Bericht über geologische Studien während des Krieges in Südwestafrika [Reprint 2021 ed.]
 9783112514061, 9783112514054

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Die „Gießener Hochschulgesellschaft (Gesellschaft von Freunden und Förderern der Universität Gießen)" wurde am 21. Februar 1918 begründet. Sie hat sich die Aufgabe gestellt, die Beziehungen zwischen der Wissenschaft und dem praktischen Leben zu pflegen, wissenschaftliche Bildung zu verbreiten und die Universität Gießen zu fördern. Die „Abhandlungen der Gießener Hochschulgesellschaft" werden von dem Vorstand der Gesellschaft herausgegeben. Sie erscheinen unter der Leitung von Universitätsprofessor Dr. W. HORN in Gießen, Ludwigstr. 32.

Tafel I.

Abh. Gießener Hochschulges. II.

ABHANDLUNGEN DER GIESSENER HOCHSCHULGESELLSCHAFT II

Bericht über geologische Studien während des Krieges in Südwestafrika

Von Dr. ERICH KAISER o. Professor an der Universität Giessen

Mit 4 Textfiguren und 15 Abbildungen auf 6 Tafeln

VERLAG VON ALFRED TÖPELMANN IN GIESSEN 1920

Hof« und Umversitätsdruckerei Otto Kindt Wwe., Gießen.

I. Der ursprüngliche Reiseplan und dessen Umgestaltung. Mein Freund, Herr Bezirksgeologe a . D . Dr. Heinrich L ö t z , dem wir schon so manche wissenschaftliche Untersuchung in unseren Fachgebieten im Auslande, besonders in Südwestafrika, verdanken, hat im Jahre 1913 die Anregung zu meiner Reise nach Südwestafrika gegeben. Ich hatte von ihm, bezw. der Deutschen Diamanten • Gesellschaft m. b. H. vorher Gesteinsproben aus der südlichen Namib (dem Diamantengebiete) wie aus anderen Teilen Südwestafrikas erhalten. Unter diesen konnte ich eine eigentümliche Gesteinsfolge von besonderen Alkaligesteinen nachweisen. Meine Ausführungen 1 *) veranlassten Herrn Dr. L ö t z , bei der Deutschen Diamanten-Gesellschaft m. b. H. und der Pomona Diamanten-Gesellschaft die Bewilligung der notwendigen Mittel zur Untersuchung der Gesteine durch mich an Ort und Stelle herbeizuführen. An diese Untersuchung in Südwestafrika sollte sich eine Reise durch die Union nach Kimberley, Johannesburg, Pretoria und den Pilandsbergen bei Rustenburg anschliessen, um in diesen Bergen den südwestafrikanischen verwandte Alkaligesteine 2 und an den erst angegebenen Punkten die bekannten Minerallagerstätten kennen zu lernen. Zur Ausführung dieses Planes reiste ich Ende Juni 1914 nach Südwestafrika, wo ich mit dem letzten vor dem Kriege aus Deutschland eintreffenden Personendampfer ankam. Die kaum begonnenen Studien der Eruptivgesteine der südlichen Namib wurden durch die Feindseligkeiten in Südwestafrika unterbrochen, während deren ich als Offizier in der Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika in den verschiedensten Landesteilen Dienst tat. Gerade dieser Aufenthalt im Inlande von August 1914 bis Ende September 1915 ermöglichte es mir, weite Teile des Innern kennen zu lernen, was von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die späteren Studien im Küstengebiete war. Lange Aufenthalte an einzelnen Truppenstationen (z. B. Kanus am Fusse der grossen Karasberge im Namalande; Grootfontein im Norden) ermöglichten mir genaue Untersuchungen trotz der Kriegsverhältnisse in der Umgebung dieser Orte. Längere Dienstritte im Etappen- wie Frontdienst gaben mir reichliche Gelegenheit, die grossen Karasberge im Süden des Schutzgebietes kennen zu lernen, worüber ich einige nicht unwesentliche Einzelheiten noch zu berichten habe. *) Die Anmerkungen sind am Schlüsse der Abhandlung abgedruckt.

Abli. Gießener Hochschulges. II

1

2 Nach Einstellung der Feindseligkeiten zog ich zu Pferd mit Wagenbegleitung von Grootfontein kreuz und quer durch das Hereroland nach Windhuk, um auch in diesem Gebiete wenigstens allgemein orientiert zu sein. Die Übergabebedingungen für Deutsch-Südwestafrika an die BothaTruppen waren so gefasst, dass mir eine Tätigkeit im Lande ohne grosse Schwierigkeiten möglich war. Von der zweiten Hälfte Oktober 1915 an konnte das bereits 1913 mit Herrn Dr. L ö t z vereinbarte und Ende Juli 1914 näher festgelegte Programm weiter durchgeführt werden. Mit einer Besorgnis um das Fertigwerden und in einer Beschränkung an Zeit und Hilfsmitteln, die jetzt rückschauend unverständlich aussehen, unternahm ich zunächst eine Untersuchung des Klinghardtgebirges auf seine Phonolithgesteine, schloss daran an die Untersuchung der schon bekannten Syenitstöcke in der Küstennamib und verfolgte deren Ganggefolgschaft, wobei ich auch auf neue Syenitstöcke stiess. Ein vielseitiges Entgegenkommen und eine weitgehende Unterstützung durch die Gestellung von Reittieren, Karren, Begleitmannschaften und von Hilfsmitteln verschiedenster A r t seitens der Deutschen Diamanten-Gesellschaft m. b. H., der Pomona Diamanten-Gesellschaft und der Vereinigten Diamant-Minen A . G. erweiterte das Programm immer wieder von neuem, so dass ich mich vom Oktober 1915 bis wenige T a g e vor meiner Abreise (8. Mai 1919) fast ständig mit den mineralogischen und den gesamten geologischen Verhältnissen der Namib beschäftigen konnte. S o konnten allmählich mehr und mehr auch die Erscheinungen in die Forschung einbezogen werden, denen mein erster Reiseplan nicht entsprochen hatte. Meine Untersuchungen waren zunächst auf die Aufklärung der Eruptivgesteine gerichtet. Mehr und mehr zeigte es sich aber, dass eine wirtschaftliche Ausnutzung meiner Arbeiten nur dann möglich war, wenn ich nicht nur alle Verhältnisse des Untergrundes, sondern auch die jüngeren und jüngsten Gebilde der Oberfläche wissenschaftlich eingehend untersuchte. S o kam ich mehr und mehr zu einer wissenschaftlichen Darstellung der uns in dieser Küstenwüste so besonders entgegen tretenden Erscheinungen des extrem ariden Klimas, die ich bei Aufstellung des ersten Reiseplanes wohl hatte kennen lernen, nicht aber näher hatte untersuchen wollen. Die genauere Erforschung war nur gewährleistet durch eine im Einzelnen festgehaltene Aufzeichnung aller, auch der kleinsten Beobachtungen, durch eine kartographische Aufnahme. Deshalb mussten der Untergrund wie die oberflächlichen Bildungen untersucht, genetisch erklärt und in ihrer wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung festgehalten werden. Damit war die Fülle der zu verfolgenden F r a g e n gegenüber dem ersten Reiseplane wesentlich vermehrt, eine Vielseitigkeit der Arbeiten veranlasst, die Lösung der Einzelfragen wohl erschwert worden, aber die Gesamtheit der verfolgten F r a g e n bot gerade während der durch die Kriegsverhält-

3 nisse bedingten Abgeschlossenheit für mich eine grosse Befriedigung. Ich hoffe, dass die spätere Gesamtdarstellung nicht nur die lokalen Kenntnisse eines bisher in Bezug auf Einzelheiten fast unbekannten Fleckes unserer Erdrinde wesentlich erweitert, sondern auch auf weitere Gebiete unserer Wissenschaften anregend wirkt. Bei der Beurteilung der erzielten Ergebnisse ist immer darauf zu achten, dass niemals ein einheitliches, grosszügiges und langfristiges Programm für meine Untersuchungen hatte aufgestellt werden können, denn Niemand draussen konnte die europäischen Kriegsverhältnisse so übersehen, dass man das Kriegsende auch nur hätte ahnen können. War man sich auch einer langen Dauer des Krieges bewusst, so war doch ein Jeder von dem Wunsche durchdrungen, dass ein Ende in nicht all zu ferne Zeit gestellt sein möge. War man sich auf der einen Seite wohl klar, dass wir in den Schutzgebieten noch lange von der Heimat abgeschnitten sein würden, so konnte man bei einer wissenschaftlichen Untersuchung, die bei einer vielleicht schon während des Krieges eintretenden Rückkehrmöglichkeit für mich plötzlich abgebrochen werden musste, nicht mit dieser langen Dauer rechnen. Wir mussten eben immer wieder, entsprechend der Kriegsdauer, neue Programmpunkte aufnehmen. Ist das Ergebnis schon nicht einheitlich durch die Zeitumstände, so ist es weiter dadurch beeinflusst, dass ich vieler Hilfsmittel entbehren musste, Literatur nur in massigem Umfange erhalten konnte, dass eben überall auch hier eine durch die Kriegsverhältnisse bedingte Beschränkung und eine Anpassung an einfachere Methoden zu erfolgen hatte. Herr Dr. L ö t z hatte schon in seiner zusammenfassenden Darstellung der Diamantlagerstätten 8 Winke gegeben für die weitere Untersuchung der südlichen Namib. Weiteres hatte er in mir zugänglichen Berichten niedergelegt, so dass ich bei der auf seine Anregung hin unternommenen Reise, die durch die Kriegsverhältnisse eine ungeahnte Ausdehnung erhielt, seinen Winken folgen konnte. Ich darf hier nicht verfehlen, ihm ganz besonders für die über enge Freundschaft hinausgehende direkte und indirekte Unterstützung herzlichst zu danken. Ich bedauere aufrichtig, dass es Herrn Dr. L ö t z nicht vergönnt gewesen ist, während des Krieges in Südwestafrika zu weilen. Meine Arbeiten hätten durch seine weitere Anregung einen sehr erweiterten Umfang und wohl auch eine bessere Abrundung erfahren. Im Diamantgebiete habe ich durch die Leiter der Diamanten-Gesellschaften eine vielseitige Unterstützung gefunden, vor allem durch Herrn Dipl.-Bergingenieur G. G l o c k e m e i e r , weiter auch durch die Herren Dipl.-Bergingenieure H. D a u s c h und L. K o 11 e. Eine nicht zu unterschätzende und in ihren Einzelheiten nicht darzulegende Unterstützung erhielt%ich durch Herrn Dipl.-Bergingenieur Dr. W. B e e t z , der bereits seit Anfang 1914 im Dienste der Deutschen Diamanten-Gesellschaft stand, mir sowohl bei der kurzen Reise vor Kriegsbeginn, wie

4 ständig später als treuer Mitarbeiter zur Seite stand. Viele Einzelheiten sind von ihm aufgedeckt, vieles Andere ist im Gespräche mit ihm erwogen, dann weiter verarbeitet, von neuem besprochen und ausgebaut worden Es ist heute bei manchen Ergebnissen nicht mehr zu sagen, ob die Anregung zu einer ausgeführten Arbeit, Erklärung und zur Weiterverfolgung ausgesprochener Gedanken von ihm oder von mir herrührte. Manches Ergebnis der folgenden Ausführungen ist auch dann, wenn der Name des Herrn Dr. B e e t z nicht genannt ist, von ihm beeinflusst worden. Eine Erweiterung meiner Erfahrungen bewirkten mehrere Inlandsreisen, die mich zum Teile in schon während des Jahres 1914—15 besuchte Gebiete führten, aber zum Teile auch wesentlich neue Gebiete einfügten, wie die Gegend von Aus, die nördliche Namib (zwei Mal), das Otavibergland, die weitere Umgebung von Tsumeb und von Windhuk. Auf diesen Inlandsreisen habe ich in der nördlichen Namib vor allem die Unterstützung von Herrn Dr. E. R e u n i n g genossen, der mich auch im südlichen Diamantgebiete besuchte und mir manche Winke für meine Arbeiten zuteil werden liess, aber vor allen Dingen mir aus seinem reichen Schatz langjähriger Erfahrungen in Südwestafrika offen und uneigennützig mitteilte. Endlich darf ich des Herrn Professor Dr. S. J. S h a n d in Stellenbosch nicht vergessen, der mich im Diamantgebiet besucht hat und mich später mehrfach durch Literaturzusendungen unterstützte. W e n n ich hier einzelne Herren genannt habe, die mir am meisten geholfen haben, so darf ich dabei nicht unerwähnt lassen, dass auch noch eine ganze Zahl von Angestellten der Diamanten-Gesellschaften und viele ausserhalb der geschäftlichen Tätigkeit stehende Herren mit Ratschlag und Hilfeleistung gerne beistanden, eine Mitwirkung, der ich stets mit Freuden gedenke. Es wird im Laufe der späteren Verarbeitung meiner Reiseergebnisse noch oft Gelegenheit sein, auf Einzelheiten'zurückzukommen. Aber ich möchte schon heute bei diesem zusammenfassenden Berichte den Dank in dem allerweitesten Sinne aussprechen und betonen, dass ich auch dort, w o offene Kritik mir entgegentrat, hieraus reiche Anregung schöpfen konnte. Ich beabsichtige im Folgenden nur eine kurze Zusammenstellung der Hauptergebnisse zu liefern, von denen ich bei einzelnen nur eine weitere Ausführung hinzufügen kann. Diese vorläufige Zusammenstellung der Hauptergebnisse ist vor allen Dingen dadurch bedingt, dass ich das von mir gesammelte reichhaltige Material bei meiner Rückkehr aus Südwestafrika mit dem Heimkehrertransporte nicht mitnehmen konnte. Die Durcharbeitung des gesammelten Materials wird aber ermöglichen, viele Einzelheiten eingehender darzustellen. Wann, ob und wie ich meine Sammlungen erhalten werde, ist noch im ungewissen. Eine Darstellung auf Grund dieser Aufsammlungen wird wohl erst in späteren Jahren erfolgen können. Die Literatur anderer ähnlicher Gebiete oder Vorkommen stand

5 mir draussen nicht zur Verfügung und war auch zum allergrössten Teile nicht zu beschaffen. Selbst die französische Literatur über die Sahara durfte von Frankreich nicht nach Südwestafrika ausgeführt werden. Deshalb wird z. B. auch der Vergleich meiner Beobachtungen mit anderen Trockengebieten ebenso wie der meiner Beobachtungen an den Eruptivgesteinen der Namib mit ähnlichen Vorkommen noch manche Ergebnisse zeitigen, die in der späteren Gesamtdarstellung einen Platz finden werden. Leider ist es heute noch nicht möglich, die von Herrn Dr. B e e t z und mir aufgenommenen topographischen und geologischen Karten zum Druck zu bringen, so dass auch noch nach dieser Richtung hin die Darstellung unvollständig bleiben muss. Aber immerhin glaube ich, einen Ü b e r b l i c k ü b e r m e i n e A r b e i t e n und e i n i g e E r g e b n i s s e geben zu müssen. Man wolle bei deren Beurteilung nur das schon Gesagte beachten, was ich noch einmal kurz wiederhole: D i e e i g e n a r t i g e n V e r h ä l t n i s s e , u n t e r denen wir arbeiten m u s s t e n , b e d i n g t e n eine stete Beschränkung mancher Arbeiten, welche vielfach zielbew u s s t e r h ä t t e n d u r c h g e f ü h r t w e r d e n k ö n n e n , w e n n man n u r das E n d e des K r i e g e s hätte einigermassen- übersehen können.

11. Literatur Aber die südliche Namib. Bis zum Auffinden der Diamantlagerstätten im Wüstensande der Namib war die Literatur über dieses Gebiet nur recht knapp. Die wichtigste und dabei recht vielseitige Darstellung lieferte L e o n h a r d S c h u l t z e * . Das Auffinden der Diamanten brachte zahlreiche Einzelarbeiten, die von P. R a n g e ® und H. L ö t z 6 vor dem Kriege, von P. W a g n e r 7 während des Krieges zusammengefasst wurden. Die Zahl der kleinen und grösseren Mitteilungen über das Gebiet ist recht gross und neben genannten Forschern, die zahlreiche Spezialarbeiten zu den zusammenfassenden Werken lieferten, haben sich vor allem R . S c h e i b e , E. R e u n i n g , J. B ö h m , W . W e i s s e r m e l , H. C l o o s , C. K r a u s e , H. M e r e n s k y , R . M a r l o t h , H. S . H a r g e r , E. K a i s e r und G. S c h e u r i n g um die Erkenntnis sowohl der allgemeinen geologischen, wie der petrographischen, mineralogischen und lagerstättenkundlichen Verhältnisse verdient gemacht. Es kann hier bei dieser Gelegenheit der vielen grossen und kleinen Arbeiten nicht gedacht, auch kann in eine Besprechung der angreifbaren Punkte nur gerade eingetreten werden 8 . F ü r die Arbeiten in' der Namib waren selbstverständlich die grösseren zusammenfassenden Arbeiten über die geologischen Verhältnisse Südafrikas von wesentlicher Bedeutung. Ich verweise auf die Darstellungen von H a t c h und C o r s t o r p h i n e , von R o g e r s und D u T o i t und

5 mir draussen nicht zur Verfügung und war auch zum allergrössten Teile nicht zu beschaffen. Selbst die französische Literatur über die Sahara durfte von Frankreich nicht nach Südwestafrika ausgeführt werden. Deshalb wird z. B. auch der Vergleich meiner Beobachtungen mit anderen Trockengebieten ebenso wie der meiner Beobachtungen an den Eruptivgesteinen der Namib mit ähnlichen Vorkommen noch manche Ergebnisse zeitigen, die in der späteren Gesamtdarstellung einen Platz finden werden. Leider ist es heute noch nicht möglich, die von Herrn Dr. B e e t z und mir aufgenommenen topographischen und geologischen Karten zum Druck zu bringen, so dass auch noch nach dieser Richtung hin die Darstellung unvollständig bleiben muss. Aber immerhin glaube ich, einen Ü b e r b l i c k ü b e r m e i n e A r b e i t e n und e i n i g e E r g e b n i s s e geben zu müssen. Man wolle bei deren Beurteilung nur das schon Gesagte beachten, was ich noch einmal kurz wiederhole: D i e e i g e n a r t i g e n V e r h ä l t n i s s e , u n t e r denen wir arbeiten m u s s t e n , b e d i n g t e n eine stete Beschränkung mancher Arbeiten, welche vielfach zielbew u s s t e r h ä t t e n d u r c h g e f ü h r t w e r d e n k ö n n e n , w e n n man n u r das E n d e des K r i e g e s hätte einigermassen- übersehen können.

