Beschreibung Bergreviers Hamm an der Sieg [Reprint 2021 ed.] 9783112435465, 9783112435458


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German Pages 137 [174] Year 1886

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Beschreibung Bergreviers Hamm an der Sieg [Reprint 2021 ed.]
 9783112435465, 9783112435458

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BESCHREIBUNG DES

BERGrREYIERS HAMM AN DER SIEG.

BEARBEITET

IM AUFTRAGE DES KÖNIGLICHEN OBERBERGAMTS ZU BONN

VON

GUSTAV WOLF, KÖNIGLICHEM BERGRATH ZU WISSEN.

MIT EINER LAGERSTÄTTENKARTE, VIER BLÄTTERN DER INTERESSANTEREN ERZLAGERSTÄTTEN DES REVIERS UND EINER BERGORDNUNGSKARTE.

BONN, B E I A D O L P H MARCUS. 1885.

An die vor Kurzem erschienene Beschreibung des Bergreviers Dillenburg, in welcher der Rotheisensteinbergbau an der Dill eine hervorragende Stelle einnimmt, reiht sich nunmehr als zehntes Heft der Revierbeschreibungen aus dem Oberbergamtsbezirke Bonn diejenige des Bergreviers Hamm an der Sieg. Dieses Revier umfasst einen grossen Theil des sehr wichtigen Eisensteinbergbaues, welcher in dem zu den Flussgebieten der Sieg und des Wiedbaches gehörenden, den Kreis Altenkirchen bildenden Berglande betrieben wird. Die Schilderung der dortigen Eisenindustrie steht somit im nächsten Zusammenhange mit der im Jahre 1882 herausgegebenen Berschreibung des siegaufwärts unmittelbar angrenzenden Begreviers DaadenKirchen und wird zugleich den Uebergang zu der in der Vorbereitung begriffenen gemeinsamen Beschreibung der vier Erzreviere des Siegerlandes bilden. Wie das Revier Daaden-Kirchen, so zählt auch das Revier Hamm zu denjenigen Bergrevieren des Oberbergamtsbezirks, welche schon seit Jahren nach Menge und Werth die höchste Eisensteinproduktion aufzuweisen haben. Um die praktische Benutzung der Revierbeschreibung zu erleichtern, hat derselben mit Unterstützung des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten wiederum eine sorgfältig ausgeführte Lagerstättenkarte nebst vier Blättern mit Skizzen der interessanteren Erzlagerstätten des Reviers, sowie eine Karte beigegeben werden können, die den früheren Geltungsbereich der fünf Bergordnungen des Reviers veranschaulicht.

I.

Begrenzung und politische Eintheilnng des Reviers.

Das Bergrevier Hamm an der Sieg im Bezirke des Königlichen Oberbergamts zu Bonn umfasst in seiner heutigen, seit dem Jahre 1867 bestehenden Ausdehnung denjenigen von Süden nach Norden lang gestreckten Haupttheil des zur Rheinprovinz und zum Regierungsbezirke Coblenz gehörenden Kreises Altenkirchen, welcher die Bürgermeistereien Flammersfeld, Weyerbusch, Altenkirchen, Hamm, Wissen und Friesenhagen bildet. Nach Süden und Südwest grenzt dasselbe an den Kreis Neuwied, nach Nordwest und Norden an die Regierungsbezirke Köln und Arnsberg, nach Osten an die zum Kreise Altenkirchen gehörigen Bürgermeistereien Kirchen und Gebhardshain und weiter nach Süden an das Amt Hachenburg. Die angrenzenden Bergreviere sind Wied, Brühl-Unkel, Ründeroth, Daaden-Kirchen und Dillenburg. Bis zum Jahre 1867 dehnte das Revier sich auch über die Bürgermeistereien Ehrenbreitstein, Vallendar, Bendorf und Engers aus. Dieselben wurden aber abgetrennt und mit dem Bergreviere Wied vereinigt, als das Gebiet der Gräflich Hatzfeldtschen Herrschaft Wildenburg, welches den rechts der Sieg gelegenen Theil der Bürgermeisterei Wissen und die Bürgermeisterei Friesenhagen begreift und bis dahin seine eigene standesherrliche Berg- und Hüttenverwaltung gehabt hatte, mit dem Bergreviere Hamm vereinigt wurde. (Bekanntmachung des K. Oberbergamts zu Bonn vom 11. März 1867. Vergl. Zeitschrift für Bergrecht Bd. VIII S. 43.)

II.

Topographische Beschreibung.

Seiner äusseren Form nach bildet das Revier in der Richtung von Südwest nach Nordost eine lang gestreckte, rhomboidale Figur von verhältnissmässig geringer Breite. Seine grösste Ausdehnung zwischen der Südspitze bei Willroth und , der nördlichen Grenze bei Wildenburg beträgt 46,5 km, bei einer mittleren Breite von etwa 8,8 km. Der Flächeninhalt beläuft sich auf 409,544 qkm. l

I.

Begrenzung und politische Eintheilnng des Reviers.

Das Bergrevier Hamm an der Sieg im Bezirke des Königlichen Oberbergamts zu Bonn umfasst in seiner heutigen, seit dem Jahre 1867 bestehenden Ausdehnung denjenigen von Süden nach Norden lang gestreckten Haupttheil des zur Rheinprovinz und zum Regierungsbezirke Coblenz gehörenden Kreises Altenkirchen, welcher die Bürgermeistereien Flammersfeld, Weyerbusch, Altenkirchen, Hamm, Wissen und Friesenhagen bildet. Nach Süden und Südwest grenzt dasselbe an den Kreis Neuwied, nach Nordwest und Norden an die Regierungsbezirke Köln und Arnsberg, nach Osten an die zum Kreise Altenkirchen gehörigen Bürgermeistereien Kirchen und Gebhardshain und weiter nach Süden an das Amt Hachenburg. Die angrenzenden Bergreviere sind Wied, Brühl-Unkel, Ründeroth, Daaden-Kirchen und Dillenburg. Bis zum Jahre 1867 dehnte das Revier sich auch über die Bürgermeistereien Ehrenbreitstein, Vallendar, Bendorf und Engers aus. Dieselben wurden aber abgetrennt und mit dem Bergreviere Wied vereinigt, als das Gebiet der Gräflich Hatzfeldtschen Herrschaft Wildenburg, welches den rechts der Sieg gelegenen Theil der Bürgermeisterei Wissen und die Bürgermeisterei Friesenhagen begreift und bis dahin seine eigene standesherrliche Berg- und Hüttenverwaltung gehabt hatte, mit dem Bergreviere Hamm vereinigt wurde. (Bekanntmachung des K. Oberbergamts zu Bonn vom 11. März 1867. Vergl. Zeitschrift für Bergrecht Bd. VIII S. 43.)

II.

Topographische Beschreibung.

Seiner äusseren Form nach bildet das Revier in der Richtung von Südwest nach Nordost eine lang gestreckte, rhomboidale Figur von verhältnissmässig geringer Breite. Seine grösste Ausdehnung zwischen der Südspitze bei Willroth und , der nördlichen Grenze bei Wildenburg beträgt 46,5 km, bei einer mittleren Breite von etwa 8,8 km. Der Flächeninhalt beläuft sich auf 409,544 qkm. l

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Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

In topographischer Hinsicht theilt sich das Revier in zwei nahezu gleiche Hälften, von denen die nördliche zum Flussgebiete der Sieg, die südliche zum Gebiete des Wiedbaches gehört. Beide Theile bestehen ausschliesslich aus Bergland, und zwar ist das ganze Gebiet südlich der Sieg dem Westerwald im weiteren Sinne zuzurechnen, dessen Ausläufer und Stufen sich bis hierher ausdehnen, während das Gebirge rechts der Sieg dem Rothhaargebirge angehört, welches mit seinen Verzweigungen das ganze Gebiet zwischen Sieg, Ruhr und Lenne ausfüllt. Der allgemeine Charakter des Gebirges wird hauptsächlich durch die Thäler ausgeprägt. Diese sind zumeist eng und tief eingeschnitten, von steilen und felsigen, oft hoch aufstrebenden Rändern eingefasst und in solcher Zahl und Verzweigung nach allen Richtungen vorhanden, dass sie eine allseitige Durchfurchung des Gebirges bewirken. Die Bergrücken selbst zeigen dabei fast überall eine gleichmässige, wellenförmige Oberfläche. Von erhöhtem Standpunkte aus gesehen, erscheint daher da, wo dem Beobachter die tiefen Thalschluchten entschwinden, die Gegend als flaches Hügelland, über dessen mittleres Niveau sich nur einzelne Bergrücken und Kuppen in merkbarer Weise erheben. So zum Beispiel der Scheiderücken, welcher das Flussgebiet der Sieg von dem des Wiedbaches trennt und, vom hohen Westerwald ausgehend, seine Fortsetzung über Eichelhard, Nassen, Hilgenroth, Birnbach und Weyerbusch nimmt, von hier ab zur Höhe des Leuscheidt nach Norden umbiegt und dann unter der letzteren Bezeichnung in westlicher Richtung bis zur Kreisgrenze bei Kircheip fortstreicht. Dieser Scheiderücken kennzeichnet sich zwar nicht als ein einheitlicher, überall deutlich hervortretender Höhenzug, sondern ist vielfach unterbrochen durch Einsenkungen, welche als das Ergebniss der Auswaschungen der nach beiden Seiten hin fliessenden Gewässer zu betrachten sind; dennoch aber erhebt er sich an einzelnen Punkten, wie dem Beulskopf, dem Leuscheidt, zu einer Höhe von 409 bezw. 350 m und behält auch auf der weiteren Erstreckung noch eine solche von etwa 300 m bei 1 ).

Gebiet der Sieg. Das erste der beiden genannten Flussgebiete, dasjenige der Sieg, nimmt seinen Anfang bei dem Orte Scheuernfeld. Hier tritt die Sieg in das Revier ein und durchfliesst dasselbe in westlicher Richtung bis zur Eisenbahnstation Au. Die direkte Entfernung zwischen diesen beiden Punkten beträgt 12,5 km, der von dem Flusse zu durchlaufende Weg dagegen in Folge der vielen und weiten Krümmungen etwa 22 km. 1) Die Höhenangaben sind auf den Nullpunkt des Amsterdamer Pegels (Normal Null) bezogen.

Topographische Beschreibung.

Gebiet der Sieg.

S

Da die absolute Höhe des Siegbettes bei Scheuernfeld zu 164,7 m und bei Au zu 126,5 m bestimmt ist, so berechnet sich auf diese Erstreckung das Gefälle zu 38,2 m. Das Thal des Flusses ist meist eng und tief eingeschnitten und wird auf diesem Wege von Bergrücken eingeschlossen, welche sich bis zu 300 m absoluter Höhe erheben und aus dieser Höhe meist steil abfallen. Nur da, wo der Fluss in weit ausgezogenen Krümmungen seine Richtung ändert, wie gegenüber der Grube Wingertshardt, den Orten Niederhövels und Schönstein, finden sich sanfte Abdachungen, welche sich stufenförmig und allmählig zum Niveau des Thaies einsenken. Diese Stellen haben aber nur geringe räumliche Ausdehnung und treten gegenüber der sonstigen Thalbildung zurück. In gleicher, zum Theil' sogar noch ausgeprägterer Weise sind auch die Seitenthäler der Nebenflüsse bis an ihre Quellengebiete schmal und schroff gestaltet, so dass hierdurch, wie durch die zu ihnen gehörigen zahlreichen, nach allen Seiten verzweigten kleinen Bäche, Seifen und Schluchten jene starke Durchfurchung des Gebirges hervorgerufen ist, welche als ein charakteristisches Merkmal der Oberflächengestaltung bereits erwähnt wurde. Von den der Sieg innerhalb des Reviers zufallenden Nebenflüssen sind zu erwähnen: 1. auf der rechten Seite der Brühl-oder Weihebach, der Wissebach, der Holpebach und der Bellingerbach; 2. auf der linken Seite der Elbbach, die Nister, der Seelbach und der Irsebach. Der rechts der Sieg liegende Theil des Reviers wird fast ganz von dem Wissebach und seinen Zuflüssen eingenommen. Die Quellen desselben liegen in der nördlichen Spitze bei Wildenburg, auf der Wasserscheide zwischen Lenne, Agger und Wiehl, auf welcher auch, etwas weiter westlich, der Holpebach seinen Ursprung hat. Die Richtung dieser Flussthäler geht vorwiegend von Norden nach Süden, so dass das Gebirge hier in eine Reihe paralleler, nach der Sieg verlaufender Rücken zerlegt wird. Nur der Brühlbach, welcher sich kurz vor der Einmündung des Wissebaches in die Sieg mit diesem vereinigt, fliesst in westlicher Richtung wie die Sieg, und schneidet so von dem Hauptgebirge einen schmalen, der Sieg parallel streichenden Rücken ab, während seine Zuflüsse von Norden her wieder der allgemeinen nordsüdlichen Richtung folgen. Das Gebirge erhebt sich an den Quellgebieten des Wissebaches im Norden von Wildenburg bis zu einer Höhe von über 400 m, sinkt aber von da bis zum Siegthal um etwa 100 m ein, behält also hier noch eine Höhe von ungefähr 300 m. Von den linksseitigen Zuflüssen gehören der Elbbach und die vom hohen Westerwald kommende Nister nur mit ihrem unteren Laufe dem Reviere an, und zwar der erstere von da ab, wo er aus der nördlichen Richtung um den Hümmerich herum in die westliche umbiegt und dann seinen Weg an einem

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Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

schmalen, der Sieg parallel laufenden Höhenrücken entlang nimmt, bis er bei Schönstein in die Sieg mündet; die letztere von dem Punkte ab, wo sie aus den vielfach gewundenen, äusserst schroff gestalteten Thälern, die „Kroppacher Schweiz" genannt, in den Kreis Altenkirchen übertritt. Auch innerhalb desselben behält das Thal der Nister seinen allgemeinen Charakter bis zu seiner Einmündung in das Siegthal unterhalb Wissen bei und übertrifft alle anderen Thäler bezüglich der Zahl und Schärfe der Krümmungen, wie der Steilheit der begleitenden Höhenrücken, welche häufig senkrecht bis zu 200 m Höhe aus dem Flussbett aufsteigen. Der das Gebiet der Nister auf der linken Seite begrenzende Höhenzug bildet mit seinen Ausläufern bei Eichelhardt uud deren weiteren Fortsetzung die oben beschriebene Wasserscheide zwischen Sieg und Wiedbach. Die weiter genannten Nebenflüsse der Sieg, wie der Seelbach, welcher bei der Eisenbahnstation Au einmündet, und der Irsebach, welcher bei Hundhausen den Hauptfluss erreicht, sind von geringer Bedeutung. Nur in Betreff des letzteren wäre zu erwähnen, dass seinen Auswaschungen jedenfalls die Einbuchtung zuzuschreiben ist, welche den Zusammenhang des Beulskopfes und des Leuscheidt bei Oberirsen und Birnbach unterbricht. Das Durchschnittsniveau des von ihm durchströmten Gebietes ist, wenn man von der Wasserscheide zwischen Sieg und Wiedbach absieht, etwas geringer, als in demjenigen der vorher genannten Nebenflüsse, da die von der Wasserscheide auslaufenden Rücken sich rasch nach dem Thale zu verflachen. Westlich vom Irsebach steigt .die Keviergrenze auf die Wasserscheide des Leuscheidt und folgt dieser bis zum westlichsten Punkte bei Kircheip, um sich dann im Gebiete des Wiedbaches nach Süden zu wenden.

Gebiet des Wiedbaches. Der Wiedbach entspringt auf dem hohen Westerwald, tritt bei Oberingelbach in das Revier ein und durchfliesst dasselbe bis zu seinem Austritt bei Ehrenstein auf eine Länge von 35,5 km, ebenfalls in zahlreichen Windungen. Die Hauptrichtung des Thaies ist eine westliche, mit Ausnahme einer südlichen Ausbiegung zwischen Obernau und Eichen. Das Gefälle des Flusses beträgt auf der ganzen Strecke zwischen Oberingelbach und Ehrenstein etwa 79 m oder 1 : 4 5 0 , ist also erheblich stärker, als das Gefälle der Sieg, welches sich zwischen Scheuernfeld und Wissen auf 1 : 5 7 6 berechnet. Im Zusammenhang hiermit steht die grössere absolute Höhenlage des Wiedbachthaies, welche z. B. bei Altenkirchen gegen das Niveau der Sieg bei Au um 82 m verschieden ist. Mit diesem Unterschiede in der Höhenlage ist ein ganz verschiedener landschaftlicher Charakter verbunden, welchen das Wiedbachthal in dem grösseren Theile seiner Erstreckung dem Siegthal gegenüber zeigt. Statt

Topographische Beschreibung.

Gebiet des Wiedbaches.

