Pietas victrix - Der Sieg der Pietas [Reprint 2013 ed.] 9783110940572, 9783484365735

This is the first new critical dual-language (Latin/German) edition of one of the most important New Latin Jesuit dramas

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German Pages 395 [396] Year 2002

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Table of contents :
Vorwort
Einleitung
1. Zu Leben und Werk Avancinis
2. Das Jesuitendrama
3. Avancinis Pietas victrix
3.1. Uraufführung
3.2. Quellen
3.3. Handlung
3.4. Aspekte der Deutung und Rezeption
3.5. Inszenierung
Literaturverzeichnis
1. Forschungsliteratur zu Nicolaus Avancini und zum Jesuitendrama
2. Quellen
3. Sonstige Literatur
Pietas victrix / Der Sieg der Pietas
Abbildungen (Titelseite und Kupferstiche der Erstausgabe 1659)
Obsigende Gottseeligkeit (Perioche)
Editionsbericht
1. Überlieferung
2. Eingriffe
3. Kollation
Anmerkungen
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Pietas victrix - Der Sieg der Pietas [Reprint 2013 ed.]
 9783110940572, 9783484365735

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Frühe Neuzeit Band 73 Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext In Verbindung mit der Forschungsstelle „Literatur der Frühen Neuzeit" an der Universität Osnabrück Herausgegeben von Jörg Jochen Berns, Klaus Garber, Wilhelm Kühlmann, Jan-Dirk Müller und Friedrich Vollhardt

Nicolaus Avancini S. J.

Pietas victrix Der Sieg der Pietas Herausgegeben, übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Lothar Mündt und Ulrich Seelbach

Max Niemeyer Verlag Tübingen 2002

Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Avancini, Niccolò : Pietas victrix = Der Sieg der Pietas / hrsg., übers., eingeleitet und mit Anm. vers, von Lothar Mündt und Ulrich Seelbach. - Tübingen: Niemeyer, 2002 (Frühe Neuzeit; Bd. 73) ISBN 3-484-36573-0

ISSN 0934-5531

© Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2002 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Satz: Pagina, Tübingen Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Einband: Heinr. Koch, Tübingen

Inhalt Vorwort

VII

Einleitung 1. Zu Leben und Werk Avancinis 2. Das Jesuitendrama 3. Avancinis Pietas victrix 3.1. Uraufführung 3.2. Quellen 3.3. Handlung 3.4. Aspekte der Deutung und Rezeption 3.5. Inszenierung

IX IX XII XIV XV XVI XVIII XXIV XXVIII

Literaturverzeichnis 1. Forschungsliteratur zu Nicolaus Avancini und zum Jesuitendrama 2. Quellen

XXXIII

3. Sonstige Literatur Pietas victrix / Der Sieg der Pietas

XXXIII XXXVII XXXVIII 1

Abbildungen (Titelseite und Kupferstiche der Erstausgabe 1659)

299

Obsigende Gottseeligkeit (Perioche)

309

Editionsbericht 1. Überlieferung 2. Eingriffe 3. Kollation Anmerkungen

318 318 320 336 343

Vorwort Die Pläne für die vorliegende Neuausgabe von Avancinis Pietas victrix gehen zurück auf ein neulateinisches Seminar, das Hans-Gert Roloff im Sommersemester 1985 am damaligen Fachbereich Germanistik der Freien Universität Berlin veranstaltet hat. Den Teilnehmern dieses Seminars wie dem Seminarleiter danken die Herausgeber für ihre zwar nicht dem Wortlaut nach, aber als Geist jenes anregenden Seminars fortwirkenden Bemühungen, für den Text einer Reihe von Szenen die detailgenaue deutschsprachige Entsprechung zu finden. Edition und Übersetzung wurden bereits 1989 fertiggestellt. Daß sie mehr als die Horazischen neun Jahre benötigt haben, Leser zu finden, war nicht im Sinne der Herausgeber; die Verzögerung wurde aber zur nochmaligen gründlichen Durchsicht und Überarbeitung aller Teile des Buches genutzt. Für die mehr als geduldige Mitarbeit und die Umsetzung von allfälligen Änderungen danken wir Thomas Ziegler (Tübingen), der von der EDV-Erfassung der Originaldrucke des 17. Jahrhunderts an die notwendigen Vorarbeiten für den Satz begleitet hat. Herr Prof. Dr. Fidel Rädle (Göttingen) hat freundlicherweise mit einem Gutachten unsere Beantragung eines Druckkostenzuschusses beim Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort (München) unterstützt und uns bei dieser Gelegenheit sehr willkommene Vorschläge zur sprachlichen Glättung einiger Passagen unserer Übertragung des nicht einfachen und der Umsetzung in modernes Deutsch oftmals heftig widerstrebenden lateinischen Originaltextes zukommen lassen. Der VG Wort, die unseren Antrag bewilligt und damit das Erscheinen dieses Buches ermöglicht hat, den Herausgebern der Reihe >Frühe Neuzeit< und schließlich dem Verlag Niemeyer gebührt Dank dafür, daß sie die Bearbeiter davor bewahrt haben, sich am Ende eingestehen zu müssen: >01eum perdidimus et impensasPietas victrix«opera seria< und den griechischen Roman wären sie sicher in der uns bekannten Form nicht entstanden. [...] Literarisches allen Dramen gemeinsames Zentralproblem ist in Wirklichkeit vielmehr die Auseinandersetzung mit der Tragödie. [...] Die sogenannten >Kaiserspiele< selbst sind keine wahren Opern, sondern Antitragödien.57

Die Pietas victrix ist zwar das bekannteste Stück Avancinis, aber es wurde keineswegs »bereits bis ins kleinste Detail erforscht«.58 Es steht zu hoffen, daß durch die Neuedition und Übersetzung der Zugang zu den gehaltlichen und geistesgeschichtlichen Implikationen59 des Dramas erleichtert wird. Die folgende Zusammenstellung beruht auf den wenigen weiterführenden Hinweisen in der Literatur zu Avancini und benennt Desiderate, die eine intensivere Beschäftigung mit dem Text und dem literarischen, kulturellen und politisch-gesellschaftlichen Umfeld voraussetzten. Die im Titel genannte siegreiche Pietas ist nicht eine Frömmigkeit im allgemeinen Sinne, sondern Ausdruck einer spezfisch habsburgischen Herrschertugend, der Pietas Austriaca. Anna Coreth hat das Wesen und die Bestandteile dieser habsburgischen Frömmigkeit beschrieben als eine von Gott geleitete »besondere Mission für Reich und Christenheit«, als Erfüllung eines Vermächtnisses des Begründers der Dynastie, Rudolfs von Habsburg.60 Auf der treuen Erfüllung des Erbes beruhe das Glück und der Ruhm des ganzen Hauses. Die Frömmigkeit des Hauses Habsburg wurde von den Münchner Jesuiten bei einer Dramenaufführung zu Ehren Kaiser Ferdinands (1653) geradezu als Ursache und Garant der langandauernden Macht gefeiert.61 Von den drei Säulen der Pietas austriaca, der Verehrung des heiligen Kreuzes, des Altarsakraments und der Jungfrau Maria, wird die Eucharistie in der Pietas victrix Avancinis nicht thematisiert, wohl aber die beiden anderen Grundpfeiler der habsburgischen Frömmigkeit. Die Kreuzesauffinderin, Helena, Mutter Konstantins, trifft im fünften Akt mit Maria zusammen, die sie die Zukunft ihres Sohnes und ihrer Enkel wie auch die einst glorreiche Reihe der habsburgischen Herrscher in einer Vision schauen läßt. Das Kreuz als Zeichen des Sieges Konstantins über Maxentius ist bei Avancini zwar kein Büh57

Jean-Marie Valentin: Das Jesuitendrama und die literarische Tradition (1977), S. 134. Kabiersch: Nicolaus Avancini (1972), S. 186. 59 Vgl. zu diesem Komplex das Avancini-Kapitel bei Jean-Marie Valentin: Le théâtre. Salut (1978), Bd. 2, S. 839-944. 60 Coreth: Pietas Austriaca. Wesen und Bedeutung (1954), S. 90. 61 Rädle: Das Jesuitentheater (1979), S. 196. 58

XXV

nenrequisit, wohl aber spielt es als Signum in der Traumszene 1,1 seine ihm angestammte Rolle: »Caesar in isto Signo vinces«, spricht der himmlische Chor62 (V. l l l f . u.ö.); es ist so eng mit der Geschichte der Entscheidungsschlacht verknüpft, daß es als Zeichen nur zitiert werden muß. Mit der Kreuzesfahne werden die Dämonen der Unterwelt vertrieben und nach der Eroberung Roms anstelle der Götzenbilder überall Kreuze als sichtbares Zeichen der christlichen Religion aufgestellt. Nicolaus Vernulaeus, der in mehreren Schriften die Frömmigkeit des Hauses Habsburg hervorhob, meinte, daß die Habsburger ebenso wie einst Konstantin von Gott auf das Kreuz hingewiesen worden seien und daher ein »besonderes Vertrauen zum Erlösungszeichen bewahrt« hätten: »Quis dubitet sub hoc signo vincere hostes, in quo Christus mundi Redemptor vicit daemones.«63 Die Jungfrau Maria wurde »in Zeiten der Glaubenskämpfe die Patronin sowohl der christlichen Heere etwa gegen die Türken, wie zugleich auch die Kämpferin gegen den Irrglauben«64 und spielte als Symbolfigur in den Zeiten der Gegenreformation und der Abwehrkämpfe eine eminent wichtige Rolle. So kann sie als Schutzherrin der österreichischen Länder gesehen werden,65 und als solche tritt sie auch im fünften Akt der Pietas in Erscheinung. Wenn Ruprecht Wimmer von einer Säkularisierung der Gattung Jesuitendrama spricht,66 so darf doch die Fortsetzung jesuitischer Staatstheologie< durch Avancini nicht vernachlässigt werden, die sich nicht nur in der Konzeption der >Pietas Austriaca< manifestiert. Auch die hermeneutischen Verfahren klassischer Bibelexegese und Topologie werden im Dienste eines theologisch begründeten Fürstenspiegels genutzt: So erscheint Konstantin als Praefiguratio Ferdinands III. und dessen zweiter Sohn Leopold als Postfiguratio des jüngeren Constantin. Die Devisen beider Habsburger-Kaiser begegnen in den allegorischen Chören als Personifikationen, die der Pietas beistehen, und in den Fürstenlehren des letzten Aktes. Ferdinands III. Wahlspruch »Pietate et iustitia« spiegelt sich in den auf die Bühne gebrachten Charakterzügen Konstantins, dessen rechtlich einwandfreie Ansprüche und rechtlich korrektes Vorgehen gegen den Usurpator über allem Zweifel stehen. Der Wahlspruch Leopolds I. - »Consilio et industria« - wird vor allem in den Beratungsszenen und in den Charakteren der positiv gezeichneten Ministri principum aus der unmittelbaren Umgebung des Imperators und des Tyrannen umgesetzt.67 Die dramatische Inszenierung der Herrscher-Devisen war 62

Hingegen Szarota: Jesuitendrama. Periochen-Edition 3,2 (1983), S. 2188: »Es ist sehr geschickt, daß Avancinci die lange Vorgeschichte, [...] jenes >Sub hoc signo vincesJustitia et pietateGänsefüßchen< bzw. Anführungszeichen gekennzeichnet), 71 an typischem Personal (Magier, tyrannische Gegenspieler von rechtmäßigen Herrschern) und Effektszenen. 7 2 Ein dringendes Desiderat nicht nur der Avancini-Forschung, sondern auch der dem Jesuitendrama gewidmeten Forschung schlechthin wäre eine gründliche Untersuchung der Beziehungen zu den Tragödien Senecas, 7 3 dessen Einfluß in sprachlich-stilistischer Hinsicht ebenso w i e in der Technik der Gesprächsführung (Stichomythien, Sentenzenreichtum) gerade bei Avancini mit Händen zu greifen ist. 74 Wahlsprüche Ferdinands III. und Leopolds I. in der Pietas victrix auch Wimmer: Constantinus redivivus (1986), S. 1113f.: »Das Rätsel geht so glatt auf wie selten.« Über die figurae Konstantin, Crispus und Konstantin d.J. für die Habsburger Ferdinand III., Ferdinand IV. und Leopold ebd., S. 1114. 68 Hadamowsky: Das Theater in den Schulen (1991), S. 16 (Text hsl. in Cod. Vindob. 13.285). 69 Wimmer: Neuere Forschungen (1983), S. 629, Anm. 229; s. auch S. 670: »Avancinis >Theodosius< ist ebenso >pius et justus< wie der ägyptische Joseph des gleichen Autors und zwar deshalb, weil der Wahlspruch des regierenden Kaisers Ferdinand III. > Justitia et Pietate< lautete.« 70 S. o., Anm. 35. 71 Vergleichbares ist in Avancinis Lyrik zu finden, besonders in den moralischen Oden: »in ihnen werden verschiedene lügenden in Sentenzen und Moralsprüchen breit ausgeführt und ihre Nachahmung gefordert«; Neuhauser: Zur Lyrik (1962), S. 435 zu Avancinis Oden-Sammlung, hier die Untergruppe der Kaiseroden und der Moraloden. 72 Kabiersch: Nicolaus Avancini (1972) hält aufgrund struktureller Gemeinsamkeiten und auch weitergehender Selbstzitate die Pietas victrix für ein Auto(r)-Plagiat: »Bei genauerem Hinsehen muß man jedoch erkennen, daß dieses gepriesenste aller Stücke Avancinis nur ein Abklatsch der >Curae Caesarum< ist.« (S. 193). 73 In dem immer noch als Standardwerk zur Seneca-Rezeption in der deutschen dramatischen Literatur der Frühen Neuzeit anzusehenden Buch von Stachel fand das Jesuitendrama leider keine Berücksichtigung: Paul Stachel: Seneca und das deutsche Renaissancedrama. Studien zur Literatur- und Stilgeschichte des 16. und 17. Jahrhunderts. Berlin 1907 (= Palaestra 46), Reprint New York, London 1967. Das gleiche gilt für die beiden neueren Sammelbände: Les tragédies de Sénèque et le théâtre de la renaissance. Préface de Raymond Lebègue. Études de P. Bacquet, G. Bullough [u.a.] réunies et présentées par Jean Jacquot. Paris 1964; Der Einfluß Senecas auf das europäische Drama. Hrsg. von Eckard Lefèvre. Darmstadt 1978. 74 Vgl. hierzu die alles Wesentliche zum Tragödienstil Senecas an ausgewählten Beispie-

XXVII

Ein Vergleich mit vier weiteren Bearbeitungen desselben Stoffes aus der Feder von (unbekannten) Jesuitendramatikern zeigt wenige Gemeinsamkeiten, vielmehr stark unterschiedliche Akzentuierungen in der Ausgestaltung der Thematik. Der Constantinus Magnus wurde 1575 in einer Freilichtaufführung auf dem Münchner Marienplatz aufgeführt, der Constantinus (1617) war Teil des Rahmenprogramms der böhmisch-ungarischen Krönungsfeierlichkeiten für Ferdinand II.,75 eine Crux triumphalis wurde 1655 von der Schülerschaft des Gymnasiums in Burghausen, 76 eine Crux victrix 1668 in Landsberg am Lech 77 auf die Bühne gebracht. In der Crux triumphalis steht weniger der Gegensatz von Krieg und Frieden (wie der allegorische Prologus zeigt), sondern der von falschem und wahrem Glauben und die Christenverfolgung im Mittelpunkt. Konstantin ist bereits Christ und soll von einem gedungenen Mörder (und abtrünnigen Christen) im fernen England ermordet werden. Der Attentäter scheitert (ein Engel greift ein) und Konstantin beschließt nach langem Zögern (erst im vierten Akt), Maxentius als Tyrannen und Christenfeind mit Krieg zu überziehen. Die Landbevölkerung, die Armee und der Hof stehen auf Seiten des Maxentius, dem allerdings das fehlgeschlagene Opfer für den Kriegsgott Mars ein böses Ende verheißt. Nach der erst in der vierten Szene des fünften Aktes begonnenen Schlacht, in der Maxentius in die Flucht geschlagen wird (aus der Perioche ist ersichtlich, daß die Crux triumphalis auf die hölzerne Brücke über den Tiber verzichtet), triumphieren Konstantin und die Römische Kirche. In der ersten Szene der Crux victrix weist Lucifer seine Höllengeister an, dem Maxentius beizustehen, denn ein Sieg Konstantins würde eine große len dokumentierende Übersicht bei Stachel: Seneca und das deutsche Renaissancedrama (1907), S. 13-27. Sehr erhellend im Hinblick auf Avancini auch die Arbeit von Bernd Seidensticker: Die Gesprächsverdichtung in den Tragödien Senecas. Heidelberg 1969 (= Bibliothek der Klassischen Altertumswissenschaften N.F. 2,32), hier insbes. das Kapitel über die >Gnomik< (d.h. hier: das Reden in Sentenzen), S. 180-199. 75 Zu diesen beiden früheren Bearbeitungen des Stoffes im Jesuitendrama, dem Constantinus Magnus (München 1575) und dem Prager Constantinus (1617), vgl. Wimmer: Constantinus redivivus (1986), hier S. 1094ff. u. 1105ff. 76 Crux triumphalis. Oder Creutz-Triumph. Welchen Kayser Constantinus der Grosse durch jhme am Himmel gezeigtes Creutz wider den Tyrannen Maxentium geführet hat. Vorgestellet In einer Tragico-comoedia von dem Churfürstl. Gymnasio der Societet Jesu zu Burghausen. Im September M.DC.LV. Getruckt zu München, durch Lucam Straub. 4 Bll. - Benutzt wurde das Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Bavar. 4025,1,41. Vgl. Valentin: Répertoire (1983-1984), Nr. 1736; die Perioche nicht bei Szarota: Jesuitendrama. Periochen-Edition (1983) enthalten. 77 Crux victrix Daß ist: Die wunderbarliche Victori/ Welche Constantinus Magnus Durch Hilff vnd Beystand Deß H. Creutz Wider den Römischen Tyrannen Maxentium erhalten. Durch ein öffentliches Schawspil vorgestelt Von der studierenden Jugend dess Gymnasij der Societet Jesu zu Landtsperg den 4. vnd 6. Tag. Septembris. Getruckt zu Augspurg/ bey Simon Vtzschneider/ auff vnser lieben Frawen Thor. Anno M.DC.LXVIII. 4 Bll. - Benutzt wurde das Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Bavar. 4025,1,72; die Perioche nicht bei Szarota: Jesuitendrama. PeriochenEdition (1983) enthalten.

XXVIII

Gefahr für das Reich der Unterwelt bedeuten. Da die Bürger Roms den Einzug Konstantins begrüßen würden, läßt Maxentius aus Zorn »alle Catholische auffreiben«. Trotz Mahnungen seines Hofstaates zur Mäßigung wird die Christenverfolgung mit aller Härte durchgeführt. Auch hier wird dem Kriegsgott ein Schlachtopfer dargebracht, das ebenfalls einen für Maxentius negativen Ausgang des Krieges verspricht. Das Blut der Märtyrer wie der ermordeten römischen Herren verlangt nach Rache, und so sucht Maxentius Beistand in der schwarzen Kunst. Die Beschwörungen des Magiers Nigranus beruhigen durch falsche Auslegung den Tyrannen, der wieder neue Zuversicht schöpft. Zu Beginn des dritten Aktes erscheint Konstantin ein Engel mit dem heiligen Kreuz und verkündet ihm: »In disem Zeichen wirst du überwinden«. Metellus, ein heimlicher Christ, läßt seine Söhne für den Sieg Konstantins beten. Die Niederlage, die Flucht über die Milvische Brükke, deren Einsturz und daß Maxentius »ersoffen wäre«, erfährt der Zuschauer durch Botenbericht an den »Stadtverwalter in Rom«. Konstantin läßt dem Leichnam des Maxentius als dem eines Rebellen das Haupt abschlagen, die Tempel des heidnischen Kriegsgottes Mars zerstören und statt dessen das Kreuz aufrichten. Konstantin handelt demnach aus wohlverstandener Staatsraison wie auch zum Wohle der vom Tyrannen verfolgten Christen. In beiden Bearbeitungen spielt der dem Heer Konstantins zugedachte Einsturz der Tiber-Brücke keine bzw. nur eine von Boten berichtete marginale Rolle. Es geht um nicht weniger als den wahren Glauben und um die Notwendigkeit des Krieges, wenn man den Frieden erreichen will. Die Crux victrix macht deutlich Anleihen bei Avancini (Figur des Metellus, der Zauberer Nigranus, Beschwörungsszene und Eingeweideschau beim Marsopfer), doch geht es ihrem Autor nicht um die Definition des gerechten und tyrannischen Herrschers und um das angemessene Handeln von Söhnen und Untergebenen. Die beiden bayerischen Dramen sind eindeutige Zeugnisse für die Verfolgung des Prinzips der propaganda fidesWas auf der Bühne dargestellt wird, ist lebendig und voller Atem, was man nur liest, ist bloß Gerippe und ein Leichnam^) 82 Begründet wird die aufwendige Bühnentechnik der Wiener Jesuiten oft mit der Konkurrenz zur Oper; gegen die Aufführungen für den Hof auf der Burg hätten die Dramen sonst keine Chance auf Beachtung gehabt. Gegen diese Annahme spricht einerseits, daß es in der Zeit von 1654 bis 1659 kaum Opernaufführungen für den Habsburger Hof gab,83 und auch, daß die weniger aufwendigen Normalaufführungen der Schuldramen (immerhin sechs vom Kaiser besuchte feste Spieltermine im Jahr) ebenfalls gut besucht waren. Die stärkere Tendenz zur Anschaulichkeit und Visualisierung hatte wohl zwei Gründe: der zumeist hohe Anlaß der Aufführung (panegyrische Funktion) und die Absicht, über die Weckung der Affekte der Zuschauer eine weitaus stärkere Wirkung zu erzielen. Der bühnentechnische Pomp des Triumphes 79

Die Historia Collegii Viennensis und die Ordensannalen berichten übereinstimmend zum Jahr 1662, in dem Avancinis Ansberta aufgeführt wurde, von einem Zuschuß Leopolds I. von 2000 Gulden für die beiden Aufführungen (zit. bei Kabiersch: Nicolaus Avancini [1972], S. 213). 80 Flemming: Nicolaus Avancinus (1953), S. 465: »Die Aufführung seiner >Pietas victrix< 1659 vor Kaiser Leopold im Beisein von 3000 Menschen auf der Aulabühne des Kollegs erregte weithin Aufsehen.« - Die Zahlenangabe geht wohl zurück auf den zeitgenössischen Bericht Testarellos (zitiert bei von Weilen: Die Theater Wiens [1899], Bd. 1, S. 26). Vgl. Kabiersch: Nicolaus Avancini (1972), S. 412. - S. auch oben S. XVI das Zitat aus den Ordensannalen. 81 Von Weilen, ebd., S. 26 (zitiert aus dem Bericht Testarellos). 82 Nicolaus Avancini: Poesis dramatica. Tomus I. Wien 1675, Ad lectorem, p. a5v. Übersetzung Rädle: Lateinisches Theater fürs Volk (1988), S. 139. 83 Flemming: Avancinus und Torelli (1964), S. 378: »So blieb Avancini in Wien gar nichts anderes übrig, wenn er vom Hofpublikum überhaupt gehört werden sollte, als mit den Mitteln und Effekten der Opernbühne seine Stücke zur Wirkung zu bringen [...], vielmehr konstruierte er zweckgerecht voll Umsicht ein Prunkschauspiel, das der Vorliebe seines Publikums für die große Oper entsprechen sollte.«

