Altdeutsches Prosalesebuch: Texte vom 12.–14. Jahrhundert 9783111552293, 9783111182759


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German Pages 170 [176] Year 1916

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Table of contents :
Zur Einleitung
Inhalt
I. Aus dem St. Trudperter Hohen Liede
II. Der Traktat über die Tugenden
III. Aus dem jüngeren Physiologus
IV. Aus dem deutschen Hippokrates
V. Abendmahlsgebet einer Frau
VI. Ostersonntagspredigt
VII. Pfingstbetrachtung über die 7 Gaben des Heiligen Geistes
VIII. Aus dem deutschen Lucidarius
IX. Aus den Predigten des Priesters Konrad
X. Aus dem Sachsenspiegel
XI. Aus Eikes (Niedersächsischer) Weltchronik
XII. Aus dem Mainzer Reichslandfrieden von 1235
XIII. Aus der Hohenfurter Benediktinerregel
XIV. Novellen aus der Niedersächsischen Weltchronik
XV. Aus dem deutschen Macer Floridus
XVI. Aus der heiligen Regel für ein vollkommenes Leben
XVII. Aus dem Frauendienst Ulrichs von Lichtenstein
XVIII. Aus dem Spiegel Deutscher Leute
XIX. Aus den Predigten Bertholds von Regensburg
XX. Aus Bruder David von Augsburg
XXI. Aus dem Schwabenspiegel
XXII. Aus dem deutschen Bartholomäus
XXIII. Das Weistum von St. Leon u. Roth
XXIV. Aus dem Freiberger Stadtrechtbuch
XXV. Das niederdeutsche Lancelotfragment
XXVI. Aus der 1. bair. Fortsetzung von Eikes Weltchronik
XXVII. Aus der sogen. Mainauer Naturlehre
XXVIII. Aus dem Leben des Heiligen Ludwig
XXIX. Ein Judeneid
XXX. Aus dem Würzburger Kochbuch
XXXI. Aus Christian Kuchimeisters Nüwen Casus Monasterii Sti. Galli
XXXII. Aus der 'oberrheinischen' Weltchronik
XXXIII. Aus Konrad von Megenberg
XXXIV. Aus dem niederrhein. Orient-Bericht
XXXV. Aus Fritsche Closeners Deutscher Chronik
XXXVI. Gerart van Rossiliun
Anhang. Das altfries. Stück von den drei Hauptnöten
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Altdeutsches Prosalesebuch: Texte vom 12.–14. Jahrhundert
 9783111552293, 9783111182759

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Trübners Bibliothek. D i e s e Sammlung wird knappe aber inhaltreiche Darstellungen aus dem gesamten Gebiete der Sprachwissenschaft, der Literatur- und Kulturgeschichte enthalten. S i e gliedert sich im Ausbau zu geschlossenen Gruppen der einzelnen Wissenschaftsgebiete, die dann in den A n k ü n d i g u n g e n j e w e i l s zusammengefaßt werden. Erschienen Bind bisher: AbrIS der deutschen Grammatik von H a n s S c h o l z Kl. 8°. VII, 135 S. 1914. (Nr. 1.) Geheftet M 2.20, kartoniert J i 2.70. Karze historische Syntax der deutschen Sprache von H a n s N a u m a n n . Kl. 8°. VI, 125 S. 1916. (Nr. 2.) Geheftet J t 2—, kartoniert ** 2.50. Altdeutsches Prosalesebnch. Texte vom 12.—14. Jahrhundert. Von H a n s N a u m a n n . Kl. 8". VIII, 162 S. 1910. (Nr. 5.) Geheftet M 2.75, kartoniert M 3 25. Das deutsche Soldatenlied Im Felde von J o h n M e i e r . Kl. 8®. 76 S. 1916. (Nr. 4.) Geheftet J t 1.25, kartoniert J t 1.75. Das deutsche Volksrltsel. Von R o b e r t P e t s c h . (Nr. 6.) [Unter der Presse.] Moderne türkische Texte. Zwei Skizzen von Ahmet Hikmet. Umschrieben und mit Glossar versehen von Dr. F r a n z T a e s c h n e r . Unter Zugrundelegung eines Glossars von Dr. T h e o d o r M e n z e l . Kl 8. X und IX, 53 S. 1916. (Nr. 3.) Geheftet M 1.50, kartoniert Jt 2.—. In Vorbereitung befinden sich unter andern: Volksliedstudien von J o h n Meier. Methodik der Volkskunde von H a n n s B ä c b t o l d .

TRÜBNERS

BIBLIOTHEK

ALTDEUTSCHES

PROSALESEBUCH T E X T E VOM 1 2 . - 1 4 .

JAHRHUNDERT

VON

HANS NAUMANN PRIVATDOZHNT AN DBB CNIVBB8ITÄT STRAS8BUBO

STRASSBURG VERLAG VON KARL J. TRÜBNER 1916

Alle Rechtc vorbehalten.

Zur Einleitung. Selbst kurze Textproben werden den Lernenden immer ein erwünschtes Hilfsmittel sein. So ist auch vorliegende Textauswahl in erster Linie zur Begleitung von Vorlesungen über ältere deutsche Prosa bestimmt; getroffen ist sie nach stilistischen Gesichtspunkten, denn die Geschichte der deutschen Prosa ist zunächst die Geschichte des Prosastils. Die Mystik wurde noch ausgeschlossen, desgl. die unkommentierte Bibelübersetzung; auch ist die Predigt im Verhältnis zu ihrer reichen Überlieferung zu kurz gekommen, doch liegt ja in Wackernagel-Riegers Altd. Predigten 1876 eine Sammlung vor, die die Entwicklung dieses Zweiges der Prosa noch immer sehr schön verfolgen läßt. Zum ersten Male in größerer und völlig bewußter Durchführung erscheint der nationale deutsche Prosastil bei N o t k e r L a b e o T e u t o n i c u s . Eine solche systematische Stilentkleidung und Stilerneuerung, wie sie Notker an den Werken des Boethius und Marcianus Capeila vornimmt, ist selten wieder da gewesen. Volkstümlich jedoch will er nicht sein; sein besonderes Merkmal ist die reizvolle Durchdringung des deutschen Stils mit der lateinischen Syntax und den lateinischen Bestandteilen der Mischprosa. Aber Notker hinterließ keine Schule; sein Schüler Ekkehard IV. war dem Latein und dem antiken Stil ergeben. Notkers Psalter hat W i l l i r a m vermutlich gekannt. Williram steht abseits vom deutschen Prosastil. Einer

IV freien Entfaltung, die auch bei Notker im Psalter geringer ist als in den profanen Werken, stand der in gewissem Maße unverletzliche Text der biblischen Vorlage entgegen. Willirams Stil in seiner Paraphrase des Hohen Liedes ist vornehmer als der deutsche Prosastil, was an seinem eigenen Charakter liegt, er ist auch lyrischer, was auf dem des Originales beruht. Die deutsche Sprache war auch in Prosa schon im Stande, das Allerzarteste zart auszudrücken. Der deutsche Prosastil ist jedoch nicht Notkers Schöpfung. Die feierlich gehobene Redeweise des gesprochenen Rechts und dann auch der Predigt kennt ihn wohl schon lange. Aber auch die schriftliche Anwendung außerhalb des Rechts und der Predigt kann nicht Notkers Erfindung sein. Wie sich der Prosastil nach Notker und unabhängig von ihm weiter entwickelt, versucht dieses Lesebuch zu zeigen. Wie sich schon vor Notker Spuren von ihm finden in der guten Übersetzung sowie in der einheimischen Literatur, darauf kann hier nur kurz verwiesen worden. Die Texte selbst sind ja in Müllenhoffs und Scherers Denkmälern sowie in Braunes Althochdeutschem Lesebuch bequem zugänglich. Schon der ahd. I s i d o r legt leise Spuren jenes Stiles an den Tag, besitzt ein offenbares Stilbedflrfnis und ein freilich nicht immer angebrachtes Streben nach gehobenerem Wortschatz, vgl. Kogel LG. I 2, 496; Naumann QF. 121, S. 91, 113. Schüchtern aber doch deutlich erweist sich in der kleinen Homilie De v o c a t i o n e g e n t i u m das Tasten nach dem nationalen Prosastil, vgl. KOgel 496; QF. 121, 91.

V Selbst die Übersetzer des T a t i a n streben nach gewissem Schmucke der Rede, vgl. Arens Zs. f. d. Ph. 29, 527 ff. Dem Zwecke der kurzen E x h o r t a t i o ad p l e b e m c h r i s t i a n a m entspricht ihr rhetorischer Stil, der in zwei reinen Variationen und einer Reihe von Anaphern zum Ausdruck kommt, QF. 121, 91. Ein kleines rhetorisches Meisterstück mit Alliterationen, Endreim und mehrgliedrigem Ausdruck ist der ahd. P r i e s t e r e i d , QF. 111, 92. Man vergleiche auch den Prosateil des W e s s o b r u n n e r G e b e t e s und den echten Text des a l t sächsischen Taufgelöbnisses. Auch eine Reihe von den alten Z a u b e r s p r ü c h e n ist im nationalen Prosastile abgefaßt, z. B. der Wiener Hundesegen, der Spruch Pro nescia, der Trierer Pferdesegen (Zs. 52, 169), desgl. der Prosateil des Tobiassegens. Vgl. M. Müller, Über die Stilform der ahd. Zaubersprüche, Diss. Kiel 1901, S. 22 f. Ferner neigt O t l o h s G e b e t besonders in seiner Fülle des Ausdrucks zum Stile unserer Prosa hin; nicht minder natürlich die ahd. (Wessobrunner) P r e d i g t e n des 11. Jhts. (MSD. 86; vgl. QF. 121, 92), die trotz aller Nachahmung und Übersetzung der patristischen Homilie doch schon über eine eigene rhetorische Kunst verfügen, und ein Teil der Glaubensbekenntnisse nnd B e i c h t e n ; vgl. besonders Bamberger Glaube und Beichte (MSD. 91, dazu Steinmeyer MSD. II, S. 163). Rhythmisch eng mit diesem Stück verwandt, durch stilistische Übertriebenheit und tresucht hochüoetischen

VI Steinmeyer MSD. II, 162ff.; Morgan PBB. 38, 343ff.; QF. 121, 92. Ein starkes wortschöpferisches Talent erinnert an Notker. Zu N o t k e r s Prosastile selbst vgl. Kögel LG. 1 2, «18—626, Naumann QF. 121, 74—115, auch Behaghel Idg. Forsch. 81, 371 ff. passim. Zum Stile W i l l i r a m s : Seemüller QF. 24, 102ff.; Scherer, Leben Willirams S. 291 ff., 295 ff. Zur M i s c h p r o s a vergleiche folgende Literatur: Scherer aao. 293 f., Seemüller QF. 24, 96 und 104 f., QF. 28, S. I X f . ; Fr. Junghans, Die Mischprosa Willirams, Diss. Berlin 1893; P. Hoffmann, Die Mischprosa Notkers des Deutschen, Palästra 58 (vgl. dazu v. Kralik, Deutsche Literaturzeitung 81, 2206 ff., Helm, Zs. f. d. Phil. 44, 365ff.); G. Schaumann, Studien zu Notkers Mischprosa, Jahresber. d. Gymn. d. k. k. Theresian. Akademie, Wien 1911. Auch für den älteren P h y s i o l o g u s s e i auf MSD. 82 verwiesen; knapper, schlichter Ausdruck, die lat. Vorlage namentlich in den allegor. Ausdeutungen sehr beschränkend, ab und zu nicht ohne eine beredtere Wärme. Desgleichen darf für die 2 alten Rechtsdenkmäler des 12. Jhts. in deutscher, feierlich-schöner Sprache, die S c h w ä b i s c h e T r a u f o r m e l und den ältesten deutschen [ E r f u r t e r ] J u d e n e i d auf MSD. 99 und 100 verwiesen werden und die Literatur daselbst im 2. Bd. Zur G e s c h i c h t e d e r P r o s a : Ehrismann Zs. f. d. Phil. 42, 488f.; Siebs ebda. 29, 405—411 und Verfasser QF. 121, 86—91. Schriften zum Stil der Rechtsprosa s. S. 40 und 161, über den Predigtstil S. 21.

VII

INHALT. I. II. III. IV. V. VI. VII.

Aos dem St. Tradperter Hohen Liede Der Traktat über die Tagenden Ans dem jüngeren Physiologus Ans dem deutschen Hippokrates Abendm&blsgebet einer Frau Ostersonntagspredigt Pfingstbetrachtnng Ober die 7 Gaben des Heiligen Geistes VIII. Ans dem deutschen Lucidariiis IX. Ans den Predigten des Priesters Konrad X. Ans dem Sachsenspiegel XI. Aas Eikes (NiederatLchsischer) Weltchronik . . . . Christenverfolgung Heinrich der Löive Barbarossas Kreuzzag Kaiser Heinrichs Bosheit XII. Aus dem Mainzer Reichslandfrieden von 1235 . . . XIII. Aus der Hohenfurter Benediktinerregel XIV. Novellen aus der NiedersSchsischen Weltchronik . . 1. Die Novelle von der Crescencia 2. Die Novelle vom Herzog Adelger 3. Die Novelle von der Lucrecia 4. Karls spanischer Feldzug XV. Aus dem deutschen Macer Floridus XVI. Aus der heiligen Regel für ein vollkommenes Leben XVII. Ans dem Franendienst Ulrichs von Lichtenstein . . XVIII. Ans dem Spiegel deutscher Leute XIX. Aus den Predigten Bertholds von Regensburg . .

Salt 1 4 9 11 12 16 22 23 30 34 40 40 41 42 44 46 48 60 60 60 62 66 67 69 77 80 83

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XX. XXI. XXII. XXIII. XXIV. XXV. XXVI. XXVII. XXVIII. XXIX. XXX. XXXI. XXXII. XXXin.

XXXIV. XXXV. XXXVI. Anhang.

Aus Bruder David ron Augsburg Ans dem Schwabenapiegel Ans dem deutschen Bartholomäus Das Weistum von St. Leon und Roth Aus dem Freiberger Stadtrechtbuch Da« niederdeutsche Lanoelotfragment Aus der 1. bair. Fortsetzung von Eikes Weltchronik Aus der sogen. Mainauer Naturlehre Aus dem Leben des Heiligen Ludwig (Der Wartburgkrieg) Ein Judeneid . . . Aus dem Würzburger Kochbuch Aus Christian Knchimeisters Nttwen Casus Monasterii Sti. Galli Aus der 'oberrheinischen' Weltchronik Aus Konrad von Megenberg 1. Aas der Deutschen Sphaera 2. Aus dem Buch der Natur Aus dem niederrhein. Orientbericht Aus Fritsche Closenera Deutscher Chronik . . . . Gerart Tan Rossiliun Das altfries. Stück ron den drei Hauptnöten . .

SoiU 88 90 04 101 103 105 100 110 113 117 118 120 126 131 138 ISO 140 147 161

I. Aus dem St. Trudperter Hohen Liede. [Hs. des 12. Jh. in Wien ans S t Trudpert im Münatertal bei Freiburg im Br.; ein kurzes Fragment einer 2. Hs. s. Zs. f. d. Phil. 0, 420. Von einem Trndperter Benediktiner — viel], für Nonnen — verfaßt unter Anlehnung an Williram im Text und auch im Kommentar. Früher fälschlich nach S t Odilien auf Hohenburg im Elsaß versetzt und den Äbtissinnen Herrad und Rilindis zugeschrieben. Ed. Jos. Haupt, Wien, 1864. Vergl. Scherer QF. 12, 74 u. 76 ff.; Zs. 20, 198 ff.; Bech, Germ. 9, 352 ff.; Hayner PBB. 3, 491 ff.]

S. 26. Kap. I, 15. Lectulus noster floridus etc. Unser bette daz ist gebluomet, abir in unserre cbemenaten sint die rigile cedirbommin unde sint die tavele zepressin. Daz kit: die bluomin nehabent nieht vil nutzes an in newene den gedingen des nachgenten wuochers. Von diu so sprich ich, daz unser bette wole gebluomet si, want ich bin selb der bluome, da dine inneren sinne ane gewunnesamet werdent. Dir smecket wole der lilieblaome miner naturliken chuske, dir liehet ouch der roseblaome miner getruliche martere, dir smecket wole der winbluot mines adellichen rehtes, dir smecket wole der olebluot miner unermezzen erbarmede. Vone diu smeckent ouch mir wol dine bluomin: diu lilie diner chiussche, diu rose diner chestigunge, der winbluot diner riuwe, der olebluot, Naumann, Altdeutsches ProsalMcbneh.

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daz diu virsmahet hast alle dise weit. Mit disen bluomin sol umbesteckit sin daz pette, daz kit: der muot, da got ane ruoweth. Want der hat azer halp fersperret aller slahte bosheit und alle achust mit zedrinen rigelin, deme werdint sinu getavele zepressin, daz kit: er hat in ime den gedingen des ewigen libes, dar ane kapfet er alle zit. S. 122. Kap. VTI, 11. Veni dileäe mens etc. Chum min liep! Geng an den akker, wone bi den dorfsteten unde sten fruo uf zuo den wingarten unde sehen, übe siu bluoigen, unde übe sich der wuocher schephe, unde übe die roten epphele bluoigen. Nu sehen, wie diu libe gemahele ladet den wirt an ir akcher. Nu gent sumeliche an ir akker, daz siu in tungent; eteliche daz siu sniden odir magen odir erren. Des ist dürft, daz iz got allez an uns tuo. Er tunget uns, so wir mit girde gotes wort hören; er erret uns, so uns der wille unsere girde zebrochen wirt; er met [uns], swenne er uns nider slehet von den weltlichen girden. Daz sulin wir wole wizzen, got aine treit die segense, da die iungen mitte ze der gedigenhait gemet werdent, daz siu werdent howe, unde an in irdorrent die girde des flaiskes, daz muoz von gote chomen mere danne von dihainime gedwange. Doch stet daz reht: so der wirt mage, daz diu bruth denne reche, daz chit: so got dem herzen giwiset, daz die durnahtigen denne maisteren, wände iz ist e unnutze, want iz chit: nisi dominus edificaverit, domuttl in vanum; anderes vulent si. Nu sehen, wie diu vuli si. Daz ist, so die weltlichen abe gemat werdent von der wunne aller der weite, so bergent siu sich vor der wermine des hailigen gaistes mit unnutzen dingen, daz siu vulent in ir toiigenen uppichaite, daz siu nieht ze deme howe newerden nemugen, daz an

deme iungisten tage in den fronestadil gelegit wirt. Von diu so rat ich minen iuncvrowen, die noch nieht chomen sint ze deme brutstuole der darchnahtigen minne gotes, daz sia nieht gehaben nemogen in den sommerlichen bluode der weltlichen wanne, da sin in daz ommare lazen sin in deme vullichen stanchp des betwnngenen lebennes, wan din hohvart gaistlicher liute daz ist ain spot der weltlichen mennisken. Daz er kit: wir salin wonen in den torfsteten, daz chit: vil manige sint in der weite mit vil rainime herzen, den ich allezane bi bin, die selben stelent sich zi himile. Also stelent sich die gaistlichen hin ze helle, die guot bilde ane habent nnde iriu herze vil unraine sint. Daz er chit: wir salin sehen, übe der wingarte in bluode si, übe der waocher gescaffen si, daz chit: übe nach deme guoten willen chomen dia guoten werchen in den closteren. Daz si chit: nbe die rotin epphele gescaffen unde inbluoit si[n], daz ist, so die durhnatigen so getanen willen gewinnen, übe der Antichristus richesonte wirt, daz siu ir blut e vil willecliche uzgiezzen, ee siu gotes virlougenen. Daz ist der rote waocher der affolteren. Dar zuo ist iz allez gotes reht, daz siu daz ahtesal liden gerne durch gotes ere. An so getanen akcher ladet diu dnrnahtige sele ir chorl, daz ist got. A n n . Einige wenige Besonderheiten und Versehen der Schreibang worden ge&ndert. Über chorl der vorletzten Zeile steht liep in der Hs., ist also vielleicht das Echte. Statt (chum min) liep hat das Fragment der 2. Hs. n/ine nnd wonen statt tvone. — Der Stil zeigt die Beredsamkeit einer Predigt nnd die biblisch-lyrischen Mittel der späteren Mystiker.



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II. Der Traktat über die Tugenden. [HB. aas dem regulierten Chorherrenstifte za Lüdersdorf bei Freising, 12. Jht. Früher fälschlich Nortberts Traktat genannt. Übersetzung der ersten Kapitel von Alkuins De virtntibus et vitiis Uber, Migne 101, 614 ff. Zuerst hgb. von Ghraff, Diatiska 1, 281 ff. mit dem lat. Text; Collation von Scherer, Zs. 21, 414. Vgl. Schert-r QF. 12, 78; Kelle L ö . II, 81.]

De

sapientia.

Vör ¿Lllen dingen sol mennesche ervorscon, welichiu stge diu wäre gewizzeda unte diu wäre wisheit, wante diu wisheit dirre werlte ist ein tumbheit vore gote. Diu wäre gewizzede ist, daz du dich pecherest von den sunton, die des tiuvels dienest sint. Unte diu wäre wisheit ist, daz du göt übest nach der warheit siner geböte. In disen zewan dingen so wirt der ewige Hb gewunnen, alse David Bprichet: Chere dich von dem ubele unte tfio daz guöt; wan ez en genüget neheineme, daz er daz ubel vermtdet, er ne welle daz guöte tuon, noch en hilfet niecht, daz er daz guöte tüot, er ne welle daz ubele verläzen. Aller der sus wise ist, der ist ane zwivel imer salich. Daz ist aver der salige IIb, daz du göt erchennest De

fide.

Diu chanusse des gotes unte diu gewizzede der warheite diu scoltu aver gelirnan durch die allichen geloube, wan ane sie so ne mach meinen gote geliehen. Der ist warliche sälich, der in der rechtun geloube wol libeth unt in demo guoten l£benne die rechtun geloube behütet. Wan also diu geloube ubbik ist ane guotiu werch, also sint diu guoten werch niecht ane rehte ge-



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loube. Dannan sprichit sanctus Jacobus mines trehtenes bote alsus: "Waz hilfet, mine bruodere, ob ir sprecchent daz ir geloubich sigent, en habent ir der guoton werche nieht? Mak denne diu geloube imen behalten, diu nieht ist an diu werch? .Also der lichaname erstirbet, so der geist in verlät, also ist diu geloube tot, so siu der werche niene h&t. De c a r i t a t e . In allen gotes geboten ist diu minne de hereste, ane die, so sanctus Paulus sprichet, daz gote nieth geliehen muge, da er sprichet, daz weder diu märtere noch dirre werlte vermanunge noch almuosen vrume sige an die minne. Dannan sprach ouch got selbo, do in der wise iüde vrägete, welehez ware daz maieste gebot in der ewe: Du minnegest dinen göt von allemo dineme herzen unte von aller diner sela unte von allem dinem muote unte minnegest dinen nahesten also dich selben. In disen zewein geboten so hanget ellu diu 6 unte aller der wissagone buöch. Disiu minne diu gestet in der behnotunge der gotes geböte, also er selbo sprichet: Der mich minnet, der behaltet mine r6de. So feprichet öueh sanctus Johannes: Wir haben daz gebot vone gote, daz der got minnot, daz er ouch sinen nahesten minnon scol. Wildu aver wizzen, wer din naheste sige? Daz ist ain igelich geloubiger, wane wir werden alle in demo toufe ze gotes chinden geheiligot, daz wir geistliche gebrudere sigen in der durnachtigun minne. Disiu geistliche gebart ist vil micheles ¿delere danne diu vleschliche. Nu gelirne mennesche, welihu sigen diu gotes gebot unte behüte se also vile er megi, wante so mag er einerhafte gehen, daz er die gotes minne habe.



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De spe. Sanctus Paulas leret unsich driu dinch notdurfiigiu unserre sele, da er sprichet: Driu sint: de gedinge unte geloübe unte minne, der drie ist aller maiste diu minne. Daz ist diu rechte gedinge, daz niemen sige, swie vil er gesuntot habe, daz er von diu mines trechtines gnaden missetruwe, sunter daz er in demo gedingen 3iner rebarmede antlazzes bitte. Zemo antlazze mugen aver die gedingen, die von ubelen werken wellen gestillen. Wane wir ne sculen durch des antlazzes gedingen daz unreth weder tuon noch minnen, unte obe wir ez aver getun, so ne sculin wir gotes gnadon nieht missetrüon. Unte nieht einerhaft in unseren sunton, sunter in allen unseren arbeiten sculn wir in demo gedingen gotes helfe enbeiten. De p a c e . Do der gotes sun hinnan ze sineme vater wider vuor, do gab er sinen iungeron zeiner sunterlichun gebe diu gebot des vrides, da er zin sprach: Ich gibiu minen vride, ich laziu minen vride. Do er von in vuor, do liezzer sie umbe daz in demo vride, daz er sie ouch wolte vinden in demo vride. Des vrides herscaft zeiget er in einer anderer stete, da er sprichet: Die sint vile salich, die vridesame sint, wante sie geheizzen werdent gotes chint. Die ne wellen nieth werden gotes chint, die unvridesame sint. Wir sculen aver daz wizzen, daz dirre vride ist ze habenne mitten guoton unt den rehton, nieht mitten unrehton, die den üblen vride untrin hant in ir sunton. Daz sculen wir aver so tun, daz wir sie selben nieth hazzen sunter ir unreth; wane sigen ouch sie ubel, sie sint iedoch gotes gescaft. Der vride den wir aver mitten guoten haben, der gestatit die ebenhellin unt die bruderlichun



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minne, w&nte er ist ein nraoter der minne. Disen vride behüten mit aller unserer chrefte, wante er ist aio bruttesalin der gesunlichen unter ungesunlichen vigente. De misericordia. Daz guot der rebärmede, daz ist vile here, wan dannan sprichet der gotes sun unser haltere: Die sint vile salik, die barmherzze sint, wante die gotes erbarmede gewinnent. Nehein menneske endarf aver ze dirre gotes erbarmede gedingen, der erbarmede nie wil erbitten sineme widerwinnen. Von diu vergeben wir unseren vigeten die zitlichun sculde, daz wir gewinnen mugin die ewigun gotes hulde. Wane wie getar menneske Anderes vone gote sineme herren der gnädon gebitten, er ne welle ouch gnade sineme ebenscalche erbitten? Z e dirre erbarmede scuntet unsich göt selbo, da er sprichet in sinemo evangelio: Wesent gnadic also iuwer himelesker vater ist gnadic, der sinen sunnen lät skinen aber guote unte über übele unte der rägenot über rehte unte über unrehte. In eineme igelichen urteildare scol erbarmede unte meigisterscaft sin, wane irne wederez mak wol ane daz ander sin. Wane ist ein diu erbarmede (Hs. Sicherheit) an ime, diu gebirt die Sicherheit ze den sunton, hat er aver aine die serpfin der meisterscefte, diu machet die Untertanen missetruik der gotes gnädon. Dise erbarmede scol menneske aller erest ime selben erbitten, wane wie mak der eineme andereme gnädik sin, der ime selben grimme wil sin? Der ist in sik selben grimme, der mit sinen sunton garnat den ewigen tot. Vone diu beginnen dirre gnade annunselben unte behüten nnsich vile gnote, daz wir enflihen die helle nöte.

De

indulgentia.

Göt gebiutet uns in sineme evangelio, daz wir vergeben, so werde ouch uns vergeben. Unte spricbet, en wellen wir unseren scöleren nieth vergeben, so ne werden ouch uns unsere sculde nieth vergeben. In dirre gotes r6de mugen wir die vil michelun sine guotin bechennen, daz er daz an unsere selbchur lät, obe wir wellan, daz uns unsere sculde werde rät. Wane also wir erteilen, also werden ouch wir erteilet. Yone diu tugen, also unsik sanctus Paulus manet, da er sprichet: Vergebent ain anderen, swazir wider sie h&bent, also iu göt durch sinen sun vergeben habe iuwer unreht. Unte en lant iuch niecht uberwunten werden von demo ubele, sunter ir uberwintent mit demo guoten daz ubele. Daz sculen wir vaste gelouben, daz göt unser gebet niemmer verniemet, unze er in uns deheinen ummuot wider imen sihet De p a t i e n t i a . Min trehten sprichet in dem evangelio zuo uns: In der gedult besizzent ir iuwer sele. Wane so wir durch die gedult gelirnen, wie wir unsik sculen gedoubon, so besizzen wir aller erest, daz wir selbe sigen. In alleme unsereme lebenne bedürfen wir der gedülte. Wane also wir sculen vertragen, obe unsik got mit deheiner note ruochet zemanene, also sculn wir gedultig sin, so wir von unsereme ebenmenneschen ähte salin liden. Wane daz geschihet ofte, daz guoten werdent gemüeth. Yone diu sculen sie aver nieth gedenchen, daz s i e . . . . A n n . bruttesalin, Schrecken; gesünlich, sichtbar. — Das verderbte Akientsystem ward hier beibehalten. Freie Übersetzung, vornehm zurückhaltender Stil, geschmückt mit 0 reinen, mehreren rflhrenden und 6 assonantischen Reimen.



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III. Aus dem jüngeren Physiologus. [Hs. des 12. Jhts. in Wien ; ed. Dintiska III, 22 ; Fandgraben 1, 22; Massmann D. G. 2, 311; Fr. Laudiert, Gesch. d. Phya., 1889, S. 280. Die lat Vorlage, die sogen. Dicta Chrysostomi, die anch schon die Vorlage des ahd. Bruchstückes sind, ed. Heider, Arch. f. d. Kunde österr. Geschichtsqn. 1860, 2, 662. — Lanchert 119; Mann, PBB. 11, 310 ff.]

Darnach ist ein tier, heizit panthera, mit missliher vanve; iz ist sconer varawe unt vil mamendi. Man lisit von deme selben tiere, daz iz viant si den trachin So daz selbe tier sich gisatet von den manichfaltin tieren, dei iz vahit, so legit iz sich in sin hôl unt slâfit dri tage, so stat iz denne ûf unt rohot vile starche; von deme chumit solich stanch, daz nieht iin gilichis suozzi nist. So danne diu tier, die dar umbi sint, gihorint sine stimme, so saminint si sich durch die suozzi des stanchis unte volgint deme tiere, swar iz ferit. Der trache, so er sine stimme gihorit, so birgit er sich in sinme loche, daz er nimegi firnemin die suozzin stimmi, die dei anderen so minnent. So ligit er also er tôt si. Same têt der heiligi Christ, der warhaft panthera ist: duo er gisach daz menniskin chunni mit tiefeien biswichiniz, duo fuor er fone himile mit deme suozin stanchi siner fleischafti unt irlost unsich von deme tiefale. Von diu volgin wir deme lambe, swar iz verit. Also sprichit der vorsage: Ich pin gitan panthera deme hiwiski Effraim unt deme hiwiske Juda. Damit bezechinot er, duo Effraim dienote den abgoteren, daz buozte got aiser ist Mit misslichem wistuome scinet got, want er ist guot unte fruot, einvalt, mitwari, gnadig, vesti unt statig. So chût David, daz er si vrambâri in siner scone vor anderen chinden



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dere manne. Daz iz ist mammindi, daz bizeichinit den heiligen Christ, daz er was mitewari, duo in die iuden martiroten. Ime was daz allez suozzi, daz sime taten. Dar nach fuor er zehelle unte beroubete si mit alle unde bant den tlefal. Daz iz des dritten tages selbe von dem släfe erwachet unde so suozzen stanch uz lazzet, daz bezeichenot ave got, want er wachote also der mahtigo, der von deme wine trunchen ist, unde rief sus: Gehabet iuch wole, mine holden, want ich uberwant die werlt. Ich wone mit luv unze an daz ente der werlte. Waz ist suozzere oder erlichere dem stanche unseres trehtines, des haltenten Christes? Die ime bi sint durch geloube unt durch rethiu werche unt die ime verre sint durch ire bröde, so si horent sine stimme, so werdent si ervullet unde gelabet mit dem suozzen stanche gotes geboto. Wir sculeu in suochen iouch volgen unt sculen ruofen, also der vorsage chüt David: Trehtin, diniu wort diu sint suozzere in minem munde danne daz honich unt der flade. Ouch ist gescriben in den buochen, die der heizzent Cantica canticorum: Nach deme stanche diner geselbe so loufen wir; want die iungen minnoten dich vile harte. Unt danach ist gescriben: Min chunig leite mich in sine echamere; nu menden und wesen frö mit ime! Nu gezimet unsich, wir der mit der heiligen toufe geiunget unt erniuweti pirn, ze louffenne nach dem stanche unt nach dem geselbe siner gibote, daz er uns leite in sine phalinze, in die himiliskin Jerusalem unt wir da sin mendenti. Anm. Mit den Zirkumflexen der Hs. Freie Übersetzung, inhaltlich sich jedoch enger der Vorlage anschließend als das ahd. Brachsttick, daher breiter und redseliger als dieses. — Z. 20 nimmt Laudiert eine Lücke an hinter «»/, Vorlage nach Hos. 6, 14 et s i e u t leo domni Jndae.



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IV. Aus dem deutschen Hippokrates. [Hs. d. ZUrcher WaaserkirchbibL, 12. Jh. Hgb. von Fr. Pfeiffer, Wiener Sitzangnber. 42, 1863, S. 118—127; Kollation n. Verbesserangen v. Hofmann, Münchner Sitzongsber. 1870, I, 511—616.]

Hie beginnet daz arzinbaoch Ypocratis, daz er het gescribin widir allen den suhtin, die der mugin irwahssin in allen dem mennisclichem libe. 1. Ad capitis dolorem. Nim wormatum, rutam, ebehoue, daz an der erde wahsset, unde nu ez mit honege unde misch iz mit dem wizin des eies, legez an ein tuoch unde virbint daz houbet dirmite. Nim des phersichis chernin unde nue sie mit oleo rosato aide mit deme einvaltigin ole, tuo daz halb teil des sarphin ezzichis dar zuo, salbe daz houbet allez dirmitte unz an die naht. Obe dich dunke, daz sich daz houbet spaltin welle von deme swere, so nuwe daz ebehoue unde mische ole dar zuo unde druchez durch ein tuoch unde salbe daz furhoubet mit dem daz dar uz rinnit: ez hilfit dich vile wol. Nim rosam unde schellewurz unde niu sie mit dem ezziche unde salbe daz houbet mitte. Nim den samen der nezzelun, niu in mit dem ezzike unde salbe daz houbit mite. Mit disen allen so wirt virtribin diu houbitsuht 2. Ad capillos cadentes. Brenne den linsamen unde mische in mit ole unde salbe daz har. Brenne des widirs horn unde niu ez mit dem ole unde salbe daz houbit dirmitte. Diu genuwene agrimonia mit der geizzinun milche machot, daz daz har wahset. 17. Ad cancrum. Nim daz gepulverte unde daz gebrande bli und atramentum, piper piretrum, des haecchedis



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chinnebachin, des crebzes bein. Disiu alliu solta wegin geliche unde pulveren unde wasche die stat aller erest mit dem warmen wine nnde truchenez mit eineme taoche unde salbe ez mit dem honege. Dar nach so sae daz pulver dar ane unde lege der papellun pleter older der truchenun nezzelun dar ubir. A n m . tvormäta, Wermut; nüiveu, fricare. — Der sorgfältig gewählte, breite Stil fällt bei diesem Stoffe besonders auf.

