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German Pages XIII, 345 [354] Year 2020
Bernd Heesen
Basiswissen Bilanzplanung Schneller Einstieg in die individuelle Unternehmensplanung . Auflage
Basiswissen Bilanzplanung
Bernd Heesen
Basiswissen Bilanzplanung Schneller Einstieg in die individuelle Unternehmensplanung 3. Auflage
Bernd Heesen Marktschellenberg, Deutschland
ISBN 978-3-658-30340-2 ISBN 978-3-658-30341-9 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-30341-9 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2016, 2017, 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Planung/Lektorat: Vivien Bender Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser Dieses Buch ist Teil einer Buchserie. Jeweils aufeinander aufbauend (sogar da, wo möglich, mit dem gleichen Zahlenmaterial) werden • Bilanzanalyse • Bilanzplanung Insolvenzerkennung auf der Basis der Bilanz- und GuV Zahlen • Unternehmensbewertung der Gesellschaft auf Basis der Bilanz- und GuV Zahlen dargestellt. Hier in diesem Buch möchte ich aber zunächst die Basis für Band vier (Unternehmensbewertung) legen. Ich zeige Ihnen, wie man mathematisch sauber und basierend auf Logik Planungen aufbaut, um dann im dritten Buch die Bauco GmbH (so heißt die Firma, die wir im ersten Buch dieser Reihe ‚Basiswissen Bilanzanalyse – Schneller Einstieg in Jahresabschluss, Bilanz und GuV im Detail ‚seziert‘ haben) mit den schon bekannten Ausgangszahlen zu bewerten. Daher werden in diesem Werk erst einmal keine bekannten Zahlen auftauchen. Dennoch werden sich die Leserinnen und Leser von ‚Basiswissen Bilanzanalyse‘ wiederfinden, denn wir werden dann die von uns geplanten GuVs und Bilanzen wieder mit den bekannten Kennzahlen analytisch gegenprüfen. Und wenn Sie sich die Auswertungen der Planung im Excel-Tool anschauen, dann haben Sie sicherlich ein ‚déjà vue‘ Erlebnis. Sie kennen nämlich die Excel-Tabellenblätter und die Analysen bereits aus dem genannten Buch, hier allerdings in einer verkürzten Version.
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Vorwort
Wie Sie eventuell schon aus o. g. Buch wissen, geht es mir darum, Leserinnen und Leser ohne weitergehende Kenntnisse in die Lage zu versetzen, selbst Analysen des Zahlenwerkes (GuV und Bilanz) und hier in diesem Buch jetzt GuVund Bilanzplanungen erstellen zu können. Und dies nicht mit Tausenden von Buchungssätzen, sondern auf der Basis von Logik, die wir mathematisch umsetzen. Allerdings, Sie müssen mein genanntes Buch nicht gelesen haben, um hier einzusteigen. Schritt für Schritt zeige ich Ihnen, natürlich auch wieder mit einem Excel-Tool, wie Sie an die Planung herangehen und wie Sie auf der Grundlage Ihrer unternehmensspezifischen Ziele eine Planung aufbauen können, bei deren Präsentation (durch Sie selbst natürlich) Dritte ‚den Hut ziehen werden‘. Für die Leserinnen und Leser des ersten Buches in dieser Reihe mag hier und da eine Wiederholung auftauchen, aber das bringt Sie dann auch wieder sofort ins Thema, ohne dass Sie nachschlagen müssen. Dieses Buch soll erneut ein Buch für Praktiker sein, die jetzt eine Planung erstellen wollen bzw. müssen. Was es aber wieder nicht sein soll, ist ein akademisches Lehrbuch, denn wir wollen erneut ganz und gar auf Paragrafen und Quellen aus der Literatur verzichten und die Planung von Bilanz und GuV aus analytischer Sicht als das betrachten, was sie eigentlich ist: sehr einfach! Die Planung des Zahlenwerkes ist genau wie die Analyse • mit geringen bzw. fast gar keinen buchhalterischen Kenntnissen und • mit wenigen Kennzahlen • auf wirklich einfachem mathematischem Niveau möglich und dies auch wieder in einer Tiefe, die Sie noch verwundern wird bzw. die Sie (mit nur geringen Vorkenntnissen) nie für möglich gehalten haben. Sie werden sogar nach Durcharbeitung dieses Buches eine rollierende Planung selbst erstellen können. Aber es ist auch ein Buch für Finanzer, die häufig mit Abschlüssen zu tun haben und planen müssen. Lassen Sie erneut das Komplexe beiseite und integrieren Sie in Ihre Planung Ihre Erkenntnisse aus dem laufenden Geschäftsbetrieb bzw. Ihre Ziele für das/die nächste(n) Jahr/Jahre. Der Schreibstil ist wie immer locker und einfach. Aber auch dieses Buch ist kein Buch für ‚Dummies‘. Es ist erneut mein Anspruch, Sie trotz leichter und lockerer Sprache dennoch tief in das Planungsverständnis und die Planungsanpassung (bei GuV und Bilanz) einzuführen, auch wenn Sie nur geringe und/oder keine Vorkenntnisse haben.
Vorwort
VII
Es ist aber daher auch ein Buch für Leserinnen und Leser, die sich „reinknien“ wollen und ich sichere Ihnen zu, dass Sie nach Durcharbeiten dieses Buches (die reine Lektüre wird leider auch hier nicht ausreichen) Abschlüsse in beneidenswerter Tiefe logisch und belastbar planen können. Wie in allen meinen Büchern, wird die Vorgehensweise der Analyse anhand eines Excel-basierten Beispiels (wie oben bereits angeführt) erklärt. Dieses Excel-Tool können Sie in der fertigen Version und in einer Übungsversion (damit können Sie dann selbst 1:1 die Analyseschritte am Rechner nachvollziehen) gerne von mir beziehen. Bitte schauen Sie (erneut) auf meine Internetseiten www.ifak-bgl.com und www.abh-partner.de bzw. auf die Seite des Springer Verlages www.springer. com. Dort liegen die Buchtools zum kostenfreien Download bereit. Alternativ kontaktieren Sie mich per Email unter [email protected] bzw. Bernd. [email protected] und ich sende Ihnen die Dateien gerne zeitnah zu. Im Fall von Fragen zu den Excel-Tools und/oder zu den Inhalten im Buch, zögern Sie bitte ebenfalls nicht, mich zu kontaktieren – ich antworte ganz sicherlich, ebenfalls zeitnah. Und haben Sie keine Angst vor dem Excel-Tool – es handelt sich nicht um ein Makro, sondern um einfache Tabellenkalkulation. Somit können Sie dieses ‚Planungsprogramm‘ auch selbstständig jederzeit um eigene Berechnungen und Anmerkungen erweitern. Wir werden jetzt in diesem Buch 2 ‚Planungsumläufe‘ durchsprechen. • ‚Greenfield‘, also ein ‚Start-up‘ und dann • eine Fortschreibung einer bereits bestehenden Gesellschaft. Also, lassen Sie sich (erneut) überraschen, wie einfach doch ein Zahlenwerk zu planen ist, auch wenn Sie nur eingeschränkte oder sogar gar keine Vorkenntnisse haben. Viel Spaß oder besser viel Leidenschaft! Marktschellenberg im April 2020
Bernd Heesen
Inhaltsverzeichnis
1 Aufbau der Planung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1 Plan-Zahlenwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.1.1 Plan GuV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.1.2 Die wesentlichen Posten der GuV im Überblick. . . . . . . . 5 1.1.3 Plan Bilanz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.1.4 Die wesentlichen Bilanzposten im Überblick. . . . . . . . . . 16 1.1.5 Planung von Gesellschaften mit digitalen Geschäftsmodellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 1.1.6 Planung in Zeiten außergewöhnlicher Krisen . . . . . . . . . . 31 1.2 Ausgangs-Plandaten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 1.2.1 GuV bezogene Ziel-Plangrößen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 1.2.2 Bilanz bezogene Ziel-Plangrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 1.3 Planungsvorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 2 Bilanzplanung des ersten Jahres. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 2.1 Ziel Umsatzerlöse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 2.2 Kapitalumschlag (Faktor) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 2.3 Eigenkapital bzw. -quote. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 2.4 Alternative Berechnungen beim Eigenkapital. . . . . . . . . . . . . . . . . 46 2.5 Aus dieser alternativen Berechnung ableitbare Planwege und Kalkulationen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 2.6 Anlagevermögen bzw. Anlagenintensität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 2.7 Zusammenfassung erste Planschritte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 2.8 Alternative Berechnungen zum Anlagevermögen. . . . . . . . . . . . . . 57 2.9 Vorräte und deren Planung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 2.10 Alternative Berechnungen bei der Vorratsplanung. . . . . . . . . . . . . 64 2.11 Vorratsumschlag. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 IX
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2.12 Alternative Planrechnungen zum Vorrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 2.13 Forderungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 2.13.1 Debitorisches Ziel (zunächst ohne Berücksichtigung von EU-Exporten). . . . . . . . . . . . . . . . . 71 2.13.2 Debitorisches Ziel (mit Berücksichtigung von EU-Exporten). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 2.14 Liquide Mittel (Kasse und Bank bzw. Wertpapiere des Umlaufvermögens). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 2.15 Alternative Berechnungen zu den liquiden Mitteln. . . . . . . . . . . . . 81 2.16 Rückstellungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 2.17 Verbindlichkeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 2.18 Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (Kreditoren). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 2.19 Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten. . . . . . . . . . . . . . . . . 89 2.20 Die Planbilanz des ersten Jahres . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 2.21 Aktiva und Passiva nach HGB Gliederungsschema. . . . . . . . . . . . . 93 3 Planung der GuV im ersten Jahr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 3.1 Rohertrag und Einstandskosten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 3.2 Personalkostenintensität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 3.3 Abschreibungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 3.4 Sonstige betriebliche Aufwendungen (S.b.A.). . . . . . . . . . . . . . . . . 107 3.5 Finanzergebnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 3.5.1 Zinsen und Erträge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 3.5.2 Zinsen und ähnliche Aufwendungen. . . . . . . . . . . . . . . . . 112 3.6 Jahresüberschuss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 3.7 Ergebnis vor Steuern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 3.8 Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . 123 3.9 Betriebsergebnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 3.10 Sonstige betriebliche Aufwendungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 3.11 Die fertige Plan GuV des ersten Jahres. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 3.12 Abschließende Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 3.13 Die Detail-GuV nach HGB-Gliederungsschema. . . . . . . . . . . . . . . 132 4 Analyse des ersten Planungsjahres. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 4.1 Die notwendigen GuV und Bilanzposten und anstehende Auswertungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 4.2 Der 1. Analyseblock: Vermögen und langfristige Finanzierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
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4.3
4.4
XI
4.2.1 Kapitalumschlag (Faktor) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 4.2.2 Eigenkapitalquote. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 4.2.3 Liquidität als Faktor zu den monatlichen Personalkosten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 4.2.4 Anlagendeckung A („Goldene Finanzierungsregel“) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 4.2.5 Anlagendeckung B („Silberne Finanzierungsregel“) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 4.2.6 Gesamtwürdigung 1. Analyseblock. . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Der 2. Analyseblock: Kennzahlenanalyse Liquidität & Cash Flow. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 4.3.1 Liquidität I. Grades . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 4.3.2 Liquidität II. Grades. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 4.3.3 Forderungen in der dynamischen Betrachtung (auf einer Zeitschiene). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 4.3.4 Liquidität III. Grades. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 4.3.5 Vorräte in der dynamischen Betrachtung. . . . . . . . . . . . . . 175 4.3.6 Weitergehende Betrachtungen zu Liquidität. . . . . . . . . . . 184 4.3.7 Die Kreditoren in der dynamischen Betrachtung. . . . . . . . 189 4.3.8 Der Cash Cycle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 4.3.9 Der Cash Conversion Cycle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 4.3.10 Der Cash Flow. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 4.3.11 Gesamtwürdigung 2. Analyseblock. . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 Der 3. Analyseblock: Ertragskraft und operative Stärke. . . . . . . . . 214 4.4.1 Umsatzrendite (ROS – Return on Sales). . . . . . . . . . . . . . 215 4.4.2 Kapitalrendite (ROC – Return on Capital). . . . . . . . . . . . . 217 4.4.3 Material und bezogene Leistungen (kurz Materialquote) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 4.4.4 Personalkostenquote. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 4.4.5 Sonstige betriebliche Aufwendungen als Quote . . . . . . . . 224 4.4.6 Zinsaufwandsquote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 4.4.7 Zinsdeckungsquote. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 4.4.8 Dynamische Verschuldung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 4.4.9 Gesamtwürdigung 3. Analyseblock. . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 4.4.10 ‚Executive Summary‘ und Liquiditätsstatus . . . . . . . . . . . 235
5 Planung des zweiten Jahres. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 5.1 Ziel Umsatzerlöse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 5.2 Anlagevermögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
XII
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5.3 5.4
Vorräte bzw. Vorratsreichweite. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 Debitorisches Ziel (mit Berücksichtigung von EU-Exporten) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 5.5 Liquidität (Kasse/Bank und Wertpapiere des Umlaufvermögens), Kreditoren, Material- und Personalkosten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 5.5.1 Material und Materialintensität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 5.5.2 Das kreditorische Ziel (mit Berücksichtigung der EU-Importe) . . . . . . . . . . . . . . 254 5.5.3 Personalkosten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 5.5.4 Minimalanforderung Liquidität (Kasse/Bank und Wertpapiere des Umlaufvermögens). . . . . . . . . . . . . . 260 5.5.5 Der Cash Cycle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 5.6 Rückstellungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 5.7 Eigenkapital und GuV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264 5.7.1 Abschreibungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 5.7.2 Sonstige betriebliche Aufwendungen. . . . . . . . . . . . . . . . 267 5.7.3 Betriebsergebnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269 5.7.4 Finanzergebnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270 5.7.5 Steuern und Jahresüberschuss. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 5.7.6 Eigenkapital. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 5.8 Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286 5.9 Detail Bilanz und GuV nach HGB Gliederungsschema . . . . . . . . . 287 6 Analyse des zweiten Planungsjahres. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 6.1 Der 1. Analyseblock: Vermögen und langfristige Finanzierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 6.1.1 Kapitalumschlag (Faktor) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 6.1.2 Eigenkapitalquote. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 6.1.3 Liquidität als Faktor zu den monatlichen Personalkosten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 6.1.4 Anlagendeckung A („Goldene Finanzierungsregel“) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 6.1.5 Anlagendeckung B („Silberne Finanzierungsregel“) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 6.1.6 Gesamtwürdigung 1. Analyseblock. . . . . . . . . . . . . . . . . . 301
Inhaltsverzeichnis
6.2
6.3
XIII
Der 2. Analyseblock: Kennzahlenanalyse Liquidität & Cash Flow. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302 6.2.1 Liquidität I. Grades . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302 6.2.2 Liquidität II. Grades. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304 6.2.3 Liquidität III. Grades. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305 6.2.4 Debitorisches Ziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307 6.2.5 Kreditorische Ziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 6.2.6 Reichweite der Liquidität (in Umsatztagen) . . . . . . . . . . . 310 6.2.7 Vorratsreichweite (in Umsatztagen) und Vorratsumschlag. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312 6.2.8 Vorratsreichweite zu Jahresüberschuss . . . . . . . . . . . . . . . 315 6.2.9 Der ‚Cash Cycle‘. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317 6.2.10 Der ‚Cash Conversion Cycle‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319 6.2.11 Cash Flow und Cash Flow Marge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320 6.2.12 Gesamtwürdigung 2. Analyseblock. . . . . . . . . . . . . . . . . . 324 Der 3. Analyseblock: Ertragskraft und operative Stärke. . . . . . . . . 325 6.3.1 Umsatzrendite (ROS – Return on Sales). . . . . . . . . . . . . . 326 6.3.2 Kapitalrendite (ROC – Return on Capital). . . . . . . . . . . . . 328 6.3.3 Material und bezogene Leistungen (kurz Materialquote) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330 6.3.4 Personal(kosten)quote bzw. Personal(kosten)intensität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 6.3.5 Sonstige betriebliche Aufwendungen als Quote . . . . . . . . 332 6.3.6 Zinsaufwandsquote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334 6.3.7 Zinsdeckungsquote. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336 6.3.8 Dynamische Verschuldung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337 6.3.9 Gesamtwürdigung 3. Analyseblock. . . . . . . . . . . . . . . . . . 340
7 Abschließende Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341
1
Aufbau der Planung
Wir wollen im Folgenden die GuV und die Bilanz auf einem mittleren Detaillierungsniveau planen. In einem späteren Schritt können wir dann auch die zum maximalen Gliederungssystem laut HGB fehlenden Posten noch einpflegen. Sehr häufig reicht aber das von uns angestrebte Niveau aus. Wir werden dann auch in zwei Umläufen planen. Zuerst werden wir eine Gesellschaft im ersten Jahr planen, um uns mit den notwendigen Berechnungen vertraut zu machen. Dann schreiben wir diese Gesellschaft fort und planen die nächste Periode. In beiden Planungsumläufen werden wir aber andere Schwerpunkte setzen. Während das erste Jahr eine Planung eher für eine Bank sein wird, planen wir das zweite Jahr aus der (eigenen) Managementperspektive. Dabei steigern wir auch gleichzeitig unseren Anspruch und damit den Schwierigkeitsgrad. Planungen können durchaus unterschiedlich sein, denn die Adressaten schauen auch unterschiedlich auf Planungen. Also bekommt jeder das, was er sehen möchte. Allerdings, für mich ist immer die Planung aus Managementsicht relevant, in unserem Fall also der 2. Umlauf hier in diesem Buch. Dann fangen wir an!
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 B. Heesen, Basiswissen Bilanzplanung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30341-9_1
1
2
1 Aufbau der Planung
1.1 Plan-Zahlenwerke 1.1.1 Plan GuV So wird später die von uns geplante GuV aussehen: Plan - GuV
Jahr 2
Jahr 1
Gesamterlöse/Umsatzerlöse
63.000 100,0%
70.000
100,0%
Material & bezogene Leistungen
30.870
49,0%
32.900
47,0%
Bruttoertrag/Rohertrag/Wertschöpfung
32.130
51,0%
37.100
53,0%
Personalaufwand
23.940
38,0%
24.371
34,8%
AfA (Basis: Immat. & SAV)
1.525
2,4%
1.725
2,5%
Sonst. betriebliche Aufwendungen
3.849
6,1%
3.868
5,5%
Betriebsergebnis
2.816
4,5%
7.136
10,2%
3 278 -274
0,0%
0,0%
-0,4%
10 413 -403
-0,6%
2.542
4,0%
6.733
9,6%
0
0,0%
0
0,0%
2.542
4,0%
6.733
9,6%
712
1,1%
1.885
2,7%
1.830
2,9%
4.848
6,9%
Zinserträge Zinsaufwendungen Finanzergebnis Ergebnis d. gew. Geschäftstätigkeit (EGT) Außerordentliche Ergebnis Ergebnis vor Steuern
Steuern Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
0,4%
Diese Darstellung finden Sie im Excel Tabellenblatt ‚Plan-GuV‘
0,6%
1.1 Plan-Zahlenwerke
3
„Das sieht einfach aus“, werden Sie sich denken. Ist es ja auch. Und von diesem Status können wir dann die GuV weiter entwickeln auf das große HGB Vollformat. GuV (Kalender) Jahr Periode
Jahr 1 T€
Jahr 2 T€
1.
Gesamterlöse/Umsatzerlöse
2.
Bestandsveränderungen (Erhöhung +; Verminderung -)
0
0,0%
0
0,0%
3.
Andere aktivierte Eigenleistungen
0
0,0%
0
0,0%
4.
Sonstige betriebliche Erträge
0
0,0%
0
0,0%
Betriebsleistung
63.000 100,0%
63.000 100,0%
70.000 100,0%
70.000 100,0%
5.
Materialaufwand
30.870
49,0%
32.900
47,0%
5.1
… für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und bezogenen Waren
27.720
44,0%
30.100
43,0%
5.2
… für bezogene Leistungen
3.150
5,0%
2.800
4,0%
Bruttoertrag/Rohertrag/Wertschöpfung
32.130
51,0%
37.100
53,0%
6.
Personalkosten
23.940
38,0%
24.371
34,8%
6.2
… davon Löhne & Gehälter
0
0,0%
0
0,0%
6.3
… davon soziale Abgaben/Aufwendungen für Altersverversorgung
0
0,0%
0
0,0%
7.
Abschreibungen
7.1
… davon auf Vermögensgegenstände des Anlagevermögens
7.2
… davon auf Vermögensgegenstände des Umlaufvermögens
8.
Sonstige betriebliche Aufwendungen
3.849
6,1%
3.868
5,5%
Betriebsergebnis
2.816
4,5%
7.136
10,2%
Erträge aus Beteiligungen
0
0,0%
0
0,0%
…davon aus verbundenen Unternehmen
0
0,0%
0
0,0%
Erträge aus Wertpapieren und Ausleihungen des Finanz-AV
0
0,0%
0
0,0%
…davon aus verbundenen Unternehmen
0 3 0
0,0%
0,0%
0,0%
0 10 0
0
0,0%
0
0,0%
278 0 -274
0,4%
0,0%
-0,4%
413 0 -403
-0,6%
2.542
4,0%
6.733
9,6%
9. 9.1 10. 10.1 11. 11.1 12.
1.525
Sonstige Zinsen und Erträge …davon aus verbundenen Unternehmen
Abschreibungen auf Finanzanlagen/Wertpapiere des UV 13. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 13.1 …davon an verbundene Unternehmen Finanzergebnis
2,4%
0
0,0%
0
0,0%
0,0%
0,0%
1.725
2,5%
0
0,0%
0
0,0%
0,0% 0,0% 0,6%
14.
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT)
15.
Außerordentliche Erträge
0
0,0%
0
0,0%
16.
Außerordentliche Aufwendungen
0
0,0%
0
0,0%
17.
Außerordentliche Ergebnis
0
0,0%
0
0,0%
2.542
4,0%
6.733
9,6%
0
0,0%
0
0,0%
0
0,0%
0
0,0%
712
1,1%
1.885
2,7%
1.830
2,9%
4.848
6,9%
Ergebnis vor Steuern 18. 19.
20.
Steuern vom Einkommen und Ertrag Sonstige Steuern Steuern gesamt Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
Diese Darstellung finden Sie im Excel Tabellenblatt ‚Detail-GuV‘
4
1 Aufbau der Planung
Das sieht schon anders aus. Aber auch das ist dann einfach. Stören Sie sich bitte nicht an den grau unterlegten Feldern (im Excel sind diese gelb unterlegt). Dort kann man nämlich noch Feinheiten und Details später einpflegen. Weitere Reduktionen der Komplexität, ähnlich den Darstellungen im Buch ‚Basiswissen Bilanzanalyse‘ können wir kaum noch erreichen, da wir ja schon auf Basis der Haupt-GuV-Posten planen. Das wird dann bei der Bilanz wieder einfacher möglich sein. Struktur Gewinn- und Verlustrechnung
Jahr 1 T€
%
Jahr 2 T€
%
Umsatzerlöse
63.000 100,0%
70.000 100,0%
Material/Fremdleistungen
30.870
49,0%
32.900
47,0%
DB/Rohertrag
32.130
51,0%
37.100
53,0%
Personal
23.940
38,0%
24.371
34,8%
Abschreibungen
1.525
2,4%
1.725
2,5%
Sonstige betriebl. Aufwendnungen
3.849
6,1%
3.868
5,5%
Betriebsergebnis/EBIT
2.816
4,5%
7.136
10,2%
-274
-0,4%
-403
-0,6%
2.542
4,0%
6.733
9,6%
0
0,0%
0
0,0%
2.542
4,0%
6.733
9,6%
712
1,1%
1.885
2,7%
1.830
2,9%
4.848
6,9%
Finanzergebnis
Ergebnis der gewöhlichen Geschäftstätigkeit (EGT) Außerordentliches Ergebnis
Ergebnis vor Steuern
Steuern
Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
Diese Darstellung finden Sie im Excel Tabellenblatt ‚Struktur-GuV‘
1.1 Plan-Zahlenwerke
5
1.1.2 Die wesentlichen Posten der GuV im Überblick Für die Leserinnen und Leser, die nur geringe Vorkenntnisse haben, erläutere ich im Folgenden kurz die einzelnen GuV-Posten. Sollten Sie sich hier schon auskennen, springen Sie einfach zu Punkt ‚1.1.3 Plan-Bilanz‘ oder noch weiter zu Punkt 1.2 ‚Ausgangs-Plandaten‘, wenn sie sich auch bei den Bilanzposten auskennen. Umsatzerlöse Unter dem Posten Umsatzerlöse (Sie können auch Gesamterlöse oder nur Erlöse sagen) sind all jene Erträge auszuweisen, die sich typisch für den Geschäftszweig des Unternehmens oder der Verfolgung des eigentlichen Unternehmenszweckes, also aus der „gewöhnlichen Geschäftstätigkeit“ ergeben. Für Unternehmen, die eine GuV erstellen, gilt, dass ein Umsatz mit dem Zeitpunkt der Rechnungserstellung gebucht werden muss, unabhängig von einem späteren Zahlungseingang. Als Umsatzerlöse sind jene Beträge auszuweisen, welche die Vertragspartner sowie gegebenenfalls Dritte aufzuwenden haben, um die Lieferungen oder Leistungen zu erhalten. Abzüglich hierzu sind jedoch Erlösschmälerungen und Umsatzsteuern zu betrachten. Als Beispiele für Erlösschmälerungen sind hier Skonti, Rabatte, Boni sowie andere Nachlässe, aber auch zurückgewährte Entgelte wie Preisminderungen wegen Mängelrügen, Kulanz, Gutschriften für in Rechnung gestellte Verpackungs- und Frachtkosten, Rückwaren usw. zu nennen. Übergang von den Umsatzerlösen zur Betriebsleistung Diese drei Posten finden Sie im Excel in der detaillierten GuV – wir planen sie aber erst einmal nicht. a) Erhöhungen oder Verminderungen des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen Bestandserhöhungen können durch Produktion ins Lager entstehen und Bestandsminderungen durch Lagerabbau. Es werden also bewertete Bestandsdifferenzen der Erzeugnisse seit dem Ende des letzten Geschäftsjahres, welche auf Mengen- und/oder Wertänderungen zurückzuführen sind, hier ausgewiesen. Bewertete Bestandmehrungen haben positive und bewertete Bestandsminderungen haben negative Vorzeichen in der Gewinn- und Verlustrechnung.