XXX

und der Huldigung durch das Volk im fünften Akt entfaltet vor allem repräsentative Inszenierungsmuster (Aufzug der Arbeiter, des Volkes, Thronaufbauten, Huldigungen der engsten Ratgeber nach höfischem Zeremoniell). Affektive Wirkungen sind dagegen in den Beschwörungs- und Höllenszenen angelegt, aber auch in den bühnentechnisch aufwendigen allegorischen Chören. Trotz aller prachtvollen Bühnenausstattung sind die anschaulichen Inszenierungstechniken nicht als Verständnisersatz für anwesende adelige Laien zu begreifen, die nur der deutschen Sprache mächtig waren. Die Affekte unterstützen das Wort, dessen Verständnis aber ist selbstverständlich nur dem Lateinkundigen zugänglich. Die Behauptung einer Dichotomie von Wort und prunkvoller Inszenierung, gar einer Marginalisierung und Verdekkung des Dialogs durch das Bild - »Das Wort ist ganz untergegangen im Theater. Das Geistige verschwindet unter der Last des Sinnlichen«84 - ist sicher verfehlt. »Durch die Betonung des Optischen hat die Forschung gelegentlich die erhaltenen Texte vernachlässigt.«85 Einige Formen der Visualisierung scheinen aus heutiger Sicht nur geringe Wirksamkeit zu entfalten, aber dies liegt an dem Bruch mit der allegorisch geprägten Theaterhermeneutik, die Gefühle und Abstrakta auf eine uns fremd gewordene Weise vorführt. Die Allegorien und Choreinlagen bilden die Seelenkräfte ab, sie sind das »veranschaulichte Unsichtbare«,86 sie führen ein starkes Eigenleben, ohne sich ganz von der Handlung zu trennen, repräsentieren »sie doch die übergeordneten Wirkkräfte, metaphysische Kausalitäten, psychische Eigenschaften etc., die hinter dem vordergründigen historischen Geschehen stehen.«87 Die Allegorien waren durch beigegebene Attribute oder die Art der Gewänder vom Zuschauer zu identizifizieren. Der Münchner Jesuit Franz Lang hat in seiner Dissertatio de actione scenica (1727) einige Kostümierungen von allegorischen Figuren festgehalten: So wurde die göttliche Liebe an ihrer Sonnenkrone und einem in den Händen gehaltenen Pfeil und Bogen erkannt, die Kühnheit wurde als bewaffneter Mann mit einem Schild dargestellt, der die Inscriptio »Mit Schwert und Geschoß« trug. Das Gewand des Neides in Gestalt einer alten Frau war mit Hunden bemalt, und eine Schlange wand sich um ihre rechte Brust.88 Vertraut waren diese wie bei den Heiligen festen Attribute aus jahrhundertealter ikonographischer Darstellung und so auch ohne Programmheft oder Perioche zuzuordnen. Von den Allegorien - die in der Pietas ausschließlich in den Chören auftreten - zu unterscheiden sind die himmlischen und höllischen Mächte, die sehr wohl in die Handlung eingreifen, wie z.B. Engel und Teufel, die Geister von Verstorbenen und Geister der Natur (Najaden, Tritonen, in anderen Dramen Satyrn und Lemuren).89 84

Müller: Jesuitendrama (1930), Bd. I, S. 95 u. 96. Wimmer: Constantinus redivivus (1986), S. 1111. 86 Kabiersch: Nicolaus Avancini (1972), S. 366. 87 Sieveke: Actio scaenica (1986), S. 1269. 88 Weilen: Theater Wiens I (1899), S. 27. 85

XXXI

Die andere Funktion der Allegorien ist eine hermeneutische: die allegorischen Chöre sind als Kommentatoren des Gehalts der Stücke zu begreifen; sie helfen dem Publikum, die szenische Aktion zu deuten und aufzulösen.90 Eine solche [allegorische] Exposition bringt für den Zuschauer nicht nur eine Erleichterung des Verständnisses insofern, als er die wichtigsten Akteure des kommenden Dramas kennen lernt, er weiß auch dementsprechend, was auf dem Spiele steht und auf welchem Felde dem Helden die Gefahr droht. Dies ergibt ein psychologisch günstiges Verhältnis: Der Zuschauer weiß mehr als der ahnungslose Held, er muß für ihn fürchten, und er kann für ihn hoffen.91

Zugeständnisse an den von Wandertruppenaufführungen und von Zwischenspielen der weltlichen Oper geprägten Publikumsgeschmack macht Avancini in seiner Pietas victrix nur selten. Der Zauberlehrling Maguscus erinnert ein wenig an Hans Wurst und Pickelhering: Er, der beteuert zu schweigen (»Sileo, non audis?« 11,6, V. 1392), schwatzt dennoch in einem fort weiter.92 In 111,4 klammert sich Maguscus an die Wolke, die Dymas und Romulus nach Rom tragen soll, gleitet ab und fällt auf eine zweite, kleine Wolke, auf der er laut schimpfend Dymas folgt. Ungeteilte Aufmerksamkeit haben die dem Textbuch von 1659 beigegebenen Kupferstiche von - in dieser Zeit selten erhaltenen - Bühnendekorationen gefunden; sie wurden oft und gerne abgebildet. Die Kupfer sind in der Mehrzahl mit »G.B. fecit« gekennzeichnet, wobei unklar bleibt, ob sie von Giovanni Burnacini (dem Bühnenbildner der Hofoper) stammen können. Er ist zwar bereits 1655 verstorben, doch war die Inszenierung der strukturverwandten und oft szenengleichen Curae Caesarum für 1655 geplant. Die Rahmen der Stiche zeigen eine vielleicht fiktive, vielleicht aber auch nach dem Portal des neuen Universitätstheaters gezeichnete Bühne, auf der neben zwei Reiterstatuen zwei Doppeladler mit dem Wahlspruch Leopolds und drei Porträts zu finden sind: von Leopold I., seiner Gemahlin Claudia Felicitas und, in der Mitte, Ferdinand IV., der die Eröffnung des neuen Theaters nicht mehr erlebt hat.93

89

Vgl. hierzu den Abschnitt »Gottes Medien auf der Bühne« bei Rädle: Gottes ernstgemeintes Spiel (1981), S. 155f. 90 Valentin: Théâtre. Salut (1978), II, 844-847. 91 Rädle: Lateinisches Theater fürs Volk (1988), S. 146. 92 Dagegen Kabiersch: Nicolaus Avancini (1972), S. 363: »Da Avancinis >große< Ludi Caesarei in sehr ernstem Ton gehalten sind, ist in ihnen kein Platz für das komische Element; erst in den späteren Stücken dringt es in bescheidenem Maß vor [...]«. Kabiersch benennt Szenen aus Hermengildus, Genovefa Palatina, Idokerdus, Eugenia Romana und Semiramis. Die Szene 11,6 der Pietas victrix, so Kabiersch S. 188, »entbehrt nicht einer gewissen Komik«; sie wird jedoch in der Zusammenfassung (S. 363ff. zu den komischen Elementen) nicht mehr erwähnt. 93 Kabiersch, ebd., meint das mittlere Porträt (das Ferdinands IV.) als das des Oheims Leopolds I., des Erzherzogs Leopold Wilhelm, identifizieren zu können (S. 412).

XXXII Wir geben hier eine an die älteren Identifizierungen anschließende Zuordnung der Kupferstiche zu den Szenen 9 4 der Pietas victrix (s.u. S. 3 0 0 - 3 0 8 , Abb. 2 - 1 0 ) : 1. Zauberhain mit Höhle; am Himmel Blitze, fliegende Schwerter und Schlangen; ein Engel -1,6 2. Fechtszene (simulata pugna); im Hintergrund dunkle Rauchwolke (vom Brand des kapitolinischen Tempels) -11,2 u. 3 3. Feldlager Konstantins; Angriff der larvae infernales - 11,8 4. Höllenszene; Pluto wird in einem von Drachen gezogenen Wagen gefahren - 111,1 5. Sturz Phaethons aus dem Sonnenwagen; brennender Himmel; in der unteren Hälfte Belagerung Perusias durch Romulus - 111,4 6. Der Flußgott Tiber in einem von Seepferden gezogenen Nachen, begleitet von Tritonen und Najaden - IV, 1 7. Schiffe greifen vom Tiber aus die Stadt Rom an - IV,9 8. Die heilige Helena und die Hl. Jungfrau (im Wolkenwagen) - V,4 9. Unter einem vom Doppeladler gekrönten Triumphbogen übergibt Konstantin seinem Sohn die Königskrone - V, 6.

94

Vgl. hierzu und zu möglichen Vorbildern für die Bühnenbilder bei Giacomo Torelli vor allem Flemming: Avancinus und Torelli (1964); ferner Griffin: High Baroque Culture (1972).

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XXXVIII

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Pietas victrix

Der Sieg der Pietas

PIETAS VICTRIX, SI VE FLAVIUS CONSTANTINUS MAGNUS, DE MAXENTIO TYRANNO VICTOR: ACTA VIENNAE LUDIS CAESAREIS AUGUSTISSIMO ROMANOR. IMPERATORI, HUNGARIAE BOHEMIAEQUE REGI LEOPOLDO, A STUDIOSA IUVENTUTE CAESAREI ET ACADEMICI COLLEGII SOCIETATIS IESU, MENSE FEBRUARIO, DIE XXI. & XXII. ANNO M.DC.LIX.

DER SIEG DER PIETAS ODER KONSTANTINS DES GROSSEN SIEG ÜBER DEN TYRANNEN MAXENTIUS: AUFGEFÜHRT ZU WIEN IM RAHMEN KAISERLICHER SPIELE FÜR SEINE ERHABENSTE MAJESTÄT, DEN RÖMISCHEN KAISER UND KÖNIG VON UNGARN UND BÖHMEN LEOPOLD, DURCH DIE SCHÜLERSCHAFT DES KAISERLICHEN AKADEMISCHEN KOLLEGS DER GESELLSCHAFT JESU AM 21. UND 22. FEBRUAR DES JAHRES 1659.

ARGUMENTUM.

Facilè Coronas occupât, qui sua per arma DEUM circumfert. Prima enim proferendi Imperia lex et Ars est, proferre Pietatem. Romae tranquillitatem turbabat Maxentius, et Flavium Constantinum Constantini Pii Filium relicti sibi à Parente Imperii aditu prohibebat: Senatum vero Urbis Constantino faventem, ac potissimum Christianos non iam metu magis, quàm clade premebat; et promiscuis innocentum caedibus fora omnia funestabat. Sed et insanae ambitionis, et crudelis tyrannidis exitus semper est funestus. Paratur enim lapsui graviori, qui per nefas ascendit sublimiùs; et caedem sui provocai, qui per innocentûm iugulos grassatur. Impulsus ergo coelesti monitu Flavius Constantinus, ac Romani Senatus precibus invocatus, trinâ per Italiam victoriâ metuendus numerosum exercitum Romae applicai. Interim Maxentius Dymantis Magi fraudibus occupatus castra ad Tyberim locat; pontem ligneum flumini imponit in decipulam Constantino, sibi veriùs in ruinam. Ita fraus innocentem praeterit, et toto ímpetu in Authorem redit. Confligit cum Constantino Maxentius: Sed, ut Tyranni soient, infeliciter. In summa rerum confusione pontem Milvium in refugium petit, quem paraverat Imperatori in interitum. Ut Perillum Taurus, sic Tyrannum suus pons excepit. Ruunt substructions; ipse Tyberi involvitur, et aquis ambitionis et tyrannidis suae calorem extinguit. Mox Fl. Constantini Filii, Iulius Flav. Crispus et Constantinus Iunior urbem quà terrà, quà flumine invadunt, et occupant. Subactâ Urbe triumphat Imperator plaudente Roma; moxque indictis Christianis ritibus et Crucis honoribus (cum iam antea Crispum maiorem natu filium Caesarem ac Imperii Consortem dixisset) Constantinum quoque Iuniorem poscente Roma ad sceptra evexit. Sic ubi Pietas Imperatores prosequitur, per ipsa Coronarum película ad novas Coronas feliciter eluctantur. Vide Nicephorum. (A,v)

INHALT

Leicht erringt Kronen, wer mit seiner Streitmacht Gottes Ruhm verbreitet. Denn die wichtigste Voraussetzung und Methode zur Förderung der Herrschaft ist die Förderung der Pietas. Maxentius störte Ruhe und Frieden Roms und hinderte Flavius Constantinus, den Sohn Constantinus' des Frommen, daran, die ihm vom Vater überlassene Herrschaft anzutreten. Dem Senat der Stadt aber, der Constantinus begünstigte, hauptsächlich jedoch den Christen, setzte er nicht mehr nur mit einschüchternden Maßnahmen zu, sondern vielmehr mit Mord und Totschlag; und alle öffentlichen Plätze besudelte er mit wahllos vergossenem Blut unschuldiger Menschen. Doch nehmen wahnwitziger Ehrgeiz und grausame Tyrannei stets ein unheilvolles Ende. Denn wer durch Frevel sehr hoch emporgestiegen ist, den erwartet ein um so schlimmerer Sturz; und wer Unschuldige hinwürgt, der beschwört seine eigene Tötung herauf. Veranlaßt also durch himmlische Mahnung und durch die Bitten des römischen Senats, der an ihn appelliert hatte, wendet sich Flavius Constantinus, durch drei in Italien errungene Siege zu einer Furcht verbreitenden Stellung gelangt, mit einem truppenstarken Heer gegen Rom. Unterdessen errichtet Maxentius, umgarnt von dem Trug des Magiers Dymas, am Tiber ein Lager; er schlägt über den Fluß eine hölzerne Brücke, um damit Constantinus eine Falle, richtiger aber: sich selbst den Untergang zu bereiten. So verschont die Heimtücke den Unschuldigen und kehrt sich mit voller Wucht gegen ihren Urheber. Maxentius läßt sich auf einen Kampf mit Constantinus ein, der aber, wie es bei Tyrannen die Regel ist, für ihn unglücklich ausgeht. Als alles drunter und drüber geht, sucht er Zuflucht bei der Milvischen Brücke, die er errichtet hatte, um den Imperator zu verderben. Wie der Stier den Perillus, so empfing den Tyrannen seine Brücke. Der Unterbau stürzt ein; er selbst wird vom Tiber verschlungen und löscht mit (dessen) Wassern die Glut seines Ehrgeizes und seiner Tyrannei. Alsbald dringen die Söhne des Flavius Constantinus, Julius Flavius Crispus und Constantinus der Jüngere, teils von der Landseite, teils vom Fluß her in die Stadt ein und besetzen sie. Nachdem die Stadt bezwungen ist, feiert der Imperator unter dem Beifall Roms einen Triumph. Alsbald werden christliche Riten und die Ehrung des Kreuzes verfügt; im Anschluß daran erhebt Constantinus auf Verlangen Roms auch seinen jüngeren Sohn zur Herrschaft, nachdem er vorher schon seinen älteren Sohn Crispus zum Caesar und Mitregenten berufen hatte. So erkämpfen sich Herrscher, denen Pietas das Geleit gibt, sogar dann, wenn ihre eigenen Kronen in Gefahr sind, erfolgreich den Weg zu neuen Kronen. Siehe Nicephorus.

CONSTANTINUS MAGNUS DE MAXENTIO VICTOR. PROLUDIUM.

5

io

Providentia Divina evocat ad Imperii Solium Pietatem. Opponit se Impietas. Evincit tarnen illa adiuta Consilio et Industria. Ringitur Impietas, et suo tandem furore lassata succumbit. PROVIDENTIA. PIETAS. CONSILIUM. INDUSTRIA. IMPIETAS. FUROR. AMBITIO. PROVIDENTIA. (Ex machina coelesti alloquitur pugnantes. ) Quae bella fervent? quis calor mentis graves Exercet iras? Ponite armorum minas. Sic iubeo Providentia. PIETAS. O magni potens Ministra coeli; vereor Augustum iubar, Numenque adoro. Pauca, si pateris, loquar. PROVIDENTIA. Loquere. Tonantem semper affari licet. PIETAS. Tu mihi coronas Imperi et frontis decus Olim dedisti: tu mihi Augustum latus Ostro induisti. PROVIDENTIA. Sic DEUS iussit, piam ' Frontem tiarâ cingere. Hac sola basi ' Stant firma Regna. PIETAS. Sceptra sed nostra manu Rapere laborant impii. PROVIDENTIA. Frustra. Impio ' Sceptro Tonantis rigidus incumbit furor. PIETAS. Instant, minantur. PROVIDENTIA. Arma CONSILIO excipe,

DER SIEG KONSTANTINS DES GROSSEN ÜBER MAXENTIUS VORSPIEL Die göttliche Providentia beruft Pietas auf den Thron der Herrschaft. Impietas widersetzt sich. Jene obsiegt aber dank der Hilfe von Consilium und Industria. Impietas grollt, sinkt aber endlich erschöpft von ihrem Wüten zu Boden. PROVIDENTIA. PIETAS. CONSILIUM. INDUSTRIA. IMPIETAS. FUROR.

Ambitio. PROVIDENTIA.

(Spricht vom Himmelsgerüst aus zu den Kämpfenden. ) Was für ein Krieg tobt da? Welche hitzige Leidenschaft ergeht sich da in schlimmem Zorn? Legt den Schrecken der Waffen nieder! So befehle ich es, ich, Providentia. PIETAS.

O mächtige Dienerin des großen Himmels, mit frommer Scheu begegne ich deinem erhabenen Glanz, und ich verehre dein göttliches Walten. Wenn du erlaubst, möchte ich ein paar Worte an dich richten. PROVIDENTIA.

Rede! Den Donnerer anzusprechen, ist immer erlaubt. PIETAS.

Du hast mir einst die Kronen der Herrschaft und die Zierde meiner Stirn geschenkt, du hast meinen erhabenen Leib mit dem Purpur bekleidet. PROVIDENTIA.

Es geschah auf Befehl Gottes, daß ich deine fromme Stirn mit der Krone schmückte. Allein auf diesem Fundament haben Herrschaften einen festen Stand. PIETAS.

Frevler aber sind bemüht, meiner Hand das Zepter zu entreißen. PROVIDENTIA .

Erfolglos! Das Zepter des Frevlers ist Gottes strengem Zorn ausgesetzt. PIETAS.

Sie drängen, sie drohen! PROVIDENTIA.

Halte mit Klugheit ihren Waffen stand und mit Tüchtigkeit ihren Hieben.

INDUSTRIAque vulnera. Impietas suae Studet ruinae: cupidus Imperii tumor Suo laborat lapsui. Nunquam stetit Sine pietate firma Regnorum salus. PIETAS.

Steti, Tonantis hactenus iussu: at steti Inter pavores. PROVIDENTIA.

Ista coniungit DEUS, Regnum et timorés. Qui tarnen nixus DEO est, Timenda vincet. Impeti Solium potest (A3r) Pietatis, at non excuti. Rupem ferit, Tua Sceptra quisquís impetit. Stabis, veni; Inscende Solium. IMPIETAS.

Tune? tu regni notas? FUROR.

Tu purpuram? AMBITIO.

Tu frontis augustae iubar? IMPIETAS. FUROR. AMBITIO.

Tu iura populis? iura tu mundo dabis? PROVIDENTIA.

Illuc residunt Sceptra, ubi pietas calet. IMPIETAS.

Ambitio, lenta desides? friges Furor? IMPIETAS. FUROR. AMBITIO.

Non, non tenebis Sceptra, non rapies decus Frontis, tiaram. CONSILIUM.

Non bene Ambitio, aut Furor Imperia quaerunt. INDUSTRIA.

Non bene Impietas. PROVIDENTIA. PÍOS

Iustosque mundo praeficit Reges DEUS. IMPIETAS.

Iustos, Piosque deprimam. FUROR. AMBITIO.

Inscendat tumor Regale solium; solia non semel manus Evertit ista. PROVIDENTIA.

Solia sed rursus manus Eduxit ista.

9 Impietas arbeitet auf ihr eigenes Verderben hin. Leidenschaftliche Gier nach Herrschaft betreibt den eigenen Untergang. Niemals war das Wohl einer Herrschaft gesichert, wenn ihr Pietas fehlte. PIETAS.

Bisher habe ich mich, wie der Donnerer es befahl, standhaft gehalten: aber nur unter Zittern und Zagen. PROVIDENTIA.

Gott verbindet beides - Herrschaft und Furcht - miteinander. Wer sich aber auf Gott stützt, wird besiegen, was ihm Furcht bereitet. Der Thron der Pietas kann angegriffen, niemals aber umgestoßen werden. Wer immer auch deine Herrschaft angreift: er beißt auf Granit. Du wirst dich behaupten. Komm nur: besteige den Thron! IMPIETAS.

Du? Du solltest die Insignien der Herrschaft tragen? FUROR.

Du den Purpur? AMBITIO.

Du den Glanz einer kaiserlichen Stirn? IMPIETAS. FUROR. AMBITIO.

Du wirst den Völkern, du der Welt Gesetze geben? PROVIDENTIA.

Dort siedelt sich die Herrschaft an, wo Pietas sich in lebensvoller Wärme regt. IMPIETAS.

Ambitio, gibst du dich trägem Müßiggang hin? Furor, bist du erkaltet? IMPIETAS. FUROR. AMBITIO.

Nein, du wirst nicht das Zepter führen, wirst nicht die Zierde der Stirn, die Krone, erraffen. CONSILIUM.

Es bringt keinen Segen, wenn Ambitio oder Furor nach der Herrschaft verlangen. INDUSTRIA.

Gleiches gilt für Impietas. PROVIDENTIA.

Allein Gott setzt fromme und gerechte Könige über die Welt. IMPIETAS.

Ich werde die Gerechten und Frommen unterjochen. FUROR. AMBITIO.

Mag herrscherlicher Dünkel den Thron besteigen! Diese Hand hat nicht nur einmal Throne umgestürzt. PROVIDENTIA.

Diese Hand aber hat die Throne wieder aufgerichtet.

IMPIETAS. FUROR. AMBITIO.

In ultimum barathrum traham, Quodcunque nostrum verticem supra eminet. PIETAS.

Vano furore ringeris. IMPIETAS.

Ludis? PIETAS.

Loco Stant Regna tuto, quae tegit coeli manus. AMBITIO.

Ambitio Regna rapiet. FUROR.

Evertet Furor. PIETAS.

Pridem didicimus impetum Invidiae pati, Sed non timere. PROVIDENTIA. CONSILIUM. INDUSTRIA.

Prima lex regni est, pati Scire invidentes. IMPIETAS.

Ruite. FUROR. AMBITIO.

Iam summo tremit Superba solio. PROVIDENTIA.

Mens tarnen constat sibi Immota semper. IMPIETAS.

Pergite, accensum rapit Quo pectus ira. PROVIDENTIA. CONSILIUM. INDUSTRIA.

Cassus eventus rei est, Quam peragit ira. IMPIETAS.

Ruite. CONSILIUM. INDUSTRIA.

Iactari potest, Quem fulcit aether; mere sed nunquam potest. Frustra laboras. PROVIDENTIA.

Hoc habet demens furor, Seipsum furendo conficit. IMPIETAS. FUROR. AMBITIO.

Lassae negant Obsequia vires: fessus occumbit furor.

11 IMPIETAS. FUROR. AMBITIO.

Ich werde alles in den tiefsten Abgrund ziehen, was meinen Scheitel überragt! PIETAS.

Vergeblich ist dein Wüten! IMPIETAS.

Du spottest? PIETAS.

Auf sicherem Grund steht die Herrschaft, über die der Himmel seine Hand hält. AMBITIO.

Ambitio wird die Herrschaft rauben. FUROR.

Furor sie umstürzen. PIETAS.

Vor langem schon habe ich gelernt, den Angriff der Mißgunst zu ertragen, nicht aber zu fürchten. PROVIDENTIA. CONSILIUM. INDUSTRIA.

Die wichtigste Voraussetzung zur Ausübung der Herrschaft ist es, Mißgünstige ertragen zu können. IMPIETAS.

Stürzt sie! FUROR. AMBITIO.

Schon bebt die Hochmütige hoch droben auf ihrem Thron! PROVIDENTIA.

Ihr Geist aber verharrt stets in gleicher Festigkeit. IMPIETAS.

Macht weiter! Tut, wozu euer zornentflammtes Herz euch drängt! PROVIDENTIA. CONSILIUM. INDUSTRIA.

Erfolglos ist jedes Unternehmen, das der Zorn betreibt! IMPIETAS.

Stürzt sie! CONSILIUM. INDUSTRIA.

Wen der Himmel stützt, der kann wohl ins Wanken gebracht werden, niemals aber kann er stürzen. Du strengst dich vergebens an. PROVIDENTIA.

Dies hat die Wut in ihrer Verblendung an sich: durch ihr Wüten bringt sie sich selbst zur Strecke. IMPIETAS. FUROR. AMBITIO.

Ermattet verweigern unsere Kräfte den Gehorsam. Erschöpft sinkt die Wut dahin.

CONSILIUM. INDUSTRIA.

Haec sequitur iram poena: dum casum alteri Parat, ipsa sese conficit. PROVIDENTIA.

Verum est nimis: Nunquam secundos ira successus habet. PIETAS.

Verum est: favorem Numinis Pietas habet. OMNES.

Verum est: favorem Numinis Pietas habet. PROVIDENTIA.

Haec regna fulcit; haec perennantes trahit Diadema in annos. O, quibus Numen dedit Praeesse populis, discite Augustum hac basi Fundare solium. Tuta regnorum est salus, Felixque populus, sceptra cum Pietas regit. (A3V)

13 CONSILIUM. INDUSTRIA.

Diese Strafe folgt dem Zorn auf dem Fuße: während er einem andern den Untergang bereitet, bringt er sich selbst zur Strecke. PROVIDENTIA.

Dies ist nur allzu wahr: niemals nimmt Zorn ein gutes Ende. PIETAS.

Wahr ist es: Pietas verfügt über Gottes Gunst. ALLE.

Wahr ist es: Pietas verfügt über Gottes Gunst. PROVIDENTIA.

Sie (Pietas) ist eine Stütze der Herrschaft; sie gibt der Krone über lange Jahre hinweg Bestand. O ihr, die Gott an die Spitze der Völker gestellt hat, lernt euren kaiserlichen Thron auf diesem Fundament zu gründen. Das Wohl der Herrschaft ist gesichert und das Volk lebt glücklich, wenn Pietas das Zepter führt.

ACTUS I. SCENA I. Obiicitur in somno Constantino Imperatori triumphus, quem victor Romae acturus est. Apparent ei SS. Petrus et Paulus Romae Praesides, et victoriam de Maxentio pollicentur. S S . PETRUS ET PAULUS. CONSTANTINUS. CHORUS COELITUM. CONSTANTINUS.