11. Literatur Aber die südliche Namib. Bis zum Auffinden der Diamantlagerstätten im Wüstensande der Namib war die Literatur über dieses Gebiet nur recht knapp. Die wichtigste und dabei recht vielseitige Darstellung lieferte L e o n h a r d S c h u l t z e * . Das Auffinden der Diamanten brachte zahlreiche Einzelarbeiten, die von P. R a n g e ® und H. L ö t z 6 vor dem Kriege, von P. W a g n e r 7 während des Krieges zusammengefasst wurden. Die Zahl der kleinen und grösseren Mitteilungen über das Gebiet ist recht gross und neben genannten Forschern, die zahlreiche Spezialarbeiten zu den zusammenfassenden Werken lieferten, haben sich vor allem R . S c h e i b e , E. R e u n i n g , J. B ö h m , W . W e i s s e r m e l , H. C l o o s , C. K r a u s e , H. M e r e n s k y , R . M a r l o t h , H. S . H a r g e r , E. K a i s e r und G. S c h e u r i n g um die Erkenntnis sowohl der allgemeinen geologischen, wie der petrographischen, mineralogischen und lagerstättenkundlichen Verhältnisse verdient gemacht. Es kann hier bei dieser Gelegenheit der vielen grossen und kleinen Arbeiten nicht gedacht, auch kann in eine Besprechung der angreifbaren Punkte nur gerade eingetreten werden 8 . F ü r die Arbeiten in' der Namib waren selbstverständlich die grösseren zusammenfassenden Arbeiten über die geologischen Verhältnisse Südafrikas von wesentlicher Bedeutung. Ich verweise auf die Darstellungen von H a t c h und C o r s t o r p h i n e , von R o g e r s und D u T o i t und

6 endlich auf die zusammenfassende Darstellung der südafrikanischen Diamantlagerstätten .von P. A. W a g n e r 9 . Die Arbeiten in dem extrem ariden Gebiete der Namib, unserer Küstenwüste, mussten selbstverständlich auf die wichtigeren Zusammenstellungen über die Erscheinungen der Wüste zurückgreifen, wie auf das ausgezeichnete Werk von J. W a 11 h e r , das im einzelnen viel häufiger noch hätte angeführt werden können, und die Zusammenstellung von Helene Wiszwianski10. E s ist nicht der Zweck dieser allgemeinen Zusammenstellung meiner Arbeiten, auf jede gleiche und jede abweichende Auffassung mit anderen Forschern in ähnlichen Gebieten hinzuweisen. Dazu wird sich noch manche bessere Gelegenheit bieten.

III. Topographische Karten. Bei Beginn meines Aufenthaltes in Südwestafrika lag als beste Karte der Namib die im Auftrage der Deutschen Diamanten-Gesellschaft aufgenommene, von P. S p r i g a d e und H. L ö t z herausgegebene Karte des Sperrgebietes im Maßstabe 1 : 1 0 0 0 0 0 in 10 Blättern (Verlag Dietrich Reimer, Berlin 1913) vor. Diese Karte gab ein dem Maßstabe und der Aufnahmemethodik entsprechend gutes, recht übersichtliches Bild der südlichen Namib. Eine Verkleinerung auf den Maßstab 1 : 3 0 0 0 0 0 wurde bei besonderer Gelegenheit herausgegeben und kann zu einer allgemeinen Übersicht benutzt werden. Sie ist abgedruckt in der Dissertation von Scheuring11. Für genauere geologische Aufnahmen und die Darstellung spezieller Verhältnisse konnten die im Ma&stabe 1 : 1 0 0 000 gehaltenen Kartenblätter der Sperrgebietskarte nicht ausreichen. Die einzelnen Diamantgesellschaften hatten nun bereits für ihre wirtschaftlichen Arbeiten Betriebskarten aufnehmen lassen, welche bei der Art der Diamantabbaue im Wüstensande eine Darstellung der Oberfläche gaben. Diese Karten waren in verschiedenen Maßstäben 1 : 5 000 bis 1 : 2 5 000 angefertigt und dienten in der ersten Zeit meiner Arbeiten zur Eintragung auch der geologischen und petrographischen Beobachtungen. Es zeigte sich aber mehr und mehr, dass diese Aufnahmen zum Teil nicht den Anforderungen entsprechen, welche auch bei den schwierigen Verhältnissen des Wüstengebietes an eine Eintragung bei geologischen und petrographischen Arbeiten gestellt werden mussten. Die Karten waren auch zu ganz anderen Zwecken hergestellt worden und hierfür ausreichend. Bei ihrer Aufnahme hatten auch nicht die Gesichtspunkte angewandt werden können, die sich aus den geologischen Arbeiten ergaben, so dass man sie deshalb nicht zu verur-

6 endlich auf die zusammenfassende Darstellung der südafrikanischen Diamantlagerstätten .von P. A. W a g n e r 9 . Die Arbeiten in dem extrem ariden Gebiete der Namib, unserer Küstenwüste, mussten selbstverständlich auf die wichtigeren Zusammenstellungen über die Erscheinungen der Wüste zurückgreifen, wie auf das ausgezeichnete Werk von J. W a 11 h e r , das im einzelnen viel häufiger noch hätte angeführt werden können, und die Zusammenstellung von Helene Wiszwianski10. E s ist nicht der Zweck dieser allgemeinen Zusammenstellung meiner Arbeiten, auf jede gleiche und jede abweichende Auffassung mit anderen Forschern in ähnlichen Gebieten hinzuweisen. Dazu wird sich noch manche bessere Gelegenheit bieten.

III. Topographische Karten. Bei Beginn meines Aufenthaltes in Südwestafrika lag als beste Karte der Namib die im Auftrage der Deutschen Diamanten-Gesellschaft aufgenommene, von P. S p r i g a d e und H. L ö t z herausgegebene Karte des Sperrgebietes im Maßstabe 1 : 1 0 0 0 0 0 in 10 Blättern (Verlag Dietrich Reimer, Berlin 1913) vor. Diese Karte gab ein dem Maßstabe und der Aufnahmemethodik entsprechend gutes, recht übersichtliches Bild der südlichen Namib. Eine Verkleinerung auf den Maßstab 1 : 3 0 0 0 0 0 wurde bei besonderer Gelegenheit herausgegeben und kann zu einer allgemeinen Übersicht benutzt werden. Sie ist abgedruckt in der Dissertation von Scheuring11. Für genauere geologische Aufnahmen und die Darstellung spezieller Verhältnisse konnten die im Ma&stabe 1 : 1 0 0 000 gehaltenen Kartenblätter der Sperrgebietskarte nicht ausreichen. Die einzelnen Diamantgesellschaften hatten nun bereits für ihre wirtschaftlichen Arbeiten Betriebskarten aufnehmen lassen, welche bei der Art der Diamantabbaue im Wüstensande eine Darstellung der Oberfläche gaben. Diese Karten waren in verschiedenen Maßstäben 1 : 5 000 bis 1 : 2 5 000 angefertigt und dienten in der ersten Zeit meiner Arbeiten zur Eintragung auch der geologischen und petrographischen Beobachtungen. Es zeigte sich aber mehr und mehr, dass diese Aufnahmen zum Teil nicht den Anforderungen entsprechen, welche auch bei den schwierigen Verhältnissen des Wüstengebietes an eine Eintragung bei geologischen und petrographischen Arbeiten gestellt werden mussten. Die Karten waren auch zu ganz anderen Zwecken hergestellt worden und hierfür ausreichend. Bei ihrer Aufnahme hatten auch nicht die Gesichtspunkte angewandt werden können, die sich aus den geologischen Arbeiten ergaben, so dass man sie deshalb nicht zu verur-

7 teilen braucht. Es ist dankbar zu begrüssen, dass meinen verschiedensten Anregungeri auf Änderung der vorliegenden Kartenaufnahmen bezw. auf völlig n e u e t o p o g r a p h i s c h e A u f n a h m e d e r w i c h t i g s t e n T e i l e d e s D i a m a n t g e b i e t e s im M a ß s t a b e 1:25000 von den in Betracht kommenden Diamanten-Gesellschaften, wie der Deutschen Diamanten-Gesellschaft m. b. H., der Pomona Diamanten-Gesellschaft und der Vereinigte Diamant-Minen A. G. bereitwilligst nachgekommen wurde. Die Beaufsichtigung der Ausführung von Verbesserungen und auch der Neuaufnahmen wurde mir übertragen. Die topographischen Aufnahmen konnten leider nur wenig über das Gebiet der verliehenen Bergbaufelder hinausgreifen. Die neu hergestellte Karte umfasste — aus betriebstechnischen Gründen verschieden gut ausgeführt — bei meiner Abreise einen etwa 80 km langen Küstenstreifen von der Elisabethbucht bis nach Angras Juntas, der im allgemeinen 10 — 13 km landeinwärts reicht. Die genauesten Aufnahmen sind in dem Pomonagebiet und im südlich daran anschliessenden Gebiet der Deutschen Diamanten-Gesellschaft durchgeführt worden. Die Karte, deren Vervielfältigung hoffentlich demnächst erfolgt, schliesst sich im allgemeinen an die Messtischaufnahmen an, selbstverständlich mit den durch die Eigenschaften des Wüstengebietes bedingten Abänderungen. Höhenlinien von 10 m, stellenweise auch von 5 m Höhenabstand geben die wechselnde Form des unregelmässig welligen, sich nur bis zu 230 m über das Meer erhebenden Geländes wieder. Die zahllosen jungen, abflusslosen Wannen, Becken und Senken unseres ariden Gebietes treten gut hervor, daneben aber auch noch ältere, schon in prämiocäner Zeit angelegte Erosionsrinnen und Senken einer niederschlagsreicheren Zeit. Auch die Darstellung der Küstenformen, welche recht wechselnde Erscheinungen zeigen, wurde möglichst genau ausgeführt. Die topographische Karte kann als eine sehr gute Darstellung eines Wüstengebietes gelten, wie sie in ähnlich grossem Maßstabe wohl kaum in einem reinen Wüstengebiete durchgeführt worden ist. Die spätere Herausgabe der Karte wird Begleitworte notwendig machen, in denen Einzelheiten besprochen und mit anderen Gebieten verglichen werden müssen. Erst bei jener Gelegenheit werde ich auf die Art der Aufnahme näher eingehen können.

IV. Geologische Aufnahme. Das angegebene Gebiet von der Elisabethbucht bis nach Angras Juntas wurde auch geologisch und mineralogisch genau untersucht. Die Darstellung der geologischen Verhältnisse in einer g e o l o g i s c h e n K a r t e im M a ß s t a b e 1:25000 wurde zum Teil von Herrn Dr. B e e t z allein, zum Teil von uns beiden gemeinsam oder von mir allein durchgeführt. Diese kurze Übersicht der Arbeiten kann nicht einmal die wichtigsten

7 teilen braucht. Es ist dankbar zu begrüssen, dass meinen verschiedensten Anregungeri auf Änderung der vorliegenden Kartenaufnahmen bezw. auf völlig n e u e t o p o g r a p h i s c h e A u f n a h m e d e r w i c h t i g s t e n T e i l e d e s D i a m a n t g e b i e t e s im M a ß s t a b e 1:25000 von den in Betracht kommenden Diamanten-Gesellschaften, wie der Deutschen Diamanten-Gesellschaft m. b. H., der Pomona Diamanten-Gesellschaft und der Vereinigte Diamant-Minen A. G. bereitwilligst nachgekommen wurde. Die Beaufsichtigung der Ausführung von Verbesserungen und auch der Neuaufnahmen wurde mir übertragen. Die topographischen Aufnahmen konnten leider nur wenig über das Gebiet der verliehenen Bergbaufelder hinausgreifen. Die neu hergestellte Karte umfasste — aus betriebstechnischen Gründen verschieden gut ausgeführt — bei meiner Abreise einen etwa 80 km langen Küstenstreifen von der Elisabethbucht bis nach Angras Juntas, der im allgemeinen 10 — 13 km landeinwärts reicht. Die genauesten Aufnahmen sind in dem Pomonagebiet und im südlich daran anschliessenden Gebiet der Deutschen Diamanten-Gesellschaft durchgeführt worden. Die Karte, deren Vervielfältigung hoffentlich demnächst erfolgt, schliesst sich im allgemeinen an die Messtischaufnahmen an, selbstverständlich mit den durch die Eigenschaften des Wüstengebietes bedingten Abänderungen. Höhenlinien von 10 m, stellenweise auch von 5 m Höhenabstand geben die wechselnde Form des unregelmässig welligen, sich nur bis zu 230 m über das Meer erhebenden Geländes wieder. Die zahllosen jungen, abflusslosen Wannen, Becken und Senken unseres ariden Gebietes treten gut hervor, daneben aber auch noch ältere, schon in prämiocäner Zeit angelegte Erosionsrinnen und Senken einer niederschlagsreicheren Zeit. Auch die Darstellung der Küstenformen, welche recht wechselnde Erscheinungen zeigen, wurde möglichst genau ausgeführt. Die topographische Karte kann als eine sehr gute Darstellung eines Wüstengebietes gelten, wie sie in ähnlich grossem Maßstabe wohl kaum in einem reinen Wüstengebiete durchgeführt worden ist. Die spätere Herausgabe der Karte wird Begleitworte notwendig machen, in denen Einzelheiten besprochen und mit anderen Gebieten verglichen werden müssen. Erst bei jener Gelegenheit werde ich auf die Art der Aufnahme näher eingehen können.

IV. Geologische Aufnahme. Das angegebene Gebiet von der Elisabethbucht bis nach Angras Juntas wurde auch geologisch und mineralogisch genau untersucht. Die Darstellung der geologischen Verhältnisse in einer g e o l o g i s c h e n K a r t e im M a ß s t a b e 1:25000 wurde zum Teil von Herrn Dr. B e e t z allein, zum Teil von uns beiden gemeinsam oder von mir allein durchgeführt. Diese kurze Übersicht der Arbeiten kann nicht einmal die wichtigsten

8 Einzelheiten der mineralogischen und geologischen Aufnahmen wiedergeben. Nur darauf mag hingewiesen werden, dass die Karten neben einer genauen Darstellung des geologischen Aufbaues auch vor allem eine morphogenetische Erklärung der Hohlformen dieses Wüstengebietes ermöglichten. Hierauf werde ich im Folgenden etwas näher eingehen. Die geologische Aufnahme eines reinen Wüstengebietes verlangt, dass neben einer genauen Darstellung des Untergrundes auch einer eingehenden Gliederung der jüngeren Ablagerungen besondere Beachtung geschenkt wird. Waren wirtschaftliche und wissenschaftliche Gründe für eine genaue Darstellung des Untergrundes massgebend, so machten ebenso wirtschaftliche und wissenschaftliche Forderungen auch eine eingehendere Untersuchung der jüngeren, oberflächlichen, sonst so gern bei geologischen Aufnahmen vernachlässigten Bildungen zur Pflicht. Deshalb musste mit einer grossen Peinlichkeit im Arbeiten vorgegangen werden, die bei diesen selbst oft recht hemmend und störend wirkte und erst nach vielem Zeitaufwande, vieler Mühe Befriedigung erweckte, aber dann auch nicht allein wissenschaftliche, sondern auch wirtschaftliche Ergebnisse zeitigte. Die Anwendung der so oft bei geologischen Aufnahmen angewandten zusammenfassenden Methode bei der Untersuchung der ausserordentlich vielseitigen Einzelheiten hätte derartige Ergebnisse nicht bringen können. Es ist nicht zu bestreiten, dass die Anwendung allgemeinerer Methoden mehr Zeit zur Lösung grösserer Fragen des extrem ariden Klimas, der Wüste, übrig gelassen hätte, dass auch noch manche tektonische und stratigraphische Frage eine allgemeinere Lösung gefunden hätte. Aber die Gefahr hätte dann zu nahe gelegen, dass ich später mich auch nur in allgemeinen Darstellungen über die Fragen des extrem ariden Klimas, der Wüste, hätte aussprechen und eine weitere allgemeine Übersichtskarte hätte liefern können. Damit hätte ich die vielen Schriften und Übersichtskarten, die von berufener und noch häufiger von unberufener S e i t e g e liefert sind, nur vermehrt. Gerade die ins einzelne gehende Darstellung durch eine j e nach den Verhältnissen in den Maßstäben 1 : 5 0 0 0 , 1 : 1 2 500 und 1 : 2 5 000 gehaltene geologische Aufnahme konnte wesentliche neue Gesichtspunkte beibringen und damit ein für die Darstellung nicht nur dieses Gebietes lokal, sondern auch für Wüstengebiete im allgemeinen wichtiges Kartenwerk liefern. Gerade Herr Dr. B e e t z , der sich in die von mir empfohlene Methodik sehr gut hineingefunden hat, hat durch seine Mithilfe die geologischen Aufnahmen in ihren Einzelheiten vielseitig ausgestaltet. Andererseits wundere ich mich jetzt rückschauend darüber, wie wenig die leitenden Herren der Diamanten-Gesellschaften mir in diese kostspieligen Arbeiten hineingeredet haben. Wenn ich bei dieser Gelegenheit nur Herrn Dipl.-Bergingenieur Gg. G l o c k e m e i e r nenne, so erfülle ich dabei eine besondere Pflicht, da gerade er vielfache Erleichterungen verschaffte und mannigfache, den Arbeiten entgegenstehende Schwierig-

Übersicht über die geologischen Untersuchungen in der südlichen Naraib.

