Auskunft im Familienrecht zwischen Anspruch und Informationspflicht: Ein Beitrag zum extensiven Verständnis der Pflicht zur ungefragten Information [1 ed.] 9783428585212, 9783428185214

Die Arbeit untersucht die Auskunft im Familienrecht in einem Gesamtzusammenhang. Somit erfolgt zum einen eine dogmatisch

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German Pages 292 [293] Year 2022

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Auskunft im Familienrecht zwischen Anspruch und Informationspflicht: Ein Beitrag zum extensiven Verständnis der Pflicht zur ungefragten Information [1 ed.]
 9783428585212, 9783428185214

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Schriften zum Bürgerlichen Recht Band 543

Auskunft im Familienrecht zwischen Anspruch und Informationspflicht Ein Beitrag zum extensiven Verständnis der Pflicht zur ungefragten Information

Von

Jonas Michael Schnelling

Duncker & Humblot · Berlin

JONAS MICHAEL SCHNELLING

Auskunft im Familienrecht zwischen Anspruch und Informationspflicht

Schriften zum Bürgerlichen Recht Band 543

Auskunft im Familienrecht zwischen Anspruch und Informationspflicht Ein Beitrag zum extensiven Verständnis der Pflicht zur ungefragten Information

Von

Jonas Michael Schnelling

Duncker & Humblot · Berlin

Der Fachbereich Rechtswissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen hat diese Arbeit im Jahre 2021 als Dissertation angenommen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten

© 2022 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Satz: 3w+p GmbH, Rimpar Druck: CPI buchbücher.de GmbH, Birkach Printed in Germany ISSN 0720-7387 ISBN 978-3-428-18521-4 (Print) ISBN 978-3-428-58521-2 (E-Book) Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706

Internet: http://www.duncker-humblot.de

„Ich hatte Furcht vor dir. Du stelltest Fragen. […] Es ist bequem mit Worten zu erklären Ich tu es nur, weil du es so verlangst.“ aus „Ein Mann gibt Auskunft“ von Erich Kästner

Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Oktober 2021 vom Fachbereich Rechtswissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen als Dissertation angenommen. Neuauflagen konnten bis zu diesem Zeitpunkt für die Veröffentlichung berücksichtigt werden. Dass die Arbeit nun in dieser Form vorliegen kann, verdanke ich vielen Personen, über die ich gerne ungefragt informieren möchte. Mein aufrichtiger Dank gilt zuvörderst meinem Doktorvater Prof. Dr. Thorsten Keiser, LL.M. Er stand meinem Thema von Beginn an offen gegenüber und war durch seine stete Diskussionsbereitschaft eine große Unterstützung im laufenden Prozess. Seine Ratschläge, aber vor allem auch sein Vertrauen, waren von unschätzbarem Wert für die Arbeit und stehen beispielhaft für seine hervorragende Betreuung meines Dissertationsprojekts. Herrn Prof. Dr. Christoph Benicke danke ich für die Übernahme wie auch für die zügige Erstellung des Zweitgutachtens. Dank für die Unterstützung in allen Phasen des Promotionsvorhabens und dessen Begleitung schulde ich in besonderem Maße Elena Isabel Schmidt. Für wertvolle Diskussionen und den nicht nur fachlichen Austausch danke ich Dr. Tim Philipp Holler. Größter Dank gebührt allerdings meinen Eltern Hildegard und Dr. Heiner Schnelling für ihren bedingungslosen Rückhalt während meiner gesamten Ausbildung. Ihre fortlaufende Unterstützung in jeglicher Hinsicht, sowohl während des Studiums als auch in der Promotionsphase, haben das Entstehen der Dissertation nicht nur gefördert, sondern überhaupt erst ermöglicht. Meiner Mutter gebührt hierüber hinaus noch ein besonderer Dank für die kritische Durchsicht des Manuskripts und dessen Korrektur. Beiden ist diese Arbeit in Dankbarkeit gewidmet. Frankfurt am Main, im Januar 2022

Jonas Michael Schnelling

Inhaltsverzeichnis Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 § 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 I. II.

Einführung in die Thematik und Erkenntnisinteresse: Das Ziel der Untersuchung 21 Forschungsstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

III. Gegenstand und Gang der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 IV. Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Erster Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 § 2 Allgemeine Grundlagen zivilrechtlicher Auskunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 I. Der Begriff der „Auskunft“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 1. Begriffsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 II.

2. Inhaltsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Abgrenzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 1. Aufklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 2. Rechnungslegung und Bestandsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 a) Rechnungslegung, 259 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 b) Bestandsverzeichnis, § 260 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 c) Zwischenergebnis zu Rechnungslegung und Bestandsverzeichnis . . . . . . 39 3. Besichtigung und Einsicht, §§ 809, 810 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

III. Bedeutung der Rechtsinstitute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 § 3 Funktion und Systematik zivilrechtlicher Auskunftsansprüche . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 I. II.

Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Gesetzlich normierte Ansprüche des BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 1. Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 2. Gemeinsame Merkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 3. Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 a) Auskunftsanspruch des Mieters gegen den Vermieter, § 556g Abs. 3 S. 1 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 b) Auskunfts- und Rechnungslegungsanspruch des Auftraggebers, § 666 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 c) Auskunftsanspruch des Erben gegen den Erbschaftsbesitzer, § 2027 Abs. 1 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

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Inhaltsverzeichnis III. Richterrechtlicher Auskunftsanspruch aus § 242 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 1. Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 a) Sonderverbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 b) Entschuldbare Unkenntnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 c) Zumutbarkeit der Auskunftserteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 2. Beispielfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 3. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 IV. Der Auskunftsanspruch im gerichtlichen Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

Zweiter Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 § 4 Familienrechtliche Auskunftsansprüche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 I.

Untersuchung der gesetzlich normierten Auskunftsansprüche des BGB . . . . . . . 56 1. Auskunftsanspruch im Rahmen des Zugewinnausgleichs, § 1379 BGB . . . . 56 a) Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 b) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 c) Normzweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 2. Auskunftsanspruch bei bestehender Gütergemeinschaft, § 1435 S. 2 Fall 2 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 a) Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 b) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 c) Normzweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 3. Auskunftsansprüche im Unterhaltsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 a) Auskunftsanspruch im Verwandtschaftsverhältnis, § 1605 BGB . . . . . . . 67 aa) Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 bb) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 cc) Normzweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 b) Auskunftsanspruch geschiedener Ehegatten, § 1580 BGB . . . . . . . . . . . . 72 aa) Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 bb) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 cc) Normzweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 c) Auskunftsanspruch getrennt lebender Ehegatten, § 1361 Abs. 4 S. 4 BGB 75 aa) Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 bb) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 cc) Normzweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 4. Rechnungslegung bei Gefährdung des Kindesvermögens, § 1667 Abs. 1 S. 1 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 a) Grundlegendes zur elterlichen Sorge des BGB und dem Elternrecht des Grundgesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 b) Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 c) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

Inhaltsverzeichnis

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d) Normzweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 5. Auskunftsanspruch über die persönlichen Verhältnisse des Kindes, § 1686 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 a) Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 b) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 c) Normzweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 6. Auskunftsanspruch des leiblichen, nicht rechtlichen Vaters über die persönlichen Verhältnisse des Kindes, § 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB . . . . . . . . . . . . . . 88 a) Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 b) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 c) Normzweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 7. Rechnungslegung und Vorlage eines Bestandsverzeichnisses bezüglich des Kindesvermögens bei ruhender oder beendeter elterlicher Sorge, § 1698 Abs. 1 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 a) Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 b) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 c) Normzweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 8. Auskunftsansprüche im Bereich der Vormundschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 a) Grundlegendes zur Vormundschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 b) Auskunftsanspruch des Gegenvormunds über die Führung der Vormundschaft, § 1799 Abs. 2 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 aa) Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 bb) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 cc) Normzweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 c) Auskunftsanspruch über die persönlichen Verhältnisse des Mündels, § 1839 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 aa) Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 bb) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 cc) Bericht über die persönlichen Verhältnisse des Mündels, § 1840 Abs. 1 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 dd) Normzweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 d) Anspruch auf Rechnungslegung über die Vermögensverwaltung, § 1840 Abs. 2 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 aa) Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 bb) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 cc) Normzweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 e) Anspruch auf Rechnungslegung nach beendeter Vormundschaft, § 1890 S. 1 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 aa) Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 bb) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 cc) Normzweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112

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Inhaltsverzeichnis f) Auskunftsanspruch des Mündels gegen den Gegenvormund, § 1891 Abs. 2 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 aa) Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 bb) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 cc) Normzweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 9. Auskunftsansprüche im Bereich der rechtlichen Betreuung . . . . . . . . . . . . . 116 a) Grundlegendes zur rechtlichen Betreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 b) Anzuwendendes Recht und anzuwendende Auskunftsansprüche . . . . . . . 117 aa) § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. § 1799 Abs. 2 BGB . . . . . . . . . . . . . 118 bb) § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. § 1839 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 cc) § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. § 1840 Abs. 2 BGB . . . . . . . . . . . . . 120 dd) § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. § 1890 S. 1 BGB . . . . . . . . . . . . . . . 121 ee) § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. § 1891 Abs. 2 BGB . . . . . . . . . . . . . 122 c) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 10. Auskunftsansprüche im Bereich der Pflegschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 a) Grundlegendes zur Pflegschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 b) Anzuwendendes Recht und anzuwendende Auskunftsansprüche . . . . . . . 125 c) Normzwecke und Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 11. Ergebnisse der Untersuchung der gesetzlich normierten Auskunftsansprüche des BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 a) Übersicht der gefundenen Normzwecke und den aus ihnen folgenden Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 aa) Durchsetzungshilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 bb) Vermeidungsfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 cc) Schutzfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 dd) Kontrollfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 ee) Ausgleichsfunktion/Ersatzfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 ff) Ergänzungsfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 gg) Vorbereitungsfunktion/Hilfsfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 b) Reflexion gefundener Ergebnisse vor dem Hintergrund festgestellter Zwecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 II.

Untersuchung der Auskunftsansprüche aus den familienrechtlichen Generalklauseln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 1. § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 a) Entwicklung von Normtext und Eheverständnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 aa) Textgeschichte des § 1353 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 bb) Entwicklung des Eheverständnisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 (1) Das Wesen der Ehe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 (2) Zwingendes Eherecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 b) Die Rolle des § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB als Generalklausel für das Eherecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140

Inhaltsverzeichnis

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c) Der allgemeine Regelungs- und Funktionsgehalt des § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 aa) Die „eheliche Lebensgemeinschaft“ und die sie begründende Rechtspflicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 bb) Funktionen der eherechtlichen Generalklausel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 cc) Antrag auf Herstellung und dessen Grenzen, § 1353 Abs. 2 BGB . . . 143 d) § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB als Anspruchsgrundlage für einen Auskunftsanspruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 aa) Herleitung und Grundlage des Auskunftsanspruchs . . . . . . . . . . . . . . 145 bb) Die Differenzierung zwischen „Unterrichtung“ und „Auskunft“ . . . . 147 (1) Problemaufriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 (2) Unterrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 (3) Auskunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 (a) Die Entscheidung des BGH vom 2. 6. 2010 . . . . . . . . . . . . . . . 152 (b) Konsequenzen der Entscheidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 (4) Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 cc) Voraussetzungen eines Auskunftsanspruchs aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 (1) Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 (a) Ehe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 (b) Auskunftsverlangen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 (c) Berechtigtes Interesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 (d) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 (2) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 (a) Auskunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 (b) Belegvorlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 (c) Versicherung an Eides statt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 (d) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 dd) Konkurrenzverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 (1) Auskunfts- und Unterrichtungsanspruch zueinander . . . . . . . . . . 166 (2) Auskunfts- und Unterrichtungsanspruch zu den normierten Auskunftsansprüchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 ee) Beispielfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 (1) Auskunft zur Bemessung des Familienunterhalts . . . . . . . . . . . . . 168 (2) Auskunft über und gegebenenfalls Zugang zu Bildmaterial der Ehezeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 ff) Betrachtung der verfolgten Normzwecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 2. § 1618a BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 a) Entstehungsgeschichte und Hintergrund der Norm . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 b) Die Rolle des § 1618a BGB als Generalklausel für das Eltern-Kind-Verhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175

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Inhaltsverzeichnis c) Der allgemeine Regelungs- und Funktionsgehalt des § 1618a BGB . . . . . 176 aa) Eltern und Kinder als Normadressaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 bb) Beistand und Rücksicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 (1) Beistand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 (2) Rücksicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 (3) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 cc) Auf § 1618a BGB fußende Rechtspflichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 dd) Funktionen des § 1618a BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 ee) Prozessuale Geltendmachung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 d) § 1618a BGB als Anspruchsgrundlage für einen Auskunftsanspruch . . . . 184 aa) Herleitung und Grundlage des Auskunftsanspruchs . . . . . . . . . . . . . . 185 bb) Fallgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 (1) Auskunftsanspruch gegen die Mutter bezüglich des Vaters . . . . . 187 (a) Grundlegendes zum Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 (b) Entwicklung in der Rechtsprechung hinsichtlich des Auskunftsanspruchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 (c) Interessenlage der Beteiligten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 (d) Abwägung zwischen den einzelnen Interessen und Rechtsgütern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 (e) Normzwecke des Anspruchs gegen die Mutter auf Benennung des Vaters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 (f) Exkurs: Die Verfolgung ideeller Interessen als Normzweck 197 (2) Auskunftsanspruch gegen den Vater bezüglich der Mutter . . . . . . 198 (3) Auskunftsanspruch auf Benennung weiterer Verwandter . . . . . . . 199 (4) Auskunftsansprüche im Bereich der künstlichen Befruchtung . . . 201 (5) Auskunftsansprüche im Bereich der Adoption . . . . . . . . . . . . . . . 202 (6) Weitere Ansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 cc) Gesamtbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 3. Ergebnisse und Vergleich familienrechtlicher Generalklauseln untereinander 204 III. Vergleich familienrechtlicher Generalklauseln und normierter Auskunftsansprüche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206

§ 5 Der Auskunftsanspruch aus Treu und Glauben im Familienrecht . . . . . . . . . . . . . . . . 208 I.

Entwicklung in der Rechtsprechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 1. Auskunftsansprüche der Eltern untereinander im Rahmen des Kindesunterhalts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 2. Auskunftsansprüche im Rahmen des Elternunterhalts . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 3. Auskunftsansprüche betreffend den Unterhalt und die ihn beeinflussenden Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 4. Auskunftsansprüche im Bereich der künstlichen Befruchtung . . . . . . . . . . . 212 5. Weitere gerichtlich bestätigte Auskünfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213

Inhaltsverzeichnis II.

15

Ablösung der aus § 242 BGB folgenden Auskunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214

III. Die Anspruchsvoraussetzungen vor familienrechtlichem Hintergrund . . . . . . . . 216 1. Sonderverbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 a) Annahme eines Auskunftsanspruchs ohne Begründung der Sonderverbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 b) Begründung der Sonderverbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 c) Erkenntnisse aus den Begründungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 d) Überprüfung anhand der Fälle ohne Begründung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 2. Entschuldbare Unkenntnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 3. Zumutbarkeit der Auskunftserteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 IV. Verfolgte Zwecke einer Auskunft aus § 242 BGB im familienrechtlichen Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 1. Zwecke der Auskunft im unterhaltsrechtlichen Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . 222 2. Zwecke der Auskunft im Bereich der künstlichen Befruchtung . . . . . . . . . . 223 V.

3. Zwecke sonstiger Auskünfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 Konkurrenzverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225

VI. Ergebnisse und Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 1. Ergebnisse zu § 242 BGB als Auskunftsanspruch im Familienrecht . . . . . . . 226 2. Vergleich mit kodifizierten Ansprüchen und familienrechtlichen Generalklauseln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 § 6 Die Pflicht zur ungefragten Information im Familienrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 I.

Problemaufriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229

II. Erfordernis einer Pflicht zur ungefragten Information . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 III. Herleitung und Rechtsnatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 IV. Voraussetzungen der Pflicht zur ungefragten Information . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 1. Die Behandlung der Pflicht zur ungefragten Information in der Rechtsprechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 a) Anforderungen an die Pflicht im jeweiligen Verfahrensstadium . . . . . . . . 234 aa) Ungefragte Information im laufenden Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . 235 bb) Ungefragte Information nach einem Beschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 cc) Ungefragte Information im Rahmen einer Unterhaltsvereinbarung 237 dd) Ungefragte Information bei freiwilliger Unterhaltsleistung . . . . . . . . 238 ee) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 b) Differenzierung zwischen Berechtigten und Pflichtigen . . . . . . . . . . . . . . 239 2. Kritik an der Rechtsprechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 a) Notwendigkeit einer Differenzierung zwischen Beschluss und Vereinbarung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 b) Rechtfertigung der unterschiedlichen Behandlung von Berechtigten und Pflichtigen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242

16

Inhaltsverzeichnis 3. Herleitung allgemeiner Kriterien und Voraussetzungen der Pflicht zur ungefragten Information . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 a) Verbindung der Parteien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 b) Veränderter Umstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 c) Auswirkung auf die zugrundeliegende Verbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 d) Intensität der Änderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 e) Rechtsfolge: Pflicht zur ungefragten Information . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 V.

Folgen eines Verstoßes gegen die Pflicht zur ungefragten Information . . . . . . . . 246 1. Verstöße des Berechtigten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 2. Verstöße des Pflichtigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248

VI. Zwecke der Pflicht zur ungefragten Information . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 1. Ermittlung der Zwecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 2. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 VII. Zusammenfassendes Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 Dritter Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 § 7 Erweiterung der Pflicht zur ungefragten Information im Familienrecht . . . . . . . . . . . 251 I. Status quo: Die Pflicht zur ungefragten Information als unterhaltsrechtliches Phänomen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 II.

Möglichkeit der Erweiterung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251

III. Konstruktion einer erweiterten familienrechtlichen Pflicht zur ungefragten Information . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 1. Die Zwecke der Auskunftsansprüche als Ausgangspunkt der Überlegungen 253 2. Rückgriff auf die allgemeinen Kriterien einer Pflicht zur ungefragten Information . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 3. Eingrenzung der potentiell zu erweiternden Auskunftsansprüche . . . . . . . . . 254 a) Aufgrund einer Rechnungslegung als Rechtsfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 b) Aufgrund des dem Anspruch zugrundeliegenden Sachzusammenhangs

255

aa) § 1379 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 bb) § 1435 S. 2 Fall 2 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 c) Aufgrund ihres Status als Generalklausel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 d) Aufgrund anderweitiger Zweckverfolgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 4. Die verbleibenden Auskunftsansprüche als Gegenstand der Überprüfung . . 257 IV. Überprüfung einer potentiellen Erweiterung der Pflicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 1. § 1686 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 2. § 1799 Abs. 2 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 3. § 1839 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260 V.

4. § 1891 Abs. 2 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260 Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261

Inhaltsverzeichnis

17

Schlussbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 § 8 Ergebnisse der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 I.

Zusammenfassendes Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262

II.

Ergebnisse in Thesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270 Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288

Abkürzungsverzeichnis a. A. a. a. O. a. E. a. F. abl. Abs. AcP AG ALR Alt. Anm. AnwBl Art. BayObLG BayObLGZ Bearb. BeckOGK BeckOK BeckRS Beschl. BFH BGB BGBl. BGH BGHZ BKR BR-Drucks. BSG bspw. BT-Drucks. BVerfG bzgl. DAVorm ders. dies. Diss. DIV DNotZ ebd.

andere Ansicht am angegebenen Ort am Ende alte Fassung ablehnend Absatz Archiv für die civilistische Praxis Amtsgericht Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten Alternative Anmerkung Anwaltsblatt Artikel Bayerisches oberstes Landesgericht Entscheidungen des Bayerischen obersten Landesgericht in Zivilsachen Bearbeiter Beck’scher Online-Großkommentar Beck’scher Online-Kommentar Beck Online Rechtsprechung Beschluss Bundesfinanzhof Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgesetzesblatt Bundesgerichtshof Sammlung der Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen Zeitschrift für Bank- und Kapitalmarktrecht Bundesratsdrucksache Bundessozialgericht beispielsweise Bundestagsdrucksache Bundesverfassungsgericht bezüglich Der Amtsvormund – Monatsschrift des Deutschen Instituts für Vormundschaftswesen (Zeitschrift) Derselbe Dieselbe/Dieselben Dissertation Deutsches Institut für Vormundschaftswesen Deutsche Notar-Zeitschrift ebenda

Abkürzungsverzeichnis EGMR EheG

19

Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte Gesetz zur Vereinheitlichung des Rechts der Eheschließung und der Ehescheidung im Lande Österreich und im übrigen Reichsgebiet vom 6. Juli 1938 EheRG Gesetz zur Reform des Ehe- und Familienrechts EheschlRG Gesetz zur Neuordnung des Eheschließungsrechts – Eheschließungsrechtsgesetz EMRK Europäische Menschenrechtskonvention ErbR Zeitschrift für die gesamte erbrechtliche Praxis f./ ff. folgende/fortfolgende FamFG Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit FamFR Familienrecht und Familienverfahrensrecht (Zeitschrift) FamRB Familienrechts-Berater (Zeitschrift) FamRZ Zeitschrift für das gesamte Familienrecht (bis 1962 „Ehe und Familie im privaten und öffentlichen Recht. Zeitschrift für das gesamte Familienrecht“) FF Forum Familienrecht (Zeitschrift) Fn. Fußnote FPR Familie – Partnerschaft – Recht (Zeitschrift) FS Festschrift FuR Familie und Recht (Zeitschrift) GG Grundgesetz GleichberG Gleichberechtigungsgesetz GRUR Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht (Zeitschrift) GVG Gerichtsverfassungsgesetz HRR Höchstrichterliche Rechtsprechung Hrsg. Herausgeber Hs. Halbsatz i. V. m. in Verbindung mit insb. insbesondere JA Juristische Arbeitsblätter (Zeitschrift) jM Juris Monatszeitschrift (Zeitschrift) JR Juristische Rundschau Jura Juristische Ausbildung (Zeitschrift) JuS Juristische Schulung (Zeitschrift) JZ Juristenzeitung Kap. Kapitel KG Kammergericht KGJ Jahrbuch für Entscheidungen des Kammergerichts LG Landgericht LM Lindenmaier-Möhring (Nachschlagewerk des Bundesgerichtshofs) LPartG Gesetz über die Eingetragene Lebenspartnerschaft (Lebenspartnerschaftsgesetz) Ls. Leitsatz/Leitsätze LSG Landessozialgericht m. w. N. mit weiteren Nachweisen MDR Monatsschrift für Deutsches Recht MittBayNot Mitteilungen des Bayrischen Notarvereins, der Notarkasse und der Landesnotarkammer Bayern MMR MultiMedia und Recht (Zeitschrift) Mot. Motive zum Entwurfe eines Bürgerlichen Gesetzbuches

20 MüKo NJW NJW-RR NK Nr. NVwZ NZA NZA-RR NZFam NZS OLG PStG RDG RG RGBl. RGZ Rn. Rpfleger RPflG Rspr. Rz. s. S. s. o. SaRegG sog. SorgeRG StAZ StGB Teilurt. u. a. Urt. v. VersAusglG vgl. WM z. B. ZBlJugR ZD ZEuP ZEV ZfJ ZGB ZJS ZPO ZRP zugl.

Abkürzungsverzeichnis Münchener Kommentar Neue juristische Wochenschrift NJW-Rechtsprechungs-Report Zivilrecht Nomos-Kommentar Nummer Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht NZA-Rechtsprechungs-Report Arbeitsrecht Neue Zeitschrift für Familienrecht Neue Zeitschrift für Sozialrecht Oberlandesgericht Personenstandsgesetz Rechtsdepesche für das Gesundheitswesen (Zeitschrift) Reichsgericht Reichsgesetzblatt Sammlung der Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen Randnummer Der deutsche Rechtspfleger (Zeitschrift) Rechtspflegergesetz Rechtsprechung Randziffer siehe Satz/Seite siehe oben Samenspenderregistergesetz sogenannte(r) Gesetz zur Neuregelung des Rechts der elterlichen Sorge vom 18. 7. 1979 Zeitschrift für Standesamtswesen Strafgesetzbuch Teilurteil unter anderem Urteil von/vom Gesetz über den Versorgungsausgleich vergleiche Wertpapier-Mitteilungen (Zeitschrift) zum Beispiel Zentralblatt für Jugendrecht und Jugendwohlfahrt Zeitschrift für Datenschutz Zeitschrift für Europäisches Privatrecht Zeitschrift für Erbrecht und Vermögensnachfolge Zentralblatt für Jugendrecht (Nachfolger des ZblJugR) Zivilgesetzbuch (Schweiz) Zeitschrift für das Juristische Studium Zivilprozessordnung Zeitschrift für Rechtspolitik zugleich

Einführung § 1 Einleitung I. Einführung in die Thematik und Erkenntnisinteresse: Das Ziel der Untersuchung In der heutigen Zeit sind Informationen jedweder Art permanent verfügbar, sodass das Informationsbedürfnis eines einzelnen auf vielfältige Weise eigenständig befriedigt werden kann. Nicht zuletzt aufgrund der digitalen Beschaffungsmöglichkeiten sieht sich derjenige, der einer Auskunft hinsichtlich eines bestimmten Themas bedarf, nicht selten einer meist frei zugänglichen Informationsflut ausgesetzt, die mehr umfasst, als er eigentlich verarbeiten kann. Im gesellschaftlichen Zusammenleben tritt demgegenüber die Situation auf, dass man auf verschiedenste Weise auf Auskünfte angewiesen sein kann, deren Zugangsmöglichkeit von Dritten abhängig ist. Es stehen sich folglich zwei Parteien gegenüber, die sich durch einen Auskunftsmangel einerseits und den Zugang zur begehrten Information andererseits auszeichnen. Dieser kann sich beispielsweise in der Beschaffung des Tatsachenmaterials zum Beweis eines Anspruchs zeigen, in der per Auskunft ermöglichten Kontrolle etwa eines Auftragnehmers oder aber in der durch einen Informationsvorsprung verschafften günstigeren Stellung gegenüber einem Mitbewerber im Wirtschaftsleben.1 Zur Überwindung dieser beispielhaft angeführten Informationsgefälle wurden seitens des Gesetzgebers verschiedenste Auskunftsansprüche kodifiziert, die entsprechende informatorische Defizite einer Partei zu kompensieren versuchen. Hierbei handelt es sich um Anspruchsgrundlagen, die sämtliche Bücher des BGB umfassen, jedoch auch in anderen Gesetzeswerken von Bedeutung sind. Auch und gerade in jüngster Vergangenheit waren es häufig Auskünfte im rechtlichen Kontext, die Gegenstand einer breiten und kontroversen Debatte waren, wie sich etwa an dem neu geschaffenen Auskunftsanspruch des Entgelttransparenzgesetzes oder der Erleichterung der Auskunftsgewinnung über die Verfasser diffamierender Aussagen im Rahmen des Netzwerkdurchsuchungsgesetzes aufzeigen lässt. Somit nehmen die Auskunft und die sie verschaffenden Ansprüche eine prominente Rolle im Rechtsleben ein. Unsere Gesellschaft wird folglich zu Recht als Informationsgesellschaft bezeichnet, in der einem Auskunftsanspruch große Bedeutung zukommt.2 Gerade das 1 Vgl. hierzu ausführlich und mit weiteren Beispielen Mader, S. 1 f.; ferner Haeffs, S. 19; Regenfus, NJW 2018, S. 2225 (2225). 2 Soergel/Forster, § 260, Rn. 1.

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rechtlich geregelte Zusammenleben basiert faktisch auf der Erlangung und Weitergabe von Auskünften der Menschen untereinander. Zurecht wird angenommen, dass bei keinem anderen Rechtsgebiet der Mensch so sehr im Vordergrund steht wie im Familienrecht.3 Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die familienrechtlich geprägte Auskunft eine exponierte Stellung im Gesamtgefüge der zivilrechtlichen Auskunft einnimmt, der es nachzugehen lohnt. Die Auskunft im Familienrecht setzt sich aus vier verschiedenen Komponenten zusammen: Die im vierten Buch des BGB kodifizierten Auskunftsansprüche, die innerhalb des BGB auch die größte Anzahl normierter Auskunftsansprüche darstellen; die Herleitung von Auskunftsansprüchen aus den familienrechtlichen Generalklauseln der §§ 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1, 1618a BGB; die auf familienrechtlichen Beziehungen der Parteien beruhende Auskunftsgewinnung aus Treu und Glauben; sowie schließlich die hieraus folgende Pflicht zur ungefragten Informationspreisgabe, die nicht die Geltendmachung eines Auskunftsanspruchs erfordert. Allein diese Vielzahl verschiedener Möglichkeiten der Auskunftsgewinnung unterscheidet das Familienrecht von anderen Rechtsgebieten. Damit einher geht jedoch eine Unübersichtlichkeit der möglichen Auskunftsgewinnung, die das Familienrecht mit sich bringen kann. Überdies kommt der gegebenenfalls zu erteilenden Auskunft infolge der mitunter höchstpersönlich geprägten Rechtsverhältnisse des Familienrechts im Gegensatz zu anderen Rechtsbereichen nicht selten eine enorme Brisanz zu: Die Frage hinsichtlich der Person des Erzeugers, die Offenlegung der Vermögensverhältnisse zur Berechnung eines Unterhaltsanspruchs oder das Auskunftsverlangen des biologischen, jedoch nicht rechtlichen Vaters über die persönlichen Verhältnisse des von ihm gezeugten Kindes – sämtliche Auskünfte im Familienrecht berühren sensible Bereiche des jeweiligen Auskunftsschuldners oder einer weiteren Person, denen jedoch legitime Interessen des die Auskunft Verlangenden gegenüberstehen. Derartige Interessen bestehen seit jeher in familienrechtlichen Beziehungen, haben sich jedoch innerhalb des jeweiligen Zeitabschnitts weiterentwickelt. Somit bestehen familienrechtliche Auskunftsansprüche einerseits unabhängig von der sozialen Entwicklung und deren Prägung des Familienrechts, andererseits können sie diese auch widerspiegeln. Leisten soll die vorliegende Arbeit zweierlei. Im ersten Schritt soll eine Untersuchung der familienrechtlichen Auskunft in einem Gesamtzusammenhang erfolgen, die alle vier genannten Elemente mit einbezieht. Das Verbindende der Normen und der Institute der Auskunftsgewinnung soll ermittelt werden und in Beziehung zueinander gesetzt werden. Somit will die Arbeit generell einen dogmatischen Beitrag zum Thema der familienrechtlichen Auskunftsansprüche leisten. Auf dieser Grundlage soll in einem zweiten Schritt versucht werden festzustellen, ob und inwieweit in der familienrechtlichen Auskunft, trotz unterschiedlicher Komponenten ihrer Erlangung, ein zusammenhängendes, verbindendes und ordnendes System erkannt werden kann, aus welchem generalisierende Erkenntnisse gewonnen werden können, die der Rechtsanwendung dienen können und insoweit Orientierung bieten. 3

Meyer-Götz/Meyer-Götz, § 1, Rn. 4.

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Konkretisiert werden soll die aufgefundene Ordnung in der Diskussion der Frage, ob der Anwendungsbereich der Pflicht zur ungefragten Information aus dem Bereich des Unterhaltsrechts erweitert werden kann.

II. Forschungsstand Die Zusammenfassung und Auswertung der bisher publizierten Literatur, gleich welcher Kategorie, zeigt, dass das Thema der Auskunftsansprüche stets von Relevanz war und das immer wieder Gegenstand der Diskussion ist. Die thematische Auseinandersetzung bewegte und bewegt sich jedoch fast ausschließlich vor einem allgemein-zivilrechtlichen Hintergrund.4 In diesen Ausarbeitungen treten diejenigen Auskunftsansprüche, die ihren Ursprung im Familienrecht haben, wenn überhaupt, nur als Randgruppe auf, etwa um in der vermeintlich gebotenen Kürze darzustellen, dass es auch solche in diesem Bereich des Zivilrechts gibt.5 Mithin erfolgte ihre Darstellung auch meist nur kursorisch, was aber auch der Tatsache geschuldet ist, dass diese Arbeiten ein anderes übergeordnetes Thema hatten. Allerdings besitzt gerade das Familienrecht im Vergleich zu anderen Rechtsgebieten die Vielzahl verschiedener Komponenten der Auskunftsgewinnung, die ihrerseits zumeist eine überragende Bedeutung für die Rechtspraxis aufweisen. Umso bemerkenswerter ist es, dass es bislang, soweit ersichtlich, nur eine Monographie gibt, die sich allgemein und ausschließlich mit den familienrechtlichen Auskunftsansprüchen auseinandersetzt,6 im Gegensatz etwa zum Bereich des Erbrechts, in dem mit einer Reihe von monographischen Darstellungen aufgewartet wird, welche sich nur mit Auskunftsansprüchen erbrechtlicher Art befassen.7 Fraglich ist also zunächst, inwieweit neben der Arbeit Kentgens’ Raum für eine weitere allgemeine Darstellung verbleibt. Hierfür spricht zunächst die Tatsache, dass die Veröffentlichung seiner Arbeit über fünfundzwanzig Jahre zurückliegt, was in Zeiten sich wandelnder Rechtsprechung und vielfältiger Gesetzesreformen ein langer Zeitraum ist. Dies gibt berechtigten Anlass dazu, über ein rechtliches Problemfeld neu zu befinden. So können einerseits manche Auskunftsnormen erst heute untersucht werden, da sie zum Zeitpunkt seiner Arbeit noch gar nicht erlassen waren

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Vgl. für allgemeine Darstellungen u. a. Winkler von Mohrenfels; Lüke, JuS 1986, S. 2 ff.; Schilken, Jura 1988, S. 525 ff.; sowie auch insb. Haeffs. 5 Vgl. Stürner, S. 287 ff.; auch etwa bei Lorenz, JuS 1995, S. 569 ff. (insb. 571 f.), dessen Kategorisierung von der Arbeits Stürners beeinflusst wurde; vgl. darüber hinaus auch Hellmann, S. 69 ff. 6 Vgl. die Dissertation von Kentgens aus dem Jahre 1992. 7 Vgl. etwa Schöne oder Sarres für allgemeine Darstellungen erbrechtlicher Auskunftsansprüche; sowie auch etwa Egner oder Heidenreich hinsichtlich Auskunftsansprüchen im Bereich des Pflichtteilsrechts.

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oder inzwischen geändert wurden; andere wiederum stellte er gar nicht dar.8 Andererseits nehmen die Probleme und Fragestellungen bezüglich der Themen des Scheinvaterregresses und der Kenntnis der eigenen Abstammung breiten Raum seiner Arbeit ein, die sich heute in der Form nicht mehr stellen: Entweder kann die Rechtsprechung hierzu als gefestigt angesehen werden oder es existieren Gesetzesvorhaben, die seine Darstellungen hierzu überholt erscheinen lassen.9 Folglich müssen diese Fragen heute – wenn überhaupt – unter einem völlig neuen Blickwinkel betrachtet werden. Ebenso muss untersucht werden, wie sich die Rechtsprechung seit Erscheinen seiner Arbeit hierzu entwickelt hat. Darüber hinaus stellte sich in der allgemeinen Debatte häufig die Frage, inwieweit Auskunftsansprüche kategorisiert und somit geordnet werden können. Da sich diese Ansprüche, auch und gerade im Familienrecht, meist ohne erkennbare Struktur verteilt finden, ist es eine Aufgabe, diese fehlende Übersichtlichkeit herzustellen und somit die theoretische wie praktische Anwendung solcher Normen zu erleichtern. Denn eine Systematisierung schafft die Zusammenhänge, die durch fortlaufende Gesetzesergänzungen verloren gegangen sein könnten und vereinheitlicht auf diese Weise auch die den Normen zugrunde liegenden Prinzipien. Diesem Anspruch folgte auch Kentgens, indem er es zu einem Ziel seiner Arbeit erklärte, die familienrechtlichen Auskunftsansprüche zu systematisieren.10 Hierfür bediente er sich der bereits von Winkler von Mohrenfels getätigten Kategorisierungsarbeit und ordnete nach ihr die familienrechtlichen Ansprüche.11 Diese Kategorisierung wurde jedoch für alle zivilrechtlichen Auskunftsnormen getroffen. Anspruch für eine ausschließlich familienrechtliche Darstellung sollte vielmehr sein, eine Strukturierung vor einem familienrechtlichen Hintergrund zu schaffen, um so der übergeordneten Thematik eher zu entsprechen. Wenn man mittels einer Systematisierung die normübergreifenden Gemeinsamkeiten finden will, so muss als Grundlage in einer Arbeit mit familienrechtlichem Schwerpunkt dieses Rechtsgebiet den Ausgangspunkt der Ordnungsarbeit bilden, nicht dessen logische Konsequenz oder das vorweggenommene Ergebnis. Somit bietet es sich an, im Gegensatz zu Kentgens die 8

Bedeutende Reformen oder Gesetzesänderungen stellten z. B. das Kindschaftsrechtsreformgesetz (KindRG) von 1997 und die Reform des Zugewinnausgleichs aus dem Jahre 2009 dar, die auch direkte Auswirkungen auf Auskunftsansprüche hatten. 9 Vgl. für die Darstellung zunächst Kentgens, S. 50 ff., 109 ff.; ein entsprechender Gesetzesentwurf bezüglich der Geltendmachung des Auskunftsanspruchs des Scheinvaters wurde inzwischen vorgestellt, vgl. BR-Drucks. 493/16; zur Thematik „Kenntnis der eigenen Abstammung“ ist hier insbesondere die nach Publikation seiner Dissertation ergangene Rechtsprechung sowie das SaRegG von Bedeutung, das die Klärung dieser Frage für Kinder, die im Wege heterologer Insemination gezeugt wurden, erleichtern soll. 10 Kentgens, S. 1. 11 Vgl. zunächst Winkler von Mohrenfels, S. 19; Kentgens, S. 4 f. Unerwähnt blieb jedoch, dass es noch weitere bekannte Ansätze zu einer Kategorisierung der Auskunftsansprüche gab, auf die er – zumindest in diesem Zusammenhang – nicht eingeht. Besondere Bedeutung erlangt hier insb. Stürner, S. 287 ff., dessen Kategorisierungsarbeit, teilweise leicht abgewandelt, in vielen weiteren Beiträgen Eingang gefunden hat, vgl. u. a. Lüke, JuS 1986, S. 2 (4 f.).; Lorenz, JuS 1995, S. 569 (570 f.); Haeffs, S. 95 ff.

§ 1 Einleitung

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jeweiligen Anspruchsgrundlagen einzeln darzustellen, getrennt zwischen normierten und aus Generalklauseln gebildeten Ansprüchen, und im Anschluss hieran normübergreifende Analysen zu tätigen.12 Ebenso gilt es, anders als die Arbeit Kentgens’,13 auch diejenigen Auskunftsansprüche, die in den Rechtsverhältnissen staatlicher Schutz- und Fürsorgeinstitutionen wurzeln, umfassender in die Auflistung und Darstellung mit aufzunehmen. Diese Normen finden sich ebenfalls im vierten Buch des BGB und haben darüber hinaus eine hohe Bedeutung für die Praxis. Überdies ist es erforderlich, gerade die sich aus § 242 BGB ergebenden Auskunftsansprüche familienrechtlicher Prägung genauer darzustellen. Auch hier ist die Darstellung Kentgens’, wie aber auch die Publikationen weiterer Autoren, nicht tiefgehend, obgleich diese Norm auch im Familienrecht eine besondere Bedeutung hat. Was in seiner Arbeit fehlt, ist eine präzise Darstellung der möglichen Gruppen von Ansprüchen aus der Generalklausel sowie der Anspruchsvoraussetzungen in den jeweiligen familienrechtlichen Fällen. Nur so können die Besonderheiten ihrer Anwendung im familienrechtlichen Kontext erfasst werden. Gleiches gilt für diejenigen Ansprüche, die sich aus §§ 1353, 1618a BGB ergeben können. Für alle Generalklausel-Ansprüche empfiehlt es sich zudem, eine genaue Analyse der Entwicklung in der Rechtsprechung und der Bewertung in der Literatur vorzunehmen, um zu untersuchen, inwieweit es Entwicklungen und Änderungen im Hinblick auf einzelne Anspruchsvoraussetzungen oder Abwägungskriterien gab. Dies leistet die Arbeit von Kentgens ebenfalls nicht. Erforderlich sind ferner genauere Herleitungen der sich aus den familienrechtlichen Generalklauseln ergebenden Auskunftsansprüchen. Ansprüche im Familienrecht werden nach wie vor auf die Generalklauseln gestützt. Deshalb ist eine Untersuchung, insbesondere des § 242 BGB im familienrechtlichen Kontext, unabdingbar. Neben der allgemeinen Darstellung Kentgens’ zum Thema familienrechtlicher Auskunftsansprüche finden sich noch einige wenige Monographien, die ebenfalls im weitesten Sinne einen Bezug zu den Auskunftsansprüchen des Familienrechts haben. Hierbei handelt es sich jedoch um Arbeiten, die ihren Schwerpunkt auf eine einzelne Frage oder ein bestimmtes familienrechtliches Problem legen.14 Somit können auch 12 Mangels einer übersichtlicheren Darstellungen vermengte Kentgens diejenigen Ansprüche, die ihre Grundlage im BGB normiert finden, und denjenigen, die etwa aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB gebildet werden können. Des Weiteren fehlte es seiner Auflistung der Normen an grundlegendsten Definitionen, die die jeweiligen Normen gerade im Hinblick auf eine vorzunehmende Analyse prägen können. 13 Grund hierfür war für ihn zum einen sein in Anlehnung an die Kategorisierung gewählter Aufbau der Darstellung und der öffentlich-rechtliche Charakter etwa der Vormundschaft, da ein etwaiger Vormund immer durch das Familiengericht von Amts wegen bestellt wird, vgl. Kentgens, S. 66. 14 Zu erwähnen sind insbesondere Lell, dessen Schrift einen Schwerpunkt bei vermögensrechtlichen Auskunftspflichten unter Ehegatten hat; ferner Trauzettel, deren Abhandlung die verfahrensrechtliche Behandlung von familien- und erbrechtlichen Auskunftsansprüchen zum Gegenstand hat; rechtsvergleichend etwa Mingers, im Bezug auf Auskunftsansprüche im internationalen Unterhaltsrecht; darüber hinaus noch Majercik und Mayer, unter besonderer

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diese Arbeiten nicht eine allgemeine Betrachtung liefern, da sie allein auf eine Fragestellung konzentriert sind. Teilweise werden in ihnen zwar die (weiteren) familienrechtlichen Auskunftsansprüche dargestellt, jedoch geschieht dies immer sehr knapp und allgemein. Zudem wird auch in diesen Schriften weder eine Untersuchung des § 242 BGB unter spezifisch familienrechtlichen Gesichtspunkten vorgenommen, noch werden die Ansprüche aus den familienrechtlichen Generalklauseln eingehend erörtert und etwa den normierten Ansprüchen im Vergleich gegenüber gestellt. Des Weiteren war auch immer wieder die Frage Gegenstand vertiefter Auseinandersetzungen, ob man einen allgemeinen (vorbereitenden) Anspruch auf Auskunft konstruieren kann oder derartige Pflichten auf anderem Wege begründbar sind.15 Ferner wurde gesamt-zivilrechtlich untersucht, ob für den allgemeinen Auskunftsanspruch aus § 242 BGB eine Kodifikation geschaffen werden kann,16 oder es wurde ein besonderer Schwerpunkt auf prozessuale Fragen gelegt.17 Auch Kentgens machte es sich zur Aufgabe zu untersuchen, ob die Möglichkeit besteht, einen allgemeinen familienrechtlichen Auskunftsanspruch herzuleiten.18 Hierzu ist festzustellen, dass demgegenüber in der vorliegenden Arbeit den prozessualen Aspekten keine besondere Bedeutung zukommt. Selbstverständlich gilt es, etwaige prozessrechtliche Besonderheiten im Rahmen der Darstellung der Normen vorzustellen und herauszuarbeiten, nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer angestrebten Ordnung, da eine solche eben auch durch prozessuale Aspekte beeinflusst werden kann. Eine vertiefte Untersuchung der prozessrechtlichen Materie soll allerdings nicht erfolgen, da zentraler Aspekt der vorliegenden Untersuchung einerseits der Umfang der jeweiligen Auskunft wie auch andererseits das zugrundeliegende Verhältnis der Parteien des jeweiligen Anspruchs sein soll. Ebenso sollen keine Versuche unternommen werden, eigene Textänderungen der Gesetzesnormen vorzuschlagen oder gar eigene Anspruchsgrundlagen zu konstruieren.19 Mithin bestehen keinerlei thematische Überschneidungen. Ein weiteres Thema, das im Schrifttum allenfalls am Rande behandelt wird, sofern es überhaupt umfangreichen Eingang in die Bearbeitungen findet, ist die Problematik rund um die Preisgabe von Informationen ohne vorherige Anfrage. Die sich mit einer etwaigen Offenbarung oder einem Vorenthalten von Information erBerücksichtigung der Auskunftsansprüche hinsichtlich der Identität des Erzeugers. Für eine Betrachtung familienrechtlicher Auskunftsansprüche im erbrechtlichen Kontext vgl. jüngst Krüger, ErbR 2018, S. 557 ff. 15 In jüngster Zeit etwa von Osterloh-Konrad; ebenso von Beckhaus; vgl. hierzu ebenso die schon angeführte Schrift Stürners. 16 So von Haeffs. 17 Büttner, FamRZ 1992, S. 629 ff.; Reischl, JR 1997, S. 404 ff.; Schilken, Jura 1988, S. 525 ff; Trauzettel. 18 Kentgens, S. 136 ff.; jedoch modifizierte er im Grunde genommen nur leicht die sich für den allgemeinen Auskunftsanspruch aus § 242 BGB ergebenden Voraussetzungen, vgl. S. 152 ff. 19 So aber bspw. von Beckhaus, S. 400 ff.; Haeffs, S. 187 f.

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gebenden Probleme werden von den verschiedenen Autoren nur summarisch thematisiert. Auch Kentgens geht hierauf nur vereinzelt und knapp bei den Erläuterungen der einzelnen Normen ein.20 Auch berufen sich die Kommentierungen und die weiter angeführten Monographien nicht selten lediglich auf zwei Aufsätze aus den 1980er Jahren.21 Dies zeigt, dass im Rahmen der Pflicht zur ungefragten Information Raum für eigene und neue Darstellungen verbleibt, die die einzelnen Fallgestaltungen, Voraussetzungen und Anwendungsbereiche dieses Phänomens vorstellt, die Entwicklung in der Rechtsprechungspraxis analysiert und untersucht, warum etwaige Pflichten in den einzelnen Situationen bei verhaltenen Ansprüchen22 bestehen können. Darüber hinaus wird diese Fragestellung ausschließlich im pekuniären Kontext erörtert23 und hieraus folgend auch nur vor dem Hintergrund des Anspruchs aus § 1605 S. 1 BGB (und denjenigen, die auf ihn verweisen). Was jedoch nicht Gegenstand der Debatte ist, ist die Frage, ob solche Pflichten zu ungefragter Informationspreisgabe primär im Zusammenhang zu monetären Interessen bestehen müssen und inwieweit sich solche Pflichten auch im Rahmen der anderen Auskunftsansprüche gegebenenfalls herleiten lassen. Hierfür bedarf es der vorliegenden Untersuchung, um zu überprüfen, ob an dieser Stelle die Möglichkeit für eine sinnvolle Verallgemeinerung bestehen kann. Somit ist zusammenfassend festzuhalten, dass genug Raum für eine Darstellung verbleibt, die sich der Thematik der familienrechtlichen Auskunft widmet. Insbesondere stellt, wie gezeigt werden konnte, die Abhandlung Kentgens’ kein Ausschlusskriterium hierfür dar, gibt es doch viele wichtige Punkte, die er gar nicht oder zumindest nicht ausreichend angesprochen hat. Es besteht also die Möglichkeit, diese Lücken nach den oben angeführten Kriterien zu schließen.

III. Gegenstand und Gang der Untersuchung Im Hinblick auf den gezeigten Forschungsstand ergibt sich der Untersuchungsgegenstand und dessen Eingrenzung. Gegenstand der Untersuchung ist die Auskunft und die sie vermittelnden Ansprüche des BGB-Familienrechts. Dies umfasst sämtliche normierte Auskunftsansprüche des vierten Buchs sowie diejenigen, die aus den 20 Vgl. Kentgens, etwa auf S. 16 zu unterhaltsrechtlichen Konstellationen, S. 56 zu Fragen der Gütergemeinschaft und auf S. 82 zu Anspruchskonstellationen der eherechtlichen Generalklausel. 21 Grundlegend Brüne, FamRZ 1983, S. 657 f.; Hoppenz, FamRZ 1989, S. 337 ff. 22 Bei verhaltenen Ansprüchen bedarf es stets der Einforderung der Leistung, vgl. MüKoBGB/Krüger, § 271, Rn. 4; MüKoBGB/Koch, § 1385, Rn. 25; Rieble, NJW 2004, S. 2270 (2270). 23 Exemplarisch Weidner, dessen Dissertation aus dem Jahre 1991, soweit ersichtlich, auch nach wie vor die einzige monographische Darstellung dieser Rechtsfigur ist; vgl. abermals die bereits angeführten Aufsätze von Brüne, FamRZ 1983, S. 657 f. sowie von Hoppenz, FamRZ 1989, S. 337 ff.; sowie darüber hinaus Tintelnot, FamRZ 1988, S. 242 ff. Aus dem neueren Schrifttum etwa Bömelburg, FF 2012, S. 240 ff.

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familienrechtlichen Generalklauseln hergeleitet werden. Ausgeschlossen sind somit Auskunftsansprüche familienrechtlicher Prägung, die nicht im BGB kodifiziert wurden, wie etwa § 4 VersAusglG. Auch die Regelungen der verfahrensrechtlichen Auskunftspflichten aus §§ 235 f. FamFG werden nur vereinzelt angesprochen, sofern es der Zusammenhang erfordert, abseits dessen werden sie nicht vertieft erörtert. Umfassend Eingang in die Untersuchung findet jedoch der gemäß § 242 BGB gewährte Auskunftsanspruch im familienrechtlichen Kontext sowie die Pflicht zur ungefragten Information. Um die Thematik zu erfassen, empfiehlt es sich, zunächst die Auskunft im Kontext des Zivilrechts allgemein darzustellen. Dies umfasst die Definitionen grundlegender Begrifflichkeiten, die Abgrenzung zu ähnlichen Rechtsinstituten sowie einen kurzen Überblick über die Gesetzessystematik des BGB im Hinblick auf dort geregelte Auskunftsansprüche. So können die vorab angeführten Grundlagen und Besonderheiten dargestellt werden. Anschließend soll das prozessuale Schicksal eines Auskunftsanspruchs und damit einhergehend dessen gerichtliche Geltendmachung erläutert werden. Ebenfalls als grundlegende Darstellung für die weitere Arbeit dient an dieser Stelle die Erläuterung des Auskunftsanspruchs aus Treu und Glauben. Nachdem so das Feld allgemein-zivilrechtlich aufbereitet ist, folgt die Untersuchung der familienrechtlichen Ansprüche. Hier sollen zunächst alle im vierten Buch des BGB normierten Auskunftsansprüche eingehend vorgestellt und analysiert werden. Im Anschluss hieran erfolgt eine umfassende Darstellung der §§ 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1, 1618a BGB, die diese sowohl ausführlich untersucht als auch die sich aus ihnen ergebenden Auskunftsansprüche erläutert und die Entwicklung in Rechtsprechung und Schrifttum berücksichtigt. Ebenso soll vertieft auf die Frage der Herleitung eines möglicherweise aus der Norm folgenden Auskunftsanspruchs eingegangen und die Generalklausel in ihrem jeweiligen Kontext beleuchtet werden. Gleiches gilt für Auskunftsansprüche familienrechtlicher Prägung, die aus § 242 BGB abgeleitet werden. Hier soll die Entwicklung der Rechtsprechung untersucht und besonderes Augenmerk auf die Anspruchsvoraussetzungen im familienrechtlichen Kontext gelegt werden. Abschließend soll die Problematik der Pflicht zur ungefragten Information in familienrechtlichen Auskunftssituationen vorgestellt und der Analyse unterzogen werden. Neben der Darstellung des Phänomens ist vor allem die Frage ihrer rechtlichen Herleitung sowie ihrer Voraussetzungen von großem Interesse. Maßstab der Analyse jeder Auskunftskomponente ist stets die Suche nach dem verbindenden und ordnenden Element der Auskunft im Familienrecht. Auf der Grundlage der Ergebnisse der aufgezeigten Untersuchungsschritte wird sich der abschließende Teil der Arbeit der Frage zuwenden, inwieweit die Pflicht zur ungefragten Information auf Grundlage einer vorab hergestellten Ordnung einem extensiven Verständnis zugänglich ist und ob sich deren Grundsätze folglich auf weitere Auskunftsansprüche außerhalb des Unterhaltsrechts übertragen lassen.

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IV. Methodik Um eine zusammenhängende, die verschiedenen Normen verbindende Ordnung der Auskunft im Familienrecht zu erkennen, sollen die jeweiligen Ansprüche hinsichtlich der von ihnen verfolgten Zwecke untersucht werden. Durch eine derartige Auslegung sollen die Gemeinsamkeiten im Bezug auf die teleologische Prägung verdeutlicht werden. Die jeweils ermittelten Regelungszwecke sollen in der Bildung von eigens bestimmten Fallgruppen münden, in die die familienrechtlichen Auskunftsansprüche eingeordnet werden können. Da die teleologische Auslegung nach dem einer Norm zugrundeliegenden Leitgedanken fragt und die außerrechtlichen Folgen zu bestimmen vermag,24 bietet sich diese Auslegung an, um etwaige Gemeinsamkeiten des Untersuchungsgenstandes zu erkennen, insbesondere vor dem Hintergrund der bereits angesprochenen verschiedenen Möglichkeiten einer Auskunftsgewinnung im Familienrecht. Jede Rechtsnorm verfolgt Zwecke, die sich aus der zugrundeliegenden Interessenlage und einer Bewertung des Gesetzgebers ergeben.25 Hieraus folgt, dass eine Norm in der Regel nicht nur einen Zweck verfolgt, sondern immer eine Mehrzahl von Zwecken.26 Dies wird durch die sich gegenüberstehenden Interessen der Beteiligten verdeutlicht. Diejenige Auslegungsmethode, die nach der ratio legis sucht, will dem vernünftigen Zweck dienen, weshalb irrationale Zwecke ausgeschlossen sind und insoweit ein Maßstab für eine Rationalität etabliert wird.27 Bereits früh wurde erkannt, welche Bedeutung die Zweckbestimmung insbesondere auch im familienrechtlichen Kontext gewinnt. Wer sich für die Normkomplexe des Familienrechts und deren Funktionen interessiere, wolle stets etwas über die Zwecke wissen, die mit Hilfe der verschiedenen Vorschriften verfolgt werden.28 Dies gilt auch im Bereich von familienrechtlicher Auskunft im weitesten Sinne. Trotz gesetzgeberischer Zurückhaltung etwa über Inhalt und Umfang der Vorschriften, konnte bereits 1976 für die Ansprüche auf Rechnungslegung, die insoweit auch eine Form der Auskunft darstellen, ein „alle Zweifel beseitigendes System“ erkannt werden, sofern die Inhalte und Begriffe mit dem Zweck, dem sie dienen sollen, in Übereinstimmung gebracht werden.29 In die gleiche Richtung zielt

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Muthorst, § 7, Rn. 16. Schmalz, Rn. 273, 276; Reimer, Rn. 365; vgl. auch Muthorst, § 7, Rn. 16, der in der teleologischen Auslegung eine „Antwort auf einen Interessenkonflikt“ erkennt. 26 Vgl. Reimer, Rn. 365, der von der „teleologischen Mehrdimensionalität“ einer Norm spricht; Schmalz, Rn. 281. 27 Möllers, § 5, Rn. 2. 28 Simitis, in: Simitis/Zenz, Band 1, S. 15. 29 Birkenfeld, FamRZ 1976, S. 197 (197). Einschränkend sei jedoch vermerkt, dass sich seine Ausführungen auf die Rechnungslegung in Vormundschaftssachen bezogen, die jedoch auch familienrechtlicher Natur sind. 25

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eine Erkenntnis aus jüngster Zeit: „Der Zweck des Auskunftsanspruchs bestimmt seinen Inhalt“.30 Gegenstand kontroverser Debatte ist nach wie vor die Frage, worin das Ziel der Auslegung erblickt werden soll. Diese mündet in dem Streit der sich gegenüberstehenden subjektiven und objektiven Theorie und der Frage, welcher der Vorzug zu gewähren ist.31 Eine grundlegende Richtungsweisung zur Beantwortung dieser Frage liegt in der Entscheidung, auf wessen Perspektive bei der Auslegung abzustellen ist. Das Ziel der subjektiven Theorie wird in der Ermittlung des Willens des historischen Gesetzgebers zum Zeitpunkt des Normerlasses gesehen. Gesucht wird folglich ein Ergebnis, das dem Willen des historischen Gesetzgebers entspräche.32 Demgegenüber stellt die objektive Theorie auf den Willen des Gesetzes ab, so wie es aus aktueller Perspektive anzuwenden ist. Gegenstand ist also der Regelungswille des jeweiligen Rechtsanwenders.33 Eine Kombination beider konträren Ansätze schlägt die vermittelnde Vereinigungstheorie vor. Ihrer Entwicklung stand die Erkenntnis Pate, dass jeder der beiden Theorien eine Teilwahrheit zugrunde liege, weshalb keine ohne Einschränkungen zu akzeptieren sei. Die Wahrheit der subjektiven Theorie liege darin begründet, dass ein Rechtsgesetz stets Ausdruck eines auf die Schaffung einer nach Möglichkeit gerechten und den Bedürfnissen der Gesellschaft entsprechenden Ordnung gerichteten Willens sei. Sobald es jedoch angewendet werde, entfalte es seine eigene Wirksamkeit, die über das hinausgehe, was der Gesetzgeber beabsichtigt habe.34 Dies spricht für eine Berücksichtigung beider Ansätze bei der Auslegung eines Gesetzes, wenngleich beide Theorien ohnehin häufig zu ähnlichen Ergebnissen führen.35 Gerade in der sich wandelnden Gesellschaft muss auch ein Augenmerk auf den Veränderungen der zu regelnden Wirklichkeit liegen, die der Gesetzgeber indes nicht bedenken konnte, was demnach nur anhand objektiver Auslegung zu ermitteln ist.36 Gesellschaftlicher Wandel wird insbesondere auch durch die familienrechtlichen Bestimmungen widergespiegelt. Nach Möglichkeit muss dennoch bedacht werden, dass wichtige Hinweise auf die mittels eines Gesetzes verfolgten Zwecke auch dessen Vor- und Entstehungsgeschichte liefern kann.37 30

Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1949). Vgl. ausführlich zur Kontroverse Reimer, Rn. 247 ff., der von einer der „Gretchenfragen der Methodenlehre“ spricht. 32 Jacobi, S. 93 ff.; Larenz/Canaris, S. 137; Muthorst, § 7, Rn. 5; Zippelius, S. 17; Möllers, § 6, Rn. 63 ff. 33 Rüthers/Fischer/Birk, Rn. 797; Zippelius, S. 17 f.; Möllers, § 6, Rn. 69 ff.; Larenz/Canaris, S. 137. 34 Larenz/Canaris, S. 137 f.; vgl. ausführlich hierzu auch Jaocbi, S. 117 ff. 35 So Haeffs, S. 94, die ebenso zu untersuchende Auskunftsansprüche hinsichtlich ihres Zwecks auslegte. 36 So Puppe, S. 145 f.; vgl. auch BVerfGE 34, S. 269 (288): „Die Norm steht ständig im Kontext der sozialen Verhältnisse und der gesellschaftlich-politischen Anschauungen, auf die sie wirken soll; ihr Inhalt kann und muss sich unter Umständen mit ihnen wandeln“. 37 Reimer, Rn. 251. 31

Erster Teil § 2 Allgemeine Grundlagen zivilrechtlicher Auskunft Die zwingend zu schaffenden Grundlagen für die weitere Untersuchung bestehen im vorliegenden Fall aus denjenigen Gemeinsamkeiten, die für alle Ansprüche im zivilrechtlichen Kontext gelten, die im weitesten Sinne im Zusammenhang mit dem Beschaffen, Erbeten oder Preisgeben von Informationen und Auskünften stehen. Erforderlich ist zunächst eine Untersuchung der Terminologie des „Informationsgefüges des BGB“,1 die sich aus der Definition grundlegendster Begrifflichkeiten sowie deren Abgrenzung untereinander zusammensetzt. Dies ist insoweit erforderlich, als dass das Gesetz mit einer Vielzahl von Begrifflichkeiten aufwartet, die sich allesamt dem angedeuteten Gefüge unterordnen und infolgedessen ein unübersichtliches Bild entstehen lassen, welches sich durch den gesamten Gesetzestext zieht.

I. Der Begriff der „Auskunft“ Das BGB verwendet den Begriff der „Auskunft“ zwar vielmals, bietet aber keine Legaldefinition an, sondern setzt ihn voraus.2 Aufgrund der Bedeutung dieses Begriffs gibt es jedoch eine Vielzahl von Ansätzen im Schrifttum und darüber hinaus, ihn definitorisch zu erfassen und inhaltlich einzugrenzen. 1. Begriffsbestimmung Die frühere Verwendung des Begriffs bezog sich zunächst auf eine Ableitung des Wortes „Auskommen“, wurde also im Sinne von „Einnahme“, „Einkunft“ oder „Unterhalt“ gebraucht. Des Weiteren verstand man darunter den „Ausweg“, also das „Entkommen“ oder das „Entgehen“ einer misslichen Lage.3 Der heutige allgemeine Sprachgebrauch versteht unter „Auskunft“ nur noch die „auf eine Frage hin gegebene Information“, beziehungsweise die aufgrund einer Anfrage erfolgende „aufklärende 1

So bezeichnet von Haeffs, S. 59. Lell, S. 2; Trauzettel, S. 3; Kentgens, S. 7. 3 Vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Band 1, Stichwort „Auskunft“; auch das Wörterbuch der älteren deutschen Rechtssprache versteht „Auskunft“ u. a. noch i. S. v. „Unterhalt“; für einen historischen Überblick mit Herleitung der Begriffsbestimmung s. auch Hellmann, S. 30. 2

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Erster Teil

Mitteilung über jemanden oder etwas“.4 Diesem Begriffsverständnis schließen sich auch die juristischen Wörterbücher weitestgehend an.5 Die heute in der juristischen Literatur vorherrschende Auffassung knüpft ebenfalls daran an, definiert sie die „Auskunft“ doch fast durchweg als „Mitteilung von Tatsachen aufgrund einer vorher gestellten Anfrage“, teilweise mit entsprechender Herleitung.6 Dem gegenüber grenzen einige Stimmen die Definition wieder ein, indem sie zwischen einer Auskunft im weitesten Sinne und einer Auskunft im engen Sinne differenzieren.7 Die Auskunft im weitesten oder weiteren Sinne steht als Oberbegriff für die Kundgabe bestimmter Tatsachen, die dem Empfänger nicht bekannt sind oder über die er sich im Zweifel befindet.8 Dem gegenüber steht die Auskunft im engeren (oder wie bei Lell im „technischen“) Sinne als Teil davon auch hier für die Mitteilung von Tatsachen aufgrund der vorher gestellten Anfrage.9 Ausgehend von den dargestellten Definitionen, lassen sich bestimmte Merkmale für die Auskunft im Allgemeinen festhalten. So ist zunächst das Zweipersonenverhältnis festzustellen, da es immer die Partei braucht, die ein bestimmtes Bedürfnis jedweder Art nach Information hat. Dieses wünscht sie zu befriedigen, weshalb sie der anderen Partei die Anfrage stellt.10 Hieran wird schließlich das für die Auskunftssituationen ebenso typische Informationsgefälle deutlich.11 Vor diesem Hintergrund soll der Begriff der „Auskunft“ in dieser Studie als die Erklärung über Tatsachen einer wissenden Partei, die sie aufgrund einer Anfrage des unwissenden Anspruchsstellers erteilt hat verstanden werden. 4 Vgl. etwa die Definition des Dudens, https://www.duden.de/rechtschreibung/Auskunft; vgl. auch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, https://www.dwds.de/wb/Auskunft (zuletzt abgerufen: 31. 10. 2021). 5 So z. B. Köbler, Juristisches Wörterbuch; Alpmann Brockhaus Studienlexikon Recht, Stichwort „Auskunftsanspruch“, der als Anspruch auf die „Mitteilung bestimmter Umstände“ definiert wird. 6 So zunächst Lüke, JuS 1986, S. 2 (3), unter Verweis auf den Wortlaut der §§ 1580, 1605 BGB; ihm nachfolgend etwa Lorenz, JuS 1995, S. 569 (569), dort Fn. 1; Schröder, S. 5; Palandt/Sprau, § 675, Rn. 32; Haeffs, S. 60; Hellmann, S. 30; Köhler, NJW 1992, S. 1477 (1481); Sarres, Rn. 19 ff. 7 So zuerst wohl Lell, S. 2 ff.; ihm in der Sache nachfolgend Kentgens, S. 7 f. und Trauzettel S. 3, die aber beide von der Auskunft im „weiteren“ Sinne sprechen. 8 Vgl. zunächst wieder Lell, S. 1 ff., Kentgens, S. 7; Trauzettel, S. 3. Diese offene Definition schließt für die genannten Autoren auch Institute wie Rechnungslegung, Aufklärung oder Vorlegung von Sachen und Urkunden mit ein. Es handelt sich also bei der getroffenen Definition der Auskunft im weitesten Sinne um einen Oberbegriff für Normen und Rechtskonstrukte, die einem generell ermöglichen, mittels des BGB Informationen in jeglicher Form zu erlangen, wohingegen andere hierfür den Begriff der „Informationsleistungspflicht“ wählen, vgl. Winkler von Mohrenfels, S. 19 ff. Da hier der Begriff der „Auskunft“ im Vordergrund steht, werden die genannten weitere Begrifflichkeiten weiter unten behandelt. 9 Lell, S. 1 ff.; Trauzettel, S. 3. 10 Vgl. Hellmann, S. 30, für den Auskunft nicht denkbar sei „ohne vorangegangene konkrete Anfrage“; Peter, S. 135: „[…] wenn dies verlangt oder gefordert wird“. 11 Vgl. ausführlich für diese Grundsituation Soergel/Forster, § 260, Rn. 1.

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2. Inhaltsbestimmung Da sich die Auskunft, wie beschrieben, auf die Erklärung über Tatsachen bezieht, ist ihr Inhalt als eine Wissenserklärung einzuordnen.12 Somit lassen sich Auskünfte von Willenserklärungen abgrenzen, da ihr Inhalt nicht auf Herbeiführung eines Rechtsgeschäfts durch Betätigung eines rechtsgeschäftlichen Willens abzielt.13 Demzufolge kann eine Auskunft auch nicht an denselben Mängeln wie eine Willenserklärung leiden, wie etwa der Unwirksamkeit, also der mangelnden rechtlichen Existenz. Vielmehr ist sie als Wissenserklärung richtig oder gegebenenfalls falsch, aber immer existent.14 Diese Wissenserklärungen bedürfen grundsätzlich der Schriftlichkeit, wenn auch nicht der Schriftform des § 126 BGB, sofern nicht die gegebenen Umstände des Sachverhalts eine mündliche Erteilung ausnahmsweise genügen lassen.15 Auch der Inhalt der Erklärungen bemisst sich prinzipiell an der konkreten Situation, also etwa an dem der Auskunft zugrundeliegendem Rechtsverhältnis zwischen den Beteiligten, jedoch darf von dem die Auskunft verlangenden inhaltlich das gefordert werden, was er zur Beantwortung seiner Frage benötigt, sofern dies erforderlich und für den die Auskunft erteilenden zumutbar ist.16 Im Vordergrund steht also, dem Berechtigten die Informationen zu verschaffen, die er selbst nicht hat, die ihm aber die andere Partei unschwer erteilen kann.17 Zwar bestehen keinerlei Anforderungen an die Vorlage von Belegen oder ähnlichem im Rahmen der Auskunftserteilung, jedoch muss die Erklärung so gegeben werden, dass sie dem Empfänger die Überprüfung ihrer Richtigkeit ermöglicht.18 Wenn auch nicht alle, so bezieht sich dennoch die weit überwiegende Anzahl möglicher erteilter Erklärungen darüber hinaus auch stets auf die Zukunft, da der die Auskunft Erfragende an den zu erlangenden Informationen sein künftiges Verhalten ausrichten will, oder er aber die Informationen für weitere künftige Schritte benötigt.19

II. Abgrenzungen Wie angedeutet, weist das BGB eine Reihe von Begrifflichkeiten und Vorschriften auf, die ebenfalls im weitesten Sinne der Informationsgewinnung dienen 12

Peter, S. 135; Lell, S. 6; Stürner, S. 340; Köhler, NJW 1992, S. 1477 (1481). Flume, AT II, S. 25 f. Vgl. zur Abgrenzung zu einer Willenserklärung im Informationen verschaffenden Kontext auch Regenfus, NJW 2018, S. 2225 (2225). 14 So Haeffs, S. 60, unter Verweis auf Reutlinger, S. 16, der von einer „Anzeige“ in Abgrenzung zur „Aufklärung“ spricht. 15 MüKoBGB/Krüger, § 260, Rn. 42; BGH NJW 2008, S. 917 (917); vgl. aber auch Stürner, S. 340, der sich gegen die Möglichkeit der mündlichen Erteilung ausspricht. 16 Haeffs, S. 60 f.; MüKoBGB/Krüger, § 260, Rn. 40; Soergel/Forster, § 260, Rn. 52. 17 Soergel/Forster, § 260, Rn. 1; Haeffs, S. 60; Peter, S. 135. 18 Köhler, NJW 1992, S. 1477 (1481); BGH NJW 1961, S. 602 (603 f.); MüKoBGB/ Krüger, § 260, Rn. 40. 19 Lorenz, JuS 1995, S. 569 (569); Schröder, S. 6. 13

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oder diese erleichtern sollen. Hierbei handelt es sich zunächst um die „Aufklärung“, um die Rechnungslegung aus § 259 BGB und die Vorlage des Bestandsverzeichnisses aus § 260 BGB. Gerade die letzteren beiden stellen wichtige Normen dar, da viele Ansprüche auf sie verweisen. Von Bedeutung sind ebenfalls die §§ 809, 810 BGB, die dem Informationssuchenden Besichtigung und Einsichtnahme ermöglichen sollen. 1. Aufklärung Gleich wie im Fall der Auskunft, fehlt auch für diesen Begriff eine Legaldefinition im BGB. Unter Aufklärung versteht man die Pflicht, einen anderen unaufgefordert, also aus eigenem Antrieb heraus, über erkennbar entscheidungserhebliche Umstände zu informieren, die diesem nicht bekannt sind.20 Sie zielt also inhaltlich auf diejenigen Informationen ab, nach denen der andere Teil bei deren Kenntnis sein früheres Verhalten ausgerichtet oder gegebenenfalls geändert hätte.21 Dieser Gedanke fußt auf der Annahme, dass der die Aufklärung Schuldende aufgrund seines überlegenen Wissens die Gefahren für das Leistungsinteresse des anderen Teils im Gegensatz zu diesem einschätzen kann.22 Hieraus ergibt sich, dass ihr praktisch wichtigster Anwendungsbereich im Rahmen von vorvertraglichen Schuldverhältnissen liegt.23 Da sie nach herrschender Meinung den vertraglichen Nebenpflichten zugeordnet wird, wird die sogenannte Aufklärungspflicht generell aus § 241 Abs. 2 BGB hergeleitet, während sie für bestimmte Vertragstypen explizit geregelt ist.24 Somit kennzeichnet sich die Aufklärung ebenso wie die Auskunft durch ein Informationsgefälle und das Zweipersonenverhältnis. Vor dem Hintergrund einer zu treffenden Abgrenzung stellt sich nun die Frage nach den Unterschieden dieser beiden Rechtsinstitute. Diese ergeben sich zunächst aus der Retrospektivität der Aufklärung: Sie bezieht sich stets auf abgeschlossene Vorgänge, wohingegen sich die Auskunft, wie oben beschrieben, durch die Zukunftsbezogenheit kennzeichnet.25 Durch die Bezugnahme auf früheres Verhalten mangelt es den Aufklärungspflichten auch in der Regel26 an deren Einklagbarkeit.27 Und schließlich erfolgt die Aufklärung

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Palandt/Grüneberg, § 242, Rn. 37; Erman/Böttcher, § 242, Rn. 93. BeckOK/Sutschet, § 241, Rn. 77. 22 BGH NJW 1975, S. 824 (824 f.); Grunewald, AcP 190 (1990), S. 609 (609 f.). 23 MüKoBGB/Bachmann, § 241, Rn. 121; BeckOK/Sutschet, § 241, Rn. 81. 24 Hk-BGB/Schulze, § 241, Rn. 7; spezielle Regelungen finden sich etwa in den §§ 536c, 630e BGB. 25 Palandt/Grüneberg, § 242, Rn. 37; Schröder, S. 6; Erman/Böttcher, § 242, Rn. 93. 26 Vgl. vertiefend HKK/Dorn, § 241, Rn. 94; Haeffs, S. 84 f. 27 BeckOK/Sutschet, § 241, Rn. 77; Erman/Böttcher, § 242, Rn. 93; MüKoBGB/Bachmann, § 241, Rn. 160. 21

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spontan, also stets aus eigenem Antrieb, während die Auskunft stets die vorherige Anfrage voraussetzt.28 2. Rechnungslegung und Bestandsverzeichnis Von großer Bedeutung sind überdies die Vorschriften zur Regelung von Rechnungslegung und Bestandsverzeichnis, §§ 259, 260 BGB. a) Rechnungslegung, 259 BGB Die Möglichkeit der Rechnungs- beziehungsweise Rechenschaftslegung findet ihre Grundlage in § 259 BGB. Auch in diesem Bereich ist der Gesetzestext nicht eindeutig, da sowohl der Begriff der „Rechnung“ als auch derjenige der „Rechenschaft“ ohne bewusste Abgrenzung gleichbedeutend verwendet wird.29 Zwar bestehen im Schrifttum teilweise unterschiedliche Auffassungen über die Differenzierung und Reichweite der Begriffe Rechenschaftslegung und Rechnungslegung,30 für das Verständnis der Norm und ihren Anwendungsbereich, gerade als Verweisungsnorm, ergeben sich hieraus jedoch keinerlei Unterschiede.31 Da auf der Rechtsfolgenseite von § 259 BGB die Pflicht formuliert wird, eine „Rechnung mitzuteilen“, soll in dieser Darstellung einheitlich der Begriff der „Rechnungslegung“ verwendet werden. Die Rechnungslegung setzt zunächst ein mit Einnahmen und Ausgaben verbundenes Verwaltungsgeschäft für einen anderen voraus.32 Hieraus folgt die Pflicht, über eben dieses Geschäft gemäß § 259 Abs. 1 Fall 1 BGB eine geordnete und grundsätzlich schriftliche Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgaben abzugeben.33 Darüber hinaus besteht auch gegebenenfalls die Pflicht zur Vorlage von Belegen, § 259 Abs. 1, Fall 2 BGB. Die auf diese Weise erfolgende Rechnung gewährt dem Berechtigten eine Kontrolle der Tätigkeit des Verwaltenden, zudem dient 28

Staudinger/Olzen, § 241, Rn. 439; Haeffs, S. 84. So spricht etwa § 740 Abs. 2 BGB von dem Verlangen nach „Rechenschaft“, während § 1840 Abs. 2 BGB die Pflicht formuliert, „Rechnung zu legen“; § 2218 BGB hingegen verweist in seinem ersten Absatz auf § 666 BGB, verlangt also nach „Rechenschaft“, während er im zweiten Absatz die „Rechnungslegung“ anordnet. Vgl. ausführlich hierzu Osterloh-Konrad, S. 19 ff. 30 Es findet sich die Auffassung, dass die Rechenschaft im Gegensatz zur Rechnungslegung ein Element der Rechtfertigung enthalte, vgl. Winkler von Mohrenfels, S. 114; sie also deshalb weiter gehe als das bloße Rechnungslegen, Locher, NJW 1968, S. 2324 (2324); andere wiederum wollen keine Differenzierung zwischen den Begriffen erkennen, vgl. etwa Gernhuber, Schuldverhältnis, § 24 I, 2. 31 Haeffs, S. 62; MüKoBGB/Krüger, § 259, Rn. 22; Palandt/Grüneberg, § 259, Rn. 3. 32 Palandt/Grüneberg, § 259, Rn. 3; Soergel/Forster, § 259, Rn. 1; Ikels, S. 80 ff. 33 BGH NJW 2006, S. 1419 (1421); Staudinger/Bittner/Kolbe, § 259, Rn. 26; Erman/Artz, § 260, Rn. 12. 29

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sie der Vorbereitung von etwaigen Herausgabe- oder Schadensersatzansprüchen.34 Hieraus wird deutlich, dass die Rechnung dazu dient, einem juristisch nicht geschulten Adressaten auf einfache Weise die Überprüfung seiner Ansprüche zu ermöglichen.35 Diese Kontrollmöglichkeit wird durch die sich aus § 259 Abs. 2 BGB ergebende Anspruchsgrundlage auf Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung verstärkt, sofern Grund zu der Annahme besteht, dass die in der Rechnung aufgelisteten Angaben nicht mit entsprechender Sorgfalt gemacht wurden. Diese ist jedoch bei Angelegenheiten von geringer Bedeutung ausgeschlossen, § 259 Abs. 3 BGB. § 259 Abs. 1 BGB stellt keine eigene Anspruchsgrundlage für eine Rechnung dar, sie setzt vielmehr einen bestehenden Anspruch voraus, der eine Rechnungslegung für den Berechtigten normiert.36 Somit hat § 259 BGB die Rechtsnatur eines Hilfsanspruchs, da er immer der Durchsetzung eines anderen Anspruchs dient, dessen Inhalt er festlegt.37 Ergeben können sich die Pflichten zur Rechnungslegung entweder aus einem speziellen Vertrag oder aus einer Vielzahl im Gesetz formulierter Normen.38 Beispielhaft seien an dieser Stelle etwa der Vereinsvorstand oder der Geschäftsbesorger genannt, für die sich diese Pflichten aus §§ 27 Abs. 3, 675 BGB ergeben, die ihrerseits auf § 666 BGB verweisen, der diese Pflicht für den Beauftragten normiert.39 Allen gesetzlich normierten Pflichten ist der allgemeine Grundsatz zu entnehmen, dass jedermann zur Rechnungslegung verpflichtet ist, der fremde oder zumindest auch fremde Angelegenheiten zu besorgen hat.40 Somit dient auch die Rechnungslegung der Beseitigung von Informationsgefällen und erfüllt den Zweck, Informationen zu übermitteln. In Abgrenzung zur Auskunft ist jedoch festzuhalten, dass die Rechnungslegung eine erweiterte Form der Auskunftserteilung darstellt.41 Dies wird zunächst daran deutlich, dass eine Rechnungslegung, wie gezeigt, nur in Betracht kommt, wo eine mit Einnahmen und Ausgaben verbundene Verwaltung vorliegt, was im Rahmen der normalen Auskunftserteilung nicht erforderlich ist. Darüber hinaus verdeutlicht dies die zwingend 34 PWW/Zöchling-Jud, § 259, Rn. 1; MüKoBGB/Krüger, § 259, Rn. 1; Palandt/Grüneberg, § 259, Rn. 8. 35 BGH NJW 1982, S. 573 (574); HKK/Gröschler, §§ 259 – 261, Rn. 7; PWW/ZöchlingJud, § 259, Rn. 3. 36 Soergel/Forster, § 259, Rn. 4; PWW/Zöchling-Jud, § 259, Rn. 1; Erman/Artz, § 260, Rn. 8; MüKoBGB/Krüger, § 259, Rn. 1. 37 Palandt/Grüneberg, § 259, Rn. 7; BGH NJW 1961, S. 602 (604); Ikels, S. 14 ff. 38 Vgl. für einen ausführlichen Überblick hinsichtlich der gesetzlichen Regelungen etwa PWW/Zöchling-Jud, § 259, Rn. 2; HKK/Gröschler, §§ 259 – 261, Rn. 5; NK-BGB/Knöfler, § 259, Rn. 3. 39 Aufgrund der vielen Verweisungen auf ihn stellt § 666 BGB für die mit ihm angeordnete Rechenschaft eine Zentralnorm dar, sowohl im Kontext der Rechnungslegung allein, als auch vor dem Hintergrund der Informationsgewinnung überhaupt. 40 Staudinger/Bittner/Kolbe, § 259 Rn. 9; MüKoBGB/Krüger, § 259, Rn. 6; Erman/Artz, § 260, Rn. 8; BGH NJW 1959, S. 1963 (1963); BGH NJW 1979, S. 1304 (1305). 41 So auch MüKoBGB/Krüger, § 259, Rn. 21; Erman/Artz, § 260, Rn. 1; Palandt/Grüneberg, § 259, Rn. 2.

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schriftliche Erteilung sowie die Möglichkeiten der Belegvorlage und der Versicherung an Eides statt, welche im Falle der Auskunft grundsätzlich nicht gegeben sind. Durch die aus der Belegvorlage folgernde geordnete Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgaben ermöglicht die Rechnungslegung somit eine Darstellung der Entwicklung bis hin zum Istzustand, während die Auskunft lediglich den aktuellen Stand mitteilt.42 Folglich ist in der Rechnungslegung die Auskunft schon enthalten, weshalb keine Auskunft mehr verlangt werden kann, sobald Rechnung gelegt wurde.43 Die Rechnungslegung kann somit als Sonderform respektive eine weitergehende Form der Auskunft klassifiziert werden.44 b) Bestandsverzeichnis, § 260 BGB Eine weitere Möglichkeit der Informationsgewinnung, die das BGB bereithält, stellt das Bestandsverzeichnis aus § 260 BGB dar. Unter die Rechtsfolge dieser Norm fällt ein grundsätzlich schriftliches, übersichtliches Inventarverzeichnis, das alle Aktiva und Passiva enthält.45 Beispielhaft sei das notarielle Nachlassverzeichnis genannt. Es ist auf Kosten des Verpflichteten zu erstellen und kann gegebenenfalls auch eine Mehrzahl solcher entsprechenden Verzeichnisse umfassen.46 Es soll für den Gläubiger aus sich heraus verständlich sein, da auch das Bestandsverzeichnis die Grundlage für später geltend zu machende Ansprüche darstellen soll und folglich auch dem Gläubigerschutz dient.47 Um dieses Bestandsverzeichnis zu erhalten, muss jedoch eine der sich aus § 260 Abs. 1 BGB ergebenden Alternativen einschlägig sein. Als erste Alternative sieht der erste Absatz vor, dass eine Herausgabepflicht bezüglich eines „Inbegriffs von Gegenständen“ besteht. Der Begriff der Gegenstände ist im weitesten Sinne zu verstehen, da er nicht nur körperliche Gegenstände erfasst, sondern sich auch auf Forderungen, Rechte oder einen good will beziehen kann.48 Ein Inbegriff liegt vor, sobald eine Mehrzahl von Gegenständen durch ein einheitliches Rechtsverhältnis zusammengefasst wird, etwa Sachgesamtheiten wie Bibliotheken oder Sondervermögen wie ein Nachlass.49 Denjenigen, der diese Mehrheit von Sachen aufgrund des Rechtsverhältnisses herausgeben muss, trifft nun die Pflicht, das 42

Soergel/Forster, § 259, Rn. 3; PWW/Zöchling-Jud, § 259, Rn. 3. Staudinger/Bittner/Kolbe, § 259, Rn. 2; BGH NJW 1985, S. 1693 (1964). 44 Lüke, JuS 1986, S. 2 (3); Ikels, S. 21 f., der die Rechnungslegung als „gesteigerte Auskunftspflicht“ einstuft; MüKoBGB/Krüger, § 259, Rn. 21. 45 BGH NJW 1982, S. 1643 (1644); Palandt/Grüneberg, § 260, Rn. 16; NK-BGB/Knöfler, § 260, Rn. 10; Soergel/Forster, § 260, Rn. 57. 46 Toussaint, in: jurisPK-BGB, § 260, Rn. 6, 13; BGH NJW 1962, S. 245 (245). 47 Soergel/Forster, § 260, Rn. 55; Staudinger/Bittner/Kolbe, § 260, Rn. 1; HKK/Gröschler, §§ 259 – 261, Rn. 9; Regenfus, NJW 2018, S. 2225 (2227). 48 BGH NJW 1968, S. 300 (300 f.); Soergel/Forster, § 260, Rn. 12; PWW/Zöchling-Jud, § 260, Rn. 2. 49 RGZ 90, S. 137 (139); Toussaint, in: jurisPK-BGB, § 260, Rn. 3. 43

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Bestandsverzeichnis für den Gläubiger des Herausgabeanspruchs anzufertigen.50 Dieser Anspruch auf Herausgabe kann sich sowohl aus zahlreichen Gesetzesanordnungen, als auch aus Vertrag ergeben.51 Im Ergebnis steht also dem Gläubiger eines aus anderen Gründen bestehenden Herausgabeanspruchs durch die Möglichkeit des Bestandsverzeichnisses eine „Auskunft auf besondere Art und Weise“52 zu. Relevanz erlangt ein derartiger Anspruch nicht zuletzt aufgrund des sachenrechtlichen Spezialitätsgrundsatzes.53 Nach herrschender Meinung ergibt sich aus § 260 Abs. 1 Alt. 1 BGB eine eigene Anspruchsgrundlage für einen Auskunftsanspruch, sobald die Herausgabepflicht bezüglich des Inbegriffs gegeben ist.54 Die zweite Alternative formuliert die Pflicht, ein Bestandsverzeichnis vorzulegen, für den Fall, dass der Gläubiger einen Anspruch auf Auskunft über einen Inbegriff von Gegenständen hat. Dieser Anspruch sowie die daraus folgende Pflicht der Auskunftserteilung kann sich wiederum aus Vertrag oder Gesetz ergeben, sowohl als Haupt- als auch als Nebenpflicht.55 Ähnlich wie im Falle des § 259 BGB wird diese Auskunftspflicht durch § 260 Abs. 1 Alt. 2 BGB nicht begründet, sondern vorausgesetzt, weshalb die zweite Alternative nur die Art und Weise der Erfüllung der aus anderen Gründen bestehenden Auskunftspflicht festlegt oder konkretisiert.56 Es besteht also aus einer anderen, eigenen Anspruchsgrundlage eine Pflicht, die gemäß § 260 Abs. 1 Alt. 2 BGB in der speziellen Form des Bestandsverzeichnisses zu erfüllen ist. Gemäß § 260 Abs. 2 BGB besteht auch im Rahmen der beiden tatbestandlichen Alternativen die Möglichkeit der Anordnung einer Versicherung an Eides statt, jeweils mit denselben Voraussetzungen wie im Rahmen des § 259 Abs. 2 BGB. Auch greift über den Verweis des § 260 Abs. 3 BGB der Ausschlussgrund für die eidesstattliche Versicherung aus § 259 Abs. 3 BGB. Im Unterschied zum zuvor erläuterten Anspruch aus § 259 BGB ist der Anspruch aus § 260 BGB insofern der allgemeinere Anspruch, als dass er jede Art von Information umfasst, während die Rechnungslegung nur bei einer mit Einnahmen und Ausgaben verbundenen Verwaltung zu leisten ist.57

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BeckOK/Lorenz, § 260, Rn. 3. MüKoBGB/Krüger, § 260, Rn. 6.; Palandt/Grüneberg, § 260, Rn. 3. 52 Haeffs, S. 68. 53 Osterloh-Konrad, S. 8. 54 NK-BGB/Knöfler, § 260, Rn. 1; Staudinger/Bittner/Kolbe, § 260, Rn. 2; vgl. für eine umfassende Darstellung des Streits auch Haeffs, S. 71 ff. m. w. N. 55 Toussaint, in: jurisPK-BGB, § 260, Rn. 5; BeckOKLorenz, § 260, Rn. 7 f.; vgl. auch MüKoBGB/Krüger, § 260, Rn. 7 ff.; sowie Palandt/Grüneberg, § 260, Rn. 3 für einen Überblick über den umfangreichen Katalog der Paragraphen des BGB und weiterer Gesetze, die ein Bestandsverzeichnis auf Rechtsfolgenseite anordnen. 56 MüKoBGB/Krüger, § 260, Rn. 7; Erman/Artz, § 260, Rn. 1; Haeffs, S. 74 f. 57 Soergel/Forster, § 260, Rn. 1; Haeffs, S. 67. 51

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c) Zwischenergebnis zu Rechnungslegung und Bestandsverzeichnis Obgleich die Grenzen zwischen beiden Instituten fließend sind,58 sieht man § 260 BGB als Grundform an und § 259 BGB als besonders weitgehende und speziellere Vorschrift.59 Es lassen sich jedoch auch gemeinsame Prinzipien feststellen: Sowohl die Rechnungslegung als auch das Bestandsverzeichnis dienen dem Schutz des Gläubigers, indem sie für diesen eine Kontrollmöglichkeit bieten und weitergehende Ansprüche ermöglichen und erleichtern. Dies unterstreicht die dienende Funktion der Vorschriften. Überdies gilt für § 260 BGB im Gegensatz zur einfachen Auskunft das schon zu § 259 BGB vermerkte abgrenzenden Kriterium der Versicherung an Eides statt.60 Festzuhalten bleibt aber, dass weder die Pflicht zur Rechnungslegung noch diejenige zur Vorlage eines Bestandsverzeichnisses eine konstituierende Voraussetzung einer hier im Mittelpunkt stehenden „Auskunft“ ist.61 3. Besichtigung und Einsicht, §§ 809, 810 BGB Schließlich bestehen auch durch die in den §§ 809, 810 BGB normierte Besichtigung und Einsichtnahme weitere Varianten der Informationsgewinnung. Wer sich vergewissern will, ob ihm ein Anspruch gegen einen anderen zusteht, erlangt innerhalb des Anwendungsbereichs und der Grenzen der Vorschriften die Informationen, die er zur Geltendmachung benötigt.62 Beide Normen behandeln folglich das Spannungsfeld zwischen dem Verlangen nach Information des Anspruchstellers und dem Schutz der Privatsphäre des Anspruchsgegners.63 Die Besichtigung einer Sache nach § 809 BGB setzt voraus, dass der Anspruchsgegner im Besitz einer Sache ist und der Anspruchssteller einen Anspruch „in Ansehung der Sache“ hat oder sich ob der Existenz eines solchen Anspruchs versichern will.64 „In Ansehung der Sache“ ist der Anspruch gegeben, wenn er sich unmittelbar auf die Sache, oder aber deren Beschaffenheit oder Bestand bezieht.65 Um sich diese Gewissheit zu verschaffen, darf der Gläubiger sodann die Besichtigung der Sache verlangen, um sich seine benötigten Informationen durch Inaugenscheinnahme zu verschaffen, sofern er hieran ein besonderes, jedoch nicht 58

MüKoBGB/Krüger, § 259, Rn. 21 hinsichtlich der Auskunftspflicht generell. Erman/Artz, § 260, Rn. 1; PWW/Zöchling-Jud, § 260, Rn. 1; Toussaint, in: jurisPKBGB, § 260, Rn. 1. 60 Vgl. insoweit oben, § 2 II. 2. a). 61 Vgl. bereits die Ausführungen vorab § 2 I.; ebenso Osterloh-Konrad, S. 11: „Gemeinsam ist allen Vorschriften lediglich, dass sie sämtlich Situationen regeln, in denen typischerweise ein Informationsdefizit besteht […]“. 62 Schreiber, JR 2008, S. 1 (1); Palandt/Sprau, § 809, Rn. 1; NK-BGB/Mielke, § 809, Rn. 1. 63 Staudinger/Marburger, Vorbem. zu §§ 809 – 811, Rn. 1; HKK/Birr, §§ 809 – 811, Rn. 2. 64 Erman/Wilhelmi, § 809, Rn. 1; Schilken, Jura 1988, S. 525 (528). 65 BGH NJW-RR 1986, S. 480 (481); Soergel/Hadding, § 809, Rn. 4; Staudinger/Marburger, § 809, Rn. 6. 59

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zwingend (vermögens-)rechtliches Interesse nachweisen kann.66 Dieses ist vor dem Hintergrund der Bezugnahme auf den möglicherweise oder auch wirklich bestehenden Hauptanspruch gegeben.67 Als Erweiterung oder Ergänzung für die Einsichtnahme in Urkunden enthält § 810 BGB gegenüber § 809 BGB die entsprechende Anspruchsgrundlage, weshalb die Vorschrift bezüglich Urkunden lex specialis ist.68 Unter „Urkunde“ versteht man innerhalb des Anwendungsbereichs der Norm jede mit bleibenden Schriftzeichen ausgedrückte verkörperte Gedankenerklärung, die Aussagen über Rechtsgeschäfte oder Rechtsverhältnisse zum Inhalt hat.69 Die Urkunde muss jedoch im Interesse des Anspruchsstellers errichtet worden sein, ein zwischen dem Anspruchssteller und einem weiteren Beteiligten bestehendes Rechtsverhältnis beurkunden oder etwaige Verhandlungen über ein Rechtsgeschäft des Anspruchsstellers beurkunden.70 Sofern eine der Alternativen einschlägig ist, kann der Gläubiger die gewünschte Einsicht nehmen, um so an dem informativen Gehalt der Urkunde partizipieren zu können. Im Unterschied zu § 809 BGB bedarf es für die Geltendmachung des Anspruchs aber eines rechtlichen Interesses, das besteht, sobald man die Urkunde zur Förderung, Erhaltung oder Verteidigung einer Rechtsposition benötigt.71 Die Vorlegung hat in den Fällen der §§ 809, 810 BGB jedoch an dem Ort zu erfolgen, an dem sich die Sache beziehungsweise die Urkunde befindet, § 811 Abs. 1 S. 1 BGB, wovon gemäß § 811 Abs. 1 S. 2 BGB nur bei Vorliegen eines wichtigen Grundes abgesehen wird. Gemäß § 811 Abs. 2 S. 1 BGB trägt die Kosten derjenige, der die Vorlage verlangt. Obgleich die Vorschriften in der höchstrichterlichen Rechtsprechung zum Teil keine große Rolle spielen,72 können sie dennoch von hoher praktischer Relevanz sein. Denn im Unterschied zu etwa dem § 259 BGB stellen die §§ 809, 810 BGB eigenständige materiell-rechtliche Anspruchsgrundlagen dar, aus denen heraus sich der Gläubiger Informationen verschaffen kann.73 Demzufolge bedarf es für die Anwendung der §§ 809, 810 BGB keines weiteren Rechtsverhältnisses zwischen den Parteien.74 Das Vorliegen der Voraussetzungen der Ansprüche begründet vielmehr 66

Palandt/Sprau, § 809, Rn. 6; Schreiber, JR 2008, S. 1 (2); Osterloh-Konrad, S. 36. MüKoBGB/Habersack, § 809, Rn. 7; vgl. auch den Wortlaut: „aus diesem Grunde“. 68 PWW/Buck-Heeb, § 810, Rn. 2; MüKoBGB/Habersack, § 809, Rn. 2; Martinek/Heine, in: jurisPK-BGB, § 809, Rn. 11. 69 Staudinger/Marburger, § 810, Rn. 6; BGH NJW 1976, S. 294 (294). 70 Vgl. BeckOK/Gehrlein, § 810 Rn. 2 ff. m. w. N., auch für Beispiele der genannten Anwendungsfälle. 71 Sorgel/Hadding, § 810, Rn. 2; OLG Düsseldorf NJW-RR 1996, S. 1464 (1466). 72 Marshall, in: FS Preu, S. 151 (152); Schreiber, JR 2008, S. 1 (1); Stauder bescheinigte in seiner Anmerkung zu BGHZ 93, S. 191 dem § 809 BGB noch ein „Dornröschendasein“, vgl. GRUR 1985, S. 512 (518). 73 Haeffs, S. 77; Osterloh-Konrad, S. 11 f.; vgl. auch insoweit die Ausführungen unter § 2 II. 2. 74 Erman/Wilhelmi, vor § 809, Rn. 1; HKK/Birr, §§ 809 – 811, Rn. 1; Osterloh-Konrad, S. 27; Beckhaus, S. 28. 67

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erst ein gesetzliches Schuldverhältnis zwischen ihnen.75 In Abgrenzung zur Auskunft erhält der Gläubiger etwa unter Geltendmachung des § 809 BGB seine benötigten Informationen jedoch durch die eigene Besichtigung und somit „aus erster Hand“76 und nicht durch eine Erklärung über Tatsachen eines anderen.

III. Bedeutung der Rechtsinstitute Somit kann zusammenfassend festgestellt werden, dass sich mehrere Begriffe und Normen im Gesetzestext finden lassen, die alle im Kontext der Informationsgewinnung Bedeutung erlangen. Zwar sind die Grenzen zwischen den einzelnen Rechtsinstituten mitunter fließend, sie lassen sich aber dennoch voneinander, wie gezeigt, abgrenzen. Wichtiger sind aber ihre Gemeinsamkeiten, aus denen sich ihre Bedeutung für den Rechtsverkehr ablesen lässt. Gemein ist ihnen zunächst, dass sie einem Anspruchssteller helfen können, sein Informationsdefizit zu überwinden. Der erbetenen Informationen bedarf er meist, aber nicht in jedem Falle, zur Durchsetzung etwaiger Ansprüche, was ihre Bedeutung gerade für die Sachverhaltsaufklärung unterstreicht. Demnach stellt die Information generell einen wichtigen Eckpfeiler für die Rechtsschutzgewährung dar: Die Kenntnis vom richtigen Schuldner oder des kompletten Umfangs des Anspruchs ist für die Rechtsdurchsetzung entscheidend, da andernfalls eine gerichtliche Geltendmachung erschwert sein kann oder aussichtslos ist.77 Zur Überwindung dieser oder ähnlicher „schlimmen Lagen“, in denen man sich angesichts mangelnder Kenntnis andernfalls befinden könne,78 schaffen sie die nötige Abhilfe. Aber auch außerhalb der Geltendmachung weiterer Ansprüche stellen die beschriebenen Institute und Normen Möglichkeiten dar, um etwa Auskünfte um der Auskunft willen zu erhalten, da nicht jede Auskunftssituation automatisch im Zusammenhang mit einem weiterführenden Prozess stehen muss. Ebenso stellen sie etwa auch den Schutz der Vertragspartei ohne entsprechende Kenntnis sicher, wie sich am Beispiel der Aufklärung zeigen lässt: Der Vertragspartner informiert aufgrund seines überlegenen Wissens die andere Partei, deren eigene Rechtsposition ohne entsprechende Kenntnis geschwächt werden könnte. Die beschriebenen Möglichkeiten stellen jedoch nicht nur Hilfestellungen für den die Information Verlangenden dar. So wie sie dem Anspruchssteller Rechte gewähren, schützen sie gegebenenfalls auch diejenigen des Anspruchsgegners. So werden Informationen nur im klaren Rahmen geschuldet, wie sich etwa am Beispiel 75

MüKoBGB/Habersack, § 809, Rn. 1; Osterloh-Konrad, S. 40. Stürner, S. 341. 77 Vgl. Lorenz, JuS 1995, S. 569 (569): Das Hauptproblem der Rechtsdurchsetzung bestehe weniger in der gerichtlichen Geltendmachung eines Anspruchs, sondern in der Möglichkeit der Information über dessen Existenz und Ausmaß. 78 Vgl. Mot. II, S. 300 f., hinsichtlich der Rechenschaft beim Auftragsverhältnis. 76

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des § 809 BGB zeigen lässt, der die Informationsgewinnung nur zulässt, sofern besagter Anspruch „in Ansehung der Sache“ zumindest möglich ist und auch das Ziel verfolgt, die Privatsphäre des Schuldners zu schützen; oder auch an der Rechnungslegung, die nur bei einem Verwaltungsgeschäft für einen anderen zu erfolgen hat; ober aber auch an der Aufklärung, die als vertragliche Nebenpflicht zumindest ein vorvertragliches Schuldverhältnis voraussetzt. Aus all den Beispielen lässt sich der Grundsatz ableiten, dass eine etwaige Informationspflicht nie in einem rechtsgrundlosen Rahmen besteht und ein Schuldner somit entsprechende Informationen nie ohne einen konkreten Anspruch seitens des die Information Verlangenden preisgeben muss.

§ 3 Funktion und Systematik zivilrechtlicher Auskunftsansprüche I. Einführung Nachdem im vorangegangenen Kapitel aufgezeigt wurde, woraus sich das gleichsam übergeordnete Informationsgefüge des BGB im Einzelnen zusammensetzt und wie es sich begrifflich darstellt, gilt es nun darzulegen, wie es dem Rechtsanwender ermöglicht wird, eben mittels dieser aufgezeigten Instrumente Informationen zu erhalten. Zwar ergeben sich mitunter auch aus den einzelnen Normen selbst Ansprüche auf Information, jedoch sind diese immer nur in bestimmten Konstellationen gegeben oder können nur einen gewissen Teil eines Bedürfnisses nach Auskünften befriedigen.79 Es bestehen aber weitaus mehr Situationen, in denen die Informationsgewinnung im Mittelpunkt des Interesses steht. Für diese Fälle bedarf es speziellerer Anspruchsgrundlagen, die die Auskunftsverschaffung aus jeglichen Gründen ermöglichen und somit wieder, wie vorangehend gezeigt, sowohl dem Schutz des Informationsberechtigten dienen als auch dem des Informationsverpflichteten. Diese Anspruchsgrundlagen umfassen sowohl kodifizierte als auch gewohnheitsrechtlich anerkannte Fälle.

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Vgl. die vorab erfolgten Darstellungen zu §§ 260 Abs. 1 Alt. 1, 809, 810 BGB, die entweder nur einen Anspruch auf Auskunft verschaffen, sobald eine anderweitige Herausgabepflicht besteht (§ 260 Abs. 1 Alt. 1 BGB), oder nur eine Auskunftsverschaffung durch eigene Besichtigung ermöglichen, sobald der Anspruch „in Ansehung der Sache besteht“ (§ 809 BGB), oder es sich um Urkunden handelt (§ 810 BGB), vgl. § 2 II. 2. b), 3.

§ 3 Funktion und Systematik zivilrechtlicher Auskunftsansprüche

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II. Gesetzlich normierte Ansprüche des BGB Das BGB bietet einen breit gefächerten Katalog80 von Ansprüchen auf, der dem Anspruchssteller die Beschaffung von Informationen ermöglichen soll. Im Folgenden soll nun zunächst ein Überblick über den Katalog der Auskunftsansprüche gegeben werden, um dann weiterführend die beschriebenen Bedeutungen und Merkmale der Bestandteile des Informationsgefüges zu verdeutlichen. 1. Überblick Jedes Buch des BGB beinhaltet Ansprüche, die einem Gläubiger Auskünfte verschaffen können. Dies verdeutlicht zunächst, dass es in jeder rechtlichen Konstellation, die durch das BGB erfasst wird, legitime Interessen nach Informationen geben kann und diese nicht auf einen bestimmten Bereich beschränkt sein müssen. Darüber hinaus decken die Anspruchsgrundlagen innerhalb der jeweiligen Bücher ein breites Spektrum jeglicher Situationen und „Machtverhältnisse“ ab, wie sich beispielsweise am Buch der Schuldverhältnisse, speziell dort im Mietrecht zeigen lässt: So findet sich mit § 558 Abs. 4 S. 2 BGB ein Auskunftsanspruch des Vermieters gegen den Mieter (über die Höhe des zu zahlenden Ausgleichs), während umgekehrt auch der Mieter vom Vermieter nach § 556g Abs. 3 BGB Auskunft verlangen kann (über die Berechnung der jeweiligen Miete). Auffällig ist auch, dass im Sachenrecht nahezu keine kodifizierten Auskunftsansprüche zu finden sind, abgesehen von etwa § 1214 Abs. 1 BGB (Anspruch gegen den Pfandgläubiger auf Rechnungslegung über die Nutzungsziehung) und §§ 1034, 1035 BGB (Auskunftsrechts für den Nießbraucher über den Zustand einer Sache und Aufnahme eines Verzeichnisses im Falle des Nießbrauchs über einen Inbegriff von Gegenständen). Demgegenüber lassen sich in den Büchern des Familien- und Erbrechts die meisten spezialgesetzlich normierten Ansprüche finden, die für sich betrachtet knapp zwei Drittel der rund vierzig normierten Anspruchsgrundlagen des BGB ausmachen. Im Vergleich der beiden Bücher untereinander, findet sich die Mehrzahl aber im Familienrecht. Es finden sich sowohl Anspruchsgrundlagen, die als Hilfsanspruch81 für einen Hauptanspruch fungieren, die also der Durchsetzung weiterführender Rechte dienen, als auch Anspruchsgrundlagen, die nicht mit einem anderen Anspruch verbunden sind und somit als Auskunftsanspruch selbst den Hauptanspruch darstellen.82 Diejenigen Ansprüche der ersten Gruppe werden aufgrund der Abhängigkeit zum bestehenden Hauptanspruch als akzessorische Auskunftsansprüche bezeichnet. Im 80

Für eine umfassende und detaillierte Darstellung und Übersicht der Auskunftsansprüche des BGB vgl. zuletzt Haeffs, S. 93 ff. 81 Staudinger/Bittner/Kolbe, § 260, Rn. 37; Schaaff, S. 133; Toussaint, in: jurisPK-BGB, § 260, Rn. 1. 82 Vgl. Winkler von Mohrenfels, S. 19.

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Verhältnis zu den nicht-akzessorischen Auskunftsansprüchen stellen sie die deutliche Mehrheit im Gesetzestext dar.83 Des Weiteren weist das BGB sowohl solche Anspruchsgrundlagen auf, die die jeweiligen Rechtsfolgen selbst bestimmen, also den Umfang der jeweiligen Pflicht regeln, wie etwa der Anspruch des Zessionars gegenüber dem Zedenten aus § 402 BGB; als auch solche, die hinsichtlich der Rechtsfolgen auf die bereits beschriebenen §§ 259, 260 BGB verweisen, wie zum Beispiel die Pflicht der Gesellschaft, gegenüber dem ausgeschiedenen Gesellschafter Rechenschaft abzulegen, § 740 Abs. 2 BGB. 2. Gemeinsame Merkmale Über den erfolgten Überblick hinaus ist es ebenso wichtig, darzulegen, woraus sich die sämtliche Auskunftsansprüche aus dem BGB verbindenden Merkmale ergeben. Hier kann an die bereits oben84 erfolgte Analyse der Merkmale des Auskunftsbegriffs angeknüpft werden. Denn auch alle kodifizierten Ansprüche des BGB weisen das typische Informationsgefälle auf. In den normierten Fällen wird der Partei, die ein informatorisches Defizit hat, nun dahingehend geholfen, als dass es ihr ermöglicht wird, nach Stellung einer Anfrage die entsprechenden Informationen einzuholen.85 Die Fälle kennzeichnet allesamt der Sachverhalt, dass die berechtigte und folglich schutzwürdige Partei andernfalls zwangsläufig einen Rechtsverlust hinnehmen müsste.86 So wird sichergestellt, dass bestimmte Auskünfte nicht wahllos, sondern nur unter entsprechenden Voraussetzungen erteilt werden, was an das schon beschriebene wechselseitige Schutzprinzip zwischen Auskunftsschuldner und -gläubiger anknüpft.87 3. Beispiele Die Merkmale können verdeutlicht werden, indem einige der normierten Auskunftsansprüche exemplarisch dargestellt werden.

83 Vgl. auch Haeffs, S. 86 f.; als Beispiel für einen nicht-akzessorischen Auskunftsanspruch kann der Auskunftsanspruch über die persönlichen Verhältnisse des Kindes aus § 1686 BGB angeführt werden. 84 § 2 I. 1., 2. 85 Osterloh-Konrad, S. 11. 86 Haeffs, S. 123. 87 § 2 III.; geschützt wird ebenso der Auskunftsschuldner, der nicht unzulässige Eingriffe in seine Rechtskreise hinnehmen muss, sondern nur, falls das „Auskunftsinteresse das Abschirminteresse überwiege“, vgl. auch hierfür wieder Haeffs, S. 123.

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a) Auskunftsanspruch des Mieters gegen den Vermieter, § 556g Abs. 3 S. 1 BGB Die relativ neue, am 01. 06. 2015 in Kraft getretene Vorschrift,88 unterstreicht zunächst die das Informationsgefälle überwindende Grundsituation. Der Mieter, der sich für gewöhnlich in einer schwächeren Lage befindet als der Vermieter, was die Kenntnis über die Zulässigkeit oder die konkrete Berechnung der jeweiligen Miete angeht, bekommt eine Anspruchsgrundlage an die Seite gestellt, die ihm helfen kann, diese Informationen zu erlangen. Diese Kenntniserlangung geht wiederum mit einer vorausgehenden Anfrage einher, die, wie bereits angeführt, Voraussetzung einer „Auskunft“ ist.89 Darüber hinaus dient die Norm auch dem Schutz der Rechte des Mieters, da der Anspruch ihm die Erfolgsaussichten einer Rückforderungsklage und die Überprüfung der Risiken einer teilweisen Zahlungseinstellungen ermöglichen soll.90 Ebenso wird aber auch die Rechtsposition des Vermieters geschützt, da die Vorschrift insoweit einschränkend ist, als dass er die Informationen zum einen nur zu erteilen hat, sofern dies „unschwer“ möglich ist, also wenn die mit der Informationsbeschaffung verbundenen Belastungen für den Schuldner entweder überhaupt nicht ins Gewicht fallen oder sie ihm andernfalls in Anbetracht der Gesamtumstände zumindest zumutbar sind.91 Zum anderen dürfen die Auskünfte, die der Mieter begehrt, nicht „allgemein zugänglich“ sein. Auch hier bedarf die ordnungs- und formgemäße Erteilung der Auskunft der Schriftlichkeit, wie sich aus § 556g Abs. 4 BGB ergibt; eine Pflicht hinsichtlich der Beifügung von Belegen besteht hingegen nicht.92 b) Auskunfts- und Rechnungslegungsanspruch des Auftraggebers, § 666 BGB Einen wichtigen normierten Anspruch auf Informationen stellt § 666 BGB dar. Mittels dieser Norm wird dem Auftraggeber eine umfangreiche Informationsmöglichkeit durch den von ihm Beauftragten eingeräumt.93 Auch hier weist die Beziehung der Parteien ein Informationsgefälle auf, welches sich im vorliegenden Fall auf die Ausführung des Auftrags in seinem jeweiligen Stadium bezieht. Dem Bedürfnis des Auftraggebers nach umfassender Überprüfung wird in den drei verschiedenen Möglichkeiten der Informationsbeschaffung durch § 666 BGB Rechnung getragen und umfasst – je nach Stand der Auftragsausführung – sowohl eine Benachrichtigungs-, als auch eine Auskunfts- und Informationspflicht des Beauftragten.94

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BGBl I. 2015, S. 610. S. o., § 2 I. 1. 90 Schmidt-Futterer/Börstinghaus, § 556g, Rn. 28. 91 Börstinghaus, in: Blank/Börstinghaus, Miete, § 556g, Rn. 25. 92 Schmidt-Futterer/Börstinghaus, § 556g, Rn. 34. 93 Palandt/Sprau, § 666, Rn. 1. 94 Vgl. Jauernig/Mansel, § 666, Rn. 2 ff.; Palandt/Sprau, § 666, Rn. 2 ff.: Die Benachrichtigungspflicht kann auch schon vor Beginn der Auftragsausführung bestehen, die Aus89

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Während für den jeweiligen Inhalt einer Rechenschafts- oder Auskunftspflicht nach oben verwiesen werden kann, stellt die im Gesetzestext angeordnete „Nachricht“ eine neue Begrifflichkeit dar. Sie umfasst all diejenigen Umstände, die der Beauftragte kennt und die für eine Ausführung des Auftrags hinderlich sein können, jedoch bestimmt sich der konkrete Inhalt und Umfang stets nach den Umständen des Einzelfalls.95 Während Auskunft und Rechenschaft jeweils vorausgehender Anfragen des Auftraggebers bedürfen, kann die Benachrichtigungspflicht den Beauftragten auch unaufgefordert treffen.96 § 666 BGB, auch als „Mustervorschrift“97 bezeichnet, kommt insoweit eine wichtige Stellung zu, als dass viele weitere Normen des BGB hinsichtlich Bestehen und Umfang eines Auskunftsanspruchs auf ihn verweisen.98 Des Weiteren ordnet § 666 BGB, im Gegensatz zu dem vorab vorgestellten § 556g Abs. 3 S. 1 BGB, neben der einfachen Auskunft auch die Rechnungslegung aus § 259 BGB als Rechtsfolge an. Folglich ergibt sich auch aus denjenigen Normen des BGB, die auf § 666 BGB verweisen, ein Anspruch auf Rechnungslegung. Auch der Auskunfts- und Rechnungslegungsanspruch besitzt einen wichtigen Anwendungsfall im Rahmen der Vorbereitung und der Durchsetzung weiterer Ansprüche, was sich nicht zuletzt aus der Kontrollfunktion ergibt, die dem Auftraggeber eben jene Information verschaffen soll, die er hierzu benötigt.99 Im Gegensatz zu anderen Anspruchsgrundlagen setzt § 666 BGB jedoch nicht zwingend das Bestehen eines Hauptanspruchs voraus.100 c) Auskunftsanspruch des Erben gegen den Erbschaftsbesitzer, § 2027 Abs. 1 BGB Sofern sich ein Erbschaftsbesitzer, also jemand, der sich ein ihm in Wirklichkeit gar nicht zustehendes Erbrecht anmaßt,101 im Besitz einzelner Gegenstände der Erbschaft befindet, hat der wahre Erbe das Ziel, diese von ihm herauszuverlangen, weshalb ihm der Herausgabeanspruch des § 2018 BGB zur Hand gegeben wird. Da kunftspflicht bezieht sich auf den laufenden Stand und die Rechnungslegung kann erst nach Ausführung erfolgen. 95 NK-BGB/Schwab, § 666, Rn. 3; Hk-BGB/Wiese, § 666, Rn. 3. 96 Palandt/Sprau, § 666, Rn. 2; MüKoBGB/Schäfer, § 666, Rn. 22. 97 Vgl. Stürner, S. 287, im Bezug auf die Gruppe von Auskunfts- und Informationsansprüchen innerhalb von Rechtsverhältnissen, die die Wahrnehmung und Achtung der Interessen der anderen Partei zur Pflicht haben. Der Charakter als „Mustervorschrift“ ergibt sich für ihn ferner aufgrund der Tatsache, dass dem § 666 BGB viele Vorschriften nachgebildet seien, etwa § 1698 BGB. 98 Sarres, ZEV 2008, S. 512 (512); vgl. für einen Überblick hierzu MüKoBGB/Schäfer, § 666, Rn. 3. 99 Erman/Berger, § 666, Rn. 1. 100 BGH NJW 1989, S. 1601 (1601); OLG Saarbrücken, NJW-RR 2010, S. 1333 (1334); Jauernig/Mansel, § 666, Rn. 3. 101 Vgl. den Wortlaut und die Legaldefinition des § 2018 BGB; s. auch Sarres, Rn. 122.