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Ludimur? an umbra, Coelitum iussu, meis Praeludit armis? Vidimus longo ordine Patrum senatum, Civium undantes globos, Populique nubem, plausibus nostri orbitam Currûs legentem. Vidimus festâ domos Luce radiantes, undique ardentes polos Volante fiamma; quaque Romanis patet Arena ludís, gemmeos curras agi; Humerisque memet militum excelsum foro Sisti Quirino: flectere ad nostras pedes Subacta Romae capita, magnánimos Duces, Stratosque fasces Consulum, Romae novum Caput vereri. Ludit? an votis DEUS Ventura signât? Dubia Gradivi alea est, Et saepe palmam spondei, et saepe eripit. Sed honesta belli causa, qua Martern traho, Dubitare prohibet. Non ego Regni ambitus Proferre sitio; non superbificâ manu Premere innocentes. Publicum servum dies Me fecit idem, Caesarem qui me dedit Post fata Patris. Fine non isto est manus Armanda ferro Caesari, alienum ut suae Siti cruorem victimet. Quando boni Necessitates publici ferrum exigunt, Hinc exerendum est. Caeterùm melius teget Vagina chalybem. Causa, quâ Romam peto, (Α 4 Γ ) Periclitantis urbis infelix status Necessitasque Civium est, quorum caput Crudelitatis pondere Tyrannus gravat.

ERSTER AKT ERSTE SZENE Dem Imperator Konstantin wird im Schlaf der Triumphzug vorgeführt, den er als Sieger in Rom einst abhalten wird. Ihm erscheinen die Heiligen Petrus und Paulus, die Beschützer Roms, und versprechen ihm den Sieg über Maxentius. DIE HEILIGEN PETRUS UND PAULUS. KONSTANTIN. CHOR DER HIMMLISCHEN. KONSTANTIN.

Treibt man ein Spiel mit uns? Oder gibt vielleicht ein Schattenbild auf Geheiß der Himmlischen ein Vorspiel zu meinen Waffentaten? Wir sahen in einer langen Reihe den Senat der Väter, die wogenden Scharen der Bürger und die Wolke des Volkes, das unter Applaus die Fahrt unseres Wagens verfolgte. Wir sahen in festlichem Licht erstrahlende Häuser, den Himmel auf allen Seiten von Feuerwerk flammend, und edelsteingeschmückte Wagen sahen wir im römischen Amphitheater dahinjagen. Und ich sah, wie ich auf den Schultern der Soldaten zum Forum Romanum gebracht wurde, wie sich zu unseren Füßen die bezwungenen Häupter Roms beugten, ich sah hochherzige Führer und die hingebreiteten Fasces der Konsuln in Ehrfurcht vor dem neuen Oberhaupt Roms. Spielt Gott mit mir? Oder zeigt er das künftige Ergebnis meiner Wünsche an? Unwägbar ist das Kriegsglück. Oft verspricht es die Palme, und oft entreißt es sie. Aber der ehrenhafte Grund, weshalb ich den Krieg führe, verbietet jeden Zweifel. Ich meinerseits dürste nicht danach, den Umfang meiner Herrschaft auszudehnen, nicht, Unschuldige mit hochmütiger Hand zu unterdrücken. Derselbe Tag, der mich nach dem Tod meines Vaters Caesar werden ließ, hat mich zum Diener des Staates gemacht. Der Caesar darf seine Hand nicht deshalb mit dem Schwert bewaffnen, um seiner Gier fremdes Blut zu opfern. Wenn dringende Erfordernisse des öffentlichen Wohls das Schwert verlangen, dann muß man es ziehen. Sonst aber wird die Scheide besser den Stahl bedecken. Der Grund, weshalb ich nach Rom strebe, ist der unglückliche Zustand der gefährdeten Stadt, die Notlage der Bürger, deren Häupter der Tyrann mit der Bürde der Grausamkeit beschwert. In diesem Fall ziemt es

In hoc praeesse Caesarem Imperio decet, Ut prosit idem. Quisquís ad clavum sedet, Felicitatis norma, collega est DEI Mundum regentis. Ille communi bono Intentus, astra variat; at nunquam tamen Vel in trisulca dexteram tela exerit, Vel per Cometas orbis exitium parat, Nisi cum ruina publici exposcit boni. Si causa Coelo displicet, nil hie moror: Paratus arma ponere, et Martis grave Exuere pondus. Causa si nostri DEO Belli probatur, nulla me tragicis aget Fortuna giris. Quidquid annutu DEUS Probat, secundo semper eventu beat. Et ista fortè somnii scena est DEI Probands index. At quis illustri fragor E nube tonuit? Sidera abscedunt; senex Hinc clave geminâ dexteram armatus subit, Hinc alter ense gravior in scenam venit. 0Chorus

in

nubepensilis.)

CHORUS COELITUM.

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DEUS est iustus. Caesar in isto Signo vinces. Nullum nimium Adversa diu fortuna premit. Sunt sua sceleri tela parata, Ultrice DEI iactanda manu. Prospera quamvis crimen initia Habeat, nunquam fine beato Terminât ausus. DEUS est iustus. Caesar in isto signo vinces. Licet innocuos graviore polus Verberet ictu: at nunquam perimit. Dextra paterna est, quâ castigat. Hactenus i vit scelus impunè: Nunc suprema est hora Tyranni. Caesar in isto signo vinces. DEUS est iustus. SEMICHORUS.

DEUS est mitis. ' Quidquid acerbat fortuna malis, ' DEUS extergit meliore bono. (A4V) Oppressa iugo Roma Tyranni Sua fata gravi gemitu flevit, Nunc ridebit. Caesar in isto Signo vinces.

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sich für den Caesar, an der Spitze des Reiches zu stehen, um ihm zugleich zu nützen. Wer auch immer am Steuerruder sitzt und glückliches Gedeihen sich zur Richtschnur macht, ist ein Amtsbruder des die Welt regierenden Gottes. Dieser verändert den Lauf der Gestirne aus Rücksicht auf das allgemeine Wohl. Doch greift er niemals zum Dreizack, noch bereitet er jemals den Untergang der Erde durch Kometen vor, es sei denn, daß der Verfall des allgemeinen Wohls es dringend erfordert. Wenn meine Sache dem Himmel mißfällt, werde ich hierin nicht zögern: bereit, die Waffen niederzulegen und die schwere Last des Krieges abzuwerfen. Wenn jedoch der Grund unseres Krieges von Gott gutgeheißen wird, wird keine Fortuna mich auf unheilvollen Kreisbahnen herumjagen. Was auch immer Gott durch seine Zustimmung gutheißt, beglückt er stets mit einem günstigen Ausgang, und diese Traumszene ist vielleicht ein Zeichen der Einwilligung Gottes. Aber welches Krachen tönte aus der hellen Wolke? Die Sterne verschwinden. Nun erscheint ein Greis, die Rechte bewaffnet mit zwei Schlüsseln; nun betritt ein zweiter Greis den Schauplatz, schwerbewaffnet mit einem Schwert. {Chor auf einer Wolke schwebend.)

CHOR DER HIMMLISCHEN.

Gott ist gerecht. Caesar, in diesem Zeichen wirst du siegen. Niemanden bedrängt allzu lange das Unglück. Es sind dem Frevel schon seine Geschosse bereitet, die Gottes rächende Hand schleudern wird. Mag auch das Verbrechen einen günstigen Anfang haben, so nimmt das Wagestück doch niemals ein gutes Ende. Gott ist gerecht. Caesar, in diesem Zeichen wirst du siegen. Wenn auch der Himmel Unschuldige mit einem ziemlich heftigen Schlag heimsucht, so vernichtet er sie doch niemals. Es ist eine v ä t e r l i c h e Rechte, mit der er züchtigt. Bis jetzt ist der Frevel ungestraft vonstatten gegangen. Nun aber ist die letzte Stunde des Tyrannen! Caesar, in diesem Zeichen wirst du siegen. Gott ist gerecht.

HALBCHOR.

Gott ist mild; was immer Fortuna an bitterem Leid schafft, wischt Gott mit einer besseren Gabe fort. Vom Joch des Tyrannen bedrückt, hat Rom sein Unglück mit schwerem Seufzen beweint; nun wird es lachen. Caesar, in diesem Zeichen wirst du siegen.

SEMICHORUS 2.

DEUS est iustus. CHORUS.

' Brevis est semper vita lyranno. DEUS est mitis, DEUS est iustus. Iustus iniquis, mitisque probis. Caesar in isto signo vinces. S. PETRUS.

Iusto, Pioque Caesari semper bona Impendit astra Numen, et causam fovet. Advertit aether, quanta te Sacri tenet Sitis adeundi laticis, et veri DEI Ardor colendi, quantus insedit fibris Amor tuorum; quando Consilio probis Industriâque subvenís; et iam tuis Pronus beatum rebus eventum parat. Tecum astra pugnant. Tela iam strident minis Bibuntque caedem, quam procelloso Ímpetu Ferant Tyranno. Nullus est frustra pius; Quando Pietati pugnat, et vincit DEUS. S. PAULUS.

Non si rubente sustinet fulmen manu Deus, scelestos praeterit. Quando tacet, Gravior in ictum prosilit. Inultum scelus Pars magna poenae est. Hactenus sceleri moram Induisit aether. Hora Maxenti tibi Fatalis hodie est. Occides, et quam struis Fraudem, subibis ipse. In authorem doli Plerumque recidunt. Vindicem attollit DEUS In scelera dextram, quando se scelera erigunt. Documenta Romae sera, Maxenti, dabis. Quisquis rebellât Numini, et gentem premit DEO dicatam, stare non poterit diu. Hinc hoste fuso, Flaviae gentis decus, Tenebis urbem victor, et longo trahes Populum triumpho; postque tranquillae dies Pacis renatos, gloriâ atque annis gravis Caesar videbis Caesares natos tuos. Sanguis piorum Principum nunquam interit. S . PETRUS.

Prosequere bella. Palma iam campum tenet In tua reclinis arma. Sic Numen iubet. (Br) Ego Petrus urbis Praeses, in terris DEI Legatus olim, divido tecum mei Populi tuendi studia. Tu bellis tege, Ego tuebor arma.

19 2. HALBCHOR.

Gott ist gerecht. CHOR.

Immer nur kurz ist das Leben eines Tyrannen. Gott ist mild, Gott ist gerecht: gerecht gegen die Ungerechten, mild gegen die Rechtschaffenen. Caesar, in diesem Zeichen wirst du siegen. H L . PETRUS.

Einem gerechten und frommen Caesar gewährt Gott stets ein gutes Geschick und begünstigt seine Sache. Der Himmel bemerkt, welch großer Durst nach geweihtem Wasser und welcher heiße Drang, den wahren Gott zu verehren, dich beherrscht, welch große Liebe zu den Deinen dein Innerstes erfüllt stehst du den Rechtschaffenen doch mit Klugheit und Tüchtigkeit bei - , und schon bereitet er gnädig deinen Plänen einen glücklichen Ausgang. Die Sterne kämpfen an deiner Seite. Schon schwirren drohend die Geschosse und trinken das Blut, das sie im stürmischen Angriff dem Tyrannen bescheren. Niemand, der fromm ist, bleibt dafür unbelohnt; wenn er für die Frömmigkeit (den christlichen Glauben) kämpft, so siegt Gott mit ihm.

H L . PAULUS.

Wenn Gott den Blitz in seiner flammenden Hand hält, verschont er die Frevler nicht. Wenn er schweigt, holt er nur um so heftiger zum Schlag aus. Der ungestrafte Frevel ist bereits ein großer Teil der Strafe. Bis heute ließ der Himmel den Frevel gewähren. Heute ist deine Todesstunde, Maxentius! Du wirst untergehen, und dem Trug, den du bereitest, wirst du selbst erliegen. Heimtücke fällt meist auf ihren Urheber zurück. Gott erhebt die rächende Hand gegen den Frevel, sobald sich der Frevel emporreckt. Spät erst, Maxentius, wirst du Rom ein warnendes Bespiel geben. Wer gegen Gott aufbegehrt und ein Gott ergebenes Volk unterdrückt, wird sich nicht lange halten können. Wenn dann der Feind niedergestreckt ist, wirst du, Zierde des flavischen Geschlechts, siegreich die Stadt behaupten und das Volk in einem langen Triumphzug mit dir ziehen. Und später, nachdem die Tage des stillen Friedens wieder angebrochen sind, wirst du, ein Caesar, schwer an Ruhm und Jahren, deine Söhne als Caesaren sehen. Ein Geschlecht gottesfürchtiger Fürsten geht niemals unter.

H L . PETRUS.

Führe den Krieg weiter. Der Sieg hält schon das Feld, gestützt auf deine Streitmacht. So ist Gottes Befehl. Ich, Petrus, der Beschützer Roms, einst Gottes Gesandter auf Erden, teile mit dir das Bemühen um die Verteidigung meines Volkes. Behüte du es mit Krieg! Ich werde deine Waffen beschützen.

S. PAULUS.

Quà Martern feres, Hâc iste rumpet ensis ad palmas viam. Sequere inchoata, Numen in laurum venit. CHORUS.

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(Porrigit Labarum. ) Accipe. Totas Superûm curas Hac arte trahes in tua bella. Qui sibi pronum coeli Studium Facilemque Deum poscit, in arma Nunquam rigeat, nisi ubi Pietas Soboles coeli, vel Iustitiae Regula poscit. Quem bona fulcit Causa, benignum Victor in arma Laurosque Deum semper habebit. CONST ANTiNus.

Agnosco magnum Numen, in cuius Sacra Radiata coeli luce mens pridem aestuat. Equidem piatum fonte lustrali caput Nondum innocentes ambiunt coeli nives: Lux tamen oborta pectori hunc unum mihi Deum fatetur. Iupiter non est Deus, Non Mars cruoris avidus, aut lucis parens Phoebus diurnae. Larva si nuper mihi Est thure multo eulta, meliorem Deus Afflavit animum. Sic ubi raptos videt Errore currus, tramitem in rectum trahit Cursor iugales. Huic ego posthac genu Lunabo soli, vasta coelorum cui Machina laborat, thure quem sacro Deum Gens Christiana poscit, et Christum vocat. Superest pianda rore lustrali lues, Quae sedit animo. Differo id, dum se dies A Gange melior exerat. Quamvis mora Plerumque noceat, quando iam praesens bonum est: Differre tamen et profuit, quando bonum Dilatione crescit. Exsurget dies Post inquieta praelia et Martis vices, Qui Christianum Caesarem agnoscet. Deus, Qui vota pectori ingerís, tu idem fave. Exsul Sacerdos adsit, Antistes Myrae. (Bv)

21 H L . PAULUS.

Wo du den Krieg hintragen wirst, da wird dir dieses Schwert den Weg zum Sieg bahnen. Setze das Begonnene fort. Gott ist mit deinem Sieg. CHOR.

(Überreicht die Kreuzesfahne.) Nimm sie an! Alle Fürsorge der Himmlischen wirst du auf diese Weise auf deinen Krieg lenken. Wer nach williger Teilhabe des Himmels und einem gnädigen Gott verlangt, soll nur dann in Waffen starren, wenn die Frömmigkeit, der Sproß des Himmels, oder der Grundsatz der Gerechtigkeit es fordert. Wer sich auf eine gute Sache stützt, der wird, als Sieger, immer einen Gott haben, der seiner Streitmacht und seinem Triumph gewogen ist.

KONSTANTIN.

Ich erkenne den großen Gott, in dessen strahlendem heiligen Himmelslicht mein Herz längst erglüht. Allerdings umfließt das unschuldige Weiß des Himmels noch kein durch die Taufe entsühntes Haupt. Das Licht, das meinem Herzen entflammt ist, verkündet mir jedoch diesen einen Gott. Jupiter ist nicht Gott, auch nicht der blutgierige Mars, oder Phoebus, der Erzeuger des Tageslichts. Wenn ich auch kürzlich noch mit viel Weihrauch einen Dämon verehrt habe, so hat mir Gott doch einen besseren Geist eingehaucht. So lenkt ein Vorläufer, der sieht, daß der Wagen auf einem Irrweg dahineilt, das Gespann auf den rechten Pfad. Allein vor ihm, für den die ungeheure Himmelsmaschinerie in Bewegung ist, den das Christenvolk mit heiligem Weihrauch anruft und den es Christus nennt, werde ich künftig das Knie beugen. Bleibt nur noch, die der Seele innewohnende Verderbnis mit sühnendem Naß zu reinigen. Dies schiebe ich auf, bis sich vom Ganges her ein besserer Tag erhebt. Obwohl eine Verzögerung meist schädlich ist, wenn das Gute schon da ist, so hat doch ein Aufschub auch schon seinen Nutzen gehabt: dann nämlich, wenn das Gute durch den Verzug zunimmt. Nach ruhelosen Schlachten und den Wechselfällen des Krieges wird der Tag heraufziehen, der den Caesar als einen Christen erkennen wird. Gott, der du die Wünsche ins Herz senkst, sei ihnen auch ein Förderer. Der vertriebene Priester, der Bischof von Myra, komme herbei.

SCENA II. Somniat Tyrannus Maxentius, se populum Israël sicco pede mare rubrum transeuntem videre; et Pharaonem submergi. Umbra Pharaonis eum ad eversionem populi DEI hortatur. ANGELUS IN COLUMNA IGNIS. MOSES. UMBRA PHARAONIS. EXCUBITOR. DAEMON. MOSES.

Ferociente sequitur armorum sono Pedem Tyrannus. Perge, quà pergis, Deo Dilecta turba. Numen, assuetum tuis Servire votis, ultimo in casu dabit Sui favoris specimen. Hàc mecum gradum Per fracta regna Nerei. Undantis vada Audite pelagi Numinis vocem: >Thetis Revoluta cedeThetis, wälze dich zurück und entschwinde! < Sie ist zurückgewichen! Siehe: stets erstrahlt deinen Wünschen ein gnädiger Gott. Niemand hat Gott je vergeblich angerufen. Das Meer hat die Wellen zurückgedrängt und starr gemacht, und sich in der Schwebe haltend gewährt Thetis einen trockenen Weg ohne Hindernis mitten durch die Fluten. Vorwärts, laßt uns dem Geheiß des gnädigen Gottes folgen.

ENGEL.

Habt Vertrauen, das Zeichen des gnädigen Gottes täuscht nicht! Zwar drängen Krieger den Flüchtenden nach. Doch fürchte dich nicht! Gott ist den Drohungen des Tyrannen als Rächer auf den Fersen. Stets treibt Nemesis auf samtweichen Sohlen die Frevler in die Enge. SCHATTEN DES PHARAO.

Hier ist er durch das erstarrte Meer gegangen. Krieger, hierher lenkt schleunigst euren Schritt! ENGEL. (In einer Feuersäule) Wer mit frecher Hand Krieg gegen die Gottheit führt, wird untergehen. Geht! Dem Gottlosen und dem Frommen ist nicht dasselbe Schicksal beschieden. Der Fromme durchquert trockenen Fußes die schäumenden Wogen: euch aber wird Nereus rächend mit seinen Fluten bedecken. Die Zeit drängt, vereinigt euch, ihr Fluten! ALLE.

Weh! ENGEL.

So vergilt Gott die ruchlosen Unternehmungen der Tyrannen. S o bewährt sich die Rache gegenüber dem Frevel. Niemand führt einen erfolgreichen Krieg gegen die Sterne: immer steht der Himmel den Frommen als Freund

Studiosus aether. Quisquís audaci in probos Aestu ferocit, has sui tandem dabit Poenas furoris. Impiis Numen breve (B2r) Concessit aevum. Scelere cùm iustos premunt, In sua Tonantem crimina ultorem trahunt. UMBRA PHARAONIS.

Quis me profundo protrahit Averni lacu Vivas in auras? in quod exemplum nocens Transcribor Umbra? Peius est aliquid styge Ardente semper? Num parum videor miser, Quod tristis Acheron sulphure involvit caput, Piceoque iactat vortice! Heu! vivas domos Pudet videre; quique iucundus patet Aliis Olympus, gravior est Orco mihi, Totoque Averno. Namque quaecunque obviât Luminibus aura, sceleris antiqui notas Obtrudit animo; meque Pharaonem mihi Reumque Iudicemque demonstrat. Poli Hic magnus oculus vidit; hae mundi faces, Haec astra nostri conscia furoris, grave Testata facinus, memet obiectant mihi. DAEMON.

Etiamne lento segnis absistis gradu, Solemque metuis? Perge, detestabilis Umbra, et penates Romulos funis age: Perge, architecte criminum, Regum probrum, Tonantis osor, carnifex populi DEO Quondam redempti. Perge crudelem tuis Flammis Tyrannum cingere, et totâ styge Maxentium infiammare. Quo trepidus gradum, Lanista, vertis? UMBRA PHARAONIS.

Ditis ad vivos rogos, Ad operta flammis stagna sulphureis; dies Ubi procul omnis exulat, et umbrae vêtant Lucere flammas; ad meas poenas feror. Acheron mihi debetur. O quisquís cavâ Sub valle trepidus semper instantis times Montis ruinam, quisquís exeso iecur Pectore renascens vulturi in dapem exhibes, Quisquís strepentes flammeae cursus rotae Semiustus horres, quisquís in vivam Leae Paratus escam membra laniari doles Refecta saepe: vestra supplicia et graves Amate poenas. Gravior assuetâ mihi

25 zur Seite. Wer immer mit frechem Ungestüm gegen Rechtschaffene wütet, wird schließlich so für seine Raserei büßen. Gott hat den Ruchlosen nur eine kurze Zeitspanne eingeräumt. Indem sie die Gerechten mit Frevel bedrücken, ziehen sie die Rache des Donnerers auf ihre Verbrechen. SCHATTEN DES PHARAO.

Wer zieht mich aus dem tiefen Avernus hervor ans lebendige Tageslicht? Wofür soll ich schuldbeladener Schatten als Vorbild dienen? Gibt es etwas Schlimmeres als den ewig brennenden Styx? Scheint mein Elend etwa zu gering, da doch der trauervolle Acheron mein Haupt in Schwefel hüllt und es in einem Wirbel von Pech herumschleudert? Ach, es beschämt mich, mit Leben erfüllte Häuser zu sehen! Und der Olymp, der sich für andere als etwas Erfreuliches darbietet, ist für mich schlimmer als der Orkus und der ganze Avernus. Denn welcher Strahl des Tageslichts auch immer in meine Augen fällt: er drängt meinem Geist die Schandmale des alten Verbrechens auf und führt mich, den Pharao, mir selbst als Angeklagten wie als Richter vor. Dieses große Auge des Himmels sieht es; diese Fackeln der Welt, diese Sterne, die von meinem Wüten wissen, die Zeugen meiner furchtbaren Missetat sind sie machen mich mir selbst zum Vorwurf.

DÄMON.

Drückst du dich auch langsamen Schrittes träge beiseite und fürchtest die Sonne? Vorwärts, abscheulicher Schatten, und versetze die römischen Penaten in Raserei! Vorwärts, du Anstifter von Verbrechen, du Schande der Könige, du Hasser des Donnerers, du Henker des von Gott einst erlösten Volkes! Schließe den grausamen Tyrannen weiter in deine Flammen ein und setze den Maxentius weiterhin mit dem ganzen Styx in Brand! Wohin wendest du zitternd deinen Schritt, Aufhetzer?

SCHATTEN DES PHARAO.

Zu den lodernden Scheiterhaufen Plutos, zu den mit schwefligen Flammen bedeckten Pfühlen, von denen jedes Tageslicht verbannt ist und wo die Schatten ein Leuchten der Flammen verbieten. Ich begebe mich zum Ort meiner Bestrafung. Mir gebührt der Acheron. O du - wer du auch seist - , der du im hohlen Tal angsterfüllt den ständig drohenden Sturz des Felsens befürchtest; der du dem Geier deine in der zernagten Brust nachwachsende Leber zur Speise darbietest; der du dich - halb verbrannt - vor dem rasselnden Lauf des Feuerrades entsetzest; der du - einer Löwin zum lebenden Futter bereitet - oft erdulden mußt, daß deine gerade wieder erneuerten Glieder zerfleischt werden - o ihr alle: l i e b t Eure Martern und schweren Strafen! Dieses Licht

Lux ista poenâ est. Fugio, nec fugio satis Superas minantes. DAEMON.

Ante furiali face (B2V) Stringenda Roma est. Stagnet insontûm prius Craore terra: totus Augusti furor In Christianos ardeat. UMBRA PHARAONIS.

Sat sum nocens, Sat astra scelere pollui, invisus DEO, Exosus orbi. Cernis, ut pontus reum, Omnisque luda accusai, et rursus mare Capiti minatur? Quid iubes ultra? DAEMON.

Tui Maxentium uri sceleris exemplo. UMBRA PHARAONIS.

DEUM, Qui scelera fieri prohibet, et facta expiât Graviore poenâ, testor, in noxam hanc habes Inobsequentem. Nolo, quod tantas trahit Poenas patratum: nolo, quod factum semel Semper piatur. Stabo, et arcebo scelus, Quod crude mandas. Sapiat exemplo meo, Quicunque gentem Numini acceptam premit. Qui vult perire, périmât insontes, premi Quos astra prohibent. Prima pereundi haec via est, Probis nocere. DAEMON.

