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German Pages [896] Year 1894
AUSFÜHRLICHES LEXIKON DER
GRIECHISCHEN UND RÖMISCHEN
MYTHOLOGIE IM VEREIN MIT
TH. BIRT, 0. CRUSIUS, F. CUMONT, W. DEECKE(f), F. DENEKEN, W. DREXLER, R. ENGELMANN, A. FURTWÄNGLER, 0. HÖFER, J. ILBERG, 0. IMMISCH, A. JEREMIAS, MAX. MAYER, 0. MELTZER, ED. MEYER, R. PETER, A. PREUNER, K. PURGOLD, A. RAPP, B. SAUER, TH. SCHREIBER, K. SEELIGER, H. STEUDING, H.W. STOLL(f), L. v. SYBEL, E. THRÄMER, K. TÜMPEL, P. WEIZSÄCKER, L. WENIGER, G. WISSOWA, E. WÖRNER U. A. HERAUSGEGEBEN VON
W. H. ROSCHER
ZWEITER BAND. MIT 456 ABBILDUNGEN IM TEXT.
LEIPZIG DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER. 1890—1897.
S. EXC. HEBEN DR. IUR. HON. C. PAUL VON SEYDEWITZ, KGL. SÄCHS. STAATSMINISTER, SOWIE DER
$ KGL. SÄCHS. GESELLSCHAFT DEB WISSENSCHAFTEN
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ZU LEIPZIG UND DEM
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PHILOLOGIKOS SYLLOGOS PARNASSOS
IN ATHEN IN DANKBARER VEREHRUNG ZUGEEIGNET
VOM HERAUSGEBER.
Ό τοΰ Λιδς ΐίάϊς χαλλίνιχος Ήφαχλής Έν&άδε χαίοιχεϊ μηδέν «σίτω κακόν.׳
Vorrede. Die Bearbeitung und Herausgabe des zweiten, nunmehr — Gott sei Dank! —
glücklich vollendeten Bandes unseres Ausführlichen Lexikons der griechischen und römisehen Mythologie hat ungefähr dieselbe Zeit (7—8 Jahre) in Anspruch genommen wie die des ersten Bandes: daher die Hoffnung gerechtfertigt erscheint, die Vollendung des letzten Drittels unseres grofsen Werkes werde, wenn nicht unvorhergesehene Hindernisse ein treten, ebenfalls in etwa sieben bis acht Jahren erfolgen können. Hinsichtlich des Planes und der erstrebten Ziele des Lexikons hat sich nichts geändert, sodafs die Vorrede des ersten Bandes in dieser Beziehung auch für den zweiten gelten darf. Im übrigen kann es, glaube ich, keinem aufmerksamen Leser und Benutzer unseres Werkes verborgen bleiben, dafs wir unserem Hauptziele, eine möglichst objektive, knappe und doch vollständige, stets auf die Quellen gegründete Darstellung der litterarisch überlieferten Mythen unter gehöriger Berücksichtigung der Kulte und der Monumente der bildenden Kunst zu geben, im zweiten Bande noch etwas näher gekommen sind als in dem ersten, indem wir alle, teils durch die eigene fortschreitende Arbeit, teils durch gegenseitige Belehrung, gar mancherlei gelernt haben, was dem gemeinsamen Werke zu Gute kommen mufste. Aufserdem mufs von Seiten der Redaktion dankbar anerkannt werden erstens der grofse Eifer und die Pünktlichkeit, mit der fast alle Mitarbeiter den von ihnen übernommenen Verpflichtungen nachgekommen sind, sodafs kein einziger gröfserer Artikel des zweiten Bandes (wie in Bd. I der Mythus und Kultus des Herakles) in die Supplemente verwiesen zu werden brauchte, zweitens die rühmenswerte Opferwilligkeit der hochgeehrten Verlagshandlung, welche die bedeutenden Kosten einer erheblichen Vermehrung der Abbildungen nicht gescheut hat ), * um den inneren und äufseren Wert des
*) Die Artikel der ersten 8 Buchstaben (A—H) erhielten etwas über 500, die Artikel der darauf folgenden 4 Buchstaben (I—M) 456 Abbildungen.
Vorrede.
VI
Lexikons zu erhöhen. Als ein hocherfreuliches Zeugnis für das Wachsen des Interesses an mythologischen und religionsgeschichtlichen Studien ist ferner die Thatsache zu betrachten, dafs die Zahl der Freunde und Abonnenten unseres Werkes in den letzten Jahren nicht unwesentlich zugenommen hat, sodafs wir auch in dieser Beziehung ohne Sorgen in die Zukunft blicken können. Wir dürfen uns dessen um so mehr freuen, als ja sonst — leider! — das Interesse weiterer Kreise für die Antike während des letzten Jahrzehnts nicht unerheblich zurückgegangen ist, eine Thatsache, die notorisch den buchhändlerischen Absatz der dem Gebiete der klassischen Philologie angehörigen streng wissenschaftlichen Werke bedeutend eingeschränkt hat. Zum Schlufs habe ich noch mitzuteilen, dafs zu den in der Vorrede zu Bd. I S. VI erwähnten früheren Mitarbeitern noch eine Anzahl neuer hinzugekommen ist, die teils am zweiten Bande schon mitgearbeitet, teils ihre Beteiligung an der Arbeit des dritten Bandes in sichere Aussicht gestellt haben. Es sind dies folgende Herren: Dr. E. Aust (Frankfurt a. Μ.): Iuppiter, Luna etc. Privatdocent Dr. 0. Bie (Berlin): Musen etc. Dr. Heinr. Bulle (München): Nike etc. Prof. Dr. Fr. Cumont (Brüssel): Mithras etc. Dr. Theod. Eisele (Tübingen): Plutos etc. Dr. Reinhold Franz (Annaberg): Kallisto etc. Prof. Dr. 0. Gruppe (Berlin): Orpheus, Geschichte der neueren mythologischen Theorieen (für den Supplementband). Oberlehrer Dr. Rich. Holland (Leipzig): Memnon etc. Dr. Alfr. Jeremias (Leipzig): Izdubar, Nebo, Nergal etc. Dr. 0. Jessen (München): Lykos, Marsyas, Megara etc. Dr. H. Küentzle (Rastatt): Orion etc. Dr. Heinr. Lewy (Mülhausen i. E.): Mania, Tyche etc. Prof. Dr. Mackrodt (Eisenberg): Ojympos (Götterberg). Prof. Dr. Elard Hugo Meyer (Freiburg i. Br.): Poseidon (mythologisch) etc. Prof. Dr. C. Pauli (Lugano): Etruskisches. Dr. Pilling (Naumburg): Herakleiden. Museumsassistent Dr. F. Quilling (Frankfurt a. Μ.): Nessos. Prof. Dr. 0. Rossbach (Königsberg): Nemesis. Dr. Rubensohn (Berlin): Unterwelt etc. Oberlehrer Dr. Joh. Schmidt (Grimma): Odysseus. Prof. Dr. E. Schwartz (Strafsburg): Geschichte der mythographischen und mythologischen Litteratur der Alten (für den Supplementband). Oberlehrer Dr. Rich. Wagner (Dresden): N- u. O-Artikel. Dr. G. Weicker (Zwickau): Seirenen. Privatdocent Dr. Wernicke (Berlin): Pan (kunstmythologisch). Prof. Dr. Sam Wide (Upsala): Karneios.
Wurzen im Juni 1897.
Kgl. Gymnasialrektor Dr. W. H. Roscher, o. Mitgl. d. Kgl. Gea. d. Wiss. zu Leipzig, c. Mitgl. d. Philologikos Syllogoa Parnaaaoa in Athen.
AUSFÜHRLICHES LEXIKON DER
GRIECHISCHEN UND RÖMISCHEN
MYTHOLOGIE IM VEREIN MIT
TH. BIRT, 0. CRUSIUS, F. CUMONT, W. DEECKE(t), F. DENEKEN, W. DREXLER, R. ENGELMANN, A. FURTWÄNGLER, 0. HÖFER, J. ILBERG, 0. IMMISCH, A. JEREMIAS, MAX. MAYER, 0. MELTZER, ED. MEYER, R. PETER, A. PREUNER, K. PURGOLD, A. RAPP, B. SAUER, TH. SCHREIBER, K. SEELIGER, H. STEUDING, H. W. STOLL (f), L. v. SYBEL, E. THRÄMER, K. TÜMPEL, P. WEIZSÄCKER, L. WENIGER, G. WISSOWA, E. WÖRNER U. A. HERAUSGEGEBEN VON
W. H. ROSCHER.
ZWEITER BAND, ERSTE ABTEILUNG. IACHE—KYZIKOS. MIT ZAHLREICHEN ABBILDUNGEN.
LEIPZIG, DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER.
1890-1894.
lache (Τάχη), Tochter des Okeanos, Gespielin der Persephone, Hom. hymn. in Cer. 419. Braun, Gr. Götteri. § 172. 176. [Stoll.] Iacor s. d. Nachträge. Iaino (’!αινώ) verdächtiger Name einer der Graien (= Λεινώ?) bei Pherekydes im schol. Ap. Rh. 4, 1515 (s. Bd. 1 Sp. 1730 Z. 49), Der Name ’latro» findet vielleicht seine Erklärung durch die Glosse ιαΐνεται ׳χολοΰται. πικραίνεται. Hesych. [Höfer.] Iaira (7αιρα). 1) Nereide, II. 18, 42. Hyg. f. praef. p. 28 Bunte. Braun, Götteri. § 98. — 2) Waldnymphe, welche die gewaltigen Zwillingssöhne des Alkanor, Pandaros und Bitias, Gefährten des Aeneas, im idäischen Haine des Zeus aufzog, Verg. Aen. 9, 673. [Stoll.] Iakchos (״Ιακχος; auf einer Volcenter Vase C. I. G. 7633 und auf einer tyrrhenischen Amphora Archäol. Anz. 10, 238 Ηιαχος; hinsichtlieh der Form "Ιαχχος 8. Roscher in Curtius1 Stud. z. gr. u. lat. Gramm. 1, 2 S. 89). ► Litteratur: Rolle, recherches sur le culte dc Bacchus 1, 16 ff. Taylor, on the Eleusinian and Bacchie mysteria 135 ff. Ouvaroff, essai sur les mysteres d'Eleusis 82 ff. 135 ff. Lobeck, Aglaophamus 821 ff.; de morte Bacchi 2, 2 f. Preller, Demeter und Persephone 135. 389 f. Griech. Mythologie l2, 614 ff. und in der Stuttgarter Realencyklopädie 3, 97 ff, 4, 1021 ff. Gerhard, Griech. Mythologie 1, 452 ff. Prodromus 49 ff., 73 ff., über die Anthesterien und das Verhältnis des attischen Dionysos zum Koradienst, Akadem. Abhandl. 2,148 ff., über den Bilderkreis von Eleusis ebendas. 322 ff. 344 ff. Hermann, Gottesdienstliche Altertümer2 368 ff. 0. Ribbeck, Anfänge und Entwickelung des Dionysoskultus in Attika. A. Mommsen, Heortol. 226 ff. P. E. Neuber, Iakchos und seine Bedeutung besonders in den Eleusinischen Geheimnissen, Progr. Komotau 1868, p. 21—35. K. 0. Müller, Eleusinien bei Pirsch und Gruber 295. Richter ebendas. 3. v. Dionysos 378 f. Petersen ebendas. Griechische Mythologie 6, 9 p. 259 ff. vgl. R. H. Klausen ebendas, unter Orpheus 23 a. 39 b. Lenormant im Dictionnaire des antiguites von Daremberg und Saglio s. v. Bacchus 595. 634 f. s. v. Ceres 1061 f. F, Back, Zur Geschichte griechischer Göttertypen‘. 1) Hermes und Dionysos mit besonderer Rücksicht auf die Darstellung des Phidias, Fleckeisens Jahrbücher 57 (1887), 445. 454. Ludwich, ebda. 1890 S. 51 ff. Iakchos, eine Hauptgottheit der eleusinischen Mysterien, den man gewöhnlich den mystisehen Dionysos nennt und an dessen ״unbestimmten schwankenden Umrissen sich am Roscheb, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II.
besten zeigt, wie das Schaffen der Phantasie auf mystischem Boden es vielfach nicht zu festen Gebilden bringt“ (Haggenmacher, Die eleusinischen Mysterien p. 7 [öffentliche Vorträge gehalten in der Schweiz 5, 1880]), gilt: 1) als Sohn der Dbmeter; schol. Aristid. 3, 648. Diod. 1. Suid. u. Phot. Β.ν.’Ίακχος’ Αιόνυβος έπίτώ μαβτω (Lobeck, Aglaoph. 822 Anm. h will für επ'ι τω μαβτω lesen επϊ τον 1 μυβτικοΰ scii. Αιονύβου τό όνομα λέγεται); Lucret. 4, 1160: tumida et mammosa Ceres est ipsa ab Iaccho; vgl. Arnob. adv. nat. 3, 10; daher heifst Iakchos im orphischen Hymnus 52, 11 υποκόλπιος. Zweifelhaft ist Soph. Antig. 1120 Αηοΰς εν κόλποις, wobei die einen (Gerhard, Mythol. 1, 419. 3 a. Weicker, Götterlehre 2, 542) an den Meerbusen von Eleusis als den Hauptort der nächtlichen Iakchosfeier, andere (Rolle a. a. 0. 16, Petersen a. a. 0. 266 Anm. 9) an Demeter denken (κόλποι würde dann nicht fBusen’, sondern fSchofs’ bedeuten; vgl. Foerster, Der Raub und die Rückkehr der Persephone 286 Anm. 3); auch in dem Festruf des Hierophanten zu Eleusis ιερόν ετεκε πότνια κούρον Βριμω Βριμόν (Hippolyt, ref. haeret. 8 p. 164 Schneidewin) bedeutet nach Petersen a. a. 0. 263 a Brimo die Demeter und Brimos ihren Sohn Iakchos; anders Carl Strube, Studien über den Bilderkreis von Eleusis 81. Die bei Clemens Alex, protrept. 21 und Euseb. praep. ev. 2, 3 (vgl. Arnob. adv. nat. 5, 25) erhaltenen orphischen Verse lassen den kleinen Iakchos seine Mutter auf ihren Irrfahrten begleiten und die unzüchtigen Scherze der Baubo (s. d.) belachen (vgl. Lobeck, Aglaoph. 818, Foerster a. a. 0. 282 ff.); doch bietet die Anwesenheit des Iakchos bei dieser Scene mehrfache Schwierigkeiten dar; vgl. Petersen a. a. 0. 264 Anm. 5. Als Kind der Demeter ist Iakchos vielleicht dargestellt auf den Sitzbildern der Demeter Kurotrophos (?); vgl. Gerhard, Abhandl. 2, 399 Anm. 174f. Preller, Demeter 380; 413, Anm. 219. Overbeck, Kunstm. 2 S. 488 ff. Als Erzeuger des Iakchos nimmt Gerhard, Mythologie 1,453, 3 c. den Iasion oder den Dionysos (unt. Sp. 3 Z. 58) oder mit Lobeck, Aglaoph. 82A auch d. Keleos an. 2) ist Iakchos ein Sohn der Persephone (s. d. Kunstdenkmäler bei Gerhard, Abh. 2, 413; schol. Aristoph. ran. 324 φασΐ. Περβεφόνης αυτόν είναι, schol. Eur. Troad. 1230, schol. Eur. Orest. 964) und ward von Orphikern wie Onomakritos (Paus. 8, 37, 5. Weicker a. a. 0. Ribbeck a. a. 0. 19 f.) als solcher dem thrakischen Zagreus (8. d.) oder auch dem phrygischen Sabazios (vgl. Rapp, Die Beziehungen 1
3 Iakchos (S. d. Persepb. u. Gemahl d. Demet.)
Iakchos (S. d. Dionysos u. = Dionysos)
des Dionysoskultus zu Thrakien und Kleinasien 22 ff.) gleichgesetzt, schol. Pind. Isthm. 7, 3: b έκ Περσεφόνης γεγονώς Ζαγρεύς Αιόνυσος [Plut. de εΐ Delph. 9: Αιόνυσον δε και Ζαγρέα . . όνομάξουσιν], ο κατά τινας ,Ίακχος, schol. Aristoph. ran. 398 Ζαγρευς ״Ιακχος, Diod. 3, 64, 1. Arr. exped. Alex. 2, 16, 3. Hesych. Suidas. Etym. Magn. 406, 47: δοκεΐ γάρ b Ζευς μιγήναι τή Περσεφόντ] εξ ης χ&όνιος Αιόνυσος, Athenag. leg. pro Christ. 296a. 309a. Tatian. orat. adv. Graec. 6 p. 251; vgl. schol. Aristoph. av. 874. Lys. 388; ob. Bd. 1 Sp. 1087. Dieser Zagreus wird von den durch die eifersüchtige Hera angestachelten Titanen beim Spiel überfallen; vergebens versucht er durch mannigfache Verwandlungen sich seinen Verfolgern zu entziehen; in der Gestalt eines Stieres wird er von ihnen überwältigt und seiu zerstückelter Körper in einem Kessel über einem Dreifufs gekocht. Zeus, der zu spät zur Rettung seines Lieblings erscheint, tötet die Titanen mit seinem Blitz, läfst die Glieder des Gemordeten von Apollon am Parnassos beisetzen und verschluckt das ihm von Athena gebrachte, noch zuckende Herz, worauf die Palingenesie des Zagreus, der jetzt Iakchos genannt wird (Ribbeck a. a. 0. 20. Preller in der Stuttg. Realencykl. 4, 1021 f.), erfolgt; Clemens Alex, protr. 5. Arnob. adv. nat. 5, 19; Procl. in Plat. Tim. 3, 200 d; hymn. in Minerv. 7, 11 ff; Macrob. in somn. Scip. 1, 12; Tzetzes zu Lykophr. v. 355; vgl. Lobeck, Aglaoph. 555 ff. Klausen a. a. 0. 38 b. Max. Mayer, D. Giganten u. Titanen S. 236 ff. Ebenso wird uns auch von einer Zerfleischung des Sabazios (Terpander bei Lyd. de mens. 4, 38 Αιόνυσον τον υπό τινων Σαβάξιον όνομαξόμενον [daher auch Αιονύσου διασπασμός Procl. in Plat. Tim. 1, 53 c], εκ Αιός και Περσεφόνης γενόμενον, είτα υπό των Τιτάνων σπαραχ&έντα) und von einer solchen des Iakchos (Luc. de salt. 39 Ιάκχου σπαραγμός) berichtet. Der Tod und das Wiedererscheinen des Zagreus-Iakchos entspricht dem Mythos von Adonis (Gerhard, Abhandl. 2, 543), der im orphischen Hymnus 56 Sohn der Persephone heifst. 3) wird Iakchos auch Gemahl der Demeter genannt: schol. Aristoph. ran. 324 φασϊ αυτόν τή Αήμητρι συγγενέσ&αι; auch Pind. Isthm. 7, 5 scheint ihn als solchen aufzufassen, wenn er den Dionysos πάρεδρος der Demeter nennt, vgl. schol. Aristoph. a. a. Ο. συνίδρυται τρ Αήμητρι b Αιόνυσος und Orph. Hymn. 40, 10, wo die eleusinische Demeter Βρομίοιο συνέστιος heifst (Βρόμιος = ,Ίακχος; vgl. Hur. Bacch. 725: ״Ιακχος Βρόμιος). 4) ist Iakchos Sohn des Dionysos; schol. Oxon. Aristid. 3, 648, vgl. Hesych. s. v. Σαβάξιος (der, wie wir oben sahen, mit Iakchos identificiert wurde) · έπώνυμον Αιονύσου. οΐ δε υιόν Αιονύσου. [Vgl. auch Ο. Kern, Hermes 25 (1890) S. 1 ff. u. d. Artikel Pais. R.] Bei Nonn. Dionys. 48, 951 ff. gebiert die von Dionysos schwangere Nymphe Aura (s. d.) Zwillinge; das eine Kind zerreifst sie, das andere, eben den Iakchos, rettet Dionysos und übergiebt es der Athena; diese reicht dem Säugling ihre Brust
(im orphischen Hymnus 49 ist Hippa seine Amme) und überbringt ihn den eleusinischen Bacchen, die den jugendlichen Gott bei nächtlichem Reigen und Fackeltanz feiern. Nonnos nennt a. a. 0. diesen Iakchos den dritten Dionysos (der erste ist nach ihm Zagreus, der Sohn der Persephone, der zweite der thebanische, der Sohn der Semele); doch steht diese Stelle des Nonnos im Widerspruch mit 31, 66 ff., wo — vor der Geburt des eben erwähnten Iakchos — ein ΈλευσΙνιος Αιόνυσος und ein πρότερος ״Ιακχος genannt werden. — Em. Braun, il nascimento di Iacco ann. d. instit. archeol. 14, 21 ff. Mon. dell’ instit. 3 tav. 39 will auf einem Marmorrelief, auf dem der thebanische Dionysos einen eben aus seinem linken Schenkel ans Licht getretene»' Knaben liebkosend dargestellt ist, die Geburt des Iakchos erkennen, der aus dem Schenkel des Dionysos in gleieher Weise hervorgegangen sei, wie dieser aus der Hüfte des Zeus; dagegen sieht Panofka, Archäol. Zeit. 9, 342 f. in dem Knaben nicht den Iakchos, sondern den Maron (s. d.), und Weicker (ebendas. 10, 503 ff. 'angeblicher Iakchos’) erklärt ihn für einen dem Dionysos dargebrachten Hierodulen. 5) wird Iakchos, — während er an manchen Stellen ausdrücklich vom Dionysos geschieden wird; vgl. schol. Aristoph. ran. 324 άλλοι δε ετερον Αιονύσου είναι τον ״Ιακχον. Arrian, a. a. Ο. ό ״Ιακχος ό μυστικός τούτω τώ Αιονύσω, ούχί τώ Θηβαίω έπάδεται. Cic. de nat. deor. 2, 24, 62 Liberum Semele natum, non eum quem nostri maiores auguste sancteque cum Cerere et Libera consecraverunt: quod quale sit, ex mysteriis intellegi potest; auch Aristophanes scheidet in den Fröschen beide von einander —, dem Dionysos gleichgesetzt bei schol. Aristoph. und Aristid. a. a. 0. (vgl. schol. Arist. ran. 404: εί'ρηται γάρ b αυτός ,Ίακχος τώ Αιονύσω κατά τινας), Eust. ad II. 962, 60. Hesych. Suid. Et. Μ. 462, 49. Strabo 10, 3, 10 p. 468: ״Ιακχον τε και τον Αιόνυσον καλοϋσι; vgl. Soph. bei Strabo 15 p. 687 Νΰσαν, ην ό βουκέρως ״Ιακχος αυτώ γαΐαν ήδίστην νέμει und bei Dionys. Halic. de comp. verb. 17 ״Ιακχε δι&ύραμβε, vgl. Gerhard, Abhandl. 2, 183. 218. Preller, Demeter 54; daher findet sich oft Iakchos für Dionysos gesetzt und umgekehrt; so hätte Plato Phaedr. 265 b, wo er von der έπίπνοια τελεστική Aioνύσου spricht, dieselbe genauer dem Iakchos zuweisen sollen, vgl. schol. vet. Soph. Ant. 1115: κοινά τά μυστήρια Αήμητρος και Αιονύσου (= Ιάκχου). Umgekehrt wird Iakchos für Dionysos, ja sogar metonymisch für die Gabe des Dionysos, den Wein, gesetzt; Anthol. Palat. 9, 82. 11, 59. 11, 64. Cat. 64, 251, Verg. ecl. 6,15; vgl. Ov. Met. 4,15. Stat. Th. 2,85. Kultus des Iakchos. Schon aus der Überlieferung, die den Iakchos bald den Sohn oder Gemahl der Demeter, bald den Sprofs der Persephone nennt, ergiebt sich der innige Zusammenhang, in dem die Person des Iakchos mit den beiden grofsen Göttinnen von Eleusis und ihrem Mysterienkultus Btehen mufs; so wird Iakchos, der Gott der eleusinischen Mysterien (daher bei Nonn. Dionys. 13, 140 [vgl. 9, 98] Μύστις undTflerr/
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Iakchos (eleusin. Kult)
Iakchos (eleusin. Kult)
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Ammen des Dionysos-Iakchos sind), im Chor- zeigt der Bericht des Plutarch (Ale. 34; vgl. gesang b. Aristoph. ran. 377 ff. neben der KoraXen. Hell. 1, 4, 20), wonach die Athener seit Soteira und der Demeter angerufen (vgl. Artemid. der Besetzung Dekeleias durch die Spartaner Oneirokr. 2, 39: Αημήτηρ καί Κόρη καί ο λεγό- den Festzug, um ihn nur zu ermöglichen, μένος ״Ιακχος und ebendas. 2, 34; vgl. Eustath. übers Meer abgehen liefsen; im Notfall ging z. II. 752, 21), so sehen wir diese Gottheiten der Zug unter militärischer Bedeckung der in der praxitelischen Gruppe Paus. 1, 2, 4 Epheben nach Eleusis (Plut. a. a. 0. vgl. C. (vgl. Clem. Alex, protr. 54 Aήμήτρα Κόρην και 1. A. 2, 467. Inschr. im Philister 2 p. 238 f. τον Ίακχον τον μυβτικόν) vereinigt und finden bei Mommsen, Heortologie 227); über den Weg, sie wieder in der italischen Dreiheit von 10 den die Prozession nahm, und die unterwegs Ceres, Liber (Mythogr. Vat. 3, 12, 2; Servius stattfindenden Kultushandlungen s. Preller, de zu V. Eclogen 6,15) und Libera (Gerhard, Pro- via sacra Eleusinia 1. 2 = ausgewählte Aufdromus 114 ff); so heifst Iakchos bei Strabo 468 Sätze 117 ff. und in der Realencyklopädie 3, τών μυοτηρίων (vgl. schol. Ari- 97 ff. Mommsen a. a. 0. 226 ff. 253 ff. Preller stoph. ran: 343 μυβτήρια ων τής τελετής ού läfst den Zug vom Eleusinion, das er nordμόνον χορευτής, αλλά και εξαρχος ήν δ Αιό- westlich unter der Burg nach dem Markte und νυΰος) und τής Αήμητρος δαίμων und ist Theseion zu und nahe bei dem Altar der als solcher den Mysten leuchtender Führer zwölf Götter sucht, ausgehen, von da über den (Iakchos mit Fackel in der schon erwähnten Markt nach dem Ίακχειον (Plut. Arist. 27, 6. Gruppe des Praxiteles und bei Aristoph. ran. 20 Alciphr. ep. 3, 59; in der Nähe dieses Tempels safsen Geldwechsler und Traumdeuter) am 340; die Fackel ist Symbol der läuternden Reinigung Hom. Hym. Cer. 234 ff. oder der peiräischen Thore [vgl. jedoch Milchhöfer b. Lebenszeugung Plat. de leg. 6, 776 b; vgl. Baumeister, Ώ. d. kl. Alt. S. 161. R.] und meint, Neuber a. a. 0. 28) durch Nacht und Finsternis nachdem er sich in dem in der Nähe befindzum Licht (als Helfer in den Gefahren der liehen Πομπειον (Paus. 1, 2, 4) gerüstet, sei er Unterwelt heifst Iakchos-Dionysos nach Preller, durch den Kerameikos (d. h. durch das thriaAufsätze 297 = Archäol. Zeit. 1861, 166 Epi- sische, heilige oder kerameikische Thor) hinmachos auf einer zu Knidos gefundenen Basis ausgezogen; dagegen nimmt Westermann (Zeitmit der Inschrift Αάματρι, Κούρα, Πλούτωνι, Schrift f. d. Altertumswissenschaft 1843, 665 ff.) Έπιμάχω, Ερμα; die Stellung zwischen Pluton 30 an, das Eleusinion habe beim Iakcheion geund Hermes d. h. dem Psychopompos deutet legen oder sei mit ihm verbunden gewesen, darauf hin) und Geleiter zum Sitze der Seligen und verlegt das Eleusinion entfernt vom Markt und zur Unsterblichkeit; daher nennen ihn die an das östliche Ende der Burg ebenso wie Mysten φωβφόρος άβτήρ; Aristoph. ran. 342; Leake, Top. 214, 4 (vgl. Zeitschr. f. d. Altervgl. Soph. Ant. 1147 χοραγδς άοτρων und den tumswissensch, 1841, 1157), Gerhard, Rhein. Mus. Vers des Eumolpos bei Diod. 1, 11 άΰτροφανή 18, 300 ff. Abhandl. 2, 354. Mommsen a. a. 0. Αιόνυαον εν άκτίνεββι πυρωτόν. Es kann hier 249; nach letzterem a. a. 0. 251 f. ist der von nicht der Ort sein, näher auf die eleusinischen Pausanias 1, 2, 4 in der Nähe des peiräischen Mysterien, denen die Person des Iakchos den Thores erwähnte Demetertempel (mit den BildStempel einer höheren geistigen Weihe auf- 40 säulen der drei eleusinischen Gottheiten) eben drückt, und deren Feier einzugehen; es sei das Iakcheion (Böckh, C. I. p. 471; Milchhöfer hier nur kurz gedacht des den Iakchos aus- a. a. 0.); Sainte-Croix bei Rolle a. a. 0. 1, 128 schliefslich angehenden lakchostages, der auf hält das Eleusinion für gleichbedeutend mit dem den 20. Boedromion (Preller, Zeit der attischen Iakcheion, mALobeck, Aglaoph. 253 schlofs aus Eleusinien Ztschrft. f. d. Altertumswissensch. Paus. 1, 37, 4, dafs das Iakcheion auf der eleu1835, 1001 ff., Mommsen, Heortologie 226 ff.) sinischen Strafse jenseits der Kephissos beim fiel und alljährlich (άνά πάντα έ'τεα Herod. Denkmal des Mnesitheos zu suchen sei. Dieser 8, 65 [beiläufig die älteste Belegstelle für den Mnesitheos nämlich, ein Arzt, hatte aufser Namen des Iakchos]) gefeiert wurde. Bekannt anderen Bildsäulen auch eine des Iakchos ist, dafs der Seesieg von Salamis auf diesen 50 (Paus. a. a. 0.) geweiht, in der Nähe seines Tag fiel (Herod. a. a. 0. Plut. Them. 19. Ari- Denkmals befand sich ein Tempel des Kyastid. or. 19 vol. 1, 418. or. 42 vol. 2, 282 und mites, der nach dem Bericht des Pausanias schol. 3, 648), und dieser glückliche Zufall wird in engem Zusammenhang mit den eleusinischen ohne Zweifel dem Iakchostag für die Zukunft Mysterien stehen mufs. Man hat diesen Kyaein höheres Ansehen verschafft haben. Dieser mites für identisch mit Iakchos erklärt, indem Tag hiefs selbst Iakchos (Hesych. Suid. Ίακχος ״man in der Glosse des Hesych. Κυαμίτης ״δ ή ήμερα, καθ’’ ήν εις αυτόν ή πανήγυρις} ebenso πάγκος καλούμενος konjicierte δ ״Ιακχος (Soping. wie der dem Gotte zu Ehren von Athen nach und Salmas, in Solin, p. 258; vgl. Weicker, Eleusis stattfindende Festzug (έξάγειν Ίακχον Götteri. 3, 284); anders jedoch Preller, de via Hesych. Plut. Them. 19. Camill. 19, 9. έξελαυ- 60 sacra Eleus. 2, 5. — Der Zug verliefe Athen νειν τον Ίακχον Plut. Ale. 34, 3. τον Ίακχον schon am 19. Boedromion, etwa vormittags εξ άβτεος Έλευσΐνάδε πέμπειν Plut. Phoc. 28. (Mommsen a. a. 0. 226), da man schon in der προπέμπειν τον Ίακχον C. I. Α. 2, 467. 471; Nacht auf den 20. in Eleusis sein wollte und vgl. 468—470. προπέμπειν τον Αιόνυβον schol. der Weg dahin ein ziemlich weiter war (Arist. Victor. Arist. ran. 395 vgl. 399), an dem, wie ran. 401 πολλήν οδόν. Dodwell, dass. tour, hat aus Herod. a. a. 0. hervorgeht, viele Tausende nach Preller, de via s. E. 2, 14 den Weg von teilnahmen; wie sehr den Athenern die Feier Athen nach Eleusis in 4 Stunden 5 Minuten dieses Tages zum Bedürfnis geworden war, zurückgelegt), auch die unterwegs vorzuneh1*
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Iakchos (eleusin. Kult)
Iakchos (Kult zu Agrai?)
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menden religiösen Gebräuche (&υσίαι και χο- Eleusis ein, worauf die Teilnehmer nach der ρείαι ■nat πολλά των δρωμένων κα&’ οδόν ιερών langen Prozession sich der Ruhe widmeten; Plut. Ale. 34, 3) viele Zeit in Anspruch nahmen; Mommsen 256. Am eigentlichen Festtag, am eröffnet wurde der Zug durch den ίακχαγωγός 20. Boedromion, wurde in Eleusis der Demeter (Pollux 1, 35. Böckh, C. I. nr. 481. Ito[s, Dem. und den mit ihr in Zusammenhang stehenden nr. 189 p. 103), der das aus dem Iakcheion Gottheiten (Eur. Suppi. 1 ff.) ein Opfer darabgeholte Bild (so Mommsen 253; dagegen gebracht, das auch inschriftlich bezeugt ist; vermutet Gerhard. Abh. 2, 412, dafs Iakchos, s. C. I. A. 1,5: [Ίάκ]χω (nach Lenormants Erder als schöner Knabe, ωραίος &εός (Arist. gänzung; zu gleichem Resultat ist Mommsen ran. 395) gepriesen wird, durch einen leib-, 10 257 gelangt) Θεοίν τριττόαν βόαρχον εν τή εορ[ττ)]; Lenormant deutet die τριττόα βόαρχος haftigen Knaben [vielleicht einen παίς έφ’ εστίας] dargestellt worden sei) des Gottes trug = τριττύα βουβρώρω, als ein Opfer von drei oder führte (Poll. a. a. 0.), ihm folgen Priester, Tieren, wovon zuerst das Rind, das dem DioMystagogen und die Schar der Mysten (ιερείς δε nysos (Iakchos) heilig ist (Mommsen 257; vgl. και μύστας και μυσταγωγούς Plut. Ale. 34, 5), Art. Dionysos Bd. 1 Sp. 1057 Z. 2 ff.) diesem als bekränzt mit den Zweigen der Weifspappel der Hauptgottheit geopfert wurde; vielleicht (Harpocr. u. Suid. λεύκη ׳οι τά Βακχικά τελού- wurde dem Iakchos" auch das — für Perseμενοι τη λεύκη στέφονται; Strab. 468) und der phone bezeugte (Arist. ran. 337) — Schweinsdem Iakchos geweihten Myrte (Arist. ran. 330; opfer dargebracht; wenigstens liefse es sich Istros im schol. Soph. Oed. C. 681), Fackeln 20 aus der Notiz des Athanis bei Athen. 3, 98 d, dafs Dionysios das Schwein emphatisch ΐακχος in den Händen tragend (Suid. λαμπαδεύεσ&αι. Strube a. a. 0. 55 f.) und beim Durchschreiten genannt habe, vermuten. Die ganze darauf des Marktes einen Gesang zu Ehren des Iak- folgende Nacht hindurch fand auf der am chos anstimmend (Hesych. Αιαγόρας ׳. . αδειν eleusinischen Meerbusen (8. ο. Αηοϋς εν κόλτον ’Ίακχον δι αγοράς βαδίζοντες). Dieser Ge- ποις) gelegenen thriasischen Ebene (εύαν&εΐς sang hiefs selbst Iakchos (Suid. 8. v. I. ύμνος κόλπους λειμώνων Arist. ran. 373, άν&ηρόν εις Αιόν. Hesych. ωδή, ήν οΐ μεμυημένοι αδου- ε'λειον δάπεδον ebend. 351) unter Fackelschein σιν; vgl. Eust. ad 11. 962, 61; Long.p. 3, 11) und (Arist. ran. 344 φλογι φέγγεται λειμών; vgl. soll von dem Gotte selbst erfunden sein; Arist. 445; Eur. Ion 1076. Aeschyl. fr. 383 (D.) λαμran. 397. Im Festzug ward höchstwahrschein- 30 πραΐσιν άστραπαίσι λαμπάδων σ&ένει ׳daher lieh auch die mystische Wanne oder Wiege heifst die thriasische Ebene selbst das Tackeldes Iakchos (λΐκνον, mystica vannus Iacchi gestade’, λαμπάδες άκταί Soph. 0. C. 1049 Verg. Georg. 1, 166; nach Servius z. d. St. από των αύτό&ι εν τοίς μυστηρίοις λαμπάδων soll diese mystische Wanne bedeuten, dafs der schol.) eine nächtliche Feier statt (παννυχίδες Mensch in den Mysterien ebenso gereinigt Arist. ran. 371; vgl. 445. Cic. de leg. 2, 14, 35: werden soll, wie das Getreide durch die quid ergo aget Iacchus Eumolpidaeque vestri, et Fruchtschwinge [vannus]; vgl. Procl. in Plat. augusta illa mysteria, siquidem sacra nocturna Tim. 5, 330 b: οΐ . . τω Αιονύσω και τή Κόρη tollimus? όργια νυκτιφαή Orph. Hymn. 54. οργιά τελούμενοι τνχεΐν άναπνεϋσαι κακότητος) von πάννυχα Anth. Pal. Append. 246, 3 = C. I. G. Liknophoren (Harpocr at. s. v.) mitgeführt, wie 40 1, 401); daher heifst Iakchos auch Νυκτέλιος ja auch Iakchos als Liknites (έπί&ετον Αιονύ- schol. Soph. Ant. 1146; vgl. Plut. de εί Delph. 9. σου από των λίκνων, εν οΐς τά παιδία κοι- Paus. 1, 40, 6. Anth. Pal. 9, 524, 14. Darμώνται Hesych.) bei Persephone erzogen (Orph. gestellt wurde in dieser Feier das Suchen und Hym. 46) und nach dreijährigem Schlummer Irren, die Trauer und die Aufheiterung der (im Ιικνοϊ )׳erwacht sein soll (ebendas. 53; Demeter (Gerhard, Abh. 2, 352. 439. Momms. Weniger, d. Colleg.d. Thyiaden 14); auch die sen 261); auch wurden die Mysten, welche den von Kistophoren getragenen heiligen Kisten höchsten Grad der Weihe erlangt hatten, in (Suid. κιστοφόρος' εοικε δε τάς κίστας ΐεράς diesem mystischen Drama auf.die künftige είναι Αιονύσου και ταίν Θεαίν; vgl. Jahn, de Seligkeit hingewiesen. ״Dogmatischer Gegencista mystica Hermes 1869, p. 319. Lenormant 50 stand der höchsten Weihe,“ sagt Mommsen a. a. 0. 1205 ff.) befanden sich im Zuge; unter- (S. 261; vgl. 72) ״scheint der wiedergeborene wegs verrichteten die Teilnehmer, wie schon Bacchus (Iacchus) im glückseligen Verein mit erwähnt, allerlei religiöse Gebräuche (vgl. die seiner Mutter Kore und mit Demeter gewesen Inschrift im Philistor bei Mommsen a. a. 0. zu sein.“ 227 &υσιών καί σπονδών και παιάνων τώ[ν Eine Verehrung des Iakchos in den 'kleinen γιγνομένων καΌ ]’־οδόν με&έ^ειν), ferner fanden Mysterien’ zu Agrai ist nicht bezeugt (Gerhard, die sogenannten Gephyrismen, Scherze und Abh. 2, 355), doch nahmen eine solche an Neckereien (σκώπτειν Arist. ran. 417; πολλά Stephani, compte rend. 1859, 48 ff. Welcher, γελοία είπείν ebend. 390) statt, und zwar an Götterlehre 2, 546. 640. Bibbeck a. a. 0. 20, der über den Kephissos führenden Brücke 60 der sie aus den Worten des Steph. Byz. (Etym.M. p.229,6 γέφυραν, δι’ ής έπ'ι Ελευσίνα schlofs "Αγρα . . . έν ω τά μικρά μυστήρια έπικάτεισιν οΐ μύσται. Hesych. γεφυρισταί, οΐ τελείται, μίμημα των περί τον Αιόνυσον. σκώπται, έπεϊ εν Έλευσίνι έπ'ι τής γέφυρας Mittelhaus, de Baccho Attico 53 findet in der τοίς μυστηρίοις κα&εζόμενοι έ'σκωπτον τούς Nachricht, dafs vor dem Tempel des Triptoπαριόντας); doch ist es fraglich, ob die Deu- lemos zu Agrai die Bildsäule des Epimenides tung der Gephyrismen von γέφυρα die richtige (Paus. 1, 14, 4) stand, Epimenides aber für ist; Mommsen a. a. 0. 29. 255. Der Zug traf die Verbreitung des Kultes des mystischen abends oder in der Nacht bei Fackelschein in Bakchos sehr gewirkt habe, den Beweis für
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Iakchos (Kult zu Lerna, Tegea etc.)
Iakchos (Kult zu Sikyon; Etymologie)
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die Iakchosfeier zu Agrai. Mommsen (S. 378; Dafs Iakchos auch in Sikyon verehrt vgl. 71 f.) vermutet, dafs sich die zweite Weihe wurde, beweist die von Timachides bei Athen. zu Agrai auf die Vermählung des Zeus mit der 15, 678 a (Hesych. ίάκχα) bezeugte Benennung Persephone bezogen habe, aus welcher Iak- bacchischer Kränze als ιάκ/at; vgl. Philetas chos entsprossen sei. Ganz entschieden aber ebendas., der einen στέφανος ’ίακχαίος ergegen einen Kultus des Iakchos zu Agrai wähnt, vgl. Hesych. &’ ίάκχα ׳αν&η εν Σικνώνι; spricht sich Strube a. a. 0. 56 f. 65. 78 ff. 84. denn der in Sikyon verehrte Βακχείος (Orph. 97 aus, der die von Stephani (vgl. Archäol. Hymn. 30, 2 Βακχείος αναξ), dessen Bild nur Ans. 18 [1860] 26 ff.) gegebene und von Weicker einmal im Jahre nachts unter Fackelschein a. a. 0. 640 ff. gebilligte Deutung der zweiten 10 und Hymnengesang aus dem sogenannten Darstellung der Kertscher Vase als die zu Kosmeterion in das Dionysion geschafft wurde Agrai gefeierte gemeinschaftliche Anodos der (Paus. 2, 7, 5), ist ebenso wie der Βακχείος Kore und des Iakchos unter gleichzeitiger Ge- der Korinthier (Paus. 2, 2, 6) mit Iakchos burt des letzteren durch Persephone verwirft identisch (Gerhard, Abh. 2,187. 223. Prodrom. und vielmehr die Geburt des Erichthonios er129,33). Vgl. Bd. 1 Sp. 1093 u. Paus. 2, 11, 3. blickt; ebenso erklärt Strube 97 0. Jahns (ArAus einem von Oehler (Philologus 16, 355) chäol. Zeit. 25 [1867], 68) Ansicht für unhaltbar, herausgegebenen, zur 51. Haeresie des Epider auf einem Krater mit der Beischrift πίρο- phanios gehörigen Fragmente, das die nächtφαττα die Übergabe des Iakchos durch Hermes liehe Feier der Kore in Alexandria und das an Persephone zu erkennen glaubte. 20 Zeigen und siebenmalige Herumtragen eines Auch in den mit Eleusis wohl in Zusamhölzernen Bildes unter Gesang und Musik um menhang stehenden (Preller, Demeter 211; in den Tempel der Kore schildert, wobei man der Realencykl. 2,1066. Gerhard, Abhandl. 406) den Ruf ertönen liefs ή Κόρη έγέννησε τον lernäischen Mysterien (ein Orgiophantes Αιώνα, wollte Stephani, compte rend. 1859, 60 Λερναίων αδύτων Anthol. Pal. 9, 688, ein auf eine Festfeier des Iakchos zu Alexandria Hierophantes Ληονς και Κούρης Λερναίων schliefsen (das Gleiche wie in Alexandria geαδύτων Append. epigr. 145) findet sich Iak- schah übrigens in derselben Nacht in den chos (Liban. orat. 14, I p. 427: ο την Λέρνην Städten Elusa und Petra, wobei man in araκατέχων ״Ιακχος; vgl. die römische Inschrift bei bischer Sprache die Kore als Chaabu und den Preller, Demeter 213: Sacratae apud Laernam 30 von ihr geborenen Dusares [s. d.] feierte); daDeo Libero et Cereri et Corae und die Weih- gegen sucht Strube a. a. 0. 82 ff. nachzuweisen, inschrift bei Kaibel, epigr. 821 f. Βάκχω με dafs unter dem Aion des Epiphanios nicht βάκχον και Προσνμναία ffscä κ. τ. λ.) mit Perse- Iakchos, sondern Christus gemeint sei. phone und Demeter, welche letztere hier den Etymologie. Gewöhnßch leitet man IakNamen Prosymna führt, gepaart. Nach Paus. chos von den bei seinen Festen ausgestofsenen 2, 37, 2 befanden sich in einem zwischen den Rufen ab; Etym. Μ. 462: παρά την ιαχήν την Flüssen Pontinos und Amymone gelegenen εν ταΐς χορείαις γινομένην τοντέστι την βοήν heiligen Haine Bilder der Demeter Prosymna γίνεται ΐαχος και πλεονασμοί τον κ ίακχος; und des Dionysos, in einem anderen Tempel ein vgl. Eust. ad Hom. II. 629, 30. 962, 60. Cram. 6itzendes Holzbild des Dionysos Σαώτης (= lak- 40 Anecd. Oxon. 2, 451, 7. schol. vet. Aesch. Sept. chos; vgl. Hermann, Gottesdienst! Altert. 52, 618 (K.). Suid. ίαχηματα‘ ωδαι Λιοννσιακαί. — 12; ein Altar des Dionysos Saotes auch in ιαχή ׳από τον ίάχω’ τούτο δε παρά τό ία, ο Troizen, Paus. 2, 31, 8), dem alljährlich an σημαίνει την φωνήν; es wäre Iakchos also dem alkyonischen See nächtliche Mysterien dann ein Jubelruf wie Eleleus, Euan etc. — gefeiert wurden (Paus. 2, 37, 6), zu denen die Bergk bei Erseh und Gruber, Griech. Litt. Argiver in den älteren Zeiten das Feuer aus 315 a Anm. 88. Savelsberg, de digamm. 24. dem Heiligtum der Artemis Πνρωνία vom Ribbeck a. a. 0. 20 Anm. 1. Roscher in CurBerge Krathis holten; Paus. 8, 15, 8. Wie tius’ Studien I, 2 S. 122. Curtius, Grundzüge5 Zagreus von den Titanen getötet ward, so 460. 576 erklären es mit Recht als Reduplikation wurde nach argivischer Sage Dionysos von 50 von Βάκχος aus J-iJ-ακχος entstanden, wie ja bei Perseus erschlagen und in den lernäischen Homer ιάχω und ιαχή Btets noch mit Digamma See geworfen (schol. Victor. II. ξ 319. Lobeck, anlauten. Mommsen a. a. 0. 68 sieht in IakAglaoph. 574); zu einer bestimmten Zeit riefen chos einen schmerzlichen Klageruf (ΐνγμός die Argiver, indem sie ein Lamm in den See Hom. H. 18, 572). [Richter a. a. 0. 378 b hält warfen, den Dionysos wieder empor. Stellen es für eine Abkürzung von ,ΐόβακχος (s. d.) bei Lobeck a. a. 0. 619 Aum. d. und weist daneben auf die Ableitung von Nicht unwahrscheinlich sind mit dem von dem syrischen Iakko (= säugender Knabe; Paus. 8, 54, 5 erwähnten Tempel des Dionysos vgl. oben Αιόννσος έπι τώ μαστω) hin, Sickler Mystes (Anth. Pal. 9, 524, 13), der auf dem bei Richter a. a. 0. leitet den Namen her Weg von Tegea nach Argos nicht weit von 60 von יכהerhellen, Licht machen, und ereinem Tempel der Demeter stand, und den klärt יכה־עלals die erhellende, erklärende, zwei in Tegea eelbst neben einem Altar der deutlich machende Kraft, Neuber a. a. 0. 29 Kore gelegenen Heiligtümern des Dionysos erblickt in Iakchos ״die apokopierte dritte (Paus. 8, 53, 7) Tempel des Iakchos gemeint. Pers, des Fut. der Form Aphel vom Verbum Ebenso scheint Verehrung des Iakchos statt- chava, jacho d. h. er wird leben machen, wird gefunden zu haben in Pheneos (Paus. 8,15,1), beleben; noch andere bringen Iakchos in ZuThelpusa (Paus. 8, 25, 2), Megalopolis sammenhang mit Iao ('s. d.) vgl. Rolle a. a. 0. (Paus. 8, 31, 3). 1, 302 ff.]
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Iakchos (i. d. Kunst) — Ialemos
Iakchos in der Kunst. Schon oben wurde die von Mnesitheos geweihte Bildsäule des Iakchos sowie das Werk des Praxiteles erwähnt (Iakchos ist iu dieser Gruppe wohl mit Weicker und Gerhard, Abh. 2, 410 als Ephebe [auf der Grabschrift eines Knaben Append. 136, 5 τοίος δ’ ήν γεγαώς, οίός ποτ’ εφυοεν (οΐός ποτέ, φασ'ιν Jacobs') ’Ίακχος) zu denken, nicht mit Preller, Aufs. 292 f. = Archäol. Zeit. 1845, 108 f. als erwachsen und der Persephone an Alter und Gröfse gleich); vielleicht ist letzteres mit dem von Cic. Verr. 4, 60, 135 erwähnten identisch (Friederichs, Praxiteles 12. Overbeck, Gesell, d. Plastik 2, 22, 2); ob in der verderbten Stelle ebendas. 57, 128, wo es heifst, Verres habe aus dem Tempel der Libera parinum caput illud pulcherrimum geraubt, mit Richter für parinum zu lesen ist puerinum (= pueri Iacchi; vgl. Ον. Met. 4, 18, wo er puer aeternus heifst), bleibt zweifelhaft. Über Iakchos auf Kunstdenkmälern vgl. man Gerhard, Bilder des Iakchos Abh. 2, 367 ff. 409 ff., der gegen Preller, Aufs. 293 den bärtigen Typus des Iakchos in Abrede stellt (Abh. 2, 409); über geflügelte, gehörnte und mannweibliche (vgl. den Mises-Iakchos der Orphiker: Orph. Hymn. 42. Gerhard, Abh. 2,89) Darstellungen vgl. Gerhard, Abh. 2, 369, 412. Ebend. 410 f. Prodromus 79: Iakchos, Plutos und der mystische Eros (vgl. Archäol. Zeit. 8 [1850], 164) ähnlich dargestellt. Ferner vgl. Archäol. Zeit. 3 (1845), 63 f. 8 (1850), 161 ff. und Strube a. a. 0. 78. Archäol. Anz. 18, 99. Archäol. Zeit. 19 (1861) 165. E. Thrämer oben unter Dionysos Sp. 1130 Z. 5 ff. Sp. 1148 Z. 26 ff. 1149, 40 ff. Förster a. a. 0. 266 f. Lenormant a. a. 0. 1062. 1070. [Vgl. auch Petersburger Vasens. nr. 1792. Vase d. Samml. Santangelo nr. 11 = Arch. Z. 1867, 220 f. Brit. Μ. nr. 674. Über das eleusinische Relief vgl. Weicker, A. Denkm. 5, 106 f. Overbeck, K. Μ. 2, 567. Friederichs-Wolters nr. 1182. R.] [Höfer.] Ialemos (Ίάλεμος), Sohn des Apollon und der Muse Kalliope, nach welchem die Klagegesänge (ίάλεμοι) über frühen Tod in der Natur und im Menschenleben benannt sein sollten, Bruder des Hymenaios und Orpheus. Manche identificierten ihn mit Linos; wie dieser galt er für den Gegenstand des Klagelieds, für einen Knaben oder Jüngling, der einen frühen unglücklichen Tod gefunden, sowie auch für den Erfinder des Trauerlieds. Pindar b. Schol. Eurip. Rhes. 892 (Pind. fr. 116 Bergk. Müller hist. gr. fragm. 3, 303, 8. Weicker, Kl. Sehr. 1, 50). Schol. Eurip. Or. 1375. Suppl. 281. Schol. Pind. Pytli. 4, 313. Schol. Ap. Rh. 4, 1304. Hesych. u. Et. Μ. s. v. Preller, Gr. Myth. 2, 490. Gerhard 2. § 324, 3. [Stoll.] IalmeiiOS (ΐάλμενος ״der Wehklager“ nach 0. Müller, Orchomenos2 S. 241 A. 5, ״derWerfer“ nach Pape-Benseler), Sohn des Ares und der Astyoche, der Tochter des Aktor, mit seinem Bruder Askalaphos Beherrscher des boiotischen Orchomenos, Hom. B 511 ff. Paus. 9, 37, 7. (Eustath. zu Hom. B 511 p. 272.) Hyg. f. 159 p. 15, 2 Sch. (f. 97 p. 91, 6 beruht der Zusatz ״Lyci et Pernidis filius“ auf Korruption).
Iambe
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Mit seinem Bruder führte er die Minyer auf 30 Schiffen nach Troja, Hom. B 511 ff. (Paus. 9, 37, 7. Hyg. f. 97; vgl. auch Tzetz. Posthorn. 87) und soll nach der Zerstörung der Stadt seine Leute nach dem Pontos geführt und als Achaier daselbst angesiedelt haben, Strab. 416 (aus ihm Eustath. p. 272). Appian. b. Mithr. 67. 102. Dion. Perieg. 683 (Priscian. Per. 663). Vgl. 0. Müller, Orchomenos2 203. 241. Da10 gegen läfst die Grabschrift bei Aristot. Pepl. 1576 a 10 die beiden Brüder in minyeischer Erde ruhen. Aus dem Verzeichnis der trojanischen Helden kamen beide Namen in das der Argonauten bei Apollod. 1, 9,16 (anders Jessen, Proll. in catal. Argon. Berlin 1889 S. 14) und der Freier der Helena bei Apollod. 3,10, 8 (I. fehlt bei Hyg. f. 81). [Seeliger.] Ialonus (-a?). Auf einem Votivaltärchen aus Nismes liest Hirschfeld, CIL 12, 3057 add. 20 Ialon | et For | ΙΙ0η/ΙΙ\. Die zweite Zeile scheint et For(tunae) zu lesen zu sein. Mit der in der ersten Zeile genannten Gottheit (im Index des Corpus Ialona) ist zu vergleichen der deus Ialonus Contre ... der Inschrift von Lancaster CIL 7,284 (vgl. 290 deo sancto Contrebi). [Μ. Ihm.] Ialysos (Ιάλνβος), rhodischer Heros, nach welchem die Stadt Ialysos benannt war. Kerkaphos, ein Sohn des Helios und der Rhodos, 30 zeugte mit Kydippe (Lysippe, Eustath. Hom. p. 315, 29), einer Tochter seines Bruders Ochimos, den Ialysos, Lindos und Kameiros, welche die Insel Rhodos unter sich teilten und die drei nach ihnen benannten Städte bauten, Pind. 01. 7, 74 (136) und Schol. Diod. 5, 57. Steph. B. v. Κάμιρος und Λίνδος. Bei Tzetz. zu L. 923 heifsen die drei Brüder Nachkommen des Helios und der Rhode oder der Rhode und des Poseidon. Syme, nach welcher die Insel 40 Syme zwischen Rhodos und Knidos benannt sein sollte, heifst Tochter des I. und der Dotis, wegen einer dotischen Kolonie, die nach Rhodos, Knidos und Syme ging, Mnas. bei Athen. 7,296 b. Steph. Β.ν.Σνμη. Müller, Orchom 195. Aegin. 41 ff. [Über das Gemälde des Protogenes vgl. Brunn, Gesch. d. gr. Künsll. 2,236 ff. R.] [Stoll.] Iambadules (Ίαμβαδονλης), ein barbarischer (thrakischer?) Gott auf einem jetzt im kapitol. Museum zu Rom befindlichen, mit griechischer 50 Inschrift versehenen Votivrelief eines Pratorianers, welches zwei Götter (Ζ(?ερ9·׳οΰρίο5 und ,Ιαμβ.) darstellt, von denen der zur L. ganz als Iuppiter (mit Blitz und Scepter), der andere als ein nackter reitender Jüngling mit langem Haarschopf dargestellt ist. Vgl. Matz-Duhn, Ant. Bilclw. in Rom nr. 3771. [Roscher.] Iambe (Ίάμβη). Im homerischen Hymnos auf ־Demeter, n. 195 ff., erscheint Iambe als Dienerin im Hause des Keleos und der Meta60 neira in Eleusis, sie bringt der um die geraubte Persephone trauernden Demeter einen Sitz und erheitert sie durch allerlei Scherz und Mutwillen. Daraus eutstand die Sitte, bei den Festen der Demeter allerlei Spott, Mutwillen und Ausgelassenheit zu treiben. Ebenso Apollodor 1, 5, 1, 3; Diodor 5,4; Etym. Μ. s. v. ,Ιάμβη; Hesych. s. v. In der orphischen Poesie, wo die derben Späfse, welche die De-
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Ianthe
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meter aufheitern, ausführlich besprochen wer- herrlicher Seher und Stammvater eines lange den, tritt Baubo (s. d.) an die Stelle der lambe. dauernden Sehergeschlechtes werden. Als Die Sage verdankt wohl ihren Ursprung dem lamos zum Jüngling herangereift war, stieg er Bestreben, die Verbindung jener Ausgelassen in der Nacht in die Flut des Alpheios hinab heit, jenes Scherzens und Spottens, kurz des und rief seinen Ahnen Poseidon und den Vater ΐαμβίξειν mit den Demeterfesten zu erklären. Apollon wegen seiner Bestimmung an. Apollon Ίάμβη bedeutet eben nichts anderes als Spott. gebot ihm antwortend, seiner Stimme zu folgen, So sagt das Etymolog. Μ. s. v., das Wort und führte ihn nach Olympia, wo er ihm verίαμβίζειν komme her von ιόν βάξειν ή ως lieh, sowohl die Stimmen der Vögel zu verβέλη βάλλειν τά λεγάμενα, was zwar dem Sinne 10 stehen u. zu deuten, als auch aus den brennenden nach richtig, aber etymologisch unmöglich Häuten der Opfertiere auf dem Altare des Zeus ist. Der Name wird vielmehr abzuleiten sein zu weissagen, sobald Herakles die olympischen von ίάπτω sende, schicke (besonders von Ge- Spiele stifte. Seitdem bestand das berühmte schossen gebraucht). So hiefsen auch die Sehergeschlecht. Pind. 01. 6, 28—70 (46—120) Spottverse der griechischen Lyriker Iamben, mit d. Schol., bes. z. v. 46 u. 111. [Vgl. Gaz. arch. weil sie gleichsam wie Geschosse auf die 1880 T. 34. Bev. d. rev. 6 p. 227. Dr.] [Stoll.] Gegner geschleudert wurden. Wurden aber Iana (= Diana?), zweifelhafter Name einer die Spöttereien (]αμβεΐα) der Demeterfeste auf römischen Göttin, welche entweder als Diana die mythische Gestalt der Iambe zurückge- oder Luna gedeutet, oder als feminine Parführt, so lag es nahe, auch die Erfindung der 20 allele zu Ianus gefafst wird. Vgl. Varro Iambendichtung von Iambe-Enipo herzuleiten; r. r. 1, 37, 3: nunquamne rure audisti octavo vgl. Sittl, Gesell, d. griech. Litt. 1, 269 f. Anders lanam (codd. Lanam) et crescentem et contra Eustath. ad Hom. p. 1684. 48. 54. Jacobi, senescentem et quae crescente luna fieri oporteret Mythol. Wörterbuch. — Als Eltern der I. erwähnt [et] tamen quaedam melius fieri post octavo das Et. Μ. den Pan und die Echo (Thrakerin lanam (codd. Lanam) quam ante?. Macrob. istl.nachProWosb. Westphal,Scr. Metr. lp.242). 1, 9, 8: pronuntiavit Nigidius Apollinem Ianum Auch diese Genealogie scheint aus dem Namen esse Dianamque lanam apposita D littera etc. geschöpft, der dort auch abgeleitet wird von Tertull. ad nat. 2, 15: et diva Arquis et Lana i'av βάξειν, ία nämlich sei die gemeine Stimme, (Iana 1) et montium Septimontium etc. Vgl. oben das gewöhnliche Geschrei der Menschen. Die 30 Bd. 1 Sp. 1003; unt. Sp. 48. Preller, E. Af.31,167. lärmende Freude bei ländlichen Festen konnte 2, 221. Buttmann, Mythol. 2, 72. [Roscher.] Ianassa (ϊάνασσα), eine der Nereiden (s. d.); wohl allerdings die Vorstellung wachrufen, dafs das Tosen des Festlärms ein Kind des länd- II. 18, 47. Hygin. f. praef. p. 29 Bu. Vgl. liehen Gottes Pan und des Wiederhalls sei. Ianeira und Ianthe. [Roscher.] Etymologisch ist diese Ableitung unmöglich. Iandysos (Ίάνδυβος), König der Skythen Vgl. auch Preller, Gr. Myth. I3, 648. Ludwich, zur Zeit des ägyptischen Königs Sesostris, Arrian Fleckeis. Jahrb. 1890 S. 51 ff. [Weizsäcker.] in Phot. Bibi. cod. 58. [Stoll.]· Iamenos (Ίαμενός, auch Ίαμενάς, Schol. II. Ianeira (Ίάνειρα), 1) Nereide, II. 18, 47. 12, 193. Et. Μ. s. v.), ein Troer, beim Sturm Hygin. praef. p. 29 Bunte. Braun, Gr. Götteri. auf die Mauer des griechischen Lagers von 40 § 99. — 2) Okeanide, Hes. Th. 356. Hom. Leonteus getötet, 11. 12, 139. 193. [Stoll.] Hymn. 5, 421. Schömann, Opusc. Ac. 2,150 überIamidai (Ίαμίδαι), Nachkommen des lamos setzt Fovela. Hermann, Opusc. 6, 172. Lobeck, (s. d.). [Roscher.] Proleg. pathol. 263. Braun, Gr. Götteri. § 156 Iamnos (]Ιαμνος), der Heros Eponymos des (״die Männererfreuende, Männerbeglückende“). phönikischen Städtchens Iamnia, Steph. B. v. — 3) Tochter des Iphis, Gemahlin des Kapaneus, gewöhnlich Euadne genannt, Schol. Pind. Ίαμνία. [Stoll.] lamos (Ίαμος), ־Sohn des Apollon und der Ol. 6, 46. [Stoll.] Euadne, der Tochter des Poseidon und der Ianiskos (Ίανίακος), 1) Sohn des Asklepios, Pitana, der Stammvater der Iamiden, einer Schol. Aristoph. Plut. 701. Gerhard, Myth. 1 Weissagerfamilie, die in Olympia dem alter- 50 § 510. S. unten Sp. 23 Anm. — 2) Nachkomme tümlichen Orakel des Zeus vorstand und dort des Atheners Klytios, des Schwiegervaters des ihren Hauptsitz hatte. Paus. 6, 2, 3. Müller, sikyonischen Königs Lamedon, welcher, aus Dor. 1, 142. 253. Boeckh ad Pind. 01. 6. Expl. Attika kommend, König in Sikyon wurde, als 152 f. 660. Preller, Gr. Myth. 1, 113 f. 2, 477. Adrastos, (s. d.), seine Herrschaft in Sikyon Curtius, Peloponn. 2, 110, 55. — Pitana, die aufgebend, nach Argos zurückgekehrt war. Tochter.des Eurotas (der Ort Pitana war eine Nach seinem Tode ward der Heraklide PhaiKorne von Sparta), hatte ihre neugeborene stos in Sikyon König. Paus. 2, 6, 2. 3. GerTochter Euadne, um sie zu verbergen, zu dem hard, Myth. 2 p. 238 f. [Stoll.] Arkader Aipytos nach Phaisana am Alpheios Ianna(’iawa),. .τινες δε τήν'Ελένην. Hesych. [Höfer.] gesandt. Dort gebar die Jungfrau Euadne von 60 Ianthe (Ίάν&η), 1) Okeanide, Hes. Th. 349. Apollon im dunkeln Haine einen Knaben, den, als die Mutter ihn aus Scham verliefs, durch Hom. Hymn. 5, 418. Paus. 4, 30, 3. Hygin. göttliche Vorsorge zwei Schlangen mit Honig praef. p. 28 Bunte. Schömann, Opusc. Ac. 2, nährten. Weil er zwischen blühenden Veilchen 147 (״Violiflora“). Braun, Gr. Götteri. § 147 liegend gefunden wurde, nannte ihn die Mutter (die ״Wärmeerquickte“). — 2) Eine kretische lamos (Veilchenreich). Dem Aipytos, der wegen Jungfrau, Tochter des Telestes, vermählt mit des Knaben den delphischen Gott gefragt der durch die Huld der Isis in einen Jünghatte, wurde verkündet, derselbe werde ein ling verwandelten Iphis, Ovid. Met. 9, 666ff.
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Ianus (röm. Kulte u. Lokalsagen)
— [3) Nymphe (Okeanide?) zwischen zwei tanzenden Silenen stehend auf einer attischen streng-rotfigur. Schale in Berlin; Furtwängler nr. 4220. Roscher.] [Stoll.] Ianuaria Dea s. d. Nachträge. Ianus. A. Kultstätten und Lokalsagen. 1) Rom. Wie alt der Ianuskult zu Rom und in Italien überhaupt war, ersieht man am besten aus der Thatsache, dafs er schon von Romulus eingeführt sein sollte (vgl. Varro b. August, c. d. 4, 23: Romulus .. . ergo constituit Romanis deos Ianum, Iovem, Martem, Picum, Faunum etc. Herodian 1, 16: &εός άρχαιότατος τής Ιταλίας επιχώριος. luv. 6, 393: antiquissime divum . . . lane pater. Procop. b. Goth. 1, 25 b Ίανος πρώτος ήν των αρχαίων &εών, ους δη Ρωμαίοι γλώσση τή ΰφετέρα πενάτας [Hss. πένητας] έκαλονν), ferner daraus, dafs Ianus in dem Kulte und den Liedern der von Numa eingesetzten Salier eine Rolle spielte (Varro b. Macrob. 1,9,14: Saliorum antiquissimis carminibus Ianus Ileorum deus [Varro l. I. 7, 27] canitur. Varro l. I. 7, 26: Duonus cerus es, du(o)nus Ianus. Pauli epit. 3, 6. Io. Lyd. de mens. 4, 2: δνοκαίδεκα πρύτανεις προς τον Νονμά τονς . . . Σαλίονς οριοδήναί φασιν ), * νμνονντας τον Ίανον κατά τον των Ιταλικών μηνών άρι&μόν. Tertull. Apolog. 10; vgl. unten Sp. 36,54 ff.). Wahrscheinlich hängen mit diesem Ianuskult der 12 palatinischen Salier die 12 Altäre des Ianus und seine Feier an den auch der Iuno geheiligten Kalenden zusammen (vgl. Varro b. Macrob. 1, 9, 16: Iano duodecim aras pro totidem mensibus dedicatas. Fronteius(!) b. Lyd. mens, ״i, 2: δωδεκάβωμον είναι τον αντον ναόν κατά τον τών μηνών άρι&μόν. Vgl. Macrob. 1, 15, 19: Ianum Iunonium cognominatum diximus, quod illi deo omnis ingressus, huic deae cuncti Kalendarum dies videntur adscripti, ib. 1, 9, 16: Iunonium quasi non solum mensis Ianuarii sed mensium omnium ingressus tenentem; in dicione autem Iunonis sunt omnes Kalendae. Lyd. 4, 2: Βάρρων . . . φησ'ιν αντον . . . λέγεο&αι . . . καί Ποπάνωνα [Ον. f. 1, 276 u. 127] διά το εν ταΐς Καλένδαις άναφέρεσ&αι πόπανα). Die römischen Kulte des Ianus sind folgende: a) Am oberen (nordöstlichen) Ende ) ** des *) Wenn Pellegrino (Andeut. üb. d. ursprüngl. Reilgionsunterschied d. Patrie, u. Pleb. 1842 S. 52 f.) und Marquardt (R. Staatsv. 3 S. 419, 10) in diesem Falle an die agonalischen Salier des Quirinus denken, weil in der lex über die spolia opima die drei Hauptgötter der Salier, Iuppiter, Mars und Ianus Quirinus vorkommen und weil die Agonalia (s. u.), 'bei denen die agonalischen Salier doch wahrscheinlich thätig waren, dem Ianus galten’, so widerspricht dem die Nachricht, dafs Numa einerseits das Kollegium der 12 palatinischen Salier (Marquardt a. a. O. 410, 3) anderseits den Ianus Geminus am Forum (8. u.) gestiftet und seinen Saliern die Pflicht auferlegt haben sollte, den Ianus nach der Zahl der italischen Monate zu besingen (Lyd. 4, 2), während die agonalischen Salier erst von Tullus Hostilius eingesetzt sein sollten, (8. d. Stellen b. Marquardt S. 411, 2). **) Höchst beachtenswert ist, dafs dieser Ianus gerade am äufsersten Nor d - oder Nordostende des Forums lag. Dies entspricht genau der Placierung des Ianus in der
Ianus (Kult d. Geminus od. Quirinus)
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Forums, und zwar ״ad infimum Argiletum“ (Liv. 1, 19, 2. Serv. z. Verg. A. 7, 607) nach Jordan, Top. 1,2, 351 u. 214 ״zwischen d. Severusbogen und San Adriano“ (anders Richter b. Baumeister, Denkm. S. 1467 u. Annali d. Inst. 1885 S. 323 ff.), d. h. wohl an einer von der Subura nach dem Forum herabführenden Strafse (Jordan a. a. O.), stand der uralte, der Sage nach von Numa gestiftete (Piso b. Varro 1. I. 5, 165. Liv. 1, 19, 2. Plin. h. n. 34, 33. Plut. Num. 20. Flor. 1, 2. Serv. a. a. O.) Ianus Geminus (Macrob. 1, 9, 9 u. 5, 15 f. Flor. 1, 2. 2, 34. Dio C. 54, 36. Eutrop. 9, 2. Suet. Nero 14. Vellei. 2, 38, 3. Vita Commodi 16. Gordiani tres 26. Viri Hl. 79, 7), auch wohl ebenso wie die darin befindliche Statue bifrons (Verg. A. 7, 180. 12, 198), biformis (Ον. f. 1, 89), oder geminae portae belli (Verg. A. 7, 607), Iani gemini portae (Viri ׳ili. 79, 7. Aug. c. d. 3, 10), πνλη έννάλιος (Mon. Anc. Gr. 7, 5), δί&νρος νεώς oder πνλη πόλεμόν (Plut. Num. 20, 1), porta Ianualis (Varro l. I. 5, 165), porta Iani (Flor. 1, 18), πνλαι τον Ίανον (Dio C. 51, 20), oder Ianus Quirinus [Quirini?] genannt (Mon. Anc. Lat. 2, 42. Suet. Aug. 22; vgl. Macr. 1, 9, 16. Hor. ca. 4, 15, 9: Ianum Quirini [oder Quirinum? vgl. Kiefsling z. d. St.] clausit). Wie eng dieses ״zweifellos uralte Heiligtum (Jordan a. a. O. 346), das nie seinen Platz wechselte und sicher bis ins 5. Jahrhundert nach Chr. bestand“ (Procop. Goth. 1, 25 S. 122 f. Jordan 349 u. 352), mit dem Forum verbunden war, ersieht man namentlich aus Senecas Apocol. 9, 2: Ianus pater .... homo quantumvis vafer, qui semper videt άμα και όπίσβω. is multa diserte, quod in foro vivebat, dixit und aus Procop. a. a. Ο. εχει δε τον νεών εν τή άγορα προ τον βονλεντηρίον etc. (vgl. auch Dio 73, 13 (z. J. 193): τώ Ίανώ τώ προ τών &νρών [τοΰ συνίίρ/ον]). Vgl. Jordan S. 348. Was die Gestalt des Gebäudes betrifft, so hat man darunter genau genommen keine aedes, sondern eben nur einen doppelthürigen (δί&νρος Plut. Num. 20, 1) ianus oder ein Durchgangsthor (vgl. die Ausdrücke porta und πνλη in den oben angeführten Stellen und το Ίανον δίπνλον b. Plut. fort. Rom. 9), an einer sehr belebten, zu Ovids Zeit zwei Fora (wohl das Iulische und das grofse; Becker, Top. 368) verbindenden Strafse (die es teilweise überspannte) gelegen, zu verstehen (vgl. Ov. f. 1, 257: cur stas sacratus in uno, hic ubi iuncta foris templa duobus habes?). Die genaueste Vorstellung von diesem Gebäude und seiner Einrichtung verdanken wir erstens einer BeSchreibung des Procopius und zweitens einigen Münzen des Augustus (Rev. IAN. CLV. ״temple de Ianus ferme“; Boutkoivski S. 327 nr. 767; vgl. Eckhel VI, 89) und des Nero (Eckhel VI, 373. Cohen 1 T. XI Neron 177. Becker, Topogr. Taf. 5, 9. Baumeister, Denkm. S. 234 nr. 206; ersten d. h. Nordregion des Himmels bei Martianus Capella und des von Deecke ihm gleichgesetzten Ani des Templums von Piacenza (vgl. Lyd. de mens. 4, 2 ίφ’ ίκατέρας Άρκτου und Deecke, Etr. Forsch. 4,19 u. 25 ff. Etrusker 2, 135 f., der Etr. F. S. 27 in der ersten Region, der ianua caeli, auch ianitores caelestes vermutet).
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Ianus (Kult. d. Geminus od. Quirinus)
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wurden, redet Ovid f. 1, 275 (vgl. ib. 127: ceriale libum farraque mixta sale); in betreff der 12 Altäre, die Fronteius (?bei Lyd. 4, 2) wohl diesem Tempel zuschreibt, s. oben Sp. 15. An den Ianus geminus knüpft sich eine, wie es scheint, ziemlich alte ätiologische Lokalsage, welche einerseits die Entstehung der Lautolae oder Lotolae, d. i. einer in unmittelbarer Nähe des Heiligtums befindlich gewesenen warmen 10 Schwefelquelle, andrerseits die Öffnung der Tempelthüren zur Kriegszeit erklären sollte (vgl. Varro l. I. 5, 156: Lautolae a lavando, quod ibi ad Ianum geminum aquae caldae fuerunt. Ov. Met. 14, 785: Iano loca iuncta tenebant Naides Ausoniae gelido rorantia fonte etc.; hinsichtlich des vulkanischen Charakters dieser lautolae vgl. Jordan, Top. 1, 1, 122). Die Geschichte steht ziemlich übereinstimmend bei Macrobius (1, 9, 17), der wohl aus Varro 20 schöpfte, und bei Ovid (Met. 14, 778 ff. u. F. 1, 259 ff.). Als die Sabiner, heifst es bei Macrobius, um der ihnen geraubten Jungfrauen willen unter Titus Tatius die am Fufse des Viminalis (vgl. darüber Jordan S. 349 Anm. 52) gelegene porta Ianualis stürmten, deren Thüren sich immer wieder von selbst öffneten (nach Ovid a. a. O. öffnet sie die den Römern feindliche Iuno), und als die Verteidiger das offene Thor nicht mehr halten konnten, soll Ianus eine solche Masse heifsen Quellwassers aus der geöffneten Pforte auf die Angreifer geschleudert haben, dafs die an dieser Stelle arg gefährdete Altstadt dadurch gerettet worden sei. So sollte die Sitte entstanden sein, in Kriegszeiten die Thüren des Ianus offen zu halten (vgl. auch Serv. V. A. 1, 291. 12,198 = Mythogr. Vat. 3, 4, 9, wo die Stiftung des Ianus bifrons auf Münze des Nero mit der Darstellung des Ianustempels auf dem das Bündnis des Romulus und Tatius zurückForum Born, (nach Baumeister, Denkm. d. kl. Alt. S. 234 nr. 206). geführt wird). Nicht undenkbar wäre es, dafs Dach mit Fastigium. Unzweifelhaft also ist auf dieser Nachbarschaft der, wie es scheint, das Gebäude keine aedes, sondern ein dop- durch vulkanische Ereignisse zeitweilig zu Tage pelter ianus, dessen .Seitenwände plutea getretenen Quelle die Sage von Iuturna als Gattin bilden“ (Jordan 351). *) Über ein interessantes des Ianus und Mutter des Fontus beruhte (Arnob. Motiv der in dem alten Ianustempel stehenden 3, 29), zumal da Iuturna als Nymphe der in Statue belehrt uns Plinius 34, 33; Ianus Ge- der Nähe des Vesta- und des Kastorentempels minus a Huma rege dicatus .... digitis ita auf der andern Seite des Forums (Jordan, figuratis, ut CCCLV dierum nota per signiTopogr. 1, 2, 370) hervorsprudelnden Quelle ficationem anni, temporis et aevi esse se deum in- gefafst wurde (vgl. d. Art. Iuturna u. Preller, dicaret (vgl. 10. Lyd. de mens. 4, 1 u. Suid. 50 R. Μ.3 2, 128). s. ν. Ιανουάριος. Macrob. 1, 9, 10. Mommsen Endlich haben wir in diesem ZusammenGhron. 34). Im übrigen haben wir uns die hange noch der merkwürdigen, soeben beGestaltung des Kopfes der Statue wohl nach rührten Sitte zu gedenken, die Thore dieses Mafsgabe der alten römischen Münzen zu Ianus geminus während des Krieges geöffnet denken (8. u.). Von einer ara parvo coniuncta zu halten und nur dann zu schliefsen, wenn sacello, auf welcher strues und farra geopfert einmal im ganzen Gebiet des römischen Reiches tiefer Frieden herrschte. Vergils (A. 7,607) Be*) Wenn Senius zu Aen. 7, 607 diesen Ianus ״circa Schreibung des von ihm für allgemein latinisch imum Argiletum iuxta theatrum Marcelli“ ansetzt gehaltenen Brauches bei der Öffnung des Ianusund seine spätere Verlegung an das Forum transitorium und Verwandlung in ein templum quattuor portarum, 60 tempels vor Beginn eines Kriegszuges macht fast den Eindruck, als meine er, dafs der Feldd. 11. in einen ianus quadrifrons, behauptet, so beruht das, wie Jordan a. a. O. S. 347 Anm. 46 überzeugend herr und das ganze Heer durch den geöffneten nachgewiesen hat, auf einer irrtümlichen Interpolation, Ianus in den ' “ Krieg gezogen 6eien (vgl. Lyd. welche aus der Verwechselung des numanischen ianus de menS. , * ■ 4, 2: 4· ψκυι φασΐ ue δε τον vw uebor αυτόν nui και έφορον * tipuyu ׳ mit dem am Theater des Marcellus befindlichen heTvorτων επϊ πόλεμον όρμώντων τυγχάνειν και gegangen ist. Die irreführenden Worte iuxta — Marcelli διά μεν τής μιας όψεως (= os Eingang, fehlen in den ältesten Veroneser Scholien, und der die ostium?) άποπέμπειν, Sta διά δε τής έτέρας Verlegung des alten Ianus behauptende Satz lautet im Floriacensis ganz anders. άνακαλε ίσ&αι τό στράτευμα). Suid. 8. ν. vgl. die beistehende Abbildg.). Nach Procop (bell. Goth. 1, 25 S. 122 f.) war der Tempel (νεώς) ganz von Erz (άπας χαλκούς), viereckig (εν τετραγώνω σχήματι) und nur so hoch, dafs das 5 ־Ellen hohe Erzbild des Gottes darunter stehen konnte. Das Doppelgesicht der Statue schaute nach Osten und Westen zu beiden Thoren heraus (vgl. auch Ov. f. 1, 140 eoas partes hesperiasque simul. Lutatius b. Io. Lyd. de mens. 4, 2: δ γε μην Λουτάτιος ״Ηλιον [τον ’ίανόν καίει] παρά τό έφ’ έκατέρας πύλης αρχειν, ανατολής ίσως και δύσεως). Auf den Münzen des Nero ״erscheint der geschlossene Ianus als ein würfelförmiges Gebäude, von dem die Front und eine Seite sichtbar sind. Jene besteht aus einem Thor mit geschlossenen valvae, welches von zwei einen Bogen tragenden korinthischen Säulen gebildet wird; von dem unzweifelhaft die Rückseite bildenden gleichen Thor sieht man die Ecksäule; die beide Thore verbindende Seitenwand ist quadriert und erreicht nur 3/i der Höhe der Thore, das offene obere Viertel schliefst ein Gitter, auf den Säulen ruht vorn wie zur Seite ein zweigliedriges Gebälk, darüber aber liegt kein
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Ianus (sonstige iani des For. Rom.)
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״Ιανος. Tag πύλας τον ’ΐάνον Sιαπετάσας, domique oder domi militiaeque; vgl. in pace et δ βασιλεύς, αίπερ έπ'ι των μεγίστων πολέμων domi Cic. rep. 1, 40). Man pflegte demnach διηνοίγοντο, ωχετο προς τήν"Εω, d. h. wohl zur Gewährleistung einer glücklichen Heimkehr durch das östliche, vom Forum wegführende den Ausgezogenen den Zugang zum GemeindeThor. Schliefsungen fanden statt unter Numa, platze offen zu halten und erst dann zu schliefsen, der überhaupt den Brauch eingeführt haben wenn alle wieder daheim (domi) waren (vgl. sollte (Piso bei Varro l. I. 5, 165: ius in- Myth. Vat. 3, 4, 9 = Serv. V. A. 1, 291: stitutum a Pompilio . . . ut sit aperta semper, quod ad bellum ituri de pace cogitare et renisi quom bellum sit nusquam etc.), ferner im versionem optare debent). Hierzu kommt J. 519/235 (Varro a. a. 0. Liv. 1, 19, 3), 10 noch, dafs es Sitte gewesen zu sein scheint, unter Augustus 725, 729, kurz vor 753 (Momm- den ianitor für die aufserhalb ihres Hauses sen z. Mon. Anc. 7, 5 u. 2, 42), unter Nero weilenden Familienglieder die Hausthüre offen (vgl. die oben angeführten Münzen) u. s. w. halten zu lassen, bis dieselben heimkehrten, (Mehr bei Jordan, Topogr. 1, 2, 346 ff.) Über damit sie nicht erst durch Klopfen und Rufen die Bedeutung dieser Sitte waren schon die wie Fremde Einlafs zu begehren brauchten (vgl. Alten nicht einig. Abgesehen von der soeben Apul. Met. 9, 20. Becker, Gallus 3 2, 190), behandelten ätiologischen Legende behaupteten während die Hausthür in der Regel verschlossen einige, dafs der Dämon des Krieges in Friedens- wurde, wenn der Hausherr und seine Familie Zeiten im Ianusheiligtum verschlossen sitze, im daheim waren, damit sie nicht von plötzlich Kriege aber daraus gegen die Feinde hervor- 20 Eintretenden überrascht werden konnten (vgl. breche (vgl. die Bezeichnung portae belli, πύλη die Stellen bei Marquardt, Privatalt. 1, 231, έννάλιος und Verg. A. 1, 293 ff. nebst Serv. z. d. Anm. 53 u. 54; 240 Anm. 97 ff.; HermannStelle; Aen. 7,607), andere umgekehrt, dafs nicht Blümner, Gr. Privatalt. S. 148 f.). der Krieg, sondern der Frieden im Ianustempel Aufser dem uralten numanischen Ianus am hause und durch Schliefsung der Thüren am oberen Ende des Marktes gab es aber sicherlich Entweichen gehindert werden solle (Horat. ep. noch mehrere andere iani auf oder an dem 2, 1, 255: claustraque custodem pacis cohiben- Forum Romanum; ja es ist so gut wie gewifs, tia Ianum. Ovid. f. 1, 281 pace fores obdo, dafs alle nach dem Forum führenden Strafsen ne qua discedere possit), noch andere meinten: an der Stelle ihrer Einmündung ins Forum ideo ... Ianus belli tempore patebat, ut eiusdem 30 von Ianusbögen überspannt waren (Richter bei conspectus per bellum pateret, in cuius po- Baumeister, D. 1469), wie schon aus den Antestate esset exitus reditusque (Serv. V. sichten auf den Rostrabalustraden hervorgeht. A. 1, 294; vgl. Ov. f. 1, 279: ut populo re- So wird öfters namentlich ein Ianus medius ditus pateant ad bella profecto, tota patet (nach Jordan 1, 2, 215 am unteren Marktende dempta ianua nostra sera), eine Auffassung, in der Nähe des Vesta- und Kastortempels gedie manches für sich hat, zumal wenn wir legen) erwähnt, in dessen Umgebung die Geldbedenken, dafs aus ähnlichen Gründen auch und Börsengeschäfte abgewickelt wurden (vgl. der Tempel der Horta oder Hora Quirini (s. d.) Cic. off. 2, 25, 90. Cic. or. Philipp. 6, 15. 7, 6,16. immer geöffnet gehalten wurde( ־Plut. Q. Rom. Horaz Sat. 2, 3, 18. C. I. L. 6, 5845. 10027 46). Der wesentlichste Grund des Brauches 40 u. s. w. Jordan, Top. 1, 2, 215 f.). Obwohl scheint aber folgender zu sein. Wie wir ferner, abgesehen von Hör. epi. 1, 1, 53, sonst später (Sp. 34) sehen werden, sind die älte- nirgends ein unterer oder ein oberer Ianus auf sten sakralen Verhältnisse des Forums (d. i. dem Forum erwähnt wird (Jordan 215 f.), ist des Volksgemeindeplatzes), welche in den doch einerseits aus der Bezeichnung medius, die beiden auf Numa zurückgeführten Kulten des noch 2 andere Iani (oben oder unten? rechts Ianus und der Vesta gipfeln, aus dem Kult oder links?) auf dem Forum voraussetzt, des altrömischen Privathauses hervorgegangen anderseits aus den im J. 580/174 von den und diesem nachgebildet*), d. h. wie der Ianus Censoren auf dem Markte einer römischen des Privathauses über dessen Eingang, die Kolonie, wohl nach Analogie des römischen ianua, waltet, so beschützt der Ianus Geminus 50 Forums, errichteten 3 Iani (Liv. 41, 27) auf den alten Haupteingang des Gemeindeplatzes, die einstige Existenz mindestens dreier Iani an dessen Gegenseite, ungefähr der Stätte des auf dem römischen Marktplatze zu schliefsen, Herdes im Atrium entsprechend, der alte Ge- wobei nur das zweifelhaft bleibt, ob der alte meindeherd, d. h. das Heiligtum der Vesta, er- numanische Ianus in dieser Dreizahl mit inrichtet war. Da demnach der Ianus Geminus begriffen ist oder nicht. Religiöse Bedeutung für das Forum und die auf demselben weilende scheinen übrigens die anderen iani des Forums Bürgergemeinde genau dasselbe bedeutet wie nicht zu haben, da die Worte des Ovid (f. 1, die ianua für das Privathaus und den Haus- 257) cum tot sint iani, cur stas sacratus in herrn, so wäre es ein schlimmes Omen (vgl. uno? sich wahrscheinlich nur auf den GegenTac. a. 28,2) für die ,,draufsen“, d. h. im Kriege 60 satz des numanischen Heiligtums zu den befindliche Bürgergemeinde gewesen, wenn man anderen (profanen?) Iani des Forums, nicht nach ihrem Abmarsche hinter ihr das Ge- aber zu andern Ianusheiligtümern in der Stadt meindethor verschlossen hätte (man denke (8. u.) beziehen (anders Peter, Ovid Fast. II hierbei an den uralten Gegensatz von domus p. 11). Über den von Horaz epi. 1, 1, 54 und bellum (militia) in den Redensarten belli erwähnten Ianus summus und imus s. Jordans Erklärungsversuch Top. 216 f. u. 348. Jordan glaubt, dafs hiermit der alte (am ♦) Auch Nissen, Templum S. 142 u. 148 vergleicht das Obern) und der am andern (untern) Ende Forum mit dem Atrium des Privathauses.