V. Abendmahlsgebet einer Frau. [Erhalten in doppelter Überlieferung: A, Grazer Hs. 12. Jh., abgedruckt bei Diemer, Deutsche Geschichte des XI. u. XII. Jhts., 1849, S. 379 — 383; B, eine jilngere und teilweise erweiterte Fassung gleichfalls in einer Grazer Hs. (aus Sankt Lambrecht), mitgeteilt von Schönbach, Zs. 20, 169—173. Über die lat. Quelle Diemer, Beiträge 4, 23ff.; zum Stile Tgl. Roediger, Zs. 30, 84 f.]

Ich bit dich, herre, durch ditze wihez und liphaftigez unde ewirdigez tougen und durch die micheln craft dines heiligen lichnamen und dines heren bluotes, daz uns tagelichen vuoret und trenchet, daz uns luteret unde rainet und uns hailich machet unde uns tailnuftich machet der ewigen gothait, gib mir, herre, dine hailige tugende, ervulle min herce mit den waren tugenden, daz ich mit liechteme sinne unde mit luterem hercen gen ze dinem tiske muozze unde ze dinem vroneme altare, daz ich dich himelischiz hailchtuom also enphahen muoze, daz er mir werde ein warez hail und der ewige lip, want du uns also, herre, gehaizzen hast: 'Daz prot daz ich gibe, daz ist min fleiske und min pluot durch dirre



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leben ; der mich izzet, der lebet min, er ist in mir unde bin ich in im.' Aller brote suzzeste, heil den guomen mines hercen, daz ich innen werde unde verste der suzze diner minne. Hail, herre, min herce von aller slachte sere, daz mir niht (so nach B; iu wehte ^4) smeche oder suzze si, wände da aller brote wihest. Du hast die ewigen suzse and den hailigen smach, da uns zallen ziten acist und din doch niemmer zerinnet. Min herce muze dich ezzen, mit der suzze dines smaches werde min herce unde min sei ervullet unde gesatet. Dich izzet der engel mit vollem munde, der eilende mennisk, der ezze dich al nach sinen creften, daz im niht gebrest an dem wege; dirre vuore seol er leben. Heiligez prot, lebentigez brot, du der chôme von himele und gist der werlt den ewigen- lip, chum in min herce und raine mich von aller slahte ubel des fleisces and des gaistes, chum in min sele und mache si heilich. Hail si uzzen und innen, wis min huote und min schirme, wis ain ewigez hail mines libes unde miner sele, vertribe, herre, vone mir die vient, die mir lagent sin ; vertribe, herre, si von der gagenwurte miner riuwe, daz ich uzene unde innen also bewart si, daz ich an deme rehten wege volchome hine zu dinem riche, da man ez nith beget mit tougen dingen also hie, da wir gesehen salne mit unsern ougen din antlutze, da wir dich scowen warliche also du bist, so da herre, vater unde goth in dineme riche gesizzest, so duz herre allez wirst in uns allen unde du erskinest in uns unde uns alle verwandelest an dich. So gesattest du mich din mit ainer wunderlichen suzze, so bin ich sath vone ewen ze ewen, so gedurstet noch gehangeret mich niemmermer. Amen. Lamp des almahtigen vaters, da der chôme von



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bimele unde name die sunde dirre werlt, nim (A min; B benim) herre min unreth unde mache mich des wert, daz ich gezalt werde under dinen diernen unde hilf mir, daz ich hiute dinen hailigen lichnamen enphahen muoze, niht zeineme flore und zainer urtail, sunder hilf mir durch willen miner vrouwen sante Marien und aller diner hailigen, daz ich ez enphahe ze antlaze miner sunde. Min frowe sante Marien mit allem himeliskeme herie si mir wegente, daz mir vil armer unde bewollener mit michelen sunden dirre heiliger lichname unde ditze bluot vronez werde ain erzentum und ain antlaz miner sunde. Lebentigez brot, warez brot, der engel lieth und leben dirre werlte, herre Crist erliuhte die vinster mines hercen, daz dirre here lichname unde din hailigez bluot si mir ein heil unde ein lieht mines libes unde miner sele. Herre Jesu Criste, hailare allere diete, urlosar dirre werlt, du bist ain barmhercer gnadare unde minnare alles mannechunnes, du hast genuch dikhe vertragen mine sulde unze here. Nu lob ich dich herre unde gere ainvaltichlichen diner genaden, daz du mir ruochest ze helfenne durch willen aller diner hailigen, daz ich mit dirre engelisker vuor und mit disem himeliskem brot, daz ich hiut gerne enphahe, daz ich damit erwerven muoze den ewigen lip. Amen. Herre got, erbarme dich über mich durch die here geburt dines sunes, unseres herren Jesu Cristi, daz er geborn wart in dise werlt vone sante Marien alleme manchunne ze tröste. Durch dieselben gnade vertilege herre min unreht und brinch mich zu den ewigen wunnen, dar er uns geladet hat mit siner martere und mit sineme tode. Ich bite dich, herre, durch daz vrone tougen dines heren lichnamen und dines bluotes, daz du minen lip



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und min herce niuwest und rainest. Gib mir, daz ich mit diseme beren lichnamen in dir beliben maoze and du in mir. Verliehe mir, herre, daz ich an miner hineverde dinen heren lichnamen und din bluot wirdechlichen enphahen muoze. Heligez opher, herre got, du hast diu wort des ewigen libes, wir wizzen und erchennen, daz du bist der heiige Crist, der wäre gotes sun. Nu sihe ich, herre, des ich (ich nach B, fehlt A) ie gerte. Des min herce ie gerte, daz han ich, diu hailigez flaisk und din bluot han ich enphangen. Willechomen aller fleiske heriste, aller ezzen suzzest, willechome himeliscez tranch, suzze des ewigen libes. Din fleisk, herre, han ich enphangen in mich, n« verwandet mich an dich, herre Crist; din lichname hailiger, der belib in mir unde erwerve mir den waren antlaz. Ich han gaz, ich (han; nach B) getrunchen, ich bin sat, ich bin mit dem licnanamen enbizzen, der an dem cruce erhangen was, ich han getrunchen daz pluot daz uz Cristes siten floz. Ich sage dir lobe unde gnade, herre, daz mich sundarinne gehailet hast unde gerainet unde gesattet mit din selbes verche und bitte dich, daz mich disiu wirtscaft erlose von disses libes angesten unde von deme ewigen tode unde brinch mich zu den die da sten sulen ze diner zesewen an der iungisten urtaile, da wir alle gehen sul vor dir, ubele unde guote. Da wirt den ubelen ertailet swebel unde viur; da gibeste, herre, den saligen dich selben ze lone. Du wirst selbe ir leben, an dich wirt verwantelet ire herce unde ir sin, da mendent (menent A ; sament B) sich aver die sele und daz fleisk. Daz tuot des ewigen gotes gaist, der machet luter und rain. Si ne wizzent noch ne minnent niut wane dich aine. Mit



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dir ist ervullet (so B; mit dir evullet Ä) diu sele unde der lichnamen. So wirt daz fleisk deme geist gehorsame. Herre got, so gedench min durch ere dines fleiskes und dines bluotes, dem ich hiute gemaint han. So verwandele mich in daz ewige leben, daz du iemmermer in mir belibest und ich in dir. Du bist selbe der ewige lip. Mit dineme hailigen gaiste verwandele mich vil armez wip, daz ich vrolichen muoze gen an die himelisken Jerusalem und mit den erweiten immer leben in den gnaden, da ich dich ewichlichen sehe. Amen. A n m . Hier nach der Fassung A, mit einigen Verbesserungen nach B. — ewirdigez, sacrosanctum (Quelle); so duz, herre, allez wirst, wirst = wirkest; flore, B: florenusse; gemaint, ahd. gameinida, communio. — Rödiger aao. macht auf die zahlreichen Reime aufmerksam, deren Zahl er durch ganz leichte Eingriffe vermehrt; im Schlußsatz sind sie jedenfalls ganz evident; B gibt sich der Reimbildong noch weiter hin.

VI. Ostersonntagspredigt. [In die sancto pasce, aus der Benediktbeurer Predigtsammlung von ca. 1160 (Münchner, Hs. 12. Jh.), hgb. von Joh. Kelle unter dem Titel Speculum ecclesiae altdeutsch, 1858, S. 05—70. Die Sammlung gehört nicht ursprünglich nach Benediktbeuern, ist vermutlich alemann. Ursprungs. (W. Schaper, Die Sprache der Bened. Samml., Halle, 1801.) Vgl. Cruel, Gesch. d. d. Pred. i. MA, S. 169 f. und SchOnbach, Wiener SB. 136, 1896, Ober die Quellen; Becfa, Germ. 4, 494ff.; Linsenmayer, Pred., S. 250ff.]

Hec est dies quam fecit dominus, exultemus et letemur in ea. Diu martyre unde diu heilige urstende unsiris herrin des hailaris Jesu Christi, diu wart vor



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gewissagit in der altin e von vil manigem guotim manai; iedoch erzeigte si offinbarlihe der heilige geist durch den inunt des vil heiligin [wissagen] David. Dens ultionutn dominus, deus ultionum libere egü. Dei wort sprechint alsus: got allir räche der ist vor all in herrin; got allir räche hat vrieliche geworht. Der ein got ist himils unde der erde unde allis des dir ist, der hat vrieliche geworht; der hat uns hiute eroffint, waz er geworht hat. Er hat vrielichen geworht, von dem gewissaget was, daz er wurte also der mennische, der nindir trost hete. De quo dicit David in psalmo: factus sunt sicut homo sine adjutorio inter mortuos liber. Der ist hiute fri under andirn totin. Nu vernemit waz er getan habe von deheinir sinir noti, unsir herri der heilige Crist, «untir von sin selbis muotwillen verhancte er des, daz er an ein holz erhenchit wart, noch virwidireti daz nie, daz sin lip durchstochin wart mit isininen nagilin; sine sele sazte er vur siniu schaf; einin herwen tot leit er; sin lichname wart der erde enpholhin; nider fuor sin sele mit samt ime zuo der helle. Da gebant unsir herri Jhesus Cristus den vurstin des ewigin todis unde der angistlichen vinster, betruobte die hellewartin des obristin tievilis, zebrach die fraislichen rigele der helleborte, erloste alle die guotin, die da bedwungin warn mit viwerineme gebenti von den suntin Adamis, laite dannin die gevangin wider in den errn vrituom, [die] unsaligen [blinten von der vinster der] sunti erlachte er mit ewigem liehte. Nu habit ir vernomin, daz der unser schirmare, der herre allir räche, vrilichen geworht hat, da nach do der heilige Crist uferhevet wart, von den iudin an daz cruce erhenchet wart unde alliz daz an imi ervollet wart, daz von im geschriben was. N a u m a n n , Altdeutsches Prosalaeebnoh.

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Also drate do er den rainin atim verlie, do vuor sin heiligia sele in der gotheit nidir zao der belle, do er do die mortlichen vinster darchprach mit chreftigim liehte alse ein eislich roubar unde daz do die helleschar, die ubiln tievel ersahen, des erchomin si vil harte unde vragtin vil angistlichen ein andir unde sprachin: c Wannin ist dirre so starkir, so schinintir, so berthilir, so vorhtlicher? Diu werilt diu uns ie undertan was unde uns ie der totin zol sandi, diu gesant uns nie zuo unserme dienste in dise helle sogetane gebi, deheiDen totin sogitanin. Wer got, sprechint si, wer mac er sin, der so unerchomeliche in dise vinster vert? erne furhtit niwet onseriu wize, mit gewalte loster unsere hafte. Iz mac wol der sin, sprachin si, dannin uns der unser furste Seite, ob der erstnrbi, daz elliu werelt unsir wäre; ist daz, daz e~ iz ist, so ist unseres meisters geheiz harte verwandelt; er wante, daz er gesigin solti, nu birn wir mit sant im sigelos wortin. Owi maister, sprachin si, ist daz der, uf des tot du dich froutest, ob er an dem cruce erstürbe, daz alle sele dir wurdin ? waz ist, daz du getan hast? J a hat er dir vertribin mit sineme schine alli dine vinster, hat alli dine karchare zerbrochin, hat dine hafte uzgenomin, [gejlosit dine gebundene, hat ir wuof verwandelt ze michelir froudi. Alle die e unseriu wize forhtin, die spotint unser von diu daz si daz heil enphangin habint; nie gevroute sich hie dehein toti e nu. Waz woldistu sin here zebringin? Also er herchom, alle die die e gezwivelet hetin, die varnt nu in die froude. Owi magister, die dine grozzi gewinne, die du da erwurve, da du Adamin uz dem paradyso verleiteste, die hastu nu alli verlorn an deine cruce; do du Cristum vrumtist erhanginni, do enwestistu des niht, daz du her



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ze dime sere br&htist einin storar dines riches. Waz woldistu des here in unsir heimode, an dem da debein schulde wististe? Her hasta braht einin edeln vrien, hin vaoret er die dine gevangine scbalche^ Nach sogetanir clage sa zestundin zebrastin diu helletor unde anderiu gebende. Allin gahes vil onzalliche menige der heiligin die da en vanchnusse warn, in den mortelichen wizin, die sprungin uf unde vielin ir beilant ze vuozzin mit vil clagelicher stimme nnde ruoftin zuo im: ' Advenisti destderabilis quem ex. int. Bistu chomin, eprachin die armin sele, erlosare dirre werelt, bistu chomin des wir ie da gertin, bistu chomin den uns die heiligin wissagen kundin ze chomin, bistu chomin beilant, du den lebintigin in der werelt antlaz ir sundin gist? Nu bistu herchomin, die armin totin, die heilichen haftin zerlosin, bistu in dise helle durch uns vil armi gevarin. So la dir unsir not erbarmen, so du nu widere varist; so verlaze unsich hie niht ungetrostit; du hast gesetzit einin brief diner tiwere in die werelt, nu setze ouch ein herzeichen [dinis sigis in] der helle.' Sa ze der wile gab der starche wigant unsir herri, den guotin gewalt ze himeli ze varn; da was michil vroude den guotin, grozziramir den ubilin; do ruoftin die saligin: 'Var wider uf herri heilant, vro die werelt mit dinir urstende, sam du uns gefröt hast mit diner niderverte.' Mine vil liebin, daz hat der heilige Crist getan, also wir iu e seitin, hat die helle beraubet, ist hiute lebintigir gestandin uz dem grabe. Er selbe bechucti sich mit sin selbis gewalte, nam wider an sich sin ungemeilitiz vleische; er erschein sinin iungirn, er zeicte sine flnf wundin, daz iemin an im zewivelote; er az nnde tranch offinlichen mit sinen trutin. Daz ist der tac,



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dannin s. David wissagte: Hec est dies quam fecit dominus, exuUemus. Diu urstendi des heiligin Cristis, diu ist ein lebin der totin, ein antlaz der suntare, ein ere allir heiligin; von diu ladit der vil heilige David alliz manchunni ze der hoczit, Cristis urstende, mit den suozzin wortin dei wir e sprachin: Hec est dies quam fecit etc. Er sprach: hiute ist der tac, den got selbe mahote, vrout iuch alle unde habit mandunge. Dirre tac, mine vil liebin, den got selbe geert hat, der lutirit alliz, daz dir ist, himil unde erde unde den grünt der helle; disin tac megin die wolchin niht vertunchiln, debein vinster beschatwin. Dirri tac ist tac an naht., tac an endi. Dirre tac ist Crist gotis sun selbe, der wirt nimmir unluhtinte, nimmer unschinendi. Daz dirre tac Crist si, des gihet s. Paulus: Nox precessit, dies autem appropinquabit; nu ist vervarn diu naht unde ist chomin der tac, weih tac Crist, der himili unde erde erluhtit hat. Sanctus Johannes giht des, daz dirre tac luhte ubir die erdi ewichliche. Erat lux vera, quae inluminat omnem homittem venientem in hunc mundum. Daz er da ze helle schini, daz schribit Ysaias propheta: Habitantibus in regione umbre mortis, lux orta est eis. Daz dirri tac ewichliche da ze himele schini, daz schribit s. David: Ponam sedem meam sicut dies celi. Hiute ruowit diu sunne unde der mane; die so unfro wurdin an dem Cristis tode, daz si ir lieht vor den iudin burgin. Von diu schulin wir unsich alligelich vrouwin; niemin sol sich hiute durch sine sunti von der gemeinin vroude enziehin; niemin ist so suntic, daz er hiute des anüazzis gezwivelin schul. Daz hat uns der heilant wol erofflnit Ob der schachare garnit in daz paradys hiute ze chomin, umbe waz solti denni ein cristin antlaz niht



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erwerven? Ob sich got an deine crnce erbarmote ubir einin mordare, so erbarmit er sich michils mere ubir einin cristinen man so er sich bechert. Ob im dia diemuot, daz er sprach: 'Memento mei dum veneris in regnum tuurn, gehuge min, herri, so du chomist in din riche', so michili geDadi erwarf, so schulin wir gedingin, daz uns diu tiuri siner urstende grozze gnadi erwerve. Hiute sint vervarn diu altin dinc, ist alliz geniwet, daz dir ist Von diu megin wir wol sprechin: Hec est dies quam fecit etc. Niemin sol hungern nach zerganchlichem brote, want hiute erstandin ist daz lebintige brote, daz chomin ist von himeli. Geborn ist unsir herri, erlutert ist diu werelt; gemartyret ist der gotis sun, geheilit ist der mennische, erstandin ist der heilige Crist, beroubit ist diu helle, erlosit sint die armin sele, vor uns ist er ze himeli gevarn, dar hat er uns alle geladin Andere tage geschuof got mit sineme gewalti, disin herntac hat er gewihet mit sin selbis bluote. Hiute ist der tac allis vrituomis, allis antlazis, allir mandunge. Dirritac ist vore gotis geginwurte tusint iar. Hiute ist erstandin Jhesus Cristus von den totin vrilichen; des schulin sich frouwin alli cristine mennische, daz er mennische ruochte werdin. Den er da gebildit hete, den ruochte er hiate von der helle zerlosin. Yon diu schult ir mit vil diemuotliher stimme hiute got vlegin, daz er iuch von deme ewigem tode ruoche zerlosin, der hiute sine trute von der grimmigin helli ledigote. Jhesus Cristus, cui est honor et gloria in sempiterna sécula. Amen. Anm. Über die Vorlage Cruel S. 170, Schönb. S. 63ff.; bei Schönb. sind die in Betracht kommenden Stellen der lat. Vorlage abgedruckt. — Ergänzungen in [ ] nach SchOnbach aao.; letemur Z. 1 nach der Kollation von Schönb., Zs. 24, Ol. Bemerknngen zum Text bei Bech Zs. f. d. Phil. 30,226—237. Die Seime verzeichnet d. Leyen Anz. 24, 397. — Zorn Stil der Predigt Überhaupt vgl. H. Hasse, Beif ü g e zur Stilanalyse der mhd. Predigt, Zs. f. d. Phil. 44,1—37,160-198; A. Hass, Das Stereotype i. d. altd. Predigten, Dias. Greifsw., 1003.



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VII. Pfingstbetrachtung über die 7 Gaben des Heiligen Geistes. [Keiles Speculnm ecclesi&e, 88, 12; s. o. S. 16.]

Ir schalt wizzin, waz wir hiute unde alle dise wochi begen. Do min trehtin ze himele fuor, do wardin sine iungir harte geuntrostit, daz si der saldin darbin soltin, die si tagelich von im hortin unde sahin. Do getroste si min trehtin mit deme heiligim geiste, den er ubir si sante. Der geist der zunte unde erluhte ir herzi mit einir michilin froudi unde leite si allin wistuom unde daz si alli spräche chuudin. Er gestarchite si ouch, daz si sich geteiltin ubir elliu diu lant zepridigen unde zelcrn diu gotis wort unde gotis warheit, die si vernomin hetin von dem almahtigin goti. Er gestarchte sie ouch, daz si alle not unde alle angist liden in dirre werelt unde daz si gemartyrit wardin durich den michilin trost des ewigin libes. Nu bittit hiute den almahtigin got, daz er die seibin gnade des heiligin geistis ubir iuch gesende, diu iuch gelere unde gewise, wie ir gotis hulde garnin schult, want niemin niht guotis getuon mac an die hilfe des heiligin geistis. Er gibit wäre riwe, er gibit warin antlaz allir iwir sunde. Er gibit triwe unde warheit. Er stillet haz unde nide. Er gibet den sin unde die gnade, daz sich der siner sundin inneclich beclagin mach. Er gibit daz innechliche gebet. Er gibet ouch die gnadi, daz der man sine snnde bew&inin mac. Elliu guote chumit von im Von diu, liebin, bevelhit iuch allir tagelich zuo den gnadin des heiligin geistis, daz er iuch gewise unde geleite zuo den ewigin gnadin. Anm.: Daa St&ck, keine Predigt im engeren Sinne, ist .durchaus in einer rhythmischen Prosa gesehrieben, ja es kann sogar obne besondere Kunst in 28 Hexameter geschieden werden*, SchOnbach, Wiener SB. 136, 1806, S. 80; das letztere w&re natürlich eine müßige Spielerei and ganz unangebracht.



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VIII. Aus dem deutschen Lucidarius. [Entstanden etwa 1100—95; Überliefert nach K. Schorbach, Stadien aber d. deutsche Volksbuch L., QF. 74, 1804, in 2 Rezensionen. Rez. A, Hanptvertreter: BerL HB. 66, 14. Jh.. nach dessen Reimvorrede (Germ. 17, 408; Sohorb. 133 ; Kelle LG. II, 800; Heidlauf XII) das Werk im Anfing Heinrichs des Löwen von Braunschweig verfaßt ist. Rez. B, Hanptvertr.: BerL Hs. 29; 13., 14. Jh. ed. F. Heidlauf, Deutsche Texte d. MA. 28, 1016. A enthält nur Buch 1 und 2, B auch Buch 3 des Werkes. Die Uteate fragment. Überlieferung; in 7 Bl&ttem Ton ca. 1200 (6 in GOttingen 2 in Schorbachs Besitz, ed. Mone Anz., 1834, 311—318) stellt sich zu B. — Die Quellen s&mtlich bei Migne 172: Für Buch 1 bes. Honorius von Autun Imago mundi (Zs. f. d. Phil. 12, 387 -407) daneben Wilhelm von Conches Philosophia mundi (Sp. 30—102) Buch 2 lehnt sich viell. in der Anlage an Honorius Gemma animae; für Buch 3, das fälschlich und Bchon früh (12. Jh.) dem Honorius zugeschriebene Elucidarium, Sp. 1100 ff., kompiliert aus den Deflorationes des Abtes Werner II von St. Blasien (f 1174), vgl. Kelle, Wiener SB. 143, 13.]

[Aus Buch l.J Heidlauf 4, 15; Migne Sp. 133, Kap. 37. VOM der helle. Der junger sprach: 'wenne wart die helle geschafen?' Der meister sprach: 'inder selben wile do der sathanas des gedathe daz er sich wider got sazte, do wart die helle von gotis geböte'. Da sprach der jonger: cwa ist die helle?' Der meister sprach: 'die helle die wart geheizen die inner helle, die ist an deme ende der erden, unde ist ander stete dar vor nebele noch vor vinsterin nie dehein lebender mensche bekom'. Do sprach der junger: cwie ist die belle geschafen? Der meister sprach: cdie helle ist obnan enge nnde unden wit, daz der wite nieman athe weiz wen got eine. Den grünt ervant nie dehein man, wen die buoch sagent daz



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manic sele ewecliche darin vallende si unde doch den grünt meiner besuochenf. Von den namen der helle. Do sprach der junger: wi manigen namen het die helle?' Der meister sprach: cehene1. Do sprach der junger: cdie solt du mir sagin unde waz si betiiten. Der meister [sprach]: csi heizent an der scrift lacus mortis, daz ist ein se des dodes; wen die seien, die in die selben helle koment, die koment niemer der uz. Sie heizet ouch stagnum ignis. daz ist ein hizze dez füres; wen alse der stein an des meres gründe niemer truken wirt, also erkolent die seien niemer die dar in koment. Sie heizet ouch terra tenebrosa, daz ist die vinster erde; wen si ist vol rouchis unde gestankes unde nebils. Si heizet ouch terra oblivionis, daz ist die erde der vergessunge; wen di seien, die dar in koment, der enwirt vor gote zeguote niemer gedath. Si heizet ouch Tartharus, daz kit ein martel; wen da ist iemer weinen der ougen von deme rouche unde grisgramen der cene von dem froste. Sie heizet ouch Gehenna, daz ist ein für der erden; wen daz für der helle ist so starc daz unser für vil kume sin Schate were. Si heizet ouch Erebus, daz ist ein drako; wen die zuovart unde die tiefe der hellen ist vol füriner natheren, die niemer ersterbent. Sie heizet ouch baratrum, daz ist swarce ginunge; wen sie ginet biz an den jungesten dac wie sie die seien verslinden miige. Si heizet ouch Stix, daz ist unfröde; wen da ist ewege unfröde. Si heizet ouch Acheronta, daz ist pfnessunge; wen da varent die tifele uz alse die ganeister von dem eitovene. Si heizet ouch Flegeton von dem wazzere daz durch die helle rinnet; daz stinket von dem beche unde von dem swebele unde ist ouch so calt daz ez alle hellewizene ubertriffef. Der



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junger sprach: 'wa ist die ober helle?' Do sprach der meister: cin maniger stete dirre weite, uf den hohen bergen onde inden inseln in dem mer. Da bürnet swebel unde bech, da die seien inne werden gewizeget die do suln werden erlöst'. Heidlauf 6, 30. Migne S. 165, exhortatio. Von dem paradise. Do sprach der junger: 'wo wart Adam geschaffen?' Der meister sprach: cin der stat die heizet Ebron. Do erstarber ouch. Got det in in daz paradis; da gab namen er allen den dingen di got hate beschaffen. Da sprach der junger: r wa wart Eva geschafen?' Der meister sprach: 'indem paradyso uzers Adames rippe. Da sprach der junger: cwa ist daz paradis?' Der meister sprach: rdaz paradis ist ostert in dirre weite unde lit alse nahe bi dem himele daz ez hoher ist dan die erde'. Do sprach der junger: so lanc daz paradis uf dirre erden ist, war umbe müge wir dar in nith comen?' Der meister sprach: cda statgrozgebirge unde gewelde da vor, unde da vor ist so getan nebel, daz nieman dar in mac comen wen mit guoten werken. Do sprach der junger: cwie lange was Adam in dem paradiso?' Der meister sprach: cniwen siben stunden. Do sprach der junger: 'daz obez daz in dem paradiso was, daz was durch den menschen gescaffen. War zuo sol daz obez nu, do der mensche dar uz wart verstozen?' Der meister sprach: 'daz obez wasset unbe sus nith; «z ezzint die heiligen geiste, die indem paradiso sintf. Do sprach der junger: 'die geiste bedurfent ezzendes nith noch trinkenes; wen swer izzet, der muoz ouch daz ezzen dowerf. Der meister sprach: cdu redest von dem liplichen ezene; des enspulget nieman in dem para-



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diso; wen alse die seien geistlich sint, also ist oach daz. ezzin geistlich'. Do sprach der junger: 'wie dowent sn daz ezzen?* Der meister sprach: 'alse wazzer von der sunnen trukeneth*. Do sprach der junger: 'wie soltent do die menschen han gekindet, ob sie volle gestanden werent indem paradiso?' Der meister sprach: alse men zwo hende zesamene sleiht ane gelust undeane sunde'. Heidlauf 15, 20. Migne Sp. 128ff.; Kap. 24, 25, 28. Von Europa dem ander teile. Do sprach der junger: cnu sage mir von dem andere teile'. Der meister sprach: 'daz ander teil heizet Europa. Daz reichet von dem mer durch daz gebirge unde dur Sebiciara und» Maniam, Gotiam, Germaniam unde gat also bi der Tunowe zetal unz hin wider an daz mer. Da inne lit Swaben, Beiern, Sazhen, Düringen, Denemarc, Friesenlant, Kerlingen unde Frankin; niderhalp der lande lit Osterlant nnde Krochen, daz reichet unz an daz mer. In deme lande ist ein gegene heizet Dalmatica. Da ist ein burne, dar inne entzündet man die fakelen, daz sie burnent. Indem selben lande sint manige berge. Ze aller niderest in dem lande lit ein berc heizet Olimpus, des höhe gat über die wölken. Oberhalp dem berge hebit sich Italia; in dem lande lit Rome. Indem selben lande ist ein gegene heizet Tuscan. Da bi lit Pulle, da bi ist Umbrica, dabi lit Euteria, da bi Lamparten. Durch daz lant rinnet der Phat unde (Hs. Berl. 56: in) daz mer. Da bi lit Venedie, die zimberte ein künic hiez Enecus. Heidlauf 16, 3. Migne Sp. 129f.; Kap. 28—30. 'Andern wildem berge springet der Rin; der rinnet durch Osterfranken in daz wilde mer. Bi dem Rine



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ligent creftige stete: Costence, Basile, Strasburc, Spire r Wormeze, Megenze, Colne, Uzdrieth, Lagdüoe unde ander groze stete. Da nach hebit Hispania; daz gat anz an daz wendelmer. Da inne ligent VI wite gegine: Tetracona, Cartago, Lusitana, Galacia, Betica, Tuwingen. Die stete bant alle namen von den grozen bargen die dar inne ligent Hispania daz lant lit vil nach gar in dem mer. Ze dem lande höret Britannia ande Engellant, Tybernia, Ahtanos. Uz der insulen swaz holzes braht wirt, daz vertribet daz eitergift war ez iemer Inimet. Indem lande ist ein gegene heizet Schozia; ob dem lande wendit sich die snnne. Umbe der sannen wenden ist da viercic tage steticliche dac unbe sancte Johannes baptisten dac, ande anbe wihennathen ist also lange nath. Da bi ist ein ynsala, alle die boame die in der sint, verlant niemer loub. Dise lant alle ligent in Europa, dem andere teile der weite. [ylws Buch 3.J Heidlauf 59, 1. Migne Sp. § t u. 2.

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Von den toten. Der junger sprach: 'nu sage mir wie ez unbe die toten nach dem tode ergan sule'. Do sprach der meister: 'alse der brutegoum cumet mit einer menie siner riter, so er sine brut enphahit unde si mit gesange hein leitet, alse duot mit den rehten an ir jungesten [zit] unde an ir tode der engel der des menschen huoter ist, cumet mit micheler menie der engele unde nemen die gotes brut, die ist von dem kerker des lichames irlost mit michelme gesange ande liebte ande mit suozeme gesmacke ande fuorent si in die pfalze des geistlichen paradises'. Der junger sprach: 'ist daz paradis ein stat die men begrifen möge oder wa unde



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waz ist ez?' Do sprach der meister: 'ez ist niht ein stat die men begrifen muge, ez ist ein geistlich heimöte der seligen, die gotis wistuom hat gemäht von anegenge, do sie die gotheit sehent von antluze ze antlüze1. Der junger sprach: 'werdent die seligen dar in gefuoret?' Do sprach der meister: 'die gar guot sint unde an der guotete vollebraht sint, so die sterbent, so werdent si sa dar in gefuoret". Der junger sprach: 'weihe sint die di gar vollebraht sint ander guotete?' Do sprach der meister: 'die niht an gotis [geboten] genuoc hant unde me duont danne in got geboten habe, alse die martiler unde munche unde geistliche lüte unde megede, die mit ir martele unde mit ir magetuome der weite widerseit hant, daz si die gotis gebot unde sinen rat begant. Die besizzent sin riche mit rehtem erbe, alse da gescriben stat: „cum dederit dilectis" etcetera, daz ist: „so sine lieben entslafent, so git er in ir erbe"'. Heidlauf 63, 1. Migne Sp. 1160 unten. Von den inder hellin. Do sprach der junger: 'wie sint si da zeheilen?' Der meister sprach: 'die hobit sint in nider gekeret unde die rücken zesamine mit grozen wizen. Do wirt diep zuo diebe, morder zuo morder unde iegelich sunder zuo sime geliehen gesezzet'. Do sprach der jnnger: 'ach daz der mensche ie wart geborn der so groze not liden muozl' Der meister sprach: 'la din weinen sin! Nuwen der tivel unde sine lide lident dize wizene\ Do sprach der junger: 'welz sint sine lider?' Der meiste r sprach: 'ubermuotige, unkuatige, ungetruwe, freze, trenker, luoderer, huorer, huorgelustiger, nider, manslecke, diebe, lugener, meineider, schelter, ronber unde gitige.



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Die dar an werdint fanden, die v&rent zeheilen undecoment niemer wider*. Heidlauf 65, 13. Migne Sp. 1163, § 9. Von den troimen. Der junger sprach: 'wo VOD coment die troume?1 Do sprach der meister: 'etwenne coment si von gote durch etliche cunftige dinc, alse Joseph getroumete daz er siner bruoder herre solte wer* den. Die troume manent ouch etwenne des vil not ist, alse Joseph wart gemanet in sime troume von dem engele, daz er fluhe mit unsenne herren in Egiptum. Etwenne coment si von den menschen. So si etwaz gesehent oder geborent. des seibin gedenkint si indem slafe unde so sie trurich sint wachinde, so trüget si& der troum indem slafe'. Heidlauf 71, 20. Migne Sp. 1168, Mitte. Von dem ende der weite. Der junger sprach: c waz geschiht denne uz der weite ?' Do sprach der meister: 'sü bürnet al zesamene. Alse die sintfluot die wilent fünfcehin clafter über iegelichen berc gie, also dnot denne daz für, daz gat über iegelichen berc fünfcehin clafter*. Der junger sprach: 'zergat denne die weit gar?' Do sprach der meister: 'swaz wandelbere dar an ist, daz zergat, alse frost unde hizze, hagel, dunre, bliczen, weter unde wirt alle die weit erldtert alse si iemer sol sin. Rehte alse die lüte verwandelet werdent, alse wirt dise weit verwandelt. So wirt ein nuwer himel unde ein nuwe erde. Die sunne unde der mane, die Sternen unde daz wazzer erligent alle also dr&te an irme loufe, daz si denne geruowent unde unverwandelet blibent. Der



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liimel wirt denne sibenstunt liebter denne na; die sternen werdent erWhtet mit eime unzalhaftigim liehte; daz wazzer, da inne got nnde sine heiligen worden getoufet, wirt lnterre denne dehein cristalle nu si; die erde die unseren herren doten gehalten hete, wirt alle alse daz paradise. Wen sie och mit der martiler bluote begossin wart, [so wirt sie gezieret] mit manigerhande bluomen, lilien nnde rosen, violen, die niemer «rvalwent, si smeckent iemer mer. So geschiht den guoten niemer mer wedir leit noch ser. A n n . Wörter in [] sind erg&nzt, einzelne offenbare Schreibfehler verbessert, die Schrift im Gebrauch von s und z normalisiert. — pfnessunge zu phn&sen, phneschen 'fauchen', wie är/iu>: Acheron, Heidi., S. Ol; ganeister, Funke; eitoveFeuerofen; spulgcn, gebrauchen, gewohnt sein. — Ganz frei gearbeitete Übersetzung, auffüllt die Wirme und Hingebung im Stil. Zur Übersetzungstechnik vgl. jetzt F. Heidlauf, Das mbd. Volksbuch L., Diss. Berl. 1915

IX. Aus den Predigten des Priesters Konrad. [Wiener HB. 2684, IS. Jh.; vollständig hgb. von SchOnbach, Altdeutsche Predigten, Bd. ELI, 1891; vorher einzelne Stücke von J . Schmidt, 9. Jhrber. d. k. k. Staatsgymn., Wien, 1878 und bei Roth, Deutsche Pred., 1839, Bruchstücke aus Regensburg, die mit einzelnen Kümmern der Wiener Hs. übereinstimmen. Nach Schmidt gehört Konrad, Cuonradus prespiter, wie er sich im lat. Proemium nennt, noch in das 12. Jh. und wirkte in der Gegend am Bodensee; vgl Linsenmayer 285-291.]