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jener engen, stark gewundenen Thalrinne mit schroffen zerklüfteten Rändern, wie sie der Sieg eigen ist, bewegt sich der Wiedbach in einem breiten, flachen Thale, begleitet von wenig hohen, sanft ansteigenden Bergrücken mit welligen Formen. Erst in seinem unteren Laufe, etwa von Seelbach ab, treten die Bergrücken mit steilen felsigen Abhängen dichter an ihn heran und zwingen ihn zu zahlreichen und scharfen Windungen in ähnlicher Weise, wie dies bei der Sieg der Fall ist. Die Höhenzüge auf der rechten Seite des Wiedbaches sind sämmtlich Ausläufer von der Haupt-Wasserscheide, welche sich in so allmähliger Abdachung bis zum Flusse hin einsenken, dass hier plateauartige Flächen von grosser Ausdehnung, wie um Weyerbusch und Flammersfeld, entstehen. Gleicherweise findet sich auf der linken Seite des Flusses eine derartige Hochfläche von weiterer Erstreckung, deren Niveau etwa bis zu der mittleren Höhe der vorgenannten Wasserscheide, also bis zu 300 m heranreicht. Nur in der südwestlichsten Spitze des Reviers erhebt sich das Gebirge noch einmal auf dem Kamme des isolirten Höhenrückens, welcher sich zwischen Wiedbach, Holzbach und Saynbach ausdehnt, zu einer grösseren Höhe, welche an dem höchsten Punkte, der Willrother Höhe, derjenigen gleich kommt, welche das Gebirge an der nördlichen Kreisgrenze bei Wildenburg hat. Der Wiedbach nimmt innerhalb des Reviers folgende Zuflüsse auf1. auf der rechten Seite den Sörtherbach, Dierscheiderbach, Leuzbach, Birnbach und Mehrbach; 2. auf der linken Seite den Almersbach, Bettgenhäuserbach, Holzbach} Waldbach und Lahrbach. Die rechtsseitigen Zuflüsse haben sämmtlich ihre Quellen auf dem Scheiderücken zwischen Sieg und Wiedbach und sind mit Ausnahme des westlichsten, des Mehrbaches, unbedeutend. Ihre Thäler bilden meistens nur sanfte Einbuchtungen in das Gebirgsgehänge, welches letztere sich gleichmassig und sehr allmählig von der Wasserscheide bis in das Wiedbachthal einsenkt. Der Mehrbach fliesst an der Westseite des von Weyerbusch nach Süden ablaufenden plateauartigen Höhenrückens, aus welchem er noch einige kleinere Zuflüsse aufnimmt, und bildet in seinem unteren Laufe die Grenze des Reviers. Von den linksseitigen Zuflüssen des Wiedbaches ist nur der Holzbach von einiger Bedeutung; er gehört jedoch nur auf eine kurze Strecke oberhalb seiner Mündung dem Reviere an. Neuerdings ist sein Thal zum Bau der Unterwesterwaldbahn benutzt worden. Die beiden oberhalb des Holzbaches einmündenden Zuflüsse, der Almersbach und der Bettgenhäuserbach, haben ihre Quellen auf der oben erwähnten, neben dem Wiedbach ausgebreiteten Hochfläche, welche letztere am Thale des Holzbaches nach Südwesten ihr Ende findet. Der Waldbach und der Lahrbach liegen in der südlichsten Spitze des

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Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

Reviers und kommen von dem Hochrücken bei Willroth und Horhausen herab, dessen nördliche Abdachung sie mit ihren Verzweigungen einnehmen. Die mittlere Höhenlage des Wiedbachgebietes dürfte 250 bis 270 m betragen, weicht also nicht viel von derjenigen des Sieggebietes ab, hat aber vor diesem den Vorzug einer gleichmässigerenOberflächenbildung und geringeren Zerklüftung durch die Wasserläufe, ein Umstand, welcher für die w i r t s c h a f t liche Lage der beiden Landstriche und namentlich für die Entwickelung der Landwirtschaft von grosser Bedeutung ist. Schon in der Art und Weise der Ansiedelung macht sich eine Verschiedenheit der beiden Gebiete deutlich bemerkbar. Während sich in dem Gebiete des Wiedbaches, d. i. also im Wesentlichen in den Bürgermeistereien Flammersfeld, Weyerbusch und Altenkirchen die Bevölkerung meist in einer geringen Anzahl mehr oder weniger grosser Dörfer vereinigt findet, sind im Sieggebiete und namentlich in den Bürgermeistereien Wissen und Friesenhagen neben einer kleinen Zahl von Dörfern die Ansiedelungen in einzelnen Höfen über das ganze Land zerstreut; ein Bild, wie es in gleicher Weise ein grosser Theil des Bergischen Landes darbietet. Diese Verhältnisse haben naturgemäss ihren Einfluss auch auf die Dichtigkeit der Bevölkerung ausgeübt und zwar in der Weise, dass sie im Allgemeinen dort grösser ist, als hier und nur da wenig Unterschied zeigt, wo der Bergbau sich stärker entwickelt hat. Nach der letzten Zählung vom Jahre 1881 bezifferte sich die Bevölkerung der verschiedenen Bürgermeistereien, wie folgt: Flammersfeld 6025 Seelen, pro qkm 77 Weyerbusch 4 5 7 2 „ „ „ 63,5 Altenkirchen 6908 „ „ „ 92 Hamm 5201 „ „ „ 124 Wissen 7241 „ „ „ 79 Friesenhagen 1511 „ „ „ 30 Dieselben wohnen in der Bürgermeisterei Flammersfeld in 33 Dörfern Weyerbusch „ 47 „ und 3 Höfen Altenkirchen 1 Stadt 34 „ „ 4 „ Hamm 55 „ „ Weilern Wissen 4 „ „ 147 Höfen Friesenhagen 5 „ „ 67 „ Die Gesammtzahl der Bevölkerung betrug 31458 Seelen, pro qkm 77. Die klimatischen Verhältnisse des Reviers sind im Allgemeinen mit denen der benachbarten Bezirke übereinstimmend und der mittleren Höhenlage und den geographischen Verhältnissen entsprechend. Für gewöhnlich hält sich die Jahrestemperatur zwischen 12 Grad R . Kälte und 25 Grad R. Wärme. Höhere Kälte- wie Wärmegrade gehören zu den) Ausnahmen. Während der

Topographische Beschreibung.

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Gebiet d e s W i e d b a c h e s .

wärmeren Jahreszeit kommt die vorherrschende Luftströmung aus Westen, in den "Winter- und Frühjahrsmonaten dagegen mehr aus Osten und Nordosten. In der Zeit, in welcher die letzteren Strömungen anhaltend bleiben, sind Lungenentzündungen die am häufigsten vorkommende Krankheit. Sonst darf das Klima im Allgemeinen als gesund bezeichnet werden. Der Boden ist durchweg thonig, da er theils aus der Verwitterung der zu Tage tretenden Grauwackenschiefer entstanden, theils von diluvialen und alluvialen Anschwemmungen herstammt, deren Ursprung auch auf jene Schiefer zurückzuführen ist und deren Mächtigkeit namentlich in den Hauptthälern stellenweise bedeutend wird. Der reichliche Thongehalt macht denselben wenig durchlässig gegen die Niederschläge, in Folge dessen kalt und für die Kultur der feineren Fruchtarten nicht sehr geeignet. Der Ackerbau beschränkt sich daher in dem grössten Theile des Reviers auf den Anbau von Roggen, Hafer und Kartoffeln. Nur in den besseren Lagen, namentlich im Thale des Wiedbaches und den unteren Gehängen desselben, werden auch die feineren Fruchtsorten mit Erfolg kultivirt. Ueberhaupt walten in diesem Theile des Reviers, wie bereits bemerkt wurde, theilweise günstigere Verhältnisse für den Ackerbau ob, als an der Sieg, wo derselbe fast ausschliesslich auf die Hochflächen und Bergrücken angewiesen ist, da die meist steilen Abhänge sich zur Kultur nicht eignen und mit Schälwald bestanden sind, und die wenig breiten Thäler vorzugsweise dem Wiesenbau dienen. Einen Vergleich über die Bodenbesehaffenheit und Bodenkultur in den verschiedenen Theilen des Reviers giebt die nachstehende Tabelle, deren Zahlen von den einzelnen Bürgermeistern herrühren: Bürgermeisterei.

Gesammtfläche. Hofräume. Gärten.

ha Flammersfeld 7792,4 Weyerbusch 7160 Altenkirchen 7529 Hamm 4206 Wissen 9150 Friesenhagen 5117

31 82 64,71 64,43 83,12 41,30

Wiesen.

Acker.

Holzung.

82,72 691,66 2926,51 3736,38 77 655 2895 3070 81,08 772,78 3549,44 2587,22 17,97 327,76 1626,01 1955,69 22,25 476,18 2038,31 6506,73 3541,9 1012 14,80 349,2

Weiden.

103,4 169 234,92 40,37 138,93 48,4.

Hiernach waltet der Ackerbau in den Bürgermeistereien Altenkirchen und Weyerbusch vor, woselbst er 47,1 bezw. 4 3 % der ganzen Bodenfläche einnimmt, während auf Holzung 34,3 bezw. 40,6% entfallen. Das umgekehrte Verhältniss besteht in den Bürgermeistereien Wissen und Friesenhagen, in welchen der grösste Theil des Areals vom Walde eingenommen wird. Es entfallen hier auf Acker bei Wissen 21,7%, bei Friesenhagen 20%) auf Wald 69,5 bezw. 69,2%. Die Bürgermeistereien Hamm und Flammersfeld stehen zwischen beiden etwa in der Mitte. Zusammenhängende Waldkomplexe finden sich hauptsächlich in dem nörd-

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Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

liehen Theile, der Standesherrschaft Wildenburg, dann auf den Höhenzügen zwischen Sieg und Wiedbach und auf der linken Seite des letzteren. Obwohl der Ackerbau hinsichtlich der Ernährung wie der Zahl der dabei beschäftigten Bevölkerung die erste Stelle im Reviere einnimmt, so spielt doch auch der Bergbau mit dem damit in unmittelbarem Zusammenhange stehenden Hüttengewerbe eine bedeutende Rolle, um so mehr, als ausserdem nur wenige Industrieen vorhanden sind (die Pulverfabriken bei Au und Ottershagen und die Papierfabrik bei Altenkirchen), und auch die sonstige Gewerbthätigkeit unbedeutend ist. Die Wichtigkeit des Bergbaues erhöht sich noch dadurch, dass er hauptsächlich in denjenigen Theilen des Reviers ansässig ist, welche in Bezug auf Klima und Bodenbeschaffenheit am meisten zurückstehen und so dem Bergbau recht eigentlich ihren Wohlstand verdanken. Die Hauptverkehrsader des Reviers bildet die durch das Siegthal führende Deutz-Giessener Eisenbahn, und ein glücklicher Zufall hat es gefügt, dass sich gerade in diesem Theile des Reviers die grössere Zahl der bedeutenden Eisenerzbergwerke befindet. Ausserdem birgt- nur die südlichste Spitze des Reviers eine Anzahl gleich wichtiger Bergwerke, welche noch bis vor Kurzem der Eisenbahnverbindung ermangelten, solche aber nunmehr durch die Bahnlinie Engers-Altenkirchen erhalten haben. An Kunststrassen hat das Revier keinen Mangel, und wo irgend die Terrainverhältnisse günstig waren, sind solche angelegt worden. Namentlich findet sich eine grosse Anzahl derselben um den Kreisort Altenkirchen gruppirt. Die wichtigsten dieser Kommunikationen sind folgende: km

1. die Köln-Frankfurter Strasse mit der Strecke von Kircheip bis Herpteroth 2. die Coblenz-Siegener Strasse mit der Strecke von Lichtenthai bis Wallmenroth . • 3. die Wiehlmünden-Rother Strasse mit der Strecke von Au bis Roth 4. die Strasse von Neuwied nach Herchen v mit der Strecke von Willroth bis zur Altenkirchener Kreisgrenze 5. die Strasse von Altenkirchen nach Flammersfeld 6. die Strasse von Altenkirchen nach Hachenburg und Abzweigung von Eichelhardt aus bis zur Grenze des Kreises Altenkirchen 7. die Strasse von Wissen nach Wildberg

20,2 40 4 23,1 11,1 5,2 28,6

zusammen also 132,2 Ausser diesen Strassen sind namentlich im südwestlichen Theile des Reviers noch verschiedene gut ausgebaute Kommunalstrassen vorhanden. Die Verbindungswege der Gruben werden unten noch besondere Erwähnung finden.

Topographische Beschreibung.

9

Höhehangaben.

Höhenangaben1). Die Höhenlagen der wichtigsten P u n k t e des Reviers finden sich in der nachstehenden Zusammenstellung nach den zu der geologischen Karte für die Rheinprovinz von Dr. v. D e c h e n gegebenen Erläuterungen, sowie nach anderen Angaben aufgeführt. A. Thalpunkte a.

im

Sieggebiet.

Siegbett bei Scheuernfeld „ an der Eisenbahnbrücke bei Niederhoevels „ bei der E i n m ü n d u n g des Wissebaches „ „ „ „ der Nister „ an der Chausseebrücke bei Au Bett des Wissebaches bei Crottorf „ „ „ „ Morsbach „ „ „ „ Volperhausen „ „ Elbbaches „ Niederhombach Brücke bei Altenbrendebach E i n m ü n d u n g des Seelbaches in den Elbbach Schlossbrücke über den Elbbach in Schönstein Bett der Nister bei Steinwingert „ „ „ „ Helmeroth „ „ „ beim Uebergang der Strasse von Wissen nach Altenkirchen Bett des Seelbaches am Wege von H a m m nach Eichelhardt . Untergraben an der Heinrichshütte Bett des Irsebaches bei Oberirsen „ „ „ „ Rimbach b. i m

m 164,7 153,1 148 137 126,5 255 197,50 172,81 195 188,5 163 150,4 179 160 145,6 161 136,1 238 225,3

Wiedbachgebiet. m

Wiedbachsohle beim E i n t r i t t in den Kreis Altenkirchen oberhalb Oberingelbach Altenkirchener Brücke Höhe der F a h r b a h n Wiedbachsohle bei Schoeneberg „ „ Neitersen Wiedbachwehr bei Strickhausen

245 212 216 199 193 190,5

1) Sie beziehen sich auf Normal Null (N. N.) = Nullpunkt des Amsterdamer Pegels und sind in Metern ausgedrückt.

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Beschreibung dos Bergreviers Hamm an der Sieg.

Sohle des Wiedbaches bei Bettgenhausen Brucherbrücke an der Strasse von Flammersfeld nach Horhausen Neustadt Wiedbachspiegel an der Brücke Bett des Sörtherbachs beim Eintritt in den Kreis Altenkirchen Bett des Sörtherbachs bei der Chausseebrücke unterhalb Mammelzen Bett des Mehrbaches bei Ueberdorf „ „ „ „ Forstmehren Mehren Uebergang der Strasse von Flammersfeld nach Asbach über den Mehrbach Bett des Holzbaches bei Dorf Niederähren Bett des Lahrbaches bei Obersteinebach Mundloch des Louisenstollen

m 183 176,4 153,7 255,8 231 278 238,83 225 179,52 186,5 236,96 179,5

B. Hülienpunkte a. a u f d e m S c h e i d e r ü c k e n z w i s c h e n S i e g u n d

Wiedbach. m

Kreisgrenze auf dem Scheiderücken zwischen Nister und Sörtherbach am Abgang des Weges nach Mudenbach . . . . Giessenhausen Höhe Strasse von Eichelhardt nach Hachenburg an der Kreisgrenze . Zollhaus bei Eichelhardt Höhe zwischen Marienthal und Hacksen Hilgenroth Schule Beulskopf Basaltkuppe (nach andern Messungen 409) Höhe von Weyerbusch Höhe zwischen Weyerbusch und Leuscheidt „an den blauen Steinen" Strasse von Weyerbusch nach Herchen an der Kreisgrenze . . Höchster Punkt nordwestlich von Retterseh Kircheip b. i m

339 353 310,7 307,5 320,12 305,06 395,14 299,10 367,84 324 390,12 317

Sieggebiet. m

Löifelberg, Grenze der Kreise Altenkirchen und Olpe . . . . Bibelshof auf dem Rücken zwischen Holpe- und Bröhlbach . . Kirche in Friesenhagen Strasse bei Diedershagen Kirche in Birken Kuksberg bei Wissen Hümmerich bei Niederhombach

440,48 364,79 261,02 385 282,1 273 395

Topographische Beschreibung.

Höhenjuigaben.

11 m

Höhe bei Hohensayn Oettershagen Schule . . . Hergetsau Kirche in Hamm Grube Hohegrethe Hängebank des alten Schachtes Schacht der Grube Petersbach

292 191 215 199 205 275

c. i m W i e d b a c h g e b i e t . m

Strasse von Wissen nach Altenkirchen am Abgang des Weges nach Reiffelbach und Hüttenhofen 286 Höhe bei Bachenberg ' 308,88 Der Asberg, Basaltkuppe bei Hilkhausen 333,93 Chaussee von Weyerbusch nach Flammersfeld bei Einmündung des Weges von Walterschen 269,91 Dieselbe, Einmündung der Strasse von Altenkirchen . . . . 268,03 Ort Flammersfeld . . 274 Höhe bei Eichen an der Strasse 299,5 Höchster Punkt bei Ziegeshahn 317,93 Hochfläche bei Roth 281,84 Höhe zwischen Ehrenstein und Peterslahr 242,92 Strasse von Altenkirchen nach Höchstenbach an der Kreisgrenze 343 Dieselbe am Einschneiden des Weges von Amteroth . . . . 292,17 Basaltkuppe südlich von Oberwambach 358,15 Desgleichen nördlich von Oberwambach am Weg nach Altenkirchen 327,03 Desgleichen südöstlich von Fluttersen 326,09 Jägerhaus bei Altenkirchen . . . . 289,06 Schacht der Grube Gute Aussicht am Wege von Schöneberg nach Bettgenhausen 254,85 Höhe nordöstlich von Seifen 270 Schule bei Breitscheidt auf der Höhe zwischen Holz- und Waldbach 291 Kisemich, Basaltkuppe nördlich von Horhausen 328 Horhausen Kirche 332,64 Galgenhügel südlich von Horhausen 361,87 Schachthängebank der Grube Georg bei Willroth 400 Dorf Epgert 336,13 Rücken zwischen Lahr- und Wiedbach am Wege von Louisenzechenhaus nach Oberlahr 280,90

12

Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

III.

Geognostische Verhältnisse.

Das Revier Hamm, zum grössten Theile südlich der Sieg gelegen, fällt in das Verbreitungsgebiet des Unterdevon und streift den zum unteren Mitteldevon gehörenden Lenneschiefer nur mit einer ganz schmalen Zunge im nördlichen Theile südwestlich vom Orte Schönbach unweit Wildberg. Eine genaue Untersuchung der Gliederung des Unterdevon innerhalb dieses Gebietes hat bisher nicht stattgefunden, und werden die hier vorkommenden Gesteine noch als Coblenzschichten zusammengefasst. Ueberlagerungen der letzteren von jüngeren Formationen fehlen hier bis auf ein unzweifelhaft tertiäres, der Westerwaldablagerung zugehöriges Braunkohlenvorkommen von unbedeutender Ausdehnung nordöstlich vom Orte Eoth und einige diluviale und alluviale Ablagerungen, welche stellenweise in den Flussthälern vorhanden sind. Eruptive Gesteine sind innerhalb des Eeviers nur an wenigen Punkten vorhanden, von welchen als die bekannteren hier schon anzuführen sind: Feldspathbasalt am Beuelskopf südwestlich von Hilgenroth am nordwestlichen Ende der Basaltregion des Westerwaldes, und Pikritporphyr am Beuelskopf bei Kircheip, welcher der Basaltregion des Siebengebirges zugerechnet wird. (Vgl. v. D e c h e n , Geologische und Paläontologische Uebersicht der Rheinprovinz etc. 1884. S. 45.) A.

Uiilerdevon.

Die Coblenzschichten, welche, wie bemerkt, hier meist unmittelbar zu Tage treten oder nur stellenweise von Trümmergesteinen oder wenig mächtiger Dammerde überdeckt sind, haben das dem rheinischen Schiefergebirge eigeuthiimliche Hauptstreichen in Stunde 3 bis 5, mit welchem im Grossen und Ganzen auch die Längenerstreckung des Reviers zusammenfällt. Der grösste Tlieil des letzteren umfasst daher nur eine verhältnissmässig schmale Gesteinsgruppe, welche, an der südwestlichsten Grenze zwischen Willroth und Kircheip beginnend, sich ununterbrochen bis zur Ostgrenze zwischen Scheuernfeld und Heiligenborn fortzieht. In petrographischer Beziehung lassen sich innerhalb derselben in der Querlinie des Hauptstreichens, also in der Richtung der Breite des Reviers, drei durch Verschiedenartigkeit der Gesteine charakterisirte Zonen erkennen. Die erste Zone wird von dünn geschichteten, hellfarbigen, glimmerreichen Thonschiefern gebildet, welche neben grosser Spaltbarkeit einen gewissen Fettglanz besitzen, auf der Bruchfläche ein feinkörniges, dem Dachschiefer ähnliches Gefüge zeigen und in Farben schillern, welche sich zwischen röthlichund grünlichgelb halten. Bei der Verwitterung zerfallen sie weniger, als die meisten übrigen Thonschiefer, in rhomboidale Stücke, sondern zerblättern in

Geognostische Verhältnisse.

Unterdevon.