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er die jeweiligen Gegenstände aber für den entsprechenden Antrag klar beziffern muss,102 hat er zunächst wiederum ein Interesse daran, Informationen darüber zu erhalten, um welche Gegenstände es sich handelt. Somit muss er auch hier Auskunft verlangen, um sein Informationsdefizit zu beseitigen. Der sich hierauf richtende Auskunftsanspruch aus § 2027 Abs. 1 BGB verschafft dem Erben Auskünfte über den Bestand und über den Verbleib der Erbschaft. Diese Auskünfte muss der Erbschaftsbesitzer in Form eines Bestandsverzeichnisses gemäß § 260 Abs. 1 BGB geben.103 Das Verzeichnis muss eine übersichtliche Gesamtdarstellung beinhalten und schriftlich verfasst sein.104 Die Auskunft über den „Bestand“ umfasst den gesamten Aktivbestand des Nachlasses, einschließlich etwaiger Surrogate, Nutzungen oder Früchte.105 Der „Verbleib“ meint sowohl den örtlichen Aufenthalt der jeweiligen Gegenstände, die nicht mehr auffindbar sind, als auch Informationen über ein etwaiges Schicksal wie deren Untergang oder Verschlechterung.106 Es handelt sich also auch bei diesem Auskunftsanspruch um eine Norm, die dem Auskunftsgläubiger die Vorbereitung auf einen weiterführenden Prozess oder die Geltendmachung eines Anspruch erleichtert. Ferner handelt es sich um einen Auskunftsanspruch, der auf Rechtsfolgenseite die Auskunftserteilung durch die Erstellung eines Bestandsverzeichnisses nach § 260 Abs. 1 BGB anordnet. 4. Zusammenfassung Die vorgestellten gesetzlich normierten Auskunftsansprüche des BGB zeigen, wie die einzelnen Bestandteile des oben beschriebenen Informationsgefüges verschafft werden können. Die einzelnen beschriebenen Normen ordnen jeweils verschiedene Rechtsfolgen und somit entsprechend andere Wege der Informationsübermittlung an. Sie stehen somit stellvertretend für den gesamten Katalog der normierten Auskunftsansprüche des BGB. Überdies folgt jede der einzelnen Anspruchsgrundlagen dem übergeordneten Ziel, ein Informationsgefälle zu beseitigen und einen andernfalls, ohne Geltendmachung des Anspruchs, eintretenden Rechtsverlust zu vermeiden.

III. Richterrechtlicher Auskunftsanspruch aus § 242 BGB Wie vorangehend gezeigt, finden sich kodifizierte Auskunfts- und Informationsansprüche in vielen Bereichen des BGB. Somit kann ein breites Spektrum von Situationen, die das Erbeten einer Auskunft erfordern, abgedeckt werden. Es liegt 102 103 104 105 106

Burandt/Rojahn/Gierl, § 2018, Rn. 27; Erman/Horn, § 2018, Rn. 10. Staudinger/Raff, § 2027, Rn. 11 f.; Sarres, Rn. 149. OLG Celle, HRR 1935 Nr. 680; BeckOK/Müller-Christmann, § 2027, Rn. 5. Staudinger/Raff, § 2027, Rn. 13; Burandt/Rojahn/Gierl, § 2027, Rn. 3. MüKoBGB/Helms, § 2027, Rn. 7; Staudinger/Raff, § 2027, Rn. 17 ff.

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jedoch auf der Hand, dass die kodifizierten Anspruchsgrundlagen stets nur einen Teilbereich solcher und weiterer denkbarer Konstellationen erfassen können, was sich nicht zuletzt aus der schon zuvor107 dargelegten Bedeutung von Auskünften oder die sie verschaffenden Rechtsinstitute in einer Gesellschaft ergibt, die in ihrer Vielzahl von Rechtsverhältnissen oftmals die Abhängigkeit zum Wissen der anderen Partei zum Gegenstand hat.108 Gleichwohl wurde und wird stets betont, dass das deutsche Recht keinen „allgemeinen“ Auskunftsanspruch kenne, der für all diejenigen Gegebenheiten heranzuziehen sei, die nicht mit einem normierten Auskunftsanspruch zu erfassen sind.109 Auf diese Weise wird dem Schutz des potentiellen Auskunftsschuldners Rechnung getragen, der nicht jedwede Information grundlos preisgeben soll und sich so vor unzulässiger Ausforschung schützen kann.110 Ferner soll er nicht dem Anspruchsteller das Material verschaffen müssen, über das dieser nicht verfügt, es für seine Prozessführung oder eine Anspruchsdurchsetzung jedoch benötigt.111 Denn weder kennt das Verfahrensrecht eine allgemeine prozessuale Aufklärungspflicht einer Partei, noch kennt das materielle bürgerliche Recht eine Auskunftspflicht, die nicht auf besonderen Rechtsgründen fußt.112 Dennoch konstruiert die Rechtsprechung vor dem Hintergrund des oben Gesagten einen Auskunftsanspruch aus den Grundsätzen von Treu und Glauben. Dieser geht zurück auf eine Entscheidung des Reichsgerichts,113 das 1923114 feststellte, dass „in Fällen, in denen ein Recht auf Auskunft gegenüber dem Verpflichteten die Rechtsverfolgung in hohem Maße erleichtert, oft überhaupt erst möglich macht, […] nach den Grundsätzen von Treu und Glauben dem Berechtigten ein Anspruch auf Auskunft bei Rechtsverhältnissen zu gewähren [ist], deren Wesen es mit sich bringt, 107

Vgl. oben, § 2 III. Vgl. Gernhuber, Schuldverhältnis, § 24, III, 1; vgl. auch Soergel/Forster, § 260, Rn. 1, der zutreffend von einer „Informationsgesellschaft“ spricht. 109 RGZ 102, S. 235 (236); BGH NJW 1957, S. 669 (669); BGH NJW 1978, S. 1002 (1002), BGH NJW 1980, S. 2463 (2463 f.). 110 Vgl. hierzu Lüderitz, S. 32, der explizit von der andernfalls bestehenden Gefahr durch „Berufsneugierige“ und „Verdachtsbesessene“ spricht. 111 Dunz, NJW 1956, S. 769 (770); BGH NJW 1990, S. 3151 (3151). 112 BGH NJW 1978, S. 1002 (1002); Pfeiffer, in: jurisPK-BGB, § 242, Rn. 44; Haeffs, S. 125. Ungeachtet dessen waren Versuche, umfassendere und allgemeinere Auskunftsansprüche respektive „Informationspflichten“ auf dogmatisch und theoretisch sicheren Boden zu stellen, häufig Gegenstand von Untersuchungen, vgl. etwa beispielhaft Stürner, Beckhaus, Osterloh-Konrad. 113 Dieser Gedanke geht jedoch nur insoweit zurück auf das RG, als dass es die von Dernburg entwickelten Gedanken zuerst aufnahm und durch das Schaffen der bekannten „Formel“ der heute ständigen Rechtsprechung und vorherrschenden Meinung in der Literatur den Weg ebnete, vgl. Dernburg, § 38, I, S. 100 f. Vgl. aber auch Stürner, S. 296 f., der ausführt, dass das RG schon vor besagter Entscheidung im Wege der Vertragsauslegung eine Auskunftspflicht bejahte, falls nur auf diese Weise die Prüfung des Umfangs einer vertraglichen Leistung möglich war und das Urteil der häufig zitierten Formel demnach nicht als „Neuschöpfung des Auskunftsrechts aus Treu und Glauben“ bezeichnet werden könne. 114 RGZ 108, S. 1 (7). 108

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dass der Berechtigte entschuldbarerweise über Bestehen und Umfang seines Rechts im ungewissen, der Verpflichtete aber in der Lage ist, unschwer solche Auskunft zu erteilen“. Dieser, mittlerweile vielfach fälschlicherweise ob seiner klaren richterrechtlichen Prägung als Gewohnheitsrecht115 eingestufte, auch als „Zauberformel“116 bezeichnete Grundsatz, ist seither ständige Rechtsprechung und gewährt innerhalb seiner engen Voraussetzungen über die normierten Anspruchsgrundlagen hinaus einen Auskunftsanspruch, sofern kein kodifizierter Auskunftsanspruch in der jeweiligen Fallgestaltung einschlägig ist.117 1. Voraussetzungen Aus dem Urteilstext des Reichsgerichts lassen sich die Voraussetzungen des auf Treu und Glauben fußenden Auskunftsanspruchs ableiten: Es bedarf zur Geltendmachung des Anspruchs einer rechtlichen Sonderverbindung der Parteien, in der eine von ihnen in entschuldbarer Weise in Unkenntnis über für sie wichtige Informationen ist, während es der die Kenntnis besitzenden Partei zugemutet werden kann, die erbetenen Auskünfte zu erteilen. a) Sonderverbindung Nach dem Reichsgericht ist der Anspruch auf Auskunft nur in bestimmten „Rechtsverhältnissen“ zu gewähren. Der Grund hierfür liegt in der Norm des § 242 BGB als dogmatischer Grundlage des Auskunftsanspruchs, da ohne eine rechtliche Sonderbeziehung keine aus Treu und Glauben herzuleitenden Nebenleistungspflichten in einem Schuldverhältnis bestehen können.118 Unter den sich aus diesen Rechtsverhältnissen ergebenden Sonderverbindungen zwischen den Parteien versteht man ein rechtliches Verhältnis besonderer Qualität, dessen Wesen es mit sich bringen muss, dass Auskünfte verlangt werden können, da die Tatsache, dass jemand anderes die gewünschten Informationen besitzt, für sich noch keine Auskunftspflicht begründen kann.119 Als Beispiele für eine derartige Sonderverbindung können vertragliche Schuldverhältnisse,120 gesetzliche Schulverhältnisse,121 eine Vertragsan-

115 Vgl. nur Lorenz, JuS 1995, S. 569 (573); Gernhuber, Schuldverhältnis, § 24, III, 2; Köhler, NJW 1992, S. 1477 (1480); Staudinger/Bittner/Kolbe, § 260, Rn. 19; MüKo/BGB/ Krüger, § 260, Rn. 12; zumindest differenzierend etwa Staudinger/Looschelders/Olzen, § 242, Rn. 606 m. w. N. aus der Rspr. zu dieser Frage. 116 So Lorenz, JuS 1995, S. 569 (572). 117 Vgl. nur BGH GRUR 1987, S. 647 (647 f.); BGH NJW 1995, S. 386 (387); BGH NJW 2007, S. 1806 (1807); BGH NZA-RR 2010, S. 95 (95); LG Berlin, ZEV 2002, S. 160 (160). 118 Bork, JA 1983, S. 174 (175). 119 BGH NJW 1980, S. 2463 (2464); Haeffs, S. 128. 120 Soergel/Forster, § 260, Rn. 25; BGH LM § 242 (Be) Nr. 5. 121 BGH NJW 1995, S. 386 (387).

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bahnung,122 oder das Abwicklungsverhältnis nach einem Vertragsrücktritt123 angeführt werden. Das Erfordernis einer solchen Sonderverbindung verhindert so die uferlose Ausdehnung des auf § 242 BGB basierenden Auskunftsanspruchs und begegnet darüber hinaus der Gefahr, dass beliebige Dritte anlasslos unzulässige Ausforschungen anstellen können und auf derartige Weise ihre Neugierde befriedigen.124 Des Weiteren erfährt die Annahme einer Sonderverbindung eine Einschränkung vor dem Hintergrund der Frage, ob die Voraussetzung des mit dem Auskunftsanspruch verfolgten Hauptanspruchs wenigstens dem Grunde nach vorliegen müssen. Hier wird zwischen vertraglichen und gesetzlichen Ansprüchen unterschieden.125 Im Rahmen von vertraglichen Beziehungen der Parteien genügt bereits der Verdacht einer Vertragsverletzung beziehungsweise die überwiegende Wahrscheinlichkeit des Bestehens des Leistungsanspruchs, um den Auskunftsanspruch zu bejahen; die anspruchsbegründenden Merkmale, einschließlich einer etwaigen Pflichtverletzung müssen nicht feststehen.126 Demgegenüber erfordert der Fall des gesetzlichen Hauptanspruchs das Vorliegen sämtlicher den Anspruch begründenden Merkmale, zudem muss im Rahmen von gesetzlichen Schadensersatzansprüchen das entsprechende Verschulden feststehen.127 Jedoch lässt die Rechtsprechung im Rahmen von gesetzlichen Ansprüchen einzelfallbezogene Ausnahmen zu.128 b) Entschuldbare Unkenntnis Des Weiteren erfordert ein sich aus § 242 BGB ergebender Auskunftsanspruch das Vorliegen der entschuldbaren Unkenntnis des Anspruchsstellers. Diese bezieht sich auf dessen Unkenntnis über das Bestehen oder den Umfang seines Rechts, während er die notwendigen Informationen zu deren Überwindung nicht auf eigene Weise beschaffen kann.129 Diese gegebenenfalls bestehende Möglichkeit darf der Anspruchssteller nicht schuldhaft versäumt haben;130 vielmehr muss er alle für die

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BGH LM § 242 (Be) Nr. 23. BayObLGZ 94, S. 12 (21). 124 BeckOK/Lorenz, § 260, Rn. 10; Kentgens, S. 37. 125 Vgl. MüKoBGB/Krüger, § 260, Rn. 15 ff.; Palandt/Grüneberg, § 260, Rn. 6; Haeffs, S. 129 ff. 126 BGH NJW 2002, S. 3771 (3771); BGH NJW 2014, S. 155 (155); BeckOK/Lorenz, § 260, Rn. 12. 127 BGH NJW-RR 1987, S. 1296 (1296); BGH NJW 1990, S. 1358 (1358); Staudinger/ Bittner/Kolbe, § 260, Rn. 19a; Soergel/Forster, § 260, Rn. 26. 128 Vgl. für einen Überblick hierzu MüKoBGB/Krüger, § 260, Rn. 16 f. sowie Soergel/ Forster, § 260, Rn. 26. 129 Erman/Artz, § 260, Rn. 3; Palandt/Grüneberg, § 260, Rn. 7; BGH WM 1971, S. 1196 (1196). 130 Stürner, S. 338; BGH NJW 1990, S. 1358 (1358); BeckOK/Lorenz, § 260, Rn. 16. 123

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Informationsgewinnung erforderlichen Anstrengungen unternommen haben.131 Die Beschaffung muss für den Anspruchssteller jedoch auch zumutbar gewesen sein, was in der entsprechenden Situation einer konkreten Entscheidung des Einzelfalls bedarf.132 c) Zumutbarkeit der Auskunftserteilung Schließlich muss die Erteilung der Auskunft ebenso für den Verpflichteten zumutbar sein. Er muss demnach unschwer in der Lage sein, die erbetene Auskunft zu erteilen.133 Maßgeblich ist, ob der mit der Beschaffung verbundene Arbeitsaufwand des Verpflichteten vertretbar erscheint.134 Bei einem enorm hohen Erbringungsaufwand kann der Anspruchssteller unter Umständen die Kosten der Beschaffung auferlegt bekommen.135 Vor dem Hintergrund des Gesagten gilt es folglich, das Auskunftsinteresse des Anspruchsstellers gegen den Arbeitsaufwand, aber auch gegen legitime Geheimhaltungsinteressen des Verpflichteten abzuwägen.136 Des Weiteren erforderlich ist eine Abwägung zwischen der Schwere der Rechtsverletzung und dem zu erbringenden Aufwand.137 2. Beispielfälle Da, wie gezeigt, seit knapp einhundert Jahren Ansprüche auf die Formel des Reichsgerichts gestützt werden, ist das Angebot beispielhaft anzuführender Urteile nahezu unerschöpflich.138 Es kann hier also nur beispielhaft angedeutet werden, in welchen Situationen die Gerichte über die normierten Ansprüche hinaus einen entsprechend hergeleiteten Auskunftsanspruch zugebilligt haben. So steht zum Beispiel im Bereich des Erbrechts einem Miterben gegenüber einem Hoferben ein aus § 242 BGB folgender Auskunftsanspruch zu, um ihm gegenüber seinen Abfindungsanspruch berechnen zu können.139 Ferner wird auf diese Weise Patienten gegenüber Krankenhäusern oder Ärzten ein Auskunfts- und Einsicht-

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Soergel/Forster, § 260, Rn. 29. BGH NJW 1973, S. 1876 (1876 f.); Palandt/Grüneberg, § 260, Rn. 8; Haeffs, S. 140. 133 BGH NJW 2007, S. 1806 (1808); BeckOK/Lorenz, § 260, Rn. 17; MüKoBGB/Krüger, § 260, Rn. 20. 134 BGH NJW 2000, S. 3777 (3779); Palandt/Grünerberg, § 260, Rn. 8. 135 BGH NJW 1990, S. 180 (180). 136 BGH NJW 2000, S. 3777 (3779); BGH NJW 2014, S. 381 (382); Staudinger/Bittner/ Kolbe, § 260, Rn. 21. 137 BGH NJW 1986, S. 1244 (1245). 138 Für den Versuch einer umfangreichen Betrachtung hierzu vgl. aber etwa OsterlohKonrad, S. 121 ff. 139 BGH NJW 1984, S. 2831 (2835). 132

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Erster Teil

nahmerecht in die ihre Behandlung betreffenden Krankenunterlagen ermöglicht.140 Ebenfalls besteht im Rahmen des Wettbewerbsrechts ein Anspruch aus Treu und Glauben auf Auskunft über diejenigen Personen, gegenüber denen der Anspruchsgegner ehrverletzende, unwahre und somit kreditschädigende Äußerungen getätigt hat, damit der Betroffene den Zustand beseitigen kann.141 Des Weiteren kann sich der vertraglich am Umsatz beteiligte Arbeitnehmer im Rahmen einer Auskunftsklage gegen den Arbeitgeber auf einen Anspruch aus § 242 BGB berufen, um Informationen über eingegangene Aufträge in seinem Auftragsgebiet zu erhalten.142 Und schließlich kommt dem Auskunftsanspruch aus § 242 BGB aus Sicht des Schadensersatzgläubigers überragende Bedeutung im Rahmen der Vorbereitung entsprechender Schadensersatzansprüche zu.143 Demgegenüber besteht, wie bereits angedeutet, kein allgemeiner Auskunftsanspruch des Klägers, der der Gewinnung von Beweismitteln dienen soll.144 Überdies scheitern derartige Auskunftsansprüche etwa aus Gründen der Zumutbarkeit, sofern sie darauf gerichtet sind, einen Dritten einer Straftat zu bezichtigen,145 oder mangels einer tauglichen Sonderverbindung, sofern die Erben gegenüber dem Finanzamt Auskünfte aus der Erbschaftssteuerakte fordern.146 Darüber hinaus kann ein derartiger Anspruch an der rechtlichen Unmöglichkeit gemäß § 275 Abs. 1 BGB scheitern, sofern der Auskunftserteilung anderweitige Rechtsverbote entgegenstehen.147 Ebenfalls können Auskunftsansprüche aufgrund beruflicher Schweigepflichten ausgeschlossen sein, was etwa die Berufsgruppen der Steuerberater, Ärzte, Anwälte oder Notare betreffen kann. Hier ist jedoch dahingehend zu differenzieren, in wessen Interesse die mutmaßliche Schweigepflicht besteht: Nur sofern die betreffende Schweigepflicht die Interessen eines Dritten schützt, kann sich der Anspruchsgegner gegenüber dem Anspruchssteller auf die Schweigepflicht berufen.148

140 BGH NJW 1983, S. 328 (328); vgl. zu dem Recht auf Einsicht in Krankenunterlagen auch ausführlich Peter. 141 BGH MDR 1962, S. 393 (393). 142 BAG NZA 2001, S. 1093 (1093). 143 BGH NJW 1982, S. 1807 (1807); BGH NJW 1990, S. 1358 (1358); BGH GRUR 2010, S. 1090 (1091 ff.); BGH MMR 2011, S. 45 (45 ff.). 144 Vgl. auch BGH NJW 1970, S. 751 (751 f.). 145 BGH GRUR 1976, S. 367 (368). 146 BFH NJW-RR 2010, S. 1160 (1161). 147 Vgl. BGH GRUR 2014, S. 902 (903): Hier scheiterte die Auskunftserteilung des Betreibers einer Internetplattform zur Bewertung von Ärzten über die Anmeldedaten der Nutzer an der Vorschrift des § 12 Abs. 2 TMG. 148 OLG Karlsruhe RDG 2007, S. 25 (26 f.); anders jedoch, sofern der von der Schweigepflicht umfasste Interessenkreis derjenige des Anspruchsstellers selbst ist, vgl. OLG Hamburg MDR 1964, S. 672 (672); vgl. auch MüKoBGB/Krüger, § 259, Rn. 33 f.; BeckOK/Lorenz, § 259, Rn. 20.

§ 3 Funktion und Systematik zivilrechtlicher Auskunftsansprüche

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3. Zusammenfassung Zusammenfassend betrachtet ergibt sich zunächst aufgrund der Vielzahl von möglichen Fallgestaltungen, in denen der Auskunftsanspruch aus Treu und Glauben einschlägig sein kann, der Eindruck, dass es, entgegen der angeführten ständigen Rechtsprechung und herrschenden Meinung im Schrifttum, doch einen allgemeinen Auskunftsanspruch gibt, der dem Anspruchssteller jedwede Information verschaffen kann. Auch wenn er in nahezu jedem zivilrechtlichen Bereich Anwendung finden kann, so ist er doch an enge Voraussetzungen geknüpft, die, wie die vorab dargelegten Beispiele zeigen, eine uferlose Ausdehnung verhindern und gleichzeitig die Interessen der jeweiligen Parteien in einen angemessenen Ausgleich bringen können.149 Da er zu den kodifizierten Ansprüchen in einem subsidiären Verhältnis steht, ergibt sich für den Anspruch eine Art ergänzende Stellung für die Situationen, die über die gesetzlich geregelten Fälle hinausgehen.150

IV. Der Auskunftsanspruch im gerichtlichen Verfahren Wie bereits oben151 angesprochen, stellt die Sachverhaltsaufklärung einen enorm wichtigen Anwendungsbereich für Auskunftsansprüche dar, da der Anspruchsgläubiger in vielen Fällen Informationen zur Durchsetzung weiterführender Ansprüche und somit zur Geltendmachung seiner ihm zustehenden Rechte benötigt. Etwa die Kenntnis über den gesamten Umfang eines auf Geldzahlung gerichteten Anspruchs wird jedoch auch vor dem Hintergrund prozessualer Grundsätze interessant. Deshalb soll anhand dieses außerordentlich wichtigen Beispiels für die Praxis aufgezeigt werden, wie eine Vielzahl der Ansprüche auf Auskunftserteilung gerichtlich geltend gemacht wird und welche prozessualen Besonderheiten hierbei aufzuzeigen sind. Den Ausgangspunkt jeglicher prozessualer Überlegungen legt zunächst die sich aus § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO ergebende zwingende Bestimmtheit des Klageantrags fest. Hiernach muss der Kläger eindeutig angeben, was genau er begehrt, damit so der Streitgegenstand bestimmt werden kann.152 Der Kläger weiß jedoch oftmals nicht, in welchem Umfang ihm genau etwas zusteht und kann somit seinen Anspruchsumfang nicht hinreichend genug bestimmen. Infolgedessen läuft er bei ungenauem Klageantrag Gefahr, dass sein Antrag als unbegründet abgewiesen werden muss; ebenso 149 Kritisch hierzu aber Beckhaus, S. 62, der eine unterschiedliche Handhabung der Tatbestandsmerkmale in den jeweiligen Rechtsgebieten feststellt und überdies bemängelt, dass sich die Rechtsprechung generell mehr an den Interessen der Partei mit dem Informationsdefizit orientiere. 150 Haeffs, S. 152. 151 § 2 III. 152 Thomas/Putzo/Seiler, Einl. II, Rn. 15; abermals Seiler a. a. O., § 253, Rn. 11 ff.; Braun, ZPO, S. 441.

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Erster Teil

bestehen Gefahren bei zu niedriger oder zu hoher Leistungsbezifferung.153 Daraus folgend böte es sich aus Perspektive des Klägers an, diesen Informationsmangel unter Zuhilfenahme der vorgestellten oder weiteren Auskunftsansprüche zu beseitigen, um anschließend den zweiten Antrag, so gesehen den „eigentlichen“ Anspruch, genau beziffern zu können. Dem Vorgehen mit zwei isolierten Verfahren stehen jedoch entsprechende Risiken entgegen. Zum einen erhöht das Verfolgen von zwei oder mehreren getrennten Ansprüchen die zu tragenden Kosten.154 Ferner nimmt jeder einzelne Prozess Zeit in Anspruch und verlängert die Dauer bis zur Entscheidung des letzten Prozesses.155 Diese Gefahren können mit einer Stufenklage aus § 254 ZPO umgangen werden. Sie verbindet die einzelnen selbständigen Ansprüche „stufenweise“ zu einer einheitlichen Leistungsklage.156 Auf erster Stufe wird ein Antrag auf Auskunftserteilung, Rechnungslegung oder Vorlage eines Bestandsverzeichnisses gestellt, um all jene Informationen zu erhalten, die notwendig für eine den Anforderungen von § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO entsprechende Klageerhebung wären.157 Hieran knüpft sich auf einer weiteren Stufe gegebenenfalls ein Anspruch auf Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung an, zum Beispiel aus §§ 259 Abs. 2, 260 Abs. 2 BGB.158 Auf dritter und letzter Stufe folgt schließlich – unabhängig vom Vorliegen eines Antrags auf eidesstattliche Versicherung159 – der Anspruch etwa auf Zahlung oder Herausgabe, eben jener Anspruch, der zunächst noch nicht konkret bezeichnet war und folglich nicht den Voraussetzungen des § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO genügt hätte.160 Die sich hieraus ergebenden Vorteile sprechen klar für den, der die Auskunft verlangt. Er kann mehrere notwendige Ansprüche miteinander zu einem Klageantrag verbinden und spart somit Zeit und Prozesskosten.161 Überdies entbindet ihn die Stufenklage von den Voraussetzungen des § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO.162 Die wohl wichtigste Funktion der Stufenklage liegt jedoch in der Tatsche, dass alle Ansprüche sofort rechtshängig werden. Folglich hemmt die Erhebung der Stufenklage die Verjährung des noch unbestimmten Klageanspruchs der letzten Stufe.163 Andernfalls 153 154 155 156

(507). 157

Braun, ZPO, S. 445; für etwaige Beispiele vgl. Schäuble, JuS 2011, S. 506 (507). Sarres, ZEV 2015, S. 75 (76 f.). Braun, ZPO, S. 445. Hk-ZPO/Saenger, § 254, Rn. 1; Adolphsen, § 8, Rn. 14; Schäuble, JuS 2011, S. 506

MüKoZPO/Becker-Eberhard, § 254, Rn. 9; Lüke, JuS 1995, S. 143 (145). Thomas/Putzo/Seiler, § 254, Rn. 3; Bernreuther, JA 2001, S. 490 (490). 159 Vgl. Lüke, JuS 1995, S. 143 (144): Die Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung ist kein notwendiger Bestandteil der Stufenklage. 160 Hk-ZPO/Saenger, § 254, Rn. 7; Braun, ZPO, S. 446; Knittel/Birnstengel, Rn. 1. 161 Lüke, JuS 1995, S. 143 (144); Schäuble, JuS 2011, S. 506 (507); Knittel/Birnstengel, Rn. 1. 162 Thomas/Putzo/Seiler, § 254, Rn. 1; Sarres, ZEV 2015, S. 75 (77). 163 MüKoZPO/Becker-Eberhard, § 254, Rn. 3; Adolphsen, § 8, Rn. 14; BGH NJW-RR 1995, S. 513 (513); Schäuble, JuS 2011, S. 506 (507). 158

§ 3 Funktion und Systematik zivilrechtlicher Auskunftsansprüche

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könnte der Kläger vor dem Problem stehen, dass etwa sein Zahlungsanspruch verjährt ist, bevor er mittels der isoliert verfolgten Klage auf Auskunftserteilung die Informationen erhalten konnte, um den Zahlungsanspruch korrekt beziffern zu können. Dies verdeutlicht die enorme Bedeutung der Stufenklage aus § 254 ZPO im Kontext zivilrechtlicher Auskunftsansprüche.

Zweiter Teil § 4 Familienrechtliche Auskunftsansprüche I. Untersuchung der gesetzlich normierten Auskunftsansprüche des BGB Die bis hierhin erfolgten Ausführungen waren bewusst allgemein gehalten, da sie als Grundlage für die folgenden Ausführungen des zweiten Teils der Arbeit dienen müssen. Es sollen nun die Auskunftsansprüche des vierten Buchs des BGB und die sich hieraus ergebenden Situationen und Verhältnisse untersucht werden. Dies erfordert eine dogmatische Bestandsaufnahme, mit dem Ziel, die sie verbindenden Grundsätze abzuleiten. 1. Auskunftsanspruch im Rahmen des Zugewinnausgleichs, § 1379 BGB Mangels anderweitiger Regelungen, die durch einen Ehevertrag getroffen wurden, lebt die weit überwiegende Anzahl1 der Ehepaare im gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft, welche in den §§ 1363 – 1390 BGB geregelt ist. Der für die hiesige Gesellschaft bislang zentrale und wohl auch in Zukunft wichtigste2 Güterstand stellt im Ergebnis eine Gütertrennung dar (wie sich nicht auch zuletzt aus § 1363 Abs. 2 S. 1 BGB ergibt),3 jedoch mit einem im Falle des Scheiterns der Ehe stattfindenden Ausgleich der während des Bestehens des Güterstands hinzugewonnenen Vermögenswerte.4 Basis hierfür ist die Charakterisierung der Ehe als eine auf Lebenszeit angelegte, von Gleichberechtigung geprägte solidarische Gemeinschaft.5 Nach § 1364 BGB und nicht zuletzt durch die im Grunde genommen bestehende Gütertrennung, ergibt sich für die Ehegatten innerhalb der bestehenden 1

Im internationalen Vergleich hat das deutsche Modell der Zugewinngemeinschaft jedoch bislang wenig Nachahmer gefunden, was nicht zuletzt den Traditionen der jeweiligen Nationen geschuldet sei, vgl. Braeuer, Rn. 7; generell hierzu Becker, ZRP 2010, S. 233 ff. 2 Sehr deutlich hierzu Rakete-Dombek, FPR 2009, S. 270 (270): „Der gesetzliche Güterstand wird auch weiterhin der vorrangige Güterstand sein.“, während sie die Wahl zwischen Gütergemeinschaft und Gütertrennung als eine „Wahl zwischen Pest und Cholera“ bezeichnet, wobei von ersterer ohnehin kaum noch Gebrauch gemacht werde. 3 Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1947); Löhnig, JA 2015, S. 641 (641). 4 MüKoBGB/Koch, § 1363, Rn. 6 f.; Staudinger/Thiele, § 1363, Rn. 3; BGH NJW 1989, S. 1920 (1921); Meyer-Wehage, NZFam 2016, S. 1057 (1057). 5 BGH FamRZ 1979, S. 905 (905); Büte, Zugewinnausgleich, Rn. 2; Brudermüller, FamRZ 2009, S. 1185 (1185).

§ 4 Familienrechtliche Auskunftsansprüche

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Zugewinngemeinschaft die eigenständige Verwaltung ihrer jeweiligen Vermögensgegenstände und -massen.6 Hieraus folgt eine nur eingeschränkte Informationsmöglichkeit über das Vermögen des jeweils anderen Ehepartners. Erst bei schon beendeter oder sich dem Ende zuneigender Zugewinngemeinschaft ergeben sich aus dem BGB den gesetzlichen Güterstand betreffende mögliche Anspruchsgrundlagen zur Informationsgewinnung durch § 1379 BGB. a) Anwendungsbereich Damit die Norm zur Anwendung gelangen kann, ist es zunächst Voraussetzung, dass zwischen den Parteien einst eine Ehe geschlossen wurde und sie anschließend im gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft gelebt haben. Die Länge des Zeitraums der Ehe oder die Gründe der Trennung sind für einen gegebenenfalls in Betracht kommenden Ausschluss des Anspruchs nicht maßgeblich.7 Vorausgesetzt wird nun zum einen, dass der Güterstand beendet wurde, § 1379 Abs. 1 S. 1 BGB. Dies erfolgt in den meisten Fällen durch einen rechtskräftigen Scheidungsbeschluss, § 1564 S. 2 BGB oder aber etwa auch durch den Beschluss der Eheaufhebung, § 1313 S. 2 BGB, den rechtskräftigen Beschluss auf vorzeitigen Zugewinnausgleich nach § 1388 BGB oder den Abschluss eines Ehevertrags, also der Vereinbarung eines neuen Güterstandes.8 Des Weiteren kann der Anspruch zur Anwendung gelangen, sofern ein Ehegatte die Scheidung gemäß § 1564 S. 1 BGB beantragt hat, wie sich ebenfalls aus § 1379 Abs. 1 S. 1 BGB ergibt, oder die Aufhebung der Ehe beantragt hat, § 1313 S. 1 BGB. Die tatbestandlichen Voraussetzungen sind ebenfalls erfüllt, sobald ein Ehegatte die vorzeitige Aufhebung der Zugewinngemeinschaft gemäß § 1386 BGB beantragt hat, entweder mit oder ohne vorzeitigen Ausgleich des erzielten Zugewinns nach § 1385 BGB. Und schließlich besteht der Anspruch gemäß § 1379 Abs. 2 S. 1 BGB, sofern die Ehegatten getrennt im Sinne des § 1567 BGB leben. Die drei zuletzt genannten Anspruchsvoraussetzungen, die die vorzeitigen Aufhebungen der Zugewinngemeinschaft und das Getrenntleben betreffen, wurden erst im Rahmen der letzten grundlegenden Änderung, die zum 01. 09. 2009 in Kraft trat, in das Gesetz mit aufgenommen.9 Schließlich darf der potentielle Ausgleichsanspruch nicht von vornherein ausgeschlossen sein. Sofern 6 Bamberger/Roth/Siede, § 1363, Rn. 8; Grandel/Stockmann/Caspary, Zugewinngemeinschaft, Rn. 1; vgl. für Ausnahmen vom Grundsatz der Selbstverwaltung auch NK-BGB/Gruber/ Holzapfl-Jordan, § 1364, Rn. 1 f. 7 Jauernig/Budzikiewicz, § 1379, Rn. 2. 8 Bergschneider, FamRZ 2009, S. 1713 (1714); Bamberger/Roth/Cziupka, § 1379, Rn. 5; Giers, NZFam 2015, S. 843 (843 f.). 9 Vgl. das „Gesetz zur Änderung des Zugewinnausgleichs- und Vormundschaftsrechts“ vom 6. Juli 2009, BGBl. I 2009, S. 1696 ff.; vgl. generell zur Thematik der Gesetzesänderungen auch Heiß, FamFR 2009, S. 1 (2 ff.); vgl. kritisch zu den dort geschaffenen Neuregelungen den § 1379 BGB betreffend Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1952); ähnlich auch Kogel, FamRZ 2015, S. 369 (370), der in Bezug auf die Neuregelungen in § 1379 BGB insoweit von einer „juristische[n] babylonische[n] Sprachverwirrung“ spricht.

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Zweiter Teil

offensichtlich ist, dass der vermeintliche Auskunftsverpflichtete als Anspruchsgegner keinerlei Zugewinn erzielt hat, kann auch der aus § 1379 BGB folgende Auskunftsanspruch nicht begründet sein.10 b) Inhalt Der Umfang der sich aus § 1379 BGB ergebenden Ansprüche wurde durch die Reform des Zugewinnausgleichsrechts erheblich erweitert. Bis zur Neufassung der Vorschrift bestand ein Auskunftsanspruch nur hinsichtlich des Endvermögens, wohingegen die Norm seit 2009 allgemeiner gehalten ist und Auskünfte nun generell über „das Vermögen“ gewährt, sofern sie zur „Berechnung von Anfangs- und Endvermögen maßgeblich“ sind, § 1379 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 BGB. Von dieser weiten Formulierung umfasst ist nunmehr auch die Auskunft über das Anfangsvermögen,11 welche vorher nicht einmal unter Rückgriff auf § 242 BGB gewährt wurde.12 Darüber hinaus erstreckt sie sich nun auch auf einen etwaigen privilegierten Erwerb nach § 1374 Abs. 2 BGB als dem Anfangsvermögen hinzuzurechnende Vermögenswerte,13 wie auch auf illoyale Vermögensminderungen im Sinne des § 1375 Abs. 2 BGB, die der andere gegebenenfalls getätigt hat.14 Somit bezieht sich § 1379 BGB inhaltlich auf all diejenigen vermögensrechtlichen Informationen, die zur Berechnung des Zugewinnausgleichsanspruchs relevant sind. Hieran anknüpfend weist die Norm, ebenfalls seit der Reform 2009, in ihrem zweiten Absatz einen weiteren Auskunftsanspruch bezüglich des Vermögens im Zeitpunkt der Trennung auf, um den Zeitraum der Trennungsphase bis hin zu den Berechnungszeitpunkten der §§ 1376, 1384, 1387 BGB informatorisch erfassen zu können,15 § 1379 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BGB. Weitere, über die für die Berechnung des Endvermögens maßgeblichen Stichtage hinausgehenden Vermögensverschiebungen werden von dem Auskunftsanspruch hingegen nicht erfasst.16 Des Weiteren können einem möglichen Auskunftsinteresse die schutzwürdigen Belange Dritter, anderweitige Geheimhal-

10

OLG München NJW 1969, S. 881 (882); Jauernig/Budzikiewicz, § 1379, Rn. 2. Als Folgeänderung zu § 1374 BGB, vgl. Bamberger/Roth/Cziupka, § 1379, Rn. 6; BTDrucks. 16/10798, S. 18. 12 Vgl. zur Rechtslage vor der Reform Hartung, MDR 1998, S. 508 (508, 511) m. w. N. 13 Johannsen/Henrich/Althammer/Kohlenberg, § 1379, Rn. 2; Bergschneider, FamRZ 2009, S. 1713 (1717); Braeuer, FamRZ 2010, S. 773 (774). 14 Palandt/Siede, § 1379, Rn. 2; BGH FamRZ 2012, S. 1785 (1785); Gernhuber/CoesterWaltjen, § 35, Rn. 48; Giers, NZFam 2015, S. 843 (844). 15 Büte, NJW 2009, S. 2776 (2779); Johannsen/Henrich/Althammer/Kohlenberg, § 1379, Rn. 1. Vgl. zu dem sich für die Praxis in diesem Fall ergebenden Problemen über die Feststellung des genauen Trennungszeitpunkts, sofern dieser zwischen den Parteien streitig ist Knoop, NJW-Spezial 2015, S. 196 (196 f.). 16 MüKoBGB/Koch, § 1379, Rn. 12 f.; vgl. auch mit Beispielen Jüdt, FuR 2013, S. 187 (193). 11

§ 4 Familienrechtliche Auskunftsansprüche

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tungsinteressen oder das tatsächliche Nichtwissen des Anspruchsgläubigers entgegenstehen oder Ansprüche zumindest teilweise einschränken.17 Die Erfüllung des Auskunftsanspruchs ergibt sich durch Vorlage eines geordneten und übersichtlichen Bestandsverzeichnisses im Sinne des § 260 Abs. 1 BGB, in dem sich alle Aktiva und Passiva des Auskunftsschuldners am jeweiligen Stichtag auffinden.18 Die Anforderungen an Ordnung und Übersichtlichkeit sind aufgrund der Tatsache von Bedeutung, dass es dem Anspruchsgläubiger möglich sein muss, die eventuelle Zugewinnausgleichsforderung berechnen zu können; ferner muss es Gegenstand einer eidesstattlichen Versicherung nach § 260 Abs. 2 BGB werden können.19 Hierzu kann der Gläubiger nach § 1379 Abs. 1 S. 3, Hs. 1 BGB verlangen, bei der Erstellung des Verzeichnisses hinzugezogen zu werden, oder dass es gemäß § 1379 Abs. 1 S. 4 BGB durch offizielle Stellen, etwa Behörden oder Notare aufgenommen wird. Weitere Kontrollmöglichkeiten für den jeweiligen Anspruchsgläubiger ergeben sich aus dem Wertermittlungsanspruch aus § 1379 Abs. 1 S. 3, Hs. 2 BGB, vor allem aber durch die Pflicht zur Belegvorlage auf Verlangen, § 1379 Abs. 1 S. 2 BGB. Hierdurch sollen Rechtsstreitigkeiten entweder ganz vermieden werden, oder andernfalls die Angaben des Anspruchsgegners verifiziert werden können, bevor Ansprüche gerichtlich geltend gemacht werden.20 In prozessualer Hinsicht können die sich aus § 1379 BGB ergebenden Auskunftsansprüche isoliert als Familiensache im Sinne des § 111 FamFG, oder aber mittels der Stufenklage in Verbindung mit dem noch nicht näher bezifferten Zugewinnausgleichsanspruch geltend gemacht werden.21 Da es sich aber um ein Verfahren vor dem Familiengericht handelt, wird gemäß § 113 Abs. 5 Nr. 2 FamFG von einem Stufenantrag gesprochen, § 113 Abs. 1 S. 2 FamFG i. V. m. § 254 ZPO.22 c) Normzweck Der Gläubiger macht den Anspruch zunächst geltend, um Kenntnis über die Vermögenslage des jeweils anderen zu erlangen. Dies erfolgt, um einen entsprechenden Anspruch auf Zugewinnausgleich genau beziffern zu können. Der Aus17 Soergel/Kappler-Kappler, § 1379, Rn. 24; Bamberger/Roth/Cziupka, § 1379, Rn. 23; MüKoBGB/Koch, § 1379, Rn. 6 f. 18 Palandt/Siede, § 1379, Rn. 9; OLG Brandenburg FamRZ 2007, S. 285 (285); Reetz, DNotZ 2009, S. 826 (837); Giers, NZFam 2015, S. 843 (845). 19 Johannsen/Henrich/Althammer/Kohlenberg, § 1379, Rn. 7; MüKoBGB/Koch, § 1379, Rn. 25; OLG Hamm FamRZ 1979, S. 1012 (1013). 20 Bamberger/Roth/Cziupka, § 1379, Rn. 20; Jaeger, FPR 2012, S. 91 (95). 21 Durch die Verbindung entstehen ebenso die schon oben erläuterten Vorteile des Stufenklage, wie etwa die Verjährungshemmung, vgl. NK-BGB/Löhnig, § 1379, Rn. 13 f.; Johannsen/Henrich/Althammer/Kohlenberg, § 1379, Rn. 17; Gernhuber/Coester-Waltjen, § 35, Rn. 47. 22 Dies gilt ebenso für alle weiteren prozessualen Darstellungen der noch zu erläuternden Ansprüche.

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Zweiter Teil

kunftserteilung im Rahmen des § 1379 BGB kommt folglich die Funktion zu, den Anspruchssteller in den Stand zu setzen, sich über das generelle Bestehen und die gegebene Höhe einer Ausgleichsforderung zu informieren.23 Da die Ansprüche aber sowohl dem Ausgleichsberechtigten als auch dem -verpflichteten zustehen, steht dieser Zweck in einer Wechselbeziehung, da beide Seiten die Vermögenslagen des anderen Teils beziffern können. Ein Element des Normzwecks von § 1379 BGB ist also das Erleichtern und Ermöglichen der Durchsetzung weitergehender Ansprüche. Folglich weist die Vorschrift den Zweck der Durchsetzungshilfe auf. Ebenso kommt der Auskunft im gegebenen Rahmen aber auch die Möglichkeit zu, Rechtsstreitigkeiten erst gar nicht aufkommen zu lassen.24 Denn sofern eine Auskunft gemäß § 1379 BGB erteilt wird, kann die erlangte Information genutzt werden, um die eigenen Chancen auf Zugewinnausgleich besser einschätzen zu können und gegebenenfalls zu dem Ergebnis zu gelangen, dass ein Anspruch auf Zugewinnausgleich gar nicht besteht. So können durch die Norm unnötige weil erfolglose Anträge beim Familiengericht mitunter ganz vermieden werden, weshalb der Vorschrift auch eine Vermeidungsfunktion zukommt. Ein weiterer wichtiger Aspekt stellt der Gläubigerschutz dar. Wie beschrieben, erfuhr § 1379 BGB durch die Reform im Jahre 2009 eine enorme Erweiterung seines Inhalts. Durch die Möglichkeit, gegebenenfalls erfolgte Vermögensverschiebungen im Zeitraum der Trennung generell oder illoyale Vermögensminderungen nach § 1375 Abs. 2 BGB aufzudecken, wird es dem andernfalls informatorisch unterlegenen Anspruchssteller nun möglich gemacht, diese nachzuvollziehen. Seine Rechte werden folglich gestärkt und er erhält im Falle des Ausgleichs den korrekten Betrag. Mithin besteht auch eine Schutzfunktion. Mit dem Schutz des Gläubigers einher gehen auch seine Möglichkeiten, die erteilten oder noch zu erteilenden Auskünfte zu überprüfen. Es wurden vorab die Möglichkeiten aus § 1379 Abs. 1 S. 2, 3, 4 BGB dargestellt, Belege einzufordern, bei der Erstellung des Bestandsverzeichnisses zugegen zu sein, den Wert einzelner Vermögensgegenstände ermitteln zu lassen oder das Verzeichnis von beispielsweise einer zuständigen Behörde erstellen zu lassen. Dies verschafft dem Anspruchssteller einen umfassenden Katalog von Kontroll- und Überprüfungsmöglichkeiten.25 Somit besteht in Form der Kontrollfunktion ein weiteres wesentliches Element des Zwecks von § 1379 BGB. Als letzter Teil des Zwecks des Anspruchs erscheint der sich aus ihm ergebende Ausgleich vorher bestehender, im Wesen der Zugewinngemeinschaft wurzelnder Informationsdefizite der Ehegatten. In einer intakten Ehe im gesetzlichen Güterstand sind, wie angeführt, die Möglichkeiten, Einblicke in die Vermögensverhältnisse des anderen zu erhalten, erheblich eingeschränkt. Mag dies bei bestehender Zuge23

Soergel/Kappler-Kappler, § 1379, Rn. 2; Gernhuber/Coester-Waltjen, § 35, Rn. 47. In diese Richtung auch Büte, Zugewinnausgleich, Rn. 270. 25 Bezüglich der Kontrollmöglichkeit durch eine Belegvorlage wieder Büte, Zugewinnausgleich, Rn. 270. 24

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winngemeinschaft wenig Auswirkungen haben, ändert sich dies jedoch bei deren Scheitern. Sofern ein Ehegatte umfassenderen Einblick in den Vermögensbestand hätte, könnte er sich ob des Bestehens eines Ausgleichsanspruchs auch ohne einzuholende Auskunft sicher, oder zumindest sicherer sein. Da ihm diese Informationen aber während der existenten Zugewinngemeinschaft aufgrund eigenständiger Vermögensverwaltung nicht zustehen, wird dieses Informationsdefizit nachträglich durch das Bestehen des Anspruchs aus § 1379 BGB ausgeglichen. Somit bleiben die Normzwecke der Durchsetzungshilfe, der Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten, des Gläubigerschutzes, der Kontrollfunktion sowie des Ausgleichs etwaiger Informationsdefizite festzuhalten. 2. Auskunftsanspruch bei bestehender Gütergemeinschaft, § 1435 S. 2 Fall 2 BGB Im Gegensatz zu Gütertrennung und Zugewinngemeinschaft findet bei Eintritt der Gütergemeinschaft eine Vereinigung der beiden jeweiligen Vermögensmassen der Ehegatten zu einem Gesamthandsvermögen, dem sogenannten Gesamtgut im Sinne des § 1416 BGB statt. Zum Gesamtgut zählen all diejenigen Vermögenswerte und -gegenstände, die die Ehegatten mit in die Ehe bringen, aber auch das gesamte Vermögen, das sie während der Dauer der bestehenden Gütergemeinschaft erwirtschaften.26 Wie sich ferner aus § 1416 Abs. 2 BGB ergibt, erfordert dies keine rechtsgeschäftliche Übertragung, sondern vollzieht sich im Wege einer Universalsukzession.27 Ausnahmen von dem gemeinschaftlichen Vermögen stellen lediglich das Sondergut des § 1417 BGB sowie das in § 1418 verortete Vorbehaltsgut dar. Beim Sondergut handelt es sich um die Gegenstände, die nicht durch Rechtsgeschäft übertragen werden können, § 1417 Abs. 2 BGB, also etwa nicht abtretbare Forderungen oder höchstpersönliche Rechte wie beschränkt persönliche Dienstbarkeiten.28 Das Vorbehaltsgut schließt diejenigen Gegenstände vom Gesamtgut aus, die entweder durch den Ehevertrag hierzu erklärt worden sind, die ein Ehegatte von Todes wegen oder per unentgeltlicher Zuwendung durch einen Dritten erwirbt, sofern beide Seiten bestimmt haben, dass es sich bei dem Erwerb um Vorbehaltsgut handeln soll, oder die kraft Surrogation in das Vorbehaltsgut fallen.29 Da im Rahmen der Gütergemeinschaft die Verschmelzung zu einem gemeinschaftlichen Vermögen der Ehegatten im Zentrum steht, stellen sich Fragen nach der Haftung des Gesamtguts für Verbindlichkeiten der Ehegatten, also vor allem auch dahingehend, ob und wie ein Ehegatte durch vereinbarte Gütergemeinschaft für Schulden des Ehepartners ein26

(142).

Palandt/Siede, Einf. v. § 1415, Rn. 1; Muscheler, Rn. 386; Stenger, ZEV 2000, S. 141

27 Soergel/Gaul/Althammer, § 1416, Rn. 4; Staudinger/Thiele, § 1416, Rn. 17; Schwab, Rn. 233. 28 MüKoBGB/Münch, § 1417, Rn. 4; Kappler, S. 12; Schellhamer, Rn. 131. 29 Bamberger/Roth/Siede, § 1418, Rn. 3, 5 f., 8; Schwab, Rn. 234.

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stehen muss. Die Frage nach der Haftung bemisst sich nach der Vereinbarung über die Verwaltung des Gesamtguts. Gemäß § 1421 S. 2 BGB verwalten die Ehegatten das Gesamtgut gemeinschaftlich, sofern der Ehevertrag keine hiervon abweichende Bestimmung enthält.30 Bei gemeinschaftlicher Verwaltung haftet das Gesamtgut grundsätzlich für die Schulden beider Ehegatten.31 Überdies haften beide Ehegatten gemäß § 1459 Abs. 2 S. 1 BGB auch persönlich für entsprechende Gesamtgutsverbindlichkeiten. Hierunter fallen diejenigen Verbindlichkeiten, für die die Gläubiger Befriedigung aus dem Gesamtgut verlangen können.32 Im Falle der Alleinverwaltung durch einen Ehegatten hat dieser die Stellung eines treuhänderischen Verwalters, der sowohl im Interesse der Ehegatten als auch im Interesse der Mehrung des Bestands des Gesamtguts tätig ist.33 Sofern Alleinverwaltung eines Ehegatten vereinbart wurde, haftet das Gesamtgut prinzipiell nur für die Schulden des Verwalters, mit Ausnahme der §§ 1438 – 1440 BGB, wie sich aus § 1437 Abs. 1 BGB ergibt. Darüber hinaus haftet dieser aber auch persönlich für die Gesamtgutsverbindlichkeiten des anderen Ehegatten, § 1437 Abs. 2 S. 1 BGB. Nicht zuletzt aufgrund dieser „Haftungsgemeinschaft der Ehegatten“34 ist die Gütergemeinschaft ein nur noch vereinzelt vereinbarter Güterstand.35 Auch komplizierte Fragen im Rahmen der Auseinandersetzung bei Beendigung der Gütergemeinschaft können den Güterstand unattraktiv erscheinen lassen.36 Lediglich in ländlich geprägten Regionen und dort vor allem bei Ehegatten mit eigenem landwirtschaftlichen Betrieb kann die Gütergemeinschaft Vorteile gegenüber den weiteren Güterständen aufweisen.37

30 Bei Inkrafttreten ging das BGB noch von einer alleinigen Verwaltung nur durch den Ehemann aus, vgl. MüKoBGB/Münch, Vor § 1415, Rn. 6 f.; Soergel/Gaul/Althammer, Vor §§ 1415 – 1563, Rn. 3. 31 Staudinger/Thiele, Vorbem. zu §§ 1415 ff., Rn. 2; Muscheler, Rn. 387. 32 Bamberger/Roth/Siede, § 1459, Rn. 4 f.; Palandt/Siede, § 1459, Rn. 2 f. 33 Staudinger/Thiele, § 1435, Rn. 3; MüKoBGB/Münch, § 1435, Rn. 5; Erman/Heinemann, § 1435, Rn. 1. 34 Langenfeld/Milzer, Rn. 446. 35 Vgl. zunächst hierzu Muscheler, Rn. 386; kritisch auch Schellhammer, Rn. 122, im Hinblick auf die umfassende Regelungsdichte des BGB zur Gütergemeinschaft, die in keinem Verhältnis zur praktischen Relevanz stehe; in eine ähnliche Richtung auch Wellenhofer, § 13, Rn. 3. Vgl. aber dazu im Gegensatz auch Gernhuber/Coester-Waltjen, § 38, Rn. 1 – 3: Zu den im deutschen Schrifttum angeführten Vorbehalten gegenüber der Gütergemeinschaft stehe die Verbreitung der Errungenschaftsgmeinschaft in vielen europäischen Nachbarstaaten, die dort den gesetzlichen Güterstand darstellt und ähnliche Züge zur hiesigen Gütergemeinschaft aufweise. Vgl. auch MüKoBGB/Münch, Vor § 1415, Rn. 19 f., der den Gesetzgeber in der Pflicht sieht, die Gütergemeinschaft zu einem „modernen Güterstand“ zu entwickeln. 36 MüKoBGB/Münch, Vor § 1415, Rn. 15; vgl. beispielhaft BGH FamRZ 1988, S. 813 ff. 37 Vgl. hierzu ausführlich Klüber, FPR 2001, S. 84 (84); Urban, S. 227 f.; NK-BGB/Völker, Vor § 1415, Rn. 10; Langenfeld/Milzer, Rn. 445.

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a) Anwendungsbereich Ein Auskunftsanspruch eines Ehegatten gegenüber seinem Ehepartner war dem BGB zunächst fremd.38 Erst das 1958 in Kraft getretene Gleichberechtigungsgesetz39 schuf die heute noch bestehende Auskunftsmöglichkeit des § 1435 S. 2 Alt. 2 BGB während der bestehenden Gütergemeinschaft. Der vorher maßgebliche § 1456 S. 1 BGB a. F. legte noch fest, dass der Mann, damals noch automatisch alleiniger Gesamtgutsverwalter, der nicht verwaltenden Frau gegenüber bezüglich der Verwaltungstätigkeit nicht verantwortlich ist, mit Ausnahme einer Ersatzpflicht bei bewusster Verminderung, § 1456 S. 2 BGB a. F. Einer Ableitung der Auskunftspflicht, etwa aufgrund der Annahme, dass der Gesetzgeber sie bewusst nicht normierte, da er sie für selbstverständlich erachtete, wurde demnach auch, noch vonseiten des Reichsgerichts, eine Absage erteilt.40 Damit der sich aus § 1435 S. 2 Alt. 2 BGB ergebende Auskunftsanspruch41 zur Anwendung gelangen kann, müssen die Ehegatten zunächst den Güterstand der Gütergemeinschaft vertraglich vereinbart haben. Darüber hinaus muss ebenso die Alleinverwaltung des Gesamtguts durch einen der beiden Ehegatten vereinbart worden sein. Die Vereinbarung der Alleinverwaltung durch einen Ehegatten wird durch den Pflichtenkatalog des § 1435 BGB für das Verwaltungshandeln flankiert.42 Geltend gemacht werden kann der Anspruch während der bestehenden Gütergemeinschaft, ihre Beendigung ist keine Voraussetzung.43 Fraglich ist, ob es eines speziell begründeten Anlasses oder Rechtsschutzbedürfnisses seitens des nicht verwaltenden Ehegatten bedarf. Diese Frage wird uneinheitlich beantwortet. Die wohl überwiegende Meinung im Schrifttum fordert ein spezielles und gesondert zu überprüfendes Rechtsschutzbedürfnis, um den Alleinverwalter als Anspruchsgegner

38 Die Motive hielten die rechtliche Verantwortlichkeit des verwaltenden Ehemanns noch für unvereinbar mit dem Wesen von Ehe und Gütergemeinschaft und witterten hierin eine „unerschöpfliche Quelle von Streitigkeiten“, Mot. IV, S. 379. 39 BGBl. 1957 I, S. 609. 40 RGZ 72, S. 12 (14). 41 Neben dem Auskunftsanspruch ergibt sich aus § 1435 S. 2 Alt. 1 BGB auch die Pflicht des verwaltenden Ehegatten zur „Unterrichtung“. Zwar geht es auch im Falle einer geschuldeten „Unterrichtung“ um die Weitergabe und Mitteilung von Informationen, jedoch steht vorliegend die „Auskunft“ im Vordergrund, weshalb auf diesen Anspruch an dieser Stelle nicht näher eingegangen wird. Ferner steht er in Zusammenhang zur ehelichen Generalklausel des § 1353 Abs. 1 BGB und besitzt im Rahmen des § 1435 S. 2 BGB lediglich klarstellende Funktion, vgl. Staudinger/Thiele, § 1435, Rn. 4; Kentgens, S. 56. Vgl. vertieft zum Themenkomplex der „Unterrichtung“ zudem unten § 4 II. 1. d) bb) (2). 42 Abseits der bereits erwähnten Unterrichtungs- und Auskunftspflicht verpflichtet § 1435 BGB den verwaltenden Ehegatten zur ordnungsgemäßen Verwaltung (S. 1) und zu Ersatz bei Minderung des Gesamtguts durch schuldhaftes Verhalten oder Tätigung eines Rechtsgeschäfts ohne erforderliche Zustimmung (S. 3). 43 Erman/Heinemann, § 1435, Rn. 3; Staudinger/Thiele, § 1435, Rn. 5; RGRK/Finke, § 1435, Rn. 5.

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vor rechtsmissbräuchlichen Auskunftsverlangen zu schützen,44 während die Gegenseite eine Einschränkung über die Grundsätze von Treu und Glauben als ausreichend erachtet.45 Zwar mag für die zuletzt genannte Ansicht die Tatsache sprechen, dass der Informationsfluss ohne separat vorliegendes Rechtsschutzbedürfnis oder begründeten Anlass schneller gewährleistet sein kann. Dagegen sprechen jedoch der Wortlaut der Norm sowie die Gesetzesmaterialien. Ausweislich des Wortlauts steht dem nichtverwaltenden Ehegatten der Auskunftsanspruch aus § 1435 S. 2 Alt. 2 BGB nur „auf Verlangen“ zu. Ferner weisen die Gesetzesmaterialien darauf hin, dass dieser Anspruch nur für den „Notfall“ gewährleistet sein soll.46 Beide Punkte sprechen gegen einen uferlosen Anwendungsbereich des Anspruchs. Folglich ist mit der herrschenden Meinung auch an dieser Stelle das Vorliegen eines Rechtsschutzbedürfnisses zu fordern. b) Inhalt Der Anspruch des anderen Ehegatten gegenüber dem Alleinverwalter bezieht sich inhaltlich, ausgehend vom Wortlaut der Norm, auf eine Auskunftserteilung über den Stand der Verwaltung. Dies umfasst sowohl auf Verlangen zu erteilende Auskünfte über einzelne Verwaltungshandlungen, die zur Beurteilung des Stands des Gesamtguts erforderlich sind, da im Wege des Auskunftsanspruchs Auskünfte über einen laufenden Prozess zu erteilen sind, als auch Auskünfte über eine Reihe von zusammenhängenden Verwaltungstätigkeiten.47 Der konkrete Umfang der Auskunftserteilung bemisst sich stets nach dem Einzelfall und der verlangten Auskunft.48 Mittels dieser soll eine Beurteilung des Gesamtguts ermöglicht werden. Eine Auskunftserteilung hinsichtlich des konkreten Stands des Vermögens wird ausgehend vom Wortlaut des Gesetzes grundsätzlich nicht geschuldet, da dieser sich auf den Stand der Verwaltung bezieht. Bei lebensnaher Betrachtung ist jedoch davon auszugehen, dass jedes Verwaltungshandeln hinsichtlich des Gesamtguts in direkten Zusammenhang zur Höhe des Vermögens steht, da jede Handlung es entsprechend erhöhen oder senken kann und der laufende Prozess stets Einfluss auf den Wert hat. Weil also auch der fortschreitende Prozess Einfluss auf den konkret zu beziffernden Stand des gemeinschaftlichen Vermögens hat, kann in Einzelfällen also auch Auskunft über den konkreten Stand des Vermögens geschuldet sein.49 Grenze eines, 44

Für ein entsprechendes Rechtsschutzbedürfnis etwa Soergel/Gaul/Althammer, § 1435, Rn. 7; Erman/Heinemann, § 1435, Rn. 3; einschränkend insoweit Palandt/Siede, § 1435, Rn. 3. 45 Bamberger/Roth/Siede, § 1435, Rn. 4; Staudinger/Thiele, § 1435, Rn. 5; NK-BGB/ Völker, § 1435, Rn. 10. 46 Vgl. den Generalbericht zu BT-Drucks. 2/3409, S. 27. 47 NK-BGB/Völker, § 1435, Rn. 8; Soergel/Gaul/Althammer, § 1435, Rn. 7; MüKoBGB/ Münch, § 1435, Rn. 7; OLG Stuttgart FamRZ 1979, S. 809 (810). 48 Bamberger/Roth/Siede, § 1435, Rn. 4; Staudinger/Thiele, § 1435, Rn. 6. 49 MüKoBGB/Kanzleiter, § 1435, Rn. 7; vgl. auch NK-BGB/Völker, § 1435, Rn. 8, die anmerkt, dass ein Verlangen nach Auskunft über den Stand der Verwaltung sinnvollerweise nur durch Angabe des Vermögensstandes erfüllt werden könne.

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gegebenenfalls auch wiederholt geltend gemachten Auskunftsverlangens, stellt § 242 BGB dar, da eine verlangte Auskunft nicht zu einer treuwidrigen Belastung des Alleinverwalters führen darf.50 In formeller Hinsicht erfolgt die Auskunftserteilung im Wege der §§ 259 f. BGB durch die Vorlage von geordneten und übersichtlichen Unterlagen und schriftlichen Verzeichnissen.51 Da sich, wie gezeigt, die Auskunft auf einen dynamischen Prozess bezieht, sprechen sich einige Stimmen gegen einen Rückgriff auf § 260 Abs. 1 BGB generell oder zumindest gegen dessen direkte Anwendung aus.52 Geht man jedoch, wie bereits vorangehend geschehen, davon aus, dass auch die Auskunftserteilung hinsichtlich des gesamten aktuellen Vermögensstandes möglich sein muss, muss man ebenfalls eine Auskunftserteilung im Wege des § 260 Abs. 1 BGB fordern.53 Der Anspruch aus § 1435 S. 2 Alt. 2 BGB kann vor dem Familiengericht als Leistungsantrag geltend gemacht werden. Eine entsprechende Vollstreckung erfolgt nach § 120 Abs. 1 FamFG in Verbindung mit §§ 888 Abs. 1, 889 ZPO.54 c) Normzweck Der Ehegatte ohne Verwaltungsbefugnis sieht sich regelmäßig der Tatsache ausgesetzt, dass ihm die eheliche Vermögenslage weitestgehend unbekannt ist. Mit der Abgabe der Verwaltungsaufgaben, die das Gesamtgut betreffen, verliert er Einfluss darauf, den Gang der Verwaltungstätigkeit, die Vermögensentwicklung oder einzelne getätigte Geschäfte nachvollziehen zu können. Ferner besitzt er keinerlei Kenntnis über die Qualität der erbrachten Verwaltungshandlungen. Da es sich, wie gezeigt, auch um eine Verwaltung im Interesse des nicht verwaltenden Ehegatten handeln soll, darf dieser von diesen Tatsachen nicht völlig ausgeschlossen sein. Mithin hat der sich aus § 1435 S. 2 Alt. 2 BGB ergebende Auskunftsanspruch den Zweck, ihm eine Kontrollmöglichkeit gegenüber dem Verwalter einzuräumen. Da die Alleinverwaltung durch einen Ehegatten eine Form der treuhänderischen Verwaltung im Interesse beider Ehegatten darstellt, werden dem Verwalter umfangreiche Rechte eingeräumt. Er besitzt etwa die Befugnis zur Inbesitznahme des Gesamtguts, zur Verfügung über die Rechte der Gesamthand sowie zur Prozess50

NK-BGB/Völker, § 1435, Rn. 10; Staudinger/Thiele, § 1435, Rn. 5. OLG Stuttgart FamRZ 1979, S. 809 (810); Erman/Heinemann, § 1435, Rn. 3; RGRK/ Finke, § 1435, Rn. 5; Palandt/Siede, § 1435, Rn. 3; vgl. generell zur entsprechenden Erfüllung bereits oben, § 2 II. 2. 52 Gegen eine Erfüllung in Form des § 260 BGB MüKoBGB/Münch, § 1435, Rn. 7; Bamberger/Roth/Siede, § 1435, Rn. 4; für eine „zumindest entsprechende Anwendung“ NKBGB/Völker, § 1435, Rn. 8. 53 So auch Staudinger/Thiele, § 1435, Rn. 6. 54 Soergel/Gaul/Althammer, § 1435, Rn. 8 f.; NK-BGB/Völker, § 1435, Rn. 10. Zu beachten ist jedoch, dass im Falle einer Zwangsvollstreckung nach § 889 Abs. 2 ZPO keine Zuständigkeit des Familiengerichts vorliegt; anders jedoch bei einer Vollstreckung nach § 888 Abs. 1 ZPO, vgl. Soergel/Gaul/Althammer, § 1435, Rn. 9. 51

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führung.55 Insoweit stellt der Katalog des § 1435 BGB das Gegenstück zu der treuhänderischen Stellung des Verwalters dar.56 Bei so umfangreichen Möglichkeiten, die dem nicht verwaltenden Ehepartner nicht zustehen, ist es unabdingbar, dass diesem entsprechende Rechte eingeräumt werden, die dieses Weniger an Rechten kompensieren können. Dies geschieht auch durch den Auskunftsanspruch. Folglich besitzt § 1435 S. 2 Alt. 2 BGB auch eine Ausgleichsfunktion für den die Auskunft verlangenden Ehegatten. Ferner steht dem berechtigten Ehegatten auch die Möglichkeit zu, bei entsprechender verschuldeter Minderung durch den Gesamtgutsverwalter den Ersatzanspruch des § 1435 S. 3 BGB geltend zu machen. Um Kenntnis über derartige Minderungen zu erlangen, ist der nicht verwaltende Ehegatte ebenfalls auf die entsprechende Auskunftserteilung angewiesen. Demzufolge besitzt § 1435 S. 2 Alt. 2 BGB ebenfalls die Funktion, weitergehende Ansprüche des Berechtigten zu ermöglichen und die entsprechende Durchsetzung zu erleichtern oder überhaupt erst möglich zu machen.57 Aus allem bisher Gesagten erwächst der Anspruchsgrundlage darüber hinaus auch der Zweck, die Interessen des Anspruchsstellers und dessen Rechte zu schützen. Auf Grundlage der erteilten Auskünfte über die Vermögensverwaltung der Ehegatten und die damit einhergehende Kontrolle erfolgt die Möglichkeit, etwaige Ersatzansprüche geltend zu machen. Ohne entsprechenden Kenntnisstand könnte der Ehegatte, dem nicht die Verwaltung obliegt, gegebenenfalls einen Verlust von rechtlich geschützten Interessen erleiden, wovor ihn der Auskunftsanspruch schützen kann. Somit weist der Anspruch eine Kontrollfunktion, eine Ausgleichsfunktion, die Möglichkeit der Durchsetzungshilfe sowie eine Schutzfunktion auf. 3. Auskunftsansprüche im Unterhaltsrecht Innerhalb des Unterhaltsrechts muss differenziert werden zwischen den unterhaltsrechtlichen Beziehungen zwischen Verwandten, geschiedenen Ehegatten und getrennt lebenden Ehegatten. Für jede dieser rechtlichen Beziehungen normiert das BGB Auskunftsansprüche. § 1605 BGB, der den Auskunftsanspruch im Rahmen der Verwandtschaft regelt, nimmt insoweit eine bedeutende Funktion ein, als dass zwei weitere Auskunftsansprüche auf ihn verweisen und er entsprechende Anwendung findet, weshalb diese Norm vorab ausführlich zu analysieren ist.

55 56 57

Gernhuber/Coester-Waltjen, § 38, Rn. 61. Bamberger/Roth/Siede, § 1435, Rn. 1; Haeffs, S. 99. So auch Haeffs, S. 99.

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a) Auskunftsanspruch im Verwandtschaftsverhältnis, § 1605 BGB Die durch das 1. EheRG58 vom 14. 6. 1967 in ihrer jetzigen Form eingeführte Vorschrift kodifizierte die vorher vereinzelt, und deshalb uneinheitlich aus § 242 BGB hergeleitete Pflicht der Auskunftsmitteilung zwischen einander unterhaltspflichtigen Verwandten.59 Neben der bereits erwähnten Anwendbarkeit dieser Norm auf getrennte und geschiedene Ehegatten, findet sie auch Anwendung im Verhältnis der Eltern eines nichtehelich geborenen Kindes untereinander, wie sich insoweit aus § 1615 l Abs. 3 S. 1, Abs. 4 S. 2 BGB ergibt. aa) Anwendungsbereich Damit ein Auskunftsverlangen auf § 1605 BGB gestützt werden kann, muss es sich bei den Beteiligten zunächst um Verwandte in gerader Linie im Sinne des § 1589 Abs. 1 S. 1 BGB handeln. Als solche sind sie nach § 1601 BGB bei Vorliegen von Bedürftigkeit (§ 1602 Abs. 1 BGB) und Leistungsfähigkeit einander zur Leistung von Unterhalt verpflichtet, jeweils unter Berücksichtigung des sich aus § 1606 BGB ergebenden Rangverhältnisses. Dies schließt nicht nur Verwandte in der Seitenlinie aus, sondern auch Auskunftsansprüche gegenüber Dritten, denen die wirtschaftlichen Verhältnisse bekannt sind, wie etwa Steuerberater, Finanzämter oder Ehegatten.60 Zwischen den Verwandten in gerader Linie besteht der Auskunftsanspruch wechselseitig, also sowohl zwischen dem potentiell Unterhaltsberechtigten und dem gegebenenfalls Unterhaltsverpflichteten und umgekehrt.61 So kann der Verpflichtete in Erfahrung bringen, ob der den Unterhalt Verlangende tatsächlich bedürftig ist, wohingegen der Berechtigte die Möglichkeit erhält, genauen Einblick in die Vermögenslage des Unterhaltsschuldners zu erhalten, um so seinen Anspruch auf Unterhalt genau beziffern zu können.62 Der Auskunftsanspruch erfordert überdies zur Geltendmachung ein Verlangen des Anspruchsstellers, da die Auskunft nur auf Verlangen erteilt werden muss und der Anspruch somit durch den Gläubiger „aktualisiert“ werden muss.63 In bestimmten Ausnahmefällen kann sich jedoch der grundsätzlich verhaltene Anspruch zu einer Pflicht zur ungefragten Information verdichten. Diese ist anzunehmen in Fällen, in denen das Schweigen einer Partei des Unterhaltsverhältnisses über eine für sie neu eingetretene günstige Position, von der

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BGBl. 1976 I S. 1421. BT-Drucks. 7/650, S. 172; Staudinger/Klinkhammer, § 1605, Rn. 1; MüKoBGB/ Langeheine, § 1605, Rn. 3. 60 Soergel/Lettmaier, § 1605, Rn. 4; Staudinger/Klinkhammer, § 1605, Rn. 12. 61 MüKoBGB/Langeheine, § 1605, Rn. 5; Bamberger/Roth/Reinken, § 1605, Rn. 4; Büte, FPR 2006, S. 462 (462). 62 Müller, Unterhaltsrecht, Rn. 201; Schürmann, FuR 2005, S. 49 (49). 63 BGH FamRZ 1986, S. 450 (453); sog. „verhaltener Anspruch“, vgl. Gernhuber/CoesterWaltjen, § 44, Rn. 44. 59

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der andere Teil keine Kenntnis haben kann, evident unredlich wäre, da sich hierdurch eine neue Beurteilung etwa der eigenen Bedürftigkeit ergeben kann.64 Schließlich bedarf es zur Feststellung des Unterhaltsanspruchs auch einer Erforderlichkeit der erbetenen Auskunft.65 Diese ist vom Standpunkt des die Auskunft Fordernden zu beurteilen.66 Erforderlich im Sinne des § 1605 Abs. 1 S. 1 BGB ist eine Auskunft immer dann, sofern sie für die Bemessung des Unterhaltsanspruchs von Bedeutung sein kann.67 Deshalb fehlt es hieran etwa, sobald eine zu erteilende Auskunft einen Unterhaltsanspruch in keiner Weise beeinflussen kann.68 Dies ist beispielsweise in Fällen gegeben, in denen gemäß § 1612 Abs. 2 BGB Naturalunterhalt zu leisten ist69 oder eine Inanspruchnahme des Verpflichteten grob unbillig wäre, wie sich auch aus § 1611 BGB ergibt.70 Ferner mangelt es an der Erforderlichkeit, sobald ein Unterhaltsberechtigter alle relevanten Fakten zur Vermögenslage des Verpflichteten kennt.71 Diese beispielhaft genannten und weiteren Fälle müssen jedoch eindeutig vorliegen. Sofern es hingegen nur zweifelhaft ist, ob ein Unterhaltsanspruch besteht, besteht auch uneingeschränkt die wechselseitige Auskunftspflicht.72 Darüber hinaus scheitert ein Auskunftsanspruch auch nicht am Verwirkungseinwand des Schuldners. Denn eine Beurteilung der Auswirkung des Einwands der Verwirkung lässt sich regelmäßig nur dann treffen, sobald der Anspruch in seinem konkreten Umfang berechnet wurde.73 bb) Inhalt Beide Seiten sind gemäß § 1605 Abs. 1 S. 1 BGB zunächst dazu verpflichtet, Auskunft über ihre jeweiligen Einkünfte und ihr Vermögen zu erteilen.74 Dies umfasst all diejenigen Einkünfte und Vermögenswerte, die maßgeblich für die Fest64 Grundlegend: BGH FamRZ 1986, S. 450 ff. Das Problem kann und soll an dieser Stelle für die dogmatische Einordnung des § 1605 BGB nur angerissen werden. Vgl. hierzu ausführlich unten § 6. 65 Vgl. Klingelhöffer, AnwBl 2003, S. 484 (485): „Die Auskunft muss [für den Zahlungsanspruch] erheblich sein“. 66 Staudinger/Klinkhammer, § 1605, Rn. 17; Kleffmann, FuR 1999, S. 403 (405). 67 Soergel/Lettmaier, § 1605, Rn. 13. 68 BGH FamRZ 1982, S. 996 (996); OLG Jena NJW-RR 2009, S. 587 (588); BGH FamRZ 1994, S. 1169 (1170). 69 OLG Hamburg FamRZ 1982, S. 628 (629). 70 AG Neuwied FamRZ 1999, S. 403 (403 f.); LG Kiel FamRZ 1996, S. 47 (48). 71 MüKoBGB/Langeheine, § 1605, Rn. 43; OLG Köln FamRZ 2001, S. 1713 (1713); BGH FamRZ 1994, S. 1169 (1171). 72 Kleffmann, FuR 1999, S. 403 (405); BGH FamRZ 1983, S. 996 (997). 73 Bamberger/Roth/Reinken, § 1605, Rn. 13; Born, NZFam 2016, S. 349 (351); OLG München NJW-RR 1988, S. 1285 (1287). 74 MüKoBGB/Langeheine, § 1605, Rn. 6; Büte, FPR 2006, S. 462 (464); BGH NJW 1983, S. 1783 (1783).

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stellung einer behaupteten Bedürftigkeit oder Leistungsfähigkeit sind.75 Einkünfte stellen alle mit einer gewissen Regelmäßigkeit anfallenden Einnahmen dar; zum Vermögen zählen alle Sachen, Rechte und einmalige Einnahmen, die einen Wert verkörpern und unterhaltsrechtlich relevant sind.76 Von Bedeutung ist in der Regel das Einkommen, wohingegen das Vermögen insbesondere dann in den Fokus rückt, sofern es aufgrund nicht ausreichender Einkünfte angegriffen werden muss.77 Um einen möglichst umfassenden Überblick über die Einkommenslage des Auskunftsschuldners zu erhalten, beziehen sich die anzugebenden Einkünfte bei unselbstständigen Erwerbstätigen auf einen einjährigen Zeitraum, bei Selbstständigen ist der Zeitraum auf die letzten drei Jahre anzusetzen.78 Die Auskunftspflicht bezieht sich stets nur auf eigenes Vermögen oder Einkünfte.79 Sofern jedoch das Einkommen insbesondere des (neuen) Ehegatten des potentiellen Unterhaltsschuldners die Grundlage für dessen Unterhaltsschuld darstellt, können im Einzelfall auch Angaben über dessen Vermögens- und Einkommensverhältnisse und somit von nicht unmittelbar am Unterhaltsrechtsverhältnis Beteiligten verlangt werden.80 Nicht vom Umfang des Auskunftsanspruchs erfasst, auch nicht in analoger Anwendung, sind Auskünfte, die die sonstigen persönlichen Umstände des Auskunftsschuldners erfassen und für die Berechnung des Unterhaltsanspruchs relevant sein können. Als Beispiele können etwa Einschränkungen hinsichtlich der Erwerbsfähigkeit, ein neuer Arbeitsplatz, eine erneute Heirat oder eine Scheidung angeführt werden. Gegen eine Ausdehnung in diesem Maße spricht der klare Wortlaut der Norm und der Wille des Gesetzgebers, der sich trotz Kenntnis des Problemfeldes für die bestehenden Regelungen entschieden hat.81 Sofern es sich jedoch um Umstände handelt, die die jeweilige Unterhaltsbemessung nachhaltig beeinflussen können, ist eine sich hierauf erstreckende, jedoch auf § 242 BGB fußende Auskunftspflicht anzunehmen.82 Eine Einschränkung erfährt der Anspruch durch die Sperrfrist des zweiten Absatzes. Hiernach kann ein Auskunftsanspruch vor Ablauf von zwei Jahren nur geltend 75 Soergel/Lettmaier, § 1605, Rn. 14; Erman/Hammermann, § 1605, Rn. 6; Born, NJW 2012, S. 496 (497). 76 Staudinger/Klinkhammer, § 1605, Rn. 24 f.; Kleffmann, FuR 1999, S. 403 (405). 77 Born, NZFam 2016, S. 349 (349). 78 Viefhues, in: jurisPK-BGB, § 1605, Rn. 98 f.; Müller, Unterhaltsrecht, Rn. 206; FischerWinkelmann/Maier, FuR 1992, S. 14 (15). 79 Palandt/von Pückler, § 1605, Rn. 8; OLG Frankfurt NJW-RR 1987, S. 903 (903); OLG Karlsruhe FamRZ 1993, S. 1481 (1481). 80 Ermann/Hammermann, § 1605, Rn. 6; BGH FamRZ 2011, S. 21 (22); Born, NJW 2012, S. 496 (499). 81 MüKoBGB/Langeheine, § 1605, Rn. 6; Staudinger/Klinkhammer, § 1605, Rn. 27; OLG Düsseldorf FamRZ 1997, S. 361 (361). 82 Wendl/Staudigl/Dose, § 1, Rn. 1153; sofern sich die Umstände auf Einkünfte und Vermögen auswirken auch Staudinger/Klinkhammer, § 1605, Rn. 27; vgl. hierzu auch unten § 5 I. 3.

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gemacht werden, sofern der Anspruchsteller glaubhaft machen kann, dass sich die Einkommens- und Vermögenslage des Auskunftsschuldners wesentlich verändert habe. Grund hierfür ist die Erfahrung, dass vor Ablauf der Frist eine Änderung etwa von Gehältern, Lebenshaltungskosten oder Vermögenswerten in dem vom Abänderungsantrag nach § 238 FamFG vorausgesetzten Umfang unwahrscheinlich ist.83 Fristbeginn ist im Falle eines Unterhaltsbeschlusses der Tag der letzten mündlichen Verhandlung;84 sofern ein Vergleich über den Unterhalt abgeschlossen wurde, setzt der Zeitpunkt des Vergleichsschlusses die Frist in Gang.85 Eine weitere Grenze der Auskunft können etwaige Geheimhaltungsinteressen darstellen. Unabhängig davon, ob es sich um geheimhaltungswürdige Interessen des Schuldners oder dritter Personen handelt, kann er sich hierauf jedoch nur im Ausnahmefall berufen, etwa bei der Gefahr missbräuchlicher Verwendung.86 Ferner besteht die Möglichkeit, die geheim zu haltenden Angaben einer zur Verschwiegenheit verpflichteten Vertrauensperson mitzuteilen oder entsprechend schützenswerte Angaben Dritter zu schwärzen.87 Gemäß § 1605 Abs. 1 S. 3 ist die Auskunft durch eine systematische und in sich geschlossene Zusammenstellung der Einkünfte und des Vermögens zu erteilen, die den Anforderungen des Verzeichnisses nach § 260 Abs. 1 BGB genügen muss.88 Trotz des Erfordernisses der schriftlichen Auskunftserteilung ist nicht die gesetzliche Schriftform des § 126 BGB und folglich keine eigenhändige Unterschrift erforderlich.89 Der Auskunftsgläubiger muss mittels dieser Aufstellung in der Lage sein, einen etwaigen Unterhaltsanspruch ohne großen Aufwand berechnen zu können.90 Ferner muss die Auskunft durch eine einzige Erklärung abgegeben werden, weshalb mehrere einzelne Teilauskünfte grundsätzlich keine teilweise Erfüllung des Auskunftsanspruchs darstellen.91 Durch den Verweis auf § 260 Abs. 1 BGB kann ebenfalls eine eidesstattliche Versicherung eingefordert werden, sofern ein be-

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BT-Drucks. 7/650, S. 172; Staudinger/Klinkhammer, § 1605, Rn. 53. PWW/Soyka, § 1605, Rn. 9; OLG München FF 2010, S. 126 (126); a. A. OLG Koblenz FamRZ 1979, S. 1021 (1021): Fristbeginn mit Urteilsverkündung; OLG Hamm FamRZ 2005, S. 1585 (1585): Fristbeginn mit Erteilung der Auskunft. 85 Palandt/von Pückler, § 1605, Rn. 11; RGRK/Mutschler, § 1605, Rn. 17; OLG Bamberg FamRZ 1990, S. 755 (755). 86 BGH NJW 1982, S. 1642 (1643); MüKoBGB/Langeheine, § 1605, Rn. 46. 87 RGRK/Mutschler, § 1605, Rn. 11; Erman/Hammermann, § 1605, Rn. 27; BGH FamRZ 2012, S. 204 (205); Kleffmann, FuR 1999, S. 403 (406). 88 OLG Köln FamRZ 2003, S. 235 (235 f.); Soergel/Lettmaier, Rn. 16; Born, NZFam 2016, S. 349 (349). 89 BGH FamRZ 2008, S. 600 (601). 90 Palandt/von Pückler, § 1605, Rn. 8; Viefhues, in: jurisPK-BGB, § 1605, Rn. 117; OLG Köln FamRZ 2003, S. 235 (236). 91 OLG Hamm FamRZ 2006, S. 865 (865); Viefhues, in: jurisPK-BGB, 1605, Rn. 95. Sofern mehrere Einzelauskünfte zu einem geschlossenen Werk zusammengeführt werden können, kann aber auch bei mehreren Teilauskünften die geforderte Übersichtlichkeit gewahrt sein, vgl. OLG Hamm FuR 2004, S. 264 (264); OLG Karlsruhe FamRZ 2004, S. 106 (106). 84

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gründeter Verdacht hinsichtlich mangelnder Sorgfalt bei der Auskunftserteilung besteht.92 Ferner besteht nach § 1605 Abs. 1 S. 2 BGB ein Anspruch auf Vorlage von Belegen über die Höhe der Einkünfte, nicht jedoch über Belege über das Vermögen.93 Hierbei handelt es sich um einen separat geltend zu machenden, der Unterstützung des Auskunftsanspruchs dienenden Anspruch, der es dem Auskunftsgläubiger ermöglichen soll, die vom Schuldner getätigten Angaben zu überprüfen.94 Da es sich um zwei getrennte Ansprüche handelt, kann ein Anspruch auf Belegvorlage nicht kumulativ durch ein Auskunftsverlangen geltend gemacht werden und umgekehrt. Überdies ist ein Auskunftsverlangen auch nicht erfüllt, sofern nur Belege übergeben werden.95 Mögliche Belege, neben der im Gesetzestext beispielhaft genannten Bescheinigung des Arbeitgebers, sind etwa Spesenabrechnungen, Renten- oder Steuerbescheide.96 Hinsichtlich des zu belegenden Zeitraums gelten der ein- beziehungsweise dreijährige Zeitraum für abhängig Beschäftigte und Selbstständige, die auch beim Auskunftsanspruch gelten.97 Die gerichtliche Geltendmachung, sowohl des Auskunfts- wie auch des Beleganspruchs, erfolgt entweder isoliert etwa auf Erteilung der Auskunft oder durch einen Stufenantrag gemäß § 113 Abs. 1 S. 2 FamFG in Verbindung mit § 254 ZPO. cc) Normzweck Eine erteilte Auskunft soll derjenigen Partei mit einem Informationsdefizit diejenigen Tatsachen kenntlich machen, die sie benötigt, um die Erfolgsaussichten eines Antrags auf Unterhaltszahlung einschätzen zu können. Da die hierzu benötigten Informationen außerhalb des eigenen Kenntnisbereichs liegen, können sie mittels § 1605 BGB in Erfahrung gebracht werden, bevor ein Unterhaltsprozess angestrengt wird. Aus den geforderten Informationen kann sich jedoch auch ergeben, dass ein Unterhaltsverlangen unbegründet wäre, weshalb dem Anspruch aus § 1605 BGB der

92 Erman/Hammermann, § 1605, Rn. 18; Soergel/Lettmaier, § 1605, Rn. 28; Wendl/Staudigl/Dose, § 1, Rn. 1152. 93 Dies ist jedoch der Fall, sobald Einkünfte aus dem Vermögen, wie etwa Zinsen oder Gewinnanteile, gezogen werden, RGRK/Mutschler, § 1605, Rn. 9. 94 RGRK/Mutschler, § 1605, Rn. 9; Schürmann, FuR 2005, S. 49 (49); Viefhues, in: jurisPK-BGB, § 1605, Rn. 132. 95 Soergel/Lettmaier, § 1605, Rn. 20, 16. 96 Bamberger/Roth/Reinken, § 1605, Rn. 21; bzgl. weiterer Beispiele vgl. Kleffmann, FuR 1999, S. 403 (407) m. w. N. 97 MüKoBGB/Langeheine, § 1605, Rn. 38 f.; Schulz/Hauß/Pauling/Maier, § 1605, Rn. 18 f.; vgl. für die Belegpflichten insb. von Selbständigen Fischer-Winkelmann/Maier, FuR 1992, S. 14 (15 ff.).

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Zweck zukommt, Prozesse und so mitunter langwierige Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden.98 Eine weitere Funktion des Auskunftsanspruchs liegt aber auch gerade darin, mit den erteilten Informationen seinen gegebenenfalls bestehenden Anspruch auf Zahlung von Unterhalt so genau wie möglich berechnen und beziffern zu können. Zudem sollen mit den erlangten Kenntnissen Einwendungen im Prozess besser begründet werden können.99 Folglich verschafft die erteilte Auskunft auch Hilfe bei der Durchsetzung weitergehender, in diesem Falle unterhaltsrechtlicher, Ansprüche. Damit ein etwaiger Anspruch jedoch wirksam durchgesetzt werden kann, kommt es auch im Rahmen der Unterhaltsberechnung vor allem auf die Richtigkeit der erteilten Auskünfte an. Auch eine mit der Auskunftserteilung einhergehende Einschätzung, keinen Unterhalt geltend zu machen, bedarf der Möglichkeit der Verifizierung durch den Auskunftsgläubiger. Um diesem Erfordernis gerecht zu werden, weist die Norm in § 1605 Abs. 1 S. 2 BGB einen Anspruch auf Vorlage von die Auskünfte deckender Belege auf. Hieraus ergibt sich als weiterer Normzweck die Kontrollfunktion für den Auskunftsgläubiger. Überdies weist der Anspruch auch Möglichkeiten auf, den am Anspruchsverhältnis beteiligten Parteien wechselseitigen Schutz zukommen zu lassen, da andernfalls zustehender Unterhalt nicht in Anspruch genommen werden könnte. Dies wird auch an der Pflicht zur Auskunftserteilung ohne Anfrage deutlich, die der informatorisch unterlegenen Partei Kenntnisse verschaffen kann, die sich außerhalb des eigenen Informationsbereichs befinden und mitunter kaum zu erfahren sind, was ein gezielt darauf hinwirkendes Auskunftsverlangen erschwert. Hierdurch wird ein Schutz des Rechtskreises der unterlegenen Partei ermöglicht. Darüber hinaus besteht auch durch die Sperrfrist des § 1605 Abs. 2 BGB ein Schutz vor ständig erfolgenden, gegebenenfalls schikanösen oder störenden Auskunftsanfragen. Somit lassen sich für die Norm des § 1605 BGB die Normzwecke der Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten, der Durchsetzungshilfe, der Kontrollfunktion sowie der Schutzfunktion festhalten. b) Auskunftsanspruch geschiedener Ehegatten, § 1580 BGB Auch der sich aus § 1580 BGB ergebende Auskunftsanspruch der geschiedenen Ehegatten untereinander wurde mit dem 1. EheRG100 in das Gesetz eingeführt. Auch 98 So auch schon BT-Drucks. 7/650, S. 172; in eine ähnliche Richtung schon den Zweck einer Auskunft im Unterhaltsverhältnis begründend OLG Braunschweig FamRZ 1987, S. 284 (284); Soergel/Lettmaier, § 1605, Rn. 2; MüKoBGB/Langeheine, § 1605, Rn. 1; ferner RGRK/ Mutschler, § 1605, Rn. 2; vgl. für Unterhaltsverfahren generell Schwab/Borth, § 8, Rn. 651; teilweise einschränkend auch Born, NZFam 2016, S. 349 (349). 99 BT-Drucks. 7/650, S. 172; Soergel/Lettmaier, § 1605, Rn. 2; MüKoBGB/Langeheine, § 1605, Rn. 1. 100 BGBl. 1976 I, S. 1421.

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im Rahmen dieser Rechtsbeziehungen wurden bis zur Kodifizierung etwaige Ansprüche aus § 242 BGB hergeleitet.101 Gemäß § 1580 S. 2 BGB ist die Vorschrift des § 1605 BGB entsprechend anzuwenden. Folglich gilt es, nur die sich explizit im Rahmen der Ehescheidung ergebenden Besonderheiten für den Auskunftsanspruch darzustellen und zu untersuchen. aa) Anwendungsbereich Der Anwendungsbereich der Norm zielt auf geschiedene Ehegatten.102 Um den Anspruch geltend machen zu können, ist jedoch, entgegen des Wortlauts, keine Rechtskraft der Scheidung vonnöten. Mit der Rechtshängigkeit des Scheidungsantrags entsteht auch der Auskunftsanspruch.103 Liegt nun auf Seiten eines vormaligen Ehepartners Bedürftigkeit im Sinne des § 1577 Abs. 1 BGB vor, besteht bei Vorliegen der Unterhaltstatbestände des BGB (§§ 1570 – 1573, 1575, 1576, 1586a BGB) vor dem Hintergrund des Prinzips der Eigenverantwortung aus § 1569 BGB ein Anspruch auf Unterhalt gegenüber dem leistungsfähigen Ehegatten. Die Tatsache, dass nachehelicher Unterhalt nur im Verhältnis der ehemaligen Ehegatten untereinander zu leisten ist, prägt auch den Auskunftsanspruch des § 1580 BGB, der nicht gegenüber weiteren Dritten, etwa dem neuen Ehegatten des ehemaligen Partners, geltend gemacht werden kann.104 Auch dieser Auskunftsanspruch besteht wechselseitig und prinzipiell nur auf Verlangen, von der auch hier in Ausnahmefällen möglichen Pflicht zur ungefragten Information abgesehen. Des Weiteren bedarf es auch zur Geltendmachung des Anspruchs einer Erforderlichkeit der Auskunft für die Bemessung des Unterhalts.105 Diese ist etwa dann auszuschließen, sofern die wirtschaftliche Lage der Ehepartner so günstig ist, dass die Leistungsfähigkeit des zum Unterhalt verpflichteten außer Frage steht oder er erklärt, sich bis zu einer bestimmten Höhe nicht auf mangelnde Leistungsfähigkeit berufen zu wollen.106 In diesen Fällen hat eine Auskunft keinerlei Relevanz für eine Beurteilung der Einkommens- und Vermögenslage eines Partners. bb) Inhalt Ebenso wie im Falle des § 1605 BGB erstreckt sich die Auskunftspflicht des § 1580 BGB auf die Einkünfte und das Vermögen. Insoweit gelten die oben erfolgten Ausführungen. Vor dem Hintergrund des gegebenen Rechtsverhältnisses, das eine 101

BT-Drucks. 7/650, S. 138, 172; Staudinger/Verschraegen, § 1580, Rn. 1. Bei Vorliegen der weiteren Voraussetzungen auch für ehemalige Partner einer inzwischen aufgehobenen Ehe, vgl. § 1318 Abs. 2 BGB. 103 BGH FamRZ 1982, S. 151 (151); Soergel/Häberle, § 1580, Rn. 11. 104 MüKoBGB/Maurer, § 1580, Rn. 13 ff.; Staudinger/Verschraegen, § 1580, Rn. 9. 105 Soergel/Häberle, § 1580, Rn. 4; Völlings/Kania, FamRZ 2007, S. 1215 (1215). 106 BGH FamRZ 1994, S. 1169 (1169); OLG Frankfurt FamRZ 1995, S. 556 (556); OLG Zweibrücken FamRZ 1998, S. 490 (490). 102

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Scheidung als Ausgangspunkt hat, ist Auskunft über all diejenigen finanziellen Verhältnisse eines geschiedenen Ehegatten zu geben, die die eheliche Lebensgemeinschaft wirtschaftlich bestimmt haben und sich somit auf die Leistungsfähigkeit und die Bedürftigkeit der Beteiligten auswirken können und demnach prägend für den Unterhaltsanspruch sind.107 Bezüglich der erfolgten Angaben besteht in Verbindung mit § 1605 Abs. 1 S. 2 BGB auch ein getrennter Anspruch auf Vorlage von Belegen.108 Die formellen Anforderungen sowie etwaige Grenzen des Anspruchs decken sich mit denen des § 1605 BGB. Die prozessuale Geltendmachung des Anspruchs erfolgt ebenfalls entweder isoliert oder mittels eines Stufenantrags, § 113 Abs. 1 S. 2 FamFG in Verbindung mit § 254 ZPO.109 Darüber hinaus kann der den Scheidungsunterhalt betreffende Auskunftsanspruch auch durch den Stufenantrag im Verbund mit dem Scheidungsverfahren geltend gemacht werden.110 cc) Normzweck Durch den in § 1580 S. 2 BGB angelegten Verweis auf § 1605 BGB korrespondieren auch die jeweiligen Normzwecke miteinander. So liegt ein Hauptzweck auch in diesem Auskunftsanspruch, Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden und das Prozessrisiko zu minimieren.111 Dieser Zweck der Prozessvermeidung hat im Falle des § 1580 BGB eine noch weiter gehende Bedeutung als im Rahmen des Verwandtenunterhalts. Denn ein Scheidungs- und oft damit einhergehendes Unterhaltsverfahren ist mitunter geprägt von prozessualen Anträgen und vor Gericht geführten Streitigkeiten. Vor diesem Hintergrund erscheint eine potentielle Entlastung – nicht nur der Gerichte, vielmehr auch der Parteien – als eine zweckdienliche Möglichkeit der Situationserleichterung. Hiervon abgrenzend ermöglicht aber auch die durch § 1580 BGB verschaffte Auskunft eine Hilfestellung bei der Verfolgung und Durchsetzung weitergehender Ansprüche. Die erteilte Auskunft dient den geschiedenen Ehegatten zur Berechnung etwaiger Unterhaltsforderungen und dem Vorbringen begründeter Einwendungen.112 Etwaige Unterhaltsforderungen sind stets auch geprägt von der nachehelichen So107 MüKoBGB/Maurer, § 1580, Rn. 49 f.; Soergel/Häberle, § 1580, Rn. 5; BGH FamRZ 1983, S. 996 (998). 108 Schulz/Hauß/Ganz, § 1580, Rn. 6; Johannsen/Henrich/Althammrt/Hammermann, § 1580, Rn. 50; Schellhamer, Rn. 602. 109 Palandt/von Pückler, § 1580, Rn. 10; Bamberger/Roth/Beutler, § 1580, Rn. 16; BGH FamRZ 1982, S. 151 (151). 110 Dann ist der Antragssteller jedoch auf den Stufenantrag angewiesen, vgl. BGH FamRZ 1997, S. 811 (812). 111 BT-Drucks. 7/650, S. 138, 172; Staudinger/Verschraegen, § 1580, Rn. 2; Soergel/ Häberle, § 1580, Rn. 1. 112 BT-Drucks. 7/650, S. 138, 172; MüKo/BGB/Maurer, § 1580, Rn. 2; Schulz/Hauß/Ganz, § 1580, Rn. 1.

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lidarität der Ehegatten zueinander, weshalb auch die nunmehr geschiedene Ehe und die sich aus ihr ergebenden Rechtsverhältnisse die hieraus folgenden Ansprüche prägt. Ein weiteres prozessökonomisches Argument des Normzwecks liegt ferner in dem Umstand, dass ein Auskunftsbegehren auch, wie gezeigt, direkt mit dem Scheidungsverfahren verbunden werden kann. Aufgrund des durch den Verweis ermöglichten Beleganspruchs liegt dem § 1580 BGB überdies auch ein starker Kontrollzweck zugrunde. Da auch hier etwa die Sperrfrist des § 1605 Abs. 2 BGB gilt sowie eine Pflicht zur ungefragten Informationspreisgabe gegeben sein kann, besteht ebenfalls der Normzweck des Gläubigerschutzes, wofür – ebenso für den Kontrollzweck – das bereits oben Gesagte gilt. c) Auskunftsanspruch getrennt lebender Ehegatten, § 1361 Abs. 4 S. 4 BGB Komplettiert wird der Bereich im Unterhaltsrecht wurzelnder Auskunftsansprüche durch § 1361 Abs. 4 S. 4 BGB, der für das Verhältnis der in Trennung lebenden, jedoch noch verheirateten Ehegatten bestimmt ist. Während bei intakter ehelicher Lebensgemeinschaft gemäß §§ 1360, 1360a BGB eine Verpflichtung zum wechselseitigen Familienunterhalt durch Arbeit und Vermögen der jeweiligen Ehegatten gegeben ist, tritt bei Getrenntleben der Ehegatten an diese Stelle ein nunmehr einseitiger Anspruch des bedürftigen Ehegatten auf Trennungsunterhalt in Form einer monatlichen Geldrente, § 1361 Abs. 4 S. 1 BGB. Ausgangspunkt hierfür ist eine Folgepflicht, die ihre Begründung in der vormaligen ehelichen Lebensgemeinschaft und der aus der noch bestehenden Ehe resultierenden fortwirkenden Verantwortung der Ehegatten füreinander findet.113 Nach § 1361 Abs. 4 S. 4 BGB ist die Vorschrift des § 1605 BGB entsprechend anzuwenden, weshalb auch hier nur die im Rahmen des Trennungsunterhalts auftretenden Besonderheiten betrachtet werden. aa) Anwendungsbereich Damit der Auskunftsanspruch zur Anwendung gelangen kann, müssen zunächst die Tatbestandsvoraussetzungen der Norm einschlägig sein. Dies verlangt zunächst eine wirksam geschlossene und noch bestehende Ehe, unabhängig vom Güterstand.114 Des Weiteren müssen die jeweiligen Ehegatten mittlerweile getrennt im Sinne des § 1567 BGB leben, damit ein Anspruch auf Trennungsunterhalt besteht. Dies erfordert zunächst in objektiver Hinsicht ein Ende der häuslichen Gemeinschaft und ferner als subjektives Element die Ablehnung ihrer Wiederherstellung durch

113 Staudinger/Voppel, § 1361, Rn. 6; Wendl/Staudigl/Bömelburg, § 4, Rn. 22; KG FamRZ 1997, S. 1012 (1013). 114 OLG Bremen FamRZ 2016, S. 828 (828); NK-BGB/Reuter/Terp, § 1361, Rn. 5.

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mindestens einen der beiden Ehegatten.115 Wie schon die beiden vorab erläuterten unterhaltsrechtlichen Ansprüche, erfordert auch der Trennungsunterhalt die Bedürftigkeit des Unterhaltsberechtigten und die Leistungsfähigkeit des Verpflichteten.116 Bei Vorliegen dieser Voraussetzungen besteht auch im Rahmen des Getrenntlebens ein wechselseitiger Auskunftsanspruch zwischen den Ehegatten.117 Auch hier ist ein Verlangen des jeweiligen Anspruchsstellers maßgeblich. Die Möglichkeit der Geltendmachung des Auskunftsanspruchs im Rahmen des Trennungsunterhalts endet mit dem Tag der Rechtskraft des Scheidungsurteils.118 Von hier an ist der Auskunftsgläubiger auf den Auskunftsanspruch aus § 1580 BGB angewiesen. bb) Inhalt Bezüglich des Inhalts und des Umfangs gilt grundsätzlich das zu §§ 1605, 1580 BGB gesagte. Folglich gewährt auch § 1361 Abs. 4 S. 4 BGB einen Auskunftsanspruch hinsichtlich der jeweiligen Einkommens- und Vermögenslage, der auch in gleicher formeller Weise erfüllt werden muss.119 Im Rahmen der Antragsstellung bezüglich des Trennungsunterhalts ist jedoch zu beachten, dass sich der Umfang der erteilten Auskünfte nach den ehelichen Lebensverhältnissen der nunmehr getrennten Ehegatten zu richten hat.120 Hieraus folgt, dass sich eine zu erteilende Auskunft auf die Umstände zu beziehen hat, die während der Ehe den Lebensstandard beider Ehegatten geprägt haben und somit diejenigen Tatsachen oder Ereignisse ausschließt, die eine nicht zu erwartende und vom normalen Ablauf abweichende Entwicklung darstellt.121 Ebenso unterliegt der Auskunftsanspruch denselben Schranken wie § 1605 BGB, weshalb auch eine gegebenenfalls bestehende Sperrfrist aus § 1605 Abs. 2 BGB zu beachten ist. Aufgrund der Nichtidentität des Trennungs- und Scheidungsunterhalts handelt es sich jedoch um zwei materiell-rechtlich verschiedene Ansprüche, weshalb ein Auskunftsverlangen hinsichtlich des nachehelichen Unterhalts einen anderen Streitgegenstand darstellt als ein Auskunftsantrag im Bezug auf den Trennungsun-

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Erman/Preisner, § 1567, Rn. 2; Soergel/Heintzmann, § 1567, Rn. 5. Viefhues, in: jurisPK-BGB, § 1361, Rn. 11; Müller, Unterhaltsrecht, Rn. 233. 117 Johannsen/Henrich/Althammer/Hammermann, § 1361, Rn. 180; Staudinger/Voppel, § 1361, Rn. 302. 118 Generell für den Trennungsunterhalt Viefhues, in: jurisPK-BGB, § 1361, Rn. 24; BGH FamRZ 1982, S. 782 (782 f.). 119 Wendl/Staudigl/Bömelburg, § 4, Rn. 99; Erman/Kroll-Ludwigs, § 1361, Rn. 66. 120 OLG Frankfurt FamRZ 1986, S. 165 (165). 121 OLG Frankfurt FamRZ 1986, S. 165 (165). 116

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terhalt.122 Folglich kann ein Auskunftsverlangen vor dem Hintergrund der Geltendmachung nachehelichen Unterhalts nicht allein aufgrund der Tatsache unbegründet sein, dass vor Ablauf der zweijährigen Sperrfrist des § 1605 Abs. 2 BGB bereits ein Auskunftsanspruch hinsichtlich des Trennungsunterhalts geltend gemacht wurde.123 cc) Normzweck Auch der Normzweck des § 1361 Abs. 4 S. 4 BGB entspricht demjenigen der bereits untersuchten unterhaltsrechtlichen Auskunftsansprüche. Folglich kann auch im Rahmen einer Auskunftssituation im Trennungsverhältnis von den Normzwecken der Vermeidung etwaiger Rechtsstreitigkeiten, der Hilfe bei der Durchsetzung weitergehender Ansprüche sowie einer Kontroll- und einer Schutzfunktion ausgegangen werden. Diese Zwecke sind jedoch vor dem Hintergrund der sich aus dem Zustand der Trennung ergebenden Umstände genauer zu reflektieren; ferner sind sie insbesondere vom Auskunftsanspruch für den nachehelichen Unterhalt abzugrenzen. Zunächst wird deutlich, dass die Vorschriften des Trennungsunterhalts, anders als diejenigen des Scheidungsunterhalts, nicht auf Dauer angelegt sind.124 Denn in dem Stadium, in dem sich die Eheleute befinden, ist es noch ungewiss, ob die Trennung nur vorübergehend oder aber endgültig ist, weshalb die Auflösung der ehelichen Lebensgemeinschaft nur eine mögliche Folge des Getrenntlebens darstellt.125 Diese Einschätzung deckt sich auch mit der gesetzgeberischen Intention, der der Gedanke der zeitnah angestrebten Wiederaufnahme der ehelichen Lebensgemeinschaft zugrunde lag.126 Deshalb „wird beim Trennungsunterhalt das fortbestehende rechtliche Band in den Vordergrund gestellt“.127 Dies wird auch im Rahmen des Auskunftsanspruchs deutlich. Wie gezeigt, erstreckt sich die bei § 1361 Abs. 4 S. 4 BGB zu erteilende Auskunft auf die ehelichen Lebensverhältnisse, weshalb sie an die nach wie vor bestehende Ehe anknüpft. Ebenso ist strikt zwischen den (Auskunfts-)Ansprüchen auf Trennungs- und Scheidungsunterhalt zu unterscheiden, was das Trennungsverhältnis nicht als zwangsläufiges Durchgangsstadium auf dem Weg zur Rechtskraft der Scheidung ausweist. Hieraus lässt sich ableiten, dass das bestehende Eheverhältnis der beiden Parteien auch den Auskunftsanspruch weiter prägt. Denn die sich hieraus 122 Palandt/Götz, Einf. v. § 1569, Rn. 6; BGH FamRZ 1981, S. 242 (242); Schellhammer, Rn. 155. 123 PWW/Soyka, § 1580, Rn. 3; Schuldei, NZFam 2016, S. 127 (127); OLG Brandenburg FamRZ 2015, S. 1200 (1200). 124 Vgl. für die unterschiedlichen Phasen Wendl/Staudigl/Bömelburg, § 4, Rn. 9 f. 125 Gernhuber/Coester-Waltjen, § 23, Rn. 1 f. 126 Vgl. BT-Drucks. 7/650, S. 100: Es soll „alles verhindert werden“, was „die Aussichten einer Heilung der Ehe vermindern oder das endgültige Scheitern der Ehe fördern könnte“. 127 Staudinger/Voppel, § 1361, Rn. 7.