P r e d i g t über den H e i l i g e n

Magnus.

Quicumque non renuntiaverit omnibus que possidet, joon potest mens esse discipulus. Ir sult an rufen den



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guten 8&nt Magnum, des tac ir hiut beget, unde salt in vil lieben gots trat hint loben nnde eren, wan er bat unsers berren willen also getan nnde hat im also liebe gedient, daz er iu na zware da ze sinen genaden wol gehelfen mac beidiu ze libe unde ze sele. wan unser herre der sprichet daz: swer in dirre weit ifat des hat, daz im lieber ist denne ich im si unde daz er fur mich minnen wil, dem ist min niht wirdic noch mines riches, wan swer halt alle dise werlt durch minen willen niht versmaht unde swer allez daz durch minen willen niht enlazet, daz er in dirre werlt hat nnde gewinnen mac, dem mac min junger niht gesin noch gehaizen. daz selbe gots gebot unde den selben gots rat den behielten unde erfulten die heiligen zwelfpoten unde alle die die unserm berren ie die liebesten unde die nahsten waren, von diu ist oach zware der selben gots erweiten der guote sant Magnus ainer, des tac ir hiut beget, wan er vil lieber gots trat het daz wol vernomen, daz unsers herren junger, also er selbe da sprichet, anders niemen gesin mac niwan der aine, der durch sinen willen alle dise werlt versmahet. daz tet er vil lieber gots trat, wan er floch von der werlt dannoch do er in siner ersten jugont was unde zouch sich in en munichleben unde ophert sich selben da dem heiligen Christo zaime lebentigen opher. wan do unserm herren, dem heiligen Christo, sin rainiu becherde unde sin heiligez opher liep unde amphanclich was, da erzait nnde eroffent er von siuen genaden vil sciere da mit: wan also er sich durch sine liebe under maisters gehorsam ergeben hete unde dem in sime namen gehorsamt, also ert ouch er in da widere da mit daz im daz wilde gefugele unde die wilden pern gehorsam muosen al nach



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sime gebot unde gab im oocb do dar zuo den gewalt über die bösen unde die ubeln tivel, daz er die niht aiu genoticlichen von den armen mennisken vertraib, sunder daz si halt durch sin heiligez gebet die stat unde die gegende muosen rumen, da er vil lieber gots trat sine reste unde sin haimwesen haben wolte, daz si der armen christenhait dester minder da gescaden mohten. dar zuo baidiu plinde unde chrumbe unde mit swie getanen angesten unde noten die armen sundaere bevangen waren, alle die zuo zim chomen, die trost alle der heilige gots man. dar zuo slug er ainen drachen unde ainen lintwurm, da der vil ubel tivel der armen christenhait mit aht unde da er zwai lant mit hete verirret unde verwuost da ze Chemten unde ze Fuzen, daz da nieman was; die sluoc da paide der gotes reche, der guote sant Magnus, mit des heiligen geistes chrefte unde stifte da zwai chloster unde zwo samenunge. unde ouch von den grozen genaden, die im unser herre verlihen hete, unde durch diu grozen zaichen, diu er begienc, so wart im sin nam verwandelt: wan er hiez da vor Magnowaldus unde wart dar nach Magnus gehaizen, daz sprichet der micheler1. 'Michilei' haizet er vil lieber gots trat wol von rehte baidiu von den micheln unde von den grozen zaichen, diu er begienc, unde daz er ain nothelfsere ist unde daz er den micheln uude den aller obersten gotes traten wol genozsam ist. Ecce nos reliquimus omnia et secuti sumus te. wan da von fraget ouch der guote sant Petrus unsern herren zainen citen: herre, sprach er, was gibestu uns dar umbe ze lone, wir, die durch dinen willen dise werlt verlazen haben? do sprach unser herre: Petre, daz sag ich iu zware: swelhe mir da nach gevolget habent unde die dise werlt dnrch minen willen



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versmaht habent, swenne ich an dem jangesten tage an daz min gerihte chume, dar chomt oach ir mit samt mir unde vertailt unde rihtet da mit samt mir aber lebindige unde aber toten, wan daz sult ir wizen, sprach unser herre, swer minen willen getuot unde mins vater, der da ze himel ist, der ist min muoter unde min swester unde min bruoder. Daz ist der guote sant Magnus, des tac ir hiut beget, der daz verdient hat, daz er mit dem heiligen Christo unde mit den heiligen zwelfpoten an dem jungestem tage sol erteiln über lebentigen unde über toten unde der daz verdient hat, daz in unser herre gehaizen hat durch sine groze genade sine muoter unde sine swester unde sinen bruoder. zuo dem selben herren sult ir hiut fliehen, wan zware der mag iu wol gehelfen baidiu ze libe unde ze sele. Veni, Magne, veni, suscipe coronam, quam tibi dominus preparavit. do der selbe heilige gots trat an sinen jungesten citen an sime totpete gelach, do chom dar zuo zim der biscjf von Ouspurch, der do ze den citen da biscof was, der hiez Tozo. do er do vor sime bette saz unde in vil lieben vater claget unde waint mit sinen chapelan, also er wol muose, do chom ain stimme von himele, die hört der biscof unde alle die die da waren, diu stimme diu sprach: chum her, Magne, chume her unde enphahe die chrone die dir got hat berait. Daz ist der liebe vater, der gute sant Magnus, der sine chrone hiut da hat enphangen von dem himilischen kunige unde der mit der offen gots haimladunge daz frone gots pardyse hiut hat besezen. wan mit der stimme sa do verwandelt er vil frolichen disen lip. zware der herren der haben wir idoch lucel mere, die mit der offen gots haimladunge disen lip verwandelt habent. nu hat unser herre den guoten sant Magnum sunderlichen da N a u m a n n , AJtdentachea ProMleaebnoh.

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mit also gert dar umbe, daz ir desto ,baz salt wizen, daz er in von sinen genaden wol gehelfen mac baidiu ze libe unde ze sele. daz muoz er vil lieber gots trut hiut tuon durch siner genaden willen. A n n . Quelle: Vita Sti. Magiii, A c t Sanct BolL, Sept. II, S. 785; die in Betracht kommenden Stellen hebt Schönbach ans S. 35*6 ff. Stilistisch ist die Bearbeitung völlig frei. Z. 27 wan do unserm Herren, Bech, Zs. f. d. Phil., 26, 261 liest daz statt do, desgl. Schmidt, Litbl. fflr germ. n. rom. Phil.. 1893, 352—368; S. 38 Z. 3 verteilt, Schmidt liest erteilt.

X. Aus dem Sachsenspiegel. [Nach der Berl. Hs. 24 (En) v. J . 1860 hgb. von C. O. Homeyer, 2 Bde., I«, 1861; I I ( 1 - 2 ) 1842-44. Verfasser der ostf&l. Ritter Bike von Repgow (Reppichau im Anhaltischen), als Schöffe von 1209—1233 mehrfach bezeugt, der sich selbst im 2. (allein echten) Teil der Reim vorrede nennt, wohl zwischen 1224 und 1230. Überliefert in nahezu 200 (hd. u. nd.) Hss. Die Spraehe des Originals war vermutlich ein (viell. leise temperiertes) Niederdeutsch. Vgl. dazu C. Walther, Nd. Jahrb. 18, 6 1 - 6 9 ; G. Roethe, Die Reimvorreden des Ssp., 1889; J . Franck, Ans. 26, 121 ff. Unmittelbare Quelle war für Eike seine vorher verfaßte lat. Bearbeitung; die deutsche Abfassung erfolgte nach der Reimvorrede auf Bitten des auch sonst bekannten Grafen Hoyer von Falkenstein. Hauptquelle des Materials war das von den Vorfahren Überlieferte sächsische Gewohnheitsrecht, •. Reimvorr. 151 ff.]

Prologus. Des heiligen geistes minne, die sterke mine sinne, dat ik recht unde unrecht der Sassen beseeide nach godes holden unde na der werlde vromen.



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Des ne kan ik al eine nicht dun. Dar umme bidde ik to belpe alle gude lüde die rechtes geret, of in ienich rede bejegene, de min dämme sin vermide nnde dar dit buk nicht af ne spreke, dat se dat na rechte besceiden oa irme sinne, so sie't rechtes weten. Von rechte ne sal nemanne wisen lieve noch leide noch torn noch gift. Oot is selve recht. Dar amme is eme recht lief. Dar umme sien se sik vore alle die, den gerichte von godes halven bevolen si, dat se also richten, alse godes torn nnde sin gerichte gnedichlike over se irgan mute. Textus Prologi. Got, die dar is begin unde ende aller dinge, de makede to irst hemel unde erde nnde makede den minschen binnen ertrike unde satte ine in dat paradies; die gebrak den gehorsam uns allen to flcaden. Dar umme ginge wie irre alse de hirdelosen schape bit an die tbied, dat he uns irloste mit siner matere. Nu aver we bekart sin unde uns got weder geladet hevet, nu halde we sine e unde sin gebot, dat sine wiessagen uns geleret hebbet unde geistlike gude lüde unde ok kerstene koninge gesät hebbet: Constantin unde Karl, an den Sassen land noch sines rechten tiflt. Buch 1, Art. 1. Twei swert lit got in ertrike to bescermene de kristenheit. Derne pavese is gesät dat geistlike, deme keisere dat wertlike. Derne pavese is ok gesät to ridene to bescedener tiet up eneme blanken perde unde de keiser sal ime den stegerep halden, dnr dat de sadel nicht ne winde. Dit is de beteknisse: swat deme pavese widersta, dat he mit geistlikeme rechte nicht gedwingen ne mach, dat it de keiser mit wertlikem rechte dwinge deme pavese gehorsam to wesene. So sal ok de geistlike gewalt helpen deme wertlikem rechte, of it is bedarf.



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Art. 3, 1—2. Origenis wiessagede hir bevoren, dat ses werlde solden wesen, de werlt bi dusent jaren up genomen, unde in dem seveden solde se togan. Nu is uns kündich von der heiligen scrift, dat an Adame de irste werlt began; an Noe de andere; an Abrahame de dridde; an Moise de Vierde; an Davite d e vefte; an godes g e borde de seste; in der seveden si we nu sund er gewisse tale. Tu dirre selven wis sint de herschilde ut geleget, der de koning den irsten hevet; de biscope unde ebbede unde ebdischen den anderen; die leien vorsten den dridden, sint se der biscope man worden sin; die vrien herren den Vierden; de scepenbare lüde unde der vrienherren man den veften; ire manne vort den sesten. Alse de kristenheit in der seveden werlt nene stedicheit ne weit, wo lange se stan sole, also ne weit man ok an dem seveden scilde, of he lenrecht oder herschilt hebben möge. Die leien vorsten hebbet aver den sesten schilt in den seveden gebracht, sin se worden der biscope man, des er nicht ne was. Art. 20. Nu vernemet wat iegelik man von ridderes art möge geven sime wive to morgengave. Des morgens, alse he mit ir to dische gat vor etene, ane erven gelof. so mach he ire geven enen knecht oder ene maget, die binnen iren jaren sin, unde tflnete unde timber unde veltgande ve. Swar der rrowen die stat nicht n'is mit deme gebu, als ir man stirft, binnen ses weken na dem drittegesten sal se mit dem gebu rumen, so dat se de erde nicht ne wunde. Büdet se't aver to losene na der bare kore jeneme des de stat is, unde ne wil he's nicht, so mut se it wol up graven, deste se die erde weder evene. Blift se aver mit den kinderen oder mit ires mannes erven, lange wile oder karte, ungetweiet mit



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irme gude, swenne se sik dan van in sceidet, se nimt al ir recht an dem gude dat dar denne is, also se't do nemen solde do ir man starf. Blift aver de wedewe na irs mannes dode mit iren kinderen in der kindere gade, dat ire nicht n'is, unde ungesceiden van deme gude unde nemet ire sone wif bi irme live, stervet ire sone dar na, des sones wif nemet mit mereme rechte ires mannes morgengave unde mflsdele ande ire rade an ires mannes gude, dan sin mader, of se irs mannes unde irs selves umbesculdenen were dar an getügen mögen. Bestirft aver de sone in der mader gade, so is't de mader nar to behaldene mit getüge, dan irs sones wedewe. Morgengave behalt dat wif appen hilgen, de gewere aver mit getOge. Süs behalt ok ir nichtele ir rade na irme dode, of se er irme manne stirft, bilker den des mannes mader. Die mader is gast in des sons geweren, unde di sone in der mader. Alle de von ridders art nicht ne sin, die ne mögen iren wiven nicht geven to morgengave wen dat beste perd oder ve, dat se hebbet. Morgengave mat en wif appen hilgen wol behalden ane tüch. Art. 38. Kempen ande ire kindere, spelüde, unde alle die unecht geborn sin, unde die diüve oder rof sünet oder weder gevet, unde se des vor gerichte verwunnen werdet, oder die ir lif oder hut unde har ledeget, die sint alle rechtlos. Die ok jar unde dach in des rikes achte sin, di delt man rechtlos, unde verdelt in egen unde len, dat len den herren ledich, dat egen in die koningliken gewalt. Ne tiet de erven nicht ut ut der koningliken gewalt binnen jar unde dage mit irme ede, se verleset it mit sament jeneme, it ne neme in echtnot, dat se nicht vore komen ne mögen; de echten not sal man bewisen alse recht is. Dienest manne egen ne mach



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in de koningliken gewalt nicht komen, noch buten irs herren gewalt, of se sik verwerket an irme rechte. Echte kindere ne mach de unechte man seder mer nicht gewinnen, he ne diustere vor des keiseres schare, dar he enen anderen koning mit stride bestat; so wint he sin recht weder, unde nicht sin gut, dat ime verdelt is. Buch 2, Art. 28. Swe so holt houwet oder gras snit oder Tischet in enes anderen mannes watere an wilder wage, sin wandel dat sint dre Schillinge; den scaden gilt he uppe recht. Vischet he in diken die gegraven sin, oder houwet he holt dat gesät ist oder barende böme, oder briet he sin ovet oder howet he malbome oder grevet he up stene die to marestenen gesät sin, he mut drittich Schillinge geven. Vint man ene in der stat, man mut ine wol panden oder uphalden vor den scaden ane dea lichteres orlof. Swe nachtes gehouwen gras oder gehouwen holt stelet, dat sal man richten mit der weden. Stelt he't des dages, it gat to hut unde to hare. Swelk water strames vlüt, dat is gemene to varene unde to vischene inne. Die vischere mut ok wol dat ertrike niltten, also vern alse he enes gestriden [var. senden, geschrieden] mach ut deme seepe von deme rechten Stade. Art. 61. Do got den menschen geschup, do gaf he ime gewalt over vische unde vogele unde alle wilde dier. Dar umme hebbe wie is orkflnde von godde, dat nieman sinen lief noch sin gesunt an dissen dingen verwerken ne mach. Doch sind drie stede binnen deme lande to Sassen, dar den wilden dieren vrede geworcht is bi koninges banne, sunder bere unde wolven unde Vössen; dit hetet banvorste. Dat eine is di heide to Koyne; dat andere die Hart; dat dridde die Magetheide. Swe so hir binnen wilt veit, die sal wedden des koninges ban,



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dat sin sestich Schillinge. Swe so durch den banvorst rit, sin böge unde sin armborst sal ongespannen sin, sin koker sal bedan sin, sine winde unde sine bracken solen np gevangen sin, unde sine hunde gekoppelet Jaget en man en wilt baten deine vorste, unde volgent ime die hunde binnen den vorst, die man mnt wol volgen, so dat he nicht ne blase noch die hunde nicht ne grute, unde ne missedut dar nicht an, of he san dat wilt veit; sinen hunden mut he wol wederrupen. Neman ne mut die sat tredden durch jagen noch durch hitzen, sint der tiet dat dat korn ledekene hevet. Buch 3, Art. 44. To Babilonie irhuf sik dat rike, die was geweldich over alle land, die tovurde Cyrus unde wandelde dat rike in Persiam; dar stunt it bit an Darium den lesten, den versegede Alexander unde karde't an Krieken; dar stunt it also lange, went is sik Rome underwant unde Julius keiser wart. Noch hevet Rome behalden dar von dat werltlike swerd unde von sente Peteres halven dat geistlike, dar umme het sie hovet aller werlde. Unse vorderen die her to lande quamen unde die Doringe verdreven, di hadden in Allexandres here gewesen, mit erer helpe hadde he bedwungen al Asiam. Do Alexander starf, do ne dorsten sie sik nicht to dun in'me lande durch des landes bat unde scepeden mit dren hundert kelen; die verdorven alle up vier unde veftich. Der selven quamen achteine to Pratzen unde besäten dat; twelve besäten Rujan; vier unde twintich quamen her to lande. Do irer so vele nicht newas, dat sie den acker buwen mochten, do sie die dorinschen herren slugen unde verdreven, do lieten sie die bure sitten ungeslagen unde bestadeden in den acker to alsogedaneme rechte, als in noch die late hebbet; dar



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af quamen die late. Von den laten die sik verwarchten an irme rechte sint komen dagewerchten. A n m . noch s. r. tiüt, zieht, noch für sein Recht sich beruft; gebu, die Gebäude; kore, Schätzung; uppen hilgen behalden, mit dem Eide beweisen (hilgen, die Heiligen, das Reliquienkästchen); geniere, Besitz, Hans nnd Hof; sünen, beseitigen, verhehlen: diustere = tjnstiere, kämpfe im ritterlichen Speerkampf; ledeken, Glieder, Knoten am Halm; late, der Lasse. — Znm Stile der Rechtssprache vergleiche folgende Arbeiten: J . G r i m m , Von der Poesie im Recht, kl. Sehr. VI, 152ff.; Deutsche Rechtsaltertümer (4. Aufl., 1800) Kapp. I nnd I I ; 0 . G i e r k e , Der Humor im deutschen Recht», 1886; vgl. Zs. f. d. Phil, fl, 187—146; B. T h o r m a n n , Über den Humor in den deutschen Weistümern, Diss. Mttnst., 1007 und die zum Stttck im Anhang genannten SchrifteD.

XI. Aus Eikes (Niedersächsischer) Weltchronik. [Hgb. von L. Weiland, M. G., Deutsch. Chron. H ; erhalten in 26 Hss. (die 26. N. A. 32, 83), 24 bei Weiland. Unter Aufgabe von Weilands unnatürlicher Ansicht halten wir mit K. Zeumer, Festschr. z. H. Brunners 70. Geburtstag, 1010, S. 136-174 und H. Ballschmiede, Nd. Jahrb. 40, 1014, S. 81—140 (vgl. Nd. KbL 33, S. 22) Eike von Repgow fQr den Verfasser auch dieser Chronik, wie sie uns annähernd, jedoch nicht ohne Interpolationen, in der kürzesten Rezension (A) erhalten ist. Weilands Einteilung der Hss. in 3 Rezensionsklassen besteht zarecht Rez. A ist wohl bald nach ihrem Ende (Kap. 366, anno 1226) verfallt; B ist eine wenige Jahre jüngere Überarbeitung von A durch einen (höheren?) Geistlichen, einen Parteigänger des Bischofs von Bremen; Aber C s. unten.]

Kap. 74. Diokletians und Maximinians Christenverfolgung. Se sotten oc hodere bi de porten, in de strate, an den market, bi de bornen, bi dat water, swar ieman



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queme, dat be jehtich moste werden, wider be cristen ofte heiden were. Diu not was also grot, dat de heidenen de cristenen angrepen, de schalk sinen herren, de vader sinen sone, de broder den broder, alse Christus vore gesaget badde. Se namen de alden herren, de man billike eren solde, unde togen se bi den benen also hunde dor de strate unde worpen se to schouwe deme volke vor de lewen unde vor de beren, dat se se tospleten. De edelen megede unde vrouwen, de neman to unrechte angripen ne solde, de togen se bi deme hare durch dat höre. Do verlochnede oc menich, dat he cristen ware; sic dodede oc manich selve durch der pine vorchten, er he wolde vorlochnen sines schepperes. "Wogedan Ion sie van godde hebben, dat wet got alene. It hadde iedoch betere wesen, dat sie de afgodde angebedet hadden. Kap. 327—329. H e i n r i c h der Löwe wird geächtet. . . . . Der hertoge Heinric was do wider komen van Jerusalem. Do buwede de selve bischop OlricLangensten; dat werede ime de hertoge Heinric unde brande de buwinge. Sider buwede he se aver mit des bischop Wichmannes helpe van Meideburch; des ne machte de hertoge do nicht weren. Do sande de hertoge en here heimlike in dat lant, dat solde mit brande unde mit rove de herren locken van der buwinge. Dat here ward vermeldet, unde quemen de Osterherren dar enjegen in eneme nevele bi dem broke unde stridden mit in unde viengen greven Symone van Tekeneburch unde wol driuhundert riddere. Do clageden de vorsten alle over den hertogen Heinrike, unde de marcgreve Dideric van Landesberch



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sprac up ene kamplike dar dat de Wenede hadden zébrant de Marke to Lusiz mit des hertogen rade. De keiser legede deme hertogen hof na hove ; oppet lest do he nicht vore ne qaam, do dede in de keiser to achte dur den marcgreven Diderike. In der achte belef he jar nnde dach, darumbe ward eme verdelet echt unde recht unde egen unde len; dat egen in de koninglike walt, dat len al sinen herron ledich. Des verloren sine kindere dat egen, dat se it ut der koningliken walt nicht ne togen binnen jare unde dage. A n m. Diese Stücke ans der A-Rez. und ohne direkte Quellen ; auf Kap. 74 könnte nach Weil., Lactant., De mort persec. 21, 28, 31 eingewirkt haben. — kamplike spreite* up e»en, jemand beschuldigen unter Herausforderung zum Kampfe; hof legen, gerichtlichen Termin bestimmen. — Zn der Achtformel Tgl. oben Sachsenspiegel I, A r t 88 in wörtlicher Übereinstimmung.

Barbarossas Kreuzzug. Kap. 334. De keiser vor over lant do Jerusalem wart durch Ungeren unde durch Krieken over en jar na der tit, dat he dat cruce nam. De Krieken deden den pelegrimen ledes vile, dat wrac de keiser wol an in, he let se han beidenthalf der strate alse hunde unde gewan in af ane were bürge unde stede, de bi sineme wege lagen. De keiser dwang oc den koning van Constantinopele darto, dat he eme schepinge unde spise gaf over sente Jurien arm. Des soldanes boden van Konin quemen do den keiser mit loser rede an unde mit logenliken moren unde lo veden ime unde deme here grote vulle van spise in eres herren lande to gudeme kope unde



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oc ane kop. Dario vertaten sie de pelegrime onde leten vile spi8e hinder in ande voren mit groter hopenange to Konin ward, wände de soldán hadde in amboden, he wolde sie dopen laten. Do de pelegrime qaemen an dat gebirge, dar des soldanes lant aneging, de beidenen Türken weren uppe den bergen ande wolden in dea wech weren. De cristenen meden do den rechten wecb ande gewannen den heidenen dat gebirge an ande voren over ane schade. Se slogen der heidenen vele ande viengen enen in to groten gelucke; de wisde in den wech, dar se varen solden. De keiser schaldegede da des soldanes boden, dat de heidenen deme here so vile ledes deden. De boden Spraken: 'Herre, da hevest rovere unde mordere an dime lande, de dar schalet in dem walde ande in dem gebirge, des ne kan sie oc min herre hir nicht bewaren; swenne da kumes vorbat, du salt vinden gftt gemak\ Do vor de keiser vord, bi eneme se dar wolde de heidenische vangene, dat se beleven waren durch dat water, ande segede in, se ne vanden vorbat nen water. Dat here ne wolde nicht beliven, in duchte du herberge to na, unde voren vorebat al enen ganzen dach in groter hitte unde leden groten dorat, perde unde lade, unde groten hunger. Se quemen tolest bi en bose brok, dar herbergeden se ande dranken dat water so girlike, dat ire darvan vile siek ward ande storven. Dat here vor vorebat; de Tarken qaemen se an mitgroteme here unde waren bi in nacht ande dach ande schoten uppe se, dat neman ut deme here komen ne machte ane schaden. Do untreden in de boden des soldanes. De keiser vor do vord to Konin; de heidenen stridden mit eme ande worden segelos bi der stat, ere ward ummate vile geslagen. Sin sone, de hertoge Vrederic, gewan de



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wile de stat unde herbergede darin. En burch lach binnen der stat, dar was de soldan uppe; vor der burch lagen de cristenen also lange, wante se den soldan darto dwungen, dar he in des gisle gaf, dat se hadden guden vrede unde güden kop al dur sin lant Do de keiser dannen vor, de heidenen braken den vrede; des behelt de keiser de gisle unde vorde se mit eme to Armenie. Dar wolde de keiser swemmen (over en water) unde irdrank; do ward grot jamer in der cristenheit. Do starf oc greve Ludolf unde greve Wilbrant van Halremunt unde der cristenen vele. Des keiseres begrof men en del to Anthioc, dat ander del vorde men to Surs unde begrof it dar mit groten eren. De hertoge Vrederic, des keiseres sone, unde de pelegrime, swat ere genas, de voren to Anthioch unde darna to Akers. Dar starf de hertoge Vrederic vor Akers. A i m . Gleichfalls aas der A-Rez. und Quelle unbekannt, 8. Weiland, Einleitung, S. 33. , Vielleicht ist an einen Krenzfahrerbrief zu denken." — schcpinge, Schiffe; sthulen, verborgen sein; uHtreden, entritten; Surs, Tyrus.

Von Kaiser Heinrichs Bosheit [Kap. 201 interpoliert in die A-Rez., vgl. Ballschmiede, S. 06, 101, 118; also nicht von Eike. Kap. 202 ans der C-Rezennon, Tgl. unten Nr. XIV.]

Kap. 201 De keiser Heinric de aide wolde noch sioen side halden; he hadde sine bosheit lief, andere lüde doget de overdusterde he. He horde spreken van enes edelen ridderes manheit; daran legede he allen sinen



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•lit, dat he ene geunerede. Enes morgenes vile vro ward de riddere to hove geholet unde ne wiste nicht, dat vor der dore en lewe mit sineme meistere gesät was. Do he vor de dore quam, wol ne was he nicht gewapenet, he ne vlo iedoch nicht. De lewe sprank to ime, den sloch he mit der vost to der erden; de wile gref he an sin swert unde sloch den lewen dot unde ging dannen. Darumme gerede de keiser sines lasteres vorbat mer dan er. He let oc dat beste ore, dat in deme lande was, binden an den Rin to eneme pale, wante itirdrank; it swam nmbe den pal dre dage unde dre nacht. Eneme hunde, de starker was unde snellere danne iender, deme lonede he mit sines selves dode. Kap. 202. He let oc enen man de keiserinnen Agneten bidden erer minne; dat was ere ummere. De riddere bat se vaste; diu vrowe sprach, siu wolde don, alse ere herre gerede. Do dat de keiser vernam, he gebarede, also he riden wolde, he nam des mannes cledere an, de van sineme rade dit geworven hadde, unde quam des nachtes to der keiserinne. Diu keiserinne hadde bereit starke jungelinge an wives gewade, de hadden starke knüppele; se namen den keiser under sie unde slogen ine harde sere. De keiser riep, dat he't wäre. Diu keiserinne irquam is sere unde segede: 'Herre, j e hebbet uvele wider mic gedan'. De keiser let do van torne nakede knechte to der vrowen gan an deme hilegen dage to pinkesten; dat undervieng de bischop Rothart van Megenze. He let oc den man dot slan de in deme rade was. A n m . Quelle zu Kap. 202 die Pöhlder Annalen (MG. SS. XVI.. ann&l. Paldens. a. 1002, S. 71) in elegant-stilisiertem Latein. — To der vrowen seil, ad illam au fem .. . denudatam; — underva»,. Verbindern; — den man = den riddere, baronem (nam illum perdi. inssit); ke = Heinrich.



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XII. Aus dem Mainzer Reichslandfrieden von 1235. [Du erste Stück Keichsgesetzgebang, das in amtlicher deutscher Abfassung erschien, Tgl. Chron. reg. Colon, ed. Waitz, p. 267. In 5 Fassungen überliefert, drei bei Weiland, Mon. Genn. Leg. Sect. IV, Tom. II, S. 260—263; Uber die Überl. S. 248 f. nnd Zentner N. A. 28, 437 ff. Hier Stucke ans der ältesten Überlieferung, MQncbn. Hs. von ca. 1260, deren Text sich im allgem. dem von Zeumer N. A. 28, 442 —474 rekonstruierten Urtext anschließt.]

Ditz ist der fride und ez gesetze, daz der keiser hat getan mit der forsten rat über alle Diutschiu rieh. (15) Swelch sun sinen vater von sinem eigen oder von sinem erbe oder von sinem guot verstozet oder brennet oder roubet, oder wider in ze sinen vienden «wert mit eiden, daz uf sins vater ere gat oder uf sine verderbnasse, beziuget ez sin vater ze den heiligen vor dem rihter mit zwein sentbarn mannen, der san sol sin verteilet eigens and lehens and varends guotes und berlichen alles des guotes, des er von vater und von muoter erben solde, ewichliche, also daz im weder rihter noch der vater wider gehelfen mag, daz er dehein reht ze den guote gewinnen muge. (16) Swelch san an sins vater lib ratet oder vrevelichen angrifet mit wunden oder mit vanchnusse, und er daz vor dem rihter beziuget, als hier vor geschriben ist, der selbe si elos und rehtelos ewichlichen, also daz er niemer wider chomen mag mit deheiner slahte dinge ze sinem rehte. (3) An swem der hantfrid gebrochen wirt, erziuget er daz zen heiligen vor sinem rihter, mit dem der den hantfride gemachet hat und mit zwein andern sentbaeren



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mannen, die ir reht behalten hant, daz der frid an im gebrochen si, der rihter sol jenen ze aht tuon, der den frid gebrochen hat, und sol in niemer uz der acht lan ane des chlagers willen, oder er Verliese die hant drombe. Ez enm als verre, daz er mit dem totslage den fride breche; so sol siner mage einer oblagen aber die selben getat und sol ez och bereden, als hie geschriben ist, und swenn' er daz beredet, so ne sol in der rihter von der aht niemer gelazen wan mit dem tode, nnd sol elos und rehtlos sin. Wil aber im der den hantfrid gemachet oder enphaogen hat niht gesten des rehtes, daz er an im gebrochen si, dem sol der rihter daz gebieten bi des keisers hulden, daz er im sins rehtes helfe, oder zen heiligen swere, daz er niht darumbe enwizze. Lat er daz darh magschaft oder durh deheiner slahte dinch, er ist dem keiser und dem rihter siner schulde schuldech. (13) Der keiser gebiutet och daz bi sinen hulden, daz niemen deheinen pfalburger habe noh deheinen muntman; ern wil ir och in sinen stettn niht. (7) Er verbiutet alle zolle, die sit sins vater tode des keisers Heinriches uf gesetzet sint, so uf wazzer, so uf lande, von swem si uf gesetzet sint, daz si es abe sin, ez ensi als verre, daz dern da hat, gewisen muge vor dem riche, als da reht ist, daz ern ze reht haben sul. Er gebiutet och umb alle zolle, die gehohet sint zunreht, anders denne si zem ersten uf gesetzet wurden, daz man die hohunge abe neme und der zol ze reht belibe, als er sol. Swer die zolle nimet anders denn er sol ze reht, oder an einer andern stat denne da er uf gesetzet ist, man sol in haben für einen strazrouber. Alle die zolle nement uf wazzer oder uf land, die suln wegen und brücken ir reht behalten mit machen und uzzimber und



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mit bezzerunge; und von den si den zol nement, die siiln si befriden und beleiten nach ir mäht, als verre ir geriht ist, also daz si niht Verliesen. Swer dicz gebot brichet ze drin malen, wirt er des vor dem keiser uberziuget als da reht ist, so sol der zol dem rieh ledich sin. (9) Swa zwene mit einander urliugent, der einer oder beide geleit habent, swer dem ze leide die straze angrifet, wirt er des uberziuget als reht ist, über den sol man rihten als über einen strazrouber. A n m . berltduit, manifest«. — Der lat. Text ebda. 241—247 nnd bei Zeumer 443 ff.; inhaltlich meist enge Übereinstimmung, sprachlich aber wohl ganz die deatsche Terminologie, die in den lat. Test ZD weilen herllbergenommen worden ist. Daß der deatsche Text das Primäre ist nnd die Grundlage des lat. Textes, der seinerseits erst eine (z. T. freie) Bearbeitung des deutschen Textes darstellt, erweist Zeamer Ze. der Savignystiftung 23, Stadien nnd Neues Archiv 28, 475—483.

XIII. Aus der Hohenfurter Benediktinerregel. [Md. Übersetzung der Benediktinerregel in einer Hs. des 13. J h . aus der Abtei Hohenfurt in Böhmen, bgb. von W. Scherer, Zs. f. d. A. 16, 221-279. Eine 2. Übersetzung des 13. Jhts. in einer Engelberger Hs. ed. P. Troiler, Geschichtsfreund 30. 1—72, 1884; eine 3. des 13. Jhts. aus einer Mttnchner Hs., vermutlich oberbayr. Abschrift einer älteren Interlinearversion, ed. Schönbaeh, Wiener SB. 98, 1881, 921—971 (mit gelegentlichen Reimen (S. 921); ebda. S. 971 u. 970 Nachrichten und Ausstlge aus 2 weiteren Übers, der Br., 13. u. 14. Jh.]