(1914-1919)

Maßstab etwa 1:900000.

Eisenbahn. Grubenbahn. W e s t l . R a n d des geschlossenen Dünengebietes. Von E . K a i s e r und W . B e e t z auf neuer topographischer G r u n d l a g e 1 : 2 5 000 aufgenommenes G e b i e t . Auf G r u n d l a g e der S p e r r g e b i e t s * k a r t e 1 : 1 0 0 0 0 0 aufgen. Gebiet.

^

vielfachen R i t t e n durch forschtes G e b i e t .

Fig. 3

10 keiten in der entgegenkommendsten und freundschaftlichsten Weise aus dem W e g e räumte, ohne dass ich durch die Nennung des einen Namens Verdienste anderer Herren um das Kartenwerk schmälern will. V o r m i r liegt als E r f o l g d i e s e r von vielen S e i t e n u n t e r s t ü t z t e n A r b e i t e n e i n e s o w o h l g e o l b g i s c h , m o r p h o l o g i s c h wie r e i n t o p o g r a p h i s c h s e h r w i c h t i g e K a r t e n a u f n a h m e (über 900 qkm). Auf der beigegebenen Fig. 3 habe ich eine allgemeine Übersicht über den Umfang der Aufnahmen gegeben, wie sie in mehreren Kartenblättern für den Druck zusammengestellt sind. Daneben sind auch angegeben die Gebiete, welche durch viele Ritte einer genaueren Untersuchung unterzogen wurden, ohne dass eine Zusammenfassung der Beobachtungen in Kartenblättern möglich war. Am wichtigsten ist der im Maßstabe 1 : 2 5 000 zusammengefasste Küstenstreifen von der Elisabethbucht bis nach Angras Juntas hin. E r umfasst gerade das vom Winde am intensivsten beeinflusste Wüstengebiet und den Übergang zu der später zu erläuternden Flächenausbildung des Trockengebietes.. Daneben ist für vulkanologische Fragen wichtig die Aufnahme des Klinghardtgebirges im Maßstabe 1 : 1 0 0 0 0 0 . Diese letztere konnte allerdings nur durch Übersichtsritte gewonnen werden, und man kann an diese Aufnahme nicht den Maßstab anlegen, den man im humiden Gebiete an eine derartige Aufnahme stellen würde. Es bleibt mir immer wieder von neuem der Wunsch, dieses Kartenwerk durch Herausgabe auch der Allgemeinheit, vor allem weiteren wissenschaftlichen Arbeiten, trotz der schweren Not der Zeit, nutzbar und damit die Fülle der Beobachtungen und Anregungen für weitere Arbeiten kenntlich machen zu können, die aus dieser kurzen Zusammenstellung bei Beginn zusammenfassender Arbeiten nicht hervorgehen kann.

V. Geologische Übersicht über das bearbeitete Gebiet. Die wichtigste Übersicht der geologischen Verhältnisse geben die angeführten Werke von R a n g e , L ö t z und W a g n e r 5 ' ® ' 7 . Ihre Ausführungen ergänzend, gab ich eine Übersicht über den,, geologischen Aufbau bei einer ersten Veröffentlichung unserer Arbeitsergebnisse 1S. Diese Darstellung muss hier zum Teil wiederholt, zum Teil aber wesentlich ergänzt werden, um einen Überblick über die erlangten Ergebnisse und Unterlagen für die folgenden Ausführungen zu bieten. Eine Übersicht über die wichtigeren bei der Kartenaufnahme unterschiedenen Schichtglieder und über die geologisch wichtigen Vorgänge zur Ausbildung der jüngeren Ablagerungen gab ich an anderer Stelle 14 .

i. Krystalline Schiefer. Der Untergrund besteht im grössten Teile der südlichen Namib aus krystallinen Schiefern, Gneissen verschiedener Ausbildung mit eingelager-

10 keiten in der entgegenkommendsten und freundschaftlichsten Weise aus dem W e g e räumte, ohne dass ich durch die Nennung des einen Namens Verdienste anderer Herren um das Kartenwerk schmälern will. V o r m i r liegt als E r f o l g d i e s e r von vielen S e i t e n u n t e r s t ü t z t e n A r b e i t e n e i n e s o w o h l g e o l b g i s c h , m o r p h o l o g i s c h wie r e i n t o p o g r a p h i s c h s e h r w i c h t i g e K a r t e n a u f n a h m e (über 900 qkm). Auf der beigegebenen Fig. 3 habe ich eine allgemeine Übersicht über den Umfang der Aufnahmen gegeben, wie sie in mehreren Kartenblättern für den Druck zusammengestellt sind. Daneben sind auch angegeben die Gebiete, welche durch viele Ritte einer genaueren Untersuchung unterzogen wurden, ohne dass eine Zusammenfassung der Beobachtungen in Kartenblättern möglich war. Am wichtigsten ist der im Maßstabe 1 : 2 5 000 zusammengefasste Küstenstreifen von der Elisabethbucht bis nach Angras Juntas hin. E r umfasst gerade das vom Winde am intensivsten beeinflusste Wüstengebiet und den Übergang zu der später zu erläuternden Flächenausbildung des Trockengebietes.. Daneben ist für vulkanologische Fragen wichtig die Aufnahme des Klinghardtgebirges im Maßstabe 1 : 1 0 0 0 0 0 . Diese letztere konnte allerdings nur durch Übersichtsritte gewonnen werden, und man kann an diese Aufnahme nicht den Maßstab anlegen, den man im humiden Gebiete an eine derartige Aufnahme stellen würde. Es bleibt mir immer wieder von neuem der Wunsch, dieses Kartenwerk durch Herausgabe auch der Allgemeinheit, vor allem weiteren wissenschaftlichen Arbeiten, trotz der schweren Not der Zeit, nutzbar und damit die Fülle der Beobachtungen und Anregungen für weitere Arbeiten kenntlich machen zu können, die aus dieser kurzen Zusammenstellung bei Beginn zusammenfassender Arbeiten nicht hervorgehen kann.

V. Geologische Übersicht über das bearbeitete Gebiet. Die wichtigste Übersicht der geologischen Verhältnisse geben die angeführten Werke von R a n g e , L ö t z und W a g n e r 5 ' ® ' 7 . Ihre Ausführungen ergänzend, gab ich eine Übersicht über den,, geologischen Aufbau bei einer ersten Veröffentlichung unserer Arbeitsergebnisse 1S. Diese Darstellung muss hier zum Teil wiederholt, zum Teil aber wesentlich ergänzt werden, um einen Überblick über die erlangten Ergebnisse und Unterlagen für die folgenden Ausführungen zu bieten. Eine Übersicht über die wichtigeren bei der Kartenaufnahme unterschiedenen Schichtglieder und über die geologisch wichtigen Vorgänge zur Ausbildung der jüngeren Ablagerungen gab ich an anderer Stelle 14 .

i. Krystalline Schiefer. Der Untergrund besteht im grössten Teile der südlichen Namib aus krystallinen Schiefern, Gneissen verschiedener Ausbildung mit eingelager-

11 ten Glimmerschiefern, Amphiboliten, Chloritschiefern u. a., mit vielfachen Injektionen granitischer und seltenerer gabbroider Gesteine, vielfach durchtrümert von aplitisch-pegmatitischen wie von immer stark umgewandelten kersantitischen Gängen, die als eine ältere zu Alkalikalkgesteinen gehörende Ganggefolgschaft in scharfem Gegensatze stehen zu den zahlreichen, weniger umgewandelten Gängen der jüngeren Syenit-Elaeolithsyenitausbrüche (vgl. S. 1 8 - 2 1 ) . Soweit bis jetzt zu übersehen ist, sind diese älteren Injektionen sämtlich Alkalikalkgesteinen zuzurechnen, was auch die Ganggefolgschaft andeutet. Jüngere Granite 1 5 treten zuweilen als Biotitgranite und Zweiglimmergranite in kaum nennenswert umgewandelten Zustande auf. Demgegenüber sind die durch metamorphe Vorgänge beeinflussten ältesten Granitinjektionen sehr viel weiter verbreitet. Orthogneisse dieser Art treten oft in dem Küstengebiet auf, w o g e g e n man weiter landeinwärts, z. B. in der Gegend von A u s weit verbreitet Paragneisse findet, mit recht weit verbreiteten Geröllen in glimmerreichen Gneissen. Das Küstengebiet zeigt eine reiche Mannigfaltigkeit von Injektionsgneissen. Hierhin gehören vor allem die schon von R a n g e besprochenen Gesteine, welche „dem Gelände ein eigenartiges buntgestreiftes Aussehen wie ein Zebrafell" geben. Die Bänderung ist dabei bedingt durch eine intensive Injektion von aplitischen und pegmatitischen Gesteinen, die zum Teil eine parallele Anordnung zeigen, damit die „Zebragneisse" hervorrufen 1B, zum Teil aber ausserordentlich unregelmässig die krystallinen Schiefer durchtrümern. An den kahlen Felshängen zeigt sich dann gegenüber den bunt gestreiften, dem Zebrafell verglichenen Felsen ein unregelmässig buntscheckiges Aussehen der Landschaft. Eine andere weit verbreitete Ausbildung sehen wir dann in den Augengneissen, mit grossen meist schwachgerundeten Feldspat- oder Quarzfeldspataugen, die z. T. klein, z. T. gross (über Hühnereigrösse erreichend), z. T. in geringer Zahl, z. T. ausserordentlich reichlich in den Gesteinen enthalten sind. Treten die streifigen Gneisse besonders in dem Gebiete bei Lüderitzbucht bis zur Elisabethbucht auf, s o liegen die Hauptverbreitungsgebiete der Augengneisse von der Elisabethbucht bis über Pomonahügel hinaus. Aber jede Art dieser Gneisse ist nicht auf ein Gebiet allein beschränkt, sondern in dem Gebiet der Augengneisse kommen auch Zebragneisse und umgekehrt vor. Weiter im Süden und Osten, namentlich im östlichen Teil des kartierten Gebietes sind schiefrige Gesteine, zumeist Chloritschiefer und Talkschiefer äusserst weit verbreitet. Eine ins einzelne gehende Darstellung der ganzen I n j e k t i o n se r s c h e i n u n g e n in der Namib würde an dieser Stelle zu weit führen. Nur mag darauf hingewiesen werden, dass gerade das Gebiet dieser „Zebragneisse" jeden Untersucher zum Studium der Injektionserschei*

12 nungen und zum Sammeln weitgehender Beweise für diese führen muss, über die ich später noch manche Einzelheit mit allgemeineren Schlüssen zu berichten habe. P t y g m a t i s c h g e f a l t e t e A r t e r i t e u n d M i g m a t i t e findet man i n e i n e r s e h r g r o s s e n M a n n i g f a l t i g k e i t . Viele Vorkommen zeigen ähnliche Verhältnisse wie die kürzlich von mehreren Seiten wiedergegebenen Bilder und Darstellungen 17. Zu diesen weit verbreiteten Hauptgesteinen treten dann noch mannigfache andere, so Glimmerschiefer, grüne und grüngraue Gneisse, Hornblendeschiefer, Amphibolite verschiedenster Ausbildung und Lagerungsform, granatführende Gesteine, sowohl Gneiss wie Glimmerschiefer und noch manche andere. Einlagerungen von Roteisen wie von Magnetitkorundgesteinen sind auf einzelne Stellen beschränkt. Marmorlinsen treten innerhalb des Gneisses nur an wenigen Punkten auf. In der Nachbarschaft grösserer Gneissgranitmassive zeigen sich Kalksilikathornfelse, zum Teil mit viel Wollastonit. Die speziellen Darstellungen vieler Einzelheiten, auch die petrogenetischen Besprechungen müssen den späteren eingehenderen Abhandlungen vorbehalten bleiben. Während die Schieferung im nördlichen Teile meist S. W . —N. O. streicht, verläuft sie im Süden der Elisabethbucht von S. nach N. In den näher untersuchten Gebieten kann man eine westliche, vorwiegend gneissartige und eine östliche, vorwiegend schiefrige Ausbildung unterscheiden. Dieser Gegensatz ist von besonderer Bedeutung für die faciellen Verhältnisse in den auflagernden kambrischen Schichten. Es ist-nicht ausgeschlossen, dass sich noch ein Altersunterschied zwischen der Gneiss- und Schieferausbildung des tieferen Untergrundes der Namib nachweisen lässt, wonach dann die schiefrigen Gesteine unseres Gebietes nicht nur als höhere Horizonte, sondern auch als jüngere Bildungen nachgewiesen werden. Beobachtungen nach dieser Richtung liegen bereits vor. Durch das ganze Gebiet hindurch ist eine intensive D u r c h t r ü m e r u n g mit a p l i t i s c h e n und p e g m a t i t i s c h e n Gesteinen zu verfolgen. Während man an der einen Stelle im Gebiete der Arterite wohl eine mehrmalige Durchtrümerung feststellen kann, ist dies in anderen Gebieten nicht möglich. Aber ebenso wie wir eine m i n d e s t e n s d o p p e l t e g r a n i t i s c h e I n j e k t i o n finden,- muss a u c h eine m e h r f a c h e I n j e k t i o n d e r a p l i t i s c h - p e g m a t i t i s c h e n G e s t e i n e angenommen werden, die zu den beiden oben angedeuteten Typen führt, die ich kurz als Zebragneisse und scheckige Gneisse bezeichnen könnte. Das gegensätzliche Aussehen ist genetisch bedingt. Während in dem ersteren Falle die Injektionen den Texturlinien (Schichtfugen, Schichtflächen) als den Linien geringsten Widerstandes folgen, sind in dem zweiten Falle die Gesteine vor oder bei der Injektion völlig zertrümmert worden, sodass die Injektionen wirr durch die Texturlinien des Gesteines hindurch erfolgten. Die letzteren Injektionen sind die jüngeren und erfolgten erst

13 nach der Metamorphose unserer Gneisse, während die ersten Injektionen mit der ganzen Metamorphose zeitlich und wohl auch ursächlich zusammen hängen. Bei dem Fehlen einer durchgehenden mikroskopischen Untersuchung der krystallinen Schiefer kann auf die petrographischen Verhältnisse, auch auf die bisher erzielten Ergebnisse nicht eingegangen werden. I n d e n s c h i e f r i g e n G e b i e t e n treten ausserordentlich reichlich schmale und breite Q u a r z g ä n g e u n d - t r ü m e r auf, die zum Teil einen meist geringen E i s e n g l a n z g e h a l t aufweisen, stellenweise aber auch B l e i g l a n z , K u p f e r k i e s , T u r m a l i n , L i n a r i t führen. Einzelne der Quarzgänge führen A m e t h y s t . Es handelt sich auch bei ihnen um B i l d u n g e n p e g m a t i t i s c h e r N a t u r . An einer Stelle zwischen Pomonahügel und Stauchslager wurden in diesen pegmatitischen Gängen zum Teil f l ä c h e n r e i c h e K r y s t a l l e v o n A p a t i t , T u r m a l i n , g e m e i n e m B e r y l l und anderen Mineralien gefunden. Das Auffinden von flächenreichen kleinen T o p a s krystallen in den Dolomitseifen bei Stauchslager deutet ebenfalls auf Vorkommen in den Pegmatiten hin. Neben den Magnetitkorund-Gesteinen müssen auch andere K o r u n d vorkommen in ziemlich weiter Verbreitung im Untergrunde vorhanden sein. Denn nicht selten in den Diamantseifen bei Bogenfels aufgefundene spindelförmige Kryställchen von blauem Korund weisen auf andere Korundgesteine als auf die Magnetitkorund-Gesteine mit Smirgelnatur des Korundes. Das nicht seltene Auffinden von R u t i l in den Seifen des Pomonagebietes ist ebenfalls auf das Auftreten von Rutil in krystallinen Schiefern zurückzuführen. Schon S c h e u r i n g 1 1 hatte auf das Auftreten von M i n e r a l i e n d e r s e l t e n e n E r d e n hingewiesen. Die Verbreitung derselben in den Seifen ist auch an weiteren Stellen nachgewiesen worden, wenn es auch nicht gelang, die primären Lagerstätten im Untergrunde aufzufinden. Im ganzen wurden in den häufig von mir untersuchten Konzentraten an den verschiedensten Abbaupunkten der Diamantlagerstätten eine grosse Zahl von allerdings meist kleinen Mineralbruchstücken gesammelt, die noch nicht auf ihre Natur hin bestimmt worden sind. Es mag bei dieser Gelegenheit ganz allgemein darauf hingewiesen werden, dass die ganzen Verhältnisse draussen nicht gestatteten, das gesammelte Material auszuarbeiteten, mit einander zu vergleichen, neue Bestimmungen durchzuführen. Möglich wäre dies der Zeit nach wohl gewesen, wenn man die Kriegsdauer hätte übersehen können, aber dann hätten die Platzverhältnisse eine Aufstapelung an einem gesicherten und namentlich gegenüber dem alles durchdringenden Staub und Sand geschützten Platz unmöglich gemacht. So musste im allgemeinen alles bald nach der Aufsammlung verpackt und in Kisten verstaut werden. Nur in einzelnen Fällen konnten Proben aufgehoben und später näher untersucht werden. So ist sowohl von den hier angegebenen Mineralien wie von

