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German Pages 1135 [1140] Year 1963
EBEL-WELLER Allgemeines Berggesetz
SAMMLUNG
Slg
GUTTENTAG
257
Allgemeines Berggesetz (ABG) vom 24. Juni 1865 (GS. S. 705) in der gegenwärtig geltenden Fassung nebst bergrechtlichen Nebengesetzen und sonstigen für den Bergbau wichtigen Bestimmungen
mit Erläuterungen 2. neubearbeitete Auflage
Dr. jur. Herbert Ebel
Dr. jur. Herbert Weiler
Oberbergrat a. D.
Oberbergamtsdirektor
B E R L I N 1963
W A L T E R DE G R U Y T E R & CO. vormals C. J . Goschen'sche Vcrlagshandlung * J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer • Karl J . Trübner • Veit & Comp.
Archiv-Nr. 2957631 Satz u n d D r u c k : Walter de Gruyter £c Co., Berlin 30 Alle Rechte, einschließlich des Rechtes der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vorbehalten
Vorwort zur zweiten Auflage Schon seit einer Reihe von Jahren ist aus Kreisen des Bergbaus der Wunsch nach einer Neuauflage dieses erstmalig im Jahre 1944 erschienenen und bereits seit längerer Zeit vergriffenen Bergrechtskommentars laut geworden. Die in der Zwischenzeit im Geltungsbereich des Allgemeinen Berggesetzes, d. h. in den preußischen Nachfolgestaaten eingetretenen staatsrechtlichen Veränderungen sowie die Entwicklung der Gesetzgebung seit 1945 machten eine gründliche Überarbeitung und völlige Neufassung des Buches erforderlich. Dabei haben sich die Verfasser bemüht, durch Ergänzung der bisherigen Erläuterungen eine möglichst vollständige Übersicht über die wichtigsten bergrechtlichen Fragen zu geben, wobei Rechtsprechung, Verwaltungspraxis und Literatur bis zum Jahre 1962 Berücksichtigung gefunden haben. Wegen der Vielfalt und Zersplitterung des deutschen Bergrechts war im I n t e r e s s e d e r Ü b e r s i c h t l i c h k e i t eine B e s c h r ä n k u n g des Stoffes auf den G e l t u n g s b e r e i c h des A l l g e m e i n e n B e r g g e s e t z e s in der Bundesrepublik geboten. Hierdurch konnte eine straffe Darstellung erreicht werden. Dabei nimmt N o r d r h e i n - W e s t f a l e n als das wichtigste Bergbauland eine gewisse V o r r a n g s t e l l u n g ein. Die neue Auflage hält an dem bisherigen bewährten Aufbau fest. Sie bringt außer der Kommentierung des Allgemeinen Berggesetzes auch noch Erläuterungen zu den bergrechtlichen Nebengesetzen des Bundes und der Länder. Schließlich sind mit Rücksicht darauf, daß der Bergwerksbetrieb in zunehmendem Maße dem allgemeinen Recht unterworfen ist, zahlreiche sonstige Bestimmungen, die für die juristische Praxis im Bergbau besondere Bedeutung haben, aufgenommen worden. Bei der Auswahl wurde eine Ergänzung der bereits vorhandenen Textsammlungen und Erläuterungsbücher angestrebt. Möge der zweiten Auflage die gleiche gute Aufnahme in den Kreisen, die sich mit dem Bergrecht zu befassen haben, beschieden sein wie der ersten. Allen, die zum Zustandekommen des Werkes beigetragen haben, sei hiermit der Dank der Verfasser ausgesprochen. Bonn, im Februar 1963 Herbert E b e l
Herbert W e l l e r V
Inhaltsverzeichnis Teil I
Seite
A. Allgemeines Berggesetz vom 24. Juni 1865 (in Nordrhein-Westfalen gültige Fassung)
1
B. Das Allgemeine Berggesetz für die Preußisehen Staaten vom 24. Juni 1865 (mit Erläuterungen)
49
E r s t e r T i t e l . Allgemeine Bestimmungen §§ 1 und 2
49
Z w e i t e r T i t e l . Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums §§ 3 bis 49 Erster Abschnitt. Vom Schürfen §§ 3 bis 11 Zweiter Abschnitt. Vom Muten §§ 12 bis 21 Dritter Abschnitt. Vom Verleihen §§ 22 bis 38 Vierter Abschnitt. Vom Vermessen §§ 39 und 40 Fünfter Abschnitt. Von der Konsolidation §§ 41 bis 49
.
61 61 70 81 102 103
D r i t t e r T i t e l . Von dem Bergwerkseigentum §§ 50 bis 93 Erster Abschnitt. Von dem Bergwerkseigentume im allgemeinen §§ 50 bis 64 Zweiter Abschnitt. Von dem Betriebe und der Verwaltung §§ 65 bis 79 . Dritter Abschnitt. Von den Bergleuten und den Betriebsbeamten §§ 80 bis 93 e
109
V i e r t e r T i t e l . Von den Rechtsverhältnissen der Mitbeteiligten eines Bergwerks §§ 94 bis 134
109 128 171 201
F ü n f t e r T i t e l . Von den Rechtsverhältnissen zwischen den Bergbautreibenden und den Grundbesitzern §§ 135 bis 155 Erster Abschnitt. Von der Grundabtretung §§ 135 bis 147 Zweiter Abschnitt. Von dem Schadensersatze für Beschädigungen des Grundeigentums §§ 148 bis 152 Dritter Abschnitt. Von dem Verhältnisse des Bergbaues zu öffentlichen Verkehrsanstalten §§ 153 bis 155 S e c h s t e r T i t e l . Von der Aufhebung des Bergwerkseigentums §§ 146 bis 164
277
Siebenter Titel. Von den Knappschaftsvereinen
§§ 165 bis 186p weggefallen
246 246
307 317
. .
325
A c h t e r T i t e l . Von den Bergbehörden §§ 187 bis 195
325
N e u n t e r T i t e l . Von der Bergpolizei §§ 196 bis 209a Erster Abschnitt. Von dem Erlasse bergpolizeilicher Vorschriften §§ 196 bis 203 Zweiter Abschnitt. Von dem Verfahren bei Unglücksfällen §§ 204 bis 206 Dritter Abschnitt. Strafbestimmungen §§ 207 bis 209 a Z e h n t e r T i t e l . Provinzialrechtliche Bestimmungen §§ 210 bis 214d . . .
338 338 378 383 389
E l f t e r T i t e l . Übergangsbestimmungen §§ 215 bis 241 Z w ö l f t e r T i t e l . Schlußbestimmungen §§ 242 bis 250
393 410 VII
Inhaltsverzeichnis Teil I I
Bergrechtliche Nebengesetze und sonstige für den Bergbau wichtige Bestimmungen — Landesrecht — A . Preußen
1. Gesetz über die Bestrafung unbefugter Gewinnung oder Aneignung von Mineralien vom 26. März 1856 2. Gesetz wegen Verwaltung der Bergbauhilfskassen vom 5. J u n i 1863 . . 3. Verordnung betr. die Einführung des Allgemeinen Berggesetzes in das Gebiet des vormaligen Herzogtums Nassau vom 22. Februar 1867 (Auszug) 4. Verordnung betr. die Einführung des Allgemeinen Berggesetzes in die mit der Preußischen Monarchie vereinigten Landesteile der GroßherzoglichHessischen Provinz Oberhessen, sowie in das Gebiet der vormaligen Landgrafschaft Hessen-Homburg, einschl. des Oberamtsbezirks Meisenheim vom 22. Februar 1867 5. Verordnung betr. die Einführung des Allgemeinen Berggesetzes in das Gebiet des vormaligen Königreichs Hannover vom 8. Mai 1867 (Auszug) . 6. Verordnung betr. die Einführung des Allgemeinen Berggesetzes in das mit der Preußischen Monarchie vereinigte Gebiet des vormaligen Kurfürstentums Hessen und der vormaligen Freien Stadt Frankfurt sowie der vormals Königlich Bayrischen Landesteile vom 1. J u n i 1867 (Auszug) . . . 7. Gesetz betr. die Einführung des Allgemeinen Berggesetzes in das Gebiet der Herzogtümer Schleswig und Holstein vom 12. März 1869 8. Gesetz über Kleinbahnen und Privatanschlußbahnen vom 28. Juli 1892 (Auszug) 8 a. Erlaß des Handelsministers und des Ministers für öffentliche Arbeiten betr. Grundzüge für die Ausübung der Aufsicht über diejenigen Privatanschlußbahnen im Sinne des Gesetzes über Kleinbahnen und Privatanschlußbahnen vom 28. Juli 1892, welche zugleich Zubehör eines Bergwerks bilden vom 30. August 1898 9. Preuß. Ausführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch vom 20. September 1899 (Auszug) 10. Preuß. Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit vom 21. September 1899 (Auszug) 11. Preuß. Ausführungsgesetz zum Reichsgesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung vom 23. September 1899 (Auszug) . . . 12. Preuß. Ausführungsgesetz zur Grundbuchordnung vom 26. September 1899 (Auszug) 13. Gesetz über die Bestellung von Salzabbaugerechtigkeiten in der Provinz Hannover vom 4. August 1904 14. Gesetz betr. die Gründung neuer Ansiedlungen in den Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen und Westfalen vom 10. August 1904 (Auszug) 15. Gesetz betr. die Kosten der Prüfung überwachungsbedürftiger Anlagen vom 8. Juli 1905 VIII
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415 416 418
419 420
421 422 422
423 425 425 426 428 429 432 435
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16. Gesetz betr. die Abänderung des Allgemeinen Berggesetzes vom 18. J u n i 1907 (Auszug) 17. Gesetz über den Bergwerksbetrieb ausländischer juristischer Personen u n d den Geschäftsbetrieb außerpreußischer Gewerkschaften vom 23. J u n i 1909 18. Ausführungsanweisung zu dem Gesetz vom 28. J u l i 1909, betr. die Abänderung des Allgemeinen Berggesetzes vom 13. Oktober 1909 19. Bestimmungen betr. Anerkennung der Bergschulen zur Ausstellung von Zeugnissen f ü r Aufsichtspersonen vom 26. Oktober 1910 20. Gesetz über die Gewerkschaftsfähigkeit von Kalibergwerken in Hannover vom 30. Mai 1917 21. Gesetz über die Bergschulvereine vom 12. J a n u a r 1921 22. Gesetz über ein vereinfachtes Enteignungsverfahren vom 26. Juli 1922 . 23. Gesetz über die Genehmigung von Siedlungen nach § 1 des Reichssiedlungsvom 1. März 1923 23a. Ausführungsbestimmungen f ü r das Gesetz über die Genehmigung von Siedlungen vom 12. April 1923 24. Gesetz über staatl. Verwaltungsgebühren vom 29. September 1923 . . . 25. Gesetz über die Verleihung von Braunkohlenfeldern an den S t a a t vom 3. J a n u a r 1924 26. Gesetz über die Beaufsichtigung von unterirdischen Mineralgewinnungsbetrieben und Tiefbohrungen vom 18. Dezember 1933 26a. Ausfühlungsanweisung zum Gesetz über die Beaufsichtigung von unterirdischen Mineralgewinnungsbetrieben und Tiefbohrungen vom 15. J a nuar 1934 27. Gesetz zur Erschließung von Erdöl und anderen Bodenschätzen (Erdölgesetz) vom 12. Mai 1934 28. Gesetz über die Zuständigkeit der Bergbehörden vom 9. J u n i 1934 (Auszug) 29. Phosphoritgesetz vom 16. Oktober 1934. . 29a. Ausführungsanweisung zum Phosphoritgesetz vom 25. Oktober 1934 . 30. Verordnung über die Berechtigung zur Aufsuchung und Gewinnung von Erdöl und anderen Bodenschätzen (Erdölverordnung) vom 13. Dezember 1934 31. Verordnung zur Überleitung des Bergrechts in den auf das Land Preußen übergegangenen Gebietsteilen vom 13. Mai 1937 32. Verordnung über die polizeiliche Beaufsichtigung der bergbaulichen Nebengewinnungs- und Weiterverarbeitungsanlagen durch die Bergbehörden vom 22. J a n u a r 1938 33. Verordnung über Salze und Solquellen im Landkreis Holzminden (Regierungsbezirk Hildesheim) vom 4. J a n u a r 1943 B. Bundesländer im Geltungsbereich des Allgemeinen Berggesetzes a) B a d e n - W ü r t t e m b e r g (für den ehemals preuß. Landesteil Hohenzollern) 1. Verordnung über den Vertrieb von Sprengmitteln an den Bergbau vom 5. Juni 1951 (Hinweis) 2. Landeseisenbahngesetz vom 6. Juli 1951 (Auszug)
436 437 438 441 445 445 449 451 453 453 454 455 457 459 461 462 464 466 468 469 472
473 473
IX
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3. Verordnung über die Errichtung eines Oberbergamtes und eines Geologischen Landesamtes vom 22. September 1952 4. Verordnung über die Ausbildung und Prüfung für den höheren Staatsdienst im Bergfach vom 16. Dezember 1954 (Hinweis) 5. Verordnung des Innenministeriums über den Erlaß einer Bau- und Betriebsordnung für Anschlußbahnen im Lande Baden-Württemberg vom 21. Januar 1956 (Auszug) 6. Verordnung der Landesregierung über die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft vom 29. September 1958 (Auszug) 7. Gesetz zur Ergänzung und Änderung des Reichsnaturschutzgesetzes vom 8. Juni 1959 (Auszug) 8. Wassergesetz für Baden-Württemberg vom 25. Februar 1960 (Hinweis). . 9. Verordnung über die Pestsetzung der Gebührensätze für Amtshandlungen der staatlichen Behörden vom 11. April 1961 (Auszug) b) B r e m e n 1. Verordnung über die Einführung der Preußischen Markscheiderordnung in Bremen vom 27. Juli 1948 2. Bekanntmachung des Oberbergamts über die Annahme von Mutungen vom 20. August 1949 3. Verordnung des Senats zur Durchführung des Lagerstättengesetzes vom 23. Januar 1951 4. Abkommen über die Bergbehörden zwischen der Freien Hansestadt Bremen und dem Land Niedersachsen vom 16. Dezember 1955/14. August 1956 5. Verordnung über die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft vom 15. September 1959 (Auszug) 6. Bremisches Wassergesetz vom 13. März 1962 (Hinweis) c) H a m b u r g 1. Bekanntmachung über die Anerkennung von Bergschulen vom 30. August 1938 2. Verordnung über die Geltung der preuß. Markscheiderordnung vom 26. November 1938 3. Verordnung zur Ausführung des § 4 des preußischen Gesetzes über die Beaufsichtigung von unterirdischen Mineralgewinnungsbetrieben und Tiefbohrungen vom 28. Juni 1939 4. Verordnung über die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft vom 4. Mai 1962 (Auszug) 5. Gebührenordnung für das Bergwesen vom 5. März 1957 6. Gesetz über die Bergbehörden der Freien und Hansestadt Hamburg (Bergbehördengesetz) vom 1. Oktober 1957 7. Abkommen über die Bergbehörden zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Lande Niedersachsen vom 23. März/12. Juni 1957 . . 8. Gesetz zur Änderung des Allgemeinen Berggesetzes für die Preußischen Staaten vom 1. Oktober 1957 9. Verordnung über den Erlaß von Bergpolizeiverordnungen vom 3. Januar 1958
X
474 474 475 475 476 476 476
478 478 478 479 479 480
481 481 482 482 482 484 485 486 487
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10. Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiete des Bergrechts vom 3. J a n u a r 1958 11. Hamburgisches Wassergesetz vom 20. J u n i 1960 (Hinweis) d) H e s s e n 1. Gesetz betr. die Einführung des ABG in die Fürstentümer Waldeck und P y r m o n t vom 1. J a n u a r 1869 2. Verordnung über die Errichtung des Landesamtes f ü r Bodenforschung vom 26. J u n i 1946 3. Verfassung des Landes Hessen vom 1. Dezember 1946 (Auszug) . . . . 3 a. Abschlußgesetz zum Artikel 41 der Hessischen Verfassung vom 6. Juli 1954 4. Verordnung über die Errichtung eines Hessischen Oberbergamtes vom 25. J u n i 1949 5. Gesetz über das Bergrecht im Lande Hessen vom 6. Juli 1952 6. Bekanntmachung der im Lande Hessen geltenden Fassung des Allgemeinen Berggesetzes und bergrechtlicher Nebengesetze vom 1. April 1953 6 a. Allgemeines Berggesetz f ü r das Land Hessen 6b. Bergschulvereinsgesetz 6 c. Gesetz über die Beaufsichtigung von unterirdischen Mineralgewinnungsbetrieben und Tiefbohrungen 6d. Gesetz über die Aufsuchung und Gewinnung von Erdöl u n d anderen Bodenschätzen (Erdölgesetz) 6e. Phosphoritgesetz 6f. Verordnung über die Berechtigung zur Aufsuchung und Gewinnung von Erdöl und anderen Bodenschätzen (Erdölverordnung) 7. Verordnung zur Ermächtigung des Ministers f ü r Arbeit, Wirtschaft und Verkehr zur Bestimmung der Sitze und Verwaltungsbezirke der Bergämter vom 30. J u n i 1953 8. Verordnung über die Verwaltungsbezirke der Bergämter vom 30. J u n i 1953 9. Verfügung des Hessischen Oberbergamtes in Wiesbaden betr. bituminöse Gesteine v. 15. Februar 1954 10. Hessisches Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit vom 12. April 1954 (Auszug) 11. Hessisches Verwaltungsgebührengesetz vom 14. Oktober 1954 (Auszug) . 12. Ausbildungs- und Prüfungsordnung f ü r den höheren Staatsdienst im Bergfach vom 20. Dezember 1954 (Hinweis) 13. Verordnung über die Beaufsichtigung von Tiefbohrungen durch die Bergbehörden vom 23. März 1957 14. Verordnung über den Bau und Betrieb von Anschlußbahnen (BOA) vom 6. Dezember 1957 (Auszug) 15. Hessisches Ausführungsgesetz zur Grundbuchordnung vom 9. Februar 1960 16. Hessisches Wassergesetz vom 6. Juli 1960 (Hinweis) 17. BergpolizeiVO über ärztliche Anlegeuntersuchungen im Bergbau vom 15. J u l i 1960 (Hinweis) 18. Verordnung der Hessischen Landesregierung über die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft vom 26. Oktober 1960 (Auszug)
487 487
488 488 489 490 492 492 494 535 537 538 539 541 542 542 543 543 544 548 548 549 550 551 551 552 XI
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19. Hessisches Ausführungsgesetz zur Zivilprozeßordnung und zum Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung vom 20. Dezember 1960 (Auszug) 552 20. Verordnung über den Vertrieb von Sprengmitteln an den Bergbau vom 9. April 1962 554 e) N i e d e r s a c h s e n 1. Gesetz über einen Bergmannsversorgungsschein im Lande Niedersachsen vom 6. Januar 1949 l a . Erste Durchführungsverordnung zum Gesetz über einen Bergmannsversorgungsschein im Lande Niedersachsen vom 13. April 1949 . . . . 2. Gesetz zur Änderung berggesetzlicher Vorschriften vom 11. Mai 1949 . . 3. Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung vom 21. März 1951 (Auszug) 4. Verordnung über die Sitze und Verwaltungsbezirke der Bergämter im Lande Niedersachsen vom 30. April 1951 5. Verordnung über den Vertrieb von Sprengmitteln an den Bergbau vom 13. Juli 1953 i. d. F. vom 24. Februar 1959 6. Vorschriften über die Ausbildung und Prüfung für den höheren Staatsdienst im Bergfach vom 10. Mai 1954 (Hinweis) 7. Gesetz über die Verkündung und den Zeitpunkt des Inkrafttretens von Verordnungen vom 23. April 1955 8. Verordnung über den Bau und Betrieb von Anschlußbahnen vom 14. Dezember 1955 (Auszug) 9. Gesetz zur Änderung bergrechtlicher Vorschriften im Lande Niedersachsen vom 20. Juni 1956 (Auszug) 10. Gesetz über Eisenbahnen und Bergbahnen(GEB) voml6. April 1957(Auszug) 11. Erlaß des Niedersächsischen Ministers für Wirtschaft und Verkehr betr. die Anerkennung von Aufsichtspersonen durch die Bergbehörden vom 10. Mai 1957 12. Verordnung über den Vertrieb von tragbaren Peuerlöschgeräten zur Verwendung im Bergbau unter Tage vom 24. April 1958 13. Niedersächsisches Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit vom 14. Mai 1958 (Auszug) 14. Beschluß des Niedersächsischen Landesministeriums über die Übertragung ministerieller Verwaltungszuständigkeiten auf das Oberbergamt vom 25. November 1958 15. Beschluß des Niedersächsischen Landesministeriums über die Errichtung des Niedersächsischen Landesamtes für Bodenforschung und die Auflösung des Amtes für Bodenforschung vom 13. Januar 1959 16. Verordnung über die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft vom 12. Juni 1959 (Auszug) 17. Runderlaß betr. Anerkennung der Zeugnisse der Deutschen Bohrmeisterschule in Celle vom 13. April 1960 18. Niedersächsisches Wassergesetz vom 7. Juli 1960 (Hinweis) 19. Verordnung über die Anwendung von Vorschriften des ABG auf die bergbauliche Versuchsanlage der Studiengesellschaft für Doggererze vom 25. August 1960 XII
556 557 558 559 560 561 563 563 564 565 565 566 567 568 569 570 571 571 572 572
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20. Runderlaß betr. polizeiliche Befugnisse der Bergbehörden und Befugnisse der zu Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft ernannten Beamten der Bergverwaltung vom 22. Dezember 1960 573 f) N o r d r h e i n - W e s t f a l e n 1. Gesetz über einen Bergmannsversorgungsschein im Land NordrheinWestfalen vom 10. Juli 1948 i. d. F. vom 9. Januar 1958 l a . Erste Durchführungsverordnung zum Gesetz über einen Bergmannsversorgungsschein im Land Nordrhein-Westfalen vom 12. Juli 1948 . . . l b . Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über einen Bergmannsversorgungsschein im Land Nordrhein-Westfalen von 7. August 1950 . . lc. Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über einen Bergmannsversorgungsschein im Land Nordrhein-Westfalen vom 7. August 1950 . . 2. Gesetz über die Gesamtplanung im Rheinischen Braunkohlengebiet vom 25. April 1950 3. Gesetz über die Errichtung einer Gemeinschaftskasse im Rheinischen Braunkohlengebiet vom 25. April 1950 4. Gesetz zur Änderung berggesetzlicher Vorschriften im Lande NordrheinWestfalen vom 25. April 1950 5. Runderlaß des Ministers für Wirtschaft und Verkehr betr. Anerkennung von Aufsichtspersonen vom 31. Januar 1952 6. Verordnung der Landesregierung Nordrhein-Westfalen über die Erweiterung des Anwendungsbereichs des Gesetzes zur Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaues im Kohlenbergbau vom 7. Februar 1952 . . . . 7. Verwaltungsverordnung über die staatliche Anerkennung von Rettungstaten im Bergbau vom 27. Januar 1953 8. Gemeinsamer Runderlaß des Innenministers und des Ministers für Wirtschaft und Verkehr betr. die polizeiliche Zuständigkeit für die Untersuchung von Unfällen und strafbaren Handlungen in Betrieben, die der Aufsicht der Bergbehörden unterstehen vom 9. März 1953 9. Verordnung über die Ausbildung und Prüfung für den höheren Staatsdienst im Bergfach vom 24. Oktober 1953 (Hinweis) 10. Zweites Gesetz zur Änderung berggesetzlicher Vorschriften im Lande Nordrhein-Westfalen vom 25. Mai 1954 11. Gesetz zur Bereinigung der Längenfelder vom 1. Juni 1954 12. Bestimmungen über die Errichtung und Aufgaben einer Grubensicherheitskommission, Erlaß des Ministers für Wirtschaft und Verkehr vom 8. Februar 1955 12 a. Geschäftsordnung für den Parlamentarischen Untersuchungsausschuß für Grubensicherheit vom 29. Oktober 1958 13. Richtlinien über die Heranziehung der Betriebsräte in den der Aufsicht der Bergbehörde unterstehenden Betrieben auf dem Gebiet der Grubensicherheit, Erlaß des Ministers für Wirtschaft und Verkehr vom 23. Februar 1956 14. Gesetz über Aufbau und Befugnisse der Ordnungsbehörden (Ordnungsbehördengesetz) vom 16. Oktober 1956 15. Landeseisenbahngesetz vom 5. Februar 1957 (Auszug)
575 582 583 584 584 591 593 595 596 597
597 599 599 602 608 610
611 613 629 XIII
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15a. Verordnung über den Bau und Betrieb von Anschlußbahnen vom 28. Januar 1958 (Auszug) 16. Verordnung über die Errichtung eines Geologischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen vom 12. März 1957 17. Erlaß des Ministers für Wirtschaft und Verkehr betr. Anerkennung der Bergschulen in Dortmund und Recklinghausen zur Ausstellung von Zeugnissen für Aufsichtspersonen vom 16. November 1957 18. Verordnung über die Beaufsichtigung von Tiefbohrungen durch die Bergbehörden vom 1. April 1958 19. Schulverwaltungsgesetz vom 3. Juni 1958 (Auszug) 20. Bergverordnung über den Vertrieb von Sprengmitteln an den Bergbau vom 28. Januar 1959 21. Erlaß betr. Aufsicht über Grubenanschlußbahnen vom 22. Oktober 1959 22. Verordnung über Sitze und Verwaltungsbezirke der Oberbergämter und Bergämter des Landes Nordrhein-Westfalen vom 14. Dezember 1959 . . 23. Verordnung über die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft vom 4. Dezember 1962 (Auszug) 24. Bergverordnung über die Zulassung tragbarer Feuerlöschgeräte und selbsttätiger Feuerlöscheinrichtungen zur Verwendung im Bergbau unter Tage vom 31. März 1960 25. Bergverordnung der Oberbergämter in Bonn und Dortmund über ärztliche Anlegeuntersuchungen im Bergbau vom 11. Juni 1960 26. Runderlaß des Ministers für Wirtschaft und Verkehr betr. Zuständigkeit für Errichtung, Änderung, Stillegung und Überwachung von Energieanlagen auf Betriebsgrundstücken von Bergwerken vom 16. Dezember 1960 27. Gesetz über die Zulassung als Markscheider vom 27. Juli 1961 28. Runderlaß des Ministers für Wirtschaft und Verkehr betr. Beaufsichtigung der Arbeiten von Unternehmerfirmen in Bergwerksbetrieben vom 12. April 1961 29. Verwaltungsgebührenordnung vom 19. Dezember 1961 (Auszug) . . . . 29a. Runderlaß des Reichs- und Preußischen Wirtschaftsministers zur Verwaltungsgebührenordnung vom 31. März 1939 30. Gemeinsamer Rundcrlaß betr. Zusammenarbeit der Bergbehörden mit den Dienststellen der Staatlichen Gewerbeärzte und den Gesundheitsämtern vom 6. Februar 1962 31. Gesetz zum Schutze von Luftverunreinigungen, Geräuschen und Erschütterungen — Immissionsschutzgesetz — vom 30. April 1962 . . . . 32. Wassergesetz für das Land Nordrhein-Westfalen vom 22. Mai 1962 . . 33. Verordnung zur Änderung der Verordnung über die bergaufsichtliche Überwachung der bergbaulichen Nebengewinnungs- und Weiterverarbeitungsanlagen durch die Bergbehörden vom 27. Juni 1962 g) R h e i n l a n d - P f a l z 1. Bekanntmachung betr. Veröffentlichung von Verleihungsurkunden gemäß § 35 des Preußischen Allgemeinen Berggesetzes vom 21. Mai 1948 . 2. Erste Landesverordnung zur Übertragung von Befugnissen zum Erlaß von Rechtsverordnungen auf den Minister für Wirtschaft und Verkehr vom 6. September 1948 (Auszug) XIV
631 632 632 633 633 635 637 638 646 646 647 649 650 652 653 667 669 672 677 723
724 724
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3. Landesverordnung über den Aufbau der Bergbehörden vom 11. November 1948 4. Landesgesetz über den Abbau und die Verwertung von Bimsvorkommen vom 13. April 1949 4a. Landesverordnung zur Durchführung des Landesgesetzes über den Abbau u n d die Verwertung von Bims vorkommen vom 21. Juli 1952. . . . 5. Bekanntmachung des Oberbergamts betr. die Annahme von Mutungen vom 15. November 1950 6. Landespolizeiverordnung über den Vertrieb von Sprengmitteln an den Bergbau vom 25. J u n i 1952 7. Landesgesetz zur Änderung der Berggesetze vom 15. Oktober 1952 (Auszug) 8. Landesverfügung des Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz betr. die Errichtung eines Geologischen Landesamtes vom 28. März 1953 9. Ausbildungs- und Prüfungsordnung f ü r den höheren Staatsdienst im Bergfach des Landes Rheinland-Pfalz vom 26. März 1954 (Hinweis) . . 10. Polizeiverwaltungsgesetz von Rheinland-Pfalz vom 26. März 1954 (Auszug) 11. Landesverordnung über die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft vom 17. Mai 1955 i. d. F. vom 17. Mai 1960 (Auszug) 12. Landesverordnung über den Bau und Betrieb von Anschlußbahnen in Rheinland-Pfalz vom 15. Juli 1957 (Auszug) 13. Verordnung über die Gebühren der Behörden der Bergverwaltung vom 6. Oktober 1959 14. Landesgesetz über Eisenbahnen, Bergbahnen und Seilschwebebahnen vom 13. März 1961 (Auszug) 15. Landeswassergesetz Rheinland-Pfalz vom 1. August 1960 (Hinweis) . . 16. Bergpolizeiverordnung über ärztliche Anlegeuntersuchungen im Bergbau vom 23. November 1961 (Hinweis) h) S a a r l a n d 1. Verordnung über die Errichtung eines Oberbergamts in Saarbrücken vom 5. September 1941 2. Gesetz über die Berechtigung zur Aufsuchung und Gewinnung von Eisenund Manganerzen vom 10. Juli 1953 i. d. P. vom 11. Dezember 1956 . . 3. Gesetz zur Änderung des Allgemeinen Berggesetzes f ü r die Preußischen Staaten vom 23. März 1956 4. Bekanntmachung betr. die Einrichtung des Geologischen Landesamtes des Saarlandes vom 11. J u l i 1957 5. Ausbildungs- und Prüfungsvorschriften f ü r den höheren Staatsdienst im Bergfach vom 8. September 1958 (Hinweis) 6. Polizeiverordnung über die Zulassung tragbarer Feuerlöschgeräte zur Verwendung im Bergbau unter Tage vom 22. Oktober 1958 7. Verordnung über die Sitze und Verwaltungsbezirke der Bergämter im Saarland vom 3. J a n u a r 1959 i. d. F. vom 14. April 1960 8. Verordnung über die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft vom 2. Februar 1959 (Auszug) 9. Polizeiverordnung über den Vertrieb von Sprengmitteln an den Bergbau vom 5. Mai 1960
725 726 727 729 730 731 732 733 733 734 734 735 738 739 739
740 740 741 741 742 742 743 744 745
XV
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10. Saarländisches Wassergesetz vom 28. Juni 1960 (Hinweis) 746 11. Bergpolizeiverordnung des Oberbergamts Saarbrücken über ärztliche Anlegeuntersuchungen im Bergbau vom 1. März 1961 (Hinweis) 746 12. Gesetz zur Änderung der Verfassung des Saarlandes vom 28. Februar 1962 746 13. Gesetz über das Verfahren für den Ausschuß für Grubensicherheit vom 28. Februar 1962 747 14. Gesetz über einen Bergmanns Versorgungsschein im Saarland vom 11. Juli 1962 748 i) S c h l e s w i g - H o l s t e i n 1. Verwaltungsordnung des Geologischen Landesamtes Schleswig-Holstein vom 30. Oktober 1950 2. Gesetz zur Änderung des Allgemeinen Berggesetzes vom 12. November 1952 3. Verordnung des Ministers für Wirtschaft und Verkehr über die Bergbehörden des Landes Schleswig-Holstein vom 18. Dezember 1954 . . . . 4. Verordnung über den Bau und Betrieb von Anschlußbahnen vom 14. November 1956 (Auszug) 5. Landeseisenbahngesetz vom 8. Dezember 1956 (Auszug) 6. Verordnung über Hilfsbeamte der Staatsanwaltschaft vom 23. Dezember 1959 (Auszug) 7. Wassergesetz des Landes Schleswig-Holstein vom 25. Februar 1960 (Hinweis)
755 757 758 758 759 759 759
Teil I I I
Bergrechtliche Nebengesetze und sonstige für den Bergbau wichtige Bestimmungen — Bundesrecht — 1. Gewerbeordnung vom 21. Juni 1869 i. d. F. des Vierten Bundesgesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung vom 4. Februar 1960 (Auszug) . . . la. Verordnung über genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 der Gewerbeordnung vom 4. August 1960 lb. Verordnving über die Erlaubnis zur Errichtung und zum Betrieb von Dampfkesselanlagen vom 20. Dezember 1954 lc. Polizeiverordnung über elektrische Betriebsmittel in explosionsgefährdeten Räumen und Betriebsanlagen sowie in schlagwettergefährdeten Grubenbauen vom 13. Oktober 1943 2. Reichshaftpflichtgesetz, betreffend die Verbindlichkeit zum Schadenersatz für die bei dem Betriebe von Eisenbahnen, Bergwerken, Steinbrüchen, Gräbereien und Fabriken herbeigeführten Tötungen und Körperverletzungen vom 7. Juni 1871 (Auszug) 3. Gesetz gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen vom 9. Juni 1884 (Auszug) 4. Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche vom 18. August 1896 (Auszug) XVI
761 781 786 789
790 793 795
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5. Einführungsgesetz zum Zwangsversteigerungsgesetz vom 24. März 1897 (Auszug) 6. Reichsversicherungsordnung vom 19. Juli 1911 i. d. F. vom 15. Dezember 1924 (Auszug) 7. Reichsknappschaftsgesetz vom 23. Juni 1923 i. d. F. vom 1. Juli 1926 (Auszug) 7a. Verordnung über knappschaftliche Arbeiten vom 11. Februar 1933 . . 7b. Verordnung über den Begriff der Hauerarbeiten unter Tage und der diesen gleichgestellten Arbeiten in der knappschaftlichen Rentenversicherung vom 4. März 1958 8. Verordnung über die Arbeitszeit in Kokereien und Hochofenwerken vom 20. Januar 1925 (Auszug) 9. Gesetz über Bergmannssiedlungen vom 10. März 1930 10. Tierschutzgesetz vom 24. November 1933 (Auszug) 11. Gesetz über die Durchforschung des Reichsgebietes nach nutzbaren Lagerstätten (Lagerstättengesetz) vom 4. Dezember 1934 I I a . Verordnung zur Ausführung des Lagerstättengesetzes vom 14. Dezember 1934 12. Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens vom 3. Juli 1934 12 a. Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens vom 22. Februar 1935 (Auszug) 12b. Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens vom 30. März 1935 (Auszug) 12 c. Runderlaß betr. die Zusammenarbeit der Bergbehörden mit den Gesundheitsämtern vom 7. September 1936 13. Verordnung über die Einführung von Vorschriften auf dem Gebiet des Bergwesens im Saarland vom 23. Februar 1935 13 a. Zweite Verordnung über die Einführung von Vorschriften auf dem Gebiete des Bergwesens im Saarland vom 13. April 1935 13 b. Fünfte Verordnung über die Einführung von Vorschriften auf dem Gebiete des Bergwesens im Saarland vom 19. Oktober 1937 13 c. Sechste Verordnung über die Einführung von Vorschriften auf dem Gebiete des Bergwesens im Saarland vom 28. November 1938 14. Reichsnaturschutzgesetz vom 26. Juni 1935 (Auszug) 14a. Verordnung zur Durchführung des Naturschutzgesetzes vom 31. Oktober 1935 (Auszug) 15. Maß- und Gewichtsgesetz vom 13. Dezember 1935 (Auszug) 16. Gesetz zur Erschließung von Bodenschätzen vom 1. Dezember 1936 . . 16a. Erlaß betr. Ausführung des Gesetzes zur Erschließung von Bodenschätzen vom 16. Februar 1937 (Auszug) 17. Verordnung über das Bergrecht in Groß-Hamburg vom 25. März 1937 . 17 a. Zweite Verordnung über das Bergrecht in Groß-Hamburg vom 15. November 1937 17b. Dritte Verordnung über das Bergrecht in Groß-Hamburg vom 7. Dezember 1938 18. Gesetz über den Abbau von Raseneisenerz vom 22. Juni 1937
797 797 799 802 803 806 807 809 810 812 814 814 815 816 817 818 818 818 819 820 820 821 823 831 832 833 833 XVII
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18 a. Richtlinien des Reichsministers f ü r Ernährung und Landwirtschaft und des Reichswirtschaftsministers für die Genehmigung des Abbaues von Raseneisenerz vom 18. Mai 1938 18b. Verordnung über den Abbau von Raseneisenerz vom 14. September 1938 19. Verordnung über die Zulegung von Bergwerksfeldern vom 25. März 1938 20. Arbeitszeitordnung vom 30. April 1938 20a. Ausführungsverordnung zur Arbeitszeitordnung vom 12. Dezember 1938 (Auszug) 21. Verordnung über Baubeschränkungen zur Sicherung der Gewinnung von Bodenschätzen vom 28. Februar 1939 21a. Erlaß des Reichsarbeitsministers und des Reichswirtschaftsministers zur Verordnung über Baubeschränkungen zur Sicherung der Gewinnung von Bodenschätzen vom 18. April 1939 22. Runderlaß des Ministers für Ernährung und Landwirtschaft betr. Schutz der Muttererde vom 16. November 1939 23. Richtlinien f ü r die Urbarmachung der Tagebaue vom 19. J u n i 1940 . . 24. Richtlinien des Reichswirtschaftsministers f ü r die Streckung von Erdölgewinnungsfeldern vom 5. August 1940 25. Verordnung über das Bergrecht in Bremen vom 15. Juli 1941 26. Verordnung über die Aufsuchung und Gewinnung mineralischer Bodenschätze vom 31. Dezember 1942 26 a. Erlaß des Reichswirtschaftsministers zur Verordnung über die Aufsuchung und Gewinnung mineralischer Bodenschätze vom 27. Januar 1943 27. Runderlaß des Reichswirtschaftsministers betr. Dienstanweisung der Gewerbeärzte f ü r ihre Tätigkeit im Bergbau vom 3. September 1943 . . . 28. Verordnung über die Verkündung von Bergpolizeiverordnungen vom 6. Oktober 1944 29. Gesetz über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in den Aufsichtsräten und Vorständen der Unternehmen des Bergbaus und der Eisen und Stahl erzeugenden Industrie vom 21. Mai 1951 29 a. Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in den Aufsichtsräten und Vorständen der Unternehmen des Bergbaus und der Eisen und Stahl erzeugenden Industrie vom 7. August 1956 30. Gesetz zur Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaues im Kohlenbergbau vom 23. Oktober 1951 30 a. Verordnung über die Erhebung der Abgabe zur Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaues im Kohlenbergbau und über die Weiterleitung des Aufkommens aus der Abgabe vom 14. Februar 1955 30 b. Verordnung über die Förderung von Gemeinschaftsanlagen, Folgeeinrichtungen und Aufschließungsmaßnahmen im Bergarbeiterwohnungsbau vom 18. Juli 1955 31. Gesetz zum Schutze der erwerbstätigen Mutter (Mutterschutzgesetz) vom 24. Januar 1952 (Auszug) 32. Gesetz über Ordnungswidrigkeiten vom 25. März 1952 33. Betriebsverfassungsgesetz vom 11. Oktober 1952 (Hinweis) 34. Erlaß des Bundespräsidenten über die Stiftung des Grubenwehr-Ehrenzeiehens vom 14. Juli 1953 XVIII
834 837 837 845 855 861 863 866 867 869 870 871 880 883 885
885
890 897
909 912 913 917 937 937
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35. Gesetz über die Umwandlung von Kapitalgesellschaften und bergrechtlichen Gewerkschaften vom 12. November 1956 36. Gesetz über Bergmannsprämien vom 20. Dezember 1956 36 a. Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über Bergmannsprämien vom 25. J u n i 1957 37. Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz) vom 27. Juli 1957 38. Erstes Gesetz über Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung vom 9. Oktober 1957 (Hinweis) 39. Erlaß über die Errichtung einer Bundesanstalt f ü r Bodenforschung vom 26. November 1958 40. Gesetz über die friedliche Verwendung der Kernenergie und den Schutz gegen ihre Gefahren (Atomgesetz) vom 23. Dezember 1959 40 a. Erste Verordnung über den Schutz vor Schäden durch Strahlen radioaktiver Stoffe (Erste Strahlenschutzverordnung) vom 24. J u n i 1960 . . 41. Kapitalverkehrsteuer-Durchführungsverordnung i. d. F. vom 20. April 1960 (Auszug) 42. Bundesbaugesetz vom 23. J u n i 1960 (Auszug) 43. Gesetz zum Schutze der arbeitenden Jugend (Jugendarbeitsschutzgesetz) vom 9. August 1960 44. Gesetz über Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur und zur Sicherung land- und forstwirtschaftlicher Betriebe (Grundstückverkehrsgesetz) vom 28. Juli 1961 (Auszug)
938 950 952 956 971 972 972 998 1022 1023 1069 1099
XIX
Literaturverzeichnis Achenbach Arndt Arndt Bennhold v. Beughem Boldt Boldt Boldt Brassert Brassert Brassert BrassertGottschalk Dapprichv. Schlütter Dapprichv. Schlutter Daubenspeck Drews-Wacke Porsthoff Graeff Hagenbüchle Hake Heinemann Heller-Lehmann v. Hingenau Huber XX
Das französische Bergrecht und die Fortbildung desselben durch das preußische Allgemeine Berggesetz, Bonn 1869 Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten nebst Kommentar, 8. Aufl. Freiburg 1914 Bergbau und Bergbaupolitik, Leipzig 1894 siehe Westhoff-Bennhold Das Allgem. Berggesetz für die Preußischen Staaten mit Materiahen, Neuwied 1865 Das Allgemeine Berggesetz und die bergrechtl. Nebengesetze mit Erläuterungen, 1.—3. Aufl. Münster 1948 Staat und Bergbau, München 1950 Das Recht des Bergmanns, 3. Aufl. Tübingen 1960 Das Bergrecht des Allgemeinen Landrechts in seinen Materialien nach amtlichen Quellen, Bonn 1861 Bergordnungen der Preußischen Lande, Köln 1858 Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten, 2. Aufl. Berlin 1888 Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten mit Kommentar, 2. Aufl. Berlin 1914 Leitfaden des Bergrechts, 6. Aufl. Essen 1962 siehe Reuß-Grotefend-Dapprich Bergrechtliche Entscheidungen des Reichsgerichts, 1. Bd. 1893, 2. Bd. 1898 Allgemeines Polizeirecht, 7. Aufl. Köln 1961 Lehrbuch des Verwaltungsrechts, 1. Bd. Allgem. Teil, 8. Aufl. München 1961 Handbuch des Preußischen Bergrechts, 2. Aufl. Berlin 1856 Das Bergrecht mit besonderer Berücksichtigung der Erdölschürfung, Basel 1957 Kommentar über das Bergrecht mit Rücksicht auf die Bergordnungen, Sulzbach 1823 Der Bergschaden, 3. Aufl. Berlin 1961 Deutsche Berggesetze, Textsammlung mit Anmerkungen, Essen 1961 Handbuch der Bergrechtskunde, Wien 1855 Wirtschaftsverwaltungsrecht 2 Bde., 2. Aufl. Tübingen 1953/54
Literaturverzeichnis Hue Hundt Isay Jellinek Karsten
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Übersicht der bergrechtl. Entscheidungen des Obertribunals 1860—1863, Berlin 1864
Klostermann
Bemerkungen über den Entwurf eines allgemeinen preußischen Berggesetzes, Berlin 1863
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Das Allgemeine Berggesetz f ü r die Preußischen Staaten mit Kommentar, 4. Aufl. 1885
KlostermannThielmann
Allgemeines Berggesetz für die Preuß. Staaten nebst Kommentar, 6. Aufl. Berlin 1911
Koch Kressner Martins Meyer-ThielFrohbcrg MiesbachEngelhardt Müller-Erzbach
Allgemeines Berggesetz nebst Motiven und Landtagsverhandlungen mit Kommentar, Berlin 1870 Systematischer Abriß der Bergrechte in Deutschland, Freiberg 1858 Die in der Preuß. Rheinprovinz gültigen Französischen Bergwerksgesetze, Dekrete und Instruktionen, Koblenz 1836 Enteignung von Grundeigentum, Berlin 1959 Bergrecht, Kommentar zu den Landesberggesetzen, Berlin 1962
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Literaturverzeichnis Schlüter Schlüter-Hense Schneider Schönbauer Simon
Speidel Strohn Ule Voelkel Wahle Wahle Westhoff WesthoffBennhold WesthoffSchlüter Willecke Zerrenner Zycha
XXII
Preußisches Bergrecht, Der Aufbau und die Aufgaben der Preuß. Bergbehörden, Essen 1928 Allgemeines Berggesetz mit Erläuterungen, 3. Aufl. Berlin 1913 Lehrbuch des Bergrechts, Prag 1867 Beiträge zur Geschichte des Bergbaues, München 1929 Der Einfluß des Bürgerlichen Gesetzbuchs und des Handelsgesetzbuchs auf das Recht der Berggewerkschaften in Preußen, Essen 1900 Das württembergische Berggesetz, Heilbronn 1920 Bemerkungen über den vorläufigen Entwurf eines allgem. preuß. Berggesetzes, Berlin 1863 Verwaltungsprozeßrecht, Ein Studienbuch, 2. Aufl. München 1961 Grundzüge des Bergrechts unter besonderer Berücksichtigung des Bergrechts Preußens, 2. Aufl. 1924 Das Allgemeine Berggesetz für das Königreich Sachsen, 2 Bde. Leipzig 1911 Der Begriff „Bergrecht", Freiberg 1887 Bergbau und Grundbesitz nach preußischem Recht, Bd. 1: Der Bergschaden, Bd. 2: Die Grundabtretung. Die öffentl. Verkehrsanstalten, Berlin 1904 u. 1906 Das Preußische Gewerkschaftsrecht, Bonn 1912 Allgemeines Berggesetz für die Preuß. Staaten, 2. Aufl. Berlin 1907 Grundriß des Bergrechts, Berlin 1958 Lehrbuch des deutschen Bergrechts, Gotha 1862 Das Recht des ältesten deutschen Bergbaus bis ins 13. Jahrhundert, Berlin 1899
Verzeichnis der wichtigsten Abkürzungen ABG ABl. AG AusfVO BA Begr. BGB BGBl. BGH BPV BVO BVerfG BVerwG EG Erl. GBl. GewO GG Glückauf GS GS NW GVB1. GV NW HMB1. JW KG LG LVG MB1. Min.Erl. Mot. NJW Nov. NW (NRW) OBA OBG OLG OTr. OVG PVG RArbBl. RB RdErl.
Allgemeines Berggesetz Amtsblatt Ausführungsgesetz Ausführungsverordnimg Bergamt Begründung Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgesetzblatt Bundesgerichtshof Bergpolizeiverordnung Bergverordnung Bundesverfassungsgericht Bundesverwaltungsgericht Einführungsgesetz Erlaß Gesetzblatt Gewerbeordnung Grundgesetz Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift Glückauf Preuß. Gesetzsammlung Sammlung des bereinigten Landesrechts Nordrhein-Westfalen Gesetz- und Verordnungsblatt Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Nordrhein-Westfalen Ministerialblatt der Handels- und Gewerbeverwaltung Juristische Wochenschrift Kammergericht Landgericht Landesverwaltungsgericht Ministerialblatt Ministerialerlaß Motive Neue Juristische Wochenschrift Novelle Nordrhein-Westfalen Oberbergamt Ordnungsbehördengesetz Oberlandesgericht Obertribunal Oberverwaltungsgericht Preuß. Polizeiverwaltungsgesetz Reichsarbeitsblatt Rekursbescheid Runderlaß XXIII
Abk ürzungsverzeichnis Reg.Bl. RG RGZ RGBl. RWM U (Urt.) VG YO Z. ZBHS
XXIV
Regierungsblatt Reichsgericht Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen Reichsgesetzblatt Reichswirtschaftsminister Urteil Verwaltungsgericht Verordnung Zeitschrift für Bergrecht (ZfB), Band . . . . Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen
TEIL I A Allgemeines Berggesetz v o m 24. Juni 1865 (PrGS. NW. S. 164 SGV. N W . 75) (In der Fassung des Gesetzes zur Bereinigung des in Nordrhein-Westfalen geltenden preußischen Rechts vom 7. November 1961, GV. NW. S. 325)* Erster Titel
Allgemeine Bestimmungen §1 (1) Die nachstehend bezeichneten Mineralien sind v o m Verfügungsrechte des Grundeigentümers ausgeschlossen: Gold, Silber, Quecksilber, Eisen mit Ausnahme der Raseneisenerze, Blei, Kupfer, Zinn, Zink, Kobalt, Nickel, Arsen, Mangan, Wolfram, Molybdän, Vanadium, Titan, Chrom, Wismut, Antimon und Schwefel, gediegen und als Erze; Alaun- und Vitriolerze; Uran- und Thoriumerze; Steinkohle, Braunkohle und Graphit; Steinsalz, Kali-, Magnesia- und Borsalze nebst den mit diesen Salzen auf derselben Lagerstätte vorkommenden Salzen und die Solquellen. (2) Die Aufsuchung und Gewinnung dieser Mineralien unterliegt den Vorschriften dieses Gesetzes. § la Der Erwerb und Betrieb von Bergwerken für Rechnung des Staates ist, sofern sich aus den nachstehenden Bestimmungen nichts anderes ergibt, allen berggesetzlichen Bestimmungen ebenfalls unterworfen.
§2 (1) Soweit nicht durch Gesetz oder Verordnung Ausnahmen vorgesehen sind, steht die Aufsuchung und Gewinnung folgender Mineralien nur dem Staate zu: a) der Steinkohle; b) des Steinsalzes sowie der Kali-, Magnesia- und Borsalze nebst den mit diesen Salzen auf derselben Lagerstätte vorkommenden Salzen und Solquellen; * Redaktionelle Versehen der amtlichen Veröffentlichung sind in dem hier abgedruckten Text berichtigt, ohne daß dies im einzelnen erwähnt ist. Maßgebend ist in solchen Fällen der ursprüngliche Wortlaut des ABG. Drüen-Struckmann, NJW 1962 S. 529. 1
Ebel-Weiler,
Berggesetz
1
Gesetzestext c) (gegenstandslos, weil außer Geltungsbereich); d) (gegenstandslos, weil außer Geltungsbereich); e) der Uran- und Thoriumerze. (2) Der Staat kann die Ausbeutung eines Bergwerkes, das ihm im Bereich dieses Vorbehalts verliehen ist, anderen Personen übertragen. Zweiter Titel Von dem Erwerb des Bergwerkseigentums Erster Abschnitt Vom Schürfen §3 (1) Nach Maßgabe der folgenden Vorschriften ist die Aufsuchung der im § 1 bezeichneten Mineralien auf ihren natürlichen Ablagerungen — das Schürfen — bei den nach § 2 Abs. 1 dem Staate vorbehaltenen Mineralien nur dem Staate, den von ihm ermächtigten Personen und ihren Beauftragten, sonst dagegen jedermann gestattet. (2) Für Arbeiten zur geophysikalischen Untersuchung des Untergrundes gelten die §§ 3 bis 6, 8 und 9 entsprechend. §3a (1) Die Vorschriften im achten und neunten Titel dieses Gesetzes (von den Bergbehörden und von der Bergaufsicht) finden auf das Schürfen entsprechende Anwendung. Die Bergbehörde kann Schürfarbeiten auch dann untersagen, wenn sie den ungestörten Betrieb fremder Schürfarbeiten oder eines fremden Bergwerkes bedrohen. (2) Der Schürfer kann durch Bergverordnung des Oberbergamts verpflichtet werden, der Bergbehörde von dem Beginn und von der Einstellung der Schürfarbeiten innerhalb einer bestimmten Frist Anzeige zu machen. Ferner kann durch Bergverordnung des Oberbergamts die Geltung der §§ 67 bis 70 und 72 bis 77 dieses Gesetzes mit den aus der Sachlage sich ergebenden Änderungen auf Schürfarbeiten ausgedehnt werden. §3b Die Bergbehörden sind zur Geheimhaltung der zu ihrer amtlichen Kenntnis gekommenen Tatsachen verpflichtet. §4 (1) Auf öffentlichen Plätzen, Straßen und Eisenbahnen, auf See- und Flußdeichen sowie auf Friedhöfen ist das Schürfen verboten. (2) Auf anderen Grundstücken ist das Schürfen unstatthaft, wenn nach der Entscheidung der Bergbehörde überwiegende Gründe des öffentlichen Interesses entgegenstehen. (3) Unter Gebäuden und in einem Umkreis um sie bis zu 60 m, in Gärten und eingefriedigten Hofräumen darf nicht geschürft werden, es sei denn, daß der Grundbesitzer es ausdrücklich gestattet oder daß das Oberbergamt das Schürfen aus überwiegenden Gründen des öffentlichen Interesses zugelassen hat. 2
ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 §5 (1) Wer zur Ausführung von Schürfarbeiten fremden Grund und Boden benutzen will, hat hierzu die Erlaubnis des Grundbesitzers nachzusuchen. (2) Mit Ausnahme der im § 4 bezeichneten Fälle muß der Grundbesitzer, er sei Eigentümer oder Nutzungsberechtigter, das Schürfen auf seinem Grund und Boden gestatten. §6 (1) Der Schürfer ist verpflichtet, dem Grundbesitzer für die entzogene Nutzung jährlich im voraus vollständige Entschädigung zu leisten und das Grundstück nach beendigter Benutzung zurückzugeben, auch für den Fall, daß durch die Benutzung eine Wertsverminderung des Grundstücks eintritt, bei der Rückgabe den Minderwert zu ersetzen. (2) Für die Erfüllung dieser letzteren Verpflichtung kann der Grundbesitzer schon bei der Abtretung des Grundstücks eine angemessene Sicherheitsleistung von dem Schürfer verlangen. §7 Die dem Grundeigentümer im letzten Satze des § 137 und in den §§ 138, 139 und 141 eingeräumten Rechte stehen demselben auch gegen den Schürfer zu. §8 (1) Kann der Schürfer sich mit dem Grundbesitzer über die Gestattung der Schürfarbeiten nicht gütlich einigen, so entscheidet das Oberbergamt durch einen Beschluß darüber, ob und unter welchen Bedingungen die Schürfarbeiten unternommen werden dürfen. (2) Das Oberbergamt darf die Ermächtigung nur in den Fällen des § 4 versagen. (3) Dasselbe setzt beim Mangel einer Einigung unter den Beteiligten die Entschädigung und die Sicherheitsleistung (§ 6) f e s t . . . (4) Wegen der Kosten gilt § 147 entsprechend. §9 Durch Beschreitung des Rechtsweges vor den ordentlichen Gerichten wird, wenn diese nur wegen der Festsetzung der Entschädigtung oder der Sicherheitsleistung erfolgt, der Beginn der Schürfarbeiten nicht aufgehalten, vorausgesetzt, daß die Entschädigung an den Berechtigten gezahlt oder bei verweigerter Annahme gerichtlich hinterlegt, auch eine etwa angeordnete gerichtliche Sicherheitsleistung erfolgt ist. §10 (1) Im Felde eines verliehenen Bergwerkes darf nach denjenigen Mineralien geschürft werden, auf welche der Bergwerkseigentümer Rechte noch nicht erworben hat. (2) Bedrohen Schürfarbeiten die Sicherheit der Baue oder den ungestörten Betrieb eines fremden Bergwerkes, so kann der Bergwerksbesitzer verlangen, daß der Schürfer ihm vor Beginn der Schürfarbeiten eine angemessene Sicherheit für die etwa zu leistende Entschädigung bestellt. Für diese Sicherheit gelten § 8 Abs. 3 und 4 sowie § 9 entsprechend. l
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Gesetzestext §11 (1) Der Schürfer ist befugt, über die bei seinen Schürfarbeiten geförderten Mineralien (§ 1) zu verfügen, insofern nicht bereits Dritte Rechte auf dieselben erworben haben. (2) (gegenstandslos) Zweiter Abschnitt Vom M u t e n §12 (1) Das Gesuch um Verleihung des Bergwerkseigentums in einem gewissen Felde — die Mutung —- muß bei dem Oberbergamte eingereicht werden. (2) Das Oberbergamt hat die Befugnis, für bestimmte Reviere die Annahme der Mutungen den Bergämtern zu überweisen. (3) Dieser Auftrag muß durch das Regierungsamtsblatt und das Gesetz- und Verordnungsblatt bekanntgemacht werden. §13 (1) Die Mutung ist schriftlich in zwei gleichlautenden Exemplaren einzulegen. (2) Jedes Exemplar wird mit Tag und Stunde des Eingangs versehen und sodann ein Exemplar dem Muter zurückgegeben. (3) Die Mutung kann bei der zur Annahme derselben befugten Behörde zur Niederschrift erklärt werden. §14 (1) Jede Mutung muß enthalten: 1. den Namen und Wohnort des Muters, 2. die Bezeichnung des Minerals, auf welches die Verleihung des Bergwerkseigentums verlangt wird, 3. die Bezeichnung des Fundpunktes, 4. den dem Bergwerke beizulegenden Namen. (2) Fehlt der Mutung eine dieser Angaben, so hat der Muter dem Mangel auf die Aufforderung der Bergbehörde innerhalb einer Woche abzuhelfen. Geschieht dies nicht, so ist die Mutung von Anfang an ungültig. (3) Eine Mutung ist auch dann von Anfang an ungültig, wenn die für die Ausfertigung der Verleihungsurkunde zu erhebende Verwaltungsgebühr nicht binnen der vom Oberbergamt bestimmten Frist gezahlt wird. § 15 (1) Die Gültigkeit einer Mutung ist dadurch bedingt: 1. daß das in der Mutung bezeichnete Mineral an dem angegebenen Fundpunkte (§ 14) auf seiner natürlichen Ablagerung vor Einlegung der Mutung entdeckt worden ist und bei der amtlichen Untersuchung in solcher Menge und Beschaffenheit nachgewiesen wird, daß eine zur wirtschaftlichen Verwertung führende bergmännische Gewinnung des Minerals möglich erscheint; 2. daß nicht bessere Rechte auf den Fund entgegenstehen. (2) Ist die auf einen Fund eingelegte Mutung infolge Überdeckung durch das Feld einer anderen Mutung ungültig geworden, so kann der Fund, wenn er später
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 wieder ins Bergfreie fällt, nur von dem ersten Muter oder mit dessen Einwilligung zum Gegenstand einer neuen Mutung gemacht werden. §16 (aufgehoben) §17 (1) Der Muter h a t die Lage und Größe des begehrten Feldes (§ 27), letztere nach Quadratmetern, anzugeben und einen von einem konzessionierten Markscheider oder öffentlich bestellten Vermessungsingenieur angefertigten Situationsriß in zwei Exemplaren einzureichen, auf dem der F u n d p u n k t , die Feldgrenzen, die zur Orientierung erforderlichen Tagesgegenstände und der Meridian angegeben sein müssen. (2) Der bei Anfertigung dieses Situationsrisses anzuwendende Maßstab wird durch das Oberbergamt festgesetzt und durch die Regierungsamtsblätter bekanntgemacht. §18 (1) Die Angabe der Lage und Größe des Feldes sowie die Einreichung des Situationsrisses (§ 17) müssen binnen sechs Monaten nach Eingang der Mutung bei der zu ihrer Annahme befugten Bergbehörde erfolgen. (2) Geschieht dies nicht, so ist die Mutung von Anfang an ungültig. (3) Unterläßt der Muter die Einrichtung eines zweiten Exemplars des Situationsrisses, so kann die Bergbehörde dasselbe auf Kosten des Muters anfertigen lassen. (4) Mängeln des Situationsrisses, die nicht vom Oberbergamte beseitigt werden (§ 33), h a t der Muter auf die Aufforderung der Bergbehörde binnen sechs Wochen abzuhelfen. Auf Antrag des Muters kann die Frist angemessen verlängert werden. Werden die Fristen versäumt, so ist die Mutung von Anfang an ungültig. §19 (1) Die Lage und Größe des begehrten Feldes können n u r innerhalb der auf dem Situationsrisse (§ 17) angegebenen Grenzen abgeändert werden. (2) Gegen Mutungen Dritter ist das gesetzlich begehrte, auf dem Situationsrisse angegebene Feld einer Mutung f ü r die Dauer ihrer Gültigkeit geschlossen. (3) Diese Wirkung t r i t t mit dem Zeitpunkte des Eingangs der Mutung ein und wird auf diesen Zeitpunkt auch dann zurückbezogen, wenn der Situationsriß erst später innerhalb der im § 18 vorgeschriebenen Frist eingereicht worden ist. § 19a (1) Wird nach oder unter Verzichtleistung auf eine Mutimg auf den dieser zugrunde liegenden F u n d oder auf einen anderen in demselben Bohrloch oder Schürfschacht aufgeschlossenen F u n d desselben Minerals eine neue Mutung eingelegt, so beginnt f ü r letztere der Lauf der im § 18 Abs. 1 bestimmten Frist mit dem Eingang der zuerst eingelegten Mutung. Nach Ablauf von sechs Monaten nach dem Eingang der zuerst eingelegten Mutung kann eine neue Mutung auf denselben F u n d oder auf einen in demselben Bohrloch oder Schürfschacht aufgeschlossenen F u n d desselben Minerals nicht mehr eingelegt werden. (2) Wird eine Mutung infolge Nichteinhaltung der im § 18 Abs. 1 und 4 bestimmten Fristen von Anfang an ungültig, so kann eine neue Mutung auf denselben
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Gesetzestext Fund oder auf einen in demselben Bohrloch oder Schürfsehacht aufgeschlossenen Fund desselben Minerals ebenfalls nicht mehr eingelegt werden. §20 (1) Das Feld einer jeden Mutung wird gleich nach Einreichung des Situationsrisses (§17) von der Bergbehörde auf die Mutungsübersichtskarte aufgetragen. (2) Die Einsicht in diese Karte ist jedermann gestattet. §21 Versuchsarbeiten, welche der Muter etwa noch vor der Verleihung ausführt, unterliegen den Vorschriften der §§ 3 bis 11. Dritter Abschnitt Vom V e r l e i h e n §22 Die den gesetzlichen Erfordernissen entsprechende Mutung begründet einen Anspruch auf Verleihung des Bergwerkseigentums in dem im § 27 bestimmten Felde. §23 Dieser Anspruch kann jedoch vor den ordentlichen Gerichten nicht gegen die verleihende Bergbehörde, sondern nur gegen diejenigen Personen verfolgt werden, die dem Muter die Behauptung eines besseren Rechts entgegensetzen. §24 (1) Wer auf eigenem Grund und Boden oder in seinem eigenen Grubengebäude oder durch Schürfarbeiten, die nach Vorschrift der §§ 3 bis 10 unternommen worden sind, ein Mineral (§1) auf seiner natürlichen Ablagerung entdeckt, hat als Finder das Vorrecht vor anderen, nach dem Zeitpunkte seines Fundes eingelegten Mutungen. (2) Der Finder muß jedoch innerhalb einer Woche nach Ablauf des Tages der Entdeckung Mutung einlegen, widrigenfalls sein Vorrecht erlischt. §25 In allen übrigen Fällen geht die ältere Mutung der jüngeren vor. Das Alter wird durch den Zeitpunkt des Eingangs bei der zur Annahme befugten Bergbehörde (§ 12) bestimmt. §26 (1) Das Bergwerkseigentum wird für Felder verliehen, die, soweit die Örtlichkeit es gestattet, von geraden Linien an der Oberfläche und von senkrechten Ebenen in die ewige Teufe begrenzt werden. (2) Der Flächeninhalt der Felder ist nach der horizontalen Projektion in Quadratmetern festzustellen. §27 (1) Der Muter hat das Recht, 1. in den Kreisen Siegen und Olpe des Regierungsbezirks Arnsberg . . . ein Feld bis zu 110000 qm,
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 2. in allen übrigen Landesteilen ein Feld bis zu 2200000 qm zu verlangen. (2) Der Fundpunkt muß stets in das verlangte Feld eingeschlossen werden. Der Abstand des Fundpunktes von jedem Punkte der Begrenzung des Feldes darf bei 110000 qm (Nr. 1) nicht unter 25 m und nicht über 500 m, bei 2200000 qm (Nr. 2) nicht unter 100 m und nicht über 2000 m betragen. Dieser Abstand wird auf dem kürzesten Wege durch das Feld gemessen. (3) Freibleibende Flächenräume dürfen von dem Felde nicht umschlossen werden. (4) Im übrigen darf dem Felde jede beliebige, den Bedingungen des § 26 entsprechende Form gegeben werden, soweit diese nach der Entscheidung des Oberbergamts zum Bergwerksbetriebe geeignet ist. (5) Abweichungen von diesen Vorschriften über den Abstand des Fundpunkts und die Form des Feldes sind nur zulässig, wenn sie durch besondere, vom Willen des Muters unabhängige Umstände gerechtfertigt werden. §28 (1) Sobald die Sachlage es gestattet, hat die Bergbehörde einen dem Muter mindestens vierzehn Tage vorher bekanntzumachenden Termin anzusetzen, in dem dieser seine Schlußerklärung über die Größe und Begrenzung des Feldes sowie über etwaige Einsprüche und widersprechende Ansprüche Dritter abzugeben hat. (2) Erscheint der Muter im Termine nicht, so wird angenommen, daß er seinen Anspruch auf Verleihung des Bergwerkseigentums in dem auf dem Situationsrisse (§17) angegebenen Felde aufrechterhält und die Entscheidung der Bergbehörde über seinen Anspruch sowie über die etwaigen Einsprüche und Ansprüche Drittererwartet. §29 Zu dem Termin (§ 28) werden 1. diejenigen Muter, deren Rechte wegen der Lage ihrer Fundpunkte oder Felder mit dem begehrten Felde bereits in Widerspruch stehen oder doch in Widerspruch geraten können, 2. die Vertreter der durch das begehrte Feld ganz oder teilweise überdeckten und der benachbarten Bergwerke zur Wahrnehmung ihrer Rechte mit dem Eröffnen vorgeladen, daß im Falle ihres Ausbleibens die Bergbehörde lediglich nach Lage der Verhandlungen entschieden werde. §30 Liegen Einsprüche und Widersprüche mit den Rechten Dritter nicht vor und findet sich auch sonst gegen die Anträge des Muters gesetzlich nichts zu erinnern, so fertigt das Oberbergamt ohne weiteres die Verleihungsurkunde aus. §31 (1) Liegen Einsprüche oder Widersprüche mit den Rechten Dritter vor oder kann aus anderen gesetzlichen Gründen den Anträgen des Muters gar nicht oder nicht in ihrem ganzen Umfange entsprochen werden, so entscheidet das Oberbergamt über die Erteilung oder Versagung der Verleihung durch einen Beschluß, welcher dem Muter und den beteiligten Dritten in Ausfertigung zugestellt wird. (2) Sofern Einsprüche und Ansprüche, welche durch den Beschluß des Oberbergamts abgewiesen werden, vor den ordentlichen Gerichten verfolgt werden können, muß die Klage innerhalb von drei Monaten vom Ablauf des Tages, an welchem der Beschluß zugestellt ist, erhoben werden.
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Gesetzestext (3) Wer von dieser Frist keinen Gebrauch macht, geht seines etwaigen Rechts verlustig. (4) Die in dem Verleihungsverfahren durch unbegründete Einsprüche entstehenden Kosten h a t der Widersprechende zu tragen. §32 Sind die der Verleihung entgegenstehenden Hindernisse (§ 31) durch die Entscheidung der Bergbehörde oder des ordentlichen Gerichts beseitigt, so fertigt das Oberbergamt die Verleihungsurkunde aus. §33 (1) Bei Ausfertigung der Verleihungsurkunde werden die beiden Exemplare des Situationsrisses (§ 17) von dem Oberbergamte beglaubigt, erforderlichenfalls aber vorher berichtigt und vervollständigt. (2) Das eine Exemplar des Risses erhält der Bergwerkseigentümer, das andere wird bei der Bergbehörde aufbewahrt §34 Die Verleihungsurkunde m u ß enthalten: 1. Den Namen, Stand und Wohnort des Berechtigten, 2. den Namen des Bergwerks, 3. den Flächeninhalt und die Begrenzung des Feldes unter Verweisung auf den Situationsriß (§ 33), 4. den Namen der Gemeinde, des Kreises, des Regierungs- und Obcrfcergamtsbezirks, in welchem das Feld liegt, 5. die Benennung des Minerals oder der Mineralien, auf welche das Bergwerkseigentum verliehen wird, 6. D a t u m der Urkunde, 7. Siegel und Unterschrift des verleihenden Oberbergamts. §35 (1) Die Verleihungsurkunde ist binnen sechs Wochen nach der Ausfertigung durch das Amtsblatt der Regierung, in deren Bezirk das Bergwerk liegt, unter Verweisung auf diesen und den folgenden Paragraphen zur öffentlichen Kenntnis zu bringen. (2) Muter, welche auf das in der Bekanntmachung bezeichnete Feld oder auf Teile desselben ein Vorrecht zu haben glauben, können dieses Recht, sofern hierüber nicht bereits in dem Verleihungsverfahren verhandelt und in dem Beschlüsse des Oberbergamts (§ 31) entschieden worden ist, noch innerhalb von drei Monaten vom Ablaufe des Tages, an dem das die Bekanntmachung enthaltende Amtsblatt ausgegeben worden ist, durch Klage vor den ordentlichen Gerichten gegen den Bergwerkseigentümer verfolgen. (3) Wer von dieser Frist keinen Gebrauch macht, geht seines etwaigen Vorrechts verlustig. (4) Wird das Vorrecht des Widersprechenden durch rechtskräftiges Urteil anerkannt, so h a t das Oberbergamt die Verleihungsurkunde je nach Lage des Falles aufzuheben oder zu ändern.
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 §36 (1) § 35 findet auch auf solche Bergwerkseigentümer Anwendung, die nach § 55 ein Vorrecht auf die in der veröffentlichten Verleihi'ngsurkunde bezeichneten Minerahen zu haben glauben, sofern dieses Recht nach § 55 nicht schon erloschen, auch über dasselbe nicht bereits in dem Verleihungsverfahren verhandelt und in dem Beschlüsse des Oberbergamts (§ 31) entschieden worden ist. (2) Im übrigen werden die Rechte des verliehenen Bergwerkseigentums durch die Aufforderung und Ausschlußwirkung des § 35 nicht betroffen. §37 Während der dreimonatlichen Frist des § 35 ist die Einsicht in den Situationsriß (§ 33) bei der Bergbehörde jedermann gestattet. §38 Die Kosten des Verleihungsverfahrens hat mit Ausnahme der durch unbegründete Einsprüche entstandenen (§ 31) der Muter zu tragen. § 38a (1) Das Oberbergamt hat die Verleihungsurkunde aufzuheben oder zu ändern, wenn es auf Antrag oder von Amts wegen nach Anhörung des Bergwerkseigentümers durch Beschluß feststellt, daß das Bergwerkseigentum zu Unrecht auf ein dem Verfügungsrechte des Grundeigentümers unterliegendes Mineral verliehen worden ist. (2) Wird das Mineral durch die Entscheidung des Oberbergamts oder durch verwaltungsgerichtliches Urteil für nicht verleihbar erklärt, so gilt von der Rechtskraft der Entscheidung oder des Urteils ab das Bergwerkseigentum als aufgehoben; der Bergwerkseigentümer kann sich jedoch auf sein Recht solchen Rechtshandlungen gegenüber nicht berufen, die der Grundeigentümer vor der Rechtskraft der Entscheidung oder des Urteils über das zu Unrecht verliehene, vom Bergwerkseigentümer aber nicht gewonnene Mineral vorgenommen hat. § 160 Abs. 2 und § 163 finden Anwendung. (3) Die Vorschriften der Absätze 1 und 2 gelten entsprechend, wenn eine Berechtigung als Bergwerkseigentum im Grundbuch eingetragen ist, die sich auf einen vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes liegenden Rechtsvorgang gründet, auf den jedoch die gesetzlichen Vorschriften über das Bergwerkeigentum nach Feststellung des Oberbergamts nicht anwendbar sind. § 38b (1) Das Bergwerkseigentum an den nach § 2 Abs. 1 dem Staate vorbehaltenen Mineralien wird dem Staate durch den Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr verliehen; die §§ 12 bis 38 sind nicht anzuwenden. (2) Die Verleihung ist von dem Nachweis abhängig, daß das Mineral innerhalb des zu verleihenden Feldes auf seiner natürlichen Ablagerung in solcher Menge und Beschaffenheit entdeckt worden ist, daß eine zur wirtschaftlichen Verwertung führende bergmännische Gewinnung des Minerals möglich erscheint. (3) Die Verleihung erfolgt durch Ausstellung einer mit Siegel und Unterschrift zu versehenden Urkunde, welche die im § 34 unter Ziff. 1 bis 6 aufgezählten Angaben
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Gesetzestext enthalten und mit einem von einem konzessionierten Markscheider oder öffentlich bestellten Vermessungsingenieur angefertigten, der Vorschrift im § 17 Abs. 1 entsprechenden Situationsrisse verbunden werden muß. (4) Die Verleihungsurkunde ist im Bundesanzeiger zu veröffentlichen. § 38 c (1) Das nach Maßgabe des § 38 b begründete Bergwerkseigentum des Staates an den im § 2 Abs. 1 genannten Mineralien kann in der Weise belastet werden, daß demjenigen, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, auf Zeit das vererbliche und veräußerliche Recht zusteht, die im § 2 Abs. 1 bezeichneten Mineralien oder einzelne dieser Mineralien innerhalb des auf dem Situationsriß angegebenen Feldes nach den Bestimmungen dieses Gesetzes aufzusuchen und zu gewinnen und alle hierzu erforderlichen Anlagen unter und über Tage zu treffen. (2) Während des Bestehens eines nach Abs. 1 begründeten Gewinnungsrechts finden alle Vorschriften dieses Gesetzes über die Rechte und Pflichten des Bergwerkseigentümers (Bergwerksbesitzers, Bergbautreibenden, Werksbesitzers) mit Ausnahme der §§ 39, 55, 65, 156 bis 162 und 164 mit der Maßgabe Anwendung, daß an die Stelle des Bergwerkseigentümers (Bergwerksbesitzers, Bergbautreibenden, Werksbesitzers) der Gewinnungsberechtigte tritt. (3) Steht ein Gewinnungsrecht der im Abs. 1 bezeichneten Art zwei oder mehreren Mitberechtigten zu, so finden auf die Rechtsverhältnisse der Mitberechtigten die Vorschriften des vierten Titelts dieses Gesetzes Anwendung. Vierter Abschnitt Vom Vermessen §39 (1) Der Bergwerkseigentümer ist befugt, die amtliche Vermessung und Verlochsteinung des durch die Verleihungsurkunde bestimmten Feldes zu verlangen. (2) Dieselbe Befugnis steht den Eigentümern angrenzender Bergwerke zu. (3) Die Vermessung und Verlochsteinung werden unter Leitung der Bergbehörde durch einen konzessionierten Markscheider oder öffentlich bestellten Vermessungsingenieur ausgeführt. (4) Die Kosten h a t der Antragsteller zu tragen. §40 (1) Zu der Vermessung und Verlochsteinung werden eigentümer die Vertreter der angrenzenden Bergwerke und stücke, auf denen Lochsteine zu setzen sind, zugezogen. (2) Die Grundbesitzer sind verpflichtet, das Betreten das Setzen der Lochsteine gegen vollständigen Ersatz des
außer dem Bergwerksdie Besitzer der Grundihrer Grundstücke und Schadens zu gestatten.
Fünfter Abschnitt Von der K o n s o l i d a t i o n §41 Die Vereinigung von zwei oder mehr Bergwerken zu einem einheitlichen Ganzen — Konsolidation —• unterliegt der Bestätigung des Oberbergamts (§ 49).
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 §42 Zur Konsolidation ist erforderlich: 1. ein notariell oder gerichtlich beurkundeter Konsolidationsakt —• je nach Beschaffenheit des Falles ein Vertrag oder Beschluß der Mitbeteiligten oder eine Erklärung des Alleineigentümers, 2. ein von einem konzessionierten Markscheider oder öffentlich bestellten Vermessungsingenieur in zwei Exemplaren angefertigter Situationsriß des ganzen Feldes, 3. die Angaben des dem konsolidierten Bergwerke beigelegten Namens. §43 Kann das durch die Konsolidation entstehende (konsolidierte) Werk nur als Ganzes mit Hypotheken und dinglichen Lasten beschwert werden (vgl. § 98), so muß für den Fall, daß auf den einzelnen Bergwerken Hypotheken oder andere Realrechte . . . haften, außer dem Konsolidationsakt eine mit den Berechtigten vereinbarte Bestimmung darüber beigebracht werden, daß und in welcher Rangordnung die Rechte derselben auf das konsolidierte Werk als Ganzes übergehen sollen. §44 In allen übrigen Fällen muß in dem Konsolidationsakt eine Bestimmung des Anteilsverhältnisses, nach welchem jedes einzelne Bergwerk in das konsolidierte Werk eintreten soll, enthalten sein. Auf diese Fälle finden alsdann die besonderen Vorschriften der §§ 45 bis 48 Anwendung. §45 (1) Der wesentliche Inhalt des Konsolidationsaktes, insbesondere die Bestimmung des Anteils Verhältnisses (§ 44), wird durch das Oberbergamt den aus dem Grundbuch ersichtlichen Hypothekengläubigern und anderen Realberechtigten, sofern deren ausdrückliches Einverständnis mit dem Anteilsverhältnisse nicht beigebracht ist, unter Verweisung auf diesen und die beiden folgenden Paragraphen bekannt gemacht. (2) Außerdem erfolgt diese Bekanntmachung durch das Amtsblatt der Regierung, in deren Bezirk das Bergwerk liegt. §46 (1) Hypothekengläubiger und andere Realberechtigte . . ., die durch die Bestimmung des Anteilsverhältnisses (§ 44) an ihren Rechten verkürzt zu sein glauben, sind befugt, gegen diese Bestimmung Einspruch zu erheben. (2) Dieses Einspruchsrecht muß binnen drei Monaten nach Ablauf des Tages, an welchem die Bekanntmachung zugestellt beziehungsweise das die Bekanntmachung enthaltende Amtsblatt ausgegeben worden ist (§ 45), durch Klage vor den ordentlichen Gerichten geltend gemacht werden. (3) Wer von dieser Frist keinen Gebrauch macht, verliert sein Einspruchsrecht. §47 (1) Statt diese Klage zu erheben, können die vorbezeichneten Gläubiger und anderen Realberechtigten ihre Befriedigung vor der Verfallszeit verlangen, soweit dies die Natur des gesicherten Anspruchs gestattet.
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Gesetzestext (2) Dieses Recht muß jedoch ebenfalls zur Vermeidung seines Verlustes innerhalb der im § 46 bestimmten Frist geltend gemacht werden. §48 Mit der Bestätigung der Konsolidation (§ 49) geht das Realrecht ohne weiteres auf den entsprechenden, nach Maßgabe der vorstehenden Bestimmungen (§§ 44 bis 46) festgestellten Anteil an dem konsolidierten Bergwerk über. §49 (1) Sind Hypothekengläubiger und andere Realberechtigte . . . nicht vorhanden oder ist in den Fällen des § 43 die dort bezeichnete Vereinbarung beigebracht oder sind in den Fällen des § 44 Einsprüche nicht erhoben oder die erhobenen Einsprüche (§§ 46,47) erledigt, so entscheidet das Oberbergamt über die Bestätigung der Konsolidation. (2) Die Bestätigung darf nur versagt werden, wenn die Felder der einzelnen Bergwerke nicht aneinander grenzen oder wenn Gründe des öffentlichen Interesses entgegenstehen. (3) Der Bestätigungsurkunde werden die Verleihungsurkunden der einzelnen Bergwerke beigefügt. (4) Hinsichtlich der Beglaubigung, Aushändigung und Aufbewahrung der Risse finden die Bestimmungen des § 33 Anwendung. Dritter Titel Von dem Bergwerkseigentum Erster Abschnitt Von dem B e r g w e r k s e i g e n t u m im allgemeinen §50 (1) Das Bergwerkseigentum wird durch die Verleihung begründet sowie durch Konsolidation, Teilung von Grubenfeldern oder Austausch von Feldesteilen erworben. (2) Für das Bergwerkseigentum und das auf Grund des § 38 c Abs. 1 begründete Gewinnungsrecht gelten die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs, soweit sich aus diesem Gesetze nichts anderes ergibt. (3) Mit der gleichen Beschränkung finden die für den Erwerb des Eigentums und die Ansprüche aus dem Eigentum an Grundstücken geltenden Vorschriften auf das Bergwerkseigentum und das auf Grund des § 38 c Abs. 1 begründete Gewinnungsrecht entsprechende Anwendung. (4) Die f ü r selbständige Gerechtigkeiten geltenden Vorschriften der Art. 22, 28 des Ausführungsgesetzes zur Grundbuchordnung vom 26. September 1899, der Art. 15 bis 22 des Ausführungsgesetzes zum Reichsgesetz über die Zwangsversteigerimg und Zwangsverwaltung vom 23. September 1899 und des Art. 76 des Preußischen Gesetzes über die freiwillige Gerichtsbarkeit vom 21. September 1899 finden auf das nach § 38 c Abs. 1 begründete Gewinnungsrecht Anwendung. (5) Bei der Bestellung eines Gewinnungsrechts ist f ü r dieses ein besonderes Grundbuchblatt anzulegen. Die Anlegung wird auf dem Grundbuchblatte des Bergwerks vermerkt.
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 §51 (1) Die reale Teilung des Feldes eines Bergwerks in selbständige Felder sowie der Austausch von Feldesteilen zwischen angrenzenden Bergwerken unterliegt der Bestätigung des Oberbergamts. (2) Dieselbe darf nur versagt werden, wenn überwiegende Gründe des öffentlichen Interesses entgegenstehen. (3) Hypothekengläubiger und andere Realberechtigte . . ., die durch die Feldesteilung oder durch den Feldesaustausch in ihren Rechten beeinträchtigt zu sein glauben, können ihre Befriedigung vor der Verfallzeit verlangen, soweit dies die Natur des versicherten Anspruchs gestattet. Dieses Recht muß zur Vermeidung seines Verlustes innerhalb der im § 46 bestimmten Frist geltend gemacht werden. Die Bestätigung wird unter Beobachtung des Verfahrens erteilt, welches sich aus der Auwendung der §§ 42, 45 und 49 auf die vorstehenden Fälle ergibt. (4) Bei dem Austausch von Feldesteilen geht das Recht der erwähnten Gläubiger und anderen Realberechtigten mit der Bestätigung der Bergbehörde ohne weiteres auf den zu dem belasteten Bergwerke hinzutretenden Feldesteil über, wogegen der abgetretene Feldesteil von der dinglichen Belastung befreit wird. §§ 52, 53 (aufgehoben) §54 (1) Der Bergwerkseigentümer hat die ausschließliche Befugnis, nach den Bestimmungen dieses Gesetzes das in der Verleihungsurkunde benannte Mineral in seinem Felde aufzusuchen und zu gewinnen sowie alle hierzu erforderlichen Vorrichtungen unter und über Tage zu treffen. (2) Diese Befugnis erstreckt sich auch auf die innerhalb des Feldes befindlichen Halden eines früheren Bergbaus. §55 (1) Auf Mineralien, die mit dem in der Verleihungsurkunde benannten Mineral innerhalb der Grenzen des Feldes in einem solchen Zusammenhange vorkommen, daß dieselben nach der Entscheidung des Oberbergamts aus bergtechnischen oder bergaufsichtlichen Gründen gemeinschaftlich gewonnen werden müssen, hat der Bergwerkseigentümer in seinem Felde vor jedem Dritten ein Vorrecht zum Muten. (2) Legt ein Dritter auf solche Minerahen Mutung ein, so wird dieselbe dem Bergwerkseigentümer mitgeteilt. Letzterer muß alsdann binnen vier Wochen nach Ablauf des Tages dieser Mitteilung Mutung einlegen, widrigenfalls sein Vorrecht erlischt. (3) Auf andere Mineralien, die nicht in dem vorbezeichneten Zusammenhange vorkommen, hat der Bergwerkseigentümer kein Vorrecht. §56 (1) Steht das Recht zur Gewinnung verschiedener Mineralien innerhalb derselben Feldesgrenzen verschiedenen Bergwerkseigentümern zu, so hat jeder Teil das Recht, bei einer planmäßigen Gewinnung seines Minerals auch dasjenige des andern Teils insoweit mit zu gewinnen, als diese Mineralien nach der Entscheidung des Oberbergamts aus den im § 55 angegebenen Gründen nicht getrennt gewonnen werden können.
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Gesetzestext (2) Die mitgewonnenen, dem anderen Teile zustehenden Mineralien müssen jedoch diesem auf sein Verlangen gegen E r s t a t t u n g der Gewinnungs- und Förderungskosten herausgegeben werden. §57 (1) Der Bergwerkseigentümer ist befugt, die durch den Betrieb des Bergwerks gewonnenen, nicht in § 1 aufgeführten Mineralien zu Zwecken seines Betriebes ohne Entschädigung des Grundeigentümers zu verwenden. (2) Soweit diese Verwendung nicht erfolgt, ist der Bergwerkseigentümer verpflichtet, die bezeichneten Mineralien dem Grundeigentümer auf sein Verlangen gegen Erstattung der Gewinnungs- und Förderungskosten herauszugeben. §58 Dem Berg Werkseigentümer steht die Befugnis zu, die zur Aufbereitung seiner Bergwerkserzeugnisse erforderlichen Anstalten zu errichten und zu betreiben. §59 (1) Dampfkessel und Triebwerke f ü r alle der Aufsicht der Bergbehörden unterstehenden Betriebe unterliegen den Vorschriften der Gewerbegesetze. (2) Sofern zur Errichtung oder Veränderung dieser Dampfkessel und Triebwerke nach den Vorschriften der Gewerbegesetze eine besondere ordnungsbehördliche Genehmigung erforderlich ist, t r i t t jedoch an die Stelle der örtlichen Ordnungsbehörde das Bergamt und an die Stelle der sonst zuständigen Genehmigungsbehörde das Oberbergamt. §60 (1) Der Bergwerkseigentumer ist befugt, im freien Felde Hilfsbaue anzulegen. (2) Dieselbe Befugnis steht ihm im Felde anderer Bergwerkseigentümer zu, sofern die Hilfsbaue die Wasser- und Wetterlösung oder den vorteilhafteren Betrieb des Bergwerks, f ü r das die Anlage gemacht werden soll, bezwecken und der eigene Bergbau des anderen dadurch weder gestört noch gefährdet wird. (3) Der Hilfsbau gilt als Bestandteil des berechtigten Bergwerks oder, wenn die Eigentümer mehrerer Bergwerke sich zur gemeinschaftlichen Anlage eines Hilfsbaues vereinigt und keine anderweitige Vereinbarung getroffen haben, als Bestandteil der berechtigten Bergwerke. E r bedarf, wenn der Hilfsbauberechtigte den Besitz erlangt h a t , zur Wirksamkeit gegenüber dem öffentlichen Glauben des Grundbuchs nicht der Eintragung in das Grundbuch. §61 Bestreitet der Bergwerkseigentümer, in dessen Felde ein Hilfsbau angelegt werden soll, seine Verpflichtung zur Gestattung desselben, so entscheidet hierüber das O b e r b e r g a m t . . . § t>2
Wird ein Hilfsbau in dem Felde eines anderen Bergwerkseigentümers angelegt, so muß der Hilfsbauberechtigte f ü r allen Schaden, welcher dem belasteten Bergwerke durch seine Anlage zugefügt wird, vollständige Entschädigung leisten. §63 (1) Die bei Ausführung eines Hilfsbaues im freien Felde gewonnenen Mineralien (§1) werden als Teil der Förderung des durch den Hilfsbau zu lösenden Bergwerks behandelt.
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F . v. 7. 11. 1961 (1) Werden bei Ausführung eines Hilfsbaues im Felde eines anderen Bergwerkseigentümers Mineralien gewonnen, auf die der letztere berechtigt ist, so müssen diese Mineralien demselben auf sein Verlangen unentgeltlich herausgegeben werden. §64 Der Bergwerkseigentümer h a t die Befugnis, die Abtretung des zu seinen bergbaulichen Zwecken (§§ 54 bis 60) erforderlichen Grund und Bodens nach näherer Vorschrift des fünften Titels zu verlangen. Zweiter Abschnitt Von dem B e t r i e b e u n d der
Verwaltung
§65 (1) (gegenstandslos). (2) Das Oberbergamt kann den Bergwerkseigentümer nach dessen Vernehmung zur Inbetriebsetzung des Bergwerks oder zur Fortsetzung des unterbrochenen Betriebes binnen einer Frist von sechs Monaten auffordern und f ü r den Fall der Nichtbefolgung dieser Aufforderung die Entziehung des Bergwerkseigentums nach Maßgabe des sechsten Titels androhen. §66 Der Bergwerksbesitzer ist verpflichtet, der Bergbehörde von der beabsichtigten Inbetriebsetzung des Bergwerks mindestens vier Wochen vorher Anzeige zu machen. §67 (1) Der Betrieb darf nur auf Grund eines Betriebsplans geführt werden. (2) Auf Verlangen der Bergbehörde hat der Bergwerksbesitzer Sonderbetriebspläne f ü r bestimmte Arbeiten oder Zeiträume aufzustellen und vorzulegen. F ü r Arbeiten, die von mehreren Bergwerksbesitzern nach einheitlichen Gesichtspunkten durchgeführt werden sollen, ist den beteiligten Bergwerksbesitzern die Aufstellung und Vorlegung eines gemeinsamen Betriebsplans aufzugeben. (3) Der Betriebsplan unterliegt der Prüfung durch die Bergbehörde; er m u ß ihr zu diesem Zwecke vor der Ausführung vorgelegt werden. (4) Die P r ü f u n g h a t sich auf die im § 196 festgestellten Gesichtspunkte zu beschränken. §68 (1) Erhebt die Bergbehörde nicht binnen vierzehn Tagen nach Vorlegung des Betriebsplans Einspruch gegen denselben, so ist der Bergwerksbesitzer zur Ausführung befugt. (2) Wird dagegen innerhalb dieser Frist Einspruch von der Bergbehörde erhoben, so h a t diese dem Bergwerksbesitzer Gelegenheit zur Erörterung ihrer Beanstandungen zu geben. (3) Sieht der Betriebsplan Maßnahmen vor, die auch den Geschäftsbereich anderer Behörden berühren, so hat die Bergbehörde stets Einspruch gegen den Betriebsplan einzulegen und f ü r ihre Entscheidung das Einvernehmen mit der jeweils zuständigen Fachaufsichtsbehörde herbeizuführen. Wird ein Einvernehmen in einem Zeitraum von drei Monaten nach Einlegung des Einspruchs nicht erzielt, so entscheidet die Bergbehörde nach eigenem Ermessen.
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Gesetzestext (4) Sofern im Betriebsplanverfahren keine Verständigung mit dem Bergwerksbesitzer erzielt wird, h a t das Oberbergamt diejenigen Änderungen, Bedingungen und Auflagen, ohne die der Betriebsplan nicht zur Ausführung gebracht werden darf, durch einen Beschluß festzusetzen. (5) Soll der Betriebsplan n u r gegen Leistung einer Sicherheit zugelassen werden, so trifft die Bergbehörde und im Falle des Abs. 4 das Oberbergamt auch über die Verwaltung, Verwendung und Rückgabe der Sicherheit Bestimmimg. (6) K a n n der Betriebsplan auch nicht mit Änderungen, Bedingungen oder Auflagen zugelassen werden, so untersagt das Oberbergamt seine Ausführung. §69 (1) Die §§ 67 und 68 finden auch auf die späteren Abänderungen der Betriebspläne Anwendung. (2) Werden jedoch infolge unvorhergesehener Ereignisse sofortige Abänderungen eines Betriebsplans erforderlich, so h a t der Betriebsführer unverzüglich der Bergbehörde Anzeige zu erstatten. §70 Wird ein Betrieb den Vorschriften der §§ 67 bis 69 zuwider geführt, so kann die Bergbehörde nötigenfalls einen solchen Betrieb einstellen. §71 (1) Will der Berg Werksbesitzer den Betrieb des Bergwerks einstellen, so h a t er der Bergbehörde hiervon mindestens drei Monate vorher Anzeige zu machen. (2) Muß der Betrieb infolge unvorhergesehener Ereignisse schon in kürzerer Frist oder sofort eingestellt werden, so ist die Anzeige unverzüglich zu erstatten. (3) I n den Fällen von Abs. 1 und 2 h a t der Bergwerksbesitzer der Bergbehörde unverzüglich seinen Betriebsplan f ü r die erforderlichen Abschlußarbeiten vorzulegen. Die §§ 67 bis 70 gelten entsprechend. §72 (1) Der Bergwerksbesitzer h a t auf seine Kosten ein Grubenbild in zwei Exemplaren durch einen konzessionierten Markscheider anfertigen und regelmäßig nachtragen zu lassen. (2) I n welchen Zeitabschnitten die Nachtragung stattfinden muß, wird durch das Oberbergamt vorgeschrieben. (3) Das eine Exemplar des Grubenbildes ist an die Bergbehörde zu ihrem Gebrauch abzuliefern, das andere auf dem Bergwerke oder, falls es dort an einem geeigneten Orte fehlt, bei dem Betriebsführer aufzubewahren. (4) Die Einsicht in das bei der Bergbehörde befindliche Exemplar steht demjenigen zu, welcher einen Schadenersatzanspruch (§§ 148, 149) erheben will, wenn er einen solchen Anspruch der Bergbehörde glaubhaft macht. Dem Bergwerksbesitzer soll Gelegenheit gegeben werden, bei dieser Einsichtnahme zugegen zu sein. §73 Der Betrieb darf nur unter Leitung, Aufsicht und Verantwortlichkeit von Personen geführt werden, deren Befähigimg hierzu anerkannt ist (Aufsichtspersonen). § 74 (1) Der Bergwerksbesitzer h a t die zur Leitung und Beaufsichtigung des Betriebs angenommenen Personen (§ 73) wie Betriebsführer, Steiger, technische Aufseher
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 usw. unter Angabe des einem jeden zu übertragenden Geschäftskreises der Bergbehörde n a m h a f t zu machen. (2) Diese Personen sind verpflichtet, ihre Befähigung zu den ihnen zu übertragenden Geschäften nachzuweisen und sich zu diesem Zwecke auf Erfordern einer Prüfung durch die Bergbehörde zu unterziehen. (3) Erst nach Anerkennung ihrer Befähigung durch die Bergbehörde dürfen die genannten Personen die ihnen übertragenen Geschäfte übernehmen. §75 (1) Wird der Betrieb oder ein Betriebsteil von einer Person geleitet oder beaufsichtigt, die die erforderliche Anerkennung ihrer Befähigung (§ 74) nicht besitzt oder diese Befähigung wieder verloren h a t , so kann die Bergbehörde nach Anhörung der Beteiligten deren sofortige Entfernung verlangen und nötigenfalls den in Betracht kommenden Betrieb so lange einstellen, bis eine als befähigt anerkannte Person angenommen ist. (2) (gegenstandslos). ^ (1) Jede Aufsichtsperson, die die Leitung oder Beaufsichtigung des Betriebs übernommen hat, ist innerhalb des ihr übertragenen Geschäftskreises f ü r die Innehaltung der Betriebspläne sowie f ü r die Befolgung aller im Gesetz enthaltenen oder auf seiner Grundlage ergangenen Vorschriften und Anordnungen verantwortlich. (2) Der Bergwerksbesitzer oder sein gesetzlicher Vertreter, die von ihm mit der Verwaltung des Bergwerks Beauftragten sowie diejenigen Personen, die den in §§ 73 und 74 bezeichneten Aufsichtspersonen vorgesetzt sind, sind neben den im Abs. 1 bezeichneten Personen verantwortlich: 1. insoweit sie mit Anordnungen in den Betrieb eingegriffen haben, von denen sie wußten oder wissen mußten, daß ihre Ausführung gegen die Betriebspläne oder gegen die im Gesetz enthaltenen oder auf seiner Grundlage ergangenen Vorschriften und Anordnungen verstößt; 2. insoweit sie durch Handlungen oder Unterlassungen den ihnen unterstellten Aufsichtspersonen die Möglichkeit genommen haben, den diesen nach dem Gesetz oder nach den auf seiner Grundlage ergangenen Vorschriften und Anordnungen obliegenden Verpflichtungen nachzukommen; 3. wenn sie von einer Handlung oder Unterlassung der ihnen unterstellten Personen Kenntnis erhalten und diese zugelassen haben, obwohl sie wußten, daß sie gegen die Betriebspläne oder gegen die im Gesetz enthaltenen oder auf seiner Grundlage ergangenen Vorschriften und Anordnungen verstößt; 4. wenn sie es bei der ihnen nach ihrer tatsächlichen Stellung zum Betrieb obliegenden und nach den Verhältnissen möglichen eigenen Beaufsichtigung der ihnen unterstellten Aufsichtspersonen an der erforderlichen Sorgfalt haben fehlen lassen. (3) Die im Abs. 2 bezeichneten Personen sind von dem Werksbesitzer unter Angabe ihres Geschäftskreises der Bergbehörde n a m h a f t zu machen. §77 (1) Die in den §§ 73 und 74 bezeichneten Aufsichtspersonen und die Betriebsvertretung sind verpflichtet, die Bergbeamten, welche im Dienste das Bergwerk befahren, zu begleiten und denselben sowie der Bergbehörde auf Erfordern Auskunft 2
E b e l - W e l l e r , Berggesetz
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Gesetzestext über den Betrieb, über die Ausführung der Arbeitsordnung und über alle sonstigen der Aufsicht der Bergbehörde unterliegenden Gegenstände zu erteilen. (2) Das gleiche gilt auf Verlangen der Bergbehörde hinsichtlich der Auskunftspflicht f ü r die in § 76 Abs. 2 bezeichneten Personen. §78 Der Bergwerksbesitzer muß den mit Fahrscheinen des Oberbergamts versehenen Personen, welche sich dem Bergfache gewidmet haben, zum Zwecke ihrer Ausbildung die Befahrung und Besichtigung des Werkes gestatten. §79 Der Bergwerksbesitzer ist verpflichtet, in den dafür festgesetzten Zeiträumen und Formen der Bergbehörde die vom Minister f ü r Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr durch Rechtsverordnung vorgeschriebenen statistischen Nachrichten einzureichen. Dritter Abschnitt Von den Bergleuten und den B e t r i e b s a n g e s t e l l t e n §80 (1) Das Vertragsverhältnis zwischen den Bergwerksbesitzern und den Bergleuten wird nach den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen beurteilt, soweit nicht nachstehend etwas anderes bestimmt ist. (2) Den Bergwerksbesitzern ist untersagt, f ü r den Fall der rechtswidrigen Auflösung des Arbeitsverhältnisses durch den Bergmann die Verwirkung des rückstandigen Lohnes über den Betrag des durchschnittlichen Wochenlohnes hinaus auszubedingen. § 80a (gegenstandslos) § 80b (gegenstandslos) § 80c (1) (gegenstandslos). (2) Genügend und vorschriftsmäßig beladene Fördergefäße bei der Lohnberechnung in Abzug zu bringen ist verboten. Ungenügend oder vorschriftswidrig beladene Fördergefäße müssen insoweit angerechnet werden, als ihr Inhalt vorschriftsmäßig ist. . . . § 80 d (gegenstandslos) §80e (gegenstandslos) §§ 8 0 f — 8 0 f s (aufgehoben) § 80g (gegenstandslos)
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 § 80h (gegenstandslos) §80i (aufgehoben) § 80k (1) Erfolgt die Lohnberechnung auf Grund abgeschlossener Gedinge, so ist der Bergwerksbesitzer zur Beobachtung nachstehender Vorschriften verpflichtet: 1. Wird die Leistving aus Zahl und Rauminhalt der Fördergefäße ermittelt, so muß dieser am Fördergefäße selbst dauernd und deutlich ersichtlich gemacht werden, sofern nicht Fördergefäße von gleichem Rauminhalt benutzt werden und letzterer vor dem Beginn des Gebrauches bekannt gemacht wird. 2. Wird die Leistung aus dem Gewichtsinhalt der Fördergefäße ermittelt, so muß das Leergewicht jedes einzelnen derselben vor dem Beginn des Gebrauchs und später in jedem Betriebsjahre mindestens einmal von neuem festgestellt und am Fördergefaße selbst dauernd und deutlich ersichtlich gemacht werden. (2) Der Bergwerksbesitzer ist verpflichtet, die Einrichtungen zu treffen und die Hilfskräfte zu stellen, welche die Bergbehörde zur Überwachung der Ausführung vorstehender Bestimmungen erforderlich erachtet. (3) F ü r Waschabgänge, Halden und sonstige beim Absatz der Produkte gegen die Fördermenge sich ergebende Verluste dürfen dem Arbeiter Abzüge von der Arbeitsleistung oder dem Lohne nicht gemacht werden . . . §81 (1) Das Vertragsverhältnis kann, wenn nicht ein anderes vereinbart ist, durch eine jedem Teile freistehende, vierzehn Tage vorher zu erklärende Kündigung gelöst werden. (2) Werden andere Kündigungsfristen vereinbart, so müssen sie f ü r beide Teile gleich sein. Vereinbarungen, welche dieser Bestimmung zuwiderlaufen, sind nichtig. §82 (1) Vor Ablauf der vertraglichen Arbeitszeit und ohne Kündigung können Bergleute entlassen werden: 1. wenn sie bei Abschluß des Arbeitsvertrages den Arbeitgeber durch Vorzeigung falscher oder verfälschter Abkehrscheine, Zeugnisse oder Arbeitsbücher hintergangen oder ihn über das Bestehen eines anderen sie gleichzeitig verpflichtenden Arbeitsverhältnisses in einen I r r t u m versetzt haben; 2. wenn sie sich eines Diebstahls, einer Entwendung, einer Unterschlagung, eines Betruges oder eines liederlichen Lebenswandels schuldig machen; 3. wenn sie die Arbeit unbefugt verlassen haben oder sonst den nach dem Arbeitsverträge ihnen obliegenden Verpflichtungen nachzukommen, sich beharrlich weigern; 4. wenn sie eine sicherheitliche Vorschrift bei der Bergarbeit übertreten oder sich groben Ungehorsams gegen die den Betrieb betreffenden Anordnungen des Bergwerksbesitzers, dessen Stellvertreter oder der ihnen vorgesetzten Angestellten schuldig machen; 5. wenn sie sich Tätlichkeiten oder grobe Beleidigungen gegen den Bergwerksbesitzer, dessen Stellvertreter oder die ihnen vorgesetzten Angestellten oder gegen die Familienangehörigen derselben zuschulden kommen lassen; 2»
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Gesetzestext 6. wenn sie einer vorsätzlichen und rechtswidrigen Sachbeschädigung zum Nachteil des Bergwerksbesitzers, dessen Stellvertreters, der ihnen vorgesetzten Angestellten oder eines Mitarbeiters sich schuldig machen; 7. wenn sie die Vertreter des Bergwerksbesitzers, die ihnen vorgesetzten Angestellten, die Mitarbeiter oder die Familienangehörigen dieser Personen zu Handlungen verleiten oder zu verleiten suchen, welche gegen die Gesetze oder die guten Sitten verstoßen; 8. wenn sie zur Fortsetzung der Arbeit nach ärztlicher Bescheinigung voraussichtlich für längere Zeit unfähig oder mit einer abschreckenden Krankheit behaftet sind. (2) In den unter Nr. 1 bis 7 genannten Fällen ist die Entlassung nicht mehr zulässig, wenn die zugrunde liegenden Tatsachen dem Bergwerksbesitzer oder dessen Stellvertreter länger als eine Woche bekannt sind. (3) Inwiefern in den unter Nr. 8 genannten Fällen dem Entlassenen ein Anspruch auf Entschädigung zusteht, ist nach dem Inhalte des Vertrages und nach den allgemeinen gesetzlichen Vorschriften zu beurteilen. §83 (1) Vor Ablauf der vertraglichen Arbeitszeit und ohne vorherige Kündigung können Bergleute die Arbeit verlassen: 1. wenn sie zur Fortsetzung der Arbeit unfähig werden; 2. wenn sich der Bergwerksbesitzer, dessen Stellvertreter oder die ihnen vorgesetzten Angestellten Tätlichkeiten oder grobe Beleidigungen gegen die Bergleute oder gegen ihre Familienangehörigen zuschulden kommen lassen; 3. wenn der Bergwerksbesitzer, dessen Stellvertreter oder Angestellte oder Familienangehörige dieser Personen die Bergleute oder deren Familienangehörige zu Handlungen verleiten oder zu verleiten versuchen oder mit den Familienangehörigen der Bergleute Handlungen begehen, welche gegen die Gesetze oder die guten Sitten verstoßen; 4. wenn der Bergwerksbesitzer den Bergleuten den schuldigen Lohn nicht in der bedungenen Weise auszahlt, bei Gedingelohn nicht für ihre ausreichende Beschäftigung sorgt oder wenn er sich widerrechtlicher Übervorteilungen gegen sie schuldig macht. (2) In den unter Nr. 2 gedachten Fällen ist der Austritt aus der Arbeit nichtmehr zulässig, wenn die zugrunde liegenden Tatsachen dem Arbeiter länger als eine Woche bekannt sind. § 83a Außer den in den §§ 82 und 83 bezeichneten Fällen kann jeder der beiden Teile aus wichtigen Gründen vor Ablauf der vertraglichen Zeit und ohne Innehaltung der Kündigungsfrist die Aufhebung des Arbeitsverhältnisses verlangen, wenn dieses mindestens auf vier Wochen oder wenn eine längere als vierzehntägige Kündigungsfrist vereinbart ist. §84 (1) Der Bergwerksbesitzer oder dessen Stellvertreter ist verpflichtet, dem abkehrenden volljährigen Bergmann ein Zeugnis über die Art und Dauer seiner Beschäftigung und auf Verlangen auch ein Zeugnis über seine Führung und seine Leistungen auszustellen . . .
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 (2) (gegenstandslos). (3) (gegenstandslos). (4) Den Arbeitgebern ist untersagt, die Zeugnisse mit Merkmalen zu versehen¡ welche den Zweck haben, den Arbeiter in einer aus dem Wortlaut des Zeugnisses nicht ersichtlichen Weise zu kennzeichnen. §85 Bergwerksbesitzer oder deren Stellvertreter dürfen volljährige Arbeiter, von denen ihnen bekannt ist, daß sie schon früher beim Bergbau beschäftigt waren, nicht eher zur Bergarbeit annehmen, bis ihnen von denselben das Zeugnis des Bergwerksbesitzers oder Stellvertreters, bei dem sie zuletzt in Arbeit s t a n d e n . . ., vorgelegt ist. § 85a (1) Minderjährige Arbeiter können beim Abgange ein Zeugnis über die Art und Dauer ihrer Beschäftigung fordern . . . (2) Dieses Zeugnis ist auf Verlangen der Arbeiter auch auf ihre Führung und ihre Leistungen auszudehnen. (3) Auf die Ausstellung dieses Zeugnisses findet . . . § 84 Abs. 4 entsprechende Anwendung. (4) Der gesetzliche Vertreter des Minderjährigen kann die Ausstellung des Zeugnisses fordern, auch verlangen, daß dasselbe nicht an den Minderjährigen, sondern an ihn ausgehändigt werde . . . §§ 8 5 b — 8 5 h (gegenstandslos) §86 (1) Bergwerksbesitzer, die einen Bergmann verleiten, vor rechtmäßiger Beendigung des Arbeitsverhältnisses die Arbeit zu verlassen, sind dem früheren Arbeitgeber f ü r den entstandenen Schaden als Selbstschuldner mitverhaftet. I n gleicher Weise haftet der Bergwerksbesitzer, der einen Bergmann annimmt, von dem er weiß, daß er einem anderen Arbeitgeber zur Arbeit noch verpflichtet ist. (2) I n dem im vorstehenden Absätze bezeichneten Umfange ist auch derjenige Bergwerksbesitzer mitverhaftet, der einen Bergmann, von dem er weiß, daß derselbe einem anderen Arbeitgeber zur Arbeit noch verpflichtet ist, während der Dauer dieser Verpflichtung in der Beschäftigung behält, sofern nicht seit der unrechtmäßigen Lösung des Arbeitsverhältnisses bereits vierzehn Tage verflossen sind. §87 (gegenstandslos) §88 Das Dienstverhältnis der von den Bergwerksbesitzern gegen feste Bezüge zur Leitung und Beaufsichtigung des Betriebes nach Maßgabe der §§ 73 und 74 angenommenen oder dauernd mit höheren technischen Dienstleistungen betrauten Personen (Maschinen- und Bautechniker, Chemiker, Zeichner und dgl.) kann, wenn nicht etwas anderes vereinbart ist, von jedem Teile mit Ablauf eines Kalendervierteljahres nach sechs Wochen vorher erklärter Kündigung aufgehoben werden.
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Gesetzestext § 88a (1) Wird durch Vertrag eine kürzere oder längere Kündigungsfrist vereinbart, so muß sie für beide Teile gleich sein; sie darf nicht weniger als einen Monat betragen. (2) Die Kündigung kann nur für den Schluß eines Kalendermonats zugelassen werden. (3) Die Vorschriften des Abs. 1 finden auch in dem Falle Anwendung, wenn das Dienstverhältnis für bestimmte Zeit mit der Vereinbarung eingegangen ist, daß es in Ermangelung einer vor dem Ablaufe der Vertragszeit erfolgten Kündigung als verlängert gelten soll. (4) Eine Vereinbarung, die diesen Vorschriften zuwiderläuft, ist nichtig. § 88b Die Vorschriften des § 88 a finden keine Anwendimg, wenn der Angestellte ein Gehalt von mindestens fünftausend Deutsche Mark für das Jahr bezieht. § 88c Wird ein Angestellter nur zur vorübergehenden Aushilfe angenommen, so finden die Vorschriften des § 88 a keine Anwendung, es sei denn, daß das Dienstverhältnis über die Zeit von drei Monaten hinaus fortgesetzt wird. Die Kündigungsfrist muß jedoch auch in einem solchen Falle für beide Teile gleich sein. § 88 d Jeder der beiden Teile kann vor Ablauf der vertragsmäßigen Zeit und ohne Innehaltung einer Kündigungsfrist die Aufhebung des Dienstverhältnisses verlangen, wenn ein wichtiger, nach den Umständen des Falles die Aufhebung rechtfertigender Grund vorliegt. gg Gegenüber den im § 88 bezeichneten Personen kann die Aufhebung des Dienstverhältnisses insbesondere verlangt werden: 1. wenn sie beim Abschluß des Dienstvertrages den Bergwerksbesitzer durch Vorbringen falscher oder verfälschter Zeugnisse hintergangen oder ihn über das Bestehen eines anderen sie gleichzeitig verpflichtenden Dienstverhältnisses in einen Irrtum versetzt haben; 2. wenn sie im Dienste untreu sind oder das Vertrauen mißbrauchen; 3. wenn sie ihren Dienst unbefugt verlassen oder den ihnen nach dem Dienstvertrage obliegenden Verpflichtungen nachzukommen sich beharrlich weigern; 4. wenn sie eine sicherheitliche Vorschrift bei der Leitung oder Beaufsichtigung der Bergarbeit gröblich oder wiederholt übertreten oder wenn ihnen durch die Bergbehörde die Befähigung als Aufsichtsperson aberkannt ist; 5. wenn sie durch anhaltende Krankheit oder durch eine längere Freiheitsstrafe oder Abwesenheit . . . an der Verrichtung ihrer Dienste verhindert werden; 6. wenn sie sich Tätlichkeiten oder Ehrverletzungen gegen den Bergwerksbesitzer oder seine Vertreter zuschulden kommen lassen; 7. wenn sie sich einem unsittlichen Lebenswandel ergeben. §90 Die im § 88 bezeichneten Personen können die Aufhebung des Dienstverhältnisses insbesondere verlangen: 1. wenn der Bergwerksbesitzer oder sein Stellvertreter sich Tätlichkeiten oder Ehrverletzungen gegen sie zuschulden kommen lassen; 22
ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 2. wenn der Bergwerksbesitzer die vertraglichen Leistungen nicht gewährt; 3. wenn der Bergwerksbesitzer oder dessen Stellvertreter Anordnungen ergehen läßt, welche gegen den Betriebsplan oder gegen sicherheitliche Vorschriften verstoßen, oder wenn er die Mittel zur Ausführung der von der Bergbehörde getroffenen Anordnungen verweigert. § 90a (1) Wird einer der im § 88 bezeichneten Angestellten durch unverschuldetes Unglück an der Leistung der Dienste verhindert, so behält er seinen Anspruch auf Gehalt und Unterhalt, jedoch nicht über die Dauer von sechs Wochen hinaus. Dies gilt auch dann, wenn das Dienstverhältnis auf Grund des § 89 aufgehoben wird, weil der Angestellte durch unverschuldetes Unglück längere Zeit an der Verrichtung seiner Dienste verhindert wird. (2) Eine Vereinbarung, durch welche von diesen Vorschriften zum Nachteile des Angestellten abgewichen wird, ist nichtig. (3) Der Angestellte muß sich den Betrag anrechnen lassen, der ihm für die Zeit, für welche er den Anspruch auf Gehalt und Unterhalt behält, auf Grund der gesetzlichen Krankenversicherung zu gewähren ist. § 90b Die Zahlung des dem Angestellten zustehenden Gehalts hat am Schlüsse jeden Monats zu erfolgen. Eine abweichende Vereinbarung ist insoweit nichtig, als die Gehaltszahlung in längeren als in vierteljährlichen Zeitabschnitten erfolgen soll. §91 Unter den im § 86 aufgestellten Voraussetzungen tritt die daselbst bestimmte Haftung des Bergwerksbesitzers auch für den Fall ein, wenn die im § 88 bezeichneten Personen zur Aufgabe des Dienstverhältnisses verleitet, in Dienst genommen oder im Dienst behalten werden. §92 (aufgehoben) §93 (1) Auf jedem Bergwerke ist über die dort beschäftigten Arbeiter eine Liste zu führen, welche die Vor- und Zunamen, das Geburtsjahr, den Wohnort, den Tag des Dienstantritts und der Entlassung sowie das Datum des letzten Arbeitszeugnisses enthält. (2) Die Liste muß der Bergbehörde auf Verlangen vorgelegt werden. § 93a Für die Arbeitszeit der in Steinkohlenbergwerken unter Tage beschäftigten Arbeiter gelten, unbeschadet der den Bergbehörden in den §§ 196—199 beigelegten Befugnis zum Erlasse weitergehender Anordnungen, die Vorschriften der §§ 93 c und 93e. § 93b (gegenstandslos) 23
Gesetzestext § 93c (1) Für Arbeiter, die an Betriebspunkten, an denen die gewöhnliehe Temperatur mehr als + 28° C beträgt, nicht bloß vorübergehend beschäftigt werden, darf die Arbeitszeit 6 Stunden täglich nicht übersteigen. (2) Als gewöhnliche Temperatur gilt diejenige Temperatur, die der Betriebspunkt bei regelmäßiger Belegung und Bewetterung hat. §93d (1) Es darf nicht gestattet werden, an Betriebspunkten, an denen die gewöhnliche Temperatur mehr als + 28°C beträgt, Über- oder Nebenschichten zu verfahren. (2) (gegenstandslos). § 93e Auf jedem Bergwerke müssen Einrichtungen vorhanden sein, die die Peststellung der Zahl und Dauer der von den einzelnen Arbeitern in den letzten zwölf Monaten verfahrenen Über- und Nebenschichten ermöglichen. Vierter Titel Von den Rechtsverhältnissen der Mitbeteiligten eines Bergwerks
§94 (1) Zwei oder mehr Mitbeteiligte eines Bergwerks können eine Gewerkschaft bilden. (2) Die Errichtung erfolgt durch Abschluß eines gerichtlich oder notariell zu beurkundenden Vertrages (Gründungsvertrag), der ein die Verfassung der Gewerkschaft regelndes Statut (Satzung) enthält. Aus dem Statut muß sich Sitz und Zweck der Gewerkschaft ergeben. Der Gewerkschaftszweck darf nicht überwiegend bergbaufremd sein. (3) Der Gründungsvertrag bedarf der Bestätigung des Oberbergamts. Mit der Aushändigung der Bestätigungsurkunde entsteht die Gewerkschaft; gleichzeitig geht das Eigentum an dem Bergwerk auf sie über. Vor der Aushändigung der Bestätigungsurkunde besteht die Gewerkschaft als solche nicht. Wird vor der Aushändigung der Bestätigungsurkunde im Namen der Gewerkschaft gehandelt, so haftet der Handelnde persönlich; handeln mehrere, so haften sie als Gesamtschuldner. Übernimmt die Gewerkschaft eine vor der Aushändigung der Bestätigungsurkunde in ihrem Namen eingegangene Verpflichtung durch Vertrag mit dem Schuldner in der Weise, daß sie an die Stelle des bisherigen Schuldners tritt, so bedarf es zur Wirksamkeit der Schuldübernahme der Zustimmung des Gläubigers nicht, wenn die Schuldübernahme binnen drei Monaten nach Aushändigung der Bestätigungsurkunde vereinbart und dem Gläubiger von der Gewerkschaft oder dem Schuldner mitgeteilt wird. (4) Änderungen des Statuts sind gerichtlich oder notariell zu beurkunden. Sie bedürfen der Zustimmung von wenigstens drei Vierteilen aller Anteile und der Bestätigung des Oberbergamts. (5) Die Bestimmungen der §§ 95—110, 114 Abs. 2 und 123—128 dürfen durch das Statut nicht abgeändert werden.
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 (6) Die Gewerkschaft soll durch Beschluß des Oberbergamts aufgelöst werden, wenn sie fortgesetzt überwiegend bergbaufremde Geschäfte betreibt. Die Gewerkschaft ist abzuwickeln; die Fortsetzung der aufgelösten Gewerkschaft ist ausgeschlossen. §95 Die Gewerkschaft führt den Namen des Bergwerks, sofern sie nicht in dem Statut einen anderen Namen gewählt hat. §96 (1) Die Gewerkschaft kann unter ihrem Namen Rechte erwerben und Verbindlichkeiten eingehen, Eigentum und andere dingliche Rechte an Bergwerken und Grundstücken erwerben, vor Gericht klagen und verklagt werden. (2) (gegenstandslos). §97 Das Bergwerk wird, soweit die Einrichtung des Grundbuchwesens dies gestattet, auf den Namen der Gewerkschaft in das Grundbuch eingetragen. §98 Das Bergwerk kann nur von der Gewerkschaft und nur als Ganzes mit Hypotheken und dinglichen Lasten beschwert werden. §99 Für die Verbindlichkeiten der Gewerkschaft haftet nur das Vermögen derselben. § 100 Durch das Ausscheiden einzelner Mitglieder — Gewerken — wird die Gewerkschaft nicht aufgelöst. Auch können einzelne Gewerken nicht auf Teilung klagen. § 101
(1) Die Zahl der gewerkschaftlichen Anteile — Kuxe — beträgt hundert. (2) Durch das Statut kann die Zahl auf tausend oder auf ein Vielfaches von tausend, höchstens jedoch auf zehntausend bestimmt werden. (3) Die Kuxe sind unteilbar. Sie gehören zum beweglichen Vermögen. § 102 (1) Die Gewerken nehmen nach dem Verhältnis ihrer Kuxe an dem Gewinne und Verluste teil. (2) Sie sind verpflichtet, die Beiträge, welche zur Erfüllung der Schuldverbindlichkeiten der Gewerkschaft und zum Betriebe erforderlich sind, nach Verhältnis ihrer Kuxe zu zahlen (§§ 129, 130). §103 (1) Über sämtliche Mitglieder der Gewerkschaft und deren Kuxe wird von der Gewerkschaft ein Verzeichnis — das Gewerkenbuch •— geführt. Auf Grund desselben wird jedem Gewerken auf Verlangen ein Anteilschein — Kuxschein — ausgefertigt. (2) Die Kuxscheine sind nach Wahl des Gewerken über die einzelnen Kuxe oder über eine Mehrheit derselben auszustellen. 25
Gesetzestext (3) Die Kuxscheine dürfen nur auf einen bestimmten Namen, niemals auf den Inhaber lauten. (4) Die Erneuerung eines Kuxscheines ist nur gegen Rückgabe oder nach Kraftloserklärung desselben zulässig. § 104 (1) Die Kuxe können ohne Einwilligung der Mitgewerken auf andere Personen übertragen werden. (2) (gegenstandslos). ^ JQ^ (1) Zur Übertragung der Kuxe ist die schriftliche Form erforderlich. (2) Der Übertragende ist zur Aushändigung des Kuxscheins und, wenn dieser verloren ist, zur Beschaffung der Kraftloserklärung auf seine Kosten verpflichtet. (3) Die Umschreibung im Gewerkenbuche darf nur auf Grund der Übertragungsurkunde und gegen Vorlegung des Kuxscheins oder der Kraftloserklärung erfolgen. § 106 Wer im Gewerkenbuche als Eigentümer der Kuxe verzeichnet ist, wird der Gewerkschaft gegenüber bei Ausübung seiner Rechte als solcher angesehen. § 107 Bei freiwilligen Veräußerungen von Kuxen bleibt ihr bisheriger Eigentümer der Gewerkschaft für die Beiträge (§ 102) verpflichtet, deren Erhebung die Gewerkschaft beschlossen hat, bevor die Umschreibung der Kuxe im Gewerkenbuch gemäß § 105 beantragt ist. §108 Die Verpfändung der Kuxe geschieht durch Übergabe des Kuxscheins auf Grund eines schriftlichen Vertrages. §§ 109, 110 (gegenstandslos) §111 (1) Die Gewerken fassen ihre Beschlüsse in Gewerkenversammlungen. (2) Das Stimmrecht wird nach Kuxen, nicht nach Personen ausgeübt. §112 (1) Zur Gültigkeit eines Beschlusses ist erforderlich, daß alle Gewerken anwesend oder unter Angabe des zu verhandelnden Gegenstandes zu einer Versammlung eingeladen waren. (2) Einladungen durch die Post erfolgen durch Postzustellungsurkunde. (3) Gewerken, welche im Auslande wohnen, haben zur Empfangnahme der Einladungen einen Bevollmächtigten im Inlande zu bestellen. Ist dies nicht geschehen, so reicht ein vierzehntägiger Aushang im Bergamt aus. (4) Dasselbe gilt bei Gewerken, deren Wohnort unbekannt ist. §113 (1) Die Beschlüsse werden in der beschlußfähigen Gewerkenversammlung mit einfacher Stimmenmehrheit gefaßt. 26
ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 (2) Beschlußfähig ist die erste Versammlung, wenn die Mehrheit aller Kuxe vertreten ist. (3) Ist die Mehrheit aller Kuxe nicht vertreten, so sind sämtliche Gewerken zu einer zweiten Versammlung einzuladen. (4) Die zweite Versammlung ist ohne Rücksicht auf die Zahl der vertretenen Kuxe beschlußfähig. Diese Folge muß in der Einladung angegeben werden. (5) Über jede Gewerkenversammlung ist eine Niederschrift aufzunehmen. §114 (1) Eine Mehrheit von mindestens drei Vierteln aller Kuxe ist erforderlich zu Beschlüssen, durch welche über den Gegenstand der Verleihung — Substanz des Bergwerks — ganz oder teilweise verfügt werden soll. Dies gilt insbesondere von den Fällen des Verkaufes, des Tausches, der Verpfändung oder der sonstigen dinglichen Belastung des Bergwerks sowie der Verpachtung. (2) Zu Verfügungen über das verliehene Bergwerkseigentum durch Verzicht oder Schenkung ist Einstimmigkeit erforderlich. §115 (1) Binnen einer Ausschlußfrist von vier Wochen vom Ablaufe des Tages, an welchem ein Gewerkschaftsbeschluß gefaßt ist, kann jeder Gewerke die Entscheidung des ordentlichen Gerichts, in dessen Bezirk das Bergwerk liegt, darüber anrufen, ob der Beschluß zum Besten der Gewerkschaft gereicht, und gegen die Gewerkschaft auf Aufhebung des Beschlusses klagen. (2) (gegenstandslos). (3) Diese Bestimmungen finden auf einen gemäß § 94 Abs. 2 und 4 gefaßten Beschluß keine Anwendung. § 116 (1) Durch die Erhebung der Klage auf Aufhebung des Gewerkschaftsbeschlusses wird seine Ausführung nicht aufgehalten. (2) Wird der Beschluß aufgehoben, so verliert er erst von der Rechtskraft der richterlichen Entscheidung an seine rechtliche Wirksamkeit. (3) Diese Bestimmungen finden keine Anwendung, wenn der Beschluß die im § 120 bezeichneten Gegenstände betrifft. §117 (1) Jede Gewerkschaft ist verpflichtet, einen im Inlande wohnenden Repräsentanten zu bestellen und der Bergbehörde namhaft zu machen. (2) Statt eines Repräsentanten kann die Gewerkschaft einen aus zwei oder mehr Personen bestehenden Grubenvorstand bestellen. (3) Als Repräsentant oder Mitglieder des Grubenvorstandes können auch Personen bestellt werden, die nicht Gewerken sind. §118 (1) Die Wahl erfolgt in einer nach § 113 beschlußfähigen Versammlung durch absolute Stimmenmehrheit. Ist eine solche bei der ersten Abstimmung nicht vorhanden, so werden die beiden Personen, welche die meisten Stimmen erhalten haben, in die engere Wahl gebracht. Bei Stimmengleichheit entscheidet das Los. 27
Gesetzestext (2) Bei Ermittlung der in die engere Wahl zu bringenden zwei Personen entscheidet im Falle der Stimmengleichheit ebenfalls das Los. (3) Die Niederschrift über die Wahlverhandlung ist gerichtlich oder notariell zu beurkunden. Eine Ausfertigung wird dem Repräsentanten oder dem Grubenvorstande zu seiner Legitimation erteilt. § 119 (1) Der Repräsentant oder Grubenvorstand vertritt die Gewerkschaft in ihren Angelegenheiten gerichtlich und außergerichtlich. (2) Eine besondere Vollmacht ist nur in den im § 120 bezeichneten Fällen erforderlich. (3) (gegenstandslos). (4) Beschränkt oder erweitert die Gewerkenversammlung die Befugnisse des Repräsentanten oder Grubenvorstandes, so muß dies in die Legitimation (§ 118) aufgenommen werden. §120 Der Repräsentant oder Grubenvorstand bedarf eines besonderen Auftrages der Gewerkenversammlung, 1. wenn es sich um Gegenstände handelt, die nur von einer Mehrheit von wenigstens drei Vierteln aller Kuxe oder nur mit Einstimmigkeit beschlossen werden können; 2. wenn Beiträge von den Gewerken erhoben werden sollen. § 121 (1) Der Repräsentant oder Grubenvorstand f ü h r t das Gewerkenbuch und fertigt die Kuxscheine aus (§ 103). (2) E r ist verpflichtet, f ü r die Führimg der übrigen erforderlichen Bücher der Gewerkschaft Sorge zu tragen und jedem Gewerken auf Verlangen die Bücher zur Einsicht offenzulegen. § 122
(1) Der Repräsentant oder Grubenvorstand beruft die Gewerkenversammlungen. (2) E r muß, wenn das Bergwerk im Betriebe ist, jährlich eine Gewerkenversammlung berufen und ihr eine vollständig belegte Verwaltungsrechnung vorlegen. (3) Der Repräsentant ist zur Berufung einer Gewerkenversammlung verpflichtet, wenn dies die Eigentümer von wenigstens einem Viertel aller Kuxe verlangen. Unterläßt er die Berufung, so erfolgt sie auf Antrag durch die Bergbehörde. (4) Zur Vornahme der Wahl eines Repräsentanten oder Grubenvorstandes oder zur Beschlußfassung über den Widerruf der Bestellung kann die Bergbehörde auf Antrag eine Gewerkenversammlung berufen. §123 (1) Der Repräsentant ist berechtigt und verpflichtet, alle Vorladungen und andere Zustellungen an die Gewerkschaft rechtswirksam in Empfang zu nehmen. (2) Bestellt die Gewerkschaft einen Grubenvorstand, so muß eines seiner Mitglieder mit der Empfangnahme beauftragt und in der Legitimation des Grubenvorstandes bezeichnet werden. Ist dies nicht geschehen, so kann die Zustellung an jedes Mitglied des Grubenvorstandes erfolgen. 28
ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F . v. 7. 11. 1961 §124 (1) Die Bestimmungen der §§ 120, 121 und 122 dürfen nur durch Statut (§ 94), die des § 123 überhaupt nicht geändert werden. (2) I n keinem Falle darf dem Repräsentanten oder Grubenvorstande die Vertretung der Gewerkschaft bei, den Verhandlungen mit der Bergbehörde, mit der Knappschaft und mit anderen bergbaulichen Einrichtungen sowie in den gegen sie angestrengten Prozessen entzogen werden. §125 (1) Die Gewerkschaft wird durch die von dem Repräsentanten oder Grubenvorstande in ihrem Namen geschlossenen Rechtsgeschäfte berechtigt und verpflichtet. (2) E s ist gleichgültig, ob das Geschäft ausdrücklich im Namen der Gewerkschaft geschlossen worden ist oder ob die Umstände ergeben, daß es nach dem Willen der Parteien für die Gewerkschaft geschlossen werden sollte. §126 (1) Der Repräsentant oder die Mitglieder des Gruben Vorstandes sind aus den von ihnen im Namen der Gewerkschaft vorgenommenen Rechtshandlungen Dritten gegenüber für die Verbindlichkeiten der Gewerkschaft persönlich nicht verpflichtet. (2) Handeln dieselben außerhalb der Grenzen ihres Auftrages oder den Vorschriften dieses Titels entgegen, so haften sie persönlich beziehungsweise gesamtschuldnerisch für den dadurch entstandenen Schaden. §127 (1) Die Bergbehörde kann eine Gewerkschaft auffordern, binnen drei Monaten einen Repräsentanten oder einen Grubenvorstand zu bestellen. (2) Wird dieser Aufforderung nicht entsprochen, so kann die Bergbehörde, bis dies geschieht, einen Repräsentanten bestellen und diesem eine angemessene, von der Gewerkschaft aufzubringende und nötigenfalls im Verwaltungszwangsverfahren einzuziehende Vergütung zusichern. (3) Der interimistische Repräsentant hat die in den §§ 119 bis 123 bestimmten Rechte und Pflichten, sofern die Bergbehörde keine Beschränkung eintreten läßt. §128 Soweit dieser Titel nichts anderes bestimmt, sind die durch Bestellung eines Repräsentanten oder Grubenvorstandes entstehenden Rechtsverhältnisse nach den allgemeinen Vorschriften über die Vollmacht und den Auftrag zu beurteilen. § 128a — § 1281 (gegenstandslos) §129 Die Klage gegen einen Gewerken auf Zahlung seines durch Gewerkschaftsbeschluß bestimmten Beitrages kann nicht vor Ablauf der in § 115 bestimmten Ausschlußfrist von vier Wochen erhoben werden. Ist innerhalb dieser Frist von dem Gewerken s-uf Aufhebung des Beschlusses Klage erhoben worden (§ 115), so findet vor ihrer rechtskräftigen Entscheidung die Klage gegen den Gewerken nicht statt. 29
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§ 130 Der Gewerke kann seine Verurteilung und die Zwangsvollstreckung dadurch abwenden, daß er unter Überreichung des Kuxscheins den Verkauf seines Anteils zum Zwecke der Befriedigung der Gewerkschaft anheimstellt. §131 (1) Der Verkauf des Anteils erfolgt im Wege der Mobiliarversteigerung. (2) Aus dem Erlös werden zunächst die Verkaufskosten und sodann die geschuldeten Beiträge gezahlt. (3) Ist der Anteil unverkäuflich, so wird er den anderen Gewerken nach Verhältnis ihrer Anteile in ganzen Kuxen, soweit dies aber nicht möglich ist, der Gewerkschaft als solcher im Gewerkenbuche lastenfrei zugeschrieben. §132 (1) Jeder Gewerke ist berechtigt, auf seinen Anteil freiwillig zu verzichten, wenn auf dem Anteile weder geschuldete Beiträge noch sonstige Schuldverbindlichkeiten haften oder die ausdrückliche Einwilligung der Gläubiger beigebracht wird und außerdem die Rückgabe des Kuxscheins an die Gewerkschaft erfolgt. (2) Der Anteil soll, sofern die Gewerkschaft nicht anderweitig über ihn verfügt, durch den Repräsentanten zugunsten der Gewerkschaft verkauft werden. (3) Ist der Anteil unverkäuflich, so findet § 131 Anwendung. §133 (aufgehoben) § 134 (1) Mitbeteiligte eines Bergwerks, die keine gemeinsame gesetzliche Vertretung haben, müssen einen im Inlande wohnenden Vertreter bestellen und der Bergbehörde n a m h a f t machen. § 127 findet entsprechende Anwendung. (2) Dasselbe gilt, wenn der Alleineigentümer eines Bergwerks im Auslande wohnt. (3) Der Vertreter h a t mindestens die in § 124 Abs. 2 bezeichneten Geschäfte zu besorgen. F ü n f t e r Titel Von den Rechtsverhältnissen zwischen den Bergbautreibenden und den Grundbesitzern Erster Abschnitt Von der
Grundabtretung
§ 135 Ist f ü r den Betrieb des Bergbaues, und zwar zu den Grubenbauen selbst, zu Halden-, Ablade- und Niederlageplätzen, Wegen, Eisenbahnen, Kanälen, Maschinenanlagen, Wasserläufen, Teichen, Hilfsbauen, Zechenhäusern und anderen f ü r Betriebszwecke bestimmten Tagegebäuden, Anlagen und Vorrichtungen, zu den im § 58 bezeichneten Auf bereitungsanstalten sowie zu Solleitungen und Solbehältern die Benutzung eines fremden Grundstücks notwendig, so muß der Grundbesitzer, er
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 sei Eigentümer oder Nutzungsberechtigter, das Grundstück an den Bergwerksbesitzer abtreten. § 136 (1) Die Abtretung darf nur aus überwiegenden Gründen des öffentlichen Interesses versagt werden. (2) Zur Abtretung des mit Wohn-, Wirtschafts- oder Fabrikgebäuden bebauten Grund und Bodens und der damit in Verbindung stehenden eingefriedigten Hofräume kann der Grundbesitzer gegen seinen Willen nur verpflichtet werden, wenn der Minister f ü r Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr aus überwiegenden Gründen des öffentlichen Interesses zugestimmt h a t ; in diesem Falle ist der Bergwerksbesitzer berechtigt und auf Verlangen des Grundeigentümers verpflichtet, das Eigentum der bezeichneten Grundstücke zu erwerben. §137 (1) Der Berg werksbesitzer ist verpflichtet, dem Grundbesitzer f ü r die entzogene Nutzung jährlich im voraus vollständige Entschädigung zu leisten und das Grundstück nach beendigter Benutzung zurückzugeben. (2) Tritt durch die Benutzung eine Wertminderung des Grundstücks ein, so muß der Bergwerksbesitzer bei der Rückgabe den Minderwert ersetzen. F ü r die Erfüllung dieser Verpflichtung kann der Grundbesitzer schon bei der Abtretung des Grundstücks die Bestellung einer angemessenen Sicherheit von dem Bergwerksbesitzer verlangen. Der Eigentümer des Grundstücks kann in diesem Falle fordern, daß der Bergwerksbesitzer, s t a t t den Minderwert zu ersetzen, das Eigentum des Grundstücks erwirbt. §138 Wenn feststeht, daß die Benutzung des Grundstücks länger als drei J a h r e dauern wird, oder wenn die Benutzung nach Ablauf von drei J a h r e n noch fortdauert, so kann der Grundeigentümer verlangen, daß der Bergwerksbesitzer das Eigentum des Grundstücks erwirbt. §139 (1) Wenn ein Grundstück durch die Abtretung einzelner Teile so zerstückelt werden würde, daß die übrigbleibenden Teile nicht mehr zweckmäßig benutzt werden können, so muß auch f ü r letztere die jährliche Entschädigung (§ 137) auf Verlangen des Grundbesitzers von dem Bergwerksbesitzer geleistet werden. (2) Unter derselben Voraussetzung kann der Eigentümer eines solchen Grundstücks verlangen, daß der Bergwerksbesitzer das Eigentum des ganzen Grundstücks erwirbt. § 140 Bei der zwangsweisen Abtretung oder Erwerbung eines Grundstücks zu einer bergbaulichen Anlage kommen diejenigen Werterhöhungen, welche das Grundstück erst infolge dieser Anlage erhält, bei der Entschädigung nicht in Ansatz. § 141 (1) Wegen aller zu Zwecken des Bergbaubetriebes veräußerten Teile von Grundstücken findet ein Vorkaufsrecht statt, wenn das Grundstück f ü r Zwecke des Bergbaues entbehrlich wird. (2) Das Vorkaufsrecht steht dem derzeitigen Eigentümer des durch die ursprüngliche Veräußerung verkleinerten Grundstücks zu.