E r g o qui nomen ab b a t i s . . . (229, 24). Swer einis abbetis n&men phehit, der sol mit zwivaldiger lere sinen jungerin vor sie, daz ist daz er daz



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gute and alle heilicheit mör mit den wirkin dan mit den worten wisen sol and den verstentdiltchen junger sol er vur legen unsirs herren gebot mit den worten, aber den herten und den einveldigen so wise er mit sinin tetin di gotelicben gebot. Alliz daz er lerit sinin jungerin widercem si, daz wise an sinen werken nit ce tünne st, daz er nit notiare funden wert der den andern vor predigit, und daz ime von gote zu gesprochen werde 'War umme sagis du min recht und war umme nimis du min urkunde durch dinen munt? Abir duo azzis diu zucht und verwirfez hinder dich mine rede. Dir in dines brüder ougen sehe diu agenin, in din selbes ougin sehe du nith den träin. Ez enwerde nechin persona von dem abbate in dem clöstre undirschidin. Einer werde nit mer geminnet den der ander, wene den er mit den gütin werken oder in der gehorsam bezzer vint. Der edel enwerde den anderin nith vurgesezzit, ez ensi daz iz ettislich redeliche sache undirvähe. Ist iz also daz redeliche sache recht tichtit und den abbet also gut dunkit, so tu er daz von eines iecliches ordine. Abir andirs so haben ein iesliche sine stat: wände, er si eigen oder vri, so sin wir in dem heiligen Christo alle ein, und under einime herren so trage wir eine gliche ritterschaft des dinistis, wände er undernimeth nechein adil an den persönin. AI eine in disime teile werde wir von ime underschedin, ob wir bezzir und dimütigir vor ein ander in den gutin werken fundin werdin. Durch daz werde ein gliche minnen in allen zu irboten und nach den werdin ein zucht. A n m. Z. 23 haben Beil. si. Vgl. die ahd. Interlinearversion bei Brenne, Ahd. LB. in Sttlclc III. — Z. 3 wirkin (: worten), aber Z. 6 titin (lat. beidemal factis, ahd. beidemal tatim). N a u m a n n , Altdeutsches Prosalesebneh.

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XIV. Novellen aus der Niedersächsischen Weltchronik. [Sie entstammen der Rezension C dieser Chronik, deren ursprünglichste (A)-Fassang das Werk Eikes von Repgow ist (s. o. Kr. XI). Oer Redaktor, ein Parteigänger der Weifen, war viell. ein Mönch des St. Michaelsklosters zu Lünebarg; Tgl. die oben Nr. XI genannte Untersuchung Ballschmiedes. Nach Ballscbmiede ist 0 1248 entstanden. So gering die Historiker diesen uns anbekannten Mönch bewerten mögen, so hoch maß ihn der Literarhistoriker als prächtigen Novellisten schätzen. Quelle für die Novellen ist ihm die Kaiserchronik.]

1. (Kap. 119.) D i e N o v e l l e von d e r C r e s c e n c i a . Heraclyus hadde enen broder, de het Narcissus, sin wif was geheten Elysabeth. He was en alt man unde ne hadde des ninen müt, dat eme ienich kint worde. Danimme baden se got, dat in en erve worde. Se worden van gode getwidet. Dia vrowe wan do twene sone, de ene wart geheten Dideric de witte, de ander Dideric de swarte. An ireme sesten jare starf ir vader unde ir müder. De kindere toch men mit groten tuchten, wante se swert nemen solden. Romere wolden oc, dat se wif nemen. De koning van Afrike hadde ene dochter, diu was vollen schone unde van wisen gemüde, siu was geheten Crescencia. Dese wolden Romere geven deme anderen herren, swilch so ere it were. De koning ne wolde so nicht don, wante er ander in darumme verdenken solde. De kore wart gegeven dere vrowen. Siu kos do Diderike den swarten. Darumme drScli Dideric de witte to der vrowen enen hemliken hat immer mer. Dideric de swarte solde nicht vil lanc darna varen ene



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herevard over mere. He nam do rat van vrnnden onde van mannen, war he sine vrowen erlike lete behalden, wante he wider queme. Men gaf ime den rat, dat he se wider eren vadere unde erer müder sande, dat ere diu herevart nicht ne mochte vorlangen. Crescencia antworde herren Diderike irme herren do, si sprach: 'Herre, it were umbildich, dat du mich minen vader onde miner müder sandes. Des ne wil ich di nicht gerne volgen. Se mochten des wanen, dat ich die untogelike gehandelet hadde. Wultu mi des hören, ich geve de daromme enen vele beteren rat. Dn hevest enen broder, deme da wult bevalen de lant. Beval oc mich eme. Ich trnwe oc ime so wol, dat he sine tueht unde sine ere an mi wille behalden. So machtu varen sunder sorge'. Dideric de awarte beval do sine vrowen Crescenciam sinen brodere Diderike deme Witten üppe broderlike truwe, dat he mit allen vlite ere schone plege, unde hof sich an de herevart. Nicht lanc darna Dideric de witte vorgat de brodertruwe unde bat de vrowen erer minne. Crescencia wart harde unvro, siu dachte, we siu sich ime untsegede, siu sprach mit weinenden ougen: 'Herre, we dostu so. Ja bin ich dines broder wif. Wultu an mi vergeten dine truwe, vreisket it de Romere, we hebbet verlorn unsen lif'. De ungetruwe man sprach do: 'To wive ne rochte ic din nicht; wane dat du mic versprakest unde schändest unde minen broder namest, de mi ungelic was an aller hande vromicheit, dat sal mi immer leit wesen. Du ne beterest mi dat, na dinen schänden so will ic stan. Crescencia do dachte, mit weleken listen sin ere laster vristen mochte. Siu sprach: 'Ob du willist, •dat ich dinen willen do, so salt du buwen enen torn



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vast unde böge, dar we uns oppe mögen unthalden. Swenne Romere vreisket de mere, dat wi untruwelike wider diuen broder dotb, se steinet uns werlike\ Dideric buwede do enen torn. De leget jegen de Tyberbrugge. He makede amme den torn enen viereggeden mantel van Witten marmore, de stene sin ummate dicke unde lanc, se sin gelodet to enander mit bli unde mit eserinen crampen. Uppe der Vierden egge jegen dat suden stet en osse gehouwen an enen sten. Men seget, dat en merosse toge de groten stene al tosamene. Binnen deme mantele is gebuwet de torn van tegele, senewolt unde ho, vile schone woninge sin darovene uppe. It is wol der besten en, de ie gebuwet wart. He het noch Criscancia. Do de torn volbuwet was, he bevel der vrowen harde wol. Siu sprach: 'Herre Dideric, du salt laten smiden slote so vaste, dat se neman tobreken ne kunne. Darmide wille we uns besluten, dat uns daraf neman gewinnen ne mAge. Du salt uns darup spise gewinnen laten, de uns genoge to eneme jare. Heilichdom salt da oc darup bringen, dat wi anbeden'. Do it al bereide was, Dideric de vrowen manede umme dat gelovede. Si sprach: 'Herre, du salt vore gan, ich wille di volgen. Dideric vore trat, Crescencia de dore na ime totoch, siu beslot den untruwen man vil vaste mit den slotelen. Dideric bat de vrowen sere, dat siu ine der not irlete, he wolde it ere vile dure loven unde sweren, dat he ere nimmer mer laster beden wolde. De vrowe sprach, dat siu des nicht don ne wolde, siu ne wolde oc ene nicht eiden, he hadde darinne win unde brot unde alles des he bedorfte, he moste eres herren darinne beiden. Do diu vrowe al de slote besloten hadde, siu hudde de slotele, dar se neman vinden ne künde. Dit



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gescha so heimlike, dat neman ne wiste, war herre Dideric hinen komen were. In deme achteden jare Dideric de swarte begunde widerkerren van der herevart. He umbot siner vrowen, dat he widerqueme. Crescencia vrowede sie sere, dat ire herre widerkomen solde, siu ging heimlike to deme torne, dar hadde Dideric de untruwe man twe jar inne besloten legen. Siu sprac: 'Herre Dideric, iuwe broder komet wider van der herevart, je solen ene minnichlike untfan. Of ieman vrage, war je so lange sin gewesen, so sole je seggen, dat je enes morgenes reden an dat velt beten mit iuwen valken. Dar waren heimlike viande, de in gevangen hadden wante na. Na hebben se ia gereden latetf. Dideric dankede der vrowen innichlike unde bat se erer hulde, dat siu ime wider sinen broder gnadich were. Siner untruwe he dannoch nicht ne vorgat, he dachte wo he lugene van der vrowen sinem broder vorebrachte. Do se an dat velt tosamene quamen, Dideric innichlike umme sine lieven vrowen vragede, we siu sich hadde, of sin gesunt were. De ungetrawe man antworde ime drade: 'Van der vrowen ne mach ich di nine güde sagen, siu hevet dich vorgeten unde unkuscheit geplogen, dat ich di de rede nicht vollen seggen ne dam'. Dideric tornede sere do uppe de unschuldigen vrowen unde sprach: 'Broder, nu siu mich vorsmahet hevet, du salt ere nemen den lif, dat ich se nimmer mer ne se'. De vile ungetruwe man sande do drade to der vrowen, he het se vahen unde binden unde werpen van der Tyberbrugge. Do vlot siu an deme sande jamerlike, sint wart siu iedoch van eneme vischere gevunden. Got richte do over de Diderike beide, se worden masilsuchtich unde an irme live vil uncreftich.



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In der stunt, do diu vrowe wart geworpen an des wateres grünt, en vischere toch sine nette, diu vrowe vlot an dat nette, he toch se to deme lande. Do de vischere de vrowen sach, he vrowede sich sere, he beval se sineme wive, dat siu ere plege mit vlite. Diu vrowe verhalede sich do; he vragede, wannen siu were; diu vrowe antworde ime, siu were en arm vrowe, unde bat ine innichlike, dat he se heimlike dar mit ime behelde, siu wolde ime wesen underdan unde dienen mit allen vlite. Do de vischere sunder viske to hove quam unde man ine durcluppelen wolde, he sagede* 'Do ich vische van solde, do vienc ich ene schone vrowen mit mime nette, dat hinderde mic der vische. Were siu verdrunken, dat were schade unde sunde'. Man het in des anderen dages de vrowen to hove bringen. Des anderen dages brachte he de vrowen vor de hertoginne. Siu untfenc se minnichlike, also of siu ir genot were, unde hadde se vor ene juncvrowen an irer kemenaden. Siu let se oc wol cleiden, wante se irbarmede ire schonedane. Do de hertoge van hove quam, he was grotes ungemodes, in ne dorste neman grüten. Diu hertoginne sprach: 'Herre, we bistu so umm&dich widerkomen van der langen herevart, du bringest uns leide mere. Ich vorchte miner lieven vrowen vile sere*. De herre antworde der vrowen do: 'Ich sage di en mere, dat di werlike leit is. Mine herren beide ligget an groter suke unde an micheler not. Min vrowe is gedrenket. Werne mach dat g&t danken. It claget Romere alle vile sere'. Do sprach diu hertoginne: 'Man brachte mi eines dages ene vrowen, diu is wol getogen unde van herlikem gebere, man vant se an deme w&tere, ich ne wet, of se ieman darin werpen heite'. He sprach: cLieve, nu lat mi bringen dat wif,



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dat ich se se durch willen miner vrowen. Geve got, dat siu dat were\ Do vrowe diu vor ine gebracht wart, verwandelet was ire lif an ougen unde an deme hare, dat he se nicht ne bekennen mochte; he ne truwede oc des nicht, dat sin vrowe levede. He het iedoch der vrowen untwiken unde untfenc se minnichlike. He vragede se, we siu were unde van wannen siu dar komen were in deme watere, dar se de vischere gevunden hadde. Diu vrowe sprach: 'It is ne nicht, herre, so du wanst. Ich unde mine vrunt solden hin to Rome varen, do quam it van unsen sunden, dat van storme unse schip tobrac, unde verdrunken alle de mit mi dar waren. Ich genas aleine unde quam an en sant, dar mich de vischere vant'. De herre let ire do plegen mit michelen eren unde bat se, dat siu wolde sines sones plegen unde tucht leren, he het se oc meisterinne durch de lieve sines kindes. Also daden alle de sine. Diu vrowe was biderve unde kusche, wol gemüt unde milde, unde allet, dat men an sineme hove don solde unde laten, it stunt an irme rade. Des vergonde ire en bose man, des selven hertogen vizedom. He gedachte mit allen vlite, we he ire ere ere neme, he sande ire boden heimlike, he bot ere richeit unde grote ere, he bat se erer minne; dat was ere vil ummere. Siu urabot ime do wider, it vogede |ime ovele, dat he sie mit so armer vrowen vorgete, it were oc ime grot sunde, dat he se vorkevesen wolde, do echte war' ith ime to sma. Do sin wille nicht volgan ne mochte, he quam dar siu sat mit anderen vrowen, he schalt se ummerlike, he wolde se slan unde stoten mit den voten. Des ne stadeden nicht de andere vrowen. Siu begonde sere wenen unde clagen ere not, unde dat men se armen eilenden so jamerlike solde sehenden. Do rieden ire de



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megede, dat siu dat weinen lete sin unde clagede it irme herren, it solde ire wol gericht werden; se wolden't oc alle clagen. Siu sprach, siu ne wold'it nuwet clagen, he machte's se darna wol vordragen. Enes avendes spade ginc de bose man to der kemenaden, dar di vrowe inne slep mit des hertogen kinde. Do wart en michel wintstot. In deme selven winde slot he dp de kemenaden unde nam dat kint ut der vrowen arme. He snet ime abe sin hovet unde legede it wider an der vrowen arm, alse siu selve it gedan hadde. Dannen ginc he do drade to sines herren kemenaden. He sprach: 'Herre, je solen upstan, gan to der mettine. J a schinet der dachsterne'. De herre sprach: 'It is noch to vro, min meisterinne kundeget mir wol de tit. Ginc iedoch unde se, of se wake'. He ginc vil drade to der kemenaden, dar diu vrowe inne was, he stotte de dore mit dem vote, dat siu brac, vil lüde he do scrie: 'Wol up alle de hir sin, unse meisterin hevet gemordet mines herren kint*! Do diu vrowe dat blüt sach, siu grep na deme kinde, dat dar dot was. Siu sprach: ' 0 we, wat hevet men mi geweten; ich bin der dat unschuldich1. De hertoge sprac do mit groten ruwen: 'Nu hebb' ic miner truwe vil luttel genoten; wat hevestu, vrowe, mi geweten, dat du min kint hevest geslagen? Ne hadde ich di nicht gelonet, du soldest iedoch godes an mi schonen. Siu sprach: Clch bin ane schulde komen an dise not, van diu ne vorchtf ich nicht den dot. Do mit mi dat du willest; ich hebbe wol vorsocht, dat got min nine roket, des ne mach mi neman helpen, it ne wille danne got selve bedenken'. Do sprach de untruwe vizedom: 'We dam siu nu werden lut, de logene irdenken? Men solde se to recht drenken an der vlotf. Do sprach de hertoge: ' W e solde sich an wive



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rede keren. Were siu wol gedodet, so were iedoch de schade gesehen. Men sal se hinen laten gan, dat siu uns nine andere sunde ne make mere'. Do sprach de bose man: 'It schinet wol, dat got ere lives noch eren ne gan, siu hevet dich mit tovere bevangen, du wilt van ir groten schaden gewinnen9. Do sprach de hertoge mit vil drovigen müde: 'Nu do ire dat du willest. Mine sake nim to di\ De vil ungetogene man sloch do de unschuldigen vrowen mit der vust an ire wangen vil sere, dat ire oren, nase unde munt tobraken. He crazede ire ougen, ire har he torofte unde brac, bi den beinen toch he se van deme burchgraven an dat water, dar he se drenken wolde. He stotte se an des wateres grünt, siu beval gode ere sele. Twe dage vlot siu an deme watere. Do quam siu an en werder, dar siu besät. Sente Peter quam to ire gan unde sprach: 'Vrowe, du hevest godes hulde. He hevet di geven ene gnade, swe so di dot sine bicht uppenbare, de wirt gesunt van allerhande suke'. He nam se bi der hant unde ledde se over de vlot up dat lant unde wisde se wider to der burch, dar siu af geworpen was. De hertoge unde sin man worden beide malat unde also uncreftich, dat se ne mochten noch hören noeb sehen noch spreken. Diu vrowe quam wider in de burch, dar ne bekande se neman, wante siu so sere van ire selven komen was, dat se neman bekennen ne mochte. De bürgere vrageden di vrowen, uf siu ieneger suchte bftten konde, ire herre bi twen dagen were so sek geworden, dat he sines lives nine gewalt ne hadde. Diu vrowe sprach: 'Bringet mi to iume herren. Van godes helpe will' ich ime raden. Do siu den hertogen anesach, si sprach: 'Wiltu bekennen uppenbare dine missedat, de du hevest gedan, so wirt din vile g&t rat?.



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He bekande sich tohant, unde oc de untruwe, de gedan was an der eilenden vrowen, unde wart gesunt an der selven stunt. He bat se, dat siu oc hulpe sinem manne. De ne wolde nicht sine sunde bekennen. Sin herre sprach: 'Bege swaz so du hevest gedan, ich vorgeve di alle de sculde, de du an mi ie gededist'. Do bekande he den mortli sines herren kindes unde de untruwe, de he began hadde mit der eilenden vrowen. De herre sprach to deme ungetruwen: 'Dat du wider mi hevest gedan, dat is di van me vergeven, de missedat aver, de du hevest began an der vrowen, de will' ich an di wrekerf. He het ime tostoten de ben, buch unde den rugge, werpen an des wateres grünt als enen unreinen hunt. De hertoge sagede do der vrowen umme sine herren, de to Eome weren so uncreftich, dat in neman helpen ne mochte, unde bat se mit eme dar komen. Diu vrowe, do siu eren herren anesach, siu beweinede sere sine ummacht unde sprach: 'Bekenne, herre, dine missedat, di sal wol rat werden'. Also dede he tohant, iedoch ne wart he nuwet sunt al wante he bekande de sunde, de he an siner vrowen hadde gedan. Do wart he sunt, alse he davore was. Des vroweden sich Romere alle unde loveden de craft unses herren. De herre bat do de vrowen, dat siu durch goddes minne sineme brodere van siner not wolde helpen. Siu dede, alse se de herre bat, siu ging dar sin broder lach unde sagede, dat he sine sunde overlut bekande. Des ne wolde he nicht don, he wolde er sterven. Te jungest moste he doch bekennen, swaz he ie gedan hadde, unde oc de groten untruwe, de he began hadde mit sines broder wive; do wart he sunt Crescencia was do mit erme herren Diderike mit tuchten unde mit minnen en jar unde twe manede,



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darunder schopen se ere ding. De herren beide wordenmoneke, de vrowe vor ane Clus. Se vordieneden alle unses herren godes hulde. A n m . Quelle: Kaiserchronik 1 1 3 5 2 — 1 2 8 1 2 ; zur Sagengeschichte Massmann 3, 893—917. Die Prosa vereinfacht vieles und streicht mancherlei Motive und poetische Züge, wobei freilich auch, besonders in den Turmszenen, einiges vom Geist und der großen Ironie der Quelle verloren ging. — Von den Reimen sind selbständig: eiden : beiden; eilenden: sehenden-, clagen : vordagen\ gesunt: stunt; grünt: hunt; die übrigen 7 gehören der Quelle, auch sanl : vant = Vers 11984 f.; 12 071. — Die Beinamen sind neu, ergeben sich jedoch aus Vers 11403. — S. 51 Z. 25 vgl. ja ne ruoch ich din ze manne, V. 1 1 5 0 9 ; S. 51 Z. 27 vgl. den ungetanen Dieterichen r V. 1 1 4 0 9 ; S. 55 Z. 26 vgl ze konen weer ich im ze smeehe, V. 12131 ; S. 56 Z. 29 dö sprach des herzogen trüt, V. 12 3 0 1 ; S. 57 Z. 4 vgl. daz dir (!) got niene gan diner eren noch dtnes libes, V. 12 314 f. •— twiden, gewähren; schonedane f. Schönheit; untwihen, Platz machen/ echt, stn. E h e ; ummerlike, in ungeziemender Weise; hegen st., beichten.

2. (Kap. 56.) D i e N o v e l l e vom H e r z o g

Adelger,

Bi sinen tiden was en hertoge to Beieren, de het Adelger. Man sagede deme keisere, dat he in deme rike vile uveles dede. Den keisere tornede dat, unde sande na ime, dat he to Rome to hove queme. De hertogeAdelger nam rat van sinen mannen, wat he darumbe don solde. Under in was en wis man, de sprach to deme hertogen: 'Herre, ich rade, dat du des keiseres bot nicht ne versumest. Romere sin so grimme, ne dostu des nicht, se verdrivet dich mit allen dinen mannen', Adelger mit sinen vrunden vor do to deme keisere. Hesach ene tornliken an unde sprach: 'Wo dorstestu ie komen dar ich bin, wante du dat rike so gelasteret hevest, dat du van rechte din lif verlesen saltf. Romere



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undervengen dat, si Spraken: 'Herre, he is en edele man, he scal an di gnade vinden. Lat ene de scnlt betören na dineme willen'. De keiser dede der Romerc rat, he snet ime af dat har bi den oren, de cledere van nidene wante an dat kne. De hertoge wart drüve unde clagede sin laster sere. He sprach to sinen mannen: 'Betere were mi de dot. Wo scal ich it iemer verwinnen to minen eren?' Sin wise ratgeve sprach do: 'Herre, ne drüve nicht so sere. Is scal güt rat werden. Bet al den, de mit di hir sin, dat se sich alle besniden also du besneden bist, son ist di nicht lasterlich dat de keiser mit de hevet gedari. Dat gesca. Des anderen dages do he aver to hove quam mit den sinen, de alse he besneden waren, de keiser mercte dat sere. He sprach: 'De di den rat hevet gegeven, den scaltu mi taten'. Ungerne he dat dede, it moste iedoch also sin. De hertoge scolde wider to sinme lande, he bat do den ratgeven, dat he eme rede, we he an sime lande behuden scolde de scande. De wise man ime do ret, he sagede: 'Da scalt vore senden to lande, bidden unde bieden, geven unde loven, dat alle de in dineme lande wonet, dat se sich also besniden, so ne went it de neman uvele'. De herre ret do wider to lande, sin wille was ergan, als ime raden was van deme wisen manne. Darvan quam dat de Dudischen hebbet toppe, unde oc manich ander diet, de darvore hadden lanc har. Se hebbet oc kortere cledere den andere lüde. De ratgeve blef mit dem keisere. De hertoge Adelger ni vorgat sine alden sede; dat rike rovede he aver sere. De keiser bot ime aver wider to hove. De hertoge sande drade to Rorae sinem vrunde, wat he darumbe don scolde. De wise man antwurde dem boden also: 'De wile ich dines herren



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man was, do scold' ich billike eme raden. Sint he mich deine rike gaf, ne mach ich eme nenen rat geven, wente it ginge an mine ere. Kum doch morgen mit mi to hove vor minen herren, ich will eme seggen en mere, dat scaltu merken digere, unde segge't dime herren'. Do de wise man vor sinen herren quam, he sprach: 'Herre, ich wille de seggen en selzen mere. En arm man hadde enen garden, van dem he sich generede, dar wonede in en hert, de des mannes crut at unde sinen tan tetrat. De man de wart des enware, he jagede den hert to der stegelen, dar he over sprangen was, he sloch ime af sine ore unde wundede ene sere; de hert quam doch hinen. Darna quam he aver wider unde dede alse he wone was. De man quam gerannen, mit ener Stangen sloch he den rec dot to der erde. Den hert he do toworchte. En vos was darbi, de gref des hertes herte, dat is de man nicht ne wart inne. Do de man dat herte nicht ne vant, he ref sime wive. He sprach: 'De hert, de unse crut at, de ne hevet nin herte'. 'Truwen\ sprach de vrowe, 'ich will is wol getruwen; he wart negest so sere geslagen, hedde he herte hat, he ne were here nimmer mer gekomen'. Dit mere mercte de bode unde saged it sime herren. De hertoge vernam dat wol, dat he to hove nicht komen ne mochle, he ne hadde verlorn sin lif. He saged it sinen mannen unde vrunden unde scop sich te were gegen deme keisere, so he best mochte. De keiser scop sin orloge wider den hertogen, he gebot al den vorsten, de umme ene gesetten weren, dat se orlogeden den hertogen Adelgere. Swave unde Beheme, Ungere unde andere herren verwan de hertoge Adelger mit groten eren. De keiser quam do selve mit groter craft der Romere, de hertoge dar weder en, an



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d a t velt te Brixe quemen se tosamene. De storm wart dar vile grot, der Romere beleven sestich dusent dot; de keiser quam van der walstat in dat lant to Engelant. Anm. Quelle: Kaiserchronik (ed. Schröder) 6624—7135; zur Fabel Massmann 3, 784—819, Grimm, D. S. 497; znm Tiermärchen vom gegessenen Herzen, M&llenhoff, Zs. 18, 1 ff., Scherer, Zs. f. östr. Gymn., 1870, 43 ff. — Namentlich im Dialog selbständig und sehr knapp; die Sympathie für den Herzog and seine Baiern gemüßigter; einheitlicher, indem auch der 2. Bat betr. die Schur der Baiern daheim dem weisen Manne Übertragen wird; der abgeschnittene zagel des Hirsches und die Dummheit des Boten, der die Beziehung des Märchens nicht versteht, wird übergangen, anch der Tod des Kaisers Sevenig in der nur ganz kurz angedeuteten Schlacht. Die Reime lande : scande und natürlich auch at : trat, grot : dot fehlen der Quelle. — top stm., Schopf, kurz geschnittenes Haar; •degere, digere, völlig gänzlich; rec stm., Hirsch.

3. (Kap. 41.) D i e N o v e l l e v o n der

Lucrecia.

Under den alden koningen to Rome was en de het Tarquinius. He was de homüdigiste man, de ie cronen •uppe sin hovet satte. Bi sinen tiden en edele man van Triere, de het Gonlatinos, de sloch enen vorsten van Triere. He wart vluchtich van der stat unde quam to Rome. Romere untfengen in willichlike, alse se deden alle de van anderen landen verslagen weren. H e was •den Romeren vil underdan unde stridde under eren vanen dicke mit groten vlite. Des wunnen ene de Romere lief. Si Spraken, he scolde wif nemen van Romischen vrowen, de eme wol teme unde sin wille to stunde. Ene vrowen oam he do diu het Lucrecia. Si was van bilden sinnen unde van gfiden gemflde. Dabi in der stat to Biterne was under stunden tooorth van ridderen unde spil van vrowen. Dar quam



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de riddere durch dat spei dicke. Trierere vernamen dat, si sanden do to Biterae grovelike silver unde golt, se wolden, dat de riddere irslagen worde. De vrowen hulpen ime dannen. Collatinus clagede dat dem koninge unde den Romeren allen. De koning mit den Bomeren besät de stat mit groteme ummüde. De stat sturmden se do mit micbeleme grimme, iedoch Biternere de stat behelden to den stunden. Romeren was dat unwert, se loveden, nimmer dannen te komene, diu stat ne were gewunnen, unde de bürgere geslagen alle. Underdes de Romere enes dages blide weren, si Spraken under in van güden beleden, de in deme rike weren, unde oc van güden orsen, van winden unde van viderspele, to jungest van sconen vrowen, de underdan waren eren mannen. lewelich lovede de sine, de Trierere lovede oc sin wif, dat siu vrome were. De koning do sprach: 'Collatin, du verlovest din wif vor mi to sere, ich hebbe ene vil sconre unde vil bat geboren'. 'Dat temet deme rike wol', sprach de Trierere. Oc gaven se darumme en pant, dat er ander vromer were. Si reden beide wider in de stat to Rome unde quamen to des ridderes wive. Diu vrowe was rede to allen sinen willen, siu bot drade eten geven, siu scencte selven mit eime guldinen nappe irme lieven manne. He got den dranc under ere ogen. Siu niech ime mit groten tuchten unde toch an sich andere wat. Siu quam scere mit enen anderen guldinen nappe, den scenkte siu deme koninge do mit tuchtelicheme late. De sagede, diu vrowe were wol biderve unde vrome. Si reden do to des koninges hove. Diu vrowe sprach, siu ne mochte ine nicht untfan, he were komen to spade. De koning moste riden dannen unde quam wider to sinen mannen. He sprach: 'Collatinus hevet gewunnen



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dat p a n t Sin wif is vromer danne min". Hirunder was gegeven en vride, de vrowen van Biterne stigen up de muren, de riddere baten se dar to in komen. Si Spraken: Edele Romere, w a t hebbe wi vrowen gedan, dat wi mit unseult solen sterven? J a wäre w e ie rede to alle sineme dieneste, w e hulpen oc ime ut der stat, do man ine slan wolde. D e sculdigen latet des antgelden'. Romere Spraken do, si wo) den dat tün durch der vrowen ere, dat di unsculdigen ledich weren. Diu stat wart gewunnen, de sculdigen alle irhangen. D e koning quam aver wider to Rome, he begunde tornen sere uppe de koninginne, he verwet ere, dat siu hedde ine versmat. Diu koninginne wart sere wenende, si sprach, it were ire innecliken leit, siu wolde't iemmer mer verdienen, dat he ire dat vergeve. Siu sprach aver: 'Herre, ich bidde oc des, dat du me behaldes min ere. Den rat will ic di geven. Ich ne kome anders nimmer mer, dar ich do dinen willen. D u scalt komen to der vrowen unde mit ere vrolich wesen, du scalt dich nahen dere kemenaden, dar siu inne slapet, irer minne scalt du se bidden, des siu nicht ne tot mit eren willen. Enen riddere seif to ir darin, sprich, du willes künden allen Romeren, de riddere si bi er gevunden, so dot siu durch not allen dinen willen'. Collatinus was utgereden, de koning dade alse in de koninginne bat. H e volbrachte drade iren rat. Lucrecia do sande haste na irme herren unde bat in, dat he balde to ire queme, of he se levendich sehen wolde. D e wert quam drade to hus, siu untfenc ene mit groten vlite unde bat ene, dat he durch ere lieve eren magen unde sinen vrunden makede enen wertscap; siu wolde mit in gerne blitscap hebben. E r e wille de gescha. D o de wertscap blidest was, siu bat se alle



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hören ire laster, siu in allen clagede, siu sagede offenbare, we de koning ir ere hadde genomen. Alse se de rede vollenbr&chte, siu stac sie dot, unde de wertscap wart mit groter clage unde wenende gesceden. Romere clageden de vrowen sere, se tornden oc up den koning unde verdrieven in ut der stat. Collatin volgede ime do na unde stac ine dot unde ontret, dat dat neman Vreschen ne mochte, war he hinen komen were. Arno. Quelle: Kaiserchronik 4801—4830; snr Fabel Massmann 3, 714—726 und Voigt, Bar. tt. d. Verh. der kgl. sSohs. Oes. d. Wiss., ph. hist CI. 85, 1 - 8 6 , 1888. — Die Prosa knapper im Dialog und zurückhaltender, kürzer in Schilderungen des Kampfes, Gelages usw., »ach in Reflexionen. — Die Reime dannen: mannen, ere : weren, bat: rat nicht in der Qnelle. — S. 62 Z. 15 boort = boorth, boknrt, bohort; S. 68 Z. 2 grovelike, hänfen weis; S. 68 Z. 19 er ander, ir ander, einer von beiden; S. 64 Z. 6 sineme, des Collatin a s ; stippen, schicken.

4. (Kap. 137.) K a r l s s p a n i s c h e r F e l d z u g . Do koning Karl orlogede in Hyspania, he gewan stade unde bürge, he dwang de heidenen sere unde makede se gode horsam. Do he quam an dat lant to Averne, de heidenen stridden mit eme twe dage, de koning Karl behelt iedoch de walstat, unde wart der heidenen vile geslagen. Do besät aver koning Karl ene burch, di was geheten Arle. En water vlot to der burch under der erde heimlike; in deme watere brachte men in de burch genoch alles des de bedorften, de darinne waren. Vor dere lach he seven jar unde ne mochte se nicht gewinnen, wante in stadelike quam in deme watere beide wete unde win. Dat wart vormeldet nnde tostoret De bürgere stridden do mit koning Karle, Naumann, Altdeutsche« ProstlMebueh.

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linde worden geslagen heidenen unde cristenen, dat se waren ane tale; se ne mochte neman underscheden. Do bat Kai l got unsen herren, dat he se selve underscheden wolde. Des anderen dages lagen de cristenen alle an schonen sarken, de man noch hude dar sehn mach. Karl vor do dannen vor ene burch, de was geheten Gerundo, de wart gegeven dnrch hungeres not, unde wurden gedoft alle de darinne waren unde gode gehorsam. Dannen vor he an Galiciam, dar wurden geslagen alle de cristen waren; Karl vile kume untran an ene wostenunge, he besät up eime steine unde bewenede sine doden vile sere unde clagede gode sine not. En engel sich schenegede eme unde sprach: 'Got de wil di helpen unde geven gfiden trost: du scalt senden in alle dine lant, samenen alle de megede, de sulen komen di to helpe; mit den saitu sege vechten'. Men seget, dat de sten, dar Karl uppe sat, noch nat si van den trenen, de he wenede. De megede worden gesamenet, si quamen wol gewapenet to helpe Karle, alse se man weren, want an Burcesere, ire waren seventich dusent unde mer. Der heidenen wartmanne, do se de schare sagen, to deme heidenischen koninge se Spraken: 'Herre, wi hebbet de alden geslagen, de jungen sin na gekomen. Si willet wreken ire alderen. Si sint alle ane bart, dicke umme ire brüste, wol geSchapen to wige, du ne macht mit in nicht vechten; gif dich an Karies gnade unde wirt cristen'. Dat gescha. Karl nam giselen van deme koninge unde vor dannen wider to lande, he quam mit den megeden gereden an ene grone wese. De juncvrowen bekanden alle wol, dat gbt ere helpe was, unde loveden ene mit groten vlite, se sticten ere schechte nider an de wesen, wante se über nacht dar beliven solden. In der nacht ein michel wunder



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dar gescba: de schechte begonden gronen, blojen onde loven. Karl, do he dat teken sach, he lovede got unsen herren, onde buwede in der selven wese ene kirken an des heiligen geistes ere unde sente Marien nnde aller godes megede, to tröste der criatenheit, wante he durch de reinecheit der megede over de heidenen den sege behalden hadde. He bawede dar oc ene stat, de het he 'Domsanctas', dat quit to Latine 'Domini Sanctitas'. Men seget, dat noch dar si en wait, de het der megede schechtewalt. A n m . Quelle : Kaiserchr. 14877—16014; ygL zum Stoff Maasmann 8, 1013—1017. — tvete, Weisen, die Forate] mite unde win nicht in der Quelle; schenegen, zeigen; Bureesere, ad portam Cacsaris in der Quelle; Vera 16001 f. gruonen louben unde bluogien •ar. bloien unde louben.

