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German Pages 768 Year 1984
Wolfgang Schmid • Ausgewählte philologische Schriften
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Wolfgang Schmid
Ausgewählte philologische Schriften Herausgegeben von Hartmut Erbse und Jochem Küppers
1984
Walter de Gruyter • Berlin • New York
CIP-Kurztitelaufnahme
der Deutschen
Bibliothek
Schmid, Wolfgang: Ausgewählte philologische Schriften / Wolfgang Schmid. Hrsg. von Hartmut Erbse u. Jochen Küppers. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1984. ISBN 3-11-008849-5 N E : Schmid, Wolfgang: [Sammlung]
© 1984 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. Printed in Germany Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie, Xerokopie) zu vervielfältigen. Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin Einband: Lüderitz & Bauer, Berlin
Vorwort Die Herausgeber vorliegender Auswahl haben sich von dem Wunsche leiten lassen, vor allem diejenigen Schriften Wolfgang Schmids hier zugänglich zu machen, die an entlegenen, oft schwer erreichbaren Orten veröffentlicht worden sind. Es mußten also alle Arbeiten beiseite bleiben, die bereits in einem Nachdruck vorliegen, auch alle Aufsätze, die der Verfasser in den Zeitschriften .Hermes', ,Philologus' und ,Rheinisches Museum' publiziert hat, endlich alle Rezensionen, insbesondere diejenigen im Gnomon, obwohl gerade diese zu den persönlichsten und intensivsten Arbeiten Schmids gehören 1 . Aus Raumgründen mußte auch auf Aufnahme der Dissertation (,Ethica Epicurea', Leipzig 1939) und der Habilitationsschrift (Die Textüberlieferung der Apologie des Justin, Zeitschrift für neutestamentliche Wissenschaft 40, 1941, 87—138) verzichtet werden. Die Herausgeber hoffen, daß ein Nachdruck wenigstens der für die Epikurforschung unentbehrlichen ,Ethica Epicurea' von anderer Seite besorgt wird. Wenn dagegen die im R . A . C . erschienenen Artikel ,Epikur' und ,Bukolik' bei der Auswahl berücksichtigt wurden, so geschah das deshalb, weil hiermit dem oft geäußerten Wunsche Wolfgang Schmids nach einer separaten Veröffentlichung insbesondere des wichtigen Beitrages zu Epikur wenigstens in einem gewissen Umfange entsprochen werden konnte. Die in diesem Band vereinigten Abhandlungen und Aufsätze machen knapp die Hälfte des gesamten wissenschaftlichen Werkes Schmids aus. Sie sind, damit die Geschlossenheit der einzelnen Forschungsgebiete sichtbar wird, nach Sachgruppen gegliedert. Innerhalb dieser einzelnen Themengruppen ist eine Anordnung in chronologischer Reihenfolge gewählt worden. Diese Disposition der gesamten Auswahl empfahl sich auch deshalb, weil der Verfasser sich nicht selten auf eigene Publikationen bezogen und seine früheren Erkenntnisse vertieft oder weitergeführt hat. Die Auswahl wird abgeschlossen durch ein vollständiges Schriftenverzeichnis. In ihm sind die Titel der hier wieder abgedruckten Arbeiten mit einem Stern (*) 1
Vgl. hierzu den Nachruf von Willy Schetter, G n o m o n 53, 1981, 8 1 0 - 8 1 2 , bes. 812, in dem das gesamte wissenschaftliche Oeuvre Wolfgang Schmids gewürdigt wird. In diesem Zusammenhang ist auch der Nachruf von Christian Gnilka, ZPE 44, 1981, 1 8 5 - 2 0 0 , zu nennen, der ein lebendiges Bild der Persönlichkeit Schmids zeichnet. Außerdem vgl.: In memoriam Wolfgang Schmid, Reden gehalten am 28. Januar 1981 bei der Gedenkfeier der Universität Bonn von W . - D . Lange, W. Schetter, Chr. Gnilka, H. Herter (Alma Mater, Beiträge zur Geschichte der Universität Bonn 53), Bonn 1982.