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Gesetzestext §142 Können die Beteiligten sich in den Fällen der §§ 135 bis 139 über die Grundabtretung nicht gütlich einigen, so erfolgt die Entscheidung darüber, ob, in welchem Umfange und unter welchen Bedingungen der Grundbesitzer zur Abtretung des Grundstücks oder der Bergwerksbesitzer zum Erwerbe des Eigentums verpflichtet ist, durch einen Beschluß des Oberbergamts im Einvernehmen mit dem Regierungspräsidenten. §143 (1) Vor der Entscheidung müssen beide Teile gehört und die Verhältnisse durch Kommissare der beiden Behörden an Ort und Stelle untersucht werden. (2) Die Ermittlung der f ü r die vorübergehende Benutzung des Grundstücks oder f ü r die Abtretung des Eigentums zu leistenden vollständigen Entschädigung sowie der im § 137 erwähnten Sicherheitsleistung liegt beim Mangel einer gütlichen Einigung der Beteiligten ebenfalls den Kommissaren ob. (3) Zu dieser Ermittlung sind Sachverständige zuzuziehen. (4) Jeder Teil ist berechtigt, einen Sachverständigen zu bezeichnen. Geschieht dies binnen einer von den Kommissaren zu bestimmenden Frist nicht, so ernennen diese die Sachverständigen. (5) I n jedem Falle können die Kommissare einen dritten Sachverständigen zuziehen. § 144 Der Beschluß, durch welchen die zwangsweise Abtretung oder Erwerbimg eines Grundstücks ausgesprochen wird, muß das Grundstück genau bezeichnen, die dem Grundbesitzer zu leistende Entschädigung und gegebenenfalls die Sicherheitsleistung festsetzen und die sonstigen Bedingungen der Abtretung oder Erwerbung enthalten. '§ 145 (1) Gegen die Festsetzung der Entschädigung und der Sicherheitsleistung findet nur die Klage vor den ordentlichen Gerichten statt. (2) Über die Verpflichtung zur Abtretung eines Grundstücks ist der Rechtsweg nur in dem Falle zulässig, wenn die Befreiung von dieser Verpflichtung auf Grund des zweiten Absatzes des § 136 oder eines speziellen Rechtstitels behauptet wild. §146 Durch Erhebung der Klage nach § 145 Abs. 1 wird die Besitznahme des Grundstücks nicht aufgehalten, wenn die festgesetzte Entschädigung an den Berechtigten gezahlt oder bei verweigerter Annahme gerichtlich hinterlegt, auch eine angeordnete Sicherheit bei Gericht hinterlegt ist. §147 Die Kosten des Grundabtretungsverfahrens h a t f ü r die erste Instanz der Bergwerksbesitzer, f ü r die Beschwerdeinstanz der unterliegende Teil zu tragen. Zweiter Abschnitt Von dem Schadensersatze f ü r Beschädigungen des
Grundeigentums
§ 148 (1) Der Bergwerksbesitzer ist verpflichtet, f ü r allen Schaden, welcher dem Grundeigentume oder dessen Zubehörungen durch den unterirdisch oder mittels Tagebaues geführten Betrieb des Bergwerks zugefügt wird, vollständige Entschädigung zu
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 leisten, ohne Unterschied, ob der Betrieb unter dem beschädigten Grundstücke stattgefunden hat oder nicht, ob die Beschädigung von dem Bergwerksbesitzer verschuldet ist und ob sie vorausgesehen werden konnte oder nicht. (2) Den Hypotheken-, Grundschuld- und Rentenschuldgläubigern wird eine besondere Entschädigung nicht gewährt. §149 (1) Ist der Schaden durch den Betrieb von zwei oder mehr Bergwerken verursacht, so sind die Besitzer dieser Bergwerke als Gesamtschuldner zur Entschädigung verpflichtet. (2) Unter sich haften die Besitzer der als Schädiger ermittelten Bergwerke zu gleichen Teilen. Dabei ist jedoch der Nachweis eines anderen Teilnahmeverhältnisses nicht ausgeschlossen. § 150 (1) Der Bergwerksbesitzer ist nur zum Ersätze des Schadens verpflichtet, welcher an Gebäuden oder anderen Anlagen durch den Betrieb des Bergwerks entsteht, wenn solche Anlagen zu einer Zeit errichtet worden sind, zu der dem Grundbesitzer bei Anwendung gewöhnlicher Aufmerksamkeit die den Anlagen durch den Bergbau drohende Gefahr nicht unbekannt bleiben konnte. (2) Muß wegen einer derartigen Gefahr die Errichtung solcher Anlagen unterbleiben, so hat der Grundbesitzer auf die Vergütung der Wertminderung, welche sein Grundstück dadurch etwa erleidet, keinen Anspruch, wenn sich aus den Umständen ergibt, daß die Absicht, solche Anlagen zu errichten, nur kundgegeben wird, um jene Vergütung zu erzielen. §151 Ansprüche auf Ersatz eines durch den Bergbau verursachten Schadens (§§ 148, 149), welche sich nicht auf Vertrag gründen, müssen von dem Beschädigten innerhalb von drei Jahren, nachdem er Kenntnis von dem Schaden und seinem Urheber erlangt hat, durch Klage vor dem ordentlichen Gericht geltend gemacht werden, widrigenfalls sie verjähren. §152 Auf Beschädigungen des Grundeigentums oder seiner Zubehörungen durch die von Schürfern und Muterr ausgeführten Arbeiten finden die §§ 148 bis 151 ebenfalls Anwendung. Dritter Abschnitt Von dem V e r h ä l t n i s s e des B e r g b a u e s zu ö f f e n t l i c h e n V e r k e h r s a n s t a l t e n §153 (1) Gegen die Ausführung von Landstraßen, Eisenbahnen, Kanälen und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln, zu deren Anlegung dem Unternehmer durch Gesetz oder besondere . . . Verordnung das Enteignungsrecht verliehen ist, steht dem Bergbautreibenden ein Widerspruchsrecht nicht zu. (2) Vor Feststellung der solchen Anlagen zu gebenden Richtung sind diejenigen, über deren Bergwerke dieselben geführt werden sollen, von der zuständigen Behörde darüber zu hören, in welcher Weise unter möglichst geringer Benachteiligung des Bergwerkseigentums die Anlage auszuführen sei. 3
Ebel-Weiler,
Berggesetz
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Gesetzestext § 154 (1) War der Bergbautreibende zu dem Bergwerksbetriebe früher berechtigt, als die Genehmigung der Anlage (§ 153) erteilt ist, so hat er gegen den Unternehmer der Anlage einenAnspruch auf Schadensersatz. Ein Schaden ist nur insoweit zu ersetzen, als entweder die Herstellung sonst nicht erforderlicher Anlagen in dem Bergwerke oder die sonst nicht erforderliche Beseitigung oder Veränderung bereits in dem Bergwerke vorhandener Anlagen notwendig wird. (2) Können die Beteiligten sich über die zu leistende Entschädigung nicht gütlich einigen, so erfolgt ihre Pestsetzung nach Anhörung beider Teile und mit Vorbehalt des Rechtsweges durch einen Beschluß des Oberbergamts, welcher vorläufig vollstreckbar ist. § 155 (aufgehoben) Sechster Titel Von der Aufhebung des Bergwerkseigentums § 156 Stellt die Bergbehörde fest, daß ein Bergwerkseigentümer die gemäß § 65 an ihn erlassene Aufforderung zur Inbetriebnahme des Bergwerks oder zur Fortsetzung des unterbrochenen Betriebs nicht befolgt, so kann das Oberbergamt die Einleitung des Verfahrens wegen Entziehung des Bergwerkseigentums durch einen Beschluß aussprechen. § 157 (gegenstandslos) § 158 Erhebt der Bergwerkseigentümer keinen Widerspruch oder ist dieser rechtskräftig verworfen, so wird der Beschluß von dem Oberbergamt den aus dem Grundbuche . . . ersichtlichen Gläubigern und anderen Realberechtigten zugestellt und außerdem durch das Amtsblatt der Regierung, in deren Bezirk das Bergwerk liegt, unter Verweisung auf diesen und den folgenden Paragraphen zur öffentlichen Kenntnis gebracht. § 159 (1) Jeder Hypothekengläubiger oder sonstige Realberechtigte . . . kann binnen drei Monaten vom Ablaufe des Tages, an dem der Beschluß zugestellt oder das die Bekanntmachung enthaltende Amtsblatt ausgegeben worden ist, zum Zwecke seiner Befriedigung die Zwangsversteigerung des Bergwerks bei dem zuständigen Gericht auf seine Kosten beantragen. (2) Wer von dieser Befugnis innerhalb der angegebenen Prist keinen Gebrauch macht, verliert mit der Aufhebung des Bergwerkseigentums sein dingliches Recht (§ 160). (3) Auch der bisherige Eigentümer des Bergwerks kann innerhalb der Ausschlußfrist von drei Monaten die Zwangsversteigerung beantragen.
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§ 160 (1) Wird die Zwangsversteigerung nicht b e a n t r a g t oder f ü h r t sie nicht zu dem Verkauf des Bergwerks, so spricht das Oberbergamt durch einen Beschluß die Aufhebung des Bergwerkseigentums aus. (2) Mit dieser Aufhebung erloschen alle Ansprüche auf das Bergwerk. §161 (1) E r k l a r t der Eigentümer eines Bergwerks vor der Bergbehörde seinen freiwilligen Verzicht auf das Bergwerk, so wird m i t dieser Erklärung wie mit dem in § 158 bezeichneten Beschlüsse verfahren. (2) Die den Hypothekengläubigern u n d anderen Realberechtigten . . . im § 159 eingeräumte Befugnis s t e h t ihnen auch in diesem Falle z u ; hinsichtlich der Aufhebung des Bergwerkseigentums finden die Bestimmungen des § 160 ebenfalls Anwendung. §162 Nach § 161 ist auch d a n n zu verfahren, wenn der freiwillige Verzicht auf das Bergwerkseigentum n u r einzelne Teile eines Feldes b e t r i f f t . §163 Bei der Aufhebung eines Bergwerkseigentums darf der bisherige Eigentumer die Zimmerung u n d Mauerung des Grubengebäudes n u r insoweit wegnehmen, als nach der Entscheidung der Bergbehörde nicht sicherheitliche Gründe entgegenstehen. § 164 Die in dem Aufhebungsverfahren bei der Bergbehörde entstehenden K o s t e n h a t der Bergwerkseigentümer zu tragen. Siebenter Titel Von den Knappschaftsvereinen §§ 165—186 (gegenstandslos) Achter Titel Von den Bergbehörden § 187 Die Bergbehörden sind: die Bergämter, die Oberbergämter, der Minister f ü r W i r t s c h a f t , Mittelstand u n d Verkehr. § 188 Die Sitze u n d Verwaltungsbezirke der Bergämter u n d Oberbergämter werden d u r c h Verordnung des Ministers f ü r W i r t s c h a f t , Mittelstand u n d Verkehr bestimmt. 3!
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Gesetzestext § 189 (1) Die Bergämter bilden innerhalb ihrer Bezirke die erste Instanz in allen Geschäften, die nach diesem Gesetz der Bergbehörde obliegen und nicht ausdrücklich den Oberbergämtern übertragen sind. (2) Sie handhaben insbesondere die Bergaufsicht. . . Bezüglich der ihrer Aufsicht unterstehenden Anlagen und Betriebe stehen ihnen. . . die Befugnisse und Obliegenheiten der im § 139b der Gewerbeordnung bezeichneten Aufsichtsbeamten zu. (3) (gegenstandslos). §190 (1) Die Oberbergämter bilden die Aufsichts- und Beschwerdeinstanz für die Bergämter. (2) Unter ihrer Aufsicht stehen die Markscheider. (3) (aufgehoben). (4) Sie überwachen die Ausbildung derjenigen Personen, welche sich für den Staatsdienst im Bergfach vorbereiten. (5) Außerdem liegen den Oberbergämtern die ihnen in diesem Gesetz ausdrücklich übertragenen Geschäfte ob. (6) Innerhalb ihres Geschäftskreises haben die Oberbergämter die gesetzlichen Befugnisse und Verpflichtungen der Regierungspräsidenten. § 191 (gegenstandslos) §192 (1) (gegenstandslos). (2) Widersprechen Verfügungen und Beschlüsse des Bergamts oder des Oberbergamts den von der zuständigen Berufsgenossenschaft erlassenen Vorschriften zur Verhütung von Unfällen, so können diese auch von dem Vorstand der Berufsgenossenschaft oder ihrer Bezirksverwaltung angefochten werden. § 192 a (gegenstandslos) §193 (gegenstandslos) § 194 (gegenstandslos) § 194a (gegenstandslos) § 194b (gegenstandslos) §195 (1) Die Bergbeamten, deren Frauen und minderjährigen Kinder können im Verwaltungsbezirke dieser Beamten durch Mutung keine Bergwerke oder Kuxe erwerben.
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F . v. 7. 11. 1961 (2) Zum Erwerb von Bergwerken oder Kuxen durch andere Rechtsgeschäfte unter Lebenden ist die Genehmigung des Ministers für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr erforderlich. Neunter Titel Von der Bergaufsicht Erster Abschnitt V o n dem E r l a s s e b e r g a u f s i c h t l i c h e r V o r s c h r i f t e n §196 (1) Der Bergbau steht unter der Aufsicht der Bergbehörden. (2) Sie erstreckt sich insbesondere auf die Sicherheit der Baue, die Sicherheit des Lebens und der Gesundheit der Arbeiter, die Aufrechterhaltung der guten Sitten und des Anstandes durch die Einrichtung des Betriebs, den Schutz aller Lagerstätten, soweit er im allgemein-wirtschaftlichen Interesse liegt, den Schutz der Oberfläche im Interesse der persönlichen Sicherheit und des öffentlichen Verkehrs, die Sicherung und Ordnung der Oberflächennutzung und Gestaltung der Landschaft während des Bergwerksbetriebes und nach dem Abbau, den Schutz gegen gemeinschädliche Einwirkungen des Bergbaues. (3) Dieser Aufsicht unterliegen auch die im § 58 erwähnten Aufbereitungsanstalten, die Salinen, die durch Verordnung des Ministers für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr bestimmten bergbaulichen Nebengewinnungs- und Weiterverarbeitungsanlagen sowie alle mit dem Bergwerksbetrieb und den erwähnten Anstalten und Anlagen in räumlichem und betrieblichem Zusammenhange stehenden Nebenanlagen, ferner die im § 59 genannten Dampfkessel und Triebwerke. Der Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr entscheidet endgültig darüber, ob eine Nebenanlage der Aufsicht der Bergbehörden untersteht. § 196a (1) Für bergbauliche Versuchsstrecken gelten die §§ 67 bis 71, 73 bis 77 und die Vorschriften des V I I I . und I X . Titels des Allgemeinen Berggesetzes entsprechend. (2) Auf sonstige bergbauliche Versuchsanstalten können die im Abs. 1 aufgeführten Bestimmungen oder einzelne derselben durch Verordnung des Ministers für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr für entsprechend anwendbar erklärt werden. §197 (1) Die Oberbergämter sind befugt, für den ganzen Umfang oder für einzelne Teile ihres Verwaltungsbezirks Bergverordnungen über die im § 196 bezeichneten Gegenstände zu erlassen. Sie sind verpflichtet zu prüfen, ob mit Rücksicht auf die den Gesundheitszustand der Arbeiter beeinflussenden Betriebsverhältnisse eine Festsetzung der Dauer, des Beginnes und des Endes der täglichen Arbeitszeit geboten ist. Gegebenenfalls trifft das Oberbergamt . . . die hierzu erforderlichen Festsetzungen
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Gesetzestext für den Oberbergamtsbezirk oder Teile desselben und erläßt die zur Durchführung erforderlichen Anordnungen. Aus besonderen Gründen können einzelne Bergwerke auf ihren Antrag durch das Oberbergamt von der Beobachtung dieser Vorschriften ganz oder teilweise, dauernd oder zeitweise entbunden werden. (2) Die Verkündung dieser Verordnungen erfolgt durch das Amtsblatt der Regierungen, in deren Bezirk dieselben Gültigkeit erlangen sollen. (3) (gegenstandslos). (4) Vor dem Erlaß von Bergverordnungen, welche sich auf die Sicherheit des Lebens und der Gesundheit der Arbeiter und auf die Aufrechterhaltung der guten Sitten und des Anstandes im Betriebe beziehen, ist dem Vorstande der beteiligten Berufsgenossenschaft oder ihrer Bezirksverwaltung Gelegenheit zu einer gutachtlichen Äußerung zu geben . . . § 198 Tritt auf einem Bergwerke hinsichtlich der im § 196 bezeichneten Gegenstande eine Gefahr ein, so hat das Oberbergamt die geeigneten Anordnungen nach Vernehmung des Bergwerksbesitzers oder des Repräsentanten durch einen Beschluß zu treffen. §199 (1) Ist die Gefahr eine dringende, so hat das Bergamt sofort und selbst ohne vorherige Vernehmung des Bergwerksbesitzers oder des Repräsentanten die zur Beseitigung der Gefahr erforderlichen Anordnungen zu treffen, gleichzeitig aber dem Oberbergamt hiervon Anzeige zu machen. (2) Das Oberbergamt hat die getroffenen Anordnungen durch einen Beschluß zu bestätigen oder wieder aufzuheben. Vorher ist die Vernehmung der genannten Personen nachzuholen. § 200 (1) Die Bekanntmachung der auf Grund der §§ 198 und 199 getroffenen Anordnungen an den Bergwerksbesitzer oder den Repräsentanten erfolgt durch Zustellung des Beschlusses des Oberbergamts oder der Verfügung des Bergamts. (2) Die Bekanntmachung an den Betriebsführer und die Aufsichtspersonen wird von dem Bergamt oder auf dessen Anweisung durch Eintragung in das Zechenbuch bewirkt, welches zu diesem Zwecke auf jedem Bergwerk gehalten werden muß. (3) Soweit eine Bekanntmachung an die Arbeiter erforderlich ist, geschieht sie auf Anweisung des Bergamts durch Verlesen und durch Aushang auf dem Werke. §201 (1) In den Fällen des § 199 muß mit der Ausführung der Anordnungen des Bergamts ohne Rücksicht auf die vorbehaltene oberbergamtliche Bestätigung oder Wiederaufhebung sofort begonnen werden. (2) (gegenstandslos). § 202 Werden die auf Grund der §§ 198 und 199 getroffenen Anordnungen nicht in der bestimmten Frist durch den Bergwerksbesitzer ausgeführt, so wird die Ausführung im Falle des § 198 durch das Oberbergamt, im Falle des § 199 durch das Bergamt auf Kosten des Bergwerksbesitzers bewirkt.
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. T\ v. 7. 11. 1961 § 203 Sobald auf einem Bergwerke eine Gefahr hinsichtlich der im § 196 bezeichneten Gegenstände eintritt, hat der Betriebsführer und im Verhinderungsfälle sein Stellvertreter dem Bergamt Anzeige zu machen. Zweiter Abschnitt Von dem V e r f a h r e n bei U n g l ü c k s f ä l l e n §204 Ereignet sich auf einem Bergwerke unter oder über Tage ein Unglücksfall, der den Tod oder die schwere Verletzung einer oder mehrerer Personen herbeigeführt hat, so sind die im § 203 genannten Personen zur sofortigen Anzeige an das Bergamt und an die nächste Polizeibehörde verpflichtet. § 205 (1) Das Bergamt ordnet die zur Rettung der verunglückten Personen oder zur Abwendung weiterer Gefahr erforderlichen Maßregeln an. (2) Die zur Ausführung dieser Maßregeln notwendigen Arbeiter und Hilfsmittel hat der Besitzer des Bergwerks zur Verfügung zu stellen. (3) Die Besitzer benachbarter Bergwerke sind zur Hilfeleistung verpflichtet. § 206 Sämtliche Kosten für die Ausführung der im § 205 bezeichneten Maßregeln trägt der Besitzer des betreffenden Bergwerks, vorbehaltlich des Rückgriffanspruchs gegen Dritte, welche den Unglücksfall verschuldet haben. Dritter Abschnitt Strafbestimmungen §207 (1) Übertretungen der Vorschriften in den §§ 4, 10, 66, 67, 68, 69, 71, 72, 73, 74, 77, 79,93,163,200,201,203,204,205 werden mit Geldstrafe bis 10000 Deutsche Mark, bei Vergehen, die auf Gewinnsucht beruhen, bis 100000 Deutsche Mark, und im Unvermögensfalle mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft. (2) In den Fällen der §§ 67 und 69 sowie 73 und 74 tritt diese Strafe auch dann ein, wenn auf Grund der §§ 70 und 75 der Betrieb von der Bergbehörde eingestellt wird. § 207a Mit Geldstrafe und im Unvermögensfalle mit Gefängnis bis zu sechs Monaten werden Bergwerksbesitzer bestraft, die den §§ 84 Abs. 4 . . . zuwiderhandeln. § 207 b Mit Geldstrafe bis 10000 Deutsche Mark, bei Vergehen, die auf Gewinnsucht beruhen, bis 100000 Deutsche Mark, und im Unvermögensfalle mit Gefängnis bis
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Gesetzestext zu einem J a h r wird bestraft, wer ein Bergwerk betreibt und es unterläßt, den ihm nach § 76 Abs. 3 obliegenden Verpflichtungen nachzukommen. § 207 c Mit Geldstrafe bis 10000 Deutsche Mark, bei Vergehen, die auf Gewinnsucht beruhen, bis 100000 Deutsche Mark, und im Unvermögensfalle mit Gefängnis bis zu einem J a h r wird bestraft: 1. (gegenstandslos). 2. wer es unterläßt, den durch die §§ 80 c Abs. 2 und 80k f ü r ihn begründeten Verpflichtungen nachzukommen. § 207 d (gegenstandslos) § 207e Mit Geldstrafe bis 10000 Deutsche Mark, bei Vergehen, die auf Gewinnsucht beruhen, bis 100000 Deutsche Mark, u n d im Unvermögensfalle mit Gefängnis bis zu einem J a h r wird bestraft: 1. wer den Bestimmungen der §§ 85 . . . zuwider einen Arbeiter in Beschäftigung nimmt oder behält; 2 . - 5 . (gegenstandslos). § 207 f Mit Geldstrafe bis 10000 Deutsche Mark, bei Vergehen, die auf Gewinnsucht beruhen, bis 100000 Deutsche Mark, und im Unvermögensfalle mit Gefängnis bis zu einem J a h r wird bestraft, wer den Vorschriften der §§ . . . 93 c und 93 d zuwiderhandelt. § 207 g Mit Geldstrafe bis 10000 Deutsche Mark, bei Vergehen, die auf Gewinnsucht beruhen, bis 100000 Deutsche Mark, u n d im Unvermögensfalle mit Gefängnis bis zu einem J a h r wird bestraft, wer es unterläßt, der durch § 93 e f ü r ihn begründeten Verpflichtung nachzukommen. § 208 Zuwiderhandlungen gegen Bergverordnungen und die auf Grund der §§ 198 und 199 getroffenen Anordnungen werden mit Geldstrafe bestraft. §209 (1) Über die Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Vorschriften (§ 207, §§ 207 a bis 207 g, § 208) sind von den Bergämtern Niederschriften aufzunehmen. (2) Diese Niederschriften werden der Staatsanwaltschaft zur Verfolgung übergeben. (3) Die Entscheidung steht den ordentlichen Gerichten zu. Diese haben hierbei nicht die Notwendigkeit oder Zweckmäßigkeit, sondern nur die Gültigkeit der von den Bergbehörden erlassenen Vorschriften zu prüfen. § 209a Die Strafverfolgung der in den §§ 207 b und 208 mit Strafe bedrohten Handlungen verjährt innerhalb sechs Monaten von dem Tage an gerechnet, an welchem sie begangen sind.
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 Zehnter Titel Besondere Bestimmungen §§ 210, 211 (aufgehoben) § 211a (gegenstandslos) § 211b (1) I n den im § 211a bezeichneten Landesteilen gelten f ü r die Aufsuchung und Gewinnung von Eisenerzen — mit Ausnahme der Raseneisenerze — die folgenden Vorschriften entsprechend: 1. aus Titel I I Abschnitt 1 „Vom Schürfen" die §§ 3 bis 9, § 10 Abs. 2 und §11;
2. Titel I I I Abschnitt 1 „Von dem Bergwerkseigentum im allgemeinen" §§ 58 b i s 63; 3. Titel I I I Abschnitt 2 „Von dem Betriebe und der Verwaltung" §§ 66 bis 79; 4. Titel I I I Abschnitt 3 „Von den Bergleuten und den Betriebsangestellten" §§ 80 bis 93; 5. Titel V Abschnitt 1 „Von der Grundabtretung" §§ 135 bis 147; 6. Titel V Abschnitt 2 „Von dem Schadensersatze f ü r Beschädigungen des Grundeigentums" §§ 148 bis 152 mit der Maßgabe, daß zur Entschädigung gemäß §§ 148 bis 151 derjenige verpflichtet ist, f ü r dessen Rechnung der Betrieb geführt wird, und daß diese Vorschriften keinen Ersatzanspruch wegen des Schadens begründen, der einer dem Gewinnungsrechte des Grundeigentümers unterliegenden Lagerstätte zugefügt wird; 7. Titel V Abschnitt 3 „Von dem Verhältnisse des Bergbaues zu öffentlichen Verkehrsanstalten" §§ 153, 154; 8. Titel V I I I „Von den Bergbehörden" §§ 187 bis 195; 9. Titel I X „Von der Bergaufsicht" §§ 196 bis 209a; 10. aus Titel X I I „Schlußbestimmungen" der § 242. (2) Auf Verlangen der Bergbehörde haben die Beteiligten ihre Berechtigung zur Aufsuchung oder Gewinnung der Eisenerze nachzuweisen, insbesondere die bestehenden Abbauverträge vorzulegen sowie die sonst f ü r erforderlich gehaltenen Auskünfte zu erteilen. § 211c (1) Wird die Aufsuchung und Gewinnung von Eisenerzen in den im § 211a bezeichneten Landesteilen von mehreren Personen betrieben, so sind sie verpflichtet, durch notarielle oder gerichtliche Urkunde einen im Deutschen Reiche wohnenden Repräsentanten zu bestellen, falls ihre Vertretung nicht durch die allgemeinen Gesetze geordnet ist. Der Repräsentant ist befugt, die Beteiligten in allen mit dem Bergbau zusammenhängenden Angelegenheiten gerichtlich und außergerichtlich zu vertreten. (2) Dasselbe gilt, wenn ein Alleinunternehmer im Ausland wohnt. (3) Wird ein Repräsentant auf die Aufforderung der Bergbehörde nicht binnen einem Monate bestellt und unter Einreichung der Bestellungsurkunde n a m h a f t ge-
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Gesetzes text macht, so ist die Bergbehörde befugt, bis zur ordnungsmäßigen Nachholung dieser Anzeige einen Repräsentanten zu bestellen und ihm eine angemessene Vergütung zuzusichern. Diese ist von den Beteiligten aufzubringen und nötigenfalls im Verwaltungszwangsverfahren einzuziehen. Gegenüber mehreren Beteiligten ist die Aufforderung wirksam, wenn sie mindestens zwei Beteiligten ausgehändigt oder zugestellt ist. (4) Der von der Bergbehörde bestellte Repräsentant hat die im Abs. 1 bezeichneten Befugnisse, sofern die Bergbehörde keine Beschränkung eintreten läßt. §§ 212, 213 (gegenstandslos) §214 In den linksrheinischen Landesteilen unterstehen die Dachschieferbrüche, die Traßbrüche und die Basaltlavabrüche der Aufsicht durch die Bergbehörde. § 214a Auf alle im § 214 bezeichneten Dachschiefer-, Traß- und Basaltlavabrüche finden folgende Vorschriften dieses Gesetzes Anwendung: 1. aus Titel I I I Abschnitt 1 „Von dem Bergwerkseigentum im allgemeinen'" die § 58 und 59; 2. (gegenstandslos); 3. Titel VIII „Von den Bergbehörden"; 4. Titel I X „Von der Bergaufsicht"; 5. aus dem Titel X I I „Schlußbestimmungen" der § 242. § 214b Für die unterirdisch betriebenen Dachschiefer-, Traß- und Basaltlavabrüche (§ 214) gilt außerdem noch Titel I I I Abschnitt 3 „Von den Bergleuten und den Betriebsangestellten" §§ 80 bis 93. § 214c Auf die unterirdisch betriebenen Dachschieferbrüche (§ 214) kommen ferner noch zur Anwendung: 1. aus Titel I I I Abschnitt 1 „Von dem Bergwerkseigentum im allgemeinen" die §§60 bis 63, und zwar auch hinsichtlich der Anlage von Hilfsbauen im Felde eines anderen zur Dachschiefergewinnung Berechtigten, wobei letzteres dem Felde eines anderen Bergwerkseigentümers gleichgestellt wird; 2. aus Titel I I I Abschnitt 2 „Von dem Betriebe und der Verwaltung" die §§ 66 bis 79; 3. Titel V Abschnitt 1 „Von der Grundabtretung" §§ 135 bis 147 . . .; 4. Titel V Abschnitt 2 „Von dem Schadensersatze für Beschädigungen des Grundeigentums" §§ 148 bis 152 mit der Maßgabe, daß zur Entschädigung gemäß §§ 148 bis 151 derjenige verpflichtet ist, für dessen Rechnung der Betrieb geführt wird, und daß diese Vorschriften keinen Ersatzanspruch wegen des Schadens 1 egründen, der einer dem Gewinnungsrechte des Grundeigentümers unterliegenden Lagerstätte zugefügt wird; 5. Titel V Abschnitt 3 „Von dem Verhältnisse des Bergbaues zu öffentlichen Verkehrsanstalten" §§ 153 und 154. 42
ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 § 214d Wird ein Dachschiefer-, Traß- oder Basaltlayabruch in den linksrheinischen Landesteilen von mehreren Personen gemeinschaftlich betrieben, so finden die Bestimmungen des § 211c entsprechende Anwendung. Elfter Titel Übergangsbestimmungen §215 (1) Die Felder der bei Inkrafttreten dieses Gesetzes eingelegten Mutungen und bestehenden Bergwerke sind nach Maßgabe dessselben (§§ 26ff.) auf Antrag des Berechtigten, wenn sie gestreckte sind, in Geviertfelder umzuwandeln. . . (2) Ein solcher Antrag gilt in Beziehung auf das begehrte freie Feld als Mutung. (3) Bei konsolidierten Bergwerken kann der Antrag f ü r jedes einzelne Feld gestellt werden. (4) (gegenstandslos). §216 (1) Von dem durch einen Umwandlungs-. . . antrag (§ 215) begehrten Felde dürfen die gestreckten Felder anderer Bergwerke nur dann ganz oder teilweise umschlossen werden, wenn die Eigentümer dieser Bergwerke auf eine entsprechende Aufforderung der Bergbehörde sich mit der Umschließung ihrer Felder ausdrücklich einverstanden erklären. (2) Tritt diese Voraussetzung nicht ein, so m u ß der Antragsteller sich eine entsprechende, nötigenfalls durch einen Beschluß des Oberbergamts festzustellende Beschränkung des begehrten Geviertfeldes gefallen lassen. §217 (1) Mehrere Umwandlungsanträge, welche auf dasselbe Feld gerichtet sind, begründen f ü r jeden Antragsteller ein gleiches R e c h t . . . (2) Bei einem solchen Zusammentreffen bildet, soweit eine vertragliche Einigung nicht zu erzielen ist, die Teilung in gleiche Teile die Regel. (3) Das Oberbergamt ist jedoch befugt, bei der Verleihung von diesem Teilungsverhältnisse abzuweichen, soweit dies f ü r einen zweckmäßigen Betrieb erforderlich ist. §218 (gegenstandslos) §219 (1) Wird das Eigentum eines Bergwerks, dessen gestrecktes Feld von dem Geviertfelde eines anderen Bergwerks umschlossen ist, nach dem sechsten Titel dieses Gesetzes aufgehoben, so h a t der Eigentümer des anderen Bergwerks, welchen die Bergbehörde von der Aufhebung in Kenntnis zu setzen hat, ein binnen vier Wochen nach dieser Mitteilung auszuübendes Vorzugsrecht auf die Vereinigung des gestreckten Feldes mit seinem Gebiertfelde. (2) Die Vereinigung wird durch einen Nachtrag zur Verleihungsurkunde ausgesprochen.
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§220 (gegenstandslos) §221 (gegenstandslos) § 222 Soweit dieses Gesetz auf die bereits bestehenden Bergwerke Anwendung findet, unterliegen seinen Bestimmungen auch diejenigen Bergwerke, die nach den bisherigen gesetzliehen Vorschriften auf Mineralien berechtigt sind, die der § 1 dieses Gesetzes nicht mehr aufführt. § 223 (1) Nach Inkrafttreten dieses Gesetzes findet eine Verleihung von Erbstollenrechten nicht mehr statt. (2) Für die bereits bestehenden Erbstollengerechtigkeiten, insbesondere auch die Aufhebungsarten, verbleibt es bei den Bestimmungen der bisherigen Gesetze. (3) Im Gesetzesbereiche des Allgemeinen Landrechts bedarf es jedoch zur Befreiung eines Bergwerks von den Erbstollengebühren durch eine Wasserhaltungsmaschine einer besonderen Verleihung der Erbstollengerechtigkeit für diese Maschine nicht mehr; es genügt, wenn die sonstigen Bedingungen der Enterbung nach den §§ 468ff. Teil I I Titel 16 des Allgemeinen Landrechts vorhanden sind. Erbstollenrechte erwirbt eine solche Wasserhaltungsmaschine für sich nicht. §224 (1) Bei Berg Werkseigentum, das nach Inkrafttreten dieses Gesetzes verliehen wird, findet ein Anspruch auf Freikuxe nicht mehr statt. (2) Den bereits vor diesem Zeitpunkte von Kirchen und Schulen . . . und von Grundbesitzern erworbenen Freikuxen steht nur eine Realberechtigung auf den durch die bisherigen Gesetze bestimmten Ausbeuteanteil an dem Bergwerke zu. (3) (gegenstandslos). (4) Die Ablösung der Freikuxe bleibt der freien Vereinbarung der Beteiligten vorbehalten. § 225 (gegenstandslos) § 226 Die Rechtsverhältnisse der bei Inkrafttreten dieses Gesetzes in den rechtsrheinischen Landesteilen bestehenden Gewerkschaften sind, soweit es an vertraglichen Vereinbarungen fehlt und nicht in den nachfolgenden §§ 227 bis 239 etwas anderes bestimmt ist, nach den Vorschriften des vierten Titels zu beurteilen. § 227 Die §§ 94 bis 98, 101, 103, 105, 106, 108 . . . , finden auf die bestehenden Bergwerke keine Anwendung. §228 Die bisherige Kuxeinteilung bleibt bestehen. Jedoch kann von jetzt an ein K u x nur noch in Zehntel geteilt werden.
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 § 229 Die einzelnen Gewerken werden . . . als Eigentümer ihrer Kuxe in das Grundbuch eingetragen. §230 (1) Die einzelnen Gewerken können ihre Kuxe mit Hypotheken belasten. (2) Eine Verpfändung des ganzen Bergwerks durch Mehrheitsbeschluß (§ 114) ist nur dann zulässig, wenn die einzelnen Kuxe nicht mit Hypotheken belastet sind. Anderenfalls ist Einstimmigkeit erforderlich. §231 (1) Für die Kuxe gelten die sich auf die Grundstücke beziehenden Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches, soweit nichts anderes bestimmt ist. (2) Die für den Erwerb des Eigentums und die Ansprüche aus dem Eigentum an Grundstücken geltenden Vorschriften finden auf die Kuxe entsprechende Anwendung. §232 Der § 107 findet mit der Maßgabe Anwendung, daß die Erhebung der Beiträge beschlossen sein muß, bevor der bisherige Eigentümer der Kuxe diese veräußert hat. § 233 (gegenstandslos) §234 In den Fällen der §§ 130 bis 132 erfolgt der Verkauf des Anteils im Wege der Zwangsversteigerung und die Zuschreibung des unverkäuflichen Anteils im Grundbuch . . . § 235 (aufgehoben) § 235a (1) Durch einen von einer Mehrheit von mindestens drei Vierteln aller Kuxe gefaßten Beschluß kann, soweit nicht vertragliche Vereinbarungen entgegenstehen, jede bereits bestehende Gewerkschaft sich denjenigen Bestimmungen des vierten Titels, welche nach § 227 auf die bestehenden Gewerkschaften keine Anwendung finden, unterwerfen und insbesondere die Zahl der Kuxe auf Einhundert oder Eintausend mit der Wirkung bestimmen, daß die neuen Kuxe zum beweglichen Vermögen gehören. (2) Stehen dieser Einteilung außergewöhnliche Schwierigkeiten entgegen, so kann mit Genehmigung des Ministers für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr ausnahmsweise eine andere Zahl der Kuxe bestimmt werden. § 235 b (1) Der Beschluß der Gewerkschaft unterliegt der Bestätigung des Oberbergamts. (2) Die Niederschrift über die Gewerkenversammlung, in der der Beschluß gefaßt wird, ist gerichtlich oder notariell zu beurkunden und in Ausfertigung dem Oberbergamt einzureichen. Das Grundbuchamt hat den Beschluß auf Grund einer
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Gesetzestext Ausfertigung der Niederschrift im Grundbuch zu vermerken und dem Oberbergamt eine beglaubigte Abschrift des Vermerks mitzuteilen. Die Löschung des Vermerks erfolgt auf Antrag des Oberbergamts. § 235c (1) Wenn auf gewerkschaftlichen Anteilen . . . Hypotheken lasten, so wird der wesentliche Inhalt des Beschlusses, insbesondere die Zahl der neuen Kuxe durch das Oberbergamt den aus dem . . . Grundbuch . . . ersichtlichen Berechtigten, sofern deren ausdrückliches Einverständnis mit dem Beschlüsse nicht beigebracht ist, unter Verweisung auf diesen und die beiden nachstehenden Paragraphen bekannt gemacht. (2) In jedem Falle erfolgt diese Bekanntmachung durch das Amtsblatt der Regierung, in deren Bezirk das Bergwerk liegt. § 235 d (1) Die . . . Hypothekengläubiger können ihre Befriedigung vor der Verfallzeit verlangen, soweit dies die Natur ihres Anspruchs gestattet. (2) Dieses Recht muß binnen drei Monaten nach Ablauf des Tages, an welchem die Bekanntmachung zugestellt oder das die Bekanntmachung enthaltende Amtsblatt ausgegeben worden ist, durch Klage vor den ordentlichen Gerichten geltend gemacht und binnen derselben drei Monate muß dem Oberbergamt die erfolgte Klageerhebung nachgewiesen werden. Der eingeklagte Anspruch muß laufend gerichtlich weiter verfolgt werden. Die Nichtbeobachtung dieser Vorschriften zieht den Verlust des Rechts nach sich. § 235e Sind . . . Hypothekengläubiger nicht vorhanden oder haben diese von ihrem Recht, ihre Befriedigung vor der Verfallzeit zu verlangen, keinen Gebrauch gemacht oder sind diese Rechte nach den vorstehenden Bestimmungen oder im Wege der gütlichen Einigung erledigt, so hat das Oberbergamt den Beschluß zu bestätigen und die erfolgte Bestätigung durch das Amtsblatt der Regierung, in deren Bezirk das Bergwerk liegt, bekanntzumachen. § 235 f . . . Hypothekengläubiger, deren . . . Realrecht erst nach dem Tage der Ausgabe des die Bekanntmachung des Beschlusses enthaltenden Amtsblattes oder nach der Eintragung des Vermerkes über den Beschluß im Grundbuch entstanden ist, sind den rechtlichen folgen des Beschlusses ohne weiteres unterworfen. § 235 g (1) Bleiben bei der neuen Einteilung überschießende Kuxteile zurück, so erfolgt nach der Zusammenlegung zu ganzen Kuxen auf Grund des bestätigten Beschlusses ihre Zwangsversteigerung auf Antrag des Repräsentanten oder Grubenvorstandes durch das zuständige Gericht, sofern nicht die an den überschießenden Kuxteilen beteiligten Gewerken über die anderweitige Zusammenlegung dieser Kuxteile ein Übereinkommen getroffen und der Gewerkschaft vorgelegt haben. Mit der Zwangsversteigerung erlöschen alle . . . Realrechte und Hypotheken, welche auf den überschießenden Kuxteilen lasten. (2) Die Kosten der Zwangsversteigerung fallen der Gewerkschaft zur Last.
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ABG v. 24. 6. 1865 i. d. F. v. 7. 11. 1961 § 236 (1) Soweit nicht etwas anderes vereinbart ist, haften den bisherigen Hypothekengläubigern die neuen Kuxe, welche an die Stelle der verpfändeten Anteile treten, in der unter ihnen durch ihre Hypothekenrechte begründeten Rangordnung als Pfand. (2) Die auf den gewerkschaftlichen Anteilen lastenden Hypotheken und anderen Realansprüche, die in der zweiten und dritten Abteilung des Grundbuchs eingetragen sind, werden wörtlich in die Kuxscheine übertragen. (3) Die Löschung dieser Vermerke erfolgt nach den f ü r die Löschung im Grundbuch maßgebenden Vorschriften. §237 Ist ein Anteil nach § 236 mit Pfandrechten belastet, die an die Stelle bisheriger Hypotheken getreten sind, so wird der darüber ausgefertigte Kuxschein, sofern nur ein bisheriger Hypothekengläubiger vorhanden ist, diesem ausgehandigt; sind zwei oder mehr solche Gläubiger vorhanden, wird der Kuxschein f ü r diese vom Grundbuchamt (§ 239) in Verwahrung genommen. § 238 (1) Der Verkauf von Kuxscheinen zum Zwecke der Befriedigung bisheriger Hypothekengläubiger erfolgt im Wege der Mobiliarversteigerung . . . (2) Der Versteigerungstermin ist allen aus dem Kuxscheine ersichtlichen Realberechtigten bekanntzumachen. (3) Durch den Verkauf erlöschen alle Realansprüche auf den verkauften Anteil. (4) Der erlöste Kaufpreis wird unter die Gläubiger nach der Rangordnung ihrer Forderungen verteilt. (5) (gegenstandslos). § 239 Wenn und solange infolge der Ausführung eines unter den § 235 fallenden Beschlusses Anteile einzelner Gewerken mit Pfandrechten belastet sind, die an die Stelle bisheriger Hypotheken getreten sind, erfolgt die Führung des Gewerkenbuches und die Ausfertigung der Kuxscheine (§§ 103 und 121) durch das Grundbuchamt, welches das Grundbuch über das Bergwerk selbst zu führen hat. §240 (1) I n den Rechtsverhaltnissen der Mitbeteiligten der bei Inkrafttreten dieses Gesetzes in den linksrheinischen Landesteilen im Besitze mehrerer Personen befindlichen Bergwerke wird durch dieses Gesetz nichts geändert. Jedoch finden die Bestimmungen des § 134 auch auf diese Bergwerke Anwendung. (2) Durch einen von einer Mehrheit von mindestens drei Vierteln aller Anteile gefaßten Beschluß können die Mitbeteiligten eines solchen Bergwerks die im vierten Titel dieses Gesetzes (§§ 94 bis 132) enthaltene gewerkschaftliche Verfassung annehmen, soweit nicht vertragliche Vereinbarungen entgegenstehen. (3) Der Beschluß ist gerichtlich oder notariell zu beurkunden. §241 (gegenstandslos)
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Gesetzestext
Zwölfter Titel ScMußbestimmiragen §242 W o in diesem Gesetze eine Trist nach Monaten bestimmt ist, fällt der Ablauf der Frist auf denjenigen Tag des letzten Monats, der durch seine Zahl dem Tage des Anfangs der Frist entspricht. Fehlt dieser Tag in dem letzten Monate, so läuft die Frist mit dem letzten Tage dieses Monats ab. §243 Dieses Berggesetz tritt im ganzen Umfange der Monarchie mit dem 1. Oktober 1865 in Kraft. §244 (gegenstandslos) §245 (1) Für die Verwaltung der Bergbauhilfskassen bleibt das Gesetz vom 5. Juni 1863 maßgebend. (2 — 3) (gegenstandslos). §246 (gegenstandslos) §§ 247—250 (§§ 247 u. 250 aufgehoben, im übrigen gegenstandslos)
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TEIL I B
Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten vom 24. J u n i 1865 (GS. S. 705) 1 — mit Erläuterungen — 1. Das Allgemeine Berggesetz f ü r die Preußischen Staaten ist nicht gem. Art. 125 GG Bundesrecht geworden, sondern gilt als Landesrecht fort. B G H v. 24. 11. 1953 Z. 95 S. 132; BVerwG v. 28. 6. 1955 Z. 96 S. 306. Die nach 1945 in den ehem. preuß. Ländern eingetretenen Änderungen der Bestimmungen des ABG werden bei den einzelnen Paragraphen des ABG zum Abdruck gebracht, soweit sie rechtliche Änderungen f ü r die einzelnen Bundesländer bringen. Bei rein redaktionellen Änderungen, z. B. der Neufassung des Berggesetzes in Hessen, wird auf den geschlossenen Abdruck der Änderungsgesetze selbst verwiesen. I n N o r d r h e i n - W e s t f a l e n gilt seit 1. 1. 1962 die vorstehend unter I A wiedergegebene Passung.
Erster Titel Allgemeine Bestimmungen »l1 (1) Die nachstehend bezeichneten Mineralien2 sind vom Verfügungsrechte des Grundeigentümers ausgeschlossen3: Gold, Silber, Quecksilber4, Eisen 5 mit Ausnahme der Baseneisenerze 6 , Blei, Kupfer', Zinn, Zink 8 , Kobalt, Nickel, Arsenik9, Mangan10, Antimon und Schwefel 12 , gediegen13 und als Erze 14 ; Alaun- 15 und Vitriolerze16; Steinkohle17, Braunkohle 18 und Graphit19; Steinsalz, Kali-, Magnesia- und Borsalze20 nebst den mit diesen Salzen auf der nämlichen Lagerstätte vorkommenden Salzen21 und die Solquellen22. (2) Die Aufsuchung und Gewinnung dieser Mineralien unterliegt den Vorschriften des gegenwärtigen Gesetzes23. In Nordrhein-Westfalen und im Saarland lautet Abs. 1: (1) Die nachstehend bezeichneten Mineralien sind vom Verfügungsrechte des Grundeigentümers ausgeschlossen: 4 Ebel-Weller,
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Gold, Silber, Quecksilber, Eisen mit Ausnahme der Raseneisenerze, Blei, Kupfer, Zinn, Zink, Kobalt, Nickel, Arsen 9 , Mangan, Wolfram 1 1 , Molybdän 11 , Vanadium 11 , Titan 11 , Chrom 11 , Wismut 1 1 , Antimon und Schwefel, gediegen und als Erze; Alaun- und Vitriolerze; Uran- und Thoriumerze 11 ; Steinkohle, Braunkohle und Graphit; Steinsalz, Kali-, Magnesia- und Borsalze nebst den mit diesen Salzen auf der nämlichen Lagerstätte vorkommenden Solquellen. In Niedersachsen und in Hamburg lautet Abs. 1: (1) Die nachstehend bezeichneten Mineralien sind vom Verfügungsrecht des Grundeigentümers ausgeschlossen: Gold, Silber, Quecksilber, Eisen mit Ausnahme der Baseneisenerze, Blei, Kupfer, Zinn, Zink, Kobalt, Nickel, Arsen 9 , Mangan, Wolfram 1 1 , Molybdän 11 , Wismut 1 1 , Titan 11 , Vanadium 11 , Chrom 11 , Germanium 11 , Antimon und Schwefel, gediegen und als Erze; Alaun- und Vitriolerze; Uran- und Thoriumerze 11 ; Steinkohle, Braunkohle und Graphit; Steinsalz, Kali-, Magnesia- und Borsalze nebst den mit diesen Salzen auf der nämlichen Lagerstätte vorkommenden Salzen und die Solquellen. In Hessen lautet Abs. 1 : (1) Die nachfolgend bezeichneten Mineralien sind vom Verfügungsrecht des Grundeigentümers ausgeschlossen; Gold, Silber, Quecksilber, Eisen mit Ausnahme der Raseneisenerze, Blei, Kupfer, Zinn, Zink, Kobalt, Nickel, Arsen 9 , Mangan, Wolfram 1 1 , Molybdän 11 , Vanadium 11 , Chrom 11 , Titan 11 , Wismut 11 , Antimon und Schwefel, gediegen und als E r z e ; Alaunund Vitriolerze; Uran- und Thoriumerze 1 1 ; Steinkohle, Braunkohle und Graphit; Steinsalz, Kali-, Magnesia- und Borsalze nabst den mit diesen Salzen auf derselben Lagerstätte vorkommenden Salzen und die Solquellen. In Rheinland-Pfalz lautet Abs. 1 : (1) Die nachstehend bezeichneten Mineralien sind vom Verfügungsrecht des Grundeigentümers ausgeschlossen: Gold, Silber, Quecksilber, Eisen mit Ausnahme der Raseneisenerze, Blei, Kupfer, Zinn, Zink, Kobalt, Nickel, Arsenik, Mangan, Wolfram 1 1 , Molybdän 11 , Vanadium 11 , Titan 11 , Chrom 11 , Wismut 1 1 , Antimon und Schwefel, gediegen und als Erze; Alaunund Vitriolerze; Uran- und Thoriumerze 11 ; Steinkohle, Braunkohle und Graphit; Steinsalz, Kali-, Magnesia- und Borsalze nebst den mit diesen Salzen auf der nämlichen Lagerstätte vorkommenden Salzen und die Solquellen. In Schleswig-Holstein lautet Abs. 1: (1) Die nachstehend bezeichneten Mineralien sind vom Verfügungsrecht des Grundeigentümers ausgeschlossen: Gold, Silber, Quecksilber, Eisen mit Ausnahme der Raseneisenerze, Blei,Kupfer, Zinn, Zink, Kobalt, Nickel, Arsenik, Mangan, Wolfram 1 1 , Molybdän 11 , Wismut 1 1 , Titan 11 , Vanadium 11 , Chrom 11 , Antimon und Schwefel, gediegen und als Erze; Alaunund Vitriolerze; Uran- und Thoriumerze 11 ; Steinkohle, Braunkohle und Graphit; Steinsalz, Kali-, Magnesia- und Borsalze nebst den mit diesen Salzen auf der nämlichen Lagerstätte vorkommenden Salzen und die Solquellen.
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1. Titel: Allgemeine Bestimmungen
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Anm. 1 - 8 1. D a s Gesetz vom 18. J u n i 1907 (GS. S. 119) f ü g t e der hisherigen Aufzählung der bergbaufreien Mineralien in § 1 noch die Kali-, Magnesia- u n d Borsalze hinzu. Der K a t a l o g der bergbaufreien Mineralien in § 1 ist nach 1945 in H a m b u r g , Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, im Saarland u n d in Schleswig-Holstein erweitert worden, vgl. Krautschneider, Das R e c h t der Aufsuchung u n d Gewinnung der Bodenschätze, in Z. 99 S. 166. 2. § 1 zählt die Mineralien, die der Bergbaufreiheit unterliegen, einzeln auf u n d vermeidet die Gattungsbezeichnungen (Metalle, Inflammabilien — brennbare Mineralien — u n d Salzarten), die das A L R I I , 16 § 69ff. gebraucht, vgl. v. Rönne, K o m m e n t a r z. A B G § 1 A n m . I I , 1 S. 5. — Sie sind d e m Grundeigentümer wegen ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung entzogen, vgl. Motive Z 6 S. 84 — Mineralogisch sind Mineralien homogene, amorphe, kristalline oder kristallisierte natürliche Bestandteile der starren Erdrinde von zuweilen organischem Ursprünge (Kohle), meist jedoch anorganischer A r t ; f a s t alle sind bei normalen Bedingungen fest, n u r wenige z. B. Quecksilber, sind flüssig. Vgl. Börger, Sind die in § 1 A B G aufgezählten Stoffe eindeutig b e s t i m m t ? Z. 103 S. 2C0ff. 3 a. E s besteht nach dem ABG der Grundsatz der Bergbaufreiheit f ü r ganz bes t i m m t e Mineralien. A n ihnen k a n n jedermann im Wege des Schürfens (§§ 3ff.) u n d Mutens (§§ 12ff.) Bergwerkseigentum erlangen. Der F u n d schafft bei Erfüllung der sonstigen gesetzlich festgelegten Voraussetzungen einen Anspruch auf Verleihung des Bergwerkeigentums (§§ 22ff.) Voelkel, Grundzüge S. 35, vgl. dazu Nebel, Gedanken zu einer Neuregelung des bergbaulichen Berechtsamswesens, in Glückauf 1959 S. 1252 —1261. Die im §1 aufgeführten Mineralien repräsentierten bei E r l a ß des A B G ungefähr 99% des Wertes sämtlicher Bergwerksprodukte des preuß. Staates. Mot. Z. 6 S. 84. E s besteht kein Bergregal mehr. Das Regalrecht im deutsch-rechtlichen Sinne g a b dem Regalherrn vom Grundeigentum vollkommen losgelost das volle Verfügungsrecht über die seinem Recht unterliegenden, u n t e r der Erdoberflache vorkommenden Mineralien u n d Salze. A r n d t , Zur Geschichte u n d Theorie des Bergrechts u n d der Bergbaufreiheit. Halle 1879 — Schönbauer, Beiträge zur Geschichte des Bergbaurechts, München 1929, S. 177ff. — A r n d t , Einige Bemerkungen zur Geschichte des Bergregals (Sonderabdruck aus der Zeitschrift der Savigny-Stiftung f ü r Rechtsgeschichte). Bax, Der deutsche Bergmann im Wandel der Geschichte. Berlin 1942 S. 14ff. — Zycha, D a s R e c h t des ältesten deutschen Bergbaues bis ins 13. J a h r h . , Berlin 1899 S. 6ff, 36ff. - Boldt, Das R e c h t des Bergmanns, darin S. l f f „Die wirtschaftliche, soziale u n d rechtliche Entwicklung des Bergbaues"; — ders., S t a a t u n d Bergbau, München 1950, darin S. 9ff. „Überblick über die geschichtliche Entwicklung des Bergbaues". — Voelkel S. 15ff. — Die Aufzählung der bergbaufreien Mineralien u n d Salze in § 1 ist erschöpfend. E n u m e rationsprinzip. E s wird d a d u r c h eine feste u n d leicht erkennbare Grenze zwischen den Hoheitsrechten des Staates u n d den Rechten des Grundeigentümers geschaffen. Mot. Z. 6 S. 83. Andererseits k a n n sich der Kreis der verleihbaren Mineralien nicht jeweils den veränderlichen wirtschaftlichen u n d technischen Verhältnissen selbsttätig anpassen, sondern bleibt dauernd ein geschlossener. Voelkel, Grundzüge S. 59ff. I n Sachsen galt im Gegensatz dazu eine clausula generalis. N a c h § 1 des Sachs. Berggesetzes waren diejenigen Mineralien, welche wegen ihres Metallgehaltes nutzb a r sind (metallische Mineralien), bergbaufrei mit A u s n a h m e des Raseneisensteins, außerdem Steinsalz u n d Solquellen. Sie waren vom Verfügungsrecht des Grundeigen4*
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Anm. B
tümers ausgeschlossen. Alle übrigen Mineralien galten als Bestandteil des Grundstücks, unter dem sie sich befinden. — b. Die Bergbaufreiheit der im § 1 genannten Mineralien erfährt eine wesentliche Einschränkung dadurch, daß bestimmte Mineralien von ihnen der Aufsuchung und Gewinnung des Staates aus allgemeinwirtschaftlichen Gründen vorbehalten bleiben, siehe § 2 Abs. 2. Trotz des Vorbehalts können diese Mineralien auf Grund eines Vertrages mit dem Staat von Dritten gewonnen werden. Das geltende Berggesetz hat eine Reihe früher verleihbar gewesener Mineralien wegen ihrer Bedeutungslosigkeit bei Erlaß des Berggesetzes von der Verleihbarkeit ausgeschlossen und sie dem Grundeigentümer überlassen. Mot. Z. 6 S. 84ff. — Soweit jedoch diese Minerahen vor Inkrafttreten des Berggesetzes im einzelnen Falle verliehen worden sind, bestehen die Verleihungen auch heute noch zu Recht, z. B . Marmor und Schiefer im Sauerland auf Grund der Kurkölnischen Bergordnung von 1669, vgl. R G v. 8. 3. 33, Z. 76 S. 111; Tonerde im ehemaligen Herzogtum Nassau nach der Bergordnung für das Herzogtum Nassau v. 18.2.1857, vgl. R B . v. 14.2 1868, Z. 9 S. 230. Hoevels, Der Einfluß der Rechtsgrundlagen des Bergbaues auf Betrieb und Wirtschaftlichkeit der Tongruben des Westerwald- und Taunus-Gebietes. Diss. Clausthal 1941. Ihre Rechtsverhältnisse regeln sich in den vorgenannten Fallen der Verleihung nach den jetzt geltenden Bestimmungen des Bergges., § 222. c. Auch auf vor der Einführung des ABG auf Grund des franz. Berggesetzes vom 21. April 1810 verliehene Bergwerkskonzessionen findet das ABG Anwendung. Vgl. § 222, R G v. 8. 1. 97 RGZ 38 S. 329 in Z. 38 S. 354. I m Gegensatz zur Bergbaufreiheit, wo der Muter nach § 22 einen Anspruch auf Verleihung hat, steht beim Konzessionssystem die Verleihung im Belieben des Staates. Der Staat kann bei dem Konzessionssystem von dem Nachweis der Fündigkeit absehen, wenn das Vorhandensein eines nutzbaren Vorkommens wahrscheinlich gemacht ist; er kann außerdem sich an Stelle des Finders einen Konzessionär aussuchen, der unter den Bewerbern die größte technische Erfahrung besitzt und besonders kapitalkräftig ist. Die Konzession ist im Gegensatz zur Verleihung zeitlich beschränkt, an bestimmte Bedingungen geknüpft, abgabepflichtig, und die Übertragung bedarf der besonderen behördlichen Genehmigung. — Kein Mutungsvorrecht R B . 8. 2. 50, Z. 91 S. 434f. — Grundrentenanspruch des Grundeigentümers LG Koblenz 14. 5. 57 Z. 98 S. 460. — d. Der Kreis der in § 1 aufgezählten, verleihbaren Mineralien und Salze ist pro vinzialrechtlich erweitert bzw. eingeengt worden. Dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers unterliegen die Salze und Solquellen in der ehem. Provinz Hannover. Art. I I Einf. VO für Hannover v. 8. 5. 1867 (GS. S. 601) — Teil I I A 5 — einschließlich des später der Provinz Hannover eingegliederten Landesteils Pyrmont (nicht Waldeck), aber ausschließlich des bei einer Gebietsbereinigung später der Provinz Hannover eingegliederten früheren braunschweigischen Landkreises Holzminden. VO v. 4. 1. 1943 (GS. S. 9) Z. 84/86 S. 42. Dagegen ist dem Grundeigentümer in den früher der Provinz Hannover zugehörig gewesenen, dann aber dem damaligen Lande Braunschweig eingegliederten Gebietsteilen der Provinz Hannover, insbesondere Stadt- und Landkreis Goslar ein Verfügungsrecht an den Salzen und Solquellen verblieben. VO über Salze und Solquellen im Landkreis Holzminden v. 4. 1. 1943 (GS. S. 9),Ges. z. Änd. bergges. Vorschriften
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Anm. 4, 5 v. 11. 5. 1949 (Nds. GVB1. S. 114) = Z. 90 S. 94; Krautschneider, Das Recht der Aufsuchung und Gewinnung der Bodenschätze Z. 99 S. 166, 174. — Dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers unterliegen ferner die Stein- und Braunkohlen im ehem. Fürstentum Calenberg einschl. der Grafschaft Spiegelberg VO v. 8. 5. 1867 Art. X I I . I m Gebiet des ehem. Herzogtums Nassau und in dem ehem. Landesteil Waldeck (nicht Pyrmont) ist auch Dachschiefer verleihbar. Art. I I Einf. YO f. Nassau v. 22. 2. 1867 (GS. S. 237). - Teil I I A 3 - Vgl. Kast, Die bergrechtl. Verhältnisse in Waldeck und Pyrmont, Z. 76 S. 384. — Über Sonderrechte des Staates im Oberund Unterharz, in dem ehem. Lande Schaumburg-Lippe sowie in Hessen, dem ehem. Lande Lippe und dem Saarland, siehe § 2 Anm. 5. — Über das Recht des Staatsvorbehalts vgl. § 2 Anm. 1 und § 38 b und § 38 c. — e. Streitig ist, wem die bergbaufreien Mineralien bis zur Gewinnung gehören; RG v. 14.4.1888 RGZ. Bd. 21 S. 225. Nach der einen Ansicht stehen sie im Eigentum des Grundeigentümers, der aber kein Verfügungsrecht darüber hat. Achenbach S. 97, Schlüter-Hense Anm. 3 zu § 1, Klostermann-Thielmann S. 15; vgl. auch Laspeyres: „Die Rechte des Grundeigentümers an den seiner Verfügung entzogenen Minerahen", Inauguraldissertation Leipzig 1905. Nach anderer Auffassung, die auch hier vertreten wird, sind die dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers entzogenen verleihbaren Minerahen auf ihrer natürlichen Ablagerung herrenlose, unbewegliche Sachen, es besteht nur ein Aneignungsrecht des Bergwerkseigentümers oder des sonstigen Nutzungsberechtigten, vgl. RG v. 12.2.32 RGZ 135 S. 197,201, Krautschneider Z. 99 S. 174. Sie werden in dem Augenblick der Trennung bewegliche Sachen und mit der Aneignung durch Besitzergreifung seitens des Beliehenen oder Nutzungsberechtigten dessen Eigentum. — Die dem Staat vorbehaltenen Mineralien sind bis zur Aneignung herrenlos, wenn sie schon bisher dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers entzogen waren. Die Grundeigentümermineralien werden mit ihrer Unterwerfung unter den Staatsvorbehalt herrenlos. Vgl. dazu Steffen, Inhalt und Rechtsnatur des Staatsvorbehalts, in Z. 102 S. 310, 313ff. RG v. 7. 11. 1883 RGZ. Bd. 10 S. 210, Z. 26 S. 103, RG v. 17. 2. 15 Z. 56 S. 403; Gruch. Beitr. Bd. 59 S. 1058ff., J W 1915 S. 528, Recht 1915 Sp. 351 ; RG v. 27. 1. 32 und RG v. 12. 2. 32 RGZ. Bd. 135 S. 114 und 197; RG v. 16.12.09 RGZ. Bd. 72 S. 303, Z. 51 S. 621; RG v. 27. 1. 32 RGZ. Bd. 135 S. 94; Müller-Erzbach S. 120. Die unbefugte Aneignung verleihbarer oder verliehener Mineralien ist strafbar (Ges. v. 26. 3. 1856 über die Bestrafung unbefugter Gewinnung von Mineralien. GS. S. 203). Vgl. Boldt, Das Recht des Bergmanns, S. 26 Anm. 2. f. Grundsätzlich unterliegt die Aufsuchung und Gewinnung der dem Grundeigentümer in seinem Grund und Boden zu Eigentum verbliebenen Mineralien (Grundeigentümerbergbau) nicht dem Bergrecht, sondern den allgemeinen Gesetzen, §905 BGB. Auf bestimmte dem Grundeigentümer gehörige Mineral vorkommen, die in der Regel bergmännisch abgebaut werden, sind indessen die jeweils geltenden Vorschriften des ABG in größerem oder geringerem Umfange f ü r anwendbar erklärt worden, vgl. Anm. 23, Krautschneider in Z. 99 S. 166ff. 4. Quecksilber, siehe dazu Anm. 2. 5. Das Eisenerz unterliegt dem Staatsvorbehalt in den Hohenzollernschen Landen; vgl. § 2 Abs. 1 Buchst, d. Verleihbarkeitsgrenze dürfte im allgemeinen bei 20% hegen. R B 22. 1. 69 Z. 10 S. 255, OBA Bonn 23. 9. 78 Z. 20 S. 116. R B 29. 2. 84
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Anm. 6-12 Z. 25 S. 2 8 ] ; R B 25. 6. 87 Z. 28 S. 406; R B . 6. 3. 23 Z. 64 S. 302. - LVG Minden v. 25. 9. 1951 Z. 93 S. 145. Bei Mangangehalt des Fundes ist 1% Mn. etwa = 2% Fe zu rechnen. 6. Raseneisenerze einschl. des Weißeisenerzes dürfen nur mit staatlicher Genehmigung abgebaut werden. Reiohsges. über den Abbau von Raseneisenerzen v. 22. 6. 1937 (RGBl. I S. 650); vgl. - Teil I I I 18 - Krautschneider in Z. 99 S. 176. 7. Kupfer. I n Europa ist Kupferkies das wichtigste Kupfererz. 8. Zink. Bis zum Beginn des 19. J a h r h . h a t t e die Herstellung des metallischen Zinks wegen hüttentechnischer Schwierigkeiten kaum Bedeutung. 9. Arsenik. Das Wort Arsenik ist in den meisten Berggesetzen der Länder nunmehr durch das Wort Arsen ersetzt worden. Arsenik ist eine chemische Verbindung von Arsen mit Sauerstoff. Das reine Metall heißt Arsen. Begr. zum 2. Änd.Ges. in Nordrhein-Westfalen v. 25. Mai 1954 Z. 95 S. 275. 10. Mangan. Manganerze treten im Gebiet des ehem. Landes Preußen meist zusammen mit Eisenerzen auf. Oxydische Manganerze wurden früher nur wegen ihres Sauerstoffgehalts technisch verwendet. Manganhaltige Eisenerze sind keine Manganerze, wenn ihr Gehalt an Mangan f ü r eine selbständige technische Verwertung nicht genügt. Klostermann-Thielmann S. 19; Voelkel S. 63; RB. v. 29.2. 1884 Z. 25 S. 281 und RB. v. 25. 6. 1887 Z. 28 S. 406. Manganerz von 13,47% noch nicht verleihungsfähig. RB. v. 8. 7. 1898 Z. 39 S. 503. Lindig, Über die Verleihungsfähigkeit manganhaltiger Eisenerze als Manganerze, Z. 8 S. 459ff. — Übergangserze zwischen Eisenerzen und Manganerzen sind Eisen-Manganerze mit einem mittleren Mangangehalt von 12 — 30%. Sie werden nach der Lagerstätte bei Gießen auch FernieErze genannt. 11. Wolfram, Molybdän, Vanadium, Titan, Chrom, Wismut, Uran und Thoriumerze und in Niedersachsen und Hamburg auch Germaniumerze sind in den Katalogen der bergbaufreien Mineralien neu aufgenommen worden, weil sie in den letzten Jahrzehnten eine steigende Bedeutung als Stahlveredler gewonnen haben. Sie werden auch zu vielen anderen Zwecken verwandt. U r a n und Thoriumerze spielen in der Atomindustrie eine Rolle. Nach dem heutigen Stande der Wissenschaft und Technik ist es nicht mehr gerechtfertigt, die Aufsuchung und Gewinnung dieser Mineralien der alleinigen Entscheidung und dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers zu überlassen, zumal sie meist nur sehr zerstreut vorkommen. Deshalb kann ihre Nutzbarmachung nicht an zufällige, oft enge Grundstücksgrenzen gebunden werden. Begr. z. 2. Änd.Ges. in Nordrhein-Westfalen v. 25. 5.1954 Z. 95S. 275. 12. Schwefelerze sind nur diejenigen Erze, die technisch zur Herstellung des Schwefels oder der Schwefelsäure dienen. RB. v. 11. 4. 1879 Z. 20 S. 263 und R B . v. 16. 6. 1880 Z. 21 S. 395. Schwefelkies ist ein Schwefelerz und kein Eisenerz, RB. v. 11. 4. 1879 Z. 20 S. 263; R B . v. 16. 6. 1880 Z. 21 S. 395; Min.Erl. v. 27. 5. 1882 Z. 24 S. 16. Kein Schwefelerz, wenn der Schwefel wie z. B. bei den Sulfiden an Blei, Zink, Kupfer usw. gebunden ist. Bayr. Borgges. Nothhaas-Miesbach S. 51. Gips und Anhydrit sind nicht verleihbar; sie sind weder Schwefelerze noch Vitriolerze. RB. v. 6^4. 1920 Z. 61 S. 483, R B . v. 23. 12. 1931 Z. 73 S. 280; OVG 8. 11. 1928 Entsch. Bd. 83 S. 371.
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1. Titel: Allgemeine Bestimmungen
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Anm. 13-21 13. Schwefel gediegen = ohne Verbindung mit anderen Elementen. 14. Erze = „in der N a t u r vorkommende, chemische Verbindungen von technisch verwendbaren mit technisch nicht verwendbaren Stoffen." Voelkel, Grundzüge S. 60. U m einem Mineral aber den Charakter z. B. als Golderz oder Silbererz zu geben, ist ein gewisser Mindestgehalt an Gold oder Silber erforderlich. Voelkel, wie vor. Erze sind lagerstättenkundlich diejenigen metallhaltigen Massen, aus welchen man nach dem jeweiligen Stand der Bergbau-Aufbereitungs- und Huttenkunde im großen und mit Vorteil gewisse Metalle oder Metallverbindungen herstellen kann (Beyschlag-Krusch-Vogt: Die Lagerstätten der nutzbaren Mineralien und Gesteine). — Die Fördererze sind vorwiegend Mineralgemenge, die erfahrungsgemäß um so weniger nutzbare Metalle enthalten, je wertvoller letztere sind. 15. Alaun. Die Begriffe Alaun- und Vitriolerze sind in wirtschaftlicher Beziehung veraltet (Krusch). Vom lagerstättenkundlichen Standpunkt aus gehören sie nicht mehr zu den Erzen. Alaunerze wurden früher gebraucht, um Alaun herzustellen. Alaun ist ein schwefelsaures, wasserhaltiges Doppelsalz von Tonerde und Alkali. Heute wird Bauxit oder Ton zur Herstellung von Alaun verwendet. RB. 1 1 . 2 . 1881 Z. 22 S. 408. 16. Vitriolerze wurden früher zur Herstellung von Schwefelsaure (Vitriolol) oder Eisenvitriol gebraucht. Sie sind Verbindungen von Schwermetallen mit Schwefelsäure. R B . 23. 12. 1931 Z. 73 S. 280ff. 17. Steinkohle. Kohle ist ein Gemenge sauerstoff- und wasserstoffarmer fester Kohlenwasserstoffe mit einem höheren oder niederen Wassergehalt, der bei Braunkohle 30 — 6 0 % , bei Steinkohle höchstens 7 % erreicht. — Steinkohle h a t gewöhnlich ein höheres geologisches Alter als Braunkohle. Tertiäre Kohlen sind Braunkohlen, die palaizoische Kohle ist Steinkohle. Mesozoische Kohle hat in Westeuropa keine Bedeutung. — Gute Steinkohlen haben im Durchschnitt etwa 7 % , mittelgute bis 15° i, Asche. Anthrazit ist gasarme Steinkohle, die den höchsten Heizwert aufweist, bis etwa 5 — 8 % flüchtige Bestandteile. Mot. Z. 6 S. 85. — Wegen des Staatsvorbehalts vgl. § 2 Anm. 1. — 18. Braunkohle vgl. Anm. 17. — Bei der Braunkohle unterscheidet § 1 nicht hinsichtlich der geologischen Formation. § 1 ist deshalb nicht auf die Braunkohlenlagerstätten in der Tertiärformation beschränkt. — Deutscher BraunkohlenIndustrie-Verein E . V . 1885 — 1960. „Braunkohle und Öffentlichkeit" Grundsatzfragen der Bergwirtschaft, Geologie und Energie. — Nahnsen: Die Praxis der planmäßigen Entwässerung im Braunkohlenbergbau, Halle 1929. — 19. Graphit ist kristallisierter Kohlenstoff. Verleihbar ist er auch in „amorphem" d.h. mikrokristallinem Zustande. Verleihbarkeitsgrenze mindestens 7 —10 % Kohlenstoff; vgl. RB. v. 6. 8. 1876 Z. 17 S. 532 und RB. v. 8. 9. 1894 Z. 36 S. 116. 20. Durch das Gesetz v. 18. 6. 07 (GS. S. 119) sind „Kali-, Magnesia- und Borsalze" als selbständig verleihbare Salze dem Steinsalz zugefügt worden, vgl. Eskens Z. 49 S. 106ff; Schlüter-Hense S. 31. — Kali-, Magnesia- und Borsalze sind praktisch als eine Einheit anzusehen und nicht jedes f ü r sich nebeneinander verleihbar. Klostermann-Thielmann S. 21, Voelkel S. 64. 21. Mit diesen „auf der nämlichen Lagerstätte vorkommenden Salzen" sind die Brom- und Jodsalze gemeint. Bericht der XIV. Kommission des Abg.-Hauses S. 21, vgl. Eskens Z. 49 S. 106ff. Die Worte „nebst den mit diesen Salzen auf der näm-
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Anm. 22, 23 liehen Lagerstätte vorkommenden Salzen" gehören nicht bloß zu den Worten „Kali-, Magnesia- und Borsalzen", sondern auch zu dem vorausgehenden Wort „Steinsalze". Voelkel, Grundzüge S. 64, ebenso Eskens Z. 49 S. 106ff.; anderer Ansicht Klostermann-Thielmann S. 21. Die Streitfrage ist jetzt wegen § 2 Abs. 1 Buchst, b bedeutungslos; vgl. Voelkel S. 64. 22. Unter Solquellen versteht man die kochsalzhaltigen Quellen, aus denen durch Gradierung und Siedung das Siedesalz dargestellt wird. Die Sole befindet sich oft in oberen Teufen, das Steinsalz in größeren Teufen in demselben Bohrloch, Sole entsteht durch Auslaugung salzhaltiger Gesteine, ist also praktisch dasselbe. Eine salzhaltige Quelle gilt nur dann als Solquelle, wenn sie infolge ihres Gehalts an Chlornatrium zur Gewinnung von Kochsalz verwendet werden kann. Voelkel, Grundzüge S. 64; Bergausschuß Halle, Abt. Sachsen, v. 21. 12. 10 Z. 53 S. 138. Ihre Verleihung wirkt konstitutiv. Sinkt ihr Gehalt an Chlornatrium unter die Grenze der Verleihbarkeit, so bleibt sie trotzdem verliehen und fällt nicht dem Grundeigentümer zu. Die Verwertung einer Solquelle zur Kochsalzgewinnung kann nur bei einem Chlornatriumgehalt von mindestens 5% (Gewichtsprozent der Sole) angenommen werden. Urt. des Bergausschusses Halle, Abt. Sachsen, v. 21. 12. 10 Z. 53 S. 138. Doch wird ein Chlornatriumgehalt von 4—5% im allgemeinen auch schon als ausreichend angesehen. Voelkel, Grundzüge S.65. Solquellen mit einem geringeren Gehalt an Chlornatrium gehören dem Grundeigentümer. RB. v. 10. 12. 04 Z. 46 S. 123, Urt. des RG v. 11. 11. 11 Z. 53 S. 385. Salze und Solquellen können in ein und demselben Felde getrennt verliehen werden. RB. v. 3. 4. 07 Z. 48 S. 428 und RB. v. 4. 11. 1882 Z. 24 S. 122. Die Frage hat wegen § 2 Abs. 1 Buchst, b kaum noch praktische Bedeutung. Vgl. auch § 2 Anm. 9. — 23. Den Vorschriften des ABG unterhegen: 1. provinzialrechtlich nach §§ 224ff. in den linksrheinischen Landesteilen die Dachschieferbrüche, die Traßbrüche und Basaltbrüche, 2. auf Grund von Landesgesetzen die Aufsuchung und Gewinnung von Phosphorit nach dem Phosphoritgesetz vom 16. Oktober 1934 — Teil I I A 29, 3. die Aufsuchung und Gewinnung von Erdöl, Erdgas, Erdwachs, Asphalt und der wegen ihres Gehalts an Bitumen von dem Oberbergamt als technisch verwertbar erklärten Gesteine nach der Erdölverordnung vom 13. Dezember 1934 i. d. Fass. d. Ges. v. 24. 9. 37 - Teil I I A 30 - . Die unter 2.) und 3.) genannten Minerahen sind nicht bergfrei, sondern ihre Aufsuchung und Gewinnung ist dem Staat vorbehalten. Unechter und echter Staatsvorbehalt vgl. § 2 Anm. 1. Berggesetzlichen Bestimmungen unterliegen ferner die in dem Gesetz vom 18. Dezember 1933 über die Beaufsichtigung von unterirdischen Mineralgewinnungsbetrieben und Tiefbohrungen genannten Betriebe — Teil I I A 26 — sowie die durch die sog. Silvesterverordnung vom 31. Dezember 1942 — Teil I I I 26 — erfaßten Betriebe. Die bergges. Bestimmungen gelten für alle vorgenannten Betriebe nur, soweit es in den einschlägigen Gesetzen ausdrücklich vorgesehen ist. — vgl. dazu auch Anm. 3f. — Die Aufsuchung und Gewinnung der übrigen nicht bergbaufreien oder nicht dem Staat vorbehaltenen Minerahen sind dem Grundeigentümer zur freien Verfügung verblieben; ihre Aufsuchung und Gewinnung unterliegt nicht dem Bergrecht, sondern den allgemeinen Gesetzen. § 905 BGB. —
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1. Titel: Allgemeine Bestimmungen
§ 1 a Anm. 1, 2
IIa1 Der Erwerb und Betrieb von Bergwerken für Rechnung des Staates ist, sofern sich aus den nachfolgenden Bestimmungen nicht ein anderes ergibt, allen berggesetzlichen Bestimmungen ebenfalls unterworfen2. I m Lande Hessen ist § 1 a weggefallen. 1. Art. 1 des Ges. v. 18. 6. 07 (GS. S. 119). 2. Vgl. Schulz-Briesen, Der preuß. Staatsbergbau im Wandel der Zeiten, Berlin 1934. - Gesetz v. 9. 10. 1923 (GS. S. 467) betr. die Übertragung der Verwaltung und Ausbeutung des staatl. Bergwerksbesitzes an eine Aktiengesellschaft; VO v. 19. 1. 1924 (GS. S. 45) zur Abänderung dieses Gesetzes und Ges. v. 26. 7. 1926 (GS. S. 234) über die Einbringung des staatl. Bergwerksbesitzes in die Preuß. Bergwerks- und H ü t t e n A. G. — vgl. dazu auch §§ 38 b und 38 c. — § 21 (1) Soweit nicht durch Gesetz oder Verordnung Ausnahmen 2 vorgesehen sind, steht die Aufsuchung 3 und Gewinnung folgender Mineralien4- 5>6 nur dem Staate zu 7 : a) der Steinkohle8; b) des Steinsalzes sowie der Kali-, Magnesia- und Borsaize nebst den mit diesen Salzen auf der nämlichen Lagerstätte vorkommenden Salzen und Solquellen 9 - 10 ; c) der Braunkohle in den Provinzen Hessen-Nassau, Sachsen, Brandenburg, Niederschlesien, Oberschlesien, Grenzmark, Posen-Westpreußen, Pommern und Ostpreußen sowie in dem Gebiete der Reichshauptstadt Berlin; d) der Eisenerze in den Hohenzollerischen Landen, mit Ausnahme der Raseneisenerze11. (2) Der Staat kann die Ausbeutung eines Bergwerks, das ihm im Bereich dieses Vorbehalts verliehen ist, anderen Personen übertragen12. I n den Ländern Niedersachsen, Rheinland-Pfalz (Reg. Bezirke Koblenz, Montabaur und Trier) und im Saarland, in Hamburg und in Nordrhein-Westfalen unter Fortfall von c) und d) lautet Abs. 1: (1) Soweit nicht durch Gesetz oder Verordnung Ausnahmen vorgesehen sind, steht die Aufsuchung und Gewinnung folgender Mineralien nur dem Staate zu: a) der Steinkohle; b) des Steinsalzes sowie der Kali-, Magnesia- und Borsalze nebst den mit diesen Salzen auf der nämlichen Lagerstätte vorkommenden Salzen und Solquellen; c) der Braunkohle in den Provinzen Hessen-Nassau, Sachsen, Brandenburg, Niederschlesien, Oberschlesien, Grenzmark Posen-Westpreußen, Pommern und Ostpreußen sowie in dem Gebiete der Reichshauptstadt Berlin; d) der Eisenerze in den Hohenzollerischen Landen, mit Ausnahme der Raseneisenerze; e) der Uran- und Thoriumerze.
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§2 Anm. 1 Im Lande Hessen lautet Abs. 1:
( I ) Die Aufsuchung und Geninnung folgender Mineralien steht dem Staate zu: a) der Steinkohle; b) des Steinsalzes sowie der Kali-, Magnesia- und Borsalze nebst den mit diesen Salzen auf derselben Lagerstätte vorkommenden Salzen und der Solquellen ; c) der Braunkohle in der ehemaligen Provinz Hessen-Nassau; d) (entfällt) e) Tran- und Thoriumerze. Im Lande Schleswig-Holstein lautet Abs. 1: ( 1 ) Soweit nicht durch Gesetz oder Verordnung Ausnahmen vorgesehen sind, steht die Aufsuchung und Gewinnung folgender Mineralien nur dem Staate zu: a) der Steinkohle; b) des Steinsalzes sowie der Kali-, Magnesia- und Borsalze nebst den mit diesen Salzen auf der nämlichen Lagerstätte vorkommenden Salzen und Solquellen; c) der Braunkohle in den Provinzen Hessen-Nassau, Sachsen, Brandenburg, Niederschlesien, Oberschlesien, Grenzmark Posen-Westpreußen, Pommern und Ostpreußen sowie in dem Gebiete der Reichshauptstadt Berlin; d) der Eisenerze in den Hohenzollerischen Landen, mit Ausnahme der Raseneisenerze; e) des Titans; f) der Uran- und Thoriumerze. I a. Fassung beruht auf dem Gesetz zur Änderung bergges. Vorschriften vom 24. 9. 1937 Art. I § 1 Ziff. 1 und 2 (GS. S. 93). - Der in § 2 ausgesprochene Staatsvorbehalt bedeutet ein Abweichen von dem in § 1 enthaltenen Grundsatz der Bergbaufreiheit. E r ist ein in das Berggesetz neu eingeführter Begriff, vgl. Nebel, Gedanken zu einer Neuregelung des bergbaulichen Berechtsamswesens in Glückauf 1959 S. 1252 —1261. — Der Staatsvorbehalt gibt dem Staat das ausschließliche Recht zur Aufsuchung und Gewinnung bestimmter Mineralien. Ist dieses Recht dem Staat mit der Maßgabe vorbehalten, daß er es sich erst verleihen lassen muß, spricht man von einem unechten Staatsvorbehalt. Der in § 2 behandelte Staatsvorbehalt ist ein unechter; er schreibt für die dem Staat vorbehaltenen vom Verfügungsrecht des Grundeigentümers ausgenommenen Mineralien ein Verleihungsverfahren vor. (§ 2 Abs. 2). — Über das Verleihungsverfahren vgl. § 38b. — Zum Begriff des unechten Staatsvorbehalts gehört nicht, daß das in den§§22ff. vorgesehene Verleihungsverfahren eingehalten wird. Über das Wesen des Staatsvorbehalts vgl. Zydek Z. 99 S. 178, 179. E s genügt grundsätzlich, daß nur eine Erklärung veröffentlicht wird, daß für ein bestimmtes Feld und für ein bestimmtes Mineral der Staat seinen Anspruch geltend macht. Krautschneider, Das Recht zur Aufsuchung und Gewinnung der Bodenschätze in Z. 99 S. 166, 171, Steffen Z. 102 S. 310ff. Vgl. dazu Philipp, Bergregal und Staatsvorbehalt, Diss. Freiburg 1962. In Niedersachsen stellt das OBA den Verleihungsantrag (Beschluß des Nieders. Landesmin. v. 25. 11. 1958 über die Übertragung ministerieller Verwaltungszuständigkeiten auf das Oberbergamt) Z. 99 S. 365. — Der Staat kann das Abbaurecht auf Grund der §§ 1, 38 b selbst ausüben, oder er kann Dritten das vererbliche und
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1. Titel: Allgemeine Bestimmungen
§2
Ann. 2 veräußerliche R e c h t zur Ausbeutung auf Zeit übertragen. Der S t a a t k a n n dabei, wie beim Konzessionssystem, u n t e r den Bewerbern denjenigen aussuchen, der die größte technische E r f a h r u n g besitzt oder besonders kapitalkräftig ist. Der Staatsvorbehalt als solcher ist nicht übertragbar, vgl. § 38 b A n m . 2. — b. Außer den dem S t a a t in § 2 vorbehaltenen, bergfreien Mineralien besteht noch ein Staatsvorbehalt a n 1. Erdöl, Erdgas, Erdwachs, Asphalt u n d den wegen ihres Gehalts a n Bit u m e n v o m Oberbergamt als technisch verwertbar erklärten Gesteinen. Erdölverordnung vom 13.12.1934 (GS. S. 463) - I I A 30 - (echter Staatsvorbehalt), 2. Phosphorhaitigen Mineralien u n d Gesteinen. Phosphoritgesetz vom 16. 10. 1934 (GS. S. 404) - I I A 29 - (echter Staatsvorbehalt). Ein echter S t a a t s vorbehalt liegt vor, wenn der S t a a t auf G r u n d der Fassung der Vorbehaltsnorm die unmittelbare Verfügungsbefugnis über die dem Vorbehalt unterliegenden Mineralien h a t . Es bedarf keiner Verleihung a n ihn, d a m i t er zur Aufsuchung u n d Gewinnung des ihm vorbehaltenen Minerals befugt ist. E c h t e r Staatsvorbehalt schließt die Verleihung aus, vgl. Zydek in Z. 99 S. 178, 180, K r a u t schneider Z. 99 S. 166, 170f, Steffen, I n h a l t u n d R e c h t s n a t u r des Staatsvorbehalts Z. 102 S. 310ff., Willecke, Grundriß des Bergrechts S. 22ff. c. E c h t e r Staatsvorbehalt liegt auch v o r : 1. a n freier, chemisch nicht gebundener Kohlensäure, soweit sie 1 g/1 übersteigt u n d frei ausströmt, in den ehemals hess. Landesteilen des Landes Hessen. Ges. v. 6. 7. 1952 (GVB1. S. 130) - Teil I I B d 5 - H u n d t . Das Hess. Berggesetz, K o m m e n t a r S. 93, 97. — 2. a n mineralischen Heilquellen u n d Kohlensäurequellen im ehem. L a n d e Lippe. Ges. v. 25. 5. 1954 (GS. N W . S. 694) - Teil I I B f 10) Zur Frage der rechtlichen Unterschiede bei der Regelung des Staatsvorbehalts an bergbaufreien Mineralien u n d bei der an Grundeigentümermineralien. B G H v. 2 . 1 2 . 1 9 5 5 , B G H Z 19 S. 209ff. = Z. 96 S. 439 u n d Zydek in Z. 99 S. 178,180, Steffen, Z. 102 S. 166ff. 3. a n Eisen- u n d Manganerz im Saarland Ges. N r . 386 v. 10. 7. 1953 (ABl. S. 533) i. d. F . v. 11. 12. 1956 (ABl. S. 1657). 2, Ausnahmen zugunsten der Grundeigentümer: f ü r die Steinkohle in der Provinz H a n n o v e r u n d zwar im ehemaligen F ü r s t e n t u m Calenberg u n d der Grafschaft Spiegelberg (Art. X I I der Einf. VO f ü r H a n n o v e r v. 8. 5. 1867) u n d Ges. v. 24. 9. 1937 - Teil I I A 5 - , H e r r , Zur Frage der E n t s t e h u n g u n d Beseitigung des Grundeigentümerbergbaus auf Steine u n d Braunkohle im Gebiet des ehem. F ü r s t e n t u m s Calenberg, einschl. der Grafschaft Spiegelberg Z. 90 S. 477 f. u n d Krautschneider in Z. 99 S. 166, 175. Die Braunkohle in Calenberg u n d Spiegelberg gehört gleichfalls dem Grundeigent ü m e r nach der Einf. VO f ü r H a n n o v e r v. 8. 5. 1867 Art. X I I - Teil I I A 5 - (vgl. Herr, wie oben Z. 90 S. 477f.). Die Braunkohle fällt in der Provinz H a n n o v e r überh a u p t nicht unter den Staats vorbehält, ebenfalls nicht im Rhein. Braunkohlengebiet. § 2 Abs. 1 c. F ü r Salze u n d Solquellen in H a n n o v e r . Einf. VO f ü r H a n n o v e r v. 8. 5. 1867 Art. I I — Teil I I A 5 — in der Fassung des niedersächs. Gesetzes zur Änderung bergges.
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§2 Anm. 3 - 9
ABG
Vorschriften v o m 11. Mai 1949 u n d im ehem. Landesteil P y r m o n t — nicht Waldeck — K a s t in Z. 76 S. 384. Reuß-Grotefend-Dapprich § 1 A n m . 1 Seite 33. K r a u t s c h n e i d e r in Z. 99 S. 166, 173, Willecke, Grundriß des Bergrechts § 13 S. 21. 3. einschließlich des Schürfens. 4. Auch bei bestimmten, nach dem A B G dem Grundeigentümer verbliebenen Mineralien h a t sich der S t a a t die Aufsuchung u n d Gewinnung vorbehalten, vgl § 1 A n m . 23. 5. Sonstige R e c h t e des Staates a n Mineralien. a) das ausschließliche R e c h t z u m Bergbau a n allen bergbaufreien Mineralien ist im Goslarschen S t a d t f o r s t u n d a m Rammeisberg bei Goslar d e m braunschweigischen u n d dem preuß. S t a a t e gemeinsam vorbehalten. P r e u ß e n 4/7, Braunschweig 3/7. U r k u n d e v. 15/18. 12. 1874 Z. 15 S. 522; vgl. auch Achenbach, Die Verfassung des K o m m u n i o n h a r z e s Z. 8 S. 66 u n d Bergrechtliche Verhältnisse des Goslarschen Stadtforstes in Z. 32 S. 150 u n d Hoheitsrechte über den Goslar'schen S t a d t f o r s t Z. 32 S. 49; Lahmeyer, Die Teilung des Kommunion-Unterharzes Z. 15 S. 5 1 3 , 5 1 8 f f . ; Willecke, Grundriß des Bergrechts S. 21. — b) das ausschließliche R e c h t z u m Bergbau a n allen bergbaufreien Mineralien im Oberharz ist dem Preuß. S t a a t verliehen. A r t . X V I der Einf. VO f ü r H a n n o v e r v. 8. 5. 1867 - Z. 8 S. 153. c) das Ausnahmerecht f ü r den Steinkohlenbergbau in Obernkirchen (Grafschaft Schaumburg u n d früheres L a n d Lippe) zugunsten des Staates. Executionsabschied v. 12.12.1647 (Art. X V I Einf. VO Kurhessen v. 1. 6. 1867 Z. 8 S. 202), vgl. auch Boldt, S t a a t u n d Bergbau, München 1950 S. 99; Willecke, Grundriß des Bergrechts S. 21, 27. d) Staaliche Genehmigung z u m A b b a u von Raseneisenerzen Reichsges. v. 22. 6. 1937 (RGBl. I S. 650). 6. Trotz des Vorbehalts m u ß sich der S t a a t das Bergwerkseigentum a n den in § 2 Abs. 1 i h m vorbehaltenen bergbaufreien Mineralien erst selbst verleihen lassen, bevor er zum A b b a u berechtigt ist. Verleihungsverfahren siehe § 38 b in der Fassung v. 24. 9. 1937 Art. I § 1 Ziff. 10. 7. Der S t a a t k a n n aber Privatpersonen zur Vornahme von Schürfarbeiten ermächtigen, vgl. § 3 Abs. 1. Dies geschieht d u r c h Abschluß eines privatrechtlichen Schürfvertrages zwischen Oberbergamt u n d Unternehmer. Der Vertrag begründet keinen Anspruch auf spätere Ü b e r t r a g u n g des Bergwerkseigentums. 8. Der Vorbehalt gilt nicht f ü r die Zwischenfelder bei Stein- u n d Braunkohle nach Art. X I des Ges. v. 18. 6. 1907 (GS S. 119) u n d Art. V des Ges. über die Verleihung von Braunkohlenfeldern a n den S t a a t v. 3. 1. 1924 (GS S. 18); vgl. Voelkel S. 102; P r . OVG 1.4.1926 Z. 67 S. 476 = OVG E . 80 S.401; Eskens in Z. 49 S. 106, 113ff. 9. Selbständige Solquellen, d. h. diejenigen, die nicht mit den in § 2 g e n a n n t e n Salzen auf der nämlichen Lagerstätte vorkommen, sind nicht d e m Vorbehaltsrecht des Staates unterworfen; sie können von j e d e r m a n n gemutet werden, unselbständige Solquellen sind m i t der zugehörigen Salzlagerstätte rechtlich verbunden. Sie sind daher nicht dem S t a a t e vorbehalten, wenn das Bergwerkseigentum a n der zugehörigen Salzlagerstätte schon vor E r l a ß des Gesetze v. 18. 6. 1907 (GS S. 119) einem
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 2 Anm. 10-12 Anm. 1, 2
§ 2a, § 3
Dritten verliehen war. R B v. 20. 6. 1925 Z. 66 S. 554; vgl. auch Willecke, Grundriß des Bergrechts S. 21. — 10. Vorbehalt gilt nicht f ü r Salze und Solquellen in der Provinz Hannover. 11. Vgl. § 1 Anm. 5. 12. Die Übertragung des Ausbeutungsrechtes geschieht durch Abschluß eines Pachtvertrages oder durch Einräumung eines dingl. Rechtes nach § 38 c. I n N R W findet auch eine Veräußerung des Bergwerkseigentums statt. — F ü r Erdöl (echter Staatsvorbehalt) vgl. Nebel, Die Bedeutung der Erdölaltverträge im Bezirk des Oberbergamts Clausthal-Zellerfeld in Erdölzeitung 1959 S. 488ff.; ferner Busse, Die rechtliche Behandlung der Aufsuchung und Gewinnung von Erdöl in BergbauRundschau, Bochum 1956 S. 655f. § 2* 1. Aufgehoben durch das Gesetz vom 24. 9. 1937 Art. I § 1 Ziff. 2; jetzt inhaltlich enthalten in § 2 (vgl. Vorbehalte an den verleihungsfähigen Mineralien in § 2).
Zweiter Titel Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums Erster Abschnitt Vom Schürfen §3i (1) Nach Maßgabe der folgenden Vorschriften ist die Aufsuchung 2 der im § 1 bezeichneten Mineralien auf ihren natürlichen Ablagerungen — das Schürfen — bei den nach § 2 Abs. 1 dem Staate vorbehaltenen Mineralien nur dem Staate, den von ihm ermächtigten Personen und ihren Beauftragten, sonst dagegen jedermann gestattet3. (2) Für Arbeiten zur geophysikalischen Untersuchung des Untergrundes gelten die §§ 8 bis 6, 8 und 9 entsprechend4. 1. Ges. v. 24. 9. 1937 (GS. S. 93), Begr. Z. 78 S. 157 2. Schürfen ist das Aufsuchen verleihbarer, aber noch nicht verliehener Mineralien auf ihrer natürlichen Lagerstätte in der Absicht, deren Verleihung zu beantragen. Voelkel S. 67. Das Schürfen muß auf ein bestimmtes, verleihbares Mineral zum Zwecke des Erwerbes des Bergwerkseigentums gerichtet sein, vgl. Willecke, Grundriß S. 27. Schürfarbeiten sind alle Untersuchungsarbeiten vor der Verleihung, z. B. Anlegen von Schürfgräben, Stollen, Bohrungen. — Arbeiten, die dem Schürfen im engeren Sinne, d. h. dem Entblößen der Lagerstätte, vorausgehen, z. B. Anlegen von Wegen, marksch. Festlegung des Ansatzpunktes des Bohrgeräts zur Klarstellung der Feldesfreiheit, sowie Arbeiten, die sich an das Schürfen ansehließen, z. B. Markscheiderarbeiten zur Feststellung des Fundpunktes sind zwar keine Schürfarbeiten im engeren Sinne; es finden jedoch auch auf sie grundsätzlich die Bestimmungen über das Schürfen oder einzelne Vorschriften von ihnen, z. B. § 5
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§3
ABG
Anm. 3
entsprechend Anwendung. RB. 24. 7. 1886 Z. 27 S. 400; Isay 1. Band 2. Aufl. S. 153, 154. Versuchsarbeiten, die der Muter zwar nach Einlegung der Mutung (§§ 12ff.), jedoch vor der Verleihung (§§ 22ff.) vornimmt, unterliegen den Schürfvorschriften nach § 21. — Arbeiten, z. B. Bohrarbeiten, innerhalb des Feldes eines bereits verliehenen Bergwerks zwecks Aufsuchung des den Gegenstand der Verleihung bildenden Minerals sind Bergbaubetrieb und nicht mehr Schürfbetrieb. RB. 2. 2. 1907 Z. 48 S. 410, Beschl. v. 12. 9.1887 Z. 30 S. 121. - Kassel, Das Recht auf fremdem Grund und Boden zu schürfen, Zweibrücken 1936 —. Allgemeine Bohrarbeiten, insbesondere Bohrungen, die in der Hauptsache anderen Zwecken dienen, z. B. Bohrungen auf Wasser, sowie das Suchen von Mineralien aus wissenschaftlichem Interesse, sind weder Schürfarbeiten noch Bergbau. Kein Schürfen ist das Aufsuchen von Grundeigentümermineralien. — Über die Ausdehnung von Vorschriften über das Muten auf das Aufsuchen von gewissen Grundeigentümermineralien, vgl. Anm. 3; Besch!, v. 12. 9. 1887 Z. 30 S. 121. — Es besteht grundsätzlich Schürffreiheit. Erlaubnis des Grundeigentümers zur Vornahme von Schürfarbeiten nicht erforderlich. Es muß nur vorher die Erlaubnis des Grundbesitzers zur Benutzung seines Grund und Bodens zu den Schürfarbeiten (§ 5 Abs. 1) oder im Falle der Verweigerung die die Erlaubnis ersetzende Genehmigung des Oberbergamts (§ 8) eingeholt werden. Bei Schürfarbeiten in großer Tiefe, die die Belange des Grundeigentümers nicht berühren, keine Erlaubnis des Grundeigentümers nötig. Der Grundbesitzer kann nicht einwenden, die Benutzung des Grundstückes sei nicht notwendig, oder nicht Erfolg versprechend (RB. v. 11.4.1899 Z. 40 S. 495), ein anderes Grundstück verspreche mehr Erfolg oder der Grundbesitzer wolle selbst schürfen, es sei denn, er h a t schon erkennbare Vorbereitungen getroffen (RB. 7. 1. 1897 Z. 38 S.379, R B 17. 11. 1899 Z. 41 S. 251), vgl. Willecke, Grundriß S. 29. — Auch in verliehenen Bergwerksfeldern darf auf noch nicht verliehene, aber verleihbare Mineralien geschürft werden. § 10. — Bei den dem Staat vorbehaltenen Mineralien ist der Staat allein zum Schürfen befugt; aber auch er muß die Vorschriften über das Muten beachten. Der Staat kann bei Vorbehaltsmineralien die Erlaubnis zum Schürfen auf Dritte durch sog. Schürfvertrag oder durch Schürfermächtigung übertragen. § 3 Abs. 1 u. Begr. z. Ges. v. 24. 9. 1937 Z. 78 S. 156. — Eingeschränkt ist die Schürffreiheit durch ein allgemeines Schüifverbot in den Fällen des § 4 Abs. 1 und durch ein bedingtes Schürfverbot in den Fällen der §§ 3 a Abs. 1, § 4 Abs. 2 und 3, R G 17. 12. 1889 RGZ 43 S. 198 Z. 40 S. 225. — Das Schürfrecht ist ein dingliches Recht. U m gegen Dritte wirksam zu werden, ist Eintragung ins Grundbuch nicht erforderlich. Art. 22 AG z. BGB v. 20. 9. 1899 (GS S. 177), RG 25. 10 1919 Z. 61 S. 221. - Es geht bei der Zwangsvollstreckung auf den Ersteher über, Art. 6 AG z. Zwangsvollstr.G. v. 23. 9. 99 (GS S. 291). Dabei ist es gleichgültig, ob das Schürfrecht freiwillig oder durch Beschluß d. OBA erworben ist; nötig ist dagegen der Besitz, um gegen Dritte wirksam zu sein. Arndt, § 5 Anm. 3. — 3. Die Bestimmungen über das Schürfen gelten entsprechend f ü r folgende, nicht verleihbare Minerahen in dem Gebiete der ehem. preuß. Provinz Hannover: 1. f ü r die Stein- und Kalisalze und f ü r die Solquellen. Art. I I Abs. 2 Einf. Verordn. v. 8. 5. 1867 i. d. Fassung v. 24. 9. 1937 (GS S. 93) und nieders. Ges. v. 11. 5. 1949 zur Änderung bergges. Vorschriften (NiedersGVBl. S. 114) und 2. f ü r die Stein- und Braunkohle im ehem. Fürstentum Calenberg und in der Grafschaft Spiegelberg
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 3 Anrn. 4
§ 3a A r t . I I u. X I I I . Einf. VO v. 8.5.1867 (GS S.601) i. d. Fassung d. Ges. v. 24.9.1937 (GS S. 93). Die Bestimmungen der §§ 3 — 11 gelten schließlich auch 3. f ü r phosphorhaltige Mineralien und Gesteine nach § 3 des Phosphoritges. v. 16. Oktober 1934 (GS S. 104) in der Passung d. Ges. v. 24. 9. 1937 (GS S. 93) und 4. f ü r Erdöl, Erdgas, Erdwachs und Asphalt sowie f ü r die wegen ihres Gehalts an Bitumen vom Oberbergamt als technisch verwertbar erklärten Gesteine nach § 2 des Ges. v. 12. 5. 1934 (GS S. 257) i. d. Passung d. Ges. v. 24. 9. 1937 (GS S. 93). Die Bestimmungen über das Schürfen gelten auch f ü r die Aufsuchung und Gewinnung von freier, chemisch nicht gebundener Kohlensäure (Fassung des § 211 b ABG in Hessen, § 4 d. Ges. über das Bergrecht im Lande Hessen v. 6. Juli 1952 (GVB1. S. 130), ferner f ü r die Aufsuchung der mineralischen Heilquellen und der Kohlensäurequellen im ehem. Lande Lippe. Art. I I I Abs. 5 des Zweiten Ges. zur Änderung bergges. Vorschriften im Lande Nordrhein-Westfalen v. 25. 5. 1954 (GS. NW. S. 694). — Über Besonderheiten in Oldenburg und Schaumburg-Lippe § 15 Oldb.Bergges. § 15 Sch.-L.Bergges. Willecke, Grundzüge S. 52. — 4. Der durch das Gesetz vom 24. September 1937 geschaffene Absatz 2 stellt klar, inwieweit die Vorschriften über das Schürfen auch auf die in neuerer Zeit stark entwickelten Arbeiten zur geophysikalischen Untersuchung des Untergrundes anzuwenden sind. Die in Abs. 2 vorgesehene Regelung entspricht § 2 des Lagerstättenges. Vgl. Begründ. z. Ges. v. 24. 9.1937 Z. 78 S. 157. Es gilt nicht § 7 ABG. Die Aufzahlung in § 3 Abs.2 ist erschöpfend. Daher keine Anwendung der §§ 148ff., 152. Die geophysikalischen Untersuchungen haben nicht nur f ü r den Erdölbergbau, vgl. Erl. v. 25. 11. 1937 Z. 78 S. 607, sondern auch f ü r den Erzbergbau Bedeutung. In Betracht kommen: Seismische Messungen, Schweremessungen, Drehwagenmessungen und magnetische Messungen, vgl. Reich: Die geophysikalische Erforschung Nordwestdeutschlands 1932 — 1947. Ein Überblick in Erdöl und Tektonik in Nordwestdeutschland, Sammelband Hannover Celle 1949; Mintrop: Wirtschaftliche und Wissenschaftliche Bedeutung geophysikalischer Verfahren zur Erforschung von Gebirgsschichten in nutzbaren Lagerstätten in Berg- und Hüttenmännische Monatshefte Bd. 94ff., H e f t 8/9 Wien 1949. - Über die früher bestehenden Zweifel hinsichtlich der Anwendungsmöglichkeit der Schürfvorschriften auf geophysikalische Arbeiten vgl. Bünger Z. 73 S. 193 und Isay Bd. 1, 2. Aufl. S. 154. F ü r Betriebe der Steine und Erden kann die Meldepflicht von Bohrergebnissen durch § 2 der Silvesterverordn. v. 31. 12. 1942 (RGBl. 1943 S. 17) auferlegt werden. Über die Meldepflicht an geologische Stellen vgl. §§ 3 und 4 des Lagerstättenges, v. 4. 12. 1934 (RGBl. I S. 1223), Begr. zu § 3 d. Ges. v. 24. 9. 1937 in Z. 78 S. 157 u. Erl. v. 25. 11. 1937 Z. 78 S. 607 betr. staatl. Ermächtigung f ü r geophysikalische Untersuchungsarbeiten bei Erdöl. — Bünger, Die neuen geophysikalischen Untersuchungsmethoden u. das Bergrecht, Z. 73 S. 193ff. — §3a* (1) Die Vorschriften im achten und neunten Titel dieses Gesetzes (von den Bergbehörden und von der Bergpolizei) finden auf das Schürfen entsprechende Anwendung2'3. Die Bergbehörde kann Schürfarbeiten auch dann untersagen, wenn sie den ungestörten Betrieb fremder Schürfarbeiten oder eines fremden Bergwerkes bedrohen4. (2) Der Schürfer kann durch Polizeiverordnung des Oberbergamts5 verpflichtet werden, der Bergbehörde von dem Beginn und von der Einstellung der Schürfarbeiten 63
§ 3a
ABG
Âmn. 1 - 6 innerhalb einer bestimmten Frist Anzeige zu machen 6 . Ferner kann durch Polizeiverordnung des Oberbergamts die Geltung der §§ 67 bis 70 und 72 bis 77 dieses Gesetzes mit den aus der Sachlage sieh ergebenden Änderungen au! Schürfarbeiten ausgedehnt werden6»5. 1. Art. I I , 2. Ges. v. 18. 6. 1907 (GS S. 119) u. Art. I Ziff. 4d. Ges. v. 24. 9. 1937 (GS S. 93).
2. Nach Abs. 1 unterliegen Schürfarbeiten der bergpol. Aufsicht. Sie erstreckt sich gemäß §§ 154a, 139b GewO auch auf die Beobachtung der für Schürfbetriebe geltenden Vorschriften der GewO. Isay l . B a n d 2. Aufl. S. 159. — Auf Unfälle, die sich im Schürfbetrieb ereignen, sind die §§ 204—206 A B G anzuwenden. Über zivilrechtl. Folgen dieser Unfälle vgl. Isay 1. Band 2. Aufl. S. 159 u. § 2 Reichshaftpflichtges. 3. Bei der Durchführung von Schürfarbeiten sind die Vorschriften der Landeswassergesetze über die Meldepflicht bei Erdaufschlüssen (§ 35 WHG) sowie die Bestimmungen über Wasserschutzgebiete (§ 19 WHG) zu beachten. — Das durch die Wassergesetze der einzelnen Länder aufgehobene Preuß. Quellenschutzgesetz v. 8. 5. 1908 (GS S. 105) galt nach seinem § 32 nicht für bergbauliche Arbeiten. Eine entsprechende Bestimmung enthält von den neuen Gesetzen nur das Niedersächsische Wassergesetz v. 7. 7. 1960 (GVB1. S. 105). Nach § 114 dieses Gesetzes finden die Vorschriften über den Heilquellenschutz auf Arbeiten, die auf Grund der Berggesetze untersagt werden können, keine Anwendung. I n Nassau galten für den Quellenschutz insofern Besonderheiten, als für Sußwasserquellen auf Grund § 10 der Nassauischen Bergordnung v. 18. 2. 1857 Brunnenfelder verliehen wurden. R B 3. 1. 1873 Z. 13 S. 564, vgl. dazu Isay 1. Band 2. Aufl. S. 164ff. Die Brunnenfelder haben heute insofern noch Bedeutung, als ihren Inhabern Gelegenheit gegeben werden soll, in Betriebspläne Einsicht zu nehmen, soweit sie sich in das Brunnenfeld erstrecken, damit geeignete Anträge zur Sicherung der Wasserversorgungsanlagen gestellt werden können, vgl. Isay 1. Band 2. Aufl. § 4 Anm. 6 S. 166. 4. Untersagung im Verwaltungsstreitverfahren nachprüfbar. Das OBA hat nach pflichtgemäßem Ermessen zu entscheiden, vgl. § 191. 5. Entsprechende Bergpolizeiverordnungen — Bergverordnungen — sind in allen OBA-Bezirken erlassen; für OBA-Bezirk Dortmund B P V v. 25. 6. 1912 Z. 54 S. 173, Bonn 1. 4. 1913 Z. 54 S. 335, Clausthal-Zellerfeld 15. 12. 1951 Z. 93 S. 35, dazu Ergänz. Verordn. v. 13. 3. 1954 Z. 95 S. 246, ausgedehnt auf SchleswigHolstein - Z 94 S. 193 - Z. 95 S. 319 gilt auch für Hamburg Bek. v. 25. 2. 1952 u. Erl. v. 11. 6. 1954 Z. 94 S. 168 u. Z. 95 S. 244, gilt auch für Bremen Bek. v. 14. 2. 1952 u. Bek. 28. 4. 1954 Z. 93 S. 200 u. Z. 96 S. 18; B P V für den Verw.-Bez. Wiesbaden v. 1. 6. 1956 Z. 97 S. 254; B P V v. 31. Dezember 1954 des OBA Saarbrücken (Schürfpolizeiverordnung) Z. 97 S. 37 u. 66. 6. Über die Meldepflicht von Bohrungen, auch soweit sie nicht der Aufsicht der Bergbehörde unterliegen, und über Meldungen der Bohrergebnisse vgl. §§ 4, 5 des Ges. über die Beaufsichtigung von unterirdischen Mineralgewinnungsbetrieben u. Tiefbohrungen v. 18. 12. 1933 (GS S. 493), Ausf. Anw. d. R . W. M. v. 15. 1. 1934 (M. Bl. Wi. A. 1934 S. 23) ; ferner die Tiefbohrverordnungen des OBA Clausthal-
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 3 b Anm. 1 - 3
Zellerfeld v. 17. 7. 1953 Z. 95 S. 38, f ü r Bheinl.-Pfalz v. 1. 3. 1956 Z. 97 S. 446. Nachtr. Bekanntm. f ü r Schleswig-Holstein v. 17. Juli 1953 Z. 96 S. 139, f ü r Bremen v. 9. September 1953 Z. 95 S. 37. - Hess. Verordn. v. 23. März 1957 Z. 98 S. 28. I n N R W . VO. v. 1. April 1958 über dieBeaufs. von Tief bohrungen durch die Bergbehörde Z. 99 S. 86. Danach gelten die Bestimmungen des § 4 Abs. 1 des Mineralgewinnungsgesetzes v. 18.12.1933 im Lande Nordrhein-Westfalen auch f ü r die der bergbehördlichen Aufsicht sonst nicht unterstehenden Bohrungen, sofern sie tiefer als 100 m in den Boden eindringen. § 3b 1 Die Bergbehörden sind zur Geheimhaltung 2 der zu ihrer amtlichen Kenntnis gekommenen Tatsachen verpflichtet 3 . 1. Art. I I § 2 Ges. v. 18. 6. 1907 (GS S. 119). 2. Zur Amtsverschwiegenheit sind die Beamten ganz allgemein verpflichtet. Kab.Ord. v. 21. 11. 1835 (GS S. 237); Eskens Z. 49 S. 122; § 61 Bundesbeamtenges. v. 14. 7. 1953 (BGBl. S. 531) sowie die entsprechenden Bestimmungen der Landesbeamtengesetze. Über die Vernehmung von Bergbeamten als Zeugen oder Sachverständige §§ 376, 408 ZPO, §§ 54, 76 StPO, vorherige Genehmigung der vorgesetzten Dienstbehörde, § 62 Bundesbeamtenges. v. 14. 7. 1953 (BGBl. S. 531); an die Stelle des Dienstvorgesetzten tritt, sofern das Beamtenverhältnis beendet ist, der letzte Dienstvorgesetzte; wenn ein solcher nicht vorhanden ist, die oberste Dienstbehörde. Auskünfte an die Presse § 63 Bundesbeamtenges.; Verfolgung der Verletzung der Verschwiegenheitspflicht bei Beamten und Behördenangestellten nur mit Zustimmung der vorgesetzten Dienstbehörde des Täters. § 353 b Abs. 4 StGB. Einsicht in die Mutungsübersichtskarte vgl. § 20 Abs. 2. Einsicht in das Grubenbild vgl. § 73 Anm. 4. Öffentliche Register oder mit öffentlichem Glauben versehene Listen über die Bergwerksfelder, über deren Eigentümer oder über die vorhandenen bergrechtlichen Gewerkschaften werden von den Bergbehörden nicht geführt. Maßgebend f ü r die Eigentumsverhältnisse an einem Bergwerk sind allein die Eintragungen in das „Grundbuch f ü r Bergwerke" des örtlich zuständigen Amtsgerichts. Die Bergbehörden führen Register über die vorhandenen Bergwerke sowie Berechtsams- und Betriebsakten nur zum eigenen inneren Dienstgebrauch. Deshalb besteht auch kein Rechtsanspruch der Bergwerkseigentümer auf Einsichtnahme in die Dienstakten. Jedoch wird den Bergwerkseigentümern, deren Bevollmächtigten und den Repräsentanten Einsicht in die Akten, die ihre Berechtsame betreffen, im allgemeinen gewährt, soweit dadurch öffentliche Interessen oder Belange Dritter nicht gefährdet werden; denn die Akten enthalten oft Meinungsäußerungen und Berichte von Behörden oder sonstiges Material, das im Vertrauen auf die Geheimhaltung abgegeben worden ist. Min. Erl. v. 14. 12. 1874, Z. 16 S. 13.Vgl. auch §24 Abs. 1 GeschO, f. d. Bergämter d. Landes N R W v. 28. 6.1958 (MB1.NW. S. 1625). Über die Zulässigkeit der Einsichtnahme in Berechtsamsakten und -risse im Zulegungsverfahren vgl. § 9 Ziff. 4 ZulegungsVO v. 25. 3. 1938 (RGBl. I S. 345) - Teil I I I 19 - . 3a. Aus der Entstehungsgeschichte des § 3 b ergibt sich, daß diese Vorschrift in erster Linie f ü r Berechtsamsangelegenheiten gilt. Z. 48 S. 181 ff., Z. 49 S. 122. Da der Wortlaut der Bestimmung eine derartige Einschränkung aber nicht enthält, 5
Ebel-Weller,
Berggesetz
65
§ 3 b Anm. 3 § 4 Anm. 1 - 6
ABG
erstreckt sich die Geheimhaltungspflicht auch auf den übrigen Tätigkeitsbereich der Bergbehörde, insbesondere auf das Betriebsplanverfahren. b. Ein Rechtsanspruch auf Akteneinsicht besteht auf dem Gebiet öffentlichen Rechts grundsätzlich nicht. Die Verwaltungsbehörden entscheiden nach ihrem Ermessen, ob sie einem Betroffenen Einsicht in die Akten gewähren wollen. Die Akteneinsicht darf jedoch nicht willkürlich verweigert werden. Die Behörde muß prüfen, ob ein berechtigtes Interesse des unmittelbar Betroffenen an der Akteneinsicht besteht und, wenn es bejaht wird, ob ihm ein öffentliches Interesse entgegensteht, das die Einsicht in die Akten verbietet oder doch als untunlich erscheinen läßt. OVG Münster, Beschl. v. 18. 11. 1958, OVGE Bd. 14 S. 199. c. Auf Grund von Art. 35 GG ist die Bergbehörde anderen Behörden gegenüber zur Amtshilfe verpflichtet. Ersuchen um Übersendung von Bergamtsakten werden zweckmäßig an das Oberbergamt gerichtet, da die Bergämter angewiesen sind, vor der Abgabe von Akten dessen Zustimmung einzuholen. § 24 Abs. 2 GeschO NW. »4* (1) Au! öffentlichen Plätzen, Straßen und Eisenbahnen, auf See- und Flußdeichen sowie auf Friedhöfen ist das Schürfen verboten. (2) Auf anderen Grundstücken ist das Schürfen unstatthaft, wenn nach der Entscheidung der Bergbehörde überwiegende Gründe des öffentlichen Interesses entgegenstehen2. (S) Unter Gebäuden3 und in einem Umkreis um sie bis zu 60 m, in Gärten4 und eingefriedigten Hofräumen5 darf nicht geschürft werden, es sei denn, daß der Grundbesitzer es ausdrücklich6 gestattet oder daß das Oberbergamt das Schürfen aus überwiegenden Gründen des öffentlichen Interesses zugelassen hat 7 . 1. Art. 1 § 1 Ziff. 5 G. v. 24. 9. 1937 (GS. S. 93). 2. Über Schürffreiheit und ihre Beschränkung vgl. § 3 a Anm. 3. — Das Schürf verbot kann ausgesprochen werden durch das Bergamt (§ 189) oder durch bergp. Verordn. (§ 197) im öffentlichen Interesse gegen nachteilige Einwirkungen der Schürfarbeiten. K G 31. 5. 1894 Z. 36 S. 392; R G 17. 12. 1898 Z. 40 S. 225. Danach kann die Bergbehörde Schürfarbeiten, welche Deiche, Kanäle, Wasserversorgungsquellen gefährden könnten, verbieten. R G 17. 12. 1898 Z. 40 S. 225. Die Untersagung kann auch dann erfolgen, wenn der Grundeigentümer mit der Vornahme der Arbeiten einverstanden ist. R G 17. 12. 1898 Z. 40 S. 225. Wegen wasserrechtlicher Beschränkungen der Schürfarbeiten vgl. § 3 a Anm. 3 — . 3. Nur die eigenen Gebäude des Grundeigentümers werden durch Abs. 3 geschützt. 4. Eine Parkanlage ist kein Garten. 5. Der Hofraum muß mit dem Gebäude verbunden sein ( R B 17. 11. 1899 Z. 41 S. 251) vgl. dazu § 136 Anm. 3. 6. Die besondere Einwilligung muß ausdrücklich auf die Benutzung des Grund und Bodens zur Vornahme von Schürfarbeiten gerichtet sein. — Ob die Schürfarbeiten nach ihrer Art in die Rechte des Grundeigentümers selbst oder nur des Benutzungsberechtigten eingreifen, ist nach Zivilrecht zu entscheiden. Dement-
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 4 Anm. 7 § § 5 , 6 Anm. 1
sprechend ist das Einverständnis einzuholen. OTr. 13. 11. 1876 Z. 18 S. 407. Im allgemeinen wird die Einwilligung des Grundbesitzers genügen, bei erheblichen Eingriffen wird auch die Einwilligung des Eigentümers erforderlich sein, vgl. dazu auch § 5. 7. Anordnungen des OBA, die das Schürfen aus überwiegenden Gründen des öffentlichen Interesses untersagen oder zulassen, sind im Verwaltungsrechtsweg anfechtbar. Das OBA kann nicht nach seinem freien Ermessen entscheiden, sondern sein Ermessen ist gesetzlich gebunden. Schulte, Glückauf 1952 S. 266. „Gebundenes Ermessen" ist in Wirklichkeit auslegende RechtsanWendung. Forsthoff S. 75 Anm. 2. §5 (1) Wer zur Ausführung von Schürfarbeiten fremden Grund und Boden benutzen will, hat hierzu die Erlaubnis1 des Grundbesitzers2 nachzusuchen. (2) Mit Ausnahme der im § 4 bezeichneten Fälle muß der Grundbesitzer, er sei Eigentümer oder Nutzungsberechtigter, das Schürfen auf seinem Grund und Boden gestatten. 1. vgl. § 4 Anm. 6. — Der Grundeigentümer kann Schürfarbeiten auf seinem Grundstück nicht verbieten, die in einer solchen Tiefe vorgenommen werden, daß er an dem Verbot kein Interesse haben kann. In diesen Fällen braucht der Schürfer die Genehmigung des Grundeigentümers überhaupt nicht einzuholen, § 905 B G B . Kein Recht des Grundeigentümers auf Verweigerung der Schürferlaubnis mit der Begründung, er wolle selbst dort schürfen oder der Antragsteller könne ebenso gut an anderer Stelle schürfen. Nur das Verbot der Schikane (§ 226 B G B ) trifft auch den Schürfer selbst, vgl. Voelkel S. 70. Versagung der Genehmigung ist zulässig, wenn der Grundeigentümer schon äußerlich wahrnehmbare Vorbereitungen zum Schürfen an der gleichen Stelle getroffen hat ( R B 7. 1. 1897 Z. 38 S. 379, R B 17. 11. 1899 Z. 41 S. 251), oder wenn der Grundeigentümer das Grundstück zum eigenen Bergwerksbetrieb braucht; das Bedürfnis dazu muß aber schon vorliegen. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 173. — Der Grundbesitzer muß sich die Schürfarbeiten solange gefallen lassen, bis der Schürfer seine Absicht, die Arbeiten fortzusetzen, aufgibt oder fündig wird. Schlüter § 7 Anm. 4. Endgültige Aufgabe ist anzunehmen, wenn nicht nur die Benutzung, sondern der ganze Betrieb eingestellt ist. R G 17. 10. 1900 Z. 42 S. 222. 2. Vgl. § 4 Anm. 6.
-
§6 (1) Der Schürfer ist verpflichtet, dem Grundbesitzer für die entzogene Nutzung jährlich im voraus vollständige Entschädigung1 zu leisten und das Grundstück nach beendigter Benutzung zurückzugeben2, auch für den Fall, daß durch die Benutzung eine Wertverminderung des Grundstücks eintritt, bei der Rückgabe den Minderwert zu ersetzen. (2) Für die Erfüllung dieser letzteren Verpflichtung kann der Grundbesitzer schon bei der Abtretung des Grundstücks die Bestellung einer angemessenen Kaution 3 von dem Schürfer verlangen. 1. §§6 u. 7 enthalten die gegenseitigen Rechte und Pflichten von Grundeigentümer und Schürfer. Sie entsprechen im wesentlichen den Bestimmungen über die 5
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§ 6 Anni. 2, 3 §§ 7, 8 Anm. 1 - 4
ABG
Grundabtretung, §§ 135ff. — § 6 stimmt mit § 137 überein, es fehlt nur in § 6 der letzte Satz des § 137 Abs. 2, der in den § 7 herübergenommen ist. Eine Bestimmung entsprechend § 140 ist bei der Abtretung zu Schürfzwecken nicht aufgenommen, sie hat jedoch auch hier als selbstverständlich Geltung. Nach § 6 hat der Grundeigentümer Anspruch auf Nutzungsentschädigung, auf Rückgabe, Sicherheitsleistung und Schadensersatz wegen Wertverminderung. 2. Beendigung der Schürfarbeit vgl. § 5 Anm. 1. — 3. Die Sicherheitsleistung kann vor oder während des Schürfens verlangt werden. — Über Art der Sicherheit vgl. §§ 232ff. B G B , dazu Begr. d. Änderung des § 8 in Z. 78 S. 157. — Hinterlegungsstelle ist das Amtsgericht. Hinterlegungsordn. v. 10. 3. 1937 (RGBl. I S. 285), vgl. § 9 Anm. 2. §7 Die dem Grundeigentümer im letzten Satze des § 137 und in den §§ 138, 139 und 141 eingeräumten Rechte stehen demselben auch gegen den Schürfer zu 1 . 1. § 7 umfaßt alle Ansprüche des Grundeigentümers, soweit sie nicht schon in § 6 enthalten sind, nämlich den Anspruch auf Erwerb des Eigentums wegen Wertverminderung (§ 137 letzter Satz), den wegen längerer Dauer der Benutzung (§ 138), ferner Ansprüche aus der Teilenteignung (§ 139) und schließlich das Vorkaufsrecht des Grundeigentümers im Falle der Abtretung des Eigentums (§ 141). Vgl. Isay 1. Bd. 2. Aufl. § 7 Anm. 1 - 4 S. 179. §8* (1) Kann der Schürfer sich mit dem Grundbesitzer über die Gestattung der Schürfarbeiten nicht gütlich einigen2, so entscheidet das Oberbergamt durch einen Beschluß3 4 darüber, ob und unter welchen Bedingungen5 die Schürfarbeiten unternommen werden können. (2) Das Oberbergamt darf die Ermächtigung nur in den Fällen des § 4 versagen. (3) Dasselbe setzt beim Mangel einer Einigung unter den Beteiligten die Entschädigung und die Kaution (§ 6) fest. Gegen diese Festsetzung6 findet der Bekurs nicht statt. (4) Wegen der Kosten gilt § 147 entsprechend7.8. 1. Art. 1 § 1 Ziff. 6 Ges. v. 24. 9. 1937 (GS S. 93). 2. Voraussetzung ist der ernsthafte Versuch einer gütlichen Einigung; abw. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 180. 3. Auf Antrag des Schürfers. R B 26. 5. 1905 Z. 46 S. 401, a. M. Isay 1. Bd. 2. Aufl. § 8 S. 181, der auch dem Grundeigentümer das Antragsrecht einräumen will. 4. Die Entscheidung muß im förmlichen Beschlußverfahren erfolgen, soweit das Oberbergamt noch Kollegialbehörde ist. Dies muß auch aus dem Bescheid des Oberbergamts hervorgehen. LVG Gelsenkirchen, nicht veröffentlichtes Urteil — 3 K 114/54 in Sachen Gewerkschaft Meckel./. OBA Dortmund. Falls das OBA irrtümlich nicht durch Kollegialbeschluß entschieden hat, Nichtigkeit des Verwaltungsaktes. Wegen des Verfahrens vgl. § 191 Anm. 1. - R B 3. 6. 1894 Z. 36 S. 115; R B 7. 1. 1897 Z. 38 S. 379, R B 17. 11. 1899 Z. 41 S. 251.
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 8 Anm. 5 - 8 §§9,10
5. Schulte in „Glückauf" 1953 S. 266 weist darauf hin, daß es zweifelhaft erscheinen könne, ob unter der „Bedingung" eine verwaltungsrechtliche Auflage oder eine Bedingung des Verwaltungsrechts zu verstehen sei. Sieht man in der Ermächtigung eine unbedingte Erlaubnis, auf fremdem Grund und Boden zu schürfen, und daneben eine selbständige Anordnung des OBA über die Modalitäten des Zwangsverhältnisses der Grundstücksbenutzung, so ist diese Anordnung als verwaltungsrechtliche Auflage aufzufassen, die durch eine selbständige Verwaltungsklage angreifbar ist. Ist dagegen die Erlaubnis eine bestimmte, unabdingbare Forderung, ohne die der Verwaltungsakt der Ermächtigung nicht besteht, so liegen unselbständige Bedingungen vor, die nur mit dem Verwaltungsakt gemeinsam angegriffen werden können. Jellinek S. 261. Grundsätzlich wird letzteres anzunehmen sein, sofern sich nicht aus der Fassung des Beschlusses das Gegenteil ergibt. 6. Gegen den Beschluß des OBA auf Festsetzung der Entschädigung oder Kaution (Sicherheitsleistung) ist nur Klage vor dem ordentl. Gericht zulässig. 7. Kosten trägt der Schürfer. Es werden nur die von der Bergbehörde verauslagten Kosten festgesetzt. Form der Sicherheitsleistung vgl. § 6 Anm. 3. 8. Vollstreckung des Beschlusses vgl. § 144 Anm. 4. — §9 Durch Beschreitung des Rechtsweges wird, wenn dieselbe nur wegen der Festsetzung der Entschädigung oder der Kaution erfolgt, der Beginn der Schürfarbeiten nicht aufgehalten1, vorausgesetzt, daß die Entschädigung an den Berechtigten gezahlt oder bei verweigerter Annahme gerichtlich deponiert2, desgleichen die gerichtliche Deposition2 der Kaution geschehen ist. 1. § 9 entspricht dem § 146. E r regelt die Vollstreckung des Beschlusses, der das Benutzungsrecht des Schürfers anerkennt. — Wird der Beschluß im Verwaltungsrechtsweg angefochten, hat das Rechtsmittel nach § 80 Abs. 1 VwGO aufschiebende Wirkung. Das OBA kann aber die sofortige Vollziehung des Beschlusses gem. § 80 Abs. 2 Nr. 4 VwGO anordnen, wenn der alsbaldige Beginn der Schürfarbeiten im öffentlichen Interesse liegt oder ein überwiegendes Interesse des Schürfers besteht. Weigert sich der Grundbesitzer nach Rechtskraft des Beschlusses oder Anordnung der sofortigen Vollziehung, die Schürfarbeiten auf seinem Grundstück zu dulden, kann das OBA Verwaltungszwang anwenden (§§ 55ff. VwVGNW). 2. Hinterlegung nach der Hinterlegungsordnung vom 10. März 1937 (RGBl. I S. 285) beim Amtsgericht. Gesetz über die Wiedereinführung der Verzinsung hinterlegter Gelder f ü r Nordrhein-Westf. v. 3. 7. 1956 GV. N W . S. 183, f ü r Hessen v. 18. 10. 1956 GVB1. S. 147, f ü r Hamburg v. 3. 7.1956 GVB1. S. 138, f ü r RheinlandPfalz v. 24. 10. 1956 GVB1. S. 122, f ü r Schleswig-Holstein v. 16. 7. 1956 GVB1. S. 128 - vgl. ferner § 6 Anm. 3. §10i (1) Im Felde eines verliehenen Bergwerkes darf nur nach denjenigen Mineralien geschürft werden, auf welche der Bergwerkseigentümer2 Rechte noch nicht erworben hat. (2) Bedrohen Schürfarbeiten die Sicherheit der Baue oder den ungestörten Betrieb eines fremden Bergwerkes3, so kann der Bergwerksbesitzer verlangen, daß der Schürfer ihm vor Beginn der Schürfarbeiten eine angemessene Sicherheit für die etwa zu leistende Entschädigung bestellt. Für diese Sicherheit gelten § 8 Abs. 3 und 4 sowie § 9 entsprechend.
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§ 1 0 Anm. 1-3
§§11,12
ABG
1. Art. 1 § 1 Ziff. 7 Ges. v. 24. 9. 1937 (GS S. 93). 2. Es besteht Schürffreiheit im fremden Bergwerksfeld auf die noch nicht verliehenen Mineralien. Jedoch Anspruch des Bergwerkseigentümers auf Schadensersatz nach § 823 BGB, falls ihm rechtswidrig und schuldhaft Schaden vom Schürfer zugefügt wird, vgl. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 186. Bergrechtlicher Schutz des Bergwerkseigentümers durch sein Mutungsvorrecht nach § 55, vgl. auch Deklarations- oder Ergänzungsmutung § 22 Anm. 3. 3. Untersagung durch die Bergbehörde auf Grund der §§ 196ff. Schürfarbeiten im fremden Grubengebäude sind nur mit Genehmigung des Bergwerksbesitzers zulassig. §11 (1) Der Schürfer ist belugt, über die bei seinen Schürfarbeiten geförderten Mineralien (§ 1) zu verfügen, insofern nicht bereits Dritte Rechte auf dieselben erworben haben1. (2) Hinsichtlich der Entrichtung der Bergwerksabgaben2 kommen die für die Bergwerke maßgebenden Vorschriften in Anwendung. 1. Der Schürfer darf jedoch nur über alle verleihbaren, aber noch nicht verliehenen Mineralien verfügen, auch wenn er auf das geförderte Mineral selbst nicht geschürft hat. R G 17. 12.1898 Z. 40 S. 225. - Über die geschürften, aber schon verliehenen Minerahen darf der Schürfer überhaupt nicht verfügen; auf Verlangen hat er sie dem Berechtigten ohne Erstattung der Förderkosten herauszugeben, vgl. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 188, Boldt § 11 A n m . l , Klostermann-Thielmann S. 47; abw. Lohmann in Glückauf 1910 S. 760. — Die dem Staat vorbehaltenen, aber noch nicht verliehenen Mineralien h a t der Schürfer ohne Erstattung der Förderkosten herauszugeben, so auch Thielmann S.47, Voelkel S.72, Boldt S.26. Nach Isay S. 188 und Gottschalk § 11 Anm. 4 braucht der Schürfer diese Vorbehaltsmineralien überhaupt nicht herauszugeben. — Mitgewonnene Grundeigentümermineralien hat der Schürfer auf Verlangen des Grundeigentümers an diesen gegen Erstattung der Förderkosten herauszugeben. Boldt S. 26. Werden sie vom Grundeigentümer nicht herausverlangt, kann der Schürfer sie f ü r die Zwecke seines Betriebes verwenden. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 189. Ähnlich Westhoff Bd. 2 S. 379, Schlüter-Hense S. 48, Lohmann in Glückauf 1910 S. 760, abw. Klostermann-Thielmann S. 47, Arndt S. 20 und Isay 1. Bd. 1. Aufl. 2. Bergwerksabgaben werden nicht mehr erhoben. § 2 Ges. v. 14. 7. 1893 (GS S. 119), vgl. dazu Reuss-Grotefend-Dapprich §245 Anm. 2 und Willecke, Braunschw. Berggesetz § 11 Anm. 2. — Abs". 2 ist daher auch in der hessischen und nordrheinwestfälischen Fassung fortgefallen.
Zweiter Abschnitt Vom Muten § 12 (1) Das Gesuch um Verleihung des Bergwerkseigentums in einem gewissen Felde — die Mutung1 —muß bei dem Oberbergamte angebracht werden2. (2) Das Oberbergamt hat die Befugnis, für bestimmte Reviere die Annahme der Mutungen den Revierbeamte zu überweisen3.
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 12 Anin. 1—3
§13 (3) Dieser Auftrag muß durch das Regierungsamtsblatt und den Staatsanzeiger bekanntgemacht werden. 1. Das Wort „Muten" kommt von sinnen, verlangen, begehren her. Mutung ist der Antrag auf Verleihung des Berg Werkseigentums. Voelkel S. 72. Sie gewährt die „gesetzliche Anwartschaft" auf ein durch einen Staatsakt noch zu begründendes Recht. R G 14. 4. 1888 Z. 29 S. 404. Über die materiell-rechtlichen und prozessualen Wirkungen der Mutung vgl. im einzelnen Isay Bd. 1, 2. Aufl. Vorbem. zu § 12 S. 190. — § 12 gilt nur für die verleihbaren Minerahen, § 1. 2. An die Stelle des OBA sind die Bergämter getreten, vgl. Anm. 3. — Die Mutung ist eine empfangsbedürftige Willenserklärung i. S. des § 130 BGB. Sie ist der Behörde zugegangen, wenn sie mit dem Eingangsvermerk des Bergamts versehen ist, § 13. Dieser Vermerk ist auch f ü r die Rangordnimg mehrerer nacheinander eingelegter Mutungen maßgebend, § 25. — Örtlich zuständig ist das BA, in dessen Bezirk der F u n d p u n k t liegt, auch wenn eine Streckung des Feldes über die Grenzen des Bergamtsbezirks hinaus beabsichtigt ist, § 28 Abs. 1 GeschO f. d. Bergämter NW, vgl. auch MinErl. v. 26. 6. 1868 Z. 10 S. 261. Stellt sich nachträglich heraus, daß der F u n d p u n k t im Bezirk eines anderen Bergamts liegt, so ist die Mutung unverzüglich an das andere Bergamt abzugeben und der Muter hiervon zu benachrichtigen, § 28 Abs. 1 S. 2 GeschO. F ü r die Reihenfolge konkurrierender Mutungen ist der Eingangsvermerk des zuständigen Bergamts entscheidend. Wird das Verleihungsverfahren irrtümlich von einem unzuständigen Bergamt eingeleitet, macht das eine später vom zuständigen OBA ausgesprochene Verleihung nicht unwirksam. Isay Bd. 1, 2. Aufl. S. 195; a. M. Klostermann-Thielmann S. 50, Brassert-Gottschalk S. 62. Eine vom unzuständigen OBA erteilte Verleihung ist dagegen anfechtbar, nach Ansicht der Verf. sogar nichtig, vgl. R B v. 11. 7. 1895 Z. 37 S. 243ff. - Eine Zurücknahme der Mutung ist bis zur Ausfertigung der Verleihungsurkunde möglich, ohne daß es eines Verzichtverfahrens nach §§ 161, 162 ABG bedarf, R B v. 4. 2. 1893 Z. 34 S. 533. 3. Auf Grund dieser Befugnis haben alle preuss. Oberbergämter die Annahme von Mutungen den örtlich zuständigen Bergämtern — früher Revierbeamten — ubertragen. OBA Bonn Bek. v. 31. 8. 1865 Z. 6 S. 503, Bek. v. 5. 7. 1875 Z. 16 S. 333. OBA Dortmund Bek. v. 6. 9. 1867 Z. 9 S. 47, Bek. v. 30. 10. 1869 Z. 11 S. 38. OBA Clausthal Bek. v. 1. 8. 1874 Z. 16 S. 1, für Bremen Bek. v. 20. 8. 1949 Z. 90 S. 82 (BA Hannover). OBA Rheinland-Pfalz Bek. v. 15. 11. 1950 Z. 91 S. 264. Die Oberbergämter haben mit der Übertragung der Befugnis zur Annahme von Mutungen auf die Bergämter ihre eigene Zuständigkeit verloren. Isay 1. Bd. 2. Aufl. § 12 Anm. 2. § 18 1
(1) Die Mutung ist schriftlich in zwei gleichlautenden Exemplaren einzulegen. (2) Jedes Exemplar wird mit Tag und Stunde der Präsentation versehen, und sodann ein Exemplar dem Mater zurückgegeben. (3) Es ist statthaft, die Mutung bei der zur Annahme derselben befugten Behörde2 zu Protokoll zu erklären.
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§ 13 Anm. 1,2
ABG
§ 14 Anm. 1-5 1. Die Mutung kann auch telegraphisch eingelegt werden. Isay 1. Bd. 2. Aufl. § 13 S. 196, R B v. 20. 4. 1866 Z. 7 S. 256, abw. Klostermann-Thielmann S. 51, Schlüter-Hense S. 52. Fernmündliche Einlegung unzulässig. §28 Abs. 7 GeschO. Die eingereichte Mutung ist auch ohne Unterschrift gültig, vgl. Isay, wie vor, S. 195 u. R B v. 20. 4. 1866 Z. 7 S. 256. Rechtlich unerheblich, daß nur ein Exemplar eingereicht wird. BA fordert dann Einreichung eines zweiten Exemplars. Das zweite Exemplar erhält denselben Eingangsvermerk wie das erste Exemplar, auch wenn es später eingegangen ist. Der Eingangsvermerk darf nur innerhalb des Dienstraums des BA und während dessen Dienststunden angebracht werden. Beim Protokoll erübrigt sich Eingangsvermerk, weil schon das Protokoll ergibt, wann es aufgenommen worden ist. Über Annahme und Präsentation der Mutung Erl. d. HM v. 20. 7. 1866 Z. 7 S. 536. — Entspricht die Mutung den gesetzlichen Erfordernissen (§ 22), so gibt sie einen öffentlich-rechtlichen Anspruch auf Verleihung des Bergwerkseigentums in dem in § 27 bestimmten Felde. Dadurch wird das begehrte Feld f ü r andere Mutungen gesperrt, § 19. Voelkel S. 72, R G 1 4 . 4. 1888 Z. 29 S. 404; Ausnahme beim Findervorrecht § 24. Recht aus der Mutung dinglicher Art. R G 14. 4. 1888 Z. 29 S. 405. 2. § 12 Anm. 2. u. 3. — Zum Verfahren des Bergamts vgl. im einzelnen § 28 GeschO. Gebühr f ü r Annahme der Mutung 5 , - D M , Tarif-Nr. 18e 1 VwGebO NW. § 14 1 2
(1) Jede Mutung muß enthalten : 1. den Namen und Wohnort des Muters3, 2. die Bezeichnung des Minerals, au! welches die Verleihung des Bergwerkseigentums verlangt wird4 3. die Bezeichnung des Fundpunktes,5 4. den dem Bergwerke beizulegenden Namen 6 (2) Fehlt der Mutung die eine oder andere dieser Angaben 7 , so hat der Muter dem Mangel auf die Auftorderung der Bergbehörde8 innerhalb einer Woche abzuhelfen. Geschieht dies nicht, so ist die Mutung von Anfang an ungültig 9 , 10 . (3) Fine Mutung ist auch dann von Anfang an ungültig, wenn die für die Ausfertigung der Verleihungsurkunde zu erhebende Verwaltungsgebühr nicht binnen der vom Oberbergamt gestellten Frist gezahlt wird 1112 . 1. Art. I I I Ziff. 1 u. 3 Ges. v. 18. 6. 1907 (GS S. 119). 2. F ü r jedes Bergwerkseigentum muß eine besondere Mutung eingelegt werden. Sie kann auf mehrere verleihbare Mineralien gerichtet sein, es können aber nicht mehrere Felder mit einer Mutung verlangt werden. Muten kann nur, wer rechtsfähig ist. Wird die Mutung f ü r einen Dritten durch einen Vertreter eingelegt, so muß das BA die Vertretungsvollmacht feststellen, vgl. Isay Bd. 1, 2. Aufl. S. 199. 3. Wohnort bedeutet Wohnsitz i. S. des § 7 BGB, vgl. auch § 24 BGB. 4. Verkehrsübliche Bezeichnung ist ausreichend. Mangel in der Bezeichnung zieht nicht ohne weiteres Ungültigkeit der Mutung nach sich. R B 11.4. 1879 Z. 20 5. 262. 5. Fundpunkt ist kein mathematischer P u n k t im Gegensatz zum F u n d p u n k t in den §§ 17 u. 27. Es ist der Ort, an welchem das gemutete Mineral entdeckt wurde. 72
2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 14 Anm. 6-12 § 15 Anm. 1
Die räumliche Ausdehnung des Fundorts umfaßt in jedem Falle den querschnittlichen Umfang der Aufschlußanlage, mit welcher das gemutete Mineralvorkommen getroffen wurde. R B 2. 3. 1868 Z. 9 S. 191, vgl. § 15 Anm. 2. Mehrere Fundpunkte können auf einer Lagerstätte liegen, eine Schürfstrecke kann aber nicht mehrere Fundpunkte haben. Bei Bohrlöchern oder Schürfschächten ist die Teufe anzugeben. R B 12. 9. 1891 Z. 32 S. 538. R G 8. 5. 1901 Z. 43 S. 66, vgl. auch § 3a Anm. 5 u. 6. 6. Es besteht Namensfreiheit, jedoch sind Namen abzulehnen, die anstössig, bereits vorhanden oder auf Täuschung berechnet sind. Schlüter-Hense S. 54. 7. z. B. es fehlt die Teufenangabe bei Tiefbohrungen. Abs. 2 bezieht sich nicht nur auf Ungenauigkeiten, sondern auch auf das völlige Fehlen einer Angabe. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 201, OVG 9. 5.1910 Z. 52 S. 275; abweichend Schlüter-Hense S. 54. Auch Irrtümer können in der Frist von 1 Woche berichtigt werden. Wegen Beseitigung sonstiger Mängel vgl. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 202. 8. Bergbehörde ist das Bergamt. Förmlicher Beschluß des BA nicht vorgeschrieben und deshalb nicht erforderlich. Klostermann-Thielmann S. 57; abw. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 201, der als formalen Abschluß einen Beschluß f ü r zweckmässig und erforderlich hält. 9. Von Anfang an ungültig = nichtig, d. h. die Mutung ist rechtlich so anzusehen, als ob sie niemals eingelegt worden wäre. 10. Erklärung der Ungültigkeit durch das OBA regelmäßig ohne förmlichen Beschluß, doch zweckmäßig Beschluß bei kollegialer Verfassung des Oberbergamts. 11. Gewährung einer angemessenen Nachfrist aus triftigem Grunde möglich, vgl. Dapprich S. 21. 12. Abs. 3 eingefügt durch Art. 1 Ziffer 8 Ges. v. 24. 9. 1937 (GS S. 93) .Die Bestimmung soll verhindern, daß der Muter das begehrte Feld durch die Unterlassung der Zahlung der Gebühr auf unbestimmte Zeit gegen die Einlegung von Mutungen Dritter sperrt. Begr. z. Ges. Z. 78 S. 158. § 151 (1) Die Gültigkeit einer Mutung ist dadurch bedingt: 1. daß das in der Mutung bezeichnete Mineral an dem angegebenen Fundpunkte2 (§ 14) auf seiner natürlichen Ablagerung vor Einlegung der Mutung entdeckt3 worden ist und bei der amtlichen Untersuchung in solcher Menge und Beschaffenheit nachgewiesen wird, daß eine zur wirtschaftlichen Verwertung führende bergmännische Gewinnung des Minerals möglich erscheint;4 2. daß nicht bessere Rechte auf den Fund entgegenstehen5-6. (2) Ist die auf einen Fund eingelegte Mutung infolge Überdeckung durch das Feld einer anderen Mutung ungültig geworden, so kann der Fund, wenn er später ins Bergfreie fällt, nur von dem ersten Muter oder mit dessen Einwilligung zum Gegenstand einer neuen Mutung gemacht worden. 1. Fassung gem. Art. I I I , 2 d. Ges. v. 18. 6. 1907 (GS S. 119), Motive in Z. 48 S. 205.
