: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration Bd. 2,1, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München 1983, S. 494 f. 2 Schumpeter, Joseph Alois (08. 02. 1883-08. 01. 1950), Nationalökonom, seit 1925 Professor für wirtschaftliche Staatswissenschaft an der Universität Bonn, nach 1932 in den USA lehrend. Vgl.: Wolfgang F. Stolper, Joseph Alois Schumpeter. The public life of a private man, Princeton 1994. Vgl.: Richard Swedberg, Schumpeter. A biography, Princeton 1991. 3

Vgl.: Carl Landauer, Planwirtschaft und Verkehrswirtschaft, München/Leipzig 1931. Seit 1931 Zulassung Löwensteins an der Juristischen Fakultät der LMU München als Privatdozent, bis zur Vertreibung 1933. 5 Le Fort, Gertrud von (11. 10. 1876-01. 11. 1971), zum Katholizismus konvertierte Schriftstellerin. Vgl.: Bernd Kettern, Le Fort, Gertrud von, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. IV (1992), Sp. 1348-1356. Vgl.: Friedrich Wilhelm Graf, Gertrud 4

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Baronin von Le Fort, in: Religion in Geschichte und Gegenwart 4. Aufl., hrsg. von Hans Dieter Betz u. a., Tübingen 2002, S. 129 f. 6 Peterson, Erik (07.06.1890-26.10.1960), Theologe und Religionshistoriker. Vgl.: Barbara Nichtweiß, Peterson, Erik, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 260 f.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin NW 87, 02. 08. 1931 Sehr verehrter Herr Dr. Feuchtwanger! Ich habe ein anstrengendes oder vielmehr ablenkendes Sommersemester gehabt und antworte Ihnen deshalb erst heute auf Ihre freundlichen Briefe vom 6.5. und 16. Juni. Zunächst muss ich mich für das Lehrbuch des Strafrechts von Metzger 1 herzlich bedanken. Es ist gerade in seiner plausiblen Darlegung der Lehrmeinungen brauchbar und gut orientiert. Was ich vermisse, ist eine wenigstens kurze Uebersicht über die verschiedenen Tatbestände, d. h. den besonderen Teil. Je älter ich werde, umso mehr erkenne ich die Bedeutung dieses Problems der tatbestandsmässigen Subsumtion. Aber damit will ich den Wert Ihres Geschenkes natürlich nicht herabmindern. In diesen Ferien muss ich für eine Festschrift zum 25. Bestehen der HandelsHochschule einen Aufsatz schreiben, der mich hoffentlich nicht allzusehr in Anspruch nimmt 2 . Ich habe für Thomas Handbuch des Staatsrechts einen schönen Aufsatz über Grundrechte 3 fertiggemacht, der hoffentlich Thoma nicht gefällt und den ich dann zurückziehen und für die Festschrift verwerten kann, so dass ich mir die Ferien rette. Ich möchte zu gern die Gedanken, die mir während meiner Vorträge in Freiburg, Tübingen und Leipzig gekommen sind, in einer zusammenfassenden Darlegung verarbeiten, aber ich kann noch nicht übersehen, was aus meinen Ferien wird. Der Verlag Juncker & Dünnhaupt hat mich wieder gebeten, einen Abdruck meines „Begriffs des Politischen" bei ihm erscheinen zu lassen4. Ich weiß nicht recht, wie Ihr Vorschlag zu verstehen ist, ob alternativ, d. h. so, dass ich bei Ihnen entweder den Begriff des Politischen und den Vortrag über Neutralisierungen veröffentliche und ausserdem nichts, oder aber, ob ich sowohl diese Veröffentlichung des Neudrucks und ausserdem eine neue, in diesen Ferien zu verfassende Abhandlung bei Ihnen veröffentlichen kann. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich bald darüber aufklären wollten. Ich möchte am liebsten beides bei Ihnen veröffentlichen und mich nicht weiter bei verschiedenen Verlegern zersplittern. Jedenfalls bin ich Ihnen sehr dankbar, dass Sie mir durch Ihren Brief einen solchen Anstoss gegeben haben und ich in den Ferien an einem schönen Aufsatz für Sie arbeiten werde. Ich hörte, dass Dietrich Schindler 5 Zürich Ihnen ein Manuskript angeboten hat. Haben Sie schon irgendeinen Entschluss darüber gefasst? Ich kenne das Manuskript nicht, halte aber Schindler nach seinen bisherigen Publikationen für einen ernsten und jedenfalls beachtenswerten Juristen. Von Burckhardt 6 habe ich nichts

Briefwechsel 1918-1935 mehr gehört. Er scheint unentschlossen zu sein und selber nicht recht zu wissen, was er eigentlich will. Hoffentlich haben die kritischen Wochen des letzten Monat 7 Ihnen keine grössere Sorge gemacht als mir. Es ist schliesslich der natürlichste Vorgang alles menschlichen Daseins und Lebens, fortwährend aus illusionistischen Paradiesen vertrieben zu werden. Die wissenschaftlichen Deutungen der Krise sind dann Versuche, das verlorene Paradies zu restaurieren. M i t solchen Versuchen hat man einen besseren Publikumserfolg als mit jedem anderen. Herzliche Grüße Ihres alten Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 02. 08. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Vgl.: Edmund Mezger, Lehrbuch des Strafrechts, München/Leipzig 1931. 2 Vgl.: Carl Schmitt, Freiheitsrechte und institutionelle Garantien in der Reichs Verfassung, in: Festschrift zum 25 jährigen Bestehen der Handelshochschule Berlin, Berlin 1932, S. 1 ff., (auch in: ders. Verfassungsrechtliche Aufsätze, 3. Aufl. Berlin 1985, S. 140 ff.). 3 Vgl.: Carl Schmitt, Inhalt und Bedeutung des zweiten Hauptteils der Reichs Verfassung, in: Neues Deutsches Handbuch des Deutschen Staatsrechts, hrsg. von Gerhard Anschütz und Richard Thoma, Bd. 2, Tübingen 1932, S. 572-606, (auch in ders., Verfassungsrechtliche Aufsätze aus den Jahren 1924-1954, Berlin 1958, S. 181 -231. 4 Schmitt lässt diese Schrift 1932 als 3. Ausgabe selbständig bei Duncker & Humblot erscheinen, zieht diese Ausgabe aber 1933 zurück und vergibt sie an die Hanseatische Verlagsanstalt. Vgl.: Brief vom 12. 04. 1933. s Schindler, Dietrich (03. 12. 1890-10. 01. 1948), Professor für öffentliches Recht an der Universität Zürich. Vgl.: A. Bruckner, Neue Schweizer Biographie, Basel 1938, S. 462. Vgl.: Neue Züricher Zeitung (Hrsg.), Zum Gedenken an Professor Dr. Dietrich Schindler 18901948, Zürich 1948, (darin diverse Nachrufe und Ansprachen).

6 Burckhardt, Carl Jakob, (10.09. 1891-03.03. 1974), Historiker und Diplomat. Vgl.: Paul Stauffer, Zwischen Hofmannsthal und Hitler, Carl Jakob Burckhardt. Facetten einer aussergewöhnlichen Existenz, Zürich 1991. Vgl.: Brief vom 30. 05. 1931. 7 Kritische Wochen des Juli 1931: Schmitt spielt möglicherweise auf die Vorgänge um die vorzeitige Auflösung des Preußischen Landtages an, wobei sich die Kommunistische Partei der „Nationalen Opposition" anschloss. Vgl.: Heinrich August Winkler, Der Weg in die Katastrophe. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1930 bis 1933, Berlin/ Bonn 1987, S. 385-391.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 07. 08. 1931 Lieber Herr Professor, ich bin Ihnen für Ihren Brief vom 2. August sehr dankbar. Die Antwort muss sich etwas verspäten, da ich den Hauptteil des August i m Allgäu auf dem Land (Post Seeg bei Füssen, Haus Schwalten) verbringe und von hier aus über das Münchner Büro mein Ressort bearbeite.

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Mein damaliger Vorschlag vom 15. Juni war nicht alternativ zu verstehen. Erstens soll Ihre neue aus Ihren Vorträgen in Freiburg, Tübingen und Leipzig entstehende Arbeit bei uns erscheinen. Schliesst diese die Gedankengänge der beiden an und für sich ja sehr konzentrierten Arbeiten „Begriff des Politischen" und „Zeitalter der Neutralisierung" aus oder streift sie sie nur, so soll daneben (zeitlich ganz nach Ihrer Arbeitseinteilung) auch ein eigenes Buch, die diese beiden nach Ihrem Ermessen umgearbeiteten und erweiterten Aufsätze enthält, bei uns erscheinen. Da ich beiden Publikationen eine gute splendide Ausstattung geben möchte, will ich wegen des Pauschalbogenhonorars keinesfalls in einen Konflikt kommen und schlage Ihnen ein bei Erscheinen vorauszahlbares Anteilshonorar von 15% vom Ladenpreis des broschierten Stückes, für die ersten 1500 im voraus zahlbar, vor. Das entspricht einem Bogenhonorar von etwa 150 Mark bei einer etwas engzeiligeren Satzanordnung, als ich sie bei Ihren beiden künftigen schmäleren Bändchen vorhabe. Ich lege Ihnen in der ersten Septemberhälfte Vertragsentwürfe vor. Wenn wir bis spätestens 15. Oktober die vollständigen und druckreifen Manuskripte haben können, so kann der Satz noch bis Ende Oktober durchgeführt und bei glattem Korrekturengang die Fertigstellung noch zu Beginn des Wintersemesters (spätestens bis 30. 11.) ermöglicht werden; sonst kann auch die Ausgabe auf etwa 20. Januar verschoben werden, während ich eine Ausgabe zwischen 1. 12. und 20. 1 nicht empfehlen möchte. Ich überblicke die Dinge, die in Deutschland für die nächste Zeit im Werden sind, nur schlecht, obwohl ich mich nicht nur aus der „guten" Presse (Frankfurter, Kölnische]. Zeitung, Kölnische]. Volkszeitung) zu orientieren suche. Vor mir liegt die letzte Nummer des „Ring" mit der Sonderbeilage „Zur Problematik des nationalen Radikalismus"1. Herr Jünger2 wird sich sagen, dass alle diesen gescheiten Aufsätze trotz ihrer konservativen Note nur Betrachtungen „aus dem liberalen Raum" seien. Wenn Prinzhorn 3 in der „Neuen Rundschau" erschienen wäre, so hätte man gleich das Stichwort: Hier ist wieder „der Meister aller Masken" am Werk. Auch Eschweiler 4, sonst fein und nobel, ist in dieser Umgebung deplaziert. Ich gebe aber zu, dass heute nichts Besseres über diese Dinge geschrieben werden kann; nur ist das gute Schreiben und richtige Denken eben heute in Deutschland als „international" suspekt. Ich möchte wissen, von wem Jünger gelesen wird. Was halten Sie von der Arbeit von Hellmuth Plessner5 „Macht und menschliche Natur"? Das möchte ich sehr gern wissen. Ich habe mir zur Kommentierung mit vielem Bemühen Schelers6 „Philosophische Weltanschauung" noch einmal vorgenommen und Groethuysens7 »Philosophische Anthropologie' aus dem Handbuch der Philosophie gelesen. Aber ich lasse mich von dem hohen Koturn dieser doch unleidlichen Sprache nicht verblüffen. Ihr „Begriff des Politischen" ist bei Plessner fast unverständlich gemacht. Diese Philosophie über den politischen Indifferentismus des Geistes und scheinbar feinfädige geistige Begründung des „Völkischen" kommt mir doch im Grund plump vor; aber ich muss das ganze Gedankengefüge erst noch einmal übersetzen und sehen, ob ich es richtig verstanden habe.

Briefwechsel 1918-1935 „Schindler" 8 konnte ich leider nicht nehmen, da ich - auch geschäftlich - nur ganz wählerisch sein darf. Ich kann jetzt nur in Ausnahmefällen wo geschäftliche Gangbarkeit mit wissenschaftlichem Rang die engste Verbindung eingehen, zugreifen. M i t herzlichen Grüssen bin ich für heute Ihr

Brief, 4 Seiten, ms. o. U., 07. 08. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 1 Zur Problematik des nationalen Radikalismus, in: Der Ring 4. Jg. (1931), Sonderheft. 2 Jünger, Ernst (29.03. 1895-18.02. 1998), Schriftsteller. Vgl.: Lutz Hagstedt (Hrsg.), Ernst Jünger. Politik-Mythos-Kunst, Berlin/New York 2004. 3 Prinzhorn, Hans (06. 06. 1886-14. 06. 1933), Psychiater und Kunsthistoriker. Vgl.: Thomas Roeske, Der Arzt als Künstler. Ästhetik und Psychotherapie bei Hans Prinzhorn (1886 — 1933), Bielefeld 1995. Vgl.: Hans Prinzhorn, Ueber den Nationalsozialismus, in: Der Ring 4. Jg. (1931), S. 573-577. 4 Eschweiler, Karl (05. 09. 1886-30. 09. 1936), katholischer Theologe, Professor für systematische Theologie. Vgl.: Joachim Drumm, Eschweiler, Karl, in: Lexikon für Theologie und Kirche Bd. 3, 3. Aufl., hrsg. von Walter Kasper u. a., Freiburg 1995, S. 882. Vgl.: Carl Eschweiler, Der nationale Gedanke als reale Vernunft, in: Der Ring 4. Jg. (1931), S. 577 -581. 5 Helmuth Plessner, Macht und menschliche Natur, in: ders. Gesammelte Schriften Bd. 5, Frankfurt am Main, S. 154 f. Zu: Plessner, Hellmuth (04. 09. 1892-12. 06. 1985), Philosoph und Psychologe. Vgl.: Christoph Dejung, Plessner. Ein deutscher Philosoph zwischen Kaiserreich und Bonner Republik, Zürich 2003. 6 Scheler, Max (22 08. 1874-19.05. 1928), deutscher Philosoph, Phänomenologe. Vgl. Wilhelm Mader, Max Scheler, 2. Aufl. Reinbek 1995. Vgl.: Wolfhart Henckmann, Max Scheler, München 1998. 7 Vgl.: Bernhard Groethuysen, Philosophische Anthropologie, in: Handbuch der Philosophie, hrsg. von Alfred Baeumler und Manfred Schröter, Abt. III (Mensch und Charakter), München/Berlin 1931, A, S. 3-203. 8 Schindler, Dietrich (03. 12. 1890-10. 01. 1948), Professor für öffentliches Recht an der Universität Zürich. Vgl.: A. Bruckner, Neue Schweizer Biographie, Basel 1938, S. 462. Vgl.: Neue Züricher Zeitung (Hrsg.), Zum Gedenken an Professor Dr. Dietrich Schindler 18901948, Zürich 1948, (darin diverse Nachrufe und Ansprachen).

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, den 09. 08. 1931 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Vielen Dank für Ihren Brief. Ich habe mich sehr darüber gefreut und bin ganz glücklich, dass mein ,Begriff des Politischen 4 mit dem Aufsatz über die Neutralisierungen erscheint. Deswegen liegt mir auch daran, in der neuen Abhandlung die weitere Entwicklung meiner Ideen hervortreten zu lassen. Der Aufsatz von Prinzhorn 1 über Hitler 2 hat mir sehr gut gefallen; wenn Sie aber vom »liberalen Raum 4 sprechen, so muss ich Ihnen doch die Frage vorlegen, ob vielleicht die Oktroyie-

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rung dieser schundigen und kitschigen preussischen Regierungserklärung an 2500 preussische Zeitungen aus dem liberalen Räume kam? Ich bin noch ganz erschüttert von der symptomatischen Bedeutung dieses Vorganges... Meine Ferienlektüre wird ein Buch von Beck 3 über das römische Recht bei Tertullian und Cyprian 4 sein, das bei Niemeyer 5 erschienen ist. Mein Geschmack geht langsam in die Richtung des Ihrigen, nur bin ich erst beim Latein und komme langsam zum Griechischen, während Sie bereits i m tiefen Orient sitzen. M i t den besten Grüssen Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seiten, hs. m. U., 09. 08. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Vgl.: Hans Prinzhorn, Ueber den Nationalsozialismus, in: Der Ring 4. Jg. (1931), S. 573-577. 2 Prinzhorn hatte Gelegenheit Hitler eineinhalb Tage in Weimar zu beobachten. Darüber berichtet er in seinem 1. Kapitel (S. 573 f.) und kommt zu treffenden Urteilen über den Charismatiker Hitler: „Im Ganzen läßt sich also nicht leugnen, daß Hitler aus seiner Person und Sache einen Stil entwickelt hat, der die beteiligten Menschen wirksam verbindet und die vorhandenen Fähigkeiten, Tendenzen und Ziele klar zum Ausdruck bringt. Welchen Rang diese Fähigkeiten und Ziele und die Methoden, deren man sich bedient, von einer höheren Warte gesehen, noch behalten, das ist eine andeie Frage, die ich noch erörtern werde". (S. 574). Dazu äußert er sich wie folgt: „In Summa des Nationalfaschismus schafft von neuem ein Gesamtbild des Deutschtums, das die alten tragischen Züge unserer Geschichte trägt". (S. 576). 3 Vgl.: A. Beck, Römisches Recht bei Tertullian und Cyprian. Eine Studie zur frühen Kirchengeschichte, Halle/Salle 1930 (Nachdruck Aalen 1967). 4 Tertullian, Quintus Septiminus Florens (ca. 155-60 -220-240), bedeutendster katholischer Theologe vor Augustinus. Vgl.: Marco Frenschkowski, Tertullian, in: BiographischBibliographisches Kirchenlexikon Bd. XI (1996), Sp. 695-720. Cyprian (ca. 200 n.Chr.14. 09. 258), Bischof von Karthago, stilbildend für die christliche lateinische Literatursprache. Vgl.: Hans von Campenhausen, Lateinische Kirchenväter, 7. Aufl. Stuttgart 1995, S. 37-56. s Niemeyer, Hermann (16.04. 1883-12. 10. 1964), Verleger. Vgl.: Robert Harsch-Niemeyer, Niemeyer Hermann, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 19 (1999), S. 238.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O. 14. 08. 1931 Lieber Herr Professor, bitte schicken Sie uns, sobald es Ihnen möglich ist, die authentische Vorlage für die Broschüre mit den beiden Aufsätzen 1 mit der neuen Anmerkung und vor allem in der richtigen Titelfassung. Recht gute Erholung und herzliche Grüsse Ihres

Briefwechsel 1918-1935 Brief, 1 Seite, ms. o. U., 14. 08. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Gemeint sind Carl Schmitts Aufsätze „Der Begriff des Politischen" und „Das Zeitalter der Neutralisierungen und Entpolitisierungen".

Anzeige von Carl Schmitt, 20. 08. 1931 Dusanka und Carl Schmitt geben die Geburt ihrer Tochter Anima Louise bekannt. Berlin, den 20. August 1931

Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, den 04. 10. 1931 Lieber Herr Feuchtwanger! Hier lege ich Ihnen das Manuskript vor, mit einigem Zagen, aber es ist keine schlechte Sache. Hoffentlich können Sie es ohne weiteres drucken lassen. Ich wäre Ihnen ganz besonders dankbar, wenn es sich einrichten ließe, daß ich noch in diesem Monat (d. h. noch während dieser Ferien) die Korrekturen (die nicht groß sein werden) lesen könnte. Dann habe ich noch einige technische Wünsche oder Fragen: 1) Könnte ich 4 Abzüge der Korrekturfahnen haben? 2) Was die Drucktypen angeht, so hat mir die des „Parlamentarismus" am besten gefallen. Warum wollen Sie die Broschüre nicht in Ihrer Sammlung erscheinen lassen? Dies als Frage, nicht um die Drucklegung aufzuhalten oder Nachfragen zu veranlassen. 3) Die (sehr wichtigen) Anmerkungen zwischen dem Text bitte ich nicht zu klein zu setzen. 4 Wie hoch wird der Preis des Büchleins? Ich möchte es sehr oft verschenken; auch Studenten empfehlen. 5) Kann nicht (nach französischer Übung; übrigens auch wie im „Hüter der Verfassung") der jeweilige Titel der beiden Aufsätze jeweils über jeder Textseite stehen?

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Diese letzten Wochen war ich sehr in Anspruch genommen, bald schreibe ich mehr. Haben Sie die Nachricht von der Geburt meiner Tochter Anima-Louise nicht erhalten? Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 05. 10. 1931 Lieber Herr Professor, heute wurden wir durch das Manuskript, das ich mit Spannung erwartete, erfreut. Die Druckerei wird morgen, Dienstag, mit dem Satz sofort beginnen und in etwa 8 Arbeitstagen fertig werden. Sie können Ende dieser Woche mit dem ersten Teil der Fahnen, nächste Woche mit dem Schluss rechnen und zwar erhalten Sie 4 Fahnenabzüge direkt von Pierer-AJtenburg. Schicken Sie bitte die Korrekturen auch unmittelbar dorthin zurück und halten Sie es ebenso mit dem Umbruch. Anfang November, also zu Beginn des Wintersemesters werden wir dann bei glattem Korrekturengang das Buch ausgeben. Die Satzanordnung schließt sich dem „Parlamentarismus" an, die äußere Aufmachung gleicht der von Bergsträsser 1, Sinn und Grenzen der Verständigung zwischen Nationen, also dem letzten Heft unserer zwanglosen Sammlung. Umschlag und Vörblatt trägt in einer zweizeiligen, ganz zurücktretenden Aufschrift die Bezeichnung „Wissenschaftliche Abhandlung etc. X". Wir können aber immer noch die beiden Zeilen auf Umschlag und Vorblatt bei der Korrektur streichen, wenn wir wollen. Die Überschriften über den Textseiten fallen übrigens bei dieser Satzanordnung wie auch bei Ihrem „Parlamentarismus" und bei „Bergsträsser" weg; bei einem nicht 100 Seiten starken Werkchen ist diese Wiederholung des Titels auch nicht nötig. Gleichzeitig mit dem „Begriff des Politischen" zeige ich Ihre übrigen Werke wieder nachdrücklich an und lege Ihnen Anzeigentext und Prospekt noch vor Fertigstellung vor. Der Ordnung halber in der Anlage der Vertrag: Auflage 2000 - Honorar M 120 - pro Druckbogen, Ladenpreis höchstens 60 Pfennige für den Druckbogen. So ist alles genau auskalkuliert, die Voraussetzung ist allerdings der Absatz der ganzen Auflage. Mit herzlichen Grüssen Ihr Anlagen.

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Brief, 1 Seite, ms. o. U., 05. 10. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Vgl.: Arnold Bergsträsser, Sinn und Grenzen der Verständigung zwischen Nationen, München/Leipzig 1930 (= Wissenschaftliche Abhandlungen und Reden zur Philosophie, Politik und Geistesgeschichte Bd. 9).

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger o. O. 16. 10. 1931 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, gestern habe ich die letzten Fahnen an die Druckerei zurückgeschickt; die Revision wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Inzwischen werden Sie das opuluscum auch gelesen haben. Es läßt sich nicht vermeiden, daß ich auf Ihre Meinung neugierig bin, besonders nachdem ich Ihr strenges Urteil über Plessner1 kennen gelernt habe. Ich möchte über Plessner nicht so hart urteilen. Meine Äußerung über sein Buch werden Sie in der Anmerkung über Anthropologie gelesen haben2. Zu Ihrem Aufsatz über ihn 3 mein Kompliment. So vorsichtig und doch so deutlich können heute nicht mehr viele schreiben. Den Vertrag sende ich beiliegend], zurück, mit meiner Unterschrift. Einzige Bitte: Daß ich statt 30 50 Freiexemplare erhalte. Doch soll es nicht davon abhängig sein, daß ich unterzeichne. Wegen der Versendungsadressen schreibe ich Ihnen noch. Auch die Liste der Rez[ensions]. Exempl[are]. würde ich gern sehen, denn ich ärgere mich längst über die Parasiten an den Tageszeitungen, die automatisch ein Exemplar erhalten und nicht daran denken, sich zu äußern. Besten Dank für Ihre freundlichen Glückwünsche zu meiner Tochter Anima 4 . Wenn Sie nach Berlin kommen, müssen Sie sich das Wunder ansehen. Wir ziehen übrigens nächste Woche Flotowstr. 5; ich teile Ihnen die genaue Adresse noch mit. Diese kommende Woche bin ich bis 25. Okt. in Hamburg bei Georg Eisler 5, Große Fontenay 3, zu erreichen. Ich habe mich nach Gelehrtenart, vor dem Umzug gedrückt und treibe mich seit einer Woche im Sauerland herum, auf den Schauplätzen des immer noch nicht beendeten Kampfes zwischen Karl dem Großen6 und den Sachsen, eine adäquate Gegend, um Korrekturen eines solchen Buches zu lesen. Übrigens habe ich die besten Zustimmungsäußerungen zu dem „Begriff des Politischen" von Zionisten erhalten; der Ausdruck „encadrieren" im Nachwort ist von einem Rotterdamer sehr frommen Juden, der mir damit das Kompliment machte, daß er noch nie auf wenigen Seiten ein solches Problem „encadriert" gefunden habe. Aber die Orthodoxen glauben eben an den Sündenfall und können mich verstehen. Den Staatsrechtslehrertag in Halle 7 (28./29.Oktober) muß ich besuchen, um mich dem Kesseltreiben zu stellen, das dort gegen mich geplant ist. Hoffentlich verändert sich inzwischen nichts, was meinen hochverehrten Herrn Kollegen die 2

Rieß (Hrsg.)