Contumax, nostris negas Parere iussis? UMBRA PHARAONIS.

Quid venenatos ferus Minaris angues? DAEMON.

Verba quod nequeunt, gravis Sensus doloris impetrat. UMBRA PHARAONIS.

Iusta impera. DAEMON.

Sint iusta, sint iniusta; materies tuae Sunt digna culpae. UMBRA PHARAONIS.

Digna materies meae Sunt illa poenae.

27 ist für mich schlimmer als die mir vertraute Strafe! Ich fliehe, - aber nicht weit genug, um den Drohungen der Himmlischen zu entkommen! DÄMON.

Zuvor muß Rom mit der Fackel der Furie berührt werden. Vorher soll die Erde schwimmen vom Blut der Unschuldigen: die ganze Wut des Kaisers soll gegen die Christen entbrennen. SCHATTEN DES PHARAO.

Ich bin hinreichend mit Schuld beladen, ich habe die Sterne genug mit Frevel besudelt: Gott bin ich verhaßt und dem Erdkreis zuwider. Du siehst doch, wie das Meer und ganz Juda mich anklagt und das Meer aufs neue mein Leben bedroht? Was befiehlst du denn noch? DÄMON.

Daß Maxentius entflammt wird durch das Vorbild deines Verbrechens. SCHATTEN DES PHARAO.

Ich bezeuge vor Gott, der verbietet, daß Freveltaten geschehen, und der sie, falls verübt, mit schwerer Bestrafung sühnt: bei d i e s e m Verbrechen verweigere ich dir den Gehorsam. Ich will nicht, daß ein Vergehen so große Strafen nach sich zieht; ich will nicht, daß auf ewig gesühnt wird, was nur e i n m a l getan wurde. Ich werde standhaft bleiben und das Verbrechen verhindern, das du grausam befiehlst. Wer auch immer ein von Gott angenommenes Volk unterdrückt, möge durch mein Beispiel klug werden. Wer zugrundegehen will, mag die Unschuldigen vernichten, die zu unterdrücken der Himmel verbietet. Der vorzüglichste Weg zum Untergang ist: den Rechtschaffenen Schaden zufügen. DÄMON.

Widerspenstiger, verweigerst du unseren Befehlen den Gehorsam? SCHATTEN DES PHARAO.

Warum bedrohst du mich grausam mit giftigen Schlangen? DÄMON.

Was Worte nicht vermögen, bewirkt eine starke Schmerzempfindung. SCHATTEN DES PHARAO.

Befiehl etwas Gerechtes! DÄMON.

Gerecht oder nicht gerecht: die Sache ist würdig deiner Schuld. SCHATTEN DES PHARAO.

Jene Sache ist meiner S t r a f e würdig.

DAEMON.

Poena post culpam venit. Serò timetur ilia, cum crimen placet. UMBRA PHARAONIS.

Semper timenda est poena, quae semper tonat. DAEMON.

Frustra timentur damna, quae toto pati Aevo est necesse. Quod grave est, vetus est scelus. O vilis Umbra! perge, quo Phlegeton iubet, Novumque veteri scelere Pharaonem indue. UMBRA PHARAONIS.

Quis mihi per imos viscerum ardentûm sinus Inserpit ardor? quae reluctantem rapit In arma dextram fiamma? Sum rursus meus, Sum Pharao, sobolis Isaci excidium, latro Invisus astris, grande supplicium probis. Sum Pharao, vetere rursus exemplo novis Sorbendus undis. DAEMON.

Talis Ausonii subi Animum Tyranni. UMBRA PHARAONIS.

Fiat, hoc fiat nefas, Quod horret Orcus, quod superfusis mare Sepelivit undis, quod procelloso bibet (B3r) Furore Tiberis, quodque, si vivus forem, Ipse expaverem. Fiat ingentis mali Trahax catena. Tibrim et Erythreum mare Uno recludam in alveo. Hic post tot neces, Post innocentûm fuñera, et multas meo Datas furori victimas, post Imperi Malè arrogata sceptra, post sparsam pio Cruore terram, mergar in stygem ultimam. DAEMON.

Sic sic eatur. UMBRA PHARAONIS.

Surge, quid torpes, probrum Vile imperantûm? Sceptra Pallentûm tremunt, Delubra nutant Numinum, antiquis cadit Iupiter ab aris, Roma Christiadûm DEO Procidua lunat poplitem, fumant novis Altaría sacris, vertici extremum tuo Fatum minatur; Tibris agglomérat suas In funus undas: surge, quid lentus stupes? Hunc bibe cruente sanguinis puri scyphum. (Porrigit scyphum.)

29 DÄMON.

Die Strafe folgt auf das Verschulden; die Furcht vor ihr kommt zu spät, wenn das Verbrechen gefällt. SCHATTEN DES PHARAO.

Die Strafe muß man immer fürchten: immer tönt sie mit Donnerhall. DÄMON.

Nutzlos ist die Furcht vor Übeln, die man eine Ewigkeit lang erleiden muß. Nur der a l t e Frevel ist schlimm. O nichtiger Schatten! Mache dich auf den Weg, den der Phlegethon dir befiehlt, und belade den neuen Pharao mit dem alten Frevel! SCHATTEN DES PHARAO.

Welche Glut kriecht mir durch die verborgensten Tiefen der brennenden Eingeweide? Welche Flamme reißt die sich widersetzende Rechte zu den Waffen? Ich bin wieder ich selbst, ich bin Pharao, der Untergang der Kinder Isaaks, ein dem Himmel verhaßter Räuber, eine große Marter für die Rechtschaffenen. Ich bin Pharao, der nach dem alten Vorbild noch einmal - von n e u e n Wellen - verschlungen werden muß. DÄMON.

Als ein solcher schleiche dich ein in das Herz des römischen Tyrannen. SCHATTEN DES PHARAO.

Er soll geschehen, dieser Frevel soll geschehen, vor dem der Orkus sich entsetzt, den das Meer unter zusammenstürzenden Fluten begraben hat und den der Tiber in stürmischem Wüten trinken wird: ein Frevel, vor dem ich mich selbst entsetzen würde, wenn ich noch am Leben wäre. Die zugkräftige Kette gewaltigen Unheils soll geschmiedet werden. Den Tiber und das Rote Meer werde ich in einem e i n z i g e n Becken vereinigen. Nach so vielen Morden hier, nach dem Untergang von Unschuldigen, nach vielen meiner Raserei dargebrachten Opfern, nach frevelhafter Aneignung des Reichszepters, nach der Tränkung der Erde mit Blut der Frommen werde ich versinken am entferntesten Ende des Styx. DÄMON.

S o, ja so soll die Sache vonstatten gehen! SCHATTEN DES PHARAO.

Steh auf, warum bist du so träge, du verächtliche Schmach der Regierenden? Die Herrschaft der bleichen Götter erbebt, ihre Tempel schwanken, Jupiter stürzt von den alten Altären, Rom fällt vor dem Christengott auf die Knie, von neuen Opfern rauchen die Altäre, deinem Haupt droht der Tod, der Tiber sammelt seine Wasser für den Untergang. Steh auf! Warum bist du so träge und lahm? Trinke diesen Becher mit reinem Blut, du Blutdürstiger. (Überreicht einen Becher.) Glühe von diesem Feuer! (Berührt ihn mit einer

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Hoc ferve ab igne. (Facem apprimit.) Iam novo fervet novus Pharao calore. Redde me turbo meis. (Excedit.) MAXENTIUS. {In somno loquitur. ) Hue arma miles, arma et ultorem manu Stringite furorem: congerat caedes chalybs, Foedentur astra sanguine, reorum natet Cruore tellus. {Intrat Excubitor.) Prodimur! Nostro tumens Incumbit hostis funeri. {Evigilat.) An ludit sopor Timidum per umbras? an vigil vidi mei Scenam pavoris? Nullus hic nostro adstitit Lateri inimicus? EXCUBITOR. Nullus. MAXENTIUS. At cur hue pedem Armatus infers? EXCUBITOR. Pareo vocanti. MAXENTIUS. Mihi? EXCUBITOR. Tibi. MAXENTIUS. Nec ullus visus est? EXCUBITOR. Nullus. MAXENTIUS. Sopor Infascinavit lumina. Excubiis suum Armata turba Caesarem tenuit? EXCUBITOR. Tenet. MAXENTIUS. Quieta? EXCUBITOR. Solus Caesar insolita fremens Voce inquiétât. MAXENTIUS. Nullus armorum fragor Auditus usquam? EXCUBITOR. Nullus. MAXENTIUS. Insuetus tamen Mihi fragor aures perculit.

31 Fackel.) Jetzt glüht von neuer Hitze der neue Pharao. Sturmwind, bringe mich zu den Meinen zurück! {Entfernt sich.) MAXENTIUS. (Spricht im Schlaf.) Hierher die Waffen, Soldaten, auf diesen Punkt konzentriert die Waffen und die rächende Wut: das Schwert soll Tote auf Tote häufen, die Gestirne sollen mit Blut befleckt werden, die Erde soll im Blut der Schuldigen schwimmen. {Der Wachtposten tritt ein.) Wir sind verraten! Der hochmütige Feind drängt danach, uns zu töten. (Er wacht auf) Hält der Schlaf etwa meine Furchtsamkeit mit Schattenbildern zum besten? Oder habe ich etwa wachend ein Schauspiel meiner Angst erlebt? Hat hier kein Feind an unserer Seite gestanden?

WACHE. Keiner. MAXENTIUS. Aber warum setzt du bewaffnet den Fuß hier herein? WACHE. Ich folge nur deinem Ruf. MAXENTIUS. Meinem Ruf? WACHE. Deinem Ruf. MAXENTIUS. Und niemand war zu sehen? WACHE. Niemand. MAXENTIUS. Der Schlaf hat meine Augen behext! Hat ein bewaffneter Trupp bei seinem Caesar Wache gehalten? WACHE. Er tut es noch. MAXENTIUS. Hat er sich ruhig verhalten? WACHE. Allein Caesar sorgt mit ungewohntem Lärmen für Unruhe. MAXENTIUS. War nicht irgendwo Getöse von Waffen zu hören? WACHE. Nein. MAXENTIUS. Dennoch schlug ein ungewohntes Getöse an mein Ohr.

EXCUBITOR.

Timidi fuit Imago somni. MAXENTIUS.

Somnium tuum argue, Infide miles, Caesari. EXCUBITOR.

Vigiles poli Contestor ignés, quaeque taciturno fluunt Sidera rotatu, nullus oppressit sopor Oculos vel artus. MAXENTIUS.

Quanta iam noctis rotae (B3V) Egêre spacia? EXCUBITOR.

Quarta iam sonuit tuba. MAXENTIUS.

' ' ' ' ' ' ' ' ' '

Haec hora furva somnia, et tristes agit Animos per umbras. Ubi sopor sensus ligat, Non semper animus dormit. In somnis Dii Aliquando vera nunciant. Quod nos leve Quandoque phasma credimus, fati est opus Ad nos loquentis. Cum soporatam dies Depulerit umbram, Maximum nostris iube Adesse curis. Grande supplicium est metus, Premitque mentem acerbiùs, quando sinu Clauso tenetur: et tarnen timeant licet Reges, timorem prodere Augusti status Prohibet honoris! Iste fortunae tenor Nostrae est: malis pene opprimi, et nullum tarnen Reperire tantis posse remedium malis.

SCENA III. Constantinus S. Nicolao Myrae Antistiti, tunc in Italia exulanti visum exponit, ab eoque, quae sit Angelorum natura et vis, quae gratiae, edocetur, ac certam victoriae spem accipit. CONSTANTINUS. S . NICOLAUS. CONSTANTINUS.

Verende Praesul, cuius in curas dedit Momenta terrae Numen, et Patris vices Obire iussit: Coelitum iam me favor In bella firmat; totus in nostrum polus Martern laborat, spemque palmarum facit.

33 WACHE.

Es war nur das Trugbild eines Angsttraumes. MAXENTIUS.

Bekenne deinem Caesar, daß du geträumt hast, untreuer Soldat! WACHE.

Die wachenden Himmelslichter und die Gestirne, die schweigend ihre Kreisbahnen ziehen, rufe ich zu Zeugen: kein Schlummer hat auf meinen Augen oder Gliedern gelastet. MAXENTIUS.

Welche Strecke hat der Wagen der Nacht bereits durchmessen? WACHE.

Schon ertönte zum vierten Mal die Trompete. MAXENTIUS.

Diese Stunde erregt mit Schattenbildern schwarze Träume und traurige Gedanken. Auch wenn der Schlaf die Sinne bindet, schläft nicht immer der Geist. Im Schlaf verkünden die Götter zuweilen die Wahrheit. Was wir manchmal für eine flüchtige Geistererscheinung halten, ist ein Werk des zu uns sprechenden Schicksals. Sobald der Tag die schläfrig machende Dunkelheit vertrieben hat, gib Befehl, daß Maximus uns in unseren Sorgen beistehen soll. Eine schwere Folter ist die Furcht, und sie bereitet dem Gemüt besondere Pein, wenn sie in der Brust eingeschlossen bleibt - und obwohl auch Könige Angst haben, so verbietet es doch ihr kaiserlicher Ehrenstand, Angst zu z e i g e n . Dies ist ein Grundzug unseres Geschicks: von Leiden fast erdrückt zu werden und dennoch kein Heilmittel für so große Leiden finden zu können.

DRITTE SZENE Konstantin legt dem Hl. Nikolaus, dem damals in Italien im Exil lebenden Bischof von Myra, sein Traumbild dar und wird von ihm über die Natur und Kraft der Engel und der Gnade belehrt, und er empfängt von ihm sichere Hoffnung auf den Sieg. KONSTANTIN. H L . NIKOLAUS. KONSTANTIN.

Ehrwürdiger Bischof, dem die Gottesmacht die Sorge um den Lauf der Erdendinge anvertraut und befohlen hat, die Funktion eines Vaters auszuüben! Schon stärkt die Gunst der Himmlischen für meinen Krieg meine Stellung; der ganze Himmel strengt sich für unseren Krieg an und verschafft Siegeshoffnung.

S . NICOLAUS.

' ' ' ' ' ' ' ' '

Ante ipsa bella, Caesar, eventum tenes, Si firmat aether arma. Successu nequit Mars insecundo cadere, quem nutu suo DEUS probavit. Ule bellorum vices Unus gubernat. Caeterum ambiguis volat Victoria alis. Fulget, adspirat, venit; Nutatque rursus, rursus exspirat; cadit, Fugitque rursus. Mobilis palmae DEUS Firmat volatus. Illius nutu omina Belli feruntur. Fide: nil vane DEUS Promittit unquam. CONSTANTINUS. Siderum nisi me fides Fallit, secundum Martis eventum manu Victrice prendo, meque famulari sequens (B4r) Fortuna passu, vindicem Romae gravi Parat Triumpho. Noctis ubi iuri dies Cessit peracta, seque per sudum faces Egêre Olympum, visa per somnum mihi Species triumphi: visus ad nostras pedes lacere pronus Ci vis; audi tus canor Plaudentis aeris. Deìnde, ubi extersis sopor Abscessit oculis, geminus aspectu gravis Vir ante vultus constitit, fassus Deum Nostris favere praeliis: Circùm cohors Fusâ Geniorum luce radiantem Crucem Suspendit inter sidera, et suavi sono, Hoc vince Caesar, inquit, in signo. Sonum Spes certa sequitur; iamque non dubio urgeo Ardore Martern. S . NICOLAUS.

Sequeris instantem Deum. Sic ille, quando pectus heroum viri In pulchra laudum merita magnarum vocat, Famulas cohortes Coelitum augusto induit Corporis amictu; quodque decreto iubet Agi, per istos nunciat. Non his tarnen Natura corpus finxit, aut morti dedit Damnata membra. Spiritus puri, gravi Non ambiuntur sarcinâ. Lunae globum Solisque supra, siderum cursus supra Solium Tonantis ambiunt, seque ubere Pascunt voluptâ semper, et toto Deo Laeti fruuntur: quoque conceptum magis

35 HL. NIKOLAUS.

Sogar schon v o r dem Krieg, Caesar, hältst du den Erfolg in Händen, wenn der Himmel deine Waffen stärkt. Der Krieg, den Gott durch seine Zustimmung gutgeheißen hat, kann keinen unglücklichen Ausgang nehmen. Jener allein regiert die Wechselfalle der Kriege. Im übrigen fliegt Victoria mit ungewissen Schwingen. Sie strahlt hervor, sie nähert sich, sie kommt. Und dann schwankt sie wieder, erstirbt wieder, sinkt zu Boden und flieht wieder. Nur Gott verleiht dem Flug des unsteten Sieges Beständigkeit. Die Vorzeichen des Krieges tun sich kund auf sein Geheiß. Habe Vertrauen: Gott macht niemals leere Versprechungen.

KONSTANTIN.

Wenn mich mein Vertrauen zum Himmel nicht trügt, ergreife ich mit siegreicher Hand den glücklichen Ausgang des Krieges, und die mir mit Dienerschritten folgende Fortuna rüstet mich zu einem gewaltigen Triumph als Rächer Roms. Sobald der zur Neige gegangene Tag der Nacht die Herrschaft überlassen hatte und die Himmelslichter sich durch das wolkenlose Firmament bewegten, erschien mir im Schlaf das Bild eines Triumphes: ich sah den Bürger mir zu Füßen liegen, hörte den Klang des zusammmenschlagenden Erzes. Danach, sobald ich mir den Schlaf aus den Augen gerieben hatte, traten zwei Männer von würdevollem Aussehen vor mich hin und sagten, daß Gott unsere Kämpfe begünstige. Eine uns umgebende Engelschar hängte zwischen den Sternen ein Licht ausstrahlendes Kreuz auf und sagte mit süßer Stimme: »Siege, Caesar, in diesem Zeichen!« Sichere Zuversicht ergibt sich aus dieser Stimme. Ich treibe den Krieg nunmehr mit entschlossener Energie voran.

HL. NIKOLAUS.

Du folgst nur dem Drängen Gottes. Auf diese Weise kleidet Gott, wenn der Heldensinn eines Mannes schönen Lohn in Gestalt großer Ehrungen erheischt, die dienstbaren himmlischen Heerscharen in das Gewand eines erhabenen Körpers; und was er an künftigen Geschehnissen verfügt und befohlen hat, das tut er durch sie kund. Die Natur hat ihnen jedoch keinen Körper erschaffen und auch keine dem Tode verfallenen Glieder verliehen. Als reine Geister sind sie nicht mit schwerer Bürde versehen. Jenseits von Mond- und Sonnenkugel, jenseits der Bahnen der Sterne umkreisen sie den Thron des Donnerers und nähren sich stets von reicher Wonne, und freudig genießen sie Gott in seiner ganzen Herrlichkeit. Und je mehr sie die empfan-

Spirant amorem, hoc aestuant flammae magis. At tota quamvis mersa deliciis natet Mens aeviternis, rebus humanis tarnen Intenta servit. Quisquís humanos venit Infans in artus, Coelitem vitae cliens Habet Patronum. CONSTANTINUS.

Et improbi? S. NICOLAUS.

Nulli negat Auxilia coelum. CONSTANTINUS.

At quantus interitu cadit Turbo populorum! S. NICOLAUS.

Nempe, qui duri nimis Turpi rogantem gratiam vitant fugâ, Opemque renuunt. Gratia Tonantis genus, Necessitatis nescia, invitos monet, Spontè occupantes incitât, recti viâ Exorbitantes molliùs rursum trahit; (B4V) Nec cogit ullum. Liberos nobis Deus Donavit ánimos. CONST ANTiNus.

Cogéré at potest tarnen? S. NICOLAUS.

Sed nolle statuit. Liberum obsequium petit: Odit coactum. CONSTANTINUS.

Quidquid invitus facit, Nil promeretur? S. NICOLAUS.

Perdit obsequii modum, Quidquid coactum est. Sponte, qui periit, pérît, Cùm posset idem sceleris immunis sacrum Servare pectus. CONSTANTINUS.

Saepe sed mentem impetus Gravis fatigat. S. NICOLAUS.

Impetus nullus tamen Evertet animum, liberé victas manus Nisi porrigamus. CONSTANTINUS.

Improbis ergo favet, Probisque Numen?

37 gene Liebe ausatmen, um so feuriger erglühen sie. Aber obwohl ihr Geist gänzlich in ewige Wonnen versunken ist, so widmet er sich dennoch der menschlichen Welt mit höchster Aufmerksamkeit. Welches Ungeborene auch immer Menschengestalt annimmt, hat - als Schützling - für sein Leben einen Himmlischen zum Patron. KONSTANTIN.

Auch die Bösen? H L . NIKOLAUS.

Niemandem verweigert der Himmel seinen Beistand. KONSTANTIN.

Aber welch ein gewaltiger Strom von Menschenmengen geht zugrunde!? H L . NIKOLAUS.

Freilich jene allzu Unbeugsamen, die der einladenden Gnade durch schimpfliche Flucht zu entgehen suchen und sich nicht helfen lassen wollen. Die Gnade, ein Kind des Donnerers, keiner Notwendigkeit unterworfen, ermahnt die Widerspenstigen, spornt die an, die sich freiwillig ihrer bemächtigen, zieht die vom Pfad der Tugend Abgewichenen sanft zurück; Zwang aber übt sie gegen niemanden. Gott hat uns einen freien Willen verliehen.

KONSTANTIN.

Aber gleichwohl k a n n er zwingen? H L . NIKOLAUS.

Er hat jedoch beschlossen, dies nicht zu w o l l e n . Er will den freiwilligen Gehorsam. Er haßt den erzwungenen. KONSTANTIN.

Ist a l l e s , was jemand widerwillig tut, ohne Verdienst? H L . NIKOLAUS.

Alles, was unter Zwang zustande gekommen ist, verdirbt die Art des Gehorsams. Wer zugrundegegangen ist, ist freiwillig zugrundegegangen, denn er hätte ebensogut, rein von Frevel, sein Herz in Heiligkeit bewahren können. KONSTANTIN.

Oft aber macht große Leidenschaft dem Verstand zu schaffen. H L . NIKOLAUS.

Keine Leidenschaft aber wird den Geist zugrunde richten, wenn wir nicht freiwillig kapitulieren. KONSTANTIN.

Bösen u n d Rechtschaffenen also ist Gott wohlgesinnt?

S. NICOLAUS.

Nemini Solem negat, Seu purus ille mente sit, seu sit nocens. Spedare lucerti quilibet tutò potest: Spedare si quis nolit, aut spontè abditis Se claudat umbris, ille non solem arguat Sibi negatum, scelere sed damnet suo Animum obstinatum. Namque aberrantem monet, Invitât, urget Genius, et blando allicit Sermone pectus. CONSTANTINOS.

Unde consimiles trahunt Hominibus artus Coelites, cùm se exhibent Aptos videri? S. NICOLAUS.

Siderum puras nives Floremque densant. Inde iuvenilis decor In frontem et ora ducitur. CONSTANTINUS.

Quantus vigor Firmat lacertos? S. NICOLAUS.

Maior humano. Dédit Exempla Nilus, quando depositas senes Flevêre proles. Nempe se nitidis agens Genius in armis sustulit primas Patrum Spes per Canopum. Cecidit innúmeras chorus Ferro recisus. Unicus tantum DEI Potuit Ephoebus. Castra Sennacherib tibi Revoca, Imperator. Ille spe vanâ sibi Solymam ruentem fingit, et faustae vocat Sinus Idumes: robur invictum feris Indurat armis; signa per campos trahit Infesta Maitis. Scelera sed raro exitus Habent petitos. Quando iam in cursu rota Felicitatis eminus spectat iubar, DEUS cúrales frangit. Incubuit polo Nox atra. Solymae fuñera, et tristem exitum Miles canebat: ecce per iugulos manus (Cr) Ignota ferro saevit; et quaquà volat, Cumulât acervos funerum: trancus iacet Per ampia miles spada; bellator tarnen, Qui strage campum replet, occultus latet. Vix nocte pul sä micuit Aurorae iubar, Unus, suoram à funere superstes, videt

39 HL. NIKOLAUS.

Niemandem verweigert er das Sonnenlicht, sei er nun reinen Geistes oder sei er ein Übeltäter. Jeder kann ungefährdet das Licht betrachten: wer das Licht nicht anschauen möchte oder freiwillig sich in unzugänglichem Dunkel verschließt, der soll sich nicht beschweren, daß ihm die Sonne versagt sei, sondern die Hartnäckigkeit verdammen, mit der sein Geist im Frevel verharrt. Denn der Engel ermahnt den Verirrten, er muntert ihn auf, drängt ihn und lockt sein Herz mit liebreicher Rede.

KONSTANTIN.

Woher nehmen die Himmlischen ihre den Menschen ähnliche Gestalt, wenn sie sich als ihr Ebenbild darstellen? HL. NIKOLAUS.

Sie verdichten den reinen Schnee und die Blüte der Sterne. Daher kommt der jugendliche Liebreiz auf Stirn und Antlitz. KONSTANTIN.

Wie groß ist die Kraft, die ihre Muskeln stählt? HL. NIKOLAUS.