14 vielen anderen ebensowenig eine genauere Darstellung zu liefern, wie von den vielen Tausenden gesammelter Handstücke krystalliner Schiefer, Eruptiv- und Sedimentgesteine, wie von den vielen gesammelten Fossilien und Stücken zur allgemeinen Geologie des Gebietes. 2. Kambrium (?Algonkium). Den krystallinen Schiefern diskordant aufgelagert sind Schichten, die R a n g e als „jüngerer Schieferhorizont" der „Primärformation" bezeichnet. Es war R a n g e nicht gelungen, eine genaue Aufeinanderfolge der Schichten festzulegen. Unseren lang dauernden Untersuchungen war es aber beschieden, eine Gliederung zu erreichen. Dabei fanden wir (Herr Dr. B e e t z und ich), dass sich in dem untersuchten Gebiete zwischen Elisabethbucht und Buntfeldschuh eine p e t r o g r a p h i s c h v e r s c h i e d e n e A u s b i l d u n g d e r S c h i c h t e n zeigt, die sich auch bei Übersichtstouren über die weitere Umgebung des Aufnahmegebiets verfolgen Hess. Dieser p e t r o g r a p h i s c h e W e c h s e l ist nach unseren bisherigen Untersuchungen a b h ä n g i g v o n d e m t i e f e r e n U n t e r g r u n d e , d e n k r y s t a l l i n e n S c h i e f e r n . Die tiefsten Schichten des „jüngeren Schieferhorizontes" sind sandig ausgebildet im westlichen, in der Nähe der heutigen Küste gelegenen Gebiete, wogegen eine schiefrige Ausbildung im östlichen Teile vorwaltet. Diese beiden petrographisch differenzierten Bezirke fallen mit der Gneiss- bezw. Schieferausbildung der alten krystallinen Schiefer ungefähr zusammen. Die G l i e d e r u n g im e i n z e l n e n ist folgende: Auf den krystallinen Schiefern lagert zunächst ein mergeliger Sandstein, übergehend in sandige und endlich reinere, meist dünnbankige Dolomite. Jedoch ist diese Schicht nicht lückenlos abgesetzt, sodass zwischen den krystallinen Schiefern und dem durchgehend als typische Transgressionsablagerung auftretenden Basiskonglomerate stellenweise nur einzelne Linsen der U n t e r e n D o l o m i t e , seien sie rein mergelig oder rein dolomitisch, zu lagern scheinen. Nur in einigen wenigen Fällen kann das Fehlen dieser unteren Dolomite auf tektonische Vorgänge zurückgeführt werden. Es mag gleich hier darauf hingewiesen werden, dass sich an der unteren Grenze dieses „jüngeren Schieferhorizontes" ausgedehnte Einwirkungen der zirkulierenden Lösungen zeigen. Die krystallinen Schiefer sind in ihrer grössten Erstreckung für Wasser undurchlässig 18 . Infolgedessen zeigen sich in den untersten Schichten, sowohl in den untersten Dolomiten wie in dem auflagernden Basiskonglomerat viele, zum Teil Erz (Cu) führende Quarzgänge, die entweder unregelmässig die Schichten oder aber häufig senkrecht zur Grenze die Schicht in vielen parallelen Trümern durchsetzen und auch eine Strecke weit in die liegenden krystallinen Schiefer fortsetzen. An anderen Stellen ist gerade

15 diese Grenze durch i n t e n s i v e V e r k i e s e l u n g ausgezeichnet; dann sind die unteren Dolomite oft ganz in einen wechselnd gefärbten plattigen Hornstein umgewandelt. Viel gleichmässiger als der Untere Dolomit ist das B a s i s k o n g l o m e r a t zu verfolgen. Die Gerölle erreichen Kopfgrösse, wenn auch in den meisten Fällen nur ei- bis faustgrosse Gerölle auftreten. Meist liegt nur eine geringe Mächtigkeit von wenigen Dezimetern vor; aber stellenweise schwillt dieses Basiskonglomerat zu recht grossen Mächtigkeiten an. Die auftretenden Gerölle sind zumeist reine Quarzgerölle mit einem eigentümlichen rötlichen Überzug, nur selten auch Feldspat-, Granit- und Gneissgerölle. Oft ist das Basiskonglomerat durch einen Gehalt an Pyrit (Brauneisenpseudomorphosen) und weniger häufig Kupferkies ausgezeichnet. Mit dem Basiskonglomerat wechseln Sandsteine, Arkosen, sandige Schiefer, schiefrige Sandsteine und Karbonatgesteine. Der Wechsel in diesen Angaben deutet schon auf die fazielle Verschiedenheit in den beiden HauptFaziesgebieten hin. A u f d e m B a s i s k o n g l o m e r a t l a g e r t im w e s t l i c h e n T e i l unseres Aufnahmegietes eine mächtige F o l g e v o n m e h r o d e r w e n i g e r q u a r z i t i s c h e n A r k o s e n , zum Teil grobbankig, zum Teil dünnschichtig, mit dünnen oder dicken Schieferzwischenlagen. Im ö s t l i c h e n T e i l e unseres Aufnahmegebietes liegen gegenüber der völlig sandigen Ausbildung S c h i e f e r vor. Einlagerungen von Arkosequarziten sind selten, dagegen treten häufig dolomitische und kalkige Zwischenlagen ein. A u f b e i d e n A u s b i l d u n g e n d i e s e r u n t e r e n S t u f e lagern endlich bankige, höher massige Dolomite. Man kann also über dem unteren wenig mächtigen mergeligen Dolomit bezw. dem Basiskonglomerat eine untere sandige, bezw. schiefrige von einer oberen dolomitischen Schichtenfolge gut trennen.. Es ergibt sich also folgende Schichtenfolge: Hauptdolomit Bändrige Dolomite Schiefer-Ausbildung mit eingeArkose-Quarzit-Ausbildung lagerten Karbonatgesteinen Basiskonglomerat Unterer Dolomit, bezw. Mergel, nur lokal. Im Einzelnen ergeben sich noch viele Unterschiede. In beiden Faziesgebieten wurde stellenweise eine sehr ins Einzelne gehende Spezialgliederung durchgeführt, auf die erst bei späterer Gelegenheit, wenn die Kartenblätter vorgelegt werden können, eingegangen werden soll. An dieser Stelle genügt es, auf die Grundzüge der Gliederung einzugehen

16 und namentlich auf die Faziesunterschiede hinzuweisen, die in ihrer regionalen Verbreitung eine augenfällige und eigenartige Abhängigkeit vom tieferen Untergrunde, von den krystallinen Schiefern, zeigen. Über das A l t e r dieser jetzt genauer gegliederten Schichtenfolge ist bereits des öfteren in den früheren zusammenfassenden Darstellungen dieses Gebietes geschrieben worden. Es ist hier nicht die geeignete Stelle, um auf die zum Teile noch gewagten Parallelisierungsversuche einzugehen. Nach allen bisherigen Deutungen muss man diesen Schichten algonkisches oder kambrisches Alter zusprechen. Während R a n g e diesen „jüngeren Schieferhorizont" der „Primärformation" zurechnet, ist mir die von R a n g e betonte scharfe Trennung- gegenüber dem Liegenden so deutlich, dass ich gerade die scharfe und deutliche Diskordanz, die meist nur schwache Metamorphose und die auf weite Erstreckung geringe Faltung als ein augenfälliges Zeichen für ein wesentlich jüngeres Alter ansehen muss. Ich kann nur darauf hinweisen, dass ich die Auffassungen von L ö t z , W a g n e r und R o g e r s für die richtigere halte, dass es sich hier um Äquivalente der älteren Namaformation handelt, womit diese Schichten des „jüngeren Schieferhorizontes" auch besser mit den Schichten des Kaplandes und Transvaals verglichen werden können 18. Dass Range die „Überzeugung" einer Gleichstellung des „jüngeren Schieferhorizontes" mit der älteren Namaformation nicht gewinnen konnte, liegt wohl vor allem daran, dass ihm erhebliche petrographische Unterschiede dieser fossilfreien Schichten in der Form an der Küste („jüngerer Schieferhorizont") und im Innern (Kuibisquarzit-Schwarzkalk) nicht erklärbar waren. Wäre ihm die von uns aufgefundene petrographische Differenzierung innerhalb eines regional kleinen Gebietes bekannt gewesen, so wären ihm die faziellen Wechsel auch in einem grösseren Gebiete leichter verständlich gewesen. Wie schon betont, muss die Parallelisierung dieser Schichten bei späterer Gelegenheit noch genauer behandelt werden. Von grosser Bedeutung für die Erkenntnis der Morphogenie der heutigen Oberfläche war, worauf ich später zurückkomme, die Verfolgung der Lagerungsverhältnisse des „jüngeren Schieferhorizontes". Die früheren Darstellungen wiesen bereits auf die Faltung dieser Schichten hin, ja betonten auch zum Teil eine starke Faltung. Unsere genauen geologischen Kartenaufnahmen zeigten nun, dass diese Faltung in dem weitaus grQssten Teile unseres Untersuchungsgebietes nicht so gross ist. Da diesem Bericht keine geologische Karte beigegeben werden kann, so muss ich mich auch bei der Besprechung der Lagerungsverhältnisse auf die rohesten Züge beschränken. Während in den krystallinen Schiefern die Einzelheiten der Faltung nicht mehr verfolgbar sind, liegen die Schichten des „jüngeren Schieferhorizontes" auf weite Strecken flach, in einzelne, ihrer Haupterstreckung. nach S.-N. gerichtete Falten gelegt. In dem westlichen Teile des Südblockes der Vereinigten Diamant Minen, des Pomonagebietes und

17 des südlichen Gebietes der Deutschen Diamanten-Gesellschaft liegen viele einzelne Mulden von Quarziten und Dolomiten des ? Kambriums in flacher Lagerung den krystallinen Schiefern auf. R a n g e erwähnte bereits ein Vorkommen an der Wolfsbucht südwestlich von Lüderitzbucht, in dem nach meinen Untersuchungen wieder eine andere petrographische Ausbildung ebenso wie bei neu aufgefundenen Vorkommen südlich vom Albatross und bei der Gutehoffnungsbake vorliegt. In allen diesen und einigen weiteren Fällen abseits der Haupterstreckung unserer kambrischen Schichten treten flach eingemuldete Bänke des „jüngeren Schieferhorizontes" auf. Sie liegen ebenso wie die schon von R a n g e erwähnten, noch sehr viel weiter entfernten Vorkommen aus der Gegend von Tschaukaib und Garub abseits von den mehr geschlossenen Gebieten dieser Schichten südlich der Elisabethbucht. Sie lehren, dass die Verbreitung dieser den krystallinen Schiefern eingemuldeten Horizonte sehr viel weiter gegangen sein muss, dass nur einzelne tiefe Mulden heute noch in Denudationsresten erhalten sind, aber dass die an anderen Stellen beobachtete Einwirkung der Faltung des „jüngeren Schieferhorizontes" auch auf weitere Gebiete übertragen werden darf. Das grosse geschlossene Quarzit-Dolomit-Gebiet des „jüngeren Schieferhorizontes" beginnt am Zweikuppenberg und zieht sich weit nach Süden hin, ja nach den Untersuchungen von R a n g e , R e u n i n g , R o g e r s bis über den Orange. Mehrere N.-S. gerichtete grössere Mulden sind zu unterscheiden. Durch das Klinghardtgebirge ziehende Einmuldungen kambrischer Schichten zeigen geringe Metamorphose und einfachen Faltenbau. Von den Hauptmulden sind heute durch die verschiedenen Denudationsvorgänge abgetrennt viele kleine Mulden, die auf der Karte völlig getrennt von der geschlossenen Faltung dieser ? kambrischen Schichten erscheinen. Aber trotz der für einen Teil anzunehmenden tieferen Einfaltung ist von einer starken Einwirkung der Faltung auf die erhaltenen Schichtenreste nur selten etwas zu bemerken, ja die schon erläuterten Unterbrechungen in dem Auftreten der tiefsten Schichten, der Unteren Dolomite, ist nicht auf eine Unterdrückung durch Faltung zurückzuführen. Neben diesen einfach gefalteten und fast in Horizontallagerung übergehenden Gebieten gibt es aber andere, in denen in ebenfalls N.-S. gerichteten Zonen eine intensive Faltung vorherrscht, mit Überkippungen sowohl nach Westen wie Osten hin, zum Teil mit Störungen im Schichtenbau. Auch der Bogenfelsen, dessen Abbildung, als eines kleinen Wunders, in vielen Darstellungen vorliegt, ist nach den eingehenden Untersuchungen von Herrn Dr. B e e t z auf einen nach Westen überkippten Sattel zurückzuführen, worüber er noch berichten wird. Für spätere Ausführungen dieses Berichtes ist vor allem wichtig, dass es sich um ein im allgemeinen in flache Falten gelegtes Gebiet handelt, in dem nur einzelne ebenfalls S.-N. gerichtete Zonen intensive Faltungen mit Überkippungen aufweisen. Sowohl Längs- wie Abh. Gieficner Hochschulges. II.

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18 Querverwerfungen wurden beobachtet, die aber ebenso wie einige Überschiebungen kein grosses Ausmass aufweisen.

3. Eruptivgesteine. In den auftretenden Sedimenten zeigt sich nun eine lange Unterbrechung bis zum Tertiär. Zwischen der Ablagerung der ?kambrischen Schichten und dem Absatz der tertiären und jüngeren Sedimente erfolgten vulkanische Ausbrüche, die uns die Eruptivgesteine lieferten, deren Untersuchung den Anlass zu meiner Reise nach Südwestafrika gegeben hatte l . Während d i e k r y s t a l l i n e n S c h i e f e r m i n d e s t e n s z w e i d e u t l i c h v o n e i n a n d e r zu t r e n n e n d e T i e f e n i n j e k t i o n e n v o n A l k a l i k a l k g r a n i t e n s o w i e v o n g a b b r o i d e n G e s t e i n e n zeigen, finden wir d i e ? k a m b r i s c h e n S c h i c h t e n d u r c h s e t z t v o n A l k a l i g e s t e i n e n , die auch abseits der Dolomit-Quarzit-Mulden des „jüngeren Schieferhorizontes" in den krystallinen Schiefern auftreten. Die verschiedenen Tiefengesteinsvorkommen strahlen aus in einem mannigfaltigen, zum Teil äusserst d i c h t e n N e t z e v o n G a n g g e s t e i n e n , denen wir hier zunächst ein nachkambrisches Alter zuzuschreiben haben. Deutlich zeigt sich, dass diese Ausbrüche von Faltungsvorgängen nicht mehr betroffen sind. Die auftretenden Tiefengesteine gehören, soweit dies ohne die bis jetzt mögliche eingehendere mikroskopische Untersuchung zu sagen ist, S y e n i t e n , E l a e o l i t h s y e n i t e n und E s s e x i t e n , wahrscheinlich auch T h e r a l i t h e n an. Das Hauptvorkommen von Elaeolithsyenit am Granitberg ist bereits früher von P. W a g n e r 1 9 richtig erkannt worden, worüber dieser gerade berichtete, nachdem auch ich Gesteine von dort untersucht und gleichlautend bestimmt hatte. Weitere Vorkommen liegen nördlich vom Granitberg, dann gegenüber der Pomonainsel, am Signalberg-Schlueberg, endlich am Drachenberg. Weit im Norden, nördlich von Swakopmund hat Herr Dr. R e u n i n g entsprechende Elaeolithsyenite bei Kap Cross gefunden. Die Vorkommen schliessen sich an viele andere Vorkommen von Alkaligesteinen an, die wir seit dem ersten Nachweis von Elaeolithsyenit in Südafrika durch E. A . W ü l f i n g * 0 kennen gelernt haben. Von vielen Einzelbeobachtungen mögen einige hervorgehoben werden. Alle auftretenden Syenit-Elaeolithsyenitstöcke zeigen im Innnern nur eine geringe Differentiation, aber eigenartige Aufschmelzungserscheinungen, die sogar am Granitberg eine quarzführende, aber nephelinfreie Randzone und lagergangartige Injektionen von A l k a l i g r a n i t e n im Nebengestein bedingen. Während diese Quarzführung auf den Kontakt gegen Quarzite bezw. Sandsteine beschränkt ist, zeigt sich im Kontakt gegen die Dolomite eine pegmatitische Ausbildung des Elaeolithsyenits. Dunkle Schlieren innerhalb des Stockes, die oft Elaeolithsyenitporphyren ähnlich

19 sind, müssen auch auf Aufschmelzungen zurückgeführt werden i l . Der andere "untersuchte Syenitstock, der, vom Meer zum Teil überspült, auf der Pomonainsel und gegenüber auf dem Festlande, am SignalbergSchlueberg, auftritt, setzt ganz in krystallinen Schiefern auf. Er besteht zum grössten Teil aus Syeniten, die aber eine deutlich miarolithische Struktur zeigen, welche mich schon draussen veranlasste, diese Gesteine manchen Laacher Sanidiniten zu vergleichen. Diese miarolithischen Syenite führen zum Teil reichlich Zirkon, können dann direkt als Zirkonsyenite bezeichnet werden und gehen gegen das Innere des Stockes über in kompakte Elaeolithsyenite. Viele Uebergangsglieder lassen die Vermutung aufkommen, dass es sich bei den miarolithischen Gesteinen um Elaeolithsyenite handelt, die den Elaeolithgehalt erst durch spät- oder postvulkanische Vorgänge verloren haben. Ich werde später auch auf diese Frage näher eingehen müssen und dabei diese Syenite weiter mit den Laacher Gesteinen vergleichen, wobei ich auch auf die neueren'ähnlichen Untersuchungen einzugehen habe, die mir Herr Kollege B r a u n s in liebenswürdiger Weise mitteilte. Dann werde ich auch die interessanten Aufschmelzungserscheinungen, auf die ich hier und an anderer Stelle 81 nur hinweisen konnte, eingehender behandeln, bei welcher Gelegenheit ich auch die Auffassung von D a l y " über das Auftreten der Elaeolithgesteine im allgemeinen eingehender kritisch zu besprechen gedenke. Die äussere Kontaktzone ist bei allen unseren Syenitstöcken sehr schmal. In den krystallinen Schiefern zeigen sich Hornfelse. Die ?kambrischen Schichten sind von vielfachen kleinen und grossen Apophysen, Trümern, kurzen Lagergängen und weit anhaltenden Gängen durchsetzt. Die Quarzite und Tonschiefer sind nur wenig umgewandelt; die Karbonatschiefer zeigen dagegen prächtige eozoonähnliche Umwandlungen. Führe ich die randliche Ausbildung des Elaeolithsyenites, besonders am Granitberg, auf eine weitgehende Assimilation zurück, so konnte ich aber auch eine starke Differentiation feststellen. Diese zeigt sich in der normalen Ganggefolgschaft, die in zahlreichen Gängen sowohl die Stöcke selbst, deren innere und äussere Umgebung wie das Nebengestein auf weite Erstreckung durchsetzt. Das Auftreten dieser Ganggesteine deutet darauf hin, dass diese Differentiation in tieferen Teilen des Magmas erfolgte, lange nach der am Kontakte in höherem Niveau eingetretenen Assimilation. Also a u c h h i e r f o l g t d i e z u r A u s b i l d u n g v o n Ganggesteinen führende Differentiation der Assimilation. Die beiden Vorgänge sind hier wie anderwärts scharf von einander zu trennen , s . Die zahlreichen Gänge durchziehen die weitere Umgebung der Stöcke, meist steil aufsetzend, aber auch stellenweise in Lagergänge übergehend, meist in Mächtigkeiten von einigen Dezimetern bis 4 oder 5 m schwankend, aber auch in feinsten Spaltenausfüllungen und in 20 m mächtigen