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freudige Angriffsstimmung verdirbt. Eine große „Aktion" gegen mich ist nämlich unter dem Eindruck des 13. Juli 8 abgeblasen worden. Wenn ich mich des Unsinns erinnere, der in Jena April 1924 über Art. 48 verzapft worden ist - Nawiasky9 als Bravo von Anschütz 10 - bin ich auf alles gefaßt. Im übrigen bitte ich Sie dringend, Burckhardt 11, Weltgeschichtliche Betrachtungen Kröners Ausgabe S. 169 zu lesen: „Allein ... sind absolut inkorrigibel, selbst bei klarer Erkenntnis des Abgrundes in vielen Einzelnem" usw. Sie werden aus der neuen Fassung12 meines „Begriffs des Politischen" entnommen haben, wie sehr mich diese „Weltgeschichtlichen Betrachtungen" beeindruckt haben. Das Kapitel über die Krisen ist ganz groß, würdig der Politik des Aristoteles 13 als Anhang beigefügt zu werden; vielleicht schreibe ich einmal in einer ruhigeren Stunde einen Aufsatz über diesen merkwürdigen Mann Burckhardt. Wie heißt das Wort ,Feind' (hostis) auf Hebräisch? Wie in den anderen orientalischen Sprachen? „Freund" war im deutschen bis ins 1 S.Jahrhundert der Blutsfreund; erst durch die Philister ist es über „Gottesfreund" zu einem psychologisch-sentimentalen Schwindelwort geworden. Doch habe ich mich nicht entschließen können, mein schönes Material zur Wortgeschichte jetzt schon anzubringen (ebensowenig wie zum Wort „status"). Ist Hugo Balls 14 „Flucht aus der Zeit" nicht mehr in Ihrem Verlag? Kösel zeigt es an, mit einem Vorwort von Gurian 15 . einem vortrefflichen Hüter des Wesens des Katholizismus und katholischer Tradition. Am meisten freue ich mich, daß die neue Ausgabe des „Begriffs des Politischen" nicht zu teuer wird. Der „Hüter der Verfassung" ist zu teuer, obwohl Siebeck behauptet, dadurch daß er sehr gut „gehe", sei bewiesen, daß er nicht zu teuer wäre. Auf Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger, nochmals besten Dank für Ihren Brief und vor allem für Ihren Glückwunsch und herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Brief, 4 Seiten, hs. m. U., 16. 10. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Helmuth Plessner, Macht und menschliche Natur, in: ders. Gesammelte Schriften Bd. 5, Frankfurt am Main, S. 154 f. Zu: Plessner, Hellmuth (04. 09. 1892- 12. 06. 1985), Philosoph und Psychologe. Vgl.: Christoph Dejung, Plessner. Ein deutscher Philosoph zwischen Kaiserreich und Bonner Republik, Zürich 2003. 2 Vgl.: Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen, München/Leipzig 1932, S. 47 f. Dort heißt es: „H. Plessner, der als erster moderne Philosoph (in seinem Buch: Macht und menschliche Natur, Berlin 1931) eine politische Anthropologie großen Stils gewagt hat, sagt mit Recht, daß es keine Philosophie und keine Anthropologie gibt, die nicht politisch relevant wäre, ebenso, wie umgekehrt keine philosophisch irrelevante Politik; er hat insbesondere erkannt, daß Philosophie und Anthropologie, als spezifisch aufs Ganze gehendes Wissen, sich nicht, wie irgendein Fachwissen auf bestimmten „Gebieten", gegen „irrationale" Lebensentscheidungen neutralisieren können. Für Plessner ist der Mensch „ein primär Abstand nehmendes Wesen", das in seinem Wesen unbestimmt, unergründlich und „offene Frage" bleibt. In die primitive Sprache jener naiven, mit der Unterscheidung „Böse" und „Gut" arbeitenden politischen Anthropologie übersetzt, dürfte Plessner dynamisches „Offenbleiben" mit seiner wagnisbereiten Wirklichkeits- und Sachnähe, schon wegen seiner positiven Beziehung zur

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Gefahr und zum Gefährlichen, dem „Bösen" näher sein als dem Guten. Damit stimmt zusammen, daß Hegel und Nietzsche ebenfalls auf die „böse" Seite gehören, schließlich die „Macht" überhaupt (nach dem bekannten, bei ihm übrigens nicht eindeutigen Wort Burckhardts) etwas Böses ist". Vgl.: Rüdiger Kramme, Helmuth Plessner und Carl Schmitt. Eine historische Fallstudie, Berlin 1998. 3 Vgl.: Ludwig Feuchtwanger, Macht und menschliche Natur. Philosophische Begründung der Gebundenheit an ein Volk, in: Bayerische Israelitische Gemeinde Zeitung Nr. 20 (15. 10. 1931), S. 209 ff. 4

Schmitts zweite Ehefrau, war die Serbin Duschka Todorovic, aus deren Ehe die einzige Tochter Anima Schmitt de Otero (20. 08. 1931 - 17. 06. 1983) hervorging. Vgl.: Helmut Quaritsch, Positionen und Begriffe Carl Schmitts, 2. Aufl. Berlin 1991, S. 32 f. 5 Eisler, Georg (14.08. 1892-11.08. 1983), Verlagskaufmann im eigenen Verlag, 1934 emigriert, jüngerer Bruder von Fritz Eisler, Carl Schmitts Jugendfreund, der 1914 gefallen ist. Vgl.: Ernst Hüsmert, Georg Eisler, in: Carl Schmitt, Tagebücher Oktober 1912 bis Februar 1915, hrsg. von Ernst Hüsmert, Berlin 2003, S. 402 f. 6 Schmitt spielt hier auf die Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen an, der das Christentum gewaltsam durchsetzte, weswegen er von nationalistischen Historikern auch als „Sachsenschlächter" bezeichnet wurde. Interessant ist nebenbei der Konflikt zwischen einem „Cromwell-Typ" (Horst Fuhrmann) und der politischen Ordnung der Sachsen, einem ständisch gegliederten Delegiertenparlament. Vgl.: Horst Fuhrmann, Kaiser Karl der Große. Geschichte und Geschichten, in: ders., Einladung ins Mittelalter, München 1987, S. 65-76, besonders S. 68 ff. 7

Vgl.: A. Koettgen, Die achte Tagung der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer, in: Archiv des öffentlichen Rechts Bd. 60 (1932), S. 404 ff. Vgl.: Michael Stolleis, Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland Bd. 3, München 1999, S. 195 -199. 8 Am 13. 07. 1931 erließ der Reichspräsident auf Wunsch der Reichsregierung eine Notverordnung zur Bankenkrise (vgl.: RGBl. 1931,1, S. 359). Schmitt hatte am 28. 07. 1930 ein Gutachten vorgelegt, das die Frage der Befugnis des Reichspräsidenten „finanzgesetzvertretende Verordnungen zu erlassen" eindeutig bejaht. Vgl.: Gerhard Schulz, Von Brüning zu Hitler. Der Wandel des politischen Systems in Deutschland 1930-1933, Berlin/New York 1992, S. 370-379, besonders 374 f.

9 Nawiasky, Hans (24. 08. 1880-11. 08. 1961), Professor für Staatsrecht an der Universität München, Anhänger von Kelsens Reiner Rechtslehre. 1933 Emigration in die Schweiz, nach 1945 maßgeblich an der bayerischen Verfassung und dem Grundgesetz beteiligt. Vgl.: Hans F. Zacher, Nawiasky, Hans, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 19 (1999), S. 4 - 6 . 10 Anschütz, Gerhard (10.01.1867-14.04.1948), Professor für Staatsrecht, Rechtsgeschichte und Kirchenrecht, Verfasser des bekanntesten Kommentars zur Weimarer Verfassung. Vgl.: Hans Nawiasky, Anschütz, Gerhard, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 1 (1953), S. 307. 11 Jacob Burckhardt, Weltgeschichtliche Betrachtungen Kröners Ausgabe Leipzig o. J., S. 169: „Allein Kasten wie die Hierarchie und wie der alte französische Adel sind absolut inkorrigibel, selbst bei klarer Einsicht des Abgrundes in vielen einzelnen. Es ist für den Moment unangenehmer, mit seinesgleichen anzubinden und dabei jedenfalls unterzugehen, als eine allgemeine Sintflut nur vielleicht erleben zu müssen. Und auch abgesehen von einer solchen Probabilitätsrechnung können die Verhältnisse schon verdorben sein, als daß Kasten sich noch mit Glück zu bessern vermöchten; vielleicht ist schon eine überwiegende Voraussicht da, daß andere Elemente von draußen sich der Bewegung, wenn sie einmal da ist, bemächtigen werden. Ob der Krisen vorbereitende Zeitgeist die bloße Summe der vielen gleichdenkenden einzelnen ist, oder eher, wie Lasaulx (S. 24 f.) meint, die höhere Ursache ihrer Gärung, mag dahingestellt bleiben wie die Frage über Freiheit und Unfreiheit überhaupt. Am Ende liegt ein Drang zu periodischer großer Veränderung in dem Menschen, und welchen 2

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Grad von durchschnittlicher Glückseligkeit man ihm auch gäbe, er würde (ja gerade dann erst recht!) eines Tages mit Lamartine ausrufen: La France s'ennuye!" 12 Die 2. bearbeitete Fassung erschien 1932 bei Duncker & Humblot, das Nachwort stammte aber bereits vom Oktober 1931. Zu Demokratie zitiert Schmitt Jacob Burckhardt. Vgl.: Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen. Mit einer Rede über das Zeitalter der Neutralisierungen und Entpolitisierungen, München/Leipzig 1932, S. 12. Vgl.: Reinhard Mehring (Hrsg.), Carl Schmitt. Der Begriff des Politischen. Ein kooperativer Kommentar, Berlin 2003. »3 Vgl.: Aristoteles, Politik, hrsg. von Otfried Höffe, Berlin 2001. Vgl.: Jacob Burckhardt, Weltgeschichtliche Betrachtungen, Leipzig o. J., S. 157-205. 14 Ball, Hugo (22.02. 1886-14.09. 1927), Schriftsteller, Mitbegründer des Dadaismus. Vgl.: Hans Joachim Bähr, Hugo Ball, in: Literatur Lexikon, hrsg. von Waither Killy, Bd. 1 (1988), S. 300 ff. 1927 erschien bei Duncker & Humblot Balls „Flucht aus der Zeit". Die zweite Auflage veröffentlichte der Verlag Kösel und Pustet in München mit einem Vorwort von Hermann Hesse, ebenso die Neuausgabe „Byzantinisches Christentum" mit einem Vorwort von Waldemar Gurian. 15 Gurian, Waldemar (13.02. 1902-26.05. 1954), Professor für politische Wissenschaften, Publizist, Schüler von Schmitt und Max Scheler, Vertreter des politischen Katholizismus, Gegner des Nationalsozialismus. In der Emigration Kritik an Carl Schmitt. Vgl.: Heinz Hürten, Waldemar Gurian. Ein Zeuge der Krise unserer Welt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Mainz 1972.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 29. 10. 1931 Lieber Herr Professor, nach Ihrer Rückkehr nach Berlin möchte ich Ihnen gleich vielmals für Ihren letzten Brief danken. Das Ergebnis meines eindringlichen Studiums Ihrer aufregenden Schrift 1 (hinter der ich allerdings zu meiner Beruhigung wieder Kant 2 „Vom ewigen Frieden" lesen musste) möchte ich Ihnen getrennt und erst später schreiben, heute vorerst alles Technische in Ordnung bringen, da wir jetzt aufs rascheste erscheinen wollen. Der von Ihnen korrigierte Umbruch ging am 27. 10. bei der Druckerei ein. Nach rascher Verbesserung hat Ihnen die Druckerei in diesen Tagen nochmals Revision vorgelegt. Sie haben doch den Titel der Sammlung auf der ersten Seite des Vorblattes stehen lassen? Auf dem Umschlag, der vorläufig nach den anliegenden Korrekturabzügen aussieht, müssen wir auch die Rede3 genau wie auf dem Haupttitel bringen und ändern die moderne vierzeilige Form um Platz für die Erweiterung zu schaffen. (Handschriftlicher Zusatz: Sie bekommen neue Abzüge direkt von Pierer). Dann: Wohin haben Sie „Vom gleichen Verfasser sind erschienen etc." untergebracht? Der beste Platz für diese wichtige abgekürzte Bibliographie wäre S. II gegenüber dem Haupttitel. Dann zeige ich auf den leeren Seiten 83/84 noch eine Liste unserer neuen Literatur an.

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Der letzte Absatz des Nachwortes geht sehr streng mit Ihren Kollegen4 um, die fast ausnahmslos nur ihre eigenen Suppen immer wieder kochen und in deren Ohr neue Töne nicht mehr dringen. In der Anlage habe ich eine Liste von Besprechungsexemplar-Empfängern skizziert und bitte um Ihre Zusätze und Streichungen. Daneben erhalten Sie 50 Freiexemplare für Ihren eigenen Gebrauch. Der Ladenpreis wird mit M 2.50 festgesetzt. Einstweilen bin mit herzlichen Grüssen wie stets Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 29. 10. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Feuchtwanger meint Schmitts „Der Begriff des Politischen" . 2 Immanuel Kant, Vom ewigen Frieden, Ein philosophischer Entwurf, Königsberg 1795. 3 Gemeint ist der Zusatz: „Mit einer Rede über das Zeitalter der Neutralisierungen und Entpolitisierungen." 4 Dieser Absatz wurde gestrichen, denn es finden sich keine Hinweise auf Kollegen (vgl. auch Brief vom 31. 10. 1931).

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 30. 10. 1931 Lieber Herr Professor, bei der Anzeige Ihrer bei uns erschienenen Bücher auf dem Rücken des Umschlages komme ich nun doch dazu, die läppischen Reklamezeilen wieder wegzuschneiden. Es ist nicht mehr notwendig, dass wir uns von Thoma1 usw. das „imponierende systematische Werk" etc. bescheinigen lassen müssen. Ich empfinde das nicht würdig und führe nur die sämtlichen genauen Titel mit Preisen an, während die Liste „vom gleichen Verfasser sind erschienen" nicht zum Anzeigenteil gehört, besonders auch Bücher von Ihnen aus anderen Verlagen aufführt und mehr bibliographisch-wissenschaftlichen Zwecken zu dienen hat. Nochmals mit vielen Grüssen Ihr

Brief, 1 Seite, ms. o. U., 30. 10. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. i Thoma, Richard (19. 12. 1874-26. 06. 1957), Professor des öffentlichen Rechts und der Staatslehre. Vgl.: Fabian Sösemann, Richard Thoma, in: Mathias Schmoeckel (Hrsg.), Die Juristen der Universität Bonn im „Dritten Reich", Köln u. a. 2004, S. 556-580.

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358 Carl Schmitt an Ludwig

Feuchtwanger

o. O., 31. Oktober 1931 Lieber Herr Feuchtwanger, besten Dank für Ihr Schreiben vom 29. Okt.. Ich sende das Verzeichnis meiner Publikationen anbei, sowie die Versendungsliste, in welcher ich die mit einem? versehenen Zeitungen nur dann zu berücksichtigen bitte, wenn spezielle Gründe dafür sprechen. Dem geradezu idiotischen Rezeptionsbetrieb sollte man solche Konzessionen, wie Sie in Ihrer Liste enthalten sind, nicht machen. Ich schreibe Ihnen in der Unordnung des Umzugs. Erst gestern Abend bin ich von Halle (Staatsrechtslehrtag) 1 zurückgekehrt. Davon hoffentlich bald mündlich. Es wäre mir lieber, wenn auf der äußeren Umschlagseite nur stände: Der Begriff des Politischen (nicht die Rede). Die jetzige Anordnung (je ein Wort in jeder Zeile) ist zwar einprägsam, aber spielerisch. Ich wäre trotzdem mit der jetzigen Gestalt des Umschlags einverstanden, wenn sie nicht allzusehr das unmögliche der und des in je einer Zeile hervortreten ließe. Vielleicht geht es wie vgl. Pa[r]l[amentarismus]. Mal. Ich verstehe aber nichts von kunstgewerblichem Druck. Die Antiqua ist übrigens herrlich. Ich habe eine zweite Revision erbeten und die ersten 3 Bogen sofort erledigt. Das Buch scheint sehr schön zu werden. Das Nachwort habe ich geändert. Kann der Ladenpreis nicht 2,40 sein? (Wie ich nur als Frage, nicht als Bitte bemerken möchte.) Ich habe einige (5) Adressen von Rez[ensions]. Exemplaren hinzugefügt, die mir eben einfielen. Es sind Zeitschriften]., die bisher besonderes Interesse für meine publizistische Tätigkeit bewiesen haben. Auf das Erscheinen meiner Abhandlung freue ich mich sehr. Es ist doch eine andere, würdigere Sache als das juristische Advokatengezänk und die Pseudowissenschaftlichkeit des heutigen Gutachtenbetriebes. Auf Ihr ausführliches Urteil zur Sache bin ich sehr gespannt. Nochmals besten Dank und herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt P.S. Ich füge eine kleine, anläßlich des Jubiläums der Handels-Hochschule Berlin entstandene Schrift bei.

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 31. 10. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Vgl. Brief vom 16. 10. 1931. Vgl.: A. Koettgen, Die achte Tagung der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer, in: Archiv des öffentlichen Rechts Bd. 60 (1932), S. 404 ff. Vgl.: Michael Stolleis, Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland Bd. 3, München 1999, S. 195-199.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

o. O., 31. Oktober 1931 L(ieber) H(err) F(euchtwanger) Eben, als ich meinen Brief zur Post gegeben hatte, erhielt ich Ihr Schreiben vom 30. Okt.. Ich danke Ihnen sehr dafür und habe mich sehr gefreut. Unter dem Eindruck von Halle1 muß ich sagen, daß derartige Bezugnahmen auf das Urteil Thoma's2 etc. geradezu blamabel wären. Also nochmals herzlichen Dank und beste Grüße Ihres Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U., 31. 10. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 A. Koettgen, Die achte Tagung der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer, in: Archiv des öffentlichen Rechts Bd. 60 (1932), S. 404 ff. Vgl.: Michael Stolleis, Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland Bd. 3, München 1999, S. 195-199. 2 Vgl. Brief vom 30. 10. 1931.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 02. 11. 1931 Lieber Herr Professor, vielen Dank für Ihren Brief und für Ihre Karte! In der Besprechungsliste habe ich 14 Empfänger gestrichen und dagegen die fünf aufgenommen, die Sie ergänzten. Die Liste „Vom gleichen Verfasser sind erschienen4' wird noch auf Seite 2 gegenüber dem Haupttitel eingesetzt. Wenn Sie heute oder morgen die Umschlagkorrekturen direkt aus Altenburg bekommen, wollen Sie bitte den Untertitel „Mit einer Rede etc." wegstreichen und einen Korrekturabzug des Umschlages an uns nach München zurücksenden, damit wir alles in Uebereinstimmung bringen. Noch in dieser Woche müssen wir sämtliche Bogen druckfertig machen, damit nächste Woche die ganze Schrift fix und fertig wird. Ueber Ihre 50 Freiexemplare verfügen Sie noch. Sie haben mich durch Ihre Schrift „Freiheitsrechte" 1 sehr erfreut. Ich danke Ihnen einstweilen herzlich. Gespannt bin ich über Ihre Hallenser Eindrücke 2 zu hören. Das nächste Mal zu dem Inhalt Ihrer beiden neuen Arbeiten! Hoffentlich sind die Umzugsunannehmlichkeiten für Ihre Gattin und Sie jetzt überstanden. Vorläufig bin ich mit vielen Grüssen Ihr Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 02. 11. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen.

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Briefwechsel 1918-1935

1 Vgl.: Carl Schmitt, Freiheitsrechte und institutionelle Garantien in der Reichsverfassung, in: Festschrift zum 25 jährigen Bestehen der Handelshochschule Berlin, Berlin 1932, S. 1 ff., (auch in: ders. Verfassungsrechtliche Aufsätze, 3. Aufl. Berlin 1985, S. 140 ff.). 2 Vgl.: Briefe vom 16. 10. 1931 und 31. 10. 1931.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 04. 11. 1931 Flotowstr. 5 Lieber Herr Feuchtwanger, besten Dank für Ihr Schreiben. Ich schicke die Korrektur des Umschlages hiermit an Sie. „Mit einer Rede" usw. fällt also weg. Ist es kunstgewerblich zulässig die Buchstaben der ersten Zeile des Titels Der Begriff ebenso eng nebeneinanderzusetzen wie die der zweiten? Dann ist zwar die erste Zeile etwas kürzer als die zweite (Des Politischen), aber das scheint mir nichts Schlimmes zu sein. Ferner möchte ich fragen, ob nicht auf der Rückseite in Ihrer Verlagsankündigung die Verfassungslehre an die erste Stelle gesetzt werden könnte. Endlich stört m. E. die Ankündigung des Sombartschen Buches1 (als des einzigen angekündigten Buches) doch sehr. Kann man es nicht weglassen, oder die Aufzählung der Reihe I - IX dorthin setzen? Ich freue mich sehr auf die Schrift und schicke Ihnen in der Anlage eine Reihe von Adressen, an welche Sie das Buch von mir aus senden wollen. Den Rest der Freiexemplare erbitte ich an meine obige Adresse. Wann kommen Sie nach Berlin? Herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt Brief, 1 Seite, hs. m. U., 04. 11. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Schmitt meint Sombarts „Die drei Nationalökonomien", München/Leipzig 1930.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 06. 11. 1931 Lieber Herr Professor, zu Ihrer Kontrolle übersende ich Ihnen die beiden Listen der Empfänger von Verfasser-Exemplaren („Vom Verfasser überreicht") und Rezensionsexemplaren. Ausser den 21 Dedikationsexemplaren erhalten Sie gleich nach Fertigstellung unmittelbar von der Druckerei weitere 29 Stücke zur persönlichen Versendung. Der Umschlag ging mit Ihrer Korrektur zum Druck. Ihre Annahme, dass „Sombart" 1 die einzige Anzeige ist, trifft nicht zu. Die Schrift schliesst mit einem ein-

Briefwechsel 1918-1935

zigen Blatt S. 81/82 und musste deshalb um 2 Seiten zu l U Bg. erweitert werden, s. Anlage. Den Anzeigentext wählte ich so „neutral" wie möglich, d. h. in diesem Fall möglichst zusammenhanglos zu einer vermeintlichen wissenschaftlichen oder sonstigen Richtung des Inhalts Ihrer Schrift. Ich unterliess es daher, neue Werke des Verlags wie die Veröffentlichungen der Handelshochschule Berlin oder etwa Hermens2, Landauer3 etc. anzuzeigen, sondern nahm nur Bergsträsser 4 - Rynne5 Sombart - Vleugels6. In der Anlage ein spanischer Übersetzungsantrag mit der Bitte um Rückäusserung und Rückgabe des Originals. 8% vom Ladenpreis von 1000 Exemplaren sind das übliche, im übrigen Anteile von jedem verkauften Exemplar. Wenn Sie damit einverstanden sind, will ich das gleiche Smend7 vorschlagen. Nochmals mit vielen Grüssen Ihr Anlagen. Schmitt, Begriff des Politischen: Frei- und Besprechungsexemplare Tageszeitungen: 1. Augsburg / Westheim Augsburger Postzeitung, Dr. Hans Rost Deutsche Allgemeine Zeitung, Dr. Fritz Klein, Ritter2. Berlin SW. 68 straße 50 3. Berlin C. 2 4. Berlin SW. 68 5. Berlin SW. 68 6. Essen / Ruhr 7. Frankfurt/M. 8. Frankfurt/M 9. Hamburg 10. Hamburg 11. Köln a. Rh. 12. Köln a. Rh. 13. München 14. Zürich

Germania, Stralauerstr. 25 Vorwärts. Lindenstr. 3 Vossische Zeitung, Kochstr. 22/26 (Ullsteinhaus) Rheinisch-Westfälische Zeitung, Verl. Reismann Grone, Sachsenstr. 36 Frankfurter Zeitung, Gr. Eschenheimerstr. 31/37 Rhein-Mainische Volkszeitung, Liebfrauenberg 37, Dr. E. Michel Hamburger Fremdenblatt, Gr. Bleichen 38/52 Hamburger Nachrichten, Verl. Hermanns Erben, Speersort 5/11 Kölnische Zeitung, Verl. Du Mont Schauberg, Breitestr. 8 Kölnische Volkszeitung, Neumarkt 18a/27 Münchener Neueste Nachrichten, Dr. K. Weiss, Mozartstr. 13 Neue Züricher Zeitung