6
1 Aufbau der Planung
Die ausgewiesenen Veränderungen beziehen sich allerdings nur auf die Halbfertig- und Fertigprodukte, Veränderungen bei den Roh- Hilfs- und Betriebsstoffen sowie Handelswaren werden hier nicht ausgewiesen. Dies hat buchhalterische Gründe, die aber entsprechende Vorkenntnisse verlangen und darauf wollen wir ja bewusst verzichten. b) Andere aktivierte Eigenleistungen Bei den aktivierten Eigenleistungen handelt es sich um im Unternehmen selbst erstellte und zur Eigenverwendung bestimmte und bewertete Güter, wie z. B. selbst erstellte Um- oder Ausbauten, Anlagen, Maschinen, Modelle, Vermögensgegenstände des Umlaufvermögens (nicht aber Erzeugnisse), Werkzeuge sowie aktivierte Großreparaturen, Montagen usw. Wichtig ist, dass sie selbst erstellt wurden. Werden die Aufwendungen dafür nicht in der GuV gebucht, sondern als Sammelposten in die Bilanz eingestellt, sprechen wir von ‚Aktivierung‘. Selbst erstellte immaterielle Wirtschaftsgüter (Patente, Lizenzen, Softwareprogramme) können seit einigen Jahren unter engen Voraussetzungen auch aktiviert werden. c) Sonstige betriebliche Erträge Darunter sind alle Erträge aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit zu buchen, die nicht direkt aus der Veräußerung von Waren oder Dienstleistungen resultieren, sondern vielmehr aus Bewertungen (Wertaufholung oder -minderung), Vorsichtsmaßnahmen (Auflösung von Rückstellungen) oder erfolgreichem Verhandeln (Provisionen, Rabatte und Lizenzeinnahmen) als Ertrag eingehen. Als Beispiele sind hier Auflösungsbeträge von zu hohen Rückstellungen, Zuschreibungserträge sowie Gewinnsalden aus dem Verkauf von Vermögensgegenständen des Anlagevermögens zu nennen. Ist sozusagen der Verkehrswert und/oder Liquidationserlös beim Verkauf eines Vermögensgegenstandes größer als der Buchwert, sprechen wir auch von (gehobenen) stillen Reserven. Die Addition dieser drei letztgenannten Größen zu den Umsatzerlösen führt uns zur sogenannten Betriebsleistung Umsatzerlöse +/− Erhöhungen oder Verminderungen des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen + Andere aktivierte Eigenleistungen + Sonstige betriebliche Erträge ======================================== = Betriebsleistung
1.1 Plan-Zahlenwerke
7
Materialaufwand Bei dieser Position werden zum einen die Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe (RHBs) und für bezogene Waren und zum anderen die Aufwendungen für bezogene Leistungen angeführt. An dieser Stelle müssen wir aber ein wenig tiefer gehen. Beim Kauf von Waren sind zunächst nur die Bilanz-Konten Vorräte, Kasse oder Bank betroffen. Erst wenn z. B. per Materialentnahmeschein aus diesem Vorrat eine Menge entnommen wird, muss auch das hier angesprochene GuV-Konto ‚Material‘ verwendet werden. Bei bezogenen Dienstleistungen, z. B. Subunternehmerleistungen, erfolgt der Ausweis in diesem GuV-Konto direkt, weil diese Leistung dem finalen Produkt oder der finalen Dienstleistung sofort und eindeutig zuzuordnen ist. Der Materialaufwand kann dabei üblicherweise wie folgt ermittelt werden: Anfangsbestand an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe bzw. Waren (per Inventur) + Zugänge (via Rechnungen und/oder Belege) − Endbestand an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe bzw. Waren (durch Inventur) ======================================== = Materialverbrauch (als Abgänge) Bei den bezogenen Leistungen gibt es außerdem durchaus Diskussionsbedarf, weil die Abgrenzung zu den sonstigen betrieblichen Aufwendungen des Betriebes per Gesetz nicht genau definiert wurde. Es ist nämlich offen, ob bei der Position Materialaufwand nur der Bereich der Fertigung oder auch der Verwaltungs- und Vertriebsbereich mit einbezogen werden soll. Der Ausweis der bezogenen Leistungen für den Verwaltungs- und Vertriebsbereich kann daher auch bei den sonstigen betrieblichen Aufwendungen erfolgen und dies wird in den meisten Fällen auch so gehandhabt, d. h. die Rechnung des Steuerberaters finden wir sehr häufig unter dem Posten „Sonstige betriebliche Aufwendungen“. Mit den entsprechenden Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten bewertet, führt dieser Materialverbrauch dann zum Materialaufwand. Fremdleistungen für Reparaturen, Ausgaben für Leiharbeit und Lohnarbeit an Erzeugnissen sowie Aufwendungen für Fertigungslizenzen zählen zu den bezogenen Leistungen. Generell gilt: Sind die bezogenen Lieferungen und Leistungen dem eigentlichen Produkt und/oder der erstellten Dienstleistung zuzuordnen (und haben keinen allgemeinen Charakter wie Mieten, Strom, Reisekosten, Weiterbildung, Rechts- und Steuerberatung, etc.), werden sie hier bei Material und bezogene Leistungen gebucht.
8
1 Aufbau der Planung
Personalaufwand Unter dieser Position sind alle Entgelte der Arbeits- und Dienstleistungen aller Beschäftigten eines Unternehmens zu erfassen, welche in einem Geschäftsjahr bis zum Bilanzstichtag erbracht wurden. Dazu zählen hauptsächlich: • Löhne und Gehälter • Lohn- bzw. Einkommensteuer • Sozialversicherungsbeiträge • Pensionsrückstellungen • Zusatzleistungen. Auszuweisen sind hier Bruttobeträge, womit man die Nettolöhne zuzüglich der einzubehaltenden Lohn- und Kirchensteuern ebenso meint wie vermögenswirksame Leistungen sowie freiwillige Neben- und Sozialleistungen, jedoch auch gesetzliche Sozialabgaben und Aufwendungen für die Altersversorgung. Zeitlich gesehen ist immer die periodische Aufwandsverursachung und nicht der Zahlungszeitpunkt entscheidend. Abschreibungen (AfA – Absetzung für Abnutzung) Abschreibungen sollen den Werteverzehr von Wirtschaftsgütern im Unternehmen abbilden. Sie sind zahlungsunwirksame Aufwendungen (Sie müssen den Abschreibungsbetrag ja nicht an eine dritte Person überweisen), die den Unternehmensgewinn senken. Abschreibungen werden auch Absetzungen für Abnutzung (AfA) genannt. Diese Absetzungen sind berechnete Werte über die Nutzungsdauer des Wirtschaftsgutes. Anlagegegenstände werden als abnutzbar gesehen, wenn deren Nutzung zeitlich begrenzt ist. Zeitliche Begrenzung tritt ein durch den technischen oder wirtschaftlichen Verschleiß der Anlagegegenstände. Die Dauer der Nutzung ergibt sich aus steuerrechtlich vorgegebenen Nutzungstabellen oder Erfahrungswerten. Zu den nicht abnutzbaren Gegenständen zählen folgende Posten des Anlagevermögens: • • • •
Grund und Boden (eine Ausnahme bildet die Kiesgrube) geleistete Anzahlungen Anlagen im Bau und Finanzanlagen (z. B. Wertpapiere oder Investitionen in Beteiligungen).
1.1 Plan-Zahlenwerke
9
Derzeit ist nur die lineare Abschreibung zulässig. Die lineare Abschreibung ist durch das HGB (Handelsgesetzbuch) definiert und schreibt vor, dass Wirtschaftsgüter mit ihren Anschaffungskosten bzw. Herstellungskosten über die geplante Nutzungsdauer im Unternehmen abzuschreiben sind. Durch die gleichbleibenden Jahresbeträge liegt eine Linearität vor, daher wird diese Methode lineare Abschreibung genannt. Der jährliche Abschreibungsbetrag errechnet sich aus Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten geteilt durch die Nutzungsdauer. Wenn wir die lineare Abschreibung betrachten, so werden hier die Anschaffungs- oder Herstellungskosten durch die Zahl der Jahre der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer geteilt. Als Ergebnis erhalten wir einen auf das einzelne Wirtschaftsjahr entfallenden, stets konstanten Abschreibungsbetrag.
Abschreibungsbetrag =
Anschaffungs − oder Herstellungskosten Zahl der Jahre der betrieblichen Nutzung
In Zeiten, in denen die Regierung Investitionen stärker fördern will, bzw. sehr häufig auch, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, wird (meist temporär) auch die degressive Abschreibung als zulässig definiert. Die degressive Abschreibung berechnet sich auf Basis eines gleich bleibenden AfA-Satzes, der historisch meist maximal 30 % betragen durfte. Die Berechnung erfolgt über den Restbuchwert des Wirtschaftsgutes. Durch den gleich bleibenden AfA-Satz verringern sich die Abschreibungsbeträge über die Nutzungsdauer des Wirtschaftsgutes. Da diese Berechnung nie den Betrag Null erreicht, wird im letzten Jahr der Nutzung eine Abschlussabschreibung in Höhe des Restbetrages vorgenommen. Sonstige betriebliche Aufwendungen Zu dieser Sammelposition zuzuordnen sind alle Aufwendungen, die im Rahmen der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit auftreten und nicht einer anderen spezifizierten Aufwandsart zugehörig sind. Dazu zählen insbesondere sonstige, aber im Gliederungsschema nicht speziell aufgeführte Aufwandsarten, wie z. B. • Aufwendungen für die Inanspruchnahme von Rechten und Diensten externer Unternehmensbeteiligter (Gebühren, Lizenzen, Logistik, Mieten, Rechtsanwalt-, Steuerberater- und Wirtschaftsprüfergebühren, Pachten, Reparatur, etc.) • Aufwendungen für Marketing und Kommunikation (Gästebewirtung, Telefon, Post, Spenden, Werbung, …) • Aufwandsrückstellungen und Aufwendungen für Schadensersatz
10
1 Aufbau der Planung
• Verlustsaldo aus dem Verkauf von Vermögensgegenständen des Anlagevermögens (wenn der Liquidationserlös kleiner als der Buchwert ist) • Aufsichtsratsvergütungen Betriebsergebnis Sowohl das Gesamtkostenverfahren als auch das Umsatzkostenverfahren (auch wenn hier nicht näher dargestellt) erreichen durch den Abzug aller operativen bzw. betrieblichen Aufwendungen von den Umsatzerlösen das gleiche Resultat, genannt das Betriebsergebnis, welches gesondert ausgewiesen wird. Beim Betriebsergebnis handelt es sich um das Ergebnis aus ‚Operations‘ und dies ist damit der Ergebnissaldo vor Finanzierungskosten, ggfs. außerordentlichen Erträgen und Aufwendungen und Steuern. In der englischen Sprache hören wir immer den Begriff ‚EBIT – Earnings before Interest and Taxes‘. Damit ist dieses Betriebsergebnis gemeint. Finanzergebnis und die Unterposten Das Finanzergebnis beinhaltet entweder Erträge, wobei hier als Beispiele Erträge aus Beteiligungen, Dividenden, Wertpapieren, erhaltene Zinsen oder Agio zu nennen sind, oder Aufwendungen (wie z. B. Abschreibungen auf Finanzanlagen, gezahlte Zinsen, Disagio oder ähnliche Aufwendungen), die nicht dem operativen bzw. betrieblichen Teil des Unternehmens zuzurechnen sind. Diese werden gesondert dem Finanzergebnis zugeordnet. Die eindeutig wichtigste Position im Finanzergebnis ist der letzte Saldo ‚Zinsen und ähnliche Aufwendungen‘. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) Der Saldo aus Betriebs- und Finanzergebnis wird als „Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit“ bezeichnet, welches diesen vom außerordentlichen Ergebnis und von den Ertragsteuern abgrenzt. Häufig findet man als Abkürzung ‚EGT‘. Beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit handelt es sich um das Ergebnis nach Finanzierungskosten, aber vor Einmaleffekten (außerordentliche Erträge und Aufwendungen) und vor Steuern. Außerordentliches Ergebnis Als ‚außerordentliche Erträge bzw. Aufwendungen‘ wurden bis 2016 jene Geschäftsvorfälle festgelegt, „die außerhalb der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit anfallen“. Der Ausweis hier bezieht sich auf den Saldo aller ungewöhnlichen, selten, aber materiell gewichtigen Erträge und Aufwendungen. Beispiele hierzu sind die Aufgabe und der Verkauf von Geschäftsfeldern, außerordentliche Schadensfälle sowie die Betriebsaufgabe von einzelnen Standorten.
1.1 Plan-Zahlenwerke
11
Sehr häufig fand man hier auch die Veräußerung von Immobilien, die bereits abgeschrieben waren und nichts mit dem eigentlichen Geschäftszweck zu tun hatten. Das AO Ergebnis wird aber in Deutschland seit 2016 aufgrund des BilRUG – Bilanzrichtlinien-Umsetzungsgesetz – nicht mehr offen ausgewiesen. Die Buchung der außerordentlichen Aufwendungen erfolgt jetzt bei den Umsatzerlösen bzw. den sonstigen betrieblichen Erträgen, die der Belastungen bei den sonstigen betrieblichen Aufwendungen. Österreich hat sich dieser Handhabung auch angeschlossen. Dennoch habe/werde ich in meinen Planungen mit den außerordentlichen Erträgen und Aufwendungen gearbeitet/arbeiten, da es durchaus noch Länder gibt, in denen diese ausgewiesen werden. Außerdem kann es sein, dass Sie in Ihren historischen Abschlüssen diese AOs noch sehen und somit können Sie Einmaleffekte auch weiterhin dort verplanen/buchen. Steuern vom Einkommen und Ertrag (Ertragsteuern) Bei Kapitalgesellschaften zählen die Körperschaft- und die Gewerbesteuer(ertrag) steuer zu den Gewinnsteuern, bei Personengesellschaften sind es die Einkommensteuer und Kirchensteuer. Zudem gibt es in Deutschland auch den Solidaritätszuschlag. Derzeit beträgt dieser 5,5 % der Körperschaft- und Einkommensteuer. Sonstige Steuern Hierzu zählen alle nicht unter Ertragsteuern erfassten Gewinnsteuern wie z. B.: • Steuern vom Vermögen, wie z. B. die Grundsteuer, • Verkehrsteuern (entspricht der selbst zu tragenden Umsatzsteuer als Saldo aus Umsatzsteuer und Vorsteuer, Versicherungsteuer, Erbschaft- und Schenkungsteuer), • Verbrauchsteuern (Bier-, Branntwein-, Kaffee-, Mineralöl-, Tabaksteuern etc.) • Steuern mit örtlich bedingtem Wirkungskreis (Getränkesteuer, Hunde-, Jagd-, Vergnügungssteuern etc.) und • übrige Steuern (z. B. Ausfuhrzölle, Kfz-Steuern, etc.) Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag Das Jahresergebnis, welches wenn positiv als Jahresüberschuss und wenn negativ als Jahresfehlbetrag bezeichnet wird, ergibt sich als Saldo der dargestellten Posten. Es beschreibt somit die Differenz sämtlicher Erträge und Aufwendungen und damit den Gewinn/Verlust des Geschäftsjahres.
12
1 Aufbau der Planung
1.1.3 Plan Bilanz Hier planen wir zunächst auch auf einem mittleren Detaillierungsniveau. Plan - Bilanz
Aktiva
Immaterielle VG Sachanlagen Finanzanlagevermögen A Anlagevermögen
Vorräte Debitoren (Forderungen aus L&L) Sonstige Vermögensgegenstände Wertpapiere des UV Kasse, Bank und Schecks B Umlaufvermögen C Aktive Rechnungsabgrenzung
Summe Aktiva
Jahr 1 T€
1.000 12.725 0 13.725
Jahr 2 T€
2,5% 32,3% 0,0% 34,9%
12.082 11.930 0 0 1.637 25.650
30,7%
889 13.112 0 14.001
2,8% 41,7% 0,0% 44,6% 21,4%
65,1%
6.712 7.255 0 0 3.452 17.419
0
0,0%
0
0,0%
39.375
100,0%
31.420
100,0%
30,3% 0,0% 0,0% 4,2%
Diese Darstellung finden Sie im Excel Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘
23,1% 0,0% 0,0% 11,0% 55,4%
1.1 Plan-Zahlenwerke
Passiva
13
Jahr 1 T€
Jahr 2 T€
11.848 5.170 0 1.830 4.848
37,7%
2.200 1.500 100 600
7,0%
55,3%
2,4%
17.372 10.193 0 6.179 1.000
0
0,0%
0
0,0%
39.375
100,0%
31.420
100,0%
A Eigenkapital davon gezeichnetes Kapital davon Kapitalrücklage davon Gewinnvortrag davon Jahresüberschuss
7.000 5.170 0 0 1.830
17,8%
B Rückstellungen davon Pensionen & ähnliche Verpflichtungen davon Steuerrückstellungen davon sonstige Rückstellungen
2.100 1.500 200 400
5,3%
30.275 17.354 0 11.971 950
76,9%
C Verbindlichkeiten gesamt davon Bankverbindlichkeiten davon sonstige Langfristige (Anleihen, Bet., verb. U.) davon Kreditorn (Verbindlichkeiten aus L&L) davon sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten D Passive Rechnungsabgrenzung
Summe Passiva
13,1% 0,0% 0,0% 4,6%
3,8% 0,5% 1,0%
44,1% 0,0% 30,4%
16,5% 0,0% 5,8% 15,4%
4,8% 0,3% 1,9%
32,4% 0,0% 19,7% 3,2%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘
Auf Basis dieser Daten können wir dann auch wieder das Vollformat nach HGB entwickeln.
14
1 Aufbau der Planung
Aktiva I.
Immaterielle Wirtschasgüter … davon Konzessionen, Schutzrechte, Lizenzen … davon Geschäfts- und Firmenwert
II.
… davon geleistete Anzahlungen Sachanlagen … davon Grundstück e und Gebäude
3%
889
2,8%
0
0,0%
0
0,0%
0
0,0%
0
0,0%
0 0,0% 12.725 32,3% 0 0,0%
… davon technische Anlagen & Maschinen … davon andere Anlage, Betriebs- Geschäftsausstattung
A
1.000
0 0,0% 13.112 41,7% 0 0,0%
0
0,0%
0
0,0%
0
0,0%
0
0,0%
… davon geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau III. Finanzanlagen … davon Anteile an verbundenen Unternehmen … davon Ausleihungen an verbundene Unternehmen … davon Beteiligungen … davon Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht … davon Wertpapiere des Anlagevermögens … davon Sonstige Ausleihungen Summe Anlagevermögen
0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 13.725 34,9%
0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 14.000 44,6%
I.
12.082 30,7%
6.712 21,4%
II.
III.
Vorräte … davon Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
0
0,0%
0
0,0%
….davon unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen
0
0,0%
0
0,0%
… davon fertige Erzeugnisse und Waren
0
0,0%
0
0,0%
… davon Handelswaren
0
0,0%
0
0,0%
… davon geleistete Anzahlungen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände … davon Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
0 0,0% 11.930 30,3% 11.930 30,3%
0 0,0% 7.255 23,1% 7.255 23,1%
… davon Forderungen gegen verbundene Unternehmen
0
0,0%
0
0,0%
… davon gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht … davon sonstige Vermögensgegenstände Wertpapiere … davon Anteile an verbundene Unternehmen
0 0 0 0
0,0% 0,0%
0,0% 0,0%
0,0%
0 0 0 0
… davon eigene Anteile
0
0,0%
0
0,0%
0
0,0%
0
0,0%
1.637
4,2%
3.452 11,0%
25.650 65,1%
17.419 55,4%
… davon sonstige Wertpapiere
IV Kasse, Bank und Schecks B
Summe Umlaufvermögen
C
Rechnungsabgrenzungsposten
"D" Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag
Summe Aktiva
0,0%
0
0,0%
0
0,0%
0
0,0%
0
0,0%
39.375 100,0%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Detail-Bilanz‘
0,0% 0,0%
31.419 100,0%
1.1 Plan-Zahlenwerke
Periode
15
Jahr 1
Jahr 2
T€
T€
Passiva I.
Gezeichnetes Kapital davon ausstehend II. Kapitalrücklage III. Gewinnrücklagen … davon gesetzliche Rücklage … davon Rücklage für eigene Anteile … davon satzungsgemäße Rücklagen … davon andere Gewinnrücklagen
IV. Gewinnvortrag/Verlustvortrag V. Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag A
Eigenkapital
I. Rückstellungen für Pensionen & ähnliche Verpflichtungen II. Steuerrückstellungen III. Sonsge Rückstellungen B
Rückstellungen
C
… davon Anleihen, davon konvertibel … davon Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten … davon erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen … davon Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen … davon Verbindlichkeiten aus der Annahme gezogener/Ausstellung eigener Wechsel … davon Verbindlichkeiten gegen verbundene Unternehmen … davon Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht … davon sonstige Verbindlichkeiten a) aus Steuern b) davon im Rahmen der sozialen Sicherheit Verbindlichkeiten
D
Rechnungsabgrenzungsposten
Summe Passiva
5.170 0 0 0 0 0 0 0 0 1.830 7.000
13,1%
1.500 200 400 2.100
3,8%
0 17.354 0 11.971 0 0 0 950 0 0 30.275
0,0% 44,1% 0,0% 30,4% 0,0% 0,0% 0,0% 2,4% 0,0% 0,0%
0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 4,6% 17,8%
0,5% 1,0% 5,3%
76,9%
5.170 0 0 0 0 0 0 0 1.830 4.848 11.848
16,5%
1.500 100 600 2.200
4,8%
0 10.193 0 6.179 0 0 0 1.000 0 0 17.372
0,0% 32,4% 0,0% 19,7% 0,0% 0,0% 0,0% 3,2% 0,0% 0,0%
0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 5,8% 15,4% 37,7%
0,3% 1,9% 7,0%
55,3%
0
0,0%
0
0,0%
39.375
100,0%
31.420
100,0%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Detail-Bilanz‘
Sinn und Zweck der gelb (im Excel-Tool) bzw. grau unterlegten Zellen (im Buch) ist wieder, dass Sie dort Details und Untergliederungen noch einbringen können, wenn die Planung erst einmal steht. Alternativ können wir aus dem Zahlenmaterial auch eine strukturierte Bilanz ableiten. Auch diese kennen Sie eventuell schon aus meinem Buch ‚Basiswissen Bilanzanalyse‘ und wissen, dass die für analytische Betrachtungen gar nicht so schlecht ist.
16
1 Aufbau der Planung
Strukturbilanz
Bilanz
Jahr 1
Jahr 2
T€
AV Anlagevermögen Sachanlagevermögen Immaterielle und Finanzanlagen UV Umlaufvermögen davon Vorräte davon Forderungen davon Kasse, Bank & Wertpapiere Bilanzsumme
EK Eigenkapital FK Verbindlichkeiten Langfristige Verbindlichkeiten Kurzfristige Verbindlichkeiten davon Verb. a L&L davon Sonstige kzfr. Verb. Bilanzsumme
13.725 12.725 1.000 25.650 12.082 11.930 1.637 39.375 7.000 32.375 18.854 13.521 11.971 1.550 39.375
T€
34,9% 32,3% 2,5% 65,1% 30,7% 30,3% 4,2% 100,0% 17,8% 82,2% 47,9% 34,3% 30,4% 3,9% 100,0%
14.001 13.112 889 17.419 6.712 7.255 3.452 31.420 11.848 19.572 11.693 7.879 6.179 1.700 31.420
44,6% 41,7% 2,8% 55,4% 21,4% 23,1% 11,0% 100,0% 37,7% 62,3% 37,2% 25,1% 19,7% 5,4% 100,0%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Struktur-Bilanz‘
Bevor wir weitergehen, möchte ich auch an dieser Stelle für Leserinnen und Leser mit geringeren Vorkenntnissen kurz die wesentlichen Bilanzposten erklären.
1.1.4 Die wesentlichen Bilanzposten im Überblick Zunächst wollen wir jetzt einen Blick auf die linke Seite der Bilanz, also auf die ‚Aktiva‘ werfen. Hier sprechen wir auch von der Mittelverwendung und Sie werden auch sofort erkennen, warum dies so ist.
1.1 Plan-Zahlenwerke
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1.1.4.1 Struktur der Aktiva Der erste Blick lässt uns 3 Saldi erkennen. • A Summe Anlagevermögen • B Summe Umlaufvermögen • C (Aktive) Rechnungsabgrenzungsposten Manchmal sieht man noch einen Punkt: • D „Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“ An dieser Stelle müssen wir sagen, dass diese Strukturierung im Punkt D „Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“ nicht dem HGB-Gliederungsschema entspricht. Der Punkt D fehlt im HGB Gliederungsschema komplett. Trotzdem mache ich hier eine Anmerkungen dazu, sollten Sie einmal einen Betrieb mit negativem Eigenkapital vorfinden. Dies ist übrigens ein zweiter und geläufigerer Ausdruck dafür, dass Kapital (Mittelherkunft) nicht wie üblich auf der rechten Seite, also bei den Passiva ausgewiesen wird, sondern auf der linken Seite der Bilanz, also bei den Aktiva, somit bei der Mittelverwendung aufscheint. Und da sind wir auch bei der Logik: Steht diese Position in einer Bilanz, so ist das Eigenkapital bereits ‚verwendet‘ worden – wir können auch sagen, dass es aufgebraucht, also nicht mehr da ist. Deswegen steht es in diesem Fall auch nicht mehr bei der Mittelherkunft, sondern bei der Mittelverwendung. Es versteht sich von alleine, dass dieser Zustand nicht gerade Ausdruck eines stabilen und werthaltigen Unternehmens ist. Der Betrag des nicht mit EK gedeckten Fehlbetrags ist übrigens zu den Verbindlichkeiten dann zu addieren, es erhöhen sich also die Schulden um diesen Betrag des negativen Eigenkapitals. Anlagevermögen Dem Anlagevermögen werden alle Vermögensgegenstände zugeordnet, die dazu bestimmt sind, dauerhaft dem Geschäftsbetrieb zu dienen. Es umfasst somit die Vermögensteile, die zum Aufbau und zur Ausstattung eines Betriebes nötig und langfristig im Unternehmen gebunden sind. Der Unterschied zu den Posten des Umlaufvermögens liegt darin, dass das Anlagevermögen nicht weiter be- oder verarbeitet und nicht in den Prozess der betrieblichen Leistungserstellung eingeht.
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1 Aufbau der Planung
Der Gesetzgeber hat für das Anlagevermögen, das auch häufig mit AV abgekürzt wird, eine weitere Gliederungsvorgabe gemacht, wobei große Gesellschaften sogar gehalten sind, weitere Unterteilungen vorzunehmen. Kleinere Gesellschaften brauchen diese Unterteilung nicht zwingend auszuweisen. Die drei Untergliederungen des Anlagevermögens lauten: • Immaterielle Vermögensgegenstände • Sachanlagen • Finanzanlagen Darunter finden wir dann noch weitere Detaillierungen, die aber aus dem Wortlaut heraus eigentlich schon klar sind. I.
Immaterielle Wirtschaftsgüter … davon Konzessionen, Schutzrechte, Lizenzen … davon Geschäfts- und Firmenwert … davon geleistete Anzahlungen II. Sachanlagen … davon Grundstücke und Gebäude … davon technische Anlagen & Maschinen … davon andere Anlage, Betriebs- Geschäftsausstattung … davon geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau III. Finanzanlagen … davon Anteile an verbundenen Unternehmen … davon Ausleihungen an verbundene Unternehmen … davon Beteiligungen … davon Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht … davon Wertpapiere des Anlagevermögens … davon Sonstige Ausleihungen
Bei den Finanzanlagen und besonders bei den Ausleihungen wird wieder zwischen verbundenen Unternehmen und solchen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis vorliegt, (genau wie bei den Verbindlichkeiten auf der Passivseite; hier auf der Aktivseite wird aber dargestellt, dass wir in Form einer Ausleihung anderen Dritten Geld zur Verfügung gestellt und/oder wir uns beteiligt haben) unterschieden. Wertpapiere des Anlagevermögens sind z. B. Aktien. Die Abschreibungen auf Vermögensgegenstände des Finanz-Anlagevermögens finden Sie übrigens nicht bei den gewöhnlichen Abschreibungen, sondern separat im Finanzergebnis, unterhalb des Betriebsergebnisses, ausgewiesen (Posten 12 in der GuV: Abschreibungen auf Finanzanlagen/Wertpapiere des UV).
1.1 Plan-Zahlenwerke
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Umlaufvermögen Der zweite große Posten auf der Aktivseite ist das Umlaufvermögen. Wie der Name schon sagt, sind die sich dahinter verbergenden Einzelpositionen keine Gegenstände, die mit Anlagen zu tun haben, sondern Positionen, die umlaufend sind. Zum Umlaufvermögen, häufig auch UV abgekürzt, werden Gegenstände gezählt, die umlaufen bzw. umgesetzt werden sollen. Der Bestand ändert sich also durch Zu- und Abgänge häufig. Diese Vermögensgegenstände verbleiben auch nur kurzfristig im Betrieb. Wichtig ist aber, dass sie nicht, wie das Anlagevermögen, dauerhaft dem Geschäftsbetrieb dienen. Damit wird das Umlaufvermögen durch seinen Zweck bestimmt. Gegenstände, welche die Betriebsprozesse der Beschaffung, der Fertigung und des Absatzes durchlaufen sollen, werden ihm zugeordnet. Aus beschafften Werkstoffen werden durch die Produktion fertige Erzeugnisse, die verkauften Erzeugnisse werden zu Forderungen gegenüber dem Kunden und nach Zahlung zu Geld in der Kasse oder auf dem Bankkonto. Die Entscheidung darüber, welchen Zweck ein Gegenstand erfüllen soll und welcher Vermögensart er somit zuzurechnen ist, trifft die Unternehmensleitung. Eine selbst produzierte Maschine, die verkauft werden soll, wird zum Umlaufvermögen gerechnet. Verbleibt sie dauerhaft im Betrieb, ist sie ein Anlagegegenstand. Das Umlaufvermögen selbst ist auch wieder in weitere vier Positionen untergliedert: • Vorräte • Forderungen aus sonstigen Vermögensgegenständen • Wertpapiere • Kasse, Bank und Schecks. Vorräte Die Vorräte setzen sich aus 5 Unterposten zusammen: • • • • •
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen fertige Erzeugnisse und Waren Handelswaren geleistete Anzahlungen
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1 Aufbau der Planung
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe (RHBs) Hier werden jede Art von Schmier- und Betriebsstoffen, Blechen, Eisen (Träger, Matten, Rohlinge) zusammengefasst, die per Bilanzstichtag auf Lager liegen/ lagen. Unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen Unfertige Erzeugnisse sind noch nicht fertiggestellte Produkte, die aus Roh- oder Hilfsstoffen hergestellt wurden und für die eine weitere Bearbeitung vorgesehen ist. Unfertige Erzeugnisse haben den Fertigungsprozess noch nicht vollständig durchlaufen und werden deswegen auch Halbfabrikate, Zwischen- oder Halberzeugnisse, Vor- oder Zwischenprodukte genannt. Manchmal hörtman auch den englischen Begriff ‚WiP – Work in Progress‘ Sie sind zu Herstellungskosten, definiert als Fertigungsmaterial + Materialgemeinkosten + Fertigungslöhne + Fertigungsgemeinkosten + Sondereinzelkosten der Fertigung bewertet. Fertige Erzeugnisse und Waren Fertige Erzeugnisse sind Produkte, die vom Unternehmen produziert worden und für den Verkauf auf dem Markt oder dem Selbstverbrauch im Betrieb bestimmt sind. Fertige Erzeugnisse haben den Fertigungsprozess bis zum Ende durchlaufen und werden deshalb auch Fertigfabrikate oder Fertigerzeugnisse genannt. Sie sind ebenfalls zu Herstellungskosten bewertet. Handelswaren Dies sind – wie es der Name schon sagt – zugekaufte Produkte, die das Produktionsprogramm ergänzen, aber im Unternehmen weder bearbeitet noch verarbeitet werden. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Die Forderungen, auch Debitoren genannt, weisen den Betrag derzeit nicht bezahlter (Ausgangs-)Rechnungen aus.