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ergebende, wechselseitige Unterstützung der Ehegatten verstärkt auch die bereits eingehend festgestellten Normzwecke, die den anderen unterhaltsrechtlichen Auskunftsansprüchen entnommen wurden: Gerade vor dem Hintergrund einer möglichen Wiederaufnahme der ehelichen Lebensgemeinschaft ist es umso wichtiger, unnötige Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, um keine Fronten zu verhärten und die Chancen einer Versöhnung nicht prozessual zu erschweren; zudem sollen in der Trennungsphase die bestehenden wirtschaftlichen Verhältnisse des Ehelebens so weit wie möglich aufrechterhalten werden,128 weshalb auch die Kontrollfunktion für den bedürftigen Ehegatten von enormer Bedeutung ist; ebenso ist die im Rahmen von § 1605 BGB vorgestellte Schutzfunktion während der Trennungsphase noch von der bestehenden Ehe der Parteien geprägt. 4. Rechnungslegung bei Gefährdung des Kindesvermögens, § 1667 Abs. 1 S. 1 BGB Zwar wurde die Vorschrift im Verlauf der Jahre mehreren Änderungen unterzogen, ihr Regelungsgehalt besteht jedoch seit Schaffung des BGB.129 Sie stellt eine Ergänzung zu § 1666 Abs. 1 BGB dar, dem wiederum die Funktion einer Generalklausel im Bereich der elterlichen Sorge des BGB zukommt: Es handelt sich somit bei § 1667 Abs. 1 BGB nicht um eine eigenständige Anspruchsgrundlage, vielmehr legt sie die nähere Ausgestaltung einzelner Maßnahmen fest. Durch diesen kontextuellen Zusammenhang müssen für eine Anwendung des § 1667 BGB die Voraussetzungen des § 1666 BGB einschlägig sein.130 Dies verlangt im Rahmen der vermögensrechtlichen Vorschrift des § 1667 Abs. 1 BGB eine Gefahr für das Kindesvermögen und die fehlende Bereitschaft oder Fähigkeit der Eltern, diese Gefahr abzuwehren.131 Die zu behandelnde Vorschrift des § 1667 Abs. 1 BGB ergänzt folglich die Generalklausel des § 1666 Abs. 1 BGB auf der Rechtsfolgenseite.132 a) Grundlegendes zur elterlichen Sorge des BGB und dem Elternrecht des Grundgesetzes Gemäß § 1626 Abs. 1 S. 1 BGB haben die Eltern die Pflicht, aber auch das Recht, für das noch minderjährige Kind zu sorgen. Hierunter fällt die Sorge be128

BGH FamRZ 1991, S. 416 (417). Für einen Überblick über die Normgeschichte und die vorausgegangenen Entwicklungen vgl. etwa Johannsen/Henrich/Althammer/Jokisch, § 1667, Rn. 2; Staudinger/Coester, § 1667, Rn. 1. 130 Soergel/Plettenberg, § 1667, Rn. 2; MüKoBGB/Lugani, § 1667, Rn. 2; Bamberger/ Roth/Veit, § 1667, Rn. 1. 131 Thormeyer, in: jurisPK-BGB, § 1667, Rn. 2; Staudinger/Coester, § 1667, Rn. 3; Palandt/Götz, § 1667, Rn. 1. 132 PWW/Ziegler, § 1667, Rn. 1; NK-BGB/Rakete-Dombek/Berning, § 1667, Rn. 1; Staudinger/Coester, § 1667, Rn. 2. 129

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züglich der Person und des Vermögens des Kindes, § 1626 Abs. 1 S. 2 BGB. Unter die Personensorge fällt etwa die Beaufsichtigung, Erziehung, Pflege oder die Geltendmachung von Ansprüchen im Namen des Kindes als dessen gesetzlicher Vertreter, § 1629 Abs. 1 S. 1 BGB.133 Der Vermögenssorge unterliegen all diejenigen Maßnahmen, die darauf abzielen, sowohl das Vermögen als auch das Einkommen des jeweiligen Kindes als Teil einer treuhänderischen Verwaltung zu erhalten, zu verwerten und zu vermehren.134 Der Inhalt dieser, stets am Kindeswohl orientierten Regelungen,135 steht nach dem sogenannten Prinzip der Dualität im Grundsatz beiden Elternteilen zu.136 Bei ehelicher Geburt tritt die gemeinsame elterliche Sorge automatisch ein, bei nichtehelicher Geburt unter den Voraussetzungen der §§ 1626a ff. BGB.137 Hergeleitet wird die elterliche Sorge aus dem in der Verfassung wurzelnden Elternrecht aus Art. 6 Abs. 2 GG. Dieses sichert den Eltern die freie Entscheidung über die Pflege und die Erziehung zu und garantiert ihnen die Verantwortung für sämtliche Entwicklungen des Kindes.138 Die Eltern haben also die von Verfassungs wegen garantierte Befugnis, frei von etwaigem Einfluss seitens des Staates nach ihren eigenen Vorstellungen darüber zu bestimmen, in welcher Weise sie ihrer Verantwortung als Eltern gerecht werden wollen.139 Mit diesem Recht der Eltern einher geht auch deren Pflicht, ihre Erziehungs- und Pflegeverantwortung ihrem Kind gegenüber zu erfüllen.140 Besteht dem Grunde nach zwar eine große Freiheit der Eltern, die Erziehung, etwa in weltanschaulicher Weise nach ihren Vorstellungen auszugestalten, wacht gemäß Art. 6 Abs. 2 S. 2 GG über die Ausübung der elterlichen Pflichten die staatliche Gemeinschaft.141 Durch dieses sogenannte Prinzip der Vigilität142 soll die Pflege und Erziehung sichergestellt werden, sobald erkennbar ist, dass die Eltern ihrer Pflicht nicht gerecht werden.143 Hieraus folgen Eingriffsbe133 Schulz/Hauß/Schmid, § 1626, Rn. 4; Fröschle, Rn. 1, 368 ff.; Gernhuber/CoesterWaltjen, § 59, Rn. 1 ff. 134 OLG Köln FamRZ 1997, S. 1351 (1351 f.); Brüggemann, ZblJugR 1980, S. 53 (54); Fröschle, Rn. 536. 135 Muscheler, Rn. 589; Meysen, NJW 2008, S. 2673 (2673); Plettenberg, S. 8 f. 136 Muscheler, Rn. 590. 137 Vgl. hierzu ausführlich Hirth, S. 61 ff. 138 von Coelln, in: Sachs, Art. 6, Rn. 59 f.; Maunz/Dürig/Badura, Art. 6, Rn. 24; Schellhammer, Rn. 1117. Darüber hinaus steht die elterliche Sorge unter dem Schutz von Art. 8 EMRK, vgl. Hirth, S. 61. 139 BVerfG FPR 2003, S. 266 (266); BVerfG FPR 2008, S. 238 (239); Plettenberg, S. 31; Hufen, § 16, Rn. 17. 140 Maunz/Dürig/Badura, Art. 6, Rn. 24; Dreier/Brosius-Gersdorf, Art. 6, Rn. 141; Schulz/ Hauß/Diwell, Art. 6, Rn. 57. 141 Jarass/Pieroth, Art. 6, Rn. 55 f.; Dreier/Brosius-Gersdorf, Art. 6, Rn. 175; Wellenhofer, § 32, Rn. 1. 142 Muscheler, Rn. 590. 143 Dreier/Brosius-Gersdorf, Art. 6, Rn. 175; von Coelln, in: Sachs, Art. 6, Rn. 76; BVerfGE 103, S. 89 (107).

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fugnisse des Familiengerichts, die einen einfachgesetzlichen Niederschlag finden. Von großer Bedeutung ist beispielsweise § 1666 BGB, der dem Familiengericht bei Gefahr für das Kindeswohl oder das Kindesvermögen die Möglichkeit verschafft, diejenigen Maßnahmen zur Abwehr eben dieser Gefahr zu treffen. Ausweislich des Wortlauts der Norm besteht diese Möglichkeit jedoch nur, sofern die Eltern nicht gewillt oder in der Lage sind, die notwendigen Maßnahmen zur Abwehr der Gefahr für das Kindeswohl zu treffen.144 b) Anwendungsbereich Um zur Anwendung zu gelangen, erfordert die Norm des § 1667 Abs. 1 S.1 BGB zunächst, wie gezeigt, eine Gefahr für das Kindesvermögen im Sinne des § 1666 Abs. 1 BGB. Hierunter fallen ausweislich der in § 1666 Abs. 2 BGB genannten beispielhaften Fälle die Verletzung etwaiger Unterhaltspflichten gegenüber dem Kind, die Verletzung der mit der Vermögenssorge einhergehenden Pflichten sowie Verstöße gegen die Vermögenssorge betreffende Anordnungen des Gerichts. Neben diesen Regelbeispielen besitzt der eigene unerlaubte Zugriff auf Sparguthaben der Kinder eine hohe Praxisrelevanz.145 Bei Vorliegen dieser und weiterer sicher zu erwartender Vermögensschäden für das Kind kann das Familiengericht sodann Maßnahmen zu deren Abwehr treffen, weshalb von diesem Punkt an der Anwendungsbereich des hier relevanten § 1667 Abs. 1 S. 1 BGB eröffnet ist. Folglich findet sich hier auf der Seite des Anspruchstellers das Familiengericht. Dieses kann den entsprechenden Anspruch gegenüber beiden Elternteilen geltend machen und für beide die etwaigen Anordnungen treffen, auch wenn nur einer von beiden für die Gefährdung des Kindesvermögens verantwortlich ist.146 c) Inhalt Als mögliche Rechtsfolge ordnet § 1667 Abs. 1 S. 1 BGB sowohl die Anordnung der Einreichung eines Vermögensverzeichnisses über das Kindesvermögen oder aber die Rechnungslegung über eben dieses an. Ebenso besteht im Fall des § 1667 Abs. 1 S. 1 BGB auch die Möglichkeit des öffentlichen Inventars, § 1667 Abs. 1 S. 3 BGB.

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Sogenanntes „Gefahrenabwehrprimat“ der Eltern, welches besagt, dass den Eltern vor staatlichen Stellen das Recht der Gefahrenabwehr zusteht, bevor eine Norm wie § 1666 BGB einschlägig sein kann, vgl. Fröschle, Rn. 945. 145 Heilmann/Cirullies, § 1666 BGB, Rn. 34; vgl. hierzu auch Madaus, BKR 2006, S. 58 ff.; Becker, FamRZ 2016, S. 869 ff.; vgl. zur Vermögenssorge oben, § 4 I. 4. a). 146 Erman/Döll, § 1667, Rn. 2; Thormeyer, in: jurisPK-BGB, § 1667, Rn. 6, unter Verweis auf Staudinger/Coester, § 1667, Rn. 6, der sich aber a. a. O. gegenüber beiden Elternteilen nur auf die Anordnung des Verzeichnisses bezieht, während er die Rechnungslegung als nur gegenüber dem das Vermögen gefährdenden Elternteil als geltend zu machen ansieht, vgl. Staudinger/Coester, § 1667, Rn. 9.

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Von größerer Bedeutung ist im Rahmen dieser Untersuchung die Anordnung der Rechnungslegung aufgrund der hieraus hervorgehenden klassischen auskunftsrechtlichen Terminologie. Bei Vorliegen der Tatbestandsvoraussetzungen kann das Familiengericht den Eltern die Pflicht auferlegen, über die Verwaltung des Kindesvermögens Rechnung zu legen. Hierunter fällt eine den Anforderungen des § 259 Abs. 1 BGB entsprechende geordnete, übersichtliche und in sich verständliche Zusammenstellung der das Kindesvermögen tangierenden Einnahmen und Ausgaben, wie sie für fremdnützige Vermögensverwaltung typisch ist.147 Ebenfalls können zusätzlich Belege angefordert werden.148 Die Pflicht, Rechnung zu legen, besteht dem Wortlaut des Gesetzes nach grundsätzlich nur nach vorausgehender Anordnung durch das Gericht, mithin aufgrund externen Verlangens. Es besteht jedoch bei vormaligem Verstoßes oder erhöhter Gefahr für das Kindesvermögen die Möglichkeit, eine periodisch wiederkehrende Rechnungslegung anzuordnen.149 Für diese bedarf es dann keiner weitergehenden Anordnung. Sofern begründete Zweifel an der seitens der Eltern gelegten Rechnung bestehen, kann das Gericht zusätzlich eine eidesstattliche Versicherung nach § 31 Abs. 1 FamFG verlangen.150 Die Zuständigkeit des Familiengerichts erfolgt aus § 151 Nr. 1 FamFG. d) Normzweck Wie oben bereits angeführt, stellen die im BGB kodifizierten Normen, die die elterliche Sorge betreffen, einen Ausdruck des sich aus Art. 6 Abs. 2 S. 2 GG ergebenden Wächteramts des Staates dar. Mittels dieser Normen werden den Familiengerichten Handlungsmöglichkeiten geschaffen, dieses Schutzamt wahrzunehmen und hierdurch die Interessen des Kindes zu schützen und in den Vordergrund zu stellen. Folglich ist die Norm des § 1667 Abs. 1 S. 1 BGB als Ergänzung der Generalklausel des § 1666 Abs. 1 BGB auf Rechtsfolgenseite mit einer enormen Schutzfunktion für die vermögensrechtlichen Interessen des Kindes versehen. Dieser umfassende Schutzcharakter der Vorschrift wird beispielsweise an der Tatsache deutlich, dass auch gegenüber dem verantwortungslosen Elternteil die Maßnahmen des § 1667 Abs. 1 S. 1 BGB geltend gemacht werden können. Somit erhöht sich die Möglichkeit für das Gericht, die durch die Rechnungslegung erbetenen Auskünfte zu erhalten, da sich kein Elternteil aus der Verantwortung der Anspruchserfüllung ziehen kann. Minderjährige können ihre Interessen auf finanziellen Gebieten oftmals, zumindest jedoch für die längste Zeit des Aufwachsens, nicht selbst wahrnehmen oder 147 RGRK/Adelmann, § 1667, Rn. 14; Erman/Döll, § 1667, Rn. 2; Gernuber/CoesterWaltjen, § 60, Rn. 8. 148 RGRK/Adelmann, § 1667, Rn. 14; BayObLG FamRZ 1994, S. 1191 (1193). 149 Gernhuber/Coester-Waltjen, § 63, Rn. 7; Palandt/Götz, § 1667, Rn. 3. 150 BayObLG FamRZ 1994, S. 1191 (1192), noch zu § 15 FGG a. F.

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Zweiter Teil

auch nur in Gänze erfassen. Kommen die Eltern nun auch ihrer treuhänderischen Pflicht zum Schutz des Kindesvermögens nicht nach oder besteht die Gefahr des Missbrauchs seitens der Eltern als Vermögensverwalter, bedarf es ebenso Kontrollmöglichkeiten externer staatlicher Stellen. Durch eine ihm vorzulegende Rechnung über die Verwaltung des Vermögens erlangt das Familiengericht einen umfangreichen Einblick, um die Qualität der Vermögenssorge zu bewerten. Demnach besitzt § 1667 Abs. 1 S. 1 BGB neben der Schutzfunktion auch eine Kontrollfunktion. Durch die Kontrolle der elterlichen Vermögenssorge kann das Familiengericht überdies auch einschätzen, ob darüber hinausgehende Maßnahmen zum Schutz des Kindesvermögens notwendig erscheinen. Dieser Aspekt wird in der Kommentarliteratur mehrheitlich im Zusammenhang zur ebenfalls im Wege des § 1667 Abs. 1 S. 1 BGB anzuordnenden Pflicht zur Vorlage eines Vermögensverzeichnisses angesprochen,151 die Grundsätze sind jedoch auch auf die Rechnungslegung anzuwenden. Die aus dem Verzeichnis folgende Auskunft über die wirtschaftlichen Verhältnisse des Kindes sollen klarstellen, ob die Anordnung weitergehender Maßnahmen angebracht ist. Gibt eine Rechnungslegung Einblicke über die Verwaltung des Kindesvermögens, kann eine gegebenenfalls treuwidrige Verwaltung ebenso auf eine Gefährdung des Vermögens schließen lassen und verschärfte Schutzmaßnahmen der §§ 1666, 1667 BGB angebracht erscheinen lassen. Demzufolge ermöglicht die im Rahmen der Rechnungslegung verschaffte Auskunft dem Gericht die Möglichkeit, weitergehende Ansprüche geltend zu machen.152 Zusammenfassend lassen sich also die Normzwecke der Schutz- und der Kontrollfunktion sowie der Durchsetzung weitergehender Ansprüche festhalten. 5. Auskunftsanspruch über die persönlichen Verhältnisse des Kindes, § 1686 BGB Obgleich die Norm erst 1997 im Zuge des KindRG153 in ihrer jetzigen Form in das BGB aufgenommen wurde, bestand sie in ähnlicher Form bereits vorher in § 1634 Abs. 3 BGB a. F.

151 Vgl. nur Staudinger/Coester, § 1667, Rn. 6 f.; MüKoBGB/Lugani, § 1667, Rn. 6; NKBGB/Rakete-Dombek/Berning, § 1667, Rn. 2; jeweils unter Verweis auf BayObLG FamRZ 1994, S. 1191 (1192). 152 Haeffs verzichtet gänzlich auf eine Differenzierung zwischen Verzeichnis und Rechnungslegung und spricht nur allgemein vom „zur Verfügung gestellten Material“, das dem Gericht die Klärung der Frage weitergehender Maßnahmen erleichtern soll, vgl. Haeffs, S. 100. 153 BGBl. 1997 I, S. 2942.

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a) Anwendungsbereich Geltend gemacht werden kann der Auskunftsanspruch ausweislich seines Wortlauts lediglich von den rechtlichen Eltern eines gemeinsamen Kindes. Unabhängig ist hierbei, ob die Eltern miteinander verheiratet waren, das Kind also ein ehelich geborenes Kind ist, ob eine gemeinsame elterliche Sorge oder auf Seiten des Anspruchsstellers überhaupt ein Sorgerecht besteht, selbst ein Umgangsrecht muss nicht bestehen.154 Wurzel des Auskunftsanspruchs aus § 1686 BGB ist das Elternrecht.155 Deshalb kommt auch den Umgangspersonen aus § 1685 BGB keine Möglichkeit der Geltendmachung des Anspruchs zu.156 Zur Auskunftserteilung verpflichtet werden kann folglich wiederum nur der andere Elternteil, in dessen Obhut sich das Kind befindet, respektive befand.157 Somit kann auch beispielsweise der allein sorgeberechtigte Elternteil vom umgangsberechtigten Elternteil Auskunft über Vorkommnisse während des von ihm ausgeübten Umgangsrechts verlangen. Sofern das Kind jedoch in einem Heim, einer Pflegefamilie oder bei einem Vormund lebt, kann der Auskunftsanspruch gegenüber diesen Personen oder Einrichtungen in analoger Anwendung des § 1686 BGB geltend gemacht werden.158 Auch gegenüber dem Personenkreis des § 1685 BGB kann der Anspruch gestellt werden, sofern es sich bei den erbetenen Informationen um Angelegenheiten des Umgangs zwischen dem Kind und den umgangsberechtigten Personen des § 1685 BGB handelt. Aufgrund der vorübergehenden Obhut dieser Personen über das Kind ist die Informationslage mit denen der Eltern vergleichbar, deren Kind ausschließlich bei dem anderen Elternteil lebt.159 Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass auskunftsberechtigt lediglich die jeweiligen rechtlichen Eltern sind, während der Kreis der potentiell zur Auskunft Verpflichteten weiter gefasst ist. Weitere Anspruchsvoraussetzung ist das Vorliegen eines gegenwärtigen berechtigten Interesses des Anspruchsstellers. Das Interesse ist berechtigt, sofern der Anspruchssteller, abgesehen von der Geltendmachung des Anspruchs, keinerlei andere Möglichkeit hat, sich über die Entwicklung und die persönlichen Verhältnisse 154 Soergel/Gietl, § 1686, Rn. 2; Thormeyer, in: jurisPK-BGB, § 1686, Rn. 9 ff.; Büte, Umgangsrecht, Rn. 229. 155 Staudinger/Dürbeck, § 1686, Rn. 4; Clausius, FamRB 2015, S. 65 (66); Völker/Clausius, § 2, Rn. 198. 156 Johannsen/Henrich/Althammer/Rake, § 1686, Rn. 1; NK-BGB/Peschel-Gutzeit/Ebeling, § 1686, Rn. 4; OLG Schleswig-Holstein FamRZ 2004, S. 1057 (1058); Rauscher, FamRZ 1998, S. 329 (338 f.). 157 Thormeyer, in: jurisPK-BGB, § 1686, Rn. 13; MüKoBGB/Hennemann, § 1686, Rn. 4; Clausius, FamRB 2015, S. 65 (66). 158 BGH FamRZ 2017, S. 378 (378); Palandt/Götz, § 1686, Rn. 3; Kasenbacher, NJWSpezial 2017, S. 324 (325); ebenso wird sich für eine diesen Themenkomplex betreffende umfassende weitergehende Regelung ausgesprochen, vgl. Staudinger/Veit, § 1793, Rn. 133. 159 Thormeyer, in: jurisPK-BGB, § 1686, Rn. 14. Auch wird vertreten, dass in Fällen, in denen Dritte aus dem Personenkreis des § 1685 BGB die Obhut über das Kind haben, dennoch der andere Elternteil zur Auskunft verpflichtet bleibt, vgl. Staudinger/Dürbeck, § 1686, Rn. 5.

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des Kindes zu informieren und er sich die gewünschten Informationnen nicht in zumutbarer Weise selbst beschaffen kann.160 Dies ist insbesondere dann anzunehmen, sofern das Umgangsrecht durch gerichtliche Entscheidung eingeschränkt oder ausgeschlossen ist, oder, bei regelmäßigem Umgang, das Kind aufgrund seines Alters nicht selbst die erwünschten Informationen geben kann oder es den Kontakt ablehnt.161 Das langjährige Ablehnen jeglicher Kontaktaufnahmen seitens des Elternteils schließt dessen berechtigtes Interesse nicht generell aus.162 Es mangelt an dem geforderten berechtigten Interesse jedoch bei der Gefahr missbräuchlicher Verwendung der Auskünfte oder des Rechts, den Auskunftsanspruch geltend zu machen, etwa um auf diese Weise an Informationen zu gelangen, die in keinem Zusammenhang zum Kind stehen und beispielsweise lediglich der Kontrolle des anderen Elternteils dienen und die ihm im Normalfall verwehrt wären.163 b) Inhalt Bei Vorliegen seiner Voraussetzungen gewährt der Anspruch Auskünfte über die persönlichen Verhältnisse des Kindes. Hiervon erfasst sind alle für das Befinden, die Entwicklung und das Wohlergehen des Kindes wesentlichen Umstände, die der Berechtigte erfahren darf und soll.164 Diese Informationen entsprechen folglich denjenigen, die der Anspruchsteller bei eigenem persönlichen Umgang selbst in Erfahrung hätte bringen können.165 Demnach umfasst der Anspruchsinhalt Angaben über die persönliche Lebenssituation des Kindes und dessen persönlichen Interessen, Angaben zu seinem Gesundheitszustand, seiner beruflichen Situation und dem Verlauf der schulischen Entwicklungen.166 Des Weiteren ist, auch bei entgegenstehendem Willen des Kindes, die Übersendung von aktuellen Lichtbildern geschuldet, damit sich der Auskunftsberechtigte einen optischen Eindruck vom Kind verschaffen kann.167 Wenn auch sonst keine explizite Pflicht zur Vorlage von Belegen besteht, 160 BGH FamRZ 2017, S. 1666 (1667); OLG Koblenz FamRZ 2014, S. 1473 (1473); OLG Brandenburg FamRZ 2014, S. 1861 (1861); Kasenbacher, NJW-Spezial 2012, S. 4 (4). 161 Staudinger/Dürbeck, § 1686, Rn. 6; BayObLG FamRZ 1983, S. 1169 (1169 f.); OLG Köln ZfJ 2003, S. 162 (163); Kasenbacher, NJW-Spezial 2012, S. 4 (4). 162 Palandt/Götz, § 1686, Rn. 4; Büte, Umgangsrecht, Rn. 231; BayObLG FamRZ 1993, S. 1487 (1488). 163 Soergel/Gietl, § 1686, Rn. 4; OLG Zweibrücken FamRZ 1990, S. 779 (779); OLG Hamm FamRZ 1995, S. 1288 (1290); Kasenbacher, NJW-Spezial 2012, S. 4 (4). 164 BayObLG FamRZ 1993, S. 1487 (1488 f.); LG Karlsruhe FamRZ 1983, S. 1169 (1169); OLG Naumburg FamRZ 2001, S. 513 (513); Hk-BGB/Kemper, § 1686, Rn. 3; Völker/Clausius, § 2, Rn. 204. 165 BT-Drucks. 13/4899, S. 107; Clausius, FamRB 2015, S. 65 (68); Thormeyer, in: jurisPK-BGB, § 1686, Rn. 27. 166 BGH FamRZ 2017, S. 378 (380); Büte, Umgangsrecht, Rn. 233; Oelkers, NJW 1995, S. 1335 (1336); Clausius, FamRB 2015, S. 65 (68). 167 BayObLG FamRZ 1993, S. 1487 (1489); OLG Frankfurt FamRZ 1998, S. 577 (577); Kasenbacher, NJW-Spezial 2017, S. 324 (324).

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umfasst der Auskunftsinhalt zum umfassenderen Überblick über die Schulleistungen die Übersendung von Zeugnissen.168 Die geschuldeten Informationen sind ansonsten primär überblicksartig zu erteilen. Eine detaillierte Auflistung der Aktivitäten in Form eines Tagebuchs, welches durch den Anspruchsschuldner anzufertigen wäre, ist somit ebenso ausgeschlossen wie die Mitteilung von Auskünften höchstpersönlicher Angelegenheiten fast volljähriger Kinder, über deren Weitergabe sie selbst entscheiden können und dürfen.169 Je näher ein Kind an die Volljährigkeit heranwächst, desto weniger wird im Hinblick auf dessen wachsende Reife und Selbstbestimmung bezüglich höchstpersönlicher Informationen ein Auskunftsanspruch in Betracht kommen, ehe das Auskunftsrecht aus § 1686 BGB mit der Volljährigkeit des Kindes endet.170 Seine Einschränkung findet der Anspruch im Wohl des Kindes, mit dem die erbetenen Auskünfte vereinbar sein müssen. Hierbei fungiert das Kindeswohl nicht als Maßstab, sondern als Grenze des Auskunftsrechts.171 Demnach muss eine Auskunft dem Kindeswohl zwar nicht dienlich sein, kann jedoch – wenn auch nur in Ausnahmefällen – versagt werden, sobald konkrete Umstände dafür sprechen, dass durch die Weitergabe von Informationen das Kindeswohl spürbar beeinträchtigt wird.172 Das ist etwa in Fällen anzunehmen, in denen der Anspruchssteller durch die Erteilung einer Auskunft den Aufenthalt des Kindes in Erfahrung bringen möchte, obgleich er mit dieser Kenntnis nur das Kind unter Druck zu setzen bezweckt oder sofern ein bereits bestehendes Verbot des Umgangsrechts die Kenntnis des Aufenthaltsorts zu verhindern versucht; ebenso in Fällen, in denen sich der Elternteil mit den ihm übersandten Fotos des Kindes an die Öffentlichkeit wendet, um mit dieser Hilfe die Adresse des Kindes zu ermitteln oder jedwede Fotos trotz Untersagung anderweitig veröffentlicht werden.173 Diese Ausführungen verdeutlichen den Zusammenhang zwischen dem Kindeswohl und dem bereits vorab erläuterten berechtigten Interesse des Anspruchsstellers, welches auch bei der Gefahr missbräuchlicher Verwendung zu verneinen ist: Sofern ein berechtigtes Interesse angenommen werden kann, steht der Anspruch aus § 1686 BGB auch nicht im Widerspruch zum Wohl des Kindes.174 168

OLG Koblenz FamRZ 2002, S. 980 (980 f.); Palandt/Götz, § 1686, Rn. 7; OLG Hamm FamRZ 2003, S. 1583 (1583); Thormeyer, in: jurisPK-BGB, § 1686, Rn. 27. 169 Vgl. zunächst OLG Koblenz FamRZ 2002, S. 980 (980) hinsichtlich der nicht geschuldeten Führung eines Tagebuchs; OLG Hamm FamRZ 1995, S. 1288 (1290); Völker/ Clausius, § 2, Rn. 208. 170 KG FamRZ 2011, S. 827 (828); Erman/Döll, § 1686, Rn. 1 f.; Büte, FuR 2006, S. 170 (174). 171 Rauscher, FamRZ 1998, S. 329 (339); Kasenbacher, NJW-Spezial 2012, S. 4 (4); BayObLG FamRZ 1993, S. 1487 (1488). 172 Thormeyer, in: jurisPK-BGB, § 1686, Rn. 23; PWW/Ziegler, § 1686, Rn. 8; Völker/ Clausius, § 2, Rn. 210. 173 OLG Stuttgart FamRZ 2006, S. 1628 (1628); OLG Hamm FamRZ 2010, S. 909 (910); Clausius, FamRB 2015, S. 65 (68). 174 Vgl. zunächst die Ausführungen oben § 4 I. 5. a); einschränkend Bamberger/Roth/Veit, § 1686, Rn. 7 f.; PWW/Ziegler, § 1686, Rn. 8; vgl. jedoch auch Soergel/Gietl, § 1686, Rn. 4,

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Zweiter Teil

In formeller Hinsicht wird an die Auskunftserteilung keinerlei besondere Anforderung gestellt. Eine persönliche Erteilung wird seitens des Gesetzestextes nicht gefordert, weshalb man sich zur Auskunftserteilung auch dritter Personen wie beispielsweise Anwälten, Bekannten oder Jugendamtsmitarbeitern bedienen kann.175 Trotz mangelnder Belegpflicht scheint es geboten, sie zwecks eines für den Anspruchssteller besser zu erfassenden Gesamteindrucks in schriftlicher Form zu erteilen.176 Auf diese Weise kann zum einen der mitunter umfangreiche Auskunftsinhalt über die persönlichen Verhältnisse besser festgehalten werden. Ferner trägt eine derartige Anspruchserfüllung auch besser der Möglichkeit Rechnung, sich, wie gezeigt, zur Erfüllung auch Dritter zu bedienen. Der Zeitrahmen und damit einhergehend die Häufigkeit der Auskunftserteilung bemisst sich nach den konkreten Anlässen, den jeweiligen geforderten Auskünften sowie dem Alter des Kindes. Als vertretbarer Abstand einer wiederholt zu erteilenden Auskunft wurde ein Zeitraum von sechs Monaten angesehen, während in der neueren Rechtsprechung eine Tendenz zu einem vierteljährlichen Zeitraum besteht.177 Im Falle starker Differenzen zwischen den Eltern kann es angemessen erscheinen, den Zeitraum auf ein ganzes Jahr auszudehnen, sofern hiermit Konflikte vermieden werden können.178 Im Falle einer akuten Erkrankung oder eines laufenden Heilungsprozesses kann die Auskunft in deutlich kürzeren Abständen geschuldet sein.179 Darüber hinaus ist es sinnvoll, bei gemeinsamer elterlicher Sorge auch von kürzeren Abständen wiederkehrender Auskünfte auszugehen, was nicht zuletzt aus der aus §§ 1626, 1627 BGB folgenden Pflicht zum elterlichen Zusammenwirken folgt.180 Insoweit wird auch von einer stetigen Erstarkung des Auskunftsanspruchs zu einer Informationspflicht bei gemeinsamer Sorge ausgegangen, sofern es sich um Angelegenheiten von erheblicher Bedeutung handelt.181 Die Zuständigkeit des Familiengerichts ergibt sich aus § 151 Nr. 2 FamFG.182 Sachlich zuständig ist gemäß § 3 Nr. 2 a) RPflG der Rechtspfleger, da der Richder die Tendenz einer zu starken Vermengung von Kindeswohl und berechtigtem Interesse feststellt und aufgrund der Feststellungslast des Anspruchstellers hinsichtlich des berechtigten Interesses eine zwingende Trennung für nötig erachtet. 175 OLG Köln FamRZ 1997, S. 111 (111). 176 Für eine schriftliche Auskunftserteilung Staudinger/Dürbeck, § 1686, Rn. 12; für die Möglichkeit der schriftlichen Auskunftserteilung auch OLG Brandenburg, Beschl. v. 22. 2. 2007 – 10 UF 219/06 = BeckRS 2009, 07267. 177 Für einen sechsmonatigen Zeitraum noch OLG Köln FamRZ 1997, S. 111 (112); für einen vierteljährlichen Turnus nunmehr OLG Brandenburg FamRZ 2008, S. 638 (639). 178 BayObLG FamRZ 1996, S. 813 (814). 179 OLG Brandenburg FamRZ 2008, S. 638 (639); Soergel/Gietl, § 1686, Rn. 6. 180 Staudinger/Dürbeck, § 1686, Rn. 15; Johannsen/Henrich/Althammer/Rake, § 1686, Rn. 8; Hk-BGB/Kemper, § 1686, Rn. 1; a. A. OLG Hamm FamRZ 2001, S. 514 (514), mit abl. Anmerkung Zieroth. 181 So zumindest von Kasenbacher, NJW-Spezial 2012, S. 4 (4); vgl. zu diesen Aspekten noch § 7 IV. 1. 182 Vgl. ausführlich Staudinger/Dürbeck, § 1686, Rn. 17 f.

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tervorbehalt des § 14 Abs. 1 Nr. 7 RPflG den Anspruch aus § 1686 BGB insoweit nicht erfasst. Die Vollstreckung bemisst sich nach § 95 Abs. 1 Nr. 3 FamFG in Verbindung mit § 888 ZPO.183 c) Normzweck Zuerst kommt dem Auskunftsanspruch aus § 1686 BGB die Rolle eines Surrogats zu. Er schafft einen Ausgleich für die Fälle, in denen das Umgangsrecht eines Elternteils mit dem Kind vollständig ausgeschlossen oder zumindest eingeschränkt ist. Aus diesen Umständen folgt oftmals automatisch ein Informationsdefizit über die persönlichen Angelegenheiten des Kindes, dem der Anspruch Abhilfe verschaffen kann. Denn es ist davon auszugehen, dass der Elternteil bei gewöhnlichem oder regelmäßigerem Umgang diese Kenntnisse selbstständig erlangen könnte. Somit wird deutlich, dass die geschuldete Auskunft einen Ersatz für mangelnden oder eingeschränkten Umgang darstellt. Somit besteht ein Teil des Normzwecks des § 1686 BGB in dessen Ausgleichs- beziehungsweise Ersatzfunktion.184 Der Anspruch ist in starker Verknüpfung zum Elternrecht nach Art. 6 Abs. 2 GG zu betrachten. Ferner handelt es sich um einen selbstständigen Anspruch, der Informationen verschaffen soll und kann. Deshalb besteht der Auskunftsanspruch auch, wie gezeigt, unabhängig von der konkreten Lage des Sorge- und des Umgangsrechts und kann mithin auch geltend gemacht werden, sofern regelmäßiger oder uneingeschränkter Kontakt zwischen Elternteil und Kind besteht. Insofern sind nun die Hürden der Anspruchsgeltendmachung geringer im Vergleich zu den Vorläufern der Norm, die den Anspruch nur demjenigen Elternteil zubilligten, der nicht sorgeberechtigt war. Zudem musste die Vereinbarkeit der Auskunftserteilung mit dem Kindeswohl noch positiv festgestellt werden.185 Deutlich werden diese Änderungen in den denkbaren Fällen, in denen dem Elternteil trotz umfangreichen Kontakts ein informatorisches Defizit verbleibt, da das Kind selbst beispielsweise die Informationen gar nicht geben kann, zum Beispiel im Falle von Krankheiten oder ärztlichen Behandlungen, es hierzu aufgrund seines Alters oder einer Behinderung nicht in der Lage ist oder es die Informationen von sich aus gar nicht mitteilen will, der Elternteil aber dennoch ein berechtigtes Interesse an ihnen hat. Um doch an etwaige Informationen zu gelangen, steht sowohl dem umgangsberechtigten wie auch dem die Obhut über das Kind ausübenden Elternteil die Geltendmachung des Anspruchs zu. Der Anspruch auf Informationserteilung erweitert also den Kreis an Informationen um diejenigen, die eigenständig in Erfahrung gebracht werden 183

BGH FamRZ 2017, S. 918 (918). OLG Brandenburg FamRZ 2008, S. 638 (638); OLG Düsseldorf FamRZ 2017, S. 809 (811); Thormeyer, in: jurisPK-BGB, § 1686, Rn. 2; von einem Ausgleich spricht auch BTDrucks. 8/2788, S. 55, allerdings noch zu § 1634 Abs. 3 BGB a. F.; Palandt/Götz, § 1686, Rn. 1. 185 NK-BGB/Peschel-Gutzeit/Ebeling, § 1686, Rn. 1 f.; MüKoBGB/Hennemann, § 1686, Rn. 1 f. 184

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könnten. Hieraus folgt als weiterer Zweck des § 1686 BGB dessen Ergänzungsfunktion.186 Der festgestellte Ersatz und die Ergänzung mittels Auskünften für den jeweiligen Elternteil schützen ihn abermals in seinen bestehenden Rechten. Ohne entsprechenden Anspruch würden ihm die Informationen vorenthalten werden, die ihm aufgrund der im Elternrecht wurzelnden Rechtsstellung jedoch zustehen, wie beispielsweise Kenntnisse über Entwicklungen des Kindes. Die Auskunft verstärkt somit einen ihm zustehenden Rechtsbereich. Ferner darf er nicht grundlos von etwaigen Informationsbereichen abgeschnitten werden, was der Auskunftsanspruch verhindert. Demzufolge besteht auch hier eine Schutzfunktion, die die weiteren Funktionen flankiert. Die durch den einen Elternteil erteilten Informationen können wiederum dem anderen dazu dienen, den allgemeinen persönlichen Zustand des Kindes extern zu beurteilen. Der die Auskunft erbetene Elternteil kann sich einen Eindruck über die gegenwärtige Situation des Kindes verschaffen und hieran anknüpfend – falls notwendig – weitere Ansprüche, die dem Schutz des Kindes zugute kommen, geltend machen, weshalb sich auch eine potentielle Durchsetzungshilfe erkennen lässt. Gleichwohl muss keinerlei Gefahr für das Kind bestehen, weshalb der Auskunftserteilung insoweit auch wieder die Vermeidung weiterer Ansprüche zukommt. Festzuhalten bleiben somit die Normzwecke der Ersatz-, der Ergänzungs- und der Schutzfunktion. Ebenfalls lassen sich, wenn auch in abgeschwächter Form, die Durchsetzungshilfe wie auch die Vermeidung etwaiger Rechtsstreitigkeiten feststellen. 6. Auskunftsanspruch des leiblichen, nicht rechtlichen Vaters über die persönlichen Verhältnisse des Kindes, § 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB In engem thematischen Zusammenhang zum Anspruch aus § 1686 BGB steht dessen Pendant für den leiblichen, jedoch nicht rechtlichen Vater eines Kindes. Wie vorab angeführt, steht der Anspruch aus § 1686 nur den rechtlichen Eltern eines Kindes zu. Demzufolge gehört der Erzeuger eines Kindes, der nicht zeitgleich den Status des rechtlichen Vaters im Sinne des § 1592 BGB innehat, nicht zu dem anspruchsberechtigten Personenkreis. Die rechtliche Vaterschaft erlangt derjenige Mann, der zum Zeitpunkt der Kindesgeburt mit dessen Mutter verheiratet war, der die Vaterschaft offiziell anerkannt hat oder dessen Vaterschaft gerichtlich festgestellt wurde. Hieraus lassen sich jedoch keinerlei Rückschlüsse auf die biologische Vaterschaft des potentiellen rechtlichen Vaters ziehen. Somit kann es zu Abweichungen zwischen rechtlicher und biologischer Vaterschaft kommen, die ihren Ursprung im deutschen Abstammungsrecht haben und ungewollt von allen Beteiligten erfolgen, 186 BGH FamRZ 2017, S. 378 (379); OLG Zweibrücken FamRZ 1990, S. 779 (779); OLG Brandenburg FamRZ 2000, S. 1106 (1107); in diese Richtung auch Staudinger/Dürbeck, § 1686, Rn. 2.

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insbesondere im Falle der Vaterschaft aufgrund bestehender Ehe im Zeitpunkt der Geburt, was von den Regelungen des BGB jedoch in Kauf genommen wird.187 Verfolgt wird mit derartigen Regelungen der gesetzgeberische Zweck, den Status eines Kindes von Geburt an als ehelich festzulegen.188 Denkbar sind demgegenüber jedoch auch Konstellationen, in denen ein Mann die rechtliche Vaterschaft in Kenntnis seiner fehlenden Zeugung des Kindes annimmt, etwa um eine Verantwortung einem Kind gegenüber als „Vater“ im Gesetzessinne inklusive aller Konsequenzen – beispielsweise im Bereich des gesetzlichen Erb- oder Unterhaltsrechts – wahrzunehmen. Darüber hinaus erscheint noch eine Vielzahl weiterer Fälle plausibel. Demnach stellte sich seit jeher in derartigen Konstellationen die Frage, welche Rechte und Pflichten einem zwar biologischen, jedoch nicht rechtlichen Vater zukommen, sowohl für den Fall, dass es keinen gesetzlich legitimierten Vater gibt, als auch für den Fall, dass es ein Zusammentreffen, beziehungsweise ein Nebeneinander von rechtlichen und biologischen Vätern gibt. Ausgangspunkt für Rechte von Vätern, etwa auf Umgang oder Auskunft, war stets deren rechtliche Elternstellung. Begründet wurde dies mit der sozial-familiären, möglicherweise über Jahre gewachsenen Bindung zwischen Eltern und Kind, die mithin Vorrang gegenüber einem zwar leiblichen, aber gegebenenfalls externen und für das Kind unbekannten Vater haben sollte. Erst im Jahre 2003 wurde seitens des BVerfG189 erstmalig klargestellt, dass auch ein nur leiblicher Vater vom verfassungsmäßigen Schutze des Art. 6 Abs. 2 S. 1 GG erfasst sein kann und er auch mit dem Kind eine vom GG geschützte Familie bildet, allerdings nur, sofern zwischen ihm und dem Kind eine sozial-familiäre Beziehung bereits bestand. Ein Umgangsrecht des leiblichen Vaters konnte nach dieser Entscheidung des Verfassungsgerichts bei Vorliegen der Voraussetzung die sozial-familiäre Beziehung betreffend sodann auf § 1685 BGB a. F. gestützt werden.190 Dies hatte jedoch auch zur Folge, dass das Umgangsrecht des leiblichen Vaters von der Bereitschaft der rechtlichen Eltern abhing: Sofern diese einen Umgang nicht zuließen, konnte der leibliche Vater auch keine Beziehung herstellen und blieb vom Umgangsrecht ausgeschlossen.191 Diese Rechtslage war Ausgangspunkt einer Reihe von Entscheidungen seitens des EGMR, die die Unvereinbarkeit der dargestellten Gesetzeslage mit europarechtlichen Vorgaben verdeutlichten.192 Konkret bemängelt wurde 187

Plettenberg, S. 50, 62; Zimmermann, S. 330; Vollersen, S. 157 f.; sehr deutlich hierzu auch Rotax, Praxis Kinderpsychologie/Kinderpsychiatrie 2007, S. 148 (153): Das deutsche Recht habe sich bei der Feststellung der Vaterschaft schon immer mit Vermutungen beholfen und verfahre auch heute noch so. 188 BVerfG FamRZ 1989, S. 255 (257). 189 BVerfG FamRZ 2003, S. 816 (816). 190 Clausius, MDR 2013, S. 685 (685); Hoffmann, FamRZ 2013, S. 1077 (1077). 191 Büte, FuR 2013, S. 676 (676); Pheiler-Cox, jM 2014, S. 141 (141). 192 Vgl. hierzu insbesondere das Verfahren „Anayo/Deutschland“, EGMR FamRZ 2011, S. 269 ff., sowie das Verfahren „Schneider/Deutschland“, EGMR FamRZ 2011, S. 1715 ff.; vgl. vertiefend hierzu auch Schulze, S. 110 ff., 115 ff.

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seitens des Gerichts, dass von den deutschen Instanzgerichten nicht geprüft wurde, inwieweit bei Fehlen der sozial-familiären Beziehung zwischen leiblichem Vater und dem Kind ein nicht gewährter Umgang und eine nicht erteilte Auskunft dem Kindeswohl dienlich gewesen sein könnte. Überdies verbiete sich aufgrund der Vielzahl verschiedener denkbarer Familienkonstellationen und -situationen eine pauschale Beurteilung etwaiger Fragen, was eine mehr auf den Einzelfall bezogene Abwägung aller Rechte erfordere. Hierin sah der EGMR einen Verstoß gegen Art. 8 EMRK, der auch ein erst beabsichtigtes Familienleben schütze, wenn der leibliche Vater die in Rede stehende sozial-familiäre Beziehung bislang noch nicht aufbauen konnte.193 Die Kritik des EGMR folgerte eine gesetzliche Neuregelung der Rechte der biologischen Väter, die ihre Auskunfts- und Umgangsrechte stärken sollte. Dies geschah mit dem 2013 in Kraft getretenen „Gesetz zur Stärkung der Rechte des leiblichen, nicht rechtlichen Vaters“, welches die Rechtsprechungslinien des EGMR widerspiegeln sollte.194 Dieses setzt die Forderungen des EGMR um und gewährt einem leiblichen Vater nun, vorbehaltlich der Kindeswohlprüfung, einen neben § 1686 BGB eigenständig normierten Anspruch auf Auskunft und Umgang mit dem Kind. Indem man diese Ansprüche nicht in die bereits bestehende Norm eingebettet hat, sollte deren Eigenständigkeit sowie ihr Status als Sonderregelung deutlich gemacht werden.195 Wie gezeigt, basiert das deutsche Abstammungssystem auf Normen, die eine Diskrepanz von rechtlicher und leiblicher Vaterschaft in Kauf nehmen. Dass nunmehr nach langjährigem Kampf leiblicher Väter um ihre Rechte eine Norm wie § 1686a BGB geschaffen werden musste, kann also auch als Auswirkung, wenn nicht sogar als logische Konsequenz dieses Abweichungen in Kauf nehmenden Abstammungsrechts verstanden werden. a) Anwendungsbereich § 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB verlangt als Tatbestandsvoraussetzung zunächst die erwiesene biologische, also leibliche Vaterschaft des Antragsstellers des im Mittelpunkt des Auskunftsanspruchs stehenden Kindes. Die Feststellung der biologischen Vaterschaft erfordert im Fall des § 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB kein gesondertes Verfahren, sondern kann inzident im Rahmen des Antrags auf Auskunft geklärt werden.196 Maßgeblich ist hierfür die Vorschrift des § 167a FamFG. Dessen erster 193

EGMR FamRZ 2011, S. 269 (269); EGMR FamRZ 2011, S. 1715 (1715); ausführlich hierzu auch Staudinger/Dürbeck, § 1686a, Rn. 3 ff. 194 BGBl. 2013 I, S. 2176; kritisch hierzu Grziwotz, FF 2012, S. 382 (382 ff.); ebenso Peschel-Gutzeit, NJW 2013, S. 2465 (2466 ff.), die u. a. bemängelt, dass auch nach den angeführten Urteilen keinerlei Pflicht zum Tätigwerden für den deutschen Gesetzgeber bestanden hätte und letztlich Umgangs- und Auskunftsrechte geschaffen wurden, die in dieser Weise vom EGMR gar nicht gefordert waren. 195 BR-Drucks. 666/12, S. 7. 196 MüKoBGB/Hennemann, § 1686a, Rn. 11; Hoffmann, FamRZ 2013, S. 1077 (1078).

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Absatz fordert als Zulässigkeitsvoraussetzung die eidesstattliche Versicherung des potentiellen Erzeugers, der Kindesmutter in der Empfängniszeit beigewohnt zu haben. Von diesem Erfordernis ist aber abzusehen, sofern die Vaterschaft des Antragsstellers bereits durch ein separates Gutachten festgestellt werden konnte.197 Mittels dieser Voraussetzung können mehrere Ziele verfolgt werden: Es kann verhindert werden, dass Anträge „ins Blaue hinein“ gestellt werden und auf diese Weise Unfrieden in eine intakte soziale Familie durch Personen getragen wird,198 dass Anträge von Personen gestellt werden, die unter keinen Umständen als Vater in Betracht kommen können199 oder deren Vaterschaft auf künstlicher Befruchtung beruht.200 Das Bestreiten einer derartigen Glaubhaftmachung durch die Mutter ist insofern nicht von Belang, da dies auf die Zulässigkeit eines Antrags keinerlei Auswirkungen hat und diese Frage allein im Rahmen der Begründetheit des Antrags geprüft wird.201 Nach § 167a Abs. 2 FamFG besteht sodann eine Pflicht zur Duldung von Untersuchungen, insbesondere zur Entnahme von Blutproben, um die genetische Abstammung zu klären. So soll vermieden werden, dass die betreffenden Personen durch bloßes Verweigern die Feststellung der leiblichen Vaterschaft vereiteln können.202 Von einer solchen Pflicht kann nur abgesehen werden, sofern sie der betreffenden Person nicht zugemutet werden kann, § 167a Abs. 2 FamFG a. E. Eine Unzumutbarkeit der Untersuchung kann sich sowohl aus der konkreten Art der Untersuchung als auch aus deren etwaigen Folgen für die Betroffenen ergeben.203 Überdies verlangt wird das Vorhandensein eines rechtlichen Vaters des Kindes.Wie beschrieben, bemisst sich dies nach § 1592 BGB. Sofern das Kind keinen ihm zugeordneten rechtlichen Vater hat, ist der die Auskunft begehrende Antragssteller als potentiell leiblicher Vater darauf verwiesen, die rechtliche Vaterschaft zu erlangen, um im Anschluss etwaige Anträge etwa aus § 1686 BGB herzuleiten.204 Denn zum einen erfolgt der besondere Schutz des biologischen Vaters im Rahmen einer Norm wie § 1686a Abs. 1 BGB gerade aus der Tatsache, dass neben ihm ein rechtlicher Vater existiert, während er zum anderen nach erfolgreicher Feststellung 197

OLG Stuttgart FamRZ 2008, S. 629 (629) zur Vorschrift des ähnlich gelagerten § 1600 Abs. 1 Nr. 2 BGB. 198 BT-Drucks. 17/12163, S. 14; Johannsen/Henrich/Althammer/Rake, § 167a FamFG, Rn. 3 ff. 199 NK-BGB/Peschel-Gutzeit/Ebeling, § 1686a, Rn. 12. 200 BT-Drucks. 17/12163, S. 14; Bumiller/Harders/Schwamb, § 167a, Rn. 1. Hiervon erfasst und mithin von der Antragsstellung ausgeschlossen ist jedoch nur der anonyme Samenspender, der gemäß § 1600 Abs. 4 BGB im Einverständnis mit der Mutter auf die Übernahme elterlicher Verantwortung verzichtet hat; für den Fall der fehlenden Einwilligung vgl. BGH FamRZ 2013, S. 1209 (1209); kritisch Grziwotz, FF 2012, S. 382 (385). 201 Keidel/Engelhardt, § 167a, Rn. 5. 202 BR-Drucks. 666/12, S. 15. 203 Vgl. für Beispiele Haußleiter/Eickelmann, § 167a, Rn. 4 unter Verweis auf Haußleiter/ Eickelmann, § 178, Rn. 16 ff. 204 BT-Drucks. 17/12163, S. 12; Soergel/Gietl, § 1686a, Rn. 11; Erman/Döll, § 1686a, Rn. 3.

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seiner Vaterschaft zwar etwaige Auskunfts- und Umgangsrechte ausüben darf, ansonsten aber keinen weitergehenden Pflichten als rechtlicher Vater unterliegt.205 Da der Wortlaut von § 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB „jeden Elternteil“ verpflichtet, kann der biologische Vater sowohl von der Kindesmutter, als auch vom rechtlichen Vater des Kindes die entsprechende Auskunft verlangen.206 Ferner erfordert die Norm, im Gegensatz zu § 1686 BGB, ein ernsthaftes Interesse des leiblichen Vaters an dem Kind. In Ermangelung einer genauen Definition, um den jeweiligen Gerichten einen Ermessensspielraum zu ermöglichen, bemisst sich dies nach Beispielen, die in der Gesetzesbegründung angeführt wurden, etwa der Begleitung der Mutter zu Vorsorgeuntersuchungen oder zur Entbindung, dem Wunsch, das Kind schnellstmöglich kennenzulernen oder ob er sich direkt zu dem Kind bekannt hat.207 Sofern er erst zu einem späteren Zeitpunkt von der Existenz des Kindes erfährt, ist sein Verhalten ab diesem Zeitpunkt maßgeblich.208 Mit dem Erfordernis eines ernsthaften Interesses am Kind soll darüber hinaus verhindert werden, dass ein potentieller leiblicher Vater aufgrund der Möglichkeit einer inzidenten Vaterschaftsfeststellung den Auskunftsanspruch lediglich zur Klärung seiner Vaterschaft zweckentfremdet.209 Des Weiteren muss der leibliche Vater auch hier ein berechtigtes Interesse an der Erlangung der Auskunft vorweisen können. Die Anforderungen sind deckungsgleich mit den bereits im Rahmen von § 1686 BGB erläuterten Voraussetzungen.210 Insbesondere wird das Interesse wieder dann gegeben sein, sofern dem biologischen Vater bislang keinerlei andere Möglichkeit zustand, sich über sein Kind zu informieren, beispielsweise wenn er noch keinen Kontakt zu ihm hatte.211

205 Clausius, NZFam 2017, S. 893 (896). Der Gesetzesentwurf verwendet hierfür die anschauliche Umschreibung „Elternschaft light“, vgl. BT-Drucks. 17/12163, S. 12. 206 Staudinger/Dürbeck, § 1686a, Rn. 24; Peschel-Gutzeit, NJW 2013, S. 2465 (2468); Johannsen/Henrich/Althammer/Rake, § 1686a, Rn. 9. 207 BT-Drucks. 17/12163, S. 13. Der Gesetzesentwurf erforderte a. a. O. noch ein „nachhaltiges“ Interesse. Diese Formulierung wurde durch den Rechtsausschuss des Bundestages ersetzt, um besser zum Ausdruck zu bringen, dass Umgangs- und Auskunftsrechte leiblicher Väter nicht losgelöst von einem ernsthaften Interesse am Kind gewährt werden können und um die im Familienrecht weniger gebräuchlichere Formulierung des „nachhaltigen Interesses“ zu vermeiden, vgl. BT-Drucks. 17/13269, S. 3, 5. Ebenfalls wird durch diese Voraussetzung die mögliche Kontaktaufnahme durch den leiblichen Vater erleichtert, Palandt/Götz, § 1686a, Rn. 4; Kloster-Harz, FamFR 2013, S. 337 (339). 208 OLG Bremen, FamRZ 2015, S. 266 (267). 209 BR-Drucks. 666/12, S. 9; Hähnchen, JZ 2015, S. 708 (709). 210 Vgl. zunächst oben, § 4 I. 5. a); Staudinger/Dürbeck, § 1686a, Rn. 23; MüKoBGB/ Hennemann, § 1686a, Rn. 33. Hoffmann zufolge indiziere die biologische Vaterschaft bereits ein berechtigtes Interesse, vgl. FamRZ 2013, S. 1077 (1081). 211 NK-BGB/Peschel-Gutzeit/Ebeling, § 1686a, Rn. 22.

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b) Inhalt Im Bezug auf den Umfang und den Inhalt kann zunächst wieder nach oben212 verwiesen werden, da auch hier, wie im Fall des § 1686 BGB, Auskunft über die persönlichen Verhältnisse des Kindes geschuldet ist. Die Begrifflichkeiten sind insoweit deckungsgleich.213 Schließlich darf auch im Falle des § 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB nicht das Kindeswohl einer möglichen Auskunftserteilung entgegenstehen. Auch hier gelten die vorab festgelegten Maßstäbe. Anders stellt sich dies jedoch im Rahmen des § 1686a Abs. 1 Nr. 1 BGB dar, der dem leiblichen Vater ein Umgangsrecht einräumt. In diesem Falle muss der Umgang dem Kindeswohl dienen und mithin förderlich sein, wohingegen es im Rahmen des Auskunftsanspruchs bei der negativen Kindeswohlprüfung verbleibt.214 c) Normzweck Neben der Untersuchung der Normzwecke des § 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB sind vor dem Hintergrund der getätigten Ausführungen ebenso die bereits gefundenen Ergebnisse des § 1686 BGB zu beachten und diesen gegebenenfalls gegenüberzustellen. Denn trotz zweier verschiedener Ansprüche arbeitet § 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB bekanntermaßen mit ähnlichen Voraussetzungen und Einschränkungen und zielt inhaltlich ebenso auf „persönliche Verhältnisse“. Ziel des gesamten § 1686a BGB und folglich auch dessen Auskunftsanspruch ist die Stärkung der Rechte leiblicher, aber nicht rechtlicher Väter. Wo der Erzeuger eines Kindes, das einen rechtlichen Vater hat, vor den Urteilen des EGMR ohne Chance war, eine Beziehung zu dem Kind aufzubauen oder wenigstens Informationen zu erlangen, unterstützen ihn hierbei nun die Ansprüche aus § 1686a Abs. 1 BGB. Selbst im Falle eines dem entgegenstehenden Willens der rechtlichen Eltern des Kindes kann ein Wunsch des leiblichen Vaters nach Informationen über sein Kind nicht mehr von diesen verhindert werden. Hieraus lässt sich eine Schutzfunktion des § 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB ablesen. Der Anspruch schützt den leiblichen Vater davor, vom Entwicklungsprozess seines Kindes ausgegrenzt zu werden und seine Informationsbedürfnisse nicht geltend machen zu können. Der Schutz erstreckt sich also auf die Rechte des leiblichen Vaters, die er mittels des Auskunftsanspruchs stärken kann. Ohne den sich aus § 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB ergebenden Anspruch könnte sich ein biologischer Vater in seiner schützenswerten Rechtsposition unnötigen Hindernissen gegenübergestellt sehen. Jedoch darf nicht unbeachtet bleiben, dass einem Kind, das mitunter plötzlich mit einem „weiteren“ Vater konfrontiert ist, in ebenso großem Maße Schutz zukommen muss, genau so wie 212

§ 4 I. 5. b). Johannsen/Henrich/Althammer/Rake, § 1686a, Rn. 9; MüKoBGB/Hennemann, § 1686a, Rn. 34. 214 Büte, FuR 2013, S. 676 (678); Clausius, MDR 2013, S. 685 (687); Staudinger/Dürbeck, § 1686a, Rn. 23. 213

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einer bereits bestehenden und möglicherweise über viele Jahre hinweg gewachsenen sozial-familiären Gemeinschaft, in der auch der rechtliche Vater eine wichtige Rolle für das Kind einnehmen kann. Indem der als Erzeuger in Betracht kommende Mann zunächst die Beiwohnung eidesstattlich zu versichern hat und darüber hinaus sein ernsthaftes Interesse zu demonstrieren hat, wird das Kind ebenso wie die bereits bestehende Familie vor Anträgen geschützt, die lediglich Unfrieden stiften wollen oder gar nur zur Klärung der Abstammung benutzt werden sollen.215 Das bestehende Familienband wie auch das Kind alleine werden darüber hinaus durch den Auskunftsanspruch dahingehend geschützt, dass eine Auskunft eine schonende Möglichkeit darstellt, alle Beteiligten an das Vorhandensein „zweier Väter“ zu gewöhnen.216 Hieran lässt sich eine weitere Funktion des Auskunftsanspruchs anschließen, da er für den leiblichen Vater eine konfliktfreie Möglichkeit darstellen kann, um überhaupt erst Kenntnisse über ein ihm bis dahin vielleicht noch unbekanntes Kind zu erlangen. Der Auskunftsanspruch hilft dem leiblichen Vater dabei, seinem berechtigten Wunsch nach Informationen über sein Kind zu genügen und auf eine für alle Beteiligten annehmbaren Weise seine „Rolle“ respektive seine „Position“ neben einer bestehenden Kernfamilie zu finden. Demzufolge lässt sich im Rahmen von § 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB auch eine Hilfsfunktion feststellen.217 In engem Zusammenhang zur Hilfsfunktion lassen sich weitere unterstützende Aspekte feststellen. Wurde im Rahmen von § 1686 BGB noch dessen Ergänzungsund Ersatzfunktion zu einem bereits bestehenden Umgang zwischen Elternteil und Kind herausgearbeitet und betont, so ist bei § 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB die Möglichkeit gegeben, durch kontinuierliche und ernsthafte Auskunftserteilung einen solchen, noch nicht bestehenden Umgang vorzubereiten. Jeder erteilten Auskunft kommt hierbei die Möglichkeit zu, Informationen über das Kind zu übermitteln, nach denen der leibliche Vater den etwaigen Umgang ausrichten kann, wovon letztlich besonders das Kind profitiert. Somit ergibt sich ebenso eine vorbereitende Funktion des § 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB. Zusammenfassend betrachtet ergeben sich für den Normzweck folglich eine mehrseitige Schutzfunktion, sowie eine Hilfs- und Vorbereitungsfunktion.

215 Kritisch hierzu, vor allem im Hinblick auf einen ausreichenden Schutz, der lediglich durch eine eidesstattliche Versicherung erfolgen soll Finger, FuR 2016, S. 211 (212). 216 Sehr anschaulich und ausführlich zu diesem Umstand Pheiler-Cox, jM 2014, S. 141 (146 f.). 217 Vgl. wieder Pheiler-Cox, jM 2014, S. 141 (146 f.), die in einem solchen Fall ein stufenweises Vorgehen empfiehlt.

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7. Rechnungslegung und Vorlage eines Bestandsverzeichnisses bezüglich des Kindesvermögens bei ruhender oder beendeter elterlicher Sorge, § 1698 Abs. 1 BGB Mehrere Möglichkeiten der Auskunfts- und Informationsverschaffung im Bereich des Eltern-Kind-Verhältnisses beinhaltet die Norm des § 1698 Abs. 1 BGB. Diese, im Grunde seit Inkrafttreten des BGB inhaltlich unverändert bestehende Vorschrift218 regelt ebenfalls, wie schon § 1667 Abs. 1 S. 1 BGB, Auskunftsinstitute, die den Bereich elterlicher Vermögenssorge, hier konkret den Bereich der Verwaltung des Kindesvermögens, berühren.219 a) Anwendungsbereich In tatbestandlicher Hinsicht wird zunächst das vollständige Ende oder das Ruhen der elterlichen Sorge insgesamt oder aber zumindest der Vermögenssorge verlangt. Die natürliche Beendigung stellt insoweit die Volljährigkeit des Kindes dar. Gründe eines vorzeitigen Endes ergeben sich darüber hinaus etwa aus dem Entzug elterlicher Soge nach § 1666 BGB, ihrer Übertragung auf nur einen Elternteil nach § 1671 BGB oder aber durch Todeserklärung eines Elternteils oder Festsetzung des Todeszeitpunktes nach dem Verschollenheitsgesetzes, § 1677 BGB. Demgegenüber ruht die elterliche Sorge aufgrund eines rechtlichen oder tatsächlichen Hindernisses entsprechend den §§ 1673, 1674 Abs. 1 BGB oder im Falle der Kindesannahme nach § 1751 Abs. 1 S. 1 BGB. Ob das Ende oder das Ruhen der Sorge von Dauer ist oder ob die Eltern die Pflichten der Vermögenssorge zu einem späteren Zeitpunkt erneut wahrnehmen werden, spielt keinerlei Rolle bei der Beantwortung der Frage, ob die Norm zur Anwendung gelangt.220 Ebenso ist nicht erforderlich, dass die elterliche Sorge beider Elternteile zugleich endet oder ruht.221 Bei Vorliegen dieser Voraussetzungen kann nun das inzwischen volljährige Kind die sich aus § 1698 Abs. 1 BGB ergebenden Ansprüche gegenüber den Eltern geltend machen. Sofern es, beispielsweise im Falle des Entzugs der Vermögenssorge, einen neuen oder nur noch einen Inhaber der Vermögenssorge des Kindes gibt, muss dieser, etwa der andere Elternteil oder ein Vormund, den Anspruch für das Kind geltend machen, des Weiteren muss auch ihm gegenüber der Anspruch erfüllt werden.222 Die Eltern haften als Anspruchsgegner sodann gesamtschuldnerisch nach § 421 BGB, selbst wenn keine gemeinsame Verwaltung von Vermögenswerten be218 Geändert wurde unter anderem der Standort und der Wortlaut. Vgl. zu einem historischem Überblick über die Entwicklung der Norm Schael, FamRZ 2007, S. 10 (10). 219 Zur elterlichen Sorge im allgemeinen und der Vermögenssorge im speziellen sei auf die unter § 4 I. 4. a) getätigten Ausführungen verwiesen. 220 Gernhuber/Coester-Waltjen, § 60, Rn. 10. 221 Bamberger/Roth/Veit, § 1698, Rn. 1 f.; Staudinger/Coester, § 1698, Rn. 3. 222 RGRK/Adelmann, § 1698, Rn. 5 f.; Gernhuber/Coester-Waltjen, § 60, Rn. 11; Soergel/ Löhnig, § 1698, Rn. 7.

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stand.223 Sofern, wie oben beschrieben, die elterliche Sorge lediglich eines Elternteils ruht, so ist der Anspruch nur gegen ihn zu richten.224 b) Inhalt Als Rechtsfolge weist die Norm sowohl eine Herausgabe des Kindesvermögens, als auch die hiermit im Zusammenhang stehende Vorlage eines Vermögensverzeichnisses sowie insbesondere Pflichten zur Rechnungslegung durch die Eltern auf, die vorliegend von Interesse sind. Nach § 1698 Abs. 1 BGB sind die Eltern oder der jeweilige Elternteil nach Verlust der Vermögenssorge verpflichtet, über die Verwaltung des Kindesvermögens Rechnung zu legen. Diese Pflicht besteht jedoch ausweislich des Wortlauts, im Gegensatz zur früheren Gesetzesfassung, nur noch auf Verlangen des inzwischen volljährigen Kindes oder des neuen Inhabers der Vermögenssorge.225 Hinsichtlich Inhalt und Umfang der zu legenden Rechnung gelten die Maßstäbe des § 259 BGB, wonach eine geordnete und übersichtliche Aufstellung der mit dem Kindesvermögen im Zusammenhang stehenden Einnahmen und Ausgaben vorzulegen ist, gegebenenfalls ergänzt durch Vorlage von Belegen.226 Folglich besteht auch bei Verdacht mangelnder Sorgfalt die Möglichkeit der Versicherung an Eides statt, § 259 Abs. 2 BGB.227 Der Anspruch auf Rechnungslegung entfällt nur, sofern sich die benötigten Informationen auf eigenem Wege verschafft werden können.228 Diese Rechnungslegungspflicht bezieht sich auf die Verwaltung des betreffenden Vermögens. Sollen Informationen über die Nutzungen des Kindesvermögens in Erfahrung gebracht werden, besteht hierüber eine elterliche Pflicht zur Rechnungslegung nur insoweit, als dass Grund zur Annahme besteht, dass die Eltern die Nutzungen entgegen den Vorschriften des § 1649 BGB verwendet haben, § 1698 Abs. 2 BGB, also beispielsweise nicht für den Unterhalt des Kindes verwendet haben oder eine anderweitige Verwendung der sich aus § 1649 Abs. 2 BGB ergebenden Billigkeitsprüfung nicht standhält. Ein Verschulden seitens der Eltern ist nicht er-

223 OLG Oldenburg MDR 1962, S. 481 (481); MüKoBGB/Lugani, § 1698, Rn. 5; NKBGB/Harms/Bisping, § 1698, Rn. 2; a. A. Staudinger/Coester, § 1698, Rn. 5, der hierin systemwidrige Kindesschutzgründe vorgeschoben sieht. Im Falle vormaligen Mitbesitzes eines ehemaligen Inhabers der Vermögenssorge sieht er nötigen Schutz durch dessen Darlegungsund Beweislast gegeben. 224 Bamberger/Roth/Veit, § 1698, Rn. 2; Schael, FamRZ 2007, S. 10 (11). 225 Vgl. § 1681 BGB a. F., der durch das GleichberG von 1957 aufgehoben wurde, welches die Vorschrift samt vorausgesetzten Verlangen in § 1698 BGB normierte, BGBl. 1957 I, S. 609 (629). 226 NK-BGB/Harms/Bisping, § 1698, Rn. 3; Erman/Döll, § 1698, Rn. 3; OLG Koblenz MittBayNot 2015, S. 54 (56). 227 MüKoBGB/Lugani, § 1698, Rn. 6. 228 OLG Hamm FamRZ 2000, S. 974 (975).

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forderlich, da eine objektive Pflichtverletzung ausreichend ist.229 Ausgehend vom Wortlaut des zweiten Absatzes, der im Gegensatz zu Abs. 1 nicht explizit von einer beendeten Vermögenssorge spricht, wird hieraus teilweise geschlossen, dass es sich bei § 1698 Abs. 2 BGB um einen eigenständigen Anspruch handelt, der bereits während der bestehenden Vermögenssorge der Eltern geltend gemacht werden kann.230 Hiergegen spricht jedoch die Gesetzessystematik, aus der sich nach der Gegenauffassung ergibt, dass § 1698 Abs. 2 BGB nur besondere Voraussetzungen für den Anspruch im ersten Absatz im Bezug auf die Nutzungen des Vermögens aufstellt.231 Dieser Auffassung ist beizupflichten, zumal eine Abwehr potentieller Gefahren auch über § 1667 BGB durch Einschreiten des Familiengerichts erreicht werden kann. Schließlich erfolgt aus § 1698 Abs. 1 BGB die Pflicht, dem Kind das Vermögen bei Vorliegen der Voraussetzungen herauszugeben. Ergänzt wird diese Vorschrift durch die Pflicht, ein Bestandsverzeichnis im Sinne der §§ 260, 261 BGB vorzulegen.232 Somit wird der Herausgabeanspruch durch ein schriftliches und übersichtliches Inventarverzeichnis unterstützt, das die Aktiva und Passiva auflistet und über § 260 Abs. 2 BGB ebenso die Möglichkeit einer Versicherung an Eides statt ermöglicht. Bezüglich der sich aus § 1698 BGB ergebenden Ansprüche besteht nunmehr die Zuständigkeit des Familiengerichts gemäß § 266 Abs. 1 Nr. 4 FamFG als sonstige Familiensache, da der geltend zu machende Rechnungslegungsanspruch als ein aus dem Eltern-Kind-Verhältnis herrührender Anspruch eingestuft wird.233 Dieser kann auch als Teil einer Stufenklage nach § 254 ZPO geltend gemacht werden.234 c) Normzweck Die Vorschrift des § 1698 BGB soll mittels ihrer Rechnungslegungspflicht zum einen dazu dienen, dem Kind nach Ende der elterlichen Vermögenssorge die Geltendmachung seiner Rechte zu erleichtern und gegebenenfalls weiterführende Prozesse vorzubereiten. Durch die Rechnung kann es die elterliche Verwaltung nachvollziehen und hieran sein Herausgabeverlangen anpassen.235 Wurden zunächst 229

Staudinger/Coester, § 1698, Rn. 8. RGRK/Adelmann, § 1698, Rn. 9; Erman/Döll, § 1698, Rn. 4; Soergel/Löhnig, § 1698, Rn. 14. 231 Staudinger/Coester, § 1698, Rn. 11; MüKoBGB/Lugani, § 1698, Rn. 8. 232 Erman/Döll, § 1698, Rn. 3; NK-BGB/Harms/Bisping, § 1698, Rn. 2; Soergel/Löhnig, § 1698, Rn. 7. 233 OLG Dresden FamRZ 2012, S. 146 (146 f.); Bumiller/Harders/Schwamb, § 266, Rn. 5; Heiß, FPR 2011, S. 96 (97); zur alten prozessualen Lage ausführlich Schael, FamRZ 2007, S. 10 (11 ff.). 234 Musielak/Voit/Foerste, § 254, Rn. 2; Staudinger/Coester, § 1698, Rn. 12; Soergel/ Löhnig, § 1698, Rn. 15. 235 OLG Hamm FamRZ 2000, S. 974 (974). 230

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Zweiter Teil

noch Bedenken dargelegt, ob dem Kind aufgrund der den „Eltern schuldigen Ehrerbietung“ und dem daraus folgenden Willen, Prozesse zwischen Eltern und Kind zu vermeiden, überhaupt Rechnung zu legen sei,236 dient heute insbesondere die seitens der Eltern gelegten Rechnung dem Kind oder dessen neuem gesetzlichen Vertreter dazu, seine Rechte zu überprüfen und diese entsprechend leichter geltend zu machen. Demzufolge kommt den Rechnungslegungspflichten aus § 1698 BGB die Funktion der Durchsetzungshilfe für weiterführende Ansprüche zu. Auch im Falle des § 1698 BGB geht mit der Möglichkeit, dank erhaltener Auskünfte seine Rechte leichter durchsetzen zu können, ein Schutz der rechtlichen Interessen des Kindes einher. Indem es die notwendigen Informationen erhält, kann es etwaige prozessuale Chancen in der Regel überhaupt erst einschätzen. Im Falle der Versagung der entsprechenden Rechnung würde ihm diese Chance genommen werden. Folglich lässt sich dem § 1698 Abs. 1 BGB auch eine Schutzfunktion entnehmen. Ferner ergibt sich vor dem Hintergrund der noch in den Motiven geäußerten Bedenken aus dem Rechnungslegungsanspruch dennoch die Möglichkeit, Rechtsstreitigkeiten im innerfamiliären Verhältnis ganz zu vermeiden oder diese jedenfalls zu erleichtern.237 Aufgrund der Tatsache, dass den Eltern aufgrund ihrer Vermögenssorge ein tiefer gehender und umfassenderer Einblick in die Vermögensverhältnisse des Kindes und insbesondere deren Veränderungen zusteht, ist es notwendig, dem Kind diejenigen Informationen zu verschaffen, um sein Wissensgefälle zu verringern oder ganz abzubauen.238 Die hierfür notwendigen Informationen erlangt das Kind durch die Rechnungen sowie auch mittels des Bestandsverzeichnisses. Durch die erlangten Informationen können etwa möglicherweise bestehende Zweifel des Kindes an der ordnungsgemäßen Verwaltung und Nutzungsziehung beseitigt werden; dies gilt entsprechend bei Vermutungen hinsichtlich zweckwidriger Verwendung des Vermögensbestands. Somit besitzt § 1698 BGB auch den Zweck der Prozessvermeidung. Zusammenfassend lassen sich also die Normzwecke der Durchsetzungshilfe, sowie einer Schutz- und einer Vermeidungsfunktion der Norm festhalten. 8. Auskunftsansprüche im Bereich der Vormundschaft Innerhalb des BGB findet sich im Bereich der Vormundschaft (§§ 1773 – 1895 BGB) ebenfalls eine Vielzahl an gesetzlich normierten Auskunftsansprüchen, die einen umfangreichen Regelungsgehalt aufweisen.

236

Mot. IV, S. 747. Soergel/Löhnig, § 1698, Rn. 1; Kentgens, S. 59, unter Bezugnahme auf die Einschränkungen der Rechnungslegung über die Nutzungen des Kindesvermögens. 238 Haeffs, S. 101. 237

§ 4 Familienrechtliche Auskunftsansprüche

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a) Grundlegendes zur Vormundschaft Unter den Begriff der Vormundschaft fällt die gerichtlich beaufsichtigte Fürsorge und Vertretung eines schutzbedürftigen Minderjährigen, des sogenannten Mündels. Sie wird gemäß § 1774 Abs. 1 S. 1 BGB vom Familiengericht von Amts wegen angeordnet, sofern der Minderjährige nicht unter elterlicher Sorge steht oder falls die Eltern sowohl in den Bereichen der Personensorge als auch in der Vermögenssorge nicht zur Vertretung berechtigt sind, oder sein Personenstand nicht zu ermitteln ist, § 1773 Abs. 1, 2 BGB. Das Institut der Vormundschaft stellt somit ein Surrogat einer fehlenden elterlichen Sorge dar.239 Der Anordnung von Amts wegen wohnt freilich eine öffentlich-rechtliche Komponente der Vormundschaft inne, aus der man ableiten könnte, dass es sich bei der Rechtsfigur der Vormundschaft nicht um ein Institut des Familienrechts und somit des Privatrechts handelt. Aufgrund der an die Rolle der Eltern angelegten Stellung eines Vormunds ist die Rechtsbeziehung zwischen ihm und dem Mündel jedoch privatrechtlich zu qualifizieren, da die Rechte und Pflichten von Eltern ihrem Kind gegenüber, die ja folglich auch den Vormund betreffen, insbesondere den §§ 1626 ff. BGB zu entnehmen sind.240 Das Art. 6 Abs. 2 S. 2 GG entstammende staatliche Wächteramt wird im Bereich der Vormundschaft von den Familiengerichten wahrgenommen, die neben der Anordnung auch die Kontrolle des Vormunds und somit dessen Amtsführung sicherstellen. Etwaige Maßnahmen, die seitens des Familiengerichts hierzu dem Vormund gegenüber getroffen werden, sind folglich als staatliche Einwirkungen zum Schutze des Mündels und mithin als öffentlich-rechtliche Akte zu qualifizieren, weshalb das Verhältnis zwischen Vormund und Familiengericht als öffentlich-rechtlich einzuordnen ist.241 Dass der Rechts- und Pflichtenkreis des Vormunds demjenigen der elterlichen Sorge entspricht, wird auch an § 1793 Abs. 1 BGB deutlich, wonach der Vormund das Recht und die Pflicht hat, für die Person und das Vermögen des Mündels zu sorgen; § 1793 Abs. 1 S. 1 BGB a. E. unterstreicht die gesetzliche Vertretungsbefugnis des Vormunds. Vorausgesetzt, dass mit der Vormundschaft eine Vermögensverwaltung verbunden ist, soll gemäß § 1792 BGB ein Gegenvormund bestellt werden, sofern die Verwaltung des entsprechenden Vermögens nicht erheblich ist. Zur Beantwortung der Frage nach der Erheblichkeit kommt es indes nicht auf eine bestimmte Höhe des entsprechenden Betrags an, sondern nur auf den Umfang und die Schwierigkeit der mit dem Vermögen einhergehenden Verwaltungstätigkeit.242 Der 239

Mot. IV, S. 1044, 1096; Gernhuber/Coester-Waltjen, § 72, Rn. 2; Muscheler, Rn. 743 f. Staudinger/Veit, Vor §§ 1773 ff., Rn. 20 f.; Soergel/Zimmermann, Vor § 1773, Rn. 2; Palandt/Götz, Vor § 1773, Rn. 3; BGH NJW 1955, S. 867 (868); Voppel, in: Staudinger/Eckpfeiler, V., Rn. 262. 241 Differenzierend MüKoBGB/Spickhoff, Vor § 1773, Rn. 29; Muscheler, Rn. 8; BVerfG NJW 1960, S. 811 (812). 242 BayObLG FamRZ 1994, S. 325 (325); MüKoBGB/Spickhoff, § 1792, Rn. 8. Zurückhaltung bezüglich der Anordnung einer Gegenvormundschaft ob der damit einhergehenden Einschränkung der Flexibilität der Vormundschaft fordert Lafontaine, in: jurisPK-BGB, § 1799, Rn. 5. 240

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Zweiter Teil

Gegenvormund hat insoweit keine eigenen Vertretungsrechte, sondern nimmt eine Kontroll- und Überwachungstätigkeit dem Vormund gegenüber ein.243 Er besitzt jedoch keine rechtlichen Mittel, den Vormund zur Erfüllung seines Amtes und den sich hieraus ergebenden Pflichten anzuhalten, da hierzu, wie gezeigt, allein das zuständige Familiengericht befugt ist; ferner ersetzt er den Vormund auch nicht, falls dieser sein Amt nicht mehr ausüben kann.244 Dem Gegenvormund obliegt hingegen bezüglich bestimmter Verfügungen des Vormunds ein Recht zur Genehmigung (§§ 1809, 1810, 1812, 1824 BGB). Darüber hinaus ist ausweislich § 1792 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB die Bestellung eines Gegenvormunds ausgeschlossen, falls das Jugendamt das Amt des Vormunds ausübt. b) Auskunftsanspruch des Gegenvormunds über die Führung der Vormundschaft, § 1799 Abs. 2 BGB Im Rahmen seiner Tätigkeit und zur umfassenden Führung seines Amtes steht dem Gegenvormund gegenüber dem Vormund ein Auskunftsanspruch zu. aa) Anwendungsbereich Voraussetzung ist zunächst, dass bezüglich eines Minderjährigen unter den vorab erläuterten Voraussetzungen die Vormundschaft seitens des Familiengerichts angeordnet wurde. Des Weiteren muss zudem aufgrund der Vermögenssituation des Mündels und der damit einhergehenden erheblichen Verwaltungstätigkeit ein Gegenvormund bestellt worden sein. Ferner bedarf es eines Auskunftsverlangens. bb) Inhalt Der Vormund hat dem Gegenvormund gegenüber zunächst ausweislich des Wortlauts Auskunft über die Führung der Vormundschaft zu erteilen. Die zu erbringende Auskunft stellt hier eine Mitteilung über Tatsachen dar, die im Zusammenhang zur Ausführung des Amtes stehen und sich umfassend auf alle mit der Amtsführung verbundenen Umstände erstrecken.245 Trotz der vorab erläuterten besonderen Rolle, die dem Gegenvormund im Bereich der Vermögenssorge zukommt, erstrecken sich die ihm zustehenden Auskünfte nicht lediglich auf diesen Bereich. So kann er vom Vormund auch Auskünfte über die Angelegenheiten der Personensorge erbeten.246 Um sich ein vollumfassendes Bild über die Amtsführung machen zu können, steht dem Gegenvormund zudem gemäß § 1799 Abs. 2 BGB die Ein243

Jurgeleit/Jurgeleit, § 1792, Rn. 1; Gernhuber/Coester-Waltjen, § 72, Rn. 60; Jauernig/ Budzikiewicz, § 1792, Rn. 1. 244 Soergel/Zimmermann, § 1792, Rn. 2; NK-BGB/Fritsche/Katzenstein/Lohse, § 1792, Rn. 1. 245 Lafontaine, in: jurisPK-BGB, § 1799, Rn. 23; RGRK/Dickescheid, § 1799, Rn. 6. 246 MüKoBGB/Spickhoff, § 1799, Rn. 7.

§ 4 Familienrechtliche Auskunftsansprüche

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sichtnahme in alle mit der Vormundschaft in Zusammenhang stehenden Papiere zu. Bezüglich der Form der Auskunftserteilung werden keinerlei Anforderungen gestellt. Eine Anwendung der §§ 259 f. BGB scheidet ebenfalls aus.247 Bezüglich der Geltendmachung des sich aus § 1799 Abs. 2 BGB ergebenden Anspruchs besteht für den Gegenvormund jedoch nicht die Möglichkeit auf Stellung eines entsprechenden Antrags auf Auskunft innerhalb eines zivilgerichtlichen Verfahrens gegen den Vormund. Zur Begründung werden mehrere Ansätze vorgebracht. So wird einerseits der öffentlich-rechtliche Charakter der Vormundschaft und die sich aus ihr ergebenden Pflichten angeführt, der die Geltendmachung privatrechtlicher Ansprüche ausschließe.248 Dem wird andererseits vereinzelt entgegengehalten, dass es einer Einordnung der Vormundschaft in die Kategorien des öffentlichen respektive des privaten Rechts nicht bedarf, da in jedem Falle das Ermöglichen eines klagbaren Anspruchs der Überwachungskonzeption der Vormundschaft durch das Familiengericht zuwiderlaufe und insoweit eine Konkurrenzsituation zwischen Gegenvormund und Gericht bestehen könnte.249 Trotz unterschiedlichen Begründungsansätzen gelangen beide Ansichten letztlich zu dem Ergebnis, dass dem Gegenvormund ein eigenständiger klagbarer Auskunftsanspruch nicht zusteht. Sofern der Vormund dem Auskunftsverlangen des Gegenvormunds nicht Folge leistet, steht diesem die Möglichkeit zu, dies dem zuständigen Familiengericht als Pflichtwidrigkeit nach § 1799 Abs. 1 S. 2 BGB entsprechend anzuzeigen. Dieses kann dann nach § 1837 Abs. 2 – 4 BGB gegen den Vormund vorgehen. Darüber hinaus ist auch dessen Entlassung möglich, § 1886 BGB. cc) Normzweck Die Vorschrift des § 1799 BGB benennt die Aufgaben, aber vor allem auch die Rechte des Gegenvormunds. Als wichtiges Recht, das diesem im Rahmen seiner Amtsführung zusteht, stellt sich der in Abs. 2 kodifizierte Auskunftsanspruch dar. Soll der Gegenvormund, wie gezeigt, als Kontroll- und Überwachungsinstanz gegenüber dem Vormund auftreten, bedarf er eines Informationsflusses, der ihn rechtzeitig erkennen lässt, wann es eines Vorgehens seinerseits bedarf. Folglich ergibt sich aus dem Auskunftsanspruch des § 1799 Abs. 2 BGB eine Schutzfunktion. So wie der Gegenvormund generell dem zusätzlichen Schutz des Mündels in vermögensrechtlichen Angelegenheiten dient, wird auch diese Schutzfunktion im Rahmen der Analyse des sich aus § 1799 Abs. 2 BGB ergebenden Anspruchs deutlich. Die komplette Amtsführung kann durch den Gegenvormund nachvollzogen 247

Palandt/Götz, § 1799, Rn. 2; BeckOGK/Kerscher, § 1799, Rn. 13 ff. Soergel/Zimmermann, § 1799, Rn. 4; Staudinger/Veit, § 1799, Rn. 10; Palandt/Götz, § 1799, Rn. 2. 249 RGRK/Dickescheid, § 1799, Rn. 6; hieran anknüpfend und folgend auch Lafontaine, in: jurisPK-BGB, § 1799, Rn. 27; unter Verweis auf das der Vormundschaft eigene System der gerichtlichen Kontrolle und Überwachung auch Erman/Schulte-Bunert, § 1799, Rn. 3; Gernhuber/Coester-Waltjen, § 72, Rn. 63. 248

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Zweiter Teil

werden, was nicht zuletzt auch an der Möglichkeit der Einsichtnahme in die die Vormundschaft betreffenden Papiere deutlich wird. Durch die Auskunftserteilung wie auch unterstützend durch Vorlage der entsprechenden Unterlagen kann gewährleistet werden, dass eine Amtsführung der Vormundschaft, die den Grundsätzen des § 1793 BGB widersprechen würde, frühzeitig erkannt wird, so dass das Mündel und seine Interessen keinen Schaden durch eine nicht ausreichende Amtsführung nehmen müssen. Da auch der Gegenvormund der Kontrolle seitens des Familiengerichts unterliegt, ist das Mündel insoweit auch von dieser Seite abgesichert. Folglich weist die Vorschrift aus § 1799 Abs. 2 BGB eine Schutzfunktion auf. Für den Gegenvormund besteht also die Möglichkeit der Einsichtnahme in die mit der Vormundschaft im Zusammenhang stehenden Unterlagen. Durch das Recht, sich ebendiese vorlegen zu lassen, kann der Gegenvormund der seinem Amte innewohnenden Kontrollfunktion dem Vormund gegenüber nachkommen und im gegebenen Fall dessen Angaben überprüfen und auch unter Rückgriff auf derartige Unterlagen sein Amt ausführen. Hieraus ergibt sich als weiterer Normzweck eine Kontrollfunktion. Wird den entsprechenden Anfragen des Gegenvormunds seitens des Vormunds nicht Folge geleistet, besteht für diesen die Möglichkeit, dem Familiengericht dies nach § 1799 Abs. 1 S. 2 BGB mitzuteilen, sodass dieses gegebenenfalls den Vormund sanktioniert. Hieraus könnte abermals der Normzweck der Durchsetzungshilfe abgeleitet werden, da wieder, wie in den bereits analysierten Normen, nur durch die (in diesem Fall unterbleibende) Auskunftserteilung weitergehende Ansprüche gegenüber dem Auskunftsschuldner durchgesetzt werden können. Jedoch ist vorliegend zu beachten, dass es sich nicht um Ansprüche des Gegenvormunds als ursprünglichen Auskunftsgläubiger handelt, der etwaige weiterführende Ansprüche durchzusetzen gedenkt, da das Familiengericht tätig werden würde, dem die Auskunftsverweigerung anzuzeigen ist. Somit entfällt im Rahmen des § 1799 Abs. 2 BGB aus Perspektive des Gegenvormunds als Auskunftsgläubiger der Normzweck der Hilfe bei der Durchsetzung weiterführender Ansprüche.250 250

Jedoch muss die Frage aufgeworfen werden, inwieweit der notwendige Mündelschutz nicht durch die aufgezeigte Tatsache erschwert wird, dass dem Gegenvormund kein eigener gerichtlich durchsetzbarer Anspruch gegenüber dem Vormund zusteht. Wo doch der Schutz des Vermögens, aber vor allem auch der Person des Mündels im Vordergrund steht, sollte angenommen werden, dass eine möglichst direkte Vorgehensweise dem Gegenvormund zustehen sollte. Zwar mögen die angeführten Argumente überzeugen, wenn sie den familiengerichtlich umfassenden Kontrollcharakter der Vormundschaft betonen. Auch kann nicht sichergestellt sein, dass die Schaffung eines eigenen Anspruchs für den Gegenvormund unter prozessökonomischen Gesichtspunkten sinnvoll wäre; ebenso wie die Geltendmachung eines etwaigen eigenen Anspruchs im speziellen, aber auch die mögliche Anrufung des Familiengerichts generell nach § 1799 Abs. 1 S. 2 BGB mit der Person des Gegenvormunds steht und fällt. Es muss jedoch sichergestellt sein, dass sich das Kontrollvorgehen „über“ das Familiengericht nicht als zusätzliche Hürde gestaltet, die eine zeitnahe Kontrolle erschwert. Andernfalls liefe das Argument der umfassenden Kontrolle der Vormundschaft durch das Familiengericht leer, sofern keine notwendige Kontrolle gewährleistet werden kann.

§ 4 Familienrechtliche Auskunftsansprüche

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Mithin kann für § 1799 Abs. 2 BGB eine Schutz- und eine Kontrollfunktion festgestellt werden. c) Auskunftsanspruch über die persönlichen Verhältnisse des Mündels, § 1839 BGB Standen im vorangehend erläuterten Anspruch die die Führung des Amtes betreffenden Informationen im Vordergrund, verschafft der in § 1839 BGB geregelte Auskunftsanspruchs neben der Amtsausführung auch Informationen über die Person des Mündels und dessen persönliche Verhältnisse. aa) Anwendungsbereich In tatbestandlicher Hinsicht verlangt die Norm zunächst wieder die von Amts wegen angeordnete Vormundschaft. Sodann stehen sich als Auskunftsparteien das Familiengericht und der Vormund, aber auch theoretisch der Gegenvormund gegenüber. Als Anspruchssteller tritt vorliegend das Familiengericht auf, das den Anspruch gegenüber dem aktuellen (Gegen-)Vormund geltend macht. Als Anspruchsgegner kommen ebenso Amts- oder Vereinsvormunde in Betracht.251 Ursprünglich sollte der Norm nur eine klarstellende Funktion zukommen, da das Recht, Auskünfte einzuholen, aus dem Recht der Auskunft selbst hergeleitet werden könne.252 Ausweislich des Wortlauts der Norm besteht der Auskunftsanspruch des Familiengerichts „jederzeit“, wenn auch nur aufgrund eines vorausgehenden Verlangens, woraus folgt, dass es keinerlei vorangegangenes Fehlverhalten des Vormunds seine Amtsführung betreffend bedarf.253 bb) Inhalt Die Norm verschafft Auskünfte sowohl „über die Führung der Vormundschaft“ als auch „über die persönlichen Verhältnisse des Mündels“. Dies umfasst die gesamte Tätigkeit, als dass alle Angelegenheiten der Personen- und der Vermögenssorge von der Auskunftspflicht erfasst sind.254 Unter die „persönlichen Verhältnisse“ fallen die Lebensumstände des Mündels, also etwa dessen Ausbildungsstand, die schulischen

251 OLG Saarbrücken DAVorm 1995, S. 248 (248); NK-BGB/Heitmann/Katzenstein/Lohse, § 1839, Rn. 4; Jauernig/Budzikiewicz, § 1839, Rn. 1. 252 Mot. IV, S. 1156. Dennoch sei es vom praktischen Standpunkt aus ratsam das Vormundschaftsgericht darauf hinzuweisen, dass es von Vor- und Gegenvormund auch insbesondere Auskunft über die Person des Mündels einfordern kann, Mot. IV, S. 1156. 253 MüKoBGB/Kroll-Ludwigs, § 1839, Rn. 3; Jürgens/von Crailsheim, § 1839, Rn. 2. Auch ein konkreter Anlass für das Auskunftsverlangen ist nicht erforderlich, vgl. OLG Saarbrücken DAVorm 1995, S. 248 (249). 254 Staudinger/Veit, § 1839, Rn. 1, 7 f.; Erman/Schulte-Bunert, § 1839, Rn. 1; MüKoBGB/ Kroll-Ludwigs, § 1839, Rn. 1.

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Zweiter Teil

Leistungen, sein Wohn- und Aufenthaltsort sowie sein Gesundheitszustand.255 Der Anspruch kann, wie bereits angeführt, zwar prinzipiell jederzeit geltend gemacht werden. Um insoweit aber die Anspruchserfüllung, gerade im Bereich der persönlichen Verhältnisse des Mündels, zu erleichtern, ist das Familiengericht gefordert, sein Auskunftsbegehren entsprechend zu präzisieren.256 Aus der jederzeitigen Pflicht folgt jedoch auch die Möglichkeit des Gerichts, eine periodisch wiederkehrende Auskunftserteilung anzuordnen.257 An die Form der Auskunftserteilung werden keinerlei besondere Anforderungen gestellt, weshalb in dieser Hinsicht neben der Erteilung in schriftlicher Form auch, je nach gelagertem Fall und Informationsgehalt, die mündliche Mitteilung genügt, letzteres kann auch vom Familiengericht angeordnet werden.258 Trotz der Möglichkeit der mündlichen Mitteilung gewährt die Norm dem Gericht auch die Möglichkeit der Einsichtnahme in die mit der Vormundschaft im Zusammenhang stehenden Papiere und Unterlagen, was sich aus einer Analogie zu der bereits erläuterten Vorschrift des § 1799 Abs. 2 BGB ergibt.259 Voraussetzung ist allerdings, dass der entsprechende Anspruchsgegner die Unterlagen und Papiere, wie etwa Kontoauszüge, Verträge oder Belege, etwa aufgrund eines eigenen Anspruchs auch beschaffen kann.260 Kommt der Anspruchsgegner der Auskunftsmitteilung nicht nach, so kann das Gericht den Anspruch per Zwangsgeld durchsetzen, § 1837 Abs. 3 BGB. Sofern das Auskunftsverlangen trotz Zwangsgeld nicht erfüllt wird, kann er aus seinem Amt entlassen werden.261 Eine Möglichkeit für den (Gegen-)Vormund, sich von der Auskunftspflicht befreien lassen zu können, besteht darüber hinaus nicht.262 cc) Bericht über die persönlichen Verhältnisse des Mündels, § 1840 Abs. 1 BGB In engem Zusammenhang zum Auskunftsanspruch des § 1839 BGB, der sich gerade auf Auskünfte über die persönlichen Verhältnisse des Mündels beziehen kann, steht der Bericht über jene, der in § 1840 Abs. 1 BGB geregelt ist. Auch wenn die 255

Palandt/Götz, § 1839, Rn. 1; NK-BGB/Heitmann/Katzenstein/Lohse, § 1839, Rn. 2; Pammler-Klein, in: jurisPK-BGB, § 1839, Rn. 8; Gojowczyk, Rpfleger 2013, S. 1 (3); vgl. auch RGRK/Dickescheid, § 1839, Rn. 1: Da es bezüglich der Vermögenssorge mehrere konkret geregelte Vorschriften gäbe, komme im Rahmen des § 1839 BGB insbesondere der Auskunft über die persönlichen Verhältnisse des Mündels eine besondere Bedeutung zu. 256 MüKoBGB/Kroll-Ludwigs, § 1839, Rn. 2; LG Saarbrücken DAVorm 1994, S. 645 (645 f.). 257 Gernhuber/Coester-Waltjen, § 73, Rn. 22; Jurgeleit/Meier, § 1839, Rn. 3; Soergel/ Zimmermann, § 1839, Rn. 1. 258 PWW/Bauer, § 1839, Rn. 1; Erman/Schulte-Bunert, § 1839, Rn. 2; Staudinger/Veit, § 1839, Rn. 9. 259 Palandt/Götz, § 1839, Rn. 1; Staudinger/Veit, § 1839, Rn. 8; NK-BGB/Heitmann/Katzenstein/Lohse, § 1839, Rn. 2. 260 Soergel/Zimmermann, § 1839, Rn. 1; Pammler-Klein, in: jurisPK-BGB, § 1839, Rn. 12. 261 OLG Hamm Rpfleger 1966, S. 17 (17); Soergel/Zimmermann, § 1839, Rn. 2. 262 Palandt/Götz, § 1839, Rn. 1.

§ 4 Familienrechtliche Auskunftsansprüche

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Vorschriften teilweise ein ähnliches inhaltliches Feld abdecken, bestehen dennoch Unterschiede. So sind beide Vorschriften auch unabhängig voneinander zu betrachten, da es sich etwa bei § 1840 Abs. 1 BGB nicht um eine Regelung der sich aus § 1839 BGB ergebenden Rechtsfolgen handelt. Dennoch bietet es sich an, die Berichtspflicht des § 1840 Abs. 1 BGB im Rahmen dieses Anspruchs zu erörtern, da § 1839 BGB insoweit als Ergänzung zur Berichtspflicht eingestuft werden kann.263 Inhaltlich kann bezüglich der persönlichen Verhältnisse zunächst nach oben verwiesen werden, da auch im Rahmen des § 1840 Abs. 1 BGB die persönlichen Lebensumstände des Mündels erfasst sind. Im Gegensatz zur Norm des § 1839 BGB schreibt § 1840 Abs. 1 S. 2 BGB jedoch vor, dass der dem Familiengericht vorzulegende Bericht zwingend Angaben über die persönlichen Kontakte des Vormunds zu dem Mündel enthalten muss, was Angaben über Häufigkeit des Kontakts, die Art und Weise und die Dauer des Kontakts erfordert.264 Mag der Terminus „Bericht“ freilich einen Rückschluss auf eine Pflicht zur schriftlichen Erteilung logisch erscheinen lassen, ist eine besondere Form jedoch auch für den Bericht nicht vorgeschrieben, sodass abermals ein mündlicher Bericht in Betracht kommt.265 Der Unterschied zwischen beiden Instituten liegt jedoch in dem Umstand, dass der gemäß § 1840 Abs. 1 BGB vorzulegende Bericht seitens des Vormunds einmal jährlich und unaufgefordert, als Mindestpflicht seines Amtes zu erfolgen hat.266 Dies stellt mithin das Abgrenzungsmerkmal beider Institute dar, da der unaufgeforderten Berichterstattung des § 1840 Abs. 1 BGB das konkrete Verlangen nach einer entsprechenden Auskunft durch das Familiengericht als Anspruchsvoraussetzung gegenübersteht. Hieran wird die einleitend dargelegte Ergänzungsmöglichkeit des § 1839 BGB deutlich, da der jährliche Bericht in den meisten Fällen nur ein grobes Bild über die Lebensumstände des Mündels geben kann, während der gezwungenermaßen präzisierte Anspruch aus § 1839 BGB in dem Maße geltend gemacht wird, wie eine spezielle Auskunft seitens des Gerichts erbeten wird. Folglich muss bei konkreten Anlässen nicht auf einen Jahresbericht gewartet werden, da der Anspruch aus § 1839 BGB jederzeit geltend gemacht werden kann.

263 Staudinger/Veit, § 1839, Rn. 2; Schulz/Hauß/Kemper, § 1839, Rn. 2; NK-BGB/Heitmann/Katzenstein/Lohse, § 1839, Rn. 1. 264 Hoffmann, FamRZ 2011, S. 1185 (1185 ff.). § 1840 Abs. 1 S. 2 BGB besteht als Ergänzung zu den Vorschriften aus §§ 1793 Abs. 1a, 1837 Abs. 2 S. 2 BGB, die den Vormund zu persönlichem Kontakt mit dem Mündel verpflichten. Ausführlich zur Kontaktpflicht als Stärkung des persönlichen Charakters der Vormundschaft vgl. Gojowczyk, Rpfleger 2013, S. 1 (2 f.). 265 BT-Drucks.11/4528, S. 114; PWW/Bauer, § 1840, Rn. 2; Soergel/Zimmermann, § 1840, Rn. 2; zu den positiven Aspekten eines mündlichen Berichts vgl. ausführlich MüKoBGB/Kroll/ Ludwigs, § 1840, Rn. 3; sowie Staudinger/Veit, § 1840, Rn. 14 unter Berufung auf eine gegebenenfalls erfolgende Beteiligung des Mündels. 266 Staudinger/Veit, § 1840, Rn. 15; Erman/Schulte-Bunert, § 1840, Rn. 1a; MüKoBGB/ Kroll-Ludwigs, § 1840, Rn. 3.

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Zweiter Teil

dd) Normzweck Die gesamte Amtsführung eines Vormunds wie auch eines Gegenvormunds unterstehen der Aufsicht durch das zuständige Familiengericht – die sich aus §§ 1839, 1840 Abs. 1 BGB ergebenden Vorschriften unterstützen das Familiengericht dabei, seiner Aufsichtspflicht nachkommen zu können.267 Dieses muss, sofern es Gefahren für das Mündel erkennt, die aus der entsprechenden Amtsführung resultieren, einschreiten und entsprechende Maßnahmen treffen können. Um eine Gefahr als solche erkennen zu können, bedarf es der Kenntnisse sowohl über die persönlichen Lebensumstände als auch die Vermögensverhältnisse des Mündels. Diese kann es durch den periodisch zu erfolgenden Jahresbericht aus § 1840 Abs. 1 BGB, besonders aber durch den Anspruch des § 1839 BGB in Erfahrung bringen. Nach Kenntniserlangung kann es durch die aufgezeigten entsprechenden Sanktionsmöglichkeiten einschreiten, wie etwa gemäß §§ 1837, 1886 BGB. Demnach dienen der Auskunftsanspruch und die Pflicht der unaufgeforderten Berichtsvorlage der Geltendmachung und Durchsetzung weiterer Maßnahmen und weisen folglich den Normzweck der Durchsetzungshilfe auf. Indem dem Gericht die benötigten Informationen mitgeteilt werden, wird es zudem in die Lage versetzt, die Amtsführung des Vormunds wie auch des Gegenvormunds beurteilen und bewerten zu können, bevor es die vorangehend erläuterten weitergehenden Maßnahmen ergreift. Infolgedessen kann das Gericht durch die übermittelten Informationen den (Gegen-)Vormund und dessen Amtsführung beaufsichtigen. Denn um wenn nötig einschreiten zu können, bedarf es erst eines umfassenden Eindrucks über die Amtsführung. Insoweit kommt der Vorschrift auch der Normzweck der Kontrollfunktion zu. Die entsprechend anzuordnenden Maßnahmen dienen allesamt dem Ziel, das Mündel umfangreich zu schützen. Dies wird beispielsweise daran deutlich, dass der Anspruch aus § 1839 BGB jederzeit gestellt werden kann und somit Gefahren früh erkannt werden können und dass sich der Vormund wie auch der Gegenvormund von der Pflicht aus § 1839 BGB nicht befreien können. Im Rahmen von § 1840 Abs. 1 BGB unterstreicht die bestehende Pflicht, den Bericht unaufgefordert abgeben zu müssen, ohne dass auf diesen gewartet werden müsste, die Relevanz der angeforderten Informationen.268 Ferner betont die sich aus § 1840 Abs. 1 S. 2 BGB ergebende Pflicht zu Angaben über den persönlichen Kontakt, dass dieser im Sinne

267 Jürgens/von Crailsheim, § 1839, Rn. 2; MüKoBGB/Kroll-Ludwigs, § 1839, Rn. 1; vgl. zum Verhältnis zwischen Auskunft und Aufsicht auch BeckOGK/Gietl, § 1839, Rn. 1: „Ohne eine (…) Auskunft ist eine Aufsicht nicht denkbar“. 268 Auch Haeffs erkennt in der Pflicht zu ungefragter Offenlegung der entsprechenden Auskünfte einen umfangreichen Schutzzweck, da die Vormundschaft, im Vergleich zur elterlichen Sorge, noch stärker dem öffentlichen Schutzauftrag aus Art. 6 Abs. 2 S. 2 GG unterliege und sie somit noch stärkerer Kontrolle bedarf, vgl. ebd., S. 102 f.; in eine ähnliche Richtung auch Kentgens, S. 60.

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des Mündels auch erfolgt. Somit kann für die Normen zudem ein umfangreicher Schutzzweck festgehalten werden. Zusammengefasst können die Normzwecke der Durchsetzungshilfe, der Kontroll- und der Schutzfunktion festgehalten werden. d) Anspruch auf Rechnungslegung über die Vermögensverwaltung, § 1840 Abs. 2 BGB Die Erlangung von Auskünften, die das Vermögen des Mündels und dessen Verwaltung betreffen, stehen im Vordergrund der Norm des § 1840 Abs. 2 BGB. aa) Anwendungsbereich Abermals ist das Bestehen einer angeordneten Vormundschaft Voraussetzung, dass die Norm zur Anwendung gelangen kann. bb) Inhalt Inhaltlich verpflichtet die Vorschrift des § 1840 Abs. 2 BGB den Vormund, gegenüber dem Gericht Rechnung über die von ihm ausgeübte Vermögensverwaltung zu legen. Diese Rechnungslegung umfasst das vom Vormund verwaltete gesamte Vermögen, das Kapitalvermögen sowie alle laufenden Einkünfte.269 Hiervon ausgenommen sind allerdings Vermögenspositionen, die der Verwaltung Dritter unterliegen sowie ein dem Mündel zur freien Verfügung überlassenes Taschengeld.270 Obgleich die Norm den Vormund zu einer Rechnungslegung verpflichtet, entstammen die formellen Voraussetzungen, die an diese gestellt werden, nicht dem § 259 BGB. Insoweit gilt bezüglich der Form, des Inhalts und der Art der Rechnung § 1841 BGB, der als Ordnungsvorschrift gegenüber § 259 BGB eine lex specialis darstellt.271 Hiernach bedarf es ebenfalls einer geordneten Zusammenstellung aller Einnahmen und Ausgaben, über den Zu- und Abgang des Mündelvermögens sowie im Einzelfall der Vorlage etwaiger Belege hierüber, § 1841, Abs. 1 BGB. Diese erfordert ebenfalls eine Zusammenstellung, die aus sich heraus für das Familiengericht verständlich ist.272 Darüber hinaus muss die Rechnung vollständig gelegt 269 MüKoBGB/Kroll-Ludwigs, § 1840, Rn. 5; Erman/Schulte-Bunert, § 1840, Rn. 2a; Schulz/Hauß/Kemper, § 1840, Rn. 4; Gernhuber/Coester-Waltjen, § 74, Rn. 12. 270 Palandt/Götz, § 1840, Rn. 3; Erman/Schulte-Bunert, § 1840, Rn. 2a; unter die Verwaltung dritter Personen fällt etwa das von einem Testamentsvollstrecker verwaltete Vermögen, NK-BGB/Heitmann/Katzenstein/Lohse, § 1840, Rn. 8; in diesem Fall muss der Vormund jedoch die Rechte des Mündels, die das extern verwaltete Vermögen betreffen, für diesen wahrnehmen, Jürgens/von Crailsheim, § 1840, Rn. 7. 271 Staudinger/Veit, § 1841, Rn. 2; Palandt/Götz, § 1841, Rn. 1. 272 Soergel/Zimmermann, § 1841, Rn. 3; Palandt/Götz, § 1841, Rn. 1; LG Paderborn, Beschl. v. 8. 4. 2013 – 5 T 124/13 = BeckRS 2013, 12758.

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werden, da dem Familiengericht weder eine eigene zu erstellende Übersicht zugemutet werden soll und diesbezügliche mündliche Erläuterungen nicht genügen.273 Aufgrund der sich aus § 1841 BGB ergebenden Form der Rechnungslegung scheidet eine Verpflichtung des Vormunds zur Versicherung an Eides statt gemäß § 259 Abs. 2 BGB mangels Anwendbarkeit der Norm aus.274 Der Vormund hat, sofern ein Gegenvormund bestellt wurde, diesem die Rechnung vorzulegen, § 1842 S. 1 BGB. Diesem steht gemäß § 1842 S. 2 BGB ein Prüfungsrecht bezüglich der Rechnung zu. Hieraus ergibt sich eine Verknüpfung zum bereits erläuterten Auskunftsanspruch des Gegenvormunds aus § 1799 Abs. 2 BGB: Der Vormund muss, wie dargelegt, dem Gegenvormund Auskunft über die Führung der Vormundschaft erteilen und Einsicht in Belege gestatten. Um sein Prüfungsrecht ausüben zu können, respektive es zu erleichtern, kann der Gegenvormund im Rahmen der Rechnungsprüfung auf den sich aus § 1799 Abs. 2 BGB ergebenden Anspruch zurückgreifen, um die Rechnung vollumfänglich prüfen zu können. Die Pflicht des Vormunds aus § 1840 Abs. 2 BGB besteht, ebenso wie die Pflicht des Berichts aus § 1840 Abs. 1 BGB, grundsätzlich jährlich (Abs. 3) und ohne vorherige Anfrage des Familiengerichts.275 Es steht jedoch im Ermessen des Gerichts, gemäß § 1840 Abs. 4 BGB einen längeren Zeitraum für die zu legende Rechnung anzuordnen, soweit dies zweckmäßig erscheint, falls die Verwaltung von geringem Umfang ist; eine diesbezügliche Beurteilung ist jedoch nicht vor der ersten ordentlichen Jahresrechnung zu treffen. Die Rechnung muss gegenüber dem Familiengericht gelegt werden. Dem Mündel selbst stehen hingegen keine eigenen Ansprüche zu. Weder auf Rechnungslegung gegenüber dem Familiengericht, noch auf Rechnungslegung gegenüber ihm selbst, solange der Vormund noch im Amt ist. Begründet wird dies zum einen mit dem Wortlaut der Norm, der lediglich vom Familiengericht als Adressat der Rechnung spricht, und des Weiteren mit der Aufsichtsfunktion des Familiengerichts, der ein eigener periodischer Anspruch des Mündels auf Rechnung widersprechen würde.276 Sofern der Vormund seiner Pflicht nicht nachkommt, kann ihn das Familiengericht mit Zwangsgeld nach § 1837

273 OLG Köln NJW-RR 1989, S. 568 (569); BayObLG FamRZ 1993, S. 237 (238); vgl. Bamberger/Roth/Bettin, § 1841, Rn. 2: „klar und übersichtlich sowie vollständig“. 274 Schulz/Hauß/Kemper, § 1840, Rn. 4. 275 Erman/Schulte-Bunert, § 1840, Rn. 2c; Pammler-Klein, in: jurisPK-BGB, § 1840, Rn. 9; Soergel/Zimmermann, § 1840, Rn. 5; NK-BGB/Heimtmann/Katzenstein/Lohse, § 1840, Rn. 5; nach Staudinger/Veit, § 1840, Rn. 16 f. jedoch wird das Gericht trotz bestehender Pflicht ohne Aufforderung des Vormunds diesen naheliegenderweise zur Abgabe der Rechnung auffordern. 276 Soergel/Zimmermann, § 1840, Rn. 6; Staudinger/Veit, § 1840, Rn. 51 f.; Erman/SchulteBunert, § 1840, Rn. 5; Pammler-Klein, in: jurisPK-BGB, § 1840, Rn. 25. Indem man den eigenen Anspruch des Mündels gegenüber dem Vormund ablehnt, schließt man jedoch die Möglichkeit einer Versicherung an Eides statt durch den Vormund aus, vgl. BeckOGK/Zorn, § 1840, Rn. 54.

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Abs. 3 BGB hierzu anhalten.277 Überdies kann ihm bei hartnäckiger Weigerung nach §§ 1837 Abs. 4, 1666 Abs. 1, 2 BGB die Vermögenssorge entzogen werden oder er kann ganz aus seinem Amt entlassen werden.278 cc) Normzweck Auch der Zweck der Rechnungslegung liegt zunächst in einer Möglichkeit der Beaufsichtigung für das zuständige Familiengericht: Durch die ihm vorzulegende Rechnung erhält es die Grundlage für seine Prüfung der vom Vormund ausgeübten Vermögenssorge.279 Somit kann es Missstände früh erkennen und die Amtsführung des Vormunds aus einer externen Position begleiten und qualitativ beurteilen. Die vom Vormund zu verschaffenden Informationen dienen also seiner Überwachung durch das Gericht. Demnach besitzt die Pflicht zur Rechnungslegung des § 1840 Abs. 2 BGB in diesem Kontext eine Kontrollfunktion. Auch hier kann das Familiengericht dank der eingeholten Informationen die ihm zustehenden Maßnahmen ergreifen, um die Amtsführung im gegebenen Fall entsprechend sanktionieren zu können. Das Einschreiten erfolgt aufgrund der durch die Kontrolle eingeholten Informationen und dient der Geltendmachung weiterer Maßnahmen, respektive deren Erleichterung. Demnach besitzt § 1840 Abs. 2 BGB ebenso den Normzweck der Durchsetzungshilfe. Beide Zwecke, Kontrolle und die Hilfe der Durchsetzung weitergehender Maßnahmen, dienen selbstredend auch dem Schutz des Mündels. Die Rechnungslegung lässt diejenigen Missbräuche und Fehler des Vormunds erkennen, gegen die es eines Einschreitens bedarf, während jedes Tätigwerden des Gerichts dem Interessenkreis des Mündels dient.280 Der sich schon aus § 1839 BGB ergebende Schutz des Mündels wird durch die Pflicht zur Rechnungslegung noch verstärkt.281 Dieser wird darüber hinaus noch durch § 1842 BGB intensiviert, der bei der Rechnungslegung die Mitwirkung des Gegenvormunds festlegt und eine weitere Perspektive der Überprüfung bietet, die letztlich auch dem Mündelschutz dient. Ebenfalls unterstreicht die Pflicht zu ungefragter Rechnungslegung den im Vordergrund stehenden Schutz. 277 Staudinger/Veit, § 1840, Rn. 46; Pammler-Klein, in: jurisPK-BGB, § 1840, Rn. 30; Soergel/Zimmermann, § 1840, Rn. 6. 278 OLG Schleswig FamRZ 2006, S. 577 (577); MüKoBGB/Kroll-Ludwigs, § 1840, Rn. 10; Bamberger/Roth/Bettin, § 1840, Rn. 6. Gegen die Entziehung der Vermögenssorge, da sie nicht erreichen könne, dass der Vormund der Pflicht aus § 1840 BGB nachkommt insoweit Staudinger/Veit, § 1840, Rn. 49 f., anstelle dessen sei die Entlassung aus dem Amt und die darauf folgende Rechnungslegungspflicht aus § 1890 BGB der geeignetere Weg, vgl. ebd. 279 NK-BGB/Heitmann/Katzenstein/Lohse, § 1840, Rn. 1; Bamberger/Roth/Bettin, § 1840, Rn. 1; RGRK/Dickescheid, § 1840, Rn. 1; Haeffs, S. 102; Jurgeleit/Meier, § 1840, Rn. 1; Staudinger/Veit, § 1840, Rn. 1; Schulz/Hauß/Kemper, § 1840, Rn. 1; Pammler-Klein, in: jurisPK-BGB, § 1840, Rn. 1, 4; Birkenfeld, FamRZ 1976, S. 197 (197). 280 So Jürgens/von Crailsheim, § 1840, Rn. 9, der vorliegend jedoch die Terminologie des Betreuungsrechts verwendet. 281 Wie hier ähnlich auch Staudinger/Veit, § 1840, Rn. 38.