13

immer kleiner und dünner werdende Theile, wie dies die Aecker erkennen lassen, die diese Schichten zum Untergrunde haben. Diese Thonschiefer treten an der Ostgrenze des Eeviers zwischen Scheuernfeld und Weissenstein auf, verlaufen in einer Richtung, welche durch die Orte Brendebach, Giesenhausen, Ingeibach, Herpteroth, Reichenstein, Linkenbach geht, und besitzen eine solche Mächtigkeit, dass sie noch überall deutlich erkennbar sind. Das Revier durchsetzen sie nur in denjenigen Theilen, welche sich am weitesten nach Südosten vorschieben. Dieser Zone schliesst sich eine Schichtenfolge an, welche den grösseren Theil des Reviers einnimmt und vorwiegend aus Thonschiefern von mannigfacher Abänderung besteht. Diese zweite Zone hat ihre Hauptentwickelung im Gebiete des Wiedbaches, sowohl im Hauptthal als auch in dessen Seitenthälern, und reicht in der Querlinie des Hauptstreichens nordwestlich von den hellfarbigen Schiefern der ersten Zone bis zu einer Linie, welche etwa durch die Orte Dasberg, Schönstein, Hilgenroth, Mehren zu legen wäre. Meist in schwachen Bänken abgesondert und wegen der deutlichen Schichtung, der vielen Kreuz- und Querklüfte von geringer Festigkeit, sind die Gesteine dieser Zone zu baulichen Zwecken nur selten verwendbar, namentlich aber dann nicht, wenn, wie häufig, neben der eigentlichen Schichtung noch eine transversale Schieferung ausgeprägt ist, durch welche stengelige Absonderungen mit rhomboidalem Querschnitt hervorgerufen werden, die sich bis in die kleinsten Stücke geltend machen, oder wenn sie unter Einwirkung der Atmosphärilien in lettenartige Massen vollständig zerfallen. Im unveränderten Zustande ist die Farbe dieser Thonschiefer eine dunkelgraue, die beim Eintritt der Verwitterung in eine röthlich gelbe bis hellgraue übergeht. Sie bestehen der Hauptmasse nach aus einem Thongestein mit Beimengungen von Quarz und Glimmer in-wechselndem Gehalt, doch vorwiegend in einem solchen, dass bei dem ihnen eigenthümlichen feinen und dichten Zustande der Gemengtheile der Glimmer wohl sichtbar, der Quarz aber kaum zu unterscheiden ist. Tritt der letztere in Körnerform aus der Grundmasse deutlich hervor, so entstehen Uebergänge in Grauwacke. Meist haben die Thonschiefer, namentlich in der Umgegend von Altenkirchen, neben jenen Gemengtheilen noch einen Gehalt an kohliger Substanz 1 ), welche ihnen die dunkle Färbung giebt. Da die ausgeprägte Schichtung und starke Zerklüftung dieser Thonschiefer den Tagewassern leichten Eintritt gewährt, so finden sie sich unter deren Einwirkung häufig bis zu grösserer Tiefe in lettenartige Massen umgewandelt — eine Erscheinung, welche sich als charakteristisches Merkmal besonders im oberen Wiedbachgebiete zeigt und später noch ausführlicher erwähnt werden soll. Grauwackenschiefer, Grauwacken und Grauwackensandsteine kommen innerhalb der zweiten Zone nur untergeordnet vor. 1) Siehe Anmerkung 2 Seite 22.

14

Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

Dagegen treten diese Gesteine ungleich mehr hervor in der dritten Zone, welche von der vorbezeichneten Grenze ab weiter gegen Nordwesten den Raum bis zum Lenneschiefer einnimmt, also hauptsächlich dem Gebiete der Sieg angehört. Hier wechsellagert vorzugsweise Grauwacke mit Thonschiefer in solcher Weise, dass erstere gegen den letzteren eher vorherrscht, als ihm nachsteht. In starken, bis mehrere Meter mächtigen Bänken tritt die Grauwacke namentlich im Siegthal und in den nordwärts gerichteten Thälern des Wissebaches und des Holpebaches auf und giebt, wo die Abfuhr eine leichte ist, wie im Wissebachthal, zu einem lebhaften Steinbruchbetriebe Veranlassung, welcher neben Bausteinen und Beschüttungsmaterial für die Strassen auch Kopfsteine für Pflasterungen liefert. Aehnlich sind die Verhältnisse in der Umgegend von Oppertsau und Au und in der dem Lenneschiefer benachbarten Schichtenfolge zwischen Friesenhagen und Wildberg, welcher weiter gegen Südwesten ausserhalb des Reviers die Gesteine nördlich von Schladern und südlich von Waldbroel dem Streichen nach entsprechen, woselbst eine ausgedehnte Gewinnung von Bruchsteinen zu verschiedenen Verwendungszwecken stattfindet. Die wesentlichen Gemengtheile der Grauwacken und Grauwackenschiefer sind dieselben, wie diejenigen der Thonschiefer; ihr relatives Verhältniss zu einander ist aber ein verschiedenes, da bei jenen der Quarz vorherrscht, das thonigkieselige Bindemittel und der Glimmer dagegen zurücktreten. In den festesten Partieen und kompaktesten Bänken, welche der Grauwacke angehören, besitzt das Gestein ein dichtes Gefüge, splitterigen Bruch und eine gleichmässige, weisslich graue Färbung. Nimmt der Glimmergehalt zu, so erscheinen zunächst solche Uebergänge, die dem vorigen Gestein bezüglich der Dichtigkeit und Härte noch nahe stehen, aber dadurch ein verändertes Aussehen erhalten, dass sich die dunkeler gefärbten, glimmerreichen Lagen von den helleren, quarzreichen streifenartig abheben; zugleich entsteht eine deutlich schieferige Struktur, und es sind deshalb solche Gesteine schon als Grauwackenschiefer zu bezeichnen, welche bei noch weiterer Zunahme des Glimmers und Thongehaltes und beim Zurücktreten des Quarzes viele Zwischenstufen bilden, die mehr und mehr sich dem Thonschiefer nähern. So die dichten, feinkörnigen, dunkel gefärbten Schiefer, welche ähnliches Gefüge wie die Dachschiefer besitzen und diesen nur darum nicht zugerechnet werden können, weil ihre Spaltbarkeit nicht vollkommen genug ist. Die Uebergänge von dem einen zu dem anderen Gestein vollziehen sich dabei meist so allmählig, dass sich die Grenze, wo das eine aufhört und das andere beginnt, selten genau bezeichnen lässt. In den kompakten Grauwackenbänken kommen häufig eiförmige Einlagerungen von fast schwarzer Farbe, dichtem, feinkörnigem Gefüge und höherem Härtegrade, als das einschliessende Gestein vor. Werden dieselben aus ihrer Lagerstätte gelöst, so zeigen sie sich bedeckt von einem graphiti schen,

Gt ognostische Verhältnisse.

Unterdevon.

15

glänzenden Ueberzuge. Einzelne Gesteinslagen enthalten diese Einschlüsse in grosser Menge; so eine Bank in einem Steinbruche unterhalb Wissen, bei Oppertsau u. a. 0 . Ihrer Beschaffenheit nach scheinen sie jenen schwarzen, kieseligen Knollen zu entsprechen, welche nach Dr. F o l l m a n n in den Schiefern des Lieserthaies nördlich von "Wittlich vorkommen 1 ); nur fehlen hier die Ausscheidungen von Schwefelkies. Ungleich seltener als Grauwacke und Grauwackenschiefer treten die Grauwackensandsteine auf. Auch hier giebt es der Zwischenstufen bis zu den typischen Gesteinen so viele, dass vorzugsweise die letzteren hinsichtlich ihrer abweichenden Zusammensetzung dadurch charaktcrisirt sind, dass der Glimmer fast ganz zurücktritt und der Quarz den Hauptbestandtheil bildet. Zeigt letzterer dichtes Gefüge ohne Körnerbildung, so wird der Bruch ein splitteriger und das Aussehen quarzitisch. In dieser Beschaffenheit ist das Gestein als Baumaterial für Brücken und Häuserbauten gesucht und wurde in früherer Zeit auch zu Hochofen-Gestellsteinen verwendet, zumal es in starken Bänken bricht, welche weniger, als die anderen Schiefer, von Kreuzund Querklüften durchsetzt werden. Die Farbe dieser Sandsteine schwankt zwischen bläulich-, gelblich- und röthlichweiss. Besonders erwähnenswerthe Fundstellen derselben sind ein Steinbruch bei Holpe und ein solcher auf dem Kamme des Leuscheidt unweit der Grenze des Kreises Altenkirchen bei Kuchhausen. Der letztere lieferte das Material für die Hoch- und Wasserbauten der Eisenbahn bei Altenkirchen. Weitere bekannte Vorkommen finden sich im Gebiete des unteren Wiedbaches, auf der Gabel nahe der Grube Louise und bei Peterslahr. Neben den genannten Hauptbestandtheilen haben die Gesteine des Unterdevon stets einen Gehalt an Eisenoxyd, der bei den Thonschiefern bis zu 4 % und darüber steigt und hier die röthlichen Anlauffarben auf den Schichtungsfläclien hervorruft. Auch führen dieselben Karbonate, namentlich kohlensauren Kalk, der sich vereinzelt sogar in besonderen Schichten eingelagert findet. So z. B. bei dem Dorfe Selbach bei Wissen, woselbst ein Kalkstein von dichtem, späthigem Gefüge und schwarzgrauer Farbe in einer 80 cm mächtigen Bank auftritt, welcher neben kohlensaurem Kalk bis zu 9 % Eisen und 30 % unlöslichen Rückstand enthält. Ein ähnliches Vorkommen soll im tiefen Stollen der Grube Friederich beobachtet worden sein. Nach dem Kalkgehalte zu schliessen, den das Wasser der hiesigen Flüsse fast stets aufweist, muss der kohlensaure Kalk, wenn auch in geringen Mengen, doch fast allenthalben in den Schiefern vorhanden sein. Auch Manganverbindungen und Chlorit sind häufige B e s t a n d t e i l e derselben und tragen zu den bunten Färbungen ebenso bei, wie besonders auch der Gehalt an kohliger Substanz, der sich mitunter so 1) Die unterdevonischen Schichten von Olkenbach. Jahrg. 39 der Verhandlungen dos naturhistorischen Vereins für Rheinland und Westfalen Seite 152.

16

Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

reichlich in einzelnen Schichtenlagen findet, dass die Schiefer dadurch das Aussehen von Kohlenschiefer erhalten. Was den allgemeinen Bau der ganzen Schichtenfolge anlangt, so ist er insoweit ein gleichförmiger, als das Streichen, 'wie schon bemerkt, ein ziemlich konstantes ist und in Stunde 3 bis 5 liegt. Wo dasselbe von dieser Richtung abweicht, wie an verschiedenen Punkten im Sieg- und Wiedbachthale, findet sich dies immer nur auf kurze Erstreckung. Bei diesem Streichen wechselt indessen das Einfallen häufig und ist bald ein südöstliches, bald ein nordwestliches. Abgesehen von der im oberen Wiedbachthale vorherrschenden flachen Lagerung ist die Stellung der Schichten meist steil, in vielen Fällen nahezu saiger. Welchem Umstände diese steile Aufrichtung der ursprünglich horizontal abgelagerten Schichten zuzuschreiben ist, das erklärt sich ohne Zuhülfenahme etwaiger durch Ausbrüche von Eruptivgesteinen veranlasster Hebungen aus der Umgestaltung, welcher die Oberfläche des Erdkörpers unterlag, als mit der fortdauernden Erkaltung des Innern eine Kontraktion desselben eintrat. Dieser Zusammenziehung musste durch die Wirkung der Schwerkraft die Erdrinde folgen, wobei im Wesentlichen eine Runzelung der Oberfläche entstand, indem die Schichten an der einen Stelle einsanken, an der anderen durch Stauung sich aufrichteten, so dass dieselben unter Neigungswinkeln anstehen, welche je nach dem Grade des stärkeren oder geringeren Schwindens der unterlagernden Massen und der seitlich wirksam werdenden Druckkräfte bald grösser, bald kleiner sind. So entstanden die ausgeprägten, aber meist ungleichförmig gestalteten Sattel uud Mulden, wie sie das in Rede stehende Gebiet allenthalben aufweist, und bei stärkerer Schubwirkung jene Faltungen in oft vielfacher Aufeinanderfolge, verbunden mit zickzackförmiger Knickung und mit Brüchen, wie sich solche besonders im Gebiete der Sieg zwischen Betzdorf und Au und deren Seitenthälern beobachten lassen. Durch die fortdauernde erodirende Einwirkung der Gewässer hat dann die Oberfläche die gegenwärtigen Berg- und Thalformen allmählig erhalten und ist der Zusammenhang der Schichten aiv der Oberfläche vielfach zerstört worden. Auf zwei jener kombinirten Faltungen soll hier hingewiesen werden, weil sie das Gesagte in besonderer Weise veranschaulichen und überdies erkennen lassen, welch' hoher Grad von Plastizität den Schichten zur Zeit der Lagerungsänderung innegewohnt haben muss. Namentlich gilt dies von einer Gesteinspartie, welche sich gegenüber der Grube Eupel auf der linken Seite der Sieg findet und bei einer Länge von etwa 300 m nicht weniger als zehn Mulden und Sattel zeigt, deren Flügel zum Theil unter spitzen Winkeln umgebogen sind. Trotzdem die etwa 20 m hohe Gesteinswand noch von mehreren Klüften durchsetzt wird, wodurch Verschiebungen stattgefunden haben, ist die dünnbänkige Schichtung durchweg wohlerhalten geblieben.

Geognostische Verhältnisse. N i c h t minder interessant Steinbruchsbetrieb an

ist

17

Unterdevon.

ein zweites P r o f i l ,

der Strasse von W i s s e n

welches

durch

einen

nach Morsbach blosgelegt ist

und ein Beispiel d a f ü r liefert, wie die Schichten sich zuweilen auch zu Mulden und S a t t e l n in

mehrfacher

Aufeinanderfolge

ausgebogen

haben,

ohne dass

dabei K l ü f t e oder V e r s c h i e b u n g e n entstanden sind, welche jene in ihrer regelmässigen A u s g e s t a l t u n g i r g e n d w i e beeinträchtigt hätten. Sattel- und Muldenbildungen,

wo der

härtere und w e n i g e r konsistente Grauwackenschiefer einer derartigen

Weniger

gut

Faltung

ausgesetzt w a r .

erhalten

sind

die

D o r t finden sich die gebogenen Theile häufig gebrochen und

w e g g e f ü h r t oder auch

gänzlich

verschoben,

in einem Steinbruch bei F ü r t h e n sichtbar

wie

ein P r o f i l darthut, welches

ansteht.

H i e r ist bei der F a l t e n -

b i l d u n g der eine S a t t e l f l ü g e l abgebrochen und fast saiger eingesunken, wobei sich die D r u c k w i r k u n g a u f die unter dem eingesunkenen Theile liegende P a r t i e in solcher W e i s e geltend m a c h t e ,

dass

diese in g a n z zerklüftete, bröckelige

Massen zerfallen ist. N e b e n den H a u p t f a l t u n g e n , welche i m m e r r e c h t w i n k e l i g zum

Streichen

der S c h i c h t e n stehen, k o m m e n auch solche vor, welche in der Streichungsricht u n g liegen, und letztere v e r l ä u f t dann meist in einer flach gestalteten K u r v e . Eine nicht

seltene E r s c h e i n u n g

sind ferner überkippte Schichten.

A u f t r e t e n f ä l l t in der R e g e l in die N ä h e solcher S a t t e l f l ü g e l ,

welche

Ihr saiger

oder nahezu saiger stehen, wie dies bei denjenigen Schichten z u t r i f f t , welche sich an einer Stelle der von der G r u b e V e r e i n i g u n g nach der W i s s e n e r H ü t t e führenden Grubeneisenbahn beobachten lassen. Jener Periode,

in

welcher sich

diese V e r ä n d e r u n g e n in der Schichten-

l a g e r u n g vollzogen, wird auch die A u f r e i s s u n g und B i l d u n g der G a n g s p a l t e n zuzurechnen

sein,

welche

durch

die spätere A u s f ü l l u n g

mit

verschiedenen

Erzen, n a m e n t l i c h dem m a n g a n h a l t i g e n Spatheisenstein, dem Unterdevon im Reviere

in

bergbaulicher

Beziehung

eine

so

grosse

Wichtigkeit

verliehen

haben. Die a u f solche W e i s e entstandenen Erzlagerstätten zeigen in den

meisten

F ä l l e n ein Streichen und Einfallen, welches von demjenigen des Nebengesteins abweicht;

wenn aber auch das beiderseitige Streichen der R i c h t u n g nach zu-

sammenfällt,

so ist doch

das Einfallen der E r z l a g e r s t ä t t e stets viel steiler,

als das des einschliessenden Gebirges, und auch ihr sonstiger C h a r a k t e r von der A r t ,

dass

sie i m m e r

als S p a l t e n a u s f ü l l u n g e n



eigentliche

Gänge



anzusprechen sind. Die V e r b r e i t u n g der E r z l a g e r s t ä t t e n ist im Reviere eine weit ausgedehnte, jedoch in gewisser B e z i e h u n g verschiedene von der im angrenzenden Reviere Daaden-Kirchen.

Während

nämlich in letzterem

die E r z g ä n g e ,

namentlich

im mittleren Theile dieses Reviers, sich zu förmlichen G a n g z ü g e n verdichten und als solche eine ausgedehnte, wenn auch vielfach unterbrochene Erstreckung besitzen,

hat

man

es im Reviere H a m m

mehr m i t G a n g g r u p p e n 2

zu tliun,

18

Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

welche räumlich von einander getrennt sind, und innerhalb deren ein Zusammenhang unter den einzelnen Erzgängen nicht erkennbar ist. Als erste Ganggruppe ist zu nennen das Gangnetz im unteren Wiedbachgebiete. Dasselbe umfasst Gruben, welche zu den bedeutendsten des Reviers gehören und das Eisenerz in guter Beschaffenheit, bedeutender Mächtigkeit und bis zu grösserer Tiefe theilweise in Brauneisenstein umgewandelt führen. Ihr folgt eine Gruppe von Erzgängen, welche namentlich in der Umgebung von Altenkirchen vorkommen; ihre Erzführung. besteht vorzugsweise aus Bleiglanz und setzt in einem faulen, durch kohlige Substanz dunkel gefärbten, von Quarzschnüren reichlich durchzogenen Thonschiefer auf, der bei der Durchlässigkeit des Gesteines oft bis in Tiefen von mehr als 100 m in lettige Massen umgewandelt ist. Mit dem Bleiglanz bricht vielfach Kupferkies, seltener Eisenerz ein. Gruppen kleinerer Erzgänge von geringerer Bedeutung, die auf der Wasserscheide zwischen Wied und Nister und im Gebiete der letzteren verbreitet sind, führen zu der folgenden Hauptgruppe, welche zu beiden Seiten der unteren Sieg bei Au auftritt und durch einige grössere Bergwerksbetriebe erschlossen ist. Das gemeinsame Merkmal der ihr angehörigen, zum Theil sehr mächtigen Erzgänge besteht darin, dass der Spatheisenstein, ausser von Kupferkies, von anderen Erzen nur ausnahmsweise begleitet wird. Dadurch unterscheidet sich diese Gruppe einigermassen von der letzten, welche im oberen Sieggebiete zwischen Niederhövels und Obergüdeln ihre Hauptentwickelung besitzt und Erzgänge enthält, in denen neben Kupferkies auch andere Erze, wie Bleiglanz und Zinkblende, mit dem Späth- oder Brauneisenstein einbrechen. Sowohl zwischen den beiden letztgenannten Gruppen, als auch süd- und nordwärts davon ist noch eine grosse Anzahl von Erzgängen bekannt, welche jedoch mit geringen Ausnahmen wenig erschlossen und daher in ihrem Verhalten noch nicht näher bekannt geworden sind. Als die ursprüngliche Ausfüllungsmafese der Gangspalten muss bei den Eisenerzgängen der manganhaltige Spatheisenstein angesehen werden. Nahe der Oberfläche ist derselbe fast allenthalben in Brauneisenstein umgewandelt und zwar bis zu einer Tiefe, die davon abhängt, wieweit die Gesteine das Eindringen der Atmosphärilien zugelassen haben. Bei einigen Gängen hörte diese Umwandlung schon bei 30 bis 40 m unter Tage auf, so z. B. bei den Gruben Hohegrethe, Vereinigung; bei anderen, wie bei den Gruben Louise, Wingertshardt, dehnt sie sich bis in Tiefen von 150 m aus und scheint auch dort ihr Ende noch nicht erreicht zu haben. Stellenweise ist dieses Verhältniss auch in der Art verschieden, dass in einem bestimmten Niveau einzelne Gangtheile noch durchweg aus Brauneisenstein bestehen, andere aber bereits Spatheisenstein führen. Die Verschiedenartigkeit dieser Umwandlung geht sogar so weit, dass auf

Geognostiache Verhältnisse.