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Briefwechsel 1918-1935

Zeitschriften: 15. Berlin NW. 7 16. Berlin W. 62 17. Berlin W. 35 18. Berlin W. 10 19. Berlin W. 57 20. Berlin NW. 7 21. Berlin W. 35 22. Berlin W 8 23. Berlin W. 30 24. Berlin/Wilm. 25. Berlin W. 35 26. Berlin SW. 68 27. Berlin/Wilm 28. Berlin W. 62 29. Berlin / Grunewald 30. Berlin NW. 23 31. Berlin SW. 61 32. Bonn a. Rh. 33. Frankfurt a. M. 34. Freiburg i. Br. 35. Hamburg 36 36. Hamburg 36 37.Jena 38. Jena

Die Gesellschaft, Dr. Rudolf Hilferding Schiffbauerdamm 26 Juristische Wochenschrift, Just. R. Dr. J. Magnus Maassenstr. 27 Literarische Welt, Dr. W. Haas, Passauerstr. 34 Europäische Revue, Dr. Clauß, Matthäikirchstr. 12 Die Neue Rundschau, S. Fi scher-Verlag z.Hd. v. Herrn Dr. Korsch Preussische Jahrbücher, Verl. G. Stilke, Dorotheenstr. 65 Der Nahe Osten, Dützowstr. 41/1 Der Ring, zu senden an: Hrn. Dr. Forsthoff, Freiburg i.B., Thurnerstr. 67 Deutsche Rundschau, Geisbergstr. 43 Ständisches Leben, Erneuerungsverlag, Berlinerstr. 6/7 Der deutsche Volkswirt, Schöneberger-Ufer 32 Der Vorstoss, z.Hd. Herrn Dr. Fritz Klein, Ritterstr. 50 Die Volkswirte, Reichsverband der Dtsch. Volkswirte, Hohenzollerndamm 190 Zeitschrift für Politik, Dr. Ad. Grabowsky, Wichmannstr. 18 Archiv f. Rechts- und Wirtschaftsphilosophie, Dr. W. Rothschild, Erdenerstr. 1 Das junge Zentrum, Brücken Allee 24 Der Widerstand, Hallesches Ufer 16 Bonner Zeitschrift f. Theologie und Seelsorge, Prof. Dr. Fr. Tillmann, Weberstr. 37 Deutsche Republik, Republik. G.m.b.H., Liebfrauenberg 37 Stimmen der Zeit, Herder & Co. Deutsches Volkstum, Albrecht Erich Günther, Pilatuspool 4 Wirtschaftsdienst, Poststr. 19 Jahrbücher f. Nationalökonomie, G. Fischer Die Tat, zu senden an: Dr. Hans Zehrer, Budapester Str. 1

Weltwirtschaftliches Archiv, Düsternbrook 120/122 39. Kiel Deutsche Bücherei, Deutscher Platz 40. Leipzig C. 1 41. London/Bloomsbury The Nation, J. M. Keynes, 46, Gordon Square

Briefwechsel 1918-1935

42. München

Bayerische Staatsbibliothek, Ludwig-„Abtl. f. Pflichtex." Str. 23

43. München

Bayerische Staatsbibliothek, Ludwig-„Abtl. f. Pflichtex." Str. 23

44. München

Hochland, Kösel & Pustet, z. Hd. Hrn. Prof. Dr. K. Muth, Kaiser Ludwigpl. 6

45. München

Historische Zeitschrift, R. Oldenbourg, Glückstr. 8

46. München

Schmollers Jahrbuch (Fach)

47. München

Kölner Vierteljahreshefte (Fach)

48. New York

Political Science Quarterly, Academy of Political Science, Fayerwether Hall

49. Tübingen

Archiv d. Sozialwissenschaft J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Wilhelmstr. 18 Zeitschrift f. d. ges. Staats Wissenschaft J.C.B. Mohr Archiv f. öffentliches Recht J.C.B. Mohr Schönere Zukunft, Nusswaldg. 14, Dr. Hellmuth Burgert Das Neue Reich, Dr. Eugen M. Kogon, Weihburgg. 9/IV Neue Schweizer Rundschau, D. M. Rychner Kirchg. 17

50. Tübingen 51. Tübingen 52. Wien 53. Wien 54. Zürich Nachtrag: 55. Berlin S. 56. Berlin N. 65 57. Berlin SW. 11 58. Berlin W. 8

H. J. Schoeps, Hasenheide 54 f. „Freideutsche Position" Ernst Schubert, Utrechterstr. 17 „z. Bespr." Dr. Bic, Jedermannstr. 30, „z. Bespr." i. Deutschen Zeitung,

61. Berlin SW. 11

Berliner Börsenzeitung, Kronenstr. 8 Herrn Dr. Westecker Dr. Heinz Brauweiler, Meier Ottostr. 10, „z. Bespr." i. „Der Arbeitgeber" u. „Dtsch. Arbeit" Dr. Konrad Jarausch, Sansibarstr. 7, „z. Bespr." i. Schule und Evangelium Dr. Hans Beyer, „z. Bespr." i. „Tägliche Rundschau, Hallesche Str. 20

62. Berlin NW. 7

Dr. Alb. Mirgeler, Platz der Republik „z. Bespr." i. „D. dtsch.Weg", Archiv f. Volksbildung, Schinkelplatz

59. Berlin 15 60. Berlin N. 65

63. Berlin C. 64. Berlin/Charl. 2 65. Berlin/Charl. 66. Berlin / Lankwitz

Dr. Heinz Neumann, Hochschule für Politik „z. Bespr." i. „D. Gesellsch." u. „Blätter f. d. Sozialismus" Dr. Gustav Steinbömer, Grolmannstr. 41, „z. Bespr." Josef Pfister, Wilmersdorferstr. 14, „z. Bespr." i. „Gral" u. „Germania" Dr. K. Megerle, Dillgerstr. 19, „z. Bespr." i. Politi. Wochenschrift u. Volkskonservative Stimmen

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67. Berlin / Lankwitz 68. Berlin / Mariendorf 69. Berlin/Steglitz 70. Berlin/Wilm. 71. Berlin/Wilm. 72. Bergen, Krs. Hanau 73. Bonn a. Rh. 74. Breslau 75. Elbing

Briefwechsel 1918-1935

Dr. Karl Lohmann, Viktoriastr. 21, „z. Bespr." i. „Stahlhelm" und „Reichsreform" Dr. Hans Speier, Rathausstr. 38, „z. Bespr." Dr. M. H. Boehm, Grunewaldstr. 16, „z. Bespr." i. „Baltische Monatshefte" Wilh. Greve, Babelsbergerstr. 9, „z. Bespr." i. „Die Kommenden" u. „D. junge Mannschaft" Dr. Franz Röhr, Kaiser Allee 25, „z. Bespr." i. „Dtsch Arbeit" Pfarrer Karl Wessendorft, „z. Bespr." Dr. Ernst Rudolf Huber, Godebergstr. 6/II, „z. Bespr." auf Anregung des Verfassers Professor Dr. Friedrich Gogarten, Universität, „z. Bespr." i. „Zwischen den Zeiten" Prof. Dr. Karl Thieme, Pädagogische Akademie, „z. Bespr." i. „Christliche Welt" u. „Religion und Sozialismus"

76. Fischbach-Weierbach a. d. Nahe (Rheinland) Dr. K. Seesemann, „z. Bespr." i. „Volk und Raum" 77. Halle a.S. Prof. Dr. Adolf Reichwein, Pädag. Akademie, z. Bespr. auf Anregung des Verfassers 78. Hamburg-Waltershof Hauptlehrer Albrecht Bayer, Boyenstr. 51, „z. Bespr." i. „Hamburger Schulbatt" 79. Hamburg-Waltershof von der Horst, Holstenwall 4, „z. Bespr." i. „Stand und Staat" u. „Stimmen d. Jungmannschaft" 80. Heidelberg Dr. A. Bergsträsser, Ziegelhäuser Landstr. 69, „v. Verleger überreicht" 81. Kiel Dr. A. Hermens, Düvelsbeker-Weg 25, „v. Verleger überreicht" 82. Königsberg/Pr. Prof. Dr. W. Vleugels, Wallenrodstr. 2, „v. Verleger überreicht" 83. Königsberg/Pr. Dr. Krämer, Histor. Seminar d. Universität, „z. Bespr." i. „Jungnationale Stimmen" 84. Leipzig N. 22 Dr. Peter Langendorf, Richterstr. 8, Institut f. Leserund Schrifttumskunde, „z. Bespr." 85. London W. 8 F. A. Kramer, 7, Vicarage Gate, „z. Bespr." 86. München Justizrat Dr. W. Esslinger, Sternwartstr. 2, „v. Verleger überreicht" 87. München Dr. Max Hirschberg, Briennerstr. 9, Kanzlei, „v. Verleger überreicht" 88. München Rechtsanwalt Dr. S. Feuchtwanger, Dienerstr. 1, „v. Verleger überreicht"

Briefwechsel 1918-1935

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89. München

Justizrat Dr. W. Levinger, Frauenplatz 2 / I I , „v. Verleger überreicht"

90. München

Der Kunstwart, Dr. Rinn, Finkenstr. 2, „z. Bespr." Josef Magnus Wehner, Rheinstr. 24, „z. Bespr." i. „Südd. Monatshefte"

91. München 92. München 93. München 94. Münster i. Westf. 95. Pasing b. München 96. Zürich (Schweiz) 97. Küssnach bei Zürich 98. Zürich 6

Zeitwende, Becksche Verl. Buchh. Wilhelmstr. z. Hd. d. Hrn. Dr. Gründler, „z. Bespr." Dr. Franz Arens, Nibelungenstr. 19, „z. Bespr." , auf Anregung des Verfassers Münster Anzeiger, Dr. Hasenkamp, „z. Bespr." Dr. Fritz Reck-Malleczewen, Mussinanstr. 10, „z. Bespr." i. auf Anregung des Verfassers Dr. Julius Schmidhausen Universität, „z. Bespr." Dr. Hans Albert Wiss, „z. Bespr." Dr. Oehler, Hofwiesenstr. 52, „z. Bespr." i. „Schweizer Monatshefte"

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 06. 11. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Werner Sombart, Die drei Nationalökonomien, München /Leipzig 1930. 2 Ferdinand Aloys Hermens, Demokratie und Kapitalismus. Ein Versuch zur Soziologie der Staatsformen, München / Leipzig 1931. 3 Vgl.: Carl Landauer, Planwirtschaft und Verkehrswirtschaft, München/Leipzig 1931. 4 Vgl.: Arnold Bergsträsser, Sinn und Grenzen der Verständigung zwischen Nationen, München/Leipzig 1930 (= Wissenschaftliche Abhandlungen und Reden zur Philosophie, Politik und Geistesgeschichte Bd. 9). 5 Michael Rynne, Die völkerrechtliche Stellung Irlands, München/Leipzig 1930. 6 Wilhelm Vleugels, Die Masse. Ein Beitrag zur Lehre von den sozialen Gebilden, München/Leipzig 1930. 7 Smend, Rudolf (15.01.1892-05.07.1975), Professor, Staats- und Kirchenrechtler. Vgl.: Manfred Friedrich, Rudolf Smend 1882-1975, in: Archiv des öffentlichen Rechts Bd. 112(1975), S. 1 ff.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, den 10. 11. 1931 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, die spanischen Briefe 1 mit bestem Dank zurück. Ich bin gern einverstanden; möchte Sie aber bitten, den Verlag zu fragen, ob nicht vielleicht Prof. Pedroso2 (Sevilla) Interesse an der Übersetzung der Verfassungslehre hat. Er hat nicht for-

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Briefwechsel 1918-1935

mell um das Übersetzungsrecht gebeten (wenigstens nicht soviel ich weiß), aber einmal in Madrid davon gesprochen, daß er das Buch gerne übersetzen wolle. Bei der Höflichkeit der Spanier habe ich das als ein Kompliment betrachtet, das nicht verbindlich ist, habe auch seitdem (2 Jahre) nichts mehr von der Übersetzung gehört, obwohl ich gelegentlich Briefe von ihm erhielt; aber man muß ihn doch jedenfalls fragen, ob er nicht bestimmen will, daß er die Übersetzung macht, oder ob er überhaupt noch Interesse an der Sache hat. Alles andere überlasse ich Ihnen. Für den Hüter der Verfassung habe ich 250 Mark (die andere Hälfte der Verlag) erhalten; doch ging die Übersetzung, wenn ich richtig informiert bin, auf eine Anregung des Spanischen]. Justizministeriums3 zurück. Übrigens weiß ich nicht, ob ich Ihnen ein Exemplar der spanischen Ausgabe geschickt habe. Wenn es Sie interessiert, tue ich es sehr gern. Heinz O. Ziegler 4, Privatdozent der Soziologie in Frankfurt a.M., wollte eine tschechische Ausgabe des Parlamentarismus veranlassen. Ich bin damit einverstanden. Ziegler hat ein sehr gutes Buch „Die andere Nation" 5 soeben bei Mohr veröffentlicht. Die technischen Details der Ausgabe des Begriffs des Politischen sind nicht wichtig. Ich mag aber Ankündigungen in solchen Büchern eigentlich nicht. Dieser „Begriff des Politischen" ist meine beste Leistung. Der merkwürdige Schwung, der dazu gehört, einen solchen geistigen Raum in einigen Strichen einzufangen, ist absolut und nichts als glücklicher Moment und nicht beliebig wiederholbar. So müssen Sie mein Interesse an dieser kleinen Broschüre verstehen; auch meine Freude an dem baldigen Erscheinen. Seitdem ich die lächerliche Theorie der höheren Beamtenverbände, es sei „wohlerworbenes Recht" der Beamten, daß die Gehälter nur herauf- und dann nie wieder heruntergehen dürften, bestritten habe6, bin ich Gegenstand einer wütenden Hetze in Fach- und Tageszeitungen. Große Artikel mit fett gedruckter Überschrift: Der Leibjurist Brünings erscheinen - alles von Fachkollegen suggeriert und inszeniert 7! Auf Wiedersehen, lieber Herr Feuchtwanger, herzliche Grüße Ihres Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 10. 11. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Vgl.: Brief vom 06. 11. 1931. 2 Pedroso, Manuel (Martinez Pedroso, Conde de Pedroso) (1893-1958), Studium des Rechts in Madrid und an einigen deutschen Universitäten. Zwischen 1914- 1927 schrieb er viele Artikel für La Nacion de Buenos Aires. 1927 erhielt er einen Lehrstuhl in Sevilla, Mitglied der Kommission zur Ausarbeitung der republikanischen Verfassung 1931, während des Bürgerkrieges Diplomat in Tanger, Warschau und Moskau. Am Endes des Krieges Übersiedlung nach Mexiko, wo er nochmals einen Lehrstuhl für politische Wissenschaften und Staats-

Briefwechsel 1918-1935 recht übernahm. Vgl.: Diccionario Porrua de Historia, Biografia y Geografia de Mexico, 1965 f. (Archivo Biografico de Espana, Portugal e Iberoameäica 1960-1995 III, 380,2). 3 Die Übersetzung lautete „La defensa de la Constitution" und stammte von Manuel Sanchez Sarto. Sie erschien 1931 in der Reihe Biblioteca de Cultura Polftica im Verlag Labor Madrid/Barcelona/Buenos Aires. Stimmt der Hinweis von Schmitt auf das spanische Justizministerium, so kommen mehrere Auftraggeber in Betracht. Zum einen, wenn man für die Übersetzung und den Druck ca. ein Jahr Vorlauf rechnet, so käme noch der im Januar 1930 zurückgetretene Diktator General Miguel Primo de Rivera in Betracht, wahrscheinlicher ist jedoch sein „liberaler" Nachfolger General Dämaso Berenguer, der zur Verfassung von 1876 zurückkehrte. Zum anderen wäre aber auch bei extrem kurzer Herstellungsdauer die am 12. 04. 1931 gewählte republikanische Regierung möglich. Vgl.: Walter L. Bernecker/Horst Pietschmann, Geschichte Spaniens. Von der Neuzeit bis zur Gegenwart, 3. Aufl. Stuttgart u. a. 2000, S. 294-301. 4

Ziegler, Heinz Otto (11. 03. 1903-), Nach Studium bei Oppenheimer, Troeltsch, Sombart u. a., Promotion bei Alfred Weber, ab 1928 Privatdozent für Soziologie in Frankfurt a.M. Er bezeichnet sich selbst als Nicht-Arier (nach den Bestimmungen) und als politisch konservativ und national. 1933 bewirbt er sich als Soziologe an der Deutschen Universität in Prag. Zusammengestellt nach den Akten des Universitätsarchivs Frankfurt a.M. Kurator/WiSoFak. Abt. 150, Nr. 382, Bl. 345 ff. und 386. 5 Vgl.: Heinz O. Ziegler, Die andere Nation, Tübingen 1931. 6 Carl Schmitt, Wohlerworbene Beamtenrechtc und Gehaltskürzung in: Deutsche Juristenzeitung 36. Jg. (1931), Sp. 917-921. 7 Anonym, Um die Auslegung des Artikels 129. Ein Schriftwechsel mit Professor Schmitt, darin „Schreiben des Professor Dr. Carl Schmitt (11. 11. 1931), in: ABC. Allgemeine Beamten-Correspondenz. Unabhängiger Nachrichtendienst für Beamtenpolitik 7. Jg. (1931), Nr. 271 (24. 11. 1931), S. 1 ff. Vgl.: Dr. Ra. Institutionelle oder subjektive Garantie? Um den Begriff der „wohlerworbenen Rechte", in: ABC. Allgemeine Beamten-Correspondenz. Unabhängiger Nachrichtendienst für Beamtenpolitik 7. Jg. (1931), Nr. 114 (17. 09. 1931), S. 1 ff. Vgl.: Anonym, Prof. Schmitt sucht sich zu rechtfertigen. Er spricht auf der „Deutschen Welle" über „Verfassungsstaat und Staatsnotstand", in: ABC. Allgemeine Beamten-Correspondenz. Unabhängiger Nachrichtendienst für Beamtenpolitik 7. Jg. (1931), Nr. 262 (12. 11. 1931), S. 4 f. Vgl.: Anonym, Die neue Gehaltskürzung. Ungeheuerliche Benachteiligung der Beamtenschaft - Brüning begründet die Notverordnung, in: ABC. Allgemeine Beamten-Correspondenz. Unabhängiger Nachrichtendienst für Beamtenpolitik 7. Jg. (1931), Nr. 284 (09. 12. 1931), S. 1 f. Vgl.: Anonym, Die Rechtslehrer gegen die Notverordnungspolitik. Besonders beamtenrechtliche Bestimmungen verfassungswidrig, in: ABC. Allgemeine Beamten-Correspondenz. Unabhängiger Nachrichtendienst für Beamtenpolitik 7. Jg. (1931), Nr. 288 (14. 12. 1931), S. 3. Vgl.: Anonym, Die Verfassungswidrigkeit von Gehaltsund Pensionskürzung. Prof. Dr. Helfritz über den Charakter der „wohlerworbenen Rechte", in: ABC. Allgemeine Beamten-Correspondenz. Unabhängiger Nachrichtendienst für Beamtenpolitik 7. Jg. (1931), Nr. 239 (16. 10. 1931), S. 1 ff. Vgl.: Anonym, Notzeit und Beamtenschaft. Der Beamte im Konflikt der Pflichten, in: ABC. Allgemeine Beamten-Correspondenz. Unabhängiger Nachrichtendienst für Beamtenpolitik 7. Jg. (1931), Nr. 273 (26. 11. 1931), S. 1 f.

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Briefwechsel 1918-1935

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin NW., 11. 11. 1931 Lieber Herr Doktor Feuchtwanger, in der Anlage übersende ich ein Verzeichnis, das ein junger Freund 1 von mir auf Grund sorgfältigster persönlicher Informationen angefertigt hat. Jede der dort verzeichneten Adressen verdient ein Exemplar des Begriffs des Politischen; es besteht denkbar größte Sicherheit, dass die Zusendung auch vom buchhändlerischen Standpunkte aus nicht wertlos ist. Deshalb möchte ich Sie herzlich bitten, den dort aufgeführten Herrschaften je ein Exemplar zu übersenden und, falls Ihrem Büro das nicht zuviel Mühe macht, gleichzeitig ein entsprechendes Begleitschreiben an die Zeitungen oder Zeitschriften zu richten. Es handelt sich dabei, wie Sie sehen, um Angehörige sämtlicher Partien von rechts bis links und links bis rechts. M i t bestem Dank und herzlichen Grüssen Ihr sehr ergebener Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, ms. m. U., 11. 11. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Friedrich Vorwerk an Ludwig Feuchtwanger Brief, 1 Seite, ms. o. U., 12. 11. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. Friedrich Vorwerk Berlin W. 8, 12. 11. 1931 Schriftleiter der Politischen Wochenschrift Der Ring Herrn Direktor Feuchtwanger Verlag Duncker & Humblot München Theresienhöhe 3 c Sehr verehrter Herr Direktor! Wie mir Herr Professor Schmitt heute mitteilt, hat er Ihnen gestern das von mir zusammengestellte Adressenmaterial zur Propagierung seines neuen Buches „Der Begriff des Politischen" bereits übersandt. Da ich in der nächste Woche in München bin, werde ich mir erlauben, bei Ihnen vorzusprechen, um die Angaben noch zu vervollständigen. Schon heute bitte ich Sie, einzusetzen: („Stand und Staat", Stimmen der Jungmannschaft im DHV, Schriftleiter von der Horst Hamburg 3 Holstenwall 4). Gleichzeitig bitte ich Sie, einige Exemplare der Schrift für mich bereit zu halten, da ich sie für meine politische Rundreise, die ich vorhabe, auch propagandistisch gut verwerten kann. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebner Friedrich Vorwerk

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Ludwig Feuchtwanger an Friedrich Vorwerk o. O., 13. 11. 1931 Brief, 1 Seite, ms. o. U., 13. 11. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. Friedrich Vorwerk Berlin W. 9 Friedrich Ebertstr. 15 Sehr geehrter Herr Vorwerk, besten Dank für Ihren freundlichen Brief vom 12. November über die Schrift von Professor Schmitt „Der Begriff des Politischen". Ich freue mich, Sie nächste Woche hier begrüßen zu können und hoffe, dass die fertigen Exemplare bis dahin vorliegen. Die Schrift ist fertig gedruckt. Die Ablieferung ist nach Beendigung der Buchbinderarbeiten anfangs nächster Woche zu erwarten. Mit vorzüglicher Hochachtung

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 13. 11. 1931 Lieber Herr Professor, gestern wurde der Fertigdruck Ihrer Schrift beendigt. Die Buchbindereiarbeiten und die Versendungsvorbereitungen beanspruchen noch wenige Tage. Im Lauf der nächsten Woche werden wir die Ausgabe durchführen können. Das neue Verzeichnis aus Ihrem Brief vom 11.11. haben wir sofort in allen Teilen mit den bisherigen Listen verglichen. Sämtliche darin verzeichneten Persönlichkeiten werden mit einem Exemplar versehen. Herr Vorwerk 1 ergänzte heute die Liste und kündigte seinen Besuch für nächste Woche an; für seine politische Reise will er einige Exemplare propagandistisch verwerten. Dem spanischen Verleger schrieb ich in Ihrem Sinne, vor allem, ob nicht vielleicht Professor Pedroso-Sevilla die Übersetzung übernehme. Haben Sie zufällig noch ein Exemplar Ihres Aufsatzes aus der Deutschen Juristenzeitung über die wohlerworbenen Rechte der Beamten2 oder können Sie mir die Nummer nennen, damit ich sie bestelle? Ich bin nun sehr neugierig auf die Wirkung des „Begriffs der Politischen". Ich habe mich sehr viel damit beschäftigt, besonders auch erkenntnistheoretisch. Ich bin mit Ihren Grund[t... ] 3 und Methoden nicht einverstanden, sehe aber noch nicht, wo hierfür eine „Widerlegung" einzusetzen ist. Oder sollte es auch im „Wissenschaftlichen" eine Freund-Feind-Beziehung a priori geben? Ich will Ihnen darüber, sobald ich etwas Ruhe habe, schreiben. Mit herzlichen Grüssen Ihr Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 13. 11. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 2

Rieß (Hrsg.)

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1 Vgl. Briefe vom 12. und 13. 11. 1931. 2 Vgl. Brief vom 10. 11. 1931. 3 Aufgrund einer Lochung ist der Rest des Wortes nicht mehr lesbar, vermutlich heißt es ,Grundthesen".