1.1 Plan-Zahlenwerke
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Forderungen aus Lieferungen und Leistungen Sind Lieferungen und Leistungen an Dritte erfolgt und in Rechnung gestellt, aber der Rechnungsbetrag noch nicht eingegangen, so werden die offenen Posten (häufig hört man die Abkürzung OP) hier additiv aufgeführt. Achtung, wir wissen ja bereits, dass die GuV alle Posten netto ausweist, also ohne Umsatzsteuer. Die Posten der Bilanz sind ebenfalls fast alle netto ausgewiesen. Aber, Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (auf der Passivseite) sind in der Bilanz als einzige Posten brutto ausgewiesen, also inklusive Umsatzsteuer bzw. Vorsteuer. Das wird später für uns in der Planung und dann auch wieder in der Analyse von Bedeutung sein. Forderungen gegen verbundene Unternehmen und gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht Hier werden die Forderungen gegen ‚Schwestern und Brüdern‘, bzw. zur ‚Mutter/ Tochter‘ aufgeführt. Häufig sieht man hier weitaus längere Forderungsreichweiten (nach wie vielen Tagen wird im Schnitt die Rechnung gezahlt?) als bei ‚normalen‘ Geschäftskunden. Man „subventioniert“ sich gegenseitig ein wenig. Somit finanzieren sich „verwandte“ Gesellschaften häufig gegenseitig. Sonstige Vermögensgegenstände Unter den sonstigen Vermögensgegenständen werden z. B. Forderungen gegen das Finanzamt gebucht. Sehr Regelmäßig sieht man dort auch ausgelobte Boni. Denen gemein ist, dass Sie als Forderungsempfänger i. d. R. keine Rechnung gestellt haben. Aus diesem Grund sind die sonstigen Forderungen auch meist ohne Umsatzsteuer. Wenn sie nach Einreichung Ihres Abschusses beim Finanzamt eine Forderung gegen das Finanzamt wegen zu viel gezahlter Steuern haben, dann stellen Sie ja keine Rechnung mit Umsatzsteuerausweis an das Finanzamt. Wertpapiere (des Umlaufvermögens) Bei den hier ausgewiesenen Wertpapieren meint man Wertpapiere mit kurzen Laufzeiten, also Anlagen, die man innerhalb weniger Stunden oder Tage wieder zu Geld machen kann. Dies ist der große Unterschied zu den Wertpapieren des Anlagevermögens – diese sind nicht kurzfristig liquidierfähig. Auch hier gibt es noch eine Untergliederung: • Anteile an verbundene Unternehmen • Eigene Anteile • Sonstige Wertpapiere
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1 Aufbau der Planung
Müssen Sie Wertpapiere wertbereinigen, so finden Sie die Abschreibung wieder nicht bei den normalen Abschreibungen (Posten 7) im H GB-GuVGliederungsschema, sondern beim Posten 12 ‚Abschreibungen auf Finanzanlagen/Wertpapiere des UV‘ innerhalb des Finanzergebnisses. Kasse, Bank, Wechsel und Schecks Bei diesen Begriffen sind wohl keine weiteren Erläuterungen notwendig. Aktive Rechnungsabgrenzungsposten (A-RAPS) Die aktivischen Rechnungsabgrenzungsposten sind als Gegenteil zu den passivischen Abgrenzungen zu verstehen. Wir, die bereits im alten Jahr die Haftpflichtversicherung für das Firmen-Kfz gezahlt haben, obwohl der dadurch erworbene Leistungsanspruch erst im nächsten Jahr greift, haben dem Versicherer gegenüber eine Art Forderung, grenzen damit aktivisch, d. h. auf der Aktivseite, ab. Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag Das Eigenkapital steht eigentlich ganz oben auf der Passivseite der Bilanz, es sei denn, es ist aufgebraucht. In diesem Fall wird nicht etwa das Eigenkapital mit einem negativen Vorzeichen auf der Passivseite ausgewiesen, sondern das Eigenkapital wechselt die Seite in der Bilanz und steht dann auf der Aktivseite. Also Achtung: Sollten Sie je die Position Eigenkapital auf der Aktivseite der Bilanz finden, dann ist dies kein Grund zur Freude. Und lassen Sie sich auch nicht davon beirren, dass die Position nicht mit einem negativen Vorzeichen ausgewiesen ist. Die logische Konsequenz daraus ist, dass in diesem Fall mehr als 100 % der Bilanzsumme mit Verbindlichkeiten finanziert sind. Dies ist noch nicht direkt ein Insolvenzgrund, aber, wie Sie sicher verstehen werden, auch kein Grund zur Freude. Als Lieferant sollte man in diesem Fall natürlich vorsichtig sein – häufig wird deshalb dann auch Vorkasse bei Lieferungen oder Leistungen verlangt, was natürlich die Liquiditätsposition der betroffenen Unternehmung auch noch weiter belastet.
1.1.4.2 Struktur der Passiva Schauen wir jetzt auf die Passivseite der Bilanz. Da steht nämlich, von wem wir Geld bekommen haben, bzw. wem wir Geld schulden. Schauen wir genau hin, erkennen wir neben der Gesamtsumme mehrere Saldi.
1.1 Plan-Zahlenwerke
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Die Passivseite hat ähnlich der GuV eine vorgegebene Struktur. A: Eigenkapital B: Rückstellungen C: Verbindlichkeiten D: Rechnungsabgrenzungsposten Die Saldi A und C sind vom Verständnis her wohl recht einfach. Eigenkapital ist der Betrag, der dem oder den Anteilseignern gehört. Verbindlichkeiten sind die Beträge, die entweder Banken, verbundene Unternehmen, Beteiligungen und/oder Lieferanten zur Verfügung gestellt haben. Es handelt sich damit um kurz- oder langfristige Darlehen. Rückstellungen sind zunächst einmal Verpflichtungen für ungewisse Verbindlichkeiten, also wirtschaftliche Verpflichtungen, die dem Grunde nach (ob?), des Auszahlungszeitpunktes (wann?) oder der Höhe nach (wie viel?) noch nicht bestimmt sind. Wir sprechen auch von Eventualverbindlichkeiten. Damit ist aber auch ein entscheidendes Wort zum Stellenwert von Rückstellungen gefallen – es sind Verbindlichkeiten, die separat ausgewiesen werden, weil der Eintritt per se, in der Höhe und dem Zeitpunkt des Anfalls ungewiss ist. Der normalerweise größte Rückstellungsposten, die Pensionsrückstellungen, ist demnach dem langfristigen Fremdkapital zuzuordnen. Passivische Rechnungsabgrenzungsposten sind zu bilden, wenn Einnahmen vor dem Abschlussstichtag anfallen, aber erst nach einem bestimmten Zeitpunkt Ertrag werden. Sie erhalten z. B. als Versicherungsunternehmen den Beitrag für die Haftpflichtversicherung eines bei Ihnen versicherten Firmen-Pkw im Dezember – die der Zahlung zuzuordnende Leistungsverpflichtung beginnt aber erst zum 1.1. des Folgejahres. Sie haben also schon Geld bekommen, obwohl der Leistungszeitraum erst im nächsten Jahr auf Sie zukommt. Damit haben Sie eine Art Verbindlichkeit, die aber aufgrund der periodischen „Verschiebung“ von Zahlungserhalt (dieses Jahr) und theoretischer Leistungsgewährung (nächstes Jahr) als Abgrenzung zu buchen ist. Den gleichen Geschäftsvorfall haben Sie auch, wenn Ihnen Miete im Voraus und über den Bilanzstichtag hinaus gezahlt wird. Alle vier zusammenfassende Posten haben aber eines gemeinsam: Sie sagen uns, woher das uns zum Stichtag zur Verfügung stehende Geld kommt! Dies ist der Grund, warum die Passivseite der Bilanz auch Mittelherkunft genannt wird. Die Aktivseite der Bilanz wird als Mittelverwendung bezeichnet.
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1 Aufbau der Planung
Eigenkapital Unter Eigenkapital werden generell alle Beträge der Passivseite der Bilanz verstanden, die den Anteilseignern zuzuordnen sind. Wir finden als Unterposten: • Gezeichnetes Kapital • Kapitalrücklage • Gewinnrücklagen … davon gesetzliche Rücklage … davon Rücklage für eigene Anteile … davon satzungsgemäße Rücklagen … davon andere Gewinnrücklagen • Gewinnvortrag/Verlustvortrag • Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag • ggfs. Sonderposten mit Rücklagenanteil Gezeichnetes Kapital Das gezeichnete Kapital ist das eingebrachte haftende Kapital. Bei GmbHs in Deutschland sind 25.000 € notwendig, bei Aktiengesellschaften 50.000 €. Ist das Kapital nicht in Gänze eingebracht (50 % können maximal ausstehend sein), wird der ausstehende Betrag direkt darunter „offen“ ausgewiesen. Sie lesen dann z. B.: • Gezeichnetes Kapital: 25.000 • davon ausstehend: 12.500. Ist das ausstehende Kapital aber bereits zum Bilanzstichtag eingefordert, muss auch dazu eine Forderung gebucht werden. Rücklagen Der wichtigste Punkt zuerst: Rücklagen sind nicht mit Rückstellungen zu verwechseln. Sie stellen im Gegensatz zu den Rückstellungen nicht Fremdkapital, sondern Eigenkapital dar und wurden aus versteuerten Geldern (Jahresüberschuss) gebildet – wir sprechen von ‚thesaurierten‘ Überschüssen. Bei Kapitalgesellschaften bezeichnet man sie als Reserven, die separat vom gezeichneten Kapital, Gewinnvortrag oder Jahresüberschuss ausgewiesen werden. Die Rücklagen sind ein Bestandteil des gesamten Eigenkapitals. Die Begründung zur Bildung von Rücklagen findet sich in der Kapitalsicherung und der Selbstfinanzierung wieder.
1.1 Plan-Zahlenwerke
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Es gibt viele Arten von Rücklagen, auf die wir aber im Einzelnen nicht eingehen werden: • Offene Rücklagen • Stille Rücklagen • Steuerfreie Rücklagen • Kapitalrücklagen • Gewinnrücklagen • Gesetzliche Rücklagen • Rücklagen für eigene Anteile • Satzungsmäßige Rücklagen • andere Rücklagen Merken Sie sich einfach: Rücklagen sind versteuerte Gelder, die dem/den Eigentümer(n) gehören. Gewinnvortrag/Verlustvortrag Der Gewinnvortrag ist bei Kapitalgesellschaften der Bilanzposten, in dem der Rest des Bilanzgewinnes ausgewiesen wird, der aus dem Vorjahr zu übernehmen ist und nach dem Beschluss über die Gewinnverwendung übrigbleibt. Das Gegenteil ist der Verlustvortrag. Gewinn- oder Verlustvortrag erscheinen nur, wenn der Jahresabschluss vor einer Entscheidung über die Ergebnisverwendung für das abgeschlossene Geschäftsjahr erstellt wird und das ausgewiesene Vorjahresergebnis nicht vollständig verwendet wurde. Der Gewinnvortrag kann zum ganzen oder teilweisen Ausgleich eines im Folgejahr auftretenden Jahresfehlbetrags genutzt werden. Merken Sie sich einfach: Der Gewinnvortrag resultiert aus der/den Vorperioden, wenn Gewinne nicht wieder ausgegeben wurden und auch nicht in die Rücklagen umgebucht wurden. Demgegenüber ist der Verlustvortrag eine Übertragung eines Verlustes aus der/den Vorperioden. Entstandene Verluste werden üblicherweise international und in Deutschland im Entstehungsjahr durch vorhandenes Eigenkapital, Kapitalerhöhung oder Verlustausgleich durch die Gesellschafter eines Unternehmens getragen. Unter bestimmten Voraussetzungen gibt es die Möglichkeit, diese Verluste auf das nächste Geschäftsjahr zu übertragen. Diese Übertragung eines Verlustes nennt man Verlustvortrag. Es handelt sich um einen Verlust, der in früheren Jahren bzw. im laufenden Jahr nicht mit anderen Eigenkapitalposten verrechnet wurde und deshalb als eigenständiger – negativer – Eigenkapitalposten dargestellt wird.
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1 Aufbau der Planung
Ein Verlustvortrag ist auf Kapitalgesellschaften beschränkt, weil Personengesellschaften mindestens einen unbeschränkt mit seinem Privatvermögenhaftenden Gesellschafter besitzen und dieser für einen Verlust mit seinem – nicht bilanzierten – Privatvermögen einzustehen hat. Sonderposten mit Rücklageanteil Diesen Bilanzposten sehen wir in Deutschland nur noch in älteren Abschlüssen. Dabei handelte es sich i. d. R. um 2 verschiedene Geschäftsvorfälle. Einerseits werden hier Subventionen gebucht, andererseits steuerlich bedingte sogenannte Ansparrücklagen. Der Gesetzgeber lässt es zu, dass unter gewissen Umständen Überschüsse nicht versteuert werden müssen, wenn sich das Unternehmen verpflichtet, diese binnen festgelegter Fristen wieder zu reinvestieren. Werden diese Investitionen nicht getätigt, sind diese Positionen wieder erfolgswirksam aufzulösen, es erfolgt also eine spätere Versteuerung der zunächst nicht versteuerten Beträge. In Deutschland hat sich die Gesetzeslage vor einigen Jahren mit Einführung des BilMoG (Bilanzmodernisierungsgesetz) geändert und seit dieser Zeit werden diese Sonderposten anders gehandhabt, was aber hier nicht weiter detailliert werden soll. Sie sehen sie daher auch nicht mehr in deutschen Abschlüssen ausgewiesen. Sollten Sie Subventionen erhalten, können Sie dies hier aber ausweisen. Daher habe ich den Posten auch stehen gelassen. Rückstellungen Rückstellungen sind Eventualverbindlichkeiten (wie schon gehört), die dem Grunde nach (ob?), des Auszahlungszeitpunktes (wann?) oder der Höhe nach (wie viel?) noch nicht bestimmt sind. Merken Sie sich: Im Gegensatz zu den Rücklagen handelt es sich bei den Rückstellungen um unversteuerte Gelder und um Fremdkapital. In der Bilanz müssen Rückstellungen nach folgender Aufteilung ausgewiesen werden: • • • •
Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen Steuerrückstellungen und sonstige Rückstellungen (in Österreich finden wir manchmal noch die Abfertigungsrückstellung)
1.1 Plan-Zahlenwerke
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Pensionsrückstellungen Pensionsrückstellungen sind zu bilden, wenn einem berechtigten Mitarbeiter vom Unternehmen ein Rechtsanspruch über das gesetzlich geregelte hinaus eingeräumt wurde. Abfindungen (im Fall von Freistellungen und/oder Sozialplänen) sind hier auch einzustellen. Bei den Pensionsrückstellungen wird auf der Basis von Zinseszinsrechnungen ermittelt, wie viel pro Jahr als Rückstellung für einen Mitarbeiter eingestellt werden muss, wenn man ein bestimmtes Pensionseintrittsalter und den statistischen (zeitlichen) Todesfall (ermittelt nach Sterbetafeln) zugrunde legt und für die Zeitspanne dazwischen einen jährlichen Guthabenzins auf den Rückstellungsbetrag rechnet. Abfindungen Stehen Freistellungen an und die betroffenen Mitarbeiter(innen) haben einen Anspruch auf eine Abfindung, dann sind diese Beträge hier auch als kommende Verpflichtung (=Verbindlichkeit) anzusetzen. Steuerrückstellungen Die Bildung hier dient dazu, um die aus dem Ergebnis des vergangenen Geschäftsjahres resultierenden und noch nicht gezahlten Steuern, deren Höhe noch im Detail unbekannt ist, als Verpflichtung in der Bilanz auszuweisen. Dies ist deshalb so, weil Kapitalgesellschaften kein Privatvermögen und keine Privatschulden kennen und deshalb ihr gesamtes Vermögen sowie Schulden in der Bilanz ausweisen müssen. Sonstige Rückstellungen In diesem Sammelkonto werden alle Rückstellungen zugeordnet, die nicht in den Posten ‚Pensionsrückstellungen‘ und ‚Steuerrückstellungen‘ zugeordnet werden können. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Rückstellungen für ungewisse Verbindlichkeiten, zum Beispiel Rückstellungen für Provisionen oder für Gewährleistungen. Rückstellungen, die gebildet werden dürfen und in der Bilanz unter den Punkt sonstige Rückstellungen aufgeführt werden, sind u. a.: • • •
Rückstellungen für Jahresabschlusskosten Rückstellungen für Prozesskosten Rückstellungen für sonstige Sozialverpflichtungen gegenüber Arbeitnehmern (Hier sind Gewinnbeteiligungen und ausgelobte Prämien aufgrund eines guten Ergebnisses gemeint)
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1 Aufbau der Planung
• Rückstellungen für noch nicht in Anspruch genommene Urlaubstage (Offene Urlaubsansprüche seitens der Belegschaft, welche zum Bilanzstichtag bestehen und erst danach genommen werden, müssen anteilig ausgewiesen werden. Hierbei geht es jedoch weniger um eine ungewisse Verbindlichkeit, sondern um die richtige Periodenabgrenzung. • Rückstellungen für Gewährleistungen ohne rechtliche Verpflichtung (Kulanzrückstellungen) • Rückstellungen für ungewisse Verbindlichkeiten Diese Rückstellung muss gebildet werden, wenn es sich um eine Verbindlichkeit gegenüber einem Dritten oder eine öffentlich rechtliche Verbindlichkeit handelt, diese vor dem Bilanzstichtag anfiel und mit ihrer Inanspruchnahme ernsthaft zu rechnen ist. Diese Rückstellungsposition hat häufig den Charakter eines Sammelpostens. • Rückstellungen für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften Bei schwebenden Geschäften handelt es sich um Verträge, die noch von keinem der beiden Vertragspartner erfüllt worden sind. Sobald die Leistung und Gegenleistung nicht mehr gleichwertig gegenüberstehen, dürfen sie bilanziert werden. Es sind somit z. B. Rückstellungen für Drohverluste zu buchen, wenn bei einem angenommenen Auftrag mit Fixpreis während der Produktion unvorhergesehene Kostensteigerungen eintreten und damit sicherlich zu späteren Verlusten führen werden, da eine Anpassung des Verkaufserlöse durch oben genannten Fixpreis ausgeschlossen ist. Bewertung von Rückstellungen Es ist bei Rückstellungen nur jener Betrag anzusetzen, dessen Höhe der „vernünftigen kaufmännischen“ Beurteilung entspricht. Das Wörtchen „nur“ soll die Rückstellungsbildung und die Schaffung von stillen Reserven weitgehend verhindern. Andererseits jedoch sollen Rückstellungen im ausreichenden Maße gebildet werden. Dies ist die ‚Krux‘ an der Sache. Der Betrag der Rückstellung soll geschätzt werden, doch darf die Schätzung nicht willkürlich sein. Was aber von Nutzen sein kann, ist die Tatsache, dass man Erfahrungswerte aus der Vergangenheit zu Rate ziehen kann. Auch das Wort ‚Schätzen‘ wird in diesem Zusammenhang oft durch eine englische Begrifflichkeit ersetzt. Man hört häufig, dass nach dem ‚Arm’s Length Principle‘ gehandelt wurde. Dies ist natürlich nur verbale Kosmetik.
1.1 Plan-Zahlenwerke
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Verbindlichkeiten Hier gibt es wieder recht viele Unterkategorien, aber der Gesetzgeber hat nun einmal entsprechende Regeln aufgestellt. In der späteren Analyse werden wir übrigens dem Gesetzgeber dafür danken, dass er diese Position eigentlich strukturell sehr komplex aufbauen lässt, denn damit macht er uns die Sache leichter. Die Verbindlichkeiten setzen sich zusammen aus: • • • • • • •
Anleihen, davon konvertibel Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen Verbindlichkeiten aus der Annahme gezogener/Ausstellung eigener Wechsel Verbindlichkeiten gegen verbundene Unternehmen Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht • sonstige Verbindlichkeiten a) aus Steuern b) davon im Rahmen der sozialen Sicherheit Wurde eine Anleihe aufgelegt oder gezeichnet (das sind die beiden landläufigen Bezeichnungen), so haben wir die Verpflichtung zur Rückzahlung, also eine Verbindlichkeit. Eine Anleihe ist eine andere Form eines Kredites. Bankverbindlichkeiten (gegen Kreditinstitute) sind wohl klar und bedürfen keiner weiteren Erklärung. Haben wir eine Anzahlung erhalten, haben wir noch nicht geliefert, also stehen wir in der Schuld und haben ebenfalls eine Verbindlichkeit. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (wir nennen dieses auch ‚Kreditoren‘) müssen wohl auch nicht näher erläutert werden. Die Lieferung ist eingetroffen, die Leistung ist erhalten und die Rechnung eingetroffen. Weil aber i. d. R. Zahlungskonditionen wie z. B. ‚30 Tage netto‘ ausgehandelt wurden, ist die Rechnung noch nicht gezahlt. Allerdings muss sie zeitnah gebucht werden – und die offenen, von uns noch zu zahlenden Rechnungen, sehen wir hier in diesem Bilanzposten. Eine Sache ist hier aber von Bedeutung. Diese Verbindlichkeiten sind inklusive Vorsteuer ausgewiesen. Gemeinsam mit den Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sind diese die einzigen Posten in der Bilanz (die GuV-Posten sind alle Nettoposten), die brutto, also inkl. Vorsteuer bei den Lieferantenverbindlichkeiten und inkl. Umsatzsteuer bei den offenen
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1 Aufbau der Planung
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (Voraussetzung: nationalen Eingangs- und Ausgangsrechnungen), ausgewiesen werden. Als verbundene Unternehmen, auch Konzernunternehmen, bezeichnet man üblicherweise Unternehmen ein und desselben Konzerns. Sie sind zwar juristisch selbstständig, jedoch wirtschaftlich abhängig vom Mutterunternehmen. Hier handelt es sich also um eine Finanzierung durch eine Schwestergesellschaft. Halten wir doch einfach fest: Es handelt sich um Unternehmen, die miteinander in einem Verbund verflochten sind. Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht, sind eigentlich fast identisch zu sehen. Hier handelt es sich aber eher um eine „Mutter-Kind“ Beziehung. Ein Teil der sonstigen Verbindlichkeiten ist schon durch die Zusätze definiert (aus Steuern und im Rahmen der sozialen Sicherheit). Passive Rechnungsabgrenzungsposten Rechnungsabgrenzungsposten, häufig auch P-RAP abgekürzt, haben wir schon erklärt. Bilanzsumme Die Bilanzsumme, egal ob auf der Aktiv oder Passivseite, ist eine kumulierte Größe aller Vermögensgegenstände (auf der Aktivseite) bzw. aller Gelder (auf der Passivseite) und muss natürlich auf beiden Seiten eine identische Zahl ausweisen. Dann steigen wir jetzt in die eigentliche Planung ein.
1.1.5 Planung von Gesellschaften mit digitalen Geschäftsmodellen In den letzten Jahren sind immer mehr Firmen mit digitalen Geschäftsmodellen entstanden und große geworden. Darunter fallen Gesellschaften wie Google, Reisebuchungsplatzformen, Airbnb, etc. Amazon fällt nicht darunter, da hier rund um den Globus riesige Logistikzentren mit doch hohen Investitionssummen in Ausstattung aufgebaut wurden. Stellen wir uns zunächst die Frage, was Google, Airbnb, etc. charakterisiert. Google ist eine Suchmaschinenfirma, die aber sich weiter (wieder mit digitalen Geschäftsmodellen) entwickelt. Die Investitionen beziehen sich fast ausnahmslos auf Vermögensgegenstände wie Gebäude (wenn aktiviert), IT- und Büroausstattung. Damit ist Google ein klassischer Dienstleister und auch so zu planen.
1.1 Plan-Zahlenwerke
31
Reisebuchungsplattformen leben von Provisionen. Ihr Anlagevermögen ist ebenfalls dominiert von Gebäuden (wenn aktiviert) und wieder IT- und Büroausstattung. Damit fallen Sie auch in den Bereich der Dienstleister und sind ebenso zu planen.
1.1.6 Planung in Zeiten außergewöhnlicher Krisen Zur Zeit der Entstehung dieser 3. Auflage grassiert weltweit das Corona-Virus mit ebenfalls fast überall gesetzlich verordnetem ‚shut/lock down‘. Firmen (müssen) schließen, das öffentliche Leben ist runtergefahren, es gibt Ausgangsbeschränkungen bzw. sogar Verbote. Die Literatur hat bisher keine Antwort auf solche existenzbedrohenden, nicht vorhersehbaren und in ihrer Dimension nur wenig bis gar nicht beeinflussbaren Krisen. Niemand weiß genau, wie es nach so einer Krise weitergehen wird. Sie müssen daher für Ihre Firma mit Szenarien arbeiten/planen. Ausgangspunkt muss immer die aktuelle Liquidität und die permanente Aktualisierung dieser sein. Eine solche Liquiditätsbetrachtung haben wir im Excel in dieser 3. Auflage integriert. Die Grundlage der im Buch dargestellten Investition und Planung sind aber Jahresbetrachtungen (Bilanz und GuV). Und auf dieser Basis werden auch die genannten Liquiditätsrechnungen erstellt. Dies reicht aber nicht in Zeiten außergewöhnlicher Krisen. Sie müssen Ihre Liquiditätsplanung als Teil Ihres Risikomanagements viel häufiger erstellen, ggfs. wöchentlich oder sogar in noch kürzeren Abständen Generell sind Sie als Unternehmer(in), jetzt noch mehr als zuvor, gezwungen, Ihre Investitionsabsichten, Umsatz- und Kostenbasis einer flexiblen, rollierenden, d. h. jederzeit anpassbaren Planung mit Auswirkungen auf die Liquidität zu unterziehen, also mit einer n:m Parametervielfall. Das machen wir auch in diesem Buch, aber auf Jahresbasis. Konzeptionell ist aber auch die Abänderung auf kürzere periodische Betrachtungen kein Problem, wenn Sie sich ein wenig mit Excel auskennen. Per Kopieren/Einfügen Funktion machen Sie aus 2 Jahren recht schnell 12 Monate und diese Monate können Sie mit derselben Funktion dann auch schnell auf Wochen ‚runterbrechen‘. Eines muss Ihnen aus Risikosicht ganz bewusst sein. Der Staat hilft in der Situation/in solchen Situationen mit Geld, aber die zugesagten Hilfen werden zum größten Teil Kredite sein, also rückzahlbares Geld mit Zinsen, sodass auch bei einer Wiederöffnung bzw. der Fortführung von (bereits) ‚taumelnden‘ Firmen
32
1 Aufbau der Planung
eine zusätzliche Liquiditätsbelastung (selbst bei wieder steigenden Auslastungen) eintreten wird. Wir sprechen also von gesteigertem Risiko. Das Insolvenzrecht ist zwar von den Anmeldepflichten temporär massiv gedehnt worden, aber Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung sind nach wie vor maßgeblich. § 43 GmbH Gesetz und § 92 (1) Aktiengesetz (hier Deutschland als Beispiel) werden nach wie vor Bestand haben. Firmen müssen also nach wie vor ein periodisches Risikomanagement (jetzt aber viel ‚kürzer‘, ggfs. auf Monatsoder (unter) Wochenbasis) ‚fahren‘, inwieweit sie überhaupt noch (auch mit staatlicher Hilfe) mittelfristig überlebensfähig sind. Der Staat wird nach Beendigung der ‚Corona‘ Bedrohung wahrscheinlich sehr genau prüfen, ob Gelder zu Unrecht angefordert worden, weil sowieso schon ein ‚Going Concern‘ (= positive Fortführungsprognose) nicht mehr gegeben war bzw. absehbar sein musste, dass die Gesellschaft nach Wiedereröffnung/Weiterführung mit den dann sich abzeichnenden Auslastungen auch mit staatlichen Hilfen nicht mehr überlebensfähig sein wird. Aus diesem Grund müssen Sie in solchen Zeiten Ihre Planung mit besonderem Fokus auf Liquiditätsplanung vor Öffnung und/oder permanent mit den für Sie infrage kommenden Szenarien simulieren und dann in wirklich ‚extrem‘ kurzen Zeitabständen immer wieder aktualisieren, zur Not sogar auf Tagesbasis. Und speichern/archivieren Sie immer wieder aktualisierte Berechnungen als Nachweis, dass Sie Ihren gesetzlichen Pflichten hinsichtlich Risikomanagement nachgekommen sind. Können Sie dies nicht selbst, suchen Sie sich Unterstützung. Bereits vor der Krise hat der Gesetzgeber keinerlei Vorgaben gemacht, wie oder in welcher Form eine Gesellschaft Risikomanagement betreiben muss. Es muss so betrieben werden, dass (bestandsgefährdende) Risiken rechtzeitig erkannt werden können und vom Unternehmen ferngehalten werden. Simulieren Sie verschiedene Szenarien auf Umsatz und Kosten. Prüfen Sie eigentlich anstehende Investitionen und die Möglichkeit, Teilbereiche Ihrer Firma (ggfs. temporär) weiter geschlossen zu halten. Ermitteln Sie Ihren Finanzierungs- und Liquiditätsbedarf nach definierten Szenarien. Planen Sie und weisen Sie nach, dass Sie auch auf diesem Weg Risikomanagement betrieben haben bzw. Ihren Verpflichtungen hinsichtlich Risiko-
1.2 Ausgangs-Plandaten
33
management nachgekommen sind! Dies gilt umso mehr, wenn Sie staatliche Gelder in Anspruch genommen haben. Es war, ist und wird IHRE (nicht delegierbare) Verantwortung als Unternehmer(in) sein und bleiben. Und bei Fragen und/oder Diskussionsbedarf kontaktieren Sie uns. Wir helfen auch.