Untordevon.

19

einem und demselben Gangtheile unvermittelt neben einander Braun- und Spatheisenstein vorkommen, oder dass in einer oberen Sohle bereits Spatheisenstein sich vorfand, der nach der Tiefe zu wieder in Brauneisenstein überging; so z. B. das Althuther Mittel der Grube Huth, auf welchem in der zweiten Sohle Spatheisenstein, in der dritten dagegen Brauneisenstein bricht. Der letztere Fall möchte darauf hinweisen, dass neben den auf dem Gange von oben her eindringenden Tagewassern auch die in dem Nebengestein circulirenden Wasser bei der Umwandlung wesentlich mitgewirkt haben. Die Umwandlung des manganhaltigen Spatheisensteins führte gleichzeitig diejenige des Mangankarbonates in Manganit und Pyrolusit herbei; diese beiden Mineralien finden sich daher nicht selten als traubige Ueberzüge oder als aufgewachsene Krystalle in den zahlreichen Drusen, welche der als brauner Glaskopf ausgebildete Brauneisenstein enthält. Auch die übrigen mit dem Spatheisenstein einbrechenden Erze, wie Bleiglanz, Kupferkies, Zinkblende, welche in der Gangmasse bald eingesprengt und gleichmässig vertheilt, bald nesterweise auftreten, auch am Hangenden oder Liegenden in derben Schnüren oder Trümmern vorkommen, wurden in den Umwandlungsprozess gezogen und in neue Verbindungen übergeführt; so der Bleiglanz in Weissbleierz und Vitriolblei, der Kupferkies in Malachit, Kupferlasur, Bothkupfererz und gediegen Kupfer. Nicht minder haben endlich auch der im Spatheisenstein in derben Schnüren oder Nestern fast immer vorkommende Quarz und das von der Gangmasse umschlossene oder ausserhalb derselben mit ihr verwachsene Nebengestein eine Veränderung insoweit erlitten, als im Brauneisenstein der erstere poröse, drusige Massen bildet, das letztere in weichen Letten übergegangen ist. Eine geringere Veränderung haben die eigentlichen Bleierzgänge, erlitten, bei denen die Gangart in Letten umgewandelt und der Bleiglanz erhalten ist, welcher häufig nur einen so lockeren Zusammenhang besitzt, dass er in Graupen- oder Schliechform erscheint. Gewöhnlich ist dieser Bleiglanz silberarm und kommt als solcher unter dem Namen Glasurerz in den Handel. Anhangsweise ist hier noch das Vorkommen von Quarzgängen zu erwähnen, welche hauptsächlich in dem Sieggebiete, also in derjenigen Gesteinszone aufsetzen, in welcher die Grautvacke besonders entwickelt ist. Ihre Mächtigkeit ist zum Theil sehr bedeutend und erreicht mitunter 20 m, während ihre Erstreckung auf Längen von mehreren 100 m bekannt ist. Zu ihnen gehört der Quarzgang bei Hohensayn, welcher bei einer Mächtigkeit von 20 m auf 50 m Länge 15 m hoch auf der Oberfläche hervorragt und eine Gesammtlänge von mehr als 500 m besitzt. Der Quarz ist stark eisenhaltig und geht stellenweise in unreinen Brauneisenstein über. Ein anderes Vorkommen liegt auf der Wasserscheide zwischen Sieg und Wiedbach in der Nähe von Marienthal und macht sich dort durch die zerstreut umherliegenden Quarzblöcke

20

Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

bemerkbar. Nördlich von der Grube Eupel tritt ebenfalls ein solcher Gang auf, welcher sich bis zum Brühlbach unterhalb Miihlenthal erstreckt. Neuerdings ist auch ein Quarzgang von ganz erheblicher Mächtigkeit (20 m) mit dem neuen Schachte der Grube Hohegrethe aufgeschlossen worden, der bei gleichem Streichen ein geringeres Einfallen, als der Erzgang hat, weshalb die Möglichkeit vorliegt, dass er diesen in der Teufe durchsetzen wird. Solche Erscheinungen, dass der Quarz in grösseren Massen in die Gangspalten eintritt und die Erzführung ganz wesentlich verunedelt, sind leider schon bei einigen Gruben im oberen Sieggebiete zu beobachten gewesen. Zum Glück erwies sich die Verunedelung bisher nicht als eine anhaltende. Auch Einschlüsse des Nebengesteins in beträchtlichem Maasse kommen namentlich bei sehr mächtigen Gängen häufig vor und veranlassen dann, dass die Erzschüttung an solchen Stellen eine ungünstige wird. Nach Form und Verhalten zeigen die Gänge des Reviers sowohl unter einander wie innerhalb ihrer Erstreckung die grössten Verschiedenheiten. Bald thun sie sich zu erheblicher Mächtigkeit auf, die in einzelnen Fällen 20 m erreicht, oder verdrücken sich bis zur Stärke eines Besteges; bald trennen sich Trümmer vom Hauptgange oder vereinigen sich mit solchem; bald haben sie deutliche Ablösung, die in fast gerader oder wenig gebrochener, gekrümmter oder stufenartig abgesetzter Linie verläuft, wie letzteres auf der Grube Eisengarten der Fall ist; bald ist die Gangmasse mit dem Nebengestein verwachsen — dieses Alles j e nach der ursprünglichen Gestaltung der Gangspalte und den hierbei später eingetretenen Veränderungen. Diesen Veränderungen sind insbesondere die Verwerfungen zuzurechnen, welche das Gebirge nach dem Abschluss der Gangbildung erlitten hat, und die zumeist darin bestehen, dass die einzelnen Gangstücke gegen einander mehr oder weniger verschoben sind. Welche Umgestaltung das Gangvorkommen innerhalb einer und derselben Grube in verschiedenen Tiefen auf diese Weise erfahren hat, ergiebt das Gangverhalten der Grube Rasselskaute, wo die Gangstücke bis zur 92 Metersohle ziemlich regelmässig verlaufen, in den tieferen (120 und 150 m) Sohlen aber derartig zerrissen und verschoben sind, dass sich ihre Zugehörigkeit zu den Gangstücken in den oberen Sohlen mit Bestimmtheit nicht erkennen lässt. Gewöhnlich geht jedoch die Verschiebung nicht soweit und beschränkt sich auf die Mächtigkeit des Ganges oder auf ein noch geringeres Maass. Die Verschiebungsstelle ist dabei immer durch eine Kluft erkennbar, deren Stärke in der Regel unter 10 cm bleibt, sehr selten darüber hinausgeht, und deren Ausfüllungsmasse aus faulem, lettigem Schiefer oder auch aus Quarz und Eisenstein besteht. Diese Klüfte durchsetzen die Gänge in rechtwinkeliger, diagonaler oder streichender Richtung; im letzteren Falle haben sie meist ein schwächeres Einfallen als der Gang, und werden Deckelklüfte genannt. Was die Zeit ihrer Entstehung anlangt,

so ist sie für einen Theil in

Gecgnostische Verhältnisse.

Unterdevon.

21

die Epoche zu verweisen, in welcher die Gangspalte sich öffnete; denn solche Störungen im Zusammenhange der Gebirgsschichten konnten sich nicht vollziehen, ohne dass auch diese nicht nur in der Richtung der Gangspalten, sondern auch anderwärts, namentlich im Streichen der Gebirgsschichten, zerrissen und verschoben wurden. Die so entstandenen Klüfte — Gangablenkungen — waren also bereits vorhanden, als die Ausfüllung der Gangspalten sich allmählig vollzog, und sie sind daher auch in vielen Fällen, gleich wie diese, erzführend. Ein treffliches Beispiel einer solchen älteren Kluft bietet die Gangablenkung, welche auf der Grube Wingertshardt von dem Hauptgange zu dem 50 m im Hangenden liegenden braunen Gange hinüberleitet 1 ) und auf mehrere Meter Länge von Spatheisenstein und Quarz erfüllt ist. Ihr Alter ist nicht allein grösser, als das der Gangausfüllung, sondern auch grösser, als das der beiden Gangspalten; denn sonst hätten diese, die spätere Entstehung der Kluft und die Verschiebung des Gebirges um eine gleiche Länge angenommen, zweifellos wieder verbrechen müssen. Durch die bereits vorhandene Kluft wurden die bei Aufreissung der Gangspalte wirksamen Kräfte in solcher Weise abgelenkt, dass sich die Gangspalte in den beiden weit auseinander liegenden Theilen öffnete. Diesen älteren Klüften sind aber auch jüngere — eigentliche Verwerfungsklüfte — gegenüberzustellen, welche erst nach der Ausfüllung der Gangspalten entstanden. Ein überzeugendes Beispiel hierfür liefert die bereits erwähnte Grube Rasselskaute in ihren tieferen (120 und 150 m) Sohlen, wo sich beobachten lässt, wie das hangende Gangmittel z. B. auf der 150 Metersohle durch die nach Norden vorliegende, südlich einfallende Kluft hakenartig gebogen worden ist. Ebenso sind alle diejenigen Klüfte als jüngere zu bezeichnen, welche nicht nur das Nebengestein, sondern auch die Gangmasse durchsetzen, ferner alle Deckelklüfte, welche Gangtheile im Einfallen verschoben haben. An diese auf das äussere Gangverhalten bezüglichen Erörterungen mögen sich noch einige Bemerkungen über Entstehung und Ursprung der Gangausfüllung anschliessen. Was den ersteren Punkt, den Absatz der Gangmasse, anlangt, so erfolgte dieser aus Kohlensäure haltigen Lösungen von Eisen-, Mangan-, Magnesia-Karbonaten, welche in der von Kohlensäure haltigen Tagewassern erfüllten Gangspalte in fortdauernder Berührung mit kieselsauren Alkalien verblieben, sich hier allmählig anreicherten und dabei derartig zersetzten, dass einerseits die Abscheidung des manganhaltigen Spatheisensteins, zusammen mit der von den Alkalien herrührenden Kieselsäure als Quarz, andererseits die Ueberführung der Alkalien in kohlensaure Alkalien durch die disponibele

1) Siehe Gangbild der Grube Wingertshardt No. 14 der Gangskizzen.

22

Beschreibung dee Bergreviers Hamm an der Sieg.

Kohlensäure resultirte 1 ). Während jene sich in der Gangspalte absetzten und verdichteten, blieben diese in Lösung und wurden von den abfliessenden Kohlensäure haltigen Wassern weggeführt. Nach dem ganz verschiedenen Mengenverhältnisse, in welchem Spatheisenstein und Quarz die Gangmasse bilden, und welches so variirt, dass der Spatheisenstein an der einen Stelle nur geringe, an einer anderen sehr starke Beimengungen von diesem besitzt, an einer dritten Stelle fast ganz gegen den Quarz zurücktritt — wie letzteres bei einigen Gangmitteln mehrerer Gruben an der oberen Sieg in gewissen Sohlen der Fall ist — muss geschlossen werden, dass die der Spalte zugeführten Lösungen in den verschiedenen Tiefen nicht immer gleiche Zusammensetzung gehabt haben, sondern bald mehr Karbonate und weniger Silicate, bald mehr oder nur Silicate und wenig oder gar keine Metallverbindungen enthielten, und dass auch der Kohlensäuregehalt der abfliessenden Wasser der Menge nach ein wechselnder war. Bei diesen Vorgängen wurden dann auch die mit dem Spatheisenstein vergesellschafteten oder für sich allein auftretenden Schwefelverbindungen der verschiedenen Metalle, wie Blei, Kupfer, Zink, Antimon, Nickel u. a. dadurch abgeschieden, dass schwefelsaure Lösungen dieser Metalle mit organischen Stoffen in Berührung kamen, die zum Theil oder ganz der kohligen Substanz des Nebengesteins 2 ) entstammten. Hierbei ist die Erscheinung bemerkenswert!), dass die auf den Eisensteingängen einbrechenden Schwefelmetalle mit Ausnahme der Kupfererze vorzugsweise den oberen Teufen angehören, in den unteren dagegen der Menge nach mehr und mehr zurücktreten. Die weitere Frage nach dem Ursprung der Lösungen, aus denen sich die Gangmasse abgesetzt hat, soll gegenwärtig weniger in bestimmter Richtung beantwortet werden, als vielmehr nur Veranlassung zur Aeusserung darüber geben, welche von den in dieser Hinsicht bestehenden Theorien den hiesigen Gangverhältnissen entsprechen möchte. Nach der einen — derDescensionstheorie — sollen diese Lösungen von oben herab der Gangspalte zugeflossen sein, nach der anderen — der Ascensionstheorie — Mineralquellen entstammen, welche, aus dem Erdinnern kommend, die Sangspalte erfüllten. Gegen beide Meinungen sind in neuerer Zeit erhebliche und wohl auch begründete Einwendungen gemacht worden, die sich im Wesentlichen in dem jüngst erschienenen Werke von Fr. S a n d b e r g er, „Untersuchungen über Erzgänge" (Wiesbaden 1882) zusammengefasst finden und den Verfasser dahin geführt haben, den älteren Theorieen eine neue unter dem Namen der Lateral-Secretionstheorie gegenüber zu stellen, welche die Lösungen als durch Auslaugung des Grundgebirges entstanden annimmt. In dem genannten Werke wird 1) G. B i s c h o f , Lehrbuch der chemischen und physikalischen Geologie Bd. I S. 371 ff. 2) Nach einer im Laboratorium der Wissener Hütte ausgeführten Analyse enthielt ein solcher Thonschiefer mit kohliger Substanz 7,25 °/ 0 Kohlenstoff.

Geognostische Verhältnisse.

Unterdevon.

23

nachgewiesen, dass die das Nebengestein zusammensetzenden Mineralien, namentlich der Glimmer, einen steten Gehalt an Metallen haben, lind dann (Seite 30) weiter bemerkt, „dass die Erze der im Schichtengestein auftretenden mächtigen Gänge nur aus zweierlei Quellen herrühren können, einmal aus unvollständig zersetzten Resten metallführender Silicate des krystallinischen Ursprungsgesteins jener geschichteten Felsarten 1 ), dann aus Lösungen von Oxydationsprodukten bereits früher ausgebildeter Erzgänge, welche sich an bestimmten Orten in das jeweilige Meer ergossen haben." Die zweite Quelle kann für die Erzgänge des Reviers wohl nicht in Frage kommen; denn es sind keinerlei Anzeichen dafür vorhanden, dass sich das Gebirge zur Zeit der Gangbildung unter dem Meeresspiegel befunden habe. Es bleibt somit nur die erste Quelle in Betracht zu ziehen, welche die Lösungen aus dem Nebengestein herrühren lässt.. Dass die damals in den Gebirgsschichten kursirenden Wasser bei dem Kohlensäuregehalt, der ihnen zugewiesen werden muss, eine stark auflösende K r a f t gehabt haben, ist als sicher anzunehmen 2 ). Es wäre somit zur Begründung der Theorie nur der Nachweis zu liefern, dass in dem Nebengestein auch wirklich diejenigen Bestandtheile enthalten gewesen sind, welche zur Bildung jener Lösungen nothwendig waren. Dieser Nachweis lässt sich wegen der inzwischen durch Auslaugung eingetretenen Veränderung der Gesteine zwar direkt nicht mehr führen, kann jedoch indirekt und insoweit als erbracht angesehen werden, als die bereits erfolgten Untersuchungen der Schiefer des hiesigen Schichtensystems ergeben haben, dass in denselben alle diejenigen Bestandtheile in nicht unerheblichen Mengen noch enthalten sind, welche, wie Eisen, Mangan, Magnesia, Kieselsäure u. a., auch H a u p t b e s t a n d t e i l e der Gangmassen ausmachen. Diese Untersuchungen sind jedoch bisher noch nicht umfassend genug und namentlich nicht auf diejenigen Gesteine ausgedehnt worden, welche im Hangenden oder Liegenden, also in unmittelbarer Nähe der Gänge auftreten. Im wissenschaftlichen Interesse wäre deren Vornahme zu wünschen; denn wohl lässt sich erwarten, dass aus den Ergebnissen noch mancherlei Folgerungen zu ziehen und weitere Stützpunkte für die in Rede stehende Theorie zu gewinnen sein würden. Vielleicht vermöchten vergleichende 1) Als wahrscheinliches Ursprungsgestein der Coblenzschichten nimmt dor Verfasser übereinstimmend mit H e r g e t ein krystallinisches Silicatgestein von der Beschaffenheit des grauen Gneises des Erzgebirges an, eine Annahme, welche durch den im Jahre 1884 gemachten Fund von Granit bei Lamersdorf unter dem Cambrium des hohen Venn (cf. v o n L a s a u l x , Verhandlungen des naturhistorischen Vereins für Rheinland und Westfalen 1884) unterstützt zu werden scheint. 2) Selbst gegenwärtig noch, wo die Vorbedingungen nicht mehr die gleichen, wie früher sind, bilden sich aus den in Stollen und Strecken hervortretenden Wassern allerwärts Absätze, welch; theils aus kalkigen oder kieseligen, theils aus ockerigen oder manganhaltigen Substanzen bestehen.

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Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

Durchsclinittsanalysen vom Nebengestein auch zur Aufklärung beizutragen, welchem Umstände es zuzuschreiben ist, dass innerhalb der Ganggruppe bei Altenkirchen Bleierzgänge auftreten, welche zur Gangmasse Schiefer und Quarz, aber keinen Spatheisenstein haben, während dieser sonst überall, wenn nicht vorherrscht, doch wenigstens mitbricht. Organische

Reste.