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 18. 11. 1931 Lieber Herr Feuchtwanger, gestern habe ich die Exemplare des „Begriffs des Politischen" erhalten. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Das Büchlein sieht sehr gut aus. A u f Ihre Kritik in der Sache bin ich in größter Erwartung. Wegen der Nummer der Deutschen]. J u risten]. Z[eitung]. vom 15. Juli 1931 1 habe ich an Liebmann 2 geschrieben, der Sie Ihnen schicken soll. A u f meine Entgegnung an die Beamten-Correspondenz 3 habe ich so viele zustimmende Erklärungen erhalten, daß die kleine Affäre ganz zu meiner Zufriedenheit endete. Nur die Berliner Kollegen natürlich schweigen in vielsagender Stummheit, wenn ich beleidigt werde. Aber ich habe wieder einmal gesehen: la malveillance est une partie du succes 4 . Doch w i l l ich Sie mit diesen Ihnen wohl allzu bekannten Klagen nicht lange aufhalten. Ich möchte mich heute nur für die schöne Ausgabe bedanken, die Sie von einem mir besonders am Herzen liegenden Aufsatz gemacht haben. M i t herzlichen Grüßen Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 18. 11. 1931 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Vgl. Brief vom 10. 11. 1931. 2 Liebmann, Otto (24.04. 1865-1942), Verleger, Publizist, gründete die Deutsche Juri sten-Zeitung. Vgl.: Anonym, Liebmann, Otto, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 6 (1997), S. 387. 3 Anonym, Um die Auslegung des Artikels 129. Ein Schriftwechsel mit Professor Schmitt, darin „Schreiben des Professor Dr. Carl Schmitt (11. 11. 1931), in: ABC. Allgemeine Beamten-Correspondenz. Unabhängiger Nachrichtendienst für Beamtenpolitik 7. Jg. (1931), Nr. 271 (24. 11. 1931), S. 1 ff. Vgl.: Dr. Ra. Institutionelle oder subjektive Garantie? Um den Begriff der „wohlerworbenen Rechte", in: ABC. Allgemeine Beamten-Correspondenz. Unabhängiger Nachrichtendienst für Beamtenpolitik 7. Jg. (1931), Nr. 114 (17. 09. 1931), S. 1 ff. Vgl.: Anonym, Prof. Schmitt sucht sich zu rechtfertigen. Er spricht auf der „Deutschen Welle" über „Verfassungsstaat und Staatsnotstand", in: ABC. Allgemeine Beamten-Correspondenz. Unabhängiger Nachrichtendienst für Beamtenpolitik 7. Jg. (1931), Nr. 262 (12. 11. 1931), S. 4 f. Vgl.: Anonym, Die neue Gehaltskürzung. Ungeheuerliche Benachteiligung der Beamtenschaft - Brüning begründet die Notverordnung, in: ABC. Allgemeine Beamten-Correspondenz. Unabhängiger Nachrichtendienst für Beamtenpolitik 7. Jg. (1931), Nr. 284 (09. 12. 1931), S. 1 f. Vgl.: Anonym, Die Rechtslehrer gegen die Notverordnungspolitik. Besonders beamtenrechtliche Bestimmungen verfassungswidrig, in: ABC. Allge-

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meine Beamten-Correspondenz. Unabhängiger Nachrichtendienst für Beamtenpolitik 7. Jg. (1931), Nr. 288 (14. 12. 1931), S. 3. Vgl.: Anonym, Die Verfassungswidrigkeit von Gehaltsund Pensionskürzung. Prof. Dr. Helfritz über den Charakter der „wohlerworbenen Rechte", in: ABC. Allgemeine Beamten-Correspondenz. Unabhängiger Nachrichtendienst für Beamtenpolitik 7. Jg. (1931), Nr. 239 (16. 10. 1931), S. 1 ff. Vgl.: Anonym, Notzeit und Beamtenschaft. Der Beamte im Konflikt der Pflichten, in: ABC. Allgemeine Beamten-Correspondenz. Unabhängiger Nachrichtendienst für Beamtenpolitik 7. Jg. (1931), Nr. 273 (26. 11. 1931), S. 1 f. 4

Die Böswilligkeit ist ein Teil des Erfolgs.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 21. 01. 1932 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! An Ihren Berliner Besuch erinnere ich mich mit großer Freude. Insbesondere sind mir Ihre Einwendungen gegen den Begriff des Politischen ein immer noch nachwirkendes Inzitament geworden. Inzwischen erhalte ich von allen Seiten, namentlich von jungen Leuten und deren kleinen Zeitschriften, so viele Äußerungen der Zustimmung, dass ich mich über die Wirkungsmöglichkeiten einer kleinen Schrift, die bis in entlegene Provinznester geht, oft sehr wundere. Dürfte ich heute eine praktische Frage an Sie richten. Der Leipziger Privatdozent der Philosophie, ein mir sehr sympathischer, genialischer junger Philosoph, Verfasser des Buches Nietzsche Apostata, hat ein, wie mir scheint, sehr interessantes Buch über Karl Marx geschrieben, für das er einen Verleger sucht. Ich könnte mir denken, dass das Buch Sie ausserordentlich interessiert. Jedenfalls möchte ich Sie fragen, ob er Ihnen das Manuskript schicken darf. Seine Adresse ist: Privatdozent Dr. Hugo Fischer 1, Taucha bei Leipzig, Lindnerstr. 39. Nochmals beste Grüsse Ihres Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, ms. m. U., 21. 01. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. i Fischer, Hugo (17. 10. 1897-11.05. 1975), Philosoph, Herausgeber der „Blätter für deutsche Philosophie", Anhänger von Ernst Jüngers nationalrevolutionärem Zirkel, nach 1933 Opposition gegen die Nationalsozialisten, 1938 Emigration, 1956 Professor in München. Werke: Nietzsche Apostata oder die Philosophie des Ärgernisses, Erfurt 1931; Karl Marx und sein Verhältnis zu Staat und Wirtschaft, Jena 1932. Vgl.: Anonym, Fischer, (Ernst) Hugo, in: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Vol II, 1, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München u. a. 1983, S. 299.

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 22.01. 1932 Lieber Herr Professor vielen Dank für Ihren Brief! Auch ich denke mit Vergnügen an die Stunden zurück, die ich mit Ihnen und den Ihren in Berlin Zusammensein konnte. Ich überzeuge mich täglich von dem grossen Eindruck, den Ihre neue Schrift überall macht; auch der Absatz ist dauernd gut und hebt sich deutlich von der allgemeinen Stockung des Bücherkaufes ab. Diese Stockung ist der Grund, weshalb ich Herrn Dr. Hugo Fischer1 schon im Oktober 1931 auf seine Anfrage über die Verlagsübernahme seines etwa 100 Druckseiten starken Marx-Buches eine ablehnende Antwort geben musste. Mir sind die Arbeiten von Hugo Fischer, unter dessen Herausgabe die Blätter für deutsche Philosophie sich sehr ansprechend entwickelt haben, gut bekannt, aber gerade Bücher wie die von Fischer bedürfen eines recht intensiven und kostspieligen Verbreitungsapparates, mit der Herstellung allein wäre es nicht getan. Da nur einer sehr kleinen auserwählten Zahl aus der Flut sozialwissenschaftlicher, soziologischer und politischer Bücher ein äußerer Erfolg beschieden sein kann, ist für den Verlag bei dem allgemeinen wohlverständlichen Rückgang des Bücherkaufes, schon wegen mangelnder Regenerierung des Verlegerkapitals, die allergrösste Zurückhaltung geboten. Dass diese Vorsicht vor Hugo Fischer nicht halt machte, tut mir besonders leid. Aber es ist geschäftliche Pflicht, dass wir jetzt über die abgeschlossenen Verträge hinaus nichts Neues unternehmen. Der nächste Verlag für Fischer wäre doch Junker & Dünnhaupt, der junge unternehmungslustige Verlag, dessen Bücher fast alle gut sind, vor dessen Produktionsfreudigkeit einem allerdings manchmal bange wird. Nochmals bin ich mit vielen herzlichen Grüssen für Sie und Ihre verehrte Gattin Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 22. 01. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. i Fischer, Hugo, (17. 10. 1897-11.05. 1975), Philosoph, Herausgeber der „Blätter für deutsche Philosophie", Anhänger von Ernst Jüngers nationalrevolutionärem Zirkel, nach 1933 Opposition gegen die Nationalsozialisten, 1938 Emigration, 1956 Professor in München. Werke: Nietzsche Apostata oder die Philosophie des Ärgernisses, Erfurt 1931; Karl Marx und sein Verhältnis zu Staat und Wirtschaft, Jena 1932. Vgl.: Anonym, Fischer, (Ernst) Hugo, in: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Vol II, 1, hrsg. von Werner Röder und Herbert A. Strauss, München u. a. 1983, S. 299. Vgl.: Brief Carl Schmitts vom 21. 01. 1932.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Berlin, 27. Ol. 1932 Lieber Herr Feuchtwanger, besten Dank für Ihren Brief. Schade, daß Sie H. Fischer1 nicht nehmen können. Dürfte ich Sie bitten, an Herrn Prof. Dr. Wilhelm Herschel 2, Köln = Lagenthal (Rhein), Radebergerstr. 123/1 ein Rez. Exemplar des „Begriff des Politischen" senden zu lassen. Er wird bestimmt in der Zeitung Stegerwalds3 „Der Deutsche" darüber einen Aufsatz 4 schreiben, was für die Wirkung der Schrift sehr wichtig ist. Eben erhalte ich Hans Schaefer 5, Staatsform und Politik, Untersuchungen zur griechischen Geschichte des 6. und 5. Jahrhunderts 1932 (Dietrich Lpz.); S. 175 sehr lehrreiche über die agonale Struktur der politischen Formen, mit wichtiger Unterscheidung von dycbv und jtoXejxog, avTayomoTrig und JtoÄipiog. Herzliche Grüße Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U., 27. Ol. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen. 1 Fischer Hugo: Vgl. Brief vom 22. Ol. 1932. 2 Herschel, Wilhelm (17. 10. 1895-07. 01. 1986), Professor für Arbeitsrecht (seit 1940), ab 1950 Honorarprofessor für Arbeitsrecht in Köln, Ministerialdirektor im Bundesministerium für Arbeit. Vgl.: Universitätsarchiv Halle, PA 7786 Herschel, Rep. 6/1407. 3 Stegerwald, Adam (14. 12. 1874-03. 12. 1945), christlicher Gewerkschafter und Politiker, Mitglied des Zentrums. Vgl.: Bernhard Forster, Adam Stegerwald (1874-1945). Christlichnationaler Gewerkschafter, Zentrumspolitiker, Mitbegründer der Unionsparteien, Düsseldorf 2003. 4 Vgl.: Wilhelm Herschel, Der Begriff des Politischen, in: Der Deutsche, 27. 04. 1932, letzte Seite (o. S.). 5 Schaefer, Hans, Staatsform und Politik. Untersuchungen zur griechischen Geschichte des 6. und 5. Jahrhunderts, Leipzig 1932, S. 175 ff.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München 12, 06. 05. 1932 Lieber Herr Professor, ich war, als ich in den letzten Tagen die prächtige Edition des Althusius von Friedrich 1 ansah, im Geiste bei Ihnen. Ich hoffe, dass Sie von Ihrer Reise nach dem Süden wieder glücklich in das rauhe Berlin zurückgekehrt sind. Herr Dr. Wilhelm von Schramm2 schrieb mir eben eine Eilkarte, dass er Ihnen seine Schrift „Radikale Politik" vorlegen und mit Ihnen gern darüber sprechen will; er möchte sie bei uns erscheinen lassen. Er hat mittlerweile wohl schon mit Ihnen gesprochen.

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Herr von Schramm ist in München eine bekannte, angesehene und beliebte Persönlichkeit. Er vertritt die Münchener Neuesten Nachrichten3 in Berlin, sein Hauptfach ist wohl die Kunstkritik. Er schreibt unterm Strich neuerdings sehr viele theologische und mystische Aufsätze, die den Zeitungslesern ja jetzt sehr gut gefallen. Er bot uns am 25. 04. sein Manuskript „Radikale Politik" - „Eine ideengeschichtliche Grundlegung der gegenwärtigen politischen Erscheinungen" - an. Er hatte schon früher Besprechungsexemplare Ihrer Bücher von uns erbeten und auch bereitwilligst von uns bekommen. Nun schrieb ich ihm auf sein kurzes Verlagsangebot, dass wir gern sein Manuskript ansehen wollen und setzte hinzu, dass für den wissenschaftlichen Verlag allerdings die Behandlung der Tagesfragen ä la longue nötig sei und dass wir uns von Tagesbroschüren so fern wie möglich halten möchten, dass wir uns aber von seiner Schrift, da er sie dem wissenschaftlichen Verlag anbiete, ein besonderes Niveau versprechen dürfen. Das Manuskript kam dann; Sie haben es ja gelesen. Nun war ich über meine ursprüngliche Bereitschaft und über meinen Optimismus doch wieder erschrocken. Denn ich glaubte, dass wir von Herrn von Schramm doch etwas bekämen, das über die monatlichen Ergüsse des „Deutschen Volkstums" und der „Tat" hinausragte. Geschäftlich hätte ich wenige Sorgen; denn populär und gangbar wäre die Schrift jedenfalls. Meine Bedenken und meine Unbehaglichkeit kommen auch nicht daher, dass ich diametral anderer Ansicht bin. Sehr gern hätte ich vielmehr eine Arbeit über dieses Thema genommen, die einigermassen hell und klar, selbständig und folgerichtig den Volkstums- und Organ-Gedanken durchführt. Ich schrieb nach Lektüre Herrn Dr. von Schramm, dass zwar die Grundrichtung seiner Gedankengänge in grossen Zügen mit dem Bild übereinstimmt, das ich mir nach seinen Aufsätzen in den Mfünchner]. N[euesten]. N[achrichten], gemacht hätte, dass mir aber die Durchführung einigermassen Unruhe und Unbehagen schafft. Das komme wohl daher, dass der wissenschaftliche Verlag gewohnt sei, die gedrungene, mit Belegen schwer bewaffnete und gesicherte Art der GelehrtenSchriftsteller täglich auf sich einwirken zu lassen, wenn ich mir auch völlig darüber klar sei, dass auch diese Herren, wie beispielweise die von ihm vielfach zitierten Autoren Rosenstock4 und Spann5 etc., die Zeit deuten und Forderungen an sie stellen, die sich ausserhalb der Wissenschaft bewegen - geschäftlich fände die Schrift wohl einen geebneten Boden, da sie mit den Neigungen der Zeit übereinstimme. Eine andere Frage bliebe, wie sie in den Rahmen des wissenschaftlichen Verlages eingespannt werden könne. Ich lehnte eine Aufnahme in unsere Sammlung „wissenschaftliche Abhandlungen etc." als Heft XI ab, riet im übrigen dem Verfasser, sich noch einmal zu überlegen, ob nicht doch Verleger von Schriften ähnlicher Richtung wie etwa die Hanseatische Verlagsanstalt6, Diedrichs 7, Müller 8 und Langen, auch Knorr & Hirth 9 , für ihn günstiger wären. Ich wollte die ganze Frage bei seiner Anwesenheit in der nächsten Woche noch einmal persönlich mit ihm erörtern. Es wäre mir aber ein besonderes Anliegen, wenn ich mich mit Ihnen,

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lieber Herr Professor, über den Inhalt des Manuskriptes Schramm vorher brieflich unterhalten dürfte. Darauf schrieb mir eben Herr von Schramm, dass er sich direkt mit Ihnen ins Benehmen gesetzt habe. Wie ich Ihnen vertraulich schreiben möchte, hat mein Anliegen an Sie, dem nun Herr von Schramm zuvorgekommen ist, einen doppelten Sinn. Es soll mir keineswegs die Entscheidung abnehmen oder nur erleichtern, aber erstens wollte ich, dass Sie mir bestätigen, dass ich hier richtig sehe, nämlich dass hier eine recht verschwommene Tagesbroschüre vor mir liegt, aber keine Arbeit, die einen wissenschaftlichen Verlag beanspruchen kann. Zweitens wollte ich Ihnen ad oculos demonstrieren, welchen ungeheuerlichen Missverständnissen Ihre Bücher ausgesetzt sind, wie sie Mode werden, wie sie im schlimmsten Sinne unverstanden bleiben und böse Schule machen. Das kann Sie natürlich nicht bekümmern. Aber es liegt doch hier ein Schulbeispiel von den Freunden vor, die schlimmer sind als die Feinde. Wenn Sie mich eines besseren belehren oder mir bestätigen, dass ich richtig sehe, wäre es für mich gleichmässig von grossem Vorteil. Sie nehmen mir aber sicher die Behelligung nicht übel! Sie sind jedenfalls der geistige Urheber von Schramm. Mit herzlichen Grüssen und mit der Bitte, mich Ihrer verehrten Gattin vielmals zu empfehlen, bin ich wie stets Ihr L. Feuchtwanger Handschriftlicher Nachtrag: Ihr Wort über Schramm soll für mich weder ausschlaggebend noch mitbestimmend sein. Aber ich fürchte, daß man eines Tages die klareren, ja sauberen Denksitten des „Liberalismus", der erst einmal zum Prügelknaben bei jedem Unlustgefühl geworden ist, wieder [ein Wort unleserlich] sehnlichst herbeiwünscht. Siehe beilieg [ender] Ausschnitt „Gogarten"!

Brief, 4 Seiten, ms. m. U., 06. 05. 1932 (RW 265-3512) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt. 1 Johannes Althusius, Politica methodice digesta et exemplis sacris et profanis illustrata, Herborn 1602 (Neudruck mit einer Einleitung von Carl Joachim Friedrich, The Life and the Enviroment of Johannes Althusius, Cambridge (Massachusetts) 1932. Althusius, (155712. 08. 1638), Jurist und Politiker, setzte sich in seiner Politik für die Volkssouveränität und das Widerstandsrecht des Volkes gegen die Obrigkeit ein. 2 Schramm, Dr. Wilhelm von (20. 04. 1898-nach 1979), Feuilletonredakteur der Münchner Neuesten Nachrichten von 1919-1933. Vgl.: Wilhelm von Schramm, Die Bücherkiste. Das literarische München 1919-1924, München/Wien 1979. 3 Vgl.: Paul Hoser, Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Hintergründe der Münchner Tagespresse zwischen 1914 und 1934. Methoden der Pressebeeinflussung, Frankfurt am Main u. a. 1990.

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Briefwechsel 1918-1935

4 Rosenstock-Huessy, Eugen (06. 07. 1888-23. 02. 1973), Philosoph und Soziologe, emigrierte 1934 in die USA. Vgl.: Dietmar Kamper/Frank Böckelmann / Walter Seitter (Hrsg.), Eugen Rosenstock-Huessy, Wien 1995. 5 Spann, Othmar (01. 10. 1878-08. 07. 1950), Professor für Nationalökonomie, Soziologe und Vertreter des Ständestaates. Vgl.: G. Resele, Othmar Spanns Ständestaatskonzeption und politisches Wirken, Diplomarbeit, Wien 2001. 6

Vgl.: Siegfried Lokatis, „Hanseatische Verlagsanstalt". Politisches Buch-Marketing im „Dritten Reich", Frankfurt am Main 1992. 7 Vgl.: Gangolf Hübinger, Versammlungsort moderner Geister. Der Eugen Diedrichs Verlag - Aufbruch ins Jahrhundert der Extreme, München 1996. Vgl.: Irmgard Heidler, Der Verleger Eugen Diedrichs und seine Welt (1896-1930), Wiesbaden 1998. 8 Entstanden aus den Verlagen Georg Müller und Albert Langen wirkte der Verlag nach dem Aufkauf durch den DHV als Sammelbecken rechtsradikaler völkischer Autoren. Vgl.: Andreas J. Meyer, Die Verlagsfusion Langen-Müller. Zur Buchmarkt- und Kulturpolitik des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes (DHV) in der Endphase der Weimarer Republik, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens (AGB), Bd. 32 (1989), S. 1 -271. 9 Knorr & Hirth waren der Verlag, der ab 1881 den Verlag der „Münchner Neuesten Nachrichten" aufkaufte und zu einem Firmenimperium im Bereich Verlage in München wurde. 1919 veröffentlichte Thomas Mann bei Knorr und Hirth „Herr und Hund", von den Nationalsozialisten zunächst angegriffen, schließlich dem Eher-Konzern eingegliedert, wird 1952 der Verlag neu gegründet. Vgl.: Walter Flemmer, Verlage in Bayern, Pullach 1974, S. 126, 156, 399.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 10. 06. 1932 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! In der Angelegenheit Schramm, von der Sie in Ihrem letzten Brief sprachen, habe ich nichts mehr gehört, weder von Ihnen noch von Herrn Schramm selbst. Ich vermute also, dass er seinen Plan aufgegeben hat. Heute schreibe ich Ihnen, um mitzuteilen, dass ich am 30. Juni auf Einladung des Jungakademischen Klubs in München einen Vortrag 1 halte. Vielleicht lässt es sich einrichten, was mich sehr freuen würde, daß wir uns bei dieser Gelegenheit sprechen. Abgesehen von dem allgemeinen Wunsch, Sie wiederzusehen, habe ich dabei folgende besondere Angelegenheit zu erörtern: ich habe eine Abhandlung von 5 bis 6 Druckbogen fertiggestellt, die das Legalitätssystem des heutigen Staates behandelt. Der Titel steht noch nicht fest. In der Sache handelt es sich um den Uebergang von der Legalität zur Legitimität. Vieles ist mir jedenfalls gut gelungen; ein Vortrag 2 in der Frankfurter Universität, den ich vor 8 Tagen über das gleiche Thema gehalten habe, war ein ganz ausserordentlicher Erfolg. Ich wollte Sie fragen, ob Sie bereit sind, diese Abhandlung in Buchform herauszugeben. Es hat für mich natürlich Vorteile, in meinem alten Verlage zu bleiben. Andererseits werde ich von jungen Verlagen sehr bedrängt. Ich kenne Ihre ausserordentliche Vorsicht und frage deshalb zunächst einmal bei Ihnen an.

Briefwechsel 1918-1935 Über den Begriff des Politischen sind inzwischen etwa hundert Besprechungen 3 erschienen, aus denen ich aber wenig gelernt habe. Von Interesse ist nur, dass Herr Dr. Leo Strauss 4 , der Verfasser eines Buches über Spinoza 5 , einen sehr guten Aufsatz darüber geschrieben hat, sehr kritisch natürlich, den ich in Lederers 6 Archiv für Sozialwissenschaft unterzubringen hoffe. M i t den besten Grüssen bleibe ich Ihr Carl Schmitt

Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 10.06. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Legalität und Legitimität. 1 Der Vortrag trägt den Titel „Demokratie und autoritärer Staat", wozu es einen Artikel im Nachlass Schmitts gibt (vgl.: HStAD RW 265-20105). 2 Vgl.: Der Vortrag trägt den Titel „Die konkrete Verfassungslage der Gegenwart". Dazu existiert ein Zeitungsartikel im Nachlass Schmitts mit der Überschrift „Um die Legalität" (vgl.: HStAD RW 265-21528). 3

Diese Zahl scheint übertrieben, da bei Wohlgemuth lediglich eine Rezension vermerkt ist und Piet Tommissen ca. 15 Titel aufführen kann. Andererseits scheint diese Zahl möglich, wenn man die Tageszeitungen berücksichtigt. Vgl. auch Brief von 18. 06. 1932. 4

Vgl.: Leo Strauss, Anmerkungen zu Carl Schmitts „Begriff des Politischen", in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Bd. 67 (1932), S. 732-749. Vgl.: Heinrich Meier, Carl Schmitt, Leo Strauss und „Der Begriff des Politischen". Zu einem Dialog unter Abwesenden, Stuttgart 1988. 5 Vgl.: Leo Strauss, Die Religionskritik Spinozas als Grundlage seiner Bibelwissenschaft, 1930, auch in: Leo Strauss, Gesammelte Schriften Bd. 1 hrsg. von Heinrich Meier, Stuttgart/ Weimar 2001.