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§15 Anra. 2
ABG
2. Fund ist die Entdeckung des Minerals auf seiner natürlichen Ablagerung. Natürliche Ablagerung s. R B y. 30. 4. 1869, Z. 10 S. 256. Die Ablagerung kann sich auch auf sekundärer Lagerstätte befinden, R B v. 23. 5. 1882, Z. 24 S. 498. Das Mineral darf nicht künstlich an die Lagerstätte gebracht sein, wie z. B. durch Menschenhand gewonnene und später weggeschwemmte Halden früherer Bergwerksbetriebe, R B v. 30. 4. 1869, Z. 10 S. 256. Der Fund muß vor Einlegung der Mutung gemacht sein, andernfalls ist die Mutung eine blinde, ferner muß der Fund an dem Fundpunkt amtlieh nachgewiesen werden. R B v. 10.11.1899, Z. 41 S. 249; R B y. 12.2.1910, Z.51 S.516. Eine Bohrung.muß deshalb zum Nachweise der Fündigkeit bei der amtlichen Untersuchung, sobald sie die Lagerstätte erreicht hat, sofort unterbrochen werden. Bei der amtlichen Untersuchung muß das gemutete Mineral sodann aus dem Bohrloch zutage gefördert und dem Bergamt vorgewiesen werden. R B v. 9. 3. 1904, Z. 45 S. 111; OBA Clausthal-Zellerfeld v. 11. 5. u. 14. 8. 1880, Z. 22 S. 249. Bei der Fundesbesichtigung ist die Bergbehörde Herr des Verfahrens. Aus dem Begriff „Untersuchung" geht hervor, daß das Beweisverfahren der Offizialmaxime unterliegt. Der Muter hat aber die technischen Vorkehrungen f ü r die Durchführung des Beweistermins zu treffen. LVG Aachen, Urt. v. 29. 12. 1959, Z. 101 S. 110. Es muß die Lagerstätte wirklich gefunden sein. Wird ein Kohlenflöz in der in der Mutung angegebenen Tiefe nicht gefunden, sondern erst wesentlich tiefer, so kann nicht angenommen werden, daß es sich um dasselbe Objekt handelt. OTr. v. 22. 2.1864, Z. 5 S. 348; R B v. 9. 3. 1904, Z. 45 S. 111. - Ist die Lagerstätte überbohrt, so kann der Nachweis der Fündigkeit durch die Niederbringung einer Kontrollbohrung dann zugelassen werden, wenn Umstände, die außerhalb des Willens des Muters lagen, die Prüfung des Fundes bei der amtlichen Untersuchung gehindert oder das Ergebnis der Prüfung beeinträchtigt haben. R B v. 9. 3. 1904, Z. 45 S. 111. Tatsachen, die sich nach Einlegung der Mutung ereignet haben, wie z. B. nachträgliche Entdeckung, wenn auch an dem in der Mutung angegebenen Fundpunkt, z. B. durch Kontrollbohrungen, reichen nicht aus. RG v. 9. 12. 1908, Z. 51 S. 151. Dies wäre ein neuer Fund. Der fehlende Nachweis am angegebenen Fundpunkt kann nicht durch einen besseren Aufschluß an anderer Stelle ersetzt werden. R B v. 10. 11. 1899, Z. 41 S. 249. Eine im Fundesbesichtigungstermin vorgenommene Kontrollbohrung in unmittelbarer Nähe einer eingestürzten Fundbohrung ist kein neuer Fundpunkt. — Über den Begriff des Fundpunktes vgl. LVG Aachen v. 29. 12. 1959, Z. 101 S. 110. Während er in den §§ 17 u. 27 ABG im mathematischen Sinne einen bestimmten Punkt der Erdoberfläche bezeichnet, ist unter Fundpunkt im Sinne der §§ 14 u. 15 ABG der Raum zu verstehen, innerhalb dessen das Mineral entdeckt worden ist. — Es ist möglich, daß mehrere Fundpunkte auf einer Lagerstätte liegen; eine Schürfstrecke kann aber nicht mehrere Fundpunkte haben, OTr. v. 16.2.1869, Z. 10 S. 276. Die auf einen Fundpunkt eingereichte Mutung umfaßt alle Teufen, Erl. v. 5. 1. 1875, Z. 17 S. 296. Soweit nicht das Vorrecht des § 24 in Betracht kommt, ist es f ü r das bergrechtliche Verleihungsverfahren unerheblich, ob der Fund vom Muter oder einem Dritten öffentlich, heimlich, in erlaubter oder verbotener Weise, ob er zufällig oder durch Schürfarbeit unter Nichtbeachtung gesetzlicher Bestimmungen gemacht worden ist. Für das Recht des Muters ist nur das objektive Vorliegen des Fundes von Bedeutung. Urt. OVG Lüneburg v. 28. 11. 1958 Z. 100 S. 203. R B v. 18. 1. 1871 Z. 12 S. 135, OTr. 28. 11. 1873 Z. 15 S. 127, OTr. 12. 2. 1875 Z. 16 S. 398, R B 6. 12. 1881 Z. 23 S. 267 (rechtswidriges Eindringen in einen Stollen). Arndt S. 18. Zur Verleih-
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 15 Anm. 3, 4
barkeit ist nicht erforderlich, daß der Muter die Gewinnung selbst betreiben will. R B 22. 12. 1922 Z. 64 S. 130. Der Umstand, daß z. B. Eisenerz als Farbstoff und nicht zur Herstellung von Eisen verwendet werden soll, schließt die Verleihbarkeit an sich nicht aus, R B 27. 3. 1873 Z. 15 S. 132, OBA Bonn 13. 7. 1866 Z. 7 S. 391. Nach früherem Recht war die Lagerstätte Gegenstand des Fundes und der Verleihung; jetzt ist Gegenstand des Fundes und der Verleihung das auf seiner natürlichen Ablagerung an einem bestimmten F u n d p u n k t entdeckte Mineral. R G 19. 6. 1901 Z. 42 S. 480; Motive z. ABG Z. 6 S. 98, 108; Wachler in Z. 15 S. 298ff. 3. Entdeckung ist die „Wahrnehmung von Tatsachen, die objektiv, d. h. nach allgemeiner E r f a h r u n g " eine sichere Schlußfolgerung auf das Vorhandensein des Minerals gestattet. R G 9. 12. 1908 Z. 51 S. 151. Der Nachweis des Minerals auf seiner natürlichen Ablagerung ist nicht als geführt anzusehen, wenn bloße Spuren des Minerals am Fundpunkte nachgewiesen sind. RG 9. 12. 1908 Z. 51 S. 151, RGZ. 70 S. 254. 4. Es muß die „absolute Bauwürdigkeit" nachgewiesen werden. Diese liegt vor, wenn bei der amtlichen Untersuchung des Minerals „nach der Art des Fundes von dem bergmännischen Abbau die Förderung einer solchen Menge zu erwarten ist, daß sie vernünftigerweise noch als Gegenstand der wirtschaftlichen Verwertung und Verwendung f ü r die Allgemeinheit in Betracht gezogen werden k a n n " . Auf die Teufe des Fundes kommt es nicht an. Die Entscheidung über die Frage nach der absoluten Bauwürdigkeit kann nach dem jeweiligen Stand der Technik und der Arbeitsbedingungen verschieden ausfallen. RG 8. 5.1901 Z. 43 S. 66, RG 23. 5.1882 Z. 24 S. 497, OVG 26. 10. 1911 Z. 53 S. 392, OVG 3. 12. 1925 Z. 67 S. 93. - Braunkohlenflöze unter 1 m Mächtigkeit sind nicht absolut bauwürdig und nicht verleihbar. Die Überdeckung und der Asche- und Wassergehalt spielen bei den Erwägungen gleichfalls eine bedeutende Rolle. Man darf annehmen, daß Braunkohlen mit einem Aschegehalt über 15—20% kaum Verwendung finden können. Der Kaloriengehalt der Rohbraunkohle sollte nicht wesentlich unter 1600 — 1700 Kalorien absinken. Eisenerz ist nur verleihbar, wenn sein Gehalt an Fe nicht wesentlich unter 20 Prozent liegt. Maßgebend ist grundsätzlich die Beschaffenheit des Fundes. LVG Minden 25. 9. 1951 in Z. 93 S. 145. - Absolute Bauwürdigkeit ein „unbestimmter Rechtsbegriff". - Vgl. OVG Lüneburg v. 7. 9. 62 — I I I OVG A 22/60 —. Der Gegensatz zur „absoluten Bauwürdigkeit" ist die „relative oder ökonomische Bauwürdigkeit". Diese „relative" oder „ökonomische Bauwürdigkeit" ist mit der Rentabilität des Abbaues gleichbedeutend. Sie ist nicht die Voraussetzung f ü r die Verleihbarkeit, weil der Gesetzgeber die Bergbehörde mit der Prüfung der Frage, ob nach den örtlichen Verhältnissen der Abbau lohnend erscheint, nicht belasten wollte, vgl. Müller-Erzbach S. 153, Voelkel S. 79/80, OVG 3. 12. 1925 Z. 67 S. 93 und neuerdings Boldt in Z. 102 S. 296ff., der den Begriff „wirtschaftliche Verwertung" auf die Möglichkeit der Verwendung und Verwertung des Minerals im Wirtschaftsprozeß nach allgemeinen volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten abstellt. — Die Grenze zwischen „absoluter" und „relativer" oder „ökonomischer" Bauwürdigkeit ist nicht scharf getrennt. I n dem Begriff „wirtschaftliche Verwert u n g " liegt auch ein gewisses wirtschaftliches Moment, das berücksichtigt werden muß. Bei einer Grenzziehung sprechen alle Umstände, die ihrer N a t u r nach veränderlich sind, nicht gegen die „absolute Bauwürdigkeit". Nur wenn es objektiv unmöglich ist, an der Fundstelle das Mineral zu gewinnen, kann eine „absolute
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§15 Anm. 4
ABG
Bauwürdigkeit" nicht anerkannt werden. Isay Bd. 1, 2. Aufl. S. 208. — Zwecks Feststellung der absoluten Bauwürdigkeit kann das OBA die Fundprobe auf Kosten des Muters chemisch analysieren lassen. Kontrollbohrungen können regelmäßig nur zum Nachweis herangezogen werden, wenn die Nachprüfung des Fundes am Fundpunkt selbst nicht mehr möglich ist. R B 15. 12. 1892 Z. 34 S. 269, R B 9. 3. 1904 Z. 45 S. 111; RG 9. 12. 1908 Z. 51 S. 151. Das OBA kann jedoch auch in anderen Fällen, wenn ihm das Ergebnis der Fundesbesichtigung nicht ausreicht, eine Kontrollbohrung fordern. R B 11. 10. 1873 Z. 15 S. 133. Die Kontrollbohrung kann in einer Vertiefung, Erweiterung oder in einer Nachbohrung bestehen. — Die Angabe, daß das Bohrloch nur eine lokal vertaubte Stelle angetroffen hat, kann die Beurteilung der Verleihbarkeit nicht wesentlich beeinflussen. Grundsätzlich muß davon ausgegangen werden, daß die absolute Bauwürdigkeit des Minerals nachgewiesen werden muß. R B 2. 3. 1881 Z. 22 8. 249, LVG Minden 25. 9. 1951 Z. 93 S. 145. Ein Abweichen von diesem Grundsatz ist nur zulässig, wenn überzeugend nachgewiesen wird, daß wirklich nur eine lokal vertaubte Stelle von geringem Umfange angetroffen worden ist. Völkel S.74, LVG Minden 25. 9. 1951 Z. 93 S. 145. Daß in einem benachbarten, verliehenen Felde verleihungsfahiges Mineral angetroffen worden ist, reicht zum Nachweis der Fündigkeit nicht aus. R B 2. 3. 1881 Z. 22 S. 249. Ebenso kann die Möglichkeit, daß das in der Fundstelle nachgewiesene Mineral nach seiner Beschaffenheit zwar nicht für einen selbständigen Betrieb bauwürdig ist, wohl aber im Anschluß an die Ausbeutung eines anderen Betriebes verwertbar ist, das Mineral nicht verleihungsfähig machen. Denn Umstände, die außerhalb der Beschaffenheit des Minerals nur in der Person des Muters als Eigentümer eines bauwürdigen anderen Mineralvorkommens liegen, können zur Beurteilung der Verleihungsfähigkeit nicht herangezogen werden. R B 10. 12. 1904 Z. 46 S. 123, LVG Minden 25. 9. 1951 Z. 93 S. 145, 147. - „Möglich" ist gleichbedeutend mit „nicht unmöglich". LVG Aachen Urt. v. 29. 12. 1959, Z. 101 S. 110 (117). Der Nachweis der absoluten Bauwürdigkeit ist in einem vom Bergamt anzuberaumenden Fundesbesichtigungstermin zu führen. Das Ergebnis der vom BA vorgenommenen Fundesbesichtigung unterliegt der freien Beweiswürdigung durch das OBA. R B 9. 6. 1908 Z. 50 S. 130. Wesentlich ist, daß der Aufschluß dieArt der Lagerstätte erkennen läßt. Bei Bohrlöchern oder Schächten ist die Schicht festzustellen. OVG 14. 3. 1912 E. 61, 367. Grundsätzlich ist der Augenschein Beweismittel. R B 9. 3. 1904 Z. 45 S. 111, es muß, wie schon erwähnt, das gemutete Mineral in Gegenwart des Vertreters des Bergamtes in dem Fundesbesichtigungstermin aus dem Bohrloch gefördert und vorgezeigt werden. OBA Clausthal 11.5. und 14. 8. 1880 Z. 22 S. 249. Das OBA kann hilfsweise zur Unterstützung, oder wenn der Augenschein unmöglich ist, auch andere Beweismittel heranziehen, z. B. Zeugen zur Ergänzung des Augenscheins. RG 10. 7. 1907 Z. 48 S. 537. Es bleibt dem pflichtgemäßen Ermessen der Bergbehörde überlassen, ob und in welchen Fällen von dem Beweis durch Augenschein abgesehen werden kann. Erl. d. nieders. Min. f. W. u . V . Z. 96 S.461. Dies kann jedoch nicht geschehen, um Beweis der Fündigkeit durch Augenschein zu ersetzen, solange Augenschein möglich ist. R B 24. 10. 1872 Z. 13 S. 559, R B 9. 9. 1899 Z. 41 S. 119. Wenn Beweis durch Augenschein nicht möglich, aber für den Nachweis der Fündigkeit andere Beweismittel z. B. Zeugenbeweis und auch solche Beweismittel angeboten werden, die sich aus der Anwendung moderner Bohrmethoden ergeben, so muß die Bergbehörde auf diese Beweismittel eingehen. Sie darf die Mutung nicht ohne Erhebung dieser Beweismittel als von Anfang an 76
2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentuma
§ 15 Anm. 5, 6
§§ 16, 17 Anm. 1 ungültig zurückweisen. U r t . OVG Lüneburg 28. 11. 1958 Z. 100 S. 2 0 2 . - Eidliche Vernehmung von Zeugen durch das Gericht vgl. Wittus D J Z 1911 S. 810. Heranziehung von Bohrtabellen und Bohrkernen, wenn die Feststellung durch Augenschein unmöglich ist. R B 9. 6. 1908 Z. 50 S. 130, R B 9. 3. 1904 Z. 45 S. 111. Ferner Kontrollbohrungen, Gutachten (Analysen) zum Nachweis der absoluten Bauwürdigkeit. R B 25. 1. 1881 Z. 22 S. 535. Eine größere Zeitspanne zwischen der Entdeckung des Minerals und der Einlegung der Mutung kann f ü r die Gültigkeit der Mutung von Bedeutung sein, wenn die Zuverlässigkeit der Beweismittel durch den langen Zeitablauf in Frage gestellt sein kann. Urt. OVG Lüneburg v. 28. 11. 1958 Z. 100 S. 202. Eine Mutung kann auch auf einen Bohrfund eingelegt werden, nachdem das Bohrloch verfüllt ist. Urt. OVG Lüneburg 28. 11. 1958 Z. 100 S. 202. Können die bergbaufreien Mineralien nicht verliehen werden, weil die absolute Bauwürdigkeit fehlt, dann gehören sie als Bodenbestandteile dem Grundeigentümer, Klostermann-Thielmann S. 13. 5. Gegen den die Voraussetzungen des § 15 Abs. 1 verneinenden Beschluß des OBA ist Klage im Verwaltungsstreitverfahren zulässig. Vgl. § 191 Anm. 1. — Die Beurteilung des Fundes und der absoluten Bauwürdigkeit ist an die in § 15 Abs. 1 Ziffer 1 gestellten Voraussetzungen gebunden. Schulte in Glückauf 1953 S. 207. 6. Als selbstverständliches Erfordernis — und deshalb in § 15 nicht besonders genannt - muß die Feldesfreiheit vorhanden sein. OTr. 25. 2. 1870, 29. 6. 1870 Z. 11 S. 290, 334. Es darf der F u n d p u n k t deshalb nicht in einem auf das gleiche Mineral verliehene Bergwerksfeld, ferner nicht in einem Mutungsfelde einer alteren oder noch bevorrechtigten gültigen Mutung auf das gleiche Mineral liegen (§§ 24, 55) und schließlich nicht Vorbehaltsrechte des Staates verletzen. R B 15. 2. 1866 Z. 7 S. 391, Bescheid d. R W M v. 14. 3. 1944 in Z. 8 4 - 8 6 S. 258. Der F u n d darf auch nicht in einem dem Muter selbst gehörigen Felde liegen. R B 4. 3. 1904, Z. 45 S. 235, Noothaas-Miesbach S. 41. § 161'2 J. Aufgehoben durch Art. I I I Nr. 3 Ges. v. 18. 6. 1907 (GS S. 119). 2. Ein „verlassenes Bergwerk" im Sinne des aufgehobenen § 16 hegt so lange nicht vor, als das Bergwerkseigentum noch besteht, auch wenn ein Betrieb in dem Felde nicht umgeht. Besch, d. RWM v. 9. 2. 1944. Z 8 4 - 8 6 S. 256. §17i (1) Der Muter hat die Lage und Größe des begehrten Feldes (§ 27), letztere nach Quadratmetern anzugeben und einen von einem konzessionierten Markscheider oder Feldmesser angefertigten Situationsriß2 in zwei Exemplaren3 einzureichen, auf welchem der Fundpunkt, die Feldesgrenzen, die zur Orientierung erforderlichen Tages gegenstände und der Meridian angegeben sein müssen 4 . (2) Der bei Anfertigung dieses Situationsrisses anzuwendende Maßstab5 wird durch das Oberbergamt festgesetzt und durch die Regierungsamtsblätter bekanntgemacht. 1. Fassung gem. Art. I I I Nr. 4 Ges. v. 18. 6. 1907 (GS. S. 119) - § 17 enthält die formellen Erfordernisse der Feldesstreckung, die inhaltlichen bestimmt § 27.
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§17 Anm. 2-5 § 18 Anm. 1
ABG
2. Der Situationsriß (Lageriß) muß von einem konzessionierten Markscheider oder einem öffentlichen bestellten Vermessungsingenieur (Berufsordnung v. 20. 1. 1938, RGBl. I S. 40) angefertigt werden; Beglaubigung durch diesen nicht ausreichend. Z. 6 S. 583. Die Verantwortung f ü r die Richtigkeit und Vollständigkeit trägt im Verleihungsverfahren der Muter. RB. v. 2.2.1907, Z. 48 S. 413. F ü r e. eigene Mutung kann der Marksch. od. Verm.Ing. den Riß selbst anfertigen. Erl. v. 15. 11. 1872 Z. 13 S. 560. 3. Verwendung der beiden Rißausfertigungen siehe § 33. 4. Einzelheiten über Beschaffenheit und Einreichung des Situationsrisses siehe Mot. Z. 6 S. 581 ff. Vgl. ferner §§ 21 ff. u. 30ff. der Markscheiderordnung v. 23. 3.1923, Z. 65 S. 184ff.; Erl. d. R W M v. 4. 2. 1939, Z. 77 S. 22; Erl. d. Min. f. W. u. V. NW. v. 28. 8. 1959, SMB1. N W . 750. — Der Situationsriß soll ermöglichen, durch bloße Einsichtnahme über die Lage des Fundpunktes, seine Feldesfreiheit und seine Beziehungen zu den Feldesgrenzen mit Sicherheit urteilen zu können. R B . v. 11. 2. 1895 Z. 36 S. 408. E r muß deshalb auch die Markscheiden benachbarter Bergwerksfelder enthalten. OBA Bonn, Z. 6 S. 582. Die örtliche Lage des Fundpunktes muß so dargestellt werden, daß kein Zweifel über die Identität des Fundes entstehen kann. OLG H a m m 23.10. 1897 Z. 39 S. 99. I m Gegensatz zum Grubenbild (§ 72) gibt der Situationsriß nur ein Bild von der Erdoberfläche. Der F u n d p u n k t ist hier ebenso wie bei § 27 ein mathematischer P u n k t , anders als bei den §§ 14, 15. Bei Tiefbohrungen sind oft erhebliche grundrißliche Abweichungen zwischen Ansatzpunkt und F u n d p u n k t vorhanden, was bisher in der Praxis meistens bei der Feststellung der Lage des Fundpunktes nicht berücksichtigt wurde. Auf Grund der heute zu Gebote stehenden verfeinerten Meßmethoden kann jedoch verlangt werden, daß der wirkliche F u n d p u n k t auf die Oberfläche projiziert und in den Riß eingetragen wird. Es ist zulässig, f ü r mehrere Felder einen gemeinschaftlichen Situationsriß einzureichen. Z. 7, 260; 10, 277, 287; 13, 132; 25, 392. I m Hinblick auf § 33 müssen aber f ü r jedes Feld zwei Exemplare vorhanden sein. Mängel der Feldesstreckung vgl. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 229ff. 5. Der Maßstab ist regelmäßig auf 1 : 10000 festgesetzt worden. Nur f ü r die Kreise Siegen, Olpe, Altenkirchen und Neuwied beträgt er 1 : 2000. Z. 6 S. 504. Vgl. auch Z. 9,42,44,151, 294, 298; 16, 3, 333; 32, 467; 72, 601; 79, 218 (Hamburg); 90, 82 (Bremen). § 181 (1) Die Angabe der Lage und Größe des Feldes sowie die Einreichung des Situationsrisses (§ 17) müssen binnen sechs Monaten nach Präsentation bei der zur Annahme der letzteren befugten Bergbehörde2 erfolgen. (2) Geschieht dies nicht, so ist die Mutung von Anfang an ungültig. (3) Unterläßt der Muter die Einreichung eines zweiten Exemplars des Situationsrisses, so kann die Bergbehörde dasselbe auf Kosten des Muters anfertigen lassen. (4) Mängeln des Situationsrisses, die nicht vom Oberbergamte beseitigt werden (§ 33), hat der Muter auf die Aufforderung der Bergbehörde binnen sechs Wochen abzuhelfen. Auf Antrag des Muters kann die Frist angemessen verlängert werden. Werden die Fristen versäumt, so ist die Mutung von Anfang an ungültig3. 1. Art. I I I Nr. 5 und 6 Ges. v. 18. 6. 1907 (GS. S. 119). Bei Steinkohlenzwischenfeldern beachte Art. X I d. Ges. v. 18. 6. 1907, wonach die früheren Verleihungs78
2. Titel: Von der Erwerbung des Berg Werkseigentums
§ 18 Anm. 2, 3
§ 19 Anm. 1, 2 Vorschriften Anwendung finden. Die Frist f ü r die Einreichimg des Situationsrisses beträgt hier nur 6 Wochen! 2. Vgl. § 12 Anm. 2 — Die Frist beginnt mit dem Augenblick der Präsentation. Der Tag der Präsentation ist also der erste Tag der Laufzeit, sie beginnt nicht erst mit dem Anfang des darauffolgenden Tages. Der letzte Tag dieser Frist ist der Tag des Monats, der seiner Zahl nach dem Tage der Präsentation der Mutung entspricht. RB. 26. 5.1931 Z. 72 S. 631, vgl. dazu § 242 ABG u. §§ 187ff. BGB. Die Frist kann nicht verlängert werden; sie ist eine Ausschlußfrist. R B . 4. 4. 1870 Z. 11 S. 354. Eine Verlängerung ist auch nicht zulässig, wenn die Mutung wegen eines anderen Mangels zurückgewiesen wird und der Muter Klage erhebt. RB. 22. 2. 1873 Z. 14 S. 260, Boldt § 18 Anm. 2 — Während der dem Muter zur Mutung in Abs. 1 gesetzten Frist beherrscht der Muter, da er sein Feld vom F u n d p u n k t aus nach jeder beliebigen Richtung strecken kann, einen „Schlagkreis", dessen Mittelpunkt der F u n d p u n k t ist und dessen Halbmesser (gemäß § 27 Abs. 2) 2000 m bzw. 500 m beträgt. Boldt § 18 Anm. 3. Macht ein anderer innerhalb des Schlagkreises vor Ablauf der Feldesstreckungsfrist einen Fund, so kann der erste Muter sein Feld so strecken, daß der F u n d des anderen überdeckt und die darauf eingelegte Mutung von Anfang an ungültig wird. Yoelkel S. 87. 3. Der Riß ist bei dem BA einzureichen. Zuständig f ü r die Entscheidung über die Gültigkeit einer Mutung ist dagegen das OBA, denn dieses ist Herr des Verleihungsverfahrens. Nach älterer Auffassung genügte bei Ungültigkeit der Mutung die Streichung im Mutungsregister, vgl. Klostermann-Thielmann S. 71; Schlüter-Hense S. 66; Z. 50 S. 414. Nach heutiger Rechtsauffassung muß dem Muter ein schriftlicher Bescheid erteilt werden, der im Verwaltungsrechtsweg nachgeprüft werden kann. So auch Isay 1. Bd. 2. Aufl. § 18 Anm. 5. §19^ (1) Die Lage und Größe des begehrten Feldes können nur innerhalb der auf dem Sitoationsrisse (§ 17) angegeben Grenzen abgeändert werden2. (2) Gegen Mutungen Dritter ist das gesetzlich begehrte, auf dem Situationsrisse angegebene Feld einer Mutung für die Dauer ihrer Gültigkeit geschlossen 3 . (3) Diese Wirkung tritt mit dem Zeitpunkte der Präsentation der Mutung ein und wird auf diesen Zeitpunkt auch dann zuriickbezogen, wenn der Situationsriß erst später innerhalb der im § 18 vorgeschriebenen Frist eingereicht worden ist3. 1. Fassung gem. Art. I I I Nr. 5, 6 Ges. v. 18. 6. 1907 (GS. S. 119). Begr. Z. 48 S. 198. — Nach § 19 h a t die Feldesstreckung eine doppelte Wirkung: 1. Begrenzung des Feldes nach oben (Abs. 1), 2. Schließung des Feldes gegen neue Mutungen (Abs. 2 u. 3). 2. Mit der Einreichung des Situationsrisses verliert der Muter die Möglichkeit, das Feld innerhalb des Schlagkreises (§ 18 Anm. 2) nach Belieben zu strecken. E r kann Lage und Größe des Feldes nur noch innerhalb der auf dem Situationsriß angegebenen Grenzen ändern, d. h. das Feld kann n u r noch verkleinert werden. Dabei handelt es sich rechtlich um den Verzicht auf einen Teil der Mutung. RB. v. 4. 3. 1904 Z. 45 S. 235. Der Teilverzicht ist dem Bergamt gegenüber zu erklären. Dieses gibt dem Muter die beiden Exemplare des Situationsrisses zur Eintragung der geänderten Feldesgrenzen zurück. Der Muter h a t darauf zu achten, daß auch bei der 79
§ 19 Anm. 3 § 19 a Anm.
ABG 1, 2
Änderung der Peldesgrenzen die Erfordernisse des § 27 Abs. 2 gewahrt bleiben ( F u n d p u n k t a b s t a n d ) , d a sonst keine Verleihung erfolgen k a n n . Das Gesetz sagt nichts darüber, wie lange eine Änderung der Lage u n d Größe des begehrten Feldes im R a h m e n des § 19 Abs. 1 möglich ist. Mangels anderweitiger Bestimmungen ist davon auszugehen, daß § 19 Abs. 1 die in § 18 festgesetzten Fristen nicht b e r ü h r t . Demnach k a n n auch die Änderung der Feldesgrenzen n a c h § 19 Abs. 1 n u r innerhalb v o n 6 Monaten seit der P r ä s e n t a t i o n der M u t u n g vorgenommen werden. N a c h Ablauf dieser Frist ist eine neue M u t u n g erforderlich. Will der Muter die Lage u n d Größe des begehrten Feldes über die im Situationsriß angegebenen Grenzen hinaus abändern, so k a n n er nicht etwa die Feldesstreckung zurücknehmen u n d eine neue m i t geändertem Feld einreichen, sondern er m u ß auf alle Fälle u n t e r Verzicht auf die bisherige eine neue M u t u n g einlegen. R G 19. 6. 1895 Z. 37 S. 107; R B . v. 2. 2. 1907 Z. 48 S. 413. Gem. § 19a k a n n er diese innerhalb v o n 6 Monaten nach P r ä s e n t a t i o n der ersten Mutung auf den ursprünglichen F u n d stützen, n a c h Ablauf der Frist m u ß er einen neuen F u n d nachweisen. 3. W e n n ein Muter gem. § 17 durch die Einreichung des Situationsrisses das begehrte Feld gestreckt, d. h. seine Lage u n d Größe angegeben h a t , so genießt er f ü r dieses Feld den Schutz des § 19 Abs. 2 u. 3. Das begehrte Feld ist d a m i t f ü r die Dauer der Gültigkeit der M u t u n g gegen Mutungen D r i t t e r — u n d des Muters selbst — geschlossen. Diese W i r k u n g t r i t t schon mit dem Zeitpunkt der P r ä s e n t a t i o n der Mutung ein. Sie wird d a n n auch auf diesen Zeitpunkt zurückbezogen, wenn der Situationsriß erst später innerhalb der in § 18 vorgeschriebenen Ausschlußfrist von 6 Monaten eingereicht worden ist. Der Schutz des Muters n a c h § 19 Abs. 2 u. 3 bezieht sich n u r auf die m i t der M u t u n g begehrten, nicht auf andere Mineralien. R B . 4. 9. 1869 Z. 11 S. 354; R B . 2. 2. 1883 Z. 24 S. 517. E i n Mutungsvorrecht nach § 55 ABG h a t der Muter nicht. Isay, 1. B d . 2. Aufl. S. 235. § 19a 1 (1) Wird nach oder unter Verzichtleistung auf eine Mutung 2 auf den dieser zugrunde liegenden Fund oder auf einen anderen in demselben Bohrloch oder Schürfschacht aufgeschlossenen Fund desselben Minerals eine neue Mutung eingelegt, so beginnt für letztere der Lauf der im § 18 Abs. 1 bestimmten Frist mit der Präsentation der zuerst eingelegten Mutung 3 . Nach Ablauf von sechs Monaten nach der Präsentation der zuerst eingelegten Mutung kann eine neue Mutung auf denselben Fund oder auf einen in demselben Bohrloch oder Schürfschacht aufgeschlossenen Fund desselben Minerals nicht mehr eingelegt werden 4 . (2) Wird eine Mutung infolge Nichteinhaltung der im § 18 Abs. 1 und 4 bestimmten Fristen von Anfang an ungültig, so kann eine neue Mutung auf denselben Fund oder auf einen in demselben Bohrloch oder Schürfschacht aufgeschlossenen Fund desselben Minerals ebenfalls nicht mehr eingelegt werden 4 . 1. Fassung gem. Art. I I I N r . 7 Ges. v. 18. 6. 1907 (GS. S. 119). 2. § 19 a betrifft n u r den Verzicht auf die ganze M u t u n g . A.M. I s a y 1. Bd. 2. Aufl. S. 239 u. 241, dessen A u s f ü h r u n g e n sich jedoch widersprechen. Wegen Teilverzichts vgl. § 19 A n m . 2. Der Verzicht ist d e m Bergamt gegenüber zu erklären, u n d zwar schriftlich oder zu Protokoll. Der Verzicht k a n n auch entgeltlich sein. K G v. 28. 4. 1938 Z. 79 S. 579.
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 1 9 a Anm. 3, 4 §§20-22
3. § 19 a Abs. 1 S. 1 bewirkt, daß die durch die Einreichung des Situationsrisses in Gang gesetzte Sechsmonatsfrist bei Verzicht auf die Mutung auch f ü r jede später auf denselben F u n d p u n k t neu eingelegte Mutung bestehen bleibt. Das gilt unabhängig von der Person des Muters. 4. § 19 a Abs. 1 S. 2 u. Abs. 2 gilt nicht f ü r andere als in der ersten Mutung begehrte Minerahen. Bohrloch i. S. v. § 19 a ist nur eine Tiefbohrung, keine Horizontalbohrung. Mot. Z. 48 S. 209. Über die Zurückweisung einer nach § 19a Abs. 1 S. 2 oder Abs. 2 eingelegten Mutung entscheidet das OBA durch Beschluß, § 31. §20 (1) Das Feld einer jeden Mutung wird gleich nach Einreichung des Situationsrisses (§ 17) von der Bergbehörde auf die Mutungsttbersichtskarte1 aulgetragen. (2) Die Einsicht 2 dieser Karte ist einem jeden gestattet. 1. Die Mutungsübersichtskarte bezweckt, festzustellen, ob und inwieweit ein Gebiet mit Mutungs- oder verliehenen Feldern bestrickt ist und wie die Felder zueinander liegen. Mot. Z. 6 S. 101. Sie besitzt keinen öffentlichen Glauben, R B . 17. 2. 1870 Z. 11 S. 353; RB. 2. 11. 1893 Z. 35 S. 129. 2. Die K a r t e kann beim BA oder beim OBA, welches eine Zweitausfertigung aufbewahrt, von jedem eingesehen werden. Herstellung von Abdrucken der Mutungsubersichtskarte zum Gebrauch f ü r andere Dienststellen oder sonstige Interessenten unzulässig. Erl. 16. 11. 1937 Z. 78 S. 605. Vgl. auch § 3 b Anm. 2 - Wegen der Gebühren vgl. Geb.Ordn. über Leistungsvergütungen in der Preuß. Bergverwaltung v. 9. 12. 1937 i. d. Fass. v. 3. 5. 1938 Wi. F.Min. Bl. 1937 S. 281 u. 1938 S. 98. Tarif-Nr. 18 m VwGebO NW. §21 Versuchsarbeiten, welche der Muter etwa noch vor der Verleihung1 ausführt, unterliegen denselben Vorschriften, wie die Arbeiten des Schürfers (§§ 3—11). 1. Der Muter h a t oft das Interesse, noch vor der Verleihung weitere Aufschlüsse zu erhalten, u m unter Umständen die Feldesstreckung nach deren Ergebnissen vorzunehmen. F ü r diese Arbeiten gelten dieselben Grundsätze wie f ü r Schürfarbeiten. Vgl. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 243.
Dritter Abschnitt Vom Verleihen § 22 Die den gesetzlichen Erfordernissen entsprechende Mutung1 begründet einen Anspruch2 auf Verleihung des Bergwerkseigentums in dem im § 27 bestimmten Felde 3 . 1. Zu den gesetzlichen Erfordernissen der Mutung gehören F u n d (§ 15), Mutung ( § § 1 2 - 1 4 ) , Feldesstreckung (§§17, 27) und Bergfreiheit des Fundpunktes (§15 Ziff. 2) sowie des beanspruchten Feldes. Vgl. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 244. 2. Der Rechtsanspruch des Muters beruht auf der allgemeinen Bergbaufreiheit. Mot. zu § 22, Z. 6 S. 103. Er ist öffentlich-rechtlicher Art. OTr. v. 4. 6. 1875 Z. 16 6
Ebel-Wellcr,
Berggesetz
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§22 Anm. 3
ABG
S. 509; RG v. 30. 5. 1927 Z. 69 S. 246; OVG Lüneburg, U. v. 28. 11. 1958 Z. 100 S. 202. Abw. RG 8. 2. 1910 Z. 52 S. 122. Der Anspruch auf Verleihung kann gegen den Staat im Verwaltungsrechtsweg durchgesetzt werden, nicht vor den ordentl. Gerichten, vgl. § 23. Er ist frei veräußerlich und vererblich, RG 8. 2. 1910 Z. 52 S. 122. Für die Veräußerung ist eine Form nicht vorgeschrieben. Sie wird jedoch der Bergbehörde gegenüber erst wirksam, wenn sie ihr angezeigt und durch eine öffentlich beglaubigte Urkunde nachgewiesen ist. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 245. Gesichtspunkte, die erst einen späteren Betrieb in dem begehrten Bergwerksfeld betreffen, sind ohne Einfluß auf die Entstehung des Anspruchs auf Verleihung nach § 22. Insbesondere kann eine Mutung nicht aus polizeilichen Gründen zurückgewiesen werden. R B 1. 6. 1871 Z. 13 S. 88; R B 20. 2. 1873 Z. 15 S. 137. 8. Der Rechtsanspruch des Muters besteht nur insoweit, als das begehrte Feld den in § 27 genannten Voraussetzungen entspricht. Über Abweichungen siehe § 27 Abs. 5. Als Besonderheit ist die sog. Deklarations- oder Ergänzungsmutung zu erwähnen, die das Ziel hat, verliehenes Bergwerkseigentum auf ein anderes noch nicht verliehenes Mineral, das in dem gleichen Felde vorkommt, auszudehnen. Es handelt sich nicht um den Erwerb eines neuen Bergwerkseigentums neben dem bereits bestehenden. Vielmehr ist unter Deklaration die Ausdehnung des verliehenen Bergwerkseigentums auf ein anderes in demselben Felde vorhandenes Mineral, auf das sich die erste Verleihung nicht bezogen hat, zu verstehen. Es gilt für sie das gleiche wie für die Verleihung. Insbesondere muß die Deklarationsurkunde denselben Erfordernissen entsprechen wie die Verleihungsurkunde. Güthe-Triebel 1929 Bd. 2 S. 1576. Die Einreichung eines neuen Situationsrisses ist nicht erforderlich, wohl aber die Angabe des neuen Fundpunktes. Auch bei der Deklarations- oder Ergänzungsmutung muß § 27 über die Größe eines Normalfeldes berücksichtigt werden. Deshalb kommt eine solche Mutung für ein konsolidiertes Gesamtfeld, das regelmäßig größer sein wird als ein Normalfeld, nicht in Betracht, wohl aber für das einzelne konsolidierte Feld, das insoweit nicht als untergegangen anzusehen ist. Will man das Gesamtfeld deklarieren, kann man dies nur durch Deklaration für jedes einzelne Feld und ebensoviele Mutungen mit einer entsprechenden Anzahl von Fundpunkten erreichen. Die Deklarations- oder Ergänzungsmutung erstreckt sich über die Fälle des § 55 hinaus auf alle Mutungen, in denen der Muter in den Grenzen seines Feldes Mutung auf Mineralien einlegt, die in der Verleihungsurkunde noch nicht genannt sind. Wird ein Feld von einem anderen überdeckt, so kommt zwar § 55 in Betracht, wenn das verliehene und begehrte Mineral gemeinsam gewonnen werden muß. Doch verlangt die Deklarationsmutung nicht die Notwendigkeit eines gemeinsamen Abbaues. Dabei ist es unwesentlich, ob sie mit den bereits verliehenen Mineralien gemeinsam gewonnen werden müssen oder nicht. — Die Deklarationsoder Ergänzungsmutung ist neben der Verleihung, Konsolidation und realen Feldesteilung eine besondere Art des Erwerbes des Bergwerkseigentums. Güthe-Triebel Bd. 2 S. 1634. — Deklarationsverleihungen sind nach Inkrafttreten des ABG nur noch vom OBA in Bonn ausgesprochen worden. Diese Besonderheit geht auf die — zwar nicht in den Bergordnungen und im ALR — jedoch in der früheren Praxis und Lehrmeinung vertretene Auffassung zurück, daß jede Verleihung den Möglichkeiten nach alle dem Regal unterworfenen Mineralien umfaßt und im besonderen Falle auf die wirklich gefundenen Mineralien nicht beschränkt ist. Es wurde deshalb angenommen, es entspreche „weder dem Geist des Gesetzes noch der Natur der
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 23 Anm. 1
Sache, daß dieselbe Person ein zweifaches Bergwerkseigentum in denselben Raumgrenzen haben k a n n " . Infolgedessen handele es sich in solchen Fällen nicht um eine neue Verleihung, sondern nur um eine Deklaration. Das ABG h a t diesen Gedanken in etwa durch die Schaffung eines Mutungsvorrechts in § 55 anerkannt. Vgl. Karsten S. 107, Gräff S. L I I I , Oppenhoff S. 87/89, HMErl. v. 1. 4. 1853 u. 15. 2. 1860, Z B H S Bd. 2 S. 119 u. Bd. 8 S. 249. Die in dem zuletzt genannten Erlaß zum Ausdruck gekommene Auffassung, daß die Deklaration auch das ganze konsolidierte Feld erfasse, h a t sich gegenüber der abweichenden Verwaltungspraxis nicht durchsetzen können, vgl. dazu den im Erl. v. 15. 2. 1860 angezogenen Bericht des OBA Dortmund v. 24. 12. 1859, ZBHS Bd. 8 S. 249. Nach heutiger Rechtsauffassung dürfte eine Deklaration in der beschriebenen Weise kaum mehr in Betracht kommen. § 23 Dieser Anspruch kann jedoch aui dem Rechtswege nicht gegen die verleihende Bergbehörde, sondern nur gegen diejenigen Personen verfolgt werden, welche dem Muter die Behauptung eines besseren Rechts entgegensetzen 1 . 1. Der in § 22 begründete Anspruch auf Verleihung des Berg Werkseigentums kann nach § 23 nur auf dem „Rechtswege" durchgesetzt werden (sog. Verleihungsklage). Unter dem „Rechtswege" ist nach dem Sprachgebrauch des ABG das ordentliche Gericht zu verstehen. Die Verleihungsklage setzt voraus, daß Streit zwischen dem Muter und einem Dritten besteht und daß das OBA den Antrag des Muters auf Verleihung abgelehnt hat. Es muß dabei eine den gesetzlichen Erfordernissen entsprechende Mutung (§ 22 Anm. 1) vorliegen. Die Klage ist von dem mit seinem Verleihungsantrag abgewiesenen Muter nicht gegen den die Verleihung ablehnenden Staat, vertreten durch das OBA, zu richten; vielmehr ist Prozeßgegner diejenige Person, die ein „besseres" Recht auf die Verleihung zu haben behauptet, z. B. ein besseres Recht gemäß § 15 Abs. 1 Ziff. 1; vgl. Isay Bd. 1.2. Aufl. S. 252. Dabei ist nicht notwendig, daß die Verleihung gerade mit Rücksicht auf das „bessere R e c h t " des Dritten zurückgewiesen wird oder weil das „bessere R e c h t " als Einspruch im Verleihungsverfahren vom Dritten geltend gemacht worden ist, vgl. R G v. 7. 3. 1901 Z. 42 S. 347. Bergaussch. Halle 21. 12. 1910, Z. 53 S. 138. - Das Gericht h a t alle Voraussetzungen des Anspruchs selbständig zu prüfen. R G v. 23. 5. 1882, Z. 24 S. 497. Die Einreichung der Klage ist an keine Frist gebunden. Verjährung in 30 Jahren. R G v. 7. 3.1901, Z. 42 S. 347. Verleiht das OBA das Bergwerkseigentum, so können Dritte, die im Verleihungsverfahren Einsprüche oder Ansprüche erhoben haben, mit denen sie vom OBA abgewiesen worden sind, nach § 31 Klage vor dem ordentlichen Gericht gegen den Beliehenen erheben, sofern sie sich auf ein „besseres Recht", sei es auf einen Anspruch oder ein anderes Recht (sog. Einspruchsklage) stützen. Die Einreichung der Klage des Dritten ist an eine Ausschlußfrist von 3 Monaten — gerechnet von der Zustellung des OBA-Beschlusses über die Zurückweisung des Einspruchs an — gebunden. Schließlich kann ein Dritter Klage vor dem ordentlichen Gericht erheben, der glaubt, als Muter aus einer früheren Mutung ein Vorzugsrecht (Anwartschaft oder Anspruch auf Verleihung) gegenüber einem Muter, der später gemutet hat, zu haben, dessen Beleihung amtlich bekannt gemacht worden ist. Dabei muß es sich um dasselbe Feld oder Teile desselben und um dasselbe Mineral handeln (Widerspruchsklage 6«
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§24
ABG
Anm. 1
§§ 35, 36). Klagegrund der Widerspruchsklage (§ 35) ist lediglich eine widerstreitende Mutung. Die Klage ist innerhalb einer Ausschlußfrist von 3 Monaten, gerechnet vom Ablauf des Tages an, an welchem das die Bekanntmachung der Verleihung enthaltende Amtsblatt ausgegeben worden ist, geltend zu machen. Alle drei vorgenannten Klagen sind Peststellungsklagen. Zuständig ist das Gericht, in dessen Bezirk das Bergwerk liegt. RG v. 14. 4. 1888, Z. 29 S. 401, Boldt S. 35; abweichend für die Zuständigkeit bei der Verleihungsklage Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 255, Schlüter-Hense S. 72. Über die Verbindung von zwei Einspruchsklagen oder die gleichzeitige Erhebung von Einspruchs- und Widerspruchsklage in Gestalt von Klage und Widerklage vgl. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 249, 291, 300. In den Fällen, in denen das ordentliche Gericht für die Klage zuständig ist (Verleihungs-, Einspruchs- und Widerspruchsklage), ist die Klage im Verwaltungsstreitverfahren unzulässig, weil nach § 40 Abs. 1 VwGO die Zuständigkeit der Verwaltungsgerichte ausgeschlossen ist in Angelegenheiten, die durch Gesetz den ordentlichen Gerichten zugewiesen sind. In allen anderen Fällen, in denen das OBA über die Mutung in irgend einer Form entscheidet, sind die Verwaltungsgerichte zuständig. Dies gilt z. B. bei Zurückweisung einer Mutung durch das OBA wegen eines Mangels des Fundes oder der Feldesstreckung, wegen Fehlens der Feldesfreiheit. Die Anfechtung eines Verwaltungsaktes kann nach § 42 Abs. 2 VwGO jedoch nur darauf gestützt werden, daß der Verwaltungsakt den Kläger in seinen Rechten beeinträchtigt, weil er rechtswidrig sei, vgl. die eingehenden Darlegungen über den ordentlichen Rechtsweg und das Verwaltungsstreitverfahren von Schulte in Glückauf 1953 S. 268. Über den Fortfall des Rekurses bzw. der Beschwerde und den Fortfall der Verwaltungsklage vor dem Bergausschuß vgl. § 191 Anm. 1. §24 ( 1 ) Wer auf eigenem Grund und Boden oder in seinem eigenen Grubengebäude oder durch Schürfarbeiten, welche nach Vorschrift der §§ 3 bis 10 unternommen worden sind, ein Mineral (§ 1) auf seiner natürlichen Ablagerung entdeckt, hat als Finder das Vorrecht vor anderen, nach dem Zeitpunkte seines Fundes eingelegten Mutungen 1 . ( 2 ) Der Finder muß jedoch innerhalb einer Woche nach Ablauf des Tages der Entdeckung Mutung einlegen, widrigenfalls sein Vorrecht erlischt 2 .
1. Grundsätzlich geht die ältere Mutung der jüngeren vor, vgl. § 25. Eine Ausnahme bilden die in § 24 Abs. 1 genannten Findergruppen, denen das sog. „Finderrecht" zugebilligt wird. Bei diesen Findern geht die jüngere Mutung der älteren vor, jedoch nur, wenn der Finder einen „bergrechtlichen Fund" gemacht hat und er ihn in der „Form" der Mutung rechtzeitig anmeldet. Ein „bergrechtlicher Fund" liegt vor, wenn der Finder ein unter das Berggesetz fallendes Mineral (§1) auf seiner natürlichen, bis dahin unbekannten Ablagerung entdeckt. — Über die Erfordernisse vgl. § 15. Mot. Z. 6 S. 104. — Rechtzeitig angemeldet ist der Fund, wenn der Finder auf ihn innerhalb einer Ausschlußfrist von 1 Woche nach Ablauf des Tages der Entdeckung Mutung einlegt, vgl. § 12. OTr. 17. 1. 1876 Z. 17 S. 100. - Zwischen kollidierenden Mutungen bevorrechtigter Finder wird das bessere Recht durch das höhere Alter des Fundes, nicht durch das höhere Alter der Mutung begründet. RG
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 2 4 Anm. 2 § § 25, 2 6
19. 6. 1901 RGZ. 49 S. 26, Z. 42 S. 480; a. M. R B 30. 8. 1898 Z. 40 S. 99, Boldt S. 36. — Nur die in § 24 Abs. 1 genannten Finder haben das „Pinderrecht", nämlich: a) Wer auf eignem, Grund und Boden findet, ohne Rücksicht darauf, ob sein Fund sich auf vorgängige Schürfarbeit gründet oder ein zufälliger ist. Denn der Grundeigentümer bewegt sich in jedem Falle in den Grenzen seines Rechts, außerdem würde „die Absicht, in welcher der Grundeigentümer Arbeiten auf oder unter seinem Grundstück unternommen hat, häufig gar nicht nachzuweisen" sein. Mot. Z. 6 S. 105/106. — Bevorrechtigt ist nur der Grundeigentümer; er kann den Fund auch durch einen Vertreter gemacht haben, vgl. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 260. Nicht der Pächter oder Nießbraucher eines Grundstücks, vgl. Schlüter-Hense S. 75. Soweit die Aufsuchung der Mineralien zum Pflichtenkreis eines Angestellten oder Arbeiters gehört, erwirbt der Dienstherr das bergrechtliche Finderrecht ohne besondere Übertragung. Bei landwirtschaftlichen und gewerblichen Angestellten und Arbeitern gehört das Aufsuchen von Mineralien nicht zu ihrem Pflichtenkreis, vgl. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 260. Bei einem Fund, den einer von mehreren Miteigentümern macht, kann der Finder das Vorrecht nur zugleich f ü r die Miteigentümer geltend machen. Schlüter-Hense S. 75. b) Wer in seinem eigenen Grubengebäude bergfreie, noch nicht verliehene Mineralien findet. Unter Grubengebäude ist die Gesamtheit der zum Bergwerksbetrieb dienenden oder benutzten Schächte, Strecken, Hilfsbaue usw. zu verstehen. Das Finderrecht erstreckt sich nicht auf einen zufällig an einer anderen Stelle des Bergwerksfeldes gemachten Fund. Schlüter-Hense S. 76. c) Wer durch Schürfarbeiten, welche nach Vorschrift des ABG unternommen sind, ein Mineral auf seiner natürlichen Ablagerung entdeckt. Hierunter fallen also nicht Personen, die gegen die Vorschriften des Gesetzes Schürfarbeiten ausführen und dabei einen F u n d machen, z. B. „an Orten, wo nicht geschürft werden darf, oder auf fremdem Grund und Boden wider Wissen und Willen des Grundbesitzers und ohne Ermächtigung der Behörde". Mot. Z.6 S. 105. Ein Fund, der durch verbotswidriges Schürfen gemacht wird, schließt dagegen die Rechtsgültigkeit einer Mutung nicht aus. OTr. 28. 11. 1873 Z. 15 S. 127. 2. Das Finderrecht ist veräußerlich und vererblich. § 25 In allen Übrigen Fällen geht die ältere Mutung der jüngeren vor. Das Alter wird durch das Präsentatum1 der zur Annahme befugten Bergbehörde2 (§ 12) bestimmt. 1. Gehen zwei Mutungen gleichzeitig bei dem zuständigen Bergamt ein, so haben sie gleichen Rang. Dasselbe gilt, wenn zwei nach § 24 bevorrechtigte Muter gleichzeitig fündig werden, vgl. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 265. Die Bergbehörde muß dann versuchen, eine Verständigung zwischen den konkurrierenden Mutern herbeizufuhren. Einigen sie sich nicht, muß die Verleihung beiden versagt werden. Isay, a. a. O. 2. Vgl. § 12 Anm. 2 u. 3. § 261 (1) Das Bergwerkseigentum wird für Felder verliehen, welche, soweit die Ürtlichkeit es gestattet, von geraden Linien an der Oberfläche und von senkrechten Ebenen in die ewige Teufe begrenzt werden2.
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§26 Anm. 1, 2
ABG
(2) Der Flächeninhalt der Felder ist nach der horizontalen Projektion in Quadratmetern festzustellen. 1. Art. V Nr. 1 Ges. v. 18. 6.1907 (GS. S. 119). Durch die Novelle ist an die Stelle des alten bergmännischen Flächenmaßes des Quadratlachters der Quadratmeter getreten. Ein Lachter = 2,0924 m, 1 Quadratlachter = 4,378 qm. Bek. des Hand.Min. v. 13. 3. 1869 (GS. S. 746), vgl. auch OBA Halle v. 24. 5. 1871 Z. 12 S. 159. Nach älterem Bergrecht war Gegenstand des Bergwerkseigentums die Lagerstätte. Nach dem ABG ist Gegenstand des Bergwerkseigentums das Mineral. Früher wurden „Längenfelder" — auch „gestreckte Felder" genannt — verliehen. Sie kamen zunächst ausschließlich bei den „Gängen" zur Verleihung. „Gänge" sind Lagerstätten, die das sie umgebende Gebirge quer durchschneiden. Neben den „Längenfeldern" wurden dann auch „gevierte Felder" verliehen. Sie kamen bei „Flözen" und „Lagern" zur Verleihung. Die Flöze laufen mit den Schichten des umschließenden Gesteins parallel, sie haben also gleiches Streichen und Fallen mit dem Gestein. Bei größerer Flächenausdehnung sind sie von verhältnismäßig geringer Mächtigkeit. Zu Lagern läuft die liegende Schicht des Nebengesteins häufig nicht parallel; sie besitzen meist eine größere Mächtigkeit im Verhältnis zur Flächenausdehnung. Bei den „Längenfeldern" hing die Längenausdehnung des Bergwerkseigentums von der Gestaltung der Lagerstätte, dem Streichen der Lagerstätte innerhalb des verliehenen Feldes a b ; nach der Tiefe erstreckte sich das B.E. in die ewige Teufe; seine Breite wurde durch die Mächtigkeit (Dicke) der Lagerstätte bestimmt; dabei erhielt die Mächtigkeit der Lagerstatte sowohl bei den „Längenfeldern" als auch bei den „gevierten Feldern" eine künstliche Erweiterung durch die sog. „Vierung". Sie wurde durch zwei den Seitenflächen der Lagerstätte, dem „Hangenden" und dem „Liegenden" parallele Ebenen gebildet. Größe und Umfang der zu verleihenden Felder waren in den einzelnen Bergordnungen verschieden bestimmt, vgl. Schlüter-Hense S. 79, Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 266, 267, Boldt S. 37. - Neben diesen Verleihungen gab es noch die sog. „Distriktsverleihung" und die Feldesreservation; vgl. § 215 Anm. 1 und Willecke, Die Rechtslage der Distriktsfelder im Bereich des ABG Z. 100 S. 153ff. — Seit Inkrafttreten des ABG werden nur noch „Geviertfelder" verliehen. Bei ihnen ist die räumliche Begrenzung des Bergwerkseigentums unabhängig von der Lagerstätte. Das „Geviertfeld" wird von geraden Linien an der Oberfläche und von senkrechten Ebenen in die ewige Teufe begrenzt. Von der Begrenzung durch gerade Linien können Ausnahmen gewährt werden, wenn die Örtlichkeit es erfordert, z. B. an der Landesgrenze oder bei Flußläufen. R B 1. 7. 1889 Z. 30 S. 538, Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 267. 2. Die bis zum Inkrafttreten des ABG verliehenen „Längenfelder" sind heute noch von Bestand. Zwischen Längenfeldern und Geviertfeldern entstehen leicht, wenn sie sich überdecken und in Betrieb genommen werden, Kollisionen. Um diese zu vermeiden, gaben die §§ 215ff. die Möglichkeit, die Umwandlung von Längenfeldern in Geviertfelder zu beantragen. Von dieser Möglichkeit ist jedoch nur wenig Gebrauch gemacht worden. Demselben Zweck diente auch das Gesetz über die Vereinigung von Steinkohlenfeldern im Oberbergamtsbezirk Dortmund v. 22. 4. 1922 (GS. S. 93) Z. 63 S. 420. I m Lande Nordrhein-Westfalen wurden durch das Gesetz zur Bereinigung der Längenfelder v. 1. 6.1954 (GS. NW. S. 700) - Teil I I B f 11 alle noch bestehenden Längenfelder im Wege einer Art Flurbereinigung beseitigt.
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 27 Anm. 1—3
§ 271 (1) Der Muter hat das Recht, 1. in den Kreisen Siegen und Olpe des Begierungsbezirks Arnsberg und in den Kreisen Altenkirchen und Neuwied des Begierungsbezirks Koblenz ein Feld bis zu 110 OOOqm, 2. in allen übrigen landesteilen ein Feld bis zu 2200000 qm zu verlangen3. (2) Der Fundpunkt muß stets in das verlangte Feld eingeschlossen werden. Der Abstand des Fundpunktes von jedem Punkt der Begrenzung des Feldes darf bei 110000 qm (Nr. 1) nicht unter 25 m und nicht über 500 m, bei 2200000 qm (Nr. 2) nicht unter 100 m und nicht über 2000 m betragen. Dieser Abstand wird auf dem kürzesten Wege durch das Feld gemessen 3 . (3) Frei bleibende Flächenräume dürfen von dem Felde nicht umschlossen werden. (4) Im übrigen darf dem Felde jede beliebige, den Bedingungen des § 26 entsprechende Form gegeben werden, soweit diese nach der Entscheidung des Oberbergamts zum Bergwerksbetriebe geeignet ist4. (5) Abweichungen von diesen Vorschriften über den Abstand des Fundpunkts und die Form des Feldes sind nur zulässig, wenn sie durch besondere, vom Willen des Muters unabhängige Umstände gerechtfeitigt werden5. 1. Art. IV, 2 Ges. v. 18. 6. 1907 (GS S. 119) Mot. Z. 48 S. 209. Die Neufassung des § 27 sollte verhindern, daß eineeinzelne Fundstelle zum Erwerb einer größeren Anzahl von Feldern benutzt wird. Deshalb wird ein angemessener Abstand des Fundpunktes von den Feldesgrenzen verlangt. Die Novelle bezweckte ferner, das Gebiet, das der Muter von seinem F u n d p u n k t aus beherrscht, einzuengen. Dadurch soll auf eine mehr geschlossene Gestaltung des Feldes hingewirkt werden. Außerdem wird untersagt, das Feld so zu strecken, daß freibleibende Flächenräume von ihm umschlossen werden. Schließlich muß die Form des Feldes zum Bergwerksbetrieb geeignet sein; doch sollen Abweichungen hiervon zulässig sein, soweit sie durch besondere, vom Willen des Muters unabhängige Umstände gerechtfertigt werden. Mot. zur Nov. Z. 48 S. 209/210. — 2. I m ehem. Lande Lippe konnte das Oberbergamt bei der Verleihung auf Grund des Art. I I I Abs. 4 des 2. Gesetzes zur Änderung bergg. Vorschriften im Lande Nordrhein-Westfalen vom 25. 5. 1954 Abweichungen von den Vorschriften des § 27 zulassen. 3. Das Gesetz bestimmt nur das Maximalfeld (Normalfeld). — Vor der Novelle war ein Maximalfeld 25000 Quadratlachter = 109450 qm (vgl. § 27 Abs. 1 Ziff. 1) bzw. 500000 Quadratlachter = 2189000 qm (vgl. § 27 Abs. 1 Ziff. 2) groß. - Ein Minimalield bestimmt das Gesetz nicht. Vgl. dazu Anm. 4. Wenn das Mutungsfeld die Maximalgröße, oder wenn die Entfernung zweier Begrenzungspunkte die vorgeschriebenen Maße überschreitet, so ist der Muter zur Beseitigung des Mangels aufzufordern. E r kann dann dem Mangel bis zur „Schlußerklärung" (§ 28) abhelfen. Bis dahin gilt das Feld als nicht geschlossen. Ist d e r ' Mangel bis zum angegebenen Zeitpunkt nicht behoben, so ist die Mutung zurückzuweisen. HM Erl. 11. 7. 1868 Z. 11 S. 337; R G 27. 2. 1904 Z. 45 S. 218; OVG 25. 5. 1916 Z. 57 S. 458; abw. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 274. - Nur ein einheitlich zusammenhängendes Feld kann auf Grund einer Mutung beansprucht werden, es ist unzulässig, auf einen F u n d zwei durch fremdes Feld voneinander getrennte Feldes87
§27 Anm. 4
ABG
stücke als ein Feld, verliehen zu erhalten. R B 2. 8. 1873 Z. 14 S. 411; R B 29. 11. 1894 Z. 36 S. 403. Es ist auch nicht zulässig, von einem Bohrlochansatzpunkt aus mehrere abgelenkte Bohrungen niederzubringen und auf den F u n d der einzelnen Bohrungen je eine Mutung einzulegen. Ob man diese Auffassung jedoch nachdem neuesten Stand der Möglichkeit der technischen Vermessung in jedem, Fall noch jetzt vertreten kann, erscheint zweifelhaft. Der F u n d p u n k t muß in das Feld eingeschlossen sein. E r braucht jedoch nicht im abbaufähigen Teil des Feldes zu liegen. R B 14. 10.1871 Z. 13 S. 557; OYG 1. 4. 1926 Z. 67 S. 476, abw. OVG 14. 3. 1912 Z. 53 S. 523. - Die in Abs. 2 genannte Maximalentfernung von je 2 Punkten der Begrenzung des Mutungsfeldes muß durch das Feld selbst hindurch gemessen werden. R B 9. 6. 1886 Z. 27 S. 398. Sie braucht nicht unter allen Umständen in der Luftlinie — ungebrochen — gemessen zu werden; vielmehr ist auch die Messung vermittels gebrochener gerader Linie zulässig. R B 1. 3. 1882 Z. 25 S. 403; R B 1. 7. 1889 Z. 30 S. 538. 4. Nach der ursprünglichen Fassung des § 27 konnte dem Felde in der Ausdehnung des Abs. 1 jede beliebige, den Bedingungen des § 26 entsprechende Form gegeben werden. Die Spruchpraxis der Rekursinstanz erkannte jedoch schon seit den achtziger Jahren des vorigen J a h r h . ein Feld nur dann als verleihbar an, wenn in ihm Bergbau geführt werden konnte oder doch die Führung eines solchen Betriebes nicht vollkommen ausgeschlossen erschien. Denn andernfalls würde der auf Gewinnung des Minerals gerichtete Zweck des Gesetzes nicht erreicht werden. R B 30. 6. 1884 Z. 25 S. 404; R B 9. 6. 1886 Z. 27 S. 398; R B 7. 11. 1891 Z. 34 S. 264; R B 6. 6. 1901 Z. 42 S. 367; R B 2. 2. 1907 Z. 48 S. 413. „Feld" ist begrifflich ein Raum, in dem Bergbau geführt werden kann. An den F u n d p u n k t anschließende Flächen von so geringer Ausdehnung, daß die Eröffnung eines Bergbaues in ihnen f ü r absolut unmöglich zu erachten ist, sind kein Feld im bergrechtlichen Sinne. R B 30. 6. 1884 Z. 25 S. 404. - Die Novelle von 1907 h a t deshalb in Abs. 4 bestimmt, das Mutungsfeld muß „nach der Entscheidung des Oberbergamtes zum Bergwerksbetrieb geeignet sein". Klostermann-Thielmann S. 89, Schlüter-Hense S. 95. — Das Feld muß entsprechend dem Zweck der Novelle so gestreckt werden, daß es sich den bestehenden wirtschaftlichen und technischen Verhältnissen am zweckmäßigsten anpasst. Mit der besonderen Art der Streckung darf nicht z. B. die Absicht verfolgt werden, konkurrierende Schürfer zu benachteiligen oder zu behindern oder möglichst viele Mutungen von mehreren benachbarten Bohrlöchern einlegen zu können (Anlegung sog. Kegelbahnen). Mot. zur Novelle von 1907 in Z. 48 S. 210. — I m Verleihungsverfahren ist lediglich zu prüfen, ob in dem gemuteten Felde eine zur wirtschaftlichen Verwertung führende bergmännische Gewinnung des Minerals möglich erscheint, nicht aber auch, ob die Möglichkeit besteht, auf Grund des Fundes ein ertragbringendes Bergwerk zu errichten. R B 22. 12. 1922 Z. 64 S. 130. Bei der Prüfung, ob die Form des begehrten Feldes zum Bergwerksbetrieb geeignet ist, h a t die Frage der Rentabilität der bergmannischen Gewinnung außer Betracht zu bleiben. OVG Z. 67 S. 476. — Vgl. abweichend Isay 2. Aufl. Bd. 1 S. 270—271, der meint, objektive Umstände, die eine Rentabilität dauernd ausschließen, seien zu berücksichtigen. — Wird ein Feld gemutet, das zur Fuhrimg eines Bergwerksbetriebes nicht geeignet erscheint, so ist die Mutung nach einer von Schlüter-Hense S. 85 als nicht unbedenklich bezeichneten Ansicht einschließlich des Fundpunktes als von Anfang an ungültig zurückzuweisen. R B 7. 11. 1891 Z. 34 S. 264, OLG H a m m 23. 10. 1897 Z. 39 S. 99, 100. -
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 27 Anm. 5
Dies gilt auch dann, wenn ein Bergwerkseigentümer auf ein Nachbarfeld Mutung einlegen will, das zwar nicht allein, aber zusammen mit dem ihm gehörigen Nachbarfeld zum Bergwerksbetrieb geeignet ist, vgl. LVG Minden 25.9.1951Z. 93 S. 145, oder wenn ein Muter mehrere nebeneinander liegende Felder muten will, die zwar jedes allein nicht, jedochzusammen einen Bergwerksbetrieb ermöglichen. B B 6.6.1901 Z.42 S. 367; RB10.12.1904 Z. 46 S. 123. Denn das Wesen des Berg Werkseigentums erfordert, daß der Bestand des zu verleihenden Rechts objektiv, d.h. ohne Rücksicht auf die Person des zu Beleihenden gesichert ist. Bei der Beurteilung der Verleihungsfähigkeit müssen deshalb alle Momente ausscheiden, die lediglich der Person des zu Beleihenden anhaften. R B 10. 12. 1904 Z. 46 S. 123; LVG Minden 23. 9. 1951 Z. 93 S. 145. Störungen, die durch die Verleihung eines Feldes bei Nachbarfeldern hervorgerufen werden können, sind unbeachtlich. Denn die Rechte jedes Feldeseigentümers gehen über seine Feldesgrenzen nicht hinaus. Zur Gültigkeit einer Mutung ist nicht erforderlich, daß der Muter selbst die Gewinnung betreiben will. R B 22.12. 1922 Z. 64 S. 130. — Der Inhalt bestehender bergpolizeilicher Vorschriften über den Grubenbetrieb oder Gesichtspunkte wirtschaftlicher Art sind f ü r die Frage der Verleihbar keit ohne Bedeutung. R B 17. 7. 1871 Z. 12 S. 403; R B 20. 2. 73 Z. 15 S. 137. Die Auffassung, daß dagegen die Bergbehörden bei Prüfung der Frage nach der Möglichkeit der Führung eines selbständigen Bergbaubetriebes schon die bei einer späteren Inangriffnahme des Abbaues nach § 196 voraussichtlich notwendig werdenden bergpolizeilichen Anordnungen des Stehenbleibens von Sicherheitspfeilern als unmittelbare gesetzliche Beschränkung des Bergwerkseigentums zu berücksichtigen habe, kann nicht als richtig anerkannt werden. R B 2. 2. 1907 Z. 48 S. 413; OVG 14. 3. 1912 Z. 53 S. 523. Das Reichsgericht hat durch U r t . v. 18. 12. 1915 Z. 57 S. 203 festgestellt, daß das Bergwerkseigentum (§ 54) nicht durch die §§ 196ff. gesetzlich beschränkt ist. Die Worte „nach den Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes" in § 54 weisen vielmehr auf den gesamten Inhalt des Berggesetzes hin. Vgl. dazu § 903 BGB. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 271: In welchem Umfange der Bergwerksbetrieb durch bergpolizeiliche Auflagen demnächst bei seiner Eröffnung eingeschränkt werden wird, ist im Zeitpunkt der Verleihung noch völlig ungewiß. Vgl. dazu auch Schreiben des Hand. Min. v. 23. 6. 1925 mitgeteilt im OVG-Urteil v. 1 . 4 . 1926 in Entsch. d. OVG Bd. 80 S. 401—404. Der Einfluß technischer Neuerungen auf den späteren Abbau läßt sich bei der Verleihung des Bergwerkseigentums noch nicht übersehen; ebenso Westhoff Z. 43 S. 450ff. Maßgebend bei der Verleihung sind nur rechtliche Gesichtspunkte. Abs.4spricht zwar nurvon der „Form",die dasMutungsfeldhaben muß. Dasselbe gilt auch f ü r die Größe. Das Feld muß mindestens so groß sein, daß es zum Bergwerksbetrieb geeignet ist. Allerdings kann nicht gefordert werden, daß das Feld f ü r sich allein die Grundlage eines neuen Bergwerksbetriebes bildet. Diese Voraussetzung erfüllt nämlich auch ein Maximalfeld nicht. Zur Neuerrichtung einer Steinkohlenschachtanlage werden heute z. B. mindestens 10 Normalfelder benötigt. 5. Der durch die Novelle von 1907 neu geschaffene Abs. 5 bezweckt, den bereits bestehenden örtlichen Verhältnissen Rechnung zu tragen. Abs. 5 läßt nicht nur Abweichungen von den Vorschriften über den Abstand des Fundpunktes (Abs. 2), sondern auch über die Form des Feldes (Abs. 4) zu. Es werden deshalb nach Abs. 5 auch Felder, die f ü r den Bergwerksbetrieb nicht geeignet sind, verliehen. Voraussetzung ist, daß das Abweichen von den Bestimmungen der Abs. 2 u. 4 durch vom
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§28 Anm. 1, 2
ABG
Willen des Muters unabhängige Umstände gerechtfertigt ist. Ob diese Voraussetzung erfüllt ist, muß das OBA an H a n d der tatsächlichen Verhältnisse des einzelnen Falles prüfen. Dabei handelt es sich nicht um eine Ermessensentscheidung, sondern um die Subsumtion des konkreten Sachverhalts unter einen sogenannten unbestimmten Rechtsbegriff, die in vollem Umfang der verwaltungsgerichtlichen Nachprüfung unterliegt. Vgl. OVG v. 1. 4. 1926 Z. 67 S. 476. Anders noch OVG v. 25.5. 1916 Z. 57 S. 458 (Ermessensentscheidung). — Abweichungen von den Vorschriften der Abs. 2 u. 4 sind zulässig, wenn die Form des begehrten Feldes durch äußere Umstände, die nicht im Einflußbereich des Muters liegen, bereits vorausbestimmt ist, z. B. durch Flußläufe, Landesgrenzen oder durch die Markscheiden verliehener Felder. Ein typisches Beispiel hierfür ist das sog. Zwischenfeld, d. i. ein Feld, dessen Ausdehnung und Gestaltung durch die Feldesgrenzen der es ganz oder teilweise umschließenden älteren Felder von vornherein festliegt und das nicht die Größe eines Normalfeldes erreicht. Voelkel S. 86; Boldt S. 38; Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 277; R B v. 22. 12. 1922, Z. 64 S. 130. Bei Mineralien, f ü r die Bergbaufreiheit gilt, erfolgt die Verleihung eines Zwischenfeldes ohne Rücksicht darauf, ob der Muter Eigentümer benachbarter Bergwerksfelder oder ein außenstehender Finder ist. Isay 1. Bd. 2. Aufl. Anh. zu § 27 S. 277. — Zwischenfelder f ü r Mineralien, die dem Staatsvorbehalt unterliegen (§ 2 ABG), können dagegen auf Grund besonderer Bestimmungen nur an die Eigentümer von Nachbarbergwerken verliehen werden. Für Steinkohle vgl. Ges. v. 18. 6. 1907 (GS S. 119), Art. X I ; f ü r Braunkohle in der ehem. Provinz Hessen-Nassau (und anderen ehem. Preuss. Provinzen, die nicht im Bundesgebiet liegen) vgl. Ges. über die Verleihung von Braunkohlenfeldern an den Staat v. 3. 1. 1924 (GS S. 18), Art. V. Wird ein Zwischenfeld im wesentlichen von einer Ortschaft überdeckt, so können Abweichungen von den Bestimmungen über den Fundpunktabstand gem. § 27 Abs. 5 zugelassen werden, ohne daß im einzelnen geprüft zu werden braucht, ob theoretisch die Möglichkeit bestanden hätte, innerhalb der Ortschaft eine Bohrung niederzubringen. Wesentlich ist bei der Anwendung des Abs. 5, daß der Zweck des Gesetzes gewahrt bleibt, vgl. Anm. 1. §28i (1) Sobald die Sachlage es gestattet, hat die Bergbehörde einen dem Muter mindestens vierzehn Tage vorher bekannt zu machenden Termin anzusetzen, in welchem dieser seine Schlußerklärung über die Größe und Begrenzung des Feldes sowie über etwaige Einsprüche und kollidierende Ansprüche Dritter abzugeben hat2. (2) Erscheint der Muter im Termine nicht, so wird angenommen, er beharre bei seinem Anspruch auf Verleihung des Bergwerkseigentums in dem auf dem Situationsrisse (§ 17) angegebenen Felde und erwarte die Entscheidung der Bergbehörde über seinen Anspruch sowie über die etwaigen Einsprüche und Ansprüche Dritter. 1. Art. IV, 3 Ges. v. 18. 6. 1907 (GS S. 119). Die Novelle bezweckte, eine Beschleunigung des Schlußtermins — „sobald die Sachlage es gestattet" — herbeizuführen. Dem steht aber nicht entgegen, daß das Verleihungsverfahren auf unbestimmte Zeit ausgesetzt werden kann, wenn triftige Gründe hierfür vorliegen. Vgl. Entsch. d. R G v. 8. 6. 1895 in Daubenspeck: Bergrechtl. Entscheidungen des RG 1 8 9 2 - 1 8 9 8 S. 46. 2. Der vom Bergamt abzuhaltende „Schlußtermin" soll dem Muter Gelegenheit geben, in einer „Schlußerklärung" sich über die Größe und Begrenzung des Feldes
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 29
zu äußern. Die Ladung ist an keine besondere Form gebunden; sie kann auch mündlich erfolgen. Die Frist beträgt mindestens 14 Tage. Sie kann auf Antrag des Muters, wenn dieser allein geladen wird, gekürzt werden; wenn Dritte beteiligt sind, wird die Frist in schwierigen Fällen länger dauern müssen. R B v. 10. 6. 83 Z. 24 S. 533. I n dem Schlußtermin sind mit dem Muter etwaige Widersprüche mit den Bestimmungen der §§ 19 Abs. 1, 26 und 27 zu erörtern. Sodann h a t das Bergamt die Richtigkeit der beiden Ausfertigungen des Situationsrisses anzuerkennen, nachdem diese von der Oberbergamtsmarkscheiderei geprüft wurden. Ferner sind etwa erhobene Einsprüche und Ansprüche Dritter mit dem Muter zu erörtern, und zwar auch dann, wenn Dritte zu dem Termin nicht erschienen sind. Schließlich soll das Bergamt, falls die Ansprüche streitig bleiben, versuchen, eine Einigung herbeizuführen. Über das Ergebnis der Verhandlung ist eine ausführliche Niederschrift anzufertigen. Diese ist mit den beiden Ausfertigungen des Situationsrisses und der Stellungnahme des Bergamtes zu der Verleihungsfähigkeit dem OBA vorzulegen. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 280. Abschrift der Niederschrift ist auf Antrag den Beteiligten zuzustellen. — Zum Verfahren vgl. im einzelnen § 39 GeschO. Die Folge des Nichterscheinens des Muters oder der geladenen Dritten ist kein Verzicht auf die Mutung oder den Einspruch; es wird vielmehr dann nach Lage der Anträge und Verhandlungen entschieden. Von derAnberaumung eines Schlußtermins kann abgesehen werden, wenn von vornherein feststeht, daß die Verleihung des Bergwerkseigentums aus Gründen, die durch eine Erklärung des Muters nicht zu beseitigen ist, z. B. wegen mangelnder Fündigkeit (§ 15) überhaupt nicht erfolgen kann. Eskens Z. 49 S. 135. Auch kann Schlußtermin und Fundesbesichtigungstermin (vgl. § 14 Anm. 5) verbunden werden, wenn bis dahin das Feld gestreckt ist. R B v. 3. 8. 1893 Z. 34 S. 533. Nach Abhaltung des Schlußtermins sind weitere Ansprüche oder Einsprüche nicht mehr zulässig und nicht mehr zu berücksichtigen. RG v. 3.1.1900 RGZ 45 S. 257, Boldt S. 39. Auf Feldesteile kann auch später verzichtet werden. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 280, KlostermannThielmann S. 90. Vgl. aber § 19 Anm. 2. In dem Verfahren können nur bergrechtl. Ansprüche geltend gemacht werden. Als solche zählt Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 281 auf: Ansprüche des Grundeigentümers auf nichtregale Mineralien. R B v. 19. 6.1883 Z. 24 S. 533; Ansprüche aus dem Bergwerkseigentum, aus dem Vorrecht nach § 55; Ansprüche aus widerstreitenden Mutungen, und zwar ohne Rücksicht auf das Alter, also nicht bloß aus älteren Mutungen. R G v . 2 3 . 5 . 1 8 8 2 R G Z 8 S . 195, Z. 24S.497, OVG 21. 10. 1912 Z. 54 S. 278. Finderrechte begründen an sich keinen Anspruch. Ansprüche privatrechtlicher Art, z. B. aus Verträgen, gehören vor die ordentlichen Gerichte. R B v. 14. 8. 1902 Z. 44 S. 160. Der Unterschied zwischen Anspruch und Einspruch besteht darin, daß bei einem Anspruch der Dritte Anspruch auf das Feld oder Teile davon f ü r sich erhebt, während beim Einspruch der Dritte nur Einwendungen gegen die Gültigkeit der Mutung erhebt, ohne einen Anspruch auf das Mineral geltend machen zu wollen, vgl. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 281. §29 Zu dem Termine (§ 28) werden 1 1. diejenigen Muter, deren Rechte vermöge der Lage ihrer Fundpunkte oder Felder mit dem begehrten Felde bereits kollidieren oder doch in Kollision geraten können,
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§29 Anm. 1, 2
ABG
2. die Vertreter der durch das begehrte Feld ganz oder teilweise überdeckten und der benachbarten Bergwerke2 zur Wahrnehmung ihrer Rechte mit dem Eröffnen vorgeladen, daß im Falle ihres Ausbleibens die Bergbehörde lediglich nach Lage der Verhandlungen entscheiden werde. 1. Für die Ladung ist keine bestimmte Form vorgeschrieben. Zum Termin zu laden sind nicht nur die Personen, die gegen Mutung Einspruch erhoben oder Ansprüche angemeldet haben, sondern alle Muter und Vertreter der Bergwerke, deren Rechte nach Inhalt der Akten und Risse mit der zu behandelnden Mutung kollidieren oder vermöge der Lage der Fundpunkte bzw. Felder in Kollision geraten können. Mot. Z. 6 S. 114, Klostermann-Thielmann S. 91. Auch die im Gesetz nicht erwähnten Grundeigentümer sind zu laden, wenn damit zu rechnen ist, daß das gemutete Mineral mit einem nicht verleihbaren wichtigen Mineral, z. B. Strontianit, zusammen vorkommt und der Eintritt von Kollisionen mit den Rechten des Grundeigentümers möglich erscheint. Min.Erl. v.27.5.1882Z.24S. 16,RBv. 19.6.1883Z.24 S. 533. Dadurch wird eine gründliche Prüfung und sachgemäße Beurteilung der in Betracht kommenden Verhaltnisse gewährleistet, damit nachträgliche Klagen aus § 35 möglichst vermieden werden. Nach einem Min.Besch. v. 22. 11. 1867, Z. 9 S. 202, gehen die Postgebühren für die Ladungen zu Lasten des Vorgeladenen. Dieser Auffassung kann nicht zugestimmt werden. Es handelt sich um Kosten des Verleihungsverfahrens, dis nach § 38 vom Muter zu tragen sind. Vgl. auch Schlüter-Hense § 29 Anm. 4. — Abschriften und Abzeichnungen des Situationsrisses können die nach § 29 geladenen Personen nicht beanspruchen. Min.Erl. v. 19. 6. 1866 Z. 10 S. 110, Min. Erl. v. 1. 10. 1868 Z. 10 S. 111. — Abschrift der Verhandlungsniederschrift ist den geladenen Dritten auf Antrag zu erteilen. — Eine Unterlassung der Ladung hat keine unmittelbaren Rechtsfolgen. In der Regel ergeht dann aber auch keine Entscheidung des Oberbergamts nach § 31, sondern gem. § 30 wird ohne weiteres die Verleihungsurkunde ausgefertigt. Nach früherer Meinung kann der Dritte in einem solchen Falle im Verleihungsverfahren keine Rechte mehr geltend machen, sondern hat nur noch die Möglichkeit der Klage gegen den Bergwerkseigentümer nach § 35. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 282. Diese Auffassung steht jedoch mit heutigem Rechtsdenken nicht mehr in Einklang. Der Dritte darf durch ein Versehen der Behörde keine Nachteile erleiden. Er kann im Verwaltungsrechtsweg gegen die Erteilung der Verleihung vorgehen. Eine Klage hat aber nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn der Dritte durch die Verleihung in seinen eigenen Rechten beeinträchtigt ist. § 29 gewährt dem Dritten keine zusatzlichen Rechte. OVG Münster v. 17. 10. 1962 — IV A 479/60 —. Im Falle des Nichterscheinens eines Geladenen wird nach Lage der Sache entschieden. 2. Das A L R und das gemeine deutsche Recht hatten eine Anhörung der in Abs. 2 bezeichneten Personen für überflüssig gehalten, weil die Verleihung „ohnbeschränkt älterer Rechte" erfolgte. Erst ein Circularerlaß v. 31. 3. 1852 ordnete die Abhaltung eines Besichtigungstermins an. Das Gesetz v. 10. 7. 1861 betr. die Kompetenz der Oberbergämter (§§ 3, 4) und der Allerhöchste Erlaß v. 29. 6. 1861 regelten das Verleihungsverfahren ebenfalls nur kurz. Die Instruktion v. 30. 9. 1861 (§ 12) bestimmte dann allgemein, daß alle benachbarten Muter, deren Felder mit dem festzustellenden Feld „kollidieren", zu einem Termin geladen werden sollen. 92
2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ § 30, 31
Erst das ABG gibt in den §§ 28ff. genauere Anweisungen, wer zu dem Termin zwecks Ermittlung der Personen, die etwa bessere Rechte gegen die Verleihung geltend machen können, zu laden ist. Die Zuziehung der Eigentümer von Nachbarfeldern bezweckt nur, zur Vermeidung späterer Prozesse zwischen den beteiligten Feldesnachbarn vor der Verleihung zu prüfen, ob etwa ältere bessere Rechte mit der Verleihung kollidieren können. Die ausdrückliche Zuziehung von Feldesnachbarn war erst 1865 wegen des Überganges von der Verleihung von Längenfeldern zn der von Geviertfeldern notwendig geworden, vgl. § 26 Anm. 1. Denn „bei Längenfeldern konnten infolge von verändertem Verhalten des Ganges in größerer Teufe leicht Kollisionen mit solchen Feldern vorkommen, welche sie nach der Tagesprojektion nicht berühren". Motive von 1862 S. 67; Entsch. des OTr.v. 30. 4. 1881 in Daubenspeck: Entscheidungen von 1879 — 1892 S. 26 und Oppenhoff, Das Allg. Berggesetz 1870 S. 54. Übrigens kann bei benachbarten Längenfeldern oft auch noch nicht einmal bei der Ladung des Feldesnachbarn festgestellt werden, ob durch die eingelegte Mutung die Rechte des Längenfeldnachbarn in Kollision geraten können. Denn dies hängt „von den Lagerungsverhältnissen ab, die sich dem Auge entziehen und erst oft bei vorrückendem Bergbau festgestellt werden können". Bei Geviertfeldern, wie sie nur nach dem ABG von 1865 verliehen werden, besteht diese Gefahr nicht, weil eine Kollision sofort — und zwar von Amts wegen — festzustellen ist, vgl. v. Beughem, Allgem. Bergges. Neuwied 1865 S. 108. Die Ladung der Feldesnachbarn hat deshalb heute praktisch nur noch Bedeutung, wenn das gemutete Feld an Langenfelder angrenzt. — In Nordrhein-Westfalen sind durch Ges. v. 1. 6. 1954 (GS N W S. 700) alle Längenfelder beseitigt. Vgl. § 26 Anm. 1 u. 2. §30 Liegen Einsprüche und Kollisionen mit den Rechten Dritter nicht vor und findet sich auch sonst gegen die Anträge des Muters gesetzlich nichts zu erinnern, so fertigt das Oberbergamt ohne weiteres die Verleihungsurkunde aus1. t . Unter der Voraussetzung des § 30 kann die Verleihungsurkunde ohne weiteres ausgefertigt werden, ohne daß es eines dem Muter in Ausfertigung zuzustellenden formellen Beschlusses bedarf. Mot. Z. 6 S. 115. — Das Bergwerkseigentum ist an sich privatrechtl. Natur, die Verleihung selbst ist ein Staatshoheitsakt. R G v. 30. 5. 1927 Z. 69 S. 246, KG v. 22. 2. 1906 Z. 47 S. 459. Die Verleihung ist ein privatrechtsgestaltender Verwaltungsakt, B G H v. 27. 5. 1959 N J W 1959 S. 2013. - Das Bergwerkseigentum entsteht erst mit der Zustellung der Verleihungsurkunde an den Berechtigten, Mot. Z. 6 S. 115. Auflassung und Eintragung ins Grundbuch sind dazu nicht erforderlieh, vgl. § 32 Anm. 1. — §31i (1) Liegen Einsprüche und Kollisionen mit den Rechten Dritter vor oder kann aus anderen gesetzlichen Gründen den Anträgen des Muters gar nicht oder nicht in ihrem ganzen Umfange entsprochen werden, so entscheidet das Oberbergamt über die Erteilung oder Versagung der Verleihung durch einen Beschluß1, welcher dem Muter und den beteiligten Dritten in Ausfertigung zugestellt wird. (2) Einsprüche und Ansprüche, welche durch den Beschluß1 des Oberbergamts abgewiesen werden, müssen, insofern wegen derselben der Rechtsweg zulässig ist,
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§31
ABG
Anni. 1 binnen drei Monaten, vom Ablaufe des Tages, an welchem der Beschluß beziehungsweise der Rekursbescheid (§ 1 9 1 ) zugestellt ist, durch gerichtliche Klage verfolgt werden. ( 3 ) W e r von dieser Frist keinen Gebrauch macht, ist seines etwaigen Rechts verlustig. ( 4 ) Die in dem Verleihungsverfahren durch unbegründete Einsprüche entstehenden Kosten hat der Widersprechende zu tragen.
1. § 31 behandelt den Fall, daß der Anspruch des Muters streitig ist, sei es, daß Einsprüche vorliegen, Rechte Dritter entgegenstehen oder die Verleihungsbehörde selbst Bedenken an der Berechtigung des Anspruchs auf Verleihung hat. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 284. — Während bei unstreitigen Ansprüchen des Muters (§30) das OBA die Verleihungsurkunde ohne formellen Beschluß sofort ausfertigt, muß das OBA bei streitigen Ansprüchen des Muters (§ 31) zunächst über den Verleihungsantrag des Muters und ferner über die Einsprüche oder Kollisionen Beschluß fassen. In Nordrhein-Westfalen entfallt das Beschlußverfahren, § 26 Al's. 1 d. Landesorganisationsgesetzesv.10.7.1962 (GVNWS.421). Die Entscheidung erfolgt auf Grund freier Beweiswürdigung. Das OBA braucht keine Gutachter zu hören, wenn es sich selbst für sachverständig genug hält. R B v. 14. 11. 1867 Z. 8 S. 545, R B v. 6. 3. 1923 Z. 64 S. 302. Der Beschluß ist mit Gründen zu versehen und hat auch über die Kosten (§§ 31 Abs. 4, 38) zu entscheiden. Er ist auszufertigen und dem Muter sowie dem beteiligten Dritten zuzustellen. Die Verleihungsurkunde selbst ist erst auszufertigen, wenn der Beschluß (§ 31) rechtskräftig geworden ist. Erst mit Aushändigung der Verleihungsurkunde an den Muter entsteht das Bergwerkseigentum. Gegen die Entscheidung des OBA steht dem abgewiesenen Muter und dem mit seinem Einspruch abgewiesenen Dritten die Klage vor dem Verwaltungsgericht zu (§ 191 Anm. 1). Der Verwaltungsrechtsweg ist gem. § 40 Abs. 1 Satz 2 VwGO nur insoweit ausgeschlossen, als das Gesetz ausdrücklich den Zivilrechtsweg eröffnet. Die Zulässigkeit einer Arfechtungsklage vor dem Verwaltungsgericht richtet sieh allerdings nach § 42 Abs. 2 VwGO, d. h. sie ist unzulässig, wenn durch den Verleihungsbeschluß eigene Rechte des Dritten rieht verletzt sind. OVG Münster v. 17. 10. 1962 — IV A 479/60 —. Liegt der Entscheidung ein Streit zwischen dem Muter und einem Dritten wegen ihres besseren Rechts zugrunde, so steht dem Muter vor dem ordentlichen Gericht die Verleihungsklage nach § 23 und dem mit seinem Einspruch abgewiesenen Dritten die Einspruchsklage nach § 31 Abs. 2, evtl. die Widerspruchsklage nach §§ 35, 36 zu. (Vgl. § 23 Anm. 1.) Zuständig ist das Gericht, in dessen Bezirk das Bergwerk liegt, § 24 ZPO. Die Einspruchsklage nach § 31 Abs. 2 ist gegen denjenigen zu richten, dem das Bergwerkseigentum verliehen wurde. Das ist im Gesetz zwar nicht ausdrücklich gesagt, folgt aber in entsprechender Anwendung des § 35, mit dem der § 31 Abs. 2 in engem Zusammenhang steht. Die Klage ist auf Feststellung zu richten, daß dem Bekl. das begehrte Recht nicht zusteht. Das Gericht kann den Beschluß des OBA nicht aufheben, sondern nur dem Kläger ein Vorzugsrecht zusprechen, AppG Naumburg v. 15.11.1869 Z. 11 S. 341. Das OBA hat dann seinen Beschluß der Entscheidung des Gerichts anzupassen. Nähere Einzelheiten siehe bei Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 287ff.
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 3 2 Anm. 1 §33
§32 Sind die der Verleihung entgegenstehenden Hindernisse (§ 31) durch die Entscheidung der Bergbehörde oder durch Richterspruch beseitigt, so fertigt das Oberbergamt die Verleihungsurkunde aus1. 1. Anfechtung der Verleihung §§ 35, 36. — Berichtigung von Schreibfehlern oder offensichtlichen Irrtümern erfolgt von Amts wegen. Erl. v. 5. 10. 1867 Z. 10 S. 101 und v. 11.7.1895 Z. 37 S. 243, 247. - Das OBA ersucht von Amts wegen das örtlich zuständige Amtsgericht (Grundbuchamt) unter Übersendung einer beglaubigten Abschrift der Verleihungsurkunde um Eintragung des Bergwerks ins Grundbuch, Art. 23, 25 AG z. GBO v. 26. 9. 1899. - Das Ersuchen muß deutlich erkennen lassen, welche Eintragungen das OBA f ü r notwendig hält. K G v. 22. 2. 1906 Z. 47 S. 459. Beidrückung des Dienstsiegels § 29 Abs. 3 GBO. — Ein Situationsriß braucht dem Ersuchen nicht beigefügt zu werden. Beschluß LG Hirschberg v. 11. 6. 1924 Z. 65 S. 495. — Liegt das Bergwerk in mehreren Amtsgerichtsbezirken, so bittet das OBA vor dem Ersuchen um Eintragung das Gericht, welches den beiden in Frage kommenden Amtsgerichten gemeinsam übergeordnet ist, um B3stimmung des f ü r die Eintragung des Bergwerks zuständigen Amtsgerichts. I s t das übergeordnete Gericht der Bundesgerichtshof, so bestimmt dasjenige Oberlandesgericht das zuständige Amtsgericht, zu dessen Bezirk das zuerst mit der Sache befaßte Gericht gehört. §5 Ges. über die Freiw. Gerichtsbarkeit § 1 Abs.2 und §5 (Fassung der Grundbuchordnung v.5. August 1935 (RGBl. I S . 1073) OLG H a m m v.27. J u n i 1957 Justiz. MinBl. NW. 1957 S. 200, Glückauf 1958 S. 1751. Maßgebend ist regelmäßig f ü r die Bestimmung die Lage des Fundpunktes. Die Entscheidung des übergeordneten Gerichts übersendet das OBA in beglaubigter Abschrift dem f ü r zuständig erklärten Amtsgericht mit dem Ersuchen um Eintragung des Bergwerks ins Berggrundbuch. Das Amtsgericht (Grundbuchamt) trägt das Bergwerk auf ein neues Blatt des „Grundbuchs f ü r Bergwerke" ein. Keine Prüfung der Verleihungsurkunde durch das Amtsgericht (Grundbuchamt) auf ihre rechtmäßige Erteilung, Beschluß LG Magdeburg v. 28. 11. 1895 Z. 37 S. 496. - Dem Bergwerk können auch Grundstücke als Bestandteil zugeschrieben werden. — Wegen Berichtigung den gesetzlichen Bestimmungen widersprechender Eintragungen vgl. Beschluß OLG Braunschweig v. 18. 11. 1935 Z. 76 S. 545. Ein über mehrere Gemeindegrenzen reichendes Grubenfeld kann nicht bei der Eintragung in entsprechende Teile zerlegt werden, vgl. OLG Braunschweig v. 18.11.1935 Z. 76 S. 545. — Wird die Verleihungsurkunde geändert, so h a t das OBA das Amtsgericht (Grundbuchamt) unter Mitteilung der Urkunde über die Änderung um die Eintragung der Änderung zu ersuchen. Art. 24 AG z. GBO. — Das Bergwerkseigentum entsteht nicht schon mit der Ausfertigung der Verleihungsurkunde, sondern erst mit der Zustellung an den Beliehenen. KG v. 22. 2. 1906 Z. 47 S. 459. §33 (1) Bei Ausiertigung der Verleihungsurkunde werden die beiden Exemplare des Situationsrisses (§ 17) von dem Oberbergamte beglaubigt1, erforderlichenfalls aber vorher berichtigt und vervollständigt2. (2) Das eine Exemplar des Risses erhält der Bergwerkseigentümer, das andere wird bei der Bergbehörde3 aufbewahrt.
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§ 33 Anm. 1—3 §§ 34, 35
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1. Die Beglaubigung bezweckt, die Situationsrisse als diejenigen auszuweisen, die vom Muter bei der Feldesstreckung eingereicht worden sind und die der Entscheidung über den Mutungsantrag zugrunde gelegen haben. 2. Die Berichtigung und Vervollständigung bezieht sich auf den Fall, daß das begehrte Feld nicht in dem ganzen begehrten Umfange verliehen wird oder der Situationsriß die nur zur Deutlichkeit erforderlichen Angaben ( Tagesangaben, Grenzen benachbarter Bergwerke) nicht genügend enthält. Eine Verpflichtung des OBA zur Berichtigung der Risse von Amts wegen besteht nicht ; es kann die Hauptausfertigung zur Berichtigung dem Muter zurückgeben. R B v. 24.2.1868 Z. 9 S. 206, Klostermann-Thielmann S. 97. 3. Bergbehörde ist das Oberbergamt. Abschrift der Verleihungsurkunde erhält das Bergamt. §34 Die Verleihungsurkunde muß enthalten : 1. den Namen, Stand und Wohnort des Berechtigten: 2. den Namen des Bergwerks, 3. den Flächeninhalt und die Begrenzung des Feldes unter Verweisung auf den Situationsriß (§ 33), 4. den Namen der Gemeinde, des Kreises, des Regierungs- und Oberbergamtsbezirks, in welchem das Feld liegt, 5. die Bennennung des Minerals oder der Mineralien, auf welche das Bergwerkseigentum verliehen wird, 6. Datum der Urkunde, 7. Siegel und Unterschrift des verleihenden Oberbergamts1. 1. Fehlt das Siegel oder die Unterschrift, so liegt eine Verleihungsurkunde überhaupt nicht vor, und der Verleihungsakt ist nichtig. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 297. Bei Mängeln anderer Art hat das Oberbergamt festzustellen, ob fehlende Angaben oder unklare Fassungen aus der Urkunde selbst oder aus den Verleihungsakten klarzustellen sind, Boldt S. 43. Besteht unter allen Beteiligten einschließlich dem Oberbergamt Einverständnis darüber, daß eine unrichtige Angabe in der Urkunde auf einem klaren und unbestrittenen Irrtum beruht, so hat das Oberbergamt die Urkunde zu berichtigen. Min.Erl. v. 5. 10. 1867 Z. 10 S. 101. - Wird der Irrtum von der anderen Seite bestritten, kann die Beseitigung des Mangels nur auf Grund eines gerichtlichen Urteils herbeigeführt werden. Brassert-Gottschalk S. 128. Die Verleihungsbehörde ist nicht befugt, bei Irrtümern über die gesetzlichen Erfordernisse der Mutung oder über ihre Zuständigkeit die Verleihungsurkunde für kraftlos oder nichtig zu erklären. R B v. 11. 7. 1895 Z. 37 S. 243/247. §35 (1) Die Verleihungsurkunde ist binnen sechs Wochen nach der Ausfertigung durch das Amtsblatt der Regierung, in deren Bezirk das Bergwerk liegt, unter Verweisung auf diesen und den folgenden Paragraphen zur öffentlichen Kenntnis zu bringen1, (2) Muter, welche auf das in der Bekanntmachung bezeichnete Feld oder auf Teile desselben ein Vorzugsrecht zu haben glauben, können dieses Recht, insofern über dasselbe nicht bereits in dem Verleihungsverfahren verhandelt und in dem Be-
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums § 3 5 Anm. 1, 2 § § 36, 3 7 schlusse des Oberbergamts (§ 31) entschieden worden ist, noch binnen drei Monaten vom Ablaufe des Tages, an welchem das die Bekanntmachung enthaltende Amtsblatt ausgegeben worden ist, durch gerichtliche Klage gegen den Bergwerkseigentttmer verfolgen 2 . (3) Wer von dieser Frist keinen Gebrauch macht, ist seines etwaigen Vorzugsrechts verlustig. (4) Wird das Vorzugsrecht des Widersprechenden durch Richterspruch anerkannt, so hat das Oberbergamt die Verleihungsnrkunde je nach Lage des Falles gänzlich aufzuheben oder abzuändern. 1. In der Bekanntmachung muß der Wortlaut der Verleihungsurkunde aufgenommen werden, bei wesentlichen Fehlern des Abdrucks erneute Veröffentlichung. Ferner muß in der Bekanntmachung auf die §§ 35, 36 hingewiesen werden, vgl. Lindig, Z. 6 S. 587, R B v. 5. 6. 1867 Z. 10 S. 101. 2. §§ 35 Abs. 2, 36 beinhalten die sog. Widerspruchsklage; vgl. § 23 Anm. 1 und § 31 Anm. 1. — Sie kann nur auf eine ältere Mutung gestützt werden, die vor der Verleihung vorgelegen hat. OTr. v. 23.3.1877 Z. 18. S. 248; OTr. v. 12.5.1879 Z. 21 S. 243, 247; Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 301; Boldt S. 43; abw. OTr. v. 20. 6. 1873 Z. 14 S. 391; Achenbach Z. 10 S. 99ff. Klagegrund ist lediglich eine widerstreitende Mutung. Der Klageantrag geht auf Feststellung, daß auf Grund des Rechts des Klägers die Verleihung an den Beklagten nicht zu Recht erfolgt ist. R G v. 3. 1. 1900 Z. 41 S. 223. Bei anderem Tatbestand kann nur die Einspruchsklage in Betracht kommen; § 31 Abs. 2. §36i (1) Der § 35 findet auch auf solche Bergwerkseigentümer Anwendung, welche nach § 55 ein Vorzugsrecht auf die in der publizierten Verleihungsurkunde bezeichneten Mineralien zu haben glauben, insofern dieses Recht nach § 55 nicht schon erloschen, auch über dasselbe nicht bereits in dem Verleihungsverfahren verhandelt und in dem Beschluß des Oberbergamts (§ 31) entschieden worden ist. (2) Im übrigen werden die Rechte des verliehenen Bergwerkseigentums durch die Aufforderung und Präklusion des § 35 nicht betroffen. I m Lande Hessen ist § 36 Abs. 2 fortgefallen. 1. § 36 betrifft zwei verschiedene Fälle. Abs. 1 behandelt den Rechtsschutz des Bergwerkseigentümers durch die Widerspruchsklage (vgl. § 35 Anm. 2) auf Grund des Vorrechts nach § 55 gegen Verleihung eines anderen Minerals an einen älteren Muter. Abs. 2 regelt den Rechtsschutz gegen Verleihung desselben Minerals an einen jüngeren Muter durch die Eigentumsklage aus § 54. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 306. Auch im Falle des § 36 kann die Klage nur erhoben werden, wenn die Widersprechenden vor der Verleihung Mutung eingelegt haben. OTr. v. 12. 5. 1879 Z. 21 S. 242; R G v. 3. 6. 1885 Z. 27 S. 97. §37 Während der dreimonatigen Frist des § 35 ist die Einsicht des Situationsrisses (§ 33) bei der Bergbehörde1 einem jeden gestattet. 1. Einsichtnahme während der Dienststunden in den Amtsräumen des Bergamts. Entnahme von Kopien oder die Erteilung von solchen ist nur mit Genehmigung des Ebel-Weller,
Berggesetz
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§ 38, Anm. 1 § 38 a Amn. 1, 2
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Bergwerkseigentümers zulässig. Min.Erl. v. 1. 10. 1868 Z. 10 S. 111. GeschO. Gebühr 1 , - DM, Tarif-Nr. 18m VwGebO NW.
Vgl. § 40
§ 38 Sie Kosten des Verleihungsverfahrens hat mit Ausschluß der durch unbegründete Einsprüche entstandenen (§ 31) der Muter zu tragen1. ] . Zu den Kosten i. S. d. § 38 gehören nur die baren Auslagen; die Gebührenerhebung richtet sich nach der VwGebO. Regelmäßig wird bei Beginn des Mutungsverfahrens ein Vorschuß erhoben. Bei nicht fristgerechter Zahlung der Verwaltungsgebuhr ist die Mutung ungültig, vgl. § 14 Abs. 3. — § 38a 1 (1) Das Oberbergamt hat die Verleihungsurkunde aufzuheben oder zu ändern, wenn es auf Antrag oder von Amts wegen nach Anhörung des Bergwerkseigentümers durch Beschluß2 feststellt, daß das Bergwerkseigentum zu Unrecht auf ein dem Verfügungsrechte des Grundeigentümers unterliegendes Mineral verliehen worden ist. Darüber, ob diese Voraussetzung erfüllt ist, steht der ordentliche Rechtsweg nur nach Maßgabe des Abs. 2 offen. Der Antrag, eine Feststellung nach Satz 1 zu treffen, kann nur von einem beteüigten Grundeigentümer und nur binnen der im § 35 Abs. 2 bestimmten Frist gestellt werden. (2) Hat die Bergbehörde einen solchen Antrag rechtskräftig als unbegründet abgelehnt3, so kann die Nichtverleihbarkeit des Minerals auf dem ordentlichen Kechtswege nur von dem Antragsteller und nur binnen einem Monate seit Rechtskraft der bergbehördlichen Entscheidung geltend gemacht werden. Wird das Mineral durch rechtskräftiges Urteil für nicht verleihbar erklärt, so hat das Oberbergamt die Verleihungsurkunde aufzuheben oder zu ändern. (3) Wird das Mineral durch bergbehördliche Entscheidung oder durch Urteil für nicht verleihbar erklärt, so gilt von der Rechtskraft der Entscheidung oder des Urteils ab das Bergwerkseigentum als aufgehoben 4 , der Bergwerkseigentümer kann sich jedoch auf sein Recht solchen Rechtshandlungen gegenüber nicht berufen, die der Grundeigentümer vor der Rechtskraft der Entscheidung oder des Urteils über das zu Unrecht verliehene, vom Bergwerkseigentümer aber nicht gewonnene Mineral vorgenommen hat. § 160 Abs. 2, § 163 finden Anwendung4. (4) Die Vorschriften der Abs. 1 bis 3 gelten entsprechend, wenn eine Berechtigung ins Grundbuch eingetragen ist, die sich auf einem vor dem Inkrafttreten des Allgemeinen Berggesetzes liegenden Rechtsvorgang gründet, auf den jedoch die gesetzlichen Vorschriften über das Bergwerkseigentum nach Feststellung des Oberbergamts nicht anwendbar sind5. 1. Die frühere auf Art. V, 1 d. Ges. v. 8. 6. 1907 (GS S. 119) beruhende Fassung wurde durch Ges. v. 3. 1. 1924 (GS S. 17) aufgehoben. Jetzige Fassung gemäß Art. I § 1 Ziff. 9 d. Ges. v. 24. 9. 1937 (GS S. 93). - Neufassung in Nordrhein-Westfalen siehe vorn unter I A. 2. Abs. 1 ermöglicht dem Oberbergamt, Verleihungen wieder zu beseitigen, wenn sich einwandfrei ergibt, daß das gemutete Mineral dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers unterliegt und deshalb nicht verleihbar ist. Anlaß zu dieser Ergänzung des Gesetzes gab die Entsch. d. R G v. 3. 11. 1934, Z. 75 S. 516. I h r lag ein Fall zu
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 38a Anm. 3, 4
Grunde, in dem eine Verleihung f ü r rechtsunwirksam erklart wurde, ohne daß das Urteil f ü r den hauptbeteiligten Grundeigentümer rechtswirksam wurde. — Dem Schutze des Bergwerkseigentümers dient seine Anhörung sowie die Vorschrift, daß die Entscheidung durch formlichen Beschluß des Oberbergamts getroffen werden muß. In Nordrhein-Westfalen entfallt das Beschlußverfahren, § 26 Abs. 1 d. Landesorganisationsgesetzes v . 10. 7. 1962 (GV N W S. 421). Das Verfahren wird durch einen Antrag des betroffenen Grundeigentümers in Lauf gesetzt. Antragsfrist f ü r den Grundeigentümer beträgt drei Monate seit Bekanntmachung der Verleihung (§ 35 Abs. 2). F ü r Verfahren von Amts wegen gilt diese Frist nicht. Stellt der Grundeigentümer erst nach Ablauf der Frist von drei Monaten den Antrag, so kann das Oberbergamt von Amts wegen das Verfahren in Gang setzen. — I n Nordrhein-Westfalen ist die Frist überhaupt aufgehoben worden. Der Beschluß des Oberbergamts, der feststellt, daß das Bergwerkseigentum zu Unrecht verliehen worden ist, weil das gemutete Mineral dem Verfügungsrecht des Grundeigentumers unterliegt und deshalb nicht verleihbar ist, kann von dem unterlegenen Bergwerkseigentümer als Verwaltungsakt durch Klage vor dem Verwaltungsgcricht angefochten werden. Zustandig ist das Gericht, in dessen Bezirk das Bergwerk liegt. Schulte in Glückauf 1953 S. 269. ¡f. Stellt das Oberbergamt in dem Verfahren nach § 38 a fest, daß die Verleihung zu Recht besteht, so kann der unterlegene Grundstückseigentümer nach § 38 a Abs. 2 gegen diesen Beschluß innerhalb der Frist von einem Monat, die mit der Rechtsk r a f t der bergbehordlichen Entscheidung beginnt, Klage vor dem ordentlichen Gericht, in dessen Bezirk das Bergwerk liegt, erheben. Voraussetzung f ü r diese Klage ist, daß die Bergbehörde durch Beschluß den Antrag des Grundeigentümers als unbegründet, also nicht wegen verspäteter Einreichung des Antrages, zurückgewiesen hat. H a t die Klage Erfolg, so muß das Oberbergamt dieVerleihungsurkunde aufheben oder ändern und das Grundbuchamt um Bewirkung der erforderlichen Eintragung im Grundbuch ersuchen. Art. 2 4 - 2 6 Pr.AG GBO (GS S. 307) Bergr. z. Änderungsges. v. 24. 9. 1937 in Z. 78 S. 160. - I n Nordrhein-Westfalen ist die Möglichkeit der Klage vor den ordentl. Gerichten durch Neufassung des § 38a beseitigt worden. 4. Würde man das an sich unwirksame und nur formell bestehende Bergwerkseigentum nach Feststellung der Unwirksamkeit als von Anfang an ungultig behandeln, so könnten daraus besondere rechtliche Schwierigkeiten entstehen. Dies würde z. B. eintreten, wenn der Bergwerkseigentümer in der unter Umständen J a h r e dauernden Zwischenzeit bis zur Feststellung der Unwirksamkeit über das Recht durch Verkauf, Verpachtung, Belastung verfügt oder mit der Förderung der Bodenschätze begonnen hätte. Die Rücksicht auf den bestehenden, wenn auch anfechtbaren Staatshoheitsakt der Verleihung erfordert deshalb eine Regelung, die Rechtsgeschäfte und Maßnahmen der bezeichneten Art f ü r die Zwischenzeit soweit als möglich wirksam erhält. Demgemäß soll das zu Unrecht verliehene Bergwerkseigent u m erst von dem Zeitpunkt ab als aufgehoben gelten, in dem die entsprechende Entscheidung des Oberbergamts oder des Gerichts rechtskräftig wird. Eine ergänzende und zugleich einschränkende Regelung (Abs. 3 Satz 1 Halbsatz 2) wird jedoch f ü r den Fall notwendig, daß der durch die Verleihung benachteiligte, erst später obsiegende Grundeigentümer schon vor Aufhebung der Verleihung über die seinem Verfügungsrecht unterliegenden Stoffe rechtsgeschäftlich verfügt oder sie selbst ge7*
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§ 38 a Anm. 5 § 38 b Anm.
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wonnen hat. Begr. d. Ges. v. 24. 9. 1937, Z. 78 S. 160. - Mit der Aufhebung erlöschen alle Ansprüche auf das Bergwerkseigentum (§ 160 Abs. 2). Ebenso gilt §163.5. Insbesondere ist an Konzessionen der vorm. Hannoverschen Regierung zur Gewinnung von Raseneisenerzen gedacht. Hierbei handelt es sich nicht um Bergwerkseigentum im eigentlichen Sinne, vgl. Begr. z. Ges. v. 24. 9. 1937 Z. 78 S. 161. § 38b 1 (1) Das Bergwerkseigentuni an den nach § 2 Abs. 1 dem Staate vorbehaltenen Mineralien wird dem Staate durch den Wirtschaftsminister verliehen2; die §§ 12 bis 38 sind nicht anzuwenden. (2) Die Verleihung ist von dem Nachweis abhängig, daß das Mineral innerhalb des zu verleihenden Feldes auf seiner natürlichen Ablagerung in solcher Menge und Beschaffenheit entdeckt worden ist, daß eine zur wirtschaftlichen Verwertung führende bergmännische Gewinnung des Minerals möglich erscheint. (3) Die Verleihung erfolgt durch Ausstellung einer mit Siegel und Unterschrift zu versehenden Urkunde, welche die im § 34 unter Ziffer 1 bis 6 aufgezählten Angaben enthalten und mit einem von einem konzessionierten Markscheider oder vereidigten Feldmesser3 angefertigten, der Vorschrift im § 17 Abs. 1 entsprechenden Situationsrisse verbunden werden muß. (4) Die Verleihungsurkunde ist durch den Deutschen Reichs- und Preußischen Staatsanzeiger zu veröffentlichen4. 1. §38b eingefügt durch Ges.v. 18.6.1907 (GS S. 119) Art.V N r . l . Jetzige Fassung des Abs. 1 beruht auf Ges. v. 24. 9. 1937 (GS S. 93) Art. 1 § 1 Ziff. 10. 2. Der Staatsvorbehalt (§ 2) h a t einen rein öffentlichen Charakter, er ist als solcher nicht übertragbar oder verzichtbar. Der Staat muß sich die ihm in § 2 vorbehaltenen verleihbaren Mineralien auf den Antrag des örtlich zuständigen Oberbergamtes erst durch den Wirtschaftsminister verleihen lassen, bevor er die Mineralien aufsuchen und gewinnen darf. § 38b. Formloses Verfahren. Vgl. § 2 Anm. 1. — Voraussetzung f ü r die Verleihung ist die absolute Bauwürdigkeit (§ 15) und Feldesfreiheit. Zum Nachweis der absoluten Bauwürdigkeit bedarf es nicht der Vorweisung des Minerals an einem bestimmten F u n d p u n k t und einer amtlichen Untersuchung, wenn die Bauwürdigkeit auf andere Weise nachgewiesen werden kann. Der Staat braucht den F u n d nicht selbst gemacht zu haben. Größe und Form des Feldes sind nicht vorgeschrieben. Voelkel S. 96; Schlüter-Hense S. 99; Rechtsschutz gegenüber Dritten, Kollision zwischen Mutern, Verhältnis von Staat und Grundeigentümer vgl. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 314, 315. — Nach der Verleihung h a t das Bergwerkseigentum des Staates die gleichen Rechtswirkungen wie das Bergwerkseigentum an bergbaufreien Mineralien. Es kann konsolidiert oder geteilt werden. Auch eine Veräußerung ist nicht ausgeschlossen. Vgl. aber § 38 c Anm. 2. 3. Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur, vgl. § 17 Anm. 2 u. 3. 4. J e t z t Bekanntmachung durch das amtl. Veröffentlichungsblatt des einzelnen Landes. I n Nordrhein-Westfalen: Bundesanzeiger.
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ 38c Anm. 1, 2
§ 38c 1 (1) Das nach Maßgabe des § 38 b begründete Bergwerkseigentuni des Staates an den in § 2 Abs. 1 genannten Mineralien kann in der Weise belastet werden2, daß demjenigen, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, auf Zeit das vererbliche und veräußerliche Recht zusteht, die im § 2 Abs. 1 bezeichneten Mineralien oder einzelne dieser Mineralien innerhalb des auf dem Situationsriß angegebenen Feldes nach den Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes aufzusuchen und zu gewinnen und alle hierzu erforderlichen Anlagen unter und über Tage zu treffen. (2) Während des Bestehens eines nach Abs. 1 begründeten Gewinnungsrechts finden alle Vorschriften des gegenwärtigen Gesetzes über die Rechte und Pflichten des Bergwerkseigentümers (Bergwerksbesitzers, Bergbautreibenden, Werksbesitzers) mit Ausnahme der §§ 39, 55, 65, 156 bis 162 und 164 mit der Maßgabe Anwendung, daß an die Stelle des Bergwerkseigentümers (Bergwerksbesitzers, Bergbautreibenden, Werksbesitzers) der Gewinnungsberechtigte tritt. (3) Steht ein Gewinnungsrecht der im Abs. 1 bezeichneten Art zwei oder mehreren Mitberechtigten zu, so finden auf die Rechtsverhältnisse der Mitberechtigten die Vorschriften des vierten Titels des gegenwärtigen Gesetzes Anwendung3. 1. § 38c eingefügt durch Art. V Nr. 1 d. Ges. v. 18. 6. 1907 (GS S. 119). Jetzige Fassung des Abs. 1 durch Art. 1 § 1 Ziffer 11 des Gesetzes vom 24. 9.1937 (GS S. 93), der Änderung des § 2 angeglichen. 2. § 38 o ermöglicht dem Staat, das nach § 38 b erworbene Bergwerkseigentum mit einem Nutzungsrecht eigener Art zu belasten. Der Staat kann nämlich zu Gunsten eines Dritten ein selbständiges dingliches Gewinnungsrecht bestellen, § 2 Abs. 2. Aus der Einfügung des § 38 c im J a h r e 1907 folgt, daß der Gesetzgeber eine Veräußerung des gem. § 38 b begründeten BW-Eigentums offenbar nicht f ü r zulassig hielt. Trotzdem findet in der Praxis häufig eine Veräußerung statt. Das Gewinnungsrecht nach § 38 c ist eine selbständige Bergbauberechtigung. Sie berechtigt den Erwerber, das Bergwerk abzubauen. Es kann dem Dritten auf Zeit als veräußerund vererbliches Recht übertragen werden. Der Erwerber tritt überall an die Stelle des Bergwerksbesitzers. Sämtliche Rechte und Pflichten des Staates gehen auf den Gewinnungsberechtigten mit dem Augenblick der Bestellung über. Der Gewinnungsberechtigte erhält damit das Recht, Hilfsbaue anzulegen (§ 60ff.), ferner erhält er die Gewinnungsrechte der §§56 und 57, das Recht auf Errichtung der erforderlichen Betriebsanstalten gemäß § 58, das Grundabtretungsrecht §§ 64, 135ff., ferner lastet auf ihm die Schadensersatzpflicht nach §§ 148ff., und schließlich gehen auf ihn die Rechte und Pflichten aus den §§ 153ff. bzgl. der öffentl. Verkehrsanstalten über. E s gehen nicht auf den Gewinnungsberechtigten über die Vorschriften über Vermessung und Verlochsteinung § 39, das Vorrecht des Bergwerkseigentümers aus § 55, die Betriebsverpflichtung § 65, die Vorschriften über die Aufhebung des Bergwerkseigentums §§ 156ff., das Recht auf Konsolidation und Feldesaustausch,vgl. Eskens Z. 49 S. 145. Es gelten auch nicht die f ü r die selbständige Gerechtigkeit geltenden Bestimmungen. Art. 22, 28 AG z. GBO 1 5 - 2 2 AG z. ZVG u. Art. 76 Pr. FGG Boldt S. 47, 48; Schluter-Hense S. 102ff. Das Gewinnungsrecht entsteht durch Einigung des Staates mit dem Erwerber vor dem Grundbuchamt und Eintragung ins Grundbuch, § 50. Boldt S. 47, 48. — Mit dem Erlöschen des Gewinnungsrechts fällt das Bergwerk wieder frei von Lasten an den Staat zurück.
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§ 38c Anni. 3 §§ 39, 40
AEG
3. Die Gewerkschaft entsteht mit der Eintragung des Gewinnungsrechts ins Grundbuch auf die mehreren Mitberechtigten, § 94 Anm. 1. — Im Lande NordrheinWestfalen erfolgt die Errichtung einer Gewerkschaft durch einen besonderen Gründungsakt und Bestätigung durch das OBA. Mit der Aushändigung der Bestätigungsurkunde entsteht die Gewerkschaft. — Zweites Ges. zur Änderung bergges. Vorschriften v. 25. 5. 1954 (GS NW S. 694), Begr. Z. 95 S. 275. Vierter Abschnitt Vom Vermessen §39 (1) Der Bergwerkseigentümer ist befugt, die amtliche Vermessung und Verlochstcinung des durch die Verleihungsurkunde bestimmten Feldes zu verlangen1. (2) Dieselbe Befugnis stellt den Eigentümern angrenzender Bergwerke zu. (3) Dieses Geschäft wird unter Leitung der Bergbehörde2 durch einen konzessionierten Markscheider oder Feldmesser3 ausgeführt. Die Kosten hat der Antragsteller zu tragen. 1. Das Verfahren bezweckt nur, den Bergwerkseigentümer und die Feldesnachbarn über die Lage der Feldesgrenzen zu unterrichten. Die Festlegung der Feldesgrenzen an der Oberfläche (§ 26) setzt den Bergwerkseigentümer in den Stand klarzustellen, ob sein Untertagebetrieb sich innerhalb der Feldesgrenzen bewegt oder ob Grenzüberschreitungen Dritter vorliegen. Mot. Z. 6 S. 119, 307. Neue von der Verleihung abweichende Rechte können durch die Vermessung nicht erworben werden. Bei der Vermessung bildet der Verleihungsriß die Grundlage. Sie hat nicht die rechtliche Wirkung einer gerichtlichen Grenzregulierung, und sie kann deshalb die im Streitfalle erforderliche Ausmittelung der Grenzen durch das Gericht nicht ersetzen. Die Entscheidung darüber, zu welchem Bergwerk ein streitiger Feldesteil gehört,steht lediglich dem Gericht zu. OTr. v.21.3.1879 Z.22S. 520, R B . v. 19.1.1895 Z. 36 S. 409. Ist die Grenze streitig, so ist die amtliche Vermessung des Feldes so lange auszusetzen, bis der Streit durch das Gericht entschieden ist. R B . v. 30.1.1873 Z. 14 S. 261. Die Ersitzung eines Teiles von einem verliehenen Grubenfeld wird durch § 51 ausgeschlossen. OTr. v. 21.3.1879 Z. 22 S. 520. - Die Verlochsteinung hat nur noch geringe Bedeutung, weil die Felder nach § 23 der Markscheiderordnung v. 23. 3. 1923 Z. 65 S. 184 und Erlaß v. 4. 2. 1936 betr. Normen f. Markscheidewesen Z. 77 S. 22 nur noch nach Koordinaten vermessen werden müssen. 2. Der Antrag ist an das Bergamt zu richten. Die amtliche Vermessung und Verlochsteinung erfolgt unter Leitung des Bergamts, das auch bestimmt, wohin die Steine zu setzen sind. Die Wahl des Markscheiders oder Vermessungsingenieurs hat der Antragsteller. Vermessung von Längenfeldern, vgl. Hatzfeld in Z. 40 S. 418. 3. Über die Markscheider vgl. § 190. — Anstatt „Feldmesser" muß es jetzt „öffentlich bestellter Vermessungsingenieur" heißen, vgl. Berufsordnung v. 20.1.1938 (RGBl. I S. 17).
§40
(1) Zu der Vermessung und Verlochsteinung werden außer dem Bergwerkseigentümer die Vertreter der angrenzenden Bergwerke und die Besitzer derjenigen Grundstücke, auf welchen Lochsteine zu setzen sind, zugezogen1. 102
2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums § 4 0 Anm. 1 § 41 Anm. 1 (2) Die Grundbesitzer sind verpflichtet, das Betreten ihrer Grundstücke und das Setzen der Lochsteine gegen vollständigen Ersatz des Schadens zu gestatten. I. Das Bergamt wird zweckmäßig vor Beginn der Vermessung und Verlochsteinung eine Vereinbarung über die Höhe der zu zahlenden Entschädigung f ü r die Duldung dieser Arbeit zwischen dem Antragsteller und dem erschienenen Grundstückseigentümer, auf dessen Grundstück ein Grenzstein gesetzt werden soll, anregen. Klostermann-Thielmann S. 107, Schlüter-Hense S. 106. Dies ist jedoch keine Voraussetzung f ü r die Durchführung der Amtshandlung, weil der Grundstückseigentümer zu ihrer Duldung verpflichtet ist. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 320, abw. Brassert S. 142. Deshalb kann das Bergamt, auch wenn keine Einigung erzielt wird, trotzdem das Setzen der Grenzsteine anordnen und dem Grundstückseigentümer die gerichtliche Verfolgung seines Schadensersatzanspruchs überlassen. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 320, etwas einschränkend Klostermann-Thielmann S. 107, Schlüter-Hense S. 106, Boldt S. 49, abw. Brassert S. 142. — Jedoch wird das Bergamt zweckmäßig den Antragsteller veranlassen, vor der Durchführung der Vermessung und Verlochsteinung einen angemessenen Betrag zu hinterlegen. Klostermann-Thielmann S. 107, Voelkel S. 117, abw. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 320. Notfalls kann das Bergamt die Ortspolizei in Anspruch nehmen. Klostermann-Thielmann S. 107, abw. Brassert S. 142, der die Zulässigkeit des Betretens des Grundstücks von der vorherigen gerichtlichen Festsetzung der Entschädigung abhängig machen will.
Fünfter Abschnitt Von der Konsolidation §41 Die Vereinigung zweier oder mehrerer Bergwerke zu einem einheitlichen Ganzen —Konsolidation1 — unterliegt der Bestätigung des Oberbergamts (§ 49). 1. Die Konsolidation bezweckt, zwei oder mehr Bergwerksfelder zu einem einheitlichen Ganzen zu vereinigen. Mot. Z. 6 S. 120. — Bergwerksfeld = Bergwerk = Berg Werkseigentum. — Mit dem Augenblick der Zustellung der Bestätigung durch das OBA erlischt das Sondereigentum an den bisherigen einzelnen Bergwerksfeldern. OTr.v.29.1.1877 Z.19S.114; App. Ger. Breslau v. 8.1.1878 Z. 20 S. 112. Die Wirksamkeit der von dem OBA bestätigten Konsolidation ist von der Eintragung ins Grundbuch nicht abhangig. Beschl. KG. v. 6. 12. 1887 Z. 29 S. 251. Konsolidation und Bergschadensverzicht LG Beuthen v. 19.8.1936 Z. 79 S. 589. — Der Erwerb tritt außerhalb des Grundbuchs ohne Auflassung und Eintragung ins Grundbuch ein. Güthe-Triebel 6. Aufl. Bd. 2 S. 1635ff. Durch die Konsolidation von Bergwerksfeldern wird nicht neues Bergwerkseigentum begründet, sondern bestehendes mit seinen Rechten und Lasten zu einem neuen Objekt zusammengefaßt. LG Beuthen v. 19.8.1936 Z. 79 S. 589. Bei der Konsolidation handelt es sich um eine Umgestaltung bestehenden Bergwerkseigentums, das sich in dem neuen Bergwerkseigentum fortsetzt. R G v. 19. 6. 1937 RGZ 155 S. 167, Z. 78 S. 426. KG v. 14. 1. 1938 Z. 79 S. 569; E l v. 14. 6. 1944 Z. 84/86 S. 261. Demnach handelt es sich bei der Konsolidation um derivativen, nicht um originären Eigentumserwerb. So auch mit eingehender Begründung Isay 1. Bd. 2. Aufl. § 41
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§41 Anm. 1
ABG
Anm. 3, ferner Güthe-Triebel, GBO, 6. Aufl. S. 1635. - A.M. Klostermann-Thielmann S. 108; Müller-Erzbach S. 191; Voelkel S. 118; Westhoff, Z. 30 S. 201. Das h a t u. a. zur Folge, daß eine altrechtliche Gewerkschaft, die mehrere Einzelfelder konsolidiert, bestehen bleibt und Eigentümerin des Konsolidationsfeldes wird. Wollte man dagegen das neue Gesamtfeld nicht als Portsetzung der bisherigen Einzelfelder ansehen, ginge die altrechtl. Gewerkschaft mit der Konsolidation unter. Dasselbe gilt bei der realen Feldesteilung. Die Konsolidation beruht auf freier Entschließung des oder der betreffenden Bergwerkseigentümer, es dürfen jedoch Gründe des öffentl. Interesses der Bestätigimg durch das OBA nicht entgegenstehen. Motive in Z. 6 S. 122. Auch muß eine Sicherstellung der Realberechtigten erfolgen (§ 43ff.). Konsolidation nur bei angrenzenden Feldern möglich, vgl. aber dazu § 49 Anm. 2. — Waren die Einzelfelder nicht auf das gleiche Mineral, sondern auf verschiedene Mineralien verliehen worden, so bleibt die frühere räumliche Ausdehnung auf das einzelne Mineral bestehen. R B v. 3. 4. 1907 Z. 48 S. 428. - Der Konsolidationsakt ist in gerichtlicher oder notarieller Verhandlung aufzunehmen, bloße Beglaubigung der Unterschrift ist unzureichend. R B v. 11. 10. 1888 Z. 30 S. 131. — Gehören die zu konsolidierenden Bergwerksfelder verschiedenen Eigentümern, dann muß zwischen den Eigentümern ein (dinglicher) Vertrag abgeschlossen werden; gehören die Felder demselben Eigentümer, so bedarf es nur einer einseitigen Erklärung; handelt es sich um eine Gewerkschaft, der beide Felder gehörte, so genügt ein Beschluß der GeWerkenversammlung; steht das andere Feld im Eigentum einer Einzelperson, so nimmt die Gewerkenversammlung das Angebot des Dritten an, oder die Gewerkschaft beschließt ein Angebot, das der Dritte annimmt; es kann aber auch der Dritte an der Gewerkenversammlung teilnehmen und so ein Vertrag geschlossen werden, § 42, Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 332. Gehören die Einzelfelder verschiedenen Eigentümern, so entsteht, wenn nichts anderes vereinbart ist, durch Konsolidation eine Gewerkschaft (§§ 94, 113). Über die Entstehung einer Gewerkschaft in Nordrhein-Westfalen vgl. 2. Ges. z. And. bergges. Vorschriften in Nordrhein-Westfalen vom 25. Mai 1954 — (GS. NW. S. 694) —. Keine Vereinigung zweier Bergwerksfelder durch Zuschreibung des einen Bergwerksfeldes als „Zubehör" auf das Grundbuchblatt des anderen Bergwerksfeldes. Keine Veräußerung eines Feldesteiles ohne vorausgehende reale Feldesteilung (§51) in selbständige Felder. RB. v. 26.6.1884 Z. 25 S. 406; R B . v. 7.9.1885 Z. 26 S. 538. — Austausch von Feldesteilen vgl. § 51 Abs. 1 — Vorschriften über die Feldesgröße des kons. Bergwerksfeldes bestehen nicht. Das kons. Feld ist gewöhnlich großer als ein Normalfeld (§ 27). Das kons. Feld soll einen anderen Namen führen als die Einzelfelder. Nur bereits zur Entstehung gelangte Bergwerke können konsolidiert werden, dagegen keine Mutungen und keine Grundeigentümerbergwerke. Aufhebung der Konsolidation nur durch reale Feldesteilung möglich (§ 51). Auf Grund der Verordnung über die Zulegung von Bergwerksfeldern vom 25. März 1938 (RGBl. S. 345) kann ein verliehenes Feld auch gegen den Willen des Eigentümers unter gewissen Voraussetzungen dem Nachbarfelde zugelegt werden. — Über Ergänzungsmutungen vgl. § 22 Anm. 3. — Über zwangsweise wirtschaftliche Zusammenfassung gewisser Betriebe auf Steine und Erden vgl. Sylvesterverordnung v. 31. 12. 1942 (RGBl. 1943 I S. 17). Keine Konsolidation ist die tatsächliche Zusammenfassung von zwei oder mehr benachbarten Bergwerken eines Bergwerksbesitzers zu einer betrieblichen und ver-
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums § 4 2 Anm. 1—5 § 43 Anm. 1 waltungsmäßigen Einheit. Min. Erl. v. 3. 12. 1890 Z. 32 S. 262, Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 324. Diesen Zwecken kann die Aufstellung von gemeinsamen Betriebsplänen dienen. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 324. Gemeinsame Betriebspläne vgl. § 67 Abs. 2 in der Fassung des nordrh.westf. Ges. zur Änderung bergges. Vorschriften v. 25. 4. 1950. Das Bergwerkseigentum als solches wird durch die Zusammenfassung von Bergwerken zu einer betrieblichen oder verwaltungsmäßigen Einheit nicht berührt. §42 Zur Konsolidation ist erforderlich: 1. ein notariell oder gerichtlieh beglaubigter Konsolidationsakt1 — je nach Beschaffenheit des Falles ein Vertrag 2 oder Beschluß der Mitbeteiligten oder eine Erklärung des Alleineigentümers, 2. ein von einem konzessionierten Markscheider oder Feldmesser3 in zwei Exemplaren angefertigter Situationsriß4 des ganzen Feldes, 3. die Angabe des dem konsolidierten Bergwerke beigelegten Namens5. 1. Nicht Beglaubigung, sondern notar. oder gerichtl. Beurkundung R B . v. 11.10. 1888 Z. 30 S. 131. 2. vgl. § 41 Anm. 1. 3. vgl. § 39 Anm. 3 4. In den für Mutungsrisse vorgeschriebenen Maßstäben, vgl. Boldt S. 50. 5. Grds. besteht zwar Namensfreiheit; um Verwechslungen auszuschließen, empfiehlt es sich jedoch, dem konsolidierten Feld einen anderen Namen zu geben, als ein Einzelfeld hatte. Vgl. § 14 Anm. 6. §43i Kann das durch die Konsolidation entstehende (konsolidierte) Werk nur als Ganzes mit Hypotheken und dinglichen Lasten beschwert werden (vgl. § 98), so muß für den Fall, daß auf den einzelnen Bergwerken Hypotheken oder andere Realrechte oder daß auf denselben Privilegien des Rheinischen Rechts haften, außer dem Konsolidationsakte eine mit den Berechtigten vereinbarte Bestimmung darüber beigebracht w erden, daß und in welcher Rangordnung die Rechte derselben auf das konsolidierte Werk als Ganzes übergehen sollen. 1. Die §§ 43 und 44 enthalten Vorschriften darüber, wie zu verfahren ist, wenn die zu kons. Bergwerke dinglich belastet sind. Dabei ist zu unterscheiden zwischen dem Fall des § 43 und dem des § 44. Vgl. hierzu Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 335ff. a. § 43 bringt den Regelfall. E r liegt vor, wenn das Gesamtfeld in das Eigentum einer Gewerkschaft (vgl. § 98) tritt, ferner wenn das konsolidierte Bergwerk in das Alleineigentum einer natürlichen oder sonstigen jur. Person kommt (vgl. dazu § 1114 B G B in Verbindung mit § 50 ABG) und schließlich auch, wenn ein Eigentum mehrerer zur gesamten Hand entsteht. In allen diesen Fällen muß eine mit den dinglich Berechtigten abgeschlossene Vereinbarung beigebracht werden, in der festgelegt wird, in welcher Weise die Sicherstellung der Realberechtigten durch Belastung des kons. Gesamtfeldes erfolgt. Diese Vereinbarung ist mit den dinglich Berechtigten abzuschließen, gleichgültig, ob nur eines oder mehrere der Einzel-
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§43 Anm. 1
ABG
bergwerke belastet sind. Schlüter-Hense S. 113. Die Vereinbarung bedarf der öffentlichen Beurkundung nach § 29 GBO. Öffentliche Bekanntmachung ist nicht vorgeschrieben, jedoch zweckmäßig. Min.Beseh. v. 15. 5. 1893 Z. 36 S. 117; SchlüterHense S. 113. Ist eine Vereinbarung nicht zu erzielen, so muß die Konsolidation unterbleiben. Unter die „anderen Lasten" fallen insbesondere Nießbrauch, Vorkaufsrecht, Reallasten, Grund- und Rentenschulden, nicht Pacht oder Miete, vgl. Schlüter-Hense S. 113. Die Privilegien des Rheinischen Rechts haben keine praktische Bedeutung mehr. Art. 33 § 4 AG BGB. b. § 44 kommt nur in Betracht, wenn im Konsolidationsakt f ü r die mehreren Eigentümer des konsolidierten Gesamtbergwerks Miteigentum zu Bruchteilen vereinbart wird, § 133. I n diesem Falle wird das Anteilsverhältnis, nach dem jedes einzelne Bergwerk in das konsolidierte Gesamtbergwerk eintreten soll, durch die beteiligten Bergwerkseigentümer bestimmt. Die Bestimmung des Anteilverhältnisses ist im „Konsolidationsakt" niederzulegen. Liegt die Zustimmung aller Realberechtigten zu dem im „Konsolidationsakt" angegebenen Anteilverhältnis vor, so bestätigt das OBA die Konsolidation ohne weiteres, falls die gesetzlichen Erfordernisse vorliegen. Konsolidation nur bei angrenzenden Feldern möglich, es darf kein öffentliches Interesse der Konsolidation entgegenstehen. Fehlt jedoch die Zustimmung auch nur eines Anteilsberechtigten, so ist der wesentliche Inhalt des Konsolidationsaktes, insbesondere die Bestimmung der Anteilsverhältnisse den Realberechtigten durch das OBA bekannt zu machen. Dabei ist auf die §§ 45—47 zu verweisen. Außerdem ist die Bekanntmachung im Regierungsamtsblatt zu veröffentlichen. Die Bekanntmachung muß nach § 45 Abs. 2 auch dann erfolgen, wenn alle Realgläubiger ihr Einverständnis zu den Anteilsverhältnissen ausdrücklich erklärt haben. Gegen das im Konsolidationsakt angegebene Anteilsverhältnis können die Realberechtigten, deren ausdrückliches Einverständnis hierzu fehlt, Einspruch erheben. Das Einspruchsrecht muß durch Klage (Einspruchsklage) vor dem Gericht, in dessen Bezirk das Bergwerk liegt, binnen 3 Monaten geltend gemacht werden. Die Frist ist eine Ausschlußfrist. Sie beginnt mit der Zustellung der Bekanntmachung an den einzelnen Berechtigten, oder falls die Ausgabe des Amtsblatts (§ 45 Abs. 2) früher erfolgt, von diesem Zeitpunkt an. Die Klage richtet sich gegen den Eigentümer des belasteten Einzelbergwerks. Klagegrund ist, daß das im Konsolidation akt bestimmte Anteilsverhältnis den dinglich Berechtigten in seinen Rechten verkürzt. Der Antrag ist darauf gerichtet, den Einspruch gegen das Anteilsverhältnis f ü r begründet zu erklären. Wird der Klage entsprochen, so kann in diesem Falle die Konsolidation auch gegen die Realberechtigten durchgeführt werden. Müller-Erzbach S. 195. Vgl. dazu Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 341. Statt Klage zu erheben, können die widersprechenden Realberechtigten, aber auch alle anderen Realberechtigten binnen 3 Monaten ihre Befriedigung vor der Verfallzeit verlangen, soweit dies die N a t u r des „versicherten Anspruchs" gestattet, § 47. Außergerichtliche Erklärung genügt. „Versicherter Anspruch" bedeutet „dinglicher Anspruch". Nach der N a t u r des „versicherten Anspruchs" ist z. B. die Befriedigung bei dem dinglichen Vorkaufsrecht ausgeschlossen. Die schuldrechtlichen Ansprüche der Hypothekenglaubiger gegen den Eigentümer des Einzelbergwerks bleiben durch die Konsolidation unberührt. R G v. 30. 6. 1880. Z. 23 S. 323, 330. -
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2. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
§ § 44—46
§44 1
In allen übrigen Fällen muß in dem Konsolidationsakte eine Bestimmung des Anteilsverhältnisses, nach welchem jedes einzelne Bergwerk in das konsolidierte Werk eintreten soll, enthalten sein. Auf diese Fälle finden alsdann die besonderen Vorschriften der §§ 45 bis 48 Anwendung. 1. Vgl. § 43 Anm. Ib.
-
§ 45 1 (1) Der wesentliche Inhalt des Konsolidationsaktes, insbesondere die Bestimmung des Anteilsverhältnisses (§ 44) wird durch das Oberbergamt den aus dem Hypothekenbuche 2 ersichtlichen Hypothekengläubigern und anderen Realberechtigten, insofern deren ausdrückliches Einverständnis mit dem Anteilsverhältnisse nicht beigebracht ist, unter Verweisung auf diesen und die beiden folgenden Paragraphen bekannt gemacht. (2) Außerdem erfolgt diese Bekanntmachung durch das Amtsblatt der Regierung, in deren Bezirk das Bergwerk liegt 3 . 1. Vgl. § 43 Anm. 1. 2. Jetzt Grundbuch. 3. Die Bekanntmachung nach § 45 ist nur für die in § 44 genannten Fälle vorgeschrieben. Sie ist jedoch auch im Falle des § 43 zweckmäßig. Schlüter-Hense 8. 113; vgl. auch § 43 Anm. l a . Erfolgt eine öffentliche Bekanntmachung nach § 45 Abs. 2, kann die Bestätigung der Konsolidation erst nach Ablauf der in § 46 festgesetzten Dreimonatsfrist ausgesprochen werden. Andernfalls hätte die Veröffentlichung keinen Sinn. §46 (1) Hypothekengläubiger und andere Realberechtigte sowie privilegierte Gläubiger des Rheinischen Rechts, welche durch die Bestimmung des Anteilsverhältnisses (§ 44) an ihren Rechten verkürzt zu sein glauben, sind befugt, gegen diese Bestimmung Einspruch zu erheben 1 . (2) Dieses Einspruchsrecht muß binnen drei Monaten nach Ablauf des Tages, an welchem die Bekanntmachung zugestellt beziehungsweise das die Bekanntmachung enthaltende Amtsblatt ausgegeben worden ist (§ 45), durch gerichtliche Klage geltend gemacht werden 2 . (3) Wer von dieser Frist keinen Gebrauch macht, ist seines Einspruchsrechts verlustig. 1. § 46 gilt nur für die Fälle des § 44. Der Einspruch kann nur darauf gestützt werden, daß die Bestimmung des Anteilverhältnisses den Gläubiger in seinen Rechten beeinträchtige. Sonstige Beeinträchtigungen, welche die Konsolidation mit sich bringt, etwa Vereinigung mit einem unrentablen Bergwerk, können nicht geltend gemacht werden. 2. Die Klage ist gegen den Eigentümer des betr. Einzelfeldes zu richten. Zustandig ist das Gericht, in dessen Bezirk das Bergwerk liegt, § 24 ZPO. Wegen des Klageantrags vgl. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 341.