VI
Vorwort
bezeichnet worden. Es ist im wesentlichen nach denselben Gesichtspunkten gegliedert wie der hier veröffentlichte Band, um dem Leser einen leichten Zugang zu all den Publikationen innerhalb der einzelnen Forschungsgebiete zu ermöglichen, die aus den genannten Gründen nicht in diese Auswahl aufgenommen werden konnten. Da der Verfasser seine Publikationen sehr sorgfältig auszuarbeiten und die zahlreichen Zitate genau zu kontrollieren pflegte, konnten die Herausgeber ihre Eingriffe auf das Notwendigste beschränken. Weiterführende Angaben wurden bewußt nur dort gemacht, wo es unerläßlich schien. Alle Zusätze (meist Vor- und Rückverweise innerhalb dieses Bandes) sind durch eckige Klammern gekennzeichnet. Die Angaben von Zitaten, die bisweilen von den Redaktionen der verschiedenen Zeitschriften abgewandelt worden waren, sind vereinheitlicht und vervollständigt worden, ohne daß hierauf im Text ausdrücklich hingewiesen wird. In den R. A. C.-Artikeln ,Bukolik' und ,Epikur' sind die durch den Stil jenes Lexikons bedingten Abkürzungen aufgelöst worden. Außerdem haben die Herausgeber in beiden Arbeiten den fortlaufenden Text durch Absätze gegliedert. Ein größerer Zusatz war lediglich in dem hier erstmals veröffentlichten Beitrag ,Spätantike Textdepravationen in den Epigrammen Martials' (S. 400-444) erforderlich, da der Verfasser das Manuskript unvollendet hinterlassen hat. Aus mehreren Arbeiten Schmids geht hervor, daß sie nur als Vorstudien gedacht waren. Der Verfasser deutet selbst hin und wieder an, in welcher Richtung er seine Forschungen fortzuführen gedachte. Das gilt besonders für seine Untersuchungen auf dem weiten und schwierigen Gebiet der epikureischen Philosophie und ihrer Zeugnisse, gilt aber auch für die Arbeiten am Justin-Text, die mit einer Edition abgeschlossen werden sollten 2 . Allen diesen Plänen hat der vorzeitige Tod ein Ende bereitet. Was hier vorgelegt wird, ist also in gewisser Hinsicht fragmentarisch, teilweise sogar als Fragment konzipiert. Trotzdem haben die Herausgeber keinen Augenblick an der Notwendigkeit eines Wiederabdruckes der unten stehenden Arbeiten gezweifelt. Schmid hat durch sein ungewöhnlich großes Wissen, durch seine virtuose Sprachbeherrschung, durch strenge Methode und Konsequenz des Denkens, nicht zuletzt durch die Weite seiner Bildung auch bescheideneren Themen interessante und wichtige Aspekte abzugewinnen vermocht — von den soliden philologischen
2
Ein Manuskript für diese Edition hat Wolfgang Schmid, anders als bei der genannten Martial-Abhandlung, nicht hinterlassen, wohl aber eine umfangreiche Materialsammlung, die Karl-August Neuhausen zur Bearbeitung übergeben wurde, da er mehrere Jahre Schmid gerade bei diesen Forschungen unterstützt hat; dieses Material betrifft vor allem die sog. drei Kaiserreskripte (Hadrian, Antoninus Pius und Mark Aurel).
VII
Vorwort
Ergebnissen ganz abgesehen. So dürfen die Herausgeber hoffen, daß dieser Band mehr ist als bloße Gedenkschrift oder Nachlaßsammlung: Er enthält ein dauerhaftes Fundament, auf dem spätere Generationen mit Erfolg aufbauen können. Die hier ausgewählten Schriften Wolfgang Schmids konnten nur deshalb veröffentlicht werden, weil Frau K ä t h e S c h m i d großzügig den Nachlaß zur Verfügung gestellt und seine Drucklegung ermöglicht hat; dafür haben die Herausgeber herzlich zu danken. Außerdem erlaubten Verlag und Herausgeber des R . A . C . freundlicherweise den Nachdruck der Artikel ,Epikur' und ,Bukolik'. R a i n e r J a k o b i unterstützte die Herausgeber bei der Überarbeitung der einzelnen Aufsätze für den Druck, beim Lesen der Korrekturen und der Erstellung der Indizes. Verlag und Setzerei taten ihr Bestes, um einen sauberen, fehlerfreien Neudruck zu ermöglichen. Bonn 1983
H . E. J. K.
Inhalt Vorwort
V
A. Hellenistische Philosophie I. Epikureische Papyrusforschung und Verwandtes
3
Epikurs Kritik der platonischen Elementenlehre
3
Die Netze des Seelenfängers. Zur Jagdmetaphorik im philosophischen Protreptikos des Demetrios Lakon (Pap. Herc. 831) . . . .
48
Zur Geschichte der herkulanischen Studien
56
Aus der Arbeit an einem ethischen Traktat des Demetrios Lakon
75
Chi é l'autore del Pap. Oxy. 215?