1.2 Ausgangs-Plandaten Als Ausgangsdaten stehen eigentlich nur absolute und prozentuale Zielgrößen zur Verfügung.
1.2.1 GuV bezogene Ziel-Plangrößen Plandaten GuV
Jahr 1
Jahr 2
abs Einheit Umsatz Umsatzsteuer Exporte EU Importe EU Rohertrag bezogene Leistungen Durchschnilicher AfA Satz Ziel Cash Flow Faktor Körperschasteuer AO Ergebnis Durchschnilicher Zinssatz FK Guthabenzins Personalkostenintensität Tarifliche Steigerung Jahr Steigerung sonsge betriebliche Aufwendungen
%
T€
abs
%
T€
63.000
70.000 19,0% 23,0% 25,0% 53,0% 4,0% 10,0%
19,0% 20,0% 13,0% 51,0% 5,0% 10,0% 2,2 28,0% 0
28,0% 0
3,2% 0,40% 38,0%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plandaten‘
3,0% 0,40% 1,8% 0,50%
34
1 Aufbau der Planung
1.2.2 Bilanz bezogene Ziel-Plangrößen Plandaten der Bilanz
Jahr 1
abs Kapitalumschlag EK Umschlag Kapitalrücklage Gewinnvortrag Vorratsreichweite (Umsatztage) Tage p.a. für Planung Debitorisches Ziel (Tage) Sonsge Vermögensgegenstände Wertpapiere des Umlaufvermögens Akve Rechnungsabgrenzung Anlagendeckung (AV) Immaterielle Vernögensgegenstände FAV Liquidität II. Grades (Basis Kreditoren & sonst. Kfr. Verb.) Sonsge kurzfrisgen Verbindlichkeiten Rückstellungen - Pensionen Rückstellungen - Steuern Rückstellungen - Sonsge Langfrisge Verbindlichkeiten außer Kredinstute Invesonen SAV Kreditorisches Ziel Ziel Cash Cycle Ziel K/B Reichweite (ref. Cash Cycle) - muss posiv sein Passive Rechnungsabgrenzung
1,6 9 0 0 70 365 60 0 0 0 1.000 0 950 1.500 200 400 0
Jahr 2
%
abs
%
0
51,0% 105,0%
0
35 365 33 0 0 0 0 1000 1500 100 600 0 2.000 60 45 18 0
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plandaten‘
1.3 Planungsvorgehen Das Vorgehen ist jetzt eigentlich einfach. Ich zeige Ihnen, wie sie ‚Sudoku‘ ähnlich vorgehen und Ihre eigentlichen logisch basierten Ziele mathematisch in die GuV und Bilanz als Zielwert einbringen können. Dazu werden wir (die uns eventuell aus dem ersten Buch dieser Reihe bekannten) Kennzahlen nutzen, allerdings aus einer anderen Optik. Während wir bei der Analyse eine Relation (Faktor und/oder prozentualer Wert) berechnen, werden wir jetzt umgekehrt vorgehen. Wenn ich weiß, wie ich das Unternehmen steuern möchte, dann kann ich die bekannten Kennzahlen
1.3 Planungsvorgehen
35
auch nutzen, bei vorliegendem Zielwert (Faktor und/oder prozentualer Wert) die ‚Ausgangsgröße‘ zu berechnen. Wir müssen lediglich äquivalent umformen. Und diese analytischen Ausgangsgrößen sind dann unsere Ziel GuV bzw. Bilanzwerte in der Planung. Wie bereits eingangs dargestellt, werden wir in 2 Umläufen • zunächst das erste Jahr einer neuen Firma und dann • die Folgeperiode dieser Firma planen und dabei auch 2 unterschiedliche Perspektiven • Bankenperspektive für das 1. Jahr • Managementperspektive für das 2. Jahr nutzen bzw. aufbauen. Der Schwierigkeitsgrad in den Planungen wird sich durch die Äquivalenzumformungen aber nur leicht steigern, da die Mathematik leicht ist bzw. bleibt. Im ersten Umlauf geht es darum, die Technik der Planung verstehen und anwenden zu lernen. Wie auch im Buch ‚Basiswissen Bilanzanalyse‘, zeige ich dabei die Zielgröße bzw. die zur Ermittlung genutzte Formel grafisch auf und die folgende Berechnung gehen wir wieder Schritt für Schritt durch, sodass die Umformungen nicht mehr schwer sind. In der ersten Planungsrunde lassen wir aber die Zahlen der 2. Periode außen vor.
2
Bilanzplanung des ersten Jahres
Schauen wir uns zunächst unsere Zielvorgaben nochmals an. Weil wir ja die Gesellschaft gerade erst gegründet haben/in Kürze gründen werden, fehlen uns noch die Erfahrungen aus den Vorperioden und wir müssen uns erst an die potenzielle IST Entwicklung herantasten. Da wir uns natürlich schon einige Zeit mit „unserer“ neuen Gesellschaft, dem Markt und den Wettbewerbern beschäftigt haben, sind wir aber sicher, dass unsere Ziel-Vorstellungen nicht übertrieben für das erste Jahr sind.
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 B. Heesen, Basiswissen Bilanzplanung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30341-9_2
37
38
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Plandaten GuV
Jahr 1
abs Einheit Umsatz Umsatzsteuer Exporte EU Importe EU Rohertrag bezogene Leistungen Durchschnilicher AfA Satz Ziel Cash Flow Faktor Körperschasteuer AO Ergebnis Durchschnilicher Zinssatz FK Guthabenzins Personalkostenintensität
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plandaten‘
%
T€ 63.000 19,0% 20,0% 13,0% 51,0% 5,0% 10,0% 2,2 28,0% 0 3,2% 0,40% 38,0%
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Plandaten der Bilanz
39
Jahr 1
abs Kapitalumschlag EK Umschlag Kapitalrücklage Gewinnvortrag Vorratsreichweite (Umsatztage) Tage p.a. für Planung Debitorisches Ziel (Tage) Sonsge Vermögensgegenstände Wertpapiere des Umlaufvermögens Akve Rechnungsabgrenzung Anlagendeckung (AV) Immaterielle Vernögensgegenstände FAV Liquidität II. Grades (Basis Kreditoren & sonst. kfr. Verb.) Sonsge kurzfrisgen Verbindlichkeiten Rückstellungen - Pensionen Rückstellungen - Steuern Rückstellungen - Sonsge Langfrisge Verbindlichkeiten außer Kredinstute Passive Rechnungsabgrenzung
%
1,6 9 0 0 70 365 60 0 0 0 51,0% 1.000 0 105,0% 950 1.500 200 400 0 0
Dann fangen wir an. Unser Ziel ist die Planung folgender GuV-Bilanz und Bilanzposten.
40
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Das AO-Ergebnis habe ich hier in der schematischen GuV bewusst außen vor gelassen, da es ab 01. Januar 2016 in Deutschland (in Österreich auch) nicht mehr ausgewiesen wird. Zum 01. Januar 2016 ist das BilRUG (Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz) in Deutschland in Kraft getreten. Die Änderungen im Einzelnen will ich hier nicht darstellen, aber wichtig für uns ist der Wegfall des außerordentlichen Ergebnisses. Außerdem, AO-Ergebnisse werden im ersten Jahr einer Gesellschaft sicherlich nicht geplant, auch nicht in Ländern, in denen noch ein Ausweis der AOs erfolgt.
2.1 Ziel Umsatzerlöse Auch wenn wir hier die Bilanz zunächst planen werden, müssen wir kurz als erstes auf die geplanten Umsatzerlöse eingehen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und sind derzeit optimistisch, dass wir 63.000 erreichen werden. Die Planungseinheit (ob €, T€, etc.) interessiert mich hier erst einmal nicht – hier geht es jetzt um die Planungstechnik. Damit kennen wir auch unseren Basisbaustein der GuV-Planung: Umsatzerlöse: 63.000.
2.2 Kapitalumschlag (Faktor)
41
Plan - GuV
Jahr 1
Gesamterlöse/Umsatzerlöse
63.000 100,0%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-GuV‘
Und wenn Sie jetzt noch einmal oben die Plandaten anschauen, dann werden Sie sehen, dass ich im ersten Planungsumlauf bei den GuV-Daten keine weitere absolute Zahl (außer einen Faktor) vorgegeben habe. Auch bei den Plandaten zur Bilanz werden Sie nur wenige absolute Größen für Bilanzposten finden. Fast alle anderen Vorgaben sind Werte für Reichweiten (Tage), Umschlagshäufigkeiten (Faktoren) oder Verhältnisgrößen (prozentuale Werte). Dann steigen wir richtig ein.
2.2 Kapitalumschlag (Faktor) Aussage: Der Kapitalumschlag misst die Rotations- und Reproduktionsgeschwindigkeit des (Bilanz-)Kapitals! Einfacher gesagt, die Kennzahl misst das Längenmaß von GuV zu Bilanz. Noch anders ausgedrückt, wir fragen uns: Welche Relation haben GuV und Bilanz „von der jeweiligen Länge her“ zueinander?
42
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Grafische Darstellung:
Formeltechnisch ist der Kapitalumschlag definiert als:
Kapitalumschlag =
Umsatz Bilanzsumme
Umsatz und Ziel-Kapitalumschlag sind uns bekannt (siehe Vorgaben oben). Die Bilanzsumme ist unsere Unbekannte und die können wir berechnen, indem wir die Gleichung äquivalent umformen. Wenn wir beide Seiten der Gleichung mit ‚Bilanzsumme‘ multiplizieren, erhalten wir
Kapitalumschlag × Bilanzsumme =
Umsatz × Bilanzsumme Bilanzsumme
oder
Kapitalumschlag × Bilanzsumme = Umsatz da sich auf der rechten Seite der Gleichung die ‚Bilanzsumme‘ rauskürzt. Dann lösen wir nach ‚Bilanzsumme‘ auf, indem wir beide Seiten durch ‚Kapitalumschlag‘ dividieren und wir erhalten.
2.2 Kapitalumschlag (Faktor)
43
Kapitalumschlag × Bilanzsumme Umsatz = Kapitalumschlag Kapitalumschlag Jetzt kürzt sich der ‚Kapitalumschlag‘ auf der linken Seite der Gleichung raus. Damit bleibt stehen:
Bilanzsumme =
Umsatz Kapitalumschlag
Ich habe an dieser Stelle beispielhaft und sehr detailliert die Umformung aufgezeigt. Ich gehe aber davon aus, dass Sie dies auch ohne diese Einzelschritte können. Bei den folgenden Umformungen werde ich daher nicht mehr in dieser Tiefe die Schritte darstellen, aber immer noch so, dass Sie mir sicherlich folgen können. Unsere Zielgröße: Wir wollen im ersten Jahr mit einem moderaten Kapitalumschlag von 1,6 planen. Bei uns berechnen sich also:
Bilanzsumme =
63.000 1,6
Bilanzsumme = 39.375 (gerundet) Das derzeitige Planungsbild: Plan - Bilanz Jahr 1 T€ Summe Aktiva
39.375
100,0%
Summe Passiva
39.375
100,0%
Diese Ergebnisse finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘
Bleiben wir bei der Bilanz und versuchen, diese als erste fertig zu stellen.
44
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
2.3 Eigenkapital bzw. -quote Aussage: Die Eigenkapitalquote misst das Verhältnis des Eigenkapitals zur Bilanzsumme. Dies eine typische Perspektive der Banken – in jedem Bankenauswertungsprogramm steht sie meines Wissens nach an erster Stelle. Grafische Darstellung:
Unsere Zielgröße: In unserem Fall habe ich aber keine Ziel-Eigenkapitalquote vorgegeben, dennoch können wir sie errechnen. Als Zielgröße mit Bezug Eigenkapital habe ich den Ziel Eigenkapitalumschlag mit 9 vorgegeben bzw. im ersten Jahr angepeilt. Als Formel müssen wir daher nutzen: Mit einem Umschlag haben wir uns doch gerade schon beschäftigt, denn als erste Plangröße, basierend auf dem Umsatz, hatten wir mittels Kapitalumschlag die Bilanzsumme ermittelt. Wenn also der Kapitalumschlag definiert ist als
Kapitalumschlag =
Umsatz Bilanzsumme
dann muss doch der Eigenkapitalumschlag ähnlich zu berechnen sein als
Eigenkapitalumschlag =
Umsatz Eigenkapital
2.3 Eigenkapital bzw. -quote
45
Grafische Darstellung:
Und wenn Sie jetzt die Formel genau betrachten, dann sehen Sie, dass wir 2 der 3 Elemente bereits kennen (Umsatz und die Vorgabe für den Eigenkapitalumschlag), damit wieder nur noch eine Unbekannte (Eigenkapital) darin haben, zu der wir umformen bzw. auflösen müssen. Bei uns berechnen sich:
Eigenkapitalumschlag =
Umsatz Eigenkapital
also
Eigenkapital =
Umsatz Eigenkapitalumschlag
somit
Eigenkapital =
63.000 9
46
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Ergebnis
Eigenkapital = 7.000 Das Eigenkapital sollte am Periodenende bei 7.000 liegen. Rücklagen und Gewinnvorträge hat die Gesellschaft noch keine. Aber in den 7.000 ist auch der Jahresüberschuss des ersten Jahres zu finden, sodass die Differenz aus gesamten Eigenkapital am Ende des Jahres und dem Jahresüberschuss (der muss in gleicher Höhe auch ‚unten‘ in der GuV stehen) identisch mit dem gezeichneten Kapital sein muss. Das neue derzeitige Planungsbild: Plan - Bilanz Jahr 1 T€ A Eigenkapital davon gezeichnetes Kapital
7.000 ???
davon Kapitalrücklage
0
davon Gewinnvortrag
0
davon Jahresüberschuss
???
Summe Passiva
17,8% #WERT! 0,0% 0,0% #WERT!
39.375
100,0%
Diese Ergebnisse finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘
2.4 Alternative Berechnungen beim Eigenkapital Wir hätten die Eigenkapitalgröße auch auf einem anderen Weg berechnen können. Merken Sie sich bitte: Dividieren Sie den Kapitalumschlag durch andere Rotationsgröße der Bilanz (z. B. Eigenkapitalumschlag), dann erhalten Sie diesen Bilanzposten (hier Eigenkapital) in Prozent zur Bilanzsumme.
2.4 Alternative Berechnungen beim Eigenkapital
47
Damit gilt natürlich auch umgekehrt: Multiplizieren Sie einen Bilanzposten als prozentuale Größe zur Bilanzsumme mit dem Umschlag dieses Bilanzpostens, dann erhalten Sie den Kapitalumschlag. Keine Angst, klingt kompliziert, ist es aber nicht. Das schauen wir uns jetzt wieder Schritt für Schritt an. Also, wir dividieren den Kapitalumschlag durch den Eigenkapitalumschlag und sollen das Eigenkapital in Prozent zur Bilanzsumme erhalten.
Eigenkapitalquote =
Kapitalumschlag Eigenkapitalumschlag
Damit steht dort
Eigenkapitalquote =
Umsatz Umsatz ÷ Bilanzsumme Eigenkapital
Wir dividieren, in dem wir mit dem Kehrwert multiplizieren
Eigenkapitalquote =
Umsatz Eigenkapital × Bilanzsumme Umsatz
Der Umsatz kürzt sich ‚raus‘ und es bleibt stehen
Eigenkapitalquote =
Eigenkapital Bilanzsumme
Stimmt also! In unserem Fall ergibt sich
Eigenkapitalquote =
Kapitalumschlag Eigenkapitalumschlag
also
Eigenkapitalquote =
1,6 9
somit
Eigenkapitalquote = 0,1778 bzw. 17,8% (gerundet) Und genau diese Quote sehen wir in unserer Bilanz beim Eigenkapital. Schauen Sie oben nochmals nach. Gerechnet haben wir gerade folgendes (grafisch dargestellt).
48
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Maßgeblich ist hier der Pfeil (gepunktet) nach ‚oben‘ in der Mitte (Kapitalumschlag/Eigenkapitalumschlag). Als Ergebnis ergibt sich die Eigenkapitalquote (gestrichelte Linie).
2.5 Aus dieser alternativen Berechnung ableitbare Planwege und Kalkulationen Umgekehrt muss damit auch gelten: Multiplizieren Sie einen Bilanzposten als prozentuale Größe zur Bilanzsumme mit dem Umschlag dieses Bilanzpostens, dann erhalten Sie den Kapitalumschlag. Das wollen wir auch noch kurz prüfen
Kapitalumschlag = Eigenkapitalquote × Eigenkapitalumschlag also
Kapitalumschlag =
Eigenkapital Umsatz × Bilanzsumme Eigenkapital
2.5 Aus dieser alternativen Berechnung ableitbare Planwege …
49
Eigenkapital kürzt sich ‚raus‘ und damit bleibt stehen
Kapitalumschlag =
Umsatz Bilanzsumme
Prüfen wir das auch mit unseren Zahlen
Kapitalumschlag = Eigenkapitalquote × Eigekapitalumschlag Somit bei uns
Kapitalumschlag = 17,8 % × 9 damit
Kapitalumschlag = 1,6 Stimmt auch!! Daraus lässt sich dann aber auch noch eine Dritte Relation herleiten Dividieren Sie den Kapitalumschlag durch die Eigenkapitalquote, erhalten Sie den Eigenkapitalumschlag bzw. neutral ausgedrückt: Dividieren Sie den Kapitalumschlag durch einen prozentualen Wert eines Bilanzpostens zur Bilanzsumme (hier Eigenkapitalquote), dann erhalten Sie den Umschlag dieses Bilanzposten (hier Eigenkapitalumschlag). Wenngleich mathematisch logisch, wollen wir das auch überprüfen.
Eigenkapitalumschlag =
Kapitalumschlag Eigenkapitalquote
also
Eigenkapitalumschlag =
Umsatz Eigenkapital ÷ Bilanzsumme Bilanzsumme
Wir multiplizieren mit dem Kehrwert
Eigenkapitalumschlag =
Umsatz Bilanzsumme × Bilanzsumme Eigenkapital
‚Bilanzsumme‘ kürzt sich ‚raus‘ und stehen bleibt
Eigenkapitalumschlag =
Umsatz Eigenkapital
50
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Rechnung mit unseren Planzahlen
Eigenkapitalumschlag =
Kapitalumschlag Eigenkapitalquote
also
Eigenkapitalumschlag =
1,6 17,8 %
Eigenkapitalumschlag = 9 Und das ist meine Vorgabe gewesen. Klasse, nicht wahr. Ist doch ‚toll‘, was man mit Kennzahlen und Äquivalenzumformungen alles herausfinden kann. Die Bilanz und die GuV sind letztendlich nur eine Aneinanderreihung einfacher mathematischer Zusammenhänge und damit eine große (aber einfache) Funktion mit vielen Additionen von Einzelformeln. Damit haben wir ein schönes Regelwerk: 1. Dividieren Sie den Kapitalumschlag durch eine Rotationsgröße der Bilanz (z. B. Eigenkapitalumschlag), dann erhalten Sie den Bilanzposten (hier Eigenkapital) in Prozent zur Bilanzsumme. 2. Multiplizieren Sie einen Bilanzposten als prozentuale Größe zur Bilanzsumme (hier Eigenkapitalquote) mit dem Umschlag dieses Bilanzpostens (hier Eigenkapitalumschlag), dann erhalten Sie den Kapitalumschlag. 3. Dividieren Sie den Kapitalumschlag durch einen prozentualen Wert eines Bilanzpostens (hier Eigenkapitalquote) zur Bilanzsumme, dann erhalten Sie den Umschlag dieses Bilanzposten (hier Eigenkapitalumschlag). Oder der mit unseren Formeln am Beispiel des Eigenkapitals
Kapitalumschlag Eigenkapitalumschlag 2. Kapitalumschlag = Eigenkapitalquote × Eigenkapitalumschlag 1. Eigenkapitalquote =
3. Eigenkapitalumschlag = Kapitalumschlag Eigenkapitalquote bzw. neutral ausgedrückt
2.6 Anlagevermögen bzw. Anlagenintensität
1. Bilanzpostenquote =
51
Kapitalumschlag Bilanzpostenumschlag
2. Kapitalumschlag = Bilanzpostenquote × Bilanzpostenumschlag 3. Bilanzpostenumschlag = Kapitalumschlag Bilanzpostenquote Sie sehen, es macht bei dieser Art der Planung (‚Greenfield‘, erstes Jahr eines ‚Start-up‘) durchaus Sinn, den Kapitalumschlag möglichst früh mit in die Planungen einzubeziehen.
2.6 Anlagevermögen bzw. Anlagenintensität Wenn wir oben rechts in der Bilanz das Eigenkapital in der Planung stehen haben, dann wäre es doch schön, wenn wir auch oben links in der Bilanz entsprechend das Zahlenwerk vervollständigen könnten. Das Anlagevermögen und/oder die Anlagenintensität ist also unsere nächste Zielgröße.
Aber in den Vorgaben steht nichts direkt zum Anlagevermögen oder zur Anlagenintensität. Sie finden allerdings etwas zur Ziel-Anlagendeckung, die 51 % betragen soll.
52
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Anlagendeckung A („Goldene Finanzierungsregel“) Aussage: Die Anlagendeckung A misst das Verhältnis der Finanzierung langfristiger Vermögenswerte (Anlagevermögen) durch das Eigenkapital. In welchem Umfang ist das Anlagevermögen mit/durch Eigenkapital abgesichert? Es gilt nämlich: Langfristige Vermögensgegenstände sollten auch langfristig, wenn möglich mit Eigenkapital, finanziert sein. Früher sagte man auch „Goldene Finanzierungsregel“ zu dieser Kennzahl und als Zielgröße war ca. 100 % definiert. ‚Goldene Finanzierungsregel‘ hört man heute immer noch, wenngleich selten, aber der Zielkorridor wurde nach unten (auf ca. 40 % – 70 %) reduziert. Allerdings ist dieser Korridor stark branchenabhängig. Bei der Schwerindustrie (z. B. Schiffsbau) sehen wir auch schon einmal nur 20 %, aber dann wurden häufig Anzahlungen erhalten (diese stehen dann bei den Verbindlichkeiten – dritter Posten laut HGB Gliederungssystem: ‚Anzahlungen auf Bestellungen‘, siehe nachfolgend).
C
… davon Anleihen, davon konvertibel … davon Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten … davon erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen … davon Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen … davon Verbindlichkeiten aus der Annahme gezogener/Ausstellung eigener Wechsel … davon Verbindlichkeiten gegen verbundene Unternehmen … davon Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht … davon sonstige Verbindlichkeiten a) aus Steuern b) davon im Rahmen der sozialen Sicherheit Verbindlichkeiten
Diese Struktur der Verbindlichkeiten finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Detail-Bilanz‘
Grafische Darstellung: Wir betrachten also folgende Ziel-Relation.
2.6 Anlagevermögen bzw. Anlagenintensität
53
Formeltechnisch ist die Anlagendeckung definiert als:
Anlagendeckung =
Eigenkapital Anlageverm¨ogen
Und erneut sehen wir, dass wir zwei der drei Formelbestandteile schon kennen, • Eigenkapital • (Ziel) Anlagendeckung
7.000 = = 51 % (aus Vorgaben
damit wieder nur eine Unbekannte gegeben ist, • Anlagendeckung zu der wir auflösen können. Es berechnet sich:
Anlagendeckung =
Eigenkapital Anlageverm¨ogen
Zu Anlagevermögen, unserer Unbekannten und gleichzeitig gesuchten Zielgröße für die Planung, umgeformt, ergibt sich
54
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Anlageverm¨ogen =
Eigenkapital Anlagendeckung
Mit unseren Zahlen errechnet sich jetzt:
Anlageverm¨ogen =
7000 0,51
Anlageverm¨ogen = 13.725 (gerundet) Für die Struktur des gesamten Ziel-Anlagevermögens habe ich noch einige Zusatzinformationen zum Status am Ende des Jahres gegeben: • Immaterielle Vermögensgegenstände = 1000 • Finanzanlagevermögen (FAV) 0 = Von daher muss das Sachanlagevermögen sich rechnerisch aus der Differenz ergeben. Gesamt es Anlagevermögen:
13.725
− Immaterielle Vermögensgegenstände
1000
= Sachanlagevermögen
12.725
− Finanzanlagevermögen (FAV)
0
Damit steht dann auch der ganze obere Teil der Planbilanz (beim Eigenkapital sicherlich noch mit einigen Fragezeichen zum gezeichneten Kapital und zum periodischen Jahresüberschuss, aber die werden wir uns auch noch errechnen). Diese Aussage, dass der obere Teil der Aktiva und Passiva damit steht, ist sogar noch untertrieben. Kennen wir das Anlagevermögen, kennen wir auch das Umlaufvermögen bei bekannter Bilanzsumme. Und kennen wir das Eigenkapital, kennen wir bei bekannter Bilanzsumme auch die gesamten Verbindlichkeiten. Aktiva und Passivische Rechnungsabgrenzungen habe ich für diese Planung mit jeweils ‚0‘ vorgegeben, sodass wir das große Ganze schon zeigen können.
2.6 Anlagevermögen bzw. Anlagenintensität
55
Plan - Bilanz Jahr 1 T€
Immaterielle VG Sachanlagen Finanzanlagevermögen
1.000
2,5%
12.725
32,3%
0
0,0%
A Anlagevermögen
13.725
34,9%
B Umlaufvermögen
25.650
65,1%
0
0,0%
39.375
100,0%
C Aktive Rechnungsabgrenzung
Summe Aktiva
A Eigenkapital davon gezeichnetes Kapital
7.000 ???
davon Kapitalrücklage
0
davon Gewinnvortrag
0
davon Jahresüberschuss C Verbindlichkeiten D Passive Rechnungsabgrenzung
Summe Passiva
17,8% #WERT!
???
0,0% 0,0% #WERT!