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Ebenso wie im Fall der Berichterstattungspflicht des § 1840 Abs. 1 BGB kann der Vormund sich nicht mit einer passiven, etwaiges Fehlverhalten mitunter verschleiernden Amtsführung begnügen, da dessen Aufdeckung nicht von einer nur hypothetisch erfolgenden Anfrage abhängig ist. In einer Gesamtbetrachtung bestehen auch die Normzwecke der Rechnungslegung des § 1840 Abs. 2 BGB in der Kontrollfunktion, der Durchsetzungshilfe und einer Schutzfunktion. e) Anspruch auf Rechnungslegung nach beendeter Vormundschaft, § 1890 S. 1 BGB Erstreckten sich die bis hierher beleuchteten Anspruchsgrundlagen inhaltlich auf eine gegenwärtig bestehende Vormundschaft, betrifft der Anspruch aus § 1890 S. 1 BGB die beendete Vormundschaft und somit einen zurückliegenden Zeitraum. aa) Anwendungsbereich In tatbestandlicher Hinsicht verlangt die Norm zunächst, dass eine vormals bestehende Vormundschaft beendet wurde. Grundlage für ihre Beendigung kann zunächst die inzwischen eingetretene Volljährigkeit des ehemaligen Mündels sein oder der Wegfall der in § 1773 BGB angeordneten Voraussetzungen, § 1882 BGB, oder aber die Entlassung des Vormunds gemäß den §§ 1886 BGB ff. Der Vormund, dessen Amt inzwischen beendet wurde, ist der Gegner des Anspruchs aus § 1890 S. 1 BGB. Gläubiger ist im vorliegenden Fall das (ehemalige) Mündel; sofern nach Amtsende des vormaligen Vormunds ein neuer bestellt wurde, wird es entsprechend durch diesen vertreten. bb) Inhalt § 1890 S. 1 BGB verpflichtet bei Vorliegen seiner Voraussetzungen den ehemaligen Vormund zur Herausgabe des Mündelvermögens sowie zur Rechnungslegung über dessen Verwaltung. Insoweit bestehen Parallelen zur Rechtsfolge des bereits untersuchten Anspruchs aus § 1698 Abs. 1 BGB.282 Die im Rahmen von § 1890 S. 1 BGB zu legende Rechnung erfordert abermals eine formell wie sachlich korrekte Darstellung, die eine Zusammenstellung aller Einnahmen und Ausgaben, die das Vermögen des Mündels betreffen, enthalten muss und insoweit auch unter die Voraussetzungen des § 259 BGB fällt.283 Da es sich um die letzte Rechnung nach einem längeren Zeitraum der Vermögensverwaltung

282

Vgl. hierzu oben § 4 I. 7. BayObLG FamRZ 2004, S. 220 (220) (Ls.) = BeckRS 2003, 8703; Staudinger/Veit, § 1890, Rn. 26; Pammler-Klein, in: jurisPK-BGB, § 1890, Rn. 20; Bamberger/Roth/Bettin, § 1890, Rn. 4. 283

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handelt, wird insoweit allgemein von der „Schlussrechnung“ gesprochen.284 Bei Vorliegen begründeter Zweifel an der Richtigkeit der Rechnung besteht gemäß § 259 Abs. 2 BGB die Möglichkeit einer Versicherung an Eides statt. Soweit Belege üblicherweise erteilt werden, sind diese auch hier beizufügen.285 Bei Erstellen der entsprechenden Rechnung kann der Vormund auf die bereits vorgelegten Jahresrechnungen (§ 1840 Abs. 2 BGB) Bezug nehmen, § 1890 S. 2 BGB. Während die amtliche Überschrift der Norm von einer „Rechnungslegung“ über die Verwaltung spricht, verlangt der Wortlaut des § 1890 S. 1 BGB demgegenüber eine „Rechenschaft“ über selbige. Zwar ist diese Vermischung der Begrifflichkeiten im BGB, wie bereits aufgezeigt, nicht unüblich,286 indes ist es bemerkenswert, dass es im gegebenen Fall innerhalb einer Norm zu einer solchen terminologischen Abweichung kommt. Ihre Grundlage hat sie in dem Umstand, dass es im Falle einer beendeten Vormundschaft nicht ausreicht, eine Rechnung in gleicher Form wie schon aus § 1840 Abs. 2 BGB vorzulegen. Mithin sind beide Vorschriften auch getrennt voneinander zu betrachten. Da es sich um die letzte, die komplette Zeit der Vormundschaft einschließende Rechnung handelt, ist der Vormund vielmehr angehalten, seine einzelnen Verwaltungshandlungen, von Anfang bis Ende seiner Amtszeit, gegenüber dem Mündel zu rechtfertigen.287 Insoweit hat er auch auf Basis dieser Rechenschaft dem Mündel Auskunft über die einzelnen Maßnahmen seiner Verwaltung, etwa hinsichtlich getätigter Vermögensdispositionen zu geben.288 Dies stellt folglich ein Mehr gegenüber der reinen Rechnungslegung dar.289 Der Anspruch entsteht, ohne dass eine darauf zielende Anfrage des Mündels vonnöten wäre. Es ist jedoch anzunehmen, dass es für die Vorlage der Rechnung einer Form der Fristsetzung seitens des Mündels bedarf, in der der Vormund die Rechnung vorzulegen hat.290 Wie angesprochen, verpflichtet die Norm den ehemaligen Vormund auch zur Herausgabe des verwalteten Vermögens an das Mündel. Diese Herausgabepflicht wird, ebenso wie im Falle des § 1698 Abs. 1 BGB, ergänzt durch ein mit vorzule-

284 Vgl. etwa schon Mot. IV, S. 1187; ferner sollte sie auch als „Schlussrechnung“ bezeichnet werden, falls nicht muss jedoch klargestellt werden, auf welchen Zeitraum sie sich bezieht, vgl. den Ls. zu 1 von BayObLG FamRZ 2004, S. 220 (220). 285 MüKoBGB/Spickhoff, § 1890, Rn. 7; OLG Düsseldorf FamRZ 1996, S. 374 (374). 286 Vgl. oben die Ausführungen und die entsprechenden Erläuterungen zu § 259 BGB, § 2 II. 2. a). 287 Soergel/Zimmermann, § 1890, Rn. 5; Erman/Schulte-Bunert, § 1890, Rn. 6; OLG Schleswig FamRZ 2006, S. 574 (575); PWW/Bauer, § 1890, Rn. 3; Grothe, Rpfleger 2005, S. 173 (174 f.). 288 Staudinger/Veit, § 1890, Rn. 30; RGRK/Dickescheid, § 1890, Rn. 9; Wesche, Rpfleger 1986, S. 44 (44 f.). 289 Wesche, Rpfleger 1986, S. 44 (44); OLG Jena FamRZ 2013, S. 1837 (Ls.) = BeckRS 2013, 04138 (hier für den gleich zu behandelnden Fall im Betreuungsrecht). 290 Vgl. hierzu auch Mot. IV, S. 1184 f.

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gendes Bestandsverzeichnis nach §§ 260, 261 BGB.291 Mit der Herausgabe geht für das Mündel also eine weitere Informationsquelle in Form eines schriftlichen und übersichtlichen Inventarverzeichnisses einher, welches die entsprechenden Aktiva und Passiva kenntlich macht. Die Ansprüche des Mündels auf Herausgabe und auf Rechnungslegung mit einhergehender Rechenschaft sind, indem sie vom Mündel geltend gemacht werden, als privatrechtliche Ansprüche zu qualifizieren und vor den ordentlichen Prozessgerichten geltend zu machen.292 Dem Anspruchsgläubiger bietet sich auch somit wieder eine Verbindung von Herausgabe und Auskunft beziehungsweise Rechnungslegung durch die Stufenklage nach § 254 ZPO an.293 cc) Normzweck Es wurde angeführt, dass sich der Vormund hinsichtlich seiner getätigten Verwaltungshandlungen vollumfänglich gegenüber dem (ehemaligen) Mündel zu rechtfertigen hat. Indem er dies tut, eröffnet er ihm die Möglichkeit, seine Handlungen nachzuvollziehen und qualitativ einordnen zu können. Sofern sich nun aufgrund der vorgelegten Rechnung und der sich hieran anschließenden, dank Auskunftsanfrage erteilten Rechenschaft aus Sicht des Mündels der Eindruck ergibt, dass eine ungenügende und fehlerhafte Verwaltung erbracht wurde, kann es auf Grundlage dieser Informationen gegen den ehemaligen Vormund vorgehen. In Betracht kommen etwa gegen ihn gerichtete Schadensersatzansprüche. Da diese Ansprüche ohne die vorher erfolgte Auskunftserteilung gar nicht, oder aber zumindest wesentlich schwerer durchzusetzen wäre, besitzt die Vorschrift des § 1890 S. 1 BGB die Funktion der Hilfe bei der Verfolgung weiterführender Rechte und Ansprüche. Von besonderer Bedeutung ist dies vorliegend, da sich etwaige Ansprüche seitens des Mündels vor dem Hintergrund der gesamten Verwaltung spiegeln, die es nun überblicken kann. Ohne eine zu legende Schlussrechnung blieben vermögensrechtliche Informationen unbeachtet, die sich lediglich durch die periodischen Rechnungen nicht hätten erschließen können. Alles in allem kann zunächst der Normzweck der Durchsetzungshilfe festgehalten werden.294 Vor diesem Hintergrund kommt ebenso eine mit der Einsicht in gelegte Rechnungen erfolgende Kontrollmöglichkeit durch den Anspruchsgläubiger in Betracht. Die Rechnungslegung soll ja gerade dem Mündel Einblicke gewähren, um die einzelnen Handlungen seitens des Vormunds zu überblicken. Vorliegend ist der Fall 291 Soergel/Zimmermann, § 1890, Rn. 2; Erman/Schulte-Bunert, § 1890, Rn. 3; MüKoBGB/Spickhoff, § 1890, Rn. 3. 292 MüKoBGB/Spickhoff, § 1890, Rn. 4, 10; Pammler-Klein, in: jurisPK-BGB, § 1890, Rn. 24; OLG Stuttgart, Rpfleger 2001, S. 130 (130); NK-BGB/Fritsche/Kieß, § 1890, Rn. 1; Staudinger/Veit, § 1890, Rn. 2. 293 RGRK/Dickescheid, § 1890, Rn. 5; MüKoBGB/Spickhoff, § 1890, Rn. 4. 294 In diese Richtung auch Jürgens/von Crailsheim, § 1890, Rn. 6; vgl. auch Mot. IV, S. 1184 für weitergehende Ansprüche des Mündels.

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aber anders gelagert. Wurde bislang eine Kontrollfunktion festgestellt, so bezog sich diese meist auf einen noch laufenden Prozess, in dem zu einem späteren Zeitpunkt, also bei einer weiteren Auskunftserteilung mit anderen Ergebnissen zu rechnen sein kann. Der Anspruch des § 1890 S. 1 BGB bezieht sich jedoch auf den nun abgeschlossenen Zeitraum, in dem die Vormundschaft bestand. Deutlich wird der Unterschied auch bei einem Vergleich zu § 1840 Abs. 2 BGB, durch den das Gericht die laufende Verwaltung durch jährliche Rechnungen kontrolliert, um einschreiten zu können. Demzufolge scheidet eine Kontrollfunktion des § 1890 S. 1 BGB vor den dargelegten Kriterien aus. Mit der festgestellten Durchsetzungshilfe einher geht jedoch auch ein weitreichender Schutz des Mündels. Der Vormund schuldet nicht die einfache Rechnungslegung, sondern eine unaufgeforderte und umfassende, durch Auskünfte zu verstärkende Rechenschaft über seine Tätigkeiten. Diese schützt, nicht nur vor dem Hintergrund der Durchsetzung weiterer Ansprüche, die rechtlichen Interessen des Mündels. Das Ende der Vermögenssorge durch den Vormund stellt auch gleichermaßen das Ende dessen treuhänderischer Vermögensverwaltung dar. Die umfassende Information über die in den meisten Fällen fortan vom ehemaligen Mündel selbst verwaltete Vermögensmasse, schützt dieses vor etwaigen Rechtsverlusten, die ihm sonst unbekannt und somit nicht verfolgt blieben. Folglich kann als weiterer Normzweck eine Schutzfunktion festgestellt werden. Ebenso an die Durchsetzungshilfe knüpft die Möglichkeit an, dass Rechtsstreitigkeiten ganz vermieden werden können. Auch hier kann die Erkenntniserlangung durch die Rechnungslegung dazu dienen, dass das Mündel gar nicht gegen den Vormund vorzugehen braucht, weil dieser von sich aus und unaufgefordert entsprechende Informationen zu erteilen hat. Aus dieser Offenlegung kann sich dem Mündel das Handeln vollumfänglich erschließen, so dass er nicht auf Verdacht gerichtliche Überprüfungen anstrengt oder nach eingesehener Rechnung und Bestandsverzeichnis zu dem Schluss kommt, dass solche nicht notwendig sind. Mithin besteht auch ein Normzweck in der Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten. Zusammenfassend können somit die Normzwecke der Durchsetzungshilfe, der Schutz- und der Vermeidungsfunktion festgehalten werden. f) Auskunftsanspruch des Mündels gegen den Gegenvormund, § 1891 Abs. 2 BGB Auch gegenüber dem Gegenvormund besteht nach Ende der Vormundschaft ein Auskunftsanspruch des vormaligen Mündels. aa) Anwendungsbereich Voraussetzung ist auch hier zunächst eine inzwischen beendete Vormundschaft, ebenso aus den bereits im vorab erläuterten Anspruch genannten möglichen Gründen. Für diese Vormundschaft muss nun zudem eine Gegenvormundschaft bestanden

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haben. Das zeitgleiche Ende des Amtes der Gegenvormundschaft ist jedoch keinerlei Voraussetzung, dass der Anspruch zur Anwendung gelangen kann, wenn etwa das Amt des Vormunds, nicht aber die Vormundschaft generell beendet wird.295 Unterschiedlich beurteilt wird die Frage, ob das Familiengericht ebenfalls den sich aus § 1891 Abs. 2 BGB ergebenden Anspruch geltend machen darf. Wird dies zwar vereinzelt befürwortet,296 spricht sich die im Schrifttum wohl herrschende Auffassung gegen eine solche Anwendbarkeit der Norm aus. Sie beruft sich hierbei auf die Gesetzessystematik im Bezug auf § 1891 Abs. 2 BGB einerseits und § 1839 BGB andererseits. Die letztgenannte Vorschrift stellt ausweislich ihres Wortlauts ein Auskunftsrecht für das Familiengericht gegenüber dem Gegenvormund während dessen Amtszeit dar, während § 1891 Abs. 2 BGB aufgrund des Zusammenhangs zu § 1890 S. 1 BGB ebenfalls einen privatrechtlichen Anspruch des Mündels darstellen soll.297 Demnach stellt der ehemalige Gegenvormund den Schuldner des Anspruchs dar, das Mündel fungiert, gegebenenfalls vertreten, als Anspruchssteller. Ausweislich des Wortlauts ist eine entsprechende Auskunftsanfrage zur Geltendmachung des Anspruchs nötig. bb) Inhalt Die Anspruchsgrundlage verschafft dem Mündel Auskünfte des Gegenvormunds, die dessen Führung der Gegenvormundschaft und gegebenenfalls das seitens des Vormunds verwaltete Vermögen betreffen. Hieraus ergibt sich, dass der Gegenvormund darzulegen hat, was er während der Zeit seiner Amtsausführung getan hat, um den seinem Amt entspringenden Prüfungs- und Kontrollpflichten des § 1799 Abs. 1 BGB nachzukommen.298 Auch wenn Auskünfte über das vom Vormund verwaltete Vermögen dem Wortlaut der Norm zufolge nur erteilt werden brauchen, sofern der Gegenvormund hierzu imstande ist, kann er sich nicht vollständig von dieser Pflicht befreien oder auf Unvermögen berufen, sondern muss sich etwa seinerseits des sich aus § 1799 Abs. 2 BGB299 ergebenden Auskunftsanspruchs bedienen, um die geforderten Informationen einholen zu können.300 Eine bestimmte Form der Auskunftserteilung ist für den Gegenvormund nicht vorgesehen. Zwar mag auch in dieser Konstellation eine schriftliche Erteilung förderlich erscheinen, jedoch 295

RGRK/Dickescheid, § 1891, Rn. 1; BeckOGK/Wentzell, § 1891, Rn. 5. Bamberger/Roth/Bettin, § 1891, Rn. 3; Gernhuber/Coester-Waltjen, § 75, Rn. 19, vgl. dort. insb. Fn. 37; kritisch zur vorherrschenden Meinung im Schrifttum auch NK-BGB/Fritsche/Kieß, § 1891, Rn. 3, vgl. dort insb. Fn. 3. 297 MüKoBGB/Spickhoff, § 1891, Rn. 5; Soergel/Zimmermann, § 1891, Rn. 2; RGRK/ Dickescheid, § 1891, Rn. 5, 7; Palandt/Götz, § 1891, Rn. 2; Staudinger/Veit, § 1891, Rn. 8, 11; Pammler-Klein, in: jurisPK-BGB, § 1891, Rn. 10. 298 Palandt/Götz, § 1891, Rn. 2; RGRK/Dickescheid, § 1891, Rn. 6; Staudinger/Veit, § 1891, Rn. 9. 299 Vgl. hierzu oben, § 4 I. 8. b). 300 Staudinger/Veit, § 1891, Rn. 9; RGRK/Dickescheid, § 1891, Rn. 6; zur mangelnden praktischen Relevanz dieser Einschränkung auch BeckOGK/Wentzell, § 1891, Rn. 14. 296

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sollte hier anhand der konkreten Anfrage differenziert werden.301 Es ist jedoch zu beachten, dass die Vorschriften der §§ 259 f. BGB keine Anwendung finden, da sich die Auskunft auf Tatsachenmitteilungen beschränkt und diejenigen Auskünfte, die über Vermögenspositionen des Mündels erteilt zu werden brauchen, dasjenige Vermögen betreffen, das durch den Vormund verwaltet wird und herauszugeben ist.302 Dies schließt indes auch die Abgabe etwaiger eidesstattlichen Versicherungen durch den Gegenvormund aus. Der Anspruch ist, wie bereits angeführt, ein rein privatrechtlicher Anspruch des Mündels und entsprechend geltend zu machen.303 cc) Normzweck Der sich für den Anspruch aus § 1891 Abs. 2 BGB ergebende Normzweck ist in engem Zusammenhang zu demjenigen des § 1890 S. 1 BGB zu sehen. Beide Vorschriften regeln die Beendigung der Vormundschaft und die mit ihr einhergehende Abwicklung dieses Rechtsverhältnisses. In beiden Fällen stehen die sich aus diesen Vorschriften ergebenden Rechte dem (ehemaligen oder gegebenenfalls vertretenen) Mündel zur Geltendmachung zu. Die Änderung besteht auf der Seite des zur Auskunft Verpflichteten. Da es im Rahmen von § 1891 Abs. 2 BGB dem Mündel zusteht, von dem (vormaligen) Gegenvormund Auskünfte einzufordern, ergibt sich hieraus für den Anspruchssteller die Möglichkeit, dessen Amtsführung im Nachhinein nachvollziehen und ebenfalls qualitativ einordnen zu können. Die Rolle als kontrollierendes Organ, die dem Gegenvormund zukommt, bezieht sich im besonderen Maße auf die Vermögensinteressen des Mündels, die dieser insbesondere gemäß § 1799 BGB zu wahren und zu schützen hat. Das Mündel soll nach Beendigung der Vormundschaft die Feststellung treffen können, inwieweit der Gegenvormund seinen Pflichten nachkam. Sofern die verschafften Auskünfte erkennen lassen, dass seitens des Gegenvormunds eine nur ungenügende oder schuldhaft pflichtwidrige Kontrolle stattfand, soll dem Mündel auch hier die Möglichkeit verschafft werden, gegenüber dem Gegenvormund vorzugehen. Demzufolge besitzt der Auskunftsanspruch des § 1891 Abs. 2 BGB als Normzweck die Hilfe bei der Durchsetzung weitergehender Rechte. 301 Dies erscheint vor dem Hintergrund naheliegend, da der Gegenvormund aufgrund der seinem Amt zugeschriebenen Pflichten die Vermögenspositionen und Bestände des Mündels beaufsichtigt und kontrolliert. Vermögensrechtliche Auskünfte bedürfen entsprechender Verzeichnisse oder Belege, aber zumindest schriftlicher Formen. Zudem ist anzunehmen, dass er sich über die ihm vorzulegenden Rechnungen seitens des Vormunds (§ 1842 BGB) Aufzeichnungen und Notizen macht, RGRK/Dickescheid, § 1891, Rn. 6. Der Anspruch aus § 1891 Abs. 2 BGB zielt jedoch, wie gezeigt, vor allem auf Auskünfte über die Handlungen des Gegenvormunds ab. Hier ist nicht anzunehmen, dass alle Mitteilungen, die sein Vorgehen dem Vormund gegenüber betreffen, einer schriftlichen Mitteilung bedürfen. Folglich bietet sich ein Unterscheiden im Hinblick auf den konkreten Informationswunsch des Mündels an. 302 Erman/Schulte-Bunert, § 1891, Rn. 2; NK-BGB/Fritsche/Kieß, § 1891, Rn. 3; BeckOGK/Wentzell, § 1891, Rn. 15. 303 RGRK/Dickescheid, § 1891, Rn. 5; Soergel/Zimmermann, § 1891, Rn. 2; MüKoBGB/ Spickhoff, § 1891, Rn. 4.

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Jedoch können auch im Verhältnis des Mündels zum Gegenvormund eine Reihe von ihm verschaffter Auskünfte eine positive Beurteilung seiner Amtsführung ergeben. Demzufolge kann dieser Auskunftsanspruch abermals das Aufkommen weiterführender Streitigkeiten ganz vermeiden. Folglich besteht auch hier eine Vermeidungsfunktion. Die Auskünfte durch den Gegenvormund stärken darüber hinaus erneut den Schutz des Mündels und dessen rechtliche Interessen. Drohende Verluste rechtlich geschützter Positionen im vermögensrechtlichen Bereich können erfasst und gegebenenfalls verhindert werden. Solange die Vormundschaft besteht, die der Gegenvormund nach § 1799 BGB zu beaufsichtigen und zu kontrollieren hat, schützt er durch seine Überwachung die vermögensrechtlichen Interessen des Mündels. Nach ihrer Beendigung muss dem Mündel die Beurteilung obliegen, ob sein Rechtskreis vollumfänglich geschützt wurde. Durch die Auskunftserteilung kann ein dahingehend bestehendes Informationsgefälle unterbunden werden. Somit liegt in der Erteilung der Auskünfte nach § 1891 Abs. 2 BGB an sich, überdies jedoch auch vor dem Hintergrund der Verbindung mit den beiden weiteren Normzwecken, ein umfangreicher Schutzzweck. Im Ergebnis können folglich wie im Falle des vorab erläuterten Anspruchs die Normzwecke der Durchsetzungshilfe, der Vermeidungs- sowie der Schutzfunktion festgestellt werden. 9. Auskunftsansprüche im Bereich der rechtlichen Betreuung Auch dem Bereich der rechtlichen Betreuung (§§ 1896 – 1908k BGB) sind Auskunftsansprüche nicht fremd. a) Grundlegendes zur rechtlichen Betreuung Stellte die soeben behandelte Vormundschaft ein Fürsorgeinstitut für Minderjährige dar, regelt das Institut der rechtlichen Betreuung die Rechtsfürsorge hilfs- und unterstützungsbedürftiger Volljähriger, die aufgrund einer psychischen Krankheit oder einer Behinderung körperlicher, geistiger oder seelischer Art ihre Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht selbst besorgen können, § 1896 Abs. 1 S. 1 BGB. Für diese Personen, die in diesem Kontext „Betreute“ genannt werden, wird sodann seitens des Betreuungsgerichts (§§ 271 FamFG ff., § 23c GVG) ein Betreuer bestellt. Diese Bestellung kann einerseits von Amts wegen, andererseits aber auch auf Antrag des Betroffenen selbst erfolgen. Die Geschäftsfähigkeit ist hierfür nicht erforderlich, § 1896 Abs. 1 S. 1, 2 BGB. Die Bestellung eines Betreuers erfolgt jedoch nur bei deren Erforderlichkeit gemäß § 1896 Abs. 2 S. 1 BGB im Bezug auf den konkret zu betreuenden Aufgabenkreis und sofern der freie Wille des potentiell Betreuten einer Bestellung nicht entgegensteht (§ 1896 Abs. 1a BGB). Der im Rahmen des Betreuungsrechts anzuwendende und selbiges in seiner Gesamtheit durchdringende

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Grundsatz der Erforderlichkeit bringt zum Ausdruck, dass sich die Bestellung eines Betreuers sowie eine angeordnete Betreuung nur auf diejenigen Angelegenheiten zu beschränken hat, in denen der Betroffene einer konkreten externen Hilfe bedarf.304 Der freie Wille eines Volljährigen kann der Bestellung eines Betreuers nur dann entgegenstehen, sofern er die hierzu erforderliche Einsichtsfähigkeit besitzt und er die daraus folgende Fähigkeit aufweist, hiervon unbeeinflusst handeln zu können.305 Beides zusammen, die Erforderlichkeit der Bestellung sowie die Berücksichtigung eines eventuell entgegenstehenden Willens, sind Ausdruck des neueren Verständnisses über ein Rechtsinstitut wie die rechtliche Betreuung und der von ihr Betroffenen. Das heute geltende Recht löste 1992 die bis dahin herrschenden Regelungen über die Entmündigung, die Vormundschaft über Volljährige sowie die Gebrechlichkeitspflege ab.306 Führten diese Instrumente noch zu einer Entrechtung und eines damit einhergehenden sozialen Ausschlusses der Betroffenen, stärkte die Reform ihre Rechte sowie die Achtung ihrer Selbstbestimmung und integrierte sie unter Akzeptanz der verschiedensten Krankheitsbilder in die Gesellschaft, was etwa daran deutlich wird, dass mit der Bestellung eines Betreuers nicht mehr – wie noch nach alter Rechtslage – ein automatischer Verlust der Geschäftsfähigkeit nach § 104 Nr. 2 BGB einhergeht.307 Hieraus ergibt sich nunmehr ein Dualismus der Rechtsmacht dergestalt, dass, sofern der Betreute nicht geschäftsunfähig ist, sowohl der Betreute selbst als auch der Betreuer Rechte und Pflichten für den Betreuten begründen können.308 Die aus dem Recht der Vormundschaft bekannte Figur des Gegenvormunds kann auch im Rahmen der Betreuung angeordnet werden. Gemäß § 1908i BGB sind die entsprechenden Vorschriften der Gegenvormundschaft auf die rechtliche Betreuung anzuwenden. Der Rechts- und Pflichtenkreis des in diesem Falle Gegenbetreuer genannten Rechtsinstituts ist insoweit deckungsgleich. b) Anzuwendendes Recht und anzuwendende Auskunftsansprüche Die im BGB normierten Regelungen über die rechtliche Betreuung beinhalten keinerlei eigenständige Auskunftsansprüche. Vielmehr sind über den schon erwähnten § 1908i BGB die bereits untersuchten Auskunftsanspruchsgrundlagen der Vormundschaft (§§ 1799 Abs. 2, 1839, 1840 Abs. 2, 1890 S. 1, 1891 Abs. 2 BGB) 304

Staudinger/Bienwald, Vorbemerkungen zu §§ 1896 ff., Rn. 61; Schwab, Rn. 1157; Wellenhofer, § 40, Rn. 5. 305 BGH FamRZ 2011, S. 630 (630); BGH FamRZ 2014, S. 830 (831). 306 BGBl. 1990 I, 2002. 307 BT-Drucks. 11/4528, S. 52 ff.; Gernhuber/Coester-Waltjen, § 78, Rn. 1 ff.; Bieg, in: jurisPK-BGB, § 1896, Rn. 1 f.; Voppel, in: Staudinger/Eckpfeiler, V., Rn. 289; vgl. überdies Schlüter, Rn. 447, der auf die diskriminierende Gesetzessprache der zur damaligen Zeit vom BGB verwendeten Begrifflichkeiten hinweist; kritisch zur Erreichung der Ziele der Reform Dieckmann, ZRP 2002, S. 425 ff. 308 Muscheler, Rn. 785; MüKoBGB/Schneider, § 1896, Rn. 153.

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sinngemäß anzuwenden. Dass die Vorschriften „sinngemäß“ anzuwenden sind, bedeutet, dass bei ihrer Anwendung jeweils die entsprechenden Besonderheiten der rechtlichen Betreuung gegenüber der Vormundschaft berücksichtigt werden müssen. Dies setzt zunächst voraus, dass dem Betreuer eine entsprechende Aufgabe im Rahmen der Betreuung überhaupt zugewiesen sein muss (etwa ob der Aufgabenkreis des Betreuers überhaupt die Vermögensverwaltung des Betreuten betrifft oder ob überhaupt ein Gegenbetreuer zu bestellen war). Ferner muss, sofern der entsprechende Auskunftsanspruch geltend gemacht werden kann, die unterschiedliche Situation und Interessenlage der Beteiligten Berücksichtigung finden. Im Rahmen der Vormundschaft stehen dem Vormund im Bezug auf das minderjährige Mündel umfangreichere Kompetenzen zu, als diese sich vor dem Hintergrund der angestrebten Selbstbestimmtheit des Betreuten mit dessen zu fördernder Eigenständigkeit vertragen könnten. Zudem ist der Betreuer nach § 1901 Abs. 3 BGB angehalten, das Wohl und die Wünsche des Betreuten zu beachten, weshalb die anzuwendenden Vorschriften auch vor diesem Hintergrund interpretiert werden müssen.309 Hieraus ergibt sich, dass dem jeweils unterschiedlichen Kontext, in dem die Vorschriften im Rahmen der Betreuung geltend gemacht werden, Rechnung getragen werden muss. Ferner ist bei der Untersuchung der jeweiligen Norm stets davon auszugehen, dass der entsprechende Aufgabenkreis dem Betreuer auch zugewiesen wurde, wie beispielsweise Angelegenheiten der Vermögensverwaltung. Da es sich jedoch bei den vormundschaftsrechtlichen Vorschriften um bereits vorgestellte Normen handelt, soll bei den anwendbaren Vorschriften des Betreuungsrechts im besonderen Maße der Normzweck analysiert werden, um die etwaigen Besonderheiten zu unterstreichen. Bezüglich etwaiger Anwendungsbereiche und Norminhalte soll nur insoweit darauf eingegangen werden, als dass es hier zu Abweichungen respektive Besonderheiten kommt. aa) § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. § 1799 Abs. 2 BGB Auch im Rahmen der rechtlichen Betreuung bedarf es in bestimmten Fällen einer Kontrollinstanz, die das Handeln des bestellten Betreuers innerhalb seiner Aufgabenkreise überwacht, sofern mit der Betreuung eine Vermögensverwaltung verbunden ist, wie sich durch den ebenfalls erfolgenden Verweis auf § 1792 BGB ergibt. Die Pflicht des Gegenbetreuers beschränkt sich jedoch nicht auf eine reine Kontrolle der Vermögenssorge, sondern erstreckt sich auf die gesamte Führung der Betreuung.310 Um ihm die Überwachung zu ermöglichen, hat der Betreuer dem Gegenbetreuer gemäß der Verweisungsnorm auf dessen Verlangen hin Auskünfte über die Führung der Betreuung zu erteilen und Einsicht in solche Papiere zu gestatten, die sich auf die Betreuung beziehen. Der Gegenbetreuer nimmt vorliegend also wieder 309

Jurgeleit/Meier, § 1908i, Rn. 4; Jürgens/von Crailsheim, § 1908i, Rn. 5 f. OLG Frankfurt FamRZ 2009, S. 247 (248); Spanl, Rpfleger 1992, S. 142 (144); Staudinger/Bienwald, § 1908i, Rn. 64. 310

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eine Position ein, in der er den amtierenden Betreuer beaufsichtigt und hierdurch dem Gericht Aufsichtsaufgaben abnimmt.311 Dieses Überwachen erfolgt durch Erteilung von Auskünften, die den Gegenbetreuer die Einschätzung treffen lassen, inwieweit der Betreuer seinen ihm übertragenen Aufgaben nachkommt. Die Auskunftserteilung bietet also die Grundlage einer Kontrolle seitens des Gegenbetreuers, weshalb für § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. § 1799 Abs. 2 BGB zunächst eine Kontrollfunktion festgehalten werden kann. Aus der fortlaufenden Kontrolle durch den Gegenbetreuer erwächst überdies ein zusätzlicher Schutz des Betreuten. Handelt es sich bei der rechtlichen Betreuung ohnehin um ein Fürsorge- und Schutzinstitut, kann diese durch einen eingesetzten Gegenbetreuer und die ihm zu erteilenden Auskünfte verstärkt werden. Deutlich wird dies vor allem in der dem Institut der Gegenbetreuung ureigenen Aufgabe der Kontrolle der Vermögenssorge. Diese nimmt zwar auch im Rahmen der Vormundschaft eine wichtige Rolle ein. Im Vergleich hierzu kann es sich aber bei Betreuten um deutlich ältere Menschen handeln, die aufgrund wesentlich höherer, möglicherweise über Jahre erworbener Vermögensmassen – im Vergleich zu Minderjährigen – eine wesentlich komplexere Verwaltung dieses Vermögens benötigen. Aus diesem Fakt kann ein erhöhtes Bedürfnis nach Schutz erwachsen. Mithin besteht für das Auskunftsrecht des Gegenbetreuers aus § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. § 1799 Abs. 2 BGB ein Kontroll- sowie ein Schutzzweck, welche jeweils auch für den Auskunftsanspruch des Gegenvormunds festgestellt wurden. bb) § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. § 1839 BGB Wie auch schon im Rahmen der Vormundschaft, so übt auch im Falle einer angeordneten rechtlichen Betreuung das zuständige Betreuungsgericht die Aufsicht und die Kontrolle über den jeweiligen Betreuer aus, wie sich aus § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. §§ 1837 Abs. 2, 1796 ff. BGB ergibt. Um die ihm zustehenden Möglichkeiten von Aufsichtsmaßnahmen und Sanktionen gegenüber dem Betreuer geltend machen zu können, benötigt es eine umfassende Einschätzung sowohl über die Amtsführung seitens des Betreuers als auch über die persönlichen Verhältnisses des von ihm Betreuten. Die hierfür erforderlichen Informationen kann das Betreuungsgericht gemäß § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. §§ 1839, 1840 BGB einholen. In Bezug auf die Häufigkeit der Geltendmachung und das Erfordernis eines konkreten Anlasses der Auskunftserfragung im Rahmen des § 1839 BGB sei an dieser Stelle nach oben verwiesen; gleiches gilt für § 1840 BGB und die dortigen Besonderheiten einer ungefragten Berichtserteilung.312 Besonderheiten betreuungsrechtlicher Art ergeben sich vor dem Hintergrund der Berichterstattung über die persönlichen Verhältnisses des Betreuten nach § 1908i BGB i. V. m. § 1840 Abs. 1 BGB. Sofern dem Betreuer aus § 1901 Abs. 4 S. 2 BGB die Führung eines Betreuungsplans 311 312

MüKoBGB/Schneider, § 1908i, Rn. 9; Staudinger/Bienwald, § 1908i, Rn. 37. Vgl. oben § 4 I. 8. c).

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auferlegt wurde, hat sein jährlich zu erfolgender Bericht auf diesen Bezug zu nehmen, damit klargestellt werden kann, welche Ziele des Plans er erreicht hat und inwieweit sich Veränderungen über die Führung der Betreuung ergeben haben.313 Der Betreuungsplan ist Ausdruck des Rehabilitationsziels des § 1901 Abs. 4 S. 1 BGB und umfasst nach § 1901 Abs. 4 S. 3 BGB die Ziele der Betreuung und die Maßnahmen, die zu deren Erreichung zu ergreifen sind.314 Auch vor dem Hintergrund einer rechtlichen Betreuung erwächst dem zuständigen Gericht aus den eingeholten Auskünften, die die Betreuung betreffen, die Möglichkeit, diese in Bezug auf ihre Art der Amtsführung zu beurteilen. Insoweit erhält es hier die Möglichkeit, den Betreuer bei der Führung des Amtes zu beaufsichtigen. Die Auskünfte können hier also einer fortlaufenden Kontrolle des Betreuers dienen, was vorliegend durch einen Betreuungsplan im Vergleich zur Vormundschaft noch verstärkt werden kann. Demnach kommt auch im Rahmen der rechtlichen Betreuung dem Auskunftsanspruch des § 1839 BGB (und der hiermit im Zusammenhang stehenden Berichtspflicht) eine Kontrollfunktion zu. Über die Kontrolle hinaus dienen etwaige Auskünfte auch hier der Beurteilung, ob Sanktionsmaßnahmen seitens des Gerichts erforderlich sind. Denn sowohl die Auskunft als auch der Bericht sind Auswirkungen der gerichtlichen Aufsicht.315 Die entsprechend erlangten Auskünfte dienen also wiederum dem Gericht zur Verfolgung weitergehender Ansprüche oder Maßnahmen gegenüber dem Betreuer. Folglich besteht auch hier ein Normzweck der Durchsetzungshilfe. Sowohl eine Kontrolle, als auch die Hilfe bei der Durchsetzung von weiterführenden Rechten, dienen selbstredend auch hier dem Schutz des Betreuten, da er im Falle mangelhafter Betreuung und hiergegen gerichteter Maßnahmen in direktem Maße von ihnen profitiert. Somit besteht auch hier eine Schutzfunktion. Folglich liegen dieselben Normzwecke wie im Bereich der Vormundschaft vor, da auch hier eine Kontrollfunktion, eine Durchsetzungshilfe wie auch eine Schutzfunktion festgestellt wurde. cc) § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. § 1840 Abs. 2 BGB Genau wie den Vormund trifft auch den Betreuer eine Pflicht zur jährlichen Rechnungslegung über seine Vermögensverwaltung. Hinsichtlich der Voraussetzungen und der Besonderheiten der Formerfordernisse, wie beispielsweise die Anwendung des § 1841 BGB, sei abermals nach oben verwiesen.316 Etwaige Abweichungen bestehen im Rahmen der rechtlichen Betreuung nicht. Auch hier erstreckt 313

Fröschle, Betreuungsrecht, Rn. 576 ff., 579. Die Pflicht zur Führung eines Betreuungsplans kann jedoch nur einen Berufsbetreuer treffen, vgl. insoweit MüKoBGB/Schneider, § 1901, Rn. 25. 315 RGRK/Dickescheid, § 1908i, Rn. 24; MüKoBGB/Schneider, § 1908i, Rn. 33. 316 Vgl. oben, § 4 I. 8. d). 314

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sich die Rechnung grundsätzlich nur auf das Vermögen, das auch der Verwaltung des Betreuers unterliegt. Hiervon ausgenommen sind jedoch die Eigengeschäfte des Betreuten, etwa mit ihm zur Verfügung gestelltem Taschengeld, solange für sie kein Einwilligungsvorbehalt besteht. In diesem Falle verantwortet der Betreuer die entsprechenden Geschäfte mit. Aufzunehmen in die Rechnung sind dann jedoch diejenigen Posten, die dem Betreuten überlassen worden sind.317 Die laufende Rechnungslegung soll auch hier dem Gericht die Möglichkeit geben, eine periodisch wiederkehrende Beurteilung der Vermögensverwaltung vorzunehmen. Auch im Rahmen dieser Norm stellt dies eine Auswirkung ihrer Aufsichtsfunktion dar, hier explizit als externe Kontrolle des vermögensrechtlichen Bereichs. Die Auskünfte, die das Gericht in Form der zu legenden Rechnungen erhält, dienen hier folglich dem Zweck der Kontrolle im noch laufenden Prozess der Betreuung, weshalb abermals eine Kontrollfunktion besteht. Ferner dient die Rechnung erneut der Beurteilung der Frage, ob weitergehende Schritte gegenüber dem Betreuer veranlasst werden müssen. Das Betreuungsgericht prüft die Rechnung formell und inhaltlich.318 Bei etwaigen Unstimmigkeiten oder Fehlverhalten des Betreuers können auf Grundlage der Rechnung weitergehende Maßnahmen ergriffen werden. Infolgedessen dienen die gelegte Rechnung und die ihr zu entnehmenden Informationen auch hier der Hilfe bei einer gegebenen Durchsetzung weitergehender Maßnahmen. Schließlich dienen eine Kontrolle seitens des Gerichts und ein auf Auskünften basierendes Einschreiten auch hier dem Schutz des Mündels, weshalb erneut eine Schutzfunktion festgehalten werden kann. Zusammenfassend bestehen die Normzwecke im Rahmen des § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. § 1840 Abs. 2 BGB – wie bereits bei § 1840 BGB im Rahmen der Vormundschaft – in einer Kontroll- und Schutzfunktion sowie der Durchsetzungshilfe. dd) § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. § 1890 S. 1 BGB Auch den Betreuer, der aus seinem Amt entlassen wurde oder dessen Betreuter verstirbt, trifft die Pflicht zur Herausgabe des Vermögens des Betreuten und zur Rechnungslegung über seine Vermögensverwaltung. Der geschäftsfähige Betreute, ein neu bestellter Betreuer oder aber die Erben des Betreuten können sodann aufgrund der Schlussrechnung Einblick in den Bereich der Vermögensverwaltung erhalten. Im Rahmen der rechtlichen Betreuung kommt den potentiellen Erben eines Betreuten insoweit eine größere Bedeutung zu als im Falle einer Vormundschaft, da die Betreuung besonders im Falle älterer Menschen an Bedeutung zunimmt und nicht 317

Staudinger/Bienwald, § 1908i, Rn. 293; Brosey, S. 14 ff.; BeckOGK/Fröschle/Uhl, § 1908i, Rn. 118. 318 § 1843 BGB, der die rechnungsmäßige und sachliche Prüfung der Rechnung durch das Gericht anordnet, ist ebenfalls über § 1908i BGB sinngemäß anzuwenden.

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zwangsläufig von Abkömmlingen des Betreuten ausgeführt wird, aufgrund der großen Anzahl von Berufsbetreuern.319 Gleichermaßen wie im Falle der beendeten Vormundschaft kommt der Schlussrechnung auch bei beendeter rechtlicher Betreuung eine besondere Bedeutung im Vergleich zu den laufenden Rechnungen zu. Sie gibt auch hier Einblick in die gesamte Dauer des Betreuungsverhältnisses, welches im Vergleich zu einer Vormundschaft auch einen deutlich längeren Zeitraum umfassen kann, ebenso auch mit gegebenenfalls höheren Vermögenswerten. Somit besteht auch hier ein Interesse daran, die Vermögensverwaltung in einer bis hierhin nicht möglichen Gesamtbetrachtung einzuordnen. Infolgedessen kann der eingangs umgrenzte Personenkreis bei Fehlverhalten des Betreuers auf Grundlage der Erkenntnisse aus der Rechnung und der erfolgten Rechenschaft320 weitergehende Rechte und Ansprüche durchsetzen. Folglich besteht auch im Rahmen des § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. § 1890 S. 1 BGB ein Normzweck in der Durchsetzungshilfe. Ebenso bestehen auch im Falle rechtlicher Betreuung die aus dem Bereich des § 1890 S. 1 BGB bekannten Normzwecke der Schutz- wie der Vermeidungsfunktion. In dieser Hinsicht ergeben sich keine Besonderheiten. Es können also die Normzwecke der Durchsetzungshilfe, der Schutzfunktion und der Vermeidungsfunktion festgehalten werden. ee) § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB i. V. m. § 1891 Abs. 2 BGB Auch ein gegebenenfalls bestellter Gegenbetreuer soll nach Ende der Betreuung Auskünfte über die Führung seines Amtes und über das seitens des Betreuers verwaltete Vermögen geben. Für die Einzelheiten sei auf die vorangegangenen Ausführungen verwiesen.321 Ebenso gelten die getroffenen Feststellungen hinsichtlich der Zwecke der Norm, die sich abermals auf die Situation einer rechtlichen Betreuung übertragen lassen. So dienen erbetene Auskünfte auch hier einerseits zur Durchsetzung und Verfolgung weiterer Ansprüche im Falle pflichtwidriger Verwaltung des Gegenbetreuers; andererseits können sie aber auch dazu dienen, einen Rechtsstreit gar nicht erst aufkommen zu lassen. Überdies dient eine verschaffte Auskunft auch hier dem Schutz der rechtlichen Interessen des Betreuten. Somit bestehen auch im Verhältnis des Betreuten zum Gegenbetreuer die aus dem Bereich der (Gegen-)Vormundschaft bekannten Normzwecke in einer Durchsetzungshilfe, einer Vermeidungs- und einer Schutzfunktion.

319 320 321

Allgemein zum Feld der Berufsbetreuung etwa Jürgens/Jürgens, § 1897, Rn. 21 f. Vgl. zur Abgrenzung bereits oben, § 4 I. 8. e) bb). Vgl. oben § 4 I. 8. f).

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c) Zusammenfassung Die die Auskunftsansprüche im Bereich der rechtlichen Betreuung betreffenden Ausführungen haben zunächst gezeigt, dass dank der Verweisungsnorm des § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB, welche eine zentrale Rolle in den Regelungen zur Betreuung einnimmt, auch hier eine Vielzahl an Möglichkeiten besteht, Auskünfte zu verlangen und zu erhalten. Zwar bestehen Unterschiede im Hinblick auf die beiden Institute der Vormundschaft einerseits und der Betreuung andererseits, welche es zu beachten gilt und deren Auswirkungen sich etwa im jeweiligen Tatbestand widerspiegeln können. Trotzdem bestehen hinsichtlich der festgestellten Normzwecke keine Unterschiede zwischen den betreuungsrechtlichen und den vormundschaftsrechtlichen Vorschriften. Die bei den Ausführungen zur Vormundschaft gefundenen Ergebnisse decken sich mit denjenigen aus dem Abschnitt zur rechtlichen Betreuung. Da die Vorschriften, auf die gemäß § 1908i Abs. 1 S. 1 BGB verwiesen wird, „sinngemäß“ anzuwenden sind, ist dies insoweit nicht verwunderlich, da es sich jeweils um Fürsorgeinstitute zugunsten einer schutzbedürftigen Person handelt, weshalb im Falle des einen Rechtsinstituts nicht ein Weniger an rechtlichen Möglichkeiten zur Auskunftsgewinnung der schutzbedürftigen Person bestehen darf. Vielmehr nehmen in beiden Instituten die zu verschaffenden Auskünfte eine zentrale Rolle ein, sowohl während der Amtsführung als auch nach Beendigung des Amtes. Die „sinngemäße“ Anwendung zur Berücksichtigung der betreuungsrechtlichen Besonderheiten geht, wie festgestellt werden konnte, nicht mit einer vor dem Hintergrund des jeweiligen Normzwecks zu spiegelnden unterschiedlichen Behandlung der Auskunftsansprüche der rechtlichen Betreuung einher. 10. Auskunftsansprüche im Bereich der Pflegschaft Als drittes und letztes Fürsorgeinstitut des vierten Buches des BGB rückt schließlich die Pflegschaft der §§ 1909 BGB ff. und mit ihr deren Auskunftsansprüche in den Fokus der Bearbeitung. a) Grundlegendes zur Pflegschaft Ziel der Pflegschaft ist die Sicherstellung der Fürsorge für einen schutzbedürftigen Pflegling durch einen ihm zur Seite gestellten Pfleger. Insoweit besteht zunächst ein sachlicher Zusammenhang zu den bereits erläuterten Instituten der Vormundschaft und der rechtlichen Betreuung, aber auch zur elterlichen Sorge. In Abgrenzung zu diesen Instituten bezieht sich eine seitens des Familien- oder Betreuungsgerichts322 angeordnete Pflegschaft stets nur auf einen abgegrenzten 322 Die Zuständigkeit des Familiengerichts besteht im Falle der Anordnung einer Pflegschaft für Minderjährige oder der Pflegschaft für eine Leibesfrucht, § 151 Nr. 5 FamFG. In allen sonstigen Fällen ist das Betreuungsgericht zuständig, § 340 Nr. 1 FamFG; vgl. auch § 1915 Abs. 1 S. 3 BGB.

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Bereich. In diesem wird dem Pflegling ein Pfleger zur Seite gestellt, der seitens des Gerichts aufgrund des konkreten Fürsorgebedürfnisses bestellt wird, wohingegen sowohl die elterliche Sorge wie auch die Vormundschaft umfassende Befugnisse in Bezug auf die Personen- und die Vermögenssorge vorsieht. Auch ein Betreuer wird zwar, wie bereits dargelegt wurde, mitunter ebenfalls nur für einen speziellen Aufgabenkreis bestellt. Gleichwohl sind die Aufgabenbereiche eines Betreuers für gewöhnlich umfangreicher als die eines Pflegers; zudem kann sich die Betreuung auch auf alle Aufgabenkreise beziehen. Ferner ist eine rechtliche Betreuung nur für einen Volljährigen anzuordnen, während die Pflegschaft auch für Minderjährige angeordnet werden kann, § 1909 Abs. 1 BGB. Im Gegensatz zu einem Mündel kann ein Pflegling auch voll geschäftsfähig sein, da die Anordnung einer Pflegschaft dessen vorhandene Geschäftsfähigkeit nicht beschränkt, ebenso wie im Falle der Betreuung.323 Auch wenn eine Vielzahl von gesetzlichen Pflegschaften außerhalb der familienrechtlichen Vorschriften des BGB und auch in anderen Gesetzen existiert, sind vorliegend diejenigen Pflegschaften der §§ 1909 BGB ff. von Bedeutung.324 Dieser Katalog einzelner Pflegschaften ist abschließend, weshalb die Vorschriften auf andere Fälle eines konkreten Schutzbedürfnisses einer Person keine analoge Anwendung finden.325 Innerhalb dieser Normen wird zwischen Personen- und Sachpflegschaften unterschieden, wobei einzig den Personenpflegschaften für schutzbedürftige Personen (§§ 1909, 1911 – 1913 BGB) familienrechtliche Qualität zukommt, weshalb die Stellung der (Sach-)Pflegschaft über ein Sammelvermögen (§ 1914 BGB) auch als systemwidrig eingestuft wird.326 Im Rahmen der Personenpflegschaften kann ferner zwischen den selbstständigen und unselbstständigen Pflegschaften differenziert werden. Die unselbstständige Pflegschaft weist die Abhängigkeit von einer bestehenden elterlichen Sorge oder Vormundschaft auf, wird also angeordnet, sofern die Eltern an der Besorgung von Angelegenheiten für das Kind tatsächlich oder rechtlich verhindert sind oder falls ein Vormund noch nicht bestellt wurde.327 Als unselbständige Pflegschaft tritt die Ergänzungspflegschaft des § 1909 Abs. 1, 2 BGB in Erscheinung. Diese Abhängigkeit, etwa von der elterlichen 323 So sprachen schon die Motive von einem „vormundschaftlichen Schutz für besondere Angelegenheiten“, vgl. Mot. IV, S. 1252; ebenso Dethloff, § 18, Rn. 1, die von einer „vormundschaftsähnlichen“ Fürsorge spricht; ebenso wird von der Pflegschaft als „kleinere Schwester der Vormundschaft“ gesprochen, Schellhammer, Rn. 1892. Vgl. vor allem zur Abgrenzung aber auch zu den Gemeinsamkeiten der einzelnen Institute ausführlich Soergel/ Zimmermann, Vor § 1909, Rn. 2 ff.; BeckOGK/Schöpflin, § 1909, Rn. 3 ff. 324 Für eine Übersicht über Pflegschaften sowohl außerhalb des vierten Buchs und außerhalb des BGB s. Locher, in: jurisPK-BGB, § 1909, Rn. 2; Schwab weist ebenso auf eine Vielzahl an Pflegschaften hin, die mit dem Familienrecht in keinerlei Zusammenhang stehen, vgl. Schwab, Rn. 1145. 325 Palandt/Götz, Einführung vor § 1909, Rn. 2; PWW/Bauer, § 1909, Rn. 2; Schulz/Hauß/ Kemper, Vorbemerkungen zu §§ 1909 – 1921, Rn. 2. 326 Soergel/Zimmermann, Vor § 1909, Rn. 1; Dethloff, § 18, Rn. 1. 327 Erman/Roth, Vor § 1909, Rn. 5.

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Sorge, weist ihr einen noch stärkeren familienrechtlichen Bezug zu. Demgegenüber sind die selbstständigen Pflegschaften (§§ 1909 Abs. 3, 1911 – 1913 BGB) von einer gegebenenfalls bestehenden elterlichen Sorge oder Vormundschaft unabhängig und regeln Einzelfälle mit geringerem Fürsorgebedürfnis.328 b) Anzuwendendes Recht und anzuwendende Auskunftsansprüche Ähnlich wie im Rahmen der rechtlichen Betreuung, normiert der Abschnitt über die Pflegschaft keinerlei eigenständigen Anspruchsgrundlagen für Auskunftsansprüche. Insoweit finden auch hier für den Bereich der Pflegschaft nach §§ 1909 ff. BGB die für die Vormundschaft geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung, was in § 1915 Abs. 1 BGB niedergelegt ist, dem folglich für die Pflegschaft eine ähnlich zentrale Rolle zukommt wie § 1908i BGB für den Komplex der rechtlichen Betreuung. Hieraus folgt, dass als etwaige Auskunftsansprüche im Rahmen einer Pflegschaft diejenigen Auskunftsansprüche, die für den Bereich der Vormundschaft normiert sind, entsprechend anzuwenden und heranzuziehen sind. Gleichfalls sind jedoch auch, wie schon im Bereich der rechtlichen Betreuung, trotz einer zentralen Verweisungsnorm bei deren Anwendung die Besonderheiten der Rechtsinstitute der Vormundschaft einerseits wie der Pflegschaft andererseits zu beachten.329 Ist der Pflegling volljährig, so findet ungeachtet dieser Tatsache dennoch das Vormundschaftsrecht und nicht das Recht der Betreuung auf ihn Anwendung.330 Eine solche ergibt sich etwa aus der Bestellung der bereits bekannten Figur des Gegenvormunds. Diese ist ausweislich des § 1915 Abs. 2 BGB zwar nicht erforderlich, jedoch auch nicht ausgeschlossen, selbst wenn sie bei Vorliegen der Voraussetzungen des § 1792 Abs. 2 BGB geboten wäre. Ihre Anordnung oder deren Unterlassen bestimmt sich wiederum nach deren Sinn und Zweckmäßigkeit bei der jeweiligen Pflegschaft.331 In der Führung seines Amtes ist auch der Pfleger – innerhalb des ihm gerichtlich übertragenen Wirkungsbereichs – frei, er unterliegt je-

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Erman/Roth, Vor § 1909, Rn. 6. § 1915 Abs. 1 BGB spricht zwar, im Gegensatz zu § 1908i BGB, nicht von einer „sinngemäßen“ Anwendung, jedoch kann auch hier eine Anwendung von Vorschriften der Vormundschaft, die ja nur Minderjährige betrifft, nur gegeben sein, soweit sie sich mit dem Sinn der jeweiligen Pflegschaft verträgt. Zudem ist auch der im Vergleich zu einem Vormund wesentlich geringere Aufgabenkreis eines Pflegers zu beachten, vgl. MüKoBGB/Schneider, § 1915, Rn. 4. 330 RGRK/Dickescheid, § 1915, Rn. 5; für eine Überprüfung im Einzelfall MüKoBGB/ Schneider, § 1915, Rn. 8; Locher, in: jurisPK-BGB, § 1915, Rn. 6. 331 Staudinger/Bienwald, § 1915, Rn. 52; NK-BGB/Heitmann/Recknagel, § 1915, Rn. 5; MüKoBGB/Schneider, § 1915, Rn. 23. Man spricht jedoch nicht von einem „Gegenpfleger“, da das BGB diesen Begriff nicht kennt, Erman/Roth, § 1915, Rn. 5; vgl. aber demgegenüber auch Soergel/Zimmermann, § 1915, Rn. 6, der diesen Terminus verwendet. 329

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doch gleich einem Vormund der gerichtlichen Kontrolle und deren Instrumenten zur Sanktionierung etwaigen Fehlverhaltens in der Amtsausführung.332 Auch wenn die Auskunftsansprüche des Vormundschaftsrechts auf die Pflegschaft prinzipiell Anwendung finden, muss aufgrund der vorangegangenen Überlegungen nun stets überprüft werden, ob ein solcher Auskunftsanspruch aus Gründen der Zweckmäßigkeit und hinsichtlich der Eigenheiten der Pflegschaft überhaupt in Betracht kommen kann. Sofern ein Gegenvormund zur Kontrolle des Pflegers bestellt worden ist, gelangen die Auskunftsansprüche aus §§ 1799, 1891 BGB,333 jeweils in Verbindung mit § 1915 Abs. 1 BGB, zur Anwendung. Andernfalls spielen sie für die Pflegschaft keine Rolle. Den Pfleger trifft jedoch auch die Pflicht, jederzeit über die Führung der Pflegschaft sowie die persönlichen Verhältnisse des Pfleglings Auskunft zu erteilen (§ 1915 Abs. 1 BGB i. V. m. § 1839 BGB), sofern ihm ein entsprechender Aufgabenkreis übertragen worden ist, der eine Auskunftserteilung über persönliche Verhältnisse gebietet.334 Auch die jährliche unaufgeforderte Berichtspflicht des § 1840 Abs. 1 BGB wird dem Pfleger auferlegt. Von ihr ist jedoch aus Gründen der Zweckmäßigkeit abzusehen, sofern es sich um eine Sachpflegschaft handelt, oder aber die seitens des Gerichts bestimmten Wirkungskreise für den Pfleger eine solche ausschließen, so wie etwa bei den §§ 1911 – 1913 BGB.335 Der Pfleger, dem die Verwaltung einer Vermögenspflegschaft obliegt, ist auch nach Maßgabe des § 1840 Abs. 2 BGB (i. V. m. § 1915 Abs. 1 BGB) zur jährlichen Rechnungslegung verpflichtet; etwas anderes gilt nur bei Befreiung von selbiger.336 Auch im Falle einer Beendigung der Pflegschaft ist der Pfleger mit entsprechendem Aufgabenkreis zur Vermögensherausgabe sowie vor allem zur Legung einer Schlussrechnung nach § 1915 Abs. 1 BGB i. V. m. § 1890 S. 1 BGB verpflichtet.337 c) Normzwecke und Zusammenfassung Abschließend soll zum Themenkomplex der Pflegschaft abermals in Bezug auf dessen Auskunftsansprüche und die damit im Zusammenhang stehenden Normzwecke Stellung bezogen werden. Hierfür bietet sich nun eine Gesamtbetrachtung an, da die einzelnen Anspruchsgrundlagen, die über § 1915 Abs. 1 BGB Anwendung 332 Locher, in: jurisPK-BGB, § 1915, Rn. 22 ff.; NK-BGB/Heitmann/Recknagel, § 1915, Rn. 2; Soergel/Zimmermann, § 1915, Rn. 7; RGRK/Dickescheid, § 1915, Rn. 13. 333 Bezüglich der Voraussetzungen, gegebenen tatbestandlichen Besonderheiten und Rechtsfolgen der Auskunftsansprüche innerhalb des Abschnitts zur Pflegschaft sei auf die vorangegangenen Ausführungen verwiesen. 334 Der Wirkungskreis des Pflegers müsse genau bestimmt und umgrenzt sein, vgl. Locher, in: jurisPK-BGB, § 1915, Rn. 22; Staudinger/Bienwald, § 1915, Rn. 45. 335 Staudinger/Bienwald, § 1915, Rn. 45. 336 OLG Hamm FamRZ 2010, S. 1997 (1998); Soergel/Zimmermann, § 1915, Rn. 7; RGRK/Dickescheid, § 1915, Rn. 12; Staudinger/Bienwald, § 1915, Rn. 45. 337 RGRK/Dickescheid, § 1915, Rn. 19; OLG Stuttgart FamRZ 1979, S. 76 (76); OLG Dresden ZEV 2000, S. 402 (403 f.); OLG Brandenburg, Urt. v. 21. 11. 2007 – 13 U 148/06 = BeckRS 2008, 09459.

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finden könnten, sowohl im Rahmen der Erläuterungen zu den vormundschaftsrechtlichen wie auch zu den betreuungsrechtlichen Auskunftsansprüchen sehr ausführlich für sich betrachtet dargestellt wurden – jeweils dort schon vor allem unter besonderer Berücksichtigung des Normzwecks. Von Bedeutung sind demnach einerseits die Besonderheiten der Pflegschaft und deren Beeinflussung des Auskunftsgefüges, insbesondere im Hinblick auf die im Rahmen der Pflegschaft mittels eines Auskunftsanspruchs verfolgten Zwecke. Ausgangslage eines jeden Auskunftszwecks ist auch im Rahmen der Pflegschaft jeweils der Schutz des Pfleglings und seiner Interessen. Innerhalb einer angeordneten Pflegschaft können durch die Verweisungsnorm des § 1915 Abs. 1 BGB die bereits bekannten Auskunftsansprüche zugunsten des Pfleglings geltend gemacht werden. Folglich werden auch im Rahmen der Pflegschaft sowohl für ihren laufenden Prozess als auch für die Zeit nach deren Beendigung Möglichkeiten geschaffen, bezüglich des Pflegschaftsverhältnisses Auskünfte einzufordern. Die Unterschiede zwischen der Pflegschaft und den beiden anderen vorgestellten Fürsorgeinstituten des BGB bestehen nun abermals in den Besonderheiten der Pflegschaft, die es auch bei der Anwendung etwaiger Auskunftsansprüche zu beachten gilt. So ist zum einen der gegebenenfalls nur begrenzte Aufgabenkreis des Pflegers zu beachten. Demnach sind Auskünfte etwa über die persönlichen Verhältnisse des Pfleglings vonseiten des Gerichts (§ 1915 Abs. 1 BGB i. V. m. § 1839 BGB) nur insoweit einzuholen, als dass der Pfleger zur Erteilung derartiger Informationen auch aufgrund der konkreten Pflegschaft in der Lage ist.338 Gleiches gilt für Auskunftsansprüche, die auf Auskunftserteilung respektive Rechnungslegung über das Vermögen des Pfleglings abzielen (etwa § 1915 Abs. 1 BGB i. V. m. § 1840 Abs. 2 BGB), da zunächst eine Vermögenspflegschaft bestehen muss. Ferner sind die vorgestellten Besonderheiten in Bezug auf die Bestellung eines Gegenvormunds zu beachten, was wiederum für zwei der theoretisch anzuwendenden Auskunftsansprüche von Bedeutung ist (§§ 1799 Abs. 2, 1891 Abs. 2 BGB). Unabhängig jedoch von diesen Besonderheiten gewähren die jeweils anzuwendenden Auskunftsansprüche bei einschlägigen Voraussetzungen aufgrund der Verweisung dieselben Normzwecke, wie sie sowohl schon für die vormundschaftlichen wie für die betreuungsrechtlichen Auskunftsansprüche festgestellt wurden.339 Im Rahmen dieser Untersuchungen wurden jeweils im Vergleich dieselben Normzwecke der Auskunftsansprüche ermittelt, die auch für die Pflegschaft gelten. So besteht etwa auch hier im Falle eines bestellten Gegenvormunds der Zweck, den Pfleger zu kontrollieren. Etwaige zu legende Rechnungen dienen auch im Falle der Vermögenspflegschaft der Kontrolle durch den Pflegling und der Hilfe bei der Durchsetzung weiterführender Ansprüche; sie können aber ebenso auch Rechtsstreitigkeiten vermeiden. Sämtliche Normzwecke dienen auch dem Schutz des jeweiligen Pfleglings. 338 Ebenso entfällt im Falle einer Sachpflegschaft naturgemäß die jährliche Auskunftserteilung über persönliche Verhältnisse, Staudinger/Bienwald, § 1915, Rn. 45. 339 Vgl. die obigen Ausführungen bei § 4 I. 8., 9. c).

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Somit kann abschließend festgestellt werden, dass die Auskunftsansprüche auch im Rahmen der Pflegschaft, bei Vorliegen der Voraussetzungen und Beachtung der Besonderheiten des Pflegschaftsrechts, dieselben Normzwecke verfolgen wie im Rahmen der Vormundschaft und der rechtlichen Betreuung. 11. Ergebnisse der Untersuchung der gesetzlich normierten Auskunftsansprüche des BGB Um die Ergebnisse der dogmatischen Analyse der im BGB normierten familienrechtlichen Auskunftsansprüche zusammenzutragen, sollen zunächst die festgestellten Normzwecke und die aus ihnen folgenden Funktionen des jeweiligen Auskunftsanspruchs abstrakt und getrennt voneinander vor- und dargestellt werden. Im nachfolgenden Schritt sollen sodann die im Rahmen der Analyse gefundenen Ergebnisse im Hinblick auf die jeweiligen Normzwecke in einer Gesamtbetrachtung der familienrechtlichen Auskunftsansprüche des vierten Buchs reflektiert werden. a) Übersicht der gefundenen Normzwecke und den aus ihnen folgenden Funktionen Zu beginnen ist mit der abstrakten Darstellung der aufgefundenen Normzwecke. aa) Durchsetzungshilfe Derjenige Auskunftsanspruch, dem die Funktion der Durchsetzungshilfe zukommt, dient dem Auskunftsgläubier in erster Linie dabei, einen dem Auskunftsanspruch nachfolgenden Anspruch besser respektive überhaupt erst geltend machen zu können. Ohne eine diesem Akt vorausgehende Auskunftserteilung seitens der anderen Partei kann der Anspruchssteller nicht abschätzen, ob ihm weitere Ansprüche zustehen, die er sodann erst verwirklichen kann: Zu erlangende Informationen lassen ihn seine Erfolgsaussichten in einer möglichen weiteren Klage einschätzen. Hieraus ergibt sich ein enger Zusammenhang zur Stufenklage, der im Rahmen von Auskunftsansprüchen eine oftmals herausragende Funktion zukommt. Auf einer ersten Stufe werden Auskünfte eingefordert, die auf einer weiteren Stufe direkt prozessual genutzt werden können. Das Wissen um die den Anspruch begründenden Tatsachen liegt oftmals gerade außerhalb des Kenntnisbereichs des Auskunftsgläubigers, weshalb die Funktion der Durchsetzungshilfe eines Auskunftsanspruchs ebenso in besonderem Maße der Sachverhaltsaufklärung dient. Das zur Klage- oder Antragserhebung benötigte Maß an Kenntnis des betreffenden Sachverhalts ergibt sich aus Tatsachen, die dem Anspruchsgläubiger wiederum meist nur per Auskunft seitens der anderen Partei mitgeteilt werden können. Die Durchsetzungshilfe, die einem Auskunftsanspruch innewohnen kann, trägt folglich dafür Sorge, dass die Geltendmachung weiterführender Ansprüche nicht von einem informatorischen Defizit einer Partei beschränkt wird.

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bb) Vermeidungsfunktion So wie einem Auskunftsanspruch die Funktion zukommen kann, bei einem prozessualen Vorgehen unterstützend tätig zu sein, so kann ihm in gleichem Maße die Funktion innewohnen, jegliche Prozesse oder Rechtsstreitigkeiten gänzlich zu vermeiden oder aber zumindest zu verringern. Denn eine mittels Auskunftsanspruch verschaffte Tatsachenmitteilung kann dazu dienen, dem Anspruchssteller aufzuzeigen, dass etwa ein weiterer oder weiterführender Klageweg nicht zu beschreiten ist, da die neuen oder erstmalig erlangten Informationen die Erfolgsaussichten der Klage realistischerweise nicht positiv einstufen lassen. Hierbei handelt es sich um weitere Verfahren, die mit der Auskunftsgewinnung im Zusammenhang stehen, jedoch einen darüber hinausgehenden Rechts- oder Interessenkreis tangieren. Eine derartige Funktion erlangt unter prozessökonomischen Gesichtspunkten große Bedeutung, da insoweit Auskünfte und folglich die sie verschaffenden Anspruchsgrundlagen dazu dienen können, die Gerichte nicht mit offensichtlich erfolglosen Anträgen zu belasten. cc) Schutzfunktion Mittels Auskunftsanspruch eingeholte Informationen dienen in besonderem Maße dem Schutz des Anspruchsgläubigers. Die Schutzfunktion eines Auskunftsanspruchs kann in einer Vielzahl von Varianten verwirklicht werden. So dienen Auskünfte einerseits dazu – in engem Zusammenhang zu den weiteren Normzwecken –, dass der Gläubiger in seinen rechtlichen Interessen dergestalt geschützt wird, dass er ohne Informationen einen potentiellen Rechtsverlust hinnehmen müsste. Dies ist beispielsweise der Fall, sofern ein bestimmter Anspruch nicht durchgesetzt werden kann oder ein bestimmtes, dem Anspruchsgläubiger zustehendes Recht, nicht wahrgenommen werden könnte, oder aber bestimmte, ihm aus einem Rechtsverhältnis zustehende Informationen, nicht in Erfahrung gebracht werden könnten. Andererseits kann die Schutzfunktion aber auch einen potentiellen Verlust tatsächlicher Art verhindern. In Abgrenzung zur bereits dargestellten Durchsetzungshilfe dient die Schutzfunktion in erster Linie dazu, dass dem Anspruchssteller zustehende Rechte auch ohne weitere prozessuale Geltendmachung nicht beeinträchtigt werden. Solche Rechte können sich, müssen sich aber nicht in einem weitergehenden Anspruch äußern. Es kann sich also um einen Rechtskreis handeln, der außerhalb etwaiger Auskunftsansprüche liegt und der von der Schutzfunktion eines Auskunftsanspruchs derart geschützt wird, dass das Bestehen der jeweiligen Rechte nicht von mangelnden Informationen beeinträchtigt werden kann. Auskunftsansprüche können ferner dergestalt Schutz verschaffen, dass die Auskünfte dazu dienen, eine potentielle zukünftige Gefahr für den Anspruchssteller, für anderweitig geschützte Vermögenswerte oder eine dritte Person frühzeitig zu erkennen oder einen gegebenenfalls bereits eingetretenen Schaden zu verifizieren.

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Im ersten Fall dient die Auskunft als Schutz, indem sie den Schaden gering hält oder gar verhindert, da dank der Auskünfte entsprechende Maßnahmen zur Abwehr oder Verhinderung einer Erhöhung der Gefahr ergriffen werden können. Im zweiten Fall verschafft die Auskunft erst Einblick in Tatsachen, die einen Schaden und gegebenenfalls dessen Verursacher erkennen lassen. Ohne diese Information könnten keinerlei Maßnahmen wie etwa ein Regress angestrebt werden. Der Schutz, den ein Auskunftsanspruch vermitteln kann, kommt jedoch nicht nur dem jeweiligen Gläubiger der Auskunft zu. An einen Auskunftsanspruch können mitunter hohe Hürden gestellt sein, die einen potentiellen Auskunftsschuldner vor unzulässigen neugierigen Anfragen oder schikanösen Auskunftsbegehren schützen können. Aufgrund der jeweiligen Tatbestandsmerkmale und den aus ihnen gleichermaßen erfolgenden Schranken braucht sich nicht jeder einer Auskunftsanfrage ausgesetzt zu sehen. Es können sich folglich sowohl der Auskunftsgläubiger wie auch der -schuldner eines Schutzes, verschafft durch einen Auskunftsanspruch, sicher sein. Eine potentielle Schutzfunktion besteht demnach oftmals für beide Auskunftsparteien, mitunter sogar wechselseitig. Denn von Bedeutung bei der Erfassung einer möglichen Schutzfunktion des Auskunftsanspruchs ist auch, wie umfangreich die Informationen sind, die erteilt werden: Je mehr er enthält, desto mehr schützt der Anspruch die Rechte des Gläubigers. Überdies kann sich die Schutzfunktion auch zugunsten einer dritten Partei, die am Auskunftsverhältnis nicht unmittelbar beteiligt ist, entfalten. Sofern Auskünfte über eine weitere Person, beispielsweise auch über diese betreffende persönliche Angelegenheiten, mitgeteilt werden, schützen die angesprochenen Schranken auch diese Person, so dass ein Informationsfluss über sie nicht grenzenlos erfolgen kann. dd) Kontrollfunktion Ein Auskunftsanspruch dient in nicht unerheblichem Maße auch der Kontrolle und Überwachung dritter, mit dem Anspruchssteller in einem rechtlichen Verhältnis stehenden Personen. Dies wird zum einen in klassischen Ansprüchen auf Tatsachenmitteilung oder vor dem Hintergrund der Sachverhaltsaufklärung deutlich, aber genauso auch in Ansprüchen etwa auf Informationsverschaffung in Form der Rechnungslegung. In einer Vielzahl von Anspruchsgrundlagen steht dem Auskunftsgläubiger neben einem „klassischen“ Anspruch auf Auskunft im Sinne von reiner Tatsachenmitteilung auch ein Anspruch auf eine Belegvorlage zu, die eine mögliche Kontrolle intensiviert, qualitativ aufwertet oder aber überhaupt erst wirklich ermöglicht. Die oft noch zusätzlich einzuholenden Auskünfte dienen der Verifizierung der seitens des Auskunftsschuldners oder eines Dritten getätigten Angaben. Ferner kommt einem Auskunftsanspruch häufig eine Kontrollfunktion dergestalt zu, als dass durch sie auch das Handeln oder eine gegenwärtig bestehende beziehungsweise noch laufende Amts- oder Aufgabenausführung des Auskunftsschuldners überprüft und überwacht werden kann. Folglich bestehen die durch Auskünfte überhaupt erst verschafften oder verbesserten Kontrollmechanismen nicht

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nur auf reines „Zahlenwerk“ beschränkt, sondern können auch der Kontrolle tatsächlichen Handelns, wie eben einer Amtsführung, dienen. Anders liegen die Fälle jedoch bei inzwischen beendeter Amtsausführung. ee) Ausgleichsfunktion/Ersatzfunktion Einen Ausgleich beziehungsweise einen Ersatz bietet ein Auskunftsanspruch dann, sofern sich der Anspruchsteller einem rechtlichen oder tatsächlichen Hindernis gegenübergestellt sieht, für das es eines Surrogats bedarf. Ein solches Hindernis kann etwa in der Beschränkung oder der Aufgabe an der Ausübung von Rechten bestehen oder sich aus rein tatsächlichen Umständen ergeben. Aufgrund dessen sieht sich der Auskunftsgläubiger etwa in einer entsprechenden Rechtsausübung beschränkt und versucht, diese Hindernisse als Weniger in tatsächlicher Hinsicht mit einem Mehr an Information zu kompensieren. Aus derartigen Hindernissen oder den Anspruchssteller betreffenden Umständen kann sich dessen eigenständige Informationsgenerierung erschweren oder unmöglich werden, weshalb er darauf angewiesen ist, Informationen durch andere Beteiligte zu erlangen. Diese dritten Personen können gegenüber dem Anspruchssteller eine überlegene Stellung einnehmen wegen ihres Wissensvorsprungs, weshalb die Auskünfte für den Anspruchssteller als eine Form des Ersatzes für seine eigene Position dienen. Die beschriebenen Mängel können in dem jeweiligen Rechtsverhältnis oder dem mit dem Auskunftsbegehren berührten Interessenkreis selbst wurzeln, weshalb der entsprechende sich vollziehende Ausgleich auch immer mit dem der Auskunft zugrundeliegenden Rechtsverhältnis korrespondieren kann. Ferner kann auch ein vorab gegebener, in dem jeweiligen Rechtsverhältnis selbst wurzelnder Mangel an Information, mittels Auskunftsanspruch im Nachhinein, etwa nach Beendigung des in Rede stehenden Rechtsverhältnisses, ausgeglichen werden. ff) Ergänzungsfunktion Mittels Auskunftsansprüchen erbetene Auskünfte können eine etwa bereits bestehende Rechtsausübung auch ergänzen. Hierzu liefern die Auskünfte diejenigen Informationen, die den Auskunftsgläubiger in einem anderen Bereich unterstützen können und die er für eine reibungslose Ausübung bestehender Rechte benötigt. Dies grenzt diese Funktion auch von der Durchsetzungshilfe ab, wo bestimmte Rechte häufig erstmalig geltend gemacht werden. Ferner kann es Situation geben, in denen dem Auskunftsgläubiger ein Informationsdefizit verbleibt, obwohl ihm Auskünfte zustehen und er auch eigene einholen kann, er hierbei aber aus eigener Position nicht das gesamte informatorische Spektrum abdecken kann, ihm die begehrten Informationen jedoch rechtlich zustehen. Der Auskunftsanspruch ergänzt in einem derartigen Fall folglich einen bestehenden Rechtskreis. Andererseits können jedoch auch vorliegend wieder rein tatsächliche Hindernisse, derer sich der Gläubiger nicht eigenständig entledigen kann, die Auskunftsgewinnung in Gänze verhindern oder

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zumindest erschweren, weshalb er, um sein berechtigtes Informationsbedürfnis zu befriedigen, den Auskunftsschuldner in Anspruch nehmen muss, wohingegen die Durchsetzungshilfe etwa stets auf die Beseitigung prozessualer Hürden abzielt. gg) Vorbereitungsfunktion/Hilfsfunktion Dieser Normzweck bietet dem Anspruchsgläubiger in einer Auskunftssituation Unterstützung, die jedoch in diesem Kontext nicht zwangsläufig auf die Geltendmachung prozessualer Rechte gerichtet ist. Es kann sich hierbei sowohl um Hilfe und Unterstützung bei der Vorbereitung rein tatsächlicher Handlungen, aber auch im Rahmen von ideellen Interessen handeln. Eine zu verschaffende Auskunft dient in diesem Rahmen etwa dazu, sich auf ein tatsächliches zukünftiges Handeln vorzubereiten. Diese Vorbereitung kann in Form einer „Beratung“ dem die Auskunft Erbetenen dazu dienlich sein, eine Entscheidung zu treffen oder sein Handeln an die neu erlangten Informationen anzupassen. b) Reflexion gefundener Ergebnisse vor dem Hintergrund festgestellter Zwecke In einem weiteren Schritt werden die Ergebnisse aus der Analyse der BGB-Ansprüche vor dem Hintergrund der dort festgestellten Normzwecke und -funktionen einer Gesamtbetrachtung unterzogen. Hierbei sollen diese Ergebnisse in den Kontext zu den abstrakten Erläuterungen die einzelnen Funktionen betreffend gesetzt werden. Es können sowohl Feststellungen allgemeiner Art, in Bezug auf die Anspruchsgrundlagen wie auch die Zwecke generell getroffen werden als auch zur Häufigkeit einzelner Zwecke und ihrer Korrespondenz mit den jeweiligen Ansprüchen untereinander. Alle bis hierhin untersuchten Anspruchsgrundlagen weisen die Besonderheit auf, dass ihnen nicht lediglich ein einzelner Zweck innewohnt, sondern dass sie immer mindestens zwei, meist sogar aber noch weitere einzelne Zwecke aufweisen, die den jeweiligen Ansprüchen ein umfassendes Profil verleihen. Bei einer Betrachtung der jeweiligen Normen, losgelöst von ihren Funktionen, fällt auf, dass fast jeder Anspruch auf Auskunft eine vermögensrechtliche Komponente besitzt, die darüber hinaus auch meist dominierend ist. Lediglich die §§ 1686, 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB weisen keinen vermögensrechtlichen Bezug auf, da hier die Auskunftsmitteilung über persönliche Verhältnisse Dritter im Vordergrund steht. Ferner weisen die §§ 1799 Abs. 2, 1839 BGB eine teilweise vermögensrechtliche Komponente auf, da sowohl Auskunft über persönliche Verhältnisse wie auch über vermögensrechtliche Aspekte verschafft werden kann. Betrachtet man nun die festgestellten Zwecke in einem Gesamtzusammenhang, so wird deutlich, dass es starke Unterschiede bei der Häufigkeit des Auftretens einzelner Zwecke gibt. Von den sieben vorab festgestellten Zwecke stellen die Durchsetzungshilfe, die Vermeidungsfunktion, die Schutzfunktion und die Kon-

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trollfunktion die vier dominierenden Zwecke dar. Bei diesen vier Normzwecken handelt es sich um die am stärksten vertretenen Funktionen im Rahmen der familienrechtlichen Auskunftsansprüche des vierten Buchs des BGB, da sie bei fast allen Anspruchsgrundlagen auftreten. Ihnen kommt somit die Rolle der „Hauptfunktionen“ im Gefüge der kodifizierten familienrechtlichen Auskunftsansprüche des BGB zu. Den vier dominierenden Funktionen gegenüber stehen die Ausgleichs-/Ersatzfunktion, die Ergänzungsfunktion und die Vorbereitungs-/Hilfsfunktion, die nur vereinzelt festgestellt wurden. Meist treten sie auch nur neben einzelnen der vier dominierenden Zwecke auf, wie etwa an § 1435 S. 2 BGB verdeutlicht werden kann. Abseits dessen treten die drei nur vereinzelt festgestellten Funktionen allesamt bei den §§ 1686, 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB auf, die folglich auch in diesem Kontext eine Sonderrolle einnehmen, nachdem ihnen schon als einzige Anspruchsgrundlagen kein vermögensrechtlicher Aspekt zugesprochen wurde. Jedoch besitzen auch diese beiden Anspruchsgrundlagen eine Schutzfunktion, die mithin bei allen untersuchten Auskunftsansprüchen festgestellt werden konnte. Diese Funktion stellt somit, wenn auch in unterschiedlich ausgeprägten Maße und mit häufig unterschiedlichem Hintergrund, ein jedem familienrechtlichen Auskunftsanspruch innewohnendes Element dar. Überdies konnte festgestellt werden, dass bestimmte Gruppen von Auskunftsansprüchen die jeweils gleichen Normzwecke aufweisen. So besitzen zunächst alle im Unterhaltsrecht verorteten Auskunftsansprüche dieselben Funktionen. Dies kann zum einen mit dem jeweiligen Verweis auf § 1605 BGB begründet werden; es hat sich jedoch auch gezeigt, dass die beiden anderen unterhaltsrechtlichen Gegebenheiten und Situationen das jeweilige Auskunftsverhältnis nicht in einem davon abweichenden Maße beeinflussen, das sich auf die Zwecke der Normen auswirken kann. Das gleiche Bild ergibt sich im Fall der Auskunftsansprüche im Rahmen von rechtlicher Betreuung und Pflegschaft, deren Normen die jeweils gleichen Zwecke wie die Regelungen zur Vormundschaft aufweisen, auf welche auch jeweils verwiesen wird. Ferner weisen auch in der Sache ähnliche Ansprüche, wie etwa § 1698 Abs. 1 BGB auf der einen und § 1890 S. 1 BGB auf der anderen Seite dieselben Zwecke auf, weshalb die gefundenen Ergebnisse beim zweiten Anspruch diejenigen des ersten Anspruchs inhaltlich stützen. Überdies weist jeder Auskunftsanspruch, der einen ausschließlichen oder zumindest weit überwiegenden vermögensrechtlichen Hintergrund hat, mit Ausnahme des § 1799 Abs. 2 BGB, den Zweck der Durchsetzungshilfe auf. Zwar konnte, wie bereits angesprochen, bei allen Auskunftsansprüchen eine Schutzfunktion festgestellt werden. Diese besteht jedoch nie alleine und ebenso niemals isoliert von weiteren Funktionen, sondern flankiert selbige und korrespondiert etwa mit der Durchsetzungshilfe oder der Kontrollfunktion. Bei genauerer Betrachtung ergibt sich das Bild, dass die einzelnen Funktionen oftmals aufeinander aufbauen. Als Beispiel lassen sich etwa die im Gesamtbild dominierenden Zwecke heranziehen. Aus einer Kontrolle erfolgt die Hilfe bei einer potentiellen weiteren prozessualen Verfolgung etwaiger Rechte; wo es aber eine solche Unterstützung

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geben kann, kann in gleichem Maße auch durch die zusätzlichen Kontrollmöglichkeiten eine weiterführende Rechtsverfolgung vermieden werden. Jedoch bedeutet dies demgegenüber nicht, dass – im Falle von Normen mit den dominierenden Zwecken – stets alle vier vorliegen. So ist etwa, trotz Korrespondenz und untereinander bedingtem Aufbau der Funktionen, nicht immer, wo eine Durchsetzungshilfe festgestellt werden konnte, auch eine Vermeidungsfunktion einschlägig, wie sich etwa an den §§ 1435 S. 2, 1667 Abs. 1 S. 1, 1839, 1840 Abs. 2 BGB demonstrieren lässt. Die diesen Auskunftssituationen zugrundeliegenden Rechtsverhältnisse sind, anders als etwa im Rahmen von Unterhalt und Zugewinnausgleich, nicht ihrem Kern nach auf einen weiteren Prozess gerichtet. Die vier beispielhaft genannten Ansprüche besitzen demgegenüber einen anderen Schwerpunkt: So stehen etwa im Rahmen von §§ 1435 S. 2, 1667 Abs. 1 S. 1 BGB die Kontrolle, im Fall von § 1839 BGB beispielsweise die persönlichen Verhältnisse im Vordergrund.

II. Untersuchung der Auskunftsansprüche aus den familienrechtlichen Generalklauseln Nachdem bislang die im BGB normierten familienrechtlichen Auskunftsansprüche analysiert und die einzelnen aus ihnen folgenden Zwecke festgelegt wurden, soll nun in gleicher Weise das Feld von Auskunftsansprüchen beleuchtet werden, die aus den familienrechtlichen Generalklauseln hergeleitet werden. Diese stellen die eherechtliche Generalklausel des § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB sowie die im ElternKind-Verhältnis wurzelnde Norm des § 1618a BGB dar. Beide Vorschriften können ebenso als Anspruchsgrundlagen für Auskünfte fungieren. Die Auskunftsgewinnung aufgrund familienrechtlicher Generalklauseln stellt die zweite Quelle familienrechtlicher Auskunft dar. Hierdurch unterscheidet sich das Familienrecht nicht nur, wie bereits einleitend dargelegt, von anderen Teilbereichen des Zivilrechts. Abseits dessen ist die hiesige Auskunft als das Ergebnis stetiger Rechtsfortbildung in Abgrenzung zu tatbestandlich kodifizierten Auskunftsansprüchen des vierten Buchs des BGB zu analysieren. Die hieraus zu verschaffenden Auskünfte sollen nun ebenfalls – jeweils im Kontext einer umfassenden Analyse der jeweiligen Generalklausel – anhand ihrer Entwicklungen in Rechtsprechung und Literatur untersucht, dargestellt und unter besonderer Berücksichtigung der mit ihr verfolgten Zwecke analysiert werden, um sie einer kritischen Bestandsaufnahme zugänglich zu machen. Hierdurch kann festgestellt werden, was einer Auskunft im Rahmen des Anwendungsbereichs der jeweiligen Generalklausel zu Grunde liegt und was sie in diesem Kontext ausmacht. Aufgezeigt werden sollen neben der positiven Festlegung entsprechender Fälle von Auskunftsansprüchen die Abweichungen, die sich im Kontext familienrechtlicher Auskunftsverschaffung im Rahmen der dortigen Generalklauseln im Vergleich zu den kodifizierten Anspruchsgrundlagen gegebenenfalls ergeben können.

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1. § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB Begonnen werden soll die Untersuchung familienrechtlicher Generalklauseln mit der dem Eherecht entstammenden Verpflichtung der Ehegatten zur ehelichen Lebensgemeinschaft, § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB. a) Entwicklung von Normtext und Eheverständnis Die Geschichte des Normtextes des gesamten § 1353 BGB war geprägt von einer Reihe maßgeblicher Gesetzesänderungen, obwohl die Norm selbst und auch wesentliche aus ihr folgende Regelungen bereits seit Inkrafttreten des BGB am 1. Januar 1900 in alten Fassungen an gleichem Ort festgelegt waren. Die der heutigen Fassung vorausgehenden Reformen waren auch für das hieraus folgende Verständnis des Ehebegriffs prägend. aa) Textgeschichte des § 1353 BGB Das EheG des Jahres 1938340 schuf zunächst ein der nationalsozialistischen Ideologie entsprechendes Eherecht, dessen Vorschriften bezüglich der Ehescheidung in besonderer Weise an das Rassen- und Bevölkerungsverständnis der NS-Rechtsdoktrin angepasst waren. So wurden etwa sowohl verschuldensunabhängige Scheidungsgründe eingeführt als auch das Eheverbot der Blutsverschiedenheit.341 In diesem Zusammenhang wurde der zweite Absatz der Vorschrift um einen dritten Satz erweitert, der die Vorschriften der allgemeinen Ehewirkungen aus § 1353 BGB an das im Zuge der Neuregelung geschaffene Scheidungsrercht anglich.342 Das 1. EheRG von 1976343 führte schließlich das Lebenszeitprinzip in Abs. 1 S. 1 ein, welches bis dahin nicht kodifiziert war. Hierdurch sollte, wohl auch durch seine Verortung als den bereits bestehenden Regelungen vorangehend, verdeutlicht werden, dass die Ehe ein auf Lebenszeit angelegter Bund ist, welcher seinem Grundgedanken nach nur durch den Tod eines Ehegatten aufgelöst werden kann. Dieser Gedanke galt bis zur Neufassung als selbstverständliche Schlussfolgerung aus dem Prinzip der ehelichen Lebensgemeinschaft und musste aufgrund dieser ihr zugrundeliegenden Idee nicht ausdrücklich normiert werden.344 Ferner sollte mit seiner 340

RGBl. 1938 I, S. 807 ff. Vgl. hierzu wie auch zu einem weitergehenden Überblick zu den das EheG von 1938 betreffenden Neuregelungen Schwenck, S. 10 ff. Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes wurde das Eherecht neu gefasst und trat befreit von ideologischem Gedankengut als EheG von 1946 (Kontrollratsgesetz Nr. 16) in Kraft. Beibehalten wurde jedoch etwa der Zerrüttungstatbestand des Scheidungsrechts, vgl. zu den Neuregelungen erneut Schwenck, S. 12 f. Auf die Norm des § 1353 BGB hatte das EheG von 1946 jedoch keinerlei Auswirkungen. 342 RGBl. 1938 I, S. 807 (817). 343 BGBl. 1976 I, S. 1421 ff. 344 Dölle, Band 1, § 5, S. 52 f.; Diederichsen, NJW 1977, S. 217 (218). 341

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Einführung verdeutlicht werden, dass der Gesetzgeber – trotz Übergangs vom Verschuldens- auf das Zerrüttungsprinzip und somit der Schaffung eines abgeschwächten materiellen Scheidungsrechts – in der bürgerlichen Ehe nach wie vor eine auf Lebensdauer angelegte Gemeinschaft erblickt.345 Der seinerzeitige § 1353 Abs. 1 BGB a. F. regelte seit Inkrafttreten des BGB die gegenseitige Verpflichtung der Ehegatten zur ehelichen Lebensgemeinschaft, welche beibehalten wurde, fortan jedoch dem Lebenszeitprinzip in § 1353 Abs. 1 S. 2 BGB a. F. nachfolgte. Der zweite Absatz wurde durch das 1. EheRG ebenfalls dahingehend geändert, dass die Neufassungen des EheG von 1938 entfernt wurden und er seine noch heute gültige Fassung bekam. Das EheschlRG des Jahres 1998346 fügte § 1353 Abs. 1 S. 2 BGB den heute noch gültigen zweiten Halbsatz an, der die gegenseitige Verantwortung der Ehegatten füreinander festlegte. Durch diese, von § 2 S. 2 LPartG übernommene Regelung, sollte die rechtliche Verantwortung der Ehegatten als konstitutives Kennzeichen der Ehe im Unterschied etwa zu nichtehelichen Lebensgemeinschaften verdeutlicht werden.347 Ihre bislang letzte und medial sehr stark begleitete Änderung erfuhr die Vorschrift des § 1353 BGB 2017 durch das „Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts“.348 Dieses ergänzte § 1353 Abs. 1 S. 1 BGB um die Feststellung, dass eine Ehe von „zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts“ auf Lebenszeit geschlossen wird, während bis zum Inkrafttreten des entsprechenden Gesetzes keine Möglichkeit bestand, für Personen gleichen Geschlechts eine Ehe zu schließen. Zwar ist diese Regelung unter verfassungsrechtlichen Vorzeichen keinesfalls unumstritten;349 insbesondere die Frage, ob die derzeitige einfachgesetzliche Regelung ausreicht oder ob es nicht doch einer entsprechenden Grundgesetzänderung bedurft hätte, ist streitig.350 Überdies ist sich das Schrifttum uneins, ob von der Norm auch Personen erfasst sind, denen etwa aufgrund ihrer Intersexualität eine entsprechende Angabe des Geschlechts im Geburtenregister fehlt, § 22 Abs. 3 PStG.351 Diese Fragen sind ob der Aktualität der 345

BT-Drucks. 7/4361, S. 6; Soergel/Lipp, § 1353, Rn. 1; RGRK/Roth-Stielow, § 1353, Rn. 8; Giesen, JR 1983, S. 89 (90); Diederichsen, NJW 1977, S. 217 (218). 346 BGBl. 1998 I, S. 833 ff. 347 Soergel/Lipp, § 1353, Rn. 1. 348 BGBl. 2017 I, S. 2787 f.; für die entsprechende Gesetzesbegründung vgl. BTDrucks. 18/6665. 349 Hierzu ausführlich Ipsen, NVwZ 2017, S. 1096 ff.; BeckOGK/Erbarth, § 1353, Rn. 27 ff.; Holler, ZJS 2019, S. 173 (179 f.); Becker, S. 181 ff. 350 Für das zwingende Erfordernis einer Grundgesetzänderung etwa Erbarth, NZFam 2016, S. 536 (538); Schmidt, NJW 2017, S. 2225 (2228). Das Ausreichen einer einfachgesetzlichen Lösung befürworten hingegen etwa Dethloff, FamRZ 2016, S. 351 (354); Meyer, FamRZ 2017, S. 1281 (1283); Kaiser, FamRZ 2017, S. 1889 (1890 f.). 351 Dafür etwa Jauernig/Budzikiewicz, § 1353, Rn. 1; a. A. hingegen BeckOGK/Erbarth, § 1353, Rn. 1, 39 ff.; sowie Kaiser, FamRZ 2017, S. 1889 (1897 f.); kritisch auch Schwab, Rn. 30.

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Neuregelung bislang nicht abschließend geklärt und können in diesem Rahmen auch nur angerissen werden. Doch auch trotz noch fraglicher oder ungeklärter Aspekte bleibt insoweit festzuhalten, dass sich Deutschland mit der aktuellen Fassung des § 1353 BGB und der Schaffung der Eheschließungsmöglichkeit für gleichgeschlechtliche Paare in die Gruppe einer Vielzahl von Staaten einreiht, die mittlerweile die Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare ermöglichen.352 bb) Entwicklung des Eheverständnisses Zwar sagen die geltenden eherechtlichen Vorschriften „in weiser Zurückhaltung expressis verbis weder, was sie unter der Ehe verstehen, noch, worin sie den Sinn und den Zweck der Ehe erblicken“.353 In enger Verknüpfung zum Verständnis der dem Eherecht zugrundeliegenden Normen und eines Ehebegriffs steht dennoch die Definition des der Ehe zugrundeliegenden „Wesens“. Hier standen und stehen sich über Jahrzehnte hinweg unterschiedliche Ehelehren gegenüber, die die Ehe und ihre Rechtsnatur dogmatisch einordnen und erfassen wollten. Hieran anknüpfend kann zudem das zwingende Eherecht gefolgert werden. (1) Das Wesen der Ehe In der Philosophie der Aufklärung und an sie anschließend ordnete man die Ehe noch als ein reines Vertragsverhältnis ein, über dessen Inhalt die künftigen Eheleute als Vertragspartner selbst zu entscheiden hatten.354 Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass eine Ehe nicht einzelner Leistungspflichten, sondern um der lebenslangen Bindung zweier Menschen willen eingegangen wird, ist jedoch etwa das Leistungsstörungsrecht nicht anwendbar.355 Ferner können sich durch den nachehelichen Unterhalt auch unmittelbare Rechtswirkungen aus der Ehe nach ihrer rechtskräftigen Scheidung ergeben. Aus all dem ergibt sich, dass die Auffassung der gesamten Ehe als Vertragsverhältnis heute als überholt gilt.356 Ebenso wurde die Ehe als ein interindividuelles Gemeinschaftsverhältnis charakterisiert, in welchem die jeweiligen Ehegatten die Ehe als einen offenen Rahmen begreifen, in dem sich ihre privaten Erwartungen verwirklichen sollen und der demzufolge ihrer individuellen und autonomen Gestaltung unterliegt. Dieser Rahmen soll etwaige Konturen beispielsweise durch die Bestimmungen des Unter352

Für einen umfangreichen aktuellen Überblick vgl. etwa Coester-Waltjen, ZEuP 2018, S. 320 ff. 353 Dölle, Band 1, § 5, S. 52. 354 Pawlowski, Organisation, S. 2 f.; Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 4. 355 Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 5. 356 Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 5 ff. m. w. N.; darüber hinaus wird auch die Auffassung vertreten, dass es sich lediglich bei der Eheschließung um einen Vertrag handelt, ihr Wesen sich aber nicht in einem Vertragsverhältnis erschöpfe, sondern die eheliche Solidaritätspflicht, die auch unter Umständen über den Bestand der Ehe fortdauern kann, als Kriterium des Wesensgehalts heranzuziehen sei, vgl. Palandt/Siede, Einf. v. § 1353, Rn. 1.

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haltsrechts erhalten.357 Der Mangel an entsprechenden rechtlich vorgegebenen Pflichten und eine damit einhergehende Entmaterialisierung der Ehe zeigen jedoch die Schwachpunkte einer derart gelagerten Eheauffassung, genau wie der sich ergebende Widerspruch einer Ehelehre, die einerseits tradierte Eheinhalte zwecks autonomer Gestaltungen verwerfen will, um sie anschließend wieder zur Konstituierung entsprechender Leitlinien einzubeziehen.358 Durch den sich von Verfassungswegen ergebenden staatlichen Schutz der Ehe (Art. 6 Abs. 1 GG) wird zur Erfassung der Ehe oftmals eine der institutionellen Ehelehren zugrunde gelegt.359 Diese, verschiedentlich voneinander abweichenden Theorien, legen der Ehe traditionelle Eheinhalte zugrunde, die sich ferner an „sittlichen Maßstäben“ zu orientieren haben, aus denen wiederum die konkreten inhaltlichen Ehepflichten gewonnen werden sollten.360 Das Anknüpfen an „sittliche Maßstäbe“ verlor jedoch mit dem heute geltenden Eherecht an Bedeutung.361 Ferner unterliegen die sich zu stark an etwaigen Institutionen orientierenden Eheverständnisse den jeweiligen Auslegungen und Deutungen von insbesondere politischen Interpreten.362 Die heute wohl vorherrschende pragmatische Interpretation eines der Ehe zugrundeliegenden Wesens sieht in ihr eine rechtlich geregelte soziale Verhaltensform, die zwar ihrerseits an die tradierten sozialen Verhaltensmuster anknüpft, hierbei jedoch ohne Verweise auf religiöse, metaphysische oder sittliche Vorgaben auszukommen vermag. Darüber hinaus kann sie auch Einflüsse aktueller Entwicklungen und Verhaltensweisen, die von den Ehegatten jeweils gelebt werden, zulassen.363 Der Gewinn eines derartigen Eheverständnisses kann in dessen Anpassungsmöglichkeit der Ehe an die soziale Wirklichkeit und die damit einhergehende Wandlungsfähigkeit der Ehe betrachtet werden.364 Der Inhalt einer so gedeuteten Ehe generiert 357

Rn. 2. 358

Pawlowski, S. 326; Wolf, NJW 1968, S. 1497 (1498); RGRK/Roth-Stielow, Vor § 1353,

In eine ähnliche Richtung auch Gernhuber/Coester-Waltjen, § 4, Rn. 7; Staudinger/ Voppel, § 1353, Rn. 9. 359 MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 1. 360 Soergel/Lipp, Vor § 1353, Rn. 17; Gernhuber/Coester-Waltjen, § 4, Rn. 3 f. 361 Mit Verweis auf die Vorläufer zum heute geltenden Recht Gernhuber/Coester-Waltjen, § 4, Rn. 4. 362 MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 1, mit Verweisen auf die unterschiedlichen Eheauffassungen der nationalsozialistischen und marxistischen Staatsideologie und den daraus resultierenden Auswirkungen auf Eherecht und -verständnis. Die Ablehnung einer institutionellen Ehelehre hat jedoch keinerlei Auswirkungen darauf, dass das GG die Ehe als Institution schützt, MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 3. 363 Gernhuber/Coester-Waltjen, § 4, Rn. 9; MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 1 f.; Pawlowski, Organisation, S. 3; Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 10; kritisch zu diesem Eheverständnis Soergel/Lipp, Vor § 1353, Rn. 20. 364 Vgl. Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 11, der konstatiert, dass die Lehre von der Ehe als sozialer Verhaltensform auf die „Rechtswirklichkeit“ verweist; Gernhuber/Coester-Waltjen, § 4, Rn. 9 f.; MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 2.

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sich aus den Vorstellungen, die mit der Ehe verbunden werden und die das Eherecht in seinen Rechtssätzen folglich prägen und so mittels kodifizierter Normen oder Generalklauseln soziale Verhaltensstandards in Recht transformieren.365 Somit ergibt sich ein Wechselspiel zwischen sozialer Wirklichkeit und rechtlichem Rahmen, der das heutige Verständnis der Ehe prägt. Hierdurch stellt sich die Ehe nicht als ein starres Konzept dar, sondern ist dem Fortschreiten der modernen Gesellschaft zugänglich, in dem durch ein Eherecht die notwendigen Konturen geschaffen werden, die sich in Angleichung an die soziale Wirklichkeit fortentwickeln können. Eine pragmatische Auffassung der Ehe als soziale Verhaltensform mag auch am ehesten auf einen gesellschaftlichen Wandel reagieren. Nicht zuletzt die vorab erläuterte Einführung der Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare kann als jüngstes Beispiel für das sich wandelnde gesellschaftliche Eheverständnis erblickt und zugleich als Beleg der Ehe als pragmatische soziale Verhaltensform gewertet werden. (2) Zwingendes Eherecht Geht mit dem erörterten Verständnis der Ehe als sozialer Verhaltensform zwar auch eine weitgehende Autonomie der Ehegatten für ihr eheliches Zusammenleben einher, entsprechen jedoch einige zwingende gesetzliche Regelungen dem für ein derartiges Eheverständnis notwendigen rechtlichen Rahmen. Zu diesen zwingenden Vorschriften zählt zum einen das Prinzip der Einehe, da das Eheverbot des § 1306 BGB bei bereits bestehender Ehe zwingend die Ehe als monogame Paarbeziehung voraussetzt. Auch das weitere Eheverbot des § 1307 BGB ist zwingend zu beachten.366 Ebenso konstatiert das Lebenszeitprinzip des § 1353 Abs. 1 S. 1 BGB eine notwendige rechtliche Bedeutungsvoraussetzung der Ehe. Vor der Reform der Vorschrift im Jahre 2017 zählte auch noch die Geschlechterverschiedenheit zu den zwingend zu beachtenden Voraussetzungen.367 Zwingend sind ferner all diejenigen Normen, die einen Interessenbereich von Dritten tangieren können. Hierzu zählen etwa die unabdingbaren und das Unterhaltsrecht betreffenden Vorschriften sowie die Schlüsselgewalt aus § 1357 Abs. 1 S. 1 BGB.368 Auch die sich aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB ergebende Pflicht der Eheleute zur ehelichen Lebensgemeinschaft369 ist selbst eine zwingende eherechtliche Pflicht und kann ihrerseits weitere zwingende rechtliche Regelungen folgern.370 365 Gernhuber/Coester-Waltjen, § 4, Rn. 10. Durch diese Transformation vollziehe sich die bereits angesprochene Befreiung der Ehe von religiösen oder metaphysischen Hintergründen. 366 Beachte aber im Falle einer vorangegangenen Adoption § 1308 BGB. 367 Vgl. hierzu in dem Kontext zwingenden Eherechts noch MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 4. 368 Gernhuber/Coester-Waltjen, § 18, Rn. 16. 369 Hierzu ausführlich sogleich unter § 4 II. 1. b), c). 370 BGH FamRZ 1962, S. 295 (296); BGH FamRZ 1988, S. 143 (143); Wanke, S. 30; NKBGB/Wellenhofer, § 1353, Rn. 7.

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b) Die Rolle des § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB als Generalklausel für das Eherecht § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB statuiert die den jeweiligen Ehegatten gegenseitig obliegende Pflicht, einander zur ehelichen Lebensgemeinschaft verpflichtet zu sein. Diese offene und bewusst weit gefasste Vorschrift stellt die dem Eherecht entspringende Generalklausel dar. Wie dargelegt, findet sich diese Verpflichtung seit Bestehen des BGB in der Norm des § 1353 BGB. Hiermit verfolgte die für das BGB verantwortliche Kommission das Ziel, entgegen früherer Rechtsordnungen und Gesetzeswerke, die gegenseitigen Rechte und Pflichten der Ehegatten nicht enumerativ und mit dem Anspruch auf Vollständigkeit aufzuführen.371 Denn entgegen derartiger Vorstellungen ist ein Gesetzgeber nicht mit der Aufgabe betraut, Leitlinien oder Konturen für das eheliche Verhalten der Ehegatten untereinander zu schaffen.372 Eine derartige Auffassung des gesetzgeberischen Handelns würde überdies auch nicht zu dem Verständnis von der Ehe als oben beschriebener sozialer Verhaltensnorm passen, die auch und vor allem durch autonome Ausgestaltung der Ehegatten ihre Konturen gewinnt. Dies verdeutlicht auch die subsidiäre Funktion der Norm, denn sofern kodifizierte eherechtliche Regelungen getroffen wurden, bleibt kein Raum für einen Rückgriff auf die Generalklausel.373 Der bewusst nicht näher bestimmte Raum bedarf somit der Ausfüllung durch den Rechtsanwender. Folglich kommt § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB als Generalklausel eine ähnliche Bedeutung für das Eherecht zu wie dem Grundsatz von Treu und Glauben (§ 242 BGB) für das Schuldrecht.374 In gleichem Maße, wie § 242 BGB ein jedes Schuldverhältnis auf das 371

Vgl. zunächst Mot. IV, S. 104 f.: „Eine […] Spezialisierung ist indessen einerseits entbehrlich, da die in den Gesetzgebungen speziell hervorgehobenen Pflichten […] sich aus dem Begriffe der ehelichen Lebensgemeinschaft von selbst ergeben, andererseits auch nicht zweckmäßig, weil dadurch der sittliche Inhalt der Ehe doch nicht erschöpfend bezeichnet wird und das richtige Verständnis und die richtige Begrenzung der hervorgehobenen einzelnen Pflichten doch nur durch ein Zurückgehen auf den allgemeinen Grundsatz […] gewonnen werden kann“; grundlegend zur Rolle des § 1353 BGB als Generalklausel Gernhuber, FamRZ 1959, S. 465 (465); Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 17; Streck, S. 21 ff. Als negatives Beispiel hierfür dient insbesondere das ALR, dessen knapp 20.000 Vorschriften jeden erdenklichen Fall regeln und erfassen sollten. Auch für das Familienrecht und insbesondere für das Eherecht ergaben sich hieraus aus heutiger Perspektive abstrus wirkende Vorschriften, die bis in intimste eheliche Bereiche vordrangen, vgl. hierzu mit Beispielen Müller-Freienfels, S. 22 f. Ungeachtet dessen, dass eine derartige Auflistung von Pflichten stets unvollständig wäre, soll nicht der Anschein entstehen, der Gesetzgeber wolle eine abschließende und verbindliche Wesensbestimmung der Ehe vornehmen, vgl. Schwarzhaupt, FamRZ 1957, S. 33 (33); Gordon, S. 14. Überdies würde eine begriffliche Präzisierung einzelner Pflichten auch stets Gefahr laufen, nicht zur Konkretisierung sondern zu einer Einengung beizutragen, Stake, JA 1994, S. 115 (116). 372 Bamberger/Roth/Hahn, § 1353, Rn. 3; MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 18, der sehr anschaulich von einem „Mosaik scharfkonturierter Rechtssätze“ spricht, welches von einer gesetzgeberischen Regelung nicht zu erfassen sei. 373 Soergel/Lipp, § 1353, Rn. 3. 374 Mot. IV, S. 104. Vgl. auch die herrschende Meinung im Schrifttum: Palandt/Siede, § 1353, Rn. 3; Bamberger/Roth/Hahn, § 1353, Rn. 3; NK-BGB/Wellenhofer, § 1353, Rn. 7;

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Fundament von Treu und Glauben stellt, liegt gemäß der Generalklausel das Wesen der Ehe als begründendes Prinzip für die Beurteilung der Rechtsbeziehung zwischen den Ehegatten.375 Aufgrund ihrer Einordnung als Generalklausel ist auch § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB, wie noch im Folgenden darzustellen sein wird, der näheren Konkretisierung und Präzisierung durch Fallgruppen und Funktionen zugänglich und dient ebenso der Füllung von Gesetzeslücken.376 c) Der allgemeine Regelungs- und Funktionsgehalt des § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB Um die der Generalklausel entstammenden Pflichten greifbar zu machen, bedarf es abermals einer definitorischen Bestimmung dessen, was unter der „ehelichen Lebensgemeinschaft“ zu verstehen ist. Überdies müssen diejenigen Fallgruppen und Funktionen des § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB bestimmt werden, die die Vorschrift für die Rechtsanwendung präzisieren. aa) Die „eheliche Lebensgemeinschaft“ und die sie begründende Rechtspflicht In den Beratungen zum 1. EheRG377 konnte ein Antrag auf Konkretisierung der Pflicht zur ehelichen Lebensgemeinschaft keine Mehrheit finden.378 Dies ist auch nur konsequent vor dem Hintergrund der Ausführungen über eine Wesensbestimmung der Ehe und die Funktion einer Generalklausel.379 Bei der Verpflichtung zur ehelichen Lebensgemeinschaft handelt es sich nicht nur um eine bloße Obliegenheit, sondern qualitativ um eine Rechtspflicht.380 Da sich die Ehe jedoch erst in der Begründung und Entfaltung einer engen, grundsätzlich alle Lebensbereiche jedes Ehegatten umfassenden Lebensgemeinschaft der Ehepartner verwirklicht,381 bedarf es einer näheren Darlegung dessen, welche Vorstellung der Gesetzgeber von einer ehelichen Lebensgemeinschaft hatte und welche gegenseitigen Pflichten aus eben dieser erwachsen sollen. Die Begrifflichkeit der ehelichen Lebensgemeinschaft umfasst zunächst den gesamten Bereich der persönlichen und vermögensrechtlichen Verhältnisse der Stake, JA 1994, S. 115 (116). Kritisch zu dem Vergleich zwischen § 242 BGB und § 1353 BGB jedoch Streck, S. 35 ff. 375 So Soergel/Lipp, § 1353, Rn. 3, der allerdings vom „sittlichen Wesen“ spricht. 376 Gernhuber/Coester-Waltjen, § 18, Rn. 39; Staudiner/Voppel, § 1353, Rn. 18; MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 18. 377 BGBl. 1976 I, S. 1421. 378 BT-Drucks. 7/4361, S. 7. 379 Statt vieler jedoch Bosch, FamRZ, 1977, S. 569 (572 f.), der im Zuge des EheRG eine konkretere Ausgestaltung der Pflichten im Gesetz befürwortet hätte. 380 Erman/Kroll-Ludwigs, § 1353, Rn. 5; Bamberger/Roth/Hahn, § 1353, Rn. 3. 381 BGH FamRZ 1958, S. 126 (126).