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§§ 47, 48 § 49 Anm. 1, 2
ABG
§47 (1) Statt diese Klage zu erheben, können die vorbezeichneten Gläubiger und anderen Realbereehtigten ihre Befriedigung vor der Verfallzeit verlangen, soweit dies die Natur des versicherten Anspruchs gestattet1. (2) Dieses Recht muß jedoch ebenfalls bei Vermeidung des Verlustes desselben innerhalb der im § 46 bestimmten Frist geltend gemacht werden2. 1. Der Anspruch auf vorzeitige Befriedigung kann nur unter der gleichen Voraussetzung geltend gemacht werden wie der Einspruch, vgl. § 46 Anm. 1. Unter „versichertem" Anspruch ist nur ein dinglicher Anspruch zu verstehen. 2. Eine Klageerhebung ist nicht erforderlich. Es genügt eine schriftliche Erklärung, die dem Empfänger innerhalt der Frist zugegangen sein muß. § 130 BGB. § 48 l Mit der Bestätigung der Konsolidation (§ 49) geht das Realrecht2 ohne weiteres auf den entsprechenden, nach Maßgabe der vorstehenden Bestimmungen (§§ 44 bis 46) festgestellten Anteil an dem konsolidierten Werke über. 1. § 48 gilt nur f ü r die in § 44 bezeichneten Fälle. In den Fällen des § 43 erfolgt der Übergang auf Grund der getroffenen Vereinbarung. 2. Die schuldrechtlichen Ansprüche gegen den Eigentümer des Einzelfeldes werden durch die Konsolidation nicht berührt; sie gehen also nicht auf den Eigentümer des Gesamtfeldes über. R G v. 30. 6. 1880 Z. 23 S. 330. §49 (1) Sind Hypothekengläubiger und andere Realberechtigte sowie privilegierte Gläubiger des Rheinischen Rechts 1 nicht vorhanden, oder ist in den Fällen des § 43 die dort bezeichnete Vereinbarung beigebracht, oder sind in den Fällen des § 44 Einsprüche nicht erhoben oder die erhobenen Einsprüche (§§ 46, 47) erledigt, so entscheidet das Oberbergamt über die Bestätigung der Konsolidation. (2) Die Bestätigung darf nur versagt werden, wenn die Felder der einzelnen Bergwerke nicht aneinander2 grenzen oder wenn Gründe des öffentlichen Interesses entgegenstehen. (3) Der Bestätigungsurkunde werden die Verleihungsurkunden der einzelnen Bergwerke beigefügt3 4 . (4) Hinsichtlich der Beglaubigung, Aushändigung und Aufbewahrung der Risse finden die Bestimmungen des § 33 Anwendung. 1. Heute ohne Bedeutung, vgl. Art. 33 § 4 AG z. BGB. 2. Nach den Motiven muß angenommen werden, daß das „Angrenzen" des Feldes ein unerläßliches Erfordernis f ü r die rechtliche Möglichkeit eines Konsolidationsaktes ist. Nach Klapper ist das aber nur mit einer gewissen Einschränkung richtig, vgl. Z. 93 S. 87, 94. I m allgemeinen werde es genügen, wenn die Felder nur derart in einem mittelbaren Zusammenhang stehen, daß ein einheitlicher, den bergtechnischen und bergwirtschaftlichen Regeln und Möglichkeiten entsprechender Betrieb im Gesamtfeld geführt werden kann. Gleiche Ansicht Schlüter-Hense S. 111 u. Nothaas-Miesbach S. 96 und 104, vgl. auch Achenbach in „Das gemeine deutsche Bergrecht in Verbindung mit dem preuß. Bergrecht", 1871 S. 273 Anm. 1, der
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§ 49 Anm. 3, 4
§50
darauf hinweist, daß § 49 Abs. 2 dem OBA nur die Befugnis gibt, nicht aber die Verpflichtung zuweist, die Bestätigung zu verlangen, wenn die Felder nicht aneinandergrenzen. 3. Die Bestätigung wird mit der Aushändigung oder der Zustellung der Bestätigungsurkunde wirksam. Der Erwerb tritt außerhalb des Grundbuchs ohne Auflassung und Eintragung des Bergwerks ins Grundbuch ein. Güthe-Triebel 6. Aufl. Bd. 2 S. 1635ff. Der Bestätigungsurkunde ist die eine Ausfertigung des Situationsrisses anzuheften, die andere bleibt beim OBA. Außerdem sind der Bestätigungsurkunde Abschriften der Verleihungsurkunden der Einzelfelder beizufügen. Eine Veröffentlichung der Bestätigung im Reg. Amtsblatt ist nicht vorgeschrieben, aber in der Praxis mancher Oberbergämter üblich. Klostermann-Thielmann 8. 120; Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 347. 4. Das OBA ersucht von Amts wegen das Grundbuchamt (Amtsgericht) unter Übersendung einer beglaubigten Abschrift der bestätigten Konsolidationsverhandlung um Schließung der Grundbuchblätter der bisherigen Einzelbergwerke und Eintragung des konsolidierten Bergwerks ins Berggrundbuch auf ein neu anzulegendes Grundbuchblatt. KG v. 22. 2. 1906. Z. 47 S. 459, KG v. 6. 12. 1887 Z. 29 S. 251, KG v. 10. 5. 1928 Z. 70 S. 304, 307, LG HUdesheim v. 7. 5. 1942 Z. 82/83 S. 426. Art. 23 AG z. GBO. § 29 Abs. 3 GBO. - Über die Streitfrage, ob ein neues Grundbuchblatt anzulegen ist, vgl. Güthe-Triebel Bd. 2 S. 1638. Im übrigen vgl. § 32 Anm. 1. —
Dritter Titel Von dem Bergwerkseigentume Erster Abschnitt Von dem Bergwerkseigentume im allgemeinen
§50^ ( 1 ) Das Bergwerkseigentum 2 wird durch die Verleihung begründet, sowie durch Konsolidation, Teilung von Grubenieldern oder Austausch von Feldesteilen erworben. ( 2 ) Für das Bergwerkseigentum 2 und das auf Grund des § 38 c Abs. 1 begründete Gewinnungsrecht gelten die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs; soweit nicht aus diesem Gesetze sich ein anderes ergibt. ( 3 ) Mit der gleichen Beschränkung finden die für den Erwerb des Eigentums und die Ansprüche aus dem Eigentum an Grundstücken geltenden Vorschriften auf das Bergwerkseigentum und das auf Grund des § 38 c Abs. 1 begründete Gewinnungsrecht entsprechende Anwendung. ( 4 ) Die für selbständige Gerechtigkeiten geltenden Vorschriften der Art. 22, 28 des Ausführungsgesetzes zur Grundbuchordnung vom 26. September 1899 (GS. 3 0 7 ) , der Art. 15 bis 22 des Ausführungsgesetzes zum Reichsgesetze über die Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung vom 23. September 1899 (GS. 2 9 1 ) und des Art. 76 des Preußischen Gesetzes über die freiwillige Gerichtsbarkeit vom 21. Sep-
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§50 Anm. 1, 2
ABG
tember 1899 (GS. 249) finden auf das nach § 38 c Abs. 1 begründete Gewinnungsrecht Anwendung. (5) Bei der Bestellung eines Gewinnungsrechts ist für dieses ein besonderes Grundbuchblatt anzulegen. Die Anlegung wird auf dem Grundbuchblatte des Bergwerks vermerkt. 1. Fassungsänderungen auf G r u n d A r t . 37 I Abs. 2 u. 3 AG B G B Z. 41 S. 3ff. u n d Art. V Gesetz v. 18. 6. 1907 (GS S. 119) Z. 48 S. 314. — 2a. „Bergwerkseigentum" ist das ausschließliehe Gewinnungsrecht a n bestimmt e n Bodenbestandteilen in einem b e s t i m m t e n räumlich begrenzten Felde. R G v. 18. 6. 1932 Z. 73 S. 498; R G v. 14. 9. 1939 Z. 80/81 S. 145 (RGZ Bd. 137 S. 142; B d . 161 S. 205). — E s ist der nach I n h a l t u n d U m f a n g d u r c h § 54 (in Verbindung mit A r t . 67 Abs. 1 E G BGB) bestimmte „Inbegriff der Berechtigungen, die dem Zwecke der bergmännischen Gewinnung d i e n e n " ; es ist kein Sacheigentum im Sinne des B G B u n d auch kein R e c h t a n einem f r e m d e n Grundstück, sondern ein Aneignungsrecht. Gegenüber dem „ursprünglichen u n d umfassenden Grundeigent u m ist es ein Sonderrecht von Ausnahmecharakter, ein ius singulare, eine selbständige, besondere Gerechtsame". Werneburg „Grundeigentum u n d Bergwerkse i g e n t u m " in Z. 70 S. 181, 183; R G v. 17. 2. 1915, Gruch. Beitr. Bd. 59 S. 1058ff., J W 1915, S. 528 Nr. 25, Vollborn, D a s Bergwerkseigentum, Diss. Heidelberg 1936. — Klostermann, Entscheidungen des Obertribunals B d . 1 S. 31 ff. — b. Das Bergwerkseigentum entsteht d u r c h einen S t a a t s h o h e i t s a k t (Verwaltungsakt), nämlich die Verleihung (§§ 22ff.), u n d zwar im Augenblick der Zustellung der Verleihungsurkunde an den Berechtigten. Auflassung u n d Grundbucheintragung ist dazu nicht notwendig. K G v.6. 12.1887 Z. 29 S. 251. - N u r abgeleiteter E r w e r b erfordert Auflassung u n d E i n t r a g u n g im Berggrundbuch. — Das Bergwerkseigent u m h a t privatrechtlichen Charakter. R G v. 30.5. 1927 Z. 69 S. 246. - Das Bergwerkseigentum wird ferner erworben durch Konsolidation (§§ 41ff.), Teilung von Grubenfeldern (§ 51), Austausch von Feldesteilen (§ 51) u n d d u r c h Zulegung nach der Zulegungsverordn. v. 25. 3. 1938 - Teil I I I 19 - , vgl. auch § 22 A n m . 3 über die Deklarations- oder E r g ä n z u n g s m u t u n g . c. Das Bergwerkseigentum ist weitgehend dem Grundeigentum gleichgestellt. Soweit sich nicht aus dem Berggesetz ein anderes ergibt, k a n n nicht eine bestimmte Gruppe von Vorschriften des B G B über Grundstücke von der Anwendung auf das Bergwerkseigentum ausgeschlossen werden. E s k o m m t darauf an, ob die einzelne B e s t i m m u n g d e m Wesen des Bergwerkseigentums u n d d a m i t d e m allgemeinen I n h a l t angepaßt ist oder widerspricht. Dabei ist ausschlaggebend, d a ß das Bergwerkseigentum sich praktisch im Bergwerk auswirkt u n d daß das Gesetz vielfach diese beiden Begriffe einander gleichstellt z. B. in §§ 41, 51, 94,161, 162; vgl. I s a y 1. Bd. 2. Aufl. §50 A n m . 4 u n d 5, R G v. 14.9.1939 R G Z 161 S.205 Z. 80/81 S. 145. E s f i n d e n auf das Bergwerkseigentum die Vorschriften der §§ 873 — 902 B G B Anwendung; ausgenommen ist § 890 B G B mit Rücksicht auf die Sonderbestimmungen der §§ 41 ff. ABG. Von den Vorschriften über den I n h a l t des E i g e n t u m s (§§ 903 — 924 BGB) ist ein Teil der Bestimmungen des N a c h b a r r e c h t s u n a n w e n d b a r , weil sie auf das Oberflächeneigentum zugeschnitten sind, so die §§ 908—916 BGB. Ebenso sind die Bestimmungen über Notweg u n d Grenzbestimmungen mit Rücksicht auf die Sonderbestimmungen der §§ 39 ff., 60 ff. u n d 135 ff. A G B u n a n w e n d b a r . Dagegen müssen die B e s t i m m u n g des § 904 B G B vom Notstand — vgl. dazu R G v. 110
3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§50 Anm. 2
12. 3. 1904 Z. 45 S. 228 - und ferner die Vorschriften des § 906 BGB vom Abwehranspruch gegen Immissionen als auf das Bergwerkseigentum anwendbar angesehen werden. d. Es ist also neben § 148 ABG auch § 906 BGB zu beachten. Nach § 906 BGB muß der Grundeigentümer sich Einwirkungen auf sein Grundstück gefallen lassen, soweit sie dessen Benutzung nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigen oder die Einwirkungen durch die Benutzung des anderen Grundstücks herbeigeführt werden, die nach den örtlichen Verhältnissen bei Grundstücken dieser Lage gewöhnlich ist und nicht durch Maßnahmen verhindert werden kann, die dem Bergwerksbesitzer wirtschaftlich zumutbar sind, vgl. Heinemann, Bergschadenrecht 3. Aufl. S. 73ff., 75 und die dort angeführte Literatur. Engelhardt: Die Neuordnung der Wassergesetzgebung und die Änderung der Gewerbeordnung in ihren Auswirkungen auf den Bergbau in „Glückauf" 1961 S. 25 — 30, Lantzke: Probleme des Nachbarrechts im Bergbau in Z. 101 S. 78, Kremer Z. 99, S. 409, 419, Wecks Z. 99 S. 470, 472. - Die Zuführung der Immissionen durch eine besondere Leitung ist unzulässig, vgl. Heinemann, wie oben S. 74. Weiteres Schrifttum: Schulte: Nachbarschutz gegen Immissionen N J W 1954 S. 495; Ewert: Immissionsschäden und Bergbau in „Glücka u f " 1950 S. 635; Schulte: Eigentumsordnung und Bergschaden in Z. 91 S. 297ff., Weißner: Erfahrungen über Rauchschäden im Ruhrbezirk in „Mitteilungen aus dem Markscheidewesen "1954 S. 162, abweichend Völkel S. 108, Werneburg in Z. 70 S. 181 ff.; K G v. 26. 11. 1932 Z. 74 S. 167; RG v. 23. 6. 1934 Z. 75 S. 510, OLG Düsseldorf v. 18. 7. 1935 Z. 77 S. 273; RG v. 10. 3. 1937 Z. 78 S. 412; K G v. 1. 2. 1938 Z. 79 S. 571, OLG H a m m v. 12. 5. 1953 Z. 95 S. 131. AG Montabaur v. 11. 8. 1944 Z. 84/86 S. 253. - Ortsüblichkeit i. S. des § 903 BGB vgl. B G H v. 30. 4. 1958 N J W 1958 S. 1776, vgl. ferner dazu Gesetz vom 22. Dezember 1959 zur Änderung der Gewerbeordnung und Ergänzung des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGBl. I S. 781). Über Zweck und Inhalt dieses Gesetzes: Zydek, Das „Luftreinhaltegesetz" in Z. 100 S. 465. Stephany: Zum Problem der Reinhaltung der L u f t in „Der Betriebsberater" 1960 S. 529. e. Bergwerkseigentum kann Bestandteile und Zubehör im Sinne der §§ 93 ff. BGB haben. Brassert-Gottschalk S. 160; Klostermann-Thielmann S. 142; RG in Z. 58 S. 108. Näheres Isay 1. Bd. 2. Aufl. § 50 Anm. 7. - Alle Grubenbaue, z. B. Schacht und unterirdische Zugangsstrecken sind wesentliche Bestandteile des Bergwerkseigentums und teilen dessen rechtliches Schicksal (§ 93 BGB) RG v. 14.9.1939 Z. 80/81 S. 145. — Grundstücke können dem Bergwerkseigentümer als Bestandteil zugeschrieben werden. Sie behalten jedoch ihre rechtl. Selbständigkeit. Zum Zubehör gehören die beweglichen Betriebsmittel der Grube (Werkzeug, Instrumente, Grubenbahnen, Maschinen). Müller-Erzbach S. 129; Wecks in Glückauf 1942 S. 509. — F ü r das B E gelten die Bestimmungen der ZPO über den dingl. Gerichtsstand. — f. Es gelten nicht die Bestimmungen der §§ 148ff. ABG über Bergschäden f ü r die Fälle der Beschädigung des Bergwerks und dessen Zubehörungen (Zubehör, Bestandteü)durch Bergwerke.RGv. 16.12.1909Z.51S.621ff.,RGv. 17.2.1915 Z. 56 S. 403 ff. R G v . 14.9.1939 RGZ. 161 S. 203, Z. 80/81 S. 145. - Glückauf 1942 S. 509; 1943 S. 75. g. Die Überlassung eines Bergwerks zur Ausbeute gegen Entgelt ist regelmäßig ein Pachtbertrag. Abgrenzung zwischen Pacht, Gesellschaftsvertrag und
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§50 Anm. 2
ABG
Dienstvertrag RG in D R 42, 1161. — Es kann ein ganzes Bergwerksfeld oder ein Teil davon zur Ausbeute (reine Rechtspacht) verpachtet werden, es kann aber auch ein eingerichteter Bergwerksbetrieb (Unternehmenspacht) pachtweise überlassen werden. R G v. 27. 1. 1932 Z. 73 S. 469/477; Heinemann „Die Bergwerkspacht" in Zeitschr. der Akad. f. Deutsch. Recht 1935 S. 667; R G in J W 1938 S. 3040 Nr. 19; Vollborn, „Das Bergwerkseigentum". Bei der Pacht eines Unternehmens erlangt der Pächter auch Sachbesitz an den Tagesanlagen usw. — Der Pächter erhält durch den Pachtvertrag ein dingl. Recht, eine absolute gegenüber jedem Dritten wirksame Aneignungsbefugnis. RG v. 27.1.1932 RGZ. 135, 94 Z. 73 S. 469ff. abw. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 427. Unstreitig h a t der Pachtvertrag dingl. Wirkung f ü r die vom Pächter gewonnenen Mineralien. — Pachtvertrag muß gemäß § 566 BGB schriftlich vereinbart sein, wenn er länger als ein J a h r laufen soll, sonst gilt er als f ü r unbestimmte Zeit abgeschlossen. Bergwerkspacht wird in § 114 erwähnt, siehe § 114 Anm. 2. Erwerbsbeschränkung vgl. § 195 Abs. 2 und Ges. über den Bergwerksbetrieb ausl. jur. Pers. u. den Geschäftsbetrieb ausl. Gewerkschaften v. 23. 6. 1909 (GS S. 619). Das Gesetz v. 23. 6. 1909 findet nach dem Bundesges. v. 5. 3. 1953 (BGBl. I S. 33) — Z. 94 S. 146 — keine Anwendung mehr, soweit außerpreußische Gewerkschaften ihren Sitz innerhalb des Geltungsbereichs des Grundgesetzes haben. „Auf das Bergwerkseigentum sind die sich auf Grundstücke beziehenden Bestimmungen der GBO anzuwenden". Art. 22ff. AG GBO, § 117 (früher § 83) GBO v. 5. 8. 1935 AusfVO v. 8. 8. 1935 § 20 (RGBl. I S. 1073 und 1089), AG dazu v. 29. 9. 1899 (GS S. 307) Art. 2 2 - 2 6 , 28, 34; VO v. 13. 11. 1899 Art. 33 und Allg. Verf. v. 20. 11. 1899 (JMB1. S. 349) i. d. Fass. v. 19. 11. 1933 §§ 22ff. h. Über die Aufhebung und das Erlöschen d. Bergwerkeigentums vgl. §§ 65 u. 156 ABG sowie § 3 Ges. v. 1. 12. 1936 zur Erschließung von Bodenschätzen. — Entziehung und Verzicht §§ 161, 162. — Keine Beendigung durch Verzicht gemäß § 928 BGB, K G v. 12. 1. 1939 Z. 80/81 S. 199. i. Das Bergwerkseigentum kann durch Auflassung und Eintragung im Berggrundbuch (§§ 925, 873 BGB) und durch Tabularersitzung (§ 900 BGB), nicht dagegen nach §§ 927, 928 BGB erworben werden. Art. 37 Ziff. 1 Abs. 3 AG BGB in der Fassung des Art. V Ziff. 2 Abs. 2 und 4 des Ges. v. 18. 6. 1907 Z. 48 S. 314; RG v. 20. 12. 1924 Z. 66 S. 408, 416, Isay 1. Bd. 2. Aufl. § 50 Anm. 6. k. Wegen der Zwangsversteigerung von Bergwerken vgl. § 2 E G ZVG u. Art. 1 5 - 2 7 (insbes. Art. 17) AG ZVG. F ü r Hessen siehe Hess. AG ZVG v. 20. 12. 1960 — Teil I I B d 19 —. Vgl. ferner Buchner, Die Zwangsverwaltung und Zwangsversteigerung von Bergbaurechten, in Z. 73 S. 406 und R G v. 12. 2. 1932, RGZ Bd. 135 S. 201. — Dem Antrag auf Zwangsvollstreckung oder Zwangs Verwaltung ist eine oberbergamtlich, gerichtlich oder notariell beglaubigte Abschrift der Verleihungsurkunde des Bergwerks beizufügen. Die Beschlagnahme im Zwangsversteigerungsverfahren u m f a ß t nicht die bereits gewonnenen Mineralien. Wertfestsetzung nach freiem Ermessen des Gerichts, nötigenfalls unter Zuziehung des Bergamts. Wegen der freiwilligen gerichtlichen Versteigerung von Berg Werksfeldern vgl. § 76 Preuß. Ges. über die freiwillige Gerichtsbarkeit v. 21. 9. 1899 (GS S. 249). Hess.FGG v. 12. 4. 1954 - Teil I I B d 11 - , Nds.FGG v. 14. 5. 1958 - Teil I I B e 13 - .
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§51 An in. 1
§51 (1) Die reale Teilung des Feldes eines Bergwerks in selbständige Felder1 sowie der Austausch 2 von Feldesteilen zwischen angrenzenden Bergwerken unterliegt der Bestätigung des Oberbergamts. (2) Dieselbe dar! nur versagt werden, wenn überwiegende Gründe des öffentlichen Interesses entgegenstehen 3 . (3) Hypothekengläubiger und andere Realberechtigte, sowie privilegierte Gläubiger des Rheinischen Rechts4, welche durch die Feldesteilung oder durch den Feldesaustausch an ihren Rechten verkürzt zu sein glauben, können ihre Befriedigung vor der Verfallzeit verlangen, soweit dies die Natur des versicherten Anspruchs gestattet. Dieses Recht muß bei Vermeidung des Verlustes desselben innerhalb der im § 46 bestimmten Frist geltend gemacht werden. Die Bestätigung wird unter Beobachtung des Verfahrens erteilt, welches sich ans der Anwendung der §§ 42, 45 und 49 auf die vorstehenden Fälle ergibt. (4) Bei dem Austausche von Feldesteilen geht das Recht der erwähnten Gläubiger und anderen Realberechtigten mit der Bestätigung der Bergbehörde ohne weiteres auf den zu dem belasteten Bergwerke hinzutretenden Feldesteil über, wogegen der abgetretene Feldesteil von der dinglichen Belastung befreit wird. 1. Reale" Teilung ist die Zerlegung e. Feldes in mehrere selbständige Felder. „Ideelle" Feldesteilung ist die Einräumung von Miteigentum am Bergwerksfeld. Boldt S. 57. Nur durch die „reale Teilung des Feldes" kann ein Feldesteil abgetrennt werden. Kein Erwerb eines Feldesteils durch notariellen Kaufvertrag und Auflassung des verkauften Feldesteils wie beim Erwerb von Grundstücksteilen. R B . v. 26. 6. 1884 Z. 25 S. 405 und RB. v. 7. 9. 1885 Z. 26 S. 538. - Auch keine Teilung eines auf mehrere Mineralien verliehenen Feldes nach Mineralien. R B . v. 2. 4. 1867 Z. 9 S. 207, RB. v. 20. 9. 1881 Z. 23 S. 128. - Keine Ersitzung eines Feldesteils. OTr. v. 21. 3. 1879 Z. 22 S. 520. - Rechtswirkungen einer Feldesteilung, RG. v. 19.6.1937 Z. 78 S. 426. E s entsteht kein neues Bergwerkseigentum, sondern das bisherige setzt sich in den Einzelfeldern fort. Zur Durchführung des Teilungsverfahrens sind dem OBA einzureichen: Ausfertigung der Verleihungsurkunde über das Bergwerk, ein von einem konzessionierten Markscheider angefertigter Teilungsriß in dreifacher Ausfertigung, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblattes des Bergwerks und notarielle Teilungsverhandlung in zweifacher Ausfertigung. — Durch die Bestätigung der realen Feldesteilung oder den Feldesaustausch entsteht neues Berg Werkseigentum, und zwar wie bei der Verleihung und Konsolidation ohne Auflassung und Eintragung ins Grundbuch. § 30 Anm. 1, § 49 Anm. 3. Die Bestätigung ist in soviel Ausfertigungen herzustellen, als selbständige Felder entstehen sollen. Jeder Bestätigungsurkunde ist eine Ausfertigung des den fraglichen Feldesteil betreffenden Situationsrisses anzuheften. Die zweite Ausfertigung bleibt beim Oberbergamt. Außerdem ist jeder Verleihungsurkunde die Verleihungsurkunde des ursprünglichen Feldes beizufügen. Die Veröffentlichung der Bestätigung im Amtsblatt ist nicht vorgeschrieben, aber in der Praxis üblich, vgl. Isay 1. Bd. 2. Aufl. § 51 Anm. 5. Das OBA ersucht das örtlich zuständige Grundbuchamt unter Übersendung einer Ausfertigung des Teilungs- oder Austauschaktes nebst seiner Bestätigung um Eintragung ins Grundbuch. Keine Vorlegung der Teilungsrisse. LG Beuthen v. 24. 4. 11 Z. 53 S. 276. 8
Ebel-Weller,
Berggesetz
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§ 51 Anm. §§ 52-54
2—4
ABG
Bei der Feldesteilung ist aus praktischen Gründen das alte Grundbuchblatt zweckmäßig zu schließen; beim Feldestausch dagegen wird man im allgemeinen die Grundbuchblätter der Stammfelder fortführen. Strittig, Güthe-Triebel Bd. 2 S.1640. Liegen die geteilten Bergwerke in mehreren Amtsgerichtsbezirken, so ersucht das Oberbergamt das den beteiligten Amtsgerichten gemeinschaftliche obere Gericht um Bestimmung des f ü r die Eintragung der Bergwerke zuständigen Amtsgerichts. Liegen die beiden Teilbergwerke in zwei verschiedenen Oberlandesgerichtsbezirken, so bestimmt dasjenige Oberlandesgericht das Amtsgericht, zu dessen Bezirk das zuerst mit der Sache befaßte Gericht gehört. § 1 Abs. 2 GBO und § 5 Abs. 1 FGG. Vgl. hierzu OLG H a m m v. 27. 6. 1957 Glückauf 1958 S. 1751. Über die Rechtsnatur des neu entstehenden Bergwerkseigentums vgl. § 41 Anm. 1. Belastungen am zerlegten Feld vgl. Güthe-Triebel Bd. 1, 2. Aufl. S. 445. — 2. Beim Austausch von Feldesteilen ist zunächst bei den beiden in Betracht kommenden Bergwerksfeldern je eine „reale Feldesteilung" dergestalt vorzunehmen, daß die beiden Feldesteile, die ausgetauscht werden sollen, je ein selbständiges Bergwerksfeld bilden. Sodann sind diese Austauschfelder im Wege der Konsolidation mit den Stammfeldern, denen sie zugeschlagen werden sollen, zu vereinigen. — Über die Durchführung der Konsolidation vgl. §§41 ff. — Die Austauschfelder müssen an das Feld angrenzen, mit dem sie vereinigt werden sollen. RB. v. 19.6.1937 Z. 78 S. 426. — Die ausgetauschten Feldesteile brauchen nicht auf das gleiche Mineral verliehen zu sein. — Wegen Zulegung von Bergwerksfeldern vgl. Zulegungsverordnung v. 25. 3. 1938 Teil I I I 19. 3. Es besteht ein Anspruch auf Bestätigung, falls die Voraussetzungen hierfür vorliegen, sofern überwiegende Gründe des öffentlichen Interesses nicht entgegenstehen. Gegen die Ablehnung der Bestätigung Klage im Verwaltungsstreitverfahren, vgl. § 191. 4. Privilegien nach Rheinischem Recht jetzt bedeutungslos; vgl. Art. 33 § 4 AG BGB v. 20. 9. 1899 (GS. S. 177). §68i 1. Aufgehoben durch Art. 37, I I AG BGB v. 20. 9. 1899 (GS. S. 177). §53i 1. Aufgehoben durch Art. 37, I I AG BGB v. 20. 9. 1899 (GS. S. 177). §54 (1) Der Bergwerkseigentümer hat die ausschließliehe Befugnis, nach den Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes das in der Verleihungsurkunde benannte Mineral in seinem Felde aufzusuchen und zu gewinnen 1 sowie alle hierzu erforderlichen Vorrichtungen unter und über Tage zu treffen2. (2) Diese Befugnis erstreckt sich auch auf die innerhalb des Feldes befindlichen Halden3 eines früheren Bergbaues4. 1. Über den Begriff des Bergwerkseigentums siehe § 50 Anm. 2. § 54 bestimmt den Inhalt des Bergwerkseigentums nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Der Bergwerkseigentümer h a t im eigenen Felde das ausschließliche Recht zur Aufsuchung und Gewinnung der ihm verliehenen Minerahen sowie zur Anlage aller hierzu erforderlichen Vorrichtungen unter und über Tage. Dazu gehören auch An-
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§54 Anm. 2A
lagen zum Absatz der Mineralien (Grubenbahnen, Grubenausschlußbahnen, Drahtseilbahnen) Min.Erl. v. 8.12. 1904 Z. 46 S. 124. Ferner hat der Bergwerkseigentümer die Berechtigung zur Errichtung und zum Betrieb von Aufbereitungsanstalten (§ 58) RG v. 12. 11. 1884 RGZ 12 S. 269, sowie zur Anlage von Hilfsbauen (§ 60ff.) und schließlich die Befugnis, fremde Grundstücke zu Bergbauzwecken zu benutzen (§ 64, 135ff.). Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 452. Der Bergwerkseigentümer und ihm gleichgestellt jeder Bergwerksbetreiber (Werneburg Z. 70 S. 182) darf alle bergbaulichen Maßnahmen treffen, die in ihrer Anlage und Ausführung wirtschaftlich zweckmäßig und innerhalb des von der Bergbehörde zugelassenen Betriebsplans (§ 67) liegen, auch wenn mit ungünstigen Einwirkungen auf das Grundeigentum zu rechnen ist. Der geschädigte Grundeigentümer hat jedoch statt der Abwehr- oder Unterlassungsklage den Anspruch auf Schadenersatz nach § 148. RG v.20.3.1915 Z. 57 S. 70, RG v. 23. 6. 1934 Z. 75 S. 510ff. — Benutzung einer vom Bergwerkseigentümer angefahrenen unterirdischen Höhle zu Betriebszwecken ist zulassig, nicht dagegen zu anderen gewerblichen Zwecken. RG v. 27. 10. 1891 Z. 33 S. 135, RGZ 28 S. 152. „Vorrichtungen" i. S. des § 54 können Bestandteil oder Zubehör des Bergwerks sein. Vgl. § 50 Anm. 2e. Die Befugnis zur Gewinnung besteht nicht unbeschränkt, sondern nur „nach den Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes". Zu diesen einschränkenden Bestimmungen gehört auch § 196 vgl. dazu § 27 Anm. 4. Die Worte „nach den Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes" sind aber nicht als eine von vornherein bestehende Beschränkung des Bergwerkseigentums nach Maßgabe der von den Bergpolizeibehörden (Bergaufsicht) auf Grund der §§ 196ff. zu treffenden Anordnungen aufzufassen. RG v. 18. 12. 1915 Z. 57 S. 203. Das bedeutet nur, daß der Bergbautreibende sich die Einschränkungen gefallen lassen muß, die sich sonst auch jeder andere Bergbauberechtigte unter normalen Verhältnissen gefallen lassen muß. Die Beschränkung in § 54 entspricht also der Eigentumsbeschränkung in § 903 BGB, die das Gesetz mit den Worten ausdrückt: „soweit nicht das Gesetz oder Rechte Dritter entgegenstehen". Vgl. Kremer in Z. 99 S. 409ff. — 2. Als Ausfluß des in § 54 allgemein geregelten Inhalts des Bergwerkseigentums stehen dem Bergwerkseigentümer nach §§ 55 — 58 folgende Einzelrechte zu: A. Nach § 55 hat der Bergwerkseigentümer ein Mutungsvorrecht auf die innerhalb der Grenzen seines Feldes vorkommenden, verleihbaren, aber noch nicht verliehenen Mineralien. Das zweite Mineral muß vor seiner Mutung innerhalb des verliehenen Feldes entdeckt sein. Ein besonderer Fund des Bergwerkseigentümers ist nicht erforderlich, vielmehr genügt der Fund des anderen, konkurrierenden Muters RG v. 13. 10.1925 Z. 27 S. 136, R B v. 19.10.1868 Z. 10 S. 265. Macht der Bergwerkseigentümer selbst den Fund, so hat er neben dem Vorrecht aus § 55 noch das aus § 24. R B v. 28. 3.1894 Z. 36 S. 114. Eine weitere Voraussetzung ist, daß das verliehene und das noch nicht verliehene Mineral nach der Entscheidung des Oberbergamtes aus bergtechnischen und bergpolizeilichen Gründen gemeinschaftlich, — d. h. zeitlich nicht getrennt —, gewonnen werden müssen R B v. 21. 8.1926 Z. 68 S. 255, RG v. 17.9.1930 Z. 72 S. 337. Das Zusammenvorkommen beider Mineralien kann die Anwendung des Mutungsvorrechts nur dann rechtfertigen, wenn es in einem solchen Teile des Feldes liegt, das dem Mutungsvorrecht unterliegt. R B v. 21. 9.1868 Z. 10 S. 264, R B v. 12.1.1869 Z. 11 S.357, R B v. 17.9.1930 Z. 72 S. 337. Ob der Tatbestand des § 55 vorliegt, kann nicht durch bloßen Hinweis auf geognostische 8*
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§54 Anm. 2B
ABG
Wahrscheinlichkeit entschieden werden. R B v. 2. 3.1892 Z. 34 S. 266, R G v. 6. 3. 1923 Z. 64 S. 302. Das Vorrecht m u ß durch Einlegung der M u t u n g innerhalb der Frist v o n 4 Wochen ausgeübt werden. Die Frist beginnt mit dem Ablauf des Tages, a n d e m d e m Bergwerkseigentümer durch die Bergbehörde die M u t u n g des D r i t t e n mit der Anzeige mitgeteilt ist, daß die tatsächlichen Voraussetzungen f ü r das Vorzugsrecht zutreffen. R B v. 8. 4. 1869 Z. 10 S. 267; OTr. v. 12. 5.1879 Z. 21 S. 247. Den Nachweis, daß die Voraussetzung des § 55 erfüllt ist, h a t der bevorrechtigte Bergwerkseigentümer zu f ü h r e n . R B v. 21. 9. 1868 Z. 10 S. 264, OBA Bonn v. 28. 6. 1880 u n d R B v. 4. 8.1880 Z. 21 S. 395. Dieser Nachweis k a n n n u r durch Aufschließung des Vorkommens g e f ü h r t werden. R B v . 4 . 1 1 . 1 8 8 2 Z . 2 4 S . 122. D a s Vorrecht liegt darin, d a ß der Bergwerkseigentümer einer f r e m d e n M u t u n g durch seine eigene, zeitlich spätere Mutung ihre W i r k u n g n i m m t . — Der Bergwerkseigentümer m u ß sein Vorrecht durch E r h e b u n g des Einspruchs gegen die ältere Mutung u n d Einlegung einer eigenen Mutung geltend machen. R B v . 21. 8. 1926 Z. 68 S. 255. Gegen die Entscheidung des OBA Klage vor dem Verwaltungsgericht. Das Mutervorrecht h a t n u r der Bergwerkseigentümer eines verliehenen Feldes, nicht der Bergwerkspächter oder der Gewinnungsberechtigte nach § 38 c, auch nicht der Grundeigentümer, der nicht verleihbare Mineralien a b b a u t . OTr. v. 23. 6.1876 Z. 19 S. 79. R B v. 2. 3. 1892 Z. 34 S. 266. - Sind in einem Felde zwei Bergwerke auf verschiedene Mineralien verliehen, so steht in Bezug auf ein drittes unverliehenes Mineral keinem der beiden Bergwerkseigentümer im Verhältnis zu der Mutung des andern das Vorrecht zu. Gegenüber der Mutung eines D r i t t e n konkurrieren sie zu gleichen Rechten ohne Rücksicht auf das Alter der Verleihung. Klostermann-Thielm a n n S. 146. Wegen der Deklarations- oder E r g ä n z u n g s m u t u n g vgl. § 22 A n m . 3 — Gegen die Entscheidung des OBA Klage vor d e m Verwaltungsgericht. — B 1. N a c h § 56 ist der Bergwerkseigentümer sowie jeder Bergbaubetreiber berechtigt, die einem anderen Bergwerkseigentümer verliehenen Mineralien mitzugewinnen, soweit sich beide Felder überdecken u n d die Mitgewinnung nach der E n t scheidung des OBA aus bergtechnischen oder bergpolizeilichen Gründen erfolgen m u ß . — Der A b b a u treibende Bergbau m u ß innerhalb der Grenzen eines technisch u n d wirtschaftlich vernünftigen Betriebes g e f ü h r t werden. — Der abbauende BergWerkseigentümer — Bergbautreibende — wird Eigentümer der zusammen gewonnenen Mineralien. R G v. 6.10./7.11.1883 R G Z . B d . 10 S. 210, Z. 26 S. 103. J e d o c h h a t er auf Verlangen der berechtigten Bergwerkseigentümers die i h m nicht verliehenen Mineralien gegen E r s t a t t u n g der Gewinnungs- u n d Förderungskosten herauszugeben. Auch die Aufbereitungskosten sind zu e r s t a t t e n . Strittig. Anzubieten b r a u c h t er sie nicht. R G v. 6. 10., 7. 11. 1883 R G Z B d . 10 S. 210, Z. 26 S. 103, R G v. 28. 6. 1895 J W 1 8 9 5 S. 397 Nr. 58, Z. 37 S. 218. - Liegen dieMineralien bereits auf der Halde, so besteht n u r ein Ausleserecht, Thielmann S. 149. Auch wenn getrennte Gewinnungsmöglichkeit besteht, k a n n der Bergwerkseigentümer — Bergwerksbetreiber — die einem anderen Bergwerkseigentiimer verliehenen Mineralien mitgewinnen, soweit der planmäßige Abbau seines eigenen Minerals dies notwendig erscheinen l ä ß t ; in diesem Falle besteht auch eine Herausgabepflicht auf Verlangen gegen E r s t a t t u n g der Gewinnungs- u n d Förderungskosten. Ebenso Aufbereitungskosten, strittig. Achenbach Z. 7 S. 119 u n d Z. 8 S. 120, R G v . 6 . 1 0 . / 7 . 1 1 . 1 8 8 3 , RGZ. 10 S . 2 1 0 , Z . 26 S. 103, R B v . 7 . 5. 1912 Z . 5 3 S. 425, W e r n e b u r g in Z. 70 S. 181, 190. -
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§54 Anm. 2C
B 2. Abgesehen vom Fall des § 56 ist das Verhältnis mehrerer auf verschiedene verliehene Mineralien im gleichen Felde bauender Berg Werkseigentümer im A B G nicht geregelt. Es ist jeder der beiden Bergwerkseigentümer voll zur Gewinnung seines Minerals berechtigt. R B v. 7 . 5 . 1 9 1 2 Z. 53 S. 425. — Die Bergaufsicht h a t hier auf Grund der §§ 67ff., 196ff. eine Regelung zu treffen. Schwierigkeiten können auch d u r c h Einwirkungen von Nachbarfeldern entstehen. Auch hier h a t die Bergaufsicht bei der P r ü f u n g des Betriebsplans u n d auf G r u n d des § 196 d a f ü r zu sorgen, d a ß nicht die Sicherheit der Nachbargrube durch den Betrieb gefährdet wird. R G v. 16. 12. 1909 Z. 51 S. 621, R G v. 14. 9. 1939 RGZ. 161, 203, Z. 80/81 S. 145. C 1. Nach § 57 ist der Bergwerkseigentümer berechtigt, die dem Grundeigentümer verbliebenen, nicht verleihbaren Mineralien soweit mitzugewinnen, als sie in den Grenzen eines technisch u n d wirtschaftlich vernünftig geführten, auf die Gewinnung des Minerals gerichteten Betriebes mitgewonnen u n d zu Zwecken des Betriebes verwendet werden. O B A B o n n v . 28. 2.1867 Z. 8 S . 121. I n diesem U m f a n g e h a t der Bergwerkseigentümer — Bergbautreibende — ein Aneignungsrecht ohne E n t schädigungs- oder Herausgabepflicht. Auch soweit die Verwendung der Grundeigentümermineralien nicht zu Betriebszwecken erfolgt, h a t der Bergwerkseigentümer ein Aneignungsrecht an ihnen, aber er h a t diese Mineralien dem Grundeigentümer auf dessen Verlangen gegen E r s t a t t u n g der Gewinnungs- u n d Förderungskosten herauszugeben. B G H v. 13. 5. 1955 Z. 96 S. 298, 300, 301. Werneburg Z. 70 S. 181, 192. OLG Köln v. 19. 5. 1896 Z. 37 S. 358, 362. Überwiegen des Wertes u n d der Menge des Grundeigentümerminerals gegenüber dem verliehenen Mineral. Min.Erl. v. 27.5.1882 Z. 24 S. 16; R B (Hessen) v. 1.7.1910 Z. 51 S. 646. — Bei Mitgewinnung von Grundeigentümermineralien gegen die Grundsätze eines technisch vernünftigen Abbaues h a t der Grundeigentümer einen Schadensersatzanspruch nach § 823 B G B u n d auch den negatorischen Anspruch aus § 1004 BGB. Werneburg Z. 70 S. 181, 191. Auch über das durch den Bergwerksbetrieb u n t e r Tage erschrotene Wasser k a n n der Bergwerkseigentümer — Bergwerksbetreiber — zu Betriebszwecken, solangesie u n t e r Tage sind, verfügen. R B v. 29.11.1892 Z .34S. 482, R G v . 8 . 1 . 1913 Z. 54 S. 274, Thielmann S. 141, Voelkel Z. 54, S. 401. - Ebenso k a n n er f r e m d e n Grundstücken das Grund- oder Quellwasser entziehen oder den Wasserspiegel senken. Anspruch des Grundeigentümers auf Entschädigung wegen Wasserenzeiehung nach § 148. N a c h d e m Ausfluß zu Tage h a t n u r der Grundeigentümer ein R e c h t auf die Benutzung einer durch den Bergwerksbetrieb erschrotenen Quelle, u n d zwar nach den Grundsätzen des bürgerl. Rechts. R G v. 29.11.1892 Z. 34 S. 482, R B v. 22.2.1898 Z. 39 S. 379, H o l t z - K r e u t z B d . 2 S. 660, Achenbach „ D a s Wassernutzungsrecht des Bergwerksbetreibers" Z. 11 S. 76, 94. — Der Eigentümer eines Grundstücks, das vor d e m Stollenmundloch eines Bergwerks liegt, k a n n nicht verlangen, d a ß die Grubenwasser ungehindert aus dem Stollen z u m Abfluß gebracht werden; der Bergwerkseigentümer k a n n vielmehr d u r c h eine unterirdische Rohrleitung, die d u r c h das Grundstück f ü h r t , das Wasser zu betrieblichenZwecken benutzen. R B v. 22. 2. 1898 Z. 39 S. 379, R G v . 19.6.1897 Z. 38 S. 4 6 7 , O V G v . 14.1.1932 Z. 73S. 555. - E i n t r a g u n g des R e c h t s in das Wasserbuch zugunsten einer Gemeinde, Stollenwasser unterirdisch anzusammeln, abzuleiten u n d als Trinkwasser zu gebrauchen. OVG v. 13.7. 1933Entsch. 91 S. 201. - Voelkel S. 162, Holtz-Kreutz Bd. 2 S. 628, 660, 662; H a m m a n s „Die Einleitung von Bergabwässern in Wasserläufe u n d ihre polizeiliche Ü b e r w a c h u n g " 117
§54 An in. 2C
ABG
Z. 73 S. 446, OVG v. 14.1. 1932 Z. 73 S. 555. - Vgl. Nebel in Z. 101 S. 349; Weiler in „ B e r g b a u " 1960 S. 164. Zu beachten sind jetzt die Vorschriften des Wasserhaushaltsgesetzes u n d der Landes wassergesetze. C 2. Eine grundsätzliche Vorrangstellung des auf Verleihung b e r u h e n d e n Bergbaues vor dem Abbau des Grundeigentümers besteht nicht. R G v . 11. 11. 1891 Z. 33 S. 232, R G v. 8 . 1 . 1897, R G Z . 38 S. 324, Z. 38 S. 354. Aus §§ 54, 57 ist n u r zu folgern, d a ß dem Grundeigentümer untersagt ist, einen schon begonnenen Bergwerksbetrieb d u r c h Aufsuchung u n d Gewinnung der ihm gehörenden Mineralien zu stören oder die vom Bergwerkseigentümer mitgewonnenen f ü r sich zu beanspruchen. R G v. 8. 3. 1935 Z. 76 S. 111. Über diese gesetzlich b e s t i m m t e n Grenzen hinaus ist das Bergwerkseigentum n a c h seiner N a t u r als sonderrechtliche Beschränkung des grundsätzlich umfassenden Grundeigentums nicht auszudehnen. R G v. 8. 3.1935 Z. 76 S. 111. — E i n Zusammenstoß von Grundeigentümerabbau u n d Bergbau auf verliehenes Mineral an derselben Stelle des Grubenfeldes findet, soweit sich ein gemeinsamer Betrieb nicht f ü h r e n läßt, seine natürliche Lösung durch die Anerkennung des zeitlichen Vorrangs. R G v . 8. 3.1935 Z. 76 S. 111. Vgl. dazu Werneburg, Grundeigent u m u. Bergwerkseigentum in „ G l ü c k a u f " 1917 S. 855ff. — I s t ein getrennter A b b a u des Grundeigentümerbergbaues u n d des verliehenen Minerals nicht möglich, so schließt das Abbaurecht des Grundeigentümers auch die Befugnis zur Mitgewinnung (Loslösung) des verliehenen Minerals insoweit ein, als bei technisch u n d wirtschaftlich vernünftig g e f ü h r t e m Betrieb das Grundeigentümermineral ohne solche Mitgewinnung des verliehenen Minerals nicht abgebaut werden k a n n . R G v. 8. 3. 1935 Z. 76 S. 111. E i n R e c h t zur Aneignung des gewonnenen verliehenen Minerals steht dagegen dem Grundeigentümer gegen den Widerspruch des Bergwerkseigentumers nicht zu. Auf dessen Verlangen ist er zur Herausgabe des mitgewonnenen verliehenen Minerals verpflichtet, jedoch — zur Vermeidung einer ungerechtfertigten Bereicher u n g — n u r gegen E r s t a t t u n g der v e r n ü n f t i g aufgewendeten Gewinnungs- u n d Förderungskosten. R G v. 8. 3. 1935 Z. 76 S. 111; Werneburg Z. 70 S. 198 u n d das d o r t angeführte zum Teil abweichende S c h r i f t t u m . I m übrigen gilt im Verhältnis des Grundeigentümerbergbaues z u m verliehenen Bergbau, daß der erstere auf den bloßen A b b a u der Grundeigentümermineralien u n d nicht auf die verliehenen Mineralien gerichtet sein m u ß , R G v. 8. 3.1935 Z. 76 S. 111. Droht dem verliehenen Mineral infolge des Grundeigentümerbergbaus Vernicht u n g oder W e r t m i n d e r u n g , so m u ß der Grundeigentümer n a c h Treu u n d Glauben im Verkehr seinen Betrieb so f ü h r e n , daß er die Belange des Bergwerkseigentümers berücksichtigt, soweit dies n u r wirtschaftlich möglich ist. R G v. 8. 3.1935 Z. 76 S. 111. Vgl. dazu auch E n t s c h . OBA B a d E m s in Z. 100 S. 325, 330. Sehling, Die Rechtsverhältnisse a n den der Verfügung des Grundeigentümers nicht entzogenen Mineralien 1904 S. 34, 69; L o h m a n n , Glückauf 1910 S. 761ff; R G v. 8. 1. 1897 RGZ. 38 S. 329; K l o s t e r m a n n in Gruchot B d . 21 S. 245 (256/7). Gehörten die im Grundeigentümerbergbau mitgewonnenen Mineralien zu den verleihbaren, aber noch nicht verliehenen, so gehören sie d e m Grundeigentümer als herrenlos im Z e i t p u n k t der Aneignung (§ 985 BGB). — U n a b h ä n g i g von d e m Recht des Bergwerkseigentümers auf die d u r c h seinen Betrieb erschrotenen Wasser ist auch der Grundeigentümer berechtigt, unterirdische Wasser auf seinem Grundstück zutage zu fördern. Thielmann S. 138f vgl. auch Gesetz v. 27. 7. 1957 zur Ordnung des Wasserhaushalts, Teil I I I 38. — Laspeyres, Die Rechte des Grundeigentümers a n den seiner Verfügung entzogenen Mineralien, Leipzig 1905. —
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§51 Aum. 2D
D. N a c h § 58 ist der Bergwerkseigentümer — Bergbauberechtigte — berechtigt, die zur Aufbereitung seiner eigenen Erzeugnisse notwendigen Anstalten zu errichten u n d zu betreiben. Zur Aufbereitung gehören alle Anstalten, durch welche die Bergwerkserzeugnisse auf mechanischem Wege gereinigt, zerkleinert u n d a n Gehalt a n n u t z b a r e n Teilen konzentriert werden. Min.Erl. v . 2 1 . 2 . 1 8 7 6 Z. 17S. 115; Begr. zu A r t . I I I des Zust.Ges. v. 9. 6. 1934 Z. 75 S. 92, 96, 97. Hierzu zählen z. B. Erzwäschen, Flotationsanlagen, Kohlenseparationen, Kohlenwaschen, Poch-, Mahl-, H a m m e r - , Gradierwerke u n d Kochsalzmühlen. Nicht zur Aufbereitung gehören die Anstalten, in denen ein c h e m i s c h e r Prozeß s t a t t f i n d e t . R G v. 28. 1. 1920 Z. 61 S. 226f., z. B. H ü t t e n w e r k e , Min.Erl. v. 12. 2. 1876 Z. 17 S. 115; dagegen Anlagen zur Verarbeitung von E r d ö l a m Gewinnungsort (§ 2 Abs. 2 Erdölges.). Vgl. Willecke G r u n d r i ß S. 53. Nach dieser Begriffsbestimmung ist eine ganze Reihe von bergbaulichen Anlagen nicht als Aufbereitungsanstalten anzusehen, weil sich ehem. Vorgänge in ihnen abspielen, z. B. Kokereien. E s ergab sich die Notwendigkeit, diese Anstalten, die im engsten Zusammenhang mit d e m Bergwerksbetrieb stehen, den Aufbereitungsanstalten in bergrechtlicher Hinsicht gleichzustellen u n d auch auf sie insbesondere das berggesetzliche Grundabtretungsrecht, die Bergschadensvorschriften u n d die bergpolizeiliche Aufsicht Anwendung finden zu lassen. Man dehnte deshalb den Begriff „Aufbereitungsanstalten" auf Kokereien u n d Brikettfabriken aus. D a dies jedoch mit der Begriffsbestimmung nicht vereinbar war, schuf m a n den neuen Begriff der „zum Bergwerksbetrieb gehörigen A n s t a l t e n " u n d wandte auf sie die berggesetzlichen Bestimmungen a n ; hierzu gehören Kokereien einschl. Gasverdichtungsanlagen u n d Benzolreinigungsanstalten, Röstöfen der Eisensteingruben, Glühöfen der Zinkerzgruben u n d Brikettfabriken, sofern alle diese Anlagen vom Bergwerkseigentümer a m Gewinnungsort betrieben werden. Min.Erl. v. 21. 10. 1911 Z. 53 S. 150; R G v. 28 1. 1920 Z. 61 S. 226; OLG H a m m v. 3. 5. 1919 Z. 61 S. 250. Kokereien u n d Brikettfabriken fallen als Betriebsanstalten u n t e r § 148. R G v. 26. 11. 1932 Z. 74 S. 167. Gewisse rechtliche Unterschiede zwischen den eigentlichen Aufbereitungsanstalten u n d den „ B e t r i e b s a n s t a l t e n " sind jedoch bestehen geblieben. Aufbereitungsanstalten fallen nicht u n t e r die genehmigungspflichtigen Anlagen nach § 16 GewO. Dagegen gehören Röstöfen u n d Glühöfen sowie andere bergbauliche Weiterverarbeitungsanlagen dazu. Vgl. VO d. Bundesreg. v. 4. 8. 1960 (BGBl. I S. 690) — Teil I I I 1 u. l a —. Soweit solche Anlagen der Bergaufsicht unterliegen, ist jedoch die Bergbehörde f ü r die Erteilung der Genehmigung nach § 16 GewO zuständig. Vgl. Anm. zu § 16 GewO, Teil I I I 1. Nicht zu den zum „Bergwerksbetrieb gehörenden Betriebsanstalten" zahlten die Ammoniakfabriken, Kalifabriken, die Paraffin- u n d Solarölfabriken u n d die Teerdestillationen. Schlüter Z. 76 S. 339; Voelkel S. 112. Sie u n t e r s t a n d e n der polizeilichen Beaufsichtigung durch die Gewerbeaufsichtsbeamten u n d die Ortspolizei. Diese Verschiedenheit der Aufsicht erschien unzweckmäßig. Eine Änderung brachte die Neufassung des § 196 Abs. 3 d u r c h das Ges. üb. d. Zust. d. Bergbeh. v. 9. 6. 1934 (GS S. 303) u n d die darauf beruhende VO d. Min. f. Wirtsch. u. Arb. v. 2 2 . 1 . 1 9 3 8 über die polizeil. Beaufsichtigung der bergbaulichen Nebengewinnungsu n d Weiterverarbeitungsanlagen durch die Bergbehörden (GS S. 19) — Teil I I
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§54 Anm. 3
ABG
A 32 —. Durch diese YO sind Kokereien, Brikettfabriken, Teerdestillationen, Ammoniakfabriken, Kalifabriken u. a. als „bergbauliche Nebengewinnungs- und Weiterverarbeitungsanlagen" der polizeilichen Aufsicht der Bergbehörde unterstellt worden. Dasselbe trifft auf die mit den Bergwerksbetrieben und den erwähnten Anstalten und Anlagen in räumlichem und betrieblichem Zusammenhang stehenden Nebenanlagen (z. B. Sandgewinnungsanlagen, Ziegeleien, Sägewerke) zu. Mit der Ausdehnung der bergbehördlichen Aufsicht auf die vom Wirtsch.Min. durch VO v. 22. 1. 1938 bestimmten Anlagen und Anstalten ist jedoch nicht zugleich das Recht verbunden, sie als Ausfluß des Bergwerkseigentums i. S. des § 58 mit allen hieraus erwachsenden Folgen bergrechtlicher Art zu betreiben. Begr. z. Ges. v. 9. 6. 1934 in Z. 75 S. 96. Vgl. auch Schlüter in Z. 76 S. 339. Die Unterscheidung h a t aber keine wesentliche praktische Bedeutung, vgl. f ü r Wassergewinnungsanlagen Z. 96 S. 48. Welche Anlagen als Aufbereitungsanstalten i. S. der VO über die Aufsuchung und Gewinnung mineralischer Bodenschätze v. 31. 12. 1942 (RGBl. 1943 I S. 37) — Teil I I I 26 — zu gelten haben, bestimmt der Wirtsch.Min. Vgl. Anm. zu § 6 der VO v. 31. 12. 1942, Teil I I I 26. — Wegen des Grundeigentümerbergbaus vgl. oben Anm. 2 C 2 Außer den in Anm. 2 A — D erwähnten Rechten hat der Bergwerkseigentümer 3. das Gewinnungsrecht an den auf seinem Grubenfeld aufgeschütteten „Halden eines früheren Bergbaues". Der Ausdruck „Halden" kommt von dem Wort „aushalten" her, was etwa bedeutet, das Erz von den tauben Gesteinen absondern. Denn regelmäßig werden nur die Steine auf die Halden gestürzt, die keine Erze mehr enthalten. — Alte Halden mußten nach deutschem Recht besonders gemutet werden. Oppenhoff S. 88. Sie wurden als herrenlose Sachen betrachtet, vgl. Karsten S. 62. — I n der Regel sind Halden Aufschüttungen in der Nähe des Bergwerks auf der Erdoberfläche von gefördertem taubem Gestein oder von mineralarmen Aufbereitungsrückstanden, deren Gehalt nach den jeweils üblichen Auf bereitungsverfahren zur Zeit des Stürzens nicht mehr wirtschaftlich gewinnbar war. OTr. v. 16. 5. 1879 Z. 21 S. 388; B G H v. 14. 5. 1954 Z. 95 S. 444. - Der Bergwerkseigentümer erwirbt schon mit der Gewinnung Sacheigentum auch an denjenigen Mineralien, die er auf die Halde stürzt, und er kann mit ihnen nach Gutdünken verfahren. RG v. 2. 10. 1888 Z. 30 S. 86; Hense in Z. 37 S. 91. Der Bergwerkseigentümer erwirbt darüber hinaus an den notwendigerweise mit zu Tage geförderten Grundeigentümermineralien — „Berge" — Eigentum, unbeschadet der Beschränkung und Verpflichtung auf Herausgabe an den Grundeigentümer gemäß § 57. BGH v. 14.5. 1954 Z. 95 S. 444. Dasselbe gilt auch f ü r die gemäß § 56 mitgeförderten Mineralien des im selben Felde auf andere Mineralien gewinnungsberechtigten Bergwerkseigentümers. — Eine Halde als bewegliche Sache im Rechtssinne wird als im Eigent u m des Bergwerkseigentümers stehendes Zubehör des Berg Werkseigentums angesehen, soweit sie im Einzelfalle nicht überhaupt wesentlicher Bestandteil des Bergwerks ist. OTr. v. 16.5.1879 Z. 21S. 388; RG v. 2.10.1888, RGSt. 18 S. 188. Hense in Z. 37 S. 91 ff., B G H v. 14. 5. 1954 Z. 95 S. 444, 446. Durch die bloße Aufschüttung auf die Halde geht das Eigentum des Bergwerksbesitzers an der Halde nicht verloren. Wegnahme ist Diebstahl. RG v. 20.10.1888 RGSt. 18 S. 188, Z. 30 S. 86, ebenso Hense: Der Haldenkohlendiebstahl Z. 37 S. 91.
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§ 54 Anm. 3
Deshalb sind eigene Halden oder überhaupt Halden eines noch umgehenden Bergbaus der erneuten Aufbereitung durch den Bergwerkseigentümer nicht entzogen. B G H v. 14. 5.1954 Z. 95 S. 444. — Die VO über die polizeiliche Beaufsichtigung der bergbaulichen Nebengewinnungs- und Weiterverarbeitungsanlagen v. 22. 1. 1938 stellt unter I V b ausdrücklich Anlagen zum Abbau und zur Aufbereitung von Halden unter die Bergaufsicht. Teil I I A 32, vgl. dazu auch OVG Münster v. 23. 11. 1954 Z. 96 S. 81. — Die Halden als bewegliche Sache im Rechtssinne des eigenen Bergwerks stehen als Bestandteil oder als Zubehör zum Bergwerkseigentum im Sacheigentum des Bergbauberechtigten, und das in ihnen noch vorhandene, verliehene Mineral unterliegt keinem Aneignungsrecht (Gewinnungsrecht). Auch bei fester Verbindung mit dem Grund und Boden können die Haldenmineralien die rechtliche Eigenschaft einer beweglichen Sache gemäß § 95 B G B behalten. B G H v. 13. 5. 1955 Z. 96 S. 298. - Die Aufhebung der Eigenschaft als Bestandteil oder Zubehör durch den Bergwerkseigentümer bedeutet nicht etwa einen teilweisen Verzicht auf das bergrechtliche Aneignungsrecht (Gewinnungsrecht), B G H v. 13. 5. 1955 Z. 96 S. 298. Der Bergwerksbesitzer muß Sammler von Kohlenresten auf der durch das Portwerfen von Zündern usw. gefahrdrohenden Kohlenhalde mit Rücksicht auf die durch das Betreten der Halde verbundene Gefahr warnen, andernfalls macht sich der Bergwerksbetreiber nach §823 Abs. 1 B G B ersatzpflichtig. B G H v . 8. 1. 1955 Z. 96 S. 204. Fahrlässiger Abbau einer Kohlenhalde Z. 103 S. 102. Fritsch, Zum Haldenkohlendiebstahl, in Z. 44 S. 348 meint, daß der Bergwerksbetreiber nur solange, als er Mineralien von den Halden einsammele, daran das Eigentum hat. Dem stimmt Isay im 1. Bd. 2. Aufl. S. 461 zu. Regelmäßig werde nur das Gestein auf die Halde geschüttet, welches das Bergwerk nicht mehr weiter aufbereiten oder sonst verwerten wolle. Bei Kohlenhalden könne man die Aufgabe des Eigentums erst annehmen, wenn nicht mehr nach „ K o h l e " von der Halde gesucht werde. Vgl. dazu auchHense: „Der Haldenkohlendiebstahl" in Z. 3 7 S . 9 1 u . K G v . 8. 4. 1895 Z. 38 S. 350. - Allerdings ist Isay im 1. Bd. 2. Aufl. S. 462 der Ansicht, zum Eigentumsverlust nach § 959 B G B gehöre nicht bloß der Verzicht, sondern auch der tatsächliche Verlust des Besitzes, und der Verlust trete ein, wenn die regalen Mineralien sich bei längerer Lagerung zu einer festen Masse mit der Erdrinde vereinigt, damit verlören sie den Charakter als selbständige bewegliche Sachen. Dem ist grundsätzlich zuzustimmen. Die Zugshörigkeit des Haldenmaterials als zum Bergwerkseigentum gehörig, kann nach bürgerlich-rechtlichen — sachenrechtlichen — Grundsätzen aufgehoben oder verändert werden, z. B . kann der Besitz an den Haldenmineralier mit dem Sturz auf die Halde oder auch später mit der Absicht aufgegeben werden, auf das Eigentum zu verzichten. B G H v . 13.5.1955 Z. 96 S. 298. — Mit der Einstellung des Bergbaues hören auch die im § 135 genannten Hilfsanlagen auf, den Zwecken des Bergbaues zu dienen; daran ändert auch nichts, daß das Haldenmaterial noch erzhaltig und deshalb bergmännisch verwertbar ist. Eine angemessene Nachfrist zur Aufbereitung von Metallrückständen muß gewährt werden. B G H v. 1 4 . 5 . 1 9 5 4 Z. 95 S. 444,447. - Der Bergbauberechtigte hat nicht den Vorrang vor den Interessen des Grundeigentümers, soweit es sich um die Aufbereitung von Halden nach Stillegung des Bergbaus handelt. Demgemäß ist die Benutzung fremder Haldenplätze für den Bergbau beendet, selbst wenn die Halden noch bergmännisch verwendbares Material enthalten. B G H v. 1 4 . 5 . 1 9 5 4 Z. 95 S. 444, 448. Vgl. dazu Krautschneider, Die rechtliche Behandlung der Halden, in „Bergbaufreiheit" 1960 S. 235ff. 121
§ 54 Anm. 4 §55
ABG
Die natürliche Ablagerung des Minerals ist nicht nur die Voraussetzung f ü r das Schürfen, Muten und die Verleihung, sondern eine das Bergrecht tragende, grundlegende Voraussetzung dafür, daß die Mineralien überhaupt dem Bergrecht nach § 1 unterstehen und auch dem Gewinnungsrecht nach § 54 unterhegen. Proebsting in Glückauf 1931 S. 710, BGH v. 13.5.1955 Z. 96 S. 298, abw. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 117. Von diesem Grundsatz macht § 54 Abs. 2 mit Bezug auf die Halden eines „früheren" Bergbaues eine Ausnahme. BGH v. 13. 5. 1955 Z. 96 S. 298. — Nach § 54 Abs. 2 erstreckt sich das Gewinnungsrecht des Bergwerkseigentümers auch auf die innerhalb seines Grubenfeldes liegenden Halden aus einem „früheren" Bergbau, jedoch nur, soweit in ihnen ihm verliehene Mineralien enthalten sind. Werneburg Z. 70 S. 181, 199. — Unter früherem Bergbau ist der Bergbau zu verstehen, der in dem Felde vor seiner jetzigen Verleihung umgegangen ist, vgl. R B v. 5. 3.1869 Z. 10 S. 263. BGH v. 14. 5. 1954 Z. 95 S. 444. Die Halden aus „späterem" Bergbau, also aus einem noch betriebenem Bergwerk, gehören selbstverständlich zu dem Bergwerk, von dessen Betrieb sie herrühren. Denn, wie schon ausgeführt, geht durch die Aufschüttung auf die Halde dem Bergwerksbetreiber das Eigentum an der Halde nicht verloren. B B v. 16.5.1879 Z. 21 S. 388. - B G H v . 13.5.1955 Z. 96 S.298, 302. - Da §54 Abs. 2 von Halden eines früheren Bergbaus spricht, wird in R B v. 5. 3.1869 Z. 10 S. 263 daraus gefolgert, daß die Bestimmung nicht anwendbar ist auf Halden, die von dem Betrieb von Waschwerken herrühren oder aber, wenn die Halden eines früheren Bergbaues durch Naturereignisse oder Bache weithin abgeschwemmt worden sind. Ob diese Auffassung richtig ist, erscheint zweifelhaft, vgl. dazu Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 554 Anm. 11, vgl. dazu auch BGH v. 13. 5. 1955 Z. 96 S. 304. Zum Verkauf einer nicht ins Freie gefallenen Halde ist der Grundeigentümer als solcher nicht berechtigt. RG v. 7.12.1888 Daubenspeck, Bergrechtl. Entsch. 1879 bis 1892 S. 71 Nr. 32. — Dagegen können Halden eines früheren Bergwerks ihre N a t u r als Bestandteil des Bergwerkseigentums verlieren. Das ist z. B. der Fall, wenn der Bergwerkseigentümer nach Einstellung seines Betriebes das Eigentum an der Halde auf den Grundeigentümer überträgt. Alsdann scheidet die Halde auch aus der Bergaufsicht aus. OVG Münster v. 23. 11. 1954 Z. 96 S. 81. Zu unterscheiden von diesen Halden sind die Halden, die durch die Aufschüttung des gewonnenen, reinen Minerals oder des Bearbeitungsproduktes entstehen, wenn z. B. Kohlen oder Koks in größerer Menge anfallen als abgesetzt werden. Von diesen Halden handelt § 54 Abs. 2 nicht. B G H v. 14. 5. 1954 Z. 95 S. 444, 445. 4. An weiteren Rechten h a t der Bergwerkseigentümer a. Das Hilfsbaurecht, §§ 60ff. b. Das Grundabtretungsrecht, §§ 64ff., 135ff. § 55 (1) Auf Mineralien, welche mit dein in der Verleihungsurkunde benannten Mineral innerhalb der Grenzen des Feldes in einem solchen Zusammenhange vorkommen, daß dieselben nach der Entscheidung des Oberbergamts aus bergtechnischen oder bergpolizeilichen Gründen gemeinschaftlich gewonnen werden müssen, hat der Bergwerkseigentümer in seinem Felde vor jedem Dritten ein Vorrecht zum Muten1.
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§ 5 5 A n m . 1, 2 § § 56, 5 7
(2) Legt ein Dritter auf solche Mineralien Mutung ein, so wird dieselbe dem Bergwerkseigentümer mitgeteilt. Letzterer muß alsdann binnen vier Wochen nach Ablauf des Tages dieser Mitteilung Mutung einlegen, widrigenfalls sein Vorrecht erlischt 2 . (3) Auf andere Mineralien, welche nicht in dem vorbezeichneten Zusammenhange vorkommen, hat der Bergwerkseigentümer kein Vorrecht. 1. Vgl. § 54 A n m . 2 A . — Das Vorrecht besteht n u r innerhalb der Grenzen des verliehenen Feldes. Der Bergwerkseigentümer k a n n das neue Feld aber über die Grenzen des bereits verliehenen hinaus erstrecken, n u r k a n n er sich d o r t nicht auf sein Mutungsvorrecht berufen, I s a y 1. Bd. 2. Aufl. § 55 A n m . 9. 2, Liegt der F u n d p u n k t der f r e m d e n Mutung innerhalb des verliehenen Feldes, k a n n der Bergwerkseigentümer einfach auf den F u n d p u n k t der f r e m d e n M u t u n g Bezug nehmen. Auch eine Verweisung auf den vorhandenen Situationsriß ist zulässig. Liegt der F u n d p u n k t außerhalb des verliehenen Feldes u n d reicht n u r die Feldesstreckung des D r i t t e n in das Feld hinein, m u ß der Feldeseigentümer, u m das Vorrecht n a c h § 55 ausüben zu können, erst einen F u n d p u n k t innerhalb seines Feldes aufschließen. Isay 1. Bd. 2. Aufl. § 55 A n m . 9. D a ein neuer Aufschluß innerhalb der Frist von 4 Wochen oft nicht möglich ist, m u ß der Schutz des Bergwerkseigentümers nach § 55 insoweit als unzureichend bezeichnet werden. Brockhoff in Z. 94 S. 93. §56 (1) Steht das Recht zur Gewinnung verschiedener Mineralien innerhalb derselben Feldesgrenzen verschiedenen Bergwerkseigentümern zu, so hat jeder Teil das Recht, bei einer planmäßigen Gewinnung seines Minerals auch dasjenige des anderen Teils insoweit mit zu gewinnen, als diese Mineralien nach der Entscheidung des Oberberg amts aus den im § 55 angegebenen Gründen nicht getrennt gewonnen werden können 1 . (2) Die mitgewonnenen dem anderen Teile zustehenden Mineralien müssen jedoch dem letzteren auf sein Verlangen gegen Erstattung der Gewinnungs- und Förderungs, kosten herausgegeben werden 1 . 1. Vgl. § 54 A n m . 2 B 1. §57 (1) Der Bergwerkseigentümer ist befugt, die durch den Betrieb des Bergwerks gewonnenen, nicht unter den § 1 gehörigen Mineralien zu Zwecken seines Betriebes ohne Entschädigung des Grundeigentümers zu verwenden 1 . (2) Soweit diese Verwendung nicht erfolgt, ist der Bergwerkseigentümer verpflichtet, die bezeichneten Mineralien dem Grundeigentümer auf sein Verlangen gegen Erstattung der Gewinnungs- und Förderungskosten herauszugeben 2 . 1. Vgl. § 54 A n m . 2 C 1. 2. E s handelt sich u m einen schuldrechtlichen Herausgabeanspruch. Der Bergbauberechtigte erwirbt a n den im Bergwerksbetrieb mitgewonnenen Grundeigentümermineralien a u c h insoweit Eigentum, als er zu ihrer Herausgabe an den Grundeigentümer verpflichtet ist. B G H v. 13. 5. 1955 Z. 96 S. 298ff. Vgl. B a h r , Die Mitgewinnung von Grundeigentümermineralien u n d ihre Rechtsfolgen, Z.103 S. 457 ff.
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§§ 58, 59
ABG
§58 Dem Bergwerkseigentümer steht die Befugnis zu, die zur Aufbereitung seiner Bergwerkserzeugnisse erforderlichen Anstalten zu errichten und zu betreiben 1 . 1. Vgl. § 54 A n m . 2 D. § 591 (1) Dampfkessel und Triebwerke für alle der polizeilichen Aufsicht der Bergbehörde unterstehenden Betriebe unterliegen den Vorschriften der Gewerbegesetze. (2) Sofern zur Errichtung oder Veränderung dieser Dampfkessel und Triebwerke nach den Vorschriften der Gewerbegesetze eine besondere polizeiliche Genehmigung erforderlich ist, tritt jedoch an die Stelle der Ortspolizeibehörde der Revierbeamte und an die Stelle der sonst zuständigen Genehmigungsbehörde das Oberbergamt. 1. Neufassung durch A r t . I I I d. Ges. über die Zust. d. Bergbehörden v. 9. 6. 1934 (GS S. 303). I n der Begründung zu diesem Gesetz (Z. 75 S. 95) wird klargestellt, d a ß grundsätzlich f ü r Dampfkessel u n d Triebwerke a l l e r der bergpolizeilichen Aufsicht unterstehenden Betriebe die Vorschriften der GewO gelten. — Die Neufassung war notwendig mit Rücksicht auf die Erweiterung des Zuständigkeitsbereichs der Bergbehörde durch § 196 Abs. 3 i. d. F . d. Art. I I I d. Ges. über die Zuständigkeit der Bergbehörden v. 9. 6. 1934 (GS S. 303), Begr. zu diesem Ges. in Z. 75 S. 95. - B e i Dampfkesseln ist zur Anlegung u n d zum Betrieb die Erlaubnis der zuständigen Behörde nach § 24 GewO in der Fassung des Bundesgesetzes v. 29. 9. 1953 (BGBl. I S. 1459) u n d der VO v. 20. 12. 1954 über die Erlaubnis zur E r r i c h t u n g u n d zum Betrieb von Dampfkesselanlagen (BGBl. I S. 440) - Teil I I I l b - notwendig; vgl. § 24 GewO - Teil I I I 1 - ; A n o r d n u n g v. 26. 11. 1940 (R Wi. M Bl. 1941 S. 9). Die §§ 24ff. GewO sind zwar nicht k r a f t Bundesrechts (§ 6 GewO), wohl aber auf Grund des § 59 ABG f ü r den Bergbau anwendbar. Fabricius in Z. 97 S. 192 ff. Zur Frage der Fortgeltung des § 59 A B G vgl. Willecke in Z. 101 S. 238. - Triebwerke sind Anlagen, die durch elementare K r a f t (Dampf, W i n d , Wasser, Gas, L u f t , Elektrizität) bewegt werden. Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 485. Bei ihnen ist allgemein eine Genehmigungspflicht nicht vorgeschrieben. Genehmigungspflichtig nach § 16 GewO sind n u r Triebwerke, die zu H a m m e r w e r k e n mit einer Schlagenergie von mehr als 100 m k g gehören, vgl. VO v. 4. 8. 1960 (BGBl. I S. 690). Elektro-, Dampf- u n d L u f t d r u c k hammerwerke sind daher in der Regel genehmigungspflichtig, nicht dagegen ortsveränderliche Pressluft- oder elektrische H ä m m e r z u m Nieten usw. Min. Erl. v. 28. 11. 1891, Z. 34 S. 17, v. 21. 5. 1938, Z. 79 S. 634, v. 11. 11. 1907, Z. 49 S. 333; K G . v. 15. 2. 1916, Z. 57 S. 283. — Stauanlagen f ü r Wassertriebwerke sind nicht mehr in die VO über genehmigungspflichtige Anlagen v. 4. 8. 1960 (BGBl. I S. 690) aufgenommen worden. Die Gewässerbenutzung richtet sich jetzt nach d e m Wasserhaushaltsgesetz v. 27. 7. 1957 (BGBl. I S. 1110). Der A n t r a g auf Genehmigung nach § 16 GewO ist beim zuständigen OBA zu stellen. Die Erlaubnis f ü r die E r r i c h t u n g u n d den Betrieb von Dampfkesselanlagen nach § 24 GewO ist bei der f ü r die Überwachung zuständigen Behörde einzureichen. — Neben die Genehmigung bzw. Erlaubnis n a c h der GewO t r i t t das bergrechtliche Betriebsplanverfahren (§§ 67ff. ABG). I n diesem sind gem. § 196 A B G weitergehende Gesichtspunkte zu berücksichtigen als in d e m Genehmigungs- bzw. Erlaubnisverfahren der GewO. I m Betriebsplan k a n n aber auf eine bereits vorliegende Genehmigung oder Erlaubnis verwiesen werden.
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3. Titel: Von d e m Bergwerkseigentume
§60 Anm. 1, 2
§6«1 (1) Der Bergwerkseigentümer ist belugt, im freien Felde Hilfsbaue 2 anzulegen. (2) Dieselbe Befugnis steht ihm im Felde anderer Bergwerkseigentümer 3 zu, sofern die Hilfsbaue die Wasser- und Wetterlösung oder den vorteilhafteren 4 Betrieb des Bergwerks, für welches die Anlage gemacht werden soll, bezwecken und der eigene Bergbau des anderen dadurch weder gestört noch gefährdet 5 wird. (3) Der Hilfsbau gilt als Bestandteil 6 des berechtigten Bergwerks oder, wenn die Eigentümer mehrerer Bergwerke sich zur gemeinschaftlichen Anlage eines Hilfsbaues vereinigt und keine anderweitige Vereinbarung getroffen haben, als Bestandteil der berechtigten Bergwerke. Er bedarf, wenn der Hilfsbauberechtigte den Besitz 7 erlangt hat, zur Wirksamkeit gegenüber dem öffentlichen Glauben des Grundbuchs nicht der Eintragung in das Grundbuch. 1. Art. 37, I I I AG B G B v. 20. 9. 1899 (GS S. 177). 2. Hilfsbaue sind Anlagen (Stollen, Schächte, Strecken u n d ähnliche bergbauliche Anlagen) unter Tage außerhalb des eigenen Grubenfeldes — d. h. im freien oder fremden Felde —, die dem Betrieb im eigenen Felde dienen sollen. Mot. Z. 6 S. 133 OTr. v. 20. 2. 1874 Z. 15 S. 389; Achenbach: Befugnis zur Anlage von Hilfsbauen im Felde anderer Bergwerkseigentümer, Z. 7 S. 399; Wahle :Das R e c h t des Hilfsbaues beim Bergbau, Z. 40 S. 193. H a m m a n s : Über den Hilfsbau im freien Felde Z. 73 S. 427; Voraussetzungen, Zweckänderung u n d Erlöschen des Hilfsbau rechts. R G v. 18. 6. 1932 Z. 73 S. 498. „ H i l f s b a u e " sind n u r solche Baue, die gegenüber den H a u p t g r u b e n b a u e n eine sie von diesen unterscheidende räumliche Selbständigkeit h a b e n ; Böschungen oder die durch deren Herstellung entstehenden H o h l r ä u m e im E r d k ö r p e r gehören nicht hierzu. R B v. 16. 7. 1915 Z. 56 S. 558. Der Hilfsbau k a n n auch zum Zwecke der Aufsuchung des Minerals im eigenen Felde dienen, nicht bloß der Gewinnung. R B v. 16. 6. 1933 Z. 74 S. 405. - F r e m d e Grubenbaue sind keine Hilfsbaue. R B v. 14. 9. 1932 Z. 73 S. 599. R B v. 2. 4. 1879 Z. 20 S. 397, R B v. 15. 11. 1899 Z. 41 S. 120. Keine Mitbenutzung von Grubenbauen benachbarter Bergwerkseigentümer R G v. 15.11.1899 Z. 41 S. 120. Eine Schachtanlage im eigenen Felde kein Hilfsbau, R B v. 1 0 . 8 . 1 8 8 1 Z . 23 S. 131; n u r unterirdisch b e n u t z t e Anlagen sind Hilfsbaue R G v . 14.10.1891 Z . 3 3 S.226; Tagesanlagen sind keine Hilfsbaue; hier G r u n d a b t r e t u n g nach § 135ff., ebenso, wenn Einwirkungen auf die Oberfläche des Grundstücks von vornherein beabsichtigt oder zu erwarten sind. Hilfsbau n u r außerhalb des eigenen Feldes, LVG Gelsenkirchen v. 19. 2. 1957 Gluckauf 1958 S. 1750. — Die Bestimmungen über Hilfsbaue sind auf Tagebaubetriebe sinngemäß anzuwenden. Tagebauboschungen sind jedoch keine Hilfsbaue. Das Hilfsbaurecht gilt auch f ü r den Grundeigentümerbergbau nach § 211 b Abs. 1 Ziff. 2, § 214 c Ziff. 1 (und zwar auch hinsichtlich der Anlage von Hilfsbauen im Felde eines anderen zur Dachschiefergewinnung Berechtigten); Art. I I u. X I I I der VO v. 8. 5. 1867 in der Fassung v. 24. 9. 1937 (GS S. 93); § 2 Abs. 1 Ziff. 2 Erdölges. v. 12. 5. 1934 in der Fassung v. 24. 9. 1937 - Teil I I A 27 - ; § 3 Ziff. 2 Phosporitges. v. 16.10.1934 in der Fassung v. 24. 9.1937 - Teil I I A 29 - . Die Bestimmungen über den Hilfsbau sind i n d e m der VO v. 31.12.1942 (RGBl. 1943 I S. 17) - Teil I I I 26 — unterstehenden Grundeigentümerbergbau analog anzuwenden, § 6 der VO. Die Anlage eines Hilfsbaues u n t e r einem tonhöffigen benachbarten Grundstück ist daher Hilfsbau im fremden, nicht im freien Felde, auch wenn der Eigentümer des
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§60 Anm. 3—7
ABG
tonhöffigen Nachbargrundstücks den Tonbergbau nicht betreibt; es genügt, daß er Abbauberechtigter ist. Hess. VGH v. 21. 5. 57 Z. 98 S. 453, abw. Isay 1. Bd. 2. Aufl. § 60 Anm. 3, der das Vorliegen des § 60 Abs. 2 nur dann annimmt, wenn der Grundeigentümerbergbau im Nachbargrundstück betrieben wird und f ü r ihn das Hilfsbaurecht gilt. Vgl. dazu Kast, Das Hilfsbaurecht im Grundeigentümerbergbau, Z. 103 S. 298 ff. 3. I m f r e i e n Felde ist das Hilfsbaurecht des Bergwerkseigentümers — dem Pächter steht es nicht zu, wohl aber den Berechtigten nach § 38 c — unbeschränkt, § 60 Abs. 1. I m f r e m d e n Felde — gleichgültig, ob es auf dasselbe oder ein fremdes Mineral verliehen ist — h a t der Bergwerkseigentümer nach § 60 Abs. 2 das Hilfsbaurecht nur, wenn die Hilfsbaue 1. entweder die Wasser- und Wetterlösung oder den vorteilhafteren Betrieb des Bergwerks, für welche die Anlage geschaffen werden soll, bezwecken und 2. der eigene Bergbau des anderen dadurch weder gestört noch gefährdet wird. R B v. 13. 4. 1896 Z. 37 S. 503. Fehlen diese Voraussetzungen, so ist zur Abwehr fremder Anlagen die Eigentumsfreiheitsklage zulassig. RG v. 18. 6. 1932, RGZ Bd. 137 S. 140, Z. 73 S. 498, Hammans in Z. 73 S. 444. Art und Umfang des beanspruchten Hilfsbaurechts ist durch das Bedürfnis der örtlichen Lage des berechtigten Bergwerks bedingt. R G v. 18. 6. 1932 Z. 73 S. 498, RGZ Bd. 137 S. 140. 4. Vorteilhaft ist jede Kostenersparnis, sofern sie nicht so gering ist, daß sie im Verhältnis zu den Gesamtanlagekosten unerheblich ist. Hammans in Z. 73 S. 427, 440, R B v. 7. 10. 1872 Z. 14 S. 262, R B v. 2. 4. 1879 Z. 20 S. 397, R B v. 12. 9. 07 Z. 48 S. 549. Abw. R G v. 18. 6. 1932 Z. 73 S. 498, RGZ Bd. 137 S. 140; danach ist nicht jede Anlage vorteilhaft, die nur das wirtschaftliche Ergebnis des Betriebes des berechtigten Bergwerks irgendwie günstig beeinflussen könnte, vielmehr muß dadurch eine unmittelbare technische Erleichterung des Abbaues herbeigeführt werden. R B v. 16. 6. 1933 Z. 74 S. 405. 5. Es muß eine wesentliche Behinderung des Bergwerkseigentumers in der Ausübung seiner gesamten Berechtsame oder eines wesentlichen Teiles eintreten. R B v. 23. 10. 1867 Z. 9 S. 210, R B v. 28. 10. 1868 Z. 10 S. 268, R B v. 16. 3. 1871 Z. 12 S. 141, R B v. 10. 8. 1881 Z. 23 S. 131, R B v. 1. 9. 1888 Z. 30 S. 412, R B v. 13. 4. 1896 Z. 37 S. 503. — Unter diesen Umständen kann das Hilfsbaurecht auch verloren gehen, Z. 73 S. 443. Bei der Prüfung der Frage, ob der Hilfsbau das belastete Bergwerk stört oder gefährdet, hat ein zukünftiger Betrieb in diesem Felde unberücksichtigt zu bleiben, solange es nicht möglich ist, sich über die Gestaltung dieses Betriebes ein bestimmtes Bild zu machen. R B v. 16. 6. 1933 Z. 74 S. 405. 6. Art. 37 AG BGB. 7. Die Hilfsbauberechtigung wird schon dadurch begründet, daß der beschwerte Bergwerkseigentümer gegen seine Verpflichtung zur Gestattung desRechts keinen Einspruch erhebt. R G v. 18. 6. 1932 Z. 73 S. 498, 505, RGZ Bd. 137 S. 140, Art. 67 EG BGB - Verdinglichung durch Besitzergreifung RG v. 18. 6. 1932 Z. 73 S. 498, 505, RGZ Bd. 137 S. 140.
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§§61-63
Eintragung ins Grundbuch ist zulässig, wenn der Hilfsbau in Besitz genommen ist. Güthe-Triebel Bd. 2 S. 1604. — Hilfsbaurecht bleibt bei der Zwangsversteigerung des belasteten Bergwerks bestehen, auch wenn es nicht im Grundbuch eingetragen ist. Das Hilfsbaurecht erlischt mit dem dauernden Aufhören des Bedürfnisses, f ü r das es geschaffen ist. R G v. 18.6.1932 Z.73 S. 498, 505, RGZ Bd. 137 S. 140, ferner durch Insfreiefallen des hilfsbauberechtigten Bergwerks sowie des belasteten Bergwerkseigentums (§ 160). Allerdings bleibt das Recht dann nach § 60 Abs. 1 als im freien Feld bestehen. §61 Bestreitet der Bergwerkseigentümer, in dessen Felde ein Hilfsbau angelegt werden soll1, seine Verpflichtung zur Gestattung desselben, so entscheidet hierüber das Oberbergamt mit Ausschluß des Rechtsweges 2 . 1. I m f r e m d e n Felde ist die Anlegung des Hilfsbaues erst zulässig, wenn der belastete Eigentümer damit einverstanden ist oder das OBA das Recht festgestellt hat. Gegen einen ohne die Genehmigung angelegten Hilfsbau steht dem belasteten Bergwerkseigentümer die Eigentumsfreiheitsklage zu. OTr. v. 20. 2. 1874 Z. 15 S. 389 — Der den Hilfsbau begehrende Bergwerkseigentümer h a t den Hilfsbau in den Betriebsplan aufzunehmen unter gleichzeitiger Vorlage des Einverständnisses des belasteten Bergwerkseigentümers. I m Streitfälle Abgabe an das OBA zur Entscheidung nach § 61. 2. Die Vorschrift, daß das OBA mit Ausschluß des Rechtsweges zu entscheiden hat, gilt nicht mehr. Es ist der Verwaltungsrechtsweg gegen die Entscheidung des OBA offen. Art. 19 Abs. 4 GG - vgl. § 191 Anm. 1. Bestreitet der G r u n d e i g e n t ü m e r im freien oder verliehenen Felde die Rechtmäßigkeit des Hilfsbaurechts, dann keine Feststellung durch OBA, sondern nur Eigentumsfreiheitsklage des Grundeigentümers gegen den das Hilfsbaurecht beanspruchenden Bergwerkseigentümer. Es kann auch strittig werden, ob eine als Hilfsbau anerkannte Anlage als solche fortbestehen bleibt. H a m m a n s : Über den Hilfsbau im freien Felde, Z. 73 S. 427 und R B v. 16. 6. 1933 Z. 74 S. 405. §62 Wird ein Hilfsbau in dem Felde eines anderen Bergwerkseigentümers angelegt, so muß der Hilfsbauberechtigte für allen Schaden, welcher dem belasteten Bergwerke durch seine Anlage zugefügt wird, vollständige Entschädigung leisten1. 1. Ein Anspruch auf Vergütung f ü r die Einräumung des Hilfsbaurechts besteht nicht, sondern nur Ersatzansprüche im Umfange des § 148 f ü r allen durch die Anlegung des Hilfsbaues verursachten Schaden. Verfolgung der Ansprüche im ordentlichen Rechtswege R B v. 6.3.1874 Z. 15 S. 407, R B v. 25.4.1885 Z. 26 S. 400, RG v. 18. 6. 1932 Z. 73 S. 498, RGZ Bd. 137 S. 140, OTr. v. 21. 12.1874 Z. 16 S. 242. Keine Verpflichtung zur Sicherheitsleistung R B v. 19. 5. 1874 Z. 16 S. 251. §68 (1) Die bei Ausführung eines Hilfsbaues im freien Felde gewonnenen Mineralien (§ 1) werden als Teil der Förderung des durch den Hilfsbau zu lösenden Bergwerks behandelt1.
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§ 6 3 Anm. 1,2 §§64,65
ABG
(2) Werden bei Ausführung eines Hilfsbaues im Felde eines anderen Bergwerkseigentfimers2 Mineralien gewonnen, auf welche der letztere berechtigt ist, so müssen diese Mineralien demselben auf sein Verlangen unentgeltlich herausgegeben werden. 1. Die bergfreien, aber nicht verliehenen Mineralien im freien oder verliehenen Felde, die zur Herstellung der Anlage hereingewonnen werden müssen, gehören dem Hilfsbauberechtigten als Teil seiner eigenen Förderung. 2. Die verliehenen Mineralien im fremden Felde kann der Hilfsbauberechtigte zwar gewinnen, muß sie aber auf ausdrückliches Verlangen des berechtigten Bergwerkseigentümers abweichend von der in §§ 56, 57 getroffenen Regelung o h n e Erstattung der Gewinnungs- und Förderungskosten herausgeben. Das Verlangen muß jedoch gestellt werden, solange der Hilfsbauberechtigte sie noch im Besitz hat. Der Hilfsbauberechtigte ist nicht verpflichtet, die Gewinnung dem berechtigten Bergwerkseigentümer anzuzeigen. Lagen die Minerahen schon auf der Halde, als das Verlangen auf Herausgabe gestellt wurde, so kann der berechtigte Bergwerkseigentümer darauf verwiesen werden, sich die Mineralien von dort herauszulesen. Isay 1. Bd. 2. Aufl. § 63 Anm. 2. H a t t e der Hilfsbauberechtigte sie schon im eigenen Betrieb verwendet oder veräußert, als die Herausgabe beansprucht wurde, so h a t er den Wert n a c h Abzug der Gewinnungs- und Förderungskosten zu ersetzen. Ist das Verlangen rechtzeitig gestellt worden, verwendet der Hilfsbauberechtigte sie aber im eigenen Betriebe oder veräußert sie, so h a t der berechtigte Bergwerkseigentümer Anspruch auf Erstattung des vollen Wertes oder Kaufpreises o h n e Abzug der Gewinnungs- und Förderungskosten; vgl. dazu das nicht ganz einheitliche Schrifttum und die Rechtsprechung bei Klostermann Z. 21 S. 290, Thielmann S. 162, Schlüter-Hense § 63 Anm. I I I 3 b, Voelkel S. 116, Lohmann in Glückauf 1910 S. 758f.; vgl. dazu auch J W 1895 S. 551 Nr. 61, RG v. 12. 10. 1895 Z. 37 S. 221. Bei Streit sind die ordentlichen Gerichte zuständig. Die nicht verleihbaren Mineralien hat der Hilfsbauberechtigte dem Grundeigentümer nur im Rahmen des § 57 herauszugeben. §64 Der Bergwerkseigentümer hat die Befugnis, die Abtretung des zu seinen bergbaulichen Zwecken (§§ 54 bis 60) 1 erforderlichen Grund und Bodens nach näherer Vorschrift des fünften Titels zu verlangen2. 1. Der Grundabtretungsanspruch des § 64 ist ein Ausfluß der in § 54 allgemein begründeten Rechte des Bergwerkseigentümers; vgl. § 54 Anm. 1. OTr. v. 29. 5. 1876 Z. 18 S. 234. — Der Anspruch steht auch dem Pachter und Nießbraucher des Bergwerks zu. 2. Vgl. §§ 135ff. Zweiter Abschnitt Von dem Betriebe und der Verwaltung §65 (1) Der Bergwerksbesitzer ist verpflichtet, das Bergwerk zu betreiben, wenn der Unterlassung oder Einstellung des Betriebes nach der Entscheidung des Oberbergamts überwiegende Gründe des öffentlichen Interesses entgegenstehen1-2.
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§ 65 Anm. 1—4 Anm. 1—3
§ 66
(2) Das Oberbergamt hat in diesem Falle die Befugnis, den Eigentümer, nach Vernehmung desselben, zur Inbetriebsetzung des Bergwerks oder zur Fortsetzung dse unterbrochenen Betriebes binnen einer Frist von sechs Monaten aufzufordern3 und für den Fall der Nichtbefolgung dieser Aufforderung die Entziehung des Bergwerkseigentums nach Maßgabe des sechsten Titels anzudrohen. In Nordrhein-Westfalen ist Abs. 1 weggefallen als gegenstandslos und überholt durch das Gesetz zur Erschließung von Bodenschätzen v. 1. 12. 1936 (RGBl. I S. 999). 1. Die Bestimmung ist wegen der ihr anhaftenden Mängel im Verfahren ohne praktische Bedeutung geblieben. Z. 46 S. 139 und 441. Diesen Mängeln sollte das Gesetz zur Erschließung von Bodenschätzen v. 1.12.1936 (RGBl. I S . 999) abhelfen; vgl. Teil I I I 16. Auch dieses Gesetz ist wirkungslos geblieben. Nach einigen Ansätzen bald nach Erlaß des Gesetzes h a t die Bergbehörde später keine Anordnung zur Aufnahme, Portsetzung oder Wiederaufnahme von Bergwerksbetrieben auf Grund des Ges. v. 1. 12. 1936 mehr erlassen. Ein Zwang zur Führung eines unwirtschaftlichen Betriebes kann auch von der Bergbehörde nicht ausgeübt werden, vgl. dazu Mot. zu § 65 in Z. 6 S. 135. Verspricht der Betrieb aber eine Rentabilität, so kommt er auch ohne Zwang in Gang. 2. Öffentliches Interesse liegt vor, wenn die öffentliche Sicherheit gefährdet ist oder die allgemeinen Bedürfnisse der Verbraucher leiden (Mot. S. 6); vgl. ferner Min.Besch. v. 17.2. 1885 Z. 26 S. 402, R B v. 3. 5.1901 Z. 42 S. 366, R B v. 16. 2. 1867 Z. 8 S. 126. — Es genügt nicht, daß durch das Ruhen des Bergwerks der umwohnenden Bevölkerung die Gelegenheit entgeht, in Wohnnähe Beschäftigung zu finden. R B v. 3. 5. 1901 Z. 42 S. 366. 3. Die Aufforderungsanordnung kann im Verwaltungsgericht]. Verfahren angefochten werden. § 191. 4. Entziehung des Bergwerkseigentums vgl. §§ 156ff. — §66 Der Bergwerksbesitzer1 ist verpflichtet, der Bergbehörde2 von der beabsichtigten Inbetriebsetzung des Bergwerks mindestens vier Wochen vorher Anzeige zu machen 3 . J. Anzeigepflichtig ist der Bergwerksbesitzer, d. h. derjenige, der das Bergwerk auf eigene Rechnung betreiben will (BergWerkseigentümer, Pächter, Nießbraucher usw.). App. G. Arnsberg v. 27. 4. 1869 Z. 10 S. 464. - Der Betriebsführer ist nicht anzeigepflichtig. Anzeigepflicht besteht f ü r alle der bergpolizeilichen Aufsicht unterstehenden Betriebe. Schlüter-Hense S. 142. Nach den Bergpolizeiverordnungen über Schürfarbeiten gilt § 66 auch f ü r Schürfbetriebe (§ 3a). §66 gilt f ü r den Grundeigentümerbergbau nach § 211b Abs. 1 Ziff. 3. § 214 c Abs. 1 Ziff. 2, Art. I I und X I I I der VO v. 8.5.1867 in der Fassung v. 24.9.1937 (GS S. 93), § 1 Abs. 1 Ziff. 2 Mineralgew.G. v. 18. 12. 1933, (hier nur f ü r die unterirdische Aufsuchung und Gewinnung), § 2 Abs. 1 Ziff. 3 Erdölges. v. 12. 5. 1934 in der Fassung v. 24. 9. 1937, § 3 Ziff. 3 Phosphoritges. v. 16. 10. 1934 in der Fassung v. 24. 9. 1937, § 6 VO v. 31. 12. 1942 (RGBl. 1943 I S. 17). 2. Die Anzeige ist an das Bergamt zu richten. 3. Übertretung nach § 207 strafbar. 9
E b e l - W e i l e r . Berggesetz
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§67 Anm. 1
ABG
§67 (1) Der Betrieb darf nur auf Grund eines Betriebsplanes geführt werden1. (2) Derselbe unterliegt der Prüfung durch die Bergbehörde und muß der letzteren zu diesem Zwecke vor der Ausführung vorgelegt werden2. (3) Die Prüfung hat sich auf die im § 196 festgestellten polizeilichen Gesichtspunkte zu beschränken3. In Nordrhein-Westfalen gilt folgende Passung: (1) Der Betrieb darf nur auf Grund eines Betriebsplans geführt werden. (2) Auf Verlangen der Bergbehörde hat der Bergwerksbesitzer Sonderbetriebspläne für bestimmte Arbeiten oder Zeiträume aufzustellen und vorzulegen. Für Arbeiten, die von mehreren Bergwerksbesitzern nach einheitlichen Gesichtspunkten durchgeführt werden sollen, ist den beteiligten Bergwerksbesitzern die Aufstellung und Vorlegung eines gemeinsamen Betriebsplans aufzugeben. (3) Der Betriebsplan unterliegt der Prüfung durch die Bergbehörde; er muß ihr zu diesem Zwecke vor der Ausführung vorgelegt werden. (4) Die Prüfung hat sich auf die im § 196 festgestellten Gesichtspunkte zu beschränken. l a . Das in den §§ 67 bis 70 ABG geregelte Betriebsplanverfahren ist eine dem Bergrecht eigentümliche Form der Betriebsüberwachung. Es bezweckt die Durchfuhrung einer ordnungsbehördlichen Prüfung der bergbaulichen Arbeiten vor den Beginn ihrer Ausführung nach den Gesichtspunkten des § 196 ABG. Mot. Z. 6 S. 136. Durch die Vorschrift, daß kein Betrieb ohne Betriebsplan geführt werden darf, daß der Plan den Bestimmungen des § 196 entsprechen und daß schließlich der Betrieb von qualifizierten Personen geleitet werden muß, wird in Verbindung mit regelmäßigen Kontrollbefahrungen durch die Bergbehörde eine ständige und erfolgversprechende Überwachung des Bergwerksbetriebes gewährleistet. Oppenhoff S. 28. Diese im Hinblick auf die Gefährlichkeit des Bergbaus gebotenen Vorsichtsmaßnahmen liegen sowohl im öffentlichen Interesse wie auch im privaten Interesse der im Bergbau Beschäftigten und der Bergwerksbesitzer. b. Die §§67 bis 70 ABG galten ursprünglich nur f ü r den Bergbau auf die in § 1 ABG bezeichneten verleihbaren Mineralien sowie f ü r den Grundeigentümerbergbau im Rahmen der §§ 211 b und 214 c ABG. I m Laufe der Zeit wurden die Betriebsplanvorschriften des ABG auch f ü r andere Bergbauarten anwendbar erklärt: Gesetz über die Beaufsichtigung von unterirdischen Mineralgewinnungsbetrieben und Tiefbohrungen v. 18. 12. 1933 — Teil I I A 26 — (wegen Gewinnung im Tagebau vgl. § 3 des Ges.); Erdölgesetz v. 12. 5. 1934 - Teil I I A 27 - ; Phosphoritgesetz v. 16. 10. 1934 — Teil I I A 29 — ; VO über die Aufsuchung und Gewinnung mineralischer Bodenschätze v. 31. 12. 1942 — Teil I I I 26 — (dabei Befreiung von der Betriebsplanpflicht f ü r Betriebe von geringer Gefährlichkeit und Bedeutung möglich). c. Betriebsplanpflichtig sind nicht nur die Aufsuchungs- und Gewinnungsarbeiten, sondern alle Arbeiten und Anlagen, die der Bergaufsicht unterliegen, so z. B. alle unter § 196 Abs. 3 fallenden Anlagen und Betriebe. Begr. z. Ges. ü. d. Zust. d. Bergbehörden v. 9. 6.1934, Z. 75 S. 98. Vgl. auch K G v. 17. 4.1905, Z. 46 S. 532 (Umbau e. Schachtgerüstes); K G v. 21. 4. 1910, Z. 52 S. 143 (Triebwerke); K G v. 27. 7. 1910, Z. 52 S. 146 (Übertageanlagen); Erl. v. 28. 3. 1914, Z. 55 S. 298 (Grubenanschlußbahnen); Erl. v. 17. 8. 1929, Z. 70 S. 371 (Errichtung und Veränderung v. Tagesanlagen); R B . v. 16. 9. 1930, Z. 72 S. 334 (Betriebsanlagen).
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§67 Anm. 1
Auf Grund der Ermächtigung in § 3a Abs. 2 ABG ist die Betriebsplanpflieht von den Oberbergämtern durch Bergpolizeiverordnungen (Bergverordnungen) auch auf Schürfarbeiten ausgedehnt worden, soweit es sich um mit mechanischer K r a f t betriebene Bohrungen, um Untertagearbeiten, um das Anlegen von Schürfgräben und ähnlichen Vertiefungen handelt oder wenn bei den Arbeiten Sprengmittel verwendet werden. Betriebsplanmäßige Anmeldung eines Hilfsbaues vgl. § 61 Anm. 1. d. Auch sog. Unternehmerarbeiten, d. h. bergbauliche Arbeiten, die im Auftrage des Bergwerksbesitzers von selbständigen Unternehmerfirmen durchgeführt werden, fallen unter den Betriebsplanzwang. K G v. 17. 4. 1905, Z. 46 S. 532. Ebenso muß der Bergwerksbesitzer Arbeiten betriebsplanmäßig anzeigen, die von einem Dritten auf Bergwerksgelände, insbes. auf dem sog. Zechenplatz errichtet werden sollen. Da die Bergbehörde gem. § 196 ABG die Verantwortung f ü r die Sicherheit des gesamten Grubenbetriebes trägt, dürfen Veränderungen, die innerhalb ihres räumlichen Zuständigkeitsbereiches vorgenommen werden und die auf die Betriebssicherheit von Einfluß sein können, ihrer Kenntnis nicht vorenthalten werden. Z. 52 S. 145. Dadurch, daß der Bergwerksbesitzer verpflichtet ist, alle auf Bergwerksgelände geplanten Einrichtungen im Betriebsplanverfahren anzumelden, kann verhindert werden, daß etwa in unmittelbarer Nähe eines einziehenden Schachtes eine Anlage errichtet wird, die schädliche Abgase erzeugt. Ob der B e t r i e b einer solchen Anlage auch noch der Bergaufsicht unterliegt und daher betriebsplanpflichtig ist, hängt davon ab, ob es sich um eine Anlage im Sinne von § 196 Abs. 3 ABG handelt. Der Bau von Bergarbeiterwohnungen außerhalb des Grubengeländes unterliegt nicht dem Betriebsplanzwang. R B v. 16. 9. 1930 Z. 72 S. 33 . e. Vor Errichtung von Anlagen, die der Energieversorgung dienen, wie UmSchaltwerke, Energieleitungen, Gasverdichter, auf Betriebsgrundstücken, die der Aufsicht der Bergbehörde unterstehen, hat der Bergwerksunternehmer die Errichtung und den Betrieb der geplanten Anlage in einem Betriebsplan dem zuständigen Bergamt anzuzeigen. Das gilt auch dann, wenn die Anlage von einem Energieversorgungsunternehmen betrieben werden soll. Dabei ist es gleichgültig, ob die Anlage f ü r Zwecke des Bergwerksbetriebes oder der öffentlichen Energieversorgung bestimmt ist. Wird die Anlage von einem Energieversorgungsunternehmen betrieben, so h a t das Bergamt gegen den Betriebsplan stets Einspruch einzulegen und das Energieversorgungsunternehmen an der Erörterung über den Betriebsplan zu beteiligen. K o m m t keine Einigung zustande, ist die Entscheidung des Wirtschaftsministers herbeizuführen. Dasselbe gilt f ü r die nachträgliche Änderung und Stillegung betriebsplanmäßig zugelassener Anlagen. RdErl. d. Min. f. W u. V NW v. 16. 12. 1960, MB1. N W 1961 S. 108, Z. 102 S. 247. - I m übrigen gilt f ü r Anlagen zur Stromerzeugung folgendes: Erfolgt die Erzeugung elektrischer Energie außerhalb des Bergwerks, ihre Anwendung aber ganz oder zum Teil auf einem der Aufsicht der Bergbehörde unterliegenden Betrieb, so ist f ü r den innerhalb der Grenzen des eigentlichen Grubengeländes gelegenen Teil der Anlage die Bergbehörde, im übrigen die allgemeine Ordnungsbehörde zuständig. Erfolgt umgekehrt die Erzeugung der elektrischen Energie auf einem Bergwerk, ihre Verwendung aber auf einem nicht von der Bergbehörde beaufsichtigten Werk, so ist f ü r den innerhalb des Grubengeländes gelegenen Teil der Anlage die Bergbehörde zuständig. Wird die auf dem Bergwerk erzeugte elektrische K r a f t im Betriebe eines demselben Bergwerksbesitzer gehörigen anderen Bergwerks verwendet, so ist die Bergbehörde nicht nur f ü r 9*
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§67 Anm. 1
ABG
den innerhalb der beiderseitigen Grubengelande fallenden Teil der Anlage, sondern auch f ü r den außerhalb des Grubengeländes gelegenen Teil Genehmigungs- u n d AufSichtsbehörde, f ü r den außerhalb des Grubengeländes liegenden Teil jedoch n u r im E i n v e r n e h m e n m i t der allgemeinen Ordnungsbehörde. Grundzüge v. 11. 1. 1912 Z. 53 S. 329. Wegen der Anzeigepflicht nach § 4 Energiewirtschaftsges. vgl. § 68 Anm. 5 1. Ein Stromkabel, das eine Arbeiterkolonie mit der Grube verbindet, unterliegt nicht d e m Betriebsplanzwang. R B v. 16. 9. 1930 Z. 72 S. 334. Auch eine elektr. Hochspannungsleitung, die a n die z u m Betrieb eines Bergwerks dienende elektrische Zentrale angeschlossen wird, aber nicht selbst den Zwecken des Bergwerksbetriebes dient, unterhegt nicht der Betriebsplanpflicht. K G v. 27. 7. 1910 Z. 52 S. 145. f. Zur Vorlage des Betriebsplans ist der Bergwerksbesitzer (Eigentümer, Pächter, Nießbraucher) verpflichtet. K G v. 27. 7. 1910 Z. 52 S. 146. Das gilt auch f ü r Unternehmerarbeiten. Willecke, Grundriß S. 59. Die Einreichung des Betriebsplans beim Bergamt m u ß vor A u f n a h m e der beabsichtigten bergbaulichen Arbeiten u n d vor E r r i c h t u n g der geplanten Anlagen erfolgen. Verstoß s t r a f b a r nach § 207 ABG, u n d zwar genügt Fahrlässigkeit. K G v. 31. 1. 1936 Z. 77 S. 442. Die Pflicht zur Aufstellung u n d Vorlegung des Betriebsplans t r i f f t zwar den Bergwerksbesitzer, daneben h a f t e n aber gem. § 76 A B G auch die Aufsichtspersonen d a f ü r , d a ß kein Betrieb ohne zugelassenen Betriebsplan g e f ü h r t wird. K G v. 31. 1. 1936 Z. 77 S. 442; Schöffenger. Aachen v. 2 4 . 4 . 1 9 6 1 Z. 103 S. 102. Bei Betriebsplänen, deren Durchf ü h r u n g f ü r die Sicherheit des Lebens u n d der Gesundheit der Arbeiter v o n Bed e u t u n g ist, h a t der Bergwerksbesitzer den Betriebsrat zu beteiligen. R d E r l . d. Min. f. W. u. V N W v. 23. 2. 1956, SMB1. N W 750, Z. 97 S. 29. — Teil I I Bf 13 —. W i r d ein Betrieb ohne Betriebsplan geführt, k a n n das Bergamt gemäß § 70 A B G durch Ordnungsverfügung die Einstellung anordnen. Außerdem ist eine Bestrafung der Verantwortlichen möglich, § 207 Abs. 2 ABG. g. Die Betriebspläne müssen erschöpfende Angaben über die Dauer, den Umfang u n d die technische D u r c h f ü h r u n g des vorgesehenen Betriebes enthalten, damit die im R a h m e n der Bergaufsicht erforderliche P r ü f u n g ordnungsgemäß erfolgen k a n n . § 54 Abs. 2 der Geschäftsordnung f ü r die Bergämter des Landes NordrheinWestfalen, MB1. N W 1958 S. 1625, Z. 100 S. 333. Ein bestimmter Zeitraum, f ü r welchen der Betriebsplan gelten soll, ist im Gesetz nicht vorgeschrieben. Der P l a n m u ß aber erkennen lassen, wann die vorgesehenen Maßnahmen durchgeführt werden sollen. I n der Praxis ist es üblich, Jahresbetriebspläne aufzustellen, d. h. Betriebspläne über diejenigen Vorhaben, die im Laufe eines J a h r e s ausgeführt werden sollen. Die Zeitangabe bedeutet nicht, daß der Betriebsplan in dieser Zeit d u r c h g e f ü h r t werden m u ß . Nach Ablauf der Zeit verliert aber die bergbehördliche Zulassung ihre Wirkung. W e n n die Arbeit fortgesetzt werden soll, m u ß hierfür ein neuer Betriebsplan vorgelegt u n d zugelassen werden. Vgl. BrassertGottschalk § 67 A n m . 4 ; I s a y § 67 A n m . 3; Boldt § 67 A n m . 3. - Auch f ü r die im Laufe des J a h r e s notwendig werdenden Änderungen u n d Ergänzungen des Jahresbetriebsplans sind besondere Betriebspläne einzureichen. Diese werden häufig als Betriebsplannachtrag bezeichnet. Verfahrensmäßig sind sie als selbständige Betriebspläne zu behandeln. F ü r umfangreiche bergbauliche Vorhaben, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken, werden zweckmäßig zunächst Rahmenbetriebspläne aufgestellt. Diese müssen ebenfalls so vollständige Angaben über die Dauer, den U m f a n g u n d die technische D u r c h f ü h r u n g haben, daß eine P r ü f u n g u n t e r den in § 196 A B G be-
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§67 Anm. 2
zeichneten Gesichtspunkten möglich ist. Andernfalls können sie nur als Anzeige nach § 66 behandelt werden. h. In Nordrhein-Westfalen hat der Bergwerksbesitzer „auf Verlangen der Bergbehörde" f ü r bestimmte Arbeiten oder Zeiträume Sonderbetriebspläne aufzustellen und vorzulegen, § 67 Abs. 2 Satz 1 i. d. F. d. Ges. v. 25. 4. 1950. Welche rechtliche Bedeutung diese Vorschrift hat, ist nicht ohne weiteres erkennbar. Die Verpflichtung des Bergwerksbesitzers, f ü r alle Arbeiten, die der Bergaufsicht unterliegen, Betriebspläne aufzustellen und vorzulegen, ergibt sich nämlich bereits aus § 67 Abs. 1 u. 3. Es bedarf also f ü r einzelne Arbeiten keiner besonderen Aufforderung durch die Bergbehörde. Daß § 67 Abs. 2 der Bergbehörde andererseits nicht die Befugnis einräumt, „bestimmte Arbeiten" zu verlangen, geht eindeutig aus dem Wortlaut hervor. Es bleibt vielmehr Sache des Bergwerksbesitzers, die Art und den Ablauf der bergbaulichen Arbeiten und damit den Inhalt des Betriebsplans selbst zu bestimmen. Will die Bergbehörde in den Betriebsablauf eingreifen, so muß sie sich dazu der allgemeinen ordnungsbehördlichen Mittel, insbesondere der Anordnung nach §§ 198, 199 ABG bedienen. § 67 Abs. 2 in der nordrhein-westfälischen Fassung bietet f ü r sich allein keine rechtliche Möglichkeit, die Aufstellung eines Betriebsplanes über Maßnahmen, die der Bergwerksbesitzer nicht selbst beabsichtigt, zu erzwingen. Diese Vorschrift h a t vielmehr nur die Wirkung, daß die Bergbehörde befugt ist, den Bergwerksbesitzer aufzufordern, bestimmte Arbeiten, die der Bergbautreibende entweder von sich aus plant oder die ihm durch behördliche Anordnung (u. U. auch durch Betriebsplanbedingungen) auferlegt sind, nicht in dem allgemeinen Jahresbetriebsplan, sondern in einem besonderen Betriebsplan zu behandeln. — I n der Praxis ist es ohnehin üblich, f ü r Anlagen und Arbeiten, die nicht unmittelbar den bergmännischen Betrieb betreffen, besondere Betriebspläne aufzustellen. Das gilt vor allem f ü r die Fälle, in denen andere Behörden am Betriebsplanverfahren zu beteiligen sind, z. B. Rekultivierungsarbeiten, wasserwirtschaftliche Maßnahmen. i. Für Arbeiten, die von mehreren Bergwerksbesitzern nach einheitlichen Gesichtspunkten durchgeführt werden sollen, kann ein gemeinsamer Betriebsplan aufgestellt werden. Min. Besch, v. 3. 12. 1890 Z. 32 S. 262. I n Nordrhein-Westfalen ist die Bergbehörde befugt, den beteiligten Bergwerksbesitzern in solchen Fällen die Aufstellung und Vorlegung eines gemeinsamen Betriebsplans „aufzugeben", § 67 Abs. 2 Satz 2. Die Vorlage eines gemeinsamen Betriebsplans kann notwendig werden f ü r Arbeiten und Anlagen verschiedener selbständiger Bergwerksbesitzer zur Erreichung bestimmter Betriebsergebnisse und Planungsmaßnahmen, wie die Sicherung der Landschaftsgestaltung und die Schaffung geordneter Vorflutverhältnisse, die zweckmäßige Verwendung des vorhandenen Abraums zur Verhinderung von Flözbränden und zur Gewinnung möglichst großer, wieder urbar zu machender Bodenflächen, die Verteilung des Abraums auf ausgekohlte Tagebaue verschiedener selbständiger Bergwerksbesitzer, die Erzielung eines gleichmäßig hohen Kippniveaus, die Verlegung von Verkehrskörpern und dergl. Amtl. Begr. z. Ges. v. 25. 4. 1950 Z. 91 S. 190. Wegen der rechtlichen Bedeutung dieser Vorschrift vgl. oben Ausf. zum Sonderbetriebsplan. Ein „Betriebszwang" kann auf Grund des § 67 Abs. 2 Satz 2 nicht ausgeübt werden. 2. Sämtliche Betriebspläne sind dem Bergamt vorzulegen, § 189 Abs. 1 ABG. Dieses leitet sie in bestimmten Fällen an das OBA weiter, z. B. wenn die vorgesehenen Maßnahmen den Geschäftsbereich anderer Behörden berühren, die vom Bergamt nicht unmittelbar beteiligt werden können. Vgl. im einzelnen § 68 Anm. 1.
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§67 Anm. 3
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3. Die P r ü f u n g der Betriebspläne d u r c h die Bergbehörde h a t sich auf polizeiliche (ordnungsbehördliche) Gesichtspunkte zu beschränken. Wirtschaftliche Fragen bleiben außer Betracht. R B v. 23.5.1869 Z. 11 S. 367; OBA Halle v. 12.11.1894 Z. 36 S. 410; R B v. 21. 3.1907 Z. 48 S. 422; Voelkel in Z. 56 S. 354. Sieht der Betriebsplan die B e n u t z u n g f r e m d e r Grundstücke vor, so steht das der Zulassung nicht entgegen, denn der Bergwerksbesitzer k a n n die Besitzeinräumung nötigenfalls im Grundabtretungsverfahren erzwingen. Bei planmäßigem Zubruchebauen der Oberflache h a t der Bergwerksbesitzer dagegen nachzuweisen, daß er über die Oberfläche verf ü g e n darf. U . U . g e n ü g t es,wenn er gleichzeitig einen G r u n d a b t r e t u n g s a n t r a g stellt. Erl. v. 22. 11. u. 27. 6. 1881 Z. 22 S. 278 u. 279; R B v. 10. 2. 1882 Z. 23 S. 407; MinBesch. v. 16. 7. 1890 Z. 31 S. 418; Erl. v. 6. 4. 1898 Z. 40 S. 492; K l o s t e r m a n n Thielmann S. 169. Die Bergbehörde h a t insbesondere — nötigenfalls u n t e r Hinzuziehung von Sachverständigen, deren Kosten d e m Bergwerksbesitzer gem. § 12 VwGebO als bare Auslagen des Betriebsplanverfahrens zur Last fallen — zu prüfen, ob eine betriebsplanmäßig angezeigte Betriebsmaßnahme gemeinschädliche Einwirkungen bef ü r c h t e n läßt. Erl. v. 10. 3. 1938 Z. 79 S. 624. Zur V e r h ü t u n g gemeinschädlicher Auswirkungen einer Grundwasserentziehung sind die erforderlichen Auflagen zu machen. Erl. v. 31. 8.1938 Z. 79 S. 640. E i n Betriebsplan k a n n nicht zugelassen werden, wenn feststeht, daß der beabsichtigte Betrieb die Grenzen des Bergwerkseigentums überschreitet. Z. 6 S. 592; 7 S. 126. Denn die Behörde darf nicht etwas v o n vornherein Unerlaubtes zulassen. Besteht aber n u r Streit über die Feldesgrenzen, k a n n die Bergbehörde nicht polizeilich einschreiten. R B v. 22. 12. 1872 Z. 14 S. 260. Dasselbe gilt, wenn lediglich Zweifel a n der Berechtigung z u m A b b a u von Halden bestehen. Die Entscheidung über privatrechtliche Zweifelsfragen steht nicht den Bergbehörden, sondern n u r den ordentlichen Gerichten zu. R B v. 1. 6. 1931 Z. 72 S. 637. Zwei Betriebspläne, die beide auf den A b b a u desselben Bergwerksfeldes gerichtet sind, können unabhängig von der privatrechtlichen Eigentumsfrage schon aus sicherheitlichen Gründen nicht zugelassen werden, da mangels Trennung der Wetter- u n d Wasserführung Gefahren f ü r den Betrieb u n d die im Betrieb Beschäftigten eint r e t e n würden. OVG Münster v. 22. 1. 1953 Z. 94 S. 362. Zu den in § 196 aufgeführten Belangen gehören nicht baupolizeiliche Gesichtsp u n k t e . Deshalb ist f ü r die E r r i c h t u n g von Gebäuden neben der Betriebsplanzulassung eine Bauerlaubnis erforderlich, soweit die geltenden Bauordnungen eine solche vorschreiben. OVG v. 4. 3.1930 Z. 72 S. 275. - Die Verlegung eines öffentlichen Weges ist zwar dem Bergamt zwecks P r ü f u n g nach bergaufsichtlichen Gesichtspunkten betriebsplanmäßig anzumelden, die Einziehung eines Weges erfolgt jedoch d u r c h die d a f ü r zuständige Behörde. OVG v. 20. 3. 1930 Z. 72 S. 278, OVGE Bd. 85 S. 317; R B v. 14. 7. 1930 Z. 72 S. 327. Vgl. §§ 57ff. Zuständigkeitsges. v. 1. 8. 1883 (GS S. 237). I n Nordrhein-Westfalen ist gem. § 7 des Landesstraßengesetzes v. 28. 11. 1961 (GV N W S. 305) f ü r die Einziehung von S t r a ß e n der Träger der Straßenbaulast zuständig. Träger der Straßenbaulast sind f ü r L a n d s t r a ß e n die Landschaftsverbände, f ü r Kreisstraßen die Landkreise u n d kreisfreien Städte, f ü r Gemeindestraßen die Gemeinden (§§ 43ff. LStrG). I n der ursprünglichen Fassung des § 196 Abs. 2 waren die von der Bergbehörde zu beachtenden Gesichtspunkte erschöpfend aufgezählt. D u r c h das Gesetz über die Zuständigkeit der Bergbehörden v. 9. 6. 1934 (GS S. 303) ist aber das W o r t „ins-
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§68
besondere" hinzugefügt worden. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, daß sich die polizeiliche Zuständigkeit der Bergbehörden nicht auf die in § 196 Abs. 2 einzeln aufgeführten Gesichtspunkte beschränkt, sondern daß diese darüber hinaus auch andere polizeiliche Aufgaben, die im Bergwerksbetrieb ihre Ursache haben, wahrzunehmen befugt sind. Amtl. Begr. Z. 75 S. 96. Demnach h a t die Bergbehörde bei der Betriebsplanzulassung ganz allgemein darauf zu achten, daß die vom Berg werksbesitzer beabsichtigten Maßnahmen keine Gefahr f ü r die öffentliche Sicherheit oder Ordnung darstellen. Das wäre z.B. der Fall, wenn der Betrieb gegen ein gesetzliches Verbot verstößt. Das Bergamt h a t deshalb auch zu prüfen, ob eine nach sonstigen Rechtsvorschriften erforderliche behördliche Erlaubnis oder Genehmigung vorliegt, die durch die Betriebsplanzulassung nicht ersetzt werden k a n n ; denn ohne eine solche wäre der Betrieb rechtswidrig. Das Bergamt kann allerdings den Betriebsplan unter der Voraussetzung zulassen, daß die Erlaubnis oder Genehmigung der anderen Behörde noch erteilt wird. Die Betriebsplanzulassung wird dann erst wirksam, wenn die Voraussetzung erfüllt ist. I m Rheinischen Brannkohlengebiet h a t die Bergbehörde bei der Betriebsplanprüfung ihr besonderes Augenmerk auf die Sicherung und Ordnung der Oberflächennutzung und die Gestaltung der Landschaft während des Bergwerksbetriebes und nach dem Abbau zu richten. § 196 Abs.2 i . d . F . d . G e s . v.25.4.1950. Nach §3 Abs. 6 des Gesetzes über die Gesamtplanung im Rheinischen Braunkohlengebiet v. 25.4.1950 (GS NW S. 450, Z. 91 S. 167) sind die Betriebspläne der im Plangebiet gelegenen bergbaulichen Betriebe mit dem durch den Braunkohlenausschuß aufzustellenden und vom Ministerpräsidenten f ü r verbindlich zu erklärenden Gesamtplan bzw. mit den entsprechenden Teilplänen in Einklang zu bringen. Die Bergbehörde darf also die Betriebspläne des Braunkohlenbergbaus nur zulassen, soweit diese den vom Braunkohlenausschuß beschlossenen Plänen entsprechen. Liegt f ü r den betreffenden Bereich noch kein Plan des Braunkohlenausschusses vor, greift die Beschränkung nach § 3 Abs. 6 des Gesetzes nicht Platz. Das OBA h a t in diesem Falle auf die beschleunigte Aufstellung eines Teilplanes beim Braunkohlenausschuß hinzuwirken. Falls die Zulassung des Betriebsplans so eilbedürftig ist, daß die Verbindlichkeitserklärung des betreffenden Teilplanes nicht abgewartet werden kann, ist der Betriebsplan dem Wirtschaftsminister zur Entscheidung vorzulegen. Erl. d. Min. f. W u. V NW v. 8. 2. 1958, zit. bei Classen-Weller Z. 100 S. 287. Über Verfahren und Rechtswirkungen der Betriebsplanzulassimg s. Anm. zu § 68. §68 (1) Erhebt die Bergbehörde1 nicht binnen vierzehn Tagen nach Vorlegung des Betriebsplanes Einspruch2 gegen denselben, so ist der Bergwerksbesitzer zur Ausführung befugt3, 4 . (2) Wird dagegen innerhalb dieser Frist Einspruch von der Bergbehörde erhoben, so ist der Bergwerksbesitzer gleichzeitig zur Erörterung der beanstandeten Betriebsbestimmungen zu einem Termine vorzuladen. (3) Insoweit auf diesem Wege keine Verständigung erzielt wird, hat das Oberbergamt diejenigen Abänderungen des Betriebsplanes, ohne welche derselbe nicht zur Ausführung gebracht werden darf, durch einen Beschluß festzusetzen6. I n Nordrhein-Westfalen gilt folgende Fassung:
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§68
ABG
Anm. 1 (1) Erhebt die Bergbehörde nicht binnen vierzehn Tagen nach Vorlegung des Betriebsplans Einspruch gegen denselben, so ist der Bergwerksbesitzer zur Ausführung befugt. (2) Wird dagegen innerhalb dieser Frist Einspruch von der Bergbehörde erhoben, so hat diese dem Bergwerksbesitzer Gelegenheit zur Erörterung ihrer Beanstandungen zu geben. (3) Sieht der Betriebsplan Maßnahmen vor, die auch den Geschäftsbereich anderer Behörden berühren, so hat die Bergbehörde stets Einspruch gegen den Betriebsplan einzulegen und für ihre Entscheidung das Einvernehmen mit der jeweils zuständigen Fachaufsichtsbehörde herbeizuführen. Wird ein Einvernehmen in einem Zeitraum von drei Monaten nach Einlegung des Einspruchs nicht erzielt, so entscheidet die Bergbehörde nach eigenem Ermessen 5 . (4) Sofern im Betriebsplanverfahren keine Verständigung mit dem Bergwerksbesitzer erzielt wird, hat das Oberbergamt diejenigen Änderungen, Bedingungen und Auflagen, ohne die der Betriebsplan nicht zur Ausführung gebracht werden darf, durch einen Beschluß festzusetzen 6 . (5) Soll der Betriebsplan nur gegen Leistung einer Sicherheit zugelassen werden, so trifft die Bergbehörde, und im Falle des Abs. 4 das Oberbergamt, auch über die Verwaltung, Verwendung und Rückgabe der Sicherheit Bestimmung. (6) Kann der Betriebsplan auch nicht mit Änderungen, Bedingungen oder Auflagen zugelassen werden, so untersagt das Oberbergamt seine Augführung. 1. „Bergbehörde" ist das Bergamt, § 189 ABG. Das Verfahren des Bergamts bei der Betriebsplanzulassung ist im einzelnen in § 54 der Geschäftsordnung f ü r die Bergämter des Landes Nordrhein-Westfalen v. 28. 6. 1958, Z. 100 S. 333ff., geregelt. § 54 GeschO h a t folgenden W o r t l a u t : (1) Betriebspläne sind dem Bergamt in zweifacher Ausfertigung vorzulegen. Soweit die Beteiligung anderer Behörden erforderlich wird, sind weitere Ausfertigungen anzufordern. (2) Das Bergamt hat darauf zu achten, daß die ihm vorgelegten Betriebsplane erschöpfende Angaben über die Dauer, den Umfang und die technische Durchfuhrung des vorgesehenen Betriebes enthalten, damit die im Rahmen der Bergaufsicht erforderliche Prufung ordnungsgemäß erfolgen kann. (3) Hat das Bergamt gegen den Betriebsplan von vornherein nichts einzuwenden, so versieht es eine Ausfertigung mit seinem Unbedenklichkeitsvermerk. Die Anlagen erhalten einen Prufungsvermerk, aus dem die Zugehörigkeit zu dem Betriebsplan ersichtlich sein muß. Eine Ausfertigung nebst Anlagen ist zurückzugehen und die andere zu den Akten zu nehmen. (4) Hat das Bergamt Bedenken, den Betriebsplan zuzulassen, so erhebt es innerhalb von 14 Tagen nach Eingang des Betriebsplans gegen ihn Einspruch. (5) Stellt sich nach genauer Prüfung heraus, daß der Betriebsplan in der vorgelegten Form zugelassen werden kann, nimmt das Bergamt seinen Einspruch zuruck und verfahrt nach Abs. 3. (6) Ergibt die Prufung, daß der vorgelegte Betriebsplan nicht oder nur mit Abänderungen oder Ergänzungen zugelassen werden kann, so hat das Bergamt dem Betriebsinhaber baldmöglichst Gelegenheit zur Erörterung der Beanstandungen zu geben. Über die Erörterung ist eine Niederschrift (§ 26 GeschO) in zwei Ausfertigungen aufzunehmen. (7) Kommt es in dem Erörterungstermin zu einer Verständigung mit dem Betriebsinhaber, so nimmt das Bergamt den Einspruch zurück und verfahrt nach Abs. 3. Dabei ist die Niederschrift über die Erörterung als Bestandteil des Betriebsplans zu behandeln. (8) Erzielt das Bergamt mit dem Betriebsinhaber keine Verständigung, so legt es den Betriebsplan mit seiner Stellungnahme und der Niederschrift über die Erörterung dem Oberbergamt zur Entscheidung vor.
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§68 Anm. 2, 3
(9) Betrifft der Betriebsplan Angelegenheiten, deren Entscheidung sich das Oberbergamt vorbehalten hat, so hat das Bergamt stets Einspruch einzulegen und den Betriebsplan dem Oberbergamt vorzulegen. Sobald das Bergamt den Betriebsplan vom Oberbergamt zurückerhalten hat, verfahrt es gem. Abs. 3 bis 8. (10) Sieht der Betriebsplan Maßnahmen vor, die auch den Geschäftsbereich anderer Behörden berühren, so hat das Bergamt stets Einspruch einzulegen. Der Betriebsplan ist sodann dem Oberbergamt vorzulegen, sofern nicht das Oberbergamt die Herstellung des Einvernehmens mit den zu beteiligenden anderen Behörden dem Bergamt übertragen hat.
Nach der in den übrigen Bundesländern geltenden Fassung des § 68 Abs. 2 h a t das BA gleichzeitig mit der Erhebung des Einspruchs zu einem Erörterungstermin zu laden. Eine Unterlassung kann nach Lage der Umstände gerechtfertigt sein u n d bedingt nicht ohne weiteres die Nichtigkeit des Einspruchs. Schöffenger. Treysa v. 5. 11. 1951 Z. 93 S. 225. 2. Erhebt das Bergamt innerhalb von 14 Tagen seit Vorlegung keinen Einspruch, so ist der Betriebsplan damit stillschweigend zugelassen und kann durchgeführt werden. Dasselbe gilt bei Rücknahme des Einspruchs durch das BA. Die Rechtslage ist dann dieselbe, als wenn ein Einspruch überhaupt nicht erhoben worden wäre. OVG v. 20. 3. 1930 Z. 72 S. 278, 290. Die stillschweigende Anerkennung des polizeimäßigen Zustandes ist keine Polizeiverfügung i. S. des § 40 PVG bzw. Ordnungsverfügung i. S. der §§ 14ff. OBG; denn sie enthält weder ein Gebot noch ein Verbot. H a m m a n s in Z. 72 S. 162ff. Die Unterlassung eines Einspruchs ist kein stillschweigender Verwaltungsakt. LVG Gelsenkirchen v. 16. 3. 1954 Z. 95 S. 468. Gegen die Zulassung eines Betriebsplans durch das Bergamt besteht demnach keine verwaltungsgerichtliche Anfechtungsmöglichkeit. Der Bergwerksunternehmer kann lediglich gegen den Einspruch selbst Widerspruch erheben. Der Einspruch ist nämlich eine Polizei-(Ordnungs-)Verfügung, denn er verbietet, zumindest vorübergehend, die Betriebsplanausführung. Hammans a. a. O. U m mit einer Verwaltungsklage Erfolg zu haben, müßte der Bergwerksbesitzer aber nachweisen, daß er durch den Einspruch in seinen Rechten verletzt sei, § 42 Abs. 2 VwGO. — Das Bergamt kann den Betriebsplan nicht „unter Bedingungen oder Auflagen zulassen". Es h a t nur die Möglichkeit, seinen Einspruch zurückzuziehen oder den Betriebsplan dem OBA zur Entscheidung gem. § 68 Abs. 3 (Abs. 4) vorzulegen. K o m m t es in dem Erörterungstermin zu einer Verständigung mit dem Betriebsinhaber, so werden die vom Bergamt f ü r erforderlich gehaltenen Abänderungen oder Ergänzungen Bestandteil des Betriebsplans. Man kann dann nicht von behördlichen „Auflagen oder Bedingungen" sprechen. — Wegen des Verfahrens vor dem OBA s. Anm. 6. 3. Der Bergwerksbesitzer erhält dadurch, daß das BA gegen den Betriebsplan keinen Einspruch erhebt oder ihn zurückzieht, kein unwiderrufliches Recht, die Arbeiten, wie im Betriebsplan vorgesehen, auszuführen. Vielmehr kann die Bergbehörde auch spater, wenn sich herausstellt, daß polizeiliche Maßnahmen aus dem Gesichtspunkt des § 196 erforderlich werden, solche gem. §§ 198, 199 anordnen, selbst wenn dadurch die Ausführung des zugelassenen Betriebsplans undurchf ü h r b a r wird. OBA Halle v. 10. 5. 1890 Z. 32 S. 134; R B v. 5. 8. 1890 Z. 32 S. 136; R B v. 6. 5. 1907 Z. 48 S. 432; LVG Arnsberg v. 26. 2. 1953 Z. 94 S. 362; OVG Koblenz v. 15. 9.1955 DVB1.1955 S. 70; OVG Münster v. 27. 10. 1953 Z. 95 S.458. Kein Entschädigungsanspruch des Bergwerksbesitzers bei nachträglicher Einschränkung der Betriebsplanzulassung, § 70 Abs. 2 PVG, § 45 OBG.
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§68
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Anm. 4 4. Durch Bergpolizeiverordnung (Bergverordnung) kann das OBA die Errichtung und den Betrieb bestimmter Anlagen — wegen ihrer Gefährlichkeit — von einer ausdrücklichen Erlaubnis der Bergbehörde abhängig machen. Das ist geschehen z. B. bei elektr. Anlagen, Seilfahrtanlagen, Grubenbahnen. I n diesen Fällen reicht die Betriebsplanzulassung nicht aus. Wird der Betrieb ohne die ausdrückliche schriftliche Erlaubnis lediglich auf Grund eines nach § 68 stillschweigend zugelassenen Betriebsplans geführt, Strafbarkeit nach § 208 wegen Verstoßes gegen die B P V (BVO). K G v. 11. 7. 1881 Z. 24 S. 251. Vgl. auch Boldt, Das Recht des Bergmanns S. 30ff. — Ist f ü r die Errichtung und den Betrieb einer bergbaulichen Anlage in anderen Gesetzen oder Verordnungen eine ausdrückliche behördliche Erlaubnis oder Genehmigung vorgeschrieben, so wird diese ebenfalls nicht durch die Betriebsplanzulassung ersetzt. Es kommen insbesondere folgende Genehmigungen bzw. Erlaubnisse in Betracht: a. Genehmigung nach § 16 GewO i. Verb, mit der VO über genehmigungsbedürftige Anlagen v. 4. 8. 1960 — siehe Teil I I I 1 und 1 a. b. Erlaubnis nach der DampfkesselVO v. 20. 12. 1954 i. Verb, mit § 59 ABG, § 24 GewO - Teil I I I l b - . c. F ü r Gewässerbenutzungen Erlaubnis oder Bewilligung nach dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) — Teil I I I 37 — i. Verb, mit den Landeswassergesetzen. — d. Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb von Atomanlagen gem. § 7 des Atomgesetzes (AtG) - Teil I I I 40 - . e. Erlaubnis zum Umgang mit radioaktiven Stoffen nach §§ 3, 4 der Ersten Strahlenschutzverordnung (1. SSVO) - Teil I I I 40a f. Erlaubnis zur Lagerung, zum Verkehr und zum Umgang mit Sprengstoffen auf Grund der landesrechtlichen Vorschriften — vgl. Teil I I I 3 —. g. Genehmigung von Sonntagsarbeit, §§ 105bff. GewO — Teil I I I 1 —. h. Bewilligung von Ausnahmen von der Arbeitszeitordnung — Teil I I I 20 — und vom Jugendarbeitsschutzgesetz — Teil I I I 43 —. I n den oben aufgeführten Fällen ist die Bergbehörde f ü r die Erteilung der Erlaubnis, Genehmigung oder Ausnahmebewilligung zuständig. Bei Gewässerbenutzungen besteht die bergbehördliche Zuständigkeit allerdings nur f ü r die Erteilung einer Erlaubnis nach dem Wasserhaushaltsgesetz, § 14 Abs. 2 W H G , und zwar ist in den meisten Bundesländern hierfür das Bergamt zuständig, vgl. in Niedersachsen R d E r l . v. 11. 1. 1961 Z. 102 S. 250. I n Nordrhein-Westfalen entscheidet das OBA über die wasserrechtliche Erlaubnis, § 22 Abs. 6 Satz 2 LWG N W - Teil I I Bf 32 - . Erlaubnisse und Genehmigungen anderer Behörden: i. Bauerlaubnis auf Grund der in den einzelnen Ländern geltenden Bauordnungen, ggf. i. Verb, mit §§ 30ff. BBauG - Teil I I I 42 - . Die Genehmigungen nach § 16 GewO und nach den auf Grund des § 24 GewO erlassenen Vorschriften, z.B. Dampfkessel VO, sowie nach § 7 AtG schließen eine nach Baurecht erforderliche Genehmigung oder Anzeige ein. Vgl. Anm. zu Teil I I I 1, 1 b und I I I 40 —. Wegen der bauaufsichtlichen Abnahme des baulichen Zubehörs zu Dampfkesseln auf Bergwerken vgl. Erl. v. 26. 2. 1932 HMB1. S. 39. Statische Prüfung genehmigungspflichtiger Dampfkesselanlagen RdErl. v. 8. 1. 1943 RWMB1. S. 66. Die Frage, in wieweit sonstige bergbauliche Anlagen einer Baugenehmigung bedürfen, ist in den einzelnen Ländern unterschiedlich geregelt. In Hessen bedürfen Baumaßnahmen, die der Bergaufsicht unterliegende Bauwerke zur Gewinnung von
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§68 Anm. 4
Bodenschätzen betreffen, keiner Baugenehmigung oder Bauanzeige, soweit sie sieh sich unter Erdgleiche befinden oder unmittelbar der Förderung des Abbaugutes oder zum Befahren der Schächte dienen, § 65 Abs. 2 Nr. 2 Hess. Bauordnung v. 6. 7. 1957 (GVB1. S. 101) i. d. F. d. Ges. v. 6. 12. 1957 (GVB1. S. 159). Fliegende Bauten (z. B. Bohrgerüste) bedürfen, bevor sie erstmals in Betrieb genommen werden, nach § 62 Abs. 2 Hess. Bauordnung anstelle der Baugenehmigung einer Betriebsgenehmigung, die im Bereich der Bergaufsicht von der Bergbehörde erteilt wird. Vgl. Wittekopf in Z. 103 S. 47. — I n Rheinland-Pfalz entfällt die Baugenehmigung f ü r Anlagen unter Tage sowie f ü r Fördertürme, Aufbereitungsanlagen, Großgeräte, Tiefbohrgeräte, Halden, Aufschüttungen und Abgrabungen, die der Aufsicht der Bergbehörden unterhegen, § 1 Abs. 2 der Landesbauordnung Rheinland-Pfalz v. 15. 11. 1961 (GVB1. S.229). - Nach der nordrhein-westfäiischen Bauordnung v. 25.6.1962 (G V NW S. 373) ist eine Baugenehmigung nicht erforderlich f ü r die der Bergaufsicht unterliegenden Anschüttungen, Abgrabungen, Geräte und untertägigen Anlagen, § 1 Abs. 2 BauO N W . - I m Saarland gilt gem. § 39 des Baugesetzes v. 19. 7. 1955 (ABl. S. 1159) i. d. F. d. Ges. v. 11. 12. 1956 (ABl. S. 1665) und v. 16. 12. 1958 (ABl. 1959 S. 41) f ü r bauliche Anlagen der Bergwerksbetriebe folgendes: F ü r die baupolizeiliche Prüfung, Genehmigung und Abnahme von übertägigen Bauten, die zum Bergwerksbetrieb oder zu seiner Vorbereitung notwendig sind, ist die Baugenehmigungsbehörde zuständig. Die Anträge f ü r diese Bauvorhaben sind jedoch über das Bergamt einzureichen. Bei der Prüfung der Entwürfe und bei Abnahme der Bauausführung ist das Bergamt als sachverständige Stelle zu beteiligen. Bei Dampfkesselanlagen nimmt hinsichtlich des Aufstellungsraumes des Kessels, des Schornsteins und des notwendigen Zubehörs zum Kesselhaus die Bergbehörde die baupolizeilichen Befugnisse wahr. Die Baugenehmigungsbehörde p r ü f t die Unterlagen f ü r das bauliche Zubehör der Dampfkesselanlage, übersendet die Unterlagen mit Prüfbericht der Bergbehörde und f ü h r t später die baupolizeilichen Abnahmen durch, bei denen nach Möglichkeit das zuständige Bergamt zu beteiligen ist. Ist nach Baurecht f ü r bergbauliche Anlagen eine Baugenehmigung vorgeschrieben, so wird diese durch die Betriebsplanzulassung nicht ersetzt. LVG Gelsenkirchen v. 24. 10. 1958 Glückauf 1959 S. 1648; vgl. auch Classen-Weiler, Zuständigkeit der Bergbehörde, Z. 100 S. 252ff. ( 2 6 2 - 2 6 4 , 284). Die von Tengelmann in seiner Abhandlung „Bergaufsicht und Bauaufsicht", Glückauf 1957 S. 1483, vertretene Auffassung, der Bauaufsicht sei wegen der ausschließlichen ordnungsbehördlichen Zuständigkeit der Bergbehörde das Recht und die Pflicht zur formellen Erteilung von Baugenehmigungen f ü r bergbauliche Anlagen entzogen, ist durch die neueren Bauordnungen nicht bestätigt worden. Betriebsplanverfahren und Baugenehmigungsverfahren sind nebeneinander durchzuführen. Der Umstand, daß sowohl die Berg- wie die Bauaufsicht Bestätigungen der einheitlichen staatlichen Polizeigewalt sind, schließt eine zweimalige Gebührenpflieht nicht aus. OVG v. 4.3.1930 Z. 72 S. 275. I m Interesse der Verwaltungsvereinfachung, insbesondere um behördliche Doppelarbeit zu vermeiden, sind die Verfahren der Bergbehörde u n d der Baugenehmigungsbehörde möglichst weitgehend aufeinander abzustimmen. Bauanträge sind an die Baugenehmigungsbehörde zu richten. Es empfiehlt sich jedoch, die Anträge beim Bergamt einzureichen, damit dieses sie mit seiner Stellungnahme versehen und an die Baubehörde weiterleiten kann. Die Bauaufsichtsbehörde hat bei der P r ü f u n g und Abnahme bergbaulicher Anlagen das Bergamt zuzuziehen. Erl. v. 10. 8. 1906 Z. 47 S. 500. Die Beteiligung anderer Behörden erfolgt zweckmäßig
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§68
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Anm. 4 nur in einem Verfahren, und zwar am besten im Betriebsplanverfahren nach § 68 Abs. 3 ABG. Damit auch die Baugenehmigungsbehörde von den Äußerungen der anderen Behörden Kenntnis erhält, ist ihr Gelegenheit zur Teilnahme an den bergbehördlichen Erörterungsterminen zu geben. Auch die schriftliche Stellungnahme sonstiger Behörden zu dem bergbaulichen Vorhaben ist der Baubehörde mitzuteilen, soweit deren Belange berührt werden. Die Baugenehmigung wird dem Bergwerksunternehmer unmittelbar von der Baubehörde erteilt. Das Bergamt kann die Betriebsplanzulassung solange zurückstellen, bis die Baugenehmigung erteilt ist. Da die baulichen Maßnahmen oft nur einen Teil des Betriebsplanes darstellen, h a t die Bergbehörde aber auch die Möglichkeit, einen Betriebsplan unter der Voraussetzung zuzulassen, daß das genehmigungspflichtige Bauvorhaben erst ausgeführt wird, wenn die Baugenehmigung vorliegt. Vgl. Erl. v. 27. 9. 1874 Z. 16 S. 12; Erl. v. 4. 9. 1886 Z. 27 S. 539; OVG v. 4. 3. 1930 Z. 72 S. 275. In welchem Umfang das Bergamt neben Bauschein und Gebrauchsabnahmeschein die Vorlage statischer Berechnungen anzufordern hat, richtet sich nach den Umständen des Einzelfalles. Erl. d. Min. f. W. u. V. N W v. 19. 6. 1959 Z. 100 S. 284. Wegen der statischen Prüfung genehmigungspflichtiger Bauvorhaben vgl. VO v. 22. 8. 1942 (RGBl. I S. 546), DurchfVO v. 22. 8. 1942 u. Erl. v. 7. 9. 1942 (RArbBl. 1942 I S. 391), Erl. v. 11. 11. 1943 (RArbBl. 1943 I S. 563). Erl. v. 24. 11. 1948 (MB1. NW S. 662). Die VO v. 22. 8. 1942 ist in Nordrhein-Westfalen aufgehoben durch § 108 Abs. 1 Nr. 11 der Bauordnung v.25.6.1962 ( G V N W S.373). Vgl. jetzt Erste DurchfVO z.BauO v.16.7.1962 (GV N W S . 459) sowie Zweite DurchfVO z. BauO (VO über die bautechnische P r ü f u n g von Bauvorhaben—Prüfing VO—) v. 19.7.1962 (GVNWS.470). - Elektrische Anlagen in Braunkohlenbrikettfabriken und Anlagen zur Gewinnung von Braunkohlenstaub, Erl. v. 18.10.1940 (RWMB1. S. 503) u. v. 26. 2. 1943 (RWMB1. S. 277). Die meisten Oberbergämter haben inzwischen besondere Bergpolizeiverordnungen (Bergverordnungen) f ü r elektrische Anlagen erlassen. OBA Bonn BVO v. 30. 4. 1957 (ABl. Köln Nr. 20 Z. 99 S. 46); OBA Dortmund BVO v. 30. 4. 1957 (ABl. Arnsberg Nr. 20 Z.99 S.71); OBA Clausthal-Zellerfeld BVO v. 1. 3. 1960 (MB1. S. 257). Der Abbrach von Gebäuden oder Gebäudeteilen mit mehr als 500 m 3 umbauten R a u m bedarf der baupolizeilichen Genehmigung (Abbruchgenehmigung). VO über den Abbruch von Gebäuden v. 3.4.1937 (RGBl. I S . 440). In N R W aufgehoben gem. §108 Abs. 1 Nr. 2 BauO NW. Genehmigungspflicht jetzt nach § 80 BauO N W . Die Abbrucharbeiten an allen Tagesanlagen, die während des Betriebes der Bergaufsicht unterstanden haben, werden vom Bergamt beaufsichtigt. Dieses h a t sich erforderlichenfalls der Sachverständigenberatung durch die örtlich zuständige Bauaufsichtsbehörde zu versichern. Erlaß v. 4. 3. 1927 betr. polizeiliche Beaufsichtigung der Abbruchsarbeiten an Tagesanlagen stillgelegter Bergwerke, Z. 68 S. 88. Fundamente von Hochspannungsleitungen, Erl. v. 29. 11. 1929 Z. 71 S. 627. — Fördergerüste f ü r den Bergbau, RdVerfg. d. Fin.Min. Rh./Pf. v. 1. 2. 1952 Z. 93 S. 251. Erl. d. Hess. Min. d. Innern v. 7. 6. 1961 (StAnz. S. 722) Z. 102 S. 490. Genehmigung von Bohrgerüsten, GemRdErl. d. Nds. WM u. Fin. Min. v. 30. 5. 1956 Z. 97 S. 227; Sehr. v. 20. 11. 1956 Z. 98 S. 142. - Abraumförderbrücken vgl. Erl. d. WM u. Fin. Min. v. 19. 8. 1935 Z. 76 S. 396; RdErl. v. 6. 4. 1944 RWMB1. S. 116. Bestimmungen f ü r die Errichtung und den Betrieb von Großgeräten in Tagebauen RdErl. d. Min. f. W. u. V. N W v. 12. 2. 1960 MB1. N W S. 521 Z. 101 S. 121.