32.375
82,2%
0
0,0%
39.375
100,0%
Diese Ergebnisse finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘. Bei den hier ausgewiesenen Verbindlichkeiten sind die Rückstellungen mit eingerechnet
56
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
2.7 Zusammenfassung erste Planschritte Kennt man Kennzahlen und besonders deren mathematische Definition, dann kann man recht einfach daraus ableitend rückwärts bzw. durch Äquivalenzumformungen auch absolute (hier) Bilanzgrößen errechnen und das haben wir getan. Dies ist übrigens der Grund, warum ich die Buchreihe mit dem Buch zur ‚Basiswissen Bilanzanalyse‘ begonnen habe. Zunächst einmal war es wichtig, Kennzahlen kennen zu lernen und zu verstehen. Aber nochmals, Sie können hier beruhigt weiterlesen, auch wenn Sie das erste Buch in dieser Serie nicht gelesen (oder besser durchgearbeitet) haben. Mein Ziel ist es, die Berechnungen jeweils so darzustellen, dass Sie das ‚locker‘ können. Das war bisher unser Weg.
2.8 Alternative Berechnungen zum Anlagevermögen
57
2.8 Alternative Berechnungen zum Anlagevermögen Wir hätten das Anlagevermögen übrigens auch noch auf einem anderen Weg bestimmen können. Wenn gilt (und so haben gerechnet):
Anlagendeckung =
Eigenkapital Anlageverm¨ogen
Anlagenintensit a¨ t =
Eigenkapitalquote Anlagendeckung
dann gilt auch
weil
Anlagenintensit a¨ t =
Eigenkapital Eigenkapital ÷ Bilanzsumme Anlageverm¨ogen
Anlagenintensit a¨ t =
Eigenkapital Anlageverm¨ogen × Bilanzsumme Eigenkapital
somit
und damit
Anlagenintensit a¨ t =
Anlageverm¨ogen Bilanzsumme
Wir hätten also zunächst auch die Anlageintensität berechnen können
Anlagenintensit a¨ t =
Eigenkapitalquote Anlagendeckung
Damit hätte sich bei uns errechnet:
Anlagenintensit a¨ t =
0,178 0,51
also
Anlagenintensit a¨ t = 0,349 bzw. 34,9 % Und genau diese 34,9 % finden Sie als prozentualen Ausweis des gesamten Anlagevermögens (in Bezug zur Bilanzsumme = Anlagenintensität).
58
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Dann berechnet sich natürlich der absolute Betrag für das Anlagevermögen durch Multiplikation dieser 34,9 % mit der Bilanzsumme, also
Anlageverm¨ogen = Anlagenintensit a¨ t × Bilanzsumme weil
Anlageverm¨ogen =
Anlageverm¨ogen × Bilanzsumme Bilanzsumme
In unserem Fall
Anlageverm¨ogen = 34,9 % × 39.375 (gerundet) somit
Anlageverm¨ogen = 13.742 (gerundet) Exakt mit Excel gerechnet (also ohne Rundungen) ergeben sich 13.725,49. Aus den Berechnungen mit dem Anlagevermögen ergeben sich dann auch mehrere mögliche Berechnungen. 1. Anlagendeckung =
Eigenkapital Anlageverm¨ogen
und/oder 2. Anlagendeckung = Eigenkapitalquote Anlagenintensit a¨ t und/oder 3. Anlageverm¨ogen = Anlagenintensit a¨ t × Bilanzsumme und/oder 4. Anlageverm¨ogen =
Eigenkapital Anlagendeckung
und/oder 5. Anlagenintensit a¨ t = Anlageverm¨ogen Bilanzsumme und/oder
2.8 Alternative Berechnungen zum Anlagevermögen
6. Anlagenintensit a¨ t = Eigenkapitalquote Anlagendeckung Prüfen wir „meine Behauptungen“ durch. 1. Anlagendeckung =
Eigenkapital Anlageverm¨ogen
Bei uns berechnet sich (gerundet):
Anlagendeckung =
7.000 13.725
somit
Anlagendeckung = 0,51 bzw. 51 % 2. Anlagendeckung =
Eigenkapitalquote Anlagenintensit a¨ t
Bei uns berechnet sich (gerundet):
Anlagendeckung =
0,178 0,349
somit
Anlagendeckung = 0,51 bzw. 51 % 3. Anlageverm¨ogen = Anlagenintensit a¨ t × Bilanzsumme
Bei uns berechnet sich (gerundet):
Anlageverm¨ogen = 0,349 × 39.375 somit
Anlageverm¨ogen = 13.725 4. Anlageverm¨ogen =
Eigenkapital Anlagendeckung
Bei uns berechnet sich (gerundet):
Anlageverm¨ogen =
7.000 0,51
59
60
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
somit
Anlageverm¨ogen = 13.725 5.
Anlagenintensit a¨ t =
Anlageverm¨ogen Bilanzsumme
Bei uns berechnet sich (gerundet):
Anlagenintensit a¨ t =
13.725 39.375
somit
Anlagenintensit a¨ t = 0,349 bzw. 34,9 %. 6.
Anlagenintensit a¨ t =
Eigenkapitalquote Anlagendeckung
Bei uns berechnet sich (gerundet):
Anlagenintensit a¨ t =
0,178 0,51
Somit
Anlagenintensit a¨ t = 0,349 bzw. 34,9 % Stimmt alles!!! Es gibt immer mehrere Wege zur Berechnung von Plan Zielwerten, besonders in der Bilanz. Dafür muss man aber die Kennzahlen, ihre Definitionen und die möglichen äquivalenten Umformungen wissen und kennen. Gehen wir jetzt in unserer Planung weiter. Versuchen wir, die Bilanz Schritt für Schritt zu ‚schließen‘.
2.9 Vorräte und deren Planung Vorgegeben habe ich hier eine Reichweite in Umsatztagen in Höhe von 70. Aussage: Die Vorratsreichweite gibt an, wie lange wir arbeiten müssen, bis wir wieder einen Umsatz erwirtschaftet haben werden, der der Höhe der zum Bilanzstichtag ausgewiesenen Vorräte entspricht.
2.9 Vorräte und deren Planung
61
Wir wollen also die Vorräte (gesamt) so planen, dass sie einem Umsatz von 70 Kalendertagen entsprechen. Vorgehensweise: Dafür brauchen wir die klassische Reichweitenformel. Diese lässt sich auf alle Bilanzposten anwenden, macht aber nur Sinn bei den Posten des Netto-Umlaufvermögens. Das Netto-Umlaufvermögen ist definiert als Vorräte + Forderungen (kurz Debitoren) + Kasse/Bank und Wertpapiere des Umlaufvermögens − Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (kurz Kreditoren) − sonstige (kurzfristige) Verbindlichkeiten Die klassische Reichweitenformel lautet.
Reichweite Bilanzposten =
Tage × Bilanzposten Umsatz
Ich arbeite bei den Tagen immer mit den Kalendertagen (365) und nicht mit Werktagen oder Ähnlichem. Wenn wir nachher das Ergebnis haben, wird unser Gehirn diese Zahl immer in das Verhältnis zu 365 Tagen p.a. setzen – das ist ein Automatismus. Also rechne ich immer:
Reichweite Bilanzposten =
365 × Bilanzposten Umsatz
Bei uns müssen wir dann bei den Vorräten als Formel nutzen:
Vorratsreichweite =
365 × Vorr a¨ te Umsatz
Wenn Sie wieder genau hinschauen, dann sehen Sie, dass wir erneut nur eine Unbekannte haben – die Vorräte selbst. Die Vorratsreichweite habe ich für die Planung vorgegeben. Generell setzen sich die Vorräte aus 5 Unterposten zusammen. Wir werden aber hier nur die Gesamtsumme in diesem 1. Umlauf planen.
62
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
I.
Vorräte … davon Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe ….davon unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen … davon fertige Erzeugnisse und Waren … davon Handelswaren … davon geleistete Anzahlungen
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Detail-Bilanz‘
Grafische Darstellung:
Umformung der Gleichung zur Unbekannten: Die Ausgangsgleichung lautet:
Vorratsreichweite =
365 × Vorr a¨ te Umsatz
2.9 Vorräte und deren Planung
63
Wir müssen nach unserer Unbekannten ‚Vorräte‘ umformen, indem wir im ersten Schritt beide Seiten der Gleichung mit dem Umsatz multiplizieren.
Vorratsreichweite × Umsatz =
365 × Vorr a¨ te × Umsatz Umsatz
Dann kürzt sich ‚rechts in der Gleichung‘ der Umsatz ‚raus‘ und es bleibt stehen:
Vorratsreichweite × Umsatz = 365 × Vorr a¨ te Und jetzt ‚isolieren‘ wir die Vorräte (lösen danach auf), indem wir beidseitig durch die Tage (365) dividieren und stehen bleibt
Vorr a¨ te =
Vorratsreichweite × Umsatz 365
Stellen wir es anders dar, wird die Berechnung deutlicher
Vorr a¨ te =
Umsatz × Vorratsreichweite 365
Wir berechnen zunächst den Umsatz pro (Kalender) Tag und dann multiplizieren wir den Umsatz pro Tag mit unserer Ziel-Vorratsreichweite Bei uns berechnen sich:
Vorr a¨ te =
Umsatz × Vorratsreichweite 365
somit
Vorr a¨ te =
63.000 × 70 365
also
Vorr a¨ te = 12.082 (gerundet)
64
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Vorläufiges erweitertes Plan-Bilanzbild bei den Aktiva: Plan - Bilanz Jahr 1 T€
Immaterielle VG Sachanlagen Finanzanlagevermögen A Anlagevermögen
Vorräte B Umlaufvermögen gesamt
1.000
2,5%
12.725
32,3%
0
0,0%
13.725
34,9%
12.082
30,7%
25.650
65,1%
0
0,0%
39.375
100,0%
C Aktive Rechnungsabgrenzung
Summe Aktiva
Diese Berechnungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘
Die Vorräte entsprechen 30,7 % der Bilanzsumme.
2.10 Alternative Berechnungen bei der Vorratsplanung Erinnern Sie sich noch an die Zusatzbetrachtung beim Eigenkapital, besonders die 3 Merksätze? Hier ist besonders (zunächst) der dritte Satz (wieder) von Bedeutung. Beim Eigenkapital lautete er: Dividieren Sie den Kapitalumschlag durch einen prozentualen Wert eines Bilanzpostens (hier Eigenkapitalquote) zur Bilanzsumme, dann erhalten Sie den Umschlag dieses Bilanzposten (hier Eigenkapitalumschlag). Passen wir diesen Merksatz auf die Vorräte an.
2.11 Vorratsumschlag
65
Dividieren Sie den Kapitalumschlag durch einen prozentualen Wert eines Bilanzpostens (hier Vorratsquote oder -intensität) zur Bilanzsumme, dann erhalten Sie den Umschlag dieses Bilanzposten (hier Vorratsumschlag). Das müssen wir natürlich verproben. Formel:
Vorratsumschlag =
Kapitalumschlag Vorratsquote
Bei uns berechnen sich:
Vorratsumschlag =
1,6 0,307
somit
Vorratsumschlag = 5,21 Ob das richtig ist, müssen wir noch überprüfen.
2.11 Vorratsumschlag Auf Basis der Reichweite können wir klassisch auch den Vorratsumschlag innerhalb eines Jahres berechnen. Aussage: Die Kennzahl berechnet die Umschlagshäufigkeit der Vorräte, gemessen am Umsatz. Sie weist damit die Rotations- und Reproduktionsgeschwindigkeit des in den Vorräten gebundenen Kapitals aus.
66
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Grafische Darstellung:
Als Formel müssen wir nutzen:
Vorratsumschlag =
Umsatz Vorr a¨ te
Bei uns berechnen sich somit:
Vorratsumschlag =
63.000 12.082
Vorratsumschlag = 5,21 Und diese Zahl hatten wir auch schon auf dem anderen Weg bestimmt. Es passt also. Warum kommen beide Berechnungen zum identischen Wert? Zerlegen wir doch einmal die Formel des ersten Berechnungsweges
Vorratsumschlag = Hier steht
Kapitalumschlag Vorratsquote
2.11 Vorratsumschlag
67
Vorratsumschlag =
Umsatz Vorr a¨ te ÷ Bilanzsumme Bilanzsumme
Wir multiplizieren mit dem Kehrwert
Vorratsumschlag =
Umsatz Bilanzsumme × Bilanzsumme Vorr a¨ te
Die Bilanzsumme kürzt sich dann ‚raus‘ und es bleibt stehen
Vorratsumschlag =
Umsatz Bilanzsumme
Und genau diese Gleichung hatten wir beim 2. Berechnungsweg als Formel genutzt. Mit dem Vorratsumschlag haben wir auch wieder eine Rotationsgröße eines Bilanzpostens. Hätte ich Ihnen den Vorratsumschlag als Ausgangswert für die Planung vorgegeben, wäre die Reichweite in Umsatztagen sofort ermittelbar gewesen, denn es gilt lediglich, die (Kalender-)Tage durch den Vorratsumschlag zu dividieren. Formel: ..
Reichweite Vorr ate =
365 Vorratsumschlag
Mit unseren Zahlen berechnet sich: ..
Reichweite Vorr ate =
365 5,21
somit ..
Reichweite Vorr ate = 70 Das ist aber nur mathematisch logisch bei Betrachtung der klassischen Reichweitenformel
Vorratsreichweite =
365 × Vorr a¨ te Umsatz
Dies können wir auch folgendermaßen darstellen
Vorratsreichweite = 365 ×
Vorr a¨ te Umsatz
68
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
oder als Division
Vorratsreichweite = 365 ÷
Umsatz Vorr a¨ te
Damit steht dort
Vorratsreichweite = 365 ÷ Vorratsumschlag also ..
Reichweite Vorr ate =
365 Vorratsumschlag
und das hatten wir gerade gerechnet ..
Reichweite Vorr ate =
365 = 70 5,21
Bleiben wir noch bei den Vorräten (speziell dem Vorratsumschlag), denn da gibt es für Planungszwecke noch viel mehr anzumerken und zu entdecken.
2.12 Alternative Planrechnungen zum Vorrat Wir hatten einen Vorratsumschlag über zwei Wege in Höhe von 5,21 berechnet. Da gab es doch auch einen Merksatz, den wir beim Thema Eigenkapital schon einmal genutzt hatten. Es war der Erste: Dividieren Sie den Kapitalumschlag durch eine Rotationsgröße der Bilanz (z. B. Eigenkapitalumschlag), dann erhalten Sie den Bilanzposten (hier Eigenkapital) in Prozent zur Bilanzsumme. Mathematisch hieße dies:
Vorratsquote =
Kapitalumschlag Vorratsumschlag
Mit unseren Zahlen ergibt sich
Vorratsquote =
1,6 5,21
also
Vorratsquote = 0,307 bzw. 30,7 %
2.12 Alternative Planrechnungen zum Vorrat
69
Und genau diesen Wert haben wir auch in unserer (bisher noch nicht fertigen) Plan-Bilanz bereits gesehen. Lösen wir hier auch wieder die Formel auf, um besser verstehen zu können, warum sich hier erneut die uns bereits bekannte Zahl als Ergebnis berechnet.
Vorratsquote =
Kapitalumschlag Vorratsumschlag
Damit steht dort eigentlich
Vorratsquote =
Umsatz Umsatz ÷ Bilanzsumme Vorr a¨ te
Wir multiplizieren mit dem Kehrwert
Vorratsquote =
Umsatz Vorr a¨ te × Bilanzsumme Umsatz
und es bleibt nach Kürzung stehen (Umsatz kürzt sich ‚raus‘)
Vorratsquote =
Vorr a¨ te Bilanzsumme
Ja, und einen weiteren Merksatz gab es auch noch: Multiplizieren Sie einen Bilanzposten als prozentuale Größe zur Bilanzsumme (hier Eigenkapitalquote) mit dem Umschlag dieses Bilanzpostens (hier Eigenkapitalumschlag), dann erhalten Sie den Kapitalumschlag. Dann lassen Sie uns das auch überprüfen. Der Kapitalumschlag müsste sich demnach errechnen als
Kapitalumschlag = Vorratsquote × Vorratsumschlag Mit unseren Zahlen errechnet sich:
Kapitalumschlag = 0,307 × 5,21 also
Kapitalumschlag = 1,6 Und das stimmt (natürlich) auch wieder, weil logisch. Gehen wir tiefer in die Formel,
Kapitalumschlag =
Vorr a¨ te Umsatz × Bilanzsumme Vorr a¨ te
70
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
dann kürzen sich die Vorräte heraus und stehen bleibt
Kapitalumschlag =
Umsatz Bilanzsumme
Also passen hier auch wieder alle 3 Merksätze. 1. Dividieren Sie den Kapitalumschlag durch eine Rotationsgröße der Bilanz (z. B. Vorratsumschlag), dann erhalten Sie den Bilanzposten (hier Vorräte) in Prozent zur Bilanzsumme.
Vorratsquote =
Kapitalumschlag Vorratsumschlag
2. Multiplizieren Sie einen Bilanzposten als prozentuale Größe zur Bilanzsumme (hier Vorratsquote) mit dem Umschlag dieses Bilanzpostens (hier Vorratsumschlag), dann erhalten Sie den Kapitalumschlag.
Kapitalumschlag = Vorratsquote × Vorratsumschlag 3. Dividieren Sie den Kapitalumschlag durch einen prozentualen Wert eines Bilanzpostens (hier Vorratsquote) zur Bilanzsumme, dann erhalten Sie den Umschlag dieses Bilanzposten (hier Vorratsumschlag).
Vorratsumschlag =
Kapitalumschlag Vorratsquote
2.13 Forderungen Wir bleiben auf der Aktivseite und dort müssen wir uns als nächstes mit den Forderungen (Debitoren) beschäftigen. Als Vorgabe für unsere Planungen habe ich ein debitorisches Ziel in Höhe von 60 Tagen gegeben. Aussage: Das debitorische Ziel gibt an, wie lange es durchschnittlich mit den zum Bilanzstichtag ausgewiesenen Daten dauert, bis unsere Kunden unsere offenen Forderungen begleichen, also unsere Rechnungen bezahlen. Wir berechnen damit den Rechnungseingang nach Kalendertagen.
2.13 Forderungen
71
Dafür müssen wir uns zunächst vor Augen führen, dass wir hier ein umsatzsteuerliches Problem haben. Nationale Forderungen (Debitoren) und später die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (Kreditoren) sind die einzigen Bilanzposten, die brutto ausgewiesen werden, die Debitoren also inkl. Umsatzsteuer und die Kreditoren inkl. Vorsteuer. Alle anderen Posten in der Bilanz und auch in der GuV sind immer ‚netto‘, ohne Umsatzsteuer bei den Erlösen und Erträgen und ohne Vorsteuer bei den Aufwendungen. Wir brauchen zur Planung der Forderungen über das debitorische Ziel aber wieder unsere schon bekannte Reichweitenformel
ReichweiteBilanzposten =
Tage × Bilanzposten Umsatz
Jetzt also
Forderungsreichweite =
365 × Forderungen Umsatz
Hier sehen wir jetzt im Zähler den Bruttoposten ‚Forderungen (inkl. Umsatzsteuer)‘, im Nenner aber den Nettoposten ‚Umsatz (exkl. Umsatzsteuer)‘ und das ist mathematisch problematisch in dieser Form. Also haben wir 2 Möglichkeiten: • Bereinigung des Zählers Forderungen um die Umsatzsteuer • Erhöhung des Nenners Umsatz um die Umsatzsteuer Letzterer Ansatz ist der normalerweise genutzte – wir müssen die Umsatzerlöse um die Umsatzsteuer erhöhen.
2.13.1 Debitorisches Ziel (zunächst ohne Berücksichtigung von EU-Exporten) Grafische Betrachtung:
72
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Als Ausgangsformel müssen wir also nutzen:
Forderungsreichweite =
365 × Forderungen Umsatz
die wir dann im Nenner erweitern zu
Debitorisches Ziel =
365 × Forderungen Umsatz × Ust Faktor
und dann nach der Unbekannten Forderungen auflösen. Notwendige Äquivalenzumformung: Im ersten Schritt multiplizieren wir beide Seiten der Gleichung mit dem Produkt aus ‚Umsatz × Ust Faktor‘.
Debitorisches Ziel × Umsatz × UstFaktor 365 × Forderungen × Umsatz × UstFaktor = Umsatz × UstFaktor Dann kürzt sich ‚hinten‘ der ‚Umsatz × Ust Faktor‘ heraus und es bleibt stehen
Debitorisches Ziel × Umsatz × Ust Faktor = 365 × Forderungen Und jetzt ‚isolieren‘ wir die Forderungen (lösen danach auf) indem wir beidseitig durch die Tage (365) dividieren) und stehen bleibt
2.13 Forderungen
73
Debitorisches Ziel × Umsatz × Ust Faktor 365
Forderungen =
Stellen wir es anders dar, wird die Berechnung deutlicher.
Umsatz × Ust Faktor × Debitorisches Ziel 365
Forderungen =
Bei uns berechnen sich also:
Forderungen =
63.000 × 1,19 × 60 365
somit
Forderungen = 205,40 × 60 damit
Forderungen = 12.324 (gerundet) Plan - Bilanz Jahr 1 T€
Immaterielle VG Sachanlagen Finanzanlagevermögen A Anlagevermögen
Vorräte Debitoren (Forderungen aus L&L) B Umlaufvermögen gesamt C Aktive Rechnungsabgrenzung
Summe Aktiva
1.000
2,5%
12.725
32,3%
0
0,0%
13.725
34,9%
12.082
30,7%
12.324
31,3%
25.650
65,1%
0
0,0%
39.375
100,0%
Diese Berechnungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘. Damit Sie aber für die Debitoren ein identisches Ergebnis bekommen, stellen Sie bitte die Exportquote im Tabellenblatt ‚Plandaten‘ temporär von 20 % auf ‚0 %‘ Die liquiden Mittel habe ich hier ausgeblendet
74
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Jetzt haben wir uns die Planung aber einfacher gemacht, als sie ist. Wirklich schwierig wird es aber auch nicht.
2.13.2 Debitorisches Ziel (mit Berücksichtigung von EU-Exporten) Wenn Unternehmen im EU-Raum an andere EU-Unternehmen (nicht Privatpersonen), jeweils mit Umsatzsteuer-Identnummer, exportieren, finden wir auf den Rechnungen keine Umsatzsteuer ausgewiesen. Allerdings wird ein Vermerk aufgebracht, der meist so aussieht. • • • •
Innergemeinschaftliche Lieferung & Leistung – kein Umsatzsteuerausweis Übertragung der Umsatzsteuerschuld auf die Leistungsempfängerin Reverse Charge (dies ist übrigens der Fachausdruck) § 13 b UStG (Umsatzsteuergesetzt)
Damit wir uns als deutscher Exporteur nicht mit dem Finanzamt in z. B. Frankreich auseinandersetzen müssen, übertragen wir die Umsatzsteuerschuld (diese ist ja auch auf monatlicher Basis für nationale Rechnungen an das Finanzamt der Betriebsstätte abzuführen) auf unseren Kunden. Lesen wir doch einmal bei Wikipedia nach (Zugriff am 30.03.2020): Umkehrung der Steuerschuldnerschaft. Die Umkehrung der Steuerschuldnerschaft ist in § 13 b UStG geregelt. Die Umkehrung der Steuerschuldnerschaft (int.: Reverse-Charge) ist eine Spezialregelung im Umsatzsteuerrecht, nach der nicht der leistende Unternehmer, sondern der Leistungsempfänger die Umsatzsteuer zu entrichten hat. Nach derzeit geltendem Umsatzsteuerrecht muss der Leistende die Umsatzsteuer an das Finanzamt entrichten. Der Leistungsempfänger kann die gezahlte Umsatzsteuer als Vorsteuer geltend machen, sofern er Unternehmer ist und die übrigen Voraussetzungen für den Vorsteuerabzug gegeben sind. Bei der Umkehrung der Steuerschuldnerschaft geht dagegen bei bestimmten Leistungen die Steuerschuldnerschaft auf den Leistungsempfänger über. Dies führt zu einer Vereinfachung des Steuerverfahrens für die Finanzbehörden sowie für den Leistenden und dient der Bekämpfung der Steuerverkürzung im Bereich der Umsatzsteuer (Steuerbetrug). Aber auch der Leistungsempfänger hat Vorteile, da er die an den Leistenden gezahlte Umsatzsteuer nicht bis zur Erstattung durch die Finanzverwaltung vorfinanzieren muss.
2.13 Forderungen
75
Der leistende Unternehmer trägt aber das Risiko der korrekten Anwendung, da bei einer fälschlicherweise angenommenen Umkehrung der Steuerschuldnerschaft er für die dann nicht abgeführte Umsatzsteuer haftet. Umgekehrt trägt der Leistungsempfänger das Risiko einer übersehenen Umkehrung der Steuerschuldnerschaft, da er dann für die fälschlicherweise an den Leistenden gezahlte Umsatzsteuer keinen Vorsteuerabzug in Anspruch nehmen kann. Notwenige Änderungen bzw. Erweiterungen in unserer Formel: Wir dürfen die Erhöhung des Umsatzes mit der Umsatzsteuer nur auf nationale Fakturen rechnen. Exportrechnungen werden nicht um die Umsatzsteuer erhöht. Dazu müssen wir den Planumsatz aufteilen in • Nationaler Anteil (hier 80 % – siehe Plandaten), zu erhöhen um die Umsatzsteuer • Exporte EU (hier 20 % – siehe Plandaten), nicht zu erhöhen um die Umsatzsteuer. Diese dann sich berechnende Umsatzgröße nenne ich ‚fiktive § 13 b Umsatzgröße‘ bzw. ‚adaptierte § 13 b Umsatzgröße‘: Grafische Darstellung:
76
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Berechnung: Das bedeutet jetzt für uns und unsere Planungen, dass nur der Anteil der nationalen Fakturen mit der Umsatzsteuer erhöht werden darf, Exportrechnungen aber ohne Erhöhung um die Umsatzsteuer in die Berechnung eingehen müssen. Das ist auch nicht weiter schwierig, wenn wir uns für die Umsatzerlöse diesen ‚Split‘ in einer Nebenrechnung erst einmal darstellen. Wir sollten folgende Nebenrechnung ‚aufmachen‘:
Jahr 1
Nebenrechnung für debitorisches Ziel Umsatz naonal Export EU Fikve § 13 b Umsatzgröße
59.976 12.600
72.576
Diese Berechnungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Hilfsblatt‘
Sicherlich, man kann diese adaptierte § 13 b Umsatzgröße auch ohne Nebenrechnung in die Formel eingeben, aber das geht aus meiner Erfahrung meistens schief. Ich gehe immer den (Um)Weg über diese Nebenrechnung. Dies habe ich wie folgt gerechnet:
Nationaler Umsatz = 63.000 × 1,19 (Ust Faktor) × 0,80 (nationaler Umsatzanteil) Nationaler Umsatz = 59.976 Exporte = 63.000 × 0,20 (EU − Exporte) Exporte = 12.600 Summe (maßgeblich für unsere erneute Berechnung im Nenner)
Fiktiver §13 b Umsatz = 72.576 Und jetzt können wir wieder mit der schon bekannten Formel weiter arbeiten, allerdings im Nenner um die ‚Reverse Charge‘ Regelung (§ 13 b) adaptiert:
2.13 Forderungen
77
Debitorisches Ziel =
Tage(365) × Forderungen fiktiver §13 b Umsatz
also
Debitorisches Ziel × fiktiver§13 b Umsatz Tage(365) × Forderungen × fiktiver§13 b Umsatz = fiktiver §13 b Umsatz somit
Debitorisches Ziel × fiktiver §13 b Umsatz = Tage(365) × Forderungen und dies rechnet sich nach Division durch 365 auf beiden Seiten um in
Forderungen =
fiktiver §13 b Umsatz × Debitorisches Ziel 365
Bitte seien Sie sich bewusst: Der Nenner ist jetzt eine fiktive (Umsatz)Größe, die so nicht in der GuV steht. In der GuV stehen die Umsatzerlöse netto, also ohne Umsatzsteuer. Wir müssen hier nur diesen Umweg gehen, um über das debitorische Ziel sauber die Forderungen ermitteln zu können. Bei uns errechnen sich:
Forderungen =
fiktiver §13 b Umsatz × Debitorisches Ziel 365
also
Forderungen =
72.576 × 60 365
Forderungen = 198,84 × 60 Forderungen = 11.930 (gerundet) Da die EU-Exportquote lediglich bei 20 % liegt, ändern sich die Forderungen nicht allzu stark. Allerdings steigt das Ziel mit zunehmender Exportquote. Wenn man Leute befragt, wie das debitorische Ziel auf eine Erhöhung der Exportquote reagiert, wird fast immer gegenteilig geantwortet: „…das Ziel wird sich reduzieren“, und das ist falsch. Damit können wir auch wieder ein Zwischenrésümé unserer Planung ziehen.