6 Lederer, Emil (22.07.1882-29.05.1939), Nationalökonom, der eine sozialistische Wirtschaftstheorie vertrat. Vgl.: Hans Speier, Emil Lederer: Leben und Werk, in: Emil Lederer, Kapitalismus, Klassenstruktur und Probleme der Demokratie in Deutschland 1910-1940, hrsg. von Jürgen Kocka, Göttingen 1979, S. 253-272.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 13. 06. 1932 Lieber Herr Professor, ich möchte Ihnen die drei anliegenden Aufsätze von mir über Buber 1 , Schoeps 2 und Hugo M a r x 3 in der beigefügten Zeitung zeigen. Wie labyrinthisch verketten sich die auseinanderliegendsten Ideensysteme und Kulturkreise mit den Modefarben unserer Ausdrucksformen. - Bubers dualistische Methode schätze ich i m Grunde gar nicht; ein mehr sachlich ausgearbeitetes Urteil darüber gebe ich in der nächsten Nummer des „Morgen" 4 . -

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Ich hatte nur das Bedürfnis Ihnen noch ein Zeichen aus meinem zweiten Leben zu geben. - Über seine Spinoza-Arbeit bin ich in der allerletzten Zeit mit Dr. Leo Strauss5 in einen Briefwechsel eingetreten. Über die „Feindesliebe" werde ich Ihnen in München nur philologisches Material vorlegen. Mit herzlichen Grüßen Ihr L. Feuchtwanger

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 13.06. 1932 (RW 265-3513) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt. 1 Vgl.: (Ludwig Feuchtwanger), Anonym, Martin Bubers neues Werk zur Entstehungsgeschichte des Messianischen Glaubens. Religiöse Geschichtsanschauung, in: Bayerische Israelitische Gemeindezeitung 8. Jg. (1932), Heft 11 (01. 06. 1932), S. 161 - 165. 2

Vgl.: Ludwig Feuchtwanger, „Jüdischer Glaube in dieser Zeit". Der Versuch einer neuen jüdischen Glaubenslehre (Rezension: Hans Joachim Schoeps, Jüdischer Glaube in dieser Zeit. Prolegomena zur Grundlegung einer Systematischen Theologie des Judentums, Berlin 1932), in: Bayerische Israelitische Gemeindezeitung 8. Jg. (1932) Heft 11 (01.06. 1932), S. 165 ff. 3 Vgl.: Ludwig Feuchtwanger, Eine neue Stimme über das Schicksal der deutschen Juden in der sozialen Krise. Ein gefährlicher Irrweg (Rezension: Hugo Marx, Was wird werden? Das Schicksal der Juden in der sozialen Krise, Heidelberg / Mannheim 1932), in: Bayerische Israelitische Gemeindezeitung 8. Jg. (1932) Heft 11 (01. 06. 1932), S. 169 f. 4 Vgl.: Ludwig Feuchtwanger, Bibelforschung aus jüdischem Geist. Martin Bubers Erneuerung der Bibel aus dem Geist des Judentums, in: Der Morgen 8. Jg. (1932), S. 209224. 5 Strauss, Leo (29. 09. 1899-18. 10. 1973), Philosoph. Vgl.: Leo Strauss, Die Religionskritik Spinozas als Grundlage seiner Bibelwissenschaft, 1930, auch in: Leo Strauss, Gesammelte Schriften Bd. 1 hrsg. von Heinrich Meier, Stuttgart / Weimar 2001. Ein Briefwechsel mit Strauss über Spinoza konnte in den Nachlasspapieren von Strauss nicht gefunden werden. Dagegen hat sich nur ein Brief vom 15.04. 1935 finden lassen: University of Chicago Library, Leo Strauss Papers Box 1, Folder 13. Ich danke Herrn Professor Joseph Cropsey, dem Nachlassverwalter von Strauss, für die Bereitstellung der Kopie.

I. Ludwig Feuchtwanger an Leo Strauss (Brief 3 Seiten, hs. m. U.), München 15. 04. 1935 Verehrter Herr Doktor, Ihr Maimonides-Buch ist jüngst von mir i[n.] d[er]. „Rundschau" besprochen worden. Ich schicke Ihnen gleichzeitig das Blatt. Ich habe kein gutes Gewissen dabei, weil ich die besonders schwierigen Voraussetzungen für die Beurteilungsmöglichkeit gut kenne: Aristoteles Kenntnis und Arabistik wären noch das Geringste. Die Aufrollung der ganzen „Existenzialphilosophie" und Ontologie gehören dazu. „Kann man sich auch in Gesellschaft eines Harif, eines mit vollendeter Logik Begabten in schlechter Gesellschaft befinden?" Die Waffen der Logik und des reinen Kapitalismus sind neutral und dienen jedem. Der Verfasser des Begr[iffs]. d[es]. - Politischen]. hat mir 1932 mit grosser Anerkennung von Ihnen gesprochen; das war aber gar nicht nötig, da ich Ihr Sp[inoza].-Buch kannte. Wenn ich Ihr Buch nicht besprochen], hätte, hätte es in niemand i[n]. d[er]. Rundschau besprochen. Nehmen Sie das als mildernden Umstand.

Briefwechsel 1918-1935 Ich möchte, dass Sie sich des Problems Ibn-Haldun bemächtigten. Können Sie mir für meine Gemeinde-Ztg. (die ich natürlich nicht wichtig nehme, aber man kann i[n]. d[er]. DLZ genau so wie in meinem Blättchen herbarisiert werden) wieder etwas schreiben? Wie geht es Ihnen? Ich bin nicht so ideenflüchtig, wie es den Anschein hat. Ich schreibe auch sonst nur sachliche Briefe, sogar die schwere Lage, den ganzen Tag, in die Schreibmaschine diktiert. Ich hoffe sehr auf Sie als auf die ganz Wenigen, die etwas zu sagen haben. Haben Sie wieder etwas von Fräulein Goldberg gehört? Dann grüssen Sie sie von mir; ich erinnere mich sehr gut an sie. Mit besten Grüssen und Wünschen Ihr Ludwig Feuchtwanger

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 13.06. 1932 Lieber Herr Professor, nachdem ich gerade am gestrigen Sonntag anlässlich des neuen staatsmythologischen Buches von Quervain 1, eines Gogarten2-Vortrages und des letzten RingHeftes mit dem großen Aufsatz von Eschweiler 3 mancherlei Teile Ihrer Werke nachgelesen hatte, war es mir heute eine besondere Freude, Ihren Brief vom 10. VI. zu bekommen. Kündigt er doch erstens Ihren Besuch für Ende Juni an, auf den ich mich sehr freue, und zweitens ein neues Buch von Ihnen. Ich möchte Sie für den Verlag sehr bitten, es wieder uns anzuvertrauen. Wir werden uns sehr leicht bei Ihrer Anwesenheit hier über die geschäftlichen Einzelheiten einigen. Ich schicke Ihnen aber zur Vorbereitung noch vorher, und zwar in den nächsten Tagen, einen Vertragsentwurf. Welchen Aufruhr und welche grandiosen Missverständnisse hat Ihr „Begriff des Politischen" erregt. Unter den etwa hundert 4 quantitativ oft beträchtlichen Besprechungen ist fast nur Spreu. Die Schrift von Schramm5 erscheint übrigens nächstens bei uns, selbstverständlich in angemessener Distanz zu unserer Reihe „Wissenschaftliche Abhandlungen und Reden ..." und vor allem zu Ihren Büchern. Ich fasse diese Schramm-Broschüre, aus der ich übrigens im Zusammensitzen mit dem Verfasser die ärgsten Verschwommenheiten herausgebrochen habe, als Dokument, d. h. als überaus charakteristisches Zeichen des heute herrschenden Geistes auf, dem ja der Verlag, der nicht ausschliesslich streng geltenden Literatur verlegen will, mit zu dienen hat. Ich habe mich mit dieser geschäftlich gar nicht schwerwiegenden Schrift von der täglich an uns herangewälzten Flut ähnlicher Dinge mit Anstand losgekauft und habe durch Aufmachung der Broschüre und auch sonst dafür gesorgt, dass der Verlag nicht damit identifiziert wird. Um so größer ist meine Freude, nach dieser

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Extratour, die Höflichkeit und Aufmerksamkeit für den herrschenden Geist markiert, wieder in Gestalt Ihres neuen Buches in die alte weniger zeitbedingte Linie einbiegen zu können. Ich schreibe Ihnen noch einmal mit meinem Vertragsentwurf in dieser Woche. Einstweilen bin ich mit herzlichen Grüssen Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 13. 06. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Legalität und Legitimität. 1 Quervain, Alfred de (28. 09. 1896-30. 10. 1968), Theologe und Philosoph. Vgl.: Klaus Wegenast, Quervain, Alfred de, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. VII (1994), Sp. 1100 ff. Bei dem Buch handelt es sich um Alfred de Quervains Monographie „Das Gesetz des Staates". Wesen und Grenze der Staatlichkeit, Berlin 1932. 2

Gogarten, Friedrich (13. 01. 1887-16. 10. 1967), evangelischer Theologe, Mitbegründer der „Dialektischen Theologie". Vgl.: Friedrich Barth, Gogarten Friedrich, in: BiographischBibliographisches Kirchenlexikon Bd. II (1990), Sp. 263 f. 3 Eschweiler, Karl (05. 09. 1886-30. 09. 1936),katholischer Theologe, Professor für systematische Theologie. Vgl.: Kürschners deutscher Gelehrten-Kalender 5. Jg. (1935), S. 377. Vgl.: Carl Eschweiler, Der nationale Gedanke als reale Vernunft, in: Der Ring 4. Jg. (1932), S. 577-581. 4 Vgl.: Brief vom 10. 06. 1932, Anm. 3. 5

Vgl.: Wilhelm von Schramm, Radikale Politik. Die Welt diesseits und jenseits des Bolschewismus, München/Leipzig 1932.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 18. 06. 1932 Lieber Herr Professor, ich schicke hier unseren Vertragsentwurf über das neue Buch! Er schliesst an unsere letzten Abmachungen über den „Begriff des Politischen" an. Damals stellten wir 2.000 Auflage her und honorierten die fünf Bogen starke Schrift mit 120.Mark 12 V2 %, für die ganze Auflage im voraus. Bei 40 bis 50 Pfennig Ladenpreis soll es auch diesmal bleiben. Wir haben vom „Begriff des Politischen" bis jetzt seit Ausgabe 1200 Exemplare abgesetzt und daneben rund 200 Frei- und Besprechungsexemplare abgegeben. Den Titel des neuen Buches setzen Sie noch ein; vielleicht eignet sich „Von der Legalität zur Legitimation" als Untertitel. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir eine Zeile schrieben, wie Sie über Ihre Zeit in München verfügt haben. Meine Frau würde sich besonders freuen,

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wenn Sie bei uns essen wollten; wir müssen uns mit der Zeit nach Ihnen richten. Mit herzlichen Grüssen bin ich wie stets Ihr Brief, 2 Seiten, ms., o. U., 18. 06. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 26. 06. 1932 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Besten Dank für Ihr Schreiben und für die ganz ausserordentlich interessanten Aufsätze aus Ihrer Feder. Über Martin Buber 1 kann ich nicht mitsprechen, doch habe ich Ihre Kritik aufmerksam und mit Nutzen gelesen. An Ihren Ausführungen über Schoeps2 wunderte mich doch, in welchem Masse dieser fürchterliche Jargon der dialektischen Theologie um sich gegriffen hat. Zu Hugo Marx 3 möchte ich Ihnen sagen, dass Sie seiner klaren These höchstens ein ,halb so schlimm4 entgegensetzen. Was meinen Aufenthalt in München angeht, so komme ich wahrscheinlich Donnerstag vormittag an und will im Hotel Grünewald wohnen. Könnten wir zusammen zu Mittag essen? Ich darf Sie vielleicht vormittags zwischen 11 und 12 in Ihrem Büro anrufen. Für die freundliche Einladung in Ihre Wohnung danke ich Ihnen und Ihrer sehr verehrten Gattin bestens, doch möchte ich wegen der Kürze meines Aufenthaltes dieses Mal dankend ablehnen und Ihnen vorschlagen, dass wir uns lieber eine Stunde im Hotel treffen. Ich bringe dann den Vertrag und das Manuskript mit und möchte Sie noch einiges fragen. Auf Wiedersehen! Stets Ihr Carl Schmitt Brief, 1 Seite, ms. m. U., 26. 06. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Legalität und Legitimität. 1 Vgl.: (Ludwig Feuchtwanger), Anonym, Martin Bubers neues Werk zur Entstehungsgeschichte des Messianischen Glaubens. Religiöse Geschichtsanschauung, in: Bayerische Israelitische Gemeindezeitung 8. Jg. (1932), Heft 11 (01. 06. 1932), S. 161 -165. 2 Vgl.: Ludwig Feuchtwanger, „Jüdischer Glaube in dieser Zeit". Der Versuch einer neuen jüdischen Glaubenslehre (Rezension: Hans Joachim Schoeps, Jüdischer Glaube in dieser Zeit. Prolegomena zur Grundlegung einer Systematischen Theologie des Judentums, Berlin 1932), in: Bayerische Israelitische Gemeindezeitung 8. Jg. (1932), Heft 11 (01. 06. 1932), S. 165 ff.

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3 Vgl. Ludwig Feuchtwanger Eine neue Stimme über das Schicksal der deutschen Juden in der sozialen Krise. Ein gefährlicher Irrweg (Rezension: Hugo Marx, Was wird werden? Das Schicksal der Juden in der sozialen Krise, Heidelberg / Mannheim 1932), in: Bayerische Israelitische Gemeindezeitung 8. Jg. (1932), Heft 11 (Ol. 06. 1932), S. 169 f.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 09. 07.1932 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Ich erinnere mich mit aufrichtiger Freude unserer Münchener Unterhaltungen und der Aufnahme, die ich bei Ihnen fand. Den ersten Teil des Manuskripts „Legalität und Legitimität" habe ich der Druckerei in Altenburg übersandt, der zweite Teil wird am Montag Nachmittag abgeschickt. Manchmal finde ich die Arbeit gut, aber ich frage mich doch, ob eine Auflage über 2000 Exemplare richtig ist. Mir fehlt jede Möglichkeit, das zu berechnen. Mit den besten Grüssen und der Bitte, auch Ihrer verehrten Gattin meine Empfehlungen zu sagen, stets Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, ms. m. U., 09. 07. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Legalität und Legitimität.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 09. 07. 1932 Lieber Herr Professor, die Druckerei hat am Mittwoch die Blätter 1 - 4 0 Ihres M[anu] S[kripts]. richtig erhalten und den Satz nach unseren genauen vorherigen Bestimmungen am gleichen Tage aufgenommen. Der erste Teil der Korrekturen geht am 13. an Sie ab, der Schluss am 15. oder 16. Juli, vorausgesetzt, dass das Schlussmanuskript am 12., wie Sie ankündigten, im Besitz von Pierer ist. Bitte schicken Sie alles regelmäßig direkt nach Altenburg zurück; wir erhalten hier stets Kontrollabzüge. Ich möchte Ihnen nochmals herzlich für Ihren Besuch in München danken. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, welche Fülle von nachhaltigen Anregungen mir jedes Gespräch mit Ihnen bedeutet. Ich bin sehr gespannt darauf, die Fahnen des neuen Buches wieder zu lesen und Einzelheiten nochmals zu überdenken, besonders aber auf den Schluss.

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Die „Wirklichkeit", unter den Modevokabeln die Abgegriffenste und Schlappste, begibt sich vielleicht doch am echtesten in einem logikartigen Beweisverfahren, bei dem der Höhepunkt, das Spannungsmoment, die ironische Verächtlichmachung der ratio und Logik ist. In dem Vertragsentwurf habe ich das Honorar nach unserer Besprechung von 120,- Mark auf 180,- Mark für den Druckbogen erhöht. Ich komme nur dann aus, wenn ich den Ladenpreis gegenüber dem vom „Begriff des Politischen" seinerseits erhöhe. Außerdem muss ich den Zuschuss für Frei- und Besprechungsstücke diesmal mit 15% (statt 10%) einsetzen, da wir beim „Begriff 4 die Zahl 200 schon bedeutend überschritten haben. Die Fälligkeit bitte ich ohne Rücksicht auf den Erscheinungstag auf 15. September (für etwa 600,-) und auf 15. März 1933 (für etwa 300,-) zu belassen. Die Exemplare werden acht bis zehn Tagen nach Rücksendung des letzten imprimierten Teiles fertig. Danach richtet sich die Ausgabe an den Buchhandel. Die Versendung der Frei- und Rezensionsexemplare kann ja unmittelbar nach Ablieferung erfolgen. Ich schicke Ihnen noch nächste Woche die ausführliche Liste zur Ergänzung oder Streichung. Hoffentlich sind Sie wohlbehalten und befriedigt aus München zurückgekehrt. Ich bitte Sie, mich Ihrer sehr verehrten Gattin zu empfehlen. Mit nochmaligem Dank und herzlichen Grüssen bin ich Ihr Anlage.

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 09. 07. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Legalität und Legitimität.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 17. 07. 1932 Lieber Herr Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren Brief und den Vertrag. Ich bin im wesentlichen einverstanden. Heute wollte ich in Eile wegen des Umschlages schreiben. Die beiden schwarzen Balken sind m. E. nicht schön und überflüssig. Die Farbe ist etwas hell; die Buchstaben Legalität etc. zu groß. Ich hätte lieber einen weniger auffälligen Umschlag und Titel. Vielleicht genügt es aber, wenn mit der Buchstabengröße des „Begriffs des Politischen" etwa die beil. Anordnung gewählt wird. Dann liegt mir sehr an dem Rückentitel, der beim Begriff des Politischen leider fehlt. Ferner an den Seitenüberschriften, wie sie in „Hüter der Verfassung" sind. Wegen der letzte-

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ren habe ich der Druckerei schon geschrieben, bei der Rücksendung der ersten Fahnen. Haben Sie den Abdruck der 7 Seiten im „Volkstum"1 gesehen? Herzliche Grüsse Ihres Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 17. 07. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Legalität und Legitimität. 1 Vgl. Carl Schmitt, Legalität und gleiche Chance politischer Machtgewinnung, in: Deutsches Volkstum, 15. Jg. (1932), S. 577-564.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 20. 07. 1932 Lieber Herr Professor, die anliegende Vorschlagsliste für die Versendung von Besprechungsexemplaren Ihres neuen Buches bitte ich zu prüfen und mit Ihren Streichungen oder Ergänzungen an uns zurückzuschicken. Ausserdem erhalten Sie nach Fertigstellung direkt vom Druckort aus 50 Verfasser-Freiexemplare. Von dem Umschlag, über den Sie mir unterm 17. Juli schrieben, schickt Ihnen Pierer noch einmal Proben. Die bisherige Anordnung gefällt auch mir noch gar nicht. Ich will nicht wie bei Schramm1 einen Reklame-Umschlag machen. Umso notwendiger ist ein klares, einfaches und schönes Satzbild auf einem guten Papierhintergrund. Herr Vorwerk 2 schickte mir die Nummer des „Deutschen Volkstums" mit Ihrem Aufsatz. Ich wusste ja von dem Vorabdruck an dieser Stelle. Aber ich muss gestehen, dass ich doch beim Anblick des Heftes mit Ihrem Spitzenartikel einigermaßen aus der Fassung geriet. Denn ich bin gewöhnt, Ihre Veröffentlichungen in der denkbar besten Gesellschaft zu sehen; der liebste Rahmen ist mir der wissenschaftliche Verlag. Aber Stapel3 scheint mir offen gestanden nicht der richtige Editor für Sie. Das staatsrechtliche Heft selbst ist ja sehr interessant und von hohem Niveau. Aber „Tat" 4 und „Deutsches Volkstum" repräsentieren doch einen mir wenig sympathischen Typus der Publizistik: ein anti-literarisches Literatentum, das Aktion und Totalität im Munde führt, in Wirklichkeit Stückwerk ist und in den meisten Aufsätzen, besonders in denen des Herausgebers Stapel geistig verschwommen, wortreich und dilettantisch wirkt. Dass natürlich bei der großen Auflagenziffer dieser Blätter bei der augenblicklichen Strömung auch gute Aufsätze von Haltung und geistiger Zucht vielleicht besser hier als im „Hochland"5 oder in der „Neuen Rundschau"6, die unter Abonnentenschwund leiden, aufgehoben sein mögen, gebe ich

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allerdings zu. Ich könnte mir denken, dass die Ereignisse in Preußen7, die heute mittag hier publik werden, in Ihrer neuen Schrift noch berücksichtigt werden, etwa durch kleine Ergänzungen in dem leicht erkennbaren Zusammenhang. In diesem Fall wäre es vielleicht gut, wenn Sie durch ein Telegramm (Hofdruckerei Altenburg/Thür.) den Umbruch inhibieren und anhand Ihres zweiten Fahnenexemplares die Einschaltungen noch nachträglich eiligst an Pierer geben. Denn wenn Sie erst in den zusammengestellten Bogen die Einschaltungen machen, wären ein neuer Umbruch und eine dritte Verfasserkorrektur unerlässlich. Ich meine weiter, dass Sie in einem kurzen Vorwort die Arbeit vom 30. Juli oder vom Tage, an dem Sie das Imprimatur für den letzten Bogen geben, datieren. Denn bei keinem Buch ist das Datum so wichtig wie bei diesem8. Ich habe zufällig die unbedeutende Schrift von Schmoller 9, Walther Rathenau10 und Hugo Preuss11 - Die Staatsmänner des neuen Deutschland - in der Hand gehabt und mich wieder daran erinnert, dass ich vor 10 Jahren die Einleitung dazu geschrieben habe und das Motto von Jacob Grimm 12 voranstellte. Ich würde es heute nicht mehr tun, weil ich auch die letzten pädagogischen Hoffnungen aufgegeben habe und auch literarisch keine Lust mehr zum Präzeptor spüre. Ich muss sagen, als ich die beiden Aufsätze von Schmoller mit dem Vorwort noch einmal las, sah ich wie in einem Blick die Jahre 1912-1922-1932. Man muss unbedingt auf die Winzigkeit der Fortentwicklung in diesen 20 Jahren stossen, wenn man 1932 liest, was Schmoller 1916 geschrieben hat und wie sich im Jahre 1922 ausnahm, was er 6 Jahre vorher von sich gab. Die Verlängerung der Linie 1912-1922-1932 zu 1942 ist so nicht einmal schwierig; man wird in 10 Jahren die Unwichtigkeit der Verfassungsentwicklung des Jahres 1932 deutlich erkennen und welcher Theaterdonner heute gespielt wird. Man darf einfach nicht nur die Situation des Juli 1932 sehen. Ihre Schrift wird gerade Ende Juli fertig und kann erst von den ersten Tagen August an wirken. Umso wichtiger und schwerer ist jede Zeile, aber auch das Datum, das unter dem Vorwort steht. Mit herzlichen Grüssen wie stets Ihr Anlage

Brief, 4 Seiten, ms. o. U., 20. 07. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Legalität und Legitimität. 1 Vgl.: Wilhelm von Schramm, Radikale Politik. Die Welt diesseits und jenseits des Bolschewismus, München / Leipzig 1932. 2 Vorwerk, Friedrich, (08. 10. 1893-27.02. 1969), politischer Schriftsteller, Schriftleiter der jungkonservativen Zeitschrift „Der Ring", seit 1931 beim „Deutschen Volkstum", Verleger. Vgl.: In Memoriam Friedrich Vorwerk (Aus der Trauerfeier für Friedrich Vorwerk). Predigt von Walter Schmidt. Nachruf von Paul Collmer, Stuttgart 1969. Vgl.: Armin Möhler, Die konservative Revolution in Deutschland. Ein Handbuch, 2. Aufl. Darmstadt 1972, S. 293. Vgl.: Berthold Petzinna, Erziehung zum deutschen Lebensstil. Ursprung und Entwicklung 2

Rieß (Hrsg.)

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des jungkonservativen „Ring"-Kreises 1918-1933, Berlin 2000. Vgl.: Piet Tommissen, in: Schmittiana III, S. 159 ff. 3 Stapel, Wilhelm (27. 10. 1882-01. 06. 1954), Essayist und Herausgeber der Zeitschrift „Deutsches Volkstum", Vgl.: Alexandra Gerstner, Die Zeitschrift „Deutsches Volkstum. Monatsschrift für das deutsche Geistesleben (1917-1938), in: Michael Grunewald / Uwe Puschner (Hrsg.), Das konservative Intellektuellenmilieu in Deutschland, seine Presse und seine Netzwerke (1890-1960), Bern 2003, S. 203-218. 4 Die Tat. Unabhängige Monatsschrift für Politik und Kultur, jungkonservative Zeitschrift, die sich 1933 dem Nationalsozialismus anpasst. Vgl.: Gangolf Hübinger, Die Tat und der TatKreis. Politische Entwürfe und intellektuelle Konstellationen, in: Michael Grunewald / Uwe Puschner (Hrsg.), Das konservative Intellektuellenmilieu in Deutschland, seine Presse und seine Netzwerke (1890-1960), Bern 2003, S 407-426. 5 Vgl.: Otto Weiß, Der Modernismus in Deutschland. Ein Beitrag zur Theologiegeschichte, Regensburg 1995, S. 457-473. Vgl.: Richard van Dülmen, Katholischer Konservatismus oder die »soziologische' Neuorientierung. Das ,Hochland in der Weimarer Zeit, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte Bd. 36 (1973), S. 254-301. 6 Vgl.: Wolfgang Grothe, Die Neue Rundschau des Verlages S. Fischer, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 4 (1961/63), S. 809-995. 7 Gemeint ist hier die Absetzung der preußischen Regierung und Verhängung des militärischen Ausnahmezustandes durch die Reichsregierung unter Papen, die von Carl Schmitt juristisch vertreten wird. Vgl.: Hennig Grund, „Preußenschlag" und Staatsgerichtshof im Jahr 1932, Baden-Baden 1976. Vgl.: Gabriel Seiberth, Anwalt des Reiches. Carl Schmitt und der Prozess „Preußen contra Reich" vor dem Staatsgerichtshof, Berlin 2001. 8 Auf dem Vorsatzblatt steht: „Diese Abhandlung lag am 10. Juli 1932 abgeschlossen vor." 9 Gustav Schmoller, Walther Rathenau und Hugo Preuß. Die Staatsmänner des Neuen Deutschland, München 1922. 10 Rathenau, Walther (29.09.1867-24.06.1922), Unternehmer, Politiker, deutscher Außenminister von Rechtsradikalen ermordet. Vgl.: Hans Wilderotter (Hrsg.), Die Extreme berühren sich. Walther Rathenau 1867-1922, Berlin 1993. Vgl.: Ernst Schulin, Walther Rathenau. Repräsentant, Kritiker und Opfer seiner Zeit, 2. Aufl. Göttingen 1988 .