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Ianus (Curiatius; Tigill, soror.)
Ianus (auf d. laniculum)
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des Forums gelegene (sonst Ianus medius ge- schlechter, was insofern nicht unwahrscheinnannte) Bogen gemeint sei, welche beide zu- lieh ist, als die ihm parallele luno Sororia saminen die Totalität des Marktes (von einem zweifellos eine Iuno (d. h. weiblichen Genius Ende bis zum andern) bezeichnen sollen. der Frauen) bedeutet (vgl. den Artikel Iuno). Anders Becker, Top. 326 f. u. Richter b. Bau- Das Sühnopfer fiel nach den Fasti Arvalium meister a. a. 0.1469 (der unt. I. medius mit Recht auf den 1. Oktober, also auf einen zugleich der den über den Vicus Tuscus gespannten Bogen vör- Iuno und dem Ianus geheiligten Tag (Kalendae). steht). Über die V&sta ad Ianum vgl. C. I.L. c) Auf einen sehr alten Ianuskult deutet 1 p. 395 a; Jordan a. a. 0. 216 Anm. (der ferner der allgemein (Solin. 2, 4) auf Ianus diesen Ianus für den geminus hält) und Preuner, 10 zurückgeführte Name des laniculum, auf Hestia-Vesta 243 (der ihn für den ״summus“ welchem schon Ancus Martius zum Schutze erklärt). Mommsen C. I. L. 1 p. 395 a meint, es der Flufsschiffahrt und des gegenüberliegensei der ״medius“ gewesen, und diese Ansicht den römischen Hafens (Jordan, Topogr. 1, 1, scheint mir in der That das meiste für sich 431 ff. Richter b. Baumeister, D. S. 1437 f. zu haben. — Wie dem auch sein möge, wir er- 1499) eine Befestigung angelegt hatte (Dion. kennen aus der Existenz mindestens dreier Hal. 3, 45. Liv. 1, 33, 6). An diese Stätte Iani auf dem Forum, dessen äufserste Enden knüpfte sich erstens die Legende, dafs in der (Ein- und Ausgänge?) unzweifelhaft durch ältesten Zeit Ianus als König daselbst geherrscht Ianusbögen bezeichnet wurden, wie eng der und den vor Iuppiter aus Kreta geflohenen Begriff des Ianus mit dem des Forums ver- 20 Saturnus gastlich aufgenommen habe (vgl. bunden war, so dafs Jordan a. a. 0. S. 348 Verg. 8, 319 ff. u. 357: hanc Ianus pater, hanc den Gott mit Recht den Patron des Marktes Saturnus condidit arcem, laniculum huic, illi nennen kann. fuerat Saturnia nomen. Ovid f. 1, 245: arx b) In einer alten Strafse der vierten Region mea collis erat, quem cultrix nomine nostro der Stadt, ״nicht weit vom Colossus Neronis Nuncupat haec aetas Ianiculumque vocat. bei dem Amphitheater“ (Becker, Top. 527) Protarch. u. Hygin. b. Macrob. 1, 7, 19 ff. ’stand das sogen. Tigillum sororium, d. h. Plut. Q. Gr. 41. Arnob. adv. g. 3, 29; vgl. wohl ein primitiver aus einfachen Holzbalken 1, 36. Cass. Dio b. Cedren. 1 p. 295, 10 Bekk. (= δόκανα‘}) gebildeter Ianus (vgl. Richter b. Herodian 1, 16. Mythogr. Vat. 3, 1, 2. Lact. Baumeister, Denkm. 1528), neben welchem zwei 30 inst. 1, 13. Tert. Nat. 2, 12 = Apol. 10. Serv. Altäre, der eine der luno Sororia, der andere V. A. 8, 319: Saturnus rex fuit Cretae, quem dem Ianus Curiatius geheiligt, errichtet waren Iuppiter filius bello pepulit. Hic fugiens ab (vgl. Fest. s. v. Sororium tigillum ... duo tigilla Iano [rege, qui urbem habuit, ubi nunc lanitertio superiecto, quae pater eius constituerat, culum est,] est susceptus, qui regnabat in Italia; velut sub iugum missus subit, consecratisque ibi quem cum docuisset usum vinearum et falcis aris Iunonis Sororiae et Iano Curiatio libe- [et humaniorem victum,] in partem est admissus ratus omni noxia sceleris est auguriis appro- imperii et sibi oppidum fecit ....). Hiermit bantibus etc. Dion. Hal. 3, 22: κάκεΐνοι βω- verband man die Idee von einem goldenen μούς ίδρυαάμενοι δυο, τον μεν ”Ηρας, η λέλογχεν Zeitalter in Italien als dessen Vertreter eben επιοκοπεΐν αδελφός, τον δ’ έτερον . . . Ίανού 40 Ianus und Saturnus galten: Varro (?) b. August, .... επώνυμου δέ Κορανίων των άναιρε&έντων civ. d. 7, 4: de Iano .. non . . . facile quiequam κ. τ. λ. και &υβίας τινάς έπ αύτοΐς ποιήβαντες occurrit, quod ad opprobrium pertineat. Et τοΐς τε αλλοις κα&αρμοΐς έχρήβαντο και τε- fortasse talis fuerit, innocentius vixerit et a λευτώντες ΰπήγαγον τον Όράτιον υπό ζυγόν. facinoribus flagitiisque remotius. Saturnum .... τούτο μεν δη τό χωρίον τής αυμφορας τού fugientem benignus excepit; cum hospite partiάνδρός μνημείον εν τή πόλει έτι φυλάττει, tus est regnum, ut etiam cwitates singulas con9υβίαις γεραιρόμενον υπό 'Ρωμαίων xaff’ έκα- derent; iste laniculum, ille Saturniam (vgl. οτον ενιαυτόν; mehr b. Marquardt, Staatsv. 3 auch den Art. Saturnus u. Preuner, Hestia S. 560). Wie alt dieses bis ins 5. Jahrhundert S. 380 f. 389). Und zwar gab es von dem auf (Becker a. a. 0.) nachweisbare Heiligtum war, 50 dem laniculum wohnenden Ianus zwei verersieht man aus der Legende, wonach die Er- schiedene Traditionen: nach der einen sollte richtung des Tigillum und der beiden Altäre er ein Ureinwohner (indigena Macrob. 1, 7, auf die Sühne des von dem letzten Horatier 19. Labeo b. Io. Lyd. 4, 1 Ίανόν .... Πατρίbegangenen Schwestermords bezogen wurde. κιον ώοει αύτόχ&ονα) vou Latium, das auch Zum Verständnis der Legende erinnere ich Camesene hiefs, sein und mit dem sonst veran die von Grimm, D.M.31118 erörterte Sitte, schollenen Eponymos dieses Landes, Cameses, einen verderblichen Zauber (Fluch) dadurch zu zusammen eine Zeit lang auf dem laniculum lösen, dafs man durch gespaltene Bäume, geherrscht haben (Protarch. Trail, u. Hygin durch Erd- und Felsenhöhlen hindurchging b. Macr. 1, 7, 19: Ianus . . . cum Camese*) oder -kroch. Io. Lydus de mens. 4, 1 erklärt 60 aeque indigena terram hanc ita participata po(nach Labeo) den Beinamen Curiatius als tentia possidebant, ut regio Camesene, oppidum έφορος ευγενίαν (vgl. den ebenda erwähnten laniculum vocaretur). Die andere vorwiegend Ianus Patricius und die 30 curiae der patri- griechische Version der Sage läfst dagegen zischen ,Altbürger). Κουριάτιοι γάρ και Όρά- den Ianus, ebenso wie den Evander, Aeneas, τιοι ονόματα ευπατριδών είβι. Klausen, Aeneas Saturnus u. a. (vgl. Solin 2, 5 ff. p. 34 f. ed. u. d. Pen. S. 714 erklärt den Ianus Curiatius als den Gott der Kurien, Preller, R. Μ.31, 171 *) Oder sollte Camese auch hier als Gemahlin des als den Genius oder Urheber patrizischer Ge Ianus zu fassen sein?
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Ianus (auf d. Ianiculum)
Ianus (auf d. Ianiculum)
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Mommsen), zusammen mit seiner Schwester aller dieser Legenden zu erfassen, so kann es und Gattin Καμίση (Καμασήνη, Camesene) aus kaum zweifelhaft sein, dafs ihnen eine ErHellas (nach Plut. Q. R. 22 aus Perrhaibien ) * innerung an den am Fufse des Ianiculum gein Thessalien) einwandern und ihn mit dieser legenen und von der schon in uralter Zeit Gattin zwei Kinder, einen Sohn ΑΐΟ-ηζ (Epo- daselbst gebauten Feste (arx Verg. u. Ovid. nymos der A'iQ-ικες in Thessalien?) und eine a. a. 0.) beschützten, für die älteste Zeit so Tochter Όλιστήνη, zeugen (Drakon v. Kerkyra wichtigen Handelshafen Roms zu Grunde b. Athen. 692 DE = Eustath. z. Od. 1533, 3, liegt (vgl. Dion. Hal. 3, 45; Richter b. Rauwo die Worte ״από τούτου και τον ,Ιανόν meister, Denkm. 1437 f.). Bedenkt man aufser[Ίανοΰ? ΐάνιον?] ποταμόν και τό όρος Ίανόν 10 dem, dafs über das Ianiculum die älteste [Ίάνουκλον? Ίανοΰ ?] ονομάξεσ&αι κατοικήσαντρς Handels- und Verkehrsstrafse zwischen Rom αύτοϋ έπ'ι τού όρους kaum auf etwas anderes und Etrurien ging (Paul. Fest. p. 104 Müll. Ianials auf den auch Sohn des Ianus genannten culum dictum, quod per eum Romanus populus Tiber (s. u.) und das Ianiculum zu beziehen primitus transierit in agrum Etruscum), so besind; vgl. Demoph. b. Lyd. de mens. 4, 2). greift man, dafs dem Eponymos des Ianiculum Nach Sero. V. A. 8, 330 war nämlich Tiberinus, — und das ist eben Ianus — alle die aus dem der Eponymos des Tiberflusses, ein Sohn dieses Auslande stammenden Segnungen und KulturPaares (vgl. d. Art. Camese). Sehr beachtens- fortschritte zugeschrieben wurden, welche das wert erscheint, dafs mit dieser Legende von älteste Rom dem am Fufse des Ianiculum beden beiden zur See über das Meer nach dem 20 triebenen und von demselben beschützten Ianiculum gekommenen Göttern Ianus und Handel und Verkehr mit ausländischen und Saturnus auch die Sage von der Erfindung etruskischen Kaufleuten zu verdanken hatte. des Schiffsbaus verknüpft und behauptet wurde, Auch die antike Deutung der ältesten römischen das Schiffsbild, welches den Revers der alt- Münzbilder mit dem Ianuskopf auf der einen römischen, auf der andern Seite den bärtigen und dem Schiff auf der andern Seite ist Ianuskopf tragenden asses schmückt, bedeute keineswegs so einfältig, wie es auf den ersten das Schiff entweder des Ianus oder des Satur- Blick aussehen mag, wenigstens scheint es, als· nus, mit welchem diese nach dem Ianiculum ob wirklich Ianus und Schiff eine Beziehung gekommen seien (vgl. Serv. V. A. 8, 357: Ianus zu einander hätten (vgl. Plut. Q. R. 41, der in Ianiculo habitavit, qui quod una navi exui 30 zur Erklärung des altrömischen Müiizbildes venit, in pecunia eius ex una parte Iani caput bemerkt: έπε'ι τοίνυν εύκοσμίαν μεν Ίανός ex altera navis signata est. Drakon a. a. O. κατέστηαεν αύτοίς, έί-ημερώσας τον βίον, άφΟΌπρώτον δε .... εύρείν και σχεδίας και πλοία νίαν δ'ε παρέχει των αναγκαίων ό ποταμός και νόμισμα χαλκοΰν πρώτον χαράξαι κ. τ. λ. πλώϊμος ών και τά μεν έκ &αλάσσης τά δε από Hygin b. Macrob. a. a. O. cum primus quoque τής χώρας κατακομβών, σύμβολον έ'σχε το νόaera signaret, servavit et in hoc Saturni re- μίσμα τοΰ μεν νομο&έτου τό δίμορφον .. . διά verentiam, ut, quoniam ille navi fuerat advectus, τήν μεταβολήν, τοΰ δε ποταμού τό πορ&μείον). ex una quidem parte sui capitis effigiem ex Wir glauben kaum zu irren, wenn wir diese altera vero navis exprimeretur, quo Saturni me- Beziehung in dem Verhältnisse erblicken, welche moriam in posteros propagaret. Ov. f. 1, 239 f. 40 Ianus von jeher zu dem römischen HandelsPlut. Q. R. 41: έπ'ι τιμή του Κρόνου πλοίω δια- hafen am Fufse des Ianiculums gehabt hat, περάσαντος εις Ιταλίαν). Auch fabelte man, wozu noch kommt, dafs der Börsen- und Marktdafs Ianus von seinem Ianiculum aus, entweder verkehr auf dem Forum Rom., wie wir sahen, selbständig (Drakon a. a. 0. Plut. Q. R. 22 ebenfalls unter dem Patronat des Gottes stand u. 41) oder vom Saturnus dazu angeleitet, (s. oben Sp. 20; anders Mommsen, Münzw. allerlei nützliche Erfindungen (z. B. Obst- und S. 184). Hiermit dürfte nunmehr auch der Getreidebau, Schiffsbau, Häuserbau, Münz- richtige Standpunkt für die Beurteilung der prägung, Staatsverfassung u. s. w.) und über- Hypothese Prellers (R. Μ.3 1, 177 f.), dafs haupt eine höhere Kultur in Latium einge- Ianus mit Portunus identisch sei, gewonnen führt und verbreitet habe (Macrob. S. 1, 7, 50 sein. Preller beruft sich hierfür auf folgende 19 ff. Athen, u. Eustath. a. a. 0. Demoph. b. Thatsachen. Erstens wissen wir (aus Fest. Lyd. de mens. 4, 2. Serv. V. A. 8, 319 oben Paul. p. 56, 5), dafs Portunus, der, wie Ianus, Sp. 22 Z.31. Plut. Q.R. 19,22u. 41. Nurn.19,8. pater hiefs (Verg. A. 5, 241), für einen deus Auct. inc. de orig. gent. Rom. p. 15 ed. Schröter). portarum galt und mit einem Schlüssel in — Suchen wir den eigentlichen Sinn und Kern der Hand abgebildet wurde, was entschieden an Ianus erinnert (vgl. auch Varro b. Intp. Veron. *) Vielleicht liegt dieser merkwürdigen Herleitung Aen. 5, 241: Portunus . . . deus portfuum aus Perrhaibien in Thessalien die Gleichsetzung von Ianus portajrumque praeses etc.). Sodann berichtet und Ianiskos (s. d.) zu Grunde, der als Sohn des AskleVarro l. I. 6, 19 von einer aedes Portuni in pios und Bruder des Machaon und Podaleirios ebenfalls aus Perrhaibien, d. i. dem nördl. Thessalien (Bursian, 60 portu Tiberino und einem daselbst am 17. Aug. gefeierten Feste Portunalia ), * was Geogr. v. Gr. 1, 48), stammen mufs. Auch der Name durch eine Notiz des augustischen Kalenders: -Αϊ&ηξ (Λ'ί9ιξ) weist auf Thessalien. Ist vielleicht in 'Ολιστήτη eine Hindeutung auf Όλοοσοών in Perrhaibien Portfunalia] ; feriae Portuno; Portuno ad zu erblicken? Auch in Καμίση, Καμασήνη steckt wohl eine (thessalische?) Örtlichkeit; vgl. Suid. s. ν. Καμασσητό? iSvir.öv. Arcadius p. 111 ed. Barker. Lobeck, Pathol. !,roll. p. 191 ff. Ähnlich wird Ianus vom Inc. auct. or. gent. B.om. cap. 2 p. 13 Schröter mit Ion, Sohn des Apollon und der Kreusa, identificiert.
*) Vgl. auch den flamen Fortunatis (b. Fest. p. 217a), der arma Quirini [= Iani Quirini; Marquardt, Staatsv. 3, 315, 3] unguit; unter den arma Iani Quirini könnten baculum, virga und clavis gemeint sein, die Ianus selbst Ob. f. 1, 254 arma nennt.
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Ianus (auf d. For. transitor.)
Ianus (am theatr. Marcelli; I. Patricius) 26
pontem Aemilium (vgl. Kal. Amit. Vall. u. sich, dafs zu Domitians und Nervas Zeit, wo Allif. Eph. epigr. 3, 85) bestätigt wird (vgl. das Forum transitorium entstand, dem alten über die Lage des pons Aem. Richter b. RauQuadrifrons von Falerii, wie es scheint, in der meister, D. S. 1499 u. Jordan, Top. 1, 1, 409 Mitte des neuen Marktes (Stat. silv. 4, 3, 9 u. 430). Aufserdem erfahren wir aus dem Kal. limina . .. Iani . . . foro coronat) ein neues Allif., dafs derselbe 17. Aug. auch dem Ianus stattliches Heiligtum statt des früheren kleiad theatrum Marcelli geheiligt war. Was liegt neren erbaut wurde. Anders, und zwar, wie nun näher als mit Preller anzunehmen, dafs in ich glaube, unrichtig Preller-Jordan, R. Μ.3 1, der That der schlüsseltragende Gott des por- 176 u. Anin. 4 und Jordan, Top. 1, 2, 348. ) * tus und der portae, welcher an demselben 10 Vgl. Richter b. Raumeister, D. S. 1472. Von Tage wie Ianus im portus Tiberinus verehrt Domitianus berichtet übrigens Suetonius (vita wurde, mit dem Ianus des Ianiculum von Haus Dom. 13), dafs er ianos . . .per regiones urbis aus identisch und ursprünglich nur der auf der tantos ac tot exstruxit, ut cuidam Graece inlinken Seite des Tiberhafens verehrte Doppel- scriptum sit ״arci“ (= αρκεί). ganger des Ianiculensischen Gottes war? Eine e) Ein zweiter Tempel des Ianus Geminus höchst erfreuliche Bestätigung würde diese An- befand sich beim Theater des Marcellus sicht durch den Ianus Portunus einer Inschrift am Forum Olitorium (vgl. Recker, Top. 138. von Spoletium b. Orelli (nr. 1585) finden, wenn 259. 603), Er war errichtet entweder von C. dieselbe nicht der Fälschung in hohem Grade Duilius (vgl. Tac. ann. 2, 49: lano templum, verdächtig wäre. ) ** Vgl. Sp. 52 Z. 9. 20 quod apud forum holitorium C. Duilius struxerat Endlich haben wir in diesem Zusammen- [Tib. dedicavit] oder noch viel früher, wenn hange noch der ara des Fons oder Fontus (s. man einer allerdings nicht unverdächtigen d.) auf dem Ianiculum zu gedenken (vgl. Cic. Notiz Glauben schenken darf (Fest. p. 285: de leg. 2, 22, 56: quod [haud] procul a Fonti religioni est quibusdam porta Carmentali egredi ara regem ... Numam conditum accepimus u. et in aede lani, quae est extra eam, Senatum die von Recker, Top. S. 656, 12 angef. Stellen). haberi, quod ea egressi sex et trecenti Fabii Da nun von Arnobius (adv. gentes 3, 29) Fontus apud Cremeram omnes interfecti sunt, cum in ein Sohn des Ianus und der Iuturna genannt aede Iani s. c. factum esset, uti proficiscerentur). wird und auf den Münzen der Fonteia als In betreff der Tempelfeste vgl. Kal. Capranic. jugendlicher unbärtiger Ianus erscheint *** ) 30 XVI Kal. Sept. Iano ad theatrum Marcelli. (Preller, jR. Μ.3 1, 184; Rabelon, Monn, de la Kal. Amitem. XV Kal. Nov. u. Ephem. epigr. republ. Rom. 1, 499 f.), so ist es nicht unmög- 3, 85 Iano ad theatr. Marcelli. Vgl. Richter lieh, dafs auch dieser Mythus sich auf den b. Raumeister S. 1505 und dagegen Jordan, Ianus des Ianiculum bezieht(s. jedoch ob. Sp. 18). Top. 1, 2, 347 Anm. 46 u. Hermes 4, 234. d) Nach dem codex Floriae, des Servius Recker, Top. 138 f. (V. A. 7, 607) und Macrob. 1, 9, 13 ist nach f) Vielleicht gab es auch einen Kult des der Eroberung von Falerii ein daselbst be- Ianus Patricius in Rom, welchen Labeo b. findliches ״Iani simulacrum cum frontibus Io. Lyd. de mens. 4, 1 mit αντόχ&ιαν erklärt quattuor“ nach Rom gebracht und hier in (vgl. Cedren. 1 p. 295, 9: Ίανδν . . . Πατρίκιον einem ״templum quatuor portarum“ auf dem 40 αντόχ&ονα). Man könnte versucht sein, diesen Forum transitorium, welches mit 3 anderen Ianus nach dem vicus Patricius (zwischen Fora in Verbindung stand (Jordan, Top. 1, 2, Cispius und Viminalis), wo auch eine Isis 348. Recker, Top. 374. 376), aufgestellt worden. Patricia (in d. 5. Region Not. Reg.) verehrt Kombiniert man nun mit dieser Nachricht die wurde, zu versetzen (Richter b. Raumeister Verse Martials (10, 28, 3 ff.; vgl. auch Stat. S. 1528. Recker, Top. 535), aber nach Analogie Silv. 4, 3, 9 ff. Io. Lyd. de mens. 4, 1): per- der in einem sacellum verehrten Pudicitia vius exiguos habitabas ante penates, plu- patricia (Liv. 10, 23, 3), zu welcher die Pudicitia rima qua medium Roma terebat iter: nunc plebeia einen Gegensatz bildet, ist es auch mögtua caesareis cinguntur limina donis et fora tot lieh, einen ansschliefslich patricischen Kult des numeras, Iane, quot ora geris, 30 ergiebt 50 Ianus anzunehmen. Vgl. auch die patricische und plebejische Myrte vor dem Tempel des Quirinus (Plin. h. n. 15, 120). *) Hinsichtlich der Etymologie und ursprüngl. Beg) Plinius h. n. 36, 28 berichtet von einer deutung des mit por-ta, πόρ-ος, Ι'μ-ίΙορ-οζ, Λιρ-άω etc. ververgoldeten (oder in einem vergoldeten wandten Wortes portus (= domus) vgl. Curtius, Grdz.* 272 u. Jordan, Top. 1,1, 429 f., der portus als ״Magazin, Stapel Tempel aufgestellten?) Statue des Ianus pater in ort, Eingangsort“ fafst. suo templo dicatus ab Augusto, ex Aegypto **) Ist vielleicht bei Varro l. I. 5, 146: secundum advectus (wohl im J. 724 d. Stadt), von welcher Tiberim ad Junium (so die Hss.; Jordan, Top. 1, 1, 432 man nicht wisse, ob er von Praxiteles oder vermutet Portunium) forum piscarium zu lesen ad Janum Skopas herrühre (Brunn, Künstlergesch. 1, 324). oder lanium (vgl. Prob. Exc. de nomine p. 214, 31 K. lanius dicitur, non Ianus, et declinatur hic lanius, huius 60 Welcher Tempel ist in diesem Falle gemeint? Etwa (wie Peter in s. Ausg. von Ovids Fasten lanii etc. Paul. epit. 103 laneus (lanius?) ianitor)? Auch die Hss. haben bisweilen lanius statt Janus: vgl. Sere. II p. 11 meint) der unter e) erwähnte beim V. A. 7, 607 vol. U p. 171, 18 Thilo. Theater des Marcellus oder ein zu dem Forum ***) Oder sollte auch auf diesen Münzen eigentlich der Augustum (Recker, Top. 370 ff.) gehöriger Vater des Fons, d. h. ■Ianus, gemeint sein? Für eine Iannstempel? Mir ist das letztere wahrscheinbejahende Beantwortung dieser Frage scheint zu sprechen, lieh, zumal da wir wissen, dafs Augustus das dafs auf den Münzen der Fonteia bei Babelon a. a. O. von ihm errichtete Forum auch sonst mit S. 500 u. 508 bisweilen auch ein bärtiger Ianus Geminus Tempeln und Bildwerken aller Art schmückte vorkommt.
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Ianus (auf d. For. Augustum)
Ianus (in Etrurien u. d. Provinzen)
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und dabei das Gold nicht sparte (vgl. Becker quadrifrons von Falerii bestätigt wird), doch a. a. 0. 372, 8), und weil Ooid Fast. 1, 223 ff. mufs es zweifelhaft bleiben, ob der hier als von einem neuen goldenen Ianustempel Ianus verehrte Gott ursprünglich etruskisch redet, was trefflich zu dem iam et auro occül- und später mit dem latinischen Ianus vertatus des Plinius (36, 28) sowie zu den übrigen mischt oder nur von italischen Stämmen nach vergoldeten Bauten des Forum Augustum (Clau- Etrurien importiert war, da wir leider über dian. 48, 24. Becker a. a. 0.) pafst. Peter, seinen etruskischen Kult zu wenig unterrichtet Ovids Fasten II p. 11 (vgl. I p. 13) bezieht sind. Höchstens dies läfst sich aus Martianus die Verse des Ovid auf die zwar schon von Cap. 1, 45 (vgl. Müller-Deecke, Etrusker 2, Augustus begonnene, aber erst im Jahre 17 10 133 f.) schliefsen, dafs Ianus mit Iuppiter und anderen Göttern in der ersten (nördlichen) nach Chr. vollendete Restauration des Ianustempels am theatrum Marcelli, was jedoch Region des Himmelstemplums wohnhaft genicht recht zu der Abfassungszeit der Fasti dacht wurde. Deecke, Etr. Forsch. 4, 24 f. stimmt, während das Forum Augusti mit dem will mit diesem Ianus des Martianus Cap. den wahrscheinlich darauf errichteten Ianustempel Ani in der ersten (nördlichen) Region des schon vor dem J. 752 der öffentlichen Be- Templums von Piacenza identificieren. Vielnutzung übergeben wurde (Becker, Top. 371). leicht bezieht sich auch die Notiz des PracÜber den noch jetzt erhaltenen Ianus am Eintextatus bei Lyd. de mens. 4, 2 δΰναμιν αντον gang dieses Forums (Arco de’ Pantani) s. Becker είναι τινα .... έφ’ έκατέρας ״Αρκτον τεταγμέS. 370 und 372, 10. Wenn Servius z. Verg. 20 νην κ. τ. 1., auf die etruskische Vorstellung vom A. 1, 294 sagt: non in aede Iani [in foro Wohnsitze der Götter im Norden des Himmels Rom.] sed in alia, in foro Augusti intro- (vgl. Müller-Deecke a. a. 0. 2, 131 f. Deecke, euntibus ad sinistram fuit Bellum pictum Etr. Forsch. 4, 19). Für die mehrfach auset Furor sedens super arma aenis vinctus und gesprochene Ansicht, Ianus sei eine rein etrusdamit Vergils Worte (1, 294) claudentur Belli kische und von Etrurien aus zu den Römern portae; Furor impius intus saeva sedens super u. s. w. hinübergedrungene Gottheit, läfst sich arma ... vinctus erklärt, so liegt es nahe Ser- bis jetzt so gut wie nichts anführen (vgl. die vius' Worte auf das aus Plinius n.h. 35,27 u. Litteratur bei Müller-Deecke, Etrusker 2, 58 f. 93 f. bekannte von Augustus (״in foro suo cele- Gerhard, Ges. ak. Abh. 1, 311 Anm. 29 u. 31 f.). berrima in parte“, d. h. wohl in dem Ianus sei- 30 Über den Ianus quadrifrons zu Falerii, ues Forums (vgl. Serv. a. a. O. introeuntibus) einer unzweifelhaft mehr italischen als etrusaufgestellte Bild des Apelles (Belli imaginem re- kischen Stadt (wie schon aus dem daselbst strictis ad terga manibus;vgl. Brunn,K.-G. 2,210) herrschenden Dialekte hervorgeht; s. Müllerzu beziehen, das vor der Erbauung des neuen Deecke 1,103), vgl. Serv. z. Verg. A. 7, 607 u. Ianus auf dem Forum Augusti in dem alten im ob. Sp. 25 f. J. 725 von Augustus geschlossenen Ianus des Auf den Münzen von Volaterrae erscheint Forum Rom. aufgestellt sein mochte (vgl. ein jugendlicher bartloser Ianuskopf mit auch Manii. 1, 923. Ov. fast. 1, 123 f. 701 f. flachem, aber (wie z. B. beim Hermes auf Calpurn. 1, 46). An den Tempel des Mars Münzen von Ainos) in eine Spitze auslaufenden Ultor auf dem Forum des Augustus zu denken 40 Petasos, auf der Rückseite oft ein Delphin; verbietet der Umstand, dafs dieser erst a. u. vgl. Catalogue of greek coins in the Brit. Mus. 752, also lange nach Vergils Tode, dediciert Italy S. 9 ff. Abbildg. S. 11. Müller-Wieseler, wurde, lange nach der Errichtung des Forums D. a. K. 1, 63, 327. Oder sollte hier an einen (Becker a. a. 0. 370). Doppelhermes zu denken sein? Vgl. den Hermes mit Petasos auf anderen etruskischen 2) Sonstige Kulte des Ianus in Italien und Münzen (Catalogue a. a. 0. S. 13) und den anderwärts. Hermes mit Flügelhut auf Münzen von PopuAuch aufserhalb Roms mufs Ianus mehr- Ionia (a. a. 0. S. 4 u. 7). fach in Italien und sonst verehrt worden sein. Ebenso auf den Münzen dei ־Hafenstadt Darum nennt ihn z. B. Herodian 1, 16 einen 50 Telamon mit prora auf dem Revers; vgl. &εός αρχαιότατος τής Ιταλίας επιχώριος, und Müller-Deecke, Etr. 1, 414. Mionnet Suppi. 1, aus Drakon b. Athen. 692 DE (= Eustath. z. p. 204, 50 f. Abgesehen von diesen IanusOd. 1533, 3) erfahren wir: και τών κατά τήν bildern sind ״doppelköpfige und HermenΕλλάδα πολλά ς πόλεις και τών κατά τήν bildungen im etruskischen Denkmälervorrat Ιταλίαν και Σικελίαν έπι τον νομίσματος ohne Beispiel“ (Gerhard a. a. 0. S. 311, 31). εγχαράττειν πρόσωπον δικέφαλον και εκ &αb) Albanum; vgl. die Inschrift bei Orelli τέρον μέρονς ή σχεδίαν ή στέφανον ή πλοίον. nr. 1583: Iano Patri sacrum etc. Wir beginnen mit: c) Sicilien; vgl. die unten zu besprechenden a) Etrurien. Nach Lydus de mens. 4, 2 Münzen von Syrakus und Panormus. soll Varro im 14. Buche rer. div. von Ianus 60 d) In den römischen Provinzen scheint behauptet haben: αντον παρά Θονσκοις ονρα- Ianus verhältnismäfsig selten verehrt worden zu νόν λέγεσ&αι και έφορον πάσης πράξεως και sein, wenigstens kommen auf ihn bezügliche Ποπάνωνα, διά τό εν ταίς Καλένδαις άναφέ- Inschriften nur selten vor. Seine gewöhnlichen ρεσ&αι πόπανα. Auf Grund dieser Stelle mufs Beinamen sind Pater (C. I. L. 3, 2881. 3030) jedenfalls angenommen werden, dafs Ianus und Augustus (C. I. L. 3, 2969. 2, 4712. 4701) auch in Etrurien verehrt wurde (was auch oder Pater Augustus (C. I. L. 3, 3158. 8, 4576), durch die Münzen von Volaterrae und Telamon einmal Patro[nus] (C. I. L. 8, 2608), Geminus sowie durch den schon erwähnten Ianus (C. I. L. 3, 5092 a), Vaeosus (? C. I. L. 12,
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Ianus (Gott d. Thüren u. Thore)
Ianus (Gott d. Thüren u. Thore)
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1065). Beachtenswert erscheint, dafs dem focus waltete bekanntlich Vesta (Preuner, Gotte wie in Rom so auch in den Provinzen Hestia-Vesta S. 235, 1), über dem Eingang mehrfach iani, namentlich sogen, quadrifrontes (ianua, ianus) Ianus, über den fores Forculus, an den Ausgangs- und Kreuzpunkten öffent- über der Schwelle der Limentinus, doch haben licher Heerstrafsen errichtet wurden, offenbar die beiden letzteren Götter sich nie zu der um dieselben unter göttlichen Schutz zu stellen Bedeutung des Ianus erheben können, wahrund gleichsam zu heiligen (vgl. die Zusammen- scheinlich deshalb, weil ursprünglich limen Stellung von Graef bei Baumeister, Denkm. und fores nur Teile des ianus und der ianua S. 1871 ff.). Besonders hervorzuheben ist in waren, worunter man nach Analogie namentdieser Beziehung der am Ausgangspunkte der ) lieh des ältesten numanischen ianus an dem von Baeticas Grenze bis ans Meer führenden Via Forum Romanum (s. ob. Sp. 17) die ganze Augusta errichtete, wahrscheinlich mit einem EingaDgsflur (= ostium, aditus) mit der Thür Bilde des Gottes versehene ,,Ianus Augustus“, im engeren Sinne zu verstehen hat, so dafs welcher in mehreren spanischen Inschriften (G. also ianus und ianua (seil, portd) von vurnI. L. 2, 4701. 4712. 4715. 4721. 4697) erwähnt herein als der umfassendere Begriff erschien. wird (vgl. Hübner, C. I. L. 3 p. 627 und Des- Leider sind wir über die religiösen Vorjardins in der Revue Archeol. 1880 (39) p. 155 ff). Stellungen, welche die Italiker ebenso wie die Griechen mit dem Begriffe des Eingangs B. Funktionen des Ianus. verbanden, nur ungenügend unterrichtet — > wir müssen eben das meiste aus der Existenz a) Ianus als Gott aller Eingänge, Thüren, Thore. von Göttern wie Ianus, Cardea, Forculus, Ist auch eine überzeugende Etymologie des Limentinus, Ερμής στροφαΐος und aus den an Namens Ianus und der Appellativa ianus und der Thür angebrachten Hekateia schliefsen *) — ianua noch nicht gefunden (8. u. Sp. 43 ff. u. 49), doch geht schon aus allerlei Thürinschriften, so ist es doch unzweifelhaft, dafs Göttername wie z. B. nihil intret mali, μηδέν είσίτω κακόν, und Appellativum zusammengehören und Ianus felix hic locus**), ferner aus den über der demgemäfs vor allem den Gott der iani und Thüre angebrachten deprecationes incendiorum ianuae bedeutete, so dafs wir in seiner Be- und gewissen Glück verheifsenden und Unglück ziehung zu den Eingängen und Thüren min- abwehrenden Symbolen = αποτρόπαια (Tertull. destens eine seiner ältesten und ursprünglich- 1 de cor. 13. Marquardt, Privatalt. 1, 229. Jahn, sten Funktionen erblicken dürfen. Ja vielleicht Ber. d. Sächs. "Ges. d. Wtss. Phil. hist. Kl. können wir noch weiter gehen und ihn ein1855 S. 46 u. 74 f.), sodann aus der Salbung fach als göttliche Personifikation der iani der Thürpfosten bei der Hochzeit und dem und ianuae fassen. Eine solche Deutung, so Heben der Braut über die Schwelle (Rofsbach, sonderbar sie auch auf den ersten Blick er- röm. Ehe 356 ff. 359 f. Preuner, Hestia 230 f.), scheinen mag, würde sich doch auf mehrere endlich aus den auf Vertreibung der Strigen treffende Analogieen aus dem Bereiche der ita- berechneten Gebräuchen bei Ovid f. 6, 155 ff. lischen Mythologie stützen können. Man denke (die Thüre wird von Cardea mit Wasser bevor allem an Vesta (= Hestia), die Göttin des sprengt, mit Arbutuszweigen berührt und eine Herdes und des auf ihm brennenden Feuers, ״ ןvirga Ianalis“ von Weifsdorn am Fenster anderen Name noch völlig mit dem Appellativum gebracht) deutlich hervor, was man von den die zusammenfällt (vgl. aufser dem griech. εστία Eingangspforte des Hauses bewachenden GottNonius p. 53 in primis ingressibus et in spatiis heiten wünschte und erwartete (vgl. Pauly, domorum vestae, hoc est arae ac foci, soleant Realenc. 4, 1408 und Varro b. Non. 135). haberi. Mythogr. Vat. 3, 5 u. d. Art. Εστία Viel genauer als über den Thüraberglauben oben Bd. 1 Sp. 2607), ferner an die dem der Griechen und Römer sind wir über denIanus so nah verwandte Cardea (8. d. Art. jenigen der Deutschen ***) unterrichtet, welche Carna), die göttliche Personifikation der Thür*) Vielleicht gehören auch die griechischen Diosangeln (cardines), an den Limentinus, den Gott der limina, an Forculus, den Gott der fores kuren in diese Klasse der griechischen Thürgötter; läfst sich eines ihrer ältesten Symbole, das (Tertull. Nat. 2, 15), endlich an Arquis, Ter- wenigstens sogen, άφίδρυμα (od. die δόκανα), deesen Gestalt genau den minus, Fornax u. s. w. Nur mufs man sich ältesten Thüren entspricht, auf diese Funktion beziehen hüten, diese Götter nur als Personifikationen (s. ob. Bd. 1 Sp. 1170 u. O.Jalin, A. Beitr. 92 Anm. 60 f.). toter Begriffe zu fassen: sie sind mehr als das: **) Zu den mala (κακά), welche Eingang ins Haus sie sind lebendige, im Herdfeuer, in den finden können, gehören vor allem böse Winde oder Eingängen, Thüren u. s. w. waltende numina, Lüfte, welche Krankheiten erzeugen. Nun galt in Mittelvon deren Macht, Gunst und Ungunst der Italien wie in Hellas der Ostwind für den gesün(Hippocrat. I p. 530 Kühn. Varro r. r. 1, 12. religiöse Mensch genau so abhängig zu sein desten Colum. 1,5), daher wurden die Häuserfronten mit dem glaubte wie von den Gottheiten der äufseren ostium am liebsten auf der Ostseite angelegt (Varro Natur: Sonne und Mond, Himmel, den numiha u. Coi. a. a. O.), so dafs also die ostia meist (ebenso wie des Waldes und Feldes u. s. w. der alte Ianus Geminus des röm. Forums) eine westSuchen wir uns jetzt der inneren Gründe östliche Richtung hatten. ***) Vgl. auch Stemler, Indische Hausregeln II Paraskara der Verehrung solcher Götter der Eingänge, Thüren und Thore bewufst zu werden, 80 ist Hefti S. 90 ff. ״Dem fertigen Hause nabt der Inder, indem spricht: ״... den beiden Thürbrettern nahe ich ; dies zunächst darauf hinzuweisen, dafs Eingang er sind Indras Häuser, schatzreich, schutzgewährend, ihnen (Schwelle) und Herd (focus) von jeher für die nahe ich“ ... Ein dem Ianus ähnlicher Hausgeist, der wie wichtigsten, bedeutungsvollsten und heiligsten 'Vesta zugleich über dem Herde wallet, ist der russische Teile des italischen Hauses galten. Über dem Domowoi; Roskoschny im Ausland' 1888 S. 732 ff.
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Ianus (Gott d. Thüren u. Thore)
Ianus (Privatkult: Patulcius etc.)
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grofsenteils noch gegenwärtig demselben hui- auf den religiösen Vorstellungen von der Bedigen. Eine reiche Sammlung hierher ge- deutung der Thüren beruhenden germanischen höriger Vorstellungen und Bräuche findet man Rechtsbräuche vgl. die reichhaltige Abhandlung bei Wuttke, Der deutsche Volksaberglaube2 von Rochholz, Deutscher Glaube 2 S. 130—174. Berlin 1869 (vgl. den Index unter Thür, ThürDer Privatkillt des Ianus tritt ebenso wie pfosten, Thürschwelle). Auch bei den Deut- derjenige der Vesta (Preuner, Hestia-V. 232 f.) sehen spielt die Vorstellung, dafs allerlei fast ganz hinter dem öffentlichen zurück, doch Zauber und Übel zur Thure hereinkommen dürfen wir deshalb an seiner einstigen Existenz und von derselben durch allerlei Bräuche ab- ebensowenig wie an dem der Vesta zweifeln, gewehrt werden könne, eine Hauptrolle. So 10 zumal da alle einzelnen Thatsachen des öffentsucht man sich z. B. gegen Berufen und Be- liehen Ianuskults die private Verehrung in den schreien zu schützen, indem man den Rest Häusern notwendig voraussetzen und nur aus eines nach bestimmten Vorschriften bereiteten dieser erklärbar sind. und getrunkenen Wassers auf die Thürangeln Der Privatkult des Ianus ist schon aus giefet (Wuttke § 413). Wechselfieber geht zur seinem etymologischen Zusammenhang mit Thüre herein und wird durch eine Inschrift ianua, worunter man im Gegensatz zu porta in über der Thüre vertrieben (vgl. § 509. 616). der Regel den Eingang des Privathauses Während und unmittelbar nach der Geburt verstand, zu erschliefsen. Wie es scheint, waren eines Kindes werden alle Thüren fest ver- ihm alle ianuae der Privathäuser geheiligt; schlossen und die Schlüssellöcher verstopft, 20 vgl. Cic. N. D. 2, 27, 67: ab eundo nomen [Iani] ein Messer wird in die Thür oder den Thür- est ductum: ex quo transitiones perviae iani, pfosten gesteckt und ein Besen (gegen die foresque profanarum aedium ianuae nominanHexen?) verkehrt an die Thür gestellt, das tur. Macrob. 1, 9, 7: apud nos Ianum omThürschlofs mufs Tag und Nacht mit einem nibus praeesse ianuis nomen ostendit, quod blauen Schürzenbande zugebunden sein (§ 581; est simile Θυραίω . .. omnium et portarum custos vgl. 215 u. 444 und die ähnliche Sitte der et rector viarum, ib. 1, 9, 2: ob merita introitus Römer bei August, c. . Schol. II. 3, 75 teilten die Söhne des Triopas, Iasos und Pelasgos, das Land Argos (d. i. den ganzen Peloponnes) unter sich, und da ihr Bruder Agenor kein Land, sondern die Pferdezucht ihres Vaters erhielt, so überzog er später mit seiner Reiterei das ganze Land, Von diesen drei Brüdern leitet Hellanikos die drei Beinamen von Argos ab: ״Ιαβον ״Αργος (Od. 18, 246), Πελαΰγιν,όν und 'Ιππόβοτον. Dasselbe erzählt nach Hellanikos Eustath. p. 385, 39, nennt aber als Vater Phoroneus. Vgl. Phavorin. v. ״Αργος. Buttm., Mythol. 2, 179 f. Gerhard, Gr. Myth. 2 § 671. 790 ff. p. 233. — b) Sohn des Argos Panoptes und der Ismene, der Tochter des Asopos, Vater der Io, Apollod. ‘2, 1, 3. Preller, Gr. Myth. 2, 39. [Das Haupt des Iasos, vollbärtig, mit dem Diadem, einem Teil des Scepters(?) und der Beischrift IACOC erscheint auf dem Obv. von Münzen der gleichnamigen Stadt, die im Rev. die Isis führen, Kenner, Die Münzensammlung des Stifts St. Florian p. 136—138 Tf. 4, 11, ohne Scepter mit der Beischrift IACOC KTICTHC zeigen es Münzen, deren Rs. der Knabe auf dem Del
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Iatrci
Iber
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phin einnimmt (Birch, Num. Chron. 4 p. 142, ihrer Heilquelle schrieb man καμάτων και άλγηHead,'H. N. p. 528); vgl. nr. 14. Drexler.] — μάτων παντοίων ίά ματα zu; der gemeinschaftc)Sohn der Io, Schol. Od. 18,246. Eustalh. p. 1845, liehe Name dieser Nymphen ist sonst ,Ιωνίδες (s. •12. 1465, 61; Auch von diesem wird der Name d.), sie selbst heifsen Kalliphaeia, Synallaxis (Sy*ΙαβονΆργος hergeleitet. — d) Bei Apollod. 2,1,2 nalthaxis Lobeck), Pegaia und Iasis, ihre Quelle und Hygin. f. 145 ist die früher vermutete und ihr Heiligtum lag in unmittelbarer Nähe Lesart lasos zu entfernen und dafür Ekbasos des elischen Flusses Kytheros, Paus. a. a. 0.; zu schreiben, 8. Schol. Eur. Or. 920. — 2) Sohn bei Strabo 8, 3, 32 p. 356 heifsen die Nymphen des Lykurgos und der Kleophile oder der ,Ιωνιάδες, der Flufs Kytherios; auch Strabo Eurynome, Urenkel des Arkas, Bruder des 10 schreibt ihnen die Fähigkeit zu θεραπεΰ ειν Ankaios, Epochos und Amphidamas, Gemahl νόΰους τοΐς νδαβιν. Mehr b. Maafs a. a. O. [Höfer.] der Klymene (s. Stark, Niobe 358), der Tochter Iatromantis (Τατρόμαντις), Beiname des des Minyas, Vater der Atalante, Apollod. 3, 9, 2. Schol. Eurip. Phoen. 150, vgl. Hygin. f. Apollon, AescÄ. Eum. 62 (vgl. Bd. 1 Sp. 442, 41 ff.). [Höfer.] 70. 99, wo er Iasios, Aelian V. H. 13, wo er Iatros (’ίατρόρ), 1) ό ηρως ιατρός ό εν αοτει, Iasion, Schol. Ap. Rh. 1, 769, wo er lasos oder. Iasion (s. d.) heifst. Gerhard, Gr. Myth. 2 p. 236. — der Heros-Arzt, mit Eigennamen Aristo3) Iasios, ein Arkader aus Tegea, der zur Zeit machos (Bd. 1 Sp. 2865). Heilkult in Athen des Herakles mit dem Rennpferd im Wett- neben dem Theseion. Das Grab des Aristomachos kämpfe zu Olympia siegte, Paus. 5, 8, 1. 8,48, 1. 20 war in Marathon, von wo der Kult nach Athen — 4) Iasios, Sohn des Eleuther, Vater des übertragen sein wird, Dem. de falsa leg. 18,129 Chairesileos, Grofsvater des Poimandros, Grün- (270 R.). Apollon. Vit. Aeschin. Bekker anecd. ders von Tanagra, Paus. 9, 20, 2.-5) lasos p. 262. Hesych. v. Ιατρός. [Nach Bekker anecd. oder Iasios, Vater des Amphion, Königs von 263, 11 hiefs er Oresinios und wurde in Eleusis Orchomenos, des Vaters der Chloris, welche verehrt. Höfer.] S. d. Inschriften (gefunden an Neleus heiratete, Od. 11, 283. Paus. 9, 36, 4. der Athenastrafse gegenüber dem Boreasbrunnen Seine Gemahlin war Phersephone, Tochter des und der Kapelle der H. Maura, vgl. Milchhöfer Minyas, Pherekydes b. Schol. Od. 11, 281. in Baumeisters Denkmälern S. 170) des ausgehenden 3. und 2. Jahrh. v. Ohr. bei G. HirschVölcker, Iapetos 357. Müller, Orchom.. 231. Stark, Niobe 357f. — 6) Sohn des Sphelos, 30 feld, Hermes 1874, 350. Eustratiades, ,Αρχαιολ. Enkel des Bukolos, ein Führer der Athener Έφημ. 1874, 490. Kumanudes, ’Α&ήναιον 1874, vor Troja, von Aineias getötet, II. 15, 332 ff. 262. Koehler, C. I. Att. 2, 1 nr. 403. 404. Vgl. 337 u. Schol. — 7) Vater des Dmetor, König Hermes 20, 42. — 2) Ganz verschieden ist ό von Kypros, Od. 17, 443. — 8) Vater der ζένος ιατρός, nur bei Lucian, Scyth. 1: der Nepeia, der Gemahlin des mysischen Königs fremde Arzt, Kultbezeichnung des an einem verOlympos, nach welcher das nepeische Gefilde witterten Grabstein vor dem Dipylon zu Athen benannt war, Schol. Ap. Rh. 1, 1116. — 9) Ke- verehrten Toxaris (s. d.). [v. Sybel.] — [3) lapheus heifst Iasides, S. des lasos, Arat. Phaen. tros als Beiname des Apollon findet sich auf 179 (s. dagegen Schol.). Orig. Philos. 4, 48 p. 86 kleinasiatischen Münzen (ΑΠΟΛΛΩΝ. ΙΑΤΡΟ[Σ]), ed. Miller. Buttmann, Myth. 2,179. — 10) lasos 40 Grotefend, Hannov. Num. Anz. (1870) p. 192; oder Iasios, nach Überlieferung der Eleer einer v. Sallet, Ztschr. f. Num. 2 (1878) p. 108; Loebder idäischenDaktylen oder Kureten, Paus. 5,7,4. becke, Ztschr. f. N. 12 (1885) p. 319; Michel P. 14, 5 (s. ob. Sp. 60). — 11) Palinurus, der Steuer- Lambros, Monnaies portant les inscriptions mann des Aeneas, heifst Iasides, S. des lasos ΔΙΟΣ AITAIOY et ΑΠΟΛΛΩΝΟΣ ΙΑΤΡΟΥ, Bull, oder Iasios, Verg. Aen. 5, 843 u. Serv. z. d. St. de Corr. Hell. 2 (1878) p. 508—510; und in Inn. zu 3, 202. — 12) Iapyx (s. d.) heifst Iasides Schriften, so in einer von Apollonia (Sizopoli), Verg. Aen. 12, 391. — 13) Iasios = Iasion (s. d.), Jirecek, Arch. Ep. Mitth. aus Oesterr. 10 (1886) Hes. Theog. 970. Verg. Aen. 3, 167. Ovid. Am. p. 163, 1 Z. 5, Larfeld, Jahresber. üb. d. Fort3, 10, 25; s. Iasion. [— 14) Eponymos und sehr. d. d. A. W. Bd. 52 Jg. 15, 3 p. 548 (,ΑπόλOikist von lasos, einer argivischen, durch 50 λωνι ίητρ[ώ]); einer aus Südrufsland, C. I. Gr. ihren Fischhandel berühmten Kolonie an der add. 2134 a (,Απόλλωνι ίητρώ); vielleicht einer Küste von Karien, also verwandt oder identisch aus Olbia, nach Latyschew’s (Inscr. ant. orae mit lasos I. (s. d.). Er erscheint auf Münzen von sept. Ponti Euxini Gr. et Lat. 1 p. 126 n. 93) lasos (Imhoof-Blümer, Monn. gr. 311. Head, Ergänzung von ΤΟΛΛΩΝΙ ζη’Λπ^όλλωνι’ΐΙητρώι]; Hist. Num. 528) ״appuye sur un dauphin, nageant auch in den Inschriften von Pa1!tikapaion kommt ä dr“, was auf einen der Taras- und Arionsage er nach Latyschew a. a. 0. öfter vor. In einem Hymnos von Delos (Bull. de Corr. Hell. 6 p. 131 ähnlichen Mythus deutet. Roscher.] [Stoll.] Iatroi (3Ιατροί), Name gewisser Nymphen Z. 3 ff.) wird er angerufen [Άπ]ολλο0 άρχαγε — in Elis, Hesych. s. v., wo ursprünglich stand βροτών ιατρέ; Aristophanes nennt ihn ιατρός ιατροί’ νύμφαι τινες καλούνται και περί ηαείαν 60 Aves 584, Plutos 9—11; vgl. über Apollon als θεράποντες. Meineke im Philol. 12 (1857) Heilgottheit unter anderen Wieseler, Gott. • p. 602 verbesserte mit Bezug auf Paus. 6, 22, 7 Nachr. 1880 p. 39 — 40; Evans, Num. Chron. und Nie. bei Athen. 14 p. 683 a ,Ιατροί ״νύμφαι 1867 p. 1—4 PI. 1, 1; Warwick Wroth, Apollo τινες καλούνται περί ,Ηλείαν. Meinekes Ver- with the Aesculapius staff, Num. Chron. 1882 mutung ist evident (s. Maafs im Lektions- p. 301—305; Himly, Apollo medicus. Gottingae 1820, 4°, F. Bruchmann, De Apolline et Mikatalog von Greifswald Ostern 1890 S. XVII): denn die eine der von Paus. a. a. 0. aufgeführten nerva deis medicis. Vratisl. 1886. Drexler.] Iber (’ϊβηρ), 1) Sohn des Herakles, der ihn Nymphen hiefs ״Ιαβις (s. d.)und dem Gebrauche
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Iboite
Ichthyokentauren
samt dem Keltos mit der Tochter eines Barbarenfürsten (der Keltine, Parthen. Erot. 30) erzeugte; nach Iber wurden die (hispanischen) Iberes benannt, Eustath. ad Dionys.’ Perieg. 281. — 2) Auf einem Sarkophagrelief aus Huesca (Osca) vermutet Hübner, Arch. Anz. 21 (1863), 66 in einer der gelagerten Ortsgottheiten den Stromgott lberus; personificiert erscheint der πόντος Τβηρ bei l\Tonn. Dionys. 43, 292. Vgl. Hiberus. [Höfer.] Iboite [dat.] Drei in Lambesc bei Arles gefundene, heute verschollene Inschriften. C. l. L. 12, 637 — 639 enthalten die Widmung Iboite. Die Dedikanten sind Freigelassene. Zuerst publiciert von Millin, Voyage dans le midi II p. 188. 189 (hieraus de Wal, Mythol. sept. monumenta epigr. nr. 151 —153). Die Gottheit ist nicht weiter bekannt. [Μ. Ihm.] Ica. Eine Göttin dieses Namens auf der dalmatinischen Inschrift C. I. L. 3, 3031. Μ. Vipsanius Μ. Ifibertus) Faustus leae v. s. I. m. Die Lesart ist nach Mommsen sicher, die Göttin unbekannt. [Μ. Ihm.] Icaunis dea. In der Altarinschrift Orelli 187 =־De WiaZ, De Moedergodinnen, Leyd. 1846 S. 119 nr. 154 (Auxerre): Aug sacr deae (so steht auf der Inschrift, nicht deab, wie Orelli u. de Wal geben; vgl. de Wal S. 173. J. Becker, Beiträge z. röm.■keltischen Mythologie, in Jahrbb. d. Ver. von Alterth.-Freunden im Bheiril. 26, 1858 S. 104. Μ. Ihm, Der Mütter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler, in Jahrbb. d. Ver. u. s. w. 83, 1887 S. 104 Anm. 6) Icauni | T. Tetricius African | d. s. d. d nimmt man gewöhnlieh unbegreiflicherweise eine dea Icauni an (nur de Wal meint, dafs auf der Inschrift ursprünglieh deab(us) Icaunis gestanden habe), wobei Icauni doch nur gen. von Icaunus oder Icaunum sein kann, während die Widmung fordert, in Icauni den dat. von Icaunis zu sehen. Jedenfalls ist dies die Flufsgöttin der Icauna = Yonne (ähnliche weibliche Flufsgottheiten führt Becker a. a. O. an). [R. Peter.] Ichnaia (^Ιχναία), Beiname der Themis, Hom. Hymn. Ap. 94. Strabo 9,5,14 p. 435. Lycophr. 129 und Tzetz. das. Hesych. s. ν.’Ιχναίην χώραν. Steph, Byz. s. ν.Ίχναι. Nach Strabo a. a. 0. hat sie ihren Namen von der thessalischen, nach Steph. Byz. von der makedonischen (vgl. Herod. 7, 123) Stadt lchnai; hier sei sie auf ihrer Flucht vor Zeus von diesem eingeholt worden und habe den Namen Τχναία bekommen από τον δκοχ&ήναι κατ’ ίχνος·, auch Hesych. verlegt ihre Verehrung zusammen mit der des Apollon nach Makedonien (Τχναίη χώρα); nach Tzetz. a. a. 0. ist sie ’ίχναία genannt διά τό κατ’ ίχνος και κατά πόδας τών Γιγάντων (vgl. Bd. 1 Sp. 1647, 47) έπεΰ&αι oder διά τό κατ’ ίχνος τών άνδρών πορενεΰ&αι; doch wird man bei letzterer Deutung eher an die Nemesis zu denken haben, die selbst ’ίχναίη παρ&ένος heifst, Anth. Pal. 9, 405 = Brunck, anal. 2 p. 186. [Höfer.] Ichnobates (?Ιχνοβάτης), Name eines Hundes des Aktaion, Ovid. Metam. 3, 207 f. [Höfer.] Ichor (Ιχώρ), die in den Adern der Götter an Stelle des Blutes befindliche Flüssigkeit, ״Götterblut“, das z. B. der Aphrodite nach
ihrer Verwundung durch Diomedes entfiiefst. Hom. 11. 5, 339. 416. Hust, ad II. 553, 40. Plut. vit. Alex. 28. de Alex. Μ. fort. 9. Apophthegm. Alex. 16. [Höfer.] Ichsiua (i%siuri), etruskischer Name des Ixion (s. d.) auf einem Scarabäus aus Sicilien, einst in der Sammlung Castellani; s. Heydemann, Bull. 1869, 55; Fabr., Pr. Spl. 465, u. vgl. Deecke, Bezz. Beitr. 2,167, nr. 58; Corssen, Etr. 1, 817. [Cat. of gems Brit. Mus. nr. 334 R.]. [Deecke.] Ichthyokentauren (Ίχΰνοκέντανροί), jetzt gewöhnlich See- oder Fischkentauren genannt, bilden' eine besondere Klasse der zahlreiche Arten [Seeböcke, Seedrachen, Seehireche, Seelöwen, Seepanther, Seerosse oder Hippokampen (s.d.), Seestiere u. -Kälber, ja sogar Seeelefanten (Arch. Ztg. 33 S. 93) u. s. w.; vgl. z. B. die Register zu Furtwängler, Beschr. d. Berl. Vasens. 2 S. 1092, zu Matz-Duhn, Ant. Bildw. in Born und zu Dütschke, Ant. Bildw. in Oberit. 0. Jahn, Arch. Z. 18, 115 ff.] umfassenden Gattung von Meerwesen (cete, hippocampi, Tritones, pistrices Plin. n. h. 36, 26), mit denen namentlich seit Skopas (Plin. a. a. 0. Brunn, Künstlerg. 1, 322) die bildende Kunst der Griechen und Römer die Darstellungen'des Meeres und seiner Götter ausstattete und belebte. Als charakteristisch für diese Seekentauren werden heutzutage gewöhnlich folgende 3 Merkmale betrachtet: menschlicher Oberkörper, Vorderbug eines 4füfs. Tieres (in der Regel eines Pferdes) und Fischhinterleib, so dafs zwischen den Seekentauren und Tritonen im wesentlichen nur der Unterschied besteht, dafs diesen die Tierbeine am Vorderbug fehlen. Ob freilich schon die Alten beide Gattungen streng von einander schieden, mufs dahingestellt bleiben. Aus den beiden einzigen aus der Litteratur bekannten Stellen, wo die Gestalt der Seekentauren beschrieben ist, werden sie (wie auch Müller, Hdb. d. Arch.3 402, 2 thut) mit den Tritonen (s. d.) identificiert. Vgl. Tzetz. z. Lykophr. 34: Τρίτων κνρίως νιος Ποοειδώνος και Αμφιτρίτης, τά μεν άνω με'/ρι τον όμφαλον άν&ρωπος, τά δε εξ όμφαλον μέχρις ονραίον δελφ'ις κα'ι οιον είπειν ίχ&νοκέντανρος. ib. 886: Τρίτων τά μεν άνω . . . άν&ρωπος ήν τέλειος χείράς τε έ'χων και τά λοιπά, τά δε εκ λαγάνων κάτω δελφ'ις, ■ έ'χων δύο μόνονς έ μπροΰ&ίονς πόδας ίππον κ. τ. λ. (vgl. Schol. zu ν. 892). Claudian nupt. Hon. et Mar. 144 ff. läfst die Venus auf dem Rücken eines solchen Seekentauren, den er Triton nennt und, wie es scheint, mit Stierfüfsen ausstattet, über das Meer reiten: prorupit gurgite torvus | Semifer: undosi verrebant bracchia crines | Hispida tendebat bifido vestigia cornu, | Qua pistrix commissa viro. Dieser Schilderung entspricht mehr oder weniger das von Helbig, Wandgem, unter nr. 308 beschriebene pompejanische Gemälde (vgl. auch ebenda nr. 309—311. Herculanum u. Pomp, gest. von Boux aine 4 Taf. 16. Arch. Ztg. 1858 Taf. 112). Häufig finden sich auch Abweichungen von der oben geschilderten Normalgestalt des Ichthyokentauren. So sehen wir z. B. auf dem pergamenischen Altarfriese einen Seekentauren (Triton?) mit menschlichem Oberkörper, Pferdebug, Fischleib und Flügeln
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(letztere sind seltsamerweise nicht aus Federn, Litte ratur: Vofs, Mythol. Br. 2, 226 0. sondern aus Seegewächsen oder Teilen von See- Jahn, Ber. d. Leipz. Ges. d. TPYss. 1851 (V) tieren gebildet), auf dem berühmten Münchener ’S. 179. Birt, Marburger Lectionsk.. Sommer Relief (Hochzeit, des Poseidon und der Amphi1885 S. VI. Vgl. d. Artikel Triton. [Roscher.] Ichthys (Ίχ&νς), Sohn der syrischen Göttin trite, Overbeck, K. Μ. 2, 357) einen solchen mit Krallenfüfsen statt der Pferdefüfse erseh einen und Königin Atargatis oder Gatis, samt seiner (vgl. auch die krebsscherenartigen Klauen ) * der Mutter von dem Lydier Mopsos ertränkt, Ichthyokentauren in d. Arch. Ztg. 18, Taf. 143, Xanthos bei Athen. 8, 346 e; nach Mnaseas S. 117 u. Fröhner, Notice du Louvre 1 S. 25; v. Patrai ebendas. 7-, 301 d erzeugte I. mit auf pompejanischen Gemälden kommen — nach > seiner Schwester Hesychia (s. d.) die Galene, Analogie der gehörnten Kentauren (8. d.) — auch die Myraina und die Elakatenen, vgl. Eust. gehörnte Ichthyokentauren vor. Aufser der Öd. 1488, 35. v. Baudissin, St. z. semit. Bel. Aphrodite und dem Eros (Friederichs-Wolters 2, 165. [Höfer.] lcotii (oder Icotiae}, unbekannte Gottheiten, nr. 1907/8; vgl. auch Collection A. Castellani nr. 667) reiten auf den Ichthyokentauren die auf einer fragmentierten südfranzösischen Inhäufig Nereiden (so namentlich auf Sarko- schrift erscheinen. Man hat sie zu den Müttern phagen: Fröhner, Notice de la sculpt. ant. du oder Matronen in Beziehung setzen wollen. Louvre nr. 439 — 442; vgl. Clarac 2 pl. 206, Bevue epigr. 1 p. 78. C. I. L. 12, 2902. Bonn. 194. pl. 207, 196. pl. 208, 197. pl. 224, 83. Jahrb. 83 p. 103. [Μ. Ihm.] Dütschke, Ant. Bildiv. in Oberit. 1, 45. 70. 1 Icovellauna dea, vermutlich eine gallische
Ichthyokentaur (Triton?) mit Krallenfüfsen, eine Nereide tragend, von dem Relief in München (nach Seemann, Kunsthistor. Bilderbogen I 22, 5); vgl. ob. Sp. 93, 3 ff.
106.111. 4,119[=J?rte= Seele, Verg. A. 4, 336. 6, 726. Ovid. Met. S. 302) veranlafste dagegen die Zusammen8, 523. 15, 167. Trist. 3, 3, 62. Tacit. Ann. Stellung mit den Traumbildern {Verg. Aen. 16, 34 C. I. L. 14, 2934), besonders da die 2, 794. 6, 702. 10, 641 f.) und auch mit den
Inferi (Eigenschaften)
Inferi (Eigenschaften)
Bildern (simulacra, imagines) überhaupt (Lucret. 1,123. Verg. a. a. 0. Ovid. fast. 5, 463. trist. 3, 11, 30 f. Propert. 4, 11, 83. Plin. ep. 7, 27, 6. 7. Serv. V. A. 4, 654 und öfter). Obwohl nun aber dieselben Vorstellungen auch in Griechenland nachweisbar sind (vgl. z. B. Bd. 1 Sp. 23741, so ist doch nicht an Entlehnung zu denken, da die Vergleiche zu nahe liegen und auch bei anderen Völkern selbständig gemacht worden Bind (Lippert, D. Rel. d. eur. Kulturv. S. 40 u. öfter). Auf denselben Vorstellungskreis geht endlich die Annahme zurück, dafs die Seelen leicht, flüchtig (Verg. Aen. 6, 292. 10, 636. Ttbull. 3, 2, 9. 4, 1, 68. Propert. 4, 11, 14 und sonst oft) und unfafsbar seien (lubrica umbra, Ovid. fast. 5, 476. inanis, Ovid. trist, 3,11, 25. fast. 2, 554; vgl. Verg. Aen. 2, 792 ff. 6, 700). In Rücksicht auf die Eigenschaften des Leichnams erscheinen sie dagegen als färb108 oder blafs (Lucret. 1, 123. Ovid. met. 11, 654. Prop. 4, 7, 2. Claudian. in Ruf. 1, 128 und 60nBt öfter), als stumm (Verg. Aen. 6, 264. 480 Ovid. fast. 5, 483. met. 14, 411. L״can. 3, 29. Claudian. in Ruf. 1,125; vgl. Dea Muta, Tacita und die taciti Manes) und ungestalt (deformes animae, Ovid. fast. 2, 554). Auch der Umstand, dafs ihnen unfruchtbare Tiere (Colum. R. R. 2, 22 und unten Sp. 252, 43; vgl. Hom. Od. 10, 522. 11, 30), Bäume und Dornbüsche heilig sind (Cic. pro Mil. 13, 33; vgl. pro Rab. perd. reo 4. Catull. 36, 8. Liv. 1, 26, 6. — Cato bei Paul. S. 92 s. v. Felices arbores. Targuit. bei Macrob. sat. 3, 20, 3. Plin. n. h. 16, 26, 108. 24, 9, 68; vgl. Horat. epod. 5, 17 u. das homerische ωλεοίκαρποι Od. 10, 510), dürfte auf derselben Vorstellung beruhen. Überhaupt behalten die Verstorbenen die Gestalt, in welcher sie aus dem Leben geschieden und bestattet worden sind (Verg. Aen. 2, 270. 6, 450. 495. Ovid. met. 10, 49. 11, 655. Tibuli. 1, 10, 38. 2, 6, 39. Prop. 4, 7, 7 ff. Sil. It. 11, 348. 12, 547. Senec. Troad. 181). Deshalb erscheinen sie nackt (Ovid. met. 11, 654 u. öfter) oder mit der weifsen Tunika bekleidet (Plin. ep. 7, 27, 13), zuweilen auch als blofse Gerippe (turpia ossa, Prop. 4, 5, 4. 11, 20. Petron. sat. 34. Seneca epist. 24, 18. Treu, de ossium humanorum larvarumque apud antiquos imaginibus im Arch. Anz., Beibl. d. Arch. Jahrb. 1889, 3 S. 106; vgl. Larvae). Die Trauer, welche der Tod hervorruft, ist wohl die Ursache, dafs auch die Inferi selbst für traurig und finster (tristes, Varro bei Macrob. 1, 16, 18. Senec. Here. Oet. 1069; vgl. luvenal. 13, 52) gelten; sie erhalten deshalb tristia dona (Verg. Aen. 3, 301), werden caedibus et tristibus supplicationibus versöhnt und selbst als mali dei (Labeo bei Augustin, c. D. 2, 11; vgl. Vedius = Vetis (s. d.) = malus deus, oben Sp. 1188, 22), oder sogar als impii dei bezeichnet, welche infelicibus precibus angerufen werden (Tacit. ann. 16, 31). Selbstverständlich sind daher die Todesgötter und die Toten selbst, wie vielfach auch die Heroen (8. 0. Sp. 2478, 38 ff.), den Lebenden feindlich gesinnt (Arnob. 7, 20. Porphyr, zu Horat. ep.
2, 2, 208. Augustin, c. D. 9, 11), so dafs sie an Mord und Verbrechen Gefallen finden (Lucan. Phars. 6, 706 ff.; vgl. 529 ff. 560) und in der Nähe des Eingangs zur Unterwelt Menschen, Vieh und Früchte zu Grunde gehen (Plaut. Trin. 523 ff. Ovid. met. 5, 477 ff); vgl. das Töten der Opfertiere durch die Dünste des umbilicus Italiae, oben Sp. 1185, 4, und siehe d. Art. Larvae. Aus gleichem Grunde stören sie die 10 andern Göttern dargebrachten Opfer (Lucan. Phars. 1, 633 f.); auch dürften deshalb die tieffliegenden Vögel (aves inferae, Nigid. bei Gellius 6, 6. Serv. V. A. 3, 361), welche man wohl von den Inferi gesendet dachte, als Unglück, d. h. den Tod, verkündend gegolten haben; vgl. nigra avis, Prop. 3, 28, 38. Dagegen werden eie andererseits dii avertentes (Tarquit. bei Macrob. sat. 3, 20, 3) genannt, offenbar weil sie neben der Macht zu schaden 20 auch die Macht Schaden abzuwenden besafsen. Über ihr sonstiges Wesen hat man sich in älterer Zeit keine klare Vorstellung gemacht, nur persönliche Fortdauer und Empfindung wurden den Seelen der Verstorbenen bestimmt zugeschrieben (Cic. Tusc. 1, 12, 27. 13, 30. 16, 36; siehe oben Sp. 1613, 57 ff.). Damit wurde ihnen aber göttliches Wesen beigelegt (nisi maiores eos, qui ex hac vita migrassent, in deorum numero esse voluis30 sent, Cic. de leg. 2, 22, 55; vgl. Cato Μ. 22, 81 f. Paul. u. Fest. S. 128 f. s. v. Manias. Augustin, c. d. 7, 35), wie solches auch dem Personalgenius zukam (s. 0. Sp. 1615, 65 ff. 1618, 26 ff.), so dafs sie regelrecht, wie dies auch schon im Vorhergehenden vielfach geschehen, als dii bezeichnet werden. Nach späterer Vorstellung hing freilich der Übergang der Seelen in göttliche Wesen (dei animales) von gewissen, bestimmten Gottheiten 40 dargebrachten Opfern ab (Labeo bei Serv. V. A. 3, 168. Arnob. 2, 62; vgl. Müller, Ftr.2 2 S. 94); diese Anschauung hat sich aber offenbar nur aus dem alten Glauben entwickelt, dafs die Toten erst nach Vollendung der Bestattung und der Totenopfer in die Unterwelt gelangen und so zu Göttern werden (xavcavreg τονς γονείς, όταν όοτίω πρώτον έντνχωΰΐ, &εόν γεγονέναι τον τε&νηκότα λέγονβι, Plut. quaest. Rom. 14. non ante ad inferos redigi 50 quam iusta perceperint, Tertull. de anima 56. apolog. 10. de corona 10; vgl. Cic. de leg. 2, 22, 57. debita iura, Horat. carm. 1, 28, 32 und unten Sp. 248, 33 ff.). 3. Arten der Inferi. a) Seelen Verstorbener. Neben den erwähnten allgemeinen Bezeichnungen der fortlebenden Seelen treten verschiedene speziellere Namen für dieselben auf; 60 so werden zunächst die Inferi geradezu den Manes gleichgesetzt von Paul. Diae. S. 128 s. v. Manalem lapidem und S. 122 s. v. Matrem Matutam (vgl. S. 156 s. v. Manes. Festus S. 157), sowie von der einen Überlieferung bei Serv. V. A. 3, 63, und verbunden erscheinen beide Bezeichnungen vielfach auf Inschriften: Dei Manes inferi oder D. Μ. I. (C. I. L. 2, 4424. 10, 138. 2936. Bull. d. inst. arch. 1860
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Inferi (= Seelen)
Inferi (= Seelen)
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Varro bei Non. S. 135 s. v. Lemures), sowie S. 70; vgl. Preller in der Arch. Z. 19, 1861 S. 167) und dei inferi Manes (C. I. L. 2, 238. die Gleichsetzung von Larvae und Manes bei 2464. 2640. 2686. 2722. 2725. 10, 2322. 2565. Paul, und Fest. S. 128 f. s. v. Manias beweist. 12, 2699. 2712?. 5416?; vgl. inferi Silanorum Über Larvae und Lemures, die nicht versöhnten inanes, Tacit. ann. 13, 14). Ähnlich werden Spukgeister, vgl. die Einzelartikel. Aus der Gesamtheit der Inferi sondern sich bei der Devotion bald die dii Manes, bald auch allgemein die dii inferi (s. unten Sp. 257) endlich noch die als Schutzgottheiten der angerufen, und statt des gewöhnlichen ad Familien und Geschlechter zu betrachteninferos = in die Unterwelt steht bei Verg. den dei inferum parentum (C. I. L. 1, 1241 10 = 10, 4255) oder divi parentum (lex regia bei Aen. 4, 387 sub Manis imos. Andererseits werden aber auch beide Be- Festus S. 230 b Z. 14 u. 16) aus, die ais VerZeichnungen bestimmt von einander geschieden, treter der Unverletzlichkeit des Grabes und so auf einer doppelsprachigen Inschrift aus der Eltern angerufen werden (vgl. obenSp. 1186, Haleb in Syrien, C. I. L. 3, 191: . . . düs 52 ff.). Aus Rücksicht auf diese Götter war es Manibus suis et Fl. Titiae uxoris suae in- offenbar verboten, einen Fremden mit den sacra seiner gens in das eigne Familiengrab aufzuferisque........ Hier liegen freilich, wie aufser dem Fundort auch die Hinzufügung der Über- nehmen (Pontifikalrecht u. Zwölftafelgesetze bei Setzung andeutet, griechische Anschauungen Cic. de leg. 2, 22, 55. 26, 64; vgl. C. I. L. 14, zu Grunde, jedenfalls werden aber die einzelnen 766 und sonst oft), und andererseits mufsten sie dii Manes des Verstorbenen und seiner Frau 20 (χ&όνιοι &εοί) durch Opfer versöhnt werden, (vgl. dis deabus Manibus auf dem Grabmale wenn ein Mann seine Frau verstiefs (Plut. Rom. eines Ehepaares, C. I. L. 5, 6053, Manes 22). Ihnen spenden als den di generis diejenigen, Hectorei bei Serv. V. A. 3, 303; oben Sp. 1620, welche sich nicht gegen ihre Verwandten ver53 ff), welche in der Übersetzung wie gewöhn- gangen haben, am Feste der Caristia, am lieh als δαίμονες erscheinen (s. 0. Sp. 939, 2 f. 22. Februar (Ovid. fast. 2, 631; vgl. Verg. Aen. 6, 609) und wohl auch an den Larentalia, am u. vgl. Sp. 1620, 4 ff.), den durch &εοι καταχ&όνιοι übertragenen Inferi entgegengesetzt, 23. Dezember (s. 0. Bd. 1 Sp. 5, 39 ff.), da dieser eine Vorstellung, welche auch in den jüngeren Tag als dies parentum (nach MommsensNerbesseScholien des Serv. V. A. 3, 63 durch die rung) Accae Larentinas bezeichnet wird, und Worte quidam alios manes, alios deos infernos 30 wenigstens A־cca Larentia an diesem sicher dicunt zum Ausdruck kommt; ähnlich steht Totenopfer erhielt (Varro d. I. I. 6, 23. Plut. der den Einzelmanen gleiche genius (8. 0. quaest. Rom. 34). Sonst nennt man diese zu Sp. 1618, 38ff.), der B0nst wohl selbst auch Göttern gewordenen Seelen der Ahnen dei pageradezu als genius infernus bezeichnet wird rentes (C. I. L. 5, 3283 ff. 6, 9659 ff. Rull. d. (Orelli 4577; vgl. oben Sp. 1619, 18), der Ge- inst. 1876, 193; vgl. die δαίμονες μητρώοι nat samtheit der Manes inferi gegenüber in der πατρώοι bei Lucian Peregr. 36) auch geradezu Inschrift einer Lampe im Rull. arch. 1860 mit Beifügung des Genitivs der Person: dibus S. 70 und bei Preller, Arch. Z. 19 (1861) S. 167: parentibus il(l)ius (C. I. L. 10, 8249), wie sich Helenus suom genio Manib. inferis mandat. sonst regelmäfsig Dis Manibus alicuius findet, Als Bewohner der Unterwelt erscheinen 40 oder patrii dei (s. d. und vgl. C. I. L. 3, 231. ferner, von den eigentlichen Unterweits- 3668, die animae paternae, Ovid. fast. 2, 533, göttern zunächst abgesehen, die Lemures und und die Manes paterni, Ovid. fast. 5, 443). An Larvae, denen wegen ihrer Wesensverwandt- ihrer Spitze steht wohl der Geist des Urahnen schäft schon frühzeitig auch die Genii (s. 0. als deus parens (Nepos fr. 16 bei Peter, ־hist. Sp. 1618) und die eigentlich als Flurgötter Rom. fr. S. 222), der mit dem parens generis zu betrachtenden Lares (s. d.) zugerechnet (Laber, bei Non. S. 119 s. v. genius; vgl. wurden (Varro bei Arnob. 3, 41. Paul. Diac. 0. Sp. 1620, 37), dem genius Patris (0. Sp. 1618, S. 239 s. v. Pilae). Nach späterer Überliefe- 50) und den Genitales di (s. d. u. vgl. Genirung nannte man nun zunächst jeden den tores di), in deren Kreis Romulus nach römiKörper verlassenden Geist Lemur; diejenigen 50 scher Auffassung fortlebte (Ennius bei Cic. von ihnen, denen die Sorge für ihre lebenden Tuse. 1, 12, 28. Serv. V. A. 6, 763; vgl. Plut. Familienangehörigen zukam, wurden placato Rom. 28), in Zusammenhang stehen dürfte, obet quieto numine (d. h. wohl nachdem ihnen wohl diese in den Himmel versetzt und als die gehörigen sacra dargebracht waren, s. 0. fortzeugende Götter betrachtet werden, was Sp. 242 und cuius vix sustinetis furias in- dem Wesen der Unterirdischen zunächst widersepulti, Cic. Mil 33, 91) zu Lares familiares, spricht. Die Beziehung zwischen ihnen ist die Seelen böser Menschen wurden dagegen aber jedenfalls dieselbe wie die zwischen dem zu Larvae. Im Zweifelsfalle bezeichnete man Genius und den Manes (s. o. Sp. 1618). Mit alle als Manes (Varro bei Arnob. 3, 41. Apul. einem ähnlichen Begriffswechsel glaubte man, de deo Socr. 15 S. 152. de mag. 44 S. 535. 60 dafs diese eigentlich der Unterwelt angehörenPlotin. bei August. c.D.2, 11; vgl. Mart. Cap. den Familiengottheiten die einzelnen Familien2, 9, 162 f. S. 40. Muller, Etr.2 2 S. 95). Diese mitglieder auch auf Erden beschirmten (vgl. Unterscheidung bedeutet aber wohl nur, dafs 0. Sp. 1616 u. 2477, 37 ff., sowie den δαίμων Manes als euphemistischer, jedenfalls erst spät νυκτοφύΐαξ, Lucian. Peregr. 27 f.), wie eine gebräuchlich gewordener (s. Manes) Gesamt- Inschrift aus der Nähe von Pest (C. I. L. 3, name zu betrachten ist, was auch die Anrede 3429) beweist, die den dis reducibus patriis der umbrae, d. h. der Larvae und Lemures gewidmet ist; vgl. Fortuna redux oben Sp. 1525f. als _Manes paterni (Ovid. fast. 5, 443; vgl. und Mercurius reducens.
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Inferi (= Gottheiten)
Schwerlich sind von diesen Göttern endlich die etruskischen penates inferorum (Nigidius bei Arnob. 3, 40) zu trennen, denen freilich penates des Himmels, des Wassers und der Menschen auf der Erde gegenüber stehen, doch dürfte dies mit Mutter, Etr.z 2 S. 89 so aufzufassen sein, dafs zu den im penus wohnenden Schutzgöttern des Hauses auch die Seelen der verstorbenen Familienmitglieder, d. h. eben die dei parentes, gehörten; vgl. auch die dii penates meum parentum, Plaut. Mere. 5, 1, 5 und die Bestattung im Hause, oben Sp. 236, 29. Neben dieser auf alten Vorstellungen beruhenden Einteilung der Inferi findet sich später ebenso wie in Griechenland die abstraktere Scheidung in pii und impii (Cic. or. Phil. 14, 12, 32. Sali. Cat. 52, 13. Prop. 4, 7, 55; vgl. Plato Phaed. 62 S. 113 D. Hegesipp. in d. Anth. Pal. 7, 545. Verg. Aen. 5, 734. 6, 543. Propert. 4, 7, 55 ff. Plin. n. h. 2, 7, 15). So. rief nach Aurel. Vict. Caes. 33 das Volk die Terra mater und die dei Inferi an sedes impias uti Gallieno darent, und von einem Aufenthaltsort für die Manes der Frommen spricht Tacit. Agr. 46, während die Seelen schlechter Menschen nach Apul. de deo Socr. 15 S. 152 als Larvae nullis bonis sedibus umherschweifen mufsten; vgl. unten Sp. 261.