89
Lexikographisches aus herkulanensischen Texten
94
Useners .Glossarium Epicureum' und seine ,Epicúrea'
107
II. Untersuchungen zur epikureischen und hellenistischen Philosophie 121 Eine falsche Epikurdeutung Senecas und seine Praxis der erbauenden Lesung (Epic. Gnom. Vat. 60) 121 [Hellenistische] Philosophie
131
Epikur
151
Philodem als Dichter und als Philosoph. Uber eine Athetese Kaibels in AP 9,570 267
B. Lucretiana Lukrez über die Mächtigen und ihre Ängste
277
Versuch einer neuen Deutung der Uberlieferung in Lucr. 2,356 . 286 Lucretius ethicus
293
X
Inhalt
C. Textüberlieferungen und Textverformungen in Antike und Spätantike I. Justin
325
The Christian Re-Interpretation of the Rescript of Hadrian . . . 325 Ein rätselhafter Anachronismus bei Justinus Martyr
333
Ein Inversionsphänomen und seine Bedeutung im Text der Apologie des Justin 338 II. Andere Autoren
365
Die Darstellung der Menschheitsstufen bei Prudentius und das Problem der doppelten Redaktion 365 Ein verschollener Kodex des Cuias und seine Bedeutung für die Claudiankritik 378 Ein Xenion des Martial und seine spätantike Verballhornung . . 396 Spätantike Textdepravationen in den Epigrammen Martials . . . .
400
D. Christliche und pagane Literatur der Spätantike Frühe Apologetik und Piatonismus. Ein Beitrag zur Interpretation des Proöms von Justins Dialogus 447 Panegyrik und Bukolik in der neronischen Epoche. Ein Beitrag zur Erklärung der Carmina Einsidlensia 469 Eine frühchristliche Arkadienvorstellung
510
Bukolik
519
II gregge stolido e il suo giudizio politico (Carm. Einsidl. 2, 21 sg.) 531 Boethius and the Claims of Philosophy
538
Ein christlicher Heroidenbrief des sechsten Jahrhunderts. Zur spätantiken Traditionsgeschichte elegischer Motive und Junkturen (Venantius Fortunatus carm. 8,3,219ff.) 544 ,Roma nascens' in Rutilio Namaziano (libro I, vv. 87—88 e altre reminiscenze) 555 Christus als Naturphilosoph bei Arnobius
562
Zwei Gedichte auf die Thermae Taurinae
584
XI
Inhalt
Bildloser Kult und christliche Intoleranz. Wesen und Herkunft zweier Nachrichten bei Aelius Lampridius (Alex. 43,6f.) 593 Eutropspuren in der Historia Augusta. Ein Beitrag zum Problem der Datierung der HA 616 Die Koexistenz von Sarapiskult und Christentum im Hadrianbrief bei Vopiscus (Quadr. tyr. 8) 626
E. Arbeiten zur Rezeptionsgeschichte, Forschungsgeschichte und zur lateinischen Literatur und Sprache Bemerkungen zum Mahngedicht an einen Geizigen, Fragmenta Burana p. 29 Meyer 659 Antike Motive im Epicedion des Eobanus Hessus auf den Tod Dürers. Uber eine humanistische Motivkontamination u.a. aus dem Epitaphios Bionos 671 Nachruf auf E. Bickel
683
Aus der Geschichte der klassischen Philologie vor Usener und Bücheler. Friedrich Rischl und Jacob Bernays 695 Originalität als Metamorphose des Übernommenen. Traditionsbindung und Spontaneität der römischen Literatur 718 Ein verkannter Ausdruck der Opfersprache in Plinius' Christenbrief 727 Bleiben strittige Fälle von lat. interdum zeit und anderswo?