Sie ist übermenschlich. Ein Beispiel lieferte der Nil, als die Alten ihre dahingeraffte Nachkommenschaft beweinten. In ganz Ägypten nämlich vernichtete ein Engel, in glänzender Rüstung sich zeigend, die erste Hoffnung der Väter. Es fiel eine zahllose Menge, vom Schwerte hingemetzelt. So Großes vermochte ein e i n z i g e r Jüngling Gottes! Erinnere dich, Imperator, an das Lager des Sanherib. Dieser bildete sich in eitler Hoffnung ein, Jerusalem werde fallen, und forderte das glückliche Palästina heraus; unbezwingbare Kraft stählte sich an grausamen Waffen, bedrohliche Heerzeichen führte sie über das Feld. Aber selten haben Verbrechen den gewünschten Ausgang. Wenn die Pferde im Laufe schon in der Ferne den Glanz des Glückes sehen, dann zerbricht Gott den Wagen. - Am Himmel zog die schwarze Nacht auf. Die Soldaten prophezeiten Jerusalem Tote und einen traurigen Untergang. Doch siehe: da fuhr eine unbekannte Hand mit dem Schwert rasend durch ihre Kehlen, und überall, wo sie hinflog, häufte sie Berge von Leichen auf: verstümmelt lagen die Soldaten da, weit verstreut. Der Krieger jedoch, der das Schlachtfeld mit Toten füllte, blieb unsichtbar. Kaum schimmerte der Glanz der Morgenröte, nachdem die Nacht vertrieben war, da sah Sanherib, der den Tod der Seinen als einziger überlebt hatte, die Zier und die Kraft

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Sennacherib altâ clade sublatum decus Roburque Sceptri: corripit mentem timor, Trepidusque posito Marte se vertit fugae. Sic tumida Victor colla detruncat Deus. Et nunc Tyrannus urbe se iactat ferox. Sed brevia sceleri tempora indulget polus. Stragem minatur Civibus, et urbi facem. At comminali et vincere, haud distant parum. Etiam minali foeminae possunt. Viri Non semper aequè vincere. Facile est DEO Consilia tumidi evertere, et tenui manu Grandem Tyrannum sternere, ac gemitu iocos, Laurum cupresso vertere, triumphos nece. Est aliquod astris Numen, in cuius cadet Ensem Tyrannus. Tuque non dubius manum Urge, Imperator: Auspice Tonante erues, Quodcunque Romae gliscit exitio malum. Per te redemptus Romulae genti DEUS Solito coletur thure, et antiquus vigor Restituet aras Coelitum: per te fides Reddita Quirinis sáxeos orbis Deos Proruet, et orbem sola dominatu reget. CONST ANTINUS.

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Habet obsequentem Caesarem annutus DEI. Audite, Solis cardines, seu quà venit Iuvenis ab undis, sive quà languens caput Pelago recondit, vosque, qui proni in mea Venistis arma, Coelites, tuque ò DEI Augusta genitrix: arma si quidquam mea, Si Sceptra possunt aliquid, exilio fides Revocata, Romae rursus et iura et vetus Solium tenebit, alta pax urbes colet, Orbemque Pietas, iura Iustìtia dabit, Unumque Christum mundus acclinis colet. Audite: Constantinus haec coelo vovet. (C v )

SCENA IV. Maxentius somnium suum exponit Maximo urbis Consuli. Statuii Dymantem Magum de belli eventu consulere. MAXENTIUS. MAXIMUS. MAXIMUS.

Quae cura mentem, Caesar, afflictam tenet?

41 seiner Herrschaft durch das unergründliche Unheil zunichte gemacht. Furcht erfaßte seinen Geist, und bebend gab er den Krieg auf und wandte sich zur Flucht: So trennt Gott sieghaft die hochmütigen Hälse vom Rumpf. Auch heute rühmt sich ein frecher Tyrann einer Stadt: aber der Himmel gewährt dem Verbrechen nur eine kurze Frist. Der Bürgerschaft droht er mit dem Tode und der Stadt mit dem Feuer; aber zwischen Drohen und Siegen besteht ein gewaltiger Unterschied. Drohen können auch Frauen! Männer siegen auch nicht immer. Es ist Gott ein leichtes, die Pläne eines Hochmütigen umzustürzen und mit leichter Hand einen großen Tyrannen niederzustrecken und Scherze in Seufzer, den Lorbeer in die Zypresse, Triumphe in den Tod zu verkehren. Es gibt im Himmel eine Gottheit, in deren Schwert der Tyrann fallen wird. Und du, Imperator, gebrauche mit Entschlossenheit deine Faust. Unter dem Schutz des Donnerers wirst du jedwedes Übel, das in Rom verderbenbringend überhandnimmt, ausjäten; der durch dich dem römischen Volk wiedergewonnene Gott wird mit gewohntem Weihrauch verehrt werden, und die alte Kraft wird wieder die Altäre der Himmlischen aufrichten. Der Glaube, den du den Römern zurückgegeben hast, wird die steinernen Götter des Erdkreises zerstören und in alleiniger Herrschaft den Erdkreis regieren.

KONSTANTIN.

Gottes Gnade trifft auf einen gehorsamen Caesar! Hört, ihr Wendepunkte der Sonne: dort, wo sie jugendfrisch aus den Wellen steigt, oder auch dort, wo sie das müde Haupt im Meer verbirgt; und ihr, Himmlische, die ihr meiner Streitmacht gnädig zu Hilfe gekommen seid, und du, o erhabene Mutter Gottes: Wenn meine Streitmacht, wenn meine Herrschaft irgendetwas auszurichten vermag, dann wird der Glaube, aus der Verbannung zurückgerufen, in Rom wieder die Macht und seinen alten Thron behaupten, dann wird tiefer Friede die Städte und Pietas den Erdkreis bewohnen; dann wird Iustitia Gesetze geben und die Welt hingebungsvoll allein Christus verehren. Höret: dies gelobt Konstantin dem Himmel!

VIERTE SZENE Maxentius erzählt Maximus, dem Konsul Roms, seinen Traum. Er beschließt, den Magier Dymas über den Ausgang des Krieges zu befragen. MAXENTIUS. MAXIMUS. MAXIMUS.

Welche Sorge, Caesar, quält dein Gemüt?

MAXENTIUS.

Quando procella volvitur pectus, nequit Serenus esse frontis augustae tenor. MAXIMUS.

Suspensa labris verba, non constans color, Partesque in omnes oculus ambiguus, pedes Artusque trepidi, grande, quod tegitur, malum Palam eloquuntur. MAXENTIUS.

Nulla sine curis dies, Nox nulla transit Regibus. MAXIMUS.

Solito patet Ex ore gravior. MAXENTIUS.

Nempè, cùm gravius malum Premit, latere nescit affectus. Color Oris, oculusque mentis invitae notas Manifestât. MAXIMUS.

Ede, Caesar, afflicti malum Cordis. Professus robur amittit dolor. MAXENTIUS.

Da fidus aures. Regii arcanam tibi Scenam recludo pectoris: nulli alteri Velim hanc patere. Vulgus in rimas abit, Proditque, quidquid fidis, arcani impotens; Mendaciisque fama depravai rei Momenta magnae. MAXIMUS.

Marmori fides tuae Secreta mentis. MAXENTIUS.

Accipe. Ubi medio stetit Nox furva Olympo, nescio an Morphêi iocos, An vera vidi: pontus hinc vastus mihi Natare visus sanguine, hinc grandi ímpetu Ignotus ire populus, et Genio duce Per secta ponti spacia, per stantes aquas Siccis meare gressibus: tum se furens Agere per undas miles, et passu incito Fugam prioris insequi. Stetit mare Utrinque pendens, donee in apertum cohors Subiit hiatum: tum procelloso impetu Unda revolutis fluctibus et arma et viros Sepelivit unà.

43 MAXENTIUS.

Wenn heftiger Sturm das Herz herumwirbelt, kann die Stirn des Kaisers nicht heitere Züge tragen. MAXIMUS.

Die den Lippen stockend sich entringenden Worte, die wechselhafte Farbe, das in alle Richtungen schweifende Auge und die zitternden Füße und Glieder: alles dies verkündet das große Leid, das verheimlicht wird, vor aller Augen. MAXENTIUS.

Kein Tag und keine Nacht geht an Königen ohne Sorge vorbei. MAXIMUS.

Dein Antlitz tut deutlich eine ernstere Sorge kund als üblich. MAXENTIUS.

Freilich, wenn allzu schweres Leid einen Menschen bedrückt, kann sein Gemütszustand nicht verborgen bleiben. Die Farbe des Gesichts und das Auge machen den Zustand des Geistes auch wider dessen Willen offenbar. MAXIMUS.

Sprich das Leiden deines betrübten Herzens aus, Caesar! Ein offen bekannter Kummer verliert seine Kraft. MAXENTIUS.

Höre mich als treuer Gefolgsmann. Ich öffne dir die geheime Bühne meines königlichen Herzens. Ich will nicht, daß sie irgendeinem anderen zugänglich ist. Das Volk hält nicht dicht und verrät alles, was du ihm anvertraust, unfähig, ein Geheimnis für sich zu behalten; und das Gerücht entstellt mit Lügen die entscheidenden Punkte einer großen Sache. MAXIMUS.

Du wirst die Geheimnisse deines Geistes einem Marmorblock anvertrauen! MAXENTIUS.

So höre: als rabenschwarze Nacht den Himmel bedeckte (ich weiß nicht, ob ich Gaukelwerke des Traumgottes oder Tatsächliches gesehen habe), sah ich auf dieser Seite ein ungeheures Meer voller Blut, auf jener aber sah ich ein unbekanntes Volk in großer Eile dahinziehen und unter der Führung eines Engels trockenen Fußes durch einen Zwischenraum innerhalb des Meeres durch das in der Schwebe stehende Wasser! - wandeln. Dann sah ich, wie sich eine Armee wütend durch die Wogen kämpfte und schnellen Schrittes jenem flüchtigen Volk nachsetzte. Das Meer hielt sich auf beiden Seiten in der Schwebe, bis die Truppe in die geöffnete Kluft getreten war; dann aber stürzten die Fluten wieder zusammen, und in stürmischer Gewalt begrub das Wasser zugleich Waffen und Mannschaft.

MAXIMUS.

Vera si menti DEUS Narrat, triumpha, Caesar! Haec tuae spei (C2r) Praeludit umbra. Nempè te sequitur fero Mavorte Constantinus; at tandem suo Tabo innatabit. MAXENTIUS.

Loquere, quae prosunt magis, Quam quae placent. Hoc regia laborat malo; Utilia pauci, placita permulti ingerunt. Vix fugit ora miles oppressus freto, Terrifica species hominis ante oculos stetit, Effata saevum: Sceptra Pallentum tremunt, Delubro nutant Numinum, antiquis cadit lupiter ab aris, Roma Christiadum DEO Procidua lunat poplitem, fumant novis Altaria sacris, vertici extremum tuo Fatum minatur, Tiberis agglomérat suas Infunus undas. Surge. Quid lentus stupes? MAXIMUS.

Hoc est, verende Caesar: ultorem sui Te decoris astra postulant ritus novos Exosa vulgi, vindicem sui legit Te coelum honoris. Quod placet superis, manu Regum élaborant. MAXENTIUS.

Tum scyphum admovit labris Sanguine natantem, et pectori appressit facem Sic fata: Saeve, hunc sanguinis scyphum bibe: Hoc igne ferve. MAXIMUS.

Caesar, in tuos habes Ausus faventem Numinum assensum. Scyphus, Quem bibere ratus es, Flaviae est gentis cruor, Quem chalybe victor hauries. MAXENTIUS.

Si stet sua Fidelitate Civis. MAXIMUS.

Hanc sacras tibi Iurata ad aras dixit. MAXENTIUS.

Et constans suâ Stat mente?

45 MAXIMUS.

Wenn Gott dem Geiste Wahres verkündet, dann triumphiere, Caesar! Dieses Schattenbild gibt ein Vorspiel zu dem Gegenstand deines Hoffens. Konstantin verfolgt dich ja mit wilder Kriegsmacht; am Ende aber wird er in seinem verwesenden Blut schwimmen. MAXENTIUS.

Sprich lieber, was nützt, als was gefällt! Gerade an diesem Übel leidet der Hof eines Königs: nur wenige bringen Nützliches vor, sehr viele nur, was man gern hört. - Kaum war die im brandenden Meer versunkene Armee meinen Blicken entzogen, da stand ein schreckenerregender Schemen in Menschengestalt vor meinen Augen, der diese grimmigen Worte sprach: »Die Herrschaft der bleichen Götter erbebt, ihre Tempel schwanken, Jupiter stürzt von den alten Altären, Rom fällt vor dem Christengott auf die Knie, von neuen Opfern rauchen die Altäre, deinem Haupt droht der Tod, der Tiber sammelt seine Wasser für den Untergang. Steh auf! Warum bist du so träge und lahm?«

MAXIMUS.

Dies bedeutet, verehrungswürdiger Caesar, daß die Sterne, denen die neuen Riten des gemeinen Volkes verhaßt sind, dich als Rächer ihrer Würde haben wollen - daß der Himmel dich zum Beschützer seiner Ehre auserwählt. Was der Himmel will, bewirkt er durch die Hand der Könige. MAXENTIUS.

Dann hat er mir einen randvoll mit Blut gefüllten Becher an die Lippen geführt und eine Fackel an meine Brust gedrückt und so gesprochen: »Du Grausamer, trinke diesen Becher mit Blut! Glühe von diesem Feuer!« MAXIMUS.

Caesar, du hast bei deinen Unternehmungen die gnädige Zustimmung der Götter! Der Becher, den du zu leeren geglaubt hast, enthält das Blut des flavischen Stammes, das du als Sieger mit dem Schwert trinken wirst. MAXENTIUS.

Wenn der Bürger an seiner Treue festhält! MAXIMUS.

Die hat er dir bei den heiligen Altären geschworen. MAXENTIUS.

Und er bleibt seiner Gesinnung treu?

46 MAXIMUS.

575

Gentis Romulae hoc primum est decus: Iurata pacta pendere et vitâ, et nece.

580

Reprimís timorés. Stat tarnen belli exitum Solitâ Dymantis arte scrutali. Dii Si veritatem denegant, Colchis dabit. In nostra pronos vota si nequeo polos Flectere, profundo è carcere movebo stygem. (C2V)

MAXENTIUS.

SCENA V.

585

590

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605

Maximus Consul ex somnio Maxentii malè eidem, bene Constantino et Romae ominatur. MAXIMUS solus. ' Sic est: in aula Veritas monstrum est. Loqui ' Placita necesse est; quando sibi odium parit, ' Qui vera loquitur. Nuda quae gaudet Dea ' Prostare, in aulis tegitur. Hue raras Cato, ' Seianus intrat plurimus. Larvam induit, ' Quae nuda nata est Veritas. Silentium ' Mendaciumque prima sunt aulae nota, ' Prima ars placendi Regibus. Verum, tegit ' Mendacium, Silentium non detegit. ' Par culpa utrique est. Nil magis Princeps avet, ' Quam Veritatem nosse: nil minus obtinet. ' Si non nocentes Principes Dea haec fugit, ' Non serviet nocentibus. Dixi palàm Studio placendi, Caesari sortem auream Spirare coelo; Flavium tandem improbâ Nece periturum, dixi et ultorem DEÛM Legi Tyrannum, quoique sunt stellae polo, Tot in favorem Caesaris nictus dare. ' Piacere volui. Caesares saevi, ut ferae ' Sunt leniendi. Belluam cautus manu Tractas amicâ, ne magis noceat; neque Ut prosit, ambis. Aliud internus sinus Mihi dictât omen, aliud os canit. Aureos Mentimur ore sortis optatae dies; Sed corde premimus tela, quae capiti parat. ' Cum Sceptra Tigris torquet, hoc unum bonum est: ' Simulare posse. Flavium, si me meus Non fallit animus, Flavium exacti manet Belli triumphus: Ille, non fallor, trahet

47 MAXIMUS.

Dies ist die höchste Ehre der Römer: beschworene Verträge einzuhalten, gelte es Leben oder Tod. MAXENTIUS.

Du linderst meine Furcht. Dennoch, es ist beschlossen, seinem gewohnten Verfahren den Ausgang des Krieges Wenn die G ö t t e r die Wahrheit verweigern, wird K o l c h i s ich den Himmel nicht zwingen kann, unseren Wünschen werde ich den Styx aus der Tiefe seines Kerkers holen.

daß Dymas mit erforschen soll. sie geben. Wenn geneigt zu sein,

FÜNFTE SZENE Der Konsul Maximus weissagt aus dem Traum des Maxentius diesem Unheil, dem Konstantin und Rom hingegen Gutes. MAXIMUS

allein.

So ist es! Bei Hofe ist die Wahrheit etwas Widernatürliches. Notwendigerweise muß man reden, was gefallt; denn wer die Wahrheit ausspricht, zieht Haß auf sich. Die Göttin, die sich gern nackt darbietet, wird am Hofe verhüllt. Hier kommt selten ein Cato, meist ein Sejanus herein. Die Wahrheit, die von Geburt nackt ist, zieht sich eine Maske über. Schweigen und Lüge sind die hauptsächlichen Merkmale des Hofes; die höchste Kunst besteht darin, den Königen zu gefallen. Die Lüge deckt die Wahrheit zu, und das Schweigen deckt sie nicht auf. Beide trifft gleiche Schuld. Nach nichts verlangt ein Fürst mehr, als die Wahrheit zu erfahren: und nichts erhält er weniger. Wenn diese Göttin schon die s c h u l d l o s e n Herrscher meidet, wird sie den Ü b e l t ä t e r n unter ihnen nicht zu Diensten sein. Vor der Öffentlichkeit habe ich, in dem Bemühen, angenehm zu sein, gesagt, der Himmel begünstige den Caesar mit einem glänzenden Los und der Flavier werde schließlich in einem schimpflichen Tod untergehen. Ich sagte ferner, daß er, der Tyrann, zum Rächer der Götter auserwählt werde und daß alle Sterne, die nur am Himmel sind, dem Caesar ihr Wohlwollen zuzwinkerten. Angenehm wollte ich sein. Wütende Caesaren muß man besänftigen wie wilde Tiere. Eine Bestie behandelt man behutsam, mit freundlicher Hand, damit sie nicht noch mehr Schaden anrichtet; man umwirbt sie nicht, damit sie einem nützlich ist! Das Innere meiner Brust weist mir ein bestimmtes Vorzeichen, aber ein ganz anderes verkündet mein Mund. Mit dem Mund erdichten wir goldene Tage eines erwünschten Geschicks; aber im Herzen verheimlichen wir die Pfeile, mit denen es das Leben bedroht. Wenn ein Tiger das Zepter schwingt, gibt es nur e i n Gutes: heucheln zu können. Wenn mich mein Gefühl nicht täuscht, so erwartet den Flavier am Ende des Krieges der Triumph: er wird, da bin ich

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Tiberis per undas Martis examen grave, Romamque cernet supplicem, et fusos genu Lunare Cives. lile, si verum canit Stygialis Umbra, Vertici extremum tuo VaterEr herrscht nach dem Tod seines Bruders.< Dieses Schaubild vertreibt die traurige Wolke! ENGEL.

Schau auf die Zierde seiner kaiserlichen Stirn! HL. HELENA.

Es ist Konstantin. ENGEL.

Ihn hat Gott, nach dem Tode seiner so zahlreichen Ahnen, geschenkt als einen Extrakt seiner Vorfahren, gleichermaßen Klugheit und Tüchtigkeit in sich bergend. H L . HELENA.

Sein bedeutender Geist, seine energievolle Tüchtigkeit, seine große Klugheit, der reife Inhalt seiner Rede, sein über die Attacken eines mißlichen Geschicks erhabenes Herz, der Nektar seiner Honiglippen, seine Hand, die nicht wütend zu toben, wohl aber unablässig zu beschenken weiß, die Frömmigkeit, die er vom Vater, der Gerechtigkeitssinn, den er von den Ahnen ererbt hat: (all das) verheißt Großes! Flavius ist gänzlich in seinen Sohn übergegangen. ENGEL.

Das Große, das er verheißt, wird er auch leisten. Unter seiner Regierung wird Mars schnarchen, hingestreckt auf untätige Waffen, und segenspendender Friede, Redlichkeit und Treue werden die Erde wieder besuchen; die goldenen Sitten der Väter und die vor Zeiten vertriebene Gerechtigkeit werden die Herrschaft des Glücks wieder vom Himmel herabrufen. H L . HELENA.

Was für eine Göttin thront denn hier, o Zögling des Donnerers? (Germania.) ENGEL.

Es ist die, welche einer willfährigen Welt dereinst Gesetze geben wird: die deutsche Nation, welche über die Völker herrschen wird; nach einer langen Reihe von Herzögen und Königen wird sie Erzherzöge hervorbringen, deren Macht sich über ein ungeheures Reich erstrecken wird. HL. HELENA.

Was ist das denn für eine Göttin, welche ich hier von einer Krone erstrahlen sehe? (Austria.) ENGEL.

Lies die Inschrift!

274 S. HELENA.

Orbis tenebit ultimum Imperium Austria. ANGELUS.

3650

Haec ilia Nympha est, cuius ad genua accidet Subactus orbis, cuius ad sacros pedes Domitus iacebit Bosphorus, cuius gravem Uterque mundi cardo trepidabit manum. S . HELENA.

Quaenam ista series nominum? (Austriaci Imperatores. ) ANGELUS.

Patent: lege. S. HELENA.

3655

Rudolphus. ANGELUS.

Ille Habspurgicae gentis pater Augustus. S. HELENA.

Albertus. ANGELUS.

Triumphator; Patris Honoris haeres. S . HELENA.

Fridericus. ANGELUS.

Florido Vultu serenus. S . HELENA.

Alter Albertus. ANGELUS.

3660

Cui Subesse mundus gestiit, cuius caput Pindus coronâ cinxit, et fronti dedit Apollo laurum. S. HELENA.

Fridericus. ANGELUS.

Inclitus Honore pacis. S. HELENA.

Maximilianus. ANGELUS.

Novus Ad sceptra Salomon. S. HELENA.

Carolus Quintus.

275 HL. HELENA.

>Als letzte Macht wird Austria (Österreich) die Erde beherrschen. < ENGEL.

Sie ist jene berühmte Jungfrau, vor deren Knien die Welt bezwungen hinsinken wird, zu deren heiligen Füßen der Bosporus bezähmt liegen wird, vor deren schwerer Hand beide Pole der Welt erbeben werden. HL. HELENA.

Was bedeutet diese Reihe von Namen? (Die österreichischen Kaiser.) ENGEL.

Sie liegen offen zu Tage: lies! HL. HELENA.

>Rudolf.< ENGEL.

Der berühmte kaiserliche Stammvater der Habsburger. HL. HELENA.

>Albrecht.< ENGEL.

Der Triumphator: Erbe des väterlichen Ruhmes. HL. HELENA.

>Friedrich.< ENGEL.

Ein erlauchter Herrscher mit blühendem Antlitz. HL. HELENA.

>Albrecht II.< ENGEL.

Dem Untertan zu sein, die Welt frohlockte; dessen Haupt der Pindus bekränzte und dessen Stirn Apollo mit dem Lorbeer beschenkte.

HL. HELENA.

>Friedrich.< ENGEL.

Berühmt für eine Epoche glorreichen Friedens. HL. HELENA.

>Maximilian.< ENGEL.

Ein neuer Salomon auf dem Herrscherthron. HL. HELENA.

>Karl V.
Ferdinand.< ENGEL.

Der Gerechte und Fromme, ein Sproß des Himmels. H L . HELENA.

>Maximilian.< ENGEL.

Die Zierde des Menschengeschlechts. H L . HELENA.

> Rudolf II.< ENGEL.

Vor ihm erbebte auch das äußerste Ende der Welt. Er war reich an Beratern, ein Schrecken der Thrakier; sieggewohnt war seine Rechte. HL. HELENA.

>Matthias.< ENGEL.

Die Redlichkeit flößte ihm reinen Honig ein, die Natur reinen Nektar.

H L . HELENA.

>Ferdinand II.< ENGEL.

Er war dem Himmel in glühender Verehrung zugetan. HL. HELENA.

>Ferdinand III.< ENGEL.

Ein gerechter und frommer Kaiser - und eine hoch ragende Stütze für die wankende Welt. H L . HELENA.

>Ferdinand IV. < ENGEL.

Eine dem Deutschen Reich nur auf kurze Zeit gewährte Freude: das innerste Mark Deutschlands, die Liebe der Fürsten, der Schmerz Europas.

278 S. HELENA.

Leopoldus. ANGELUS.

3685

3690

Unus, omnium compendium Regum priorum: cuius in venas fluit Omnis parentum gloria; ingenii vigor, Matura sceptris indoles, pectus capax, Natura fortis, frontis innubis dies, Animus benignus, aptus in Martern calor, Et cura Themidis, cura pietatis, sacra Religio Avorum, Consilì ac Industriae Foecunda vena. S . HELENA.

Nemo consequitur? ANGELUS.

3695

Latent Hoc involucro plurimi: sed quos dabit Seris olympus saeculis: nec, si polus Mihi vera loquitur, Imperi Alemanni iubar Unquam recedet Austriâ, dum se dies Coelo rotabit. S. HELENA.