78
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Plan - Bilanz Jahr 1 T€
Immaterielle VG Sachanlagen Finanzanlagevermögen A Anlagevermögen
Vorräte Debitoren (Forderungen aus L&L) Sonsge Vermögensgegenstände B Umlaufvermögen C Aktive Rechnungsabgrenzung
Summe Aktiva
1.000
2,5%
12.725
32,3%
0
0,0%
13.725
34,9%
12.082
30,7%
11.930
30,3%
0
0,0%
25.650
65,1%
0
0,0%
39.375
100,0%
Diese Berechnungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘. Die liquiden Mittel habe ich hier ausgeblendet
In den Angaben zur Planung hatte ich die sonstigen Vermögensgegenstände (das sind z. B. Forderungen gegen das Finanzamt oder zugesagte, aber noch nicht ausgezahlte Förderungen, Boni, Subventionen etc.) mit ‚0‘ angesetzt. Von daher habe ich diese jetzt auch schon eingearbeitet.
2.14 Liquide Mittel (Kasse und Bank bzw. Wertpapiere des Umlaufvermögens) Uns fehlen damit in unserer Zielstruktur für diese Planung aktivisch nur noch 2 Posten • Wertpapiere des Umlaufvermögens • Kasse und Bank (inkl. Wechsel und Schecks)
2.14 Liquide Mittel (Kasse und Bank bzw. Wertpapiere des …
79
Laut HGB Gliederungsvorlage im Vollformat (also für größere Firmen) sind diese Posten wie folgt in der Bilanz gegliedert: Jahr 1 T€
III.
Wertpapiere … davon Anteile an verbundene Unternehmen
0 0
0,0%
… davon eigene Anteile
0
0,0%
… davon sonstige Wertpapiere
0
0,0%
1.637
4,2%
IV Kasse, Bank und Schecks
0,0%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Detail-Bilanz‘
Ich fasse diese immer in einem Sammelposten ‚K/B & WP des UV‘ (Kasse/Bank und Wertpapiere des Umlaufvermögens) zusammen. Da ich in den Vorgaben aber zu den Wertpapieren des Umlaufvermögens auch eine Angabe gemacht habe (‚0‘), fehlt uns nur noch der Wert für ‚Kasse/Bank‘ und den können wir uns per Differenzrechnung natürlich leicht ermitteln. Da sind in diesem ersten Jahr keine komplexeren Rechnungen notwendig. Gerundet ergibt sich: Bilanzsumme
39.375
- Aktivische Rechnungsabgrenzung
0
- Wertpapiere des Umlaufvermögens
0
- Sonstige Vermögensgegenstände
0
- Forderungen (Debitoren)
11.930
- Vorräte
12.082
- Gesamtes Anlagevermögen
13.725
= Kasse/Bank
1637
Somit ergibt sich für die Aktivseite der Bilanz:
80
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Plan - Bilanz Jahr 1 T€
Immaterielle VG Sachanlagen Finanzanlagevermögen A Anlagevermögen
Vorräte Debitoren (Forderungen aus L&L) Sonsge Vermögensgegenstände Wertpapiere des UV Kasse, Bank und Schecks B Umlaufvermögen
1.000
2,5%
12.725
32,3%
0
0,0%
13.725
34,9%
12.082
30,7%
11.930
30,3%
0
0,0%
0
0,0%
1.637
4,2%
25.650
65,1%
0
0,0%
39.375
100,0%
C Aktive Rechnungsabgrenzung
Summe Aktiva
Diese Berechnungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘
Das sieht doch schon gut aus. Seien Sie beruhigt, die Details zu den Posten pflegen wir später ein. Wir haben hier aber eine Aktivseite, die sich jederzeit anpasst, sollten Sie bei den Planangaben Änderungen einbringen. Sie ist damit das Ergebnis einer n:m Planung. Spielen Sie ruhig ein wenig mit den Angaben herum – Sie werden sehen, das Bilanzbild passt sich sofort an. Jetzt will ich Sie noch ein wenig fordern:
2.16 Rückstellungen
81
2.15 Alternative Berechnungen zu den liquiden Mitteln Ich fordere Sie jetzt auf, sich erneut zu erinnern. Und zwar an die bereits zweimal behandelten Merksätze. Bei den Forderungen hätten wir das natürlich auch tun können, das wäre aber aufgrund der ‚reverse charge‘ Integration (§ 13 b UStG) doch ein wenig komplexer gewesen und aus diesem Grund habe ich darauf verzichtet. Hier aber können Sie sich jetzt beweisen. Also rechnen Sie anhand der bekannten Merksätze jetzt einmalig andere mögliche Wege zur Bestimmung der Größe der liquiden Mittel (Kasse/Bank& Wertpapiere des Umlaufvermögens). Ich helfe Ihnen hier jetzt nicht! 1. Dividieren Sie den Kapitalumschlag durch eine Rotationsgröße der Bilanz, dann erhalten Sie den Bilanzposten in Prozent zur Bilanzsumme. 2. Multiplizieren Sie einen Bilanzposten als prozentuale Größe zur mit dem Umschlag dieses Bilanzpostens dann erhalten Sie den Kapitalumschlag. 3. Dividieren Sie den Kapitalumschlag durch einen prozentualen Wert eines zur Bilanzsumme, dann erhalten Sie den Umschlag dieses Bilanzposten. Gehen wir (nach Ihren eigenständigen Rechnungen) weiter und „machen auch die Passivseite zu“. Das Eigenkapital kennen wir bereits, dann kümmern wir uns jetzt um die Rückstellungen.
2.16 Rückstellungen Rückstellung sind für ‚junge‘ Firmen und besonders dann im 1. Jahr ganz schwierig zu planen, weil • Keine Vorperioden vorliegen, aus denen Eventualverbindlichkeiten (schwebende Verfahren, Garantieansprüche, Steuernachzahlungen, etc.) abzuleiten wären • Keine Erfahrungen zum eigentlichen Geschäftsbetrieb vorliegen. Daher habe ich mich hier entschieden, die Planung im ersten Jahr einfach zu gestalten. Ich gebe absolute Werte für die Rückstellungen vor und zwar für
82
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
• Pensionen und ähnliche Verpflichtungen: • Steuerrückstellungen: • Sonstige Rückstellungen (aus Sicherheitsgründen): Gesamt also:
1 .500 200 400 2.100
Diese Werte können wir natürlich ohne weitere Formeln und Umformungen direkt in die Passivseite einsetzen. Plan - Bilanz Jahr 1 T€ A Eigenkapital
7.000
17,8%
5.473
13,9%
davon Kapitalrücklage
0
0,0%
davon Gewinnvortrag
0
0,0%
1.527
3,9%
davon gezeichnetes Kapital
davon Jahresüberschuss B Rückstellungen
2.100
5,3%
1.500
3,8%
davon Steuerrückstellungen
200
0,5%
davon sonstige Rückstellungen
400
1,0%
30.275
76,9%
0
0,0%
39.375
100,0%
davon Pensionen & ähnliche Verpflichtungen
C Verbindlichkeiten gesamt D Passive Rechnungsabgrenzung
Summe Passiva
Diese Berechnungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘. Die Details zu den Verbindlichkeiten sind (hier noch) ausgeblendet
2.17 Verbindlichkeiten
83
2.17 Verbindlichkeiten Dann fehlen uns zum Abschluss nur noch die Verbindlichkeiten. Plan - Bilanz Jahr 1 T€ C Verbindlichkeiten davon Bankverbindlichkeiten
30.275
76,9%
16.404
41,7%
davon sonstige Langfristige (Anleihen, Bet., verb. U.) davon Kreditoren (Verbindlichkeiten aus L&L)
0
0,0%
12.921
32,8%
950
2,4%
davon sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten
Diese Darstellungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘
Im ersten Jahr finanzieren wir uns nur über • Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten • Kreditoren (Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen) • Sonstige (kurzfristige) Verbindlichkeiten In meinen Vorgaben (Planangaben) habe ich die anderen langfristigen Verbindlichkeiten (nicht Banken, sondern Anleihen, gegen verbundene Unternehmen und/ oder solche, mit denen ein Beteiligungsverhältnis vorliegt) mit ‚0‘ angesetzt. Anleihen sind keine gezeichnet ‚Schwester‘-‚Bruder‘-, und ‚Muttergesellschaft(en)‘ haben wir nicht. Für die sonstigen (kurzfristigen) Verbindlichkeiten habe ich aber eine Vorgabe in Höhe von 950 gemacht. Damit fehlen uns noch 2 Posten, die wir pflegen müssen. • Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten • Kreditoren (Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen)
84
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
2.18 Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (Kreditoren) Ich hatte eingangs gesagt, dass ich diese erste Planungsrunde (Planung erstes Jahr) aus der Perspektive ‚für Banken‘ mache. Banken lieben neben Eigenkapital höher als 25 % zur Bilanzsumme (Eigenkapitalquote > 25 %) besonders die Liquidität II. Grades. Diese Liquidität II. Grades habe ich Ihnen als Zielwert zur Planung mit 105 % (auf der Basis Kreditoren und sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten) vorgegeben. Liquidität II. Grades Aussage: Die Liquidität II. Grades gibt an, in welchem Verhältnis die kurzfristigen Verbindlichkeiten durch die ‚adhoc‘ Liquidität zuzüglich den (hoffentlich bald eingehenden) Forderungen gedeckt ist. Damit wird auch geprüft, ob die Gesellschaft auf der Basis des Abschlussstichtages im unteren Teil der Bilanz ausbalanciert finanziert ist. Grafische Darstellung:
2.18 Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (Kreditoren)
85
Als Formel müssen wir nutzen:
LiquiII =
Kasse/Bank & WPdesUV + Forderungen kurzfr.Verbindlichkeiten
Bei uns berechnen sich:
LiquiII =
Kasse/Bank & WPdesUV + Forderungen kurzfr.Verbindlichkeiten
LiquiII =
Kasse/Bank & WPdesUV + Forderungen Kreditoren & sonstigeVerbindlichkeiten
somit
damit
105 % =
1.637 + 0 + 0 + 11.930 Kreditoren + 950
Formen wir nach ‚Kreditoren‘ um, in dem wir im ersten Schritt wieder beide Seiten der Gleichung mit ‚Kreditoren +950‘ multiplizieren.
105 % × (Kreditoren + 950) =
1.637 + 0 + 0 + 11.930 × (Kreditoren + 950) Kreditoren + 950
Dann kürzen wir
105 % × (Kreditoren + 950) = 1.637 + 0 + 0 + 11.930 und lösen die Klammer auf
105 % × Kreditoren + 105 % × 950 = 1.637 + 0 + 0 + 11.930. Damit bleibt stehen (gerundet)
105 % × Kreditoren + 998 = 1.637 + 0 + 0 + 11.930 bzw.
105 % × Kreditoren = 1.637 + 0 + 0 + 11.930 − 998 also
105 % × Kreditoren = 12.569 somit
Kreditoren =
12.569 105 %
86
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Ergebnis:
Kreditoren = 11.970 (gerundet) Kreditoren = 11.971 (sauber in Excel gerechnet) Und in der Tat finden wir diesen Betrag auch in unserer Passiv-Planung bei den Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Plan - Bilanz Jahr 1 T€ A Eigenkapital
7.000
17,8%
5.473
13,9%
davon Kapitalrücklage
0
0,0%
davon Gewinnvortrag
0
0,0%
1.527
3,9%
davon gezeichnetes Kapital
davon Jahresüberschuss B Rückstellungen
2.100
5,3%
1.500
3,8%
davon Steuerrückstellungen
200
0,5%
davon sonstige Rückstellungen
400
1,0%
30.275
76,9%
davon Pensionen & ähnliche Verpflichtungen
C Verbindlichkeiten gesamt davon sonstige Langfristige (Anleihen, Bet., verb. U.) davon Kreditoren (Verbindlichkeiten aus L&L) davon sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten D Passive Rechnungsabgrenzung
Summe Passiva
0
0,0%
11.971
30,4%
950
2,4%
0
0,0%
39.375
100,0%
Diese Darstellungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘. Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten sind aufgeblendet
2.18 Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (Kreditoren)
87
Natürlich wäre es einfacher gewesen, im Nenner nur die Kreditoren anzusetzen, dann wären die Umformungen schneller gegangen. Aus der späteren Auswertung dieser Planung (GuV- und Bilanzanalyse) weiß ich, dass die Liquidität II. Grades, gerechnet mit lediglich den Kreditoren im Nenner, zu einem Wert von 113,3 % führt. Ich nenne diesen Weg immer die ‚Liquidität II. Grades – enge Definition‘, im Gegensatz zu der Berechnung mit Kreditoren und sonstigen kurzfristigen Verbindlichkeiten im Nenner, die ich persönlich als ‚Liquidität II. Grades – weite Definition‘ bezeichne. Bitte, dies sind meine Bezeichnungen – diese finden Sie so nicht in der Literatur. Die Banken rechnen aber fast immer mit den gesamten kurzfristigen Verbindlichkeiten im Nenner und wollen dort eine Größe von über 100 % sehen. Außerdem müssen wir ja nicht immer den Weg des geringsten Widerstands gehen – eingangs hatte ich gesagt, dass dies trotz der einfachen Sprache und der mathematischen Umformungen Schritt für Schritt kein Buch für ‚Dummies‘ sein soll und auch nicht ist. Ich möchte Ihnen zeigen, wie man Logik mit einfachen mathematischen Mitteln/Berechnungen ohne bilanzielle und buchhalterische Vorkenntnisse in Planungen umsetzen kann. Also machen wir die gleichen Berechnungen mit ‚lediglich‘ den Kreditoren im Nenner. Wir müssen dann wieder einen identischen Bilanzwert für die Kreditoren bekommen. Grafische Darstellung:
88
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Als Formel müssen wir für die ‚enge Berechnung‘ nutzen:
Liqui II =
Kasse/Bank & WPdesUV + Forderungen Kreditoren
Bei uns berechnen sich dann:
Liqui II =
Kasse/Bank & WPdesUV + Forderungen Kreditoren
113,3 % =
1.637 + 0 + 0 + 11.930 Kreditoren
Formen wir nach ‚Kreditoren‘ um, in dem wir im ersten Schritt wieder beide Seiten der Gleichung mit ‚Kreditoren‘ multiplizieren
113,3 % × Kreditoren =
1.637 + 0 + 0 + 11.930 × Kreditoren Kreditoren
Dann kürzen wir
113,3 % × Kreditoren = 1637 + 0 + 0 + 11.930 Und es bleibt stehen
113,3 % × Kreditoren = 1637 + 0 + 0 + 11.930 also
113,3 % × Kreditoren = 13.567 somit
Kreditoren =
13.567 113,3 %
Ergebnis:
Kreditoren = 11.974 (gerundet) Kreditoren = 11.971 (sauber in Excel gerechnet) Da haben wir wieder unseren Wert in Höhe von 11.971 für die Kreditoren.
2.19 Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
89
2.19 Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten Jetzt fehlt uns nur noch ein Posten bei den Passiva, die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten, häufig einfach nur mit ‚KIs‘ abgekürzt. Und diesen Wert können wir per Saldierung leicht berechnen. Gerundet ergibt sich: Bilanzsumme
39.375
- Passivische Rechnungsabgrenzung
0
- Kreditoren (Verbindlichkeiten aus L&L)
11.971
- Sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten
950
- Andere langfristige Verbindlichkeiten
0
- Rückstellung (gesamt)
2100
- Eigenkapital
7000
= Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
17.354
Somit ergibt sich für die Passivseite der Bilanz folgendes Komplettbild in der Planung:
90
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Plan - Bilanz Jahr 1 T€ A Eigenkapital
7.000
17,8%
5.170
13,1%
davon Kapitalrücklage
0
0,0%
davon Gewinnvortrag
0
0,0%
1.830
4,6%
davon gezeichnetes Kapital
davon Jahresüberschuss B Rückstellungen
2.100
5,3%
1.500
3,8%
davon Steuerrückstellungen
200
0,5%
davon sonstige Rückstellungen
400
1,0%
davon Pensionen & ähnliche Verpflichtungen
C Verbindlichkeiten gesamt davon Bankverbindlichkeiten
30.275
76,9%
17.354
44,1%
davon sonstige Langfristige (Anleihen, Bet., verb. U.) davon Kreditoren (Verbindlichkeiten aus L&L)
0
0,0%
11.971
30,4%
950
2,4%
0
0,0%
39.375
100,0%
davon sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten D Passive Rechnungsabgrenzung
Summe Passiva
Diese Darstellungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘
Grafisch dargestellt, haben wir mittels der folgenden Planungsrelationen die Bilanz aufgebaut.
2.20 Die Planbilanz des ersten Jahres
91
Mir ist klar, dass Sie daran unsere Planungsschritte im Umlaufvermögen und bei den Verbindlichkeiten nicht nachvollziehen können. Darum geht es mir auch gar nicht. Ich will Ihnen hiermit zeigen, dass wir logisch Interessantes und Wesentliches miteinander verknüpfen und dass unser Ansatz der Planung komplett miteinander integriert ist. Alle Bilanzwerte sind logisch erklärbar und mathematisch nachweisbar.
2.20 Die Planbilanz des ersten Jahres Damit ‚steht‘ die Bilanz und zwar per mathematisch umgesetzter Logik auf der Basis einer n:m Planungsbasis bzw. -relation. Ändern sie irgendeinen Planungsparameter (mit Bilanzbezug) und die Zahlen der Plan-Bilanz passen sich an. Spielen Sie ruhig ein wenig! Sollten Sie dabei dann einmal den Ausweis einer negativen Zahl in der Bilanz sehen, (das kann vorkommen), dann ist die Planung in diesem Rahmen so nicht möglich. Dann müssen Sie i. d. R. entweder den Kapitalumschlag verlangsamen, also die Bilanzsumme erhöhen, oder bei anderen Bilanzposten bessere Werte (Reichweiten, Ziele, Verhältnisse, Umschläge) ansetzen.
92
2 Bilanzplanung des ersten Jahres Plan - Bilanz Jahr 1 T€
Immaterielle VG Sachanlagen Finanzanlagevermögen A Anlagevermögen
Vorräte Debitoren (Forderungen aus L&L) Sonsge Vermögensgegenstände Wertpapiere des UV Kasse, Bank und Schecks B Umlaufvermögen C Aktive Rechnungsabgrenzung
Summe Aktiva
1.000
2,5%
12.725
32,3%
0
0,0%
13.725
34,9%
12.082
30,7%
11.930
30,3%
0
0,0%
0
0,0%
1.637
4,2%
25.650
65,1%
0
0,0%
39.375
100,0%
Jahr 1 T€ A Eigenkapital
7.000
17,8%
5.170
13,1%
davon Kapitalrücklage
0
0,0%
davon Gewinnvortrag
0
0,0%
1.830
4,6%
davon gezeichnetes Kapital
davon Jahresüberschuss B Rückstellungen
2.100
5,3%
1.500
3,8%
davon Steuerrückstellungen
200
0,5%
davon sonstige Rückstellungen
400
1,0%
davon Pensionen & ähnliche Verpflichtungen
C Verbindlichkeiten gesamt davon Bankverbindlichkeiten davon sonstige Langfristige (Anleihen, Bet., verb. U.) davon Kreditoren (Verbindlichkeiten aus L&L) davon sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten D Passive Rechnungsabgrenzung
Summe Passiva
30.275
76,9%
17.354
44,1%
0
0,0%
11.971
30,4%
950
2,4%
0
0,0%
39.375
100,0%
Diese Darstellungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘
2.21 Aktiva und Passiva nach HGB Gliederungsschema
93
Sie sehen beim Eigenkapital jetzt den Ausweis des • Gezeichneten Kapitals und des • Jahresüberschusses bzw. -fehlbetrages (hier nicht ausgeschrieben) Wenn wir jetzt im nächsten Schritt die GuV-Planungen angehen, werden wir auch den Jahresüberschuss in der Planung ermitteln und dann können wir auch (wieder per Saldierung) das gezeichnete Kapital ermitteln Eigenkapital
7.000
- Rücklagen (Gewinn- und/oder Kapitalrücklage)
0
- Gewinn- bzw. Verlustvortrag
0
- Jahresüberschuss bzw.-fehlbetrag
1.830
= Gezeichnetes Kapital
5.170
In der Realität wissen Sie natürlich, wie hoch Ihr gezeichnetes Kapital ist, auch wenn Ihre Gesellschaft erst im ersten Jahr aktiv ist und/oder gerade gegründet wurde. Nochmals, mir geht es hier beim ersten Planungsumlauf/-jahr in erster Linie um die mathematisch umgesetzte Logik. Haben Sie also noch ein wenig Geduld bzw. lesen Sie im nächsten Kapitel ‚GuV-Planung im ersten Jahr‘ weiter und dann beantwortet sich diese Frage von alleine.
2.21 Aktiva und Passiva nach HGB Gliederungsschema Jetzt können Sie gerne ihre Planung auch nochmals verfeinern bzw. weiter detaillieren. Die geplanten Bilanzposten werden im Excel-Tool sofort in das ‚Tabellenblatt Detail-Bilanz‘ übertragen und dies ist das HBG Gliederungsschema für große Firmen. In den gelb unterlegten Zellen (im Buch grau unterlegt – siehe unten), können Sie jetzt die geplanten Posten noch beliebig weiter herunterbrechen. Mehr geht nicht, bzw. ist nicht vom Gesetzgeber vorgesehen.
94
2 Bilanzplanung des ersten Jahres
Aktiva: Aktiva I.
Immaterielle Wirtschasgüter … davon Konzessionen, Schutzrechte, Lizenzen … davon Geschäfts- und Firmenwert
II.
A
… davon geleistete Anzahlungen Sachanlagen … davon Grundstück e und Gebäude
1.000
3%
0
0,0%
0
0,0%
0 0,0% 12.725 32,3% 0 0,0%
… davon technische Anlagen & Maschinen
0
0,0%
… davon andere Anlage, Betriebs- Geschäftsausstattung
0
0,0%
… davon geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau III. Finanzanlagen … davon Anteile an verbundenen Unternehmen … davon Ausleihungen an verbundene Unternehmen … davon Beteiligungen … davon Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht … davon Wertpapiere des Anlagevermögens … davon Sonstige Ausleihungen Summe Anlagevermögen
0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 13.725 34,9%
I.
12.082 30,7%
II.
III.
Vorräte … davon Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
0
0,0%
….davon unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen
0
0,0%
… davon fertige Erzeugnisse und Waren
0
0,0%
… davon Handelswaren
0
0,0%
… davon geleistete Anzahlungen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände … davon Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
0 0,0% 11.930 30,3% 11.930 30,3%
… davon Forderungen gegen verbundene Unternehmen
0
0,0%
… davon gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht … davon sonstige Vermögensgegenstände Wertpapiere … davon Anteile an verbundene Unternehmen
0 0 0 0
0,0% 0,0%
… davon eigene Anteile
0
0,0%
… davon sonstige Wertpapiere
0
0,0%
1.637
4,2%
IV Kasse, Bank und Schecks B
Summe Umlaufvermögen
C
Rechnungsabgrenzungsposten
"D" Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag
Summe Aktiva
Diese Darstellungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Detail-Bilanz‘
0,0% 0,0%
25.650 65,1% 0
0,0%
0
0,0%
39.375 100,0%
95
2.21 Aktiva und Passiva nach HGB Gliederungsschema
Passiva Jahr 1
Periode
T€
Passiva I.
Gezeichnetes Kapital davon ausstehend II. Kapitalrücklage III. Gewinnrücklagen … … … …
A
B
davon gesetzliche Rück lage davon Rück lage für eigene Anteile davon satzungsgemäße Rück lagen davon andere Gewinnrück lagen
5.170 13,1% 0 0 0 0 0 0 0 0
0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0%
IV. Gewinnvortrag/Verlustvortrag V. Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
1.830
Eigenkapital
7.000 17,8%
I. Rückstellungen für Pensionen & ähnliche Verpflichtungen II. Steuerrückstellungen III. Sonsge Rückstellungen
1.500
3,8%
200
0,5%
400
1,0%
Rückstellungen
2.100
5,3%
… … … … … … … …
C
davon Anleihen, davon k onvertibel davon Verbindlichk eiten gegenüber Kreditinstituten davon erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen davon Verbindlichk eiten aus Lieferungen & Leistungen davon Verbindlichk eiten aus der Annahme gezogener/Ausstellung eigener Wechsel davon Verbindlichk eiten gegen verbundene Unternehmen davon Verbindlichk eiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht davon sonstige Verbindlichk eiten a) aus Steuern b) davon im Rahmen der sozialen Sicherheit Verbindlichkeiten
D
Rechnungsabgrenzungsposten
Summe Passiva
Diese Darstellungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Detail-Bilanz‘
0,0% 4,6%
0 0,0% 17.354 44,1% 0 0,0% 11.971 30,4% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 950 2,4% 0 0,0% 0 0,0% 30.275 76,9% 0
0,0%
39.375 100,0%
3
Planung der GuV im ersten Jahr
Bisher kennen wir nur den Plan-Umsatz in Höhe von 63.000 im ersten Jahr. Lassen Sie uns jetzt zunächst die einfachen Posten einpflegen. Dazu müssen wir nochmals in die Planangaben schauen.
Plandaten GuV
Jahr 1
abs Einheit Umsatz Umsatzsteuer Exporte EU Importe EU Rohertrag bezogene Leistungen Durchschnilicher AfA Satz Ziel Cash Flow Faktor Körperschasteuer AO Ergebnis Durchschnilicher Zinssatz FK Guthabenzins Personalkostenintensität
%
T€ 63.000 19,0% 20,0% 13,0% 51,0% 5,0% 10,0% 2,2 28,0% 0 3,2% 0,40% 38,0%
Diese Angaben finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plandaten‘. Dort finden wir mit dem Rohertrag in Höhe von 51 % und der Personalkostenintensität von 38 % leichte Arbeitsfelder. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 B. Heesen, Basiswissen Bilanzplanung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30341-9_3
97
98
3 Planung der GuV im ersten Jahr
3.1 Rohertrag und Einstandskosten Der Rohertrag ist definiert als Umsatz +/− Bestandveränderungen + Eigenaktivierungen + Sonstige betriebliche Erträge = Betriebsleistung − Material und bezogene Leistungen = Rohertrag (im englischen ‚gross margin‘) Das ist meine präferierte Definition. Manchmal sieht man den Rohertrag auch ohne die sonstigen betrieblichen Aufwendungen definiert/gerechnet, also Umsatz +/− Bestandveränderungen + Eigenaktivierungen = Betriebsleistung − Material und bezogene Leistungen = Rohertrag Für uns ist das hier unerheblich, da ich im ersten Jahr keine Bestandsveränderungen, Eigenaktivierungen und/oder sonstige betriebliche Erträge plane. Damit ergibt sich der Rohertrag in unserer Planung als Umsatz − Material und bezogene Leistungen = Rohertrag Dieser Rohertrag ist mit 51 % vorgegeben. Damit sind aber auch die Aufwendungen für Material und bezogenen Leistungen sofort klar. Umsatz – Rohertrag = Material und bezogene Leistungen
3.1 Rohertrag und Einstandskosten
99
In unserem Fall ist eine prozentuale Größe vorgegeben.
Rohertrag (%) =
Umsatz − Material & bez. Leistungen × 100 Umsatz
somit
Rohertrag (%) = 1 − Materialintensit a¨ t (%) damit
Materialintensit a¨ t (%) = 1 − Rohertrag (%) Die Multiplikation dieser Materialintensität mit dem Umsatz bringt uns dann zur absoluten Materialgröße. Ich habe hier ‚Material‘ synonym mit ‚Material und be-zogene Leistungen‘ genutzt. Material und bezogene Leistungen (kurz Materialquote) Sie werden auch als Einstandskosten bezeichnet. Aussage: Die Material-Einstandsquote gibt an, wie viel pro Umsatz €uro für Material und bezogene Leistungen ausgegeben werden musste. Grafische Darstellung:
Als Formel nutzen wir:
Materialintensit a¨ t =
Material & bezogene Leistungen Umsatz
100
3 Planung der GuV im ersten Jahr
Bei uns berechnen sich:
Materialintensit a¨ t = 1 − Rohertrag somit
Materialintensit a¨ t = 1 − 51 % also
Materialintensit a¨ t = 49% Damit berechnet sich der GuV Posten Material und bezogene Leistungen als
Material = Materialintensit a¨ t × Umsatz also bei uns
Material = 49 % × 63.000 somit
Material = 30.087 und
Rohertrag = 32.130 Plan - GuV
Jahr 1
Gesamterlöse/Umsatzerlöse
63.000 100,0%
Material & bezogene Leistungen
30.870
49,0%
Bruttoertrag/Rohertrag/Wertschöpfung
32.130
51,0%
Diese Berechnungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-GuV‘.