20 Vorkommen. Sie bevorzugen keine Richtung im Streichen, wechseln diese auch oftmals, winden sich hin und her, keilen aus, setzen neu wieder an. Nur einzelne Gänge sind weit anhaltend als einheitliche SpaltenausfUllungen zu verfolgen. Häufig treten Gangschwärme von wechselnden Breiten wie langer Ausdehnung auf, wobei auch oft eine Scharung von Gängen mit verschiedenartiger Ausfüllung erfolgt. Das Bild dieser Gangausfüllungen ist sehr wechselnd. Auch das petrographische Verhalten ist äusserst mannigfach. Syenit, Syenitporphyr, Syenitaplit und Syenitpegmatit, diese alle oft Elaeolithführend (dann entsprechende Elaeolithgesteine), auch zugehörige porphyrische Gesteine, Nordmarkite, Nordmarkitporphyr, tinguaitisch-bostonitische wie monchiquitisch- camptonitische Gesteine sind nach den bisherigen Untersuchungen am meisten verbreitet. An einigen Stellen wurden auch Alnöite gefunden. Diese Gänge jüngerer Intrusionen stehen in scharfem Gegensatze zu der stark umgewandelten Gefolgschaft der älteren Alkalikalkgesteine (vgl. S. 11). Die wenigen Angaben müssen genügen, um hier wenigstens auf die Reichhaltigkeit der Beobachtungen hinzuweisen. Die Verfolgung der Gänge war stellenweise ausserordentlich leicht, wegen der geringen Vegetation des Trockengebietes. Aber an anderen Stellen ergaben sich recht grosse Schwierigkeiten, selbst diese Gangausfüllungen zu erkennen. Denn wenn man auch immer wieder die Kahlheit der Hänge in den Trockengebieten als ein besonderes Kennzeichen angibt, so rechnen alle diese Angaben nicht mit den jungen und jüngsten Ablagerungen, die alles überdecken und verschleiern. Leicht sind die Gänge dort zu erkennen, wo sie noch als Grat erhalten sind, bei der Denudation frei gelegt wurden. Aber diese teufelsmauerartigen Riffe von Ganggesteinen sind verhältnismässig selten. Gerade die Gänge sind oft Hindernisse für die unterirdische Wasserzirkulation 18 . Damit hängt zusammen, dass die Gänge sehr häufig intensiv verwittert sind. Ich werde später (S. 33) noch auf diese Beobachtungen hinzuweisen haben. Die zersetzten Gänge sind dann oft nur als schmale Vertiefungen, dem Streichen nach gestreckt, oft schmal, oft breit, im Gelände zu verfolgen. Aber zumeist hat dann der Flugsand oder Schutt des Trockengebietes diese Rinnen oder grabenartigen Senken völlig ausgefüllt. An der Oberfläche ist nichts von dem Ganggestein erkennbar. Aber die andersartige Gesteinsbeschaffenheit unter dem Schutt oder Flugsand zeigt sich an der Vegetation. Büsche von Mesembrianthemum oder Sarcocaulon sind dann oft reihenweise in der Landschaft auffallend. Schürft man dann den Flugsand oder Schutt auf, so findet man darunter das zersetzte Ganggestein. Aber schwer ist dann oft die Zuordnung dieses tonig zersetzten Produktes zu einer bestimmten Art von Ganggesteinen. Noch weiter können die Untersuchungen an diesen Ganggesteinen dadurch erschwert werden, dass sie in Lagergänge übergehen und sich nun zwischen Lagen von Chlo-

21 ntschiefern, Talkschiefem, Glimmerschiefern und anderen leicht zersetzbaren schiefrigen Gesteinen hindurch winden. Diese sind auch aufgeweicht und dünne Lagen derselben können dann dieselben rinnenartigen Vertiefungen zeigen, wie die zersetzten Gänge. Und die tonigen Produkte an Stellen der einzelnen Schieferlagen sehen dann ganz ähnlich aus, wie die zersetzten Gänge selbst. Wenn also auch ein Wüstengebiet immer als für die geologische Kartierung so ausserordentlich günstig, die Verhältnisse so offen klar darlegend bezeichnet wird, so sehen die Verhältnisse in der Praxis doch oft viel schwieriger aus, ja sind oft kaum deutbar, selbst bei einer genaueren Aufnahme im grossen Maßstabe, wie wir sie ausführten. In einem gewissen Gegensatze zu den Syeniten und Elaeolithsyeniten stehen die E s s e x i t e verschiedenster Ausbildung, auch Essexitporphyre, die besonders im südlichen Teile unseres Arbeitsgebietes aufgefunden wurden. Einzelne dieser Gesteine gehen in T h e r a l i t h e über, worüber später noch zu berichten ist. — Durch die Aufsammlungen der Herren Dr. R e u n i n g und K l i n g h a r d t waren bereits früher weit landeinwärts im K l i n g h a r d t g e b i r g e P h o n o l i t h e bekannt geworden, über die ich bereits kurz berichtet habe. 1 Längere und kürzere, von der Deutschen Diamanten-Gesellschaft m. b. H. ermöglichte Aufenthalte im Klinghardtgebirge, die wegen des Wassermangels immer nur mit besonderen Schwierigkeiten und Kosten zu bewirken waren, vermittelten mir die bei der ersten Mitteilung über diese Gesteine gewünschte nähere Kenntnis des Auftretens an Ort und Stelle. Das Klinghardtgebirge besteht aus einem Untergrunde von krystallinen Schiefern, in die ?kambrische Quarzite, Arkosen, Konglomerate und Dolomite eingemuldet sind. Die Erosion — hier handelt es sich um alte Erosionstäler, auf die ich noch später (vgl. S. 25) zu sprechen komme — hat diesen Sockel zerschnitten. Mannigfache Kämme, Grate und Kuppen sind namentlich aus den Quarziten herauspräpariert, während die weniger häufigen Züge der kristallinen Schiefer flache Rücken bilden. Über diesen Rücken, Kämmen und Kuppen mit einer dem quarzitischen Gestein entsprechenden rötlichen Grundfärbung erheben sich die zahlreichen vulkanischen Kuppen mit dunkler, bläulicher bis schwärzlicher Farbe. Die 25 bis 40 km von der Küste entfernten Berge steigen bis zu 1000 m im „Höchster" genannten Hauptgipfel an, der aber nur wenig über die übrigen vulkanischen Kuppen hervortritt. Ihre dunkle Farbe fällt von den Höhen von der Küste aus auf. L e o n h a r d S c h u l t z e 4 , der diese Berge wohl zuerst mit einem geschulten Auge vom Pomonatafelberge aus in einer Entfernung von 40 km sah, bezeichnete sie als „scharf gezackte blaue Höhenzüge". Bei der zumeist klaren Luft dieser Gegenden kann man sehr oft aus 30, auch 40 km Entfernung die rötliche Färbung des Sockels, die blauschwarze Farbe der vulkanischen Gesteine und die hellgelbe bis

22 hellrosa Färbung der zahlreichen in dem Gebirge auftretenden Sandwehen beobachten. Die K u p p e n sind zum Teile spitz, kegelförmig, zum Teile tafelig, und doch entspricht die grösste Mehrzahl dieser Kuppen schlotförmigen Durchbrüchen. Oft sind die Kegel reihenförmig aneinander gestellt, so dass man an gangförmige Durchbrüche glaubt, die an einzelnen Stellen eine besondere Erweiterung erfahren und damit zu den aneinander gereihten Kegeln Veranlassung gegeben haben. Andere Kuppen sind zackig, tragen viele kleinere Kegel. Diese Zacken reihen sich halbkreisförmig aneinander. Ein, als besonderer Vorposten vor dem Klinghardtgebirge stehender, als Pietab 2 bezeichneter Berg, zeigt aus der Entfernung eine terrassenartige Vorstufe, so dass man einen Kegel mit einer vorgesetzten, schwach geneigten Stufe vor sich zu haben glaubt. Dieser Vorposten mit seiner eigenartigen Form erinnerte mich immer wieder an die eigenartige Form und die Lage des Hohentwiel zu den übrigen Hegaubergen. Dieser Vergleich wird noch durch die Zusammensetzung des Pietab 2 aus einem ziemlich dichten Phonolith bestärkt, der von hellgelben Natrolithadern durchzogen wird. Aber trotz der vielen Ähnlichkeiten darf die von mir draussen versuchte Namenübertragung des Hohentwiel auf den Pietab 2 nicht durchgeführt werden. Ein grosser Unterschied besteht, der aber erst in der Nähe der Vorstufe des Pietab 2 auffällt (vgl. Abb. 7, Taf. II) Auch hier löst sich der Berg in eine Reihe von Kuppen auf, die kreisförmig angeordnet sind, mit einer bogenförmig verlaufenden hohen Erhebung und mehreren kleinen vorgesetzten Kegeln. Diese reihenförmig angeordneten Kegel umgeben eine kesseiartige Senke, die durch mehrere zum Teil scharfe Schluchten zwischen den Kegeln entwässert wird. Aber sowohl die Kegel wie der Kessel zeigen die gleichen ziemlich dichten Phonolithgesteine, die im Kessel zersetzt sind, während die umgebenden Kegel aus frischem Gestein aufgebaut sind. Die Erklärung für diese wie zerschnittene Zylinder oder Ringe erscheinenden Phonolithberge ist aber nicht in einem besonderen Eruptionstypus zu suchen, sondern in den Verwitterungsvorgängen, die nach meinen Untersuchungen für diese Trockengebiete eine sehr grosse Rolle spielen, ja sehr oft unterschätzt worden sind. N e b e n diesen s c h l o t a r t i g e n D u r c h b r ü c h e n treten mannigfache G ä n g e verschiedenster Gesteinstypen mit wechselnden Mächtigtigkeiten auf. Der grösste Teil der Gänge in dem quarzitischen Nebengestein ist stark verwittert. Die Umwandlungsprodukte in schmaleren Gängen haben eine der Verwitterung nachfolgende intensive Verkieselung erlitten. Endlich treten kleine und ziemlich grosse E r u p t i v d e c k e n auf. Sind an den schlotförmigen Durchbrüchen ziemlich schmale Bänder von Grenztuff erhalten, so zeigen sich unter und zwischen den Decken P h o n o l i t h t u f f e , zum Teil wieder intensiv verkieselt.

23 Das auftretende Gestein zeigt bei der bis jetzt nur auf wenige Vorkommen ausgedehnten mikroskopischen Untersuchung keine grosse Mannigfaltigkeit. Dichte, oft b a s a l t i s c h a u s s e h e n d e P h o n o l i t h e führen über zu fein-, mittel- und g r o b - p o r p h y r i s c h e n G e s t e i n e n , die namentlich in mächtigeren Gängen und Decken besonders schöne, grosse, glasige Orthoklase und etwas weniger gut erhaltene Nephelinausscheidungen zeigen und N e p h e l i n s y e n i t p o r p h y r e n g l e i c h e n . Eine besondere Stellung aber nehmen die von mir früher auch nur kurz besprochenen K l i n g h a r d t i t e mit ihren bis 12 cm grossen Sanidinen und 8 cm grossen Nephelinen ein. Sie treten sowohl in Gängen wie Kuppen auf. Ich kann hier bei dieser allgemeinen Übersicht leider nicht auf Einzelheiten eingehen. Abb. 8, auf Taf. II gibt ein besonders typisches Bild von in Decken übergehenden Gängen grobporphyrischer Gesteine am Ausgange des Glastals aus dem westlichen Klinghardtgebirge (vgl. Erläuterung S . 51). Vorposten dieser Phonolithe zeigen sich bis 8 km von der Küste, bis in die Nähe der Elaeolithsyenitstöcke und in das Gebiet der zahlreichen Ganggesteine der Umgebung dieser Stöcke. Selbstverständlich ist es oft bei diesem Übergehen der beiden Eruptivgebiete in einander sehr schwer, die Phonolithgesteine von manchen Typen der Tinguaitgänge auf den ersten Blick zu trennen. Nicht angängig ist es meiner Ansicht nach, hier eine Wiederholung der Eruptionstätigkeit desselben Magmas anzunehmen. Vielmehr liegen hier d i c h t b e i e i n a n d e r die E r g u s s g e s t e i n e z u d e n z u g e h ö r i g e n T i e f e n g e s t e i n e n und damit zu d e r e n G a n g g e f o l g s c h a f t n o c h h e u t e e r h a l t e n v o r . Die gute Erhaltung der Phonolithe allein darf aber nicht dazu verleiten, für diese Ausbrüche von Alkaligesteinen ein so besonders jugendliches Alter anzunehmen. Aus dem Gebiet selbst sind nur wenige Schlüsse in Bezug auf das Alter abzuleiten. Aus dem Verhalten zu den miocänen Ablagerungen bei Bogenfels ist nur zu schliessen, dass die vulkanischen Ausbrüche prämiocän sind. Die grosse Unsicherheit über das Alter lässt sich aber aus Vergleichen mit weiter entfernten Eruptionen nur bis zu einem gewissen Grade beseitigen, wie ich an anderer Stelle dartun werde 2 4 . Nur eine Beobachtung mag noch erwähnt werden, daSs ihrem petrographischen Habitus nach recht jugendliche Ablagerungen am Chalzedon-Tafelberge, 5 km nördlich vom Granitberg, von dunklen schlackigen Eruptivgesteinen durchbrochen werden. Die A b t r a g u n g s h ö h e seit der Zeit der Vulkanausbrüche im Gebiet der Syenit- bzw. Elaeolithsyenitstöcke ist nicht sehr gross, auf s i c h e r u n t e r 800 m, w a h r s c h e i n l i c h 500—600 m zu schätzen. Es ist damit wieder eine sehr niedrige Ziffer für die g e r i n g e T i e f e gegeben, in d e r diese e l a e o l i t h s y e n i t i s c h e n M a g m e n a l s T i e f e n g e s t e i n e e r s t a r r t sind".

24 Eine Übersicht über die auftretenden, als gleichaltrig anzusehenden, jüngeren Eruptivgesteine ergibt folgende Zusammenfassung. Die Durchführung der erst begonnenen mikroskopischen Untersuchung wird sicher noch weitere Typen nachweisen, auch eine bessere Gruppierung ermöglichen. E r g u s s g e s t e i n e : Phonolithe, Phonolithporphyre (zu Elaeolithsyenitporphyren überführend), Klinghardtite, Phonolithtuffe. T i e f e n g e s t e i n e : Syenit, Syenitporphyr, Elaeolithsyenit (durch Assimilation in Pulaskit, Alkaligranit (!) und theralithische Gesteine übergehend), Essexit, Theralith. G a n g g e s t e i n e : Syenit, Elaeolithsyenit, Alkaligranit und Nordmarkit, sowie entsprechende porphyrische Gesteine. — Syenitaplit und Syenitpegmatit (beide sowohl elaeolithführend wie frei). — Tinguait-Bostonit. Camptonit-Monchiquit-Alnöit.