Inferi (= Gottheiten)
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Aen. 6, 106. 138. Stat. silv. 2, 1, 147. Claud. in Ruf. 1, 27 u. 8. w.). Über Wesen und Kult dieser Götter im besonderen sind die einzelnen Artikel zu vergleichen; im allgemeinen scheinen aber die Unterweltsgöttinnen alle nur Personifikationen der die Toten aufnehtnenden mutterliehen Erde zu sein (vgl. C. I. L. 5, 7454: . . . mater genuit materque recepit . .".), eine Vorstellung, die sich z. B. auch in Ägypten 10 wiederfindet, Brugsch, B. u. Μ. d. a. Äg. 8. •229. 580. 651), während Orcus die das Leben zerstörende Macht des Todes selbst darstellen dürfte. Vgl. Gaia als Todesgöttin, Bd. 1, Sp. 1571. Im Kultus und Glauben treten dieselben durchaus hinter die göttlich verehrten Seelen der Verstorbenen selbst zurück oder sie werden wenigstens ganz mit ihnen vermischt und verbunden vorgestellt, so dafs alles, was von den 20 Toten gilt, auf sie übertragen wird. Vgl. oben Sp. 241. Die wenigen allgemeinen Züge, welche sonst über Wesen und Verehrung dieser Götter überliefert werden, erklären sich aus dem Gegensatz derselben zu den oberen Göttern. So können die Zeichen in Bezug auf jene die der gewöhnlichen entgegengesetzte Bedeutung annehmen (8. 0. Sp. 1185, 22). Auch gofs man, während man sonst das Opfer mit 30 der rechten Hand darbrachte (Serv. E. A. 8, b) Eigentliche Unterweltsgottheiten. 106; vgl. Petron. 30), den Inferi das TrankWie der Mensch alles, was er auf Erden opfer mit der Linken oder auch mit nach links gehabt hat, in der Unterwelt wieder zu finden hin gewandter Hand aus (Septim, in d. poetae erwartet, so denkt er sich daselbst auch herr- min. lat. bei Wernsdorf 2 S. 288. Serv. V. A. sehende Götter (vgl. 0. Sp. 1180). Schon seit 6, 244) und schnitt das Haar des Opfers mit ältester Zeit werden daher unter Inferi auch der linken Hand ab (Lucan. Phars. 6, 563), eigentliche Unterweltsgötter mit verstanden, 80 dafs sie auch selbst dii laevi oder numina denn bereits Liv. Andron, spricht von einem laeva genannt werden (Gell. η A. 5, 12, 14. inferus an superus deus (Prise. 3, 606), und Arnob. 7, 19. 23; vgl. 4, 5; aber in anderem Plautus stellt aufser den superi inferique (Mere. 40 Sinne bei Verg. Georg. 4, 7^. Zu vergleichen 5, 1, 1; vgl. Liv. 10, 28. 24, 38. 31, 31. Prop. ist damit die Vorstellung Platons, nach der die Seelen der Ungerechten den Weg zur 2, 1, 37. C. I. L. 9, 5813. 12, 4725. 14, 2535. Orelli 4773. 4777. 4783 f. 7382 u. s. w.) schon Linken in die Tiefe gehen (de re publ. 10, die dii deaeque superi atque inferi et medioxumi 614 0). Derselbe Gegensatz spricht sich darin aus, einander gegenüber (Cist. 2, 1, 36; vgl. Serv. V. A. 3, 134), denen die dei superi, terrestres, dafs an den Festen der Inferi die Tempel der inferni oder inferi in der uralten Formel Superi geschlossen waren (Ovid. fast. 2, 563. der Fetialen (Liv. 1, 32, 10; vgl. Varro bei 5, 485), und dafs es dem Samen Dialis verServ. V. Buc. 5, 66) entsprechen. Ihnen boten war, die den Toten heiligen Bohnen zu gelten jedenfalls die Inschriften C. I. L. 5, 50 berühren oder überhaupt das Wort faba aus1071. 12, 659. Bull. d. inst. arch. 1873, 55, zusprechen (Paul. Diae. S. 87 s. v. fabam}; 23; vgl. Mitt. d. Ath. Inst. 9, 1884 S.302 ־. vgl. auch die regna pallida dis invisa, Verg. Sil. It. 2, 426. — Von bestimmt persönlich Aen. 8, 245. Dagegen scheint die Annahme, dafs den vorgestellten Gestalten dieser Art scheinen freilich nur Orcus, Mania, Genita Mana, Avia Superi die ungerade, den Inferi aber die gerade Larvarum, Lara, Larunda, die dea Muta Zahl heilig sei (Pontific. libri bei Serv. V. Buc. oder Tacita, Tellus oder Terra mater und 5, 66; vgl. 8, 75. Solin. 1, 40. Serv. V. A. 3, 305. die vielleicht auch hierher gehörigen Fu- 5, 78. Macrob. sat. 1, 13, 7; vgl. Paul. Diac. riae, Furina und Laverna wirklich römisch S. 109 8. v. Imparem numerum. Verg. Ciris 372. zu sein, während Dis pater, Proserpina, Li- 60 Laur. Lyd. de mens. 4, 44) pythagoreischen Anbera, Aera Cura (siehe diese 0. Sp. 1813, 12 ff. schauungen entlehnt zu sein (Plut. Numa 14. 1185, 47ff.), Ataecina und andere fremden Iamblich. 28, 156), da bei wirklich römischem Ursprungs sind; Saturnus (Plut. Quaest. Born. Kultgebrauch auch in Bezug auf die Inferi die 34), Consus, Ceres und ähnliche treten aber Zahlen 3, 7 und 9 von besonderer Bedeutung zunächst nur als Gottheiten der Saat zu sind (Verg. Aen. 4, 510. Ovid. fast. 2, 573. 576. dem Erdinnern in Beziehung. Ihnen kommen 5, 435. 439. 443. met. 7, 153. 189. Tibuli. 1, 2, daher die Beinamen inferus, infernus, in- 56. Plin. n. h. 26, 9, 93. 27, 12, 131. 28, 2, fernalis zu (s. 0. Sp. 1185, 15. 1186, 63. Verg. 21 und sonst oft).
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Inferi (in der Unterwelt)
Inferi (als Spukgeister)
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selbst auf die Fortdauer ihres Ruhmes im GeIII. Thätigkeit und Machtbereich der dächtnis der Nachwelt einwirkten (vgl. Xenoph. Inferi. Cyropaed. 8, 7, 18), so ist dies kaum als alter 1. Leben in der Unterwelt. und volkstümlicher Glaube zu betrachten, sonWie sich die alten Römer das Leben und dern aus der Sehnsucht der Lebenden nach Fortdauer ihres Namens zu erklären (Varro die Thätigkeit der Inferi an ihrem unterirdischen Aufenthaltsort selbst gedacht haben, ist nur d. I. I. 6, 45. Cic. Tuse. 1, 14, 31. Propert. 3, im allgemeinen aus vereinzelten Andeutungen 16, 30), ein Wunsch, der auch in den Grabder Grabinschriften zu schliefsen, da alle litte- sebriften zuweilen zum Ausdruck kommt (Orelli rarische Überlieferung in dieser Beziehung nur 10 4836. C. I. L. 1, 1007. 1009). die griechischen Vorstellungen wiedergiebt. 2. Noch nicht in die Unterwelt gelangte Wie wenig diese letzteren aber zu Rom in den Seelen. eigentlichen Volksglauben übergegangen waren, Entschieden eigentümliche Vorstellungen geht aus der Thatsache hervor, dafs die GrabSchriften, von den wenigen griechischen Brauch hatte man in Rücksicht auf das die Phantasie nachahmenden metrischen abgesehen, dieselben des Naturmenschen lebhafter beschäftigende fast völlig unberücksichtigt lassen. Im Volke Treiben der noch auf der Oberwelt umgehenblieb offenbar der oben Sp. 235 f. entwickelte den Seelen, welches man besonders in der unGlaube an das Fortleben der Toten im Grabe heimlichen, für die Regungen der Furcht zuselbst lebendig, und zwar meinte man jeden- 20 gänglicheren Nachtzeit oder in Fieberphantasieen und im Traume wahrzunehmen glaubte falls wegen der Ähnlichkeit, welche der Tote mit einnm Schlafenden zeigt (Cic Tuse. 1, 38, (Lucret. 1, 132 ff. Cic. Tuse. 1, 13, 29. de 92), dafs derselbe im Grabe ewig sorglos, divin. 1, 57, 129. Horat. epod. 5, 92. epist. ruhig und glücklich schlummere (re- 2, 2, 209. Liv. 26, 19. Non. Marc. S. 135 quiescere, Ennius bei Cic. Tuse. 1,44,107; conni- s. v. Lemures: vgl. Plut. Dio 2 und oben ventem somno consopiri sempiterno, Cic. a. a. O. Sp. 240). Und zwar meinte man, dafs das Ein1, 49,117). Auf diese Anschauung deuten auch gehen der Verstorbenen in die Unterwelt durch die auf Grabschriften häufig vorkommenden bestimmte Umstände überhaupt verhindert werden könne, da, wie oben Sp. 242 erwähnt., der Ausdrücke: quieti aeternae (C. I. L. 12, 1720. 1723 und öfter; vgl. 3, 1552. 10, 7962), paci 30 Übergang der Seelen in göttliche Wesen (dei et quieti aeternae (12, 758), pax tecum aeterna animales) von gewissen ihnen dargebrachten (12, 831. 833 f. 782. 878), securitati aeternae Opfern, d. h. von der feierlichen Bestattung oder perpetuae (12, 409. 747 und öfter) oder abhing. So bleiben also die Seelen derjenigen, requietorium (12, 843). Vgl. die oben Sp. 236 die nicht regelrecht begraben sind (rite conangeführten Inschriften. diti, Serv. V. A. 3, 68. 6, 325; avimamque Da vielfach hervorgehoben wird, dafs der sepulchro condimus, Verg. Aen. 3, 67 f. 5, 77ff.; Verstorbene fromm und ehrbar gelebt und vgl. Ovid. fast. 5, 451. C. I. L. 1, 1051), auch niemand unrecht gethan habe, so mufs dies für nach römischer Vorstellung auf der Oberwelt den Zustand des Lebens nach dem Tode von (Suet. Cal. 59. Plin. ep. 7, 27, 11), da ja die Bedeutung sein (vgl. oben Sp. 245 die Scheidung 40 strenge Beobachtung der für die Bestattung in pii und impii), und zuweilen wird dies auch geltenden Vorschriften (s. 0. Sp. 235) offenbar wirklich ausgesprochen, z. B. Orelli 4837: den Zweck hat, dies gerade zu verhindern, . . . . vixi, quod volui, semper bene pauper ho- während freilich alle ausführlicheren Angaben neste; fraudavi nullum, quod iuvat ossa mea ...; über den Zustand solcher Seelen, wie sie uns vgl. Propert. 4, 11, 101. Man fürchtete näm- z. B. bei Verg. Aen. 6, 325 entgegentreten, lieh, dafs die Seelen der Gottlosen von den durchaus griechisch sind. Larvae gequält werden würden (Plin. n. h. 1 Zu dieser Art von ruhelosen (Ennius bei praef. 31. Senec. Apocol. 9), obwohl eigentlich Cic. Tusc.l, 44, 107. Serv. V.A. 3, 68) Geistern auch diese selbst nur Seelen solcher impii gehören besonders die Seelen von Selbstmördern «ind; vgl. auch unten Sp. 261, 18ff. 50 (Serv. V. A. 4, 384. 386) und Ermordeten überEndlich findet sich zuweilen die Hoffnung haupt (Plaut.■ Most. 2, 2, 67 ff. Plin. ep. 7, auf Wiedervereinigung mit den Angehörigen 27,11. Tertull. de anim. 56. Porphyr, zu Horat. im Grabe angedeutet (C. I. L. 12, 5193. Orelli epist. 2, 2, 208), welche letzteren zunächst die 4847). Mörder (Horat. epod. 5, 91 ff. Ovid. fast. 5, Somit scheint der römische Glaube auch 46 f. met. .9, 410. Liv. 3, 58, 11. Tacit. ann. in späterer Zeit keine ins Einzelne durch- 13, 14. Suet. Nero 34. Serv. V. A. 1, 276. gebildete Lehre über das Leben in der eigent- 292), dann aber auch die Bösen überhaupt liehen Unterwelt besessen zu haben, vielmehr verfolgen (Liv. 3, 58, 11. Apul. met. 9, 29 dürften überall da, wo der Glaube an ein dem S. 649. Lobeck, Aglaoph. 1 S. 302) und wohl irdischen Dasein ähnliches Fortleben im Grabe 60 in allerlei furchtbaren Gestalten (terrificationes schwand, zunächst die Vorstellungen dergriechi- imaginum et bestiarum, Non. Marc. S. 135 s. v. sehen Mythologie zum Ersatz angenommen wor- Lemures; vgl. oben Sp. 1894, 24ff. und die allden sein, bis auch diese in den gebildeten gemein indogermanische Vorstellung von der Kreisen von den Anschauungen der späteren Schlangen- oder Drachengestalt der aus dem griechischen Philosophie verdrängt wurden Körper geschiedenen Seele, so wie den Wer(vgl Cic. Tuse. 1, 5,10 f. 16, 37 f. und siehe unten wolf- und Vampyrglauben, Lippert, D. Hel. d. Sp. 260). Wenn aber Cicero (Cato Μ. 22, 80) eur. Kulturv. S.' 41 ff.) schrecken. Die bei Val. annimmt, dafs die Seelen der Verstorbenen Flacc. Arg. 3, 386 geschilderte Form des
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Inferi (mundus)
Inferi (lapis manalis)
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Emporkommens der Verstorbenen in Begleitung Erstlinge aller Früchte, deren Genufa das Geeiner der Furien mufs als dichterische Aus- setz vorschreibt und die Natur zum Bedürfnis Schmückung oder als griechische Vorstellung macht, sowie Erde von der früheren Heimat betrachtet wei den. der Ansiedler geworfen wurden (Ovid; fast. Durch gewisse Opfer und Bräuche (resolu4, 821 f. Plut. Pom. 11. Laur. Lyd. de mens. toria sacra) konnten diese Seelen jedoch ver- 4, 50; vgl. die Anspielung auf dieses Opfer söhiitund zur Ruhe gebracht werden (Serv. V.A. bei Plaut. Aulul. 2, 7, 5 f.). Diese war jeden* 3, 63. 4, 518 Lobeck, Aglaoph. S. 303, vgl. 302 k), falls mit einem Kuppelgewölbe übermauert, da nachdem sie beschworen worden waren (Sueton. der mundus von Leuten, welche hineingestiegen Nero 34). Sonst aber vermochte man 8ich 10 waren (intravere), seiner Gestalt nach mit dem gegen ihre Macht, wie gegen allen anderen Himmelsgewölbe verglichen wurde (Cato bei Zauber durch eine obscöne Gebärde, z. B. die Fest. S. 157). Dafs dieses umgekehrt und fica (Ovid. fast. 5, 433 f.) oder auch durch nach unten gerichtet gewesen sei, wie Müller, Schwerthiebe (Petron. sat. 62; vgl. Verg. Aen. Etr.2 S. 99 annimmt, wird nicht überliefert; 6, 260. 290 f. Hom. Od. 11, 48, wo die Geister auch hätte man ja dann, um die Gestalt zu als körperlich verletzbar vorgestellt sind) zu sehen, nicht erst hineinsteigen müssen. Der schützen, wie nach germanischem Glauben das untere Teil des mundus war den di Manes geMesser vielfach zauberlösend wirkt (Wuttke, weiht (vgl. inferorum, vero mundos, Serv. 3, D. deutsche Volksaberglaube 444 u. öfter), wäh- 134), und eine Öffnung des Gewölbes, die vielrend dagegen Knoten von der Kleidung fern 20 leicht so wie in dem in Rücksicht auf seine gehalten werden mufsten (Ovid. fast. 5, 432); ursprüngliche Bestimmung noch immer nicht vgl. die ligamenta und Hexenknoten bei Grimm, sicher gedeuteten (Jordan, Top. 1, 1 S. 284) Tullianum angebracht war, wurde mit einem D. Myth.* 1 S. 982f. 3, 345. Im Gegensatz zu diesen furchtbaren Geistern Stein, dem lapis manalis, verschlossen geglaubte man aber auch an Schutzgeister halten und nur an den oben erwähnten Tagen (vgl. die dii reduces patrii ob. Sp. 244,66), welche geöffnet (Fest. u. Paul. a. a. 0. und Paul. ihre Freunde und die Guten überhaupt trösten 5. 128 s. v. Manalem lapidem). Die ganze und ermahnen (Prop. 4, 7, 71 ff. 11, 82 £), Grube war mit Erde angefüllt, und darüber ohne dafs man bei ihnen an einen besonderen ein Altar errichtet (Ovid. fast. 4, 823); an Grund für ihr Verweilen auf der Oberwelt 30 jenen drei Tagen wurde diese Erde aber wohl, dachte, wie ja auch die Heroen ihren Stammes- wie zu bestimmten Zeiten der Altar des Consus genossen und Freunden in der Gefahr beizu- und Dis (s. 0. Sp. 925, 7 ff. 1181, 3 ff.), immer stehen pflegten (s. o. Sp. 2477, 23 ff. 2479, 53 f.). wieder ausgegraben; hierauf beziehen sich vielleicht die zweifelhaften Worte des Festus 3. Regelmäfsiges Emporkommen der Inferi. S. 142: mundus .... dictus est quod terra mo· Nicht nur solche Geister, welche aus irgend vetur; vgl. Paul. S. 143 s. v. Mundus. einem Grund keine Ruhe finden konnten, verAuch die Sage von der Schliefsung des kehrten auf der Oberwelt, zu bestimmten auf dem Forum entstandenen lacus Curtius Zeiten des Jahres kamen auch alle übrigen dürfte vielleicht auf der Erinnerung an einen aus der Unterwelt herauf. Zunächst stand am 40 mundus beruhen, da diese Erzählung in allen 24. August, 5. Oktober und 8. November der wesentlichen Zügen mit den in Hinsicht auf muudus, die Pforte der Unterwelt offen (Ateius letzteren herrschenden Vorstellungen übereinCapito bei Festus S. 154 s. v. Mundus; vgl. stimmt. Ist er doch auch eine zu den dei S. 142. Paul. S. 156. Mommsen, C. I. L. 1 Manes hinabführende Grube in der Mitte des 5. 373), so dafs diese Tage als religiosi und Forums, d. h. der Stadt, welche mit Erde, mit nicht für wichtige Geschälte tauglich galten Früchten und Gaben aller Art, überhaupt dem (Cato bei Fest. S. 157; vgl. Paul. S. 156 s. v. Besten, was es in Rom giebt, gefüllt wird (Varro d. I. I. 5, 148. Dion. Hui. exc. 14, 11, Mundus. Varro bei Macrob. sat. 1, 16, 18; vgl. 16 f.), da die Macht der Inferi, wie oben 21. Liv. 7, 6. Val. Max. 5, 6, 2. Dio Cass. Sp. 241 f. ausgeführt ist, als eine den Menschen 50 fr. 30, 2 S. 531 Mai. 1 S. 40 Dind.; vgl. feindliche angesehen wurde. Uber die Schliefsung jedoch Jordan, Top. 1, 1 S. 122. 1, 2 S. 399). der Tempel der oberen Götter siehe oben Dafs ursprünglich auch Menschenopfer, die zu Sp. 246. Der mundus, der auch deorum tristium Schutzgeistern der Stadt werden sollten, in atque inferum quasi ianua (Varro bei Macrob. den mundus gestürzt wurden, ist in Rücksicht sat. 1, 16, 18; vgl. ostium Orci, Paul. S. 128 auf das häufige Vorkommen von solchen beim 8. v. Manalem lapidem) oder faux Plutonis ge- Kult der Inferi durchaus wahrscheinlich (vgl. nannt wird und dem Dis und der Proserpina auch die Menschenopfer bei Bauten, Grimm, heilig war (8. o. Sp. 1184, 45 ff. und vgl. D. MythA 1 S. 37. 956, sowie das Begraben Cereris qui mundus appellatur vor einer Lücke im Hause, unter der Schwelle und dem Grenzbei Fe»t. S. 142, sowie den operae messoriae 60 stein, Lippert a. a 0. S. 135). Für diese Aufmundus der eleusinischen Mysterien, der auch fassung spricht auch der Umstand, dafs noch als Cereris mundus bezeichnet wird, Apul. met. zur Zeit des Augustus alljährlich vom Volke 6, 1 S. 383. de mag. 13 S. 418), bildete den Spenden in den lacus Curtius geworfen wurden Mittelpunkt jeder neu zu gründenden Stadt (Sueton. August. 57). Vgl. die ähnliche Sage (vgl. den umbilicus Italiae oben Sp. 1185, 4); von Anchuros, oben Bd. 1 Sp. 340, 8 ff. Offenbar ist der mundus, ebenso wie die er bestand in einer runden, bis zum festen Grunde gegrabenen Grube, in welche άπαςχαί Grube bei der Totenbeschwörung (s. unten Sp. 253, 52) ein künstlicher Ersatz für die hie aller möglichen guten und nötigen Dinge, die
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Inferi (mundus patet)
Inferi (Spiele)
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und da in gewissen Gegenden (s. oben Sp. 242) endlich bei Gelegenheit der ihnen wohl in in Form von Höhlen erscheinenden natür- Anlehnung an die oben Sp. 238 erwähnten Gladiatorenkämpfe bei Bestattungsfestlichkeiten liehen Eingänge der Unterwelt (s. 0. Sp. 1184, 57 ff.; vgl. Ephoros bei Strabo 5, 4, 5 S. 244. gefeierten Spiele, der ludi Tarentini und der Klausen, Aen. S.2&T)·, man errichtete ihn nach mit diesen zusammenhängenden ludi Saeculares-(siehe oben Sp. 1180, 63 ff.), sowie der etruskischer Vorschrift (Varro d. I. I. 5, 143; vgl. Paul. u. Fest. S. 284 f. s. v. Rituales. Plut. ludi Taurii, wenn dies auch nur in Beziehung Rom. 11) bei einer Stadtgründung, jedenfalls auf die letzteren ausdrücklich überliefert wird (Fest. S. 351 8. v. Tauri ludi). Erstere mögen um mit den Inferi der Heimat, wie auch die hineingeschüttete heimische Erde andeutet, in 10 ihren Ursprung in einer vulkanischen ErscheiVerbindung zu bleiben, obwohl man sonst das nung haben (Jordan, Top. 1, 1 S. 122), so dafs Heraufrufen derselben intra muros zu vermeiden das Terentum ursprünglich als ein Eingang zur Unterwelt zu betrachten ist, jedenfalls pflegte (Paul. S. 351 s. v. Tauri ludi). sind beide Spiele nahe mit einander verwandt Eine ganz ähnliche Vorstellung findet sich bei den alten Germanen, die ebenfalls meinten, (Marquardt, Röm. Staatsverw. 3 S. 378), da dafs das Reich der Toten durch einen Stein beide zur Hebung der offenbar von unversöhnt wie den lapis manalis, den Dillestein, d. h. gebliebenen Verstorbenen gesendeten Unfrucht־ den flachen, eine Höhlung bedeckenden Dielen- barkeit der Frauen und Heilung von schwerer stein (Fick, Vergl. Wörterb.3 2 S. 371) ver- Krankheit seit Ende der Königszeit nach Befehl schlossen werde (Grimm, D. Μ.4 1 S. 672 fi). 20 der libri fatales gestiftet sein sollen (oben Andererseits ist der wahrscheinlich einen Sp. 1181 und Fest, und Paul. S. 350 f. 8. v. magischen oder symbolischen Verschlufs des Taurii. Serv. V. A. 2, 140); auch liegen das Wolkenhimmels, d. h. des ebenfalls mundus Marsfeld (oben Sp. 1181, 34. Becker, Handb. 1 genannten Himmelsgewölbes, bildende lapis S. •628) und der Circus Flaminius (Varro d. I. manalis zu vergleichen, der bei anhaltender 1. 5, 154. Festus a. a. 0.), wo diese Spiele abDürre von seinem gewöhnlichen Standort ent- gehalten wurden, nahe bei einander. Die Zeit fernt und in die Stadt gezogen wurde, um so beider war ursprünglich wahrscheinlich nicht dem Regen freie Bahn zu lassen (Varro bei fest bestimmt (Marquardt, Staatsverw. 3 S. 375), Non. Marc. S. 547, 10; vgl. 559, 19. Paul. jedenfalls wurden die Taurii nur als aufserS. 128 s. v. Manalem lapidem. S. 2 s. v. Aquae- 30 ordentliche Sühnfeste, d. h. Allerseelenfeste, licium. Serv. V. A. 3, 175), wobei daran religionis causa gefeiert (Liv. 39, 22), während erinnert sein mag, dafs Hydromantie und der Name der Saeculares andeutet, däfs sie in Nckromantie einander sehr nahe stehen (Plin. jedem Menschenalter nur einmal stattfanden. n.h.31, 11,192. Augustin. c.D. 7, 35. Klausen, Aus ihrer Beziehung zu den unterirdischen Aen. 2 S. 959 f.). Vgl. unten Sp. 258, 11 ff. Gottheiten erklärt sich der unterirdische Altar Warum aber der mundus gerade an den (vgl. oben Sp. 925), das Anbieten des eignen erwähnten drei Tagen geöffnet wird, ist nicht Lebens für das der Kinder, die Einsetzung zum klar. Preller, R. Μ.3 2 S. 68 bezieht dieselben Zwecke der Hebung von Unfruchtbarkeit und auf die Zeit der Ernte und neuen Aussaat, Krankheit, die nächtliche Feier und das Opfer was durch die Verbindung der Proserpina und 40 schwarzer Tiere (Val. Max. 2, 4, 5, Zosim. Ceres mit dem mundus empfohlen wird; aber 2, 3 ff.; vgl. oben Sp. 1181. Marquardt, Staatsfür ein Opfer der Erstlingsfrüchte (s. 0. Sp. 250) verw. 3 S. 377), welch letzterem bei den tauist es am 24. August viel zu spät, denn nach rischen Spielen das der unfruchtbaren Stiere F. Olck bei Fleckeisen, Jahrb. 1887 S. 465 ff. entspricht (Serv. V. A. 2, 140). Auf einstige beginnt in Mittelitalien die Weizenernte bereits Knabenopfer bei diesen scheint das Einbinden Mitte Juni. von Knaben in die frischen Häute der Stiere Dafs ein Heraufkommen der Inferi zu deuten (Fest. S. 351); die folgenden verferner auch an den übrigen Festen der- derbten Worte des Festus beziehen sich vielselben, besonders den dies parentales (siehe leicht auf einen unserem Sackhüpfen entManes) für möglich gehalten wurde, beweist die 50 sprechenden Festbrauch. Vgl. auch das Bannen auf die Stiftung derselben bezügliche Erzählung von Geistern in Säcke, Wuttke, Deutscher Volksbei Ovid. fast. 2, 547 ff., nach der sie wegen abergl. 774. Unterlassung der ihnen gebührenden Opfer aus den Gräbern hervorkamen und allgemeines 4. Unregelmäfsiges Emporkommen der Inferi. Sterben verursachten. Der Opferbrauch zeigt Wie gewisse Opfer und Bräuche das Einjedoch, dafs dieses Fest nicht den Bewohnern der gehen der Seelen in die Unterwelt bewirkten eigentlichen Unterwelt, sondern den im Grabe (3■ 0· Sp. 235 und 242), so konnten die Toten selbst fortlebenden Verstorbenen gilt. Ebenso durch andere entsprechende Handlungen auch erschienen die Schatten in ihren alten Woh- wieder willkürlich auf die Oberwelt empornungen regelmäfsig am Feste der Lemuria, in 60 gerufen werden, besonders da sie, wie wir geden Nächten des 9., 11. und 13. Mai (siehe sehen, zu gewissen Zeiten überhaupt regelLemures) gleichfalls die Lebenden bedrohend, mäfsig auf dieselbe heraufkamen und auch so dafs sie am Schlufs des Festes, nachdem sonst die Vorstellung von einem Wiederaufsie ihr Opfer empfangen hatten und versöhnt leben Verstorbener verbreitet war (Cic. in waren (vgl. Serv. V. A. 3, 63), wieder aus dem Catil. 2, 9, 20. pro Mil. 29, 27. Orator 25, 85. Hause hinausgewiesen wurden. Über den dies Brut. 93, 322. Liv. 26, 32; vgl. ne intra muros parentum siehe oben Sp. 244, 28. evocentur di inferi, Fest. S. 351 s. v. Tauri Das Emporkommen der Inferi fürchtete man ludi). Diese Vorstellung von der Möglich-
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Inferi (Totenbeschwörung)
Inferi (Totenbeschwörung)
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keit der Totenbeschwörung (νεκυομαντεια, Durch das Blut, das als wesentlichstes Erνεκρομαντεία oder ,ψνχομαντεια, Cic. Tuse. fordernis des Lebens gilt und m;t dem Herzen 1, 16, 37. 48, 115. de div. 1, 58,132; vgl. oben zuweilen geradezu! für die Seele des Menschen Bd. 1 Sp. 1033, 54ff.) beruht so vollkommen auf erklärt wird (Cic. Tuse. 1, 9, 18. Serv. V. A. dem in Rom alteinheimischen Vorst ellungs- 3, 67. 5, 79; vgl. Lippert a a. O. S 41. 48 f.), kreis, dafs die Angabe des Varro (bei Augustin. soll dem Toten selbst wieder auf kurze Zeit c. D. 7, 35), die νεκνομαντεία stamme aus Leben eingeflöfst werden (Lucan. Phars. 6, Persien, ihren Grund nur in einer späteren 667. 750 ff. Serv. V. A. 3, 67 f.; ·vgl. d. alten Verbindung der heimischen Bräuche mit per- Tragiker bei Cic. Tuse. 1, 16, 37), weshalb Bischer Magie (Plin. h. n. 30, 1, 8. 14. 28, 1, 10 natürlich Menschenblut dazu am geeignetsten' 5 f.), wie 801che auch noch in der Kaiserzeit ist, doch wurde aufserdem auch Wein und vorkam (vgl. z. B. Plin. h. n. 30, 1, 16 f.), Milch gebraucht (Ovid. met. 7, 245 ff. Tibull. haben dürfte. Den italischen Ursprung ähn- 1, 2, 50; vgl. Apul. met. 3, 18 S. 206). In liehen Zaubers beweisen aber die von Plin. Ermangelung von frischen Menschenopfern beh. n. 28, 2, 17 aus den 12 Tafeln angeführten nutzte man aber bei der Beschwörung auch Bestimmungen, und der 30, 1, 12 in Verbin- Totenschädel (Apul. de mag. 34 S. 473) oder düng damit erwähnte Senatsbeschlufs aus dem andere bei Mondschein (vgl. Hekate, oben Jahre 97 v. Chr., durch welchen Menschen- Bd. 1 Sp. 1894) gesammelte Teile von Leichen opfer verboten werden, scheint sich geradezu (Horat. sat. 1, 8, 21 f. Lucan. 6,533 ff. Apul. met. auf Beschwörungen dieser Art zu beziehen. 20 2, 20 S. 140. 3, 17 S. 206), wie solche auch bei Allerdings geht die Überlieferung auf römi- der jüngeren Art der Devotion angewandt wurschein Gebiet nicht weit zurück, auch ist sie den (s. unten Sp. 258, 25). Doch glaubte man, offenbar mit griechischen Vorstellungen ge- dafs die Wiederbelebung bei erst kürzlich mischt (vgl. Rouche-Leclercq, histoire de la Verstorbenen ieichter sei als bei schon länger divinat, dans l’antiquite, 1 S. 330 ff. 3 S. 363 ff), Abgeschiedenen, weil ihre Seelen noch nicht dabei erscheint aber die Sache so volkstümlich, in der Unterwelt seien (Lucan. 6, 619 ff. 712 ff. dafs an vollkommene Entlehnung schwerlich Serv. Verg. A. 6, 152; vgl. Tibull. 1, 2, 48. Ovid. Heroid. 6, 90), und offenbar gilt dies aus demzu denken ist. Eine solche Mischung zeigt schon ein my- selben Grunde von gewaltsam Getöteten (vgl. thisches Beispiel von Erweckung vom Tode, 30 oben Sp. 248), weil man voraussetzte, dafs diese die Sage von Virbius (s. d.), und ähnlich steht nicht regelrecht bestattet wären (Pacuv. bei es mit der an den ältesten italischen Sitz der Cic. Tuse. 1, 44, 106), wie ja Hingerichtete Nekromantie am Avernus bei Cumae ge- und Selbstmörder überhaupt nicht begraben knüpften Überlieferung, bei welchem Aeneas werden durften (Seneca contr. 8, 4. Serv. V. in die Unterwelt hinabstieg (s. 0. Sp. 1184, A. 12, 603. Dig. 48, 24, 1; vgl. Marquardt, 61 ff., wo auch die übrigen italischen Eingänge Staatsverw. 3 S. 295), und dafs sie deshalb nicht in die Unterwelt gelangen könnten. der Ünterwelt angeführt sind). Wesentlich ist bei der Beschwörung die AnDie Beschränkung der Nekromantie auf solche Orte (necromantia vel sciomantia non wendung von Zauberformeln, durch welche nisi ibi poterat fieri, Serv. V. A. 6, 107; vgl. 40 der Boden gespalten und die Toten heraufgerufen d. alten Tragiker bei Cic. Tuse. 1, 16, 37) wurden (Horat.sat. 1,8, 19. 45. epod. 17, 6. 78f. Tibull. 2,1,47 f. Ovid. am. 1, 8, 17 f. Tacit. ann. dürfte jedoch nicht alteinheiniisch sein, denn wie an Stelle des natürlichen Eingangs der 2, 28; vgl. Verg. A. 4, 490); gewifs waren diese Unterwelt der künstliche des mundus trat, so Formeln alteinheimisch, da solche vielfach wurde auch die Totenbeschwörung an dem auch bei anderem italischem Zauber, besonders nach italischer Vorstellung ursprünglichen aber bei der verwandten Devotion (8. unten Wohnort der Toten, an den Gräbern selbst Sp. 255) in Gebrauch waren (Cato R. R. 160. vorgenommen (Verg. ecl. 8, 98. Horat. sat. Plin. h. n. 17, 28, 267. 28, 2, 10 ff. 21. 29) 1, 8, 8 ff. Tibull. 1, 2, 47 f. Ovid. amor. 1, 8, und hauptsächlich den Sabellern und Marsern 17. Stat. Theb. 4, 507. Apul. met. 2, 20 S. 139). 50 zugeschrieben wurden (Horat. epod. 5, 76. 17, Dabei wird, wie bei der Anlage des mundus eine 28 f. Ovid. med. fac. 39. Sil. Ital. 8, 497 ff. Grube gegraben und das Blut der Opfer in Gell. 16, 11, 1). Ausgeübt wird der Zauber dieselbe gegossen (Horat. sat. 1, 8, 26. Ovid. meist durchWeiber, welche dabei in schwarzem Gewand, mit nackten Füfsen und gelöstem Haar met. 7, 243; vgl. Varro bei Augustin, c. D. 7, erscheinen und ihre Beschwörung dreimal mit 35. Ovid. met. 7, 259. Quinct. decl. 10); als solche wurden dem alten Totenopfer ent- lauter Stimme rufen oder heulen (Verg. Aen. sprechend aufser schwarzen Tieren auch Men- 4, 509 f. Horat. sat. 1, 8, 23 ff. epod. 5, 16. Ovid. Heroid. 6, 89 f. met. 7, 182. 190), doch sehen, besonders unschuldige Knaben, die zuweilen sogar noch ungeboren aus dem Leibe treten auch Beschwörer auf (Cic. Tuse. 1, 16, der Mutter herausgeschnitten wurden (Lucan. 60 37. de div. 1, 58, 132. in Vatin. 6, 14), und Phars. 6, 558 f. Amm. Marc. 29, 2, 17. Mar- letzteres ist vielleicht sogar der eigentlich quardt, Staatsverw. 3 S. 110,6), geschlachtet (Cic. römischen Sitte entsprechender. Daneben in Vatin. 6, 14. Lucan. Phars. 6, 529 ff. 562 f. scheint jedoch auch die Wahl des Tages für Plin. h. n. 30, 1, 16. Tertull. apol. 23. Dio den Erfolg der Beschwörung nicht bedeutungsCoss. 73, 16, 5. 79, 11, 3. Serv. V. A. 6, 107. los gewesen zu sein (Plin. h. n. 30, 1, 16), Lübeck, Agl. S. 223; vgl. die Tötung von sicher aber wurde sie immer zur Nachtzeit Knaben bei anderem Zauber, Horat. epod. 5, vorgenommen (Verg. Aen. 4, 490 u. Serv.; vgl. 91 ff. Iuvenal. 6, 552. Lamprid. v. Hel. 8). Apul. met. 3, 16 S. 201). Zweck derselben ist
Inferi (Devotion)
Inferi (Devotion) '
zuweilen die Versöhnung der heraufgerufenen Schatten (Suet. Nero 34. Dio Coss. 77, 15, 4), gewöhnlich aber beabsichtigt man sie zu befragen (animas responsa daturas, Norat, sat. 1, 8, 28 f.; vgl. Propert. 4, 11, 84. Lucan. 6, 761 ff. Plin. h. n. 30, 1, 14 f. 2, 18. Lactant. 4, 27, 18), und es gehörte besondere Kraft dazu, sie so lange zurückzuhalfen, als man wünschte (Tibuli. 1, 2, 49); nach freilich sicher griechischerVorstellung konnte dies auch durch die Macht eines Steines Synochitis geschehen (Plin. n. h. 37, 11,192). Auf schriftliche Beantwortung der Fragen deutet Cic. Tuse. 1, 48, 115. Griechisch ist jedenfalls auch der Glaube, dafs jeder Schatten nur einmal gerufen werden dürfe, da dies ausdrücklich als mystisch bezeichnet wird (Lucan. 6, 823 f. Serv. V. Georg. 4, 502), dafs die beschworenen Seelen zu ständigen Dienern (naqsÖQOi, spiritus familiares) der Zauberer werden könnten (Lobeck, Agl. 5. 222 f.), sowie die Benutzung von pontischen oder thessalischen Kräutern (Verg. ecl. 8, 95. Horat. sat. 1, 8, 19. epod. 5, 21). Auch die Ansicht, dafs jemandem, der Sommersprossen habe, die Geister nicht gehorchten, gehört hierher (Plin. n. h. 30, 1, 16). Vgl. Grimm, D. MA S S. 25.
und bei den privaten Formen der Devotion wahrscheinlich gar nicht dargebracht worden ist. Dies ist aber erklärlich, da es sich bei der Devotion überhaupt nicht um ein ׳Heraufrufen der Inferi aus ihrem unterirdischen Aufenthaltsort handelt, und den Verstorbenen also nicht wieder irdische Lebenskraft eingeflöfst zu werden braucht. Die Devotion besteht vielmehr darin, dafs man Menschenleben in die Macht der Unterirdischen giebt, ohne dafs jedoch der Devovierende selbst etwas Thatsächliches für die Opferung derselben ausführt oder auch nur andeutet, wie die Tötung, an deren Stelle später zuweilen auch nur Senden von Krankheit und dergl. (s. unten Sp. 259) tritt, erfolgen 8011. Die ganze Ausführung des gewünschten Vorgangs bleibt durchaus den angerufeuen Göttern überlassen, und es wird ihnen dafür gewöhnlich auch kein weiterer Lohn in Form ejnes Gelübdes versprochen (siehe jedoch unt. Sp. 259, 22 ff.).
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5. Devotio und consecratio. In nahem Zusammenhang mit der Beschwö- 30 rung der Inferi stehen die uralten Bräuche der devotio und consecratio, denn auch diese beruhen ebenso wie jene wesentlich auf der magischen Wirkung bestimmter Formeln (carmina, verba concepta, sollemnia, precationes sollemnes, meditatae compositaeque dirae), welche den Gegenstand dieser Handlungen in die Macht der Unterirdischen geben. Die Zauberkraft, welche dem Worte ebensowohl im Gebet (siehe Indigitamenta Sp. 167) als im Fluche 40 beigelegt wird, beruht wohl auf der wunderbaren Wirkung, welche demselben als Träger des Gedankens und Vermittler des Willens überhaupt innewohnt. Dementsprechend ist eB bei jeder Beschwörun'g, um Mifsverständnis auf Seiten der angerufenen göttlichen Wesen zu vermeiden, aufserordentlich wichtig, die richtigen Worte und Namen zu kennen, deren Wirksamkeit der Erfolg im Laufe der Jahrhunderte bewiesen hat (Plin. n. h. 28, 2, 12; 50 vgl. Cic. de nat. deor. 2, 3, 10. Liv. 10, 28. Senec. ep. 7, 5, 9 = 67. Auct. de vir. ill. 27), daher diese bei der Devotion vom Pontifex vorgesprochen werden mufsten (Liv. 5, 41. 8, 9. 10, 28). In den erhaltenen Formeln deuten auf diese Vorsicht die Ausdrücke: sive quo alio nomine fas est nominare, — quem ego me sentio dicere, — seive ea alio nomini(e) est, sowie die ständige Verwendung von Synonymen und die vollständige Aufzählung aller Einzel- 60 heiten und Teile (Liv. 8, 9. Macrob. sat. 3, 9, 10. C. I. L. 10,8249 .1604, 1). — 2) T.desAiolos.G.des (letzterer den von Schubart gestrichenen, von Kepheus, nach welcher die philistäische Stadt Meineke eingeklammerten Passus: Κηφέως.. τού benannt sein soll: Steph. B. ’Ιόπη. Dionys. καταΰτεριβ&έντος κτε. οΐ "Ελληνες ■κακώς φασ«)׳. Per. 910 = Geogr. G. Μ. 2, 375. Diese Notiz Vgl. überhaupt 'Aithioperil.’ S. 147 u. sonst; daselbst ist im Anschlufs an H. D. Müller ist das ergänzende Fragment zu der aus Ps.Skylax (104 ■ — Geogr. Gr. Μ. 1, 79), Strabon {Mythol. 1, 56) der Nachweis versucht, dafs (16 p. 759, 1, 42. 43 C), Iosephos {B. 1. 3, 9, 5), schon vor Theopompos der griechische Mythos Konon (c. 40), Plinius {N. Pf. 5, 14. 6, 35), durch argivisch-rhodische Ostfahrer auf loppe Pausanias (4, 35, 5), Pomp. Mela (1, 11), übertragen und dortigem Astartekult angeTacitus {Hist. 5, 2) ) ** bekannten Tradition 50 pafst ward. Dann würde schon in der argovon der Opferung der Andromeda an das κήτος lischen Heimat des Mythos (entsprechend dem in loppe. Wenn nach Photios (zu Konon, s. oben unter 1. über die argolisch-megarische Westermann, Μυ&ογρ. p. 193, 5) Konon (also Iope Ausgeführten) eine Kepheusstadt ,Ιόπη, doch wohl auch die anderen Parallelzeugen) ähnlich der thessalischen des Steph. Byz. und ΐΰτορει έτέρως ή ώς b 'Ελλήνων μν&ος, SO lag der lakonischen χώρα ’ΐωπις oder ’ΐοπ'ις des der Unterschied hauptsächlich darin, dafs in Heros ״Ιο·ψ, vorauszusetzen sein, deren Name jener 'hellenischen’ Vulgata, welche schon im Anschlufs an den obigen Mythos die grievon den hesiodischen Katalogen, Pherekydes chische Umnennung der alten philistäischen und Stesichoros behandelt sein mufs, für uns Iapho (j. Iaffa) in 7όπ(π)ρ veranlafste; und 60 während die sog. ״hellenische“ Vulgata, welche statt Iope die Eassiepeia nennt, nach dem *) Plut. Thes. 29: γήμαι de [Θί;σί'α] y.al ... ,Ιόπην vom Unterz, geführten Beweis {Aithioperiländ. την Ίφικλίους, καί .. . τΰν Αίγλης ΐρωτα τής Πανοπίοις (zu Theseus) κτί. fehlt bis jetzt im Hesiodfrgm. 125 Ki., S. 158 ff, vgl. Artikel 'Eassiepeia’) den Argeierobgleich auch c. 20 ϊρως Πανοπηί'δος Αίγλης aus Hekolonieen auf Rhodos angehört, würde Theosiodos citiert war. pompos bei seiner späten Übertragung des **) Nach Tzetzes zu Lyk. 836 auch citiert von Aristeides Mythos auf Iapho-loppe nur eine älteste (dem Milesier? F. H. Cf. 4, 325, 27), Libanios (? vgl. des ’ Ιόπη - Version des argolischen Mutterlands Unterz. ,Aithiopenländer' etc. S. 1331T), Prokopios vgl. wieder zu Ehren gebracht haben. Da nun bei ebda S. 117 47). * 10
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Iophossa
Iovos
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Eustath. zu Dionys. Perieg. 910 der Namen Jahrbb. d. Ver. von Alterthumsfreund. im Rhld. der Stadt Iope auch auf Io, die argivische 49, 1870 S. 187 f. nr. 11. [R. Peter.] Heroine, zurückgeführt wird, was Tzetzes (zu Iovis = Iuppiter (g. d.). Iovis Axur s. Iuppiter u. Anxurus, wo Lyk. 836) mit dem Zusatz wiederholt, dafs Io daselbst ’׳Αργόν νικήΰαβα άν&ρωπος γέγονί Babelon, Monn. de la rep. 2, 544 u. 546 nach(doch vgl. 'Aithiopenl.’ S. 148 49), so wagte zutragen ist. [Roscher.] der Unterz, mit E. Maafs (de Eratosth. EriIovis custos, Name einer geflügelten Jünggona p. 130), ,Ιόηη als den Vollnamen für das lingsfigur, die Speer und Schild trägt, auf Hypokorisma ’1® zu erklären, im Gegensatz einer Münze des Septimius Severus, Haverzu 0. Crusius ('Beiträge* etc. S. 213), der im 1 camp, num. reg. Christ. 27, 3. Gerhard, Ant. Anschlufs an H. D. Müller (Myth. 2, 350) die Bildw. Taf. 302, 9. Letzterer, Gottheiten der Demeter-’ΐώ als Gattin des Hermes-’/aomv aus Etrusker (Akadem. Abh. 1, 300. 338 ), identider Demeter-Έπιασσα (Hesych. s. v.J erklärt. ficiert den. Iovis custos mit dem etruskischen Umgekehrt hält 0. Gruppe (Philol. N. F. 1,92 ff.) Tages, dem Sohn des Hercules und Enkel des an der Auffassung der Alten fest, dafs die Iuppiter, der auch Epeur (Epiur) = ίπίουρος Heroine ,Ιόπη wirklich nichts weiter bedeute, (= custos) heifst, vgl. Gerhard, Akad. Abh. als die gräcisierte Namensform der persönlich 1, 338. 2, 55. [Höfer.] [Wie Havercamp selbst gedachten philistäischen Stadt Iapho- ’ΐόπηη, p. 183—184 zu der Münze des Caracalla, nicht also einer thatsächlichen Unterlage auf grie- des Septimius Severus bemerkt, hat schon chischem Boden entbehre. Phönizisch lapho יVaillant, Num. Imp. Born, praest. 1 p. 121 = ״Schönheit“ ist ihm das Original zu der den Typus als Iupiter in einem Tempel auf griechischen Καβοιέπεια’ ή καλλονή (Suidas), einem Cippus in der R. den Blitzstrahl, in der und der griechische Kassiepeiamythos nur die L. die Lanze beschrieben. Ebenso giebt ihn Übersetzung eines älteren Iaphomythos der Cohen 42, 155, 112 aus Vaillant als ״IOVIS Philistäer. Vgl. d. Art. Kassiepeia. — [3) Eine CVSTOS C. V. Temple ä huit colonnes; au Lesart statt Antiope oder Iole bei Propert. milieu, Iupiter sur un cippe, tenant un foudre 2, 28, 51. Stoll.] [K. Tümpel.] et une haste". Gold- und Silbermünzen des Iophossa (Ύοφώσσα), Tochter des Aietes, die Vespasian mit der Aufschrift IOVIS . CVSTOS dem Phrixos vier Söhne gebar, identisch mit zeigen Iupiter nackt vor einem Altar stehend, Chalkiope, Hesiod, Akusilaos u. Pherekydes b. in der R. eine Schale, in der L. das Scepter, Schol. Ap. Rh. 2, 1122. 1149. Hesych. s. v. Eckhel, D. N. V. 6 p. 337; Grofsbronzen des Muller, Orchom. 172. Schoemann, Opusc. Ac. 2, Domitian mit der Aufschrift IOVI . CVSTODI 247, 67. Preller, Gr. Myth. 2, 319. Gerhard, oder IVPPITER . CVSTOS . S . C führen ihn vor sitzend, in der R. den Blitzstrahl, oder Gr. Myth. 2 § 688, 1. 690, 2. [Stoll.] Iops ('101p), ein Heros der Lakedaimonier, eine Victoria, Eckhel, D. N. V. 6 p. 393. der zur Zeit des Lelex gelebt haben sollte S. Iuppiter. Drexler.] und zu Sparta ein Heroon hatte, Paus. 3, 12, 4. Iovius Compagus ('!)׳. In der Inschrift C. I. L. 1, 571 = 10, 3772 (Recale bei Caserta; aus Gerhard, Gr. Myth. 2 § 835. Curtius, Pelop. 2, 231. Vgl. Iope 2. [Stoll.] dem Jahre 660/94): Pagus Herculaneus scivit Iopsapbos-(’lo׳jpaqpos), Beiname des Apollon, a(nte) d(iem) X TerminafliaJ. conlegium, seive Hesych. Der Name, wenn richtig überliefert, magistrei Iovei Compagei sfunt], utei in portibezeichnet den Apollon als Orakelgott (s. Bd. 1 cum paganam reficiendam pequniam consumerent Sp. 434), speziell als solchen, dessen Wille durch ex lege pagana, arbitratu Cn. Laetori Cn. f. dunkelfarbige Steinchen (ψήφοι) erforscht wurde magistrei pageiei [lies pagei·]־, uteique ei con(vgl. auch Thriai). Schmidt liest dafür ,Igo- legio, seive magistri sunt Iovei Compagei, locus ΐραφος, andere ’ΐό-ψοφος, d. h. 'der mit den in teatro esset tarn quasei sei lu[d]os fecissent Pfeilen Rasselnde’. [Höfer.] u. 8. w. nimmt Mommsen (C. I. L. 1 S. 159 lorios Theos. OGG) IQPIG) soll auf einer und im Index S. 617 s. v. Iovius compagus) Gemme der Sammlung Capello nr. 215 stehen, einen 'Iovius compagus collegii pagi Campani welche den Zeus auf dem Rücken zweier deus tutelaris’ an. Später zweifelte er aber Schafe sitzend darstellt, Sycophantia magica daran, dafs hier ein Iovius Compagus genannt sei (C. I. L. 10 im Index S. 1133: 'Iovius comnr. 172 in Gorius, Thes. gemm. ant. astrif. 2 p. 278. Kopp, Palaeogr. crit. § 843, vol. 4 pagus [si recte sic accipitur]’). Vielleicht haben p. 326—327. Letzterer übersetzt ״Deo mon- wir in der Inschrift einen Iuppiter Compagus tano“, indem er an das Wort ίώρο$ bei He- als Schutzgott des pagus Herculaneus zu ersychios — ״Berg“ erinnert. [Drexler.] kennen (vgl. den Nominativ Iovos auf der praeIovantucarus, Beiname des Mercurius auf nestinischen Cista Ephem. epigr. 1 S. 14 nr. 21 einer zwischen Tholey (Kreis Ottweiler, Reg.- = Garrucci, Syll. inscr. lat. nr. 528. C. I. L. Bez. Trier) und Osenbach (Kreis St. Wendel, 14, 4105; abgebildet Monum. d. inst. 9, 1873 Reg.-Bez. Trier) i. J. 1755 gefundenen Inschrift: Taf. 58/59, besprochen von A. Michaelis in Deo Mercurio Iovantucaro pro salute Romaniae Ann. d. inst. 45, 1873 S. 221 ff., über Iovos χ Romanae et Romani Severi Iulius Romanus S. 237). [R. Peter.] pater vissu [sic] monitus v s l l m. Die InIovos, £OVOI, Name des Iuppiter (s.d.) auf schrift stand nach dem Fundbericht auf einem einer Bronzekiste von Praeneste, welche den viereckigen metallenen 'Kästgen, so in der Gott sitzend, die R. auf die Schulter der Iuno mitten, auf welchen beyden seythen ohngefähr legend und einen Blitzstrahl haltend, umgeben ändert halben schuhe von einander zwey von Apollo, Liber, Mercurius, Hercules, Mars, kleiner Statuen oder Götzenbilder gefunden.’ Minerva, Diana, Victoria und Fortuna dar-
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Ioxeia
Iphigeneia
stellt, Eph. epigr. 1 p. 14 nr. 21. Garruccius, Sylloge Inscr. Lat. nr. 528 (״In Iovos.......... metaplasmus est declinationis tertiae in secundam“). Vgl. Iuppiter u. Iovius. [Drexler.] Ioxeia (7ό|εια?), Amazone im Gefolge der Penthesileia, vor Troja erschlagen, Tzetz. Posth. 179. [Stoll.] Ioxippe (Ίωζίππη) = Dioxippe (s. d.), vgl. Ιωκη und διωηη; Etym. Μ. 426, 47. [Höfer.] Ioxos (’ϊωξος), Sohn des Melanippos, Enkel נ de3 Theseus und der Perigune, der mit Ornytos eine Kolonie in Karien gründete. Da Perigune, die Tochter des Sinis, nach der Erlegung ihres Vaters durch Theseus, vor diesem fliehend, sich an einem dicht mit Pimperneilen und Spargeln bewachsenen Orte verborgen und in kindlicher Unschuld diesen Sträuchern mit Schwüren gelobt hatte, sie nie zu verletzen und zu verbrennen, wenn sie von ihnen verdeckt und gerettet würde, so war es bei den 2 Nachkommen des Ioxos Sitte, weder Spargelstengel noch Pimpernellen zu verbrennen, sondern sie als heilig zu verehren, Plut. Thes. 8. [Stoll.] Ipheus (7φεΰ5), ein Lykier, vor Troja von Patroklos erlegt, II. 16, 417. [Stoll.] Iphialos (Τφώώος), ein anderer Name für · ’Εφιάλτης, den Alp, den italischen Incubus, Hesych. s. v. vgl. Didymos b. Schol. Aristoph. Vesp. 1038. Er heifst auch Έπιάλης, Έπιάλλης, Έφέλης (äol.), Επωφελής, Hesych. ν. έπιάλης. Preller, Gr. Myth. 1, 617, 4. [Stoll.] Iphianassa (Ύφιάνασσα), 1) eine von den Töchtern des argivischen Königs Proitos (s. d.), welche von Melampus von ihrer Raserei geheilt und ihm zum Weibe gegeben ward, Apollod. 2, 2, 2. Pherekyd. bei Schol. Od. 15, 225. — 2) Tochter des Agamemnon und der Klytaimnestra, Schwester der Chrysothemis und Laodike, II. 9,145. 287. Zu diesen’dem Homer bekannten Töchtern des Agamemnon fügten die Kyprien (fr. 12 Kinkel) noch als vierte die Iphigeneia, welche auch bei Sophokles von Iphianassa verschieden ist. Wie aber bei den Tragikern Elektra an die Stelle der Laodike getreten ist, so bei Euripides Iphigeneia an die der Iphianassa, Soph. El. 157 u. Schol. Schol. II. a. a. 0. Preller, Gr. Myth. 2, 419, 4. — 3) Gemahlin des Endymion, Mutter des Aitolos, Apollod. 1,1,6. [Hinsichtlich der Beziehungen dieser I. ebenso wie der unter 1) und 2) angeführten zur Selene vgl. Roscher, Selene u. Verwandtes S. 2 Anm. 3. S. 71 Anm. 274. S. 99 A. 396 ff. R.] — 4) Von Medon Mutter des Troers Menalkes, der vor Troja von Neoptolemos erlegt ward, Quint. Sm. 8, 295. — 5) Nereide, Lukian. Dial. D. Mar. 14. [Stoll.] Iphianeira (’Ιφιάνειςα), 1) Tochter des ar-‘ givischen Königs Megapenthes, vermählt mit Melampus, dem sie den Antiphates und Bias, die Manto und Pronoe gebiert (Diod. 4, 68; vgl. Iphianassa 1). — 2) Tochter des Oikles, eines Sohnes des ebengenannten Antiphates und der Hypermnestra, Schwester des Amphiaraos und der Polyboia, Diod. 4, 68. [Stoll.] Iphias (’ΐφιάς), 1) eine alte Priesterin der Artemis zu Iolkos, in der Argonautensage genannt, Ap. Rh. 1, 312. Vgl. Roscher, Selene
u. Verw. S. 2 Änm. 3. — 2) Euadne als die Tochter des Iphis, Ου. ep. ex P. 3, 1, 111. [Stoll·] Iphidamas (’Ιφιδάμ,ας), 1) Sohn des Antenor (daher ’Αντηνοςίδης, Hom. H. 11, 221. Eust. 840,1. Paus. 4, 36, 4. 5, 19, 4) und der Theano, der Tochter des Kisseus (II. 11, 224. schol. II. 11, 226. Eust. H. 840, 10. 59), Bruder des Koon, II. 11, 250. 257. Schon als zarter Knabe ward er seinem Grofsvater Kisseus, der König in Thrakien war, zur Erziehung übergeben, II. 11, 223. Strabo 7 p. 330 fr. 21; ebendas. fr. 24; später heiratete er die Tochter des Kisseus, also die Schwester seiner "Mutter (II. 11, 226 und schol.), die er durch reiche Brautgeschenke gewann, II. 11, 244. Paus. 4, 36, 4. Kurz nach der Hochzeit (II. 11, 243) zog er mit zwölf Schiffen (II. 11, 228) nach Troia und fiel hier von der Hand des Agamemnon, H. 11, 240. 250. Paus. 5, 19, 4. Hygin. f. 113. Der Kampf des Koon mit Agamemnon um die Leiche seines Bruders Iphidamas (II. ll,248ff.) war auf dem Kasten des Kypselos dargestellt, Paus. a. a. 0. — 2) Sohn des Busiris, der auch Amphidama3 (Apollod. 2, 5, 11, 9) heifst, samt seinem Vater am Altar des Zeus von Herakles getötet, Pherekyd. im schol. Apoll. Rhod. 4, 1396. [Höfer.] Iphigeneia (?Ιφιγένεια, auch ’Ιφιγόνη, Eurip. El. 1023; abgekürzt 7/φις, Tzetz. L. 323. 324. Et. Μ. ν. ’ί4μφις), Tochter des Agamemnon und der Kly taimnestra, vgl. Iphianassa. Als das nach Troja ziehende Heer der Griechen durch eine Windstille, welche die von Agamemnon oder Menelaos erzürnte Artemis gesandt hatte, in dem Hafen von Aulis zurückgehalten wurde und Kalchas erklärte, dafs Iphigeneia der Göttin geopfert werden müsse, liefs Agamemnon, von Menelaos und dem ungeduldigen Heere bedrängt, die Tochter unter dem Vorwand, dafs sie mit Achilleus vermählt werden sollte, vom Elternhause ins Lager kommen und bereitete mit schwerem Herzen das Opfer. Artemis aber, der Jungfrau sich erbarmend, schob während des Opfers eine Hirschkuh an die ]Stelle der Jungfrau und entführte diese in einer Wolke nach Taurien, damit sie dort ihre Priesterin werde, Kypria (p. 19 Kinkel). Eurip. Iph. Aul. 1540. Iph. T. 1. 20.30. 783, vgl. Aeschyl. Ag. 1534. Soph. El. 565. Find. Pyth. 11, 23. Ov. Met. 12, 24 ff. Paus. 9, 19, 5. Schol. Eur. Or. 647. Hyg. f. 98. 238. 261. Dikt. 1, 17. Schol. II. 1, 108. jini. Lib. 27. Serv. Verg. A. 2, 116. Tzetz. Lyk. 183. Anteh. 191. Ioann. Antioch. fr. 25 (Müller hist. gr. fr. 4 p. 551). Lucret. I, 85 ff. Cic. off, 3, 25. Verg. A. 2, 116. Hor. sat. 2, 3, 199. Propert. 3, 5, 64. Der DarStellung der Kyprien (nach Prokl. Chrest.) folgte die Iphigeneia des Aischylos, diesem wieder die Iphigeneia des Sophokles, deren Inhalt vielleicht bei Hyg. f. 98 erhalten ist, Weicker, Gr. Trag. 1, 107. Nauck, trag. gr. fr. p. 23. 156. Die Iphigeneia des Ennius (Vahlen, Enn. poes. rel. p. 119) folgte dem Euripides, Weicker, a. a. Ο. 1, 110. Ribbeck, Röm. Trag. S. 94 ff. Bildwerke: Overbeck, Pompeji 527 (pompejanisches Wandgemälde, Nachbildung des berühmten Bildes des TimantheB von Kythnos),
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Müller, Handb. d. Arch. § 415, 1. 0. Jahn, ant. Sarkophagrel. 2, Berlin 1890, S. 177 ff., Arch. Reitr. 378 ff. Overbeck, Gall. 314 ff. Taf. 57 ff., s. Orestes. Sophokles hat die GeBrunn, Urne Etr. t. 35 ff. Schlie, Troischer schichte der Flucht der Iphigeneia in eigentümSagenkreis 60 ff. Preller, Gr. Myth. 2, 419 f. licher Umbildung behandelt in seinem Chryses, Baumeister, D. d. kl. Altert. S. 754ff. Manche den Pacuvius überarbeitete, Naeke, Opusc. 1, 91. behaupteten, Iphigeneia sei nicht in Aulis, Weicker, Gr. Tr. 1, 210. Ribbeck, trag. lat. rel. sondern zu Brauron in Attika von Agamemnon p. 71. 284. Oers., Röm. Trag. 248 ff. Den Inhalt geopfert worden, und ein Bär, nicht ein Hirsch, giebt Hyg. f. 121: Orestes kommt mit Iphigeneia sei statt ihrer getötet worden, Schol. Aristoph. und dem geraubten Bilde der Artemis von Lysistr. 645. Iphigeneia ward bei dem Opfer 10 Taurien zu der troischen Insel Sminthos (oder von Artemis in einen Bären oder einen Stier, Stadt Sminthe) zu dem Apollonpriester Chryses, oder ein Rind, oder in ein altes Weib ver- dem Sohn des Agamemnon und der Chryse’is (Astynome), also Enkel des hoinerisehen Chryses (vgl. Hyg. f. 120). Der beraubte taurische König Thoas ist den Flüchtigen gefolgt und verlangt von Chryses ihre Auslieferung. Als Chryses dazu bereit ist, offenbart der ältere Chryses, dafs Iphigeneia u. Orestes Kinder des Agamemnon u. Geschwister des Chryses sind, worauf dieser mit Orestes den Thoas tötet. Orest und Iphigeneia kommen mit dem Bilde der Artemis glücklich nach Mykenai. Nach Tzetz.LASS waren Iphigeneia u. Chryses Kinder d. Agamemnon und der Chryse‘18. Auf der Rückfahrt d. Griechen nach Trojas Zerstörung starb Chryses zu Chrysopolis in BitEynien, Byzanz gegenüber; Iphig. aber wurde von Tauroskythen Iphigeneias Opferung; anwesend Agamemnon und Kalchas, pompej. Wandgemälde (nach Mus. geraubt U. in TauBorb. 4, 3 = Baumeister, Denkm. S. 755 Fig. 807). rien zur Priesterin der Artemis oder wandelt nach Ant. Lib. 27. Tzetz. L. 183. 194. Selene gemacht. Die Chrysopoliten leiteten — In Taurien versah Iphigeneia viele Jahre von diesem Chryses den Namen ihrer Stadt lang den grausamen Dienst der Artemis, in- her, Steph. B. ν. Χςνβόπολις, oder von Chryse, dem sie die Fremden, die an der Küste Schiff- der Tochter des Agamemnon und der Chrybruch gelitten, der Göttin opfern mufste (Tzetz. Se’is, der Schwester der Iphigeneia, Et. Μ. L. 194. Diod. 4, 44), bis sie endlich mit ihrem ν. Χςυΰόπολις. Müller, Dorier 1, 384 f. GerBruder Orestes, der im Auftrag des delphischen 60 hard, Gr. Myth. 1 § 345, 8. — Das Bild der Gottes das dort vom Himmel gefallene Bild Artemis brachten Iphigeneia und Orestes nach der Artemis holen sollte, entfloh und mit dem Lakonien, wo es zu Sparta im Tempel der Argeraubten Bilde nach Griechenland zurück- ternis Orthia oder Orthosia stand, Paus. 3,16, 6. kehrte, Eurip. Iph. Taur. vgl. Hyg. f. 120—122. Nach Servius war Orestes König in Sparta und Naevius, Iphig. vgl. Ribbeck a. a. O. S. 50 f. heiratete, ein Sohn des Menelaos und der Tzetz. L. 1374. Bildwerke: Müller, Handb. d. Helena, die Iphigeneia, Serv. V. A. 11, 267. Arch. 416, 2. Overbeck u. Baumeister a. a. 0. Auch nach Argos, wo ebenfalls ein solches Die Sarkophagreliefs jetzt bei C. Robert, D. Bild der Artemis war, soll Iphigeneia gekommen
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sein, Paus. 1, 33, 1. Zu Megara soll sie gestorben sein, auch sie hatte dort ein Heroon, !,«us. 1, 43,1. Die Athener behaupteten, dafs Orest und Iphigeneia nach Halai Araphenides
Euphorion, Alexander Aitolos b. Paus. 2, 22, 7 zeugte Theseus mit der von ihm geraubten Helena die Iphigeneia; nachdem Helena von ihren Brüdern aus Aphidna befreit worden
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Bruchstück eines Sarkophagreliefs in Villa Albani: Iphigeneia, Orestes und Pylades (vgl. C. Robert, Die ant. Sarkophagreliefs 2 Taf. 57 nr. 168 und Text S. 179 ff., sowie Zoega, Bassiril. 2 tav. 56).