XV. Aus dem deutschen Macer Floridus. [HalberaUttor Hb. 14. Jh., ed. G. Schmidt, Zs. f. d. Pbil. 12, 166 ff, (Oamonilla, S. 172). Nach J . Zacher Übersetzung des sogen. Macer Floridus, ein Pflaqtenbuch in 2209 lat. reimlosen Hexametern aus der Zeit zwischen 840—1112 p. Chr., Text mitgeteilt von Zacher ebda. Vgl. Zacher ebda., S. 189 ff., Beurteilung des deutschen Textes, S. 213 ff. Nachricht von weiteren Hss. des deutschen Macer gibt J. Haupt, Wiener SB. 71, 629 ff., unterscheidet 2 Übersetzungen und druckt Stttcke daraus 641.]

C a m o n i l l a , wizseblumen ist eyn wolrechende crut ande ist drierhande: ir izlich irkennet man bi der blümen. In allen ist die blume mittene goltvar ande ummesatzet mit bleteren maniger var, die eine mit witzen, die ander mit swarzen, die dritte pfellervar: ande sint Alle heiz ande trocken in dem ersten grade. Swellich



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iz si, dicke getrunken mit wine hilfet dem, der mit arbeit harnet, ande vortribet den stein in der blasen. De wizseblome gesoten mit wazzere vurdirt de wip an ir suche, ab sie zu lange sumen unde ab man si mit dem braden underrouchet unde den buch mite bebet oder ob sie sie dicke trinke mit wine, daz selbe stillet des buches curren. Daz selbe hilfet getrunken den zuswollen magen. Camonilla gestozen mit honige oder alleyne unde under de ougen gestrichen ist gut der scelenden hut. Camonilla gesoten ist gut genutzet, swer kichet. Se hilft sere dicke genutzet der sichen {vidi, leberen). Swelch wip mit eyme toden kinde arbeydet, die trinke se mit wine unde wirt ledich. Swer daz kalde hat, der side wizse mit olei unde als in wil daz anegan, man bestrike in damite, daz kalde vorgeyt und etteswene der suche gar. Die selbe salwe hilfet sweme undir den rippen we tut. Swem de natere gestichet, der neme dru pennig wichte der pellelvarn wizseblomen unde nutze se mit wine, iz vorgeyt. Swer hat egiloppas—egilope ist eyn suche, in des ougen winkel wesset eyn vleisch, daz tränet —, der kowe sie unde lege sie uf die ougen, iz vorgeit. Daz selbe subrit die eitheren sweren und heylet sie. Anm. aegilopa, die Tr&nenfistel.



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XVI. Aus der heiligen Regel für ein vollkommenes Leben. [Arbeit eines unbekannten, mittelfränkischen (Heisterbach?) CisterziensermCnches Ton ungeAhr 1260, fragmentarisch erhalten in «iner Hs. von ca. 1300 im Britt Mos.; hgb. von R Priebsch, Deutsche Texte des M. A. 16, 1909. Eine l a t Gesamtvorlage als Quelle ist nnwahrscheinücb; es handelt sich wohl um eine im Gänsen selbständige, aber ans vielen Schriften kirchlicher Autoren schöpfende Arbeit nach Art der sonst nur lat. Üblichen Deflorationes.]

Pr. 26, 15. Von den 12 Peinen de» ewigen Todes. Der ewige dot bat zwölf dode, daz sint di zwölf pine, und wer der nicht wan eine, so mochte der mensche gerne erbeiten, daz er der einen lidic wurde. Di erste daz ist vuir: daz brinnet also sere, ob allez daz wazzer daz uf ertliche ist, drin vluze, so mochte di minneste ganstere di in der hellen brinnet, nicht verlesschen van allen den wazzeren. Diz vuir daz uf ertriche brinnet, ist als ein gemalet vuir wider den vegevuire und danne daz vegevuir wider dem hellesschen vuire. Daz hellessche vuir brinnet alse gar gruliche, ob der grozeste berc der uf ertriche lid steilen were, er wer e versmulzen dar inne dan ein ockbrawe wol balde zo den anderen mochte gevallen. In dirre bitterheit muzen alle di eweclichen brinnen, der gemute und lip hi zu allen ziden brinnende was in dem vuire der unreinekeite. Di ander pine daz ist di unmensliche keldene: Der frust in der hellen ist also bitterlichen kalt, ob man einen vuirinen berc dar in würfe, er were e zo ise worden, dan man balde ein wort mochte gesprochen. Di bitterkeit der keilden dut den seien wirz danne di



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flamme des vuires. Van disen zwein pinen sprichet unse berre in dem ewangelio: 'Da sol wesen weinen der ougen und grizgramen der zene'. Diz weinen der ougen kämet van der flammen des vuires, daz gramen van der jamerlicben keildenen. Dise gar gruliche pine verdenen alle di hie trege und kald sint an gotes libe und an bruderlicher minnen. Di drite pine daz sint undotliche wurme: Nateren, drachen, slangen und kreten. di leben in dem vuire und in der flammen alse der visch lebet an dem wazzere, und pinigent di seien vil jemerlichere, dan diz vuir eder di keildine. Alle di hie arme nagent und schindent und in ir blut uz sugent und di nit und haz dragent und ir ebencristen verraten, di sulen billichen her nach di heillesschen wurme nagen und pinichen und alle ir gelider durch slifen. Salomon sprichet: 'ir erbe daz sint slangen, ubel dier und wurme di si ewenclichen pinegent'. Di verte pine daz ist unmezlich stanc: der stanc ist also vol bitterkeite, daz in vil wirz ist dan ob in alle dage hundert duisint stunt ir herze in zwei breche. Aller der stanc der ie wart uf ertliche, ist nich also groz alse di minneste sunde in der hellen stinket. Alle di nu iren buche lebent und ezent und drinkent me dan di notdurft gere, und me libe und vlizes dar an dan ze gote kerent, unde achten nicht wa ez here kume, di haben irren buch !zo eime gote irwellet der unreine stinkende got sol si her na billiche scheinden und och ir Ion wesen. Ysaias sprichet: 'Stanc und vil unreinekeite sol uf si kumen'. Di fünfte pine daz sint jemerliche hamerslage: Alse der smit daz isen nimet uzer den vure und sleit ez und dribet ez mit dem hamere nach sinen willen, gelicher



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wis alse dunt di duifele der armen seien mit iren hameren, also lange bis daz si müde werden, und mach doch ein duifel van natnren me erbeiten dan hundert dasent menschen, and mit also menigen dotligen sunden der mensche begriffen wirt, also manic duifel sulen in ewenclige pinen. Alle di hie gerne krigent und zarnent und unduldech sint and nichtes nicht verdragen noch gehorsam wesen, di sulen dort jemerliche gezuchtiget wirden. Salomon sprichet: 'den unzuchtigen und den undoldigen sint bereit hamerslege, alse der smit daz isen dribet'. Gin convers lac ze Clerivaz an sime dode, and quam sin abbet Sente Bernart und trost in mit disen worten: 'Gehabe dich wole, wan du scheidest van dem dode zu den lebene, van dirre jamerkeite zu der ewigen vrowede, van dirre erbeite zu der ewigen ruwe'. Der bruder sprach mit grozer Zuversicht: 'waz darumbe, heiliger vater? Ich geloubez und bines sicher daz ich got gesehen sol in aller siner vroweden, und daz er mich sezen sol über allez sin gut daz er gelestin mag in himelriche'. Sente Bernart, der wise arzete und der gute hirde, vorchte daz dise worte der itelkeite weren me den der zuversichte und sprach: 'Segen din herze, bruder, segen din herze, waz hastu gesprochen und wanne kumet dir alsus gedan ubermut? du bist doch der arme dürftige der nichtes nicht zu der Werlte hette und ginge dicke naket, ane hosen und ane schuch, und qaeme here durch dinen hunger und durch grozen vrust and irwarbe mit grozen arbeiten daz wir dich inphingen durch gotes libe und gaben dir alle dine notdnrft als ans selben, und mist manigem edelem wisen manne gelich gewesen an allen dingen, wi hastu diz gote gedanket? dir genaget niht mit allen disen dingen di dir geschein



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sint durch gotes lebe, da wellest och sin riche mit rechte besizen, daz nie keiser noch kanic mit golde noch mit schaze vergolden mochte'. Der bruder entwurte mit gotlicheme antlize und mit suzen Worten und mit senfteme herzen: 'Heiliger vater und vil Uber herre, du hast wol und gar wäre gesprochen, du hast och gar dicke gelert daz gotes riche niman mochte besizen durch edelkeit noch durch zergenclige wirdekeit, sunder der sich hie aller megest demutiget und zu rechte gehorsam ist, der wirt in himelriche der hoeste. Dise lecze drucg ich ze allen ziten gescriben in mime herzen. Nu vrage alle mine meistere und alle mine brudere den du mich hize gehorsam sin, ob ich ie dekeime ungehorsam wurde, und ob ich mit worten eder mit zeichen eder mit denheinen Sachen ie bruder beswerte eder bedrubete? Bin ich mit gotes helfen gehorsam gewesen und habe gedinet und alle mine brudere geminnet, wer mag mir geweren ich muze gote getruwen und groze Zuversicht haben des ewegen riches?' Do sente Bernart dise wort erhörte van eime einveldigen gebure, do sprach ir mit grozen vrowede sines herzen: 'werlicher, seliger sune und liber bruder, der heilige geist der an diner seien sizzet, hat dir dise wort ingegozen, der hat dine sele irwelet zu der ewegen vrouden. Nu vare vroliche, wan dir ist uf gedan di porte des ewegen riches'. Di seste pine daz sint dicke vinsternisse: Di sint also vol pinen und bitterkeite daz si sicher sint daz si van ewen zen ewen nimer licht mer sulen gewinnen. Alle di hie gud schinent und uzene licht und innennen vinster, di heizent gelichesere und mngen nicht liden daz man si strafe, swi unrecht si haben: itel ere ist ir leben, herumbe sint si den ewegen vinsternisse gegeben'.



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Di sehende pine daz ist scande umbe di sunden: Alle di scanden und alle di sunden die ie wurden uf ertliche begangen, hette di ein mensche alle vollebracht mit sime übe, und wer daz offenlich al der werlte, so solt er nicht also geschant werden uf ertliche als er wirt in der heillen umbe di minneste sunde. Ez was ein rieh wip di armen luten und pelegrimen und alle geistlichen luten vil gutes det durch gotes lebe. Si was och gerecht mit anderen irme lebene. Diz mute den dufel gar sere, und ginc ir lange und vil nach, went si gevel in eine groze sunde. Nach der sunde gewan si groze ruwe und bich al irer sunden. der eine sunde mochte si nicht gebichten, wan si vorte daz ir bichtere ire nimer holt mer wurde. Si sprach zu ir selben: 'unreiner lip, du hast di sunde begangen und wilt er nicht bichten, du must buze dragen ane zwivil'. Si legete irme libe ane gar herte und strenge karinen mit vastene, mit wachene und mit swere erbeite. Nach manigen jaren so quam ein ongel und brachte in sinen arme ein gar minnenclich kint gedragen und gruzte si und sprach: 'Diz kint geliget dime lebene nach menslicher gesiebte', und kerde do daz schone kint wider umbe. Do was ime der rucke vul uiaden und stanc so gar sere daz si na was verdorben. 'Sich hie', sprach der engel, 'di wile du nicht hast gebichtet, so ist gote din leben noch ungezemere und alle dine werc danne di diz stinkende kint si gewesen', durch dise wort det si ir bichte und verdenede gotes hulde. Alle di sich nu schament gode ze bezeren und einen pristere ze bichtene, di sulent billiche gelestert werden van ewen zen ewen vor aller werlde. Di achte pine daz [sint] gar grulich angesichte der unreinen geiste: wer ez muglich daz ein mensche manic



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hundert jar solde leben and alle dage hundert dode liden, di wold er alle liber liden dan den duifel einen halben dach wolde gesehen, als in der verdamneten seien zu alle ziden sehen muzen. Alle di hie got nicht erkennent an geistlichen und an armen luten und got nicht vor ougen hant, di muzen den duifel eweclichen zu eime spigel haben. Di nunde pine daz sint vuirine keten, da mit al ir gelider an ander haffeten. wan si snel und bereit waren zo aller bosheite mit al iren gelideren, darumbe ist recht daz si an allen gelideren brinnen und pine liden. Di zenhende pine daz ist hunger ane spise: Der ist so groz daz si des ersten dages dobende und wutende werdent van hungere, und weren alle berge spise, so mocht ein sele nicht sat werden, ob si di spise allez in sich ezze: der hanger ist also wassende imer ewenclichen. Alle di nu nicht hungeret na der seien spise (daz ist der heilige lichname unsere heren und daz gotes wort), swer sich da vane vremedet, der sol billichen ewigen hunger liden. Job sprichet: 'AI er kint sulen si van hungere verlisen'. Die eilfte pine daz ist gar jemerlich durst: der wir des ersten dages also manicveldic, ob allez daz meir und alle di wazzer di uf ertliche sint, durch si und in si vluze, so mochte ir durst nicht irleschen. Alle di hie nich durstet nach der warheite, di gerne legent und dregent und mit valscheit umbe geint, di muzent herna ewegen durst liden, daz ir gelider spaldent van durste. Job sprichet: 'si dorrent van durste'. Di zwölfte pine daz ist ruwe ane gnade: daz sprichet also vil daz si sicher sint daz sich got nimer me van den ewen ze den ewen über sie irbarmet.



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Diz sint di zwölf pinen di ein iglich sele liden muz vollenclichen di mit einer hoibetsunden wirt vunden. Allez daz man gescriben eder gesagen eder erdenken mag van der hellen pinen, daz ist allez also deine da wider daz si lident, alse ein drophe wazzeres ist wider allen den wazzeren di in den meire und in al der werde vlizent. Hi wider ist aber di vrowede des himelriohes also groz, wer ez möglich daz ein drophe der vroaden in di pine der heilte mochte vallen, al de pine wurde ein snzekeit und ein vroude. Herumbe sal uns di groze vrowede reizen ze guten werken und daz wir vaste erbeiten; und di jemerliche pine sol uns irscreken, daz wir di sunde lazen. Pr. 40, 10 Ein Exemplum. Ein heilich einsidel erwarb umbe unseren herren daz er in lize sehen des guten und och des bösen menschen ende, er quam vur eine stat gigangen, da sag er einen armen betelere sterben. zu des ende quamen menich hundert dusent engele und och heiligen: Sente Peter und Sente Paulus mit den anderen zwolfbotem. Di sele ginc van liden zu geliden und dankete irme lichamen daz er ire geworben hette di himelischen rowe. Do di heiligen also lange da beiten, Sente Peter und Sente Paulus riffen uf zu unserme herren, waz ime di sele solte di in nicht volge wolte? Unser herre sprach mit sozer stimen, er wolde den konc Davide mit siner harfen dare senden, daz er mit sänge und mit harfen clange der seien vroude mechte, daz si des libes vergeze un di seien mit in brechten. Do diz geschach, alse unser herre sprach, der einsedel gie vur sich in di stat und sach daz vil richer Inte, bede man und vrowen, quamen zu eines riehen mannes hove geigangen. der lach an sime dode und scolde schire sterben.



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Do der einsedel mit den anderen luten zu deme sichen was gegangen, er sag daz menik hundert dusent dufele da geinwartic waren und der seien warten, wi si in mochte werden. Der siehe, do er di dufele irsag, er rif mit luter stimen unseren herren ane unde sprach: cherre yot van himelriche, gnade und helf mir armen'. Do sprach unser herre: 'Gedenkest du nu godes und rufest mich nu alrest an, so dir des lebenes lichte abe geit und ich din habe vergezen?' Di dufele vilen uffe den armen lichamen, und mit grozeme grime so schiet di sele van deme libe, und namen si di dufele und vurten si mit in zo den ewegen dode. Des beteleres lichame bleip umbegrawen, und namen in di hunde ich enweiz di wulfe, aber di engele enphingen sine sele und brachten si zu der ewigen vroude. Des riehen mannes lichame wart in siden doch .bewunden und wart mit lampen und mit grozen kerzen und mit lobe und mit sänge und mit grozen eren zu der erden bewolen, di armen sele enphingen di dufele urnl vuten mit ir zu der helle, da si ewegen dot imer eweclichen muz liden. Pr. 74, 24. Vom Lande Evilat. Ein lant heizet Evilat und fluzet ein floz van dem paradise in daz lant. van deme lande kumet daz beste gold. Evilat bedadet di martile di di vrowen lident so si ir kint gebert, und di martile bezeichent daz unser herre mit grozer quälen und mit grozer martele unz gebar an dem cruce, und daz rote gold bezeichent daz rote blut daz er durch unz gezen wolde. wi sulen den ruf nicht schire van uuserme herzen lazen den unser herre anme cruce weinende rif: ' O alle di den wec uf eder nider gant, di sehent ob ie so unschuldic mensche so groze not gelide'. Nu sprichet di brut unseres herren: 'Min gemuteter rif zu mir, wes



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gerd er an mich?' Er sprach: 'lege mich äffe din herze als ein ingesigele'. als man daz in ein waz drucket, di wil ez warm ist, so wirt ez dem insegele gelich: also snle wir unseren herren in unse herze drucken, daz unser herze mit sime blute geverwet werde. Swer einen blutigen menschen legete zu eime anderen, daz mak kume sin er en wurde van ime och blutich. Mensche, wi geistlich du bist, wi heilic du sist, du enbeweinest daz blut gotes, du mustez anderz anme jungesten dage umb einen iglichen drophen rede irgeben. Unser herre sprichet in dem ewangelio: 'Selic sint di di nu weinen und troric sint, si sulen her na lachen unde ewige vrowede haben'. A n n . Die Schreibung ist normalisiert im Gebrauch von v und tv, s and z (zz)y sch; das unregelmäßige Ringlein Aber u ward Dicht berücksichtigt. S. 70 Z. 10 in der Hs. wurdeH mit in. — ganslere, Funke; convers, Laienbrader; tverlicher, in der Quelle: vere, (beatus es). — Quelle cum Exemplum nach der 5. Pein: Herbertus, De Miraculis I, 29 = Migne 186, 1801 D. — karine, Fasten. — Quelle znm Exemplum 40, 10: Vitae patr. V I 8, 16 (Migne 73, 1011 D) = Honor. Aug. Spec. eccles (Migne 172, 864 Ü). — Beachte die Vielgliedrigkeit des Ausdrucks nnd die Reim« bes. im Exempl. 40, 10.

XVII. Aus dem Frauendienst Ulrichs von Lichtenstein. [Die beiden Prosaetflcke ans dem Frauendienst, verfaßt 1266; ed. Lachmann, 1841, S. 32 nnd S. 162—164.]

Der Brief der N i f t e l . Min huld und ouch den dienest min enbiut ich dir vil willeclichen, und tuon dir kunt daz ich mich hebe



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von dem nâhsten mântage von dem hôse dâ ich alzan ûf bin, und var hinze dem hûse als da wol weist, and bin aber naht in dem market der bî dir lit. na bit ich dich daz du des iht last, da komest dar zuo mir: sô wil ich dir alles des antwürten des da mir enboten hast, wil ouch din neve dar komen, den sihe ich gern, durch sinen munt, wie im der stê, und darch anders niht. Das A u s s c h r e i b e n der Venus. Din werde kdneginne Vénus, gottinne über die minne, enbiutet al den rittern die ze Langparten und ze Friûl und ze Kernden und ze Stir und ze Œsterrîch unz hin ze Bêheim gesezzen sint, ir holde und ir gruoz, und tuot in kunt daz si durch ir liebe zao in varn wil, and wil si lêren mit wie getänen dingen si werder vrowen minne verdienen oder erwerben sain, si tuot in kant daz si sich hebet des naehsten tages nach sande Geoijen tage ûz dem mer ze Meisters, und wil varn unz hin ze Bêheim, mit sô getänen dingen, swelch ritter gegen ir kumt und ein sper wider si enzwei gestichet, dem gibt si ze miet ein guldîn vingerlîn: daz sol er senden dem wîbe diu im diu liebest ist. daz vingerlîn hât di kraft, swelher vrowen man ez sendet, diu maoz immer deste schoener sin und muoz in sonder valsch minnen, den der irz hat gesant. stichet min vrowe Vénus deheinen ritter nider, der sol en vier enden in die werlt nigen einem wîbe ze êren. stichet aber si dehein ritter nider, der soi elliu diu örsse haben diu si mit ir füeret. si vert des êrsten tages ze Tervis, des andern tages an den Plat, des dritten tages ze Schetschin, des Vierden tages ze sande Uolrich, des fOnften tages ze Glemûn, des sehsten



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tages zer Clûse, des sibenden tages ze dem Tor, des ahten tages ze Villach. d& lit si den nianten tac stille. des zehenden tages ze Veltkirchen, des einleften tages ze santé Vite, des zwelften tages ze Vrisacb, des drîzehenden tages ze Schiuflich, des vierzehenden tages ze Judenbarc, des f&nfzehenden tages ze Knfltelvelde, des 8ehzebenden tages ze Liaben, des sibenzehenden tages ze Kapfenberc, des abzehenden tages ze Murzoslage, des nianzehenden tages ze Glokenz. an dem zweinzigestem tage ist si dâ flber tac. an dem ein and zweinzigestem tage ist si ze Niânkirchen. an dem zwein und zweinzigestem tage ist si ze der Niwenstat. an dem drî und zweinzigestem tage ist si ze Dreskirchen. an dem vier and zweinzigestem tage ist si ze Wiene. an dem ftlnf und zweinzigestem tage ist si dâ flber tac. an dem sehs und zweinzigestem tage ist si ze Niuwenburc. an dem siben and /.weinzigestem tage ist si ze Mistelbach. an dem aht und zweinzigestem tage ist se ze Velsperc. an dem niun und zweinzigestem tage ist si enhalp der Tye ze Bêheim. dâ hât ir vart ein ende, si wil ûf der vart ir antlfltze noch ir hende niemen l&zen sehen, si wil ouch wider niemen ein wort sprechen. si gebiutet, von dem tage und ir vart ein ende hât, an dem ahten tage einen turnei ze Niuwenburc. swelch ritter ir vart vernimet und gegen ir niht enkumt, den tuot si in der minne aehte und in aller guoten wîbe aehte. si hât ir herberge dar umbe aile an geschriben, daz ein islîch ritter wize wâ oder wenne er gegen ir komen sfll, dâ ez sich im aller beste ftlege.



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XVIII. Aus dem Spiegel Deutscher Leute. [Entstanden nm 1260, wahrscheinlich zn Augsburg, von einem Geistlichen, in engster Anlehnung an den Sachsenspiegel, mit einer Einleitung von Erz&hlungen ans dem Alten Testament. Nach der einzigen, Innsbrucker Hs. t ed. J. Ficker, 1850; vgl. Wiener SB. 23, 115 u. 221 ff.]

Aus der tibi. Einleitung, Ficker, S. 28 f Nabuchodonosor trauch der tievel und hiez im ein saeul auf richten, deu was sechtzehen chlafter hoch und was sechs chlafter weit und was guidein, und hiez er sammen alle weise leut und alle gewaltige laeut, die in seinem lande warn, daz si balde choemen und im sein saeul hülfen weihen. Si chomen alle dar. Nu stuont der chunich vor der saeule und alle die da warn. Der chunich hiez ruoffen sein ruoffer, swenn si horten von musica an dem saitenspil singen, daz si alle nider viellen und die saeul an paelen. 'Swer des niht entuot, den sol man in einen gluenden ofen werfen'. Die leute taten als man in gebot. Dar nach giengen die Kaldei zue dem chunige und sprachen: 'Die iuden wellent deiner saeul niht anpetten'. Do hiez der chunich dar fueren Ananiam und Azariam und Mysahel und sprach hintz in: 'Pettet mein saeul an oder ich haizz euch in einen gluenden oven werfen, des enmag euch euer got nimmer beschirmen'. Si sprachen: 'Unser got mag uns wol erlosen von deiner hant und swaz uns geschieht, wir pitten deiner saeul filr got niht an. Der chunich wart zornich und hiez daz man den oven sibenstunt als vil haitzet als da vor. Daz geschach. Er hiez die chinde mit gewant mit all in den oven werfen. Daz geschach. Daz viwer was groz, wan man het vaste gehaitzet. Daz viwer sluog auz dem oven und verprant



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alle die vor dem oven stuonden. Den chint stuenden in dem oven, daz in niht gewar weder an gewant noch an har noch an ir leib und sangen si dar inne den salm: Benedicite omnia opera domini domino. Der salm stat in dem salter vil nachen ze iungiste. Der chunich chom selbe für den oven durch deu grozzen wunder und sprach also: 'Nu würfen wir doch newer driu chint in den oven und sehen wir viereu und in tuot daz vewer niht; und der ein ist geleich gotes sun'. Und gie er zuo des ovens tür und hiez deu chint her auz gan und sante nach alln seinen weisen, daz si saehen waz wanders der chinde got het getan. Der chanich sprach zuo den maistern: 'Smekchet zuo ir gwande, ob dhein smache von ir gewande ge, der dar nach smeke und sehent an ir har und an ir leib, ob si in der viwer gerheret habe'. Die maister sprachen: 'In ist niht geschehen, si sint schoener, dann wir si ie gesahen'. Der chanich sprach: F Ir got ist ein gewaltiger got'. Art. 71a—b. Von der were. Und chumt ein man an dem andern nachtes oder tages und der ein lauffet den andern an, da en ist nieman bei und sieht auch niemen, der ander weichet hinder sich und wolt gern von im chomen, er siecht auf in, diser der wert sich, wan ers in nicht erlaet, er siecht enen ze tot in rechter notwer: Nu vragen wir, wie er die notwer bereden sülle. Wir sprechen also: er sol so er aller paldest mach zao dem richter chomen und sol sich in des richters gewalt mit seinem leibe ergeben and sol im sein swert auf recht geben und der richter sol in enphahen auf recht rede. Und chlagt iemen auf in, der .richter sol für in antwurten and man sol den toten für tragen und man sol auf in chlagen und fürsprechen und sol auch N i a m u i , Altdeutsches Pros&leeebach.

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er antwurten mit versprechen. Der enen da erslagen hat, dem sol man ertailen, daz er des swer, daz er im entwiche drei tritte hinder sich oder mer und daz er sich do alrest wert und swaz er getan habe, daz habe er getan in rechter notwer seines leibes. — Hat aver der tot man einen magen von seinem vater und wil der mit im kenphen, des enmag er im niht erwern, er ensei d&nne sein genoz niht. Und hat der tot man niemen der mit im chempfen welle, der richter sol den man behalten sechs wochen und einen tag. Und chumt under der weil Diemen der in an spreche, er sol ledig sein vor den die in dem lande sint. Die aozzer landes sint, dem muoz er antwurten über zehen iar. Da sol er dem richter ptirgen umbe setzen untz auf daz selbe zil. Stirbet der richter odtfr chumt sunst ein ander richter an seine stat, dem ist er burgescheft aller schuldich untz auf daz zil und als deu zehen iar für choment, so ist er ledik vor allen laeuten. Ein isleich man waeigert wol daz er niht chemphet mit seinem underm genozze. Ein isleich man muoz chemphen mit seinem genozze oder mit seinem ubergenozze. Anm. Vgl. zu diesem A r t S&chsensp. II 14, 1 und I 48, 3; von einer Benutzung ist kaum die Rede.



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XIX. Aus den Predigten Bertholds von Regensburg. [Hgb. von Pfeiffer Bd. I, von Strobl Bd. II, Wien, 1862—80. Über Bertholds Leben (geb. spätestens 1210, gest. 14. Dez. 1272) s. Rehorn, Germ. 26, 316 ff., Pfeiffer, Bänl- XX ff. and jetzt besonders Schftnbach, Wiener SB. 164, 1906; 156, 1907. Vgl. ferner zu Berthold: Schönbach, Wiener SB. 142, 19C0; 147, 1904; 151-163, 1906—06; Über eine Grazer Hs. lat.-deutsch. Predd., Festschr d. G r u e r Univ. 1890. Über Bertholds Predigtweise ist immer noch lesenswert Wackernagel, Altd. Predd. 368—369. Vgl. Linsenmayer, § 41. Die sonstige wichtige Literatur verzeichnet Steinmeyer, Bealencyclop. f. protest. TheoL II* 649. Nach Schönbachs Forschungen rührt die deutsche Redaktion von B.'s Predd. nicht von ihm selber her, sondern sie sind erst ans den Ton Hörern verfaßten latein. Aufzeichnungen zurückübersetzt.]

I 230, 30. Nu seht, wi selten die iemer guoten tac gewinnent die wider gotes hulden sint! Eteliche den wol sol sin, die waenent in si gar wol und in ist we. Ez ritent die schiltknehte mit zerbrostenen schuoben in kaltem weter, daz im sin marc in sinem gebeine erfriuset, unde vert als ein heweschrecke in einer dünnen wat und enweiz hinze naht, wa sin herberge ist, unde gelit meiner warm unde gizzet selten iemer wol unde muoz des libes alle zit fQrhten, daz er eht niht enweiz, wa die liute uf im sin, unde wenne er daz leben hat, unde wenne er an libe und an sele stirbet. Daz ist dem rouber als dem diebe, dem diebe als dem rouber und andern unrehten liuten. Pfl! unde den boesen hinten, die uf dem graben gent. Nu seht ir wol, daz sie niemer guoten tac gelebent, als billich ist. 269, 14. Also sult ir den vigertac vertriben mit gebete, mit almuosengeben, mit kirchverten, mit venien,



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ze predigen gen, unde swa ir die predige gesuochen mOget unde swa ir aplaz and ander gnade vindet. Unde sult zuo den siechen gen, die unkreftic ligent, unde sult die laben, ob es in not ist und ob sie sin notdürftic sin und ob ir sin State habet. Ist des niht, so klaget sie sus getriuweliche nnde bitet got, daz er in friste uf bezzerunge oder im ein guot ende gebe. Ir sult ouch gen, da gevangene liute ligent, unde sult die troesten. Des ist gar vil, sehtl da ir den ruowetac mite müget vertriben in gotes liebe und in gotes ere, wellet eht ir mir volgen. 'Bruder Berhtolt, rede waz du wellest! wir mOgen ungetanzet niht sin'. Dar aber sprichet sant Augustinus: 'ez ist bezzer, daz man an dem vigertage z'acker ge, danne man tanze'. Ane ze brutlöuften: da mac man also tanzen, daz ez ane houbetsünde ist. Du maht ouch also tanzen, daz du toetliche Sünde tuost. Swer an dem suntage z'acker get, der tuot toetliche siinde. Der tanzet, der tuot daz selbe. Der ackerganc ist aber nütze: so ist daz tanzen nieman nütze. Ich sage iu aber einez: swaz ir der vigertage arbeitet, daz ez iu niemer nütze wirt. Ez ste lange oder kurz, so nimet dir ez got ie an den andern enden wider abe. 320, 11. Du solt dines gemechedes pflegen mit reinen truiwen an dem libe. Du solt dinen lip niemanne geben danne dinem gemechede. Waerest du halt ein künic unde wsere sie ein armez fröuwelin: du waerest doch ir unde sie din. Bist du edeler oder schoener oder richer an friunden oder an guote oder jünger, an dewederm daz ist unde swie arm daz ander ist an friunden oder an dem libe oder an dem guote daz ez dir zuo brahte: so ist doch diu frouwe des mannes unde der man der frouwen, unde ist diu heilige e als veste



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and als starc, als da ein ktlnnic eine kdniginne het genomen zer e. Doch wil ich in einez raten; ez hat aber iu got niht geboten, niwan daz ich ez in rate mit guoten triuwen. "Wan wir grozen gebresten da von haben unde sehen ande hoeren, daz ir gar jnngiu kint alten mannen gebet, da von rate ich iu, daz ir ein jungez dem andern gebet, and ein altez dem andern. Unde dar umbe, daz dir gelich si an der jugent und an dem alter, an der edelkeit der friande and an der ahtbaerkeit des libes, daz nim. Ich rede da von niht, and naeme einer ein gar armez wip, unde waere halt ein schemelerinne oder gar ein armez wip, ein hOverehtez, so waerez doch ein rehtiu e, wan daz ez selten wol geratet. Wan maniger gebreste hie von kamt, daz ez nimet daz im ungelich ist. E z ist im deste schemelicher heimlichen und offenlichen. Eteliche sint so reines herzen, daz ez dir niht enschat gein dinem gemechede, ob du als ahtbaere niht enbist an allen dingen. Iedoch so waere im lieber, daz ez an dir waere, danne daz ez gebristet an dir. Da von nim daz dir gelich si. Swenne ein alter eine junge frouwen genimet, so waere eht er so gerne junc ande taBte er dem libe gerne wol; so ist er doch ein alter grisinc. So kleidet er sich juncliche, so ist er eht ein alter grisinc. So badet er sich, so ist eht er ein alter grise. So heizet er im den bart nahen uz der hiute Schern; so schirt man im nahen, so ist eht er ein alter grisinc. Unde si gesiht vil lihte etelichen, den sie gerner siht danne in. Unde da gar junge froawen alte man nement, daz geratet eht selten wol. 401, 29. Die heiden habent so vil unde so maniger leie unglonben, daz des nieman an ein ende komen mac. Unde die jaden gloubent in einem hase, daz sie in



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einem andern niht engloubent; und er gloubet so kranc dinc von gote, daz erz sinen kinden ungerne seite. Wan sie sint ze ketzern worden unde brechent ir e an allen dingen. Ez sint ir zwelfe zuo gevarn unde habent ein buoch gemachet, daz heizet dalmut. Daz ist allez sament ketzerie, unde da stet so verfluochtiu ketzerie an, daz daz übel ist daz sie lebent. Ez seit unde seit so bcesiu dinc, diu ich ungerne reden wolte. Fraget mir einen jaden, wa got si unde waz er tuo, so sprichet er: 'er sitzet uf dem himel unde gent im diu bein her abe uf die erden'. Owe, lieber got, so müestest du zwo lange hosen han nach der rede. [Vergl. Schönb., Wien. SB. 158, 42.] 433, 26. Unde merket mir einzl Daz der riehen liute kinde vil minre wirt ze alten Hilten unde ze gewahsenen liuten danne der armen liute kint, daz ist von der aberfalle, daz man der riehen liute kint tuot mit falle: wan den kan man nieiner so vil in gefallen, daz man dannoch truwe daz ez genuoc habe. Daz ist von der Zartheit die man an sie leit, und ouch da von, daz man der falle gaote state hat. So machet im diu swester ein muoselin unde strichet im eht in; so ist sin hevelin klein, sin megelin, und ez ist vil schiere vol worden: so papelt ez im her wider az; so strichet eht sie dar. So kamt danne diu muome, diu tnot im daz selbe. So kttmt danne diu amme unde sprichet: 'owe mins kindes! daz enbeiz hiute nihtes1. Diu strichet im danne als ie von erste in. So weinet ez, so zabelt ez. Und also fallet man der riehen liute kint in widerstrit, daz ir gar lfltzel alt wirt. Unde dar umbe durch den got, der iueh beschaffen habe, so haetet iueh da vor alse liep in iuwer sele si. Wellet irz aber durch got unde durch iawer



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sele niht tuon, so tuot ez reht als liep iu ere unde guot si. Wellet irz aber durch der aller dekeinez tuon, so tuot ez reht als liep iu lip unde leben si, gesuntheit iuwers libes und ouch lancleben. Nu sit ir doch alle samt gerne wol gesunt unde würdet alle gerne alt. 463, 12. Do kam ein wissage zuo Jeroboam von einem acker vor der stat Jerusalem unde sprach also: 'Jeroboam, ich sol diu zwelf geslehte mit dir teilen; mich hat got zuo dir gesant daz ich diu zwelf geslehte mit dir teile; unde wie ich sie mit dir teilen sol, daz wil ich dir an diesem mantel zeigen. Unde der wissage zarte einen zarr, ein stücke des mantels, her abe und er sprach also: 'nu sich, nu habe dir daz teil unde habe dir ouch daz teil!' Unde der wissage zarrete den mantel in zwelf stflcke unde gap der zehene Jeroboam unde sprach also: 'der zweier teile gib ich dir niht: die muost du mir unde dem almehtigen gote lazen'. Und also fuorte er diu zehen geslehte der zweifer hin, dem wissagen und unserm herren bliben niwan diu zwei. Waz meinet diz dinc? Da sint dise tuivel hie unde habent dise liute an sich gezogen mit ir schalkeit unde mit ir striken unde sie wellent sie verftteren. da ir niemer mer rat wirt. Des wil in der almehtige got niht gestateu, daz si dise liute gar hin füeren; unde waere inwer stricke und iuwer liste noch alse vil, sie würden iu niht gar dise kristenliute. Er hat sie harte erarnet, ir müezet ouch im lan die selben, wan sie sint sin volk unde sint der zwelf geslehte. Ir tiufel, ir sit daz her Jeroboam, so bin ich ez der wissage unde bin her gein iu komen uf disen acker vor dirre stat hie, und ez ist dehein rat, wir müezen dise liute mit einander teilen. Ir unsseligen tiuvele, ir haetet sie vil gerne mit einander. Ez mac



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niht gesin, wir mQezen sie teilen. Ir tiuvele, die liute alle samt der zwelf geslehte — daz sint dise liute alle samt, dise kristenliate hie vor minen ougen — die teile ich rehte in zwelfiu. Ir tiuvel, der habet iu die zehen teil unde lat mir unde dem almehtigen gote niwan diu zwei. Ja nu sitze unde mach ein kriuze für dich I Unde hsetest du ein guot herze, daz waere dir vil bezzer danne alliu kriuze, diu du machest. Ir tiuvel, wellet ir nu hoeren, welhiu teil iuch an gehoeren, wer die sint die iu der almehtige got erloubet? Daz sint zehen hande liute, die erloubet iu got alle samt, und er wil ir einigen niemer an gesehen in sins vater riche. Buoze ist alle zit uzgenomen. Anm. gemeckede, Ehegemahl; hövcrekt,

buckelig. — Von Art

and Anwendung der rednerischen Mittel bei B. legen schon diese dürftigen Proben Zeugnis ab.