3700

Vivat! ô vivat meus Post fata gentis Flaviae ad solium datus Leopoldus orbis! Sistite in cursum incitos, O astra, Soles, seras ut sidus piis Accédât astris. ANGELUS.

Annuit votis DEUS. (Angeli in sublime feruntur.)

SCENA V. Idola iussu Constantini confringuntur, et Crucis effigies veneranda statuite. ARTEMIUS. VOLUMNUS. VERANUS. METELLUS. POPA I. POPA 2. ( O / ) VOLUMNUS.

3705

Succumbe, Magne Iupiter, nullae tuo Stant arae honori, nullus accensis vapor Fumat ab acerris. Flavius postquam tenet Urbem, receptâ Numina fugantur Cruce. Miles per omnes urbis infrenis vias Antiqua Romae decora, Dardanidûm Deos

279 HL. HELENA.

>Leopold.< ENGEL.

In ihm allein vereinigen sich alle Eigenschaften der Könige, die vor ihm waren. In seine Adern fließen alle ruhmreichen Eigenschaften seiner Vorväter ein: Geistesstärke, vollendetes Herrschertalent, fähiger Verstand, starkes Naturell, eine wolkenlos heitere Stirn, ein gütiges Herz, heißer Kriegersinn, Sorge um Gerechtigkeit, Sorge um Frömmigkeit, die ehrwürdige Gottesfurcht der Vorväter, eine reiche Anlage zu Klugheit und Tüchtigkeit.

HL. HELENA.

Folgt niemand mehr nach? ENGEL.

In dieser Hülle sind noch sehr viele verborgen; diese aber wird der Himmel erst späteren Zeitaltern gewähren. Und falls der Himmel mir die Wahrheit verkündet, so wird der Glanz der Herrschaft über das Deutsche Reich niemals von Österreich weichen, solange die Sonne am Himmel ihre Kreisbahn ziehen wird. HL. HELENA.

Es lebe, o, es lebe mein Leopold, der nach dem Untergang des Flaviergeschlechts dem Thron der Welt geschenkt wurde! O Sterne, verzögert den raschen Lauf der Tage, auf daß er spät erst als Gestirn zu den frommen Sternen aufsteige! ENGEL.

Gott bewilligt, was du wünschst. (Die Engel fahren gen Himmel.)

FÜNFTE SZENE Auf Befehl Konstantins werden die Götzenbilder zerbrochen, und das verehrungswürdige Bild des Kreuzes wird aufgerichtet. ARTEMIUS. VOLUMNUS. VERANUS. METELLUS. Ι. UND 2. OPFERDIENER. VOLUMNUS.

Sinke nieder, großer Jupiter, dir zu Ehren sind keine Altäre (mehr) errichtet, steigt kein Rauch (fürderhin) von entzündeten Weihrauchkästchen empor. Seitdem der Flavier die Stadt beherrscht, nimmt man das Kreuz an, und die Götter werden verjagt. Soldaten vernichten auf allen Straßen Roms ungehemmt die alten Zierden Roms und zertreten ungestüm die Götter der Dar-

Pede violento proterit. Furias pûtes Aut editas Acheronte Furiarum nurus Totis volare compitis. VERANUS. Latebras, pater, Et antra Soli impervia, et tristes pete Soli cavernas: crudus insequitur furor, Et nec ruinis Numinum expletus, tuum Letho requirit verticem. POPA Ι. Fuge, ô Pater, Et innocentes conde speluncâ Déos. POPA 2. Heu! quàm malignis fata nos astris agunt! Instant, sequuntur: fugite. ARTEMIUS. Sed nullus fugam Tibi campus aperit, Caspiae rupis genus, Hircana Tigris, lacté Furiarum et Stygis Nutrita spumis vipera! Ad noctis plagas, Adoperta tenebris antra damnatum caput Raptate. Dignus publico arceri est die, Quisquís sceleribus publicum incestat diem. VOLUMNUS. Verêre sacros Numinum Mystas: Dii Ferro Poparum iura violari vêtant. ARTEMIUS. Vêtant? propinqua rupe decisi Dii? Aut fabricad quercino è trunco? vêtant? VOLUMNUS. Per astra! ARTEMIUS. Quae tu scelere non uno inquinas. VOLUMNUS. Per magna Romae Numina. ARTEMIUS. In quorum ultimam Iurat ruinam Flavius. VOLUMNUS. Per Flavii Victoriam. ARTEMIUS. Victoria haec nulla est, nisi Ficta eruantur Numina, et totâ Dii Fugentur urbe.

281 daniden. Man möchte meinen, daß Furien oder dem Acheron entsandte Schwiegertöchter der Furien über alle Scheidewege fliegen. VERANUS.

Vater, such dir ein Versteck, Grotten, die der Sonne unzugänglich, Höhlen, die der Sonne zuwider sind. Rohe Wut ist (dir) auf den Fersen, und noch nicht befriedigt vom Untergang der Götter, will sie, daß der Tod über dein Haupt komme. Ι. OPFERDIENER.

Flieh', o Vater, und verbirg die unschuldigen Götter in einer Höhle! 2. OPFERDIENER.

O weh! Unter welch bösem Stern steht das Schicksal, das uns treibt! Sie sitzen uns im Nacken, sie kommen uns hinterher! Flieht! ARTEMIUS.

Aber kein Fluchtweg steht dir offen, du Gezücht von kaspischer Klippe, hyrkanischer Tiger, Schlange, von der Milch der Furien und dem Schaum des Styx genährt! Schleppt das verfluchte Oberhaupt ins Reich der Nacht, in Höhlen, die Finsternis umschließt! Jedweder, der das Licht der Öffentlichkeit mit Frevel besudelt, verdient es, vom Licht der Öffentlichkeit ausgeschlossen zu werden. VOLUMNUS.

Fürchte die heiligen Priester der Götter! Die Götter verbieten es, die Rechte der Opferdiener mit dem Schwert zu verletzen! ARTEMIUS.

Sie verbieten es? Die, die aus dem Felsen ganz in der Nähe herausgemeißelt worden sind? Oder die, die aus einem Eichenstamm gefertigt wurden? S i e verbieten es? VOLUMNUS.

Bei den Gestirnen! ARTEMIUS.

Die du mit nicht nur e i n e m Verbrechen beschmutzt. VOLUMNUS.

Bei den großen Göttern Roms ! ARTEMIUS.

Deren endgültigen Sturz der Flavier gelobt. VOLUMNUS.

Beim Sieg des Flaviers! ARTEMIUS.

Dies ist kein Sieg, wenn nicht die ausgedachten Gottheiten zerstört und die Götter aus der ganzen Stadt vertrieben werden.

282 VOLUMNUS.

Caesaris per clementiam. ARTEMIUS.

' Severitatem meritus. Insonti nocet, ' Quisquís nocenti partit. VOLUMNUS.

At quodnam scelus 3735

Manum hanc notavit? ARTEMIUS.

Saeculi crimen tui, ' Etiamne quaeris? Nemo non nocens fugit. Fuga te nocentem comprobat. VOLUMNUS.

Fugio innocens: Fugio nocentes. ARTEMIUS.

Consciae mentis timor Fugam imperavit. VOLUMNUS.

Quando moriendi pavor (0 2 v ) Etiam innocentes occupât.

3740

ARTEMIUS.

Nullam probus Timet ad procellam. VOLUMNUS.

Nec tamen solus timor Probat nocentem. ARTEMIUS.

Conscius quem non premit Animus, pavere nescit. VOLUMNUS.

Insontes quoque Metus flagellat. (ARTEMIUS.)

' 3745

Et probat sontes quoque. Ferro expiatus vindice in Avernum rues. VOLUMNUS.

Iniudicatum perimis. ARTEMIUS.

Ubi crimen patet, Frustra est tribunal. VOLUMNUS.

Aequitas causam exigit. ARTEMIUS.

Vindicta iusta supplet.

283 VOLUMNUS.

Bei der Milde des Caesars! ARTEMIUS.

Du hast Strenge verdient. Jeder, der einen Schuldigen schont, schadet dem Unschuldigen. VOLUMNUS.

Von welchem Verbrechen aber ist diese Hand gezeichnet? ARTEMIUS.

Es ist das Verbrechen deines Zeitalters. Fragst du noch? Niemand, der flieht, ist unschuldig. Die Flucht bestätigt deine Schuld! VOLUMNUS.

Ich fliehe in Unschuld. Ich fliehe vor Übeltätern. ARTEMIUS.

Die Furcht deines schlechten Gewissens hat (dir) die Flucht befohlen! VOLUMNUS.

Manchmal befällt Todesangst auch Unschuldige. ARTEMIUS.

Der Rechtschaffene fürchtet sich bei keinem Sturm. VOLUMNUS.

Und dennoch beweist nicht allein die Furcht, daß jemand schuldig ist. ARTEMIUS.

Wen kein schlechtes Gewissenbedrückt, der kennt keine Furcht. VOLUMNUS.

Auch Unschuldige geißelt die Furcht. ARTEMIUS.

Und sie überführt auch die Schuldigen. Entsühnt durch das rächende Schwert wirst du in den Avernus stürzen. VOLUMNUS. Du tötest einen nicht Verurteilten. ARTEMIUS.

Wo ein Verbrechen offensichtlich ist, ist ein Gericht unnütz. VOLUMNUS.

Die Billigkeit fordert einen Prozeß. ARTEMIUS.

Eine gerechte Strafe ersetzt ihn.

284 VOLUMNUS.

Iniusta est tamen, Nisi exigatur causa. ARTEMIUS.

3750

Quid frustra moras Per verba nectis? Rapite despectum soli Pestemque Romae: nullus est precibus locus.

SCENA ULTIMA. Constantinus Imperator poscente Roma Filium suum, Constantinum Iuniorem, Caesarem renunciat. CONSTANTINUS IMPERATOR. CONSTANTINUS IUNIOR. CRISPUS. ARTEMIUS. ABLAVIUS. SENATUS. (METELLUS.) CONSTANTINUS.

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Victoriarum primus est fructus, DEI Proferre fasces: alter est populi salus: Tertius avitae stirpis et generis honor. Si Roma primum Numini pendas, tibi Pendam secundum Flavius. Pulso love, Marte exulante, Pallade extinctâ, grege Fracto Deorum, Tartari oppressâ lue, Simul exulabunt capita vitiorum: Venus, Calor impudicus, furta, sacrilegi doli, Ambitio, rixae Civium, alieno bono Inhians cupido, propriis nunquam satur Hydrops, tumultus plebis, Impietas, furor, Et quidquid Acheron lacubus eructat mali. His faustitatis regna succedent, boni Sincera vena, cana Maiorum fides, Saecula refusa melle, relligio patrum, Studium tuendi Numinis, iustâ Themis Bilance facta ponderans, riguo polus Foecundus auro pacis, et nuper solo Expulsa virtus. Inde qui reducem arceat Gregem Deorum, quique Pietati semel (0 3 r ) Collata sceptra foveat, et vero DEO Asserat honores, Flavius sanguis dabit. Hoc Roma poscit, Crispus hoc frater vovet, Hoc genitor ambit, bellica hoc virtus petit Nati merentis: Filius solus Patris Romaeque votis abnuit. Vel sic tamen ' Sceptrum meretur. Nemo regnare est aptior, ' Quam qui récusât. Ergo quod iubeat benè

285 VOLUMNUS.

Doch ist sie ungerecht, wenn kein Prozeß gemacht wird. ARTEMIUS.

Wozu deine vergeblichen Bemühungen, mit Reden Zeit zu gewinnen? Ergreift diesen der Sonne verächtlichen Wicht, diese Pest Roms! Für Bitten ist kein Raum.

LETZTE (6.) SZENE Kaiser Konstantin ruft seinen Sohn, Konstantin den Jüngeren, auf Verlangen Roms zum Caesar aus. KONSTANTIN, IMPERATOR. KONSTANTIN DER JÜNGERE. CRISPUS. ARTEMIUS. ABLAVIUS. DER SENAT. METELLUS. KONSTANTIN.

Der erste Ertrag unseres Sieges ist die Ausbreitung der Herrschaft Gottes, der zweite das Wohl des Volkes, der dritte der Ruhm meines Stammes und Geschlechts. Wenn du, Rom, den ersten Ertrag an Gott leistest, lasse ich, der Flavier, dir den zweiten zufließen. Wenn erst Jupiter verjagt, Mars verbannt, Pallas ausgetilgt, die Schar der Götter zerbrochen, die Pest des Tartarus erstickt ist, werden auch die hauptsächlichen Laster verbannt sein: Wollust, schamlose Liebesglut, Diebstahl, gottloser Betrug, Selbstsucht, Hader zwischen Bürgern, nach fremdem Gut lechzende Begierde, mit ihren eigenen Gütern niemals zufriedene Habsucht, Aufruhr des Volkes, Gottlosigkeit, Raserei und was der Acheron aus seinem Pfuhl an sonstigen Übeln ausspeit. Auf all dies wird ein Reich der Glückseligkeit folgen: die unverdorbene Anlage zum Guten, die altehrwürdige Treue der Vorfahren, Zeiten, in denen Honig fließt, der fromme Sinn der Väter, die eifrige Hingabe an Gott, das alle Taten gerecht abwägende Recht, ein Himmel, der Frucht spendet dank des strotzenden Goldes des Friedens und die einst von der Erde vertriebene Tugend. Dies wird inskünftig der flavische Sproß bewirken, der den Götterhaufen an einer Rückkehr hindert, der die einmal der Frömmigkeit überlieferte Herrschaft behütet und dafür sorgt, daß dem wahren Gott Ehre zuteil wird. Dies fordert Rom, dies wünscht sein Bruder Crispus, dies erstrebt sein Vater, dies verlangt die kriegerische Tapferkeit unseres verdienstvollen Sohnes. Einzig dieser Sohn ist es, der den Wünschen des Vaters und Roms ablehnend gegenübersteht. Doch gerade deshalb verdient er das Zepter. Niemand ist zur Herrschaft besser geeignet als der, der sie ablehnt. Was also der Himmel zum

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Romae evenire Numen, atque Orbis bono, Decimusque nostri sanguinis nepos canat, Postquam molesti ponderis pars in meum Crispum recumbit, ponderis partem quoque Natu minoris filii inclino in caput. Ades, probatum Flaviae stirpis genus, Et gemma Patris, robur Herculeum para Oneri ferendo. At regna ne primo aspice Obvia colore. Fallit occurrens decor, ' Oculisque dum blanditur, internos sinus Vulnere cruentati blanda mentitur foris, Acerba condit. Purpuram, rosam pûtes, Non absque spinis. Quo sedent Reges thoro, Sedent eodem pallor et trepidi metus. ' Imperia edaces pectoris curas alunt. Sic se boni sub fronte dissimulant mala. Armanda mens est. Levius est illi iubar, Cui corda virtus munit. CONSTANTINUS IUNIOR.

3800

Hoc scuto, Pater, ' Armabo pectus. Nemo non faustè regit, ' Virtute quisquís Imperi molem rotat.

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' ' ' ' '

CRISPUS.

Virtutis expers Caesar est miles sine Armis: nec hostes Imperi avertit satis, Nec se tuetur, nec suos frenai satis. Unum regendis Civibus frenum grave est, Virtus regentis. CONSTANTINUS IUNIOR.

Mentis ingenuae sinu Reposta mónita Patris ac fratris geram. CONSTANTINUS.

3810

Hinc augurali Romulae genti licet Secunda semper regna, et innubes dies. Haec, nate, in humeros Regios chlamys fluat. Ut ista Regem purpura involvit sinu, Sic te tenere clausa Consilia decet. (0 3 v ) ' Arcana regni nesciat vulgus. Perit ' Vigor imperandi, quando, quod decuit tegi, ' In vulgus exit. CRISPUS.

3815

' Illa suspicimus magis, ' Quae non videmus. Perditur cultus rei, ' Quae tota patuit. Sic DEUS quanto magis ' Latet, magis honoratur.

287 Wohle Roms und des Erdkreises gebietet - und noch der zehnte Enkel unseres Geschlechts soll davon künden - , (das soll geschehen): nachdem schon ein Teil der beschwerlichen Last auf meinen Crispus entfällt, lege ich auch einen Teil der Last auf die Schultern meines jüngeren Sohnes. Komm her, bewährter Sproß des flavischen Stammes und Perle deines Vaters, rüste dich mit herkulischer Kraft zur Übernahme der Last. Betrachte aber die Herrschaft, die auf dich zukommt, nicht nach dem ersten Anschein. Der Glanz, mit dem sie daherkommt, täuscht, und während er den Augen schmeichelt, fügt er dem Inneren blutige Wunden zu. Von außen verbreitet er einen lügnerischen Schein von Annehmlichkeit, Bitternis hält er verborgen. Betrachte den Purpur als eine Rose, die nicht ohne Dornen ist. Auf dem Sitzpolster der Könige sitzen auch bleiche Angst und ruhelose Furcht. Die Ausübung der Herrschaft läßt nagende Sorge in der Brust gedeihen. So verbirgt sich Böses unter dem Anschein des Guten. Man muß seinen Geist wappnen. Der Glanz (der Krone) ist leichter zu tragen für den, dessen Herz Manneszucht beschirmt.

KONSTANTIN DER JÜNGERE.

Mit diesem Schild werde ich mein Herz wappnen, Vater. Jeder, der die Last der Herrschaft mit Manneszucht wälzt, regiert segensreich. CRISPUS.

Ein Caesar ohne Manneszucht ist ein Soldat ohne Waffen: weder hält er die Feinde des Reiches hinreichend fern, noch beschützt er sich selbst und hält seine Untertanen genügend in Zaum. Einzig Manneszucht des Herrschers ist als Zügel zur Lenkung der Untertanen von einiger Bedeutung. KONSTANTIN DER JÜNGERE.

Die aus edler Gesinnung erwachsenen Ermahnungen meines Vaters und meines Bruders werde ich im Herzen tragen. KONSTANTIN.

Darum darf man dem Römergeschlecht stets gesegnete Herrschaft und wolkenlose Tage prophezeien. Dieser Mantel, mein Sohn, möge um königliche Schultern wallen. So wie dieser Purpur den König mit seinem Faltenwurf einhüllt, so mußt du auch deine Absichten geheim halten. Das Volk soll die Geheimnisse der Herrschaft nicht kennen. Die Kraft der Herrschaft geht verloren, wenn Dinge, die man geheim halten muß, ins Volk dringen.

CRISPUS.

Wir haben mehr Hochachtung vor Dingen, die wir nicht sehen. Die Verehrung für eine Sache wird verdorben, wenn diese ganz offen zutage gelegen hat. So wird Gott um so mehr verehrt, je mehr er verborgen ist.

CONSTANTiNus IUNIOR.

Haud frustra mihi Natura cor reposuit abstruso sinu: Consilia clausa Caesarem faciunt suo Populo verendum. CONSTANTINUS.

Capitis augustum iubar Frontem coronet. Caesares servi sumus Capite ligati: quodque spectandos facit Diadema mundo, vinculo adstringit caput, Ne quod libet, licere credamus. CONSTANTINUS IUNIOR.

Miser Rex est, agenda quisquis à libitu suo Metitur. Illa velie ego tantum velim, Quae velie honestum est. CRISPUS.

Imperi augusti salus Hac lege stabit. Nemo non eadem volet, Cum volet honesta Caesar. CONSTANTINUS.

Hunc mundi globum Accipe gerendum. Dividit tecum suas Curas Olympus. Sic rege, ut decet DEI Vices gerentem. (CRISPUS.)

Facilis ad motum globus Forti tenendus est manu: impulsu levi Perdit quietem. CONSTANTINUS IUNIOR.

Quamdiu hac stabit manu, Illud studebo semper, ut constet suâ Firmus quiete. Maximum Imperii bonum Reor quietem. CONSTANTINUS.

Turbine ut nullo quies Turbetur Orbis, addo, quam nunquam tulit, Crucem inquieto. Fleete, quam in partem voles, Crux eminebit semper. Hue verte: hue rota: Deprime, resurget. CRISPUS.

Nempe qui fidit cruci, Maior procellis exstat, et nullo valet Furore sortis opprimi.

289 KONSTANTIN DER JÜNGERE.

Nicht umsonst hat mir die Natur das Herz im Versteck der Brust verborgen. Es macht den Caesar vor seinem Volk verehrungswürdig, wenn er seine Pläne unter Verschluß hält. KONSTANTIN.

Der kaiserliche Glanz des Hauptes soll deine Stirn bekränzen. Wir Caesaren sind durch unser Haupt zum Dienen verpflichtet, und die Krone, die uns für die Welt zu einem Gegenstand der Bewunderung macht, bindet unser Haupt mit einer Fessel, damit wir nicht glauben, daß alles erlaubt sei, was uns gefällt. KONSTANTIN DER JÜNGERE.

Kläglich der König, der sein Gelüste zur Richtschnur seiner Handlungen nimmt. Ich möchte nur wollen, was zu wollen ehrenvoll ist.

CRISPUS.

Das Wohl der kaiserlichen Herrschaft wird mit dieser Maxime Bestand haben. Wenn der Caesar Ehrenvolles will, wird jeder dasselbe wollen. KONSTANTIN.

Empfange diese Weltkugel, um sie zu handhaben. Der Himmel teilt sein fürsorgliches Wirken mit dir. Regiere so, wie es sich für einen Stellvertreter Gottes geziemt. CRISPUS.

Man muß die leicht bewegbare Kugel fest in der Hand halten: Ein leichter Stoß schon bringt sie aus ihrer Ruhestellung. KONSTANTIN DER JÜNGERE.

Solange sie in dieser Hand liegen wird, werde ich stets danach trachten, daß sie fest in sich ruht. Die Ruhe halte ich für das höchste Gut der Herrschaft.

KONSTANTIN.

Damit die Ruhe der Welt durch keine Wirren gestört werde, füge ich der unruhigen (Weltkugel) das Kreuz hinzu, das sie noch nie getragen hat. Drehe sie, auf welche Seite du willst: das Kreuz wird immer oben sein. Wende es hierhin, drehe es dorthin, drücke es nach unten: es wird sich immer wieder aufrichten! CRISPUS.

Freilich, wer dem Kreuz vertraut, ist allen Stürmen besser gewachsen und kann durch kein Wüten des Schicksals niedergedrückt werden.

CONST ANTiNus.

Sceptrum cruci Adiungo. Mundi sceptra fundantur cruce. CRISPUS.

Régnât beatè, quisquís Imperium basi Istâ locarit. CONSTANTINOS IUNIOR.

Primus Augustus, Pater, Imperia fundas in cruce; secundus, Patris Imago Crispus; tertius pariter volo Sic stare sceptra: Fratris exemplum et Patris Lex mihi regendi est. CONSTANTINUS.

Hinc pius manat rigor (0 4 r ) Rigidaque Pietas. Dura nec nimium volo, Nec blanda nimium sceptra: Contemptum facit Nimia facilitas Caesarem, exosum timor. CRISPUS.

Multos timebit ille, quem multi timent. CONSTANTINUS.

Ferro marita dextram. Hoc forti tuos Tuêre Cives: quodque me decet magis Hodie precari, splendeat semper bonae Fulgore pacis ensis, et fugiat gravi Saevire caede. Si tamen laesus DEUS, Aut laesa iubeat aequitas, forti tibi Manu est tonandum. CRISPUS.

Sceptra defendit Deus, Quae vulnerari scelere non sinunt Deum. Conservât idem regna, quae forti Themin Manu tuentur. CONSTANTINUS IUNIOR.

Fulminis legem meo Praescribo ferro: parcit innocuis; face Cremat nocentes. CONSTANTINUS.

Regio Augustum subi Pulvinar ostro, ut inde specteris tuis, Tuosque spectes. CRISPUS.

Celsior quisquís loco est, Animo eminere studeat. Hoc magnum facit, Quod plebis undis eximit.

291 KONSTANTIN.

Ich füge dem Kreuz das Zepter hinzu: die Zepter der Welt gründen sich auf das Kreuz. CRISPUS.

Wer seine Herrschaft auf diesem Fundament errichtet hat, auf dessen Regierung ruht Segen. KONSTANTIN DER JÜNGERE.

Vater, als erster Kaiser gründest du die Herrschaft auf das Kreuz; du, Crispus, Ebenbild des Vaters, tust es als zweiter; als der dritte will ich gleichfalls, daß meine Herrschaft auf dieser Grundlage beruht. Das Beispiel meines Bruders und meines Vaters ist für mich die Richtschnur meines Regiments. KONSTANTIN.

Dies ist der Quell gütiger Strenge und strenger Güte. Ich will weder eine allzu harte noch eine allzu freundliche Herrschaft. Übertriebene Leutseligkeit macht einen Caesar verächtlich, die Furcht macht ihn verhaßt. CRISPUS.

Viele fürchten wird der, den viele fürchten. KONSTANTIN.

Vermähle deine Hand mit dem Schwert! Mit seiner Stärke schütze deine Bürger! Doch am heutigen Tage sollte ich eher folgendes wünschen: stets möge das Schwert im Glanz gesegneten Friedens schimmern, und stets möge es vor grausamem Morden zurückscheuen. Sollte aber ein Verstoß gegen Gott oder gegen die Gerechtigkeit es gebieten, dann mußt du mit starker Hand donnern. CRISPUS.