bei Brauron an der attischen Ostküste gekommen war, gebar sie das Kind in Argos und übergab und dort einen Tempel der Artemis Taurike 30 es der schon mit Agamemnon vermählten oder Tauropolos gestiftet hätten, in welchem Klytaimnestra, die es wie ihr eignes Kind das taurische Bild derselben aufgestellt ward u. aufzog, vgl. Puris b. Tzetz. L. 103. 143. 183. Iphigeneia Priesterdienste verrichtete; dort sei sie gestorben und begraben, und man brachte ihr als Weihgeschenke die Gewänder der in Kindesnöten verstorbenen Frauen dar, Eur. Iph. T. 1446 ff. Strab. 8, 399. Kallim. Dian. 173. Paus. 1, 23, 9. 1, 33, 1. Ptol. 3, 15, 8. Hermann, Gottesdienstl. Altert. § 62, 9 ff. Bursian, Geogr. 1, 349. Preller, Gr. Myth. 1,251,2. — Euphorion nannte Brauron ein leeres Grab der Iphigeneia, Schol. Aristoph. Lys. 645, vgl. Nonn. Dion. 186. Auch an Orten aufserhalb Griechenlands, wo sich Kulte von Iphigeneia (in Tauris) übergiebt dem Pylades den Brief; anwesend Oreetes, ein Satyr, Göttinnen fanatischen Artemis und eine Opferdienerin, apulisches Vasengemälde (nach Arch. Zeit. 1849 Taf. 12 Charakters fanden, = Baumeister, D. S. 757 Fig. 808). wurden diese auf Stiftungen der Iphigeneia und des Orestes zurück- 851. Ant. Lib. 27. Schol. II. 13, 626. Et. Μ. geführt, wie in Kappadokien zu Komana der der v. Ιφις. Helena baute wegen ihrer glücklichen syrischen Enyo, Strab. 12, 535. Müller, Dor. 1, Entbindung zu Argos einen Tempel, der in der 385,5. Preller, Gr. Myth. 1,251. — Von Brauron Nähe des Tempels der Dioskuren und des der aus wurde Iphigeneia in die attische Genealogie Hekate stand, Paus. ä. a. O. — Hesiod sagte, dafs eingereiht, indem man sie zur Tochter d. Theseus Iphigeneia nicht gestorben, sondern nach dem machte, Müller, Dor. 1, 382. Nach Stesichoros, Willen der Artemis zur Hekate geworden sei,
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und damit stimmten die Kyprien a. a. 0. überein; auch Herodot, nach welchem die Taurier die Schiffbrüchigen einer Jungfrau opferten, welche für die vergötterte Iphigeneia gehalten wurde, Paus. 1, 43, 1. Herodot 4, 103. Philod. w. ευΰ. 52 a. Nach Ant. Lib. 27 wurde Iphigeneia von Artemis mit Unsterblichkeit und ewiger Jugend begabt und unter dem Namen Όροιλοχία (Όροιλόχη Westermann, Mythogr. 10 p. 201, 9) nach der Insel Leukfe im Pontus gebracht, wo sie Gemahlin des Achilleus wurde, s. d. Art. Achilleus, Ammian 22, 8,34 f. Maa ['s, Index Schol. Gryphiswald. 1890 S. 19, Preller, Gr. Myth. 2, 438, 3. Gerhard, Gr. Myth. 2 § 889. Auch während ihres irdischen Lebens war Iphigeneia schon mit Achilleus zusammengebracht worden. Nach des Euripides Iph. Aul. war sie unter dem Vorwande, mit Achilleus vermählt zu werden, nach Aulis ge ■ 20 bracht worden. Danach erzählten manche, Achilleus habe mit Iphigeneia den Neoptolemos erzeugt; nach Duris hatte er die Iphigeneia (von Aulis) nach Skyros entführt, oder er brachte den mit Iphigeneia erzeugten Neoptolemos nach der Opferung der Iphigeneia nach Skyros und übergab ihn der De'idameia, Tzetz. L. 183, vgl. 323. Schol. und Eustath. zu H. 19, 326. Achilleu8 soll der ihm verlobten Iphigeneia, als sie von Aulis 30 nach Skythien gebracht worden war, dorthin gefolgt sein und lange dort verweilt haben; der ,Αχίλλειος δρόμος (Laufbahn des A.), eine Landzunge am kimmerischen Bosporos, um welche er, die Iphigeneia suchend, gelaufen, hatte davon den Namen, Eustath. zu Dionys. P. 306. — Iphigeneia war ursprünglich Artemis selbst, die den Beinamen Iphigeneia hatte, wie z. B. zu Hermione, Paus. 2, 25, 2. Hesych. v. ,Ιφιγένεια, zu Aigeira in Achaia, Paus. 7, 40 26, 3. Diese uralte Mondgöttin ist dieselbe, welche zu Sparta unter dem Namen Orthia, Orthosia, zu Brauron als Aithopia (Mondgöttin, Kallim. fr. 417 Bentl. Weicker, Gr. Götteri. 1, 571, Selene Tzetz. L. 183. Anteh. 201) und an den genannten Orten, die von dem Mythus der Iphigeneia berührt werden, zu Argos, Megara, Aulis verehrt wurde und auch mit ausländischen Göttinnen ähnliehen Charakters identificiert worden ist, 50 namentlich mit der von den Skythen in Tauris verehrten Göttin, welche Ταυριιιή, Ταυροί, auch Τανροπόλός und Hekate genannt ward, ursprünglich aber den einfachen Namen Παρ9ένος hatte, Herodot 4, 103. Strab. 7, 308. Dies Tauris wurde, seitdem die in Byzanz und an den pontischen Küsten angesiedelten Hellenen den Kult jener skythischen Göttin kennen gelernt, angesehen als der Ort, wohin Iphigeneia entrückt ward, während man in ältester 60 Zeit an Lemnos, wo ein ähnlicher Kult bestand (Müller, Orch. 311. Dor. 1, 384), oder nur ganz allgemein an den hyperboreischen Norden (Preller, Gr. Μ. 1, 251) gedacht haben mag. Die Artemis Iphigeneia oder Orthia hatte in alter Zeit, wo die humane Sitte noch nicht mildernd eingewirkt, einen wild aufgeregten, mit Menschenopfern verbundenen Kult, und als nun Iphigeneia als Heroine von der Göttin
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getrennt wurde, ward sie einerseits eine Junge er fiel, Diod. 4, 33 f. Apollod. 2, 7, 3. Oder frau, die man der Göttin opferte, andererseits er wurde in der Schlacht gegen die für Augeias eine ihr dienende Priesterin, die ihr Menschen- kämpfenden Molioniden verwundet, nach Pheopfer schlachtete; vgl. d. Art. Artemis; Müller, neos gebracht, von Buphagos und Promne geDor. 1, 381 ff. Orch. 310ff. Boeckh, C. I. 2 p. 89. pflegt, starb aber daselbst und erhielt Heroon Deimling, Leleger 169 ff. Weicker, Gr. Götteri. und Verehrung, Paus. 8, 14, 6. [Stoll.] — 1, 571 ff. 587 f. Lauer, System 293. 296. Preller, 2) Vater der Iope (s. d.). Iphiklos (ΎφικΧος), 1) Sohn des Phylakos Gr. Myth. 1, 250 ff. Gerhard, Gr. Myth. 1 § 330, 4. 342, 2—4. 345, 7. 8. Wilamowitz im aus Phylake in Thessalien, als Vater des Hermes 18. Bd. 2. Hft. (1883) p. 249 — 263. 10 Protesilaos und Podarkes genannt bei Hom. Eiegel, Beil. z. Allg. Ztg. 1890 Nr. 105/6. S. B 704 ff. N 698 (Herod. 9, 116). Seine Mutter auch d. Art. Iphias. [Stoll.] ist Klymene, die Tochter des Minyas, nach Iphigone = Iphigeneia (s. d.). Schol. Od. X 326 (vgl. Eustath. z. d. St. p. 1689), Iphikles (’ΐφιν,λης, bisweilen auch ״ίφικλος, Apoll. Eh. 1, 45 f. und Schol., Hyg. f. 14 p. 44, ~ " 4, 33 f.): - 1) -- gohn (jer 18 Sch. (Clymene für Periclymene coni.). Bei Apollod. 2, 7, 3. Diod. Alkmene und des Amphitryon, in Theben geboren, Zwillingsbruder des Herakles, Apollod. 2, 4, 8. Pherekyd. b. Schol. Od. 11, 266. Schol. II. 14, 323. Tzetz. L. 33, s. Alkmene und Herakles. Dem Herakles, dem Zeussohn, stand er sehr nach an Kraft und Mut, Hesiod. Sc. 48 ff. 87 ff. Der Unterschied der Brüder zeigte sich schon, als Hera die Schlangen ins Lager der Knaben schickte, um den Herakles zu verderben; während dieser die Schlangen mutig erwürgte, floh Iphikles furchtsam davon, Apollod. 2, 4, 8. Theokrit. Id. 24, s. Herakies. Bildwerke: Preller, Gr. Myth. 2, 178, 2 [Goldstater von Kyzikos, Waddington, Eev. num. 1863 p. 234 bis 235, PI. 10, 6. Drexler]. Aber Iphikles war doch ein tapferer Krieger; er zeichnete sich ans in der Schlacht des Herakles und der Thebaner gegen Erginos und die Orchomenier, weshalb ihm der thebanische König Kreon seine jüngere Tochter zum Weibe gab, während Herakles die ältere, Megara, erhielt. Vorher hatte Iphikles die Tochter des Alkathoos, Automedusa, zum Weibe gehabt, die ihm den Iolaos, den tapferen Freund und Genossen des Herakles, geboren, Apollod. 2, 4, llf. Als Herakles im Wahnsinn seine eignen und Iphikles als Kinder; anwesend: Alkmene, Amphitryon u. Kinder tötete, mordete er auch zwei Herakles Pädagog, Wandgemälde (vgl. Roux u. Barre, Bereut, u. Pomp. 2 Taf. 9). Kinder des Iphikles; aber den ältesten, Iolaos, und die Megara, rettete Iphi- Paus. 10,29,6 (Fragment der Nosten 4) wird Iphikies, der selbst von Athene gerettet ward, klos der Sohn der Klymene und des KephaApollod. 2, 4, 12. Tzetz. L. 38. Schol. Od. 11, los, des Sohnes des Dion, genannt: hier ist 269. Nikol. Dam. fr. 20 (Müller, fr. hist. gr. Kephalos mit Phylakos, der ebenfalls ein Sohn 3 p. 369). Darauf trat er mit Herakles in des Deion heifst, verwechselt; nur an dieser den Dienst des Eurystheus, der ihn selbst Stelle ist überliefert, dafs Kephalos, der Gatte freundlich aufnahm, dem Herakles aber von der Prokris in zweiter Ehe mit Klymene vervornherein feindselig gesinnt war, Nikol. Dam. mählt gewesen sei. Bei Eustath. zu Hom. a. a. O. Nach Hesiod. Scut. 89 ff. dagegen B 693 p. 323, 41 werden zwischen Phylakos, verliefe er, während Herakles und Iolaos von 60 dem Gründer von Phylake, und Iphiklos, dem Theben aus gegen Kyknos zogen, seine Familie Vater des Protesilaos und Podarkes, ein erster und seine Eltern, um dem Eurystheus zu Iphiklos und ein zweiter Phylakos eingedienen, was er seufzend bereute. Iphikles schoben. Schol. Q zu Od. X 290 (Dind.)·. Iphiwar kalydonischer Jäger, Apollod. 1, 8, 2 und klos, Sohn des Herakles(?). — Seine Gemahlin zog mit Herakles gegen Troja, Diod. 4, 48. Er war Astyoche nach Eust. zu Hom. B 693 zog mit dem aus Tiryns vertriebenen Herakles p. 323 (Hyg. f. 103 p. 95, 5: Diomedeae vernach Pheneos in Arkadien, von da in den dorben und irrtümlich). Als Bruder der AlkiKampf gegen die Hippokoontiden, ii. welchem mede ist Iphiklos Oheim des Argonauten lason
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nach Apollon. Rh. 1, 46. — Bei Hom. B 705 den Eber zuerst getroffen habe. — Zu den heifst er ποίνμηλος; die Rinder des Iphiklos Argonauten wird Iphiklos gezählt von Ap. oder seines Vaters Phylakos bilden den Gegen- Rh. 1, 201 (aus ihm Orph. 161. Hyg. f. 14 stand einer Sage, die sich bei Hom. 1 289 ff. p. 47, 9. Val. Fl. 1, 370, wenn nicht Iphitus angedeutet findet, in der hesiodischen Melam- et frater zu lesen ist) und Apollod. 1, 9,16. — podie ausgeführt war (ein Fragm. daraus bei 3) Iphiklos für Iphikles (Bruder des Herakles) Athen. 9 p. 498 b nr. 194 Rz., auch in den bei Diod. 4, 33, 6. Apollod. 2, 7, 3. Diod. 4, grofsen Eoien, fr. 168 aus Schol. Ap. Rh. 1,118) 34, 1. 49, 3. [Seeliger.] — 4) Ein Sohn des und nach Pherekydes (fr. 75) mit kleinen Va- Idomeneus von Kreta, welchen Leukos, der rianten erzählt wird von Schol. Od. λ 287. 290 10 Sohn des Talos, während Idomeneus vor Troja (Eustath. p. 1685). Schol. Theokr. 3,43. Apollod. abwesend war, tötete, um sich der Herr1, 9, 12 (vgl. Robert, de Apollodori bibl. p. 39 f.) schäft zu bemächtigen, Tzetz. L. 1218. — und von Paus. 4,26, 2 ff. 10,31,10. Danach wird 5) Ein griechischer (dorischer) Anführer, der, die durch einen unglücklichen Zufall bewirkte nachdem die Phöniker schon die ganze Insel Unfruchtbarkeit des Iphiklos durch den Rat Rhodos verloren, den noch in der Burg von des beim Rinderdiebstahl ertappten und ge- Ialysos, Achaia, sitzenden Phöniker Phalanfangen gehaltenen Melampus (s. daselbst) ge- thos belagerte. Phalanthos hatte den Orakelheilt. Über diese eigentümliche Sage, in spruch, er werde im Besitz der Festung bleiben, welcher der Eichbaum den Doppelgänger des solange nicht die Raben weife geworden und Iphiklos spielt, siehe W. Mannhardt, Antike 20 in dem Wasser der Mischkrüge der Belagerten Wald- und Feldkulte S. 30f. Sprichwörtlich sich nicht Fische zeigten, und war guten war ferner die Schnelligkeit des Iphiklos (vgl. Mutes. Iphiklos aber, der das Orakel erfahren, den Namen seines Sohnes Podarkes und Hom. veranlafste den ungetreuen Diener des PhalanΨ 636); es hiefs, dafs er über ein Ährenfeld thos, Fische in den Mischkrug desselben zu laufen könne, ohne die Halme zu knicken, bringen, und liefs Raben fliegen, die er mit Hesiod, bei Eustath. zu II. B 693 p. 323 (fr. 143 Gips weifs angestrichen hatte. Jetzt verlor I?z.); vgl. Schol. Od. 11, 325. Eust. zu II. T 227 Phalanthos das Vertrauen und bat um freien p. 1281 und zu Od. λ 325 p. 1689. Schol. Ap. Abzug. Beim Abzug verhinderte Iphiklos die Rh. 1, 45 (mit einem Citat des Demaratos, fr. 5 Phöniker auch, List gegen List setzend, ihre ed. Müller, wonach er auf dem Meere laufen 30 Schätze mitzunehmen. So ging die Herrschaft konnte; vgl. Nonn. Dionys. 28, 284f.; dasselbe der Insel an die Griechen über, Frgias v. Rhogilt von dem Argonauten Euphemos Apollon. dos b. Athen. 8, 360 e. Nach der ebendaselbst Rh. 1,182 ff.). Auf der sog. Kypseloslade war mitgeteilten Sage des Rhodiers Polyzelos hiefs Iphiklos unter den Wettläufern bei den'Leichen- der Phöniker Phakas (Phalas?), und seine spielen des Pelias dargestellt, wie ihm Akastos Tochter Dorkia schaffte aus Liebe zu Iphiklos den Siegerkranz darreicht, Paus. 5, 17, 10. die Fische in den Mischkrug des Vaters und Vielleicht ist es derselbe Iphiklos, den die liefs weifs augestrichene Raben fliegen, Movers, schnelle Läuferin Harpalyke (siehe Harpalyke Phönizier 2, 2, 219 ff. Dancker, Gesch. d. nr. 3) liebte (Athen. 14, 619 e). Als Enkel des Altert. 3, 225«. [Stoll.] Minyas zählt er zu den Argonauten bei Ap. 40 Ipliiloche (’Ιφιλόχη), Tochter des Spartaners Rh. 1, 45 (aus ihm Orph. 140. Val. Flacc. 1, Alektor, welche dem Sohne des Menelaos 473. Hyg. f. 14 p. 44, 12 Sch.'), dagegen fehlt Megapenthes zur Gemahlin gegeben ward. sein Name im Verzeichnis des Apollod. 1, 9, Andre nannten sie Echemela, Schol. Od. 4, 10. 16, wozu vergl. Schol. Ap. Rh. 1, 45, wonach [Stoll.] weder Homer noch Hesiod noch Pherekydes Iphimachos (’Ιφίμαχος), Hirte des lemnischen Iphiklos einen Argonauten genannt habe; über Königs Aktor, Sohn des Dolopion; er ernährte diese Stelle vgl. Hiller im Rhein. Mus. 1887 den auf Lemnos ausgesetzten Philoktetes, Hyg. S. 344 und Jessen, Prolegomena in Catalogum f. 102. [Stoll.] Ipllimedeia (?Ιφιμέδεια, auch ’ΐφιμέδη), Argonautarum (Berl. Diss. 1889) p. 7f. — 2) Sohn des Thestios aus dem aitolischen 50 Tochter des Triops, Gemahlin des Aloeus, von Pleuron, Bruder der Althaia und Oheim des Aloeus oder Poseidon Mutter des Otos und Meleagros: Ap. Rh. 1, 201. 199. Schol. Ap. Rh. Ephialtes, der Aloaden. Sie liebte den Posei1, 201, wo Deiadameia, die Tochter des Pe- don, wandelte deshalb oft zum Meere und rieres, als Mutter genannt wird, während nach schöpfte die Wogen in ihren Busen. So erSchol. Ap. Rh. 1, 146 Pherekydes (fr. 29) die zeugte Poseidon mit ihr die Aloaden, Od. 11, Mutter der Althaia Laophonte, die Tochter des 304. Pind. Pyth. 4, 89 (156) u. Schol. Apollod. 1, 7, 4. Schol. Ap. Rh. 1, 482. Schol. II. 5, Pleuron (Apollod. 1, 7, 7), nannte; bei Apollod. 1, 7, 10 heifst sie Eurythemis, bei Hyg. f. 14 385. Hyg. f. 28. Nach Eratostbenes b. Schol. p. 47, 9 Sch. Leucippe. Nur im Schol. II. 9,567 Ap. Rh. a. a. O. waren die Aloaden Erdwird er namentlich als einer der vom Melea- 60 geborene und wurden von Iphimedeia aufgegros getöteten Brüder bezeichnet (Diod. 4, 34 zogen. Als Iphimedeia mit ihrer Tochter Panund Apollod. 1, 8, 2 sagen allgemein παίδες kratis (Pankrato) auf dem Berge Drios im Θεβτίον, andere, nicht Iphiklos, werden nament- phthiotischen Achaia die Orgien des Dionysos lieh aufgeführt bei Ov. Met. 8,440f. Hyg. f. 173 feierte, wurden beide von thrakischen Seep. 28, 18 Sch. f. 244 p. 136, 20). In einer ab- räubern der Insel Strongyle (später Naxos) weichenden Überlieferung bei Apollod. 1,8, 3 (of geraubt und nach Strongyle gebracht, wo der δέ φααιν) wird er als derjenige Thestiade be- König Agassamenos die Iphimedeia einem zeichnet, der nach der Behauptung der Brüder Freunde zur Ehe gab und selbst die Pankratis
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heiratete. Die beiden Eäuber (Skellis und KassamenOB oder Sikelos und Heketoros) hatten sich v׳orher im Streit um Pankratis gegenseitig getötet. Die Aloaden, von Aloeus ausgeschickt, die Geraubte zu suchen, kamen nach Naxos, besiegten die dortigen Thraker und bemächtigten sich der Herrschaft, Eiod. 5, 50 f. Parthen. 19. Das Grab der Iphimedeia und ihrer Söhne wurde in Anthedon gezeigt, Paus. 9, 22, 5. Verehrt wurde sie zu Mylasia in Karien. In der Lesche zu Delphi war sie von Polygnot gemalt, Paus. 10, 28, 4. [Stoll.] Iphiinedon (’Ιφιμίδων), Sohn des Eurystheus, in dem Krieg seines Vaters gegen die Athener gefallen, Apollod. 2, 8, 1. [Stoll.] Iphimedusa (’Ιφιμέδονβα), eine Danaide, verlobt mit dem Aigyptiden Euchenor, Apollod. 2, 1, 5. [Stoll.] Iphinoe (Ύφινόη), 1) Tochter des Proitos, Apollod. 2, 2, 2, 8. Proitos. — 2) Gemahlin des Metion, Mutter des Daidalos, Schol. Soph. Oed. Col. 468. — 3) Gemahlin des Antaios, Pherek.fr. 33e im Etym. Μ. 679, 51 und Tzetz. Lyk. 663. Nachdem Herakles den Antaios niedergerungen, zeugt er mit Iphinoe den Polemon (Palaimon Tzetz.). Vgl. auch Apollod. 2, 7, 8. Arch. Ztg. 7, 79, 4. — 4) Tochter des Nisos, Gemahlin des Megareus, des Sohnes des Poseidon, Paus. 1, 39, 6. — 5) Tochter des Aktor, Schwester des Eetion, Schol. II. 1, 18 u. 366. — 6) Tochter des Alkathoos (s. d.), Paus. 1, 43, 4. — 7) Eine von den lemnischen Frauen, welche die Argonauten in Lemnos aufnahmen, nachdem sie ihre eigenen Männer gemordet (s. Argonauten Bd. 1 Sp. 503 ff. und Thoas). [Bernhard.] Iphinome (Τφινόμη), Amazone, Hygin. fab. 163. [Klügmann.] Iphinoos (,Ιφίνοος), 1) Sohn des Dexios, vor Troja von Glaukos erlegt, II. 7, 14, vgl. 4 Schol. Tzetz. Hom. 133. — 2) Ein Kentaur, von Peleus auf der Hochzeit des Peirithoos erlegt, Ov. Met. 12, 379. [Stoll.] lphis (τ/φις; Hesych. ίφις ׳raxvg),masc., 1) S. des Alektor, ein argivischer König (Paus. 2,18,4) dessen Sohn Eteoklos vor Theben fiel (Aischyl. Sept. 457. Apollod. 3, 6, 3. Paus. 10, 10, 3), und dessen Tochter Euadne (Ianeira) sich auf den Scheiterhaufen ihres Gemahls Kapaneus (Bruder des lphis) warf (Schol. Pind. 5 01. 6, 46. Apollod. 3, 7, 1. Serv. Verg. Aen. 6, 447); daher tritt er als verwaister Vater in des Euripides 'ΐηετίδες (v. 1031 ff.) auf. (Bei Stat. Theb. 8, 445 ff. fällt ein lphis auf argivischer Seite.) Sein Unglück erscheint als Strafe dafür, dafs er dem Polyneikes geraten, die Eriphyle durch das Geschenk des Halsbandes zu bestechen (Apollod. 3, 6, 2). Bei seinem Tode hinterliefs er die Herrschaft seinem Neffen (wenn nicht αδελφόν παιδί durch ανεψιόν παιδί 6 zu verbessern ist) Sthenelos (Paus. 2,18, 5). — 2) Sohn des Sthenelos, Bruder des Eurystheus, aus Argos, der unter den Argonauten im Kampf gegen Aietes gefallen 8ein soll nach Dionysios Skytobr. bei Schol. Ap. Rh. 4, 223. 228 (Diod. 4, 48 [״Ιφιτον irrtümlich], Val. Flacc. 1,441). — 3) Grofsvater der lphis, der Tochter des Ligdus und der Telethusa, Ov. Met. 9, 709
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(mit anderen Namen dieselbe Geschichte bei Nikander, Ant. Lib. 17). [Seeliger.] — [4) Ein Jüngling in Kypros von niederer Herkunft, dessen Liebe zu einer vornehmen Jungfrau aus dem Geschlecht des Teukros, Anaxarete (s. d.), zurückgewiesen wurde. Er erhängte sich an ihrer Thür. Als Anaxarete aus dem Fenster ihres Hauses auf die vorübergetragene Leiche des lphis mit kaltem Stolze herabsah, ward sie von Aphrodite in Stein verwandelt. Ihr Bild stand in Salamis auf Kypros im Tempel der vorschauenden Aphrodite, Ov. Met. 14, 698 ff. Vgl. Anton. Lib. 39, wo der Jüngling Arkeophon, die Jungfrau Arsinoe heifst. [Stoll.] Iphis, idis, fern. flqpig, 10g), 1) eine der Töchter des Thespios, von Herakles Mutter des Keleustanor, Apollod. 2, 7, 8. — 2) Geliebte des Patroklos vor Troja, eine Gefangene aus Skyros; in der Lesche zu Delphi von Polygnot gemalt, 11. 9, 667. Paus. 10, 25, 2. Philostr. Her. 10, 10. Arch. Ztg. 39, 141. Neapler Vase nr. 3254. — 3) Tochter des Peneios, Gemahlin des Aiolos, Mutter des Salmoneus, Hellanikos b. Schol. Plat. p. 376. — 4) Tochter des Ligdos und der Telethusa, aus Phaistos in Kreta, von der Mutter als Knabe aufgezogen, weil der Vater vor der Geburt befohlen hatte, das Kind, wenn es ein Mädchen sei, zu töten. Der Ianthe verlobt, wird sie durch die Huld der Isis in einen Jüngling verwandelt, Ov. Met. 9, 666 ff. Vgl. Galateia. — 5) lphis, abgekürzter Name für Iphigeneia, Iphianassa, Tzetz. L. 323. 324. Et. Μ. v. ״Λμφις. [Stoll.] Iphistios (,Ιφίβτιος), ein athenischer Heros, nach welchem der Demos ’Ιφιβτιάδαι (auch 'Ηφαιοτιάδαί) benannt war, Hesych. 8. v. [Stoll.] Iphitides (,Ιφιτίδης) heifst Archeptolemos (nach Zenodot im schol. II. 8, 158 Erasiptolemos), der Wagenlenker des Hektor, Hom. II. 8, 128. [Höfer.] Iphition (ϊφιτιων), 1) Sohn des Otrynteus und einer Najade, aus Hyde am Tmolos in Lydien, von Achilleus erlegt, II. 20, 382 ff. — 2) Ein Trojaner, von Neoptolemos getötet, Quint. Sm. 11, 36. [Stoll.] Iphitos (״Apiros; auf der altertümlichen Vase von Caere, Mon. d. Inst. 6, 33 (Weicker, A. D. 5 Tafel 15) inschriftlich J-ιφιτος; C. I. Gr. 3, 4248. 4, 7077 Εϊφιτος). 1) Iphitos, der Sohn des Naubolos (II. 2, 518. Apd. 1, 9, 16), des Herrschers von Phokis und Tanagra (Orph. Arg. 146), und der Perineike, der Tochter des Hippomachos (Ap. Rh. 1, 207 und dazu Schol.), Enkel des Örnytos (Ap. Rh. a. O.) oder Ornytion (Schol. Hom. II. 2, 517), Gemahl der Hippolyte (Hygin. f. 97), Vater des Schedios und Epistrophos, welche vor Troia die Phoker führten (II. 2, 517 ff. 17, 306. Paus. 10, 4, 1. 36, 4), und der Eurynome, der Mutter des Adrastos (Hygin. f. 69. 70). Er war ein Gastfreund des lason und nahm am Argonautenzuge teil (Ap. Rh. a. a. 0. Apd. a. a. 0. Valer. Fl. 1, 363. 3, 480. Hygin. f. 14). Von andern wird dieser Iphitos als Sohn des Hippasos aus dem Peloponnes bezeichnet (Hygin. f. 14; s. oben Bd. 1 Sp. 2665 s. v. Hippasos). 2) Iphitos, älterer (Apd. 2, 6, 1) Sohn des Eurytos von Oichalia und der Antioche
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schmählich versagt wird, zerstört er Oichalia; oder Antiope, der Tochter des Nauboliden Schol. Eur. Hippol. 545. — Menekrates, vermutPylon. , Er hatte mehrere Brüder und eine jüngere Schwester Iole (Ioleia, Viola, Weicker, lieh der Nysaier, ein Schüler des Aristarch A. I). 5, 263), auch eigene Kinder (Diod. 4, 31). (Strabo 14 p. 650), giebt als Grund der ZurückNäheres über Eurytos und die Eurytiden und Weisung an, Eurytos habe die Tochter selbst über die Lage von Oichalia s. unter Eurytos geliebt und sich mit ihr vereinigen wollen, Bd. 1, 1434 ff. Iphitos soll mit seinem Bruder Schol. Soph. Trach. 351. Nach Pherekydes (ebd.) Klytios am Argonautenzuge teilgenommen haben hätte sie Herakles für seinen Sohn Hyllos be(Ap. Rh. 1, 86 ff. 2, 114. Hygin. f. 14). Von gehrt und, als er sie nicht erhielt, Oichalia Eurytos, der, wie sein Vater Melaneus, ein 10 eingenommen und die Söhne des Eurytos getrefflicher Bogenschütze war und von Apollon tötet; nur Iphitos sei nach Euboia geflohen. selbst den Bogen erhalten hatte, erbte Iphitos Nach anderer Darstellung soll der grofse Bogendiese Waffe; es ist derselbe Bogen, mit welchem schütz einen Wettkampf im Schiefsen veranspäter Odysseus die Freier erlegt hat. Denn staltet und die Tochter als Preis ausgesetzt Odysseus war ein Gastfreund des Iphitos ge- haben; Herakles gewann den Sieg, wurde aber wesen, und dieser hatte ihm in Lakedaimon schmählich abgewiesen, und nun eroberte er Bogen und Köcher geschenkt. In Messene, im Oichalia und tötete die Brüder der Iole; EuHause des Orsilochos, hatten sie einander ge- rytos entkam nach Euboia: so Herodoros von troffen, als der junge Odysseus dorthin abge- Herakleia, der Mytholog, in seinem Werke über sandt war, um eine Schuld einzutreiben, Iphitos 20 die Thaten des Herakles bei Schol. Eur. Hippol. aber verlorene Rosse und Maultiere suchte. 545 (Müller, fr. h. Gr. 2 p. 36); vgl. Schol. Odysseus gab dem Iphitos als Gegengeschenk Soph. Trach. 266. Über die Abbildung des Schwert und Lanze und bewahrte den Bogen Wettkampfes auf einer schwarzfigurigen atals wertes Andenken; Hom. Od. 21, 11 ff. — tischen Amphora s. Bd. 1 Sp. 2206; Iphitos und Vielberühmt ist die Erzählung von dem Tode einer der Brüder liegt besiegt am Boden, Eudes Iphitos durch Herakles. Nach Od. 8, 226 f. rytos und einer der Söhne naht bittend dem war Eurytos in seinem Hause gestorben, und Herakles. Bei Diodor 4, 37 wird von Eurytos zwar hatte Apollon ihn erschossen, weil er selbst nichts gesagt; getötet werden die Söhne vermessen den Gott zum Wettkampfe im Bogen- desselben, Toxeus, Molion und Pytios; Iole schiefsen herauszufordern gewagt hatte. Dem 30 wird gefangen; Iphitos ist nicht erwähnt. Iphitos aber sollten, wie Odyssee 21, 24ff. Apollodoros 2, 7, 7 läfst Eurytos samt seinen weiter berichtet, die gesuchten Rosse zum Kindern durch Herakles getötet werden. — Todesverhängnis werden; denn er kam auf der Endlich finden sich beide Sagenzüge, nämlich Suche auch zu Herakles, und dieser, im Be- die Geschichte von dem zurückgewiesenen Anwufstsein des unrechten Erwerbs (μεγάλων Spruche des Herakles an Iole und die heimεπιίβτορα έργων —; nach den Scholien hatte tückische Ermordung des Iphitos, als dieser Autolykos sie gestohlen und an Herakles ver- kam, um die Herden zu suchen, vereinigt; kauft), tötete ihn, den Gast, in seinem Hause zugleich wird daran die nach vergeblichen ohne Scheu vor der Götter Gerichte und ohne Versuchen erlangte Reinigung und Sühnung Rücksicht auf den' gastlichen Tisch, den er 40 des Herakles angeknüpft. So bei Pherekydes, selbst ihm vorgesetzt hatte; die Rosse aber der im 3. Buche seines mythologischen Werks behielt er( ״vgl. G. I. Gr. 5984 B: [ηΐβ’ε ύέ die Thaten des Herakles behandelt hatte, nach δεόμενος^ Ιφιτος [Εΰρΰτον νιος εις] Τίρνν&α Schol. Hom. Od. 21, 20, und damit im wesentπάλιν, [01' ׳Ηρακλής άνελών ύπ’] liehen übereinstimmend Sophokles in den [1^φ9׳Έ45] νόσ[ον νπό Αη[ϊφόβον εκα&άρ&η εν Trachinierinnen (vv. 38. 74. 244. 248 ff., beΆμνκλαις)]־. Dies ist die einfachste und, wie sonders 262 ff., 353 ff.), ausführlich auch bei es scheint, älteste Überlieferung vom Tode des Apollodoros 2, 6, 1, Hiodoros 4, 31, Schol. II. Iphitos. Nach der Erzählung des Alexandriners 5, 392. Danach stellt also Eurytos die schöne Lysimachos in den Paradoxa Thebana sollen Iole als Preis im Bogenkampf auf. Herakles die Angehörigen des Iphitos 30 Talente als 50 siegt und wird schimpflich abgewiesen, sei es Bufsgeld für den Totschlag gefordert haben wegen seiner Dienstbarkeit bei Eurystheus, und darauf Herakles gegen sie zu Felde ge- oder weil Eurytos und dessen Söhne fürchteten, zogen sein; Schol. Eur. Hippol. 545. Anders er möchte, wenn Iole Kinder bekäme, mit berichtet Slcythinos von Teos in seinem ΐβτορίη diesen ähnlich verfahren, wie mit seinen betitelten Buche den Tod des Iphitos. Eurytos Kindern von der Megara; nur Iphitos, der ältere und sein Sohn — unter diesem ist ohne Zweifel der Söhne, rät bei Apollodoros dazu, die Iole Iphitos gemeint — hätten Abgaben von den dem Herakles zu geben, aber vergebens. Bei Euboiern eingetrieben, da habe Herakles beide Schol. II. 5, 392 schliefst sich unmittelbar gefangen genommen und getötet; Athen. 11 hieran die Zerstörung von Oichalia durch den p. 461. — In der gewöhnlichen Erzählung vom 60 erzürnten Herakles und die Gefangennehmung Schicksal der Eurytiden tritt Iphitos in den der Iole; damit noch nicht zufrieden begeht Hintergrund; es ist die Form der Sage, welche, er dann erst den Frevel gegen Iphitos, als wie es scheint, den Hauptinhalt des durch dieser, die Rosse suchend, zu ihm kommt. Kreophylos von Samos gedichteten Epos 01- Nach den andern Berichten treibt der über χαλίας άλωσις gebildet hat (Callimach. epigr. 6; seine Zurückweisung erbitterte Held die Stuten ausführlich darüber Weicker, Ep. Kykl. 2. Aufl. des Eurytos davon, so Diodoros; nach Apollo1, 214 ff.). Herakles wirbt um Eurytos’ Tochter doros handelt es sich um Rinder; der durch Iole, und als ihm diese von Vater und Brüdern seine Listen bekannte Autolykos hatte sie ge-
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stöhlen, Eurytos aber glaubte, Herakles sei der anderen Söhne auf zwei Speiselagern gepaart Dieb (vgl. Schol. Hom. Od. 21, 23; eben darauf beisammen ruhen, bilden Iphitos und Herakles bezieht sich auch Plutarch. de sera num. vind. mit Iole in der Mitte eine Gruppe für sich, 7 p. 553). Iphitos zieht nun aus die Herden Iphitos (Jügptros) und Herakles (TTsgawXss) liegen zu suchen. Der Seher Polyidos warnt ihn nach je auf einer Kline neben einander, die Gesichter Tiryns zu ziehen, aber Iphitos hört nicht auf freundlich 6ich zuwendend, zwischen ihnen den guten Rat und kommt zu Herakles, der steht Iole (.FioZa) mit dem Körper nach Hedort wohnte. Dieser lockt ihn mit List auf rakles hin, das Antlitz dem Bruder zugewandt, eine hohe Mauer, um von dort nach den Herden entsprechend der bei Apollodoros erhaltenen auszuschauen, und stürzt ihn von oben hinab, 10 Überlieferung, nach der Iphitos der Werbung sei es aus Räche für den erlittenen Schimpf, des Helden um die Schwester günstig ist. Vgl. oder, nach Apollodoros (vgl. dazu Anacreonteia 0. Müller, Dor. 1, 418. 448. B. Matthiae in 8, 10 f. Bergk) von Wahnsinn ergriffen. Über Erseh u. Grübers Encyld. s. v. Iphitos. Preller, diese Frevelthat ergrimmt selbst Zeus und be- Mythold 2, 224 ff. fiehlt dem Hermes den Herakles zur Strafe in 3) Iphitos, bei Diodoros 4, 48 der sonst die Knechtschaft zu verkaufen. Hermes bringt Iphis (Tgu$) genannte Bruder des Eurystheus ihn nach Lydien, wo die Königin Omphale den (s. d. u. Iphis), Teilnehmer am Argonautenzuge, Helden für drei Talente erwirbt. So Phere- von Aietes getötet. Vgl. Iphitos 4. kydes; nach andern ward Herakles infolge 4) Iphitos, wurde von Kopreus, dem seiner Übelthat von schwerer' Krankheit be- 20 Sohne des Eleiers Pelops und Vater des Perifallen (hierauf bezieht sich Herodors Berner- phetes, getötet Apd. 2, 5, 1. Der Mörder floh kung, dafs Herakles zweimal vom Wahnsinn nach Mykene und ward von Eurystheus geergriffen wurde, Schol. Pind. Isthm. 3,104; das reinigt, dem er als Herold diente, vgl. Hom. erste mal geschah es nach der Ermordung II. 15, 640. Vielleicht war dieser Iphitos mit seiner Kinder) und zog nun aus, um von dem dem sonst Iphis genannten Bruder des EuryMorde gereinigt zu werden; zunächst nach stheus identisch. Vgl. B. Matthiae in Erseh Pylos, wo Neleus wegen seines eigenen Freund- und Grübers Encykl. s. v. Iphitos. Schaftsverhältnisses zu Iphitos ihn zurückwies. 5) Iphitos, Vater des Archeptolemos, Auch in Sparta, im Hause des Hippokoon, er- eines Wagenlenkers des Hektor. II. 8, 128. reicht er seine Absicht nicht; Paus. 3,15,3. Erst 30 6) Iphitos von Elis, nach Ansicht der in Amyklai wird er durch Deiphobos, den Sohn meisten Griechen Sohn des Praxonides, nach desHippolytos,gereinigt(s.Sp. 311,42). Indes ist den γράμματα αρχαία der Eieier des Iphitos, er dadurch noch nicht von der Krankheit befreit nach der Inschrift seines in Olympia aufgeund wendet sich nun nach Delphi; dort zu- stellten Standbildes des Haimon {Paus. 5,4, 4. nächst nicht angenommen, sucht er den Drei- Phlegon 01. 1 bei Müller, fr. hist. Gr. 3 S. 602). fufs zu entführen; endlich wird durch das Bei Eusebios {χρονογρ. gvvt. Schoene 1 app. Orakel bestimmt, dafs er verkauft und das p. 64) steht statt Iphitos Hephaistos, sein Geld den Kindern des Iphitos gegeben werden Vater Praxonides aber heifst ein Sohn des soll {Diod.)·, so kommt er in den Dienst der Haimon. — Iphitos stammte in gerader Linie Omphale, nach dessen Vollendung er schliefs- 40 von dem elischen Könige Oxylos ab; Pausalieh gegen Oichalia zieht, die Stadt zerstört. nias kannte die Reihe der Ahnen, verschweigt Eurytos und dessen Söhne tötet, Iole gefangen sie aber absichtlich, da keiner von Bedeutung davonführt. So Sophokles in den Trachinierinnen. war. Als Nachkomme des Oxylos war I. dem Im einzelnen vgl. noch Schol. II. 2, 336. Paus. Geschlechte des Herakles verwandt (s. unter Oxylos); geradezu ein Heraklide heifst er Schol. 10,13,4. Plut. Thes. 6, sowie oben Bd. 1 Sp. 1435 und 2206 unter Eurytos und Herakles. — Prüft Plat. resp. 5, 465 D; vgl. Phlegon a. a. 0. — man die im Vorstehenden zusammengestellten Iphitos soll das grofse Fest des Zeus in OlymÜberlieferungen, so lassen sich zwei unter- pia neubegründet und fest geordnet haben, schiedene Züge aus dem Sagengewirr heraus- und zwar nach den drei Seiten des Agon, der lösen; nämlich erstens das Suchen der abhanden- 50 Panegyris und der Ekecheiria {Paus. a. a. 0. gekommenen Herden und die dabei erfolgte Ephoros bei Strdbon 8, 358. Vellej. Patere. 1, Ermordung des Iphitos, dann aber das viel- 8, wo mercatus gleich παντήγνρις ist). Seit besungene Geschick von Oichalia und seinem dem Tode des Oxylos waren nämlich die Königshause; beide, zunächst für sich bestehen- Olympien nicht mehr begangen worden {Paus. den Überlieferungen sind später verbunden 5, 8, 2); nach Schol. .Pind. 01. 3, 20 sogar worden. Für Iphitos ist das wohlwollend seit Herakles nicht. Über den Hergang der freundliche Wesen bezeichnend, das sich in Stiftung wird folgendes Einzelne berichtet: dem Verhältnis zu Odysseus, wie auch zu Ganz Hellas, insbesondere die Peloponnes, war Herakles, äufsert, und dem gegenüber das zu jenen Zeiten von inneren Unruhen zerrüttet Frevelhafte des Mordes um so stärker hervor- 60 und überdies von einer pestartigen Krankheit tritt. Dieses freundliche Verhältnis zu Herakles heimgesucht. Daher wandte sich Iphitos an läfst sich auch auf dem merkwürdigen caere- den delphischen Gott um Hülfe, und die Pythia taner Vasenbilde erkennen, welches unter Bei- befahl, er selbst und die Eieier sollten den fügung der Namensinschriften den Eurytos und olympischen Agon erneuern {Paus, und Phleseine Kinder beim Zechgelage mit Herakles gon a. a. 0. Euseb.. chron. 1 p. 192 ff. Schoene). darstellt; Mon. d. Inst. 6, 33. Weicker, A. D. 5 Nach allgemeiner Überlieferung hat Lykurgos, Taf. 15. Vgl. oben Bd. 1 Sp. 2206. Während als Heraklide dem Geschlechte des Iphitos Eurytos (inschriftl. Ευρυτιος) und seine drei verwandt, an der Einrichtung sich beteiligt
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Iphitos
Iphitos
und mit I. zusammen die erste gezählte Feier der Olympien veranstaltet {Athenaios 14, 635. Euseb. chron. 1 p. 192). Insbesondere wird beiden die Ekecheiria zugeschrieben, so von Aristoteles nach Plutarch Lycurg. 1 (vgl. über Lykurgos Heraclides Pont. de reb. publ. 2 bei Müller, fr. hist. Gr. 2 p. 210). Der GeschiehtSchreiber Hermippos erzählte nach Plutarch Lyc. 23, dafs, wie manche berichteten, Lykurgos anfangs mit Iphitos keine Gemeinschaft gehabt habe. Als er aber einst in Olympia war und den Spielen zusah, vernahm er hinter sich eine Stimme, die ihn rügte, dafs er seine Bürger nicht zur Teilnahme an der Panegyris veranlasse, und da niemand zu sehen war, erkannte er einen Wink der Gottheit, schlofs sich nunmehr an Iphitos an und sorgte gleich diesem für Steigerung des Festglanzes und dessen Sicherung. Bei Phlegon a. a. 0. u. Schol. Platon, resp. 5, 465 D, die beide aus derselben Quelle schöpfen, wird neben Lykurgos von Sparta und Iphitos von Elis auch Kleosthenes, des Kleonikos Sohn, von Pisa als Erneuerer der Panegyris nach den alten Satzungen und als Veranstalter des gymnischen Agons genannt. Auf deren Anfrage in Delphi erklärte der Gott seine Zustimmung und fügte den Befehl hinzu, dafs man den Staaten, welche an dem Agone teilnehmen wollten, eine Ekecheiria ansagen solle; Phlegon a. a. 0. Nach Eusebics chron. 1 p. 192 f. hatte Iphitos aus der ganzen Peloponnes Theoren nach Delphi geschickt, und der Gott hatte sowohl den Peloponnesiern als den Eieiern insbesondere seine Weisung erteilt, deren Wortlaut angeführt wird. Phlegon, deseen Darstellung auf eine alte Quelle zurückgeht, die unverkennbar den Einflufs des olympischen Sehergeschlechtes der Iamiden verrät, giebt die Orakel ebenfalls; er weifs überdies von mehreren wiederholten Befragungen und führt den Wortlaut einer dem Lykurg erteilten Antwort in 14 Hexametern an. — Die Einrichtung der Ekecheiria galt als das Hauptverdienst des Iphitos. Ihr Inhalt war in kreisförmig herumlaufender Schrift auf einem Diskos verzeichnet, den Aristoteles als Zeugnis der Teilnahme des Lykurg, dessen Name noch darauf zu lesen war, anführt {Plut. Lyk. 1. Phlegon a. a. 0. Paus. 5, 20,1). Dieser Diskos galt als uraltes Stück aus des Iphitos Zeit und wurde im Heraion zu Olympia aufbewahrt, wo ihn noch Pausanias sah. Wie hoch man dies Verdienstcdes I. schätzte, geht aus der Bildergruppe hervor, welche im olympischen Zeustempel nahe dem Eingänge stand und den Iphitos darstellte, welcher von der Frauengestalt der Ekecheiria bekränzt wird, wie dies die angebrachte Inschrift in Versen bezeugte {Paus. 5, 10, 3. 26, 2; [vgl. Michaelis, Arch. Z. 34 S. 172 f. R.J). — Ein anderes Verdienst des I. bestand darin, dafs er, selbst ein Heraklide, die Eieier mit dem einst feindlich gewesenen Herakles aussöhnte und sie überredete, dem Heros Opfer zu bringen {Paus. 5, 3, lf. 4, 4). — Als Iphitos den Agon erneuerte, waren die alten Gebräuche bei den Menschen vergessen und kamen erst allmählich wieder in Erinnerung {Paus. 5, 8, 2). Er war allein
Agonothet und auch nach ihm verblieb diese Würde lange Zeit den Nachkommen des Oxylos {Paus. 5, 9, 4). Der Agon war damals noch auf den Lauf im Stadion beschränkt {Paus. 5, 8, 3. 8, 26, 3. Euseb. chron. 1 p. 192). Nach Phlegon a. a. 0. wurde in den ersten fünf Olympiaden niemand bekränzt. In der sechsten beschlofs man dieserhalb das Orakel zu befragen und sandte König Iphitos zu dem Gotte; dieser befahl fortan als Preis für den Sieger das Reis eines wilden Olbaums zum Kranze zu winden, den man, von dünnem Spinngewebe überzogen, unter vielen herausfinden werde. Es geschah, und von diesem Baume wurde seitdem der Siegeskranz entnommen. Der erste, der den Kranz erhielt, war 01. 7 der Messenier Däikles {Phlegon a. a. 0. Dion. Hal. R. A. 1, 71). — Von Iphitos bis zu der ersten gezählten Olympiade, in welcher Koroibos im Stadion siegte, rechnete Aristodemos von Elis 28 Olympiaden, Kallimachos nur 14 {Euseb. chron. 1 p. 192. Phlegon a. a. 0., vgl. Clem. Alex. Str. 1, 145 Sylb.'). Vermutlich hatte Kallimachos Oktaeteriden im Sinne, deren 14 gleich 28 tetraeterischen Olympiaden sind. Dafs in der gezählten 01. 6, also 34 Olympiaden nach seiner Einsetzung des Agons, Iphitos noch gelebt habe, ist nicht möglich. Schrieb man ihm daher die Einführung des Kranzes 01. 7 zu, so erklärt sich das entweder aus dem Ansehen seines Namens, welches wohl bewirken konnte, dafs ohne Rücksicht auf die Zeitrechnung eine derartige Neuerung auf den berühmten Hersteiler des alten Festes zurückgeführt wurde, oder es mufs ein jüngerer Iphitos angenommen werden, der diese Einrichtung traf. Μ. Duncker (nach Car. Müller, Chronogr. 130) beseitigt die Schwierigkeit dadurch, dafs er die Olympiadenfeier des Iphitos mit der ersten von 776 v. Chr., in welcher Koroibos siegte, identificiert (vgl. Paus. 8, 26, 4). Ihm folgen Unger, Philol. 29, 247 ff. u. andere, schwerlieh mit Recht, siehe Curtius, Gr. G.6 1 S. 658, 58. — Iphitos ist eine jener halb geschichtlichen, halb׳sagenhaften Gestalten, an welche die Überlieferung von den Anfängen der Olympienfeier anknüpft, ein elischer Heros aus ätolischem Stamm, und als solcher der Vertreter von Koile Elis, während Kleosthenes für die Pisatis und Lykurgos für Lakedaimon eintritt. Die Vereinbarung der drei Landschaften geschah unter delphischem Einflufs. Auch die bedeutsame Überlieferung,--dafs durch Iphitos der Dienst des Herakles in Elis eingeführt wurde, scheint die Verbrüderung der ätolischen und dorischen Stammgenossen, das ist Elis und Sparta, durch die Feier am gemeinsamen Bundesheiligtume des pisäischen Zeus zu bedeuten. Die Vereinigung wurde durch den Gottesfrieden befestigt, welcher zur wiederkehrenden Festzeit allen Peloponnesiern auferlegt ward, für Elis aber dauernd währte. Diese folgereichen Stiftungen sind es, welche von der Überlieferung an Iphitos den Eieier geknüpft werden. — Vgl. 0. Müller, Dorier 1, 129 ff. 449. Μ. Η. E. Meyer bei Erseh u. Gruber, ״Olymp. Spiele“ 3, 3, 296 ff. Krause, Olympia S. 31 ff, E. Curtius, Griech. Gesch.6
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Iphthe
Irene (= Eirene)
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1, 212f. 658, 58; derselbe, Sparta und Olympia, dem Datum LE (Mi. 6, 65 — 66, 179. Feuardent, Hermes IA S. 129ff. Duncker, Gesch. des Altert.5 Egypte anc. 2, 27, 684. PI. XIV, und Li, Mi. 5 S. 281 ff. Unger, Philologus 1885 B. 44 S. 183 f. 6, 66, 184. Feuardent 27, 687), auf denen die Busolt, Griech. Gesch. 1 S. 130 ff. [Weniger.] Göttin stehend, das Kerykeion in der R., einen Iphthe (Ύφ^η), eine der sechs Töchter des Helm auf der L. dargestellt ist. — Ich gebe bei Aiolos und der Telepora, Apostol. 1, 83; beim dieser Gelegenheit einige Notizen über oben schol. Hom. Od. 10, 6 heifst sie Iphe (v. 1. nicht verzeichnete Münztypen der Eirene. Mit Έφη) und ihre Mutter Telepatra. [Höfer.] der Beischrift ΕΙΡΗΝΗ erscheint sie ganz in Iphthime (Τφ&ίμ,η), 1) Tochter des Ikarios der eben beschriebenen Weise auf alexandri-, und der Asterodia, welche T. des Eurypylos, 10 nischen Silbermünzen des Nero mit dem Datum Sohnes des Telestor, war, Schwester der PeneLr (Mi. 6, 64, 165 = Zoega, Numi Aeg. Imp. Iope, Gemahlin des Eumelos, Herrschers im p. 23 nr. 8. Feuardent 25, 670); den Helm in messenischen Pherai. Die Schwester der Pene- der R., den Caduceus in der L. auf einer Iope hiefs auch Mede, Hypsipyle, Laodameia, alexandrinischen Potinmünze des Vespasian Od. 4, 797 u. Schol. [Stephani, Compte-rendu aus dem 2. Jahr, Mi. 6, 80. 304 = Mus. p. l’a. 1860 p. 51 ist geneigt, Iphthime zu Theupoli p. 1107. Auf alexandrinischen Kaisererkennen auf einer von ihm a. a. 0. p. 39—53 münzen kommt sie ferner, durch die Beischrift Tafel 2 besprochenen Amphora. Drexler.] — ΕΙΡΗΝΗ kenntlich gemacht, in folgenden Dar2) Tochter des Doros; sie gebar dem Hermes Stellungen vor: stehend, einen Olivenzweig in mehrere Satyrn, Nonn. Dion. 14, 114. 18, 315. 20 der R., das Kerykeion in der L., auf Potinmünzen des Vespasian aus dem ersten (Mi. [Stoll.] Iphys hiefs in dem Argo betitelten 6, 79, 300. 301), zweiten (Mi. 6, 80, 303. Zoega Stücke des Aischylos der sonst Tiphys (s. d.) p. 42 nr. 11. Feuardent 36, 777) und dritten genannte Steuermann der Argo, Schol. Apoll. Regierungsjahr (Mi. 6, 81, 311. Feuardent 36, 782); sowie auf solchen des Titus aus dem Rhod. 1, 105 = frgm. Aesch. 22 Nauck. ersten (Mi. 6, 85, 351) und zweiten Jahr (Mi. [Höfer.] Ipta (Μήτη$ ״Ιητα). Eine der MHTPI ITTTA 6, 80, 357. Tristan, Comment. hist. 1 p. 299); KAI ΔΙΕΙ 2?[α|3α£ιω] gewidmete Inschrift aus stehend, in der R. eine Ähre, in der L. das Göldis ist verzeichnet Μουσείου nat βιβλ. τής Kerykeion auf einer Potinmünze des Vespasian εύαγγ. σχολής 3, 1/2 p. 169 nr. τμβ', vgl. Koehl 30 aus dem ersten oder vierten Jahr (Mi., Suppl. in JBursians Jahresber. 36. Bd. 11. Jg. 3. Abt. 9, 35, 63 nach G. di S. Quintino, Med. Aless. p. 86 und Voigt in diesem Lexikon Bd. 1 ined. del Mus. Egiz. di Torino p. 8 nr. 19); Sp. 1085, der in ITTTA eine Verschreibung für in der R. Ähren, in der L. das Kerykeion auf ״Inna, den Namen der Amme des Dionysos, einer Bronzemünze des Vespasian aus dem sieht. [Drexler.] neunten Jahr (Mi. 6, 84, 345 = Mus. Theupoli Ira, Personifikation des Zorns, ein Kind p. 1109) und auf einer Bronzemünze der Dodes Äthers und der Erde, Hyg. praef. Vgl. mitia mit der Aufschrift ΕΙΡΗΝΗ · CCBAT Stat. Theb. 3, 424 u. 9, 832. Arch. Z. 33, 69 (wohl C€BACT[H] = Pax Augusta), L IA, Anm. 28. [Stoll.] 2lfi. 5. 9, 39—40, 90 (Cab. de Lagoy); Btehend, Irhos (Ύρβος), Sohn des Amphisthenes (s. d.), 40 der Homonoia die Hand reichend, mit Ähren Vater des Astrabakos (s. d.) und Alopekos in der R. auf alexandrinischen Kaisermünzen (Paus. 3, 16, 9). Ist auch die Bd. 1 Sp. 659, 9 des Trajan, s. oben unter Homonoia Bd. 1 angeführte Zusammenstellung des Namens Irbos Sp. 2703; sitzend 1. h., in der R. eine Schale, mit hircus sprachlich sehr zweifelhaft, so deuten zu Füfsen ein Füllhorn auf Alexandrinern des doch die übrigen Elemente der Erzählung auf L. Verus mit dem Datum LA (Mi. 6, 320, 2216. den Kreis der Vegetationsdämonen, da Fuchs Feuardent 156, 2173); sitzend 1. h., eine Schale und Esel neben dem Bock häufig als solche in der R., die L. gestützt auf ein Füllhorn, erscheinen (Mannhardt, Myth. Forsch. S. 93 ff. welches auf den Stuhl gelegt ist, auf einer 108 ff. 170 und sonst), Artemis Orthia zur Silbermünze des Marc Aurel und L. Verus mit Befruchtung in naher Beziehung steht (s. Bd. 1 50 dem Datum LA (Feuardent 148, 2098, PI. XXV); Sp. 586, 57 ff.), und die in ihrem Kulte dar- sitzend 1. h., im Doppelchiton und Mantel, das gebrachten Menschenopfer dem Töten der Ge- Haupt bekränzt, in der R. eine Schale, den 1. treidedämonen und ihrer menschlichen Ver- Arm gelegt auf die Lehne eines Stuhles, die treter (Mannhardt a. a. 0. S. 29 ff. u. öfter) von einem Adler mit ausgebreiteten Flügeln entsprechen könnten. Auch der Wahnsinn, gebildet wird, vor einem flammenden Altar, welcher nach Auffindung ihres Bildes den unter dem Sessel das Füllhorn auf einer GrofsAstrabakos und Alopekos befallen, dürfte viel- bronze des L. Verus mit dem Datum Lr leicht als eine der Begeisterung der Luperci (Kenner, Die Münzsammlung des Stifts St. Flound der ihnen ähnlichen Umbildungen von rian p. 193—194, Tfl. VIII, 8); sitzend 1. h., Getreidedämonen (Mannhardt a. a. 0. S. 154; 60 opfernd mit der R. vor einem Altar, in der vgl. den in der Gestalt eines tollen Hundes L. ein Füllhorn auf einer Grofsbronze des Μ. vorgestellten Vegetationsgeist, S. 103) analoge Aurel mit dem Datum Lr (Mi. 6, 297, 2038); Erscheinung aufzufassen sein. [Steuding.] sitzend, einen Olivenzweig haltend auf einer Irene (IPHNH) ist der Eirene beigeschrieben Grofsbronze des L. Verus mit dem Datum LH, auf einigen alexandrinischen Silbermünzen des (Mi. 6, 331, 2292 nach Harduinf Op. sei. p. 781 Claudius mit dem Datum Lr (Eckhel, Cat. N. ex museo Foucault); sitzend, die R. erhoben V. Mus. Caes. Vind. 1 p. 265. D. N. V. 4 auf einer Grofsbronze der Lucilla, Mi. 6, 333, p. 51. Mionnet 6, 56, 98) und des Nero mit 2316 (Cab. Töchon).
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Iria
Iris (= Göttin d. Regenbogens)
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Die Büste der Göttin erscheint auf Bronze- lesen Iriae, 80 dafs in beiden Inschriften eine münzen der Agrippina jun. mit dem Datum LIB Göttin Iria genannt wäre. [R. PeterJ (.ΜΪ. 6, 62, 149 Morell. Imp.)·, verschleiert, Iris (Ϊρι5, etrusk. Irisis'fs. d.] 1) Fern. mit Ölbaumzweig bekränzt, dahinter ein KeryA. Der Regenbogen. keion auf Potinmünzen des Galba aus dem 1. η ΐρις kommt in der Ilias an zwei ersten Jahr {Mi. 6, 74, 255. Feuardent 32, 740. Cohen, Cat. Greau 249, 2958); ebenso auf Stellen vor, beidemal in Vergleichen. P 544 solchen des Otho aus dem ersten Jahr {Mi. stürmt Athene auf Zeus’ Geheifs vom Himmel 6, 76—77, 277); verschleiert, mit dem Lorbeer- herab, um neuen Streit zu erwecken: ״wie kranz, davor ein Stern auf Potinmünzen aus 10 ein purpurner Regenbogen, den Zeus am HirnGalbas zweitem Jahr, Feuardent 33, 749; vgl. mel ausspannt vor den Menschen, ein SchreckensMi. S. 9, 33—34, 53 aus Sestini, Mus. Hederv. Zeichen {τέρας) zu sein von Krieg oder kaltem 3. Cont. p. 16 nr. 5; ebenso mit einem SimRegensturm u. s. w.: also tauchte umhüllt pulum statt des Sterns, Feuardent nr. 750. mit purpurner Wolke Athene unter das Volk der Achäer u. s. w.“ Der Vergleich, für Auch auf Bronzemünzen des L. Verus mit dem Datum Ls (?) kommt die Büste der Eirene welchen auch der Scholiast nur das Ο'ειότερον als Berührungspunkt finden kann, ist keiner vor, Cat. Greau 269, 3216. Feuardent 160, 2233. Auf Silbermünzen der epizephyrischen der sinnlich ansprechendsten im Homer und L okrer sieht man sie, begleitet von der Bei- läfst nur an das Aufleuchten einer Götterschrift ΕΙΡΗΝΗ ΛΟΚΡΩΝ, ein Kerykeion in 20 erscheinung in der Höhe denken. Λ 26 wird der R., auf einem Cippus sitzend, Carelli, Num. der Brustschmuck vom Panzer Agamemnons, Itdl. Vet. T. CLXXXIX, 13. Cat. of. Gr. Coins einem Geschenk des Königs von Kypros, wie in the Brit. Mus. Italy p. 364 nr. 1. Gardner, folgt beschrieben: ·κνάνεοι δε δράκοντες όρωρεTypes of Greelc Coins p. 122 Pl. V, 11. Head, χατο προτ'ι δειρην | τρεις εκάτερΟ·’ I'qlgglv Η. N. p. 86. Nach Head a. a. 0. p. 98 er- έονκότες, ag τε Κρανίων | εν νέφεϊ στήριξε, scheint sie möglicherweise auch auf Münzen τε'ραρ μ,ερόπων αν&ρώπων. Die Ähnlichkeit von Terina. liegt nicht in fden schillernden Farben der Stehend, bekleidet mit Chiton und Peplos, Drachen’ (Weicker, Gr. Götteri. 1, 690), sonin der R. das Kerykeion, mit der Beischrift dem in der Wölbung (τώ κυρτώματι Schol. ΕΙΡΗΝΗ kommt sie vor auf Münzen des Augustus 30 schwankend, bestimmter Hesych. ί'ρ. εοικ.] ον τώ von Nikomedeia {Eckhel, D. Ν. V. 2 p. 400 χρώματι άΧλά τώ σχηματι. ολοι γαρ είβι gvvεστραμμε'νοι) der auf den Brustwarzen liegenaus Pellerin, Mel. 2. Mi. 2, 466, 303. Cat. den, mit ihren Enden sich in der Mitte beof Greek Coins [in the Brit. Mus.] Pontus, Paphlagonia, Bithynia andt the Kingdom of gegnenden oder ineinander laufenden Spiralen, Bosporus p. 179 nr. 5); stehend, in der R. sei es, dafs wirklich Schlangen gemeint waren Ähren, in der L. das Kerykeion, mit der Bei- oder der Beschreiber sie nur dafür hielt; schrift CIPHNH . ΚΛΑΖΟΜΕΝΙΩΝ auf solchen darauf kommt nicht soviel an wie auf die des Vespasian {Mi. 3, 71, 86) und des Titus Parallelität der drei Linien (ij προς την und Domitian {Mi. 3, 72, 87 nach Wise, Num. διάοταοιν αντών η δμ,οίωβις Schol.), welche an Bodlej. Tab. XIII Fig. 4 p. 61 von Klazome- 40 die Farbenstreifen der Iris erinnerten.*) Benai); stehend, mit dem Schleier, mit der R. kanntlich sind derartige Ornamente auf den aus einer Schale über einem flammenden Altar Metallgegenständen der mykenischen Gräber, libierend, mit der L. ihr Gewand haltend, mit wo die Spirale überhaupt vorherrscht, durchder Beischrift CIPHNH · €Φ€0ΙΩΝ auf einer aus nichts Ungewöhnliches; man vergleiche Münze des Gordianus Pius von Ephesos {Mi. aufser dem Brustschild aus dem 5. Grabe, S. 6, 183, 681); stehend, Ähren in der R., ein abg. bei Schuchhardt, Schliemanns Ausgrabungen Füllhorn in der L., mit der Beischrift CC- 1890, nr. 256, namentlich nr. 252 (S. 285) und BACTH · CIPHNH (=Pax Augusta) · ΜΑΓΝΗΤΩΝ · (dasselbe umgekehrt) nr. 170 (S. 220). Die HerATTO · CITTY auf einer des Vespasian von kunft dieses Waffenstückes verweist der Dichter, Magnesia ad Sipylum, Mi. 4, 73, 396 aus 50 wie alle wertvollere Metall- und Textilware, Cab. Cousinery; vgl. Head, Η. N. p. 551. in den phönizischen Kulturkreis (vgl. Helbig, Ihr Haupt mit der Beischrift CIPHNH · NY- Hom. Epos219), wobei zu berücksichtigen ist, ίΑ€ΩΝ findet sich auf dem Obv. autonomer Μ. dafs die homerische Tradition ja nur den von Nysa {Liebe, Gotha num. p. 336, woher Namen Sidonier kennt, nicht den der Tyrier, bei Eckhel, D. Ν. V. 2 p. 586 und bei Mi. der bei den historischen Schriftstellern über3, 363, 348. T. Combe, Vet. pop. et reg. numi wiegt, sich also vor dem Aufkommen dieser qui in Mus. Brit. adservantur p. 178 nr. 1); Macht, d. h. vor Schlufs des zweiten Jahrauch verzeichnet Mi. 365, 361 eine Münze tausends festgesetzt haben mufs. Zenodot, der des Domitian von dieser Stadt mit der an- offenbar an dem Plural ί'ριβΰΐν Anstofs nahm, geblichen Obvers-Umschrift ΕΙΡΗΝΗ · ΔΟΜΙ- 60 vielleicht auch das Bild nicht ganz begriff, TIANOY · ΑΥΤΟΚΡΑΤΟΡΟΣ. [Drexler.] schrieb ερίδεοβιν, vielleicht ohne darum — Iria(?) Auf Grund der Inschrift C. I. L. was ihm seine Gegner, s. Schol. z. H., in3, 3033 (aus Fianone) Irie . Veneri | C . Vale. *) Die Auffassung einiger Scholien, welche 4 sich Optati . f | Felicula | v. s. I. m will Mommsen verbindende und 2 darüber sich aufbäumende Schlangenin der folgendermafsen überlieferten Inschrift köpfe unterscheiden, scheint, soweit man urteilen kann, das. 3032 (ebenfalls aus Fianone) Ikiae . Aug ohne die erklärende Zeichnung im Townleianus gesehen in . memoriam | V[i]biae . Portiae | matris zu haben, auf eine Form ähnlich der Schuch/iardl, SclilieAquilia . Q . f . Colatina | d . d für Ikiae manna Ausyr. nr. 169. 170 hinzuführen.
321 Iris (Beziehg. z. Regen u. Flufswasser)
Iris (aus der Styx schöpfend)
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sinuieren — beides für identisch zu halten, nien, mochte dies auch vielleicht nur griechiwie es einer späteren Etymologie beliebte. sehe Umformung eines barbarischen Namens 2. Iris und die Feuchtigkeit. (der frühere klang angeblich Έρίδιος Arrian a) So einfach die Naturvorstellung be- b. JEust. z. Dion. Per. 783) sein; sowie die schaffen ist, 'Zeus spanne den Bogen am Inder-Mythologie des Hellenismus, wo Iris und Himmel aus’, oder, wie es bei den LXX Mos. Hydaspes zu Kindern des hesiodischen Paares 1,9,13 heifst, 'siehe, meinen Bogen habe ich Thaumas und Elektra gemacht sind: ής από gesetzt (vgl. στήριξε) in die Wolken’, so haben λέκτρων | και ποταμός βλάστησε και άγγελος sich doch beide eine Umdeutung gefallen Ούρανιώνων, | Ιρις άελλήεσαα καί ώκυρέε&ρος lassen müssen: die homerische als tin Kriegs- 10 'Τδάσπης, Νοηη. 26, 359. Vgl. noch die sonderbogen der Göttin Iris (El. H. Meyer, Gandharven- bare Etymologie (Etym. Gud. Ίρις} von ρεϊν Kentauren 164), die hebräische als ein solcher ■και κινεΐν τον όμβρον (die La. des Etym. Μ.: des alten 'Regengottes Joseph’ (Goldziher, Myth. παρά τό τηρεϊν κ. κ. τ. 6. ist für Dittographie bei d. Hebr. 157). Ohne darauf einzugehen, des τό zu erachten). Vgl. auch Suid. s. v. τής notieren wir blofs den verschiedenen Eindruck ίριδος τό χλωρόν άέρος σημαντικόν τό πυρρόν des Phänomens bei den zwei Völkern selbst. πνευμάτων τό δε μελανίξον ΰδάτων. .— Zu Für das heitere Farbenspiel, welches etwa dem Wassersaugen aus den Flüssen vgl. Henach schwerem Gewitter 'der unter Thränen siod. O.et D. 545 ff., wo die Winde dies thun, lächelnde’ Himmel entfaltet, für 'das Zeichen und die ziemlich alten Münzen von Mallos des Bundes’ oder der Versöhnung zwischen Gott 20 mit Iris und Winden, letztere über einen und Menschen, hatte, wie es scheint, der stierleibigen Flufsgott dahinjagend (Svoronos, Grieche kein Gefühl. Es war und blieb ihm Ztschr.. f. Num. 1888 Taf. 10 p. 231). Damit ein τέρας, eine Unruhe erweckende Monstrosi- hängt vielleicht die seltsame Vorstellung bei tät. Die ganz einseitige Auffassung als ein Aetius zusammen, deren Vertreter übrigens Vorzeichen von Regenwetter (über deren nicht mit Lobeck, Ayl. 895° unter den Pythaetwaige klimatische Berechtigung vgl. Cor- goreern zu suchen sind (vgl. Aelian, V. H. nelius, Meteorologie § 311 S. 547 f.) beherrscht 4, 17. Diels, Doxogr. Gr. 372). das ganze griechisch-römische Altertum. Ίρις b) An einer jüngeren Stelle der hesioδ’ εκ πέλαγους άνεμον φέρει ή μέγαν όμβρον dischen Theogonie 775 ff. wird die in den Resagt ’Εμπεδοκλής εί'τέ τις των ετέρων bei Tzetzes 30 gionen der Nacht und des Hades gelegene (Allegor. Hom. II. 15, 82, vgl. 24, 71), der nur Behausung der Styx beschrieben, welche diesen Anfangsvers in seiner Quelle vorfand *) letztere dort eigentlich eine Quelle und nur (Matranga, Anecd. gr. 1). Ähnlich behauptet oberflächlich mit der Hülle der Personifikation Anaxagoras von der Iris: χειμώνος ovv έστι umkleidet ist. Wenn einer der Götter lügt, σύμβολον τό γάρ περιχεόμενου ύδωρ τώ νέφει heifst es da (v. 785), sendet Zeus die Iris μέγαν άνεμον έποίησεν ή έξέχεεν όμβρον (Schol. Hom. όρκον ένεικαι, τηλό&εν εν χρυσέ η προχόω, P 547; das vollständige Citat intakt nur im πολυώνυμον ύδωρ κ. τ. λ., ein Wasser, welches Townleianus ed. Maafs'}. Schol. Hom. Ψ 199 den Meineidigen in einen todesähnlichen Schlaf ώς ή Ίρις φανεισα πολλάκις ανέμων κίνησιν versetzt, dem Unschuldigen aber offenbar nicht δηλοι κτλ. Schon am Altar des amykläischen 40 schadet. So unrichtig es wäre, Bildwerke des Apoll war die Figur der Iris mit Meergott· 5. Jahrhunderts, welche die schwebende Iris heiten verbunden, wie sie es auch auf er- mit Kanne in der Hand darzustellen scheinen, haltenen Monumenten des 5. Jahrhunderts ist auf die Theogonie und das Styx-Wasser zu (s. unten Sp. 340). Später macht sich die beziehen, so erwägenswert ist die Meinung, Idee geltend, dafs Iris die Feuchtigkeit zu dafs der Dichter dieser Episode solche DarStellungen der Feuchtigkeit sammelnden oder den Wolken heraufziehe: Plaut. Cure. 1, 2, 41 ecce autem bibit arcus; hercle credo hodie pluet. spendenden Göttin bereits gekannt habe (wenn Verg. G. 1, 380 bibit ingens arcus. Ovid Met. auch nicht die von Milchhöfer, Anf. d. Kunst 69 1, 270 concipit Iris aquas alimentaque nubibus auf Iris bezogenen Mischgestalten der Inseladfert. Senec. trag. Oed. 319 imbrifera iris. 50 steine, s. Bildwerke § 7). Vgl. Weicker, Götteri. 3, 43, dessen Warnung vor einer VerwechseStat. Theb. 9, 405 beschreibt den Flufsgott in seiner Grotte, unde aurae nubesque bibunt atque Iung der beiden Vorstellungen auch auf seine imbrifer arcus pascitur. Aetius (Pseudo-Plut.) Ausgabe von 0. MüllersHandb. d. Arch. p. 651,6 plac.phil. 3,5 (vgl. Diels,Doxogr. Gr. 371 ff.) διό auszudehnen ist. Übrigens sind gegenüber dem και έμυ&εύσαντό τινες, αυτήν ταύρου κεφαλήν neuesten Herausgeber der Theogonie (Rzach) Αχούσαν άναρροφείν τούς ποταμούς. Tzetz. die vv. 780 — 782 mit älteren Kritikern als Allegor. Hom. II. 24, 51 ή d’ Ίρις άνερρόφησεν Interpolation zu verwerfen; sie unterbrechen υγρόν εκ τοΰ πέλαγους. Nur bei dem späten die Beschreibung der Styx und ihrer BedeuQuintus Smyrnaeus, in einer sonst ganz home- tung für die Götterwelt und nehmen das ausrisch gehaltenen Stelle 1, 64, freuen sich die 60 führlich zu beschreibende Mysterium -sumLandleute wenigstens beim Anblick des Regen marisch vorweg, indem sie zugleich die verheifsenden Zeichens. — Wie weit sich die Person der Iris ungeschickt in den VorderVerwandtschaft der Iris mit dem feuchten gründ stellen. 3. Iris und Zephyros. Auf Grund jener Element erstreckte, zeigt der Name Iris (s. Iris 2) eines reifsenden Flusses in Paphlago- weitreichenden Vorstellung, für welche Iris und der Regen wind unzertrennlich sind, dichtet Alkaios (oder berichtet wenigstens als der erste), *) 15, 87 ist statt ΙμοΙ βιβλιοθήκη zu lesen ιμή Iris habe sich dem Zephyros vermählt und den βιβλιοθήκη. Roscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol II.
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Iris (und Zephyros)
Iris (und die Winde)
Eros geboren {Bergk, fr. * 13B, 4. Aufl.). Mit Zephyros ist der befruchtende, nach manchen heftige, nach anderen sanfte, im Elysium wehende Regenbringer gemeint, mit dem Sohne vielleicht der'Trieb des Wachstums’ (Weicker, Götteri. 3, 43), doch gewifs nicht ohne den Gedanken an die schillernden Farben und goldenen Flügel der Mutter, die man später auf Gemmen auch mit Schmetterlingsflügeln sieht {Bildwerke § 7; vgl. Fleckeisens Jahrb. 1875 S. 605ff.). Eine so zarte Dichtung war ganz nach dem Geschmack der Alexandriner, die ihr denn auch zu weitesterVerbreitung verhalfen {Theocr. Id. 17, 134. Nonnus Dion. 31, 106 ff. 47, 341 f. Plut. Amat. 20. Etym. Gud. 278, 17. Schol. Townlei. Hom. Ψ 203. Eustath. II. 391, 24. 555, 30, wo 'einige’ —aus diesem Grunde und weil Iris bei Homer die Venus rettet — sogar einen erotischen Charakter bei ihr herausgeklügelt haben). Noch Marianus, Anth. Pal. 9, 668 benutzt diese anmutigen Motive: 3Η ·Λάλον άλαος ’Έρωτος, όπου καλα δένδρεα ταϋτα | πρηυς έπιπνείων άμφιδονεί Ζέφυρος . . . 0ππό9ι δενδρήεντα Αγέρων παρανήχεται Ίρις *) | χωρον κ. τ. λ. Ich glaube das weitbekannte Gedicht auch bei Iohannes Lydus de mens. p. 117, 16 Bekk. citiert zu sehen: Έρωτι, δν οί μυ&ικοΐ Ζέφυρου τοΰ γίγαντος είναι παΐδα άξιουΰΐν, ως φηοιν ,[Εΰρυτος δ ΑΑΚ[εδαιμόνιος μ]ελοποιός’ αρχεται δε ούτως ׳άγαλμοειδ'ες Έρως, wo der apokryphe Dichtername doch wohl das aus der vorigen Zeile eingedrungene καί Εί'ρι) ** δος verbirgt und der wahre, b ΑΛΚαΐος, gar nicht zu verkennen ist; sollte die Lücke, wie es nach dem Text des Herausgebers scheint, für einige Buchstaben mehr Raum bieten, so würde ein Adjektiv kein Bedenken haben. Das neugewonnene Citat ist natürlich zusammengezogen und ist so: ’Αγ. _ u u _ Έρως oder: ,Αγ. _ ·-> Έρως u _ zu ergänzen. Da jene Ver3ion, wie Eustathios und das Theokrit-Scholion z. St. zeigt, in die Kommentare aufgenommen und durch die verschiedensten Hände gegangen war, so hat es nichts Befremdliches, dafs bei Lydus eine bekannte und in den Lexicis glossierte Tragikerstelle Ζέφυρου γίγαντος αύρα {Aesch. Ag. 669, vgl. Hesych. ν. γίγαντος) siet angesetzt hat. 4. Iris und die Winde. Anstatt des homerischen τέρας betont in uns sympathischerer Weise das &αΰμα Hesiod Theog. 265, indem er von dem Elternpaare Thaumas und Elektra ausgeht: ή d ωκεΐαν τέκεν Ίριν | ήυηόμους &’ Αρπυίας ,Αελλω τ’ Ώκυπέτην τε, | αΐ ρ’ ανέμων πνοιηΰΐ καί οίωνοίς άμ’ έπονται | ωκεό^ς πτερύγεΰΰΐ ׳μεταχρόνιαι γάρ ίαλλον. Vgl. Apollod. bibi. 1, 2, 6. — Plato {Theaet. 135D) spielt mit dieser Genealogie, um vom &αυμάζειν den Ursprung der Himmelsbotin Philosophie abzuleiten (vgl. weiter unten). Den richtigen
Sian der hesiodischen Genealogie trifft Cic. nat. deor. 3, 20, 51 und Aetius {Ps.-Plut.) plac. phil. 3, 5, der nur nicht hätte den Plato dafür anführen sollen. Was die Mutter anlangt, so können bei der Wahl eines so verbreiteten Namens wie Elektra, hinter der sich immer Gestirnglanz verbirgt (8. Wilamowitz, Herrn. 14, 457 ff.), die verschiedensten Traditionen mafsgebend gewesen sein, vielleicht gar die samothrakische Mutter der windebeherrschenden, Schiffe errettenden Göttin; vergleiche Sp. 335 f. Da aber das hesiodische Elternpaar nur zur Iris, nicht zu den Harpyien erkennbare Beziehung hat, so müssen die Geschwister unter einander um so enger verknüpft sein. Alles Gewicht fällt hier also auf die Schnelligkeit, welche Iris schon nach den homerischen Beiworten der Götterbotin mit den Sturmdämoninnen teilt. Unter anderem ist Iris άελλόπος in Θ und ß, die leibliche Schwester der hesiodischen Aello; vgl. Nonn. 31, 111 Ίρις — άελλήεντι πεδίλω. 26, 359 άελλήεΰΰα. Wenn die Harpyien sich μεταχρονιαι bewegen, d. i. zwischen Himmel und Erde (μετέωροί, wie man nach Schol. z. St., Apoll. Bh. 2, 300. 587 Scholl, und Nonn. 20,289. 42, 1. Suid. s. v. wohl allgemein versteht; s. Schömann, Op. Ac. 2 p. 150), so möchte sich damit vergleichet lassen, was Hom. hymn. in Cer. 317 von Iris selbst gesagt wird: καί το μεσηγύ διέδραμεν ωκα πόδεοΰΐν. Vielleicht ist es hier am Platze, an den Namen Aiolos des Windebeherrschers zu erinnern und daneben das Citat aus Achaios, dem Dichter der Iris, zu stellen: αίόλή ׳ή ταχεΐα. ούτως ,Αχαιός {fr. 46 Nauck, Trag. Frgm.1 p. 587; 2fr. 48 p. 757); leider ist der Name des Stückes nicht angegeben; vgl. aber Aristoph. Av. 1204 Ίρις ταχεία. Es ist dies die einzige Göttin, welcher Homer Flügel giebt, mag auch eine veraltete Theorie (von Vofs, wiederauflebend in Langbihn’s Flügelgestalten 1881) dieses Attribut zum symbolischen Ausdruck verflüchtigen. Dafs die Ilias ein paar Mal 'fliegen’ in dem Sinne gebraucht wie wir von Bedienten, verschlägt nichts gegenüber einem χρυοόπτερος (vgl. C § 1); ebensowenig die Vergleichung der Bewegung zweier eilenden Göttinnen mit dem Schritte der Tauben, JE 778, ein Vers, der hymn. in Apoll. Del. 114 für Iris und ihre dortige Begleiterin benutzt ist und im letzteren Sinne von Aristoph. Av. 575 verwertet wird. — Sehr merkwürdig ist eine Scene der Ilias Ψ 198 ff., also aus einer alten und wertvollen Partie, wo Achill zu den Winden Boreas und Zephyros fleht, sie möchten kommen, Patroklos’ Scheiterhäufen anzufachen, und Iris in etwas anderer Funktion als sonst bei Homer dieses Gebet hört und den Winden überbringt. Sie findet die Winde im Hause des Zephyros schmausend, widersteht aber deren Drängen zum Verweilen mit der Ausrede, sie müsse fort zum Göttermahle ins Aithiopenland; aber Achill flehe u. 8. w. Darauf kehrt sie um, und die wilden Gesellen stürmen ihr nach, dichte Wolken vor sich hertreibend. Wir werden sehen, dafs die beiden Iliasstellen, wo Iris sonst noch Sterbliehe aus eigenem Antrieb aufsucht und unter-
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*) [Hier ist offenbar nicht die Göttin, sondern der Flufs Iris gemeint, der an Amaseia vorüberfliefst, wo sich das von ifarianon besungene άλσος "Εροιΐος befand. Gewifs mit Recht hat deshalb Scaliger statt des unverständlichen γίρυιν vermutet: R.J **) Dies die später gewöhnliche Schreibung; z. B. Philodem. de piet. p. 36 G. und die unten Sp. 337 angeführten Beispiele.
Iris (d. Götterbotin in d. Ilias)
Iris (d. Götterbotin in d. Ilias)
stützt, wie hier den Achill, viel jüngeren UrSprungs und mit dieser nicht auf eine Linie zu stellen sind. Hier möchte man wirklich mit den antiken Kommentatoren jene weitverbreitete physikalische Idee erkennen, dafs Iris die Winde herbeiführe. Ihre Verbindung mit diesen Elementen ist so weitverzweigt, dafs Alkaios nicht einmal nötig hatte, sich gerade auf Ψ zu stützen. Spätere haben jedenfalls den Homer in diesem Sinne verstanden; nicht erst Quint. Smyrnaeus, bei dem 12, 193 Iris die Winde an den Wagen des Zeus spannt und 14, 466 dieselben vom Aiolos herbeiholen mufs; schon Apollonios Rhod. Arg. 2, 764 ff. schickt sie zu solchem Zwecke zum Aiolos, wie er sie ebenda nach dem Vorbild von ß 78 zur Thetis gehen läfst. — Wollte man eine besondere Beziehung der Iris zum Achill und seiner Familie betonen (s. unten), so würde sich damit nicht viel ändern; denn dieser wird auch sonst von Windgöttern bedient, wie seine Rosse, die Geburten der Harpyie, zeigen. Wenn Pt01em. Heph. N. H. 6 p. 195, 25 Westerm. behauptet, Achill habe ποδάρκης nach einer gewissen Άρκη geheifsen, einer Tochter des Thaumas und Schwester der Iris, so spielt diese späte Fiktion zwar mit dem lateinischen Worte für Regenbogen (arcus, τόξον), braucht aber ihrem Kerne nach (d. i. der Verbindung Achills mit Iris) ebensowenig von dem Fälscher herzurühren wie die Geschichte von Achills Rossen 5 p. 192, 2, die sich zum Teil schon bei Diodor 6 fr. 3 Dindf. Eustath. II. p. 1190, 55 findet. B. Die Götterbotin. 1. Rias. O 143: Als Zeus sieht, dafs die Achäer mit Poseidons Hülfe die Troer zurückdrängen, läfst er durch Hera eiligst Iris und Apollon herbeirufen, jene, dafs sie dem Poseidon Einhalt gebiete, diesen, um Hektor zu neuem Kampfe anzustacheln. So geschieht es: "Ηρη δ’ ,Απόλλωνα καλέοσατο δώματος έκτος | Ίρι'ν ׳ff’, ητε &εοΐσι μετάγγελος ά&ανάτοισιν. Die beiden finden Zeus auf dem Gargaros in einer Wolke thronend. Iris, die zuerst die Befehle empfängt, eilt herab, 170: ώς δ’ οτ’ αν έκ νεφέων πτήται νιφάς ηε χάλαζα | 1ψυχρή υπό ριπής αί&ρηγενέος Βορέαο, | ώς κραιπνώς μεμαυΐα διέπτατο ώκέα Ιρις. Θ 397 —425 werden ihre Funktionen als bekannt vorausgesetzt. Zeus sendet sie aus, der Athena und indirekt auch der Hera Einhalt zu gebieten, aber das Ganze ist kürzer gehalten und erinnert in der Ausdrucksweise an O, welches Buch sich überhaupt mehr in die Götterverhältnisse vertieft. Übrigens sind die Verse Θ 420—424 teils als zu schroff im Munde der Botin (Schol.), teile als Übertreibung von Zeus’ Worten (vgl. Kayser, Homer. Abhandl. p. 50) längst als Interpolation erkannt. Farblos ist Λ 285, wo Zeus sie entsendet, um Hektor zum Kampf gegen Agamemnon anzutreiben. Dahingegen wird Iris Σ 166, nach dem Tode des Patroklos, heimlich (κρύβδα 4ιός) von Hera zum Achill gesandt, der sie fragt, wer von den Göttern sie schicke. Sonst tritt sie als Botin, und zwar des Zeus, noch in ß
mehrmals auf, aber sie teilt in jenem ganz späten Buche ihre Rolle bereits mit Hermes, den — dahin ist Roschers Darstellung Bd. 1 Sp. 2388, 38 ff. zu modificieren — die Ilias sonst überhaupt nicht, sondern erst die Odyssee als Götterboten kennt, Schol. Od. ε 29. Die antiken Erklärer bemerken zu den Worten des Zeus Sl 334 Έρμεία, goi γάρ τε μάλιοτά γε φιλτατόν έοτιν άνδρι έταιρίαοαι — folgendes: 'Der Dichter überhebt uns der Frage, warum Hermes und nicht wie sonst Iris als Bote der Götter auftritt.’ Wir werden dies heute vielmehr so ausdrücken: der Dichter dieser Partie empfindet die Notwendigkeit gegenüber dem Gebrauch der Ilias, die Einführung des seiner Zeit bereits vertrauten Boten zu motivieren; die ganze Beschreibung seiner Person, Attribute und Potenzen 340-348 trägt dieser Neuheit Rechnung. Die Erwägung, dafs es sich um Entfernung eines Leichnams handelt (der Diebstahl nach Muster von E 390), darf uns über die veränderten Anschauungen nicht täuschen: bei einem mit Hermes’ Botenamt nicht vertrauten Dichter würde Iris den Leichnam des Hektor ebenso unbedenklich aufgehoben haben, wie Eos den ihres Sohnes. Auf die Rolle der Iris in ß kommen wir noch zu sprechen. — Selbständig, auf niemandes Geheifs, greift sie, aufser in dem bereits besprochenen Ψ, an drei Stellen ein, die sich aber meines Erachtens auf eine reducieren. E 353—369 führt sie die verwundete Aphrodite aus dem Kampf und fährt dieselbe auf Ares’ Wagen zum Olymp, wo sie die Pferde ausspannt und füttert. In einer weit jüngeren und nebenbei aus der Kleinen Ilias ungeschickt interpolierten (143. 144) Partie Γ 121 tritt Iris in Gestalt von Antenors Gattin zu Helena ins Zimmer und ruft sie, sich den Kampf ihrer beiden Gatten Menelaos und Paris anzusehen, der über ihr eigenes Schicksal entscheiden werde. Keiner der Götter hat an dieser rein weiblichen Angelegenheit ein Interesse aufser etwa Aphrodite; und es scheint, dafs der jüngere Dichter die Dienstleistungen, welche Iris in E der Göttin erweist, hier auf deren Schützling übertragen hat; es ist aber etwas sehr Verschiedenes, ob die Göttin eine andere Göttin durch die Luft trägt oder einer sterbliehen Frau eine derartige Boudoirmitteilung macht. Von Γ wiederum ist, wie Düntzer, Homer. Abhandl. 207 erkannt hat, die ganz schlechte Iris-Partie in B abhängig (wegen des in die Ratsversammlung nicht passenden Verses 790 = Γ 129); es ist dies (v. 786 — 806) die Meldung von dem Anrücken des Griechenheeres, welche Iris den versammelten Troerfürsten bringt und zwar, wie die interpolierten Verse 791—794 besagen, indem sie die Stimme des schnellfüfsigen.Priamossohnes Polites annimmt, der als Späher auf hoher Warte Bitzt. Eine Schilderung des überwältigenden Eindruckes, den das anrückende Heer auf die Troer resp. den Kundschafter machte (besonders 798 ff.), im Munde der Göttin auffallend ungeeignet, kann in einem troischen Epos nicht gefehlt haben, wenn sie auch nicht erst im zehnten Jahre vorkam: die hier so schlecht 11*
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Iris (d. Götterbotin im ält. Epos)
Iris (d. Götterbotin im alt. Epos)
verwendeten Bestandteile werden um so eher in einem alten Gedicht von der Art der Kyprien gestanden haben, als wir durch die Troilosscene der Fran^oisvase wissen, dafs die Rolle des Polites dort eine ganz ähnliche war (Bobert, Bild u. Lied 17). Iris ist in B und Γ nicht viel mehr als sonst eine φήμη oder ooea (Τρωαιν δ' άγγελος ηλ&ε π. ω. Ίρις παρ’ Αιός αίγιόχοιο. — Ίρις ,δ’.. άγγελος ήλ&εν), und so scheinen einige Grammatiker die Stellen aufgefafst zu haben: vgl. Etym. Μ. und Hesych. s. v. Ίρις = φήμη (unter anderen Erklärungen). Ob dies aber im Sinne der alten Dichter war, darf man sehr bezweifeln. Die alten und echten Irisscenen tragen einen ganz anderen Charakter, so auch in ii, wohin wir uns zurückwenden. — Die Sendung an Priamos, wo Iris obenein nur das Kommen des Hermes anmeldet (182), ist unbedeutend. Aber voraus geht eine Episode, wo Hera eingehend der Hochzeit vön Peleus und Thetis gedenkt: 60ff., wo auf Zeus’ Anregung, ob nicht jemand die Thetis herbeiholen wolle,
Bedeutung der Iris? Erscheint sie nur als Heroldin, wie in einem anderen Berichte Hermes (s. Marlischeffel, Hesiod, cett. Fragm. p. 157, 2)?*) Das ist möglich, läfst aber noch Raum für eine weitere Vermutung. Theokrit 13, 131 beruft sich, um die Ehe eines fürstliehen Geschwieterpaares zu beschönigen, auf das Beispiel der Rheakinder: tv δέ λέχος οτόρνυοιν ίαύειν Ζηνι και 'Ηρη, | %ϊίρας φοιβήσασα μΰροις έ'τι παρθένος Ίρις.**) Man wird, absehend von der in letzten Worten enthaltenen Anspielung auf Alkaios’ Gedicht (ob. A § 3), eine möglichst ehrwürdige Quelle anzunehmen haben, welche bei diesem starken politischen Anlafs wieder zu Ehren kam. Auch ein pompejanisches Gemälde zeigt Iris als Brautführerin der Hera bei jenem Beilager (gewöhnlich sagt man bei der απάτη auf dem Ida £J). Das Motiv, welches sich bei einem jüngeren Moment aus dem Botendienst unschwer erklären würde, scheint hier nicht der mythologischen Bedeutsamkeit zu entbehren, wo mit einer in der Kunst seltenen Bewufstheit und Absichtlichkeit die Götter nach ihrer Bedeutung (Brot, Wein, häuslicher Herd; vgl. Eurip. fr. 8841 = 892z) ausgewählt sind. Sollte sich darin nicht etwas Ähnliches aussprechen wie in S7 346 ׳Η ρα κα άγκάς ειιαρπτε Κρόνον παΐς ήν παράκοιτιΐ', τοίσι δ υπό χ&ών δία φύεν νεοθ·ηλέα ποίην, λωτόν 9’ εροήεντα ίδε ·κρόκον ήδ* ύάκιν&ον πυκνόν και μαλακόν, ός από χ&ονός ύ·ψόβ’ έέργεν. | τω ενι λεζάα&ην, έπι δε νεφέλην εσβαντο I καλήν χρυβείην' βτιλπναι δ’ άνέπιπτον έ'ερβαι? Man könnte hier an die Nais, Cheirons Gattin (Hesiod fr. 104 Kinkel) oder Mutter (Xenoph. Cyn. 1, 4), oder die Najaden in seiner Behausung (Ap. Eh. 4, 812, vgl. Catull. 64, 287), an seine Tochter Ώκυρρόη (Ovid Met. 6, 637) erinnern, sowie an das Kommen der Götter μετ’ όμβρου και χειμώνος zur Peleushochzeit (Schol. Ap. Bh. 4, 816 p. 507, 19). Die Vermählung des Zeus, welche zuerst mit der Thetis stattfinden sollte, hing’ auch litterarisch mit den Dichtungen von Peleus’ Hochzeit eng zusammen. Jedenfalls würde ich Iris als Bereiterin des Brautlagers auf der feuchten Berghöhe, sei es des Ida, oder des Pelion, oder beider, festhalten, wenn wir auch zu einem litterarischen Ergebnis nicht gelangen. Iris und die Kentauren stellt z. B. Cicero (oben Sp. 324, 1) zusammen; vgl. auch Colvin, Journ. of hell. stud. 1, 140 und unten Bildwerke § 4. Nebenbei bemerke man, für den Zusammenhang der Theogonie und der Peleushochzeit, den Okeanos der Fran90isvase, welcher in der von Aeschylos benutzten Titanomachte vorkam, in der späten Nachdichtung
Fig. 1: Iris in dem Hochzeitszuge den Göttern voranschreitend, Scene d.Fran 431 nr. 134; Isis ganz von einem Sternenschleier umgeben, beide Hände auf die Schulter des Sarapis legend auf einem roten Jaspis in Berlin, Tölken p. 21, 1, 2, 77. Interessante Darstellungen haben wir auf den geschnittenen Steinen des Museo Denh bei Dolce, Descr. istor. del museo di Cristiano Denh. A nr. 17 p. 5: ״Iside in piedi con— diverse stelle nel campo tenendo con una mano un Asta, sovra della quale vi e il Bue Apis, e con 1’altra mano tiene il suo Figlio Oro in piedi. Intaglio antico di stile Egizio in Diaspro negro originale nel Museo“ u. des Museo Borgia, Documenti inediti p. s. alia storia dei Musei d’Italia. Vol. III p. 425, 3. Cl. 1. div. nr. 14: ״Diaspro verde. Iside in piedi —. Elia colla destra alzata s’appoggia a un bastone lungo, sulla cui cima evvi unpiccolo simulacro d’Apidea lei converso; sulla sinistra avanti se porretta porta una aspide a lei rivolta —. Nel campo alia sua destra sono cinque stella, alia sinistra tre; tutt’ attorno come un soleo ovato, con varie ondulazioni irregulari“; nr. 15: ״Diaspro verde. Iside nel costume di num. 14: in piedi, la destra appoggiata ad una asta, nella sinistra un piccolo serpe; nel campo alia sua destra tre stelle, alia sinistra cinque. 11 tutto circondato d’un soleo ovato, con varie ondulazioni irregolari“; nr. 16: ״Ematitc. Mezza figura di Iside, vestita ed ornata come in num. 14, 1’alzata destra appoggiata ad una asta lunga con un pomolo in cima, sulla sinistra una aspide coi petto eretto ed a lei conversa, di qua e di la della testa un astro a otto raggi: in areo attorno la figura corre un soleo ondulato“, vgl. p. 426 f. nr. 19; die wellenförmige Furche soll wohl das Hirn-
melsgewölbe, nach ägyptischer Auffassung ale Wasserfläche gedacht (Le Page Renouf, Vorlesungen über Urspr. u. Entwickelung der Religion p. 103) andeuten; Raspe p. 28 nr. 305: ״Soufre de Siosch. Isis le sistre dans la g. et un sceptre dans la dr., descendant d’en haut et adoree par Anubis, a tete du chien, qui est a genoux devant eile, et lui presente son caducee. Au champ cinq etoiles et Merkwürdig ist ein grüner Jaspis der Dattilioteca de la Turbie nr. 106, Visconti, Op. var. 3, p. 416, welcher das Sistrum der Isis mit dem Zeichen des Wassermanns in Verbindung setzt: ״Sur le devant le signe du Verseau, avec un bonnet semblable ä celui de Castor et d’Isis, un sistre et un vase; au revers, les sept voyelles grecques, avec d’autres caracteres et signes exprimant des paroles superstitieuses.“ Unter dem Namen IleSmut oder Rerit hält Isis nach Rrugsch, Rel. p. 203, 211, 649, 711, 712 in Nilpferdgestalt den ״Vorderschenkel des Set am nördlichen Himmel“, d. i. den grofsen Bär, an einer Kette gefesselt. Griechisch-römische Darstellungen der Isis in Nilpferdgestalt sind mir unbekannt; in ägyptischen Denkmälern erscheint auch lsis-Apet, ״Isis, die Nilpferdgöttin, die göttliche Mutter in der Metropole des Tentyritischen Nomos“ so gebildet, Joh. Dümichen. Bauurkunde der Tempelanlagen von Dendera. Leipzig 1865. 4°. p. 3—4; Lanzone, Diz. p. 21—23, Tav. 8, 2; 9, 2. Auf einem Nilpferdgeepann soll Isis auf späten Vota-Publica-Münzen vorkommen (8. oben); aber auch Harpokrates erscheint auf einem von zwei Nilpferden gezogenen Wagen auf einer Marmorbasis des British Museum, Museum Odescalchum 2 Tab. 48 p. 114; Anc. Marbles of the Brit. Mus. Part 10, PL 52; Lafaye p. 295 nr. 106. Auch in dem Sternbild der Jungfrau, die Hesiod für Dike erklärte, sahen eiuige die Isis, s. Eratostbenis catasterismorum reliquiae rec. Carolus Robert p. 84: 0Γ μεν γάρ αυτήν cpaciv είναι Αήμητρα διά τό εχειν ΰτΰχυν, οι δε 'ΐαιν, οΐ δε ,Αταργάτιν, οι δε Τύχην, διό και άκέφαλον αυτήν οχηματίζουβιν u. Avienus rec. Alfred Holder 2, 282 ff. Aut Pelusiaci magis es dea litoris Isis, Digna poli, consors et cura latrantis Anubis. Seu tu diva Ceres, sic nam tibi flagrat arista Et, ceu Siriaco, torretur spica calore Protentata manu, seu quae pernicibus alis, Nec sat certa gradum, viduataque vertice summo Fluxa pilae vertis vestigia, lubricum ut aevum Sors agat et subitis obrepat mobile fatum Temporibus. Vgl. E. Maafs, Analecta Eratosthenica = Philol. Unters. Berlin 1883. 6. Heft. p. 86; p. 136 Anm. 120; Gaedechens, Der marmorne Himmelsglobus des F. Waldeckisihen Antikenkabinets zu Arolsen p. 20, 21^Anm. 1. Eine Darstellung der mit Isis identificierten Jungfrau haben wir wohl auf einem roten Karneol der Coll, de Μ. de Montigny. Pierres gr. p. 37 nr. 508: ״Deesse drapee, coiffee d'une flewr de lotus, un epi a la m. dr., une corne d’abond. au bras g. Elle est assise sur un monstre forme d'une protome de
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Isis (mit Selene identificiert)
Isis (mit Selene identificiert)
taureau et d'une protome de chcvre;“ denn das ist, abgesehen von dem Kopfputz, genau der Typus, den King, The Gnostics* Pl. Μ., 5, p. 445 so beschreibt: ״Astrological Trine, or figure produced by dividing the circle of the Zodiac into equilateral triangles. Here Virgo (Astraea) at the Apex of a triangle, is borne up by Taurus and Capricorn“, vgl. Müller, Mus. Thorvaldsen p. 91 nr. 723; Tölken 3, 1429. Von den Griechen wurde Isis mehrfach mit Selene identificiert. Dafs diese Auffassung nicht ägyptisch war, ist schon von verschiedenen Seiten, so vonEd. Meyer (s. oben)u. Wiedemann, Herodots 2. Buch p. 192 hervorgehoben worden. Zwar wollen nach Lanzone, Diz. p. 818, p. 845, Anm. 18 immerhin einige Ägyptologen (S. Birch in Wilkinsons M. a. C. vol. 3; W. Pleyte, Chapitres suppl. du Livre des Morts 162, 162*, 163 p. 24; A. Mariette, Dentierah Texte p. 208 und Bev. arch. 1884 3® ser. 4 p. 347, vgl. auch Naville, La litanie du Soleil р. 37) eine lunare Bedeutung der Isis gelten lassen, doch scheint mir das von ihnen Vorgebrachte, soweit ich es beurteilen kann, allzu unsicher zu sein. Auch den Beinamen der Isis von Apollinopolis Hatit ״die weifse, leuchtende“ erklärt Brugsch, Bel. p. 663 nur frageweise aus einer etwaigen Auffassung derselben als Luna. Die Stellen der klassischen Autoren findet man bei Boscher, Selene p. 14 Anm. 40, p. 76 Anm. 293, p. 77 Anm. 297, p. 78 Anm. 306, p. 125 Anm. 532, p. 168, vgl. Wiedemann, Her. 2. B. p. 189, Jablonski, Panth. Aeg. lib. 3 cap. 1, Georgii in Paulys B.-E. 4 p 281—282, 297—298; Kopp, Palaeogr. crit. 4 § 614 p. 35, Suidas 8. v. Αόγματα·, Laur. Lydus de mensibus 4, 32: ή ds Vfftg τή Αίγυπτίων φωνή παλαιά σημαίνεται, τούτεστιν ή σελήνή ηαι προσηηόντως αυτήν τιμώσιν έναρχόμενοι οδών, Scriptorum mythic. Lat. tres ed. Bode 3, 7, Proserpina c. 4 p. 199: Dicitur et Luna sistrum habere propter primum mundanae harmoniae tonum, qui a terra usque ad lunam est,etc; zu Diog. Laert. 1, 10 und Euseb. Praep. ev. 3, 2 vgl. Lepsius, Über die Götter der vier Elemente bei d. Äg. (Abh. d. Kgl. Ak. d. W. zu Berlin 1856) p. 213 ff. Von der Scheibe ihres Hauptschmuckes, die bei den Ägyptern die Sonnenscheibe repräsentiert, sagt Äpul. met. 11 с. 3: cuius media quidem super frontem plana rotunditas in modum speculi vel immo argumentum (Haupt, Opuscula 3, 1 p. 620: argenteae) lunae candidum lumen emicabat, vgl. Petschenig, Wiener Studien 4, 1882 p. 140; u. Ovid, Met. 9, 687 singt: inerant lunaria fronti | Cornua, cum spicis nitido flaventibus auro. Eine Anzahl Denkmäler habe ich verzeichnet Zeitschr. f. Num. 14 p. 101—105. Mit dem Halbmond an den Schultern erscheint Isis auf Münzen von Aphrodisias, Herakleia Salbake, Bagis, Hyrgaleia, Themisonion, Tripolis, Num. Zeitschr. 21 p. 122, 130, 143, 171, 180, Tfl. 2, 10, 181, Tfl. 2, 11. Die von mir Zeitschr. f. Num. 14 p. 103 citierte Münze des Antoninus Pius von Argos stellt dagegen schwerlich Isis dar. Eine nur im obem Teil erhaltene Marmorstatue u. ein gleichfalls von einer Statue abgebrochener Kopf in Rom haben über dem
Schleier den Halbmond, C. L. Visconti, Bull, della commiss. arch. comun. 15 p. 133 nr. 3 u. 4; eine Terracottabüete des Museums in Aix wird von H. Gibert, Le Musee d’Aix 1 p. 471 nr. 1539 beschrieben: ״Isis. Tunique. Cheveux en boucles. Croissant et fleuron sur le front“; eine Bronzebüste des Museo Borgiano § 55 nr. 516, Doc. ined. 1, p. 399 hat ״in testa i soliti cincinni, un diadema ossia una Stefane, sui cui margine sopra la fronte della dea posa una mezza luna fra due spighe. In mezzo alle spighe sollevansi due corna spiralmente vergüte, includendo un globo fregiato di un aspide annodato e dietro questo globo si alzassero due penne 01■a corrose“. Eine Bronze der Sammlung Greau, Coll; J. Greau. Bronzes antiques p. 237 nr. 1112 zeigt Isis mit Diadem, darüber den Halbmond und inmitten desselben ein Blatt. Auf einer Bleitessera bei Ficoroni, De plumbeis ant. numismatibus p. 102 cap. 29 nr. 13 erscheint ״Isis cum luna falcata supra caput, sistrum dextera tenens.“ Auf einem Karneol in Coll. Schaaffhausen p. 4 nr. 79 soll dargestellt sein ״Isis sur son trone allaite le Cynocephalos, devant eile se tient un gargon nu, les mains elevees. En bas a dr. le croissant“. Der Kynokephalos war dem Thot geweiht, welcher lunare Bedeutung hatte; indessen de Murr, Descr. du cab. de Mr. Paul de Praun p. 296 nr. 355 bezeichnet die Figuren als Aphrodite den Anteros [?] säugend nebst Eros. Ein Karneol des Museum Meudianum p. 247 zeigt die einander ansehenden Häupter des Sarapis u. der Isis über einem Adler und über dem Haupte der Isis einen Halbmond; ein Chalcedon der Sammlung Stosch, Winckelmann, Descr. des p. gr. de feu baron de Stösch p. 43, II, 4, 67 = Stl. Werke 9 p. 330 ·Sarapis und Isis über einer Art Dreifufs libierend, zwischen ihnen die Köpfe der Diana [Selene?] u. des Apollon mit Strahlen umgeben; ein Lampengriff bei Santi Bartoli Parte 2 Tav. 34, Lafaye p. 304 nr. 133 vereinigt auf einem Lectisternium Sarapis, Isis, Sol und Luna; auf einem Bronzeplättchen bei Caylus, Bee. d’ant. 1, Pl. 86, 1 p. 213 — 214 sieht man neben einander die Büsten des Helios und der Isis; auf einem Sardonyx des Cat. du musee Fol. 2 p. 87 nr. 1598: ״Tetes d'Apollon et de Diane (Hecate), la tete d'Apollon est entouree de rayons et celle de Diane surmontee d’une fleur de lotus(?);“ auf einem Stein bei Pappadopoulos p. 17 nr. 269: ,”Ανω&εν προτομή Αιδς Σεράπιος, μοδιοφόρου, προς δεξιάν 'άντιχρύ αυτού προτομή Σελήνής πρ. ά., φοροΰσης αστέρα nat μόδιον · ηάτω9εν άετδς ορ&ιος πρ. ά. άναπεπταμένας εχων τάς πτέρυγας.“ Ein Altar in Apulum iet geweiht Sarapidi Iovi Soli Isidi Lunae Dianae dis deabusq(ue) conservatorib(us), Arch. Epigr. Mitt, aus Österr. 9 p. 246, Drexler, Myth. Beitr. 1 p. 55; die Widmung an Luna und Isis Aug(usta) Herzog, Galliae Narb. hist. n. 207 8. jetzt C. I. L. 12, 4069; der Leichenstein eines pausarius der Isis in Arelate zeigt über der Inschrift einen Halbmond, Henzen 5835 = C. I. L. 12, 734. Da von einigen, wie z. B. von Siecke (s. oben 2 Sp. 269) u. G. Secchi, Ann. dell’ Inst.