3.2 Personalkostenintensität
101
3.2 Personalkostenintensität Die Personalkostenintensität wird auch Personalkostenquote genannt. Personal- sind neben den Materialkosten der 2. Hauptkostentreiber in der GuV. Und hier vielleicht noch schlimmer – sie sind nur schwer und über längere Zeiträume zu reduzieren, da das Arbeitsrecht in Deutschland und Österreich einen großen Schutz für Arbeitnehmer bietet. Aussage: Die Kennzahl gibtan, wie viel für Personal (einschließlich Sozialaufwendungen) pro Umsatz €uro ausgegeben wird. Grafische Darstellung:
Als Formel nutzen wir:
Personalkostenintensit a¨ t =
Personalkosten Umsatz
Bei uns berechnen sich:
Personalkostenintensit a¨ t =
Personalkosten Umsatz
Wir formen nach unsere Unbekannten ‚Personalkosten‘ um, in dem wir beide Sei-ten der Gleichung zunächst mit ‚Umsatz‘ multiplizieren.
Personalkostenintensit a¨ t × Umsatz =
Personalkosten × Umsatz Umsatz
102
3 Planung der GuV im ersten Jahr
Umsatz kürzt sich ‚raus‘
Personalkostenintensit a¨ t × Umsatz = Personalkosten Damit ergibt sich
Personalkosten = Personalkostenintensit a¨ t × Umsatz also mit meiner Vorgabe in Höhe von 38 %
Personalkosten = 0,38 × 63.000 somit
Personalkosten = 23.940 Plan - GuV
Jahr 1
Gesamterlöse/Umsatzerlöse
63.000 100,0%
Material & bezogene Leistungen
30.870
49,0%
Bruttoertrag/Rohertrag/Wertschöpfung
32.130
51,0%
Personalaufwand
23.940
38,0%
Diese Berechnungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-GuV‘.
3.3 Abschreibungen Als nächstes folgt im Gliederungsschema der Posten ‚Abschreibungen‘, korrekt eigentlich ‚Absetzung für Abnutzung‘ genannt und mit ‚AfA‘ abgekürzt. Wenn Sie eine Maschine für 100 T€ kaufen, dann müssen Sie diese auch be-zahlen (wenn Sie nicht leasen und/oder mieten). Diese Bezahlung ist ein sogenannter Aktivtausch in der Bilanz: Anlagevermögen geht ‚rauf‘, Kasse/Bank gehen ‚runter‘.
3.3 Abschreibungen
103
Sollten Sie mit Fremdkapital bezahlen, dann haben Sie sich dieses ja vorher schon besorgt und damit liegt auch in diesem Fall das Geld für die Bezahlung schon in der Kasse bzw. auf der Bank. Mit Kauf der Maschine haben Sie einen Cash-Abgang, also eine Auszahlung und die belastet Sie auch, denn Sie haben danach weniger Geld. Jetzt dürfen Sie in den nächsten Jahren in jeder Periode einen Teil (sagen wir 10 %, somit 10.000 € p.a.) als Belastung/Aufwand in der GuV unter dem Posten Abschreibung ansetzen und holen sich so, zwar zeitlich versetzt, über die Jahre (hier angenommene 10 Jahre) die ursprüngliche Auszahlung wieder zurück. Erhalten Sie dabei jährlich eine Rechnung über die Abschreibungen? Nein! Und weil keine Rechnung kommt, müssen Sie nichts an Dritte zahlen. Die Abschreibung belastet also Ihr Unternehmen in der GuV, aber der Betrag kommt nicht zur Auszahlung, ist damit nicht auszahlungswirksam. Weil der Betrag für die Abschreibung nicht zur Auszahlung kommt, ist er physisch im Unternehmen geblieben und wird bei der Cash Flow Berechnung folg-lich additiv angesetzt. Die Berechnung der Abschreibung bezieht sich natürlich auf das Anlagevermögen. Hier müssen wir jetzt etwas genauer sein, denn die Abschreibungen hier betreffen nicht die Wertberichtigungen (das ist ein anderer Name für Abschreibungen) auf Vermögensgegenstände des Finanzanlagevermögens. Diese finden wir nämlich separat im Finanzergebnis im Punkt 12 abgebildet. GuV (Kalender) Jahr Periode
9. 9.1 10. 10.1 11. 11.1 12.
Jahr 1 T€
Erträge aus Beteiligungen
0
0,0%
…davon aus verbundenen Unternehmen
0
0,0%
Erträge aus Wertpapieren und Ausleihungen des Finanz-AV
0
0,0%
…davon aus verbundenen Unternehmen
0 3 0
0,0%
0
0,0%
278 0 -274
0,4%
Sonsge Zinsen und Erträge …davon aus verbundenen Unternehmen
Abschreibungen auf Finanzanlagen/Wertpapiere des UV 13. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 13.1 …davon an verbundene Unternehmen Finanzergebnis
0,0% 0,0%
0,0% -0,4%
104
3 Planung der GuV im ersten Jahr
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Detail-GuV‘. Für uns sind damit hier nur 2 der 3 Posten im Anlagevermögen relevant, die • Immateriellen Vermögensgegenstände 1000 • und das Sachanlagevermögen 1 2.725 Das Finanzanlagevermögen steht zwar auf ‚0‘ und kann damit die Summe nicht ‚verändern‘, aber bei den Berechnungen der Abschreibungen müssen wir diese hier heraushalten. Plan - Bilanz Jahr 1 T€
Immaterielle VG Sachanlagen Finanzanlagevermögen A Anlagevermögen
1.000
2,5%
12.725
32,3%
0
0,0%
13.725
34,9%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘. Unterstellen wir im Folgenden 2 Sachverhalte • Mangels weiterer Informationen nehmen wir für das immaterielle und das Sach-anlagevermögen eine Abschreibungsdauer von 10 Jahren an, also 10 % p.a. (Sie können dann bei Ihren richtigen Planungen exakter sein). Damit schreiben wir linear ab; degressive Abschreibungen gibt es auch, sind aber derzeit in Deutschland nicht zugelassen. • Da die Gesellschaft gerade ihr erstes Geschäftsjahr aufnehmen will, planen wir die Investitionen in das Anlagevermögen (komplett) im ersten Halbjahr, ansonsten dürften wir für die Investitionen im zweiten Halbjahr nur die hälftigen Abschreibungen (in unserem Fall dann 5 %) ansetzen. Wir haben also in der Bilanz zum Periodenende hier ein relevantes Anlagevermögen in Höhe von 13.725. Jetzt müssen wir aufpassen, denn innerhalb des ersten Jahres fallen dann auch schon Abschreibungen an, d. h. die hier ausgewiesenen Werte sind bereits nach Abschreibungen des/im ersten Jahr.
3.3 Abschreibungen
105
Wir wissen, dass wir über 10 Jahre linear, also 10 % p.a. abschreiben. Also entsprechen die ausgewiesenen Werte in der Planbilanz 90 % (nach 1 × Abschreibungen) des ursprünglichen Investitionsvolumens. Wenn Sie parallel einen Anlagenspiegel mitplanen, dann wird das deutlicher, da dieser aus folgenden Posten besteht und in unserem Fall folgende Werte ausweist: Buchwert zum Periodenbeginn
hier
0
+ Zugänge
hier
15.250
+ Zuschreibungen
hier
0
– Abgänge
hier
0
– Abschreibungen
hier
1520
= Buchwert zum Periodenende
hier
13.725
Beim Hochrechnen auf den ursprünglichen Wert des Anlagevermögens machen die meisten übrigens immer Fehler, ähnlich wie beim Herausrechnen der Umsatzsteuer oder bei der Berechnung des Vor-Steuer Ergebnisses bei bekanntem Jahresüberschuss und bekanntem Steuersatz. Grafische Darstellung: Wir brauchen für unsere GuV den absoluten als auch den prozentualen Wert, dargestellt hier ist die Intensität bzw. die Quote.
106
3 Planung der GuV im ersten Jahr
Zu nutzende Formel: Ich nenne jetzt die Zugänge im ersten Halbjahr unseres ersten Jahres ‚Investitionswert‘. Das Anlagevermögen ist der in unserer Bilanz zum Stichtag ausgewiesene Betrag (ohne Finanzanlagevermögen), also nach Abschreibungen des ersten Jahres.
Investitionswert =
Anlageverm¨ogen 1 − AfA (%)
Investitionswert =
Anlageverm¨ogen 1 − AfA (%)
In unserem Fall:
Investitionswert =
13.725 1 − 0,10
somit
Investitionswert =
13.725 0,90
Ergebnis
Investitionswert = 15.250 gerundet Investitionswert = 15.251 (in Excel exakt gerechnet) Die Differenz zwischen dem Investitionswert (Zugang im ersten Jahr 15.251) und dem Buchwert zum Periodenende (13.725) sind die Abschreibungen Um die Details zu sehen, schauen wir doch in den Anlagespiegel selbst. Ich habe auch einen solchen in Excel angelegt. Anlagespiegel Jahr 1
Immat. VG SAV
(jeweils gerundet)
Wert zum 1.1.
Zugänge
Zuschreibungen Abgänge
Abschreibungen Wert zum 31.12.
0
1.111
0
0
111
1.000
0
14.139
0
0
1.414
12.725
15.251
0
0
1.525
13.725
3.4 Sonstige betriebliche Aufwendungen (S.b.A.)
107
Diese Berechnungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Anlagespiegel‘. Die Abschreibungen in Höhe von gerundet 1525 im Anlagespiegel übertrage ich jetzt in die Plan-GuV. Plan - GuV
Jahr 1
Gesamterlöse/Umsatzerlöse
63.000
100,0%
Material & bezogene Leistungen
30.870
49,0%
Bruttoertrag/Rohertrag/Wertschöpfung
32.130
51,0%
Personalaufwand
23.940
38,0%
1.525
2,4%
AfA (Basis: Immat. & SAV)
Diese Berechnungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-GuV‘.
3.4 Sonstige betriebliche Aufwendungen (S.b.A.) Unter den sonstigen betrieblichen Aufwendungen werden Mieten, Leasing, Strom, Reisekosten, Rechts- Beratungs- und Abschlusskosten, mitunter die Aufwendungen gebucht, die nicht direkt in das verkaufte Produkt oder die verkauften Leistungen eingehen. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen werden immer mit S.b.A. abgekürzt. Aussage: Die Kennzahl als prozentualer Ausweis gibt an, wie viel für • • • •
sonstige Strukturvom Gesetzgeber auferlegte Aufwendungen für Prüfung Vertriebs- (ohne Personal) Messe- und Werbekosten
108
3 Planung der GuV im ersten Jahr
pro Umsatz €uro ausgegeben wird. Grafische Darstellung:
Als Formel nutzen wir:
S.b.A. − Quote =
S.b.A. Umsatz
Bei uns berechnen sich: Tja und jetzt finden Sie keine Vorgabe bei den Plandaten. Dies hat aber seinen Grund. Wenn ich Start-ups plane, dann sind die S.b.A. im ersten Planjahr immer meine letzte Saldierungsgröße. Dazu kommen wir noch. Ich nutze diese dann unterjährig, um zu prüfen, ob die von mir geplante Summe wirklich reicht, oder ob ich im Er-gebnis nachgeben muss. Beides sehen Sie auf den nächsten Seiten. Wenn wir hier aber nicht weiterkommen, dann gehen wir zum nächsten Punkt im HGB-Gliederungsschema, dem Finanzergebnis
3.5 Finanzergebnis Das Finanzergebnis umfasst 5 Posten mit jeweils einer weiteren Untergliederung.
3.5 Finanzergebnis
109
GuV (Kalender) Jahr Periode
9. 9.1 10. 10.1 11. 11.1 12.
Jahr 1 T€
Erträge aus Beteiligungen
0
0,0%
…davon aus verbundenen Unternehmen
0
0,0%
Erträge aus Wertpapieren und Ausleihungen des Finanz-AV
0
0,0%
…davon aus verbundenen Unternehmen
0 3 0
0,0%
0
0,0%
278 0 -274
0,4%
Sonsge Zinsen und Erträge …davon aus verbundenen Unternehmen
Abschreibungen auf Finanzanlagen/Wertpapiere des UV 13. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 13.1 …davon an verbundene Unternehmen Finanzergebnis
0,0% 0,0%
0,0% -0,4%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Detail-GuV‘. Auch wenn unsere Gesellschaft derzeit kein Finanzanlagevermögen hat, lassen Sie uns genau vorgehen. Wir müssen 2 Fragen jetzt für unsere Planung beantworten: • Wie hoch sind potenzielle Zinserträge, die ich in die Planung einstellen kann? • Wie hoch sind potenzielle Zinsaufwendungen, die ich in die Planung einstellen muss? Starten wir mit den Zinserträgen:
3.5.1 Zinsen und Erträge Wir brauchen die Zinserträge absolut und als prozentualen Ausweis zum Umsatz. Grafische Darstellung Im Folgenden ist die Zinsertrags-Intensität dargestellt. Die Relation gibt an, wie viel Zinsertrag pro Umsatz-€uro erwirtschaftet wird. Allerdings ist Umsatz natürlich nicht die Basis für die Generierung von Zinserträgen. Damit beschäftigen wir uns aber noch detailliert.
110
3 Planung der GuV im ersten Jahr
Zunächst müssen wir uns Gedanken machen, auf welche Posten der Aktivseite der Bilanz wir denn Zinserträge generieren könnten. Das sind • Teile des Finanzanlagevermögen • Kasse/Bank • Wertpapiere des Umlaufvermögen Schauen wir uns das Finanzanlagevermögen zunächst genauer an: III.
Finanzanlagen … davon Anteile an verbundenen Unternehmen … davon Ausleihungen an verbundene Unternehmen … davon Beteiligungen … davon Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht … davon Wertpapiere des Anlagevermögens … davon Sonstige Ausleihungen
0 0 0 0 0 0 0
0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Detail-Bilanz‘. Relevant für uns bei den Zinserträgen sind nur • Ausleihungen an verbundene Unternehmen • Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht • Wertpapiere des Anlagevermögens Das Finanzergebnis (siehe oben) ist im Gegenzug so gegliedert, dass wir genau erkennen können, welche Art von Erträge das Finanzanlagevermögen generiert hat:
3.5 Finanzergebnis
111
• Erträge aus Beteiligungen • Erträge aus Wertpapieren und Ausleihungen des Finanz-Anlagevermögens • Zinsen und ähnliche Erträge Natürlich kann man außerdem nicht davon ausgehen, dass der zum Bilanzstichtag ausgewiesene Betrag das ganz Jahr in identischer Summe in ‚Kasse/Bank‘ gelegen ist. Daher werde ich bei der Berechnung der Zinserträge die relevanten Werte aus dem Finanzanlagevermögen, aus der Kasse/Bank und aus den Wertpapieren des Umlaufvermögens mit den Werten der Vorperiode mitteln. Als Formel nutzen wir dann:
Zinsertrag (%) =
Zinsen & a¨ hnliche Ertr a¨ ge × 100 Liquidit a¨ t relevante Finanzanlagen (Mittelwerte)
Bei uns gibt es im ersten Jahr keine ‚relevanten Finanzanlagen‘, da in allen Posten eine ‚0‘ ausgewiesen wird. Im Excel Tool-habe ich die Berechnungen exakter dargestellt. Zusatzanalysen zur Finanzierung und Veranlagung Zusatzbetrachtungen
Jahr 1 T€
Finanzerträge Erträge aus Beteiligungen
0
Erträge aus Wertpapieren und Ausleihungen des Finanz-AV Zinsen und ähnliche Erträge
0
Summe
3
Kasse, Bank und Wertpapiere des Umlaufvermögens
3
819
Anteile an verbundenen Unternehmen
0
Ausleihungen an verbundene Unternehmen
0
Beteiligungen
0
Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht
0
Wertpapiere des Anlagevermögens
0
Sonstige Ausleihungen Summe Finanzertrag in % (Mittelwert des Finanz-AV letztes und dieses Jahr)
0 819 0,40%
112
3 Planung der GuV im ersten Jahr
Diese Berechnungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Zusatzanalysen Finanzierung‘. K/B, Wertpapiere des UV und relevantes Finanzanlagevermögen sind gemittelt (zum Periodenbeginn wurde ‚0‘ unterstellt). Der Finanzertrag muss natürlich mit dem Wert, den ich in den Plandaten vorge-geben habe, übereinstimmen und das tut er. Die Zinserträge in Höhe von 3 errechnen sich wie folgt. Anzuwendende Formel:
Zinsertrag (%) =
Zinsertr a¨ ge (abs) K/B & WP des UV
Wir lösen nach der Unbekannten Zinserträge (abs) auf, in dem wir multiplizieren und dann wieder dividieren (das haben wir ja schon häufig gemacht – daher stelle ich die Schritte jetzt nicht mehr im Detail dar). Umgeformt ergibt sich:
Zinsertr a¨ ge (abs) = Zinsertrag (%) × K/B & WP des UV also
Zinsertr a¨ ge (abs) = 0,4 % × 819 somit
Zinsertr a¨ ge (abs) = 3,28, gerundet 3. Die 819 ergeben sich aus der Mittlung der Werte für Kasse/Bank und Wertpapiere des Umlaufvermögens zu Beginn (‚0‘) und am Periodenende (1637). Genau genommen ist das nicht ganz richtig, denn bei Eintragung der Gesellschaft muss ja mindestens 50 % des gezeichneten Kapitals (in Deutschland für eine GmbH 25.000, also 12.500) eingezahlt sein. Aber das habe ich hier jetzt außen vor- gelassen. Lassen Sie uns auch noch die Zinsaufwendungen betrachten, bevor wir die GuV wieder im derzeitigen Planungsstatus darstellen.
3.5.2 Zinsen und ähnliche Aufwendungen Wir brauchen die Zinsaufwendungen ebenfalls absolut und als prozentualen Ausweis zum Umsatz. Grafische Darstellung Im Folgenden ist die Zinsaufwands-Intensität dargestellt. Die Relation gibt an, wie viel Zinsaufwand pro Umsatz-€uro zu leisten ist. Allerdings ist der Umsatz
3.5 Finanzergebnis
113
natürlich auch hier nicht die Basis für die Zahlung von Zinsaufwendungen. Damit beschäftigen wir uns auch wieder detailliert.
Im Finanzergebnis ist es jetzt der Posten 13, den es zu berechnen gilt. GuV (Kalender) Jahr Periode
9. 9.1 10. 10.1 11. 11.1 12.
Jahr 1 T€
Erträge aus Beteiligungen
0
0,0%
…davon aus verbundenen Unternehmen
0
0,0%
Erträge aus Wertpapieren und Ausleihungen des Finanz-AV
0
0,0%
…davon aus verbundenen Unternehmen
0 3 0
0,0%
0
0,0%
278 0 -274
0,4%
Sonsge Zinsen und Erträge …davon aus verbundenen Unternehmen
Abschreibungen auf Finanzanlagen/Wertpapiere des UV 13. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 13.1 …davon an verbundene Unternehmen Finanzergebnis
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Detail-GuV‘. Die Basis dafür können nur die Verbindlichkeiten sein.
0,0% 0,0%
0,0% -0,4%
114
3 Planung der GuV im ersten Jahr
Detail-Bilanz Jahr 1 T€
C
… davon Anleihen, davon konvertibel … davon Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten … davon erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen … davon Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen … davon Verbindlichkeiten aus der Annahme gezogener/Ausstellung eigener Wechsel … davon Verbindlichkeiten gegen verbundene Unternehmen … davon Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht … davon sonstige Verbindlichkeiten a) aus Steuern b) davon im Rahmen der sozialen Sicherheit Verbindlichkeiten
0 17.354 0 11.971 0 0 0 950 0 0 30.275
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Detail-Bilanz‘. Hier interessieren uns jetzt besonders die • • • •
aus Anleihen gegenüber Kreditinstituten gegen verbundene Unternehmen und gegen Gesellschaften, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht.
Schauen wir uns zunächst die Detailrechnungen aus dem Excel-Tool an. Zusatzanalysen zur Finanzierung und Veranlagung Zusatzbetrachtungen
Jahr 1 T€
Finanzierungsaufwendungen Zinsen und ähnliche Aufwendungen Verbindlichkeiten aus Anleihen, davon konvertibel Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten Verbindlichkeiten gegen verbundene Unternehmen Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht
278 0 8.677 0 0
Summe
8.677
Finanzierungsaufwendungen in % (Mittelwert der Verbindlichkeiten
3,2%
letztes und dieses Jahr)
0,0% 44,1% 0,0% 30,4% 0,0% 0,0% 0,0% 2,4% 0,0% 0,0% 76,9%
3.5 Finanzergebnis
115
Diese Berechnungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Zusatzanalysen Finanzierung‘. Die Verbindlichkeiten sind gemittelt (zum Periodenbeginn wurde ‚0‘ unterstellt). Die Zinsaufwendungen in Höhe von 278 berechnen sich dabei wie folgt. Als Formel müssen wir dann nutzen:
Finanzierungskosten (%) =
Zinsen & a¨ hnliche Aufwendungen × 100 Langfristige Verbindlichkeiten
Umgeformt ergibt sich:
Zinsen & a¨ hnliche Aufwendungen = Finanzierungskosten (%) × Langfristige Verbindlichkeiten Bei uns berechnen sich folglich:
Zinsen & a¨ hnliche Aufwendungen = 3,2 % × 8677 damit
Zinsen & a¨ hnliche Aufwendungen = 277,66, gerundet 278. Damit ergibt sich folgender Planungsstatus. Dabei habe ich das außerordentliche Ergebnis (weil ‚0‘ in meinen Vorgaben) sofort mit ausgewiesen.
116
3 Planung der GuV im ersten Jahr
Plan - GuV
Jahr 1
Gesamterlöse/Umsatzerlöse
63.000
100,0%
Material & bezogene Leistungen
30.870
49,0%
Bruttoertrag/Rohertrag/Wertschöpfung
32.130
51,0%
Personalaufwand
23.940
38,0%
1.525
2,4%
AfA (Basis: Immat. & SAV) Sonst. betriebliche Aufwendungen
#WERT!
Betriebsergebnis Zinserträge Zinsaufwendungen
######
3 278
0,0% 0,4%
Finanzergebnis
-274
-0,4%
Ergebnis d. gew. Geschäftstätigkeit (EGT)
???
######
0
0,0%
Außerordentliche Ergebnis Ergebnis vor Steuern
######
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-GuV‘. Wir stehen aber dennoch vor einem Problem, da ich in den Vorgaben keine Angaben zu den sonstigen betrieblichen Aufwendungen gemacht habe und damit weder das • Betriebsergebnis, noch das • Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit oder das • Ergebnis vor Steuern berechnen kann.
3.6 Jahresüberschuss
117
So wie ich immer Start-ups plane, haben wir die Saldi aber auch bald. Ich halte es für sehr wichtig, sich von Beginn an über den Gewinn Gedanken zu machen, denn ist unser Ziel als Unternehmer, Gewinn einzufahren und die Banken wollen dieses Wort auch hören.
3.6 Jahresüberschuss Ich nutze zur Definition des Plan = Zieljahresüberschusses immer ein Regelwerk, das nicht von mir kommt und/oder entwickelt wurde, von dem ich aber persönlich sehr viel halte. Exkurs Die ‚1, 2, 3‘ Cash Flow Regel Ich habe viele Jahre für zwei der „Big Four“ Prüfungs- und Beratungsgesellschaften in Übersee gelebt und gearbeitet und dabei auch einige Zeit in Sydney, Australien, verbracht. Dort hat mir der Finanzchef einer börsennotierten Gesellschaft einmal auf meine Frage nach seinen Erwartungen an ein geplantes Joint-Venture Folgendes gesagt: „Wir brauchen ‚2,5 x die Abschreibungen‘ als Cash Flow bei erreichter Ziel-Anlagenintensität“. Den Cash Flow hat er ganz einfach als Jahresüberschuss plus Abschreibungen definiert. Grafische Darstellung:
118
3 Planung der GuV im ersten Jahr
Rechenweg: Er sagte mir damals zur Erklärung seiner ‚2,5 x die Abschreibungen‘: „Es gibt zumindest 3 Basisniveaus für den Cash Flow“. Und dann hat er Folgendes ausgeführt: Niveau 1: Substanzerhalt: Hier muss der Cash Flow = 1 x AfA sein, daraus folgt (bei unserer ganz einfachen Definition des Cash Flow), dass der Jahresüberschuss = 0 sein kann. Somit könnte man die Summe nutzen, die durch die Abschreibungen erfolgte Wertminderung investiv wieder auszugleichen. Wertberichtungen, also Abschreibungen, sind immer Wertminderungen. Reinvestiere ich in identischer Höhe, wird die Substanz des Unternehmens beibehalten. Niveau 2: Technologieerhalt („State of the Art“) Da aber auf dem Cash Flow Niveau 1 ein Substanzerhalt nur auf der Basis der historischen Herstellungs- und Anschaffungskosten sichergestellt ist, kann das nur kurzfristig ausreichend sein. Längerfristig muss das Unternehmen in der Lage sein, jeweils auf hohem technologischem Niveau zu reinvestieren. Unterstellten wir eine durchschnittliche Abschreibungsdauer von 10 Jahren und eine Kostensteigerung über diese 10 Jahre von gesamt 100 % (linear also 10 % p.a.), dann muss jeweils in doppelter Höhe der Abschreibungen reinvestiert werden. Somit gilt für die Zielgröße des Cash Flow in unserer einfachen Definition: Der Cash Flow muss einer Zielgröße von 2 x AfA entsprechen, daraus folgt für den Jahresüberschuss (bei unserer ganz einfachen Definition des Cash Flow), dass dieser in der Höhe von 1 x AfA sein kann. (Annahme: AfA durchschnittlich über 10 Jahre, bei 100 % Kostensteigerung über diese 10 Jahre). Wenn darüber hinaus das Unternehmen weiter wachsen soll, dann muss der Cash Flow noch höher sein und zwar laut der Forderung des damaligen Finanzchefs: Niveau 3: Erweiterungsfähigkeit (Wachstumsfähigkeit) Der Cash Flow muss einer Höhe von 3 × AfA entsprechen, daraus folgt für den Jahresüberschuss (bei unserer ganz einfachen Definition des Cash Flow), dass dieser 2 × AfA sein muss.
3.6 Jahresüberschuss
119
Und er fügte dann noch etwas Wichtiges an: Alle diese Multiplikatoren sind nur dann haltbar, wenn die industriespezifische Ziel-Anlagenintensität (Anlagevermögen zu Bilanzsumme) erreicht ist (also kein Investitionsstau vorliegt), ansonsten sind alle Faktoren um „1“ zu erhöhen. Berechnung bei uns: Wir gehen davon aus, dass es derzeit keinen Investitionsstau gibt, da wir ja mit gerundet 35 % Anlagenintensität (Anlagevermögen zu Bilanzsumme) ganz gut für ein ‚Start-up‘ dastehen. Wir sind natürlich aber auch guter Dinge, dass wir unser erstes Jahr wirklich gut abschließen werden, da wir ansonsten gar nicht erst bei den Banken um die Kredite nachfragen müssen. Daher haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und uns auch gut auf den Start unserer Gesellschaft vorbereitet. Wir gehen in unsere Planung mit einem Ziel Cash Flow Niveau knapp über o. g. Niveau 2 Technologieerhalt („State of the Art“). Dieses besagt: Der Cash Flow muss einer Zielgröße von 2 × AfA entsprechen, daraus folgt für den Jahresüberschuss (bei unserer ganz einfachen Definition des Cash Flow), dass dieser in der Höhe von 1 × AfA sein kann. Wir sind optimistisch, auf der Basis einer Cash Flow Definition Jahresüberschuss + Abschreibungen = Jahresüberschuss einen Cash Flow Faktor zu Abschreibungen in Höhe von 2,2 zu erwirtschaften. Damit müsste lt. o. g. Regel der Jahresüberschuss 1,2 × (PLAN) Abschreibungen entsprechen. Formel:
Jahres¨uberschuss = 1,2 × (PLAN)Abschreibungen also
Jahres¨uberschuss = 1,2 × 1.525 somit
Jahres¨uberschuss = 1.830
120
3 Planung der GuV im ersten Jahr
Damit hätten wir eine Umsatzrendite nach Steuern in Höhe von 2,9 %. Plan - GuV
Jahr 1
Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
1.830
2,9%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-GuV‘. Grafische Darstellung:
Und jetzt wissen Sie auch, wie ich beim Eigenkapital in der Bilanz (Passiva) den Split zwischen Jahresüberschuss und gezeichnetes Kapital berechnen konnte bzw. kann.