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§68 Anm. 5
k. Einziehung von Wegen nach § 54 des Zuständigkeitsgesetzes v. 1. 8. 1883 (GS. S. 237). I n Nordrhein-Westfalen § 7 des Landesstraßengesetzes v. 28. 11. 1961 (GV NW S. 305), zuständig Träger der Straßenbaulast. Vgl. auch Bundesfernstraßengesetz i. d. P der Bek. v. 6. 8. 1961 (BGBl. I S. 1741). 1. Ausnahmen vom Natur- bzw. Landschaftsschutz auf Grund des Reichsnaturschutzgesetzes v. 26. 6. 1935 (RGBl. I S. 821) i. d. F v. 20. 1. 1938 (RGBl. I S. 36) — Teil I I I 14 — . I n Landschaftsschutzgebieten ist eine Veränderung der Landschaft oder eine Bebauung nur zulässig, wenn die zuständige Naturschutzbehörde zugestimmt hat. Die Zustimmung kann im Betriebsplanverfahren ausgesprochen werden. Deshalb ist auf eine Beteiligung der Naturschutzbehörde am Verfahren zu achten. m. Nach § 3 des Gesetzes zum Schutze des Waldes v. 31. 3.1950 (GS NW S. 782) bedarf in Nordrhein-Westfalen jede Umwandlung von Wald oder von mit Holz bestockten Flächen in eine andere Bodennutzungsart der Genehmigung der unteren Forstbehörde. — Genehmigung einer Feuerstelle im Schutzbereich nur im Einvernehmen mit der unteren Forstbehörde, § 4 der VO zum Schutze der Wälder, Moore und Heiden gegen Brände v. 25. 6. 1938 (RGBl. I S. 700). n. In verschiedenen Ländern sind ruhestörende Arbeiten während der Nachtzeit durch Polizei-VO verboten, wobei die Polizeibehörde bzw. Erlaubnisbehörde Ausnahmen zulassen kann. Hamburg VO v. 15. 11. 1955 i. d. F v. 2. 10. 1956 (GVB1. 1955 S. 331, 1956 S. 455), Hessen VO v. 23. 4. 1959 (GVB1. Nr. 4 S. 9), NordrheinWestfalen VO v. 10.1.1955 i. d. F v. 11. 12.1956 (GS N W S. 161), Schleswig-Holstein VO v. 5.10.1956 (GVB1. S. 157). I n Nordrhein-Westfalen gilt die VO über die Lärmbekämpfung nicht f ü r Betriebe, die auf Grund eines Betriebsplanes geführt werden. RdErl. d. Innenmin. N W v. 13. 9. 1955 (MB1. N W S. 1855). Die Beschaffung von Genehmigungen und Erlaubnissen, die außer der Betriebsplanzulassung vorgeschrieben sind, ist Aufgabe des Bergwerksunternehmers. 5. Eine Beteiligung der durch die im Betriebsplan angezeigten Maßnahmen betroffenen Verwaltungsbehörden entsprach seit jeher der Praxis der Bergbehörde, vgl. Erl. v. 10. 3. 1938 Z. 79 S. 624. In Nordrhein-Wes^alen ist sie auf Grund des Änderungsgesetzes v. 25. 4. 1950 (GS N W S. 694) - Teil I I B f 4 - zwingend vorgeschrieben. Die Bezeichnung „Fachaufsichtsbehörde" bedeutet „fachlich zuständige Aufsichtsbehörde". In der Regel kommt die Beteiligung folgender Behörden in Betracht : a. Planungsbehörden (Landesplanung). Anzeigepflicht f ü r bergbauliche Planungsvorhaben früher auf Grund des 2. Erl. über die Reichsstelle f ü r Raumordnung v. 18.12.1935 (RGBl. I S . 1515). Zusammenarbeit mit den Planungsbehörden beim Aufschluß von Ölgebieten s. Erl. v. 14. 9. 1937 Z. 78 S. 605. Mitteilung an die Landesplanungsgemeinschaften über den Stand der Rekultivierung von Tagebauen vgl. Richtlinien f ü r die Urbarmachung der Tagebaue v. 19. 6. 1940 RMWB1. S. 318 - Teil I I I 23 - . I n Nordrhein-Westfalen wurde das Landesplanungsrecht erstmals durch Gesetz v. 11. 3. 1950 geregelt. An dessen Stelle ist das Landesplanungsgesetz v. 7. 5.1962 (GV N W S. 229) getreten, das sich seit dem 1. 7. 1962 in K r a f t befindet. Gegenstand und Aufgabe der Landesplanung ist nach § 1 des Gesetzes die übergeordnete, überörtliche und zusammenfassende Planung f ü r eine den sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Erfordernissen entsprechende Raumordnung. Die Landesplanung
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Anm. 5 soll die Gestaltung des Raumes in der Weise beeinflussen, daß unerwünschte Entwicklungen verhindert und erwünschte Entwicklungen ermöglicht u n d gefördert werden, § 1 Abs. 2 LaPIG. Oberste Landesbehörde f ü r die Landesplanung (Landesplanungsbehörde) ist der Minister f ü r Landesplanung, Wohnungsbau und öffentliche Arbeiten in Düsseldorf, § 2 LaPIG. Höhere Landesbehörden f ü r die Landesplanung (Bezirksplanungsbehörden) sind die Regierungspräsidenten und f ü r das Ruhrgebiet die Landesbaubehörde R u h r in Essen, § 3 LaPIG. Die Bezirksplanungsbehörde h a t daf ü r zu sorgen, daß die Ziele der Landesplanung bei behördlichen Maßnahmen und bei solchen Planungen u n d Vorhaben, die f ü r die räumliche Gestaltung des Planungsbezirks von Bedeutung sind, beachtet werden, § 3 Abs. 2 LaPIG. Die übrigen Landesbehörden sind nach § 26 LaPIG verpflichtet, alle zu ihrer Kenntnis gelangten Maßnahmen und Vorhaben, die f ü r die Raumordnung Bedeutung haben können, den Planungsbehörden so frühzeitig mitzuteilen, daß ihnen die Wahrnehmung landesplanerischer Belange noch möglich ist. Das OBA h a t daher bei der Zulassung von Betriebsplänen, die f ü r die Raumordnung Bedeutung haben können, stets die Bezirksplanungsbehörde zu beteiligen. Als Maßnahmen und Vorhaben, die eine Beteiligung der Planungsbehörde erforderlich machen, sind in § 26 Abs. 4 LaPIG insbesondere beabsichtigte Neugründungen, Standortverlegungen, Betriebserweiterung oder Betriebsstillegung größerer Wirtschaftsunternehmen sowie eine beabsichtigte Zweckentfremdung größerer landwirtschaftlicher Flächen genannt. — Neben den Landesplanungsbehörden bestehen in Nordrhein-Westfalen die Landesplanungsgemeinschaften Rheinland, Westfalen und Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk als öffentlich-rechtliche Selbstverwaltungskörperschaften. Die letztgenannte Landesplanungsgemeinschaft beruht auf dem Gesetz betr. Verbandsordnung f ü r den Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk v. 5. 3. 1920 (Pr GS N W S. 29). Eine Beteiligung der Landesplanungsgemeinschaften am Betriebsplanverfahren ist nicht vorgesehen. Diese werden vielmehr durch die Planungsbehörden über wichtige Planungsvorhaben unterrichtet, § 26 Abs. 3 LaPIG. F ü r den Rheinischen Braunkohlenbergbau ist eine Sonderregelung getroffen worden durch das Oesetz über die Gesamtplanung im Rheinischen Braunkohlengebiet v. 25.4.1950 (GS NW S. 450) Z. 91 S. 167 - Teil I I B f 2 - . G e m ä ß § 3 Abs. 6 diese Gesetzes sind die Betriebspläne der im Plangebiet gelegenen bergbaulichen Betriebe mit den vom Braunkohlenausschuß, einem Sonderplanungsausschuß der Landesplanungsgemeinschaft Rheinland, aufzustellen und vom Minister f ü r Landesplanung, Wohnungsbau und öffentliche Arbeiten f ü r verbindlich zu erklärenden Gesamtplan bzw. mit den entsprechenden Teilplänen in Einklang zu bringen. Vgl. im einzelnen Anmerkung 7 zu § 3 des Braunkohlengesetzes. Oberste Landesplanungsbehörde in Hessen, Rheinland-Pfalz und SchleswigHolstein ist der Ministerpräsident des Landes, in Baden-Württemberg das Innenministerium Abt. Landesplanung, in Niedersachsen das Innenministerium Amt für Landesplanung und Statistik. Nachgeordnete Behörden sind die Regierungspräsidenten als Bezirksplanungsstellen. b. Wasserbehörden Fast jeder Bergwerksbetrieb h a t Berührungspunkte mit der Wasserwirtschaft. Deshalb war eine enge Zusammenarbeit zwischen Bergbehörde und Wasseraufsichtsbehörden seit langem üblich. Richtlinien f ü r das Zusammenwirken beider Behörden erhielt die X . AusfAnw. z. Preuß. Wassergesetz v. 4. 6. 1920 Z. 62 S. 7. Da-
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
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Anm. 5 nach hatte schon damals jede Behörde vor ihrer Entscheidung eine Verständigung mit der anderen herbeizuführen. Abgrenzung der Zuständigkeit zwischen Bergbehörde und Wasserpolizeibehörde bei Errichtung oder wesentl. Veränderung von Bergwerksanlagen in und an Wasserläufen s. Erl. v. 7 . 4 . 1934 Z. 75 S. 78. Grundwasserbeobachtungen, Erl. v. 2.12.1937 Z. 78 S. 607. Grundwasserentziehung durch den Bergbau, Erl. v. 10. 3. 1938 Z. 79 S. 640. Vgl. auch Nebel, Z. 101 S. 349ff.; Weller, Bergbau 1960 S. 164ff. Die vorgenannten Erlasse und Ausführungsbestimmungen sind durch die neue Wassergesetzgebung weitgehend überholt. Das Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz) v. 27. 7. 1957 (BGBl. I S . 1110) hat in den §§ 2 u. 3 alle Gewässerbenutzungen, auch die bergbaulichen, der Erlaubnis- oder Bewilligungspflicht unterworfen. Dadurch tritt die Bedeutung wasserwirtschaftlicher Betriebspläne zurück, wenngleich die Betriebsplanpflicht hierdurch nicht aufgehoben wurde. Nach § 14 Abs. 2 WHG entscheidet die Bergbehörde über die Erteilung der wasserrechtlichen Erlaubnis, wenn die Gewässerbenutzung Gegenstand eines bergrechtlichen Betriebsplanes ist. Gemäß § 14 Abs. 3 WHG ist die Entscheidung im Einvernehmen mit der für das Wasser zuständigen Behörde zu treffen. Die Zuständigkeit der Wasserbehörden richtet sich nach den Landeswassergesetzen, für Nordrhein-Westlalen siehe Ges. v. 2 2 . 5 . 1 9 6 2 — Teil I I B f 32 —. Soweit Betriebspläne eine Gewässerbenutzung zum Inhalt haben, können sie erst zugelassen werden, wenn hierfür eine Erlaubnis oder Bewilligung erteilt ist. oder bei der Zulassung muß ein entsprechender Vorbehalt gemacht werden. Das Betriebsplanverfahren und das Erlaubnisverfahren werden zweckmäßig soweit wie möglich miteinander verbunden. Bei der Betriebsplanzulassung kann auf die erteilte Erlaubnis und die Erlaubnisbedingungen Bezug genommen werden. — Soweit erforderlich, ist im Betriebsplanverfahren neben der allgemeinen Wasserbehörde auch das Wasserwirtschaftsamt zu beteiligen. In Nordrhein-Westfalen ist für die Zulassung wasserwirtschaftlicher Betriebspläne des Braunkohlenbergbaus durch gem. RdErl. d. Min. f . E L u . i u . d. Min. f. W u. V v. 26. 10. 1954 Z. 96 S. 555 folgende Regelung getroffen worden: Vor der Entscheidung über den Betriebsplan ist das Einvernehmen mit dem zuständigen Regierungspräsidenten herbeizuführen. Dieser stellt seinerseits, falls erforderlich, das Einvernehmen mit der unteren Wasserbehörde her. Kann zwischen OBA und RegPräs. kein Einvernehmen über die Zulassungsbedingungen erzielt werden, hat das OBA die Entscheidung des Wirtschaftsministers herbeizuführen. I m Bereich des Großen Eritverbandes ist ferner § 12 des Gesetzes über die Gründung des Großen Erftverbandes v. 3. 6.1958 (GV NW S. 253) Z. 99 S. 253 zu beachten. Gemäß § 12 Abs. 1 dieses Gesetzes ist unterirdisches Wasser innerhalb des Bergwerksbetriebes derart zu fördern, zu gewinnen, zu nutzen, zu behandeln und abzuleiten, daß dem Verband die Erfüllung seiner Aufgabe und die Ausübung der ihm zustehenden Befugnisse in zweckmäßiger Weise ermöglicht wird. Dies ist in Betriebsplänen zu regeln und von den Bergbehörden zu überwachen. Abschriften dieser Betriebspläne oder Betriebsplanteile sind dem Regierungspräsidenten und, soweit das Aufgabengebiet des Verbandes berührt wird, dem Verband vorzulegen. Die Entscheidung über diese Betriebspläne einschließlich der Festsetzung von Änderungen, Bedingungen und Auflagen ergeht im Einvernehmen mit dem zuständigen Regierungspräsidenten, der den Verband zu hören hat. Die Zulassung von Betriebsplänen dieser Art sowie dazu festgesetzte Bedingungen 143
§68
ABG
Anm. 5 und Auflagen h a t die Bergbehörde im Einvernehmen mit den Regierungspräsidenten zu widerrufen, wenn die Interessen einer geordneten Wasserwirtschaft und Wasserversorgung es erfordern; der Verband kann dies beantragen. Auflagen und Bedingungen, die einem Bergwerksunternehmen von den Bergbehörden gemacht worden sind, gelten nach § 12 Abs. 3 insoweit als erfüllt, als der mit ihnen bezweckte Erfolg durch Maßnahmen des Verbandes erreicht worden ist. Zur Rechtsgültigkeit des Erftverbandgesetzes vgl. Willing in Z. 101 S. 44ff. Vgl. ferner VO über die Mitgliedschaft im Großen E r f t v e r b a n d v. 13. 5. 1959 (GV N W S. 105), Satzung des Großen Erftverbandes v. 16. 9. 1961 (GV N W 1962 S. 103). c. Naturschutzbehörde Nach § 20 des Reichsnaturschutzgesetzes v. 26. 6. 1935 (RGBl. I S. 820) - Teil I I I 14 — sind alle Behörden verpflichtet, vor Genehmigung von Maßnahmen oder Planungen, die zu wesentlichen Veränderungen der freien Landschaft führen können, die zuständige Naturschutzbehörde zu beteiligen. Vgl. dazu Erl. v. 18. 5. 1938 Z. 79 S. 627; RdErl. d. Min. f. W u. V Rh./Pf. v. 15. 10. 1953 Z. 95 S. 138. Höhere Naturschutzbehörde ist der Regierungspräsident, untere Naturschutzbehörde der Landrat (Oberkreisdirektor). VO v. 31. 10. 1935 (RGBl. I S. 1275). Ein Bergwerksbetrieb kann u.U. als gemeinschädlich untersagt werden, wenn ihm überwiegende Interessen des Naturschutzes entgegenstehen. Beschl. d. Min. f. W u. V Rh./Pf. v. 29. 7. 1949 Z. 90 S. 420. — Zur Frage der Enteignungswirkung von Naturschutzmaßnahmen vgl. Stich, Naturschutz und Privateigentum, DVB1. 1962 S. 397. d. Landwirtschaftsbehörde Wirft ein Betriebsplan land- und forstwirtschaftliche Fragen auf, insbesondere wenn die Einordnung von Halden in die ländlichen Verhältnisse oder die Rückführung von Tagebaugruben in die landwirtschaftliche oder waldbauliche Nutzung zu prüfen ist, wird der Begierungspräsident am Betriebsplanverfahren beteiligt. Die Bearbeitung erfolgt durch die landwirtschaftliche Abteilung des Regierungspräsidenten, die erforderlichenfalls die Wasserwirtschafts- und Forstabteilungen beteiligt. Außerdem h a t der Regierungspräsident vor seiner Stellungnahme die Landwirtschaltskammer zu hören. RdErl. d. Min. f. E, L u. F , d. Innenmin. u. d.Min.f. W u. V N W v. 31. 7.1950 MB1. N W S. 749/SMB1. N W 750. I m Bereich des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk setzt sich die Bergbehörde unmittelbar mit dem Ruhrsiedlungsverband ins Benehmen, soweit Verbandsaufgaben berührt werden. RdErl. v. 14. 2. 1951 MB1. N W S. 150 Z. 92 S. 468. - Vgl. auch die Richtlinien f ü r die Urbarmachung der Tagebaue v. 19. 6. 1940 Z. 80/81 S. 406 - Teil I I I 23 - . e. Gesundheitsbehörden Bei der Zulassung chemischer und sonstiger unter Umständen gesundheitsgefährdender Mittel und Stoffe f ü r die Verwendung im Bergbau ist der Staatl. Gewerbearzt von der Bergbehörde beratend hinzuzuziehen. Bei der P r ü f u n g von Maßnahmen zum Schutze der Nachbarschaft gegen gesundheitliche Schädigungen sowie Belästigungen durch bergbauliche Betriebsanlagen ist das Gesundheitsamt zu beteiligen, soweit diese Maßnahmen ohne ärztliches Fachwissen nicht beurteilt werden können. Gem. RdErl. d. Min. f. W., M. u. V., d. Arb. u. Soz.Min. u. d. Innenmin. N W v. 6. 2. 1962 MB1. NW S. 681 - Teil I I Bf 30 Für die übrigen Länder vgl. RdErl. v. 7. 9. 1936 - Teil I I I 12c - , RdErl. v. 3. 9. 1943 - Teil I I I 27
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§68 Anm. 5
f. Straßenbaubehörden Werden öffentliche Straßen durch bergbauliche Vorhaben berührt, kommt eine Beteiligung der Straßenbaubehörden in Betracht. Straßenbaubehörden sind in Nordrhein-Westfalen f ü r Landstraßen die Landschaftsverbände (untere I n s t a n z : Landesstraßenbauämter), f ü r Kreisstraßen die Landkreise und kreisfreien Städte, f ü r Gemeindestraßen die Gemeinden, § 56 des Landesstraßengesetzes (LStrG) v. 28. 11. 1961 (GV N W S. 305). Vgl. dazu Brohl, Wegepolizei und neues Straßenrecht, DVB1. 1962 S. 392. Die genannten Stellen sind auch Träger der Straßenbaulast, §§ 43ff. LStrG. Oberste Landesstraßenbaubehörde ist der Minister f ü r Landesplanung, Wohnungsbau und öffentliche Arbeiten. — Außerhalb von Baugebieten dürfen bauliche Anlagen an öffentlichen Straßen in einer Entfernung bis zu 20 m nicht errichtet werden. Die Errichtung von Bauvorhaben bis zu 40 m Abstand darf von der zuständigen Behörde nur mit Zustimmung der Straßenbaubehörde zugelassen werden, § 25 LStrG. F ü r Bundesstraßen und Bundesautobahnen gilt das Bundesfernstraßengesetz (FStrG) v. 6. 8. 1953 i. d. F. d. Bek. v. 6. 8. 1961 (BGBl. I S. 1741). Die Errichtung von Bauanlagen längs der Bundesautobahnen in einer Entfernung bis zu 100 m, längs der Bundesstraßen bis zu 40 m darf nur mit Zustimmung der obersten Landesstraßenbaubehörde zugelassen werden, soweit das Bauvorhaben nicht den Pestsetzungen eines Bebauungsplanes entspricht, § 9 FStrG. Bei der Zustimmungserklärung nach § 9 FStrG handelt es sich um einen verwaltungsinternen Rechtsvorgang, der nicht selbständig angefochten werden kann. VG Münster v. 12.12.1960 DVB1.1962 S.341. In N R W h a t der Minister f ü r Landesplanung, Wohnungsbau und öffentliche Arbeiten als oberste Landesstraßenbaubehörde seine Befugnisse nach dem FStrG durch VO zur Durchführung des Bundesfernstraßengesetzes v. 20. 9. 1955 (GS N W S. 849) den Landschaftsverbänden übertragen. — Die Verwaltung der Bundesfernstraßen wird im Auftrage des Bundes von den Ländern durchgeführt, vgl. 2. Allg. VerwVorschrift f ü r die Auftragsverwaltung der Bundesfernstraßen v. 11.2. 1956 BAnz. 1956 Nr. 38. Das Land N R W hat mit der Durchführung der Verwaltung die Landschaftsverbände beauftragt, § 5 Abs. 1 Buchst, b) Nr. 2 der Landschaftsverbandsordnung v. 12. 5. 1953 (GS N W S. 217). Die Straßenverkehrsbehörden (Regierungspräsidenten bzw. Verwaltungen der kreisfreien Städte und Landkreise) sind zu beteiligen, wenn eine betriebsplanmäßig angezeigte Maßnahme von Einfluß auf den Straßenverkehr ist, z. B. Transport eines Großgerätes über öffentliche Straßen, Kreuzung einer Grubenbahn mit einer öffentlichen Straße. Anordnung über die Aufstellung von Warnkreuzen vor Kreuzungen zwischen öffentl. Straßen und Anschlußbahnen nach § 3 Abs. 5 der Straßenverkehrsordnung in d. F. v. 29.3.1956 (BGB1.I S.271) durch die Straßenverkehrsbehörde, die die Zustimmung d. Min. f. W. u. V. herbeizuführen hat. Erlaß v. 30. 4. 1959 (MB1. N W S. 1224). Siehe auch unter Anm.öi. g. Bundespost Die Oberpostdirektion (Telegrafenbauverwaltung) ist zu beteiligen bei Betriebsplänen, deren Durchführung bestehende Fernmeldeanlagen beeinflussen kann, insbesondere bei Betriebsplänen, die die Herstellung von Starkstromanlagen betreffen, durch deren Bau oder Betrieb der Bestand von vorhandenen Telegrafen- oder Fernsprechanlagen oder die Sicherheit des Bedienungspersonals gefährdet wird. Ferner ist die Bundespost zu hören bei Straßenverlegungen, soweit davon Fernmeldelinien 10
Ebel-Weiler,
Berggesetz
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betroffen sind. Vgl. Telegraphenwegegesetz v. 18. 12. 1899 (RGBl. S. 705), Ges. v. 24. 9. 1935 (RGBl. I S. 1177), DurchfVO v. 10. 10. 1935 (RGBl. I S. 1236). RdErl. v. 3. 4. 1904 MB1. IV. S. 120, Erl. v. 10. 1. 1936 Z. 77 S. 281. h. Bundesbahn Berühren die in einem Betriebsplan vorgesehenen Maßnahmen Anlagen der Deutschen Bundesbahn, so ist die zuständige Bundesbahndirektion am Verfahren zu beteiligen. Bundesbahngesetz v. 13. 12. 1951 (BGBl. I S. 955) i. d. F. v. 1. 8. 1960 (BGBl. I S. 1161). Vgl. auch Ges. über Kreuzungen von Eisenbahnen und Straßen v. 4. 7. 1939 (RGBL I S. 1211). i. Grubenanschlußbahnen Anschlußbahnen sind Eisenbahnen, die den Verkehr eines einzelnen Unternehmens oder einer bestimmten Anzahl von Unternehmen von und zu Eisenbahnen des öffentlichen Verkehrs vermitteln und mit ihnen derart in unmittelbarer Gleis Verbindung stehen, daß ein Übergang von Betriebsmitteln stattfinden kann, § 33 des Landeseisenbahngesetzes NW v. 5. 2. 1957 (GV NW S. 11). Als Grubenanschlußbahnen bezeichnet man Anschlußbahnen, welche Zubehör eines Bergwerks i. S. des ABG sind, § 36 Abs. 1 LEG NW. Die Zubehöreigenschaft ist gegeben, wenn die Bahn der Verbindung einzelner Betriebspunkte des Bergwerksunternehmens, der Zufuhr von Bergwerksmaterialien aller Art oder der Abfuhr der geförderten oder aufbereiteten Mineralien dient. Vgl. dazu Genrich in Glückauf 1957 S. 1469ff. Die Grubenanschlußbahnen unterliegen als Teil des Bergwerksbetriebes den berggesetzlichen Vorschriften, insbesondere den Bestimmungen über das Betriebsplanverfahren und die Bestellung von Aufsichtspersonen. Daneben finden — jedenfalls teilweise — die f ü r Anschlußbahnen geltenden eisenbahnrechtlichen Vorschriften Anwendung, vor allem diejenigen über die eisenbahnteehnische Aufsicht. §§ 50, 51 Ges. über Kleinbahnen und Privatanschlußbahnen v. 28. 7. 1892 (GS S. 225) Z. 33 S. 431. An die Stelle dieses Gesetzes sind die Landeseisenbahngesetze einzelner Bundesländer getreten: Baden-Württemberg Ges. v. 6. 7. 1951 (RegBl. S. 49), Niedersachsen Ges. v. 16. 4. 1957 (GVB1. S. 39), Nordrhein-Westfalen Ges. v. 5. 2. 1957 (GV NW S. 11), Rheinland-Pfalz Ges. v. 13. 3. 1961 (GVB1. S. 87), SchleswigHolstein Ges. v. 8. 12. 1956 (GVB1. S. 193). Nach § 5 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes v. 29. 3. 1951 (BGBl. I S. 225) erfolgt die Beaufsichtigung der Bahnen, die nicht zum Netz der Deutschen Bundesbahn gehören, durch das Land, in dessen Gebiet sie liegen. Übertragung der eisenbahntechnischen Aufsicht über diese Bahnen auf die Präsidenten der für N R W zuständigen Bundesbahndirektionen als „Landesbevollmächtigte für Bahnaufsicht (LfB)" durch Verwaltungsabkommen zwischen dem Land N R W und der Deutschen Bundesbahn v. 28. l l . / l l . 12. 1951 (MB1. NW 1952 S. 93/SMB1. NW 9300). Da die Aufgabengebiete der Bergaufsicht und der eisenbahntechnischen Aufsicht z. T. ineinandergreifen, sind für die Ausübung der Aufsicht über Grubenanschlußbahnen besondere ministerielle Anweisungen ergangen: „Grundzüge f ü r die Ausübung der Aufsicht über diejenigen Privatanschlußbahnen, welche zugleich Zubehör eines Bergwerks bilden" v. 30. 8. 1898 Z. 40 S. 1 - Teil I I A 8a - , in NordrheinWestfalen ersetzt durch die „Grundzüge f ü r die Zusammenarbeit zwischen Bergbehörde und Landesbevollmächtigtem f ü r Bahnaufsicht (LfB)" v. 22. 10. 1959 Z. 100 S. 456 — Teil I I Bf 21 - . Die „Grundzüge" enthalten u. a. nähere Anwei-
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
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sungen f ü r die Durchführung des Betriebsplanverfahrens bei der Zulassung von Grubenanschlußbahnen. Vgl. auch Erl. v. 28. 3. 1914 Z. 55 S. 298; Erl. v. 10. 3.1938 ZBHS 86 S. 117; Sögtrop in Braunkohle 1937 S. 389. I n technischer Hinsicht sind bei der Zulassung von Betriebsplänen über Grubenanschlußbahnen außer den bergpolizeilichen Bestimmungen die Vorschriften der in den einzelnen Ländern gültigen Bau- und Betriebsordnungen für Anschlußbahnen (BOA) zu berücksichtigen. Baden-Württemberg: BOA v. 21.1.1956 (GesBl. S. 51), Hessen: BOA v. 6. 12. 1957 (GYB1. S. 225), Niedersachsen: BOA v. 14. 12. 1955 (GBV1. S. 265), Nordrhein-Westfalen: BOA v. 28.1.1958 (GV N W S. 59), RheinlandPfalz: BOA v. 15. 7. 1957 (GVB1. S. 163), Schleswig-Holstein: BOA v. 14. 11. 1956 (GVB1. S. 177). F ü r Grubenanschlußbahnen ist die Bergbehörde Aufsichtsbehörde i. S. der BOA. Die Sicherung von Bahnübergängen bei Grubenanschlußbahnen durch Bahnbedienstete, Blinklicht oder Schrankenanlagen wird von der Bergbehörde im Einvernehmen mit dem L f B und der Straßenverkehrsbehörde im Betriebspianverfahren geregelt. — Die Sicherung durch Andreaskreuze oder Straßenverkehrssignalanlagen wird auf Grund von § 3 StVO von der Straßenverkehrsbehörde im Einvernehmen mit der Bergbehörde und dem L f B angeordnet. R d E r l . d. Min. f. W. u. V. N W v. 26. 6. 1962 (MB1. N W S. 1245/SMB1. N W 9301). Die privatrechtliche Befugnis, einen Anschluß an Eisenbahnen des öffentlichen Verkehrs herzustellen, muß der Bergwerksunternehmer sich selbst im Verhandlungswege verschaffen. Die Bergbehörde prüft in der Regel vor der Betriebsplanzulassung, ob das Einverständnis der Bundesbahn vorliegt. Grubenbahnen sind alle dem Bergwerksbetrieb dienenden Bahnen, die keine Gleisverbindung zu einer Eisenbahn des öffentlichen Verkehrs haben. Sie sind Teil des Bergwerksbetriebes und unterliegen nur den berggesetzlichen und bergpolizeilichen Vorschriften. Erl. v. 27. 11. 1869 Z. 11 S. 359; OBA Halle v. 6. 5. 1896 Z. 38 S. 373. RdErl. d. Min. f. W. u. V. N W v. 17. 4.1961 (MB1. N W S. 777) Z. 102 S. 364. Grubenbahn als Eisenbahn i. S. des Haftpflichtgesetzes v. 7. 6. 1871 vgl. RG v. 24. 4. 1902 Z. 45 S. 82. — Gleisanlagen, die in einem Tagebau verlegt werden, gelten immer als Grubenbahnen, nicht als Grubenanschlußbahnen, selbst wenn eine mittelbare Gleisverbindung zu einer Eisenbahn des öffentlichen Verkehrs besteht, § 36 Abs. 3 LEG NW. Als „in einem Tagebau verlegt" gelten die Gleisanlagen, die auf der eigentlichen Tagebausohle, den Innenkippen, den Strossen oder auf der Schräge, die zu diesen f ü h r t , verlegt sind. Die gleichen Grundsätze sind f ü r Gleisanlagen auf Außenkippen anzuwenden. Die Grenzen zwischen Grubenanschlußbahnen und Grubenbahnen sind von der Bergbehörde im Einvernehmen mit dem L f B festzulegen und zu kennzeichnen. Erl. d. Min. d. f. W. u. V. N W v. 14. 3. 1958 Z. 100 S. 285. k. Bergwerkshäfen (Zeehenhäfen) Vom Bergwerksbesitzer unterhaltene Umschlagsplätze und Häfen an öffentlichen Flüssen oder Kanälen bilden mit den zugehörigen Landanlagen, besonders auch mit den Anschlußgleisen eine zum Bergwerksbetrieb gehörige Betriebsanlage, wenn sie dem unmittelbaren Absatz der auf dem Bergwerk gewonnenen Erzeugnisse dienen. Zu ihrer Errichtung ist die Genehmigung der zuständigen Strombau- oder Kanalverwaltung neben der Zulassung im Betriebsplanverfahren notwendig. Die Bergbehörde h a t die Wasser- und Schiffahrtsdirektion am Verfahren zu beteiligen. 10*
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Vgl. dazu Erl. d. Min. f. W. u. V. N W v. 24. 7. 1958 und 11. 8. 1958 zit. bei ClassenWeller Z. 100, S. 285/286. 1. Energieanlagen Gemäß § 4 des Gesetzes zur Förderung der Energiewirtschaft (Energie wirtschaftsgesetz) v. 13.12.1935 (RGBl. I S. 1451) i. Verb, mit § 1 Z. 1 Buchst, a u. b der 3. DurchiVO v. 8. 11. 1938 (RGBl. I S. 1612) sind dem Landeswirtschaftsminister folgende Anlagen vor dem Bau, der Erneuerung, der Erweiterung oder der Stillegung anzuzeigen: 1. Bei elektrischenAnlagen: Kraftwerksanlagen mit einer Leistung von 500 kw und mehr, und zwar u. a. alle Turbogeneratoren und die mit ihrem Betrieb zusammenhangenden Kesselanlagen, ferner Ubertragungsleitungen, Schalt- und Umspannanlagen, die zur Versorgung anderer Betriebe oder raumlich getrennter Betriebsteile oder sonstiger Verbraucher dienen. 2. Bei Gasanlagen: Samtliche Anlagen, die zur Speicherung oder Weiterleitung von Gas zur Abgabe an Dritte bestimmt sind. Als solche Anlagen gelten u. a.: Oberirdische und unterirdische Gasspeicher jeglicher Art, Anlagen zur Reinigung. Trocknung, Verdichtung, Druckregelung und Messung von Gas, Gasleitungen zur Binspeisung in das Ferngasnetz oder zum Anschluß von örtlichen Verteilerwerken oder von Einzelabnehmern und zur Zufuhr von Austauschgasen für die Koksofen-Unterfeuerung, soweit sie von dem betreffenden Bergbaubetrieb erstellt werden, Generatoren aller Art zur Erzeugung von Austauschgasen für die Koksofen-Unterfeuerung.
Die Anzeigen sind unmittelbar an den Wirtschaftsminister zu richten. Dem Bergamt ist gleichzeitig Durchschrift der Anzeige zu übersenden. Die Bergamter sind angewiesen, Betriebsplane über solche Anlagen erst zuzulassen, wenn der Minister den Freigabebescheid erteilt hat. Das angezeigte Bauvorhaben darf erst nach Freigabe in Angriff genommen werden. Erl. d. Min. f. W. u. V. N W v. 11. 3.1959 Z. 100 S. 354. Werden Energieanlagen auf Bergwerksgelande von einem Energieversorgungsunternehmen betrieben, so ist dieses an der Betriebsplanerörterung zu beteiligen. K o m m t keine Einigung zustande, ist die Entscheidung des Wirtschaftsministers herbeizuführen. RdErl. d. Min. f. W. u. V. N W v. 16. 12. 1960 (MB1. N W S. 108) Z. 102 S. 247. Die Bergbehörde kann bei der Betriebsplanprufung auch Sachverständige hinzuziehen. Die Kosten der Sachverständigen sind als bare Auslagen des Betriebsplanverfahrens vom Bergwerksbesitzer zu tragen, § 12 VerwGebO Erl. v. 17. 8. 1929 Z. 70 S. 371. — Zuziehung von Grundeigentümern nur, wenn deren Rechte an nichtverliehenen Mineralien berührt werden. Erl. v. 27. 5. 1882 Z. 24 S. 16, 20. Wird innerhalb von 3 Monaten nach Einlegung des Einspruchs kein Einvernehmen mit den beteiligten Fachaufsichtsbehorden erzielt, so kann die Bergbehörde nach eigenem Ermessen endgültig entscheiden, um die Durchführung des Betriebsplans nicht ungebührlich hinauszuschieben. Amtl. Begr. z. Ges. v. 25. 4. 1950 Z. 91 S. 190. I n schwierigen Fallen empfiehlt es sich, bei Meinungsverschiedenheiten zwischen Bergbehörde und anderen Behörden die Entscheidung der vorgesetzten Ministerien herbeizuführen. — Die Beteiligung der anderen Fachaufsichtsbehörden im Betriebsplanverfahren stellt einen verwaltungsinternen Vorgang dar. Die Äußerungen dieser Behörden sind nicht seihständig anfechtbar. Vgl. BVerwG v. 10. 7. 1958 DÖV 1959 S. 61. N J W 1959 S. 590. VG Münster v. 12. 12. 1960 DVB1. 1962 S. 341. — A. M. VG Darmstadt v. 17. 7. 1962 DVB1. 1962 S. 875.
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6. K a n n das Bergamt mit dem Bergwerksbesitzer keine Verständigung über den Inhalt des Betriebsplans erzielen, so setzt das OBA die notwendigen Änderungen durch Beschluß fest. Rechtlich handelt es sich hierbei um eine Polizei- bzw. Ordnungsverfügung. Der Beschluß muß inhaltlich hinreichend bestimmt sein, d. h. der Betroffene muß sicher und klar erkennen können, was die Behörde von ihm verlangt. Nicht hinreichend bestimmt wäre z. B. eine Bedingung, wonach das Geräusch einer Maschine auf ein „erträgliches Maß" herabzusetzen oder f ü r eine „ausreichende Bewetterung" zu sorgen ist. Auch der allgemeine Hinweis auf eine Vorschriftensammlung privater Stellen — etwa VDE-Vorschriften — ist zu unbestimmt. Vgl. BVerwG v. 29. 8. 1961 DVB1. 1962 S. 137. A. M. H a m m a n s Z. 72 S. 185; Schlüter Z. 76 S. 346. Der Inhalt des Beschlusses darf nicht lediglich den Zweck haben, die behördliche Aufsicht zu erleichtern, § 41 Abs. 3 PVG, § 20 Abs. 2 OBG. Ferner ist der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit zwischen Zweck und Mittel zu beachten, § 41 Abs. 2 PVG, § 15 OBG. Vgl. Hammans Z. 72 S. 185ff.; Glückauf 1939, 892. — I n Nordrhein-Westfalen entfällt das Beschlußverfahren, § 26 Abs. 1 d. Landesorganisationsgesetzes v. 10. 7. 1962 (GV N W S. 421). Vonder Bergbehörde kann auch die Leistung einer Sicherheit angeordnet werden. Das kommt in Betracht, wenn die Besorgnis besteht, daß der Bergwerksbetrieb vorzeitig eingestellt wird und keine Gewähr gegeben ist, daß der Bergwerksbesitzer die zur Abwendung von Gefahren erforderlichen Arbeiten durchführt. Die Sicherheitsleistung darf nur dazu verwandt werden, die unter dem Gesichtspunkt des § 196 nötigen Maßnahmen sicherzustellen. Sie kann nicht zur Sicherung privatrechtlicher Schadenersatzansprüche verlangt werden. Sie dient vielmehr dazu, eine gleichzeitig angeordnete oder künftig noch anzuordnende bergpolizeiliche Maßnahme so sicherzustellen, daß bei Anwendung polizeilichen Zwanges die Handlung durch einen anderen auf Kosten des Bergwerksbesitzers vorgenommen werden kann. Die Sicherheitsleistung h a t also zur Voraussetzung, daß eine Zuständigkeit der Bergbehörde zum polizeilichen Einschreiten gegeben ist. RWM v. 10. 1. 1939 Glückauf 1939 S. 892. — Nach Zulassung des Betriebsplans kann eine Sicherheitsleistung durch Anordnung nach § 198 gefordert werden. LVG Arnsberg v. 26. 2. 1953 Z. 95 S. 464; siehe auch R B v. 5. 8. 1890 Z. 32 S. 136, R B v. 6. 5. 1907 Z. 48 S. 432. Nach der nordrhein-westfälischen Passung des Abs. 4 kann das OBA nicht nur Änderungen, sondern auch Bedingungen und Auflagen festsetzen, ohne die der Betriebsplan nicht zur Ausführung gebracht werden darf. Diese Bestimmung war erforderlich, um der Bergbehörde mehr Möglichkeiten in der Durchführung ihrer Aufgaben zu geben. Hierbei können den Bergwerksbesitzern auch Fristen f ü r die Ausführung betriebsplanmäßiger Auflagen und Bedingungen gesetzt und gewisse sonst nicht zu veranlassende betriebliche Maßnahmen, z. B. die Freihaltung von Flächen f ü r die Tongewinnung, vorgeschrieben werden. Dies sind wesentliche Mittel, um den Betrieb des Bergbaus und die Planungsmaßnahmen aufeinander abzustimmen. K a n n der Betriebsplan auch nicht mit Änderungen, Bedingungen oder Auflagen zugelassen werden, so hat das OBA auf Grund der Neufassung des Abs. 6 seine Ausführung überhaupt zu untersagen. Amtl. Begr. z. Ges. v. 25. 4. 1950 Z. 91 S. 191. Die Frage, ob die behördliche Einschränkung oder Untersagung des Bergwerksbetriebes einen Entschädigungsanspruch des Bergwerksbesitzers zur Folge hat, ist in der Rechtsprechung und im Schrifttum umstritten. Vgl. hierzu im einzelnen
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§68 Anm. 6
ABG
Meyer in Z. 102 S. 216ff. I n der älteren Bergrechtslehre war die Meinung vorherrschend, der Bergwerksbesitzer habe keinen Anspruch auf Ersatz des Schadens, den er durch behördliche Anordnungen erleide, weil das Bergwerkseigentum von vornherein durch die Möglichkeit eines behördlichen Eingreifens nach § 196 eingeschränkt sei. OTr. v. 24. 2. 1868 Z. 10 S. 271; v. 22. 11. 1871 Z. 13 S. 116; KlostermannThielmann § 54 Anm. 5, § 196 Anm. 15. Vgl. auch Arndt § 202 Anm. 1; ders. in Z. 55 S. 502; Fleischauer Z. 52 S. 247; OLG Naumburg v. 6. 7. 1914 Z. 56 S. 404; RG v. 17. 2. 1915 Z. 56 S. 403. — Das Reichsgericht hat sich aber in einer Entscheidung v. 18. 12. 1915, Z. 57 S. 203ff., auf den Standpunkt gestellt, daß ein Entschädigungsanspruch nur insoweit ausgeschlossen ist, als die behördliche Anordnung lediglich solche Beschränkungen beinhaltet, die sich aus der auf die Nachbarn und das Allgemeinwohl zu übenden Rücksichtnahme als ordnungsmäßige und gewöhnliche ergeben. Soweit dagegen eine solche Anordnung sich als einen außergewöhnlichen Eingriff in die regelmäßige und an und für sich erlaubte Art der Ausübung des Bergwerkseigentums darstelle, insbesondere einer teilweisen oder gänzlichen Entziehung dieses Rechts gleichkomme, sei ein Entschädigungsanspruch des Bergwerkseigentümers nicht ausgeschlossen. Vgl. dazu Westhoff Z. 43 S. 450; Voelkel Z. 56 S. 373ff. — Die Ansicht des RG dürfte auch heute noch zutreffen. Das Bergwerkseigentum genießt den Schutz des Art. 14 GG. Ein Entschädigungsanspruch des Bergwerkseigentümers kommt vor allem dann in Betracht, wenn die Untersagung oder Einschränkung des Betriebes nicht auf polizeilichen, sondern auf planerischen Gesichtspunkten beruht. Vgl. entsprechend für die Bauleitplanung §§ 40ff. des Bundesbaugesetzes - Teil I I I 42 - . Vgl. auch BGH v. 16.3.1959 DÖ V 1959 S. 750. Miesbach-Engelhardt, Bergrecht 1962 S. 412. Gegen den Beschluß des OBA kann der Bergwerksbesitzer Klage bei dem für den Betrieb örtlich zuständigen Verwaltungsgericht (§ 52 Nr. 1 VwGO) erheben. Andere Personen haben kein Klagerecht, weil sie am Betriebsplanverfahren nicht beteiligt sind. OVG v. 20. 3. 1930 Z. 72 S. 278; LVG Gelsenkirchen v. 16. 3. 1954 Z. 95 S. 468. A.M. Klostermann-Thielmann S. 171; Isay 1. Bd. 2. Aufl. S. 510. Die Betriebsplanzulassung begründet f ü r den Bergwerksbesitzer keine neuen Rechte. Sie grenzt vielmehr das dem Bergwerkseigentümer kraft Gesetzes zustehende Recht zur Aufsuchung und Gewinnung der verliehenen Mineralien sowie zur Errichtung der dazu erforderlichen Anlagen einschließlich der Aufbereitungsanstalten (§§ 54, 58) im Einzelfalle nach polizeilichen (ordnungsbehördlichen) Gesichtspunkten ab. Daraus erklärt sich die etwas umständliche Formulierung des Abs. 3 (Abs. 4) „ohne die der Betriebsplan nicht zur Ausführung gebracht werden darf". Die Zulassung bewirkt auch nicht das Erlöschen von Rechten Dritter. OVG v. 20. 3.1930 Z. 72 S. 278,291; R B v. 14. 7. 1930 Z. 72 S. 327. Wenn Isay, 1. Bd. 2. Aufl. S. 510, die Betriebsplanzulassung als „Genehmigung" bezeichnet, so steht das mit der heutigen Auffassung über die Rechtsnatur einer Erlaubnis oder Genehmigung nicht mehr in Einklang. Eine Erlaubnis gewährt die Befreiung von einem grundsätzlichen Verbot; die Genehmigung bewirkt darüber hinaus eine Machtentziehung gegenüber dritten Personen. Vgl. Jellinek, Verwaltungsrecht, S. 256/257. Beide Tatbestände liegen bei der Betriebsplanzulassung nicht vor. — Ein von der Bergbehörde betriebsplanmäßig zugelassenes Vorhaben kann nicht durch Verfügung einer anderen Ordnungsbehörde (z. B. Ortspolizei) verhindert werden. Thiel, Bergpolizei und Ortspolizei, Z. 94 S. 269 ff.
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§§69-71
§69 (1) Die §§ 67 und 68 finden auch auf die späteren Abänderungen der Betriebspläne Anwendung 1 . (2) Werden jedoch infolge unvorhergesehener Ereignisse sofortige Abänderungen eines Betriebsplans erforderlich, so genügt es, wenn dieselben binnen den nächsten vierzehn Tagen der Bergbehörde durch den Betriebsführer angezeigt werden2. I n Nordrhein-Westfalen h a t Abs. 2 folgende Fassung: (2) Werden jedoch infolge unvorhergesehener Ereignisse sofortige Abänderungen eines Betriebsplans erforderlich, so hat der Betriebsführer unverzüglich der Bergbehörde Anzeige zu erstatten. 1. Jede spätere Änderung des Betriebsplans, auch wenn sie nur unwesentlich erscheint, ist dem Bergamt in Form eines Betriebsplannachtrags anzumelden. Es finden darauf dieselben Verfahrensvorschriften wie beim Betriebsplan selbst Anwendung. Die Änderung darf nicht durchgeführt werden, bevor sie von der Bergbehörde zugelassen ist. Z. 93 S. 225. 2. Unterlassung der Anzeige strafbar nach § 207. Eine Bestrafung erfolgt jedoch nicht, wenn die Bergbehörde innerhalb der gesetzlichen Frist auf andere Weise sichere Kenntnis von der Abänderung des Betriebsplans erhalten h a t und der Betriebsführer dies zuverlässig weiß. K G v. 8. 12. 1931 Z. 73 S. 571. § 70 Wird ein Betrieb den Vorschriften der §§ 67 bis 69 zuwider geführt, so ist die Bergbehörde befugt, nötigenfalls einen solchen Betrieb einzustellen1. 1. Zuständig ist das Bergamt, § 189 Abs. 1. Die Einstellung wird durch schriftliche Verfügung angeordnet, die auf § 70 ABG zu stützen ist (sog. unselbständige Ordnungsverfügung). Der Schriftform bedarf es nicht bei Gefahr im Verzuge, § 20 OBG. Zum Erlaß einer Verfügung nach § 70 ABG genügt die Feststellung, daß ein Betrieb ohne oder abweichend vom Betriebsplan geführt wird. Es ist nicht erforderlich, daß eine Gefahr im Sinne der §§ 198, 199 vorliegt. Die Verfügung des Bergamts ist durch Widerspruch und anschließende Klage anfechtbar, §§ 42, 68 VwGO. Nach Rechtskraft der Verfügung, oder wenn die sofortige Vollziehung angeordnet ist, kann die Einstellung des Betriebes im Wege des Verwaltungszwangsverfahrens erzwungen werden. Nötigenfalls ist die Vollzugshilfe der Polizei in An Spruch zu nehmen. Neben der Betriebseinstellung kann Bestrafung des Bergwerksunternehmers und der verantwortlichen Aufsichtspersonen erfolgen, § 207 Abs. 2. §71 (1) Will der Bergwerksbesitzer den Betrieb des Bergwerks einstellen1, so hat derselbe der Bergbehörde hiervon mindestens vier Wochen vorher Anzeige zu machen 2 . (2) Muß der Betrieb infolge unvorhergesehener Ereignisse schon in kürzerer Frist oder sofort eingestellt werden, so ist die Anzeige binnen längstens vierzehn Tagen nach erfolgter Betriebseinstellung nachzuholen.
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§ 71 Anm. 1—3 §72
ABG
In Nordrhein-Westfalen gilt folgende Fassung: (1) Will der Bergwerksbesitzer den Betrieb des Bergwerks einstellen, so hat er der Bergbehörde hiervon mindestens drei Monate vorher Anzeige zu machen 2 . (2) Muß der Betrieb infolge unvorhergesehener Ereignisse schon in kürzerer Frist oder sofort eingestellt werden, so ist die Anzeige unverzüglich zu erstatten. (3) In den Fällen von Abs. 1 und 2 hat der Bergwerksbesitzer der Bergbehörde unverzüglich seinen Betriebsplan für die erforderlichen Abschlußarbeiten vorzulegen. Die §§ 67 bis 70 gelten entsprechend3. 1. Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats bei Stillegungen, §§ 72ff. Betriebsverfassungsges. v. 11. 10. 1952 (BGBl. I S. 681). Kündigungsschutz bei Massenentlassungen, § 15 Kündigungsschutzges. v. 10. 8. 1951 (BGBl. I S. 499); § 18 Schwerbeschädigtenges. v. 16. 6. 1953 (BGBl. I S. 389), vgl. dazu Natzel in Z. 99 S. 235. 2. Die Frist von vier Wochen zur Anzeige beabsichtigter Betriebsstillegungen ist so knapp, daß eine Überprüfung der erforderlichen Abschlußarbeiten nicht immer zeitgerecht vorgenommen werden kann. Deshalb ist die Anzeigefrist in NordrheinWestfalen auf drei Monate verlängert worden. 3. Es war auch bisher schon üblich, die f ü r die ordnungsmäßige Einstellung eines Bergbaubetriebes erforderlichen Maßnahmen auf Grund eines von der Bergbehörde zugelassenen Betriebsplans durchzuführen. Die Wichtigkeit dieser Arbeiten f ü r Planungsmaßnahmen und die öffentliche Sicherheit ließ es aber angebracht erscheinen, dieses Verfahren auch gesetzlich festzulegen. — Von besonderer Bedeutung ist dabei, daß die §§67 bis 70, insbesondere 67 und 68 in ihrer neuen Fassung, bei der Stillegung von Bergbaubetrieben auf das Betriebsplanverfahren Anwendung zu finden haben. So hat z. B. nach § 68 Abs. 3 die Stillegung eines Betriebes im Einvernehmen mit der jeweils zuständigen Fachaufsichtsbehörde zu erfolgen, wenn deren Geschäftsbereich berührt wird. Auch braucht nach § 68 Abs. 4 der f ü r die Stillegung vorgelegte Betriebsplan nur gegen Leistung einer Sicherheit zugelassen zu werden. Begr. z. Ges. v. 25. 4. 1950 Z. 91 S. 191/192. - Bei der P r ü f u n g des Stilllegungsbetriebsplans h a t die Bergbehörde nicht nur auf die Sicherheit der Oberfläche, sondern auch darauf zu achten, daß die Grubenbaue und der Betrieb von Nachbarbergwerken nicht gefährdet werden. Unter die Aufgabe, „die Sicherheit der Baue" zu wahren, fällt nämlich gerade der Schutz benachbarter Bergwerke. RG v. 14. 9. 1939 Z. 80/81 S. 145ff. (150); Brassert-Gottschalk S. 826; Voelkel in Z. 56 S. 325. Wird durch die Stillegung lediglich die Ausübung des Gewinnungsrechts des Nachbareigentümers erschwert oder vereitelt, so ist das kein Grund f ü r behördliche Schutzmaßnahmen. Nur die Sicherheit bereits vorhandener Baue wird polizeilich geschützt. Fleischauer in Z. 52 S. 258. — Durch Bergpolizeiverordnungen der Oberbergämter ist vorgeschrieben, daß vor der Betriebseinstellung das Grubenbild vollständig nachzutragen und in allen Teilen und Unterlagen abzuschließen ist, z. B. § 300 BPV Dortmund v. 1. 5. 1935, § 307 B V P Bonn v. 1. 10. 34, § 278 BPV Bonn f ü r Erzbergwerke v. 10. 11. 1952. § 72i (1) Der Bergwerksbesitzer hat auf seine Kosten ein Grubenbild2 in zwei Exemplaren durch einen konzessionierten Markscheider3 anfertigen und regelmäßig nachtragen zu lassen.
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§72 Anm. 1—3
(2) In welchen Zeitabschnitten die Nachtragung stattfinden muß, wird durch das Oberbergamt vorgeschrieben3. (3) Das eine Exemplar des Grubenbildes ist an die Bergbehörde zum Gebrauche derselben abzuliefern, das andere auf dem Bergwerke oder, falls es daselbst an einem geeigneten Orte fehlt, bei dem Betriebsfiihrer aufzubewahren. (4) Die Einsicht 4 des bei der Bergbehörde befindlichen Exemplars steht demjenigen zu, welcher einen Schadensersatzanspruch (§§ 148, 149) erheben will, wenn er einen solchen Anspruch der Bergbehörde glaubhaft macht. Dem Bergwerksbesitzer soll Gelegenheit gegeben werden, bei dieser Einsichtnahme zugegen zu sein. 1. Abs. 4 eingefügt durch Ges. v. 7. 7. 1902 (GS. S. 255). 2. Die §§ 72 — 79 gelten auch f ü r den Grundeigentümerbergbau, soweit er unter der Aufsicht der Bergbehörde steht, vgl. auch §211b. Ausdehnung auf Schürfarbeiten durch BPV, vgl. § 3 a. — Übertretung des § 72 strafbar nach § 207. 3. Zuverlässige und vollständige Grubenbilder gehören zu den wesentlichsten Hilfsmitteln des Bergbaues. So wenig ein Seefahrer auf der F a h r t den leitenden Kompaß und Seekarten entbehren kann, ebensowenig ist ein rationeller Bergwerksbetrieb ohne die Markscheidekunst denkbar, vgl. v. Hingenau § 83 S. 98. Auch zur Durchführung einer wirksamen Bergaufsicht über den Bergwerksbetrieb sind vollständige und zuverlässige Grubenrisse unentbehrlich. Kressner § 22 S. 340. Die Anfertigung und der Gebrauch von Grubenrissen ist stets üblich gewesen. Die ersten Anfänge der Vermessung und Kartierung von Grubengebäuden gehen bis auf das Altertum zurück, vgl. Rhodius: Die Bergwerkskarten und Bergwerksrisse in Z. 1 S.219ff. Eine erste gesetzliche Verpflichtung zu ihrer Anfertigung brachten die im linksrheinischen Teil der Rheinprovinz gültig gewesene ministerielle Instruction v. 3. 8. 1810 auf Grund des franz. Bergges. v. 21. 4. 1810 und die Dekrete v. 18. 11. 1810, 3. 1. 1813 und 12. 1. 1817 vgl. Martins S. 107, 126, 127. - § 72 ist dem Art. 6 des Dekrets vom 3. 1. 1813 nachgebildet. Rechtsrheinisch bestand keine gesetzliche Regelung. Mot. Z. 6 S. 137. — Das Grubenbild besteht aus den rißlichen Darstellungen, die nötig sind, um ein klares Bild von den jeweiligen Verhältnissen eines Bergwerks unter und über Tage zu geben, und zwar nicht nur in Beziehung auf die Grubenbaue selbst, sondern auch in Beziehung auf die Gegenstände der Oberfläche, auf deren Erhaltung beim Grubenbetrieb Rücksicht genommen werden muß. Voelkel S. 197; Erlaß des Min. d. ö. A. v. 4. 11. 1881 Z. 23 S. 276, 277. - Besondere Erfordernisse beim Grundeigentümerbergbau, Tagesaufnahme, Markscheiderordn. v. 23. 3. 1923 §§ 67ff. Z. 65 S. 209. - Das Grubenbüd enthält Grundrisse und Seigerrisse; bei Seigerrissen unterscheidet man Längenprofile und Querprofile, Rhodius wie vor S. 221, §§ 4 8 - 7 9 der Markscheiderordnung v. 23. 3. 1923 Z. 65 S. 184. Der in § 17 genannte Situationsriß gibt nur ein Bild von der Oberfläche, vgl. dazu § 30ff. Marksch. Ordn. v. 23. 3. 1923 Z. 65 S. 190ff. Das Grubenbild ist von einem konzessionierten Markscheider anzufertigen. Min.Besch. v. 13. 8. 1899 Z. 40 S. 496. Dieser hat auch die erforderlichen Nachtragungen in den von dem OBA vorgeschriebenen Zeitabständen vorzunehmen. I m rhein-westf. Steinkohlenbergbau hat dies mindestens am Ende jedes Vierteljahres zu geschehen. Tagesgegenstände, auf die der Grubenbetrieb Rücksicht nehmen muß, sind mindestens jährlich nachzutragen. Unverzüglich sind u. a. auf das Grubenbild aufzutragen bergpol. festgelegte Sicherheitspfeiler und Schutzbezirke. § 301
153
§72 Anni. 4
ABG
BPV f. OBA-Bez. Dortmund v. 1. 5. 1935 (Z. 76 S. 211, 252). Die unverzügliche Nachtragung bezweckt, rechtzeitig und mit Sicherheit feststellen zu können, auf welche Tagesgegenstände der Grubenbetrieb Rücksicht nehmen muß. Die Auftragung des Schutzbezirks soll als Hilfsmaßnahme im Rahmen des künftigen Betriebsplanverfahrens ermöglichen, rechtzeitig und mit Sicherheit festzustellen, ob und welche Abbaue des Betriebes der Zeche eine schutzbedürftige Anlage über Tage beeinflussen können. Wird der Betrieb einer Grube eingestellt, so ist das Grubenbild vorher vollständig nachzutragen. Unbefahrbarkeit der Grubenbaue befreit nicht von der vorgeschriebenen Verpflichtung zur Nachtragung des Grubenbildes. Mittellosigkeit befreit von der Nachtragung nur dann, wenn sie derartig ist, daß die Erfüllung völlig unmöglich ist. K G v. 8. 5. 28 Z. 70 S. 292. - Der Betriebsführer hat dem Markscheider alle notwendigen Arbeiten anzugeben und sich von der vollständigen Nachtragung zu uberzeugen. §§ 300ff. BPV Dortmund v. 1. 5. 1935, §§ 303 ff. BPV Bonn 1. 10. 1934. - Die bergpolizeiliche Verantwortung f ü r die Anfertigung und Nachtragung des Grubenbildes trägt der Bergwerksbesitzer. Voelkel S. 197. — Beschaffenheit des Grubenbildes §48 — 79 Markscheiderordnung v.23.3. 1923 Z. 65 S. 184. Min.Erl. v. 4. 11. 1881 Z. 23 S. 276, dazu Normen f ü r d. Markscheidewesen Erl. v. 4. 2. 1936 Z. 77 S. 22 und Z. 78 S. 178 sowie f ü r Hessen Erl. v. 5. 3. 1952 Z. 93 S. 200 betr. Benutzung von Normblättern. — Markscheider und bergrechtl. Urkundspersonen vgl. K a s t Z. 67 S. 351, 419. — Aus Versehen eines Markscheiders kann eine Haftung des Staates dann erwachsen, wenn das OBA es an der pflichtgemäßen Aufsicht h a t fehlen lassen. OLG H a m m v. 12. 10. 1928 Z. 72 S. 310ff. 4. Der Antrag auf Einsichtnahme ist an das zuständige Bergamt zu richten. Die Glaubhaftmachung erstreckt sich auf sämtliche Elemente des Anspruchs, also nicht bloß auf die Tatsache der Beschädigung, sondern auch auf den ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Schaden und dem Betrieb des betreffenden Bergwerks. R B v. 12. 6. 1930 Z. 72 S. 326, R B v. 5. 2. 1931 Z. 72 S. 627, R B v. 13. 8. 1934, Z. 75 S. 291, R B v. 24. 9. 1935 Z. 76 S. 397/400. - Grundsätzlich verlangt die Bergbehörde zur Glaubhaftmachung die Vorlegung einer Karte, aus der die Lage des Grundstücks ersichtlich ist, ferner eine amtliche Bescheinigung des Grundbuchamtes, des Katasteramtes oder der Gemeindebehörde, aus der hervorgeht, daß der Anstragsteller Eigentümer des Grundstücks ist, und weiter den Nachweis, daß und welcher Schaden an dem Grundstück oder dessen Zubehör entstanden ist, der geführt werden muß entweder durch ein von der Behörde beglaubigtes Lichtbild, aus dem die Schäden zu erkennen sind, oder durch Auskunft einer Behörde (Baubehörde) unter Angabe, ob und welche Schäden an dem Grundstück festgestellt sind oder schließlich durch ein entsprechendes Gutachten eines vereidigten Sachverständigen. Nach der Praxis der Bergbehörde wird die Einsicht nicht ohne weiteres abgelehnt, weil der Abbau schon so lange zurückliegt, daß bergbauliche Einwirkungen nicht mehr eintreten können. Dagegen pflegt die Bergbehörde Anträge ohne weiteres zurückzuweisen, bei denen es sich schon bei oberflächlicher Prüfung der geologischen und bergbaulichen Verhältnisse ergibt, daß jede Möglichkeit der Einwirkung ausgeschlossen ist. — Bei der Prüfung der Glaubhaftmachung des Schadensersatzanspruchs sind die §§ 294 und 416 ZPO sinngemäß anzuwenden. Das zur Glaubhaftmachung Vorgebrachte unterliegt der freien Beweiswürdigung. Das Erfordern der Vorlegung des Gutachtens eines vereidigten
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§72 Anm. 4
Sachverständigen engt die Vorschrift des § 294 ZPO in einer sachlich nicht gebotenen Weise ein. LVG Gelsenkirchen v. 11. 9. 1957, OVG Münster v. 3. 12. 1958, Z. 100 S. 209; v. Schlütter, Glückauf 1958 S. 1747/48. Bei der P r ü f u n g der Frage, ob ein Anspruch hinreichend glaubhaft gemacht ist, ist im Zweifel zugunsten des Grundeigentümers zu entscheiden. Denn die Glaubhaftmachung ist zu seinen Gunsten zugelassen. Außerdem ist es nicht Aufgabe der Bergbehörde, in eine eingehende rechtliche Würdigung des Falles einzutreten. R B v. 24. 9. 1935 Z. 76 S. 397, 400. Bei Schäden an Gebäuden, die im Einwirkungskreis des Bergbaues liegen, spricht eine gewisse Vermutung dafür, daß die Schäden durch den Bergwerksbetrieb verursacht sind. Wird noch glaubhaft gemacht, z. B. durch Sachverständigengutachten, daß es sich nicht von vornherein um solche Schäden handelt, die dem Bergbau nicht zur Last gelegt werden können, dann ist die Glaubhaftmachung i. S. des § 72 Abs. 4 erfüllt. Die Einsichtnahme beim BA ist auch zulässig, wenn von vornherein nur ein bestimmtes Bergwerk als Schadensursache in Betracht kommt. Sie ist auch zulässig, selbst wenn der Bergwerksbesitzer von vornherein erklärt, daß nur sein Bergwerksbetrieb als Schadenbringer in Betracht kommt, sofern es sich überhaupt um Bergschaden handelt. R B v. 13. 8. 1934 Z. 75 S. 291, R B v. 10. 8. 1934 Z. 75 S. 289, R B v. 5. 3. 1924 Z. 65 S. 296. Die Einsichtnahme kann nicht davon abhängig gemacht werden, daß dem Antrage Verhandlungen mit dem Ziele einer gütlichen Einigung über den Ersatzanspruch vorausgehen. OBA Dortmund v. 7. 4. 1925 Z. 66 S. 448. Die Einsichtnahme ist abzulehnen, wenn der in Betracht kommende Bergwerksbesitzer den Schaden im behaupteten Umfang grundsätzlich anerkennt. Das Grubenbild kann f ü r jeden glaubhaft gemachten Schaden nur einmal eingesehen werden. R B v. 24. 9. 1935 Z. 76 S. 397. H a t sich die Einsichtnahme nur auf einen Teil des Grubenbildes erstreckt, so kann der Grundeigentümer die Vorlage der noch nicht vorgelegten Teile nur bis zur Klageerhebung verlangen. Der Grundeigentümer kann die Einsichtnahme überhaupt nur vor Erhebung der Bergschadensklage verlangen.RBv. 13.7.1904Z.46S.404,RBv.5.3.1924Z.65S. 2 9 6 , R B v . 18.12. 1931 Z. 73 S. 277, R B v.4. 6. 1931 Z. 72 S. 642. MinErl. v.24. 10. 1913 Z. 56 S. 557, R B v. 16. 7. 1930 Z. 72 S. 331. Nach Klageerhebung kann Vorlegung des Grubenrisses auf Grund der ZPO durch den Prozeßrichter angeordnet werden. R B v. 13. 7. 1904 Z. 46 S. 404, R B v. 16. 7. 1930 Z. 72 S. 331. Vor Anberaumung des Termins zur Einsichtnahme des Grubenbildes ist der Bergwerksbesitzer zu hören. Der Geschädigte kann einen Bergsachverständigen zu der Einsichtnahme zuziehen oder diesen zur Einsichtnahme bevollmächtigen. MinErl. v. 3. 1. 1934 Z. 75 S. 132, MinErl. v. 24. 10. 1913 Z. 56 S. 557, R B v. 4. 6. 1931 Z. 72 S. 642. - Ablehnung eines Sachverständigen aus dem subjektiven Grunde der Besorgnis der Befangenheit unzulässig. R B v. 5. 2. 1931 Z. 72 S. 627. Die Bergbehörde h a t zu entscheiden, ob sie den Sachverständigen als objektiv geeignet ansehen will. R B v. 5. 2. 1931 Z. 72 S. 627. — Der Sachverständige darf nicht schon deshalb von der Einsicht des Grubenbildes ausgeschlossen werden, weil er die Beratung in Bergschadensangelegenheiten geschäftsmäßig betreibt. Zurückweisung des Sachverständigen, wenn er sich durch die Verwertung der früher in dem Dienst des in Betracht kommenden Bergwerks erworbenen Kenntnisse zugunsten der geschädigten Grundbesitzer strafbar oder schadensersatzpflichtig machen würde. R B v. 4. 6. 1931 Z. 72 S. 642. — Die Einsichtnahme darf einem Sachverständigen nicht ver-
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§73 Anm. 1, 2
ABG
wehrt werden, weil er mehrere Grundbesitzer vertritt und dadurch eine bessere Einsicht in die Betriebsverhältnisse des Bergwerks erhält, als jemand, der nur in einem Einzelfalle das Grubenbild einsieht. R B v. 4. 6. 1931 Z. 72 S. 642, R B v. 13. 8. 1934 Z. 75 S.291.— Besteht Grund zu der Annahme, daß der Sachverstandige mit der Einsicht andere Zwecke erreichen will, als die Verfolgung des gesetzlich gewährleisteten Bergschadensanspruchs, so darf die Einsicht verweigert werden. R B v. 4. 6. 1931 Z. 72 S. 642. In dem Termin sind alle Teile des Grubenbildes vorzulegen, die für den Schaden in Betracht kommen können (Tageriß, Hauptgrundrisse und Baurisse, Schnitte). In der Regel werden alle Grubenbaue gezeigt werden müssen, die in einem Umkreis um das geschädigte Grundstück liegen, dessen Radius etwa gleich der Teufe ist (45° Einwirkungskreis); im Zweifelsfalle wird man noch etwas weitergehen, z. B . bei steiler Lagerung ins Hangende. Dabei ist zu beachten, daß in Fällen, wo es sich um Grundwasserentziehung handelt, davon auszugehen ist, daß in solchen Fällen ein Senkungstrichter entsteht, dessen oberer flacher Schenkel je nach der Mächtigkeit der wasserführenden Schicht sehr weit reichen kann. In solchen Fällen kann der Grenzwinkel nicht unmittelbarer Abbauwirkung gleichgesetzt werden. Innerhalb des Einwirkungsbereichs sind alle Grubenrisse ohne Rücksicht auf das Alter vorzulegen. Auf Wunsch des Bergwerksbesitzers kann das Bergamt die Teile der Grubenbildplatten, die zur Einsichtnahme nicht benötigt werden, abdecken. Abzeichnungen des Grubenbildes unzulässig. R B v. 13. 7. 1904 Z. 46 S. 404 und R B v. 24. 10. 1913 Z. 56 S. 557, vgl. auch Z. 100 S. 340. — Der Antragsteller bzw. sein Sachverständiger kann sich bei der Einsichtnahme Notizen und unmaßstäbliche Handskizzen machen. Auch läßt die Bergbehörde zu, daß zur Abgreifung der Entfernungen ein ZoDstock, ein Lineal oder ein Bruchwinkelmaßstab benutzt wird. Dagegen untersagt das BA eine körperliche Einwirkung auf das Grubenbild durch Benutzung des Zirkels R B v. 13. 7. 1904 Z. 46 S. 404ff. Die Entnahme von Abzeichnungen (Pausen) und die Anfertigung von Lichtbildern sind ebenfalls verboten. R B v. 13.7. 1904 Z. 46 S. 404, R B v. 24.10.1913 Z. 56 S. 557.-Technische Büros,bei denen als wesentlicher Bestandteil die geschäftsmäßige Regulierung von Bergschadenangelegenheiten besteht, unterliegen dem Erlaubniszwang des Rechtsberatungsmißbrauchgesetzes v. 13. 12. 1935 (RGBl. I S. 1478). - OLG Hamm v. 10. 5. 1951 Z. 92 S. 442, BGH v. 14. 5. 1954 Z. 95 S. 448; MinErl. v. 24. 10. 1913 Z. 56 S. 557; R B v. 4. 6. 1931 Z. 72 S. 642. - In Nordrhein-Westfalen ist für das Verfahren des Bergamts § 25 der Geschäftsordnung v. 28. 6. 1958 (MB1NW S. 1626) maßgebend, vgl. Z. 100 S. 333ff. — Das Bergamt ist zum Widerruf seiner Genehmigung berechtigt. R B v. 3. 6. 1931 Z. 72 S. 641. Gegen die Zulassung der Einsichtnahme mit oder ohne Sachverständige oder die beschränkte Art der Zulassung sowie gegen die Ablehnung der Zulassung sind Rechtsmittel gegeben, vgl. § 191. Beschw. Beschl. WiMin. Nordr.-Westf. v. 23. 2. 1951 Z. 92 S. 469. §73i Der Betrieb dar! nur unter Leitung, Aufsicht und Verantwortlichkeit von Personen geführt werden, deren Befähigung hierzu anerkannt ist (Aufsichtspersonen)2. 1. Art. I Ges. v. 28. 7. 1909 (GS S. 677). 2. Die großen Gefahren, welche fast mit jedem Bergwerksbetrieb für die Bergleute und die Allgemeinheit verbunden sind, „können nur durch eine sachkundige
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§73 Anm. 2
Betriebsfuhrung, durch Kenntnis und Anwendung der Regeln der Bergtechnik und durch pünktliche Befolgung der bergpolizeilichen Vorschriften vermindert werden"; vgl. Mot. zu §§ 7 3 - 7 7 Z. 6 S. 138; vgl. auch Reuß, Ges. betr. Verantwortlichkeit im Bergwerksbetriebe. Z. 50 S. 534ff. Aus diesem Grunde darf der Betrieb nur unter Leitung, Aufsicht und Verantwortlichkeit von Personen geführt werden, deren Befähigung hierzu von der Bergbehörde anerkannt ist. Das ABG knüpft damit an das frühere Recht an (§ 9 Ges. v. 21. 5. 1860 Z. 1 S. 4). Die Vorschrift bezieht sich nicht nur auf Bergwerksbetriebe im engeren Sinne, sondern auch auf alle der Bergaufsicht unterstehenden Betriebe, wie Aufbereitungsanstalten, bergbauliche Nebengewinnungs- und Weiterverarbeitungsanlagen. VO v. 22. 1. 1938 (GS S. 19ff). KG v. 29. 10. 1914 Z. 56 S. 276. Es ist dabei grundsätzlich davon auszugehen, daß alle dauernd oder auch nur vorübergehend beschäftigten Arbeiter in den genannten, bergpolizeilich beaufsichtigten Betrieben oder Betriebsteilen ohne Rücksicht darauf, ob sie bergmännische oder sonstige Arbeit verrichten oder in wessen Dienst sie stehen (Unternehmerarbeiten), der verantwortlichen Aufsicht einer vom Bergwerksbesitzer namhaft gemachten Aufsichtsperson unterstellt werden müssen. Als solche Arbeiten sind z. B. anerkannt Montagearbeiten beim Bau eines Schachtgerüstes, die von einem Huttenwerk ausgeführt werden. KG v. 17. 4. 1905 Z. 46 S. 532, Betonarbeiten zur Herstellung einer Grubenbahn. R B v. 22. 4. 1918 Z. 59 S. 449, Min.Erl. v. 6. 5. 1936 Z. 77 S. 284. Ausgenommen sind nur solche Neben- oder Vorbereitungsarbeiten, die in so losem Zusammenhange mit dem Bergwerksbetrieb stehen, daß die Anwendung bergpolizeilicher Grundsätze nicht zweckentsprechend erscheint. R B v. 22. 4. 1918 Z. 59 S. 449, z. B. das Tapezieren der Steigerstube durch den Gehilfen eines selbständigen Anstreichermeisters. Die im Min.Erl. v. 13. 12. 1892 Z. 34 S. 279f. und im Urteil des LG Saarbrücken v. 21. 10. 1918 Z. 60 S. 267 vertretene Auffassung, wonach nichtbergmännische, nur vorübergehende Arbeiten auf Bergwerken, die von selbständigen Gewerbetreibenden ausgeführt werden, nicht der Leitung und Beaufsichtigung von Aufsichtspersonen i. S. des § 73 zu unterstellen sind, entspricht nicht der jetzigen Verwaltungsübung. Die Aufsichtsperson ist ein dem Bergbau eigentümliches Sicherheitsorgan, dessen Wesen und Aufgaben eine Übertragung von außerhalb seines Aufgabenbereiches liegenden Pflichten nicht zuläßt. Bez.VGKoblenz v. 5.12.1956Z.98S.261. Eine allgemeingültige genaue Abgrenzung des Begriffs „Aufsichtsperson" i. S. der §§ 73, 74 läßt sich nicht vornehmen. Aufsichtsperson in diesem Sinne ist nicht jeder Vorgesetzte (z. B. nicht Bürobeamte), Mot. Z. 50 S. 322, Schlüter-Hense S. 148, auch nicht alle Aufseher fallen darunter, z. B. nicht solche, deren Tätigkeit darin besteht, nur für Ordnung zu sorgen oder aufzupassen, daß die ihnen unterstellten Belegschaftsmitglieder alle an die Arbeit gehen, auch nicht Personen, welche im Arbeiterverhältnis stehend und nebenbei zur Unterstützung im Aufsichtsdienst herangezogen werden, wie Wettermanner, Schießmeister, Ortsälteste. Ausf.Anw. v. 13. 10. 1909 (HMB1. S. 453). — Teü I I A 18 —. Aufsichtsperson i. S. der §§ 73, 74 ist nur, wer einen technischen Betrieb oder Betriebsteil leitet oder beaufsichtigt. Mot. Z. 50 S. 322, Schlüter-Hense S. 148. § 74 bezeichnet als Aufsichtspersonen: Betriebsführer, Steiger, technische Aufseher usw. — Notwendig ist bergbehördliche Anerkennung als Aufsichtsperson. Es fallen nicht darunter Personen, die auf Grund bergpolizeilicher Vorschriften dem BA
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§73 Anm. 2
ABG
zwar n a m h a f t zu machen und von ihm anzuerkennen oder zu verpflichten sind, die jedoch nicht in der Eigenschaft als Aufsichtspersonen i. S. der §§ 73, 74, n a m h a f t gemacht und verpflichtet werden, z. B. Personen, die mit der Annahme, Beförderung, Lagerung, Ausgabe und Wiedereinnahme von Sprengstoffen betraut sind. Vgl. z. B. BPV f ü r OBA Bonn v. 1. 10. 1934 § 174; ferner sind keine Aufsichtspersonen: Baggermeister, Lokomotivführer, Zugführer, Rangiermeister, Kippmeister, Schießmeister, Schießhauer und Fördermaschinisten. Dagegen gehören die Lampenmeister zu den Aufsichtspersonen. Ein Fahrhauer, der nur zur Unterstützung des Steigers tätig ist, um den Gang der Förderung zu regulieren, gehört nicht zu den Aufsichtspersonen. Ist er aber bei der Führung des Steigerreviers (z. B. bei der F ü h r u n g der Nachtschicht) tätig, so ist er Aufsichtsperson i. S. des § 73. Dasselbe gilt f ü r Förderaufseher, die regelmäßig nicht zu den Aufsichtspersonen gehören. Die Aufsichtspersonen sind zwar Angestellte im Sinne des Vers.Ges. f. Angestellte (Berufsbestimmung des Reichsarbeitsministers v. 8. 3. 1924 RGBl. I S. 273), sie werden aber bisweilen tarifmäßig als Arbeiter behandelt. Grundsätzlich ist über Tage der Tagesbetriebsführer Aufsichtsperson, sofern nicht besondere Aufsichtspersonen bestellt sind. Dasselbe gilt bezüglich des Betriebsführers unter Tage f ü r den Untertagebetrieb. Über Unternehmerarbeiten vgl. § 74 Anm. 2. — Der Bergwerksbesitzer kann auch einen Arzt haupt- oder nebenamtlich als Aufsichtsperson i. S. des § 73 bestellen. Sein Aufgabenkreis erstreckt sich dann auf die Gesundheitsführung des Betriebes (Feststellung der Ursache ungünstiger betrieblicher Verhältnisse zum Zwecke ihrer Verbesserung, Feststellung, welcher Arbeitsplatz dem einzelnen Arbeiter entsprechend seiner körperlichen Beschaffenheit zuzuweisen ist, Belehrung der Belegschaft über die richtige Einstellung gegenüber schädigenden Einflüssen der Arbeit). Daneben wird dem Arzt als Geschäftskreis die Aufsicht über die erste Hilfe und über die sanitären Einrichtungen zu übertragen sein. Die Bestellung einer solchen Aufsichtsperson kommt vor allem bei Betrieben mit ungünstigen klimatischen Verhältnissen in Frage. Als Nachweis der technischen und geschäftlichen Befähigung ist die ärztliche Approbation anzusehen. W.M.Erl, v. 27. 8. 1941 - I I B, g 10930/41 abgedr. in „Der K o m p a ß " 1941 H e f t 9 S. 64 und Z. 82/83 S. 164. Die ärztliche Aufsichtsperson ist mit dem Betriebsarzt nicht identisch. Sie kann aber daneben die Aufgaben eines Betriebsarztes und umgekehrt übernehmen. — Die mit der technischen Ausbildung der Berglehrlinge betrauten Personen sind Aufsichtspersonen i. S. der §§ 73, 74. — Die Erkenntnis, daß die Sorge f ü r die Sicherheit in größeren Betrieben nicht mehr allein denjenigen Personen überlassen werden kann, die f ü r die wirtschaftliche und technische Ausgestaltung des Betriebes die Verantwortung tragen und durch die Aufgaben der Förderung besonders stark in Anspruch genommen sind, h a t die größeren Betriebe veranlaßt, Sicherheitsbeauftragte einzustellen. Nach Art der Bedeutung der Aufgaben der Sicherheitsbeauftragten gehören diese zu den Aufsichtspersonen i. S. der §§ 73ff. Durch die Einstellung von Sicherheitsbeauftragten darf die Verantwortung der sonstigen Aufsichtspersonen (Steiger, Fahrsteiger, Betriebsführer usw.) nicht geschmälert werden. Diese müssen innerhalb ihres Aufsichtsbereichs die Verantwortung f ü r die Sicherheit des Betriebes uneingeschränkt behalten. Das muß bei der Aufstellung des Geschäftskreises der Sicherheitsbeauftragten berücksichtigt werden. I n den Betrieb durch eigene Anordnungen einzugreifen, ist also nicht Sache der Sicherheitsbeauftragten. MinErl. R W M 3. 3. 1944
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§74 Anm. 1, 2
Z. 80/81 S. 257. „Den Sicherheitsbeauftragten obliegt die Aufgabe, in einem Betriebe die gesamten Bestrebungen zu leiten, die auf eine Vermeidung von Arbeitsschäden insbes. von Unfällen hinzielen, soweit es sich nicht um ärztliche Aufsichtspersonen handelt. Ihre Tätigkeit besteht im wesentlichen darin, Gefahren aufzudecken (Unfallforschung), den Betrieb auf seinen sicherheitlichen Zustand zu überwachen, bei der Planung neuer betrieblicher Anlagen mitzuwirken, alle diejenigen, welche f ü r die Betriebssicherheit verantwortlich sind, zu beraten und schließlich allgemein die Belegschaft f ü r den Gedanken der Sicherheit zu gewinnen". RWMErl. v. 3. 3. 1944 Z. 80/81 S. 257. Die Bestimmungen der §§ 73 — 79 finden auch auf den Grundeigentümerbergbau Anwendung, soweit er unter der Aufsicht der Bergbehörden steht (vgl. § 211b), und ebenso auf Schürfbetriebe, soweit dies durch Polizeiverordnung (Bergverordnung) bestimmt ist (vgl. § 3a). — § 741 (1) Der Bergwerksbesitzer hat die zur Leistung und Beaufsichtigung des Betriebes angenommenen Personen (§ 73), wie Betriebsführer, Steiger, technische Aufseher usw., unter Angabe des einer jeden zu übertragenden Geschäftskreises, der Bergbehörde namhaft zu machen 2 . (2) Diese Personen sind verpflichtet, ihre Befähigung zu den ihnen zu übertragenden Geschäften nachzuweisen und sich zu diesem Zwecke auf Erfordern einer Prüfung 3 durch die Bergbehörde zu unterwerfen. (3) Erst nachdem letztere die Befähigung anerkannt4 hat, dürfen die genannten Personen die ihnen übertragenen Geschäfte übernehmen5. 1. Ges. v. 28. 7. 1909 (GS S. 677). 2. Die Annahme der Aufsichtspersonen ist Sache des Berg Werksbesitzers. OTr. v. 5. 2. 1863,/Strieth. Arch. Bd. 47 S. 323. — Dieser macht den Angenommenen dem BA als Aufsichtsperson namhaft. Dabei h a t er dem BA den der benannten Person zu übertragenden Geschäftskreis anzugeben. Der Geschäftskreis muß je nach den örtlichen Verhältnissen sachlich oder örtlich so genau bestimmt werden, daß Zweifel über die Abgrenzung des Geschäftskreises nicht entstehen können. Die genaue Abgrenzung der Geschäftskreise des Betriebsführers einerseits und der sonstigen Aufsichtspersonen andererseits und dieser untereinander ist besonders wichtig, z. B. Abgrenzung zwischen Grubenbetrieb, Maschinenbetrieb, Tagesbetrieb, Kokereibetrieb. Beim Grubenbetrieb muß z. B. die Verantwortlichkeit f ü r die Unterhaltung von Hauptförderstrecken und Wetterstrecken, welche nicht unmittelbar zum Bereich einer Steigerabteilung gehören, klar abgegrenzt sein, ebenso die Zuständigkeit von Abteilungssteiger, Maschinensteiger und Elektrosteiger. Der Geschäftskreis darf nur so groß sein, daß die damit verbundenen Pflichten auch tatsachlich erfüllt werden können. AusfAnw. v. 13. 10. 1909 HMB1. S. 453 Teil I I A 18, K G v. 4. 11. 1912 Z. 54 S. 150. Der dem BA n a m h a f t gemachte Betriebsführer muß befugt sein, die f ü r den ordnungsmäßigen Betrieb erforderlichen Anordnungen im allgemeinen selbständig zu treffen. Bergwerksbes., Repräs., Generalbevollmächtigte dürfen die Befugnis nur soweit einschränken, als sie sich f ü r etwa erforderlich werdende besondere Aufwendungen ihre Zustimmung vorbehalten. MinBesch. v. 6. 10. 1898 Z. 40 S. 116.
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§74 Anm. 2
ABG
Für den U n t e r t a g e b e t r i e b ist ganz allgemein der Betriebsfuhrer verantwortlich, sofern und soweit nicht besondere Aufsichtspersonen (Steiger) bestellt sind. HMErl. v. 24. 6. 1929 Z. 70 S. 618. Für die polizeilich überwachten Arbeiten ü b e r T a g e ist der Tagesbetriebsführer als Aufsichtsperson verantwortlich, sofern keine andere Aufsichtsperson, sei es allgemein, sei es für den Sonderfall, bestellt ist. Für die der bergpolizeilichen Aufsicht unterstehenden U n t e r n e h m e r a r b e i t e n unter Tage ist grundsätzlich der Betriebsführer verantwortlich, sofern hierfür nicht eine besondere Aufsichtsperson bestellt ist. HMErl. v. 24. 6. 1929 Z. 70 S. 618, MinBesch. v. 22. 4. 1918 Z. 59 S. 449. In Nordrhein-Westfalen RdErl. d. Min. f. W. u. V. v. 12. 4. 1961, Z. 102 S. 362 — Teil I I Bf 28 —. Für die Überwachung von Arbeiten, die Kenntnisse und Erfahrungen voraussetzen, über die der Tagesbetriebsführer nicht verfügt, wird zweckmäßig eine besondere Aufsichtsperson bestellt werden müssen, die mit den in Betracht kommenden Arbeiten vertraut ist, z. B. bei der Durchführung von nichtbergmännischen Arbeiten über Tage durch Unternehmer (Montagen, Reparaturen, Abbrucharbeiten). Bestellung eines Meisters oder sonstigen Angestellten der Unternehmerfirma als verantwortliche Aufsichtsperson. Für Nordrh.-Westf. vgl. RdErl. v. 12. 4. 1961, Z. 102 S. 362. - Bei der Verpflichtung wird auch die Befolgung der Unfallverhütungsvorschriften der für den Angestellten zuständigen Berufsgenossenschaft zur besonderen Pflicht zu machen sein. MinErl. v. 24. 6. 1929 Z. 70 S. 618. Da die Überwachung der U n t e r n e h m e r a r b e i t e n nicht selten besondere Kenntnisse und Erfahrungen voraussetzen, über die in der Regel der Betriebsführer n i c h t verfügt, müssen für derartige Arbeiten hierfür geeignete Aufsichtspersonen, die auch aus den Angestellten des Unternehmers entnommen werden können, bestellt werden. MinBesch. v.22. 4. 1918, Z.59 S. 449, MinErl. v.24.6.1929 Z. 70 S. 618. — Für die Beaufsichtigung von Unternehmerarbeiten gewöhnlicher Art im Kohlenbergbau bestimmt der Erlaß d. RWM v. 6. 5. 1936 Z. 77 S. 284, daß es dem Unternehmer überlassen bleiben muß, für die Beaufsichtigung seiner Arbeiten eigene Aufseher zu bestellen. Denn deren Anweisungen berühren gewöhnlich die Sicherheit des Betriebes und der Arbeiter, und es wäre deshalb unzweckmäßig, sie von jeder Verantwortung frei zu lassen. Die BÄ erkennen diese Aufseher des Unternehmers deshalb im allgemeinen als Aufsichtspersonen an. Ob im übrigen der Erlaß für die veränderten Verhältnisse der Gegenwart im einzelnen als noch zutreffend angesehen werden kann, muß dahingestellt bleiben, vgl. dazu RdErl. v. 16. 4. 1961 des WiMin. Nordrhein-Westfalen betr. Beaufsichtigung der Arbeiten von Unternehmerfirmen in Bergwerksbetrieben MB1. N W S . 771Z. 102 S.362. - Teil I I Bf 28 —. MinErl. v. 6.5.1936 Z. 77 S. 284, R B v. 22.4.1918 Z. 59 S. 449, MinErl. v. 24. 6. 1929 Z. 70 S. 618. Für jede Aufsichtsperson ist allgemein für den Fall der Behinderung (Beurlaubung, Erkrankung) von dem Bergwerksbesitzer ein Stellvertreter namhaft zu machen und von dem BA als solcher anzuerkennen. Auch der Vertreter muß zur Leitung oder Beaufsichtigung des Betriebsteils, für den seine Bestellung erfolgt, befähigt sein. Die Verantwortlichkeit der Aufsichtspersonen erstreckt sich innerhalb ihres Geschäftskreises nur auf den technischen Teil des Betriebes. LG Saarbrücken v. 21. 10. 1918 Z. 60 S. 267. BezVerwGer. Koblenz v. 5. 12. 1956 Z. 98 S. 261.
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§74 Anm. 2, 3
Insoweit bleibt die ausgesprochene Anerkennung auch bestehen, wenn der Betrieb nur vorübergehend eingestellt wird. Eine Erweiterung des ursprünglichen Aufgabenkreises auf stillgelegte Gruben ist unzulässig. BezVerwGer. Koblenz v. 5. 12. 1956 Z. 98 S. 261, 265. Bei stillgelegten Gruben ist grundsätzlich der Bergwerksbesitzer verantwortlich. BezVerwGer. Koblenz wie vor. — 3. Die n a m h a f t gemachte Person ist verpflichtet, ihre Befähigung auf Erfordern durch eine P r ü f u n g durch das BA nachzuweisen. E s bedarf in der Regel — wenn keine besonderen Gründe vorliegen — keiner Prüfung, wenn der Benannte DiplBerg-Ing. ist oder das Zeugnis einer anerkannten Bergschule über die Befähigung f ü r den angegebenen Geschäftskreis besitzt oder wenn er bereits die gleiche Stellung in der gleichen Bergbauart mit Erfolg bekleidet hat. Anerkannte Bergschulen vgl. Best. betr. Anerkennung der Bergschulen zur Ausstellung der Zeugnisse f ü r Aufsichtspersonen v. 26. 10. 1910. — I I A 19 — Aufsichtspersonen im Grundeigentümerbergbau Böttcher: Bergpolizei und Grundeigentümerbergbau Z. 93 S. 161 (162). Wird der Benannte einer Ergänzungsprüfung unterworfen, so soll sie zeigen, daß der Betreffende auch ohne Bergschulvorbildung auf Grund einer ausreichend langen praktischen Tätigkeit in einem Bergwerksbetriebe oder auf sonstige Weise diejenigen Kenntnisse erworben hat, die ihn in den Stand versetzen, die Pflichten einer Aufsichtsperson innerhalb des ihm zugedachten Geschäftskreises zu erfüllen. Bezüglich der theoretischen Kenntnisse werden die Anforderungen um so größersein, je höher die Stellung sein soll, f ü r die die Aufsichtsperson nach ihrer Anerkennung vorgesehen ist. Nach dem Wortlaut des Gesetzes h a t die Prüfung grundsätzlich nur durch Angehörige des BA zu erfolgen. Nur in dem Falle, daß das BA selbst nicht in der Lage ist, die ihr übertragene Entscheidung aus Kenntnis der Sache zu fällen, kann sie zur Unterstützung ihres Urteils Sachverständige zur Prüfung zuziehen. OVG Münster v. 22. 6. 1954 Z. 95 S. 468. Die Prüfung erfolgt in technischer, geschäftlicher und moralischer Hinsicht. Sie bezieht sich nur auf Kenntnisse, die zur Leitung oder Beaufsichtigung der betr. Betriebsabteilung erforderlich sind. AusfAnw. v. 13.10.1909 HMB1. S. 453 - Teil I I A 18 - Z. 51 S. 2, R B v. 13. 6. 1873 Z. 15 S. 136, R B v. 10. 2. 1873 Z. 17 S. 119, R B v. 6. 10. 1898 Z. 40 S. 116. Durch RdErl. d. WM v. 31. 1. 1952 h a t Nordrhein-Westfalen die Ausführungsanweisung von 1909 dahin erweitert, daß zum Nachweis der allgemeinen techn. Befähigung auf einem Fachgebiet (Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemie usw.) es in der Regel genügt, wenn die benannte Person auf diesem Fachgebiet die Abschlußprüfung einer Hochschule, einer staatlichen oder staatlich anerkannten Fachschule bestanden hat. Der etwa erforderliche Nachweis von Kenntnissen auf dem Gebiet der Bergtechnik und der sicherheitlichen Vorschriften wird hierdurch nicht berührt und bleibt einer Prüfung vorbehalten. Niedersachsen h a t darüber hinaus noch durch RdErl. v. 10. 5. 1957 Z. 98 S. 270 bestimmt, daß zum Nachweis der technischen Befähigung einer Aufsichtsperson eines vorübergehend im Aufsichtsbereich der Bergbehörde tätigen bergbaufremden Unternehmers die glaubhafte Versicherung des Unternehmers, daß die betreffende Person ausreichende Kenntnisse auf ihrem Fachgebiet besitzt, als genügend angesehen werden kann. Das BA kann trotz Vorliegens dieser Zeugnisse eine Ergänzungsprüfung über das Vorhandensein ausreichender Kenntnisse auf dem Gebiete der bergsicherheitlichen Vorschriften und der Bergtechnik vornehmen, wenn der zu übertragende Geschäftskreis dies erfordert, z. B. wenn eine Person, die bisher nur auf Erzgruben als Aufsichtsperson 11
E b e l - W e l l e r , Berggesetz
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§74 A nm. 4, 5
ABG
beschäftigt gewesen ist, Aufsichtsperson auf einer Steinkohlengrube mit starker Schlagwetterentwicklung werden soll. Auch kann der betreffenden Person eine angemessene Probedienstzeit auferlegt werden. I n moralischer Beziehung ist insbesondere zu prüfen, ob die benannte Person bei einer früheren Beschäftigung in einer gleichartigen Stellung oder während der Probedienstzeit sich als zuverlässig in bezug auf die Befolgung der gesetzlichen und bergpolizeilichen Vorschriften, und zwar sowohl durch sie selbst als auch durch die ihr unterstellten Personen erwiesen hat. — Strafregisterauskunft vgl. Bek. v. 20. 11. 1954 BAnz. Nr. 228. 4. Die Anerkennung durch das BA erfolgt durch schriftlichen Bescheid an den Bergwerksbesitzer; die anerkannte Aufsichtsperson ist ebenfalls vom BA zu benachrichtigen. AusfAnw. v. 13. 10. 1909 HMB1. S. 453. Erst nach erfolgter Anerkennung darf die Aufsichtsperson tätig werden. Übertretungen sind nach § 207 Abs. 1 und 2 strafbar. K G v. 4. 11. 1912 Z. 54 S. 150. — Bei Versagung der Anerkennung erhält der Bergwerksbesitzer und der als Aufsichtsperson n a m h a f t gemachte Bewerber vom BA einen mit Gründen versehenen Bescheid. Wegen der Rechtsmittel vgl. § 75 Abs. 2 und § 191. Die Befähigung kann aberkannt werden, wenn die Unrichtigkeit der Nachweise, auf Grund deren die Befähigung anerkannt worden ist, festgestellt wird, ferner wenn die Aufsichtsperson sich eines groben Verstoßes oder wiederholt leichter Verstöße gegen gesetzliche oder bergpolizeilihe Vorschriften h a t zuschulden kommen lassen, und schließlich wenn sonst aus Handlungen oder Unterlassungen der Aufsichtsperson der Mangel derjenigen Eigenschaften ersichtlich ist, welche zur Ausübung ihres Amtes erforderlich sind. AusfAnw. v.13. 10. 1909 Ziff. 8 HMB1. S. 453 — Teil I I A 18 — Z. 51 S. 2. Das Bergamt ist nach dem Grundsatz „major minus continetur" befugt, die Anerkennung auch auf Zeit zu erteilen oder ständig oder vorübergehend nur eine weniger veranwortungsvolle Aufsichtstätigkeit zuzulassen. Einer Aufsichtsperson kann die Befähigung nicht wegen solcher Handlungen oder Unterlassungen aberkannt werden, die vor der Anerkennung der Befähigung liegen. Bergausschuß Breslau 18. 12. 1929 Z. 71 S. 622. Wird nachträglich festgestellt, daß die ausgeübte Tätigkeit überhaupt keine Aufsichtstätigkeit i. S. der §§ 73ff. ist, so muß der Bergwerksbesitzer eine neue Entscheidung des BA darüber herbeiführen. Es ist nicht zulässig, daß der Bergwerksbesitzer einseitig der Aufsichtsperson die Anerkennung entzieht, oder daß das BA den Betreffenden in seinen Listen als Aufsichtsperson streicht. Vielmehr muß das BA nach Untersuchung des Falles eine neue Entscheidung fällen, die den festgestellten Verhältnissen Rechnung trägt. Wegen der Rechtsmittel vgl. §§ 75 Anm. 3, 191. — 5. Das Bergamt kann die sofortige Entfernung einer nicht anerkannten Aufsichtsperson mittels einer Polizei-(Ordnungs-)Verfügung verlangen, nachdem es vorher den Bergwerksbesitzer u n d die Aufsichtperson gehört h a t ; es kann, falls seiner Anordnung nicht entsprochen wird, den Betrieb solange einstellen, bis eine als befähigt anerkannte Person angenommen ist. I m allgemeinen wird die Stillegung des Betriebsteils ausreichen, den die nicht anerkannte Aufsichtsperson leitet. Durch Übertretung der §§ 73ff. machen sich der Bergwerksbesitzer, der Betriebsführer und die nicht anerkannte Aufsichtsperson nach § 207 strafbar. Das Vertragsverhältnis zwischen Bergwerksbesitzer und Aufsichtsperson regelt sich unabhängig von der Anerkennung der Befähigung nach den Bestimmungen
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§§75,76
des BGB und des Tarifrechts, OTr. y. 5. 2. 1863 StriethArch. 47, 323. Gelingt dem Bewerber nicht, seine Befähigung für die für ihn in Aussicht genommene Aufsichtsstelle f ü r den angegebenen Geschäftskreis nachzuweisen, so kann er vom Bergwerksbesitzer wieder entlassen werden. Der trotzdem abgeschlossene Arbeitsvertrag ist gemäß § 134 BGB nichtig. Er ist nur gültig, wenn sich aus der Art und dem Zweck des Arbeitsvertrages zugleich die Möglichkeit und der Wille der Parteien ergibt, den Arbeitnehmer auch in diesem Falle in einer gesetzlich zulässigen Art zu beschäftigen. In jedem Falle wird man aber dem Arbeitnehmer, der in unzulässiger Weise schon beschäftigt worden ist, einen Anspruch auf Lohn und Nebenbezüge f ü r die Zeit seiner Tätigkeit auf Grund des tatsächlich bestehenden Arbeitsverhältnisses — nicht nur wegen der ungerechtfertigten Bereicherung — zubilligen müssen. § 751 (1) Wird der Betrieb oder ein Teil desselben von einer Person geleitet oder beaufsichtigt, welche das erforderliche Anerkenntnis ihrer Befähigung (§ 74) nicht besitzt, oder welche diese Befähigung wieder verloren hat, so ist die Bergbehörde nach Anhörung der Beteiligten befugt, die sofortige Entfernung derselben zu verlangen und nötigenfalls den in Betracht kommenden Betrieb solange einzustellen, bis eine als befähigt anerkannte Person angenommen ist2. (2) Gegen die Entscheidung, durch welche die Befähigung einer Person nicht anerkannt oder einer Person die Befähigung aberkannt worden ist, findet innerhalb zwei Wochen von der Zustellung an die Klage im Verwaltungsstreitverfahren bei dem Bergausschusse statt3. Die Entscheidung des Bergausschusses ist endgültig. 1. Ges. v. 28. 7. 1909 (GS S. 677) Z. 50 S. 309, 533. 2. Vgl. § 74 Arnn. 5. 3. Der Bergausschuß besteht nicht mehr, vgl. Ebel in Z. 97 S. 56. — J e t z t Anfechtung durch Widerspruch und anschließende Klage im Verwaltungsstreitverfahren nach Maßgabe der Verwaltungsgerichtsordnung. Anfechtungsberechtigt ist sowohl der Bergwerksbesitzer wie auch der als Aufsichtsperson Benannte. Beide werden durch die Entscheidung in ihren Rechten beeinträchtigt. Vgl. Beschwerdebescheid d. WirtschMin. Nordrhein-Westf. v. 23. 2. 1951, Z. 92 S. 469. - Dasselbe muß auch f ü r den Bescheid über die Feststellung der irrtümlich erfolgten Anerkennung gelten; vgl. § 74 Anm. 4. — Der Bescheid über die Aberkennung der Befähigung ist mit Gründen zu versehen. — § 76i (1) Eine jede der Aufsichtspersonen, welche die Leitung oder Beaufsichtigung des Betriebs übernommen haben, ist innerhalb des ihr übertragenen Geschäftskreises für die Innehaltung der Betriebspläne sowie für die Befolgung aller im Gesetz enthaltenen oder auf Grund desselben ergangenen Vorschriften und Anordnungen verantwortlich2. (2) Der Bergwerksbesitzer oder sein gesetzlicher Vertreter, die von ihm mit der Verwaltung des Bergwerksbesitzes Beauftragten, sowie diejenigen Personen, welche den in §§ 73 und 74 bezeichneten Aufsichtspersonen vorgesetzt sind, sind neben den im Abs. 1 bezeichneten Personen verantwortlich3: Ii*
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§76 Anm. 1, 2
ABG
1. insoweit sie mit Anordnungen in den Betrieb eingegriffen haben, von denen sie wußten oder wissen mußten, daß ihre Ausführung gegen die Betriebspläne oder gegen die im Gesetz enthaltenen oder auf Grund desselben ergangenen Vorschriften und Anordnungen verstoßen würde4; 2. insoweit sie durch Handlungen oder Unterlassungen den ihnen unterstellten Aufsichtspersonen die Möglichkeit genommen haben, den ihnen nach dem Gesetz oder nach den auf Grund desselben ergangenen Vorschriften und Anordnungen obliegenden Verpflichtungen nachzukommen 5 ; B. wenn sie von einer Handlung oder Unterlassung der ihnen unterstellten Personen Kenntnis erhalten und diese zugelassen haben, obwohl sie wußten, daß sie gegen die Betriebspläne oder gegen die im Gesetz enthaltenen oder auf Grund desselben ergangenen Vorschriften und Anordnungen verstoße6; 4. wenn sie bei der nach ihrer tatsächlichen Stellung zum Betrieb ihnen obliegenden und nach den Verhältnissen möglichen eigenen Beaufsichtigung der ihnen unterstellten Aufsichtspersonen es an der erforderlichen Sorgfalt haben fehlen lassen7. (B) Die im Abs. 2 bezeichneten Personen sind von dem Werksbesitzer unter Angabe ihres Geschäftskreises der Bergbehörde namhaft zu machen 8 . 1. Das Gesetz vom 28. 7. 1909 (GS S. 677) h a t die frühere Fassung des § 76 — jetzt Abs. 1 — durch die Einschaltung der Worte „innerhalb des ihr übertragenen Geschaftskreises" geändert. Dadurch wird die Verantwortlichkeit der Aufsichtspersonen, insbesondere des sog. verantwortlichen Betriebsführers erheblich eingeschränkt. Ferner wurden die Abs. 2 und 3 neu hinzugefügt, vgl. AusfAnw. 13. 10. 1909 (HMB1. S. 453) Z. 51 S. 2. Die Regelung der Verantwortlichkeit der Aufsichtspersonen nach der früheren Fassung des § 76 — jetzt Abs. 1 — erfolgte in Anlehnung an die frühere Regelung dieses Gegenstandes in dem Gesetz v. 21. 5. 1860, Z. 1 S. 4, 403; sie entsprach der damaligen Sach- und Rechtslage. Die gewaltige Entwicklung der Bergwerksbetriebe brachte es jedoch mit sich, daß dem Betriebsführer höhere Werksbeamte vorgesetzt wurden, deren Verantwortlichkeit in der Praxis nicht nach § 76 beurteilt wurde. Eine Klarstellung der Verantwortlichkeit dieser den Aufsichtspersonen vorgesetzten Personen wurde unumgänglich nötig, als deren Verantwortlichkeit von den Gerichten, insbesondere auch in ihrem Verhältnis zu den ihnen unterstellten Aufsichtspersonen rechtlich nicht einheitlich beurteilt wurde. 2 a. Die im § 76 bestimmte Verantwortlichkeit der Aufsichtsperson f ü r die ordnungsmäßige Führung des Betriebes im Rahmen ihres Geschäftskreises ist vornehmlich eine strafrechtliche. Thielmann S. 185, K G v. 19. 10. 1914 Z. 56 S. 115, Hammans, Polizeiverwaltungsgesetz und Bergpolizei in Z. 72 S. 174, K G v. 5. 1. 1914 Z. 55 S. 260, Reuß Z. 50 S. 533, K G v. 31.1.1936 Z. 77 S. 442. - Voraussetzung f ü r die strafrechtliche Verantwortlichkeit ist Vorsatz oder Fahrlässigkeit. K G v. 4. 11. 1912 Z. 54 S. 150, K G v. 20. 2. 1913 Z. 54 S. 286, K G v. 9. 10. 1913 Z. 55 S. 89, K G v. 15.2.1916 Z. 57 S. 283, K G v. 27.2.1931 Z. 72 S. 593, K G v, 31.1.1936 Z. 77 S. 442. Von der fachmännisch geschulten Aufsichtsperson muß ein Verhalten verlangt werden, das der jeweiligen, auch der vorher nicht in allen Einzelheiten zu übersehenden Sachlage derart gerecht wird, daß Gefahren f ü r Leben und Gesundheit der Arbeiter tunlichst vermieden werden. KG v. 27. 2. 1931 Z. 72 S. 593. Pflicht zur Prüfung, ob die gewählte oder geduldete Arbeitsweise betriebsplanmäßig zugelassen ist. Schöffenger. Aachen 24. 4. 1961 Z. 103 S. 102. — Beachtung der Bergverord-
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§76 Anm. 3
nungen OLG Köln v. 17. 3. 1961 Z. 103 S. 89. - Der Umstand, daß die Aufsichtsperson erst kurze Zeit vorher das Revier übertragen erhalten hat, entbindet nicht von der Verantwortlichkeit. J W 1938 S. 2194 Nr. 3. Die Aufsichtsperson muß sich ständig über die Gefahrenquellen auf dem laufenden halten. Die Tatsache, daß die Anlage polizeilich abgenommen oder überholt ist, entbindet nicht von der eigenen Prüfung. Vielmehr ist die Aufsichtsperson dafür verantwortlich, daß ein Unfall, der bei pflichtmäßiger Aufmerksamkeit voraussehbar gewesen wäre, nicht eintritt. War dagegen die Gefahrenquelle so versteckt, daß sie auch ein aufmerksamer, Verantwortungsbewußter Beobachter nicht hätte entdecken können, dann kann die Aufsichtsperson auch nicht f ü r einen daraus entstehenden Unfall verantwortlich gemacht werden. R G v. 8. 4. 1937, Kompaß 52. Jahrg. S. 189, und R G v. 15. 9. 1937, Zeitschr. „Arbeitsschutz" Jahrg. 1938 H e f t 7. — Absperrung von alten Stollen und Schachten. Es müssen Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden, die den besonderen Erfordernissen des Falles gerecht werden. Dabei ist dem Schutzbedürfnis unbeabsichtigt in ein solches Gelände gelangender Personen und erst recht demjenigen unvernünftiger Kinder Rechnung zu tragen. Vgl. LG Bonn U r t . v. 3. 2. 1949 — 7 Ms Ns 13/48 —. F ü r die Frage der Strafbarkeit der Aufsichtsperson ist nicht entscheidend, ob Vorgesetzte gefährdete Grubenbaue vorher befahren und das Fehlen von Sicherungen nicht beachtet haben. K G v. 27. 3. 1913 Z. 54 S. 418. P r ü f u n g und Anerkennung von Aufsichtspersonen, OVG Münster v. 22. 6. 1954 Z. 95 S. 468. —Aufgabenkreis des Aufsehers eines bergbaulichen Betriebes BezVGKoblenz v. 5.12. 1956 Z. 98 S. 261. Mit allen Mitteln muß die Beseitigung eines polizeiwidrigen Zustandes bewirkt werden, auch durch Anrufung der Bergbehörde. K G v. 23. 8. 1904 Z. 46 S. 395. Anzeige an den Vorgesetzten befreit von der Verantwortlichkeit ebensowenig, wie eine bloße Warnung eines gefährdeten Arbeiters ausreicht; es muß zwecks Beseitigung des polizeiwidrigen Zustandes zu Maßnahmen bis zur Entlassung des polizeiwidrig handelnden Arbeiters geschritten werden. RG v. 16. 10. 1905 Z. 47 S. 258. Keine Berufung des Grubensteigers auf § 54 StGB (Notstand) wegen der sich aus seinem Pflichtenkreis ergebenden Gefahren. RG v. 14. 6. 1938 J W 1938 S. 2194 Nr. 3. Wer, ohne hierzu anerkannt zu sein, als Aufsichtsperson tätig wird, ist nach den allgemeinen strafrechtlichen Bestimmungen verantwortlich. Daneben Strafbarkeit nach § 207; vgl. Thielmann S. 185, K G v. 9. 10. 1905 Z. 47 S. 457, K G v. 20. 2. 1913 Z. 54 S. 286. b. Die Verantwortlichkeit der Aufsichtsperson ist ferner eine polizeiliche; denn niemand kann wegen Verstoßes gegen bergaufsichtliche Vorschriften zur Rechenschaft gezogen werden, wenn er nicht zu deren Befolgung verpflichtet, also hierf ü r nicht auch im polizeilichen Sinne verantwortlich ist. Hammans Z. 72 S. 174. c. Auch zivilrechtliche Verantwortlichkeit nach den Bestimmungen des BGB besteht (§ 823). Thielmann S. 185 Komm. Ber. S. 86. 3. Durch Ges. v. 28. 7. 1909 (GS S. 677) ist neben die strafrechtliche Verantwortlichkeit der Aufsichtsperson diejenige der in Abs. 2 aufgeführten Personen getreten. Mot. zum Ges. v. 28. 7. 1909 Z. 50 S. 324 und Reuß Z. 50 S. 550. Schlüter-Hense S. 152. - Voraussetzung ist Vorsatz oder Fahrlässigkeit. K G v. 23. 8. 1904 Z. 46 S. 395 und K G v. 9. 10. 1905 Z. 47 S. 457, R e u ß in Z. 50 S. 540, Thielmann S. 186, K G v. 20. 2. 1913 Z. 54 S. 286, K G v. 19. 3. 1914 Z. 55 S. 380.
165
§76 Anm. 4—7
ABG
Die in § 76 Abs. 2 genannten Personen gehören also nicht zu den im § 76 Abs. 1 mit der Leitung des Betriebes im engeren Sinne beauftragten Aufsichtspersonen. Sie brauchen ihre Befähigung nicht nachzuweisen und nicht anerkennen zu lassen. Nach § 76 Abs. 3 hat der Bergwerksbesitzer dem BA diese Personen nur namhaft zu machen und ihren Geschäftskreis anzugeben. Diese Angabe ist erforderlich, damit festgestellt werden kann, wieweit jede der in Abs. 2 genannten Personen zu Anordnungen im Betrieb und zur Beaufsichtigung der ihm unterstellten Aufsichtsperson berechtigt und verpflichtet ist. AusfAnw. v. 13.10. 1909 Ziff. 12 Neben die Verantwortlichkeit aus § 76 Abs. 2 Ziff. 1—4 tritt noch die Verantwortlichkeit der in Abs. 2 genannten Personen auf Grund besonderer Vorschriften vgl. z. B. §§ 66, 71, 72 ABG. § 76 Abs. 2 ist § 151 GewO nachgebildet, weicht aber davon ab. Soweit für einen Bergwerksbetrieb Vorschriften der GewO gelten, ist der umfassendere § 151 GewO anzuwenden, vgl. Isay § 76 Anm. 8. 4. Bevor die in Abs. 2 genannten Personen.in den Betrieb durch Anordnungen eingreifen, müssen sie prüfen, ob sie nicht dadurch gegen Betriebspläne und bergpolizeiliche Vorschriften verstoßen, vgl. Reuß Z. 50 S. 545. Die Anordnung braucht nicht an die betreffende Aufsichtsperson gerichtet zu sein, es genügt auch eine Anweisung an einen Arbeiter. Unter „Vorschriften" im Sinne des § 76 Abs. 1 sind auch die bergpolizeilichen Vorschriften zu verstehen. RB v. 13. 8. 1899 Z. 40 S. 496, KG v. 27. 2. 1931 Z. 72 S. 593. OLG Köln. v. 17.3.1961Z. 103 S. 89,90. - Wegen polizeilicher Anordnungen §§ 198, 199; vgl. KG v. 5. 1. 1914 Z. 55 S. 260. Ein Verstoß gegen Bedingungen, die das OBA an eine Erlaubnis oder Ausnahmebewilligung geknüpft hat, die auf Grund der BPV erteilt ist, ist nicht strafbar. Hammans in Z. 72 S. 200/201, KG v. 5. 6. 1925, J W 1925 S. 2495. 5. Z. B. wenn der Aufsichtsperson durch Verweigerung von Holz zum ordnungsmäßigen Ausbau die Befolgung bergpolizeilicher Vorschriften unmöglich gemacht wird oder wenn der Bergwerksbesitzer dem Betriebsführer durch Verweigerung ausreichender Geldmittel die Beobachtung bestimmter bergpolizeilicher Bestimmungen unmöglich macht. Schlüter-Hense § 76 Anm. 3b. — Begr. z. Ges. v. 28. 7. 1909 Z. 50 S. 325. 6. Durch die Bestimmung wird den in Abs. 2 genannten Personen zur Pflicht gemacht, in rechtswidrige Handlungen oder Unterlassungen der ihnen unterstellten Personen einzugreifen. Ihre Verantwortung hat zur Voraussetzung, daß die rechtswidrige Handlung hätte verhindert werden können. Schlüter-Hense § 76 Anm. 3 c. 7. Eine allgemeine gesetzliche Pflicht zur Beaufsichtigung der in §§ 73, 74 genannten Aufsichtspersonen haben die in § 76 Abs. 2 genannten Personen nicht. Soweit sie aber nach freier Entschließung eine solche Stellung zum Betrieb einnehmen, daß sie von der Aufsichtspflicht nicht entbunden werden können, sollen sie bei der Wahrnehmimg der Aufsicht sorgfältig verfahren. Schlüter-Hense § 76 Anm. 3d. Boldt, Die Rechtsstellung der leitenden Angestellten im Bergbau, Bergfreiheit 1961 S. 282ff. Die Pflicht der Beaufsichtigung der unterstellten Aufsichtspersonen folgt nicht schon aus dem Begriffe des Beauftragten. Ob und inwieweit dem Beauftragten ein Eingreifen gegenüber den Aufsichtspersonen zuzumuten ist, sind die bestehenden tatsächlichen Umstände, wie z. B. Sachkunde der betreffenden
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§ 76 Anm. 8
§ 77 Anm. 1—3 Personen, Häufigkeit der Anwesenheit der Beauftragten am Betriebsort maßgebend. K G v. 31.1.1936 Z. 77 S. 442. - D i e in §76 Abs. 2 genannten Personen sind auf jeden Fall f ü r eine sachdienliche Abgrenzung der Zuständigkeitsbereiche der Aufsichtspersonen sowie f ü r die Koordinierung der Aufsichtsführung verantwortlich. Ferner haben sie dafür zu sorgen, daß die Aufsichtspersonen über Betriebspläne und bergbehördliche Anordnungen stets unterrichtet sind. 8. Übertretung des Abs. 3 strafbar nach § 207 b. §77 Die in §§ 73, 74 bezeichneten Aufsichtspersonen sind verpflichtet, die Bergbeamten, welche im Dienste das Bergwerk befahren, zu begleiten und denselben auf Erfordern Auskunft über den Betrieb, über die Ausführung der Arbeitsordnung und über alle sonstigen, der Aufsicht der Bergbehörde unterliegenden Gegenstände zu erteilen1. I m Lande Nordrhein-Westfalen lautet § 77: (1) Die in den §§ 73 und 74 bezeichneten Aufsichtspersonen und die Betriebsvertretung2 sind verpflichtet, die Bergbeamten, welche im Dienste das Bergwerk befahren, zu begleiten und denselben sowie der Bergbehörde auf Erfordern Auskunft über den Betrieb, über die Ausführung der Arbeitsordnung und über alle sonstigen, der Aufsicht der Bergbehörde unterliegenden Gegenstände zu erteilen. (2) Das gleiche gilt auf Verlangen der Bergbehörde hinsichtlich der Auskunftspflicht für die in § 76 bezeichneten Personen3. 1. Zu den Bergbeamten gehören alle Beamten des BA, auch Grubenkontrolleure, sofern sie im dienstlichen Auftrage des BA tätig werden. Ihnen ist gleichfalls Zutritt zu sämtlichen Anlagen des Bergwerks zu geben, auch wenn sie nicht in Begleitung des Bergamtsleiters oder dessen Stellvertreter erscheinen. MinErl. v. 8. 7. 1899 Z. 40 S. 407. Die Auskunftspflicht der Aufsichtspersonen erstreckt sich auf den Betrieb, auf die Ausführung der Arbeitsordnung und auf alle sonstigen zur Zuständigkeit der Bergbehörde gehörende Gegenstände, vgl. Boldt § 77 Anm. 2 — § 77 gilt auch f ü r den unter bergpol. Aufsicht stehenden Grundeigentümerbau. — Übertretungen sind strafbar nach § 207. — 2. I m Hinblick auf die veränderte Stellung der Betriebsvertretung ist auch diesen die Pflicht zur Auskunftserteilung und Begleitung der Bergbeamten, die im Dienste der Bergbehörde das Bergamt befahren, in Nordrhein-Westfalen ausdrücklich auferlegt worden. Art. V des Gesetzes zur Änderung bergges. Vorschriften im Lande Nordrhein-Westfalen vom 25. April 1950 (GS. N W . S. 694.). Begründung Z. 91 S. 189/192. 3. Da die Auskunft der in den §§ 73 und 74 bezeichneten Aufsichtsbeamten nicht immer genügte, ist durch den neu aufgenommenen Abs. 2 die Auskunftspflicht in Nordrhein-Westfasen auf die in § 76 Abs. 2 genannten Personen ausgedehnt worden. Art. V des Änderungsgesetzes. — Beabsichtigen Vertreter anderer Behörden eine Besichtigung von Bergwerksbetrieben, so haben sie vorher mit dem zuständigen Oberbergamt Verbindung aufzunehmen. R d . Erl. d. Innenmin. NW v. 25. 3. 1958 (MB1. N W S. 757/SMB1. N W 750). -
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§78 § 79 Anm. 1, 2
ABG
Werden betriebsfremde Personen zu ihrer Belehrung im Bergwerk zugelassen, so ist die Führung verpflichtet, f ü r ihre körperliche Sicherheit angemessene Sorge zu tragen. RG v. 28. 10. 1915 in „ R e c h t " Jahrgang 1916 Nr. 640. -
§78 Der Bergwerksbesitzer muß den mit Fahrscheinen des Oberbergamts versehenen Personen, welche sich dem Bergfache gewidmet haben, zum Zwecke ihrer Ausbildung die Befahrung und Besichtigung des Werkes gestatten12. 1. Vgl. VO v. 24. 10. 1953 über die Ausbildung und Prüfung f ü r den höheren Staatsdienst im Bergfach GS N W S. 260 Z. 95 S. 65. § 5 Abs. 1 dieser Verordnung bestimmt, daß zur Vorbereitungszeit 2 Monate „Reisezeit" gehören. I n dieser Zeit soll der Bergreferendar die wichtigeren deutschen Bergbaubezirke besuchen und sich über ihre technischen, geologischen, volkswirtschaftlichen, bergrechtlichen und sozialpolitischen Verhältnisse unterrichten. Als Ausweis erhalten die Bergreferendare von dem OBA, dessen Bezirk sie besuchen, einen „Fahrschein". Auf Schürfbetriebe nicht anwendbar. Durch eine Verwaltungsvereinbarung über einen gemeinsamen Prüfungsausschuß f ü r den höheren Staatsdienst im Bergfach vom 10. J a n u a r 1955 Z. 99 S. 225 (MinBl. des Bundesministers f. Wirtschaft S. 196) abgeändert durch die Vereinbarung vom 15. J a n u a r 1958 (Z. 99 S. 225), haben außer Nordrhein-Westfalen die Länder Niedersachsen, Bayern, Hessen, RheinlandPfalz, Baden-Württemberg und das Saarland die gleichen Ausbildungs- und Prüfungs-Vorschriften f ü r den höheren Staatsdienst im Bergfach angenommen. — Die nicht genannten Bundesländer bilden keine höheren Bergbeamten f ü r den Staatsdienst aus. 2. Übertretung des § 78 nicht strafbar.
§79 Der Bergwerksbesitzer ist verpflichtet, in den dafür festgesetzten Zeiträumen und Formen der Bergbehörde die vom Handelsminister vorgeschriebenen statistischen Nachrichten einzureichen. 1. I m Bergbau war es von jeher üblich, daß der Bergbehörde die f ü r ihre Tätigkeit erforderlichen Unterlagen in vollem Umfange zur Verfügung standen; sie war Trägerin der Statistiken über den Bergbau. Eine dem § 79 ähnliche, g e s e t z l i c h e Vorschrift zur Einreichung statistischer Nachrichten bestand vor Erlaß des ABG, jedoch nur f ü r die linke Rheinseite, in Art. 36 des Dekrets v. 18. 11. 1810 Martins S. 134, 138 sowie in den Verwaltungsanordnungen v. 6. 12. 1825 Martins S. 147 und 22. 6. 1857 Oppenhoff Nr. 477. Die Bestimmung des § 79 ist durch die große Bedeutung, die eine zuverlässige, laufende Statistik f ü r den Bergbau hat, gerechtfertigt. Von einer Aufzählung der einzelnen f ü r die statistische Erfassung in Betracht kommenden Gegenstände h a t der Gesetzgeber in § 79 ABG wegen der im Laufe der Zeit nötig werdenden Abänderungen abgesehen. Mot. in Z. 6 S. 55,139.— 2. a. Produktionsstatistik. Der Preuß. HandMin. ordnete durch Erlaß vom 2. J a n u a r 1857 die Einführung einer Statistik über Menge und Wert der Produktion sowie über Anzahl der Arbeiter und deren Angehörigen an. Die Durchführung dieser Statistik lag in den Händen der Bergbehörden.
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§79 Anm. 2
Auf Anregung des PreußHandMin. wies der Kgl. Hannoversche FinMin. durch Erlaß vom 5. 12. 1857 das Berg- und Forstamt in Clausthal an, zwecks Aufstellung einer Zollvereinsstatistik amtliche Daten über die Berg- und Hüttenproduktion des Kgr. Hannover f ü r die J a h r e 1848 — 1857 einzusenden. Nach Gründung des Deutschen Reichs beschloß der Bundesrat in seiner 48. Sitzung am 7. 12. 1871, die gesamte Bergwerks-, Hütten- und Salinenstatistik durch die Bergbehörde erheben zu lassen, und zwar zum ersten Mal f ü r das J a h r 1871. Koch S. 151 Durch Bundesratsbeschluß vom 22. 11. 1877 (ZBHS 26 A S. 141) wurden Formulare f ü r Kohlen-, Salz- und Erzbergwerke über Gesamtproduktion, eigenen Verbrauch, Haldenverluste, absatzfähige Jahresproduktion sowie über Größe der Belegschaft und deren Angehörige festgestellt. I n einem erläuternden Erlaß vom 14. 12. 1877 ZBHS 26 A S. 15 wurde angeordnet, die Erhebungen des statistischen Materials auch weiterhin, wie seither, durch die Bergbehörden, bei denen die technischen Fachkenntnisse vorausgesetzt werden konnten, vornehmen zu lassen. — Für die übrigen Arten der Bergwerksbetriebe, Steinbrüche usw., die unter Bergaufsicht standen, waren Formulare durch Bundesratsbeschluß v. 7. 12. 1871 bestimmt worden. Auch diese Erhebungen erfolgten durch die Bergbehörde. (HandMinErl. v. 12. 8. 1872). Abänderung der Produktionsstatistik der bergbaulichen Betriebe durch Bundesratsbeschluß v. 21. 12. 1912. Erhebende Stelle f ü r die Reichsstatistik blieb weiter die Bergbehörde (ZBHS. 60 A S. 181). Ferner Bundesratsbeschluß vom 19. 12. 1913, der Bestimmungen über die Produktionsstatistik der Kohlen-, Eisen- und Hüttenindustrie erließ; auch hier wurde wieder gemäß § 1 dieser Bestimmungen durch HandMinErlaß v. 29. 12. 1913 im Einvernehmen mit dem Reichskanzler mit den Erhebungen über die Kohlenindustrie die Bergbehörde betraut. b. Bergarbeiterlohnstatistik. Sie wird vom J a h r e 1872 ab laufend durch die Bergbehörden erhoben (HandMinErlaß v. 22. 7. 1872). Weitere Vorschriften in Erl. v. 28. 10. 1887 ZBHS. 36 A S. 43, Erl. v. 16. 1. 1913. ZBHS 1912 S. 186, v. 12. 2. 1921 ZBHS 1921 S. 25. Auch das Gesetz betr. Lohnstatistik v. 27. 7. 1922 (RGBl. S. 656) änderte an der Erhebungsart nichts, weil diese von der Zustimmung des Reichsrats abhing, in dem Preußen die Stimmenmehrheit besaß; ebenso VO zur Ausf. d. Ges. betr. Lohnstatistik v. 14. 7. 1927 (RGBl. S. 185). I n der VO zur Ausführung des Ges. betreffend Lohnstatistik v. 8. 8. 1938 (RGBl. I S. 1310) sind Sonderregelungen f ü r den Bergbau nicht mehr aufgenommen worden, weil der Bergbau als Reichsangelegenheit dem Reichswirtschaftsminister unmittelbar unterstand und dieser nach § 1 der vorbez. VO den Umfang der Erhebung und die zu erfassenden Wirtschaftszweige selbst bestimmte. Die bergbauliche Lohnstatistik wurde daher als amtliche Lohnstatistik f ü r den Bergbau unverändert weitergeführt. Ebenso h a t der Statistische Zentralausschuß mit Schreiben v. 20. 12. 1940 —2500/ 22. 4. 1939 — f ü r den Bereich des Bergbaus die statistischen Erhebungen der Bergbehörde, die auf Grund des § 79 ABG durchgeführt werden, gemäß § 9 Abs. 3 der VO v. 13. 2. 1939 zur Vereinfachung der Wirtschaftsstatistik (RGBl. S. 389) anerkannt und bestätigt. c. Uniallstatistik. F ü r die Unfallstatistik des Bergbaues ist ergangen: MinErl. betr. Verunglückungsstatistik des Preuß. Bergbaues v. 13. 10. 1888 ZBHS 37 S. 17 - Erl. R W M betr. Unfallstatistik v. 24. 5. 1939 ZBHS 87 S. 185. -
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§79 Anm. 3, 4
ABG
Grundlage f ü r die amtl. Unfallstatistik ist die Unfallnachricht des Bergwerksbesitzers an dasjenige BA (gelbe Unfallanzeige), das f ü r die nach §§ 1559 RVO vorgeschriebene Untersuchung zuständig ist. Vgl. dazu § 204 ABG. Als meldepflichtige Unfälle gelten alle durch äußere Einwirkungen betrieblicher oder damit zusammenhängender Art verursachten Körperbeschädigungen, die den Tod zur Folge haben oder eine völlige oder teilweise Arbeitsunfähigkeit des Verletzten von mehr als 3 Tagen, auch wenn der Verletzte zur Vermeidung einer Feierzeit Tarifurlaub nimmt. Als Betriebsunfälle zählen alle Unfälle, die an einer im Aufsichtsbereich der Bergbehörde liegenden Unfallstelle der Belegschaft vor, während oder nach der Schicht bei Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit oder einem damit in Verbindung stehenden Vorgang zugestoßen sind, vgl. § 1552 RVO, § 204 ABG u n d Ebel in RAB1. 1926 S. 479. — I n das Unfallverzeichnis sind nicht aufzunehmen Unfälle, die auf krankhafte Anlage des Verunglückten zurückzuführen sind, Verletzungen, die durch ein mit dem Betrieb des Bergbaues nicht in Verbindung stehendes Ereignis veranlaßt worden sind, alle Unfälle an Unfallstellen, die nicht im Aufsichtsbereich der Bergbehörde liegen, z. B. sog. Wegeunfälle. 3. Die Bergbehörden der preuß. Nachfolgestaaten führen auf Grund des § 79 ihre Bergbaustatistik weiter. In Nordrhein-Westfalen ist dazu ergangen der Erl. d. WMin. f. Nordrhein-Westfalen v. 4. 7. 1951 (MinBlNW 1951 S. 806). Eine neue Gliederung der Unfallstatistik f ü h r t e das Oberbergamt in Dortmund am 1.1.1951 ein, die in der Hauptsache nach der Steinkohle des Dortmunder Bezirks ausgerichtet war. Das Oberbergamt Bonn übernahm sie unter Berücksichtigung der anderen im Bezirk Bonn außer Steinkohle noch vorkommenden Bergbauarten. Durch Vereinbarung zwischen allen bergbautreibenden Bundesländern ist diese Gliederung, abgesehen von kleinen Änderungen, von allen bergbau-treibenden Bundesländern übernommen worden. E s werden statistisch erfaßt: I . Die Gewinnung, I I . Belegschaft, Löhne, Förderanteil, I I I . Allgemeine Unfallstatistik, IV. Betriebsentwicklung im Steinkohlenbergbau unter Tage, V. Maschinenstatistik. Der Vordruck f ü r die Unfallanzeige ist am 1. 1. 1957 abgeändert worden, um ihn im Lochkartenverfahren verwenden zu können, vgl. Schulte: Neue Unfallstatistik und Grundsätze f ü r die Meldung und Erfassung von Unfällen, Glückauf 1957 S. 33. 4. Die Veröffentlichung der Bergbaustatistik erfolgte durch das Statistische Reichsamt und durch die vom Preuß. HandMin. herausgegebene Zeitschrift f ü r Berg-Hütten- und Salinenwesen (ZBHS). Auf Grund einer Vereinbarung zwischen den preuß. Nachfolgestaaten und den übrigen bergbautreibenden Bundesländern werden die Bergbaustatistiken der Bundesländer zu einer alle Bergbauländer umfassenden Bergbaustatistik vereinigt und in den „Statistischen Mitteilungen der Bundesrepublik Deutschland" (sog. blaue Hefte) in jedem J a h r veröffentlicht. Übertretung des § 79 in Nordrhein-Westfalen strafbar gem. § 207 AGB, in den übrigen Ländern nicht strafbar. Erzwingbarkeit durch Bergbehörde als Bergpolizeibehörde (Ordnungsbehörde) auf Grund des § 196 in Verbindung mit den Vorschriften über den Verwaltungszwang nach den Landesgesetzen, vgl. dazu Krautschneider in Z. 99 S. 404ff. u. Z. 98 S. 391. -
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§79 Anm. 5, 6
Ausdehnung des § 79 auf den Grundeigentümerbergbau vgl. § 72 Anm. 1. — Auf Schürfbetriebe nicht anwendbar § 3a Abs. 2. — 5. I n die durch Bundesgesetz oder -Verordnung fallenden Statistiken wird grundsatzlich auch der Bergbau einbezogen. — Als bundeseinheitliche Gesetze oder Verordnungen kommen in Betracht: a) Gesetz über die Statistik f ü r Bundeszwecke v. 3. 9. 1953 (BGBl. S. 1314) in der Fassung des § 4 des Überleitungsgesetzes v. 27. 4. 1955 (BGBl. I S. 189), des Änderungsges. v. 8. 8. 1955 (BGBl. I S . 507) und des 2. Änderungsges. v. 15. 7. 1957 (BGBl. I S. 721). b) Gesetz über die allgemeine Statistik in der Industrie und im Bauhauptgewerbe v. 15. 7. 1957 (BGBl. I S. 720). c) Verordnung über die Durchführung einer Eisen- und Stahlstatistik v. 1. 8. 1957 (Bundes-Anzeiger Nr. 148 S. 1). d) Verordnung über die Durchführung einer Nichteisen- und EdelmetallStatistik v. 1. 8. 1957 (Bundes-Anzeiger Nr. 148 S. 1). e) Gesetz über die Lohnstatistik v. 18. 5. 1956 (BGBl. I S. 429) Z. 97 S. 23. Erste VO v. 7. 2. 1957 zur Durchf. des Ges. (Bundesanzeiger 1957 S. 1) in Z. 98 S. 2. 6. Statistische Erhebungen über den Bergbau überhaupt werden durchgeführt durch: a) das statistische Bundesamt unmittelbar; b) die statistischen Landesämter, c) die Länderbergbehörden (vgl. dazu Beschl. v. 25. 11. 1958 des Nieders. LandesMin. Z. 99 S. 365) d) die Hohe Behörde, Luxemburg, e) den Verein „Statistik der Kohlenwirtschaft" e. V. f ü r den Kohlenbergbau, f) die Wirtschaftsverbände des Bergbaus. —
Dritter Abschnitt Von den Bergleuten und den Betriebsbeamten Vorbemerkung Die Eigenart des Bergwerksbetriebes setzt grundsätzlich Gemeinschaftsarbeit voraus. Bis zum 13. J h . wurde im alten deutschen Bergbau diese in der Regel durch die Gewerken selbst geleistet (Eigenlöhnerbergbau). Erst dann kam es über die Einrichtungen des „Kostvertrages", der „Lehnschaft" und der „Teilmiete" im nennenswerten Umfange zur Einstellung fremder Arbeitskräfte im Lohnverhältnis. Bei dem „ K o s t v e r t i a g " leisteten die Gewerken f ü r z. B. durch Auswanderung, Krankheit oder aus anderen Gründen ausfallende Mitgewerken deren Arbeit mit gegen Zahlung von „ K o s t " (Kost auf tage und Kost zu würfen). Unter „Lehnschaft" verstand man die Leihe eines Teiles eines Bergwerks an andere Bergleute (Lehnhäuer), die dann ihren Betrieb auf eigene Rechnung selbst führten und dafür einen Bruchteil des Ertrages abgaben. Bei der „Teilmiete" wurde gegen ein bestimmtes Entgelt von einem Teilbesitzer das Recht auf dessen Ausbeutungsanteil gegen die Verpflichtung erworben, diesen Teil an Stelle der Gewerken zu verbauen, vgl.
171
§80
ABG
Anm. 1, 2
Zycha, Das böhmische Bergrecht des Mittelalters, Bd. I S. 287 und Zycha, Das Recht des ältesten deutschen Bergbaues, Berlin 1899 S. lOOff. Im 12., 13. und 14. J h . war die Lohnarbeit noch nicht häufig. Erst allmählich rückte die Lohnarbeit an die Stelle der Kost empfangenden Gewerken und der Lehnhäuser. Manche Ausdrücke, die für den Kostvertrag Verwendung fanden, wurden später auch auf die Lohnarbeit, insbesondere auf das Gedinge übertragen. Das Wort Gedinge selbst hat seinen Ursprung im Kostvertrag der Gewerken. Die Einstellung, Verlegung und Entlassung fremder Arbeitskräfte erfolgte jedoch nicht durch den Unternehmer, sondern durch die Bergbehörde. Seit dem 30jährigen Krieg griffen die Bergbehörden immer stärker beaufsichtigend und bestimmend durch besondere vorgebildete Bergbeamte in die Betriebe wegen deren zunehmender Gefährlichkeit ein. Das Gesetz über die Verhältnisse der Miteigentümer eines Bergwerks vom 12. Mai 1851 mit der Ministerialinstruktion vom 6. März 1852 unterschied zwischen Bergleuten, die in die Knappschaftsrolle eingetragen waren, und solchen, die nicht Knappschaftsgenossen waren. Letztere standen im freien Vertragsverhältnis; diese konnten vom Unternehmer angenommen und entlassen werden; ebenso konnten sie kündigen und anderswo in Arbeit treten. Die Knappschaftsgenossen dagegen wurden von dem Berggeschworenen angenommen, auf die einzelnen Gruben verteilt, und ihnen von ihm dort der Lohn bestimmt. Dagegen durften sie erst entlassen werden, wenn die nicht in die Knappschaftsrolle eingetragenen Bergleute entlassen worden waren. Erst das Gesetz vom 21. 5. 1860 (GS S. 201) über die Beaufsichtigung des Bergbaues durch die Bergbehörden und das Verhältnis der Berg- und Hüttenarbeiter beseitigte die Beteiligung der Bergbehörde an der Betriebsführung und führte volle Vertragsfreiheit ein. In § 2 des Gesetzes heißt es: „Die Abschließung der Verträge zwischen dem Bergwerkseigentümer . . . und den Bergleuten ist nach näherer Bestimmung dieses Gesetzes lediglich dem freien Ermessen derselben überlassen; eine Mitwirkung der Bergbehörde bei der Annahme und Entlassung der genannten Personen sowie bei der Festsetzung des Schicht- und Gedingelohnes findet ferner nicht statt." Dem entsprechend setzt § 80 Abs. 1 in dem Abschnitt „Von den Bergleiten und den Betriebsbeamten" an die Spitze: „Das Vertragsverhältnis zwischen den Bergwerksbesitzern und den Bergleuten wird nach den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen beurteilt, soweit nicht nachstehend etwas anderes bestimmt ist." § 80 1 (1) Das Vertragsverhältiiis zwischen den Bergwerksbesitzern und den Bergleuten wird nach den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen2 beurteilt, soweit nicht nachstehend etwas anderes bestimmt ist. (2) Den Bergwerksbesitzern ist untersagt, für den Fall der rechtswidrigen Auflösung des Arbeitsverhältnisses durch den Bergmann die Yerwirkung des rückständigen Lohnes3 über den Betrag des durchschnittlichen Wochenlohnes hinaus auszubedingen. I m Lande Hessen sind in Abs. 2 die Worte „über den Betrag des durchschnittlichen Wochenlohnes hinaus" fortgefallen. 1. Ges. v. 24. 6. 1892 (GS S. 131) Art. I ; Ges. v. 14. 7. 1905 (GS S. 307) und Ges. v. 18. 12. 1920 (GS 1921 S. 97). 2. Die §§ 80ff. regeln die arbeitsrechtlichen Verhältnisse der Bergleute.