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Ehegatten zueinander, die sich aus der Ehe selbst und aus der persönlichen Beziehung der Ehegatten zueinander ergeben.382 Nach den Vorstellungen des Gesetzgebers erfordern diese Verhältnisse als Basis eine Partnerschaft gleichen Rechts, in denen die jeweiligen Ehepartner die gleichen Pflichten auferlegt bekommen, welche darüber hinaus besondere Anforderungen an gegenseitige Rücksichtnahme, Selbstdisziplin, Mitsprache und Mitentscheidung stellen.383 Die eheliche Lebensgemeinschaft soll zudem geprägt sein von Partnern, die sich gegenseitig helfen, einander beistehen und stets um eine gemeinschaftliche Einigung bemüht sind.384 Als weiteres grundlegendes Element einer ehelichen Lebensgemeinschaft wurde seitens des Gesetzgebers die gegenseitige Achtung hervorgehoben.385 Abgesehen von diesen Aussagen über die eheliche Lebensgemeinschaft, vom Bericht des Rechtsausschusses auch nur als „Wesensmerkmale“ bezeichnet,386 halten sich die Materialien oder Aussagen des Gesetzgebers mit konkretisierenden Ausführungen zum Pflichtenkreis zurück. Dennoch lassen die Rechtsprechung und das Schrifttum in Übereinstimmung konkretere Ausgestaltungen dieser Pflichten erkennen.387 Zu diesen aus der ehelichen Lebensgemeinschaft erwachsenden Pflichten zählen etwa die Verpflichtung zur Begründung einer häuslichen Gemeinschaft.388 Infolgedessen sind die Ehegatten verpflichtet, die Haushaltsführung in gegenseitigem Einvernehmen und ordentlicher Aufgabenteilung zu führen, wie auch § 1356 BGB klarstellt.389 Auch abseits dessen erwächst die Pflicht, einvernehmliche Regelungen die gemeinschaftlichen Angelegenheiten betreffend zu finden.390 Ebenso treffen die Ehegatten beispielsweise Pflichten zur körperlichen Gemeinschaft und mit ihr einhergehend die Pflicht zur geschlechtlichen Treue.391 Dies folgert aber keine Pflicht zur Zeugung von Nachwuchs, da diese ebenso beiderseitiges Einverständnis voraussetzt.392 Aus den bereits angesprochenen Werten von Beistand und Rück382 NK-BGB/Wellenhofer, § 1353, Rn. 8; Palandt/Siede, § 1353 Rn. 5; Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 28; BGH FamRZ 1962, S. 295 (296). 383 BT-Drucks. 7/650, S. 95; BT-Drucks. 7/4361, S. 6 f. 384 BT-Drucks. 7/650, S. 95; so auch schon Gernhuber, FamRZ 1959, S. 465 (467); Streck, S. 89. 385 BT-Drucks. 7/4361, S. 7; Lüke, AcP 178 (1978), S. 1 (6); hierzu auch Diederichsen, in: FS Larenz, S. 127 (146). 386 BT-Drucks. 7/4361, S. 7. 387 Zur Verdeutlichung sollen vorliegend nur einzelne prägnante und wichtige Pflichten angeführt werden. Eine Auflistung in diesem Rahmen kann keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Für einen umfangreicheren Überblick vgl. etwa BeckOGK/Erbarth, § 1353, Rn. 344 ff. 388 BGH FamRZ 1987, S. 572 (574); Streck, S. 84 f.; Muscheler, Rn. 283; Staudinger/ Voppel, § 1353, Rn. 70; Giesen, JR 1983, S. 89 (91). 389 Vgl. vertiefend hierzu NK-BGB/Wellenhofer, § 1353, Rn. 15. 390 Erman/Kroll-Ludwigs, § 1353, Rn. 9; Bamberger/Roth/Hahn, § 1353, Rn. 31. 391 Grziwotz, MDR 1998, S. 1075 (1078); Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 31; Diederichsen, NJW 1977, S. 217 (218). 392 Soergel/Lipp, § 1353, Rn. 42; MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 42; Streck, S. 88 f.

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sichtnahme erwachsen Pflichten dahingehend, die eigenen ehelichen Rechte nur unter Rücksichtnahme auf die Interessen des anderen auszuüben sowie Beistand in persönlichen wie vermögensrechtlichen Angelegenheiten zu leisten.393 Des Weiteren ist die Privatsphäre des Ehepartners und damit einhergehend dessen Persönlichkeitsrecht zu respektieren.394 Gleichermaßen kann verlangt werden, Verständnisbereitschaft sowie Anteil an den Interessen des jeweils anderen zu zeigen.395 bb) Funktionen der eherechtlichen Generalklausel Die bereits angeführte Präzisierung der Generalklausel durch Funktionen gestaltet sich insbesondere in der Einteilung in eine pflichtenbegründende und regulative Funktion einerseits und eine Schrankenfunktion andererseits.396 Die pflichtenbegründende Funktion des § 1353 Abs. 1 S. 2 BGB dient der Ergänzung des im vierten Buch des BGB konkret ausformulierten Pflichtenprogramms der Ehegatten zu einem umfassenden Katalog ehelicher Pflichten. Diese Pflichten unterliegen keinerlei Abstufung hinsichtlich ihrer Wertigkeit, da sich aus ihnen ein ehegerechtes Gesamtbild ergeben soll.397 Hinsichtlich der Art und Weise, in der jeder Ehegatte diese ihm obliegenden Pflichten zu erfüllen hat, wirkt die Vorschrift des § 1353 Abs. 1 S. 2 BGB als Regulativ.398 Ebenso kann die Generalklausel auch die Ausübung entsprechender Rechte zwischen den Ehepartnern in Gänze ausschließen oder zumindest beschränken, weshalb § 1353 Abs. 1 S. 2 BGB auch insoweit eine Schrankenfunktion zukommt, die insbesondere Ausprägungen im Vermögensrecht findet.399 cc) Antrag auf Herstellung und dessen Grenzen, § 1353 Abs. 2 BGB Eine gleichsam aus der Generalklausel abzuleitende rechtliche Pflicht wird den Ehegatten dahingehend auferlegt, alles zu unternehmen, um die Herstellung der ehelichen Lebensgemeinschaft zu gewährleisten und alles zu unterlassen, was diese

393 Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 43; Eckebrecht, in: Praxishandbuch Familienrecht, A, Rn. 9; NK-BGB/Wellenhofer, § 1353, Rn. 16 ff. m. w. N. zur Rspr. 394 Vgl. MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 29 mit Beispielen und Verweisen auf die Rspr. 395 Vgl. Muscheler, Rn. 283, der insoweit treffend von der „Pflicht zur geistigen Gemeinschaft“ spricht; sowie darüber hinaus MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 26. 396 So nach Gernhuber/Coester-Waltjen, § 18, Rn. 39 ff. Diese Einordnung hat Eingang in mehrere Darstellungen gefunden, vgl. etwa Bamberger/Roth/Hahn, § 1353, Rn. 3; BeckOGK/ Erbarth, § 1353, Rn. 81 ff.; ähnlich auch NK-BGB/Wellenhofer, § 1353, Rn. 7. 397 Gernhuber/Coester-Waltjen, § 18, Rn. 41. 398 Gernhuber/Coester-Waltjen, § 18, Rn. 42; Bamberger/Roth/Hahn, § 1353, Rn. 2. 399 Gernhuber/Coester-Waltjen, § 18, Rn. 43 – 45; Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 26.

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verhindern könnte.400 Will nun ein Ehegatte die oben exemplarisch angeführten und weitere Pflichten des jeweils anderen einfordern, kann er die aus § 1353 Abs. 1 S. 2 BGB resultierenden Ansprüche mit einem Antrag auf Herstellung der ehelichen Lebensgemeinschaft verfolgen (sog. Herstellungsantrag).401 Dieser Antrag stellt im Grunde einen Leistungsantrag dar, der ferner als eine „sonstige Familiensache“ im Sinne des § 266 Abs. 1 Nr. 2 FamFG zu behandeln ist.402 Bezieht sich der Inhalt des Antrags jedoch – wie im Rahmen von Rechtspflichten aus der ehelichen Lebensgemeinschaft häufig – auf höchstpersönliche Pflichten, scheitert eine Vollstreckung an dem Verbot des § 120 Abs. 3 FamFG, der die höchstpersönlichen Pflichten der Ehegatten erfasst.403 Demnach kommt dem Herstellungsantrag heute keinerlei große praktische Bedeutung mehr zu, jedoch wird einem entsprechenden Beschluss des Gerichts immerhin eine Appellwirkung zugesprochen.404 Trotz allem handelt es sich bei derartigen Anträgen nach wie vor um individuelle Begehren, die auf die Regelung des konkreten ehelichen Lebensverhältnisses gerichtet sind.405 Anders zu beurteilen sind allerdings vermögensrechtliche Pflichten, die insoweit keinem Vollstreckungsverbot unterliegen.406 Die Herstellungspflicht ist jedoch ausweislich § 1353 Abs. 2 BGB ausgeschlossen, sofern sich das mit dem Antrag verfolgte Verlangen als missbräuchlich darstellt oder die Ehe gescheitert ist. Beide Alternativen haben jedoch keinerlei praktische Bedeutung mehr aufgrund des reformierten Scheidungsrechts.407 d) § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB als Anspruchsgrundlage für einen Auskunftsanspruch Aus der Pflicht zur ehelichen Gemeinschaft erwächst neben den bereits beschriebenen Pflichten auch die wechselseitige Pflicht zur Auskunftserteilung der Ehegatten. Somit können Auskunftsansprüche auch direkt auf die eherechtliche Generalklausel gestützt werden.

400

Stein, FPR 2011, S. 85 (86); MüKoFamFG/Erbarth, § 266, Rn. 247; Lipp, S. 169. Soergel/Lipp, § 1353, Rn. 63 ff.; Hk-BGB/Kemper, § 1353, Rn. 12 f.; Dethloff, § 4, Rn. 12; Lipp, S. 5 ff. 402 Musielak/Borth/Grandel, § 266 FamFG, Rn. 8; Stein, FPR 2011, S. 85 (85). 403 Bumiller/Harders/Schwamb, § 120, Rn. 7; Soergel/Lipp, § 1353, Rn. 67. 404 Vgl. zu all dem NK-BGB/Wellenhofer, § 1353, Rn. 32; sowie MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 52, der im Bezug auf ein derartiges Verfahren von einem Anachronismus spricht und die Abschaffung des Herstellungsantrags fordert, u. a. aufgrund der Tendenz, wesentliche Eheinhalte der einvernehmlichen Regelung der Eheleute zu überlassen. 405 Stake, JA 1994, S. 115 (120). 406 Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 148; MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 53; Stein, FPR 2011, S. 85 (86). 407 Ausführlich hierzu Soergel/Lipp, § 1353, Rn. 84 ff.; MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 44 f.; Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 149 ff. 401

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Bei unbefangener Betrachtung der einschlägigen Kommentarliteratur und einem ersten Überblick über die Aktivitäten der Gerichte jeglicher Instanz reift zunächst der Eindruck, als gäbe es eine schier unüberschaubare Historie in der Rechtsprechung über die Gewährung von Auskunftsansprüchen aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB. Ferner scheint es, als ob sich das Schrifttum, selbstredend gestützt auf Urteile und Beschlüsse, mit der Frage nach Auskunftsrechten auf Grundlage der Generalklausel ausschließlich vor einem vermögensrechtlichen Hintergrund auseinandersetzt. Im Folgenden soll es nun darum gehen, die jeweilige Rechtsprechung genauer zu untersuchen und festzustellen, inwieweit eine Anspruchsgrundlage gerichtet auf Auskunft tatsächlich aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB hergeleitet werden kann. Hierzu erforderlich ist auch eine konkrete Herleitung der den Ansprüchen zugrundeliegenden Pflicht zur Auskunftserteilung sowie eine exakte Differenzierung zwischen den entsprechenden Begrifflichkeiten. Aus all diesen Überlegungen soll als ein eigener Lösungsvorschlag der Auskunftsanspruch aus der ehelichen Generalklausel auf ein sicheres dogmatisches Fundament gehoben werden. aa) Herleitung und Grundlage des Auskunftsanspruchs Das Recht auf Erlangung einer Auskunft und die hiermit korrespondierende Pflicht zur Erteilung derselben findet im Rahmen der als Anspruchsgrundlage fungierenden Generalklausel des Eherechts ihre Grundlage abermals in der bereits erläuterten Pflicht zur ehelichen Lebensgemeinschaft. Aus den sich hieraus ergebenden einzelnen Rechten und Pflichten der Ehegatten soll auch die Pflicht zur Auskunftserteilung erfolgen. Das Bestehen des Auskunftsrechts respektive der Auskunftspflicht wird uneingeschränkt festgestellt, jedoch wird sie teils aus unterschiedlichen Pflichten der ehelichen Generalklausel hergeleitet. Mitunter sparen sich viele Ausführungen aber auch eine dezidierte Herleitung und sehen die Auskunftspflicht im Rahmen der Auflistung der Pflichten des § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB einfach als gegeben an.408 Zu erwähnen sind zunächst die Ausführungen Weinreichs und Hahns. Wenngleich von keinem der beiden eine ausführlichere Herleitung erfolgt, erwähnen die genannten Autoren im Gegensatz zum Großteil des Schrifttums den Auskunftsanspruch der ehelichen Generalklausel nicht kommentarlos innerhalb der ehelichen Pflichten, sondern weisen die sich aus dem Anspruch ergebende Pflicht einem konkreten Wesenselement der ehelichen Lebensgemeinschaft zu. So erörtert Weinreich den Auskunftsanspruch innerhalb der Darstellungen der sich aus der 408 Vgl. etwa beispielhaft Schwab/Borth, § 8, Rn. 641: Der Anspruch folge „aus den Wirkungen der Ehe“; Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 97 ff. verzichtet – zumindest bezüglich des Auskunftsanspruchs – auf eine konkrete Herleitung und stellt ihn im Rahen der „ehelichen Pflichten im einzelnen“ dar; auch Soergel/Lipp, § 1353, Rn. 60 behandelt die Thematik ohne Herleitung innerhalb der „inhaltlichen Konkretisierung der Lebensgemeinschaft“; Grandel/ Stockmann/Vlassopoulou/Teubel, Eheliche Lebensgemeinschaft (Ehewirkungen), Rn. 22: Die „Auskunftspflicht“ folge „aus der Verpflichtung zur ehelichen Lebensgemeinschaft“.

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ehelichen Lebensgemeinschaft ergebenden Pflicht zu Beistand und Rücksichtnahme.409 Jedoch findet eine Eingrenzung dahingehend statt, dass es sich nach Weinreich lediglich um Pflichten auf Beistand und Rücksichtnahme in wirtschaftlichen Angelegenheiten handeln soll.410 In eine ähnliche Richtung gehen auch die Ausführungen Hahns, stellt er doch den Auskunftsanspruch innerhalb der ehelichen Pflicht zu Beistand und Fürsorge dar.411 Jedoch ist dies die allgemeinere Darstellung, da er sich in seinen Ausführungen nicht auf wirtschaftliche Angelegenheiten beschränkt. Insoweit kann festgehalten werden, dass für beide Autoren der Auskunftsanspruch im Zusammenhang zur ehelichen Pflicht auf gegenseitigen Beistand steht. Von den Stimmen, die den Auskunftsanspruch aus der ehelichen Generalklausel demgegenüber in begründender Weise herleiten, ist zunächst die Position Kentgens’ zu erwähnen. Ausgangspunkt für ihn ist zunächst die volle eheliche Lebensgemeinschaft, zu deren Erreichung die Ehepartner alles zu tun haben, was hierfür erforderlich ist. Vor allem verpflichte sie die Eheleute zu gegenseitiger Achtung, Offenheit, Vertrauen und gegenseitiger Rücksichtnahme. Aus diesen vier einzelnen Wesenselementen entspringt für ihn auch die Pflicht zur Erteilung von Auskünften, da für Kentgens die Auskunft mit den genannten Prinzipien und Wesenselementen in einer Reihe stehe.412 Eine der wenigen weiteren expliziten Herleitungen des Auskunftsanspruchs stellt ferner diejenige Erbarths dar. Zur Begründung stellt er das aus der ehelichen Lebensgemeinschaft folgende Prinzip des gegenseitigen Achtens, das Vertrauensprinzip und das Gegenseitigkeitsprinzip in den Vordergrund. Hieraus begründe sich das bereits erwähnte Recht sowie die damit einhergehende Pflicht der Eheleute auf Beistand und Rücksichtnahme. Aus der Pflicht zu Beistand und Rücksichtnahme leitet Erbarth schließlich den Auskunftsanspruch ab.413 Mögen die beiden zuletzt genannten Autoren einen teilweise unterschiedlichen Weg der Begründung des Auskunftsanspruchs wählen, so weisen sie doch auch Gemeinsamkeiten auf, indem beide ein mögliches Auskunftsrecht aus der der ehelichen Lebensgemeinschaft entspringenden Pflicht der gegenseitigen Rücksichtnahme erkennen. Es fällt jedoch auf, dass Kentgens dies im Gegensatz zu Erbarth weniger als eine konkrete Herleitung ausgestaltet, sondern für ihn die Erteilung einer Auskunft als gleichrangige Pflicht neben der Rücksichtnahme steht. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass für beide das Recht auf Auskunft im Rahmen der ehelichen Generalklausel nicht einfach der Sache nach besteht, sondern dieses wiederum auf anderen Prinzipien und Wesenselementen der ehelichen Lebensgemeinschaft basiert. Folglich handelt es sich auch bei den beiden vorgestellten Positionen nicht um einen Streit, der eine Entscheidung erfordert. Vielmehr kann beiden 409 410 411 412 413

PWW/Weinreich, § 1353, Rn. 16 ff., 21. Vgl. die Überschrift bei PWW/Weinreich, § 1353, Rn. 16. Bamberger/Roth/Hahn, § 1353, Rn. 16 ff., 22. Vgl. Kentgens, S. 77 f., insb. S. 78. Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1948).

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dahingehend zugestimmt werden, dass ein Auskunftsanspruch gemäß § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB unter anderem auf den Prinzipien des gegenseitigen Beistands und der Rücksichtnahme der Ehepartner fußt. Des Weiteren kann zur Herleitung eines Auskunftsanspruchs aus der ehelichen Generalklausel auf die bereits dargestellte Pflicht der Mitentscheidung sowie der Pflicht, stets um eine gemeinschaftlich getroffene Entscheidung bemüht zu sein, zurückgegriffen werden. Diese Elemente des eherechtlichen Pflichtenkatalogs verdeutlichen, dass die Ehe geprägt sein soll von gemeinschaftlichem Zusammenwirken der Ehegatten untereinander. Die mit einem Auskunftsanspruch eingeholten Informationen werden selten anlasslos oder gar nur der Information wegen erbeten, wie sich bereits bei den kodifizierten familienrechtlichen Auskunftsansprüchen gezeigt hat. Das Erfordern einer Auskunft und die mit ihr korrespondierende Erfüllung des Auskunftsanspruchs setzt seiner Natur nach ein gemeinschaftliches Zusammenwirken der Parteien voraus. Unter den Vorzeichen eines ehelichen Zusammenlebens verdeutlicht sich dies umso mehr, da die einzufordernden Informationen stets einen Bezug zur gemeinsamen Ehe haben. Es kann also davon ausgegangen werden, dass Auskünfte, die auf die eheliche Generalklausel gestützt werden, stets an dem ehelichen Zusammenleben orientiert sind, hierin ihren Ursprung haben und potentiell zumindest die Chancen erhöhen, das eheliche Zusammenleben sowie eine gemeinschaftliche Entscheidungsfindung zu erleichtern. Somit kann zusammenfassend festgehalten werden, dass der Auskunftsanspruch im Rahmen der eherechtlichen Generalklausel aus dem Recht auf Beistand und Rücksichtnahme sowie aus der Pflicht, stets um eine gemeinschaftlich getroffene Entscheidung bemüht zu sein, hergeleitet werden kann. An seiner Existenz bestehen keinerlei Zweifel, da selbst die Stimmen, die sich keiner ausführlichen Herleitung bedienen, den Auskunftsanspruch dennoch einhellig anerkennen. bb) Die Differenzierung zwischen „Unterrichtung“ und „Auskunft“ Wenngleich die Herleitung eines Anspruchs auf Informationsgewährung aus der Generalklausel einer vertiefenden Begründung zugeführt werden konnte, bedarf es noch einer Eingrenzung der sich aus ihm ergebenden potentiellen Rechtsfolgen. (1) Problemaufriss Die Generalklausel des Eherechts stellt mit ihrer immens wichtigen Rolle für die Rechtsanwendung keinen Einzelfall dar, sondern teilt das Schicksal, dass sie hauptsächlich vor Gericht relevant wird, mit vielen weiteren Normen dieser Art. Greift man nun eine beliebige höchstrichterliche Entscheidung, die der auf § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB gestützten Informationsverschaffung dient, also Ansprüche auf Mitteilung von Tatsachen gewährt, beispielhaft heraus, so ergibt sich oftmals das Bild, dass die jeweiligen Begründungen der Urteile und Beschlüsse nach eigener Aussage einen „Auskunftsanspruch“ aus der eherechtlichen Generalklausel

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gewähren oder gegebenenfalls prüfen, dessen Inhalt sie dahingehend definieren, dass ein Ehepartner den anderen über einen bestimmten Informationskreis zu „unterrichten“ habe.414 Dass derartige Formulierungen keine Einzelfälle sind, bestätigt ein Blick in die hierauf gestützte Literatur und die Rechtsprechung.415 Wenngleich beide Begriffe selbstredend die Mitteilung von Tatsachen an eine andere Person behandeln, bestehen dennoch gravierende Unterschiede, die keinesfalls lediglich eine begriffliche Spitzfindigkeit darstellen.416 Eine derartige Vermengung der Begriffe oder gar ihr synonymer Gebrauch ist aus zwei Gründen problematisch: 1. Zum einen überrascht eine solche undifferenzierte Verwendung der Begrifflichkeiten vor dem Hintergrund der vorab erfolgten Analyse der gesetzlich kodifizierten familienrechtlichen Auskunftsansprüche des BGB. Jeder dieser Ansprüche war entweder wegen der amtlichen Überschrift oder des jeweiligen Wortlauts der Rechtsfolge klar als Auskunftsanspruch benannt oder es wurde explizit eine Auskunft geschuldet. Eine Unterrichtung war nie Folge eines Anspruchs. Ferner wurde im Rahmen dieser Ansprüche eine Auskunft oftmals in der innerhalb der einleitenden Kapiteln beschriebenen Form gewährt (§§ 259 ff. BGB); auch der Wortlaut des § 260 Abs. 1 BGB führt nur die Erteilung einer „Auskunft“ an.417 Diese Institute gewähren stets lediglich die Auskunftserteilung in einer entsprechenden Form und sind, wie noch zu zeigen sein wird, unabhängig von einer etwaigen Unterrichtung zu betrachten. 2. Überdies folgt ein noch größeres Problem in Bezug auf die beiden Begriffe vor dem Hintergrund des Gesetzestextes. Das BGB kennt beide Begriffe und differenziert vor allem eindeutig zwischen ihnen. Bereits § 1386 Abs. 3 BGB a. F. sprach von einer Unterrichtung bezüglich des Stands des Vermögens, obwohl das BGB zu 414

Vgl. etwa BGH FamRZ 2012, S. 1785 (1788): in Rz. 44 stellt das Gericht fest, dass § 1353 Abs. 1 BGB eine Auskunftspflicht enthält, im direkt darauf folgenden Satz wird diese plötzlich zu einer „Unterrichtungspflicht“ und nach Subsumtion unter der gegebenen Sachverhalt abgelehnt. Auch schon im Rahmen der Entscheidungsgründe von BGH FamRZ 1976, S. 516 (517) spricht das Gericht von zu erteilenden „Auskünften“ und weist im direkt darauf folgenden Satz darauf hin, dass aus der ehelichen Generalklausel die Pflicht erwachse, sich gegenseitig zu „unterrichten“. Vgl. auch insb. OLG Köln FamRZ 2009, S. 605 (605): Das Gericht erkennt in § 1353 BGB zunächst eine Verpflichtung zur wechselseitigen „Information“, definiert diese dann als „sog. Unterrichtungsanspruch“, um in der Subsumtion zu dem Ergebnis zu gelangen, dass dieser „Auskunftsanspruch“ nicht bestehe. 415 BGH FamRZ 2005, S. 689 (689 f.); so definiert auch etwa Kentgens die Auskunft im Rahmen von § 1353 BGB unglücklicherweise dahingehend, dass die Ehegatten verpflichtet sind, einander über Umstände zu unterrichten, vgl. ebd. S. 78; auch Palandt/Siede, § 1353, Rn. 13 spricht unter der Überschrift „Auskunft“ nur von einem „Unterrichtungsanspruch“; vgl. auch Erman/Kroll-Ludwigs, § 1353, Rn. 20: „[…] folgt eine Auskunftspflicht über die Vermögensverhältnisse, […] über die in groben Zügen zu unterrichten ist“. 416 Die Problematik so zuerst festgestellt von Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1944 ff.); sowie auch in BeckOGK/Erbarth, § 1353, Rn. 399 ff. Neben dessen Darstellungen differenziert, soweit ersichtlich, lediglich noch Voppel hieran anknüpfend zwischen Unterrichtung und Auskunft i. R. v. § 1353 BGB, vgl. Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 97 ff. 417 Vgl. zu den §§ 259 BGB f. die Ausführungen bei § 2 II. 2.

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diesem Zeitpunkt bereits Ansprüche, gerichtet auf Auskunft, kannte. Generell kann gerade innerhalb des vierten Buchs des BGB verdeutlicht werden, dass es der Grundkonzeption des Gesetzes widersprechen würde, die Begriffe der Auskunft wie der Unterrichtung synonym zu gebrauchen. So gewährt etwa der bereits oben418 analysierte § 1435 BGB, der die Pflichten des Gesamtgutverwalters in einer bestehenden Gütergemeinschaft regelt, in seinem zweiten Satz sowohl eine Unterrichtung (Alt. 1) als auch eine Auskunft (Alt. 2).419 Gerade die dort enthaltene Unterrichtungspflicht der ersten Alternative entspricht und ergänzt nach herrschender Meinung eine solche aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB und ist in der zuerst genannten Norm nur aus Gründen der Klarstellung im Gesetz mit angeführt.420 Ferner stellt auch der Verwirrung stiftende Wortlaut des § 1385 Nr. 4 BGB klar, dass zwischen Auskunft und Unterrichtung nicht nur begrifflich unterschieden werden sollte, sondern es sich überdies um zwei verschiedene Ansprüche in verschiedenen Stadien handeln muss.421 Nach allem Gesagten festigt sich das Bild zweier verschiedener Institute: Auskunft einerseits, Unterrichtung andererseits. Folglich bedarf es einer genaueren Untersuchung der sich hieraus ergebenden jeweiligen Unterschiede im Rahmen der Anspruchserfüllung sowie ihrer dogmatischen Einordnung. (2) Unterrichtung Nach einhelliger Meinung gewährt § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB zunächst einen Anspruch auf Unterrichtung. Höchstrichterlich wurde dies erstmals 1976 entschieden.422 In dieser Entscheidung stellte der BGH zum ersten Mal klar, dass ein Ehegatte nach § 1353 BGB verpflichtet ist, seinem Ehepartner während des Bestehens der Ehe wenigstens in groben Zügen über die von ihm vorgenommenen Vermögensverschiebungen zu unterrichten. Dieses Verlangen könne mit dem Antrag423 auf Her418

§ 4 I. 2. Mit gleicher Argumentation auch Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 97; sowie BeckOGK/ Erbarth, § 1353, Rn. 416. 420 Soergel/Gaul/Althammer, § 1435, Rn. 5; Bamberger/Roth/Siede, § 1435, Rn. 3; vgl. auch schon oben, § 4 I. 2. a), dort insb. Fn. 41. 421 Im Zuge der Neuregelung dieser Norm bestand zunächst Streit im Schrifttum, ob § 1385 Nr. 4 BGB tatbestandlich die informatorische Pflicht aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB oder diejenige aus § 1379 Abs. 2 BGB erfasst. Diese Kontroverse entstand einmal mehr aufgrund der Verwendung beider Begrifflichkeiten im Normtext, da die eheliche Generalklausel mit dem Begriff der „Unterrichtung“, § 1379 Abs. 2 BGB hingegen mit dem der „Auskunft“ in Verbindung gebracht wurde. Vgl. generell zu der Thematik Jaeger, FPR 2012, S. 91 (96). Der Streit verlor an Brisanz, nachdem der BGH klargestellt hat, dass § 1385 Nr. 4 BGB lediglich die Verletzung der aus der ehelichen Generalklausel erfolgenden Pflicht umfasse, BGH FamRZ 2015, S. 32 ff. 422 BGH FamRZ 1976, S. 516 f. = FamRZ 1978, S. 677 f. Zuvor entschied bereits 1967 das OLG Hamburg, dass aus der ehelichen Lebensgemeinschaft eine Pflicht zur Unterrichtung erwachse, vgl. OLG Hamburg FamRZ 1967, S. 100 (100). 423 Damals noch „Klage“ auf Eheherstellung, vgl. BGH FamRZ 1976, S. 516 (517). 419

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stellung der Ehe geltend gemacht werden. Ein derartiger Anspruch wird seitdem in ständiger Rechtsprechung gewährt und ist nicht von einem bestimmten Güterstand abhängig.424 Fraglich ist, ob der Unterrichtungsanspruch ein Gläubigerbegehren voraussetzt. Dies könnte man im Hinblick auf die Unterrichtung gemäß § 1435 S. 2 Alt. 1 BGB, wo dies überwiegend abgelehnt wird,425 hier ebenfalls verneinen. Für eine solche Annahme spräche nicht zuletzt der bereits angesprochene Zusammenhang zwischen der Norm des § 1435 BGB mit der ehelichen Generalklausel, da die Unterrichtungspflicht der erstgenannten Norm ihre „tiefere Grundlage in der Pflicht zur ehelichen Lebensgemeinschaft“ hat.426 Jedoch greift der Vergleich mit oder der Rückgriff auf die der Gütergemeinschaft entspringenden Norm insoweit nicht, da im Rahmen der anderen Güterstände eine derartige unaufgeforderte und regelmäßige Unterrichtung eines Ehegatten vor dem Hintergrund von Gütertrennung und Zugewinngemeinschaft, die wie gezeigt im Grunde ebenfalls ein System der Gütertrennung darstellt, nicht zu rechtfertigen ist.427 Ein konkreter Anlass muss zur Geltendmachung des Unterrichtungsanspruchs aber nicht bestehen.428 Nach Ansicht von Rechtsprechung und Literatur umfasst die Unterrichtung als Rechtsfolge einen groben Überblick, mitunter auch im „Großen und Ganzen“,429 der aber keine Details wie die Vorlage von Unterlagen oder Belegen zu umfassen braucht, der folglich ein grobes Raster beziehungsweise eine grobe Übersicht meint, die jedoch in jedem Falle das Wesentliche benennt.430 Inhaltlich bezieht sich eine Unterrichtung dieser Art nach Ansicht von Schrifttum und Gerichten etwa auf den Bestand des Vermögens und auf größere Veränderungen des Bestands (etwa im Form von vorgenommenen Transaktionen seit der letzten Unterrichtung), auf den Umfang der Aktiva und Passiva, auf die vermögensrechtliche Planung für die nähere Zukunft sowie auf das laufende Einkommen des Ehepartners.431 Der Umfang der vorab beschriebenen Unterrichtung selbst verdeutlicht bereits, dass eine Unterrichtung nicht in Form der §§ 259 BGB ff. zu gewähren ist. Einer Unterrichtung in „groben Zügen“ widerspricht es, Belege und Verzeichnisse vor424

BeckOGK/Erbarth, § 1353, Rn. 400. Vgl. etwa NK-BGB/Völker, § 1435, Rn. 6; Bamberger/Roth/Siede, § 1435, Rn. 3; Soergel/Gaul/Althammer, § 1435, Rn. 5. 426 Soergel/Gaul/Althammer, § 1435, Rn. 5. 427 Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1947); Gernhuber/Coester-Waltjen, § 35, Rn. 16 – 18. 428 BeckOGK/Erbarth, § 1353, Rn. 410. 429 Schwab, Rn. 321; OLG Hamburg FamRZ 1967, S. 100 (100). 430 Vgl. etwa Gernhuber/Coester-Waltjen, § 35, Rn. 16 – 18; BeckOGK/Erbarth, § 1353, Rn. 412; Muscheler, Rn. 338; Soergel/Lipp, § 1353, Rn. 60; Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 97; Jaeger, FPR 2012, S. 91 (95 f.); BGH FamRZ 2015, S. 32 (33); OLG Bamberg FamRZ 2009, S. 1906 (1907); OLG Hamm FamRZ 2000, S. 228 (229); OLG Karlsruhe FamRZ 1990, S. 161 (162). 431 Vgl. etwa MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 38; Knoop, NJW-Spezial 2015, S. 196 (196); Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1947); Gernhuber/Coester-Waltjen, § 35, Rn. 16 – 18; Löhnig, JA 2015, S. 641 (641); Schwab/Volker, § 15, Rn. 329; OLG Karlsruhe FPR 2002, S. 312 (313); BGH FamRZ 2015, S. 32 (33); OLG Brandenburg FamRZ 2008, S. 1441 (1442). 425

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zulegen oder eine eidesstattliche Versicherung verlangen zu können. Begründet wird dies auch mit der Einstufung dieser Pflichten als unangemessen für Ehegatten.432 Ein Anspruch auf Einsicht in Geschäftsbücher wird ebenfalls abgelehnt.433 Hintergrund und Zweck einer derart zu erfüllenden Unterrichtung ist demnach das Schaffen der Möglichkeit für den die Unterrichtung erbetenen Ehepartner, sich immerhin ein ungefähres Bild über die Vermögenslage seines Partners machen zu können.434 Hierdurch kann sich ferner ein Eindruck über den gegenwärtige Bestand des ehelichen Vermögens insgesamt ergeben.435 Da die weit überwiegende Mehrzahl der Ehegatten im gesetzlichen Güterstand leben, ist ihnen diese Kenntnis wegen der Konzeption des Güterstands im Grunde stets verwehrt, da sie aufgrund der eigenständigen Vermögensverwaltung eines jeden Ehegatten keine andere Möglichkeiten haben, Kenntnis über den „gesamten“ Vermögensbestand und somit die finanzielle Grundlage der Ehe zu erlangen. Durch die mittels der Unterrichtung eingeholten Information über den gegenwärtigen Bestand des Vermögens des jeweils anderen besteht ferner die Möglichkeit, die Grundlage für den Familienunterhaltsanspruch nach §§ 1360, 1360a BGB beziffern zu können.436 Somit kann zu den Ausführungen bezüglich der sich aus der ehelichen Generalklausel ergebenden Pflicht zur Unterrichtung festgehalten werden, dass sich die geschuldete „Unterrichtung“ stets auf Informationen über den vermögensrechtlichen Bereich der Ehegatten bezieht.437 Als erstes Zwischenfazit ergibt sich somit, dass sich die Unterrichtung von einer Auskunft in vielerlei Hinsicht unterscheidet. Zunächst ist es im Rahmen einer Auskunftserteilung nicht ausgeschlossen, dass Belege oder gar Verzeichnisse vorgelegt werden, wohingegen die Anwendbarkeit der §§ 259 ff. BGB im Falle der Unterrichtung ausgeschlossen ist. Folglich wird eine Auskunft auch stets allumfassend oder so präzise wie möglich erteilt und nicht nur in einem groben Rahmen. Weder der Gesetzeswortlaut noch die Ausführungen eines Gerichts bezüglich eines kodifizierten Auskunftsanspruchs normieren eine nur „ungefähre“ Auskunftserteilung oder lassen eine solche genügen. Schließlich bezieht sich die Unterrichtung aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB stets auf einem pekuniären Kontext. Mag zwar die Mehrzahl der normierten familienrechtlichen Auskunftsansprüche im BGB auch einen reinen oder auch meist weit überwiegenden vermögensrechtlichen Hintergrund haben, sind Auskunftsansprüche, die auf einen reinen persönlichen Informationsgehalt zielen, dennoch gegeben und möglich.

432 So explizit von Löhnig/Plettenberg, NZFam 2015, S. 49 (49); vgl. darüber hinaus BGH FamRZ 2015, S. 32 (35); Jaeger, FPR 2012, S. 91 (96); Lell, S. 16; Palandt/Siede, § 1353, Rn. 13; MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 38; BeckOGK/Erbarth, § 1353, Rn. 411. 433 MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 38. 434 Kentgens, S. 81. 435 OLG Bamberg FamRZ 2009, S. 1906 (1907). 436 Schwab/Borth, § 8, Rn. 641. 437 Erman/Kroll-Ludwigs, § 1353, Rn. 20; Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 97.

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(3) Auskunft Die Fragen, die sich nach den bisherigen Ausführung stellen, sind nun, inwieweit neben der Unterrichtung auch eine „Auskunft“ aus der ehelichen Generalklausel gewährt wird; ebenso, ob eine solche Unterscheidung aufgrund der lebhaften Rechtsprechung und quasi unstrittiger Behandlung im Schrifttum überhaupt notwendig sein muss. Die Beantwortung dieser aufgeworfenen Fragen ist jedoch vor dem Hintergrund der bis hierhin erfolgten Untersuchungen der Auskunftsansprüche im Familienrecht möglich und erforderlich. (a) Die Entscheidung des BGH vom 2. 6. 2010 Die Gewährung einer Unterrichtung, auch wenn jene als „Auskunft“ oder der ihr zugrundeliegende Anspruch gar als „Auskunftsanspruch“ deklariert war, erfolgte stets nur in den aufgezeigten „groben Zügen“. Dies änderte sich im Jahre 2010 durch eine Entscheidung des BGH.438 Dieser lag folgender Sachverhalt und Verfahrensgang zugrunde: Ein inzwischen volljähriger Kläger, der Abkömmling aus einer mittlerweile geschiedenen Ehe war, verlangte von seinem inzwischen wiederverheirateten Vater Auskünfte zur Berechnung des ihm zustehenden Anspruchs auf Unterhalt. Über das Vermögen des Vaters wurde 2001 das Insolvenzverfahren eröffnet. In den darauf folgenden Jahren (2004 bis Mitte 2006) ging er keiner Erwerbstätigkeit nach, sondern verrichtete Arbeiten am Haus seiner neuen Ehefrau und lebte fortan auch von deren Einkünften. Im Jahr 2006 nahm er sodann eine selbstständige Tätigkeit als Hausmeister auf. Die Einkünfte aus dieser Tätigkeit haben unter dem notwendigen Selbstbehalt gelegen. Sein Sohn verlangte von ihm sowohl Auskunft über sein Einkommen als auch Auskunft über das Einkommen und das Vermögen von dessen zweiter Ehefrau, einhergehend mit dem Verlangen entsprechender Belege. Der Vater entgegnete, dass er die ihn betreffenden Auskünfte vollständig erteilt habe. Darüber hinaus sei er nicht verpflichtet, Auskünfte über das Einkommen und das Vermögen seiner Frau zu erteilen. Ferner war er der Auffassung, dass ihm aufgrund der zwischen ihm und seiner Ehefrau vereinbarten Gütertrennung kein Auskunftsanspruch gegen sie zustehe, um die notwendigen Informationen zu erlangen.439 Dem schloss sich das Amtsgericht an, indem es den Antrag auf Auskunft bezüglich des Einkommens seiner Ehefrau zurückwies.440 Es führte hierzu aus, dass sich die zugrundeliegende Vorschrift des § 1605 BGB nur auf die Auskunftspflicht zwischen in gerader Linie verwandten beziehe, nicht jedoch auf dritte Personen. Die neue Ehefrau des Vaters sei im Verhältnis zum Antragssteller als Sohn aus erster Ehe als eine solche dritte Person anzusehen.

438 439 440

BGH FamRZ 2011, S. 21 ff. BGH FamRZ 2011, S. 21 (21), Rz. 3 f. AG Arnstadt, Teilurt. v. 23. 20. 2007 – 5 F 373/06 = BeckRS 2010, 28450.

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Der Sohn legte hiergegen Berufung ein, auf die hin das OLG den Vater jedoch unter anderem zur Auskunftserteilung über die Einkommensverhältnisse seiner Frau verurteilte.441 Nach Ansicht des Berufungsgerichts müsse der Vater als auf Unterhalt in Anspruch Genommener auf Verlangen des Sohnes auch Auskünfte über die Einkünfte seiner Ehegattin erteilen, sofern dies erforderlich sei, um den Anteil am Familienunterhalt bestimmen zu können – jedoch nur in groben Zügen. Einer vonseiten des Sohnes ebenfalls verlangte Vorlage etwaiger Belege diesbezüglich müsse er allerdings nicht Folge leisten.442 Zur Begründung führte das Gericht aus, dass dem Vater als Unterhaltsschuldner bei Leistungsfähigkeit des neuen Ehegatten gegen diesen selbst ein Anspruch auf Familienunterhalt zustehe, der einerseits seinen Selbstbehalt ganz oder teilweise decken könne und folglich Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des Unterhaltsschuldners haben könne.443 Demnach müsse der Vater die notwendigen Informationen beschaffen. Zwar sei für die Bemessung des Familienunterhalts gemäß §§ 1360, 1360a BGB kein eigener Auskunftsanspruch kodifiziert, jedoch könne dem Berechtigten diese Information unter Heranziehung des Anspruchs nach § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB zugänglich gemacht werden, weshalb ihm auf diese Weise die für die Bemessung des Familienunterhalts notwendige „grobe Information“ zustehe.444 Da dem Vater selbst nur eine Information in groben Zügen zustehe, könne dem Sohn auch keine detailliertere Information zustehen, da weiterreichende Informationen vom Vater selbst rechtlich nicht zu beschaffen seien.445 Die Entscheidung des Berufungsgerichts erscheint demnach logisch vor dem Hintergrund der vorab aufgezeigten terminologischen Differenzierung. Die hiergegen gerichtete Revision verwarf schließlich der BGH mit richtungsweisender Begründung. Er schloss sich zunächst der Ansicht der Berufungsinstanz an und bejahte ebenfalls die Pflicht des Vaters, die zur Bezifferung des Familienunterhalts notwendigen Informationen über die Einkommens- und Vermögensverhältnisse seiner Frau zu erteilen.446 Dem noch vom Amtsgericht in erster Instanz vorgebrachten Argument, dass es sich bei der neuen Ehefrau des Vaters um eine im Verhältnis zum Sohn als eine am Unterhaltsverhältnis unbeteiligte dritte Person handele, tritt der BGH mit dem Argument entgegen, dass sie mit dem Unterhaltspflichtigen verheiratet sei und aufgrund der bestehenden Ehe diesem ihrerseits Unterhalt schulde.447

441 OLG Jena FamRZ 2009, S. 891 (Ls.); vgl. zu den Entscheidungsgründen BeckRS 2008, 13786. Dort wird ferner von einer „groben Information“ gesprochen. 442 Vgl. den ersten Ls., OLG Jena FamRZ 2009, S. 891 (891). 443 OLG Jena FamRZ 2009, S. 891 = BeckRS 2008, 13786. 444 OLG Jena FamRZ 2009, S. 891 = BeckRS 2008, 13786. 445 OLG Jena FamRZ 2009, S. 891 = BeckRS 2008, 13786. 446 BGH FamRZ 2011, S. 21 (22), Rz. 14. 447 BGH FamRZ 2011, S. 21 (23), Rz. 17.

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Zweiter Teil

Von immenser Bedeutung waren nun die sich hieran anschließenden Ausführungen zum Umfang der geschuldeten Auskunft.448 Zunächst stellte der BGH klar, dass dieser nicht weiter reichen könne, als dem Vater als Beklagten seinerseits ein Anspruch auf Auskunft gegenüber seiner Ehefrau zustehe, und wiederholte die schon von der Berufungsinstanz getroffenen Aussagen zur aus der ehelichen Lebensgemeinschaft herrührenden Pflicht, sich in groben Zügen über den Bestand des Vermögens, die Vermögensbewegungen sowie das laufende Einkommen gegenseitig zu unterrichten. Da die §§ 1360, 1360a BGB – im Gegensatz zum Trennungsunterhalt nach § 1361 Abs. 4 S. 4 BGB449 – nicht auf § 1605 BGB verweisen, verbleibe als Anspruchsgrundlage zur Informationsgewinnung lediglich die ehelichen Generalklausel. Hieraus ergebe sich allerdings der Umstand, dass der Umfang des Anspruchs während des Zusammenlebens schwächer sei als in der Phase des Getrenntlebens.450 Dies laufe nach Auffassung des Senats konträr zu dem Sinn und Zweck des Anspruchs auf Familienunterhalt, der nur bei genauer Kenntnis über die Einkommensverhältnisse des jeweils anderen exakt beziffert werden könne.451 Somit folge aus der ehelichen Lebensgemeinschaft auch der wechselseitige Anspruch, sich über die für die Höhe des Familienunterhalts maßgeblichen finanziellen Verhältnisse zu informieren.452 Dieser Anspruch ziele seinem Umfang nach aber „nicht nur auf eine Unterrichtung in groben Zügen, da eine derart eingeschränkte Kenntnis den Ehegatten nicht in die Lage versetzen würde, den ihm zustehenden Unterhalt zu ermitteln.“ Geschuldet werde „deshalb die Erteilung von Auskunft in einer Weise, wie sie zur Feststellung des Unterhaltsanspruchs erforderlich ist.“ Die Auskunftspflicht entspreche „damit derjenigen, wie sie nach § 1605 Abs. 1 S. 1 [BGB] besteht“.453 Geschuldet werde nach Ansicht des Gerichts jedoch trotzdem nicht die Vorlage von Belegen oder eine eidesstattliche Versicherung der getätigten Angaben.454 Somit könne der Vater die notwendigen Informationen bezüglich der Einkünfte seiner Ehefrau verlangen, weshalb er in der Lage sei, seinem Sohn die seitens des Berufungsgerichts auferlegte Auskunft zu erteilen.455 448

BGH FamRZ 2011, S. 21 (23), Rz. 19 ff. Vgl. hierzu die Ausführungen oben § 4 I. 3. c). 450 BGH FamRZ 2011, S. 21 (23), Rz. 19, 21; unter Verweis auf das Schrifttum, das den Vergleich zwischen dem Umfang der Ansprüche während des Zusammenlebens und während des Getrenntlebens anführt, vgl. etwa Schwab/Borth, § 8, Rn. 641 (in der Urteilsbegründung wurde noch auf die Vorauflage verwiesen). 451 BGH FamRZ 2011, S. 21 (23), Rz. 22. 452 BGH FamRZ 2011, S. 21 (23), Rz. 22. 453 BGH FamRZ 2011, S. 21 (23), Rz. 22; vgl. hierzu auch Schwab/Borth, § 8, Rn. 641, der dies auch schon vor besagtem Urteil forderte; ferner wurde angemerkt, dass eine andernfalls bestehende „Verschleierungsmöglichkeit“ der Ehegatten untereinander über ihre Einkünfte nicht mehr dem heutigen Eheverständnis entspreche, Löhnig, Anm. zu BGH, Urt. v. 2. 6. 2010 – XII ZR 124/08, JA 2011, S. 388 (390). 454 BGH FamRZ 2011, S. 21 (23), Rz. 23. 455 BGH FamRZ 2011, S. 21 (23), Rz. 24. 449

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(b) Konsequenzen der Entscheidung Mit seiner Entscheidung vom 2. 6. 2010 gewährte der BGH einen Anspruch auf Mitteilung von Tatsachen, der sich deutlich von den noch vorab erläuterten Unterrichtungsansprüchen unterscheidet. Letztere waren stets nur auf Information in groben Zügen gerichtet, wohingegen der Anspruch der angeführten BGH-Entscheidung aufgrund des Umfangs der geschuldeten Information deutlich als Auskunftsanspruch zu klassifizieren ist.456 Dieser qualitative Unterschied wurde auch im Schrifttum erkannt und der sich hieraus ergebende Anspruch auch als Auskunftsanspruch eingeordnet.457 Der Auskunftsanspruch verschafft dem Gläubiger aufgrund des Verweises auf § 1605 BGB eine weiterreichende Information als sie mittels des Unterrichtungsanspruchs erlangt werden könnte. Die Auskunft wird nach Ansicht des Senats in einer Weise geschuldet, dass mit ihr ein etwaiger Unterhaltsanspruch berechnet werden kann. Dies stellt eine qualitative Anforderung an eine Information, die im Wege jeglicher „groben Züge“ oder „überblicksartigen Angaben“ nicht zu verschaffen wäre.458 Geschuldet wird also eine konkrete Angabe und keine ungefähre Einschätzung. Dieser Befund deckt sich überdies auch mit den bereits oben459 dargelegten Problematiken den undifferenzierten Gebrauch der beiden Begriffe betreffend. Jegliche klar benannten Auskunftsansprüche des vierten Buchs des BGB verschaffen dem Anspruchssteller genau bezifferte oder genau benannte Erwiderungen seiner getätigten Anfrage. In keinem Fall würde eine Information in einem groben Raster genügen, da sich diese nicht mit der Intensität und dem Hintergrund des jeweiligen Auskunftsverlangens decken könnte. Zudem wird durch die klare Abgrenzung zwischen einem Unterrichtungs- und einem Auskunftsanspruch nach § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB verdeutlicht, dass die vom BGB selbst vorgenommene Unterscheidung auf die Ansprüche aus der ehelichen Generalklausel übertragen werden kann. Wenngleich auch der 2010 erstmalig gewährte Auskunftsanspruch zwar aufgrund seines Umfangs als solcher eingeordnet werden kann, bleibt aber festzuhalten, dass der BGH aus ihm im konkret in Rede stehenden Fall keinerlei Ansprüche auf Belegvorlage oder eidesstattliche Versicherung der Auskünfte ableitet.460 Dies ändert jedoch nichts an der Klassifizierung eben dieses Anspruchs als „echten“ Auskunftsanspruch, da es sich bei der Vorlage von Rechnungen, Belegen oder eidesstattlichen Versicherungen nicht um konstituierende Merkmale einer Auskunft oder 456

Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1947). Soergel/Lipp, § 1353, Rn. 60: „Jedenfalls für den Anspruch auf Familienunterhalt“; MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 38; Knoop, NJW-Spezial 2015, S. 196 (196); Soergel/Lettmaier, § 1605, Rn. 4; den Unterschied bejahend, aber kritisch in Bezug auf den konkret entschiedenen Fall insoweit Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 97a a. E. 458 Vgl. hierzu ausführlich Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1947, 1949). 459 Vgl. oben § 4 II. 1. d) bb) (1). 460 BGH FamRZ 2011, S. 21 (23), Rz. 23. 457

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gar eines Auskunftsanspruchs handelt.461 Für die Einordnung als eine Auskunft oder eine Auskunftspflicht ist lediglich der Umfang der zu erteilenden Tatsachen und Informationen entscheidend.462 (4) Resümee Zusammenfassend kann folglich festgehalten werden, dass aus der ehelichen Generalklausel zwei verschiedene Ansprüche hergeleitet werden können, die zwar gleichermaßen auf die Mitteilung von Informationen gerichtet sind, es sich bei diesen jedoch aufgrund des Umfangs der erbetenen Informationsmitteilung um zwei gänzlich verschiedene Ansprüche handelt. Somit bestätigt sich der einleitend dargelegte Eindruck, dass es einer genauen Differenzierung bedarf, die jedoch in erforderlicher Weise kaum getätigt wird, wie sich den Ausführungen zur Informationsgewinnung aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB vonseiten der Gerichte oder des Schrifttums entnehmen lässt. Eine genaue Unterscheidung ist mithin erforderlich, da nach den hier vertretenen Eingrenzungen und Definitionen verallgemeinernde Bezeichnungen wie etwa die einer „allgemeine[n] Informationspflicht nach § 1353 I BGB“ irreführend sind.463 Festzuhalten bleibt aber dennoch, dass auch der BGH selbst nach der grundlegenden vorab besprochenen Entscheidung464 in den folgenden Jahren weiter zur Verwirrung beitrug, indem er einerseits den seinerzeit gewährten Auskunftsanspruch wieder als Unterrichtungsanspruch einordnete,465 ihn andererseits aber auch wieder als Auskunftsanspruch bezeichnete.466 cc) Voraussetzungen eines Auskunftsanspruchs aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB Nachdem die notwendige terminologische Differenzierung geleistet wurde und gezeigt werden konnte, dass aus der ehelichen Generalklausel neben etwaigen Ansprüchen auf Unterrichtung auch ein Auskunftsanspruch hergeleitet werden kann, der den Maßstäben dieser Arbeit gerecht wird, bedarf es als eigenen Lösungsansatzes nun einer konkreten Herausarbeitung der Anspruchsvoraussetzungen eines Auskunftsanspruchs aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB. Einzugehen ist hierbei auch an 461

Vgl. hierzu die Ausführungen oben, § 2 I., II. 2. Osterloh-Konrad, S. 7 ff., insb. S. 11; mit gleicher Begründung auch Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1947). 463 So stellvertretend für viele Brudermüller, NJW 2010, S. 401 (401). 464 BGH FamRZ 2011, S. 21 ff. 465 Vgl. BGH FamRZ 2015, S. 32 (34 f.), Rz. 27, wo der BGH unter Bezugnahme auf die Entscheidung den Auskunftsanspruch aus FamRZ 2011, S. 21 ff. betreffend Ausführungen über den wechselseitigen Unterrichtungsanspruch und eine „Unterrichtungspflicht“ tätigt. Sofern der Senat jedoch diese Entscheidung zur Abgrenzung gegenüber der Unterrichtung und ihrem Umfang und somit zur Klarstellung aufgenommen hat, wird dies leider nicht deutlich, da insoweit an dieser Stelle keine deutliche terminologische Abgrenzung erfolgt. 466 BGH FamRZ 2012, S. 200 (201). 462

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jeweils passender Stelle auf etwaige Abgrenzungen zu den Voraussetzungen des Unterrichtungsanspruchs, um die Besonderheiten des Auskunftsanspruchs hervorzuheben. Kritisch zurückzugreifen ist erneut auf die Arbeiten Erbarths, da er, soweit ersichtlich, als bislang einzige Stimme im Schrifttum konkrete Voraussetzungen für einen aus der Generalklausel folgenden Auskunftsanspruch erarbeitet hat.467 Differenziert werden soll erneut zwischen Anwendungsbereich und Inhalt. Da es sich hier um die abstrakten Voraussetzungen eines Anspruchs, losgelöst von einem konkreten Fall handelt, erübrigen sich verallgemeinernde Ausführungen über einen stets von der zugrundeliegenden Norm und den ihn bedingenden Sachverhalt abhängigen generellen Normzweck, da ein allgemeiner Normzweck für den aus der Generalklausel folgenden Anspruch nicht festgestellt werden darf. (1) Anwendungsbereich Vorliegen muss zunächst der Tatbestand eines Auskunftsanspruchs aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB. (a) Ehe Grundvoraussetzung des Anspruchs ist zunächst die Ehe. Diese muss unter Beachtung der §§ 1303 ff. BGB wirksam geschlossen und nicht aufgehoben worden sein, da sie andernfalls keinerlei Rechtswirkungen und -pflichten nach sich zieht. Eine Ehe beginnt mit Erklärung vor dem Standesbeamten, § 1310 Abs. 1 S. 1 BGB und endet grundsätzlich mit dem Tod eines Ehegatten, andernfalls mit ihrer rechtskräftigen Scheidung durch Auflösung der gescheiterten Ehe, § 1564 BGB. Die Ehescheidung setzt zwingend ein Scheitern der Ehe voraus, welches seinerseits das Getrenntleben der Ehegatten vor Stellung des Scheidungsantrags erfordert.468 Folglich ergeben sich vier verschiedene Phasen, in denen sich (vormalige) Ehegatten als Anspruchsgegner und -schuldner gegenüber treten können: Während intakter Ehe, während des Getrenntlebens, bei gescheiterter Ehe sowie nach Abschluss des Scheidungsverfahrens. Fraglich ist, in welcher dieser Phasen ein Auskunftsanspruch aus der ehelichen Generalklausel bestehen kann.469 Während bestehender und intakter Ehe und dem damit einhergehenden ehelichen Zusammenleben der Ehegatten ist der aus der Ehe herrührende Anspruch folgerichtig zu bejahen. 467 Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1948 f.). Grundlage seiner Anspruchsvoraussetzungen waren für ihn diejenigen des richterrechtlichen Auskunftsanspruch aus Treu und Glauben, vgl. hierzu bereits oben, § 3 III. 1. 468 Zu beachten ist jedoch die Vorschrift des § 1565 Abs. 2 BGB. 469 Diese Frage stellt sich für Erbarth – vor dem Hintergrund seiner Argumentation konsequenterweise – nicht. Nach ihm setzt der Auskunftsanspruch hinsichtlich des Tatbestandsmerkmals der Ehe lediglich voraus, dass „zwischen dem Anspruchssteller und dem Anspruchsgegner einmal eine wirksame Ehe bestanden“ habe, vgl. Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1948).

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Differenziert werden muss aber zunächst im Fall des Getrenntlebens der Ehegatten. Nach § 1567 Abs. 1 S. 1 BGB leben die Ehegatten bei Fehlen der häuslichen Gemeinschaft untereinander getrennt. Hierzu wird unter anderem vorgetragen, dass ein informatorisches Verlangen nach erfolgter Trennung nicht mehr auf § 1353 BGB gestützt werden kann, da ab diesem Zeitpunkt für das Auskunftsverlangen normierte Ansprüche zur Verfügung stehen.470 Diese Ansicht verkennt jedoch, wohl aufgrund ihres vermögensrechtlichen Argumentationshintergrunds, dass von den gesetzlichen Auskunftsansprüchen, die ab dem Zeitpunkt der Trennung greifen können, lediglich vermögensrechtliche Informationen erfasst werden. Somit verbliebe ein Verlangen an Informationen, das vom Anspruchssteller aufgrund des Anwendungsbereichs der §§ 1361 Abs. 4 S. 4, 1379 Abs. 2 BGB nicht in Erfahrung gebracht werden kann und ihn ohne Anwendung des § 1353 BGB schutzlos stellen würde. Darüber hinaus folgert ein Getrenntleben, wenn es auch ein notwendiger Zwischenschritt zur Scheidung ist, nicht zwangsläufig die Auflösung der Ehe. Vielmehr wird gerade der Versöhnung und den hierzu getätigten Versuchen der Ehegatten ein hoher Stellenwert eingeräumt; ebenso knüpfen andere Normen an die nach wie vor bestehende und nicht geschiedene Ehe im Rahmen der Trennungsphase an. Somit besteht ein Auskunftsanspruch aus der ehelichen Generalklausel auch während des Getrenntlebens der Ehegatten.471 Wieder anders zu beurteilen ist die Lage während der gescheiterten, aber noch nicht rechtskräftig geschiedenen Ehe. Wann eine Ehe gescheitert ist, bemisst sich nach § 1565 Abs. 1 S. 2 BGB, der voraussetzt, dass die eheliche Lebensgemeinschaft nicht mehr besteht und nicht erwartet werden kann, dass sie wiederhergestellt wird. Das Bestehen des Anspruchs bei gescheiterter Ehe wird uneinheitlich beurteilt.472 Für die Möglichkeit der Geltendmachung des Anspruchs bei gescheiterter Ehe spricht zunächst ein Vergleich mit der vorab erläuterten Situation während des Getrenntlebens. Auch hier ist die Ehe nicht rechtskräftig geschieden und es besteht ein auf der Ehe basierender Anspruch fort, auch wenn nicht mehr von einer vollwertigen ehelichen Lebensgemeinschaft im Vergleich zu einer intakten Ehe ausgegangen werden kann. Es muss jedoch unterschieden werden: Nach dem eindeutigen Wortlaut des Gesetzes setzt das Scheitern voraus, dass die eheliche Lebensgemeinschaft nicht mehr besteht und auch nicht mehr von deren Wiederherstellung ausgegangen werden kann. Das Getrenntleben erfordert hingegen die nicht mehr 470 Schulz/Hauß, Vermögensauseinandersetzung, Rn. 762. Zwar sprechen Schulz/Hauß a. a. O. explizit über den Unterrichtungsanspruch, für diesen gelten allerdings hinsichtlich des Tatbestandsmerkmals der Ehe nach Erbarth die gleichen Voraussetzungen in Bezug auf die zeitliche Dauer und die einzelnen, hier auch dargestellten Phasen, vgl. Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1948), dort Fn. 77. 471 So auch Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1946, 1948), jedoch mit anderer Begründung. 472 Dafür wieder Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1946, 1948); allgemein für ein Fortbestehen der sich aus § 1353 BGB ergebenden Pflichten für den Zeitraum ab der Trennung bis zur Scheidung Mayer, S. 124; dagegen jedoch BGH FamRZ 2012, S. 1785 (1788), Rz. 44; OLG Karlsruhe, FPR 2002, S. 312 (313); Erman/Kroll-Ludwigs, § 1353, Rn. 20; Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 97b; Kentgens, S. 94; vgl. relativierend Schwab/Volker, § 15, Rn. 329.

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fortbestehende häusliche Gemeinschaft sowie den Willen eines Ehegatten, sie nicht mehr herstellen zu wollen, da er die eheliche Lebensgemeinschaft ablehnt. Vergleicht man nun die Situationen zwischen Getrenntleben und Scheitern, so knüpft das Getrenntleben in Bezug auf die eheliche Lebensgemeinschaft an das einseitig subjektive Verhalten eines Ehegatten an – das Scheitern der Ehe greift demgegenüber eine objektiv bestehende Lage auf, nämlich dass die eheliche Lebensgemeinschaft faktisch nicht mehr besteht. Würde man nun bei gescheiterter Ehe einen Anspruch aus § 1353 BGB herleiten wollen, würde man demnach bei nicht mehr bestehender ehelicher Lebensgemeinschaft einen Anspruch unter Heranziehung selbiger begründen wollen. Dies muss nach nach hier vertretener Auffassung abgelehnt werden, weshalb der Auskunftsanspruch aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB für den Fall der gescheiterten Ehe seine notwendige Eingrenzung erhält. Schließlich stellt sich die Frage, ob der Auskunftsanspruch nach rechtskräftiger Scheidung geltend gemacht werden kann. Vor dem Hintergrund der vorangegangenen Begründung muss dies konsequenterweise abgelehnt werden.473 Wenn ein Anspruch schon nicht bei nicht mehr bestehender ehelicher Lebensgemeinschaft, aber noch bestehendem rechtlichen Eheband geltend gemacht werden kann, gilt dies erst recht für den Fall, in dem auch noch die Ehe rechtskräftig geschieden wurde. Nach der Scheidung scheint es noch widersprüchlicher, einen Anspruch aus der ehelichen Lebensgemeinschaft herleiten zu wollen. Zusammenfassend ist also festzuhalten, dass der Auskunftsanspruch bei intakter Ehe und noch während des Getrenntlebens der Ehegatten geltend gemacht werden kann, nicht mehr jedoch nach dem Scheitern der Ehe sowie nach rechtskräftiger Scheidung. Somit bestehen in entscheidenden Punkten Unterschiede zu den Anspruchsvoraussetzungen Erbarths. Ihm ist aber dahingehend zuzustimmen, dass im Rahmen dieses Tatbestandsmerkmals die Voraussetzungen deckungsgleich mit denen des Unterrichtungsanspruchs sind.474 Entscheidend ist nämlich an dieser Stelle nicht die jeweilige „Phase“ einer Ehe, da diese nicht Auswirkungen auf den Umfang der jeweiligen Anspruchserfüllung haben soll. (b) Auskunftsverlangen Ein Auskunftsanspruch aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB bedarf ebenfalls, wie die normierten Ansprüche des vierten Buchs, eines Verlangens des Anspruchsstellers. Es ist also eine Anfrage seitens des die Auskunft Verlangenden nötig, damit er die Informationen erhält.475 Somit handelt es sich auch bei dem Auskunftsanspruch

473

So auch schon BGH FamRZ 1976, S. 513 (517); sowie generell Mayer, S. 124 f.; für das Bestehen des Anspruchs auch nach der Scheidung hingegen wieder Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1946). 474 Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1946, 1948). 475 So auch BeckOGK/Erbarth, § 1353, Rn. 423.

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Zweiter Teil

der ehelichen Generalklausel um einen sogenannten verhaltenen Anspruch, der der aktualisierenden Geltendmachung des Gläubigers bedarf.476 Mittels dieses Gläubigerbegehrens kann ein Auskunftsanspruch auch von einem Unterrichtungsanspruch abgegrenzt werden, sofern man für letzteren ein Auskunftsverlangen ausschließt. Dies ist nach hier vertretener Ansicht zwar nicht der Fall,477 es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass eine solche Ansicht – unter Rückgriff auf den Vergleich zur Lage der Unterrichtung innerhalb der Gütergemeinschaft, § 1435 S. 2, Alt. 1 BGB – vertreten wird. Bei einem derartigen Erfordernis böte sich durch das zu verlangende Gläubigerbegehren ein hinreichendes Abgrenzungskriterium zur Unterrichtung. (c) Berechtigtes Interesse Als weitere Tatbestandsvoraussetzung verlangt Erbarth die Erforderlichkeit der Auskunft, gerichtet auf eine Rechtsverfolgung oder -verteidigung. Nach seinen Ausführungen müsse der Anspruchssteller die Auskunft benötigen, um ein konkretes Recht überhaupt oder wenigstens erleichtert verfolgen zu können.478 Geprägt ist seine Argumentation einerseits vor dem Hintergrund der Entscheidung des RG,479 in welchem es erstmals über einen Auskunftsanspruch aus Treu und Glauben entschied, dessen Voraussetzungen er denjenigen des Auskunftsanspruchs aus der eherechtlichen Generalklausel zugrunde legte. Andererseits mag aber auch die erläuterte BGHEntscheidung Einfluss auf diese Tatbestandsvoraussetzung genommen haben, stand bei ihr doch die explizite Möglichkeit der Verfolgung eines Unterhaltsanspruchs in Rede.480 Zunächst ist festzuhalten, dass es eines derartigen, den Anspruch einschränkenden Merkmals bedarf, da der Auskunftsanspruch, im Gegensatz zum Unterrichtungsanspruch, nicht anlasslos gewährt werden kann.481 Da es keinen allgemeinen Auskunftsanspruch hinsichtlich jeder erdenkbaren Information gibt, darf ein solcher auch nicht über Umwege zwischen Ehegatten bestehen.482 Gerade im Bereich der Auskunftsansprüche zwischen Ehegatten bedarf es einer Eingrenzung auf tatbestandlicher Ebene, um zu verhindern, dass sich ein etwaiges Auskunftsrecht uferlos ausweitet hin zu einem gläsernen Ehegatten, der sich plötzlich jeglicher Anfragen ausgesetzt sehen müsste, wogegen er sich nur nachträglich zur Wehr setzen könnte. Dennoch stellt sich die Frage, ob das Merkmal der Erforderlichkeit – oder aber ein vergleichbares eingrenzendes Merkmal – an der Verfolgung etwaiger bestehender 476

Vgl. zu diesem Terminus Gernhuber/Coester/Waltjen, § 35, Rn. 16 – 18. Vgl. insoweit die Ausführungen oben § 4 II. 1. d) bb) (2). 478 Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1948 f.). 479 RGZ 108, S. 1 (7). 480 BGH FamRZ 2011, S. 21 ff. 481 Vgl. bereits oben, § 4 II. 1. d) bb) (2); vgl. auch BeckOGK/Erbarth, § 1353, Rn. 410, 422. 482 Bezüglich der Ablehnung einer allgemeinen Auskunftspflicht vgl. beispielhaft BGH NJW 1978, 1002 (1002) m. w. N.; Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1948). 477

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Rechte oder zumindest deren Erleichterung festgemacht werden kann. Zwar stellen wohl die weit überwiegenden, aber in keinem Falle alle Auskunftsbegehren solche dar, die der Informationsgewinnung für eine weitergehende Rechtsverfolgung dienen. Aber gerade Auskünfte im (höchst-)persönlichen Bereich müssen nicht zwangsläufig, im Gegensatz zu solchen im vermögensrechtlichen Feld, im Rahmen der prozessualen Verwertung fruchtbar gemacht werden. Dies heißt im Umkehrschluss jedoch nicht, dass eine Auskunft nur um der Auskunft willen verlangt werden kann und soll. Gerade weil ein potentieller Auskunftsanspruch aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB nicht anlasslos gewährt werden darf, wäre eine derartige Handhabe der Anspruchsvoraussetzungen inkonsequent. Allen bis hierhin untersuchten Auskünften zur weiteren Rechtsverfolgung wie auch solchen ohne einen derartigen Anlass ist gemein, dass sie in einer dem Anspruchssteller zustehenden Rechtsposition wurzeln. So fußt etwa der Auskunftsanspruch zur Bemessung des Unterhalts aus § 1605 Abs. 1 BGB483 (um ein Beispiel eines Auskunftsanspruchs für die weitere Rechtsverfolgung zu nennen) auf dem Verwandtschaftsverhältnis in gerader Linie der Beteiligten. Der Auskunftsanspruch über die persönlichen Verhältnisse des Kindes gemäß § 1686 BGB484 (als exponiertes Beispiel eines Anspruchs ohne Intention einer weiteren Rechtsverfolgung) wurzelt im Elternrecht des Anspruchsstellers. Dieser rechtliche Hintergrund, auf dem ein Auskunftsanspruch aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB beruht, ist die Ehe in den vorab beschrieben Stadien. Somit stellt sich die Frage, welches einschränkende Merkmal im Falle der Ehe in einer Form greifen kann, dass es etwa des Feststellungserfordernisses für den Unterhaltsanspruch im Sinne des § 1605 Abs. 1 S. 1 BGB oder dem berechtigten Interesse des anspruchsstellenden Elternteils im Falle des § 1686 BGB entspricht. Der Auskunftsanspruch wurzelt in den sich aus der ehelichen Lebensgemeinschaft ergebenden Pflichten. Wie an vorheriger Stelle485 dargelegt, wird der Anspruch aus den Wesenselementen der Pflicht zu Beistand und gegenseitiger Rücksichtnahme sowie der Pflicht der Ehegatten, stets um gemeinsame Entscheidungen bemüht zu sein, hergeleitet. Diese, einen Auskunftsanspruch im Eherecht konstituierenden Wesenselemente, können als Wertungsmaßstab fungieren, um ein notwendiges Interesse eines Ehegatten an der konkret erbetenen Auskunft qualitativ zu bewerten. Wenn der Anspruch in der ehelichen Lebensgemeinschaft wurzelt, zu der die Ehegatten einander verpflichtet sind, muss die Auskunft zu deren Verwirklichung beitragen können und mit ihr im tieferen Bezug stehen. Somit fielen schikanöse, provozierende, oder gar missbräuchlich anmutende Auskunftsverlangen von vornherein heraus, gleichsam solche, die ohne konkreten Anlass geltend gemacht werden wollen. In Anlehnung an die Wortwahl der Tatbestandsvoraussetzung des § 1686 BGB müsste dieses Interesse zudem auch berechtigt sein, was jedoch im Fall 483 484 485

Vgl. hierzu oben § 4 I. 3. a). Vgl. hierzu oben § 4 I. 5. § 4 II. 1. d) aa).

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des Anspruchs aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB nicht wie bei § 1686 BGB schon dann angenommen werden soll, sofern es keinerlei andere Möglichkeit für den Anspruchssteller gibt, an die gewünschte Information zu gelangen.486 Wann von einem berechtigten Interesse im Rahmen des ehelichen Auskunftsanspruchs demzufolge ausgegangen werden kann, soll in Anlehnung an die den Auskunftsanspruch bestimmenden Pflichten zur Rücksichtnahme, Beistand und gemeinsamer Entscheidungsfindung bestimmt werden: Erst sobald ein Auskunftsverlangen auf mindestens eines dieser Wesenselemente zielt, es zu deren Verwirklichung dient oder in ihm den Ursprung seines Auskunftsbegehren hat, kann es als berechtigt eingestuft werden. Hierdurch kann der uferlosen Ausweitung eines Auskunftsanspruchs im Eheleben Einhalt geboten werden. Darüber hinaus schafft eine derartige Anspruchsvoraussetzung auf Tatbestandsseite den notwendigen Zugang zur Bewertung einer Vielzahl von Einzelfällen. Im Ergebnis schließt dies auch nicht die von Erbarth hervorgebrachte Voraussetzung der Verfolgung weiterer Rechte aus: Es kann jedoch auch für diesen Hintergrund eines Auskunftsanspruchs noch ein weiteres, sich an der ehelichen Lebensgemeinschaft orientierendes einschränkendes Merkmal geprägt werden, welches der jeweiligen Situation vor dem Hintergrund des Eherechts angemessen ist. (d) Zusammenfassung Als Tatbestandsvoraussetzungen können mithin die intakte Ehe – auch im Falle des Getrenntlebens der Eheleute –, das Auskunftsverlangen sowie das berechtigte Interesse des Anspruchsstellers festgehalten werden. (2) Inhalt Auch im Rahmen der Rechtsfolge sind Differenzierungen erforderlich. Kritischer Maßstab für die Bestimmung der Rechtsfolgen sind abermals die Ausführungen Erbarths, aber auch das Urteil des BGH aus dem Jahr 2010.487 (a) Auskunft Bei Vorliegen seiner Tatbestandsvoraussetzungen gewährt der Anspruch aus der Generalklausel eine Auskunft, die den qualitativen Anforderungen an eine solche gerecht wird. Dies bedeutet, in erneuter Abgrenzung zur Unterrichtung, dass keine ungefähren oder nur vagen Angaben getätigt werden dürfen, sondern eine Tatsachenmitteilung in der Form zu erfolgen hat, die dem Umfang der gestellten Anfrage vollumfänglich gerecht wird.

486

NK-BGB/Peschel-Gutzeit/Ebeling, § 1686, Rn. 6 m. w. N. zur Rspr.; BeckOGK/Tillmanns, § 1686, Rn. 15 ff. 487 BeckOGK/Erbarth, § 1353, Rn. 424 ff.; Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1949); BGH FamRZ 2011, S. 21 ff.

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Hinsichtlich des konkreten Inhalts ist zu differenzieren zwischen den einzelnen möglichen Auskunftsverlangen des Gläubigers:488 Richtet sich seine Anfrage auf die vermögensrechtliche Ebene, sind die in Rede stehenden Vermögenspositionen des Auskunftsschuldners (laufende Einkünfte, Vermögen) so exakt zu beziffern, als dass ein möglicher weitergehender Anspruch des Auskunftsgläubigers von ihm hiermit berechnet werden kann.489 Falls es – zwar unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen – keinen weitergehenden Anspruch gibt, der mit der Auskunft verfolgt werden soll, muss sich die getätigte Angabe trotzdem an diesen Anforderungen hinsichtlich des Umfangs der Auskunft messen lassen. Hierdurch wird sie auch in diesem Fall den vom BGH bestimmten Kriterien gerecht.490 Bei Berührung der persönlichen Verhältnisse durch ein Auskunftsverlangen bestimmt sich sowohl die Form der Auskunftserteilung als auch ihr jeweiliger Umfang nach dem konkreten Auskunftsverlangen.491 Anders als im Falle vermögensrechtlicher Positionen entzieht sich der personale Bereich der Ehegatten einer konkreten Eingrenzung bezüglich des Umfangs der Auskunft. (b) Belegvorlage Fraglich ist, ob es einer unterstützenden Flankierung der getätigten Auskünfte mittels einer Belegvorlage bedarf. Das Bestehen einer derartigen Rechtsfolge wurde im Schrifttum überwiegend abgelehnt.492 Noch 1984 entschied der BGH, dass es grundsätzlich dem Auskunftspflichtigen überlassen sei, in welcher Weise er Auskunft erteile.493 In der dargestellten Entscheidung zum Auskunftsanspruch schloss der BGH schließlich die Vorlage von Belegen aus. Die Vorlage etwaiger Belege und eine hieraus folgende Kontrollmöglichkeit sei nach seiner Ansicht mit dem in der Ehe herrschenden Vertrauen nicht zu vereinbaren.494 Demgegenüber bejahen aber auch Stimmen im Schrifttum einen Beleganspruch im Rahmen des Anspruchs aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB.495 Nimmt man die Entscheidung des BGH zur Grundlage der Bewertung einer potentiell bestehenden Belegpflicht, stellt sich zwingend die Frage, inwieweit eine 488 Hierzu treffend Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1949): „Der Zweck des Auskunftsanspruchs bestimmt seinen Inhalt“. 489 Schwab/Borth, § 8, Rn. 641; BeckOGK/Erbarth, § 1353, Rn. 424; Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1949). 490 BGH FamRZ 2011, S. 21 (23), Rz. 22. 491 So auch Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1949); BeckOGK/Erbarth, § 1353, Rn. 424. 492 Knoop, NJW-Spezial 2015, S. 196 (196); MüKoBGB/Roth, § 1353, Rn. 38; Palandt/ Siede, § 1353, Rn. 13. 493 BGH FamRZ 1984, S. 465 (467). 494 BGH FamRZ 2011, S. 21 (23), Rz. 23. 495 Schwab/Borth, § 8, Rn. 641; Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1949); BeckOGK/Erbarth, § 1353, Rn. 425.

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Zweiter Teil

Auskunft über Einkünfte und Vermögenswerte zweckdienlich sein kann, zu deren Nachweis es keinerlei Belege erfordert. So könne ohne Möglichkeit etwaiger Sanktionen und Kontrolle – im Fall, der der Entscheidung zugrunde lag – etwa der Ehemann eine falsche Auskunft seitens seiner Ehefrau erhalten, die von ihm dann wiederum weitergegeben wird.496 Der Nachweis einer Auskunft durch entsprechende Belege lässt gerade eine solche, die auf die Mitteilung von Einkünften und Vermögen zur Berechnung eines Unterhaltsanspruchs zielt, überhaupt erst ihre wirkliche Qualität erlangen.497 Der vom BGH vorgebrachte Aspekt, dass eine Vorlage von Belegen nicht mit dem Vertrauen der Eheleute untereinander vereinbar ist, vermag nicht zu überzeugen. Hiergegen können mehrere Argumente ins Feld geführt werden: Zum einen scheint eine derartige Befürchtung hinsichtlich einer Kontrolle nicht mehr mit dem heutigen ehelichen Zusammenleben vereinbar, das nicht zu einem derartigen Verlangen nach Verschleierung der Einkünfte passt.498 Zum anderen wird im Rahmen des Auskunftsanspruchs nach § 1435 S. 2, Alt. 2 BGB499 ebenfalls die Vorlage von Belegen bejaht, weshalb es fraglich ist, warum im Rahmen eines Anspruchs aus der Generalklausel das eheliche Vertrauen anders zu bewerten sei als im Rahmen des Anspruchs aus § 1435 S. 2, Alt. 2 BGB.500 Überdies würde eine solche Annahme einen jeden Ehegatten, der von seinem Partner Auskünfte zur Bemessung des Familienunterhalts verlangen würde, schutzlos stellen, da er keine Möglichkeit hätte, die getätigten Angaben zu überprüfen. Gerade dies scheint, unter Hinweis auf die gegenseitige Beistandspflicht für vermögensrechtliche Angelegenheiten der Ehegatten nur schwerlich hinnehmbar.501 Aus alle dem ergibt sich, dass entgegen der Rechtsprechung des BGH innerhalb des eherechtlichen Auskunftsanspruchs eine Pflicht zur Vorlage von Belegen bestehen kann, sofern Auskünfte mit vermögensrechtlicher Stoßrichtung verlangt werden. Dies grenzt den Auskunftsanspruch auch von dem Anspruch auf Unterrichtung ab, der seinerseits keinen Zugang zu Belegen verschafft.502 Sofern es um Auskünfte im (höchst-)persönlichen Bereich geht, stellt sich primär die Frage nach der Zweckmäßigkeit eines Belegs und ob sich die erbetene Auskunft im konkreten Fall überhaupt belegen lässt. Sofern dies der Fall sein sollte, spricht auch im Rahmen persönlicher Verhältnisse nichts gegen eine die Auskunft belegende Quelle. Falls sich die Auskunft nicht belegen lässt, ist davon abzusehen.

496

Graba, Anm. zu BGH, Urt. v. 2. 6. 2010 – XII ZR 124/08, FamRZ 2011, S. 23 (24). Graba, Anm. zu BGH, Urt. v. 2. 6. 2010 – XII ZR 124/08, FamRZ 2011, S. 23 (24). 498 Löhnig, Anm. zu BGH, Urt. v. 2. 6. 2010 – XII ZR 124/08, JA 2011, S. 388 (390). 499 Vgl. generell hierzu oben § 4 I. 2. 500 Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1949). 501 Zur Beistandspflicht der Ehegatten vgl. NK-BGB/Wellenhofer, § 1353, Rn. 17; Staudinger/Voppel, § 1353, Rn. 54. 502 Vgl. die Ausführungen bei § 4 II. 1. d) bb) (2). 497

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Im Ergebnis kann mithin auch im Rahmen eines Auskunftsanspruchs aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB die Pflicht bestehen, Belege vorlegen zu müssen. Diese besteht jedoch – zumindest im Rahmen nichtvermögensrechtlicher Auskünfte – nicht uneingeschränkt. Diese Feststellungen ändern auch nichts hinsichtlich des oben503 Gesagten in Bezug auf die Belegpflicht als ein die Auskunft nicht konstituierendes Merkmal. Die Möglichkeit, auch Belege einzufordern, lässt den Anspruch aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB nicht erst zum Auskunftsanspruch werden, sondern ist in den vorab aufgezeigten Bereichen zweckdienlich. (c) Versicherung an Eides statt Mit gleicher Begründung wie im Falle des Beleganspruchs verneint der BGH auch die Möglichkeit der Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung der getätigten Angaben. Folglich stellt sich auch hier die Frage, inwieweit das Vertrauen zwischen Ehegatten der Abgabe einer solchen Versicherung entgegenstehen kann. Dies wird zum Teil bezweifelt unter Rückgriff eines Vergleichs auf die Rechtsprechung des BGH hinsichtlich der Pflicht zur eidesstattlichen Versicherung der Angaben im Rahmen des Zugewinnausgleichs.504 Weiter wird differenziert hinsichtlich des konkreten Stadiums der Ehe. So soll die Pflicht zur eidesstattlichen Versicherung während intakter Ehe aufgrund des Prinzips der gegenseitigen Achtung und des Vertrauens nicht gegeben sein, während des Getrenntlebens und nach rechtskräftiger Scheidung hingegen schon, da in dieser Phase diejenigen Prinzipien, die der Verpflichtung bei intakter Ehe entgegenstehen, deutlich abgeschwächt seien.505 Dem ist zuzustimmen, wobei nach hier vertretener Auffassung der Auskunftsanspruch ohnehin nicht nach der Scheidung bestünde, weshalb sich auch die eidesstattliche Versicherung nicht begründen ließe. Von Bedeutung sind die hier entwickelten Überlegungen also nur für den Zeitraum der intakten Ehe sowie für das Getrenntleben, da auch nur für diese Zeiträume ein Auskunftsanspruch angenommen wird. Konnte hinsichtlich der Belegvorlage noch eine Aushöhlung des gegenseitigen Vertrauens im ehelichen Zusammenleben abgelehnt werden, liegen die Dinge im Falle der Versicherung an Eides statt anders. Einem etwaigen Überprüfungsbedürfnis der getätigten Angaben seitens des sie verlangenden Ehegatten ist mit einer potentiellen Möglichkeit der Belegvorlage ausreichend Rechnung getragen. Eine Pflicht zur Abgabe einer Versicherung an Eides statt ließe sich überdies nur schwerlich aus den sich aus der ehelichen Lebensgemeinschaft ergebenden Wesensmerkmale und Pflichten herleiten.

503

Vgl. § 4 II. 1. d) bb) (3) (b) a. E. So jedenfalls Graba, Anm. zu BGH, Urt. v. 2. 6. 2010 – XII ZR 124/08, FamRZ 2011, S. 23 (24), wobei freilich bezweifelt werden darf, inwieweit der Vergleich vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Situationen von intakter Ehe einerseits und Zugewinnausgleichsverfahren andererseits wirklich tragfähig ist. 505 Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1949). 504

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Zweiter Teil

Somit ergibt sich für den Auskunftsanspruch aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB während intakter Ehe keine Pflicht zur eidesstattlichen Versicherung. Diese besteht jedoch ab dem Zeitpunkt des Getrenntlebens der Ehegatten. (d) Zusammenfassung Als Rechtsfolge des Auskunftsanspruchs kann folglich eine umfassend und genau zu erteilende Auskunft festgehalten werden, die, sofern dies zweckdienlich erscheint, auch belegt werden muss. Hinsichtlich des Anspruchs auf Versicherung an Eides statt ist dieser für den Zeitraum der intakten Ehe auszuschließen und besteht erst ab Getrenntleben der Eheleute. dd) Konkurrenzverhältnis Da es sich, wie aufgezeigt, um zwei verschiedene und zwingend von einander zu unterscheidende Ansprüche handelt, bedarf es der Klärung des Konkurrenzverhältnisses: Einerseits des Auskunfts- wie des Unterrichtungsanspruchs zueinander; andererseits der beiden Ansprüche zu den normierten familienrechtlichen Auskunftsansprüchen des BGB.506 (1) Auskunfts- und Unterrichtungsanspruch zueinander Beide Ansprüche sind gleichermaßen auf die Mitteilung von Tatsachen gerichtet. Somit könnte zunächst im Verhältnis der beiden Ansprüche zueinander von einem Fall des lex specialis derogat legi generali ausgegangen werden, da der Auskunftsanspruch im Wege einer detaillierteren Rechtsfolge einen Unterrichtungsanspruch im Wege der Spezialität verdrängen könnte. Um eine lex-specialis-Konstellation anzunehmen, müsste jedoch der Auskunftsanspruch als speziellere Regelung einen Unterfall des allgemeineren Unterrichtungsanspruchs darstellen und hierzu alle Tatbestandsmerkmale der allgemeineren Norm sowie ein weiteres zusätzliches Merkmal aufweisen, sodass die Ansprüche hierdurch in einem logischen Spezialitätsverhältnis zueinander stehen.507 Dies ist im vorliegenden Fall aber gerade nicht gegeben, denn hierzu müssten folglich alle Fälle des spezielleren Auskunftsanspruchs auch solche des allgemeineren Unterrichtungsanspruchs sein.508 Die Tatbestandsvoraussetzungen des Auskunftsanspruchs sind hingegen nicht von denjenigen des Unterrichtungsanspruchs erfasst, da sich erstgenannter, wie dargelegt, auch auf den persönlichen Bereich beziehen kann, wohingegen es im Rahmen der Unterrichtung beim vermögensrechtlichen Bereich der Ehegatten verbleibt.509

506 Auch diese Problematik wird lediglich von Erbarth diskutiert, vgl. FamRZ 2015, S. 1944 (1951 ff.). 507 Reimer, Rn. 197, 199; Larenz/Canaris, S. 88; Engisch, S. 226; Bydlinski, S. 465. 508 Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1951). 509 So auch Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1951).

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Somit scheidet ein auf einer Spezialität basierendes Konkurrenzverhältnis zwischen Auskunfts- und Unterrichtungsanspruch aus. Nach Erbarth gebieten es aber zutreffenderweise Sinn und Zweck der beiden verschiedenen Ansprüche, dass bei Vorliegen beider Tatbestände nur derjenige des Auskunftsanspruchs eingreift. Aufgrund der detaillierteren Anspruchserfüllung und der sich hieraus potentiell ergebenden Möglichkeit einer Rechtsverfolgung könne ein Ehegatte sein Ziel nur mittels Auskunftsanspruch verfolgen, sofern er konkrete Informationen verlangt.510 (2) Auskunfts- und Unterrichtungsanspruch zu den normierten Auskunftsansprüchen Fraglich ist, ob von einem solchen Rangverhältnis jedoch im Fall des Verhältnisses der Ansprüche aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB zu den normierten familienrechtlichen Auskunftsansprüchen des BGB ausgegangen werden kann. Alle den ehelichen Bereich tangierenden Auskunftsansprüche sind einerseits speziellere Regelungen für bestimmte Einzelfälle, die der Gesetzgeber einer konkreten Regelung unterwerfen wollte und die gegenüber der Generalklausel ein spezielleres Tatbestandsmerkmal aufweisen. Andererseits müssten eben diese Normen nach dem oben Gesagten aber auch alle Tatbestandsmerkmale des Auskunftsanspruchs aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB aufweisen. Nach den hier herausgearbeiteten Voraussetzungen bedarf es jedoch des beschriebenen berechtigten Interesses seitens des die Auskunft verlangenden Ehegatten. Dieses ist in den spezialgesetzlich geregelten eherechtlichen Auskunftsansprüchen des BGB wie etwa den §§ 1379, 1580 BGB in dieser Form nicht zu entnehmen. Somit scheidet ein derartiges Konkurrenzverhältnis aus.511 Der Gesetzgeber verfolgt jedoch das Ziel, dass die spezielleren Auskunftsansprüche an die Stelle der allgemeinen treten. Die abseits der Generalklausel normierten Auskunftsansprüche wurden einer einheitlichen und somit abschließenden Regelung unterworfen, was zur Folge hätte, dass bei Anwendung der allgemeinen Norm auf speziell geregelte Fälle den dem normierten Anspruch zugrundeliegenden Zweck für einen Teil der Fälle vereiteln würde.512 In diesem Fall kann von einer Verdrängung dieser Norm ausgegangen werden.513 510 Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1951). Verdeutlicht werden kann dies mittels der von ihm aber auch hier vertretenen Möglichkeit der Belegvorlage. 511 Anders jedoch bei Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1951 f.): Da für ihn die Anspruchsvoraussetzung im Gegensatz zum hier vertretenen berechtigten Interesse in der Erforderlichkeit der Auskunft zur weiteren Rechtsverfolgung bestand, kann er von einer Verdrängung des Anspruchs aus der Generalklausel durch die normierten Ansprüche ausgehen, da diese insoweit einen Unterfall des Anspruchs aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB darstellen. 512 Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1952). 513 Vgl. hierzu generell zunächst Larenz/Canaris, S. 89. Ebenso kann der Grundsatz lex posterior derogat legi priori angeführt werden, nach der bei Zweifelsfällen davon auszugehen ist, dass die spätere und speziellere Norm gelten soll, vgl. Erbarth, FamRZ 2015, S. 1944 (1952); sowie allgemein hierzu Reimer, Rn. 228 ff.

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Zweiter Teil

Aufgrund dieser Überlegungen kann somit auch von einem klaren Verhältnis der normierten Auskunftsansprüche zu dem Anspruch aus der eherechtlichen Generalklausel ausgegangen werden. ee) Beispielfälle Zu überprüfen ist nun, ob die vorab geschaffene dogmatische Grundlage einer Anwendung am konkreten Fall standhält. Hierzu ist zum einen auf den vom BGH am 2. 6. 2010 entschiedenen Fall zurückzugreifen, da dieses Urteil, wie gezeigt, erstmalig eine von der Unterrichtung zu unterscheidende Auskunft ermöglicht hat und da die hier vertretene Ansicht hinsichtlich etwaiger Rechtsfolgen weiter geht, als der BGH sie festgelegt hat. Zum anderen sollen die Voraussetzungen und Wirkungen eines Auskunftsanspruchs am neuen und aktuellen Problemkreis hinsichtlich der Auskunft über und dem Zugang zu digitalen Bildern der Ehezeit demonstriert werden. (1) Auskunft zur Bemessung des Familienunterhalts Im dem der Entscheidung514 zugrundeliegenden Sachverhalt führte der BGH aus, dass sich Ehegatten untereinander Auskünfte nach § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB zur Bemessung des Familienunterhalts schulden. Eine derartige Fallkonstellation ist vor allem aufgrund der Bedeutung des Familienunterhalts in einer laufenden Ehe relevant. Überdies stellt der gegebene Fall ein wohl für viele Ehen typisches Auskunftsverlangen dar, welches in einer Vielzahl von ehelichen Partnerschaften relevant werden kann. Nimmt man diesen konkreten Fall als Ausgangslage, stellt sich die Frage, ob er sich unter die hier entwickelten Anspruchsvoraussetzungen subsumieren lässt. Der von seinem Sohn aus erster Ehe auf Unterhalt in Anspruch genommene Vater lebte mit seiner zweiten Ehefrau auch in einer intakten bestehenden Ehe. Ein entsprechendes Auskunftsverlangen müsste er gegenüber der Frau geltend machen. Fraglich ist, ob diesem auch ein berechtigtes Interesse zugrunde liegen würde. Um ein Interesse zu bejahen, müsste das Auskunftsverlangen – nach hier vertretener Auffassung – in der ehelichen Lebensgemeinschaft wurzeln und die verschaffte Auskunft müsste zu ihrer Verwirklichung beitragen. Für die Einstufung des Interesses als berechtigt muss das Auskunftsverlangen auf gegenseitige Rücksichtnahme, Beistand oder die gemeinsame Entscheidungsfindung der Ehegatten zielen. Sofern er mit einem derartigen Auskunftsverlangen an seine Ehefrau herantritt, zielt die damit einzuholende Auskunft auf den Familienunterhalt ab, der die finanzielle Basis des ehelichen Zusammenlebens darstellt. Die eheliche Lebensgemeinschaft umfasst auch die vermögensrechtlichen Verhältnisse der Ehegatten zueinander. Folglich wurzelt ein Auskunftsverlangen hinsichtlich des gegenseitigen Unterhalts während intakter Ehe selbstredend in der ehelichen Lebensgemeinschaft. Ein Interesse des 514

BGH FamRZ 2011, S. 21 ff.; vgl. ausführlich hierzu oben, § 4 II. 1. d) bb) (3) (a).

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Ehemanns wäre also zu bejahen. Darüber hinaus wäre es auch als berechtigt einzuordnen, da eine derartige Auskunft unter das der ehelichen Lebensgemeinschaft zugrunde liegende Wesenselement des Beistands in vermögensrechtlichen Angelegenheiten fällt. Ein berechtigtes Interesse und somit der komplette Tatbestand wäre in dem konkreten Fall mithin erfüllt. Auf Rechtsfolgenseite wäre die Auskunft zunächst in dem konkreten Umfang zu erteilen, den auch der BGH in seinen Entscheidungsgründen vorgegeben hat.515 Entgegen der vom Senat vertretenen Auffassung könnte er hierzu jedoch – nach den hier vertretenen Kriterien – auch die entsprechenden Belege verlangen, um die von seiner Ehefrau getätigten Angaben verifizieren zu können, da es sich um eine Auskunft im vermögensrechtlichen Bereich handelt. Da davon ausgegangen werden kann, dass es sich jedoch mangels anderweitiger Angaben im vom BGH zu entscheidenden Fall um eine nach wie vor intakte Ehe handelte, bestünde für den die Auskunft verlangenden Ehemann keine Möglichkeit der Einforderung einer Versicherung an Eides statt. Zusammenfassend kann somit festgehalten werden, dass ein in Rede stehender Auskunftsanspruch zur Bemessung des Familienunterhalts unter Zugrundelegung der vorab aufgestellten Voraussetzung sowie den geschaffenen eingrenzenden Kriterien aus der eherechtlichen Generalklausel herzuleiten wäre. (2) Auskunft über und gegebenenfalls Zugang zu Bildmaterial der Ehezeit Ein relativ aktuelles und in den kommenden Jahren wohl noch stärker an Relevanz zunehmendes Thema stellt die Debatte um die Problematik hinsichtlich digitaler Bilder aus der Ehezeit dar. Oftmals sind es lediglich Fotos, die die gemeinsam verbrachte Zeit dokumentieren, mitunter handelt es sich aber um intimes Bildmaterial, bei dem ein Ehegatte den Wunsch verspürt, es nach Scheitern der Ehe unter seine Verfügungsgewalt zu bekommen.516 Besondere Brisanz entfaltet der Themenkomplex selbstredend im letztgenannten Fall. Konkrete Entscheidungen hinsichtlich etwaiger Löschungsansprüche des intimen Bildmaterials waren auch bereits Gegenstand höchstrichterliche Rechtsprechung.517 Durch die schier unendliche Möglichkeit der Reproduktion digitaler Bilder und deren digitaler Speicherungsmöglichkeit in verschiedensten Clouds und Ähnlichem sehen sich Gerichte und Gestaltungspraxis ohnehin vor neue Herausforderungen gestellt. Diskutiert wird der Themenbereich ehelichen Bildmaterials hauptsächlich vor dem Hintergrund einer gegebenenfalls bestehenden Pflicht zur Herausgabe bestimmter Fotos, einem Anspruch auf Löschung intimer Fotos oder aber der Mög515

BGH FamRZ 2011, S. 21 (23), Rz. 22. Vgl. generell zur Diskussion dieser Probleatik etwa Danninger/Seitz, NZFam 2016, S, 868 ff.; Jesgarzewski, NZFam 2017, S. 935 ff.; Erbarth, NZFam 2017, 1038 ff. 517 Vgl. hierzu BGH FamRZ 2016, S. 220 (Ls.), vgl. für den Sachverhalt und die Entscheidungsgründe GRUR 2016, S. 315 ff. Vorliegend handelte es sich allerdings um eine nichteheliche Beziehung, aus der entsprechendes Bildmaterial hervorging. 516

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Zweiter Teil

lichkeiten des Zugangs zu den Dateien und damit einhergehend der Möglichkeit der Vervielfältigung bestimmter Bilder. Unberücksichtigt bleibt jedoch meist die Frage, inwieweit festgestellt werden kann, ob überhaupt bestimmtes Bildmaterial (immer noch) dem Zugriff des Partners unterliegt, was der andere jeweils mit einem Auskunftsanspruch in Erfahrung bringen könnte.518 Da es in dem Problemfeld explizit um Bilder der Ehezeit geht, soll abstrakt519 überprüft werden, inwieweit das Eherecht und vor allem der Auskunftsanspruch aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB auf Grundlage der vorangehend aufgestellten Anspruchsvoraussetzungen zur Klärung des Problems oder wenigstens zur Unterstützung des jeweiligen Ehegatten beitragen kann. Um mittels des Auskunftsanspruchs aus der ehelichen Generalklausel in Erfahrung bringen zu können, ob und gegebenenfalls welche (intimen) Fotos der Partner aus der gemeinsamen Zeit besitzt, muss es sich zunächst zwingend um Ehegatten handeln. Da davon auszugehen ist, dass ein derartiger Konflikt nicht bei intakter Ehe auftritt, kann ein derartiges Auskunftsverlangen jedoch im Rahmen der Trennungszeit, etwa in Vorbereitung eines Scheidungsverfahrens geltend gemacht werden. Dieses müsste sich jedoch wiederum an dem Kriterium des berechtigten Interesses messen lassen. Geht man von einer Anspruchsstellung im Rahmen des Getrenntlebens aus, ist zunächst wieder fraglich, inwieweit die Anspruchsverfolgung noch zur Verwirklichung der ehelichen Lebensgemeinschaft beitragen kann.520 Das rechtliche Eheband besteht jedoch nach wie vor, weshalb sich auch die ihm zugrundeliegenden gegenseitigen Rechte und Pflichten entfalten können und die Partner alles zu unterlassen haben, was einer Verhinderung der ehelichen Lebensgemeinschaft im Weg stehen könnte. Das entsprechende Bildmaterial wurde in der Ehe erstellt, weshalb ein Bezug zum ehelichen Zusammenleben bejaht werden kann, da es den persönlichen Bereich der jeweiligen nach wie vor miteinander verheirateten Partner tangiert. Die Berechtigung des Interesses folgt aus der den Ehegatten wechselseitig obliegenden Pflicht zur gegenseitigen Rücksichtnahme. Unterstellt man, dass es sich um tatsächlich intimes Bildmaterial handelt, ist aus Rücksicht auf das Persönlichkeitsrecht wie auch die Intimsphäre des abgelichteten Ehegatten zu 518

Lediglich Danninger/Seitz gehen hierauf am Rande ein, indem sie darlegen, dass sich ein Stufenantrag mit Stellung des Auskunftsantrags auf erster Stufe anbietet, um das jeweilige Bildmaterial genau bezeichnen beziehungsweise eingrenzen zu können. Diesen wiederum leiten sie aus § 242 BGB ab, ohne auf die Möglichkeit des § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB zu verweisen, obwohl sie explizit von der Problematik im ehelichen Bereich sprechen, vgl. Danninger/Seitz, NZFam 2016, S. 868 (871 f.). 519 In Ermangelung konkret hierzu ergangener Rechtsprechung müssen die Ausführung notwendigerweise abstrakt bleiben, jedoch ist auf die angeführte Literatur, soweit möglich, einzugehen. Ein Rückgriff auf die angeführte Entscheidung des BGH scheidet insoweit aus, da vorliegend der Anspruch auf Löschung im Vordergrund stand und es sich um eine nichteheliche Lebensgemeinschaft handelte. 520 Vgl. zum Problem der zeitlichen Geltendmachung des Anspruchs bereits oben, § 4 II. 1. d) cc) (1) (a). Auch Danninger/Seitz weisen darauf hin, dass die sich aus der ehelichen Lebensgemeinschaft ergebenden Pflichten noch im Zeitraum der Trennung gelten, wenngleich in „abgeschwächter Form“, vgl. Danninger/Seitz, NZFam 2016, S. 868 (870).

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verhindern, dass beispielsweise Dritte Zugang zu den Bildern haben, gerade in Zeiten sozialer Netzwerke und digitaler Bildbearbeitung und -archivierung. Demnach wären die tatbestandlichen Voraussetzungen gegeben. Der über den potentiellen Zugriff auf die Bilder verfügende Ehegatte müsste nun Auskunft darüber erteilen, ob und welche Bilder respektive Dateien er genau besitzt. Da eine derartige Auskunft nicht im vermögensrechtlichen Bereich wurzelt, ist hinsichtlich der konkreten Form der Auskunftserteilung zu differenzieren.521 Sofern es lediglich um die Existenz von Bildern generell geht, wäre an eine einfache mündliche Auskunftserteilung zu denken. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Auskunftsgläubiger präzise Vorstellungen bezüglich der Bilder haben, welche sie auch genauer darlegen können. Sofern also der Auskunftsantrag entsprechend eingegrenzt werden kann, wäre seitens des Auskunftsschuldners eine zweckdienliche schriftliche Erteilung nötig, die genau auflistet, welche von den genannten Bildern oder welche Arten und Kategorien von Bildern darüber hinaus existieren und gegebenenfalls herausgegeben werden können. Im Ergebnis zeigt sich, dass ein auf § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB gestütztes Auskunftsverlangen auch für Fälle der Auskunftserteilung über (intimes) Bildmaterial der Ehezeit herangezogen werden könnte, sofern seine Voraussetzungen vorliegen. Je nach Fallgestaltung bedürfte es des angesprochenen Rückgriffs auf ein auf Treu und Glauben gestütztes Auskunftsverlangen dann nicht mehr.522 Abgegrenzt werden kann ein solcher Auskunftsanspruch von einem solchen auf Unterrichtung, da es sich in einem möglicherweise so sensiblen Bereich nicht anbietet, eine grobe Auflistung oder eine ungefähre Angabe hinsichtlich gespeicherten Bildmaterials zu machen. Ferner zeigt sich, dass der Auskunftsanspruch auch in der Lage ist, mit neueren Problemkreisen Schritt zu halten und auf diese zu reagieren. ff) Betrachtung der verfolgten Normzwecke Auch im Rahmen eines Auskunftsanspruchs aus der ehelichen Generalklausel soll versucht werden festzulegen, welchen Zweck er verfolgt. In Abgrenzung zu den kodifizierten familienrechtlichen Auskunftsansprüchen lassen sich jedoch für die Auskunftsgewinnung in diesem Fall keine umfangreichen Kataloge feststellen, die genau aufzeigen, in welchen Fällen eine Auskunft aus dieser Norm erteilt werden kann.523 Dies liegt zum einen an ihrer Qualität als Generalklausel, zum anderen an 521

Vgl. hierzu oben, § 4 II. 1. d) cc) (2) (a). Danninger/Seitz, NZFam 2016, S. 868 (871 f.). 523 Ein solcher Katalog wird auch nicht von Kentgens geschaffen. Zwar differenziert er zwischen vermögensrechtlichen Angelegenheiten, solchen, die der gemeinsamen Entscheidung der Ehegatten unterliegen und solchen im höchstpersönlichen Bereich, zu berücksichtigen ist aber seine unscharfe Abgrenzung zwischen Auskunft und Unterrichtung. Inhaltlich listet er im Rahmen der einzelnen Kategorien vermeintlicher Auskunftsansprüche zwar Fallgruppen auf, diese sind jedoch meist nur in der Literatur aufgeworfene Fragen und Problemkreise, die 522

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Zweiter Teil

den dargelegten, abgesehen von wenigen Ausnahmen, mangelnden terminologischen Differenzierungen in Rechtsprechung und Literatur. Aufgrund der Tatsache, dass es sich um eine Generalklausel handelt, lässt sich zudem keine abschließende Auflistung von möglichen Ansprüchen festlegen, da sie immer wieder Grundlage für neue Fälle sein soll und muss. Gleiches gilt für etwaige Normzwecke. Es muss immer am konkreten Beispiel überprüft werden, welchen Normzweck der jeweilige Anspruch im zu entscheidenden Fall aufweist. Eine abschließende Festlegung auf einen Kreis von Normzwecken verbietet sich folglich. Zur Analyse der Zwecke verbleiben zum einen die analysierte BGH-Entscheidung,524 da sie ja tatsächlich einen „echten“ Auskunftsanspruch darstellt, für den somit auch seine etwaigen Normzwecke festgelegt werden können. Ferner kann auch für den hypothetischen Fall der Auskunft betreffend ehelichen Bildmaterials überprüft werden, welche Normzwecke einem solchen Anspruch zugrunde liegen könnten. Ausgangspunkt sollen die im Rahmen der normierten Auskunftsansprüche des vierten Buchs des BGB festgestellten Zwecke sein.525 Es soll nun überprüft werden, inwieweit diese auch in den beiden vorliegenden Fallgestaltungen festgestellt werden können und ob gegebenenfalls weitere Normzwecke einschlägig sind. Im zuerst genannten Fall steht der Auskunftsanspruch eines Ehegatten in Bezug auf die Feststellung des Familienunterhalts im Raum. Ein solcher Auskunftsanspruch dient dem die Auskunft verlangenden Ehegatten zunächst dazu, die genaue Höhe etwaiger Einkünfte zur Bemessung des eigenen Anspruchs zu erfahren. Diese stehen im direkten Zusammenhang zu seinem geschützten Recht auf Unterhalt. Würden ihm diese Auskünfte versagt werden, würde er in einem rechtlich geschützten Kreis beschnitten werden. Demnach lässt sich für diesen Anspruch zunächst eine Schutzfunktion festhalten. Diese Informationen können selbstredend auch zur prozessualen Durchsetzung seiner bestehenden Rechte fruchtbar gemacht werden, weshalb auch in diesem Falle eine Durchsetzungshilfe festzustellen ist. Ebenso können aber solche Informationen auch dazu dienen, es gar nicht erst zu einem Rechtsstreit kommen zu lassen, um die möglichen Gefahren einer prozessualen Klärung der finanziellen Situation für alle Beteiligten zu vermeiden.526 Demnach lässt sich auch hier der Normzweck der Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten festhalten. Hinsichtlich einer möglicherweise bestehenden Kontrollfunktion ist zu differenzieren. Folgt man dem BGH, ist diese mangels Belegpflicht der Ehefrau im konkreten Fall nicht anzunehmen.527 Nach hier vertretener Auffassung ist eine Belegpflicht jedoch auch unter Ehegatten möglich und wäre demnach gegeben. Somit keinerlei Bestätigung in Form jeglicher (höchstrichterlicher) Rechtsprechung erfahren haben, vgl. ebd., S. 81 – 94. 524 BGH FamRZ 2011, S. 21 ff. 525 § 4 I. 11. a). 526 Auf diesen Punkt wird auch im konkret in Rede stehenden Fall hingewiesen, jedoch hier im Hinblick auf den Sohn des die Auskunft einholenden Vaters, vgl. hierzu Schwolow, Anm. zu BGH, Urt. v. 2. 6. 2010 – XII ZR 124/08, FamFR 2010, S. 572 (572). 527 BGH FamRZ 2011, S. 21 (23), Rz. 23.

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können auch nach vorliegend vertretener Ansicht diejenigen Normzwecke festgestellt werden, die auch im Rahmen der kodifizierten unterhaltsrechtlichen Auskunftsansprüche herausgearbeitet wurden. Sofern man allerdings dem BGH folgt, wäre lediglich die Kontrollfunktion des Auskunftsanspruchs abzulehnen. Ferner treten auch vor dem Hintergrund einer Auskunft aus der Generalklausel dieselben Zwecke auf, die für die normierten BGB-Ansprüche festgehalten werden konnten. Insbesondere stellen sie dieselben Zwecke dar, die auch für die normierten unterhaltsrechtlichen Ansprüche festgestellt wurden. Im Fall des Auskunftsanspruchs gerichtet auf das Bildmaterial lässt sich wiederum festhalten, dass ein Anspruchssteller in diesem Fall die Auskunft nutzen möchte, um den Schutz seiner Persönlichkeitsrechte zu gewährleisten; ferner möchte er die Fotos dem potentiellen Zugriff unberechtigter Dritter entziehen. Somit weist auch der Anspruch in diesem Fall eine Schutzfunktion auf. Durch die erhaltene Information kann der jeweilige Anspruchssteller sein prozessuales Herausgaberespektive Unterlassungsverlangen präzisieren und festlegen, weshalb auch in einem derart gelagerten Fall die Durchsetzungshilfe festzustellen ist. Sofern der Auskunftsschuldner eine wie vorab aufgezeigte schriftliche Auskunftserteilung vornimmt, kann ein Gläubiger diese Unterlagen auch zu Kontrollzwecken einsetzen, indem er Abgleiche mit etwaigen digitalen oder analogen Bildern vornehmen kann. Mag dies zwar auch im Falle von digitalen Speichermedien und Clouds keine absolute Sicherheit bieten, stellt es dennoch eine Möglichkeit der Überprüfung dar. Demnach wäre auch für einen derart gelagerten Auskunftsanspruch eine Kontrollfunktion zu bejahen. Gleiches gilt für die Vermeidungsfunktion, da auch hier eine Auskunftserteilung die Möglichkeit hat, von einem weiteren prozessualen Vorgehen Abstand zu nehmen. Mithin liegen auch in diesem Fall diejenigen Normzwecke vor, die bereits im Rahmen der Analyse der Zwecke normierter Ansprüche als die am häufigsten auftretenden festgestellt werden konnten. Ebenso liegen auch hier keine anderen Normzwecke dem Anspruch hinsichtlich ehelicher Bilder zugrunde, als im obigen Katalog festgehalten. 2. § 1618a BGB Die Regelung zu wechselseitigem Beistand und gegenseitiger Rücksichtnahme zwischen Eltern und Kindern gemäß § 1618a BGB stellt die zweite familienrechtliche Generalklausel dar. Auch diese Vorschrift soll zunächst umfassend erläutert und dargestellt werden, um vor diesem Hintergrund die aus der Norm folgende Auskunft zu erschließen.