Organische Eeste, welche die hier betrachtete Schichtenfolge als dem Unterdevon angehörig kennzeichnen, sind im Verhältniss zur Mächtigkeit derselben, zur Aufschliessung und Bloslegung des Gebirges durch die vielen tief eingeschnittenen Thäler, Strassen- und Eisenbahndurchstiche, sowie durch die zahlreichen und langen Stollenanlagen nur selten und sparsam angetroffen worden. Wo sie gefunden wurden, waren sie selten gut erhalten, sondern meist verzerrt, ineinander gedrückt und zertrümmert; sie kommen vorzugsweise im feinkörnigen Grauwackenschiefer verschiedenster Färbung vor. Folgt man dem Generalstreichen der Gebirgsschichteu, so sind im Verlauf der südöstlichen Grenze des Reviers vier Fundstellen zu nennen: 1. eine durch den Eisenbahndurchstich bei Nieder-Aehren blosgelegte Gesteinsschicht, welche die Petrefakten in drei, je 2 m von einander entfernten, etwa 20 cm starken Bänken in solcher Zahl führt, dass die Versteinerungen die Hauptmasse bilden. Trotz der Ausdehnung dieses Vorkommens ist der Artenreichthum gering und beschränkt sich im Wesentlichen auf die folgenden: Orthis vulvaria in zahlreichen Exemplaren, Chonetes dilatata, Rensselaeria strigiceps, Leptaena laticosta; 2. ein Vorkommen im Stollen der Grube Bleiberg I I bei Michelbach, wo sich Versteinerungen gleichfalls in solcher Zahl finden, dass sie die betreffende Schicht ganz erfüllen. Den vorgenannten Arten tritt hier besonders Spirifer macropterus hinzu; 3. ein Fundort dicht an der Südspitze des Reviers in dem mit der Grube Georg durchschlägigen Christiansstollen der im Bergreviere Wied liegenden Grube Girmscheid mit den in einer Abhandlung von F r e u d e n b e r g aufgeführten Versteinerungen 1 ); 4. die bereits erwähnte Kalksteinbank bei Selbach. Hier waren die 1) Nach dieser Abhandlung „Geognostische Beschreibung der Gruben Georg und Girmscheid" sollen daselbst vorgekommen sein: Pleurodictyum problematicum, Rhynchonella inaurita und parallelepipoda, Pterinea bifida, fasciculata und lineata, Grammysia ovata, Belleroplion tribolatus, Homalonotus crassicauda, Pflanzenreste von einer Alge, unbestimmte Korallen, Glieder von Crinoiden: Cyathocrinus u. Rhodocrinus, unbestimmbarer Steinkern einer Brachiopode Tentaculites scalaris u. a.

Geognostische Verhältnisse.

Tertiärformation.

Versteinerungen nur undeutlich erhalten; Beweisstücke davon liegen zur nicht mehr vor. Nordwärts von der südöstlichen Grenze in dem mittleren Theile Reviers sind folgende Fiindpunkte anzuführen: 5. eine Schicht im Liegenden des Ganges der Grube Eisengarten Pleurodictyum problematicum, 6. eine Bank am Einschnitt des Staader Tunnels bei Ober-Hövels

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Zeit des mit mit

Grammysia ovata, 7. Schacht der Grube Hoffnungsthal II, 8. Steinbruch an der Strasse bei Bergenhausen. Die an den letzten beiden Punkten gefundenen Versteinerungen sind nicht bestimmt worden. Aus der nördlich vorliegenden Gesteinszone sind noch folgende Fundstellen anzugeben: 9. ein Steinbruch bei Oppertsau, 10. ein Steinbruch an der Goldecke bei Au, 11. der Stollen der Grube Humboldt bei Mühlenthal. Die an allen drei Orten gefundenen thierischen Beste bestanden ausschliesslich aus Pentamerus rhenanus. Von Pflanzenresten sind zu nennen: Haliserites Decheniauus und schlecht erhaltene Fragmente von Calamiten. B.

Tertiärformation.

Das einzige Vorkommen, welches dieser Formation zuzurechnen ist, besteht in einer vereinzelten Braunkohlenablagerung bei dem Dorfe Roth unweit Hamm. Nur über einen Raum von einigen Hektaren verbreitet, führt dieselbe ausser dem wenig mächtigen Braunkohlenflötze sandige Thonablagerungen und Quarzgeschiebe mit schwachem .Braunkohlenthon. Auffallend ist die bedeutende Tiefe, bis zu welcher die Ablagerung niedersetzt. Mit einem Schacht von 20 m und einem Bohrloch von weiteren 5 m Tiefe war das feste Grauwackengebirge noch nicht erreicht worden. Das Braunkohlenflötz liegt hier 5 bis 6 m tief, hat eine Mächtigkeit von 60 bis 80 cm und fällt mit geringer Neigung nach Westen ein. Die Kohle ist von holziger Beschaffenheit und durch Sand und Letten stark verunreinigt. Das Vorkommen wurde zuerst im Jahre 1863 beim Niederbringen eines Brunnens bekannt, fand jedoch damals keine weitere Beachtung. Erst zu Anfang der 70er Jahre untersuchte man es näher, legte Muthungen ein und erhielt sechs Grubenfelder verliehen, innerhalb deren im Jahre 1873 Betrieb versuchsweise geführt wurde. Seitdem haben die Arbeiten geruht. Eine andere Ablagerung von holzartiger Braunkohle hatte man im Jahre 1853 auf der rechten Seite der Sieg bei dem Dorfe Oppertsau entdeckt und mehrere Jahre in Muthung gehalten. Bei dem Bau der Deutz-Giessener

26

Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

Eisenbahn wurde dieselbe durch einen Bahneinschnitt noch weiter offen gelegt und in einer Mächtigkeit von etwa 60 cm erschlossen. Diese Braunkohlenvorkommen soll dort unmittelbar dem Schiefergebirge aufgelagert sein und ein Streichen in Stunde 4 bei 15 Gr. nördlichem Einfallen besitzen. Auch auf der linken Seite der Sieg bei Fürthen ist dasselbe damals angetroffen worden. Ob man es hier mit einer wirklichen Braunkohlenablagerung und nicht vielmehr mit einer lokalen Anschwemmung zu t h u n gehabt hat, muss dahingestellt bleiben. Bemerkenswerth ist der bedeutende Niveauunterschied zwischen dem Fundorte bei Roth und dem letztgenannten O r t e ; der erstere liegt in einer Höhe von 275 m, der letztere von 145,5 m über dem Amsterdamer Pegel. C.

Diluvium und Alluvium.

Eine gleichfalls wenig ausgedehnte Verbreitung im Reviere haben diese beiden jüngsten Ablagerungen. Das Diluvium t r i t t in einer einzigen P a r t i e bei Altenkirchen auf und erstreckt sich von hier einmal im Thale des Dreischeider Baches aufwärts bis zu den Abhängen des Beuelskopfes bei Heupelzen, zum anderen an dem nördlichen Gehänge des Wiedbachthaies bis über den Ort Michelbach hinaus. Es hat eine im Allgemeinen nicht über 2 m hinausgehende Mächtigkeit und besteht aus grauen, sandigen Letten m i t Quarzgeschieben, welche den Coblenzschichten unmittelbar aufliegen. Eine grössere Verbreitung würden die Diluvialablagerungen besitzen, wenn ihnen noch die Trümmerschichten zugerechnet werden könnten, welche sich vorzugsweise im Wiedbachgebiet und auf der Wasserscheide zwischen Sieg und Wiedbach finden und meist aus gelben, rothen oder blauen L e h m und Lettenschichten bestehen, aber Einschlüsse von Thon- und Brauneisenstein in Form von Knollen und Brocken, zuweilen auch Nester und kleine zerstreute Ablagerungen enthalten. Die Mächtigkeit dieser Schichten ist etwas bedeutender, als die der vorigen und erreicht wenigstens stellenweise 5 bis 6 m. Die dort vorkommenden Eisenerze sind indessen zur Zeit fast werthlos, weil ihr Auftreten zu regellos und ihr Eisengehalt zu gering ist. Alluvialablagerungen finden sich vorzugsweise in den Flussthälern der Sieg und des Wiedbaches. Sie sind ausschliesslich durch Anschwemmung entstanden und bestehen aus Gerollen, blauem und rothem Lehm, der an manchen Punkten in solcher Reinheit und Mächtigkeit vorkommt, dass er das Material f ü r eine ausgedehnte Ziegelfabrikation liefert. Diesen Lehmmassen sind stellenweise, z. B. in der Lehmablagerung oberhalb Wissen, auch angeschwemmte Holzstämme eingelagert, welche in eine Kohle von holzartiger Structur übergegangen sind. Auch Quarzgeschiebe kommen häufig darin vor, z. B. in dem hoch über der Thalsohle befindlichen Lehmlager auf dem linken

Geognostische Verhältnisse.

Eruptive Gesteine.

27

Gehänge des Holzbachthaies gegenüber dem Bahnhofe Seifen. Nach der abgerundeten Gestalt dieser Geschiebe zu schliessen, ruuss das Flussbett ehemals in dieser Höhe gelegen haben. D. Eruptive Gesteine. Ein Blick auf die beigefügte Lagerstättenkarte zeigt die eigenthümliche Erscheinung, dass das Gebiet des Reviers, abweichend von den östlich und westlich angrenzenden Bergrevieren, auffallend arm an Eruptivgesteinen ist. In der Südspitze des Reviers sind nur zwei Punkte bekannt, an denen Basalt auftritt. Es ist dies der Kisemich nordwestlich von Horhausen und eine kleine Kuppe südlich von Peterslahr. Südlich von Altenkirchen zwischen den Orten Fluttersen und Gieleroth liegen ferner drei Basaltspitzen, welchen noch ein isolirtes Vorkommen auf dem Assberg bei "Walterschen anzureihen ist. Dasselbe leitet zu den nördlichsten drei Kuppen über, dem schon mehrfach genannten Beuelskopf bei Hilgenroth, einer Spitze bei Kuchhausen und dem als Pikritporphyr erkannten Beuelskopf bei Kircheip, welche alle drei auf der Wasserscheide zwischen Sieg und Wiedbach gelegen sind. Mit Ausnahme des Beuelskopf bei Hilgenroth ragt keine der genannten Kuppen über das umgebende Gebirge auffallend hervor. Fast an allen genannten Punkten ist der Basalt durch Steinbruchsbetrieb aufgeschlossen, welcher zum Zwecke der Gewinnung von Beschüttungsmaterial für Strassen geführt wird. Besonders interessante Aufschlüsse sind damit nirgends gemacht worden. Der Basalt bricht zumeist in wenig deutlich ausgeprägten fünf- oder sechsseitigen Säulen. In der Regel besteht die Mitte der hervorragenden Kuppe aus einem massiven Stock mit vertikalen Absonderungsflächen, die sich nach dem Umfange der Kuppe zu mehr und mehr verflachen. Wo eine deutliche säulenartige Absonderung nicht hervortritt, finden sich oft kugelige Formen von zuweilen erheblicher Grösse. Nicht selten ist das Ausgehende der Kuppen bedeckt oder gangartig durchzogen von Tuffablagerungen, welche von der Zersetzung des Basaltes herrühren und in der Folge, wenn dieselben eine gewisse Stärke erreicht hatten, vermöge ihrer Undurchlässigkeit das unterliegende Gestein vor weiterer Einwirkung der Atmosphärilien schützten. Besonderes Interesse bietet ein gangartiges Vorkommen von zersetztem Basalt auf der Grube Louise bei Horhausen, welches in Begleitung des mächtigen Eisensteinganges dieser Grube auftritt und mehrfach Gelegenheit giebt, die Kontaktwirkungen zwischen Basalt und Eisenstein zu beobachten. Bei Besprechung der Verhältnisse dieser Grube wird sich Veranlassung finden, auf das Verhalten dieses Basaltganges, welcher wahrscheinlich mit dem nahen Basaltvorkommen am Kisemich in Zusammenhang steht, näher einzugehen.

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Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

Die Struktur der im Reviere auftretenden Basalte ist zumeist eine dichte, und ihre Farbe eine fast schwarze. In der makroskopisch homogen erscheinenden Grundmasse sind Ausscheidungen anderer Mineralien, wie Olivin, Augit, Hornblende, .Magneteisen, sowie Zeolithe, welche besonders das Innere kleiner Drusen als traubige Ueberziige ausfüllen, nicht selten, aber in der Kegel nur in kleinen undeutlichen Partieen vorhanden. Nur der Pikritporphyr bei Kircheip macht in dieser Beziehung eine Ausnahme und führt Olivin mit kleinen Diopsidkrystallen in zahlreichen Einschlüssen von mehr als Faustgrösse, sowie Hornblende in zollgrossen krystallinischen Ausscheidungen. Eine gleiche Beschaffenheit zeigen die benachbarten Vorkommen.

IV. Uebersicht über die nutzbaren Mineralien und Gebirgsarten. A. Metallische Mineralien. Unter diesen sind zu nennen: a. von Eisenerzen: Spatheisenstein, Brauneisenstein, erdig, dicht und als brauner Glaskopf, Stilpnosiderit, Thoneisenstein; b. von Kupfererzen: Kupferkies, Buntkupfererz, Malachit, Eothkupfererz; c. von Bleierzen: Bleiglanz, Weissbleierz, Boulangerit, Bournonit; d. von Silbererzen: Fahlerz; e. von Zinkerzen: Zinkblende, schwarze und braune; f. von Manganerzen: Manganit, Pyrolusit, Hausmannit, Psiloinelan, Wad; g. von• Kobalterzen: Glanzkobalt; b. von Nickelerzen: Nickelkies (Millerit), Nickelglanz, Nickelantimonglanz (Ullmannit, Grube Petersbach); i. von Antimonerzen: Grauspiessglanz; k von Schwefelerzen: Schwefelkies. Diesen Mineralien sind noch diejenigen Varietäten der vorgenannten Erze anzureihen, welche entweder durch ihre Krystallform oder durch die Seltenheit ihres Vorkommens vorzugsweise mineralogisches Interesse haben: Göthit (Rubinglimmer) auf den Gruben Louise und Harzberg bei Horhausen; Lepidokrokit ebendaselbst; Sammtblende dessgleichen; Kupferlasur auf der Grube E m m a ; gediegen Kupfer auf braunem Glaskopf auf den Gruben Wingertshardt, Harzberg, H u t h und dasselbe in dendritischer Bildung mit Ueberzug von Malachit auf der Grube Wingertshardt; Ziegelerz auf der Grube H u t h ; Kupferindig auf der Grube Friedrich; gelbe Zinkblende, derb und als traubiger Ueberzug auf Bleiglanzkrystallen auf den Gruben Daniel und Wingertshardt; Manganspath in traubigen Massen auf der Grube

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Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

Die Struktur der im Reviere auftretenden Basalte ist zumeist eine dichte, und ihre Farbe eine fast schwarze. In der makroskopisch homogen erscheinenden Grundmasse sind Ausscheidungen anderer Mineralien, wie Olivin, Augit, Hornblende, .Magneteisen, sowie Zeolithe, welche besonders das Innere kleiner Drusen als traubige Ueberziige ausfüllen, nicht selten, aber in der Kegel nur in kleinen undeutlichen Partieen vorhanden. Nur der Pikritporphyr bei Kircheip macht in dieser Beziehung eine Ausnahme und führt Olivin mit kleinen Diopsidkrystallen in zahlreichen Einschlüssen von mehr als Faustgrösse, sowie Hornblende in zollgrossen krystallinischen Ausscheidungen. Eine gleiche Beschaffenheit zeigen die benachbarten Vorkommen.

IV. Uebersicht über die nutzbaren Mineralien und Gebirgsarten. A. Metallische Mineralien. Unter diesen sind zu nennen: a. von Eisenerzen: Spatheisenstein, Brauneisenstein, erdig, dicht und als brauner Glaskopf, Stilpnosiderit, Thoneisenstein; b. von Kupfererzen: Kupferkies, Buntkupfererz, Malachit, Eothkupfererz; c. von Bleierzen: Bleiglanz, Weissbleierz, Boulangerit, Bournonit; d. von Silbererzen: Fahlerz; e. von Zinkerzen: Zinkblende, schwarze und braune; f. von Manganerzen: Manganit, Pyrolusit, Hausmannit, Psiloinelan, Wad; g. von• Kobalterzen: Glanzkobalt; b. von Nickelerzen: Nickelkies (Millerit), Nickelglanz, Nickelantimonglanz (Ullmannit, Grube Petersbach); i. von Antimonerzen: Grauspiessglanz; k von Schwefelerzen: Schwefelkies. Diesen Mineralien sind noch diejenigen Varietäten der vorgenannten Erze anzureihen, welche entweder durch ihre Krystallform oder durch die Seltenheit ihres Vorkommens vorzugsweise mineralogisches Interesse haben: Göthit (Rubinglimmer) auf den Gruben Louise und Harzberg bei Horhausen; Lepidokrokit ebendaselbst; Sammtblende dessgleichen; Kupferlasur auf der Grube E m m a ; gediegen Kupfer auf braunem Glaskopf auf den Gruben Wingertshardt, Harzberg, H u t h und dasselbe in dendritischer Bildung mit Ueberzug von Malachit auf der Grube Wingertshardt; Ziegelerz auf der Grube H u t h ; Kupferindig auf der Grube Friedrich; gelbe Zinkblende, derb und als traubiger Ueberzug auf Bleiglanzkrystallen auf den Gruben Daniel und Wingertshardt; Manganspath in traubigen Massen auf der Grube

Uebersicht über die nutzbaren Mineralien und Gebirgaarten.

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Huth und krystallisirt in Skalenoedern mit gerader Endfläche auf der Grube Louise 1 ); ferner Weissbleierz, krystallisirt von den Gruben Eisengarten, Friedrich und Vereinigung in deutlichen Oktaedern mit dem vorderen Endkantenwinkel von 130 Grad und mehreren Zuschärfungsflächen; Vitriolblei von der Grube Friedrich in deutlichen Krystallen mit einer grösseren Anzahl von Flächen 2 ); Pyromorphit ebendaher; Haarkies von den Gruben Hermann-Wilhelm und W i n g e r t s h a r d t 3 ) ; Beyrichit von der Grube Lammerichskaule; Carminspath, ein Arsenikkat von Blei und Eisen, von der Grube Louise 4 ); Beudantit, arsensaures Eisenoxyd-Oxydul, ebendaher. B. Nichtmetallische Mineralien und Gesteine. Diese beschränken sich im Wesentlichen auf: Braunkohle, die verschiedenen Gesteine der Coblenzschichten, Dachschiefer, Basalt, Pikritporphyr, Quarz, in derben Massen, krystallisirt als Bergkrystall oder in eiförmigen innen hohlen Kugeln (Bergeier), wie auf der Grube H u t h ; ferner Augit, Olivin und Hornblende etc. als Einschlüsse im Basalt, endlich Kalkstein. Von grösserer w i r t s c h a f t l i c h e r Bedeutung sind nur die m e t a l l i s c h e n Mineralien und unter diesen insbesondere die Eisenerze, deren beide Hauptarten, Späth- und Brauneisenstein, zur Zeit noch in dem Mengenverhältnisse von 4 : 1 gewonnen werden. Dieses Verhältniss ist zwar schon seit einer Reihe von Jahren annähernd dasselbe geblieben, dürfte sich aber bald zu Gunsten des Spatheisensteins ändern, da der Brauneisenstein mit dem Vorrücken der Baue nach der Tiefe mehr und mehr gegen jenen zurücktritt. Das hauptsächlichste Erz bildet.jetzt schon der Spatheisenstein, dessen Gewinnung sich im Jahre 1884 auf 215060 t belief. Derselbe hat meist ein dichtes krystallinisches Gefüge, zeigt aber zuweilen auch grobblättrige Struktur, wie auf den Gruben Harzberg, Lammerichskaule, Petersbach u. a. Mit letzterer ist in der Regel ein etwas höherer Mangangehalt verbunden. Im frischen Zustande hat das Erz eine gelblich weisse Farbe, welche bei längerem Lagern an der Luft allmählig in Folge der Oxydation des Mangans in eine braunschwarze übergeht. Der Eisengehalt des Spatheisensteins schwankt zwischen 32 und 4 0 % , der Mangangehalt zwischen 4 und 9 % ; im Durchschnitt stellt sich jener auf 35 bis 3 6 % , dieser auf 5 bis 6 % . 1) Ueber ein anderweitiges Vorkommen von Manganspathkrystallen auf der Grube Ohligerzug berichtet Professor v o n L a s a u l x (Verhandl. des naturli. Vereins Bd. 39 S.95). 2) Näher beschrieben von S e l i g m a n n a. a. 0 . S. 106. 3) L e o n h a r d und B r o n n , Jahrbuch für Mineralogie. Jahrg. 3 S. 213. 1832. 4) P o g g e n d o r f f , Annalen der Physik etc. Bd. 80 S. 391. 1850.

