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German Pages 105 [209] Year 2022
Bambocciaden.
Pictoribus atque poetis Quidlibet audendi femper £uit aequa potefias. II 0 K.
Berlin, bei Friedrich Maurer, 1797.
vvo wie es nur wenige Doktoren giebt, die sich, wenn sie krank werden, selber zu kuriren getrauen, so giebt «s auch mir wenige Schrift, steller, die zu ihren Werken selber eine ge,
scheidte Vorrede zu schreiben wissen. Es dünkt mich daher sehr weise, daß man sich ehemals von irgend einem litterarischen Freunde eine Vorrede machen ließ, und ihm zur Vergeltung
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mit einer andern Vorrede bei der nächsten Ge# lrgenheit diente; denn die Hand zittert uti< Auctoren, wenn wir vor unserm Werke sitzen und nun den Leser gern auf alle Schönheiten aufmerksam machen möchten, die Fehler »tr# decken und zu verstehen zu geben denken, wa« wir denn nun mit unsern Meinungen eigentlich
gemeint haben. Daher wollt' ich auch anfang»
die Vorrede früher schreiben, als das Buch: weil uns vor dem Ansange das Werk immer schöner vorkömmt, als nachher; aber es unter# blieb, weil ich gar zu neugierig war, wie sich das Opus selbst ausnehmeu wurde, wenn e« an's Tageslicht käme. Dann wollt' ich einen guten Freund um eine Vorrede ersuchen; der
schreckte mich aber zu sehr ab, indem er mich versicherte, die ganze Arbeit sey keiner Vorrede werth.
Zch muß also selbst den Versuch machen, und mich dabei sehr in Acht nehmen, daß ich mich nicht zu sehr bloß gebe; denn unvermerkt
findet sich in einer Vorrede ein Plätzchen, wo sich die Eitelkeit hineinschiebt, oder wo man' dem Versuche nicht widerstehen kann, seinem zukünftigen unbekannten Rezensenten eine Um Höflichkeit zu sagen. Das letzte halte ich für
ganz überflüssig; dennvon gewöhnlichen Recem senken denke ich ganz wie Macbeth;
„Doch sieh nur — wer sind jene dort? So «lngeschrumpft und schaurig in ihrer Tracht? Sie scheinen keine Bewohner der Erde und doch sind sie darauf, — Seyd Ihr Wesen, denen rin Sterblicher etwas abfragen kann, so ant,
wertet; denn ich hin ein Mann, der weder um Enre Gunst buhlt, noch auch Euren Haß fürchtet!“
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Wenn man mich zwingt, noch unverschäm, ter zu seyn, so werde ich ausrufen, nachdem
ich in kritischen Blättern zur Warnung ande-eerrecensirt bin:
„Hinweg! laß die Erde dich verbergen. Deine Knochen sind hohl, deine Gebeine mark/ los, du hast keine Sehkraft in diesen Augen, mit denen du mich so anstarrst! Du magst als Russischer Bär, oder als Rhinoceros erschein ven, und ich will nicht vor dir erzittern." Nachdem ich diese berühmten Stellen so ak kommodirt habe, will ich nur noch sagen, daß man nichts anders erwarten möge, als was der Titel meines kleinen Buchs verspricht. Man
hat mancherlei Bambocciaden; manche Leser werden vielleicht einige kennen, vielleicht sogar auch der Recensent. ES sind kleine unförmliche
Bilder, die doch launig sind; keine heiligen §