» Preuss, Hugo (28. 10. 1860-09. 10. 1925), Professor für öffentliches Recht an der Handelhochschule Berlin, Vater der Weimarer Reichs Verfassung. Vgl.: Michael Dreyer, Hugo Preuß. Biographie eines Demokraten, Habil. Jena 2002. 12 Grimm, Jaccob (04.01.1785-20.09.1863), Sprachwissenschaftler. Vgl.: Friedrich Neumann, Grimm, Jacob, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 7 (1966), S. 76 ff. Das Motto von Jacob Grimm lautete: „Meine Vaterlandsliebe habe ich niemals hingeben mögen in die Bande, aus welchen sich zwei Parteien einander anfeinden. Ich habe gesehen, daß liebreiche Herzen in diesen Fesseln erstarren. Wer nicht eine von den paar Farben, welche die Kurzsichtige Politik in Kurs bringt, aufsteckt, wer nicht die von Gott mit unergründlichen Gaben ausgestatteten Seelen der Menschen wie ein schwarz und weiß geteiltes Schachbrett ansieht, den haßt sie mehr als ihren Gegener, der nur ihre Livree anzuziehen braucht, um ihr zu gefallen." Jacob Grimm, „Meine Entlassung" 1838.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Berlin, 04. 08. 1932 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Erst heute komme ich dazu, Ihren freundlichen Brief zu beantworten. Ich war die letzten Wochen außerordentlich in Anspruch genommen1. Dadurch hat sich auch die Korrektur meines Aufsatzes etwas verzögert. Inzwischen habe ich aber alles erledigt. Für den Umschlag habe ich die von Ihnen vorgeschlagene Schrift, aber eine hellere Farbe gewählt. Das „o. Professor des Staatsrechts" lässt man besser weg. Ebenso auf der Rückseite des Umschlages die für meinen Geschmack etwas komische, anscheinend als Empfehlung gedachte Notiz über meine Eigenwilligkeit und die Besiegung der Labandschen Methode. Ich glaube nicht, dass die Verbreitung meiner Schriften von solchen Hinweisen beeinflusst wird. Das beiliegende Verzeichnis sende ich mit bestem Dank zurück. Ich habe eine Reihe von Zeitungen gestrichen, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es bei ihnen einfach aus dem Fenster geworfenes Geld ist, ihnen ein Besprechungsexemplar zu schicken. Hoffentlich erscheint das Buch jetzt bald. Es ist ein guter Moment. Meinen Aufsatz aus der Deutschen Juristen-Zeitung2 haben Sie wohl erhalten. Hoffentlich hat er Ihre Ferienerholung, für die ich Ihnen alles Gute wünsche, nicht gestört. Mit herzlichen Grüssen stets Ihr Carl Schmitt.

Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 04. 08. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Legalität und Legitimität. 1

Vgl.: Gabriel Seiberth, Anwalt des Reiches. Carl Schmitt und der Prozess „Preußen contra Reich" vor dem Staatsgerichtshof, Berlin 2001. 2 Vgl. Carl Schmitt, Die Verfassungsmäßigkeit der Bestellung eines Reichskommissars für das Land Preußen, in: Deutsche Juristen-Zeitung 37. Jg. (1932), Sp. 953-958.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 25. 08. 1932 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger! Meine Ferien habe ich bisher verloren. Von der staatsrechtlichen Seite der aktuellen Ereignisse1 her bin ich ganz in Anspruch genommen. Die Abhandlung über Legalität und Legitimität ist inzwischen erschienen. Herr Vorwerk 2 bemüht sich 25*

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sehr um die Verbreitung. Ich habe ihm heute für eine kleine Pressekonferenz, die er veranstaltete, 10 von meinen Exemplaren überlassen und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sie mir zurückschicken lassen wollten. Das Buch scheint im richtigen Augenblick herauszukommen. Ich bin seit langem ohne Nachricht von Ihnen und wäre für eine Mitteilung sehr dankbar. Hoffentlich haben Sie sich gut erholt. Mit herzlichen Grüssen Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, ms. m. U., 25. 08. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Legalität und Legitimität. 1 Vgl. Brief vom 20. 07. 1932, Anm. 7. 2 Brief Vorwerk an Duncker & Humblot, Berlin 27. 08. 1932. Sehr geehrter Herr Feuchtwanger! Wir haben gestern in meinem Büro eine Pressebesprechung bezüglich des Buches von Carl Schmitt „Legalität und Legitimität" gemacht. Herr Prof. Schmitt war so freundlich, uns von seinen Exemplaren 10 Exemplare zur Verfügung zu stellen. Ich bitte Sie, ihm 10 Exemplare wieder zuzustellen. Während der Sitzung sind folgenden Herren je ein Exemplar zur Verfügung gestellt worden: Priv.Dozent Dr. Rudolf Craemer, Königsberg, (Münchener Neuesten Nachrrichten) Assessor Friedrich Crantz, Berlin, Dr. Heinz Brauweiler, Berlin (Preuss.Kreuz-Ztg.) Oberreg. Rat Dr. Zierold, Rüdiger Robert Beer, Generalanzeiger Presse Dr. Heinz Dähnhardt, „Völkskonservative Stimmen" Dr. Rudolf Fischer „Allgemeiner Zeitungs-Dienst". Mit freundlichem Gruss Ihr sehr ergebener Friedrich Vorwerk.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 01. 09. 1932 Lieber Herr Feuchtwanger! Besten Dank für Ihren Brief vom 28. August. Ich freue mich besonders, daß Ihnen meine Abhandlung gefällt; sie ist, unter uns, wirklich nicht schlecht und ich möchte wissen, wie viele meiner Fachkollegen so etwas schreiben können. Den ganzen Tag werde ich von Berliner Buchhandlungen angerufen, die sich beklagen, daß ihre Buchbestellungen auf die Schrift nicht ausgeführt werden. Jetzt bringen alle Berliner Zeitungen Artikel über das Buch (gestern Abend die „Voss")1, aber das Buch ist nirgends zu sehen und zu haben. Schade, daß ein solcher Moment

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nicht ausgenützt wird. Ich kann Ihre buchhändlerisch technischen Gründe einer späteren Auslieferung nicht beurteilen, mir scheint aber, daß hier ein Sonderfall gegeben ist, der die sonstigen parallelen Maximen etwas modifizieren könnte. Das Honorar, soweit es fällig ist, bitte ich mir durch Postscheck an meine Adresse zu senden. Ich habe bisher keine Ferien gehabt, und viel Arbeit. Ob ich nach Köln 2 gehe, weiß ich nicht. Die Spuren Schelers3 schrecken. Herzliche Grüße Ihr Carl Schmitt Brief, 1 Seite, hs. m. U., Ol. 09. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Legalität und Legitimität. 1 C. M., Vom Hüter zur Quelle in: Vossische Zeitung Nr. 118 (31.08. 1932), S. 1 f. 2 Carl Schmitt wechselt zum Sommersemester 1933 nach Köln, wo er nur dieses Semester bleibt und dann nach Berlin geht. Vgl.: Frank Golczewski, Kölner Universitätslehrer und der Nationalsozialismus. Personengeschichtliche Ansätze, Köln/Wien 1988,S. 298-305. 3 Scheler, Max (22.08. 1874-19.05. 1928), deutscher Philosoph, Phänomenologe. Vgl.: Wilhelm Mader, Max Scheler, 2. Aufl. Reinbek 1995. Vgl.: Wolfhart Henckmann, Max Scheler, München 1998.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o.O., 29. 11. 1932 Lieber Herr Professor, darf ich Sie bitten, uns die beigefügte bibliographische Anfrage 1 unter Rücksendung des Originalsbriefes zu beantworten. Zu der Annahme des Kölner Rufes wünsche ich Ihnen und den Ihren Glück. Hoffentlich haben Sie die aufreibenden Arbeiten der letzten Monate nicht allzu angestrengt! Darf ich Ihnen bald Vorschläge über die neue Auflage der „Verfassungslehre" machen oder kann ich solche Vorschläge von Ihnen erwarten? Mit herzlichen Grüssen bin ich wie stets Ihr Brief, 1 Seite, ms. o. U., 29.11. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Necessity of Politics - An essay on the representative idea in the church and modern Europe, Sheed and Ward, London 1931. Es handelt sich um eine vom Verfasser nicht autorisierte Ausgabe von Carl Schmitts, Römischer Katholizismus und politische Form, Hellerau 1923, die von E. M. Codd übersetzt und von Christopher Dawson mit einer Einleitung versehen wurde.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Berlin, 21. 12. 1932 Lieber Herr Doktor Feuchtwanger! Ich komme erst heute dazu, Ihr freundliches Schreiben vom 29. November zu beantworten und danke Ihnen zunächst für Ihre freundlichen Glückwünsche zur Annahme des Kölner Rufes. Vielleicht ergibt sich einmal die Gelegenheit, in Ruhe für die vielen Erfahrungen dieses letzten Halbjahres mit Ihnen zu sprechen. Sie kennen die Professoren von einer bestimmten Seite, und ich kenne sie auch, so dass die Berührungspunkte für dieses Gespräch nicht gering sein werden. Eine neue Auflage der Verfassungslehre könnte ich erst übernehmen, wenn ich mich in Köln orientiert habe. An sich würde mich die Aufgabe sehr reizen, aber die Verhältnisse sind unsicher und alles ist im Fluss. Was die beiliegende Anfrage angeht, so ist die Schrift Necessity of Politics eine Uebersetzung meiner zuerst bei Hegner, dann in einem katholischen Verlag erschienenen Abhandlung Römischer Katholizismus und politische Form. Die Uebersetzung ist ohne mein Wissen und Willen angefertigt worden, ein Vertreter des Verlages, ein reizender Lord Clonmore, ist vorigen Sommer bei mir in Berlin erschienen und alles hat sich in Wohlgefallen aufgelöst1. Dürfte ich Sie bitten, die Erlaubnis zur Uebersetzung meiner Diktatur, die von einem mir bekannten sehr tüchtigen jungen Amerikaner, Herrn Dr. Wodkins, gemacht wird, Herrn Professor Carl Joachim Friedrich, Harvard University, 9, Francis Avenue, Cambridge, Mass., U.S.A., mitzuteilen2. Ferner bittet Prof. Dr. Kurt Singer in Tokio, Japan, Kojimachi-Ku, Mampe Hotel, für einen japanischen Freund um die Erlaubnis zur Uebersetzung der Schrift über den Parlamentarismus. Der Uebersetzer heisst Hideto Mori und ist Leiter des Finanzamtes Kyoto; der Verlag ist der ChiguraShobo-Verlag, Tokio. Auch mit dieser Uebersetzung bin ich einverstanden3. Kommen Sie einmal wieder nach Berlin? Ich wünsche Ihnen alles Gute zum Fest und bleibe mit herzlichen Grüssen Ihr Carl Schmitt Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 21. 12. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Vgl.: Necessity of Politics - An essay on the representative idea in the church and modern Europe, Sheed and Ward, London 1931. Es handelt sich um eine vom Verfasser nicht autorisierte Ausgabe von Carl Schmitts, Römischer Katholizismus und politische Form, Hellerau 1923, die von E.M. Codd übersetzt und von Christopher Dawson mit einer Einleitung versehen wurde. 2 Dieses Buch ist meines Wissens nie erschienen. Friedrich, Carl Joachim (1901 -1984), Professor für Politikwissenschaft (Regierungslehre und Verwaltung), Mitbegründer der klassischen Totalitarismustheorie, seit 1926 in den USA (Havard) lehrend. Vgl.: Hans J. Litzmann, Carl Joachim Friedrich. Ein amerikanischer Politikwissenschaftler aus Heidelberg, in: Reinhart Blomert/Hans Ulrich Eßlinger / Norbert Giovannini (Hrsg.), Heidelberger Sozialund Staatswissenschaften. Das Institut für Sozial- und Staatswissenschaften zwischen 1918 und 1958, Marburg 1997, S. 267-290.

Briefwechsel 1918-1935 3 Singer, Kurt (18. 05. 1886-13. 02. 1962), Professor für allgemeine Volkswirtschaftslehre, seit 1931 in Tokio, 1916-1928 Gründer und Herausgeber der Zeitschrift „WirtschaftsDienst" (Hamburg). Vgl.: Harald Hagemann/Claus-Dieter Krohn, Die Emigration deutschsprachiger Wirtschaftswissenschaftler nach 1933, 2. Aufl. Stuttgart 1992, S. 267. Auch diese Ausgabe ist meines Wissens nie erschienen.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 24. 12. 1932 Lieber Herr Professor, besten Dank für Ihren Brief vom 21. Dezember nach so langer Zeit, vor allem für die Beantwortung der bibliographischen Fragen der englischen Ausgabe von „Römischer Katholizismus und politische Form". Die Erlaubnis zur Uebersetzung der „Diktatur" durch den Amerikaner Wodkins haben wir Herrn Professor Friedrich von der Harvard University mitgeteilt1; ebenso Herrn Professor Singer - Tokio die japanische Uebersetzungserlaubnis für den , ,Parlamentari smus"2. Ich würde mich natürlich ganz besonders freuen, wenn sich bald Gelegenheit fände, Sie wiederzusehen und zu sprechen. Es ist möglich, wenn auch noch gar nicht sicher, dass dies beim 70. Geburtstag von Sombart am 19. 01. 33 sein könnte3. Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass Ihnen die Vielzahl der Fronten und Missverständnisse, die sich gegen Ihre letzten öffentlichen Aeusserungen einschliesslich der „Legalität" aufgestellt haben, eine Mischung von Spass und Aerger verursacht hat, und dass Sie die grotesken Irrtümer wohl bei denen entdeckt haben, die für Sie guten Willens durch Dick und Dünn gehen und sich eigentlich an den grossen Auflagen ihrer Blätter fast ausschliesslich von Ihren Gedanken nähren. Bei der feierlichen Eröffnung des Staatsrechtlichen Instituts an der hiesigen Universität vorigen Samstag sagte mir von Calker 4, dass er sich sehr Mühe gäbe, dass Sie an die Stelle von Rothenbücher5 hierher kämen. Wenn Sie neben Kelsen6 und als Nachfolger von Stier-Somlo7 Professor des Staatsrechts sind, so können Sie es ebenso neben Naviasky8 und Dyroff 9 als Nachfolger von Rothenbücher sein. Ich wünsche Ihnen und den Ihren gute Feiertage und vor allem ein glückliches Jahr 1933. Mit herzlichen Grüssen Ihr Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 24. 12. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Verfassungslehre. 1 Dieses Buch ist meines Wissens nie erschienen. Friedrich, Carl Joachim (1901 - 1984), Professor für Politikwissenschaft (Regierungslehre und Verwaltung), Mitbegründer der klassischen Totalitarismustheorie, seit 1926 in den USA (Havard) lehrend. Vgl.: Hans J. Litz-

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mann, Carl Joachim Friedrich. Ein amerikanischer Politikwissenschaftler aus Heidelberg, in: Reinhart Blomert/Hans Ulrich Eßlinger/Norbert Giovannini (Hrsg.), Heidelberger Sozialund Staatswissenschaften. Das Institut für Sozial- und Staatswissenschaften zwischen 1918 und 1958, Marburg 1997, S. 267-290. 2 Singer Kurt (18. 05. 1886-13. 02. 1962), Professor für allgemeine Volkswirtschaftslehre seit 1931 in Tokio, 1916-1928 Gründer und Herausgeber der Zeitschrift „WirtschaftsDienst" (Hamburg). Vgl.: Harald Hagemann/Claus-Dieter Krohn, Die Emigration deutschsprachiger Wirtschaftswissenschaftler nach 1933, 2. Aufl. Stuttgart 1992, S. 267. 3 Sombart, Werner (19.01. 1863-19.05. 1941), Professor für Nationalökonomie. Vgl.: Friedrich Lenger, Werner Sombart 1863-1941. Eine Biographie, München 1994. 4 Calker, Fritz van (24. 10. 1864- 15. 02. 1954), seit August 1933 ordentlicher Professor für Strafrecht und Gesetzgebung. Vgl.: Ein Lebensalter lang die Jugend betreut, in: Völkischer Beobachter 09. 07. 1941. Vgl.: van Calker, der Achtzigjährige, in: Münchner Neueste Nachrichten 23. 10. 1944. Vgl.: Nachruf, in: Neue Juristische Wochschrift 1954, S. 1922. 5 Rothenbücher, Karl (01. 08. 1880-14. 10. 1932), Jurist, Professor für Staats- und Kirchenrecht an der Universität München. Vgl.: Bosls Bayerische Biographie, S. 646 f. 6 Kelsen, Hans (11. 10. 1881 -19. 04. 1973), Professor für Staatsrecht. Vertreter der Reinen Rechtstheorie, einer rein positivistischen Rechtslehre. Vgl.: Stanley L. Paulson/Michael Stolleis, Hans Kelsen. Staatsrechtslehrer und Rechtstheoretiker des 20. Jahrhunderts, Tübingen 2005. Vgl.: Robert Walter, Kelsen, Hans, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 479. i Stier-Somlo, Fritz (21.05. 1873-10.03. 1932), Jurist, Professor des Staats-, Verwaltungs- und Völkerrechts. Vgl.: Anonym, Stier-Somlo, Fritz, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 9, München 1998, S. 529. 8 Nawiasky, Hans (24. 08. 1880-11. 08. 1961), Professor für Staatsrecht an der Universität München, Anhänger von Kelsens Reiner Rechtslehre. 1933 Emigration in die Schweiz, nach 1945 maßgeblich an der bayerischen Verfassung und dem Grundgesetz beteiligt. Vgl.: Hans F. Zacher, Nawiasky, Hans, in : Neue Deutsche Biographie Bd. 19 (1999), S. 4 ff. 9 Dyroff, Anton (05 03. 1864-23. 06. 1948), Professor für Staats-, Verwaltungs- und Kirchenrecht an der Universität München.Vgl.: Bosls Bayerische Biographie, S. 157.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 27. 12. 1932 Lieber Herr Feuchtwanger! Lieber Herr Dr. Feuchtwanger, alles Gute zum Neuen Jahr! Ich habe mich im Sauerland von dem Berliner bellum omnium contra omnes1 gut erholt. Herzliche Grüße Ihres alten Carl Schmitt Karte, 1 Seite, hs. m. U., 27. 12. 1932 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Legalität und Legitimität. 1

Schmitt benutzt hier ein Zitat aus Thomas Hobbes' „Leviathan", der Krieg aller gegen alle, um auf die Auseinandersetzungen um das letzte Präsidialkabinett Schleicher und die Machtübertragung an Hitler anzuspielen.

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Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger

Köln-Lindenthal, den 12. 04. 1933 Pfarriusstr. 6 Lieber Herr Feuchtwanger! Ich schreibe Ihnen auf der Reise nach Köln. Meine dortige Wohnung ist oben angegeben. Berufsarbeit und Umzug haben mich die letzten Wochen ganz in Anspruch genommen, so daß ich Ihnen erst heute wegen des „Begriffs des Politischen" schreiben kann. Diese Schrift kann ich nicht länger in Ihrem Verlag lassen. Zwischen Arnold Bergsträsser 1 und Gerhard Leibholz2 ist sie in einem falschen, karikierenden Licht. Schreiben Sie mir deshalb bitte gleich nach Köln, ob Sie damit einverstanden sind, daß ich in einem anderen Verlag eine andere Ausgabe mache. Da die Auflage, wie Sie mir sagten, erschöpft ist, wird es keine Schwierigkeiten für Sie geben, die Schrift freizugeben. Mit den besten Wünschen für Ostern und herzlichen Grüßen Ihr Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 12. 04. 1933 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politische. » Bergsträsser, Arnold 14. 07. 1896-24. 02. 1964), Soziologe, Assistent von Alfred Weber, emigrierte 1937 in die USA, nachdem er nach 1933 Sympathien für die nationale Revolution zeigte. Vgl.: Horst Schmitt, Ein „typischer Heidelberger im Guten wie im Gefährlichen". Arnold Bergsträsser und die Ruperto Carola 1923-1936, in: Reinhard Blomert/ Hans Ulrich Eßlinger/Norbert Giovannini (Hrsg.), Heidelberger Sozial- und Staatswissenschaften. Das Institut für Sozial- und Staatswissenschaften zwischen 1918 und 1958, Marburg 1997, S. 167 — 196. 2 Leibholz, Gerhard (15. 11. 1901 -19. 02. 1982), Jurist, Professor der politischen Wissenschaften und der allgemeinen Staatslehre. Vgl.: Christoph Link, Leibholz, Gerhard, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 14 (1985), S. 117 ff.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt o. O., 13.04. 1933 Lieber Herr Professor, auf Ihren Brief vom 12. 04. 33 möchte ich Ihnen ohne Verzug antworten, dass Sie in der Verfügung über den „Begriff des Politischen" von der 2. Auflage an in jeder Weise unbehindert sein sollen. Ich kann mir allerdings nicht recht gut denken, dass Sie in irgend einem anderen Verlag homogenere Gesellschaft bekommen als in unserer Sammlung; eine

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„Gleichschaltung" in einer wissenschaftlichen Sammlung oder in einem wissenschaftlichen Verlag ist doch eine grässliche Vorstellung und hebt den Begriff der Wissenschaft auf. Darf ich noch den lebhaften Wunsch aussprechen, dass Sie statt der 2. Auflage des „Begriffs des Politischen" vielleicht ausserhalb der Sammlung, die neue Auflage der „Politischen Theologie" oder später der „Verfassungslehre" wieder bei uns erscheinen lassen wollen, oder wäre es Ihnen recht, wenn die 2. Auflage des „Begriffs" ausserhalb der Sammlung in anderer Ausstattung bei uns herauskommt? Ihre Grüsse erwidere ich aufs Beste. Hoffentlich ist der Umzug gut geglückt und hoffentlich fühlen Sie und die Ihren sich recht behaglich in Köln. Mit verbindlichen Osterwünschen wie stets Ihr

Brief, 2 Seiten, ms. o. U., 13. 04. 1933 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Der Begriff des Politischen.

Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt München, 11. 11. 1933 Grillparzerstr. 38/11 Sehr verehrter Herr Staatsrat, lieber Herr Professor, dem Brief von Dr. Geibel1 möchte ich heute ein paar persönliche Worte nachschicken. Seit Mitte dieses Jahres habe ich das Direktorium des Verlages, das ich über 20 Jahre führte, niedergelegt, meine Prokura ist gelöscht2. Ich bin nur mehr in einem loseren Zusammenhang mit dem Verlag. Das ging alles ohne Reibung oder Meinungsverschiedenheit, auf meine Initiative. Kollegen, Angestellte, Inhaber und Autoren haben mir Beweise ihres Vertrauens gegeben. Trotzalledem hätte ich mich gern von jeder Tätigkeit für den Verlag unter den heutigen Verhältnissen zurückgezogen, wenn mir die Wahl geblieben wäre. Die Reichsanwaltschaft, zu der ich vor dem 01. 08. 1914 zugelassen wurde, ist mir aus einem formalen Grund (da ich zwar durch Ministerielle]. Entschließung], vor 01. 08. 1914 zugelassen, aber erst i. J. 1915 in die Anwaltliste eingetragen wurde) entzogen worden 3. Da ich seit Beginn 1913 ohne Unterbrechung im Dienst des Verlages stand - in sehr schweren Tagen - hatte ich keine Gelegenheit odfer]. Möglichkeit mir eine Geldreserve zu schaffen, ich bin ohne jegliches Vermögen u. ohne Pensionsberechtigung. So blieb ich hier statt als Boheme-Emigrant ein Leben irgendwo ausserhalb Deutschlands zu führen. Ich komme auch reibungslos aus;

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eine „Tarnung" kommt ja in meinem Fall nicht in Frage. Wieweit einem die Dinge ins Herz schneiden, steht auf einem anderen Blatt. Ich liebe heute natürlich meine Glaubens- und Rassegenossen, diese von Gott geschlagenen schlimm-heiligen Pechvögel doppelt wie je. Ich meine auch, dass jetzt die Zeit näher rückt, Ihnen einen Status zu geben und von dem Katz- u. Maus-Spiel zu lassen. Dies könnte jetzt mit ganz sicheren Linien ausschliesslich vom national].-sozialistischen]. Status grosszügig und eindeutig in vorbildlicher Weise geschehen. Ein Reichskommissar mit einem absolut zuverlässigen jüdischen Experten und Mittelsmann ist vor dieser Regelung und als Träger der Regelung nötig. Könnten Sie nicht auf diesem Gebiet die Möglichkeit einer Aussprache herbeiführen; ich glaube zwei Menschen könnten es machen und auch hier Ruhe und Festigkeit (nicht in dem Sinne der von Ihnen verpönten Risikolosigkeit und Sicherheit) schaffen. Ich schicke Ihnen einen eben im „Morgen" erschienenen Aufsatz 4 vor mir. Im übrigen wünsche ich Ihnen und den Ihrigen von Herzen alles Gute u. Schöne, wie oft müssen wir auf unseren alten Weg zurückschauen. Alles muss sich auch im Einzelleben am Schluss zu einem Ganzen runden. Mit herzlichen Grüßen Ihr Ludwig Feuchtwanger

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 11. 11. 1933 (RW 265-3514) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt. 1 Geibel, Stephan Carl, Inhaber von Duncker & Humblot Generalkonsul in Generalkonsul Dr. jur. h.c. 2 Der Hintergrund dieses Rücktritts bleibt im Dunkeln, da das sogenannte Schriftleitergesetz erst am 04. 10. 1933 veröffentlicht und erst am 01. 01. 1934 in Kraft getreten ist. Für den Verlag ist er in einem losen Arbeitsverhältnis weiter bis 1935 tätig. 3 Der Entzug der Zulassung als Rechtsanwalt erfolgte am 29. 08. 1933. Vgl.: Rolf Rieß, Nachwort, in: Ludwig Feuchtwanger, Gesammelte Aufsätze zur jüdischen Geschichte, hrsg von Rolf Rieß, Berlin 2003, S. 205 f. 4 Vgl.: Ludwig Feuchtwanger, Die Gestalt des „Verworfenen Juden". Ein Versuch über Mythenbildung, in: Der Morgen. Monatsschrift der deutschen Juden 10. Jg. (1933), S. 310316, auch in: Ludwig Feuchtwanger, Gesammelte Aufsätze zur jüdischen Geschichte, hrsg von Rolf Rieß, Berlin 2003, S. 125 -132.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Hotel Bristol, Berlin W 8 Unter den Linden 5 - 6 , 15. 11. 1933 Lieber Herr Dr. Feuchtwanger Auf Ihren Brief 1 müßte ich in besserer Ruhe und Sammlung antworten, als ich sie jetzt aufbringen kann. Wir sind jetzt im Umzug von Köln nach Berlin (der 2. Umzug in diesem Jahr), erst am 24. Nov. kann ich in meine Berliner Wohnung

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(Steglitz, Schillerstr. 2) einziehen. Bis dahin muß ich das mir höchst widerwärtige Hotel-Leben führen. Die 2. Ausgabe der Pol [irischen]. Theol[ogie]. habe ich aber an den Verlag geschickt. Hoffentlich kann ich sie später systematisch überarbeiten. Für Ihren Judas-Aufsatz 2 besten Dank. Mit „Mythos", fürchte ich kommt man der Sache nicht bei. Ich habe eine große Sammlung von Briefen, die ich in den letzten 6 Monaten von Juden erhalten habe. Die meisten sind sehr minderwertig und ohne jede Einsicht. Ihr Brief hat in mir den Wunsch nach einem Gespräch von neuem belebt. Mit herzlichen Grüssen Ihres alten Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 15. 11. 1933 Privatbesitz von Edgar Joseph Feuchtwanger - Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger. 1 Vgl.: Brief vom 11. 11. 1933. 2 Vgl.: Ludwig Feuchtwanger, Die Gestalt des „Verworfenen Juden". Ein Versuch über Mythenbildung, in: Der Morgen. Monatsschrift der deutschen Juden 10. Jg. (1933), S. 310 — 316, auch in: Ludwig Feuchtwanger, Gesammelte Aufsätze zur jüdischen Geschichte, hrsg. von Rolf Rieß, Berlin 2003, S. 125 -132.

Carl Schmitt an Ludwig Feuchtwanger Berlin, 02. 12. 1933 Sehr verehrter Herr Doktor! Von den beiliegenden Vorschlägen gefällt mir keiner. Kann man nicht lieber ganz einfachen, nicht künstlerischen Umschlag nehmen, der keine Striche, Farbe etc. sondern nur die höfliche Mitteilung enthält. Politische Theologie 4 Kap. usw. von Carl Schmitt 2. Ausgabe München etc.? Mit den besten Empfehlungen und Grüßen Carl Schmitt

Brief, 1 Seite, hs. m. U., 02. 12. 1933 - Archiv Duncker & Humblot, Akte Politische Theologie 2. Auflage.

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Ludwig Feuchtwanger an Carl Schmitt

München, 23. 07. 1935 Grillparzerstr. 38/11 Verehrter Herr Professor, legen Sie es mir nicht schlecht aus, wenn ich an Ihr letztes Schreiben an mich Ende 1933 anknüpfe, das eine gelegentliche Unterhaltung zwischen uns wie in früheren Zeiten in nicht zu ferne Aussicht stellte. Inzwischen sind aber wieder fast 1 1 / 2 Jahre vergangen. Heute darf ich mich der Verpflichtung, die sich mit einem inneren Bedürfnis deckt, Ihnen wieder zu schreiben, nicht entziehen. Bitte nehmen Sie in die drei anliegenden Schriftstücke Einsicht! Im Zuge der generellen Ausschliessung von Nichtariern aus der Reichsschr[ifttums].Kammer sollen nach amtlichen und buchhändlerischen Kundmachungen Härten vermieden und einzelne Ausnahmen gemacht werden. Die Prüfung der Einzelfälle ist schwer. Die Betroffenen können sich nur auf ihre Bewährung und Zuverlässigkeit berufen und müssen dabei auf Referenzen hinweisen können. Ich habe das in meinem Ersuchen von 11. 07 an die Reichsschrifttums-Kammer 1 noch vermieden, da mir meine Tätigkeit seit 1913 im gleichen Verlag für sich zu sprechen schien. Nun bin ich aber nach dem letzten Bescheid der Reichsschrifttumskammer in die Zwangslage gekommen, den Präsidenten der Reichskultur-Kammer anzugehen und alle Gründe zusammenzufassen, die eine Ausnahme auch für mich als gerechtfertigt erscheinen lassen. Ich möchte ohne Ihre ausdrückliche Erlaubnis Ihren Namen als Referenz für mich nicht nennen. Darüber hinaus bitte ich Sie, bevor mein neues Gesuch an die Reichskulturkammer abgeht, mir zu schreiben, ob Sie in den nächsten Wochen in Berlin sind und mit mir über die Angelegenheit sprechen wollen. Es ist mir ein furchtbarer Gedanke, dass Sie meine Anfrage unangenehm berühren könnte. Ich muss aber in dieser Lage, die mich ins Leere zu treiben droht, Ihre freundliche Intervention in Anspruch nehmen, im Gedenken an unsere früheren freundschaftlichen und vertrauensvollen Beziehungen. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass Sie damit - aufs Ganze gesehen und auch von Ihrem Standpunkt etwas Gutes und Richtiges tun, sonst würde ich es Ihnen nicht zumuten. - Haben Sie die Güte mir eine Zeile zu schreiben, ob ich mich auf Sie berufen darf und ob ich Sie in einer der nächsten Wochen bei meinem Berliner Besuch sprechen kann. Mit besten Grüßen wie stets Ihr Ludwig Feuchtwanger

Brief, 2 Seiten, hs. m. U., 23. 07. 1935 (RW 265-3515) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt.

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Vgl.: Brief an den Präsidenten der Reichsschrifttumskammer vom 11. 07. 1935. Ludwig Feuchtwanger an den Präsidenten der Reichsschrifttumskammer Brief, 2 Seiten, ms. m. U., 11. 07. 1935. (RW 265-3465) - Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Nachlaß Carl Schmitt. Abschrift Dr. Ludwig Feuchtwanger München, 11. Juli 1935 München 8 Grillparzerstr. 38/11 An den Herrn Präsidenten der Reichsschrifttumskammer Leipziger Str. 19 Berlin W.8 Betreff: Ausschluss (zu dem Schreiben Akt.Z.5035) Ich bestätige den Empfang des Schreibens vom 3. Juli 1935 über meinen Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer und über die Befristung meiner Tätigkeit als buchhändlerischer Angestellter bis 1. Oktober 1935. Der Ausschluss geht von der Voraussetzung aus, dass ich Mitglied der Reichsschrifttumskammer bin. Ich bin aber weder Mitglied des Bundes reichsdeutscher Buchhändler, noch des Börsenvereins deutscher Buchhändler oder der Fachschaft der Angestellten. Ich gehöre somit der Reichsschrifttumskammer nicht an. Seit 1. Mai 1913 bin ich im Buchhandel tätig; seit 1. Januar 1914 stehe ich ohne Unterbrechung im Dienst der Verlagsbuchhandlung Duncker & Humblot1 in München. Ich bin Reichsdeutscher, wie meine väterlichen und mütterlichen Vorfahren, desgleichen meine Frau und ihre Ahnen; ausserdem bin ich Kriegsteilnehmer und im Besitze des von Herrn Reichspräsidenten gestifteten Erinnerungszeichens. Für den Verlag Duncker & Humblot war bisher bei der Prüfung der Weiterdauer meines Vertragsverhältnisses die sinngemässe Anwendung des Beamtengesetzes von 1933 massgebend. Danach sind bei Nichtariern von dem Ausschluss ausser Frontkämpfern auch diejenigen Persönlichkeiten ausgenommen, die schon vor dem 1. August 1914 ununterbrochen im Dienst waren. Mein Vertrag ist jetzt (spätestens am 1. 1. 1936) für den 31.3. 1936 kündbar. Ich bemerke, dass ich nach 22 jähriger Tätigkeit einen Bruttogehalt von insgesamt 600RM beziehe, nicht pensionsberechtigt bin und eine mehrköpfige Familie (Frau, Schwiegermutter, zwei minderjährige Kinder) zu erhalten habe; ich bin vermögenslos. Oeffentliche Beamte im ähnlichen Dienstverhältnis, bei der gleichen Zahl von Dienstjahren und bei gleicher Ausbildung (ich habe im Jahre 1913 die Prüfung für den höheren Justiz- und Verwaltungsdienst abgelegt und die Fähigkeit zum Richteramt erworben) sind nach den Willen des heutigen Staates durch Pensionen vor Existenz Vernichtung und Auswanderung geschützt. Ich bin nicht pensionsberechtigt, könnte auch dem Verlag unter den heutigen Verhältnissen im Buchhandel nach meinem Ausscheiden keine pensionsartige Unterstützung zumuten. Als 50jähriger Buchhändler (geb. 28. Nov. 1885) ist es mir, nach dem ich wegen Arier-Bestimmung auch aus der Rechtsanwaltschaft im Jahre 1933 auszuscheiden hatte, nicht möglich, eine andere Stellung oder Existenz zu bekommen. Nun bin ich aber nach dem letzten Bescheid der Reichsschrifttumskammer in die Zwangslage gekommen, den Präsidenten der Reichskultur-Kammer anzugehen und alle Gründe zusammenzufassen, die eine Ausnahme auch für mich als gerechtfertigt erscheinen lassen, gez. Ludwig Feuchtwanger

Nachwort Von Rolf Rieß Den Briefwechsel eines berühmten Autors mit seinem Verleger herauszubringen, ist in mehrfacher Hinsicht riskant und wert es zu begründen. Zum einen fragt sich der Leser, der die veröffentlichten Werke kennt, warum er die Vorstadien auch zur Kenntnis nehmen soll, zum anderen ist der intellektuelle Unterschied zwischen Autor und Verleger oft so groß, dass sich ein Gespräch auf Augenhöhe nicht ergibt, und sich beide auf die Beratung der technischen Details der Buchherstellung beschränken. Diese Argumente treffen auf den hier vorliegenden Briefwechsel nur bedingt zu und es soll im Folgenden kurz dargestellt werden, worin die Stärken, aber auch die Schwächen des Briefwechsels liegen. Anfangen möchte ich mit den beiden Autoren. Zur Person Carl Schmitts muss nicht mehr viel gesagt werden, da die Epitheta „Klassiker" (Bernhard Willms) und „Kronjurist des Dritten Reiches" (Waldemar Gurian) zur Genüge bekannt sind und es auch gute Einführungen in das Werk gibt (vgl. Reinhard Mehring, Helmut Quaritsch) 1. Allerdings scheint dem Herausgeber der Schwerpunkt der „biographischen Mode" (M. Lauermann2) und Forschung auf der Zeit des Nationalsozialismus zu liegen. Schmitts crimen intellectualis ist hier gut dokumentiert (vgl. Andreas Koenen, Dirk Blasius, Bernd Rüthers)3 und es gibt hier auch nichts zu beschönigen. Auch die Nachkriegszeit nach 1945 ist durch das „Glossarium" dokumentiert und die Studien von Dirk van Laak (vgl. Dirk von Laak4) gut erforscht. Nicht so dicht fällt dagegen die Beschreibung der Zeit der Weimarer Republik aus. Zwar gibt es zu einzelnen Brennpunkten wie dem Preußenschlag Studien (vgl. Gabriel 1

Vgl.: Reinhard Mehring, Carl Schmitt zur Einführung, Hamburg 1992. Vgl.: Helmut Quaritsch (Hrsg.), Complexio oppositorum - Über Carl Schmitt, Berlin 1988. Vgl.: Helmut Quaritsch (Hrsg.), Positionen und Begriffe Carl Schmitts, 3. Aufl. Berlin 1995. 2 Manfred Lauermann, Carl Schmitt - jenseits biographischer Mode. Ein Forschungsbericht 1993, in: Bernd Wacker (Hrsg.), Die eigentliche Katholische Verschärfung ... Konfession, Theologie und Politik im Werk Carl Schmitts, München 1994, S. 295-319. 3 Vgl.: Bernd Rüthers, Carl Schmitt im Dritten Reich, München 1989. Vgl.: Andreas Koenen, Der Fall Carl Schmitt. Sein Aufstieg zum „Kronjuristen des Dritten Reiches", Darmstadt 1995. Vgl.: Dirk Blasius, Carl Schmitt. Preußischer Staatsrat in Hitlers Reich, Göttingen

2001.

4 Vgl.: Dirk van Laak, Gespräche in der Sicherheit des Schweigens. Carl Schmitt in der politischen Geistesgeschichte der frühen Bundesrepublik, Berlin 1993.

400

Nachwort

Seiberth5) und auch hat der langjährige Herausgeber der „Schmittiana" ( I - V I I ) Piet Tommissen6 viel Material im Detail zusammengetragen, jedoch erscheint das Material im Vergleich zu den anderen Zeiträumen bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Daher dient der Briefwechsel in erster Linie der Verbreiterung der Quellenbasis. Dies betrifft aber nicht nur Carl Schmitt, sondern auch seinen Briefpartner, den Verleger Ludwig Feuchtwanger. Die Forschung ist bisher an diesem Mann unverdienterweise vorbeigezogen. Zu Lebzeiten, er lebte von 1885 bis 1947, war er als Verleger, Autor und Mensch von einer Vielzahl von Wissenschaftlern und Schriftstellern geschätzt, darunter auch Robert Musil, der in einem Brief vom 26. 06. 1941 schrieb: „Lion Feuchtwanger: danke nein! Sein Bruder Ludwig ist ein ordentlicher Mensch7." Der „Polyhistor" 8 (E. G. Loewenthal) veröffentlichte nicht nur eine Vielzahl von Aufsätzen und Rezensionen (vgl. Rolf Rieß)9 und dozierte am Jüdischen Lehrhaus in München, er prägte auch das Verlagsprogramm von Duncker & Humblot in den Jahren 1911 bis 1933/35 10 . Mit welchen Plänen er sich befasste und wie sorgfältig er als Verleger mit seinen Autoren umging, dies lässt sich u. a. am Briefwechsel mit Schmitt ablesen. Dass Schmitt ihn als ebenbürtig betrachtete, zeigen die Fragen, die er an ihn richtete, die Bitten um Auskünfte und die gegenseitigen Besuche. Dabei werden einige Themen berührt, die das Bild von Carl Schmitt vor 1933 weiter differenzieren. So zeigt Schmitt auch Interesse an jüdischen Philosophen wie Buber und Mendelssohn, die ihm durch Aufsätze Feuchtwangers vermittelt werden. Sein Verhältnis zu linken Publikationen (L'Humanite) oder marxistischen Philosophen wie Georg Lukacs, Ernst Bloch, Don Pedroso wird kurz beleuchtet. Es finden sich Hinweise auf die Rezeption des italienischen Faschismus, aber der Nationalsozialismus wird kaum wahrgenommen. Dagegen scheint Schmitt ein Netzwerk aus den französischen Philosophen des renouveau catholique Maritain u. a. und den deutschen Nationalisten um Wilhelm Stapel u. a. knüpfen zu wollen. Eine Fundgrube bietet der Briefwechsel zu diversen Schriftstellern, von denen vor allem Hugo Ball, Ernst Jünger und Theodor Däubler genannt seien. Des Weiteren äußert sich Schmitt recht offen über Kollegen, z. B. Hans Kelsen, Hans Nawiasky, Rudolf Smend u. a. Neben professoralen Eitelkeiten, die ebenfalls ihren Platz haben, 5

Vgl.: Gabriel Seiberth, Anwalt des Reiches. Carl Schmitt und der Prozess „Preußen contra Reich" vor dem Staatsgerichtshof, Berlin 2001. 6 Vgl.: Piet Tommissen (Hrsg.).Schmittiana I - V I I , Brüssel 1988-1991 bzw. Berlin 1992-2001. 7 Vgl.: Robert Musil, Briefe 1901 -1942, hrsg. von Adolf Frise, Reinbek 1981, S. 1301 . 8 Vgl.: E.G. Löwenthal, Ein unvergessener Polyhistor, in: Allgemeine Wochenzeitung der Juden in Deutschland Nr. 34 (25. 11. 1955), S. 9. 9 Vgl.: Ludwig Feuchtwanger, Gesammelte Aufsätze zur jüdischen Geschichte, hrsg. von Rolf Rieß Berlin 2003. Vgl.: Norbert Simon (Hrsg.), Duncker & Humblot. Verlagsbibliographie 1798-1945, Berlin 1998, S. 31-37.

Nachwort

401

lassen diese Äußerungen auch Rückschlüsse auf die Stellung Schmitts zur Weimarer Verfassung und zu seinem eigenen Werk zu. Hier sei nur an die Erörterung des Titels „Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus", oder die „moralische Lage" erinnert oder an den Plan zur Abfassung eines „Völkerrechts". Man sieht hier deutlich den Einfluss, den Feuchtwanger z. T. auf Schmitts Werk bis in einzelne Formulierungen genommen hat und den Schmitt sich nicht nur gefallen ließ, sondern sogar schätzte. Anders sah dies aus, wenn es um die materielle Seite des Buchgeschäfts ging. Hier trafen zwei Vertreter unterschiedlicher Interessen aufr einander, die sich nur wenig aufeinander zubewegten. Letztlich aber konnte Schmitt den größeren Erfolg für sich verbuchen. So erzielte er 1928 Einkünfte, die ihn Überlegungen anstellen ließen, an Steuern zu sparen. Auch kommen hier der professorale Habitus und die „feinen Unterschiede" (P. Bourdieu) des Bildungsbürgertums zum Vorschein, das sich zwar elitär gibt, jedoch den Vorschuss gleich und bar haben muss. Schließlich gibt der Briefwechsel auch noch Einblick in die Absatzzahlen der Bücher Schmitts, die zunächst mäßige Verbreitung fanden und die den Verleger zwangen, Mischkalkulationen anzustellen. Neben diesen Vorzügen des Briefwechsels sollen aber die Nachteile nicht verschwiegen werden. Hierbei ist vor allem die Kürze der Nachrichten zu beklagen. Selten werden längere Gedankengänge entwickelt, sondern man gibt sich mit Anspielungen oder Hinweisen zufrieden, die erst in ihrem Kontext erschlossen werden müssen. Der zweite Nachteil besteht darin, dass die Zeitereignisse kaum Niederschlag gefunden haben. Der Hitlerputsch 1923, Mussolini, die Aufstandsversuche der KPD, die Ereignisse im Rest Europas, dies alles findet nicht oder nur am Rande statt. Statt dessen pflegt man auf beiden Seiten einen Kulturpessimismus und flüchtet sich in die Philologie. Dass Schmitt schließlich doch politisch eingreift, ist angesichts seines Werkes aber nicht verwunderlich, denn er will politisch und verfassungsjuristisch wirken. So stellt sich heraus, dass die Mehrzahl der Briefe zwischen 1923 und 1932, besonders zwischen 1924 und 1928 in den sog. „Goldenen Zwanzigern" gewechselt wurden. 1933 bricht der Briefwechsel ab, danach ist nur mehr ein Brief erhalten, der von Feuchtwanger stammt und aus dem hervorgeht, dass Schmitt nach 1933 wohl nicht mehr geantwortet hat. Warum Schmitt dies tat, ist uns nicht überliefert. Zumindest zwei Motive sind denkbar. Schmitt wollte seine vielfältigen Kontakte zu Juden 1933 und danach vergessen machen (vgl.: Raphael Gross) 11 und zwar aus Angst bzw. Opportunismus. Dafür spricht, dass ihm sein Verhältnis auch zu Feuchtwanger 1936 fast zum Verhängnis geworden wäre. So schreibt der Sicherheitsdienst der SS in einer Akte, die gesammeltes Material für einen Angriff gegen Schmitt enthält: „Schmitt war befreundet mit dem Juden Feuchtwanger, dem Bruder des Schriftstellers Feuchtwanger" 12. 11 Vgl.: Raphael Gross, Carl Schmitt und die Juden. Eine deutsche Rechtslehre, erweiterte Ausgabe, Frankfurt am Main 2005. 12 Vgl.: Institut für Zeitgeschichte, FA 503(2), SD-HA (Carl Schmitt).

26 Rieß (Hrsg.)

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Nachwort

Andererseits sprechen gegen die Angst- bzw. Opportunismushypothese die vielfältigen antisemitischen Ausfälle, die Schmitt nach 1945 vor allem im „Glossarium"13 äußert. So spiegelt der Briefwechsel auch den „Zivilisationsbruch" (Dan Diner) von 1933 wider. Die Beziehung zwischen Schmitt und Feuchtwanger wurde auch nach 1945 nicht wieder aufgenommen. Dass „sich alles im Leben zu einem Ganzen runden müsse", dies blieb der fromme Wunsch Feuchtwangers in seinem letzten Brief an Schmitt, der ihm aber auf Erden nicht erfüllt wurde. 1947 stirbt Feuchtwanger nahezu vergessen in England. Der Bewahrung seines Andenkens soll auch dieses Nachtwort dienen.