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Zweiter Teil

a) Entstehungsgeschichte und Hintergrund der Norm Zu Beginn des Jahres 1980 trat das Gesetz zur Neuregelung des Rechts der elterlichen Sorge (SorgeRG) in Kraft.528 Mittels dieser Reform wurde der Gesetzestext insbesondere sprachlich überarbeitet und dem Verständnis des sich entwickelten Zeitgeists angepasst, was nicht zuletzt daran deutlich wird, dass der bis dahin im BGB verwendete Begriff der „elterlichen Gewalt“ durch denjenigen der „elterlichen Sorge“ ersetzt wurde.529 Auch war man der Auffassung, dass dem notwendigen Inhalt der elterlichen Verantwortung gegenüber dem Kind durch die gewählte Formulierung besser Rechnung getragen werde.530 Die Gesetzesreform war überdies geleitet von dem Ziel, gefährdeten Kindern stärkeren Schutz zu gewährleisten, auf die zunehmende Selbstverantwortlichkeit des heranwachsenden Kindes Rücksicht zu nehmen sowie die gegenseitigen Rechte und Pflichten von Eltern und Kindern im Verhältnis zueinander zu verdeutlichen.531 Dem zuletzt genannten Ziel entspricht im besonderen Maße die durch das SorgeRG neu eingeführte Vorschrift des § 1618a BGB, wonach Eltern und Kinder einander Beistand und Rücksicht schuldig sind. Textlich angelehnt wurde sie an eine Vorschrift im schweizerischen Recht (Art. 272 des schweizerischen ZGB), nach der Eltern und Kinder einander allen Beistand, Rücksicht und Achtung schulden, die das Wohl der Gemeinschaft erfordere. Weitere ähnliche Vorschriften kannte bereits die österreichische wie die französische Rechtsordnung.532 Der Einführung gingen Diskussionen im Schrifttum voraus, die auch darin begründet waren, dass die zur damaligen Zeit diskutierten Gesetzesentwürfe zu einseitig die Rechte des Kindes betonten, seine Pflichten jedoch unberücksichtigt ließen.533 Dies griff der Rechtsausschuss des Bundestages in seiner Beschlussempfehlung auf, indem er § 1618a BGB als zur Vervollständigung des gesetzlichen Leitbildes für die ElternKind-Beziehung einstufte.534 Die gewählte Formulierung verdeutliche insbesondere die Grundlage des Zusammenlebens innerhalb der Familie, da die Vorschrift ausweislich ihres Wortlauts sowohl für das Verhalten der Eltern ihrem Kind gegenüber als auch umgekehrt gelten solle.535 Hierdurch könne dem Eindruck der bereits oben angesprochenen einseitigen Pflichtenverteilung entgegengewirkt werden.536 Den 528 529 530 531 532

Rn. 2. 533

BGBl. 1979 I, S. 1061. Diederichsen, NJW 1980, S. 1 (1). BT-Drucks. 8/2788, S. 1, 36. Luthin, FamRZ 1979, S. 986 (986). Gernhuber, in: FS Müller-Freienfels, S. 159 (160 f.); Staudinger/Lugani, § 1618a,

Vgl. allgemein hierzu Finger, JA 1981, S. 641 (642); Knöpfel, FamRZ 1985, S. 554 (554), sowie ders., FamRZ 1977, S. 600 (606); dies fordernd auch Bosch, in: FS Schiedermair, S. 51 (78). 534 BT-Drucks. 8/2788, S. 36. 535 BT-Drucks. 8/2788, S. 36. 536 BT-Drucks. 8/2788, S. 36.

§ 4 Familienrechtliche Auskunftsansprüche

175

Charakter der Vorschrift als Leitbild verdeutliche darüber hinaus auch ihre Einstufung als sanktionslose Norm, die nur Leitlinien aufzeige, an einen Verstoß selbiger jedoch keine Rechtsfolgen knüpfe, was für das Familienrecht kein unbekanntes Phänomen darstelle.537 Nach Auffassung des Rechtsausschusses handelt es sich somit um eine lex imperfecta.538 Durch diese Leitlinien könne die Bedeutung der Verantwortung füreinander im Familienverband unterstrichen werden, woraus sich größere Familienautonomie gewinnen lasse und zeitgleich den „Gefährdungen der Familie in der Gegenwart als Institution“ getrotzt werden könne.539 b) Die Rolle des § 1618a BGB als Generalklausel für das Eltern-Kind-Verhältnis Aus den bereits erfolgten Aussagen lässt sich ablesen, dass die Vorschrift über gegenseitigen Beistand und Rücksicht bewusst allgemein formuliert ist, um eine Fülle möglicher Fallgestaltungen in den Regelungsbereich der Norm zu fassen. So stellt § 1618a BGB keine kasuistisch speziellen Verhaltensanforderungen auf, die Eltern und Kinder als Adressaten der Norm erfüllen müssen, sondern trifft nur eine abstrakte Feststellung.540 Ferner lassen sich die verschiedenen Rechtsfolgen „Beistand“ und „Rücksicht“ inhaltlich nicht im Wege der Deduktion ableiten und somit zwingend bestimmen oder eingrenzen.541 Die sich entsprechend der Norm ergebenden Pflichten müssen also erst im Einzelfall hergeleitet werden.542 § 1618a BGB kommt für das Eltern-Kind-Verhältnis folglich die Stellung einer Generalklausel zu, weshalb ihre Bedeutung auch mit derjenigen von § 1353 für das Eherecht verglichen werden kann,543 obgleich zwischen den beiden verschiedenen Zuordnungsverhältnissen von Ehegatten einerseits und dem Eltern-Kind-Verhältnis andererseits strukturelle Änderungen bestehen, da das erstere von einem ständigen lebenslangen Streben nach Bindung und Ausschließlichkeit geprägt ist, während das zuletzt genannte gerade auf eine sukzessive Verselbstständigung der Kinder abzielt.544 Dennoch ist beiden Vorschriften trotz offenkundiger Unterschiede ein die 537

BT-Drucks. 8/2788, S. 43; als Beispiel wird auf § 1353 BGB verwiesen, vgl. BTDrucks. 8/2788, S. 34. 538 BT-Drucks. 8/2788, S. 43; kritisch zu einer derartigen Einordnung Gernhuber, in: FS Müller-Freienfels, S. 159 (162 f.); kritisch ferner auch Lüderitz, in: FS Gaul, S. 411 (419), der trotz dessen durch eine Vorschrift wie § 1618a BGB die „Verrechtlichung“ sittlicher Pflichten befürchtete und die mit ihr einhergehende Durchsetzung „ethischer Minima“. In die selbe Richtung auch Jauernig/Budzikiewicz, § 1618a, Rn. 1: Die Kleinfamilie werde „bis zum Tode verrechtlicht“. 539 BT-Drucks. 8/2788, S. 43; Knöpfel, FamRZ 1985, S. 554 (555). 540 Schulte, S. 72. 541 Schulte, S. 72 f., die jedoch „Beistand“ und „Rücksicht“ an dieser Stelle fälschlicherweise als Tatbestandsmerkmale qualifiziert. 542 Schulte, S. 73. 543 So explizit BT-Drucks. 8/2788, S. 43; dem folgend etwa Meyer-Stolte, Rpfleger 1980, S. 130 (138). 544 Gernhuber/Coester-Waltjen, § 55, Rn. 66; ähnlich auch Kentgens, S. 97.

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Zweiter Teil

Einzelbeziehungen überlagerndes Solidaritätsgebot gemein.545 Sofern jedoch speziell geregelte familienrechtliche Solidaritätspflichten einschlägig oder vorhanden sind, was gerade im vierten Buch des BGB wegen der hohen Regelungsdichte des Familienrechts nicht ausgeschlossen ist, ist § 1618a BGB diesen gegenüber subsidiär. Dies ist insbesondere im Unterhaltsrecht der Fall, das seinerseits auf dem Grundgedanken der Solidarität fußt und dessen Vorschriften von der Generalklausel des § 1618a BGB nicht eingeschränkt oder gar verdrängt werden können.546 Mag die Vorschrift zur Zeit ihres Inkrafttretens sowohl euphorisch begrüßt547 als auch – zum Teil heute noch – in Gänze abgelehnt worden sein,548 besitzt sie inzwischen eine eigene Stellung, die, wie noch im Folgenden darzulegen ist, bei der Interpretation bestehender Normen von Bedeutung ist und auch bei der Begründung wie Begrenzung von Rechten eine Rolle spielen kann. Dennoch dominiert wohl nach wie vor Zurückhaltung im Gebrauch der Norm, wenngleich die anfängliche Skepsis durch die Entwicklung und den Umgang in Rechtsprechung und Schrifttum heute wohl zurückgewiesen werden kann.549 c) Der allgemeine Regelungs- und Funktionsgehalt des § 1618a BGB Die angedeuteten Wirkungen der Norm als Generalklausel sollen nun im Einzelnen dargelegt werden, weshalb es unerlässlich ist, sowohl den Tatbestand als auch den Inhalt der Norm einzugrenzen, um im Anschluss hieran ihre Funktionen und prozessualen Besonderheiten zu umreißen. aa) Eltern und Kinder als Normadressaten Der persönliche Anwendungsbereich der Norm umfasst sowohl Eltern als auch Kinder. Gefordert ist aufgrund der systematischen Stellung der Vorschrift ein rechtliches Eltern-Kind-Verhältnis, weshalb die Abstammung gemäß den §§ 1591 ff. BGB 545

Schwer, in: jurisPK-BGB, § 1618a, Rn. 1; MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 1; Gernhuber/Coester-Waltjen, § 55, Rn. 66; zu den Solidaritätsgeboten allgemein Schwab, FamRZ 1997, S. 521 ff. Vgl. überdies Hanisch, FamRZ 1975, S. 6 (7, dort Fn. 21), der die Parallelnorm des Art. 272 ZGB mit § 1353 BGB vergleicht. 546 Jedoch prägt sich die Rolle als Generalklausel bei der Wertung und Auslegung unterhaltsrechtlicher Vorschriften und Begriffe aus, vgl. Soergel/Zecca-Jobst, § 1618a, Rn. 12; NKBGB/Czeguhn/Schmitz, § 1618a, Rn. 9; Lüderitz, in: FS Gaul, S. 411 (419); vgl. generell BeckOGK/Kienemund, § 1618a, Rn. 8 ff. 547 Bosch, FamRZ 1980, S. 739 (748) sprach insoweit von der „goldenen Regel“ der ElternKind-Beziehungen. 548 Muscheler, Rn. 580 unter Verweis auf Jauernig/Budzikiewicz, § 1618a, Rn. 1; Gernhuber, in FS Müller-Freienfels, S. 159 (191): „Notwendig war und ist er [§ 1618a BGB] nicht“. 549 Vgl. hierzu ausführlich Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 8 f., die auch auf die ähnliche Entwicklung der Vorbildnorm aus dem schweizerischen Recht verweist, zu der es – in deutlich längerer Zeit des Bestehens – nur wenige einschlägige Entscheidungen gebe.

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feststehen muss. Eine (eventuelle) genetische Abstammung im Falle des Auseinanderfallens von rechtlicher und biologischer Vaterschaft spielt folglich keine Rolle, solange der biologische Vater nicht auch der rechtliche Vater ist. Im Verhältnis zwischen biologischem Vater und seinem Kind gelangt die Norm somit nicht zur Anwendung.550 Die Begründung eines rechtlichen Abstammungsverhältnisses durch die Kindesannahme lässt die Norm jedoch im Verhältnis des Kindes zu seinen Adoptiveltern wirken.551 Ausgenommen vom Anwendungsbereich sind mangels eines rechtlichen Verhältnisses somit Stiefelternteile, Pflegeeltern oder Schwiegereltern.552 Jedoch gilt im Verhältnis eines Vormunds zum Mündel bei längerer Aufnahme in den Haushalt des Vormunds § 1618a BGB entsprechend, wie sich aus § 1793 Abs. 1 S. 3 BGB ergibt. Diskutiert wird darüber hinaus auch eine Ausweitung der Anwendbarkeit auf das Verhältnis zwischen Kindern und ihren Großeltern.553 Dies ist jedoch ebenfalls vor dem Hintergrund der systematischen Stellung der Norm abzulehnen.554 Keinen Einfluss auf die Anwendbarkeit haben demgegenüber eine (nicht-)eheliche Geburt, die konkreten Sorgerechtsverhältnisse im Einzelfall, ein gemeinsam geführter Haushalt sowie das Alter der (vormaligen) Kinder.555 Der Verzicht auf das Kindesalter als entscheidendes Kriterium der Normanwendung und die bereits angeführte Gegenseitigkeit der Norm lassen überdies erkennen, dass auch Minderjährige ihren Eltern gegenüber verpflichtet werden können. Jedoch sind gerade jüngere Kinder selbst in erhöhtem Maße auf die Erfüllung der Pflichten durch die Eltern angewiesen, sodass sie erst mit zunehmendem Alter selbst in die Rolle der den Eltern gegenüber Verpflichteten hineinrücken.556 550 Vgl. zu all dem MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 4; Palandt/Götz, § 1618a, Rn. 1; Mayer, S. 110; ebenso Soergel/Zecca-Jobst, § 1618a BGB, Rn. 2, die insoweit treffend von dem Eltern-Kind-Verhältnis als „notwendiger und hinreichender Voraussetzung“ spricht; vgl. zur abstammungsrechtlichen Thematik ferner oben, § 4 I. 6. 551 Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 23; Knöpfel, FamRZ 1985, S. 554 (559). 552 MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 4; a. A. in Bezug auf das Verhältnis zwischen Pflegeeltern und Pflegekind unter Verweis auf das KindRG von 1998 Staudinger/ Lugani, § 1618a, Rn. 25; NK-BGB/Czeguhn/Schmitz, § 1618a, Rn. 3; letztgenannte auch zweifelnd hinsichtlich der Unanwendbarkeit in Bezug auf Stiefeltern und Stiefkinder, a. a. O., Rn. 4; bejahend für das Verhältnis zu Stiefkindern etwa LSG Rheinland-Pfalz, NZS 2002, S. 166 (167). 553 So Staudinger/Lugani, § 1618, Rn. 26, die sich generell für eine große Ausweitung des Anwendungsbereichs der Norm ausspricht; dies für den Fall einer deutlichen Beeinträchtigung des Eltern-Kind-Verhältnisses zumindest nicht gänzlich ausschließend Bamberger/Roth/Pöcker, § 1618a, Rn. 2.1. 554 Unter Verweis auf systematische Gesichtspunkte MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 4; ablehnend auch BeckOGK/Kienemund, Rn. 6; Gernhuber, in: FS MüllerFreienfels, S. 159 (173). 555 BT-Drucks. 8/2788, S. 43; Palandt/Götz, § 1618a, Rn. 1; Gernhuber/Coester-Waltjen, § 55, Rn. 65. Gerade dieser letztgenannte Punkt stellt eine weitere Parallele zur Norm des § 1353 BGB dar, da dort von einer lebenslangen ehelichen Gemeinschaft ausgegangen wird, die ebenso lebenslange Pflichten begründet. So enden im Rahmen von § 1618a BGB die Pflichten nicht etwa mit eintretender Volljährigkeit der Kinder. 556 BT-Drucks. 8/2788, S. 43; BeckOGK/Kienemund, § 1618a, Rn. 7; Muscheler, Rn. 583.

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Zweiter Teil

Wenngleich der Normtext von Eltern und Kindern spricht, wird die Frage der Anwendbarkeit der Norm auch im Verhältnis der Geschwister untereinander aufgeworfen. Unter Zugrundelegung des Gedankens der Familiensolidarität soll die Vorschrift auch zwischen Geschwistern als Familienmitgliedern zumindest mittelbar Wirkungen entfalten.557 Dies soll jedenfalls für den Zeitraum gelten, in dem die Geschwister gemeinsam derselben Hausgemeinschaft angehören.558 Andere wiederum sprechen sich gegen eine Anwendbarkeit zwischen Geschwistern aus.559 Eine Ausweitung dergestalt, dass Geschwister sich untereinander unmittelbar auf die Norm berufen können, ist abzulehnen. Hierfür spricht abermals der Wortlaut und die systematische Verortung der Norm im Gesetz.560 Das deutsche Recht geht bei Geschwistern generell nicht von rechtlichen Beziehungen untereinander aus, weshalb es widersprüchlich wäre, diese auf § 1618a BGB zu stützen.561 Auch der Rückgriff auf das Argument der gemeinsamen Hausgemeinschaft erscheint vorliegend inkonsequent, da ja diesem Umstand auch im eigentlichen Anwendungsbereich zwischen Eltern und Kindern keinerlei Bedeutung zukommt. Vermittelnd kann man jedoch zu der Auffassung gelangen, dass § 1618a BGB jedenfalls dann mittelbar unter Geschwistern in Bezug auf ihr Verhalten Berücksichtigung finden kann, sofern die Beziehung eines Kindes zu den Eltern vom Verhältnis der Geschwister untereinander unmittelbar betroffen ist.562 Eine direkte Anwendung zwischen Geschwistern ist jedoch abzulehnen. Aus den gleichen grammatischen wie systematischen Gründen scheidet auch eine Anwendung des § 1618a BGB im Verhältnis der Eltern zueinander aus, für die überdies, sofern sie verheiratet sind, ohnehin § 1353 BGB gilt.563 557

AG Arnsberg FamRZ 1996, S. 1435 (1436); Bamberger/Roth/Pöcker, § 1618a, Rn. 2.1; Schwer, in: jurisPK-BGB, § 1618a, Rn. 2; Palandt/Götz, § 1618a, Rn. 2; MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 4, vor allem unter Verweis darauf, dass das schweizerische Recht als Vorbild der deutschen Norm in gleicher Weise verfahre. 558 Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 27. 559 Erman/Döll, § 1618a, Rn. 3; Gernhuber, in: FS Müller-Freienfels, S. 159 (171 ff.); Muscheler, Rn. 581; Kentgens, S. 99; zweifelnd NK-BGB/Czeguhn/Schmitz, § 1618a, Rn. 2 sowie PWW/Henjes, § 1618a, Rn. 2. 560 Kritisch NK-BGB/Czeguhn/Schmitz, § 1618a, Rn. 2; Gernhuber, in: FS Müller-Freienfels, S. 159 (171 f.). 561 Knöpfel, FamRZ 1985, S. 554 (559); BeckOGK/Kienemund, § 1618a, Rn. 8. Vgl. allgemein zu den rechtlichen Beziehungen von Geschwistern Sachs, Geschwister, S. 135 ff. 562 So auch etwa BeckOGK/Kienemund, § 1618a, Rn. 8. Beispielhaft sei auf AG Arnsberg FamRZ 1996, S. 1435 (1435) verwiesen, das entschied, dass ein Kind, dessen pflegebedürftige Mutter in dessen Haushalt lebt, seinen Geschwistern nach § 1618a BGB Zutritt zum Zimmer der Mutter verschaffen muss. 563 Für eine Anwendung jedoch Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 28, sofern zwischen den Eltern keine rechtliche Verbindung besteht; ebenso Muscheler, Rn. 581: Die Vorschrift „gilt auch im Verhältnis der Eltern als Eltern zueinander“. Dagegen etwa Mayer, S. 112 f. Das Fehlen einer Generalklausel wie § 1353 BGB im Geschwisterverhältnis darf aus den oben genannten Gründen allerdings auch nicht als Argument für eine Anwendung des § 1618a BGB in diesem Verhältnis herangezogen werden.

§ 4 Familienrechtliche Auskunftsansprüche

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bb) Beistand und Rücksicht Ausweislich des Wortlauts sind sich Eltern und Kinder wechselseitig Beistand und Rücksicht schuldig. (1) Beistand Der Begriff des Beistands umfasst im Kontext des § 1618a BGB jede Form von aktiver Unterstützung innerhalb der Familie.564 Gemeint ist also ein fremdnütziges positives Tun, welches durch wechselseitige Hilfestellungen und Unterstützungsleistungen im familiären Zusammenleben erbracht wird und über den eigenen Lebenskreis des Verpflichteten hinaus geht.565 Geleistet werden kann diese Unterstützung in ideeller, materieller oder psychischer Hinsicht.566 Die möglichen zu leistenden Beistandshandlungen von Eltern und Kindern untereinander umfassen wegen des breiten definitorischen Rahmens ein weites und nicht in Gänze zu erschließendes Feld. Maßgeblich ist auch hier die jeweils konkrete Situation im Einzelfall.567 Anerkannterweise gelten als Beistandshandlungen im Rahmen von § 1618a BGB beispielsweise568 die Hilfeleistung im Krankheitsfall,569 die Unterstützung bei Alltagsproblemen wie solchen des Rechts- und Behördenverkehrs, Hilfe bei (ungewollter) Schwangerschaft sowie die Bewahrung vor Gefahren für die Person wie Selbstmord und der Begehung von Straftaten oder die Unterstützung bei infolge von Drogen- oder Alkoholsucht auftretenden Folgeproblemen. Gegenseitige, aus § 1618a BGB herzuleitende Pflichten, den jeweils anderen in den Haushalt der Eltern oder der Kinder aufzunehmen, bestehen nur ausnahmsweise in Notsituationen; dann jedoch unter Gewährung einer angemessenen Räumungsfrist.570 Überdies stellt auch der Bereich der häuslichen Pflege naher Angehöriger, insbesondere der eigenen Eltern, einen Themenkreis dar, der ebenfalls die angesprochene familiäre Solidarität in besonderem Maße tangiert. Die Annahme liegt nahe, unter den Beistandsgedanken des § 1618a BGB auch grundsätzlich die Pflege, etwa der Eltern, zu fassen. Eine Pflicht, pflegebedürftige Eltern aufzunehmen

564

MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 9; BeckOGK/Kienemund, § 1618a, Rn. 11; Erman/Döll, § 1618a, Rn. 5. 565 Muscheler, Rn. 582; Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 35; Knöpfel, FamRZ 1985, S. 554 (556). 566 NK-BGB/Czeguhn/Schmitz, § 1618a, Rn. 5; Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 35; BeckOGK/Kienemund, § 1618a, Rn. 11. 567 BeckOGK/Kienemund, § 1618a, Rn. 11. 568 Alle Beispiele nach Erman/Döll, § 1618a, Rn. 7 ff.; sowie Soergel/Zecca-Jobst, § 1618a, Rn. 6. 569 Vgl. hierzu auch BSG NJW 1990, S. 1558 (1559). 570 Für den Fall der Aufnahme des volljährigen Kindes in den elterlichen Haushalt vgl. AG Gladbeck FamRZ 1991, S. 980 (980).

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Zweiter Teil

und zu pflegen, wird zwar zum Teil im Schrifttum aus der Norm abgeleitet.571 Indessen ist sie jedoch auch stets umfassenden Einschränkungen unterworfen und abermals vom Einzelfall abhängig, insbesondere im Hinblick darauf, was dem einzelnen aus Billigkeitsgesichtspunkten zugemutet werden kann.572 Festzuhalten bleibt ferner, dass der notwendige und geschuldete Beistand in einer Pflegesituation auch anderweitig erbracht werden kann als durch eigenständige häusliche Pflege.573 Die angeführten Beispiele lassen allesamt erkennen, dass es sich bei den zu erbringenden Beistandshandlungen zunächst einmal um sittliche Maßstäbe handelt, die erst aufgrund besonderer Umstände des Einzelfalls zu einer echten Pflicht zum Beistand reifen.574 Hierdurch werden all diejenigen Fälle eines etwaigen familiären Beistands erfasst, die nicht spezialgesetzlich geregelt sind und sich deshalb normativer Darstellungen entziehen.575 Begrenzt wird eine aus § 1618a BGB folgende Pflicht auf Beistand demzufolge durch jedwede speziell normierte Beistandsregelung des Familienrechts, wodurch eine zu große Ausweitung der aus der Norm resultierenden Beistandspflicht verhindert wird, was folgende Beispiele verdeutlichen: So gilt diese Begrenzung etwa für das bereits angesprochene Verhältnis des § 1618a BGB zu den unterhaltsrechtlichen Regelungen, deren Regelungsgedanken die Norm nicht unterlaufen oder gar aushebeln, wohl aber als Auslegungshilfe herangezogen werden können.576 Des Weiteren kann die Vorschrift keinerlei Beistandsleistungen erzwingen, die die Maßgaben der Dienstleistungspflicht des § 1619 BGB verdrängen. Sofern eine Dienstleistung von § 1619 BGB nicht erfasst ist, kann sie auch nicht über § 1618a BGB eingefordert werden. So sind zwar vom Beistand auch unterstützende Hilfeleistungen durch aktives Tun umfasst, es werden indes jedoch keine Dienstleistungen von Eltern oder Kindern geschuldet.577 Insbesondere die einseitige Formulierung des § 1619 BGB, die eben nur die Kinder verpflichtet, steht einer möglichen Verpflichtung der Eltern, im Haushalt ihres Kindes mitzuhelfen, entgegen.578

571

Ausführlich Ludyga, FPR 2012, S. 54 ff.; a. A. demgegenüber Wellenhofer, in: FS Brudermüller, S. 923 (924). 572 Ludyga, FPR 2012, S. 54 (57) m. w. N.; Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 39. 573 Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 39 a. E. unter Verweis auf Gernhuber, in: FS MüllerFreienfels. 574 Vgl. MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 9 für weitergehende Beispiele. 575 MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 9. 576 Vgl. hierzu schon § 4 II. 2. b); vgl. auch allgemein Soergel/Zecca-Jobst, § 1618a, Rn. 12. 577 OLG Bamberg, FamRZ 1985, S. 308 (308); Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 41; Erman/Döll, § 1618a, Rn. 7. 578 BeckOGK/Kienemund, § 1618a, Rn. 11.

§ 4 Familienrechtliche Auskunftsansprüche

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(2) Rücksicht Rücksichtnahme im Sinne des § 1618a BGB meint das Zurückstellen eigener Wünsche und Rechte hinter die Bedürfnisse der Familie und ihrer Mitglieder.579 Hierunter fällt, sich selbst zu beschränken und demnach Handlungen zu unterlassen sowie den Interessenbereich und die Belange anderer zu schonen, insbesondere bei der Verfolgung eigener Angelegenheiten, sowie seine eigenen Interessen fürsorglich zu entfalten.580 Als Grundlage jeglicher Rücksicht kann die gegenseitige Achtung angeführt werden.581 Diese wiederum führt zu einem am Verhältnismäßigkeitsgrundsatz ausgerichteten Abwägungsprozess der eigenen Interessen und Belange mit denen der anderen Familienmitglieder.582 Auch der Bereich der Rücksichtnahme kann, gleichermaßen wie der Beistand, eine Vielzahl möglicher familiärer Lebensbereiche betreffen, weshalb auch hier strikte Katalogisierungen ausgeschlossen sind. Als Beispiele können etwa der Verzicht auf selbstständige Reisen oder eine Einschränkung des Medienkonsums im Falle der Krankheit eines Familienmitglieds angeführt werden.583 Ferner584 kann mit der Pflicht zur Rücksichtnahme dem Kind auferlegt werden, die einem Elternteil obliegende persönliche, jedoch nicht mögliche Streu- und Räumpflicht im Winter auszuführen.585 Des Weiteren können Kinder seitens der Eltern nicht zu wirtschaftlichen Aktivitäten wie Bürgschaften oder Gesellschaftsgründungen gedrängt werden, da diese aufgrund der geschäftlichen Unerfahrenheit der Kinder ein potentielles Risiko für deren Vermögen darstellen können.586 Auch den Ausführungen zur Rücksichtnahme kann entnommen werden, dass die angesprochenen Handlungen zunächst wieder einen rein sittlich-moralischen Rahmen berühren. Demnach kommt auch in jeder Konstellation der Betrachtung des Einzelfalls eine große Bedeutung zu, um festzustellen, ob das jeweilige Verhalten eines Familienmitglieds vor dem Hintergrund des auf der Norm fußenden Gebots der Rücksichtnahme einzuschränken oder gar abzulehnen ist.587

579 BayObLG FamRZ 1993, S. 803 (804); MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618, Rn. 10; Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 62. 580 Soergel/Zecca-Jobst, § 1618a, Rn. 9; Bamberger/Roth/Pöcker, § 1618a, Rn. 9; Muscheler, Rn. 582; Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 62. 581 MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618, Rn. 10; Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 61. 582 BeckOK/Pöcker, § 1618a, Rn. 9; Erman/Döll, § 1618a, Rn. 12. 583 Vgl MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618, Rn. 10, hier als „gängige Beispiele“ bezeichnet. 584 Beispiele nach der Auflistung in Bamberger/Roth/Pöcker, § 1618a, Rn. 9.1. 585 BayObLG NJW-RR 1993, S. 1361 (1362), wobei hier der Übergang zur Beistandspflicht fließend ist. 586 Vgl. erneut Bamberger/Roth/Pöcker, § 1618a, Rn. 9.1, mit weitergehenden Beispielen zur Rücksicht im wirtschaftlichen und finanziellen Bereich. 587 In diese Richtung auch BeckOGK/Kienemund, § 1618a, Rn. 12.

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Zweiter Teil

(3) Zusammenfassung Sowohl Beistand als auch Rücksicht sind Ausprägungen der familiären Solidarität. Sie unterscheiden sich zunächst augenscheinlich durch ihre jeweilige Umsetzung: Dem Beistand geht ob seiner Definition ein positives Tun des Familienmitglieds voraus, welches erbracht werden muss, um aktiv Unterstützung zu leisten. Im Gegensatz dazu stellt die Rücksichtnahme eine Form des Unterlassens dar, um Wünsche oder Interessen der Familienmitglieder nicht zu beeinträchtigen. Gemein ist beiden Pflichten, dass sie die Wünsche, Vorstellungen und Interessen der jeweils anderen am Familienleben in den Fokus rücken. Demzufolge können sich die einzelnen konkreten Beistands- oder Rücksichtshandlungen auch überschneiden, etwa indem der Beistand durch ein Unterlassen erbracht wird oder die Rücksichtnahme durch ein positives Tun des Familienmitglieds erfolgt.588 Eine Beistandshandlung kann also zugleich die Rücksicht bedingen und umgekehrt. Somit kann eine trennscharfe Unterscheidung zwischen Beistand und Rücksicht oftmals nicht in Gänze gezogen werden, was aber im Ergebnis unerheblich sein kann.589 cc) Auf § 1618a BGB fußende Rechtspflichten Fraglich ist jedoch, ob die Norm überhaupt echte Rechtspflichten begründen kann, sodass die angesprochenen Beistands- und Rücksichtsnahmehandlungen auch im Zweifelsfalle eingeklagt werden können. Der Rechtsausschuss des Bundestags sprach in seiner Begründung, wie bereits erörtert, lediglich von einer allgemeinen Leitlinie, die keinerlei Sanktionen bereithalte und folglich eine lex imperfecta darstelle.590 Demgegenüber spricht der Wortlaut der Norm davon, dass Eltern und Kinder Beistand und Rücksicht einander „schuldig“ seien.591 Darüber hinaus wird in der angeführten Begründung selbst § 1618a BGB mit der Generalklausel des Eherechts verglichen, die ihrerseits echte Rechtspflichten begründen kann.592 Selbst die seitens des Gesetzgebers verfolgte Konzeption als sanktionslose Norm steht einer Annahme von auf § 1618a BGB fußenden Rechtspflichten nicht entgegen, da 588

Vgl. für Beispiele Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 29; auch nach Knöpfel, FamRZ 1985, S. 554 (557) kann die Rücksicht auch ein positives Tun gebieten. 589 BeckOGK/Kienemund, § 1618a, Rn. 10, mit Verweis auf die „nicht unterscheidbaren Rechtsfolgen“; ähnlich auch Staudinger/Lugani, § 1618, Rn. 29. 590 BT-Drucks. 8/2788, S. 43; vgl. auch die Ausführungen oben § 4 II. 2. a). 591 Dies wird von der herrschenden Meinung im Schrifttum als eindeutiges Argument für eine Rechtspflicht angeführt, vgl. nur Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 10. Statt vieler jedoch Schulte, S. 89 ff., die der Norm trotz eindeutiger Formulierung nur aufgrund ihres Wortlauts allein keinerlei Rechtspflicht zusprechen mag, vgl. ebd. S. 91. Im Ergebnis gelangt sie aber dennoch aufgrund von systematischen und teleologischen Argumenten zu dem Standpunkt, dass aus § 1618a BGB echte Rechtspflichten hergeleitet werden können, vgl. ebd. S. 91 ff., 106. Auch Ludyga merkt an, dass die Verwendung der Begrifflichkeit „Pflicht“ zu eindeutigeren Ergebnissen geführt hätte, wenngleich auch er anführt, dass das BGB den Begriff „Schuld“ in vielen Büchern und Zusammenhängen verwende, Ludyga, FPR 2012, S. 54 (55). 592 Vgl. hierzu oben, § 4 II. 1. c) aa).

§ 4 Familienrechtliche Auskunftsansprüche

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rechtlicher Zwang und Sanktionierung einerseits keine Wesensmerkmale einer Rechtspflicht darstellen und andererseits die Norm, wie gezeigt, auch ohne Sanktionsmöglichkeit auf die familiären Rechtsverhältnisse mittelbar einzuwirken vermag.593 Aufgrund all dieser angeführten Aspekte geht die herrschende Meinung heute zu Recht davon aus, dass § 1618a BGB Rechtspflichten begründen kann.594 dd) Funktionen des § 1618a BGB Auch die Generalklausel des Eltern-Kind-Verhältnisses besitzt, gleich derjenigen des Eherechts,595 mehrere Funktionen, in die sie eingeteilt werden kann.596 Zunächst dient die Norm des § 1618a BGB als Wertmaßstab bei der Interpretation, Ergänzung und Konkretisierung anderer Rechtsvorschriften. Insoweit entfaltet die Norm insbesondere Wirkung im Bereich des Unterhaltsrechts, wo sie als Bewertungsmaßstab der dortigen unbestimmten Rechtsbegriffe wie beispielsweise der „schweren Verfehlung“ im Sinne des § 1611 Abs. 1 BGB oder des „angemessenen Unterhalts“ von § 1610 BGB fungiert und deren Verständnis beeinflusst. Gleiches gilt für die Beurteilung des „Kindeswohls“, etwa im Rahmen des § 1666 BGB.597 Darüber hinaus kommt der Vorschrift eine Funktion in der Begrenzung subjektiver Rechte zu. Mit dieser speziellen Ausprägung im Gebot der gegenseitigen Rücksicht beeinflusst § 1618a BGB die Durchsetzbarkeit von Ansprüchen unmittelbar.598 Verdeutlicht wird die Funktion ferner an dem Gebot, Ansprüche gegenüber Verwandten nur in begrenztem Maße geltend zu machen sowie abermals als begrenzender Faktor im Unterhaltsrecht.599 Schließlich kann § 1618a BGB auch Rechte und Pflichten begründen. Mit dieser Einstufung einher geht die Frage, ob die Norm als Anspruchsgrundlage fungieren kann. Von dieser pflichtenbegründenden Funktion ist jedoch seitens des Schrifttums Zurückhaltung gefordert. Das Vorliegen eines sich aus § 1618a BGB ergebenden Anspruchs setzt voraus, dass sich das in ihm enthaltene Normgebot im Einzelfall in 593

Schwab, Rn. 747; Röhl/Röhl, S. 222; gegen eine Sanktionslosigkeit auch Eidenmüller, JuS 1998, S. 789 (790). 594 Vgl. hierzu auch sogleich unten § 4 II. 2. c) dd); vgl. darüber hinaus BGH FamRZ 1997, S. 153 ff.; OLG Düsseldorf BeckRS 2000, 2158 = FamRZ 2000, S. 1594 (Ls.); BayObLG NJW-RR 1993, S. 1361 f.; Diederichsen, NJW 1980, S. 1 (2); Knöpfel, FamRZ 1985, S. 554 (559); Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 10; MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 2; Gernhuber/Coester-Waltjen, § 55, Rn. 66. 595 Vgl. oben, § 4 II. 1. c) bb). 596 Die hier erfolgte Funktionseinteilung basiert auf den Ausführungen in Gernhuber/ Coester-Waltjen, § 55, Rn. 67, sowie bei Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 13 ff.; ähnlich auch bei Palandt/Götz, § 1618a, Rn. 1. 597 MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 11; Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 13; Soergel/Zecca-Jobst, § 1618a, Rn. 1. 598 Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 15. 599 MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn 12.

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Zweiter Teil

einer Weise verdichtet hat, dass nur ein bestimmtes, gerichtlich durchsetzbares Verhalten als normgemäß erscheint.600 Dies verdeutlicht die starke Abhängigkeit von der jeweils einzelnen Fallgestaltung. Festgehalten werden kann folglich, dass in den entsprechenden Fällen besondere Umstände vorliegen müssen, die im Rahmen einer Abwägung der sich gegenüberstehenden Interessen die Begründung einer etwaigen Pflicht aus § 1618a BGB zwingend erscheinen lassen.601 In derart gelegenen Fällen wird der Norm auch ausnahmsweise der Charakter als Anspruchsgrundlage zugesprochen werden können, sofern durch diese Annahme abermals keine bestehenden Vorschriften oder Rechtsgrundsätze unterlaufen werden.602 ee) Prozessuale Geltendmachung Sofern Pflichten des § 1618a BGB gerichtlich geltend gemacht werden sollen und die Streitigkeit folglich direkt die Norm betrifft, handelt es sich um eine sonstige Familiensache nach §§ 111 Nr. 10, 112 Nr. 3, 266 Abs. 1 Nr. 4 FamFG, deren Zuständigkeit beim Amtsgericht, dort wiederum beim Familiengericht liegt, §§ 23a Abs. 1 S. 1 Nr. 1, 23b GVG. Die Vollstreckung etwaiger Ansprüche bemisst sich dem Grunde nach gemäß § 120 Abs. 1 FamFG nach den allgemeinen Vorschriften. Jedoch wird hier zwischen den einzelnen Ansprüchen deutlich differenziert, sodass sich abermals abschließende oder verallgemeinernde Aussagen verbieten.603 Sofern für die weitere thematische Behandlung die Frage nach der Vollstreckung relevant werden sollte, wird an geeigneter Stelle darauf eingegangen. d) § 1618a BGB als Anspruchsgrundlage für einen Auskunftsanspruch In gleicher Weise wie im Falle des § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB wird auch aus dem Rechts- und Pflichtenkatalog des § 1618a BGB das Recht auf respektive die Verpflichtung zur Erteilung einer Auskunft abgeleitet. Dies hat zur Folge, dass Auskunftsansprüche nach herrschender Meinung auch direkt auf die Generalklausel

600

So Gernhuber/Coester-Waltjen, § 55, Rn. 67; Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 16, unter Verweis auf LG Münster, NJW 1999, S. 726 (727) = FamRZ 1999, S: 1441 (1441); ebenso vergleicht sie dieses Phänomen mit dem Reduzieren des verwaltungsgerichtlichen Ermessens auf Null; ihr in der Sache folgend Erman/Döll, § 1618a, Rn. 2. 601 Aufgegriffen bei MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 14, der dies jedoch nicht verallgemeinernd darstellt, sondern auf Grundlage der Frage, inwieweit Eltern oder Kinder gegeneinander einen Anspruch auf Aufnahme in den Haushalt des jeweils anderen haben können; ähnlich auch bei Soergel/Zecca-Jobst, § 1618a, Rn. 1. 602 Vgl. Palandt/Götz, § 1618a, Rn. 1: „in Fällen gesetzlicher Lücken“; Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 16: „Eine anspruchsbegründende Wirkung kann nicht generell ausgeschlossen werden“; sowohl MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 15 als auch Erman/Döll, § 1618a, Rn. 2 sprechen von „Ausnahmen“. 603 Vgl. ausführlicher BeckOGK/Kienemund, § 1618, Rn. 17; Soergel/Zecca-Jobst, § 1618a, Rn. 15; Bamberger/Roth/Pöcker, § 1618, Rn. 7 ff.

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des Eltern-Kind-Verhältnisses gestützt werden können. Somit kann als Anspruchsgrundlage für einen Auskunftsanspruch auch § 1618a BGB in Betracht kommen. Im Folgenden soll es nun darum gehen, einen derartigen Anspruch herzuleiten, um im Anschluss die in der Rechtsprechung behandelten Entscheidungen bezüglich einer Auskunft vor dem Hintergrund des § 1618a BGB darzustellen und zu analysieren. Hierbei soll zum einen festgestellt werden, in welchen Konstellationen eine Auskunftserteilung relevant wird. Auch soll abstrakt dargelegt werden, wie und unter welchen Voraussetzungen beziehungsweise mit welchen Einschränkungen sie in den denkbaren Fallgestaltungen zu erbringen ist. Überdies soll herausgearbeitet werden, welchen Zweck eine Auskunft im Rahmen von mittels § 1618a BGB geltend zu machenden Auskunftsansprüchen verfolgt. aa) Herleitung und Grundlage des Auskunftsanspruchs Wie gezeigt, stellt nach Auffassung des Rechtsausschuss des Bundestages die gegenseitige Pflicht zu Beistand und Rücksichtnahme einen der Vorschrift des § 1353 BGB vergleichbaren Bedeutungsgehalt für das Eltern-Kind-Verhältnis dar.604 So wurde auch zu Recht von Knöpfel darauf hingewiesen, dass aus der ehelichen Lebensgemeinschaft ebenfalls eine wechselseitige Verpflichtung zu Beistand und Rücksicht fließe.605 Bemerkenswert ist insoweit, dass im Rahmen der Herleitung des Auskunftsanspruchs aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB festgestellt werden konnte, dass ein solcher Anspruch an dieser Stelle ebenfalls unter anderem aus eben jener Pflicht der Ehegatten zu Beistand und Rücksicht hergeleitet werden kann.606 Im Falle der ehelichen Generalklausel stellen Beistand und Rücksicht jedoch Pflichten dar, die aus der eigentlich auf der Generalklausel fußenden Verpflichtung der Ehegatten zur ehelichen Lebensgemeinschaft abgeleitet werden, wohingegen Beistand und Rücksicht im Rahmen des § 1618a BGB die sich konkret aus der Norm ergebenden Pflichten sind. Wie schon im Rahmen der eherechtlichen Generalklausel festgestellt, mangelt es auch in den § 1618a BGB betreffenden Darstellungen ebenfalls an fundierten und begründeten Herleitungen eines Auskunftsrechts. Insbesondere fehlt es oftmals an differenzierten Auseinandersetzungen mit der Frage, aus welcher Pflicht ein etwaiger Auskunftsanspruch abgeleitet werden soll. Insoweit verbleibt es weit überwiegend bei positiven Feststellungen hinsichtlich der Existenz eines sich aus § 1618a BGB ergebenden Auskunftsanspruchs.607

604

BT-Drucks. 8/2788, S. 43. Knöpfel, FamRZ 1985, S. 554 (558). 606 Vgl. oben § 4 II. 1. d) aa). 607 So etwa bei Schwab, Rn. 729; Schulz/Hauß/Pauling/Tanto, § 1618a, Rn. 2; Hk-BGB/ Kemper, § 1618a, Rn. 3; zweifelnd etwa Frank/Helms, FamRZ 1997, S. 1258 (1262); gegen einen Auskunftsanspruch aus § 1618a BGB Weber, FamRZ 1996, S. 1254 (1255). 605

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Zweiter Teil

Darüber hinaus sparen sich manche Darstellungen eine konkrete Auseinandersetzung mit den geschuldeten Leistungen des § 1618a BGB und sprechen verallgemeinernd von einer sich aus Beistand und Rücksicht ergebenden Auskunft. So gehöre selbstredend zu einer Pflicht zu Beistand und Rücksicht auch der Austausch von Informationen.608 Ebenso wird die Feststellung getroffen, dass derartige, von der Norm geforderte Leistungen nur effektiv zu erfüllen seien, sofern ein Informationsund mithin ein Auskunftsaustausch gegeben sei.609 Falls Literaturstimmen zwischen Beistand und Rücksicht unterscheiden, um einen Auskunftsanspruch herzuleiten, ist zu differenzieren. Vereinzelt weisen Autoren beiden Merkmalen bestimmte potentiell zu erteilende Auskünfte zu; sie differenzieren folglich hinsichtlich des Ziels der einzuholenden Information.610 Nach einer derartigen Auffassung wäre eine Auskunftserteilung demnach – je nach gestellter Anfrage – sowohl als Rücksichtnahme oder auch als Beistandshandlung einzustufen. Das überwiegende Schrifttum wie die Rechtsprechung gleichermaßen leiten eine mögliche Auskunft hingegen ausschließlich aus der Beistandspflicht des § 1618a BGB ab.611 Vereinzelt findet sich hier auch der Versuch einer dezidierten Herleitung eines Auskunftsrechts: Der seitens Eltern und Kindern geschuldete Beistand, geleistet durch fremdnützige Hilfestellung und Unterstützung im familiären Kontext, erfasst auch den Beistand hinsichtlich der Geltendmachung und Durchsetzung etwaiger Ansprüche,612 ebenso wie die Unterstützung bei der persönlichen Entwicklung.613 In beiden Fällen ist nicht von vornherein ausgeschlossen, dass eine Auskunft dahingehend dienlich ist, weshalb einer Auskunftsmitteilung ein unterstützender Charakter zukommen kann. Festzuhalten bleibt demnach, dass ein 608

So Kentgens, S. 96, für den Beistand und Rücksicht zu den „wesenstypischen Verhaltensweisen einer Normalfamilie“ gehören. Zu dem sich hieraus ergebenden „partnerschaftlichen Miteinander“ gehöre „nicht zuletzt“ auch besagter Informationsaustausch, vgl. ebd., S. 96. 609 Vgl. Mayer, S. 115. 610 So Erman/Döll, § 1618a, Rn. 8, 15. Auskünfte, die im Rahmen des Themenkomplexes der Kenntnis der eigenen Abstammung stehen, werden unter den Ausführungen zur Rücksichtnahme abgehandelt, ebd., § 1618a, Rn. 15, wohingegen Auskünfte, die der sie Erbetene im Rahmen von Bewerbungen und Antragsstellungen benötige, als „fürsorgerische Beistandsleistungen“ kategorisiert werden, ebd., § 1618a, Rn. 8. 611 Soergel/Zecca-Jobst, § 1618a, Rn. 6; Schwer, in: jurisPK-BGB, § 1618a, Rn. 5 ff.; Palandt/Götz, § 1618a, Rn. 3; NK-BGB/Czeguhn/Schmitz, § 1618a, Rn. 7; MüKoBGB/ v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 15 ff.; Bamberger/Roth/Pöcker, § 1618a, Rn. 8. Anzumerken ist jedoch, dass die genannten Autoren mehrheitlich besagten Auskunftsanspruch lediglich vor dem Hintergrund der abstammungsrechtlichen Kenntnis behandeln. Allgemeiner hingegen Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 42, die den Auskunftsanspruch ebenfalls als Beistandsleistung einstuft, jedoch losgelöst von der Frage hinsichtlich der Abstammung. Für den Standpunkt der Rechtsprechung m. w. N. zu Urteilen und Beschlüssen vgl. BeckOGK/Kienemund, § 1618a, Rn. 23. 612 Mayer, S. 115; Soergel/Zecca-Jobst, § 1618a, Rn. 7; MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 17. 613 Soergel/Zecca-Jobst, § 1618a, Rn. 7.

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etwaiger Anspruch auf Auskunft, der auf § 1618a BGB gestützt wird, in der dort normierten gegenseitigen Beistandspflicht begründet ist. Aus dem aktiven Tun als Teil der Beistandspflicht folgt die Pflicht zur Mitteilung von Tatsachen. bb) Fallgruppen Nachdem vorab ein Auskunftsrecht abstrakt hergeleitet werden konnte, soll nun im Folgenden untersucht werden, in welchen jeweiligen Konstellationen ein Auskunftsanspruch aus § 1618a BGB tatsächlich gewährt wurde oder in welchen Fallgestaltungen und Situationen die Gewährung eines derartigen Anspruchs aus der Norm zumindest diskutiert wird. Aus Gründen der Übersichtlichkeit bietet sich hierbei eine Unterscheidung nach Fallgruppen an.614 (1) Auskunftsanspruch gegen die Mutter bezüglich des Vaters Der, gemessen an der Fülle an Literatur und der gleichermaßen lebendigen wie wechselhaften Judikatur, wohl vorherrschende Themenkomplex der Auskunft im Rahmen des § 1618a BGB stellt das Auskunftsverlangen eines Kindes, gerichtet an die Mutter, auf Benennung des Erzeugers dar.615 Diskutiert werden etwaige Auskunftsrechte diesbezüglich vor dem Hintergrund eines Rechts auf Kenntnis der eigenen Abstammung, welches nicht nur Probleme im Abstammungsrecht aufwirft, sondern auch von Verfassungs wegen geschützte Rechte der Auskunftsparteien tangiert. (a) Grundlegendes zum Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung Die Frage, ob und inwieweit einem Kind ein Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung zusteht, wurde schon zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des BGB aufgeworfen. Während bereits zu dieser Zeit in der Literatur ein etwaiges Auskunftsrecht diskutiert und bejaht wurde, mangelte es dem BGB an klarer diesbezüglicher Stellungnahme und fand auf Seiten der Rechtsprechung einhellig Ablehnung. Ein deutliches rassenideologisch motiviertes richterliches Umdenken fand im Nationalsozialismus statt. Die Gerichte entsprachen dem Zeitgeist und wollten den Weg zu Entscheidungen ebnen, die die Abstammung der Bürger hinsichtlich des propagierten Ideals arischer Abstammung zu klären wussten.616 614

Orientiert an BeckOGK/Kienemund, § 1618a, Rn. 23 ff. Lugani etwa spricht auch von der praktisch wichtigsten Fallgruppe, die am detailliertesten ausgeformt sei und mit ihren Grundsätzen auch für andere Konstellationen Orientierung bieten könne, Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 47. Vgl. für einen rechtsvergleichenden Überblick bzgl. eines derartigen Auskunftsanspruchs Frank, FamRZ 2017, S. 161 (162 f.). 616 Vgl. hierzu und für weitergehende historische Überblicke ausführlich Kleineke, S. 143 ff.; Kentgens, S. 110 f.; Weber, FamRZ 1996, S. 1254 (1255); Frank/Helms, FamRZ 1997, S. 1258 (1259); Muscheler/Bloch, FPR 2002, S. 339 (341 f.); Koch, FamRZ 1990, S. 569 (571); Badenberg, S. 4 ff., 7 ff.; Straub, S. 126 ff. 615

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Zweiter Teil

In der Nachkriegszeit nahm man von Kenntnisansprüchen hinsichtlich der eigenen Abstammung zunächst wieder Abstand. Einerseits wurde so eine Distanzierung zur zuvor herrschenden Ideologie hergestellt; andererseits mangelte es für die Annahme derartiger Ansprüche schlechterdings an Anhaltspunkten im BGB.617 Nachdem das Grundgesetz in Kraft getreten war, wurde jedoch höchstrichterlich 1952 mehrfach festgestellt, dass ein unehelich geborenes Kind zumindest generell ein Feststellungsinteresse hinsichtlich der eigenen Abstammung habe, nicht zuletzt aufgrund des Verfassungsauftrags aus Art. 6 Abs. 5 GG.618 Nichtsdestotrotz war das Schrifttum wie die Rechtsprechung in der Folgezeit durch Uneinigkeit bei der Beantwortung eines Rechts auf Kenntnis der eigenen Abstammung geprägt.619 Ein Ende wurde der Debatte seitens des Verfassungsgerichts 1989 bereitet, das nun erstmalig ein Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung anerkannte.620 Vorausgegangen war dem wegweisenden Urteil ein Vorlagebeschluss des AG Hamburg, welches im Wege der konkreten Normenkontrolle dem Gericht eine Frage die Ehelichkeitsanfechtung betreffend zur Prüfung vorlegte.621 Das Verfassungsgericht führte hierbei zunächst aus, dass sowohl die freie Entfaltung der Persönlichkeit wie auch die Menschenwürde jedem Einzelnen einen autonomen Bereich privater Lebensgestaltung zusichern, in welchem er seine Individualität entwickeln und wahren kann.622 Verständnis und Entfaltung eben dieser Individualität seien aber mit der Kenntnis der für sie konstitutiven Faktoren eng verknüpft.623 Einen solchen Faktor stelle neben weiteren auch die eigene Abstammung dar.624 Zunächst könne sie die genetische Ausstattung festlegen und die eigene Persönlichkeit mitprägen; ferner nehme sie auch für das Bewusstsein des Einzelnen eine Schlüsselstellung hinsichtlich der Individualitätsfindung und des Selbstverständnisses ein.625 Somit gehöre die Abstammung als Individualisierungsmerkmal zur Persönlichkeit, da sie unabhängig vom Ausmaß wissenschaftlicher Ergebnisse wichtige Anknüpfungs-

617

Badenberg, S. 11; Frank/Helms, FamRZ 1997, S. 1258 (1259). BGH NJW 1952, S. 780 ff.; BGH NJW 1952, S. 935 ff.; Muscheler/Bloch, FPR 2002, S. 339 (342). 619 Dafür bereits Giesen, FamRZ 1981, S. 413 (416 f.); Mansees, NJW 1988, S. 2984 ff.; kritischer demgegenüber etwa Deichfuß, NJW 1988, S. 113 ff.; Frank/Helms, FamRZ 1997, S. 1258 (1261 f.); vgl. auch Gottwald, in: FS Hubmann, S. 111 (125), der ein privates Recht auf Kenntnis ausschließt, in ihm zwar ein „ernstes rechtspolitisches und ethisches Anliegen“ erkennt, welches jedoch familienrechtlich nur begrenzt erfüllt werden könne. Auch die Rechtsprechung stand einem Recht auf Kenntnis der Abstammung ablehnend gegenüber, vgl. für einen Rechtsprechungsüberblick bis 1972 Kleineke, S. 147 ff., hier jedoch bezogen auf die Situation zwischen der Mutter und dem nichtehelichen Kind. 620 BVerfG FamRZ 1989, S. 255 ff. 621 AG Hamburg DAVorm 1987, S. 545 ff. 622 BVerfG FamRZ 1989, S. 255 (257). 623 BVerfG FamRZ 1989, S. 255 (257). 624 BVerfG FamRZ 1989, S. 255 (257 f.). 625 BVerfG FamRZ 1989, S. 255 (258). 618

§ 4 Familienrechtliche Auskunftsansprüche

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punkte für das Verständnis und die Entfaltung der Individualität liefere.626 Aus all dem folge nun, dass dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Abs. 1 i. V. m. Art. 1 Abs. 1 GG) auch ein Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung entspringe.627 Dies folgere jedoch kein von Verfassungs wegen garantiertes Recht auf Verschaffung von Kenntnissen bezüglich der eigenen Abstammung, sondern schütze insoweit nur vor der Vorenthaltung erlangbarer Informationen.628 Für das Verhältnis von Privatrechtssubjekten untereinander bedarf es daher in derartigen Fällen einer zivilrechtlichen Anspruchsgrundlage.629 Dieses Grundsatzurteil und die in ihm aufgestellten Maximen waren Ausgangspunkt einer heute als gefestigt einzustufenden Rechtsprechung in einer Vielzahl denkbarer familienrechtlicher Konstellationen.630 (b) Entwicklung in der Rechtsprechung hinsichtlich des Auskunftsanspruchs Diese soeben dargelegten Grundsätze, die das Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung des Einzelnen begründen, stehen im engem Zusammenhang mit den auf § 1618a BGB gestützten Auskunftsansprüchen, gerichtet gegen die Mutter, auf Benennung des Erzeugers respektive auf Mitteilung der Namen der hierfür in Frage kommenden Personen. Grundlegend für die Entwicklung des § 1618a BGB als Anspruchsgrundlage für einen Auskunftsanspruch war ein Urteil des AG Passau des Jahres 1987.631 In diesem wurde erstmalig ein Auskunftsverlangen, gerichtet an die Mutter, auf Benennung des eigenen leiblichen Vaters, in Ermangelung anderweitiger speziellerer Normen aus § 1618a BGB gewährt. Ausgangspunkt dieses Urteils war das Auskunftsverlangen einer Tochter, die unehelich geboren wurde und anschließend bei Pflegeeltern aufwuchs, ohne von diesen adoptiert worden zu sein. Von ihrer leiblichen Mutter verlangte sie nun Auskunft in Form von Name und Adresse ihres Vaters, die diese wiederum aufgrund ihrer eigenen Kenntnis unschwer hätte erteilen können, was sie 626

BVerfG FamRZ 1989, S. 255 (258). BVerfG FamRZ 1989, S. 255 (258). 628 BVerfG FamRZ 1989, S. 255 (258); vgl. vertiefend hierzu Coester-Waltjen, Jura 1989, S. 520 (523); missverständlich folglich Mayer, die aufgrund des Rechts auf Kenntnis der eigenen Abstammung eine Schutzpflicht des Staates auf Verschaffung erlangbarer Informationen erkennen will, vgl. Mayer, S. 26. Vgl. hierzu in Anknüpfung an die anfechtungsrechtliche Problematik des angeführten Urteils des BVerfG MüKoBGB/Wellenhofer, Vor § 1591, Rn. 25. 629 BGH FamRZ 2019, S. 537 (538). 630 Vgl. etwa BVerfG FamRZ 1994, S. 881 (882); BVerfG FamRZ 1997, S. 869 (869); BVerfG FamRZ 2007, S. 441 (444); BVerfG FamRZ 2010, S. 1879 (1880); BVerfG FamRZ 2016, S. 877 (878 f.). Kritisch demgegenüber in Hinblick auf daraus folgernde Auskunftsansprüche Frank/Helms, FamRZ 1997, S. 1258 (1261): „Wer dem Interesse des Kindes an der Kenntnis der eigenen Abstammung erst einmal verfassungsrechtliche Weihen verleiht, wird der Folgeprobleme […] kaum mehr Herr“. Kritisch bis ablehnend zur Entscheidung des BVerfG auch Koch, FamRZ 1990, S. 569 (570); vgl. für weitere, teils kritische Stellungnahmen die Ausführungen bei Badenberg, S. 36 ff. 631 AG Passau FamRZ 1987, S. 1309 ff. 627

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Zweiter Teil

jedoch verweigerte. Ihre Haltung begründete sie damit, dass sie die Existenz eines derartigen Anspruchs bezweifele und keine Angaben über Jahrzehnte zurückliegenden Intimverkehr machen wolle. Geltend machte die Tochter den Anspruch sowohl aus persönlichen Gründen als auch im Hinblick auf die Verfolgung gegebenenfalls bestehender Erbansprüche. Das AG setzte sich zunächst mit der Frage auseinander, ob der Norm des § 1618a BGB überhaupt die Qualität einer Anspruchsgrundlage zukommen könne, was letztlich bejaht wurde.632 Aus der der Norm entspringenden Beistandspflicht sei die Mutter gehalten, ihre Tochter bei der Geltendmachung von Ansprüchen zu unterstützen.633 Somit ergebe sich für die Tochter ein klagbarer Anspruch aus § 1618a BGB i. V. m. §§ 1934a ff. BGB a. F., Art. 6 GG.634 Das Gericht erkannte ferner, dass dem Verlangen der Tochter das Recht der Mutter auf Achtung ihrer Intimsphäre gegenüberstehe; in der Gegenüberstellung überwiege jedoch das Auskunftsinteresse der Tochter.635 Der Ansicht des AG schloss sich das daraufhin angerufene LG Passau an, welches dem Auskunftsverlangen der Tochter ebenfalls stattgab.636 Eine gegen die beiden Passauer Instanzen eingelegte Verfassungsbeschwerde der Mutter wurde seitens des BVerfG nicht zur Entscheidung angenommen.637 In seinem Beschluss äußerte das Gericht weder verfassungsrechtliche Bedenken hinsichtlich einer wie von den Passauer Instanzen geforderten Auskunft, noch kritisierte es die Begründung des Anspruchs aus § 1618a BGB und die Heranziehung dieser Norm als Anspruchsgrundlage. Überdies sprach das Gericht auch dem Interesse des Kindes hinsichtlich der Kenntniserlangung grundsätzlich ein höheres Gewicht zu als den Interessen der Mutter, derart intime Informationen nicht preiszugeben. Gerade aufgrund des angeführten Aspekts der Bestätigung der Anspruchsgrundlage war seither die Heranziehung des § 1618a BGB als Anspruchsgrundlage für einen Auskunftsanspruch als bestätigt einzustufen, obgleich zur selben Zeit noch das LG Landau wie auch das OLG Zweibrücken einen auf § 1618a BGB gestützten Auskunftsanspruch ablehnten und der Norm die Qualität als Anspruchsgrundlage absprachen, oder dies zumindest offenließen.638 Dennoch wurde auch im Anschluss hieran der Anspruch vereinzelt aus § 242 BGB hergeleitet.639 632

AG Passau FamRZ 1987, S. 1309 (1310). Vgl. hierzu bereits die obigen Ausführungen, § 4 II. 2. d) aa). 634 AG Passau FamRZ 1987, S. 1309 (1310). 635 AG Passau FamRZ 1987, S. 1309 (1311). 636 LG Passau NJW 1988, S. 144 ff. 637 BVerfG FamRZ 1989, S. 147 (147). 638 Vgl. zunächst LG Landau DAVorm 1989, S. 634 (635); OLG Zweibrücken NJW 1990, S. 719 f. Bemerkenswert ist indes, dass diese Billigung der Passauer Rechtsprechung seitens des Verfassungsgerichts ein Jahr vor seinem Grundsatzurteil zum Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung erfolgte, vgl. BVerfG FamRZ 1989, S. 255 ff. Wenn auch die Einstufung des § 1618a BGB als Anspruchsgrundlage für das Auskunftsverlangen auf Benennung des Vaters seither als herrschende Auffassung einzustufen ist, so ist dennoch auf die Ausführungen Franks hinzuweisen, der kritisch bemerkt, dass es in Westeuropa keine Rechtsordnung gebe, in der eine Mutter gezwungen werden kann, die Identität des Vaters preiszugeben und sich die Handhabung 633

§ 4 Familienrechtliche Auskunftsansprüche

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Die Instanzgerichte folgten seither – meist auch unter Berufung auf das AG wie das LG Passau – überwiegend den von diesen aufgestellten Grundsätzen und gewährten Auskünfte unter Heranziehung des § 1618a BGB. Hierbei wurde vereinzelt auf Basis der Grundsätze der aus § 1618a BGB abgeleitete Auskunftsanspruch weiterentwickelt und an neue Situationen und Fragen angepasst. So verlangte eine Tochter von ihrer Mutter Auskunft, abermals unter anderem aus persönlichen wie pekuniären Gründen. Die Mutter stellte sich diesem Verlangen unter anderem mit der Begründung entgegen, in der Empfängniszeit mit mehreren Männern verkehrt zu haben und somit keine konkrete Auskunft erteilen zu können. Dieses Argument wurde vom entscheidenden LG Münster640 nicht berücksichtigt. Vielmehr war es der Ansicht, dass in einem Fall, in dem mehrere Männer als potentielle Erzeuger in Betracht kommen, das Kind Auskunft hinsichtlich Name und Adresse all derjenigen Männer verlangen könne, die der Mutter in der Empfängniszeit beigewohnt haben. Dieser Richterspruch ließ somit ein seitens einer Mutter aufzubringendes Argument des Mehrverkehrs obsolet erscheinen. Gemeinsame Grundsituation der gerichtlichen Auseinandersetzungen war häufig ein inzwischen erwachsenes, unehelich gezeugtes Kind, das von seiner Mutter Auskunft verlangte. Zur Begründung des Auskunftsverlangens wurden meist einerseits ideelle, der persönlichen Entwicklung dienende Gründe angegeben. Andererseits wurde die Auskunft zur Geltendmachung und zur Durchsetzung potentiell bestehender Erb- oder Unterhaltsansprüche gegen den bislang unbekannten Erzeuger verlangt. Teilweise wurden auch ausschließlich ideelle Interessen verfolgt.641 Ferner bestand in einem Fall ein Interesse an der Kenntnis des Vaters, um mögliche Nachteile im Bewerbungsverfahren und auf dem Arbeitsmarkt zu verhindern.642 Abgelehnt wurde der Auskunftsanspruch häufig in Fällen, die die inzwischen abgeschaffte Amtspflegschaft betrafen. Hierbei hatte das uneheliche Kind nicht selbst unmittelbar geklagt, sondern wurde vom zuständigen Amtspfleger, etwa dem Jugendamt, vertreten.643 Häufig handelte es sich um sehr junge Kinder, denen wegen

der deutschen Rechtspraxis hinsichtlich dieser Frage nur schwer in das Konzept des geltenden Rechts einfügen lasse, vgl. Frank, FamRZ 2017, S. 161 (162 f., 164). 639 AG Rastatt, FamRZ 1996, S. 1299 (1299). 640 LG Münster FamRZ 1990, S. 1031 (1031). 641 AG Gemünden FamRZ 1990, S. 220 f.; LG Münster FamRZ 1990, S. 1031 ff.; LG Saarbrücken DAVorm 1991, S. 338 f. (hier lediglich pekuniäres Interesse); LG Bremen FamRZ 1998, S. 1039 (hier nur ideelle Interessen). 642 LG Münster FamRZ 1990, S. 1031 (1031). Im konkreten Fall sah sich die klagende Tochter bei der Bewerbung für einen kirchlichen Arbeitgeber benachteiligt, sofern sie ihren Vater nicht benennen könne. Des Weiteren führte aber auch sie persönliche Gründe an, sowie die Prüfung etwaiger Erb- und Unterhaltsansprüche. 643 Abgelehnt etwa von LG Landau DAVorm 1989, S. 634 ff.; LG Essen FamRZ 1994, S. 1347 f.; AG Rastatt FamRZ 1996, S. 1299 ff. Stattgegeben hingegen von AG Gemünden FamRZ 1990, S. 220 f.; AG Duisburg DAVorm 1992, S. 1129 ff.

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ihres Alters die entsprechende Reife zur Beurteilung der Situation fehlte.644 Somit traten in derart gelegenen Fällen auch vermehrt finanzielle Gesichtspunkte in den Vordergrund, etwa damit durch mögliche Unterhaltsleistungen des Vaters die Sozialhilfe entlastet werde.645 Auskunftsansprüche wurden ferner abgelehnt in Fällen, in denen dem Schutz des Persönlichkeitsrechts der Mütter entgegen dem auf die Passauer Rechtsprechung folgenden Beschluss des BVerfG ein höheres Gewicht beigemessen wurde. So etwa in einem Fall, in dem die Mutter bei Erfüllung des Auskunftsanspruchs ihre berufliche Existenz hätte verlieren können, da der psychisch kranke Erzeuger in einer Einrichtung lebte, in der die Mutter tätig war.646 Der klagende Sohn, minderjährig und vertreten durch das Jugendamt, war somit selbst unterhaltsberechtigt gegenüber seiner Mutter. Eine Auskunftserfüllung hätte insoweit jegliches finanzielle Interesse des Kindes verhindert. Das OLG stellte jedoch klar, dass es sich hierbei um eine Ausnahme handele, da es der Regelfall sei, dass den Interessen des Kindes größeres Gewicht beizumessen sei.647 Ebenso abgelehnt wurde der Auskunftsanspruch in einem Fall, in dem die Mutter behauptete, den Namen des Vaters nicht mehr zu kennen und überdies von diesem vergewaltigt worden sei. Den Kläger treffe die Beweislast, dass die Mutter den Vater doch kenne.648 Hieraus wird zurecht die Schlussfolgerung gezogen, dass die Bejahung eines Anspruchs auf Auskunft gemäß § 1618a BGB voraussetzt, dass die Mutter dem Kind gegenüber zu Beistand im Sinne der Norm auch in der Lage ist.649 Von Bedeutung war auch stets die Frage, ob der Auskunftsanspruch aus § 1618a BGB auch der Vollstreckung zugänglich ist. Dies ist, nach heute wohl überwiegender Meinung, zu bejahen.650 (c) Interessenlage der Beteiligten Wenngleich die Entwicklung der den Auskunftsanspruch betreffenden Rechtsprechung unterschiedlich erscheint und häufig Beständigkeit vermissen ließ, lassen sich dennoch im Rahmen der bei den Parteien vorherrschenden Interessenlagen Gemeinsamkeiten erkennen. Zu differenzieren ist hierbei zwischen den Interessen des Kindes, der Mutter und des Vaters, respektive der möglichen Väter. Im Rahmen der Interessen des Kindes ist zwischen seinen einzelnen Entwicklungsstufen zu unterscheiden. Für (nahezu) volljährige Abkömmlinge, die die Be644 Das LG Essen etwa lehnte ein Auskunftsverlangen eines Kindes ab, das nicht mal ein Jahr alt war und durch den Amtspfleger vertreten wurde, vgl. LG Essen FamRZ 1994, S. 1347 (1347). 645 Exemplarisch AG Schwetzingen DAVorm 1992, S. 88 ff. 646 OLG Hamm FamRZ 1991, S. 1229 f. 647 OLG Hamm FamRZ 1991, S. 1229 (1229). 648 OLG Köln FamRZ 1994, S. 1197 f. 649 Staudinger/Lugani, § 1618a BGB, Rn. 49. 650 OLG Hamm NJW 2001, S. 1870 f.; OLG Bremen FamRZ 2000, S. 618 ff.; Muscheler/ Bloch, FPR 2002, S. 339 (350 f.); MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 18; Brückner, S. 179 ff.

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nennung ihres Vaters verlangen, sind zum einen ideelle Interessen maßgeblich. So wurde Auskunft aus § 1618a BGB verlangt, um sich seiner eigenen genetischen Herkunft klar zu werden, damit ein persönlicher Kontakt zum eigenen Vater aufgebaut werden könne. Dem Bewusstsein, über die eigenen Wurzeln nicht Bescheid zu wissen, folgen nicht selten ernste psychische Probleme im Erwachsenenalter.651 Das Verlangen nach derartigen Kenntnissen für die „Selbstfindung“, ebenso wie das Verständnis, die Situation zu überblicken, erfordert jedoch eine gewisse Reife und tritt regelmäßig erst in der Pubertät auf.652 Ferner wird vertreten, dass das Interesse an der Klärung der eigenen Herkunft dezidiert dargelegt werden müsse, damit ein Auskunftsanspruch bestehe.653 In den Bereich der Verfolgung persönlicher Interessen fällt auch die Klärung eventuell bestehender Erbkrankheiten und dergleichen. Aus all dem ergibt sich, dass derartige Interessen nicht bestehen, sofern Stellvertreter für Kinder einen Anspruch auf Auskunft über den Erzeuger geltend machen; im Gegenteil kann eine solche Information im persönlichen Bereich je nach Entwicklungsstadium eher hinderlich sein.654 Demnach treten im Kindesalter eher finanzielle Interessen in den Vordergrund, die auch bei Heranwachsenden oder bereits Erwachsenen eine ausschlaggebende Rolle für das Verlangen nach Auskunft spielen können. So haben, wie in der Übersicht über die Entwicklung in der Rechtsprechung dargelegt werden konnte, Erwachsene und Heranwachsende gleichermaßen ein Interesse daran, potentielle Unterhalts- und Erbansprüche geltend zu machen. Die jeweilige Kindesmutter hat ein Interesse daran, ihre Intimsphäre geschützt zu wissen. Zwar muss dieses Interesse zumindest auch glaubhaft und nachvollziehbar vorgetragen werden;655 die möglichen Gründe der Mütter, ihre Intimsphäre schützen zu wollen, sind jedoch vielfältig.656 Ein möglicher Kindsvater oder der Kreis von in Frage kommenden Personen weiß eventuell nicht, dass ein Kind gezeugt wurde, vielleicht lebt er auch in geordneten familiären Verhältnissen und verschweigt bei Kenntnis das eigene Kind. Auf einen Schutz vor dem Hintergrund seiner Familie kann er sich nicht berufen;657 ebenso wenig wie auf ein Versprechen der Mutter, seine Vaterschaft nicht zu offenbaren.658 Begründet wird dies auch damit, dass das System des Abstammungsrechts persön651

So auch im Falle einer Adoption bei LG Bremen FamRZ 1998, S. 1039 (1039). Eidenmüller, JuS 1998, S. 789 (793). 653 So Lenze, ZfJ 1998, S. 101 (107); wohingegen Pöcker das Interesse an der eigenen Abstammung für sich allein als ausreichend einstuft, BeckOK/Pöcker, § 1618a, Rn. 6.2. 654 Gernhuber/Coester-Waltjen, § 52, Rn. 22; Moritz, Jura 1990, S. 134 (138 f.); Zenz, StAZ 1974, S. 281 (288). 655 Lenze, ZfJ 1998, S. 101 (S. 107). 656 Vgl. für Überblicke Rotax, Praxis Kinderpsychologie/Kinderpsychiatrie, S. 148 (156); sowie auch Muscheler/Bloch, FPR 2002, S. 339 (346). 657 LG Münster FamRZ 1990, S. 1031 (1033). So sprechen Muscheler/Bloch für diesen Fall auch von einer möglichen „Populareinrede“, vgl. FPR 2002, S. 339 (349). 658 Muscheler/Bloch, FPR 2002, S. 339 (349); Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 49. Generell gegen den Schutz der Interessen des Vaters Lenze, ZfJ 1998, S. 101 (105). 652

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liche Interessen des Vaters an einer Verdeckung der eigenen Vaterschaft nicht berücksichtigt.659 (d) Abwägung zwischen den einzelnen Interessen und Rechtsgütern Diese so sich gegenüberstehenden und grundverschiedenen Interessen bedürfen einer Abwägung, um die sich hieraus ergebenden unterschiedlichen Positionen vor dem Hintergrund des Auskunftsrechts zu reflektieren. Von Bedeutung ist jedoch auch die Abwägung der verschiedenen grundrechtlich geschützten Positionen: Wie in den bisherigen Ausführungen bereits deutlich wurde, steht dem Auskunftsverlangen des Kindes stets das Recht der Mutter auf Wahrung und Achtung ihrer Intimsphäre gegenüber. Das Auskunftsrecht des Kindes findet seine Grenze demnach im Persönlichkeitsrecht der Mutter. Zwar kann die Auskunft als Beistand im Sinne des § 1618a BGB zu leisten sein – in gleicher Weise folgt aus der Norm auch die Verpflichtung des Kindes zur Rücksicht auf die Interessen der Mutter.660 Begonnen hat die Debatte über eine mögliche Abwägung der sich gegenüberstehenden Interessen von Mutter und Abkömmling mit dem Beschluss des Verfassungsgerichts661 im Anschluss an die Passauer Instanzen.662 Erkannt wurde seitens des BVerfG freilich, dass sich in derartigen Auskunftssituationen grundrechtlich geschützte Interessen gegenüberstehen, die es gegeneinander abzuwägen gilt. In dem konkreten Fall, in welchem ein Kind von seiner Mutter die Benennung des eigenen Erzeugers verlangt, seien die Kindesinteressen jedoch grundsätzlich gegenüber denjenigen der Mutter vorrangig: Eltern eines nichtehelichen Kindes hätten generell ihre eigenen Interessen denjenigen des Kindes unterzuordnen, da sie einerseits die Existenz des Kindes wie auch seine Nichtehelichkeit zu vertreten hätten.663 An dieser vom Verfassungsgericht getroffenen Wertentscheidung wurde bisweilen kritisiert, sie habe ihre eigene Tragweite nicht zu erkennen vermocht.664 Zwar wurden im Anschluss hieran die Güterabwägungen vieler unterinstanzlicher Gerichte entsprechend den Vorgaben des BVerfG vorgenommen, wenngleich sich auch in den Folgejahren viele Gerichte dezidierter mit Fragen der Abwägungen auseinandersetzten und sich auch gegen den Grundsatz des BVerfG stellten.665 Des Weiteren begründete

659

BeckOK/Pöcker, § 1618a, Rn. 6.2. MüKoBGB/v. Sachsen Gessaphe, § 1618a, Rn. 17; Weber, FamRZ 1996, S. 1254 (1255). 661 BVerfG FamRZ 1989, S. 147 (147). 662 AG Passau FamRZ 1987, S. 1309 ff.; LG Passau NJW 1988, S. 144 ff. 663 BVerfG FamRZ 1989, S. 147 (147). 664 So spricht Lenze etwa davon, dass das Verfassungsgericht dringende abstammungsrechtliche Fragen der Rechtsgüterabwägung hierdurch lediglich „lapidar“ zugunsten des Kindes entschieden hätte, vgl. Lenze, ZfJ 1998, S. 101 (101). 665 Vgl. etwa OLG Hamm FamRZ 1991, S. 1229 (1229), das eine Abwägung zugunsten der Mutter vornahm; ferner LG Essen FamRZ 1994, S. 1347 f., das im gegeben Fall von einem höherwertigen Interesse der Mutter ausging; auch das AG Rastatt, FamRZ 1996, S. 1299 ff., 660

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das Gericht 1989 seinen Beschluss mit dem Ziel der Gleichstellung von ehelichen und nichtehelichen Kindern, da letztere nach Möglichkeit die gleichen Chancen haben sollen, wie sie eheliche Kinder haben.666 Somit kann der Entscheidung ein übergeordnetes Ziel entnommen werden. Einen Paradigmenwechsel hinsichtlich der grundsätzlichen Beurteilung einer derartigen Abwägung erfolgte seitens des BVerfG 1997, wo es mit Beschluss die Rechtsprechungslinie der vorab angeführten Entscheidungen revidierte.667 Vorausgegangen war der Rechtsstreit einer Mutter mit ihrer inzwischen 30-jährigen Tochter, die von ihr die Namen der für sie in Frage kommenden Erzeuger verlangte. Nachdem das LG Münster dem Auskunftsverlangen stattgab und hierbei ebenso darauf abstellte, dass die Interessen der Mutter zurückzutreten hätten, da sie das Aufeinandertreffen der verschiedenen Interessen zu vertreten habe,668 legte die Mutter hiergegen Verfassungsbeschwerde ein, die auch begründet war. In seinen Ausführungen rügte das BVerfG die seitens des LG vorgenommene Abwägung und hob die Entscheidung des LG Münster wieder auf. Dieses habe verkannt, dass ihm ein weiter Spielraum für die notwendigerweise vorzunehmende Abwägung zur Verfügung stehe, den es nicht ausgenutzt habe: Weder durch das geschützte Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung, noch aus Art. 6 Abs. 5 GG sei für die Bejahung eines Auskunftsanspruchs ein bestimmtes Ergebnis vorgegeben.669 Durch die Feststellung, dass es die Eltern sind (und im konkreten Auskunftsfall allein die Mutter), die das Aufeinandertreffen der Interessen zu vertreten haben, verschließe man sich einer abwägenden Berücksichtigung gegenläufiger Interessen, da das Kind diese durch die Eltern geschaffene Lage niemals zu vertreten habe.670 Infolgedessen stehe den Gerichten ein weiter Spielraum für eine Abwägung zur Verfügung, der vom LG nicht hinreichend ausgeschöpft wurde.671 Hiermit ebnete das Gericht den Weg hin zu einer im Ergebnis offenen und unvoreingenommenen Abwägung der Interessen für den konkreten Auskunftsprozess. Ausgeschlossen war somit ein bis dahin angenommener grundsätzlicher Vorrang der Kindesinteressen gegenüber denen der Mutter.672 entschied in einen Fall, indem das Jugendamt als Vertreter auftrat, dass für derartige Fallgestaltungen vielfach von einem höherwertigen Interesse der Mutter auszugehen sei. 666 BVerfG FamRZ 1989, S. 147 (147). 667 BVerfG FamRZ 1997, S. 869 ff. Unbeanstandet blieb jedoch die Norm des § 1618a BGB als Anspruchsgrundlage, was insoweit die zweite verfassungsrechtliche Bestätigung als Anspruchsgrundlage bedeutete. 668 LG Münster FamRZ 1990, S. 1031 (1033). 669 BVerfG FamRZ 1997, S. 869 (870). 670 BVerfG FamRZ 1997, S. 869 (871). 671 BVerfG FamRZ 1997, S. 869 (870). 672 Der Vollständigkeit halber sei jedoch erwähnt, dass das LG Münster nach der Zurückweisung erneut zugunsten der Tochter entschied, nachdem es die Vorgaben des BVerfG zum Spielraum bei der Abwägung berücksichtigt hat, vgl. LG Münster FamRZ 1999, S. 1441 ff. Eine erneute hiergegen gerichtete Verfassungsbeschwerde seitens der Mutter wurde nicht zur Entscheidung angenommen, vgl. BVerfG, Beschl. v. 20. 12. 1998, 1 BvR 1774/98.

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Zweiter Teil

Unabhängig davon, dass an der Rechtsprechungsänderung hin zu einer ergebnisoffenen Abwägung in vielerlei Hinsicht Anstoß genommen wurde,673 bleiben die seitens des Verfassungsgerichts aufgestellten Kriterien für eine Abwägung im Rahmen von auf § 1618a BGB gestützten Auskunftsansprüchen maßgeblich für ihre Begründung. Keiner geschützten Position einer Partei am Auskunftsverfahren kommt von vornherein ein größeres Gewicht zu. Es besteht im Ergebnis ein weiter Spielraum, den die Gerichte auszuschöpfen haben, um die Konfliktlage durch Abwägung der Grundrechtspositionen zu entscheiden. Der Vorteil, dem eine Versagung des grundsätzlichen Vorrangs der Kindesinteressen zukommt, liegt in einer sich hieraus ergebenden Abwägung, die die Besonderheiten eines jeglichen Falls zu berücksichtigen weiß. (e) Normzwecke des Anspruchs gegen die Mutter auf Benennung des Vaters Zunächst war es häufig das Ziel der Anspruchsteller, die eingeholten Informationen in Form von Name und gegebenenfalls Adresse dafür zu nutzen, erbrechtliche oder unterhaltsrechtliche, mithin weiterführende Ansprüche gegenüber dem Vater geltend zu machen. Die Auskunft wird also dazu benötigt, einen weiteren Anspruch vorzubereiten und diesen hinreichend bestimmt geltend zu machen. Folglich weist auch diese Fallgruppe der Auskunftsansprüche aus § 1618a BGB den bereits bekannten Normzweck der Durchsetzungshilfe, hier bezüglich personenrechtlicher Ansprüche, auf.674 Vorherrschender Antrieb der den Anspruch geltend machenden Kinder war oftmals der Wunsch, Klarheit über die Person des Erzeugers zu erlangen, also mit seinem Vater überhaupt das erste Mal in Kontakt treten zu können. Dies stellt ein ideelles Interesse im Rahmen der Normzwecke dar, welches keinem der sieben bislang festgehaltenen Normzwecke zugeordnet werden kann.675 Demnach ist auf den aus einem ideellen Interesse folgenden Normzweck an separater Stelle einzugehen.676 Das Kind hat ein geschütztes Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung. Somit hat es ein Recht, in Erfahrung zu bringen, wer sein Vater ist oder welche Männer als mögliche Väter in Betracht kommen. Gleichermaßen hat es ein aus seiner Abstammung folgendes gesetzliches Erbrecht nach seinem leiblichen Vater. Je nach Alter und Lebenssituation aller Beteiligen stünde dem Kind auch ein Anspruch auf Unterhaltszahlungen gegenüber dem Vater zu. Somit lassen sich eine Reihe von Rechtspositionen erkennen, in denen das Kind geschützt werden muss. Durch die 673 Vgl. für mitunter sehr deutliche Kritik etwa Starck, JZ 1997, S. 777 (780), der eine Einmischung des BVerfG in die Einzelabwägung der Fachgerichte bemängelt; ferner Eidenmüller, JuS 1998, S. 789 (791); Frank/Helms, FamRZ 1997, S. 1258 (1262); Niemeyer, FuR 1998, S. 41 (41). 674 Zur Durchsetzungshilfe generell vgl. oben § 4 I. 11. a) aa). 675 Vgl. hierzu oben, § 4 I. 11. a). 676 Hierzu sogleich unter § 4 II. 2. d) bb) (1) (f).

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Geltendmachung des Auskunftsanspruchs und der bei Erfolg gewährten Auskunft kann der Anspruchsteller folglich auch seine weitergehenden Rechte wahrnehmen. Ohne zu erteilende Auskunft würde er Rechtsverluste hinnehmen müssen, vor denen ihn die Auskunft schützen kann. Somit weist der Anspruch auch die bekannte Schutzfunktion auf.677 Auch die nach herrschender Meinung mögliche Durchsetzbarkeit des Auskunftsanspruchs unterstützt diesen Schutz noch weitergehend. Der Schutz kann jedoch auch der Mutter als Auskunftschuldnerin zukommen. Insbesondere nach der Änderung der Rechtsprechung des BVerfG678 zu der korrekten Durchführung der Abwägung wurde der Schutz der Mutter weiter gestärkt, indem nicht mehr prinzipiell darauf abgestellt werden kann, wer die Existenz des Kindes zu vertreten hat. Somit weist die Schutzfunktion auch vorliegend die Möglichkeit des Schutzes für den Anspruchsgegner auf. Prinzipiell könnte auch, so wie in den Ergebnissen zu den Normzwecken der kodifizierten Auskunftsansprüche, im Zusammenhang mit der Durchsetzungshilfe an eine Vermeidungsfunktion zu denken sein. Die an besagter Stelle festgestellte korrespondiere Wirkung eben dieser beiden Zwecke konnte gerade deshalb festgestellt werden, da einer eingeholten Information auch stets die Wirkung zukommen kann, von einer weiteren Anspruchsverfolgung aufgrund der neuen Erkenntnisse Abstand zu nehmen. Jedoch liegen die Dinge im Zusammenhang der Auskunft hinsichtlich des eigenen Vaters anders, da unabhängig von dessen wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit davon ausgegangen werden kann, dass das Kind sich, wenn auch nicht im Klagewege, erstmalig an den bislang unbekannten Vater wendet. Hieraus vermag sich mitunter erst der Eindruck der Leistungsfähigkeit ergeben, um anschließend entscheiden zu können, ob ein weiterführender Anspruch verfolgt wird. Auf eine bislang aufgetretene klassische Vermeidung eines Anspruchs durch Auskunft kann somit nicht zwangsläufig geschlossen werden. Bei den häufig angeführten potentiellen Erbansprüchen gegen den unbekannten Vater ist zudem zu berücksichtigen, dass es sich um Ansprüche handelt, von denen nicht klar ist, wann und ob sie überhaupt entstehen. Die Vermeidungsfunktion bezog sich bis hierhin stets auf in zeitlicher Hinsicht aktuelle Ansprüche. Zusammenfassend lassen sich also die Normzwecke der Durchsetzungshilfe, der Schutzfunktion sowie der Verfolgung ideeller Interessen festhalten. (f) Exkurs: Die Verfolgung ideeller Interessen als Normzweck Für dem Auskunftsanspruch aus § 1618a BGB auf Benennung des Vaters ist eine ideelle Komponente charakteristisch. Der die Auskunft Ersuchende kann ein Interesse verfolgen, das sich nicht in materiellrechtlichen Komponenten messen lässt. Es existiert keinerlei Streitwert oder weitergehender Anspruch, der durchgesetzt oder vermieden werden könnte. Im Mittelpunkt steht der Wunsch des die Auskunft 677 678

Vgl. zur Schutzfunktion allgemein oben § 4 I. 11. a) cc). BVerfG FamRZ 1997, S. 869 ff.

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Zweiter Teil

Verlangenden, bestimmte Tatsachen erstmalig überhaupt in Erfahrung zu bringen oder letztgültig zu klären. Im Rahmen der Auskunft auf Klärung der eigenen Abstammung sehen sich viele Personen das erste Mal der Situation ausgesetzt, womöglich nach vielen Jahren Klarheit über die Person des Erzeugers zu erlangen. Somit wird die Chance genutzt, um das erste Mal überhaupt in Kontakt mit der Person zu treten, was nach Jahren der Unkenntnis über die eigene Herkunft ein starkes Motiv sein kann. In vielen derartigen Rechtsstreitigkeiten wurde der Wunsch deutlich, in Erfahrung bringen zu können, „wo man herkommt“; ferner ergaben sich häufig auch psychische Belastungen aus der Ungewissheit der eigenen Abstammung. Zur Abwehr derartiger Belastung, zur Erlangung der Kenntnis über den Vater und mithin zur Verwirklichung des ideellen Interesses ist die Auskunft seitens der Mutter unabdingbar. (2) Auskunftsanspruch gegen den Vater bezüglich der Mutter § 1618a BGB erfasst tatbestandlich beide Elternteile. Folglich sind, neben den Auskunftsansprüchen des Kindes gegen die Mutter auch solche gegen den Vater denkbar, die auf Benennung der Mutter gerichtet sind. So entschied auch das AG Berlin-Schöneberg zugunsten eines durch einen Vormund vertretenen Kindes, das in einer Pflegefamilie lebte, und von seinem leiblichen Vater (der bekannt war) Auskunft über Name und Aufenthaltsort der eigenen Mutter verlangte.679 Das Kind benötigte die Angaben zur Feststellung der Staatsangehörigkeit, sowie um einen Pass und eine Geburtsurkunde zu erlangen. Ferner hatte es Gewissheit über die Verschiedenheit von Pflegemutter und leiblicher Mutter und wünschte, auch letztere kennenzulernen. Ausweislich des Sachvortrags litt es darunter, seine wahre Mutter nicht zu kennen, was sich in Problemen der Identitätsfindung zeigte, da es, trotz des jungen Alters, realisierte, als einziges Kind der Kita nicht bei seiner leiblichen Mutter zu leben.680 Das Gericht bestätigte § 1618a BGB als Anspruchsgrundlage auch für diese Auskunftssituation, die sich jedoch von derjenigen des Anspruchs gegen die Mutter unterscheidet. Zwar sind hier auch etwaige Grundrechte gegeneinander abzuwägen. Die Grundsätze für die Mutter-Kind-Situation können vorliegend jedoch nicht ausnahmslos übertragen werden. So kommt in derart gelagerten Fällen stets nur eine Person als Mutter in Betracht, weshalb der Vater nicht dieselben Eingriffe in seine geschützte Intimsphäre zu erwarten hätte, wie eine Mutter, die mitunter mehrere ehemalige Geschlechtspartner preiszugeben hätte.681 Jedoch steht es auch in dieser

679

AG Berlin-Schöneberg FamRZ 2018, S. 1096 f. AG Berlin-Schöneberg FamRZ 2018, S. 1096 (1096). 681 AG Berlin-Schöneberg FamRZ 2018, S. 1096 (1097). Bemerkenswert ist jedoch, dass das AG zwar für den Fall des Anspruchs gegen die Mutter die Grundrechtsabwägung anspricht, anschließend unter Verweis auf die alte BVerfG-Rechtsprechung jedoch darauf verweist, dass die Interessen des Kindes stets höher zu gewichten seien, vgl. ebd., S. 1097. 680

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Fallgestaltung dem Vater zu, Gesichtspunkte vorzutragen, die eine Verletzung seiner Grundrechte durch die Benennung der Mutter glaubhaft erscheinen lassen.682 Hinsichtlich der mit der Auskunft verfolgten Zwecke ist zu differenzieren: Einerseits sind diejenigen des einzigen bislang entschiedenen Falls zu erfassen, andererseits bietet sich auch hier der Versuch einer verallgemeinernden Betrachtung an. Im entschiedenen Fall litt das Kind unter dem Bewusstsein, die eigene Mutter nicht zu kennen. Dieselben Probleme, die Personen jeden Alters aufgrund der Unkenntnis über die väterliche Abstammung haben, sind also auch in dieser Konstellation bezüglich der Person der Mutter nicht abwegig. Somit ist der Normzweck der Verfolgung ideeller Interessen einschlägig. Ferner benötigte das Kind im konkreten Fall die Auskunft, um etwa einen Pass und eine Geburtsurkunde zu erhalten. Hierbei handelt es sich um tatsächliche Handlungen, die vollzogen werden können, sobald die hierzu benötigten Auskünfte erteilt wurden. Somit erfüllt eine Auskunft derartiger Zielrichtung den Zweck der Vorbereitung- und Hilfsfunktion.683 Generell denkbar für einen Auskunftsanspruch gegen den Vater, auch wenn sie im angeführten Fall nicht maßgeblich waren, sind Erb- oder Unterhaltsansprüche, die gegebenenfalls gegenüber der Mutter geltend gemacht werden könnten, sobald man über ihre Identität Kenntnis hat. Somit kommt auch theoretisch der Zweck der Durchsetzungshilfe in Betracht. Die Möglichkeit, derartige Ansprüche geltend zu machen, folgert auch abermals einen Schutz für den potentiell Anspruchsberechtigten, weshalb auch von einer Schutzfunktion des Auskunftsanspruchs ausgegangen werden kann. Durch die Abwägung und die Möglichkeit des Vortrags von grundrechtsrelevanten Belangen erfährt auch der Anspruchsgegner Schutz. (3) Auskunftsanspruch auf Benennung weiterer Verwandter Abseits des häufigen Falls, Kenntnis über die Person des Vaters zu erlangen, sowie des – gemessen an der Rechtsprechung – selteneren Falls, Kenntnis über die Person der Mutter zu erlangen, kann gemäß § 1618a BGB auch Auskunft über andere Verwandte erlangt werden. Das AG Lüdinghausen gab dem Antrag einer minderjährigen Tochter gegenüber ihrem Vater statt, ihr Name und Anschrift ihrer Großmutter väterlicherseits, also der Mutter des Antragsgegners, mitzuteilen.684 Das Kind verspürte aufgrund von Erfahrungen mit Gleichaltrigen, die über ihre Großeltern sprachen, den Wunsch, auch Kontakt oder Informationen zu ihren eigenen Großeltern oder zumindest zu Teilen von ihnen zu erhalten. Das Gericht führte seinerseits noch die zumindest theoretische Möglichkeit der Geltendmachung von Erb- und Unterhaltsansprüchen an. Nach

682 AG Berlin-Schöneberg FamRZ 2018, S. 1096 (1097). Dies ist im vorliegenden Fall unterblieben. 683 Vgl. generell zur Vorbereitungsfunktion/Hilfsfunktion § 4 I. 11. a) gg). 684 AG Lüdinghausen FamRZ 2013, S. 633 f.

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Zweiter Teil

Angaben des Vaters lehnte die Großmutter dies aufgrund ihres Alters und ihres Gesundheitszustands ab. In seinen Ausführungen ging auch das AG auf die Norm des § 1618a BGB als Anspruchsgrundlage für diese Fallgestaltung ein, bestätigte sie für eine derartige Auskunft und führte auch die abzuwägenden Interessen an.685 Diese markieren auch den Unterschied zu den bislang erörterten Auskunftssituationen, da es im vorliegenden Fall bei der Beurteilung der Interessen des Antragsgegners die Interessen einer dritter Person zu berücksichtigen gilt, die von der Auskunft nur mittelbar tangiert ist.686 Das Gericht kommt im Abwägungsprozess687 zu der Erkenntnis, dass das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Abstammung höher zu gewichten sei; der ebenfalls aus § 1618a BGB geschützte Wunsch, dem Willen der Mutter des Antragsgegners zu entsprechen, überwiegt das Recht des Kindes nicht.688 Ferner erkennt das Gericht zutreffend, dass ein entsprechendes Kontaktgesuch von ihr auch selbst zurückgewiesen werden könne.689 Hinsichtlich der Normzwecke einer Auskunft bezüglich weiterer Verwandter tritt abermals die Verfolgung ideeller Interessen in den Vordergrund. Die eigene Herkunft und Familiengeschichte beginnt nicht erst mit den eigenen Eltern. Zu ihr gehört auch die Großelterngeneration. Somit nehmen auch diese Personen einen wichtigen Aspekt in der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit ein. Der Zweck der Verfolgung ideeller Interessen ist mithin gegeben. Auch Unterhalts- und Erbansprüche gegenüber den Großeltern sind, wenn auch abwegig, nicht in Gänze ausgeschlossen, weshalb man auch in dieser Konstellation eine Durchsetzungshilfe bejahen kann. Ein Anspruchssteller ist in dem Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung auch dann schützenswert, wenn ihm kein subjektives Recht auf Umgang mit dieser Person zusteht.690 Gleiches gilt für den Fall der zukünftigen Geltendmachung von Ansprüchen gegen Verwandte, die durch die Auskunft erst möglich werden. Ebenso steht es auch dem Anspruchsgegner erneut zu, Argumente für eine ihn schützende Position vorzutragen, die ebenfalls nicht von vornherein ausgeschlossen werden kann. Folglich kann auch eine Schutzfunktion festgestellt werden.

685 Kritisch bis ablehnend zu einem aus § 1618a BGB folgenden Auskunftsanspruch für diese Situation Poppen, FamFR 2012, S. 384 (384). 686 AG Lüdinghausen FamRZ 2013, S. 633 (634). 687 Anders als das AG Berlin-Schöneberg wendete das AG Lüdinghausen bezüglich der Abwägung die Kriterien der neueren BVerfG-Entscheidung an. 688 AG Lüdinghausen FamRZ 2013, S. 633 (634). 689 AG Lüdinghausen FamRZ 2013, S. 633 (634). 690 Mangels eines dem § 1684 Abs. 1 BGB entsprechenden Umgangsrecht des Kindes mit seiner Großmutter lehnte etwa Poppen den konkreten Anspruch ab, vgl. FamFR 2012, S. 384 (384).

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(4) Auskunftsansprüche im Bereich der künstlichen Befruchtung Ein untrennbar mit Auskunftsrechten, -pflichten und vor allem -wünschen verbundener Themenkomplex stellt, auch nach Jahren der Rechtsprechung und wissenschaftlicher Debatte, nach wie vor der Bereich der künstlichen Befruchtung dar. Auch hier besteht häufig ein Interesse des Kindes, seinen biologischen Vater zu ermitteln. Zu differenzieren ist hierbei einerseits zwischen Ansprüchen des im Wege der Reproduktionsmedizin gezeugten Kindes gegenüber dem seinerzeit behandelnden Arzt oder gegebenenfalls der entsprechenden Einrichtung, sowie andererseits gegenüber seinen Eltern. Hinsichtlich der Auskunftsansprüche gegen einen Arzt ist zunächst festzuhalten, dass sich dieser außerhalb des Anwendungsbereichs von § 1618a BGB befindet und sich derartige Fragen bislang im Bereich anderweitiger Auskunftsansprüche abspielten.691 Darüber hinaus steht dem Kind seit Beschluss des „Gesetzes zur Regelung des Rechts auf Kenntnis der Abstammung bei heterologer Verwendung von Samen (Samenspenderregistergesetz – SaRegG)“692 aus dem Jahre 2017 mittels des hierin geregelten § 10 SaRegG zumindest für diesen Bereich ein neuer kodifizierter Auskunftsanspruch zu.693 Wie jedoch richtig erkannt wurde, setzt die Geltendmachung jedweder Ansprüche gegenüber medizinischen Einrichtungen voraus, dass das Kind selbst Kenntnis über seine Zeugung hat, die ihm am einfachsten seitens der Eltern verschafft werden kann.694 Demzufolge müsste dem Kind die Möglichkeit zustehen, Auskunft von seinen Eltern verlangen zu können. Da es sich hierbei ebenfalls um Beistandshandlungen handelt, die das Kind bei der Durchsetzung von Ansprüchen benötigt, könnte ein solcher Anspruch wiederum auf § 1618a BGB gestützt werden. Mangels bislang konkret hierzu ergangener Rechtsprechung handelt es sich lediglich um ein im Schrifttum diskutiertes Problem. Hier wird ein derartiger Anspruch jedoch bejaht, wenngleich eine Auseinandersetzungen mit der Norm des § 1618a BGB in diesem Kontext häufig unterbleibt.695 Im Falle der privat durchgeführten, ohne ärztliche Hilfe vollzogenen Samenspende, in denen entsprechende Dokumentationen in offiziellen Datenbanken fehlen, wird ein aus § 1618a BGB folgender Auskunftsanspruch gegen die Eltern auf Benennung des Samenspenders bejaht.696 691 Gestützt wurde ein derartiger Anspruch des Kindes auf § 242 BGB, vgl. hierzu noch die nachstehenden Ausführungen im Rahmen des Auskunftsanspruchs aus Treu und Glauben im familienrechtlichen Kontext, dort zu den Fragen hinsichtlich der Auskunft im Bereich künstlicher Befruchtung, § 5 I. 4. 692 BGBl. 2017 I, S. 2513. 693 Hierzu ausführlich Helms, FamRZ 2017, S. 1537 ff., sowie kritisch Runge-Rannow, ZRP 2017, S. 43 ff. 694 BeckOGK/Kienemund, § 1618a, Rn. 27. 695 Vgl. allgemein etwa MüKoBGB/Wellenhofer, Vor § 1591, Rn. 27; MüKoBGB/Wellenhofer, § 1598a, Rn. 54; Muscheler/Bloch, FPR 2002, S. 339 (345); Rotax, Praxis Kinderpsychologie/Kinderpsychiatrie 2007, S. 148 (157 f.). Für einen aus § 1618a BGB hergeleiteten Auskunftsanspruch auf Benennung des Arztes schon Kentgens, S. 134. 696 BeckOGK/Kienemund, § 1618a, Rn. 27.

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(5) Auskunftsansprüche im Bereich der Adoption Sofern ein Kind von Dritten angenommen wurde, begründet dies ein rechtliches Eltern-Kind-Verhältnis, in welchem, wie bereits angeführt, gegenseitige Rechte und Pflichten gemäß § 1618a BGB bestehen.697 Infolgedessen stellt sich auch hier die Frage, inwieweit die Norm im Rahmen der Adoption Auskunftsansprüche begründen kann. Von Relevanz können Auskunftsansprüche des adoptierten Kindes, als Auswirkung seines Rechts auf Kenntnis der eigenen Abstammung, vor allem dann sein, sobald es seine leiblichen Eltern und somit seine eigenen Wurzeln ausfindig machen möchte. Generell können als Anspruchsgläubiger beziehungsweise -schuldner einerseits die Adoptiveltern und andererseits die leiblichen Eltern des angenommenen Kindes in Betracht kommen. Mangels rechtlichem Eltern-Kind-Verhältnis, welches mit der Adoption erlischt, scheiden jedoch etwa Ansprüche des Kindes gegenüber einem leiblichen Elternteil aus § 1618a BGB aus.698 Sofern Auskunftsansprüche des Kindes gegen seine Adoptiveltern diskutiert werden, wird angenommen, dass diese auf § 1618a BGB gestützt werden können, sofern das Kind das 16. Lebensjahr vollendet hat.699 Hierfür spricht auch ein Vergleich zu dem Recht auf Einsichtnahme in die Personenstandsurkunden, für dessen Antragsbefugnis das jeweilige Kind ebenfalls mindestens 16 Jahre alt sein muss.700 (6) Weitere Ansätze Vereinzelt wurden noch weitere potentielle Konstellationen diskutiert, in denen Auskunftsansprüche aus § 1618a BGB gebildet werden könnten. Diese betrafen nicht selten den Bereich persönlicher Angelegenheiten. So wurde insbesondere von Kentgens versucht, Auskünfte, die die Personensorge der Eltern unterstützen, herzuleiten.701 Ausgehend von der Annahme, dass die Eltern zur Ausübung ihrer elterlichen Pflichten auf Informationen des Kindes angewiesen sind, gelangt er zu der Erkenntnis, dass ein Kind eine weitgehende Informationspflicht den Eltern gegenüber habe, um ihnen ihre Erziehungsaufgaben zu erleichtern.702 Das Kind hätte wiederum ebenfalls, je nach Alter und Entwicklungsstand, Anspruch auf begründete Entscheidungen seitens der Eltern, weshalb auch diese dem Kind die maßgeblichen Sachverhalte offenzulegen hätten.703 Trotz zutreffend erkanntem Wechselspiel der697

Vgl. oben, § 4 II. 2. c) aa). Muscheler, FPR 2008, S. 496 (497). 699 So Rotax, Praxis Kinderpsychologie/Kinderpsychiatrie 2007, S. 148 (164 f.). 700 Mit gleicher Argumentation auch Rotax, Praxis Kinderpsychologie/Kinderpsychiatrie 2007, S. 148 (165); vgl. weiterführend zu den Recht auf Einsicht in die Urkunde auch Muscheler, FPR 2008, S. 496 (496); vgl. auch bezüglich dieses Arguments schon Deichfuß, NJW 1988, S. 113 (115). 701 Kentgens, S. 104 ff. 702 Kentgens, S. 105. 703 Kentgens, S. 105. 698

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artiger Pflichten, die sich auch im wechselseitigen Charakter des § 1618a BGB widerspiegeln, erkennt Kentgens auch selbst den wenig tragfähigen Unterbau seiner Argumentation. Der damit einhergehende, schon fließend anmutende Übergang von einem Auskunftsanspruch hin zu einer Offenbarungspflicht, wird auch von ihm dem Grunde nach abgelehnt.704 Die von ihm angebotenen Maßstäbe zur Eingrenzung und Abschwächung eines derartigen Informationszwangs sind jedoch zu ungenau, als dass sich mit ihnen tragfähige Ergebnisse erzielen ließen: Was etwa „maßgebliche Sachverhalte“ sind oder wann ein solcher gar als „wirklich außergewöhnlich und bedeutsam“ einzustufen sein wird,705 wird bei der Vielzahl an Konstellationen und familiären Situationen nur uneinheitlich zu beantworten sein können. Auch stellt sich die Frage, ob im Rahmen einer Generalklausel mit der Heranziehung weiterer unbestimmter Begriffe überhaupt dem zu regelnden Problemkreis gedient ist. Ferner widerspricht sein Ansatz auch dem von ihm an anderer Stelle eingeordneten Informationsaustausch als Wesensmerkmal einer „Normalfamilie“.706 cc) Gesamtbetrachtung Wie gezeigt werden konnte, existieren eine Reihe von Fallgruppen, in denen die Norm des § 1618a BGB als Anspruchsgrundlage für einen Auskunftsanspruch herangezogen wird. Diese Fallgruppen, unabhängig davon, ob es sich um gerichtlich entwickelte oder um im Schrifttum diskutierte handelt, haben allesamt gemein, dass sie Auskünfte im Bereich der Abstammung verschaffen können. Sowohl der Anspruch auf Benennung des Vaters respektive der Mutter, der Anspruch auf Benennung weiterer Verwandter oder die Bereiche Samenspende und Adoption rücken Aspekte der eigenen (familiären) Herkunft in den Vordergrund. Es handelt sich also um Auskunftsansprüche, die nicht zwangsläufig unmittelbar in einem laufenden Prozess eingesetzt werden müssen, sie tangieren grundsätzliche menschliche Fragen nach dem eigenen Ursprung. Dies verdeutlicht auch das Auftreten des bis zu diesem Punkt nicht festgestellten Normzwecks der Verfolgung ideeller Interessen, der in jedem der gerichtlich entschiedenen Auskunftsansprüche nachgewiesen werden konnte. Abseits dessen konnten in der Analyse der ergangenen Rechtsprechung zu allen angeführten Fallgruppen jeweils Teile der bereits bekannten Normzwecke herausgestellt werden. So dienen auch hier Ansprüche etwa der Durchsetzungshilfe, weisen eine Vorbereitungs- und Hilfsfunktion auf und gewähren wechselseitig Schutz. Rein quantitativ betrachtet, stellt die Fallgruppe der Auskunft hinsichtlich des eigenen Vaters die bei Weitem häufigste dar. Demgegenüber existiert zu Ansprüchen bezüglich der Mutter oder weiterer Verwandter kaum Rechtsprechung; die hier 704

Kentgens, S. 105: „Pauschale Offenbarungspflichten sind hier sicher fehl am Platze“. Kentgens, S. 106. Für die Einstufung als „außergewöhnlich und bedeutsam“ führt er etwa Schwangerschaft, Sucht oder Krankheit an. 706 Kentgens, S. 96. 705

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angeführten Beispiele der Auskunft aus § 1618a BGB in den Themenkomplexen Samenspende und Adoption sind außerdem lediglich im Schrifttum zu finden. Die Rechtsprechung und die von ihr aufgestellten Kriterien bezüglich der Fallgruppe des Anspruchs auf Benennung des Vaters können jedoch aufgrund ihres Umfangs, ihrer Tiefe und ihrer mehrjährigen Entwicklung als Maßstab für die anderen Fallgruppen und die Bildung weiterer herangezogen werden.707 Gerade auch, weil es zu diesem Auskunftsanspruch eine mittlerweile über drei Jahrzehnte andauernde Rechtsprechungspraxis gibt und es eine nachvollziehbare Fortentwicklung des Anspruchs und seiner Handhabung in der Praxis gab. Insbesondere das Zusammenspiel von verfolgten Interessen der Beteiligten und der hieraus folgenden Abwägung der im konkreten Fall betroffenen grundrechtlich geschützten Belange kann als Maßstab bei der Beantwortung der Frage fungieren, ob ein Auskunftsanspruch aus § 1618a BGB, gerichtet auf andere Auskünfte als die Benennung des Vaters, zu gewähren sein kann. Allgemein betrachtet lässt sich festhalten, dass sämtliche bislang gerichtlich entschiedenen Auskunftsansprüche lediglich dem Kind zustehen. Eine Entscheidung hinsichtlich eines aus § 1618a BGB gewährten Auskunftsanspruchs eines Elternteils gegenüber einem Kind ist bisher nicht ergangen. Aber auch im Rahmen der Diskussionen im Schrifttum nehmen die Autoren bislang, abgesehen von den vorab dargestellten Ausführungen Kentgens’,708 lediglich das Kind als die die Auskunft verlangende Partei wahr. 3. Ergebnisse und Vergleich familienrechtlicher Generalklauseln untereinander Beide Normen sind für sich betrachtet im auskunftsrechtlichen Kontext prozessual bewährt und wurden vor diesem Hintergrund zum Teil intensiv diskutiert. Dies zeigt zum einen die hierzu verfasste Literatur, aber auch und gerade die Fülle an hierzu ergangener Rechtsprechung. Selbst wenn man die hier vertretene Abgrenzung von Auskunft und Unterrichtung im Rahmen von § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB ablehnen würde, käme man wegen der Menge an Judikatur zu keinem anderen Ergebnis. Festzuhalten ist folglich, dass beide Generalklauseln im jeweiligen abgegrenzten Rahmen ihres Anwendungsbereichs als Anspruchsgrundlagen für einen Auskunftsanspruch dienen können. Die Anwendbarkeit beider Normen stützt sich entweder auf Grundsätze bezüglich der Handhabung kodifizierter Ansprüche (§ 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB) oder auf eigens speziell für die Auskunftsverlangen im Kontext der Norm gebildeten und weiterentwickelten Prinzipien (§ 1618a BGB). Beide Generalklauseln werden auch meist vor einem bestimmten Hintergrund relevant: So ist § 1618a BGB untrennbar mit dem Wunsch nach Benennung des eigenen Erzeugers verbunden, während die eherechtliche Generalklausel – unter 707 So auch Staudinger/Lugani, § 1618a, Rn. 47, die von der Möglichkeit der „Orientierungshilfe“ spricht. 708 Kentgens, S. 104 ff.; vgl. vorab § 4 II. 2. d) bb) (6).

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Zugrundlegung der Abgrenzung von Auskunft und Unterrichtung – im vermögensrechtlichen Kontext angesiedelt ist. Bei einem Vergleich beider Generalklauseln untereinander fällt zunächst der größer anmutende Katalog potentieller Auskunftsansprüche, die aus § 1618a BGB herzuleiten sind, auf. In der Tat konnte festgehalten werden, dass es mit den Ansprüchen auf Auskunft bezüglich der Mutter, des Vaters oder weiterer Verwandter drei Fallgruppen gibt, in denen Gerichte einem auf § 1618a BGB gestütztem Auskunftsverlangen stattgaben. Demgegenüber wird § 1353 Abs. 1 S. 1, Hs. 1 BGB als Anspruchsgrundlage für einen „echten“ Auskunftsanspruch lediglich im Fall des einmalig entschiedenen Anspruchs auf Auskunft zur Bemessung des Familienunterhalts offenkundig. Selbst bei Ablehnung der hier vertretenen Differenzierung und einem Miteinbeziehen der von den Gerichten gewährten Unterrichtungsansprüchen im eherechtlichen Kontext stellt man fest, dass diese, soweit ersichtlich, ebenso ausschließlich im ehelichen Vermögensrecht angesiedelt waren. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch ein ähnlicher Befund für die Auskunftsansprüche im ElternKind-Verhältnis deutlich, da die Ansprüche allesamt auf Benennung von Elternteilen und Verwandten, mithin auf Familienmitglieder zielen. Alle diese Auskunftsverlangen lassen sich dem Wunsch auf Erlangung von Kenntnissen über die eigene Abstammung unterordnen. Innerhalb der Auskunftsansprüche, die im Bereich der eigenen Abstammung wurzeln, trat in den Ausführungen erstmalig der Normzweck der Verfolgung ideeller Interessen auf. Ein solcher Zweck konnte, natürlich auch aufgrund des vermögensrechtlichen Kontextes des dortigen Auskunftsanspruchs, im Rahmen der eherechtlichen Generalklausel nicht festgestellt werden. Unter Zugrundelegung der dort festgestellten Anspruchsvoraussetzungen ist ein derart gelagerter Normzweck bei der Bildung neuer und möglicher Fallgruppen zwar nicht von vornherein ausgeschlossen, aber auch vermutlich nicht so naheliegend wie für ein Verlangen auf Kenntnis hinsichtlich des eigenen Erzeugers. Abseits der Verfolgung ideeller Interessen finden sich bei der Analyse der jeweiligen Normzwecke jedoch Gemeinsamkeiten dergestalt, dass beide Generalklauseln ähnliche Zwecke verfolgen. Es konnten sowohl der Schutzzweck als auch die Durchsetzungshilfe für die aus den beiden Normen zu gewährenden Auskünfte festgestellt werden. Eine weitere Gemeinsamkeit betrifft das jeweils erforderliche Auskunftsverlangen. Eine Auskunftserteilung erfolgt nicht ungefragt, sondern im Falle beider Normen muss der die Auskunft Verlangende eine Anfrage an den Auskunftsschuldner stellen. Wie bereits an anderer Stelle angeführt, ist die thematische Auseinandersetzung bezüglich etwaiger Auskunftsansprüche aus familienrechtlichen Generalklauseln im Rahmen des § 1618a BGB weiter, tiefer gehender und ausführlicher als im Kontext des § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB. Dies betrifft zum einen das Schrifttum, zum anderen aber auch die Entwicklung des Auskunftsanspruchs im Kontext prozessualer

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Auseinandersetzungen. Einerseits wird die notwendige begriffliche Differenzierung im Rahmen der eherechtlichen Generalklausel kaum getätigt, andererseits existiert hierzu bislang nur ein höchstrichterliches Urteil. Bei § 1618a BGB findet demgegenüber eine breitere Auseinandersetzung statt, die wohl auch dem übergeordneten Themenkreis des Rechts auf Kenntnis der eigenen Abstammung geschuldet ist. Die hierzu seitens der Gerichte aufgestellten Kriterien wurden weiterentwickelt und angepasst, was ebenso die vertiefte thematische Auseinandersetzung eines im Rahmen von § 1618a BGB gewährten Auskunftsanspruch unterstreicht.