30

Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

Vereinigung Wingertshardt Rasselskaute Victoria Eupel Eisenhardt Martin St. Andreas Hohegrethe Petersbach Alte Hoffnung Louiso Emma u. Gute Aussicht

35,2 34,69 35,2 35,8 36,18 38,43 31,33 36,30 39,21 38,61 34,72 37,44 36,29

— — —

1,8 0,16 14,45

6,7 6,14 7,44 7,03 9,07 6,16 —

Spur 5,3 — 7,91 — 5,85 0,003 3,83 Spur — Spur — —

1,79 2,16 1,73 1,64 0,70 0,90



— 7,61 — — 0,30 5,79 — — 1,70 5,68 — — 9,05 — 5,74 — 8,07 0,001 — 0,607 8,80 0,03 —

_

0,167 0,178 — — 0,181 0,51 — 0,09 0,64 2,50 0,048 0,72 3,25 0,048 0,46 0,61



— — — — — —



0,35 3,91 — 2,35 — 2,48 0,23 2,20 —

1,44 2,10



— — — —

Spur

Kohlensäure

Kupfer

Magnesia

Kalkerde

Thonerde

Kieselsäure

Phosphor

Mangan

Name der Grube

Unlöslicher Rückstand

No.

Eisen

Verunreinigende Bestandteile desselben sind Kieselsäure, Thonerde und Magnesia, die jedoch in Rücksicht auf die Schlackenbildung bei dem späteren Schmelzprozess als nachtheilige Stoffe nicht angesehen werden, so lange ihr Gehalt nicht so hoch ist, dass dadurch der des Eisens wesentlich herabgedrückt wird. Anders ist es mit den anderweitigen Beimengungen des Spatheisensteins, namentlich mit dem Gehalt an Kupfer und Phosphor. Diese, wenngleich in geringen Mengen darin auftretend, sind als schädliche Bestandtheile anzusehen, weil sie durch den Schmelzprozess nicht ohne Weiteres zu entfernen sind und dem Produkte mindere Qualität verleihen. Leider findet sich im Reviere kaum ein Spatheisenstein vor, welcher nicht von Kupferkies in feiner Einsprengung in grösserem oder geringerem Grade durchsetzt würde; nur der Spatheisenstein der Grube Louise ist nahezu frei davon. Welcher Art hierbei die Zusammensetzung der Spatheisensteine von den einzelnen Gruben ist, geht aus den nachstehenden Analysen hervor 1 );

33,3 32,06 33,71 33,6 36,42 37,05 —

39,19 38,64 38,21 37,09 —

In den Analysen 7 bis 11 scheint der Tupfer- und Phosphorgehalt nicht mit bestimmt worden zu sein; zweifellos waren die Erze, namentlich was den ersteren betrifft, nicht ganz frei davon. Da der Spatheisenstein vor seiner Verwendung allenthalben geröstet wird, so ist es nicht ohne Interesse, diesen Analysen auch solche von geröstetem Erz gegenüberzustellen. 1) Die Analysen sind zum grössten Theil in den Werkslaboratorien ausgeführt und darum zumeist auch nur auf die Bestimmung der Ilauptbestandtheile beschränkt worden.

5 6 7 8 9 10 11 12 13

Eißengarten Eupel Eisenhardt St. Andreas Hohegrethe Petersbach Huth Alte Hoffnung Louise Friedrich Wilhelm Harzberg Lam merichskaule Georg

45,00 48,06 50,13 47,93 j 50,84 48,89 j 46,91 48,08 45,43 49,19 46,10 47,95 48,28 44,69 50,46

0,015 1,108 3,606 0,0008 0,86 3,13 Spur 0,011 0,009 00 0,012 0,003 0,018 i l 00

X

0,005 0,1 0,05

1,29

Rückstand

31

Thonerde

Magnesia

0,128 0,192 0,176 0,279 0,096 0,120 0,159 0,091 0,24 Spur 0,2 0,26 0,01 0,26

Kalkerde

8,45 12,42 9,76 9,83 5,66 8,89 8,74 9,59 11,23 9,53 10,23 12,45 10,37 9,22 10,37

Phosphor

Kupfer

1 2 3 4

Name der Grube

Mangan

No.

Eisen

Uebersicht über die nutzbaren Mineralien und Gebirgsarten.

10,85 10,80 7,94 16,48 15,64 14,91 11,45 11,25 12,50

0,05

Hiernach zeigt sich, dass ( urch C Lie Röistung ier Ei sengeh alt UH etwa 1 0 % , der Mangangehalt um 3 bis 4 % steigt und sich gleichzeitig auch der Gehalt an Kupfer und Phosphor erhöht. Neben dem Spätheisenstein h a t auch der Brauneisenstein grosse Bedeut u n g , da er zur Darstellung gewisser Roheisensorten, namentlich des Bessemereisens f ü r den basischen Prozess, vorzugsweise benutzt und noch in einem Quantum gefördert w i r d , welches sich im J a h r e 1884 auf 4 9 3 4 3 t belief. Sein Vorkommen ist nicht an ein bestimmtes Ganggebiet gebunden, vertheilt sich vielmehr über das ganze Revier, beschränkt sich aber innerhalb desselben zur Zeit nur noch auf einzelne Gruben, auf welchen die Verhältnisse seiner Bildung bis in grössere Tiefen günstig waren. Unter diesen sind zu nennen die Gruben Louise, Harzberg und H u t h , wo seine Gewinnung noch die des Spatheisensteins überwiegt oder nahezu erreicht, ferner die Gruben W i n g e r t s h a r d t , Eisengarten, Friedrich und Friedrich Wilhelm, bei welchen die Gewinnung von Brauneisenstein zwar auch noch erheblich ist, jedoch gegen die des Spatheisensteins schon bedeutend zurücktritt. Ueberall, wo der Brauneisenstein sich findet, zeigt er nahezu gleiche Formen und Beschaffenheit und besteht aus drusigen, von dichtem erdigen Brauneisenstein umgebenen Massen. Das Innere der Drusenräume wird in der Regel von braunem Glaskopf (häufig iu Form von Stalaktiten), seltener von Lepidokrokit gebildet. Hier ist auch die Fundstelle f ü r die vereinzelt vorkommenden Varietäten, wie Göthit, Sammtblende. Die Zusammensetzung des Brauneisensteins ist nach den darüber vorliegenden Analysen 1 ) folgende: 1) Die Analyen stammen gleichfalls aus den Werkslaboratorien.

32

Name der Grube

1

Louise

2 3

Friedrich Wilhelm Harzberg

4A

Huth

5 6 7 8 9

Vereinigung Wingertshardt Nimrod Eisengarten Friedrich

3 aC > C O 0

a c3 bo O 03

S

Fe 2 0 8 72,5 50,07 3,3 | 47,64 10,22 40 3,81 44,11 5,69 46,61 3,25 | 45,43 11,23 51,2 3,55 4,41 44,58 3,98 51,5 44,68 4,14 43,28 4,82

fc.

.2 a, n W

0,112 —

0,5 0,215 0,091 —

0,37 0,2 0,477 —

u

o -a CO 0 J3 01

Spur 0,024 —

0,3 0,060 0,018 0,02 0,022 0,016 0,022 0,016

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Zahl der betriebenen Bergwerke

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Ernährte Angehörige

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Mittlere Belegschaft

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110

Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

B. Hütten. Seitdem der früher erwähnte Hammer bei Altenkirchen wie die Blei- und Kupferhütten bei Gösingen, Wingertshardt und Hamm eingegangen sind, besteht die Produktion der Hütten des Reviers ausschliesslich aus Roheisen, dessen Darstellung zur Zeit auf drei Hütten, der alten und der neuen Wissener Hütte bei Wissen und der Heinrichshütte bei Hamm a. d. Sieg, betrieben wird. Die beiden ersteren, welche der Aktiengesellschaft der Wissener Bergwerke und Hütten gehören, besitzen zusammen drei Hochöfen, die Heinrichshütte deren zwei. Ueber den alten Betrieb der beiden Werke sind nur die wenigen Nachrichten erhalten, welche C r a m e r in seinem mehrfach genannten Buche hinterlassen hat. Auch aus der Zeit nach 1815 sind die Notizen zunächst noch sehr dürftig, nur lässt sich aus den theilweise erhaltenen Campagnebüchern ersehen, dass die Oefen damals noch mit einer Form betrieben wurden, eine geringe Produktion (5000 Pfd. täglich) hatten und kurze Hüttenreisen (10 bis 20 Wochen) machten. Ueberraschend ist aber, dass bei so wenig dafür geeigneten Oefen schon der Versuch gemacht wurde, Spiegeleisen mit Koks zu erblasen, wie dies 1820 auf der Wissener Hütte der Fall war. Der schon in etwas grösseren Dimensionen aufgeführte Ofen der Hammer Hütte vom J a h r e 1835 war bei einer Gesammthöhe von 8,71 m und 2,30 m Weite im Kohlensack achtseitig und im Gestell quadratisch; der Kernschacht war aus dem mehrfach erwähnten weissen Grauwackensandstein hergestellt. Ein weiterer Fortschritt bestand in der Anwendung zweier Formen, zu denen im Jahre 1843 noch eine dritte unter gleichzeitiger Benutzung heissen Windes trat. Wiederholt versuchte man jetzt, Spiegeleisen bei Kokszusatz zu erblasen, erreichte dies aber erst viel später, im J a h r e 1861, nachdem sich die Betriebsverhältnisse inzwischen noch m'ehrfach geändert hatten, im Jahre 1846 eine Gebläse-Dampfmaschine zur Aufstellung gekommen und im Jahre 1858 das Innere des Ofens unter Benutzung feuerfester Steine für den Kernschacht aus der achtseitigen in die kreisrunde Form übergeführt war. Bis vor Kurzem herrschte die Ansicht, dass für die Fabrikation von Spiegeleisen die Höhe der Oefen nicht über 13 bis 14 m betragen dürfe. Heute erzeugt man dasselbe auch in den neuerdings umgebauten 4 bis 5 m höheren Oefen in vorzüglicher Qualität und, was den Verbrauch an Brennmaterial anlangt, mit mehr Vortheil, als in den niedrigeren Oefen. Die Aktiengesellschaft Wissener Bergwerke und Hütten zu Wissen besitzt drei Hochöfen, wovon zwei auf der alten Wissener Hütte neuerlich umgebaut sind und eine Höhe von je 18 m bei einer Weite im Kohlensack von 4,40 m haben, während der am Bahnhof Wissen gelegene Ofen (Alfredhütte) eine Höhe von 20,40 m und eine Weite im Kohlensack von 6,3 m besitzt, daher wohl als der grösste Ofen in dem Eisenindustriegebiete der Sieg anzusehen

Produktion der Bergwerke und Hütten.

111

ist. Der Betrieb der Gesellschaft beschränkt sich augenblicklich für die Roheisen- und Spiegeleisen-Produktion auf die beiden Hochöfen der alten Wissener Hütte. Die Oefen sind sämmtlich mit Gasfangapparaten versehen, von denen der modifizirte Langensche Apparat mit einem etwa 2 m unter die Gichtöffnung niedergehenden Gasfangrohre vorwiegt gegenüber dem Paryschen Trichterapparate, der nur in einem Exemplare auf der Heinrichshütte im Gebrauch ist. Mit den abgezogenen Gasen werden die Kessel und die Winderwärmungs-Apparate geheizt, von welch' letzteren hier hauptsächlich zwei Systeme in Anwendung stehen, eine Art Wasseralfinger Apparat mit horizontal liegenden Kohren von rundem oder ovalem Querschnitt und ein sog. westfälischer Apparat, ebenfalls mit horizontalen Rohren versehen, deren ovaler Querschnitt durch eine Längsscheidewand in zwei Abtheilungen getheilt wird. Erstere erhalten bis 21 Etagen zu je 3 Rohren und gewähren dann eine totale Heizfläche von 134 qm, letztere bis 11 Etagen zu je 7 Rohren mit einer grössten Heizfläche von 286 qm. Neuerdings ist auf der alten Wissener Hütte noch ein Apparat neuester Konstruktion von Gyers aufgestellt worden, bestehend aus vertikalen Doppelröhren mit ovalem Querschnitt bei 134 qm Heizfläche, mit dessen Wirkungsweise man bis jetzt recht zufrieden ist. Mit Hülfe dieser Apparate, deren in der Regel 3, auch 4 und mehr für einen Ofen vorhanden sind, bringt man die Windtemperatur auf 450 bis 550 zu deren Messung man sich Siemensscher Pyrometer (Metallpfropfen, welche nach der Erhitzung in ein Wasserbad gebracht werden) bedient. Bei dem grossen Ofen der neuen Wissener Hütte beträgt die Zahl der Formen 6, bei den übrigen Oefen durchweg 4. Die Windpressung, welche man dabei anwendet, schwankt für gewöhnlich zwischen 3V 2 und 4 Pfd. und erreicht nur bei der alten Wissener Hütte 4Y 2 bis 5 Pfd. bei vierzölligen Düsen. Hinsichtlich der Konstruktion der Gebläsemaschinen ist zu bemerken, dass man sich vorzugsweise den liegenden Maschinen zugewandt und nur bei der neuen Wissener Hütte stehende Maschinen vorgezogen hat. In Betreff der Beschickungs- und Gattirungsverhältnisse herrscht in Folge der Gleichartigkeit der Erze auf den Hütten eine ziemlich weitgehende Uebereinstimmung. Bei der Darstellung von Spiegeleisen mit 10 bis 1 2 % Mangan nimmt man auf 9 0 % gerösteten Spatheisenstein 1 0 % oder % hochmanganhaltigen Stein des Giessener Braunsteinwerks bei Giessen und schlägt 26 bis 2 8 % Kalk zu. Wesentlich verschieden hiervon wird der Möller zusammengesetzt, wenn Bessemereisen erblasen werden soll. Man gattirt dann etwa folgendermassen: 3 0 % Spatheisenstein, 3 0 % Brauneisenstein, 15 bis 2 0 % Eisenglanz, 20 bis 2 5 % Schwefelkiesabbrände (frei von Phosphor).

Beschreibung des Bergrevierä Hamm an der Sieg.

112

Noch anders setzt man die Beschickung bei der Darstellung von Puddeleisen zusammen. Hier besteht sie ungefähr a u s : 4 0 % Spatheisenstein, 4 0 ° / o Brauneisenstein, 2 0 % ßotheisenstein bei guter Qualität oder 2 0 % Puddelschlacke bei geringer Qualität, wird aber je nach der Beschaffenheit, welche das erzeugte Eisen haben soll, so verschiedenartig bemessen, dass sich die Verhältnisszahlen für die einzelnen Erze nur im Allgemeinen angeben lassen. Wie mannigfaltig heutigen Tages die Fabrikation ist, erhellt aus den vielen Eisensorten, die von den Konsumenten verlangt und auch dargestellt werden. Man erbläst: . (1. sog. Treibeisen mit porösem Bruch vom übersetzten Gange, .8 2. mattes, rasch garendes Eisen von dichtem Bruch,. \ß. ordinäres Puddeleisen mit 3 bis 5 % Mangan, -3)4. melirtes Puddeleisen, S 5. scharfstrahliges Eisen mit 5 bis 6 % Mangan, ^ (6. hochstrahliges bis klein spiegeliges Eisen mit 6 bis 8 % Mangan; ^ . i7. klein Spiegel mit 8 bis 1 0 % Mangan, (»

5

g r o s s Spiegel mit 10 bis 1 2 % Mangan, |9. Spiegeleisen mit mehr als 12 bis 3 0 % Mangan (Ferromangan); 10. graues Bessemereisen mit mindestens 2 % Silicium und unter 0,1 Phosphor,

{

11. weisses Bessemereisen mit 3 bis 4 % Mangan und unter 0,1 Phosphor. Während die Wissener Hütten die Fabrikation zeitweise auf alle diese Sorten ausdehnen, erbläst die Heinrichshütte vorzugsweise nur Spiegeleisen mit 8 bis 1 2 % Mangan. Als Brennmaterial werden ausschliesslich westfälische Koks verwandt, deren Aschengehalt nicht über 8 % betragen darf. Zwischen Koksverbrauch lind dargestelltem Eisen besteht etwa das Verhältniss von 0 , 9 : 1 bis 1 , 2 : 1 ; letzteres trifft namentlich bei Bessemereisen zu. Was die Schwere der einzelnen Gicht anlangt, so beträgt diese bei den Oefen der Heinrichshütte 2000 kg Koks und 5000 bis 5300 kg Beschickung (Erz mit Kalkstein); bei den Wissener Oefen 3000 kg Koks, 6300 kg Erz und 1600 kg Kalkstein, entspricht also bei beiden Werken einem relativ fast gleichen Satze, der auf der Wissener Hütte nur geringer bemessen wird, sobald Bessemereisen erzeugt werden soll. Die gewöhnliche Tagesproduktion beläuft sich bei dem grossen Ofen der neuen Wissener Hütte auf 80 bis 90 t, bei den übrigen Oefen auf 45 bis 55 t. In welchem Maasse die Produktion, die noch im Jahre 1830 bei den beiden im Reviere vorhandenen Oefen im Ganzen kaum mehr als 10000 Pfd. = 5 t täglich betrug, inzwischen gestiegen ist, zeigt die nachstehende Tabelle,

Absatz- und Verkehrs Verhältnisse.

113

die bis auf das Jahr 1862 zurückgeht, also einen Zeitraum von 23 Jahren umfasst.

Jahr. 1862 1863 1864 1665 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884

Zahl de betrieben Hochöfe:

a . t. ® n

2 2 3 3 3 3 3 4 4 4 4 4 3 4" 3 3 4 4 5 4 4 3 4

Produktion DurchDurch- Bessemer- DurchPuddelSpiegelschnittsschnittsschnittsroheisen. eisen, eisen, preis preis preis JC. M. Jt. t t t

Summa Eisen t

570 68 1 667 1 698 2 523 4 340 7 559 17 755 19 577 29 989 32 045 40 808 18 559 30 333 44 099 45 331 37 012 34 576 43 138 33 740 40 951 35 298 49 694

4 973 6 835 15 809 15 368 15 766 15 911 18 489 26 499 29 470 35 379 43 007 43 340 20 846 49 376 46 414 48 056 48 561 62 209 68 381 56 034 73 306 62 845 64178

IX.