4. Tertiär. Das Tertiär ist in verschiedenartiger Weise ausgebildet *e. M a r i n e A b l a g e r u n g e n sind schon bei den ersten Untersuchungen auf den Diamantfeldern aufgefunden worden. Die Hauptfundstelle zwischen Bogenfels und dem Granitberg ist von H. L o t z , die Fauna von J. B ö h m und W . W e i s s e r m e l beschrieben worden. Einige Funde von Haifischzähnen wurden aus den Mergeln von Buntfeldschuh angegeben. Nach den Darstellungen von J. B ö h m gehört die Fauna dem Miocän und zwar dem Burdigalien an. Die weitere Ausbeutung der bekannten Fundstellen während der Kriegszeit durch Herrn Dr. B e e t z und mich ergaben manche bessere Exemplare alter, bereits bekannter, andererseits viele früher nicht gewonnene Formen, die aber jedoch, wie schon an anderer Stelle von den Mineralien angegeben, immer gleich verpackt und verstaut werden mussten. Durch einen Schacht wurde das Profil der Ablagerungen untersucht. Herr Dr. B e e t z wies dann die weitere Verbreitung dieser fossilführenden Schichten nach. E r konnte auch in den marinen Schichten bei Buntfeldschuh eine horizontal weite Verbreitung von Fischzähnen feststellen. Bei diesen marinen Schichten handelt es sich einerseits um S t r a n d a b l a g e r u n g e n , die in Nischen und Kolken mit grobem Brandungsschutt beginnen, denen feiner klastische, tonige und mergelige Sedimente, oft mit nicht unbeträchtlichem Feldspatgehalt, aufgelagert sind, die wieder mehrfach Konglomeratlagen einschliessen. Andererseits kann man aber auch weite d e c k e n f ö r m i g e V e r b r e i t u n g dieser tertiären Sedimente nachweisen, wie z. B. bei Buntfeldschuh. Diese Ablagerungen beginnen dort mit einem an Achatgeröllen sehr reichen, meist lockeren Geröllhorizont und kleiden vielfache Unregelmässigkeiten der prämiocänen Festlandsoberfläche aus, die durch die miocäne Transgression nur eine geringe Umwandlung erfahren hat, Weit verbreitete Reste des Achatgeröllhorizontes

25 deuten auf eine einst sehr viel weitere Verbreitung dieser Schichten. Es ist ein besonderes Verdienst von Herrn Dr. B e e t z , diese Ablagerungen genauer aufgeklärt und namentlich eine Ü b e r l a g e r u n g d u r c h h ö h e r e t e r r e s t r e S c h i c h t e n an der ungefähr 100 m mächtigen Schichtenfolge der Steilkante von Buntfeldschuh (vgl. Abb. 10 auf Taf. III) nachgewiesen zu haben. Ihm ist zuerst der Nachweis gelungen, dass bereits vor der Ablagerung dieser marinen Sedimente ein heute noch in seiner Form erhaltenes deutliches E r o s i o n s s y s t e m entwickelt war, mit von weither kommenden Zuläufen, von denen ein Teil aus dem höheren Gebirgsmassiv des Klinghardtgebirges ausgeht (vgl. S. 21). Die Produkte dieser Erosionstätigkeit zeigen sich in zum Teil deutlich eingeschnittenen R i n n e n , zum Teil aber in weit anhaltenden ebenen T e r r a s s e n , die Aufschüttungen der Unterläufe dieser alten Flu&systeme darstellen, ihrerseits aber von den die miocäne Fauna beherbergenden Nischen, Kolken und Strandwällen, angeschnitten werden. Geröllführung dieser alten Flussläufe ist auf weite Strecken hin festzustellen, ja Herrn Dr. B e e t z gelang es, durch die petrographischen Unterschiede in den Ablagerungen dieser Terrassen diese nach den Herkunftsgebieten der Gerölle von einander zu unterscheiden. Ich konnte diese in der ersten Anlage prämiocänen Flussläufe ebenfalls weithin verfolgen und daraufhin ein Bild der prämiocänen Oberfläche und der Entwicklungsgeschichte der heutigen Landoberfläche seit prämiocäner Zeit geben. Auch diese Untersuchungen können im Folgenden nur kurz gestreift werden. Die nachgewiesenen und vermuteten alttertiären und jüngeren F l u s s l ä u f e und S e n k e n unseres Gebietes habe ich vor einiger Zeit in einer Skizze zusammengestellt, die ich in Fig. 4, S. 26 wiedergebe, trotzdem ich mir wohl bewusst bin, dass die nach meiner Abreise von Herrn Dr. B e e t z fortgesetzten Arbeiten namentlich in dem südlichen Teile wesentliche Ergänzungen liefern müssen. Schon lange waren eigenartige T a f e l b e r g e aufgefallen, die vor allem im Pomonagebiete (vgl. Abb. 16 auf Taf. V), aber auch ausserhalb desselben auftreten. Schon L. S c h u l t z e sprach davon, dass sie wie Reste einer alten Landoberfläche aussehen. Die Schichten der Tafelberge werden zusammengesetzt aus lockerem, feinem und groben Schutt, von feinkörnigem Sand bis zu über kopfgrossen Bruchstücken, zumeist nur aus den härteren Bestandteilen des Untergrundes bestehend, Quarzen, Quarziten, Sandsteinen, seltener anderen Gesteinen, nur vereinzelt Dolomiten, die aus den ?kambrischen Schichten herrühren. S t r i c h w e i s e zeigen sich darin g e r ö l l f ü h r e n d e Z o n e n . Lagenweise sind der S c h u t t u n d d i e G e r ö l l e d u r c h K a l k z u S c h u t t - u n d G e r ö l l k o n g l o m e r a t v e r k i t t e t , das dem Flächenkalk (Oberflächenkalk, Steppenkalk oder Wüstenkalk) der später zu besprechenden grossen Eindeckungen dieses Trockengebietes entspricht. Ganz unregelmässig zeigen diese Kalke nun eine V e r k i e s e l u n g z u q u a r z i t i s c h e n G e s t e i n e n mit grobmuscheligem, glasigem Bruch. Diese Quarzite

26 Skizze der nachgewiesenen und vermuteten Absenkungen in den älteren Landoberflächen. Unter Benutzung der Angaben von Dr. Beetz entworfen von E. Kaiser, April 1919. 0,0

1 0 km

Älteste T a l b i l d u n g e n mit jüngeren

Vertiefungen-

N a c h g e w i e s e n e alte Flussläufe. Vermutete alte Flussläufc. —

Vermutete j ü n g e r e T a l r i n n e n , die in der W a n n e n n a m i b stark durch die B i l d u n g der W a n n e n umgewandelt und schwer e r k e n n b a r sind.

/////// Alte noch heute oberfläche.

erkennbare

S e n k e n der tertiären Land-

. . . Aul der eingezeichneten L i n i e (71/* km) b e t r ä g t die Absenkung der alten flachwelligen L a n d o b e r f l ä c h e etwa 100 m. D i e L i n i e g i b t auch ungefähr den V e r l a u f der alten W a s s e r s c h e i d e zwischen den nach Norden g e r i c h t e t e n T ä l e r n im nördlichen G e b i e t e g e g e n ü b e r den nach Süden gerichteten T ä l e r n im südlichen Gebiete a n . D i e mit einzelnen T e i l b o g e n v e r s e h e n e rundliche F i g u r in der Mitte, um das W o r t „ P o m o n a h ü g e l " herum, hat mit den A b s e n k u n g e n nichts zu tun. S i e gibt, zur Orientierung, die Grenzen des P o m o n a g e b i e t e s an.

Fig. 4.

ähneln in vielen Beziehungen den Knollensteinen unseres mitteldeutschen Tertiärs. Sie gleichen auch den von P a s s a r g e 4 7 und K a l k o w s k y 2 8 besprochenen Verkieselungen, wenn sie auch diesen gegenüber einige nicht unwesentliche Unterschiede zeigen, auf die ich allerdings erst bei späterer Gelegenheit zurückkommen kann. Endlich muss ich noch darauf hinweisen, dass R o g e r s und du T o i t 8 9 ähnliche Ablagerungen beschrieben haben. Während P a s s a r g e und K a l k o w s k y mehr eine Verkieselung bezw. Einkieselung innerhalb des Schichtverbandes nachweisen, spricht die weite

27 Verbreitung der Quarzite in unserem Gebiete als oberste Decke der Tafelberge für eine Verkieselung der zuerst durch Kalk verkitteten Schutt- und Geröllmassen in der Nähe der Oberfläche. L ö t z fasste den „Quarzit, der nur eine geringe Mächtigkeit hat und an der Basis eine Quarzbreccie zeigt, für eine jugendliche Bildung, die vermutlich nachträglich verkieselt ist" 80 , auf. Er sagt unter Anführung der schon erwähnten Stelle bei R o g e r s und du T o i t „ähnliche Quarzit- und Konglomeratreste in grösserer Höhe kennt man auch vielfach aus der Kapkolonie, deren marine Entstehung jedoch hier vielfach bestritten wird." R a n g e meint, dass diese Schichten „wohl einer jüngeren Niveauschwankung ihre Entstehung verdanken." Die Schichten dieser Tafelberge haben an einigen Stellen Fossilien geliefert, so einige Exemplare einer grossen Helixart. In damit in Zusammenhang stehenden Ablagerungen fand Herr Dr. B e e t z Fossilien bei Gamachab und am Chalzedon-Tafelberg, die nach Eintreffen der Aufsammlungen bestimmt werden müssen. Sie deuten auf eine terrestre Entstehung dieser Schichten hin. Ich liess eine Wirbeltierfauna ausbeuten, die bei Elisabethbucht in mergeligem Sandstein in einer alten Senke der tertiären Landoberfläche aufgefunden wurde. Die Fossilfunde sind heute noch nicht ausreichend bearbeitet, um daraus bestimmte Schlüsse auf das Alter dieser Schichten zu gewinnen. Dagegen hat die eingehendere Verfolgung dieser Schichten und namentlich die beobachtete Verknüpfung mit den marinen, miocänen Ablagerungen bei Bogenfels den Nachweis erbracht, dass die Schichten diesen m i o c ä n e n A b l a g e r u n g e n d e m A l t e r n a c h ung e f ä h r g l e i c h z u s t e l l e n sind, dass frühere Versuche, diese Schichten der Tafelberge des Pomonagebietes viel älteren Ablagerungen Südafrikas zu parallelisieren, vollständig verfehlt waren. Die genaue Verfolgung der Schichten ergab, dass es sich bei diesen Schichten der Tafelberge des Pomonagebietes um die E i n d e c k u n g e i n e r w a h r s c h e i n l i c h a l t t e r t i ä r e n L a n d o b e r f l ä c h e handelt, in der, wie besprochen, bereits Erosionsrinnen entwickelt waren. Die Eindeckung 3 1 entspricht im wesentlichen einer t e r r e s t r e n A u f s c h ü t t u n g , in b e r e i t s d a m a l s a r i d e m K l i m a . Dass aber niederschlagsreiche Zeiten dieser Eindeckung vorausgingen, zeigt sich in dem gut entwickelten Erosionssystem, in den heute strichweise in diesen Ablagerungen auftretenden Geröllen. Auf vorausgegangene niederschlagsreichere Zeiten deuten wohl hin die intensiven, t i e f g r ü n d i g e n V e r w i t t e r u n g s e r s c h e i n u n g e n im L i e g e n d e n dieser Schichten, vor allem in den quarzitischen Gesteinen, aber auch in den ?kambrischen Tonschiefern und endlich auch in den krystallinen Schiefern dieser alttertiären Landoberfläche. Diese Verwitterungsrinde ist aber nicht unbedingt beweisend für ein niederschlagsreicheres Klima. Besser ist der Beweis zu führen durch den Nachweis von V e r k a r s t u n g s e r s c h e i n u n g e n a u f d i e s e r a l t e n L a n d o b e r f l ä c h e . Kleine und grosse K e s s e l von wenigen bis

28 etwa 200 ni Durchmesser sind mit den Schichten der Tafelberge ausgefüllt und mehrfach von mir in Schächten untersucht worden. Sie stellen Dolinen dieser alttertiären Landoberfläche dar und gehen in kleine geologische Orgeln über. Diese alten, auf Auflösungserscheinungen deutenden Bildungen sind natürlich heute nicht mehr überall erhalten, sondern nur dort zu erkennen, wo tiefe Dolinen vorliegen. Geologische Orgeln kleineren Umfangs sind nur an einzelnen wenigen Stellen erkannt und gut erhaltene Strudellöcher wurden von Herrn Dr. B e e t z nur an einer beschränkten Stelle gefunden, wo heute noch auf der Oberfläche von massigen Dolomiten diese Strudellöcher gerade entblösst sind. — Fassen wir alle hier erwähnten Punkte und weitere Beobachtungen, die hier leider nicht besprochen werden können, zusammen, so müssen wir annehmen, dass in diesen Schichten die Eindeckungsprodukte einer vom Meere aus allmählich ansteigenden flachwelligen Hochfläche vorliegen, die von flachen Erosionsrinnen durchschnitten war. Vorhandene alte, rundliche, elliptische oder unregelmässige S e n k e n (vgl. S. 40 u. Fig. 4), auch nicht tief eingesenkte Kessel sind ebenfalls ganz oder teilweise eingedeckt worden. Niederschlagsreichere Verhältnisse werden durch die Verkarstung der Oberfläche, durch Dolinen, Schluckschlünde, geologische Orgeln angedeutet, die ebenfalls mit den Produkten dieser Eindeckungspe^iode ausgefüllt sind. Man darf dabei aber nicht annehmen, dass es sich unbedingt um sehr niederschlagsreiche Verhältnisse handelt, dass dieses Gebiet zu alttertiärer Zeit ein Gebiet humiden Klimas gewesen sei oder auf eine „Pluvialperiode" hindeute. Vielmehr glaube ich annehmen zu müssen, dass es sich um Verhältnisse handelt, wie sie heute noch in anderen Teilen Südwestafrikas beobachtet werden können, wie z. B. im Otavi-Bergland, wo Verkarstungserscheinungen heute noch fortschreiten, allerdings in zurückliegender Zeit eine reichere Ausgestaltung erlitten haben 82 . Sehen wir somit niederschlagsreichere Perioden dieser Eindeckung vorangehen, so zeigen die Eindeckungsprodukte selbst ein den heutigen Verhältnissen des extrem ariden Klimas, der Wüste, mehr angenähertes Klima an. Wir sehen so einen B e g i n n d e r a r i d e n E r s c h e i n u n g e n z u m m i n d e s t e n z u r Zeit der A b l a g e r u n g der miocänen Schichten bei Granitb e r g - B o g e n f e l s - B u n t f e l d s c h u h . Die durch Herrn Dr. B e e t z nachgewiesene konkordante Überlagerung der marinen Schichten bei Buntfeldschuh durch terrestre Ablagerungen stützt diese an anderen Stellen gewonnene Auffassung ebenfalls. Das Ausklingen der niederschlagsreichen Perioden kann man in den eingelagerten Geröllagern in diesen Schichten der Tafelberge des Pomonagebietes erblicken. Trotzdem es sich um typische Geröllvorkommen handelt, machen sie es auch nicht notwendig, besonders niederschlagsreiche Zeiten, etwa humides Klima, zu ihrer Bildung anzunehmen. An dieser Stelle mag betont werden, dass die heute vorliegenden Untersuchungen keinen Schluss nach der Richtung

29 gestatten, dass auch in der Folgezeit, seit dem Miocän, hier in dieser Küstenwüste niederschlagsreichere Zeiten eingetreten wären, dass wir hier etwa mit einer späteren Pluvialperiode zu rechnen hätten. Ich werde auf diese für die Entwicklungsgeschichte Südafrikas so wichtige Frage später noch eingehender zurückkommen müssen 83 . Betrachte ich nun die Ablagerungen der Tafelberge im Pomonagebiet und seiner Umgebung als Eindeckung dner alttertiären Landoberfläche, so mussten diese Ablagerungen nicht nur als Denudationsreste auf einzelnen Tafelbergen erhalten sein, sondern sie mussten auch in den Talungen und Senken dieser alttertiären Landoberfläche abgelagert und, soweit diese Einsenkungen der alten Landoberfläche noch erkennbar sind, auch dort in Resten erhalten sein. Dies ist nun an vielen Punkten der Fall. Selbstverständlich war die Schlussfolgerung bei meinen Arbeiten umgekehrt. Ich beobachtete das Auftreten der von den Tafelbergen her bekannten Schichten an Senken, den Talungen und den eigenartigen Kesseln, die ich später als alte Dolinen auffassen musste. Erst aus der Gesamtheit dieser Beobachtungen kam ich zu dem Nachweis einer aittertiären Landoberfläche, zu der Annahme prämiocäner, wenn nicht prätertiärer Erosionswirkungen in niederschlagsreicheren Zeiten, zu der Deutung der mir bis Mitte 1918 noch unklaren Kessel im östlichen Pomonagebiet, im östlichen Südblock der Vereinigten Diamant Minen und nördlich vom Granitberg als Dolinen und zu einer darauffolgenden, im wesentlichen ariden Eindeckung u. s. w. Die Schichten der Tafelberge waren andererseits schon längst in der Nähe der Küste, z. B. bei der Jammerbucht, beobachtet worden. Man nahm jugendliche Verwerfungen an. Sie waren aber unnötig, eben auch eine blosse Annahme. Viel zwangloser war die Verbindung aller dieser Vorkommen als einer einheitlichen Eindeckung auf einer alttertiären Landoberfläche. Sie kann, trotzdem sie durch spätere Denudationsvorgänge erheblich zerschnitten ist, ziemlich gut rekonstruiert werden. Selbst das Meeresniveau zur Zeit der Bildung dieser Schichten kann nachgewiesen werden. Wenn das damalige Meeresniveau auch nicht weit von dem heutigen abweicht, so sind doch einzelne Unterschiede vorhanden. Diese deuten auf eine u n g l e i c h m ä s s i g e V e r b i e g u n g d e r L a n d o b e r f l ä c h e seit dem Miocän, eine Verbiegung, die einzelne Unterstufen der grösseren Verbiegung ergibt, die aus den Tiefenkarten des südlichen atlantischen Ozeans geschlossen werden muss". Wenn auch diese Schichten der Tafelberge im Pomonagebiete an einzelnen Stellen bis in oder an das heutige Meeresniveau herunter reichen, so ist damit nicht gesagt, dass sie diese Stellung seit dem Miocän einbehalten haben. Im Gegenteil beweisen weitere Beobachtungen, dass positive und negative Strand Verschiebungen lange Zeit hindurch miteinander wechselten, dass zwischendurch aber auch nicht zu leugnende weitere Verbie. gungen eingetreten sind. Ich wähle hier absichtlich noch den unbestimm-