Zum Stil vgl. etwa H . Hasse,

Zs. f. d. Phil. 44, 1 und 169 ff.; H . Greeven, Jhrbr. der Realschule zu Rheydt, 189*2; E. Naßbaum, Metapher u. Gleichnis bei B. v. R., Zür. Diss., 1902; Schleich, Humor bei B., 1892.

XX. Aus Bruder David von Augsburg. [Hgb. von Pfeiffer, Deutsche Mystiker I, 309 ff. VgL Preger I, 269 f.; Zs. 9, 8 f . ; Anz. 9, 118 f. Nach SchSnbach (s. o.) war D . nicht der Lehrer, sondern der jüngere Gehilfe Bertholds von Regensburg.]

D i e e r s t e von den sieben V o r r e g e l n Tagend.

der

311, 5. Dia erste vorregel ist, d&z der guote mensch resche si zao allen gaoten arbeiten, der er schaldic ist ande die er Volbringen mac ze siner zit; daz er des von



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urdrütze unde von trakheit iht laze noch uf schiebe noch ez laezlichen und unsliunclichen tuo. Disiu dria tuont uns vil schaden unde steint uns vil lones in dem himele. So uns der heilige geist manet mit im selben oder mit sinen boten: 'stant uf, bete, arbeite, diene got, nim villat, sweic, enthabe dich da vor' und swaz solhes ist daz uns nfltze wsere, oder ein andriu not, daz wirz denne von urdrutze uf schieben oder gar versumen; oder tuo wirz, daz ist also vullichen und also unlustlichen, als dem von einer spise unwillet, daz sin got deheine ere hat noch unser gewizzen deheine vreude da von enphahet. Diu guoten werc tugentlichen vollebraht sint der ahte, daz sie daz herze ervreuent unde den gedingen kreftigent unde die minne merent unde die gerunge enzündent-zuo andern guoten werken, als daz krut unde die böume, die got also geschuof, daz ir iegelichez sinen samen in im selben brsehte, da von ez sin geslähte merte. Daz swelche krut ist vul nahen unde git boesen gesmac in dem huse. Man sol den lip ziehen als die reschen knehte: zehant so der herre sprichet ein wort, so springent sie zuo unde bereitent sich ze gehorsam. Sie schiuhent ouch deheine arbeit, noch vrost, noch ungewiter, noch boesen wec, noch unkünde des weges, noch vreise des libes, noch die verre noch die lenge der zit, noch mangel der notdurft noch varent gemaches, und daz ist in ein trost, so sie vil arbeit habent erliten, ob ez dem herren also vil endanc ist, daz er sie niht schiltet unde sieht und bi dem bare umbe die wende sieht So getan gehorsam unde solich gedult ist manigem klosterknehte seltsaene, di niwan selpherren sint unde zärtelinge. Ich weiz wol waz ich meine: Hodie increverunt tales servi, qui fugiunt dotninos suos tum öbediendo. W&n siechunde



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von rehter krankeit meine ich niht, der sol man schoneD als in des not ist, daz man sie ezit iht erlege under der bürde. An allen dinen werken wis snel, daz ist resche, so wirstu über menschen ere geminnet von gote. Der traege wolte durch den vrost niht ern; da von wirt er ze sumer betelnde und man git im niht. Daz ist also bediutet: durch den vrost des urdrutzes wolte der traege niht nach tugenden werben, da mite sin sele gespiset würde unde gekleidet; da von wirt er betelnde so der heilige sumer kumt nach dirre werlde winter, so git man im niht, weder vrist ze buoze noch die himelischen herberge, so der genaden tür versperret wirt den verdampten. A n m . villat, Kasteiung.

XXI. Aus dem Schwabenspiegel. [Entstanden nach Ficker 1275 (Wiener SB. 77, 817 ff., 840 f.), vermutlich in Ostfranken (Bamberg?), von einem Geistlichen; namentlich in seinem ersten Entwarf im engsten Anschluß an den Sachsenspiegel; in fast 360 Hss. erhalten. Hgb. von Wackernagel, 1840 und nach einer Ha. yon 1287, die der orsprfingl. Qestalt n&her steht, vom Freiherrn von Laßberg, 1840.]

Landreckt Art. 128. Den keiser sol nieman bannen, wan der habest. Daz sol er niut wan umbe drie sache: daz eine ob er an dem gelouben zwivelt, daz ander ob er sin ewip varn lat, daz dritte ist ob er goteshuser zeretceret. Diz ist sin reht so er ze keiser gewihet wirt. Unde taot er da vor einem bischove iut oder einem andren herren, er sol ez aber dem phallentzgraven bi



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dem ersten clagen. der solz sinem erzebischove Klagen and der mag in mit rehte ouch wol bannen. Art. 129. Alse man den künig kiesen wil, daz sol man tuon ze Franken furt. Und lat man die fursten niut in die stat, so mugen si in mit rehte kiesen vor der stat. Unde alse si den kflnig gekiesent, so sol er die stat und die liate die dar inne sint ze ahte tnon, e daz er von der stat var. Unde alse si sehs wochen in der ahte sint, so sol si der bischof von Megentze zebanne tuon. Als si dar inne sint sehs wochen nnd einen tag, so saln si mit rehte alle bischofe zepanne tuon, und wil der kunc, er mac si bringen in des pabest pan. Art. 130. Den kunc suln kiesen dri phaffenfursten und vier leigenfursten. Der bischof von Magenze ist kanzlaer ze toschem lande; der hat die ersten stimme an der kur. Der bischof von Triere die andern kur; der bischof von Köln die dritten. Under den leigen ist der der erste an der stimme zeweln der phalzgrave von dem Rine, des riches truhssese, der sol dem kunge die ersten schuzeln tragen. Der ander ist der herzöge von Sahsenr des riches marschalc, der sol dem kunge sin scwert tragen. Der drite ist der marcgrave von Brandenburg, des riches kamerare, der sol dem kunge wazzer geben. Der vierde daz ist des riches schenke, der sol dem kunge sinen becher tragen. Dise vier suln tusche man sin von vater und von muoter oder von ir eintwederm und swenne si in wellen kiesen, so suln si gebieten ein gespraeche hin ze Frankenfurt. Daz sol gebieten der bischof von Magenze bi dem banne und der phalzgrave von dem Rine bi der sehte. Si suln dar gebieten zuo dem gesprsBche ir gesellen die mit in da wesen suln, dar nach den andren fursten als vil si der gehaben mugen.

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Darumbe ist der forsten angerade besetzet, ob dri an «inen gevallen und vier an den andern, daz die dri den viern volgen suln und also sol ie diu minner volge der meren volgen, daz ist an aller kurreht. E daz die fursten kiesen so suln si uf den heiligen swern, daz si durch guotes miete, daz in geheizen si oder gegeben si, noh durch liebe noch durch leide noh durch räche niht enweln, daz gevserde heize, wan als in ir guot gewizzen sage. Swer anders weit wan als hie geschriben stat, der tuot wider got und wider relit, und wirt ir einer uberreit, daz er guot gelobt hat zenemen oder genomen hat, daz heizet symonie, der hat sine kur verlorn und sol si nimer mer wider gewinnen und ist dar zuo meineide. Ditz sol geschehen da der kunc einen hof gebiutet, dar sol man dem selben och gebieten, er si leigenfurste oder phaffenfurste, und kumt er nit dar, man sol im anderstunt zem andern hove gebieten und zem dritten und kumt er da hin niht, so sol man in meineide sagen, und swaz er von dem riche hat daz ist dem riche ledic; und sol in der kunc ze sehte t u o n . . . Und ist er ein phaffenfurste, der kunc sol über in rillten als über einen leigen und er sol dem pabst sriben, wie ubel er gevarn habe und wie er sine triwe an der Christenheit gebrochen habe und haize daz bewsern vor dem babest. So daz geseiht so sol in der babst scheiden von allen sinen phaflichen ern und sol sin bistum eim andern bischof lazen und er sol dar nach leben als in der babest haizet leben; wan der babst volleclichn gewalt hat, so mac er im sin bistum lan und sin phafliche ere, daz stet an sinen gnaden. Und wirt der knnc der selben schulde uberkomen, so ist er ze unreht an dem riche. Da sol man in umb beclagn vor dem phalzgraven



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von dem Rine. Niemen mac geziuc aber in sin umb die schulde, wan die forsten, si sin phafen oder leigen. Des riches fursten snln deheinen herren han, von dem si leben habn, der ein leige si, wan der knnc, so mögen si niht fursten gesin. Lehenrecht. Art. 8. Swer lehen von dem kttnige oder von dem riche babe, dem sol der kflnig heizzen gebieten eine hervart mit im zevarenne. Die sol man in gebieten über sehs woclien unde einen tag, e daz er varn sole, mit sinem gewizzen boten unde ez zwene siner manne hoeren, ob er lougenen welle, daz im diu hervart niut gebotten si, daz im die helfende sin unde die nicht lehen von dem riche hant, dem gebiutet der künig wol die hervart. Alle die oberhalp Ostorlant von dem riche belehent sint oder des riches dienestman sint, die suln dienen ze Winden, ze Polan unde ze Beheim. Ein iegelich man sol dem riche dienen mit sin selbes koste sehs wochen unde sol sehs wochen lidig sin aller bände gerihtes, vor der herverte sehs wochen unde nach der herverte sehs wochen, ez si umbe lehenreht oder umbe lantreht oder nmbe swaz ez si. Swenne aber die tiuschen einen künig erweint und der ze Rome nach der wihte vert, die fürsten sint im schuldig mit im ze varenne, die in da erkorn hant ze künige. Daz ist der bischof von Megentze und der von Triere und der Koelne und der phallentzgrave von Rine and der herzöge von Sahsen und der markgrave von Brandenbarg and der herzöge von Peiern. Oach suln alle forsten unde alle vrie herren mit im varn, den er ez gebiutet onde hat. ein man des riches guot ze lehen von dem künige unde hat er daz verlihen andren liuten, die noetet er wol mit im ze varn in des riches dieneste mit rehte



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und went si beliben, so loesent si die hervart mit zehen phunden, daz ez ein iar giltet, unde sweders der man wil daz tuot er. Die hervart gegen Rome sol der kflnig gebieten über ein iar unde über sehs wochen und drie tage und diu hervart bat den tiuschen ende, so der kOnig gewihet wirt; er mag si fürbaa niut betwingen. A n n . Vgl. zu 128 Dsp. 67, 1; Ssp. III 67, 1; zu 130 Dsp. 303, 304; Sap. III 67, 2; 68, 1; zu Lehnr. 8 Dsp. Lehnr. 0—11; Ssp. Lehnr. 4, 1—3, s. die Konkordanz der 3 Spiegel bei Ficker, Dsp. •S. 191-210.

XXII. Aus dem deutschen Bartholomäus. [Ansfdhrl. Nachrichten Aber HM. enthaltend die große md., Bartholomäus genannte Übersetzung medizinischen Inhalts bei Jos. Haupt, Wiener SB. 71, 1872, S. 461—666; dazu über eine Leipziger Hs. Willeke, Forsch, und Fnnde III 6, 1912. Die Qnelle ist nicht, wie Pfeiffer meinte, das Buch De proprietatibns rerum des B. Anglicns (über diesen SchOnbach, Mitt. d. Inst. f. österr. Gesrh.Forsch. 27, 1906, 64 ff.), sondern nach Hanpt das Bach Practica [Introductiones et experimenta] des B. Salernitanus 11. Jh. (Nenburger und Pagel, Gesch. d. Med. I, 1902, S. 646), Aber dessen -originale Gestalt freilich noch Dnnkel liegt (s. Ferckel, Mitt. zur Gesch. d. Medicin 13, 1914, S. 660). Eine mnd. Fassung nach der Gothaer Hs. ed. Oefele, 1894, Tgl. Nd. Jb. 4, 1878, S. 6 (6, S. 61 f.), KapiteWerzeichnis 4, S. 12—14; Sndhoff, Archiv f. Gesch. d. Med. 8< 372 ff., Kr. 36; in einer Bearbeitnng ans Bremen Willeke aao. Vgl. Kd. Jb. 16, 106; Borchling in Janas 1902, Bd. 7. Der lat. Barth. Salern. nach einer Venez. Hs., hgb. in Coli. Salernit. IV, 1866, S. 320—406; darin S. 347 ganz kurz De signa mortis Tel vitae.] I. Ans der Wiener Hs. 2681, 14. Jh., Haupt 473 ff. S. 478. Ein swartzez wurmel gat in dem chorn und nennet man iz den meiwurm, unde ist gaot ze ertzeni und hat gelben saph in im. Daz sol man nemmen in

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dem Mein, swaz man ir gewinnen mac, und sol seu legen in boamoel in ein glas and sol daz wol vermachen and wehalten durch daz iar. Und werde ein mensch siech an dem vergiht, der nem der wurm einen oder mer and zetribe den in wartze, die van wer si, und salbe sich da mit, daz ist vil helfelich und guot Hat aber er nith der selben wirtze, so sol er nemmen chorn oder weitze oder habern und seude daz in wazzer und zetribe den wurm dar inne und salbe sich da mit. II. Aus der Tegernseer Hs. München 92, 13. Jh. (Haupt, S. 617); hgb. von Pfeiffer, Wiener SB. 42, 1863, S. 1 2 7 - 1 6 8 ; Sndhoff, Arch. f. Gesch. der Med. 3, 272 ff., Kr. 8. Nach Haupt 473, wie die meisten seiner Hss., nur ein Auszug ans dem ursprünglichen großen Werke.

Von schöner varbe. (134, 14.) Wil du machen daz din antluze schone si, so nim lustechen unde siut in starch mit wazer, so wirt din antlflze schone [als dea sunne, Wiener Hs. 3217]. Wil du din antluze aver junchlich machen unde schone, so nim eine henne unde lege die in einen niwen havin unde versiut si wizem wine, der wol louter si, unde siut si unze daz sich daz gebeine von dem fleische lose. [Ausführlicher Wiener Hs. 3217, das Stück gedruckt bei Haupt 489f.] (137, 13.) VVil du daz antluze unmaze scone machen, so nim einer eselinne milch unde twah daz antlüze da mit des abendes unde nim danne labestechenwurz unde siat die in wazer unde rip den souch ouz und twach daz antlüz da mit des morgens unde sih danne in einen Spiegel, da sihst michel wander von der scone unmazen.



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Von den 12 Zeichen des Lebens oder Sterbens. {134, 27.) So du chumest über einen menschen, des du zwivel habest ob er genese oder sterbe, daz versuoch also. So der sieche in dem grozen siechtuom beginne switzen von der brüst ouf unz an daz houbet, der genist wol; ist er starche truchen umbe die brüst, so mach er niht genesen. Swenne der mensch ist in grozem siechtnome, vervellet im danne der bouch an den ruke unde erlastet in deheins dinges, hat er danne ehalten sweiz, der stirbet an dem einleftem tage. Ist daz der mensch der erzenie vaste gert unde ime diu erzenie wol zimet, der geniset wol. Swenne sich der sieche dicke cheret zuo der wende, daz ist niht guot. So er die nase vaste spizet und im diu nase weichet unde so im diu ougen holent unde swindent unde so im diu tunewengel unde die tuomen enphallent unde die lefse nider vallent unde im diu oren ehalt sint unde sich verwerfent itwederthalbent, an swelhem siechen du disiu zeichen sihst, zware der ist veige. So du chumest über einen siechen, sihstu danne daz im diu ougen hol sint unde im der munt offen stet so er slaephet, so soltu in vragen, ob ez sin sit si daz er mit offem munde slaffe; ist ez sin gewonheit niht unde zehert im daz winster ouge, so stirbet er an dem driten tage. So du den siechen grüezest unde in vragest, wie er sich gehabe, wirfet er denne die hende über daz houbet unde zucket die fileze wol faste zuo sich, der genist wol. So der sieche allengahes daz houbet wirfet hin da die füeze lagen, gewisliche der geniset niht So der arzet get zuo dem siechen, cheret sich der sieche zuo der wende, der stirbet des andern tages.



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Wellesta wol schiere versaochen, ob der sieche sterbe oder genese, so nim daz harn, daz er geharnet habe vor mitter naht, unde giuz daz an ein grüene nezel unde schowe die des andern tages: ist si grüene sam e, so geniset er wol; ist ave si erdorret, vil gewisliche so stirbet er. In swelhem siehtaom der mensch zwir erniaset, der nestirbet in dem leger niht. Alle die wile der sieche den grüenen rinch vor den oagen siht, so er iz zao tuot unde so er daz ooge oben rüeret mit dem vinger, so nist er niht veige. Wellesta versaochen, ob der sieche genesen mOge oder des Iegers sterbe, so nim eines wibes spünne, diu ein degenchint ziehe, unde nim des siechen harn unde mische diu zesamen. Ist daz si fliezent under einander, so geniset der sieche wol; schaidet sich daz spanne von dem harne, zware so geniset er niht. Daz ist versuochet. Vom Kraut Verbena. (150, 4.) Ein chrout heizet verbena, daz ist für manich dinch nutze unde guot. Von dem selben chrate saget uns Macer, der best arzet, der ie wart, daz si habe groze chraft an ir, swer si neme mit würz mitalle unde bedecke si in der cesewen' hant unde ge zao dem siechen, daz er der würz niht inne werde, ande Sprech zuo im: „Wie versihestu dich ze leben unde wie gehabestu dich?" Sprichet der siech danne: „Ich gehabe mich wol", zwar so geniset er wol. Sprichet er: „Ich gehab mich übel", so enchflmt er nimmer ouf. Spricht er: „Ine mach mich nu niht baz gehaben" oder „Ich gehabt mich gerne baz, möht ich", so geniset er wol; er muoz aver michel arbeit liden in dem legere. Der die selben würz graben wil, der sol si amberizen mit golde unde mit silber ande sprach dar N a u m a n n , Altdeutsches Proaaleiebuoh.

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obe einen pater noster onde credo in deum onde sprech : „Ich gebiute dir, edeliu würz verbena, in nomine patris et filli et spiritus sancti unde l>i den zwein unde sibenzech namen des almehtigen gotes unde bi den vier engelen Michahel, Gabriel, Raphahel, Antoniel, bi den vier ewangelisten Johanne, Matheo, Luca, Marco, daz da nebeine tugende in dirre erde verlazest, dune sist immer in miner gewalt mit der chreft unde mit den tugenten unde dich got beschaffen hat unde gezieret, amen." Des selben nahtes solt du lazen ligen bi der würz silber unde golt unz des morgens, e diu sunne ouf ge, so grab die würzen, daz du si mit dem isen nine rüerest. So wasch si danne mit wine unde wihe si danne an sant Marien tage der ereren unde gehalt si danne mit michelem flize. Diu selbe würz ist guot den frowen, die ze chemenaten gent: liabent sie die selben bi in, in gewirret nimmer dehein twalmen unde habent guot ruowe. Swelhem chindelin man si umbe pindet, daz erchilmt niht unde hat guot ruowe unde enmach ez nieman versprechen. Swelch mensch niht slafen mach und in dem slafe unruowe hat, hat ez verbenam bi im, iz hat als palde guote ruowe. Swer die verbenam bi im hat, swen er da mit rüeret, der muoz im holt sin. Swer die verbenam bèi im hat, der gedarf nimmer dehein zouber gefurten. Swer verre riten sol, der binde verbenam unde artimesiam dem ross umbe den schöpf, zwar ez erlit nimmer, ez enwirt ouch nimmer ze raeche. Swen der alp triuget, rouchet er sich mit der verbena, ime enwirret als pald niht. Swer die verbenam bi im hat, der enwirt des weges nimmer müede unde enwirt nimmer irre. Verbena diu machet den menschem liep unde genaeme unde

— 99 — zallen ziten fromuot Macer der wil daz festen in sime bnocbe, daz verbena als manige tagende hap als manich zwi an ir wahset. Anm. lubistcchel, lubsieche, Liebstöckel, Ut. ligusticum; tuneivengel, Schläfe; iuome», unerklärt. Die größere Radseligkeit bei dem jüngeren Denkmal wie beim Physiologie and beim Hohen Lied; der schon volksbuchartig volkstümliche Stil! Eine andere Fassang des Stückes vom Kraut Verbena ans einer Wiener Hg. (A — 18647) bei Haapt 623 f., ans der großen Breslauer medicin. Hb. mit nnserm Text identisch, Fundgruben 1, 326. Auch die Wiener Fassung bringt zuletzt unseren Text, Haupt 628. HI. Der psendoaristotelische Brief; eröffnet öftere den Bartholomäus (z. B. Wien. Hs. 3217, München 430); gehörte aber viell. ursprünglich zu jenem großen medicin. Werk in 4 Büchern, das u. a. in der Wiener Hs. 13 647 (Haupt 465), der Breslauer Hs. (Fundgruben 1, 317; ed. C. Külz, 1904) und in .Diemers Arzneibuch* (Klosterneub. Hs.; Haupt 467, 463) überliefert ist. Über ihn und seine Verbreitung Haupt 506—517.

Wiener Hs. 13647 (Haupt 506). Daz ist dew geschrift, die Aristoteles der hoch maister dem chunige Alexander schreib, dar inne er im lere gab, wie er sich vor Siechtum hfleten schölt und- wie er gesund peleiben möcht, und lert in also: [Wien. Hs. 3217, Haupt 511: Edler chunich Alexander, ich han gedacht durich deine lieb von der haimleich der erczenie ze schriben and ze tichten, daz ich waiz daz der zu deinem leibe lieb und nutz ist, do wol schol an genuegen dich; and aller maist tuen ich iz durich daz, daz ertzten icht der herren chranchait ellew werde chunt getan, wand daz wer nicht guet. Und ist daz du dir dise lere, di ich dir hie gib, vleizzichleichen behaltest, so wizz daz da dehaines artztes



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nicht bedarft ane ze wunden und ze stieben, da muestu die wontartzt zu haben.] Alexander, so du des morigens auf stest von dem slafe, geholt du ein wenik gen und dein arem und dein gelider recken und reusen, wann daz sterket den leib und setzet auch und schicket daz pluet, und scholt auch dein haupt und dein har ehernen, wann daz zeucht den pladem auz dem haupt und die feuchtichait, di aufgegangen ist von dem magen in daz haupt in der zeit des slafes. Und in dem sumer scholt du dein haupt und dein hend twachen mit kaltem wazzer, daz haldet den magen zu einander und behalt die inner hitz und vertreibt die auzzeren poesen hitz und wirt ein rise zu dem ezzen. Dar nach scholt du reiben die zend nnd daz zandfleisch mit wol reuchunden oder stinkunden würzen, die da sint heiz und trucken (daz ist cymei), wenn daz frümet und rainiget sere die zend und erloeset ainer hande feuchtichait, die da haizzet fleuma [Ks. feleoma], und macht auch di sprach clar und geit lust zu ezzen. Dar nach scholt du dich mit wol smeckunden salben schon salben, die zu der selbun zeit gehoerent, da du inne pist, und die deinem leib wol füegleich sint und bekömleich, wann von guetem ruchen oder gesmacken wirt erkreftiget daz herz und — [Schluß fehlt in der Hs. ; der Schlußsatz nach Hs. 3217: und behaltest du dise lere, die ich dir hie han geseit vleizichleichen und wizz daz dein leib vroleich und gesunt wirt und beleibet.] A n m . riusen, strecken, dehnen; blödem, das Bl&hen. recken UMd reusen, diese glückliche Formel scheint nirgend sonst belegt



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XXIII. Das Weistum von St. Leon u. Roth. [Von 1280, also eines der frühesten aufgezeichneten WeistOmer. St. L . u. R. im Amte Philippsbnrg. 21 ff., Grimm, WeistOmer 4, 622.

Abgedruckt bei Mone, Za. 1. Andere WeistOmer X H L Jhte.

Grimm 1, 168; 2, 616; 4, 263 ; 6, 440 ; 0, 07.]

In nomine domini. Amen. E z sol kont onde gewizzen sin allen den luten, die noch lebent, und auch den, die hie nach kunftic sin, daz aller der crieg, der zwissen dem abbete unde der sammenonge von Malenbrunnen unde deme dorf von sante Len was umme die marke unde umme daz recht des milnchehoves von sante Len unde des selben dorfls unde auch des dorfis von Rode, daz der wart beide von der manche wegen unde von der dorfer wegen allis dinges gelazen an hern Engilfriden unde an hern Friderichen von sante Len, die burger sint zu Spire, daz si dar über sageten uffe ire eit ein kunschaft, alse in aller werlichste gewizzen von alter were. 1. Da sageten die selben zwene vor genanten man zem ersten uffe iren eit, daz die mflnche ir wisen unde ir egger mit irme schuzzen sulin behueten, alse der Kirloher weg und Bechsteiner weg unde du alte straze gent biz alse Gruenauwer marke windet. Unde swaz si habent uzwendig der selben ziele, daz sol auch ir shazze behueten unde sol auch pfenden in deme selben banne. 2. Unde der selbe shuzze sol in der münche banne daz holz behueten, alse si daz ir. 8. Dar nach sageten si uffe irn eit, daz die munche ir uchteweide sulin heigen, biz daz man gesewet, unde die almende iensiet der uzern Slizlachen suln weder die münche noch daz dorf in ban legen, sunder si suln beidentalben druf varen. Vindet dar nach ein armer man icht ze mewenne, daz sol ime



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nieman wem. 4. Dar nach sageten si aber, daz die manche gewar habent in daz holz, daz in des dorfis marke ligit, unde daz dorf hat gewar in daz holz, daz in der münche marke ligit. 5. Swenne aber die münche zimerholzes bedurfin in deme hove uz deme holze, daz daz dorf in ban hat gelegit, so suln die münche daz selbe den gebuern vurlegin unde suln die gebuer in nicht versagen, swaz si des holzes bedurfin. 6. Uber daz suln auch die manche unholz hauwin, swaz si des bedürfen zu den dingen, die zu dem hove horint, unde daz selbe recht an dem unholze sol auch daz dorf haben. 7. Unde swanne die gebuer ir fruchte und swaz man mewen wil in ban legint, daz suln die münche miden mit ir viehe. 8. Unde swar der münche viehe get, dar sol auch des dorfis viehe gen, unde swar des dorfis viehe get, dar sol auch der münche viehe gen, ane shaden, da man ez gereichen mag, daz uzwendic ist des bannes. 9. Dar nach sageten si aber: swaz verher der hof hat, die drin horent, mit den suln die münche varin, swar si wollen; erloubet man aber in dem dorf mer verher ze habenne, danne ie der man selbe hat, so sol man dem hove tuen alse dem dorf. 10. Unde swaz die münche anders viehes ane verher habent, dar umme sol si nieman rechtvertigen. 11. Die münche suln alln iar dem dorf zu sante Len vier wider lihen unde zu Rode zwene. 12. Unde suln auch allu jar der kirchen zu sante Len geben ein malter roggen nnde vier shillinge haller. Dise kunshaft sageten die zwene vor gescriben man offe im eit nnde gelobeten beide die münche und anch die gebuer der zweiger vor genanten dorfer die selben kunshaft ewiclichen stete ze haltenne. A l m . unholz, Abfallholz.



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XXIV. Aus dem Freiberger Stadtrechtbuch. [Eine der ältesten Stadtrechtsanfzefchnnngen in deutscher Sprache, aufgezeichnet in 40 Kapp, zwischen 1296 and 1307; hgb. von H. Ermisch, Das Freiberger Stadtrecht, 1889.]

K a p . I, § 1. Swo ein man stirbet in deme wicbilde za Vriberc oder wo iz ist inme lande uf alleme gebirge, daz in di stat zu Vriberc gehont, unde lezet eine hosvrowen onde kindere ande lezit eigen ande erbe, has, hof, vorwerc, hatten unde teil, koafschatz onde schalt ande bi namen allerleie varnde habe, daz ist daz dritte teil der vrowen unde di zwei teil der kindere. Ist der kindere vire, sechse, cehene, zwelve oder zwei oder einz, so ist iz aber also. Ist oach der kindere einz oder zwei oder draw uzgesatzit, di mögen wider inlegen alliz daz, waz den wizzentlichen worden ist, ande teilen mit den anderen kinderen, ab si wollen, mit rechte. Wollen si iz aber nicht tan, so mögen si halden, alse si haben, mit rechte. Di köre haben si wol K a p . I, § 8. Nimet ein man ein wip ande hat kindere ande si hat oach kindere ande gewinnen kindere mit einander ande irerbeiten gat mit einander, he sterbe oder si sterbe, wi geschit den stifkinderen, ab si nicht abegewiset sint? Stirbit si nach der stat recht, si inmac iren kindern nicht bescheiden noch geben, wen alse der man wil. Stirbit aber he, so beheldit di vrowe daz dritte teil, unde di zweierleie kint von dem vatere di teilen di zwei teil ander sich mit rechte unde geben sinen stifkinderen, waz si wollen. K a p . I, § 32. Ein iklich man, der hus unde hof hat, der mac buwen uf dem sinen, waz he wil, unde



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under sich, wi thief he wil, unde ubir sich, wi ho he wil, unde mac buwen virdehalben vuz aber di gazze zu rechte; daz mac im nimant irwern. Ist aber, daz ein man sinken wil eine grabe, di da heizet ein heimelichkeit, di muz he inbrechen oder inslan dri vuze von sime nakebure und sal also vor sich nider sinken. E a p . V, § 3. Ist aber, daz ein knecht loufet uz sines vater erbe mit einer iuncvrowen oder verlobit er sich wider sines vater willen unde siner muter, darumme verlaset he sines erbeteiles nicht. Sin vater mac im deste gremer sin; aber nach sime tode muz man im sin erbeteil geben. Hat he wol geworben, he vert deste baz. K a p . XXI, § 1. Wirdet einem manne sin gut abegeroubet oder abegestoln, wo daz ist oder wi daz geschit, unde weiz he, wer di sint, di iz getan haben, der man mac di lote wol lazen ineischen amme den roup oder amme di dube unde muz klagen also: 'Her lichter, he klaget unseme herren gote unde ach über einen Cunrat unde einen Ditrich, daz di quamen an di stat, da her Ganther ande sin gat vride ande genade solde haben. Da brachen si den vride an im ande an sime gate unde roabeten im daz abe mit gewalt oder stalen im daz abe dupliche, unde haben den vride an im gebrochen. Unde bitet eines rechten arteiles: ab man si amme den roup oder amme di dube icht ineischen salltf. So sal man teilen: man sulle si zu rechte ineischen. So sal man si ineischen. Daz sal der butel tan also: 'Ich eische in denselben Cunrat ande ouch den Ditrich umme den roap oder umme di dabe, di den vride gebrochen haben, za einem male, zume andern male, zume dritten male'. Ist imant hi, der si borgen wolle, man gibet si za borge af ir recht. So sal der vorderer vregen eines arteiles:



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wes he na zu rechte darumme warten snlle, wende daz sin erste dinc si. So sal man im teilen: man snlle im unde ienen beidersit, wo si sint, bescheiden in daz neiste dinc. Also sal in der voit bescheiden. Anm. uzsetzen = uzgeben, verheiraten, aussteuern; abewisen d&ss.; einen borgen, fBr ihn bargen. — Kap. I, § 8 auffUlig die Fragte und an Weistnmtradition erinnernd, vgL Brmisch Eänl. S. 26.