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§80 Anm. 3
Vor dem Inkrafttreten des ABG galt im preuß. Bergbau das sog. Direktionsprinzip. Danach war Annahme und Entlassung der Bergleute sowie die Regelung ihrer Arbeitsbedingungen Sache der staatlichen Bergbehörde. Zycha, Das Recht des ältesten deutschen Bergrechts bis ins 13. J h . ; Berlin 1899. — Bax, Der Deutsche Bergmann im Wandel der Geschichte, Berlin 1942; Hue, Die Bergarbeiter, Stuttgart 1910. - Boldt: Das Recht des Bergmanns, Tübingen 1960. — Erst durch das Ges. v. 21. 5. 1860 (GS S. 201) betreffend den Bergbau und das Verhältnis der Berg- und Hüttenarbeiter wurde auch im Bergbau die Vertragsfreiheit nach den damals geltenden allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen eingeführt. Die Geltung dieses Rechtsgrundsatzes f ü r das ABG wird durch § 80 ausdrücklich festgestellt, vgl. Vorbemerkung vor § 80. — Daneben wurden nur einige wenige, den Bestimmungen der Preuß. GewO nachgebildete Sonderregelungen ins Gesetz selbst aufgenommen, welche später bei Inkrafttreten der GewO den Vorschriften dieses Gesetzes angeglichen wurden. Die GewO selbst gilt nach ihrem § 6 f ü r den Bergbau unmittelbar nur soweit, als dies das Gesetz ausdrücklich bestimmt. Von dieser Anwendungsmöglichkeit machte die GewO hinsichtlich ihrer A r b e i t e r s c h u t z b e s t i m m u n g e n und hinsichtlich der genehmigungsbedürftigen Anlagen ausdrücklich Gebrauch. Damit gewann das Bundesrecht in gewissem Umfange auch Geltung f ü r die Bergleute, vgl. § 6 GewO -Teil III 1 - . Später h a t das ABG durch einzelne Novellen seine arbeitsrechtlichen Bestimmungen den jeweiligen Änderungen der GewO angepaßt und sie darüber hinaus ihren besonderen Zwecken entsprechend weiter entwickelt. Daneben gewann das Bundesrecht immer mehr Geltung f ü r denBergbau, indem einzelne Bestimmungen der GewO ausdrücklich auch auf ihn f ü r anwendbar erklärt (§ 154a GewO), ferner einzelne bundesrechtliche Sonderregelungen für ihn geschaffen und schließlich auch allgemeine arbeitsrechtliche Vorschriften ohne ausdrückliche Bestimmung als f ü r den Bergbau verbindlich angesehen und entgegenstehende Bestimmungen des ABG als außer K r a f t getreten betrachtet wurden. Insbesondere die letztgenannte Entwicklung gewann immer mehr die Oberhand, so daß heute die Sondervorschriften der §§ 80ff. nur einen geringen Bruchteil der gesamten, f ü r den Bergbau geltenden arbeitsrechtlichen Bestimmungen darstellen. 3. Die §§ 80 — 93 gelten nur f ü r den auf Verleihung beruhenden Bergbau und den Grundeigentümerbergbau nach § 211b Abs. 1 Ziff. 4, § 214b in der Fassung v. 24. 9. 1937 (GS S. 93). Das ABG unterscheidet zwischen 1. Bergleuten, das sind Arbeiter u n d Angestellte, und 2. Angestellten, die a) gegen feste Bezüge als Aufsichtspersonen nach § 73 angenommen sind, b) dauernd mit höheren technischen Diensten betraut sind (Maschinen- und Bausteiger, Bauingenieur, Chemiker, Zeichner und dgl.). § 88. Die unter 2. genannten Angestellten waren begrifflich d i e Angestellten im Bergbau, als das ABG in K r a f t t r a t . Inzwischen sind große Gruppen von Personen in die Bergwerksbetriebe gekommen, die nach der heutigen Bestimmung des Begriffs des Angestellten (Deutsches Recht 1941 S. 1762) zweifelsfrei als solche anzusehen sind, jedoch nicht zu den unter 2. aufgeführten Angestellten gehören. Nach § 80 Abs. 1 ist das Vertragsverhältnis zwischen den Bergwerksbesitzern und allen Bergleuten (Arbeitern und Angestellten) nach den allgemeinen gesetz-
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§ 80a
ABG
Anm. 1 liehen Bestimmungen zu beurteilen. Jedoch sind hierbei die Bestimmungen der §§ 80ff., soweit sie hiervon abweichen, zu berücksichtigen. Dabei ist hervorzuheben, daß die §§ 88—90b nur f ü r die Angestellten unter b) gelten, nicht aber f ü r die Arbeiter und die sonstigen Angestellten im Bergbau. Es gelten danach die allgemeinen arbeitsrechtlichen Bestimmungen auch f ü r den Bergbau, wobei die arbeitsrechtlichen Sonderbestimmungen in den §§ 80 ff. — soweit sie überhaupt noch gelten — Vorrang haben. — Schadensersatzpflicht wegen Vertragsbruchs eines Berglehrlings LAG H a m m v. 29. 4. 1953 Z. 94 S. 356ff. Natzel, Schadensersatz bei Abkehr unter Vertragsbruch in „Glückauf" 1957 S. 25. — Boldt, Recht des Bergmanns, Tübingen 1960. — § 80 a 1 (1) Für jedes Bergwerk und die mit demselben verbundenen unter der Aufsicht der Bergbehörden stehenden Anlagen ist innerhalb vier Wochen nach Inkrafttreten dieses Gesetzes oder nach der Eröffnung des Betriebes eine Arbeitsordnung von dem Bergwerksbesitzer oder dessen Stellvertreter in Gemeinschaft mit der gesetzlichen Arbeitervertretung zu erlassen. Für die einzelnen Abteilungen des Betriebes, für einzelne der vorbezeichneten Anlagen oder für die einzelnen Gruppen der Arbeiter können besondere Arbeitsordnungen erlassen werden. Der Erlaß erfolgt durch Aushang (§ 80g Abs. 2). (2) Die Arbeitsordnung1 muß den Namen des Bergwerks oder die Bezeichnung der besonderen Betriebsanlage sowie den Zeitpunkt, mit welchem sie in Wirksamkeit treten soll, angeben und von dem Bergwerksbesitzer oder dessen Stellvertreter sowie von dem Vorsitzenden der gesetzlichen Arbeitervertretung unter Angabe des Datums unterzeichnet sein. (3) Abänderungen ihres Inhalts können nur durch den Erlaß von Nachträgen oder in der Weise erfolgen, daß an Stelle der bestehenden eine neue Arbeitsordnung erlassen wird. (4) Die Arbeitsordnungen und Nachträge zu denselben treten frühestens zwei Wochen nach ihrem Erlaß in Geltung. (5) Die Bergbehörde kann den Bergwerksbesitzer auf Antrag von dem Erlaß einer Arbeitsordnung oder von der Aufnahme einzelner der im § 80 b bezeichneten Bestimmungen entbinden, wenn der Betrieb nur von geringem Umfange oder seiner Natur nach von kurzer Dauer ist. In Hessen und Nordrhein-Westfalen fortgefallen. 1. Die in den §§ 80aff. enthaltenen Vorschriften sind den Bestimmungen der damals Preuß. Gewerbeordnung über die Arbeitsordnung (AO) — unter Anpassung an die dem Bergbau eigentümlichen Arbeitsverhältnisse — nachgebildet. Nach Inkrafttreten der Gewerbeordnung (GewO) im damaligen Deutschen Reich wurden sie den Vorschriften und Abänderungen der GewO über die AO jeweils angeglichen. Eine dieser Abänderungen der GewO brachte das Betriebsrätegesetz v. 4. Februar 1920 (RGBl. S. 149) in seinem § 104 Ziff. IV, V u. VI. Ebel, Einführung in das Betriebsrätegesetz mit besonderer Berücksichtigung des Bergbaues. 2. Aufl. 1928, Clausthal. I n diesem Falle wurden die §§ 80aff. jedoch der GewO nicht entsprechend angepaßt. Vielmehr wurden diese Änderungen — ohne Abänderung der §§ 80 a ff. — ohne weiteres auch auf den Bergbau bezogen, vgl. Begründung zur Bergges-
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§ 80a Anm. 1
Nov. v. 18. 12. 1920 Z. 62 S. 164; RArbBl. 1920 S. 54, sowie Schreiben des Preuß. HandMin. v. 5. 10. 1920 RArbBl. 1920 S. 953. Das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit (AOG) v. 20. 1. 1934 (RGBl. I S. 45 ff.) setzte das Betriebsrätegesetz außer Kraft, hob die Bestimmungen des § 134a GewO über die AO durch § 69 Abs. 2 AOG auf und regelte in dem § 27 Abs. 1 AOG die Bestimmungen über den Erlaß und den Inhalt der AO — nunmehr Betriebsordnung genannt — neu. Die entsprechenden Vorschriften der AO in den §§ 80aff. wurden auch in diesem Falle nicht ausdrücklich aufgehoben. Vielmehr galten die Vorschriften in § 27 Abs. 1 AOG über den Erlaß und den Inhalt der Betriebsordnung ohne weiteres auch f ü r den Bergbau, allerdings mit der Maßgabe des § 27 Abs. 2 AOG, daß nämlich die Vorschriften der §§ 80aff. weiter galten, soweit sie Bestimmungen enthielten, die über den in § 27 Abs. 1 AOG bestimmten, zwingenden Inhalt der Betriebsordnung hinausgingen, vgl. § 80 a Anm. 1 und § 80 b Anm. 1 der ersten Auflage dieses Kommentars. Das AOG schließlich ist durch das Kontrollratsgesetz Nr. 56 v. 30. 6. 1947 (Amtsblatt des Kontrollrats S. 287) aufgehoben worden. Dadurch sind die Bestimmungen über den Erlaß und den Inhalt einer Betriebs-(Arbeits-)ordnung (§ 26, 27 AOG) weggefallen. Es entstand eine Lücke in der gesetzlichen Regelung, die nur teilweise durch das Kontrollratsgesetz Nr. 22 y. 10. 4. 1946 ausgefüllt wurde. Dieses übertrug in Art. V Abs. l b dem Betriebsrat die Aufgabe, mit dem Arbeitgeber über den Erlaß von Arbeitsordnungen zu verhandeln. Neue AOen konnten nur in Form von Betriebsvereinbarungen erlassen werden. Dies änderte sich auch nicht durch die Betriebsrätegesetze der Länder, vgl. Hueck, Arbeitsrechtsblattei unter Stichwort Arbeitsordnung. — Ein öffentlich-rechtlicher Zwang zum Erlaß einer AO besteht nunmehr weder nach der GewO noch nach dem Berggesetz, vgl. Kiessling-Ostern Bayr. Berggesetz Art. 81, Anm. 1, die auf § 90 BetrVG verweisen. Das Betriebsverfassungsgesetz v. 11. 10. 1949 und das Tarifvertragsgesetz v. 9.4.1949 i. d. F. v. 11.1.1952 (BGBl. I S . 19) zeigen, wie künftig zu verfahren ist. Der Begriff der AO ist in dem BetrVG nicht mehr enthalten, die AO ist arbeitsrechtlich nur eine Unterart der Betriebsvereinbarung. Für ihren Abschluß gelten dieselben rechtlichen Bestimmungen, wie f ü r andere Betriebsvereinbarungen, nämlich die §§ 52, 54, 56 - 5 9 BetrVG. Die Bestimmungen des ABG über die Arbeitsordnung sind danach fortgefallen. I m Lande Hessen hat der Gesetzgeber bei der Neufassung des Berggesetzes offenbar denselben Rechtsstandpunkt eingenommen. I m Lande Hessen sind in der Fassung der Bekanntmachung des Wortlauts des ABG (Ges. v. 6. 7. 1952) fortgefallen: § 80a und 80b, § 80c Abs. 2 Satz 3 bis 8, §§ 80d bis 80i. Bestehen gebheben sind § 80 c Abs. 1 und Abs. 2 Satz 1 und Satz 2, sowie § 80 k. Diese Bestimmungen befassen sich aber nicht mit der Arbeitsordnimg. — In Nordrhein-Westfalen sind folgende Vorschriften als gegenstandslos weggefallen: §§ 80a und 80b, § 80c Abs. 1 u. Abs. 2 Satz 3 - 8 , §§ 8 0 d - 8 0 i . Durch die veränderte Rechtslage hat sich in der Praxis nichts geändert, vgl. dazu Hueck in „Arbeitsrechtsblattei" unter Stichwort Arbeitsordnung. Auch heute noch ist auf jeder Grube eine AO mit dem im ABG vorgeschriebenen Inhalt vorhanden. Es besteht nur der Unterschied gegen früher, daß sie auf Grund der Bestimmungen des BetrVG oder des TVG zustande gekommen ist. Nach § 1 des Tarif Vertragsgesetzes v. 9. 4. 1949 i. d. F. d. G. v. 11. 1. 1952 (BGBl. I S. 19) können Bestimmungen betriebsverfassungsrechtlicher Art mit
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ABG
bindender K r a f t auch durch Tarifverträge abgeschlossen werden. So ist zwischen den Tarifparteien eine AO f ü r die im Aachener, Niedersächsischen und RheinischWestfälischen Steinkohlenbergbau tätigen Arbeiter und Tarifangestellten als Tarifvertrag im Sinne des § 1 des TVG abgeschlossen worden, die am 1. 11. 1950 in K r a f t getreten ist. Sie f u ß t auf der Betriebsordnung des RheinWestf. Steinkohlenbergbaues v. 1. 9. 1934, die wiederum auf die AO von 1921 zurückgeht. Die AO von 1950 zeigt augenfällig die inzwischen eingetretene arbeitsrechtliche Entwicklung, besonders auf dem Gebiete des Gedingewesens. Höcker, Die neue Arbeitsordnung des Steinkohlenbergbaus, Glückauf 1950 S. 902/906 und ebenso Boldt in „Arbeitsrechtblattei" unter Stichwort Bergarbeitsrecht. Abw. und voneinander abweichend Boldt und Dapprich. Dapprich (Kommentar 11. Aufl. § 80a Anm. 1) sieht § 80a nicht mehr als gültig an, dagegen gültig: § 80b Abs. 1 von „unter welchen" bis „Grube", Abs. 2, Abs. 3 von „über das Verfahren" bis „Verfahrens", Abs. 4 von „sofern" bis „Aufkündigung" und Abs. 7, § 80c Abs. 1 und Abs. 2 bis „vorschriftsmäßig ist", § 80d Abs. 1 von „die im L a u f e " bis „ber ü h r t " , § 80e Abs. 3, § 80g Abs. 1, und Abs. 2 Satz 3, § 80k - vgl. dazu Dapprich: „Zur Weitergeltung der berggesetzlichen Vorschriften über die Arbeitsordnung" in Z. 97 S. 105ff. und Dapprich-v. Schlütter, Das Allg. Bergges. K o m m e n t a r 11. Aufl. 1959 S. lOOff. — Boldt, der in Anm. 1 § 80a seines Kommentars zweifelnd bemerkt, ob § 80 a weiter gilt, hält später von den Bestimmungen des ABG, die Vorschriften über die Arbeitsordnung enthalten, nämlich die §§ 80a, 80b, 80d Abs. 1 und 3, 80e Abs. 1, 80g und 80h, heute noch in K r a f t die §§ 80a, Abs. 1 Satz 1 und 3, Abs. 2 bis 4, 80b, 80d Abs. 1, 80g Abs. 1 und 80h (vgl. Boldt „Sind die Vorschriften über die Arbeitsordnimg in den deutschen Berggesetzen, insbesondere §§ 80aff. ABG noch rechtswirksam ?" in Festschrift f ü r Wilhelm Herschel, Schriftenreihe des Bundesarbeitsministeriums H e f t 1, Verlag Kohlhammer, Stuttgart). — § 80b 1 Die Arbeitsordnung muß Bestimmungen enthalten: 1. über Anfang und Ende der regelmäßigen täglichen Arbeitszeit, über die Zahl und Dauer der für die erwachsenen Arbeiter etwa vorgesehenen Pausen und darüber, unter welchen Voraussetzungen und in welchem Maße, abgesehen von Fällen der Beseitigung von Gefahren und der Ausführung von Notarbeiten, die Arbeiter verpflichtet sind, die Arbeit über die ordentliche Dauer der Arbeitszeit hinaus fortzusetzen oder besondere Nebenschichten zu verfahren, bei Arbeiten unter Tage über die Regelung der Ein- und Ausfahrt und über die Überwachung der Anwesenheit der Arbeiter in der Grube; 2. über die zur Festsetzung des Schichtlohnes und zum Abschlüsse sowie zur Abnahme des Gedinges ermächtigten Personen, über den Zeitpunkt, bis zu welchem nach Übernahme der Arbeit gegen Gedingelohn das Gedinge abgeschlossen sein muß, über die Beurkundung des abgeschlossenen Gedinges und die Bekanntmachung an die Beteiligten, über die Voraussetzungen, unter welchen der Bergwerksbesitzer oder der Arbeiter eine Veränderung oder Aufhebung des Gedinges zu verlangen berechtigt ist, sowie über die Art der Bemessung des Lohnes für den Fall, daß eine Vereinbarung über das Gedinge nicht zustande kommt; 3. über Zeit und Art der Abrechnung und Lohnzahlung, über das Verfahren zur Feststellung des bei der Lohnberechnung zu berücksichtigenden Teiles ungenügend
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§ 8 0 b Anm. 1 § 80c Anm. 1
oder vorschriftswidrig beladen« Fördergefäße und über die Überwachung dieses Verfahrens durch Vertrauensmänner der Arbeiter (§ 80 c Abs. 2), sowie über die Vertreter des Bergwerksbesitzerg bei diesem Verfahren und über den gegen die Feststellung des Lohnanteils zulässigen Beschwerdeweg; 4. sofern es nicht bei den gesetzlichen Bestimmungen (§§ 81, 82, 88) bewenden soll, über die Frist der zulässigen Aufkündigung sowie über die Gründe, aus welchen die Entlassung und der Austritt aus der Arbeit ohne Aufkündigung erfolgen darf; 5. sofern Strafen vorgesehen werden, über die Art und Höhe derselben, über die Art ihrer Festsetzung, über die hierzu bevollmächtigten Vertreter des Bergwerksbesitzers und den Beschwerdeweg gegen diese Festsetzung, sowie, wenn die Strafen in Geld bestehen, über deren Einziehung und über den Zweck, für welchen sie verwendet werden sollen; 6. sofern die Verwirkung von Lohnbeträgen nach Maßgabe der Bestimmung des § 80 Abs. 2 durch Arbeitsordnung oder Arbeitsvertrag ausbedungen wird, über die Verwendung der verwirkten Beträge; 7. über die etwaige Verabfolgung und Berechnung der Betriebsmaterialien und Werkzeuge. In Hessen und Nordrhein-Westfalen fortgefallen. 1. Weggefallen, abw. Reuß-Grotefend-Dapprich und Boldt, vgl. § 80a Anm.l. — § 80c 1 (1) Ist im Falle der Fortsetzung der Arbeit vor demselben Arbeitsort das Gedinge2 3 nicht bis zu dem nach § 80 b Nr. 2 in der Arbeitsordnung zu bestimmenden Zeitpunkt abgeschlossen, so ist der Arbeiter berechtigt, die Feststellung seines Lohnes nach Maßgabe des in der vorausgegangenen Lohnperiode für dieselbe Arbeitsstelle gültig gewesenen Gedinges zu verlangen. (2) Genügend und vorschriftsmäßig beladene Fördergefäße bei der Lohnabrechnung in Abzug zu bringen, ist verboten. Ungenügend oder vorschriftswidrig beladene Fördergefäße müssen insoweit angerechnet werden, als ihr Inhalt vorschriftsmäßig ist. Der Bergwerksbesitzer ist verpflichtet, zu gestatten, daß die Arbeiter auf ihre Kosten durch einen aus ihrer Mitte von der gesetzlichen Arbeitervertretung gewählten Vertrauensmann das Verfahren bei Feststellung der ungenügenden oder vorschriftswidrigen Beladung überwachen4 lassen. Durch die Überwachung darf eine Störung des Betriebes nicht herbeigeführt werden; bei Streitigkeiten hierüber trifft auf Beschwerde des Vertrauensmannes5 die Bergbehörde die entsprechenden Anordnungen. Der Vertrauensmann bleibt im Arbeitsverhältnis des Bergwerks. Mit der Beendigung desselben erlischt sein Amt. Der Bergwerksbesitzer ist ferner verpflichtet, den Lohn des Vertrauensmannes auf Antrag der gesetzlichen Arbeitervertretung vorschußweise zu zahlen. Er ist berechtigt, den vorschußweise gezahlten Lohn den beteiligten Arbeitern bei der Lohnzahlung in Abzug zu bringen6 7. Im Lande Hessen ist Abs. 2 Satz 2 bis 8 fortgefallen, in Nordrhein-Westfalen außerdem Abs. 1. 1. Abs. 2 geändert durch Nr. 2 Ges. v. 14. 7. 1905 (GS S. 307) und Art. II, 2 Ges. v. 18. 12. 1920 (GS 1921 S. 97). - § 80c Abs. 1 ist zwingendes Recht RG v. 25. 10. 1930 Z. 72 S. 558. 12
E b e l - W e i l e r , Berggesetz
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§ 80c
ABG
Anm. 2—4 Die Vorschrift des § 80 c befaßt sich nicht mit der AO. I n Übereinstimmung mit Boldt (vgl. § 80a Anm. 1) ist u. E. der ganze § 80c noch gültig. — Abweichend Grotefend-Dapprich, die Abs. 2 Satz 3 — 8 als fortgefallen betrachten, vgl. wie vor § 80a Anm. 1); ebenso ist in Hessen Abs. 2 Satz 3 — 8 fortgefallen. 2. Das Gedinge ist der Akkordvertrag des Bergmanns. Der Gedingevertrag ist ein echter zweiseitiger Vertrag, bei dessen Abschluß bestimmte Personen stellvertretend auch f ü r die anderen Beteiligten tätig werden. E s können jedoch nur solche Beteiligte von dem Gedingevertrag miterfaßt werden, die sich beim Gedingevertrag passiv verhalten haben. ArbGer. Essen v. 2. 4.1953 abgedr. in Bergbau und Wirtschaft 1953 S. LV. — Der Gedingevertrag setzt, wie jeder andere Vertrag, übereinstimmende Willenserklärung beider Vertragsparteien voraus. Vertragspartei auf Seiten der Arbeitnehmer ist die gesamte Gedingebelegschaft. LAG Düsseldorf v. 19. 12. 1952 Z. 94 S. 259. Dohmen: Das Gedinge im Bergbau, Springer Verlag Berlin 1953; Karl Jäger: Die Rechtsnatur des Gedinges im Rhein-Westf. Steinkohlenrevier unter besonderer Berücksichtigung der Gedingearten und Gedingeformen. Diss. Münster 1953; Hense in Z. 31 S. 355; Wölbling D J Z Bd. 14 S. 1469, R ö h n : Der Arbeitsvertrag der Bergarbeiter, Marburg 1913; Bernhard: Die Entstehung und Entwicklung der Gedingeordnungen Leipzig 1902; Grumbrecht: Der Arbeitsvertrag der Bergarbeiter des Mitteldeutschen Braunkohlenbergbaues. Halle 1929. Westhoff-Schlüter S. 174, Meuss: Die Entstehung und Entwicklung der Gedingeordnung im alten Deutschen Bergrecht, Bergbau Rundschau 1950 S. 491; Höcker: „Das Wesen des Gedinges, seine rechtliche Gestaltung in Vergangenheit und Zukunft". Glückauf 1960 S. 657 und Z. 102 S. 137; Müssig, Das Gedinge im Rhein-Westf. Steinkohlenrevier, Bochum 1931; Schmitz, Das Gedinge, Diss. Münster 1952; Boldt-Natzel, Das Recht des Bergmanns, 3. Aufl. 1960 S. 160ff; Hue, Die Bergarbeiter, Bd. 1 S. 269ff. 3. Das Wort Gedinge h a t seinen Ursprung im Kostvertrag der Bergarbeiter, vgl. Vorbemerkung vor § 80. Man bezeichnete zunächst die Einigung der Parteien über die Höhe der Kostzahlung als Gedinge. Die Bestimmungen über das Gedinge gingen in den einzelnen Bergordnungen (sächs. Bergordnungen im 13. Jh., Iglauer Recht im 14. Jh.) mehr und mehr ins einzelne. Soweit sie nicht mehr der tatsächlichen Übung entsprachen, wurden sie abgeändert und der Praxis angepaßt. So blieben sie Gemeingut aller Berggesetze. I m Gegensatz dazu wurde mit Erlaß des Ges. v. 31. 5. 1860 der Abschluß der Verträge der freien Vereinbarung der Beteiligten überlassen. Diese mangelhafte Regelung des Gedinges wird als eine Hauptursache des Streiks von 1889 angesehen. Denkschrift über die Untersuchung der Arbeiter- und Betriebsverhältnisse in den Steinkohlenbezirken. Bearbeitet im Auftrage des Min. d. I n n . u. d> öffentl. Arbeiten Berlin 1890 S. 10. 4. Der Bergmann kann erst dann nach § 80 c Abs. 1 die Feststellung seines Lohnes nach der vorausgegangenen Lohnperiode verlangen, wenn es sich um den gleichen Betriebsort und im wesentlichen auch um dieselbe Kameradschaft handelt, außerdem muß an diesem Betriebsort im Vormonat ein gültiges Gedinge bestanden haben. Diese Bestimmung ist zwingend. RAG v. 4.5.1929. RAG 532/38.—Abs. 1 ist zwingendes Recht, RAG v. 25. 10. 1930 Z. 72 S. 558. - D e r Wechsel der Arbeitsart (Gesteins- und Kohlenarbeit) bedeutet bei der Auslegung des § 80 c Abs. 1 nicht ohne
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§ 8 0 c Anm. 6—7
§80d
weiteres eine Fortsetzung der Arbeit an einem neuen Betriebsort. RAG v. 15.10.1930 Z. 72 S. 558. 6. Die Wahl von Vertrauensmännern der Bergarbeiter ist vom Bestehen einer Arbeitervertretung nicht unbedingt abhängig, vgl. Boldt: „Sind die Vorschriften über die Arbeitsordnung in den deutschen Berggesetzen noch rechtswirksam ?" in Festschrift f ü r Wilhelm Herschel, Kohlhammer Verlag, Schriftenreihe des Bundeswirtschaftsministeriums H e f t 1. — Der in einer Arbeitsordnung vorgeschriebenen Beteiligung von Beauftragten der Gedingebelegschaft in bestimmter Anzahl bei Abschluß des Gedinges kann eine normenrechtliche Wirkung nicht beigemessen werden. Das Fehlen der vorgeschriebenen Anzahl von Beauftragten berührt deshalb nicht die Wirksamkeit des Gedinges. Einverständnis der Gedingebelegschaft ersetzt die Erklärung solcher Beauftragten. LAG Düsseldorf v. 19. 12. 1952 Z. 94 S. 259. - Die Berechnungsart des Gedinges muß allgemein verständlich und durch den Hauer nachprüfbar sein. Alle f ü r die Festsetzung des Gedinges maßgebenden Einzelheiten brauchen im Gedingeschein nicht aufgeführt zu werden. LAG H a m m v. 3. 1. 1949 Z. 90 S. 391. — Der Anspruch auf den tariflichen Mindestlohn entfällt nicht durch die Behauptung, daß andere Gruppen unter den gleichen Verhältnissen den Hauerdurchschnittslohn verdient haben. ArbGer. Essen v. 2.4.1953 abgedr.in Bergbau und Wirtschaft 1953 S. LV. — Die Fürsorgepflicht des Bergwerksbesitzers erstreckt sich auf die Gestaltung des Lohnanzahlungssystems LAG H a m m v. 17. 5. 1949 Z. 90 S. 395. — 6. Abzugsfähiger Lohn im Sinne des § 80 c Abs. 2, RAG v.27.2.1932 Z . 7 3 S . 5 3 0 . 7. Gedingeinspektoren und Gedingekommission, vgl. § 80 k Anm. 2. — § SOd1 (1) Strafbestimmungen, welche das Ehrgefühl oder die guten Sitten verletzen, dürfen in die Arbeitsordnung nicht aufgenommen werden. Geldstrafen dürfen in jedem einzelnen Falle die Hälfte des für die vorhergegangene Lohnperiode ermittelten durchschnittlichen Tagesarbeitsverdienstes derjenigen Arbeiterklasse nicht übersteigen, zu welcher der Arbeiter gehört; jedoch können Tätlichkeiten gegen Mitarbeiter, erhebliche Verstöße gegen die guten Sitten sowie gegen die zur Aufrechterhaltung der Ordnung des Betriebes, zur Sicherung gegen Betriebsgefahren oder zur Durchführung der Bestimmungen dieses Gesetzes und der Reichsgewerbeordnung erlassenen Vorschriften mit Geldstrafen bis zum vollen Betrage dieses durchschnittlichen Tagesarbeitsverdienstes belegt werden; die im Laufe eines Kalendermonats gegen einen Arbeiter wegen ungenügender oder vorschriftswidriger Beladung von Fördergefäßen verhängten Geldstrafen dürfen in ihrem Gesamtbeträge fünf Reichsmark nicht übersteigen. Das Recht des Bergwerksbesitzers, Schadensersatz zu fordern, wird durch diese Bestimmung nicht berührt. (2) Alle Strafgelder müssen zum Besten der Arbeiter des Bergwerks verwendet werden. Wenn für das Bergwerk eine Betriebsvertretung vorgeschrieben ist, müssen die Strafgelder einer Unterstützungskasse zugunsten der Arbeiter überwiesen werden, an deren Verwaltung die gesetzliche Arbeitervertretung mitzuwirken hat. Die Grundsätze für die Verwendung und Verwaltung müssen in der Arbeitsordnung oder in besonderen gemeinschaftlich mit der gesetzlichen Arbeitervertretung erlassenen Satzungen festgelegt werden. Eine Übersicht der Einnahmen und Ausgaben und des Vermögens dieser Kasse ist alljährlich in einer vom Oberbergamte vorgeschriebenen 12*
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§ 8 0 d Anm. 1 § § 80 e—80 i
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Form aufzustellen und diesem, nachdem sie zwei Wochen durch Aushang zur Kenntnis der Belegschaft gebracht ist, einzureichen. (3) Dem Bergwerksbesitzer bleibt überlassen, nach Vereinbarung mit der gesetzlichen Arbeiteryertretung neben den im § 80 b bezeichneten noch weitere die Ordnung des Betriebes und das Verhalten der Arbeiter im Betriebe betreffende Bestimmungen in die Arbeitsordnung aufzunehmen. Auf dieselbe Art können in die Arbeitsordnung Vorschriften über das Verhalten der Arbeiter bei Benutzung der zu ihrem Besten getroffenen, auf dem Bergwerke bestehenden Einrichtungen sowie Vorschriften über das Verhalten der minderjährigen Arbeiter außerhalb des Betriebes aufgenommen werden. In Hessen und Nordrhein-Westfalen fortgefallen. 1. Weggefallen, abw. Reuß-Grotefend-Dapprieh und Boldt, vgl. § 80 a Anm. 1. § SOe1 (1) Der Inhalt der Arbeitsordnung ist, soweit er den Gesetzen nicht zuwiderläuft, für die Arbeitgeber und Arbeiter rechtsverbindlich. (2) Andere als die in der Arbeitsordnung oder in den §§ 82 und 83 vorgesehenen Gründe der Entlassung und des Austritts aus der Arbeit dürfen im Arbeitsvertrage nicht vereinbart werden. Andere als die in der Arbeitsordnung vorgesehenen Strafen dürfen über den Arbeiter nicht verhängt werden. Die Strafen müssen ohne Verzug festgesetzt und dem Arbeiter zur Kenntnis gebracht werden. (3) Die verhängten Geldstrafen sind in ein Verzeichnis einzutragen, welches den Namen des Bestraften, den Tag der Bestrafung, sowie den Grund und die Höhe der Strafe ergeben und auf Erfordern dem Revierbeamten jederzeit zur Einsieht vorgelegt werden muß. In Hessen und Nordrhein-Westfalen fortgefallen. 1. Weggefallen, abw. Reuß-Grotefend-Dapprich und Boldt, vgl. § 80a Anm. 1. — §§ 8 0 f l —80fs 1. Fortgefallen. Art. I Ges. v. 18. 12. 1920 (GS 1921 S. 97). § 80 g 1 (1) Die Arbeitsordnung sowie jeder Nachtrag zu derselben ist binnen drei Tagen nach dem Erlaß in zwei Ausfertigungen der Bergbehörde einzureichen. (2) Die Arbeitsordnung ist an geeigneter, allen beteiligten Arbeitern zugänglicher Stelle auszuhängen. Der Aushang muß stets in lesbarem Zustand erhalten werden. Die Arbeitsordnung ist jedem Arbeiter bei seinem Eintritt in die Beschäftigung zu behändigen. In Hessen und Nordrhein-Westfalen fortgefallen. 1. Weggefallen, abw. Reuß-Grotefend-Dapprich und Boldt, vgl. § 80 a Anm. 1. — § 80 h 1 1. Aufgehoben durch AOG abw. Boldt, vgl. § 80a Anm. 1. § 80 i 1 1. Fortgefallen. Ges. v. 18. 12. 1920 (GS 1921 S. 97). Beide §§ in Hessen und Nordrhein-Westfalen fortgefallen.
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§ 80k Anm. 1, 2
§ 80k 1 (1) Erfolgt die Lohnberechnung auf Grund abgeschlossener Gedinge2, so ist der Bergwerksbesitzer zur Beobachtung nachstehender Vorschriften verpflichtet: 1. Wird die Leistung aus Zahl und Bauminhalt der Fördergefäße ermittelt, so muß dieser am Fördergefäße selbst dauernd und deutlich ersichtlich gemacht werden, sofern nicht Fördergefäße von gleichem Bauminhalt benutzt werden und letzterer vor dem Beginn des Gebrauches bekannt gemacht wird. 2. Wird die Leistung aus dem Gewichtsinhalt der Fördergefäße ermittelt, so muß das Leergewicht jedes einzelnen derselben vor dem Beginn des Gebrauchs und später in jedem Betriebsjahre mindestens einmal von neuem festgestellt und am Fördergefäße selbst dauernd und deutlich ersichtlich gemacht werden. (2) Der Bergwerksbesitzer ist verpflichtet, die Einrichtungen zu treffen und die Hilfskräfte zu stellen, welche die Bergbehörde zur Überwachung der Ausführung vorstehender Bestimmungen erforderlich erachtet. (3) Für Waschabgänge „Halden" 3 und sonstige beim Absatz der Produkte sich ergebende Verluste dürfen dem Arbeiter Abzüge von der Arbeitsleistung oder dem Lohne nicht gemacht werden4. Ausnahmen hiervon bedürfen der Genehmigung der Bergbehörden. 1. Die Bestimmungen des § 80 k sind bei der Lohnberechnung auf Grund abgeschlossener Gedinge auch heute noch zu beachten. Zu der in Abs. 1 Ziff. 1 vorgeschriebenen Kenntlichmachung des Inhalts und des Leergewichts der Fördergefäße kam noch der Eichzwang auf Grund der VO über die Eichung im Bergwerksbetrieb v. 8. 2. 1923 (RGBl. I S. 108). Diese VO ist durch § 68 des Maß- und Gewichtsges. v. 13. 12. 1935 (RGBl. I S. 1499) aufgehoben worden. Nach § 15 des Ges. v. 13. 12. 1935 in Verb, mit § 48 der AusfVO zum Maß- und Gewichtsges. v. 20. 5. 1936 (RGBl. I S . 459) i. d. Fassung d. VO v. 26. 2. 1938 (RGBl. I S. 225) sind Fördergefäße und Förderwagen in Bergwerksbetrieben, die zur Ermittlung des Arbeitslohnes dienen, nicht mehr eichpflichtig. Z. 76 S. 414, 415 und Z. 79 S. 1. — I m übrigen wird die Eichpflicht, soweit sie im Bergbau besteht, durch die Bergbehörde überwacht. § 19 Abs. 3 der vorgenannten AusfVO. — Siehe auch Teil I I I 15. 2. Gedingeformen sind: Kameradschafts-, Gruppen-, Einmanngedinge. — Gedingearten können sein: Massen- oder Wagengedinge (Lohnberechnung nach der Anzahl der geförderten Wagen), Meter-, Zentimeter-, Quadratmeter-, KubikmeterGedinge (Berechnung nach der Freikohlung einer Anzahl Meter, Zentimeter usw. von der gesamten Strebfläche), gemischte Gedinge (eine Kombination von beiden) und Zeitgedinge (z. B. f ü r bergmännische Spezialarbeiten). — Wagengedinge LAG H a m m v. 17.5.1949 Z. 90 S.398ff.—Gedinge werden im allgemeinen f ü r unbestimmte Zeit oder mindestens f ü r einen Monat geschlossen. Generalgedinge sind Gedingeverträge über einen Monat, insbesondere bis zur Fertigstellung einer bestimmten Arbeit. F ü r die Entscheidung der Frage, ob ein Gedinge f ü r unbestimmte Zeit oder f ü r die Dauer einer bestimmten Arbeit abgeschlossen ist, kommt es auf die Beurkundung des Vertrages an. RAG v. 15.10.1930 Z. 72 S. 553. Anlaufgedinge sind Gedinge an einem neu erschlossenen Betriebspunkt, bei dem erst beide Teile Erfahrung f ü r den Abschluß des eigentlichen Gedinges sammeln sollen. — I m rheinisch-westf. Steinkohlenbergbau besteht ein Gedingeschlichtungsverfahren auf Grund der „Vereinbarung über die Einführung von Gedingeinspektoren und die
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§ 8 0 k Anm. 3 , 4 §§81,82
ABG
Errichtung einer Gedingekommission im Ruhrbergbau v. 23. 6. 1948" — vgl. auch § 80 Anm. 3. — Gedingeinspektoren und Gedingekommission im Bergbau in „Bergbaufreiheit" 1949 S. 530. - LAG H a m m v. 17. 5. 1949 Z. 90 S. 398. 3. Halden vgl. § 54 Anm. 5. 4. sog. „Nullen", d. h. Nichtanrechnen von nicht ordnungsmäßig oder nicht rein beladenen Förderwagen ist durch die Novelle v. 14. 7. 1905 verboten worden. Der Kohleninhalt des Wagens muß durch Abmessen ermittelt und angerechnet, bei unreiner Ladung der unreine Teil ausgelesen und in Abzug gebracht werden. — § 81 1 2 (1) Das Vertragsverhältnis kann, wenn nicht ein anderes verabredet ist, durch eine jedem Teile freistehende, vierzehn Tage vorher zn erklärende Aufkündigung gelöst werden. (2) Werden andere Aufkündigungsfristen vereinbart, so müssen sie für beide Teile gleich sein. Vereinbarungen, welche dieser Bestimmung zuwiderlaufen, sind nichtig 3 4 . 1. Literatur: Boldt, Das Recht des Bergmanns, Tübingen 1960; Röhn, Der Arbeitsvertrag der Bergarbeiter, Marburg 1913; Grumbrecht, Der Arbeitsvertrag der Bergarbeiter, Halle 1929; Hue, Die Bergarbeiter, 2 Bde., Stuttgart 1910. — 2. vgl. § 122 GewO. Auch vorsorgliche Kündigungen u n d Änderungs-Kündigungen sind ordnungsmäßige Kündigungen. 3. Kündigungsschutz vgl. Kündigungsschutzgesetz v. 10. 8. 1951 (BGBl. S.499) LAG Düsseldorf v. 13. 1. 1953 Z. 94 S. 262; Rechtsfolgen einer Kündigung ohne Anhörung des Betriebsrats. BAG v. 15.9.1954 Z.96 S. 80; Gesetz über die Beschäftigung Schwerbeschädigter v. 16. Juli 1953, Erste YO v. 18. 3. 1954 z. Durchf. d. SchwerbeschGes. (BGBl. I S. 40) und Zweite YO v. 18. 3. 1954 z. Durchf. d. SchwerbeschGes. (BGBl. I S. 41), dazu Natzel: Zur Gleichstellung von Schwererwerbsbeschränkten im Bergbau in Z. 99 S. 235f.; Betriebsverfassungsgesetz v. 10.10. 1952 (BGBl. I S. 681). — Ges. über einen Bergmannsversorgungsschein im Lande Nordrhein-Westfalen v. 10. 7. 1948 i. d. F. v. 9. 1. 1958. — Teil I I Bf 1 —. Erste DurchfVO v. 12. 7. 1948, insbesondere zweite DurchfVO v. 7. 8. 1949, Dritte DurchfVO v. 7. 8. 1949. — Teil I I Bf la-c-, Ges. wie vor im Lande Niedersachsen v. 6. 1. 1949 - und erste DurchfVO v. 13. 4. 1949 - Teil I I Be 1 u. 1 a—. vgl. auch Beschluß BGH v. 9. 2. 1956 über Kündigung eines Inhabers des Bergmannsversorgungsscheins Z. 97 S.98ff. Den Inhabern des Bergmannsversorgungsscheines steht bei ordentlicher Kündigung eine Mindestfrist von 4 Wochen zu, außerdem Zustimmung der Zentralstelle. § 11. — § 2 Arbeitsplatzschutzgesetz v. 30. 3. 1957 (BGBl. I S. 293). 4. Die Tarifverträge enthalten vielfach weit günstigere Kündigungsfristen, als sie § 81 vorsieht, vgl. dazu Boldt, Das Recht des Bergmanns, Tübingen 1960, S. 475. — Natzel, Schadensersatz bei Abkehr unter Vertragsbruch, Glückauf 1957 S. 25. §82i (1) Vor Ablauf der vertragsmäßigen Arbeitszeit und ohne Aufkündigung können Bergleute entlassen werden:
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigen tume
§82 Anm. 1—4
1. wenn sie bei Abschluß des Arbeitsvertrages den Arbeitgeber durch Vorzeigung talscher oder verfälschter Abkehrscheine, Zeugnisse oder Arbeitsbücher hintergangen oder ihn über das Bestehen eines anderen sie gleichzeitig verpflichtenden Arbeitsverhältnisses in einen Irrtum versetzt haben; 2. wenn sie eines Diebstahls 2 , einer Entwendung, einer Unterschlagung, eines Betruges oder eines liederlichen Lebenswandels sich schuldig machen; 3. wenn sie die Arbeit unbefugt verlassen haben oder sonst den nach dem Arbeits vertrage ihnen obliegenden Verpflichtungen nachzukommen beharrlich verweigern; 3 4. wenn sie eine sicherheitspolizeiliche Vorschrift bei der Bergarbeit übertreten oder sich groben Ungehorsams gegen die den Betrieb betreffenden Anordnungen des Bergwerksbesitzers, dessen Stellvertreter oder der ihnen vorgesetzten Beamten schuldig machen; 1 5. wenn sie sich Tätlichkeiten oder grobe Beleidigungen gegen den Bergwerksbesitzer, dessen Stellvertreter oder die ihnen vorgesetzten Beamten 5 oder gegen die Familienangehörigen derselben zuschulden kommen lassen; 6. wenn sie einer vorsätzlichen und rechtswidrigen Sachbeschädigung zum Nachteil des Bergwerksbesitzers, dessen Stellvertreter, der ihnen vorgesetzten Beamten oder eines Mitarbeiters sich schuldig machen; 7. wenn sie die Vertreter des Bergwerksbesitzers, die ihnen vorgesetzten Beamten, die Mitarbeiter oder die Familienangehörigen dieser Personen zu Handlungen verleiten oder zu verleiten versuchen, welche wider die Gesetze oder die guten Sitten verstoßen 6 ; 8. wenn sie zur Fortsetzung der Arbeit nach ärztlicher Bescheinigung voraussichtlich für längere Zeit unfähig oder mit einer abschreckenden Krankheit behaftet sind 7 . (2) In den unter Nr. I bis 7 gedachten Fällen ist die Entlassung nicht mehr zulässig, wenn die zugrunde liegenden Tatsachen dem Bergwerksbesitzer oder dessen Stellvertreter länger als eine Woche 8 bekannt sind. (3) Inwiefern in den unter Nr. 8 gedachten Fällen dem Entlassenen ein Anspruch auf Entschädigung zustehe, ist nach dem Inhalte des Vertrages und nach den allgemeinen gesetzlichen Vorschriften zu beurteilen. Im Lande Hessen sind Abs. 1 Ziff. 8 und Abs. 2 u. 3 fortgefallen. 1. vgl. § 123 GewO - Weitergeltung des § 82, RAG v. 5. 4. 1939 zit. in „Glückauf" 1939 S. 949f. 2. Entlassung bei Diebstahlversuch und freiw. Rücktritt LAG Stuttgart v.21.5. 1952 Z. 94 S. 119. Wichtiger Grund bei Diebstahlsverdacht nur dann, wenn noch besondere Umstände und Gründe dazu kommen, die die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses für den Arbeitgeber nicht mehr zumutbar erscheinen lassen (z. B. andere strafbare Handlungen). An leitende Arbeitnehmer werden höhere Anforderungen gestellt. Man wird auch verlangen können, daß der Arbeitnehmer zur Klärung des Falles beitragen muß. LAG Mannheim v. 27. 2. 1951 ARD Rechtsprechung 1126-1129. 3. Niederlegung der Arbeit wegen Unzufriedenheit mit dem geltenden Gedinge. AG Duisburg v. 6. 6. 1951 Z. 94 S. 120. 4. Störung des Arbeitsfriedens AG Gelsenkirchen v. 5. 7. 1950 Z. 91 S. 404.
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§ 8 2 Anm. 5—8 §§ 83,83a
ABG
5. Beleidigung von Betriebsratsmitgliedern AG Duisburg v. 14.11.1947 Z. 87/89 S. 131. Verteilung von Propagandamaterial LAG Düsseldorf v. 19. 10. 1951 Z. 93 S. 220, Aufforderung zum wilden Streik LAG Düsseldorf v. 16. 5. 1951 Z. 92 S. 445. Volksabstimmungsaufforderung BGH v. 13. 1. 1956 Z. 97 S. 89. 6. Treuverstöße im Rahmen des Arbeitsverhältnisses oder versuchte Verleitung dazu. LAG Düsseldorf v. 16. 5. 1951 Z. 92 S. 445. 7. Ges. v. 3. 3. 1932 (GS S. 137). Vgl. Berg(-polizei-)verordnungen der Oberbergämter über ärztliche Anlageuntersuchungen im Bergbau. Z. 95 S. 271, 266 Kündigung wegen Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit. RAG v. 27. 4. 1938 RAG 246/37; RAG v. 5. 3. 1939 RAG 186/38 zit. in,, Glückauf" 1940 S. 109. 8. Die Wochenfrist beginnt erst zu laufen, sobald der Bergwerksbesitzer oder sein Stellvertreter die sichere Kenntnis des die Entlassung rechtfertigenden Tatbestandes erlangt. ArbG Oberhausen v. 30- 10. 1950 Z. 91 S. 404. §8Bi (1) Vor Ablauf der vertragsmäßigen Arbeitszeit und ohne vorhergegangene Aufkündigung können Bergleute die Arbeit verlassen 2 , 1. wenn sie zur Fortsetzung der Arbeit unfähig werden; 2. wenn der Bergwerksbesitzer, dessen Stellvertreter oder die ihnen vorgesetzten Beamten sich Tätlichkeiten oder grobe Beleidigungen gegen die Bergleute oder gegen ihre Familienangehörigen zuschulden kommen lassen; 3. wenn der Bergwerksbesitzer, dessen Stellvertreter oder Beamte oder Familienangehörige derselben die Bergleute oder deren Familienangehörige zu Handlungen verleiten oder zu verleiten versuchen, oder mit den Familienangehörigen der Bergleute Handlungen begehen, welche wider die Gesetze oder die guten Sitten laufen; 4. wenn der Bergwerksbesitzer den Bergleuten den schuldigen Lohn nicht in der bedungenen Weise auszahlt, bei Gedingelohn nicht für ihre ausreichende Beschäftigung sorgt, oder wenn er sich widerrechtlicher Übervorteilungen gegen sie schuldig macht. (2) In den unter Nr. 2 gedachten Fällen ist der Austritt aus der Arbeit nicht mehr zulässig, wenn die zugrunde liegenden Tatsachen dem Arbeiter länger als eine Woche 3 bekannt sind. 1. Gesetz v. 24. 6. 1892 (GS S. 131). § 124 GewO. 2. § 83 entspricht § 124 GewO. Es fehlt jedoch die dem § 124 Ziff. 5 entsprechende Bestimmung der GewO, wonach eine fristlose Kündigung zulässig ist, wenn bei Fortsetzung der Arbeit das Leben oder die Gesundheit der Arbeiter einer erweislichen Gefahr ausgesetzt sein würde, die bei Eingehung des Arbeitsvertrages nicht zu erkennen war. 3. vgl. § 82 Anm. 8. § 83 a 1 Außer den in den §§ 82 und 88 bezeichneten Fällen kann jeder der beiden Teile aus wichtigen Gründen vor Ablauf der vertragsmäßigen Zeit und ohne Innehaltung der Kündigungsfrist die Aufhebung des Arbeitsverhältnisses2 verlangen, wenn dasselbe mindestens auf vier Wochen oder wenn eine längere als vierzehntägige Kündigungsfrist vereinbart ist 2 .
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§ 8 3 a Anm. 1, 2 §§84,85
1. Gesetz v. 24. 6. 1892 (GS S. 131). 2. § 124a GewO, § 626 BGB — Fristlose Kündigung nur zulässig, wenn dem Kündigenden unter Berücksichtigung seiner subjektiven Verhältnisse die Weiterbeschaftigung nicht zumutbar ist, was Tatfrage ist. Es kann sich nur um Vorgänge schwerwiegender Natur handeln. — Plötzlich eintretende schwere Wirtschaftskrise wichtiger Grund zur sofortigen Kündigung. LG Neuwied v. 17. 11. 1924 J W 1925 S. 1921 Nr. 18. §84i (1) Der Bergwerksbesitzer oder dessen Stellvertreter ist verpflichtet, dem abkehrenden großjährigen Bergmanne ein Zeugnis2 über die Art und Dauer seiner Beschäftigung und auf Verlangen auch ein Zeugnis über seine Führung und seine Leistungen auszustellen. Die Unterschrift dieser Zeugnisse hat die Ortspolizeibehörde kosten- und stempelfrei zu beglaubigen. (2) Wird die Ausstellung des Zeugnisses verweigert, so fertigt die Ortspolizeibehörde dasselbe auf Kosten des Verpflichteten aus. (3) Werden dem abkehrenden Bergmanne in dem Zeugnisse Beschuldigungen zur Last gelegt, welche seine fernere Beschäftigung hindern würden, so kann er auf Untersuchung bei der Ortspolizeibehörde antragen, welche, wenn die Beschuldigung unbegründet befunden wird, unter dem Zeugnisse den Befund ihrer Untersuchung zu vermerken hat. (4) Den Arbeitgebern ist untersagt, die Zeugnisse mit Merkmalen zu versehen, welche den Zweck haben, den Arbeiter in einer aus dem Wortlaut des Zeugnisses nicht ersichtlichen Weise zu kennzeichnen3. Im Lande Hessen gilt folgende Fassung: (1) Der Bergwerksunternehmer oder sein Stellvertreter ist verpflichtet, dem abkehrenden Bergmann ein Zeugnis über die Art und Dauer seiner Beschäftigung und auf Verlangen auch ein Zeugnis über seine Führung und seine Leistungen auszustellen. (2) Der gesetzliche Vertreter eines Minderjährigen kann verlangen, daß das Zeugnis nicht an den Minderjährigen, sondern an ihn ausgehändigt wird. (B) Den Arbeitgebern ist untersagt, die Zeugnisse mit Merkmalen zu versehen, welche den Zweck haben, den Arbeiter in einer aus dem Wortlaut des Zeugnisses nicht ersichtlichen Weise zu kennzeichnen. In Nordrhein-Westalen sind Abs. 1 Satz 2 sowie Abs. 2 u. 3 weggefallen als gegenstandslos durch die arbeitsrechtliche Entwicklung. 1. Gesetz v. 24. 6. 1892 (GS S. 131). § 113 GewO. 2. Im Bergbau „Abkehrschein" genannt. 3. Auch keine Kennzeichnung in einem den Abkehrenden günstigen Sinne. §85i Bergwerksbesitzer oder deren Stellvertreter dürfen großjährige Arbeiter, von denen ihnen bekannt ist, daß sie schon früher beim Bergbau beschäftigt waren, nicht eher zur Bergarbeit annehmen, bis ihnen von denselben das Zeugnis des Bergwerksbesitzers oder Stellvertreters, bei dem sie zuletzt in Arbeit gestanden, beziehungsweise das Zeugnis der Ortspolizeibehörde (§ 84) vorgelegt ist2.
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§ 85 Anm. 1, 2 § § 85 a — h , 8 6 , 8 7
ABG
Im Lande Hessen fortgefallen, in Nordrhein-Westfalen sind die Worte „beziehungsweise das Zeugnis der Ortspolizeibehörde" weggefallen. 1. Gesetz v. 24. 6. 1892 (GS S. 131). 2. vgl. dazu Berg(-polizei-)verordnungen der Oberbergämter über ärztliche Anlegeuntersuchungen im Bergbau. § 85a 1 (1) Minderjährige Arbeiter können beim Abgange ein Zeugnis über die Art und Dauer ihrer Beschäftigung fordern, dessen Unterschrift die Ortspolizeibehörde kostennnd stempelfrei zu beglaubigen hat. (2) Dieses Zeugnis ist auf Verlangen der Arbeiter auch au! ihre Führung und ihre Leistungen auszudehnen. (3) Auf die Ausstellung dieses Zeugnisses finden die Absätze 2, 8 und 4 des § 84 entsprechende Anwendung. (4) Der gesetzliche Vertreter des Minderjährigen kann die Ausstellung des Zeugnisses fordern, auch verlangen, daß dasselbe nicht an den Minderjährigen, sondern an ihn ausgehändigt werde. Mit Genehmigung der Gemeindebehörde des Arbeitsortes kann auch gegen den Willen des gesetzlichen Vertreters die Aushändigung unmittelbar an den Arbeiter erfolgen. Im Lande Hessen fortgefallen, in Nordrhein-Westfalen sind Abs. 1 zweiter Halbsatz, in Abs. 3 die Ziffern 2, 3 und Abs. 4 Satz 2 weggefallen. 1. Gesetz v. 24. 6. 1892 (GS S. 131). § 113 Abs. 4 GewO. §§ S ä b - S ö h 1 1. Die Vorschriften der GewO über die Arbeitsbücher für Minderjährige sind durch das Gesetz über die Änderung der GewO v. 16. 6. 1937 (RGBl. I S. 649/732) weggefallen. Damit sind auch die landesrechtlichen Bestimmungen über Arbeitsbücher gegenstandslos geworden. Erl. RWM v. 11. 8. 1937 ZBHS 85 S. 417. §86* Bergwerksbesitzer, welche einen Bergmann verleiten, vor rechtmäßiger Beendigung des Arbeitsverhältnisses die Arbeit zu verlassen, sind dem früheren Arbeitgeber für den entstandenen Schaden als Selbstschuldner mitverhaftet. In gleicher Weise haftet der Bergwerksbesitzer, welcher einen Bergmann annimmt, von dem er weiß, daß derselbe einem anderen Arbeitgeber zur Arbeit noch verpflichtet ist. In dem im vorstehenden Absätze bezeichneten Umfange ist auch derjenige Bergwerksbesitzer mitverhaftet, welcher einen Bergmann, von dem er weiß, daß derselbe einem anderen Arbeitgeber zur Arbeit noch verpflichtet ist, während der Dauer dieser Verpflichtung in der Beschäftigung behält, sofern nicht seit der unrechtmäßigen Lösung des Arbeitsverhältnisses bereits 14 Tage verflossen sind. Im Lande Hessen fortgefallen. 1. Gesetz v. 24. 6. 1892 (GS S. 131). §87* (1) Die Bergwerksbesitzer sind verpflichtet, ihren Arbeitern unter achtzehn Jahren, welche eine von der Gemeindebehörde oder vom Staate als Fortbildungs-
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§87 Anm. 1
schule anerkannte Unterrichtsanstalt besuchen, hierzu die erforderlichenfalls von der Bergbehörde festzusetzende Zeit zu gewähren. Am Sonntage darf der Unterricht nur stattfinden, wenn die Unterrichtsstunden so gelegt werden, daß die Schüler nicht gehindert werden, den Hauptgottesdienst oder einen mit Genehmigung der kirchlichen Behörden für sie eingerichteten besonderen Gottesdienst ihrer Konfession zu besuchen. Ausnahmen von dieser Bestimmung kann der Minister für Handel und Gewerbe für bestehende Fortbildungsschulen, zu deren Besuch keine Verpflichtung besteht, bis zum 1. Oktober 1894 gestatten. (2) Als Fortbildungsschulen im Sinne dieser Bestimmungen gelten auch Anstalten, in welchen Unterricht in weiblichen Hand- und Hausarbeiten erteilt wird. (3) Durch statutarische Bestimmung einer Gemeinde oder eines weiteren Kommunalverbandes, welche nach Maßgabe des § 142 der Gewerbeordnung erlassen wird, kann mit Zustimmung des Oberbergamts für männliche Arbeiter unter achtzehn Jahren die Verpflichtung zum Besuche einer Fortbildungsschule begründet werden. Auf demselben Wege können die zur Durchführung dieser Verpflichtung erforderlichen Bestimmungen getroffen werden. Insbesondere können durch statutarische Bestimmung die zur Sicherung eines regelmäßigen Schulbesuches den Schulpflichtigen, sowie deren Eltern, Vormündern und Arbeitgebern obliegenden Verpflichtungen bestimmt und diejenigen Vorschriften erlassen werden, durch welche die Ordnung in der Fortbildungsschule und ein gebührliches Verhalten der Schüler gesichert wird. Von der durch statutarische Bestimmung begründeten Verpflichtung zum Besuch einer Fortbildungsschule sind diejenigen befreit, welche eine andere Fortbildungsoder Fachschule (Steigerschule, Bergvorschule, Bergschule) besuchen, sofern der Unterricht dieser Schule von dem Oberbergamt als ausreichender Ersatz des durch statutarische Bestimmung geregelten Fortbildungsschulunterrichts anerkannt wird. In Hessen und Nordrhein-Westfalen weggefallen als gegenstandslos auf Grund des § 8 Jugendschutzgesetz und des geltenden Schulrechts. l.a. Die Fassung des §87 beruht auf derBerggesetznovellev.24.6.1892(GSS. 131) Z. 33 S. 321 ff., Begr. Z. 33 S. 340ff. § 87 entspricht dem § 120 GewO in der Fassung v. 1. 6. 1891. § 120 GewO ist inzwischen mehrfach geändert worden. § 87 verpflichtet die Bergwerksbesitzer, ihren Arbeitern unter 18 Jahren, die eine Fortbildungsschule besuchen, die dazu erforderliche Zeit zu gewähren. Diese Pflicht ist jetzt durch § 13 des Jugendarbeitsschutzgesetzes v. 9. 8. 1960 (BGBl. I S. 665) — Teil III 43 — gewährleistet. § 13 bestimmt ferner, daß die Unterrichtszeit in einer Berufsschule auf die Dauer der Arbeitszeit anzurechnen ist, und daß ein Entgeltausfall durch den Besuch der Berufsschule nicht eintreten darf. § 87 enthält schließlich die Pflicht der Jugendlichen zum Besuch der Fortbildungsschulen, die jetzt durch die geltenden Schulgesetze vorgeschrieben ist. Die in § 87 genannten Fortbildungsschulen waren Schulen, die ohne gewerbliche Gliederung nur allgemeine Kenntnisse vermittelten. Ihre Vorläufer waren die sog. Sonntagsschulen, die ihren Unterricht zur Vermeidung von Störungen der Berufsarbeit an Sonntagen oder an Werktagen abends nach Arbeitsschluß abhielten und hauptsächlich der religiösen Belehrung und weiter auch der Wiederholung und Ergänzung der Volksschulbildung dienten. Nachdem bereits vor dem ersten Weltkriege an einzelnen Fortbildungsschulen, wenn auch zunächst nur vereinzelt, besondere Klassen für jugendliche Bergleute eingerichtet waren, entstanden etwa um das Jahr 1921 in Bergbaugegenden all-
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§87 Anm. 1
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gemein bergmännische Berufsschulen. Berufsschulen sind Schulen, die pflichtgemäß von gleichzeitig in der praktischen Ausbildung (Lehr-, Anlernverhältnis und dgl.) oder in Arbeit befindlichen jungen Menschen sowie von Erwerbslosen besucht werden, vgl. Thyssen „Die Berufsschule in Idee u n d Gestaltung" Verlag Giradet, Essen S. 12. Die Berufsschulen dienen der allgemeinen und, im Gegensatz zu den Fortbildungsschulen, auch der beruflichen Ausbildung von Jugendlichen im Alter von 14 — 18 Jahren nach beendeter Grundschulpflicht während ihrer gleichzeitigen Berufspraxis. Sie gliedern sich in gewerbliche, kaufmännische, landwirtschaftliche, hauswirtschaftliche und bergmännische Berufsschulen. Werkschulen, die als Ersatzschulen anerkannt sind, fallen darunter. Der Erlaß des Ministers f ü r Handel und 115598 Gewerbe v. 30.12.1920 — j y 13106 ~~ k e w i r k t e eine schnelle Ausgestaltung des bergmännischen Berufsschulwesens im Ruhrbezirk. Hier wurden bereits Mitte 1921 allgemein bergmännische Berufsschulen errichtet. Das Aachener Steinkohlenrevier und andere Bergbaubezirke folgten bald nach. Das bergmännische Berufs- und Fachschulwesen war in Preußen von jeher Sache der Bergbehörden. I n der obersten Instanz war die Bergabteilung (Abt. I) des Ministers f ü r Handel und Gewerbe zuständig, der ohnehin allgemein f ü r das Berufsund Fachschulwesen (Abt. IV) zuständig war. I n der Mittelinstanz lag die Aufsicht in den Händen der Oberbergämter, während sonst allgemein dafür der Regierungspräsident unmittelbar zuständig war. I n der Ausführungsanweisung v. 29. 12. 1923 (HandMinBl. 1924 S. 27) zu dem Gesetz betr. Erweiterung der Berufsschulpflicht v. 31. 7. 1923 (GS S. 367) und in § 3 der zu dieser Ausführungsanweisung gehörigen Mustersatzung werden die Aufgaben der Oberbergämter im bergmännischen Berufsschulwesen noch einmal besonders hervorgehoben. Zeitlich nach der vorgenannten Ausführungsanweisung v. 29. 12. 1923 wurde noch die Ausführungsanweisung v. 19. 3. 1931 (HMB1. 1931 S. 61) zu dem Gesetz betr. Erweiterung der Berufsschulpflicht v. 31. 7. 1923 (GS S. 367) erlassen. Durch das Gesetz über Neuordnung der Zuständigkeiten innerhalb des Staatsministeriums v. 29. 6. 1934 (GS S. 327) Z. 75 S. 240 ging die Zuständigkeit f ü r das gesamte Berufs- und Fachschulwesen von dem Ministerium f ü r Handel und Gewerbe, das jetzt die Bezeichnung Ministerium f ü r Wirtschaft und Arbeit führte, an das Preußische Ministerium f ü r Wissenschaft, K u n s t und Volksbildung über. Durch Erlaß des Ministeriums f ü r Wirtschaft und Arbeit v. 29. 7. 1934 - I I I 336/34 — (Z. 75 S. 241) wurde jedoch im Einvernehmen mit dem Ministerium f ü r Wissenschaft bestimmt, daß die Oberbergämter im Rahmen ihres Geschäftabereichs auch weiterhin die Schulaufsicht über die bergmännischen Berufs- und Fachschulen ausüben sollten. I n ihrer Eigenschaft als Schulaufsichtsbehörde unterstanden die Oberbergämter von da an dem Preuß. Ministerium f ü r Wissenschaft, vgl. dazu Erl. d. Min. f ü r Wirtsch. u. Arbeit v. 30. 8. 1934 betr. Neuordnung der Zuständigkeit innerhalb des Staatsministeriums (MinBl. WiArb. 1934 S. 302). Zur Wahrung einer reibungslosen Zusammenarbeit mit dem Ministerium f ü r Wirtschaft und Arbeit wurde ferner vereinbart, daß letzteres in wichtigen Angelegenheiten von dem Ministerium f ü r Wissenschaft zu beteiligen sei. Außerdem wurde zur Bearbeitung des bergmännischen Schulwesens in dem Ministerium f ü r Wissenschaft ein bergmännischer Sachverständiger eingesetzt, der gleichzeitig Ausbildungsreferent in dem
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§87 Anm. 1
Ministerium f ü r W i r t s c h a f t u n d Arbeit sein sollte. Das Preußische Ministerium f ü r Wissenschaft ging in dem Reichserziehungsministerium auf. Auf d e m Gebiete der Gesetzgebung wurde noch das Änderungsgesetz v. 26. 3. 1935 z u m Gesetz b e t r . Erweiterung der Berufsschulpflicht (GS S. 49ff.) nebst Ausführungsges. v. 11. 10. 1935 (RMinABl. f. W E r z . S. 442) erlassen. Auf reichsgesetzlicher Grundlage ergingen das wichtige Gesetz über die Schulpflicht im Deutschen Reich v. 6. 7. 1938 (RGBl. I S. 799) Z. 79 S. 53, D u r c h f V O y. 7. 3. 1939 (RGBl. I S. 438), das Änderungsges. v. 16. 5. 1941 (RGBl. I S. 282) DurchfVO zu § 10 Abs. 1 des Reichsschulpflichtges. v. 12. 5. 1941 (RGBl. I S. 255) sowie die VO über den Fortfall der Berufsschulbeiträge v. 20. 2 . 1 9 4 2 (RGBl. I S . 85). Auf Grund des Reichsgesetzes v. 30. 9. 1942 (RGBl. I S. 603) = Z. 83 S. 187 wurden die Oberbergämter unmittelbare Reichsbehörden. Als zuständige oberste I n s t a n z ordnete der Reichserziehungsminister im E i n v e r n e h m e n m i t d e m Reichswirtschaftsminister durch R d E r l . v. 27. 3. 1944 - E I V a 540/44 = (Z. 85 S. 131) betr. schulaufsichtliche Befugnisse der Oberbergämter erneut an, d a ß die Oberbergämter im R a h m e n ihres Geschäftsbereichs die Schulaufsicht über die bergmännischen Berufs-, Berufsfach- u n d Fachschulen einschließlich der Veranstaltungen zur Ausbildung der L e h r k r ä f t e ausüben sollen. Als Schulaufsichtsbehörde unterstanden die Oberbergämter d e m Reichserziehungsminister unmittelbar u n d berichteten a n ihn unmittelbar. Bei grundsätzlichen u n d das übrige Schulwesen berührenden Fragen h a t t e n sie mit den Schulaufsichtsbehörden der Mittelinstanz (RegPräs.) zusammenzuarbeiten. Das Grundgesetz wies das gesamte Schulwesen den Bundesländern zu, die es in ihren Kultusministerien zentralisierten. I n den preußischen Nachfolgestaaten t r a t in der Aufsichtsbefugnis der Oberbergämter über die bergmännischen Fach- u n d Berufsschulen keine Änderung ein. Eine Ausnahme bildet Rheinland-Pfalz, d o r t ist der Regierungspräsident zuständig. Die Oberbergämter sind insoweit den Kultusministerien der Länder unterstellt u n d berichten an diese unmittelbar. I n grundsätzlichen Fragen der Schulaufsicht müssen sie sich mit der allgemeinen Berufsschulaufsicht, dem Regierungspräsidenten, ins Benehmen setzen. I n einzelnen preußischen Nachfolgestaaten sind Neuregelungen erfolgt: I n Nordrhein-Westfalens Gesetz zur Änderung des Reichsschulpflichtgesetzes v. 27. 7. 1949 (GS N W S. 425). DurchfVO z u m Reichsschulpflichtänderungsgesetz v. 27. 7. 1949 (GS N W . S. 426), Gesetz zur Änderung des Reichsschulpflichtgesetzes v. 28. 5. 1957 (GV N W S. 115), Erstes Gesetz zur Ordnung des Schulwesens im L a n d e Nordrhein-Westfalen v. 8. 4. 1952 (GS N W S. 430), Zweite Verordnung zur Ausführung des E r s t e n Gesetzes zur Ordnung des Schulwesens im L a n d e NordrheinWestfalen v. 21. 12. 1953 (GS N W S. 438), Gesetz über die E i n f ü h r u n g u n d Durchf ü h r u n g der Schulgeldfreiheit im L a n d e Nordrhein-Westfalen v. 31. 1. 1956 (GS N W S. 442), AusfVO zu diesem Gesetz v. 25. 9. 1956 (GS N W S. 443), Erl. d. K u l t Min. f. Nordrhein-Westfalen v. 20. 3. 1956 - I I E gen 36 - 40/0 173/56 - b e t r . E r s t a t t u n g des Schulgeldausfalls im R a h m e n des Gesetzes über die E i n f ü h r u n g u n d D u r c h f ü h r u n g der Schulgeldfreiheit im L a n d e Nordrhein-Westfalen, (abgedr. im A m t s b l a t t d. KultMin. S. 72); Schulverwaltungsgesetz (SchVG) v. 3. 6. 1958 (GV N W S. 214), Gesetz über die Finanzierung der öffentlichen Schule (SchFG), v. 3. 6. 1958 (GV N W S. 246). H a u g g : H a n d b u c h f ü r Berufs- u n d Fachschulwesen; H a u g g : Schulordnungsgesetz, Schulverwaltungsgesetz, Schulfinanzgesetz, Deutscher Fach-
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§87 Anm. 1
ABG
Schriften-Verlag Düsseldorf 1958; Kremer: Das bergmännische Schulwesen nach den neuen Schulgesetzen in Z. 101 S. 241; Heckel: Die Rechtsstellung des bergbaulichen Schulwesens in Nordrhein-Westfalen in „Die öffentliche Verwaltung" 1961 S. 4 6 - 5 1 . In Niedersachsen: Gesetz v. 14. 9. 1954 über das öffentliche Schulwesen in Niedersachsen (GVB1. S. 80) = Z. 96 S. 23. In Rheinland-Pfalz: Landesgesetz über die Berufsschulen in Rheinland-Pfalz v. 3. 3. 1952 (GVB1. S. 57) Z. 93 S. 203, Ges. v. 21. 1. 1954 (GVB1. S. 1) zur Änderung des Berufsschulgesetzes v. 3. 3. 1952, LandesVO v. 27. 4. 1955 zur Änderung und Ergänzung des Ersten LandesVO v. 3 1 . 1 . 1 9 5 3 zur Durchführung des Berufsschulgesetzes (GVB1. S. 57) = Z. 96 S. 330, Landesgesetz v. 22. 12. 1955 über die Schulpflicht im Lande Rheinland-Pfalz (GVB1. S. 115) = Z. 97 S. 31. — Erl. v. 2 5 . 1 . 1 9 5 0 betr. Anerkennung der Berufsschule in Betzdorf Z. 92 S. 467; Erl. Y. 16. 5. 1951 betr. Zusammensetzung des Bergschulvorstandes in Dillenburg Z. 92 S. 472. In Schleswig-Holstein: Ges. v. 1 5 . 1 2 . 1 9 5 5 über die Schulpflicht (GVB1. S. 169) = Z. 97 S. 32. b. Die Berufsschulpflicht beginnt mit der Beendigung der Volksschulpflicht für alle Jugendlichen unter 18 Jahren, soweit sie nicht eine als ausreichenden Ersatz für den Berufsschulunterricht anerkannte Fachschule besuchen oder mindestens 24 Stunden wöchentlich am Unterricht einer anderen öffentlichen oder privaten Schule teilnehmen oder eine Hochschule besuchen oder im Wehrdienst stehen. Die Dauer der Berufsschulpflicht beträgt 3 Jahre. Sie endet grundsätzlich mit dem 18. Lebensjahr. Jedoch sind Lehrlinge und Anlernlinge, die fachlich ausgerichtete Berufsschuleinrichtungen zu besuchen haben, in der Regel bis zum Ablauf der Lehrund Anlernzeit berufsschulpflichtig, aber nicht über das vollendete 21. Lebensjahr hinaus. Erl. des Kultusministers von Nordrhein-Westfalen v. 9. 5. 1949 — I I E 407/10 Tagebuchnummer 749/49 (Amtsblatt des Kultusministers für NordrheinWestfalen 1949 S. 63) und Erl. desselben Kultusministers v. 13. 7. 1949 - I I E 4 07/10 Nr. 2044/49 (Amtsblatt des Kultusministers für Nordrhein-Westfalen v. 1. 9. 1949 S. 93). — Jugendliche gelten im Sinne dieser Bestimmung als Lehrlinge, wenn mit ihnen ein Lehrvertrag abgeschlossen ist (Berglehrlinge s. Abschnitt c). Die Berufsschulpflicht endet vor Ablauf der Ausbildungszeit, wenn die Schulaufsichtsbehörde feststellt, daß die bisherige Ausbildung genügt. Vorher ist die Berufsvertretung zu hören. Erl. Reichserzmin. v. 9. 12. 1940 — E I V c 5318/40 — RM f. WEB1. 1941 S. 11. Sie endet spätestens mit der Vollendung des 21. Lebensjahres oder der Volljährigkeit der Berufsschulpflichtigen. Für Lehrlinge, die erst nach Vollendung des 17. Lebensjahres in ein Lehrverhältnis eintreten, besteht die Pflicht zum Besuch einer Berufsschule nur dann, wenn besondere Fachschulklassen für sie vorhanden sind (Erl. RM f. W. E . v. 9. 8. 1941 - E I V c 4476/41 - ) . Grubenschlosser und Grubenelektriker (vgl. Anm. c) besuchen die bergmännischen Berufsschulen. Erl. d. Kultusmin. NW v. 26. 4. 1962. Der Schulträger erläßt im Einvernehmen mit dem Schulleiter für jede Schule eine Schulordnung (§ 26 SchVG). Der Rechtscharakter der Bergberufsschulen ist nicht völlig geklärt. Schulträger der öffentlichen Schulen können in Nordrhein-Westfalen nur jur. oder nat. Personen sein. Als Schulträger der öffentlichen Schulen kommen das Land, die Gemeinden und Gemeindeverbände in Betracht, außerdem für bestimmte berufsbildende
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§87 Anm. 1
Schulen Körperschaften des öffentlichen Rechts. Schulträger f ü r die Bergberufsschulen (und Bergschulen) des Ruhrkohlenbergbaues ist die Berggewerkschaftskasse in Bochum. I h r Rechtscharakter ist auch nicht völlig zweifelsfrei. Boldt hält sie f ü r eine jur. Person des Privatrechts, die lediglich als Schulträger öffentl. rechtl. Aufgaben wahrnimmt (OVG v. 2. 1. 1903 und 10. 2. 1911 Z. 44 S. 265 und Z. 59 S. 241). Boldt Z. 99 S. 148ff. vgl. Boldt-Natzel, Das Recht des Bergmanns, 1960, Tübingen, § 14 S. 173ff. (Die Bergschulen und ihre Träger). Neben der Schulaufsicht als Fachaufsicht übt der Staat die allgemeine Aufsicht über den Schulträger aus. Der Schulträger erläßt im Einvernehmen mit der Schulleitung f ü r jede Schule eine Schulordnung (§ 26 SchVG). Die Verwaltung der Schulen obliegt dem Schulvorstand. Es können auch mehrere Schulvorstände gebildet werden. Der Schulvorstand besteht aus Vertretern des Schulträgers, der im Bergbau Beschäftigten, der Lehrer und der Bergbehörde. Die Zahl der Vertreter der Werksleitungen und die Zahl der Vertreter der im Bergbau Beschäftigten muß die gleiche sein. Den Vorsitzenden wählt der Schulvorstand aus seiner Mitte. Das Nähere regelt die Satzung, die der Genehmigung des Oberbergamts bedarf (§ 13 SchVG). Die Lehrkräfte sind Angestellte des Schulträgers. Das Oberbergamt h a t zu prüfen, ob sie als Lehrpersonen geeignet sind (MinErlErzmin. v. 13. 5. 1935 — E IV 4408/35 —). Sie müssen als geeignet anerkannt und als solche vom Oberbergamt bestätigt werden. — c. Mit der praktischen Ausbildung ist das bergmännische Berufsschulwesen eng verbunden. Die Schulen liegen vielfach auf Grubengelände. F ü r den fachlichen Unterricht sind in erheblichem Umfange Grubenbeamte nebenamtlich eingesetzt. Der bergmännische Nachwuchs muß infolge des Gefahrencharakters des Bergbaus eine auf die bergbaulichen Verhältnisse zugeschnittene Ausbildung erhalten. Das Ausbildungswesen, das im allgemeinen bei den Handwerks- und Industrie- und Handelskammern liegt, ist im Bergbau der Bergbehörde übertragen worden (s. dazu weiter unten). Über die Berglehrlinge, das sind Bergjungleute, mit denen ein Lehrvertrag abgeschlossen worden ist, werden beim Oberbergamt Lehrlingsrollen geführt. Eine Ausfertigung des Lehrvertrags erhalten die Grubenverwaltung und die Lehrlinge. Eine dritte Ausfertigung wird bei einzelnen Oberbergämtern aufbewahrt. Ferner ist f ü r jeden Lehrling eine Stammkarte anzulegen, welche Angaben über die persönlichen Verhältnisse des Lehrlings, seine Betriebszugehörigkeit und seine bergmännische Ausbildung enthält. Der Berglehrling erhält eine Erziehimgsbeihilfe und Lohn. Die Anerkennung, die Änderung und Streichung von Lehr- u n d Anlernberufen erfolgt durch den zuständigen Minister. Über Berufsausbildung vgl. Hölterhoff: Gedanken und Neugestaltung der bergmännischen handwerklichen Berufsausbildung im westdeutschen Steinkohlenbergbau. Glückauf 1960 S. 1135. — Die Lehrlingsausbildung richtet sich nach dem Berufsbild mit Prüfungsanforderungen und dem dazugehörigen Berufsbildungsplan. Seit dem J a h r e 1940 sind folgende Lehrberufe anerkannt: 1. Knappe (Steinkohlenbergbau), 2. Bergmaschinenmann (Braunkohlenbergbau), Ausbildung von Fachkräften f ü r die Maschinen- und Gerätebedienung mit Ausnahme des Steinkohlenbergbaus (MinErl. R W M 5. 10. 1944 - OB 8/32800/44). 3. Knappe (Braunkohlenbergbau). 4. Knappe (Kali- und Steinsalzbergbau). Erlaß des BundeswirtschMin. v. 17. 11. 1959 Z. 100 S. 458 = MinBlBundes-WirtschMin. S. 487. — 5. Knappe (Erzbergbau). 6. Bergvermessungsgehilfe. 7. Tiefbohrer. 8. Knappe (Schieferbergbau) Erl. d. WM Rheinland-Pfalz, v. 2. 2. 1950. 9. Schieferwerker. 10. Auf bereiter im Bergbau (Erl. Bundeswirtschafts-
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§87 Anm. 1
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Min. v. 26. 7. 1958 Z. 98 S. 190). Grabenschlosser im Steinkohlenbergbau werden nach dem Berufsbild des Lehrberufs „Betriebsschlosser", Grabenelektriker nach dem des „Starkstromelektrikers" ausgebildet, Erl. d. Bundesmin. f. Wirtsch. v. 4. 3. 1961, Z. 102 S. 358. Anlernberuf: 1. Bergvermessungszeichnerin (Erl. R W M v. 17. 2. 1944 - OBH TW 8/33 03 90/44 - ) , 2. Salzwerker. Die Ausbüdung steht im allgemeinen unter der Aufsicht der Bergbehörde. Eine Ausnahme besteht z. B. bei den Schieferwerkern. Die Leiter des bergmännischen Ausbildungswesens und die übrigen mit der fachlichen, technischen Ausbildung betrauten Personen müssen von der Bergbehörde anerkannt sein; sie sind der Bergbehörde gegenüber als Aufsichtspersonen verantwortlich. Das bergmännische Ausbildungswesen ist ein Teil des Betriebes i. S. des § 73. — Ausstellung von Hauerscheinen Erl R W M v. 27. 1. 1943 - I I Bg. 13 - 35019/43 - in RArbBl. I I I S. 67 und I S . 152. Hauerausbildung § 324 d. BVO f. Steinkohlenbergwerke OBA Bez. Dortmund v. 1. 5. 1935, §§ 327ff. BVO d. OBA-Bezirks Bonn v. 1. 10. 1934. d. Die im § 87 Abs. 3 genannten Steigerschulen werden jetzt Bergschulen genannt. Sie sind Fachschulen, die der bergmännischen Ausbildung dienen und freiwillig, und zwar nur mit ausreichender praktischer Berufsvorbildung besucht werden können. Sie unterstehen der Aufsicht des OBA. Ges. über die Bergschulvereine v. 12. 1.1921 (GS S. 228), Teil I I A, 15; Bestimmungen betr. Anerkennung der Bergschulen zur Ausstellung von Zeugnissen f ü r Aufsichtspersonen v. 26. 10. 1910, Teil I I A, 12, vgl. auch § 73. Das Bergschulzeugnis berechtigt zum Eintritt in den Staatsdienst als Beamter des gehobenen techn. Dienstes. — Über Ausbildung und Fortbildung der Bergleute vgl. Boldt-Natzel: Das Recht des Bergmanns, 1960 Tübingen. e. Neue Aufgaben erwuchsen und erwachsen noch den Bergberufsschulen in ihrem weiteren Ausbau. Dazu gehören zunächst die seit etwa 1930, insbesondere aber seit dem zweiten Weltkrieg entstandenen Aufbauklassen. Sie sollen gute Volksschulkenntnisse vertiefen und etwa fehlende Kenntnisse ergänzen. Diese Lehrgänge werden freiwillig in der Regel von jungen Bergleuten besucht, die von der Berufsschule nicht unmittelbar auf die Bergschule übergehen, sie machen in der Regel den Besuch der Bergvorschule überflüssig. Über diese Aufbaulehrgänge hinaus entstehen seit dem J a h r e 1954 vom Bergbau getragene Berufsaufbauschulen, die ihre Schüler zur Fachschulreife führen. Die erste dieser Schulart ist im Rheinischen Braunkohlenbergbau in Frechen entstanden, sie f ü h r t nach viersemestrigem Besuch zur Fachschulreife und ist 1959 von dem Kultusminister in Nordrhein-Westfalen mit dieser Eigenschaft anerkannt worden. Das gleiche gilt f ü r die Berufsaufbauschule der bergmännischen Berufsschule in Siegen, die 1960 anerkannt wurde. Zweifellos werden andere Bergbaugebiete mit der gleichen Einrichtung folgen. Es ist denkbar, daß die Bergschule ihren Bildungsgang zweispurig gestaltet, eine Bildungsebene f ü h r t zur Anerkennung als Aufsichtsperson (Meister); die andere, deren Zöglinge die Fachschulreife besitzen, entläßt ihre Studierenden auf Grund eines Lehrplanes mit vertieften Fachschulkenntnissen als Bergingenieure. Die Bergschule würde damit zu einer Berg-Ingenieur-Schule werden. Vgl. dazu Buttchereit, Probleme der Neuordnung des Berufsbildungswesens im Steinkohlenbergbau, Glückauf 1962 S. 618 ff.
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§ § 88, 88a—C
§ 881 2 3 Das Dienstverhältnis der von den Bergwerksbesitzern gegen feste Bezüge zur Leitung und Beaufsichtigung des Betriebes nach Maßgabe der §§ 78 und 74 angenommenen oder dauernd mit höheren technischen Dienstleistungen betrauten Personen (Maschinen- und Bautechniker, Chemiker, Zeichner und dergleichen) kann, wenn nicht etwas anderes verabredet ist, von jedem Teile mit Ablauf jedes Kalendervierteljahres nach sechs Wochen vorher erklärter Aufkündigung aufgehoben werden. 1. Ges. v. 28. 7. 1909 (GS S. 677). 2. § 133 a GewO, § 622 BGB, § 50 Anm. 3. 3. Über den Kündigungsschutz vgl. § 81 Anm. 1. Über Kündigungsfristen für kaufm. Angestellte und Lehrlinge vgl. §§ 60ff. HGB, Gesetz über die Fristen für die Kündigung von Angestellten v. 9. 7. 1926 (RGBl. I S. 399). Für leitende Angestellte gilt nicht der Kündigungsschutz nach § 12 des Kündigungsschutzgesetzes, dagegen gilt für sie das Kündigungsschutzgesetz für ältere Angestellte, ebenso der Kündigungsschutz für Schwerbeschädigte mit Ausnahme § 19 Abs. 1 in Verbindung mit § 5 Abs. 2 b, c des Schwerbeschädigtenges. § 88a1 (1) Wird durch Vertrag eine kürzere oder längere Kündigungsfrist ausbedungen, so muß sie für beide Teile gleich sein; sie darf nicht weniger als einen Monat betragen. (2) Die Kündigung kann nur für den Schluß eines Kalendermonats zugelassen werden. (3) Die Vorschriften des Abs. 1 finden auch in dem Falle Anwendung, wenn das Dienstverhältnis für bestimmte Zeit mit der Vereinbarung eingegangen ist, daß es in Ermangelung einer vor dem Ablaufe der Vertragszeit erfolgten Kündigung als verlängert gelten soll. (4) Eine Vereinbarung, die diesen Vorschriften zuwiderläuft, ist nichtig. 1. Vgl. § 88 Anm. 2, § 133aa GewO. - Ges. v. 28. 7. 1909 (GS S. 677). In den Tarifverträgen befinden sich regelmäßig eingehende Regelungen über die Kündigungsfristen für die Bergleute, Frauen und Angestellte. — § 88b Die Vorschriften des § 88 a finden keine Anwendung, wenn der Angestellte ein Gehalt von mindestens fünftausend Mark1 für das Jahr bezieht. Im Lande Hessen fortgefallen. 1. vgl. § 88 Anm. 2; § 133ab GewO Ges. v. 28. 7. 1909 (GS S. 677). § 88c Wird ein Angestellter nur zur vorübergehenden Aushilfe1 angenommen, so finden die Vorschriften des § 88 a keine Anwendung, es sei denn, daß das Dienstverhältnis über die Zeit von drei Monaten hinaus fortgesetzt wird2. Die Kündigungsfrist muß jedoch auch in einem solchen Falle für beide Teile gleich sein. 1. Vgl. § 88 Anm. 2, § 133 ac GewO Ges. v. 28. 7. 1909 (GS S. 677). 13
E b e l - W e l l e r , Berggesetz
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§ 88c, Anm. 2
ABG
§ § 88d, 89,90 2. sog. Kettenarbeitsverträge zur Umgehung des Kündigungsschutzes sind unwirksam, vgl. die Rechtsprechung in Arbeitsrechtssammlung Bd. 28 S. 343ff. u. Bd. 32 S. 174ff. -
§ 88 d 1 Jeder der beiden Teile kann vor Ablauf der vertragsmäßigen Zeit und ohne Innehaltung einer Kündigungsfrist die Aufhebung des Dienstverhältnisses verlangen, wenn ein wichtiger2, nach den Umständen des Falles die Aufhebung rechtfertigender Grund vorliegt. 1. Ges. v. 28. 7. 1909 (GS. S. 677). 2. z. B. plötzliche schwere Wirtschaftskrise. LG Neuwied v. 17.11.1924, JW1925 S. 1921; vgl. § 88 Anm. 2, 3, § 133b GewO, § 626 BGB. Wichtiger Grund vgl. § 83a Anm. 2.
§89i Gegenfiber den im § 88 bezeichneten Personen kann die Aufhebung des Dienstverhältnisses insbesondere verlangt werden: 1. wenn sie beim Abschluß des Dienstvertrages den Bergwerksbesitzer durch Vorbringen falscher oder verfälschter Zeugnisse hintergangen oder ihn über das Bestehen eines anderen sie gleichzeitig verpflichtenden Dienstverhältnisses in einen Irrtum versetzt haben; 2. wenn sie im Dienste untreu sind oder das Vertrauen mißbrauchen; 3. wenn sie ihren Dienst unbefugt verlassen oder den nach dem Dienstvertrage ihnen obliegenden Verpflichtungen nachzukommen beharrlich verweigern; 4. wenn sie eine sicherheitspolizeiliche Vorschrift bei der Leitung oder Beaufsichtigung der Bergarbeit gröblich oder wiederholt übertreten oder wenn ihnen durch die Bergbehörde die Befähigung zum Aufsichtsbeamten aberkannt ist2; 5. wenn sie durch anhaltende Krankheit oder durch eine längere Freiheitsstrafe oder Abwesenheit oder durch eine die Zeit von acht Wochen fibersteigende militärische Dienstleistung, an der Verrichtung ihrer Dienste verhindert werden3; 6. wenn sie sich Tätlichkeiten oder Ehrverletzungen gegen den Bergwerksbesitzer oder seine Vertreter zuschulden kommen lassen; 7. wenn sie sich einem unsittlichen Lebenswandel ergeben. 1. Vgl. § 82 Anm. 1 - 6 , § 133c GewO - Ges. v. 28. 7. 1909 (GS S. 677). 2. Vgl. § 196 Anm. 1, § 75. 3. Vgl. § 2 Arbeitsplatzschutzgesetz v. 30. 3. 1957 (BGBl. I S. 293).
§90 Die im § 88 bezeichneten Personen können die Aufhebung des Dienstverhältnisses insbesondere verlangen1: 1. wenn der Bergwerksbesitzer oder seine Stellvertreter sich Tätlichkeiten oder Ehrverletzungen gegen sie zuschulden kommen lassen; 2. wenn der Bergwerksbesitzer die vertragsmäßigen Leistungen nicht gewährt; 8. wenn der Bergwerksbesitzer oder dessen Stellvertreter Anordnungen ergehen läßt, welche gegen den Betriebsplan oder gegen sicherheitspolizeiliche Vorschriften verstoßen, oder wenn er die Mittel zur Ausführung der von der Bergbehörde getroffenen polizeilichen Anordnungen verweigert2.
194
3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§ § 90a, b
§§ 91-93 1. Vgl. § 82 Anm. 1 - 6 , § 133d GewO, Brassert in Z. 33 S. 510. - Ges. v. 28. 7. 1909 (GS S. 677). 2. § 90 entspricht § 133 d GewO. Jedoch ist in § 90 die Bestimmung der Ziff. 3 fortgelassen, wonach die in § 90 genannten Personen nicht befugt sind, das Dienstverhältnis wegen Auftretens von Betriebsgefahren fristlos zu kündigen, auch dann nicht, wenn diese Gefahren unvermutet auftreten, vgl. § 83 Anm. 2. — § 90a1 (1) Wild einer der im § 88 bezeichneten Angestellten durch unverschuldetes Unglück an der Leistung der Dienste verhindert, so behält er seinen Anspruch auf Gehalt und Unterhalt, jedoch nicht über die Dauer von sechs Wochen hinaus. Dies gilt auch dann, wenn das Dienstverhältnis auf Grund des § 89 aufgehoben wird, weil der Angestellte durch unverschuldetes Unglück längere Zeit an der Verrichtung seiner Dienste verhindert wird. (2) Eine Vereinbarung, durch welche von diesen Vorschriften zum Nachteile des Angestellten abgewichen wird, ist nichtig. (S) Der Angestellte muß sich den Betrag anrechnen lassen, der ihm für die Zeit, für welche er den Anspruch auf Gehalt und Unterhalt behält, auf Grund der gesetzlichen Krankenversicherung zu gewähren ist. Im Lande Hessen fortgefallen. 1. Ges. v. 28. 7. 1909 (GS S. 677). § 90b1 Die Zahlung des dem Angestellten zukommenden Gehalts hat am Schlüsse jeden Monats zu erfolgen. Eine abweichende Vereinbarung ist insoweit nichtig, als die Gehaltszahlung in längeren als in vierteljährlichen Zeitabschnitten erfolgen soll. Im Lande Hessen fortgefallen. 1. Ges. v. 28. 7. 1909 (GS S. 677). § 911 Unter den im § 86 aufgestellten Voraussetzungen tritt die daselbst bestimmte Haftung des Bergwerksbesitzers auch für den Fall ein, wenn die im § 88 bezeichneten Personen zur Aufgabe des Dienstverhältnisses verleitet, in Dienst genommen oder im Dienst behalten werden. Im Lande Hessen fortgefallen. 1. Ges. v. 24. 6. 1892 (GS S. 131), § 133 e GewO. § 92 aufgehoben durch VO d. RMdJ v. 3. 9. 1936. (RGBl. I S. 715) betr. Vereinnahmung gerichtlich erkannter Geldstrafen. §93 (1) Auf jedem Bergwerke ist über die daselbst beschäftigten Arbeiter eine Liste1 zu führen, welche die Vor- und Zunamen, das Geburtsjahr, den Wohnort, den Tag 13*
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§ 93 Anm. 1 § 93 a Anm. 1
ABG
des Dienstantritts und der Entlassung, sowie das Datum des letzten Arbeitszeugnisses enthält. (2) Die Liste muß der Bergbehörde auf Verlangen vorgelegt werden. I m Lande Hessen fehlen in Abs. 1 die Worte „den Tag des Dienstantritts und der Entlassung." 1. Auch Unternehmerarbeiter sind in die Liste aufzunehmen. MinErl. v. 18. 10. 1886 Z. 28 S. 19. — Nicht erfaßt werden Arbeiter im Dienste selbständiger Gewerbetreibender, die nur vorübergehend mit bergmännischen oder mit irgendwelchen handwerklichen Dienstleistungen beschäftigt sind. R B v. 13. 12. 1892 Z. 34 S. 279. Übertretung strafbar nach § 207. Führung von Verzeichnissen übeT die Jugendlichen, §§ 55 u. 56 Jugendarbeitsschutzgesetz vgl. Schonert, Die wichtigsten Neuerungen des Jugendschutzgesetzes v. 9. 8. 1960, soweit sie die bergbaulichen Betriebe betreffen in „Bergbaufreiheit" 1960 S. 391 ff. — Schnase, Jugendarbeitsschutzgesetz u n d Bergbau in „Bergbauwissenschaften" 1961 S. 3 3 0 - 3 3 4 . Die besondere Überwachung der unter Tage angefahrenen Belegschaft ist durch BPV vorgeschrieben; vgl. z. B. § 338 B P V v. 1. 10. 1934 f ü r den OBA-Bez. Bonn. § 93 a 1 Für die Arbeitszeit der in Steinkohlenbergwerken unterirdisch beschäftigten Arbeiter gelten, unbeschadet der den Bergbehörden in den §§ 196 bis 199 beigelegten Befugnis zum Erlasse weitergehender Anordnungen, die Vorschriften der §§ 98 b, 98 c und 93 e. 1. F ü r den deutschen Bergbau war die Arbeitszeit bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein nicht gesetzlich geregelt. Erst die GewO und ihre Novellen enthielten Arbeitszeitbeschränkungen, die sich auf weibliche u n d jugendliche Arbeiter auch im Bergbau bezogen. Die Landesberggesetzgebung erließ erst durch das Ges. v. 14. 7. 1905 (GS S. 307) einige Bestimmungen über die Arbeitszeit, die als §§ 93 a —93 e in das ABG Aufnahme fanden. Diese Vorschriften beziehen sich jedoch, wie § 93 a ausdrücklich feststellt, nur auf den Steinkohlenbergbau unter Tage. Die Dauer der regelmäßigen täglichen Arbeitszeit wurde durch das Ges. v. 14. 7. 1905 nicht festgesetzt. § 93a verweist nur auf § 197, wonach die OBÄ die Pflicht haben, zu prüfen, ob mit Rücksicht auf die den Gesundheitszustand der Arbeiter beeinflussenden Betriebsverhältnisse eine Festsetzung der Dauer und des Beginns und des Endes der täglichen Arbeitszeit geboten ist. Bejahendenfalls h a t das OBA nach Anhörung des Gesundheitsbeirats die erforderlichen Anordnungen zu treffen. Diese Bestimmung ist kaum praktisch geworden; Gesundheitsbeiräte sind nach 1945 nicht mehr gebildet worden. Die Bestimmung des § 197 Abs. 1 über die Bildung der Gesundheitsbeiräte ist damit praktisch überholt. Die Gültigkeit der §§ 93a—93b wird dadurch nicht berührt. Wie die jetzt in Hessen gültige Fassung des § 93 a klarstellt, gelten die §§ 93c—93e unbeschadet der den Bergbehörden in den §§ 196 — 199 beigelegten Befugnis zum Erlaß weitergehender Anordnungen fort. Wegen des Verhältnisses zur Arbeitszeitordnung v. 30. 4. 1938 (RGBl. I S. 447) siehe Teil I I I 20, vgl. dazu auch VO v. 10. 5. 1957 des Oberbergamts in Clausthal-Zellerfeld zum Schutze der Gesundheit gegen Klimaeinwirkungen im Salzbergbau unter Tage im Oberbergamts-
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§ 93b Anm. 1, 2
bezirk Clausthal-Zellerfeld Z. 98 S. 321 ff. Die Bergbehörde kann die Arbeitszeit nur soweit regeln, als dies zum Schutze der Gesundheit (§ 196 ABG) erforderlich ist, soziale Gesichtspunkte können bei Festsetzung der Arbeitszeit nur von dem Gesetzgeber selbst oder von den Tarifparteien berücksichtigt werden, vgl. auch § 93 b Anm. 1 und § 93d Anm. 1. — Der auf Grund des § 13 des Wehrpflichtgesetzes v. 21. 7. 1956 (BGBl. I S. 651) ergangene Erlaß des Bundesverteidigungsministers v. 5. 2. 1959 ordnet an, daß Wehrpflichtige, die im Untertage-Bergbau arbeiten, nicht einzuberufen sind, vgl. Braunkohle 1960 S. 405. — Eignungsübungsgesetz v. 20. 1. 1956 BGBl. I S. 13. - Zuständigkeit der Bergbehörde gem. § 1 Abs. 1 Nr. 5 d. VO über die Zuständigkeit u. d. Verfahren bei der Unabkömmlichstellung v. 24. 7. 1962 (BGBl. I S. 524). § 93b 1 (1) Die regelmäßige Arbeitszeit2 dart für den einzelnen Arbeiter durch die Einund Ausfahrt nicht um mehr als % Stunde verlängert werden. Ein etwaiges Mehr bei Ein- und Ausfahrt ist auf die Arbeitszeit anzurechnen2. Eine Verlängerung der Arbeitszeit, welche zur Umgehung der vorstehenden Bestimmungen erfolgt, ist unzulässig. (2) Als Arbeitszeit gilt die Zeit von der Beendigung der Seilfahrt bis zu ihrem Wiederbeginne. I n Hessen und Nordrhein-Westfalen ist die Bestimmung fortgefallen als gegenstandslos auf Grund des § 2 Abs. 2 der Arbeitszeitordnung v. 30. 4. 1938 (RGBl. I S. 448). 1. § 93b bezieht sich nur auf den Steinkohlenbergbau unter Tage; vgl. § 93a —• § 93b ist durch § 2 Abs. 2 AZO gegenstandslos geworden; vgl. K a s t : Geschichte des Preuß. Bergrechts in Z. 67 S. 379. 2. § 93 b geht von der sogenannten Gesamtberechnung der Arbeitszeit f ü r die gesamte ein- oder ausfahrende Belegschaft einer Schichtmannschaft aus. Über den Unterschied zwischen Gesamtberechnung und Einzel- oder Individualberechnung vgl. Ebel: Die Arbeitszeit im englischen und im deutschen Steinkohlenbergbau unter Tage Z. 68 S. 167. Nach der Passung des § 93b Abs. 1 beginnt die Arbeitszeit, wenn das l e t z t e Belegschaftsmitglied bei der Einfahrt den Pörderkorb unter Tage verlaßt, und sie endet, wenn das e r s t e Belegschaftsmitglied unter Tage zur Ausfahrt den Förderkorb wieder betritt. Es wird also die Zeit, die notwendig ist, um die gesamte einoder ausfahrende Belegschaft einer Schichtmannschaft mittels Förderkorbs durch den Schacht zu befördern, nicht als Arbeitszeit gerechnet. Da früher die Förderkörbe nur ein recht beschränktes Fassungsvermögen hatten, zog sich die Seilfahrtszeit, die zu Lasten der Belegschaft ging, oft lange hin. § 93 b bestimmt deshalb, daß diese Zeit der Seilfahrt % Stunde nicht überschreiten darf; ein Mehr geht zu Lasten des Unternehmers und muß auf die Arbeitszeit angerechnet werden. Vgl. Reuß, Bemerkungen zur Berggesetznovelle v. 14. 7. 1905 Z. 46 S. 478, 510. — Diese Bestimmung ist jetzt durch § 2 Abs. 2 der Arbeitszeitordnung (AZO) v. 30. 4. 1938 (RGBl. I S. 447) überholt. Vgl. Kast, Geschichte des Preuß. Bergrechts in Z. 67 S. 351, 379. — I m Steinkohlenbergbau unter Tage gilt jetzt auf Grund des § 2 Abs. 2 der AZO als Arbeitszeit (Schichtzeit) die Zeit vom Beginn der Seilfahrt bei
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§ 93c
ABG
Anm. 1 — i der Einfahrt bis zum Wiederbeginn der Ausfahrt oder vom Eintritt des einzelnen Arbeiters in das Stollenmundloch bis zum Wiederaustritt (Individualberechnung). Die nach § 2 Abs. 2 AZO vorgeschriebene Arbeitszeit ist kürzer als die in § 93 b vorgeschriebene Arbeitszeit. F ü r den Bergbau allgemein gilt § 9 AZO. — I m Ruhrkohlenbergbau beträgt nach dem v. 1. 5. 1959 gültigen Tarifvertrag die regelmäßige Arbeitszeit (Schichtzeit) unter Tage „ f ü r jeden einzelnen Mann vom Beginn der Seilfahrt bei der Einfahrt bis zum Wiederbeginn bei der Ausfahrt einschließlich der Pausen grundsätzlich 8 Stunden" (Individualberechnung). — § 3 ArbMTV — Vgl. Höcker in „Glückauf" 1959 S. 958ff. § 93c123 (1) Für Arbeiter, welche an Betriebspunkten, an denen die gewöhnliche Temperatur mehr als + 28 Grad Celsius beträgt, nicht bloß vorübergehend beschäftigt werden, darf die Arbeitszeit4 sechs Stunden täglich nicht übersteigen. (2) Als gewöhnliche Temperatur gilt diejenige Temperatur, welche der Betriebspunkt bei regelmäßiger Belegung und Bewetterung hat5 6 7 . 1. § 93 c gilt nach § 93 a nur f ü r den Steinkohlenbergbau unter Tage. Das körperliche Wohlbefinden eines arbeitenden Menschen ist nicht nur von der Temperatur bei der Arbeit, sondern auch vom Feuchtigkeitsgehalt der L u f t und der Wetterbewegung abhängig. Eine Feuchttemperatur von mehr als 33°—34° kann akute Gesundheitsschäden verursachen, während Trockentemperatur von mehr als 33°—34° und Wetterbewegung neben diesen in der Nähe der normalen Körpertemperatur liegenden Feuchttemperaturen keinen wesentlichen Einfluß auf die menschliche Gesundheit ausüben. Man erwägt deshalb, auf internationaler Grundlage einen besseren Wärmemesser, fußend auf den drei Komponenten Wärme, Feuchtigkeit und Wettergeschwindigkeit einzuführen, der den Namen „Grubenklima" tragen soll. I m amerikanischen und englischen Bergbau wird ein auf den gleichen drei Faktoren aufbauender Wärmemesser als „effektive Temperatur" bezeichnet. Eine Änderung der Bestimmung der §§ 93c, 93d ist deshalb zu erwarten. Glückauf 1951 S. 75; Beiträge zur Physiologie der menschlichen Arbeit im Bergbau von Lehmann in Bergbau-Rundschau 1950 S. 251. 2. § 93 c gilt neben der Vorschrift des § 9 Abs. 3 AZO; vgl. MinErl. v. 10. 10. 1924 Z. 66 S. 547. 3. Während f ü r d e n S t e i n k o h l e n b e r g b a u u n t e r T a g e durch § 93c die Arbeitszeit f ü r heiße Betriebspunkte auf sechs Stunden festgesetzt ist, muß ganz a l l g e m e i n f ü r den Bergbau nach § 9 Abs. 3 AZO „eine" Verkürzung der Arbeitszeit f ü r heiße Betriebspunkte von dem OBA durch B P V angeordnet werden. Dies ist in allen OBA-Bezirken geschehen und die Regelung des § 93 c damit auf die anderen Bergbauarten übertragen. 4. Unter „Arbeitszeit" i. S. des § 93 c Abs. 1 ist nicht die Arbeitszeit nach § 93 b oder nach § 2 Abs. 2 AZO zu verstehen. Arbeitszeit i. S. des § 93 c Abs. 1 ist nur die tatsächlich am heißen Betriebspunkt verbrachte Zeit; vgl. Reuß in Z. 46 S. 512, MinErl. v. 20.2.1912 Z. 53 S. 423. Der Weg vom Schacht zum heißen Betriebspunkt und zurück ist nicht in die sechsstündige verkürzte Zeit eingeschlossen. Nach dem U r t . des K G v. 8. 9. 1931 (Z. 72 S. 597) ist die Zeit der Arbeitsvorbereitung, des Umkleidens, Aufräumens, Abkühlens, die nicht am heißen Betriebspunkt verbracht
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3. Titel: Von dem Bergwerkseigentume
§ 93c Anm. 5
werden kann, Licht in die Arbeitszeit einzurechnen, vgl. die an dem Urteil v. 8. 9. 1931 in Z. 72 S. 597 geübte Kritik in Grotefend-Dapprich-v. Schlütter § 93 c Anm. 4, der beizutreten ist. Das Urteil geht von unzutreffenden sachlichen Verhältnissen aus; der Begriff Arbeitszeit ist zu eng gefaßt. H a t der Bergmann sechs Stunden an einem heißen Betriebspunkt zugebracht, darf er nicht etwa bis zur normalen Schichtdauer bei gewöhnlicher Temperatur an einem anderen Betriebspunkt weiterbeschäftigt werden. Die Berechnung der Länge der Arbeitszeit, wenn die Arbeit einer Schicht zum Teil an einem heißen Betriebsp u n k t und zum Teil an anderer Stelle bei gewöhnlicher Temperatur geleistet wird, wird regelmäßig durch Tarifvertrag geregelt. § 15 des f ü r den Ruhrkohlenbergbau geltenden Manteltarifs v. 1. 5. 1953: F ü r Arbeiter, die vorübergehend an einer Arbeitsstelle mit verkürzter Schichtzeit arbeiten, gilt die verkürzte Arbeitszeit, soweit sie f ü r die Dauer des überwiegenden Teiles der verkürzten Schichtzeit dort beschäftigt werden. Ist keine Regelung getroffen, so muß die ganze Schicht nach § 93 c berechnet werden, wenn ein wesentlicher Teil der Schicht an einem heißen Betriebspunkt zugebracht worden ist. I m Ruhrkohlenbergbau unterscheiden die gegenwärtig geltenden Tarifverträge zwischen „kaltenZechen", d. s. Zechen, in denen bis zu 5 0 % der Arbeiter unter Tage in Temperaturen unter 28° C arbeiten, und „heißen Zechen", das sind Zechen, in denen über 5 0 % der Arbeiter unter Tage in Temperaturen über 28° C arbeiten. Auf den kalten Zechen beträgt die tägliche Arbeitszeit an den heißen Betriebspunkten unter Tage höchstens 6 Stunden und die Schichtzeit 7 Stunden. Auf den heißen Zechen beträgt die tägliche Arbeitszeit ebenfalls 6 Stunden, die Schichtzeit f ü r die an diesen Arbeitspunkten beschäftigten Bergarbeiter dagegen 7*4 Stunden ( § 4 Abs. 2 TV). — Fünf-Tage-Woche. Vgl. Höcker: Die neue Arbeitszeitregelung des rhein-westf. Bergarbeiter-Manteltarifs und ihr arbeitszeitlicher Charakter in Glückauf 1959 S. 958ff., dort auch über die Regelung im Falle einer schichtzeitlichen Gleichbehandlung von Bergarbeitern an kalten und heißen Arbeitspunkten. Schichtund Freizeit bei Übergang von „heißen" zu „kalten" Betriebspunkten vgl. BArbG v. 26. 9. 1957 Glückauf 1958 S. 779/1754. 5. F ü r die Handhabung des § 93 c h a t der HM durch Erl. v. 6. 8. 1926 „Grundzüge" herausgegeben, Z. 67 S. 325. — Die Feststellung der gewöhnlichen Temperat u r über 28° bei regelmäßiger Belegung und Bewetterung kann auch abw. von den „Grundzügen" erfolgen. K G v. 28. 10. 1927 Z. 69 S. 394. Als „vorübergehende Beschäftigung" ist nur die vorübergehende Beschäftigung während e i n e r Arbeitsschicht anzusehen. K G v. 19. 10. 1914 Z. 56 S. 115. Auch der Begriff der „gewöhnlichen Temperatur" ist dahin zu verstehen, daß die Dauer einer Schichtzeit maßgebend ist. K G v. 19. 10. 1914 Z. 56 S. 115. Steigt die Temperatur an einem Betriebspunkt f ü r längere Dauer als die einer Arbeitsschicht auf über 28°C, so wird f ü r diesen Betriebspunkt die höhere Temperat u r die gewöhnliche i. S. des § 93c Abs. 1, KG v. 19. 10. 1914 Z. 56 S. 115. I m Sinne des § 93c Abs. 2 ist als „regelmäßige Belegung" eines Betriebspunktes die durchschnittliche Zahl der während einer gewissen Betriebsperiode dort tätigen Arbeiter und als „regelmäßige Bewetterung" dasjenige Maß der Schachtdurchlüftung zu bezeichnen, das während der Betriebsperiode in einem ordnungsmäßig verwalteten Bergwerke zur Durchführung der Sicherung der Arbeiter dient. K G v. 19. 10. 1914 Z. 56 S. 115; vgl. auch K G v. 8. 10. 1926 Z. 67 S. 508.
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§ 93c Anm. 6, 7 §§ 93 d, e
ABG
6. Über die Strafbarkeit bei Übertretung des § 93 c vgl. § 207f. und dazu K G v. 27. 2. 1931 Z. 72 S. 593. 7. Nach § 9 Abs. 3 Satz 2 AZO bleiben über die Bestimmung des § 9 Abs. 3 Satz 1 AZO hinausgehende bergpolizeiliche Bestimmungen unberührt. § 93 d 1 (1) Es darf nicht gestattet werden, an Betriebspunkten, an denen die gewöhnliche Temperatur2 mehr als + 2 8 Grad Celsius beträgt, Über- oder Nebenschichten 3 zu verfahren. (2) Vor dem Beginn sowohl einer regelmäßigen Schicht als einer Nebenschicht muß für den einzelnen Arbeiter eine mindestens achtstündige Ruhezeit 4 liegen. In Nordrhein-Westfalen ist Abs. 2 weggefallen als gegenstandslos auf Grund des § 12 Abs. 1 der Arbeitszeitordnung v. 30. 4. 1938 (RGBl. I S. 448). 1. § 93 d gilt nur f ü r den Steinkohlenbergbau unter Tage, auch wenn § 93 d nicht in § 93 a ausdrücklich aufgeführt ist. Reuß Z. 46 S. 505. § 93 d ist durch die Bestimmungen der AZO unberührt geblieben. U r t . K G v. 28. 10. 1927 Z. 69 S. 394, MinErl. v. 10. 10. 1924 Z. 66 S. 547. 2. Wegen des Begriffs der „gewöhnlichen Temperatur" vgl. § 93 c Anm. 5. 3. Ü b e r s c h i c h t ist eine Schicht, die sich unmittelbar an die regelmäßige Schicht anschließt. Die N e b e n s c h i c h t wird von der regelmäßigen Schicht durch eine mehrstündige Ruhepause getrennt. Ges. v. 14. 7. 1905 Begr. Z. 46 S. 206. Als Nebenschichten haben alle Schichten zu gelten, die nicht regelmäßige Schichten oder verlängerte Arbeitsschichten (Überschichten) sind. RAG v. 10.10. 1931 EntschBd. 9 S. 206. — Die Nebenschicht braucht nicht am gleichen Tage wie die regelmäßige Schicht geleistet zu werden. RAG v. 2. 2. 1938 Z. 79 S. 444. Arbeitsrechts-Sammlung Bd. 32 S. 216 und RAG v. 10. 10. 1931 in Entsch d. RAG Bd. 9 S. 206. — Mehrarbeit an Sonntagen (Sonntags- u. Feiertagsschichten) sind keine Über- und Nebenschichten im Sinne des § 93 d. § 105 b GewO verbietet in Betrieben von Bergwerken, Salinen, Aufbereitungsanstalten, Brüchen und Gruben die Beschäftigung von Arbeitern an Sonn- und Feiertagen. Ausnahmen nach §§ 105c — 105f GewO. 4. R u h e z e i t ist weder die Zeit während der Seilfahrt, noch der Aufenthalt unter Tage; vgl. Klostermann-Thielmann S. 87 Anm. 6. — Die Vorschrift in Abs. 2, wonach die Ruhepause zwischen der regelmäßigen Schicht und der Nebenschicht mindestens acht Stunden betragen muß, ist überholt; nach § 12 Abs. 1 Satz 1 AZO muß die Ruhepause jetzt regelmäßig elf Stunden betragen, es sei denn die Bergbehörde genehmigt beim Nachweis eines dringenden Bedürfnisses auf Grund § 12 Abs. 1 Satz 3 AZO eine Verkürzung der Ruhepause zwischen der regelmäßigen Schicht und der Nebenschicht, vgl. Erl. d. Min. f. Wirtsch. des Landes NordrheinWestfalen v. 17.4.1951 betreffend Mehrarbeit im Steinkohlenbergbau Z. 92 S. 471 ff. §93ei Auf jedem Bergwerke müssen Einrichtungen vorhanden sein, welche die Feststellung der Zahl und Dauer der von den einzelnen Arbeitern in den letzten zwölf Monaten verfahrenen Über- und Nebenschichten2 ermöglichen3.
200
4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten § 9 3 e Anm. 1—3 §94 1. § 93e gilt nach § 93a nur für den Steinkohlenbergbau unter Tage. § 93 e ist durch die AZO unberührt geblieben. KG v. 28. 10. 1927 Z. 69 S. 396, MinErl. v. 10. 10. 1924 Z. 66 S. 547. 2. Wegen des Begriffs der Über- und Nebenschichten vgl. § 93d Anm. 3. 3. Übertretung des § 93 e strafbar nach § 207 g.
Vierter Titel
Von den Rechtsverhältnissen der Mitbeteiligten eines Bergwerks §94 (1) Zwei oder mehrere Mitbeteiligte eines Bergwerks bilden eine Gewerkschalt1. (2) Die Gewerkschaft kann ihre besondere Verfassung durch ein notariell oder gerichtlich zu errichtendes Statut 2 regeln, welches der Zustimmung von wenigstens drei Vierteilen aller Anteile und der Bestätigung des Oberbergamts bedarf 3 . (3) Die Bestimmungen der §§ 9 5 - 1 1 0 , 1 1 4 Absatz 2,123-128c, 128d Absatz 1 Satz 1, Absatz 2 und 3,128e, 128f, 128g, 128h Absatz 1,128¡Absatz 2 und 3,128k sowie 1281 dürfen durch das Statut nicht abgeändert werden4. Im Lande N o r d r h e i n - W e s t f a l e n gilt folgende Passung: (1) Zwei oder mehr Mitbeteiligte eines Bergwerks können eine Gewerkschaft bilden. (2) Die Errichtung erfolgt durch Abschluß eines gerichtlich oder notariell zu beurkundenden Vertrages (Gründungsvertrag), der ein die Verfassung der Gewerkschaft regelndes Statut (Satzung) enthält. Aus dem Statut muß sich Sitz und Zweck der Gewerkschaft ergeben. Der Gewerkschaftszweck darf nicht überwiegend bergbaufremd sein. (3) Der Gründungsvertrag bedarf der Bestätigung des Oberbergamts. Mit der Aushändigung des Bestätigungsurkunde entsteht die Gewerkschaft; gleichzeitig geht das Eigentum an dem Bergwerk auf sie über. Vor der Aushändigung der Bestätigungsurkunde besteht die Gewerkschaft als solche nicht. Wird vor der Aushändigung der Bestätigungsurkunde im Namen der Gewerkschaft gehandelt, so haftet der Handelnde persönlich; handeln mehrere, so haften sie als Gesamtschuldner, tibernimmt die Gewerkschaft eine vor der Aushändigung der Bestätigungsurkunde in ihrem Namen eingegangene Verpflichtung durch Vertrag mit dem Schuldner in der Weise, daß sie an Stelle des bisherigen Schuldners tritt, so bedarf es zur Wirksamkeit der Schuldübernahme der Zustimmung des Gläubigers nicht, wenn die Schuldübernahme binnen drei Monaten nach Aushändigung der Bestätigungsurkunde vereinbart und dem Gläubiger von der Gewerkschaft oder dem Schuldner mitgeteilt wird. (4) Änderungen des Status sind gerichtlich oder notariell zu beurkunden. Sie bedürfen der Zustimmung von wenigstens drei Vierteilen aller Anteile und der Bestätigung des Oberbergamts. (5) Die Bestimmungen der §§ 9 5 - 1 1 0 , 114 Abs. 2 und 123-128 dürfen durch das Statut nicht abgeändert werden. (6) Die Gewerkschaft soll durch Beschluß des Oberbergamts aufgelöst werden, wenn sie fortgesetzt überwiegend bergbaufremde Geschäfte betreibt. Die Gewerkschaft ist abzuwickeln; die Fortsetzung der aufgelösten Gewerkschaft ist ausgeschlossen.