3.7 Ergebnis vor Steuern
121
Plan - Bilanz Jahr 1 T€ A Eigenkapital
7.000
17,8%
5.170
13,1%
davon Kapitalrücklage
0
0,0%
davon Gewinnvortrag
0
0,0%
1.830
4,6%
davon gezeichnetes Kapital
davon Jahresüberschuss
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘. Das Eigenkapital beträgt insgesamt 7000, davon 1830 als Jahresüberschuss des ersten Jahres. Damit muss das gezeichnete Kapital 5170 betragen, da keine weiteren Eigenkapitalposten Werte ausweisen. Um die GuV zum Periodenbeginn wieder bei ‚0‘ beginnen zu können, wird als letzte Buchung der Jahres der Jahresüberschuss bzw. -fehlbetrag in das Eigenkapital gebucht. Aus diesem Grund ist die GuV eigentlich ‚nur‘ ein Unterkonto des Eigenkapitals und ein Verlust (Jahresfehlbetrag) führt zu einer Verringerung des Eigenkapitals.
3.7 Ergebnis vor Steuern Unser Steuersatz ist bekannt. In Deutschland liegt der Körperschaftsteuersatz (inkl. Gewerbeertragsteuer je nach Hebesatz und Soli) i. d. R. zwischen 27 % und 28 %. Ich bin in meinen Vorgaben mit 28 % eingestiegen. Und jetzt können wir bei Kenntnis des Ziel-Jahresüberschusses rückwärts rechnen. Wie bereits bei den Abschreibungen einmal angemerkt, tun sich ganz viele bei Rückrechnung auf einen Nettosatz bei gegebenem Zins und/oder Steuer sehr schwer. Merken Sie sich für Ihre Planungen: • Vor- auf Nach Steuer: M ultiplikation mit dem ‚Tax Shield‘ • Nach- auf Vor Steuer: Division durch das ‚Tax Shield‘.
122
3 Planung der GuV im ersten Jahr
Das ‚Tax Shield‘ selbst ist definiert als:
Tax Shield = 1 − Steuersatz meist dargestellt als
Tax Shield = 1 − t bei uns also
Tax Shield = 1 − 28 % somit
Tax Shield = 72 % Um das Ergebnis vor Steuern zu erhalten, müssen wir also rechnen:
Ergebnis v. St. =
Jahres¨uberschuss 1−t
also
Ergebnis v. St. =
1.830 72%
somit
Ergebnis v. St. = 2.542(gerundet) Wir brauchen dann für die GuV auch wieder den prozentualen Ausweis, also eine Umsatzrendite vor Steuern. Grafischer Ausweis:
3.8 Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
123
Die Differenz zum Jahresüberschuss sind damit die Steuern, hier gerundet 712. Plan - GuV
Jahr 1
Ergebnis vor Steuern Steuern Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
2.542
4,0%
712
1,1%
1.830
2,9%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-GuV‘. Tja und jetzt kann es ganz schnell gehen.
3.8 Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit Wir kennen das Ergebnis vor Steuern und wissen auch bereits, dass bei uns das Außerordentliche Ergebnis als Zielwert ‚0‘ ausweist. Also ist das Plan-Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit leicht ‚von un-ten nach oben‘ zu bestimmen. Da ich das außerordentliche Ergebnis bei höheren Aufwendungen als Erträgen ähnlich/analog dem Finanzergebnis mit einem negativen Vorzeichen ausweisen würde, muss ich hier jetzt rechnen: Ergebnis vor Steuern
2.542
− − Außerordentlichen Ergebnis
− 0
= Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
2.542
124
3 Planung der GuV im ersten Jahr
Plan - GuV
Jahr 1
Ergebnis d. gew. Geschäftstätigkeit (EGT) Außerordentliche Ergebnis Ergebnis vor Steuern Steuern Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
2.542
4,0%
0
0,0%
2.542
4,0%
712
1,1%
1.830
2,9%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-GuV‘.
3.9 Betriebsergebnis Das Finanzergebnis haben wir auch schon berechnet. Also können wir ebenfalls ‚bottom-up‘ (‚von unten nach oben‘) das Plan-Betriebsergebnis berechnen. Da auch das Finanzergebnis mit einem negativen Vorzeichen ausgewiesen wird, muss hier erneut subtrahiert werden. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
2.542
− Finanzergebnis
− 274
= Betriebsergebnis
2.816
3.10 Sonstige betriebliche Aufwendungen
125
Plan - GuV
Jahr 1
Betriebsergebnis
2.816
4,5%
3
0,0%
Zinserträge Zinsaufwendungen
278
0,4%
-274
-0,4%
2.542
4,0%
0
0,0%
2.542
4,0%
712
1,1%
1.830
2,9%
Finanzergebnis Ergebnis d. gew. Geschäftstätigkeit (EGT) Außerordentliche Ergebnis Ergebnis vor Steuern Steuern Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-GuV‘.
3.10 Sonstige betriebliche Aufwendungen Jetzt bleibt in der GuV nur noch eine Unbekannte, die wir jetzt aber per Saldierung leicht bestimmen können.
126
3 Planung der GuV im ersten Jahr
Plan - GuV
Jahr 1
Gesamterlöse/Umsatzerlöse
63.000
100,0%
Material & bezogene Leistungen
30.870
49,0%
Bruttoertrag/Rohertrag/Wertschöpfung
32.130
51,0%
Personalaufwand
23.940
38,0%
1.525
2,4%
AfA (Basis: Immat. & SAV)
#WERT!
Sonst. betriebliche Aufwendungen Betriebsergebnis Zinserträge Zinsaufwendungen Finanzergebnis Ergebnis d. gew. Geschäftstätigkeit (EGT) Außerordentliche Ergebnis Ergebnis vor Steuern
2.816
4,5%
3 278 -274
0,0% -0,4%
2.542
4,0%
0
0,0%
2.542
4,0% 1,1%
Steuern Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
0,4%
1.830
2,9%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-GuV‘
3.11 Die fertige Plan GuV des ersten Jahres
127
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen berechnen sich als Rohertrag
2.542
– Personalaufwand
23.940
– Abschreibungen
1.525
– Betriebsergebnis
2.816
= Sonstige betriebliche Aufwendungen
3.849
Damit haben wir natürlich auch wieder den prozentualen Ausweis, wenn wir die 3.849 durch den Umsatz dividieren. Grafischer Ausweis:
3.11 Die fertige Plan GuV des ersten Jahres Damit steht auch die GuV als Planung, aufgebaut auf der Basis von Logik, mathematisch umgesetzt und mit Verlinkungen auf die Plan-Bilanz (siehe Abschreibungen, Zinserträge und Zinsaufwendungen).
128
3 Planung der GuV im ersten Jahr
Plan - GuV
Jahr 1
Gesamterlöse/Umsatzerlöse
63.000
100,0%
Material & bezogene Leistungen
30.870
49,0%
Bruttoertrag/Rohertrag/Wertschöpfung
32.130
51,0%
Personalaufwand
23.940
38,0%
AfA (Basis: Immat. & SAV)
1.525
2,4%
Sonst. betriebliche Aufwendungen
3.849
6,1%
Betriebsergebnis
2.816
4,5%
3
0,0%
Zinserträge Zinsaufwendungen Finanzergebnis Ergebnis d. gew. Geschäftstätigkeit (EGT) Außerordentliche Ergebnis Ergebnis vor Steuern
Steuern Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
278
0,4%
-274
-0,4%
2.542
4,0%
0
0,0%
2.542
4,0%
712
1,1%
1.830
2,9%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-GuV‘ Die GuV haben wir ebenfalls anhand logischer Beziehungen geplant. Ändern wir jetzt Angaben in den Vorgaben, ändern sich auch hier die Werte
3.11 Die fertige Plan GuV des ersten Jahres
129
(im Excel-Tool), da wir nach wie vor die mathematischen Relationen aufrecht erhalten haben, jetzt allerdings auch noch mit Einbezug der Plan-GuV. Weil alles (in Excel) formeltechnisch verlinkt ist, kann die IST Entwicklung jetzt auch von der Planung abweichen. Sehe ich, dass ich die 63.000 Umsatz nicht erreiche, dann passe ich in den Angaben die Zielgröße an und Sie haben sofort eine aktualisierte Ziel GuV und Bilanz. Und so können Sie jeden Planposten ändern und Ihre Planung passt sich auch sofort an. Wir haben damit eigentlich eine rollierende Planung aufgebaut, sollten Sie es noch nicht gemerkt haben. Wenn Sie unsere Logik jetzt auf Monate herunterbrechen, haben Sie recht leicht eine rollierende Planung auf Monatsbasis. Vieles in den Planwerten mag in diesem ersten Planungslauf von den Werten her nicht logisch sein (Umsatz sofort 63.000, etc.). Aber darum ging es mir ja auch nicht – ich wollte Ihnen die ‚Technik‘ zeigen, mit der Sie sich selbst ‚lebende‘ Planungen aufbauen, weil sie rollierend angepasst werden können. Was haben wir in diesem Kapitel erarbeitet? Das zeigt wieder am besten eine grafische Übersicht.
130
3 Planung der GuV im ersten Jahr
3.12 Abschließende Anmerkungen Tja und jetzt steht unsere Planung – Klasse, oder? Manchmal sind meine Seminarteilnehmer bzw. Kunden von Bilanzanalysen und -planungen überrascht, dass ich die sonstigen betrieblichen Aufwendungen als letzten Saldo berechne. Sie können das gerne als meine Marotte sehen. Selbstverständlich hätte ich in den Plandaten auch eine Vorgabe (prozentual oder absolut) für die sonstigen betrieblichen Aufwendungen machen können und dann hätten wir den Posten ähnlich wie die Material- und Personalaufwendungen planen können. Folglich wäre dann die GuV einfach komplett von ‚oben nach unten‘ zu rechnen gewesen. Ich mag aber den von uns hier gerechneten Weg, da ich damit auch gegenüber Banken und anderen Dritten argumentieren kann, wo ich mit dieser Gesellschaft ‚hin‘ will. Ich muss doch eine Vorstellung haben, was ich nach Steuern verdienen will und wie ich auf diese Größe komme. Über den Ansatz der 1, 2, 3 Regel zur Ziel Cash Flow und Ziel Jahresüberschussdefinition habe ich ein nachvollziehbares Instrumentarium. Sehe ich jetzt unterjährig, dass diese (saldierten) sonstigen betrieblichen Aufwendungen oder andere Posten zu gering sind (weil wir mehr auf Messen präsent sein müssen, die Marketing- und Reiseaufwendungen höher sind, etc.), dann baue ich mir neben der Planbilanz eine IST Spalte auf, mit der ich dann parallel immer ‚top-down‘ also von ‚oben nach unten‘ arbeite. Das sieht dann z. B. so aus.
3.12 Abschließende Anmerkungen
131
Plan - GuV
IST - GuV IST Abweichungen
Jahr 1
Gesamterlöse/Umsatzerlöse
63.000 100,0%
Material & bezogene Leistungen
30.870
49,0%
31.000
49,2%
Bruttoertrag/Rohertrag/Wertschöpfung
32.130
51,0%
32.000
50,8%
Personalaufwand
23.940
38,0%
23.850
37,9%
AfA (Basis: Immat. & SAV)
1.525
2,4%
1.539
2,4%
Sonst. betriebliche Aufwendungen
3.849
6,1%
4.000
6,3%
Betriebsergebnis
2.816
4,5%
2.611
4,1%
3 278 -274
0,0%
0,0%
-0,4%
3 280 -277
-0,4%
2.542
4,0%
2.334
3,7%
0
0,0%
0
0,0%
2.542
4,0%
2.334
3,7%
712
1,1%
654
1,0%
1.830
2,9%
1.680
2,7%
Zinserträge Zinsaufwendungen Finanzergebnis Ergebnis d. gew. Geschäftstätigkeit (EGT) Außerordentliche Ergebnis Ergebnis vor Steuern
Steuern Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
0,4%
0,4%
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-GuV‘. Die IST-GuV ist aber ausgeblendet. Klicken Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-GuV‘ bitte auf das ‚ + ‘ oberhalb Spalte ‚P‘, um diese IST Darstellung zusätzlich einzublenden. Eine Planung dieser Art ist zwar schön, aber wir müssen auch wissen, ob sie aus analytischer Sicht auch gut ist. Von daher kommen wir nicht umhin, eine klassische GuV und Bilanzanalyse zu starten bzw. zu erarbeiten.
132
3 Planung der GuV im ersten Jahr
3.13 Die Detail-GuV nach HGB-Gliederungsschema Jetzt können Sie ähnlich wie bei der Bilanz auch das HGB-Gliederungsschema noch mit Zusatzinformationen pflegen. Im Excel-Tool werden Ihre geplanten Werte in das H GB-Gliederungsschema automatisch übertragen (siehe Tabellenblatt ‚Detail-GuV‘) und die noch fehlenden Unterposten fügen Sie jetzt noch ein. Dabei gibt es eine Ausnahme: das Finanzergebnis. Pflegen Sie dort weitere Er-träge und Aufwendungen ein, dann ändert sich die GuV ab dem Betriebsergebnis.
3.13 Die Detail-GuV nach HGB-Gliederungsschema
133
GuV (Kalender) Jahr Periode
1.
Gesamterlöse/Umsatzerlöse
2. 3. 4.
Jahr 1 T€
63.000
100,0%
Bestandsveränderungen (Erhöhung +; Verminderung -)
0
0,0%
Andere aktivierte Eigenleistungen
0
0,0%
Sonstige betriebliche Erträge
0
0,0%
63.000
100,0%
Betriebsleistung 5.
Materialaufwand
30.870
49,0%
5.1
… für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und bezogenen Waren
27.720
44,0%
5.2
… für bezogene Leistungen
3.150
5,0%
Bruttoertrag/Rohertrag/Wertschöpfung
32.130
51,0%
6.
Personalkosten
23.940
38,0%
6.2
… davon Löhne & Gehälter
0
0,0%
6.3
… davon soziale Abgaben/Aufwendungen für Altersverversorgung
0
0,0%
7.
Abschreibungen
1.525
2,4%
7.1
… davon auf Vermögensgegenstände des Anlagevermögens
0
0,0%
7.2
… davon auf Vermögensgegenstände des Umlaufvermögens
0
0,0%
8.
Sonsge betriebliche Aufwendungen
3.849
6,1%
Betriebsergebnis
2.816
4,5%
9. 9.1 10. 10.1 11. 11.1 12.
0
0,0%
…davon aus verbundenen Unternehmen
Erträge aus Beteiligungen
0
0,0%
Erträge aus Wertpapieren und Ausleihungen des Finanz-AV
0
0,0%
…davon aus verbundenen Unternehmen
0 3 0
0,0%
0
0,0%
278 0 -274
0,4% -0,4%
2.542
4,0%
Sonsge Zinsen und Erträge …davon aus verbundenen Unternehmen
Abschreibungen auf Finanzanlagen/Wertpapiere des UV 13. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 13.1 …davon an verbundene Unternehmen Finanzergebnis
0,0% 0,0%
0,0%
14.
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT)
15.
Außerordentliche Erträge
0
0,0%
16.
Außerordentliche Aufwendungen
0
0,0%
17.
Außerordentliche Ergebnis
0
0,0%
2.542
4,0%
Steuern vom Einkommen und Ertrag Sonsge Steuern Steuern gesamt
712
1,1%
0
0,0%
712
1,1%
Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
1.830
2,9%
Ergebnis vor Steuern 18. 19.
20.
Diese Darstellung finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Detail-GuV‘. Jetzt steht doch eine GuV, wie Sie sie immer im Kopf haben.
4
Analyse des ersten Planungsjahres
Für die, die mein Buch ‚Basiswissen Bilanzanalyse‘ in dieser Buchserie gelesen haben, kommt jetzt das zweite ‚déjà vu‘. Wir werden jetzt die Plan-GuV und -Bilanz analysieren. Und zwar mit der ‚gleichen‘ Vorgehensweise wie in o. g. Buch. OK, das war ein wenig übertrieben. Ganz gleich ist die Vorgehensweise nicht, hier ist die Analyse kürzer, aber die Auswertungsdarstellungen sind alle identisch. Ich werde nur nicht auf jeden Punkt im Detail eingehen, weil ich sonst das erste Buch nochmals komplett mit den Planzahlen dieses Beispiels ‚kopieren‘ müsste. Die Analyse dient hier vielmehr dem Zweck, Schwachstellen aufzudecken, die wir dann im 2. Planungsjahr eindämmen und/oder sogar vermeiden. Bilanzanalyse ist Teil der Bilanzplanung. Nur so sehen wir, dass die Planung an vielen Stellen (eventuell doch) nicht ‚rund‘ ist bzw. sogar in dieser Form gefährlich ist. Überzogenen Genauigkeit ist nicht gefragt, vergessen Sie bei den prozentualen Kennzahlen die erste Stelle nach dem Komma, auch wenn ich sie häufiger ausweise. Dieser Detaillierungsgrad ist gar nicht notwendig. Viel wichtiger ist, dass Sie Bewertungs- und Würdigungskorridore kennen und solange sich unser Unternehmen darin bewegt, ist es gut unterwegs. Gehen wir in (den bekannten) Blöcken vor: 1. Vermögens- und Kapitalstruktur – langfristige Finanzierung 2. Liquidität, (Netto)-Umlaufvermögen, Cash Flow – kurzfristige Finanzierung 3. Ertragskraft und operative Stärke. Diese 3 Analyseperspektiven sind dann im Excel-Tabellenblatt ‚Operative Kennzahlen‘ dargestellt.
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 B. Heesen, Basiswissen Bilanzplanung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30341-9_4
135
136
4 Analyse des ersten Planungsjahres
Um aber die Zusammenhänge in diesen 3 Analyseblöcken besser verstehen zu können, werden in 3 weiteren Excel-Tabellenblättern Vor- und Zusatzrechnungen und -betrachtungen angestellt. Diese Excel-Tabellenblätter lauten: • Zusatzanalysen Finanzierung • Zusatzanalysen NUV (für Netto Umlaufvermögen) • Cash Cycle, -Conversion & -Flow. Außerdem liegt dann noch ein ‚Executive Summary‘ - bestehend aus den aus meiner Sicht wichtigsten Kennzahlen und einer Liquiditätsbetrachtung bei (Excel-Tabellenblatt’ Executive Summary’) Ich werde aber diese nicht alle im Detail durchsprechen. Für mich ist wichtig, dass sich die ‚alten Hasen‘ wiederfinden.
4.1 Die notwendigen GuV und Bilanzposten und anstehende Auswertungen Ich denke auch hier in der Analyse einfach und damit sind meine Kennzahlen auch einfach. Sicherlich, man könnte meine Definitionen der folgenden Kennzahlen durch Details eventuell oder wahrscheinlich ‚perfektionieren‘. Aber es wird die Aussagekraft der Gesamtanalyse nur bedingt verbessern – das werden Sie sehen. Und außerdem, das macht es nur wieder schwieriger, ohne einen signifikant höheren Erkenntnisstand dadurch zu generieren. Dieses Buch ist für Praktiker und auch für ‚Nicht-Finanzer‘. Weil das Ziel eine Art Check-Liste ist, die man sukzessiv arbeiten kann/sollte, sind auch die Erläuterungen zu den folgenden Kennzahlen so aufgebaut. Es werden immer – fast militärisch – folgende Punkte abgearbeitet. • Aussage • Grafische Darstellung • Als Formel nutzen wir • Bei uns berechnen sich • Würdigung Das kennen Sie aber schon in ähnlicher Form aus der Planung des ersten Jahres. Schauen wir uns unser „Ausgangsmaterial“ nochmals an.
4.1 Die notwendigen GuV und Bilanzposten und anstehende ...
137
Zunächst die Struktur-GuV Plan - GuV
Jahr 1
Gesamterlöse/Umsatzerlöse
63.000 100,0%
Material & bezogene Leistungen
30.870
49,0%
Bruttoertrag/Rohertrag/Wertschöpfung
32.130
51,0%
Personalaufwand
23.940 38,0%
AfA (Basis: Immat. & SAV)
1.525
2,4%
Sonst. betriebliche Aufwendungen
3.849
6,1%
Betriebsergebnis
2.816
4,5%
3
0,0%
Zinserträge Zinsaufwendungen Finanzergebnis Ergebnis d. gew. Geschäftstätigkeit (EGT) Außerordentliche Ergebnis Ergebnis vor Steuern
Steuern Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
278
0,4%
-274
-0,4%
2.542
4,0%
0
0,0%
2.542
4,0%
712
1,1%
1.830
2,9%
Dieses Format finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-GuV‘.
In der Tat werden wir fast nie mehr als dieses Datenmaterial benötigen, um die relevanten Kennzahlen zu berechnen. Und trotz der doch hoch aggregierten
138
4 Analyse des ersten Planungsjahres
Zahlen, wird die Analyse aussagekräftig sein und zwar so weit, wie Sie es wahrscheinlich nicht für möglich erachtet hätten. Die Plan-Bilanz ist auch einfach. Plan - Bilanz Jahr 1 T€
Immaterielle VG Sachanlagen Finanzanlagevermögen A Anlagevermögen
Vorräte Debitoren (Forderungen aus L&L) Sonsge Vermögensgegenstände Wertpapiere des UV Kasse, Bank und Schecks B Umlaufvermögen C Aktive Rechnungsabgrenzung
Summe Aktiva
1.000
2,5%
12.725
32,3%
0
0,0%
13.725
34,9%
12.082
30,7%
11.930
30,3%
0
0,0%
0
0,0%
1.637
4,2%
25.650
65,1%
0
0,0%
39.375
100,0%
Plan - Bilanz Jahr 1 T€ A Eigenkapital
7.000
17,8%
5.170
13,1%
davon Kapitalrücklage
0
0,0%
davon Gewinnvortrag
0
0,0%
1.830
4,6%
davon gezeichnetes Kapital
davon Jahresüberschuss B Rückstellungen
2.100
5,3%
1.500
3,8%
davon Steuerrückstellungen
200
0,5%
davon sonstige Rückstellungen
400
1,0%
davon Pensionen & ähnliche Verpflichtungen
C Verbindlichkeiten gesamt davon Bankverbindlichkeiten davon sonstige Langfristige (Anleihen, Bet., verb. U.) davon Kreditoren (Verbindlichkeiten aus L&L) davon sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten D Passive Rechnungsabgrenzung
Summe Passiva
30.275
76,9%
17.354
44,1%
0
0,0%
11.971
30,4%
950
2,4%
0
0,0%
39.375
100,0%
Diese Formate finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Plan-Bilanz‘.
4.1 Die notwendigen GuV und Bilanzposten und anstehende ...
139
Somit beschäftigen wir uns analytisch fortan mit folgenden Posten in der Bilanz und der GuV.
Das AO-Ergebnis habe ich hier in der schematischen GuV bewusst wieder außen vor gelassen, da es mit ‚0‘ in den Planangaben steht und außerdem ab 01. Januar 2016 in Deutschland nicht mehr ausgewiesen wird.
140
4 Analyse des ersten Planungsjahres
Als Haupt-Kennzahlen werden wir berechnen: Operative Kennzahlen Finanzierung & Vermögen
Jahr 1
Kapitalumschlag
Umsatz
./.
Bilanzsumme
1,6
EK Quote (%) (zu Bilanzsumme)
EK
./.
Bilanzsumme
17,8%
Anlagendeckung A (%)
EK
./.
Anlagevermögen
51,0%
EK + (lgfr.) Verbindlichkeiten ./.
Anlagevermögen
188,4%
Bilanzsumme
34,9%
Anlagendeckung B (%) Anlagenintensität
Anlagevermögen
./.
Liquidität & Cash Flow
Jahr 1
Cash Ratio, Liquidität 1. Grades
Personalzahlfähigkeit Quick Ratio - Liquidität 2. Grades
Current Ratio - Liquidität 3. Grades
Kasse u. Wertpapiere d. UV ./. Verbindlichkeiten aus L&L
12
Liquide Mittel Kasse+WP+ Forderungen
13,7%
./.
Kfr. Verbindlichkeiten
12,7%
./.
Personalkosten/Monat
0,8
./. Verbindlichkeiten aus L&L
113,3%
./.
105,0%
Kfr. Verbindlichkeiten
./. Verbindlichkeiten aus L&L
214,3%
./.
Kfr. Verbindlichkeiten
198,5%
Cash Flow
./.
Umsatz
5,3%
Umsatzrendite - ROS (n. St.)
JÜ
./.
Umsatz
2,9%
JÜ zu Abschreibungen
JÜ
./.
Abschreibungen
1,2
Kapitalrendite - ROC (n. St.)
JÜ
./.
Bilanzsumme
4,6%
Materialintensität/-quote
Material & bez. Leistungen
./.
Umsatz
49,0%
Rohertrag
Umsatz - Materialeinstand
./.
Umsatz
51,0%
Personalaufwand
Personalaufwendungen
./.
Umsatz
38,0%
S.b.A. Intensität
Sonstiger betr. Aufwand
./.
Umsatz
6,1%
Cash Flow Marge (Basis JÜ)
Umlaufvermögen
Ertragskraft & operative Stärke
Zinsintensität Zinsdeckungsquote Dynamischer Verschuldungsgrad (in Jahren)
Jahr 1
Zinsaufwand
./.
Umsatz
0,4%
EBIT
./.
Zinsaufwand
10,1
Effektivverschuldung
./.
Cash Flow n. St.
5,0
Diese Auswertungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Operative Kennzahlen‘.
4.1 Die notwendigen GuV und Bilanzposten und anstehende ...
141
Damit wir einfacher auf notwendige Saldi bei der Berechnung von Kennzahlen zugreifen können, habe ich diese in einem ‚Hilfsblatt‘ auch dargestellt. Definition der Kennzahlenparameter Jahr 1
Bilanzsumme
= Gesamt Akva oder -Passiva
39.375
Verbindlichkeiten
Bilanzsumme – Eigenkapital – EK
39.375 -7.000 32.375
Personalkosten p.a. (inkl. Sozialkosten)
23.940 1.995
Monatliche Personalkosten Basis Monate:
12
Monatliche Personalkosten
Kasse/Bank
Kasse, Bank +' Wertpapiere des UV
1.637
Cash Flow (nach Steuern)
Jahresüberschuss + Abschreibungen
1.830 1.525 3.355
Kurzfristige Verbindlichkeiten
Verbindlichkeiten a. L&L + sonsge kurzfrisge Verbindlichkeiten
Effektivverschuldung
Gesamte Verbindlichkeiten - Rückstellungen - Forderungen - Kasse und WP des UV
11.971 950 12.921
32.375 -2.100 -11.930 -1.637 16.708
Diese Berechnungen finden Sie im Excel-Tabellenblatt ‚Hilfsblatt‘.
Dann legen wir los! Wir werden jede Berechnung/Kennzahl abschließend auch farblich mit ‚rot (−)‘, ‚gelb (o)‘ oder ‚grün (+)‘ würdigen. Ich halte, wie bereits herausgestellt, viel von einfachen Ansätzen. Von daher würdige ich immer nur mit diesen drei Farben/Einstufungen. Ein Tipp: Würdigen Sie konservativ – ein ‚rot (−)‘ muss auch zeigen, dass an dieser Stelle Handlungsbedarf entstanden ist, auch wenn ‚das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen ist‘.
142
4 Analyse des ersten Planungsjahres
4.2 Der 1. Analyseblock: Vermögen und langfristige Finanzierung Hier geht es in erster Linie um einen GuV und Bilanzzusammenhang und dann um 2 Bilanzrelationen, die das langfristige (Eigen) Kapital und das Anlagevermögen betreffen.
4.2.1 Kapitalumschlag (Faktor) Aussage: Der Kapitalumschlag misst die Rotations- und Reproduktionsgeschwindigkeit des (Bilanz-)Kapitals! Ich weiß, dass Sie damit geplant haben, aber zur Wiederholung: Einfacher gesagt, die Kennzahl misst das Längenmaß von GuV zu Bilanz. Noch anders ausgedrückt, wir fragen uns: Passen GuV und Bilanz „von der jeweiligen Länge her“ zusammen? Grafische Darstellung:
4.2 Der 1. Analyseblock: Vermögen und langfristige Finanzierung
143
Als Formel müssen wir daher nutzen:
Kapitalumschlag =
Umsatz Bilanzsumme
Bei uns berechnen sich:
Kapitalumschlag =
63.000 39.375
Kapitalumschlag = 1,6 Würdigung: Das sind für ein Start-up im ersten Jahr (gerade noch) zufriedenstellende Werte. In den Folgeperioden muss die Rotationsgeschwindigkeit steigen. Die Kennzahl sollte im klassischen produzierenden Gewerbe bei mindestens 1,5 liegen, besser allerdings bei 2. Für normale produzierende Gesellschaften (ohne Schwerindustrie wie Schiffsbau, Flugzeugbau, Energieversorgung, Telekom, etc.) gelten als Wertungskorridore: •