30 ten Ausdruck, da ich erst später auf die Frage eingehen will, wie weit tektonische Vorgänge hinzukamen. Wir sehen als Ablagerung auf dieser alttertiären Landoberfläche im wesentlichen aride Eindeckungen, die zuerst im mittleren Pomonagebiet allen Beobachtern seit L e o n h a r d S c h u l t z e so sinnfällig vor Augen getreten sind. Sie liegen an der Jammerbucht und bei Gamachab bis nahe an die heutige Meeresfläche, können auch unter den Meeresspiegel hinunter gehen. Sie sind mit ihrer eigenartigen Verkieselung der obersten Schichten bis jetzt bekannt von dem mittleren Teile des Südblockes der Vereinigten Diamant-Minen (27° i ' s. Br.) bis nach Kerbe Huk (28° 10,4' s. Br.). Meines Wissens sind bis jetzt die sicheren küstenfernsten Vorkommen einige km östlich vom Pomonagebiet bekannt. Weitere Untersuchungen dürften aber noch neue Stellen in weiterer Entfernung von der Küste nachweisen. Innerhalb dieses Gebietes treten diese Schichten zwischen 10 und 200 m, in den östlichen Vorkommen vielleicht auch etwas höher auf (Messungen liegen nicht vor). Aber ich zweifle nicht, dass beim Fortschreiten genauerer Untersuchungen diese Schichten in noch grösseren Höhen gefunden werden, und dass damit die alttertiäre Landoberfläche und die tertiäre Eindeckung noch weiter verfolgt werden kann. Zuzurechnen zu den Schichten sind endlich auch viele mergelige Eindeckungen alter Erosionsrinnen- und Senken in dem weiteren Gebiet, wie z. B. bei Kolmannskuppe, bei Lüderitzbucht. Auch die mächtige durch Wasserbohrungen bei Garub nachgewiesene Eindeckung dürfte schon in ihren Anfängen ein tertiäres Alter besitzen und mit den hier besprochenen Eindeckungen des Pomonagebietes verglichen werden können 35 . War somit der Nachweis geführt, dass wir in diesen Schichten die Eindeckung einer alttertiären Landoberfläche vor uns haben, so war es a.uch nicht mehr gerechtfertigt, von den so augenfälligen Landmarken der Tafelberge im Pomonagebiete auszugehen und diese Schichten als Tafelbergschichten oder Pomonatafelbergschichten zu bezeichnen. Wegen ihres zuerst erkannten Auftretens im Pomonagebiet bezeichne ich diese Schichten als P o m o n a s c h i c h t e n . Bis zum Gegenbeweis muss ich alttertiäres bis miocänes Alter annehmen. Die auftretenden Kalke bezeichne ich (im Gegensatz zu jüngstem Flächenkalk) als P o m o n a k a 1 k e, die daraus hervorgehenden verkieselten Gesteine als P o m o n a q u a r z i t e . Die ganze hier gegebene Folgerung scheint in erster Linie auf petrographische Vergleiche der verschiedenen Vorkommen aufgebaut zu sein, aber-«wir können nur von diesen Vergleichen ausgehen und müssen nach allem diese Zusammenfassung als richtig ansehen. Die auftretenden Gesteine, die Verkalkung und die nachfolgende eigenartige Verkieselung sind so einheitlich und so gleichmässig zu verfolgen, dass ich eine andere Deutung für ausgeschlossen halte. Verkalkungen kenne ich wohl aus den verschiedensten Perioden, oberflächliche Verkieselung in horizontal weit ausgedehnter

81 Verbreitung scheint aber nur in einer bestimmten Zeit eingetreten zu sein. Die Verkieselung hat aber nicht das ganze Gebiet betroffen, denn wir sehen Ablagerungen in den Senken und Talungen der alttertiären oder auch nur spättertiären Landoberflächen, die eine Verkieselung nicht aufweisen. Manche Senken sind nur mit mergeligem Sandstein oder mit fein- und grobkörnigem Schutt ausgefüllt, zeigen auch wohl Geröllablagerungen sowie zonenweise oder nur oberflächlich eine Verkalkung. Dahin gehören die Senken bei den Elisabethfeldern und Wüstenkönig, in denen die erwähnte Wirbeltierfauna aufgefunden wurde.

5. Die Veränderungen der tertiären Landoberfläche und die jüngsten DeckschichtenSG. Nach allen vorliegenden Beobachtungen ist anzunehmen, dass die Pomonaschichten über einen grossen Teil des Küstengebietes sich ausdehnten. Sie zeigen uns die Reste der alten Eindeckung in einem Trockengebiet, in dem zur Zeit der Ablagerung eine Ausräumung durch den Wind nicht stattfand. Sie überdeckten ein stellenweise, an der Küste, steil abfallendes, an anderen Stellen ein durch ein grösseres Flufisystem stark zerschnittenes Gelände. Petrographisch zunächst auch differenzierte Gesteine mussten einander gleich gestellt werden. Selbstverständlich kann diese Methodik der Parallelisierung nicht den Anspruch auf Genauigkeit machen, wie sie in fossilreicheren Ablagerungen gewährleistet wäre. Aber wir befinden uns in einem Trockengebiete. Es können eben alle Angaben über das Alter dieser tertiären wie jüngeren Schichten nur einen Näherungswert besitzen. Die auf die Ablagerung folgenden Umwandlungen sind auch die eines Trockengebietes, in dem aber nun mehr und mehr die Tätigkeit des Windes eine bevorzugtere Rolle spielt. Die beiden Hauptkräfte, die in den Trockengebieten tätig sind, kommen mehr und mehr in dem weitesten Umfange zur Geltung. W a s s e r u n d W i n d sind es, die in d e n T r o c k e n g e b i e t e n in s t e t e m W i d e r s p i e l e m i t e i n a n d e r liegen und die Hauptumformungen, hier der alttertiären Eindeckung, zur heutigen Oberflächengestaltung hervorrufen. Beide Kräfte sind in stetem Kampfe miteinander, wie ich hier ebenfalls nur andeuten kann. Die Wirkung der Sonne, die Insolation und die chemische Verwitterung, die für die Trockengebiete in den mir bekannten Darstellungen zumeist sehr unterschätzt wird, spielen eine beachtenswerte, aber für die Ausbildung der heutigen Oberfläche in der Namib wechselnde, zeitweise aber auch nur untergeordnete Rolle. Die Wirkungsart, die Bedeutung und die Folgeerscheinung dieser Kräfte kann ich hier nur kurz erläutern. Die I n s o l a t i o n tritt in dem Küstengebiet auf, aber sie zeigt in keiner Weise in der Namib in der Nähe der Küste die schönen gross-

82 artigen Erscheinungen, die aus anderen Wüstengebieten beschrieben sind 87 . Erst in den küstenfernen Gebieten, am Anstiege gegen das innere Hochplateau, zeigen sich die aus anderen Wüsten bekannten Insolationserscheinungen in der gleichen grossartigen Weise, in der Form von Kernsprüngen, Abblätterung, Abschuppung u. dergl. Die c h e m i s c h e V e r w i t t e r u n g ist besonders aufmerksam untersucht worden. Hierbei zeigte sich die grosse Bedeutung für die Umwandlungsvorgänge selbst in der Wüste, deren auch schon an anderer Stelle dieses Berichtes gedacht ist (vgl. S. 20). Die chemische Verwitterung der verschiedensten Gesteine ist auch im ariden Gebiete die Quelle für eine beträchtliche Menge von Kieselsäure, die mit dem unterirdischen Wasser im Untergrunde zirkuliert und auf den verschiedenen Wegen wieder nach der Oberfläche wandert. Als Folgeerscheinung dieser Zirkulation sehen wir die m a n n i g f a c h s t e n V e r k i e s e l u n g e n an der Grenze verschiedener Gesteine, wie an deren Oberfläche. Vor allem die Karbonatgesteine des Grundgebirges, des Kambriums, des Tertiärs, wie der posttertiären Ausfüllungen werden davon betroffen, ebenso wie oberflächliche Kalkausscheidungen in der Form des Flächenkalkes. Im Zusammenhang mit diesen Verkieselungen steht das äusserst häufige Auftreten von jüngeren Q u a r z a u s s c h e i d u n g e n zusammen mit O p a l bezw. C h a l c e d o n , dieser zum Teil mit einer reichen und mannigfaltig gestalteten Achatbänderung. Über diese Achate wird Herr Dr. B e e t z eingehender berichten, der ihr primäres Auftreten in der Namib zuerst festgestellt und damit die lang umstrittene Herkunft der vielen Achatgerölle und -bruchstücke in dem Wüstensande der Namib aufgeklärt hat. Das sehr häufig erfolgte Auffinden von Chalcedon bezw. Achat in den Hohlräumen mannigfacher Gesteine, sowohl der Gneisse des Grundgebirges, des Sandsteines, des Dolomites, der Kalk- und Tonschiefer des Kambriums, der verschiedensten Eruptivgesteine, der Mergel, der Sandsteine, des Schutts, wie der verkalkten Oberflächendecke der tertiären und posttertiären Schuttausfüllungen und Eindeckungen gibt uns für die Mineraltopographie wichtige neue Ergebnisse. Zeigen uns diese Verkieselungen die weite Wanderung der Kieselsäure in den Gesteinen der Wüste an, so sehen wir in den noch häufigeren V e r k a l k u n g e n 8 9 die weite und stete Wanderung des Calciumcarbonats. Jedes Gestein kann bei dieser Wanderung mit einer Kalkrinde überzogen werden. Es muss aber der Auffassung entgegengetreten werden, dass nun eine Verkalkung über alle Gesteine der Wüste hinwegginge. Neben Kalkkrusten spielen örtlich auch G i p s k r u s t e n eine Rolle. Wanderungen des E i s e n s und M a n g a n s zeigen sich in den Neubildungen von Roteisen, Brauneisen, Manganoxyden, die sehr häufig mit den Verkieselungen zusammen auftreten, aber auch getrennt von ihnen beobachtet wurden. Brauneisenverkieselungszonen waren so häufig, dass

38 sie neben reinen Verkieselungszonen bei der geologischen Kartierung besonders ausgeschieden wurden. Der F e r r e t i s i e r u n g in wechselvollster Ausbildung sind die verschiedensten Gesteine der Wüste ausgesetzt gewesen. Weitere Produkte der chemischen Verwitterung zeigen sich in den R i n d e n b i l d u n g e n , B r ö c k el l ö c h e r n , S a l z a u s b l ü h u n g e n auf den verschiedensten Gesteinen, in den S a l z a u s s c h e i d u n g e n in d e n V l e y s u n d V e r d u n s t u n g s p f a n n e n 8 B , in den mannigfachsten M i n e r a l a u s s c h e i d u n g e n , so von Gips, Baryt, vor allem Sulfaten, Chloriden und Carbonaten der alkalischen Erden und Alkalien. Rindenbildungen in der Form des W ü s t e n l a c k e s , die aus anderen Wüsten so häufig beschrieben werden, sind hier seltener, ja ich glaube, dass oft die Glasur, bezw. Politur vieler Wüstenbildungen fälschlich auf chemische Vorgänge zurückgeführt wird, während mehr die mechanischen Wirkungen in Form des Windschliffes eine Politur hervorrufen und damit einen Wüstenlack vortäuschen. Die prämiocäne Landoberfläche, deren intensive Verwitterung unter der Eindeckung der Pomonaschichten zu beobachten ist, ist augenscheinlich von anderen Verwitterungsvorgängen beeinflusst worden, als die heutige Oberfläche. Eruptivgänge zeigen aber auch heute noch eine weiter fortschreitende intensive chemische Verwitterung, worauf ich schon Seite 20 hinwies. An einem Monchiquitgange wurde ein Schacht abgeteuft und festgestellt, dass der etwa i m mächtige Gang bis zu einer Tiefe von 26 m völlig in ein tonig speckiges Produkt umgewandelt ist. Der Schacht konnte leider nicht weiter abgeteuft werden. Ein anderer Monchiquitgang zeigte bei 17 m noch nicht frisches Gestein. Es ist aber aus diesen Beobachtungen anzunehmen, dass die chemische Verwitterung beträchtliche Tiefen selbst bei den heutigen klimatischen Verhältnissen unserer Wüste ebenso erreicht, wie sie in anderen Trockengebieten, z. B. an den südamerikanischen Cu Lagerstätten (Chuquicamata u. a.), beobachtet wurden. Aus den speckigen Verwitterungsprodukten, über deren Zusammensetzung ich mich hier absichtlich noch nicht ausspreche, sind oft die porphyrischen Ausscheidungen der Eruptivgesteine, in ihrer Form wohl erhalten, zu gewinnen. So konnte ich aus mehreren zersetzten Gängen flächenreiche Krystalle von Hornblende, Biotit, Apatit und Olivin sammeln. Ich kann an dieser Stelle nur mit wenigen Stichworten auf die hohe Bedeutung der chemischen Verwitterung hinweisen, die sich aus unseren Arbeiten für die Trockengebiete ergibt. Spielt so die chemische .Verwitterung eine früher oft unterschätzte Rolle, so ist doch die Ausgestaltung der heutigen Oberfläche viel mehr bedingt durch Wind und Wasser, die in stetem Widerspiele auch heute noch tätig sind und zwei ganz verschiedene Ausbildungen der Oberflächenformen bedingen. Der W i n d wirkt in der Namib in Zonen, die von Süden nach Norden das Gebiet durchziehen. Er räumt in diesen Windstrichen Abh. Gicflener Hochschulges. II.

3

34 alle lockeren Produkte aus, transportiert sie fort, schleift aber auch den festen Untergrund langsam, aber doch auf die Dauer intensiv aus. Alles durch chemische Verwitterung und Insolation gelockerte Material wird gesondert und in den feineren Korngrössen mitgeführt. An windgeschützten Plätzen werden die lockeren Massen in Form von Sandwehen angehäuft. Aus den angeschwemmten Sandmassen des Meeresstrandes wie aus den grossen Anhäufungen der durch die Faktoren des ariden Klimas gelockerten Bestandteile werden Wanderdünen (Barchane) aufgebaut, die über das Gebiet hin fortwandern bis zu dem grossen Dünenmeere, das sich zwischen Lüderitzbucht und Swakopmund an der ganzen Küste entlang zieht und weit landeinwärts reicht. Im Gegensatze zu dem Winde füllt das W a s s e r die Hohlformen wieder aus und sucht alle Höhenunterschiede auszugleichen. Es kommt nur stellenweise zu deutlichen Erosionswirkungen, die aber auch wieder verschwinden unter neu herbeigeschafftem Schutt, der vom Winde gesondert, vom Wasser und der Schwerkraft nach den Hohlformen geschafft wird. Die zeitweise starken Regengüsse habe ich in einem besonderen Aufsatze bereits geschildert l 8 . Sowie heute niederschlagsreiche Jahre langen niederschlagsarmen Perioden eingeschaltet sind, so ist es auch für die Vergangenheit anzunehmen. Nicht nötig haben wir, wie schon erwähnt wurde, aus den Erscheinungen in der Namib -eine lange, besonders regenreiche Zeit, eine Pluvialperiode, anzunehmen. In den einzelnen Hohlformen wirkt das Wasser nur in den höheren Teilen ausräumend. Aller durch Insolation, chemische Verwitterung, durch Korrasion und Deflation gebildete Schutt wird fortgeführt. Die tiefen Teile der Hohlformen werden damit ausgefüllt. Als Ergebnis sehen wir dann eine A u s f ü l l u n g d e r H o h l f o r m e n m i t g r o b e m u n d f e i n e m S c h u t t e , meist fast ohne Rundung der Kanten, denn der ganze zurückgelegte W e g reicht nicht zur Bildung von Geröllen aus. Feinste Bestandteile fehlen in diesen Absätzen in den Hohlformen nicht und sind dem groben und feinen Schutte zwischengeschaltet. Dort wo der Wind nicht von neuem angreift, werden wohl die obersten Lagen gelockert. Auch bei geringerer Windstärke können die feineren gelockerten Produkte vom Winde fortgeführt werden. Als Resultat bleibt dann zurück eine P a c k u n g v o n g r o b e n e c k i g e n S c h u t t b e s t a n d t e i l e n (vgl. Taf. VI), die der P a n z e r u n g der Tennen von W a l t h e r entspricht. Die gelockerten Bestandteile werden in den Hohlformen wieder aufwärts geschafft, sammeln sich hinter Kanten und Leisten in Form von kleinen und grossen Sandwehen wieder an, vermischen sich dort wieder mit dem neu gebildeten Schutt. Neue Regengüsse erfassen diese Massen wieder und bringen sie nach der Tiefe der Hohlform zurück. Auf die Panzerung einer älteren Tenne legen sich neue Schuttmassen in wirrem Durcheinander, die dann wieder oberflächlich durch Insolation, chemische Verwitterung und Windausblasung mit einer neuen

35 Panzerung versehen werden können. So wandern feine gelockerte Bestandteile oft in einer Wanne unter der Wirkung des Wassers und des Windes hin und her, bis sie der Wind über die Grenze der Hohlform hinausführt, oft schon in der nächsten Hohlform wieder absetzt, aber oft auch auf weite Strecken hin, vielleicht auch ganz aus dem Gebiet der Wannen fortführt. Die Tenne einer Hohlform kann durch spätere Vorgänge, durch Deflation, Korrasion, aber auch durch Erosion zerschnitten sein. Jüngere Schuttmassen legen sich dann als tiefere Absätze, die wieder zu Tennen ausgearbeitet werden, in diesen Ausschnitten der älteren Schuttstufen an. Terrassenartig liegen dann mehrere Schuttstufen am Gehänge der wannenförmigen oder andersartigen Hohlformen über einander (Vgl. Taf. VI und Erläuterung auf Seite 53). In besonderen Zeiten werden die in den Hohlformen abgesetzten Schuttmassen und die aufgeschütteten Sandmassen oberflächlich mit einer Kalkdecke versehen. Durchziehende Lösungen setzen bei der Verdunstung an der Oberfläche ihren Salzgehalt ab. Das konnte ich schon nach den kurzen Regengüssen in dem Jahre 1917 beobachten, indem damals auch lockere Schuttmassen, selbst Wanderdünen, mit einer dünnen harten Kruste überzogen wurden, durch die man in den darunter befindlichen lockeren Schutt oder Sand einsank. Auch in den windstillen Perioden überziehen sich die Wanderdünen mit einer solchen harten Salzkruste, namentlich in der Nähe der Küste im Bereich der Nebel, dort wo häufig Tau die Dünen in den windstillen Zeiten oberflächlich durchfeuchtet, und wo die aus diesen Niederschlägen hervorgehenden oder aus der Einwirkung auf den Untergrund gebildeten Salzlösungen an der Oberfläche bei der Verdunstung ausgeschieden werden. In besonderen Zeiten aber werden die obersten Schichten des Schuttes, oft dünn, manchmal aber auch über 1 m dick mit einer K a l k k r u s t e 8 8 versehen, welche die feinen und groben Bestandteile des Schuttes miteinander verkittet zu dem so oft beschriebenen Flächenkalk (Wüsten-, Steppenkalk). Dieser Vorgang der Verkalkung der obersten Schuttschicht kann sich während der Ausfüllung einer Hohlform mehrfach wiederholen. Bei dem weiteren Fortschreiten der Ausfüllung ertrinken die Höhenzüge und Berge allmählich in ihrem eigenen und in dem aus anderen Gebieten zugeführten Schutte und dem durch den Wind oft aus weiter Entfernung herangeführten Sande. Inselberge ragen aus dieser Eindeckung hervor. Über die Aufschüttungen und Ausfüllungen der einzelnen Hohlformen legt sich eine grosse und weitgehende Eindeckung. Die einzelnen Rinnsäle und Täler der Regengüsse in den einzelnen Hohlformen kommen nicht mehr zur Geltung. Bei dieser Eindeckung bilden sich dann die schon ebenfalls von anderen beschriebenen Schichtfluten aus, die in weitem Transport das ganze Gelände dieser Eindeckung überziehen, ich sah deren Wirkung besonders schön in den regenreichen Gebieten des Innern, so z. B. bei den grossen