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§94 Anm. 1
ABG
1. Die Gewerkschaft ist eine dem Bergbau, der nur durch Gemeinschaftsarbeit betrieben werden kann, eigentümliche Rechtsform. Sie ist schon in den Tridentiner Bergwerksgebräuchen (1208) erwähnt, vgl. Zycha: „Das Recht des ältesten deutschen Bergbaues bis ins 13. J a h r h . " S. 79ff. Berlin 1899 und Schoenbauer: „Beiträge zur Geschichte des Bergbaurechts", Beckscher Verlag München 1928. — Nach röm. Quellen errichtete schon Kaiser Trajan zum Betrieb der Goldminen in Dacien Gewerkschaften, während allgemein die Form des Staatsbergbaus vorherrschte. Über die societas der lex metallis dicta Voelkel: „Erztafeln von Vipasca und deutsches Bergrecht" in Z. 55 S. 182f., 208ff. Geschichtliche Entwicklung: Silberschmidt Z. 75 S. 442, 509. — Dem französischen Bergrecht ist die Gewerkschaft unbekannt. Die Gewerkschaft ist f ü r den Bergbau besonders geeignet, weil sie kein festes Grundkapital erfordert, vielmehr werden nur je nach Bedarf von den Gewerken Einzahlungen (Zubußen) erhoben. Von diesen kann sich der Gewerke durch Verzicht (Abandon) auf seinen Anteil (Kux) befreien. §130. Durch diese Möglichkeiten kann die Gewerkschaft einem wechselnden Kapitalbedarf leichter gerecht werden als andere Kapitalgesellschaften. — Zur Frage der Kapitalerhöhung vgl. Hillebrand in Z. 73 S. 417 und Z. 74 S. 150, Isay in Z. 74 S. 139. - Westhoff-Bennhold: Das Preuß. Gewerkschaftsrecht 2. Aufl. Bonn, 1912. Opet: Das Gewerkschaftsrecht Z. 34 S. 218ff.; Röttcher: Die bergrechtl. Gewerkschaft Z. 90 S. 469ff. Ob die Form der Gewerkschaft heute noch notwendig ist, kann zweifelhaft erscheinen. Die Frage wird in der Literatur indessen überwiegend bejaht, vgl. Dapprich: Zur Reform der bergrechtl. Gewerkschaft Z. 95 S. 417£f.; doch müßte sie wohl gerade f ü r das Hauptbergbauland Nordrhein-Westfalen verneint werden. Dort ist sie nur noch von untergeordneter Bedeutung f ü r den Berg Werksbetrieb. Vgl. zu dieser Frage Skiba, Die derzeitige Bedeutung der bergrechtlichen Gewerkschaft, Glückauf 1961 S. 685ff. Insbesondere die Form der AG., aber auch die Rechtsform der G. m. b. H. findet immer mehr Eingang in die Bergbaubetriebe. Die AG. erscheint dem Publikum als besonders kreditwürdig, sie ist die bessere Form f ü r die Kreditaufnahme, sie zeigt sich auch überlegen in der Form der Konzentration. Die G. m. b. H. hat Ähnlichkeit, mit der Gew. bei niedrigem Stammkapital und Einführung einer Nachschußpflicht. Boldt: Der Isaysche Entwurf eines deutschen Gewerkschaftsrechts, Glückauf 1954 S. 1581 ff. Derselbe, Der Arndtsche Entwurf eines deutschen Gewerkschaftsrechts in: Festschrift Rudolf Isay, Köln,Berlin 1956 S. 9ff.Derselbe: „Staat und Bergbau", Der Einfluß des Staates auf die rechtl. Gestaltung und wirtschaftliche Struktur des westdeutschen Bergbaues, München und Berlin 1950, derselbe, Unternehmensformen des Bergbaues in: „Das Recht des Bergmanns", Tübingen 1960 S. 19ff. Mit der Personengesellschaft hat die G. das stets wandelbare Gesellschaftskapital gemeinsam. Hillebrand, Kann eine Gewerkschaft eine Kapitalerhöhung vornehmen ? Z. 73 S. 41 ff. und Isay: Kann eine Gewerkschaft eine Kapitalerhöhung vornehmen ? und Bemerkungen dazu von Hillebrand Z. 74 S. 139ff. Mit der Kapitalgesellschaft verbindet die Gewerkschaft die Beschränkung des Risikos. Zum Unterschied von der AG. hat der Gewerke keinen anteilmäßigen Anspruch auf Reingewinn (Dividende). Bei der AG. kann das eingelegte Grundkapital nicht zurückgefordert werden. Der Gewerke ist bei Verlusten zubußepflichtig, nicht dagegen der Aktionär, der Gewerke kann sich aber durch Verzicht (Abandon) von der 202
4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§94 Anm. 1
Zubußepflicht befreien. Der Zubußepflicht des Gewerken steht das Recht auf Rückzahlungen gegenüber, sobald die Zubußen entbehrlich werden. Der K u x h a t im Gegensatz zur Aktie keinen Nennwert, er drückt lediglich die persönlicha Beteiligung an dem Bergwerksunternehmen aus, und zwar in Geldeswert, weil in der Regel das Vermögensobjekt nicht bestimmt erfaßt werden kann. Der Anteil der G lautet auf den Namen und nicht wie in der Regel die Aktie auf den Inhaber. Boldt in Z. 93 S. 473, 477. - Gewerkschaft keine Handelsgesellschaft, Tgl. K G v. 17. 11. 37 Z. 90 S. 410. — Das Gewerkschaftsrecht ist im ABG nicht erschöpfend geregelt. Es müssen die Bestimmungen des BGB, insbesondere über den Verein, ferner die Bestimmungen der ZPO, der KO und des ZwVG herangezogen werden, vgl. Simon: Der Einfluß des BGB und des H G B auf das Recht der Berggewerkschaften, Essen Verlag Baedeker 1900. — Entstehung der G. Die G. entsteht nach § 94 ohne amtlichen A k t ipso jure in dem Augenblick, wo zwei oder mehr Personen Mitbeteiligte eines verliehenen Bergwerks werden, es sei denn, die Gewerkschaftsform wird gemäß § 133 Abs. 1 von den Mitbeteiligten in notarieller Form ausgeschlossen, oder es liegt der Eall des § 133 Abs. 2 vor (Teilhaber an einer ungeteilten Erbschaft oder an einer sonstigen gemeinschaftlichen Masse). Abweichend in Nordrhein-Westfalen, 2. Änderungsges. v. 25. Mai 1954. - Teil I I B f 10 - OBA Bonn v. 31. 10. 1899 Z. 41 S. 122; K G v. 16. 6. 1095 Z. 46 S. 534; K G v. 18. 11. 1937 Z. 78 S. 567; OVG v. 6.5.1920 Z. 62 S. 126. — Boldt, Gründung durch Gründungsakt in „bergrechtl. Tagesfragen" Z. 96 S. 310. Über Mitbeteiligung vgl. Röck Glückauf 1957 S. 973. Gemeinschaftliche Masse, vgl. Brandt/Schnitzler: Die Grundbuchsachen in der gerichtlichen Praxis 8. Aufl. 1954. Beschluß K G v. 18. 11. 1937 Z. 78 S. 567, 568. Bei der Verleihung, der Konsolidation, der Zulegung, der realen Feldesteilung entsteht die G. — abweichend in Nordrhein-Westfalen — außerhalb des Grundbuchs im Augenblick der Zustellung der Verleihungs-Konsolidations-Zulegungsoder Teilungsurkunde an die Beteiligten durch das Oberbergamt, bei der Zwangsversteigerung durch Erteilung des Zuschlags an mehrere Beteiligte (§§ 81, 99 ZVG), K G v. 22. 2. 1906 Z. 47 S. 459, Westhoff-Bennhold S. 29, Schlüter-Hense S. 241. Eintragung ist in diesen Fällen zur Entstehung der G. nicht erforderlich. Während das OBA vielfach bei Verleihungen an mehrere Personen die Verleihungsurkunde auf den Namen der Mitbeteiligten ausstellt, trägt der Grundbuchrichter auf das Eintragungsersuchen des OBA die Gewerkschaft als Eigentümerin des Bergwerks in das Berg-Grundbuch ein (§ 97). Beim Verkauf eines einer Einzelperson gehörigen Bergwerks an mehrere Personen oder beim Verkauf eines Anteils an einem bisher einer Einzelperson gehörigen Bergwerks an eine dritte Person entsteht die G. durch Auflassung. R G v. 11.3.1882 Z. 24 S. 118; R G v. 12.11.1884 Z. 27 S. 211; OBA Bonn v. 31.10.1899 Z. 41 S. 122; K G v. 16. 6.1905 Z. 46 S. 534; K G v. 26. 4. 1906 Z. 48 S. 156, R G v. 20. 3. 1915 Z. 56 S. 534; R G v. 20. 3. 1915 RGZ. 86 S. 340ff., Rechtspr. OLG Bd. 29 S. 83, K G v. 18. 11. 1937 Z. 78 S. 567, 568. - Abweichend in NordrheinWestfalen. Trägt der Grundbuchrichter statt der G. die Gewerken als Miteigentümer ins Grundbuch ein, so ist trotzdem die G. entstanden, und es ist gemäß § 54 GO die Berichtigung des Grundbuchs herbeizuführen. OBA Bonn v. 31. 10. 1899 Z. 41 S. 122. -
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§94 Anm. 1
ABG
Mitbeteiligte können natürliche und juristische Personen sein. Die Mitbeteiligung muß an einem v e r l i e h e n e n Bergwerk bestehen, gleichgültig, ob es betrieben wird oder nicht. Deshalb keine Entstehung einer G. beim Eigentümerbergbau. Hense: Der Grundeigentümerbergbau und die Gewerkschaft Z. 40 S. 324, R G v. 2 0 . 4 . 1 8 8 0 Z. 22 S. 111, R G v. 12.11.1884, Daubenspeck: Bergrechtliche E n t scheidungen 1879 — 1892 S. 88 Nr. 37. Das verliehene Bergwerk muß in dem Lande liegen, dem die G. ihre Entstehimg verdankt. Eine Gewerkschaft entsteht ausnahmsweise auch nach § 38 c dann, wenn zwei oder mehr Personen Mitberechtigte an einem Gewinnungsrecht bei einem Mineral werden, das dem Staate nach § 2 Abs. 1 vorbehalten ist. Ferner kann bzw. muß auf Antrag unter bestimmten Voraussetzungen die Gewerkschaftsfähigkeit auf Grund des § 2 Ges. über die Gewerkschaftsfähigkeit von K a l i b e r g w e r k e n in Hannover v. 30. 5. 1917 (GS S. 71), Teil I I A 20 verliehen werden. Über sog. Kaufgewerkschaften vgl. Voelkel S. 181; Verkauf und Erwerb eines Gewerkschaftsmantels R G v. 18.12. 1935 Z. 76 S. 471 ff. LG Krefeld v. 9. 5. 1936 Z. 77 S. 449 Deutsche Justiz 1936 S. 465ff. - Begriff eines leeren Gewerkschaftsmantels OBA Bad Ems v. 22. 5. 1954 Z. 100 S. 446. Eine Mutung (§ 12) oder ein zukünftiges Bergwerkseigentum ist dem verliehenen Bergwerkseigentum nicht gleichzusetzen. R G v. 12.11.1884 Z. 27 S. 211. — Ebenso kann ein Pachtverhältnis nicht die Grundlage f ü r die Errichtung einer G. bilden. Mehrere Bergwerke zugleich können nicht die rechtliche Grundlage f ü r die Bildung einer G. bilden. Wenn mehrere Personen gleichzeitig mehrere bestimmte verliehene Bergwerke erwerben, so entstehen soviele einzelne Gewerkschaften, wie Bergwerke vorhanden sind. OBA Halle v. 7.4. 1885 Z.26 S. 403; OBA Clausthal v. 11. 6. 1881 Z. 22 S. 407; K G v. 11. 12. 1899, Schlüter-Hense S. 240. - Nichtige Gewerkschaftsgründung R G v. 17. 1. 1917 Z. 58 S. 255. Eintragung der G. ins Handelsregister ist f ü r ihre Entstehung nicht erforderlich. Betreibt die G. Handelsgeschäfte im Sinne des § 1 HGB, dann ist sie Kaufmann, auch wenn die Eintragung ins Handelsregister nicht erfolgt. Verpflichtung zur Eintragung richtet sich ausschließlich nach Handelsrecht. — Keine Eintragung in öffentliche Register bei den Bergbehörden! Die Oberbergämter führen lediglich f ü r den eigenen inneren Dienstgebrauch bestimmte Verzeichnisse über die in ihrem Bezirk ansässigen Gewerkschaften. Vgl. Anm. zu § 3 b. Auf die Gewerkschaft finden die f ü r Kapitalgesellschaften geltenden Vorschriften der Steuergesetze Anwendung. Das OBA h a t der zuständigen Oberfinanzdirektion von der Entstehung einer G. Mitteilung zu machen. § 9d. Kapitalverkehrssteuer-DurchfVO v. 20. 4. 1960 (BGBl. I S. 243) - Teü I I I 41 Ermäßigung des Steuersatzes f ü r Zubußen, die zur Beseitigung von Schäden (Bergschäden, Unglücksfälle) erforderlich sind, § 9 Abs. 2 Nr. 2 Kapitalverkehrssteuergesetz i. d. F. v. 24. 7. 1959 (BGBl. I S. 530). Die G. ist unbeschränkt vermögensteuerpflichtig, § 1 Abs. 1 Nr. 2 VStG v. 16. 1. 1952 (BGBl. I S. 28) i. d. F. v. 10. 6. 1954 (BGBl. I S. 137). Als Mindestvermögen wird ein Betrag von 50000 DM zugrunde gelegt. § 6 Abs. 1 VStG. Das gilt auch f ü r die nicht rechtsfähigen Gewerkschaften alten Rechts. R F H v. 29. 8. 1939 RStBl. S. 1235. - Die Tätigkeit der G. unterliegt stets und in vollem Umfang der Gewerbesteuerpflicht, § 2 Abs. 2 Nr. 2 GewStG i. d. F. v. 13. 9. 1961 (BGBl. I S. 1730). Auch bei G., die nur Bergwerkseigentum an noch unerschlossenen Feldern besitzen, muß das Vorliegen eines steuerpflichtigen
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4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§94 Anm. 2
Gewerbes angenommen werden. Es genügt die Verwaltung des Vermögens. R P H v. 13. 12. 1938 J W 1939 S. 376, Z. 79 S. 498, Glückauf 1939 S. 412, 450. Vgl. auch OVG v. 14. 12. 1937 Z. 78 S. 556. - Körperschaftssteuer siehe § l d . Körperschaftssteuergesetzes i. d. F. v. 13.9.1961 (BGBl. I S. 1723). Die der Gewerkschaft bei der Erhebung von Zubußen entstehenden Kosten (Gesellschaftssteuer) sind abzugsfähig nach § 11 Ziff. l d . Körperschaftssteuerges. FinG Hannover v. 30. 5. 1960 Glückauf 1961 S. 1606. Ausbeuten als steuerpflichtiges Einkommen R F H v. 28. 6. 1935 Z. 76 S. 491, 493. Die gesamte Ausbeute der G. stellt den Kapitalertrag dar, R F H v. 24. 2. 1937 Z. 78 S. 492. Steuerliche Bewertung R F H v. 27. 5. 1931Z. 72 S. 575. Die Gewerken haben die Ausbeute als Einkünfte aus Kapitalvermögen zu versteuern, § 2 Abs. 3 Nr. 5 Einkommenssteuergesetz i. d. F . v. 15. 8. 1961 (BGBl. I S. 1254). 2. Die G. braucht keine Satzung (Statut) zu errichten; abweichend in NordrheinWestfalen. Das Gesetz enthält in den §§ 95ff. gewissermaßen eine Normalsatzung. Gibt sich die G. eine Satzung, so kann sie entweder ihre gesamte Verfassung oder auch nur einzelne Punkte derselben hierin regeln. Die Satzung gibt Vorschriften nicht nur f ü r den Einzelfall, sondern sie stellt eine private Rechtsnorm dar, d. h. sie schafft verbindliches Recht f ü r die ihr Unterworfenen. Die Gewerke muß bei seinem Eintritt in die Gewerkschaft erkennen können, welches Recht f ü r diese gilt. Deshalb sind Satzungsbestimmungen mit rückwirkender K r a f t nicht zulässig. Die Satzung ist aus sich heraus auszulegen, J W 1915 S. 527. Zwingende Vorschriften des Gesetzes (§ 94 Abs. 3) können durch die Satzung nicht geändert werden. Westhoff-Bennhold S. 32; v. Burchard, Ist die qualifizierte Mehrheit, die f ü r Satzungsbeschlüsse einer Gewerkschaft erforderlich ist, zwingendes Recht ? Z. 95 S. 139. — Eine Satzung kann erst beschlossen werden, wenn die Gewerkschaft entstanden ist. Anders in Nordrhein-Westfalen, wo der Gründungsvertrag eine Satzung enthalten muß, § 94 Abs. 2 d. nordrh.-westf. Fassung. Bei Errichtung einer Satzung muß § 94 Abs. 2 beachtet werden. Der Gewerkenbeschluß über die Errichtung der Satzung bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung. Amtspflichten des Notars, K G v. 23. 1. 1941 Z. 82/83 S. 150. Notarkosten f ü r Beurkundung von Gewerkenbeschlüssen, K G v. 22. 11. 1940 Z. 80/81 S. 399. Der Satzungsbeschluß erfordert %-Mehrheit aller, auch der in der Gew.Vers, nicht vertretenen Kuxe. Vgl. dazu v. Burchard in Z. 95 S. 139. — Die Satzung wird erst wirksam mit der Bestätigung durch das OBA. Keine rückwirkende K r a f t des behördl. Bestätigungsbeschlusses. OVG Münster v. 8. 10. 1958 Z. 100 S. 218, N J W 1959 S. 1700. Das Ges. geht davon aus, daß die Gewerkschaft ihr Stammbergwerk betreibt. Will sie sich anderen Unternehmungen zuwenden, was wegen ihrer Rechts- und Handlungsfähigkeit an sich s t a t t h a f t ist (RG v. 28. 9. und 23. 11. 1901 Z. 43 S. 87 und S. 239, R B v. 17. 1. 1908 Z. 49 S. 334), so weicht sie damit von den im Gesetz selbst gegebenen statutarischen Bestimmungen ab, und es bedarf eines satzungsmäßigen Beschlusses, der ein solches Abweichen vorsieht. Dieser Beschluß erfordert zu seiner Rechtsgültigkeit nach § 94 Abs. 2 die 3 / r Mehrheit und die Bestätigung des OBA, K G v. 26. 4. 1906 Z. 48 S. 156. Mit Rücksicht auf die bei der Bestätigung wahrzunehmenden öffentlichen Belange verlangt das OBA, daß als Zweck der G. der Betrieb des Stammbergwerks oder des sonst vorhandenen Bergwerkseigentums und auch der Betrieb etwaiger anderer Unternehmungen in die Satzung aufgenommen wird. Die Praxis lehrt, daß
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§94 Anm. 2
ABG
nur noch ein geringer Bruchteil der bestehenden Gewerkschaften Bergbau treibt, während die weitaus überwiegende Mehrzahl die Gewerkschaftsform n u r benutzt, u m unter dem Mantel der Anonymität bergfremde Geschäfte zu betreiben, und nur formell in ihrer Satzung neben anderen Zweckbestimmungen auch den Betrieb eines Bergwerks aufführt. Dies muß als Mißbrauch der Gewerkschaftsform angesehen werden. H a t die G. überhaupt kein Bergwerkseigentum, z. B. weil sie das Stammbergwerk veräußert hat, dann versagt das OBA schon aus diesem Grunde regelmäßig der Satzung die Bestätigung; siehe u n t e r a). Die Versagung der Bestätigung k a n n nur ausgesprochen werden: a) wenn die Satzungsbestimmungen gegen die zwingenden Vorschriften des § 94 Abs. 3 verstoßen oder wenn sie mit dem Wesen der G. unvereinbar sind, z. B. Ausschluß der Zubußepflicht oder des Abandonrechts; vgl. § 130, R B . v. 13. 2. 1917 Z. 58 S. 280, RB. v. 26. 8. 1922 Z. 64 S. 123, OBA B a d Ems v. 22. 5. 1954 Z. 100 S. 446 abw. R G v. 8. 7. 1908 Z. 50 S. 96, OLG Dresden v. 28. 6. 1916 Z. 57 S. 492; b) wenn die Bestimmungen den öffentlichen Interessen zuwiderlaufen, z. B. wenn die G. gemäß § 95 einen anderen Namen als den des Stammbergwerks wählen will, dieser aber zur Irreführung der Öffentlichkeit über die Leistungsfähigkeit der G. führen — oder zu Verwechslungen Anlaß geben kann, RB. v. 4. 10. 1882 Z. 24 S. 266, oder wenn 1000-Teilung beschlossen worden ist, ohne daß ein entsprechendes Vermögen vorhanden ist. RB. v. 27. 5. 1924 Z. 65 S. 305, OBA Bonn v. 8. 5. 1880, R B v. 15. 6. 1880 Z. 21 S. 396, RB. v. 10. 3. 1879 Z. 20 S. 260, RB. v. 10. 4. 1882 Z. 24 S. 266 R B . v. 5. 5. 1886 Z. 27 S. 257, R B . v. 11. 8. 1892 Z. 34 S. 276, RB.v. 17. 8. 1926 Z. 67 S. 525 R B v. 18. 4. 1900 Z. 41 S. 375. Nach der hier vertretenen Ansicht läuft es auch den öffentlichen Interessen zuwider, die Satzung einer Gewerkschaft zu bestätigen, deren tatsächlicher Zweck darauf gerichtet ist, nur bergfremde Geschäfte zu betreiben. Satzungsbestimmungen, die rechtsungültig sind, werden durch die Bestätigung nicht gültig. Nach der ausdrücklichen Bestimmung des nordrh.-westi. 2. Bergrechtsänderungsgesetzes vom 25. 5. 1954 soll in Nordrhein-Westfalen die Gewerkschaft aufgelöst werden, wenn sie überwiegend bergbaufremde Geschäfte betreibt. Schnack, Der Geschäftszweck einer bergrechtl. Gewerkschaft nach dem im Lande Nordrhein-Westfalen geltenden Bergrecht. Diss. Köln 1958. Die Vorschrift im § 33 Abs. 2 HGB, daß der Anmeldung einer juristischen Person zum Handelsregister die Satzung beizufügen ist, findet keine Anwendung auf G., deren Verfassung auf den §§ 94 — 132 ABG beruht. Dehnt eine G. ihre Geschäftsfähigkeit auf Unternehmungen aus, welche mit dem Betriebe des Stammbergwerks nicht im Zusammenhang stehen, so k a n n ein solcher Gewerbebetrieb n u r auf Grund einer besonderen — durch gerichtlich oder notariell zu errichtende, vom OBA zu bestätigende Satzung in das Handelsregister eingetragen werden. K G v. 26. 4. 1906 Z. 48 S. 156. Auslegung der Satzung durch das Rev.Ger. R G v. 27. 2. 1915 J W 1915 S. 527 Nr. 24. Zuständig f ü r die Genehmigung der Satzung ist das OBA, in dem die G. ihren satzungsmäßigen Sitz hat. Voelkel, Der Sitz der Gewerkschaft Z. 57 S. 425ff. Ist kein satzungsmäßiger Sitz bestimmt, dann gilt als Sitz der Ort, der im Handelsregister als Sitz der Firma eingetragen ist, § 21 HGB. Erl. .v. 3. 2. 1926 Z. 67 S. 127, OLG Kassel v. 16. 12. 1949 Z. 90 S. 410. - Besteht kein solcher Sitz, so gilt als Sitz der Ort, an dem die Verwaltung geführt wird, § 24 BGB. Erl. v. 3.2.1926 Z. 67 S. 127, Erl. des R.W.M. v. 15. 10. 1934 Z. 75 S. 581. - LVG Köln v. 20.2. 1959
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4. Titel: Rechtsverhaltnisse der Mitbeteiligten
§94 Anm. 2
Z. 100 S. 443. — Ist ein solcher Ort nicht vorhanden, so ist das OBA zuständig, in dessen Bezirk das Stammbergwerk liegt. — Soll ein statutarischer Sitz erst durch den genehmigungsbedürftigen Beschluß begründet werden, so ist dasjenige OBA für die Bestätigung zuständig,, das erst durch den Satzungsbeschluß zuständig werden soll. - Min. Erl. v. 15. 4. 1921 Z. 62 S. 489, Min. Erl. v. 3. 2. 1926 Z. 67 S. 127. - Vergleiche dazu Boldt in Z. 95 S. 426, 438, abw. v. Schlutter in Glückauf 1954 S. 744, 745, der zur Gültigkeit eines statutarischen Beschlusses über die Sitzverlegung Bestätigung des Beschlusses durch das bisher zuständige und durch das neu zuständig werdende Oberbergamt für erforderlich hält. Nach der ständigen Rechtsprechung des R G vor 1945 sind für die Rechtsverhältnisse der bergrechtl. Gewerkschaft die Rechtsvorschriften des Landes maßgebend, in dem sich der statutarische Sitz der Gewerkschaft befindet. RGZ 83 S. 369; RGZ 92 S. 73; RGZ 99 S. 217. Für Nordrhein-Westlalen OLG Hamm v. 2 9 . 1 0 . 1 9 5 7 Z. 94 S. 463. — Neben dem statutarischen Sitz kann die Gewerkschaft noch einen Verwaltungssitz in einem anderen Lande haben, vgl. Voelkel: Sitz der Gewerkschaft Z. 57 S. 425ff., Erl. R . W. M. v. 27. 4. 1937 Z. 78 S. 594. - Sitzverlegung aus dem ehem. Reichsland Elsaß-Lothringen nach Preußen bzw aus der freien Stadt Danzig nach Preußen K G in J W 1926 S. 1351 und K G in J W 1927 S. 1701 und Quassowski, Zur Frage der Rückverlegung des Sitzes elsaß-lothringischer Aktiengesellschaften in deutsches Inland in Gruchot Bd. 65 (Jahrg. 1921) S. 403ff.; v. Spindler, Wanderungen gewerblicher Körperschaften von Staat zu Staat in Gesell. Abhandlungen H. 20 Berlin 1932; Lenz, Die Rechtsstellung bergrechtl. Gewerkschaften außerhalb des Entstehungslandes. Diss. Köln 1962. Sitzverlegung Beschl. OLG f. Hessen, Zweigstelle Kassel v. 16. 12. 1949 Z. 90 S. 410ff. vgl. dazu R B v. 5. 9. 1949 Z. 91 S. 406. — Die Gewerkschaft verliert ihre Rechtsfähigkeit, wenn sie ihren Sitz in ein Land verlegt, in dem nicht das Recht gilt, dem sie ihre Entstehung verdankt, vgl. Kast in Z. 67 S. 393ff.; RGZ 88 S. 53, RGZ 88 S. 55, R B . v. 31. 3.1909 Z. 50 S. 417, R G v. 5. 1. 1916 und v. 22. 1. 1916 Z. 57 S. 451 u. S. 215; Erl. R.W.M. 27. 4. 1937 Z. 78 S . 594, R G v. 19. 1. 1918 und v. 10. 5. 1918 in J W 1918 S. 264, Sitzverlegung OLG Hamm v. 29. 10. 1957 Z. 98 S. 463 .Ost-West-Sitzverlegung OLG Hamburg 1 1 . 2 . 1 9 4 8 N J W 1947/48 S. 483; Rechtsfähigkeit einer in der Sowjetzone enteigneten Berggewerkschaft auch außerhalb desjenigen Landes, auf dessen Recht sie beruht L G Gießen v. 21. 5. 1951 Z. 94 S. 111 MDR 1952 S. 747. Vgl. auch B G H v. 6. 7. 1955 Der Betrieb 1955 S. 916. Eine neue Rechtslage ist durch die Auflösung Preußens in Einzelländer, insbesondere durch das 2. Abänderungsgesetz zum Berggesetz v. 25. 5. 1954 (GS NW S. 694) — Teil I I B f 10 — in Nordrhein-Westfalen entstanden. Dapprich, Zur Reform der bergrechtl. Gewerkschaft Z. 95 S. 417 ff.; Boldt, Bemerkungen zur Neugestaltung des Gewerkschaftsrechts in Nordrhein-Westfalen Z. 95 S. 426ff.; v. Schlütter, Erneute Änderung des Berggesetzes in Nordrhein-Westfalen Glückauf 1954 S. 744ff.; Len7,, Die Rechtsstellung bergrechtlicher Gewerkschaften außerhalb des Entstehungslandes Diss. Köln 1962. Das ABG ist jetzt Landesberggesetz jedes einzelnen der preuß. Nachfolgestaaten. Deshalb kann eine Gewerkschaft ihren Sitz aus dem Bergrechtsgebiet eines Nachfolgestaates nicht in das Bergrechtsgebiet eines anderen Nachfolgestaates verlegen, ohne ihre Rechtsfähigkeit zu verlieren. Die Rechtslage bei dem Wechsel des Sitzes einer Gewerkschaft aus dem Bergrechtsgebiet eines Nachfolgestaates in ein anderes Bergrechtsgebiet desselben Nachfolgestaates kann zweifelhaft sein, z. B . bei der Verlegung des Sitzes einer
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§94 Anm. 3
ABG
Gewerkschaft von Koblenz nach Mainz oder von Hannover nach Braunschweig; Willecke S. 65, 67, OLG Hamm v. 29. 10. 1957 Z. 98 S. 463, v. Schlütter in Glückauf 1954 S. 745 und OLG Gießen v. 21. 5. 1951 Z. 94 S. 111. Vgl. auch Besch. RWM v. 29. 9. 1939 Z. 80/81 S. 217 Gegen den die Bestätigung einer Satzung oder eines satzungsmäßigen Beschlusses der Gew. ablehnenden Beschluß des OBA ist die Verwaltungsklage zulässig (§ 191). Das freie Ermessen d. OBA ist insofern eingeschränkt, als es nur die Ordnungsmäßigkeit des Beschlusses und die Beachtung des öffentl. Interesses zu prüfen hat. Schulte in „Glückauf" 1953 S. 269. 3. Im Lande Nordrhein-Westfalen entsteht die Gewerkschaft nicht mehr kraft Gesetzes. Vielmehr schreibt § 94 in der Passung des Zweiten Gesetzes zur Änderung bergges. Vorschriften vom 25. Mai 1954 vor, daß die Errichtung der Gewerkschaft durch Abschluß eines gerichtlich oder notariell zu beurkundenden Vertrages (Gründungsvertrag) erfolgt, der ein die Verfassung der Gewerkschaft regelndes Statut (Satzung) enthält. Aus dem Statut muß sich Sitz und Zweck der Gewerkschaft ergeben. Der Gewerkschaftszweck darf nicht „überwiegend bergbaufremd" sein. Damit kommt zum Ausdruck, daß die Gewerkschaft in der Hauptsache dem Bergbau vorbehalten bleiben soll. Andererseits kann es der Gewerkschaft nicht verwehrt sein, daneben auch andere Geschäfte zu betreiben, solange diese nicht die Haupttätigkeit der Gewerkschaft bilden. Der Ausdruck „überwiegend bergbaufremd" ist recht flüssig. Nicht als „überwiegend bergbaufremd" werden Betätigungen anzusehen sein, die mit der Mineralgewinnung im engsten Zusammenhang stehen, wie Bohrbetriebe und Arbeiten von sog. Unternehmerfirmen, die in der Hauptsache echte bergmännische Arbeiten ausführen. Dazu würden auch Kokereibetriebe gehören, die von den Bergbehörden in ihrer Eigenschaft als Sonderordnungsbehörde beaufsichtigt werden. Als „überwiegend bergbaufremd" sind dagegen die Tätigkeiten sog. Zulieferbetriebe oder gar von Kohlenhandlungen anzusehen. Ohne Bedeutung für die Bestätigung ist, ob das Stammbergwerk wertvoll oder wertlos ist. E s dürfte für das Oberbergamt schwierig sein, zu kontrollieren, ob die Gewerkschaft „überwiegend bergbaufremde" Geschäfte betreibt. Schwack, Der Geschäftszweck einer bergrechtl. Gewerkschaft nach dem im Lande NordrheinWestfalen geltenden Bergrecht. Diss. Köln 1958; Boldt: „Neugestaltung des Gewerkschaftsrechts" Z. 95 S. 426, 427, Dapprich: „Reform der bergrechtlichen Gewerkschaft" Z. 95 S. 417ff., v. Schlütter in Glückauf 1954 S. 7 4 4 f f . Der Gründungsvertrag bedarf in Nordrhein-Westlaien der Bestätigung des Oberbergamts. Mit der Aushändigung der Bestätigungsurkunde entsteht die G., gleichzeitig geht das Eigentum an dem Bergwerk auf die G. über. Vor der Aushändigung der Bestätigung besteht also im Gegensatz zu den in den übrigen Ländern des Bundes noch geltenden Bestimmungen in Nordrhein-Westfalen noch keine G., sondern nur eine bürgerlich rechtliche Gesellschaft. Ferner soll eine G. in NordrheinWestfalen aufgelöst werden, wenn sie fortgesetzt überwiegend bergbaufremde Geschäfte betreibt. Vorher wird zweckmäßig die zuständige Handelskammer und die Gewerkschaft selbt vom OBA zu hören sein. Zuständig für die Auflösung ist das OBA, in dessen Bezirk die Gewerkschaft ihren Sitz hat. Die Gewerkschaft ist nach der erfolgten Auflösung abzuwickeln; die Fortsetzung der aufgelösten Gewerkschaft ist ausgeschlossen, vgl. Dapprich wie vor, in Z. 95 S. 417ff. und Boldt in Z. 95 S. 426ff., v. Schlütter, Änderung des Berggesetzes in NordrheinWestfalen, Glückauf 1954 S. 746, Isay in Glückauf 1955 S. 1353; Boldt, Neu-
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4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§94 Anm. 4
gestaltung des Gewerkschaftsrechts, Glückauf 1954 S. 53; Rechtsgültigkeit des n.-w. Bergrechtsänderungsgesetzes, OLG H a m m v. 29. 10. 1957 Z. 98 S. 463. Die von Boldt in seiner Abhandlung: „Neugestaltung des Gewerkschaftsrechts" in Z. 95 S. 429 vertretene Auffassung, daß der Bestand der G. nicht dadurch gefährdet ist, daß sie unter Aufgabe des Bergwerkseigentums Grundeigentümerbergbau betreibt oder auf Grund eines Pachtvertrages eine fremde Gerechtsame abbaut, ist nicht völlig zweifelsfrei, vgl. Werneburg, Umwandlung und Auflösung der Gewerkschaft Z. 60 S. 378, vgl. dazu K G v. 28. 4. 1938 Z. 79 S. 579, OLG H a m m v. 29. 10. 1957 Z. 98 S. 463. § 133 ABG, der es ermöglicht, durch besonderen Vertrag die Entstehung der Gewerkschaft auszuschließen, ist in Nordrhein-Westfalen durch die Neufassung des § 94 ABG als gegenstandlos aufgehoben worden. — Die Neufassung des § 94 Abs. 3 ABG in Nordrhein-Westfalen enthält jetzt auch Bestimmungen über die H a f t i m g der Gründer der Gewerkschaft aus Rechtsgeschäften vor der Entstehung der Gewerkschaft in Anlehnung an § 34 des Aktienges. v. Schlütter in „Glückauf" 1954 S. 746. 4. Die Auflösung der Gewerkschaft und ihre Liquidation ist im ABG nicht behandelt (teilweise abweichend in Nordrhein-Westfalen vgl. Anm. 3).Vgl. Brassert, Die Auflösung der Gewerkschaft Z. 27 S. 327 ff. Siehe ferner die eingehenden Ausführungen über Auflösung, Liquidation und Konkurs der Gewerkschaft bei Isay 1. Bd. 1. Aufl. Anhang zu § 134 S..762ff. F ü r die Auflösung der Gewerkschaft und f ü r die Liquidation gelten die Bestimmungen des BGB über den Verein (§§ 41 ff., 47ff. BGB). Der Liquidationsbeschluß ist nicht genehmigungspflichtig; es sind die §§ 50, 51 BGB über die öffentl. Bekanntmachung und die Einhaltung des Sperrjahres zu beachten, vgl. Werneburg: Umwandlung und Auflösung der Gewerkschaft in Z. 60 S. 378; R G v. 27. 3. 1915 cit. in Rechtsprechung der OLG Bd. 40 S. 255. Aufgelöste Gewerkschaften dürfen nicht die Firmenbezeichnung „Gewerkschaft" führen. § 18 Abs. 2 HGB. Die Auflösung erfolgt: a) Durch Gewerkenbeschluß. : ! / r Mehrheit der in der Gewerkenversammlung vertretenen Kuxe, wenn nicht die Satzung anders bestimmt. (§ 41 BGB), vgl. Isay Bd. 1 Aufl. 1 Anhang zu § 134, Thielmann § 100 Anm. 2c, abw. Voelkel S. 168, Westhoff-Bennhold S. 44, Schlüter-Hense S. 247. — In der Regel wird jedoch, weil bei der Auflösung gewöhnlich über die Verwertung des Bergwerkseigentums Beschluß gefaßt werden muß, 3 / 4 -Mehrheit aller Kuxe und bei Beschluß über Verzicht oder Schenkung Einstimmigkeit erforderlich sein (§ 114). Die Satzung kann auch hier einfache Stimmenmehrheit zur Beschlußfassung vorschreiben. Wird bei der Auflösung nach § 48 Abs. 1 Satz 2 BGB ein besonderer Liquidator bestellt, so ist die notarielle oder gerichtliche Beurkundung wegen § 48 Abs. 1 Satz 2 BGB, § 118 Abs. 3 ABG erforderlich, bleibt aber der bisherige Repräsentant gemäß § 48 Abs. 1 Satz 1 BGB wegen der Abwicklung im Amt, so wird durch den Auflösungsbeschluß seine Vertretungsbefugnis beschränkt und aus diesem Grunde nach § 119 Abs. 4 die notarielle oder gerichtliche Form notwendig, vgl. Isay Bd. 1 Aufl. 1 Anhang zu § 134 A I I Ziff. 4. — Der Auflösungsbeschluß kann ausdrücklich gefaßt werden oder stillschweigend in anderen Beschlüssen enthalten sein. Isay Bd. 1 Aufl. 1 Anhang zu § 134 I I 1, 4. 14
Ebel-Weiler,
Berggesetz
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§94 Anm. 4
ABO
Der Auf lösungsbeschluß bedarf der gerichtlichen oder notariellen Form gemäß § 115. — Der Auflösungsbeschluß kann widerrufen werden, solange die Auflösung noch nicht bewirkt ist. Ist die Liquidation im wesentlichen durchgeführt, so ist die Erneuerung der G. nicht möglich. Zurückverwandlung einer aufgelösten G. in eine werbende Rechtsgemeinschaft. R B . v. 23. 3. 1934 Z. 75 S. 134. b) durch Eröffnung des Konkurses, die den Verlust der Rechtsfähigkeit nach sich zieht (§ 42 Abs. 1 BGB). E s t r i t t nicht ohne weiteres die Auflösung der G. ein, sie bleibt als nicht rechtsfähiger Verein bestehen und besteht f ü r die Dauer des Konkurses als Abwicklungsgesellschaft mit Rechtspersönlichkeit fort. I s t die Liquidation beendet, so hört damit die G. zu bestehen auf; vgl. R G v. 30. 11. 1904 Z. 46 S. 90 — Verlust der Rechtsfähigkeit dann unwiderruflich. Schlüter-Hense S. 28, Westhoff-Bennhold S. 57. Strittig OLG Celle v. 12.7.1917 in Leipziger Zeitschr. f. Deutsches Recht 1917, 1101 Nr. 8. — Rechtsfähigkeit lebt n u r auf, wenn das Konkursverfahren durch Aufhebung des Eröffnungsbeschlusses im Beschwerdewege sein Ende findet. Z. 46 S. 90f., Pieler: Die bergrechtl. G. in Konkurs, Z. 73 S. 388. Konkurs bei Gewerkschaften a. R . vgl. § 249 - Vgl. auch Klein in Z. 100 S. 169ff. c) durch zwangsweise Entziehung der Rechtsfähigkeit, wenn durch gesetzwidrigen Beschluß der Gewerkenversammlung oder durch gesetzwidriges Verhalten des Vorstandes das Gemeinwohl gefährdet wird (§ 43 BGB), d) auf Grund einer Satzungsbestimmung, die die Auflösimg vorsieht, e) Verlegung des Sitzes der G. außerhalb des Gebiets des ehem. Preußen, vgl. dazu Anm. 2. f) I n Nordrhein-Westlaien, durch Beschluß des OBA, wenn sie überwiegend bergfremde Geschäfte betreibt. (2. Bergrechtsänderungsges. v. 25. 5. 1954). g) durch Umwandlung oder Verschmelzung. Nach den §§ l f f . , 25ff., 40ff. des Gesetzes über die Umwandlung von Kapitalgesellschaften und bergrechtlichen Gewerkschaften vom 12.11.1956 (BGBl. I S.844) — I I I 35 — kann die Gewerkschaften in eine G. m. b. H., in eine offene Handelsgesellschaft, in eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts oder in der Weise umgewandelt werden, daß ihr Vermögen unter Ausschluß der Abwicklung auf einen Gewerken übertragen wird. Der Beschluß bedarf einer Mehrheit von mindestens % aller K u x e und der Bestätigung durch das f ü r die Gewerkschaft zuständige Oberbergamt. Der Beschluß muß gerichtlich oder notariell beurkundet werden, vgl. Boldt in Glückauf 1954 S. 1464ff. und Boldt in Z. 97 S. 354ff. Vgl. ferner Natzel, Zur Umwandlung bergrechtlicher Gewerkschaften, Glückauf 1957 S. 1291; Bialinski, Das Umwandlungs-Steuergesetz, Glückauf 1957 S. 1578. Die Gewerkschaft kann sich auch nach den §§ 278, 279, 287 des Aktienges. v. 30. 1. 1937 (RGBl. I S. 107) in eine Aktiengesellschaft oder eine Kommanditgesellschaft auf Aktien umwandeln oder nach den §§ 215, 252 des Aktienges. mit einer dieser beiden Kapitalgesellschaften verschmelzen. § 7 des Handelsrechte Bereinigungsgesetzes v. 18. 4. 1950 (BGBl. I S. 90). Dapprich-v. Schlütter § 114 A n m . 2, Krautschneider Z. 97 S. 231. Die G. erlischt nicht durch Vereinigung allerKuxe in einer H a n d R G v.28.11.1888 Z. 30 S. 242, Daubenspeck: Bergr. Entsch. 1 8 7 9 - 1 8 9 3 S. 168. Der in der ersten Auflage dagegen erhobene Einwand, die Einmanngewerkschaft verletze das Verbot der Anonymität, kann nicht aufrecht erhalten werden, nachdem jetzt überwiegend die Einmann-A. G. und die E i n m a n n - G . m . b . H . als rechtsbeständig angesehen werden. Befinden sich sämtliche K u x e in einer Hand, so handelt der Gewerke aus
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4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§94 Anm. 4
eigener Entschließung, eine Gewerkenversammlung kann nicht stattfinden. H a t der Gewerke von der Bestellung eines besonderen Repräsentanten abgesehen, so muß angenommen werden, daß er sich als den „natürlichen Repräsentanten" angesehen wissen will. Die von ihm abgegebene Willenserklärung stellt dann die Willenserklärung der G. dar. RGZ 32 S. 334, R G v. 20. 3. 1915 J W 1915 S. 527. Dasselbe gilt, wenn Kuxe sich teils in der H a n d des Vaters, teils in der H a n d der von ihm vertretenen minderjährigen Kinder befinden. R G v. 1.4. 1936 Z. 77 S. 175ff. R G v. 28. 11. 1888 Z. 30 S. 242, Daubenspeck, Bergr.Entsch. 1 8 7 9 - 1 8 9 3 S. 168, R G v. 23. 10. 1893 Z. 35 S. 378, R G v. 20. 3.1915 Z. 56 S. 534ff. Die Rechtsfigur des „natürlichen Repräsentanten" greift Zydek in Z. 98 S. 408 mit sehr beachtlichen Gründen an. Der Alleingewerke kann sich selbst zum Repräsentanten bestellen. E r muß aber dabei die Formvorschriften des § 118 Abs. 3 Satz 1 (not. Beurkundung) beachten. Die Gewerken als solche sind keine Vertretungsorgane. Befinden sich die Kuxe in der H a n d von 2 oder mehr Personen, ohne daß ein gesetzl. Vertretungsorgan vorhanden ist, so kann die Gewerkschaft nicht durch die einzelnen Gewerken vertreten, klagen oder verklagt werden. Das Gesetz h a t dem prakt. Bedürfnis durch die Bestellung eines interimistischen Repräsentanten Rechnung getragen. R G v. 20. 3. 1915 J W 1915 S. 527. Der Erwerb eines bloßen Gewerkschaftsmantels kann unter besonderen Umständen als rechtsunwirksam betrachtet werden. LG Krefeld v. 9. 5. 1936 Z. 77 S. 449. D. J u s t . 36, 465. - Gewerkschaftsmantel, Bescheid des OBA Bad Ems v. 22. 5. 1954 Z. 100 S. 447, R G v. 18. 12. 1935 Z. 76 S. 471. Die Gewerkschaft erlischt nicht ohne weiteres durch Verzicht auf das Bergwerkseigentum oder durch dessen Verkauf, es sei denn, daß sich dies aus den besonderen Umständen ergibt. OLG H a m m v. 6. 6. 1899 Z. 40 S. 488. Klostermann-Thielmann 6. Aufl. Anm. 2 A zu § 100; R G v. 3. 4. 1889, Daubenspeck: Bergr. Entsch. 1 8 7 9 1893 S. 170 Nr. 67. R B v. 4. 9. 1888 Z. 30 S. 126. Kein Erlöschen durch Verkauf des Stammbergwerks bei Weiterführung eines Bergwerksbetriebes auf der Grundlage eines anderen der G. gehörigen Bergwerks. Sie erlischt ferner nicht durch die Zwangsversteigerung des Bergwerkseigentums, Buchner: Die Zwangsverwaltung und Zwangsversteigerung von Bergbaurechten Z. 73 S. 406. Will der Alleineigentümer samtl. Kuxe persönlicher Eigentümer des Bergwerks werden, so m u ß er die G. auflösen und das Bergwerk auf sich auflassen lassen. LG Bochum v. 27. 6. 1902 Z. 44 S. 369. KG v. 9. 9. 1899 Z. 41 S. 354, - vgl. auch § 247 Anm. 2. Löschung der G. im Handelsregister oder in den — nicht mit öffentlichem Glauben versehenen — Verzeichnissen der Bergbehörde ist f ü r die Auflösung der G. ohne Bedeutung. Durch die Auflösung t r i t t die G. in Liquidation (§ 48£f. BGB), Werneburg: Umwandlung und Auflösung der G. in Z. 60 S. 378. Bis zur Beendigung der Liquidation besteht die G. f ü r die Zwecke der Liquidation fort. Die Liquidation ist nach der herrschenden Meinung stets erforderlich. RG v. 30. 11. 1904 Z. 46 S. 90f. — Auflosung Boldt Z. 96 S. 309, 317, LG Gießen v. 21. 5. 1951 Z. 94 S. 111, OLG H a m m v. 29. 10. 1957 Z. 98 S. 463, Erl. RWM v. 18. 2. 1942 Z 83 S. 436. Verzichten die Gewerken auf ihre Anteile, so bewirkt der Verzicht des zuletzt auf seinen Anteil verzichtenden Gewerken die Auflösung der G. u n d sie t r i t t zwangsläufig in Liquidation; § 132 Anm. 1 vgl. dazu R G v. 28. 3. 1890, Daubenspeck: Bergr.Entsch. 1 8 7 9 - 1 8 9 3 S. 167 Nr. 65. Ein Anfall des Gewerkschaftsvermögens an den Fiskus findet nicht statt (§§ 45 Abs. 3, 47 BGB). Die Gewerkschaft dient ausschließlich den Interessen der Mitglieder. Die in § 45 Abs. 3 BGB erwähnte gewill14*
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§94 Anh.
ABG
kürte Satzung ist rechtlich der im A B G gesetzlich aufgestellten Normalsatzung gleichzustellen, Westhoff-Bennhold S. 32, Müller-Erzbach S. 242, abw. Pieler Z. 73 S. 388ff. — Wer als letzter G. auf seinen Anteil verzichtet, kann auch für sich allein den Verzicht auf das Bergwerkseigentum beschließen. Denn entweder sind nur noch der oder die Kuxe stimmberechtigt, die ihm zuletzt gehörten, sofern man nämlich annimmt, daß das Stimmrecht der nach den §§ 131 Abs. 3, 132 Abs. 3 ABG der Gewerkschaft zugeschriebenen oder zuzuschreibenden Kuxe ruht, oder aber der letzte Gewerke verfügt als einziger Rechtsträger. — Hüttellgewerkschaft. Hüttenwerke sind keine Bergwerke. Die Einteilung des Hütteneigentums in Kuxe äußert keinen weiteren Einfluß, als daß sie die Größe des ihrem Inhaber zustehenden ideellen Anteils an diesem Eigentum ausdrückt. Gräff S. 58. vgl. Brassert in Z. 4 S. 484, Z. 11 S. 237, O. Tr. v. 29. 5. 1876 Z. 19 S. 75, Brockhoff Z. 6 S. 428ff. I m Geltungsbereich der durch Rezeption in der Grafschaft Sayn-Altenkirchen eingeführten Kursächsischen Bergordnung vom 12. 6. 1589 wurde Hütteneigentum wie Bergwerkseigentum durch Mutung und Verleihung erworben. Brockhoff Z. 6 S. 428ff. Brassert Z. 19 S. 79. Anhang zu § 94 Art. I I des Zweiten Gesetzes zur Änderung berggesetzlicher Vorschriften im lande Nordrhein-Westfalen vom 25. Mai 1954 (GS. NW. S. 694)) bestimmt: (1) Alle bestehenden Gewerkschaften mit eigener Rechtspersönlichkeit haben innerhalb eines Jahres nach Inkrafttreten dieses Gesetzes dem Oberbergaint ein Statut zur Bestätigung vorzulegen. (2) Wird das Statut innerhalb dieser Frist nicht vorgelegt oder wird die Bestätigung des Statuts endgültig versagt, so gilt die Gewerkschaft als aufgelöst. Die Gewerkschaft ist abzuwickeln; die Fortsetzung der aufgelösten Gewerkschaft ist ausgeschlossen. Das 2. Bergrechtsänderungsgesetz bezweckte u. a. eine Generalbereinigung des Gewerkschaftswesens im Lande Nordrhein-Westfalen. Dieser Zweck wird für die zukünftig entstehenden Gewerkschaften durch die Neufassung des § 94 ABG erreicht. Durch Art. I I sind darüber hinaus auch alle bereits bestehenden Gewerkschaften von der Bereinigung miterfaßt worden. Nach Art. I I Abs. 1 hatten alle in Nordrhein-Westfalen bestehenden Gewerkschaften mit eigener Rechtspersönlichkeit dem für ihren Sitz zuständigen Oberbergamt innerhalb eines Jahres nach Inkrafttreten des Gesetzes, d. h. bis zum 3. Juni 1955 ein Statut zur Bestätigung vorzulegen. Diese Vorschrift gilt nicht für altrechtliche Gewerkschaften, da diese keine „eigene Rechtspersönlichkeit" besitzen. Vgl. § 226 Anm. 1. Soweit die Gewerkschaften bereits ein Statut hatten, genügte dessen Vorlage und nochmalige Bestätigung, andernfalls hatten die Gewerkschaften sich ein Statut zu geben. Begr. in Z. 95 S. 279. Gewerkschaften, die innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Frist kein Statut zur Bestätigung vorgelegt haben, sind automatisch in Liquidation getreten. Falls eine solche Gewerkschaft einen Repräsentanten oder Gruben vorstand besitzt, ist dieser als „geborener" Liquidator für die Durchführung des Liquidationsverfahrens zuständig. Ist kein gesetzlicher Vertreter vorhanden, so ist ein Liquidator zu bestellen. Die Bestellung erfolgt durch die Gewerkenversammlung oder auf Antrag durch das Amtsgericht nach §§ 4 8 , 2 9 B G B . Leider hat das Gesetz der Bergbehörde keine Möglichkeit gegeben, auf die Bestellung des Liquidators und eine beschleunigte Durchführung der Liquidation
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4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§ 94 Anh.
Einfluß zu nehmen. Vgl. dazu Böttcher in Z. 90 S. 469. Es bestehen daher auch jetzt noch zahlreiche Gewerkschaften, die auf Grund des Art. I I wegen nicht fristgerechter Einreichung des Statuts als aufgelöst gelten, im Liquidationsstadium fort und belasten die Berggrundbücher. Es wäre wünschenswert, wenn der Bereinigung des Gewerkschaftswesens bald eine Felderbereinigung folgte, wie es in NordrheinWestfalen hinsichtlieh der Längenfelder bereits geschehen ist. Die fristgemäß eingereichten Statuten sind vom Oberbergamt darauf zu prüfen, ob der Zweck der Gewerkschaft nicht überwiegend bergbaufremd ist. Wenn dies der Fall ist, muß die Bestätigung mit Rücksicht auf die seit dem 3. 6. 1954 geltende Fassung des § 94 Abs. 6 ABG versagt werden. Ferner ist die Bestätigung zu versagen, wenn die Satzung gegen das Gesetz verstößt oder wenn ihre Bestimmungen öffentlichen Interessen zuwiderlaufen, vgl. § 94 Anm. 2. Mit Rechtskraft des Beschlusses über die Versagung der Bestätigung gilt die Gewerkschaft als aufgelöst und ist abzuwickeln, Art. I I Abs. 2. Art. I I des 2. Änderungsgesetzes hat keinen Enteignungscharakter und verstößt nicht gegen Art. 14 GG. OLG Hamm v. 29. 10. 1957 Z. 98 S. 463 Glückauf 1958 S. 1749; LVG Köln v. 20. 2. 1959 Z. 100 S. 443. Das Land Nordrhein-Westfalen hat auch mit Art. I I seine Gesetzgebungskompetenz nicht überschritten. OLG Hamm a.a.O.; YGKöln v. 26. 9.1961 - 2 K 8 7 / 6 1 - . OVGMünster v. 10.12.1962 — IV A 1617/59 —. Das 2. Änderungsgesetz findet auf alle Gewerkschaften Anwendung, die bei Inkrafttreten des Gesetzes ihren Sitz im Lande Nordrhein-Westfalen hatten. Das gilt auch, wenn das Bergwerkseigentum, dem die Gewerkschaft ihre Entstehung verdankt, in einem anderen Land liegt. OLG Hamm a. a. O. LVG Köln a. a. O. Der „Bergwerksstaat" hat die Berghoheit nur über den Bergwerksbetrieb und seine Verwaltung, der „Sitzstaat" die Hoheit über die Gewerkschaft als juristische Person. RG in J W 1916 S. 494; Voelkel in Z. 57 S. 437. Maßgebend für die Frage des auf eine Gewerkschaft anzuwendenden Rechts ist in erster Linie der statutarische Sitz. Vgl. RGZ 83, 369; 92, 73; 99, 217; RG in J W 1920 S. 49; RsprOLG Bd. 25 S. 50; 38, 27; 39, 35. - Fehlt eine statutarische Sitzbestimmung, dann kommt der Ort, der als Sitz im Handelsregister gem. § 21 HGB eingetragen ist, in Betracht. Fehlt auch eine Handelsregistereintragung, so gilt nach § 24 BGB als Sitz der Ort, an dem die Verwaltung der Gewerkschalt geführt wird. RG in Z. 57 S. 204; OLG Hamm v. 29.10. 1957 Z. 98 S. 463; LVG Köln v. 20. 2. 1959 Z. 100 S. 443; VG Köln v. 26. 9. 1961 - 2 K 87/61 - ; Erl. v. 3. 2. 1926 Z. 67 S. 127; Erlaß v. 15. 10. 1934 Z. 75 S. 581; Voelkel in Z. 57 S. 225; Boldt § 94 Anm. 5. In der Regel ist der Verwaltungssitz am Wohnort des Repräsentanten. Vgl. dazu § 117 Anm. 1 Abs. 3. Hat die Gewerkschaft keinen Repräsentanten, befinden sich aber alle Kuxe in einer Hand, so ist der Wohnsitz des AUeingewerken maßgebend, da dieser als „natürlicher Repräsentant" angesehen werden muß. Streitig, vgl. dazu Zydek in Z. 98 S. 408. — An letzter Stelle, d. h. wenn weder ein statutarischer noch ein Verwaltungssitz feststellbar ist, ist für die Rechtsanwendung die Lage des Stammbergwerks entscheidend. Vgl. RG v. 15. 1. 1901 Z. 42 S. 353. Die Verlegung des Sitzes einer Gewerkschaft von einem anderen Bundesland nach Nordrhein-Westfalen oder aus dem Land Nordrhein-Westfalen in ein anderes Land des preußischen Rechtsgebietes hat seit der Änderung des Gewerkschaftsrechts in Nordrhein-Westfalen den Verlust der Rechtsfähigkeit zur Folge. Die
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§95 Anm. 1, 2
ABG
Sitzverlegung einer juristischen Person innerhalb eines ursprünglich einheitlichen Rechtsgdbietes ist nur dann möglich, wenn die Gesellschaft im alten Gebiet unter den gleichen Voraussetzungen rechtsfähig werden konnte wie i n d e m neuen Gebiet. K G in J W 1926 S. 1351, J W 1927 S. 1701, vgl. auch RGZ 100 S. 94. - Grundsätzlich kann eine juristische Person den Geltungsbereich des Gesetzes, dem sie ihre Rechtsfähigkeit verdankt, nicht verlassen; andernfalls verliert sie ihre Rechtsfähigkeit. K a s t in Z. 67 S. 393; R G in J W 1918 S. 510; RGZ 88 S. 53, 55. Dieser Grundsatz gilt im internationalen wie im interlokalen Privatrecht. StaudingerRaape Komm. z. BGB Bd. 6 Anm. G I 2 c zu § 10 EGBGB. Die in Art. I I Abs. 1 des 2. Änderungsgesetzes festgesetzte Frist von 1 J a h r ist eine Ausschhißfrist. Bei Fristversäumnis ist eine Nachsichtgewährung oder Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nicht zulässig. Eine solche ist nur dann möglich, wenn das Gesetz, welches die Frist und die mit einer Fristversäumnis verbundenen Folgen festgesetzt hat, dies ausdrücklich vorsieht. VG Arnsberg v. 14. 6. 1961 Z. 103 S. 104. Vgl. dazu auch OVG Münster v. 8. 10. 1958 Z. 100 S. 222; der dieser Entscheidung zugrunde hegende Rechtsstreit ist nach Zurückverweisung in erster Instanz durch Vergleich erledigt worden, so daß die vom OVG aufgeworfenen Fragen nicht abschließend geklärt wurden. Gewerkschaften, die gem. Art. I I Abs. 2 wegen nicht rechtzeitiger Einreichung des Statuts als aufgelöst gelten, können unter den Voraussetzungen des § 2 Abs. 1 (nicht Abs. 3) des Gesetzes über die Umwandlung von Kapitalgesellschaften und bergrechtlichen Gewerkschaften vom 12. 11. 1956 (BGBl. I S. 844) - Teil I I I 35 noch ihre Umwandlung beschließen, auch in eine G. m. b. H. LG Bochum v. 18. 2. 1959 Z. 100 S. 320. Wird die Bestätigung des Statuts durch das Oberbergamt endgültig versagt, besteht die Umwandlungsmöglichkeit nicht mehr, da die Auflösung der Gewerkschaft in diesem Falle nicht durch Zeitablauf eingetreten ist. E s findet dann § 2 Abs. 3 des Kapitalumwandlungsgesetzes Anwendung. §95 Die Gewerkschalt führt den Namen des Bergwerks1, sofern sie nicht in dem Statut2 einen anderen Namen3 gewählt hat. 1. F ü h r t das Stammbergwerk z. B. den Namen „Else", so heißt die Gewerkschaft k r a f t Gesetzes ohne besondere Namensgebung „Gewerkschaft Else". Der Firmenname der G., falls sie ins Hand.Reg. eingetragen ist, lautet ebenfalls „Gewerkschaft Else". RG v. 1. 11. 1905, RGZ 62 S. 8. - § 95 durch Satzung nicht abänderbar (§ 94 Abs. 2). 2. Änderung des Namens der Gewerkschaft kann nur durch einen satzungsmäßigen Gewerkenbeschluß erfolgen (§ 94 Abs. 2). Der Beschluß muß gerichtlich oder notariell beurkundet sein und bedarf der Zustimmung von mindestens % aller Anteile. Außerdem ist Bestätigung durch das zuständige OBA zur Rechtsgültigkeit erforderlich. Die Bestätigung kann versagt werden, solange noch Kuxscheine, die auf den bisherigen Namen der G. lauten, im Verkehr sind. OBA Bonn v. 8. 5. 1880 Z. 21 S. 396. Die Bestätigung der Namensänderung kann ferner versagt werden, wenn bestimmte Anhaltspunkte dafür vorliegen, daß sie ungesetzlichen Zwecken, insbesondere einer Irreführung der Öffentlichkeit über die Leistungsfähigkeit der Gewerkschaft dienen soll, oder bei Verwechslungsgefahr. RBRWMin. v. 17. 4. 1943 - O B H 12 - 1054/43; R B v. 4. 10. 1882 Z. 24 S. 266.
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4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§ 9 5 Anm. 3 §§96,97
3. Es kann nur der Name der Gewerkschaft geändert werden, nicht der Name des Stammbergwerks. Letzteres behält seinen ursprünglichen Namen auch bei der Änderung des Namens der Gewerkschaft. Der Name genießt den Rechtsschutz des § 12 BGB. §96 (1) Die Gewerkschaft kann unter ihrem Namen Rechte erwerben und Verbindlichkeiten eingehen, Eigentum und andere dingliche Rechte an Bergwerken und Grundstücken erwerben, vor Gericht klagen und verklagt werden1. (2)2 1. Die Gewerkschaft ist eine juristische Person mit voller Rechts- und Handlungsfähigkeit. RG v. 28. 9. 1901 Z. 43 S. 87. § 2 HGB ist zu beachten. 2. Abs. 2 ist durch § 17 ZPO ersetzt. Gewerkschaften haben nach § 17 Abs. 2 ZPO den a l l g e m e i n e n Gerichtsstand bei dem Gericht, in dessen Bezirk das Bergwerk liegt. D a n e b e n ist ein durch Statut oder in anderer Weise besonders geregelter Gerichtsstand zulässig (§ 17 Abs. 3 ZPO). K G v. 15. 12. 1911 Z. 53 S. 406, RG v. 16. 11. 1893, RGZ 32 S. 384. Über den Sitz der Gewerkschaft trifft das Berggesetz keine Bestimmung. Der allgemeine Gerichtsstand braucht mit dem Sitz nicht übereinzustimmen. Westhoff Bennhold S. 75. Der Sitz kann durch satzungsmäßigen Beschluß, der den Vorschriften des § 94 Abs. 2 entsprechen muß, bestimmt werden; vgl. § 94 Abs. 2. Ist ein solcher nicht vorhanden, so gilt als Sitz der Ort, der im Handelsregister als Sitz der Firma eingetragen ist. Besteht kein solcher Sitz, so ist als Sitz der Ort anzusehen, an dem die Verwaltung geführt wird. Wenn ein solcher nicht festzustellen ist, der Wohnsitz des Repräsentanten; wenn kein Repräsentant vorhanden ist, der Ort, in dessen Bereich der Fundpunkt des Bergwerkseigentums liegt. — Eine Gewerkschaft, die ihren Sitz im ehem. Land Preußen hat, kann nicht aus diesem Rechtsgebiet herausverlegt werden, ohne damit ihre Rechtsfähigkeit zu verlieren. RG v. 22. 1. 1916 Z. 57 S. 215, vgl. dazu § 94 Anm. 2 letzter Absatz. Neben einem Sitz im ehem. Preußen kann durch satzungsmäßigen Beschluß auch ein Verwaltungssitz außerhalb des Geltungsbereichs desABG im Bundesgebiet rechtsgültig begründet werden; vgl. Voelkel, Der Sitz der Gewerkschaft, Z. 57 S. 425. Eine Gewerkschaft aus dem Bundesgebiet, die ihren Sitz in das Bergrechtsgebiet des ehem. Landes Preußen verlegt, verliert ihre Rechtsfähigkeit, doch kann sie neben ihrem Sitz im Bundesgebiet einen Verwaltungssitz im Bergrechtsgebiet des ehem. Landes Preußen durch satzungsmäßigen Beschluß, der vom örtlich zuständigen Oberbergamt des Verwaltungssitzes zu genehmigen ist, bestimmen. RG v. 5. 1. 1916 und 21. 1. 1916 Z. 57 S. 213, 451 u. 215; RG v. 19. 1. 1918 Z. 59 S. 204. §97 Das Bergwerk wird, soweit die Einrichtung des Hypothekenwesens dies gestattet, auf den Namen der Gewerkschaft in das Hypothekenbuch1 eingetragen. 1. Jetzt Grundbuch.
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§§ 98-100 § 1 0 1 Anm. 1, 2
ABG
§98 Das Bergwerk kann nur von der Gewerkschaft und nur als Ganzes mit Hypotheken und dinglichen Lasten beschwert werden1. 1. Vgl. § 114, ferner § 43. § 99 Für die Verbindlichkeiten der Gewerkschalt haftet nur das Vermögen derselben1. 1. Keine persönl. Haftung der Gewerken. Über die vertragliche und außervertragliche Haftung der Gewerkschaft vgl. Werneburg Z. 58 S. 71.— Zum Vermögen der Gewerkschaft rechnen auch die von den Gewerken zur Tilgung der Schuldverbindlichkeiten der Gewerkschaft zu leistenden Beiträge (Zubußen), jedoch erst dann, wenn ihre Einziehung von der Gewerkschaft gültig beschlossen ist. Vgl. Westhoff-Bennhold § 99 Ziff. 2. — Diese Zubußen können, sobald sie beschlossen, die Gläubiger der Gewerkschaft sich im Wege der Zwangsvollstreckung an Zahlungs statt oder zur Einziehung überweisen lassen. Gerät die Gewerkschaft in Konkurs oder in Liquidation, so hat der Konkursverwalter oder Liquidator die noch ausstehenden Zubußen einzuklagen und muß abwarten, ob die Gewerken von dem Recht des § 130 ABG Gebrauch machen. — § 99 gilt auch für die Gewerkschaft alten Rechts. — § 99 ist nicht durch Statut abänderbar (§ 94 Abs. 3). §100 Durch das Ausscheiden einzelner Mitglieder — Gewerken — wird die Gewerkschaft nicht aufgelöst1. Auch können einzelne Gewerken nicht auf Teilung klagen. 1. § 100 ist unabänderbar und gilt auch für die altrechtliche Gewerkschaft (§§ 94 Abs. 3, 227). Eine altrechtliche Gewerkschaft erlischt aber, wenn sämtliche Kuxe sich in einer Hand befinden. § 1011 (1) Die Zahl der gewerkschaftlichen Anteile — Kuxe — beträgt hundert. (2) Durch das Statut kann die Zahl auf tausend2 oder auf ein Vielfaches von tausend, höchstens jedoch auf zehntausend bestimmt werden. (3) Die Kuxe sind unteilbar. Sie gehören zum beweglichen Vermögen3. 1. Ges. v. 22. 4. 1922 (GS S. 93) und AG BGB v. 20. 9. 1899 (GS S. 177) Art. 37, I X . 2. Pitz: Das preußische Kuxrecht, Marburg 1909. W. Noth: Gewerkenbuch und Kuxschein, Halle 1906. — Das Wort „ K u x " ist böhmischen Ursprungs und bedeutet Teil eines Ganzen (Bergteil). Z. 62 S. 407. Die ältere Kuxeinteilung im ALR betrug 128, dazu kamen noch 6 Freikuxe (2 Erbkuxe des Grundherren, 2 Freikuxe der Kirche und Schule, 2 Freikuxe der Knappschafts- und Armenkasse.) Gräff S. 60. Abweichend hiervon setzte die Klevesche Bergordnung die Zahl der Kuxe auf 128 zuzüglich 8 Freikuxen und die Schlesische und die Magdeburger Bergordnung die Zahl auf 122 Kuxe zuzüglich 6 Freikuxe fest. Gräff S. 110. Die Zahl dieser Kuxe hat noch f ü r die Gewerkschaften alten Rechts Bedeutung, vgl. § 224. —
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4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§ 101 Anm. 3 § 102 Anm. 1
Nunmehr beträgt die Kuxzahl 100. Sie kann durch einen satzungsmäßigen Beschluß in der im § 94 Abs. 2 vorgesehenen Form, zu dessen Rechtsgültigkeit die Bestätigung des OBA erforderlich ist, auf 1000 oder ein Vielfaches von 1000, höchstens jedoch auf 10000 bestimmt werden. I n der Regel muß f ü r die Bestätigung einer Tausendteilung ein Gewerkschaftsvermögen im Werte von mehr als 200000 DM. zur Zeit der Prüfung des Beschlusses auf Erhöhung der Kuxzahl vorhanden sein. Der Wert eines Kuxes bei der Tausendteilung muß also 200 DM. übersteigen. R B v. 10. 3. 1879 Z. 20 S. 261; R B v. 5. 5. 1886 Z. 27 S. 257; R B v. 11. 8. 1892 Z. 34 S. 276; R B v. 17. 8. 1926 Z. 67 S. 525. - Ausschluß des Bezugsrechts der Gewerken bei Erhöhung der Kuxzahl zulässig. Erl. v. 3. 7. 1929 Z. 70 S. 618. Bei Versagung der Bestätigung durch das Oberbergamt Rechtsmittel § 191. Der K u x stellt die Mitgliedschaft an der Gewerkschaft, den Inbegriff aller mit dieser Mitgliedschaft verbundenen Rechte und Pflichten, also ein besonderes Vermögensrecht dar. Mot. Z. 6 S. 154. — Neben dem Anspruch auf die Ausbeute gewährt der K u x das Recht auf Berufung einer Gew. V. (§ 122), Stimmrecht (§ 111), das Anfechtungsrecht von Gewerkschaftsbeschlüssen (§ 115), das Recht auf Büchereinsicht (§ 121), den Anspruch auf Ausbeute (§ 102) u n d auf Liquidation (§ 51 BGB). E r verpflichtet zur Zahlung der Zubuße (§ 102), und der Gewerke h a t das Abandonrecht (§ 130), vgl. Boldt § 101 Anm. 1. Den Kern der einzelnen körperschaftlichen Sonderrechte bildet der dem Gewerken am Gewerkschaftsvermögen zustehende Anteil als eine ideelle Wertquote. Pitz S. 41. Das Kuxrecht h a t die charakteristischen Züge eines genossenschaftlichen Sonderrechts. R G v. 8. 11. 1902 Z. 45 S. 89 und 93. R G v. 21. 6. 1919 Z. 61 S. 101, K G v. 9. 10. 1926 Z. 68 S. 248; Hense in Z. 39 S. 447 Z. 40 S. 324ff. 3. Der K u x ist nicht teilbar. Gehört er mehreren Personen, so kann im Verhältnis zur Gewerkschaft nur einer von ihnen oder ein Dritter als Bevollmächtigter auftreten. Zur Ausübung ihrer Rechte gegenüber der Gewerkschaft müssen sie einen gemeinschaftlichen Vertreter bestellen. Auch das Stimmrecht kann nur einheitlich ausgeübt werden. F ü r die Zahlung der Zubuße haften die Berechtigten verhältnismäßig, nicht als Gesamtschuldner. § 102 (1) Die Gewerken nehmen nach dem Verhältnis ihrer Kuxe an dem Gewinne oder Verluste teil 1 2 . (2) Sie sind verpflichtet, die Beiträge, welche zur Erfüllung der Schuldverbindlichkeiten der Gewerkschaft und zum Betriebe erforderlich sind, nach Verhältnis ihrer Kuxe zu zahlen (§§ 129, 130). 1. Hierüber ist ein besonderer Gewerkenbeschluß zu fassen. Wenn kein entsprechender Gewerkenbeschluß vorliegt, kann weder der einzelne Gewerke gegen die Gewerkschaft auf Auszahlung eines Gewinns klagen, noch kann er von der Gewerkschaft auf Leistving von Zubuße verklagt werden, §§ 120 Ziff. 2, 129. Die Frage, ob die „Ausbeute" zu den regelmäßigen Leistungen im Sinne des § 101 Ziff. 2 BGB gehört, wird in der bergrechtl. Literatur überwiegend verneint, so Bennhold: Über den Übergang des Ausbeuterechts bei Übertragung eines Kuxes in Z. 54 S. 537, Westhoff-Bennhold S. 119, Schlüter-Hense S. 258, Müller-Erzbach S. 271, Klostermann-Thielmann S. 307, Boldt S. 110, Isay Bd. 1 Aufl. 1 S. 502,
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§ 102 Anm. 2 § 103 Anm. 1, 2
ABG
bejahend in OVG-Entsch. v. 31. 5. 1911 Bd. 15 S. 291, vgl. dazu Brassert-Gottschalk S. 409, Gottschalk in Glückauf 1911 S. 1020, v. Rauck Anm. zu Art. 146 Bayer. Bergges., OTr. v. 6. 11. 1876 Z. 19 S. 500, Ortmanns § 101 BGB. Anm. 2c 2. Aufl. 1908. Über die Verteilung von Ausbeute vom Vermögen, nicht bloß vom Gewinn vgl. Entsch. R F H v. 4. 2. 1921 Z. 62 S. 447. Einkommensteuer von der Ausbeute einer Gew. R F H v. 24. 2. 1937 Z. 78 S. 492. Dem Nießbraucher stehen gemäß § 1030 BGB die Nutzungen zu. E r h a t Anspruch auf die verteilten Ausbeuten. Jedoch kann die Gewerkschaft nach wie vor an den Gewerken leisten, solange ihr die Bestellung des Nießbrauchs nicht bekannt ist. §§ 1070, 407 BGB. 2. Die Gläubiger einer Gewerkschaft haben gegen die Gewerken keinen unmittelbaren Anspruch. Zubußepfhcht nur der Gewerkschaft gegenüber. R G v. 7. 6. 1905 Z. 46 S. 526. H a f t u n g mehrerer Miteigentümer eines Kuxes f ü r die Zubuße nach Verhältnis ihrer Miteigentumsquoten. OLG H a m m v. 12. 11. 1898 Z. 40 S. 349. H a f t u n g des bisherigen Gewerken und des Erwerbers f ü r Zubußerückstände als Gesamtschuldner RG v. 8. 3. 1902 Z. 43 S. 364. H a f t u n g des Käufers von K . f ü r vor dem Kauf ausgeschriebene Zubuße R G v. 5. 1. 1917 Z. 58 S. 366; Übergang der Zubußepflicht bei Übertragung eines K . Bennhold, Grundzüge des Gewerkschaftsrechts in Z. 54 S. 537. Kein Ausschluß der Zubußepflicht durch Vertrag zwischen Gewerkschaft und Gewerken zulässig. R G v. 13. 5. 1916 Z. 57 S. 453. Abandonrecht nach der Konkurseröffnung R G v. 30. 11. 1904 Z. 46 S. 90f. - Nach der Konkurseröffnung der G. von der G. beschlossene Zubußen werden nicht vom Konkurs erfaßt. Pieler in Z. 73 S. 395. §103 (1) Über sämtliche Mitglieder der Gewerkschaft und deren Kuxe wird von der Gewerkschaft ein Verzeichnis — das Gewerkenbuch1 — geführt. Auf Grund desselben wird einem jeden Gewerken, welcher es verlangt, ein Anteilschein — Kuxschein 2 — ausgefertigt. (2) Die Kuxscheine sind nach der Wahl des Gewerken über die einzelnen Kuxe oder über eine Mehrheit derselben auszustellen. (8) Die Kuxscheine dürfen nur auf einen bestimmten Namen, niemals auf den Inhaber lauten. (4) Die Erneuerung eines Kuxscheins ist nur gegen Rückgabe oder nach erfolgter Amortisation desselben zulässig. 1. Noth, Gewerkenbuch und Kuxschein, Halle 1906. Repräsentant oder Grubenvorstand führen das Gewerkenbuch und stellen die Kuxscheine aus. § 121 Abs. 1. Die Bergbehörde ist deshalb über die Anteilsverhältnisse an der Gewerkschaft regelmäßig nicht oder nicht zuverlässig unterrichtet und kann darüber keine Ausk u n f t erteilen. 2. Vgl. § 101 Anm. 2. Ausstellung von Ersatzurkunden (Kuxe) infolge der Kriegsereignisse, Kraftloserklärung der Originalkuxe, Veröffentlichung der Ersatzkuxe. §§ 2, 8 der 7. Durchführungs- und Ergänzungsanordnung zur Kriegschädenverordnung vom 6. November 1943. — Zimmermann, Die Veräußerung, Belastung u n d Pfändung von Kuxen des alten und neuen Rechts nach preuß. Bergrecht 1907. -
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4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§104 § 105 Anm. 1
§104 (1) Die Kuxe können ohne Einwilligung der Mitgewerken auf andere Personen fibertragen werden1. (2) Ein gesetzliches Vorkaufsrecht steht den Mitgewerken nicht zu 2 . 1. Durch Satzung nicht abänderbar. § 94 Abs. 1. 2. Ein gesetzliches Vorkaufsrecht gibt es nach BGB nicht mehr; deshalb ist die Bestimmung bedeutungslos. § 1051 (1) Zur Übertragung der Kuxe ist die schriftliche Form erforderlich2. (2) Der Übertragende ist zur Aushändigung des Kuxscheins und, wenn dieser verloren ist, zur Beschaffung der Amortisationserklärung auf seine Kosten verpflichtet. (3) Die Umschreibung im Gewerkenbuche darf nur auf Grund der Übertragungsurkunde und gegen Vorlegung des Kuxscheins oder der Amortisationserklärung erfolgen. §§ 105 — 107 bringen eine lückenhafte Darstellung der Lehre von der Übertragung der Kuxe. 1. § 105 regelt das Verhältnis des bisherigen Gewerken zum Erwerber. Die Übertragung der Kuxe erfolgt durch abstrakten Vertrag zwischen Veräußerer und Erwerber, unabhängig vom Kausalgeschäft; es muß nur der Übereignungswille aus dem Vertrag hervorgehen. — Dingliche Abtretung (§§ 412, 398 BGB). — Übertragung erfolgt nicht nach sachenrechtlichen Grundsätzen, sondern nach den Regeln der Forderungsübertragung, deshalb kein Erwerb auf Grund des guten Glaubens. BGH v. 14.7.1953 Z. 94 S. 452. - Zur Veräußerung ist nur die schriftliche Erklärung des Eigentümers erforderlich, daß er das Eigentum an dem K u x auf einen bestimmten Veräußerer überträgt. Telegramm genügt nicht. Unterschriftsbeglaubigung nur auf Wunsch und Kosten der Gewerkschaft. — P r ü f u n g der Echtheit des Zessionsaktes durch den Führer des Gewerkenbuches (Repräsentant) nicht erforderlich. — Unausgefülltes Blankett bewirkt keinen Übergang des Kuxrechts. RG v. 18. 2. 1904 RGZ 57 S. 67, R G v. 7. 6. 1912 Z. 55 S. 68. - Übergang jedoch bei nachträglicher ordnungsmäßiger Ausfüllung des Namens. RG v. 18.2.1904 RGZ 57 S. 67; R G v. 2. 12. 1911 RGZ 78 S. 26, RG v. 7. 6. 1912 Z. 55 S. 68, 70. Nichtigkeit bei Formmangel. (§ 125 BGB). — Unwirksamkeit der Abtretung, wenn auf beiden Seiten als gesetzlicher Vertreter ein und dieselbe Person mitgewirkt hat, sei es auch nur in Gemeinschaft mit anderen gesetzlichen Vertretern. § 181 BGB. R G v. 3. 3. 1926 Z. 67 S. 246. - Die Erklärung des Erwerbers ist formlos und kann auch stillschweigend erfolgen. RG v. 22. 12. 1906 Z. 48 S. 379. - Zur Übertragung des Kuxes ist die Übergabe des Kuxscheines nicht erforderlich, wenngleich der Veräußerer verpflichtet ist, den Kuxschein dem Erwerber auszuhändigen. Seine volle Rechtsstellung erlangt der Erwerber mit der Eintragung ins Gewerkenbuch. RGZ. 54 S. 351ff. War kein Kuxschein ausgestellt, erfolgt die Umschreibung im Gewerkenbuch auf Grund der Abtretungserklärung. — Umschreibung erfolgt nur, wenn die Übertragungsurkunde, der Kuxschein und ein ordnungsmäßiger Antrag vorliegen. Erst dann kann der Erwerber die Kuxrechte gegenüber der Gewerkschaft, namentlich das Stimmrecht in der Gewerkenversammlung ausüben. RGZ 55 S. 105, KG v. 7. 11. 1929 Z. 74 S. 208. Die Rechtsgültigkeit der Abtretung ist jedoch von
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§ 105 Anm. 2 § § 106,107
ABG
der Umschreibung nicht abhängig. — Mit der Übertragung des Kuxes gehen im Innenverhältnis Nutzungen und Lasten von dem Veräußerer auf den Erwerber über. RG v. 18.2.1905 Z. 47 S. 225; Anspruch gegenüber der Gewerkschaft erst mit Eintragung im Gewerkenbuch (§ 106). — Bisheriger Gewerke und Erwerber haften für rückständige Zubußen als Gesamtschuldner. RG v. 8. 3. 1902 Z. 43 S. 364, RG v. 18. 2. 1905 Z. 47 S. 245. — Bei mehrfacher Abtretung ist der erste Zessionar berechtigt. — Der Kuxschein ist kein vertretbares Wertpapier, er ist Namenspapier und zwar Rektapapier und nicht Orderpapier. (§§ 105, 106 ABG). OLG Düsseldorf v. 20. 3. 1951 Z. 92 S. 463, 465. Nießbrauchbestellung § 1069 BGB. 2. Der Verkäufer eines K. haftet für dessen rechtlichen Bestand zur Zeit des Kaufs. Besteht der Kux nicht zu Recht, weil die Gewerkschaft nicht zustande gekommen ist, so haftet der Käufer nach §§ 320-327 BGB; vgl. Bennhold S. 113ff. Veräußerung von Kuxen vor Bestätigung der Satzung ist Kauf künftiger Rechte. RG v. 28. 10. 1908 Z. 51 S. 149. - Bei Veräußerung von Kuxen einer erst zu errichtenden Gewerkschaft ist der Vertrag nur nichtig, wenn solche Anteilsscheine überhaupt nicht entstehen können. RG v. 14. 2. 1925 Z. 66 S. 424. — Gewerkschaft kann eigene Kuxe erwerben BGH v. 14. 7. 1953 Z. 94 S. 452; es ruht aber in diesem Falle die Mitgliedschaft, insbesondere Stimmrecht und Anteil an der Ausbeute, sog. ruhende Kuxe. Der gleiche Rechtszustand bei noch nicht ausgegebenen Kuxen. — §106 Wer im Gewerkenbuche als Eigentümer der Kuxe verzeichnet ist, wird der Gewerksehalt gegenüber bei Ausübung seiner Rechte als solcher angesehen1. 1. Vgl. § 105 Anm. 1 u. 2. — Die Eintragung gewährt lediglich die formelle Legitimation zur Ausübung des Rechts gegenüber der Gewerkschaft, sie schafft kein konstitutiv materielles Recht zu Gunsten der eingetragenen Person; sie bewirkt die Zulassung zur Gewerkenversammlung. RG v. 29. 11. 1902 Z. 44 S. 248, KG v. 7. 11. 1929 Z. 74 S. 208. — Der Erwerber wird bereits mit der wirksamen Abtretung der Kuxes Gewerke; die Umschreibung hat für ihn nur die Bedeutung seiner Legitimation gegenüber der Gewerkschaft. Die Gewerkschaft ist verpflichtet, die Eintragung sofort zu erledigen, nötigenfalls noch zu der Gewerkenversammlung § 271 BGB. — § 106 ist zwingend. § 94 Abs. 3. — Die Eintragung berechtigt auch zum Empfang der Ausbeute und Liquidationsrate als Gewerke. Hense, Die Führung des Gewerkenbuchs Z. 33 S. 88ff. § 107 Bei freiwilligen Veräußerungen von Kuxen bleibt der seitherige Eigentümer derselben der Gewerkschait für die Beiträge (§ 102) verpflichtet, deren Erhebung die Gewerkschaft beschlossen hat, bevor die Umschreibung der Kuxe im Gewerkenbuche gesetzlich (§ 105) beantragt ist1 2 . 1. § 107 regelt das Verhältnis des bisherigen Gewerken zur Gewerkschaft. Bei freiwilligem Verkauf der Kuxe haftet der bisherige Gewerke der Gewerkschaft gegenüber für alle rückständigen Beiträge bis zum Zeitpunkt des Antrages auf Umschreibung der Kuxe im Gewerkenbuch. Verkäufer und Käufer haften als Gesamtschuldner. RG v. 8.3.1902 Z. 43 S.364, Boldt § 107 Anm. 1, a. M. Westhoff 220
4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§ 107 Anm. 2 § § 108,109
Bennhold S. 130, Loewenberg, Der Zubußeanspruch der Gewerkschaft Z. 45 S. 61 ff. Der Verkäufer von Kuxen ist nicht verpflichtet, den Käufer auf einen bereits gefaßten Zubußebeschluß und den satzungsmäßigen Ausschluß desAnheimstellungsrechts aufmerksam zu machen, wenn er aus stichhaltigen Gründen annehmen darf, daß der Käufer mit dem Zubußewesen vertraut ist. RG v. 5. 1. 1917 Z. 58 S. 366ff. — Bei zwangsweisen Verkäufen haftet der alte Gewerke nur bis zum Zuschlag, während der neue Gewerke nur f ü r die nach dem Zuschlag beschlossenen Zubußen haftet. Westhoff-Bennhold S. 131, Boldt § 107 Anm. 1; a. M. Klostermann — Thielmann § 107 Anm. 2. — Wegen der Haftung der Zubußenrückstände vgl. auch Voelkel S. 180 also wie vor RG v. 8. 3. 1902 Z. 43 S. 364, RG v. 18. 2. 1905 Z. 47 S. 245. - Vgl. auch § 105 Anm. 1 u. 2. 2. § 107 ist zwingend. § 94 Abs. 3 — § 105 Anm. 1 u. 2 — Ist kein Gewerkenbuch vorhanden, haftet jeder Gewerke nur f ü r die während seiner Berechtigung beschlossenen Zubußen. Brassert-Gottschalk § 107 Anm. 1 u. 2. — §108 Die Verpfändung der Kuxe geschieht durch Übergabe des Kuxscheins aut Grund eines schriftlichen Vertrages1. 1. Schrifttum. Zimmermann: Die Veräußerung, Belastung und Pfändung von Kuxen des alten und neuen Rechts nach preuß. Bergrecht 1907. — Westhoff, Verpfändung und Pfändung der Kuxe Z. 36 S. 213ff. — Löwenberg: Die Entstehung des Pfandrechts am Kux Z. 53 S. 361. — Noth: Gewerkenbuch und Kuxschein, Halle 1906. — Pitz: Das preußische Kuxrecht, Marburg 1909. — Der Verpfändungsakt verlangt einen Vertrag und die Übergabe des Kuxscheines. Der Vertrag muß schriftlich erfolgen. Schriftliche Erteilung der Verpfändungserklärung des Verpfänders ist ausreichend. Für die Erklärung des Pfandnehmers Schriftform nicht erforderlich. RG v. 22. 12. 1906 Z.48 S.379 a. M. Müller-Erzbach S. 273, Klostermann-Thielmann Anm. 3 § 108. — H a t der Verpfänder den K u x verloren, dann muß erst, das Aufgebotsverfahren durchgeführt werden. Bis zu dessen Beendigung ist die Verpfändung unmöglich vgl. § 103 Anm. 2 — Umschreibung im Gewerkenbuch zur Rechtsgültigkeit nicht erforderlich, aber wegen § 106 wichtig. — Dem Pfandgläubiger stehen keinerlei Mitgliedsrechte zu. Recht nur auf Grund besonderer Vereinbarung. — Mehrfache Abtretung, Sicherungsübereignung, Bestellung des Nießbrauchs am Kux. Vgl. Isay 1. Bd. 1. Aufl. § 108 Ziff. 28 S. 563. Boldt § 108 Anm. 4. — Benachrichtigung der Gewerkschaft von der Verpfändung nicht erforderlich, empfiehlt sich aber wegen § 407 BGB. — § 1091 Die Exekution in den Anteil eines Gewerken wird durch Abpfändung seines Kuxscheines und Verkauf desselben im Wege der Mobiliarversteigerung vollstreckt. 1. Aufgehoben durch § 14 EG z. ZPO als prozeßrechtliche Vorschrift eines Landesgesetzes. Die Zwangsvollstreckung in Kuxe erfolgt nunmehr nach den allgemeinen Bestimmungen der ZPO, und zwar nach §§ 808, 821 und 822 ZPO durch Fortnahme und Veräußerung; vgl. Klostermann-Thielmann S. 324, a. M. Schlüter-Hense S. 261, Bennhold S. 143, die § 857 ZPO angewandt wissen wollen.—
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§110
ABG
§ 1 1 1 Anm. 1 Ist kein Kuxschein ausgestellt, dann Zwangsvollstreckung nach §§ 857, 828ff. ZPO Voelkel S. 180. — Mit dem Erwerb des Kuxes t r i t t der Erwerber in das gesamte Rechtsverhältnis des Schuldners zur Gewerkschaft ein. Boldt § 109 Anm. 1, vgl. dazu auch Bennhold-Schlüter § 110 S. 146. § no1 (1) Die Amortisation eines verlorengegangenen Kuxscheins ist bei dem ordentlichen Gerichte, in dessen Bezirk das Bergwerk liegt, zu beantragen. (6) Meldet sich niemand, so erklärt das Gericht den Kuxschein für kraftlos. I n H e s s e n und N o r d r h e i n - W e s t f a l e n ist § 110 ganz fortgefallen. 1. Absätze 2—5 aufgehoben durch § 20 Abs. 2 AGZPO — Verfahren jetzt nach §§ 1003ff. ZPO — Zuständigkeit f ü r das Aufgebotsverfahren nach § 1005 Abs. 1 ZPO - Antragsberechtigt ist nach § 1004 Abs. 2 ZPO der Berechtigte des Kuxes, auch wenn er noch nicht als Gewerke im Gewerkenbuch eingetragen ist. Denn der Erwerb der Kuxberechtigung ist unabhängig von der Eintragung. Westhoff-Schlüter. S. 147. § Hl (1) Die Gewerken fassen ihre Beschlüsse in Gewerkenversammlungen 12 . (2) Das Stimmrecht wird nach Kuxen, nicht nach Personen ausgeübt. 1, Organe der Gewerkschaft sind erstens der Repräsentant oder der Grubenvorstand und zweitens die Gewerkenversammlung. Weitere Organe können durch Satzungsbeschluß der Gewerkschaft (§ 94) geschaffen werden, z. B. der Aufsichtsrat. Die obligatorische Errichtung eines Aufsichtsrats sah schon das preuß. Gesetz über Aufsichtsräte bei Berggewerkschaften v. 24.5.1923 (GS S. 268) = (Z. 64 S.402) bei den im Handelsregister eingetragenen Gewerkschaften unter bestimmten Voraussetzungen vor. Bei den unter das Mitbestimmungsgesetz vom 21. 5. 1951 (BGBl. I S. 347) = (Z. 92 S. 137) nebst Ergänzungsgesetz v. 8. 8. 1956 (BGB1.I S.707) = (Z. 97 S.239) fallenden Gewerkschaften muß ein Aufsichtsrat i. S. des Aktiengesetzes und ein Arbeitsdirektor als Mitglied des Grubenvorstandes bestellt werden. Unter das Gesetz fallen Gewerkschaften neueren Rechts mit mehr als 1000 Arbeitnehmern, wenn der überwiegende Betriebszweck in der Förderung oder Verarbeitung von Steinkohle, Braunkohle oder Eisenerz besteht. Bei gemischten Betrieben ist entscheidend, wo das Schwergewicht liegt. — Die Bestellung der Mitglieder des Grubenvorstandes erfolgt nach § 75 Abs. 1 AktGes. auf höchstens 5 J a h r e . Wiederbestellung ist zulässig. Die Bestellung eines Repräsentanten ist mit Rücksicht auf § 13 MitbestGes. bei Gewerkschaften mit mehr als 1000 Belegschaftsmitgliedern nicht mehr zulässig, dagegen die Wahl eines interim. Repräsentanten durch die Bergbehörde gemäß § 127 Abs. 2. — Die Wahl des Grubenvorstandes erfolgt durch den Aufsichtsrat (§ 12 Mitb.G.) und nicht mehr durch die Gew.Versammlung. — Die Bestimmungen der §§ 119ff. über die Zuständigkeit des Gruben Vorstandes sind bestehen geblieben. — § 122 Abs. 4 über die Einberufung einer Gew.Vers. 222
4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§ 111 Anm. 1
durch die Bergbehörde zwecks Wahl oder Abberufung des Grubenvorstandes gilt nicht für die dem Mitb.Ges. unterliegenden Berggewerkschaften. Vgl. Boldt, Mitbestimmungsgesetz Eisen und Kohle, Beck'scher Verlag München 1952, Boldt: Mitbestimmungsgesetz und Gewerkschaft Z. 92 S. 278; Oellrieh: Die Mitbestimmung der Arbeitnehmer im Kohlen- und Eisenerzbergbau Z. 92 S. 236, Dapprich: Die Bedeutung des Mitbestimmungsgesetzes für die bergrechtl. Gewerkschaft in Glückauf 1951 S. 927. Knitterscheid, Zur Bedeutung des Mitbestimmungsrechts für die Gewerkschaft des Bergrechts, Z. 96 S. 140. — Bergbau und Wirtschaft, Jahrgang 1961 Personelle Maßnahmen der Betriebsleitung aus der Sicht des Betriebsrates. — Nach dem Betriebsverfassungsgesetz (§ 77) vom 11. 10. 1952 (BGBl. I S . 681)=~(Z. 94 S.3) ist bei bergrechtlichen Gewerkschaften neuen Rechts mit mehr als fünfhundert Arbeitnehmern ein Aufsichtsrat zu bilden. Seine Zusammensetzung sowie seine Rechte und Pflichten bestimmen sich nach den §§ 86, 87, 89, 99, 102 Abs. 2, 109 Abs. 2, 209 Abs. 3 des Aktienges. und nach § 76 des Betriebsverf.Ges., vgl. Dapprich: Die Einwirkungen des Betriebsverf.Ges. auf das ABG in Glückauf 1953 S. 363. Das oberste Organ der Gewerkschaft ist die Gewerkenversammlung. Ihre Zuständigkeit erstreckt sich nach der allgemeinen Fassung des ABG auf alle Angelegenheiten der Gewerkschaft. Es hat die Kompetenz bezüglich der Abgrenzung der Zuständigkeit zwischen Gewerkenversammlung und Repräsentant bzw. Grubenvorstand. — 3 Gruppen von Aufgaben sind zu unterscheiden: a) solche, die durch Gesetz oder Statut ausschließlich der Gewerkenversammlung zugewiesen sind, b) solche, die ausschließlich zur Zuständigkeit des Repräsentanten bzw. Grubenvorstand gehören, c) solche, in denen beide zuständig sein können. zu a) Ausschließlich durch Gesetz sind der Gewerkenversammlung überwiesen: Beschlüsse über Satzungsänderungen (§ 94 Abs. 2), Verfügung über die Substanz des Bergwerks (§§ 114, 120 Ziff. 1), Genehmigung der Verwaltungsrechnung (§ 122 Abs. 2), Beschlußfassung über die Auflösung der Gewerkschaft (§ 41 BGB), die Erhebung von Zubußen (§ 120 Ziff. 2). — Nicht hierher gehört nach dem Gesetz die Verteilung von Ausbeute, die auch der Repräsentant oder Grubenvorstand vornehmen kann. Jedoch gehört hierher die Wahl des Repräsentanten oder Grubenvorstandes (§ 118), sofern nicht ein Aufsichtsrat nach dem Mitbestimmungsgesetz (§§ 11,12 MitbG.) vorhanden ist,dem dann diese Befugnis zusteht. In diesem Falle kommt auch nur die Wahl eines Grubenvorstandes, nicht aber die eines Repräsentanten in Betracht. Isay 1. Bd. 1. Aufl. § 111 Anm. I I I Ziff. 3. — zu b) Zur ausschließlichen Zuständigkeit des Repräsentanten bzw. Grubenvorstandes gehört die Vertretung der Gewerkschaft in Prozessen und gegenüber der Bergbehörde (§ 119, 123, 124 Abs. 2). zu c) gehören alle Aufgaben, die durch nachgiebige Vorschrift dem Repräsentanten zugewiesen sind. Dazu gehören die in §§ 120, 121, 122 dem Repräsentanten oder Gruben vorstand zugewiesenen Geschäfte. Sie dürfen dem Repräsentanten bzw. Grubenvorstand nach § 124 nur durch ein Statut (§ 94) entzogen werden. Die in der Gewerkenversammlung vereinigten Gewerken sind danach berechtigt, unmittelbar, also ohne Vermittlung des Repräsentanten oder Grubenvorstandes mit Dritten Verträge abzuschließen, überhaupt nach außenhin in Vermögensangelegenheiten bindende Erklärungen abzugeben. RG v. 4. 4. 1881 Z. 23 S. 250. —
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§111
ABG
Anm. 2
Aus der Organstellung des Repräsentanten bzw. Grubenvorstandes ergibt sich das Recht, Bevollmächtigte zu ernennen, die aber dann nicht den Grubenvorstand, sondern die Gewerkschaft unmittelbar vertreten, vgl. § 119 Anm. 1. — Beschränkung und Erweiterung eines Grubenvorstandes durch Gewerkenversammlung oder Aufsichtsrat Z. 92 S. 278, 284. — 2. Die Gewerkenversammlung ist beschlußfähig, wenn alle Gewerken anwesend (§ 106) oder alle Gewerken unter Angabe des zu verhandelnden Gegenstandes geladen sind, § 112. Jeder K u x gewährt ein Stimmrecht. Die Abstimmung kann auch schriftlich erfolgen, wenn dies in der Satzung bestimmt ist. Ist die Gewerkschaft beschlußunfähig, so ist eine zweite Versammlung einzuberufen unter Hinweis darauf, daß diese ohne Rücksicht auf die Zahl der vertretenen Kuxe beschlußfähig sein wird, § 113 Abs. 2 und 3. — Die Einladung zur zweiten Gewerkenversammlung darf nicht mit der ersten verbunden werden, es sei denn in der Satzung bestimmt. — Der Gewerke kann einen Dritten mit seiner Vertretung bevollmächtigen; er kann diese Vollmacht jedoch nicht nachträglich erteilen, Voelkel S. 174. Bei Vereinigung aller Kuxe in einer H a n d (Einmanngewerkschaft) keine Gewerkenversammlung. R G v. 1. 4. 1936 Z. 77 S. 175ff. § 111 ist durch Statut abänderbar; die Satzung kann deshalb das Stimmrecht beschränken, es jedoch dem Gewerken nicht völlig entziehen; sie kann die Abstimmung auch nach Personen statt nach Kuxen vorsehen. Isay 1. Bd. § 111 Anm. 5, Boldt § 111 Anm. 2 und 3. — Kein Stimmrecht haben Gewerken bei Beschlüssen über ein Rechtsgeschäft oder die Einleitung oder Erledigung eines Rechtsgeschäfts, bei dem sie selbst beteiligt sind. § 34 BGB, Westhoff-Bennhold S. 162. Kein Stimmrecht haben auch sog. ruhende Kuxe, d. s. Kuxe, die der Gewerkschaft gehören, weil sie noch nicht ausgegeben worden sind oder die ihr auf andere Weise zugeflossen sind, § 132 Anm. 1, Werneburg Z. 67 S. 216, Hense Z. 39 S. 447, Thielmann § 113 Anm. 3. Über die Notwendigkeit einer qualifizierten Mehrheit und Einstimmigkeit § 131 Abs. 3. Ein einstimmiger Beschluß sämtlicher Kuxe ist notwendig zur Verfügung über das verliehene Bergwerkseigentum durch Verzicht oder Schenkung (§ 114 Abs. 2). K G v. 28. 4. 1938 Z. 79 S. 579. Eine 3 / t -Mehrheit aller, auch der nicht vertretenen K u x e ist erforderlich bei Beschlüssen durch die über den Gegenstand der Verleihung — Substanz des Bergwerks — entgeltlich verfügt werden soll. (Verkauf, Tausch, Konsolidation, Verpfändung, dingliche Belastung, Verpachtung). Voelkel S. 174; v. Burchard in Z. 95 S. 139. - RG v. 1. 4. 1936 Z. 77 S. 175. Keine qualifizierte Mehrheit notwendig bei unentgeltlichem Verzicht auf das Bergwerkseigent u m bei völliger Wertlosigkeit. K G v.28. 4. 1938 Z. 79 S. 579. - Bestellung eines Pflegers f ü r unbekannte Gewerken, LG Wiesbaden v. 8. 11. 1957 Z. 98 S. 468. Über die Gewerkenversammlung ist eine Niederschrift aufzunehmen. § 113ff. Sie bedarf nur der not. oder gerichtl. Beurkundung, wenn statutarische Beschlüsse (§ 94 Abs. 2) gefaßt werden, ferner bei der Wahl des Repräsentanten oder Grubenvorstandes (§ 118 Abs. 3) oder bei Beschlüssen, die eine Eintragung ins Grundbuch zur Folge haben, (§ 29 Abs. 2 GBO) und schließlich bei Umwandlung oder Verschmelzung einer Gewerkschaft in andere Gesellschaftsformen. — § 94 Anm. 3f. — Bei der Auflösung der Gewerkschaft wird die notarielle oder gerichtliche Form nicht entbehrt werden können. Denn wird bei der Auflösung nach § 48 Abs. 1 Satz 2 BGB ein besonderer Liquidator bestellt, so ist die notarielle oder gerichtliche
224
4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§ 112 Anm. 1, 2
Beurkundung wegen § 48 Abs. 1 Satz 2 BGB, § 118 Abs. 3 ABG erforderlich, bleibt aber der bisherige Repräsentant gemäß § 48 Abs. 1 Satz 1 BGB wegen der Abwicklung im Amt, so wird durch den Auflösungsbeschluß seine Vertretungsbefugnis beschränkt und aus diesem Grunde nach § 119 Abs. 4 die notarielle oder gerichtliche Form notwendig. — Muster eines Antrages auf Eintragung einer Gewerkschaft in das Handelsregister in Simon: „Der Einfluß des BGB und des HGB auf das Recht der Berggewerkschaften in Preußen", Essen, Verlag Baedecker, 1900. — Muster von Pfändungserklärung, Übertragungsurkunde, Kuxschein und Protokoll über eine ordentl. GewerkenVersammlung in Sauer: „Gothaisches Gewerkschaftsrecht" Freiburg 1914. — Amtspflichten des Notars Z. 82/83 S. 1 5 0 f . Über die Leitung der Gewerkenversammlung enthält das ABG keine Bestimmungen. Für die Bestellung des Vorsitzenden eines Grubenvorstandes ist keine not. oder gerichtl. Beurkundung erforderlich, sie empfiehlt sich aber bisweilen doch mit Rücksicht auf § 123. - Einladung vgl. § 112. §112 (1) Zur Gültigkeit eines Beschlusses ist erforderlich, daß alle Gewerken anwesend 1 oder unter Angabe des zu verhandelnden Gegenstandes zu einer Versammlung eingeladen waren 2 . (2) Einladungen durch die Post erfolgen gegen Post-Insinuationsschein 3 . (3) Gewerken, welche weder im Inlande 4 , noch in einem deutschen Bundesstaate wohnen, haben zur Empfangnahme der Einladungen einen Bevollmächtigten im Inlande 4 zu bestellen. Ist dies nicht geschehen, so reicht ein vierzehntägiger Aushang am Amtslokale des Revierbeamten aus. (4) Dasselbe gilt bei Gewerken, deren Wohnort unbekannt ist. 1. In diesem Fall ist keine Einladung erforderlich; es müssen nur alle im Gewerkenbuch eingetragenen Gewerken oder deren Vertreter anwesend und verhandlungsbereit sein. Verläßt ein Gewerke die Versammlung vorzeitig, so wird sie beschlußunfähig. — 2. Die Einladung muß an jeden einzelnen im Gewerkenbuch eingetragenen Gewerken oder seinen Bevollmächtigten gerichtet werden. § 106 — OTr. v. 17. 12. 1875 Z. 17 S. 92; RG v. 29. 11. 1902 Z. 44 S. 248, 250. - Es genügt, wenn im Zeitpunkt der Einladung der gesetzmäßige Antrag auf Umschreibung vorliegt. Man wird auch diejenigen zulassen können und ihnen Stimmrecht zubilligen, die von der Gew.Vers, als Gewerken ausdrücklich anerkannt sind. Werneburg Z. 67 S. 206. — Die Einladung an die Adresse eines inzwischen verstorbenen Gewerken, auch wenn sein Tod bekannt ist, müssen die Erben gegen sich gelten lassen. Statt dessen ist auch öffentl. Einladung durch 14tägigen Aushang an der Tafel des Bergamts zulässig. OTr. v. 17.12.1875 Z. 17 S. 92, Westhoff-Bennhold S. 151, Schlüter-Hense S. 264. Den erfolgten Aushang bescheinigt das Bergamt. Es bleibt dem Repräsentanten bzw. Grubenvorstand selbstverständlich unbenommen, Nachforschungen nach den Erben anzustellen und diese zu verständigen, vgl. das z. T. abweichende Schrifttum bei Klostermann-Tielmann S. 328, SchlüterHense S. 264. Es kommt auch die Bestellung eines Pflegers auf Antrag des Repräsentanten oder GrubenVorstandes durch das Gericht je nach den Umständen 15
E b e l - W e i l e r , Berggesetz
225
§112 §113
Anm. 3 , 4
ABG
auf Grund des § 1911 BGB oder § 1913 BGB in Betracht. LG Wiesbaden v. 8. 11. 1957 in Z. 98 S. 468, vgl. dazu Klostermann-Thielmann S. 328; Sohlüter-Hense S. 264; LG Gleiwitz v. 7. 1. 1942 Z. 83 S. 423. Die Einladung muß die Zeit und den Ort der Versammlung u n d den Gegenstand der Verhandlung angeben. Ist kein Tagungsort satzungsmäßig festgelegt, wird regelmäßig an den Ort eingeladen, wo die Gewerkschaft ihren Sitz hat. Werneburg Z. 67 S. 206. Dies ist aber ebensowenig zwingend, wie die Einladung an den Ort, wo das Bergamt Hegt. R G v. 25. 2. 1911 Z. 53 S. 102. Die Einladung erläßt regelmäßig der Repr. oder Grubenvorstand und zwar unterschrieben von sämtlichen Mitgliedern des Grubenvorstandes, sofern die Satzung nichts abweichendes vorschreibt. R G v. 15.5.1886 Z. 27 S. 531 App-Gericht H a m m v. 1. 7. 1874 u. Reichs-Oberhandelsger. v. 12. 10. 1874 Z. 16 S. 226ff. 3. Die Einladung kann auf jede Weise erfolgen, z. B. durch Boten oder mündlich. Westhoff, Erläuterungen zu §§ l l l f f . in Z. 39 S. 306. Nur muß nachgewiesen werden, daß die Einladung allen im Gewerkenbuch eingetragenen Gewerken (§ 106) tatsächlich zugegangen ist (§ 130 BGB). Jedoch ist bei Benutzung der Post nach § 112 Abs. 2 Zustellung mittels Postzustellungsurkunde ausdrücklich vorgeschrieben. RG v. 25. 2. 1911 Z. 53 S. 102. Diese Art der Zustellung ist schon wegen des Nachweises der Zustellung zu empfehlen (§ 130 BGB). Einschreiben genügt nicht. RG v. 25. 2. 1911 Z. 53 S. 102. - Abänderung durch Satzung möglich. Ist kein Gewerkenbuch vorhanden, so sind alle bekannten Gewerken zu laden. Die Rechtzeitigkeit der Einladung muß die Gewerkschaft prüfen. R B v. 12. 5. 1883 Z. 25 S. 408, R G v. 29. 11. 1902 Z. 44 S. 248. - Dadurch, daß ein in einer Gew.Vers, anwesender Gewerke die Ordnungswidrigkeit der Ladung der Gewerken nicht rügt und Beschlüssen einer ordnungswidrigen Gew.Vers, nicht widerspricht, geht er des Rechts, sich auf den Formmangel zu berufen, nicht verlustig. R G v. 25. 2. 1911 Z. 53 S. 102, abw. Westhoff, Z. 39 S. 304, R B v. 12. 8. 1881 Z. 23 S. 524. Über die Rechtsfolgen mangelhafter Einladung und Beschlußfassung Westhoff in Z. 39 S. 320 und Westhoff-Bennhold S. 154. Anwendung des § 34 BGB Werneburg in Z. 67 S. 210, Westhoff-Bennhold S. 163ff. Die Tagesordnung ist so genau anzugeben, daß der eingeladene Gewerke sich vorher ausreichend über den Gegenstand der Abstimmung und deren Bedeutung f ü r die Gewerkschaft unterrichten kann. OLG Naumburg v. 10. 8. 1917 Z. 59 S. 123, R G v. 4. 4. 1881 Z. 23 S. 250, R G v. 25. 2. 1911 Z. 53 S. 102, OLG H a m m v. 11. 2. 1875 Z. 17 S. 531, RG v. 27. 6. 1883 Z. 26 S. 126, R G v. 8. 12. 1886 Z. 28 Westhoff in Z. 39 S. 308, 309. 4. Inland vgl. § 117 Anm. 1. — Nordrh.-westf. Fassung: „Gewerken, welche im Auslande wohnen . . . " §118 (1) Die Beschlüsse werden in der beschlußfähigen Gewerkenversammlung mit einfacher Stimmenmehrheit gefaßt. (2) Beschlußfähig ist die erste Versammlung, wenn die Mehrheit aller Kuxe vertreten ist1. (3) Ist die Mehrheit aller Kuxe nicht vertreten, so sind sämtliche Gewerken zu einer zweiten2 Versammlung einzuladen. 226
4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§113 Anm. 1 - 3
(4) Die zweite Versammlung ist ohne Rücksicht au! die Zahl der vertretenen Kuxe beschlußfähig. Diese Folge muß indes, wenn sie eintreten soll, in der Einladung angegeben werden. (5) Über jede Gewerkenversammlung ist ein Protokoll aufzunehmen 3 4 . 1. Die Versammlung ist beschlußfähig, wenn die Mehrheit aller Kuxe vertreten ist, sofern nicht die Satzung Beschlußfähigkeit ohne Rücksicht auf die Anzahl der vertretenen Kuxe zuläßt. Grundsatzlich entscheidet die einfache Mehrheit der in der Versammlung vertretenen Kuxe. Stimmenthaltende Kuxe werden nicht mitgezählt. Bei Stimmengleichheit ist ein Beschluß nicht zustande gekommen. Das Los entscheidet im Falle des § 118. Ist die Mehrheit aller Kuxe nicht vertreten, so sind sämtliche Gewerken unter Mitteilung derselben Tagesordnung zu einer zweiten Versammlung mit dem Hinweis zu laden, daß die Versammlung ohne Rücksicht auf die Zahl der vertretenen K u x e beschlußfähig ist. I n der Einladung der Gewerkschaft zu einer Gewerkenversammlung kann nicht zugleich zu einer zweiten Versammlung f ü r den Fall eingeladen werden, daß in der ersten Versammlung nicht die Mehrheit aller K u x e vertreten sein sollte, es sei denn, die Satzung läßt dies zu. R B v. 26. 3. 1923 Z. 64 S. 305, Werneburg in Z. 67 S. 206ff., Westhoff-Schlüter S. 180, abw. KlostermannThielmann S. 331. Absolute Stimmenmehrheit ist bei der Wahl des Repräsentanten oder Grubenvorstandes notwendig § 118 Anm. 1. Der Gewählte muß also mindestens eine Stimme mehr als die Hälfte aller überhaupt abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen. Fällt gleich im ersten Wahlgang auf zwei Personen dieselbe Anzahl Stimmen, so entscheidet das Los. Westhoff-Bennhold S. 211. H a t im ersten Wahlgang niemand die absolute Stimmenmehrheit auf sich vereinigt, so werden diejenigen, welche die meisten Stimmen beim ersten Wahlgang auf sich vereinigt haben, in die engere Wahl gebracht. Westhoff-Bennhold S. 180, 211. Dreiviertel-Mehrheit aller — auch der nicht vertretenen — Kuxe ist notwendig bei Errichtung und Abänderung der Satzung (§ 94 Abs. 2), bei Verfügung über den Gegenstand der Verleihung — Substanz des Bergwerks — (durch Verkauf, Tausch, Konsolidation, Verpfändung, dingliche Belastung, Verpachtung) Voelkel S. 174, v. Burchard in Z. 95 S. 139. RG v. 1. 4. 1936 Z. 77 S. 175. Bestellung eines Pflegers f ü r einen unbekannten Gewerken bei Verfügung über das Bergwerkseigentum LG Wiesbaden v. 8. 11. 1957 Z. 98 S. 468. — Keine qualifizierte Mehrheit bei Verzicht auf ein völlig wertloses Bergwerk K G v. 28. 4. 1938 Z. 79 S. 579. Dreiviertel-Mehrheit ist auch bei der Umwandlung der Gewerkschaft in andere Gesellschaftsformen oder Verschmelzung mit solchen notwendig. Vgl. § 94 Anm. 3 f. — Bei der Auflösung der Gewerkschaft § 41 BGB — Einstimmigkeit aller K u x e ist erforderlich bei Verfügung über das verliehene Bergwerkseigentum durch Verzicht oder Schenkung. § 114 Abs. 2 K G v. 28. 4. 1938 Glückauf 1939 S. 481, Z. 79 S. 579. - Einstimmigkeit ist zwingend, vgl. § 114 Anm. 2. 2. Vgl. § 111 Anm. 2. 3. Über gerichtl. oder not. Form des Protokolls vgl. § 111 Anm. 2. Der Notar muß die ordnungsmäßige Ladung und Beschlußfassung im Protokoll feststellen. R B v. 26. 8. 1922 Z. 64 S. 123. Dazu gehört Identitätsprüfung und Feststellung über die vorgenommene Einsichtnahme ins Gewerkenbuch. Feststellung des Notars genügt f ü r Bergbehörde und Grundbuchrichter. Pflichten des Notars, Westhoff in 15*
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§ 1 1 3 Anm. 4 § 114 Anm. 1, 2
ABG
Z. 39 S. 319ff. Gebühren des Notars f ü r Beurkundung der GewerkenVersammlung K G v. 22. 12. 1911 Z. 53 S. 406. Der beurkundende N o t a r ist f ü r das Zustandekommen eines wirksamen GeWerkenbeschlusses verantwortlich. K G v. 23. 1. 1941 Z. 82/83 S. 150. Eintragung eines Gewerken in das Gewerkenbuch ist Voraussetzung seiner Zulassung zur Gewerkenversammlung. RG v. 29. 11. 1902 Z. 44 S. 248, 250, vgl. § 111 Anm. 2 und § 112 Anm. 1. 4. Der G. h a t ein Recht auf Einsichtnahme ins Gewerkenbuch. Werneburg in Z. 67 S. 222. Das Recht kann durch Satzung beschränkt werden. Thielmann S. 344, R B v. 30. 7. 1879 Z. 20 S. 538, abw. Schlüter-Hense S. 283, die das Recht auf Einsichtnahme nur f ü r den Fall bejahen, daß § 810 BGB vorliegt. Pflicht zur Auskunftserteilung über die Verhältnisse der G., über deren abgeschlossene Geschäfte usw. besteht nur gegenüber der Gewerkenversammlung, nicht gegenüber dem einzelnen G. Wenn der Repräsentant dem G. die Auskunft verweigert, kann dieser n u r in der Gewerkenversammlung beantragen, zu beschließen, daß die Frage zugelassen wird. Lehnt die Gewerkenversammlung dies ab, so ist dieser Beschluß durch Klage anfechtbar, wenn er gegen die guten Sitten verstößt oder wenn er einen groben Mißbrauch des Mehrheitsrechts bedeutet. Werneburg Z. 67 S. 217, R G v. 22. 4. 1913 RGZ 82 S. 183. Diese Klage entspricht nicht der aus § 113. — Der Gewerkenversammlung braucht der Repräsentant keine Auskunft zu erteilen, wenn sie der G. Schaden bringen würde. Werneburg Z. 67 S. 219. — Erteilung einer Abschrift von der Verhandlungsniederschrift kann der G. verlangen, wenn der G. ein berechtigtes Interesse glaubhaft macht. Die Tatsache der Mitbeteiligung an sich reicht nicht dazu aus, wohl aber der Umstand, daß er an der Gewerkenversammlung teilgenommen hat. Werneburg Z. 67 S. 221, OLG Köln v. 3 0 . 7 . 1 9 0 6 Z. 48 S. 300, abw. Westhoff-Bennhold S. 179. Zuständigkeit und Leitung der Gewerkenversammlung, Rechtsfolgen mangelhafter Beschlußfassung Werneburg Z. 67 S. 206, Westhoff Z. 39 S. 314ff. und 320ff., Westhoff-Bennhold S. 167ff. §114 (1) Eine Mehrheit1 von mindestens drei Vierteilen aller Kuxe ist erforderlieh zu Beschlüssen, durch welche über den Gegenstand der Verleihung2 — Substanz des Bergwerks — ganz oder teilweise verlügt werden soll. Dies gilt insbesondere von den Fällen des Verkaufes, des Tausches, der Verpfändung oder der sonstigen dinglichen Belastung des Bergwerks, sowie der Überlassung der Ausbeutung gegen Entgelt (Verpachtung) 3 4 . (2) Zu Verfügungen über das verliehene Bergwerkseigentum durch Verzicht5 oder Schenkung ist Einstimmigkeit erforderlich. 1. Wegen der Berechnung der Mehrheit vgl. Hense Z. 39 S. 444, Werneburg Z. 67 S. 209ff. vgl. § 113 Anm. 1. 2. %-Mehrheit nur dann, wenn es sich um den Gegenstand der Verleihung — Substanz des Bergwerks —, also um das Bergwerk handelt, welches die rechtliche Grundlage f ü r die Gewerkschaft bildet. Nach herrschender Ansicht ist dem Sinne des § 114 nach die 3 /,-Mehrheit auch bei sonstigem der Gewerkschaft gehörigen, v e r l i e h e n e n Bergwerkseigentum nötig. Westhoff-Bennhold S. 184ff. Es gehören
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4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§ 1 1 4 Anm. 3—5 §115
nicht dazu Grundeigentümerberechtigungen, Grundstücke vgl. Hense Z. 39 S. 444, Isay § 114 Anm. 3 Westhoff-Schlüter S. 185. Einfache Mehrheit genügt bei nichtverliehenem Bergwerkseigentum, bei Grundstücken, auch wenn auch sie Bestandteil eines verliehenen Bergwerks sind, und bei Kuxen, selbst wenn der Gewerkschaft sämtliche K u x e einer fremden Gewerkschaft gehören und sie dadurch tatsächlich Eigentümerin des dieser fremden Gewerkschaft gehörenden verliehenen Bergwerks ist; vgl. Westhoff-Bennhold S. 185, Hense in Z. 39 S. 444, Schlüter-Hense S. 271/272, Klostermann-Thielmann 331/332. Verfügungen i. S. des § 114 sind nicht nur dingl. Verfügungen (Auflassung, Konsolidation, Feldesumwandlung, Austausch von Feldesteilen), Isay § 114 Anm. 2 Westhoff-Bennhold S. 182, abw. Brassert-Gottschalk § 114 Anm. 1. Es gehören hierher auch Besitzüberlassung auf Grund schuldrechtlicher Verträge und Vollmachten zum Abschluß derartiger dingl. oder schuldrechtl. Verträge, nicht dagegen Löschungen dingl. Rechte, Westhoff-Bennhold S. 182f. 3. Vgl. § 113 Anm. 1. - Über Bergwerkspacht R G v. 27. 1. 1932 Z. 73 S. 469, R G v. 8. 9. 38 J W 1938 S. 3040, Glückauf 1939 S. 430, Werneburg in Z. 70 S. 182, § 50 Anm. 2, R G R Komm. 1953 § 433 Anm. IV K . S. 21. Auftrag der Gew.Versammlung zur Bergwerksverpachtimg B G H v. 24. 9. 1954 Z. 96 S. 79. 4. Wegen der Fälle, in denen gerichtliche oder notarielle Beurkundung notwendig ist, vgl. § 111 Anm. 2, § 112 Anm. 1. — 5. Verzicht nur unentgeltlich. §§ 19a und 161. Entgeltlicher Verzicht fällt unter Abs. 1, K G v. 28. 4. 1938 Z. 79 S. 579. Die Vorschrift ist zwingend. Boldt § 114 Anm. 2. Wenn das aufgegebene Recht völlig wertlos ist, ist Einstimmigkeit nicht erforderlich. Der Nachweis der Wertlosigkeit des Rechts, auf welches verzichtet werden soll, braucht nicht in grundbuchmäßiger Form geführt zu werden; es reicht glaubhafte und schlüssig dargelegte Erklärung aus. K G v. 28. 4. 1938 J W 1938 S. 1961, Glückauf 1939 S. 431. I m allgemeinen wurde bisher in der Praxis der Steuerbehörden j e d e m Bergwerk ein gewisser Wert beigemessen, weil es die rechtliche Grundlage f ü r eine Gewerkschaft bilden kann. Diese Auffassung kann jedoch heute nicht mehr aufrechterhalten werden. Viele unaufgeschlossene Bergwerksfelder können unbedenklich als völlig wertlos bezeichnet werden, da sie f ü r einen Abbau nicht in Betracht kommen. Ob diese Voraussetzung gegeben ist, muß allerdings im Einzelfalle geprüft werden. Beschlußfassung über Verzicht auf das Bergwerkseigentum bei Auflösung der Gewerkschaft durch Verzicht sämtlicher Gewerken auf ihre Anteile, vgl. § 94 Anm. 4a. Siehe auch Erl. d. R W M v. 18, 2. 1942 Z. 83 S. 436. §115 (1) Binnen einer Präklusivfrist von vier Wochen vom Ablaufe des Tages, an welchem ein Gewerkschaftsbeschluß gefaßt ist, kann jeder Gewerke die Entscheidung des ordentlichen Richters, in dessen Bezirk das Bergwerk liegt, darüber, ob der Beschluß zum Besten der Gewerkschaft gereiche, anrufen und gegen die Gewerkschaft auf Aufhebung des Beschlusses klagen 1 2 . (2) Durch das Statut kann bestimmt werden, daß die Entscheidung dieser Frage in Streitfällen durch ein Schiedsgericht erfolgen, wie das Schiedgericht gebildet und unter welchen Formen von demselben verfahren werden soll 3 .
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§115
ABG
Anm. 1-8 (3) Diese Bestimmungen finden aut einen in Gemäßheit des § 94 gefaßten Beschluß keine Anwendung 4 . 1. Das Klagerecht h a t jeder im Gewerkenbuch eingetragene Gewerke, selbst wenn er dem Beschluß zugestimmt hat. R G v. 23. 2. 1901 RGZ. 48 S. 381. War der Anfechtende zur Zeit des Beschlusses materiell bereits Gewerke und wird die Eintragung innerhalb der Anfechtungsfrist nachgeholt, so ist die Klage zulässig. Isay Bd. 1, Aufl. 1 § 115 Anm. I I , 2. — § 115 durch Satzung abänderbar, nicht nur durch Einschaltung eines Schiedsgerichts, § 115 Abs. 2. Die Satzung kann die Anfechtungsfrist verändern, das Anfechtungsrecht von einer Sicherheitsleistung abhängig machen, jedoch nicht das Recht überhaupt ausschließen. Voelkel S. 175, abw. Isay 1. Bd. 1. Aufl. § 115 Anm. 1. Die Klage richtet sich gegen die Gewerkschaft, vertreten durch den Repräsentanten oder Grubenvorstand. Die Anfechtung kann auch im Wege der Widerklage erfolgen, nicht jedoch einredeweise. Westhoff Bennhold S. 188, abw. Arndt, Bergbau und Bergbaupolitik S. 62. Es muß ein formell ordnungsmäßiger Beschluß der Gewerkenversammlung vorliegen. RG v. 27. 6. 1883 Z. 26 S. 126. — Rein negative Beschlüsse berechtigen nicht zur Anfechtung. RG v. 9.1.1915 Z. 56 S. 272. - Antrag geht auf Aufhebung oder Nichtigkeitserklärung. Keine Klage auf Feststellung. Isay § 115 Anm. 14, 16. — Klagefrist 4 Wochen, nicht ein Monat, Frist gemäß §§ 197 Abs. 1, 198 Abs. 2, 193 BGB Ausschlußfrist. — Beweispflichtig ist der klagende Gewerke. OLG Köln v.4.4.1888 Z.30 S. 535, OLG H a m m v. 4. 2. 1893 Z. 34 S. 499, abw. OTr. v. 21. 5. 1869 Z. 11 S.295, Arndt, Bergbau und Bergbaupolitik S. 62. — $ 115 Abs. 1 entspricht § 17 Abs. 2 ZPO; insofern ist § 115 durch § 14 EGZPO außer K r a f t gesetzt. Schlüter-Hense § 116 Anm. V, 2. F ü r Klagen der Gewerkschaft gegen die Gewerken und der Gewerken gegeneinander ist der Sitz der Gewerkschaft maßgebend § 22 ZPO. — Entscheidung nach freiem Ermessen. — Der Beschluß muß aus tatsächlichen Gründen dem Besten der Gewerkschaft, nicht den Belangen des einzelnen oder der Mehrheit der Gewerken zuwiderlaufen. R G v. 27. 3. 1915 Z. 57 S. 77. - Verstoß gegen das Beste der Gewerkschaft OTr. v. 11.7.1879 Z.21 S.525, OTr. v. 21.5.1869 Z . l l S.295, R G v.27.4.1887 Z.23 S.110, RGv.27.6.1883 Z.26 S.126, OLG H a m m v.4.2.1893 Z.34 S.499, R G v . l . 3 . 1 8 9 3 Z.34 S.502, RG v. 20.10.1900 Z.42 S.226, R G v. 27. 3. 1915 Z. 57 S. 77. R G v. 10. 6. 1931 Z. 72 S. 540. - Streitwert ist das Vermögensinteresse des klagenden Gewerken, das nach seiner gewerkschaftlichen Beteiligung zu berechnen ist. Boldt § 115Anm. 2, RG v. 4. 3. 1903 Z. 44 S. 354, R G 10. 6. 1931 Z. 72 S. 540, abw. OLG H a m m v. 27. 4. 1887 Z. 29 S. 441, das den Wert des Gesamtobjekts zugrunde legt. Das den angef. Beschluß aufhebende Urteil h a t Rechtskraft gegen alle Gewerken. RG v. 2.10.1901 Z.43 S.231. Klageabweisendes Urteil wirkt nur gegen Kläger, Westhoff-Bennhold S. 197, abw. Thielmann Anm. 3, § 116. 2. Eine Klage auf Aufhebung eines Gewerkschaftsbeschlusses mit der Begründung, der Beschluß sei gesetzes- oder satzungswidrig, fällt nicht unter § 115, vgl. Westhoff-Bennhold S. 191. — Deshalb ist die Anfechtung formungültiger Beschlüsse einer Gewerkenversammlung an eine Frist, insbesondere an die vierwöchige Ausschlußfrist nicht gebunden. RG v. 25. 2. 1911 Z. 53 S. 102. - Verjährung § 852 BGB. Einrede jederzeit zulässig, § 853 BGB. — Nichtigkeit des Beschlusses R G v. 1. 6. 1912 J W S. 8, Boldt § 115 Anm. 4. Dapprich-von Schlütter § 115 Anm. 1. 3. Abs. 2 in Hessen und Nordrhein-Westfalen außer K r a f t .
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4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§ 1 1 5 Anm, 4 §§116,117
4. Statutarische Beschlüsse i.S. des § 94 werden erst mit der Bestätigung durch das OBA wirksam. Das OBA hat die Ordnungsmäßigkeit des Beschlusses zu prüfen. Ggf. Anfechtung der Bestätigung im Verwaltungsrechtsweg. Vgl. Schulte in Glückauf 1953 S. 269. §116i (1) Durch die Anstellung der Klage auf Aufhebung des Gewerkschaftsbeschlusses wird die Ausführung desselben nicht aufgehalten. (2) Wird der Beschluß aufgehoben, so verliert derselbe erst von der Rechtskraft der richterlichen Entscheidung an seine rechtliche Wirksamkeit. (B) Diese Bestimmungen finden keine Anwendung, wenn der Beschluß die im § 120 bezeichneten Gegenstände betrifft. 1. Der Beschluß der Gew.Vers. t r i t t erst mit der Rechtskraft des aufhebenden Urteils außer K r a f t , und zwar mit Wirkung gegenüber jedem Dritten, nicht bloß gegenüber den Gewerken. Bis dahin gilt der Beschluß, er wirkt lediglich f ü r die Zukunft, bis zur Rechtskraft ist er gültig. Auf Antrag des anfechtenden Gewerken kann das Gericht die Ausführung des angefochtenen Beschlusses durch einstweilige Verfügung verbieten. Isay 1. Aufl. 1. Bd. § 116 Anm. 1 und 2. — Repräsentant und Grubenvorstand sind, jedenfalls in den nicht dem § 120 unterliegenden Fällen, regelmäßig berechtigt, den Beschluß auszuführen, sowohl nach Abhaltung der Gew.Vers. als auch nach Erhebung der Klage. Sie brauchen die Frist des § 115 nicht abzuwarten. Sie müssen aber dabei die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachten. Ist z. B. der Beschluß angefochten worden und haben sie selbst Bedenken, daß der Beschluß der Gew. zum Besten gereicht, so werden sie die Ausfuhrung des Beschlusses aufschieben müssen, wenn dies ohne Nachteil der Gew. geschehen kann, andernfalls können sie sich schadensersatzpflichtig machen, Westhoff-Bennhold S. 201, Boldt § 116 Anm. 1 und 2. § 117 1 (1) Jede Gewerkschaft ist verpflichtet, einen im Inlande wohnenden Repräsentanten zu bestellen und der Bergbehörde namhaft zu machen. (2) Statt eines einzelnen Repräsentanten kann die Gewerkschaft jedoch einen aus zwei oder mehreren Personen bestehenden Grubenvorstand bestellen. (3) Als Repräsentanten oder Mitglieder des Grubenvorstandes können auch Personen bestellt werden, welche nicht Gewerken sind. 1. Repräsentant oder Grubenvorstand sind Organ, gesetzl. Vertreter der Gewerkschaft. § 119 ABG, § 26 Abs. 2 BGB, vgl. dazu § 111 Anm. 1, vgl. ferner Victor „Bestellung, Rechtsstellung und Aufgaben des Repräsentanten u. des Grubenvorstandes der bergr. Gewerkschaft". Diss. Münster 1952. — Den Repräsentanten oder Grubenvorstand bestellt die Gew.Vers. § 118. — Gew., die unter das MitbGes. fallen, können mit Rücksicht auf dessen § 13 nur einen Grubenvorst., keinen Repräs. haben. — Zum Nachweis der ordnungsmäßigen Bestellung ist dem BA oder dem OBA eine Ausfertigung der not. oder gerichtl. aufgenommenen Verhandlung über die erfolgte Wahl vorzulegen. Eine Bestätigung der Wahl ist nicht erforderlich. — Bestellung eines interim. Repräs. § 127 Abs. 2, Min.Erl. v. 14. 12. 1874 Z. 16 S. 13,
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§117
ABG
Anm. 1 Min. Erl. v. 2. 1. 1868 Z. 9 S. 212, Min.Besch. v. 22. 1. 1876 Z. 17 S. 123. Bestellung eines interim. Repräsentanten ist auch f ü r die dem MitbGes. unterliegenden Gew. zulässig, vgl. Boldt, Mitbestimmungsges., § 12 Anm. 7, und Z. 92 S. 283f., Dapprich in Glückauf 1951 S. 929. — Zuständigkeit des Repräs. oder Grubenvorst. §§ 119 — 121, ausschließliche Zuständigkeit des Repräs. bei der Vertretung der Gew. in Prozessen und gegenüber der Bergbehörde (§§ 123 Abs. 2, 124). Beschränkte Vertretungsmacht f ü r die in § 120 aufgeführten Gegenstände; sie k a n n noch weiter beschränkt werden. F ü r Dritte ist allein die in den §§ 118 Abs. 3, 119 Abs. 4 vorgeschriebene Legitimation des Repr. oder Grubenvorstandes maßgebend. RG v. 25.10. 1893 RGZ 32 S. 333 = Z. 35 S. 378/81, RG v. 20. 3. 1915 Z. 56 S. 534. F ü r im Rahmen ihrer gesetzl. oder satzungsmäßigen Obliegenheiten begangene Verfehlungen haftet die Gew. nach allgemeinen Grundsätzen (§ 31 BGB). R G v. 8. 11. 1902 Z. 45 S. 89. Nur natürl. Personen können Repr. oder Grubenvorst, sein. Bei mehreren Mitgliedern des Grubenvorst, ist anzunehmen, daß sie die Geschäfte gemeinsam führen sollen, sofern nicht durch ihre Legimitation (§ 118 Abs. 3, § 119 Abs. 4) oder durch S t a t u t (§ 94) etwas anderes bestimmt ist. Thielmann S. 338, Werneburg Z. 58 S. 71. — Ob Vollgeschäftsfähigkeit notwendig ist oder ob beschränkte Geschäftsfähigkeit genügt, ist zweifelhaft. Victor wie vor hält beschränkte Geschäftsfähigkeit f ü r ausreichend. E r stützt sich auf § 165 BGB, der nicht nur auf Bevollmächtigte, sondern auch auf gesetzliche Vertreter Anwendung findet; allerdings müssen solche Personen die Genehmigung ihres gesetzlichen Vertreters haben (§ 108). Beschränkte Geschäftsfähigkeit ausreichend bei Westhoff-Bennhold S. 207, Klostermann-Thielmann S. 338, Schlüter-Hense S. 278, Arndt § 117 Anm. 1. Dagegen verlangt Isay volle Geschäftsfähigkeit, weil, wer selbst seinen geetzlichen Vertreter braucht, nicht gesetzlicher Vertreter eines anderen sein kann. Isay Bd. 1 Aufl. 1 § 117 Anm. 9 S. 637, ebenso Boldt, Mitbestimmungsgesetz § 12 Anm. 4 c S. 116. Diese Auffassung wird auch hier vertreten. — Geschäftsunfähige können nicht gesetzl. Vertreter sein. Bei nachträglich eintretender Geschäftsunfähigkeit erlischt das Amt sofort. — Über Vertretung von Einmanngewerkschaften vgl. R G v . l . 4 . 1 9 3 6 Z.77 S.175; R G v. 28.11.1888 Z. 30 S. 242, Daubenspeck, Bergrechtl. Entsch. 1 8 7 9 - 1 8 9 3 S. 168, RG v. 25. 10. 1893 Z. 35 S. 378/81, R G v. 20. 3. 1915 Z. 56 S. 531, Zydek in Z. 98 S. 408, vgl. auch § 94 Anm. 3. Der Repräs. oder Grubenvorstand braucht nicht die deutsche Staatsangehörigkeit zu besitzen, er muß aber im Inland wohnen. Schlüter-Hense S. 277, Isay 1. Aufl. 1. Band § 117 Anm. 9. Vom Grubenvorst, unterliegen mindestens so viel Mitglieder dieser Bestimmung, als zur Vertretung erforderlich sind. Als Inland im Sinne des § 117 und ebenso des § 112 ist das gesamte Gebiet der deutschen Länder anzusehen. Erl. v. 17. 4. 1879 Z 20 S. 265; Hess. OLG v. 16. 12. 1949 Z. 90 S. 410ff. Repräs. und Mitgl. des Grubenvorstandes müssen jedoch jederzeit und schnell mit der Gew. Vers, verhandeln können und deshalb ohne Zureisegenehmigung an den Sitz der Gew. kommen können. — Eine Gew., deren Sitz satzungsmäßig nicht bestimmt ist, verliert ihre Rechtsfähigkeit nicht ohne weiteres dadurch, daß sie einen innerhalb Deutschlands, aber außerhalb d. preuß. Rechtsgebietes wohnenden Repräsentanten hat. Diese Folge t r i t t n u r dann ein, wenn die Gew. trotz amtlichen Hinweises auf den ihr drohenden Verlust der Rechtsfähigkeit es unterläßt, f ü r einen ordnungsmäßigen Sitz im Enstehungsland zu sorgen. Besch, d. RWM v. 29. 9. 1939 Z 80/81 S. 217.
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4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§118 Anm. 1, 2
Die Satzung kann bestimmen, daß der Grubenvorstand oder Repräsentant Bevollmächtigte, Direktoren, Betriebsleiter bestellt. Die Bevollmächtigten vertreten die Gewerkschaft unmittelbar und nicht den Grubenvorstand. Die Befugnis, Bevollmächtigte zu bestellen, steht dem Grubenvorstand auch für die Fälle des § 120 zu. Das Rechtsgeschäft eines solchen Bevollmächtigten bedarf aber dann der Zustimmung der Gew.Vera. Nur soweit schon die gesetzliche Vertretungsmacht des Grubenvorstandes selbst—allgemein oder für den einzelnen Fall—erweitert ist, sind auch die Rechtshandlungen des Bevollmächtigten nicht mehr zustimmungsbedürftig. Die gleichen Grundsätze gelten auch, wenn die Vertretungsmacht des Vorstandes durch die Satzung oder durch Gew.Beschl. eingeschränkt ist. Der Vorstand einer im Handelsregister eingetragenen Gew. kann auch Prokuristen ernennen, aber nur mit Zustimmung der Gew.Vers., es sei denn, die Vertretungsmacht des Grubenvorst, ist auf die Fälle des § 120 erweitert. § 117 ist abänderbar, soweit es sich um die persönl. Verhältnisse handelt, vgl. Boldt § 117 Anm. 4. Ob Widerruf der Bestellung zugleich fristlose Kündigung des Anstellungsvertrages aus wichtigem Grunde bedeutet, ist Frage der Auslegung. Das Erlöschen des Allstellungsvertrages ist grundsätzlich auch das Ende der Organbestellung. (§ 128 ABG, 168 B G B ) . Vgl. Victor, Bestellung, Rechtsstellung und Aufgaben des Repräsentanten u. des Grubenvorstandes der bergrechtl. Gewerkschaft. Diss. Münster 1952. §118 (1) Die Wahl erfolgt in einer nach § 113 beschlußfähigen Versammlung durch absolute1 Stimmenmehrheit. Ist eine solche bei der ersten Abstimmung nicht vorhanden, so werden diejenigen beiden Personen, welche die meisten Stimmen erhalten haben, in die engere Wahl gebracht. Bei Stimmengleichheit entscheidet das Los. (2) Bei Ausmittelung der in die engere Wahl zu bringenden zwei Personen entscheidet im Falle der Stimmengleichheit ebenfalls das Los 2 . (3) Das Protokoll über die Wahlverhandlung ist notariell oder gerichtlich aufzunehmen. Eine Ausfertigung desselben wird dem Repräsentanten oder dem Grubenvorstande zu seiner Legitimation erteilt3. 1. Absolute Stimmenmehrheit liegt vor, wenn der Gewählte mindestens eine Stimme über die Hälfte aller abgegebenen gültigen Stimmen auf sich vereinigt. Bennhold S. 211. Zur rechtsgültigen Bestellung ist Annahme der Wahl erforderlich. Fällt im ersten Wahlgang auf zwei Personen dieselbe Anzahl Stimmen, dann entscheidet das Los. Westhoff-Bennhold S. 211; abw. Oppenhoff Nr. 653, der nach dem Schlußwort des Abs. 1 auch in diesem Fall eine engere Wahl stattfinden lassen will. Hat im ersten Wahlgang niemand die absolute Stimmenmehrheit erreicht, so werden diejenigen, welche die meisten Stimmen erhalten haben, in die engere Wahl gebracht. Unter ihnen entscheidet zunächst die absolute Mehrheit der im zweiten Wahlgang abgegebenen Stimmen, bei Stimmengleichheit das Los. Westhoff-Bennhold S. 211. — Bei den unter das Mitbestimmungsgesetz fallenden Gewerkschaften muß die Wahl durch den Aufsichtsrat erfolgen. Vgl. § 111 Anm. 1. 2. § 118 ist durch Satzung abänderbar. Form der Abstimmung muß, falls Satzung nichts darüber enthält, im Zweifelsfalle durch Beschluß bestimmt werden. Westhoff-Bennhold S. 211.
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§ 118 Anm. 3 § 119 Anm. 1, 2
ABG
3. Bergbehörde stellt keine Legitimation f ü r den Repräs. aus. Der Repräs. weist sich vielmehr als solcher durch Vorlegung der notariell oder gerichtlich aufgenommenen Verhandlung über seine Wahl aus, § 118 Abs. 3. — Die Bergbehörde f ü h r t auch keine mit öffentlichem Glauben versehenen Register über die Vertretungsverhältnisse der Gewerkschaften. Sie erteilt Dritten darüber Auskunft, soweit sie nach Lage ihrer Akten dazu imstande ist. Bei in das Handelsregister eingetragenen G. vgl. §§ 13, 33, 34 H G B Westhoff-Bennhold S. 212, 213. §119 (1) Der Repräsentant1 oder Grubenvorstand vertritt die Gewerkschaft in allen ihren Angelegenheiten gerichtlich und außergerichtlich. (2) Eine Spezialvollmacht ist nur in den im § 120 bezeichneten Fällen erforderlich. (8) 2 (4) Beschränkt oder erweitert die Gewerkenversammlung die Befugnisse des Repräsentanten oder Grubenvorstandes, so müssen die betreffenden Festsetzungen in die Legitimation (§ 118) aufgenommen werden. 1. Repräs. oder Grubenvorstand sind gesetzliche Vertreter der Gew. im Sinne des § 26 Abs. 2 BGB,vgl. §§ 125,126,128, Schlüter-Hense S. 280, Westhoff-Bennhold S. 214 bis 242, Werneburg in Z. 58 S. 71, R G v. 3. 5. 1900 Z. 41 S. 492/501. R G v. 21. 1. 1928 RGZ. 120 S. 61. - I n den Fällen des § 120 ist ihre Vertretungsmacht zwar beschränkt, jedoch hebt die Einschränkung ihre Vertretungsmacht nicht auf, sondern beengt sie nur. Die Schranke fällt fort, sobald ihnen die Gew.Vers, die Zustimmung zur Vornahme der im § 120 bezeichneten Rechtshandlung erteilt. §§ 182ff. BGB. I n dieser Zustimmung liegt keine Vollmacht im Sinne des BGB. Ein einseitiges Rechtsgeschäft, das der Repräsentant ohne besonderen Auftrag vorgenommen h a t , ist daher nicht nach § 180 BGB nichtig, sondern kann gemäß §§ 182, 184 BGB durch nachträgliche Genehmigung der Gew.Ver. wirksam werden. R G v. 21. 1. 1928 RGZ 120 S. 61, K G v. 30. 4. 1931 Z. 74 S. 212, Isay 1. Aufl. 1. Bd. § 119 Anm. 2 und 8; a. M. Schlüter-Hense Anm. A 1 zu §§ 1 1 9 - 1 2 5 , Westhoff Bennhold S. 215, 243. Bestellt der sämtliche K u x e in seiner H a n d vereinigende Gewerke keinen Repräs., so muß er selbst als natürlicher Repräs. angesehen werden. Die von ihm abgegebene Willenserklärung stellt die Willenserklärung der Gew. dar. Dasselbe gilt, wenn alle K u x e in der H a n d einer Person und des von ihr vertretenen minderjährigen Sohnes sind. R G v. 1. 4. 1936 Z. 77 S. 175f., R G v. 25. 10. 1893 RGZ Bd. 32 S. 333, Z. 35 S. 378/381, R G v. 20. 3. 1915 in RGZ Bd. 86 S. 340 Z. 56 S. 534. — Die vertretungslose Gew. ist eine universitas inordinata; in solchem Fall muß die Gesamtheit aller Gew. als vertretungsberechtigt angesehen werden. OLG Braunschweig v. 26. 5. 1914 Rechtspr. Bd. 29 S. 83. § 111 Anm. 1 - Die Gew. als solche sind kein Vertretungsorgan der Gew. R G v. 20. 3. 1919 J W 1915 S. 527 23 . 2. Abs. 3 ist aufgehoben durch § 14 EGZPO v. 30. 1. 1877, jetzt §§ 472, 474 und 475 ZPO.
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4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§ § 120, 121
§ 120 Der Repräsentant oder Grubenvorstand bedarf eines besonderen Auftrages 1 der 0 ew erken Versammlung : 1. wenn es sich um Gegenstände handelt, welche nur von einer Mehrheit von wenigstens drei Vierteilen aller Kuxe oder nur mit Einstimmigkeit beschlossen werden können 2 ; 2. wenn Beiträge von den Gewerken erhoben werden sollen3. 1. Die Satzung kann bestimmen, daß auch in den Fällen des § 120 der Repr. oder Grubenvorstand ohne besonderen Auftrag zur Vertretung der Gew. befugt ist. Diese Berechtigung ist durch § 124 Abs. 2 begrenzt, vgl. § 119 Anm. 1. — Die Erweiterung ebenso wie die Beschränkung der Vertretungsbefugnis muß in die Legitimation aufgenommen werden; bei im Hand.Reg. eingetragenen Gew. § 15 HGB. - § 120 schränkt die allgemeine Regelung des § 119 ein. Gem. § 120 kann nur die Ermächtigung zu einer konkreten Rechtshandlung im Sinne des § 114 Abs. 1 erteilt werden. Eine allgemeine Ermächtigung unterliegt dem § 124 Abs. 1. — Auch im Falle eines besonderen Auftrags nach § 120 handelt der Repräsentant nicht als Bevollmächtigter der Gewerkschaft, sondern als ihr gesetzlicher Vertreter. BGH v. 24. 9. 1954 Z. 96 S. 79. 2. Vgl. § 114. 3. Vgl. §§ 102, 129. Zubußen können von dem Repr. oder Grubenvorstand nur beschlossen werden, wenn ein statutarischer Beschluß der Gew.Vers. sie dazu berechtigt. Einklagung einer von der Gew.Vers. beschl. Zubuße durch den Repr. oder Grubenvorstand. OTr. v. 18. 3. 1878 Z. 20 S. 344. §121 (1) Der Repräsentant oder Grubenvorstand führt das Gewerkenbuch und fertigt die Kuxscheine ans (§ 103) 1 . (2) Er ist verpflichtet, für die Führung der übrigen erforderlichen Büeher der Gewerkschaft Sorge zu tragen und jedem Gewerken auf Verlangen die Bücher zur Einsicht offen zu legen 2 . 1. Außer dem Gewerkenbuch und der Ausstellung der Kuxscheine h a t der Repräsentant oder Grubenvorstand die der Gewerkschaft obliegende Pflicht zur Führung von Geschäftsbüchern, f ü r kaufmännische Gewerkschaften auch Buchführungspflicht. § 38ff. HGB. Nach § 122 h a t der Repräsentant oder Grubenvorstand auch eine Verwaltungsrechnung zu legen. 2. Jedem Gewerken sind auf Verlangen die Bücher offen zu legen, auch das Gewerkenbuch. Die Einsichtnahme der Bücher gehört zu den Rechten jedes einzelnen Gewerken, vgl. Westhoff-Bennhold, Gewerkschaftsrecht S. 246ff. Über steuerpflichtiges Einkommen vgl. Isay 1. Bd. 1. Aufl. § 121 Anm. I I Nr. 51 S. 688. Die Einsichtnahme kann auch durch Bevollmächtigte ausgeübt werden. — Das Recht auf Einsichtnahme kann durch die Satzung beschränkt oder ausgeschlossen werden. Min.Besch. v. 30. 7. 1879 Z. 20 S. 539, - § 94 Abs. 3, § 124 Abs. 1. - Zur Auskunft ist der Repräsentant oder Grubenvorstand nur der Gewerkenvers., nicht dem einzelnen Gew. verpflichtet. Näheres vgl. § 113 Anm. 4, über H a f t u n g bei ordnungswidriger Geschäftsführung vgl. § 126 Anm. 1 und Bennhold S. 245.
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§122
ABG
Anm. 1, 2 § 122 (1) Der Repräsentant oder Grubenvorstand beruft die Gewerkenversammlungen1. (2) Er muß, wenn das Bergwerk im Betriebe ist, alljährlich eine Gewerkenversammlung berufen und derselben eine vollständig belegte Verwaltungsrechnung vorlegen. (3) Der Repräsentant ist zur Berufung einer Gewerkenversammlung verpflichtet, wenn dies die Eigentümer von wenigstens einem Viertel aller Kuxe verlangen. Unterläßt er die Berufung, so erfolgt dieselbe durch die Bergbehörde auf den an sie gerichteten Antrag. (4) Zur Vornahme der Wahl eines Repräsentanten oder Grubenvorstandes oder zur Beschlußfassung über den Widerruf der erfolgten Bestellung kann die Bergbehörde auf den an sie gerichteten Antrag2 eine Gewerkenversammlung berufen. 1. Der einzelne Gewerke hat kein Recht zur Einberufung, sofern die Satzung nichts anderes vorschreibt. Berechtigt zur Einberufung ist nur der Repräs. oder Grubenvorstand und in den Fällen des Abs. 3 Satz 2 und Abs. 4 des § 122 das BA. — § 37 Abs. 2 BGB gilt nicht. — Ist kein Organ vorhanden, so kann die Einberufung rechtsgültig nur durch das BA nach § 122 Abs. 4 erfolgen. Gültige Gewerkenversammlungen können stattfinden: I. Ohne Einberufung: Wenn alle Gewerken anwesend und verhandlungsbereit sind. § 112 Abs. 1 Halbsatz 1. II. Auf Grund Einberufimg: A. durch den Repräs. oder Grubenvorst.; 1. ohne besonderen Antrag a) wenn das Bergwerk in Betrieb ist, alljährlich einmal zur Vorlegung einer vollständig belegten Verwaltungsrechnung. § 122 Abs. 2. b) gemäß besonderer Satzungsbestimmung oder eines Gewerkenbeschlusses; c) wenn das Interesse der G. es erfordert (§ 36 BGB); 2. auf besonderen Antrag: a) der Eigentümer von mindestens x /i aller Kuxe, § 122 Abs. 3 Satz 1; b) gemäß besonderer Satzungsbestimmung oder eines Gewerkenbeschlusses. B. Durch das zuständige BA n u r auf Antrag a) der Eigentümer von mindestens aller Kuxe, wenn der Repräs. oder Grubenvorst, ihrem Einberufungsantrag nicht Folge gibt, § 122 Abs. 3 Satz 2; b) eines oder mehrerer Gewerken oder Dritter, Min. Besch, v. 22. 1. 1876 Z. 17 S. 123, Westhoff-Bennhold S. 257, in diesem Falle jedoch n u r : aa) zur Vornahme der Wahl eines Repräs. oder Grubenvorst.; bb) zur Beschlußfassung über den Widerruf der erfolgten Bestellung, § 122 Abs. 4. Bei § 122 Abs. 4 entscheidet die Bergbehörde über den Einberufungsantrag nach billigem Ermessen. Sie entspricht ihm bei Nachweis eines öffentlichen oder sonstigen schutzbedürftigen Interesses. Gegen die ablehnende Verfügung des BA Beschwerde an das OBA. Einladung zu bb) nicht abhängig von einer vorherigen Ablehnung der Einladung durch Repräs. R B v. 6. 1. 1882 Z. 23 S. 268. 2. Zuständig ist das BA, in dessen Bezirk die G. ihren Sitz hat (§ 96 Anm. 2) u. § 94 Anm. 1. — Um die Gewerken laden zu können, muß das Gewerkenbuch dem BA vorgelegt werden. Bei Weigerung durch den Repräs. Erzwingung durch OBA, vgl. Westhoff-Bennhold S. 255.
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4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§122 Anm. 2
Der Antragsteller h a t dem BA auf Erfordern einen angemessenen Kostenvorschuß zur Deckung der entstehenden Unkosten zu leisten. Min-Besch. v. 13. 5. 1880 Z. 21 S. 397, Westhoff-Bennhold S. 271, Thielmann S. 351. Endgültig sind die Kosten von der Gewerkschaft zu tragen. Westhoff-Bennhold S. 256, Min.-Besch, v. 20. 7. 1871 Z. 12 S. 405. Bei der Einladung h a t das BA die gesetzlichen und satzungsmäßigen Bestimmungen zu beachten; vgl. § 112 Anm. 2, Appell.-Ger. Köln v. 7. 6. 1867 Z. 10 S. 270. — Wegen der Innehaltung der Formvorschriften vgl. aber OLG Cassel v. 28. 7. 1895 Z. 38 S. 337, OBA Bonn v. 11. 10. 1899 Z. 41 S. 121. Der Repräsentant ist nicht berechtigt, den vom Bergamt bestimmten Termin von sich aus aufzuheben und einen anderen anzusetzen. Ist kein Tagungsort satzungsmäßig bestimmt, so kann das BA den Ort nach billigem Ermessen wählen. Appell.-Ger. Köln v. 7. 6. 1867 Z. 10 S. 270. - Zweckmäßig wird es im allgemeinen an den Sitz der G. einladen, vgl. Werneburg: Gewerkenversammlung und Gewerkenbeschluß Z. 67 S. 206. I n besonderen Fällen kann auch ein anderer Ort gewählt werden, z. B. Sitz des BA, Lage des Bergwerks oder der von dem Antragsteller vorgeschlagene Ort; es kann auch ein Ort außerhalb des Bezirks des BA sein, vgl. R G v. 25. 2. 1911 Z. 53 S. 102, § 112 Anm. 1 - 3 . Das Bergamt wird als Ort der Versammlung nicht das Verwaltungsbüro auf der Grube wählen, wenn der Ort der Grube zu abgelegen u n d schwer erreichbar ist. U m zu vermeiden, daß die Abhaltung mangels Möglichkeit der notarischen Protokollierung ergebnislos verläuft, wird das Bergamt einen Notar zur Gewerkenversammlung selbst laden oder ihn zum mindesten bereit halten. Sind der Repräs. oder der Grubenvorst, keine Gewerken, so ist ihre Einladung zur Gewerkenversammlung nicht notwendig, aber zweckmäßig. Das BA kann an der Versammlung teilnehmen und auch den Vorsitz übernehmen; vgl. Westhoff-Bennhold S. 256. I n Nordrhein-Westfalen richtet sich das Verfahren des Bergamts bei der Berufung von Gewerkenversammlungen nach § 46 der Geschäftsordnung, der folgenden Wortlaut h a t : (1) Wird die Berufung einer Gewerkenversammlung durch die Bergbehörde nach § 122 Abs. 3 oder 4 ABG beantragt, so setzt das Bergamt, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen hierfür vorliegen und die Satzung der Gewerkschaft keine entgegenstehenden Bestimmungen enthalt, den Termin und den Ort der Gewerkenversammlung fest. (2) Zu der Gewerkenversammlung sind die Gewerken unter Angabe des zu behandelnden Gegenstandes einzuladen. Einem etwa vorhandenen Repräsentanten oder Grubenvorstand sind Ort und Zeit der Gewerkenversammlung mitzuteilen. Zur Ermittlung der Gewerken stehen dem Bergamt folgende Wege offen: a) Bei Gewerkschaften alten Rechts ist ein begl. Auszug aus dem Berggrundbuch anzufordern. b) Bei Gewerkschaften neuen Rechts ist die Vorlage des Gewerkenbuches zu verlangen. c) Kann das Gewerkenbuch nicht vorgelegt werden, so sind sonstige geeignete Unterlagen (z. B. Niederschriften über frühere Gewerkenversammlungen) hinzuzuziehen. d) Sind Gewerken unbekannt, so ist dem Antragsteller aufzugeben, für diese einen Pfleger durch das Amtsgericht bestellen zu lassen. Die Einladungen sind nach Maßgabe des § 112 ABG oder der Satzung zuzustellen. (3) Die Gewerkenversammlung ist möglichst nicht in den Dienstraumen durchzufuhren. (4) Nimmt ein Vertreter des Bergamts auf Ersuchen des Antragstellers an der Gewerkenversammlung teil, so hat er, falls kein Repräsentant oder Grubenvorstand vorhanden oder erschienen ist oder der anwesende die Leitung der Verhandlung ablehnt, die Gewerken zur
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§§ 123,124
ABG
Wahl eines Verhandlungsleiters aufzufordern; nach erfolgter Wahl ist die Anwesenheit des Vertreters des Bergamts nicht mehr erforderlich.
(5) Bedürfen die vorgesehenen Beschlüsse der Gewerkschaft zu ihrer Gültigkeit der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung, so ist der Antragsteller zu veranlassen, einen Notar zu der Gewerkenversammlung hinzuzuziehen oder die Mitwirkung des zustandigen Gerichts herbeizufuhren. (6) War die erste Gewerkenversammlung nicht beschlußfähig (§ 113 Abs. 2 ABG), so hat das Bergamt eine zweite Versammlung einzuberufen. Im Falle des § 122 Abs. 4 ABG ist eine zweite Versammlung nur auf besonderen Antrag einzuberufen. (7) Die Einberufung einer Gewerkenversammlung ist von der Einzahlung eines angemessenen Kostenvorschusses bei der Oberbergamtskasse abhangig zu machen. Das Bergamt hat der Oberbergamtskasse eine Durchschrift der Zahlungsaufforderung zu übersenden. Nach erfolgter Gewerkenversammlung ist eine Aufstellung über die entstandenen Auslagen zusammen mit den Belegen der Oberbergamtskasse zur Abrechnung einzureichen.
§123 (1) Der Repräsentant ist berechtigt und verpflichtet, alle Vorladungen und andere Zustellungen1 an die Gewerkschaft mit voller rechtlicher Wirkung in Empfang zu nehmen. (2) Bestellt die Gewerkschaft einen Grubenvorstand, so muß ein Mitglied desselben mit dieser Empfangnahme beauftragt2 und in der Legitimation des Grubenvorstandes bezeichnet werden. Wenn dies nicht geschehen ist, so kann die Zustellung an jedes Mitglied des Grubenvorstandes erfolgen. 1. Die Bestimmungen des § 123 sind zwingend, vgl. § 124. Neben dem Repräs. oder Grubenvorst, können auch andere Zustellungsbevollmächtigte bestellt werden. R B v. 17. 4. 1891 Z. 32 S. 402. 2. Der Auftrag kann auf Grund einfachen Mehrheitsbeschlusses erfolgen. Westhoff-Bennhold S. 260. § 124 (1) Die Bestimmungen der §§ 120,121 und 122 dürfen nur durch ein förmliches Statut (§ 94), diejenigen des § 123 aber gar nicht abgeändert werden1. (2) In keinem Falle darf dem Repräsentanten oder Grubenvorstand die Vertretung der Gewerkschaft bei den Verhandlungen mit der Bergbehörde, mit dem Enappschaftsvereine und mit anderen auf den Bergbau bezüglichen Instituten, sowie in den gegen sie angestellten Prozessen und die Eidesleistung in letzteren entzogen werden2. 1. Nach Abs. 1 i. Verb, mit § 94 Abs. 2 dürfen die Bestimmungen der §§ 120, 121, 122 nur mit % Mehrheit der Gew.Vers, durch Satzung abgeändert werden. Die in § 123 festgelegte Zuständigkeit des Repr. oder Grubenvorstandes darf überhaupt nicht entzogen werden. § 94 Abs. 3 — Abs. 1, 2. Halbsatz ist in der Hess. Fassung des ABG (Ges. v. 1. 4. 1953 GVB1. S. 61) mit Rücksicht auf § 94 Abs. 3 als überflüssig fortgefallen. 2. Die in Abs. 2 dem Repr. oder Grubenvorstand zugewiesenen Aufgaben dürfen ihm auch nicht durch Statut entzogen werden, § 94 Abs. 3 RG v. 20. 3. 1915 Z. 56 S. 534. -
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4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§§ 125-127
§125 (1) Die Gewerkschaft wird durch die von dem Repräsentanten oder Grubenvorstande in ihrem Namen geschlossenen Rechtsgeschäfte berechtigt und verpflichtet. (2) Es ist gleichgültig, ob das Geschäft ausdrücklich im Namen der Gewerkschaft geschlossen worden ist, oder ob die Umstände ergeben, daß es nach dem Willen der Kontrahenten für die Gewerkschaft geschlossen werden sollte1. 1. Vgl. § 119.
§126
(1) Der Repräsentant oder die Mitglieder des Grubenvorstandes sind aus den von ihnen im Namen der Gewerkschaft vorgenommenen Rechtshandlungen Dritten gegenüber für die Verbindlichkeiten der Gewerkschaft persönlich nicht verpflichtet. (2) Handeln dieselben außer den Grenzen ihres Auftrages oder den Vorschriften dieses Titels entgegen, so haften sie persönlich, beziehungsweise solidarisch für den dadurch entstandenen Schaden1. 1. § 126 entspricht den §§ 164 Abs. 1 und 179 B G B , diese ergänzen § 126. Isay 1. Aufl. 1. Bd. § 126 Anm. 1. Die im § 126 Abs. 2 vorgesehene Haftung des Repr. oder der Mitglieder des Grubenvorstandes tritt ein, wenn diese im Namen der Gew. oder doch für diese (§ 125 Abs. 2) außer den Grenzen ihres Auftrages Rechtshandlungen vornehmen, also eine positive Tätigkeit entwickeln, oder die Mitglieder diejenigen Pflichten, die das Gesetz im IV. Titel den Gewerkschaften und deren Repr. oder Grubenvorstand auferlegt, ganz oder z. T. unerfüllt lassen. Auf Verpflichtungen des Repräsentanten oder Grubenvorstandes, welche aus den zwischen ihm und der Gew. bestehenden Vollmachtsverhältnissen nach allgem. Grundsätzen sich ergeben oder durch Satzung (§ 94) oder Spezialvollmacht (§ 120) auferlegt sind, bezieht sich § 126 Abs. 2 nicht; insbes. kann in der Unterlassung oder Verzögerung der Erhebung von Zubußen ein Fall des § 120 Abs. 2 nicht gefunden werden. R G v. 21. 1. 1903 Z. 44 S. 252. § 126 Abs. 2 ordnet eine Schadensersatzpflicht des Repr. oder Grubenvorst, für den Fall an, daß diese den Vorschriften des Gewerkschaftsrechts zuwiderhandeln. R G v. 8.11. 1902 Z. 45 S. 89, OTr. v. 4. 6. 1878 Z. 19 S. 510. Insoweit haftet der Repr. oder Grubenvorstand auch unmittelbar den Gewerken und jedem Dritten, vgl. Schlüter-Hense S. 286. Wegen der Haftung des Repräsentanten oder Grubenvorstandes R G v. 16. 3. 1906 Z. 48 S. 113ff; R G v. 7. 6. 1905 Z. 46 S. 526, R G v. 18. 12. 1935 Z. 76 S. 471, Werneburg, Kontraktliche und außerkontraktliche Haftung der Gew. Z. 58 S. 71 ff. — § 127 (1) Die Bergbehörde ist befugt, eine Gewerkschaft aufzufordern, innerhalb drei Monaten einen Repräsentanten oder einen Grubenvorstand zu bestellen1. (2) Wird dieser Aufforderung nicht entsprochen, so kann2 die Bergbehörde3 bis dahin, daß dies geschieht, einen Repräsentanten bestellen und demselben eine angemessene, von der Gewerkschaft aufzubringende und nötigenfalls im Verwaltungswege exekutivisch einzuziehende Belohnung zusichern4. (S) Dieser interimistische Repräsentant hat die in den §§ 119 bis 123 bestimmten Rechte und Pflichten, insofern die Bergbehörde keine Beschränkungen eintreten läßt.