XXV. Das niederdeutsche Lancelotfragment [Fragment der nd. Version eines, hd. nur in 4 viel jüngeren Hss. erhaltenen (s. d. Germ. 28, 141), ans dem franz. Prosaroman übersetzten Lancelotromans, Münchner Hs. von ca. 1300; zuerst veröffentlicht von Dozen, Bttschings Wöch. Nachr. II, 1816,109—112, vollständiger von Kein/., Münchner SB. II, 1860, 818—316, verbessert nnd anf die Quelle zurückgeführt von C. Hofmann, Mttnchn. SB., 1K70, II 3 9 - 5 2 . Die Identität mit den jttngeren obd. Fassangen erwies Behaghel, Germ. 23, 441—444; der nd. Text sei ursprünglicher, stamme jedoch aas dem Obd. Über das Verhältnis aller deutschen Prosaromane vom Lancelot, einschließlich Füeterera, der anoh auf die alte hd. Fassung zurückgeht, handelt Peter, Genn. 28,129-187.]

I meist prise. Do sprangen si zo zime onde bilden im sinen stireip, si gaven sim ftrse zezne ont daden im alle di ere, di si im gedon mohten ont allet dat gemah. Si hingen sinen seilt bi im an einen boom ont sin heim, ont holpen him, dat he ontwapent wart. Do heng im de junfrowe ein herlichen mantel umbe, ont ein pa[vilian stnn]t dar bi, dar in ded di jnnfrowe colen d[ragen], want dat weder calt was. Bennen den paviliune was alle di gereitscaf, di man gedenken mühte. Min her quam int pavilion ont sah ein dat herlihste bedde vur im gemäht stant, dat he ie me gesin hede.



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He wonderde sich sere, dor wes wil dat bedde da gemäht were so scun ont so herlih. AI am dat var waren taflen gereht ont man gaf wazcer onde ginc sitzen ezcen. Do wart so herlih da gedint van spisen ont van dranke, dat sih min her Gawein ser wonderde, wan allet gUt cumen mohte ont di groce bereitscaf in den walde. Do si wal mit gemache gezsen heden onde genoh, do nara de junfrowe min heran Gawein mit der hant onde gingen al sprechende in einen walt. Min her Gawein [vragde dor wes wil dat paviliun da geslagen were ont wem dat herlih bedde da gemäht were. 'Hit is allet dor uren willen gedan, herre, sprach si. Ir geiner ne weiz aver nit wer ir sit eder wi ir heicetf. 'Dat is mir ucermacen liv, sprach he. 'Mih hed ein jonfrowe uc gesant zuh, di uh liver hed dan al di wereld. Darumbe wil si, dat ih uh ere do onde gemah. Ih ne sage uh aver nit, wer di vrowe si e dan si hit uh seif mid ir monde saget. Si wenet an uh, dat nit ne is, dat ir geine junvrowen mugt geminnen, si si dan de scuniste van aller der werelde ont di edelste, want ir de beste ridder sit de levet. Dar umbe] ne wild ih um geinre hande gilt, dat si wiste de scuniste, dad ir uren willen mit mir gedan w[oldet] haven'. 'Hit wer mir ouch leit', sprach he. Do vr[agde he] ir, wa Giflet ont sine junfrowe hinen waren. [Dat] wil ih uh sagen, sprah si. Di junfrowe, mit der [he] bleif, minnedde einen ridder lange. Do wart de riddre ei[ne ander] minnende, di vil hezlicher w[as dan] de gin, di he geladen hede, onde gaf [ir alle de scun] hede, dat dander hede. Nu hed er ir [ein chapel] genomen, dat si nfider verlos [dan alle di ander scun]hede. Do ward ir gesagt, dat hed sin [amie] hede. Dad was ir zorn onde reit [eines dages da he was]. Si bad im,



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dat het ir wider geve. He ne w[olde es] nit ont sprah ir bAslich. Do ward ir zorn ont sp[rah], dat si nimerme an die stat ne queme, da sin a[mie] were, si ne wolde ir tchapel neraen ont ir and[er] scunheit al ze mal der zo. Do sprah der riddre, w[er] des helpen sulde. Dat sal ein bezcer ridder don, sp[rah] si, dan ir sit, ont is des cuninc Arturs geselle, [der sal] mih vuren, da ur amie is. alda mögt ir mid [uren] ougen sin, dat ih ir allet dat nemen sal, dat s[i des minen ie gewan]. II anm avonde venden anm ende van den [wal]de, dat man heizt grant piain. Alda solen si [we]rlih comen. Ih wil uh ouch sagen ein warzei[chen]. Min her Gawein vurd einen wicen seilt ont Gi[flet] vurd einen gedeilden seilt. Dat uverste deil is [van] golde, ont dat niderste is rot van sinople. Alsos wisdons di iunfrowe... u h . . . snlden. de seide w . . . g . . er vrev d wir ni ne wisten wi si was want sagen (?) ne wolde. Min her Gawein . . . . s . . . wi di iunfro wesen mohte. m i t . . . . . paviliun . . . . ont di [jonfrowe] dede min heren Gawein ontscon. dar na hiz sin [slafe]n gan op dat scone bede onde bleif vur im bez [he o]ntslafen was. Do hiz si ir ein ander bedde mafchen] ze sinen vueen onde ginc der op slafen mit der [and]erre junfrowen. Des morgins vru stunden di [zwo] junfrowen op ende wecten gine cnehte. Do ont[wahjte min her Gawein ont stund op. Di junfro hiz im [sin] wapne brengen, ont sprah zen zvein setgan[den], dat si balde ir seumeren bereiten onde riden ir [wege]. Si nam de junfro b'ein side onde hiz si balde en[weg] onde qaamen ze vesperzid ze min frowen m&nen hus. Da ward in alle di ere gedan, di man in don mohte ont allet dat gemah. Si heden zezeen ont ze drenkene alles des ir herze gerde. Si be-



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•durftens ouh wal, want si allen den dah gevast heden. Do mannelich gezcen hede onde man izont de tafel suld opdon, do quamen zvene cnapen ingande. Der eine was [der vrowen] neve vanme hus ont der ander was ir [son. De vro]we vragd im, wat meren si brahten. Wir brengen uh uvile mere, vrowe, sprachen si. Wad is dad, vil live kint? sprach si Yil live meder, sprah der son al weinende, min vader ontbudt uh, dad ir in nimerme ne sie[t] ont dad ir sinre silen dor got gedenct, want im der hirzoge morne sal don düden an deme dage. Do spranc de vrowe op onde mähte den meisten jamer van aller der werelde. Min her Gawein tröste si so he meist mohte onde vragd ir, wi id herzo comen were. Dat wil ih uh sagen, herre, sprah si. Min man is ein harde birve ridder gewesen. He is ein gedagt riddre ont is des hirzogen van Cambenic harde geweldih gewesen ont sins gftds. Nu wart me hirzogen ein son -erslagen hi bi ons in einen walt, der ein harde scone cnape was ont ucerma[cen] A n m . ttuder = ttöder; mitte, Mnhme; düden — dödett, birve = biderve. — Ergänzungen in [ ]; in Teil I sind sie nach der -obd. Heidelberger Hs. 147 gemacht, die, leider eben nnr für diesen Teil, Behagbel Germ. 23, 441 veröffentlicht hat; in Teil II nach Hofmann, auch hier würden sich die Lficken nach einer obd. Hs. leicht aasfflllen lassen. — Die franz. Quelle, soweit sie in Betracht kommt, bei Hofmann; die Übersetzung ist frei; bei FOeterer unter Arger Verkürzung S. 78, 79, Stuttg. L i t Ver. 175, 1886.



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XXVI. Aus der 1. bair. Portsetzung von Eikes Weltchronik. [Hgb. Ton Weiland M. G. D. Chr. II 823—386, die Jahre1216—1814 betreffend; geschrieben, zumeist wohl nach mfindlichen Quellen, 1314 oder 1815. VerÜMaer unbekannt; an Volkstümlichkeit dea Inhalts and des Stils von außerordentlicher Schönheit; das bis jetzt bekannte älteste Stück hd. Qesohiohtsohreibnng.]

Kap. 3. F r i e d r i c h s ' I I .

Gelöbnis.

Do disia rede dem kaiser Fridrich ze wissen wart getan, daz der pabste und ander forsten etwie vil im wider wolten sin, — ze den zeiten was der kaisár enhalb meres in dem heiligen lande -*-, do sprach der kaiser: 'Und ist daz uns got mit hail hilfet wider aber mere, and daz uns des landes niwer als prait wider wirt, als daz wir unsereu ros gewenden mugen und unserea swert geziehen, so getrawn wir gotes genaden wol, wir betwingen raer lande, den wir vormalen gehabt haben'. Nach disem dinge chome kaiser Friderich aber mere und macht sinen sun Chunraden ze chünig in Daatschen landen wider lantgraf Hainrichen von Daringen, den der pabst Innocencius und sin helfer erweit heten. Kap. 17. Tod A d o l f s von Nass&a. Darnach chom der herzog von österrich mit gewalt aber Rein in Wurmzgaa, do begegent im chflnich Adolf mit einem chlainen her, wan im ze gahe was und wolt siner helfer niht peiten, wan er vohrt, daz im der herzog enpflQhe. Der chünich was ein anmazzen chüner man. E r macht sich auf eins morgens fruo. Do geschaf sin ubermuot, daz er an den herzogen rait, der was da



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mit grozzer mäht. Doch gepart der herzog, als er fliehen wolt. Des enwolt er niht, wan daz er dem chünig ein halden angewan. Do eilte der chflnich mit sinem chlainen her an in. Do hub sich der streit dem chunig ze fruo und wertwol einen halben tach. DowartchilnigAdolf erstochen, man enwest niht wie, wan er sich selb dritten geleich gewappent het in sin wapenchlait Do wurden zwen weizze hantschuch uf in geworfen; daz tet der in hingab. Also wart der chflnich verraten und lach von ainer wunden t o t Er was doch des tags ein helt gewesen mit siner getat, des jähen im die pesten an dem strit. Do der chunich funden wart uf der walstat tot ligende, er was als bloz, als do in sin muoter gebar auf diu werlt. Daz was ein grozzer jamer, daz der, der ein Romischer chflnich was des morgens, daz der des nahtes so nachent and so armer auf dem wasen lach. A n m . eittem ein Haiden angenrinnen, ihn in einen Hinterhalt locken. Mit der balladen- oder heldenliedartigen Darstellung im 2. Stück vgl. Kuchimeisters um vieles nüchternere, wenngleich nicht angehobene Behandlung desselben Gegenstandes, Kap. 08 (s. n.).

XXVII. Aus der sogen. Mainauer Naturlehre. [Basler Hs., 14. Jh.; ed. Wackernagel, Stnttg. L i t Ver. 22., 1851. Beziehung der Hs., die noch Hugos v. Langenstein Martina and Schondochs Litower enthält, zur Dentschordenskomturei auf Mainas ist unabweislich. Hugos Verfasserschaft verwarf Wackernagel, Basler Hss. 46; aber P. Dold, Untersuchungen zur Martina, Disa. Strassb. 1012, verteidigt sie wieder. Vgl. noch Alem. 17,154.]

Von d e r N i c h t i g k e i t d e r Z e i t . Wack. S. 4. In dem aller oberesten himel da ist ewekeit, da got ist ob dem primum mobile; aber hie ist zit, zer-



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genclikeit Sit daz ich danne von der zit geret ein wenic habe, so wil ich von der zit furbaz sagen. Da von wizzest daz wir der zit niht me hant denne ein vil cleinez standet, daz da ez kume mäht vor deine merken. Unde die fQr gevarne zit en ist niht ein zit, die künftige zit ist niht ein zit unde diz stundel en ist och niht ein zit; ez ist nuwen ein angenge der zite, als ein punktel einer linien anegenge ist unde ist doch niht ein linige. Also ist ez umbe diz stundel ande en ist niht ein zit. Da von sprach der wise man sant Augustinus: 'Wir sin in der zit, wir reden von der zit, waz abir diu zit sie, des vermizze wir genzliche. Unde geschiht der zit, als der ein linigen machen wil mit einer nadeln durch win in eime napfe. Daz gestrichene en ist niht, daz du solt strichen en ist niht unde belibet dir nuwen ein punktel. Der aber dich fraget waz danne diu zit sie, so sprich: die zit ist ein twale an der die zergenclichen dinc beweget werdenf. G e s u n d h e i t s r e g e l n . Wack. S. 7. Etliche meistere unde die iuden vahent daz iar an in dem herbest, so die sunne lofet in libra unde so ist equinoccium autumpnale, daz winterliche equinoccium, so sint tac unde naht gelich lanc. So vahent siu daz iar an. Wan der herbest ist ein fruhtber zit. Also daz jar denne ist beraubet von den alten fruhten unde die nuwen fruhte denne ane gant, also gat ein alt iar uz, ein nuwez an. So ist diu zit kalt unde dürre. So sol man brachen die spise die warm und fluhter naturen sien als iunge huonre unde lemberin fleisch unde edil drüben unde lutern virnen win unde sol man sich huoten vor unkiuscheit mit wiben. Des herzen frode unde friheit ane boese ge-



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1 uste ist dem libe gar gesunt. Zorn, sorge unde widermuote swendet die craft unde den lip, unde dracheit. Da von sol man die dracheit vertriben. Unde so man morgens von dem slafe gat, so sol man die arme gelich dennen unde daz houbit strelen, unde ogen, den munt unde die zene unde hende weschen dur suverheit unde dur roscheit. So man denne ezzen sol, so sol man vor den lip muogen ein wenic mit etlicher arbeit. Wan daz machet den lip rosch unde liht unde erhitzit den magen wol ze dowenne. Ein ieglich mensche enziehe sich trinkennes so ez meiste mac, aller meiste kaltes wazzers uf daz ezzen; wan ez erkeltet den magen unde wan ez ierret den lip unde die spise. So man danne gizzet ze inbizze, so sol man uf senften betten ein wile slafen uf der rehten siten unde darnach sol man den slaf vollebringen uf der lingen siten. Unde danach en sol man nit zestnnt ezzen, biz der mage itel werde; daz sol man kiesen bi der dunneda der speicholter unde bi der Gerunge des magen. Wanne swer in unbederbe izzet unde ane begerunge, so en vindet diu spise niht des magen naturliche wermede; da von kumit ungesuntheit. Swer aber erbeitet rehter zit, biz daz er begerunge gewinnet zezzene, der sol alzestunt ezzen. Anders der mage wirt zehant vol böser fuhtekeit, die der mage samenot von der ungesuntheit des libes. Unde der bcese toum der betrübet die hirne. Unde der danach och izzet, so ist die spise alse si erschrecket sie, unde en git niht craft dem libe. Dise lere wiset Aristotiles. Anm. Die Schrift ist im Gebrauch von B und z normalisiert. — Zorn ersten Stück Tgl. Notker, ed. Piper I 349, 6—13, wo gleich ergreifend die Flfichtigkeit der Zeit geschildert wird; com iweiten Stück vgl den peeudovistotelischen Brief (s. o. S. 00), der offenbar benutzt nnd gemeint ist.



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XXVIII. Aus dem Leben des Heiligen Ludwig. [Hgb. von H. Rückert, 1851, nach der Kobuger Hs. von 1404. Weitere Hss. Pertz Arch. XI, 350. Zufolge einer Schreibernotiz in dieser Hg. ist das Werk eine Übersetzung 'per Fridericum Kodu de Salvelt', Priester und Schulrektor des Klosters Reinhardabrnnn. Über die Vorlage, die lat. Vita Ludowiei, eine Kompilation TOD 1308-14 aus den Annalen Bertholds (Ludwigs Kaplan) and ans Dietrichs von Apolda Leben der H. Elisabeth, s. zuletzt Börner, N. A. 13, 494—500; daselbst weitere Literatur. Ködiz übersetzte nach Rttckert zwischen 131b u. 1823.]

Der W a r t b u r g k r i e g . I, 5. Alse man schreib nach Cristi gebort tusint jar zwei hundirt jar unde siben jar, do hatte der vorgenante lantgrave Herman zu hofegesinde in sinem pallacio sechs ersame wol geborne, di da sprechins unde tichtins äff meisterschaft wol ervarn warn ande stetlicb widder einandir tichtin uff hubischeit. der eine was genant Heinrich, der tugentliche schriber; der ander Walther von der Vogel weide; der dritte Reinhart von Zwetzin; der virde Wolfram von Eschinbach; der fumfte hiz Bitterolf; der sechste ande der wegiste hiz Heinrich Aftirding, der disputirte alleine wider di andern alle ande priste ande lobete hoch den herzogin von Ostirrich obir den ediln lantgravin Herman in salchir wise, daz her in sime getichte den vorgenanten herzogin gelichte der claren sunnen. da kein lobetin di andern fumfe den hochgeborn erlachtin farstin, lantgravin Herman, ande glichtin on dem lichtin tage ande quamen des als ernstlich an ein andir daz si sich willeclich vorphlichten, wer da vorlore, den solde man henge. da quam oach Naumann, Altdeat«chee Pros&lesebaeh.

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keinwertig der vememeister unde hatte bereit strenge in »inen henden. na was also groz haz undir on daz di fumfe in falschir listekeit äff erleiten, daz si umbe di meisterschaft zu gewinne unde zu vorlisene met worfeln speie wolden. des gewunnen di fumfe met falschin worfeln Heinrich Aftirdinge di meisterschaft ane in keinwertikeit des femers. Do nu Aftirding sach, wi iz zu für, do floch her undir den mantil der edeln lantgravin, frouwen Sophien, durch schutzes willen, den her da vant, unde berif sich des an meister Clingesor. daz vorvolgetin ouch di fumfe, also welchir partie her gestünde, so solde man obir di andern richte met dem Strange, zu der berufunge wart ome ein jar tag gegeben. In des zoch her kein Ostirrich unde wart da von dem edeln herzogin, des lop her geprist hatte, herlichen ephangin unde richlich begabit. sundirlich gab her im gute behulfliche brife an meister Clingesor, der do zu der zit wonte in Ungern zu den Siben bürgen unde was edele wol geborn unde gar riche, wanne her hatte dri tusint marc jerlichen zu zinse. her was ouch ein behendir philosophus unde ein wol gelertir man in werltlichen kunstin: sundirlich was her wol erfarn in astronomien unde in der swarzin kunst. zu deme quam der vorgenante Aftirding mit des herzogin brife unde underrichte on der sache, warumbe her zu ome komen were. des gab im meister Clingesor gutin trost, abir he vorzog im di zit, daz her nicht met ome quam keyn Wargberg biz uff den abint, alse des andern tagis der gestacte tag solde si, daz meister Clingesor uz sprechen solde, dar umbe der vorgenante Heinrich Aftirding nicht ein wenig besorgit was. uff di nacht quamen si



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beide kein Isenache von Ungern met der swarzen kunst in eines borgers hof, der hiz Hellegreve. also quam meister Clingesor in Doringenlant von der farstin volleist di meistertichtere zu entscheidene. I, 7. In den selben geziten beganste meister Clingesor zu Waiperg uff dem mushuse zu studiren behendiclich met Wolframe von Eschinbach umbe di meisterscbaft der getichte unde gesenge, unde konde on nicht obirwinde, sundern he gelobete unde sprach, her wolde einen andirn an on stelle, der im an wisheit unde behendekeit wol begeinen solde; unde beswur des den tufil, daz her quam in menschlicher forme unde klophte an daz tor. der lantgrave hiz on in laze unde gab om di loube zu disputiren mit dem vorgenanten Wolferam: di erste rede was ouch sin. her hub an listeclich unde behendeclich zu redene von allen den geschichten, di sich vorlouiin hatten von anebeginne der werlde biz uff di zit der nuwen e. da wedir begonste Wolfram von Eschinbach liplich zu redene von der gotlichen suzekeit des ewigin wortis, wi daz durch unser selikeit willen an sich genomen hette di menscheit, unde sundirlich quam her uff daz ampecht der heiligen messe unde begunste uz der maze wol unde geistlich uz zu legene alle stucke unde erberkeit der heiligen messe an messegewande, an gelute, an singen unde an lesin, nichtes nicht uz geslozzin, biz daz her quam an di hoen kreftigen wort, di Christus, des ewigen vaters wisheit, selbis gesprochen hat: mit den seibin wortin ouch daz brot unde der win werlichen in fleisch unde blut vorwandilt werdin, unde alse sich Christus zu einem mal geophirt hat sinem himelischen vatir ein unbeflectiz opher an den galgin des cruzes vor aller werlde sunde, also wirt



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her tegelich in der heiligen messe unde sundirlich geophirt vor ein itslichen sundigin menschen zu einem zeichen ansprechlicher libe, di her zu uns had. diser liblichir rede unde hoer materien mochte der tufil von bosheit wein nicht gehöre, sundern he vorswant. do daz meister Clingesor sach unde on alle sin listekeit nicht enhalf, do ging her met grozen schandin von danne. alsus wart her von Wolframe von Eschinbach wislich obirwundin. Noch liz meister Clingesor des nicht, he bequang den tufil andirweit, daz her erfaren muste an Wolferam, ab her gelart were adir nicht, des quam der tufil eines nachtis zu Wolfram, als er enslummet was, in sines wirtis hos zu Isenach, der was genant Gotschalc, unde leite im vor unde fragete on gar behende frage von der nature der himelischin speren unde ouch der sterne unde der siben planetin, abir Wolfram tat im keine antwert nicht, do schrei der tuiil mit eime grozen kache: 'her ist ein leie, her ist ein leie', unde schreib iz ouch an die muren des mushuses. Alse daz nu geschach, do bat lantgrave Herraan den vorgenanten meister Clingesor mit allem flize, daz her bi om blebe, her wolde ome riche unde groze gäbe gebin, abir he schemte sich sere, daz her also obirwundin was von eime ungelartin manne unde wolde nicht bliben. des zoch her wedir heim zu den Sihen borgen. Anm. tag geben, Frist setzen; koch, lautes Lachen.



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XXIX. Ein Judeneid. [Aas einer Oxforder HB., 14. Jh., nach Mitteilung von Sievers abgedruckt MSD. II, 468, über die Hs. S. 466.J

Diz ist daz gerichte and der eit, da mite ein jade Berichten sal deme cristen, daz geschrieben ist in der keysere rechte. Her sal gekart sin gegin uf gender sannen, barvuz sal er sten uf eime stule, sinen mantel sal er an haben, einen jaden haet uffe. Wirt er vellic dristant, also dike verluset er einen vierdunc; zu dem Vierden male ist er bestanden. Ich mane dich bi den drin buchstaben und bi der e die got gap Moysi an der steinen taffeien uf dem berge zu Synay, daz diz buch gerecht si, dar uffe du, jade, diseme cristenen sweren salt urabe so getane schalt, dar ambe he dich zu antwortene bracht hat. Daz du der sache unschuldic sis, der dich dirre selbe cristene man schuldeget; daz dir got so helfe, der got der himel unde erde geschaffen hat, luft und tow, berge und tal; loub, blumen und gras. Und ob du schaldic sis, daz dich die erde verslinde, die Datanne und Abyronne verslant. Und ob du schaldic sis, daz dich die giecht und die mieselsucht bestee, die Naamanne liez und Iezi bestunt Und ob du schuldic sis, daz dich verburne daz hiemelische vuer und daz vallende ubel an kome und die blutsucht beste. Und ob du schuldic sis, daz du verterbes an diner sele and an dime liebe unde an dime gute und daz dir geschehe alse Lodes wibe, die da gewandelt wart in eine saltzsule, do Sodoma vertarp und Gomorra. Und ob du schuldic sis, daz du nimmer enkomes in Abrahames schoz noch enkomes nimmer zu ufferstandunge, do cristen



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jaden und heiden vor unseme scheppfere irsten. Und ob da schaldic sis, daz dich die e vertilige, di got Moysi gap uf dem berge zu Synay, die got selbe schreib mit sinen vingeren in der steinen taffeien, und daz dich vollen alle die schrift, die geschriben sint an den viumf buchen Moysi. Und ob din eit nicht reine und recht si, daz dich velle Adonay und sine gewaldige gotheit. Amen. Sprechet alle amen. ADO. vierdunc, der vierte Teil eines Pfandes.

XXX. Aus dem Würzburger Kochbuch. [Hs. des 14. Jhta. za Wttrzburg; hgb. von Maurer-Const&nt, Stuttg. Lit. Ver. 0, 1844: Tgl. W&ckern&gel, Zs. 6, 11—16 und ZA. 0, S. 366.]

A r t 4. Diz heizzent hüenre von kryechen. Man sol hüenre braten und ein fleisch eines swines, weich gesoten und gehacket ander ein ander. Und nim einen vierdunc rosen dor zu und nim yngeber und pfeffer und win oder ezzig und zacker oder honic und siede daz zu ßammene und gibs hin und versaltzez niht. Art. 6. Diz ist ein cluge spise. Ein hirn sol man nemen und mel und epfele und eyer und menge daz mit würtzen und striche ez an einen spiz und bratez schoene und gibz hin. Daz heizet hirne gebraten. Daz selbe tuot man einer lungen die gesoten ist. Art. 28. Diz heizzent küneges hüenre. Nim junge gebratene hüenre, hau die an kleine mursel; nim frische eyer und slahe die. menge dar zu gestozzen ingeber und ein wenic enys, giuz daz in einen vesten mörser, der



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heiz si mit dem selben crute. Daz tu zu den eyern, damit bewirf die hflenre and ta die hflenre in den mOrser and tu dar zu saffran and saltz zu mazzen und tu sie zu dem viur und lazze sie backen glich heiz mit ein wenic smaltzes. Gib sie gantz bin. Daz heizzent kilniges hflenre. Art. 82 a. Nim wintriubele und stoz sur epfele, diz tu zu sammene, menge ez mit wine und drflches uz. Dise salse ist gut zu scheffinem braten und zu büenren und zu vischen und heizzet agraz. Art. 36. Nim einen frischen hechede and lcese abe die hut als gantz and siude in gar und lcese uz die grete, nim krut und stoz daz mit dem vische; tu dar zu ro eyer and saffran und falle die hut des hechdes und roeste in ein wenic und gib in hin. Art. 53. Ein gut lecker kOstelin. So mache zum jüngesten ein klein lecker köstelin von stichellinges magin und muckenfüezze und lovinkenzungen, meysenbeyn und frösche an der kein, so mahtu lange on sorgen leben. Anm. mursel von mlat. morsellum zu lat morms; dräckes, Waok. drückes, Wack. scheffinen; agraz, Obstbrühe von mlat agresta; Wack. stichelinges; lovinktn = löh-vinken ? / Wack. immer unde, ZHO, guot.



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XXXI. Aus Christian Kuchimeisters Nüwen Casus Monasterii Sti Galli. [Christian Euchimeister, ein Laie, ans einer St. Galler Bürgerfamilie, begann seine deutsche Fortsetzung der alten lat. Casus Sti. Galli am 7. Juni 1335 und hat sie vermutlich in diesem Jahre yollendet; somit liegt hier, nicht in der „Oberrhein.* Chronik, das älteste, selbständige hochdeutsche Prosageschichtswerk vor; (Uter ist z. B. noch die erste bair. Fortsetzung der Nieders. Weltchron, s. o.). Nach der Züricher Hs. (16. Jh.) hgb. von G. Meyer von Knonau, St. Gallische Qeschichtsquellen 6, 1881 = Mitt. z. Vaterl&nd. Gesch. N. F. 8. Vgl. Bächtold, Lit. Gesch. 220 f.]

1. Von a p t C u o n r a t von B u s s n a n g . 1. Do man zalt von Gottes gebart drüzehenhundert und darnach in dem fünf ond drissigosten jare an der mitwochen in den pfingsten, do ward angefangen die nüwe Casos monasterii sancti Galli. Das recht buoch Casus monasterii das gieng ab under abt Cuonrat von Bussnang; des was do me denn hundert jar. Da vindet man von im vil sines lebens und vil guoter ding, die er tet; won er hatt alweg widersetze von etlichen dienstmannen und etlichen burgern und etlichen gebaren. Er wolt och nieman des gotzhus guot lan on recht, davon warent im die edlen vient. Do twang er die burger fQrer, denn si gewon wärint; davon warent im die vient. Do muosstent im die gebaren mer gaotes gen, dann si gewon wörint; darumb warent si im vigent. Der hasse was also gross entzwüschent im und den gebaren, das er den burgern ze Sant Gallen ains tags X V huser in der stat brach. Der was ains Crist&ns des Kuchimaisters, der dis werk angefangen hat ze machen.



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2. Man list och von im, das bi sinen ziten starb der lantgraf von Düringen, sant Elizabethen elicher man, und das des frflnd zuo fuorent und sant Elisabeth nament alles das guot, das si erben solt von ir wirt, das si nit herberg möchte han in ir aignen stat Isnach. Die fuor kaiser Fridrich nach und clegt das unrecht, das ir beschehen was, und kam an denselben abt Cuonrat und bat den, das er ir fürsprech wßre gegen dem kaiser, won bi den ziten dem kaiser nieman haimlicher was, denn er. Er half ir mit Gottes hilf, das si ir gaot behuob, und ir ir er und guot wider ward. Er sprach och zuo ir, wolte si sin fürsprech sin gen gott, so wolte er ir red tuon gen der weit. Daz lobt si im. Wir getrüwen och Got wo), das si sin getrtlwer fürsprech wäre Do si erstarb, do buwt er ain cappel in ir er in dem hus, das der keller sol sin, ob dem tor, da man in das selb hus gat, und ainen altar, der sider zerbrochen ist. Er sprach och ainest ain urtail vor dem kaiser, und der herzog von Paiern wider in ain ander urtail. Das wart als hert, das der herzog von Paiern sprach: er wöre ain toter man, und wäre ain mtlnch, und solte im nit antworten. Do sprach er: 'Ich lognen nit, ich bin ain münch, und bin ain fürst und sol allen fürsten und herren antworten'. 3. Des fuogt es sich darnach, das der selb herzog verlor des kaisers hulde, und der kaiser und sin sun küng Hainrich uf den herzogen wurbent ain herfart, und baten och unsern herren den abt umb lüt. Der antwürt also: 'Herre, ich wil üch füeren über min macht lüt, das der herzog sech, das ich nit ain toter man bin', und fuort mit im zwai hundert ritter und knecht in hosen geschüe; also nampt man si do, und mer denn



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fünfzig schützen and sperknappen, und sprach zuo dem küng: 'Herr, nun wil ich vorriter sin in Paiern mit minem paner und vorbrenner', und tet ogh das. Und der herzog sprach; ' W e r ist der, der uns so vast schadgot für die andren*. Do sprachen sin lüt: 'Es ist der abt von Sant Gallen'. Do sprach der herzog: 'Ich waiss, das ich des kaisers noch des künges hulde meiner gewiinnen mag, ich gewinne denn des abtes hulde vor', und warb an den abt, das er sin tädinger wßre gen dem kaiser und gen dem küng, und gab im darumb ain gross guot. Also underwand er sich der teding und bericht si mit enander. 4. E r wolt och ainest hinnen faren zuo dem kaiser und sprach: 'Nun wil ich milt sin, unz ich kum gen Costeoz über die brugg, und wer mich guotes bittet, der sin wirdig ist, dem wil ich guot geben', und tet och das. Und do er ze Costenz durch die stat rait und über die brogg wolt, do was ainer von Bödmen; dem wart geseit, wie er guot gebe. Der rant im nach, und errant in uf der brugg. Do sprach e r : 'Herr von Bödmen, ir hattent üch nach versumet', und gab im vierzig march silbers. Do er über die brugg kam, do hiess er raiten, was er gelobt hatt und angeschriben was. Do ward sin ainlof hundert march; das hiess er alles beraitem mit barem silber. E r hatt och ain gewonhait, das er alwegen ritter und knecht und schützen hatt, die sin stät gesind warent, und die alle erstuck muostent han. Die erstuck hatt er alle in sinem markstalle. Und getorst dehainer sin ross nieman verlassen, er fragte in, ob er es tuon sölti; won er wolt, das si ze allen ziten berait werint, wenn er si hiess bereiten.



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5. Er was och ainest bi dem kaiser and was an sinem rat. Do wnrdent im boten gesendt von tfitschen landen, das wider im gesworn hett der bischof von Costenz and der graf von Kiburg und der von Tockenburg und ander herren. Und do er die brief gelas, do sprach er: 'Es ist nit gross wunder, ob die müs zuo dem herd gand, so die katz davon komet1. Die red kam fdr den kaiser. Der lachet der red, das er es ais ring wag die hohen herren, und sprach: 'Varent hin und verjagent die mtls', und gab im brief an alie des riches stét und an alie des kflnges diener, das im die behulfen wfirint mit lib und mit guot. Also kam er haimlich herus und kam uf Tockenburg und alie die teding, die er muotet an dieselben herrqn, die giengent im zuo. 6. Und do er drflzehen jar abt was, do begund er siechen, und leit sich nider in das hus, das tegen Hainrich von Sax. hatt gebuwen alien tegan; das lit bi dem tor, dem man sprichet Hustor oder MQllertor; und ward übel mügent. Do hatt er an varendem guot ais man sait schoen guot; des antwurt er ain tai] den herren in das closter und bat si, hette er mere, das si im das gOndint durch Gott ze geben, darhin er denn wOlti. Das erloptend si im. Do bevalh er sinem bruoder her Hainrichen von Griessenberg, ais man do seit, tusent march wert an varendem guot, und schwuor er im das ze tailen, ais er im geschriben gab, der tet ais ain getruwer bruoder und volfuort das alies sament, und gab ais vil, das er darzuo sines guotes ain tail muosst geben, das nun seltzen wfir. Also lag er und starb. Nun warent die von Roschach im also vient, das in die erslagen wolten han in dem hus, da er inne tdech lag. Do seit inen sin arzat, der inen haimlich was, das er nit genesen



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inöcht. Davon ward das wendig. Also starb er an sant Thomas abent des zwölfboten vor wienechten, und was von etlichen lüten jamer ab im und von etlichen lüten Kross fröd. Also hatt er gemuotet, das man in Hesse ze Salmanswille begraben. Do ward er begraben des ersten vor der tür in dem criizgang ze Sant Gallen, da man in das münster gat kloster halb. Und do er da dri tage gelag, do ward den von Salmanswille erlobet, das si in usgrüebint und in mit in haim fuortint und in da begrüebint Do dis beschach, das was von Cristus geburt MCC und X X X V i n jar. Man hett noch vil guoter und vil fraidiger ding von im geschriben, so wöre es ze lang worden. Da sprech ent wir, das voran noch sider nie werlicher abt was; es sind wol hailiger gewesen. •2. S t ü c k e aus ' A p t B e r t h o l t von F a l k e n s t a i n ' . 19. Nun was do bi den ziten ain apt ze Rinow, der was bürtig von Krenkingen, und tet er und sin fründ des gotzhus unrecht. Also wurbent die münch und die gotzhuslüt an unsern apt, das er sich ir underwünd. Das tet er, und hatt gross kost und arbait darumb, und wolt denselben apt gefangen han in sinem hus zuo Rinow, da er inne was. Und was im verspehet an sinem bette. Do vil der apt durch sin sprachhus in den Rin, und schwamm über und entran 3 3 . . . . Sin ward also gar vergessen, do er erstarb, das in die armen knecht und die armen frowen, die sin pflagent, uf ain golter laitent und in die stegen ab zugent also tod. Do sach man an im der weite Ion. Der hatt vor zwain jaren me denn VIIIIC ritter zesamen bracht. Er ward och gestrafet an sinem tod, das er sin ltlt also



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vast Übernossen hatt. Do sprach er bi siner sei, des er es nie hetti getan, won das er das gotzhus dester bas beschirmen möchti und sin gebaren dester bas entweren möchti. Es warent och alle die, die in der stat warent, die edlen und burger und mengclich also unmflessig mit dem abte, das im nun XIIII d. geopfret wurdent. Und do man im mesa sang, do tanzotent die berglüt offenlich durch die stat von fröden, won er si ze vast übernossen hatt. 3. Kap. 68. T o d A d o l f s von

Nassau.