13 Vgl.: Carl Schmitt, Glossarium. Aufzeichnungen der Jahre 1947- 1951, hrsg. von Eberhard von Medem, Berlin 1991.

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Namenverzeichnis Adams, Paul, 313 Albers, 159 Allen & Unwin, 277 Alsberg, Max, 280 Althusius, Johannes, 373 Anschütz, Gerhard, 163, 165, 178, 189, 190, 191, 203, 205, 207, 213, 238, 263, 292, 293, 304,315,354 Arens, Franz, 365 Aristoteles, 354 Aschaffenburg, Gustav, 147 Aulard, Alphonse, 42, 44, 45, 62, 68, 86, 93, 95, 102, 107, 108, 131,285 Bachofen, Johann Jakob, 128 Bacmeister, Walter, 38 Bahr, Hermann, 160 Bahr, Richard, 62, 64, 102, 137 Bakunin, 104 Ball, Hugo, 48, 59, 60, 61, 62, 64, 67, 68, 69, 70, 72, 73, 75, 77, 80, 81, 84, 93, 95, 98, 100, 104, 109, 111, 114, 115, 116, 119, 126, 128, 131, 133, 137, 138, 139, 144, 199, 205, 225, 230, 232, 233, 236, 239, 272,313,315,319, 354 Ball-Hennings, Emmy, 84, 315, 319 Balzac, Honore de, 17 Bandmann, 335 Bardenhewer, Otto, 160 Barth, Karl, 159 Baudelaire, Charles, 98 Baxa, Jakob, 93, 95 Bayer, Albrecht, 364 Becher, Erich, 148, 158, 167, 183 Beck, A., 350 Beckerath, Erwin von, 298, 299 Beer, Friedrich Rüdiger Robert, 388 Beethoven, Ludwig van, 214, 215 Behrendt, Hermann, 182, 257, 259, 261 Beling, 98

Below, Georg von, 184, 185, 190,191 Bendixen Friedrich, 148, 158, 183 Beranger, Raimond, 298 Berend, Alice, 281 Bergsträsser, Arnold, 88, 352, 361, 364, 393 Bergsträsser, Gotthelf, 159 Berl, Heinrich, 200, 201 Bernanos, Georges, 236 Bernhard, Georg, 264 Bernhart, Joseph, 320 Bernoulli, Carl Albrecht, 128 Bertram, Alfred, 278, 279 Beyer, Hans, 363 Beyerhaus, Gisbert, 108 Beyerle, Konrad, 39, 178, 263 Bic, 363 Bilfinger, Carl, 259, 261, 263, 292, 308, 310 Binding, Karl, 168, 203, 230, 290 Binding, Rudolf Georg, 230, 232, 233, 291 Bismarck, Fürst Otto von, 81, 213 Blei, Franz, 24, 46, 47, 48, 125, 137, 263, 276, 288, 295, 304, 330, 335, 336 Bloch, Ernst, 18, 35 Bloy, Leon, 236 Bodin, Jean, 44 Bodinus, Jean, 36 Boehm, Max Hildebert, 364 Bonifaz VIII., Papst, 279 Bonn, Moritz Julius, 39, 142, 149, 269, 271, 341 Bornkamm, Heinrich, 128 Borries, Kurt, 123 Bouvier, Verlag, 48 (FN 2) Braubach, Bernhard, 48 Brauer, Theodor, 283 Brauweiler, Heinz, 363, 388 Brentano, Lujo, 146, 147 Briefs, Goetz, 273, 274, 302 Brinkmann, Carl, 61, 62, 86, 91, 108, 119, 120, 146, 264,312

Namenverzeichnis Brodmann, 98 Brüning, Heinrich, 366 Brunner, Heinrich, 167,178, 300 Bruns, Victor, 39, 263 Buber, Martin, 377, 381 Burckhardt, Carl Jakob, 338, 341, 346, 354 Burgert, Hellmuth, 363 Burke, Edmund, 44 Byron, Lord, 98 Caesar, 98 Calker, Fritz van, 263, 391 Cassirer, Ernst, 32 Chamberlain, Houston Stewart, 96 Chatto and Windus, 327, 328, 332 Claß, Heinrich, 233 Clauß, 362 Clonmore, Lord, 390 Cochet, Maria-Anne, 149 Cochin, Augustin, 285, 287, 288, 290 Coester, Robert, 205, 208, 210 Cohen, Fritz, 182, 259, 261 Cohen, Hedwig, 48 (FN 2), 149 Cohen, Max, 45,48, 142 Cohn, Hans, 41 Corinth, Lovis, 285 Craemer,Rudolf, 388 Crantz, Friedrich, 388 Croce, Benedetto, 39 Crome, 98 Curtius, Ernst Robert, 41, 162 Curtius, Friedrich, 48, 84, 86, 87, 93 Cyprian, Bischof von Karthago, 350 Dähnhardt, Heinz, 388 Dante, Aligheri, 279, 307 Darmstaedter, Friedrich, 203 Däubler, Theodor, 22, 323 Daudet, Alphonse, 89 Daudet, Leon, 89, 93 Deissmann, Adolf, 159 Del Vecchio, Giorgio, 39, 57, 60, 123 Delbanco, Ernst, 191 de Maistre, Joseph, 103 Demongeot, Marcel, 263 Demuth, 264 Diedrichs, Eugen, 72, 373, 374 Dilthey, Wilhelm, 162

441

Döblin, Alfred, 34 Dohna(-Schlodien), Graf Alexander zu, 205, 263 Donoso Cortes, Juan, 312 Dorotic, (Pauline) Pawla, 45 d'Ors, Eugenio, 318, 322 Dove, Alfred, 73 Du Mont, 361 Dujardin, Edouard, 335, 337 Dümmler, Ferdinand, 214, 215, 323 Dünner, Maria, 266 Dyroff, Anton, 341, 391 Eberz, Otfried, 96 Ehrlich, Eugen, 203 Eisler, Fritz, 230 Eisler, Georg, 22, 353 Elster, Alexander, 209, 211, 213, 214 Eitzbacher, 264 Emerson, Ralf Waldo, 33 Emmerick, Katharina Anna, 128 Ennereccus, Ludwig, 167 Erhard, Maria Joseph Albert, 160 Eschweiler, Karl, 155, 313, 348, 379 Esslinger, W., 364 Eulenburg, Franz, 341 Eysler, Otto, 32 Favre, Jules, 236 Ferrero, Guglielmo, 39 Feuchtwanger, Edgar Joseph, 7, 13, 219 Feuchtwanger, Sigbert, 364 Fichte, Johann Gottlieb, 80, 203 Ficker, Julius von, 51 (FN 6) Finke, Heinrich, 19 Firdusi, (Firdausi Abu L-Kasim), 262 Fischer, Gustav, 93, 95, 193, 362 Fischer, Hugo, 371, 372, 373 Fischer, Rudolf, 388 Flake, Otto, 38 Fleiner, Fritz, 39, 201, 263 Forsthoff, Ernst, 362 France, Anatol, 90 Frank, Erich, 191 Freud, Sigmund, 29 Friedrich Wilhelm III., 111 Friedrich, Carl Joachim, 326, 373, 390, 391 Friesenhahn, Ernst, 236, 263

442

Namenverzeichnis

Frisch, Ephraim, 62, 93 Fuchs, Hans, 230, 232, 233, 266 Geibel, Carl (Stephan Albert), 28, 30, 31, 75, 299, 394 Geibel, Otto Carl Alexander, 298, 299 Gentz, Friedrich, 73 George, Stefan, 320 Gerhard, Dietrich, 197 (FN 3) Gerlich, Fritz, 23 Gervasio, Manrique, 34 Geßler, Otto, 343 Gierke, Otto von, 73 Giese, Wilhelm, 263 Glagau, Hans, 107, 110, 111 Gobineau,, Josef Arthur Graf von, 96 Gogarten, Friederich, 159, 364, 375, 379 Göppert, 263 Gorki, Maxim, 37 Gothein, Eberhard, 39,45 Gottl-Ottilienfeld, Friedrich von, 229 Grabowsky, Adolf, 362 Grau, Richard, 209 Greve, Wilhelm, 364 Grimm, Jaccob, 385 Grispigni, Filippo, 57, 59 (FN 2) Groethuysen, Bernhard, 348 Großmann, Christian, 159 Gründler, 365 Grünhut, Max, 205 de Gruyter, Walter, 56, 59, 209, 211, 213, 214,323 Guardini, Romano, 61, 62, 64, 114 Gudeman, Alfred, 152 Guetzevitch-Mirkine, Boris, 255, 256, 257 Gundolf, Friedrich, 98 Günther, Albrecht, Erich, 362 Gurian, Waldemar (Peltastes), 100, 114, 115, 116, 126, 127, 131, 133, 134, 139, 143, 191,251,354, 399 Gütersloh, Albrecht Paris, 51 Gutjahr, Georg, 248 Haas, Willy, 91, 292, 362 Haecker, Theodor, 33, 40, 84, 91, 96, 101, 159, 162, 264 Haenel, Albert, 200, 201 Hamacher, Wilhelm, 129

Hardouin, Jean, 38 Harnack, Adolf von, 111, 159, 160, 162, 163,165, 166, 272 Harrweg & Neu, 265 Hasenkamp, 365, Hashagen, Justus, 107, 108, 110, 111, 112, 113,131 Hatschek, Julius, 179 Hausenstein, Wilhelm, 38, 281, 283 Häuser, Ludwig, 51 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich, 18 Hegner, Jakob, 62, 83, 84, 86, 133, 322, 323, 390, Heinz & Roussel, 265 Helfferich, Karl, 294 Heneke, Isidor, 33 Henle, Rudolf, 167, 168, 171, 173, 178, 179, 182 Hensel, Albert, 230, 236, 259, 261, 263 Herlitz, Niels, 305, 307 Hermens, Ferdinand Aloys, 343, 345, 361, 364 Herschel, Wilhelm, 373 Hertz, Friedrich Otto, 186, 187 Hesse, Hermann, 106, 232 Hieronymus, 152 Hilferding, Rose, 107 Hilferding, Rudolf, 362 Hintze, Hedwig, 93, 107, 110, 111, 305 Hintze, Otto, 93, 297, 298 Hirschberg, Max, 156, 364 Hitler, Adolf, 349 Hobbes, Thomas, 44, 45 Hobhouse, L.T.,68,81, 120 Holl, Karl, 103 Holstein, Günther, 97, 184, 276, 294 Hommel, Fritz, 159 Honegger, Hans, 62, 64, 90, 93 Honigsheim, Paul, 91, 94, 95, 146 Horst, von der, 364 Huber, Ernst, Rudolf, 364 Huch, Ricarda, 37 Hüttemann, Gertrud, 324 Isaak, 152 Jacobi, Erwin, 50, 51, 184, 203, 263 Jarausch, Konrad, 363

Namenverzeichnis Jellinek, Georg, 121, 207 Jellinek, Walter, 263, 273 Jeze, Gaston, 251, 254, 264 Joachimsen, Paul, 35, 36, 108 Jockel, Wilhelm, 337 Joos, Josef, 264 Juncker (ursprünglich Joosefovici), Josef, 266, 346 Jung, Edgar Julius, 329 Jünger, Ernst, 329, 334, 348 Kahl, Wilhelm, 229 Kahle, Paul, 152 Kahrstedt, U., 221 Kant, Immanuel, 296, 356 Karl der Große, 353 Kaufmann, Erich, 39, 40, 43, 88, 133, 148, 184, 245, 264 Kaulla, Rudolf, 275 Kelsen, Hans, 23, 52, 194, 195, 197, 229, 250, 259, 261, 264, 313, 335, 337, 391 Keynes, John Maynard, 362 Keyserling, Hermann, Graf, 81, 144 Kiener, Fritz, 39, 129, 191, 263 Kierkegaard, Sören, 274 Kisky, Wilhelm, 162 Klages, Ludwig, 159, 160, 162 Klein, Fritz, 361, 362 Klein, Peter, 78, 79, 81, 83, 84, 87 Klein, Tim, 137, 138, 139 Kluckhohn, Paul, 162, 171, 187 Kneipp, Sebastian, 259, 262 Knorr & Hirth, 374 Kocherthaler,, Emst, 69 (FN 4) Koellreutter, Otto, 48, 78, 125, 288, 298 Kogon, Eugen M., 363 Konstantin der Große, 307 Korff, Hermann August, 171 Korsch, Karl, 362 Krabbe, 39 Kramär, Karl, 132 Krämer, 364 Kramer, FA., 364 Kraus, Annie, 302 Kröner, 355 (FN 11) Krüger, Paul, 98

443

Laband, Paul, 190, 205, 238, 315, 387 Lamprecht, Karl, 73 Landauer, Carl, 34, 345, 361 Landsberg, Emst, 55 Landshut, Siegfried, 312 Langen, Albert, 374 Langenbach, Emil, 40 Langendorf, Peter, 364 Laros, Matthias, 33 Laubheimer, (Firma Adler), 33 Le Fort, Gertrud Baronin von, 345 Lederer, Emil, 196, 198, 377 Leemans, Victor, 125, 132, 133, 186 Leibholz, Gerhard, 273, 274, 302, 393 Leonhard, Franz, 168 Lessing, Gotthold Ephraim, 73 Leti, Gregorio, 73 Levinger, W., 365 Liebert, Arthur, 296, Liebmann, Otto, 197, 322, 370 Linn, Pierre, 225, 263 Lippmann, Walter, 192, 193 Liszt, Franz Ritter von, 173 Lohmann, 364 Lorenz, Emil, 29, 98 Lorrain, Claude, 188 Löwenstein, Karl, 40, 46, 174, 277, 310, 338, 340, 341,343,345 Ludendorff, Erich, 37, 285 Ludwig XVI 339 Lukacs, Georg, 37, 39, 281, 283,288, 289 Lurz, Raymund, 40 Luther, Martin, 144, 152 Machiavelli, Nicolo, 44, 153, 180 MacMillan Verlag, 328 Magnus, J., 362 Malebranche, Nicholas, 17 Manes, Alfred, 288, 289 Mani, 258 Mannheim, Karl, 202 Marcion, 258 Mareks, Erich, 335 Maritain, Jacques, 147, 191, 213, 215, 236 Marr, Heinz, 143, 155 Martin, Alfred von, 29, 148, 307 Marx, Hugo, 377, 379 Marx, Karl, 371, 372

444

Namenverzeichnis

Marx, Wilhelm, 122 Massignon, Louis, 255, 256, 257, 258, 260, 262, 269 Maurras, Charles, 89, 90, 93 Mayer, Otto, 86 Mehler, 34 Meinecke, Friedrich, 62, 93, 95, 108, 123, 131, 146, 185, 186, 188, 189, 197, 238, 297, 323 Meiner, Felix, 81, 120 Meloni, Guiseppe, 281, 283 Mendelssohn, Moses, 312, 313 Mendelssohn-Bartholdy, Albrecht, 39, 118, 312,313 Menzel, Adolf, 277 Mercier, 162 Megerle, K., 363 Meusel, Alfred, 258, 260 Meyer, Eduard, 178, 292,307 Mezger, Edmund, 205, 337, 346 Michel, Emst, 361 Michels, Robert, 39, 42, 46, 129, 134, 193, 265,281,324 Migne, Jacques-Paul, 152, 160 Mirgeler, Alfred, 100, 363 Mitteis, Heinrich, 119, 167 Mohr, J.C.B., 51, 52, 55, 193, 276, 292, 315, 319, 321, 327, 337, 340, 341, 363, 366 Mommsen, Theodor, 200, 201 Montesquieu, Charles de, 250 Mosca, Gaetano, 51, 263 Müller, Adam, 18, 95, 115, 139, 149, 150 Müller, Georg, 323, 374 Müller, Johannes, 20 Müller, Karl, 111 Münzer, Friedrich, 234 Murray, Kathleen, 42,44, 56, 57, 58, 59, 62, 71, 75, 76, 77, 81, 83, 87, 91, 93, 95, 97, 98, 100, 102, 119 Muth, Carl (Karl), 39, 40, 42, 53, 70, 96, 162, 264, 363 Muthesius, Wilhelm, 270 (FN 3) Nadler, Josef, 25, 87 Nathan, Manfred, 277, 278, 280, 285, 287 Nawiasky, Hans, 209, 281, 341, 343, 354, 391 Neumann, Heinz, 363

Neumann, Franz, 311 Neumeyer, Karl, 341 Neundörfer, Karl, 62, 175, 176 Newman, John Henry, 33, 91 Niekisch, Emst, 329 (FN 1) Nielsen, Detlef, 271, 272, 275, 277 Niemeyer, Hermann, 79, 350 Nietzsche, Friedrich, 98, 160, 371 Nipperdey, Hans Carl, 306, 307, 324, 330 Norden, Eduard, 306, 307 Nötzel, Karl, 114 Oehler, 365 Oetker, Friedrich, 203 Oldenbourg, Verlag, 60, 93, 363 Oncken, Hermann, 127, 189 Oppeln-Bronikowski, Friedrich von, 68, 70,

100, 102, 106

Oppenheimer, Franz, 193 Palyi, Melchior, 39, 55, 107, 134,135,146 Partsch, 39 Paulus, 152, 160 Pedroso, Manuel (Martinez Pedroso, Conde de Pedroso), 303, 309, 312, 365, 369 Peterson, Erik, 103, 105, 155, 159, 162, 165, 166, 178, 180, 190, 191, 193, 195, 196, 197, 200, 201, 205, 269, 272, 273, 274, 276, 339, 343, 345 Pfister, Josef, 363 Pierer, Druckerei, 113, 235, 245, 352, 356, 382, 384, 385 Pius XI., 101 Plenge, Johann, 21, 23 Plessner, Hellmuth, 348, 353 Poetzsch-Heffter, 263 Pollio, Gaius Asinius, 307 Popitz, Johannes, 315 Posse, Emst, 175, 176 Preuss, Hugo, 199, 315, 317, 318, 319, 330, 385 Prinzhorn, Hans, 348, 349 Quervain, Alfred de, 379, 399 Rachfahl, Felix, 127 Radek, Karl, 38,45

Namen verzeichni s Ranke, Leopold von, 36, 62, 67, 70, 73, 75, 93,119,138 Rasin, Alois, 34 Rathenau, Walther, 276, 385 Rauschoff, F., 68 (FN 4) Reck-Malleczewen, Fritz, 365 Reichl, Otto, 81 Reichwein, Adolf, 364 Reinach, Heinrich, 155,159 Reiss, Erich, 84 Reitzenstein Richard, 307 Renner, Karl, 193 Reventlow, Ernst Graf zu, 38 Ribbeck, Hans Georg von, 294 Richter, Werner, 50, 51, 123, 195,196 Rick, Karl, 67, 70, 71, 84, 86, 87, 91, 94, 112, 134 Rinn, 365 Ritter, Gerhard, 133 Roces, Wenceslao, 303 Rohan, Prinz Karl Anton, 324 Rohden, Peter Richard, 108,123, 304, 312 Röhr, Franz, 364 Röhrscheid, Ludwig, 44, 182, 257 Rosenbaum, Eduard, 263 Rosenstock-Huessy, Eugen, 264, 374 Rost, Hans, 114, 116, 361 Rothenbücher, Karl, 178, 184, 203, 238, 341,391 Rothfels, Hans, 335 Rothschild, Walter, 362 Rühlmann, Paul, 113 Rümelin, 98 Rupe, 34 Ruskin, John, 33 Rychner, D.M., 363 Rynne, Michael, 361 Salin, Edgar, 39, 42, 45, 62, 98, 108, 114, 134, 155, 160, 190, 191, 193, 195, 272, 307, 320 Salomon, Gottfried, 263, 265 Sander, Fritz, 194 Sartorius, Prof., 39 Sauerbruch, Ferdinand, 298 Sauter, Johannes, 203 Schaefer, Hans, 373 Scheffer, Paul, 38, 264

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Scheicher, Wolfgang, 295, Scheler, Max, 23, 24, 64, 73, 81, 83, 86, 88, 107, 119, 276, 281, 283, 315, 348, 389 Schelting, Alexander von, 108 Schindler, Dietrich, 346, 349 Schlegelberger, Franz, 263, 266 Schmidhausen Julius, 365 Schmidt, Richard, 39, 184 Schmitt de Otero, Anima, Luise, 351, 353 Schmitt, Dusanka, 351, 352 Schmitz, Arnold, 214 Schmoller, Gustav, 30, 31, 74, 108, 111, 113, 115, 116, 117, 120, 124, 131, 134, 153, 154, 197, 198, 200, 201, 298, 315, 318, 363, 385 Schneider, Marcel, 50, 51 Schoeps, Hans Joachim, 363, 377, 381 Schramm, Wilhelm von, 373, 374, 375, 376, 379, 384 Schröder, Kurt, 89, 120 Schubert, Ernst, 363 Schücking, Walter, 199 Schulte, Aloys, 51,91 Schulz, Fritz, 99, 264 Schumacher, Hermann, 30, 31, 75 Schumpeter, Joseph Alois, 30, 31, 345 Schwister, Wilhelm, 266 Seeberg, Erich, 144 Seeberg, Reinhold, 144 Seesemann, K., 364 Seewald, Richard, 134, 135 Seilliere, Ernest, 269, 271 Seligman, Edwin R.A., 264, Siebeck, Oscar, 193, 205, 315, 318, 327, 334, 338, 343, 354 Siebeck, Paul, 363 Simmel, Georg, 148, 158, 183 Simons, G., 263 Simons, Walter, 263 Singer, Kurt, 264, 390, 391 Sixtus V., 73 Skrfljevic, 42, 44 Smend, Rudolf, 39, 134, 135, 184, 207, 210, 215, 223, 224, 227, 228, 229, 230, 232, 236, 238, 240, 242, 243, 245, 246, 247, 248, 250, 252, 255, 258, 259, 261, 263, 267, 269, 276, 277, 292, 297, 304, 361 Soden Freiherr von, Carl-Oskar, 180

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Namenverzeichnis

Sohm, Rudolf, 167, 303 Sombart, Werner, 86, 87, 124, 276, 297, 299,319, 360, 361,391 Sommer, Ferdinand, 159 Sommerfeld, Martin, 268 (FN 3) Sorel, Georges, 107, 108,109, 111 Souday, Paul, 100 Spalding, John Lancaster, 33 Spann, Otmar, 146, 279, 335, 337, 374 Speier, Hans, 364 Spengler, Oswald, 159 Spenle, Jean-Edouard, 263, 279 Sperl, August, 47 Spiethoff, Arthur, 26, 27, 28, 30, 101, 103, 104, 106, 124, 205, 209 Spinoza, 377, 378 Spranger, Eduard, 39, 124, 134, 159, 263, 335 Stammler, Rudolf, 20, 22, 196 Stapel, Wilhelm, 264, 337, 384 Staudenmaier, Franz Anton, 29 Stegerwald, Adam, 373 Stein, Walter, Johannes, 91 Steinbömer, Gustav, 363 Steinbrinck, Otto, 142 Steiner, Rudolf, 20 Steinlein, Andre Marie, 40, 42, 43, 44, 264 Sternheim, Carl, 125 Sternthal, Friedrich, 76, 77 Stier-Somlo, Fritz, 60, 120, 179, 391 Stilke, Georg, 166, 167, 169, 173, 174, 179, 362 Stoos, 98 Stratmann, Franziskus, 281, 283, 285, 286, 287, 288 Strauß, David Friedrich, 160 Strauss, Leo, 277, 278 Strich, Fritz, 171 Strupp, Karl, 281, 291 Süssheim, Karl, 262 Symeon dem Styliten, 60 Tacitus, Publius Cornelius, 108 Tag, Frau von, 309, 310 Tatarin - Tarnheyden, Edgar, 276, 277 Tertullian, Quintus Septiminus Florens, 152, 175,350 Thieme, Karl, 364

Thoma, Richard, 39, 76, 97, 108, 115, 263, 292, 293, 306, 307, 315, 324, 335, 338, 346, 357 Thomson, Francis, 84, 86, 87 Thukydides, 108 Thür, Andreas, 168 Tillmann, Fr., 362 Tirpitz, Alfred von, 148, 149, 151 Todorovic, Dusanka, 70, 71, 73, 75 Tönnies, Ferdinand, 40, 41, 42, 195, 198, 200, 201,331 Traub, D.G., 137 Trendelenburg, 307 Triepel, Heinrich, 39, 125, 127, 184, 245, 250, 259, 261, 263, 292 Troeltsch, Ernst, 238, 276 Tsuji, Saisaburö, 49

155, 332,

197,

208,

Unger, Rudolf, 162 Valois, Georges (Gressent, Alfred-Georges), 89, 153 (FN 1) Vandenhoeck, Abraham, 180 Veit, Valentin, 111 Verdroß-Droßberg, Alfred, 194 Vergil, Publius Vergilius Maro, 307 Vermeil, Edmond, 250, 263 Vleugels, Wilhelm, 361, 364 Volckmar, F., 44, 45 Voltaire, Francis-Marie Arouet, 116 Vorwerk, Friedrich, 368, 369, 384, 387 Vossler, Karl, 40, 182, 185 Wachenburg, 98 Waldecker, Ludwig, 205 Walzel, Oskar, 103 Weber, Adolf, 167 Weber, Alfred, 131 Weber, Marianne, 160 Weber, Max, 20, 34, 52, 55, 129, 148, 158, 160, 169, 183,238 Weber, Wilhelm, 307 Wehberg, 163 Wehner, Josef Magnus, 365 Wehrle, Emil, 123 Weinberger, Otto, 139, 140 Weiß, Konrad, 23, 361

Namenverzeichnis Wenger, Leopold, 167, 221, 222 Wessendorf^ Karl, 364 Westecker, 363 Wieland, Carl, 290, 291 Wiese (und Kaiserswaldau), Leopold von, 24, 84, 100, 102, 119, 146, 281, 283, 289, 330 Wilhelm II., 315 Wippel, 98 Wiss, Hans Albert 365 Wittich, Werner, 39, 46, 129, 136, 137, 139, 144, 263 Wittmayer, Leo, 32, 52, 78, 118, 120, 125, 295,296 Wlassak, Moriz, 216

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Wodkins, 390, 391 Wolff, Martin, 133, 264 Wust, Peter, 163 Zehnhoff, 41 Zehrer, Hans, 362 Ziegler, Heinz Otto, 366 Zierold, 388 Zimmer, Aloys, 89, 94 (FN 13) Zindiq, 257 Zitelmann, Conrad Ernst, 34, 38, 47, 52, 55, 65, 78, 79, 80, 83, 84, 86, 87, 88, 97, 99, 119, 122, 139, 142, 168 Zizek, Franz, 167 Zorn, Philipp, 165