-

1

)



100 100 90 80 85 95 130 171 161 101 93 84 68 66 95 80 72 72 61 53

4 403 6 767 14 142 13 670 13 243 11 571 10 930 8 744 9 893 5 390 10 962 2 532 2 287 19 043 2 315 2 725 1 892 17 098 13 793 6 151 9 443 14 899 12 135















85 83 72 70 71 79 92 132 108 84 74 77 67 55 75 60 60 62 52 47

— .

















.—





























9 10 11 16 22 12 2

657 535 450 143 912 648 349



63 80 70 68 65 57 50

Absatz- und Verkehrsverhältnisse.

Seit jeher ist ein grosser Theil des gewonnenen Eisensteins, der Menge nach etwa y 3 bis y 2 , über die Grenzen des Reviers hinausgegangen. Zunächst waren es die Horhauser Gruben, welche ihren Eisenstein schon seit 1770 an die am Rhein gelegenen Hütten (Saynerhütte) abgaben. Andere, den Besitzern ferner gelegener Hütten gehörige Gruben im oberen Theile des Reviers, wie Eupel, Eisenhardt, Friedrich, sandten ihre Produkte entweder an diese Verbrauchsstätten oder brachten sie auf den Markt. In diesem Verhältnisse ist bis heute keine wesentliche Aenderung eingetreten, so dass haupt1) Von den Jahren 1862 bis 1864 fehlen die Preisangaben. In den Jahren 1862 und 1863 stand auf der Heinrichshütte und der Wissener Hütte je ein Ofen im Betrieb.

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Absatz- und Verkehrs Verhältnisse.

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die bis auf das Jahr 1862 zurückgeht, also einen Zeitraum von 23 Jahren umfasst.

Jahr. 1862 1863 1864 1665 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884

Zahl de betrieben Hochöfe:

a . t. ® n

2 2 3 3 3 3 3 4 4 4 4 4 3 4" 3 3 4 4 5 4 4 3 4

Produktion DurchDurch- Bessemer- DurchPuddelSpiegelschnittsschnittsschnittsroheisen. eisen, eisen, preis preis preis JC. M. Jt. t t t

Summa Eisen t

570 68 1 667 1 698 2 523 4 340 7 559 17 755 19 577 29 989 32 045 40 808 18 559 30 333 44 099 45 331 37 012 34 576 43 138 33 740 40 951 35 298 49 694

4 973 6 835 15 809 15 368 15 766 15 911 18 489 26 499 29 470 35 379 43 007 43 340 20 846 49 376 46 414 48 056 48 561 62 209 68 381 56 034 73 306 62 845 64178

IX.

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4 403 6 767 14 142 13 670 13 243 11 571 10 930 8 744 9 893 5 390 10 962 2 532 2 287 19 043 2 315 2 725 1 892 17 098 13 793 6 151 9 443 14 899 12 135















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657 535 450 143 912 648 349



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Absatz- und Verkehrsverhältnisse.

Seit jeher ist ein grosser Theil des gewonnenen Eisensteins, der Menge nach etwa y 3 bis y 2 , über die Grenzen des Reviers hinausgegangen. Zunächst waren es die Horhauser Gruben, welche ihren Eisenstein schon seit 1770 an die am Rhein gelegenen Hütten (Saynerhütte) abgaben. Andere, den Besitzern ferner gelegener Hütten gehörige Gruben im oberen Theile des Reviers, wie Eupel, Eisenhardt, Friedrich, sandten ihre Produkte entweder an diese Verbrauchsstätten oder brachten sie auf den Markt. In diesem Verhältnisse ist bis heute keine wesentliche Aenderung eingetreten, so dass haupt1) Von den Jahren 1862 bis 1864 fehlen die Preisangaben. In den Jahren 1862 und 1863 stand auf der Heinrichshütte und der Wissener Hütte je ein Ofen im Betrieb.

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Beschreibung des Bergreriers Hamm an der Sieg.

sächlich nur der nicht ausgeführte Theil der Produktion auf den Hütten des Reviers zur Verschmelzung kommt, und zwar die Förderung der Gruben Wingertshardt, Vereinigung und Rasselskaute auf den Wissener Hütten, diejenige der Gruben Hohegrethe, Huth, Andreas und Petersbach auf der Heinrichshütte. Hinsichtlich der Eisensteinpreise ergiebt die nachstehende Tabelle, welche für den Doppelwagen = 10 t berechnet ist, eine Uebersicht für die Jahre 1870 bis 1884.

Jahr.

1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877

Brauneisenstein,

Roher Spatheisenstein.

iMA

JL

160 165 200 180 130 115 120 130

165 170 220 200 145 125 125 123

Jahr.

Brauneisenstein. M

1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884

130 145 180 130 130 115 107

Roher Spatheisenstein. Jt.

123 125 150 115 120 103 97

Aus diesen Angaben ist zu ersehen, dass der Brauneisenstein bis zum Jahre 1876 einschl. einen geringeren Preis hatte, als der Spatheisenstein, seitdem aber höher im Werthe steht, was in der steten Abnahme des Brauneisensteins nach der Tiefe und dem vermehrten Bedarf zur Darstellung von Bessemereisen seinen Grund hat. Die Zugutemachung der neben dem Eisenstein gewonnenen Kupfer-, Bleiund Zinkerze erfolgt durchweg auf ausserhalb des Reviers gelegenen Hütten. Das Absatzgebiet für das auf den Hütten des Reviers dargestellte Spiegeleisen ist vorzugsweise das Ausland (Amerika, Belgien, Frankreich, England, Russland), für das Bessemer- und Puddelroheisen hauptsächlich das Inland und insbesondere das rheinisch-westfälische Industriegebiet. Die Verkehrsverhältnisse im Revier können im Allgemeinen als günstige bezeichnet werden, denn in keinem Theile desselben, wo ein lebhafter Bergbau umgeht, entbehrt man naher Eisenbahnverbindungen. Für den sehr bedeutenden Grubenkomplex bei Horhausen, bei welchem es sich um ein jährliches Transportquantum von 60 000 bis 65000 t Eisenstein handelt, ist dieses günstige Verhältniss allerdings erst im Jahre 1884 mit Eröifnung der Unterwesterwaldbahn Engers-Altenkirchen und mit Fertigstellung der an die Hauptbahn bei Seifen anschliessenden schmalspurigen Locomotivbahn von der Grube Louise aus eingetreten.

Absatz- und Verkehrsverhältnisse.

115

Diese Anschlussbahn mit 1 m Spurweite transportirt die Eisensteine der Gruben Louise und Friedrich Wilhelm und n i m m t in der Mitte ihrer Länge bei dem Hofe H a u s Bruch noch die F ö r d e r u n g der Grube Harzberg auf, welche bis hierher mittelst einer 2 km langen Drahtseilbahn gebracht wird. Auf der Bahn fahren Züge von 16 bis 20 Wagen zu je 5 t Nutzlast, m i t Ausnahme der kurzen, stark ansteigenden Strecke vor dem Bahnhofe Seifen, auf welcher die Locomotive n u r Züge von 8 Wagen fortzuschaffen vermag. Abgesehen von den Vortheilen, welche den Bergbau bei Horhausen durch die Eröffnung der Unterwesterwaldbahn zu Gute kommen, wird dieselbe voraussichtlich auch auf den Bergbau in der U m g e b u n g von Altenkirchen, der zur Zeit nur schwach betrieben wird, eine belebende Einwirkung äussern. Wesentlich günstiger lagen die Transportverhältnisse schon seit längerer Zeit f ü r die Gruben im Sieggebiete. Hier kam zu den schon seit der Mitte der 40er J a h r e bestehenden Längs- und Querchausseen des Siegthals bereits im J a h r e 1860 die Deutz-Giessener Eisenbahn und mit dieser die erwünschte Hauptverbindung mit den Industriebezirken Rheinlands und Westfalens. Dass diese erleichterte Abfuhr der Produkte nicht bloss auf den Bergbau, sondern auch auf die Hüttenindustrie zurückwirken musste, veranschaulichen in deutlichster Weise die Produktionstabellen. Die Roheisenerzeugung wuchs von 1863 auf 1864 u m mehr als das Doppelte und stieg dann fortdauernd bis zur Höhe von 60 000 bis 7 0 0 0 0 t — die Grenze, welche sie mit den gegenwärtigen Betriebsmitteln nur noch ausnahmsweise überschreiten wird. In entsprechendem Maasse h a t auch die Eisensteingewinnung zugenommen. Von den Hütten des Reviers liegt die Heinrichshütte zwar nicht unmittelbar an der Deutz-Giessener Eisenbahn, ist jedoch seit Kurzem durch eine von der Bauverwaltung der Eisenbahnlinie Au-Altenkirchen zum Materialientransport benutzte schmalspurige Locomotivbahn, deren Mitbenutzung eingeräumt ist, mit dem Bahnhofe Au verbunden. Die Anfuhr des Eisensteins von den zugehörigen Gruben Huth, Andreas und Petersbach findet noch per Achse statt, und nur von der Grube Hohegrethe vermittelt eine 1,5 km lange Drahtseilbahn den Transport zur Heinrichshütte. Von den beiden H ü t t e n der Wissener Aktiengesellschaft liegt die neue oder Alfred-Hütte gegenüber der Station Wissen unmittelbar an den Gleisen der Hauptbahn, dagegen die alte H ü t t e in Brückhöfe an einer schmalspurigen Locomotivbahn, welche einerseits die Verbindung mit der Hauptbahn herstellt und andererseits über die alte H ü t t e hinaus sich bis zu der 9 km entfernten Grube Vereinigung fortsetzt. Auf dieser Bahn werden die Erze der Grube Vereinigung und auch der Grube W i n g e r t s h a r d t zu beiden Hütten gebracht. Die Erze der letzteren Grube gehen ihr bei der Station Steeg mittelst einer Drahtseilbahn zu, welche den steilen Höhenrücken bei Wingertsh a r d t mit einer Maximalsteigung von ] : 2,7 und einem Maximalfall von 1 : 4 überschreitet. I m Ganzen h a t die Schmalspurbahn jährlich ein Eisenstein-

116

Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

quantum von etwa 40000 bis 45000 t zu transportiren, was mit zwei Zügen pro Arbeitstag 1 erreicht wird. Die anderen an der oberen Sieg gelegenen Gruben, wie Friedrich, Eisengarten, Eupel, verfrachten ihre Produkte auf kurzen schmalspurigen Pferdebahnen nach der Bahnstation Niederhövels. Eine nicht unwesentliche Verbesserung werden die Transportwege noch durch die Vollendung der bereits im Bau begriffenen Bahnlinie AltenkirchenAu erhalten, da diese Bahn gerade den mittleren Theil des Reviers mit der Hauptbahn Deutz-Giessen in Verbindung setzt. Nach der durch das Gesetz vom 7. Mai 1885 bereits genehmigten Ausführung einer Staatsbahn mit Sekundärbetrieb von Wissen nach Morsbach durch das Wisserthal wird auch der nördliche Theil des Reviers, welcher noch einige wichtige Gruben enthält, einem erleichterten Verkehr erschlossen werden.

X.

Bergrechtliche Verhältnisse.

Wie im Abschnitt VII S. 96 bereits erwähnt wurde, galten m Reviere Hamm früher nicht weniger als fünf Bergordnungen, nämlich: a. die Kurtriersche vom 22. Juli 1564 in den Kirchspielen Horhausen und Peterslahr, b. die Kurkölnische vom 4. Januar 1669 in der Herrlichkeit Lahr und dem Amte Schönstein, c. die Kursächsische vom 12. J u n i 1589 im Sayn-Altenkirchenschen, d. dieNassau-Katzenelnbogische vom 1. September 1559 im Sayn-Hacbenburgischen, e. die Wildenburgische von 1607 in der Herrschaft Wildenburg. Welche Lage und Ausdehnung die einzelnen Geltungsbereiche hatten, ist auf der beigegebenen Bergordnungskarte veranschaulicht. Neben diesen Bergordnungen kamen als Subsidiarrecht im Bereiche der Kurtrierschen und Kursächsischen Bergordnung das gemeine Bergrecht und in der Herrschaft Wildenburg das Allg. Landrecht Th. II Tit. 16 §§ 69 bis 480 sowie die Jülich-Bergische Bergordnung vom 21. März 1719 zur Anwendung. Den verschiedenen Gesetzen entsprechend bieten auch die im Reviere bestehenden Grubenfelder hinsichtlich ihrer Grösse und Gestalt ein Bild grosser Mannigfaltigkeit. Ihre Ausdehnung beträgt im Bereiche der Bergordnung unter a. eine Fundgrube zu 42 Ltr. Länge und 2 Maassen, jede zu 28 Ltr. Länge mit einer Vierung von 7 Ltr. in's Hangende und ebensoviel in's Liegende;

116

Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

quantum von etwa 40000 bis 45000 t zu transportiren, was mit zwei Zügen pro Arbeitstag 1 erreicht wird. Die anderen an der oberen Sieg gelegenen Gruben, wie Friedrich, Eisengarten, Eupel, verfrachten ihre Produkte auf kurzen schmalspurigen Pferdebahnen nach der Bahnstation Niederhövels. Eine nicht unwesentliche Verbesserung werden die Transportwege noch durch die Vollendung der bereits im Bau begriffenen Bahnlinie AltenkirchenAu erhalten, da diese Bahn gerade den mittleren Theil des Reviers mit der Hauptbahn Deutz-Giessen in Verbindung setzt. Nach der durch das Gesetz vom 7. Mai 1885 bereits genehmigten Ausführung einer Staatsbahn mit Sekundärbetrieb von Wissen nach Morsbach durch das Wisserthal wird auch der nördliche Theil des Reviers, welcher noch einige wichtige Gruben enthält, einem erleichterten Verkehr erschlossen werden.

X.

Bergrechtliche Verhältnisse.

Wie im Abschnitt VII S. 96 bereits erwähnt wurde, galten m Reviere Hamm früher nicht weniger als fünf Bergordnungen, nämlich: a. die Kurtriersche vom 22. Juli 1564 in den Kirchspielen Horhausen und Peterslahr, b. die Kurkölnische vom 4. Januar 1669 in der Herrlichkeit Lahr und dem Amte Schönstein, c. die Kursächsische vom 12. J u n i 1589 im Sayn-Altenkirchenschen, d. dieNassau-Katzenelnbogische vom 1. September 1559 im Sayn-Hacbenburgischen, e. die Wildenburgische von 1607 in der Herrschaft Wildenburg. Welche Lage und Ausdehnung die einzelnen Geltungsbereiche hatten, ist auf der beigegebenen Bergordnungskarte veranschaulicht. Neben diesen Bergordnungen kamen als Subsidiarrecht im Bereiche der Kurtrierschen und Kursächsischen Bergordnung das gemeine Bergrecht und in der Herrschaft Wildenburg das Allg. Landrecht Th. II Tit. 16 §§ 69 bis 480 sowie die Jülich-Bergische Bergordnung vom 21. März 1719 zur Anwendung. Den verschiedenen Gesetzen entsprechend bieten auch die im Reviere bestehenden Grubenfelder hinsichtlich ihrer Grösse und Gestalt ein Bild grosser Mannigfaltigkeit. Ihre Ausdehnung beträgt im Bereiche der Bergordnung unter a. eine Fundgrube zu 42 Ltr. Länge und 2 Maassen, jede zu 28 Ltr. Länge mit einer Vierung von 7 Ltr. in's Hangende und ebensoviel in's Liegende;

Bergrechtliche Verhältnisse.

117

b. 1. auf Eisensteingängen eine Fundgrube zu 42 Ltr. Länge und 1 Maasse zu 28 Ltr. Länge mit einer Vierung von 3 y 2 Ltr. in's Hangende und ebensoviel in's Liegende; 2. auf den übrigen Gängen eine Fundgrube zu 42 Ltr. Länge und 2 Maassen zu je 28 Ltr. Länge mit der Vierung wie zu 1; c. eine Fundgrube zu 42 Ltr. Länge und 2 Maassen zu je 28 Ltr. Länge mit einer Vierung von 372 Ltr. in's Hangende und ebensoviel in's Liegende; d. eine Fundgrube zu 84 Ltr. Länge und 3 Maassen zu je 42 Ltr. Länge mit einer Vierung von 21 Ltr. in's Hangende und ebensoviel in's Liegende; e. 1. unter Anwendung der Jülich-Bergischen Bergordnung eine Fundgrube zu 80 Ltr. Länge und 4 Maassen zu je 28 Ltr. Länge mit einer Vierung von 4 Ltr. in's Hangende und ebensoviel in's Liegende; 2. unter Anwendung des Allg. Landrechts eine Fundgrube zu 42 Ltr. Länge und 3 bis 12 Maassen zu jö 28 Ltr. Länge mit einer Vierung von 3V2 Ltr. in's Hangende und ebensoviel in's Liegende. Zu diesen Feldern treten noch die nach dem Gesetze vom 1. Juli 1821 verliehenen Geviertfelder und die nach dem Allerhöchsten Erlass vom 1. September 1842 auf zerstreute (nesterweise) Vorkommen verliehenen Distriktsfelder. Hiernach bestehen zur Zeit im Reviere 1. drei Distriktsfelder, nämlich das Distriktsfeld Heideblume mit einem Flächeninhalt von 55668300 qm im Reviere Hamm (der übrige Theil im Reviere Brühl-Unkel); dasHorhauser Distriktsfeld in derGrösse von 8189771,8qm; das Weisweilersche Distriktsfeld in der Grösse von 29 474 988 qm. 2. Grubenfelder mit gevierter Vermessung: a. nach dem Gesetze vom 1. Juli 1821 77 Gruben mit 77004029 qm; b. nach dem Allg. Berggesetze vom 24. Juni 1865 verliehen und umgewandelt 714 Gruben mit 73 352 837 qm. 3. Grubenfelder mit Längenvermessung: a. nach der Kurtrierschen Bergordnung 24 Felder mit 48 Maassen; b. nach der Kurkölnischen Bergordnung 57 Felder mit 56 Fundgruben und 119 Maassen; c. nach der Kursächsischen Bergordnung 24 Felder mit 48 Maassen; d. nach der Nassau-Katzenelnbogischen Bergordnung 64 Felder mit 63 Fundgruben und 179 Maassen; e. nach der Wildenburgischen und der Jülich-Bergischen Bergordnung 17 Felder mit 17 Fundgruben und 58 Maassen, beziehungsweise dem Allg. Landrecht 77 Felder und 652 Maassen. Die Zahl aller verliehenen Felder beträgt zur Zeit 991, von denen 281 von Aktiengesellschaften, 341 von sonstigen Eigenthümern, 108 von Gewerkschaften des alten Rechts, 261 von Gewerkschaften des neuen Rechts besessen werden. Von den nach älterem Rechte verliehenen Feldern sind seither auf Grund

118

Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

des § 215 des Allg. Berggesetzes 207 aus gestreckten in gevierte Felder umgewandelt worden und 267 als gestreckte Felder bestehen geblieben. Consolidirte Felder bestehen 26, in denen 87 Einzelfelder vereinigt sind. Was im Uebrigen die Berggesetzgebung und die bergrechtlichen Verhältnisse, sowie die Verwaltung des Bergwesens betrifft, so bestehen gegenwärtig für das Revier dieselben allgemeinen Vorschriften und Einrichtungen, welche in dieser Beziehung in den übrigen Landestheilen und insbesondere in den rechtsrheinischen Revieren des Oberbergamtsbezirks massgebend sind. Zu erwähnen wäre noch, dass der rechts der Sieg gelegene Theil des Reviers bezw. der Bürgermeistereien Friesenhagen und Wissen zum Geltungsbereiche des rheinischen Rechts und zum Oberlandesgerichtsbezirke Köln, das ganze übrige Revier dagegen zum Geltungsbereiche des gemeinen Rechts und zum Bezirke des Oberlandesgerichts Frankfurt a. M. gehört.