Gott verteidigt eine Herrschaft, die nicht zuläßt, daß Gott durch einen Frevel gekränkt wird. Er sichert auch den Bestand eines Regiments, das mit starker Hand die Gerechtigkeit verteidigt. KONSTANTIN DER JÜNGERE.

Ich stelle mein Schwert unter das Gesetz des Blitzes: er verschont die Unschuldigen; die Schuldigen verbrennt er mit seinem Feuer. KONSTANTIN.

Begib dich im herrscherlichen Purpur zu deinem kaiserlichen Polstersitz, damit du dort von deinen Untertanen gesehen wirst und du sie deinerseits siehst. CRISPUS.

Jeder, der an herausgehobener Stelle sitzt, soll danach trachten, daß er geistig herausragt. Dies verschafft Größe, weil es (uns) dem Gewoge des Volkes entzieht.

CONSTANTINUS IUNIOR.

Vilis iocus Est Imperator, quando non populo altior Mens est regentis: vilis est iocus quoque, Sublimitatem gloriae si non pari Virtute fulcit. Edito sic me loco Sistam videndum, ut populus in nato Patrem Videat regentem. Maximum hoc decus reor, Exempla legere Patris, et vivum meis Servare mentis. CONSTANTINUS.

Nate, sic mundum rege Pietate Patris, atque Iustitiâ, tuâ Industriâ, atque lege Consilii. Has tibi Adiunge Comités, sive commoto fremat Fortuna Marte, sive pacato meet Pax alma regno. Nemo non felix regit, Qui iura lege Consilt atque Industriae Decernit Orbi. Stringe complexu Patrem. CONSTANTINUS IUNIOR.

Ut ipsa Patris viscera, atque ipsum imprimam Mihi parentem. Patris exemplum sat est, Ut quos reduxit gemmeos orbi dies, Uli meatu perpeti semper fluant. (0 4 v ) CONSTANTINUS.

Exacta pompa est. Sic DEUS iniquos premit, Probos secundat. Nullus invito DEO Scelerata longum in tempus Imperia trahit. Nulli secunda sceptra non pietas facit. METELLUS.

Si quis beatos Flaviae genti dies Auroque cusas ire olympiades vovet, Istam sereno gaudio impendat diem, Plausuque lucem transigat, noctem iocis. (Datur plausus. ) FINIS. (Pr)

293 KONSTANTIN DER JÜNGERE.

Ein wohlfeiler Spott ist ein Herrscher, wenn der Geist, in dem er regiert, dem seines Volkes nicht überlegen ist. Ein wohlfeiler Spott auch, wenn er die Erhabenheit seiner Ehrenstellung nicht mit gleichrangiger Tüchtigkeit absichert. Ich werde mich von meinem erhabenen Platz aus so darstellen, daß das Volk im Sohn die Herrschaft des Vaters erkennt. Ich halte es für meine größte Ehre, wenn ich mir das Beispiel des Vaters zu eigen mache und ihn durch meine Verdienste am Leben erhalte.

KONSTANTIN.

Sohn, so regiere denn die Welt mit der Frömmigkeit und Gerechtigkeit des Vaters, deiner eigenen Tüchtigkeit und nach der Richtschnur der Klugheit. Mache diese (Tugenden) zu deinen Gefährten, sei es nun, daß das Glück im Aufruhr des Krieges unwillig murrt, sei es, daß nach befriedeter Herrschaft segenspendender Friede daherkommt. Jeder regiert glücklich, der der Welt auf der Grundlage von Klugheit und Tüchtigkeit Gesetze gibt. Umarme deinen Vater! KONSTANTIN DER JÜNGERE.

Ebenso wie das innere Wesen des Vaters, so möchte ich auch den Vater selbst mir aufprägen! Was mein Vater beispielhaft geleistet hat, das reicht schon aus, daß die Tage des Glanzes, die er der Welt zurückgebracht hat, ihr auf ewig fließen in ununterbrochenem Lauf. KONSTANTIN.

Der Umzug ist beendet. So beugt Gott die Ungerechten, so begünstigt er die Rechtschaffenen. Niemand hält für lange Zeit eine frevelhafte Herrschaft gegen Gottes Willen aufrecht. Pietas aber bringt jeder Herrschaft Segen. METELLUS.

Wer dem flavischen Stamme gesegnete Tage und aus Gold geprägte Olympiaden wünscht, der möge diesen Tag heiterer Freude weihen und den Tag mit Beifall, die Nacht mit Kurzweil verbringen. (Man spendet Applaus. )

ENDE.

NOMINA ACTORUM.

COELITES. B. VIRGO. Wolffgangus Reichenthaller Aust. Vien. Rhetor. S. PETRUS. Ω. Ioannes Miotti Tridentinus S. Theol. Aud. S. PAULUS. D. Paulus Iacobus Nidermayr Nob. Vien. I. U. Stud. S. NICOLAUS. D. Ioannes Bapt. Mayr Phil. Mag. S. Theol. Aud. S. HELENA. Franciscus Iosephus Grüner Nob. Vien. Log. Stud. ANGELI. Casparus Hilarius Gelb. Austr. Vien. Rhetor. Melchior Harrer Austr. Vien. Rhetor. Elias Risner Austr. Grammatista.

PRINCIPES. FL. CONSTANTINUS MAGNUS. D. Simon de Thomasis, Nobilis Tridentinus, quondam Augustiss. Ferd. III. Ephoeborum Praefectus. I.U. Candidat. FL. IULIUS CRISPUS. D. Franciscus Xaverius Weinzerle Phil. Mag. I.U. Studiosus. CONSTANTINUS IUNIOR. F. Illust. D. Michael Ioannes Comes ab Althan. Rhetor. MAXENTIUS. R. D. Ioannes Iacobus Kling AA. et Phil. Mag. S. Caes. Malest. Capell. ROMULUS. FIL. Alphonsus Alexius Nob. Italus Gradiscanus. Rhetor. MINISTRI PRINCIPUM. DYMAS MAGUS. D. Franciscus Pasinus Nob. Trident, quondam Augustiss. Caesaris Ferd. III. Ephoeborum Praeceptor. MAXIMUS CONSUL. D. Ioannes Miotti Trident. S. Theol. Aud. SELIUS FILIUS. D. Paulus Iacobus Nidermayr Vien. I.U. Studiosus. METELLUS CONSUL. D. Michael Franciscus Posch Austr. S. Theol. Aud. ARTEMIUS DUX. D. Franciscus Adamus Feigenputz Nob. Austr. I.U. Studiosus. ABLAVIUS DUX. D. Ioannes Bapt. Calin, ex Com. Goritiensi I.U. Studiosus. VALERIUS DUX. D. Paulus Richardus Freyendorffer Eisenstadiensis, I.U. Studiosus. ACHILLAS DUX. D. Ioannes Miotti Trident. S. Theol. Aud. EXCUBITOR. D. Cornelius Sigismundus Haffner Provine. Austriae Physic. Aud.

295 CHORI MUSICI. PROVIDENTIA. VICTORIA. SOL. TYBERIS. VINDICTA.

O . G e o r g i u s Guiliel-

mus Helmling ex Palatinatu, I.U. Studiosus. PROVIDENTIA. PHAETHON. TYBERIS.

D . I o a n n e s M i c h a e l C i v i s I.U. S t u -

diosus. PIETAS. Ioannes Leopoldus Paumgartner Austriacus ex S. Floriano. Logicus, ex Sem. SS. Ignatii et Pancratii. CONSILIUM. FABER. TRITON. Cyriacus Norbertus Marsfeld Bohemus, Lo-

gicus. INDUSTRIA. POPA. TRITON. Ioannes Bernardus Mayr Austr. Vien. Physicus, ex Sem. SS. Ignatii & Pancratii. IMPIETAS. Wolffgangus Fugker Austr. Neostad. Principista. Convictor. AMBITIO. Franciscus Haug Austr. Loëberstorffens. Grammatista, ex Sem. SS. Ign. et Pancr. FUROR. ΤΡΙΤΟΝ. Thomas Mainmolff Bavarus Undensis. Physicus. ANGELUS IN COLUMNA IGNIS. PAX. Elias Risner Austriacus. Grammatista.

FAMA l. Ioannes Marcus à Mitterpach, Nob. Styrus Seccov. I.U. Stud, ex Sem. SS. Ignatii et Pancratii. FAMA 2. FABER. MUSA. Lucas Ferdinandus Eckmüller Austr. ex S. Florian, ex Sem. SS. Ignatii et Pancratii. POPA. FABER. TRITON. Thomas Braun Neoburgo-Palatinus. Logicus. POPA. LARVA INFERNALIS. R. D. Iacobus Grabstain Prutenus, S. Theol.

Aud. ex Caes. Convict. POPA. R. D. Michael Egger Tyrolens. S. Theol. Aud. ex Caes. Convict. Collegio.

POPA. MUSA. Carolus Valerius Wickhart Helvetus Tigurinus. Physicus ex Sem. SS. Ignatii et Pancratii. POPA. Tobias Hueber Salisburgensis. Syntaxista. FABER. Andreas Aloysius Goltperger Prutenus AA. et Phil. Mag. Medicinae Stud. MUSA. NAIS. Ioannes Leydoldt Austr. Waidhoff. Princip. Convictor. NAIS. Bartholomaeus Menegatti Austriacus Princip. ex Sem. SS. Ign. et Pancr. Isaac Ramer Austr. Syntaxista. Udalricus Iacob. Bavar. Phys. ex Sem. SS. Ign. et Pancr. TRITON. Martinus Mieresowsky Polonus ex Sem. SS. Ign. et Pancr.

296 CHORUS ROMANAE IUVENTUTIS ET SALTATORUM. Illustriss. D. Franciscus Antonius Comes à Dietrichstain Austr. Vien. Logicus. Illusi. D. Ferdinandus Ernestus Comes ab Abensperg et Traun Austr. Vien. Rhethor. Illust. D. Alexander Comes Edeody Ungarns Rhethor. Illusi. D. Franciscus Carolus Comes de Rabatta. Venetus. Poeta. Illust. D. Maximiiianus Dominus à Scherffenberg Austriacus Vien. Logicus. Illust. D. Fridericus Dominus à Scherffenberg Austr. Vien. Rhetor. Carolus Leopoldus Geyer Provincialis Austriae. Logicus. Ioannes Vitus Sartorius Nobilis Vienn. Logicus. Carolus Pannigalli Nobilis Vienn. Logicus. Ioannes Stainpazer Nobilis Vienn. Rhetor. Franciscus Christopherus Geyer Provincialis Austriae. Logicus. Ernestus à Pallingen. Nobil. Vienn. I.U. Studiosus. Ioannes Griennenwald Nobilis Viennensis. Ioannes Carolus Goyer Nobilis Viennensis. Ioannnes Angelus Mensurati Nobilis Viennensis. Dominicus Bertaiii Nobilis Viennensis. Franciscus Ladislaus Ventura Nobilis Viennensis. Bernardus Dominicus Zuchellus Nobilis Venetus. Franciscus Ignatius à Rungen Nobilis Viennensis. Physicus. Andreas Leopoldus Liber Baro de Woltzin Polonus. Rhetor. Leopoldus Franciscus Schwinghamber Nobilis Neostadiensis. Iurista. Ioannes Iacobus Guisinger Nobilis Bruntrutanus. I.U. Studiosus. Simeon Wenceslaus Daudlesky Nobilis Bohem. I.U. Studiosus. Ioannes Philippus Franciscus Horny Nobilis Vien. Philosophus. Ferdinandus Goyer Nobilis Vienn. Poeta. Carolus Belchamps Nobilis Nanceyanus, AA. LL. et Philos. Mag. I.U. Studiosus. Tobias Andreas Göpffert Nobilis Austr. Phil, absolutus, I.U. Stud. Bernardus Franciscus Scheidler Nobilis Pragensis. Grammatista. Ignatius Ebner Nobilis Viennensis. Grammatista. Dominicus Ventura Nobilis Viennensis. Petrus Cornelius Keller Nobilis Viennensis. Franciscus Adriani Nobilis Viennensis. Ioannes Casparus à Brams Nobilis Viennensis. Principista.

297 CHORIINFERORUM ET LAR VARUM. REX INFERORUM. R. D. Sebastianus Glavinich Istrianus Petenensis, S. Theol. Aud. Simon Zaremba Prutenus. Physicus. Convictor. R. D. Iacobus Grabstain Prutenus S. Theol. Aud. Convictor. VOLUMNUS SACERDOS MARTIS. D. Ioannes Bapt. Mayr Tyrol. S. Theol. Aud. VERANUS MYSTA. D. Septimius Pichi Nobil. Italus Pisaurensis Metaph. Convictor. MAGUSCUS. Paulus Hanschiz Austriacus Viennensis. Rhetor. Accedunt COELITES. INFERI EXERCITUS.

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Abb. 1: Titelseite der Erstausgabe nach dem Exemplar der UB Wien (Besitzvermerk am oberen Rand getilgt)

Obsigende Gottseeligkeit Das ist FLAVIUS CONSTANTINUS Der Grosse Nach überwundenen Tyrann MAXENTIO Sighafft. Vorgestellt in der Haupt- und Kayserlichen ResidentzStatt Wienn Und Zum Kayserlichen Ehren-Spill Ihr Römischen Kayserlichen/ wie auch zu Hungarn und Böhaimb Königlichen May estât LEOPOLDO Von dem Kayserlichen Academischen COLLEGIO der SociEtet JESU allda allerunderthänigist verehret/ Im Monat Februario deß 1659. Jahrs. Gedruckt zu Wienn bey Matthaeo Cosmerovio/ Ihr Römi. Kayserl. Mayest. Hoff-Buchdrucker.

Inhalt. Gottseelige Waffen gewinnen Cronen und Scepter. Dann der erste eingang zur Regierung ist die fortpflantzung der Gottseeligkeit. Als FLAV. CONSTAN-

TINUS der Grosse nach hintritt seines Vatters CONSTANTINI PII, das ihm hinderlassene Reich antretten wolte/ widersetzte sich mit unbillicher anmassung des OcciDENTALlschen Kayserthumbs MAXENTIUS der Tyrann. Gründet die Tyranney auff seine Waffen und Kriegsvolck/ mit welchen er die Statt Rom besetzet; underdrucket den Rath und Burgerschafft; beforderist aber die Christen mit vergiessung villes unschuldigen Bluts. Aber Ehrgeitz und Grimm enden sich mit Unglück. Dann wer durch Unbild hoch steiget/ fallt mit Schand in die tieffe; und wird von vilen zum Todt gesucht/ der viler anderer Leben nicht verschonet. Derowegen FLAVIUS CONSTANTINUS so wol auß Göttlichen antrib/ als einhelliger beruffung der Römischen Burgerschafft nach erhaltenen dreyen anschlichen VlCTORien IN ITALIA, schlagt sein Leger in den Römischen Feld/ willens der Statt Rom sich zu bemächtigen. MAXENTIUS aber durch list unnd betrug DYMANTIS deß Zauberers eingenommen CONSTANTINO ZU begegnen stellet sein Leger vor der Statt an dem Fluß TYBERI. Schlagt über disen ein höltzene CONSTANTINO zum fall gemainte Bruck/ auß Gottes anordnung aber ihme selbst zu aigenen undergang. Es schlaget mit CONSTANTINO MAXENTIUS: aber das unglück fallt auff den Tyrann. CONSTANTINUS erhaltet das Feldt/ MAXENTIUS in höchster verwürrung seines Volcks wird flüchtig: begibt sich auff gedachte Bruck in mainung sich in die Statt zu begeben: wird durch fall der Bruck sambt vilen auß seinen Volck in den Fluß gestürtzet. Also trifft betrug seinen aigenen Dichter. Darauff wird die Statt von den zweyen Söhnen CONSTANTINI, als FLAV. JULIO CRISPO, und CONSTANTINO den Jüngern zu Wasser und Land angegriffen/ bestigen/ und erobert. Der Kayser wird von den Rath und Burgerschafft triumphirlich empfangen/ und nach angekündter Christlicher RELIGION und Verehrung deß Creutzes (als er schon vormahls CRISPUM den älteren Sohn zu der Kayserlichen Cron erhebt hätte) berufft er gleichfahls zu der Römischen Cron CONSTANTINUM den Jüngeren. Also wo die Gottseeligkeit anführet/ werden nicht allein die gefahr der habenden Königreich zerschlagen/ sondern auch newe Cronen und Scepter erhalten.

Vorspil. Die Gottseeligkeit wird von der Göttlichen Fürsichtigkeit zum Reich beruffen. Es widersetzet sich die Gottlosigkeit. Wird aber von jener durch Beystand des Rath und Fleiß uberwunden. Erbittert darob die Gottlosigkeit führet

311 an den Grimmen und Ehrgeitz/ die Gottseeligkeit zu stirtzen: aber umbsonsten. Dann sie erligen/ in ihrem wüten und toben.

A C T U S I. S C E N A I.

CONSTANTINO dem Kayser wird im Schlaff vorgestellt der herrliche Einzug/ welchen er als ein Obsiger in die Statt halten solte. Es erscheinen ihm die Heilige Apostel Petrus unnd Paulus der Statt Vorsteher und Schützer/ welche ihm den Sig wider MAXENTIUM, mit darreichung deß Creutzfahns versprechen.

S C E N A II.

Es träumet MAXENTIO dem Tyrann/ als sehe er das Israelitische Volck/ sicher durch das rothe Meer wandern; hergegen aber daß PHARAO in demselben versincke. Der Geist deß Königs PHARAONIS entzindet in MAXENTIO den Grimmen/ ermahnet ihm das Volck Gottes zu vertilgen.

S C E N A III.

CONSTANTINUS erzehlet jenes ihme im Schlaff vorgestelltes Gesicht dem Heiligen Bischoffen NICOLAO, der damahls auß seinen Bistumb vertriben sich in Italia auffhielte: von dem er auch underwisen wird/ was für ein Natur und Krafft der Englen sey/ was die Gnad Gottes in den Menschen vermöge. Erlangt beynebens auch gewisse Hoffnung deß Sigs.

S C E N A IV.

MAXENTIUS erzehlet seinen Traum MAXIMO dem Burgermaister. Ist auch willens sich mit DYMANTE den Zauberer zu berathschlagen/ was für einen Außgang diser Krieg erreichen werde.

S C E N A V.

MAXIMUS der Burgermaister auß bedencken deß Traums MAXENTII vermuthet denselben Unglück/ CONSTANTINO aber und der Statt Rom alles guets.

S C E N A VI.

MAXENTIUS der Tyrann berathschlaget sich mit DYMANTE den Zauberer ob den außgang seiner Waffen/ und erhaltet Hoffnung zu obsigen.

312 S C E N A VII.

CONSTANTINUS sendet ARTEMIUM den Kriegsfürsten zu MAXENTIO von ihm

die Ubergab der Statt zu begehren. CHORUS.

Gottseelig: und Gottlosigkeit stellen dem Sig nach. Weil aber der Sig sich in die Lufft schwinget/ eylet die Gottseeligkeit denselben nach. Es bemühet sich gleichfahls die Gottlosigkeit deme zu folgen. Wird aber von Rath und Fleiß verstrickt und zuruck gehalten. A C T U S II. S C E N A I.

ARTEMIUS verricht bey MAXENTIO sein Gsandschafft/ aber vergeblich. S C E N A II.

MAXENTIUS voller Frewden wegen Weissagung deß Zauberers/ halt Schawund Frewden-Spill/ mit unglücklichen Loßzeichen. S C E N A III.

MAXENTIUS wird betriebt in vernemmen dessen durch Fewersbrunst verzehrten Haubttempel: besorgt sich zukünfftigen Übels. S C E N A IV.

ARTEMIUS gibt bericht seiner Verrichtung und Gsandtschafft. Darob dann CONSTANTINUS Rath haltet. S C E N A V.

Weil MAXENTIUS betriebt wegen böser Loßzeichen der gehaltenen Schawspillen/ tröstet ihm der Zauberer/ welcher vermittels seiner Schwartzkunst ihme höllische Geister zum Kriegsdienst beybringet. S C E N A V I .

DYMAS der Zauberer verstellt sich in die Gestalt deß CONSTANTINI.

313 SCENA VII. DYMAS in der an sich genommenen Gestalt CONSTANTINI, redet mit ARTEMIO und ABLAVIO, und erforschet auß ihnen gehaime Sachen. SCENA VIII. Als der verstellte CONSTANTINUS, das ist/ DYMAS der Zauberer zu dem

Kriegs-Heer redet/ wird dasselbige von Teuffels Gespenstern verwürt und zertrent. SCENA IX. CONSTANTINOS verwundert sich seines vor schrocken zerstrewten KriegsHeers. Vernimbt/ daß es von Geistern angefochten werde/ und weil er erkent/ daß dises ein Fund sey eines Schwartzkünstlers/ befilcht er dem zubegegnen mit dem Siegfahnen deß Creutzes. CHORUS. Es wird vorgestellt der Streit zwischen der Gottseeligkeit und Gottlosigkeit. Dise wird verjagt.
ACTUS III. SCENA I. Weil die böse Geister ihrer Kräfften durch den Creutz-Fahnen CONSTANTINI entsetzet/ nehmen sie die Flucht in die Hölle. SCENA II. DYMAS der Zauberer erzehlet dem MAXENTIO was er im Läger CONSTANTINI

verrichtet. Er wird nach PERUS durch die Lufft gesendet/ damit er ROMULUM den Sohn MAXENTII mit sich zu seinem Vatter bringe.

S C E N A III.

CRISPUS der Sohn CONSTANTINI kombt glücklich an/ und stellet sich seinem Vatter/ deme er seine durch iTALlen erhaltene VlCTORlen erzehlet: und bekombt Befelch die Statt zu Wasser/ CONSTANTINOS aber der Jüngere zu Land anzugreiffen.

314 SCENA IV. DYMAS der Zauberer fliiget nach PERUS: al WO er den ROMULO das dem

Vatter MAXENTIO zustehende Unglück durch die Fabel PHAËTHONTIS vor Augen stellet. Auß welchen ROMULUS schliesset seinem Vatter zu Hilff zu kommen/ und fliiget mit DYMANTE nach Rom.

SCENA V. MAXIMUS Römischer Burgermaister sendet zu CONSTANTINO SELIUM seinen

Diener (unwissendt daß diser sein Sohn sey) mit gehaimen Brieffen/ durch welche er die Übergebung der Statt CONSTANTINO anträgt. SCENA VI. DYMAS der Zauberer stellet dar MAXENTIO ROMULUM seinen Sohn/ ob

dessen gegenwart er widerumb Hoffnung gewinnet den Sig zu erhalten. SCENA VII. MAXENTIUS wohnet bey den Opffer/ so den Abgott MARTI zu eroberung deß Sigs gehalten wird. Ergrimmet ob deren darauß scheinenden Loßzeichen. SCENA VIII. SELIUS mit den Brieffen deß Burgermaisters underfangen/ wird sambt den Burgermaister von MAXENTIO als ein Verräther zu den Todt verurtheilet/ MAXIMUS erkennet seinen Sohn/ SELIUS seinen Vatter. Es trachtet einer für den andern zu sterben. Dem Sohn wird befohlen seinen Vatter das Leben mit dem Pfeil zu nemmen. Er aber auß Lieb gegen seinen Vatter disen Tyrannischen befehlch zu entgehen benimbt ihm selber das Leben. Der Vatter ziehet den Pfeil auß der Wunden deß Sohns/ und hätte sich auch an der stell umbgebracht/ wann solches von den beywesenden nicht wär verhütet worden.

CHORUS. Es streitet abermahl die Gottseeligkeit/ mit der Gottlosigkeit. Dise wird tödlich verwundet/ und von der höhe gestürtzet.

315 ACTUS IV. SCENA I. Auß befelch deß Tyrann MAXENTII wird ein Bruck über den Fluß Tyber geschlagen/ in mainung durch dieselbige CONSTANTINUM ZU uberlisten/ daß er sambt seinem Volck in dem Fluß versencke: welches Unglück aber die Wasser-Gott und Göttinen MAXENTIO vorsingen. SCENA II. Das unschuldige Blut der Christen schreyet umb Räch. Die Göttin NEMESIS oder Räch waffnet sich wider MAXENTIUM, und zu einen Zeichen deß von Gott wider MAXENTIUM gefasten Zorns führet sie ein einen Cometstern/ auß dessen betrachtung DYMAS der Zauberer/ das letzte Unglück MAXENTIO vermuthet. SCENA III. Weil DYMAS der Zauberer auß warnemmen deß Cometsterns MAXENTIO den letzten unglücklichen Straich vorsagt/ wird er von den wütenden Tyrann erstochen/ der auch befihlcht seinen Cörper in den Fluß Tyber zu werffen.

SCENA IV. Die Wasser-Gott und Göttinen vermercken in den Fluß ein ungewöhnliche Hitz/ finden daß solche auß den Cörper DYMANTIS herkombt/ und werffen den Cörper an das gestatt. SCENA V. Die Höllgeister hollen den Cörper ab/ und tragen ihn in den abgrund der Höllen. SCENA VI. Es wird erzehlet die unglückseelige Schlacht MAXENTII. SCENA VII. MAXENTIUS als flüchtig in letzter verzweifflung begehrt von seinen Sohn ROMULO getödt zu werden. ROMULUS aber haltet den Vatter dahin/ daß er durch die von ihm gebawte Bruck sein Flucht in die Statt zunemmen verwillige.