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Isis (identificiert mit Io)
Isis (identificiert mit Io)
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di Corr. arch. 1838 p. 322—324 auf Grund der tronne, Ree. nr. 120 = C. I. Gr. add. 4943 = oben a. a. 0. und Ann. a. a. 0. p. 323 ange- Kaibel 981; Callimachea ed. Schneider 1 p. 95 führten Notizen, dafs Im in der Sprache der nr. 58; römische Dichter bezeichnen sie als Argiver den Mond bezeichne, Io als Mond- Inachis, Ovid Fasti 1, 454; Met. 9, 686; Martial göttin erklärt wird, soll an dieser Stelle einiges 11, 47,4; Properz 2, 24,4. Aufserdem bezeugen über die Identificierung von Isis und Io unzählige Stellen die Identifikation beider, bemerkt werden, obwohl der Gleichklang von Prop. 2, 21, 19-20, 61; 2, 24, 13—16; Ovid, Io mit dem koptischen loh ״Mond“, worauf sich de a. a. 1, 77—78; J.»z. 2, 46; Met. 1, 747; Secchi a. a. 0. und Rofs (8. oben) berufen, nur 5, 619ff.; Trist. 2, 297—298: Heroid. 14, 107f.; ein ganz zufälliger ist u. Io u. Isis Ursprung- 10 Lucan. 6, 362—363; luv. 6, 524—526, wozu lieh gar nichts mit einander zu thun haben, vgl. das Scholion mit Schopens Konjektur in s. Wiedemann, Her. 2. B. p. 192—193. Die Heinrichs Ausgabe 1 p. 227, 387; Val. Flacc. Ähnlichkeit der Io u. Isis in dem Punkte, dafs 4, 346f., 416—420; Statius, Silvae 3, 2, 101; beide Hörner trugen, war schon Herodot 2, 41 Anthol. Lat. 3, 323 Burmann = 2, 997 Meyer (vgl. Letronne, Rec. des Inscr. gr. ei lat. de == 2, 732, 10 Riese; Lutatius zu Statius Theb. l’Eg. anc. 2 p. 167) aufgefallen. In Ägypten, 1, 265; vgl. Jablonski, Panth. Aeg. 2 p. 11; so sangen seit Aischylos u. Pindar die griechi- Servius zu Verg. Aen. 7, 790 ed. Lion 1 p. 444; sehen Dichter, habe Io ihre natürliche Gestalt zu Georg. 3, 152 ed. Lion 2 p. 273—274; Phizurückerhalten u., vom Zeus berührt, den Epa- largyrius zu Georg. 3, 153 ed. Lion 2 p. 336; phos geboren, Preller, Griech. Myth. 23 p. 43; 20 Augustinus De civ. Dei 1. 18, 3; 37; Mythogr. Gerhard, Gr. Myth. 2 p. 133, § 793, 6; K. H. lat. 1 nr. 18, p. 6 ed. Bode; 3 nr. 7, Proserpina W. Völker, Mythische Geographie der Griechen c. 4 p. 199; Hyginus c. 145 p. 24 ed. Μ. Schmidt u. Römer 1 p. 2, p. 231. Die verschiedenen und in Mythoar. lat. ed. A. van Staveren 1742 Versionen der Sage, wie sie nach Ägypten ge- p. 254—255; Charax Pergamenus in F. H. Gr. 3 langt, stellt zusammen Engelmann oben 2 nr. 12 = Mythogr. ed. Westermann p. 324; Etym. Sp. 267—268, vgl. auch Syncellus p. 237 und Μ. s. v/lctg; Evßota; άφ/σιος Ζενς; Suidas s. v. Anth. Gr. cd. Jacobs 4 p. 155 nr. 183 = Anthol. Apollodor lib. 2 c. 1 § 3 in Mythogr. ed. Pal. ed. Dübner 1 p. 305 nr. 169, vs. 3—4; Westermann p. 36 = F. H. Gr. 1 p. 126; Diodor über die beiden ihre Ankunft in Ägypten dar- 1 c. 24 = Euseb. praep. ev. 2, 1, tom. 1 p. 56 stellenden Wandgemälde s. Engelmann oben 2 30 ed. Heinichen; Clem. Alex. Strom. Lib. 1 p. 322 C, Sp. 278 u. de Ione p. 27—28; Helbig, Wand- Paris 1644; Epiphanias adv. haercses 1. 1 c. 9, gemälde p. 40—41 nr. 138 u. 139 u. die von Corpus haereseol. 2, 1 p. 44 ed. Oehler; Plut. ihm citierten Autoren; ferner Helbig. Unters, de malign. Herod. Op. ed. Reiske 9 p. 400; üb. d. camp. Wandmalerei p. 138; Winckelmann, Lucian, Dial. deor. 3; Dial. deor. marin. 7; Stl. Werke 11 p. 211—213; Overbeck, Zeus vgl. Nonnus, Dionys. 3, 275 (Αίγνπτίη 4ηp. 484—485 nr. 22. 23; K. 0. Müller, Hdb. d. μήτης) u. 31, 37. Auch wenn Isis bei Plut. Arch. d. Kunst3 p. 519 § 351, 4; Fiorelli, Descr. de Is. 3, 37 als Tochter des Prometheus bedi Pompei p. 361; D. Monaco, Guide general zeichnet wird, so zeigt dies ihre Identificierung du musee national de Naples 1884. p. 25 nr. 9558; mit Io, da auch diese nach Istr. fr. 40 eine Stephani, 0. r.p. l’a. 1861 p. 93; Lafaye p. 188, 40 Tochter desselben heifst. p. 327 nr. 218. Vgl. auch Lipperts, Dactyl. Von Bildwerken, die eine Vermischung von univ. Chilias 3 p. 4, 1 nr. 26 freilich sehr Io u. Isis darstellen könnten, ist zu bemerken unsichere Deutung eines roten Jaspis: ״Io, ein Marmorkopf im Louvre ״mit den Zeichen a love in vaccam conversa, et a Iunone in eines Mondes und einer platten, kleinen Schlange fugam coniecta errorem ad Nili ripas sistens. — in der Mitte des Diadems, Mohnköpfen der Hic, ad ripam fluvii, templum Dianae in col- Ceres an demselben und Hörnern der Io an der liculo positum, et infra illud, canis conspicitur.“ Stirne“, Lafaye p. 275/6 nr. 39 (״Isis-Lune“); Identificiert mit Isis wurde Io aber erst in der Clarac, Mus. de sc. 1087, 2733 B; Fröhner, alexandrinischen Periode, s. Letronne, Rec. 2 Notice nr. 559; Weicker, D. akad. Kunstmuseum p. 167; E. Plew, N. Jahrb. f. Phil. 1870 50 zu Bonn nr. 173; Kekule, D. akad. Kunstp. 669ff.; Engelmann oben 2 Sp. 270; denn die museum zu Bonn p. 101—102 nr. 404. 0. Bennvon Brugsch in Schliemanns Ilios p. 817—821 dorf u. R. Schöne, Die antiken Bildwerke des u. Rel. d. a. Aeg. p. 404—405 behauptete Ver- Lateranensischen Museums p. 83 nr. 13 verwandtschaft der vor Set geflüchteten, an einigen zeichnen: ״Isiskopf. Ital. Marmor. Durch das Orten Libyens als Kuh u. junger Apisstier ver- Haar, das in langen steifen Locken rings um ehrten Gottheiten Isis und Horos (vgl. Wiede- den Kopf fällt, geht ein Band. Uber der Stirn mann, D. Rel. d. a. Äg. p. 114) mit Io und in der Mitte ergänzt eine Lotosblume, wozu Epaphos, die beruhen soll ״auf einer gemein- wahrscheinlich ein Ansatz vorhanden war. samen Quelle, die auf dem Boden der liby- Auf der Stirn zwei kleine Hörner.“ sehen Seite des ägyptischen Deltalandes ent- 60 Das ״Caput muliebre velatum cum Luna sprang, auf jenem Gebiete, welches bereits in bicorni supra verticem“ einer alexandrinischen den älteren Zeiten der Geschichte der Pharao- Kaisermünze (Zoega p. 169 Antoninus Pius nen einen regen Fremdenverkehr zu Wasser u. nr. 50, Mi. 6, 1460), von dem Zoega behauptet: zu Lande sich entwickeln sah“, ist doch recht ״sistit Isidem Ionem quae Luna,“ ist wohl einunwahrscheinlich, s. Preuner, Suppltbd. zum fach als Selene zu bezeichnen. Eine cylindrische Jahresber. über die Fortschr. d. kl. A. - W. Basis zeigt angeblich Isis auf dem Thron, 25. Bd. p. 145. in der R. das Füllhorn, in der L. Ähren, das Nun führt Isis den Beinamen ,Ιναχίη, Le- Haupt verschleiert und daraus sich erhebend
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Isis (= Göttin d. Morgenröte??)
Isis (= Göttin d. Erde)
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zwei Hörner, Lafaye p. 295 nr. 107; Amadutius, der Isis wegen dieser Auffassung als MorgenVet. monum. in hortis Caelimontanis 3, 25; röte erteilt worden ist, lasse ich dahingestellt Winckelmann, Monum. ined. 2, 1 cap. 7 p. 26; sein, da sie doch wohl auch als ״Königin“ Visconti, Musce Pie-Clem. 7, 14,14a [p. 76—83] dieses Epitheton führen kann, wie ja auch die p. 82; aber nach Weicker, Zeitschr. f. Gesch. u. Königin der Götter Hera in der Ilias 1, 611 Auslegung der a. Kunst 1, p. 466 Anm. 137 (vgl. Trede 2, p. 363) χρυαό&ρονος genannt wird; sieht man in der Abbildung ״nicht deutlich dafs ihr Name hieroglyphisch durch einen Thron genug die Hörner mit dem Rund dazwischen“; oder Sitz ausgedrückt wird {Parthey in seiner es ist demnach einfach Isis mit der Sonnen- Ausgabe von Plut. De Is. et Os. p. 150—151) scheibe zwischen den Hörnern hier dargestellt. 10 kommt hier wohl nicht in Betracht. Auch die Kaum an Isis-Io ist zu denken bei einem Bezeichnung als κυρία ροδόστερνος {C. I. Gr. in Coll. H. Hoffmann 1. Paris 1886. p. 71 5115), worunter man Isis verstanden wissen nr. 312 unter der Abteilung Poterie romaine will, wage ich nicht mit Bestimmtheit aus einer so beschriebenem Gefäfs: ״Beau lecythe, fagonne etwaigen Auffassung als Morgenröte zu eren tete d’Isis. La deesse porte au front une klären; wenn sie in Inschriften von Tentyra parure de quatre feuilles de lierre qui sont als ״dunkelrotes, süfsliebes Mädchen“ bezeichdisposees en croix autour d’un korymbe. Les net wird, Brugsch, Bel. p. 606, so bezieht sich cheveux ondules et ornes de deux autres ko- dies wohl nur auf die braune Hautfarbe. rymbes, descendent en boucles (trois de chaque In ägyptischen Texten wird Isis als ״der cöte) le long du cou. Mais ce qui donne un reel 20 angebaute Erdboden (sochit)“, ״die Schöpferin interet ä cette tete, c’est son identification avec der grünen Saat, die allen Menschen das Io, car eile a des oreilles de vache parees de Leben spendet“ ,· ״die Grüne, deren Grün pendentifs. Trouve ä Vintimille.“ Eine merk- der Erde gleicht“ {Brugsch, Bel. p. 647, würdige Vase beschreibt Fröhner, Cat. d’une 649 — 651) ״die welche schafft' die grünen coli, d’ant. [du prince Napoleon]. Paris 1868. Kräuter“ {Brugsch, Hierogl.-demot. Wörterbuch p. 74—75 nr. 106: ״Vase spheroidal ä deux 2 p. 360; Ebers, Aeg. u. d. B. Μ. p. 358) beanses. Une tete d’Io reconnaissable d ses cornes zeichnet. Plutarch c. 38 berichtet, dafs man et ά ses oreilles de vache, est appliquee sur le die Erde, soweit sie vom Nil befruchtet wird, devant de la panse. Elle sort d’un fleuron de für den Körper der Isis hält. Sera, zu Vergil cinq feuilles; de chaque cöte, on apergoit un 30 Aen. 8, 696 vol. 2 p. 302 ed. Thilo, vgl. Mythogr. petit alabastron. Cette tete Supporte une Scylla Lat. 2, 90 p. 106; 3, 17 p. 199 erklärt sie für ailee representee au moment de sa transforma- den genius Aegypti u. behauptet — freilich tion------ . Sur le revers: tete d’Isis, surmontee grundlos — der Name Isis bedeute in der d’un disque et d’une coiffure de plumes.“ Sprache der Ägypter die Erde. Pherekydes Auch als Morgenröte wird Isis erklärt, verbindet mit der Deutung auf die Erde eine nämlich von Le Page Benouf p. 104, 150, vgl. philosophische Erklärung des Namens: είτ’ Lanzone p. 814; Brugsch, Bel. p. 137. Ähnlich έπεζίασι φυβικώτερον τώ λόγω λέγοντες Ίσιν deutet Naville, La litanie du Soleil p. 38 bei μετωνομάσ&αι την γην, άπο τής περί την &έσιν Erklärung der Bezeichnungen des Ra als ״celui την κατά μέσον ίσότητος. Nach Macrob. Sat. qui va toujours vers celui qui le precede, l’image 40 1, 20 ρ. 323 ist Isis ״vel terra vel natura rerum du corps d’Isis“ und ״celui dont la tete brille subiacens Soli“. Auch bei Iulius Firmicus plus que celui qui est devant lui, l’image du Maternus de err. prof. rel. vol. 12 p. 986 ed. corps de Nephthys“ (p. 37, vs. 17 u. 18) Isis u. Migne wird Isis als Erde gedeutet und bei Nephthys ״comme personnifiant des etres, dont Matranga, Anecdota Graeca p. 365 aus ’Ιωάνναν chacun caracterisait plus particulierement l’un γραμματικού Τζέτζου περί των _ σημείων τής des horizons; peut-etre l’etoile du matin et celle γής unter den Namen der Erde Ίσις verzeichdu soir, ou encore le crepuscule du matin et net; vgl. Georgii s. v. Isis in Paulys B.-E. 4 celui du soir“, nur dafs er der Isis den Westen p. 276 u. die von ihm citierten Autoren. Leon und der Nephthys den Osten zuweist, Le Page von Pella erzählt, Isis habe, als sie ihren Benouf p. 116. Beide Göttinnen gleichen ein- 50 Eltern, die Könige gewesen seien, opferte, den ander übrigens in der Auffassung aufserordent- Anbau der Getreidefrucht erfunden u. ihrem lieh, so dafs es nicht unmöglich ist, dafs die Gemahl, dem König Osiris u. seinem Minister ’Ησενέφυς ή καλούμενη έαρ in Papyrus magica Hermes gezeigt, weshalb sie auch am Haupte Musei Lugd.-Bat. V p. VII, 24, Dieterich p. 773, Ähren trage, Leo Pellaeus fr. 4 u. 3, F. H. Gr. 807 aus dem ägyptischen Doppelnamen Ise- 2 p. 331—332; Aug. De Civ. Dei 8, 27; Tertull. Nebthi, Isis-Nephthys entstanden ist, s. Brugsch, de coron. milit. 7. Auf der von Diodor 1, 14 Bel. p. 734. Eine ägyptische Darstellung zeigt erwähnten Isisstele wird sie als εύροΰσα τής nach Brugsch, Bel. p. 137 ״die rote Sonnen- κριΟ'ής καρπόν bezeichnet. Im Hymnus von scheibe des Morgenaufganges getragen auf den Andros vs. 47ff. {Orphica ed. Abel p. 289, H. Händen des Schwesterpaares Isis (rechtsseitig) 60 in Isim ed. Sauppe p. 19—20) sagt sie von sich: u. Nephthys (linksseitig) d. h. der Morgen- έμμι s die hohe Auszeichnung gewährte,war Μ. Claudius regionibus, quas modo animo metatus sum, Marcellus, der Konsul des Jahres 532; in einer dedico sedem opimis spoliis, quae regibus duci- Schlacht gegen die gallischen Insubrer erbusque hostium caesis me auctorem sequentes schlug er ihren Führer Viridomarus {Liv. ep. XX. posteri ferent.* Haec templi est origo, quod Verg. Aen. 6, 869, dazu Servius, fast, triumph. primum omnium Romae sacratum est. Der 20 C. I. L. 1 p. 458. Μ. Claudius M. f. Μ. n. Akt der Inauguration und die Dedikations- Marcellus anno LX[XXI] | cos. de Galleis formel, die nur am fertigen Bau gesprochen Insubribus et Ger[man.] | K. Mart, isque spolia werden konnte, folgen unmittelbar nach ein- [opima r]ett[ulit | d]uce hostium V[iridomaro ander, vgl. Jordan, Krit. Beitr. S. 254; Lion. 2,34 ad Cl]astid[ium | interfecto], s. auch die bei (dieser läfst den König vor derWeihuDg noch die Romulus und Cossus angeführten Stellen). Antemnaten unterwerfen). Plut. Rom. 16. Prop.5, Denare des P. Cornelius P. f. Lentulus Mar10, 7. 46. Val. Max. 3, 2, 3. Flor. 1, 1, 16. cellinus (c. 706 Lrumanni, S. 206, c. 709 Babelon Ampel. 21. Lio 44, 4. Serv. ad Aen. 6, 859. Elogium des Romulus C. I. L. 1 p. 283 elog. 22 = 10, 809 isque | primus dux duce hostium | 30 Aerone rege Caeninensium | interfecto spolia opifma] | Iovi Feretrio consecrafvit]. Der Stiftung gab Numa die gesetzliche Weihe durch die lex opimorum spoliorum, Fest. p. 189: cuius auspicio classe procincta opima spolia capiuntur, Iovi Feretrio darier oporteat {Jordan, Der Konsul C. Claudius Marcellus, die spolia opima im Tempel des Iuppiter Feretrius darbringend, auf einem Herrn. 7 S. 206 liest oportet) et bovem caedito, Denare des P. Cornelius Marcellinus (nach Babelon 1 qui cepit aeris C. C. secunda spolia in Martis S. 352). aram in campo solitaurilia (über die Formen suovetaurilia und solitaurilia vgl. Marquardt 40 s. unten) zeigen ihn auf dem Revers, die spolia 32 S. 173 Anm. 13) utra voluerit caedito tertia opima im Tempel des Iuppiter Feretrius spolia Ianui Quirino agnum marem caedito, darbringend {Cohen, T. 12 Claudia 4 dazu C. qui ceperit ex aere dato cuius auspicio Mommsen, R. Μ. nr. 303 S. 648. Lonaldson, capta, dis piaculum dato. Die Fortsetzung Arch. num. nr. 11 S. 45. Babelon, Leser, des huius aedis lex nulla exstat neque templum monn. de la republ. rom. 1 S. 352 nr. 11, vgl. habeat (habeatur Jordan) neque (necne J.) scitur S. 427 n. 69, 2 S. 534. Stevenson, A dictionary geht nach Jordan a. a. O. auf den Ianus of Roman coins S. 209; die Münze restituiert Geminus; zum Verständnis des vielfach ver- von Traian). Als vierter Fall konnte, wie dorbenen Textes vgl. Plut. Mare. 8. Servius ad Gilbert, Top. 3 S. 399 Anm. 1 anführt, Caesar Aen. 6, 859; die ganze lex wird behandelt von 50 gelten, Lio 44, 4, vgl. Lio 51, 24; 55, 5. Die M. Voigt, Abhdlg. der Leipz. Ges. der !׳Piss. Jahrhunderte gingen an dem Heiligtume nicht Bd. 17 S. 561 ff. Ancus Marcius erweiterte den spurlos vorüber; zur Zeit des Augustus war Tempel {Liv. 1, 33, 9 rebzis bello gestis aedis es verfallen und gehörte zu den vielen, die Iovis Feretri amplificata). Soweit die Fabel. dem Kaiser ihre Wiederherstellung verdankten, In der Geschichte bören wir zuerst von dem vgl. Mon. Anc. 4, 5 aedes in Capitolio Iovis Heiligtume bei der Weihung der im Kampfe feretri . . . feci. 6, 31 έργα καινά εγενετό νπ’ mit dem Veienterkönig Tolumnius gewonnenen αντοϋ ναοί μεν . . . ζ/ιος . . τροπαιοφόρον. spolia opima des A. Cornelius Cossus a. 328 u. c. Liv. 4, 20, 7. Cornel. Nepos Attic. 20 accidit, nach Liodor 12, 80. Val. Max. 3, 2, 4. Flor. 1, cum aedis Iovis feretrii in Capitolio ab Romulo 11, 3. Aurel. Viet, de viris illustribus 25. Plut. 60 constituta vetustate atque incuria delecta proRom. 16. Serv. ad Aen. 6, 855, a. 317 nach laberetur, ut Attici admonitu Caesar eam refi,Liv. 4, 20. Lion. 12, 5; in Wirklichkeit im ciendam curaret. Da Atticus 722 gestorben Jahre 326, in welchem Cossus das Konsulat ist und Nepos den Schlufs der vita seines bekleidete, denn nur die spolia opima, die Freundes nach der Niederlage des Antonius der Führer dem Führer abgenommen, konnten bei Actium (c. 20, 5), aber nicht nach dem im Tempel des Iuppiter Feretrius niedergelegt Jahre 725 schrieb, so setzt Mommsen, R. g. d. A. werden, daher mufsten T. Manlius Torquatus, p. 81 die Restitution mit grofser WahrscheinValerius Corvinus und Scipio Africanus minor lichkeit noch in das Jahr 723. Über die
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luppiter (altröm. Kult: I. Feretrius) 674
architektonische Beschaffenheit des Tempels fabricato ad id apte ferculo gerens und Verg. liegen die widersprechendsten Nachrichten Aen. 11, 83 indutosque iubet truncos hostilibus vor. Dio 54, 8 erzählt, Augustus habe ihn armis | ipsos ferre duces inimicaque nomina figi. zum Muster genommen, als er zur vorläufigen Die Ableitung von einem so nebensächlichen Unterbringung der von den Parthern wiederGerät bei einer geschichtlich nur zweimal gewonnenen römischen Feldzeichen dem Mars nachweisbaren Feier hat wenig WahrscheinUltor auf dem Capitole eine Kapelle errichtete lichkeit, besonders da, nach dem Schweigen (κατά το τον ζΐιός Φερετριου ξήλωμα')·, da die- des Varro, Livius und Dionys zu urteilen, selbe auf Münzen sich als aedis rotunda dar- feretrnm gar nicht die offizielle Bezeichnung stellt (vgl. Pinder, Abhdlg. der Rerl. Ak. 1855 » der Tragbahre war, die Kultgebräuche weisen phil. hist. Kl. S. 611—613 u. Tf. 4, 3. Donaldson vielmehr auf einen Zusammenhang mit ferire a. a. 0. S. 26 ff. Stevenson S. 541), so würden hin (vg\. Hartung, Rel. d. Röm.2 S.16). luppiter wir für unser Heiligtum die gleiche Bauart Feretrius und luppiter Lapis ist derselbe. anzunehmen haben, hiermit lassen sich jedoch Im Heiligtume des Gottes wurden ein lapis die Abbildungen auf den oben angeführten silex und ein sceptrum aufbewahrt, Paul. p. 92 Denaren nicht vereinigen. Wir erblicken einen Feretrius luppiter ... ex cuius templo sumeviereckigen Tempel als tetrastylon, die Säulen bant sceptrum, per quod iurarent et lapidem von hoher Basis emporsteigend tragen ein silicem, quo foedus ferirent. Serv. ad Aen. 12,206 Dach, dessen Giebelfläche keinen ornamentalen ut autem sceptrum adhibeatur ad foedera haec Schmuck zeigt; auf der zum Eingang führen- ןratio est: quia maiores semper simulacrum den Treppe steigt Marcellus (nicht Marcel- Iovis adhibebant; quod cum taediosum esset linus, wie Gilbert schreibt) mit den Spolien praecipue quando fiebant foedera cum longe des besiegten Gegners empor ; die Beschreibung positis gentibus inventum est, ut sceptrum des Dionys 2, 34 έ'τι σώζεται τό άρχαΐον ίχνος tenentes, quasi imaginem simulacri redderent έλάττονας η πέντε ποδών και δέκα τάς μείζους Iovis; sceptrum enim ipsius est proprium. πλευράς εχον (der, wie es hiernach scheint, die Neben dem Steine ist das Scepter jüngeren Kapelle mit eignen Augen gesehen), entspricht Ursprungs; es zeigt luppiter bereits in seiner genau dem Bilde. Wer die Zeugnisse der Herrscherstellung, wenn man nicht vorziehen Münzen und eines glaubwürdigen Zeitgenossen will, in dem sceptrum die Darstellung des vergleicht mit der Angabe eines um mehr als Blitzes zu sehen; Marquardt 32 S. 426 vermutet zwei Jahrhunderte jüngeren Schriftstellers, in dem Schwure des Königs oder Feldherrn wird sich kaum mit Preller, R. Μ. 1 S. 200 (Liv. 1, 24, 8; 39, 38, 1. Dionys. 4, 58) beim und Helbig, Die Italiker in der Poebene S. 54 Abschlufs von Verträgen den Grund für seine für einen Rundtempel entscheiden, sondern Verwendung. wird die Nachricht des Dio entweder für einen Darüber, dafs wir in dem flapis’ ein urIrrtum halten (Gilbert, Top. 1 S. 253 Anm. 1) altes Kultsymbol zu sehen haben, besteht kein oder in ihr wenigstens keinen Hinweis auf Zweifel, aber über die äufsere Gestalt deseine Nachahmung in der äufseren Gestalt erselben sind die Meinungen geteilt; M. S. de kennen (vgl. Ricfiter in Iw. Müllers Handbch. Rossi (ann. d. inst. 1867 S. 24 ff.; terzo rapporto d. klass. Altws. 3 S. 820=Raumeister, Denkm. 3 sugli studi e sulle scoperte paleoetnologiche nell’ S. 1480). So erledigt sich auch die Bemerkung Italia media 2. ed. Roma 1871) denkt an eine Helbigs a. a. 0. ״eine runde Kapelle des Iup- steinerne Axt; Preller, R. Μ. 1 S. 247 verpiter (Feretrius?) findet sich auf einem Medaillon gleicht den Flins des Donar und Miölnir des des PhilippuB und der Otacilia; Cohen, Monn, Thor aus der deutschen und nordischen Mythode l’empire 4T 8, 4 = Donaldson nr. 15.“ Die logie (s. Grimm, Deutsche Mythol. 163. 1171. irrige Ansicht über die Lage in arce, d. h. auf Kuhn, Herabkunft des Feuers S. 226); Gilbert, dem nördlichen Hügel des Capitolinus, der Top. 2 S. 225 Anm. 2 erkennt darin ein den heutigen Höhe von Araceli, ist durch Recker, Blitz darstellendes spitzes und scharfes SteinRöm. Altert. 1 S. 402 ff. und Jordan, Top. 2 messer; Helbig a. a. O. S. 92 entscheidet sich S. 498 ff. endgültig widerlegt worden. Über für einen unbearbeiteten Feuerstein, und ihm die Ableitung des Namens Feretrius gehen scheint sich Marquardt, Röm. Staatsverwaltg. 3 schon die Ansichten der Alten weit auseinander: S. 426 anzuschliefsen. Die Stellen der antiken Dionys. 2, 34 läfst die Wahl zwischen den drei Litteratur, welche über die Verwendung des Übersetzungen τροπαιοΰχος, σκυλοφόρος und flapis’ handeln, sind folgende: Liv. 1, 24, 8 ύπερφερέτης; mit ferire bringen ihn in Zu'Diespiter populum Romanum sic ferito, ut ego saminenbang Prop. 5, 10, 46 nunc spolia in hunc porcum hic hodie feriam tantoque magis templo tria condita: causa Feretri | omine quod ferito quanto magis potes pollesque’; id ubi certo dux ferit ense ducem. Plut. Rom. 16. dixit porcum saxo silice percussit. Liv. 9, 5, 3 Marc. 8. Paul. p. 92 quo foedus ferirent, vgl. eum ita luppiter feriat, quemadmodum a die Anmerkung von O. Müller; mit ferre Paul. fetialibus porcus feriatur. Serv. ad Aen. 8, 641 a. a.O. a ferendo quod pacem ferre putaretur, vgl. cum ante gladio configeretur (porcus), a FetiaLiv. 1, 10, 6; mit feretrum dem Holzgestell, libus inventum, ut silice feriretur ea causa auf welchem die erbeutete Rüstung getragen quod antiquum Iovis signum lapidis silicem und aufgestellt wurde, Plut. Marc. 8; ihm putaverunt esse. Liv. 30, 43, 9 senatus conschliefsen sich nach dem Vorgänge von Peri- sultum factum est in haec verba, ut (Fetiales) zonius ,Animadv. hist. c. 7 p. 248 ff. an Schwegler, privos lapides silices privasque verbenas secum Röm. Gesch. 1S. 461 u. Preller, R. Μ. 1 S. 199 mit ferrent. Polyb. 3, 25 λαβών είς την χεϊρα λί&ον Berufung auf Div. 1, 10, 5 spolia . . . suspensa ό ποιούμενος τά ορχια... λέγει τάδε ״ ׳. . . εγώ Boscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. Π. 22
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Iuppiter (altröm. Kult: I. Feretrius) 676
μόνος εχπέοοιμι ώς οδε λί&ος ννν(ί‘ καί nr. 9—12; 10 nr. 18. 19) einen Beweis für die ταντ’ είπών ρίπτει τον λί&ον εχ τής χειρός, Benutzung eines schwertartigen Instrumentes vgl. Paul. ρ. 115. Plut. Sulla 10. Es liegt sehen zu wollen, wäre verfehlt, denn sie durchaus kein Grund vor bei einer dieser zeigen nicht den alten Fetialritus (vgl. Helbig Ceremonieen den Gebrauch eines steinernen S. 92 ־Anm. 3, Preller, R. Μ. 2 S. 325 Anm. 3. Werkzeuges vorauszusetzen; dies hat beMarquardt, Röm. Staatsverw. 32 S. 415 Anm. 5), reite Helbig a. a. 0. mit Recht betont und sondern stellen nach meinem Dafürhalten nur die Gründe für seine abweichende Meinung die Ceremonie des Bündnisschwures dar, wie angeführt: ״Die Erzeugnisse der primitiven sie seit Beginn des zweiten vorchristlichen Steinmanufaktur erregten schon die Aufmerk- 10 Jahrhunderts ohne Fetialen vollzogen werden samkeit der Alten, hätte sich daher ein der- konnte (Liv. 38, 39, 1, vgl. Marquardt S. 426). artiger Rest in dem Fetialritus erhalten, dann Wäre also, wie wir darzulegen suchten, der würden die Schriftsteller, wenn sie von lapis ein einfacher Kiesel, so kann seine Cerauniae nigrae rubentisque ac similes secu- Grofse und Schwere nicht sehr beträchtlich ribus (Plin. 37, 135) sprechen, gewifs darauf gewesen sein, da er nur mit einer Hand gehinweisen, dafs der Pater patratus mit einem führt wurde (Polyb. εις την χείρα — εχ τής ähnlichen Gegenstände das Opfertier tötete, χειρός); demnach hat der pater patratus das und die Berichte über den Ritus nicht einfach Schwein nicht getötet, sondern nur den ersten den silex oder lapis namhaft machen, sondern Schlag geführt, die Tötung hiermit symbolisch irgendwelche Andeutung enthalten, dafs der 20 bezeichnend; das Schlachten selber besorgten betreffende Stein bearbeitet war, vgl. noch — es wird für Staatsopfer öfter bezeugt (vgl. Aug. c. d. 2, 29.“ (Über die Entstehung des Marquardt a. a. 0. S. 181) — die ministri. Glaubens, dafs die Blitze zu den steinernen Helbig folgert aus der Beschaffenheit des Waffen Beziehung hätten, s. Helbig S. 93. 94.) Steines, dafs man unter den römischen KultusMehr noch als Helbigs Beweis ex silentio altertümern vergeblich nach einem Ritus suche, spricht gegen die bekämpfte Auffassung der der ein Unbekanntsein mit der Verwertung der Umstand, dafs die a. 553 u. c. nach Afrika Bronze ergebe, vgl. Petersen, Spuren des Stein· zum Abschluß des Bündnisses reisenden Fe- alters, welche sich bis in die Zeit der beglautialen mehrere (privos i. e. singulos) lapides bigten Geschichte erhalten haben, Festprogr. des silices von Rom mitführen mufsten. Es wäre 30 akad. Gymn. zu Hamburg 1869 S. 8; jedendoch seltsam, wenn eine Anzahl Steinäxte falls aber führt uns der Kult in die latinische oder Steinmesser vorhanden gewesen oder zum Urzeit zurück, in eine Epoche, wo neben der jedesmaligen Gebrauche fertiggestellt wäre; Bekanntschaft mit der Bronze das Steinebensowenig wird man hier den lapides material noch volle Geltung besafs (Fehlen silices eine von den anderen Stellen ver- von bronzenen Schalen und Nägeln, Helbig schiedene Deutung geben können, da sie 5. 77 ff.). Die Überlieferung weifs uns nur ja im Zusammenhänge mit dem gleichfalls von der Verwendung des lapis im Dienste der zum Opferritus gehörigen verbenae genannt Fetialen zu berichten; der Stein selber aber werden. Vertreten wir dagegen die An- ist ein beredtes Zeugnis dafür, dafs der Epoche, sicht, dafs ״der Funken sprühende Stein 40 in welcher er im völkerrechtlichen Verkehr das Symbol des Blitze schleudernden Donner- benutzt wurde als das Symbol eines nach gottes“ war, so läfst sich damit jener Brauch sittlichen Gesetzen waltenden, die Verletzung sehr gut vereinigen, insofern nämlich jeder des Eidschwures strafenden Gottheit, eine Stein von denselben Eigenschaften zum Sym- andere voraufging, wo er den Mittelpunkt des bole des höchsten Gottes werden konnte. Da Kultes in ähnlicher Weise bildete wie die die Vorschrift bestand, die silices aus Rom Lanze des Mars in der Regia (Rubino, Reitr. mitzunehmen, so wird daselbst ein sakraler zur Vorgeschichte Raliens S. 230 ff. Marquardt Akt sie ihrem Zwecke dienlich gemacht haben. a. a. 0. S. 5) und das Feuer im Tempel der Zu diesem Auskunftsmittel war man vermut- Vesta noch zu den Zeiten des Ovid (Ov. fast. lieh genötigt, weil die Fetialen nicht selten 50 6, 295 ff., vgl. Preuner, Hestia-Vesta S. 321; an mehreren Orten zur selben Zeit thätig andere Symbole bei Hartung, Rel. d. Römer 2 waren und weil man den ursprünglichen S. 10 und Ambrosch, Studien und Andeutungen Stein nicht der Gefahr weiter Reisen aus- im Gebiet des altrömischen Bodens und Kultus 1 setzen wollte; seine Verwendung blieb wohl S. 6). Wir erkennen die primitiven Formen eines Naturkultes, in dem ein einfacher Kiesel auf Rom und die benachbarten Stämme beschränkt. In den bildlichen Darstellungen auf genügte, um die Vorstellung der donnernden Denaren des Ti. Veturius (Mommsen, R. Μ. und blitzenden Himmelsmacht im menschS. 555 nr. 19 ״zwei Gepanzerte, der eine bart- liehen Gemüte hervorzurufen. Zu welcher Zeit los, der andere bärtig, mit Speeren und sich mit dem Wesen des Naturgottes die blofsen Schwertern in den Händen, berühren 60 moralischen Begriffe der Treue und Gewissenmit den Scbwertspitzen ein Schwein, das ein haftigkeit vereinigt haben, entzieht sich einer knieender Knabe hält.“ Cohen, Med. consul. genauen Bestimmung; doch dürfte nach dem Vorkommen von Bräuchen, die Ähnlichkeit T. 41 Veturia; vgl. Münzen des C. Sulpicius, Mommsen a. a. 0. 203 S. 576, Babelon 2 S. 471) mit denen des Fetialritus haben, bei interund ähnlichen auf oskischen Münzen der nationalen Abmachungen fremder Nationen Städte Capua und Atella (Friedländer, Die jene Phase der Entwickelung vor die Einoskischen Münzen T. 2 nr. 10; 4 nr. 2) und Wanderung der Italer in die apenninische des Bundesgenossenkrieges (Friedländer T. 9 Halbinsel zu setzen sein (s. Nissen, Das Tem-
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luppiter (altröm. Kult: L Feretrius) 678
pium S. 103). Sicher ist die Institution der auf der praenestinischen Ciste (Mon. ined. 6 Fetialen allgemein italisch (Fetialen bei den T. 54 besprochen von Garrucci, Ann. d.-msi. 1861 Latinern Liv. 1, 24, 4. C. I. L. 10, 797; bei S. 151 ff.), wo die als Diesp(i)t(e)r bezeichnete den Aequiculern =־Aequern Liv. 1, 32, 5. Figur (C. I. L. 1, 1500 = 14, 4106) durch ihre Dion. 2, 72; in Falerii, Fascennium, Ardea Stellung zwischen Iuno und Hercules sich deutlich als den altitalischen luppiter zu erDion. a. a. O. u. 1, 21; bei den Samniten Liv. 8, 39, 14; 9, 1, 3; App. b. Samn. frg. 4, 1, vgl. kennen giebt (vgl. Reifferscheid, Ann. d. inst. 1867 S. 352). Bei Plautus wird Diespiter in Schwegler, Röm. Gesch. 1 S. 554 Anm. 9. Marquordt S. 416 Anm. 7), und es ist daher wahr- Verwünschungs- und Beteuerungsformeln (Capt. scheinlich, dafs die Einrichtungen bei den 10 v. 909 Diespiter te dique, Ergasile perdant... einzelnen Stämmen im wesentlichen dieselben Poen. v. 740 Diespiter ros perduit. Poen. waren. Die Fetialen sind die Priester, welche v. 869 Diespiter me sic amabit, ut ego hanc bei der Regelung der völkerrechtlichen Be- familiam interire cupio) in gleicher Weise wie Ziehungen auf die Beobachtung des ,,iustum luppiter angerufen (vgl. Hubrich, De düs Flauund pium“ zu sehen haben; wo immer sie auf- tinis Terentianisque, Königsbg. Diss. 1883 p. 26); traten, bei Abschlufs und Aufkündigung von in ähnlichem Sinne erwähnt ihn Horaz c. 1,34,5; Bündnissen und Verträgen, bei der Genug- 3, 2, 29. Die Grammatiker sehen in den beiden thuungsforderung und Kriegserklärung (Ge- Namen auch nur eine verschiedene Ausdrucksnaueres über ihre Obliegenheiten siehe im weise für dieselbe Person (Gell. 5,12,6. Macrob. Abschnitt über die Fetialen), überall handeln 20 1, 15, 14). Inschriftlich ist der Name nur noch sie im Namen und Auftrage Iuppiters; sie erhalten auf einem zu Sutrium gefundenen sind also seine Diener, er Belber der höchste Marmorstück d. m. | Trastinae Frontonis | Schutzpatron der durch jenes Kollegium ver- scribae aedil. Diespitris C. I. L. 11, 3259 (die tretenen Ideen des Rechtes und der Treue, Echtheit angezweifelt von Jordan bei Preller, R. Μ. 1 S. 248 Anm. 2). Abgesehen davon, und es ist·, wie Helbig S. 93 richtig bemerkt, der ursprüngliche Sinn des Fetialritus der, dafs es ungereimt ist, eine männliche Gottheit ,,dafs der Donnergott eelbst das den Vertrag mit dem Akt der Geburt in Verbindung zu bekräftigende Opfer vollzieht, eine Vorstellung, bringen, so weist einmal die Etymologie welche deutlich durchklingt in den Worten, (*Dieus neben *Dious? vgl. griech. Z7jg, Ζήνα) die Vergil dem das Bündnis mit den Tro- 30 auf ein nahes Verhältnis zu luppiter hin, janem beschwörenden Latinus in den Mund sodann entspricht gerade die Verwendung des legt (Aen. 12, 200 audiat haec genitor, qui Namens in der alten Schwurformel einer Richfoedera fulmine sancit)11‘·, damit übernimmt er tung im Wesen des höchsten Gottes, die zugleich die Garantie für die Aufrechterhaltung sogar Ennius veranlafste, ius iurandum durch des Bundes und die Bestrafung derer, die den Iovis iurandum zu erklären (Apul. de deo Socr. 5, geschworenen Eid verletzen. Dafs der Gott vgl. Ennius trag. frg. 37, trag. inc. frg. 121 selber unter dem Kiesel gedacht wurde, er- Ribbeck), so augenscheinlich, dafs die urgiebt die Zusammensetzung luppiter lapis sprüngliche Identität beider kaum zu be(= luppiter in der Steingestalt). Die Be- zweifeln ist. Aus der Rechtspraxis der Fetialen Zeichnung entstammt natürlich einer späteren 40 ist die Bedeutung Iuppiters als Schwurgottes Zeit, in deren entwickelteren religiösen An- in den privaten Rechtsverkehr übergegangen, Gell. 1, 21. 4 Iovem lapidem quod sanctissimum schauungen luppiter nicht mehr ohne weiteres im Feuerstein sich verkörperte und die daher iusiurandum est habitum, paratus ego iurare das Bedürfnis fühlte, ihn mit diesem Zusatze sum, vgl. Cic. ad fam. 7, 12, 2. Apul. a. a. O., anderen Ioves gegenüberzustellen; dagegen ist vgl. Danz, Der sakrale Schutz im römischen uns der alte Kultname Diespiter in der Schwur- Rechtsverkehr S. 13—23. Iovem lapidem iurare formel erhalten (Paul. p. 115 lapidem silicem ist kein sprichwörtlicher Ausdruck, sondern tenebant iuraluri per Iovem haec verba dicentes: im eigentlichen Sinne zu nehmen, Otto, Sprichsi sciens fallo, tum me Dispiter salva urbe Wörter der Römer S. 179 Anm. **; natürlich arceque bonis eiiciat, uti ego hunc lapidem, 50 kam dabei der Brauch, den lapis silex aus vgl. Liv. 1, 24, 8). Bewogen durch die Lesart dem Tempel in der Hand zu halten, in der guten Codices hat 0. Müller ihn mit Wegfall; ebenso werden Mars und Quirinus, Dispater identificiert und einen ,,luppiter in- die bei staatlichen Verträgen neben luppiter fernus“ irrtümlich angenommen; es ist viel- angerufen werden (Polyb. 3,25), aus der Schwurmehr in Diespiter, dem Gotte der lichten formel verschwunden sein. In dem luppiter Tagesklarheit, ein neuer Beweis gegeben für Iurarius auf der Inschrift von der Tiberinsel den Zusammenhang des Fetialdienstes mit dem C. Volcaci(us) C. f. har(uspex) de stipe Iovi Naturkult. Aus der Angabe des Tertullian ad iurario aram [cum mjonimento m(erito) C. I. L. 1, nat. 2,11 dehinc Diespiter qui puerum perducat 1105 = 6, 379 ist nur eine Übersetzung des ad partum hat Ambrosch, Religionsbücher der 60 griechischen Ζενς όζκιος zu erkennen. Jordan Römer S. 13 den Schlufs gezogen, Diespiter (b. Preller, R. Μ. 1 S. 267 Anm. 1), dem die Ergänzung Mommsens weder sprachlich noch sei ein vom Himmelsvater wesentlich verschiedener Gott gewesen, der die Geburten sachlich überzeugend erscheint, denkt an den ans Licht bringe, am nächsten verwandt mit auf der Insel verehrten Dius Fidius. Als der Geburtsgöttin Lucina. Angenommen die drittes und jüngstes Moment tritt zu dem Folgerung wäre berechtigt, so mufs doch in Kulte die Weihung der spolia opima, wobei sehr früher Zeit eine Verschmelzung beider das Opfer eines Rindes vorgeschrieben war Gottheiten eingetreten sein, so z. B. bereits (Fest. p. 189), und auch hier sind in einem 22*
679 Iuppiter (altröm. Kult: I. Feretrius,Victor) alten Gesetze (s. oben) die Namen des Mars und Quirinus mit dem des höchsten Gottes verbunden. Der Tempel des Iuppiter Feretrius gilt allgemein als einer der ältesten Roms; man mufs sich jedoch hüten, die religiösen Anschauungen, die sich in der Verehrung und dem Gebrauche des lapis silex wiederspiegeln, mit der Erbauung des Heiligtums zeitlich gleichzusetzen. Es ist ja selbstverständlich, dafs von Anfang an Vorkehrungen getroffen waren, dem Feuerstein, als Symbol des Donnerers, einen bestimmten, durch einen sakralen Akt geheiligten Platz anzuweisen, dafs also eine Kultstätte primitiver Art vorhanden war; über ihre Beschaffenheit Vermutungen aufzustellen, hat wenig Zweck. Dafs sie aber nicht dem Bilde glich, welches uns die Denare der Republik (s. oben) zeigen, unterliegt wohl keinem Zweifel; ich trage daher kein Bedenken, den tetrastylischen Bau der Münzen für bedeutend jünger zu halten als z. B. die Rundtempel der Vesta und des Hercules: man wird seine Gründung nicht weit von der des Sitzes der capitolinischen Trias entfernen dürfen, ja es ist bei dem Charakter der Überlieferung gar nicht ausgeschlossen, dafs die uns bekannte Gestalt des Heiligtumes von Cossus herrührt, dem ersten, der die spolia opima dem Gotte darbrachte, die Annahme gewinnt an Wahr sch einlichkeit durch die Erwägung, dafs der Anlafs zu einer Vergröfserung des ursprünglichen sacellums sich dann eingestellt haben wird, als zum Aufbewähren der erbeuteten Rüstung, zu der, wie man doch erwartete, noch andere hinzukommen würden, ein erweiterter Raum geschaffen werden mufste. Als die legendenhafte Geschichtsschreibung die Weihung der ersten spolia opima auf Romulus zurückgelührt hatte, da war es naturgemäfs, dafs sie gleichzeitig auch die Erbauung des Tempels auf ihn übertrug, und so mufste der historische Gründer dem mythischen den Platz räumen. Den älteren Kulten dürfen wir ferner die des Iappiter Victor und Stator (qui sistit aciem) beizählen, da bei einer mit den Nachbarvölkern stets im Kampfe liegenden Nation ein frühes Hervortreten der auf Kampf und Sieg bezüglichen Seiten im Wesen der höchsten Gottheit nahe liegt und in der That jene Beinamen in den Annalen uns zuerst begegnen. Bisher hat man zu Rom drei Heiligtümer des siegverleihenden Iuppiter angenommen. Die Lage des einen wird bestimmt durch eine auf dem Quirinal gefundene Inschrift: [D]iovei victore | T. Aebufti] M.f. | III vir frestijtuit (so liest Schneider, Dial. ital. aev. vet. ex. sei. 1 nr. 105, der sie dem 6. oder 7. Jahrhundert zuweist) C. I. L. 1, 638 = 6, 438, vgl. die Widmung bei Quint. 1, 4, 17. Zu dem Charakter der Schrift pafst die Vermutung Mommsens, es sei T. Aebutius Carus gemeint, der a. 571 triumvir coloniae deducendae (Liv. 39, 55, 8) und 10 Jahre später decemvir agro dividendo war (Liv. 42, 4, 4); ein zweites stand auf dem Palatin; die Angabe des Curiosums in der zehnten Region (Palatium), 'aedem Iobis’ wird durch die Notitia ergänzt zu 'aedem
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Iovis Victoris’ (Jordan, Top. 2, 557); für die Ansicht, dafs ein drittes auf dem Capitol sich befunden habe, führt man folgende Stellen des Cassius Dio an: 45, 17, 2 κεραυνοί τε γάρ παμπί,η&εΐς έ'πεαον καί τινες αυτών και ές τον νεών τον τώ ζ/ΰ τώ Χαπιτωλίω έν τώ νικαίω όντα κατέβκηιραν (a. 711). 47, 40, 2 και κεραυνοί αλλοβέ τε πολλαχόδε καί ές τον τοϋ νικαίου Λιός βωμόν έφέροντο (a. 712). 60, 35,1 10 7/ αυτόματος τοϋ ναοϋ τοϋ Αιός τοϋ νικαίου ανοιζις (a. 54 p. C.). Eine lokale Bestimmung enthält nur die erste Stelle, eine Vergleichung derselben aber mit den beiden anderen zeigt, dafs in ihnen kaum von einem und demselben Heiligtume die Rede ist (es liegt vielmehr nahe, an eine sonst freilich unbekannte aedes Victoriae mit einem Bilde des capitolinischen Iuppiter zu denken, Jordan a. a. Ο. 1, 2 S. 50 Anm. 51); somit fällt jeder Beweis weg für 20 das Vorhandensein einer Kultstätte auf dem Capitole; denn daselbst einen Tempel oder Altar des Iuppiter Victor darum annehmen zu wollen, weil auf der Burg von Cirta die Bildsäule eines Iuppiter Victor argenteus (0׳. I. L. 8, 6981) stand (PreUer, R. Μ. 1 S. 199. Jordan a. a. 0. Fröhner, Les medaillons de l’empire Romain p. 27), mufs 80 lange als eine haltlose Behauptung gelten, bis stichhaltigere Gründe für ihre Richtigkeit erbracht sind. 30 Alle andern auf Iuppiter Victor bezüglichen Nachrichten geben keinen Anhalt für eine bestimmte Örtlichkeit. Wir wissen, dafs der Konsul Q. Fabius Maximus während des Samniterkrieges im Jahre 459 u. c. einen Tempel gelobte (Liv. 10, 29, 14 ipse (sc. Fabius) aedem Iovi Victori spoliaque hostium cum vovisset, ad castra Samnitium perrexit . .); während aber Livius einige Zeilen weiter (§ 18) von Fabius berichtet: spölia hostium coniecta in acervum 40 Iovi Victori cremavit, geschieht des ersten Teiles des Gelübdes keine Erwähnung mehr, sei es, dafs der Schriftsteller diese vergessen, sei es, dafs die Dedikation in den verlorenen Büchern, also nach 461, erzählt wurde. Denn ob aus der Notiz bei Liv. 10, 42, 7 (C. Papirius) in ipso discrimine (ad Aquiloniam), quo templa diis immortalibus voveri, Iovi Victori, si legiones hostium fudisset, pocillum mulsi, priusquam temetum biberet sese facturum (a. 461) 50 auf die Vollendung des Baues geschlossen werden kann, bleibt mindestens fraglich; vgl. Gilbert 3 S. 427 Anm. 1. Ovid kennt die Geburtstage zweier Heiligtümer des Gottes, fast. 4, 621 Occupat Aprilis idus cognomine Victor | Iuppiter, hac illi sunt data templa die; 6, 650 idibus (sc. luniis) Invicto sunt data templo Iovi, vgl. den Zusatz Iovi zum 13. Juni in den fast. Tuse. C. I. L. 1 p. 300 = 14, 2575 (die Bemerkung feriae Iovi der fast. Venus, zu 60 demselben Datum C. I. L. 1 p. 301 = 9, 421 bezieht sich nicht auf eine bestimmte Lokalität, s. den Abschnitt über Iuppiter Inventor). Das Zusammenfallen der Dedikationstage mit den Iden spricht für ein höheres Alter. Zwischen den beiden Beinamen Victor und Invictus scheint nur ein nomineller, kein sachlicher Unterschied zu bestehen wie bei Hercules; während aber bei diesem die Be-
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Zeichnung Invictus im offiziellen Sprach- monte iuxta aedes imperatorias consecravit eique gebrauch die andere allmählich verdrängte templum fecit studens et Matris typum et Vestae (8. Bd. 1 Sp. 2993 ff.), ist bei Iuppiter das ignem et Palladium et ancilia et omnia Pomaursprüngliche cognomen Victor stets vor- nis veneranda in illud transferre templum) herrschend geblieben: C. I.L.l, 638 = 6, 438 und 17 (quem solem alii,,alii Iovem dicunt) (Quint. 1, 4, 17). 6, 2051. 2086; 5, *3413. 5063; ist es wahrscheinlich, dafs Elagabal das Heilig11, 2616; 8, 4577. *4584. 6981. 7045, auf Münzen tum des Iuppiter zu einem Sonnentempel umdes Vitellius (Cohen 18—21), des Domitian wandelte, da jedoch die Regionenbeschreibung (CoÄen 363—371), des Hadrian (Cohen 284, vgl. nur die aedis Iovis Victoris erwähnt, so wird Fröhner, Les medaillons de l’empire Romain 10 nach dem Tode des Kaisers der ursprüngliche p. 27), des Albin (Cohen 23. 24), des Septimius Zustand wiederhergestellt worden sein; vgl. Severus (Cohen 150. 151), des Caracalla 0. Richter in I. Müllers Handbuch 3 S. 826 (Cohen 73), des Elagabal (Cohen 42) u. s. w. = Baumeister, Denkm. 3 S. 1484. bis zu Carausius (Cohen 112); Invictus zuerst Die Erbauung der aedis Iovis Statoris wird bei Cicero de leg. 2, 28; Horat. c. 3, 27, 73. auf Romulus zurückgeführt, Dion. 2, 50 Γερά Ov. fast. 6, 650; 5, 126. Aug. c. d. 7, 11; nur τε ΐδρνβαντο . . . 'Ρωμνλος μεν όρ&ωοίω du eine einzige Münze trägt die Umschrift Iovi παρά ταίς καλονμέναις Μονγωνίβι πνλαις αϊ Invicto (Cohen, Septimius Severus nr. 144). φέροναιν εις τό Παλάτιον εκ τής ΐεράς όδον, Im Anfänge der 60er Jahre sind etwa 50 m. vgl. Cic. in Cat. 1, 13, 33. Ovid fast. 6, 793; von der Süd-Westecke des Palatins entfernt 20 gelobt soll er ihn haben im heifsen, zwischen Trümmer eines Tempels aufgedeckt und von Capitolin und Palatin tobenden Kampfe mit P. Rosa (Mon. ined. 8 tav. 23) mit dem Namen den Sabinern, als die Seinen zur Flucht geaedis Iovis Victoris getauft worden (vgl. drängt wurden in der Richtung auf die porta Nissen, Das templum S. 215). Der Bau ist dem vetus Palatii; Liv. 1, 12, 3 Romulus . . arma circus zugewendet; vor ihm breitet sich, mit ad caelum tollens ״. . . hic ego tibi templum dem Eingänge, wie es scheint, durch einen Iovi Statori, quod monumentum sit posteris terrassenförmigen Aufstieg verbunden, nach tua praesenti ope servatam urbem esse, voveo.“ dem Rande des Palatin zu, eine area aus, Die historisch bezeugte Gründung des Tempels deren Grenzen nicht bestimmt werden können. durch den Konsul M. Atilius Regulus fällt Reste gewaltiger Säulen in der Nachbarschaft 30 nach Fabius Pictor in das Jahr 460 u. c., erweisen sich als zum Bereiche des Tempels Liv. 10, 37, 14 Fabius . . . scribit . . ad Lugehörig (Mon. ined. 12 tav. 8 a); nach den Eigen- ceriam utrimque multos occisos inque ea pugna tümlichkeiten der Bauart zu urteilen, haben Iovis Statoris aedem votam (vgl. 10, 36, 11 wir ein Werk der republikanischen Zeit vor M. Atilius Regulus . . . templum Iovi Statori Uns (vgl. Richter, Ann. d. inst. 1884 S. 193 l'etä vovet, si constitisset a fuga Romana ades reddi questo tempio, il quale ha dimensioni assai integratoque proelio cecidisset vicissetque legioconsiderevoli, e nella sua costruzione ha varie nes Samnitium). Livius erinnert sich dabei, particolarita ehe si discostano dallo schema dafs er die Gelobung bereits dem Romulus consueto, non puo determinarsi con esatezza; in zugeschrieben, und fügt hinzu ut Romulus ante ogni modo e dell’ epoca republicana). Aus einer 40 voverat, sed fanum tantum id est locus templo Angabe des Conon, narr. 48, wonach die Hütte effatus fuerat. Die Möglichkeit, dafs die 'aedis’ des Faustulus εν τώ τον Αιός ΐερώ lag, kann an Stelle eines früheren 'fanum’ getreten ist, man schliefsen, dafs es zur Zeit Caesars in kann zugegeben werden. Als Dedikationstag dem südwestlichen Teile des Palatin ein nennt Ovid den 27. Juni (fast. 6, 793 Tempus Heiligtum des Iuppiter gegeben hat (Gilbert 3 idem stator aedis habet, quam Romulus olim | S. 427 Anm. 2), und da einerseits, abgesehen ante Palatini conddit ora iugi)·, doch bezieht von der topographisch genau fixierbaren aedis sich dieses Datum vielleicht erst auf einen Iovis Statoris (s. unten), von einer andern nach 726 geweihten Restaurationsbau des Kultstätte des Gottes auf dem Palatin nichts Augustus, vgl. Aust a. a. 0. p. 45. Hinsichtlich verlautet und andererseits bestimmte Gründe 50 der Lage sind die Angaben der Alten durchvorhanden sind, dem Apollo Rhamnusius, der aus übereinstimmend; sie führen uns sämtlich Magna mater oder Fortuna Respiciens, an die auf die Stelle, wo nach den Ergebnissen neuerer man nach der Regionenbeschreibung denken Ausgrabungen (1879—1882, vgl. Landani,Notiz. könnte, die Trümmer nicht zuzusprechen 1882 S. 233 ff.) die um den West- und Nord(Nissen a. a. 0.), so hat die Vermutung Rosa’s abhang des Palatin laufende nova via in grofse Wahrscheinlichkeit für sich und hätte die summa sacra via mündet, also in die es noch mehr, wenn die von der Notitia vor Nähe des Titusbogens, vgl. aufser den oben der aedis Iovis Victoris genannte area Pala- erwähnten Stellen des Dionys und Livius noch Ovid. trist. 3, 1, 33 porta est, ait, ista Palati, [ tina (vgl. Gell. 20, 1, 1; 4, 1, 2) identisch wäre mit dem vor der Ruine befindlichen 60 hic Stator, hoc primum condita Roma loco est. Platze, dessen Grenzen, wie wir oben sahen, Plut. Cic. 16 ό Κικέρων ίηάλει την ανγκλητον sich nicht sicher erkennen lassen. Auf diesen εις τό τον Στηαίον Αιός ίερδν όν Στάτωρα Tempel können die Stellen des Livius, der 'Ρωμαίοι, καλονΰΐν ίδρνμενον εν αρχή τής ΐεράς eine Stiftungstag bei Ovid (der andere fällt όδον προς τό Παλάτιον ανιόντων. Liv. 1, 41, 4 somit dem Quirinal zu) und vielleicht die ex superiore parte aedium per fenestras in beiden letzten Angaben des Cassius Dio be- novam viam versus — habitabat enim rex ad zogen werden. Nach dem Berichte des Iovis Statoris — populum Tanaquil adloquitur. Lampridius Hel. 3 (Heliogabalum in Palatino Plin. 34, 13 quae (statua equestris) fuerit contra
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Iovis Statoris aedem in vestibulo Superbi domus pitertempels vor Bich zu sehen {Lanciani, Guida (zu diesem Standbild vgl. noch Liv. 2, 13, 11. del Palatino S. 24. 110. Nissen, Das templum Dion. 5, 35. Plut. Popl. 19. Serv. ad Aen. 8, 646). S. 207. Jordan bei Preller, R. Μ. 1 S. 198 Anm. 2. Solin. 1, 24 Tarquinius Priscus ad Mugoniam Gilbert, Top. 1 S. 226 Anm. 1). Allein, abportam supra summam novam viam). Der gesehen von den unerklärlichen Anführungen Tempel lag also gegenüber dem supra novam der Schriftsteller, ergeben sich bei solcher viam befindlichen Palast des Tarquinius Priscus, Annahme noch andere Widersprüche, denn d. h. auf der Nordseite der Strafse, aber nicht einmal lag der von der vierten Region zwischen nördlich der sacra via (wie Gilbert 3 S. 426 dem templum Romae et Veneris und der sacra Anm. 1 meint), sondern südlich von derselben 10 via genannte Tempel mitten im Gebiet der (über den technisch sowohl wie allgemein zehnten, sodann wäre in das Haterierrelief, üblichen Namen sacra via vgl. Jordan, Top. 1, 2 das doch ohne Zweifel die beim Aufstieg zur S. 274), vor dem Eingang zur palatinischen summa sacra via dem Auge sichtbaren BauStadt, an einem Platze also, ״der im Verein lichkeiten zur Darstellung bringt, ein Tempel mit dem Namen Stator sehr geeignet war, aufgenommen worden, der zu einer Zeit, als die Sage von dem plötzlichen Aufhalten der die Kaiserpaläste noch erhalten waren, von Fliehenden unmittelbar vor dem Thore der jener Strafse aus gar nicht erblickt werden palatinischen Stadt hervorzubringen “. Die konnte. Diese Widersprüche aufgefunden und Angabe der Notitia, nach welcher die aedis dem Heiligtume den schon von Prunn anIovis Statoris der 4. Region angehört {Jordan, 20 gewiesenen Platz gesichert zu haben, bleibt Top. 2 S. 546; das Curiosum läfst den Bei- das Verdienst Richters a. a. 0. S. 425 ff.; vgl. namen wieder weg), steht mit dieser topogra- Jordan, Top. 1, 2 S. 277. Gilbert 3 S. 426 Anm. 1. phischen Fixierung in keinem Widerspruch, Dafs Senatsversammlungen in ihm gehalten wenn man mit 0. Richter, Hermes 20 (1885) wurden {Cic. in Cat. 1, 5, 11; 2, 6, 12; vgl. S. 427 annimmt, dafs die Grenze zwischen der Plut. Cic. 16), setzt eine ziemliche Grofse vor4. und 10. Region vom Titusbogen an ein aus. Eine Zeitlang wurde daselbst auch von Stück der nova via gefolgt sei, um, den Vesta- der Brüderschaft der Arvalen die Wahl neuer tempel zur Linken, das Forum wieder zu er Mitglieder vorgenommen, Henzen, Act. fratr. reichen, eine Annahme, die um so weniger Arv. p. 115; vgl. C. I. Z. 6,2028 c.32. z. J.38 p. C. bedenklich ist, als nach der Notitia der 30 Ein zweiter Tempel des Iuppiter Stator lag zwischen der höchsten Erhebung und dem im circus Flaminius {Varro b.Maerob. 3,4,2 Forum laufende Teil der sacra via innerhalb Varro libro octavo rerum divinarum delubrum der 4. Region gelegen war. Eine weitere ait alios aestimare in quo praeter aedem sit Bestätigung für die angegebene Lage liefert area adsumpta deum causa ut est in circo der Reliefstreifen von der Grabstätte der Flaminio Iovis Statoris. Fast. Urb. C. I. L. 1 Haterii (gefunden 1848 an der via Labicana, p. 330 Iovi Stator(i) Iun(oni) Reg(inae) ad 3 Miglien von Rom, jetzt im Lateran, Ab- cir(cum) Flam(inium). Die Notitia {Jordan, bildung Mon. ined. 5,7, dazu Prunn, Ann. d. inst. Top. 2 S. 554) verzeichnet in der 9. Region 1849 S. 370 ff. Penndorf- Schöne, Die an- (circus Flaminius) aedes, worunter die des tiken Pildwerke des Lateranensischen Museums 40 Iuppiter, der Iuno und des Hercules Musarum 5. 230 ff.; Jordan, Top. 1, 2 S. 277; Richter zu verstehen 8ind {Jordan a. a. 0. S. 135), a. a. 0. S. 410 Gilbert, Top. 1 S. 220 Anm. 1). innerhalb der porticus Metelli {Vitr. 3, 2, 5 Die auf ihm dargestellten Gebäude, fünf an quemadmodum ei-t in porticu Metelli Iovis der Zahl, folgen von links nach rechts be- Statoris (aedis)), die von Augustus nach dem trachtet der Richtung der Strafse, die vom Feldzuge des Jahres 731 restauriert (Suet. Caelius her zur Höhe der sacra via hinauf- Aug. 29. Dio 49, 43), nach der Abfassung von führte; hinter dem vierten Bauwerk, durch Vitruvs Werke, d. i. nach 740 u. c. der seine Aufschrift arcus in sacra via summa Schwester des Kaisers zu Ehren den Namen deutlich als der Titusbogen gekennzeichnet, porticus Octaviae führte {Vellei. 1, 11, 3. erblicken wir als letztes in der Reihe einen 50 Plin. 34, 31). Der Besieger Macedoniens Tempel mit doppelter Attika über dem Giebel Q. Caecilius Metellus hatte ihn jedenfalls nach und sechs Säulen in der Front, zwischen den seinem Triumphe a. 608 (vgl. Fischer, Röm. beiden mittleren in geöffneter Thür eine Statue Zeittafeln z. ds. J. S. 129) aufführen und ihn Iuppiters, dessen Linke ein Scepter aufstützt, sowie den benachbarten Tempel der Iuno (s. ob. während die Rechte den Blitz führt. Das Bild Sp. 603) mit einer porticus umgeben lassen; erweist das Heiligtum als dem himmlischen es war der erste marmorne Tempel, den Rom Herrscher zugehörig und darum hat bereits in seinen Mauern sah, mit Werken der bildenPrunn a a. 0., gestützt auf die Zeugnisse des den Kunst, die Metellus aus Macedonien als Altertumes, darin die aedis Iovis Statoris er- Beute weggeführt hatte, aufs glänzendste auskannt. Als jedoch im Jahre 1867 in beträcht- 60 gestattet; vor der Front, den Blick ihr zulicher Entfernung (ca. 100 m) vom Titusbogen gewendet, standen die Reiterstatuen der 'turma auf dem Palatin selber der Unterbau eines Alexandri’ von Lysipps Künstlerhänden geTempels durch Rosa’s Ausgrabungen blofs- fertigt {Vellei. a. a. O. hic est Metellus Macegelegt wurde, da änderten sich die Ansichten; donicus qui porticus quae fuere circumdatae im Hinblick auf diese augenfällige Ent- duabus aedibus sine inscriptione positis, quae deckung glaubte man die Nachrichten der nunc Octaviae porticibus ambiuntur, fecerat Alten verwerfen zu können und zweifelte nicht quique hanc turmam statuarum equestrium mehr, in den Trümmern die Ruine des Iup- quae frontem aedium spectant hodieque maxi-
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mum ornamentum eius loci ex Macedonia de- Gaetulicus cus(tos} adedis') s(acrae} basem d. d., tulit, hic idem primus omnium Romae aedem so von Mommsen ergänzt, der sie anfangs ex marmore in iis ipsis monumentis molitus vel (·J?Ä. Mus. 6 (1851) S. 14) für unecht hielt (die magnificentiae vel luxuriae princeps fuit, vgl. nichtstadtrömischen Inschriften folgen später). Plin. 34, 64. Brunn, Geschichte der griechischen Seit Antonin erscheint der Gott häufig auf Künstler l2 S. 255). Andere Statuen und Ge- Münzen, und zwar fast durchgängig in gleichem mälde schmückten das Innere des Tempels Typus (Genaueres s. im kunstmythologischen (Plin. 36, 35. 40. 43. Fest. p. 363). Die um- Teile). gebende Säulenreihe schildert Vitruv a. a. 0. Iuppiter Lätiäris. Dafs nach der guten peripteros autem erit quae habebit in fronte et 10 handschriftlichen Überlieferung Latiaris die postico senas columnas in lateribus cum angu- allgemein übliche Schreibweise war, ist bereits laribus undenas, ita autem sunt hae columnae von Jordan in Prellers R. Μ. 1 S. 210 Anm. 1 conlocatae, ut intercolumnii latitudinis inter- hervorgehoben worden, die griechischen Schriftvallum sit a parietibus circum ad extremum steiler kennen nur die Form Janapios; eine ordines columnarum, habeatque ambulationem Bestätigung durch Inschriften fehlt, da in der circa cellam aedis, quemadmodum est in porticu einzigen, welche eine Widmung an unsern Gott Metelli Iovis Statoris Hermodori et aedis Ma- erhalten hat, die beiden letzten Buchstaben deB riana Honoris et Virtutis sine postico a Mucio Beinamens nicht mehr erkennbar sind: L. Rufacta. Da wir aber in den Fragmenten des bellius | Gern c[os] | Iovi Latia[ri | vo]tum G. capitolinischen Stadtplanes (Jordan, Forma 20 I. L. 6, 2022 = 14, 2227 (iovi latiari optimo Urbis t. 37), durch welchen uns ein Stück der maximo gehört zu den inscriptiones falsae porticus Octaviae mit den aedes Iunonis et C. I. L. 14, 126*). Latialis bietet Lucan. Iovis erhalten ist, auf der Rückseite keine Pharsal. 1, 198. Lact. 1, 21, 3, Latius Prop. Säulen erblicken, so ist anzunehmen, dafs ent- 4, 4, 6. Ov. trist. 3, 12, 46. Lucan Pharsal. weder Vitruvs Bemerkung sine postico facta 8, 219. Martial. 9, 65, 1. Tertull., Scorpiac. 7 auch auf unsern Bau sich bezieht oder dafs vgl. Priscian 2 p. 515 Hertz, ein Gedicht aus der ursprünglich vollständige Peripteros Um- dem 4. Jahrhundert (Hermes 4 (1869) S. 351 gestaltungen erfahren hat durch die Restaura- vs. 122) und eine Inschrift von Pisaurum Orellition des Augustus (vgl. Brunn a. a. 0. 22 Henzen 7415. Nach einigen Berichten war 5. 241). Inwieweit der Tempel bei den Un- 30 Iuppiter Latiaris der zum Gott gewordene fällen, welche späterhin die porticus Octaviae Latinus Fest. p. 194 Latinus rex qui proelio trafen (Dio 66, 24 z. J. 80 p. C.; C. I. L. 6, quod ei fuit adversus Mezentium Caeritum 1034 unter Septimius Severus a. 203; C. I. L. regem nusquam apparuerit iudicatusque sit Iup6, 1676 zwischen 408 und 423), in Mitleiden- piter factus Latiaris·, vgl. schol. Bob. in Cic. schäft gezogen wurde, läfst sich nicht konPlane, p. 256 (die anderen Schriftsteller, die statieren (vgl. über die Säulenhalle die sorg- den Tod des Latinus erzählen, schweigen von faltigen Zusammenstellungen Gilberts 3 S. 85 ff der Apotheose: Dio 1, 64. Liv. 1, 2, 2. Iustin. 249 Anm.). Wenn Plin. 36, 42 erzählt, Sauros 43, 1, 11. Cass. Dio frg. 4, 7. Zonaras 7 p. 313b. und Batrachos seien die Erbauer des Heilig- Serv. ad Aen. 1, 5 vgl. 7, 158). Vermutlich tums und hätten, um ihr Andenken bei der 40 ist das Gegenteil der Fall: der himmlische Nachwelt zu sichern, auf die Säulenbasen mit Herrscher wurde als Stammesgott der Latiner Hinweis auf ihre Namen eine Eidechse und im Mythos zum ersten Könige des Landes. einen Frosch eingehauen, so liegt es klar zu Wenn Rubino, Beiträge zur Vorgeschichte ItaTage, dafs das Vorhandensein der beiden Tiere liens S. 169 ff. Lavinium für den ursprünglichen (es waren übelabwehrende Symbole; vgl. Frän- Sitz des Kultes erklärt (ähnlich Hild, La legende kel, Jahrbch. d. arch. Inst. 1 (1886) S. 52) den d’Enee S. 42) und ihn von hier aus der Sage Anlafs bot zu dieser Fabel; der Baumeister folgend mit den Gründern Albas nach dem war vielmehr der von Vitruv genannte Her- mons Albanus wandern läfst, so ist dagegen modoros, derselbe welcher den Tempel des einzuwenden, dafs mit demselben Recht die Mars im Circus Flaminius errichtete (Prise. 8 50 GründungLaviniums durch Alba Longa (Klausen, p.792 Hertz}, vermutlich den a. 618 von D.Iunius Aeneas und die Penaten 2 S. 676. Schwegler, Brutus im Kampfe mit den Gallaecern ge- Röm. Gesch. 1 S. 319 ff. PreUer, R. Μ. 2 S. 162. lobten. Es fehlt uns zwar an bestimmten 322) oder eine von einander unabhängige EntNachrichten über die Art des Kultes, aber Wickelung der beiden Städte (Seeck, Rhein. auch hier wird wie bei den übrigen Göttern Mus. 37 (1882) S. 15 behauptet werden kann, des Circus Flaminius (Gilbert 3 S. 66 f.) die sodann bleibt es durchaus unerfindlich, wie in griechische Auffassung durchgedrungen Bein der sakralen Metropole Latiums die Erinnerung und der Kult unter der Aufsicht der decem- an einen so bedeutsamen Kult spurlos verschwinden konnte, während doch z. B. die Iuno viri sacris faciundis gestanden haben (8. unten). In der Notiz der fasti Philocali zum 13. Januar 60 Sospita von Lanuvium und zu Praeneste die (Iovi Statori c(ircenses} m(issus} XXIV C. I. L. Fortuna Primigenia bis in späte Zeit hochan1 p. 335) ist vielleicht eine Hindeutung auf den gesehen blieben, obwohl sie in den Kreis der Stiftungstag enthalten. Ein aedituus de aede zu Rom verehrten Gottheiten aufgenommen Iovib porticus Octavia wird erwähnt C. I. L. waren. Die Überlieferung kennt nur den mons 6, 8708; Widmungen an Iuppiter stator sind Albanus als Mittelpunkt der Feier, und wir bekannt aus der Zeit des Caracalla (vgl. Eckhel haben um so weniger Veranlassung von ihr 7 p. 206), C. I. L. 6, 434; 6, 435 Iovi statori abzuweichen, als ja, wie wir sahen, das relisuo I ordo lictorum III decuriarum cos | Aur. giöse Gefühl des der Natur näher stehenden
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luppiter (Latiaris: feriae latinae)
luppiter (Latiaris: feriae latinae)
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Menschen gerade Höhen sich erwählte, um da- .K. 2!f. 1 S. 211 Anm. 1. Werner p. 23; Marselbst zu den Himmlischen zu beten. quardt S. 296 folgt dem Plutarch); mehrere Mit dem Kulte des luppiter Latiaris sind Tage nennt Suet. Claud. 4. Cassius Dio 53, 33. die feriae Latinae auf das engste verknüpft, Fest. p. 194. schol. Bob. in Cic. pro Plane. zu seiner Ehre wurden sie gefeiert und ihre p. 256 (an den beiden letzten Stellen hat Geschichte ist die gleiche; ehe wir aber zu Niebuhr, Böm. Gesch. 2 S. 41 Anm. 67 mit der historischen Betrachtung übergehen, wird Unrecht sex dies oder diebus konjiciert). Da es angemessen sein unter Heranziehung der an der Feier alle Magistrate und Stellvertreter litterarischen und inschriftlichen Zeugnisse ein der beteiligten Gemeinden zugegen sein mufsten Bild der Feier in der geschichtlich hellen 10 (Strabo 5 p. 229 ενταν&α 'Ρωμαίοι' evv τοίς Zeit zu geben, um von dieser sicheren Basis Λατίνοις du ftvovßiv, απαβα η ουναςχία «׳Οροιaus Rückblicke auf die entfernter liegenden ßfietßa, vgl. Dion. 8, 87), so wurde alljährlich Epochen werfen zu können. Das Fest gehörte für die Zeit ihrer Abwesenheit zu Rom und zu den feriae conceptivae, quae quotannis a vielleicht auch in den anderen Städten ein magistratibus vel sacerdotibus concipiuntur in praefectus urbi feriarum latinarum causa erdies vel certos vel etiam incertos, Macrob. 1, nannt, ne urbs sine imperio esset (Gell. 14, 8, 1; 16, 6; da es also an einen bestimmten Tag eine Liste der uns bekannten bei Werne& nicht gebunden war, konnte es in den Kalender p. 56). Waren die Konsuln an der Teilnahme nicht aufgenommen werden. Es war die Pflicht verhindert, so übernahm ein ad hoc gewählter der Konsuln sofort nach ihrem Amtsantritt die 20 dictator feriarum Latinarum causa die Leitung Ferien zu indicieren (Liv. 21, 63, 8) und später des Festes (Liv. 7, 28, 7. fast. Cap. C. I. L. die Leitung der Feier zu übernehmen, die noch 1 p. 434 z. J. 497. Cassius Dio 47, 40, wo eine vor ihrer Abreise in die Provinz stattzufinden Verwechslung von praefectus urbi und dictator hatte (Liv. 21, 63, 5; 22, 1, 6; 25, 12, 1; 38, vorzuliegen scheint; ibid. 39, 30 ist υπό τίνος 44, 8; 42, 35, 3; 44, 17, 8; 19, 4; 22, 16. Cic. οΰκ όρΌ’ώρ πςαχ&έντος neutral zu fassen). Die ad fam. 8, 6, 3. Nie. Damasc. v. Caesar. 5. feriae Latinae sind, wie die Widmung der zu Cassius Dio 46, 3; 54, 29); beide Akte waren ihnen in Beziehung stehenden Bacerdotes Camindestens durch ein trinundinum getrennt benses an den Kaiser Tacitus 275—276 p. Chr. (Mommsen, Böm. Forschg. 2 S. 105 Anm. 17, beweist (C. I. L. 6, 2173), bis ins dritte JahrChr. Werner, De feriis Latinis, Diss. Lips. 1888 30 hundert bestehen geblieben, vielleicht sogar p. 21 Adn. 6; einzige Ausnahme bei Caesar bis zum Ende des vierten, vgl. das Verzeichnis bell. civ. 3, 2). Die abweichenden Angaben aller überlieferten Feste bei Werner p. 57 ff. über den Termin des Festes bei den Schrift- Unter den drei Bezeichnungen Latiar (Cic. stellern und in den durch die Ausgrabungen ad Q. fr. 2, 4, 2. Macrob. 1, 16, 16, vgl. Cass. auf dem Monte Cavo gefundnen Fastenüber- Dio 47, 40), Latinae, feriae Latinae (vgl. resten (C.I.L. 6 p. 455 nr. 2011—2022, p. 863 ff. Werner p. 5. 29) ist die erste wohl die älteste nr. 3874; 14, 2227—2250, 4210 a. b. c.; die und bezieht sich speziell auf das dargebrachte Aufzeichnungen, die bis zum Decemvirat zu- Opfer (8. die gleiche Bildung Palatuar bei rückreichen, stammen aus der Kaiserzeit, Hemen, Fest. p. 348 Palatio cui sacrificium quod fit Bullet, d. inst. 1870 S.129 ff. Mommsen a. a. O. 40 Palatuar dicitur), während die letzte der vollen 5. 102 ff. de Bossi, Eph. ep. 2 S. 93 ff.) erklären Dauer des Festes galt (Preller, B. Μ. 1 S. 212), sich einmal aus dem lange Zeit hindurch und Latinae sowohl für den Tag des Opfers wandelbaren Anfang des Amtsjahres, sodann wie für die ganze Feier gebraucht wurde. daraus, dafs die Feier in demselben Jahre auf Wenn wir in den Tagen der feriae Latinae Beschlufs der pontifices (Liv■ 32. 1,9; 40, 45, 2; von festlichen Veranstaltungen zu Rom selbst 41, 16, 2) wiederholt werden konnte (ferias hören, so unterliegt es keinem Zweifel, dafs instaurare) entweder als Dankfest bei beson- sie nicht nach denen auf dem Albanerberge derem Anlafs (Liv. 45, 3, 2. Dio 55, 2; vgl. begangen wurden, da ja nach Livius 25. 12, / Mommsen a. a. 0. S. 106 ff.) oder bei einge- die Konsuln sogleich nach dem sacrum iAmonte tretener Störung (Liv. 40, 45, 2) oder wegen 50 in ihre Provinz abgehen mufsten, eie^gihg vielbegangener Fehler (Genaueres s. unten), vgl. mehr denselben voran, denn die-GleichzeitigWerner a. a. 0. S. 38ff. Seitdem die Konsuln keit ist bei der Abwesenheit aller Magistrate ihr Amt an den Iden des März antraten, fiel nicht wahrscheinlich (vgl. Marquardt 3 S. 297 der Termin ziemlich regelmäfsig in die erete Anm. 3). Es fand auf demCapitole ein WagenHäfte des April und wurde auch nicht ge- rennen statt, wobei der Sieger mit Absynth ändert, als später (Mitte des 2. Jahrhunderts) bewirtet wurde, Plin. 27, 45 latinarum feriis der 1. Januar das Amtsjahr eröffnete. Die quadrigae certant in Capitolio victorque apsinDauer betrug ursprünglich einen Tag; im Jahre thium bibit, credo, sanitatem in praemio dari 586 u. c. waren es bereits drei (Liv. 45, 3, 2 honorifice arbitratis maioribus. Diese Spiele indictae a consule sunt in ante [diem] quartum 60 sind bei Livius zu verstehen: ludi Latinaequ et tertium et pridie idus Novembres); nach instauratae sunt 5, 19, 1, vgl. 15, 17, 2. Die Cic. ad Q. fr. 2, 4, 2 galten die beiden den Kirchenväter wissen uns auch zu berichten, feriae Latinae folgenden Tage für religiosi: dafs das Blut eines zum Tode verurteilten die Angabe der Gründe für die Hinzufügung Verbrechers (bestiarius) dem luppiter Latiaris eines dritten und vierten Tages bei Dion. zu Ehren flofs (Stellen gesammelt von Boeper, 6, 95 und Plut. Cam. 42 beruht auf einer Quaest. pontif. p. 38ff.); da uns jedoch ProfanVerwechselung mit den ludi Romani (vgl. schriftsteller nichts von diesem Opfer erzählen, Schwegler, Böm. Gesch. 2 S. 232 Anm. 5. Preller, so mag es eine tendenziöse Erfindung der