XI.

Bergwerksstenern.

Die hauptsächlichste Abgabe, welche seit der Zeit der Bergordnungen von den Bergbautreibenden an den Regalinhaber zu entrichten war, bestand im Zehnten, der bald in natura, bald in Gelde entrichtet werden musste, je nachdem der Landesherr die Erze selbst verhütten liess oder nicht. In einzelnen Gebieten, so in dem Kurkölnischen, war der Zehnte mit Ausnahme desjenigen vom Eisenstein nicht von den Erzen, sondern von dem daraus gewonnenen Metall zu entrichten; erst durch die Königliche Kabinetsordre vom 24. Februar 1820 wurde der Metallzehnte aufgehoben und in den Erzzehnten umgewandelt ( B r a s s e r t , Bergordnungen S. 540). Auch im Kurtrierschen Gebiete wurde der Zehnte von dem dargestellten Silber, im Uebrigen aber von den Erzen erhoben. Ein gänzlicher Erlass oder eine Herabsetzung des Zehnten auf den Fünfzehnten fand nur in besonderen Fällen auf eine bestimmte Zeit statt, die spätestens mit der ersten Ausbeute ihre Endschaft erreichte. (Vergl. a. a. 0 . S. 196, 197.) Im Bereiche der Kursächsischen, Nassau-Katzenelnbogischen und der Wildenburgischen Bergordnung kam durchweg der Erzzehnte zur Verrechnung und zwar im Gebiete der Grafschaft Sayn-Altenkirchen auf Grund des Onolzbachschen Rescripts vom 7. Januar 1792 mit der Begünstigung, dass die Kupfer-, Blei- und Kobalterz-Bergwerke bis zum Freibau vom Zehnten und später vom Zwanzigsten völlig befreit blieben, und in dem Sayn-Hachenburgischen Landestheile mit der Begünstigung, dass alle Bergwerke zwei Freijahre genossen (a. a. 0. S. 346 u. S. 6). Ausser dem Zehnten waren überall noch verschiedene andere Abgaben,

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Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

des § 215 des Allg. Berggesetzes 207 aus gestreckten in gevierte Felder umgewandelt worden und 267 als gestreckte Felder bestehen geblieben. Consolidirte Felder bestehen 26, in denen 87 Einzelfelder vereinigt sind. Was im Uebrigen die Berggesetzgebung und die bergrechtlichen Verhältnisse, sowie die Verwaltung des Bergwesens betrifft, so bestehen gegenwärtig für das Revier dieselben allgemeinen Vorschriften und Einrichtungen, welche in dieser Beziehung in den übrigen Landestheilen und insbesondere in den rechtsrheinischen Revieren des Oberbergamtsbezirks massgebend sind. Zu erwähnen wäre noch, dass der rechts der Sieg gelegene Theil des Reviers bezw. der Bürgermeistereien Friesenhagen und Wissen zum Geltungsbereiche des rheinischen Rechts und zum Oberlandesgerichtsbezirke Köln, das ganze übrige Revier dagegen zum Geltungsbereiche des gemeinen Rechts und zum Bezirke des Oberlandesgerichts Frankfurt a. M. gehört.

XI.

Bergwerksstenern.

Die hauptsächlichste Abgabe, welche seit der Zeit der Bergordnungen von den Bergbautreibenden an den Regalinhaber zu entrichten war, bestand im Zehnten, der bald in natura, bald in Gelde entrichtet werden musste, je nachdem der Landesherr die Erze selbst verhütten liess oder nicht. In einzelnen Gebieten, so in dem Kurkölnischen, war der Zehnte mit Ausnahme desjenigen vom Eisenstein nicht von den Erzen, sondern von dem daraus gewonnenen Metall zu entrichten; erst durch die Königliche Kabinetsordre vom 24. Februar 1820 wurde der Metallzehnte aufgehoben und in den Erzzehnten umgewandelt ( B r a s s e r t , Bergordnungen S. 540). Auch im Kurtrierschen Gebiete wurde der Zehnte von dem dargestellten Silber, im Uebrigen aber von den Erzen erhoben. Ein gänzlicher Erlass oder eine Herabsetzung des Zehnten auf den Fünfzehnten fand nur in besonderen Fällen auf eine bestimmte Zeit statt, die spätestens mit der ersten Ausbeute ihre Endschaft erreichte. (Vergl. a. a. 0 . S. 196, 197.) Im Bereiche der Kursächsischen, Nassau-Katzenelnbogischen und der Wildenburgischen Bergordnung kam durchweg der Erzzehnte zur Verrechnung und zwar im Gebiete der Grafschaft Sayn-Altenkirchen auf Grund des Onolzbachschen Rescripts vom 7. Januar 1792 mit der Begünstigung, dass die Kupfer-, Blei- und Kobalterz-Bergwerke bis zum Freibau vom Zehnten und später vom Zwanzigsten völlig befreit blieben, und in dem Sayn-Hachenburgischen Landestheile mit der Begünstigung, dass alle Bergwerke zwei Freijahre genossen (a. a. 0. S. 346 u. S. 6). Ausser dem Zehnten waren überall noch verschiedene andere Abgaben,

Bergwerkssteuern.

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wie Rezess- und Quatembergeld, Fahrgebühren, Gedingegeld und sonstige Sportein zu entrichten, die aber nur geringere Beträge ausmachten. Nachdem die verschiedenen Landestheile an Preussen gekommen waren, blieb der Zehnte noch bis zu dem Gesetze vom 12. Mai 1851 bestehen, durch welches er auf den Zwanzigsten ermässigt wurde. Neben letzterem legte dieses Gesetz den im Betrieb stehenden Bergwerken an Stelle der gleichzeitig aufgehobenen Abgaben eine Aufsichtssteuer auf, die ein Procent von dem Werthe bezw. Erlöse der Produkte beträgt. Diese Besteuerung änderte sich dann wieder durch das Gesetz vom 22. Mai 1861 und zuletzt durch das Gesetz vom 20. Oktober 1862, demzufolge nunmehr, nach Aufhebung aller sonstigen Bergwerksabgaben, die von dem Bruttoertrage der Bergwerke an den Staat zu entrichtende Bergwerksabgabe ein Procent beträgt, so dass seitdem mit Einschluss der Aufsichtssteuer zwei Procent von dem Werthe bezw. Erlöse der abgesetzten Produkte zu entrichten sind. Von grösserer Wichtigkeit als diese Abgabenermässigung war für das Revier die in dem Gesetze vom 20. Oktober 1862 gleichzeitig ausgesprochene Aufhebung aller bis dahin von den Eisensteinbergwerken an den Staat entrichteten Abgaben, so dass von da ab nur noch die im Reviere vorkommenden Blei-, Antimon-, Nickel-, Kupfer-und Zinkerze zu versteuern blieben. Die Bergwerkssteuern ergaben im Reviere seit dem Jahre 1853 die nachstehenden Beträge: 1853 !) 912 M. 18 Pf. 1869 4361 M. 91 Pf. 1125 77 96 J> 1854 1870 3036 n 48 „ 1855 1097 n 63 n 1871 2983 H 92 „ 848 n 63 » 1856 4228 n 95 „ 1872 1857 2416 j> 29 » 5574 » 49 „ 1873 1885 V 24 » 1858 1874 6253 » 81 „ 837 » 60 n 1859 4788 » 28 „ 1875 1860 484 » 34 » 6095 » 19 „ 1876 2897 » 74 » 1861 6262 » 84 „ 1877 1862 2) 1066 n 70 n 4154 84 „ 1878 77 18633) 568 n 6 n 2847 57 , 1879 77 1864*) 853 n 80 j> 4422 » 99 „ 1880 1865 5 ) 2013 n 45 ii 4853 n 50 „ 1881 1866 2006 » 38 n 1882 3761 77 38 „ 1867 1959 » 08 77 1860 71 97 „ 1883 1202 71 77 „ 1868 2671 T> 06 n 1884 1) 5 Procent (Zwanzigste) und 1 Prozent Aufsichtssteuer. 2) 4 Procent und 1 Prozent Aufsichtssteuer. 3) 3 Procent und 1 Prozent Aufsichtssteuer. (Eisenstein vom 1. Januar 1863 ab steuerfrei.) 4) 2 Procent und 1 Prozent Aufsichtssteuer. 5) 1 Procent und 1 Prozent Aufsichtssteuer.

120

Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

XD.

Arbeiteryerhältnisse.

Seit dem Jahre 1770 mag die Zahl der im Reviere beschäftigten Bergleute schon bedeutend gewesen sein, denn allein auf den Werken der Wissener Gesellschaft waren etwa 4 0 0 Mann beschäftigt, wozu noch die Bergleute der Sayn-Hachenburgischen Gruben bei Hamm und der Kurtrierschen Gruben bei Horhausen kamen. Gegen den Anfang dieses Jahrhunderts scheint die Zahl derselben aber wieder erheblich zurückgegangen zu sein, da sie sogar im Jahre 1835 nur etwa 300 betrug. In den nachfolgenden Jahren bis 1860 schwankte sie zwischen 500 bis 700, nahm dann aber mit der Steigerung der Produktion rasch zu. Während des Jahres 1884 standen 3224 Bergleute im Jahresmittel (gegen 3415 im Jahre 1883) in Arbeit, welche 6202 Angehörige ernährten. Neben diesen fanden auf den Hütten des Reviers noch 395 Hüttenleute und sonstige Arbeiter Beschäftigung. Von den 3224 Bergleuten arbeiteten 2173 unter und 1051 über Tage; unter den letzteren waren 289 jugendliche Arbeiter. Die Zahl der weiblichen Arbeiter betrug 89, von denen 31 zu den jugendlichen Arbeitern gehörten. Der bei weitem grösste Theil der Bergleute ist in den den Gruben nahe gelegenen Ortschaften angesessen und besitzt in den meisten Fällen ein kleines Haus nebst etwas Ackerland zum Anbau von Kartoffeln oder Getreide, so dass ein Schwein gemästet, zuweilen auch eine Kuh gehalten werden kann. Minder günstig sind diejenigen Bergleute gestellt, welche keinen eigenen Heerd besitzen, auf Mietwohnungen angewiesen sind und nur von ihrem Verdienste leben. Auf einigen Gruben an der Sieg, in deren Nähe nur kleine Ortschaften und Höfe liegen, wie Eupel und Friedrich, haben die Bergwerksbesitzer Familienhäuser errichtet und an die Arbeiter zu Preisen vermiethet, welche weit mässiger sind, als diejenigen anderer Mietwohnungen. So werden z. B. aut der Grube Friedrich für eine derartige Wohnung, welche aus einer Wohnstube, zwei Kammern, Küche, Keller, Stall für Schwein und Ziege oder Kuh besteht, und zu der ein Stück Gartenland für den Anbau von Gemüse oder Kartoffeln gehört, monatlich 7 M. bezahlt. Aehnlich sind die Verhältnisse auf der Grube Eupel, wo die Wohnungen, welche etwa die gleiche Grösse wie jene auf der Grube Friedrich haben, einschliesslich eines Stück Landes gegen eine Miethsentschädigung von 6 M. 25 Pf. pro Monat überlassen werden. Weiterhin ist für Unterkommen und Beköstigung desjenigen Theiles der Belegschaften, welcher aus fremden Arbeitern der Provinzen Westfalen und Hessen-Nassau besteht, durch Menagen gesorgt, die auf den Gruben selbst eingerichtet sind. In solchen Menagen, wie deren auf den Gruben Hohe-

Arbeiterverhältiiisse.

Unglücksfälle.

121

grethe, Wingertshardt, Friedrich und Eisengarten vorhanden sind, erhalten die Arbeiter für 2,50 bis B M. monatlich eine Schlafstelle mit Bett und Schrank, und zahlen für die ganze Kost täglich 1 M. oder für Mittagbrod einschliesslich Kaffee Morgens und Abends (ohne Brod) 60 bis 70 Pf. Bei dem Mittagbrod ist in der Regel die Fleischportion (nicht unter 100 g), wie die Art der Zuspeise dem Menagenmeister vorgeschrieben. Der auf Kost und Logis entfallende Betrag wird seitens der Grubenverwaltung von dem monatlichen Verdienste zurückbehalten. Sonstige Waaren (Tabak, Bier etc.) dürfen nicht kreditirt, sondern müssen baar bezahlt werden. Dje Löhne der Arbeiter haben sich in den letzten Jahren ziemlich konstant auf einer mittleren Höhe gehalten. Im Jahre 1884 betrugen sie im Durchschnitt auf den Gruben bei Horhausen 1,99 M., auf den Gruben bei Hamm 2,12 M. und auf denjenigen an der Sieg 2,38 M. (gegen 2,16 M. bezw. 2,35 M. und 2,50 M. im Jahre 1883) pro achtstündige Schicht für den unter Tage beschäftigten Arbeiter. Die über Tage, in den Aufbereitungsanstalten, bei den Röstöfen etc. beschäftigten Arbeiter verdienten Löhne bis zu 2 M. pro zwölfstiindige Schicht. Entsprechend diesen annähernd gleich gebliebenen Löhnen hat auch die Arbeitsleistung während der letzten Jahre nur wenig geschwankt. Im Mittel lässt sich dieselbe für das ganze Revier auf etwa 80 t pro J a h r und Mann der Belegschaft annehmen. Werden nur die unter Tage beschäftigten Arbeiter in Betracht gezogen, so stellt sie sich bedeutend höher und steigt auf einzelnen Gruben bis zu 155 t, bleibt bei anderen aber unter 90 t und erreicht im Gesammtdurchschnitt 120 t. Der Werth der Leistung eines Arbeiters ist dabei freilich gegenwärtig in Folge der niedrigen Preise kein hoher; er bewegt sich zwischen 700 bis 800 M. Bei der im Grossen und Ganzen nicht ungünstigen materiellen Lage der Arbeiterbevölkerung ist auch der Gesundheitszustand derselben ein meist befriedigender. Nur bringt erfahrungsmässig das Frühjahr mit seinen scharfen Ostwinden eine nicht geringe Anzahl von Lungenentzündungen, von denen viele tödtlich verlaufen — eine Erscheinung, welche mit den zum Theil weiten Anfahrwegen im Zusammenhang steht.

XIII.

Unglücksfälle.

Leider hat der Bergbau des Reviers in jedem Jahre Unglücksfälle im Gefolge, welche, wenngleich mehr vereinzelt und nicht als Massenunglücke auftretend, doch schliesslich durch ihre Häufigkeit zu einer verhältnissmässig hohen Verunglückungsziffer führen. Dies zeigt die nachstehende Tabelle,

Arbeiterverhältiiisse.

Unglücksfälle.

121

grethe, Wingertshardt, Friedrich und Eisengarten vorhanden sind, erhalten die Arbeiter für 2,50 bis B M. monatlich eine Schlafstelle mit Bett und Schrank, und zahlen für die ganze Kost täglich 1 M. oder für Mittagbrod einschliesslich Kaffee Morgens und Abends (ohne Brod) 60 bis 70 Pf. Bei dem Mittagbrod ist in der Regel die Fleischportion (nicht unter 100 g), wie die Art der Zuspeise dem Menagenmeister vorgeschrieben. Der auf Kost und Logis entfallende Betrag wird seitens der Grubenverwaltung von dem monatlichen Verdienste zurückbehalten. Sonstige Waaren (Tabak, Bier etc.) dürfen nicht kreditirt, sondern müssen baar bezahlt werden. Dje Löhne der Arbeiter haben sich in den letzten Jahren ziemlich konstant auf einer mittleren Höhe gehalten. Im Jahre 1884 betrugen sie im Durchschnitt auf den Gruben bei Horhausen 1,99 M., auf den Gruben bei Hamm 2,12 M. und auf denjenigen an der Sieg 2,38 M. (gegen 2,16 M. bezw. 2,35 M. und 2,50 M. im Jahre 1883) pro achtstündige Schicht für den unter Tage beschäftigten Arbeiter. Die über Tage, in den Aufbereitungsanstalten, bei den Röstöfen etc. beschäftigten Arbeiter verdienten Löhne bis zu 2 M. pro zwölfstiindige Schicht. Entsprechend diesen annähernd gleich gebliebenen Löhnen hat auch die Arbeitsleistung während der letzten Jahre nur wenig geschwankt. Im Mittel lässt sich dieselbe für das ganze Revier auf etwa 80 t pro J a h r und Mann der Belegschaft annehmen. Werden nur die unter Tage beschäftigten Arbeiter in Betracht gezogen, so stellt sie sich bedeutend höher und steigt auf einzelnen Gruben bis zu 155 t, bleibt bei anderen aber unter 90 t und erreicht im Gesammtdurchschnitt 120 t. Der Werth der Leistung eines Arbeiters ist dabei freilich gegenwärtig in Folge der niedrigen Preise kein hoher; er bewegt sich zwischen 700 bis 800 M. Bei der im Grossen und Ganzen nicht ungünstigen materiellen Lage der Arbeiterbevölkerung ist auch der Gesundheitszustand derselben ein meist befriedigender. Nur bringt erfahrungsmässig das Frühjahr mit seinen scharfen Ostwinden eine nicht geringe Anzahl von Lungenentzündungen, von denen viele tödtlich verlaufen — eine Erscheinung, welche mit den zum Theil weiten Anfahrwegen im Zusammenhang steht.

XIII.

Unglücksfälle.

Leider hat der Bergbau des Reviers in jedem Jahre Unglücksfälle im Gefolge, welche, wenngleich mehr vereinzelt und nicht als Massenunglücke auftretend, doch schliesslich durch ihre Häufigkeit zu einer verhältnissmässig hohen Verunglückungsziffer führen. Dies zeigt die nachstehende Tabelle,

122

Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg.

welche die Verungltickungen mit tödtlichem Ausgange aus den Jahren 1867 bis 1884 umfasst.

|

I

I 11 1

| -H |

2

1

1

Zusammen

Ueber Tage

durch den Förderkorb oder andere in den Schacht gefallene Gegenstände

Auf sonstige I - I I Weise I 1 1 I I I l 1 I

1 1 2

1

I

3

11 I

I I

|

Durch Sturz in den Schacht

|

bei der Seilfahrt 1 I

| --

auf der Fahrt

Durch Steinfa

Anzahl der Arbeiter

Im Jahre

Bei der Schies arbeit |

2 1 3 2 2 3 2 1 3

1 2 1 1 3 2 1

1 1 1 - 1 1 1 1 1 1 1 1 1 - 1 1 - «

1 2

1 11I 1 1 1 1M

1 1 3 3 4

1 1 1 11 1 11 11 1 11 I I 1 I

M-H^-H^rtr-.

1632 1964 2107 1856 2336 2713 2638 2543 2429 2620 2682 2626 2858 3132 3390 3371 3415 3224

|

1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884

In Schächten



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