Also beraitend sich baid her uf ainen strit und ward ietwederm her zwo scharen gemachet. In der ersten schar des kttnges warent baid herzogen von Paiern, und ward ir baider panner zesamen gebunden, und fuort die ain herr von Hohenlo und hiess von Brunegg, und das nit fromer ritter in baiden heren was. Die ander panner was des abtes von Sant Gallen, und warent under der alle Schwaben, und fuort die ain herr von Frowenberg, und was bi aim ainwelligen küng dehain pfaffenfttrst, won der abt von Sant Gallen. Also vachtent die zwo scharen mit enander. Also belibent alle die, die under des abtes paner warent, unz alle ire ross erslagen wurdent, und nach do vachtent si lang ze fuoss. Do die Paiern sahent, das die schar entwurkt was, do entwurkten si si und doch mit wer. Der küng was mit der andren schar under dem sturmvan, und der herzog Ott an der andren schar mit sinem sturmvan. Nun vermassent sich zwen grafen, der Ruchgraf und der Wildgraf, si wöltin den küng slahen, und söltind si darumb sterben, und sluogent im och sin ross, uud sluogent och in. Und



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d o der k ü n g e r s l a g e n ward,

do nam dieselb schar v a s t

ab,

abgezogen,

and

wart

mengclich

im

fliehent,

sin

blat

und

wart

w o n noch do huob ünser abt bi dem

strit, n n z das er sach, das der k ü n g erslagen w a s . floch

er do g e n W u r m s ,

übel a n allen,

da Do

und tatent im die v o n W u r m s

die zuo im

entwichen

warent

und

och

m u o s t e n t . D e r strit beschach uf dem H a s e n b ü h e l . A n m . Ohne die (ungeregelten) Längezeichen der Ha. — 3) in hosen geschüe, in Hosen (die auch den Fuß umschließen) gekleidet: 4) rotten, rechnen, beraiten, bezahlen; 6) tegen, Dekan; 19) sprichhüs, cloaca; 33) golter, mhd. culter; 68) ainwellig, einstimmig, gewühlt, blat, Brustharnisch. — Hemmendes Element in dieser knappen, sachlich klaren Prosa ist die Vorliebe für Dialoge, die ihr zuweilen ein geradem altgerm&nisches Gepräge verleiht. — Bedeutendes Geschick zur Anekdotengestaltung.

XXXII. Aus der 'oberrheinischen' Weltchronik. [Nach einer Hs. des 14. Jhts. hgb. von Fr. K. Gneshaber, 1850. VgL G. v. Wyss, Anz. f. Schweiz. Gesch. u. Altertumsk. XII, 1866, Nr. 1 und 0 . Hartmann ebda. 1881, 382—385. Der Verfasser war vermutlich ein Augustinerchorherr za St. Leonhard in Basel; der Hauptteil (bis S. 82) geht bis zum Jahre 1337, wird demnach 1337—1838 geschrieben und also 2 - 3 Jahre jünger sein a b Knchimeisters W e r k ; die 3 Zusätze gehen bis 1349. Offenkundige Vorliebe ftlr Volksagen; Quelle im allgem. unbekannt.] 1. (8. 10.) und V n i

Aus

dem

Papstkatalog.

S i l v e s t e r s e c u n d u s saz I V jar I manet

tage,

der hiez G i l b e r t u s und was ein j u n g e r

m ü n i c h in e i m e closter z e F l o r e n z , und w a r t abtrünnig, e r leit a n mit dem tüfel, daz im alle ding nach sinem

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willen giengen. alsus wart er eirzbischof ze Bonomen, darnach ze Ravennen, ze jungest babest. er fraget den tüfel, we lange er sfllte babest sin. do sprach der tofel, anz daz er gesonge ze Jerusalem ein messe, des was er fro, want der weg ferre was über mer, daz er meiner dar kerne. Darnoch sang er in der kilchen ze Lateran, heizzet Jerusalem, do hört er die tüfel grüselichen schrien in dem lüfte nnd was betrogen, er süfzet und erschrag, want der tot nahet ime. Wie er gar meintetig was, so hat er zuofersicht an gotz erbermde, und verjach für allem folk sin sünde, und hiez alle sine glide abe sime übe sniden, und den corper uf einen karchen legen, war in zwei tier zügen und wa si in liezen, daz man in da begruobe. daz geschach, und wart begraben in der kilchen ze Lateran, als man wil daz er gotz erbermherzikeit erfolgete, do man zalte von gotz gebürt CDXIX.

2. A u s dem

Kaiserkatalog.

(S. 19.) K a r o l u s der g r o z z e , want er bilch der groze heizt, want er groze strite streit, ze Runschifael in dem tale, do siner swester sun Rolant erslagen wart und fil der cristen, an den got groze zeichen tet, und tet ouch ime zeichen an der sunnen, die alse lange stunt unz daz er sich gerach an der bousen heidenschaft, do er Paligan ze tode sluog. Und leit daz riche ze tüschem lande und sazte die VII fürsten: den phalenzgraven ze Rine, von Sachsen, von Brandenburg, von Megentze, von Colne, von Trieren, von Beheim. er stifte ouch iil grozer stete: Frankenfort, Zürich und Ache, da er lit begraben do man zalt von gotz gebürt DCCCXIY jar.



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(S. 20.) L u o d e w i c u s , sin sun, der des Markins swester hatte, der in der heidenschaft gefangen lag, dem got half under [1. und ?] Arabel die künigen, die mit im fiior, und sich liez toufen, darumbe ir fatter kilning Terremer, und ir bruoder und küning Tiebalt ir man, und fil andere künirige kamen uf Aleschantz und da stritten, do er verlor Fifianz und Mile sinre swester kint und ander fil lütz und half ime doch got und daz riche und Rennüwart, daz er Kiburg, die künigen, und Orens die bürg und den sik behielt an den heiden. (S. 20.) Die edele herschaft von B r u n s w i g , die ein unfernünftig tier eret. do ein herre von Brunswig als ferre sich hatte verritten, daz er nit enwiste war er solte, da fuorte in ein wilder leuwe ze Brunswig in die stat. Und hatten groze ere, e si es umbe got und umb daz riche verloren, und waren von irme geschlechte drie herren die Otte hiezent und roumsche keisere warent. (S. 21.) F r i d e r i c u s p r i m u s , herzog Frideriches sun von Swaben. richset do man zalte von gotz gebürt MCLIV jar und richset X X X V jar. der zerstörte Meilan. do wurden drie mane gesehen an dem himel und enmitten daz heilige crüze, und nit lange da nach wurden gesehen drie sunnen. Er sluog von der nonen untz ze vesperen alse fil Romere ze tode, daz ir me was denne do ir als fil wart erslagen, daz man drie korbe fol fingerlin uf huob von den die erslagen wurden, darnach ertranc er ze Tharsis in dem heiligen lande. (S. 23.) R u d o l f g r a v e von H a b e c h s p u r g wart erweit ze eime roumschen küninge ze Frankenfort von den fürsten, do man zalte von gotz gebürt MCCLXXIII jar.



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do nam sich einre an daz er keiser Friderich were; darambe verbrant in küning Ruodolf ze Wetflor. und bi sinen ziten beschahen drie groze strite. den ersten strit den streit er selber ze Beheim, do er kilning Oettakker ersluoch; und zao Kenzingen von dem bischof von Megenze und von dem graven von Spaenheim, und gesigt der bischof; und ze Würge von dem herzogen von Brabant und von dem bischof von Colne, und verlor der bischof und wart gefangen und die von Lützelenburg and andere herren fil wurden erslagen und gesigt der von Brabant, man wil ouch daz die von Brabant abegangen weren untz an eine juncfröwe and ir muoter, and wolt man in daz lant han genomen. do kam ein swane and zoach ein schif; darinne lag ein ritter, un wiste nieman, wannant oder wer er were, der nam die juncfröwe, und do stuont daz gesiechte wider uf. 3. A u s den Z u s ä t z e n . (S. 33.) Des selben jares (MCCCXXXVTI1) flugent ouch hOstaffel einr brunen varwe mit vier vetken und sechs beinen und warent geschaffen umb die höpt als ob si heim uf hetten und floog ir als vil als so der schn£ von himel vallet. — Ez wart ouch gesehen ein sterne mit eim böschen. [Diese selben beiden Naturerscheinungen erwähnt auch der Zeitgenosse Megenberg, B. d. N. 75, 2; s. u. S. 134.] (S. 38.) In der selben zit (anno domini MCCCXL VIII) do fuor der homeister des thüschen ordens mit aller maht in die heidenschaft, die do heizet Lettowe, und kam in die wiltnisse als verre, do nie herschilt hin kam in ir lant. und was der sne und der winter als groz, daz Nan m a n n , Altdeutsches Pros&lesebach.

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nieman gefliehen mobte und dotent grozen schaden. Des besamente sich der heidische küng selbe sehste gebruoder wit umbe sich mit grozer mäht und mit grozem hertera nfsaze, wenne er wol wiste, daz sii nüt spise hattent: wand sü hetten sich vervaren als lange in der wiltnisse, daz sü nüt hattent. Diz zoch sich uf unserre lieben frowen tag der liehtmes. do rihtent sü sich mit unsers herren fron lichom uf einen strit, wenne sü wurdent gewarnet, men wolte uf die nochhuote vallen; als ouch beschach. als half in got und unser frowe, an der tag ez was, daz sü gesigentent, und vor und noch wurden X I I tusent heiden erslagen. des worent des künges bruoder zwene und vil sins uzerweltes Volkes, also daz in nie so groz schade beschach, wanne sü woltent unser sicher sin gesin; wanne unser bruoder nie sich so übele geforhtent, wenne got allein do hat gevohten daz wir nüt denne X L hant verlorn, der worent VIII bruoder. doch wart ir gar vil wunt, der ouch vil starp. Ouch sint die cristen gesterket an irme glouben, wenne ir üppigen lezze in hant gelogen, und die heiden sint betrogen von iren abbegötten. A n m . Die Schreibang; ward in etwas normalisiert (a, z; Umlaut). — FQr den Silvester liegt die Quelle, frei benatzt, zweifellos bei Martin von Troppau SS. XXII S. 432 vor, der anch sonst zumeist wohl für die Notizen des Papstkataloges hergehalten hat. Zu K a r l : Roland wird anch von Martin genannt 461, 33; aber sonst kann hier nnd in den folgenden Stücken des Kaiserkataloges Martin nicht benutzt sein, viel eher liegt Benatzung deutscher Epen vor, wie unter Ludwig zweifellos die des Willehalm. — laz, stm. — lazkeit.



xxxni.

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Aus Konrad von Megenberg.

I. A n s d e r D e u t s c h e n S p h a e r a . [Verfaßt eisige Jahre vor dem Bach der Natiir, vielL wahrend des Wiener Aufenthaltes, Pfeiffer B. d. K., S. 21. Nach der Münchner Hs. 156 hgb. von O. Matthaei, Deutsche Texte des U. A. 23, 1012. Vergleich mit der Quelle (Sphaera mundi des Joh. Holywood i Sacro-Bosco; s. Uber ihn Diemer, Beitr. 1, 60ff.) von ca. 1260) bei 0 . Matthaei: K.'s M. Deutsche Sphaera und die Übersetcungstechnik seiner beiden Prosawerke, Diss. Berl. 1912, S. 7—19.]

Matth. 9, 1. Daz aber der himl waltze von der sunnen aufgank zu der sannen andergank, de? zaichen nem wir also: Dez sternhimel» stern derheben sich gemachsam und waltzen saim piz daz si komen an daz mittel dez himels, and sein alle zeit in der selben nehen und in der selben verren zu einander and haben sich alle zeit in ainem satze piz daz si wider anter steigen. Daz ander zaichen ist daz die stern pei der himelspitzen di manik lay den wagen haizzet, flmbwaltzen und daz wir sie nimmer verlisen. Und in irem umbwaltzen sint sie alle zeit in ainer nehen und in ainer verren, und schreibent kraizz in irem flmbwalzen. Von den zwain Qmbwaltzen der gestekten stern an dem himel ist offenbar daz der sternhimel weltzt von der sunnen aufgank zu der sunnen nidervalle. Daz aber der himel sinbel sei, dez hab wir drei sach. Deu erst sach ist daz gotlich ebenpild, daz da leuhtet in dem gotlichen wesen, dar nach got die weit macht. Und in dem gotlichen ebenpild ist weder anvank noch end; wanne ez ewig ist. Dar flmb ist die geschaffen werlt sinwel; wanne an der sinbeln gestalt ist weder end noch anvank. Di sach setzt maister Johannes ze



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latin. Aber mit urlaab straffe ich daz: wanne Adam leipheftig von got ward on mittel und waz doch niht sinbel. als wir ez hie nemen. Dar iimb nemen wir die andern sach war amb der himel sinbel sei. Den sach ist gemach. Wanne under allen leiben die ümbsliezzend oder die umbvahend sint, so ist deu sinbel form aller flmbgreiffigst; als du maht versuchen an ainem wehseinem vazz daz von ersten sinbel ist, ob du ez dar nach ekest. Nu besleuzzt der himel alleu dink; dar umb ist im deu sinbel gestalt nütz und gemachsam. Die dritte sach ist notddrft. Wanne, ob der himel ain ander gestalt het, daz er drieket wer oder viereket oder vileket, so mOst von not sein daz etlich stat eitel wer, oder daz ain leip der ain stat vor het gehabt, nu kain umbslizzend stat het. Der ietwederr ist unmügleich. Wanne e die natur eitel lid, e prech ain erein hafen von geprechen ains linsen kornes, ob der hafen als dike wer piz an den himel; e geng daz wazzer ze perge. Auch kain leichenam der vor ümbsliezzend stat het gehabt, möht an stat gesein. Wanne wer daz mflgleich daz du in dem obersten himel werst, du mOhst dein hant dar über niht gestreken. Aber daz der ains dar nach volgt, daz ist offenpar in den ecken die umbhöht und üinbvangen sint. Anm. salz, Stellang; gemach, commoditu; ümbsliezzend, ysoperimetram; umbvahend, dafi.; ümbgreiffigst, capacissima; notdür ft, neceraitaa; geprechen, das Aufplatzen; umbehalten, elevare; umbevahfn, oiroaniTolrere.



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II. Ans dem B a c h d e r N a t n r . [Verfaßt etwa 1349 bis 1350; nach den Münchner Hss. 86 u. 589 ed. Franz Pfeiffer, Statt?. 1861. Über die Benutzung der Quelle (Thomas von Chantimpre, Ldber de natura rernm von ca. 1230) and Konrads Übersetzungstechnik vgl. Matthaei S. 20—108.]

10, 20. Von den augenpratven. Die augenprawe sint den äugen notdürftig, dar umb, wenn daz tier slaf, daz kain auswendigz dinch in daz aug valle. dar amb sprechent die maister, daz die augenpraw sein rebt als die zeun umb ainen garten, die des garten bfletend. aber als ich waen, die überprawe hat die natur gemäht zuo ainer zierd der äugen an dem menschen, und allerzierleichst sint die praunen überprawe an den frawen, wenn sie ciain gekraizelt sint, reht als si ain maier gepinselt hab. an den mannen schüllent si groezer sein und räuher. 65, 20. Der Mann im Mond. Der mon hat in im swarz flecken, und sprechent die laien, ez sitz ain man mit ainer dornpürd in dem monen. Daz ist aber niht war; ez ist dar umb, daz der mon an den stucken dicker ist an seinem antlütz wann an andern enden, und dar umb nimt er da selben der sunnen schein niht, da von scheinent uns diu selben stuck vinster. 75, 2. Von dem geschöpften siern. Der geschöpft stern haizet ze latein cometa und ist niht ain rehter stern: er ist ain flamm und ain feur prinnend in dem obristen reich des luftes. dar umb scholt du wizzen, daz daz hitzig gestirn an dem himel zeuht irdischen dunst auz der erden and wäzzerigen dunst auz dem wazzer und die dünst paide gent auf in den luft, dar umb daz si leiht sint sam der luft. wenne nu daz ist, daz ain irdischer vaizter rauch aufgezogen wirt in den luft, so



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enzündet er sich oben in dem luft pei dem feur ze nächst, und ist des dunstes vil, so wert diu flamm lang-, und get der materi ze stunden vi] zuo auz dem ertreich, so wert diu flamm lang und scheint uns des nahtes als ain stern, der an dem himel stet, reht als ainer, der pei dunkelr naht reitt und verren siht ain lieht, den dunket daz lieht ain stern sein, diu flamm ist gehaizen von den maistern der geschöpft stern, dar umb, daz funken von im vliegent und daz er zinzelt gegen dem tail der werlt, da im der dunst zuo get, der in nert und fuort. der stern bedäut hungerjar in dem land, da er den schöpf hin kert, dar umb, daz diu fäuhten auz dem ertreich ist gezogen und diu vaizten, dar auz stlez wein und korn und ander früht schölten auz der erden gewachsen sein, und koment oft da mit vil kefern und häuitchrecken. Also sach ich ainen cometen ze Pareis, do man zalt von gotes gepürt dreuzehenhundert jar und siben und dreizig jar, der werte mer denne vier wochen und stuont gegen dem himelwagen und het den sterz gekert gegen däutschen landen und wegt sich mit ainr überwertigen wegung gegen mittem tag, unz er verschiet. do was ich gar junk und prileft doch allez, daz da nach geschach, wann da nach kürzleich kom ich her auz in däutscheu lant, do kamen so vil häuschrecken geflogen von Ungern durch Oesterreich und durch Paiern auf über den Sant den Main ab gegen dem Rein, daz si so vil getraides verderbten auf dem veld, daz manich gäuman verdarb, daz geschach da von, daz der stern kraft daz wüest lant in Preuzen und an etsleichen steten in Ungern, da ez hüelich was und mosich, beraubte seiner behenden fäuhten und liez die gerben da, auz den wart ain fäuhten und ain sam, dar



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auz die häuschrecken wurden, w&n ain iegleicb tier bat sein eigen materi, dar auz ez wirt, dar omb ist ain wazzer vischreich, daz ander fröschreich. Der comet bedäut auch streit und verraeterei und untrew und etleicher grozen forsten tot und gemaincleich vil pluotvergiezens. also huoben sich da nach in den naehsten jaren vil krieg und streit zwischen dem küng in Frankenreich und dem küng in Engellant, wan der von Engellant dertrankt dem von Frankenreich vierzigtausent man auf dem mer, und ains anders jars dar nach gesigt er im an aines grozen veltstreites, da küng Johannes von Pehaim inne derslagen wart und vil erbaeriger ritterschaft. daz geschach allez pei kaiser Ludweiges zeiten, dem Vierden seines namens, nu maht du fragen, war umb der stern streit bedäut und pluotvergiezen? daz ist dar umb, daz ze den zeiten der stern kreft die lebleichen gaist auz dem menschen ziehent und machent daz behend pluot auzdünstend auz dem menschen, so nu der mensch trucken ist und hitzig, so ist er zornig und vicht gern, als wir sehen an haizen läuten: wenne si vastent, so sint si unmuotig und zornich; iedoch möht man daz wol understen mit guoten raeten. daz aber die maister sprechent, daz der stern bedäut der forsten tot mer denn armer läut tot, daz ist dar umb, daz die forsten namhafter sint dann arm läut und ir tot weiter erschillet denn armer läut tot. 88, 12. Vom Honiglau. Iedoch vellt daz honig sumerzeiten pei uns auch, wenn unser luft rain und schcen ist, und daz geschiht in dem prachmonn, der ze naehst nach dem maien ist, allermaist pei den sumerleichen sünwenden. wenne daz geschiht, so sterbent diu schaf und die gaiz gern, dar umb, daz daz hong coleram



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macht in der tier leib, des vindest du ain zaichen: wenne si tot sint und man si aafsneidet, so sint si inwendig gel von der pranst colora. aber in den landen gen der sannen aafganch ist der luft gar lauter und still durch daz ganz jar gar vil; dar umb vellt ez in den landen oft. wenn ez gevallen ist, so schol man daz vich da heim lazen und schol den kinden wern, daz si ez niht ab den paumpletern saugen, iedoch han ich des vil gezzen auf dem geu, do ich ain kindel was; da nach tet mir mein leibel gar we und west niht, \va von daz waer. 177, 12. Von einer Art Raben. Ez ist ein art der raben in dem land pei der sunnen aufganch, die streitent mit dem esel und mit dem ochsen, wan so diu tier vliehent, so sitzet der rab auf si und fleugt in gegen den äugen und stoezt in die angen auz und machet si irn herren unnütz, dar umb toett si ir herr und schindet si, so wirt dem raben sein tail von dem as. also gesigt der uner vogel dem starken tier an. sam tuot ain uner weip, diu gesigt oft ainem starken manne an, der doch vest ist seines muotes. da vor besleuz dein äugen, wan diu tuont den schaden, ich het ains tages ain frawen in der kirchen angesehen vil und aber vil. do sprach ainz in dem slaf zuo mir, ich biet zwen unken in den äugen, die mQesten sterben, hilf, fraw, hilf daz si sterben! 196, 28. Von dem cappan. Die cappan sint zuo nihtiu nütz dan in die kuchein. si habent pezzer flaisch wan kain ander gefQgel, wan der cappan flaisch macht guot plnot und fuoret gar wol. da von sprach maister Jordan predigser ordens (so sein got zuo guot gedenk) in ainer pfaffenpredig, do er rett zuo den korherren und zuo andern pfaffen, die da besament waren: Sobna



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der Schreiber wirt über gefriert als ain cappan. eia, wa hin? trenn, an kain ander stat danne in des tenfels kuchein. eia, war umb? trenn, da singt er niht und ist nnperhaft und ist unwerleich. pei dem Schreiber verste wir anser prelaten und ander pfaffen, die sint unperhaft in gaistleichen werken, wan si machent niht gaistleicher kind: wolt got, daz si der leipleichen auch niht machten; sie singent ir tagzeit niht: wolt got, daz si si sprachen mit andacht und sQngen niht werltleicher lieder. so singt der ainen Frawenlop, der ainen Marner, der ainen starken Poppen, der poppen ist so vil worden, daz si der gotshäuser guot und er veipoppelnt. si sint auch niht werleich, wan sie beschirment iriu schsefel niht, weder mit gebet noch mit predig noch mit gaistleichen strafen, we der verfluochten hirten, si sint mietnemer. wenne die ir miet und ir gab enpfangen habent, kilmpt ain wolf under diu schaf, so vliehent si und lazent diu schsefel in angsten und in noeten. dar umb sint si zuo nihtiu nütz dann in des teufels kuchein. 230, 28. Von den Meerwundern. Nu ist zeit, daz wir sagen von den merwundern, da pei wir versten auch oft guot und übel an dem menschen, wan wie daz sei, daz der mensch von natur edler sei denn kain ander tier, iedoch wenn er niht leben wil nach menschleicher art und nach Vernunft, so macht er sich poeser wan kain ander tier ist und lebt an etsleichen siten eim pfftrd geleich, an etsleichen eim hund oder eim vogel, und dar umb dürf wir niht auz dem land laufen durch merwunder ze sehen: wir haben ir pei uns genuog. 238, 5. Von dem killen. Kilion, oder killon als ain ander puoch hat, daz mag ain kill haizen. daz ist ain wunderleich merwunder, sam Aristotiles spricht, wan



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diu natur hat an dem tier geirret, als man waent oder diu natur hat ir ordenung verkert an dem tier, wan allen tier auf erden, si sein groz oder klain, habent ir lebern in der rehten Seiten und daz milz in der denken Seiten: aber daz tier hat die lebern in der denken Seiten und daz milz in der rehten. Pei dem tier versten ich alle verkert ordenung, als wenn die toren die weisen leren wellent und da die schämel über die penk hupfent und wa daz adel unedelt. 303, 24. Von den Heuschrecken. Der häuschi eck hat ain haupt gestalt sam eins pfärdes haupt. ain vorscher spricht, daz die wflrm anander gezzent, und die groezern ezzent die klainern. si habent viereckot münd und ainen stichling zuo ainem zagel und habent zuo sich gepogneu pain. die Würm wahsent von dem sudenwint, der ze latine auster haizt, und sterbent von dem nordenwint, der ze latein aquilo haizt. si werdent snell vaizt von mandelplüeten. si habent ain därmel, daz ist vol unsauberkait, und vliegent über verreu mer hungrig und ungezzen vil tag. des nimt uns wunder, daz die würmel so verr vliegent nach irs leibes narung. wserleich, ez Schölt der mensch durch der ewigen speis willen, sam daz gotswort ist, gar verr varn. eya, waz ist diu christenhait worden an manger stat, da man ainen Uodelger und ainen Penzen verr lieber hoert wan ain ewangelium sagen. A i m . zinzcl», hier yielL den sopfförmigen Strahlenbiischel leise bewegen, B. Pfeiffer, S. 708; unnierletch untauglich, impotens. — Beiden Werken Konrads gemeinsam ist die Freiheit in der Qaellenbearbeitnng; grundverschieden ist ihr literarischer Zweck and so anoh ihr Stil und Charakter; das zweite Werk seigt zu-* weilen eine minoritenpredigtartige Volkam&ßigkeit.



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XXXIV. Aus dem niederrhein. Orient-Bericht. [Hgb. von Röhricht und Meisner Zs. f. d. PhiL 19, 1—86 nach einer Kölner Ha. von 1408. Originalbericht eines unbekannten Kölners nach seinen Reisen von 1888—48 wohl um 1360 aufgezeichnet.]

Über

Indien.

Vort die lade, die in India wonent, die sint kirsten, ind haint eynen patri&rchen, die heyscht Thomas, deme sint sy gehoirsam, gelycb wir deme pase, ind wan die buscbof die priester wyet, so birnt he den priester mit eyme geloenden ysen, dat is scharff, van deme varheufde neder bis an die nase, ind die wonde blyft eme bis an den doit ind dat zeichen da mit. Ind dat doent sy zo eyme zeichen, dat der heilige geist quam in die apostelen mit vuyre. Vort alle die moniche haldent sich na sent Anthonis ind sent Macharius orden, ind dragent lange wyde ruwe peltze, ind gra mentell, ind cleyne kogeln op deme henfde, die sint vur offen. Vort die ritter in India haldent sich uyssermaissen reynlich an allen dyngen. ind jagent ind beyssent, ind dragent kostlige cleider ind kostlige golden gurdele, ind dragent ouch bogen, kocher ind pile, wa sy hien rydent of gheent, ind en wissen geyn angemach, dan allit wallast. Vort die vrauwen ind jonfraawen van India sint alze unsaverlich, ind sint bruyn; wie ryche ind wie kostlich yre cleider, ind ir cleyder gesmyde, die sy van goulde ind van edelen steynen haven, da were lanck af zo sprechen; ind ir cleider sint siecht gewort, van phynem goulde, as van garne, ind sint gesneden as vrauwen rogkelyn, dar ander draint sy ander cleyder, di sint van bleychen doiche,



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die sint van edelem krude berougt, dat man sy over alle die straissen wail rucht, wa eyne vrauwe geit of ryt; mer die rockelyn sint altze rychligen besät mit perlen ind mit edelen steynen; ind van anderm cleynoide der vrauwen: wie schone ind ryche sy sint, da were vele ave zo sprechen. Yort alle priester in India, wan die misse willent doin, so komen die priester, dyaken ind subiaken von dryn wegen zosamen ind zo deme altare, zo eyme zeichen, dat die dry heiige koninckge quamen van dryn wegen ind van dryn landen zo samen zo Betlehem zo der kribben. Yort alle die lüde in India synt vil kleynre, dan andre lüde, ind haint kintliche spräche, ind mögen geynen vorst lyden. Ind wanne sy yrgen willent uysser yrme lande, so voerent sy mit yn lange rawe peltze van Sonderlingen edelen dieren, die sy andoent in vreemden landen, ind me upper wert, we die lüde cleyne sint.

XXXV. Aus Fritsche Closeners Deutscher Chronik. [Priester ¡CD Straßburg, seit 1360 Pfründner und Custos am Katharinenaltar des Münsters, geb. ca. 1324, gest. zwischen 1300-96; 8. A. Schulte, Closener nnd Königshofen, Straßb. Stadien 1, 1883, 277 ff. Die Deutsche Chronik Tollendet am 8. Juli 1362; nach der einzigen, Pariser Hs. vom 14. Jh. hgb. von C. Hegel, Ohron. d. deutschen Städte 8, 1870.]

D i e g r o s z e g e i s c h e l f & r t . (Hegel S. 105ff.) Do man zalte 1849 jore, vierzehen naht noch sungihten oder uf die mosze, do koment gen Strasburg



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wol 200 geischeler, die bettent leben and wise an in als ich hie ein teil beschribe. Zum ersten: sü bettent die kostbersten fanen von semetdflechern, ruch und glat, und von baldecken die besten die man haben mochte, der hettent sfl vil lihte 10 oder 8 oder 6 und vil lihte alse manig gewünden kertzen. die trug man vor, wo sü in die stete oder in dorfer gingent, und sturmede alle glocken gegen in, und gingent den fanen nauch ie zwen und zwen mit enander, und hettent alle mentel an und hfleteline uffe mit roten crützen, und sungent zwene oder viere eine[n] leis vor und sungent in die andern noch, der leis waz alsus: Na ist die bette vart so her. Crist reit selber gen Jherasalem, Er fflert ein krlltze an siner hant. Nn helf nns der heilant *)

So sQ alsus in die kierchen koment, so knüw[et]ent sü nider und sungent: Jbesns wart gelabet mit gallen, Des stillen wir an ein krütze vallen.

zu dem worte fielent sü alle krutzewis uf die erde daz es klaperte. so sü ein wile also gelogent, so huob ir vorsenger an und sang: Na hebent nf die flwern bende, Daz got dis grosze sterben wende!

so stuondent [sü] uf. daz dotent sü dri stunt. so sü zu deme dirten mole uf gestundent, so luodent die lüte die brüedere: eins luot 20, eins 12 oder 10, iegeliches noch sinen staten, und furtent sü heim und büttents in wol. Nu was dis ire regel: wer in die bruderschaft wolte nnd an die buosze tretten, der muoste 331 dage dinne



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sin und bliben, und darumbe so muost er han alse vi] Pfennige daz im alle tage 4 pfennige angeburtent die wil er in der busze was: daz worent II sol. und 4 d. darumbe getorstent sü nieman heischen noch fordern noch in kein hus kummen, so Sil zum ersten mole in ein stat oder in ein dorf koment, man lüde sü danne und fuort sü one ir heischen drin, donoch mohtent sü wol in die hüser gon, die wile sü in der stat worent. Sü getorstent ouch zu keiner frowen gereden. welre aber daz brach, daz er zu einre frowen rette, der knüwet für iren meister und bichtet es iinc, so satte ime der meister buosze und schlugen mit der geischeln uf den rücken und sprach: Staut uf durch der reinen martel ere Und hüet dich vor der snnden mere.

Sü hettent ouch eine gesetzede, daz sü pfaffen mOhtent under in han, aber ir keinre solte meister under in sine noch an iren heimelichen rot gon. Wenne sü nu woltent büeszen, alse nantent sü daz geischeln, daz waz zum tage zume minsten zwei mole, früege und spoete, so zogetent sü zu velde us, und lüte man die glocken, und sametent sü sich und gingent ie zwen und zwen iren leich singende, alse do vor geseit ist. und so sü koment an die geischelst&t, so zugent sü sich us barfus untze in die bruoch und dotent kietele oder andere wisze duoch umbe sich, die reichetent von dem gürtel untz uf die fusze, und so sü woltent anvohen zu buszende, so leitent sü sich nieder an einen witen ring, und wernoch iegelicher gesundet hette, darnoch leit er sich: waz er ein meineidiger boswiht so leit er sich uf eine -Site und recket sine drie vinger über daz houbet herfür,



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w a z er ein ebrecher so leit er sich uf den buch, sas leitent sü sich in maniger hande wis noch maniger hande sunde die sü geton hettent. dobi erkante man wol, welreleie sünde ir iegelicher begangen hette. so sü sich alsos hettent geleit, so vinge ir meister an wo er wolte und schreit über einen und ruort den mit sinre geischel uf den lip und sprach: Staat uf durch der reinen martel ere Und hüet dich vor der snnde mere.

Süs schreit er über sü alle, und über welen er geschreit der stuoDt uf und schreit dem meister noch über die vor im logent. so sü zwene über den dirten geschritent, der stunt denne uf und schreit mit in über den Vierden, und der Vierde über den fünften vor ime. süs dotent sü dem meister noch mit der geischeln und mit den worten, untz das alle uf gestundent und über enander geschritten, so [sü] alsus worent ufgestanden zu ringe, so stundent ir etwie maniger die die besten senger worent, und vingent einen leis an zu singende, den sungent die bruder noch, alse man zu tantze noch singet, die wile gingent die brudere um den ring ie zwen und zwene und geischeltent sich mit geischeln von riemen, die hettent knöpfe vornan, darin worent nolden gestecket, und schlugent sich über ire rücke, daz maniger sere bluotete. nu ist der leis oder leich den sü sungent: Nu tretent heran die buazen wellen. Fliehen wir die heiszen hellen. Lncifer ist ein bose geselle . . . . * )

Nu knüwetent sü alle nider und spiendent ir arme krutzewise unde sungent: Jhesus der wart gelabet mit gallen . . . . * ) Nu vielent sü alle krutzewis nider uf die



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erde und logent ein wil do, nntz daz die sengere aber anhuobent zu singende, so knüwetent sii uf die knfl und hubent ir hende uf und sungent den sen