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luppiter (Latiaris: feriae latinae)
luppiter (Latiaris: feriae latinae)
Christen sein, vgl. noch den Kult auf dem collis Latiaris zu Rom Sp. 653, 30. Die Hauptfeier geschah auf dem Mons Albanus; hier strömten die Abgesandten und Prozessionen der latinischen Städte zusammen, um auf der schönen Höhe, von der der Blick über welliges Hügelland und die Campagna bis hin zum Meere schweift, geeint zur Verehrung des höchsten Gottes, die Feetzeit in Friede und Eintracht mit einander zu verbringen. Die älteste Kultstätte scheint auch hier ein heiliger Hain gewesen zu sein (Liv. 1, 31, 3 visi etiam audire vocem ingentem ex summi cacuminis luco, ut patrio ritu sacra Albani facerent)״, aber bereits in sehr früher Zeit ist ein Tempel errichtet worden; Tarquinius Superbus wird als Gründer genannt von Dionys. 4, 49 und in der Schrift de viris illustr. 3, 2, Tarquinius Priscus von Dionys. 6, 95 (vgl. 3,57, Flor. 1,1, 5) und dem schol. Bob. in Cic. Plane, p. 255, das auch noch andere Namen giebt, vgl. Fest. p. 194. Die Überlieferung hat sehr an Wahrscheinlichkeit gewonnen durch die Ausgrabungen der Gebrüder de Rossi auf dem Monte Cavo und die Vergleichung der Überreste mit älteren Plänen, unter denen der in einem Codex Barberinianus des 17. Jahrhunderts gefundene der wichtigste ist, vgl. G. B. de Rossi, Ann. d. inst. 1873 S. 162 ff. Μ. St. de Rossi, Ann. d. inst. 1876 S. 314 ff. dazu tav. d’agg. Q. Letzterer berichtet S. 322: l’area recinta dai grandi massi di lava sperone era elevata alquanto al desopra della spianata stessa della sommitä del monte ed oltre I’ingresso meridionale al quale metteva la via lastricata a poligoni, dalle partc d’oriente era aperta con una gradinata lunga quanto Tintiero lato orientale. L’ara poi collocata nel centro, rivolta alla scalinata, trovavasi cosi esattamente anche rivolta all’ oriente. Der Tempel selbst, von dessen Fundamenten eine Strecke aufgedeckt worden ist, lag im nordwestlichen Teile der in ihrer Längsrichtung von Nord nach Süd sich hinziehenden Area mit der Front gegen Mittag gewendet; wenn auch der Grundplan des heiligen Bezirkes (ein Rechteck von 48x65 oder 53x69 m.; vgl. Jordan, Top. 1, 2 S. 9) nicht dieselben Verhältnisse zeigt wie der des capitolinischen Göttersitzes (51x55), so sind doch, abgesehen von der Tradition, die den Tarquinius als gemeinsamen Stifter nennt, die Ähnlichkeiten in der Bauart bo bedeutende, dass man berechtigt ist, für beide Gebäude ungefähr das gleiche Alter anzusetzen, d.h. die erste Hälfte des 3. Jahrh. der Stadt. Im Innern befand sich ein Bild des Gottes (Cassius Dio 39, 15; 47, 40; vgl. Lucan. Phars. 1, 533; ein signum Iovis in monte Albano erwähnt Liv. 27, 11, 2). Eine Beziehung zwischen den Inschriften C. I. L. 14, 2228. 2229. 2231. 2232 annehmend, glaubt Werner p. 26 Anm. 1 auf eine Restitution des Heiligtums in der Kaiserzeit schliefsen zu können. Wo die οικία ές ην οΐ ύπατοι εν ταίς ΐερουργίαις καταλνουσιν (Cassius Dio 54, 29) zu suchen ist, läfst sich nicht mehr feststellen. Als Priester fungierten bei den feriae Latinae dieCabensee sacerdotes feriarum Latinarum montis Albani (C. I. L. 6, 2021 = 2073 =־ 14, 2228; 6, 2174. 2175; 14, 2230. 4210), ge-
nannt nach einer alten auf dem Berge gelegenen Stadt Caba oder Cabum (Dion. 5, 61. Plin. 3, 64), vgl. Marquardt 3 S. 479. Jordan, Die Könige im alten Italien, Berlin 1887 S. 45. Werner p. 27 ff.; die Iustanderhaltung der Baulichk eiten scheint dem Curator aedis sacrae 8. aedium sacrarum obgelegen zu haben (M. St. de Rossi a. a. O. S. 320. C. I. L. 14, 2233); unsicher 1Bt die Existenz von quattuorviri montis Albani und eines flamen Iovis Latiaris, die Werner p. 26 auf einer Inschrift aus Pisaurum (Orelli-Henzen 7415) erkennen will. Die Ferien selbst zerfielen in den eigentlieh sakralen Akt, bestehend in Opfern, Gebeten und Opfermahl, wobei jedenfalls nur die ex officio Beteiligten vertreten waren, und die Belustigungen und Spiele der versammelten Menge. Zu den Kosten steuerten die einzelnen Gemeinden bei (Dionys. 4, 49 φέρουσιν εις αύτάς αΐ μετέχουσαι των ιερών πόλεις αΐ μεν άρνας (vgl. Cic. ad Att. 1, 3, 1), αΐ δε τυρούς, αΐ δε γάλακτός τι μέτρον, αΐ δε ομοιόν τι τούτοις. Eine lustratia leitete die religiöse Handlung ein, der Konsul brachte eine Milchspende dar (Cic. de div. 1, 11, 18 tu quoque cum tumulos Albano in monte nivales | lustrasti et laeto mactasti lacte latinas·, vgl. die lactata potio im schol. Bob. in Cic. pr. Plane. 9, 23 und Fest. p. 194). Als Bundesopfertier (sacrificium latinum Suet. Caes. 79) wurde ein junger Stier von weifser Farbe geschlachtet (Arnob. 2, 68 in Albano antiquitus monte nullos alios licebat quam nivei tauros immolare candoris) wie dies ja bei Opfern an luppiter allgemein üblich war (vgl. den Abschnitt über luppiter Inventor); dafs auch der andern Bedingung, wonach noch kein Joch seinen Nacken berührt haben durfte, genügt war, ist selbstverständlich; es handelt sich an den jedesmaligen feriae latinae immer nur um einen iuvencus, der von allen Städten gemeinschaftlich gestellt wurde, das Opfer selbst vollzog der leitende römische Beamte und es galt für die Gesamtheit (Dion. a. a. 0. ενός δε ταύρου κοινώς υπό πασών &υομένου μέρος έκαστη (sc. πόλις) τεταγμένον λαμβάνει. &ύουσι δ’ ύπερ απάντων και την ηγεμονίαν τών ιερών έ'χουσι ,Ρωμαίοι). Unter Berufung auf Livius 41, 16, lff. (Latinae feriae fuere ante diem tertium nonas Maias in quibus quia in una hostia magistratus Lanuvinus precatus non erat populo' Romano Quiritium religioni fuit, id cum ad senatum relatum esset senatusque ad pontificum collegium reiecisset, pontificibus quia non recte factae Latinae essent, instaurandis Latinis placuit Lanuvinos, quorum opera instaurandae essent, hostias praebere) hat Marquardt S. 296 Anm. 4 behauptet, ״dafs es nicht ein Stier war, sondern mehrere“, indes mit Unrecht, wie das ausdrückliche Zeugnis (ενός ταύρου) des auf die 9υσίαι τών κα&’ ημάς χρόνων sich berufenden Dionys beweist. Livius spricht nur ganz allgemein von hostiae und es läfst sich dabei mit Preller, R. Μ. 1 S. 214 Anm. 2 sehr wohl an die oben erwähnten άρνες denken; da andererseits aber die Liviusstelle unzweifelhaft eine Mehrheit von Opferhandlungen voraussetzt, so wird angenommen werden müssen, dafs nach dem für die Ge-
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Iuppiter (Latiaris: feriae latinae)
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Bamtheit verrichteten sacrificium latinum jede tinosque firmatae sunt, inchoari ־bellum decebat. Stadt ein besonderes Opfer darbrachte, bei Das Bündnis mit den Laurentem wurde auch dem der abgesandte Magistrat für die übrigen nach der Unterwerfung der Latiner a. 416 u. c. Gemeinden, sie mit Namen nennend, um Heil alljährlich 10 Tage nach der Feier erneuert, und Segen zum Iuppiter Latiaris flehte. Ver- Liv. 8, 11, 15. Da bei dem Opferakt Rückmutlich nach einer offiziellen Liste aufgerufen, sicht auf so viel Mitglieder genommen werden forderten die legitimierten Vertreter ein Stück mufste und die Handlung nur bei genauer BeFleisch vom Bundesstiere; der terminus lautet folgung aller Vorschriften Gültigkeit besafs, ״carnem petere“ (Cic. pro Plancio 9, 23 nisi so gehört eine Wiederholung der Feier nicht forte te Labicana aut Gabina aut Bovillana 10 zu den Seltenheiten; bekannt sind uns folgende vicinitas adiuvabat, quibus e municipiis vix Fälle: Plut. Cam. 4. Cassius Dio 39, 30, wo iam qui carnem Latinis petant reperiuntur. das Versehen nicht näher bezeichnet wird; Varro l. I. 6, 25 Latinae feriae dies concep'ivus Liv.b, 17, 2 weil bei der Konzeption ein Fehler dictus a Latinis populis, quibus ex Albano vorgekommen; Liv. 32, 1, 9; 37, 3, 4 weil den monte ex sacris carnem petere fuit ius cum Ardeaten und Laurentem das ihnen gebührende Romanis )־und erhielten den ihnen zugewiesenen Fleisch vorenthalten war; Liv. 41, 16, 1 weil Anteil (Dionys, a. a. 0. Plin. 3, 69; für die vielen der Magistrat von Lanuvium bei dem einen im Laufe der Jahrhunderte politisch unter- Opfer nicht für das römische Volk gebetet gegangenen Gemeinden wurden fiktive Ver- hatte; der Schuldige war verpflichtet die Opfertreter ernannt, vgl. Mommsen, Hermes 17 (1882) 20 tiere bei der Instauration zu stellen, ibid. § 2. S. 54). Es folgte die Opfermahlzeit Dionys.&.&.0. Dafs die AuffassungIuppiters als deshöchsten ΐνα αυνερχόμενοι v.a&’ εκαβτον ενιαυτόν εις Beschützers der latinischen Gemeinden, τον άποδειχ&έντα τόπον πανηγυρίζωβι και βυν- wie sie uns in seinem Namen und in der Feier εβτιώνται; es zeugt ferner dafür der Ausdruck der feriae Latinae entgegentritt, den Höhepunkt visceratio bei Servius ad Aen. 1,211 ״viscera“ non einer langen Entwickelung in den religiösen tantum intestina dicimus sed quidquid sub corio Anschauungen bildete and dafs ihr eine Epoche est, ut in Albano Latinis visceratio dabatur. voraufging, in der die Verehrung der NaturMit Scherzen und Spielen wurde die übrige gottheit überwog, braucht hier nur angedeutet Zeit verbracht; unter den Belustigungen, bei zu werden. Au fein sehr hohes Alt er des Kultus denen die Festgenossen sich vergnügten, wer- 30 (Serv. ad Aen. 12,135 Iuppiter Latiaris antiquissiden besonders hervorgehoben die oscilla, d. h. mus esf) weisen eine Reihe von Votivgegenkleine Puppen von Wachs oder Wolle, die man ständen hin, welche die jüngsten Ausgrabungen an den Beinen aufhängte und schaukelte; die ans Licht gefördert haben, so das zahlreich Sage führte den Brauch auf Latinus oder Aeneas vorhandene aes rüde (vgl. Μ. St. de Rossi, Ann. zurück; vgl. Schol. Bob. p.256 itaque ipsis diebus d. inst. 1871 S. 239 ff.), roh gearbeitete primiideo oscillare instituerunt, ut pendulis machinis tive Gefäfse ähnlich den im Haine der Aragitarentur, quoniam eorum (Latini et Aeneae), valen gefundenen (vgl. Henzen, Act. fratr. Arvai. corpus in terris non esset repertum ut animae S. 60), und besonders ein vollständig erhaltener velut in aere quaererentur und die nicht völlig Cylinder in Terracotta, wie er sich aufserhalb sichere Stelle des Fest. p. 194 oscillantes ait 40 der Poebene und der Emilia höchst selten ge Cornificius ab eo quod os caelare (celare Muller) funden hat, vgl. Μ. St. de Rossi, Ann. d. inst. sint soliti personis propter verecundiam, qui eo 1876 S. 323 ff. abgebildet tav. d’agg. Q. n. 3. genere lusus utebantur. Causa autem eius iac- Manche Bräuche bei den feriae Latinae führen tationis proditur Latinus rex. . . Der Ritus, uns gleichfalls auf 6ehr primitive Zustände welcher auch anderweitig bezeugt wird (Lo- zurück, so die oscilla und die Festgaben. beck, Aglaoph. S. 585. Klausen, Aeneas und die Helbig (Die Italiker in der Poebene S. 71) macht Penaten S. 801. Marquardt S. 192. 200, vgl. darauf aufmerksam, dafs unter den Geschenken J. Grimm, Deutsche Myth. S. 67. Bötticher, neben Vieh, Käse, Milch und Mehl der Wein Baumkultus S. 80) soll symbolisch an die Stelle nicht genannt werde, es sei also möglich, dafs früherer Menschenopfer getreten sein (Preller, 50 der Ursprung der Feier vor der Zeit liege, in R. Μ. 1 S. 118ff., vgl. jedoch Jordan in d. der die Latiner die Most- und Weinbereitung Anm.). Die Erinnerung daran war jedenfalls kennen lernten. Den Grundstock der Festfrüh verblafst, und die feriae latinae galten genossen scheinen die von Plinius 3, 69 in als ein Fest des Friedens und der Eintracht, alphabetischer Reihenfolge aufgezählten jedendessen Grundstimmung Heiterkeit und Froh- falls aus Varro’s antiquitates humanae und insinn bildete. Wie schon aus der Erwähnung direkt aus einer offiziellen Liste entlehnten der oscilla eine Ähnlichkeit mit den Satur- populi gebildet zu haben (behandelt wird die nalien (Macrob. 1, 10, 1; 11, 1) sich ergab, Stelle von Schwegler, Röm. Gesch. 2 S. 298. so tritt sie noch mehr hervor in der Aufhebung Beloch, Der italische Bund unter Roms Hegedes Unterschiedes der Stände (Fest. a. a. 0.). 60 monie S. 178 ff. Mommsen, Röm. Gesch. I7 Ein Frevel war es in dieser Zeit, in der die S. 346 Anm. Hermes 17 (1882) S. 42 ff. Seeck, Verträge zwischen Latium und Rom von fri- Rhein. Mus. 37 (1882) S. lff. S. 598 ff), d. h. schem bekräftigt wurden, einen Krieg zu be- die in unmittelbarer Nachbarschaft der Kultginnen oder eine Schlacht zu liefern: Macrob. stätte liegenden Gemeinden. Es war dies wohl 1, 16, 16 cum Latiar hoc est Latinarum sol- ursprünglich eine Vereinigung rein sakraler lemne concipitur ... nefas est proelium sumere: Natur; dafs Alba Longa darin die Vorstandquia nec Latinarum tempore, quo publice quon- schäft bekleidete, macht seine Lage wahrdam indutiae inter populum Romanum La- scheinlich; die Frage aber, ob es die durch
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Iuppiter (Latiaris: feriae latinae)
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eine religiöse Feier geeinten Orte auch politisch ' Carbo, dem Sieger über die Corsen, der in zu einem Ganzen unter seiner Führung ver- i ihm eine Entschädigung suchte, nachdem seine band, kann hier aufser acht gelassen werden. Bitte, in Rom triumphieren zu dürfen vom SeZu der Zeit als eine Neugestaltung der feriae nate abschlägig beschieden war, C. I. L. 1 Latinae unter Tarquinius erfolgte (s. oben die p. 458. Val. Max. 3, 6, 5. Plin. 15, 126, vgl. Bemerkungen über den Tempel), soll die Zahl Cic. de deor. nat. 3, 52; das Beispiel fand Nachder Mitglieder 47 betragen haben (Dionys. 4, 49). ahmung; die Annalen berichten von solchen Mommsen und Seeck suchen sie auf verschiedene Triumphen zu den Jahren 543 (Μ. Claudius Weise zu rekonstruieren; jener (a. a. 0. S. 50ff.), Marcellus, Liv. 26, 21, 6), 557 (M. Minucius, die Herniker und Volsker, ״denen nur eine 10 C. I. L. 1 p. 459. Liv. 33, 23, 3), 582 (C. Cigewisse Gemeinschaft eingeräumt worden sei“, cereius, C. I. L. 1 p. 459. Liv. 42, 21, 4); dafs von den anteil berechtigten Gemeinden des sie aber weit häufiger stattfanden, ergeben die Latium antiquum ausschliefsend, gewinnt die Worte des Q. Minucius, der sich bereits im Zahl annähernd durch Kombinierung der Listen Jahre 557 auf den Vorgang vieler berühmten bei Dionys. 5, 61 und Plin. 3, 69 (zu den 31 verMänner (multorum clarorum virorum exemplo) echwundenen Ortschaften des Plinius treten 14 beziehen konnte (Liv. 33, 23, 3 vgl. 45, 38, 4). in späterer Zeit noch bestehende und 3 mit Im Unterschiede vom capitolinischen Triumphe zweifelhaftem Namen hinzu), dieser (a. a. 0. feierte der Sieger ihn iure consularis imperi S. 606) durch die Verbindung von 15. Herniker- (Liv. 33, 23, 3) sine publica auctoritate (Liv. und 2 Volskergemeinden mit den auf 30 re- 20 42, 21, 4), und die Kosten fielen nicht der ducierten Völkern bei Plinius. Sei es nun dass Staatskasse, sondern ihm selber zur Last (Liv. bereits zu jener Zeit die religiöse Feier auf 33, 23, 8). Zwar war er darum weniger rühmdem Albaner-Berge ganz Latium vereinigte, sei lieh, doch unterschied er sich im äufsern es dafs die gröfseren Städte erst nach dem Prunke kaum von jenem (Liv. 33, 23, 8). PluCassischen Vertrage vom Jahre 261 u. c. bei- tarch (Marc. 22) giebt beiden dieselben Attritraten, so bedarf doch die Behauptung Prellers, bute εντελής και μέγας·, aus den negativen R. Μ. 1 S. 210 ״Iuppiter Latiaris ist das höchste Bestimmungen der ovatio ebendaselbst- im Oberhaupt des latinischen Bundes, in demselben Gegensätze zum albanischen Triumphe (ονκ Sinne wie der capitolinische Iuppiter das höchste επί τον τέθριππου βεβηκως ονδε δάφνης εχων Oberhaupt des römischen Staates und Staats- 30 βτίφανον ονδε περιοαλπιξόμενος) wird das ροkultes sein sollte“ in mehrfacher Hinsicht der sitive Ergebnis gewonnen, dafs der siegreiche Einschränkung und Berichtigung. Die feriae Feldherr, auf der Quadriga stehend, das Haupt Latinae sind, soweit die Überlieferung zurückgeschmückt mit der Lorbeerkrone, unter dem reicht, stets unter dem Vorsitze Roms begangen Schalle der Trompeten zur Höhe des Iuppiterworden. Nach dem Untergange Alba Longas tempels hinaufzog. Wohl mit Rücksicht auf war mit dem Gebiete der Stadt auch die Lei- die Erzählung des Valerius Maximus a. a. 0. tung der Feier an die Römer gekommen, darum (M. Papirius quidem Maso ... et in Albano konnte eine Regelung des Festes von den monte triumphandi et ipse initium fecit et ceTarquiniern ausgehen, und darum nennen die teris postea exemplum praebuit proque laurea Annalen sowohl wie die Fragmente der Jahres- 40 corona cum alicui spectaculo interesset, myrtea tafeln nur römische Magistrate als seine Leiter. usus est) und Plinius a. a. O. (L. Piso tradit Von dem Augenblicke an, wo die Feier zu Papirium Masontm, qui primus in monte Aleiner römischen geworden, war die Entwicke- bano triumphavit de Corsis, myrto coronatum lung eines spezifisch latinischen Gottes ge- ludos circenses spectare soZiium) behauptet Preller, hemmt; denn das nomen Romanum fühlte sich R. Μ. 1 S. 216, nicht der Lorbeer sondern die nicht als einen Teil des nomen Latinum, son- Myrte sei zum Ehrenkranze verwendet worden; dem trat ihm selbständig gegenüber; eine doch spricht gegen ihn sowohl die Stelle des hervorragend politische Bedeutung im Sinne Plutarch wie die Worte pro laurea corona bei des capitolinischen Iuppiter hat der Kult des Valerius, die ihre Berechtigung nur haben in Iuppiter Latiaris nie besessen, sondern immer 50 der Beziehung aufden vorher genannten Triumph ־־............... ..für die -----nur den sakralen Mittelpunkt latinischen (vgl.Michaelis, Ann.d. inst. 1876 S. 115 Anm. 2). Gemeinden gebildet Ebenso läfst sich die An- Ebensowenig haltbar ist seine Vermutung, es nähme Prellers (R. Μ. 1 S. 285), dafs der Gott sei die ovatio ursprünglich nur der letzte Akt später wie auf dem Capitol als Optimus Maxi- der Feier auf dem Albanerberge gewesen; denn mus im Verein mit luno und Minerva verehrt die annalistische Überlieferung kennt Ovatioworden sei, nicht mehr verteidigen, seitdem nen lange vor den Zeiten des Papirius Maso die Inschriften, auf welchen jene Annahme (vgl. C. L. L. 1 p. 454 ad a. 251. 291; p. 455 basierte, sich als falsch erwiesen haben C. I. L. ad a. 394. Dionys. 5, 47. Liv. 3, 10, 4). Die 14, 126*—129*. 132*. 133* B. Nur ein HeiligZugordnung war die sonst übliche: dem Viertum der luno Moneta daselbst darf als sicher 60 gespann vorauf wurden die Opferstiere (Plut. betrachtet werden (Liv. 42, 7,1; 45,15,10. Cass. a. a. Ο. επί μεν τώ μεγάλω 9ριάμβω βον9ντεΐν Dio 39, 20, dagegen gehört die Widmung an πάτριον ήν τοΐς βτρατηγοις), die Beute und die die luno Albana C. I. L. 14, 125* gleichfalls Gefangenen geführt (Liv. 33, 23, 8), es folgten zu den inscriptiones falsae). ihm die Soldaten, deren Tapferkeit den Sieg Anden Kult des Iuppiter Latiaris schlofs sich errungen hatte. Da bei einem Triumphe sine noch eine andere Feier, der triumphus in publica auctoritate die städtischen Behörden monte Albano; er wurde hier zum ersten Male natürlich offiziell nicht vertreten waren, so a. 523 u. c. begangen vom Konsul M. Papirius hatte er einen ausschliefslich militärischen
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Charakter und gleichzeitig auch, weil ohne lenker Athene fungierte, vgl. Jahrbch. d. arch. Inst. 4 (1889) S. 84. die Bevollmächtigung des Senates begangen, Niebuhr {Röm. Gesch. 22 S. 42), von der eine volkstümliche Färbung; ein sakral angehauchtes Volksfest nennt es Ad. Nissen, Bei- Voraussetzung ausgehend, dafs eine von Paträge zum römischen Staatsrecht, Strafsbui g 1885, pirius Maso selbst erfundene Auszeichnung S. 124. Soweit reichen die litterarischen Nach- weniger Wahrscheinlichkeit besitze als das richten; nähern Aufschlufs giebt uns die Ab- Anknüpfen an einen früher bestehenden Brauch, bildung einer jetzt im Berliner Museum be- hat die Behauptung aufgestellt, dafs in den findlichen praenestinischen Cista {Mon. ined. Zeiten nach dem Cassischen Bündnis bis zur 10 t. 29) besprochen von Michaelis a. a. 0. 10 Unterwerfung Latiums, in denen Vertragsgemäfs die Eidgenossenschaft abwechselnd mit S. 105 ff.; mit dem überzeugenden Nachweis, Rom die Führer des Bundesheeres stellte, die dafs der triumphus in monte Albano Gegenlatinischen Feldherrn Triumphzüge auf den stand der Zeichnung sei {Jordan, krit. Beitr. S. 14), die aus stilistischen Gründen nicht Albanerberg geführt hätten, wenn unter ihrer über das Jahr 414 u. c. hinausgerückt werden Leitung und ihren Auspicien glückliche Erdarf {Michaelis S. 119). Im Mittelpunkt der folge im Kriege errungen worden seien. Durch unter freiem Himmel sich abspielenden Scene die oben beschriebene Abbildung sah sich steht ein Mann, das Haupt geschmückt mit Michaelis veranlafst (a. a. O. S. 117 ff.), ein Weieiner Lorbeerkrone, bekleidet mit schön ver- terbestehen jener latinischen Feier in den einziertem Beinharnisch und kurzem, auf der 20 zelnen Städten über das Jahr 416 hinaus anrechten Achsel zugeknöpftem Mantel, durch zunehmen, womit zugleich die Lücke zwischen reiche verbrämte Garnierung als Festgewand 416 und 523 ausgefüllt und der römische gekennzeichnet (ohne Zweifel ein paludamen- Oppositionstriumph dem latinischen zeitlich tum), die Linke trägt ein Scepter mit Adler nahe gerückt wäre. Da nämlich die Zeichnung an der Spitze, während er mit der Rechten aus einer Epoche stamme, wo Siege unter den aus einer patera über einem brennenden Rauch- Auspicien latinischer Feldherrn nicht mehr ergefäfse zu opfern im Begriff ist; links reihen fochten werden konnten (s. oben) und da ein sich an ein junger Diener, ein Priester und Zurückgreifen des Künstlers auf antiquierte ein Sklave, alle drei heiliges Opfergerät tra- Sitten wenig glaubwürdig sei, so müsse in gend; auf der rechten Seite hält, gelenkt von 30 Hinsicht auf die Livianische Erzählung (23, einem bärtigen Manne im Mantel mit breiter 19, 18), wonach dem praenestinischen Prätor Binde und Stock, eine Quadriga, deren linkes M. Anicius wegen der tapfern Verteidigung Beipferd ein halbnackter Jüngling am Zügel Casilinums a. 538 von seiner Vaterstadt ein fafst; auf beiden Beipferden sitzen zwei Jung- Standbild errichtet worden, die Möglichkeit zugegeben werden, dafs die Senate der Munilinge mit Metallgürtel; die dürftige Kleidung hindert, sie für Verwandte des Feldherrn zu zipien verdienten Männern den Triumphzug zum heimischen luppitertempel bewilligten, und halten, qui in equis triumphantium sedere solebant, Cic. pro Mur. 11; hinter dem Wagen dieser könne vom alten latinischen kaum verfolgt ein Trompeter. Das Ganze macht den schieden gewesen sein. PreUer, R. Μ. 1 S. 216 Eindruck einer Triumphalfeierlichkeit; doch 40 denkt an eine von Latium und Rom zugleich stellt das Bild weder eine ovatio dar (der begangene Feier auf der alten gemeinsamen Feldherr würde keinen Lorbeer-, sondern einen und heiligen Höhe des Iuppiter Latiaris. Es Myrtenkranz, keinen Mantel, sondern eine kann all diesen Hypothesen eine innere Betoga tragen, er würde kein Scepter führen rechtigung nicht zuerkannt werden. Niebuhrs und sich nicht einer Quadriga bedienen, son- Annahme ist nur verständlich, wenn der mons dem zu Fufs gehen oder ein Rofs besteigen, Albanus mit seinem Kulte im Gegensätze zu schliefslich wäre kein Trompeter zugegen, son- Rom speziell latinischen Interessen diente; da dern ein Flötenbläser; vgl. das mehrfach citierte nun aber, wie wir oben sahen, bereits die Organisation des Tarquinius Superbus Roms Kapitel des PZufarcA), noch einen capitolinischen Triumph, da der charakteristische Schmuck 50 Einflufs daselbst als bestimmend erscheinen desselben fehlt: die aurea corona, toga picta läfst, da ferner die Überlieferung auch nicht und tunica palmata, Stücke, die auf jeder Ab- die leiseste Hindeutung auf eine derartige Feier enthält (dies spricht besonders gegen bildung deutlich erkennbar sind (s. unten). Preller; denn wären Römer beteiligt gewesen, So bleibt nur die dritte Feierlichkeit übrig, der Triumph auf dem Albanerberge; wir wer- so wäre in den Annalen sicher eine diesbeden um so geneigter sein uns dafür zu ent- zügliche Notiz zu finden), so ist einmal nie scheiden, da die litterarisch überlieferten Merk- ein latinischer Triumph Vorbild für den camale (Quadriga, Lorbeerkrone, Trompeter) pitolini sehen gewesen, wie Michaelis meint sämtlich zutreffen und das paludamentum zu (S. 120), sodann ist der Triumph des Papirius dem vorwiegend militärischen Charakter vor- 60 Maso und seiner Nachfolger keine Nachahmung des latinischen, sondern des capitolinischen, trqfflieh pafst. Furtwängler, Jahrbch. d. arch. Inst. 3 (1888) S. 113 ff. 215 ff. glaubte auf natürlich mit den Abweichungen, die durch einer antiken Glaspaste der Berliner Sammlung die verschiedene Lokalität und Natur der Feier einen albanischen Triumph dargestellt zu sehen, bedingt waren. Wenn nun nach Michaelis doch überzeugte ihn die Ergänzung zu dem (S. 112) das paludamentum des Libierenden Glascameo in der Gemmensammlung des Briti- auf der Cista die Annahme ausschliefst, dafs sehen Museums, dafs der vermutete Triumpha- die Handlung in den Grenzen des römischen for ein griechischer König sei und als Wagen- Pomeriums vollzogen worden sei, so bleibt es
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luppiter (Priester: flamen Dialis)
luppiter (Priester: flamen Dialis)
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hältnis des rex sacrorum, flamen Dialis und pontifex maximus, sowie über den Wechsel ihrer Lokalitäten [a. a. O. S. 231 ff] leidet an vielen Unwahrscheinlichkeiten). Wie für die Regia, so gilt auch für sie die Bestimmung, dafs das Feuer von ihrem Herde nur zu heiligen Zwecken hinausgetragen werden darf (Gell. 10, 15, 7. Fest. p. 106). Es ist dem flamen Dialis ursprünglich nicht gestattet, auch Priester. 10 nur eine Nacht von eeiner Wohnung fern zu Flamen Dialis. Die Einsetzung eines be- bleiben, eine Vorschrift, die unter Augustus sonderen Priesters für den himmlischen Herr- insoweit gemildert wird, dafs er zweimal im scher schreibt die Überlieferung dem Numa Jahre zwei Nächte, doch nur mit Erlaubnis zu (Liv. 1, 20, 1 ft.). Wie die Namensform des Pontifex maximus, von Rom abwesend sein Dialis, so tragen eine Reihe von sakralen Be- darf (Liv. 5, 52, 13. Tac. ann. 3, 71. Gell. 10, Stimmungen und Kultgebräuchen, die speziell 15,14). Wie die höchsten Beamten des Staates an dieses Priestertum sich angeschlossen haben, erhält er einen Sitz im Senate, die sella cuin sich selbst die beste Gewähr für ihr hohes rulisundtogapraetexta(D1w.1,20,3 ;27,8,8. Plut. Alter. Wiewohl in der offiziellen Reihenfolge q. R. 113), sowie einen lictor (Fest. p. 93; vgl. dem rex sacrorum nachstehend (Fest. p. 185 20 Ov. fast. 2, 23); er erscheint stets im vollen maximus videtur rex, dein Dialis, post hunc priesterlichen Ornate mit den Abzeichen seines Martialis, quarto loco Quirinalis, quinto Pontifex Amtes. Über der tunica, die er im Freien nie maximus), war er doch diesem sowohl wie den ablegen darf, damit luppiter seinen Diener flamines des Mars und Quirinus an Würde und nicht entblöfst sehe (Gell. 10, 15, 20), trägt er Bedeutung überlegen. Ihr Verhältnis ist das- die sogenannte laena, eine toga duplex, die selbe wie das der Götter, denen sie dienen nach einer alten pontifikalen Bestimmung von (Aug. c. d. 7, 9 penes Ianum sunt prima, penes seiner Frau gewebt sein mufste (Serv. ad Aen. Iovem sumifia), dagegen war er als Einzel- 4, 262). Sein Haupt bedeckt der pileus s. priester dem Pontifex maximus als dem Ver- albogalerus (Fest. p. 10 fiebat ex hostia alba treter der gesamten Staatsgottheiten in seinen 30 Iovi caesa. Gell. 10, 15, 32. Serv. ad Aen. 2, geistlichen Funktionen untergeben. Die Würde 683. Fronto ep. ad Μ. Caes. 4, 4 p. 67 Naber), ist stets in den Händen der Patrizier geblieben. nach oben spitz in einen Stab auslaufend Da sie vom Kriegsdienst und allen öffentlichen (apex; virga = ־Ölzweig; Hehn,Kulturpflanzen3 Ämtern ausschlofs (Liv. 4, 54, 7. Gell. 10, 15, 4. 5. 99 will darin Entlehnung griechischer Sitte Fest. p. 249. Plut. q. R. 113), so wurde sie bei sehen); die Stelle, wo der stabartige Aufsatz der steigenden politischen Entwickelung des aus dem Hute herauswächst, ist mit einem römischen Staates für ihre Träger allmählich wollenen Bande (filum) umgeben (Fest. p. 10. eine lästige Bürde. Zwar war schon a. 554 u. c. 23), ein Schmuck, der so charakteristisch war, dafs die Alten von ihm den Namen flamines die Ädilität (Liv. 31, 50, 7, 32; 7,14) und a. 571 die städtische Prätur (Liv. 39, 39, 2; 45, 2, 22) 40 (= filamines) herleiteten (Varro l. I. 5, 84. dem flamen Dialis zugänglich gemacht worden, Fest. p. 87. Serv. ad Aen. 8, 664; 10, 270. doch blieben auch jetzt die Beschränkungen so Dion. Hal. 2, 64. Plut. Num. 7). Vorbild für bedeutende, dafsnach dem Selbstmorde des L. den pileus war eine Kopfbedeckung, wie sie Cornelius Merula a. 667 die Stelle wegen Mangel uns auf den ältesten Cornetaner Wandgemälden an Bewerbern über 70 Jahre lang nicht besetzt begegnet (vgl. Helbig, Über den Pileus der werden konnte, bis Augustus sie a. 743 erneuerte alten Italiker Sitz.-Rer. d. bayr. Ak. 1880 S. 492 ff. 509 ff. und die Abbildungen Tf. 2 (Vell.Paterc. 2,22. Tac. ann. 3,58. Suet. Aug. 31. Cass.Dio 54,46. Gai. 1,136). Inschriftlicherwähnt nr. 14. 16. 26). Die Heiligkeit dieses flamen finden sich flamines des höchsten Gottes zu Rom spricht sich noch besonders in folgenden Be(C. I. L. 1, 33), zu Lanuvium (C. I. L. 14, 2089), 50 Stimmungen aus. Jede profane Thätigkeit zu Lavinium (C. I. L. 14, 4176) und zu Tibur mufs in seiner Nähe aufhören, es schreiten (C. I. L. 14, 3586). Unter den Bewerbern, die ihm daher auf’der Strafse die praeciae oder den patrizischen Geschlechtern angehören und praecimiatores voraus, um jedermann zum in einer unter den feierlichen Formen der Niederlegen der Arbeit zu veranlassen (Maconfarreatio (Marquardt, Röm. Privataltert. 42 crob. 1,16, 9. Fest. p. 224. 249)? Er darf keinen S. 32) geschlossenen Ehe leben müssen (Serv. Eid schwören (Liv. 31, 50, 7. Gell. 10, 15, 5. ad Aen. 4, 103. 374), werden von den Pontifices Fest. p. 104. Plut. q. R. 44), nichts Unreines drei vorgeschlagen (Tac. ann. 4, 16), und unter anrühren (Gell. 10, 15, 9. 12. 19. 24. Plin. n. h. 18, 119; 28, 146. Fest. p. 87. Serv. ad Aen. ihnen hat der Pontifex maximus die engere Wahl zu treffen (Liv. 27, 8, 5; 29, 38, 6. Val. 60 1, 179. Macrob. 1, 16, 9. Plut. q. R. 109—111). Zu dem Verbote gesäuertes Brot anzufassen Max. 6, 9, 3. Gell. 1,12,15). Der Neugewählte bezieht die Amtswohnung des Iuppiterpriesters, vgl. Helbig, Die Italiker in der Poebene S. 72), die sogenannte flaminia (Fest. p. 89. Serv. keinen Knoten an seinem Leibe tragen (Gell. ad Aen. 2, 57). Diese lag auf dem Palatin (Cas- 10, 15, 6. 9. 12. 13. Fest. p. 82. 113. Serv. ad sius Dio 54, 24), vermutlich nahe beim Tempel Aen. 4, 262. Plut. q. R. 112). Gelang es einem des luppiter Stator (Gilbert, Gesch. u. Top. zur Hinrichtung Geführten seine Kniee zu umRoms 1 S. 233 Anm. 2; die Hypothese dieses schlingen, so konnte an diesem Tage die Strafe Gelehrten über die Entwickelung und das Ver- nicht vollzogen werden (Gell. 10, 15, 10. Serv.
mindestens bedenklich, den Vorgang, welchen unsere Zeichnung veranschaulicht, innerhalb des Pomeriums von Praeneste suchen zu wollen. Solange kein bestimmteres Zeugnis für das Vorhandensein einer solchen Feier in den Städten Latiums vorliegt, wird man gut thun in dem Bilde die Darstellung eines albanischen Oppositionstriumphes zu sehen.
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luppiter (Priester: flamen Dialis)
luppiter (Priester: Fetiales)
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ad Aen. 3, 607); ein Gefesselter, der sein Haus flamini aliam ducere licebat uxorem nisi post betrat, wurde von den Fesseln befreit {Gell. mortem flaminicae uxoris}. Ähnlichen Vor10, 15, 8. Serv. ad Aen. 2, 57); nur ein freier schritten hinsichtlich der Kleidung und des Mann durfte ihm Haar und Bart scheren {Gell. sonstigen Verhaltens ist seine Gattin, die fla10, 15, 11), und zwar mit einem kupfernen minica, unterworfen; an allen Nundinen schlachtet sie dem luppiter einen Widder in Messer (Serv. ad Aen. 1, 448. Macrob. 5,19,13. Lyd. de mens. 1, 31), ein Brauch, der uns in der Regia {Macrob. 1, 16, 30); sie ist in erster eine Zeit zurückführt, wo man in Latium das Linie Priesterin der Iuno {Plut. q. R. 86; GeEisen noch nicht kannte (vgl. Helbig a. a. 0. naueres s. v. Iuno)·, die Heiligkeit und ReinS. 82); die Abfälle der Haare und Nägel müssen 10 heit des himmlischen Götterpaares spiegelt unter einem fruchttragenden Baume vergraben sich in ihren Dienern wieder, und diese selbst werden {Gell. 10, 15, 15). Die Hauptthätigkeit sind das Muster einer römischen Ehe der des Tlamen Dialis besteht in dem täglichen alten Zeit. Die altertümliche Institution des Opferdienste {Serv. ad Aen. 8, 552 more enim flamen und der flaminica beweist auch, dafs vetere sacrorum neque Martialis neque Quiri- die paarweise Götterverehrung in Italien eine nalis flamen omnibus caerimoniis tenebantur ursprüngliche war. Fetiales. Der Stamm des Wortes scheint quibus flamen Dialis neque diurnis sacrificiis distinebantur. Geli. 10,15,16); am Füfse seines auf fari, fateri hinzuweisen vgl. Marquardt, Bettes mufs sich stets ein Gefäfs mit ,den ge- Röm. Staatsverw. 32 S. 417 Anm. 9. Johansson, wohnlichen Opfergaben befinden {capsula cum 20 Bezzenberg. Beitr. 15 (1889) S. 307. Als Bestrue atque ferto. Gell. 10, 15, 14). Wenn er zu gründer der Priesterschaft werden die ersten einem Opfer aufserhalb des Hauses sich be- Könige genannt: Numa {Dion. 2, 72. Plut. giebt, so trägt er in den Händen das comme- Num. 12. Cam. 18), Tullus Hostilius {Cic. de taculum (virga), um jede Berührung mit re publ. 2, 17, 31 vgl. Liv. 1, 24, 6), Ancus anderen zu verhüten {Fest. p. 56. 64). Wie er Marcius (Lw. 1,32, 5. Aurel. Vict.de vir. illustr. 5, 4. elog. C. I. L. 1 p. 564 = 6, 1302. Sertor an allen Iden die ovis idulis {Ov. f. 1, 588; s. oben Sp. 655, 32) darbringt, so ist er jedenfalls Resius liber de praenom. 1 im Val. Max. p. 743 an allen regelmäfsigen und aufsergewöhnlichen Kempf·, vgl. Dion. 2, 72. Serv. ad Aen. 10,14). Opfern an luppiter beteiligt. Als Opfermesser Ihre Funktionen übten die Fetialen teils als Gedient ihm die secespita {Fest. p. 348. Serv. ad 30 samtkollegium (20, vgl. Varro b. Non. p. 529), Aen. 4, 262). Zusammen mit dem rex sacrorum teils in kleineren Abteilungen {Liv. 1, 24, 6; verteilt er im Februar als Sühnemittel, Gegen- 3, 25, 6; 9, 5, 4; 31, 18, 1; 42, 25, 1. Varro stände von Wolle (februa), wie sie zu heiligen a. a. 0.); zu den ursprünglichen Aufgaben geVorrichtungen vielfach verwendet werden {Ov. hören die Genugthuungsforderung, die Kriegsf. 2, 21 pontifices a rege petunt et flamine lanas ankündigung, der Abschlufs und die Aufquis veterum lingua februa nomen erat). An hebung von Bündnissen und Verträgen; hierden Luperealien (15. Febr.) opfert er am aus entwickelt sich allmählich eine in allen Fragen des internationalen Rechtes ihr GutLupercal {Ov. f. 2, 282; vgl. Varro Z. Z. 5, 85), und bei Beginn der Weinlese fällt ihm die achten abgebende Körperschaft, bis schliefsfeierliche Einweihung zu {Varro l. I. 6, 16). 40 lieh die völkerrechtlichen Abmachungen den Auf einem verdeckten, zweispännigen Wagen priesterlichen Charakter vollständig verlieren. fahren am l.Okt. {fast. Arv. Henzen CCXXXV1II. Die Würde selbst finden wir noch bis zum fast. Amit. C. I. L. 1 p. 325 = 9, 4192) die Anfänge des 3. Jahrhunderts n. Chr. inschriftdrei grofsen Flamines zum Tempel der Fides lieh erwähnt {Marquardt 32 S. 418 Anm. 1, Publica auf dem Capitol, um hier, die Rechte dazu C. I. L. 2, 2705; 3, 248; 8, 7058. 7060; 10, 6663. 6764; 14, 2405. 4238. 3595. 2941(?)). bis auf die Fingerspitzen in ein weifses Tuch gehüllt, das Opfer darzubringen {Liv. 1, 21, 4; Aufser den silices und dem sceptrum, die aus dem Tempel des luppiter Feretrius genommen vgl. Dionys. 2, 75. Serv. ad Aen. 1, 292; 8, 636). Da die Göttin die Personifikation der in dem wurden (vgl. Sp. 674, 11 ff), bedienten sich die Wesen Iuppiters liegenden Begriffe der Zuver- 50 Fetialen bei ihren amtlichen Verrichtungen lässigkeit und Treue darstellt, so spielt er bei der sagmina oder verbenae; es sind dies dem Akte wohl die Hauptrolle. Unterstützt wird Büschel eines heiligen Krautes (ιερά βοτάνη er in den priesterlichen Handlungen durch s. verbenaca Plin. n. h. 25, 105), die samt der seine eigenen Kinder {Dionys. 3, 22) oder, wenn Wurzel und der daran hängenden Erde auf diese fehlen, durch camilli, die aus einer konder aix, d. h. dem Nordhügel des mons Capitofarreierten Ehe stammen und beide Eltern linus, ausgehoben wurden {Plin. 22, 5 sagmina noch am Leben haben {Fest. p. 93. Serv. ad in remediis publicis fuere et in sacris legatioAen. 11, 543. Macrob. 3, 8, 7. Plut. Num. 7). nibusque verbenae; certe utroque nomine idem Fällt ihm beim Opfern der Pileus vom Kopfe significatur, hoc est gramen ex arce cum sua oder zeigt er sich lässig im Dienst, so wird 60 terra evulsum. Fest. p. 321. Serv. ad Aen. 12, 120); sie wurden von dem amtierenden Konsul er gezwungen, sein Amt niederzulegen {Liv. 26, 23, 8. Val. Max. 1, 1, 4. Plut. Marc. 5), oder Prätor gefordert {Liv. 1, 24, 4; 30, 43, 9) ebenso kann er nach dem Tode der Gattin und durch ein Mitglied, das von ihnen den nicht länger fungieren {Gell. 10, 15, 22. Pris- Namen verbenariuB führte, dem Kollegium cian 1 p. 149 Hertz. Plut. q. R. 50), denn er vorangetragen als eine Bürgschaft des Friedarf sich nicht wieder vermählen {Tertull. de dens und ein Zeichen der Unverletzlichkeit exhortat. castit. 13. Hieron. ep. 123, 8. adv. der Gesandtschaft {Plin. 22, 5. Varro b. Non. Iovin. 1, 49; dagegen Serv. ad Aen. 1, 29 nee p. 528. Marcian. Dig. 1,«B, 8). Der verbenarius
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Iuppiter (Priester: Fetiales)
bestimmte wieder durch Berührung mit den sagmina ein Mitglied der Deputation zum pater patratus [Liv. 1, 24, 6 fetialis erat Μ. Valerius; is patrem patratum Sp. Fusium fecit, verbena caput capillosque tangens), eine Würde, durch die dem Inhaber in jedem einzelnen Falle die Leitung der heiligen Handlungen übertragen wurde [Cic. de or. 1, 40, 181; 2, 32, 137. pro Caec. 34, 98. Liv. a. a. O. Dion. 2, 72). Die Eigentümlichkeit, dafs die Grasbüschel gerade von der nördlichen Erhebung des capitolinischen Hügels entnommen wurden, während man doch die anderen Symbole, Bilices und sceptrum, im Tempel des Iuppiter Feretrius auf der Südkuppe auf bewahrte, vermögen wir nicht zu erklären. Von einem Heiligtume des Himmelsgottes auf der arx wird nichts berichtet, die einzige Schöpfung daselbst, die man zu ihm in Beziehung setzen könnte, ist der alte Sitz der Augurn, das Auguraculum. In den Ceremonieen und Formeln der ursprünglichen Funktionen tritt der Zusammenhang der Priesterschaft mit Iuppiter, dem Schützer der Wahrheit und Treue, dem Rächer des verletzten Eidschwures, am stärksten hervor. 1) Genugthuungsforderung (clarigatio, Liv. 8, 14, 5. Plin. n. h. 22, 5. Quint. 7, 3, 13. Arnob. 2, 67; vgl. Serv. ad Aen. 9, 52; 10, 14). Ausgerüstet mit den heiligen Symbolen zog die auserwählte Deputation nach dem feindliehen Lande; beim Passieren der Grenze, beim ersten Zusammentreffen mit einem Bürger des feindlichen Landes, beim Durchschreiten des Stadtthores und bei der Ankunft auf dem Forum nahm der pater patratus das Wort und flehte verhüllten Hauptes (mit den entsprechenden geringfügigen Abweichungen): audi, Iup· piter, audite fines — cuiuscunque gentis sunt, nominat — audiat fas; ego sum publicus nuntius populi Romani; iuste pieque legatus venio verbisque meis fides sit. Nach Aufzählung seiner Forderungen ruft er den Iuppiter zum Zeugen an: si ego iniuste impieque illos homines illasque res dedier mihi exposco, tum patriae compotem me nunquam siris esse [Liv. 1, 32, 6 sq.). Wurde innerhalb von 30 Tagen [Dion. 2, 72) eine befriedigende Antwort von der feindlichen Seite nicht gegeben, so erfolgte zum zweitenmale durch den pater patratus ein feierlicher Protest, in dem Iuppiter wiederum an erster Stelle genannt wird: audi, Iuppiter et tu Iane Quirine diique omnes caelestes vosque terrestres vosque inferni audite; ego vos testor, populum illum — quicunque est, nominat — iniustum esse neque ius persolvere. Sed de istis rebus in patria maiores natu considemu», quo pacto ius nostrum adipiscamur [Liv. 1,32, 9; vgl. Dion. 15,9). 2) Kriegserklärung. Nachdem auf den Bericht der Fetialen zu Rom der Krieg beschlossen war [Liv. 1, 32, 11), erschien nach Ablauf von 3 Tagen der pater patratus abermals an der feindlichen Grenze, kündigte in Gegenwart von mindestens drei Zeugen dem Sühne verweigernden Staate förmlich den Krieg an und eröffnete ihn, indem er eine hasta ferrata aut sanguinea praeusta ins feindliche Gebiet warf. [Liv. 1, 32, 12—14. Gell. 16, 4, 1. Serv. ad Aen. 10, 14.
Iuppiter (Priester: Fetiales, Augures) 702 Anim. Marc. 19, 2, 6. Cassius Dio 71, 33. Tzetzes Chil. 5, 15. Dafs am 33. Tage nicht die testatio [Liv. 1, 32, 9], sondern bereits die indictio belli stattfand, hat Fusinato wahrscheinlieh gemacht: dei Feziali e del diritto feziale, contributo alia storia del diritto publico esterno in Roma. Rom. 1884. S. 54 ff.) Die Ausführung dieser Ceremonieen wurde um so mehr erschwert, je weiter Rom seine Grenzen hinausschob; doch fand man ein Auskunftsmittel: im tarentinischen Kriege liefs man durch einen gefangenen Soldaten aufserhalb des Pomeriums am Tempel der Bellona im Circns Flaminius ein Stück Land kaufen und erklärte dasselbe für feindliches Gebiet; als Grenzstein wurde die columna bellica errichtet, über sie warf der pater patratus die Lanze und eröffnete mit dieser symbolischen Handlung den Krieg [Polyb. 13, 3. Ov. fast. 6, 205. Fest. p. 33. Serv. ad Aen. 9,52. Placid. s. v. bellica Columna. Cass. Dio 50, 4; 71, 33), während die thatsächliche Kriegserklärung durch den Oberbefehlshaber erfolgte [Liv. 31, 8, 3; 36, 3, 7). 3) Die MitWirkung der Fetialen bei Abschlufs von Bündnissen und Verträgen. Nachdem sie auf dem vorschriftsinäfsigen Wege die sagmina, silices und sceptrum erhalten hatten [Liv. 1, 24, 5; 30, 43, 9. Fest. p. 92. 321), traten sie ihre Reise an. Die Handlung begann mit dem Vorlesen des Vertrags Wortlautes, sodann nahm der pater patratus den Iuppiter zum Zeugen der redlichen Gesinnung seines Volkes uüd schlofs mit einer Verwünschung für den Fall eines treulosen Vertragsbruches: audi, Iuppiter, audi, pater patrate, audi tu, populus Albanus. Ut illa palam prima postrema ex illis tabulis cerate recitata sunt sine dolo malo, utique ea hic hodie rectissime intellecta sunt, illis legibus populus Romanus prior non deficiet; si prior defexit publico consilio dolo malo, tum ille dies, Iuppiter, populum Romanum sic ferito, ut ego hunc porcum hic hodie feriam; tantoque magis ferito, quanto magis potes pollesque [Liv. 1, 24, 7; vgl. Polyb. 3, 25, wo in der Schwurforrnel auch Mars und Quirinus genannt sind). (Die Bezeichnung Carmina für alle diese Formein veranlafste Ribbeck, Jahns Jahrbch. 77 (1858) S. 206 zur Annahme von Saturniern, s. dagegen Peter, Comment. in. hon. Reifferscheid. S. 67 ff.) Bei den letzten Worten schlug er mit dem lapis das Opferschwein [Suet. Claud. 25 vgl. Sp. 676). Die beteiligten Fetialen unterzeichnen die Vertragsurkunde [Liv. 9, 5, 4) und sind verpflichtet, über die Beobachtung der einzelnen Bestimmungen zu wachen [Dion. 2, 72) und über ihre Verletzung zu entscheiden [Marquardt 32 S. 424 A. 1—6); sie sind also in jeder Beziehung die Vertreter Iuppiters (vgl. Mommsen, Röm. Staats!·. I2 S. 238ff. Marquardt 32 S. 415—427. Augurn. Wenn die Augurn auch nicht in dem eminenten Sinne wie die eben besprochenen Priester als spezielle Diener Iuppiters betrachtet werden können, so hat doch ihre ganze Wissenschaft von dem Himmelsgotte ihren Ausgang genommen, und das Bewufstsein dieses ursprünglichen Zusammenhanges ist immer lebendig geblieben. Bei wichtigen
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Iuppiter (Feste: Poplifugia)
Iuppiter (Feste: Vinalia)
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Unternehmungen, bei der Wahl von Beamten wird bestätigt durch eine Notiz bei Cassius und der Inauguration von Priestern und Ort- Dio 47, 18, wonach der Senat für den 5. Juli lichkeiten, in denen Staatshandlungen vor- die Geburtstagsfeier des Caesar angeordnet genommen werden, kurz in allen Fragen, bei und alle Zuwiderhandelnden als επαράτους denen dem Staate die Einholung der göttlichen τώ 411 erklärt hatte. Dafür scheint ferner Genehmigung geboten erscheint, stehen sie als auch zu sprechen die aus der Ähnlichkeit der Sachverständige dem vollziehenden Magistrate Ceremonieen (Lustrationsriten) sich ergebende oder Pontifex zuredend oder abmahnend zur Beziehung auf das zwei Tage später stattSeite. Ihre Hauptaufgabe besteht dabei nach findende Fest der nonae Caprotinae zu Ehren der Einrichtung des templum (vgl. darüber 10 der Iuno (s. d.), in der die Zusammengehörigkeit P. Regelt, Die Schautempla der Augurn in N. der beiden italischen Lichtgottheiten wieder Jahrb. f. Phil. u. Pädag. 123 [1881] S. 593 ff.), hervortritt. in der Beobachtung der Blitz- und VögelDie Reihe der mit der Ernte uüd ZubereiZeichen, und hieraus ergeben sich unzweideutig tung des Weines in Verbindung stehenden die Beziehungen zu Iuppiter; vgl. Enn. ann. Feierlichkeiten eröffneten am 19. August die frg. 310Baehrens·. contremuit magnum templum Vinalia rustica, die von Festus ausdrücklich Iovis altitonantis. Terent. Eun. 590 qui templa als Festtag des Iuppiter bezeichnet werden caeli summa sonitu concutit. Cic. de div. 2, 34, (p. 265 Rustica vinalia appellantur mense Au72 aves internuntiae Iovis. ibid. 2, 36, 78. In gusto XIV Kal. Sept. Iovis dies festus); man den commentarii augurum findet sich die Vor- 20 flehte in dieser kritischen Zeit, die über den schrift Iove tonante fulgurante comitia populi Ausfall dei ־Ernte entschied, um das Gedeihen habere nefas (vgl. Cic. de div. 2, 18, 42); in der der reifenden Trauben (Plin. n. h. 18, 284 tria Gebetsformel bei der Inauguration des Numa, namque tempora fructibus metuebant, propter die Livius (1, 18, 9; vgl. Plut. Num. 7) aus quod instituerunt ferias diesque festos Robigalia, den Gebräuchen seiner eigenen Zeit entnommen Floralia, Vinalia). Wenn der Epitomator des hat, wird Iuppiter um die Gewährung gün- Festus p. 264 berichtet: Rustica Vinalia XIV stiger Zeichen angefleht (Iuppiter pater si est Kal. Septembris celebrabant, quo die primum fas hunc Numam Pompilium, cuius ego caput vina in urbem deferebant, so beruht die Anteneo, regem Romae esse uti tu signa nobis certa gäbe wahrscheinlich auf einer Verwechselung adclarassis inter eos fines quos feci), und Cicero 80 mit den Vinalia priora (s. unten), vgl. Marde leg. 2, 8, 20 bezeichnet die Augurn geradezu quardt, Röm. Staatsverwaltg. 3 S. 333 A. 7. als die Dolmetscher des höchsten Gottes (inter- Der Beginn der Weinlese selbst, von Wittepretes Iovis optumi maxumi, publici augures, rungsverhältnissen abhängend, konnte natürlich signis et auspiciis postea vidento). Aus dieser nicht genau fixiert werden, man legte daher Stelle ist übrigens nicht der Schlufs zu ziehen, die einleitenden religiösen Ceremonieen auf den dafs die Stiftung des Kollegiums mit der Er- Tag der Vinalien. Die Vornahme der Weihe bauung des capitolinisehen Tempels zusammen- lag in den Händen des flamen Dialis. Einige fällt, dagegen spricht nicht sowohl der Um- Trauben abschneidend, forderte er zum Beginne stand, dafs die Berichte der Alten übereinder Weinlese auf; es folgte das Opfer eines stimmend die Institution in den Anfang der 40 Lammes an Iuppiter, während dessen ZuKönigszeit verlegen (Cic. de republ. 2, 9, 16. bereitung die auspicierende Handlung des de div. 1,2,3; 17, 30, 40, 89; 48, 107. Liv. 1, Einsammelns der Trauben von ihm wiederholt 18, 6; 4, 4, 2; 6, 41, 4), sondern vor allem ihre wurde (Varro l. I. 6, 16 Vinalia a vino, hic Verbreitung über ganz Mittelitalien (Varro 1.1. dies Iovis, non Veneris; ־huius rei cura non 5, 33. Cic. de div. 2, 33, 70; 1, 41, 92. Bücheier, levis in Latio, nam aliquot locis vindemiae priUmbrica p. 42 sq.). Über andere Fragen be- mum ab sacerdotibus publice fiebant, ut Romae züglich des Kollegiums der Augurn vgl. etiam nunc; nam flamen Dialis auspicatur Mommsen, Röm. Staatsr. I2 S. 73—114. Mar- vindemiam et ut iussit vinum legere, agna Iovi quardt, Röm. Staatsverwaltg. 32 S. 397—409. facit inter quoius exta caesa et porrecta flamen 50 prorsus vinum legit). War die Ernte beendet Feste. und der Most fertig gestellt, so wurde an den Zu den Iuppiterfesten, die, wie die Schrei- Meditrinalien am 11. Oktober der neue, noch bung mit grofsen Buchstaben im Kalender be- ungeklärte Wein gekostet und zum Vergleiche weist, über den Anfang der republikanischen der alte Wein vom vergangenen Jahre dazu Zeit hinausreichen, gehören die Poplifugia getrunken, wobei man die Worte sprach: nound Vinalia. Die ersten wurden am 5. Juli vum vetus vinum bibo, novo veteri vino morbo gefeiert. Nach den Berichten der Alten sollen medeor (Varro l. I. 6, 21; bei Fest. ρ. 123 sie eingesetzt sein infolge einer Niederlage lautet die Formel: vetus novum vinum bibo, der Römer durch die Fidenaten (Varro l. I. veteri novo morbo medeor), voraus ging eine 6, 18; vgl. Macrob. 1, 11, 37. Plut. Cam. 33), 60 Libation, wahrscheinlich für Iuppiter, denn Tuscer (Macrob. 3, 2, 14), Gallier (Ovid. de die Fasten von Amiternum (C. I. L. 1 p. 325 arte amat. 2, 257) oder nach dem Verschwinden = 9, 4192) verzeichnen zum 11. Oktober feriae des Romulus (Dion. 2, 56. Plut. Rom. 29). InIovi. Die Göttin Meditrina (Fest. p. 123) ist des sind dies nur Versuche zur Erklärung des also erst eine Erfindung der Grammatiker, herNamens; der wahre Ursprung ist uns nicht be- vorgegangen aus dem Bedürfnis, den Namen kannt. Dafs der Tag dem Iuppiter geheiligt Meditrinalia zu erklären; vgl. Wissowa, ind. war, ergiebt der Zusatz feriae Iovi in den lect. Marpurg. 1891 p. 15 a. 16. Die Vinalien fast. Amit. (C. I. L. 1 p. 324 = 9, 4192) und am 23. April des nächsten Frühjahres bildeten
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Iuppiter (Feste: Vinalia)
Iuppiter (Capitolinus: Kultlokal)
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den Abschlufs der Feier; erst an diesem Tage beiden Hügeln der capitolinische Tempel gedurfte der ausgegorene Wein in die Stadt ge- standen habe, war bis in die neueste Zeit sehr fahren werden {Varro l. I. 6, 16 in Tusculanis umstritten. Nachdem die Topographen etwa sortis [hortis Mommsen C. I. L. 1 p. 392. sacris bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts das HeiligJordan Herrn. 8 (1873) S. 220] est scriptum·, tum auf der Südhälfte des Berges gesucht vinum novum ne vehatur in urbem antequam hatten, überwog seit dem Erscheinen von vinalia kalentur); die Fässer wurden jetzt Nardini's Roma antica, Rom. 1660 (S. 296 ff.), zum erstenmale geöffnet. Bevor man den die Ansicht von der nördlichen Lage (vgl. neuen Wein kostete, wurde dem Himmelsgotte Venuti, accurata e succinta descrizione topoeine Dankesspende für das Gedeihen der 10 grafica delle antichita di Roma, Rom. 1763, edelsten Frucht dargebracht {Fest. p. 65 Calpar 2 S. 290 ff. Zoega, Abhandlg. S. 331. Nibby, vinum novum, quod ex dolio demitur sacrificii del foro Romano etc., Rom. 1819, S. 47 ff. causa, antequam gustetur. Iovi enim prius sua Piale, porte settentrionali p. 3. Canina, indivina libabant, quae appellabant festa Vinalia·, cazione topografica di Roma antica, Rom. 1831, vgl. p. 374. Ovid. fast. 4, 898. Plin. n. h. 18, S. 14:6 ff. Braun, Ruinen und Museen S. 25. 287). Iuppiter ist also bei allen drei Festen Nissen, Das Templum S. 14:2 ff. 211 ff), wurde Mittelpunkt der Verehrung, und ihm allein aber mit steigendem Erfolge bekämpft von galt ursprünglich die Feier. Später wurde der Piranesi, antichita Romane, Rom. 1784. Hirt, Kult der Venus mit den Vinalien in Verbin- Der capitolinische Iuppitertempel, Abhdlg. der düng gebracht, und zwar nahm diese An- 20 Rerl. Ak. 1813 S. 18 — 39. Bunsen, Beschreibung schauung ihren Ausgang von den Vinalia ru- der Stadt Rom 3, 1 S. 14 ff. Becker, Handbuch stica. Auf den 19. August fielen nämlich die der römischen Altertümer 1 S. 385 ff. Abeken, Stiftungstage zweier Heiligtümer der Venus Mittelitalien S. 221 ff. Preller, Philol. 1 S. 72 {Fest. p. 265 eodem . . die Veneri templa sunt = Ausgew. Aufsätze S. 471. Die Verschiedenconsecrata, alterum ad circum maximum alterum heit der lokalen Fixierung hat ihren Grund in luco Libitinensi; vgl. p. 289. Varro l. I. darin, dafs alle früheren topographischen 6, 20. Plut. q. R. 45). Ob hieraus die Be- Untersuchungen fast ausschliefslich auf die ziehung der Göttin zu dem Feste entsprang, litterarischen Nachrichten aus dem Altertume oder ob der Dedikationstermin in dieser Be- angewiesen waren, und in diesen wurde der ziehung bereits seine Veranlassung hatte, das 30 Name des Gesamtberges und die Sonderentzieht sich unserer Kenntnis; sicherlich aber bezeichnung der beiden einzelnen Erhebungen wurde der dies natalis des vor der porta Colso wenig scharf geschieden, dafs noch im verlina erbauten Tempels der Venus Erucina flossenen Jahrzehnte darüber gestritten werden nach Analogie der obengenannten Kultstätten konnte, ob der Begriff Capitolium, ursprünglich auf den 23. April, den Tag der Vinalia priora, nur den Tempelbezirk bedeutend, im Laufe der gelegt {fast. Arv. Henzen CCXXXV. /ast. Caeret. Zeitsich zurBenennung des Gesamthügels erweiEph. ep. 3 p. 7. fast. Praen. C. I. L. 1 p. 317. tert habe {Jordan, Top. 1, 2 S. 7 A. 1. S. 34ff. Ovid. fast. 4, 877), doch war noch in der Zeit Kuhfeldt p.lOf.) oder umgekehrt {Richter, Herrn. des Varro die Bedeutung dieses Tages als 18 [1883] S. 17 ff. 114. Gilbert, Gesch. u. Top. eines ausschliefslichen Iuppiterfestes lebendig 40 Roms 2 S. 423 ff. 448; vgl. Richter in Iw. Müllers {l. I. 6, 16 Vinalia a vino, hic dies Iovis non Handb. d. klass. Altert. 3 S. 814). Durch die AusVeneris). Zurückzuweisen ist demnach die grabungen der letzten Decennien {Rosa. ann. d. Auffassung Prellers {R. Μ. 1 S. 197. 441), dafs inst. 1865 S. 382 ff. Lanciani, bullet, munic. 1875 die Vinalien von Anfang an beiden Gottheiten S. 165ff. 1876 S.31 ff. ־Dressel, bullet, d. inst. 1882 gemeinsam galten, und die Ansicht Gilberts S. 226. Notiz, d. scav. 1882 S. 433. 1883 S. 371) {Gesch. u. Top. Roms 1 S. 152 A. 3), ״dafs sie sind alle Zweifel über die Lage des Heiligvon Hause aus mit dem Kulte der Venus (Murcia) tums gelöst, und die Frage ist endgültig zu verbunden waren, wenn sie vielleicht auch Gunsten der Südhöhe entschieden worden. später erst ihre spezielle Beziehung zum Wein Die antike Tradition führt die Erbauung des erhalten haben“. Venus gehörte überhaupt 50 Tempels fast einstimmig auf die Dynastie der nicht der ältesten Sakralverfassung Roms an Tarquinier zurück (der abweichende Bericht (vgl. Marquardt, Röm. Staatsverwaltg. 32 bei Eusebius p. 82 Schöne Νονμάς .. τό ΧαπεS. 374 ff.). Dafs die Larentalia am 23. Dez. τώλιον επ θεμελίων ωποδόμηοεν, vgl. Hieron. trotz des Zusatzes feriae Iovi {fast. Praen. ρ. 83 = Cassiodor ρ. 593 Mommsen charakteC. I. L. 1 p. 319. Macrob. 1, 10 , 11) kein risiert sich demnach als spätere Erfindung); Iuppiterfest gewesen sind, ist bereits Sp. 659 Tarquinius Priscus soll ihn in einem Kriege ausgesprochen worden; vgl. Th. Zielinski, mit den Sabinern gelobt und bereits den gequaest. com. p. 119 adn. 1. eigneten Platz für die Anlage geschaffen haben {Cic. de republ. 2, 20, 36. Liv. 1, 38, 7; 55, 1. Der capitolinische Kult. 60 Plin. n. h. 12, 157. Tac. hist. 3, 72. Auson. Von Südwesten nach Nordosten sich hin- ord. nob. urb. 121 Schenkt. Dion. 3, 69; 4, 59. ziehend, wird der Capitolinus mons durch eine Plut. Popl. 14). Unter dem jüngeren Tarbeträchtliche Einsenkung (inter duos montes) quinius wurde der Bau begonnen und vollin zwei Gipfel geschieden, einen südwestlichen, endet {Cic. de republ. 2, 24, 44; in Verrem 5, 19, auf dem jetzt die Gebäude der deutschen Bot- 48. Liv. 1, 55. 56. Plin. n. h. 3, 70. Tac. I. c.).. schäft liegen, und einen nordöstlichen, mit der Die feierliche Dedikation fiel in das Jahr 245 Kirche und dem Kloster von S. Maria in Ara- u. c. und wurde vom Konsul M. Horatius vollceli. Die Frage, auf welchem von diesen zogen {Polyb. 3, 22 πατά Αεύπιον ’Ιούνιον Roscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. Π. 23
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luppiter (Capitolinus: Kultlokal)
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Βρούτον και Μάρκον Όράτιον τους πρώτους Gotteshause behauptet (ältester Gewährsmann καταστα&εντας υπάτους μετά τήν των βαοι- ist Cato b. Fest. p. 162 fana in eo loco comλέων κατάλυοιν, υφ ων ουνέβη κα&ιερω&ήναι pluria fuere; ea exauguravit, praeterquam quod Termino fanum fuit; id nequitum exaugurari. καί τό τοϋ Βιος ιερόν τοΰ Καπετωλίου. Liv. 2, 8, 5—8; 7, 3, 8. Val. Max. 5, 10, 1. Plut. Liv. 1, 55, 2—5. Ovid. fast. 2, 665 sq. Serv. ad Popl. 14. — Täc. hist. 3, 72 und Dion. 5, 33 Aen. 9, 446 = Lactant, inst. 1, 20, 38). Später nennen irrtümlich das zweite Konsulat des wird diese Erzählung auch auf die Iuventas Horatius a. 247). Eine Aufschrift verkündete übertragen {Liv. 5, 54, 7. ep. 1. Plin. n. h. den komnjenden Geschlechtern den Namen 35, 108. Dion. 3, 69. Flor. 1, 1, 7. 9; Aug. dee ersten Dedikanten {Dion. 5, 35 τήν δ’ άν- c. d. 4, 23 fügt sogar den Mars hinzu; vgl. ιέρωΰιν αυτού και τήν επιγραφήν ελαβε Μάρ- Cassius Dio 41, 14). Die Sage enthält den κος Όράτιος). Wir haben keinen Grund, mit Versuch, das Vorhandensein der Kultstätten Jordan, Top. 1,2 S. 10 A. 4 an der Richtig- jener beiden Götter im capitolinischen Tempel keit dieser Angabe zu zweifeln, da Bie die (s. oben) zu erklären. Beim Ausschachten des beste Erklärung dafür giebt, dafs die Legende Grundes fand man in der Tiefe ein caput hues nicht wagte, die Ehre der Einweihung einem manum integra facie, das nach der Versieheihrer gefeierten Helden, dem Brutus oder rung der aus Etrurien herbeigerufenen Seher Poplicola, zuzusprechen, und da auch der ein Wahrzeichen war für die künftige WeltherrName des Q. Lutatius Catulus auf dem Giebel schäft des römischen Staates {Liv. 1, 51, 5. 6; des restaurierten Tempels prangte {Plut. Popl. 5, 54, 7. Varro l. I. 5, 41. Plin. n. h. 28, 15. 15. Cassius Dio 37, 44; vgl. Cic. in Verrem Serv. ad Aen. 8, 345. Arnob. 6, 7. Isidor. 15, 2 4, 31, 69. mon. Anc. 4, 9. Cassius Dio 41, 13). Mommsen. Dion. 4, 59—61. Cassius Dio frg. Die Dedikation des capitolinischen Tempels 11, 8; 25, 9 Bekker). Es ist selbstverständlich, ist das erste chronologisch bestimmbare Fak- dafs die Fabel, welche das Capitol als das tum der römischen Geschichte, der feste Punkt caput rerum deutete, erst zu einer Zeit entfür die Datierung früherer und späterer Er- standen ist, als Born den Gedanken an eine eignisse {Plin. n. h. 33, 19 vovit aedem Con- dominierende Stellung ernsthaft ins Auge cordiae — inciditque in tabella aerea factam fassen konnte, also nicht vor der zweiten eam aedem CCIII [Mommsen, Böm. Chronol.2 Hälfte des dritten vorchristlichen Jahrhunderts. 5. 198, CCIII vulg.J annis post Capitolinam ןFr. Marx, Lektionskatal. v. Bestock 1888/89 dedicatam). Von hier begann die Aufzeichnung S.7ff. sieht in dem caput das Symbol einer Quelle. der Konsulnamen, eine Thatsache, die VerDas Terrain, auf dem der neue Tempel anlassung gab, das Jahr 245 u. c. als das An- seine Stätte gefunden hatte, war ursprünglich fangsjahr der Republik zu bezeichnen. Der zur Anlage eines so grofsartigen Unternehmens StiftungBtag waren die Iden des September; wenig geeignet; über dem tarpejischen Fels ersie werden uns zwar nur von Plutarch Popl. hob sich, kegelförmig zulaufend, noch eine 14 genannt, doch finden wir eine Bestätigung Kuppe; mit gewaltiger Anstrengung und beder Nachricht in dem Umstande, dafs an dem- deutenden Kosten wurde durch Untermauerung selben Tage in der ältesten Zeit die Konsuln des Kegels und Zuschüttung der Lücken das ihr Amt antraten {Mommsen a. a. O. S. 86 ff.), ungleichmäfsige Niveau der Südhöhe zu einer und in dem Brauche, nach welchem alle 100 ebenen Höhe (area) umgeschaffen {Dion. 3, 69 Jahre am 13. September von den höchsten τον μεν ουν λόφον εφ’ ον τό ιερόν εμελλεν Beamten des Staates ein Nagel in die rechte ίδρυεΰ&αι, πολλή ς_ δεόμενον πραγματείας {ούτε Seite der cella Iovis eingeschlagen werden γάρ ενπρόβοδος ήν ούτε ομαλός άλλ’ απότομος mufste {Liv. 7, 3, 5 lex vetusta est priscis litteris καί είς κορυφήν βυναγόμενος υξεΐαν) άναλήμverbisque scripta, ut qui praetor maximus sit μαβιν νιρηλοις πολλαχό&εν περιλαβών καί ποidibus Septembribus clavum pangat; fixa fuit λύν χοΰν είς τό μεταξύ των τε αναλημμάτων dextro lateri aedis Iovis optimi maximi, ex qua καί τής κορυφής εμφορήσας ομαλόν γενέβ&αι parte Minervae templum est; vgl. C.I.L. 1 p.351. παρεΰκεναβε και προς υποδοχήν ιερών επιMommsens, a. O.S. 176). Wahrscheinlichnahmen 1 τηδειότατον sc.TarquiniusPriscus). Wirkennen auch die nach dem Sturze der Republik vom 4. bis noch zwei Fälle von Untermauerungen des 19. September währenden ludi Romani von dem Capitols aus den Jahren 366 u. c. {Liv. 6, 4, 12) Stiftungstage ihren Ausgang {Fest. p. 122 und 565 {Liv. 38, 28, 3); solche VervollstänMagnos ludos Bomanos ludos appellabant, quos digungen und Reparaturen waren nötig, um in honorem Iovis, quam principem deorum Abbröckelungen der Felsmasse {Liv. 35, 21, 6 putabant, faciebant). Noch in der Kaiserzeit saxum ingens ... in vicum Iugarium ex capizeigte das epulum Iovis {fast. Sab. C. I. L. 1 tolio procidit et multos oppressit) zu verhüten. p. 302 = 9, 4769. Ant. C. I. L. 1 p. 328 Eine Umfassungsmauer der area bezeugen die = 10, 6638. Arvai. C. I. L. 6, 2295) die Be- Militärdiplome C. I. L. 3 p. 917 sq. nr. 9, 16—58. deutung des Tages; vgl. Preller, Böm. Mythol. 1 יEph. epigr. 2 p. 454 sq. nr. 59—62, 4 p. 185 S. 220. Die spätere Zeit hat die Gründung nr. 66. Es sind nun Überreste einer aus Tuffdes Tempels mit mannigfachen Sagen um- quadern bestehenden, in den Felsen eingewoben: Um Raum für die neue Kultstätte zu betteten Mauer, in Material und Schichtungsgewinnen, hätten eine Anzahl fana und sacella, weise mit dem Material des Tempels übereindie T. Tatius auf der Höhe erbaut, exauguriert stimmend (8. unten), in neuerer Zeit aufgedeckt werden müssen; willig seien die anderen worden an der salita di monte Caprino am Götter gewichen, nur Terminus habe Wider- arco di Vignola, am Nordabhange des Berges stand geleistet und seinen Platz in dem neuen vor dem Palazzo Caffarelli {Lanciani, ann. d.