36 Verheerungen, die bei Gibeon-Mariental am Fusse des Weissrandes die Bahnlinie immer wieder bedrohen. Durch die Schichtfluten wird die ganze Landschaft mit einer gleichmässigen ganz flach welligen Schuttfläche überzogen, mit den grossen „Flächen", wie man sie in Südafrika zu nennen pflegt. Im östlichen Teil der südlichen Namib kann man diese Eindeckung der Landschaft besonders schön sehen. Dort hat der Wind nur stellenweise die Kraft, diese Form zu zerstören. Starke Erosionssysteme können sich dort auch nicht entwickeln. Das Gebiet bezeichne ich als F 1 ä c h e n n a m i b. Bilder der flächenhaften Eindeckung dieser Schuttlandschaften geben die schönen, so lehrreichen Fliegeraufnahmen, die mir Herr Leutnant Fiedler schon vor Jahren in dankenswerter Weise zur wissenschaftlichen Verwertung zur Verfügung stellte (vgl. Abb. 18 und 19 auf Taf. VI und die Erläuterungen dazu auf Seite 54). Anders aber liegen die Verhältnisse in den Gebieten, die von starken Winden überzogen werden, hier in der Namib besonders in dem küstennahen Gebiet. Die flächenhafte Überdeckung, welche die Landschaft hier im Tertiär erfahren hat, ist durch Insolation und chemische Verwitterung aufgelockert worden 3 6 . Windkorrasion, chemische Einwirkung und darauf folgende Deflation aber haben die entstandene Hohlform weiter vertieft. Das in den Hohlformen sich zeitweise sammelnde Wasser hat wieder zu erneuten chemischen und mechanischen Einwirkungen beigetragen und vor allem die leichter angreifbaren Gesteine sind gelockert und durch Deflation dann entfernt worden. S o ist nicht nur eine Zerstörung der tertiären Eindeckung erfolgt, sondern der Untergrund im stärksten Maße ausgehöhlt, ausgefurcht, mit Talungen versehen worden. Diese haben alle eine langgestreckte südnördlich gerichtete Gestalt erhalten, seien sie klein, einzelnen leichter angreifbaren Schichten folgend, oder aber gross, der Erstreckung der ganzen Mulde ?kambrischer Schichten folgend. Neben den kleinen Formen (S. 39 u. f.), die der Wind in wechselvoller Vielgestaltigkeit schafft, sind dann durch das Zusammenwirken der Faktoren des ariden Klimas, vor allem der Deflation, grosse Formen entstanden, die das wechselvolle Oberflächenbild der südlichen Namib hervorriefen. Die Formen sind vor allem wannenartig. Dieses durch den Wind hauptsächlich beeinflusste Gebiet bezeichne ich als W a n n e n n a m i b . Abb. 9 auf Taf. II gibt einen Blick in der Längsrichtung einer Wanne, Abb. 16 auf Taf. V quer über eine derartige Wanne hinweg. (Vgl. Erläuterung Seite 51 und 52). Zahlreiche dieser Wannen, aber alle ungefähr südnördlich gestreckt, der Hauptwindrichtung folgend, liegen in der Wannennamib neben einander. Ein Bild dieser zahlreichen Hohlformen, ihrer Abhängigkeit vom Untergrunde wie von dessen Lagerungsverhältnissen und Gesteinen, von der Gleichartigkeit im Grossen und der Vielgestaltigkeit im Kleinen kann erst bei Veröffentlichung der topographischen Karte gegeben werden. In die Zeiten reiner Deflation sind aber Zeiten eingeschaltet, in

37 denen die ausfüllende Wirkung des Wassers der ausräumenden Tätigkeit des Windes entgegensteht und die gebildeten Hohlformen wieder auszufüllen sucht. Dieses Widerspiel der Hauptfaktoren zeigt sich dann in S c h u t t s t u f e n , die am Gehänge der Wannen und Senken in einzelnen Resten oder auch lang anhaltenden Terrassen erhalten sind, entweder mit einer Panzerung durch gröberen Schutt oder Gerölle bedeckt oder aber durch eine Flächenkalkdecke vor der ausräumenden Tätigkeit des Windes geschützt (vgl. S. 34, 53—54 und Tafel VI). Die hier kurz erläuterten Schuttstufen sind wohl zu unterscheiden von kurzen Schuttkegeln, die in weiter Verbreitung ebenfalls in der Namib auftreten. Schuttkegel sitzen oft auf den einzelnen Schuttstufen und entstehen durch lokale, wolkenbruchartige Regengüsse. Schuttkegel können aber auch in Schuttstufen übergehen. Schuttstufen können Schuttkegel überdecken. Es ist eben in diesen ganzen Ablagerungen ein wirres Durcheinander infolge des äusserst häufigen Wechsels der verschiedenen Faktoren des ariden Klimas; und es bedarf einer ganz besonderen Sorgfalt, wenn man alle die verschiedenen Schuttleisten, Schuttrinnen, Schuttzungen, Schuttflächen, Schuttstufen, Schuttkegel und noch viele andere Formen der Schuttanhäufungen von einander trennen will. Die Entzifferung der Verhältnisse aber liefert dann ein wichtiges Bild für die ganze Entwicklungsgeschichte der heutigen Oberfläche, für die Morphogenie unserer Wüste, aber auch für die Deutung fossiler Wüsten, bei der oft der Flugsandausfüllungen zu sehr und der hohen Bedeutung der Schuttausfüllungen und -eindeckungen zu wenig gedacht wird. Es ist hier nicht möglich, alle die einzelnen Stadien dieser Ausräumung und Zuschüttung und der steten Wiederholung der gleichen Vorgänge mit stets neuen äusseren Erscheinungen wiederzugeben, alle die^ einzelnen, kleineren und grösseren Formen darzustellen und auf die Gesetzmässigkeiten hinzuweisen, die sich bei der genauen Untersuchung dieser Schuttmassen ergibt. D i e W a n d e r u n g d e s S a n d e s als eines der auffälligsten Zeichen der Windtätigkeit wurde genauer verfolgt. Die entstehenden Sandwehen (vgl. Abb. 15 auf Taf. V und Erläuterungen auf S. 52) wurden ebenso auf der geologischen Karte wie die Wanderdünen eingetragen, wobei die einzelnen Dünenzüge möglichst in wenigen Tagen festgelegt wurden, damit die eingetragene Lage der einzelnen Wanderdünen möglichst einem bestimmten Zeitpunkte der Wanderung entspricht. In der südlichen Namib konnten dabei viele verschiedene Dünenzüge von einander unterschieden werden. So durchziehen z. B. das Pomonagebiet Züge kleiner Dünen im Westen, während ein Zug hoher Dünen das Pomonagebiet am östlichen Rande von S. S. O. nach N. N. W . durchschneidet. Fig. 6 auf S. 41, deren Wiedergabe zu anderen Zwecken erfolgte, stellt einige der grösseren Dünen dar. Die grossen Dünen erreichen Höhen von über 40 m, während dazwischen kleinere Dünen

38 von wenigen Metern Höhe liegen. Die grossen Wanderdünen stehen fast still. Sie sind zumeist an Erhebungen des Untergrundes angelehnt. Aus dieser Anlagerung an Erhebungen des Untergrundes erklärt sich die unregelmässige Gestalt, die manche dieser Dünen annehmen, auch das Zusammenlaufen mehrerer Dünen. An ihrem Nordabfalle bilden sich eigentümliche Steilabstürze, die dem Hauptabsturz an der Leeseite entsprechen. Einzelne grosse Sandmassen lösen sich an den Leeseiten aus diesen grossen stationären Wanderdünen, die als Zwerge oder Embryonen den grossen gegenüberstehen. Diese kleineren wandern rasch von den grösseren fort. In kurzer Frist haben sie den Raum nach der nächsten grossen Düne durcheilt und vereinigen sich mit dieser. Gerade dieser Gegensatz in der Bewegung der grossen Dünen gegenüber den kleinen ist auffallend. Ich kann hier nur einen Hinweis auf dieses K a l b e n d e r D ü n e n geben, wie ich auch viele andere Einzelheiten meiner Beobachtungen an den Wanderdünen erst bei späterer Gelegenheit besprechen kann. Die W i n d s t ä r k e n in diesem Deflation, Korrasion, Sandwehen und Barchane zeigenden Gebiete sind in ihrer Gesamtheit nicht so gross, wie man vielleicht annehmen möchte. Anemometer-Beobachtungen bei Bogenfels ergeben folgende Ziffern der Windgeschwindigkeit in Sekundenmetern nach Prozenten der Jahresbeobachtungen, auf Grund von dreimal täglich angestellten Terminbeobachtungen. Zum Vergleich sind Beobachtungen über die Windgeschwindigkeiten in einzelnen Teilen bezw. an einzelnen Orten Deutschlands beigefügt 4 0 .

Bogenfels 1916 1917 Nordseeküste Ostseeküste Westdeutschland Südl. Mitteldeutschland Süddeutschland Deutschland. Mittel

Prozente unter 5 37.7 46.8 65.6 64.5 71.5 76.0 77.7 71.8

der J a h r e s b e o b a c h t u n g e n 5—10 10—15 über 15 m/sec 43.6 0.9 17.8 35.1 166 2.5 25.7 24.6 20.2 19.2 16.6 21.0

7.6 8.0 6.3 4.1 5.0 5.8

1.4 2.8 2.1 0.7 0.9 1.4

Jahresmittel 6.6 6.1 4.? 5.0 4.4 4.0 4.0 4.3

Höhenstationen: Brocken 29.1 23.7 328 14.4 8.7 Claustal 45.2 42.7 11.4 0.7 5.9 Wir sehen, dass die Windgeschwindigkeit auf dem Oberharze mit der in der Namibwüste Südwestafrikas ungefähr übereinstimmt. Höhere Windgeschwindigkeiten allein können alle die Wüstenerscheinungen nicht hervorrufen. E s bedarf der anderen Faktoren des ariden Klimas, vor allem der geringen Niederschläge. Auffallend ist das Vorwalten der mittleren Windgeschwindigkeiten in der Wüste, das gegenüber manchen Orten, z. B. Nord- und Westdeutschlands, starke Zurücktreten der hohen

39 Windgeschwindigkeit in der Wüste. Windgeschwindigkeit über 20 m/sec wurde in der Zeit vom 1. I. 1916 bis Mitte 1918 in Bogenfels nur 10 mal beobachtet. Die höchste beobachtete Windgeschwindigkeit war 25.5 m/sec am 16. X I . 1917. Die Beobachtungen beziehen sich auf einen Punkt in einer Senke, was ich besonders betone, da auf den Höhen erheblich grössere Windgeschwindigkeiten auftreten und beobachtet worden sind. Alle diese Beobachtungen- höherer Windgeschwindigkeiten treten nur bei Südwind ein. Nur ganz ausnahmsweise wurden auch bei anderen Winden Windgeschwindigkeiten über 15 m/sec beobachtet, zweimal während des angegebenen Zeitraumes von 2 V« Jahren mit 15.5 und 16.5 m/sec. Eine Umformung der Dünen erfolgt sowohl bei der Einwirkung des Nord- wie Ostwindes, ist aber wegen der nur kurzen Dauer dieser anderen Windrichtungen bald wieder verwischt. Wirkungen der Korrasion und Deflation durch andere Winde als den Südwind treten fast nicht auf. Die jahreszeitliche Verteilung tritt aus der folgenden Tabelle besser hervor. Zahl der Beobachtungen. 0 - 5 5-10 10-15 15-20 über 20 m/sec Januar/März 1916 — 60 154 56 3 April/Juni 1916 — — 147 110 16 Juli/September 1916 — — 146 105 25 — Oktober/Dezember 1916 61 109 99 6 Januar/März 1917 74 126 67 1 2 April/Juni 1917 — 160 82 28 3 Juli/September 1917 164 72 33 5 2 Oktober/Dezember 1917 114 104 44 3 13 Die W i n d w i r k u n g im einzelnen ist äusserst mannigfach. Habe ich schon auf die grossen Hohlformen hingewiesen, die der Wind durch Deflation unter wesentlicher Mitwirkung der chemischen Verwitterung schafft, so ist auch der vielen, oft in weiter Ausdehnung auftretenden K l e i n f o r m e n zu gedenken, die wesentlich durch Korrasion entstehen. Die Korrasion wirkt ausschleifend, schafft nicht nur kleine Rinnen und Rillen, sondern auch grössere Schluchten und Talfurchen. Sie entstehen in den verschiedensten Gesteinen mit wechselnder Ausbildung im Einzelnen. Eine besondere eigenartige Form wird in den massigen Hauptdolomiten des Kambriums ausgearbeitet, indem in ihnen, unbekümmert um die Schichtung, längere talartige Rinnen, oft in einer grossen Zahl neben einander, fast parallel, durch die Windkorrasion eingegraben sind. Fig. 5 (S. 41) gibt eine nach meinen geologischen Aufnahmen gezeichnete Skizze in 1 : 2 5 0 0 0 wieder (der Übersichtlichkeit wegen ohne Höhenlinien), in der nicht alle Rücken und Rinnen von einander getrennt werden konnten. Denn die Eintragung erwies sich bei ihrer grossen Zahl und dem Mangel an geeigneten Fixpunkten in diesem Wüstengebiete als unmöglich. Fig. 1 auf Tafel I gibt eine zugehörige photographische Aufnahme, von S . W .

40 nach N. O. über diese Rücken hinwegsehend, sodass die Windrichtung in dem Bilde von vorne rechts nach hinten links geht. Die Höhe der Rücken ist ungefähr gleich hoch, was aber nicht durch die heutigen Windverhältnisse hervorgerufen ist. Die Oberkante der Rücken ist bedingt durch die prämiocäne Landoberfläche. Zeugen der Eindeckung dieser alten Denudationsfläche sind in einzelnen Resten erhalten. Dies kommt auf der Kartenskizze in den kleineren und grösseren Flecken von Pomonaschichten zum Ausdrucke. Zu beachten ist dabei die grössere mit Flugsand und Schutt erfüllte Senke nördlich und nordwestlich von Theodorshöhe, in die die Reste der Pomonaschichten ebenso hinunterreichen, wie in andere alte Senken dieser prämiocänen Landoberfläche, von denen ich auf S . 28 schon berichtete. Auch die Springbockfläche, die z. T . am Rande noch angedeutet ist, gehört zu diesen alten Senken, die durch die jüngeren Denudationsvorgänge ungefähr bis zur alten Tiefe von den Eindeckungen frei gemacht sind. An diesen Senken, aber auch auf der freien Oberkante der mit den Eindeckungen überlagerten tertiären Landoberfläche hat die Korrasion angegriffen, nachdem chemische Verwitterung, Insolation und Deflation vorgearbeitet hatten. Die Reste der Eindeckungen durch die Pomonaschichten sind auf der Fig. 1 der Tafel I links im Vordergrunde und im Hintergrunde sichtbar. Die Tiefe, bis zu der die Korrasion eingeschnitten hat, ist bei allen Rinnen ungefähr gleich. Ähnliche Bilder wie hier aus dem östlichen Pomonagebiet lassen sich auch von anderen Stellen der Namib wiedergeben. Sehr schön ist diese Kuppenlandschaft auch nördlich von Bogenfels, im östlichen Teile des Südblockes der Vereinigten Diamant-Minen, wie nördlich vom Granitberg ausgebildet. Eine grosse Ähnlichkeit haben diese K o r r a s i o n s r ü c k e n u n d - r i n n e n mit den von S v e n H e d i n beschriebenen Jardangs 4 1 aus dem Lop Nor Gebiet Zentralasiens. Sie sind eingegraben in einen tonigen Seeboden, im einzelnen unregelmässig, aber im grossen parallel, ähnlich meinem Beispiele, das uns allerdings die Einwirkung auf ein härteres Gestein, Dolomite, zeigt. Auch die Jardangs haben eine steilere dem Winde zugekehrte Seite, eine flachere im Windschatten. Sven Hedin weist darauf hin, dass die Rinnen zwischen den Rücken die Sandbewegung leiten. Wanderdünen treten im Gebiete der Jardangs nicht auf, dagegen wohl im Gebiete meiner Dolomitkuppenlandschaft. Ich werde die beiden einander ähnlichen Bildungen in der späteren Gesamtdarstellung weiter vergleichen. Die zwischen den Rinnen befindlichen Rücken sind auch wechselvoll gestaltet. Mannigfache Hohlfurchen am Gehänge in der Windrichtung, das Herausarbeiten aller Härteunterschiede, wie der feinsten Quarztrümer, sind nur Einzelerscheinungen von der rastlosen Arbeit der unzähligen Sandkörner, welche diese Rücken und Rinnen ausgeschliffen haben. Bei dem weiteren Fortschreiten der Korrasion werden die Rücken in einzelne in der Windrichtung gestreckte Kuppen zerlegt, mit einer

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