316 SCENA Vili. CONSTANTINUS der Jüngere greiffet die Statt Rom zu Land an/ und besteiget sie.

S C E N A IX. Gleichfahls CRISPUS greiffet sie zu Wasser an/ und besteiget die Maur.

S CE NA X. MAXENTIUS in mainung noch die Statt zu erhalten/ eylet durch mehr gedachte Bruck in die Statt. Die Bruck wird brüchig/ er aber versencket in den Fluß.

S C E N A XI. CRISPUS und CONSTANTINUS der Jüngere nach eroberter Statt stillen von der Stattmauer ihr Sighafftes und noch hitziges Volck.

CHORUS. Die Gottseeligkeit triumphirt. Beruffet mit sich zu triumphiren den Rath und Fleiß/ durch deren Beystand sie die Gottlosigkeit uberwunden.

ACTUS V. S C E N A I. Auß Befehlch deß Römischen Raths wird zu Ehren CONSTANTINI ein Triumphportem auffgerichtet.

S C E N A II. CONSTANTINTJS haltet einen triumphirlichen Einzug/ wird von den Römischen Burgermaister und Adelicher Jugendt empfahen. Befihlcht das Creutz/ in dessen Krafft er obgesiget/ öffentlich zu verehren/ und den Götzendienst zu vertilgen. Verwilliget auff begehren der Statt/ daß CONSTANTINUS der Jüngere zu der Römischen Cron erhöhet werde.

S C E N A III. Die Adeliche Jugendt haltet einen Frewden-Dantz den Sighafften CONSTANTINO.

317 SCENA IV. Die H. Helena Mutter deß Grossen CONSTANTINI von Rom abwesendt/ wird in ihren Gebett von der Himmelkönigin berichtet/ wie CONSTANTINUS von MAXENTIO obgesiget/ und durch seine Söhn CRISPUM und CONSTANTINUM

den Jüngeren die Stat erobert/ daß auch CRISPUS nicht lang uberleben/ sondern CONSTANTINUS der Jüngere den Vatter in der Regierung folgen werde: daß das Römische Reich nach vilen Jahren in das Teutschland kommen solle/ und allda in den Hochl. Ertz-Hauß Oesterreich biß an das End der Welt beruhen.

SCENA V. Die Götzenpfaffen werden flüchtig. SCENA VI. CONSTANTINUS der Grosse Crönet mit sonderer Frewd deß gantzen Volcks seinen Sohn CONSTANTINUM zum Römischen Kayser. Derne er durch Rath und Fleiß die Religion fortzusetzen anbefehlet.

Editionsbericht

1.

Überlieferung

Die Pietas victrix ist in drei zeitgenössischen Drucken überliefert, in einem Einzeldruck des Dramas vom Jahre 1659, dem Jahr der Uraufführung, und in den Sammelausgaben der dramatischen Dichtungen (1669 u. 1675):1 D1

PIETAS VICTRIX, | SIVE | FLAVIUS CONSTANTINUS | MAGNUS, | DE I MAXENTIO TYRANNO | VICTOR: | ACTA VIENNE | LUDIS CíESAREIS I AUGUSTISSIMO | ROMANOR: IMPERATORI, | HUNGARLE BOHEMLEQUE | REGI | LEOPOLDO, | A| STUDIOSA JUVENTUTE CESAREI | ET ACADEMICI COLLEGII | SOCIETATIS JESU, I MENSE FEBRVARIO, DIE | XXI. & XXII. ANNO M.DC.LIX. | VIENNA AUSTRIA, | In Officina Typographica Matthcei Cosmerovij, Sacrœ Cœsareœ Majestatis Typogr.

4°; 57 ungez. Bll. [A-04; 1 Bl.], 9 Kupferstiche. Exemplare: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Sign. 658.139-D.H.; Wien, Universitätsbibliothek, Sign. II247.226 A (Vorbesitzer: Collegium Societatis Iesu, Wien). Dem Exemplar der Universitätsbibliothek fehlen die Tagesangaben der Aufführung. D2

POESIS I DRAMATICA | NICOLAI | AVANCINI, | è Societate IESU | PARS II. | [Signet mit den Buchstaben IHS und der umlaufenden Inschrift NOMEN DOMINI TVRRIS FORTISSIMA] | VIENNA!, AUSTRIA, \ Typis Joannis Jacobi Kürner, | Anno M. DC. LXIX. - S. 105-265: PIETAS VICTRIX, | SIVE | Flavius Constanti-1 nus Magnus, | De | MAXENTIO TYRANNO I VICTOR.

12°; Titelbl., 2 Bll., S. 1-639, 2 S. Errata, 1 S. (vacat). Exemplar: Münster, Universitätsbibliothek, Signatur: Χ1138. Collegium Societatis IESU, Münster/Westfalen).

1

(Vorbesitzer:

S. Gerhard Dünnhaupt: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. 2., verb. u. wesentl. verm. Aufl. des Bibliographischen Handbuches der Barockliteratur. Tl. 1. Stuttgart 1990, Nicolaus von Avancini (1611-1686), S. 357-377, hier Nr. 18, 1 .II. 1 und 1.II.2.; die Perioche unter Nr. 33.

319 D3

POESIS I DRAMATICA | NICOLAI | AVANCINI | E SOCIETATE IES V. I PARS II. | [Signet mit den Buchstaben IHS] | COLONIC AGRIPPINA, I Apud JOANN. WILHELMUM FRIESSEM, | Juniorem. Anno MDCLXXV. I [Linie] | Cum Privilegio Sacrae Caesarea Majestatis. - S. 102-252: PIETAS VICTRIX, | SIVE: | FLAVIVS CON-1STANTINVS MAGNVS, I De | MAXENTIO TYRANNO | VICTOR.

12°; Titelbl., 2 Bll, S. 1-592. Exemplare: Freiburg/Br., Universitätsbibliothek; Münster, bliothek, Signatur: Χ 1139 und Χ1139b.

Universitätsbi-

Textgrundlage ist die editio princeps, nicht nur weil hier der Text der Aufführung enthalten ist, sondern auch wegen der theatergeschichtlich bedeutsamen Regieanweisungen, die in den Sammelausgaben der Dramen fortgelassen wurden, und der dazugehörigen Kupfer mit den Bühnenbildern. Die szenischen Darstellungen der Kupfer, Regieanweisungen, Darstellerverzeichnis (dies fehlt ebenfalls den späteren Drucken) und die Perioche (s.u.) sind aufeinander bezogen und gemeinsam in der Forschung auszuwerten. Ein zweiter, minderschwerer Grund für unsere Entscheidung zugunsten der editio princeps liegt in der Tatsache, daß der Text der Ausgabe letzter Hand (1675) bereits eine Neuausgabe erfahren hat.2 Das für die Aufführung der Pietas victrix am 21.122. Februar 1659 gedruckte Programm, das in deutscher, wenn auch deutlich von lateinischer Syntax geprägter Sprache eine Zusammenfassung und Inhaltsangaben zu den einzelnen Szenen enthält, wird nach der beim Drucker des lateinischen Dramentextes erschienenen Perioche wiedergegeben: Obsigende Gottseeligkeit | Das ist | FLAVIUS CONSTANTINOS | Der Grosse | Nach vberwundenen Tyrann MAXENTIO | Sighafft. | Vorgestellt in der Haupt- und Kayserlichen Residentz- | Statt Wienn | Vnd | Zum Kayserlichen Ehren-Spill | Jhr Römischen Kayserlichen/ wie auch zu Hungarn | vnd Böhaimb Königlichen Mayestät | LEOPOLDO | Von dem Kayserlichen Academischen COL-1LEGIO der SociEtet JESV allda allerunderthänigist | verehret/ | Jm Monat Februario deß 1659. Jahrs. | [.Zierleiste] | Gedruckt zu Wienn bey Matthaeo Cosmerovio/ Jhr | Römi: Kayserl: Mayest: Hoff-Buchdrucker. 4°; 7Bll. u. 1 Bl. (vacat) [A-B4]. Exemplar: München, Bayerische Staatsbibliothek, Signatur: 4°Bavar. 2197, 1, 99. 2

Das Ordensdrama. Hrsg. von Willi Flemming. Leipzig 1930 (= Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen. Reihe Barock. Barockdrama. Bd. 2), S. 184-303 (Nicolaus Avancini: Pietas Victrix).; S. 367-369 knappe Bemerkungen zur Überlieferung und Wiedergabe der Regiebemerkungen des Erstdrucks.

320 Die Wiedergabe der Perioche erfolgt nach dem Reprint dieses einzigen bekannten Exemplars bei Szarota3 ohne Eingriffe, abgesehen von der Umsetzung der Fraktur in Antiqua, der Antiqua in Kapitälchen und dem auch für den lateinischen Text vorgenommenen Ausgleich von u/v und i/j. Ediert wurde der Text zusammen mit anderen erhaltenen Periochen zu Avancinis Dramen von Jean-Marie Valentin.4

2. Eingriffe Nicht verzeichnet sind einige generelle Eingriffe, die stillschweigend vorgenommen wurden. Dies betrifft 1. die Auflösung von abgekürzten Rollenangaben zur Vollform; 2. Ergänzung fehlender Punkte und Ersetzung fehlerhafter Zeichen (; :,) hinter den Rollenangaben; 3. die Wiedergabe von β mit ss und den Ausgleich von i,I/j/J und u/v; 4. die Einführung der Großschreibung bei Satzbeginn, wenn im Druck versehentlich eine Minuskel stehengeblieben ist. 5. Abkürzungen sind generell aufgelöst (& = et; q; = que; Nasalstriche), Schaft-s ist zu rundem s normalisiert, ferner sind alle Ligaturen der Vorlage aufgelöst worden. 6. Initialen zu Beginn einer Szene, denen eine Versalie folgt, wurden mit einfacher Versalie und Minuskel wiedergegeben. 7. Die Antiqua-Grundschrift des Originals wird in moderner Antiqua, die Kursive (Rollenangaben) in Kapitälchen bzw. in Kursive (Regieanweisungen) wiedergegeben. 8. Die lateinischen Verse des Originals stehen in der Regel, auch wenn sie (z.T. mehrfach) von Sprecherwechsel unterbrochen sind, in einer Druckzeile. Diese Anordnung wurde um der größeren Klarheit willen aufgehoben, die Zeilen bei Sprecherwechsel umbrochen und der Verstext an der Position fortgeführt, wo er beim vorhergehenden Sprecher endete. Durch die Fortsetzung der Positionierung und die am Rande mitlaufende Verszählung ist die Einheit des jeweiligen Verses gewahrt, ohne daß der Leser unserer Ausgabe mit den mitunter kryptischen Abkürzungen des Originaldrucks für die Sprecherollen vorlieb nehmen muß. Die Eingriffe wurden in der Regel (bis auf die neu eingeführten Satzzeichen) an den beiden berücksichtigten Sammeldrucken D2 und D3 abgesichert. Ist keine Sigle hinter dem Lemma angegeben, haben alle drei Drucke denselben Wortlaut, es sei denn, es handelt sich um jene Textteile, die nur im Erstdruck enthalten sind. D1 steht für den Erstdruck, D2 und D 3 für die Sammelausgaben der Dramen Avancinis; die Sigle Fl wird für den Neudruck Flemmings von D3 verwendet und ist nur in den Fällen angegeben, wo Flem3

4

Das Jesuitendrama im deutschen Sprachgebiet. Eine Periochen-Edition. Texte und Kommentar. Hrsg. von Elida Maria Szarota. Bd. 3. Konfrontationen. Tl. 2. München 1979-1983, S.2187-2189. Jean-Marie Valentin: Programme von Avancinis Stücken. In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch der Görresgesellschaft N.F. 12 (1971 ), S. 1-42 (Abdruck der Perioche zur »Pietas Victrix< S. 14-20).

321 ming gegen seinen Überlieferungszeugen eingegriffen hat (was sèlten genug vorgekommen ist).

Titel 11 20

Romanor. ] Romanor: XXI. & XXII. ] Tagesangaben fehlen im Exemplar der UB Wien von D'

Dramentext 9 iussit, ] jussit; 42 pati,] pati; 43 est, ] est; in 46 Impietas. ] Impe. 78 traho,] traho D'; traho, D2D3 86 exigunt, ] exigunt; 88 peto, ] peto Dpeto, D2D3 1 2 98 parat, ] parat; D D ; parat? D3 103 probatur, ] probatur; 122 castigat. ] castigai D1; castigai. D2; castigai, D3 178 poscit, ] poscit; 185 luce ] luce, 186 fonte] fronte D'; fonte D2D3 189 Iupiter] Jupiter, 192 culta, ] culta; 197 laborat, ] laborat; 206 Deus,] Deus vor 209 Israël ] Isräel D '; Israël D2; Israel D3 216 cede] caede D'; cede Ό2Ό3 226 gressum] gtessum D'; gressum D2D3 227 Miles,] Miles gradum.] gradum, D'D2; gradum. D3 1 2 229 Non] non D D ; Non D3 232 monet,] monet D'D2; monet, D3 233 Coite,] Coite 236 Stat] stat 250 Averno. ] Averno, D'; Averno. D2D3 252 Pharaonem] Pharonem D'D2D3; Pharaonem Fl 258 Perge, ] Perge 260 Perge, ] Perge 264 gradum, ] gradum 265 Lanista, ] Lanista

322 271 ruinam, ] ruinam; 289 poenâ] poena D1 D2; poenâ D3 290 Nolo,] Nolo 310 sinus] sinus, 312 Sum] sum meus,] meus D1 D2Fl; meus; D3 320 Tiberis,] Tiberis; 328 torpes, ] torpes 332 novis] uovis D1; novis D2D3 342 Nostro ] nostro 348 Tibi.] Tibi D1; Tibi. D2D3 353 usquam?] usquam D1 D2; usquam? D3 355 argue,] argue 356 miles, ] miles vor 369 Zitathäkchen fehlt 373 est:] est; opprimi,] opprimi; vor 375 eoque, ] eoque gratiae, ] gratiae D'; gratiae, D2D3 391 secundum] secundùm D'D2; secundûm D3; secundum Fl 427 populorum! ] populorum? 437 modum,] modum 438 pérît,] pérît; 448 umbri s,] umbri s; 457 lacertos?] lacertos. D1; lacertos? D2D3 464 Revoca, ] Revoca 476 tarnen, ] tarnen 495 Urge, ] Vrge 503 Audite, ] Audite 505 recondit, vosque, ] recondit; vosque 506 arma,] arma 507 genitrix: ] genitrix; 508 aliquid,] aliquid; 511 Pietas,] Pietas; 514 Caesar, ] Caesar 520 dies,] dies D'D2; dies, D3 521 Solito] Solito D'D2D3; Solito FI 523 Color] color 525 Ede, ] Ede 530 Proditque, ] Proditque 534 iocos, ] jocos 536 sanguine, ] sanguine; 546 triumpha, ] triumpha 568 Caesar,] Caesar 569 Scyphus, ] Scyphus D1 D2; Scyphus, D3 579 vota] vota,

323 581 ventas] ventas, D'; veritas D2D3 582 parit,] parit D'; parit, D2D3 585 induit, ] induit D'; induit, D2 Ό3 587 Mendaciumque ] Mendaciumque, 594 auream] auream, D'; auream D2 D3 597 Tyrannum, ] Tyrannum; 599 volui] vol·vi D'; volui D2D3 602 prosit,] prosit D'; prosit, Ό2Ό3 606 est: ] est; vor 620 (Pluto.) ] fehlt in 625 Terrae] terrae in 636 sanguineus ] sangineus 643 Fraena] Fraena, D'D2D3; Fraena Fl 644 prius, Caesar, ] prius Caesar in 651 Maxentius.] Maxi. D'; Max. D2D3 651 Parcite, ] Parcite 656 procellâ] procella D'D2; procellâ D3 augustae ] Augustae D1; au2 3 gustae D D 668 sceptro,] sceptro; 671 metuere, ] metuere; 678 interest,] interest D'; interest, D2D3 680 futurae ] futurae, 681 Audere, ] Audere 685 fata] fatta D'; fata D2D3 695 ciebo, ] ciebo; 696 hoc, Caesar, ] hoc Caesar 697 Thespis, ministra] Thespis Ministra D1; Thespis ministra D2D3 718 tubae, ] tubae 722 Career] Cancer 723 chaos, ] chaos 726 Tympanum, Thespis,] Tympanum Tespis D1; Tympanum Thespis D2 D3 in 728 ferali: ] ferali. 734 sitim,] sitim; nach 737 Draco, ignés ] Draco, ignés 741 tuo, ] tuo 742 Caesar, ] Caesar 746 fortuna,] fortuna D'; fortuna, D2D3 748 iuvencorum] juvencorum, caedet] cedet D '; caedet D2D3 758 Ille, ] Ille 763 volventem] volentem D1; volventem D2D3 Deum:] Deum; 765 Caedesque] Coedesque D ' D 2 ; Caedesque D 3 777 calorem, ] calorem;

324 781 Pandit] Pendit D1; Pandit Ό2Ό3 787 invitos ] iuvitos D '; in vitos D2D3 793 spopondit] spospondit D'; spopondit D2D3 At] at 825 penso,] penso; D'; pensito; Ό2Ό3 838 Ambiguis ] ambiguis 853 celeri] sceleri D'; celeri D2D3 868 rotata] rotatâ D'D2; rotata D3 900 addecebat, ] addecebat; 904 Roma, ] Roma; 916 Caesari,] Caesari; in 922 (Artemius.)] Maxen. 928 iacentes, ] jacentes; 940 superstes] supestes D'; superstes D2D3 1004 tremor, ] tremor vor 1008 (Maxentius. ) ] fehlt 1012 Phoebus] Phaebus D'; Phoebus D2D3 1013 Surge,] Surge 1014 Surge,] Surge 1019 Surge, ] Surge surge, palma, ] surge palma D'; surge palma, D2D3 in 1021 Gloria 2. ] Gloria 2 d a 1022 considete ] Considete 1024 Victoriae. ] Victoriae; D'; Victoriae. D2D3 1025 Vive,] Vive 1031 (Gloria 2.) Labor, ] (Glor. 2.) Labor 1044 Ite,] Ite 1051 Bella,] Bella D ' D 2 ; Bella, D3 viros,] viros D'D2; viros, D3 in 1057 sagittariis ] sagitariis 1067 Huic,] Huic turba,] turba 1076 vulgus, ] vulgus; 1090 Adhuc] Ad hue D'D2; Adhuc D3 1103 Ite, ite, ] Ite ite D'; Ite, ite D2D3 1132 meo] meo, D'; meo D2D3 vor 1135 consilium] Consilium D'D2; consilium D3 1139 corripit, ] corripit; 1142 semel,] semel; D'D2; semel, D3 1147 minas,] minas 1160 charybdis, ] charybdis; 1163 Fateor: ] Fateor 1167 iura] juro 1181 Rapit] Rapit; licet] licet, D'; licet D2D3 1191 nocens,] nocens D'; nocens, D2D3 1194 est: ] est; 1200 foves, ] foves

325 1205 sanum: ] sanum; 1209 frequente; ] frequente: 1217 impetas,] impetas; 1226 nequit, ] nequit; D 1 D 2 ; nequit, D 3 1235 Caesar, ] Caesar D'; Caesar, D2D3 1239 Tutus] Tutus, 1243 sunt, ] sunt 1254 nate, ] nate 1257 invalescat, ] invalescat; 1259 Suspende, Genitor, ] Suspende Genitor 1268 Tum, ] Tum lubet, ] lubet Dlubet, D2D3 2 3 1279 petunt: ] petunt D'; petunt: D D 1283 Saeva,] Saeva D'; Saeva, D2D3 1299 (m)] fehlt D'; im Exemplar der UB Wien hsl. ergänzt, at D2D3 1305 pareo,] pareo; 1306 Parete, ] Parete 1309 spargo,] spargo; 1320 Caesar, iube,] Caesar jube D'; Caesar jube, D2D3 1324 Animosa, ] Animosa 1332 Christiana, ] Christiana; 1337 Constantinus ] Constantinus, 1344 Cave,] Cave in 1347 Zitathäkchen fehlt 1356 timidus, audet,] timidus; audet D'; timidus; audet, D2D3 1373 Caesar, ] Caesar 1379 iugum] vigum 1380 dabo, ] dabo D'; dabo, D2D3 1382 ocyus] ocynus D1; ocyus D2D3 1384 Magusce, ] Magusce; 1389 Mercuri,] Mercuri D'; Mercuri. D2; Mercuri, D3 1400 At nunc] Dymas. At nunc D1; At nunc D2D3 tuo, Magusce, ] tuo Magusce 1412 fronte] fronde D'; fronte D2D3 1422 magis: ] magis 1430 me, ] me 1433 sumit, ] sumit; D'D2D3; sumit, FI 1442 ille] illa D ' D 2 ; ille D3 in 1458 Zitathäkchen fehlt 1469 In] in D1 D2; In D3 1470 Imperator,] Imperator D'D2; Imperator, D3 1473 Caesar, ] Caesar 1479 est,] est D'; est, D2D3 in 1483 Zitathäkchen fehlt

326 1511 magna,] magna 1521 nequit? ] nequit. D '; nequit? D2 D3 1527 gravis, ] gravis 1538 quoque,] quoque. DJ; quoque D2D3 1541 vetari. ] vetan D1; vetari. D2D3 1551 trepidas,] trepidas 1555 Consiste, ] Consiste 1557 Caesar, ] Caesar 1559 coelo, ] coelo 1560 soror,] soror 1561 Pluto,] Pluto 1568 Ubique, Caesar, ] Ubique Caesar 1580 Magusce, ] Magusce 1585 agunt, ] agunt; 1588 Perge, ] Perge D '; Perge, D2 D3 1594 spectasti ] spedasti, D'D2; spectâsti D3 1598 agmine.] agmine Dagmine. D2D3 Quis,] Quis 1608 explicabit? ] explicabit. 1615 suis] suis, D1; suis D2D3 1616 constitit, Nostri] constitit; nostri D'; constitit? Nostri D2D3 1625 Caedem] Coedem D'; Caedem D2D3 1627 caedibus] coedibus D'; caedibus D2D3 1633 pavor. ] pavor D1; pavor. D2D3 1657 pudet), ] pudet) 1658 coeli, ] coeli Dcoeli, D2D3 2 1684 foetor] faetor D'D ; foetor D3 in 1693 Zitathäkchen fehlt 1704 vince, ] vince 1705 Vince,] Vince 1708 pennas, Aquila, ] pennas Aquila 1710 Draco,] Draco 1712 Fugit,] Fugit. D'D2D3; Fuigt, D2D3; Audio, Fl 2813 Coelites, ] Coelites 2824 Dii] Dij, D'; Dij D2D3 2827 minas, ] minas 2828 Caesar,] Caesar 2836 Caesar, ] Caesar 2844 flectit,] flectit; vor 2856 Tritones. ] Tritones, DTritones. Ό1 Ό3 2863 Fuge,] Fuge 2864 Turba,] Turba 2869 illapsu, ] illapsu 2870 Tiberine,] Tiberine 2872 Tiberine,] Tiberine 2876 Mergere, ] Mergere mergere, ] mergere 2896 Roma,] Roma 2899 Roma,] Roma 2904 Roma, ] Roma 2905 Roma,] Roma 2906 Roma,] Roma 2910 sceleri, ] sceleri; 2914 trisulci] trisculi D'; trisulci D2D3 2938 I , ] I 2946 est] & D'; est D2D3 2947 Perge, ] Perge 2949 doce, ] doce; 2962 Prome,] Prome D'; Prome, D2D3 caedis] coedis D'D2; caedis D3 2966 pari] pari, D1; pari D2D3 2983 Flavii] Flavij, 2994 Tu, Consul, ] Tu Consul veni, ] veni 3018 Repete, Maxenti, ] Repete Maxenti 3020 quo,] quo 3021 Infauste, ] Infauste 3024 sese ] se se D 1 D 2 ; sese D 3 3026 superest,] superest 3027 superest,] superest; 3035 Istud, genitor, ] Istud genitor 3044 Quid, nate, ] Quid nate D'D2; Quid Nate D3 3047 Genitor, ] Genitor 3048 Romule, ] Romule 3051 fehlt D'; ergänzt nach D2D3 vor 3052 (Maxentius.) ] Romulus. D1; Max. D2D3 3053 Nate] Maxentius. Nate D1; Max. Nate D2D3 3054 Urbem, genitor, ] Vrbem genitor

332 in 3055 acinacem, ] acinacem 3056 ferro, ] ferro 3057 Saeva, mi Genitor, ] Saeva mi Genitor 3061 Iusta non iusta] Iusta, non justa, 3063 est, ] est; 3064 Necessitatemi Neeessitatem D'; Necessitatem D2D3 3066 possim, ] possim 3068 volo,] volo: 3071 Caesar] Caesar, D' D2; Caesar D3 iubes,] jubes 3077 furor,] furor D'; furor, D2D3 3080 venturum, Pater, ] venturum Pater 3081 peris, ] peris vor 3083