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inst. 1871 S. 49, 1875 S. 184) und sui monte S. 160 A. 1). Unter der area befanden sich die Caprino a destra di chi esce dal portico di Vig- sogenannten favissae (id esse cellas quasdam nola 13,SO metri prima di giungere al limite et cisternas — sagt Varro bei Gell. 2, 10, 2, fra le rimesse del palazzo Caffarelli et l’ala del nach ihm Fest. p. 88. Placidus Glossae p. 43. palazzo dei Conservatori (Dressel, bullet, d. inst. Deuerling. Non. Marc. s. v. flavissae p. 112 = 1882 S. 226). Hieraus zog Jordan (Top. 1, 2 1 p. 158 L. Muller; über den etruskischen UrS. 76), der den letzten Mauerzug noch nicht sprung des Wortes vgl. Jordan, Krit. Beitr. kannte, den Schlufs, dafs die area ostwärts S. 88); sie waren dazu bestimmt die Schätze bis zum arco di Vignola, nördlich über den und Geräte des Tempels aufzunehmen und im Abhang bei Tor de’ Specchi hinaus sich er- 10 Falle einer Belagerung die Eingeschlossenen streckte und dafs sie nach den beiden anderen mit Trinkwasser zu versorgen; nach Bichter Richtungen in dem terrassenförmigen Abstieg (a. a. 0. S. 819) waren sie stollenartig in den des Berges im Süden und dem jähen Absturz Berg getrieben und hatten ihren Zugang nur im Westen ihre natürliche Begrenzung hätte. von den Kellern des Tempels aus. Verschieden Dafs die von Jordan in den Bereich des Tem- von ihnen sind die cuniculi (Cic. pro Caec. pels gezogenen Quadermauern im Norden des 30, 88. Phil. 3, 8, 20. Serv. ad Aen. 8, 652. Hügels zur Substruktion der area gehörten, 658), vertikal den Berg durchziehende Schachte, ist überzeugend nachgewiesen von Bichter wahrscheinlich Steinbrüche (Jordan a. a. 0. (Herrn. 18 [1883] S. 112 ff.), der, in den inzwischen S. 83 A. 79. Bichter a. a. 0. S. 820). — Gilbert aufgefundenen Resten am Konservatorenpalaste 20 (a. a. 0. 2 S. 435; 3 S. 398 ff.) scheidet zwischen einer area Capitolina im eDgeren und weiteden östlichen Teil der Umfassungsmauer erkennend, mit Beziehung auf Tac. hist. 3, 71 (8. ren Sinne, zwischen einer unmittelbaren unten) eine erhebliche Begrenzung des Be- Umgebung des Gotteshauses mit all den zirkes zu beiden Seiten des Tempels für nötig Geschenken, die der fromme Sinn der Bürgererachtete (a. a. O. u. S. 618) und eine weitere schäft im Laufe der Jahrhunderte hier aufAusdehnung nur nach dem Süden hin annahm. gehäuft hatte, und einem südlich daran anDa jedoch jener Mauerzug mit der Front des grenzenden Raume, auf dem die militärischen Tempels parallel läuft (Notiz, d. scav. 1882 und politischen Akte der Aushebungen, KonS. 433 la sua direzione e parallela a quella zilien und Komitien sich abwickelten (s. unten), della fronte del tempio), so werden wir in ihm 30 und der, wie aus den Berichten über die Ereher mit Gilbert (a. a. 0. 2 S. 447 ff.) eine Be- mordung des C. Gracchus (App. b. c. 1,15.16. festigung des Thoreinganges erblicken (vgl. das Cornific. ad Herenn. 4, 55. Oros. 5, 9) hervorMilitärdiplom C.I.L. 3 p. 846 nr. 3) undbezüg- gehe, mit dem eigentlichen Tempelhofe durch lieh der östlichen Substruktion an der Ansicht Stufen und einen Eingangsbogen verbunden Jordans festhalten. Dafs die vielen Heiligtümer, gewesen sei. Über den Gesamtumfang des die als in Capitolio befindlich bezeichnet werden Heiligtumes selber und seine spezielleren Mafs(aedes Iovis Feretrii, Fidei, Mentis, Veneris Verhältnisse liegt uns eine genaue BeschreiErucinae, Opis Opiferae, Liberi, Iovis Tonantis, bung aus dem Altertume vor, die um so grofseMartis Ultoris, Felicitatis, Veneris Victricis, ren Wert für uns besitzt, da bei allen UnVeneris Capitolinae (?), Fortunae (?)) aufserhalb 40 fällen, die den Tempel betroffen haben, der der area Capitolina gelegen haben, ist bereits Unterbau stets unversehrt geblieben ist. Dionys. von Jordan (a. a. 0. S. 41 ff.) behauptet wor- 4, 61 berichtet nämlich: έποιήδη δέ επί κρηden, aber ohne nähere Begründung; erst seit- πίδος υψηλής βεβηηώς, όκτάπλε&ρος τήν περίdem von Bichter (a. a. 0. S. 115 ff.) für die οδον διακοβίων ποδων έγγιατα τήν πλευράν aedes Fidei» eine solche Lage nachgewiesen έχων έκάβτην ‘ ολίγον δέ τι τό διαλλάττον εϋροι wurde, ist der vollgültige Beweis geliefert, τις άν τής υπεροχής τοϋ μήκους παρά τό πλάτος ״dafs man kein Recht hat, Tempel etc., die in οϋδ’ όλων πεντεκαΐδεκα ποδων. επϊ γάρ τοΐς Capitolio lagen, allein dieser Bezeichnung αϋτοΐς ϋ'εμελίοις ό μετά τήν εμπρηοιν οίκοδοwegen auf die area Capitolina zu legen“; vgl. μη9εις κατά τους πατέρας ημών ίδρή&η. So Bichter in Iw. Müllers Handb. f. klass. Altert. 3 50 lange nur einzelne Trümmer bekannt waren, 5. 840 = Baumeister, Denkm. 3 S. 1480. Inner- die man aufserdem noch irrtümlich zum Oberhalb des Bezirkes lagen nur folgende Baulich- bau in Beziehung setzte (Bunsen, Beschreibung keiten: die curia Calabra (Varro l. I. 6, 27. der Stadt Born 3, 1 S. 21ff. 651 ff. Abeken, Mittelitalien S. 223), war an eine ÜbereinMacrob. 1,15,10. fast.Praen. z. 1. Jan. C. I. L. 1 p. 312. Verg. Aen. 8, 654. 655; dazu Serv.) mit Stimmung der gefundenen Reste mit der Beder benachbarten casa Romuli (Vitruv. 2, 1, 5. Schreibung bei Dionys nicht zu denken. Als Sen. Controv. 2, 1, 4. Conon, narr. 48), die jedoch die Ausgrabungen des Jahres 1865 im Wohnung des aedituus (Suet. Dom. 1. Tac. Garten des Palazzo Caffarelli eine etwa 15 m hist. 3, 74. Gell. 6, 1, 6; die Inschrift C. I. L. lange Mauerflucht zu Tage förderten (von Bosa, 6, 479, in der ein aedituus Capitoli erwähnt 60 ann. d. inst. 1865 S. 382ff. einem nach Westen wird, gehört nach Ostia: vgl. C. I. L. 14, 32), orientierten Tempel zugewiesen) und als zehn das Temenos, in welchem die Gänse der Iuno Jahre später, den Garten im Osten begrenzend gehalten wurden (Dion. 13, 7 Kiefsling. Petron. und im schiefen Winkel auf die via di monte 136. Cic. pro Bose. Amer.s. jedochSp.593), Caprino aufsetzend, eine Parallelmauer von die aedes thensarum (C. I. L. 3 p. 845 nr. 2), das noch gröfserer Ausdehnung aufgedeckt wurde atrium publicum (Ziv. 24,10,9) und das vielleicht (Lanciani,bullet.munic. 1875 S. 165ff.), da war mit diesem identische άγορανόμων ταμιεΐον die Möglichkeit gegeben, unter Heranziehung (Polyb. 3, 26); doch vgl. Gilbert a. a. 0. 3 der Mafsangaben des Dionys und Berücksich23*
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tigung der übrigen Trümmer eine Rekonstruktion des antiken Baues vorzunehmen. Gestützt auf den technischen Beirat des Architekten Schupmann und die genannte grundlegende Abhandlung von Lanciani, der zuerst die erhaltenen Quadermauern mit richtigem Urteil als zum Unterbau gehörig erkannt hatte, machte Jordan diesen Versuch (ann. d. inst. 1876 S. 145ff., dazu die Pläne mon. ined. 10Taf. 30 a. Top. 1, 2 S. 64ff.); er ist in der Hauptsache als gelungen anzusehen und bedarf nur insofern der Berichtigung, als die nördlich vor der Front des Palastes gefundenen Reste nicht dem Tempel, sondern, wie wir oben sahen, der Umfassungsmauer der area zugeschrieben werden müssen (Lanciani, ann. d. inst. 1871 S. 49. Richter, Hermes 18 [1883] S. 109 ff.). Denn Jordan erhielt nicht nur ein Schema, das von der durch Dionys bezeugten beinah quadratisehen Form erheblich ab wich (51:74 anstatt 185 : 200 = 51: 55), sondern er mufste auch die Rückseite des Gebäudes weiter nördlich fast unmittelbar an den steilen Abhang bei Tor de’ Specchi verlegen, während uns doch bestimmt versichert wird, dafs der Tempel vollständig umfahren werden konnte (Plin. n. h. 8, 161; 27,45; nach ihm Solin. 45, 15; vgl. das Militärdiplom vom Jahre 64 C. I. L. 3 p. 846), eine Schwierigkeit, für welche die Annahme, der ursprünglich gröfsere Umfang des Berges sei hier durch einen Felsabsturz verringert worden (Jordan, Top. 1, 2 S. 75), nur eine gezwungene Lösung giebt (Richter a. a. 0. S. 110). Die Breite der Vorderflucht, die infolge der Erhaltung der beiden südlichen Ecken allein vollständig gemessen werden kann, beträgt 52,50 m = 117,40 römische Fufs (der Fufs = 0,296 m; vgl. Richter in Iw. Müllers Handb. d. klass. Altert. 3 S. 814 = Baumeister, Denkm 3 S. 1476 und über die Streitfrage der MafsVerhältnisse Richter, Hermes 18 [1883] S. 107 ff. 616ff. Mommsen, Herrn. 21 [1886] S. 411 ff. Richter, Herrn. 22 [1887] S. 17ff. Holzapfel, Herrn. 23 [1888] S. 417 ff. Hülsen, Mitteilg. d. arch. Inst. 4 [1889] S. 249). Es fehlen also zu der von Dionys angegebenen Breite (200—15 = 185) etwa 8 Ful's, die wir auf die jetzt geschwundene Verkleidung des Stylobaten rechnen müseen. Die Front des Postamentes besteht nicht aus einer zusammenhängenden, kompakten Masse, es laufen vielmehr in der Südhälfte 4 Mauerzüge in der Stärke von ca. 4 m mit den beiden seitlichen Aufsenmauern parallel. Wenn wir die Angaben des Dionys, von denen ohne zwingende Gründe nicht abgewichen werden darf, zum Ausgangspunkte nehmen für die Berechnung der LängsSeiten, die aus den ausgegrabenen Trümmern nur ihrer Richtung nach bestimmt werden können, so ergiebt sich im Verhältnis zu der jetzt fixierbaren Breite von 52,50 m eine Tiefe von 56,80 m, und demnach würde die hintere Mauer des alten Baues mit der Stirnseite des Palazzo Caffarelli zusammenfallen (vgl. Richter a. a. 0.). Dafs die zum Vorschein gekommenen Quaderreste einen Teil des Fundamentes gebildet haben, ist bereits von Lanciani a. a. 0. richtig erkannt und bewiesen worden; dafs sie
Iuppiter (Capitolinus: Kultlokal) 712 ferner dem ursprünglichen Baue angehören, deseen Dedikation die Chronik ins Jahr 245 u. c. setzt, dazu führen folgende Erwägungen. Einmal versichern die Nachrichten aus dem Altertume übereinstimmend, nur der Oberbau sei durch die verschiedenen Brände eingeäschert und der Tempel immer wieder auf denselben Grundmauern errichtet worden (Dion. 4, 61 επί γάρ τοις αντοΐς &εμελίοις. Tac. hist. 3, 72; 10 4, 53 iisdem vestigiis; vgl. Gell. 2, 10, 2); die Schichtung der Quadersteine ohne Mörtel, die ausschliefsliche Verwendung deB lokalen Tuff sprechen 'für die republikanische Zeit (Jordan a. a. 0. S. 79 ff.). Nach Richter (Iw. Müllers Handb. d. klass. Altert. 3 S. 815 = Raumeister, Denkm. 3 S. 1476) ״sind die beiden sichersten Mafse, das der Aufsenmauern von 5,60 m und das der inneren Parallelmauern von 4,20 m, höchst wahrscheinlich auf einen Fufs von 20 0,278 m zurückzuführen und entsprechen 20 und 15 Fufs“. Da der italische Fufs (0,278 m) von dem griechischen (0,296m) erst im 3. Jahrh. v. Chr. verdrängt wurde (Dörpfeld, Mitteilg. d. deutschen archäol. Inst. Athen 1882 S. 278. Hermes 22 [1887] S. 84) und da der Tempel bis zum Jahre 671 u. c. sich intakt erhalten hat, so kann die Annahme, dafs die vorhandenen Trümmer auf das Werk des ersten Erbauers zurückgehen, als gesichert gelten. Auf 30 der Nordhälfte des heiligen Bezirkes erhob sich der Tempel, im Osten, Süden und Westen ziemlich gleichweit von der Umfassungsmauer entfernt, im Norden in geringerem Abstand (ca. 15 m), doch weit genug, um noch den quadrigae bequeme Durchfahrt zu gestatten (s. oben). Die Orientierung ist eine südliche, mit einer Abweichung von 24 Grad nach Osten. Der Grundrifs der Aufsenmauern ergiebt ein dem Quadrate sich näherndes Rechteck, dessen 40 Langseiten nach Osten und Westen liegen. Bis zu einer Tiefe von etwa 7 m in eine Cretaschicht und den Tuff des Berges eingebettet, ragte das Fundament mit dem Stylobaten noch 5 m über den Boden hervor. Diese Höhe wird nach dem Urteil der Sachverständigen bezeugt durch ein Stück Betonwerk, das sich auf der Oberfläche der Ostmauer fand und dem über dem Unterbau liegenden Fufsboden des Pronaos angehört haben mufs. In der Südhälfte des 50 Stylobaten liefen zwischen den Aufsenwänden 4 parallele Mauerzüge, um mit jenen vereint die Säulenreihen des Pronaos zu tragen. Die älteste vor dem Brande des Jahres 671 u. c. erfolgte Darstellung des Tempels auf einem Denare der gens Volteia (s. Sp. 714) zeigt ihn nur als Tetrastylos mit Säulen dorischer (tuskanischer) Orduung, es ist aber nach der Beschaftenheit des Fundamentes wie nach späteren Abbildungen (s. unten) wahrscheinlich, 60 dafs bereits der ursprüngliche Bau ein dreireihiger Hexastylos war und dafs auf jener Münze nur die vier mittleren Säulen zur DarStellung gekommen sind, sowie ferner dafs auch an den beiden Seiten je eine Säulenreihe sich hinzog. Erwähnt wird der Pronaos nach einer sicheren Vermutung Henzens in den Arvalakten zum 3. Januar 87 in Capitolio in pro[nao Iovis optimi maxi]mi (p. CXVI Henzen);
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bei Dionys. 3, 69 Iv τω προνάω τής Α&ηνΰς (trin. 84) kennt einen Iuppiter mit Kranz ist der Teil des ganzen Pronaos geiüeint, der in Capitolio in columine. Sicherlich waren vor der Zelle der Minerva liegt. Andeutungen Giebel und Dach reich mit Thonfiguren gefinden sich in den Worten ante cellam Iovis schmückt, doch nur jene dürftigen Nach(Sen. ep. 95, 72), Minervae (Fest. p. 177. Iul. richten sind auf uns gekommen, und auch das Obs. 68), Iunonis (Act. fratr. Arvai, zum 3. Jan. älteste Münzbild giebt keine weitere Aufklä231 p. CCXVI Henzen·, vgl. Vitr. 4, 7, 2), wäh- rung (vgl. Wieseler, Gotting, gel. Anz. 1872, 1 rend die Gleichsetzung von vestibulum (Cic. S. 723 fi. Jordan a. a. 0. S. 98 ff.). Vor der in Verrem 2, 66,160. Liv. 8, 6, 2. Plin. Paneg. Treppe, die zum Pronaos führte, stand der 52) und pronaos zweifelhaft erscheint (vgl. 10 Altar, an dem die weiter unten zu erwähnen-2, ־-־ ■Von — den Opferhandlungen stattfanden (Suet. Aug. Liv. 24, 3, 7; dazu Plin. n. h. 240). dem eigentlichen Tempelhause sagt Richter 94. Zonar. 8, 1 p. 170 Dindorf. Fest. p. 285, (Iw. Müller, Handb. d. klass. Altert. 3 S. 815 vgl. Plin. n. h. 17, 244). = Baumeister, Denkm. 3 S. 1477 mit Grundrifs): Die Imstanderhaltung des Tempels war wie ״Es war annähernd quadratisch 30,5 x 28,75 m die der übrigen Staatsgebäude Sache der Cengrofs und durch parallele Wände in 3 Zellen soren, welche die Ausführung der nötigen eingeteilt, von denen die mittlere 25 x 9 m, Reparaturen an Unternehmer verdangen (Plin. die beiden an der Seite 25 x 7,5 m im Lichten n. h. 35, 14). Dafs die gewöhnlichen Ausmafsen. Die Hinterwand des Tempelhauses er- besserungsarbeiten unerwähnt bleiben, istnatürstreckte sich über die äufsere Cellawand hin- 20 lieh; eine Restauration in gröfserem Umfange aus bis an den Rand der Stylobaten und schlofs wurde im Jahre 575 u. c. vorgenommen, die den Tempel nach hinten zu vollständig ab.“ Wände und Säulen erhielten jetzt zum erstenDie Angabe des Dionys über den Tempel des male einen. Stucküberzug (Liv. 40, 51, 3 Μ. Catulus (εν de αύτώ τρεις αηκοι παράλληλοι Aemilius Lepidus . . aedem Iovis in Capitolio κοινάς έ'χοντες πλευράς μέβος μεν ο τον Αιος columnasque circa poliendas locavit)·, die Cenπαρ’ εκάτερον δε τδ μέρος ο τε τής״Ηρας και soren des nächsten Lustrums liefsen den zum ο τής Α&ηνΰς ύφ’ εν.δς αετού και μιας βτέγης Heiligtume führenden clivus Capitolinus καλυπτόμενοι, vgl. Cic. pro Scaur. 47. Serv. ad pflastern (Liv. 41, 27, 7), und Scipio Nasica Aen. 2, 296) gilt natürlich auch für den altern. errichtete in seiner Censur (a. 595 u. c.) auf Die mittlere Zelle also gehörte dem Iuppiter, 30 der area zu beiden Seiten des Tempels prächdie rechte nach Westen gelegene der Minerva tige Säulenhallen (Veil. Patere. 2, 3, 1; 2, 1,1. (Liv. 7,3, 5. Hör. c. 1, 12, 19; vgl. die Stellung vgl. Tac. hist. 3, 71). Nachdem so das der Göttin auf den Münzen), die linke, an der Äufsere und die Umgebung des Baues eine Ostseite liegende, der Iuno. Vom Pronaos aus der Erweiterung der römischen Herrschaft führte, wie man aus den besseren Abbildungen würdige Umgestaltung erfahren hatte, beersieht, zwischen den mittleren Interkolumnien schlofs man auch das Innere in entsprechenje eine Thür in das Innere der Zellen. Es läfst der Weise zu verschönern; nach Beginn des sich mit Sicherheit nicht entscheiden, ob die dritten punischen Krieges trat ein Mosaikfufsletzteren durch die κοιναϊ πλενραί räumlich boden (scutulatum) an die Stelle des früheren vollständig getrennt waren oder ob die Scheide- 40 Ziegelstrichs (Plin. n. h. 36, 185) und während wände nur einen Teil des Tempels durchliefen; der Censur des L. Mummius (a. 612 u. c.) wurde für diese Ansicht (Abeken, Mittelitalien S. 224 das Deckengebälk (laquearia) vergoldet (Plin. A. 2. Gilbert a. a. O. 2 S. 421 A. 2) scheinen n. h. 33, 57). Auf 2 Liviusstellen zu sprechen (6, 4, 3 in Iovis einem Denare des cella ante pedes Iunonis·, 6, 29, 9 signum inter M.Volteius (Cohen, cellam Iovis ac Minervae·, vgl. Plin. n. h. 10, 35 Med. cons. t. 42 bubo Capitoli cellam ipsam intravit), für jene Volt. 1; Babelon, (Jordan a. a. O. S. 92 ff.) die Erwägung, dafs monn. de la rep. bei einer im Innem bestehenden Verbindung Rom. 2 S. 565; vgl. kaum 3 Eingangsthüren (vgl. Gell. 6, 1, 6) an- 50 Mommsen, Röm. Iuppiterkopf u. capitoliniecher auf einem Denare des gebracht worden wären. Jede Gottheit hatte MünzwesenS. 619 Tempel Μ. Volteius vor dem Jahre 685 in ihrer Zelle einen Altar (Varro b. Serv. ad A.259),geprägt vor u. c. (nach Cohen, Med. cons. Aen. 3,134); ein Kultbild daselbst, wenngleich 685 u. c., hat sich t. 42 Volt. 1.) für alle drei wahrscheinlich, ist nur für Iuppiter ein Bild des ältebezeugt; es war von Thon und stellte den sten Tempels erhalten; wir bemerken einen doriGott stehend dar mit dem Blitze in der Rech- sehen (toskanischen) Tetrastylos, im Hinterten; als Schöpfer des Werkes galt der ve- gründe drei Thüren, zwischen je zwei der jentische Künstler Vnlca (Ovid. fast. 1, 201. mittleren Säulen auf dem Giebelfelde einen Plin. n. h. 35, 157), derselbe der auch die geflügelten Blitz. Nicht viel länger als ein quadrigae fictilis in fastigio templi gefertigt 60 halbes Jahrhundert sollte der so glänzend aushaben sollte (PZin.a. a.O.u. 28,16. Plut.Popl. 13. gestattete Tempel bestehen bleiben. Es war Fest. p. 274), an deren 'Stelle man a. 458 u. c. am 6. Juli (Plut. Süll. 27) des Jahres 671 u. c. Iovem in culmine cum quadrigis, vermutlich (Cic. in Cat. 3, 4, 9. Sali. Cat. 47, 2. Dion. 4, 62. Tac. hist. 3, 72. App. b. c. 1, 83. 86. eine Bronzearbeit, setzte (Liv. 10, 23, 12). Iul. Obs. 57. Hieron. p. 133 Schöne = Cassiod. Einen fictilis Summanus in fastigio Iovis 0. m. vor dem Jahre 479 u. c. bezeugt Cicero de p. 622 Momms .), als eine Feuersbrunst den stolzen div. 1, 10, 16; vgl. Liv. ep. 14, wo irrig Iovis Bau der Tarquinier samt dem alten Kultbilde signum für Summani signum steht; Plautus (Plut. de Is. et Osir. 71. Ovid. fast. 1, 201) bis
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auf die Fundamente so vollständig in Asche wähnung), den Vitruv zu der Gattung der legte, dafs selbst die in den Kellern εν λι&ίνη araeostyli rechnet, bei denen infolge des weiλάρναπι (Dion. a. a. O.) aufbewahrten sibylli- ten Abstandes der Säulen das Epistyl aus nischen Bücher mitverbrannten (Cassius Dio Balken von Holz besteht (3, 2, 5 in araeostylis frg. 106, 3 Bekker). Der Tempelschatz wurde autem nec lapideis nec marmoreis epistyliis uti gerettet und von dem jungen Marius nach datur, sed imponendae de materia trabes perPraeneste gebracht (Plin. n. h. 33, 16), unbe- petuae et ipsarum aedium species barycae, baryschädigt blieben auch die am Eingänge zum cephalae humiles latae ornantque signis fictiliTempel befindlichen Statuen der römischen bus aut aereis inauratis earum fastigia tuKönige und des Brutus (App. b. c. 1, 16). 10 scanico more, uti est . . . Capitolii). An Stelle Die Wiederherstellung des Tempels nahm der des thönernen Kultbildes (Iuppiter fictilis) in siegreich aus dem Bürgerkrieg hervorgegangene der cella des Iuppiter, das in den Flammen Sulla mit Eifer in Angriff (Val. Max. 9, 3, 8), seinen Untergang gefunden hatte (s. oben), er liefs sogar vom Olympieion in Athen Säulen war ein neues griechisches Kunstwerk getreten, nach Rom schaffen (Plin. n. h. 36, 45), doch von Apollodor nach dem Vorbilde des olymnicht ihm, sondern dem Q. Lutatius Catulus pischen Zeus in sitzender Stellung aus Gold hatte das Glück beschieden den Bau zu voll- und Elfenbein gefertigt (Chalcidius in Plat. enden und die feierliche Dedikation zu voll- Tim. 338 C, p. 361 Wrobel. Varro b. Non. ziehen (Tac. a. a. O. Plin. n. h. 7, 138. Plut. Marc. p. 162 = 1 p. 237 L. Müller. Suet. Popl. 15). Durch offiziellen Senats- und Volks- 20 Calig. 52. Ioseph. Arch. 19, 1, 2. Brunn, beschlufs (vgl. Mommsen C. I. L. 1 p. 171. Griech. Künstlergesch. 12 S. 379 ff. Overbeck, Böm. Staatsr. 22 S. 651; die abweichenden Griech. Plast. S. 61 ff.), wie denn überhaupt Ansichten Jordans [a. a. 0. S. 22] sind nicht die alten figurae fictiles den moderneren Werüberzeugend) wurde er mit der cura reficiendi ken der Plastik gewichen sein werden. Die Capitolii beauftragt (Cic. in Verrem 4, 31, 69. Aufstellung einer Statue der Minerva erwähnt Tac. a. a. O. Varro b. Gell. 2, 10, 2), und im Plin. n. h. 34, 57. Eine Bestätigung und ErJahre 685 u. c. (Liv. ep. 98. Cassiod. p. 622 Weiterung der litterarischen Angaben bieten Mommsen. Phlegon frg. hist, graec. 3 p. 606 uns Darstellungen des neuen Tempels auf Müller; Lactant, de iradei 22,6 nennt irrtümlich Denaren des Petillius Capitolinus vom Jahre 711 das Jahr 678) war das Werk soweit gediehen, 30 u. c. (Cohen, dafs die Übergabe an den Gott erfolgen konnte. Med. cons. Glänzende Schauspiele verherrlichten den be- t. 30. Pet. 1, deutungsvollen Akt (Val. Max. 2, 4, 6. Plin. 2. Babelon, n. h. 19, 23. Suet. Aug. 94), der Name des monn. de la Dedikanten strahlte über dem Eingänge bis repl. Born. 2 zu den Zeiten des Vitellius (Tac. a. a. 0.; der S.2 91. StevenSenatsbeschlufs vom Jahre 708 u. c., Caesars son, dictio- Iuppiterkopf u. capitolinischer Tempel einem Denare de» Petilliue CapitoNamen an die Stelle desselben zu setzen [Cass.Zh'o naryof Born, auf linue v. J. 711 u. c. (nach Stevenson, 43, 14; vgl. 37, 44. Suet. Caes. 15], ist also nicht coins S. 171; dictionary of Roman coins S. 171). in Kraft getreten). Da man für die Restitu- 40 vgl.Momms., tion höhere Säulen als vorher verwendet hatte Böm. Münzw. 658 A. 651; die Münze resti(Val. Max. 4, 4, 11), so ergab sich sogleich tuiert von Trajan, Cohen, Med. imp. 2 t. 46 nach Beendigung des Werkes eine Disharmonie nr. 16, vergröfsert und schärfer bei v. Koehne, in dem Höhenverhältnis des Ober- und Unter- Bevue num. Beige 5. sör. 2 [1870] t. 3 = Berl. baues; Catulus hätte sie gern durch Tiefer- Blätter für Münz-, Siegel- und Wappenkunde 5 legung der area beseitigt, indes die unter der [1870] S. 257 ff. t. 62). Auf der Spitze des area befindlichen favisae hinderten die Aus- Giebels, an dessen Ecken 2 Adler sitzen, lenkt führung des Planes (Varro b. Gell. 2, 10, 2). der blitzschleudernde Iuppiter eine Quadriga, Die Bauthätigkeit war mit der Einweihung auf den Giebelabfällen steht zur Rechten luno, noch nicht abgeschlossen, wir hören wenig- 50 zur Linken Minerva (Cohen t. 30 nr. 1 zeigt stens, dafs Catulus die cura noch bis zum anstatt ihrer aufrecht stehende Spitzen); die Jahre 692 behalten hat (Sueton a. a. 0. Cassius Mitte des Giebelfeldes nimmt zwischen zwei Dio 37, 44, doch 8. Jordan a. a. 0. S. 23 A. 21). Vögeln die auf Schilden stehende Roma ein Der neue Tempel auf dem Fundamente des (Cassius Dio 45, 1. Suet. Calig. 94; vgl. Kluegalten errichtet (s. oben) mufste sich allerdings mann, I’effigie di Borna, Rom 1879 S. lff.), den Raumverhäitnissen desselben anschliefsen, rechts von der Göttin die Wölfin mit den übertraf ihn aber wahrscheinlich durch den Zwillingen, links ein undeutlicher Gegenstand gröfseren Wert des verwendeten Materials (nach Koehne ״Schilde“); die Säulen sind (Dion. 4, 61 τή πολιτεία της νλης μόνον όιαλλάτ- dorisch (tuskanisch) (demnach sind die durch των τον άρχαίον; also noch Stuckaufputz, keine 60 Sulla vom Olympieion entnommenen korinthiMarmorbekleidung), und sicher durch den Glanz sehen Stiles nicht verwendet worden) und bilden einen Hexastylos; in den drei mittleren Zwischenund die Pracht der dekorativen Ausstattung. Das Dach, von hölzernen Adlern getragen (Tac. räumen hängen runde Gegenstände, von Koehne hist. 3, 71), war mit vergoldeten Bronzeplatten (a.a. O. S. 56) und Gilbert(ά.ά. 0. 3 S. 394 A. 7) für gedeckt (Plin. n. h. 33, 57); in der Front durch- die tintinnabula des Suet. Aug. 91, von Jordan lief den Pronaos eine dreifache Säulenreihe, (a. a. 0. S. 88 A. 86), der jene Schellen mit je eine flankierte die Seiten des Tempels (Dion. Recht dem Tempel des Iuppiter Tonans zuweist a. a. 0.; der Rückseite geschieht keine Er- (s. unten), für Schilde oder Disken gehalten.
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luppiter (Capitolinus: Kultlokal)
luppiter (Capitolinus: Kultlokal)
Beschädigungen, die der Tempel durch Blitzschlage und andere Unfälle erlitten hatte (Cic. in Cat. 3, 8, 19. de div. 1, 12, 20; 2, 20, 45. Cassius Bio 37, 34; 41,14; 42,26.27. 32; 45, 2; 47, 40), veranlafsten den Octavian eine Renovation in gröfserem Umfange vorzunehmen (mon. Anc. 4, 9 Capitolium . . . impensa grandi refeci sine ulla inscriptione nominis mei), vermutlich im Jahre 726 u. c.; vgl. Mommsen, Res gest. d. Aug. p. 55. Die Unfälle wiederholten sich a. 745 u. c. und 56 p. Chr. (Cassius Dio 55, 1. Tac. ann. 13, 24). Im Jahre 69 p. Chr. beim Sturme der Vitellianer gegen die auf dem Capitole verschanzten Anhänger des Vespasian wurde der Tempel zum zweitenmale ein Raub der Flammen (Tac. hist. 3, 71. Suet. Vitell. 15. Cassius Dio 65, 17. Stat. silv. 5, 3, 195sq.; Hieron. p. 158 Schöne setzt ungenau den Brand in das Jahr 72 und den Beginn der Restitution auf 75). Vespasian nahm an dem Wiederaufbau reges Interesse. Bei der Grundsteinlegung, die schon im folgenden Jahre vor sich ging, war er persönlich zugegen (Tac. hist. 4, 4. 9. 53. Cassius Dio 66, 10. Suet. Vesp. 8), er konnte noch die Vollendung des Werkes sehen (Aurel. Vict.Caes. 9.7. Ep. 9, S.Zonar. 11,17. Plut. Popl. 15); der Termin der Dedikation ist nicht bekannt; vgl. Mommsen a. a. 0. p. 128; der Bau erhob sich auf demselben Fundamente (s. oben) zu gröfserer Höhe (Tac. a. a. O. altitudo aedibus adiecta). Münzen aus der Zeit des Vespasian, Titus und Domitian (71—80) zeigen übereinstimmend den neuen Tempel als korinthischen Hexastylos, in dessen mittleren drei Interkolumnien auf hoher Basis der thronende luppiter mit seinen beiden Kultgenossinnen erscheint: links Iuno, rechts Minerva mit Helm und Lanze, beide stehend; der ornamentale Schmuck des Giebels dagegen ist wesentlich verschieden. Die eine Gruppe (Cohen,Med.imp. 1 Vesp.nr. 407—410t. 15 nr. 409, s. unten Sp.737, in gröfserem Mafsstabe bei Donaldson, Arch. Num. 6, 3; Tit. nr. 270. 271) mit Quadriga(?) auf dem Dachfirst und Adler an den Ecken, mit je einer stehenden Figur und unkenntlichen Bildungen (Cohen·, ,,des enseignes, des guerriers“. Schulze, Arch. Zeitg. 30 [1872] S. 2: ״die Köpfe und Hälse von zwei Paaren von Pferden, sowie die Oberkörper ihrer Lenker1') auf den Giebelabfällen; bei der zweiten Gruppe (Cohen a. a. 0. Vesp. nr. 403 —406. Tit. nr. 269. 272. Domit. nr. 466) fehlen die Adler, dafür krönen die Giebelspitze zwei Quadrigae und zwei Bigae (Vesp.) oder zwei Quadrigae (Tit.) oder eine Quadriga mit zwei stehenden Figuren auf jeder Seite; im Giebelfelde nach Cohen 'une figure debout entre deux figures couchees’ vgl. Jordan, Top. 1, 2 S. 89 A. 86. Die Verschiedenheit in der Darstellung erklärt sich vielleicht daraus, dafs ein Teil der Münzen bereits vor der Fertigstellung des < Tempels geprägt war. Nur kurze Zeit hatte der Neubau gestanden, als ihn die Feuersbrunst des Jahres 80 abermals zerstörte (Cass. Dio 66, 24. Suet. Damit. 5. Plut. Popl. 15). Die Restitution, noch unter Titus begonnen (Act. fratr. Arv. CVI. 188 sq. Henzen), wurde so rasch gefördert, dafs, wie die Münzen andeuten (Cohen, Domit. 69. 70. vgl. Mommsen,
JRöin. Münzw. 189. 195), die Dedikation durch Domitian (Suet. Plut. a. a. 0. Eutrop. 7, 23. hist, miscell. 9, 12; Hieronymus nennt willkürlieh das Jahr 91) schon im Jahre 82 stattfinden konnte (die Stellen des Mart. 13, 74; 9, 3, 7. a. 84/85, 94/95, des Stat. Silv. 4, 1, 20; 3, 16 a.· 94/95 und des Sil. Ital. 3, 623 setzen die Einweihung voraus). An Glanz und Pracht überstrahlte der neue Tempel noch seine Vorganger; es war ein korinthischer Hexastylos (s. unten die Darstellungen auf Münzen) mit Säulen von pentelischem Marmor (Plut. a.a. 0.), einem für römische Bauten bis dahin ungebräuchlichen Materiale. Hülsen, (Mitteilg. d. arch. Inst. 4 [1889] S. 250) macht darauf aufmerksam, dafs auch dieser Tempel wahrscheinlieh ein hölzernes Epistyl getragen hat, es hätten sich sonst bei einem Hauptgesims von so riesigen Dimensionen (7 m freitragender Architrav) irgend welche Spuren finden müssen; zwei kleine Bruchstücke von einem Säulenschaft (Lanciani, bullet.munic. 1875. S. 85. Schupmann, ann. d. inst. 1876 S. 151) und einer Basis (Jordan, Top. 1, 2 S. 72 A. 69. S. 75 A. 70 a) sind die einzigen auf uns gekommenen Reste. In reichem Goldschmuck prangten die Thüren (Zosim. 5, 39 p. 302 Bekker) und das hochragende Dach (Procop. Vand. 1, 5, Bd. 1 p. 332 Dindorf. Auson. Clar. urb. 12, 17). Vier Säulen, aus dem Metall der bei Actium erbeuteten Schiffsschnäbel gefertigt, erinnerten an die Ruhmesthaten des Augustus (Serv. ad Georg. 3, 29); im Giebelfelde erfreute das Auge der Figurenreichtum von Schöpfungen der Plastik (vgl. die Handzeichnungen von einem 1540 gefundenen Säulenstumpf und einem Gesimsfragment bei Hülsen, Osservazioni sulV architettura del tempio di Giove Capitolino, Mitteilg. d. arch. Inst. 3 [1888] S. 150—155). Den Restaurationebau Domitians sehen wir auf drei seiner Silbermedaillons aus den Jahren 80, 82 und 84, als Tetrastylos auf den beiden ersten (Darstellung der vier mittleren Säulen), auf dem letzten als Hexastylos Cohen, Med. imp. 1. Domit. 71. 1 (abgebildet bei Pinder, Abhandl. d. Berl. Ak. 1855 t. 6, 7 und Stevenson, dictionary of Roman coins S. 170). 69; zwischen den mittleren Säulen thronte wieder luppiter, zu beiden Seiten in den nächsten Interkolumnien standen rechts Minerva mit Helm, links Iuno mit langem Speer (Abbildungen der capitolinischen Trias s. v. Iuno Sp. 610 und unten); auch der Dachfirst zeigt dasselbe Bild wie der Tempel Vespasiane, luppiter ein Viergespann lenkend, die Figuren an den Dachabfällen sind nicht näher zu bestimmen; auf einem verlorenen Relief (s. unten) sind Mars und eine weibliche Figur erkennbar; an den Ecken waren Bigae an die Stelle der früheren Adler getreten. Aufser den Münzbildern besitzen wir noch einige Reliefdarstellungen; gemeinsam zeigen sie einen Kaiser mit Priestergefolge opfernd vor einem Tempel mit korinthischen Säulen, in dessen Frontmauer in den Interkolumnien drei gleich grofse Thüren sichtbar werden. Während aber auf dem einen früher in der Villa Borghese, jetzt im Louvre befindliehen (Clarac, Mus. d. sculp. 2 t. 151 nr. 300) der Giebel fehlt, der Tempel sich als Hexa-
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stylos erweist und eine Säule der Seitenflucht Relief der Villa Medici (mon. ined. 5 t. 40); vgl. erscheint, zeigt das andere (Matz, Monatsber. Jordan a. a. 0. S. 90 A. 86. Von Blitzschlägen d. Berl. Ak. 1871 S. 464, 25 nach einer Zeich- und Bränden hatte der Tempel auch fernernung der Coburger Sammlung nr. 68), das im hin zu leiden (Euseb. p. 174 Schöne a. 189. 16. Jahrh. nach dem Konservatorenpalaste ge- Hieron. u. Sync. a. 190. temporibus Macrini et bracht wurde, einen Tetrastylos und giebt Alexandri acta SS. Calepodii et al. 10. Mai uns vor allem die auf den Denaren nur schwer p. 499; vgl. Jordan a. a. 0. S. 30 A. 31. 1, 1 erkennbaren Figuren des Giebels in gröfserer S. 31), ohne indes erheblichen Schaden zu Deutlichkeit. Der Giebel dieses Reliefs allein nehmen; er blieb in seiner Pracht ein Gegenist abgebildet in der Coburger Samml. nr. 122, stand der Bewunderung für die ganze Welt in den mon. ined. 5 t. 36 nach einer Zeichnung (Auson. a. a. 0. Amm. Marc. 16, 10, 14; 22, von Brunn (vgl. ann. d. inst. 1851 S. 259) = 16, 12); die Plünderungen desselben begannen Baumeister, Denkm. 1 S. 765 und von Tren- mit dem siegreichen Vordringen germanischer delenburg·, vgl. Schulze, Arch. Zeitg. 30 (1872) Volksstämme; Stilicho raubte ihm die verS. 2; nur die Giebeldarstellungen bot ein jetzt goldeten Thüren (Zosim. a. a. 0.), Geiserich verloren gegangenes Relief, das uns durch zwei die vergoldeten Bronzeplatten des Daches Zeichnungen bekannt geworden ist (Piranesi, (Procop. a. a. 0); doch überdauerte er den Untergang des weströmischen Reiches, und della magnificenza ed architectura de’ Romani p. 198 = Müller-Wieseler, Denkm. d. alten noch Cassiodor (Var. 7, 6) konnte von ihm Kunst 2 nr. 13 und in der Coburger Sammlung rühmen Capitolia celsa conscendere hoc est innr. 156 = Arch. Zeitg. a. a. 0. t. 57). Schulze genia humana superata vidisse. Mit dieser a. a. 0. hat wahrscheinlich gemacht, dafs die Nachricht schliefst seine Geschichte im Alterim wesentlichen übereinstimmenden Reliefs turne. Uber den Gang des Zerstörungswerkes Kopieen desselben Originales sind und sich im Mittelalter sind wir nur unsicher untergegenseitig ergänzen, und seine Vermutung ist richtet (Nibby, Rom. ant. 1 S. 505 ff.). Um zur Gewifsheit erhoben worden durch Audollent die Wende des 11. Jahrhunderts wurde die (Mel. de l’ecole fr. de Rome 9 [1889] S. 120ff.), Ruine zu einer Festung umgewandelt und dem es gelang an der Hand der Skizze eines mehrfach erstürmt, iu der Mitte des 15. Säkudem 16. Jahrhundert angehörigen Künstlers Iums scheint der Oberbau bereits geschwunaus Rheims, der das Giebelfeld nach dem den. (Über die im Innern des Tempels befindRelief gezeichnet hatte, das Original für den liehen, noch nachweisbaren Kunstwerke vgl. Stich Piranesi’8 in einer das vollständige Relief Jacobi, Museogr. S. 96ff.) Der Platz, auf dem darstellenden Zeichnung des Ursinianus Vati- er stand, führt den Namen Monte Caprino, canus 3439 f. 83 überzeugend nachzuweisen. die Fundamente blieben auch nicht intakt. Die Opferhandlung ist dieselbe wie sie das Der Einsturz der den Berg durchziehenden Relief im Louvre zeigt. Eine Abbildung des Cuniculi rifs Teile der Mauern in die Tiefe, Reliefs giebt Hülsen, Mitteilg. d. arch. Inst. sodafs noch heute im Innern des Berges zwi4 [1889] S. 251. In der Mitte des Giebel- sehen Schutt und Geröll zum antiken Bau feldes thronte demnach auf hohem Sitze gehörige Steine aufgefunden werden. Als im Iuppiter, den Oberkörper entblöfst, in der 16. Jahrhundert die Caffarelli ihren Palast Linken den Blitz tragend; in seinem Schofse auf den vorhandenen Trümmern errichteten, ruhte das Scepter, zu seinen Füfsen breitete ein war die Linienflucht des Unterbaues schon soAdler die Schwingen aus, neben ihm thronten weit verblafst, dafs der neue Palast in seiner rechts Iuno verschleiert und links Minerva im Richtung um 8 Grad von dem Tempel diffeHelm mit Aegis und Lanze (im Gegensatz zu rierte und mit seiner Nordwestecke über dender gewöhnlichen Stellung; s. oben); an letztere selben hinausreichte (Jordan a. a. 0. S. 31 ff. schlossen sich an Mercurius mit dem caduceus Richter in Iw. Mullers Handb. d. klass. Altert. in der Hand, Sol sein Gespann am Himmel 3 S. 818 = Baumeister, Denkm. 3 S. 1479). heraufführend, Vulcan in der Schmiede und, Gemeinsam mit Iuppiter werden in dem neuen den spitzen Winkel des Feldes ausfüllend, ein Tempel Iuno und Minerva verehrt, doch liegender Flufsgott; an Iuno reihten sich Luna gilt jener als der eigentliche Besitzer; in der zum Oceanus hinabfahrend, die nämliche Gruppe technischen Sprache führt das Heiligtum seinen der Schmiedenden und Tellus(?). In kleinerer Namen aedes Iovis Optimi Maximi (Liv. Bildung erscheinen zur linken Seite des Adlers 7, 3, 5. 40, 51, 3. 40, 52, 7. C. I. L. 3 p. 846; vor Mercur stehend Vesta und Aesculap, zur über andere Bezeichnungen des Tempels s. rechten eine jugendliche Figur, welche die Jordan, Top. 1, 2 S. 33 ff); ihm gehört der verschiedensten Deutungen erfahren hat (Gany- Opferaltar vor dem Tempel (Zonar. 8, 1) und medes bei Zoega, Arch. Zeitg. a. a. 0. und der Schatz von ungemünztem Golde im Innern Brunn a. a. 0.; Iuventas bei Cavedoni, bullet, (er befand sich in der mittleren Zelle sub d. inst. 1852 S. 158; Iulus (s. d.), der Stammvater 1 Iovis sella; Camillus sollte ihn angelegt haben; der Cäsaren bei Schulze a. a. 0.; Genius des während der Bürgerkriege mehrfach geplünrömischen Volkes bei Jordan, Top. 1,2 S. 101). dert, wurde er durch Augustus wiederherFraglich bleibt es, ob die Darstellungen eines gestellt und vergröfsert [Liv. 5, 50, 6. Plini Distylos mit der Inschrift Iovi Capitolino n. h. 33, 14. Appian. b. c. 1, 87. Cassius Dio (Clarac a. a. 0. t. 216 nr. 323. Cohen, Vitell. 1 41, 39. Suet. Caes. 54. Octav. 30]; vgl. Mommnr. 16.17; 7 nr. 16) und eines Sarkophages (Gori, sen, Röm. Münzw. S. 400 ff.); ihm werden alle inscr. ant. 3 t. 34) auf das Capitol zu beziehen Geschenke dargebracht, nach ihm führt das sind, abzuweisen ist solche Beziehung bei dem Opfermahl den Namen epulum Iovis (s.unt.);
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sein Name steht auf den zahlreichen Weih- kämen die Hauptphasen der politischen wie inschriften an die drei capitolinischen Götter religiösen Entwickelung der Stadt zum Ausstets voran. Iuno und Minerva sind als Kult- druck, eine Annahme, die sich ohnedies auf genossinnen (άννναοι) von dem Hausherrn die kaum haltbare Voraussetzung gründet, die gastlich aufgenommen (s. die gleiche Stellung Ramnes Tities Luceres seien römische Stammdes Pollux in der aedes Castoris ad forum tribus ״gewesen, während sie doch durch die und des Liber und der Libera in der aedes gute Überlieferung nur als Rittercenturien beCereris ad circum maximum). Hatte bisher zeugt werden (Liv. 1, 13, 8. 1, 36, 2). — Amder Entwickelungsgang im Wesen des höchsten brosch {Studien und Andeutungen auf dem Gottes sich im Rahmen der religiösen An- 10 Gebiet des altrömischen Bodens und Kultus 1 schauung der Italiker gehalten, so tritt mit S. 223 ff.) und ihm folgend Marquardt {Röm. der Einführung des capitolinischen Kultes zu Staatsverw. 32 S. 39 ff.) sehen in dem neuen dem vorhandenen Vorstellungskreise ein neues, Kulte den Zweck, die politisch gespaltenen fremdes Element hinzu, das, in seinem Ur- Parteien Roms wenigstens äufserlich durch Sprunge auf griechische Einwirkung zurück- ein gemeinsames religiöses Band zu einigen, gehend, eine weitere Ausbildung in spezifisch doch es liegen mancherlei Anzeichen dafür römischem Sinne erfahren hat. Die Vereh- vor, dafs in der Zeit, die dem sogenannten rung einer Göttertrias in gemeinsamem Ständekampf vorausging, eine so scharfe poliTempel ist den italischen Religionen durchaus tische Scheidung gar nicht bestand. Die Verfremd, dagegen sicher nachweisbar bei den 20 ehrung der capitolinischen Trias hat nicht Griechen (unsere Trias bezeugt für Phokis erst eine äufserliche Einheit der politisch und Paus. 10, 5, 1, vgl. Kuhfeldt, De Capitoliis rechtlich getrennten Einwohner geschaffen, sie imperii Romani p. 82 f., dazu Lactant. 1, war vielmehr der Ausdruck der in gewissen 11, 39 über das Verhältnis der 3 Gottheiten Grenzen bereits vollzogenen bürgerlichen EiniIupiter enim sine contubernio coniugis filiaeque gung. Der neue Kult nahm von vornherein coli non solet *)); etwa um dieselbe Zeit, als gegenüber den bisher vorhandenen Kulten eine der capitolinische Tempel erstand, finden hervorragende Stellung ein; dafür zeugen die sich auch andere Beweise für die Beeinflussung gewaltigen Substruktionen für die Anlage des des römischen Kultes durch die südlichen Tempels und die Dimensionen eines in so Nachbarn, z. B. die Einführung der sibyllini- 30 früher Zeit entstandenen Baues, mit dem sehen Orakel aus Cumae und die Gründung selbst nur wenige Prachttempel der Kaiser der aedes Cereris ad circum maximum. Ob sich an Umfang messen können. Das Vornun jene Dreiheit auf geradem Wege von den herrschen des weltlich-politischen Elementes Griechen oder durch Vermittlung der Etrusker geht vielleicht auf tuskischen Einflufs zurück, nach Rom gelangt ist, das läfst sich mit doch zur vollen Entfaltung kam es erst zu Sicherheit nicht entscheiden. Die Stelle des Rom, wo unter der Einwirkung der StaatsServius ad Aen. 1, 422 prudentes Etruscae religion der Begriff des gemeindebeschirmenden disciplinae aiunt apud conditores Etruscarum luppiter mit dem Wachstum der römischen urbium non putatas iustas urbes, in quibus Macht sich immer mehr zu dem Gedanken non tres portae essent dedicatae et votivae et 40 der einen, weltbeherrschenden Gottheit erweitot templa Iovis Iunonis Minervae kann freilich terte, deren Heiligtum in politischer Beziehung für eine 80 entlegene Zeit nicht als beweis- ebensogut wie in religiöser der Mittelpunkt kräftig zu Gunsten der Etrusker angesehen für die Stadt und den gesamten Staat war. werden, doch spricht, abgesehen von der In den Attributen optimus maximus, ganzen Anlage des Baues und seiner dekora- die den Gott als den angesehensten und mächtiven Ausstattung (Müller-Deecke, Etrusker 2 tigsten unter den seither verehrten Ioves beS. 231 ff.), für den tuskischen Ursprung be- zeichnen, spiegelt sich die ganze Fülle seiner sonders der Umstand, daf8 die gesamte Tra- Macht und seine Stellung als Vertreter der dition gerade auf die historisch nachweisbare römischen Staatsidee. In den Gebeten für die Dynastie der Tarquinier die Gründung des 50 Wohlfahrt des Staates werden die drei Götter Heiligtums übertrug, und die Ausbreitung der des Capitols angerufen (Tac. hist. 4, 53 als Tuskerherrschaft zur Zeit der Erbauung des praesides imperii; Vita Prob. 12 luppiter 0. Μ., Iuno regina, tuque virtutum praesul Tempels (vgl. Sp. 632). Der Gedanke an die Verehrung einer Dreizahl von Göttern und die Minerva . . date hoc senatui populoque RoVerbindung derselben zu einer geschlossenen mano etc.), sie gelten als die Schützer des römiGruppe verdankt also die Entstehung nicht sehen Staates, darum fleht der Retter Roms der Vereinigung von Kulten verschiedener im Gallierkriege Manlius Capitolinus in seiner Einzelgemeinden, sondern ist zu den Römern Bedrängnis ihre Hülfe an (Liv. 6, 20, 9), darum von auswärts gekommen; schon dieser Grund dankt ihnen der ältere Scipio Africanus, weil spricht gegen die Annahme Gilberts (Gesch. 60 sie ihm Verstand und Fähigkeiten für die und Top. Roms 2 S. 449), luppiter, Iuno, glückliche Leitung der Staatsgeschäfte verMinerva seien die Hauptgottheiten der ur- liehen hätten (Liv. 38, 51, 9; vgl. 26, 19, 5. sprünglichen Bevölkerungselemente Roms, der Gell. 6, 1, 6. Cassius Dio fr. 57, 40 Bekker). Latini Sabini Tusci, und in ihrem Bunde Dafs von Anfang an neben dem sakralen Charakter der politische in den Vordergrund ge*) Für griechischen Ursprung der Trias spricht auch treten ist, das läfst sich aus einer Reihe von der Pfau als Attribut der capitolinischen Iuno im GegenThatsachen klar erkennen. Am Stiftungstage satz zur Iuno Moneta, der die Gans geheiligt war. S. des Tempels (13. Sept.; s. oben Sp. 707,34) traten Iuno Sp. 593. [Roscher.]
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Iuppiter (Capitolinus: polit. Bedeutung) 724
die ersten Magistrate des Staates, die Konsuln, 33, 9. Ioseph. Arch. 14, 8, 5. 10, 3. C. I. L. 1, 203. 204, 1, 588 = 6, 373, 1, 589 = 6, 372 ursprünglich ihr Amt an (Dion. 5, 1; 6, 49; vgl. Mommsen, Röm. Chronol. S. 86ff), und = C. I. Gr. 5880. C. I. L. 1, 587 = 6, 374 als später dieser Termin verlegt wurde, blieb = C. I. Gr. 5881. C. I. G. 2485. Bullet, doch die Anschauung bestehen, dafs in jedem comm. 14 S. 241. 403; 15 S. 14. 241; 16 S. 138. neuen Jahre die ersten Amtshandlungen der Notiz, d. scav. 1887 S. 110. 1888 S. 139. höchsten Beamten und die Thätigkeit des Mommsen, Ann. d. inst. 1858 S. 198 ff. Gilbert Senates von dem capitolinischen Iuppiter ihren 3 S. 289 Anm. 1; Jordan, Top. 1, 2 S. 55 verAusgang nehmen müfsten; es zogen daher so- mutet, die früher im Aedilenarchiv befindgleich nach ihrem Amtsantritt die Konsuln in 10 lichen Originale seien nach dem erwähnten festlichem Gewände, begleitet vom Senate, Brande wie die sibyllinischen Bücher in den den staatlichen Beamten und Prieetern und unterirdischen Räumen geborgen worden); Aufeiner zahlreichen Menge, Volkes hinauf zum Stellung von Gesetzestafeln auf dem Capitole Capitole, um dem Iuppiter, als dem höchsten erwähnt Cassius Dio 39, 21; vgl. Plut. Cat. Schirmherrn des Staates, den Dank für den min. 40. Cic. 34 und Cicero Phil. 2, 36, 92. Schutz der Gemeinde im vergangenen Jahre 5, 4, 12; hierzu kamen noch eine Anzahl auszusprechen, um ihm das von dem Vor- Militärdiplome aus dem ersten Jahrhundert gänger gelobte Opfer eines weifsen Stieres der Kaiserzeit (etwa bis 96 C. I. L. 3 p. 917ff. darzubringen und für das eigene Amtsjahr Eph. epigr. 2p. 454ff. 4 p. 181 ff. 496ff. 5 p. 93ff., dasselbe Gelübde in der vorschriftsmäfsigen 20 während die späteren post templum divi Augusti Weise zu wiederholen (Liv. 22, 1, 6. 41, 14, 7. ad Minervam erscheinen); über Beschädigung und Ovid. fast. 1, 75. ep. ex P. 4, 4, 25 ff. 4, 9, 7; teilweise Vernichtung aller dieser Bronzetafeln vgl. Mommsen, Röm. Staatsr. I2 S. 594), ein vgl. Cic. in Cat. 3, 8, 19. Cassius Dio 45, 17. Brauch, der in der Kaiserzeit von dem neu Suet. Vespas. 8. Auf das Capitol wurden an erwählten Imperator selbst ausgeübt wird jedem ersten des Monats die- Versammlung (Plin. Paneg. 5, 23. Vita Ileliog. 15; vgl. vit. der curiae (Geschlechterverbände) gerufen, um Pertin. 5). Nach dem feierlichen Staatsopfer hier an der curia Calabra nach vorangegantrat während der republikanischen Zeit der genem Opfer, das der rex sacrificulus und Senat im capitolinischen Tempel (Liv. 23, 31, pontifex minor darbrachten, die Verkündigung 1. 26, 1, 1. 30, 27, 1. 32, 8, 1. Cic. de leg. 30 der wandelbaren heiligen Festzeiten zu veragr. 1, 6, 18; vor dem Tempel schliefst nehmen (Varro l. I. 6, 27. fast. Praen. ad Gilbert 2 S. 450 Anm. 2 aus Suet. Aug. 26 die Ian. 1. C. I. L. 1 p. 312. Macrob. Sat. 1, 15, K. Ian. [Augustus cos. II] cum mane prae 9 ff. Fest. p. 49. Serv. ad Aen. 8, 654. Plut. aede Capitolini Iovis paululum curuli sella q. R. 24. Lyd. de mens. 3, 7; vgl. Iuno praesedisset, honore abiit) zu einer ersten Sp.585). Die alljährlichen Tribusversammlungen Beratung zusammen; sie trug stets den Cha- zur Feststellung der Heerespflichtigkeit für die Bürger (Polyb. 6, 19. Liv. 26, 31, 11. 34, 56, rakter einer Festsitzung (Jordan, Top. 1, 2 S. 94 A. 92), insofern in erster Linie religiöse 5. Non. p. 19 = Varro Sat. Menipp. p. 140 Fragen zur Besprechung kamen (Liv. 9, 8, 1. Riese) fanden wohl darum auf dem Tempel22, 1, 6. 28, 39, 1. 37, 1, 1). An den Iden 40 hof statt, weil die Neuausgehobenen im Andes September empfängt Augustus vom Senate gesichte des idealen Staatsoberhauptes sich die hohe Auszeichnung der corona graminea eidlich verpflichteten, für Roms Macht und (Plin. 22, 13), und auf denselben Tag fällt Grölse ihre Waffen tapfer zu führen. Aus dem unter Tiberius das Dankfest für das Mifslingen Wächteramt Iuppiters über den ungefährdeten Bestand des Staates erklärt es sich auch, dafs der Verschwörung des Libo (Tac. ann. 2, 32. fast. Amit. C. I. L. 1 p. 324 = 9, 4192). Die der Senat zum Zwecke der Kriegserklärung Feierlichkeiten daselbst zur Zeit des Latiner- an demselben Orte zusammentrat (Appian. festes sind oben Sp. 688, 44 behandelt. Bei b■ C. 7, 5 ή βουλή .... έρ το Καπιτωλίου allen politischen Veranlassungen brachten der ουπερ ίίώ&αοι περί πολέμου σκοπέ ιυ συυελTrias die Arvalen auf dem Capitol ein Opfer dar 50 &οΰσα έψηφίσατο Καρχηδουίοιρ πολεμείυ; vgl. (Henzen, act. fratr. Arvai, p. 57. 72. 82. 90. 91). Liv. 33, 25, 7), und dafs der Feldherr vor dem Die sibyllinischen Bücher, die man bei allen wich- Abgang zum Heere auf dem Capitole feiertigen Angelegenheiten des Staates um Rat zu liehe Gelübde für den Sieg der römischen fragen pflegte, wurden in den Kellerräumen Waffen aussprach (Liv. 21, 63, 9. 42, 49, 1. des Tempels auf bewahrt (Dion. 4, 62 ουτοι 45, 39, 11). Dieselbe Anschauung lag zu Grunde, διέμειυαυ οί χρησμοί μέχρι τοϋ Μαρσικοΰ κλη- wenn von der Höhe des tarpejischen Felsens, Ο'έντος πολέμου κείμενοι κατά γήρ έν τω ναω der auf der Südostseite des Berges (Dion. 8, 78; Καπιτωλίυου Αιός έν λι&ίυη λάρνακί); als sie vgl. Richter in Iw. Müllers Handbch. 3 S. 812 = Baumeister, Denkm. 3 S. 1475), also vor bei dem grofsen Brande des Jahres 671 u. c. von den Flammen verzehrt waren (Cassius 60 der Front des Tempels gelegen war, die meinDio frg. 106, 3 Bekker), wurden aus Erythrai eidigen Hochverräter in die Tiefe gestürzt sowie andern Städten neue geholt und an dem- wurden; vgl. Mommsen, Röm. Staatsr. I2 selben Orte niedergelegt (Lact. 1, 6, 11.14. Tac. S. 141 ff. Röm. Forschg. 2 S. 175 ff. Waren ann.6,12. Dion. 4, 62 de ira Dei6, 22). Die inter- bei den genannten Vorgängen für die Wahl nationalen Urkunden oder wenigstens ihre des Capitols immer noch sakrale Satzungen Kopieen waren im Tempel selbst oder in seiner mitbestimmend gewesen, so werden, ohne dafs Umgebung innerhalb der area öffentlich ausge- ein solcher Beweggrund erkennbar wäre, seit hängt (P0Z1/&. 3,26. Appian. Syr. 39; vgl. Liv. 38, dem zweiten punischen Kriege Komitien und
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Konzilien, die gewöhnlich auf dem Forum im allgemeinen Liv. 3, 29, 4. 31, 49, 3. 34, tagten, zuweilen auf der capitolinischen area 52, 4. 39, 7, 2. 45, 38, 12. 45, 39, 11. 45, abgehalten, und von den Stufen des Tempels 40, 4. Dion. 2, 34. Veil. Paterc. 2, 56. Tac. aus erfolgen Ansprachen an die versammelte ann. 2, 41. Plut. Flam. 14. Aemil. Paul. Menge (Liv. 25,3, 14. 33, 25, 7. 34,1, 4. 34, 53,2. 32 ff. Lucull. 36. Suet. Caes. 37. Vespas. 8. 43, 16,9. 45, 36, 1 Cornif. ad Herenn. 4, 55. Cic. 12. Ioseph. b. lud. 7, 5, 4. Appian. Pun. 66. ad Brut. 1, 3. Appian b.c. 1, 15. 16. Oros. 5, 9), Mithr. 116. Cassius Dio 43, 19; über die wie denn überhaupt etwa seit der Mitte des Lage der villa publica s. Becker, Handbch. d. 6. Jahrhunderts d. St. ein Umschwung in den röm. Altert. 1 S. 624. Dichter in Iw. Müllers religiösen Bräuchen und Anschauungen sich 10 Handbch. 3 S. 864). An der Spitze des Zuges bemerkbar macht. Wenn nach glücklich beschritten die Behörden und der Senat {Dion. endigtem Kriege der siegreiche Feldherr einen a. a. 0. Ioseph. a. 0. Cassius Dio 51, 21), hinter goldenen Kranz, wahrscheinlich eine Nach- ihnen eine Anzahl von Musikern {Plut. Aem. bildung der aurea corona triumphantium, im Paul. 33. Appian. Pun. 66), es folgte auf capitolinischen Tempel niederlegt und einen langer Wagenreihe die Kriegsbeute, bildliche Teil vom Erlöse der Beute zur Verschönerung Darstellungen aus dem Feldzuge, Kränze von und Bereicherung des irdischen Wohnsitzes Lorbeer, später von Gold {Liv. 34, 52, 8. [Gell. Iuppiters verwendet, so handelt er in dem 5, 6, 7.] Plut. Aem. Paul. 34), Ehrengaben frommen Glauben, dafs nicht eigene Kraft, der Provinzialstädte an die Sieger. Sodann sondern der Beistand des höchsten und besten 20 geleiteten Jünglinge und Knaben, mit OpferGottes ihm den Sieg über Roms Widersacher schalen in den Händen, die zum Opfer beverliehen; die Statuen verdienter Heerführer stimmten, mit Binden und Kränzen geschmückund Staatsmänner werden auf Befehl des ten weifsen Stiere, deren Hörner vergoldet Senates auf dem Capitole aufgestellt, um an- waren {Serv. ad Georg. 2, 146. Comment. Cruq. zudeuten, dafs eine Wechselbeziehung zwischen ad Horat. epod. 9, 22. Liv. 34, 52, 9. 45, 39, ihnen und dem höchsten Gotte bestehe, dafs 12; vgl. 40, 38, 9. Plut. Marc. 22. Aem. sie ihre Thaten unter seinem Schutze ausPaul. 33); die nächste Abteilung bildeten die geführt haben; wenn verbündete oder über- vornehmen Gefangenen und Geiseln, an sie wundene Könige und Nationen den Gefühlen schlossen sich Liktoren in Purpurtunika mit der Freundschaft oder ihrer Anerkennung von 30 lorbeerumkränzten fasces und ein zweites Roms Oberhoheit Ausdruck geben wollen, so Musikchor an;nunmehr erschien der Triumphator bringen sie dem capitolinischen Iuppiter, als selbst, als ein lebendiges Abbild des capitolidem obersten Schirmherrn des gesamten Volkes nischen Iuppiter, ausgestattet mit dessen At-· huldigend, ihre Geschenke dar; in allen diesen tributen und Gewandung {Liv. 10, 7, 10. Suet. Fällen also gilt er als der Urheber aller ErAug. 94. Iuv. 10, 38), die für den jedesfolge der römischen Staatsgewalt. maligen Gebrauch aus dem Tempel entnommen Triumph. (Göll, de triumphi Bomani ori- wurde (Tertull. de coron. 13. vit. Alex. 40. Gordian. 4. Prob. 7); er fuhr im Viergespann gine, permissu, apparatu, via. Schleiz 1854. (Dion. 9, 71. Flor. 1,1, 5. Ovid. ep. ex Pont. Philippi, Über die römischen Triumphalreliefe. Abhdlg. d. Sächs. Ges. d. Wiss. phil.-hist. Kl. 6 40 2, 1, 58. Zonar. 7, 8; seit dem Triumphe (1872) S. 247 ff. Wieseler, 3 Cameen mit Tri- des Camillus scheint man ausschliefslich umphdarstellungen, Abhdlg. d. Göttg. Ges. d. weifse Rosse verwendet zu haben, vgl. Liv. Wiss. 30 (1883) S. lff. Mommsen, Böm. 5, 23, 6. Plut. Cam. 7. Cassius Dio 43, 14. Staatsr. I2 S. 124ff. Marquardt, Böm. Staats- 52, 13. Suet. Ner. 25. Plin. paneg. 22. altert. 22 S. 582 ff. Am stärksten kam der hervor- Propert. 5, 1, 32. Ovid. a. amat. 1, 214), auf ragend politische Charakter des Iuppiter Ο. Μ. vergoldetem Wagen (Liv. 10, 7, 10. Horat. zur Geltung in der Siegesfeier der Triumphe, epod. 9, 21. Florus a. a. 0.; vgl. Appian. Pun. der höchsten Auszeichnung, die der römische 66. Mithr. 117. Zonar. 7, 21 und die DarStaat seinen Bürgern verleihen konnte. Wenn Stellungen der quadriga auf alten römischen auch dabei in der späteren Zeit mit dem 50 Münzen [zwischen 412 u. 543 u. c.] b. Babelon, Schwinden des religiösen Sinnes die Schau- Descr. d. mon. de la repl. Born. 1 nr. 23 — 26). Stellung der Beute und die Entfaltung grofs- Bekleidet ist er mit purpurnem (Fest. p. 209; artigen Prunkes immer mehr zur Hauptsache vgl. Liv. 27, 4, 8. 31, 11, 12), später goldwurde, so ist doch von den ersten Jahren der durchwirktem (Polyb. 6, 53. Dion. 3, 61. 62; Republik bis in die späte Kaiserzeit in dem vgl. 4, 74. Appian. Pun. 66) Unter- und Oberganzen Ceremoniell die ursprüngliche Beden- gewand, der tunica palmata (Marquardt, Böm. tung des Festes deutlich erkennbar; er galt Privataltert. 2* S. 542 ff.) und toga picta als eine Erfüllung der Gelübde, die der zum (Fest. a. a. 0. Liv. 10, 7, 9. 30, 15, 11. 12; später Heere abgehende Feldherr auf dem Capitole auch palmata genannt; vgl. Martial. 7, 2. ausgesprochen hatte (Liv. 45, 39, 11; vgl. 38, 60 Apul. apol. 22. Tertull. de coron. 13. Serv. 18, 16. 42, 49, 1), als eine Dankesfeier an ad Aen. 11, 334. Isidor. 19, 24, 5) und verden capitolinischen Iuppiter für die Errettung goldeten Schuhen (Cassiod. var. 6, 1), in der Rechten hält er einen Lorbeerzweig (Plin. n. h. und Machterweiterung des römischen Staates. Nachdem dem siegreichen Feldherrn in einer 15, 137. Plut. Aem. Paul. 34. Appian. Pun. Senatssitzung der Triumph bewilligt war, 66. Mon. d. inst. 3 t. 10. 11), in der Linken ordnete sich der Festzug aufserhalb des Po- ein Scepter von Elfenbein, dessen Spitze ein meriums auf dem Marsfelde, in der Nähe Adler krönt (Dion. 3, 61. Val. Max. 4, 4, 5. der Villa publica (vgl. über die Zugordnung Iuv. 10, 43. Lyd. de mag. 1, 7; vgl. Prudent.
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peristeph. 10, 146 und Darstellungen auf Münzen Eckhel, Doctr. num. 6 p. 114. Fröhner, Les medaill. de l’empire Romain S. 132). Ein Lorbeerkranz ziert sein Haupt {Plin. a. a. O.) und über demselben hält ein hinter ihm stehender Staatssklave eine schwere goldene Krone {Plin. 33, 11. Iuv. 10, 39. Zonar. 7, 211, wobei er ihm zurief: respice post te, hominem te memento {Tertull. apol. 33; vgl. Plin. 28, 39. Hieron. ad Paulam 4 p. 55 ed. Benedict. 10 Arrian, diss. Epict. 3, 24, 85. Iuv. 10, 41). Sollte er selbst durch diese Worte vor Überhebung in seinem Glücke gewarnt werden, so diente ihm als Schutzmittel gegen den Neid und bösen Blick der Teilnehmer und Zuschauer ein Amulett (fascinus), das er entweder selbst trug {Macrob. 1, 6, 9) oder unter dem Wagen befestigen liefs {Plin. 28, 39; vgl. Jahn, Ü ־ber den Aberglauben des bösen Blickes, Ber. d. Sächs. Ges. d. Wiss. 1855 S. 70). Nach dem 20 Vorbilde Iuppiters {Cic. ad fam. 9, 16, 8. Plin. 35, 157) war das Antlitz des Triumphierenden mit Mennig rot gefärbt {Plin. 33, 111. Serv. ad Ecl. 6, 22. 10, 27. Arnob. 6, 10; vgl. Plut. q. R. 98); auf dem Wagen stehend oder ihn zu Pferde begleitend, nahmen die Kinder Anteil an der Auszeichnung des Vaters {Liv. 45, 40, 4. 8. Cic. pro Mur. 5, 11. PiaZ. Max. 5, 7, 1. 5, 10, 2. Tac. ann. 2, 41. Suet. Tib. 6. Appian. Pun. 66. vit. Μ. Ant. philos. 12, 10. Zonar. 30 7, 21). Darstellungen des Triumphators auf der Quadriga zeigen Münzen der Fundania ,(Babelon 1 S. 512), der Pompeia {Babelon 2 S. 342, 6; vgl. Aemilia 1 S. 122), des Μ. Aurel und L. Verus {Fröhner S. 91), des Commodus {Fröhner S. 113. Baumeister, Denkm. 1 Abb. 430) des Probus {Fröhner S. 239, 1), des Numerian {Fröhner S. 248, 3. Baumeister a. a. O. Abb. 408). Am Schlüsse des Zuges marschierten die Soldaten im Schmuck ihrer militärischen Ab- 40 Zeichen, sangen Spott- und Loblieder auf den Feldherrn (Liv. 4, 20, 2. 5, 49, 7. 39, 7, 3. 45, 38, 12. Dion. 2, 34. 7, 72. Plin. 19, 144. Plut. Marc. 8. Suet. Caes. 49. Veli. Paterc. 2, 67. Martial. 1, 5. Vit. Aurel. 6, 5) und riefen, wie die Zuschauer, ihr fröhliches io triumphe {Varro l. I. 6, 68. Horat. epod. 9, 21 c. 4, 2, 49. Ovid. trist. 4, 2, 48). Vom Marsfelde aus nahm der Zug seinen Weg in die festlich geschmückte Stadt {Ovid. trist. 4, 50 2, 4. Plut. Aem. Paul. 32). Durch die porta triumphalis {Cic. in Pison. 23, 55. Tac. ann. 1, 8. Suet. Aug. 100. Cassius Dio 56, 42. Ioseph. b. lud. 7, 5, 4) erreichte er zunächst den circus Flaminius (Plut. Luculi. 37; vgl. Aem. Paul. 32. Ioseph. a. a. 0.), passierte die porta Carmentalis und schlug über vicus iugarius, forum, vicus Tuscus und Velabrum {Suet. Caes. 37. Cassius Dio 43, 21) die Richtung nach dem circus maximus ein {Cic. in 60 Verr. 1, 59, 154), von hier umschritt er die Ostseite des Palatin bis zur sacra via und zog dann auf dieser über Forum und Clivus Capitolinus hinauf zum Tempel des luppiter {Horat. epod. 7, 8. c. 4, 2, 35). Hier verliefe der Imperator den Wagen, stieg die Stufen des Heiligtumes empor (Cassius Dio 43, 21. 60, 23) und legte zum Zeichen, dafs er nur mit
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Hülfe Iuppiters den Sieg errungen habe, den Lorbeer der fasces und den Lorbeerzweig in seiner Rechten dem Gotte in den Schofs {Plin. 15, 134. Iul. Obs. 61. Sil. Ital. 15, 118. Pacatus paneg. in Theodos. 9, 5. Tac. ann. 2, 46. Cassius Dio 54, 25). Griechischen Einflufs zeigt die Sitte, eine Palme als SiegesZeichen zu weihen, vgl. Triumphalfasten von 711—733 C. I. L. 1 p. 477 und Macrob. 2, 7, 8; seit August begnügten sich die Kaiser zuweilen statt eines Triumphes mit der Niederlegung des Lorbeers {mon. Anc. 1, 22, dazu Mommsen, R. g. d. A. p. 19). Sodann wurden die reichen Dankesopfer dargebracht {Iosepli. b. lud. 7, 5, 6) und hieran schlofs sich ein Festmahl für die Behörden und den Senat {Liv. 45, 39, 13. Val. Max. 2, 8, 6; vgl. Gell. 10, 2, 7). Nach Beendigung des Triumphes werden die entliehenen Gegenstände wieder im Tempel geborgen {Liv. ep. 67. Plut. Mar. 12. Cassius Dio 67, 4. Elog. C. I. L. 1 p. 290). Weihgeschenke. Die erste Weihung, von der uns die Annalen berichten, war die Spende eines goldenen Kranzes durch die Latiner a. 295 u. c. {Liv. 2,22, 6). Dasselbe Geschenk stiften sie gemeinsam mit den Hernikern a. 305 u. c., veranlagt durch die politische Aussöhnung zwischen Patriciern und Plebejern {Liv. 3, 57, 7), doch hält Jordan, Top. 1, 2 S. 15 A. 11 diese Erzählung für eine Erfindung, zu der die später erfolgte Schenkung eines Kranzes durch die Karthager a. 411 {Liv. 7, 38, 2) den Anlafs gegeben habe. Zwölf Jahre später, a. 317, hören wir von einer gleichen Gabe an luppiter, die der Diktator Mamercus Aemilius auf Geheifs des Volkes auf dem Capitole niederlegte {Liv. 4, 20, 4). Den goldenen Kranz werden wir uns wohl bei allen Widmungen siegreicher Heerführer hinzuzudenken haben, wenn er auch als selbstverständliche Gabe nicht ausdrücklich erwähnt wird. Auch für auswärtige Fürsten und Völkerschäften war die Darbringung einer corona aurea die gewöhnlichste Art der Huldigung (Karthager s. oben; Attalus a. 556, Liv. 32, 27, 1; Philipp von Macedonien a. 563, Liv. 36, 35, 12; Alabanda und Lampsacus a. 584, Liv. 43, 6, 6; Thisbe, Eph. epigr. 1, 278 Z. 32 ff. Arch. des miss, scient. 1872, 63). Andere Weihgeschenke: Victoria aurea des Hiero a. 538 {Liv. 22, 37, 5. 12), Ntötoa τροπαιοφόροι des Bocchus a. 662 {Plut. Mar. 32), Victoria quadrigam in sublime rapiens des Plancus, imperator a. 712 {Plin. n. h. 35, 108), clipeus cum imagine Hasdrubalis supra foris Capitolinae aedis von L. Marcius a. 212 {Uv. 25, 39, 17. Plin. 35, 14), eherne, silberne, vergoldete Schilde {Plin. a. a. 0. Liv. 35, 10, 12. 38, 35, 4), aenea in Capitolio limina et trium mensarum argentea vasa in cella Iovis {Liv. 10, 23, 12), quadrigae aureae {Liv. 29, 38, 8. 35, 41, 10), seiuges aurati {Liv. 38, 35, 4), signa {Liv. 30, 39, 8. 38, 35, 4), Sammlung geschnittener Steine von Pompeius {Plin. 37, 11), in cella Iunonis canis ex aere volnus suum lambens {Plin. 34, 38), Werke des Caelators Mentor \{Plin. 33, 154; vgl. 7, 127),
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zwei Kolossalköpfe aus Erz, Werke des Chares beigefügtes Verzeichnis den nötigen Aufschlufs und Decius, von P. Lentulus Spinther, Konsul gab. Sp. Carvilius Maximus, der Sieger über a. 697 (Plin. 34, 44; vgl. Brunn, Gesch. d. die Samniten (a. 461), errichtete aus den gr. Künstler 1®S. 420), Statue eines Epheben Rüstungen der gefallenen Feinde eine Koaus Bithynien, von Pompeius Bithynicus (Fest. lossalstatue des Iuppiter von solcher Höhe, p. 262), Theseus, Gemälde des Parrhasios dafs sie vom Tempel des Iuppiter Latiaris (Plin. 35, 69; vgl. Brunn a. a. 0. 2 S. 99), auf dem Albanerberge deutlich bemerkt werden 2 Gemälde (Plin. 35, 108), τρίχαρ ες etpaiqiov konnte; aus den Abfällen der Feile gofs τι χςυβοΰν εμβαλών ανε&ηκε τω Αι'ι Καπιτω- man eine Statue des Carvilius selbst, die zu λίω BC. Nero (Cassius Dio 61, 19); Antiochos 10 den Füfsen des Götterbildes Aufstellung fand wollte a. 684 einen goldenen Leuchter weihen (Plin. 34, 43). Bei der Verheerung, die ein (Cic. in Verr. 4, 28, 64 ff.). Schon im Jahre Gewitter des Jahres 689 auf dem Capitole an575 hatten sich die Geschenke, die von Bürgern richtete, stürzte ein auf einer Säule stehendes und Fremden dem Tempel zugingen, in dem Bild des Iuppiter zu Boden (Cassius Dio 37, Mafse gehäuft, dafs der Censor Aemilius Le- 9; vgl. Cic. in Cat. 3, 8, 19); nach Anordnung pidus die Entfernung vieler Gegenstände für der Haruspices erfolgte die Aufstellung einer nötig erachtete (Liv. 40, 51, 3 Lepidus . . . gröfseren Statue, die contra atque antea fuerat ab columnis quae incommode opposita vide- mit dem Gesicht nach dem Forum und Comibantur, signa amovit clipeaque de columnis et tium zugewendet war (Cic. in Cat. 3, 8, 20. signa militaria adfixa omnis generis dempsit). 20 Cassius Dio 37, 34). Eine Bildsäule des IupEinen Iuppiter Imperator nebst einer Votiv- piter Africus erwähnen die Militärdiplome täfel mit der Inschrift 'Iiippiter atque divi der Jahre 76 und 85 p. C. C. I. L. 3 p. 853. omnes hoc dederunt, ut T. Quinctius dictator 855, andere Iuppiterbilder s. Sp. 713, 54. Den oppida novem caperet’ stellte T. Quinctius nach Darstellungen Iuppiters reihen sich die Bildder Überwindung von Praeneste a. 374 u. c. nisse anderer Gottheiten an: Herculis magnum intra cellam Iovis ac Minervae auf (Liv. 6, simulacrum a. 449 (Liv. 9, 44, 16), Kolossal29, 8), die übliche Kranzspende fehlte nicht statue desselben Gottes, ein Werk des Lysipp, (Fest. p. 363), wahrscheinlich ist hierher auch das Q. Fabius a. 545 den Tarentinern nahm die Stelle des Cicero in Verr. 4, 58, 128 ff. zu (Plut. Fab. 22. Plin. 34, 41. Strab. 6 ziehen, vgl. Sp. 644. Die Überlieferung weifs 30 p. 278; vgl. Cassius Dio 42, 26. Brunn, noch von anderen Fällen zu berichten, in Gesch. d. griech. Künstler 1 S. 252); drei kniedenen siegreiche Feldherrn ihre Ruhmesthaten ende Gottheiten von M’. Acilius a. 575 (Fest. durch eine Weihinschrift auf dem Capitole p. 174. 177), Kolossalstatue des Apollo aus verewigten. L. Aemilius Regillus befestigte Apollonia am Pontus von L. Licinius Lucullus seinen Bericht über den Seesieg gegen An- (Plin. 4, 92. 34, 39. Strab. 7 p. 319; vgl. tiochos (a. 564) in aede Iovis supra valvas Brunn a. a. Ο. 1 S. 90), Statue der Minerva (Liv. 40, 52, 7; den ersten Vers giebt Caesius von Cicero a. 696 (Cassius Dio 38, 17; vgl. Bassus grammat. lat. 6, 265 Keil)·, Ti. Sem- 45, 17. Iul. Obs. 68) Romulus quem inaurapronius Gracchus fügte der Erzählung von tum in Capitolio parvum atque lactantem, seinen Erfolgen in Sardinien (a. 580) noch 40 40 uberibus lupinis inhiantem esse meministis . . die bildliche Darstellung der Schlachten hinzu (Cic. in Cat. 3, 8, 19; vgl. de div. 2, 20, 45. (Liv. 41, 28, 8 in aede matris Matutae be- 2, 21, 47, 1, 12, 20. Cass. Dio 37, 9. Baumeister, findlich, doch schlofs die Inschrift hanc tabulam Denkm. 1 Abb. 552), Roma, von den Lykiern Iovi donum dedit·, vgl. C. I. L. 10, 8416); eine geweiht (C. I. L. 1, 589 = 6, 372; vgl. tabula victoriae Asiaticae des L. Scipio (a. 564) Kluegmann, L'effigie di Roma. Rom 1879 erwähnt Plinius n. h. 35, 22 und Verse ex Acilii S. 8. 57), signu(m) Lib(eri) patris (MilitärGlabrionis tabula Caesius Bassus a. a. O. Es war diplom v. J. 70 p. C. C. I. L. 3 p. 849), simuüberhaupt allgemeine Sitte, dafs die Sieger lacra Boni Eventus et Bonae Fortunae vor dem Triumphe ein Verzeichnis ihrer Thaten (Plin. 36, 23), Nemesis (Plin. 11, 251. 28, 22), 50 Martis (Cass.DioPL·, 14), Valetudinis (Petron. in Saturniern abgefafst auf dem Capitole 50 niederlegten (Caesius Bassus a. a. O. apud Sat. 88). Servius ad Aen. 2, 319 hatte also nostros autem in tabulis antiquis, quas trium- ein gewisses Recht zu seiner Äufserung: in phaturi duces in Capitolio figebant victoriaeque Capitolio deorum omnium simulacra colebantur. suae titulum Saturniis versibus prosequebantur, Die allgemeine Bestimmung ‘in Capitolio’ läfst talia repperi exempla . . .). Ein Bild mit der es freilich für manche Bilder fraglich erscheinen, Darstellung der Gefangennahme lugurthas durch ob sie im eigentlichen Tempelbezirk zu suchen Sulla weihte König Bocchus (Plut. Mar. 22. sind. Das Beispiel des Carvilius, die eigene Süll. 6; dieselbe Abbildung auf einem Siegel- Statue dem Gotte zu weihen, fand Nachahmer an Caecilius Metellus, dem Sieger von Panormos ringe Sullas Val. Max. 8, 14, 4. Plut. Süll. 3 G0 a. 254 (Dion. 2, 66), an Q Fabius Maximus und auf den Denaren seines Sohnes; Mommsen, go Röm. Münzw. S. 654. Babelon 1 S. 421 nr. 59). Cunctator (Plut. Fab. 22 έφιππον εικόνα), an Auch auf den tropaea des Marius (Plut. dem älteren Scipio Africanus (Val. Max. 8, 15, 1 imaginem in cella Iovis O. M. positam Caes. 6. Suet. Caes. 11. Veil. Paterc. 2, 43; vgl. Propert. 3, 11, 46. Cassius Dio 50, 4) habet. Appian. Hisp. 23. Sen. ep. 45, 72; Liv. und Germanicus (C. I. L. 3 p. 856. Eph. 38, 56, 12 spricht nicht dagegen) und seinem epigr. 4 p. 499 f.; vgl. ibid. 848 f. C. I. L. 6, Bruder Lucius (Val. Max. 3, 6, 2. Cic. pro 912) wird man die ruhmvollen Kämpfe der Rabir. Post. 10, 27). Von dem Konsul des beiden Helden erblickt haben, über die ein Jahres 702, Q. Metellus Pius, wurde eine turma
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luppiter (Capitolinus: ludi magni, Romani) 732
inauratarum equestrium, vermutlich Mitglieder später auch die scenischen hinzutraten; ferner der gens Cornelia darstellend, auf dem Capi- dafs der Hauptfeiertag, also namentlich das tole aufgestellt {Cic. ad Attic. 6, 1, 17). Hier Opfer mit dem dazu gehörigen Gebete und sah man auch die Standbilder der sieben dem epulum, immer auf den Tag der Idus, den römischen Könige und des Brutus {Plin. 34, alten Festtag des luppiter, gefallen sein wird.“ 22. 23. 33, 9. 10. 24. Ascon. in Scaur. p. 25 Gestützt auf einige Stellen der Alten {Liv. K. et S. Cassius Dio 43, 45. Appian b. c. 1, 1, 35, 9 sollemnes deinde annui mansere ludi 16). Als eine besondere Auszeichnung galt es, Romani magnique varie appellati. Cic. de republ. wenn Bürgern noch zu ihren Lebzeiten oder 2, 20, 35 eundem primum ludos maximos qui nach dem Tode eine Statue beim Tempel des 10 Romani dicti sunt fecisse accepimus. Paul. luppiter von Staats wegen errichtet wurde. Diese p. 112 magnos ludos Romanos ludos appellaEhre genossen: M. Aemilius Lepidus {Val. Max. bant, quos in honorem Iovis, quem principem 3, 1, 1; vgl. Mommsen, Röm. Münzw. nr. 275). deorum putabant, faciebant) hat man die ludi Q. Marcius Rex, praetor a. 608 (Militärdiplom magni und Romani so lange für identisch gev. J. 64 p. C. C. I. L. 3 p. 846; vgl. Mommsen halten, bis eine genauere Untersuchung Momma. a. 0. nr. 290. Babelon 2 S. 197 nr.28), T. Seius sens {Rhein. Mus. 14 [1859] S. 79ff. = Röm. {Plin. 18, 16), Pinarius Natta {Cic. de div. 2, Forschg. 2 S. 42 ff.; vgl. Röm. Chronol. 2 20, 45. 2, 21, 47), Caesar {Cic. pro Deiot. S. 167. 324) einen Unterschied hinsichtlich 12, 33. Cassius Dio 43, 45). Die Feuersbrunst der Zeit ihrer Aufführung ergab. Die grofsen des Jahres 671 scheint den aufserhalb des 20 Spiele, die vom Heiligtum der capitolinischen Tempelgebäudes befindlichen Statuen keinen Trias ihren Ausgang nahmen, gehörten in Schaden zugefügt zu haben {Appian a. a. 0.); ältester Zeit zu den ludi votivi, sie wurden a. 689 stürzten Blitzschläge eine Anzahl von also nicht regelmäfsig in jedem Jahre, sondern ihren Postamenten {Cic. in Cat. 3, 8, 19); nur infolge einer besonderen Veranlassung anf Augustus hat wegen Raummangels einen gro- ein Gelübde hin gefeiert, nach der Ähnlichkeit fsen Teil der Standbilder von der capitoli- der Feier zu urteilen ursprünglich wohl immer nischen area nach dem Marsfelde schaffen im Anschlufs an den Triumph. Häufige Kriege lassen {Suet. Calig. 34. Cassius Dio 51, 22). gaben Anlafs zu einer öfteren Wiederholung. In der Kaiserzeit war die Ehre, in der Nähe Nachdem so die äufseren Verhältnisse eine des höchsten Gottes eine Statue zu empfangen, 30 fast alljährlich wiederkehrende Feier herbeisoweit es · die Überlieferung erkennen läfst, geführt hatten, wurde schliefslich der thatdem Imperator (ev. dem Thronerben, vgl. sächliche Zustand auch rechtlich fixiert, d. h. Mommsen, Eph. epigr. 4 p. 499 f.) vorbehalten. die aufserordentlichen Spiele verwandelten sich Genannt werden Statuen des Augustus {Jazu einem stehenden Jahresfeste, dem der neue cobi, Museogr. S. 79), Domitian {Suet. Domit. Name ludi Romani beigelegt wurde, während 13), Trajan {Plin. Paneg. 52), Claudius Gothi- jenen auch noch in späterer Zeit gefeierten cus (Trebell. Poll. 3), Aurelian (Vita Tac. 9, ludi votivi die Bezeichnung magni erhalten neben anderen reichen Gaben). Wie um die blieb. Die ludi Romani fielen in den September; Tempel der Fortuna, des Hercules und Qui- als Termin für den religiösen Akt des Opfers und rinus gruppieren sich auch um das capitoli- 40 Opfermahles wurdenjedenfalls schon von Anfang nische Heiligtum eine Anzahl kleinerer Kult- an die Iden des September bestimmt; zwar finden stätten. Wir kennen daselbst einen Altar wir ein epulum Iovis für den 13. September des luppiter Pistor (Ovid. fast. 6, 349. Lac- erst in den Augusteischen Kalendern verzeichnet tant. 1,20,33; vgl.PreZ/erS. 194 A. 5), des luppiter {fast. Sab. C. I. L. I p. 302 = 9, 4192; vgl. Soter (Serv. ad Aen. 8, 651), des Ζενς άλεξί- fast. Ant. C. I. L. 1 p. 328 = 10, 6638. fast. κακός, vom Kaiser Claudius errichtet (Phlegon. Vall. C. I. L. 1 p. 320 = 6, 2298; epulum MinerMirab. 6), und einen ναΐσκο?, den Augustus für den vae fast. Rust. C. 1. L. 1 p. 401), doch aufser aus Samos stammenden Zeus des Myron er- der Analogie der ludi Plebei (s. unten) spricht baute(Straft. 14 p. 637; vgl. .Br uwna.a.O.1S. 102); für ein früheres Vorhandensein derselben an zweifelhaft dagegen ist die Existenz eines Altars 50 dem gleichen Datum der Umstand, dafs dem des luppiter Victor, vgl. Sp.680. Die auf den Tem- ursprünglichen Feste die Dankesbezeugung an pel bezüglichen Prodigien sind zusammengestellt den luppiter Ο. Μ. für die Rettung des Staates von Gilbert a. a. 0. 3 S. 390 A. 2. S. 395 A. 2. aus gefahrvoller Lage zu Grunde lag und dafs Ludi. Gewichtiger noch als in der Aus- hierfür doch kaum ein passenderer Tag geschmückung des Tempels und seiner Um- wählt werden konnte, als der dies natalis gebung tritt die Bedeutung des capitolinischen seines Tempels. Die ludi, von dem epulum Kultes für das öffentliche Leben hervor in durch die equorum probatio getrennt, fanden seiner Stellung innerhalb der alten, hochan- am 15. September statt, und im engeren Sinne gesehenen römischen Spiele, der ludi magni, rechnete man diesen Tag als den ersten der Romani undPlebei. Die gemeinsamen Eigen- 60 Spiele {Liv. 45, 1, 6). Nach Mommsen a. a. 0. tümlichkeiten derselben sind bis auf die equo- hängt die Fixierung der ludi Romani zusammen rum probatio bereits von Preller, Röm. Myth. mit der Einführung der curulischen Aedilität 1 S. 219 richtig betont worden: ״Bei allen a. 387 u. c. (mit Ausnahme von Liv. 1, 35, 9, wird festzuhalten sein, dafs sie sowohl aus dem wo die Einrichtung der Spiele durch Tarquireligiösen Akte eines Opfers und Opfermahles, nius Priscus gemeldet wird, tritt der Name des epulum Iovis, als aus dem festlichen der ludi Romani zum erstenmale auf Liv. 8, 40, Prozession nnd der Spiele bestanden, welche 2 a. 432; nach Fabius Pictor b. Dion. 7, 71, letztere anfangs blofs circensische waren, bis vgl. Pseudo-Ascon. in Verr. p. 142 Or. und
733 Iuppiter (Capitolinus: ludimagni, Romani)
Iuppiter (Capitolinus: ludi Plebei) 734
Cicero de div. 1, 26, 55, wird das Fest ständig 7, 11, 4. 22, 9, 10. 22, 10, 7. 28, 39, 1. 28, nach dem Siege über die Latiner am See Re- 45,12. 31, 49, 4 dazu Polyb. 16, 23, 7. Liv. 34, gillus; nach Holzapfel (Philol. 48 [1889] S. 369 44, 6. 35, 1, 8. 39, 22, 1. Suet. Aug. 23. Nero wurde die Fixierung im September erst zwi- 11. Cassius Dio 55, 8. 31. 60, 25. Plin. n. h. sehen 557 und 536 vorgenommen); gleich- 7, 158). Neben den Spielen oder anstatt ihrer zeitig wird die anfangs eintägige Dauer wurden zuweilen grofse Stieropfer oder ein (Mommsen, C. I. L. 1 p. 401), die nach der ver sacrum gelobt (Liv. 22, 9, 10. 22, 10, 3. Vertreibung der Könige a. 245 und der se- 7. 28, 38, 8. 33, 44, 1. 34, 44, 1). Der Urcessio plebis um je einen Tag gestiegen sein sprung der ludi Plebei ist in Dunkel gehüllt. soll (Dion. 6, 95), infolge der Versöhnung 10 Nach Cicero (de or. 3, 19, 73) bestanden sie zwischen Patriziern und Plebejern auf 4 Tage Bchon zur Zeit des Numa, während nach ausgedehnt (Liv. 6, 42, 12), eine Verlängerung, Pseudo-Asconius in Verr. p. 143 Or. die Vertreibung der Könige oder die secessio plebis mit der wohl auch die Einreihung der Bühnenin Aventinum den Anlafs zu ihrer Entstehung spiele in das Festprogramm sogleich nach ihrem Aufkommen in Rom a. 390 in Zusam- gab. Diese Berichte haben natürlich keinen menhang gestanden hat (Mommsen, Röm. Gesch. Wert. Der Name Plebei sowie die Leitung ( l7 S. 457). Zwischen 563 und 583 dauerte der Spiele durch die plebejischen Aedilen das Fest schon 10, zur Zeit Ciceros 15 (in Verr. (Liv. 27, 36, 9. 28, 10, 7. 30, 39, 8. 32, 7, 13. act. 1, 10, 31) und nach Caesars Tode 16 Tage Didasc. b. Ritschi, Parerg. p. 261) deuten auf (Cic. Phil. 2, 43, 110; 4.—19. September, fast. 20 eine Zeit, in der die politische Scheidung der C. I. L. 1 p. 401), um im 4. Jahrhundert beiden Stände noch nicht aufgehoben war. Zu wieder auf 4 (12. — 15. September) herab- einer die Gesamtbevölkerung umfassenden, zusinken (fast. Philoc. 1 p. 350). Auf den offiziellen Jahresfeier wurde die Sonderfestgemeinschaftlichen Ursprung der ludi magni lichkeit der Plebs (vgl. Mommsen, Röm. und Romani weisen hin die Gleichartigkeit Staatsr. I2 S. 235 A. 5) wahrscheinlich erst im der Feier und die sich stets entsprechende Jahre 534 u. c.; der Platz nämlich, auf dem Erweiterung der Zeitdauer (Liv. 30, 2, 8. 36, man die Spiele nachweislich beging, der circus 36, 2; vgl. Cic. in Verr. act. 1, 10, 31. Momm- Flaminius (Val. Max. 1, 7, 4), wurde damals sen, Rh. Mus. 14 (1859) S. 86 ff.). Das Ge- neu erbaut (Liv. ep. 20. Cassiod. Chron. lübde der grofsen Spiele geschah auf Senats- 30 p. 610 Mommsen), und die Spiele selbst werden 4 Jahre später zum erstenmale erwähnt (Liv. beschlufs oder aus der Iuitiative des gelobenden Magistrates (Diktator, Konsul, Prätor, 23, 30, 17); sie fielen in den Monat November später der Kaiser) bei schweren Gefahren, und währten wohl schon bei ihrer Fixierung, die dem Staate von aufsen oder im Innern übereinstimnend mit den ludi Romani, länger drohten, oder zu dem Zwecke, für den un- als einen Tag; bezeugt ist die mehrtägige veränderten Bestand der Republik in quin- Dauer bereits für das Jahr 547 (Liv. 28, 10, 7), quennium (Liv. 27, 33, 8. 30, 2, 8. 30, 27, 11. eine instauratio per biduum schon a. 541 31, 9, 9) oder in decem annos (Liv. 42, 28, (Liv. 25, 2, 10). Auch der Verlauf der Feier 8) den Schutz des höchsten Gottes zu ge- (eine pompa nennt nur die auf einer Verwinnen; der pontifex maximus sprach die 40 wechselung mit Liv. 2, 36 beruhende Stelle Formel vor; wir besitzen noch den Wortlaut des Valerius Maximus 1, 7, 4; indes wenn eines Gelübdes, das der Konsul M’. Acilius eine solche an den ludi Apollinares, Megalenses praeeunte P. Licinio pontifice maximo auf Ge- Augustales (vgl. Marquardt, Röm. Staatsverw. heifs des Senates a. 563 vor Beginn des syri- 32 S. 308 A. 3) stattfand, wird sie auch hier sehen Krieges ablegte: Liv. 36, 2, 3 si duellum nicht gefehlt haben; ihr Ziel war natürlich quod cum, rege Antiocho sumi populus iussit der circus Flaminius, s. oben) und die Verid ex sententia senatus populique Romani con- mehrung der Festtage entsprach im allgefectum erit, tum tibi, Iuppiter, populus Ro- meinen jenen älteren Spielen. An den Iden manus ludos magnos dies decem continuos faciet des November fand das epulum Iovis statt donaque ad omnia pulvinaria dabuntur de pe- 50 (fast. Maff. C. 1. L. 1 p. 307. fast. Ant. C. I. L. 1 p. 329 = 10, 6638. Arnob. 7, 32; cunia, quantam senatus decreverit; quisquis magistratus eos ludos quando ubique faxit, hi dazu Mommsen, C. I. L. 1 p. 407; die erste ludi recte facti donaque data recte sunto. Vor der Erwähnung a. 541 bei Livius 25, 2,10; Bücheier, Festsetzung der ludi Romani sind uns durch Rhein. Mus. 45 [1890] S. 164 vergleicht mit die Annalen drei Aufführungen der grofsen diesem epulum am Ende des Amtsjahres eine Spiele bekannt (Liv. 2, 37, 1. 4, 27, 1. 5, 31, ähnliche Feier an den Iden des März zu Capua); es 2; vgl. 5, 19, 6), die erste von der Legende folgte am 14. November die probatio equowunderlich ausgeschmückt (Liv. 2, 18, 1. 2, rum (fast. Arv. p. 240 Hensen) und am 15. No36 ff. Dion. 7, 68. Cic. de div. 1, 26. Macrob. vember begannen die ludi in circo. Im Jahre 1, 11, 3. Aug. de civ. dei 4, 26. Ritschi, 60 200 wurden bereits Bühnenspiele gegeben, Parerg. praef. p. 23). Republik und Kaiser- wie die Aufführung des Plautinischen Stichus zeit sah noch oft die Wiederholung dieser beweist (Studemund, Comment. phil. in hon. Th. Momms. p. 782). Die Fasten der Augusteehrwürdigen Feier mit immer steigender Zahl der Festtage und immer glänzenderer Aus- ischen Zeit verzeichnen ludi Plebei vom 4. stattung, zumal da seit dem Jahre 554 die —17. November (Mommsen, C. I. L. 1 p. 406), alte Sitte de certa pecunia vovere nicht mehr im 4. Jahrhundert beträgt ihre Dauer nur beobachtet ward (Liv. 31, 9, 9; zu den bereits noch 5 Tage, 12.—16. November (fast. Philoc. C. I. L. 1 p. 354). genannten Stellen des Livius vgl. noch Liv.