bei Historikern der Kaiser730
Schriftenverzeichnis Wolf gang Schmid
741
Indices
746
Stellenverzeichnis
746
Griechische Wörter
748
Lateinische Wörter
749
Stichwort- und Namenregister
750
A. Hellenistische Philosophie
[7]
I. Epikureische Papyrusforschung und Verwandtes | Epikurs Kritik der platonischen Elementenlehre* Dem Andenken
meines Vaters, Johannes Schmid, gefallen bei Mlawa am 7. Marz 1915
Vorwort Für die vorliegende Studie aus dem Gebiet der Physik Epikurs, die ich nicht zusammen mit einer größeren papyrologischen Arbeit zur epikureischen Ethik [Ethica Epicurea (Studia Herculanensia, fasc. I), Leipzig 1939] veröffentlichen möchte und deshalb schon jetzt vorlege, durfte ich die Kollationskladde von Siegfried Sudhaus benutzen. Bekanntlich hatte Sudhaus die Kollation der Schriften jtEQi qruoecog übernommen, aber sein Tod — er fiel am 22. Oktober 1914 im Alter von 51 Jahren beim Sturm auf Bixschoote — ließ ihn nicht zur Edition kommen. Meinem Lehrer Christian Jensen, der mich in einer Seminarübung über den Menoikeusbrief auf die Notwendigkeit einer erklärenden Bearbeitung der Schriften negi qpiijoetog hinwies, möchte ich auch an dieser Stelle dafür danken, daß er mir Sudhaus' Nachlaß zur Verfügung gestellt und meine Arbeit mit mahnendem Interesse begleitet hat. Ausdrücklich verweise ich hier auf die Textausgabe Voglianos (Rend. d. R . Acc. di Bologna, Serie terza, vol V I . 1931/32, 33 — 76), wo auch die Neapeler Kupferstiche bequem zugänglich sind. Gleichwohl glaubte ich die in Frage kommenden Kolumnen in der von meiner Arbeit vorausgesetzten Textgestaltung den Erläuterungen voranstellen zu sollen.
Klassisch-Philologische Studien, H e f t 9, Leipzig 1936.
4
A. Hellenistische Philosophie
[8]
Inhalt Seite
Text Erklärung des Textes Gesamtbetrachtung Beilagen: I. Alexander von Aphrodisias über die Mischungslehre Demokrits und Epikurs . . . II. Eine Bemerkung zur Echtheitsfrage des Pythoklesbriefes III. Eine Proklosstelle: Die Epikureer und das e i ; areeiQOv x£(iveiv der Mathematik . IV. Die iaöxr|5 der Erde bei Epikur
5 12 40 42 43 44 46
Epikurs Briefe und die Ratae Sententiae werden nach der Teubnerausgabe von Von der Mühll zitiert (deren Seiten- und Zeilenzahl in runder Klammer). Cf. comm. (im Apparat): Verweis auf meine Erklärung.
Abkürzungen P G Us S V J Sch
= Papyrus = Gomperz =Usener = Sudhaus = Vogliano =Jensen = Schmid I
[9]
Epikurs Kritik der platonischen Elementenlehre
Text Fr. 1
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6
A. Hellenistische Philosophie
[10]
Fr. J col. II 1
5 5a 5b 5c 5
10
15
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1 ante jiwg suppleo e. g. ànéxoxa óè kevoù 4—5 vox fivto post xaixa superscripta lineas 5 a—5c, quae in superiore margine leguntur, hoc loco inserendas esse significai ; nullo igitur iure G hanc vocem in textum recepit (xf) oxi (xò Kai K[axà t ò a]jteiQOV. EKCxafxov xéJuveiv ìóokeq o i ) xaùxa àjt0cpaivó|iEV0L Us V pro EKaoxov etiam ÉKaoxa scribi posse putantes; S legit AAAG)[v] t [ o i s l X o u t o i 5 o r o i x e i o i ? K a x ä x ä cpaivö(iev' aiixröv eiör| x a u x i , a k X' o i i x f i ] f i ö v o v , ei aga, eiti xoij Jtuqö5 a v xoiatJTTi xi$ qpavxaa i a axrjixaxog, o i a v EKEivog a j t o ö i ö c o a i v , Jtoxe 5 6 § a i y i v e a ö a i - oi>ö' o ö [ t ] t ) a i e i oi)ö e jiEßi J t ä a a v cpvaiv i t u g ö g , ak'kä Jtsßi xf)v a i i x f j g [qp]X[oyöc, K a [ i ] xcajxr]v eji i r o i ä i x[ivi xoü [jtjeoiefxovxo]; K a x a o r ä a E i - Ejci [ ö ' e]iör) x a i x [ y qp£QÖ|XEV05 [EV]IOXE EOIKEY a j i o 6 [ i ] 8 [ o i i g x]d)i i t u g i ax[r)^a [ ] a i , riY ] T[-
1 ante oxt]näxtov S supplet dvayKaiov yag Kai x o i a ü x ä xiva {otciqxei,v eiör) 3 xauxi P; etiam in Fr K col IV 2 ei ex i (xovöi) correctum habes; scribitur in hoc libro „nEi|ecriv Fr J col I 15 et ¿nßQEi0Eia Fr J col IV 7. praeterea nil, sed yiveoöai constanter; |xiKQa Fr K col II 1 9 . " (Us) 13 x a ü x a S, qui legit T A Y T * xauxi V xauxEi G |
8
A. Hellenistische Philosophie
112]
Fr. J c o l . I V 1
5
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