III. Vergleich familienrechtlicher Generalklauseln und normierter Auskunftsansprüche Der Unterschied zwischen den aus §§ 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1, 1618a BGB hergeleiteten Auskunftsansprüchen und den kodifizierten Auskunftsansprüchen des vierten Buchs liegt selbstredend in der Stellung als Generalklauseln einerseits und den klar umgrenzten Anwendungsfällen der normierten Ansprüche andererseits. Zwar mögen auch die normierten Anspruchsgrundlagen zum Teil eigene, in ihrer Anwendung oder ihren Rechtsfolgen begründete Streitigkeiten oder Diskussionen aufweisen, so ist ihr Anwendungsfeld jedoch klar festgelegt. Jeder Heranziehung einer der beiden Generalklauseln gingen Debatten um die Möglichkeit eines solchen Vorgehens wie auch oftmals mehrere Gerichtsinstanzen voraus, ehe davon ausgegangen werden konnte, dass Auskunft aus eben jener Norm verlangt werden kann. Demzufolge kann festgehalten werden, dass die beiden familienrechtlichen Generalklauseln nicht ein sicheres Einfallstor für all jene Auskunftswünsche sind, denen im Wege der normierten Ansprüche etwaige Grenzen gezogen werden. Jedoch bedarf es, gerade im Eherecht, der Möglichkeit einer Auskunftsverschaffung zur Beseitigung bestehender Informationsgefälle zwischen den Ehegatten. Die einzigen normierten Auskunftsansprüche, die ausweislich ihres Anwendungsbereichs für die weit überwiegende Mehrzahl von Ehegatten untereinander in Betracht kommen, greifen nur im Falle des Zugewinnausgleichs, der Scheidung oder des Getrenntlebens ein. Ferner handelt es sich ausschließlich um vermögensrechtliche Ansprüche. Somit steht Ehegatten untereinander während der intakten Ehe (abseits der Auskunft über den Stand der Verwaltung innerhalb der Gütergemeinschaft) nur die Möglichkeit der Auskunftsgewinnung mittels der Generalklausel zu. Die Existenz des angesprochenen Anspruchs der Gütergemeinschaft mag indes nicht als Gegenargument dienen, da der Güterstand wegen seiner seltenen ehevertraglichen Vereinbarung nur eine untergeordnete Rolle einnimmt und des Weiteren auch einen vermögensrechtlichen Hintergrund hat. Insofern bedarf es einer aus der Generalklausel zu gewährenden Auskunft, die sich einerseits klar von der Unterrichtung unterscheiden lässt und darüber hinaus auf gesichertem dogmatischen Fundament steht, sodass ein Anspruch auf Auskunft auch abseits vermögensrechtlicher Aspekte denkbar ist.

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Gleiches gilt überdies für das Eltern-Kind-Verhältnis. Die in diesem Bereich normierten Auskunftsansprüche decken auch nur einen Teil der denkbaren informatorischen Konstellationen ab. Die einzige normierte Möglichkeit der Auskunfterlangung explizit für ein Kind stellt § 1698 BGB dar, der die Eltern zur Rechnungslegung über das Kindesvermögen verpflichtet. Dies ist jedoch an die engen Voraussetzungen gekoppelt, dass die elterliche Sorge ruht oder aus anderem Grunde die Vermögenssorge aufhört. Abgesehen von diesem Anspruch besteht nur im Unterhaltsrecht eine Möglichkeit für das Kind, direkt von seinen Eltern mittels kodifizierter Anspruchsgrundlage eine Auskunft zu verlangen. Auch diese Möglichkeiten sind dem vermögensrechtlichen Bereich vorbehalten. Den Eltern steht gegen ihr Kind auch nur im Unterhaltsrecht ein normierter Anspruch zu. Insoweit ist es dienlich, den weiteren Informationsbedarf über die Generalklausel ansatzweise abzudecken, respektive dies überhaupt zu probieren. Hierdurch scheinen auch Auskunftsansprüche der Eltern gegenüber dem Kind denkbar, wofür die bereits seitens der Gerichte aufgestellten Kriterien als Beurteilungsmaßstab herangezogen werden können. Vergleicht man weiter die Ausführungen die jeweilige Normkategorie betreffend, fällt auf, dass die Gerichte die Auskünfte aus den Generalklauseln nicht mit den Rechtsinstituten der Rechnungslegung oder jedweder Belegvorlage in Zusammenhang setzen. Die Mehrzahl der normierten Ansprüche verweist auf eben jene Normen der §§ 259 BGB f. oder ordnet eine Belegvorlage an. Auch der BGH sprach sich im grundlegenden Urteil zu einem Anspruch auf Auskunft aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB gegen jede Form der Belegvorlage aus.709 Beide Generalklauseln weisen jedoch mitunter dieselben Normzwecke auf, wie sie bereits für die normierten Ansprüche festgehalten werden konnten. Einzig und allein der Normzweck der Verfolgung ideeller Interessen trat bislang nicht in Erscheinung. Davon abgesehen traten im Falle der eherechtlichen Generalklausel die Normzwecke der Schutzfunktion, der Durchsetzungshilfe, der Vermeidungsfunktion und – je nach vertretener Ansicht710 – der Kontrollfunktion auf. Aus § 1618a BGB gewährte Auskunftsansprüche besitzen hinsichtlich der Normzwecke die Durchsetzungshilfe, die Verfolgung ideeller Zwecke, die Schutzfunktion und die Vorbereitungs-/Hilfsfunktion. Die einzigen Normzwecke, die somit ausschließlich den kodifizierten Auskunftsansprüchen vorbehalten bleiben, sind die Ausgleichs-/Ersatzfunktion und die Ergänzungsfunktion. Diese beiden Normzwecke nahmen jedoch auch in der Analyse der kodifizierten Ansprüche aufgrund ihres seltenen Vorkommens lediglich eine untergeordnete Rolle innerhalb aller ermittelten Normzwecke ein.

709 BGH FamRZ 2011, S. 21 (23). Dies ist jedoch nach hier vertretener Auffassung mitunter möglich, vgl. die Ausführungen zu den Anspruchsvoraussetzungen oben, § 4 II. 1. d) cc). 710 Vgl. § 4 II. 1. d) ff).

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§ 5 Der Auskunftsanspruch aus Treu und Glauben im Familienrecht Die Materialien, Kommentierungen oder Urteile der bis zu diesem Punkt analysierten familienrechtlichen Generalklauseln kamen nicht selten ohne den Hinweis aus, dass eben jene für das Familienrecht eine ähnliche oder vergleichbare Stellung einnehmen, wie der in § 242 BGB kodifizierte Grundsatz von Treu und Glauben für das gesamte Schuldrecht.711 Wie bereits vorab dargelegt wurde, kann auch aus diesem ein Auskunftsanspruch hergeleitet werden.712 Dessen Anwendungsfeld ist nicht auf rein schuldrechtliche Beziehungen beschränkt, sondern wirkt in sämtlichen zivilrechtlichen Bereichen, so auch im Familienrecht. Die möglichen Anwendungsfälle eines aus § 242 BGB hergeleiteten Auskunftsanspruchs mit familienrechtlicher Prägung sollen im Folgenden dargestellt und untersucht werden, um einerseits die besondere Rolle einer auf § 242 BGB basierenden Auskunft als Teil der familienrechtlichen Auskunftsgewinnung zu unterstreichen und andererseits die sich ergebenden Möglichkeiten und Grenzen einer derartigen Auskunft festzulegen. Hierzu bedarf es abermals eines detaillierten Überblicks über die Entwicklung der Rechtsprechung, um hieraus folgend die Anspruchsvoraussetzungen eines aus § 242 BGB zu bildenden Auskunftsanspruchs im familienrechtlichen Kontext zu reflektieren und die verfolgten Zwecke festlegen zu können.

I. Entwicklung in der Rechtsprechung Auch wenn die Darstellungen hinsichtlich der Rechtsprechung zu familienrechtlich geprägten Auskunftsansprüchen gemäß § 242 BGB unübersichtlich wirken und die Anwendungsbereiche zunächst unerschöpflich erscheinen, lassen sich doch auch in diesem Bereich einige Fallgruppen bilden, in denen die aus § 242 BGB folgende Auskunft gerichtlich bestätigt wurde und von großer und wiederkehrender Bedeutung ist. 1. Auskunftsansprüche der Eltern untereinander im Rahmen des Kindesunterhalts Eltern haben gemäß § 1606 Abs. 3 BGB grundsätzlich anteilig Unterhalt zu leisten. In Fällen, in denen die Eltern geschieden oder getrennt sind und ihnen der Einblick in die Finanzlage des ehemaligen Partners fehlt und ein Elternteil vom Kind 711 Für die eherechtliche Generalklausel vgl. NK-BGB/Wellenhofer, § 1353, Rn. 7; BeckOK/Hahn, § 1353, Rn. 3. Für die Generalklausel des Eltern-Kind-Verhältnisses etwa AG Passau FamRZ 1987, S. 1309 (1310); Soergel/Zecca-Jobst, § 1618a, Rn. 1. 712 Vgl. für die Herleitung, die Anspruchsvoraussetzungen wie auch für Beispielfälle oben § 3 III.

§ 5 Der Auskunftsanspruch aus Treu und Glauben im Familienrecht

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auf Unterhaltsleistungen in Anspruch genommen wird, benötigt er vom anderen Elternteil Informationen über dessen Vermögens- und Einkommenssituation, damit er seinen eigenen Haftungsanteil berechnen kann. Mangels Verwandtschaft in gerader Linie und dem erforderlichen Sachzusammenhang fällt dieses Auskunftsverlangen nicht unter die bereits analysierten §§ 1605, 1580 BGB.713 Folglich bedarf es für den in Anspruch genommenen Elternteil eines Instruments, um einen derartigen Überblick über die Finanzlage zu erhalten. Mangels eines speziell normierten Anspruchs wird in ständiger Rechtsprechung aus § 242 BGB für den in Anspruch genommenen Ehegatten ein Auskunftsanspruch hergeleitet, mithilfe dessen er Informationen von seinem ehemaligen Partner erlangen kann.714 Voraussetzung eines derartigen Auskunftsverlangens ist stets, dass ein Elternteil seitens eines gemeinsamen Kindes auf Unterhaltsleistungen in Anspruch genommen wird. Sofern der andere Elternteil ob seiner eigenen Leistungsfähigkeit auch barunterhaltspflichtig wird oder ist, etwa weil die Regelung des § 1606 Abs. 3 S. 2 BGB nicht (mehr) eingreift, kann aufgrund des zwischen den Eltern bestehenden besonderen Rechtsverhältnisses aus § 1606 Abs. 3 BGB ein Auskunftsanspruch hergeleitet werden, um die Informationen zur Berechnung des eigenen Haftungsanteils zu erlangen.715 Sodann hat der auf Auskunft in Anspruch genommene Elternteil Auskunft entsprechend den Maßgaben des § 1605 BGB und den für den dortigen Anspruch aufgestellten Grundsätzen Auskunft zu erteilen, was auch die Vorlage von Belegen und eine mögliche Versicherung an Eides statt erfasst, für Selbständige für einen drei Jahre zurückliegenden Zeitraum.716 Dieser zwischen den Eltern auf § 242 BGB fußende Auskunftsanspruch besteht auch unabhängig davon, ob das Kind minderjährig oder volljährig ist, wobei jedoch die Fälle von volljährigen Kindern, die finanzieller Unterstützung hinsichtlich Ausbildung und Studium bedürfen, überwiegen mag.717 Der Anspruch setzt jedoch im Falle eines minderjährigen Kindes voraus, dass beide Elternteile, folglich auch der betreuende Elternteil, dem Kind gegenüber barunterhaltspflichtig sind oder für die Barunterhaltspflicht des zuletzt genannten zumindest Anhaltspunkte bestehen.718 Der auskunftsschuldige Elternteil kann dem Verlangen des jeweils anderen ferner nicht entgegenhalten, dass zumindest das erwachsene Kind, welchem die Darlegungs- und Beweislast für die Haftungsanteile der Eltern obliegt, selbst den ihm zustehenden Auskunftsanspruch gemäß 713

§ 4 I. 3. a), b). Vgl. etwa OLG Braunschweig FamRZ 1981, S. 383 (383), allerdings noch in analoger Anwendung des § 1605 BGB; wohl erstmalig auf § 242 BGB gestützt von BGH FamRZ 1988, S. 268 ff.; seitdem folgend etwa OLG Köln FamRZ 1992, S. 469 f.; OLG Zweibrücken FamRZ 2001, S. 249 f.; KG FamRZ 2009, S. 702 f. 715 BGH FamRZ 1988, S. 268 (269). Somit ist eine ehemals bestehende Ehe auch nicht Voraussetzung eines derartigen Anspruchs, da auch nicht verheiratet gewesene Eltern die anteilige Haftung gleichermaßen trifft, vgl. hierzu auch Weinreich/Klein/Eder, § 1605, Rn. 45. 716 BGH FamRZ 1988, S. 268 (270); KG FamRZ 2009, S. 702 (703). 717 Ebenso erfasst ist etwa ein freiwilliges soziales Jahr, vgl. OLG Frankfurt FamRZ 2018, S. 1314 f. 718 OLG Köln FamRZ 1992, S. 469 (469). 714

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Zweiter Teil

§ 1605 BGB gegen beide Elternteile geltend machen kann.719 Nach Ansicht des BGH soll hierdurch vermieden werden, dass der Unterhaltsschuldner sämtliche Verlangen seitens des Kindes zurückweisen könnte und somit das Kind zwingen würde, gegen den anderen Elternteil – möglicherweise prozessual – vorzugehen, was einen Verstoß gegen das aus § 1618a BGB fließende Beistands- und Rücksichtsgebot bedeuten würde.720 Ausnahmen hiervon bestehen nur, sofern der die Auskunft verlangende Elternteil etwa selbst ein Unterhaltsabänderungsverfahren gegen das Kind angestrengt hat, da das Kind somit schon in die prozessuale Auseinandersetzung der Eltern mit einbezogen worden ist.721 2. Auskunftsansprüche im Rahmen des Elternunterhalts In ähnlicher Weise, wie im vorangestellten Fall andere Personen zur Berechnung des eigenen Anteils am zu leistenden Unterhalt maßgeblich sind, stellt sich die Problematik im Falle des Elternunterhalts dar. Sofern es mehrere Geschwister gibt, haften auch diese anteilig (§ 1606 Abs. 3 S. 1 BGB). Damit jedes Kind seinen eigenen Anteil berechnen kann, steht ihm gegenüber seinen Geschwistern mangels spezialgesetzlicher Anspruchsgrundlage ein auf § 242 BGB fußender Auskunftsanspruch hinsichtlich der Einkünfte zu. Seine Grundlage hat dieser Anspruch in der auch zwischen den Geschwistern in diesem Fall bestehenden besonderen rechtlichen Beziehung aus § 1606 Abs. 3 S. 1 BGB.722 An eben jener geforderten Beziehung, wie sie unter den Geschwistern besteht, mangelt es aber nach Auffassung des BGH im Verhältnis zu den Ehepartnern der Geschwister. Diese sind ihren Schwiegereltern gegenüber nicht unterhaltspflichtig, stehen also außerhalb des streitgegenständlichen Unterhaltsverhältnisses, weshalb auch keine anteilige Haftung dieser Personen in Betracht komme.723 Somit scheidet ein Auskunftsanspruch eines Geschwisterkindes gegen den Schwager respektive die Schwägerin aus, unabhängig von der Anspruchsgrundlage, mithin auch aus § 242 BGB. Sofern jedoch die Einkünfte des Ehepartners von Bedeutung für den Familienunterhalt sind und insoweit für die Berechnung des Haftungsanteils der Geschwister in Bezug auf den Elternunterhalt Bedeutung erlangen, müssen diese

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BeckOGK/Winter, § 1605, Rn. 27; NK-BGB/Vogel, § 1605, Rn. 8. BGH FamRZ 1988, S. 268 (270); Schramm, NJW-Spezial 2011, S. 260 (260); vgl. generell zur Problematik bzgl. Unterhaltsansprüchen volljähriger Kinder, die gegenüber beiden Eltern Auskunftsverlangen geltend machen müssen Budde, FuR 2000, S. 11 ff. 721 OLG Hamm FamRZ 2013, S. 961 (961); vgl. auch BeckOGK/Winter, § 1605, Rn. 27.2 m. w. N. 722 Grundlegend zum Elternunterhalt BGH FamRZ 2003, S. 1836 ff.; Brudermüller, NJW 2004, S. 633 (639); Born führt ferner aus, dass diese Herleitung auf der schon vorab thematisierten Entscheidung des BGH zur Feststellung des Haftungsanteils beim Kindesunterhalt beruht (BGH FamRZ 1988, S. 268 ff.), vgl. Born, FamRB 2004, S. 39 (39). 723 BGH FamRZ 2003, S. 1836 (1837); Born, FamRB 2004, S. 39 (40). 720

§ 5 Der Auskunftsanspruch aus Treu und Glauben im Familienrecht

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jedoch Auskünfte über die Einkünfte des Ehegatten erteilen.724 Ein direkter, auf § 242 BGB gestützter Anspruch gegen den Ehepartner scheidet jedoch als Folge des Dargestellten aus. 3. Auskunftsansprüche betreffend den Unterhalt und die ihn beeinflussenden Faktoren Neben dem Kindes- und Elternunterhalt gibt es eine Reihe weiterer Bereiche, in denen § 242 BGB als beidseitige Anspruchsgrundlage für eine Auskunft im Rahmen von unterhaltsrechtlichen Beziehungen dienen kann. Zu erteilen sind zunächst Auskünfte im persönlichen Bereich, die den Unterhaltsanspruch beeinflussen können. So kann der den Unterhalt Leistende vom Berechtigten Auskünfte hinsichtlich der Fortdauer der für die Arbeitsunfähigkeit maßgeblichen Beschwerden einfordern,725 sowie darüber, welche Bemühungen unternommen werden, um eine Erwerbstätigkeit zu finden.726 Demgegenüber kann der Berechtigte vom Unterhaltspflichtigen, der Auskünfte über Einkommen und Vermögen zu erteilen hat, verlangen, auch Auskünfte über diejenigen persönlichen Verhältnisse und Aspekte zu erteilen, die für die Berechnung des Unterhaltsanspruchs von Bedeutung sind oder dies zumindest sein können.727 Indes entzieht sich der gezahlte Unterhalt nicht zwangsläufig dem Interesse des Pflichtigen, weshalb ihm gemäß § 242 BGB Auskünfte über die Nutzung der gewährten Beträge zustehen können. Sind dem Gläubiger seitens des Pflichtigen etwa Kapitalerträge zugeflossen, muss er darüber Auskunft erteilen, wie diese angelegt wurden, sofern der Pflichtige aufgrund einer anzustrengenden Abänderungsklage dieser Informationen bedarf.728 Überdies wurde entschieden, dass ein Unterhaltspflichtiger, von dessen Zahlungen auch ein Schulgeld für den Besuch einer Privatschule im Ausland durch die gemeinsamen Kinder finanziert wird und dies einen Mehrbedarf darstellt, regelmäßige Nachweise in Form von Belegen und ähnlichem den entsprechenden Schulbesuch betreffend verlangen kann.729 Wurde schließlich eine zu hohe Unterhaltsleistung gewährt, kann der Leistende diejenigen Auskünfte verlangen, die er zur Vorbereitung eines Schadensersatzanspruchs hinsichtlich des überzahlten Unterhalts benötigt – jedoch nur, sofern die Voraussetzungen des Schadensersatzanspruchs auch vorliegen.730 724 BGH FamRZ 2003, S. 1836 (1838). Vgl. zu dem ähnlichen Fall für die Auskunftspflicht des neuen Ehegatten auch BGH FamRZ 2011, S. 21 ff. sowie bereits oben, § 4 II. 1. d) bb) (3) (a). 725 OLG Schleswig FamRZ 1982, S. 1018 (1018). 726 OLG Braunschweig FamRZ 1987, S. 284 (284). 727 OLG Bamberg FamRZ 1986, S. 492 (492). 728 OLG Karlsruhe FamRZ 1990, S. 756 (756). 729 OLG Hamm FamRZ 1996, S. 49 (50). 730 BGH FamRZ 1983, S. 352 (352).

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Zweiter Teil

4. Auskunftsansprüche im Bereich der künstlichen Befruchtung Während der Themenkomplex der künstlichen Befruchtung bereits im Rahmen der Auseinandersetzung mit § 1618a BGB angerissen wurde,731 sind Auskünfte in diesem sensiblen Bereich vor allem vor dem Hintergrund des § 242 BGB als Anspruchsgrundlage Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzungen und wissenschaftlicher Debatten. Zwar mag sich die Rolle der auf § 242 BGB gestützten Auskunft mit Einführung des § 10 SaRegG zum 1. 7. 2018 verringert haben,732 die in der Rechtsprechung aufgestellten Grundsätze können dennoch insbesondere für die Behandlung von Altfällen relevant sein, folglich für die Fälle heterologer Insemination, die vor Inkrafttreten des Gesetzes durchgeführt wurden.733 Für den Fall, dass ein Kind mittels heterologer Insemination gezeugt wurde und es von den Umständen der Zeugung erfährt, ist es naheliegend, dass es die Person ausfindig machen möchte, die mittels der Samenspende zu seiner Zeugung beigetragen hat. Von den rechtlichen Eltern, die das Kind wohl überwiegend von den Umständen des Zeugungsvorgangs in Kenntnis gesetzt haben, kann zumeist keine Information eingeholt werden, da auch diese – in Fällen einer ärztlich durchgeführten Zeugung – aufgrund der Anonymität des Spenders vielfach keinerlei Kenntnis vom Spender haben werden. Als Adressat eines entsprechenden Auskunftsverlangens rückt somit der Reproduktionsmediziner ins Blickfeld. Infolgedessen wird in ständiger Rechtsprechung dem im Wege heterologer Insemination gezeugten Kind ein Auskunftsanspruch auf Mitteilung der Identität des genetischen Vaters gegenüber dem seinerzeit behandelnden Arzt respektive der Klinik, gestützt auf § 242 BGB, zugesprochen.734 Die zur Geltendmachung des Anspruchs erforderliche Sonderverbindung zwischen dem klagenden Kind und etwa der Klinik folge aus dem Behandlungsvertrag zwischen der medizinischen Einrichtung und den Eltern des Kindes, welcher insoweit einen Vertrag zugunsten Dritter darstelle, in dessen Geltungsbereich das Kind miteinbezogen worden sei, auch wenn es zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch nicht gelebt hat.735 In gleicher Weise wie in den auf § 1618a BGB gestützten Auskunftsansprüchen gegen die Mutter rückt abermals das Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung des Kindes in den Fokus. Dieses gilt es mit den weiteren schutzwürdigen Interessen aller Personen umfassend und auf den konkreten Einzelfall bezogen abzuwägen, was eine weitere Parallele zu den Fällen

731

§ 4 II. 2. d) bb) (4). Hierzu sogleich unten, § 5 II. 733 Vgl. jüngst BGH FamRZ 2019, S. 537 (539) für ein noch zu Zeiten zweier deutscher Staaten gezeugtes Kind. 734 Grundlegend: OLG Hamm, FamRZ 2013, S. 637 ff. 735 OLG Hamm, FamRZ 2013, S. 637 (638); BGH FamRZ 2015, S. 642 (643); AG Hannover FamRZ 2017, S. 223 (224). 732

§ 5 Der Auskunftsanspruch aus Treu und Glauben im Familienrecht

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des § 1618a BGB darstellt.736 Von Bedeutung können neben den Interessen des Kindes diejenigen des Arztes wie diejenigen des Spenders sein. Eine seitens des Arztes zugesicherte Anonymität für den Spender reiche ebenso wenig aus wie eine Berufung auf dessen Schweigepflicht, weshalb die vorzunehmende Abwägung häufig zugunsten des Kindes auszufallen vermag.737 5. Weitere gerichtlich bestätigte Auskünfte In einer Vielzahl von Situationen, welche nicht unter die bisher abgehandelten Fallgruppen fielen, entstand ebenso das Verlangen nach einer Auskunft. Diese tangierten sowohl die wirtschaftlichen als auch die persönlichen Interessen der Beteiligten und bestanden zwischen getrennt lebenden und geschiedenen Eheleuten oder zwischen Kindern und Eltern. Sofern ein Ehegatte mit seinem Arbeitgeber einen Vertrag schloss, der auch eine Versorgung seiner von ihm getrennt lebenden Ehefrau vorsah, stand letzterer gegenüber ihrem Mann eine Auskunft über das Bestehen etwaiger Versorgungsrenten zu.738 Weiter wurde ein Auskunftsverlangen eines getrennt lebenden Ehepartners bejaht, mit dem der Verbleib des Barvermögens des gemeinsamen Kindes sichergestellt werden sollte.739 Des Weiteren bedurfte es etwa im Falle einer bevorstehenden Hausratsauseinandersetzung unter Eheleuten einer Auskunft zu deren Vorbereitung, die über § 242 BGB gewährt wurde.740 Einem geschiedenen Ehepartner, der bei seinem Arbeitgeber einen Familienzuschlag beantragte, wurde ferner eine hierfür notwendige Auskunft gegenüber dem vormaligen Ehepartner über dessen Einkünfte zugebilligt.741 Leben Ehegatten in Scheidung, kann darüber hinaus ein Auskunftsanspruch des einen gegen den anderen zur Vorbereitung etwaiger Schadensersatzansprüche gegenüber Dritten bestehen.742 Kinder, deren Vater eine Aussteuerversicherung abschloss und sich aufgrund dieser seine ihnen obliegende Unterhaltspflicht reduzierte, haben zunächst einen Anspruch auf Auskehrung des jeweiligen Betrags. Ebenso wurde ihnen im Zuge 736

AG Berlin-Wedding FamRZ 2017, S. 1582 (Ls.), vgl. für die Begründung ZD 2017, S. 394 (395); BGH FamRZ 2019, S. 537 (539); für die Rechtslage bei § 1618a BGB s. oben § 4 II. 2. d) bb) (1) (d). 737 So in den Entscheidungen OLG Hamm FamRZ 2013, S. 637 (639 f.); BGH FamRZ 2015, S. 642 (646 f.); AG Hannover FamRZ 2017, S. 223 (225); AG Berlin-Wedding FamRZ 2017, S. 1582 (Ls.) = ZD 2017, S. 394 (395); BGH FamRZ 2019, S. 537 (539 f.). 738 OLG Düsseldorf FamRZ 1990, S. 46 (46). 739 OLG Oldenburg FamRZ 2018, S. 757 (757). 740 KG FamRZ 1982, S. 68 (68). 741 AG Tostedt, Urt. v. 29. 04. 2008 – 23 F 2024/08 = BeckRS 2008, 24868. 742 OLG Hamm, Beschl. v. 16. 04. 2010 – 13 WF 82/10 = BeckRS 2010, 30474; hier gegen den ehemaligen Verfahrensbevollmächtigten des Anspruchsstellers.

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dessen gemäß § 242 BGB eine Auskunft gegenüber ihrem Vater über die Höhe des Versicherungsbetrags zugesprochen.743 Relevant wurden Auskunftsbegehren aus § 242 BGB überdies in den Bereichen Vaterschaftsanfechtung und -feststellung. So wurde dem leiblichen Vater gegenüber der Kindsmutter ein Auskunftsanspruch, gerichtet auf die persönlichen Daten des Kindes, zur Vorbereitung seiner Vaterschaftsfeststellung gewährt, damit dieser sein berechtigtes Interesse an der gerichtlichen Feststellung geltend machen konnte.744 Ebenso wurde zwecks Vorbereitung einer Vaterschaftsanfechtung ein Auskunftsanspruch gegen die Mutter hinsichtlich der Benennung des rechtlichen Vaters bejaht.745

II. Ablösung der aus § 242 BGB folgenden Auskunft Ein weiterer wichtiger Aspekt der auf § 242 BGB gestützten Auskunft ist die vereinzelt aus der jahrelangen Praxis des Heranziehens der Generalklausel als Anspruchsgrundlage sich entwickelnde Kodifikation des jeweiligen Auskunftsverlangens seitens des Gesetzgebers. Somit ist es nachvollziehbar, wenn eine maßgebliche Funktion von § 242 BGB im Familienrecht dahingehend ausgewiesen ist, noch nicht positivierte Auskunftsverlangen zu begründen.746 So wurde etwa in den 1960er und 1970er Jahren ebenso wie heutzutage das Verlangen nach Informationen über das Einkommen des Unterhaltspflichtigen deutlich. Werden seit 1977 derartige Auskunftsverlangen im Wege des aus § 1605 BGB folgenden Auskunftsanspruchs befriedigt, sah man bis zu dieser Kodifikation die Auskunftserteilung als eine Nebenpflicht aus dem jeweiligen Unterhaltsverhältnis an. In Ermangelung einer gesetzlichen Regelung konnte die erforderliche Auskunft hierfür im Wege des § 242 BGB eingeholt werden.747 Der schließlich geschaffene § 1605 BGB war dem Generalklauselanspruch auch explizit nachempfunden.748 Die den Zugewinnausgleich betreffende Problematik rund um illoyale Vermögensminderungen eines Ehegatten und der damit einhergehende Wunsch nach Information sind seither bekannt. Trotzdem konnte im Wege des § 1379 BGB a. F. nur Auskunft über das jeweilige Endvermögen des potentiellen Schuldners erlangt werden. Lagen konkrete Anhaltspunkte für das Tätigen etwaiger Vermögensverfü743 OLG Hamm, Beschl. v. 15. 06. 2011 – 8 UF 133/11 = BeckRS 2012, 2314. Hierzu Kemper, FamFR 2012, S. 83 f. 744 OLG Hamm NZFam 2019, S. 233 (233). 745 OLG Oldenburg FamRZ 2010 S. 1819 ff. 746 Erman/Böttcher, § 242, Rn. 45. 747 LG Hagen NJW 1967, S. 1089 (1089); LG Hamburg FamRZ 1972, S. 94 (94). 748 Vgl. BT-Drucks. 7/650, S. 172.

§ 5 Der Auskunftsanspruch aus Treu und Glauben im Familienrecht

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gungen vor, konnte hierauf gerichtete Auskunft über § 242 BGB eingeholt werden.749 Im Zuge der Reform des Zugewinnausgleichsrechts 2009 wurde das informatorische Verlangen seitens des Gesetzgebers berücksichtigt und die zuvor über § 242 BGB einzuholenden Auskünfte können nun auch mittels des kodifizierten Auskunftsanspruchs eingefordert werden. Das mehrfach angesprochene Samenspenderregistergesetz greift die langjährige Praxis von Auskunftsansprüchen über Vorgänge heterologer Insemination auf. Es schließt damit nicht nur zu einer Reihe weiterer europäischer Staaten auf, die ähnliche Auskunftsregelungen haben, sondern erleichtert auch in vielerlei Hinsicht die Rechtslage betroffener Spenderkinder.750 Das Gesetz sichert die Datenerfassung der Samenspender und kodifiziert auch den bereits angesprochenen Auskunftsanspruch.751 Mittels dieser Vorschrift können nun diejenigen, die vermuten, im Wege heterologer Insemination gezeugt worden zu sein, einen Auskunftsanspruch gegenüber dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information geltend machen, sofern die betreffende Spende nach Inkrafttreten des Gesetzes erfolgte. Schließlich kann der Gesetzgeber auch in der Pflicht sein, einen bislang auf § 242 BGB gestützten Auskunftsanspruch spezialgesetzlich regeln zu müssen. So beendete das BVerfG 2015 die langjährige Praxis752 des aus § 242 BGB hergeleiteten Auskunftsanspruchs des Scheinvaters gegenüber der Kindsmutter auf Benennung des Mannes, der ihr in der Empfängniszeit beigewohnt hat, um diesem gegenüber den ihm zustehenden Regress gemäß § 1607 Abs. 3 S. 2 BGB geltend zu machen.753 Die Mutter sei in ihren im Allgemeinen Persönlichkeitsrecht wurzelnden Rechten auf Privat- und Intimsphäre in verfassungswidriger Weise betroffen. Die diesen Rechten zukommende Bedeutung sei falsch eingeschätzt worden. Ferner überschreite das Vorgehen die Grenzen richterlicher Rechtsfortbildung. Zugleich billigte das Gericht dem Gesetzgeber zu, dieses Problem durch kodifizierte Regelung, die den aufgestellten Anforderungen entspricht, zu lösen.754 Ein entsprechender Gesetzesentwurf wurde auch vorgelegt, ein Gesetzesbeschluss in der entsprechenden Legislaturperiode blieb jedoch aus.755 Wie bereits in der allgemein zivilrechtlichen Betrachtung zeigen die dargestellten Fälle, dass ein auf § 242 gestützter Auskunftsanspruch auch im Familienrecht zu749

Vgl. nur BGH FamRZ 1982, S. 27 (27); BGH FamRZ 2005, S. 689 ff. Helms, FamRZ 2017, S. 1537 (1537); ausführlich zum Gesetz Runge-Rannow, ZRP 2017, S. 43 ff. 751 Vgl. § 10 SaRegG. Helms spricht treffenderweise auch vom „Kernstück“ des Gesetzes, vgl. Helms, FamRZ 2017, S. 1537 (1538). 752 Vgl. etwa BGH FamRZ 2012, S. 200 ff.; BGH FamRZ 2013, S. 939 ff.; BGH FamRZ 2014, S. 1440 ff. 753 BGH FamRZ 2015, S. 729 ff. 754 BGH FamRZ 2015, S. 729 (732). 755 BR-Drucks. 493/16. 750

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Zweiter Teil

nächst die Fälle erfasst, die nicht per eigener Anspruchsgrundlage geregelt wurden.756 Je relevanter die Fallgestaltung, je mehr Menschen folglich von einer derartigen Auskunftsverschaffung profitieren würden, desto naheliegender scheint es zu sein, den Anspruch zu kodifizieren. Somit reagiert das Familienrecht auch auf diese Weise auf den gesellschaftlichen Wandel von Auffassungen. Darüber hinaus können durch etwaige Kodifizierungen eventuell bestehende Rechtsunsicherheiten, wie sie bei der Anwendung von Generalklauseln auftreten können, beseitigt werden. Es werden jedoch mittels der Anspruchsvoraussetzungen auch Grenzen gezogen, wie die Entwicklung hinsichtlich der Auskunft im Rahmen des Scheinvaterregresses verdeutlicht, so dass es auch im Familienrecht zu keiner allgemeinen unbegrenzten Auskunftsverpflichtung kommen kann.

III. Die Anspruchsvoraussetzungen vor familienrechtlichem Hintergrund Gestützt auf die vorangehend angeführten Urteile und Beschlüsse hinsichtlich jeglicher Auskunftsrechtsprechung gemäß § 242 BGB in einem familienrechtlichen Kontext sowie die diese aufgreifende Literatur, bedarf es nun einer Untersuchung der allgemeinen Anspruchsvoraussetzungen in der familienrechtlichen Rechtsprechung. 1. Sonderverbindung Unabdingbare Voraussetzung und somit Herzstück eines jeden aus § 242 BGB abgeleiteten Auskunftsanspruchs stellt zunächst die besondere rechtliche Beziehung oder auch rechtliche Sonderverbindung zwischen den Parteien des Auskunftsanspruchs dar. Wie bereits angeführt,757 kann sich eine derartige besondere rechtliche Beziehung der Anspruchsparteien entweder aus einem Vertrag oder einem gesetzlichen Schuldverhältnis ergeben. Ferner erlangt die Beantwortung der Frage Bedeutung, inwieweit ein potentieller Hauptanspruch, der mit der Auskunft verfolgt werden soll, zumindest dem Grunde nach gegeben sein muss. Neben den bereits angeführten Möglichkeiten der Herleitung einer Sonderverbindung, wird allgemein anerkannt, dass sich eine solche auch aus Rechtsbeziehungen oder -verhältnissen des Sachenrechts, des Erbrechts oder eben des Familienrechts ergeben kann.758 Somit soll nun zum einen ausgewertet werden, was es zur Annahme einer geforderten Sonderverbindung im Familienrecht bedarf, sowie zum anderen, was das angeführte familienrechtliche Rechtsverhältnis in diesem Kontext ausmacht. 756

Vgl. generell die obigen Ausführungen § 3 III. § 3 III. 1. 758 BeckOK/Lorenz, § 260, Rn. 10. Vgl. beispielhaft für das Familienrecht BGH FamRZ 2014, S. 1440 (1440): „Eine Sonderverbindung der beteiligten Personen, die eine Auskunftspflicht nach Treu und Glauben rechtfertigt, liegt auch dann vor, wenn ein sonstiges familienrechtliches Verhältnis unmittelbar zwischen den Beteiligten besteht.“ 757

§ 5 Der Auskunftsanspruch aus Treu und Glauben im Familienrecht

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a) Annahme eines Auskunftsanspruchs ohne Begründung der Sonderverbindung Zu konstatieren ist zunächst, dass viele Ausführungen der angeführten Urteile auf eine dezidierte Herleitung oder Begründung der erforderlichen Sonderverbindung verzichten oder diese scheinbar als selbstverständlich annehmen und vermutlich infolgedessen keinerlei vertiefte Herleitungen anstrengen.759 Ebenso wurde ein Auskunftsanspruch zwischen vormaligen Ehegatten bejaht, ohne eine Sonderverbindung entsprechend zu begründen, nur mit dem Hinweis darauf, dass der Gesetzgeber die gesamten persönlichen und vermögensrechtlichen Verhältnisse der Ehegatten zueinander in der Generalklausel des § 1353 BGB geregelt habe, der eine ähnliche Bedeutung wie § 242 BGB für das Vertragsrecht zukomme.760 b) Begründung der Sonderverbindung Dem gegenüber steht jedoch eine Vielzahl an Urteilen, die vertiefter zu den Voraussetzungen der erforderlichen Sonderverbindung Stellung beziehen. So wurde bereits 1981 für den Fall der gemeinsamen Unterhaltspflicht von Eltern gegenüber ihrem gemeinsamen Kind darauf hingewiesen, dass zwischen Eltern ein gesetzliches Schuldverhältnis hinsichtlich des Unterhalts des Kindes bestehe, welches seinerseits aus dem Grundgedanken elterlicher Unterhaltspflicht gegenüber den Kindern folge.761 Dieser Grundgedanke wurde, wie gezeigt, weiter aufgegriffen für all diejenigen Fälle, in denen in Anspruch genommene Elternteile zur Berechnung ihrer eigenen Haftungsanteile Auskünfte vom jeweils anderen verlangten. In diesen Fällen bestehe ebenso ein besonderes Rechtsverhältnis zwischen den Eltern, das in ihrer gleichrangigen und anteiligen Haftung gemäß § 1606 Abs. 3 BGB begründet sei.762 Dieses Rechtsverhältnis aus der anteiligen Haftung folgt auch für Geschwister, die ihren Eltern gegenüber Unterhalt zu leisten haben. Hieraus folgt auch die Ablehnung einer Sonderverbindung zwischen einem Unterhaltsverpflichteten zu verschwägerten Personen, da es insoweit an einer Unterhaltsverpflichtung letzterer mangele.763

759 Vgl. etwa OLG Schleswig FamRZ 1982, S. 1018 (1018); OLG Bamberg FamRZ 1986, S. 492 (492 f.); OLG Karlsruhe FamRZ 1990, S. 756 (757); OLG Hamm FamRZ 1996, S. 49 (50); OLG Oldenburg FamRZ 2010, S. 1819 (1820); vgl. auch insb. Kemper, FamFR 2012, S. 83 (83) für den Fall eines Auskunftsanspruchs von Kindern gegenüber ihrem Vater hinsichtlich sämtlicher Anspruchsvoraussetzungen des § 242 BGB: „Das versteht sich im gegebenen Fall nahezu von selbst.“ 760 KG FamRZ 1982, S. 68 (68). 761 OLG Braunschweig FamRZ 1981, S. 383 (384); in eine ähnliche Richtung auch OLG Bamberg FamRZ 1986, S. 492 (492 f.). 762 BGH FamRZ 1988, S. 268 (269); OLG Köln FamRZ 1992, S. 469 (470); ohne nähere Begründung OLG Zweibrücken FamRZ 2001, S. 249 f.; AG Tostedt, Urt. v. 29. 4. 2008 – 23 F 2024/08 = BeckRS 2008, 24868; KG FamRZ 2009, S. 702 (702); vgl. generell bereits die Ausführung oben § 5 I. 1. 763 BGH FamRZ 2003, S. 1836 (1837).

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Zweiter Teil

Auch die mittlerweile geschiedene Ehe und die sie nachwirkend begleitetenden Pflichten wurden herangezogen, um eine entsprechende Sonderverbindung zu begründen. So wurde eine solche etwa angenommen, da zwischen geschiedenen Eheleuten ein familienrechtliches Verhältnis bestehe, das Unterhaltsansprüche auslösen könne, nicht jedoch im Unterhaltsverhältnis selbst.764 Auch eine bis zur Scheidung fortbestehende eheliche Beistandspflicht aus § 1353 BGB begründet insoweit eine Sonderverbindung.765 Gleiches wurde akzeptiert hinsichtlich der aus der Ehe folgenden Pflichten zur nachehelichen Rücksichtnahme auf Belange des anderen Ehepartners.766 Auch kann die Stellung als Eltern aufgrund der Geburt eines gemeinsamen Kindes, das ihnen zustehende gemeinsame Sorgerecht wie auch das Interesse eines Vaters, die eigene Vaterschaft feststellen zu lassen, eine Sonderverbindung begründen.767 Im Falle der Auskunft hinsichtlich der Vorgänge die heterologe Insemination betreffend, wird zur Begründung der Sonderverbindung auf familienrechtliche Grundsätze in Gänze verzichtet. Zur Grundlage der Sonderverbindung wird der bereits angesprochene Behandlungsvertrag zwischen den Eltern und der medizinischen Einrichtung als Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter herangezogen. Folglich könne auch zwischen dem Dritten und dem eigentlichen Vertragspartner eine Sonderverbindung bestehen.768 Das zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses noch nicht gezeugte Kind ist „Gegenstand“ des Behandlungsvertrags, weshalb der Vertragspartner auch ihm gegenüber vertragliche Pflichten zu erfüllen hat, weshalb der Vertrag auch zu Gunsten des Kindes wirkt, auch wenn es zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses noch nicht gezeugt war.769 c) Erkenntnisse aus den Begründungen Diejenigen Urteile und Beschlüsse, die der Annahme einer Sonderverbindung zwischen den Parteien eine Begründung oder Herleitung vorangestellt haben, zeichnen sich dadurch aus, dass die entsprechende Verbindung häufig in familienrechtlichen Beziehungen der Parteien zueinander liegt. Mit Ausnahme der Sonderverbindung in Fällen der Auskunft im Rahmen der heterologen Insemination, welche aus einem Vertrag zugunsten Dritter hergeleitet wurde, wurde entweder auf die bestehende gleichrangige Unterhaltsverpflichtung, eine vormals bestehende Ehe, 764

OLG Braunschweig FamRZ 1987, S. 284 (284). OLG Düsseldorf FamRZ 1990, S. 46 (47). 766 OLG Hamm, Beschl. v. 16. 4. 2010 – 13 WF 82/10 = BeckRS 2010, 30474. 767 OLG Oldenburg FamRZ 2018, S. 757 (758); OLG Hamm NZFam 2019, S. 233 (233). 768 BGH FamRZ 2015, S. 642 (643); AG Hannover FamRZ 2017, S. 223 (224); AG BerlinWedding FamRZ 2017, S. 1582 (Ls.) = ZD 2017, S. 394 (394 f.); BGH FamRZ 2019, S. 537 (538). 769 OLG Hamm FamRZ 2013, S. 637 (638 f.); vgl. auch oben, § 5 I. 4. 765

§ 5 Der Auskunftsanspruch aus Treu und Glauben im Familienrecht

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ein gemeinsames Sorgerecht oder die Vaterschaft verwiesen. All diese Verhältnisse sind klar familienrechtlicher Natur. Es wurde kein Bestehen einer vertraglichen, vorvertraglichen oder vertragsähnlichen Beziehung der Parteien vorausgesetzt. Deutlich wird dies vor allem an den Fällen, in denen die Sonderverbindung zwischen ehemaligen Ehepartnern begründet wurde. Die der Ehe nachwirkenden Pflichten, die aus der ehelichen Generalklausel folgen, stellen eine reine familienrechtliche Rechtsbeziehung dar, die insoweit eine Sonderverbindung begründen kann. Gleiches gilt für den Fall des gemeinsamen Sorgerechts oder der Sonderverbindung hinsichtlich der angestrengten Vaterschaftsfeststellung. Dies betrifft lediglich die Parteien und ist an ihre rechtliche Stellung als Eltern geknüpft. In den Fällen der bestehenden Unterhaltspflicht knüpft die Sonderverbindung an das gleichrangige Verhältnis der Parteien an, was insoweit, wie aufgezeigt, auch Auskunftsverhältnisse zu Personen, die von dem bestehenden Verhältnis zwischen den Parteien nicht betroffen sind, verhindern kann. Schließlich basiert zwar der Fall von Auskunft gegenüber Ärzten oder Kliniken seitens des durch heterologe Insemination gezeugten Kindes auf einer Sonderverbindung, die nicht direkt im familienrechtlichen Zusammenhang anzusiedeln ist, jedoch kennzeichnet sich auch dieser durch familienrechtliche Elemente, insofern als Verwandtschaftsverhältnisse der Vertragsparteien begründet werden und das zu zeugende Kind als geschützter Dritter des Vertrags seiner Eltern anzusehen ist. Den hergeleiteten Sonderverbindungen ist folglich gemein, dass sie sich durch eine rechtliche Nähe der Beteiligten auszeichnen.770 Diese rechtliche Nähe basiert nahezu ausschließlich auf familienrechtlichen Rechtsbeziehungen der Beteiligten. Diese Beziehungen begründen folglich, isoliert von den sich hieraus ergebenden Rechtsfolgen, eine Sonderverbindung und somit nicht das sich hieraus ergebende einzelne Pflichtverhältnis wie etwa ein solches zur Erbringung von Unterhaltsleistungen.771 Demnach können also auch Verwandtschaft, Ehe, rechtliche Elternschaft respektive ein hierauf gerichtetes Feststellungsinteresse Sonderverbindungen begründen.772 Derartig herzuleitende Ansprüche fungieren auch unabhängig von einem etwaigen zu verfolgenden Hauptanspruch, da etwa ein familienrechtlicher Unterhaltsanspruch unmittelbar in dem Grundverhältnis wie etwa Elternschaft oder Verwandtschaft selbst angelegt ist und nur in eben dieser besonderen rechtlichen Verbindung auftreten kann, was folglich als Rechtfertigung für die Annahme einer Sonderverbindung aus dieser rechtlichen Beziehung angenommen wird.773 Somit kann als Zwischenergebnis festgehalten werden, dass zur Annahme einer Sonderverbindung innerhalb von Auskunftsansprüchen aus § 242 BGB mit familienrecht-

770

So schon Hoppenz, FamRZ 2008, S. 733 (734). So für den Fall des Unterhaltsrechts Mutschler, FamRZ 1976, S. 218 (219). 772 Mutschler, FamRZ 1976, S. 218 (219); Wellenhofer, FamRZ 2014, S. 1440 (1442). 773 Kentgens, S. 41; hinsichtlich des Erfordernisses des Hauptanspruchs auch schon Osterloh-Konrad, S. 155. 771

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Zweiter Teil

lichen Bezug eine auf Nähe basierende familienrechtliche Rechtsbeziehung ausreichend ist.774 d) Überprüfung anhand der Fälle ohne Begründung Die vorab getroffenen Feststellungen sollen nun anhand der Urteile überprüft werden, die eine entsprechende Sonderverbindung zwar bejahen, diese jedoch nicht begründet oder hergeleitet haben.775 Unproblematisch kann dies zunächst für den Fall der Herleitung eines Auskunftsanspruchs im Falle der vorangegangen Ehe der Beteiligten festgehalten werden.776 Nach allem Gesagten kann auch vorliegend eine Sonderverbindung aufgrund der der Ehe nachwirkenden Pflichten und Beziehungen der Parteien begründet werden. Ferner kann in weiteren Fällen an die inzwischen geschiedene Ehe, aber auch und gerade an das sich hieraus ergebende unterhaltsrechtliche Verhältnis der Parteien angeknüpft werden, um die Sonderverbindung zu begründen.777 Daneben kommt auch hier ein Rückgriff auf ein Eltern-Kind-Verhältnis oder eine Vaterschaft in Betracht.778 Zusammenfassend kann somit festgehalten werden, dass diejenigen Sonderverbindungen, die nicht näher begründet, sondern als bestehend angenommen wurden, auch unter die vorab getroffenen Feststellungen hinsichtlich des Ausreichens einer familienrechtlichen Beziehung als Grundlage einer Sonderverbindung fallen. 2. Entschuldbare Unkenntnis Der Anspruchssteller muss auch in familienrechtlichen Auskunftssituationen die erforderliche entschuldbare Unkenntnis aufweisen, welche sich auf das Bestehen respektive den Umfang eines Rechts beziehen muss, ohne dass die entsprechende Information auf eigenem Wege zu beschaffen ist. Letztere Voraussetzung darf durch ihn nicht schuldhaft versäumt worden sein.779 In Bezug auf diese Anspruchsvoraussetzung sind bei der Auswertung der Rechtsprechung keinerlei familienrechtliche Besonderheiten erkennbar. Insoweit gelten die allgemeinen Grundsätze.

774

So auch schon etwa Osterloh-Konrad, S. 155; Beckhaus, S. 62; Trauzettel, S. 25 f. Vgl. oben, § 5 III. 1. a). 776 KG FamRZ 1982, S. 68 f. 777 OLG Schleswig FamRZ 1982, S. 1018 (1018); OLG Bamberg, FamRZ 1986, S. 492 f.; OLG Karlsruhe FamRZ 1990, S. 756 f. 778 OLG Hamm FamRZ 1996, S. 49 f.; OLG Oldenburg FamRZ 2010, S. 1819 ff.; Kemper, FamFR 2012, S. 83 (83). 779 Vgl. vertiefend oben § 3 III. 1. b). 775

§ 5 Der Auskunftsanspruch aus Treu und Glauben im Familienrecht

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3. Zumutbarkeit der Auskunftserteilung Ungleich größere Bedeutung kommt der anspruchsbegründenden Voraussetzung der Zumutbarkeit im Rahmen einer familienrechtlichen Auskunft aus § 242 BGB zu. Neben den bereits angeführten780 Kriterien zu ihrer Beurteilung wie etwa die KostenNutzen-Relation oder der notwendige Arbeits- und Beschaffungsaufwand zur Erbringung der Auskunft tritt im Rahmen familienrechtlicher Beziehungen häufig das Kriterium persönlicher Interessen in den Vordergrund, das zur Beurteilung der Zumutbarkeit jedweder Auskunftserteilung herangezogen werden soll. So wurde bereits 1982 im Rahmen eines unterhaltsrechtlichen Auskunftsverfahrens davon gesprochen, dass die Beurteilung der Zumutbarkeit insbesondere von der Betroffenheit des Persönlichkeitsrechts, welches zu wahren sei, abhängig gemacht werden müsse.781 Jedoch zeigt sich, dass in all denjenigen Fällen, die einen rein unterhaltsrechtlichen Schwerpunkt aufweisen, jegliche Fragen bezüglich der Zumutbarkeit der Auskunftserteilung nicht diskutiert werden. Diese rücken jedoch dann in den Fokus, sobald es sich um persönliche Anliegen der Anspruchsbeteiligten handelt. Falls etwa mittels des Auskunftsanspruchs der Name des rechtlichen Vaters durch den biologischen Vater ausfindig gemacht werden soll, damit letzterem der Weg zu einer Vaterschaftsanfechtung offen steht, stehen diesem Verlangen Rechte der Mutter, wie etwa ihr Allgemeines Persönlichkeitsrecht gegenüber, welches unstreitig auch ihre geschlechtlichen Beziehungen erfasst.782 Der biologische Vater kann demgegenüber sein ebenfalls aus dem Allgemeinen Persönlichkeitsrecht fließendes Recht auf Kenntnis darüber anführen, ob ein Kind von ihm abstammt.783 Eine zentrale Rolle spielen sich gegenüberstehende Grundrechtspositionen auch in den Auskunftsverfahren aus dem Bereich vorangegangener heterologer Insemination. Hierbei steht dem mittels Fremdspende gezeugten Kindes sein verfassungsrechtlich geschütztes Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung zu, welches seinerseits mit den Rechten der rechtlichen Eltern, des behandelnden Arztes und des Samenspenders kollidiert. Insbesondere der Arzt kann sich in seinem Recht auf freie Berufsausübung verletzt und der potentiellen strafrechtlichen Verfolgung ob der Verletzung seiner Schweigepflicht ausgesetzt sehen; dem vielfach Anonymität zugesicherten Spender ist ein Rückgriff auf sein Recht auf informationelle Selbstbestimmung zuzusprechen.784 Der Beantwortung der Frage, ob in diesen beispielhaft geschilderten wie auch in weiteren denkbaren Situationen dem jeweils in Anspruch genommenen Auskunftsschuldner die Erteilung der Auskunft zugemutet werden kann, muss stets 780

§ 3 III. 1. c). OLG Schleswig FamRZ 1982, S. 1018 (1018). Obgleich es sich um eine den Anspruch begründende Voraussetzung handelt, wurde explizit von einer „Grenze“ des Auskunftsverlangens gesprochen. 782 OLG Oldenburg FamRZ 2010, S. 1819 (1820). 783 BVerfG FamRZ 2007, S. 441 (441). 784 OLG Hamm FamRZ 2013, S. 637 (639 f.). 781

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Zweiter Teil

eine umfassende, auf den Einzelfall bezogene Abwägung der durch die Auskunftserteilung berührten rechtlichen, insbesondere grundrechtlichen Belange vorausgehen.785 Hierdurch wird eine ergebnisoffene und sachgerechte Einzelfallentscheidung gewährleistet, die die Rechte aller Beteiligten in ein gerechtes Verhältnis zueinander setzen kann. Von Bedeutung können hierbei sowohl die Schwere des Grundrechtseingriffs, die Brisanz der jeweiligen Information, aber auch die Form der Auskunftserteilung sein, um zu einem Abwägungsergebnis zu gelangen.786 Einer derartigen ergebnisoffenen Abwägung kommt insbesondere im familienrechtlichen Kontext erhebliche Bedeutung zu, da es gerade hier vielfach um höchstpersönliche Informationen geht, die einzuholen sind und für die weitere Rechtsverfolgung von Belang sein können.787 Eine Abwägung im Falle der Beeinträchtigung von grundrechtlich geschützten Positionen sichert legitime Interessen der Beteiligten und verhindert überdies eine unzulässige Ausweitung des Auskunftsrechts.

IV. Verfolgte Zwecke einer Auskunft aus § 242 BGB im familienrechtlichen Kontext Schließlich soll auch im Rahmen von § 242 BGB als Anspruchsgrundlage im Familienrecht überprüft werden, welchen Zwecken eine Auskunft in diesem Kontext dient. Ausgehend von den oben788 gebildeten Fallgruppen sollen die Zwecke vor dem Hintergrund unterhaltsrechtlicher Auskunft sowie derjenigen im Bereich künstlicher Befruchtung und den sonstigen Anwendungsfeldern ermittelt werden. 1. Zwecke der Auskunft im unterhaltsrechtlichen Kontext Wenngleich die den Unterhalt betreffenden Auskunftsverlangen in der Darstellung der Entwicklung der Rechtsprechung unterteilt wurden in Fragen bezüglich des Kindesunterhalts, des Elternunterhalts und weiteren den Unterhalt beeinflussenden Auskunftsverlangen, können die in den jeweiligen Kategorien verfolgten Zwecke zusammengefasst dargestellt werden. Auch in den hier dargestellten Auskunftsverlangen mit unterhaltsrechtlicher Stoßrichtung wird zunächst deutlich, dass eine erbetene Auskunft dem Schutz des Anspruchsstellers zugute kommen kann. Sowohl im Rahmen des Eltern- wie des Kindesunterhalts ist dem anteilig Unterhaltspflichtigen daran gelegen, nicht zu viel Unterhalt zu bezahlen. Ohne entsprechende Auskünfte könnte er seinen korrekten 785

BGH FamRZ 2015, S. 642 (643). Vgl. für den Punkt der Form der Auskunftserteilung als Kriterium bei der Abwägung OLG Hamm NZFam 2019, S. 233 = BeckRS 2018, 37359, Rz. 37. 787 Kentgens, S. 44. 788 Vgl. oben § 4 I. 11. a). 786

§ 5 Der Auskunftsanspruch aus Treu und Glauben im Familienrecht

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Anteil nicht ermitteln, womit eine unzulässige Einbuße seiner Vermögenswerte einherginge. Die Auskunft schützt ihn mithin vor derartigen Verlusten. Dies ist auch für den Unterhalt betreffende Auskünfte festzustellen, die nicht auf ein konkretes Einkommen abzielen, sondern persönliche Aspekte in Erfahrung bringen wollen, da auch diese die Höhe beziehungsweise die Existenz eines Unterhalsanspruchs generell beeinflussen können. Folglich lässt sich zunächst eine Schutzfunktion festhalten. Da auch, wie ausgeführt, vereinzelt die Möglichkeit besteht, mit einzufordernden Belegen die jeweiligen Auskünfte zu verifizieren, wird dem Auskunftsgläubiger eine Möglichkeit der Kontrolle eingeräumt. Demzufolge weisen die den Unterhalt betreffenden Auskunftsansprüche aus § 242 BGB auch eine Kontrollfunktion auf. Nicht zuletzt dienen Auskünfte im unterhaltsrechtlichen Kontext generell, so auch hier, dem Ziel, weitere Klagen anzustrengen und die erlangten Informationen insoweit prozessual zu verwerten. Auch im Rahmen des Anspruchs aus Treu und Glauben können Auskünfte für ein weiteres Vorgehen auf dem Klagewege verwendet werden und dienen folglich der Durchsetzung weitergehender Ansprüche. Somit liegt auch die Durchsetzungshilfe vor. Schließlich können aber auch erlangte Informationen vor dem hier interessierenden Hintergrund einen weiter zu beschreitenden Klageweg überflüssig erscheinen lassen. Somit kann auch die durch die Auskunft verschaffte Vermeidungsfunktion festgehalten werden. Ferner konnte festgestellt werden, dass eine auf § 242 BGB gestützte Auskunft unterhaltsrechtlicher Prägung all die Informationen abdecken kann, die mittels eines kodifizierten Anspruchs wie etwa § 1605 BGB ob seines klaren Wortlauts nicht einzuholen sind, so etwa über persönliche Verhältnisse, die Einfluss auf den Unterhaltsanspruch haben können. Insoweit ergänzt ein derartiger Auskunftsanspruch die andernorts kodifizierten, um dem Auskunftsgläubiger einen umfangreichen informatorischen Zugang zu ermöglichen. Somit ist auch eine Ergänzungsfunktion festzustellen. 2. Zwecke der Auskunft im Bereich der künstlichen Befruchtung Tragender Antrieb des Auskunftsverlangens eines im Wege heterologer Insemination gezeugten Kindes war zunächst, den eigenen Erzeuger ausfindig machen zu können. Mit der Kenntniserlangung über die Umstände der eigenen Erzeugung soll nun die Person ausfindig gemacht werden, von der man biologisch abstammt. Das Bestehen einer sozialen Familie und das Aufwachsen mit einem rechtlichen Vater, der das durch Spendersamen gezeugte Kind verständlicherweise auch als sein eigenes betrachtet, ändert nichts an dem möglicherweise auftretenden Wunsch dieses Kindes, seine eigenen biologischen Wurzeln zu ergründen. Ein Wunsch, der zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit beitragen kann. Dieses Verlangen dient wieder einem ideellen Interesse des jeweiligen Kindes, welches sich einer konkreten

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Zweiter Teil

Bezifferung oder ähnlichem entzieht. Der gegen den behandelnden Arzt gerichtete Auskunftsanspruch dient folglich der Verfolgung ideeller Interessen durch das Kind. Seitens der Rechtsprechung wurde zurecht auf das verfassungsmäßige Recht des Kindes auf Kenntnis seiner eigenen Abstammung verwiesen, um den aus § 242 BGB hergeleiteten Anspruch gegen den Arzt begründen zu können. Die entsprechende Auskunft schützt und unterstützt also das Kind in der Möglichkeit der Verfolgung seines ihm zustehenden Rechts. Ferner besteht die Möglichkeit, dass ein Kind mit der eingeholten Information auch Kenntnisse über Erbanlagen und potentiell damit einhergehende Krankheiten erlangen kann, wodurch ihm darüber hinaus auf einer anderen Ebene Schutz zuteilwerden kann. Vom Schutz erfasst sind aufgrund der umfassenden und auf den Einzelfall bezogenen Abwägung auch die weiteren von dem Auskunftsverlangen (mittelbar) betroffenen Beteiligten. Somit lässt sich auch in diesem Zusammenhang eine mitunter wechselseitige Schutzfunktion feststellen. Wenngleich es nicht unmittelbar angeführt wurde, kann dennoch das Ziel, weitergehende Ansprüche gegenüber dem Samenspender geltend zu machen, ein Zweck im Rahmen dieses Auskunftsverhältnisses sein. In Betracht kommen abermals etwaige Unterhalts- oder Erbansprüche, die aber vorliegend die Anfechtung der bestehenden Vaterschaft des Kindes und die Klage auf Feststellung der Vaterschaft des Spenders voraussetzen. Da die Möglichkeit für die mittels § 242 BGB zu lösenden Altfälle zumindest noch theoretisch besteht, kommt dem Anspruch mithin auch die Funktion der Durchsetzungshilfe zu. 3. Zwecke sonstiger Auskünfte Schließlich rücken auch die Zwecke derjenigen Ansprüche, die weder in die Kategorie des Unterhaltsrechts oder der künstlichen Befruchtung fallen, in den Fokus.789 Wegen der Übersichtlichkeit soll hierbei nach den Kategorien möglicher Zwecke unterteilt werden. Zunächst weist jeder dargestellte Auskunftsanspruch in diesem Kontext die notwendige Schutzfunktion auf. Dies gilt sowohl im Falle des Anspruchs hinsichtlich des Bestehens einer Versorgungsrente, der Beantragung eines Familienzuschlags oder bezüglich der Aussteuerversicherung.790 In all diesen Fällen ist die Auskunft auf eine Rechtsposition gerichtet, die einem Betroffenen zusteht respektive zustehen könnte, und für deren Sicherstellung die Auskunft zumindest einen notwendigen Zwischenschritt darstellt. Auch im Falle der Vorbereitung der Hausratsauseinandersetzung sowie der Vorbereitung des Schadensersatzanspruchs gegen einen Dritten schützt die Auskunft davor, entsprechende Ansprüche zu verlieren oder nicht voll-

789

Vgl. die angeführten Urteile und Beschlüsse oben § 5 I. 5. Vgl. die jeweiligen Urteile OLG Düsseldorf FamRZ 1990, S. 46 f.; AG Tostedt, Urt. v. 29. 4. 2008 – 23 F 2024/08 = BeckRS 2008, 24868; OLG Hamm FamFR 2012, S. 83 (83). 790

§ 5 Der Auskunftsanspruch aus Treu und Glauben im Familienrecht

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ständig geltend machen zu können, und verhindert folglich einen Rechtsverlust.791 Die Auskunft, gerichtet auf den Verbleib des Kindesvermögens gegen den anderen Elternteil, schützt das gemeinsame Kind vor etwaigen Verlusten; folglich erstreckt sich auch in diesem Kontext der Schutz auf Dritte außerhalb des Anspruchsverhältnisses.792 Die Ansprüche, mit denen Auskunft zur Vorbereitung der Vaterschaftsanfechtung oder -feststellung erlangt werden sollte, schützen den jeweiligen Vater in seiner Position als Kindsvater, in der Ausübung seiner hiermit im Zusammenhang stehenden Rechte und in seiner verfassungsrechtlich geschützten Position, Kenntnis darüber zu erlangen, ob ein Kind von ihm abstammt.793 Von immenser Bedeutung ist auch die Durchsetzung weiterer Rechte und Ansprüche, die mit der eingeholten Auskunft erleichtert wird. So diente die Auskunft in den Fällen der Auseinandersetzung um den Hausrat, des Familienzuschlags sowie des Schadensersatzanspruchs gegen eine dritte Person explizit der weiteren Verfolgung von Ansprüchen. Auch die Kinder, die Auskunft hinsichtlich der seitens des Vaters abgeschlossenen Aussteuerversicherung verlangten, taten dies unter dem Vorzeichen, deren Auszahlung anzustrengen. Gleiches kann für die Auskunftsverfahren der jeweiligen biologischen Väter festgestellt werden, wurden doch in beiden Fällen die Auskünfte verlangt, um auf eine Feststellung beziehungsweise Anfechtung der Vaterschaft hinzuwirken. Die zuletzt genannten Fälle der biologischen Väter könnten ferner auch unter die Kategorie der Verfolgung ideeller Zwecke subsumiert werden. Zwar wurden explizite Äußerungen der Auskunftsgläubiger nicht vorgebracht. Jedoch können sie auch nicht von vornherein ausgeschlossen werden, da sie mit ihren angestrengten weiteren Verfahren deutliches Interesse an ihrer Vaterstellung zeigen.

V. Konkurrenzverhältnis Schließlich bedarf es einer Einordnung der aus § 242 BGB gewährten familienrechtlichen Auskunft im Verhältnis zu den weiteren Möglichkeiten der Auskunftsgewinnung, hier insbesondere im Verhältnis zu den normierten Auskunftsansprüchen des vierten Buchs. Dies zum einen, da das Familienrecht ohnehin eine enorm hohe Regelungsdichte an Auskunftsansprüchen aufweist, sowie zum anderen aufgrund der Tatsache, dass demnach für eine Auskunft aus § 242 BGB nur Raum sein soll, sofern die gesetzlichen Regelungen lückenhaft sind.794 Grundsätzlich sind die Fälle zu unterscheiden, in denen ein normierter Auskunftsanspruch in seinem Umfang über den aus § 242 BGB gewährten Auskunfts791 KG FamRZ 1982, S. 68 f.; OLG Hamm, Beschl. v. 16. 4. 2010 – 13 WF 82/10 = BeckRS 2010, 30474. 792 OLG Oldenburg FamRZ 2018, S. 757 f. 793 OLG Oldenburg FamRZ 2010, S. 1819 ff.; OLG Hamm NZFam 2019, S. 233 (233). 794 MüKoBGB/Krüger, § 260, Rn. 32.

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Zweiter Teil

anspruch hinausgeht oder demgegenüber hinter diesem zurückbleibt. Im zuerst genannten Fall ist nicht von einer Verdrängung des einen durch den anderen Anspruch auszugehen; vielmehr ergänzen sich die beiden verschiedentlich gewährten Ansprüche.795 Diese Wirkung lässt sich insbesondere im Rahmen unterhaltsrechtlicher Auskunft erkennen. Jedoch bedarf es einer anderen Beurteilung für die Fälle, in denen der auf Treu und Glauben gestützte Anspruch in seinem Umfang über einen kodifizierten Anspruch hinausgeht. Insoweit ist aus Gründen der Spezialität kein Raum für eine Anwendung eines Auskunftsanspruchs aus § 242 BGB, da andernfalls die angestrebte gesetzliche Regelung und ihre aufgrund der Kodifikation erfahrene Wertung unterlaufen werden könnte.796

VI. Ergebnisse und Vergleich Abschließend sollen nun die wichtigsten Erkenntnisse zusammengetragen sowie ein Vergleich der Auskunftsansprüche mit den normierten wie auch denjenigen aus den familienrechtlichen Generalklauseln gezogen werden. 1. Ergebnisse zu § 242 BGB als Auskunftsanspruch im Familienrecht Für all diejenigen Fälle, die einer konkreten gesetzlichen Regelung entzogen sind, bietet die Generalklausel unter Rückgriff auf die seitens des Reichsgerichts entwickelte Formel eine Möglichkeit der Auskunftsgewinnung, der auch im familienrechtlichen Kontext enormes Gewicht zukommt. Grundlage hierfür sind die Anspruchsvoraussetzungen, die sich ebenso im Rahmen des Familienrechts bewährt haben und für ihre Anwendung eine eigenständig thematisch geprägte Grundlage haben. Dies lässt sich einerseits an der erforderlichen Sonderverbindung erkennen, zu deren Anerkennung es des Vorliegens einer familienrechtlichen Beziehung, basierend auf Nähe der Beteiligten, bedarf; andererseits aber auch an der potentiellen Abwägung der sich gegenüberstehenden geschützten Interessen im Rahmen der Beurteilung der Zumutbarkeit einer Auskunftserteilung. Insbesondere der letzte Punkt stellt für die mitunter sensiblen und höchstpersönlich geprägten Auskünfte ein wichtiges Kriterium im familienrechtlichen Kontext dar, welches über Jahre der Anwendung seitens der Gerichte auf klarer Vorgehensweise beruht. Die über Jahre gefestigte Rechtsprechung spiegelt sich auch dahingehend wider, dass in mehreren Bereichen nachgerade von einem gesicherten gerichtlichen Vorgehen ausgegangen werden kann. Sämtliche Fälle bestimmter Themenbereiche, wie etwa im Rahmen der künstlichen Befruchtung, können nach inzwischen klar festgelegten Prinzipien gelöst und zu gerechten Ergebnissen geführt werden. Die Be795

Kentgens, S. 36. Kentgens, S. 36; vgl. auch oben für die ähnliche Bewertung der Konkurrenzen im Fall der eherechtlichen Generalklausel § 4. II. 1. d) dd) (2). 796

§ 5 Der Auskunftsanspruch aus Treu und Glauben im Familienrecht

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deutung dieses Themenkomplexes mag sich zwar im Bereich der Samenspende ob der neu geschaffenen spezialgesetzlichen Anspruchsgrundlage verringert haben, die Grundsätze dienen jedoch immer noch zur Behandlung der Altfälle. Dieser Weg vom auf die Generalklausel gestützten Anspruch hin zu einer eigens geschaffenen, hieran orientierten Anspruchsgrundlage ist eine weitere Eigenheit der familienrechtlichen Auskunft im Rahmen des § 242 BGB. Eine Vielzahl der aus § 242 BGB hergeleiteten Auskunftsansprüche hat ihren Schwerpunkt des Weiteren im Unterhaltsrecht. Dies lässt sich sowohl an der Fülle an Rechtsprechung hinsichtlich des Kindesunterhalts wie auch an derjenigen zu den den Unterhalt beeinflussenden Faktoren feststellen. Im Rahmen der unterhaltsrechtlichen Auskünfte aus § 242 BGB wurden überdies dieselben Zwecke verfolgt, wie sie auch im Rahmen der kodifizierten Auskunftsansprüche im Bereich des Unterhaltsrechts festgestellt werden konnten; zusätzlich war auch hier die Ergänzungsfunktion einschlägig. Generell weisen die gemäß § 242 BGB verfolgten Auskunftsverlangen nur Zwecke auf, wie sie bereits untersucht und festgestellt worden sind. Insoweit konnte kein neuer, einzig dem § 242 BGB vorbehaltener Zweck festgestellt werden. 2. Vergleich mit kodifizierten Ansprüchen und familienrechtlichen Generalklauseln Im Rahmen einer vergleichenden Betrachtung zu den auf § 1618a BGB gestützten Auskunftsansprüchen fällt zunächst auf, dass das Prinzip der Abwägung sich gegenüberstehender Grundrechtspositionen auch in den dortigen Auskunftssituationen als Kriterium zur Annahme oder Ablehnung eines jeweiligen Auskunftsverlangens herangezogen wird. Die Vorgehensweise ist überdies ähnlich, was nicht zuletzt darin begründet ist, dass das Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung sowohl bei Spenderkindern als auch bei Auskünften etwa auf Benennung des Vaters eine zentrale Rolle einnimmt. Dem gegen die Mutter gerichteten Anspruch auf den Namen des Erzeugers kommt im Rahmen von § 1618a BGB eine überragende Bedeutung zu. Angesichts der Fülle an Rechtsprechung, Anmerkungen und Kommentierungen scheint es sogar, als sei dies der einzig relevante Bereich dortiger Auskunftsverlangen. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass auch weitergehende Auskunftsverlangen potentiell auf § 1618a BGB gestützt werden könnten. Im Verhältnis der beiden Normen zueinander wurde bereits vor etlichen Jahren die Tendenz festgestellt, dass im Eltern-Kind-Verhältnis die Anwendung des § 242 BGB zugunsten des seinerzeit neu geschaffenen § 1618a BGB preisgegeben werde.797 Dies kann, zumindest was Auskunftsansprüche angeht, vom heutigen Standpunkt aus nicht bestätigt werden, was nicht zuletzt auch durch neuere Rechtsprechung untermauert wird, die beispielsweise im Eltern-Kind-Verhältnis den notwendigen – 797 So Gernhuber, in: FS Müller-Freienfels, S. 159 (169), der dies jedoch verallgemeinernd und nicht auf Auskunftsansprüche beschränkt prognostizierte.

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Zweiter Teil

vermögensrechtlichen – Auskunftsanspruch von Kindern gegenüber ihrem Vater aus § 242 BGB herleitet, ohne auf § 1618a BGB auch nur einzugehen.798 Unter den dargelegten Grundsätzen hinsichtlich der Auskunft im Rahmen von § 1618a BGB wäre dies zumindest denkbar. Auch im Eherecht hat die mittels § 242 BGB verschaffte Auskunft nach wie vor eine große Bedeutung, was sich etwa an der Heranziehung der (vormals) bestehenden Ehe zur Begründung der notwendigen Sonderverbindung feststellen lässt. Doch auch im eherechtlichen Kontext existiert mit § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB eine Anspruchsgrundlage, die eine Vielzahl möglicher Auskunftsverlangen auffangen könnte. Deren Diskussion spielt sich, wie gezeigt, bislang jedoch hauptsächlich im vermögensrechtlichen Kontext ab; ferner wird der Anspruch hauptsächlich als „Unterrichtungsanspruch“ wahrgenommen. Folglich besteht hier ein ähnliches Problem wie im Bereich des § 1618a BGB: Ein potentieller Auskunftsanspruch scheint aufgrund der langjährigen Praxis bestimmten Verlangen oder Thematiken vorbehalten zu bleiben. Die hier vertretenen Anspruchsvoraussetzungen sind jedoch auch für eine Vielzahl von möglichen, auch über den vermögensrechtlichen Bereich hinausgehenden Auskunftsverlangen heranzuziehen. Somit verbliebe es hinsichtlich des Anwendungsbereichs des § 242 BGB als Auskunftsanspruch im Eherecht etwa bei einer mittlerweile geschiedenen Ehe. Andernfalls wird § 242 BGB solange als Anspruchsgrundlage herangezogen, wie Unklarheit über die Dogmatik der auf § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB gestützten Auskunft herrscht. Es scheint, als sei dies aus pragmatischer Sicht der Gerichte wegen der über Jahre gefestigten Rechtsprechung des § 242 BGB als Auskunftsanspruch auch im Bereich des Eherechts hinnehmbar zu sein. Im Vergleich zu beiden Generalklauseln sticht abermals die Entwicklung eines vormals auf § 242 BGB gestützten Auskunftsverlangens hin zu einem spezialgesetzlichen Auskunftsanspruch hervor, der oftmals der gerichtlichen Praxis bewusst nachempfunden wurde, wie etwa der Auskunftsanspruch im Rahmen des Unterhaltsanspruchs nach § 1605 BGB oder die Einführung eines Auskunftsanspruchs bezüglich des Anfangsvermögens im Rahmen des § 1379 BGB. Dies geschah bei auf §§ 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1, 1618a BGB gestützten Auskunftsansprüchen trotz jahrzehntelanger Rechtsprechung bislang nicht. Ferner bedient die Auskunft aus § 242 BGB ein wesentlich breiteres Spektrum als die beiden Generalklauseln des Familienrechts: Diese werden intuitiv häufig nur mit dem Kontext des Vermögensrechts oder demjenigen auf Kenntnis der eigenen Abstammung verknüpft. Jedoch besteht durchaus die Möglichkeit, im Rahmen der jeweiligen Tatbestandsvoraussetzungen auch weitere, bislang über § 242 BGB gelöste Themenkreise, hiermit zu behandeln. Es entsteht auch der Eindruck, dass generell mehr Klarheit über die Dogmatik der auf § 242 BGB fußenden Auskunft herrscht als im Bereich der familienrechtlichen Generalklauseln. Dies liegt jedoch nicht zuletzt in der Tatsache begründet, dass die dortige Praxis seit der Entscheidung des Reichsgerichts im 798

OLG Hamm, Beschl. v. 15. 6. 2011 – 8 UF 133/11 = BeckRS 2012, 2314.

§ 6 Die Pflicht zur ungefragten Information im Familienrecht

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Jahre 1923 besteht und überdies auch in sämtlichen anderen zivilrechtlichen Bereichen Auskünfte auf § 242 BGB gestützt werden. Im Verhältnis zu den normierten familienrechtlichen Auskunftsansprüchen kommt der Auskunft aus Treu und Glauben häufig eine diese Anspruchsgrundlagen ergänzende Rolle zu, was sich im Unterhaltsrecht erkennen lässt: Die dortigen komplexen Verhältnisse bedürfen einer Möglichkeit, auch abseits der normierten Auskunft über Einkommen und Vermögen, solche über weitere Aspekte einzuholen, die bestehende Ansprüche beeinflussen können und nicht unter die normierten Ansprüche fallen. Demgegenüber werden in anderen relevanten Bereichen, in denen es an klar geregelten Auskunftsansprüchen mangelt (etwa im Rahmen von Vaterschaftsfeststellung oder -anfechtung), Auskünfte erst über § 242 BGB möglich. Solche, auf § 242 BGB gestützte Auskunftsverlangen, werden jedoch weder schneller oder gar leichtfertiger gewährt als im Bereich normierter Ansprüche. Wie bei diesen existieren klare Voraussetzungen und Grenzen eines Auskunftsanspruchs, die über Jahre hinweg gerichtlich herausgearbeitet wurden.

§ 6 Die Pflicht zur ungefragten Information im Familienrecht Als letztes Element der Auskunftsgewinnung im Familienrecht rückt die Pflicht zur ungefragten Preisgabe von Informationen in den Mittelpunkt der Betrachtung, welche, wie noch zu zeigen sein wird, in logischem Zusammenhang zu den vorangegangenen Ausführungen über die auf Treu und Glauben basierende Auskunft steht.

I. Problemaufriss Bislang wurde einerseits festgehalten, dass das deutsche Recht keine allgemeine Auskunftspflicht kennt; andererseits, dass ein Auskunftsanspruch – nicht nur im Familienrecht – stets als sogenannter verhaltener Anspruch einer Anfrage des Auskunftsgläubigers bedarf. Für dessen Verjährungsbeginn kommt es nicht auf das Bestehen des Anspruchs, sondern auf dessen Geltendmachung an.799 Die Notwendigkeit der Geltendmachung einer Anfrage betrifft sowohl die im BGB normierten familienrechtlichen Auskunftsansprüche, als auch die aus den Generalklauseln hergeleiteten. Es liegt also in der Verantwortung des die Auskunft Verlangenden, die notwendigen Auskünfte einzuholen. Dies bezieht sich sowohl auf Situationen, in denen es nur eines einmaligen Auskunftsverlangens bedarf, wie etwa in Fällen, in denen lediglich eine Auskunft zur Geltendmachung eines einzelnen weitergehenden Anspruchs erforderlich ist. Gleichwohl gelten diese Grundvoraussetzungen zur 799 MüKoBGB/Grothe, § 199, Rn. 7; Staudinger/Peters/Jacoby, § 199, Rn. 12; Rieble, NJW 2004, 2270 (2271).

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Zweiter Teil

Auskunft im Familienrecht auch für fortlaufende Beziehungen zwischen Personen, in denen es der mitunter wiederholten Erteilung von Auskünften bedarf, da sich die der Beziehung zugrundeliegenden Umstände oder Verhältnisse verändern können. Dies lässt sich insbesondere am Unterhaltsrecht verdeutlichen. Die zwischen den Parteien bestehende unterhaltsrechtliche Beziehung dauert oft über mehrere Jahre, in denen sich etwa die Leistungsfähigkeit des Schuldners erhöhen oder verringern kann; gleichermaßen können die finanziellen Verhältnisse und mit ihnen die Bedürftigkeit des Berechtigten Schwankungen unterliegen. Derartige, den jeweiligen Unterhaltsanspruch beeinflussende Änderungen, vollziehen sich meist für die andere Partei unbemerkt. Zur Überwindung derartiger Informationsdefizite existieren zwar die vorab analysierten unterhaltsrechtlichen Auskunftsansprüche, mittels derer derartige Veränderungen der Gesamtsituation erkannt und der Anspruch entsprechend angepasst werden kann. Sofern jedoch keinerlei Veranlassung besteht, von einer ihn betreffenden Änderung auszugehen, wird ein Auskunftsverlangen wohl nur selten formuliert. Regelmäßige anlasslose „Kontroll-Anfragen“ stehen dem Berechtigten auch nicht zu, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die Grenzen hin zu einer schikanösen und ausforschenden Befragung fließend sein können. Zudem scheitert dies in unterhaltrechtlichen Beziehungen häufig an der sich aus § 1605 Abs. 2 BGB ergebenden zweijährigen Sperrfrist. Aufgrund dieser Umstände, die einen Beteiligten eines Unterhaltsverhältnisses eine ihm zustehende Information zu spät oder überhaupt nicht erkennen lassen können und dies mit den ihm zustehenden Auskunftsansprüchen nicht zu verhindern ist, wird gemeinhin in Übereinstimmung mit der höchstrichterlichen Rechtsprechung für unterhaltsrechtliche Auskunftssituationen eine Pflicht angenommen, derartige Änderungen ohne eine zuvor gestellte Anfrage des die Auskunft Benötigenden mitzuteilen. Diese Pflicht wird unter abweichender Terminologie im Schrifttum diskutiert. So spricht man wohl überwiegend von der „Pflicht zu ungefragter Information“,800 vereinzelt aber auch von der „Pflicht zur unaufgeforderten Information“801 oder schlicht von einer „unverlangten Auskunft“.802 Ferner wird das Problem mit „Informations-“803 beziehungsweise „Offenbarungspflichten“804 umschrieben, weshalb auch von der „Pflicht zur ungefragten Offenbarung“805 gesprochen wird. Trotz abweichender Begrifflichkeiten behandeln sämtliche Autoren dennoch das gleiche Problem. In Einklang mit dem mehrheitlichen Schrifttum soll vorliegend der Terminus der Pflicht zur ungefragten Information verwendet werden. 800 So etwa Soergel/Lettmaier, § 1605, Rn. 7 ff.; BeckOGK/Winter, § 1605, Rn. 47 ff.; Hoppenz/Hülsmann, § 1580, Rn. 3 ff.; Weidner; Kentgens, S. 16 f.; Hoppenz, FamRZ 1989, S. 337 ff.; Büttner, FF 2008, S. 15 ff. 801 Koch/Margraf, § 1, Rn. 334 ff. 802 Johannsen/Henrich/Althammer/Maier, § 1605, Rn. 11; Schulz/Hauß/Pauling/Maier, § 1605, Rn. 10 f. 803 Brüne, FamRZ 1983, S. 657 f.; Palandt/von Pückler, § 1605, Rn. 3. 804 Bömelburg, FF 2012, S. 240 ff. 805 Staudinger/Klinkhammer, § 1605, Rn. 7 ff.

§ 6 Die Pflicht zur ungefragten Information im Familienrecht

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II. Erfordernis einer Pflicht zur ungefragten Information Aufgrund des großen Katalogs an familienrechtlichen Auskunftsansprüchen im Allgemeinen, speziell aber auch der vielfältigen Möglichkeiten der Auskunftsgewinnung in unterhaltsrechtlich geprägten Rechtsverhältnissen, könnte man zunächst ein Rechtsinstitut wie die Pflicht zu ungefragter Information in Gänze in Frage stellen. Ferner ist das Unterhaltsrecht gemäß § 1569 BGB geprägt von dem Prinzip der Eigenverantwortung.806 Nimmt man nun dem Unterhaltsberechtigten die Gewinnung der für seinen Unterhalt notwendigen Erkenntnisse ab, indem man dem Schuldner die Pflicht aufbürdet, vom anderen Teil unaufgefordert den Unterhalt betreffende Informationen preiszugeben, könnte man die andernorts geforderte Eigenverantwortlichkeit unterlaufen. Ebenso spricht die Wertung des § 1605 Abs. 2 BGB und die in ihm festgelegte Sperrfrist gegen eine grenzenlose Ausweitung sich wiederholender Anfragen und überdurchschnittlich häufiger Mitteilungen seitens des Auskunftspflichtigen. Unabhängig von Sinn und Zweck der festgelegten Frist von zwei Jahren setzt eine erneute Anfrage vor Ablauf dieser Frist jedoch voraus, dass der Auskunftsgläubiger geltend macht, dass der Schuldner wesentlich höhere Einkünfte oder ein höheres Vermögen erworben hat, das sich auf den Unterhaltsanspruch auswirkt. Fraglich ist, wie eine solche, einen Anspruch mitunter gravierend ändernde Information in Erfahrung gebracht werden soll. Gleichzeitig trifft den Auskunftsgläubiger die Darlegungslast für diese Umstände. Insoweit besteht die Gefahr eines Zeitverlusts, die etwaigen Änderungen überhaupt unterhaltsrechtlich zu berücksichtigen, sofern sie nicht seitens des anderen Teils preisgegeben werden.807 Zudem werden oft Informationen hinsichtlich möglicher Umstände benötigt, die sich mittels gezielter Abfrage in den seltensten Fällen ermitteln lassen.808 Darüber hinaus besteht auch die Gefahr, dass eine Partei rechtsschutzlos gestellt wird, sofern ihr entsprechende Informationen vorenthalten werden und sie infolgedessen und aufgrund von § 1605 Abs. 2 BGB keinerlei Ansprüche geltend machen kann.809 Bedacht werden muss ferner, dass zwischen den Parteien eines Unterhaltsverhältnisses womöglich seit längerem in keiner Form mehr Kontakt besteht, was die Kenntniserlangung in noch stärkerer Weise verhindert, wenn nicht gar gänzlich ausschließt.810 Demnach könnte all dies in Ermangelung eines entsprechenden Informationsflusses und mangels Anlässen, Anfragen zu stellen, dazu führen, dass entweder zu viel Unterhalt gezahlt wird, da eine vormals angenommene Bedürftigkeit in der Form nicht mehr besteht,

806 Zur Eigenverantwortlichkeit der Parteien vor dem Hintergrund einer Pflicht zur ungefragten Information vgl. Göppinger/Wax/Strohal, Rn. 663. 807 Hoppenz, FamRZ 1989, S. 337 (338); Weidner, S. 2. 808 Brüne, FamRZ 1983, S. 657 (658). 809 Schwab/Borth, § 8, Rn. 709. 810 Weidner, S. 9; Peschel-Gutzeit, FF 2003, S. 194 (198).

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Zweiter Teil

oder aber dass im Verhältnis zu neu eingetretenen Vermögens- oder Einkommenszuwächsen des Unterhaltspflichtigen zu wenig Unterhalt gezahlt wird.811 All diese, nur beispielhaft angerissenen Aspekte unterstreichen deutlich, dass es im Gefüge unterhaltsrechtlicher Auskunftsansprüche Umstände gibt, die nicht mit einem Auskunftsverlangen zu erfassen sind. Mittels der Möglichkeit, auch ohne vorab gestellte Anfrage den Unterhaltsanspruch betreffende Information zu erlangen, können derartige Schwächen unterhaltsrechtlicher Auskunftsansprüche ausgeglichen werden.812

III. Herleitung und Rechtsnatur Das Unterhaltsrechtsverhältnis, in welchem die Problematik einer Pflicht zur ungefragten Information Bedeutung erlangt, stellt seiner Ausgestaltung nach ein Dauerschuldverhältnis dar, in welchem allgemeines Schuldrecht Anwendung findet, sofern Sinn und Zweck des Unterhaltsrechts dem nicht entgegenstehen.813 Demzufolge gelangt auch die Norm des § 242 BGB zur Statuierung von Nebenpflichten zur Anwendung.814 Eine entsprechende Pflicht zur ungefragten Information stellt eine Ausprägung eben dieses Grundsatzes innerhalb des gesetzlichen Unterhaltsverhältnisses in Form einer Nebenpflicht zu diesem dar.815 Hierfür spricht der Vergleich mit ähnlichen Pflichten zur Offenbarung etwaiger den Sachverhalt beeinflussender Umstände in Dauerschuldverhältnissen außerhalb des Familienrechts. Sofern man in einem familienrechtlich geprägten Dauerschuldverhältnis, das nicht zuletzt durch ein entsprechend hohes Maß an Loyalität und Solidarität gekennzeichnet ist, eine Nebenpflicht zur ungefragten Information ausschließen würde, würde sich ein solches Vorgehen nicht mit der Bejahung derartiger Pflichten in außer-familienrechtlichen Dauerschuldverhältnissen vertragen, in denen die Parteien nicht durch verwandtschaftliche oder partnerschaftliche Beziehungen verbunden sind.816 Für eine Annahme einer entsprechenden Pflicht spricht darüber hinaus auch das im Familienrecht geltende Rücksichtnahmegebot.817 Folglich ist die Pflicht zur ungefragten Information als Nebenpflicht aus dem Unterhaltsrechtsverhältnis einzuordnen, deren Grundlage in § 242 BGB unter Berücksichtigung von unterhaltsrechtlichen Wer-

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Büttner, FF 2008, S. 15 (17); Weidner, S. 9. Heiß/Born/B. Heiß/H. Heiß, Kap. 6, Rn. 91. Auch wird bemerkt, dass die kodifizierten unterhaltsrechtlichen Auskunftsansprüche einen derartigen Problemkreis nur in der Theorie zu lösen vermögen, vgl. Hoppenz, FamRZ 1989, S. 337 (338). 813 Weidner, S. 35. 814 Weidner, S. 35. 815 BGH FamRZ 1986, S. 450 (453). 816 BGH FamRZ 1986, S. 450 (453). 817 Weidner, S. 35 f. 812

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tungskriterien liegt.818 Zu den angeführten Kriterien zählen insbesondere die Mitverantwortung, das Gebot zur gegenseitigen Rücksichtnahme, das Gegenseitigkeitsprinzip sowie die dem Unterhaltsverhältnis zugrundeliegende Intensität der Rechtsbeziehung.819 Somit können einklagbare Rechtspflichten begründet werden, deren Missachtung Sanktionen zur Folge haben können, weshalb die Pflicht zu ungefragter Information auch nicht als bloße Obliegenheit eingeordnet werden kann.820 Abzugrenzen ist die Pflicht zur ungefragten Information ferner von der zu Beginn821 dargestellten, von der Auskunft zu unterscheidenden Aufklärung. Zwar setzt sie ebenfalls das proaktive Verhalten des Schuldners voraus, weshalb eine vorher gestellte Anfrage entbehrlich ist. Jedoch bezieht sich die ungefragt mitzuteilende Information im vorliegenden Kontext auf den laufenden unterhaltsrechtlichen Vorgang, während die Aufklärung durch die Retrospektivität geprägt ist. Somit weist auch die Pflicht zur ungefragten Information, wie auch die Auskunft auf Anfrage,822 im Gegensatz zur Aufklärung, stets die erforderliche Zukunftsbezogenheit auf. Aufgeworfen werden muss schließlich noch die Frage, weshalb es zur Begründung einer derartigen Pflicht mit unbestritten familienrechtlicher Prägung eines Rückgriffs auf § 242 BGB und nicht auf die bereits erörterten Generalklauseln der §§ 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1, 1618a BGB bedarf. Hierfür mag zwar sprechen, dass auch diese Normen letztlich Ausprägungen des allgemeinen Grundsatzes von Treu und Glauben sind. Dagegen wird jedoch ihr beschränkter Anwendungsbereich angeführt, weshalb § 242 BGB als die allgemeinere Norm vorzugswürdig sei.823 Hierdurch kann überdies verdeutlicht werden, dass die Pflicht zur ungefragten Information jegliche Unterhaltsverhältnisse umfassen kann und nicht nur dasjenige zwischen Ehegatten oder Eltern und Kindern. Von einer Kodifikation der Pflicht zur ungefragten Information wurde bislang Abstand genommen, was verschiedentlich kritisiert wird.824 818 Weidner, S. 12, 35 f., 64; Tintelnot, FamRZ 1988, S. 242 (243); Schwab/Borth, § 8, Rn. 705; Kleffmann, in: Praxishandbuch Familienrecht, Teil G, Rn. 229. 819 Für all diese Punkte grundlegend Weidner, S. 37 ff. 820 So auch Weidner, S. 36; dies zumindest bezweifelnd van Els, FPR 2005, S. 348 (351); dafür Knöpfel, FamRZ 1985, S. 554 (565). Jedoch spricht der BGH selbst in seinem Urt. v. 16. 4. 2008 irritierenderweise von einer „Obliegenheit zur ungefragten Information“, vgl. BGH FamRZ 2008, S. 1325 (1327), Rz. 28. Er stützt dies jedoch im selben Zusammenhang auf BGH FamRZ 1997, S. 483 f., in dem die Pflicht zu ungefragter Information noch klar als Nebenpflicht eingeordnet wird, weshalb der Einordnung als „Obliegenheit“ keinerlei Gewicht beizumessen sein wird. Vgl. bzgl. der möglichen Sanktionen auch weiter unten, § 6 V. 821 Vgl. oben § 2 II. 1. 822 Vgl. oben § 2 I. 823 Weidner, S. 35, dort Fn. 48, zum Teil unter Verweis auf Gernhuber, in: FS MüllerFreienfels, S. 159 (184 f.); auch Staudinger/Klinkhammer, § 1605, Rn. 7 f. schließt eine Herleitung allein aus familiären Bindungen aus. 824 Peschel-Gutzeit, FF 2003, S. 194 (198); Bömelburg, FF 2012, S. 240 (245).

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IV. Voraussetzungen der Pflicht zur ungefragten Information Wenngleich der BGH bereits 1959 im Zuge eines Urteils das Aufrechnungsverbot betreffend eine ungefragte Mitteilungs- und Informationspflicht aufgrund einer Unterhaltsvereinbarung anerkannte,825 wurde die Diskussion hinsichtlich einer Pflicht zur ungefragten Information erst 1982 durch ein DIV-Gutachten sowie die sich hieran anschließende Auseinandersetzung im Schrifttum beeinflusst.826 Grundlegend war jedoch eine Reihe von BGH-Entscheidungen in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre, nachdem sich bis dahin vereinzelt Instanzgerichte mit der Pflicht auseinandergesetzt hatten.827 Demnach bietet sich für die Überlegungen hinsichtlich der Dogmatik einer Pflicht zu ungefragter Information eine Orientierung an der Entwicklung der Rechtsprechung an. 1. Die Behandlung der Pflicht zur ungefragten Information in der Rechtsprechung Wie bereits vermerkt, wurde die Entwicklung einer Pflicht zur ungefragten Information maßgeblich durch die höchstrichterliche Rechtsprechung begleitet. An ihren Aktivitäten orientierten sich eine Reihe von Instanzgerichten, die die angewendeten Grundsätze aufgriffen und auch fortentwickelten. a) Anforderungen an die Pflicht im jeweiligen Verfahrensstadium Sowohl das eingangs erwähnte BGH Urteil von 1959 wie auch das DIV-Gutachten differenzierten im Rahmen ihrer Ausführungen bereits zwischen den einzelnen Stadien eines Unterhaltsverhältnisses. Zu unterscheiden ist nach Auffassung der Gerichte zunächst zwischen einem laufenden Unterhaltsverfahren, einem durch Beschluss festgelegten Unterhalt und einer getroffenen Unterhaltsvereinbarung. Die hieraus folgenden unterschiedlich gewichteten Pflichten betreffen zunächst den Unterhaltsgläubiger.828

825 Vgl. BGH FamRZ 1959, S. 288 ff.: In einer Scheidungsvereinbarung wurde festgelegt, dass die unterhaltsberechtigte Ehefrau einen bestimmten Betrag monatlich anrechnungsfrei hinzuverdienen konnte. Aus dieser Vereinbarung leitete der BGH bereits seinerzeit die vertragliche Pflicht zu ungefragter Information über etwaigen Mehrverdienst ab, BGH FamRZ 1959, S. 288 (289). Dies geschah jedoch scheinbar nur am Rande und ohne vertiefte Auseinandersetzung. 826 Vgl. zunächst DIV-Gutachten v. 8. April 1982, Az. R 1.260, DAVorm 1983, S. 113 f.; hieran vor allem anknüpfend Brüne, FamRZ 1983, S. 657 f. 827 BGH FamRZ 1986, S. 450 ff.; BGH FamRZ 1986, S. 794 ff.; BGH FamRZ 1988, S. 270 ff.; vorab etwa AG Rüsselsheim, FamRZ 1985, S. 605 f.; AG Hersbruck FamRZ 1985, S. 633 ff. 828 Die grundlegenden Urteile bezogen sich stets auf Pflichten des Berechtigten eines Unterhaltsverhältnisses. Zu den Pflichten des Schuldners vgl. nachfolgend § 6 IV. 1. b).

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aa) Ungefragte Information im laufenden Verfahren Derjenige, der einen Unterhaltsanspruch geltend macht, hat alle der Begründung seines Anspruchs dienenden Umstände und Einkünfte, die sich folglich auf den Anspruch auswirken können, stets wahrheitsgemäß anzugeben. Aufgrund der gemäß § 113 Abs. 1 S. 2 FamFG in Verbindung mit § 138 Abs. 1 ZPO bestehenden prozessualen Wahrheitspflicht gilt dies erst recht für ein laufendes Verfahren.829 Im Falle einer Änderung eben jener Umstände während eines laufenden Verfahrens, müssen diese den Anspruch tangierenden Informationen ungefragt offengelegt werden.830 Es steht nicht den Parteien zu, die Relevanz der Informationen hinsichtlich veränderter Umstände zu beurteilen und der anderen Seite infolge einer selbst getroffenen Einschätzung entsprechende Auskünfte vorzuenthalten. Diese Beurteilung obliegt allein dem Gericht.831 Somit besteht während eines laufenden Unterhaltsverfahrens eine Pflicht zu ungefragter Information bezüglich den Unterhaltsanspruch beeinflussender Umstände. Diese Pflicht wird ferner verstärkt durch die Regelung des FamFG zur ungefragten Information. Nach § 235 Abs. 3 FamFG besteht die Verpflichtung, das Gericht über wesentliche Veränderungen unaufgefordert zu informieren, solange das Verfahren läuft.832 Von einer Wesentlichkeit der Änderung soll immer dann ausgegangen werden, sofern die Anforderungen eines Abänderungsverfahrens (§ 238 FamFG) vorliegen, mithin also bei 10 Prozent.833 Da jedoch, wie bereits angeführt, die Beurteilung der Relevanz einer Änderung allein dem Gericht zusteht, erstreckt sich dies auch auf das Merkmal der Wesentlichkeit, weshalb es keinerlei starrer Grenzen bedarf, da insoweit nur von einem Ausschluss der Informationspflicht bei völlig marginalen Veränderungen ausgegangen werden kann.834 Die im FamFG kodifizierte Pflicht soll der Beschleunigung des Verfahrens dienen.835 Voraussetzung ist jedoch, dass es sich um Änderungen von Umständen handelt, die Gegenstand

829 BGH FamRZ 2000, S. 153 (153); OLG Hamburg FamRZ 1987, S. 1044 (1044); BeckOGK/Winter, § 1605, Rn. 48; Heiß/Born/B. Heiß/ H. Heiß, Kap. 6, Rn. 78; Bömelburg, FF 2012, S. 240 (241). 830 MüKoBGB/Langeheine, § 1605, Rn. 21; OLG Frankfurt FF 2006, S. 157 (158). 831 BGH FamRZ 2000, S. 153 (154 f.); OLG Frankfurt FF 2006, S. 157 (158). 832 Kleffmann, in: Praxishandbuch Familienrecht, Teil G, Rn. 230; Koch/Margraf, § 1, Rn. 334; Viefhues, FPR 2010, S. 162 (165); vgl. allgemein zu den §§ 235 f. FamFG Knittel/ Birnstengel, Rn. 8 ff. 833 Im Rahmen des Abänderungsverfahrens bezieht sich diese Grenze jedoch auf das Ergebnis der Unterhaltsberechnung, vgl. Viefhues, FPR 2010, S. 162 (165). Somit wird vorgeschlagen, eine derartige Grenze nur zuzulassen, sofern sich die Wesentlichkeit eines einzelnen Umstands dergestalt ermitteln lässt, da eine Gesamtbetrachtung aller Umstände wie im Abänderungsverfahren in einem laufenden Verfahren noch nicht möglich sei, vgl. diesbezüglich MüKoFamFG/Pasche, § 235, Rn. 42. 834 Keidel/Weber, § 235, Rn. 11. 835 MüKoFamFG/Pasche, § 235, Rn. 39.

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einer Anordnung nach § 235 Abs. 1 FamFG waren.836 Auch wenn die Einführung des § 235 Abs. 3 FamFG eine Verschärfung der Rechtslage darstellt, handelt es sich hierbei nicht um eine Kodifikation der Pflicht zur ungefragten Information.837 bb) Ungefragte Information nach einem Beschluss Anders sollen die Dinge liegen, sofern ein durch gerichtlichen Beschluss titulierter Unterhalt vorliegt. Grundsätzlich bestehe in derartigen Fällen nach Auffassung des BGH keine Pflicht zu ungefragter Information. Es sei Sache des die Information benötigenden Teils, sich hinsichtlich etwaiger veränderter Umstände mittels Auskunftsanspruch zu informieren. Gestützt werden soll dies auch durch die Einschränkung des § 1605 Abs. 2 BGB.838 Jedoch wurde erkannt, dass auch in Fällen von vorangegangen Urteilen ein Bedürfnis nach ungefragter Informationsmitteilung bestehen kann und folgerichtig Ausnahmen zulässig sind, die restriktiv gehandhabt werden, da für derartige Fälle die Auskunftsansprüche kodifiziert wurden.839 Voraussetzung für die Annahme der Pflicht in diesem Kontext ist die grundlegende Veränderung der den Unterhaltsanspruch beeinflussenden Umstände. Nicht ausreichend sind hierfür lediglich „wesentliche Änderungen“ im Sinne des § 238 Abs. 1 S. 2 FamFG oder das Vorliegen der Voraussetzungen eines Abänderungsantrags.840 Erst bei Veränderungen in einem gravierenden Maße, die den materiell-rechtlichen Unterhaltsanspruch ersichtlich erlöschen lassen, ist dem Erfordernis der veränderten Umstände genüge getan.841 Über derart eingetretene Veränderungen muss ein Beteiligter in einer Weise schweigen, dass sein Schweigen als evident unredlich einzustufen ist. Hiervon ist nach Ansicht des BGH jedenfalls dann auszugehen, sofern der Unterhaltsschuldner aufgrund vorangegangen Tuns des Gläubigers oder der allgemeinen Lebenserfahrung keinerlei Veranlassung hatte, sich über den Fortbestand der anspruchsbegründenden Umstände durch ein Auskunftsverlangen zu vergewissern, der Gläubiger jedoch trotz nicht erkennbarer Veränderungen der wirtschaftlichen Verhältnisse einen vormals festgelegten Unterhalt weiter entgegennimmt. Hierdurch fördere er den Irrtum des Schuldners, dass sich die Verhältnisse

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Johannsen/Henrich/Maier, § 235 FamFG, Rn. 11; Viefhues, FPR 2010, S. 162 (165). Bamberger/Roth/Reinken, § 1605, Rn. 17; missverständlich demnach Viefhues, FPR 2010, S. 162 (165), der in § 235 Abs. 3 FamFG die Kodifikation der Pflicht zur ungefragten Information erkennt. 838 BGH FamRZ 1986, S. 450 (453). 839 Heiß/Born/B. Heiß/H. Heiß, Kap. 6, Rn. 79, 83; Kleffmann, in: Praxishandbuch Familienrecht, Teil G, Rn. 229. 840 Bömelburg, FF 2012, S. 240 (243); BGH FamRZ 1986, S. 794 (796); Koch/Margraf, § 1, Rn. 336; Wendl/Staudigl/Dose, § 1, Rn. 1199; Hoppenz, FamRZ 1989, S. 337 (339), vgl. auch insb. zu dem Problem der Durchbrechung der Rechtskraft des früheren Beschlusses ebd., S. 338, wo noch vom Unterhaltsurteil gesprochen wird; sowie auch Tintelnot, FamRZ 1988, S. 242 ff. 841 BGH FamRZ 1986, S. 450 (453). 837

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nicht verändert haben.842 Er setzt somit einen Vertrauenstatbestand beim Schuldner, der Voraussetzung dafür ist, dass die stillschweigende Entgegennahme gegen Treu und Glauben verstößt.843 Von einem Vertrauenstatbestand kann hingegen nicht ausgegangen werden, sobald die Möglichkeit einer Änderung der Verhältnisse des anderen Teils permanent erkennbar war.844 cc) Ungefragte Information im Rahmen einer Unterhaltsvereinbarung Treffen die Parteien hinsichtlich des zu leistenden Unterhalts vertragliche Vereinbarungen, wirkt sich dies auch auf eine ungefragte Mitteilungspflicht aus. In diesem Falle sind die Parteien wegen der sich aus der getroffenen Vereinbarung ergebenden vertraglichen Treuepflicht gehalten, sich unaufgefordert zu informieren. Mit der vertraglichen Verbindung einher gehe die erhöhte Pflicht zur Rücksichtnahme auf die Belange des anderen Teils.845 Diese auf einem Vertragsverhältnis fußende Treuepflicht gehe über diejenige nach gerichtlichen Beschlüssen hinaus.846 Die Informationspflicht erstreckt sich auf all diejenigen Umstände, die ersichtlich die Verpflichtungen aus dem Vertrag berühren, und besteht im Unterschied zur Sachlage bei vorausgegangen Beschlüssen jederzeit.847 Ausreichend ist, dass die Voraussetzungen einer Störung der Geschäftsgrundlage im Sinne von § 313 BGB gegeben sind.848 Verstärkt wird diese sehr weite Betrachtungsweise durch die Tatsache, dass bei einer gerichtlichen Titulierung nicht von einem besonders schützenswerten Vertrauensverhältnis der Parteien ausgegangen werden kann.849 Diese Maßstäbe gelten gleichermaßen für gerichtliche Vereinbarungen und notarielle Urkunden.850 Ausnahmen von der Verpflichtung sollen nur in Fällen bestehen, in denen ein Teil bereits Kenntnis von den veränderten Umständen hat;851 darüber hinaus nur bei Fakten, die den Vertragsinhalt offensichtlich nicht tangieren, wobei die Beurteilung über die Qualität auch in diesem Falle dem Gericht obliegt.852 Ferner besteht die grund842

BGH FamRZ 1986, S. 450 (453). Staudinger/Klinkhammer, § 1605, Rn. 8; Koch/Margraf, § 1, Rn. 337. 844 OLG Naumburg FamRZ 2005, S. 365 (366). 845 So schon Hoppenz, FamRZ 1989, S. 337 (339); vgl. auch OLG Hamm FamRZ 1994, S. 1265 (Ls.) = NJW-RR 1994, S. 772 f. 846 BeckOGK/Winter, § 1605, Rn. 51. 847 BGH FamRZ 1997, S. 483 (483); BGH FamRZ 2008, S. 1325 (1327). 848 Koch/Margraf, § 1, Rn. 339. 849 Schulz/Hauß/Pauling/Maier, § 1605, Rn. 10. 850 Bömelburg, FF 2012, S. 240 (242 f.). 851 Wendl/Staudigl/Siebert, § 4, Rn. 1287. Das hierfür angeführte Beispiel der Informationsweitergabe über die gemeinsamen Kinder scheint jedoch kontraproduktiv und konfliktfördernd, womöglich zu Lasten der Kinder. 852 Vgl. allgemein BGH FamRZ 2000, S. 153 (155). 843

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sätzliche Möglichkeit, die bei Vereinbarungen stets existierende Pflicht zur ungefragten Information vertraglich auszuschließen.853 dd) Ungefragte Information bei freiwilliger Unterhaltsleistung Denkbar sind auch Fälle, in denen es an einer Vereinbarungen der Parteien oder an einem gerichtlichen Beschluss fehlt. In diesen Fällen, in denen der Unterhalt demnach freiwillig geleistet wird, besteht die Verbindung der Parteien lediglich in der Leistung und Entgegennahme von Beträgen.854 Hier fehlt also der maßgebliche Bezugspunkt einer Pflicht zur ungefragten Information, weshalb die Rechtsbeziehungen der Parteien nicht die notwendige Intensität aufweisen, dass etwaige Rücksichtsnahmepflichten wie in den vorangehend dargelegten Konstellationen hergeleitet werden könnten.855 Die Zahlungen können jederzeit eingestellt werden und der Leistende kann mittels der ihm zustehenden Auskunftsansprüche zunächst Klärung der wirtschaftlichen Lage verlangen.856 In Fällen von freiwilliger Unterhaltsleistung wird die Pflicht zu ungefragter Information somit auf abwegig anmutende Ausnahmefälle beschränkt bleiben müssen, etwa bei Änderungen, die die Unterhaltspflicht völlig entfallen lassen würden und die aus Sicht des Leistenden allenfalls theoretisch möglich wären.857 ee) Zwischenergebnis Festzuhalten bleibt, dass nach Auffassung der Rechtsprechung zwischen den einzelnen Stadien eines Unterhaltsrechtsverhältnisses zu unterscheiden ist, die jeweils ein unterschiedliches Maß an Änderung erfordern, um eine Pflicht zur ungefragten Information auszulösen. Während im laufenden Verfahren grundsätzlich eine Pflicht zur ungefragten Mitteilung aller den in Rede stehenden Unterhaltsanspruch beeinflussenden Umstände besteht, folgt im Falle eines titulierten Unterhalts eine solche Pflicht erst bei Eintritt gravierender Änderungen, über die zu schweigen evident unredlich erscheint. Demgegenüber intensiviert sich die Pflicht bei getroffener (gerichtlicher) Unterhaltsvereinbarung, da aufgrund der bestehenden Treuepflicht jederzeit und unaufgefordert über Umstände Auskunft zu erteilen ist, die die vertraglich festgelegte Verpflichtung ersichtlich berühren.

853 Vgl. Göppinger/Rakete-Dombek/Kilger/Pfeil, 5. Teil, Rn. 403, wovon aus Gründen der Vorsorge allerdings nach Auffassung der Autoren abzuraten sei. 854 Hoppenz, FamRZ 1989, S. 337 (339). 855 Weidner, S. 59; Peschel-Gutzeit, FF 2003, S. 194 (199). 856 Hoppenz, FamRZ 1989, S. 337 (339). 857 Weidner, S. 60; Hoppenz/Hülsmann, § 1580, Rn. 4.