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Iuppiter (Capitolinus: epulum)
Mit einer förmlichen Einladung (epulum indictum fast. C.I.L. 1 p. 401. 406. Paul. p. 78. Arnob. 7, 32) nahm die Feier ihren Anfang. Das epulum (nach Cassius Dio 51, 1 für den αγώνα ιερόν im engeren Sinne erforderlich) setzt eine Opferhandlung voraus, und da es ausdrücklich als epulum Iovis bezeichnet wird {Liv. 25, 2, 10. 27, 36, 9. 29, 38, 8. 30, 39, 8. 31, 4, 7, 32, 7, 13. 33, 42,11. Lucilius b. Non. p. 204. frg. 13, 10 Müller. Cic. de or. 10 3, 19, 73. Tertull. apol. 13. vit. Alex. Sev. 37), so sind wir bei dem Fehlen widersprechender Nachrichten zu dem Schlüsse berechtigt, dafs, wie gewöhnlich, dem Iuppiter weifse Rinder dargebracht wurden (s. Sp. 670, 8). An das Opfer schlofs sich die Festmahlzeit ante cellam Iovis (vgl. das epulum funebre des älteren Scipio Sen. ep. 95, 72. 98, 13. Vgl. Max. 7, 5, 1. Cic. pro Mur. 36, 75; die Üppigkeit der dapes Capitolinae war in späterer Zeit be- 20 rüchtigt Martial 12, 48, 11); der ganze Senat nahm daran teil {Gell. 12, 8, 2. Liv. 38, 57, 5. 45, 39, 13 Cassius Dio 39, 30. 48, 52); die capitolinischen Götter werden zu dem Schmause eingeladen, nachdem man zuvor ihr Bild, als wären es menschliche Wesen, dem Feste entsprechend geschmückt batte {Seneca b. Aug. de civ. dei 60. Plin. n. h. 33, 111. Arnob. 6, 10; vgl. Plut. q. R. 98); für Iuppiter setzte man einen lectulus hin, für luno und Minerva 30 je eine Bella {Val. Max. 2, 1, 2). Von dem epulum hat Iuppiter den Namen Epulo empfangen {Val. Max. a. a. O. C. I. L. 6, 3696 [magistri] quinqfuennales) [collegi] teibficinum) Rom(anorum) qui [s(acris) p(ublicis) p(raesto) s(unt)] Iov(i) Ep(uloni) sac(rum), auf dem Forum gefunden). Die Zurüstung der epula lag anfangs in den Händen der pontifices; da sich aber deren Amtsgeschäfte ständig häuften, so wurde a. 558 für diesen Teil des 40 Kultes eine besondere priesterliche Behörde geschaffen, die tresviri epulones {Liv. 33, 42, 1; vgl. 40, 42, 7. Cic. de or. 3, 19, 73). Das Kollegium stieg, man weifs nicht wann, auf 7 Mitglieder und behielt den Namen septemviri epulones auch dann bei, als es unter Caesar noch um weitere 3 Mitglieder verstärkt wurde {Cassius Dio 43, 51); die Zahl der epula wuchs, doch blieb die Herrichtung des epulum Iovis stets ihre vornehmste Aufgabe {Cic. de harusp. 50 resp. 10, 21. Fest. p. 78. Aug. de civ. dei 6, 7). Im Gegensatz zu der Behauptung Marquardts {Röm. Staatsverw. 32 S. 348), das epulum Iovis habe mit den Lectisternien nichts gemein, sondern stehe in Beziehung zu der altrömischen Sitte des Speiseopfers, wie es in der Spende an Iuppiter Dapalis, Farreus und die Laren erhalten sei, muss wohl in der Placierung der Götter auf lectus und sellae der ritus graecus erkannt werden, der uns um so weniger in 60 Verwunderung setzen darf, als ja, wie wir oben sahen, die Verehrung der capitolinischen Trias auf griechischen Einflufs zurückgeht und das starke Hervortreten der Persönlichkeit der Götter Zeugnis für jenen Einflufs ablegt. So erklärt sich auch die supplicatio im Tempel des Iuppiter Capitolinus {Macrob. 1, 6, 13); Lectisternien und Sellisternien erfolgen auf An-
Iuppiter (Capitolinus: epulum, pompa) 736 Ordnung der sibyllinischen Bücher {Liv. 5, 13, 5 etc. Tac. ann. 15, 44), während derartige BeStimmungen für den altrömischen Kult nicht nachweisbar sind; hat doch Marquardt selbst die von Preller {Röm. Myth. I3 S. 150 A. 1) gesammelten Beispiele treffend widerlegt (38 S.48 A. 1). Aus der Angabe des Livius a. a. 0., dafs a. 355 das erste Lectisternium zu Rom abgehalten worden sei, ergiebt sich kein Widersprach, denn einmal läfst sich das Vorhandensein des epulum Iovis vor jener Zeit nicht beweisen, sodann besteht vielleicht der Unterschied von lectisternium und epulum nur darin, dafs jenes bei besonderem Anlafs dekretiert wurde, dieses aber die ständige Einrichtung bezeichnete (hiernach Sp. 665, 41 zu berichtigen). Da der Tag nach den Iden als dies postridianus zur Vornahme religiöser Handlungen nicht geeignet war {Marquardt a. a. 0. S. 295), so begnügte man sich an ihm mit der Musterung der zum Rennen angemeldeten Pferde (equorum probatio fast. C. 1. L. 1 p. 401. 406. Cassius Dio 55, 10). Der folgende Tag brachte den wichtigsten und von der ganzen Bevölkerung ersehnten Teil der Feier, den ältesten Kern des ganzen Festes. Der Zusammenhang mit dem capitolinischen Kulte tritt auch hier klar hervor, denn die pompa circensis K die in religiöser Beziehung den Hauptbestandteil der Feier bildete, nahm nicht blofs ihren Ausgang vom Capitole, sondern hatte auch in ihrer ganzen Einrichtung das Gepräge einer zu Ehren des höchsten und besten Gottes veranstalteten Festlichkeit. Zur Vervollständigung des Bildes von der pompa, speziell an den ludi Romani, sind auch die Berichte heranzuziehen, die uns über die Aufzüge an den anderen statarischen Circusspielen Aufschlufs geben, scheint es doch, als hätten sie alle erst jene Prozession von den ältesten römischen Spielen herübergenommen. Die Aufstellung der pompa erfolgte auf dem Capitole; eröffnet wurde der Zug in republikanischer Zeit durch den höchsten Beamten des Staates (Konsul, Prätor, Diktator, Liv. 8, 40, 2; wir wissen, dafs in der Kaiserzeit an den ludi Apollinares der Stadtprätor auf einer biga voranfuhr; Plin. n. h. 34, 20. Iuv. 10, 36ff.; vgl. Mommsen, Röm. Gesch. 12 S. 397 A. 7); er trug die Triumphal tracht {Liv. 5, 41, 2 quae augustissima vestis est tensas ducentibus triumphantibusve. Tertull. de coron. 13 quas (coronas) gemmis et folio ex auro querceis ab Iove insignes ad deducendas tensas cum palmatis togis sumunt; vgl. Martial. 8, 33, 1. Plin. u. Iuv. a. a. O.) und lenkte einen Wagen {Dion. 5,51), ohne Zweifel eine Quadriga; darauf weist der Zusammenhang dieser Spiele mit dem Triumphzug (s. oben). Die Zugehörigkeit der quadriga zu den Attributen des Iuppiter Ο. Μ. kennt die Sage {Plut. Popl. 13. Fest. p. 274. Serv. ad Aen. Ί, 188; vgl. Jordan, Top. 1, 1 S. 210) wie die Geschichte {Liv. 10, 23, 12. 29, 38, 8. 35, 41, 10); der voranziehende Beamte gilt demnach als Stellvertreter Iuppiters. Eine ausführliche Schilderung der weiteren ZugOrdnung findet sich bei Dionys v. Hal. (7, 72), der sich auf Fabius Pictor als Gewährsmann
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luppiter (Capitolinus: thensae)
beruft. Als die eigentliche Aufgabe (Liv. 5, 41, 2. Suet. Aug. 43. Tertull. de coron. 13)
zwischen Buthoe und Epidamnos, τον Κάδμον νιος Choerob. in Theodos, p. 76, 24. Theogn. Can. p. 33, 11; vgl. Bekker, An. p. 1417. Herodian II p. 737, 7. Müller, Geogr. Gr. Μ. 1 p. 31. — 56 b. Ebenso kam Agaue, Tochter des Echion und Mutter des Pentheus, nach Hyg. 184 errabunda in Illyriae fines ad Lycothersen regem, den sie nach 240 und 254 tötete ut regnum Cadmo patri daret, vgl. Roscher 1 Sp. 100. Eine konkurrierende Dublette ist die Legende der Epeiros. τής Έχίονος θνγατρός, die εκ Βοιωτίας μεθ’ Αρ-
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Kadmos (u. Harmonia in Illyrien)
Kadmos (u. Harm. i. Samothrake u. Troas) 854
μονιάς καί Κάδμου auszog mit den λείψανα IV. Kadmos und Harmonia in Samothrake des Pentheus, und in einem δρυμός des Chaonerund Troas. landes begraben wurde. Wir kennen sie nur Diodors Samothracia. — 60. Die ausführdurch einen hellenistischen Poeten bei Parthenios 32: sie wird also, wie schon Bd. 1 1 ich ste Darstellun g der sam othrakischen Legend e Sp. 1280 angedeutet wurde, schwerlich zum bietet (vielleicht nach Apollodors νέων κατάalten Stamme der Überlieferung gehören. — Xoyog: Sethe, Herrn. 24, 424ff.*)) Diodor 5, 57. Die Hauptzeugnisse schliefsen sich zu 47 ff. Μετά δε ταύτα [der grofsen Flut in S. folgender Einheit zusammen: Kadmos und und Umgegend] Σάωνα γενόμενον, ώς μεν Harmonia kommen (wohl vom Ochsengespann ge- 10 τινές φασιν, εκ Αιός και Νύμφης, ώς δέ τινες zogen, vgl.nr. 52) nach Illyrien und leben dort έξ Έρμού καί 'Ρήνης, συναγαγειν τούς λαούς σποράδην οίκούντας [Erklärung der Spartenbis in hohes Greisenalter in der Verbannung. Auf ein unvorsichtiges Wort des Kadmos hin sage, vgl. nr. 106] καί νόμους &έμενον αυτόν (märchenhaft) werden sie dann (von Ares) in μεν από της νήσου Σάωνα κλη&ήναι. τό δε Schlangen verwandelt. An ihrer Grab- πλή&ος εις πέντε φυλάς [vgl. die 5 Sparten] stätte, die zugleich ihr Heiligtum ist, wirken διανείμαντα τών ιδίων υιών επώνυμους αύτάς sie fort als segnende Genien. Zwei Felsblöcke ποιήσαι 2.. . . παρ’ αύτοίς έκ ζ/ιός και μιάς τών in der Nähe, die man nach ihnen benannte, ’Ατλαντ ίδων’Ηλέκτρας γενέσ&αι Αάρδανον sollten, wenn dem Lande Unglück drohte, in τε και ’Ιασίωνα και 'Αρμονίαν [vgl.Kon.narr. Erschütterung geraten und sich aneinander 20 21 Αάρδανος και ’ίασίων παίδες ηστην Αιός εξ schliefsen. — 58. Unklar (wahrscheinlich durch Ήλέκτρας = Apollod. 3, 12, 1 Ήλέκτρας δε Verkürzung einer vollständigeren Vorlage) ist τής Άτλαντος και Αιός ’ίασίων και Αάρδαdie Überlieferung des mythographischen Hand- νος κτλ., ebenso Enhoros und Demagoras, s. unten nr. 62]. 3. ών τον μεν Αάρδανον . . . buches Apollod. 3, 5, 4 ό δε Κάδμος μετά 'Αρμονίας Θήβας έκλιπών προς Έγχελέ ας παρα- πρώτον εις τήν ,Ασίαν έπΐ σχεδίας διαπεραιωγίνεται, τούτοις δε... ό &εός έ'χρησεν Τλλυ- 9έντα . . . κτίσαι Αάρδανον πόλιν και τό βασίριών κρατήσειν εάν ηγεμόνα Κ. και'Α. έχωσιν. λειον . . Τροίαν συστήσασ9αι και τους λαούς οΐ δε πεισδέντες. .. κρατούσι. και βασιλεύει Κ. άφ’ εαυτού Ααρδάνους όνομάσαι . . . και τούς ’Ιλλυριών και παίς ’ΐλλύριος αύτώ γίνεται, αύ&ις ύπερ Θράκης Ααρδάνους κατοικίσαι. 4. Dem δε μετά'Αρμονίας εις δράκοντα μεταβαλών** εις 30 zweiten Sohn, Iasion, τον Αία παραδεϊξαι τήν Ήλύσιον πεδίον υπό Αιός έξεπέμφΟησαν. Schol. τών μυστηρίων τελετήν, πάλαι μεν ουσαν έν Pind. Pyth.3,153p.338 B.: ...τούτον (Κ.} εύδαι- τή νήσω ... 5. μετά δε ταΰτα Κάδμον τον μονήσαντα έκπεσείν είς’ίλλυρίους . .. άπο&εώ&η ’Αγήνορος κατά ξήτησιν τής Ευρώπης μετά τής . . 'Αρμονίας καί άπελ&ών έπ'ι δρα- άφικ έσ&αι προς αυτούς, και τής τελετής κοντών αρματος (?) κατωκησεν έν τώ Ήλυσίω μετασχόντα γήμαι τήν αδελφήν ΐασίωνος πεδίω. Wertvoll ist der Eingang, der uns das 'Αρμονίαν ού κα&άπερ ״Ελληνες μυ&ολογούσιν Motiv zeigt, weshalb die Encheleer den Kad- τήν ״Αρεος. 49, 1. τον δε γάμον τούτον mos freundlich aufnehmen. Der Schlufs bei πρώτον δαΐσαι 9εούς, και Αήμητρα μεν Apollodor wirft die Überlieferung der Kataloge ’ΐασίωνος έρασ9είσαν τον καρπόν τού σίτου mit der 'korinthischen’ zusammen; in den 40 δωρήσασ&αι, Έρμήν δε λύραν, ’Α&ηναν δε τον Pindarscholien wirkt eine Keminiscenz an das διαβεβοημένον ορμον και πέπλον και αυλούς, Ochsengespann mit, um die Verwirrung voll- Ήλέκτραν δε τά τής μεγάλης καλουμένης μητρός ständig zu machen (besser schol. zu 167 oben τών &εών ιερά ... (8. ob. Bd. 1 Sp. 1234 f.) και Sp. 850, 59). — 59. Strabo 2 p. 326: Hinter Epi- ’Απόλλωνα μεν κι&αρίσαι, τάς δε Μούσας αύλήdamnos wohnen die Έγχέλειοι, ους και Σεσαρη- σαι (ασαι?}, τούς δε άλλους &εούς εύφημούντας 9ίους (Helcat. fr. 67f.) καλοΰσι' προς δε τούτοις συναυξήσαι τον γάμον. 2. μετά δε ταύτα τον . . . ή τρίπολις Πελαγονία (vgl. nr. 17) . . . και μεν Κάδμον ... κτίσαι Θήβας τάς έν ΒοιωΈλίμεια και Έράτυρα ׳ταύτα δε πρότερον μεν τία, τον 0 ’Ιασίωνα γήμαντα Κυβέλην (die als κατεδυναστεύετο .., ων έν τοίς Έγχελείοις οΐ Heroine angesehen wird) γεννήσαι Κορύβαντα· Κάδμου και 'Αρμονίας απόγονοι ήργον, 50 ’ΐασίωνος δε εις &εούς μεταστάντος Αάρδανον και τά μυ&ευόιιενα περί αυτών δείκνυται. ούτοι και Κυβέλην και Κορύφαντα μετακοιαίσαι εις μεν ουν ουχ υπό ι&αγενών ήρχοντο κτλ. giebt τήν ’Ασίαν τά τής μητρος τών 9εών ιερά (wonichts mythologisch Neues, bestätigt uns aber, nach sie die Göttin selbst Kybele nennt) ־τον dafs man die Herrschergeschlechter in der That δε Κορύβαντα (der den Korybanten den von Kadmos herleitete. Damit steht es im Namen giebt) γήμαι Θήβην τήν Κίλικος &υγαZusammenhänge, dafs nach Plut. Pyrrh. 5 eine τέρα. 4. So kommen die αυλοί nach Phrygien, Schwester des Königs Neoptolemos von Epeiros die Lyra des Hermes nach Lyrnessos, das Καδμεία hiefs, s. Droysen, Hellen. 2, 2, 260. Achill eroberte (Apollod.}. έξ ’ΐασίωνος δε Ob Beziehungen zu der 'thesprotischen’ Καμ- και Αήμητρος Πλούτον γενέσ&αι ... Vor allem μανία vorhanden waren, bleibt zweifelhaft. 60 aber ist die Telete berühmt u. s. w. — 61. Eine Dem thesprotischen Kadmos-Flufs (St. B. 351, merkwürdige Ergänzung dieser Andeutungen 23) haben die Griechen des Vorlandes den bieten die späten, aber in kleinasiatischem Namen gegeben; ebenso werden sie die Sesa- Kultbrauch entstandenen Orphischen Hymnen. rethier mit ihren mythischen Encheleern iden- Hymnus 39 p. 79 Ab. indigitiert, nachdem 38 tificiert und damit den Barbaren-Königen ihr οι έν Σαμο&ρήκη άνακτες gepriesen sind, den Stemma verliehen haben, die sich solche Ehre *) Vgl. besondere 5, 49, 4 (Anknüpfung an Lyrnessos, gern gefallen liefsen (vgl. Bd. 1, 2829, britanΆχιλλία . . λαβιϊν) und dazu K. Tümpel, Philol. 48 (2), nische Fürsten als 'Hyperboreer’). 106 ff. '
855 Kadmos (u. Harmonia in Samothrake)
Kadmos (u. Harmonia in Samothrake) 856
Κορΰβας oder Κύρβας als 9εδν διφυή . . φοί- (cod. κατοικ.), 01 ׳και Πολυάρχην λέγεσ&αι υπό νυον, αίμαχ&έντα κασιγνήτων υπδ δισσών (ein τών έγχωρίων, και Ήετίωνα, ον Τασίωνα verschollener Mythos, vgl. Klem. [Ems.] Protr. όνομάξουσι . . . τρίτην δέ έσχεν ׳Αρμονίαν, p. 12, Crusius, A. E. a. a. 0. p. 24), Αηοϋς ήν ήγάγετο Κάδμος ׳και από της μητρδς 1)j γνώμησιν ένηλλάξας δέμας αγνόν | &ηρότυ- αυτής Ήλεκτρίδας πύλας τής Θήβης όνομάσαι πον 9έμενος μορφήν δνοφεροίο δράκοντος (ganz ιστορεί 'Ελλάνικος έν πρώτω Τρωικών και wie Kadmos, s. oben 48. 53). — 62. Ephoros ’Ιδομενεΰς. Vgl. Schol. Eurip. Phoen. 1129 und Hellanikos. Eine Staffel weiter zurück ρ. 368 Schw. — 64. Auf Hellanikos gehen führt uns Ephoros, Schol. Eurip. Phoen. 7 danach zurück die Grundzüge des diodorischen p. 248 Schn. (fr. 12 FHG. 1 p. 235) ’Έφορος 10 Berichts und die Anknüpfung an die grofse δε Ήλ έκτρας τής ״Ατλαντος ) * αυτήν (Har- Flut; Zeus und die Atlantide Elektramonia) είναι λέγει’ Κάδμον δέ παραπλέοντα (Elektryone)-Strategis als Eltern von DardaΣαμοϋ'ράκην άρπάσαι αυτήν' τήν δέ ές τι- nos-Polyarches, Eetion-Iasion und Harmonia; μήν τής μητρδς όνομάοαι τάς Ηλέκτρας πύλας’ Kadmos, auf der Suche nach Europe bei και νυν ετι έν τή Σαμο&ράκη ζητοΰσιν αυτήν Samothrake landend; die Entführung (άρέν ταίς εορταίς (s. den Art. Megaloi Theoi παγμός} der Harmonia als αίτιον einer Festunter Samothrake). Vgl. Demagoras v. Samos sitte; die Gründung Thebens und die BeSchol. Eurip. Phoen. 7 p. 248 Schn. (fr. 1 nennung des Elektrischen Thores. Durchaus FHG. 4 p. 378) Αημαγόρας δέ άπδ Λιβύης neu ist es, dafs Harmonia nach Samothrake (als Atlantide) έλ90ϋσαν τήν Ήλέκτραν οι- 20 gesetzt wird. Im übrigen fügt sich die Überκήσαι τήν Σαμοϋ’ράκην’ έ'ν&α συγγενομένη Αιι lieferung in die bisher behandelte epische έ'τεκε 'Ημι&έαν Αάρδανον 'Αρμονίαν ein. Das Hochzeitsfest in Samothrake widerτδν δέ Κάδμον παραπλέοντα μετά Θάσου streitet jedoch der älteren Tradition. Es έπι ζήτησιν τής αδελφής μυη&ήναί τε και mufs bei Diodor aus anderer Quelle einμυούμενον ίδεΐν τήν 'Αρμονίαν [wie geschoben sein. Die Hauptscene ist zwar offen), * verrät Philipp die Olympia, s. Loheck 1289], προνοία bar den Katalogen nachgebildet δέ ’Α9ηνας άρπάσαι αυτήν. Für ΉμιΟ'έαν aber eine genaue Kenntnis der Kultverhältkorrigierte Valckenaer (Schwartz') Ήετίωνα nisse von Samothrake; sie mufs aus epichocoli, schol. 1129 ρ. 358 Schn.: ιστορείται δέ ή rischer Dichtung oder Legende geschöpft sein. Ήλέκτρα τρεις παίδας έ'χειν, Λάρδανον Ήε- 30 — 65. Eine sachlich zu Ephoros-Hellanikos τίωνα, ον καί ’ίασίωνα ώνόμασαν, και Αρ- stimmende Überlieferung (vgl. Weltmann p. 59 9) μον ίαν ην γήμαντα τδν Κάδμον άπδ τής bringt umgekehrt Dardanos und Harmonia von μητρδς αυτής Ήλεκτρίδας πύλας όνομάσαι τής Asien nach Samothrake. Vgl. Mnaseas, Steph.■ Θήβης. Ähnlich Arrhian bei Eust. II. B 814. Byz. s. v. Λάρδανος (fr. 28 FHG. 3 p. 54) . . Dion. 391 = fr. 64. 65. FHG. 3 p. 598. Demetr. Μνασέας δε φησιν, ότι Λ άρδανος έζιών εκ Sceps.p. 5488 Gaede; vgl. Weltmann, Comment. τοϋ νεώ τής’Α&ηνάς τδ Παλλάδ ιον άράμενος phil. in hon. sodal. Gryphisw. p. 59. — 63. Das άφίκετο εις Σαμο&ράκην μετά 'Αρμονίας και alles deckt sich mit Ephoros. Aber Ephoros ’ίασίωνος τών αδελφών κάκείδιάγοντα Κάδselbst schreibt, wie sicher nachzuweisen ist, μος δ ’Λγήνορος έφιλοποιήσατο’ καί απο&αden Hellanikos aus (vgl. Weltmann, p. 58 sqq. 40 νουσης Τηλεφάης [Nebenform, s. Meineke zu U. Hoefer, Konon S. 44 22), auf dessen Atlantis M0sch0s2, 40] γαμει τήν ׳Αρ μον ίαν δ Κάδund Troika vor allem die genealogische Grund- μος και αποστέλλει τον Αάρδανον εις τήν’Ασίαν läge zurückgeht. Vgl. fr. 58 FHG. 1 p. 53 Μ. μετά τών εταίρων προς Τεϋκρον τον Τρώα κτλ. Schol. ε 125: ήν δέ Κρής δ ’ίασίων 'Ελλάνικος Diese mit den hieratischen Ansprüchen des δε Ηλέκτρας και Λιδς αύτδν γενεαλογεί. έ'νιοι historischen Samothrake unverträglicheVersion δέ φασιν αΰτδν γεωργικώτατον όντα δόξαν gewinnt an Autorität und Bedeutung durch έ'χειν ότι τή Λήμητρι συνφκει. τινές (d. h. das Eingreifen einer bisher (Stoll ob. 1 Sp. 1832) Hellanikos? vgl. oben nr. 60) δε' φασι μετά unverstandenen Legende. Apollon. Bhod. 2, τδν κατακλυσμδν (volg. έπικλ.) παρά μόνω 992 leitet die Amazonen von Ares und der Τασίωνι σπέρμα πυρών ευρεΰήναι (έν Κρήτη 50 'Nymphe’ Harmonia ab; die Sage wird in nicht in allen Hdss.). ) ** fr. 129 p. 63 Μ. den 'akmonischen Hain’ bei Thermodon Schol. Apollon. Bh. 1, 916 εκεί (in Samothrake) verlegt. Als älteren Gewährsmann nennen die ωκει Ήλέκτρα ή ״Ατλαντος, και ώνομάξετο υπδ Scholien S. 438 (= Steph. Byz. s. Άκμονία τών έγχωρίων Στρατηγίς’ ήν φησιν 'Ελλάνικος p. 60 Μ.} Pherekydes: 'Αρμονία νύμφη Ναΐς Ήλεκτρυώνην καλείσ&αι. Έγέννησε δέ τρεις (als Tochter der Elektra?) ής και ״Αρεως ’Αμαπαίδας, Λάρδανον τδν ές Τροίαν μετοικήσαντα ξόνας (vgl. Στρατηγίς - Elektra oben nr. 63 f.) εϊναί φησι Φερεκΰδης = fr. 25 FHG. 1 ρ. 75; *) Früher las man mit sachlichem Widerspruch aus verwandter Quelle Schol. II. Γ 189 (Έ. και Ά.\ τής ist die beste Überlieferung: wonach oben Schwartz, de schol. Hom. p. 3/407) μετά τού Κάδμου στό- geteilten Überlieferungen eine Sonderstellung λου οϊκήσαι: ob Dikaiarchos hiermit das kiliki- ein (vgl. Köhler S. 39 f.). Zum Heere des sehe Theben r a Cadmi Thebis ’ abgeleitet hat Bakchos kommen auch die Libyer, άγχινεφή (Schwartz, de schol. Hom. p. 441/45) ist zweifel- ναίοντες άλήμονος άστεα Κάδμου | (335) κει&ι haft; vielleicht liefs er Kadmos den Ort schon 20 γάρ . . . πεφορημένος αΰραις | είς χρόνον ωκεε auf seiner Wanderung von Phönizien her be- Κάδμος, έχων, Σι&ωνίδα νύμφην (die Samorühren. Das scheinbar widersprechende Zeug- thrakerin) | σύμπλοον, 'Αρμονίην έτι παρ&ένον nis der Schol. ADL Z 396 ist von Schwartz . . . ην Χάριν έζονόμηνε Αίβυς στρατός — a. a. 0. beseitigt. Anders Schol. V Z 396: ״Αδρά- άβροτέρη γάρ | (340) Βιστον'ις έβλάστησεν έπιμύς τις [ό] Πελασγός άφικόμενος είς τήν ״Ιδην χ&ονίη Χάρις άλλη, | της άπο και Αιβνης Χαρί. . κτίζει πάλιν ,Αδραμύττειον καλουμένην; He- των λόφος ... Um ihretwillen greifen die Maurakles gewinnt seine Tochter Θήβη und gründet rusier zu den Waffen: aber Kadmos (345) und benennt ihr zu Ehren die Stadt υπό τό τινάσσων . . Αιβυστίδος έ'γχος Ά&ήνης | 'ΑρμόΠλάκιον άλλ’ (nicht verderbt) Έρι9·׳η1α5 (vgl. νίης πολέμιζε προασπίζων παρακοίτης, | έσπερίων die Theliden) και Αόβης οί ,Αστάκου (also 30 δ’ εφόβησεν ολον γένος Αί&ιοπήων | συν Αίί Sparten, s. nr. 20. 79, Bd. 1, 645) άπαρχάς είς .. . ״Αρει και Κυ&ερείη · | κει׳9־ι και, ως ένέπουσι, Φοινίκην από Θήβης φέροντες έξώσ&ησαν παρά Τριτωνίδι λίμνη | (350) 'Αρμονίη παρέλεκτο καί οίκήσαντες έκτισαν αυτήν. — 67. Schliefs- ροδωπιδι Κάδμος αλήτης, | Νύμφαι δ’ Έσπερίlieh gehört in diesen Kreis die Eidothea, δες μέλος έ’πλεκον: und aus ihren Gärten holt welche die Sophoklesscholien Antig. 992 als Kypris mit den Eroten die goldenen Früchte τήν Κάδμου αδελφήν bezeichnen (identisch zum Schmuck des Hochzeitsgemaches: ής από mit der ’Ιδαία, T. Ααρδάνου τού Σκυτών φύλλων I 'Αρμονίη και Κάδμος . . | βόστρυχον βασιλέως, siehe oben 1 Sp. 1218). Isoliert άφνειοΐσιν έμιτρωσαντο κορύμβοις | άντι ρόδου ist die noch anonyme Notiz des Schol. Eurip. γαμίοιο... | και μέλος άστραίης κι&άρης έπίκωPhoen. 5 p. 248 Schw. ένιοι δέ άντι 'Αρμό- 40 μον έγείρας I (360) μητροπάτωρ ... ουρανόν άμφενιας ’Ηλέκτραν αύτόν φασι γήμαι: war etwa λέλιξε Αίβυς κυρτούμενος ״Ατλας | και μέλος άρμοin der nr. 64 postulierten alten Dichtung die νίης έμελίζετο γείτονι φώνη. Und zum Andenken einheimische Elektra die echte Braut, die erst δώκε ποδων έπίβα&ρα Αιβυστίδι Κάδμος άρονρ#| bei einer harmonistischen Mythenbehandlung (365) δωμήσας πολίων έκατοντά δα, δώκε ο έκαστη | δύσβατα λαΐνέοις ύψούμενα τείχεα der Harmonia weichen mufste? Auch Europe auf Kreta und Atymnios als ihr Bruder scheint πύργοις. Während es Nonnos mit Rücksicht in diesem Gedichte behandelt worden zu auf die kanonische Hochzeit in Theben versein, vgl. nr. 86. — 68. Die epische (mile- meidet, ein Verlobungsfest in Samothrake sische?) Quelle. Dafs sich diese Überlieferungen zu schildern, bietet er dem Leser hier beiin vielen Punkten an die kanonischen Epen 50 läufig eine voll ausgebildete Dublette jenes anschliefsen, ist längst erkannt, vgl. zuletzt später (nr. 102) zu besprechenden Abschnittes.*) Μ. Weltmann a. a. 0. 58 ff. Ähnlicher Ursprung Er folgt also blind einer anderen Quelle, ist auch für die befremdlichen, Kadmos und wahrscheinlich direkt (wie nachweislich v. Harmonia angehenden Teile wahrscheinlich. 444ff., vgl. Köhler S. 41) den Bassarika des In Betracht kommt hier besonders die ,Ιλίου Dionysios. Hinter beiden steht zunächst πέρσις, in der nach einer (bei Kinkel p. 50 Kallimachos, wie schon Köhler S. 40 angenur unvollständig mitgeteilten) Stelle des Dionys deutet hat. Vgl. v. 529 (371): fr. 13 p. 123 v. Halikarnafs 1, 68 Dardanos mit dem Schn., οίη τε Τρίτωνος έφ’ ύδασιν ,Ασβύστοιο Palladium von Samothrake nach Troas ν. 340 f. 362: fr. 266 ρ. 497 Schn, ή υπέρ zog. Wenn nach derselben Quelle das echte 60 άσταλέων Χαρίτων λόφον, 267 &ιβρής ΚύπριPalladium in Troas blieb, und nur eine Nach- dos άρμονίης. — Die epische (milesische?) bildung in die Hände der Achaier kam, so Quelle. — 70. Den Charitenhügel am Kinypsflusse zeigt sich darin ein kleinasiatischer Lokal- erwähnt auch Herodot 4,178, ebenso den TritonPatriotismus, dem die Rolle von Samothrake see mit der Insel Φλά, welche Αακεδαιμονίοισί und Troas in den oben dargelegten Über- φασι λόγιον εΐναι κτίσαι. Auch wurde Iason lieferungen ganz entspricht. Die Verknüpfung von Malea aus hierher verschlagen: ein Triton der Harmonia mit den Amazonen läfst sich erschien ihm, verlangte von ihm einen Tripus nicht ohne Wahrscheinlichkeit auf das be*) Vgl. das verwandte Beispiel Philol. 48 (2) S. 227.
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Kadmos (u. Harmonia in Libyen)
Kadmos (u. Harmonia in Libyen)
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für sein Heiligtum und verkündete.· επεάν τον stehen: Myrtilos, Schol. Arat. 172 ό äs Μυρτρίποδα κομίβηται τών τις έκγόνων τών εν τή τίλος τάς Κάδμου θυγατέρας (τάς 'Τάδας εϊπεν ,Αργοί ΰυμπλωόντων, τότε εκατόν πόλιας οίκή- εϊναι) = Schol. Germ. p. 75 (Eratosth. Hob. ααι περί τήν Τριτωνίδα λίμνην'Ελληνίδας πάΰαν p. 110) Myrtilus autem Hyadas quinque filias είναι ανάγκην (vgl. Nonn. v. 365). Wenn man Cadmi esse dicit; falsch erklärt von Weicker, hier an Stelle des lason den Kadmos setzt, Ep. Cykl. 101 (die Töchter des Kadmos, Autonoe, Ino, Semele, Agaue und die Schwiegerhat man die Grundzüge von Nonnos v. 360 ff. — nicht der einzige Fall, dafs die eine Über- tochter Nykteis werden wohl verstirnt zu lieferung für die andere eintreten mufs, s. oben Hyaden, nicht umgekehrt), s. ob. 1 Sp. 2753 ff. — nr. 26. Aus derselben Quelle (im Gegensatz zur 10 73. Vor allem aber gehört wohl in diese Gruppe Ehoie) scheint Pindar Pyth. 4, 35 ff. (Apoll. Rh. das Ende der Europa im südöstlichen Lykien 1,181) Europe, T. des Tityos und vonPoseidon oder in Kari en. Denn wenn Herodot 6, 45 Μ. des Euphamos (ob. 1 Sp. 1407), entlehnt zu bemerkt ή Ευρώπη ούτε γινώβκεται .. δκό&εν haben: die Schwester oder Base des Kadmos το δνομα έλαβε τούτο . . εί μη από τής Τυρίης ist hier deutlich mit Kyrene-Libyen. in Ver- φήΰομεν Ευρώπης λαβείν τδ δνομα τήν χώρην bindung gesetzt. ) * — 71. Die ganze Überliefe- πρότερον δε ην άρα ανώνυμος.. .άλλ’ αυτή γε rung verbindet sich nun durch den μητροπάτωρ εκ τής Ασίης τε φαίνεται έούΰα και ούκ άπι· Atlas v. 360 und Elektra mit dem oben κομένη ες τήν γήν ταΰτην . . .· άλλ’ δσον εν, Φοινίκης ες Κρήτην, εκ Κρήτης δε ες Λυκίην nr. 62 ff. dem Hellanikos zugewiesenen genealogischen Konstruktionen. Der 'Göttergarten’, 20 — so folgt er (oder sein Gewährsmann) vgrin dem die Hochzeit stattfindet,, lag ursprüng- mutlich demselben ionischen Epos, aus dem lieh wohl auf Samothrake-Jithoiwa (vgl. oben wir auch andere auf Kadmos-Europe bezügSp. 388, Tümpel, Aithiopenländer S. 168 ff.), wurde liehen Zeugnisse abgeleitet haben. Vgl. noch aber schon früh in den fernen Südwesten ver1, 173 οι δε Λΰκιοι εκ Κρήτης τώρχαίον γεγόschoben. Da nun das oben nr. 68 als Quelle νασι ... διενειχ&έντων δε . . τών Ευρώπης angesetzte milesische Gedicht bekanntlich die παίδων Σαρπηδόνος τε και Μίνω . . έξήλαοε Aithiopensage in die Τρωικά gebracht hat, αυτόν τε Σαρπηδόνα και τούς οταβιώτας αυτού, könnte es wohl auch den Göttergarten und οι δε άπωβ&έντες άπίκοντο τής Αβίης είς γήν die Kadmoshochzeit mit den ״westlichen τήν Μιλυάδα ... νόμοιβι δε Καρικοιαι χρέωνται. Aithiopen“ in Verbindung gesetzt haben. Das 30 So nennt bereits 'Hesiod’ Schol. Yen. Μ. 292 ist um so wahrscheinlicher, als Memnon nach = fr. 56 Rz. Europe Mutter des Sarpedon; demselben 'Arktinos’ mit dem ägyptischen danach Aesch. p. 34 N2. Bakchyl. 56 p. 586, Theben in Zusammenhang steht (Dion. Perieg. Eur. Rhes. 29. Astos von Samos hat die 249 f.). Doch kann die oben nr. 44 als Quelle Heroine als Schwester der Astypalaia nachder Kadmos-Typhoeuslegende bei Nonnos erweislich in das genealogische System der Umschlossene, verschiedenen Dichtern (darunter gegend gezogen, und Aischylos liefs in seiner auch dem Arktinos) zugeschriebene Titanomachie Europe Karer als Chor auftreten, Bücheier, *) In demselben alten Geauch hier direkt oder indirekt seine Quelle Rh. Mus. 35, 94. gewesen sein, denn nach Philodem περί εύσεβ. dichte stellten sich vermutlich eine Anzahl p. 43 Gomp. sprach δ τήν Τιτανομαχίαν ποιή- 40 von Eponymi, wie Seriphos (nr. 84), Poikiles οας von den hesperischen Äpfeln und ihren (nr. 83), Itanos (nr. 86), Karchedon (nr. 87), Wächtern (vgl. Nonnos 13, 350 ff.). Dafs die die rhodischen Kadmeer (nr. 85) unter den Schiffsgesellen des Helden ein, s. nr. 95, kyrenäischen Gentilkulte Anknüpfungspunkte boten, läfst sich nicht mehr nachweisen. Sp. 876. Denn dafs der Held hier als umher) ** Zweifelhaft ist es auch, ob auf der von Puch- kreuzender (phönizischer) Schiffshauptmann stein, Arch. Zeitung 1881, 238 besprochenen auftrat, ist zweifellos, vgl. unten nr. 89 ff. — kyrenäischen Schale der Drachenkampf des 74. Diesen veränderten Verhältnissen entKadmos gemeint ist. ) ** Es wäre doch auf- sprechend mufs vor allem der Drachenfällig, wenn der Vasenmaler das 'Quellhaus’ kampf anders gestaltet gewesen sein. Auch ohne Wasserspeier und Krüge gelassen und 50 dafür haben wir unzweideutige Zeugnisse. Bei die zweite Schlange (hinter dem Tempel) nur Ovid Metam. 3, 46 ff. (vgl. jedoch unten nr. 95) zur Raumfüllung angebracht haben sollte (wie tötet der Drache die ausgesandten ministri alledie andern Tiere). Möglicherweise liegt eine samt: 710s morsu, longis complexibus illos, | hos Parallellegende nach Art der rhodischen Phor- necat adflati funesta tabe veneni etc., und Tzetzes bassage (unten nr. 85) der Darstellung zu zu Lykophron 1206 = Chii. 10, 404 p. 379 (unbeGrunde: ohne dafs man gleich ihre Heimats- kannte Quelle, vgl. Harder, DeTzetz. fontt. p.80, berechtigung in Kyrene annehmen dürfte. — man könnte an Apollodor denken) nennt als 72. Mit diesem Zweige der Kadmossage Namen der gefallenen Genossen Deileon (fehlt wird ferner (wegen gemeinschaftlicher Be- ob. 1 Sp. 978) und Seriphos (untennr. 84). Der Ziehungen zu Ätlas-Elektra) in Zusammenhang 60 letztere pafst ganz in die Reihe der geographischen Eponyme, wie sie offenbar *) Vgl. ob. 1 Sp. 1409. 0. Müller, Orchom.^ 258 setzt schon Herodot in diesen Epen vorgefunden diese Europe = Demeter-Europe (Lebadeia), ■was auf hat; von gleicher Herkunft (d. h. aus einem dasselbe herauskommt. Über die Benutzung der 'AithioKataloge der Kadmosgenossen entlehnt) pis' bei Pindar vgl. Lübbert, ind. lect. Bonn. 1881/2 p. 15. sind auch Poikiles und Membliares Herod. [E. Meyer sieht hier lediglich die Vertreterin des europäischen Kontinents, die mit Kadmos nichts zu thun habe, vgl. aber unter nr. 129.] **) [Wie Puchstein, auch Sludniczka S. 33. 57.]
*) !Vgl■ Schwartz, quaest. Herod. p. 1059.] **) Im Stammbaume des Arktinos (zum Sternbild ΰρχτος) steht an erster Stelle Ναύτης.
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Kadmos (u. Harmonia in Libyen)
Kadmos (in Boiotien u. Euboia)
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4, 147, s. unten nr. 83. Dafs hier ein altes nr. 72 angedeutet; auch sonst mag er seine berühmtes Gedicht fortwirkt, scheint sich durch Überlieferungen und Hypothesen über Kadmos einige Bildwerke zu bestätigen. Einschlägig und die Kadmeer (vgl. unter nr. 75. 79. 80 f.) ist z. B. der prächtige etruskische Spiegel, aus diesen Epen abgeleitet haben. Doch ist auf dem der Drache einen Gefährten des Kad- es vorläufig nicht möglich, die alten Zusammos bereits umwunden hat, während ihn ein menhänge wieder herzustellen: daher diese zweiter mit der Lanze durchbohrt und Kadmos Legendenbruchstücke hier in örtlichen Gruppen selbst mit dem Schwerte ausholt, s. d. Abb. 5 zusammmengeordnet werden sollen. = Mon. 6, 29, 2 (Pervanoglu, Annal. 1859 ___ VI. Isolierte Lokalbeziehungen. p. 146 ff.). Auch der sehr pröbleDer ionisch-äolische matische Typus einiger MünNorden. zen*) und geschnittenen Steine (״Tod eines KadBoiotien und Euboia. mosgenossen durch Strabo 10, 447: den Drachen“: , . ,Ερέτρια πόλις Winckelmann, P. μεγίβτη της Ενgr. de Stosch βοίας μετά Χαλp. 317 nr. 16, κίδα . . . και τών Αίολέ ων s. Pervanoglu a.a.O S.1491) δέ τινες άπυ könnte hierτής Πεν&ίher gehöλον βτραren. Nun \\ τιας κατέfindet sich μειναν έν schon bei τή νήβω, Herodot τό δέ παΚαδμεία (ί)ΏΙ λαιδν καί νίκη ״Αραβες(βο sprichwohl erst wörtlich nach gefür den lehrter eth'Pyrrhusnographisieg’: 1,166 scher Hypoαυμμιογόνthese) οί Κάδτων δέ τή μω σννδιαβάννανμαχίη, Καδες . . . ’Ερέτρια με ία τις νίκη τοί. συνοίκισε τάς 61 Φωκαιεναι έγέπερί Παλλήνην και νέτο ־αΐ μεν γάρ τεβτον ״Α&ω πόλεις κτλ. Das alte Epos mufs in βεράκοντά βψι νέες διεder That Kadmos und φ&άρη6αν, αί_ δέ είκοαι αί Kadmeer auf Euboia geπεριεονβαι ήβαν άγρηβτοι. kannt haben, denn darauf Zwar leiten die meisten Internimmt direkt oder indirekt (vgl. preten (vgl. d. Paroemiogr. u. LexiHekat.fr. 89) Bezug Herod. 5,57 οί δέ kogr. 8. v.)die Wendung aus späteren Γε φν ραίο 1 ... ώς μέν αντο'ι λέγουαι, Ereignissen der thebischen Sage ab εγεγόνεβαν εξ Έρετρίης τήν αργήν (aus dem Epigonenkriege); aber natürώς δέ εγώ άναπνν&ανόμενος ευρίσκω, licher scheint es, sie mit Ludll von ηβαν Φοίνικες τών βυν Κάδμω άπιTarrhai (unten nr. 104) und dem Verf. κομένων ές γην τήν ννν Βοιωτίην eines Buches ττδρΐ Θηβών, wahrscheinκαλεομένην, οίκεον δέ τής χώρης ταντης lieh Lykos v. Bhegion {Etym. Gud. άπολαγόντες τήν Ταναγρικήν μοίp. 593 = Suid. s. v.; vgl. Leutsch, ραν έν&εϋτεν δέ Καδμείων πρότερον Paroem. vol. 2 p. 75. Müller, FHG. έξαναβτάντων νπ’ ’Αργείων, οί Γεφυ2· 4 p. 657), auf Kadmos selbst zu beziehen. Lykos**) erinnert daran, dafs 5) Kadmos und seine ραϊοι ουτοι δεύτερα νπδ Βοιωτών Κάδμος άνελών τον την ״Αρειαν τηροϋ- Genossen im Kampfe έζαναοτάντες, έτράποντο έπ ’Α&ηdem Drachen (Dach νέων . . . Die Gephyräer wissen, ντα δράκοντα έ&ήτενβεν ״Αρει οκτώ mit Mon. d. Inst. 6, 29, 2). dafs sie nach Euboia gehören und έ'τη. Aber die rechte Pointe erhält der Vergleich für die Herodotstelle erst durch zählen sich zu den Kadmeern: das ist Thatsache; die Tradition, dafs die Gefährten des Kadmos 60 Bie stammen nicht aus Euboia, sondern mit Kadbei dem Drachenkampfe getötet und verwundet mos aus Phönizien, das ist Sage oder Hypothese, wurden; dafs Herodot gerade diesem Über- die nie hätte geglaubt werden sollen (s. v. Wilamolieferungsstrom gefolgt ist, wurde schon oben witz, Hermes 21 S. 1061)j vgl. unten nr. 90 ff. 104. 120. Ein Anklang an die drachenzahn*) Eine bei Mionnet (s. Tables gen. S. 233) auf den Tod entsprossenen, erzbewaffneten Männer der eines Kadmosgenossen bezogene korinthische Münze deutet Imhoof-Blümer wohl richtiger auf Opheltes. Spartensage hat sich vielleicht in dem euböi**) Seinen Namen hat in dem verderbten· ΛΥΤΟΣ sehen Abantenkönige Chalkodon erhalten (oben übrigens nicht Müller erkannt, wie es nach FÜG. 4, Sp. 870), vgl. nr. 79 und H. D. Müller bei 657 scheinen könnte, sondern schon Unger,
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Kadmos (in Boiotien u. Euboia)
Kadmos (in Thrakien)
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Tümpel, Bemerk, z. gr. Religionsgesch. S. 18. τή μητρι τής Ευρώπης Τηλεφάη έπήει προς (cod. περί) ,Α&ήνας*) και έπυν&άνετο Ευρώπην Als älteren Sitz der f Φοίνικες βύν Κάδμω’ — d. h. als Sitz der Kadmos-Sage — nennt έ'χεσ&αι έν τή ©ράκη, καί ούτως άφίκετο εις Herodot in dem angeführten Zeugnisse (5, τήν κατ’ αντίπεραν ήπειρον ״και ηρχεν έν 57) die Ταναγρική μοίρα von Boiotien (vgl. τή χωρά ταύτη πάντων Ευρώπη τοΰ ανKap. 129). Das bestätigt sich durch selbständige όρος απολειφ&είσα **), οΰ^ *ή Φοίνικος, άλλ’ Überlieferung (Crusius in der allgem. Hncykl. έπιχωρία τις γυνή, άφ ής καί ή ήπειρος S. 3912) bei Eustath. p. 408, 4 = Pausan. άπαΰα ή προς Βορέαν άνεμον Ευρώπη κέκληAtt. p. 45 Schw.״. οί δεκατευ&έντες ... εις ται.α Den Eingang nach demselben GewähreΑελφούς ύπ ,ΑΟ'ηναίων *) Γεφυραΐοι λαβόντες 10 mann {Höfer S. 55) bietet vollständiger Konon χρησμόν . . . βουσίν άκολου&οΰντες, εως αν narr. 32 . . . τό περί Ευρώπης τής Φοίνιέκείνοι κοπιάσωσιν . . . . , ώς ό &εός αυ- κος Ο״υγατρός αφανούς γεγενημένης, και ώς τοίς έχρησεν, όπως έκεΐ καταμείνωσι, επ'ι Τα- πέμψειε τους υιείς ό πατήρ κατά ζήτησιν τής ναγραν ώδευβαν, δόντες μεν τώ προηγουμένω αδελφής, ών ήν και Κάδμος, με&' ου συναπκηρύκειον ώς επί πρεσβεία . . . , κα&οπλίσαν- αίρει και Πρωτεύς έξ Αίγυπτου . . . καί ώς τες δε κατόπιν τούς νέους (vgl. υ. Wilamowitz κατά πολλήν πλάνην μηδέν εύρόντες κατέβχον a. a. O. S. 106 f.). Die Beziehung auf Attika hat εις Παλλήνην, και ώς Πρωτεύς . . . άγεται derLokalpatriotismus desDemon hineingetragen; γυναίκα τήν &υγατέρα (des Sithonerkönigs) ebenso ist in nr. 77 Athen der Durchgangspunkt Σρυσονόην. Wie sich Proteus mit der thrafür die Kadmeer-Gephyräer, vgl. die attischen 20 kischen Prinzessin vermählt, so mufs sich Hyperboreer-Legenden Bd. 1 Sp. 2819 ff. Die Kadmos mit der von ihrem Manne Legende ist eine Dublette zur thebischen Grün- verlassenen Thrakerkönigin Europe verdungssage. Das benachbarte Mykalessos wird bunden haben, d. h. der Mythograph, der durch eine ähnliche Geschichte mit Kadmos der Methode des ιστορικός και μεριστός λόγος selbst in Zusammenhang gebracht, s. Sp. 835, 1. folgt, verband mit der Vulgärsage, in welcher die ״tyrische“ Europe schliefslich spurlos ver76. Über Kadmos in Illyrien und Epirus s. oben nr. 46 ff. 56. Doch hat der ursprünglich schwindet, eine seltenere Legende, nach welcher griechische ■und mythische Begriff Ίλλύριος Kadmos sich in Thrakien mit einer — urund Τλλυρίς (Arist. av. 1521) keine feste sprünglich wesensgleichen — einheimischen ethnographisch - topographische Bedeutung, 30 Heroine Europe vermählte, vgl. nr. 3. — Das sondern ist von den Griechen an verschie- bewährt sich vor allem durch die Spuren denen Stellen^ auch in Thrakien (nr. 56. 77) ihres Sohnes Sarpedon. Der Σαρπηδονίης und Lykien (unten nr. 125) fixiert worden. Die άκρης in Thrakien gedenkt Herodot 7, 58 in das Etym. Μ. versprengte Notiz über die (vgl. Strabo p. 331. fr. 52) und die Lexikobenachbarten Taphier (p. 148, 40): αύτο'ι graphen s. v. (== Zenob. interpol. 486 p. 156, δέ τό άνέκα&εν Φοίνικες τών μετά Κάδμου vgl. p. 540), die aus troischen Fabeln des Soσταλέντων geht vielleicht auf diese westlichen phokles (fr. 43 p. 141. fr. 580 p. 270) eine Kadmossagen zurück. Denkbar ist es, dafs Σαρπηδών ακτή (πέτρα) anführen. Die Schol. eine alte epische Überlieferung die Basis ist; Apoll. Rhod. leiten den Namen άπό Σ. 'τοΰ Taphier und Teleboer liegen innerhalb des 40 τής Θράκης βασιλέως άδελφοΰ Πόλτυος Horizontes frühböotischer Poesie (vgl. d. Hera- ab, nach Apollod. 2, 5, 9, 13 dem Sohn des klesschild). Dafs diese Notiz nicht historisch Poseidon: wie das Schol. zu 211 = Pherec. fr. verwertet werden kann, wie noch Oberhummer, 104 p. 97 zeigt, steht dahinter Pherekydes, Akarnanien 53 gethan hat, wurde vom Verf. d. h. das Epos. Es ist ein altes Jenseitsbild schon Phil. Anz. 17, 658 hervorgehoben und der boiotischen. Religion (vgl. Theog. 774f.), bedarf jetzt keines Beweises. Von hier aus was hier im hohen Norden lokalisiert ist, wie erklärt sich die Landschaft Καμμανία und der sonst im Süden (in Kilikien) vgl. Bd. 1 Sp. 2835. — 78. Hierher führt uns ferner die (aus HelKadmosflufs in Thesprotien, s. nr. 126. Thrakieu. 77. Schon in den Katalogen lanikos?) durch Aristoteles (Arist. Pseudepigr. und bei 'Eumelos’ besiedelt Kadmos, der von 50 1 p. 493 R., unten nr. 105) vermittelte Notiz bei Süden aus den Landweg einschlägt, mit seiner Plin. Nat. hist. 7, 57, 197), dafs auri metalla et oder der Europa Mutter zunächst Thrakien, flaturam Cadmus Phoenix ad Pangaeum montem s. oben nr. 12 ff. In merkwürdiger Form liegt ferfunden’ habe, = Klem. Alex. Strom. 1 p.307 B diese Legende vor in den Schol. Eurip. Rhes. (II p. 54 Lips.) Κάδμος μέταλλα.χρυσού τά περί 28: ζ/ιττάς όέ τάς Ευρώπας άναγράφουσιν τό Πάγγαιον έπενόησεν όρος. Ähnlich Pemetr. ένιοι" μίαν μέν Ώκεανίδα (Hesiod) ... έτέραν Sceps. (nach Kallisth.) bei Strabo 14 p. 680 δέ Φοίνισσαν και (τήν?) ’Αγήνορος ... . είσι δέ = Demetr. Sc. p. 42 Gaede, Callisth. fr. 29 οϊ καί τρίτην άναγράφουσι, κα&άπερ Ήγή- p. 20 Μ. (und byzantinische Ausschreiber bei Unger p. 9). Vgl. Hygin fab. 274, unten σιππος έν τοίς Παλληνιακοίς (fr. 6. F. Η. G. 4, 424) γράφων ούτως״ (** ״Κάδμος σύν 60 nr. 105. Diese Legenden werden mit den eben besprochenen euböischen Kadmosmythen zu*) Das Wort ist nicht anzutasten. Es spricht der Atthidograph Demon, wie schon Wilamowitz Herrn. 21,8.106 sammenhängen; s. auch Steph. Byz. p. 331 Μ. Anm. richtig erkannt hat; weshalb Töpffer, ‘Att. Geneal. 5. 298 die andere Fassung auf Demon, zurückführen will) weifs ich' nicht. [Vgl. jetzt Crusius, Philol. Suppl. 5 S. 269ff] **) Warum Müller das Stück unter die Incerta setzt, bleibt unverständlich. Das Excerpt stammt übrigens aus Aristokles (dessen Namen man mit Recht in dem hds. ,Αριστοτέλη; erkannt hat), auf den, wie die Bevorzugung
seltener rhodischer Legenden (oben a. Akantho) beweist, die Götterkataloge bei Cicero u. 8. w. zurückgehen. *) Bei dem späten Schriftsteller kaum anzutasten. **) So ist offenbar zu schreiben und zu interpungieren: ״Europe herrschte in dem Lande, da sie von ihrem Gemahl verlassen war“ u. s. w.
865 Kadmos (in Bithynien, Thasos, Lesbos)
Kadmos (in Sparta)
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s. v. ’Ιλλυρία' χώρα πλησίον τού Παγγαίου mittelt, auf den Zenobios-Didymos 3, 70 Mill. p. 372 = Ps.-Plut. 40 Paroem. 1, p. 327 Gott. und dazu die Kadmos-Illyrios-Sage nr. 56. Bithynien. 79. Auf verwandte Quellen zurückzuführen ist: b Λέσβιος Πρύλις ׳αυτή haben wir oben (nr. 20) die Angaben des καθ'’ ομοίωσιν λέγεται 'ώσπερ Λέσβιος Πρύλις’. Memnon über das bithynische Astakos ver- δοκεί δε ο Πρύλις 'Έρμου παίς γενέσ&αι mutungsweise zurückgeführt, bei Phot. bibl. και μάντις. An dieser Gleichsetzung des 228 = F.H.G. 3 p. 536: τήν ״Αστακόν δε lykophroneischen Kadmos mit Hermes zu Μεγαρέων ωκισαν άποικοι . . . Αστακόν επί- zweifeln ist kein Grund. Bemerkenswert ist es κλην κατά χρησμόν &έμενοι (doch wohl von aber, dafs Hermes hier mit Harmonia als engDelphi) άπό τίνος τών λεγομένων Σπαρτών καί 10 verwandt hingestellt wird und sich auch als γηγενών (s. oben 36) τών [απογόνων τών] εν Vater des prophetischen 'Waffentänzers’ mit Θήβαις, ’Αστακού τήν κλήσιν κτλ. Vgl. Μ. Kadmos, dem 'Kureten’ und Vater der streitMayer, Die Giganten S. 30, der auch den baren Sparten, berührt, vgl. nr. 61 f. Näheres Namen auf die 'Erdgeburt’ zu beziehen ver- im Artikel Megaloi theoi. Die mit lesbischen Überlieferungen vielfach sucht. Das benachbarte Chalkedon, nach Charon, F. H. G. 4 p. 627 die Mutterstadt verflochtenen Sagen aus der Troas und aus von Astakos, würde sich gleichfalls legen- Samothrake s. oben nr. 60 ff. Wenn Hermes darisch leicht mit diesem Sagenkreise verbin- in diesen Überlieferungen Kadmos, oder (mit den lassen, vgl. nr. 20. 65. Söhne des Astakos als üblichem Kosesuffix, s. Fick S. LI f.) KadGründer des kleinasiatischen Theben nr. 66. 20 milos heifst, so soll er damit nur als boiotiThasos. 80. Vgl. oben Sp. 833 f. Dafs die scher Gott bezeichnet werden, vgl. Crusius, Überlieferung von dem κτίστης dauernd leben- Beitr. S. 14. Ebenso würde der Dionysos dig blieb, zeigt der Personenname Κάσσμος, Kadmeios zu erklären sein bei Paus. 9, 12, 4: vgl. Kuhn’s Zeitschr. 29, 429. Vor allem Πολύδωρον δε τό ζύλον τούτο χαλκώ λέγουσιν die Anlage der Bergwerke schrieb man (schon έπικοσμήσαντα Λιόνυσον καλέσαι Κάδμειον, im milesischen Epos?) den 'Phoinikern’ zu wenn diese Lesart überhaupt zu halten und (d. h. Kadmos und seinen Leuten), vgl. Herod. nicht mit Schubart, Bh. Μ. 5, 347 f. {Brunn, 6, 47 τα μέταλλα ..., τά οι Φοίνικες άνεύ- Künstlerg. 1, 392) für Κάδμειον. Κάδμου δέ ρον οι μετά Θάσου κτίσαντες τήν νήσον ταύ- (zum Folgenden) zu lesen ist.*) την . . . Ebenso ein ίρόν 'Ηρακλέους υπό Φοι- 30 Dorische Gruppe. νικών ίδρυμένον, οί κατ’ Ευρώπης ξήτησιν Sparta. 82. In der Nähe eines von έκπλώσαντες Θάσον έκτισαν {Herod. 2, 44). Danach Pausan. 5,25,12. Kon. 37. 'Skymn’ 658. Theras gegründeten Athena-Γερόν und eines Gegen ethnographische Verwertung dieser Zeug- ναός für Poseidon-Hipposthenes befand sich nisse ist zu protestieren, vgl. A. Enmann, Kypros ein Heroon des Kadmos. Paus. 3, 15, 68: S. 4. Die Erklärung, ״weshalb Thasos Bruder εν Σπάρτη δε λέσχη τε έστι καλούμενη des Phoinix sei“ {v. Wilamowitz, Herakles 1, Ποικίλη και ηρώα προς αυτή Κάδμου τού 271 Anm.), scheint im Vorhergehenden gegeben. Άγην ορος τών τε απογόνων Οίολύκου τού Lesbos. 81. Lykophr. Alex. 219ff. (= Eu- Θήρα και Αίγέως τού Οίολύκου, ποιήσαι δε st ath., 601, 2ff. 813, 40): ως μή σε Κάδμος 40 τά ηρώα λέγουσι Μαΐσιν καί Λαΐαν τε καί Ευώφελ’ εν περιρρύτω | ״Ισση {— Lesbos) φυτευ- ρώπαν, είναι δε αυτούς 'Τραίου παΐδας τού σαι δυσμενών ποδηγέτην, | τέταρτον εξ Άτλαν- Αίγέως κτλ. [Studnizcka {Kyrene 70ff.) nimmt eine Verlesung von KAPNO zu KADMO an, τος α&λίου σπόρον, | τών αύ&ομαίμων συγκατασκάπτην Πρύλιν | τόμουρε προς τά schwerlich mit Recht]. Auch die Namen der λώστα νημερτέστατε. Die Scholien erklären 'Stifter’ Λαίας — Λάϊος, Εύρώπας — Ευρώπη, V. 219: όπως μή σε δ 'Ερμής ׳αντί τού Κα- 'Τραΐος — 'Τραία erinnern an Boiotien [vgl. δμίλος (s. d.) ־τούτου γάρ υιός έγένετο Πρύλις; E. Maafs, Gott. gel. Anz. 1890, 363]. ObenV. 220. 222 τών Ελλήνων οδηγόν . . διά τού drein fehlt es nicht an sonstigen legendarischen δουρίου ίππου . . . τών Τρώων τών συγγενών Beziehungen, vgl. Steph. Byz. s. v. Σπάρτη· σου συμπορ&ητήν. Ebenso erklärt mit rei- 50 Λακωνικόν χωρίον, από τών μετά Κάδμου cherer mythographischer Gelehrsamkeit Tzetzes Σπαρτών, περί ων Τιμαγόρας φησίν {fr. 2. z. d. St. p. 482־: . . Πρύλιν, ος ήν μάντις εν F. Η. G. 4 ρ. 320) έκπεσόντας αυτούς είς τήν ״Ισση ήτοι τή Λέσβω, υιός τού Κάδμου ζτού> Λακωνικήν Σπάρτην άφ’ εαυτών όνομάσαι. και Καδμίλου {κατά συγκοπήν . . .), ήτοι τού Dem entsprechend bezieht Κ. Tümpel, Bemerk. Ερμού καί ״Ισσης τίνος νύμφης ... ος Πρ. S. 18 (vgl. O. Müller, Dorier l2, S. 652) die delπροσενεχ9είσι τοίς ״Ελλησι τή Λέσβω ύπέ&ετο phische Bezeichnung der Lacedämonier als τον τρόπον τής τού ’Ιλίου άλώσεως διά μαν- όφιοβόροι (Orakel bei Plut. de Pyth. orac. 24), τείας, είπε γάρ τήν κατασκευήν τού δουρείου wofür er όφιόδειροι {Ps.-Arist. mirab. ausc. ίππου δώροις πεισ&ε'ις υπό Παλαμήδους: folgt 24/23) setzt, auf das σημείον der Spartensage, der Stammbaum: 60 als welches aber für gewöhnlich die Lanze bezeichnet wird. Die Legende bei Ps.-AristoOkeanos Iapetos^,A8ia I I teles läfst, zusammengehalten mit der rhodiPleione^ Atlas sehen Phorbas-Sage (nr. 83), eher auf einen I Drachenkampf schliefsen. Den Namen sieben Töchter, darunter Elektra[^Z eu6] Maia Σπαρτοί Σπαρτιάται scheint man übrigens [,Kadüios^Harmonia] Dardanos Eetion Hermes Kadmos^Isse *) [Ob Maafs bei seinen Bemerkungen über den BacI Prylis chum Κάδμον Thebanum (d. Aesch. Suppl. p. XXV) diese Die Erklärung scheint durch Apollodor ver- Schwierigkeiten erwogen hat?] Rqschbr, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 28
867 Kadmos (in Thera, Melos, Seriphos)
Kadmos (in Rhodos, Kreta)
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schon im Altei tum mit den thebischen Sparten falls einen 'Kadmeer’ als οικιστής bekommen in Zusammenhang gebracht zu haben, vgl. auch zu haben, vgl. Tzetzes oben nr. 74 Sp. 860. Sp. 869, 41. Aus dorischer Adelsfamilie scheint S. 0. Müller, Orchomenos 2 318 f. A. Enauch der Tyrann Kadmos von Kos, Sohn des mann, Kypros S. 4f. Ethnographischen Wert Skythes von Zankle {Herod. 7, 163 f. Suid. s. v. {Wachsmuth, St. A. 4092) ־wird man diesen ’Επίχαρμος. Ps.-Hippocr. ep. 7), zu stammen. Zeugnissen daher kaum beimessen dürfen. Vgl. O. Müller, Dor. I2, S. 1712 u. ö. (verfehlt Rhodos. 85. Zeno Rhod. bei Diodor 5, Lorenz, Epicharm. 60ff.), Stein zu Herod. 7, 58 {F. H. G. 3 p. 177) μικρόν ύστερον . . (nach Danaos) Κάδμος δ ’Αγήνορος άπεσταλ163ff. p. 166. 83. Thera. Herod. 4, 147 ήν δέ δ Θήρας 1 μένος υπδ τοϋ βασιλέως κατά ξήτησιν της ουτος, γένος έών Καδμείος, τής μητρδς άδελ- Ευρώπης κατέπλευσεν εις την 'Ρ ο δ ίαν κεχειφεδς τοίσι ’Αριστοδήμου παισι Εύρυσ&ένεϊ και μασμένος δ’ίσχυρώς . . και πεποιημένος εύχάς Προκλέϊ, έόντων δέ έ'τι τών παίδων τούτων ίδρύσασ&αι Ποσειδωνος ιερόν, διασω&εις νηπίων, έπιτροπαίην είχε δ Θήρας τήν έν ΐδρύσατο κατά την νήσον τοϋ 9εοΰ τούτου Σπάρτη βασιληίην αύξη&έντων δέ . . . ούκ τέμενος και των Φοινίκων άπέλιπέ τινας τους έφη μένειν έν τή Αακεδαίμονι, άλλ’ άπο- έπιμελησο μένους. [Dazu gehört der ,,Phoiπλεύεσ&αι ές τους συγγενέας. ησαν δέ έν τή niker“ des Ergeias Athen. 8 p. 360 = F. H. G. νϋν Θήρη καλεσμένη νήσω, πρότερον δέ Καλλίστη 4 p. 405 mit dem gut griechischen Namen τή αυτή ταύτη, απόγονοι Με μβλιάρεω τού Phalanthos; seine aus epischer Quelle geΠοικίλεω (nach dem lakonischen Kadmos- schöpfte Legende berührt sich mit der thesHeroon an der Ποικίλη? Vgl. ob. nr. 82) *) avsalisch-boiotischen bei Aristot. Pseudepigr. 449 δρδς Φοίνικος. Κάδμος γάρ δ ’Αγήνορος Εύ- p. 469 R.]. οϋτοι δέ καταμιγέντες ’Ιαλυσίοις ρώπην διξήμενος προσέσχε εις τήν νϋν διετέλεσαν σνμπολιτευόμενοι τούτοις' έξ ων Θήρην καλεομένην . . . καταλείπει . . . έν τή φασι τους ιερείς κατά γένος διαδέχενήσω ταύτη άλλους τε τών Φοινίκων και δή σ&αι τάς ιερωσύνας. δ δ’ούν Κάδμος και και τών έωυτοϋ συγγενέων Μεμβλίαρδν (da- την Λινδίαν ’Α&ηνάν έτίμησεν άνα&ήμασιν, nach Pausan. 3, 1, 7). Aus verwandter έν οΐς ήν χαλκούς λέβης αξιόλογος κατεσκευαQuelle Schol. Pind. Pyth. 4, 11 p. 344 B. σμένος εις τδν άρχαΐον ρυ&μόν ουτος δ’ είχεν Κάδμος έπιβαλών και τήν νήσον οίκίσας βω- επιγραφήν Φοινικικοΐς γράμμασιν, α φασι μοτς ΐδρύσατο Ποσειδώνος και ’Α&ηνας (wie in πρώτον εκ Φοινίκης εις τήν 'Ελλάδα κομισ&ήRhodos nr. 85). Sicher ist, dafs sich das ναι. Die pseudohistorischen Ausführungen bei Königsgeschlecht in Thera ״Kadmeisch“ nannte; Diodor {Meursius, Rhodos llf. 17f., danach die wahrscheinlich konstruierte Verbindung bes. Menge, Urgeschichte der Insel Rhodos mit Sparta können wir auf sich beruhen S. 5 f.) lassen wir beiseite. Thatsache ist, lassen. Der ältere Oikist, der Kadmos-Genosse dafs die Poseidonpriester (vgl. nr. 83) zu IalyMembliaros, wird auch mit dem benachbarten sos (und die Athenepriester zu Lindos?) als Anaphe in Beziehung gesetzt bei Steph. Byz. Kadmeer galten. *) Wie alt und fest diese p. 444 Μ. Μεμβλίαρος, νήσος πλησίον Θήρας Überzeugung war, lehrt der Eigenname καί ’Ανάφη, άπδ Με μβλιάρου τοϋ Κασμύλος (-110?), den ein von Pindar {Isthm. Θήραν οίκήσαντος Φοίνικος τών μετά fr. 2 p. 374) und Simonides {Epigr. 154 p. 500) Κάδμου ενός. Danach scheint Membliaros der besungenes Mitglied der rhodischen AristoEponym der gleichnamigen Insel zu sein ), ** wie kratie trug. Hierdurch erst gewinnen wir den Seriphos nr. 84. Die ganze Sage ist älter rechten Gesichtspunkt zur Auffassung der und wohl durch epische Quelle vermittelt; Phorbas-Sage bei Polyzelos .v. Rhodos in Hyg. Kadmos als anlandender Schiffshauptmann Astron. 2, 111 (= fr. 1 vol. 4 p. 481 Μ.) entspricht der Auffassung des ״milesischen und Diod. 5, 58 (4, 69): Die Rhodier sind Epos“ nr. 72 ff., auf das wir schon oben ver- von zahlreichen Schlangen und einem furchtbaren Drachen bedrängt; auf Geheifs des wiesen haben. Die 'Phoiniker’ auf Thera sind also 'Kad- delphischen Apollo wird Phorbas, der meer’, daher (trotz Busolt, Gr. Gesch. 1, 1 S. des Lapithas (Triops), aus Thessalien herbei176 und v. Gutschmid, 'Phoenicia', Encycl. geholt, der das Ungeheuer bezwingt {Müller, Brit. 805) nicht ethnographisch verwendbar. Minyer p. 190): Eine wertvolle Dublette der Melos und Sei’iphos. 84. Festus s. v. Kadmos - Sage. ** ) Melos p. 124ff.: dicta est a Melo, qui a Phoenice Kreta. 86. Über Kreta in der Vulgärsage (mit Kadmos) ad eandem fuerat profectus, vgl. s. oben nr. 12 f. u. Bd. 1 Sp. 1410. Eine weitere Plin. 4, 12, 70 Melos cum oppido, quam Spur lokaler Beziehungen bieten zwei (aus Aristides (von Milet, F. H. G. 4 p. 325) Mem- noch unbekannter Quelle geflossene) Notizen blida appellat [vgl. Membliaros]־, Aristoteles Ze- später Geographen Solin. 11, 9 p. 81 f. Mommphyriam, Callimachus Mimallida. Steph. Byz. sen: Gortynam amnis Lenaeus (d. h. Lethaeus) s. v. Μήλος . . . ό&εν και Βυβλις έκλή&η (in dem 1 praeterfluit (vgl. Strabo 10, 478), quo Europam auch von Aristides benutzten Epos) άπδ τών *) Neuerdings haben selbst Wachsmuth (St. A. 405)י Töpffer, Ati. Geneal. 300 dieser Notiz ethnographischΒυβλίνων Φοινίκων αλλά και Ζεφυρία κτλ. Das benachbarte Seriphos scheint gleich- historischen Wert zugestanden, und daran die weitere *) Nach 0. Müller, Orch. 320, vielmehr 'Buntwirker’ [ebenso Studniczka, ' Kyrene’ 5-1], **) [Maajs, G. g. A. 1890, 359 meint daher wohl mit Recht, dieser ,Kadmeer* sei in Thera sekundär und gehöre nach Anaphe.]
Folgerung geknüpft, dafs auch die attischen Φοίνικα;, denen der Poseidonkult erbeigentümlich war, ein Geschlecht 'phoinikischen Ursprungs’ gewesen seien. )״Der Tyrann Kadmos von Kos gehört wohl (trotz Lorenz, Epicharm. 60 ff.) eigentlich nicht hierher, s. oben nr. 82.
869
Kadmos (in Kreta)
Kadmos (in Afrika, Sidon, Tyros)
870
tauri dorso Gortynii ferunt vectitatam. Udem Phönicisches. Gortynii et f Adymnum (corr. Atymnium) EuAfrika. 87. Scheinbar vereinzelt steht ropae fratrem etc. Wegen der Bd. 1 Sp. 727 f. erörterten Bezüge der Atymnios-Sage zu Milet die Notiz bei Hygin. fab. 178 p. 34 Scäwi. ist es wahrscheinlich, dafs diese Notizen auf (s. oben nr. 14 Sp. 833, 53): Phoenix in Afridas oben Sp. 864 erschlossene milesische Epos cam est profectus ibique remansit; inde Afri zurückgehen. Auffällig und noch nicht ge- Poeni sunt appellati. Zu kombinieren ist danügend erklärt ist Vib. Sequ. Geogr. L. Μ. mit SiepA Byz. s. ν. Καρχηδών (p. 363 20·)״ p. 149 B. (p. 57 Hess.)‘. Lethaeus (fons) in- από Καρχηδόνος Φοίνικος ׳εκαλείτο δε sulae Cretae, ita dictus quod Harmonia 10 καινή πόλις και Καδμεία και Οίνουσα και (m. 2: hermionia) [Veneris filia] Cadmon oblita Κακκάβη (Sonny, Philol. 48 [2] S. 559f.).♦) dicitur. Die Legende vom Raube der Har- Die Bezeichnung mit Καδμεία ist griechisch monia zu Samothrake ist oben nr. 64 beban- und mufs sich dadurch erkären, dafs man mit delt: wie Harmonia dort in gewissem Sinne Phoinix auch Kadmos auf seinen Irrfahrten dahinbrachte, vielleicht schon in dem 'mileEuropa vertritt (Ξ. D. Müller, Myth. d. gr. St. 2, 320), so auch hier. An eine Korrektur des eischen Epos’, spätestens in hellenistischNamens darf also nicht gedacht werden, doch römischer Zeit. Vgl. Tzetz. ad Lycophr. 1206 liefsen sich diese beiden verwandten Uber- p. 958: άλλος δε πάλιν ιστορικός γράφει (vorlieferungen durch Annahme einer Lücke hinter hin waren die Thebaica des Lykos excerpiert)־ Cadmon ausgleichen und verbinden: Cadmon 20 Ζευς Θήβη μιγεις Αίγυπτον γεννά ου &υγάτηρ (secuta patriae ibiy oblita dicitur, vgl. Meur- Κάρχη·. άφ’ ων ή τε τής Αίγυπτου πόλις sius, Creta 1, 10 p. 37; 2, 6 p. 90; 4, 2 Θήβη εκλή&η και ή Καρχηδών νήσος u. 8. w. p. 199. Unger, Theb. Parad. p. 146f. *) Über Über die Beziehungen zu Libyen und Kyrene Europa als angebliche Stammmutter des kre- 8. oben nr. 69 ff. Sidon und Tyros. 88. Einen Tempel der tischen Herrschergeschlechts vgl. 0. Jahn, Denkschr. d. Wiener Akademie 29 [1870] Europa in Sidon kennt [Lucian] de dea Syr. 4. S. 24 f. *****) ) Danach ist zu beurteilen Steph. Το ’Αγηνόριον καλούμενου in Tyros erwähnt Byz. s. ’Ιτανός: πόλις εν Κρήτη, άπο ’ΐτανοΰ Arrhian Exped. 2, 24, 2. Aber wie der Name Φοίνικος ή τών Κουρητών ενός. Diese Notiz Agenor griechisch (episch) ist, so mufs auch ist wohl nur auf die kretische Kadmos-Sage 30 Sage und Kult aus Griechenland stammen zu beziehen (ltanos als Genosse des Kadmos) und von den Einwohnern nur adoptiert sein. und schwerlich ethnographisch zu verwerten, Dafür, dafs das Gebäude wie noch Baudissin {Stud. z. sem. Bel.-Gesch. sich wirklich auf den 2, 180) und Knapp (Philol. 48, 2 S. 5003) Vater des Kadmos (nicht gethan haben. Eine Sondererklärung, wie sie etwa einen anderen, wie Enmann (Kypros S. 4) für ltanos zu geben den Arrh. 6, 17, 1 erversucht hat (mit Beziehung auf einen Dai- wähnten Agenor) bezog, mon Phoinix des knossischen Kultes, Cauer, sprechen neben dem Delectus 2~ nr. 121), ist kaum von nöten. In Europafest (Malal. 1 echter Lokalüberlieferung von Kreta hat Kad- 40 p. 39) die Münzen von mit ihren vielmos selbst hiernach wenig Anhalt. Auf- Tyros m fällig ist es nur, dafs auf Kreta neben den fachen Beziehungen zur 6) Kadmos spendend, Münze ) 1) von Tyros, nach einem Kureten die Sparten auftreten, bei Steph. Byz. Kadmos - Sage. ** 8. ν. Σκυλλήτιον (Meineke Σκΰλλιον) ׳όρος ]Eckhel 3, 389 = MionGipsabgufs. Κρήτης . . . εν&α φασιν άπο&έσ&αι τούς Κου- net 5, 451, 747, Abb. ρήτας μετά τών Σπαρτιατών (die Formen bei Lajard, Becherches sur le culte de Venus wechseln oft, vgl. Lobeck, Aglaoph. p. 1146ff.) pl. 3 B, b S. 164: Kadmos mit Speer und τον Αία. Wie denn auch die Geburt der Ku- κυνή, anscheinend in der Pose eines Spenreten, οΰς Άλιος πρώτος επεΐδεν δενδροφυείς denden, vor ihm (1.) die βοΰς όκλάσασα, im άναβλαστύντας (Ρ. Lyr. Gr. 3 ρ. 713R. = Ovid. 50 Hintergründe Thor und Mauer mit ΘΗ\ΒΕ Metam. 4, 282 largoque satos Curetas ab gekennzeichnet; unter seinem r. Arme eine imbri) dem Spartenmythus nahe verwandt Purpurschnecke. Die Abbildung nach dem etwas abweichenden Exemplar der Sammlung Löbist (8. Lobeck a. a. Ο.). ) *** hecke, auf dem die Purpurschnecke nach r. unten gerückt ist. *** ) 2) Mionn. 8, 310, 343 *) Den schönen Münztypus von Gortyn, der ein in den Zweigen eines Baumes sitzendes Mädchen zeigt, hat (Trebon. Gallus): AnscheinendKadmos und Har0. Jahn a. a. O. auf Europe bezogen; Helbig Bd. 1 Sp. 1416, monia, in der Mitte wohl die Purpurschnecke, Imhoof - Blümer, Tier- und Pfanzenbilder T. 10, 40 S. 63, im Hintergründe r. die Kuh, Abb. Sp. 871 nach 0. Rofsbach, Rhein. Mus. 44, 436 ff. sind ihm gefolgt: einem Exemplar Imhoof-Blümers. 3) Mionnet aber könnte man nicht an eine Nymphe denken? Vgl. auch Imhoof a. a. O. 10, 42 S. 63, wo ich auch lieber die 60 Aesch. Eum. 766 vergleicht) hat trotz 0. Müller, Orchom.S. 212 mit dem Heros direkt schwerlich etwas zu thun. bedrohte Nymphe, die έϋητοξ>9οιο διχαΐομίτοιο r.ooüiifov *) Kritik- und resultatlos Grasberger, Studien z. d. gr. . . . äv^ooe δάφνη? (Nonn. 2, 92), als die Artemis von Ortsnamen S. 94. Myrea erkennen möchte. **) Für freundliche Auskunft und Zusendung von **) Auch Meursius nimmt eine Lücke an, was ja schon Abgüssen ist Verf. Herrn Imhoof - Blümer sehr zu Danke der auffällige Accusativ empfiehlt; sein von Hessel u. a. verpflichtet. adoptierter Vorschlag Cadmi zu ergänzen, auch mos ab; vgl. die an auf dem andern meint Verf. ΕΛΛΗN|EC zu Böotien anknüpfen־ erkennen; völlig deutlich ist die oblonge Tafel, 30 den Besiedelungsdie der vorderste "ΕΛΛΗΝ eben von Kadmos sagen Strab. p. 633. empfängt. 4) Imhoof - Blümer und Keller, Diog. La. 1, 83. Paus. 7, 2, 10 (Thrämer, Tier- und Pflanzenbilder 12, 27 (Gordian): Kadmos im Kampfe gegen den sich auf- Pergam. 129f. Lenrichtenden Drachen, wohl zum Steinwurf schau, De reb. Prien. ausholend, s. oben Sp. 827, 49. — Wenn Nonnos p. 123. Immisch, Klasagt 40, 356: καί προγόνου δόμον είδε ’Αγη- ros p. 129). Ebenso 9) Kadmos im Kampfe mit νορος (Dionysos in Tyros) εδρακεν αύλάς | καί heifst die Stadt Κάδdem Drachen, Münze von &άλαμον Κάδμοιο και άρπαμένης ποτέ νύμφης | μη auf Münzen des Samos. (Aus Num. Chron. -,·־'■ץ---------- εδύοατο παρ&ενεώνα . ~ Ευρώπης αφύλακτον κτλ., י40 2. Jahrhunderts v. ΠΙ, 2, 13.) so knüpft er danach an wirklich Bestehendes Chr. (Mionnet, Ionie *) an. Dafs diese Anschauungen hier schon in 888, Suppl. 1363. Head, Hist. numm. p. 508); hellenistischer Zeit völlig populär geworden vgl. Strabo p. 636 (Eustath. ad Dion, perieg. 822) waren, hat uns neuerdings das merkwürdige λέγεται δε υπό τινων Epigramm auf der Basis einer Porträtstatue ή Πριήνη Κάδμη. Durchaus glaubgezeigt, die ein Mitglied der rhodischen Kunstschule, Timocharis von Eleuthernai auf Kreta, lieh ist es schon im Auftrage der Σιδωνίων πόλις angefertigt hiernach, dafs die hatte (Lebas-Waddington 6, 1866a = Kaibel, männliche, Steine Epigr. Gr. 932 p. 386): άβτώγ γάρ πράτιβτος 50 gegen einen aufgerichteten δράκων άφ 'Ελλάδος ιππικόν εύχος | άγαγες εις άγα&ών οίκοι’ ׳Αγηνο ρ ιδΰν. | αύγεΐ και Θήβας schleudernde Figur Καδμηίδος ιερόν άβτν | δερκόμενον νίκαις ευ- auf einer samischen κλέα ματρόπολιν. Die Sidonier sind Ageno- Münze aus der Kaiserriden und Sidon ist die Mutterstadt des ״Kad- zeit (Abb. nach Percy meischen Theben“. Ähnlich Achill. Tat. 1 Gardner, Num. chron. 10) Kadmos anlandend, Münze p. 37 Σιδών επί &αλάττη πόλις, ’Αββυρίων ή 3 vol. 2, T. 13 = von Samos. (Nach Num. &άλααβα, μητηρ Φοινίκων η πόλις, Θηβαίων δ Samos and Samian Chron. III, 2 Add. 4.) δήμος πατήρ (folgt die vielberufene Schilde- coins S. 1—A. 1882 \ den ~ ' ! darstellt, vgl. Sp. 871, 34; rung eines Bildes mit dem Europa-Raube). 60 T. 6nr. 6) Kadmos Griechisch war wohl auch das Fest der κακή ein ähnliches Stück (Abb. Z, 43 = Add. nr. 4) ότρινή, das der entführten Europa galt (Malal. wird man auf den anlandenden Kadmos beziehen dürfen, der auf gleichzeitigen tyriChron. 1, 31; vgl. Bd. 1 Sp. 1412): es ist am sehen Münzen gerade so dargestellt wird. *) *) Gegen den Mifebrauch, den besonders Movers mit Dies bestätigt sich auch dadurch, dafs Asios diesen Notizen getrieben hat, vgl. die einschneidende Kritik von H. D. Müller 1 p. 303. Trotzdem findet Movers immer wieder Gläubige, neuerdings z. B. Saglio, Dict.