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b) Differenzierung zwischen Berechtigten und Pflichtigen Ein Großteil der Rechtsprechung zur Pflicht der ungefragten Information bezieht sich auf die entsprechenden Pflichten des Unterhaltsberechtigten. Da die Fälle der unredlichen weiteren Entgegennahme von Unterhaltsleistungen und des Verschweigens von den Anspruch ausschließenden Umständen aus Gründen des Schutzes für den Pflichtigen greifbarer sein können, neigt man mitunter dazu, die Thematik nur unter diesem Blickwinkel zu betrachten.858 Jedoch treffen den Unterhaltsschuldner ebenso Pflichten zur ungefragten Information, wenngleich nicht dieselben Maßstäbe angelegt werden und folglich zwischen Berechtigten und Pflichtigen differenziert wird. Zunächst unterliegt auch der Pflichtige während eines laufenden Unterhaltsverfahrens der gemäß § 235 Abs. 3 FamFG bestehenden verfahrensrechtlichen Offenbarungspflicht bezüglich all derjenigen Umstände, die sich während des laufenden Verfahrens geändert haben, sofern sie Gegenstand einer Anordnung nach § 235 Abs. 1 FamFG waren.859 Abseits dessen wurden die Grundsätze einer Pflicht zur ungefragten Information seitens der Gerichte für die Fälle entwickelt, die das Verschweigen des Unterhaltsberechtigten von Informationen seinen eigenen Unterhaltsbedarf betreffend und somit den Wegfall seines Unterhaltsanspruchs zum Gegenstand hatten. Sie können demnach nicht ohne Weiteres auf den umgekehrten Fall der Pflicht des Unterhaltsschuldners übertragen werden.860 Der Unterhaltsberechtigte ist in diesem Fall nämlich zunächst auf die Geltendmachung seiner ihm zustehenden Auskunftsansprüche aus §§ 1580, 1605 BGB angewiesen. Das ihm obliegende Risiko der Aktualisierung dieser Ansprüche könne nur ausnahmsweise auf den Pflichtigen übertragen werden, weshalb eine Pflicht des Schuldners nur unter engen Voraussetzungen bestehe.861 Eine ungefragte Pflicht zur Information des Schuldners setzt zunächst voraus, dass dessen Schweigen über eine Verbesserung seiner wirtschaftlichen Lage als evident unredlich einzustufen ist.862 Hinzu kommen muss ein Vertrauenstatbestand, der den Gläubiger daran gehindert hat, sein ihm zustehendes Auskunftsrecht erneut wahrzunehmen.863 Diese Voraussetzungen entsprechen zwar grundsätzlich denje858

In diese Richtung bereits Hoppenz, FamRZ 1989, S. 337 (340). Vgl. Bömelburg, FF 2012, S. 240 (247). 860 Wendl/Staudigl/Dose, § 1, Rn. 1200; Schwab/Borth, IV, Rn. 711; Bömelburg, FF 2012, S. 240 (247). 861 OLG Düsseldorf FamRZ 1995, S. 741 (741); OLG Hamm FamRZ 1997, S. 433 (433). Zur Rechtfertigung dieser unterschiedlichen Behandlung von Schuldner und Gläubiger wird im Schrifttum der Eingriff in die verfassungsrechtlich geschützte Handlungsfreiheit von ersterem aufgrund der ihm obliegenden Leistungspflicht angeführt, welche ihrerseits nicht eingeschränkt werden darf, vgl. Schwab/Borth, § 8, Rn. 712. 862 BGH FamRZ 1988, S. 270 (271). 863 Schwab/Borth, § 8, Rn. 712; Bömelburg, FF 2012, S. 240 (247). 859

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nigen des Unterhaltsberechtigten, jedoch gelten für den Pflichtigen strengere Maßstäbe, da insoweit erst bei einem deutlich stärkeren Maß an Unredlichkeit des Verschweigens verlangt wird, die Umstände mitzuteilen.864 So reicht nicht jegliche Form der wirtschaftlichen Besserstellung, sondern es müssen „erhebliche“ Einkommenssteigerungen gegeben sein.865 Auch kann eine vorab gestellte Frage, die explizit die Leistungsfähigkeit betrifft, ein erhöhtes Maß an Unredlichkeit begründen, sofern die Antwort das Vertrauen auf Erhaltung des Status quo bestärkt und der Gläubiger keinerlei Veranlassung hat, von einer gesteigerten Leistungsfähigkeit auszugehen.866 Ebenso stärkt eine Unterhaltsvereinbarung der Parteien, die aufgrund von Aussagen des Schuldners auf dessen dauerhafte eingeschränkte Leistungsfähigkeit Bezug nimmt, ein Vertrauen beim Gläubiger, welches aber unterlaufen wird, sofern der Schuldner bereits kurze Zeit später wieder einer vollen Erwerbstätigkeit nachgeht.867 Demnach wird für den Unterhaltspflichtigen zuweilen auch nur bei „mehr oder weniger betrügerischem Verhalten“ von einer Pflicht zur ungefragten Information ausgegangen.868 Festgehalten werden kann in jedem Falle eine unterschiedliche Behandlung von Unterhaltsempfänger und Leistenden, wobei für ersteren die Anforderungen an die veränderten Umstände, welche ungefragt mitzuteilen sind, deutlich geringer anzusetzen sind. 2. Kritik an der Rechtsprechung Die aufgezeigten Linien der Gerichtspraxis haben verschiedenste Kritik hervorgerufen. Diese betraf häufig die unterschiedliche Behandlung der Pflicht zur ungefragten Information bei Titulierung von Unterhaltsansprüchen einerseits und bei zwischen den Parteien getroffenen Unterhaltsvereinbarungen andererseits. Jedoch bedarf auch die Differenzierung zwischen Gläubiger und Schuldner einer kritischen Hinterfragung. a) Notwendigkeit einer Differenzierung zwischen Beschluss und Vereinbarung? Wie vorangehend aufgezeigt wurde, wird hinsichtlich des Pflichtumfangs zwischen einem titulierten und einem vertraglich vereinbarten Unterhalt differenziert. Während bei vorausgegangenem Beschluss nur restriktiv von einer Pflicht zu ungefragter Information ausgegangen wird, soll diese nach Auffassung der Gerichte im Falle einer Unterhaltsvereinbarung einen deutlich weiteren Anwendungsbereich 864 Hierzu wird etwa festgestellt, dass beim Verpflichteten ein evident unredlicher Verstoß gegen die Wahrheitspflicht gefordert sei, wohingegen beim Berechtigten jeder Verstoß ausreiche, vgl. Büttner, FF 2008, S. 15 (17). Vgl. auch hierzu Bömelburg, FF 2012, S. 240 (247 f.). 865 OLG Bremen FamRZ 2000, S. 256 (257); vgl. hierzu auch Hoppenz/Hülsmann, § 1580, Rn. 7. 866 OLG Bremen FamRZ 2000, S. 256 (257). 867 BGH FamRZ 1988, S. 270 (271 f.). 868 Wendl/Staudigl/Dose, § 1, Rn. 1201.

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haben. Dies wurde vielfach als nicht sachgerecht kritisiert.869 In der Tat scheint fraglich, weshalb gerade die Art des Unterhaltstitels als Kriterium zur Differenzierung heranzuziehen sein soll. Ausgehend von der Pflicht zur Rücksichtnahme auf die Belange des anderen Teils, welche sich im Falle einer Vereinbarung erhöht, wird die Frage aufgeworfen, weshalb dies nicht auch für die Fälle gerichtlicher Entscheidungen gelten soll.870 Die Pflicht zu ungefragter Informationserteilung beruht auf dem jeweils zugrundeliegenden Unterhaltsrechtsverhältnis. Dieses basiert seinerseits insbesondere auf Loyalität, Solidarität und der Schonung der Interessen des jeweils anderen Teils.871 Folglich müssen Informationsdefizite, die auf dem unerwarteten Eintritt den Anspruch tangierender Tatsachen beruhen, von derjenigen Partei des Unterhaltsverhältnisses zu beseitigen sein, die die benötigte Information auch erteilen kann.872 Auch widerspricht es der gegenseitigen Rücksichtnahme der Unterhaltsparteien, titulierten oder vereinbarten Unterhalt wider besseren Wissens wegen der neuen Umstände, die dem Schuldner unbekannt bleiben, entgegenzunehmen.873 Ebenso wird die für die Parteien bestehende (verfahrensrechtliche) Wahrheitspflicht als Argument gegen die Differenzierung angeführt, da diese sowohl für die Fälle des vorangegangen Beschlusses oder einer Unterhaltsvereinbarung gelte.874 Verschärfend kommt in Fällen des vorausgegangenen Beschlusses hinzu, dass ungefragt nur zu informieren ist, sofern hierüber zu schweigen unredlich sei, wenn also der andere aufgrund des vorangegangenen Tuns keinerlei Anlass hatte, sein ihm zustehendes Auskunftsrecht wahrzunehmen. Die Geltendmachung des Auskunftsanspruchs vor Ablauf der Sperrfrist setzt jedoch voraus, dass der Auskunftsgläubiger geltend machen kann, der Auskunftsschuldner habe Einkommensoder Vermögenszuwächse vorzuweisen – ohne Kenntnis der grundlegenden Veränderungen ist der Auskunftsanspruch wertlos, was nicht nur vermögensrechtliche Nachteile zur Folge haben kann, sondern auch rechtsstaatlich bedenklich ist.875 Alle angeführten Punkte sprechen gegen die restriktive Handhabe der Rechtsprechung, da sie für beide Fallgruppen gleichermaßen gelten. Insoweit trägt eine derartige Unterscheidung den Interessen der an einem Unterhaltsverhältnis Beteiligten nur unzureichend Rechnung.876 Demnach bedarf es keiner Ableitung der Pflicht zur Rücksichtnahme aus der vertraglich begründeten Treuepflicht, da sich diese aus dem Unterhaltsrechtsverhältnis selbst ableiten lässt.877 Es bietet sich also 869 Vgl. etwa Soergel/Lettmaier, § 1605, Rn. 12; BeckOGK/Winter, § 1605, Rn. 53; MüKoBGB/Maurer, § 1580, Rn. 90. 870 So etwa von Bömelburg, FF 2012, S. 240 (244). 871 MüKoBGB/Langeheine, § 1605, Rn. 20; Göppinger/Wax/Strohal, Rn. 663. 872 Göppinger/Wax/Strohal, Rn. 663. 873 Soergel/Lettmaier, § 1605, Rn. 12. 874 Büttner, FF 2008, S. 15 (17). 875 Bömelburg, FF 2012, S. 240 (244). Für diese Zeit wäre die Partei faktisch rechtsschutzlos gestellt, vgl. hierzu Schwab/Borth, § 8, Rn. 709. 876 Soergel/Lettmaier, § 1605, Rn. 12; Göppinger/Wax/Strohal, Rn. 662 f. 877 MüKoBGB/Langeheine, § 1605, Rn. 20.

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Zweiter Teil

an, die Pflicht zur ungefragten Information einheitlich zu betrachten, basierend auf dem Unterhaltsrechtsverhältnis als solchem, unabhängig von einer zugrundeliegenden Vereinbarung oder eines Titels.878 Die Kritikpunkte der Literatur wurden auch vom BGH aufgegriffen. In einer Entscheidung deutete er selbst an, dass von einer bislang getroffenen Unterscheidung hinsichtlich des Titels Abstand genommen werden könne.879 Noch nicht abschließend beurteilt werden kann jedoch, ob dies lediglich einen Fingerzeig des Gerichts darstellt oder ob es sich tatsächlich um eine begrüßenswerte Änderung der bisherigen Rechtsprechung handelt. b) Rechtfertigung der unterschiedlichen Behandlung von Berechtigten und Pflichtigen? Dass der Unterhaltsschuldner im Gegensatz zum Gläubiger nur unter höheren Anforderungen zur ungefragten Mitteilung verpflichtet sein soll, wurde bereits angeführt. Indes gilt auch für diesen Fall grundsätzlich das zur Differenzierung zwischen Beschluss und Vereinbarung Ausgeführte: Sowohl der Schuldner als auch der Gläubiger sind beide Parteien eines Unterhaltsverhältnisses, das für beide in gleichem Maße Loyalität, Solidarität und Rücksicht auf die Belange des anderen einfordert. Demnach stellt sich die Frage, aus welchem Grund beiden Unterhaltsparteien für den Bereich der ungefragten Information unterschiedliche Pflichten in dem gegenseitig bestehenden Unterhaltsverhältnis auferlegt werden sollen. Auch die §§ 1580, 1605 BGB unterscheiden hinsichtlich Anwendungsbereich und Inhalt nicht zwischen Schuldner und Gläubiger, weshalb im Falle ungefragter Information keine andere Beurteilung bestehen darf.880 Es kann ferner in einem Unterhaltsverhältnis die eine Partei nicht als grundsätzlich schutzbedürftiger eingestuft werden als die andere: Sowohl der Pflichtige als auch der Berechtigte können einander Informationen vorenthalten, die sich in besonderen Maße auf den Unterhaltsanspruch auswirken können oder selbigen entfallen lassen können, was stets mit finanziellen Einbußen des anderen Teils verbunden ist. Die bereits angeführten Beispiele wie auch die weiteren entschiedenen Fälle zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass die Ereignisse, über die zu informieren die Beteiligten verpflichtet sind, auf beiden Seiten eintreten können und man insoweit nicht von einem Ungleichgewicht ausgehen kann. Somit sollten für beide Parteien dieselben Voraussetzungen gelten. Für eine unterschiedliche Behandlung von Gläubiger und Schuldner besteht kein Raum.881

878

So auch Kleffmann, in: Praxishandbuch Familienrecht, Teil G, Rn. 231; Bömelburg, FF 2012, S. 240 (245); Koch/Margraf, § 1, Rn. 340. 879 BGH FamRZ 2008, S. 1325 (1327), Rz. 28; so aufgegriffen bei Staudinger/Klinkhamer, § 1605, Rn. 9. 880 Hoppenz, FamRZ 1989, S. 337 (340). 881 So auch Büttner, FF 2008, S. 15 (17); Bömelburg, FF 2010, S. 240 (248).

§ 6 Die Pflicht zur ungefragten Information im Familienrecht

243

3. Herleitung allgemeiner Kriterien und Voraussetzungen der Pflicht zur ungefragten Information Anhand der aufgezeigten Entwicklung in der Rechtsprechung und aufgrund der damit einhergehenden Kritik sollen nun als Lösungsvorschlag allgemeine Kriterien und daraus folgend die Voraussetzungen einer Pflicht zur ungefragten Information ermittelt werden. Insbesondere über letztere herrscht Unklarheit, die auch nicht durch die BGH-Rechtsprechung beseitigt werden konnte.882 Hierfür bietet es sich an, zunächst das Verbindende der in der Vergangenheit entschiedenen Fälle herauszuarbeiten, um hierdurch auf allgemeine Kriterien schließen zu können.883 a) Verbindung der Parteien Das grundlegende Element der hier diskutierten Pflicht zur ungefragten Information stellt zunächst die rechtliche Verbindungen der am Auskunfts- und Informationsverhältnis beteiligten Parteien dar. Innerhalb dieser Verbindung besteht ein typisches Informationsgefälle, gekennzeichnet durch das überlegene Wissen einer Seite. Im vorliegenden Fall ist dies das Unterhaltsrechtsverhältnis. Dieses weist ferner die wirtschaftliche Überlegenheit einer Partei auf. Es begründet neben den kodifizierten Auskunftsansprüchen, die eine Anfrage voraussetzen, auch die Pflicht zu ungefragter Information. b) Veränderter Umstand Innerhalb des bestehenden rechtlichen Verhältnisses der Parteien muss ferner ein Umstand eintreten, der die bisherigen Verhältnisse verändert. Der bestehende Zustand muss prägend für das Verhältnis sein, damit der neu eintretende Umstand dieses beeinflussen kann. Innerhalb bestehender Unterhaltsverhältnisse sind seitens der Gerichte etwa folgende Veränderungen der Umstände der jeweiligen Parteien beispielhaft884 anerkannt worden: Die Steigerungen der Einkünfte einer Partei;885 die (Wieder-)Aufnahme einer (vollen) Erwerbstätigkeit oder die Ausweitung einer

882

Schon Hoppenz bemerkte im Nachgang zu BGH FamRZ 1986, S. 450 ff., dass mit diesem Urteil zwar die Pflicht zur ungefragten Information höchstrichterliche Anerkennung erfuhr, etwaige materiell-rechtliche Voraussetzungen aus ihm dennoch nicht abgelesen werden können, vgl. Hoppenz, FamRZ 1989, S. 337 (338). Dem schloss sich knapp 20 Jahre später Büttner an, der auch für den dazwischen liegenden Zeitraum nur eine scheinbare Klärung der Voraussetzungen konstatierte, vgl. Büttner, FF 2008, S. 15 (16). 883 In Anlehnung an Taupitz, S. 21, der sich auf diese Weise der Verallgemeinerung zivilrechtlicher Offenbarungspflichten nähern wollte. 884 Vgl. ferner für umfangreiche Beispiele aus der Rechtsprechung MüKoBGB/Maurer, § 1580, Rn. 102 ff.; Kleffmann, in: Praxishandbuch Familienrecht, Teil G, Rn. 229. 885 BGH FamRZ 2008, S. 1325 (1327).

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Zweiter Teil

solchen;886 das Zusammenleben mit einem neuen Partner in eheähnlicher Gemeinschaft, auch, weil sich dieser Umstand auf den Unterhaltsanspruch auswirken kann;887 der Anfall einer Erbschaft.888 All diesen Umständen ist zunächst gemeinsam, dass sie nur im Kenntnisbereich einer Partei eintreten und dessen finanzielle respektive wirtschaftliche Lage betreffen. Der andere Beteiligte eines Unterhaltsrechtsverhältnisses kann unter normalen Umständen hiervon keinerlei Kenntnis erlangen. Ferner bedeutet ein jeder Umstand dieser Art, dass sich aus der Perspektive des hiervon betroffenen Teils der Ausgangszustand wissentlich geändert hat, unter zeitgleicher Gewissheit darüber, dass sich die Änderung der Kenntnis des anderen Teils entzieht. c) Auswirkung auf die zugrundeliegende Verbindung Die vorab skizzierten eingetretenen Veränderungen müssen sich nun in der Verbindung dergestalt niederschlagen, dass sie sich auf das Unterhaltsverhältnis auswirken können.889 Ausgangspunkt eines solchen ist die Berechnung des Unterhalts auf Grundlage der Leistungsfähigkeit und Bedürftigkeit der beiden Parteien. Treten nun Umstände ein, die die finanzielle Situation einer der beiden Parteien, mithin also die Grundlage der Unterhaltsberechnung, verändern oder beeinflussen, prägt diese Veränderung der Verhältnisse auch die zugrundeliegende Verbindung. Entweder bedarf es einer völlig neuen Berechnung oder aber der Unterhaltsanspruch entfällt gänzlich. Die Auswirkung auf die Verbindung kann demnach von beiden Parteien ausgehen, da, um beim Beispiel der gesteigerten Einkünfte zu bleiben, sowohl die jeweilige Leistungsfähigkeit oder die Bedürftigkeit bei einem bedeutenden Anstieg des Einkommens neu zu beurteilen sein kann.890 Durch das Erfordernis der Auswirkung auf die Verbindung der Parteien kann einerseits sichergestellt werden, dass Änderungen der finanziellen Lage Berücksichtigung finden; andererseits wird der Kreis möglicher Veränderungen auf Seiten einer Partei beschränkt, 886 BGH FamRZ 1986, S. 450 (450); BGH FamRZ 1988, S. 270 (271); OLG Karlsruhe NJW-RR 2004, S. 145 (145 f.). 887 OLG Koblenz FamRZ 1987, S. 1156 (1156); dies gilt auch, sofern keine Unterhaltsgemeinschaft besteht, vgl. OLG Koblenz FamRZ 2000, S. 605 (607). 888 OLG Frankfurt, FF 2006, S. 157 (157). 889 Schulz/Hauß/Pauling/Maier, § 1605, Rn. 10: Es kann sich „eine Pflicht zu ungefragter Auskunft ergeben, wenn sich die wirtschaftlichen Verhältnisse […], die für die Unterhaltsbemessung maßgeblich waren, beim Unterhaltsschuldner oder beim Unterhaltsgläubiger wesentlich geändert haben“. 890 Vgl. nur für die Möglichkeit der Auswirkungen von Veränderungen beider Parteien den Sachverhalt aus BGH FamRZ 1986, S. 450 (450): Der Unterhaltsschuldner sieht sich nach Eintritt in den Ruhestand mit geringeren Bezügen konfrontiert, weshalb er die Herabsetzung des geschuldeten Unterhalts anstrebt. Die Gläubigerin geht kurz darauf eine volle Erwerbstätigkeit ein, die die Leistung von Unterhalt entbehrlich machen würde. Dies verdeutlicht, dass das zugrundeliegende Unterhaltsverhältnis von Veränderungen in beiden Sphären beeinflusst werden kann.

§ 6 Die Pflicht zur ungefragten Information im Familienrecht

245

da er sich lediglich auf wirtschaftliche Aspekte oder diese beeinflussenden Umstände bezieht. d) Intensität der Änderung Die eingetretene Änderung muss ein qualitatives Maß aufweisen, damit sie mitgeteilt werden muss. Fraglich ist, ob es auch eines evident unredlichen Schweigens hierüber bedarf.891 Würde man von derartigen Beschränkungen Abstand nehmen, liefe es auf eine grenzenlose Offenbarungspflicht und somit auf einen gläsernen Beteiligten eines Unterhaltsverhältnisses hinaus. Dies würde der Systematik der grundsätzlich auf Verlangen basierenden Auskunftsansprüche und dem unterhaltsrechtlichen Grundsatz der Eigenverantwortung widersprechen. Klärungsbedürftig ist jedoch, wie eine solche Grenze zu ziehen sein mag. Der BGH sprach in seinem ersten Urteil von „ersichtlich grundlegenden Änderungen“ der wirtschaftlichen Verhältnisse des Beteiligten.892 Hiervon sei jedoch nicht bereits bei jeder wesentlichen Änderung, die einen Abänderungsantrag nach sich ziehen würde, auszugehen.893 Diese soll auch im Rahmen des Abänderungsantrags nach § 238 Abs. 1 FamFG bei 10 Prozent angesetzt werden.894 Der Änderung ist folglich ein höheres Ausmaß abzuverlangen, unabhängig von der praktischen Anwendung derartiger Prozentgrenzen im Allgemeinen. Dies würde auch der vom BGH angeführten „grundlegende Veränderung“ widersprechen. Ausgehend davon, dass von einer Differenzierung zwischen Beschlüssen und Vereinbarung Abstand zu nehmen ist, kann das in der Rechtsprechung hinsichtlich der Informationspflicht nach Unterhaltsvereinbarung angeführte Merkmal der „deutlichen“ Steigerung dienen, um von einer grundlegenden Veränderung der Verhältnisse ausgehen zu können.895 Es gilt jedoch stets der Grundsatz, dass die Beurteilung letztlich dem Gericht und nicht der Unterhaltspartei obliegt.896 Überdies ist fraglich, ob die für die Fälle der ungefragten Information nach einem Beschluss entwickelte Voraussetzung des Schweigens in evident unredlicher Weise 891 Das Erfordernis eines evident unredlichen Verschweigens besteht seit dem Grundsatzurteil des BGH in ständiger Rechtsprechung, vgl. diesem folgend etwa BGH FamRZ 1986, S. 794 (796); OLG Hamburg FamRZ 1987, S. 1044 (1044); OLG Düsseldorf FamRZ 1995, S. 741 (742); OLG Bremen FamRZ 2000, S. 256 (257). 892 BGH FamRZ 1986, S. 450 (453). Vgl. hierzu bereits die obigen Ausführungen zur ungefragten Information nach einem Beschluss, § 6 IV. 1. a) bb). 893 BGH FamRZ 1986, S. 794 (796), wo insoweit noch von dem Merkmal der Wesentlichkeit des seinerzeit maßgeblichen § 323 Abs. 1 ZPO ausgegangen wird; so auch bei Hoppenz, FamRZ 1989, S. 337 (339), der sich auch für ein „Ausmaß der Änderungen“ ausspricht, das deutlich über der Wesentlichkeitsschwelle liegt; Wendl/Staudigl/Dose, § 1, Rn. 1199; so aber wohl noch Brüne, FamRZ 1983, S. 657 (658). 894 Bumiller/Harders/Schwamb, § 238, Rn. 9. 895 BGH FamRZ 1997, S. 483 (483); BGH FamRZ 2008, S. 1325 (1327); in beiden Fundstellen jeweils bezogen auf eine deutliche Steigerung der Einkünfte. 896 BGH FamRZ 2000, S. 153 (155).

246

Zweiter Teil

als zusätzliche Beschränkung heranzuziehen ist. Hiergegen spricht zunächst die seitens des BGH angeführte Definition, die eine Unredlichkeit erkennen will, sofern der eine Teil durch vorangegangenes Tun des anderen keinerlei Anlass zur Geltendmachung eines Auskunftsanspruchs hatte. Dies mag zwar auch nur ein Beispiel und keine letztgültige Festlegung gewesen sein.897 Die Geltendmachung des Auskunftsanspruchs vor Ablauf der Sperrfrist setzt jedoch ohnehin die Kenntnis des Auskunftsgläubigers von Veränderungen der wirtschaftlichen Verhältnisse in der Sphäre des Auskunftsschuldners voraus. Sofern dieser nicht in gleichem Maße wie nach vorangegangenen Beschlüssen die Auskunft auch ungefragt zu erteilen hat, wird ihm die Geltendmachung verwehrt, weshalb ein Verweis auf einen geltend zu machenden Auskunftsanspruch bei entsprechendem Verhalten der Unterhaltspartei nicht zielführend ist. Demnach ist von einer Einschränkung durch ein evident unredliches Schweigen abzusehen. e) Rechtsfolge: Pflicht zur ungefragten Information Zusammenfassend festzuhalten sind als Voraussetzungen einer Pflicht zur ungefragten Information somit eine Verbindung zwischen Parteien, der Eintritt eines veränderten Umstands, welcher sich auf die Verbindung auswirkt und ein bestimmtes Maß an Intensität aufweist, sodass er preisgegeben werden muss. Die aufgezeigten Kriterien und Maßstäbe sind Bestandteil einer Pflicht zu ungefragter Information, die nicht zwischen den einzelnen Parteien unterscheidet. Ferner findet keine Differenzierung zwischen den einzelnen Stadien statt, so dass eine Pflicht zu ungefragter Information mit den dargestellten Elementen etwa sowohl nach einem vorausgegangenen Beschluss als auch nach einem Vergleich Anwendung finden kann. Die Voraussetzungen vermögen somit in besonderer Weise auf die seitens des Schrifttums und der auch hier vertretenen Kritik an der höchstrichterlichen Rechtsprechung einzugehen.

V. Folgen eines Verstoßes gegen die Pflicht zur ungefragten Information Wie gezeigt, kommt der ungefragten Informationsmitteilung im Rahmen des unterhaltsrechtlichen Kontextes die Aufgabe zu, Änderungen der wirtschaftlichen Verhältnisse mitzuteilen, die sich auf die Höhe des Unterhaltsanspruchs auswirken können. Somit können durch ein Verschweigen finanzielle Einbußen auf beiden Seiten des Unterhaltsverhältnisses eintreten. Folglich liegt es im Interesse der Partei, die ein Informationsdefizit aufweist, hiergegen vorzugehen.

897 Der BGH führte aus, dass dieser Grundsatz „jedenfalls“ in der geschilderten Konstellation angenommen werden könne, vgl. BGH FamRZ 1986, S. 450 (453).

§ 6 Die Pflicht zur ungefragten Information im Familienrecht

247

1. Verstöße des Berechtigten Sofern der Berechtigte in Kenntnis der veränderten Umstände den inzwischen nicht mehr korrekt bezifferten Unterhalt trotzdem entgegennimmt, kann dies den Schadensersatzanspruch des Pflichtigen gemäß § 826 BGB begründen, sofern die Voraussetzungen der sittenwidrigen Ausnutzung eines Titels erfüllt sind Die in der Vergangenheit überzahlten Beträge sind dann nach den Regeln der unerlaubten Handlung zu erstatten.898 Dies setzt die vorsätzlich sittenwidrige Ausnutzung des überholten Beschlusses voraus, die im besonderen Maße als unbillig und unerträglich einzustufen ist.899 Der übermäßig gezahlte Unterhalt kann anschließend nach §§ 249, 251 Abs. 1 BGB zurückverlangt werden; Einschränkungen des Bereicherungsrechts kommen nicht in Betracht.900 Bei Vorliegen der Voraussetzungen des § 826 BGB kann überdies die Zeitschranke des § 238 Abs. 3 FamFG durchbrochen werden.901 Nicht zuletzt in der Anwendung des § 826 BGB kann eine Begründung der vorausgehend beschriebenen unterschiedlichen Behandlung der Rechtsprechung in den unterschiedlichen Verfahrensstadien erkannt werden. Die strengeren Anforderungen an eine Pflicht zur ungefragten Information nach einem vorausgegangenen Beschluss könnten hierin ihren Ursprung haben, da nur mittels der konsequenten Anwendung des § 826 BGB die Bindungswirkung gerichtlicher Entscheidungen überwunden werden kann. Als weitere Variante einer möglichen deliktischen Haftung des Gläubigers wurde auch ein Anspruch auf Schadensersatz nach § 823 Abs. 2 BGB in Verbindung mit § 263 StGB diskutiert.902 Ebenso kann ein Verstoß eine Verwirkung des jeweiligen Unterhaltsanspruchs zur Folge haben (§§ 1579 Nr. 3, 5, 1611 BGB).903 Ist ein Vergleich hinsichtlich des Unterhalts geschlossen worden, kann jener wegen arglistiger Täuschung durch Unterlassen der erforderlichen Informationsmitteilung seitens des Pflichtigen angefochten werden.904

898

BGH FamRZ 1986, S. 450 (450); Koch/Margraf, Rn. 1357. BGH FamRZ 1986, S. 794 (795). 900 BeckOGK/Winter, § 1605, Rn. 54; Wendl/Staudigl/Dose, § 1, Rn. 1202. 901 Wendl/Staudigl/Dose, § 1, Rn. 1202. 902 Mit Begründung soweit ersichtlich aber nur Weidner, S. 82 ff., der eine Täuschung durch Unterlassen erkennt, weshalb er § 263 StGB als Schutzgesetz und eine Haftung nach § 823 Abs. 2 BGB folglich bejaht; ebenfalls angeführt von Schulz/Hauß/Pauling/Maier, § 1605, Rn. 10. 903 Vgl. ausführlich zur Verwirkung in diesem Kontext BGH FamRZ 1997, S. 483 f.; OLG Koblenz FamRZ 1999, S. 402 f.; OLG Jena FamRZ 2009, S. 1416 f. Vgl. ferner zur Problematik der Verwirkung MüKoBGB/Maurer, § 1580, Rn. 120; ausführlich auch Bömelburg, FF 2012, S. 240 (245). 904 BGH FamRZ 2000, S. 153 ff.; Heiß/Born/B. Heiß/H. Heiß, Kap. 6, Rn. 78. 899

248

Zweiter Teil

2. Verstöße des Pflichtigen Auch ein Verschweigen seitens des Pflichtigen kann einen Schadensersatzanspruch nach § 826 BGB zur Folge haben, falls der Berechtigte hierdurch an der Geltendmachung von höherem Unterhalt gehindert war.905 Voraussetzung ist, dass der Pflichtige in Kenntnis und aufgrund eines Titels leistet, obgleich er eine eine Verbesserung seiner Leistungsfähigkeit verschweigt. Der zusätzlich geschuldete Unterhalt stellt insoweit einen Verzugsschaden dar, der gemäß §§ 280 Abs. 1, 2, 286 BGB geltend gemacht werden kann.906

VI. Zwecke der Pflicht zur ungefragten Information Auch die Pflicht zu ungefragter Information soll abschließend einer Betrachtung der ihr zugrundeliegenden Zwecke unterzogen werden. Hierfür sollen abermals die im Rahmen der bis hierhin erfolgten Analysen festgestellten Zwecke als Grundlage herangezogen werden. Im Unterschied zur Festlegung eines mittels eines einzelnen Anspruchs verfolgten Zwecks liegt die Besonderheit der Pflicht zur ungefragten Information darin, dass es sich nicht um einen einzelnen geltend zu machenden Anspruch handelt, sondern sie ein eigenes Rechtsinstitut darstellt. Die Pflicht der ungefragt zu erteilenden Information stellt jedoch ein Element im Gesamtkomplex familienrechtlicher Auskunft dar, ebenso wie die kodifizierten Anspruchsgrundlagen, für welche die einzelnen Zwecke ermittelt wurden. Ferner wurden auf gleiche Weise die mittels der familienrechtlichen Generalklauseln verfolgten Zwecke ermittelt. 1. Ermittlung der Zwecke Die Pflicht zur ungefragten Information hilft zunächst einer Partei des zugrundeliegenden Unterhaltsverhältnisses dabei, Ansprüche geltend zu machen. Die hierdurch verschafften Informationen verhindern einen Verlust des zustehenden Unterhalts und bewahren vor unrechtmäßig hoher Unterhaltsleistung. Bei Verstößen existiert ferner für beide Parteien die Möglichkeit, gegen das Fehlverhalten des jeweils anderen vorzugehen. Es besteht folglich ein beidseitig verschaffter Schutz der jeweiligen Interessen durch ungefragte Informationspreisgabe, in rechtlicher wie tatsächlicher Hinsicht. Somit kann zunächst eine Schutzfunktion festgestellt werden. Des Weiteren wurde im Rahmen der Ausführungen dargelegt, dass die ungefragten Informationen den Kenntnisbereich einer Partei erweitern, so dass sie weitere, darauf logisch folgende Ansprüche geltend machen kann. Ohne die mitgeteilten Tatsachen bestünde vermutlich keine Möglichkeit für deren Geltendmachung, da es 905

BGH FamRZ 1988, S. 270 ff. Der Verzug bezieht sich auf die unterlassene Information, vgl. Hoppenz, FamRZ 1989, S. 337 (341); Bömelburg, FF 2012, S. 240 (246). 906

§ 6 Die Pflicht zur ungefragten Information im Familienrecht

249

an entsprechender Kenntnis mangeln würde. Die unaufgeforderte Information vermittelt diejenigen Änderungen, aufgrund derer eine Partei überhaupt erst prozessual tätig werden kann. Nähme man Abstand von einem Institut wie der Pflicht zur ungefragten Information, könnte dies den Verlust des einer Partei zustehenden Rechtsschutzes bedeuten. Mithin kann auch der Zweck der Durchsetzungshilfe festgehalten werden. Fraglich ist, ob der Pflicht zur ungefragten Information – ähnlich wie bei den kodifizierten Ansprüchen festgestellt wurde – bei Vorliegen der Durchsetzungshilfe auch die Funktion zuzukommen vermag, Rechtsstreitigkeiten in Gänze zu unterbinden. Dies erscheint vor ihrem festgestellten Hintergrund unklar, da diese Rechtsfigur ja Informationen betrifft, die ein potentieller Auskunftsgläubiger nicht erahnen kann, weshalb er als Adressat der ungefragten Informationspreisgabe auch keine Veranlassung hat, selbige in Erfahrung zu bringen. Allerdings erhält er die Informationen und kann eigenständig entscheiden, ob er weitere prozessuale Schritte einleitet. Somit kann zunächst nicht grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass eine ungefragt erteilte Information automatisch eine weiterführende Geltendmachung von Ansprüchen folgert. Des Weiteren kann im Rahmen von Unterhaltsverhältnissen eine ungefragt erlangte Information die nach Ablauf der Sperrfrist des § 1605 Abs. 2 BGB erneut mögliche, anlasslose Auskunftsanfrage überflüssig machen. Folglich kann auch bei der Pflicht zur ungefragten Information von einer Vermeidungsfunktion ausgegangen werden. Schließlich basiert das Unterhaltsverhältnis auch auf festgelegten Kriterien und Rahmenbedingungen wie etwa der gegenwärtigen Einkommens- und Vermögenslage der Parteien. Eine Pflicht der ungefragten Information bietet für beide Parteien eine Kontrollmöglichkeit dergestalt, dass anhand der mitgeteilten Änderungen des anderen überprüft werden kann, ob die Grundbedingungen zur Festlegung von Leistungsfähigkeit und Bedürftigkeit noch den aktuellen Tatsachen entsprechen. Demnach besteht für den Adressaten die Möglichkeit, die vormals getätigten Angaben zu kontrollieren und gegebenenfalls aufgrund der neuen Erkenntnisse weiter vorzugehen. Infolgedessen ist auch eine Kontrollfunktion gegeben. 2. Zwischenergebnis Für die Pflicht zur ungefragten Information können die Schutz-, Vermeidungsund die Kontrollfunktion sowie die Durchsetzungshilfe als Zwecke festgehalten werden. Es sind somit dieselben Zwecke, die auch für die unterhaltsrechtlichen Auskunftsansprüche der §§ 1605, 1580, 1361 Abs. 4 S. 4 BGB konstatiert wurden.907 Demzufolge korrespondiert die im Rahmen des Unterhaltsrechts entwickelte Pflicht zur ungefragten Information auch mit dem Fundament der Zwecke kodifizierter unterhaltsrechtlicher Auskunftsansprüche. Des Weiteren hat sich gezeigt, dass die mit diesem Rechtsinstitut verfolgten Zwecke auch aus dem Katalog derjenigen 907

Vgl. die Ausführungen oben, § 4 I. 3. a), b), c).

250

Zweiter Teil

Zwecke stammen, die für die im vierten Buch des BGB kodifizierten Auskunftsansprüche festgestellt wurden.

VII. Zusammenfassendes Ergebnis Die Ausführungen zur Pflicht zur ungefragten Information konnten die Erforderlichkeit und vor allem die Notwendigkeit eines solchen Rechtsinstituts im Familienrecht belegen. Es handelt sich um eine Nebenpflicht zum unterhaltsrechtlichen Dauerschuldverhältnis, die ihre Grundlage in § 242 BGB unter Berücksichtigung unterhaltsrechtlicher Kriterien findet. Es herrscht jedoch Unklarheit über die Voraussetzungen einer Pflicht zur ungefragten Information im Allgemeinen, die nicht zuletzt auf der zwischen Parteien und Verfahrensstadium differenzierenden Rechtsprechung beruht. Derartiger Unterscheidungen bedarf es aber nach der hier und im wohl überwiegenden Schrifttum vertretenen Auffassung nicht. Vielmehr können die notwendigen allgemeinen Voraussetzungen in einer Verbindung zwischen den Parteien erblickt werden, die sich einem veränderten Umstand ausgesetzt sieht, der sich auf die zugrundeliegende Verbindung auswirken kann und hierbei eine entsprechende Intensität aufweist. Generell verfolgt die Pflicht zur ungefragten Information als Rechtsinstitut die Zwecke der Schutz-, der Vermeidungs- und der Kontrollfunktion sowie der Durchsetzungshilfe.

Dritter Teil § 7 Erweiterung der Pflicht zur ungefragten Information im Familienrecht Das letzte Kapitel des vorangegangenen Teils der Arbeit diente der Untersuchung der Pflicht zur ungefragten Information. Hierzu wurde die Pflicht von allen Seiten beleuchtet um zum Verständnis sowie zur Beseitigung etwaiger bestehender Unklarheiten einen Beitrag zu leisten. Ein Aspekt, der bei allen Überlegungen stets auftrat, war der enge thematische Rahmen, in welchem die Pflicht zur ungefragten Information diskutiert wird.

I. Status quo: Die Pflicht zur ungefragten Information als unterhaltsrechtliches Phänomen Die Pflicht zur ungefragten Information wurde bislang nur im unterhaltsrechtlichen Kontext (höchstrichterlich) entschieden und somit auch nur in diesem Rechtsbereich diskutiert. Diejenigen Auskunftsansprüche, die neben der gewohnten Auskunftserteilung aufgrund einer vorangegangenen Anfrage auch zur ungefragten Mitteilung verpflichten können, sind somit lediglich die §§ 1361 Abs. 4 S. 4, 1580, 1605 BGB. Diese unterhaltsrechtlichen Auskunftsansprüche stellen jedoch nur eine Facette familienrechtlicher Auskunft dar, ausgehend von der Funktion des § 1605 BGB, auf den die beiden weiteren Ansprüche verweisen, und verglichen mit der Menge weiterer kodifizierter Anspruchsgrundlagen. Somit existiert ein breites Spektrum von familienrechtlich geprägten Situationen und den sich hieraus ergebenden Rechtsverhältnissen einerseits und eine Pflicht zur ungefragten Information, welche nur in einem einzelnen Teilbereich dieser Rechtsverhältnisse relevant wird, andererseits.

II. Möglichkeit der Erweiterung? Fraglich ist jedoch, ob überhaupt Raum für eine etwaige Erweiterung der Pflicht zur ungefragten Information besteht. Ausgehend von der zuvor angesprochenen Vielfalt familienrechtlicher Auskunftssituationen hat jedoch nicht zuletzt die Analyse der normierten familienrechtlichen Auskunftsansprüche des BGB gezeigt, in welchen Konstellationen eine familienrechtlich geprägte Auskunft relevant und

252

Dritter Teil

notwendig für die Verfolgung der eigenen Interessen sein kann. Wie gezeigt, stellt das Unterhaltsrecht nur einen geringen, wenn jedoch auch höchst praxisrelevanten Teil dessen dar. Dem gesamten Katalog familienrechtlicher Auskunftsansprüche ist eine Klassifizierung fremd, wonach bestimmte Pflichten, wie etwa jene zur ungefragten Information, nur bestimmten Gruppen von Ansprüchen vorbehalten bleiben sollte. Wenn aber nun eine große Menge von Auskunftsansprüchen für eine Vielzahl möglicher Sachverhalte existiert, denen allen aufgrund ihres Einflusses auf das Zusammenleben eine große Relevanz unterstellt werden kann, wirft dies die Frage auf, ob die sich aus der Pflicht zur ungefragten Information ergebenden Vorteile hinsichtlich des Rechtsschutzes der am Auskunftsverhältnis beteiligten Parteien nicht auch auf weitere familienrechtliche Auskunftsansprüche übertragen werden können und das Rechtsinstitut demnach einem extensiveren Verständnis zugänglich ist. Denn Grundlage dieser Pflicht ist schließlich § 242 BGB und nicht ein unterhaltsrechtlicher Auskunftsanspruch oder eine bestimmte familienrechtliche Generalklausel, was einer Erweiterung auf andere Anspruchsgrundlagen nicht entgegenstehen könnte. Überdies ist zu bedenken, dass das proaktive Element der Informationserteilung ohne vorausgegangene Anfrage anderen Rechtsbereichen nicht fremd ist. Dies lässt sich nicht zuletzt an den vielen verschiedenen zivilrechtlichen Aufklärungspflichten erkennen. Auf eben jene berief sich bekanntermaßen auch der BGH, um mit den im Familienrecht vorherrschenden Loyalitätspflichten sowie den Prinzipien von Achtung, Beistand und Rücksicht eine Pflicht zur ungefragten Information herzuleiten.1 Der dieser Annahme zugrundeliegende Gedanke lässt sich auch auf weitere familienrechtliche Rechtsverhältnisse neben solchen des Unterhaltsrechts übertragen. Auch etwa in der Stellung der Eltern zueinander, in Verwandtschaftsbeziehungen, im Verhältnis zwischen Ehegatten oder in den rechtlichen Fürsorgeinstituten wie etwa der Vormundschaft finden sich besondere rechtliche Beziehungen, die sich durch ein übergeordnetes Maß an Loyalität, Beistand und den sich hieraus ergebenden Pflichten, etwa zur gegenseitigen Rücksichtnahme, auszeichnen. Das seitens des BGH betonte hohe Maß an Loyalitätspflichten, welches für die Annahme der Pflicht sprach, findet sich also auch in weiteren familienrechtlichen Rechtsverhältnissen. Ebenso wird, wie bereits dargestellt, die Sonderverbindung innerhalb von auf § 242 BGB gestützten Auskünften mit familienrechtlichen Bezug nach Auffassung der vorherrschenden Meinung bereits in einer auf Nähe basierenden familienrechtlichen Rechtsbeziehung erkannt.2 Demnach scheint es vertretbar, eine Erweiterung der Pflicht zur ungefragten Information nach den Grundsätzen des BGH auf weitere Auskunftssituationen, die nicht dem Unterhaltsrecht entstammen, und die sich hieraus ergebenden Anspruchsgrundlagen zu prüfen.

1 2

BGH FamRZ 1986, S. 450 (453). Vgl. ausführlich § 5 III. 1. c).

§ 7 Erweiterung der Pflicht zur ungefragten Information im Familienrecht

253

III. Konstruktion einer erweiterten familienrechtlichen Pflicht zur ungefragten Information Im Folgenden soll nun der Versuch unternommen werden, auf der Grundlage der bisher erfolgten Vorarbeiten eine Erweiterung der Pflicht zur ungefragten Information zu konstruieren. 1. Die Zwecke der Auskunftsansprüche als Ausgangspunkt der Überlegungen Die im Rahmen der Analyse der kodifizierten Auskunftsansprüche des BGB sowie für § 1618a BGB ermittelten Zwecke stellen das verbindende Element jeglicher familienrechtlichen Auskunft dar. Sowohl diejenigen Auskunftsverlangen, die auf familienrechtliche Generalklauseln gestützt wurden, als auch eine Auskunft familienrechtlicher Prägung auf Grundlage von Treu und Glauben, verfolgte genau die Zwecke, die auch schon oben im Katalog der gefundenen Zwecke vorab festgehalten wurden.3 Eine Ausnahme hiervon stellt lediglich der Zweck der Verfolgung ideeller Interessen dar, welcher zunächst im Rahmen der Analyse der auf § 1618a BGB gestützten Auskunft ermittelt werden konnte.4 Dieser wurde jedoch sodann auch für Auskunftsansprüche gemäß § 242 BGB festgestellt.5 Allein diese Beispiele sowie noch weitere zahlreiche Korrespondenzen zwischen den jeweiligen Anspruchsgruppen, verdeutlichen und belegen die Rolle, die die mittels Auskunftsanspruchs verfolgten Zwecke im Rahmen einer familienrechtlichen Analyse einnehmen. Auch für die Pflicht zur ungefragten Information konnten Zwecke festgelegt werden, die mit dieser verfolgt werden können.6 Auch diese Zwecke entstammten dem bekannten Katalog. Soll nun über eine Erweiterung der Pflicht nachgedacht werden, muss sich diese auch an den bereits bestehenden Gegebenheiten und Voraussetzungen der Pflicht zur ungefragten Information orientieren und messen lassen. Die im Rahmen der Analyse der Pflicht zur ungefragten Information aufgefundenen Zwecke (Schutzfunktion, Kontrollfunktion, Vermeidungsfunktion und Durchsetzungshilfe) sollen demzufolge die Grundlage für die mögliche Erweiterung der Pflicht bilden. Durch die Ermittlung der Zwecke des Rechtsinstituts als Ganzes wurde dieser Zugang ermöglicht. Ein familienrechtlicher Auskunftsanspruch des BGB, der hinsichtlich einer potentiellen Erweiterung der Pflicht überprüft werden soll, muss nun eine ähnliche Zweckrichtung aufweisen können. Hierfür bedarf es eines Rückgriffs auf die bei der Analyse eben dieser Ansprüche festgestellten Zwecke. Maßstab soll nun sein, dass ein Anspruch, damit er sich für eine Überprüfung hinsichtlich der Pflichterweiterung 3 4 5 6

§ 4 I. 11. a). § 4 II. 2. d) bb) (1) (f). § 5 IV. 2. § 6 VI.

254

Dritter Teil

anbietet, entweder auch oder wenigstens weit überwiegend, sprich mehrheitlich, die genannten vier Zwecke oder einzelne der genannten vier Zwecke aufweist. 2. Rückgriff auf die allgemeinen Kriterien einer Pflicht zur ungefragten Information Neben dem festgelegten Katalog der Zwecke muss sich ein zu überprüfender Anspruch auch an den vorab hergeleiteten allgemeinen Kriterien und Voraussetzungen einer Pflicht zur ungefragten Information orientieren.7 Da sich diese Merkmale bewusst nicht lediglich am Unterhaltsrecht orientierten, sind sie einer möglichen Verallgemeinerung zugänglich. Ferner wurde bereits an dieser Stelle mit der herrschenden Meinung eine unnötige Differenzierung, die sich ebenfalls hauptsächlich in unterhaltsrechtlichen Verfahrensgegebenheiten begründete, vermieden, weshalb derartige Voraussetzungen der Erweiterung der Pflicht nicht entgegenstehen können. 3. Eingrenzung der potentiell zu erweiternden Auskunftsansprüche Die familienrechtlichen Auskunftsansprüche als Gegenstand der potentiellen Pflichterweiterung bedürfen zwingend einer Eingrenzung. Da das familienrechtliche Auskunftssystem ohnehin auf dem Prinzip des verhaltenen Anspruchs basiert, darf dieses nicht unterlaufen werden, indem man für jegliche kodifizierten Ansprüche von einer Erweiterung der Pflicht zur ungefragten Information ausgehen würde. Verschärfend kommt vorliegend hinzu, dass die vier geforderten Zwecke der Auskunftsansprüche auch gleichzeitig diejenigen darstellen, die bereits in der oben erfolgten Analyse die mit Abstand am häufigsten festgestellten waren.8 a) Aufgrund einer Rechnungslegung als Rechtsfolge Viele Auskunftsansprüche des vierten Buchs des BGB fordern auf der Rechtsfolgenseite eine zu legende Rechnung im Sinne des § 259 Abs. 1 BGB. Diese setzt zunächst die bekannte mit Einnahmen und Ausgaben verbundene Verwaltung für einen Dritten voraus, infolgedessen die – grundsätzlich schriftliche – Pflicht zur Erstellung einer Übersicht von Einnahmen und Ausgaben besteht.9 Diese Vorgaben widersprechen dem Grundgedanken einer Pflicht zur ungefragten Information. Diese erfolgte meist spontan und bezog sich nicht auf eine laufende Verwaltungstätigkeit sondern nahm stets das zwischen den Parteien zugrundeliegende Verhältnis in den Fokus. Die im Wege der ungefragten Information mitgeteilten Fakten bezogen sich auch nur auf einzelne Aspekte, die das Rechtsverhältnis betreffen könnten. Dem7 8 9

§ 6 IV. 3. § 4 I. 11. b). Vgl. allgemein zur Rechnungslegung oben § 2 II. 2. a).

§ 7 Erweiterung der Pflicht zur ungefragten Information im Familienrecht

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gegenüber bezieht sich eine Rechnungslegung ihrem Grundprinzip nach bereits auf die übersichtliche Darstellung eines längeren Zeitraums. Darüber hinaus geht es im Rahmen einer zu legenden Rechnung primär darum, die vergangenen Entwicklungen hin zum Istzustand aufzeigen zu können, dies in detaillierter und verständlicher – schriftlicher – Form. Ansatzpunkt der Pflicht zur ungefragten Information ist weniger die übersichtliche Darstellung vergangener Einnahmen und Ausgaben, sondern vielmehr die Mitteilung eines veränderten Umstands, der zukünftig relevant wird. Und schließlich sehen auch die Auskunftsansprüche des Unterhaltsrechts, anhand derer der Bedarf einer ungefragt mitzuteilenden Information untermauert wurde, als Rechtsfolge keine Rechnungslegung vor. Somit scheiden all diejenigen kodifizierten familienrechtlichen Auskunftsansprüche des BGB zur Überprüfung der Pflichterweiterung aus, die als Rechtsfolge eine Rechnungslegung anordnen: §§ 1667 Abs. 1 S. 1, 1698 Abs. 1, 1840 Abs. 2, 1890 S. 1 BGB. b) Aufgrund des dem Anspruch zugrundeliegenden Sachzusammenhangs Ebenso kann auch die dem jeweiligen Auskunftsanspruch innewohnende Grundsituation oder ein den Anspruch beeinflussendes Rechtsverhältnis einem potentiellen Zugang zu einer Pflicht zur ungefragten Information entgegenstehen. Dies betrifft die §§ 1379, 1435 S. 2 Fall 2 BGB. aa) § 1379 BGB Der Auskunftsanspruch dient der Ermittlung des gegebenenfalls bestehenden Anspruchs auf Zugewinnausgleich.10 Vorausgesetzt wird also die bestehende Zugewinngemeinschaft, welche sich jedoch dem Ende zuneigt oder bereits beendet wurde. Das die (vormaligen) Ehepartner verbindende Rechtsverhältnis ist entweder bereits beendet oder es wird dessen Beendigung angestrebt. Dies läuft konträr zu den Grundgedanken der Pflicht zur ungefragten Information, welche sich auf ein bestehendes Rechtsverhältnis der Parteien bezieht und in welchem ferner die Information das weiter laufende Rechtsverhältnis beeinflussen soll. Im Rahmen von § 1379 BGB wird demgegenüber Auskunft nur hinsichtlich des jeweiligen Stichtags geschuldet. Folglich widerspricht auch der Grundgedanke des Auskunftsanspruchs einer Erweiterung: Im Gegensatz etwa zu unterhaltsrechtlichen Aspekten oder etwaigen diese beeinflussenden Umständen ist eine Auskunft hier immer auf einen konkreten, darüber hinaus auch in der Vergangenheit liegenden Zeitpunkt gerichtet.

10

Vgl. generell hierzu oben § 4 I. 1.

256

Dritter Teil

bb) § 1435 S. 2 Fall 2 BGB Der zweite Satz des § 1435 BGB weist bekanntermaßen zwei Alternativen auf. Unabhängig davon, wie der Umfang der Auskunft der zweiten Alternative und die Art und Weise ihrer Erteilung zu bestimmen ist,11 kann indes festgehalten werden, dass mit der herrschenden Meinung die erste Alternative in Form der Unterrichtung bereits unaufgefordert zu erfolgen hat.12 Durch diese Mitteilung, die keiner gesonderten Anfrage bedarf, erhält der nicht verwaltende Ehegatte Einblick in die Verwaltung und auch Überblick über die Tätigkeiten des Verwalters und somit über das zwischen den Parteien bestehende rechtliche Verhältnis. Hierdurch kann er die gezielteren Auskunftsanfragen stellen. Insoweit ergibt sich ein ähnliches Bild zu den Fallgestaltungen der ursprünglichen Pflicht zur ungefragten Information. Jedoch ist den Auskunftsansprüchen des Unterhaltsrechts ein kodifiziertes Element ungefragter Auskunftserteilung fremd. Die Norm des § 1435 S. 2 BGB weist dieses proaktive Element, das es zur Bejahung einer Pflicht zur ungefragten Information bedarf, in einer seiner Alternativen demgegenüber auf. Demnach würde eine Pflichterweiterung der Systematik der Vorschrift zuwiderlaufen. c) Aufgrund ihres Status als Generalklausel Ebenfalls ausgenommen von einer Überprüfung hinsichtlich der Pflichterweiterung sind die familienrechtlichen Generalklauseln. Da diese nicht reine Auskunftsansprüche sind und auch nicht nur eine spezielle Auskunftssituation regeln können, fehlt es an den bestehenden grundsätzlichen Gestaltungen, die es zu einer Erweiterung aber bedürfte. Auch würde es zu einer unzulässigen grenzenlosen Ausweitung der Informationspflichten führen, würde man für jeden erdenklichen, mittels einer Generalklausel zu lösenden Fall eine Pflicht zur ungefragten Information per se bejahen. Hierzu bedarf es erst des konkreten Sachverhalts. Ferner wurden bei der vorliegenden Darstellung der Generalklauseln und die mit ihnen zu lösenden Fällen die notwendige Zweckbestimmungen logischerweise nur im Hinblick auf die konkrete Situation getätigt und nicht für die Vorschrift im Ganzen. Ferner konnten die Zwecke auch, je nach konkretem Fall, variieren. Der Ausschluss erstreckt sich gleichermaßen auf diejenigen Auskunftsansprüche familienrechtlicher Prägung, die mittels § 242 BGB geltend gemacht werden. Hierfür können zunächst die selben Argumente angeführt werden, die einer zu starken Ausweitung etwaiger Pflichten im familienrechtlichen Kontext entgegenwirken sollen. Verstärkt rückt hier der noch weitere potentielle Anwendungsbereich in den Vordergrund, wohingegen sich etwa die eherechtliche Generalklausel nur auf das Verhältnis der Ehegatten untereinander beziehen kann. Zwar wurde der Grundgedanke des § 242 BGB seinerzeit zur Begründung der Pflicht der ungefragten 11

I. 2. 12

Vgl. zum Anspruch generell wie auch zu den angeführten einzelnen strittigen Punkten § 4 Vgl. auch zum parallelen Fall der Unterrichtung i. R. v. § 1353 oben § 4 II. 1. d) bb) (2).

§ 7 Erweiterung der Pflicht zur ungefragten Information im Familienrecht

257

Information herangezogen. Dies bezog sich jedoch nur auf die Einordnung der Pflicht, die insoweit eine Ausprägung des Grundsatzes von Treu und Glauben darstellte. Auch mangelt es, § 242 BGB noch mehr als den beiden familienrechtlichen Generalklauseln, an dem konkreten Anwendungsbereich, in dem ein Auskunftsanspruch, der sodann zu einer Pflicht zu ungefragter Information zu erweitern wäre, bestünde. Somit würde den sich konkret gegenüberstehenden rechtlichen Interessen und Positionen nicht zu genüge Rechnung getragen werden. Dies wäre auch im Hinblick auf die bestehenden Sanktionsmöglichkeiten bei Verstößen gegen die Informationspflicht nicht hinnehmbar. d) Aufgrund anderweitiger Zweckverfolgung Von den bislang noch nicht aus der Überprüfung ausgenommenen Ansprüchen müssen schließlich diejenigen ausgeschlossen werden, die nicht, wie gefordert, auch oder weit überwiegend die Zwecke der Schutz-, Kontroll- und der Vermeidungsfunktion sowie der Durchsetzungshilfe aufweisen. Dies rückt den Auskunftsanspruch des leiblichen, jedoch nicht rechtlichen Vaters gemäß § 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB in den Vordergrund. Dieser wies zwei mit ihm verfolgte Zwecke auf: Die Schutzfunktion sowie die Vorbereitungs-/Hilfsfunktion.13 Von diesen beiden Zwecken fällt nur einer unter den Katalog der geforderten vier Zwecke. Somit kann von einer weit überwiegenden und demzufolge von einer mehrheitlichen Zweckverfolgung nicht gesprochen werden. Mithin bedarf es eines Ausschlusses des § 1686a Abs. 1 Nr. 2 BGB von der Untersuchung hinsichtlich der Pflichterweiterung. 4. Die verbleibenden Auskunftsansprüche als Gegenstand der Überprüfung Nach allen vorab erfolgten Ausschlüssen verbleiben die Auskunftsansprüche über persönliche Verhältnisse des Kindes (§ 1686 BGB), über die Führung der Vormundschaft (§ 1799 Abs. 2 BGB), über die persönlichen Verhältnisse des Mündels (§ 1839 BGB) sowie derjenige über die Führung der Gegenvormundschaft (§ 1891 Abs. 2 BGB). Diese Ansprüche fallen nicht unter die angeführten Ausschlusskriterien. Ferner weisen sie die geforderten Zwecke auf: § 1686 BGB besitzt bei insgesamt fünf Zwecken eine Schutz-, eine Durchsetzungs- und Vermeidungsfunktion; § 1799 Abs. 2 BGB weist lediglich eine Kontroll- und eine Schutzfunktion auf; § 1839 BGB besitzt neben der Durchsetzungshilfe eine Kontroll- und eine Schutzfunktion; und schließlich besitzt § 1891 Abs. 2 BGB die Durchsetzungs-, die Vermeidungs- und die Schutzfunktion.14 Somit weisen die letzten drei genannten Ansprüche ausschließlich Zwecke aus dem Kreis der oben angeführten vier erforderlichen Zwecke auf, wenn auch diese nicht vollständig. § 1686 BGB wohnen mit drei von fünf Zwecken wenigstens mehrheitlich solche inne, die auch gefordert sind. 13 14

§ 4 I. 6. c). Vgl. die entsprechenden Ergebnisse oben, § 4 I. 5. c); 8. b) cc); c) dd); f) cc).

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Dritter Teil

IV. Überprüfung einer potentiellen Erweiterung der Pflicht Die vier verbliebenen Anspruchsgrundlagen15 sollen nun hinsichtlich der Pflichterweiterung überprüft werden. Maßgabe hierfür ist ihre Kompatibilität mit den allgemeinen Kriterien der Pflicht zur ungefragten Information sowie eine sich anschließende Betrachtung hinsichtlich des tatsächlichen Nutzens einer Pflichterweiterung im konkreten Fall. 1. § 1686 BGB Der Anspruch besteht dem Grunde nach zwischen den Eltern und soll ihnen Auskünfte über die persönlichen Verhältnisse des gemeinsamen Kindes verschaffen. Die Eltern untereinander sind aufgrund ihres Status als rechtliche Eltern miteinander dergestalt verbunden, dass zwischen ihnen wechselseitig Ansprüche entstehen können. Ferner besteht eine grundsätzliche Verbindung aufgrund der anteiligen Unterhaltsleistung aus § 1606 Abs. 3 BGB. Gemäß § 1627 BGB sind sie überdies gehalten, die elterliche Sorge in Einvernehmen auszuüben und bei Meinungsverschiedenheiten Einigung anzustreben. Doch auch in Fällen, in denen etwa keine gemeinsame elterliche Sorge besteht, sind beide Elternteile dennoch Träger des Elternrechts aus Art. 6 Abs. 2 S. 1 GG. Ihre Stellung als Eltern ist darüber hinaus unveräußerlich und steht nicht zu ihrer Disposition, abgesehen von den Fällen einer Adoption.16 Folglich kann eine erforderliche Verbindung zwischen den Parteien aufgrund ihrer Stellung als Eltern als gegeben angesehen werden. Auch ein veränderter, dem Anspruch innewohnender Umstand mit einer gewissen Intensität, über den ungefragt zu informieren sein könnte, lässt sich leicht konstruieren: Zu denken ist etwa an gravierende Veränderungen der persönlichen Verhältnisse des Kindes in Bezug auf schwere Krankheit oder Lebensgefahr, Straftaten oder schulische Aspekte, wie etwa das Verfehlen des Klassenziels. Problematisch erscheint jedoch vorliegend die erforderliche Auswirkung eines solchen Umstands auf das zwischen den Parteien bestehende Verhältnis. Während veränderte Einkommens- und Vermögensverhältnisse das zugrundeliegende Unterhaltsverhältnis zweifelsohne tangieren können, schlagen sich veränderte persönliche Verhältnisse des Kindes nicht in der Stellung der Eltern zueinander oder in ihrer Stellung als Eltern insgesamt nieder. Selbst in Fällen, in denen bei gemeinsamer elterlicher Sorge ein die persönlichen Verhältnisse des Kindes negativ beeinflussender Umstand in den alleinigen Verantwortungsbereich eines Elternteils fällt und der andere Elternteil daraufhin eine alleinige Sorge anstrengt, ändert dies grundsätzlich nichts an den oben angeführten Aspekten zur Begründung der Beziehung der Eltern 15

Drei der vier zu überprüfenden Vorschriften entstammen dem Vormundschaftsrecht. Selbstredend gelten sämtliche Ausführungen diese Anspruchsgrundlagen betreffend auch für das Betreuungsrecht und die Pflegschaft, die die Normen der Vormundschaft anwenden und auf diese verweisen. Aus Gründen der Lesbarkeit soll jedoch vorliegend nur die Terminologie des Vormundschaftsrechts verwendet werden. 16 Vgl. nur Gernhuber/Coester-Waltjen, § 70, Rn. 1 ff., 5.

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untereinander. Somit fehlt dem § 1686 BGB für eine mögliche Erweiterung hin zu einer ungefragten Informationspflicht die zwingend erforderliche Möglichkeit, dass das zugrundeliegende Verhältnis der Parteien, welches den Auskunftsanspruch überhaupt erst begründet, beeinflusst werden könnte. Zwar mag die Konstruktion einer Pflicht zur ungefragten Information in diesem Kontext von praktischem Nutzen sein und wird vereinzelt auch gefordert.17 Auch kann nicht von vornherein ausgeschlossen werden, dass eine Pflichterweiterung auch dem Kindeswohl dienen könnte. Jedoch scheidet eine Pflichterweiterung in diesem Kontext aufgrund der nicht einschlägigen Voraussetzungen einer Pflicht zur ungefragten Information aus. 2. § 1799 Abs. 2 BGB Vormund und Gegenvormund sind dergestalt miteinander verbunden, dass letzterem die Kontrolle über die Tätigkeit des Vormunds obliegt. Hierzu ist er gehalten, etwaige Pflichtverstöße des Vormunds anzuzeigen, was nicht zuletzt dem Mündel zugute kommt, das er jedoch nicht vertreten darf. Gegenstand der Verbindung von Vormund und Gegenvormund ist somit die Führung der Vormundschaft.18 Aufgrund seiner Aufsichtsfunktion besteht also eine rechtliche Verbindung zwischen Vormund und Gegenvormund. Zur Kontrolle der Amtsführung steht ihm ein Auskunftsanspruch gegenüber dem Vormund gemäß § 1799 Abs. 2 BGB zu, der Informationen über die Führung des Amts verschaffen soll, die sowohl die Vermögens- wie auch die Personensorge erfassen.19 In beiden Bereichen sind grundlegende Änderungen zweifelsohne denkbar, die das Mündel direkt betreffen können. Eine mangelhafte Amtsführung geht letztlich zu Lasten des Mündels. Auf diese Informationen ist der Gegenvormund angewiesen, um sein Amt auszuführen und um gegebenenfalls das Familiengericht zu informieren. Folglich könnten sich etwaige gravierende Änderungen nicht nur auf die Führung des Amts sondern auch auf die Vormundschaft im Ganzen auswirken, weshalb die mitzuteilenden Änderungen auch – im Gegensatz zum vorab geprüften Anspruch – Auswirkungen auf die zugrundeliegende Verbindung der Auskunftsparteien haben kann. Grundlegende Änderungen hinsichtlich seiner Amtsführung muss der Vormund folglich dem Gegenvormund mitteilen, so dass dieser die neuen Aspekte der Amtsführung qualitativ einzuschätzen vermag. Demnach ist unter Maßgabe der vorliegenden Voraussetzungen eine Pflicht zur ungefragt zu erteilenden Auskunft auch im Rahmen dieses Anspruchs denkbar. Gerade unter Berücksichtigung der eingeschränkten Befugnisse des Gegenvor17 So etwa von Kasenbacher, NJW-Spezial 2017, S. 324 (324), der zumindest bei gemeinsamer elterlicher Sorge und bei Angelegenheiten von erheblicher Bedeutung eine „Informationspflicht“ anerkennt. Unklar ist aufgrund seiner Wortwahl jedoch, ob er hierunter die selbe Pflicht zur ungefragten Information wie in Fällen mit unterhaltsrechtlicher Stoßrichtung versteht. 18 Vgl. generell zur Vormundschaft sowie zum Verhältnis Vormund/Gegenvormund oben, § 4 I. 8. a). 19 Vgl. oben § 4 I. 8. b).

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Dritter Teil

munds, den Vormund direkt zur ordnungsgemäßen Führung seines Amtes anhalten zu können, bedarf der Gegenvormund eines stetigen Informationsflusses, um die Führung der Vormundschaft beurteilen zu können. Nicht zuletzt aufgrund dessen erleichtert eine Ausweitung der Pflicht zur ungefragten Information im Kontext des sich aus § 1799 Abs. 2 BGB ergebenden Anspruchs auch die dem Amt des Gegenvormunds obliegende Kontrollfunktion. 3. § 1839 BGB Das Familiengericht, das dem Vormund (gegebenenfalls auch dem Gegenvormund) als Adressat des Auskunftsanspruchs gegenüber steht, ordnet die bestehende Vormundschaft überhaupt erst an. Es kontrolliert die Amtsführung und kann den Vormund bei pflichtwidriger Führung des Amtes entsprechend sanktionieren. Aufgrund der Anordnung seitens des Gerichts und seiner Aufsicht besteht eine erforderliche Verbindung zwischen Familiengericht und Vormund. Mittels der Norm des § 1839 BGB kann das Familiengericht nun auf Verlangen Auskünfte über die Amtsführung sowie über die persönlichen Verhältnisse des Mündels erlangen.20 Demnach betrifft die geschuldete Auskunft also das Verhältnis zwischen Auskunftsschuldner und -gläubiger, auch im Falle der Auskunftserteilung über die persönlichen Verhältnisse des Mündels. Dies erfasst auch jeden veränderten Umstand der persönlichen Verhältnisse des Mündels, da sich eben jene Veränderungen auch auf die Führung der Vormundschaft generell wie auch auf die angeordnete Vormundschaft auswirken können. Infolgedessen könnte der Vormund nach hier vertretener Auffassung also auch angehalten sein, ungefragt die betreffenden Veränderungen, sofern sie ein notwendiges Maß an Intensität aufweisen, dem Familiengericht mitzuteilen. Diese ungefragte Informationsmitteilung, insbesondere im Bereich der persönlichen Verhältnisse, kommt nicht zuletzt dem Schutz des Mündels zugute. Dem stünde auch nicht der gemäß § 1840 Abs. 1 BGB periodisch und vor allem unaufgefordert abzugebende Bericht seitens des Vormunds entgegen. Dieser bezieht sich nur auf die persönlichen Verhältnisse und auch die persönlichen Kontakte des Mündels, wohingegen § 1839 BGB auch Auskünfte über die – vom Familiengericht als Auskunftsadressat angeordnete – Vormundschaft verschafft. Zudem vermag eine gemäß § 1839 BGB unaufgefordert mitzuteilende Auskunft konkreter und vor allem zeitnaher auf Gefahren für das Mündel zu reagieren, die mitunter in der Amtsführung begründet sein können. 4. § 1891 Abs. 2 BGB Auch gegenüber dem Gegenvormund steht dem Mündel die Möglichkeit zu, weitergehende Ansprüche geltend zu machen. Diese Parteien stehen sich auch im Rahmen des Auskunftsanspruchs des § 1891 Abs. 2 BGB gegenüber. Im Wege des 20

Vgl. generell zu § 1839 BGB oben, § 4 I. 8. c).

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§ 1891 Abs. 2 BGB können seitens des Mündels nun Auskünfte über die Führung der Gegenvormundschaft erlangt werden.21 Selbst wenn man dies als ausreichend für die Bestimmung einer Verbindung zwischen Mündel und Gegenvormund ansehen würde, scheitert eine Erweiterung der Pflicht zur ungefragten Information jedoch aus anderen Gründen. Der Anwendungsbereich des Auskunftsanspruchs setzt entweder die gänzlich beendete Vormundschaft oder aber das Ende der Amtszeit eines Vormunds bei weiterhin bestehender Gegenvormundschaft voraus. Die Auskünfte, die der Gegenvormund schuldet, beziehen sich demnach stets auf einen abgeschlossenen Zeitraum, im Falle eines Wechsels der Person des Vormunds lediglich auf dessen abgeschlossene, in der Vergangenheit liegende Amtsführung. Folglich würde es, selbst bei weiterhin bestehender Gegenvormundschaft, an der weiteren Auswirkung einer seitens des Gegenvormunds erteilten Auskunft mangeln. Entweder besteht keine Vormundschaft mehr oder ein neuer Vormund wurde bestimmt, den der Gegenvormund zu kontrollieren hat. Somit scheidet aus den angeführten Gründen eine mögliche Erweiterung des Pflichtenkreises im Falle des § 1891 Abs. 2 BGB aus.

V. Ergebnis Die Pflicht zur ungefragten Information bleibt ein unterhaltsrechtliches Phänomen. Es konnte gezeigt werden, dass die Mehrzahl der weiteren familienrechtlichen Auskunftsansprüche aufgrund ihres Sachzusammenhangs, wegen einer anderweitigen Zweckverfolgung oder wegen einer angeordneten Rechnungslegung grundsätzlich nicht für eine Erweiterung in Frage kommen. Wenngleich vier Anspruchsgrundlagen dem Grunde nach für eine extensivere Betrachtung der Pflicht zur ungefragten Information in Betracht kommen könnten, verbleiben nur die Ansprüche aus §§ 1799 Abs. 2, 1839 BGB, aus denen man sowohl aufgrund der verfolgten Zwecke als auch ihrer Kompatibilität mit den Voraussetzungen einer Pflicht zur ungefragten Information eine Erweiterung ableiten könnte. Dennoch bleibt als Ergebnis festzuhalten, dass diese beiden Anspruchsgrundlagen, die bislang nicht Gegenstand der Debatte um die Pflicht zur ungefragten Information sind, ebenso zu einer solchen verpflichten können. Aufgrund der Anwendbarkeit der beiden vormundschaftsrechtlichen Normen auf das Betreuungsrecht und die Pflegschaft und unter Berücksichtigung der Anzahl an Personen, für die eine der genannten Fürsorgeinstitutionen angeordnet wurde,22 kann dennoch von einer Relevanz der potentiellen Erweiterung für die Rechtsanwendung ausgegangen werden. 21

Vgl. generell zu § 1891 Abs. 2 BGB oben, § 4 I. 8. f). Vgl. etwa hinsichtlich der Vormundschaften für 2018: https://www.destatis.de/DE/The men/Gesellschaft-Umwelt/Soziales/Adoptionen/Publikationen/Downloads/pflege-vormund-bei standschaft-pflegeerlaubnis-5225202187004.pdf;jsessionid=7EA55EC487E3E81BAB 7877CCB30E7595.live732?__blob=publicationFile sowie für das Jahr 2016 und den Bereich der rechtlichen Betreuung insoweit: https://www.berufsbetreuung.de/berufsbetreuung/was-istrechtliche-betreuung/daten-und-fakten/ (zuletzt abgerufen am 31. 10. 2021). 22

Schlussbetrachtung § 8 Ergebnisse der Untersuchung I. Zusammenfassendes Resümee Die Auseinandersetzung mit der Thematik der familienrechtlichen Auskunftsansprüche hat unterstrichen, welch bedeutende Rolle der Auskunft in diesem für das menschliche Zusammenleben zentralen Rechtsgebiet zukommt. Die große Menge an kodifizierten Anspruchsgrundlagen aller drei Abschnitte des BGB-Familienrechts zeigt, dass eine Vielzahl von Situationen erfasst werden kann und schon ob der Fülle an Ansprüchen der Bedeutung einer Auskunft im Familienrecht Rechnung trägt. Gleiches gilt für den Bereich der Generalklauseln, die beide für sich familienrechtlichen Auskunftsverlangen Ausdruck verleihen können. Des Weiteren wartet das Familienrecht, im Gegensatz zu anderen Rechtsgebieten, mit zwei verschiedenen Generalklauseln auf. Darüber hinaus besteht auch hier die Möglichkeit, zahlreiche Auskunftsverlangen mittels § 242 BGB zu verfolgen. Besondere Bedeutung für das Familienrecht erlangt darüber hinaus auch die Pflicht zur ungefragten Information, die in dieser Form auch keinem anderen zivilrechtlichen Teilrechtsgebiet bekannt ist. Diese vier verschiedenen Quellen der Auskunftsgewinnung unterstreichen unter quantitativen Gesichtspunkten die Rolle der Auskunft im Familienrecht. Umso erstaunlicher erscheint allein vor diesem Hintergrund die fehlende Auseinandersetzung mit der Thematik der familienrechtlichen Auskunft in seiner Gesamtheit. In Hinblick auf die Qualität aller angeführten und untersuchten Elemente familienrechtlicher Auskunft konnte verdeutlicht werden, dass nicht zuletzt aufgrund der Heranziehung der Generalklauseln eine Vielzahl von verschiedensten Auskunftsverlangen befriedigt werden kann. Diese betreffen sowohl den wirtschaftlichen Bereich wie auch höchstpersönliche Aspekte. Es handelt sich zu großen Teilen um über Jahre hinweg entwickelte Anspruchsvoraussetzungen, die sich durch eine Fülle von gerichtlichen Auseinandersetzungen als erprobt und gefestigt einstufen lassen. Ferner werden jedem Auskunftsanspruch, gleich ob auf Grundlage eines normierten Anspruchs oder gemäß einer Generalklausel verschafft, Grenzen gezogen, die eine uferlose Ausweitung verhindern und den schützenswerten Interessen beider Parteien des Auskunftsverhältnisses Rechnung tragen. Die Vielzahl der Möglichkeiten einer Auskunftsgewinnung im Familienrecht mag zunächst unübersichtlich erscheinen. Unterstützt wird dieser Eindruck im Rahmen der Generalklauseln überdies durch einer schier unüberblickbare Fülle an unter-

§ 8 Ergebnisse der Untersuchung

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schiedlich entschiedenen Fallgestaltungen hinsichtlich der jeweiligen Norm. Zu deren Ordnung und der besseren Erfassung der jeweiligen Fallgestaltungen hat diese Arbeit beitragen wollen. Hierdurch konnte gezeigt werden, dass jede Genrealklausel in eine gewisse Anzahl an Fallgruppen unterteilt werden kann und thematisch auf bestimmte Aspekte beschränkt ist. Nichtsdestoweniger bietet jede dieser Normen gefestigte Anspruchsvoraussetzungen und hinreichend seitens der Gerichte aufgestellte Grundsätze, die sie im Hinblick auf die Erschließung neuer Sachverhalte öffnen. Mit Einschränkungen kann dies auch für die Pflicht zur ungefragten Information bestätigt werden. Ihr bedeutendster Schauplatz bleibt dem Unterhaltsrecht vorbehalten, wenngleich gezeigt werden konnte, dass auf der Grundlage der herausgearbeiteten Zwecke und der allgemeinen Voraussetzungen auch diese Rechtsfigur einer Erweiterung zugänglich ist und auf eine – wenn auch geringe – Anzahl weiterer normierter Auskunftsansprüche angewendet werden kann. Die angesprochenen Zwecke konnten schließlich auch als das verbindende Element aller angeführten Quellen familienrechtlicher Auskunft herausgearbeitet werden. Insoweit kann die bereits oben1 zitierte These, dass sich die Auskunftsansprüche trotz mancher fehlender Angaben bezüglich ihres Inhalts zu einem System verdichten lassen, sofern man ihren Zweck zugrunde legt,2 nach Abschluss der Ausführungen bestätigt werden. Die im Rahmen der Analyse der normierten Anspruchsgrundlagen ermittelten Zwecke traten bei der Untersuchung der Generalklauseln erneut auf und wurden auch im Rahmen der Analyse von § 242 BGB einerseits und der Pflicht zur ungefragten Information andererseits bestätigt. Folglich besteht eine Verbindung dergestalt, dass jeder normierte Auskunftsanspruch wie auch jeder erdenkliche Fall eines auf eine Generalklausel gestützten Anspruchs ähnliche Zwecke verfolgt. Auf Grundlage dieser Verbindung kann die familienrechtliche Auskunft einer ihr eigenen Ordnung zugänglich gemacht werden.

II. Ergebnisse in Thesen (1) Die gesetzlich normierten familienrechtlichen Auskunftsansprüche können in einem abgeschlossenen Katalog der von ihnen verfolgten Zwecke geordnet werden. Es handelt sich um sieben verschiedene Zwecke: Die Durchsetzungshilfe, die Vermeidungsfunktion, die Schutzfunktion, die Kontrollfunktion, die Ausgleichs-/Ersatzfunktion, die Ergänzungsfunktion sowie die Vorbereitungs-/Hilfsfunktion.3 (2) Keine Anspruchsgrundlage verfolgt nur einen einzelnen Zweck. Die Häufigkeit des Auftretens der einzelnen Zwecke ist jedoch unterschiedlich. Am häufigsten werden die Zwecke der Durchsetzungshilfe, der Vermeidungsfunktion, der 1 2 3

§ 1 IV. Birkenfeld, FamRZ 1976, S. 197 (197). § 4 I. 11. a).

264

Schlussbetrachtung

Schutzfunktion sowie der Kontrollfunktion verfolgt. Abseits dessen kommt jedem familienrechtlichem Auskunftsanspruch des BGB eine Schutzfunktion zu.4 (3) Die im Rahmen der normierten Anspruchsgrundlagen ermittelten Zwecke wurden auch bei der Untersuchung der sich aus den familienrechtlichen Generalklauseln ergebenden Auskunftsansprüchen festgestellt. Gleiches gilt für die Relevanz einzelner Zwecke und die Häufigkeit ihres Auftretens.5 (4) Aus der eherechtlichen Generalklausel des § 1353 Abs. 1, S. 2, Hs. 1 BGB können gegenseitige Rechte und Pflichten auf Auskunftserteilung erwachsen. Ihre Herleitung findet das sich aus der Vorschrift ergebende Auskunftsrecht in den aus der ehelichen Lebensgemeinschaft folgenden gegenseitigen Pflichten zu Beistand und Rücksichtnahme und in der Pflicht, um eine gemeinsame Entscheidungsfindung bemüht zu sein.6 (5) § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB ist, entgegen dem Stand der Debatte, auch als echter Auskunftsanspruch einzuordnen. Vielfach wird er lediglich als wechselseitiger Anspruch auf Unterrichtung wahrgenommen oder aber die Termini werden fälschlicherweise synonym gebraucht. Zwischen dem Anspruch auf Auskunft und demjenigen auf Unterrichtung bestehen jedoch gravierende Unterschiede hinsichtlich der Qualität und des Umfangs der jeweiligen Tatsachenmitteilung. Während die Unterrichtung auf einen groben Überblick und des Weiteren auf wirtschaftliche Aspekte beschränkt ist, erfordert der sich aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB ergebende Auskunftsanspruch eine Auskunftserteilung, wie sie zur Feststellung eines Unterhaltsanspruchs erforderlich ist, weshalb die gleichen Anforderungen wie im Rahmen von § 1605 S. 1 BGB gelten. Ferner erfasst die Auskunft im Gegensatz zur Unterrichtung auch Angaben über persönliche Aspekte.7 (6) Für den sich aus § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB ergebenden Auskunftsanspruch können auch Tatbestandsvoraussetzungen festgelegt werden. Erforderlich ist eine intakte Ehe. Geltend gemacht werden kann er ferner bei Getrenntleben der Ehegatten, nicht mehr jedoch bei einer gescheiterten oder mittlerweile geschiedenen Ehe. Maßgeblich ist ferner ein Auskunftsverlangen und ein berechtigtes Interesse seitens des Auskunftsgläubigers, welches in der ehelichen Lebensgemeinschaft und deren Verwirklichung wurzeln muss. Sodann folgt die Pflicht auf Auskunftserteilung, welche auch von einer Belegvorlage flankiert werden kann und, einschränkend ab dem Zeitpunkt des Getrenntlebens, auch eine Versicherung an Eides statt zur Folge haben kann.8

4 5 6 7 8

§ 4 I. 11. b). § 4 II. 1. d) ff); 2. d) bb); 3. § 4 II. 1. d) aa). § 4 II. 1. d) bb). § 4 II. 1. d) cc).

§ 8 Ergebnisse der Untersuchung

265

(7) Trotz seiner theoretischen Anwendbarkeit auf nichtvermögensrechtliche Aspekte, erlangt der Auskunftsanspruch der ehelichen Generalklausel bislang nur Bedeutung im pekuniären Kontext. Hierzu liegt jedoch auch nur ein höchstrichterliches Urteil vor.9 (8) Auch § 1353 Abs. 1, S. 2, Hs. 1 BGB verfolgt bei seiner Anwendung als Auskunftsanspruch die schon im Rahmen der Analyse der kodifizierten Ansprüche am häufigsten verfolgten Zwecke der Durchsetzungshilfe, der Vermeidungsfunktion, der Schutzfunktion und der Kontrollfunktion.10 (9) Auch die dem Eltern-Kind-Verhältnis entstammende Generalklausel des § 1618a BGB kann Grundlage eines Auskunftsanspruchs sein. Hergeleitet wird er aus der der Vorschrift entspringenden Pflicht zu gegenseitigem Beistand, der auch den Beistand bei der Geltendmachung und der Durchsetzung etwaiger bestehender Ansprüche erfasst.11 (10) Der Schwerpunkt der auf § 1618a BGB fußenden Auskunft liegt im Bereich der Kenntnis der eigenen Abstammung und hier insbesondere in dem Auskunftsanspruch gegen die Mutter gerichtet auf Benennung des eigenen Erzeugers. Derartige Auskunftsverfahren beschäftigen seit nunmehr über 30 Jahren die Gerichte jeglicher Instanzen. Demzufolge kann die Rechtsprechung einerseits als gefestigt eingestuft werden, andererseits hat sie sich auch stetig weiterentwickelt.12 (11) Als weiterer Aspekt des Rechts auf Kenntnis der eigenen Abstammung verschafft § 1618a BGB darüber hinaus auch Auskünfte auf Benennung weiterer Verwandter, wie etwa Benennung der Mutter oder der Großeltern. Auch diese Fälle fanden vereinzelt den Gang vor die Gerichte.13 (12) Der Schwerpunkt im Bereich Kenntnis der eigenen Abstammung brachte im Rahmen der Untersuchung des § 1618a BGB schließlich auch den Zweck der Verfolgung ideeller Interessen hervor. Hierbei handelt es sich um einen Normzweck, der im Rahmen der Ausführungen zu den normierten Ansprüchen oder demjenigen aus der eherechtlichen Generalklausel nicht festgestellt werden konnte. Er erfasst den Wunsch der Klärung der eigenen Abstammung, der seinerseits ein unverzichtbares Element der Persönlichkeitsentwicklung darstellt und nicht zwangsläufig einen materiellen Hintergrund oder den Antrieb einer weiteren prozessualen Auseinandersetzung besitzt.14 (13) Aufgrund seiner breiten Tatbestandsvoraussetzungen wie auch seines wechselseitigen Pflichtgehalts ist die Norm des § 1618a BGB jedoch auch weiteren denkbaren Fallgestaltungen zugänglich, so dass noch weitere Auskunftsverlangen 9

§ 4 II. 1. d) bb) (3) (a). § 4 II. 1. d) ff). 11 § 4 II. 2. d) aa). 12 § 4 II. 2. d) bb) (1) (b). 13 § 4 II. 2. d) bb) (2), (3). 14 § 4 II. 2. d) bb) (1) (f).

10

266

Schlussbetrachtung

hierunter subsumiert werden könnten. Hiervon wird jedoch bislang äußerst zurückhaltend Gebrauch gemacht. Überdies weisen die gerichtlichen Entscheidungen bis jetzt lediglich das Kind als Anspruchssteller aus.15 (14) Gerade im Eltern-Kind-Verhältnis ist seitens der Rechtsprechung ein zögerndes Verhalten hinsichtlich der Heranziehung des § 1618a BGB als Anspruchsgrundlage zu beobachten, sofern ein Auskunftsanspruch abgeleitet werden soll, der nicht im Abstammungsrecht wurzelt. § 1618a BGB wird in derartigen Fällen weder geprüft noch angesprochen. Ein etwaiges Auskunftsrecht wird direkt auf § 242 BGB gestützt.16 (15) Die von den mittels § 1618a BGB verfolgten Auskunftsverlangen dienen hauptsächlich den Zwecken der Durchsetzungshilfe, der Verfolgung ideeller Interessen, der Schutzfunktion sowie der Vorbereitungs-/Hilfsfunktion.17 (16) Im Vergleich zu § 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB liegen mehr Urteile hinsichtlich eines Auskunftsanspruchs für die Vorschrift des § 1618a BGB vor, in denen sich auch Änderungen und Entwicklungen der Rechtsprechung erkennen lassen können. Beiden Vorschriften ist dennoch gemein, dass sie in der Debatte hauptsächlich für den Bereich der vermögensrechtlichen Auskunft (§ 1353 Abs. 1 S. 2, Hs. 1 BGB) respektive für die Benennung des Erzeugers (§ 1618a BGB) wahrgenommen werden.18 (17) Diejenigen Auskunftsansprüche mit familienrechtlichem Schwerpunkt, die unter Heranziehung des § 242 BGB gewährt werden, haben einen Schwerpunkt in unterhaltsrechtlichen Fragen. Diese betreffen sowohl den Kindesunterhalt als auch den Elternunterhalt. Gerade die letztere Fallgruppe verdeutlicht, dass es der Heranziehung des § 242 BGB bedarf, da es andernfalls keine auskunftsrechtliche Norm gibt, die unter Geschwistern hierfür herangezogen werden könnte und insbesondere § 1618a BGB, entgegen mancher anders lautender Stimme im Schrifttum, zwischen Geschwistern nicht zur Anwendung gelangt.19 (18) Als notwendige Sonderverbindung zur Bejahung eines auf Treu und Glauben gestützten Auskunftsanspruchs lassen sowohl die Rechtsprechung wie auch das Schrifttum eine auf Nähe basierende familienrechtliche Rechtsbeziehung zwischen den Auskunftsparteien ausreichen.20

15 16 17 18 19 20

§ 4 II. 2. d) cc). § 5 VI. 2. § 4 III. § 4 II. 3. § 4 II. 2. c) aa); § 5 I. 1., 2., 3. § 5 III. 1.

§ 8 Ergebnisse der Untersuchung

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(19) Es besteht eine Vielzahl von Auskünften im Bereich des Unterhaltsrechts, denen kein eigens kodifizierter Auskunftsanspruch zusteht, die in gefestigter Rechtsprechung unter Heranziehung des § 242 BGB erlangt werden können.21 (20) Enorme Bedeutung erlangt § 242 BGB als Auskunftsanspruch im Familienrecht überdies im Bereich der künstlichen Befruchtung. Auf Grundlage dieser Norm können Kinder, die im Wege der heterologen Insemination gezeugt wurden, von dem seinerzeit behandelnden Arzt oder der entsprechenden Einrichtung Auskunft über den oder die in Betracht kommenden Spender verlangen. Die hierfür notwendige Sonderverbindung ergibt sich, in Abgrenzung zu den anderen auf § 242 BGB gestützten Fällen, aus dem Vertrag zwischen dem Arzt und den Eltern, der insoweit einen Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter darstellt, von dessen Schutzwirkung das Kind erfasst wird. Die Relevanz für diesen Themenkomplex bleibt auch unabhängig von der Kodifikation eines Auskunftsanspruchs im neu erlassenen Samenspenderregistergesetz bestehen, insbesondere für die von diesem nicht erfassten Altfälle.22 (21) Bei den gemäß § 242 BGB verfolgten Auskunftsverlangen konnte kein bislang neuer Zweck festgestellt werden. Der im Rahmen von § 1618a BGB ermittelte Zweck der Verfolgung ideeller Interessen konnte indes auch für die Auskunftsansprüche die heterologe Insemination betreffend festgestellt werden.23 (22) Die familienrechtlich geprägten Auskunftsansprüche auf Grundlage von Treu und Glauben weisen ebenso wie diejenigen, die auf die familienrechtlichen Generalklauseln gestützt werden, eine bewegte Behandlung seitens der Gerichte auf und erlangen enorme Relevanz im Bereich der gerichtlichen Auseinandersetzung. Mitunter handelt es sich in allen Fällen um eine über Jahre bestehende Rechtsprechungspraxis. Dennoch wurden bislang lediglich Ansprüche, die vorher auf § 242 BGB gestützt wurden, auch zu Auskunftsansprüchen des vierten Buchs kodifiziert.24 (23) Die Pflicht zur ungefragten Information stellt eine Nebenpflicht des zugrundeliegenden Rechtsverhältnisses dar, deren Grundlage in § 242 BGB unter Berücksichtigung von unterhaltsrechtlichen Wertungen liegt. Ihre Einordnung als Nebenpflicht hat zur Folge, dass die Pflicht zur ungefragten Information im Falle von Verstößen beidseitig Schadensersatzansprüche auslösen kann.25 (24) Die Pflicht zur ungefragten Information kann beide Parteien eines Unterhaltsverhältnisses in verschiedenen Phasen treffen: Im Falle eines Unterhaltsbeschlusses, im Rahmen einer vertraglichen Unterhaltsvereinbarung oder im laufenden Unterhaltsverfahren. Nach Auffassung der höchstrichterlichen Rechtsprechung ist 21 22 23 24 25

§ 5 I. 1., 2., 3. § 5 I. 4., II., III. 1. b). § 5 IV. § 5 II., VI. 2. § 6 III., V.

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Schlussbetrachtung

zwischen den jeweiligen Verfahrensstadien hinsichtlich des Umfangs der Pflicht zu unterscheiden. Bei vertraglicher Vereinbarung seien höhere Anforderungen an die Pflicht zu stellen. Dies ist nach hier vertretener Auffassung, in Einklang mit dem überwiegenden Schrifttum, abzulehnen.26 (25) Obwohl beide Parteien die Pflicht zur ungefragten Information treffen kann, sieht sich nach der Rechtsprechung der Unterhaltsschuldner höheren Pflichtanforderungen ausgesetzt. Aufgrund des für beide Parteien geforderten gleichen Maßes an Loyalität, Solidarität und Rücksicht in unterhaltsrechtlichen Beziehungen, ist ein solches Vorgehen der Rechtsprechung als nicht interessengerecht einzustufen und ebenfalls abzulehnen.27 (26) Allgemeine Voraussetzungen der Pflicht zur ungefragten Information stellen eine Verbindung der Parteien, ein veränderter Umstand, die Fähigkeit dieses Umstands, sich auf die Verbindung auszuwirken, sowie ein gewisses Maß an Intensität, das dem veränderten Umstand zugrunde liegt, dar. Die Bewertung der Intensität obliegt jedoch nicht den Parteien, sondern stets den Gerichten.28 (27) Auch für die Rechtsfigur der Pflicht zur ungefragten Information lassen sich die von ihr verfolgten Zwecke feststellen. Diese Zwecke lassen sich in den im Rahmen der Analyse der normierten Ansprüche festgestellten Katalog einordnen. Die von ihr verfolgten Zwecke stellen die Vermeidungsfunktion, die Schutzfunktion, die Kontrollfunktion und die Durchsetzungshilfe dar.29 (28) Die Pflicht zur ungefragten Information ist bislang lediglich vor einem unterhaltsrechtlichen Hintergrund entschieden und behandelt worden. Unter Zugrundelegung der oben festgestellten und von ihr verfolgten Zwecke ist sie jedoch dem Grunde nach einer Verallgemeinerung zugänglich. Hierfür kommen diejenigen normierten Anspruchsgrundlagen in Betracht, die auch oder weit überwiegend dieselben Zwecke verfolgen, wie sie für die Pflicht zur ungefragten Information festgehalten werden konnten und die sich zudem unter die allgemeinen Voraussetzungen einer Pflicht zur ungefragten Information subsumieren lassen.30 (29) Auszuschließen von derartigen Überlegungen und Überprüfungen sind diejenigen Anspruchsgrundlagen, die eine Rechnungslegung als Rechtsfolge vorsehen, die anderweitige Zwecke verfolgen oder deren Regelungsgehalt einer ungefragten Informationspflicht entgegenstehen würde. Gleiches gilt für die familienrechtlichen Generalklauseln.31

26 27 28 29 30 31

§ 6 IV. 1. a); 2. a). § 6 IV.1. b); 2. b). § 6 IV. 3. § 6 VI. § 7 III. § 7 III. 3.

§ 8 Ergebnisse der Untersuchung

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(30) Von den verbleibenden Anspruchsgrundlagen (§§ 1686, 1799 Abs. 2, 1839, 1891 Abs. 2 BGB) kommen nach hier vertretener Auffassung die Auskunftsansprüche aus §§ 1799 Abs. 2, 1839 BGB für eine Erweiterung der Pflicht in Betracht. Insoweit kann auch im Rahmen dieser beiden Normen von einer Pflicht zur ungefragten Information ausgegangen werden.32

32

§ 7 IV. 2., 3., V.

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Sachwortverzeichnis Abänderungsverfahren 235 abhängig Beschäftigte 71 Abkömmling 152, 194 Abstammung 24, 91, 94, 176 f., 187 – 189, 195 f., 198 – 203, 205 f., 212, 221, 224, 227 f., 265 Abwägung 51, 90, 184, 194 – 197, 199, 204, 213, 222, 224, 226 f. Adoption 202 – 204, 258 Aktiva und Passiva 37, 59, 97, 112, 150 akzessorische Auskunftsansprüche 43 Alleinverwaltung 62 f., 65 allgemeinen Auskunftsanspruch 26, 53, 160 Amtspflegschaft 191 Analogie 104 Anfangsvermögen 58 Antrag auf Herstellung 143 f. Aufhebung der Ehe 57 Aufklärung 34, 41 f., 137, 233 Aufsichtsfunktion 108, 121, 259 Auftraggeber 45 f. Ausforschung 48, 50 Ausgleichsfunktion 66, 131 Auskunftspflicht 38, 46, 48 f., 63, 68 f., 73, 103 f., 145, 152, 154, 156, 229 Auslegung 29 f.

Barunterhaltspflicht 209 Bedürftigkeit 67 – 69, 73 f., 76, 230 f., 244, 249 Behandlungsvertrag 212, 218 Behinderung 87, 116 Beistand 142 f., 146 f., 161 f., 168, 173 – 175, 179 – 182, 185 f., 192, 194, 252, 264 f. Beistandspflicht 164, 180, 186 f., 190, 218 Beiwohnung 94 Belege 33, 35, 45, 60, 71 f., 74, 81, 84, 96, 104, 107 f., 111, 150 – 155, 163 – 165, 169, 209, 211, 223

Belegvorlage 37, 59, 71, 130, 155, 163, 165, 207, 264 Benachrichtigungspflicht 46 berechtigtes Interesse 84 f., 87, 92, 160, 168 f., 214, 264 Bereicherungsrecht 247 Bericht 104 – 106, 120, 142, 260 Berichtspflicht 105, 120, 126 Berufsbetreuer 122 Beschluss 57, 144, 190, 192, 194 f., 201, 234, 236, 238, 240, 242, 245 f. Besichtigung 34, 39, 41 Bestandsverzeichnis 35, 37 – 39, 97, 112 f. Bestimmtheit 53 Betreuer 116 – 121, 124 Betreute 116 f., 121 Betreuungsgericht 116, 119, 121, 123 Betreuungsplan 120 Betreuungsrecht 116, 118 Beweislast 192, 209 Bildmaterial der Ehezeit 169, 171 Billigkeitsprüfung 96 Darlegungslast 231 Dauerschuldverhältnis 232, 250 Deduktion 175 Dogmatik 228, 234 Durchsetzungshilfe 60 f., 66, 72, 88, 98, 102, 106 f., 109 f., 112 f., 116, 120 – 122, 128 f., 132 – 134, 172 f., 196 f., 199 f., 203, 205, 207, 223 f., 249 f., 253, 257, 263, 265 f., 268 Ehe 56 f., 60 f., 75 – 78, 89, 135 – 142, 144, 147, 149 – 153, 157 – 159, 161 – 163, 165 f., 168 – 170, 206, 218 – 220, 228, 264 Eheaufhebung 57 Ehegatten 56 f., 60 – 67, 69, 72 – 76, 78, 135 – 145, 147, 150 f., 153 f., 157 – 161, 163 – 168, 170, 172, 175, 185, 206, 209, 211, 213 f., 217, 233, 252, 264

Sachwortverzeichnis ehelich geborenes Kind 83 eheliche Lebensgemeinschaft 74, 141 f., 146, 158 f., 168 Eherecht 135, 137 – 140, 161, 170, 175, 206, 228 Ehescheidung 73, 135, 157 Eheverbot 135, 139 Ehevertrag 56, 61 f. eidesstattliche Versicherung 38, 54, 70, 81, 91, 151, 154 f., 165 Einehe 139 Einkommen 69, 79, 150, 152, 154, 211, 214, 223, 229 Einkünfte 68 – 71, 73, 107, 152 – 154, 163 f., 172, 210 f., 213, 231, 235, 243 f. Einsicht 39 f., 108, 112, 118, 151 Einsichtnahme 34, 39 f., 100, 102, 104, 202 elterliche Gewalt 174 elterliche Sorge 79, 81, 83, 95 f., 124, 207, 258 Eltern-Kind-Verhältnis 97, 134, 175 f., 185, 202, 205, 207, 220, 227, 265 f. Elternrecht 78 f., 83, 87 f., 161 Elternunterhalt 210, 222 Empfängniszeit 91, 191, 215 Endvermögen 58 Entgelttransparenzgesetz 21 Entmündigung 117 Entschuldbare Unkenntnis 50, 220 Erbansprüche 197 Erbrecht 23, 43, 51, 216 Erbschaftsbesitzer 46 f. Erforderlichkeit 68, 73, 116 f., 160 f., 250 Ergänzungsfunktion 88, 131, 133, 207, 223, 227, 263 Erheblichkeit 99 ernsthaftes Interesse 92, 94 Ersatzfunktion 87, 94, 131, 133, 207, 263 Erzeuger 88, 93 f., 191 – 193, 195, 223 Familiengericht 59 f., 65, 80 – 82, 99 – 109, 114, 184, 259 f. Familiensache 59, 97, 144, 184 Familienunterhalt 75, 153 f., 168, 210 Feststellungsinteresse 188, 219 Forderungen 37, 61, 90 Fürsorge 99, 119, 123, 146 Fürsorgebedürfnis 125

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Gegenbetreuer 117 – 119, 122 Gegenvormund 99 – 103, 106, 108, 113 – 116, 126, 259 – 261 Gegenvormundschaft 113 f., 117, 257, 261 Geheimhaltungsinteressen 51, 58, 70 gemeinsame elterliche Sorge 79, 83, 258 Generalklausel 25, 28, 78, 81, 134, 140 f., 143 – 147, 150 – 152, 154 – 158, 160, 162, 164, 167 – 173, 175 f., 182 – 185, 203 – 207, 214, 217, 219, 226 f., 252, 256, 262 – 265 Gesamtgut 61 f., 65 Gesamtgutsverbindlichkeiten 62 Gesamthandsvermögen 61 Geschäftsfähigkeit 116 f., 124 Geschwister 178, 210, 217 gesetzliche Schulverhältnisse 49 Getrenntleben 57, 75, 157 – 159, 165 f., 264 Gewohnheitsrecht 49 gleichgeschlechtliche Paare 137 good will 37 Großeltern 177, 199 f., 265 Grundrechte 198 f. Gütergemeinschaft 61 – 63, 149 f., 160, 206 Güterstand 56 f., 60, 62 f., 75, 150 f., 206 Gütertrennung 56, 61, 150, 152 Hauptanspruch 40, 43, 216, 219 Heirat 69 Herstellungsantrag 144 heterologe Insemination 212, 215, 218 f., 221, 223, 267 Hilfsanspruch 36, 43 Hilfsfunktion 94, 132 f., 199, 203, 207, 257, 263, 266 Ideelle Interessen 191, 193 illoyale Vermögensminderungen 58, 60, 214 in Ansehung der Sache 39, 42 Inaugenscheinnahme 39 Inbegriff von Gegenständen 38, 43 Informationsdefizit 41, 47, 61, 71, 87, 131, 246 Informationsgefälle 21, 32, 34, 44 f., 47, 116, 206 Informationsgesellschaft 21 Insolvenzverfahren 152 Intensität der Änderung 245

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Sachwortverzeichnis

Intersexualität 136 intimes Bildmaterial 169 f. Intimsphäre 170, 190, 193 f., 198, 215 Inventarverzeichnis 37, 97 Jahresrechnung 108 Jugendamt 100, 191 f. Kenntnis der eigenen Abstammung 24, 187 – 189, 195 f., 200, 202, 206, 212, 221, 227 f., 265 Kindesannahme 95, 177 Kindesgeburt 88 Kindesunterhalt 208, 222, 227 Kindesvermögen 78, 80 f., 96, 207 Kindeswohl 79 f., 85, 87, 90, 93, 259 Konkurrenzverhältnis 166 f., 225 Kontrollfunktion 46, 60 f., 66, 72, 78, 82, 102 f., 106, 109 f., 113, 119 – 121, 130, 132 f., 172 f., 207, 223, 249 f., 253, 260, 263 – 265, 268 künstliche Befruchtung 201, 212, 223 f., 226, 267 Lebenszeitprinzip 135 f., 139 Legaldefinition 31, 34 leiblicher Vater 89, 91 f. Leistungsanspruch 50 Leistungsantrag 65, 144 Leistungsfähigkeit 67, 69, 73 f., 76, 153, 197, 209, 230, 240, 244, 249 Leistungsklage 54 lex imperfecta 175, 182 lex specialis 40, 107, 166 Lichtbilder 84 Loyalität 232, 241 f., 252, 268 Mietrecht 43 Mündel 99, 102, 105 – 108, 110 – 116, 118, 124, 177, 259 – 261 nachehelicher Unterhalt 73 Nachlass 37 Nachricht 46 Naturalunterhalt 68 Nebenpflicht 38, 42, 214, 232, 250, 267 Nebenpflichten 34, 232 Netzwerkdurchsuchungsgesetz 21

Obhut 83, 87 objektive Theorie 30 Obliegenheit 141, 233 Offenbarung 26, 230, 232 Offenbarungspflicht 203, 239, 245 Personenpflegschaften 124 Personensorge 79, 99 f., 202, 259 Personenstand 99 persönliche Verhältnisse 22, 82 – 84, 86, 88, 93, 103 – 105, 126 f., 132, 134, 161, 163, 211, 223, 257 f., 260 Persönlichkeitsrecht 143, 170, 189, 194, 215, 221 Pflegeeltern 177, 189 Pflegefamilie 83, 198 Pfleger 123 – 127 Pflegling 123 – 125, 127 Pflegschaft 123 – 128, 133, 261 Pflicht zur ehelichen Lebensgemeinschaft 141, 145, 150 Pflicht zur ungefragten Information 23, 27 f., 67, 73, 229 f., 232 – 234, 236, 238 – 240, 242 f., 246, 248 – 256, 258 – 263, 267 – 269 Pflichtverletzung 50, 97 Prinzip der Eigenverantwortung 231 Privatsphäre 39, 42, 143 prozessuale Wahrheitspflicht 235 Rechenschaft 35, 44, 46, 111 – 113, 122 Rechenschaftslegung 35 Rechnung 35 – 37, 45, 48, 81 f., 86, 96 – 98, 107 – 113, 118, 121 f., 165, 174, 241, 254, 262 Rechnungslegung 29, 34 – 39, 42 f., 46, 54, 78, 80 – 82, 95 f., 107 – 113, 120 f., 126 f., 130, 207, 254 f., 261, 268 Rechnungslegungsanspruch 45 f., 97 f. Rechnungslegungspflicht 96 f. Recht auf informationelle Selbstbestimmung 221 rechtliche Betreuung 116, 118 – 123, 125, 128 rechtliche Elternstellung 89 rechtliche Vaterschaft 88 f., 91 Rechtshängigkeit des Scheidungsantrags 73

Sachwortverzeichnis Rechtskraft 73, 76 f. Rechtspfleger 86 Rechtsschutzbedürfnis 63 f. Regelungszwecke 29 Reichsgericht 48 f., 51, 63, 226 Reproduktionsmedizin 201 Richterrechtlicher Auskunftsanspruch 47 Richtervorbehalt 86 Rücksicht 170, 174 f., 179, 181 – 183, 185 f., 194, 242, 252, 268 Rücksichtnahme 142 f., 146 f., 161 f., 168, 170, 173, 181 f., 185 f., 218, 233, 237, 241, 252, 264 Sachenrecht 43 Samenspende 201, 203 f., 212, 227 Samenspender 215, 224 Samenspenderregistergesetz 201, 215, 267 Scheidung 57, 69, 73, 77, 137, 157 – 159, 165, 206, 213, 218 Scheidungsbeschluss 57 Scheidungsgründe 135 Scheidungsrercht 135 Scheidungsunterhalt 74, 77 Scheinvaterregress 24, 216 Schlüsselgewalt 139 Schlussrechnung 111 f., 121 f., 126 Schriftform 33, 70 Schriftlichkeit 33, 45 Schuldverhältnisse 43, 49 Schutzfunktion 60, 66, 72, 77 f., 81 f., 88, 93 f., 98, 101 f., 107, 110, 113, 116, 120 – 122, 129 f., 132 f., 172 f., 197, 199 f., 207, 223 f., 248, 253, 257, 263 – 266, 268 Schweigepflicht 52, 213, 221 Schwiegereltern 177, 210 Selbstständige 71 sittenwidrige Ausnutzung 247 Solidarität 74, 176, 179, 182, 232, 241 f., 268 Solidaritätsgebot 176 Solidaritätspflichten 176 Sondergut 61 Sonderverbindung 49 f., 52, 212, 216 – 220, 226, 228, 252, 266 f. Sondervermögen 37 Sorgerecht 83, 218 f. soziale Familie 91

291

Sperrfrist 69, 72, 75 – 77, 230 f., 241, 246, 249 Spezialitätsverhältnis 166 staatlicher Schutz der Ehe 138 Stufenantrag 59, 71, 74 Stufenklage 54 f., 59, 97, 112, 128 subjektive Theorie 30 Surrogat 47, 99 Surrogation 61 Tagebuch 85 Tatsachenmitteilung 129 f., 162, 264 Teilauskünfte 70 teleologische Auslegung 29 Todeserklärung 95 Trennung 57 f., 60, 75, 77, 158 Trennungsunterhalt 75 – 77, 154 Trennungszeit 170 Treu und Glauben 22, 28, 48 f., 52 f., 64, 140 f., 160, 171, 208, 223, 226, 229, 233, 237, 253, 266 f. Treuepflicht 237 f., 241 Umgang 84, 87, 89 f., 93 f., 176, 200 Umgangspersonen 83 Umgangsrecht 83 f., 87, 89, 93 Umgangsrechte 90, 92 Universalsukzession 61 Unterhalt 31, 67, 70, 72 f., 77, 96, 134, 137, 152 – 154, 168, 172, 208, 210 f., 217, 222 f., 227, 231 f., 234, 236, 238, 240 f., 247 f. Unterhaltsanspruch 22, 68 – 70, 74, 154 f., 160 f., 164, 211, 219, 223, 230 – 232, 235 f., 238 f., 242, 244, 246 f., 264 Unterhaltsberechnung 72, 244 Unterhaltsberechtigter 68 Unterhaltsprozess 71 Unterhaltsrecht 23, 28, 66, 75, 89, 133, 137, 139, 176, 183, 207, 224, 227, 229 – 232, 249, 252, 254 – 256, 263, 266 Unterhaltsvereinbarung 234, 237 f., 240 f., 245, 267 Unterhaltsverlangen 71 Unterrichtung 147 – 152, 154, 156, 160, 162, 164, 166, 168, 171, 204 – 206, 256, 264

292 Unterrichtungsanspruch 166 f., 228 Urkunde 40

Sachwortverzeichnis 150, 156, 160,

Vaterschaft 88 – 92, 177, 193 f., 218 – 220, 224 f. Vaterschaftsanfechtung 214, 221, 225 Vaterschaftsfeststellung 92, 214, 219, 229 Veränderter Umstand 243 Verbindung der Parteien 238, 243 f., 268 Vereinigungstheorie 30 Verfolgung ideeller Interessen 197, 199 f., 203, 205, 207, 224, 253, 265 – 267 verhaltener Anspruch 229 Verhältnismäßigkeitsgrundsatz 181 Verjährung 54 Vermeidungsfunktion 60, 98, 113, 116, 122, 129, 132, 134, 173, 197, 207, 223, 249, 253, 257, 263, 265, 268 Vermögen 57 f., 61, 68 f., 71, 73, 75, 79, 97, 99, 107, 110, 114 f., 121 f., 127, 152, 163 f., 181, 211, 229, 231 Vermögenspflegschaft 126 f. Vermögenssorge 79 f., 82, 95 – 100, 103, 109, 113, 118 f., 124, 207 Vermögensverwaltung 61, 66, 81, 99, 107, 110, 113, 118, 120 – 122, 151 Versicherung an Eides statt 37 – 39, 96 f., 108, 111, 165 f., 169, 209, 264 Versorgungsrente 213 Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter 218, 267 Vertrag zugunsten Dritter 212, 218 vertragliche Schuldverhältnisse 49

Vertragsanbahnung 49 Vertretungsbefugnis 99 Verwaltungsgeschäft 35, 42 Verwandtschaft 66, 209, 219 Verwirkung 68, 247 Volljährigkeit 85, 95, 110 Vollstreckung 65, 87, 144, 184, 192 Vollstreckungsverbot 144 Vorbehaltsgut 61 Vorbereitungsfunktion 94, 132 Vorlage von Belegen 33, 35, 71, 74, 84, 96, 154, 163 f., 209 Vormund 83, 95, 99 – 104, 106 – 115, 118, 120, 124, 126, 198, 259 – 261 Vormundschaft 98 – 104, 107 f., 110 f., 113 – 125, 128, 133, 252, 257, 259 – 261 Vormundschaftsrecht 125 vorvertragliche Schuldverhältnisse 34 Willenserklärung 33 Wissenserklärung 33 Zahlungsanspruch 55 Zedent 44 Zerrüttungsprinzip 136 Zessionar 44 Zugewinn 58 Zugewinnausgleich 57, 59 f., 134, 214, 255 Zugewinnausgleichsanspruch 59 Zugewinngemeinschaft 56 f., 60 f., 150, 255 Zumutbarkeit der Auskunftserteilung 51, 221 Zwangsgeld 104, 108