239
§127
ABG
Anm. 1—3 1. Voraussetzung ist, daß kein Repräs. oder Grubenvorstand bestellt ist oder ein Grubenvorstand nicht in der notwendigen Zahl der Mitglieder vorhanden ist. 2. Die Bestellung bedarf keines Antrags. Die Bestellung erfolgt nach pflichtgemäßem (Boldt S. 126), nach freiem Ermessen (Westhoff-Bennhold S. 270) der Bergbehörde (Bergamt). Es h a t weder ein Gewerke, noch ein Dritter, z. B. ein Gläubiger der Gewerkschaft, einen Anspruch darauf, daß die Bergbehörde nach § 127 die Gew. zur Repräsentantenbestellung auffordert, nötigenfalls einen interim. Repräs. bestellt. Von der Möglichkeit macht die Bergbehörde in der Regel nur Gebrauch, wenn ein öffentliches (bergpolizeiliches) Interesse vorhegt, dies ist aber nicht unbedingt notwendig. R B v. 13. 5. 1880 Z. 21 S. 397. Vgl. auch Mot. zu § 127 Z. 6 S. 160. 3. Neben der Bergbehörde kann auch das Amtsgericht auf Grund des § 29 BGB, wenn die dort aufgestellten Voraussetzungen vorliegen, einen Repräs. bestellen. Brassert-Gottschalk § 122 Anm. 6; Westhoff-Schlüter S. 284; Müller-Erzbach S. 249; Isay § 127 Anm. 7; RGR-Komm. 1953 § 29 Anm. 1; Boldt § 127 Anm. 4; ders. in Z. 92 S. 283; Reuß-Grotefend-Dapprich § 127 Anm. 2; Willecke, Grundriß S. 71; R G v. 20. 3. 1915 Z. 56 S. 534; BayrObLG v. 14. 3. 1915 J W 1925 S. 1880 H R R 1937 Nr. 75; K G v. 13. 10. 1938 Z. 79 S. 586; K G in J F G Bd. 13 S. 82; LG Siegen v. 9. 4. 1950 Z. 91 S. 387; LG Koblenz v. 19. 12. 1960 Z. 102 S. 483. A. M. Klostermann-Thielmann § 122 Anm. 8; Westhoff-Bennhold S. 257; AchillesGreiff, BGB, § 29 Anm. 4; ROLG Bd. 29 S. 84, Bd. 40 S. 255. Beide Bestimmungen sind in Zweck und Voraussetzungen verschieden. Bei § 127 sind f ü r die Bestellung eines interim. Repräs. die bergpolizeilichen Interessen der Bergbehörde maßgebend, während die Bestellung nach § 29 BGB die Belange der beteiligten Privatpersonen (Gewerken, Gläubiger) wahren will. Auch kann nach § 29 BGB ein gesetzlicher Vertreter bestellt werden, wenn der Vorstand aus tatsächlichen und rechtlichen Gründen verhindert ist, während § 127 davon ausgeht, daß überhaupt kein gesetzlicher Vertreter vorhanden ist. § 29 BGB ist andererseits nur f ü r dringliche Fälle. Keine Bestellung nach § 127, wenn der vorhandene gesetzl. Vertreter nur zur Ausübung seines Amtes unfähig ist. Min.Erl. v. 15. 4. 1878 Z. 21 S. 399. Bestellung eines Repräsentanten nach § 29 BGB zur Einberufung einer Gewerkenversammlung zwecks endgültiger Wahl eines neuen Repräsentanten möglich, und zwar auch dann, wenn dem Antragsteller mit § 122 ABG hinreichend gedient wäre. LG Koblenz v. 19. 12. 1960 Z. 102 S.483 N J W 1961 S. 732. — O b das Fehlen einer f ü r die steuerlichen Belange der Gewerkschaft maßgeblichen verantwortlichen Person als ein wichtiger Grund i.S. des § 29 BGB anzusehen ist, und ob § 29 BGB, zumal bei längerer Dauer der Vertretungszeit auf bergrechtl. Gewerkschaften angewandt werden kann, bejaht in Entsch. Bayr. OLG München 14. 3. 1925 in J W 1925 S. 1880, vgl. auch RGZ 86 S. 342 u. R G R Komm. 1953 § 29 Anm. 1, ebenso Palandt 11. Aufl. §29 Anm. 1,verneint in Achilles-Greif 19. Aufl. Nr. 4 zu§29 BGB. — Bestellung eines Repräs. nach § 29 BGB f ü r unbekannte Gewerken zwecks Verfügungstellung der Kuxe. Beschl. AG Siegen v. 24. 6. 1950 o-NR 44/50 Bestellung eines Repr. nach § 29 BGB zur Kraftloserklärung der verlorenen Kuxscheine, Neuanlegung des Gew.Buchs und Neuwahl eines Grubenvorstandes Beschl. AG Rennerod v. 15.5.1950— 2 U R I I 8 / 5 0 Der nach § 29 BGB in Aussicht genommene Repräsentant muß mit der Bestellung einverstanden sein. Beschl. LG Siegen v. 9. 6. 1950 Z 91 S. 387 Bestellung eines Notvorstandes zwecks Ver-
240
4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§ 127 Anm. 4 § 128 Anm. 1
fügung über die Kuxe. Dapprich, Reform der bergrechtl. Gewerkschaft Z. 95 S. 417, 425. Boldt, Mitbestimmung u n d Gewerkschaft Z. 92 S. 278,283.— Zuständig f ü r die Aufforderung und Repräsentantenbestellung nach § 127 ist das Bergamt, in dessen Bezirk die Gewerkschaft ihren Sitz h a t oder in dessen Bezirk das Bergwerk liegt. Sind die Gewerken unbekannt, so sind sie durch öffentl. Zustellung mittels 14tägigen Anschlags im Büro des Bergamts gemäß § 127 aufzufordern, abw. Klostermann-Thielmann S. 351, der diese A r t der Ladung f ü r willkürlich hält. Sind alle oder nur einzelne Gewerken bekannt, so genügt es nach § 28 Abs. 2 BGB, § 123 Abs. 2 ABG, die Aufforderung an einen, möglichst den Hauptgewerken zu richten. Westhoff-Bennhold S. 270, Arndt § 127 Anm. 1, Klostermann-Thielmann S. 350. — A. M. Brassert-Gottschalk S. 465, der es f ü r notwendig hält, die Aufforderung an alle oder alle bekannten Gewerken zu richten, und zwar unter dem Gesichtspunkt, daß die Bestellung eines Repräs. nach § 117 der Gewerkschaft als solcher obliegt. 4. Die Belohnung f ü r den interim. Repräs. und die sonstigen Kosten haben die Gewerken zu tragen. Min.Besch. v. 20. 7. 1871 Z. 12 S. 405, Min.Besch. v. 10. 12. 1872 Z. 14 S. 263. F ü r die Bezahlung des Repräs. haftet nicht die Bergbehörde, sondern das persönl. Vermögen der Gewerken, wenn das Gewerkschaftsvermögen nicht ausreicht. Min.Besch. wie vor. — Die Höhe der zuzusichernden Belohnung hängt von dem Umfang und der Schwierigkeit der mit dem A m t verbundenen Arbeit ab. — Zur Sicherung der Belohnung und der sonstigen Kosten kann von dem etwaigen Antragsteller die Leistung einer Kaution oder die Einzahlung eines Vorschusses verlangt werden. Min.Besch. v. 13. 5. 1880 Z. 21 S. 397. — Das Bergamt wird sich vor der Bestellung vergewissern, ob die f ü r die Bestellung in Aussicht genommene Person das Amt auch tatsächlich annehmen will. Die Bergbehörde haftet nicht f ü r die ordnungsmäßige Erfüllung der Amtspflichten durch den interim. Repräs. Der interim. Repräs. erhält durch eine Verfügung des Bergamts eine Legitimation (§ 118) über seine Bestellung, den Umfang seiner Befugnis und die zeitliche Begrenzung. Die Bescheinigung h a t der interim. Repräs. bei Erlöschen seines Amtes zurückzugeben. Das Bergamt kann die Rechte des interim. Repräs. über das in § 124 Abs. 4 bestimmte Maß nicht erweitern, es ist aber bei der Beschränkung der Rechte nicht durch § 124 gebunden. Der Vorsitzende des Prozeßgerichts kann der Gewerkschaft, wenn sie verklagt werden soll, auf Antrag des Klägers gemäß § 57 ZPO einen Vertreter f ü r den Prozeß bestellen. Der gesetzliche Vertreter muß fehlen oder rechtlich nicht n u r tatsächlich an der Vertretung behindert sein. Baumbach-Lauterbach ZPO 25. Aufl. 1958, § 57 Anm. 1. § 127 kann nicht durch die Satzung abgeändert werden (§ 94 Abs. 3).
§ 1281 Soweit der gegenwärtige Titel nichts anderes bestimmt, sind die durch die Bestellung eines Repräsentanten oder Grubenvorstandes entstehenden Rechtsverhältnisse nach den allgemeinen Vorschriften über die Vollmacht und den Auftrag zu beurteilen2. 1. Art. 37, X . Fassung gem. AGBGB v. 20. 9. 1899. 16
Ebel-Weller,
Berggesetz
241
§ 128 a - l §§ 129,130
ABG
2. Repr. oder Grubenvorst, ist gesetzlicher Vertreter der Gew. § 117 Anm. 1, § 1 1 1 Anm. 1. — Die Vorschriften über die Vollmachten kommen n u r ergänzend, die über den Auftrag kaum in Betracht, weil der Auftrag unentgeltlich ist, nach § 127 Abs. 2 jedoch dem Repr. oder Grubenvorst, eine angemessene Vergütung zu zahlen ist, vgl. R G v. 21. 1. 1903 Z. 44 S. 252. I m allgemeinen werden die Bestimmungen über den Dienstvertrag §§ 611ff. BGB — Anwendung finden. Danach kann eine vorzeitige Kündigung ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist n u r bei Vorhegen eines wichtigen Grundes erfolgen. Ist der Repr. oder Grubenvorst, ohne Gehalt tätig, so gelten die Bestimmungen über den Auftrag; dann k a n n die Gew. ihn jederzeit abberufen, Müller-Erzbach S. 247; Boldt § 128 Anm. 2. — § 128a—1281 1 1. Die §§ 128a bis 1281 waren durch das Gesetz über Aufsichtsräte bei Berggewerkschaften v. 24. 5. 1923 (GS S. 268 = Z. 64 S. 402) eingefügt worden. Vgl. Ebel, Einführung in das Betriebsrätegesetz Clausthal 2. Aufl. 1928 S. 95. Sie sahen die Bildung von Aufsichtsräten bei den im Handelsregister eingetragenen bergrechtl. Gewerkschaften vor, um der Belegschaft die Möglichketi zu geben, durch in die Aufsichtsräte entsandte Betriebsratmitglieder eine gewisse Kontrolle über das Geschäftsgebaren der Gewerkschaft auszuüben. — Durch § 65 des Gesetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit (AOG) v. 20. 1. 1934 (RGBl. I S. 45) wurden das Betriebsrätegesetz v. 4. 2. 1920 und das Gesetz über die Entsendung von Betriebsratsmitgliedern in den Aufsichtsrat v. 15. 2. 1922 (RGBl. S. 209) außer K r a f t gesetzt. Damit wurden auch die §§ 128 a bis 1281 gegenstandslos. Min.Erl. v. 26. 5. 1936 Z. 77 S. 285. Sie sind auch nach Aufhebung des AOG nicht wieder in K r a f t getreten. Heute richtet sich die Bestellung von Aufsichtsräten in der Montanindustrie nach dem Mitbestimmungsgesetz v. 21. 5. 1951 — Teil I I I 29 — ; f ü r die Bildung von Betriebsräten, sowie von Aufsichtsräten in Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten, ist das Betriebsverfassungsgesetz v. 11. 10. 1952 — Teil I I I 33 — maßgebend. — Unabhängig vom Mitbestimmungs-und Betriebsverfassungsgesetz kann durch die Satzung jeder Gewerkschaft ein Aufsichtsrat vorgeschrieben werden. Vgl. § 111 Anm. 1. — § 1291 (1) Die Klage gegen einen Gewerken auf Zahlung seines durch Gewerkschaftsbeschluß bestimmten Beitrages2 kann nicht vor Ablauf der in dem § 115 bestimmten Präklusirfrist von vier Wochen erhoben werden. Ist innerhalb dieser Frist von dem Gewerken auf Aufhebung des Beschlusses Klage erhoben worden (§ 115), so findet vor rechtskräftiger Entscheidung über dieselbe die Klage gegen den Gewerken nicht statt. 1. Abs. 2 und 3 sind durch § 14 E G ZPO aufgehoben; vgl. §§ 12, 17, 22 ZPO über dem Gerichtsstand. 2. §§ 102, 120 Ziff. 2. Vgl. Gottschalk in Glückauf 1910 S. 1173. § 130 Der Gewerke kann seine Verurteilung und die Exekution dadurch abwenden, daß er unter Überreichung des Kuxscheins den Verkauf seines Anteils behufs Befriedigung der Gewerkschaft anheimstellt 1 .
242
4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten
§ 130 Anm. 1 § § 131,132
1. Die Anheimstellung des Kuxes (Abandon) gibt dem Gewerken, der mit der Zahlung der Zubuße rückständig ist, die Möglichkeit, die Gewerkschaft zum Zwecke ihrer Befriedigung auf seinen K u x zu verweisen und dadurch seine H a f t u n g f ü r die Zubuße zu beschränken. OTr. v. 21. 11. 1873 Z. 15 S. 129, OTr. v. 30. 11. 1874 Z. 16 S. 237, OTr. v. 12. 11. 1877 Z. 19 S. 388, OTr. v. 21. 4. 1879 Z. 21 S. 378, R G v. 12.1.1892 Z. 34 S. 115, R G v. 7.5.1898 Z. 39 S. 492, Löwenberg Z.43 S. 477. SchlüterHense S. 292. — Voraussetzung ist, daß die formlose Erklärung des Gewerken den Willen, den K u x der Gew. zum Zwecke der Befriedigung zur Verfügung zu stellen, klar zum Ausdruck bringt. Die Erklärung ist unwiderruflich, außerdem muß der Kuxschein übergeben werden. Der K u x kann mit Rechten Dritter belastet sein. Die Gewerkschaft ist verpflichtet, den Kuxschein entgegenzunehmen. Weist sie den Schein zurück, so wird der Gewerke trotzdem gemäß § 162 BGB von der persönl. H a f t u n g frei. Anheimstellungsrecht der Gewerken, Bennhold Z. 54 S. 540; R G v. 31. 5. 1919 Z. 60 S. 425. - Völlige Befreiung des Gewerken von der Zubußepflicht bei Anheimstellung, R G v. 31. 5. 1919 Z. 60 S. 425. Anheimstellung während des Prozesses auf Zahlung der Zubuße, R G v. 7. 5. 1898 Z. 39 S. 494; nach Konkurseröffnung R G v. 30. 11. 1904 Z. 46 S. 90, Pieler in Z. 73 S. 388. - Der Verkauf des Kuxes erfolgt im Wege der Mobiliarversteigerung gemäß §§ 808, 821, 857 ZPO, § 130. Kein freihändiger Verkauf. Aus dem erlösten Kaufpreis werden zunächst die Verkaufskosten und sodann die schuldigen Beiträge (Zubußen) gezahlt. Ist der K u x unverkäuflich, so wird er den anderen Gewerken nach Verhältnis ihrer Anteile in ganzen Kuxen, soweit dies aber nicht möglich, der Gewerkschaft als solcher im Gewerkenbuche lastenfrei zugeschrieben. Mit der Zuschreibung im Gewerkenbuch erwerben die Gewerken das Kuxeneigentum, ihr Stimmrecht erhöht sich entsprechend. Die der Gewerkschaft zugeschriebenen K u x e haben bei der Fassung von Beschlüssen der Gew.Vers, kein Stimmrecht. Werneburg Z. 67 S. 216, KlostermannThielmann § 113 Anm. 2, Hense Z. 39 S. 447. — Wegen der Ausschließung der Zubußepflicht und des Abandonrechts, vgl. § 102 Anm. 2; R G v. 8. 7. 1908 Z. 50 S. 96; R G v. 18. 9. 1907 J W S. 718. § 131 (1) Der Verkauf des Anteils erfolgt im Wege der Mobilarversteigerung nach Vorschrift des § 109 1 . (2) Aus dem gelösten Kaufpreise werden zunächst die Verkaufskosten und sodann die schuldigen Beiträge gezahlt. (3) Ist der Anteil unverkäuflich, so wird derselbe den anderen Gewerken nach Verhältnis ihrer Anteile in ganzen Kuxen, soweit dies aber nicht möglich ist, der Gewerkschaft als solcher im Gewerkenbuche lastenfrei zugeschrieben. 1. Vgl. § 109 Anm. 1 und § 130 Anm. 1 §132 (1) Jeder Gewerke ist befugt, auf seinen Anteil freiwillig zu verzichten, wenn auf dem Anteile weder schuldige Beiträge noch sonstige Schuldverbindlichkeiten haften, oder die ausdrückliche Einwilligung der Gläubiger beigebracht wird, und außerdem die Rückgabe des Kuxscheins an die Gewerkschaft erfolgt1. 16*
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§ 132 Ann». 1—3 § 1 3 3 Anm. 1, 2
ABG
(2) Der Anteil soll alsdann, soiern die Gewerkschaft nicht anderweitig über denselben verfügt, durch den Repräsentanten zugunsten der Gewerkschaft verkauft werden2. (3) Ist der Anteil unverkäuflich, so findet die für diesen Fall in § 131 getroffene Bestimmung Anwendung. 3 1. § 132 berechtigt den Gewerken zum Ausscheiden aus der Gew. durch freiwilligen Verzicht auf seinen Anteil (Kux). Voraussetzung f ü r den Verzicht ist, daß keine Zubußen auf den K u x rückständig sind, keine Rechte Dritter auf den K u x bestehen, es sei denn die Gläubiger sind mit dem Verzicht einverstanden, und schließlich, daß der Kuxschein zurückgegeben wird. Der Verzicht kann formlos gegenüber der Gewerkschaft erfolgen.EineAnnahmeerklärung ist nicht erforderlich. Der Verzicht ist nach Zugang unwiderruflich. § 130 BGB. — Verzichten sämtliche Gewerken auf ihre Kuxe, so t r i t t damit die Auflösung der Gewerkschaft ein. § 94 Anm. 4f. 2. Mit dem ordnungsmäßigen Verzicht geht das Eigentum an dem K u x auf die Gewerkschaft über. Ein etwaiger Verkauf des Kuxes erfolgt zugunsten der Gewerkschaft. Die Gewerkschaft ist berechtigt, durch Verkauf oder auf andere Weise über den K u x zu verfügen. Ein Verkauf kann auch freihändig erfolgen. 3. Wird der K u x nicht verkauft und auch anderweit über ihn nicht verfügt, so ist er gemäß § 131 Abs. 3 auf den Namen der Gewerkschaft im Gewerkenbuch umzuschreiben. Keine Zuschreibung auf den Namen der Gewerken im Verhältnis ihrer Anteile wie bei § 130, vgl. dazu § 132 Anm. 1, vgl. ferner Brassert-Gottschalk § 132 Anm. 1; OTr. v. 23.10.1876 Z. 18 S. 131, 133. Mit der Zuschreibung des Kuxes im Gewerkenbuch erwirbt die Gewerkschaft das Eigentum an dem K u x . R G v. 28.3. 1930 J W 90 S. 198; I s a y 1. Aufl. 1. Bd. § 132 Anm. 1. Kein Stimmrecht dieser der Gewerkschaft zugeschriebenen Kuxe bei Beschlüssen der Gew.Vers. Durch die Satzung kann das Verzichtrecht ausgeschlossen oder an andere Voraussetzungen geknüpft werden. § 1331 (1) Die Bestimmungen der §§ 94 bis 132 kommen nicht zur Anwendung, wenn die Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten eines Bergwerks durch Vertrag2 oder sonstige Willenserklärung3 anderweitig geregelt sind4. Ein solches Rechtsgeschäft bedarf zu seiner Gültigkeit der notariellen oder gerichtlichen Form. Die Urkunde über dasselbe ist der Bergbehörde einzureichen.6 (2) Mitbeteiligte eines Bergwerks im Sinne des § 94 sind nicht die Teilhaber an einer ungeteilten Erbschaft oder an einer sonstigen gemeinschaftlichen Masse, zu welcher ein Bergwerk gehört. 1. I n Nordrhein-Westfalen ist § 133 durch das 2. Bergrechtsänderungsgesetz v. 25. 5. 1954 (GS N W S. 694) aufgehoben, vgl. § 94 Anm. 1 u n d 3. 2. Der notariell oder gerichtlich aufgenommene Vertrag muß mit Stimmeneinheit gefaßt sein. R B v. 7. 5. 1896 Z. 38 S. 119, K G v. 7. 5. 1908 Z. 49 S. 525. E r muß vor der Entstehung der G. geschlossen sein. K G v. 22. 2. 1906 Z. 47 S. 459. Später kann nur eine Auflösung der G. in Betracht kommen.
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4. Titel: Rechtsverhältnisse der Mitbeteiligten § 133 Anm. 3—5 § 134 Anm. 1 Der Vertrag nach § 133 kann Miteigentum zu Bruchteilen (Miteigentum je zur Hälfte) bestimmen; es kann z. B. auch eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts oder eine offene Handelsgesellschaft bestimmt werden. Der Vertrag kann später wieder aufgehoben werden. Zur Entstehung einer Gewerkschaft ist jedoch noch die Auflassung des Bergwerkseigentums von den Miteigentümern auf die Gewerkschaft erforderlich. 3. Als sonstige Willenserklärung kommt letztwillige Verfügung, nicht statutarischer Beschluß in Betracht. Westhoff-Bennhold S. 316. — 4. Anderweitige Regelung kann in der Begründung jeder anderen Gesellschaftsform des Zivil- und Handelsrechts bestehen. Westhoff-Bennhold S. 316. K G v. 26. 4. 1906 Z. 48 S. 156. Die Begründung einer bloßen Miteigentumsgemeinschaft erfordert einen ganz unzweideutigen, auf die Ausschließung gewerkschaftlichen Eigentums gerichteten Willen. K G v. 18. 11. 1937 Z. 78 S. 567. 5. Die Einreichung ist nur eine Sollvorschrift. K G v. 7. 5. 1908 Z. 49 S. 525, K G v.21.9.1908 Z. 50 S. 105; K G v. 22. 2. 1906 Z. 47 S. 459; Westhoff-Bennhold S. 317. §134! (1) In den Fällen des § 133 muß, wenn die Mitbeteiligten eines Bergwerks nicht eine Gesellschaft bilden, deren Vertretung durch die allgemeinen Gesetze geordnet ist, ein im Inlande wohnender Repräsentant bestellt und der Bergbehörde namhaft gemacht werden, widrigenfalls letztere nach § 127 zu verfahren befugt ist. (2) Dasselbe gilt, wenn der Alleineigentümer eines Bergwerks im Auslande wohnt. (3) Dieser Repräsentant hat diejenigen Geschäfte zu besorgen, welche im § 124 als solche bezeichnet sind, die dem Repräsentanten oder Grubenvorstande einer Gewerkschaft niemals entzogen werden dürfen. Eine Abänderung ist auch hier unzulässig. Im Lande Nordrhein-Westfalen gilt folgende Fassung. (2. Bergrechtsänderungsges. v. 25. 5. 1954 GS. NW. S. 694) (1) Mitbeteiligte eines Bergwerks, die keine gemeinsame gesetzliche Vertretung haben, müssen einen im Inlande wohnenden Vertreter bestellen und der Bergbehörde namhaft machen. § 127 findet entsprechende Anwendung. (2) Dasselbe gilt, wenn der Alleineigentümer eines Bergwerks im Auslande wohnt. (3) Der Vertreter hat mindestens die in § 124 Abs. 2 bezeichneten Geschäfte zu besorgen. 1. Die nach Maßgabe des § 134 bestellten Repräs. haben im Umfange des § 124 die Stellung eines gesetzlichen Vertreters des Bergwerksbesitzers. Westhoff Schlüter S. 297; L G Dortmund v. 28. 3. 1881 Z. 23 S. 233.
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Vor § 1 3 5
ABG
Anm. 1, 2 FÜNFTER
TITEL
Aron den Rechtsverhältnissen zwischen den Bergbautreibenden und den Grundbesitzern Erster
Abschnitt
Von der Grundabtretung Vorbemerkung 1. Die geschichtliche Entwicklung des Grnndabtretungsrechts läßt sich bis in die Zeit des späteren J g l a u e r Bergrechts (Ende des 13. J h . ) zurückverfolgen. Westhoff-Schlüter Z. 50 S. 27, 79. Das Bergbaurecht k a n n , da der Bergbau an die Lagerstätte gebunden ist, in der Regel n u r mit Benutzung von Grund und Boden ausgeübt werden. Der Bergbau erfordert R a u m über Tage zu Schächten, Stollen, Haldensturz, Abfuhrwegen u n d zu den verschiedenen Tagesanlagen. Schon in dem späteren Iglauer Bergrecht (Ende des 13. J h . ) findet sich deshalb die Verpflichtung des Grundeigentümers zur A b t r e t u n g von Grund u n d Boden zugunsten des Bergbaubetriebes. und zwar auch in der F o r m der Benutzung, vgl. Zycha Bd. 1 S. 18Cff., Westhoff-Schlüter Z, 50 S. 79. Das R e c h t auf G r u n d a b t r e t u n g findet sich d a n n in allen Bergordnungen in den verschiedensten Formen der Überlassungsart u n d der Entschädigungsmodalität, vielfach m i t einem Wahlrecht des Grundeigentümers auf Beteiligung mit Erb- oder Freikuxen oder Entschädigung nach dem Gutachten der Berggeschworenen. Müller-Erzbach S. 304, §§ 224, 225 A B G ; Kressner: Die Bergrechte in Deutschland, Freiberg 1858 S. 193ff., Schneider: Lehrbuch des Bergrechts, Prag 1867 S. 379ff., H a k e : C o m m e n t a r über das Bergrecht Sulzbach 1823 S. 359. - Zerrenner: Deutsches Bergrecht, Lehrbuch 1862 S. 466ff. Vor dem E r l a ß des ABG waren Vorschriften über die G r u n d a b t r e t u n g in den §§ 109ff. I I 16 A L R sowie in der Deklaration vom 27. 10. 1804, der K a b i n O r d . v. 14. 11. 1838 (für den Bergamtsbez. Siegen) und in dem Gesetz betr. A b t r e t u n g von Grund u n d Boden zu bergbaul. Zwecken in den Landesteilen des Bergamtsbez. Esson-Werden v. 26. 2. 1855, in welchem das A L R nicht galt, vorhanden. (Gräff: I'reuß. Bergrecht, 1856 S. X X V I l I f f . ) . F ü r das linksrheinische Gebiet waren sie in den Art. 43—45 des franz. Berggesetzes v. 21. 4. 1810 enthalten, vgl. Martins, Französische Bergwerksgesetze, Koblenz 1836 S. 27; vgl. ferner Achenbach, Das franz. Bergrecht u n d die Fortbildung desselben durch das Preuß. Allgem. Berggesetz, Bonn 1869 S. 269; K a r s t e n , Grundriß der deutschen Bergrechtslehre m i t Rücksicht auf die franz. Bergwerksgesetzgebung, Berlin 1828. — Über das Verhältnis des bergbaulichen Grundabtretungsrechts zu A L R und zum B G B u n d zur Enteignung vgl. Westhoff Z. 46 S. 43ff., 223ff. u n d Westhoff: Bergbau und Grundbesitz Bd. 2 S. 13ff., Voelkel Z. 51 S. 4 5 , I s a y 1. Aufl. Bd. 2 § 135 A n m . 1 Ziff. I —III. 2. Die Rechtsnatur der bergrechtlichen Grundabtretung. „ D a s G r u n d a b t r e t u n g s recht des Bergwerksbesitzers e n t s t e h t beim Hervortreten eines zur Enteignung berechtigten Betriebsbedürfnisses u n m i t t e l b a r k r a f t Gesetzes als ein P r i v a t r e c h t von vorläufig ungewissem U m f a n g e mit vorläufig ungewissen Gegenleistungen." Voelkel Z. 51 S. 391, 392. Dabei ist die A b t r e t u n g (zur N u t z u n g oder zu Eigentum) durch Vertrag (gütliche Einigung) der im Gesetz vorgesehene Regelfall. R G v. 11. 5. 1896 Z. 37 S. 506, R G v. 23. 12. 1903 Z. 45 S. 85, K G v. 8. 2. 1904 Z. 46 S. 113, LG Saarbrücken v. 4. 12. 1906 Z. 50 S. 128, Isay Bd. 2 Aufl. 1 § 135 S. 17.
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5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
Vor § 135 Anm. 2
K o m m t keine gütliche Einigung zustande, erfolgt die Grundabtretung (zur Nutzung oder zu Eigentum) durch einen Beschluß (Verwaltungsakt) der Grundabtretungsbehörden. Das Rechtsverhältnis der Beteiligten zueinander hatte man zunächst als ein Vertragsverhältnis und die Grundabtretung selbst bei Abtretung zu Eigentum als einen Zwangskauf und bei der Abtretung zur Nutzung als ein Pachtverhältnis angesehen. R G v . 29. 1. 1887 Z. 28 S. 398; Voelkel in Z. 51 S. 83 ff.; etwas abweichend Westhoff, Bergbau und Grundbesitz, Bd. I I S. 78ff., 89. Nach der bisher herrschenden Rechtsauffassung wurde die Grundabtretung nicht als Enteignung angesehen. Zur Begründung wurde vor allem darauf hingewiesen, das Recht des Bergwerksbesitzers auf Grundabtretung werde nicht wie der Anspruch eines sonstigen Unternehmers auf Enteignung erst durch einen in die bestehende Rechtsordnung eingreifenden Verwaltungsakt geschaffen, sondern beruhe unmittelbar auf dem Gesetz. Bestehe aber bereits k r a f t Gesetzes ein das Eigentum eines anderen beschrankendes Recht, so liege keine Enteignung, sondern eine gesetzliche Eigentumsbeschränkung vor. R B v. 9. 5. 1926 Z. 67 S. 277; R B v. 19. 6. 1931 Z. 72 S. 646; KG v. 8. 2. 1904 Z. 46 S. 113; K G v. 30. 4. 1914 Z. 55 S. 514; Voelkel Z. 51 S. 58; ders. Grundzüge S. 145; Klostermann-Thielmann S. 365; Brassert-Gottschalk S. 485; Isay 1. Bd. 2. Aufl. § 64 Anm. 1, 2. Bd. 1. Aufl. § 135 Anm. A I S . 7 ff.; Boldt § 135 Vorbem. 3; Willecke, Grundriß S. 78; Krautschneider, Glückauf 1957 S. 140. Nach heutigen Auffassungen liegt es nahe, die Grundabtretungsregelung der §§ 64, 135ff. ABG entgegen früher vertretenen Meinungen als Enteignung anzusehen. BVerwG v. 7. 11. 1959 Z. 101 S. 89ff. - Die §§64 und 135 ABG stellen allerdings noch keinen Eingriff in die Vermögenslage des Grundbesitzers dar; denn sie schranken weder die Verfügungsbefugnis über das Grundeigentum ein, noch gewahren sie dem Bergwerksbesitzer einen ohne behördliche Mitwirkung durchsetzbaren Anspruch gegen den Grundbesitzer. Insoweit kann also von einer Enteignung noch nicht gesprochen werden. Erst die von den Grundabtretungsbehörden nach § 143 getroffene Entscheidung, ob, in welchem Umfang und unter welchen Bedingungen der Grundbesitzer zur Abtretung des Grundstücks verpflichtet ist, begründet eine im Verwaltungszwangsverfahren durchsetzbare Verpflichtung des Grundbesitzers und greift somit in bestehende Privatrechte ein. Die Zwangsgrundabtretung muß daher wohl als Enteignung bezeichnet werden, denn sie erlegt dem betroffenen Grundbesitzer ein Sonderopfer auf, das ihn im Vergleich zu den übrigen Grundbesitzern ungleich und unzumutbar trifft. Vgl. Kremer in Z. 99 S. 409ff. Da das Preuß. Enteignungsgesetz v. 11. 6. 1874 (GS S. 221) gem. § 54 Ziff. 2 auf die bergrechtliche Grundabtretung keine Anwendung findet, ist eine Verleihung des Enteignungsrechts im Einzelfalle nicht erforderlich. Die Ermächtigung zu behördlichen Eingriffen in das Grundeigentum zu bergbaulichen Zwecken ist vielmehr generell durch die §§ 135, 142 ABG erteilt worden. Dabei h a t der Gesetzgeber unterstellt, daß die Inanspruchnahme von Grundflächen f ü r Zwecke des Bergwerksbetriebes wegen der übergeordneten Bedeutung der Mineralgewinnung f ü r die Volkswirtschaft grundsätzlich dem Allgemeinwohl dient. Daß daneben in der Regel auch ein privates Interesse des Bergwerksbesitzers vorliegt, steht der Annahme eines darüber hinausgehenden öffentlichen Interesses ebensowenig entgegen, wie dies bei der Verleihung des Enteignungsrechtes an ein privates Unternehmen auf 247
Vor § 135 Anm. 3, 4 § 1 3 5 Anm. 1
ABG
Grund des Preuß. Enteignungsgesetzes von 1874 der Fall ist. Heinemann, Baumordnung und bergrechtliche Grundabtretung, Diss. Köln 1961 S. 47. Die Grundabtretungsbehörden haben lediglich zu prüfen, ob der Abtretung überwiegende Grunde des öffentlichen Interesses entgegenstehen, § 136 Abs. 1 ABG. VG Düsseldorf v. 29. 11. 1960 Z. 102 S. 348. 3. Wegen der Rechte des Schürfers auf Grundabtretung vgl. §§ 6, 7ff. Bohrungen im verliehenen Felde fallen unter § 135. — Ausdehnung des Grundabtretungsrechts auf den Grundeigentümerbergbau k r a f t ausdrücklicher Bestimmungen vgl. § 135 Anm. 7. Verhältnis der bergrechtlichen Grundabtretung zu anderen Enteignungsvorschriften vgl. § 142 Anm. 6, 7. 4. Die bergbaulichen Anlagen und Vorrichtungen im Sinne des § 135 unterstehen regelmäßig auch der Bergaufsicht nach § 196. Zwingend vorgeschrieben ist dies jedoch nicht. Die Grundabtretung ist vielmehr auch f ü r Anlagen zulässig, die nicht der bergpolizeilichen Aufsicht unterstehen. R B v. 16. 9. 1930 Z. 72 S. 334; Voelkel S. 149. §135 Ist für den Betrieb des Bergbaues, und zwar zu den Grubenbauen selbst, zu Halden-, Ablade- und Niederlageplätzen, Wegen, Eisenbahnen, Kanälen, Maschinenanlagen, Wasserläufen, Teichen, Hilfsbauen, Zechenhäusern und anderen für Betriebszwecke bestimmten Tagegebäuden, Anlagen und Vorrichtungen, zu den im § 5$ bezeichneten Aufbereitungsanstalten, sowie zu Solleitungen und Solbehältern die Benutzung eines fremden Grundstücks notwendig, so muß der Grundbesitzer, er sei Eigentümer oder Nutzungsberechtigter, dasselbe an den Bergwerksbesitzer abtreten. Schrifttum: Westhoff, Bergbau und Grundbesitz nach preuß. Recht, 1906, Bd. 2 „Die Grundabtretung. Die öffentlichen Verkehrsanstalten."; Westhoff, Grundlegende Fragen des bergbaulichen Enteignungsrechts, Z. 46 S. 43ff. u. 223ff.; Gottschalk, Grundlagen der Enteignung nach dem ABG, Glückauf 1912 S. 519ff., 1913 S. 778ff.; Voelkel, Die bergrechtliche Zwangsgrundabtretung, Z. 51 S. 45ff. u. 391 ff.; Platte, Pächter und Grundabtretung nach preuß. Recht, Z. 72 S. 447ff.; Wittus, Die Entschädigung des Grundeigentümers im Falle des § 138 ABG, Z. 54 S. 264ff.; Westhoff-Schlüter, Geschichte des Deutschen Bergrechts, Z. 50 S. 27ff. Z. 51 S. 93ff.; v. Ballestrem, Das materielle bergbauliche Grundabtretungsrecht, Diss. Göttingen 1925; Spieker, Die bergrechtliche Grundabtretung, Diss. Freiburg 1929; Bröker, Die rechtliche N a t u r der bergrechtlichen Grundabtretung, Diss. Erlangen 1934; Heinemann, Raumordnung und bergrechtliche Grundabtretung, Diss. Köln 1961; ders. in Z. 103 S. 306 1. Das ABG gibt in § 54 dem Bergwerkseigentümer die ausschließliche Befugnis, das verliehene Mineral in seinem Felde aufzusuchen und zu gewinnen sowie alle hierzu erforderlichen Vorkehrungen zu treffen. Dazu erhält der Bergwerkseigentümer durch § 64 ABG das Recht, die Abtretung des zu seinen bergbaulichen Zwecken (§§54—60 ABG) erforderlichen Grund und Bodens zu verlangen. Zu diesem Abtretungsrecht regeln die §§ 135ff. den Gegenstand der Abtretung sowie die Fragen, zu welchem Zweck und unter welchen Voraussetzungen der Grundbesitzer Boden abtreten muß.
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5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§ 135 Anm. 2
2. Der Betrieb des Bergbaues ist weitergehend als der Betrieb des Bergwerks. Der Begriff „Bergbau" im Sinne des § 135 umfaßt nicht nur die auf die Aufsuchung und Gewinnung von Bodenschätzen gerichtete Tätigkeit, sondern auch die Errichtung und den Betrieb aller zur Erreichung dieses Hauptzweckes dienenden und mit ihm zusammenhängenden Anlagen. Erl. v. 30. 4. 1866 Z. 7 S. 265; Erl. v. 7. 5. 1914 Z. 55 S. 410; Brockhoff in Z. 96 S. 48; vgl. auch Begr. z. Ges. v. 9. 6. 1934 Z. 75 S. 96. Die Anlagen und Vorrichtungen, welche zum Betrieb des Bergbaues zu rechnen sind und eine Verpflichtung zur Grundabtretung begründen, werden in § 135 einzeln aufgeführt. Diese Aufzählung erschien den Gesetzgebern notwendig, um dem „Privilegium des Bergbaus eine feste Begrenzung nach Zweck und Gegenstand" zu geben. Mot. in Z. 6 S. 165; R B v. 23. 10. 1901 Z. 43 S. 117. Durch die technische Entwicklung seit 100 Jahren sind jedoch zahlreiche Betriebsemrichtungen hinzugetreten, die bei Erlaß des Gesetzes entweder überhaupt noch nicht vorhanden waren oder deren Bedeutung f ü r den Bergbau noch nicht erkennbar war. Sie fallen, sofern sie dem Betrieb des Bergbaus dienen, ebenfalls unter § 135, auch wenn sie dort nicht namentlich erwähnt sind. Die in § 135 enthaltene Generalklausel „und andere f ü r Betriebszwecke bestimmte Tagegebäude, Anlagen und Vorrichtungen" ermöglicht es, die Aufzählung weiter zu entwickeln. I n Rechtsprechung und Verwaltungspraxis ist das Grundabtretungsrecht f ü r folgende bergbauliche Maßnahmen anerkannt worden: Abräumen der Oberfläche zur Gewinnung abbaufähiger Kohle im Tagebau. R B v. 22. 8. 1908 Z. 50 S. 133. Herstellung von Schächten, auch von Saug- und Pumpschächten zur Entwässerung. Z. 35 S. 241. Planmäßiges Zubruchbauen der Oberfläche. RG v. 7. 11. 1885 Z. 27 S. 215; RG v. 4. 5. 1887 Z. 28 S. 390; R B v. 29. 8. 1902 Z. 44 S. 161. Ableiten von Grubenwasser. RG v. 14. 8. 1906 Z. 48 S. 288; R B v. 27. 1. 1881 Z. 22 S. 401; R B v. 28. 8. 1885 Z. 27 S. 129; R B v. 4. 1. 1890 Z. 32 S. 269; LG Münster v. 17. 11. 1884 Z. 27 S. 218; RG v. 24. 5. 1895 Z. 37 S. 104. Zuführung von Stollenwasser zu einer Schachtanlage. R B v. 22. 2. 1898 Z. 39 S. 379. Errichtung einer Kokerei im Zusammenhang mit dem Bergwerksbetrieb. R B v. 23. 12. 1872 Z. 13 S. 562; Erl. v. 27. 10. 1914 Z. 56 S. 140. Errichtung einer Braunkohlen-Brikettfabrik oder einer Braunkohlen-Schwelerei. Erl. v. 4. 11. 1895 Z. 37 S. 117; Erl. v. 21. 10. 1911 Z. 53 S. 150. Diese Erlasse beschäftigen sich zwar unmittelbar nur mit der Frage der bergbehördlichen Aufsicht, die darin enthaltenen Gedankengänge sind jedoch auch f ü r die Frage der Zulässigkeit des Grundabtretungsverfahrens von Bedeutung, weil in beiden Fällen zur Entscheidung steht, inwieweit ein Betrieb als Zubehör des Bergwerks und damit als bergbaulicher Betrieb anzusehen ist. R B v. 1. 12. 1931 Z. 73 S. 581. Anlegung eines Sprengstofflagers sowie des Zugangsweges dazu. R B v. 10. 6.1870 Z. 11 S. 360. Errichtung eines Sägewerkes f ü r Grubenholz, wenn es mit dem Bergwerksbetrieb räumlich und betrieblich zusammenhängt. Erl. v. 7. 5. 1914 Z. 55 5. 410. Anlegung eines Zechenhafens. K G v. 5. 7. 1906 Z. 48 S. 162. Bau einer Überlandleitung zur Stromversorgung des Bergwerks. R B v. 9. 5. 1926 Z. 67 S. 277 R B v. 27. 5. 1932 Z. 73 S. 590. Starkstromleitung zu Entwässerungszwecken. VG Düsseldorf v. 29. 11. 1960 Z. 102 S. 348. Anlagen zum Abtransport des Fördergutes und zum Materialtransport (Grubenbahnen, Grubenanschlußbahnen, Drahtseilbahnen). Erl. v. 28. 2. 1866 Z. 7 S. 263; R B v. 23. 12. 1888 Z. 30 S. 269; R B v. 23. 2. 1889 Z. 30 S. 404; R B v. 4. 7. 1894
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§135
ABG
Anm. 3
Z. 36 S. 125; R B v. 15. 4. 1897 Z. 38 S. 489; R B v. 20. 5. 1903 Z. 44 S. 373; LVG Münster v. 26. 6. 1959 Z. 100 S. 316. Anlagen zur Lagerung und Fortleitung von Erdöl bzw. Erdgas s. § 2 Ziff. 5 des Erdölgesetzes v. 12. 5. 1934 - II A 27 - . Maßnahmen zur Erfüllung bergbehördlicher Anordnungen zwecks Vermeidung oder Beseitigung schädlicher Einwirkungen des Bergbaues; Regulierung von Wasserläufen. R B v. 21. 11. 1883 Z. 25 S. 409; R B v. 16. 5. 1894 Z. 36 S. 122 und 124. Entwässerung abgesunkener Grundstücke. R B v. 5 . 1 . 1 8 8 6 Z. 27 S. 394; R B v. 2. 6. 1892 Z. 34 S. 287; R B v. 12. 12. 1891 Z. 35 S. 395. Zum Betrieb des Bergbaues gehören auch Arbeiten, die der Vorbereitung einer unter § 135 fallenden Anlage oder Vorrichtung dienen sollen, z. B. Aufnahme von Nivellements und sonstigen Messungen. Voraussetzung ist, daß die geplante Anlage oder Vorrichtung selbst die Voraussetzungen der Grundabtretung nach § 135 erfüllt und daß die Vorarbeiten als solche für die Ausführung der geplanten Anlage oder Vorrichtung notwendig sind. R B v. 16. 5. 1904 Z. 45 S. 243. Schließlich ist die Grundabtretung auch zulässig für Maßnahmen, die notwendig sind, um einen Bergwerksbetrieb ordnungsmäßig entsprechend den bergbehördlichen Vorschriften abzuschließen, z. B. Verfüllung und Wiedereinebnung von ausgebeuteten Tagebauen. Besch, d. WirtschMin. Rheinl.-Pfalz v. 23. 9. 1952 Z. 94 S. 124. Kein Grundabtretungsanspruch ist gegeben für die Gewinnung vom Versatz-
material. R B v. 23. 10. 1901 Z. 43 S. 117; OBA Bonn v. 26. 3. 1888 Z. 29 S. 415. Strittig, vgl. Isay § 135 Anm. 5. Kein Grundabtretungsrecht zur Einebnung von Tagebrüchen. Beschl. v. 13. 9. 1877 Z. 20 S. 121. Ferner keine Grundabtretung zur Errichtung von Arbeiter- und Beamtenwohnungen, sofern diese nicht betriebsnotwendig sind. R B v. 18. 7. 1894 Z. 16 S. 128; R B v. 16. 9. 1930 Z. 72 S. 334; OTr. v. 22. 1. 1877 Z. 18 S. 389; Westhoff Bd. 2 S. 49; Klostermann-Thielmann S. 371; Voelkel S. 149; Schlüter-Hense S. 300. 3. Unter Benutzung im Sinne des § 135 ist eine beabsichtigte, unmittelbare Einwirkung auf die Oberfläche eines Grundstücks zu verstehen, die einen Teil des Betriebsplanes bildet. Westhoff Bd. 2 S. 34; RG v. 16. 12. 1936 Z. 77 S. 551. Dazu gehört neben der Errichtung von Tagesanlagen vor allem die Mineralgewinnung im Tagebau. Sonstige Einwirkungen des Bergbaus auf die Erdoberfläche sind, auch wenn sie voraussehbar waren, nach § 148 zu beurteilen. Isay § 135 Anm. 4. Die Berechtigung des Bergwerksbesitzers, fremdes Grundeigentum untertage zur Aufsuchung und Gewinnung der verliehenen Mineralien auszunutzen, folgt ohne weiteres aus dem Bergwerkseigentum, ohne daß es einer Grundabtretung bedarf. Westhoff Bd. 1 S. 193ff., Bd. 2 S. 37; RG v. 27. 10. 1891 Z. 33 S. 135; BGH v. 23. 4. 1958 Z. 99 S. 219. Ein planmäßiges Zubruchbauen der Oberfläche ist eine Benutzung des Grundstücks im Sinne des § 135. RG v. 7. 11. 1885 Z. 27 S. 215; RG v. 4. 5. 1887 Z. 28 S. 310; Hess. VGH v. 21. 5. 1957 Z. 98 S. 453; RG v. 16. 12. 1936 Z. 77 S. 551; MinBesch. v. 29. 12. 1881 Z. 23 S. 405. Ein solches planmäßiges Zubruchbauen der Erdoberfläche liegt nicht vor, wenn sich das Deckgebirge überwiegend als ganzes gesenkt hat und nur schwache und wenig tiefe Risse entstanden sind, die nach Ausfüllung die frühere Bewirtschaftung nur unbedeutend erschweren. R B v. 29. 8. 1902 Z. 44 S. 131. Über das Verhältnis zu § 148 vgl. RG v. 16. 12. 1936 Z. 77 S. 558; s. auch § 148 Anm. 3 b. Planmäßige Ableitung von Grubenwasser auf ein fremdes Grundstück zum Durchfließen oder Versickern, ebenso Einleitung von Grubenwässern in Privatflüsse
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5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§135 Anm. 4
sind Benutzung eines Grundstücks. RG v. 14. 8. 1906 Z. 48 S. 288. Durch die Grundabtrennung kann jedoch nur die privatrechtliche Befugnis zur tatsächlichen Inanspruchnahme des Grundstücks erworben werden. Sofern die vorgesehenen bergbaulichen Maßnahmen eine Gewässerbenutzung im Sinne von § 3 W H G darstellen, muß der Bergbautreibende hierfür zusätzlich eine wasserrechtliche Erlaubnis oder Bewilligung beantragen. Auch in der Überspannung eines Grundstücks mit einer Drahtseilbahn liegt eine „Benutzung des Grundstücks", und zwar ist die ganze überspannte Fläche in der Breite des durchschnittenen Luftraumes als benutzt i. S. von § 135 anzusehen, sofern der Grundeigentumer an der Ausschließung des Eingriffs in den Luftraum ein Interesse hat. R B v. 20. 5. 1903 Z. 44 S. 373; VGH Braunschweig v. 7. 10. 1903 Z. 45 S. 101. Entsprechendes gilt f ü r die Überspannung eines Grundstücks mit einer Starkstromleitung, soweit die Nutzungsfähigkeit des Grundstücks dadurch beeinträchtigt wird. Eine Benutzung i. S. des § 135 liegt auch dann vor, wenn ein fremdes Grundstück nicht ausschließlich, sondern nur in einzelnen Beziehungen benutzt werden soll, der Grundbesitzer also die Möglichkeit der Mitbenutzung behalt. R B v. 20. 5. 1903 Z. 44 S. 373; R B v. 16. 5. 1904 Z. 45 S. 243; R B v. 13. 2. 1906 Z. 47 S. 285. Kein Grundabtretungsanspruch des Bergwerksbesitzers, wenn nicht das Grundstück selbst f ü r den Betrieb des Bergbaus benutzt werden soll, sondern ein erst aus dem Grundstück zu gewinnender Gegenstand, z. B. aufstehendes Holz oder vorhandener Lehm, Sand oder Kies zu bergbaulichen Zwecken Verwendung finden soll. R B v. 23. 10. 1901 Z. 43 S. 117ff.; Westhoff Bd. 2 S. 36. Dagegen schließt das Recht zur Benutzung eines Grundstücks zwecks Anlegung einer Grubenbahn die Befugnis mit ein, bei der Errichtung des Bahndammes Erdmassen abzutragen und aufzuschütten. LVG Münster v. 26. 6. 1959 Z. 100 S. 316. Die Benutzung abgetretener Grundflächen zu anderen als den in § 135 genannten Betriebszwecken ist nicht s t a t t h a f t . OTr. v. 5. 2. 1875 Z. 16 S. 384; RG v. 20.4.1895 Z. 36 S. 365; R B v. 6. 1. 1889 Z. 30 S. 270; R B v. 2. 6. 1896 Z. 39 S. 116. Unschädlich ist aber eine gelegentliche Mitbenutzung der bergbaulichen Anlage zu anderen Zwecken. Bei unzulässiger Benutzung Klage des Grundeigentümers auf Unterlassung vor den ordentlichen Gerichten (§ 1004 BGB). R B v . 23. 12. 1888 Z. 30 S. 269. Findet eine bergbauliche Nutzung überhaupt nicht mehr statt, dann ist der Bergwerksbesitzer nach § 137 Abs. 1 zur Rückgabe des Grundstücks verpflichtet. Vgl. § 137 Anm. 4. 4. Gegenstand der Grundabtretung ist regelmäßig ein fremdes Grundstück. Ausnahmsweise kann der Bergwerksbesitzer gegen den Pächter eines eigenen Grundstücks die Grundabtretung betreiben, wenn er das Grundstück vor Ablauf des Pachtvertrages zu Betriebszwecken notwendig braucht. Voelkel Z. 51 S. 410. Eine Grundabtretung ist auch zulässig, wenn das Grundstück im Eigentum einer Gemeinde oder einer sonstigen juristischen Person des öffentlichen Rechts steht. Vgl. § 136 Anm. 1. Unerheblich ist, ob das benötigte Grundstück innerhalb oder außerhalb des verliehenen Bergwerksfeldes liegt. R B v. 25. 4. 1873 Z. 14 S. 264; R B v. 22.8.1908 Z. 50 S. 133. Zu den Grundstücken gehören auch oberirdische Gewässer, soweit sie sich im Eigentum eines Grundeigentümers befinden. OBA Halle v. 28. 3. 1893 Z. 35 S. 241 ff.; R B v. 5. 1. 1886 Z. 27 S. 394; R B v. 12. 12. 1891 Z. 35 S. 395; R B v. 16. 5. 1904 Z. 45 S. 243.
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§135
ABG
Anm. o
Im Wege der Grundabtretung kann auch die Abtretung von dinglichen Nutzungsiechten an Grundstücken gefordert werden. R B v. 13. 2. 1906 Z. 47 S. 285. Ein Wasserbezugsrecht kann dagegen nicht Gegenstand der Grundabtretung sein. RG v. 6. 7. 1907 Z. 48 S. 535; Voelkel Z. 54 S. 397ff. Nach der neueren Wassergesetzgebung ist der Erwerb eines über die erlaubnisfreien Gewässerbenutzungen (Eigentümer-, Anlieger- und Gemeingebrauch) hinausgehenden Wassernutzungsrechts im Wege der Zwangsgrundabtretung überhaupt nicht mehr möglich. Gem. § 8 Abs. 6 WHG geht zwar eine wasserrechtliche Bewilligung, wenn sie für ein Grundstück erteilt ist, mit diesem auf den Rechtsnachfolger über, wenn bei der Erteilung nichts anderes bestimmt ist; das gilt jedoch nicht für den Erwerb eines Grundstücks im Wege der Enteignung, da es sich hierbei nach h. M. nicht um eine Rechtsnachfolge i. S. d. § 8 Abs. 6 WHG, sondern um originären Rechtserwerb handelt. Erwirbt der Bergwerksbesitzer das Grundstück auf gütliche Weise, dann steht einer Anwendung des § 8 Abs. 6 WHG nichts entgegen. 5. Die Notwendigkeit der bergbaulichen Inanspruchnahme eines Grundstücks liegt vor, wenn die Herstellung der beabsichtigten Anlage nach den Grundsätzen einer technisch und wirtschaftlich regelrechten Betriebsführung notwendig oder doch am zweckmäßigsten an dem dazu ausersehenen Platz erfolgen muß und an diesem Platz die Verwendung des in Anspruch genommenen Grundstücks auch dem Umfange nach erforderlich macht. YGH Kassel v. 3. 11. 1948 Z. 92 S. 126; VG Düsseldorf v. 29. 11. 1960 Z. 101 S. 348; R B v. 26. 4. 1884 Z. 26 S. 132; R B v. 23. 2. 1889 Z. 3C S. 404; R B v. 11. 5. 1896 Z. 37 S. 506; R B v. 27. 3. 1897 Z. 38 S. 488; R B v. 28. 12. 1897 Z. 39 S. 245; R B v. 22. 8. 1908 Z. 50 S. 133. Ein besonderes öffentliches Interesse an der Abtretung ist nicht erforderlich. VG Düsseldorf v. 29. 11. 1960 Z. 101 S. 348. - Wenn diese Notwendigkeit vorliegt, kann der Grundbesitzer den Grundabtretungsanspruch des Bergwerksbesitzers nicht durch Verweisung auf ein anderes Grundstück abwehren, auch wenn dieses ebenso geeignet erscheint. R B v. 26. 2. 1892 Z. 34 S. 281; R B v. 2. 6. 1892 Z. 34 S. 287; R B v. 27. 3. 1897 Z. 38 S. 488; R B v. 22. 8. 1908 Z. 50 S. 133; VG Dusseldorf a. a. O. Eine Notwendigkeit i. S. von § 135 liegt auch dann vor, wenn es sich um Anlagen handelt, die nicht einem gegenwärtig vorhandenen Betriebsbedürfnis Rechnung tragen, sondern für die nächste Zukunft Vorsorge treffen sollen. R B v. 18. 7. 1874 Z. 16 S. 128; R B v. 16. 6. und 30. 6. 1925 Z. 66 S. 551, 560. Nur ganz entfernte Entwicklungsmöglichkeiten haben dagegen keinen Anspruch auf Berücksichtigung. Isav § 135 Anm. 7. Der Grundabtretungsanspruch nach § 135 ist nur dann gegeben, wenn die beanspruchten Grundflächen für die beabsichtigten Anlagen und diese Anlagen für den Betrieb des Bergbaues notwendig sind. R B v. 28. 11. 1890 Z. 32 S. 535; R B v. 22. 8. 1908 Z. 50 S. 133. Es braucht sich allerdings nicht um eine absolute Notwendigkeit in dem Sinne zu handeln, daß eine andere Möglichkeit, den Betriebszweck zu erreichen, nicht besteht. Isay a. a. 0 . Die Errichtung der Anlage muß nur einer technisch und wirtschaftlich vernünftigen Betriebsführung entsprechen. R B v. 9. 5. 1926 Z. 67 S. 277. Die Notwendigkeit der Inanspruchnahme fremder Grundstücke ist zu verneinen, wenn feststeht, daß die dort vorgesehenen Anlagen oder Vorrichtungen behördlich nicht zugelassen werden. Isay §135 Anm. 7; Voelkel Z. 51 S. 455. Es ist aber nicht unbedingt erforderlich, daß die Anlagen bereits betriebsplanmäßig zugelassen sind. Dem Berg Werksbesitzer muß nämlich schon vor der Betriebsplanzulassung 252
5. Titel: Bergbautreibende u n d Grundbesitzer
§135 Anm. 6
die Möglichkeit eingeräumt werden, sich u m den E r w e r b des erforderlichen G r u n d u n d Bodens zu bemühen. E i n Zwangsgrundabtretungsbeschluß k a n n allerdings erst erlassen werden, wenn der Betriebsplan zugelassen ist u n d alle etwa sonst noch erforderlichen behördlichen Genehmigungen f ü r die E r r i c h t u n g der geplanten Anlage erteilt sind. Müller-Erzbach S. 312; a. M. I s a y § 135 A n m . 7. E s wäre n ä m lich mit heutigem rechtsstaatlichen Denken nicht zu vereinbaren, einen staatlichen Eingriff in das p r i v a t e Grundeigentum vorzunehmen, solange nicht feststeht, daß die bergbaulichen Maßnahmen, zu deren Gunsten dieser Eingriff erfolgt, nach öffentlich-rechtlichen Gesichtspunkten geprüft u n d f ü r zulässig b e f u n d e n sind. — Die Berufung des Bergwerksbesitzers auf einen zugelassenen Betriebsplan genügt f ü r sich allein noch nicht, die Notwendigkeit der I n a n s p r u c h n a h m e zu begründen, da die Betriebsplanprüfung sich auf bergpolizeiliche Gesichtspunkte beschränkt. R B v. 7. 7. 1887 Z. 28 S. 409. Andererseits ist die Notwendigkeit stets zu bejahen f ü r Maßnahmen, welche die Bergbehörde dem Bergwerksbesitzer aulerlegt h a t , selbst wenn diese nicht u n m i t t e l b a r dem Betrieb des Bergbaus dienen, sondern zur Gefahrenabwehr erforderlich sind. R B v. 2 1 . 1 1 . 1 8 8 3 Z. 25 S. 409; R B v. 5. 1. 1886 Z. 27 S. 295; R B v. 12. 12. 1891 Z. 35 S. 395. 6. Abtretungsverpilichtet ist der Grundbesitzer, das ist zunächst der Eigentümer, ferner jeder Nutzungsberechtigte: P ä c h t e r , Nießbraucher, I n h a b e r einer Grunddienstbarkeit oder einer beschränkt persönlichen Dienstbarkeit, sofern er das R e c h t zur Benutzung h a t , sowie der Erbbauberechtigte, nicht dagegen der Bevollmächtigte u n d nicht der Hypotheken- oder Grundschuldgläubiger, § 854 i. Verb. m. § 100 BGB. Voelkel Z. 51 S. 407ff.; MinErl. v. 2. 3. 1866 Z. 7 S. 403; R B v. 13. 2. 1906 Z. 47 S. 285; K G v. 5. 7. 1906 Z. 48 S. 162; R G v. 27. 4. 1918 Z. 60 S. 96; R B v. 9. 5. 1926 Z. 67 S. 277. Nach der Entscheidung des R G v. 27. 9. 1902 R G Z 52 S. 206 ist der A n t r a g auf G r u n d a b t r e t u n g gegen den P ä c h t e r u n d nicht gegen den Grundeigent ü m e r zu r i c h t e n ; doch ist der Grundeigentümer zu laden. Isay § 135 A n m . 2; Westhoff Bd. 2 S. 30. Zweckmäßig wird der A n t r a g aber gegen beide gestellt, weil jeder von ihnen nach Lage des Falles einen besonderen erstattungsfähigen Schaden erlitten h a t . Klostermann-Thielmann S. 376. Beide Ansprüche bestehen nebeneinander. P ä c h t e r u n d Verpächter sind keine Gesamtgläubiger, so d a ß etwa d u r c h den Verzicht des einen der Anspruch des anderen hinfällig würde. Schäden, die nicht im E i g e n t u m begründet sind, sondern den besonderen Verhältnissen des Pächters e n t s t a m m e n , sind dem P a c h t e r zu entschädigen. Hierher gehören alle nachteiligen Einflüsse der A b t r e t u n g auf die Wirtschafts- oder Betriebsverhältnisse des Pächters. E s k a n n also vorkommen, d a ß die Entschädigung f ü r den P ä c h t e r hoher ist als die f ü r den verpachtenden Grundeigentümer. Schlüter-Hense S. 305; Klostermann-Thielmann S. 386; Brassert-Gottschalk S. 508/510; vgl. auch P l a t t e , P ä c h t e r u n d G r u n d a b t r e t u n g nach pr. Recht, Z. 72 S. 447 ff., insbesondere S. 514. Der Bergwerksbesitzer, der ein ihm gehöriges Grundstück v e r p a c h t e t h a t , k a n n , wenn er sein Grundstück zu bergbaulichen Zwecken selbst benötigt, das Besitzrecht des P ä c h t e r s auf dem Wege der G r u n d a b t r e t u n g beseitigen lassen. Voelkel Z. 51 S. 410ff. Der Pächter k a n n d a n n Schadensersatz aus dem Vertrage oder Entschädigung nach § 137 fordern. — Bei b e b a u t e n Grundstücken (§ 136 Abs. 2) richtet sich der Grundabtretungsanspruch auch gegen die Mieter eines Gebäudes. Sofern ein Mieter aber Mieterschutz genießt, k a n n das Mietverhältnis n u r d u r c h Klage vor dem ordentlichen Gericht zur Auflösung gebracht werden, § 1 MSchG.
253
§ 1 3 5 Anm. 7 , 8 §136
ABG
Das Verfahren ist nicht gegen Hypothekengläubiger zu richten. Doch werden auch diese in der Verwaltungspraxis von den Grundabtretungsbehörden im Zwangsgrundabtretungsverfahren zu dem Ortstermin nach § 143 zwecks Anhörung geladen, wenn die besonderen Umstände des Falles es zweckmäßig erscheinen lassen. Verhältnis der Grundabtretung zu eingetragenen Rechten vgl. Westhoff Z. 46 S. 229, 241, 262; Voelkel Z. 51 S. 413; K G v. 30. 4. 1914 Z. 55 S. 517; vgl. auch Mehliß, Die Rechte des Hypothekengläubigers beim Bergschaden und bei der bergrechtlichen Grundabtretung, Diss. Würzburg 1934. 7. Antragsberechtigt ist der Bergwerksbesitzer, d. h. derjenige, der das Bergwerk auf eigene Rechnung betreibt. Es kann sein der Bergwerkseigentümer, der Gcwinnungsberechtigte nach § 38 c, Pächter, Nießbraucher oder ein sonstiger Nutzungsberechtigter, sofern er das Mmeralgewinnungsrecht tatsächlich ausübt. RG v. 27. 4. 1918 Z. 60 S. 96; R B v. 4. 7. 1894 Z. 36 S. 125; R B v. 30. 6. 1925 Z. 66 S. 560; R B v. 25. 7. und 1. 12. 1931 Z. 73 S. 581, 590; Voelkel Z. 51 S. 404, Grundzüge S. 148; Isay § 135 Anm. 10. Auch der Bergwerksbesitzer ist als Grundbesitzer (Eigentümer, Pächter, Nießbraucher) verpflichtet, seinen Grundbesitz nach den Bestimmungen der §8 135ff. an einen a n d e r e n Bergwerksbesitzer abzutreten, es sei denn, er benötigt ihn selbst f ü r seine eigenen bergbaulichen Zwecke und es liegen auf seiner Seite die Voraussetzungen des § 135 vor. Dabei genügt es, wenn er den Grundbesitz erst in naher Zukunft f ü r seinen Bergwerksbetrieb benötigt. R G v. 6. 7. 1907 Z. 48 S. 535. Benötigt er erst später ein ihm früher von einem anderen Bergwerksbesitzer enteignetes Grundstück f ü r den eigenen Betrieb, so kann er zu dem späteren Zeitpunkt seinerseits den Anspruch auf Rückgabe geltend machen. R B v. 31. 1. 1871 Z. 12 S. 265. Dieselben Vorschriften gelten auch f ü r den Grundeigentümerbergbau, soweit § 135 auf ihn anwendbar ist. Vgi. § 6 der VO v. 31. 12. 1942 - Teil I I I 26 - . 8. Der Anspruch des Bergwerksbesitzers ist in erster Linie auf Abtretung zur Nutzung gerichtet. Die Übertragung des Eigentums kann er nur bei bebauten Grundstücken beanspruchen, § 136 Abs. 2. Der Grundeigentümer kann dagegen in den in §§ 136 Abs. 2, 137 Abs. 2 und 138 genannten Fällen die Übernahme des Eigentums durch den Bergwerksbesitzer verlangen. Verwirklicht wird der Grundabtretungsanspruch durch Abschluß eines Vertrages (Pachtvertrag oder Kaufvertrag) oder durch behördliche Entscheidung gem. § 142. Die nach § 2 des Grundstückverkehrsgesetzes v. 28. 7. 1961 — Teil I I I 44 — vorgeschriebene Genehmigung der Landwirtschaftsbehörde ist nach § 8 Ziff. 6 dieses Gesetzes zu erteilen, wenn ein Grundstück zur Vermeidung einer bergrechtlichen Grundabtretung an denjenigen veräußert wird, zu dessen Gunsten es abgetreten werden müßte, oder ein Grundstück an denjenigen veräußert wird, der das Eigentum auf Grund gesetzlicher Verpflichtung übernehmen muß. §136 (1) Die Abtretung darf nur aus fiberwiegenden Gründen des öffentlichen Interesses versagt werden1. (2) -Zur Abtretung des mit Wohn-, Wirtschafts- oder Fabrikgebäuden3 bebauten Grund und Bodens und der damit in Verbindung stehenden eingefriedigten Hofräume2 kann der Grundbesitzer gegen seinen Willen nur verpflichtet werden, wenn
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5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§136 Anm. 1
der Wirtschaftsminister aus fiberwiegenden Gründen des öffentlichen Interesses zugestimmt hat; in diesem Falle ist der Bergwerksbesitzer berechtigt und auf Verlangen des Grundeigentümers verpflichtet, das Eigentum der bezeichneten Grundstücke zu erwerben. 1. Das Gesetz geht davon aus, daß das öffentliche Interesse a m Bergbau stets vorhanden ist und grundsätzlich die Frage nach dem öffentlichen Interesse bei der Grundabtretung nicht mehr f ü r den Einzelfall gestellt zu werden braucht. Isay 2. Bd. § 136 Anm. 2; vgl. auch Vorbem. 2 vor § 135. Nach § 136 Abs. 1 darf aber der begehrten Inanspruchnahme eines Grundstücks f ü r bergbauliche Zwecke kein öffentliches Interesse entgegenstehen. K o m m t es zu einem Zwangsverfahren, dann haben die Grundabtretungsbehörden bei ihrer Entscheidung von Amts wegen die öffentlichen Interessen wahrzunehmen, auch wenn der Grundbesitzer sich nicht ausdrücklich darauf beruft. Brassert-Gottschalk § 136 Anm. 2; Klostermann-Thielmann § 136 Anm. 2; Westhoff, Bergbau und Grundbesitz, Bd. I I S. 72; Voelkel in Z. 51 S. 449. Die Grundabtretungsbehörden haben zu prüfen, ob die Erhaltung des Grundstücks f ü r den Zweck, dem es bisher dient, mehr dem öffentlichen Interesse entspricht als die beabsichtigte Verwendung zu bergbaulichen Zwecken. Besteht ein öffentliches Interesse daran, daß das vom Bergwerksbesitzer in Anspruch genommene Grundstück f ü r bestimmte gewerbliche oder landwirtschaftliche Zwecke verwendet wird, so ist zunächst zu prüfen, ob auch auf Seiten des Bergbaues ein öffentliches Interesse vorliegt. I s t das nicht der Fall, dann ist der Grundabtretungsantrag zurückzuweisen; ist es der Fall, so sind die gegenseitigen öffentlichen Belange abzuwägen. Voelkel in Z. 51 S. 450. Diese Auslegung entspricht auch den heute im Hinblick auf Art. 14 GG geltenden Grundsätzen. Als Beispiele von Grundstücken, deren Abtretung wegen des entgegenstehenden öffentlichen Interesses nicht verlangt werden kann, kommen solche in Betracht, auf denen öffentliche Gebäude stehen, öffentliche Plätze, Straßen, Eisenbahnen, Schiffahrtskanale, Friedhöfe usw. Brassert-Gottschalk § 136 Anm. 2. — Der Umstand, daß der Grundbesitzer eine juristische Person des öffentlichen Rechts ist, begründet f ü r sich allein noch kein entgegenstehendes öffentliches Interesse. R B v. 9. 5. 1926 Z. 67 S. 277. Auch eine Gemeinde ist zur Versagung der Grundabtretung nur aus „überwiegenden Gründen des öffentlichen Interesses" berechtigt. R B v. 20. 8. 1900 Z. 42 S. 125. Die Möglichkeit der Torfgewinnung in einem Grundstück h a t grundsatzlich geringere wirtschaftliche Bedeutung als der Braunkohlenabbau. R B v. 16. 6. 1925 Z. 66 S. 551. Soll ein wissenschaftlich wertvoller P a r k f ü r eine Schwelerei in Anspruch genommen werden, so ist zu prüfen, ob die Öffentlichkeit ein größeres Interesse an der Erhaltung des Parks oder an der Errichtung der Schwelerei an dieser Stelle hat. R B v. 1. 12. 1931 Z. 73 S. 581. - Ein der Grundabtretung entgegenstehendes öffentliches Interesse i. S. des § 136 Abs. 1 ist im Einzelfalle nicht schon dann als begründet zu erachten, wenn von der f ü r das Bergwerk geplanten Betriebsanlage zu befürchten ist, daß beispielsweise ein öffentliches Eisenbahnunternehmen Frachteinbußen oder die Landwirtschaft geringfügige Schäden oder die bauliche Entwicklung der Gegend in beschränktem Umfange Störungen erleiden werden. R B v. 15. 3. 1913 Z. 54 S. 423. Ebenso können Schönheitsrücksichten nicht als überwiegende Gründe des öffentlichen Interesses gegen die Abtretung gelten. R B v. 7. 9. 1885 Z. 27 S. 132.
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§136
ABG
Anm. 2 Öffentliche Straßen oder Plätze unterliegen grundsätzlich ebenfalls der Grundabtretung. Das gilt insbesondere dann, wenn durch die beabsichtigte bergbauliche Nutzung der Gemeingebrauch nicht beeinträchtigt wird (Verlegung von Rohren, Überspannung durch elektrische Leitungen). R B v. 24.11.1890 Z. 32 S. 270; R B v. 9. 5. 1926 Z. 67 S. 277. I m Grundabtretungsverfahren wird nur über die zivilrechtliche Frage entschieden, ob und unter welchen Bedingungen der Eigentümer oder Nutzungsberechtigte einer Wegefläche diese dem Bergwerksbesitzer zur Benutzung abtreten muß. Die weitere Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen eine geplante Wegeverlegung zuzulassen ist, kann nur im Rahmen des Einziehungsverfahrens nach §§ 57ff. des Zuständigkeitsgesetzes v. 1. 8. 1883 (GS. S. 237) entschieden werden. OBA Bonn v. 18. 1. 1899 Z. 40 S. 249. - In Nordrhein-Westfalen ist die Enteignung einer Straße nur zulässig, wenn die angestrebte Benutzung weder in Widerspruch zur Widmung steht, noch den Bestand der Straße beeinträchtigt, §24 des Landesstraßengesetzes v. 28.11.1961 (GV N W S. 305). Andernfalls muß vorher die Einziehung durch den Träger der Straßenbaulast erfolgen, § 7 LStrG. Vgl. auch Bundesfernstraßengesetz v. 6. 8. 1961 (BGBl. I S. 1741). 2. Neufassung des Abs. 2 durch Art. I § 1 Ziff. 12 d. Ges. v. 24. 9. 1937 (GS S. 93). Nach der früheren Fassung konnte die Abtretung bebauter Grundstücke überhaupt nicht verlangt werden. Durch die Änderung des Abs. 2 wurde auch dem Berg Werksbesitzer das Recht eingeräumt, Abtretung von bebauten Grundstücken einschl. deren Hofräume zu Eigentum zu verlangen. Die Vorschrift ist namentlich f ü r den Braunkohlentagebau wichtig und erübrigt ein Zurückgreifen auf das Enteignungsgesetz v. 11. 6. 1874, ohne dessen Grundgedanken, die ministerielle Zulassung des Eingriffs in jedem Einzelfalle, preiszugeben. Begr. in Z. 78 S. 162. — Der Antrag ist an den Wirtschaftsminister zu richten. E r wird zweckmäßig mit dem Grundabtretungsantrag über das zuständige Bergamt beim Oberbergamt eingereicht. Die Zustimmungserklärung des Ministers ist Voraussetzung f ü r die Durchführung eines Zwangsgrundabtretungsverfahrens. Sie h a t nicht nur den Charakter einer innerdienstlichen Weisung, sondern ist ein selbständig anfechtbarer Verwaltungsakt, f ü r den — jedenfalls in N R W — eine besondere Gebühr erhoben wird, vgl. I I Bf 29, Tarif-Nr. 23i. Anfechtungsberechtigt ist nur der Antragsteller, weil er durch die Entscheidung über sein subjektives Enteignungsrecht betroffen wird. Der Grundeigentümer wird in seinen Rechten durch die Zustimmungserklärung des Ministers noch nicht beeinträchtigt. Vgl. OVG Rheinland-Pfalz v. 29. 1. 1959 Z. 100 S. 214. Hofräume sind unbebaute Flächen, die wirtschaftlich f ü r die Zwecke des Gebäudes benutzt werden, also Zubehör des Gebäudes sind. Boldt § 136 Anm. 3. Bei der Frage, ob ein Grundstück als Hofraum anzusprechen ist, kommt es ausschließlich auf die tatsächliche Verwendung an. R B v. 11. 5. 1896 Z. 37 S. 506. Ein zur landwirtschaftlichen Nutzung verwendetes Gartenland ist kein Hofraum, dagegen gelten Vorgärten als Hofraum. R B v. 23. 12. 1893 Z. 36 S. 121; R B v. 11. 5. 1896 Z. 37 S. 506. Die bloße Absicht, ein Grundstück später als Fabrikhof zu benutzen, genügt nicht f ü r die Anwendbarkeit des § 136 Abs. 2. R B v. 18. 1. 1898 Z. 39 S. 246. Zur Entscheidung über den Einwand des Grundbesitzers, daß die besonderen Voraussetzungen f ü r die Inanspruchnahme eingefriedigten Hofraums nicht erfüllt seien, ist nicht das Verwaltungsgericht, sondern das ordentliche Gericht zuständig. Hess. VGH v. 3. 11. 1948 Z. 92 S. 126 (str.). Vgl. § 145 Abs. 2.
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5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§136Anm. 3 § 137 Anm. 1 - 4
3. Gebäude i. S. v. § 136 Abs. 2 sind nur feste Bauwerke, nicht jedoch Schuppen oder vorübergehend aufgestellte Baracken. R B v. 23. 2. 1889 Z. 30 S. 405. Die Gebäude müssen bereits errichtet sein, wenn die Grundabtretung beantragt wird. Die bloße Bauabsicht genügt nicht. R B v. 14. 9. 1872 Z. 14 S. 265; R B v. 4. 6. 1890 Z. 31 S. 414. §137 1
(1) Der Bergwerksbesitzer ist verpflichtet, dem Grundbesitzer2 für die entzogene Nutzung jährlich im voraus3 vollständige Entschädigung4 zu leisten und das Grundstück nach beendigter Benutzung zurückzugeben5. (2) Tritt durch die Benutzung eine Wertverminderung des Grundstücks ein, so muß der Bergwerksbesitzer bei der Rückgabe den Minderwert ersetzen6. Für die Erfüllung dieser Verpflichtung kann der Grundbesitzer schon bei der Abtretung des Grundstücks die Bestellung einer angemessenen Kaution7 von dem Bergwerksbesitzer verlangen. Auch ist der Eigentümer des Grundstücks in diesem Falle zu fordern berechtigt, daß der Bergwerksbesitzer, statt den Minderwert zu ersetzen, das Eigentum erwirbt8. 1. Die Entschädigungspflicht trifft denjenigen, zu dessen Gunsten die Abtretung erfolgt, also den Bergwerksbesitzer (Eigentümer, Pächter, Gewinnungsberechtigter). 2. Der Entschädigungsanspruch steht demjenigen zu, gegen den die Grundabtretung gerichtet ist, nämlich dem Grundbesitzer. Das kann außer dem Grundstückseigentümer auch ein Mieter, Pächter oder sonstiger Nutzungsberechtigter sein. RG v. 27. 9. 1902 RGZ 52 S. 206; RG v. 27. 4. 1918 Z. 60 S. 96; Isay § 137 Anm. 2. 3. Zum Begriff der „entzogenen Nutzung" vgl. Platte in Z. 72 S. 447ff. Entzogene Nutzung ist auch der Gewinn, der z. B. dadurch dem Grundbesitzer entgeht, daß durch die Abtretung die Ausbeutung eines in dem Grundstück befindlichen Mineralvorkommens verhindert wird, vorausgesetzt, daß diese Nutzung innerhalb der Abtretungszeit in den Grenzen des § 252 BGB erfolgt wäre. Westhoff Bd. 2 S. 98. Bestehen f ü r ein Grundstück verschiedene Nutzungsmöglichkeiten, die sich aber gegenseitig ausschließen, so kann nur die eine oder andere Nutzungsart der Entschädigung zugrunde gelegt werden. RG v. 7. 5. 1890 Z. 32 S. 133. Die Vorschrift, daß die dem Grundsbesitzer zustehende Entschädigung von dem Bergwerksbesitzer „im voraus" zu leisten ist, bezieht sich nur auf den Schaden, dessen Eintritt und Ausmaß bereits vor der Abtretung hinreichend feststeht. Ist ungewiß, in welchem Umfang durch die vorgesehene Benutzung, z. B. durch Betreten eines Grundstücks, ein Schaden f ü r den Grundbesitzer entstehen wird, kann die Feststellung dieses Schadens f ü r später vorbehalten werden. Es muß jedoch sichergestellt werden, daß die Ersatzleistung auch wirklich erfolgt. R B v. 27. 5. 1932 Z. 73 S. 590. 4. Die vollständige Entschädigung soll einen wirklichen Wertausgleich f ü r die durch den Eingriff in das Eigentum verursachte Vermögenseinbuße schaffen. BGH v. 22. 1. 1959 N J W 1959 S. 771. a) Bei der Abtretung zur Nutzung erfolgt die Berechnung der Entschädigung nach der Formel: Rohertrag der durch den Bergbau entzogenen Fläche zuzüglich Aufwendungen für Wirtschaftserschwernis, vermindert um ersparte Aufwendungen. 17
E b e l - W e l l e r , Berggesetz
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§137
ABG
Anm. 4 R G v. 7. 8. 1939 D R S. 2114 Z. 80/81 S. 143. - Maßgebend ist der subjektive Ertragswert, d. h. der Wert der jährlichen Nutzung, den das Grundstück bei eigener Bewirtschaftung durch den Grundeigentümer als Teil des Gesamtbetriebes hat. Außer dem durch den Verlust dieses Grundstücks entstehenden Ertragsausfall ist auch eine etwaige Wertminderung zu entschädigen, die der dem Grundeigentümer verbleibende Grundbesitz infolge des Wegfalls der abzutretenden Fläche in seinem jährlichen Nutzungsertrag erleidet. RG v. 16. 11. 1889 Z. 31 S. 251. Ist das Grundstück verpachtet, kann der Verpächter mindestens Ersatz des Pachtzinses verlangen. Übersteigt aber der Verkaufswert den kapitalisierten Pachtpreis, so ist als Entschädigung die Verzinsung eines angemessenen Kaufpreises anzunehmen, da der Grundeigentümer ja jederzeit verkaufen könnte. RG v. 27. 9. 1902 RGZ 52 S. 206. Voraussetzung hierfür ist allerdings, daß ein solcher Verkauf f ü r die Dauer der voraussichtlichen Benutzungszeit mit Wahrscheinlichkeit zu erwarten war. Westhoff Bd. I I S. 106. — F ü r den Pächter ist die Höhe des Pachtzinses nicht entscheidend. F ü r ihn handelt es sich darum, wieviel er aus dem Grundstück bei bisheriger Ausnutzung seines Pachtrechts herauswirtschaften kann. b) Bei der Abtretung zu Eigentum richtet sich die Entschädigung nach dem Wert des Grundstücks. Voller Wert als Inbegriff der vollständigen Entschädigung ist der reichlich bemessene Wert, den das Grundstück — nach allen seinen Eigenschaften, Beziehungen und Verhältnissen betrachtet — f ü r jedermann hat. Diese auf den objektiven Wert bei Berücksichtigung der gegebenen konkreten Verhältnisse abgestellte Betrachtung entspricht der st. Rspr. des Bundesgerichtshofs. B G H v. 4. 6. 1962 N J W 1962 S. 1441; s. auch BGHZ 30 S. 281, 286; 31 S. 238. Zur Rechtsprechung des BGH über Eigentumsgarantie und Entschädigung bei Enteignungen vgl. ferner Kröner in DRiZ 60 S. 422; 61 S. 10 u. 75ff. Die vollständige Entschädigung umfaßt also mindestens den Verkehrs- oder Verkaufswert des Grundstücks, darüber hinaus aber auch das besondere vermögensrechtliche Interesse, welches das Grundstück gerade f ü r diesen Eigentümer hat — sog. individueller (subjektiver) Wert —, jedoch nicht den bloßen Liebhaberwert (Affektionswert). R G v. 27. 4. 1918 Z. 60 S. 96; RG v. 22. 12. 1937 Z. 78 S. 422; RG v. 5. 12. 1939 u. 27. 8. 1940 D R 1940 S. 2018, 2019; LG Essen v. 29. 9. 1929 Z. 71 S. 337; Forsthoff, Lehrbuch des Verwaltungsrechts 8. Aufl. S. 307. Die vollständige Entschädigung in § 137 entspricht der des § 8 des Enteignungsgesetzes v. 11. 6. 1874. Die dazu ergangenen Entscheidungen können daher auch hier Berücksichtigung finden. Vgl. Eger, Das Gesetz über die Enteignung von Grundstücken, 3. Aufl. 1911; Meyer-Thiel-Frohberg, Enteignung von Grundeigentum, 5. Aufl. S. 82ff. c) Bei der Berechnung der Entschädigung vgl. die zum Bundesbaugesetz erlassene VO über Grundsätze für die Ermittlung des Verkehrswertes von Grundstücken v. 7. 8. 1961 (BGBl. I S. 1183), die insbesondere in § 16 die technische Wertminderung wegen Alters, Baumängel oder Bauschäden sowie in § 17 weitere den Verkehrswert beeinflussende Umstände durch Zu- oder Abschläge berücksichtigt. Zum Landbeschaffungsgesetz haben die Bundesminister f ü r Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, f ü r Finanzen und f ü r wirtschaftlichen Besitz des Bundes gemeinsame Richtlinien erlassen über Bemessung der Entschädigung bei Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Grundstücke und Betriebe — Entschädigungsrichtlinien Landwirtschaft - v. 28. 12. 1960 (MB1. BML 1961 S. 13). Die
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5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§ 137 Anm. 5
Wertermittlung von Forstgrundstücken ist geregelt in den Richtlinien für die Ermittlung und Prüfung des gemeinen Wertes forstwirtschaftlich genutzter Flächen und für die Bemessung von Nebenentschädigungen — Bewertungsrichtlinien Forstwirtschaft - v. 1. 4. 1959 (MB1. BML 1959 S. 147). - Entschädigung f ü r Feldin ventar Verluste, Wirtschaftserschwernisse, Restbetriebsbelastung sowie Erwerbsverluste, ferner Pachtaufhebungsentschädigung s. im einzelnen bei Fritzen, Entschädigungsregelung beim Landentzug, Stuttgart 1961. Maßgebend ist der Wert zur Zeit der Abtretung. R G v. 27. 4. 1918 Z. 60 S. 96; R G v. 1. 7. 1931 RGZ 131 S. 128. Beachte aber § 145 Anm. 2a E. Grundlage f ü r die Bewertung ist nicht die bisherige Benutzungsart, sondern die Benutzungsfähigkeit bei höchstmöglicher Ausnutzung durch den Enteigneten. RG v. 27. 8. 1940 D R 1940 S. 2019. Ertrags- und Verkaufswert. R G v. 11. 7. 1917 Z. 59 S. 183. Minderwert bei geschädigtem Industrie- und Bauland. RG v. 22. 12. 1937 Z. 78 S. 442. Baulandeigenschaft ist anzunehmen, wenn die Bebauung nach dem gewöhnlichen Laufe der Dinge in naher Zukunft bevorsteht. I n weiterer Zukunft liegende Möglichkeiten der Werterhöhung sind nur dann zu berücksichtigen, wenn ein ganz bestimmter Nachweis dafür erbracht werden kann. R G v. 12. 5. 1886 Z. 27 S. 373; RG v. 18. 2. 1893 J W 1893 S. 211. Einbeziehung in einen Bebauungsplan rechtfertigt f ü r sich allein noch nicht den Anspruch auf Entschädigung als Bauland. RG v. 4. 6. 1930 Z. 72 S. 247, vgl. auch R G v. 15. 1. 1921 Z. 62 S. 201. Es k o m m t auf die objektive Beschaffenheit und Lage des Grundstücks an. Diese muß eine solche sein, daß nach der Bauentwicklung und dem Baubedürfnis mit der Bebauung in naher Zukunft mit Sicherheit zu rechnen ist. RG v. 4. 6. 1930 Z. 72 S. 247; Erl. v. 6. 10. 1937 J W 1937 S. 2757. Vgl. dazu im einzelnen Meyer-Thiel-Frohberg S. 86, 87. Ist zunächst Abtretung zur Nutzung erfolgt und wird erst später Abtretung zu Eigentum nach § 138 beantragt, so ist der Wert maßgebend, den das Grundstück zur Zeit des Beschlusses über die Eigentumsübertragung hat. Wittus in Z. 54 S. 264; abw. Westhoff Bd. I I S. 189. - Festsetzung und Zahlung der Entschädigung vgl. Platte in Z. 72 S. 447ff. (497); R G v. 27. 4. 1918 Z. 60 S. 96. Entschädigung wegen der anstehenden Früchte. Westhoff in Z. 46 S. 256. Eingetragene Rechte. Westhoff, Z. 46 S. 232, 241; Voelkel, Z. 51 S. 413; K G v. 30. 4. 1914 Z. 55 S. 517. Der Pächter ist Nutzungsberechtigter nach § 135 und kann Entschädigungsansprüche aus eigenem Recht stellen. RG v. 27. 4. 1918 Z. 60 S. 96 J W 1918 S. 514. Eine Entschädigung kann auch bei auf unbestimmte Zeit abgeschlossenen Mietoder Pachtverhältnissen in Betracht kommen. Die Frage, ob dem Mieter oder Pachter durch die Abtretung ein Schaden entsteht, hängt davon ab, wieweit die Grundabtretung zu einer vorzeitigen Beendigung solcher Vertragsverhältnisse geführt hat. Die wirtschaftliche Stellung der Vertragsparteien ist deshalb im Einzelfalle zu prüfen. B G H v. 20. 1. 1958 N J W 1958 S. 746. Wechselt während der bergbaulichen Benutzung des Grundstücks der Bergwerksbesitzer, so wird der neue Bergwerksbesitzer zahlungspflichtig gegen Übergang des Nutzungsrechts auf ihn. Daneben bleibt die Zahlungspflicht des bisherigen Bergwerksbesitzers bestehen. Schlüter-Hense S. 307. Bei einem Wechsel des Grundeigentümers geht der Entschädigungsanspruch auf den Erwerber über. 5. Nach beendeter Benutzung h a t der Bergwerksbesitzer das Grundstück zurückzugeben. Der Anspruch auf Rückgabe steht demjenigen zu, der bei Beendi17*
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§137
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Anm. 6, 7 gung der bergbaulichen N u t z u n g Eigentümer des Grundstücks ist. R G v. 14.11.1894 Z. 36 S. 104. Die R ü c k g a b e k a n n verlangt werden, sobald die Fläche zu dem Zweck, zu dem sie abgetreten ist, nicht mehr benötigt w i r d ; jedoch darf es sich nicht u m eine n u r vorübergehende Einstellung der Benutzung handeln. OTr. v. 29. 5. 1876 Z. 18 S. 234; R B v. 4. 1. 1890 Z. 32 S. 269; R G v. 17. 10. 1900 Z. 42 S. 222; Klosterm a n n - T h i e l m a n n S. 382; Voelkel S. 156. Andererseits berechtigt die bloße Möglichkeit, d a ß die B e n u t z u n g z u m bestimmten Zweck wieder aufgenommen wird, den Bergwerksbesitzer nicht, die Rückgabe zu verweigern. I s t der Bergwerksbetrieb einschließlich Aufbereitungsanlagen endgültig eingestellt, d a n n ist der Bergwerksbesitzer zur R ü c k g a b e verpflichtet, auch wenn sich auf dem Grundstück wegen ihres Erzgehaltes angeblich noch verwertbare H a l d e n befinden. R G v. 17. 10. 1900 Z. 42 S. 222. H a t der Grundeigentümer das Grundstück nicht zur N u t z u n g , sondern zu E i g e n t u m abgetreten, besteht kein Anspruch auf Rückgabe nach Beendigung der bergbaulichen B e n u t z u n g . R B v. 26. 2. 1892 Z. 34 S. 281. Vgl. aber § 141. Der Anspruch auf R ü c k g a b e v e r j ä h r t erst in 30 J a h r e n nach Beendigung der Benutzung. Bei Verweigerung der R ü c k g a b e nach beendeter N u t z u n g Klage vor dem ordentlichen Gericht. OTr. v. 29. 5. 1876 Z. 18 S. 234. Bei Streit über die Notwendigkeit der bergbaulichen B e n u t z u n g sind die G r u n d a b t r e t u n g s b e h ö r d e n f ü r die Entscheid u n g zuständig, § 145 Abs. 2. OTr. a. a. O.; R B v. 4. 1. 1890 Z. 32 S. 269. 6. Ersatz des Minderwertes. Der Bergwerksbesitzer ist zwar nach den bergbehordlichen Vorschriften verpflichtet, bei Beendigung des Bergwerksbetriebes die Oberfläche wieder n u t z b a r zu machen, doch k a n n der ursprüngliche Z u s t a n d nicht immer wiederhergestellt werden. Deshalb gewährt § 137 dem Grundeigentümer einen Anspruch auf E r s t a t t u n g des durch die bergbauliche Benutzung verursachten Minderwertes. Der Minderwert ist zu ermitteln d u r c h Vergleich des Zustandes des Grundstücks bei der A b t r e t u n g mit demjenigen bei der Rückgabe. Soweit Bestandteile oder Zubehör eines Grundstücks bei der R ü c k g a b e nicht m e h r vorhanden sind, ist ihr W e r t insoweit zu ersetzen, als er nicht bereits bei der Entschädigung f ü r die entzogene N u t z u n g berücksichtigt wurde. H a t der Bergbautreibende das Grundstück wieder in den f r ü h e r e n K u l t u r zustand versetzt, so fällt natürlich der E r s a t z eines Minderwertes f o r t . Klostermann-Thielmann S. 383. Gibt der Bergwerksbesitzer das Grundstück nach beendeter N u t z u n g in einem wertvolleren Zustand zurück, als er es empfangen h a t , so k a n n er einen Ausgleich hierfür von dem Grundeigentümer lediglich nach den allgemeinen Rechtsgrundsätzen über ungerechtfertigte Bereicherung (§§ 812ff. BGB) verlangen. Westhoff B d . 2 S. 126 f. Der Anspruch auf E r s t a t t u n g des Minderwertes ist n a c h h. M. vor den ordentlichen Gerichten geltend zu machen. Klostermann-Thielmann S. 383; Isay § 137 A n m . 14. 7. Sicherheitsleistung. Zur Sicherung des Anspruchs auf E r s t a t t u n g des etwaigen Minderwertes bei der R ü c k g a b e des Grundstücks k a n n der Grundbesitzer schon bei der A b t r e t u n g seines Grundstücks eine angemessene Sicherheitsleistung vom Bergwerksbesitzer verlangen. Die Forderung nach Sicherheitsleistung k a n n darüber hinaus jederzeit während der Dauer der B e n u t z u n g des Grundstücks zu Bergbauzwecken erhoben werden. R G v. 14. 11. 1894 Z. 36 S. 104; R B v. 30. 6. 1925 Z. 66 S. 560. Anspruchsberechtigt ist grundsätzlich der E i g e n t ü m e r ; ein Nutzungsbe-
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5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§ 137 Anm. 8
§ 138 Anm. 1 reehtigter nur dann, wenn ihm ein eigener Anspruch auf Erstattung des Minderwertes bei der Rückgabe des Grundstücks zusteht. Vgl. dazu Achenbach Z. 8 S. 519, 520; Brassert-Gottschalk S. 366; Klostermann-Thielmann S. 383; Isay § 137 Anm. 12. Die Sicherheit kann nur f ü r die Wertminderung, nicht f ü r die jährliche Entschädigung gefordert werden. R B v. 12. 12. 1891 Z. 35 S. 395. Als angemessen ist eine Sicherheitsleistung anzusehen, wenn sie die zur Zeit der Bückgabe des Grundstücks mögliche Wertminderung vollständig deckt. RG v. 7. 5. 1890 Z. 32 S. 127. Die Sicherheitsleistung wird nur auf ausdrücklichen Antrag des Grundbesitzers angeordnet. B B v. 18. 7. 1884 Z. 26 S. 133. Die Grundabtretungsbehörden sind lediglich in einem anhängigen Grundabtretungsverfahren zur Entscheidung über die Sicherheitsleistung berufen. Nach Abschluß des Verfahrens ist der Anspruch auf Sicherheitsleistung im ordentlichen Bechtsweg zu verfolgen. MinBesch. v. 19. 8. 1884 Z. 26 S. 134. Dasselbe gilt, wenn die Grundabtretung auf gütlichem Wege erfolgt ist. MinBesch. v. 5. 1. 1871 Z. 12 S. 144; Isay § 137 Anm. 13. 8. Von der Befugnis, statt des Minderwertersatzes die Erwerbung des Eigentums durch den Bergwerksbesitzer zu verlangen, kann der Grundeigentümer auch dann Gebrauch machen, wenn die vom Bergwerksbesitzer begehrte Grundabtretung durch Vertrag erfolgt ist. RG v. 9. 2. 1889 Z. 30 S. 356. Durch den Erwerb zu Eigentum kann der Bergwerksbesitzer frei über die Fläche verfügen, sie also auch zu anderen Zwecken benutzen, als zu denen, f ü r die sie zunächst beansprucht worden war. R B v. 26. 2. 1892 Z. 34 S. 281. Das Recht des Grundeigentümers, vom Bergwerksbesitzer gem. § 137 Abs. 2 die Übernahme des Eigentums zu verlangen, entsteht erst mit dem Anspruch auf Rückgabe des Grundstücks. Isay § 137 Anm. 17. Vorher kann er die Eigentumsubernahme nur unter den Voraussetzungen des § 136 Abs. 2 und § 138 fordern. Ist die Benutzung beendet, so wird der Anspruch auf Erwerb des Eigentums nach § 137 Abs. 2 vor den ordentlichen Gerichten zu verfolgen sein. RG v. 9. 2. 1889 Z. 30 S. 356. Bei Streit über die Notwendigkeit ist er bei den Grundabtretungsbehörden geltend zu machen. Isay § 137 Anm. 17.
§ 138 Wenn feststeht, daß die Benutzung des Grundstücks länger als drei Jahre dauern wird, oder wenn die Benutzung nach Ahlauf von drei Jahren noch fortdauert, so kann der Grundeigentümer verlangen1, daß der Bergwerksbesitzer das Eigentum des Grundstücks erwirbt2. 1. § 138 ist dem Art. 44 des franz. Berggesetzes v. 21.4. 1810 nachgebildet. Mot. in Z. 6 S. 168. — Nur der Grundeigentümer, nicht der Bergwerksbesitzer kann nach § 138 Erwerb zu Eigentum verlangen. Der Begriff „Benutzung" ist in § 138 derselbe wie in § 135. Dazu gehört auch die Mitbenutzung eines Grundstücks oder die Benutzung des Luftraumes über dem Grundstück, z. B. durch eine Drahtseilbahn. R B v. 20. 5. 1903 Z. 44 S. 373. Der Anspruch des Grundeigentümers kann jederzeit geltend gemacht werden, sobald die Voraussetzungen dafür vorliegen. Der Anspruch entsteht nicht erst dann, wenn die Benutzung länger als drei Jahre andauert, sondern schon, wenn von vornherein feststeht, daß die Benutzung mit Sicherheit drei Jahre überschreiten
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§ 1 3 8 Anm. 2 § 1 3 9 Anm. 1, 2
ABG
wird. Vgl. Wittus in Z. 54 S. 264. Sie muß aber auf Grund des § 135 erfolgen. R B v. 17. 1. 1874 Z. 15 S. 284. E s genügt, wenn dies aus dem Inhalt des zwischen Bergwerksbesitzer und Grundeigentümer abgeschlossenen Vertrages entnommen werden kann. R G v. 9. 2. 1889 Z. 30 S. 356. - Eine Frist zur Geltendmachung besteht nicht; der Anspruch unterliegt auch nicht der Verjährung, §§ 915, 924 B G B . Müller-Erzbach S. 322. — Das gem. § 138 geäußerte Verlangen des Grundeigentümers, daß der Bergwerksbesitzer das Eigentum erwerbe, ist unwiderruflich. R B v. 26. 4. 1906 Z. 47 S. 465; R B v. 15. 8. 1924 Z. 65 S. 517. - Der Zeitpunkt der Geltendmachung ist maßgebend für die Wertberechnung, nicht der Zeitpunkt der Abtretung zur Nutzung. Müller-Erzbach S. 322, ebenso Wittus Z. 54 S. 264; abw. Westhoff Bd. 2 S. 189ff. Eine inzwischen eingetretene Beschädigung des Grundstücks durch den Bergbau bewirkt einen selbständigen Entschädigungsanspruch des Grundeigentümers. Der Einwand des Bergwerksbesitzers, daß die Kosten des Eigentumserwerbs ihn wirtschaftlich schwer belasten würden, kann dem Anspruch des Grundeigentümers auf Übernahme zu Eigentum nicht entgegengehalten werden. R G v. 30. 10. 1926 Z. 68 S. 262. Der Grundeigentümer hat das Grundstück dem Bergwerksbesitzer frei von allen privatrechtlichen Belastungen zu übertragen. R G v. 30. 10. 1926 Z. 68 S. 262; R B v. 25. 5. 1903 Z. 44 S. 373. 2. Verweigert der Bergwerksbesitzer den Erwerb zu Eigentum, dann kann der Grundeigentümer seinen Anspruch auf Übernahme im Zwangsgrundabtretungsverfahren nach § 142 geltend machen. Die Entscheidung des Gerichts kann er erst dann begehren, wenn die Grundabtretungsbehörden seinem Antrag nicht stattgegeben haben. R G v. 3. 11. 1897 Z. 39 s ! 114. Wegen der Höhe der Entschädigung vgl. Anm. zu § 137 sowie Wittus, Die Entschädigung des Grundeigentümers im Falle des § 138, Z. 54 S. 264ff. §139 (1) Wenn ein Grundstück1 durch die Abtretung einzelner Teile so zerstückelt werden würde, daß die übrig bleibenden Teile nicht mehr zweckmäßig benutzt werden können2, so muß auch für letztere die jährliche Entschädigung (§ 137) auf Verlangen des Grundbesitzers von dem Bergwerksbesitzer geleistet werden. (2) Unter derselben Voraussetzung kann der Eigentümer eines solchen Grundstücks verlangen, daß der Bergwerksbesitzer das Eigentum des ganzen Grundstücks erwirbt3. 1. Als Grundstück i. S. des § 139 gilt nicht nur die einzelne Katasterparzelle, sondern der ganze, eine wirtschaftliche Einheit bildende Grundbesitz des Eigentümers oder, wie § 9 Abs. 4 des Enteignungsgesetzes v. 11. 6. 1874 sagt, „jeder in Zusammenhang stehende Grundbesitz des nämlichen Eigentümers." Begr. z. Ges. v. 24. 9. 1937 Z. 78 S. 162. Dazu gehört nicht der etwa noch vorhandene Pachtbesitz des Eigentümers. 2. Wann im Einzelfall das Restgrundstück als nicht mehr zweckmäßig benutzbar angesehen werden kann, ist reine Tatfrage. Nötigenfalls ist ein Gutachten landwirtschaftlicher Sachverständiger einzuholen. Nach der von Brassert-Gottschalk S. 518, Westhoff Bd. 2 S. 111, Klostermann-Thielmann S. 386 in Anlehnung an § 9 des Enteignungsgesetzes v. 11. 6. 1874 vertretenen Auffassung ist der Tatbestand des § 139 erfüllt, wenn die übrig bleibenden Teile nach ihrer bisherigen Bestimmung
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5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§ 139 Amn. B § 140 Anm. 1
nicht mehr zweckmäßig benutzt werden können. — Nach Isay Bd. 2 §139 Anm. 1, Boldt § 139 Anm. 1, Miesbach-Engelhardt S. 363 ist maßgebend, ob die übrig bleibenden Teile überhaupt nicht mehr, auch nicht zu anderen vernünftigen Zwecken benutzt werden können. Dieser Ansicht ist der Vorzug zu geben. Es kommt lediglich darauf an, ob die andere Benutzungsart dem Grundeigentümer zumutbar ist. E r braucht sich keine Benutzung anrechnen zu lassen, die ein verständiger Mensch nicht vornehmen würde. R B v. 26. 10. 1889 Z. 31 S. 413. Die Einschränkung der Nutzungsmöglichkeiten ist bei der Berechnung der Entschädigung zu berücksichtigen. R B v. 22. 6. 1867 Z. 8 S. 552; R B v. 26. 10. 1889 Z. 31 S. 413. Die durch die Umstellung erforderlichen Kosten h a t der Bergwerksbesitzer zu tragen. 3. Die Frage, ob der Eigentümer den Anspruch auf Eigentumserwerb hat, richtet sich nicht nach § 139, sondern nur nach den §§ 136 Abs. 2, 137 Abs. 2 u n d 138. Steht dem Eigentümer hiernach ein Anspruch auf Eigentumsübernahme zu und liegt der Fall der Zerstückelung vor, dann u m f a ß t der Anspruch auch das Restgrundstück. I m Streittalle entscheiden auf Antrag des Grundeigentümers die Abtretungsbehörden gem. § 142. Eür die Entschädigung des Restgrundstücks findet § 137 Anwendung. § 140 Bei der zwangsweisen Abtretung oder Erwerbung eines Grundstücks zu einer bergbaulichen Anlage kommen diejenigen Wertserhöhungen, welche das Grundstück erst infolge dieser Anlage erhält, bei der Entschädigung nicht in Anschlag 1 . 1. § 140 entspricht dem § 10 Abs. 2 des Preuß. Enteignungsgesetzes v. 11. 6. 1874. Die zu § 10 dieses Gesetzes ergangenen Entscheidungen sind deshalb bei Anwendung des § 140 zu berücksichtigen. Vgl. dazu Meyer-Thiel-Frohberg, Enteignung von Grundeigentum, 5. Aufl. § 10 Anm. 1 - 6 S. 96 bis 98. Nach dem Wortlaut des § 140 bleibt nur die Werterhöhung unberücksichtigt, die gerade diejenige Anlage, wegen deren die Grundabtretung erfolgt, mit sich bringt. Ist der Wert schon vorher durch andere Bergwerksanlagen erhöht worden, dann ist diese Wertsteigerung bei der Bemessung der Entschädigung zu berücksichtigen. R G v. 12. 11. 1901 R G Z 4 9 S. 317; R G v. 9. 11. 1906 RGZ 64 S. 262; Isay § 140 Anm. 1; Westhoff Bd. 2 S. 193. - § 140 findet auch dann keine Anwendung, wenn eine Anlage planmäßig fertiggestellt ist und erst später zu Entwicklungsbauten auf Grund eines neuen Planes andere Grundstücke hinzu erworben werden, deren Erwerb in dem ursprünglichen Plan noch nicht vorgesehen war. RG v. 22. 3. 1938 Z. 79 S. 378. Bei einer wiederholten Enteignung muß die Werterhohung, welche durch die die erste Enteignung bedingende Anlage entstanden ist, in Betracht gezogen werden, weil die Wertsteigerung des Grundstücks nicht die Folge der neuen, die zweite Enteignung bedingenden Anlage ist. RG a. a. O. F ü r die Anwendung des § 140 ist es unerheblich, ob die Werterhöhung erst durch die Ausführung der Anlage oder bereits durch die Bekanntgabe des Planes eintritt. R G v. 3. 10. 1902 J W 1902 S. 549; Westhoff Bd. 2 S. 193. Wertminderungen, die das Grundstück durch die bergbauliche Inanspruchnahme erleidet, sind, wenn es sich um die Abtretung zur Nutzung handelt, bei der Rückgabe zu ersetzen, vgl. § 137 Abs. 2.
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§ 141 Anm. 1 - 1 § 1 4 2 Anm. 1
ABG §141
(1) Wegen aller zu Zwecken des Bergbaubetriebes veräußerten Teile von Grundstücken 1 findet ein Vorkaufs- 2 und Wiederkaufsrecht 3 statt, wenn in der Folge das Grundstück zu den Zwecken des Bergbaues entbehrlich wird 4 . (2) Das Vorkaufs- und Wiederkaufsrecht steht dem zeitigen Eigentümer des durch die ursprüngliche Veräußerung verkleinerten Grundstücks nach denselben gesetzlichen Grundsätzen zu, welche in dieser Beziehung den Eisenbahngesellschaften gegenüber gelten. I n Nordrhein-Westfalen u n d Hessen gilt folgende P a s s u n g : (1) Wegen aller zu Zwecken des Bergbaubetriebes veräußerten Teile von Grundstücken findet ein Vorkaufsrecht statt, wenn das Grundstück für Zwecke des Bergbaues entbehrlich wird. (2) Das Vorkaufsrecht steht dem derzeitigen Eigentümer des durch die ursprüngliche Veräußerung verkleinerten Grundstücks zu. 1. Das gesetzliche Vorkaufsrecht nach § 141 besteht nur, wenn Teile eines Grundstücks auf den Bergwerksbesitzer gem. §§ 135ff. zu Eigentum übertragen worden sind. Kein Vorkaufsrecht bei Veräußerung des ganzen Grundstücks. Isay § 141 A n m . 2. Grundstücksteil i. S. des § 141 k a n n auch ein ganzes Flurstück sein. Vgl. dazu § 139 A n m . 1. 2. Das Vorkaufsrecht ist auch ohne E i n t r a g u n g im G r u n d b u c h gegen Dritte wirksam, A r t . 22 AG BGB. E s wird durch E r k l ä r u n g gegenüber dem Bergwerksbesitzer ausgeübt, § 505 Abs. 1 BGB, und m u ß binnen 2 Monaten nach E r h a l t der Verkaufsanzeige geltend gemacht werden, § 510 Abs. 2, §§ 1094ff. BGB. Vgl. hierzu im einzelnen Isay § 141 A n m . 3 — 6; Voelkel in Z. 51 S. 418ff. 3. Das Wiederkaufsrecht ist durch §§ 57.58 des Enteignungsgesetzes v. 11.6.1874 (GS S. 221) aufgehoben worden. 4. Maßgebend ist, ob das Grundstück f ü r den Betrieb des betreffenden Bergwerks entbehrlich ist; es genügt nicht, wenn es n u r zu dem besonderen Zweck, der z u m Erwerb g e f ü h r t h a t , nicht mehr verwendet wird. I s a y § 1 4 1 A n m . 2 ; Boldt § 141 A n m . 2 ; a. M. Westhoff Bd. 2 S. 304. Das Vorkaufsrecht k a n n also erst ausgeübt werden, wenn f ü r das betreffende Grundstück die Voraussetzungen für eine Grundabtretung nach § 135 nicht mehr gegeben sind. §142 Können die Beteiligten sich in den Fällen der §§ 185 bis 189 über die Grundabtretung nicht gütlich einigen, so erfolgt die Entscheidung darüber, ob, in welchem Umfange und unter welchen Bedingungen der Grundbesitzer zur Abtretung des Grundstücks oder der Bergwerksbesitzer zum Erwerbe des Eigentums verpflichtet ist, durch einen gemeinschaftlichen Beschluß des Oberbergamts und der Regierung. 1. Die gütliche Einigung ist der im Gesetz vorgesehene Regelfall, vgl. § 135. Über die gütliche Einigung s. R B v. 11. 5. 1896 Z. 37 S. 506; R G v. 23. 12. 1903 Z. 45 S. 85; L G Saarbrücken v. 4. 12. 1906 Z. 50 S. 128; Westhoff Z. 46 S. 43; Voelkel Z. 51 S. 391. — Bei der A b t r e t u n g zur N u t z u n g im Wege gütlicher Vereinbarungen bedarf es keiner besonderen F o r m ; zur Ausschließung späterer Unklarheiten empfiehlt sich aber die Schriftform. Bei der A b t r e t u n g zu E i g e n t u m
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5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§ 142 Anm. 2, 3
ist gerichtliche oder notarielle Beurkundung des Vertrages erforderlich, § 313 BGB; andernfalls ist der Vertrag nach § 125 BGB nichtig. — Die gütliche Einigung kann auch noch im Zwangsgrundabtretungsverfahren erfolgen. Hier gilt ebenfalls § 313 BGB. Erklärung der Einigung zu Protokoll der Kommissare in dem nach § 143 anberaumten Termin ersetzt nicht die gerichtliche oder notarielle Form. R G v. 23. 12. 1903 Z. 45 S. 85. — Wegen der Rechte des Grundbesitzers, wenn der Bergbautreibende eine Fläche ohne gütliche Einigung und ohne Abtretungsbeschluß in Besitz nimmt, vgl. §§ 861, 862, 1004 BGB. OTr. v. 30. 11. 1874 Z. 16 S. 237; OTr. v. 26. 6. 1876 Z. 18 S. 241; Klostermann-Thielmann S. 390. 2. Voraussetzung f ü r eine behördliche Entscheidung nach § 142 ist, daß der ernstliche Versuch einer gütlichen Einigung gemacht wurde und daß er fehlgeschlagen ist. Der Nachweis, daß eine Einigung erfoglos versucht wurde, m u ß von dem Bergwerksbesitzer geführt werden. E r wird in der Regel durch Vorlage des über den Einigungsversuch zwischen den Parteien geführten Schriftwechsels erbracht. Der Nachweis ist an keine Form gebunden. R B v. 6. 12. 1886 Z. 28 S. 262. Es genügt, wenn der Bergwerksbesitzer nachweislich eine angemessene Entschädigung angeboten hat, der Grundbesitzer aber innerhalb einer bestimmten, nicht zu kurz bemessenen Frist keine Gegenerklärung abgibt. R B v. 1.9. 1898 Z. 40 S. 112. Andererseits kann es nicht als Versuch einer gütlichen Einigung angesehen werden, wenn der Bergwerksbesitzer eine offensichtlich unzureichende Entschädigung angeboten hat. 3. Antragsberechtigt ist der Bergwerksbesitzer, d. h. der Eigentümer oder Nutzungsberechtigte eines Bergwerks. OLG Breslau v. 2 6 . 9 . 1887 Z. 29 S. 531; R B v. 4. 7. 1894 Z. 36 S. 125; R B v. 30. 6. 1925 Z. 66 S. 560; R B . v. 1. 12. 1931 Z. 73 S. 581; Voelkel Z. 51 S. 404. — Antragsgegner ist der zur Abtretung Verpflichtete, also der Eigentümer, Pächter oder sonstige Nutzungsberechtigte eines Grundstücks, nicht der Hypothekengläubiger. Vgl. § 135 Anm. 6. Der Antrag geht regelmäßig auf Abtretung zur Nutzung. R G v. 3. 11. 1897 Z. 39 S. 114. Abtretung zu Eigentum kann der Bergwerksbesitzer nur im Falle des § 136 Abs. 2 verlangen. Der Antrag auf behördliche Entscheidung nach § 142 ist in dreifacher Ausfertigung bei dem f ü r den Bergwerksbetrieb zuständigen Oberbergamt, durchlaufend beim Bergamt, einzureichen. E r ist darauf gerichtet, den Grundbesitzer f ü r verpflichtet zu erklären, das Grundstück an den Bergwerksbesitzer zum Zwecke bergbaulicher Nutzung abzutreten. Der Antrag muß folgende Angaben enthalten: 1. Name und Anschrift des Bergwerksbesitzers und des Grundeigentümers sowie sonstiger Nutzungsberechtigter. 2. Genaue Bezeichnung der beanspruchten Flächen und der Anlage, zu der die Grundstücke gebraucht werden, unter genauer Begründung der Notwendigkeit der Abtretung. 3. Höhe der angebotenen Entschädigung. 4. Voraussichtliche Dauer der Benutzung. Dem Antrag sind beizufügen: 1. Schriftwechsel oder sonstiger Nachweis über die vergeblich versuchte Einigung.
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§142
ABG
Anm. 4 2. Beglaubigte Abschrift des Grund buchblattes des beanspruchten Grundstücks. — Berechtigung des Bergwerksbesitzers, Grundbuchauszüge zu verlangen, vgl. LG Halberstadt v. 8. 6. 1920 Z. 61 S. 480. 3. Katasterzeichnung der begehrten Flurstücke oder eine von einem konz. Markscheider oder öffentlich bestellten Vermessungsingenieur angefertigte Zeichnung, aus der sich die genaue Größe, Lage und Katasterbezeichnung der Flurstücke ergibt. 4. Auszug aus dem Liegenschaftsbuch. 5. Lageplan der begehrten Grundstücke mit Einzeichnung der geplanten Anlage. 6. Nachweis etwaiger Vertretungsbefugnis. Die Antragsunterlagen sind f ü r das Oberbergamt, den Regierungspräsidenten und den amtlichen Sachverständigen bestimmt. Fehlen einzelne Angaben, so ist dem Antragsteller Gelegenheit zur Ergänzung zu geben. Das Bergamt h a t bei der Weiterleitung des Grundabtretungsantrages an das Oberbergamt anzugeben, ob die bergbaulichen Maßnahmen, welche die Inanspruchnahme der begehrten Grundflächen erforderlich machen, betriebsplanmäßig zugelassen sind und ob auch alle sonstigen behördlichen Erlaubnisse oder Genehmigungen erteilt sind. Vgl. dazu § 135 Anm. 5. 4. I m Hinblick auf die Verpflichtung des Bergwerksbesitzers zur Kostentragung gem. § 147 macht das Oberbergamt die Einleitung des behördlichen Verfahrens im allgemeinen von der Zahlung eines angemessenen Kostenvorschusses abhängig. I m Falle des § 136 Abs. 2 wird zunächst die Zustimmungserklärung des Wirtschaftsministers abgewartet. Eine Entscheidung nach § 142 kann erst ergehen, nachdem der in •§ 143 vorgeschriebene Termin zur Anhörung der Parteien und Untersuchung der Verhältnisse an Ort und Stelle stattgefunden hat. Die Grundabtretungsbehörden haben beim Mangel einer gütlichen Einigung nicht nur die Notwendigkeit der beanspruchten Grundflächen zu den beabsichtigten Anlagen, sondern auch die Notwendigkeit dieser Anlagen selbst zu prüfen. R B v. 28. 11. 1890 Z. 32 S. 535; R B v. 22. 8. 1908 Z. 50 S. 133. Die Entscheidung gem. §§ 135, 142 kann auch dahin lauten, daß der Bergwerksbesitzer das Grundstück nur in einzelnen Beziehungen benutzen darf, wenn eine solche eingeschränkte Nutzung ohne Besitzüberlassung f ü r die begehrten Zwecke ausreicht. R B v. 20. 5. 1903 Z. 44 S. 373; R B v. 16. 5. 1904 Z. 45 S. 243; R B v. 8. 7. 1942 Z. 82/83 S. 438. Über Inhalt und Rechtsnatur des Grundabtretungsbeschlusses vgl. im einzelnen die Anmerkungen zu § 144. Beim Wechsel des Bergwerksbesitzers oder des Grundbesitzers während des Verfahrens ist die Einleitung eines neuen Verfahrens nicht erforderlich. Da Offizialmaxime herrscht, kann das Verfahren gegen den Rechtsnachfolger weitergeführt werden. Strittig; vgl. R G v. 29. 6. 1907 Z. 49 S. 298; K G v. 5. 7. 1906 Z. 48 S. 162; R B v. 10. 2. 1911 Z. 52 Z. 445; Westhoff Bd. 2 S. 270ff.; Voelkel, Grundzüge S. 153 u. Z. 51 S. 441; Schlüter-Hense S. 316. I n der Praxis wird gewöhnlich das Verfahren gegen den früheren Grundbesitzer fortgesetzt, aber der Rechtsnachfolger zugezogen. Der Grundabtretungsbeschluß ergeht gegen den früheren Grundbesitzer, wird aber als gegen den Rechtsnachfolger wirksam angesehen. K G v. 5. 7. 1906 Z. 48 S. 162; R B v. 10. 2. 1911 Z. 52 S. 445. Entsprechendes gilt f ü r die Veräußerung des Berg-
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5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§ 142 Anm. 5 - 7
werks. Der Anspruch auf Grundabtretung geht mit über. Voelkel Z. 51 S. 442, vgl. auch Isay § 143 Anm. 5. 5. I n Nordrhein-Westfalen entscheidet das Oberbergamt im Einvernehmen mit dem Begierungspräsidenten. Anl. 2 Nr. 122 zu § 6 Abs. 2 des Ersten Vereinfachungsgesetzes v. 23. 7. 1957 (GV N W S. 189). Das Beschlußverfahren entfällt in Nordrhein-Westfalen gem. § 26 Abs. 1 des Gesetzes über die Organisation der Landesverwaltung — Landesorganisationsgesetz — v. 10. 7. 1962 (GV N W S. 421). Das in den §§ 142ff. geregelte Verfahren ist allerdings hierdurch nicht berührt worden; es findet nur keine Kollegialentscheidung mehr statt. Wegen der sich hieraus f ü r die Anfechtung ergebenden Folgerungen s. § 145 Anm. 1. — K a n n zwischen Oberbergamt und Regierungspräsidenten kein Einvernehmen über die Grundabtretung erzielt werden, ist die Sache den vorgesetzten Ministerien vorzulegen und deren Weisung abzuwarten. 6. Soweit die §§ 135ff. anwendbar sind, gilt nicht das Enteignungsgesetz vom 11. 6. 1874, s. § 54 Abs. 2 dieses Gesetzes. Über das Verhältnis der bergrechtlichen Grundabtretung zum allgemeinen Enteignungsrecht vgl. Westhoff Bd. 2 Seite 16 ff.; Uellner, Die Zulässigkeit der allgemeinen Enteignung neben der bergbaulichen Grundabtretung, Diss. Marburg 1927. — Wird ein Grundstück f ü r den Bergwerksbetrieb und gleichzeitig von einem anderen Unternehmer auf Grund des Enteignungsgesetzes beansprucht, h a t derjenige den Vorrang, dem f ü r seinen Anspruch die erheblicheren Gründe des öffentlichen Wohles insofern zur Seite stehen, als aus seinem Unternehmen der größere Nutzen f ü r die Allgemeinheit zu erwarten ist. MinBesch. v. 30. 8. 1917 Z. 59 S. 125. Verhältnis der bergrechtlichen Grundabtretung zur Enteignung nach § 11 des Energiewirtschaftsgesetzes s. BVerwG v. 7.11.1959 mit Anm. von Zydek Z. 101 S. 89. Vgl. dazu Erl. d. R W M v. 19. 9. 1936 - I I I 8489/36 - betr. Energiewirtschaft u. bergrechtl. Grundabtretungsverfahren, zit. bei Eiser-Riederer, Energiewirtschaftsgesetz, 1958 § 4 Anm. 11 e. Danach darf das bergrechtl. Grundabtretungsverfahren zugelassen werden, wenn das schwebende Beanstandungsverfahren nach § 4 Energiewirtschaftsges. erledigt ist. Wenn f ü r ländliche Grundstücke eine Grundabtretung nach berggesetzlichen Vorschriften in großem Umfange durchgeführt oder zulässig ist und die Grundstückseigentümer den begründeten Anspruch erheben, daß der Bergwerksunternehmer das Eigentum an den Grundstücken erwirbt, kann der den Betroffenen entstehende Landverlust im Wege eines Flurbereinigungsverfahrens auf einen größeren Kreis von Eigentümern verteilt werden. In diesem Falle erwirbt der Bergwerksunternehmer das Eigentum durch den Flurbereinigungsplan. § 90 des Flurbereinigungsgesetzes v. 14. 7. 1953 (BGBl. I S. 591). 7. Das Grundabtretungsverfahren kann auch im vereinfachten Enteignungsverfahren durchgeführt werden, wenn dieses im Einzelfalle f ü r anwendbar erklärt worden ist. § 7 des Gesetzes über ein vereinfachtes Enteignungsverfahren vom 26. 7. 1922 (GS S. 211) - Teil I I A 22 - ; Ausführungsanweisung dazu vom 24. 8. 1923 (HMB1. S. 358) Z. 65 S. 62. Voraussetzung ist, daß die in § 1 des Gesetzes genannten Bedingungen vorliegen. Erl. v. 14. 6. 1923 Glückauf 1923 S. 842. I n diesem Falle muß der Bergwerksbesitzer gleichzeitig mit der Grundabtretung die Anwendung des vereinfachten Enteignungsverfahrens beantragen. 267
§143
Anm. 1
ABG
Das vereinfachte Enteignungsverfahren hat für den Bergwerksbesitzer den Vorteil, daß bereits in dem gem. § 143 anzuberaumenden Ortstermin eine vorläufige Besitzeinweisung durch die Kommissare erfolgen kann. Daneben haben aber auch das OBA und der RegPräs. selbst die Befugnis, die vorläufige Besitzeinweisung auszusprechen, § 7 Nr. 1 i. Verb, mit § 6 Abs. 1 d. VereinfGes. Vgl. Ausführungsbestimmungen v. 24. 8. 1923 (HMB1. S. 358) zu § 7. Hat bereits ein Ortstermin stattgefunden, ohne daß über die Besitzeinweisung mit den Beteiligten verhandelt wurde, ist ein neuer Besitzeinweisungstermin anzusetzen. R B v. 2.9.1933 Z. 74 S. 238. Die vorläufige Besitzeinweisung auf Grund der §§ 6, 7 des Gesetzes über ein vereinfachtes Enteignungsverfahren ist eine die Zwangsgrundabtretung vorbereitende Handlung und daher nur insoweit zulässig, als im Zeitpunkt der Entscheidung über die Besitzeinweisung die gesetzlichen Voraussetzungen der Grundabtretung gegeben sind. MinBeschl. v. 7. 11. 1923 Z. 65 S. 161. Sie ist auch in ihrem Bestand davon abhängig, daß der Grundabtretungsanspruch selbst begründet ist. MinBesch. v. 10. 11. 1944 Z. 84/86 S. 266. Die Verkündung der Einweisungsverfügung im Ortstermin ist auch gegen diejenigen Teilnehmer gültig, die sich vor Terminschluß entfernt haben. MinBeschl. v. 15. 11. 1923 Z. 65 S. 164. Eine Besitzeinweisungsverfügung nach ABG i. Verb, mit d. Ges. v. 26. 7. 1922 wird dadurch vollzogen, daß der Eingewiesene von der Sache tatsächlich Besitz ergreift. OVG Münster v. 28. 1. 1959 Z. 100 S. 227; vgl. auch OVG Münster v. 11. 6. 1953 OVGE Bd. 7 S. 191. Beschwerde gegen die Besitzeinweisungsverfügung s. MinBeschl. v. 6. 2. 1924 Z. 65 S. 167. Kein Rechtsbehelf gegen den Beschluß der Landesregierung auf Zulassung des vereinfachten Enteignungsverfahrens. MinBeschl. v. 7. 11. 1923 Z. 65 S. 161. In Nordrhein-Westfalen an Stelle eines Beschlusses der Landesregierung jetzt Beschluß des zuständigen Fachministers. Erstes Vereinfachungsgesetz v. 23. 7. 1957 (GV NW S. 189). Nach Abschluß des Grundabtretungsverfahrens ist die Anwendung des vereinfachten Enteignungsgesetzes nicht mehr möglich. Erl. v. 7. 2. 1922 Z. 63 S. 160. § 143 (1) Vor der Entscheidung 1 müssen beide Teile gehört und die Verhältnisse durch Kommissarien der beiden entscheidenden Behörden an Ort und Stelle untersucht werden2. (2) Die Ermittelung der für die vorübergehende Benutzung des Grundstücks oder für die Abtretung des Eigentums zu leistenden vollständigen Entschädigung, sowie der im § 137 erwähnten Kaution liegt beim Mangel einer gütlichen Einigung der Beteiligten ebenfalls den Kommissarien ob. (3) Zu dieser Ermittlung sind Sachverständige zuzuziehen3. (4) Jeder Teil ist befugt, einen Sachverständigen zu bezeichnen. Geschieht dies binnen einer von den Kommissarien zu bestimmenden Frist nicht, so ernennen letztere die Sachverständigen. (5) In jedem Falle können die Kommissarien einen dritten Sachverständigen zuziehen. 1. § 143 enthält die bei der Zwangsgrundabtretung zu beachtenden Verfahrensvorschriften, während § 144 den Inhalt der behördlichen Entscheidung festlegt. 268
5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§143 Anm. 2, 3
Das Verfahren muß nach § 143 drei Grundsätze berücksichtigen: 1. Rechtliches Gehör der Beteiligten, 2. Untersuchung der tatsächlichen Verhältnisse an Ort und Stelle, 3. Hinzuziehung von Sachverständigen bei Ermittlung der Entschädigung und Sicherheitsleistung. Die Ausgestaltung des Verfahrens im einzelnen ist der Verwaltungspraxis überlassen worden. Vgl. hierzu Erl. v. 21. 8. 1866 Z. 7 S. 404; Erl. v. 31. 3. 1923 Z. 64 S. 191 ; Erl. v. 19. 5. 1935 Z. 76 S. 391. 2. Der Ortstermin bezweckt, die Kommissare und Sachverständigen über die tatsächlichen und rechtlichen Verhältnisse zu unterrichten und die zu treffende Entscheidung unmittelbar vorzubereiten, so daß ohne weiteres der Spruch der Grundabtretungsbehörden ergehen kann. R B v. 26. 4. 1906 Z. 47 S. 465. Bei den „Kommissaren" handelt es sich um die zuständigen Dezernenten der Grundabtretungsbehörden, denen eine selbständige Entscheidungsbefugnis nicht eingeräumt ist. Daher ist eine formliche Ernennung der Kommissare nicht erforderlich. Über den Termin ist eine Verhandlungsniederschrift aufzunehmen. Erl. v. 31. 3. 1923 Z. 64 S. 191. E s besteht aber kein Anspruch der Parteien auf Erteilung einer Protokollabschrift. R B v. 25. 10. 1889 Z. 31 S. 412; Erl. v. 8. 6. 1931 Z. 72 S. 376; Erl. v. 29. 5. 1935 Z. 76 S. 391. Trotzdem ist es in der heutigen Verwaltungspraxis üblich, den Beteiligten eine Abschrift des Verhandlungsprotokolls zukommen zu lassen. Zu dem Termin sind sämtliche Miteigentümer zu laden, R B v. 5. 4. 1907 Z. 48 S. 430, ferner alle sonstigen Nutzungsberechtigten, sofern der Bergwerksbesitzer sich mit ihnen nicht bereits gütlich geeinigt hat. Werden die Parteien durch einen Bevollmächtigten vertreten, so ist dessen Vollmacht zu prüfen. R B v. 7. 11. 1932 Z. 73 S. 606. Die Tätigkeit der Behörden halt sich in den Grenzen der gestellten Anträge. Innerhalb dieser Grenzen herrscht Oftizialmaxime. E s wird das gesamte Rechtsund Tatsachenmaterial von Amts wegen geprüft. Belehrung des Grundbesitze! s über seine Rechte zwecks Stellung sachdienlicher Anträge. OBA Bonn v. 9. 4. 1898 Z. 39 S. 384; R B v. 7. 11. 1932 Z. 73 S. 606. Der Grundeigentümer muß im Ortstermin insbesondere erklären, ob er die Abtretung zur Benutzung oder zu Eigentum verlangt. Die abgegebene Erklärung wird der Entscheidung der Behörden zugrunde gelegt. R B v. 26. 4. 1906 Z. 47 S. 465; OBA Bonn a. a. O. Das rechtliche Gehör, auf das nach § 143 Abs. 1 beide Teile Anspruch haben, ist nur dann gewährt, wenn jeder Partei die Möglichkeit gegeben wird, das Vorbringen der Gegenpartei zur Kenntnis zu nehmen und sich dazu zu äußern. Erl. v. 31. 3. 1923 Z. 64 S. 191. Mangelndes rechtliches Gehör kann zur Aufhebung des Grundabtretungsbeschlusses führen. R B v. 7. 11. 1932 Z. 73 S. 606. 3. Die Parteien können Anwälte zuziehen, doch sind deren Kosten nicht erstattungsfàhig. MinBesch. v. 24. 9. 1873 Z. 15 S. 139. Zeugen werden nicht gehört. Keine Vereidigung der Sachverständigen erforderlich. Erl. v. 29. 2. 1904 Z. 45 S. 114. Die Sachverständigen der Parteien können nicht abgelehnt werden. Ablehnung des amtlichen Sachverstandigen kann bis zur Abgabe seines schriftlichen Gutachtens entsprechend den Bestimmungen der ZPO erfolgen. R B v. 15. 8. 1924 Z. 65 S. 517. Erstattung eines schriftlichen Gutachtens der Sachverständigen nicht erforderlich. OBA Bonn v. 13. 2. 1889 Z. 31 S. 136; R B v. 15. 8. 1890 Z. 32 S. 139. Die Parteien sind mit den schriftlich zu den Akten erstatteten Gutachten bekanntzumachen. Erl. v. 31. 3. 1923 Z. 64 S. 191; R B v. 27. 5. 1932 Z. 73 S. 590; Erl. v. 29. 5. 1935 Z. 76 S. 391. Ein Unterlassen der Bekanntgabe ist jedoch kein Ver-
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§144
ABG
Anm. 1 fahrensmangel, der zur Aufhebung des Grundabtretungsbeschlusses im Verwaltungswege führen könnte. R B v. 19. 6. 1931 Z. 72 S. 646. Sind mehrere Sachverständige eingesetzt, sollen sie möglichst Fühlung miteinander aufnehmen und dadurch Gelegenheit erhalten, zu den Ansichten der anderen Sachverständigen Stellung zu nehmen. Erl. v. 8. 6. 1931 Z. 72 S. 376. Benennen beide Parteien denselben Sachverständigen, erübrigt sich die Ernennung eines zweiten Sachverständigen nach § 137 Abs. 4 Satz 2. Dasselbe gilt, wenn sich beide Parteien mit dem von den Abtretungsbehörden vorgeschlagenen Sachverständigen einverstanden erklären. §144 Der Beschluß1, durch welchen die zwangsweise2 Abtretung oder Erwerbung eines Grundstücks ausgesprochen wird, muß das Grundstück genau bezeichnen, die dem Grundbesitzer zu leistende Entschädigung, beziehungsweise Kaution festsetzen und die sonstigen Bedingungen der Abtretung oder Erwerbung enthalten3,4. 1. Nach § 142 i. Verb, mit § 144 hat sich die Entscheidung der Grundabtretungsbehörden darauf zu erstrecken, ob, in welchem Umfang und unter welchen Bedingungen der Grundbesitzer zur Abtretung eines genau zu bezeichnenden Grundstücks oder der Bergwerksbesitzer zum Erwerb des Eigentums verpflichtet ist, ferner, welche Entschädigung und ggf. Sicherheit der Bergwerksbesitzer zu leisten hat. Außer der Entscheidungsformel muß der Beschluß eine Begründung haben, aus der ersichtlich ist, ob die einzelnen Tatbestandselemente des Grundabtretungsanspruchs vorliegen, insbesondere, ob die Abtretung notwendig ist, selbst wenn sie im Verfahren nicht strittig war. Erl. v. 21. 8. 1866 Z. 7 S. 404. Eine Trennung von Entscheidungsformel und Begründung des Beschlusses ist nicht erforderlich, aber zweckmäßig. R B v. 4. 12. 1873 Z. 21 S. 400. Eine spätere Ergänzung des Beschlusses ist zulässig. Erl. v. 19. 2. 1895 Z. 37 S. 115. Offenbare Unrichtigkeiten sind von Amts wegen zu berichtigen. Isay Bd. 2 § 144 Anm. 1. Der Beschluß muß feststellen, ob Abtretung zur Nutzung oder zu Eigentum erfolgt. E r muß das Grundstück oder die Grundstücksteile bezeichnen, die benutzt werden sollen. R G v. 18. 9. 1896 Z. 38 S. 117. Es genügt, wenn der räumliche Umfang der abzutretenden Fläche aus dem Abtretungsbeschluß in Verbindung mit einem ihm angehefteten Lageplan genau ersichtlich ist. R G a. a. 0 . ; R B v. 6. 6. 1882 Z. 24 S. 125; R B v. 23. 7. 1898 Z. 39 S. 504; R B v. 30. 6. 1925 Z. 66 S. 560. Der Beschluß muß auch den Zeitpunkt des Beginns der Abtretung und damit der Nutzung enthalten. R B v. 6. 6. 1882 Z. 24 S. 125; R B v. 9. 10. 1891 Z. 35 S. 393; MinBesch. v. 10. 11. 1944 Z. 84/86 S. 266. - Dagegen braucht der Zeitpunkt der Rückgabe nicht festgesetzt zu werden, weil sich dieser nicht im voraus genau bestimmen läßt. R B v. 4. 1. 1890 Z. 32 S. 269; R B v. 9. 10. 1891 Z. 35 S. 393; R B v. 18. 9. 1896 Z. 38 S. 117; LVG Münster v. 26. 6. 1959 Z. 100 S. 316. Es können auch Bedingungen gestellt oder Auflagen im Interesse der Nachbarn oder im öffentl. Interesse gemacht werden. R B v. 1 1 . 7 . 1866 Z. 17 S. 407. Zu bergpolizeilichen Auflagen auf Grund des § 196 sind die Grundabtretungsbehörden dagegen nicht befugt. E s kann aber ein Bergschadensausgleich gem. § 148 als Bedingung i. S. d. § 144 angeordnet werden. R G v. 15. 11. 1940 Z. 80/81 S. 371. Der Beschluß muß auch die Kostenfrage regeln. Vgl. dazu § 147 Anm.l. 270
5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§144 Anm. 2
Ferner ist die dem Grundbesitzer zu leistende Entschädigung und die etwaige Sicherheitsleistung ziffernmäßig anzugeben. R B v. 18. 9. 1896 Z. 38 S. 117. Die Entschädigung erfolgt grundsätzlich in Geld. Sie kann unter besonderen Voraussetzungen, z. B. wenn die Belastung des Grundstücks in absehbarer Zeit fortfallt, in Form einer Rente gezahlt werden. Die Entschädigung könnte auch durch einzelne Teilbeschlüsse durch das Oberbergamt festgestellt werden, ähnlich § 301 ZPO. Erl. v. 31. 3. 1923 Z. 64 S. 191. U m Schwankungen des Geldwertes auszugleichen, ist es zulässig, die Höhe der fortlaufenden Entschädigung zunächst nur für einen beschränkten Zeitraum festzusetzen und daneben zu bestimmen, daß nach Ablauf dieses Zeitraumes auf Antrag einer Partei der Leistungsbetrag erneut zu ermitteln ist. Erl. y. 31. 3. 1923 Z. 64 S. 191. — Nach § 7 des Gesetzes über die Gesamtplanung im Rheinischen Braunkohlengebiet v. 25. 4.1950 — Teil II B f 2 — ist bei der Grundabtretung auf Antrag des Entschädigungsberechtigten f ü r die Entziehung des Grundeigentums an Stelle der Geldentschädigung die Bereitstellung von Ersatzland anzustreben oder aufzuerlegen, soweit die Gesetzgebung dieses zuläßt. Bisher besteht eine gesetzliche Möglichkeit, den Bergwerksbesitzer zur Hergabe von Ersatzland zu zwingen, jedoch nicht. Eine Sicherheitsleistung kann in jedem Augenblick des Verfahrens verlangt werden. Maßgebend f ü r die Höhe ist der bei der Rückgabe mögliche Minderwert. Die Art der Sicherheitsleistung braucht im Grundabtretungsbeschluß nicht angegeben zu werden. R B v. 18. 9. 1896 Z. 38 S. 117. Sie richtet sich nach den §§ 232ff. BGB. Hinterlegungsstelle ist das Amtsgericht, § 1 Abs. 2 der Hinterlegungsordnung v. 10. 3. 1937 (RGBl. I S. 285). 2. Rechtswirkungen des Grundabtretungsbeschlusses: a) Der auf Abtretung zur Nutzung gerichtete Beschluß begründet ein Benutzungsrecht mit dinglicher Wirkung. K G v. 5. 7. 1906 Z. 48 S. 162; KlostermannThielmann S. 365; Isay §135 Anm. 19, §144 Anm. 9; Boldt §144 Anm. 2 a ; Huber, Wirtschaftsverwaltungsrecht, 2. Aufl. Bd. 2 S. 66; Platte Z. 72 S. 467. Eintragung des Nutzungsrechts im Grundbuch ist zur Wirksamkeit gegen Dritte nicht erforderlich, Art. 22 AGBGB, RG v. 30. 12. 1905 Z. 47 S. 265. Es handelt sich um ein besonderes Nutzungsrecht bergrechtlicher Art, das in seiner N a t u r grundsätzlich verschieden ist von den Grundstücksbelastungen des bürgerl. Rechts und das gem. Art. 22 AGBGB auch ohne Eintragung im Grundbuch gegen Untergang durch gutgläubigen Erwerb geschützt ist. Mit diesen Grundsätzen ist es unvereinbar, im Grundabtretungsbeschluß den Grundeigentümer zu verpflichten, die Eintragung einer Grunddienstbarkeit zu bewilligen. R B v. 8. 7. 1942 Z. 82/83 S. 438. b) Die Abtretung zu Eigentum verpflichtet den Bergwerksbesitzer zum Erwerb und den Grundeigentümer zur lastenfreien Übertragung des Eigentums an dem Grundstück. R B v. 20. 5. 1903 Z. 44 S. 373; Voelkel Z. 51 S. 42C; z. T. abw. Westhoff Z. 46 S. 61 ff. Der Grundabtretungsbeschluß bewirkt kein Erlöschen dinglicher Rechte. K G v. 30. 4. 1914 Z. 55 S. 517; Voelkel Z. 51 S. 414; abw. K G v. 23. 4, 1909 Z. 51 S. 173; Westhoff Bd. 2 S. 213, Z. 46 S. 61ff. Der rechtskräftige Grundabtretungsbeschluß ersetzt nach Art eines Urteils die dingliche Einigung zwischen dem Grundeigentümer und dem Bergwerksbesitzer. Zum Eigentumsübergang bedarf es nur noch der Umschreibung im Grundbuch. K G v. 5. 7. 1906 Z. 48 S. 162; K G v. 30. 4. 1914 Z. 55 S. 517; LG Essen v. I . 8. 1901 Z. 43 S. 111. Die Umschreibung kann von dem Bergwerksbesitzer beantragt
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§144
ABG
Anm. 3 werden. Mit dem Umschreibungsantrag ist der mit einem Rechtskraftzeugnis versehene Grundabtretungsbeschluß und der Nachweis der Zahlung bzw. Hinterlegung der Entschädigung sowie einer etwaigen Sicherheitsleistung vorzulegen. R G v. 30. 12. 1905 Z. 47 S. 265 RGZ 62 S. 215. Der Grundbuchrichter ist an die in dem Grundabtretungsbeschluß ausgesprochene Eigentumsübertragung gebunden und h a t nicht nachzuprüfen, ob die Voraussetzungen f ü r den Erlaß des Beschlusses vorgelegen haben. K G v. 5. 7. 1905 Z. 47 S. 265. Bis zur Umschreibung im Grundbuch besteht f ü r den Grundstückseigentümer ein Veräußerungsverbot zugunsten des Bergwerksbesitzers i. S. d. § 136 BGB. Eine dem Verbot zuwiderlaufende Verfügung des Grundeigentümers ist gem. § 892 Abs. 1 S. 2, Abs. 2 BGB dem Bergwerksbesitzer gegenüber unwirksam, wenn dem Erwerber des Grundstücks die Verfügungsbeschränkung des Eigentümers bekannt war. R G v. 30. 12. 1905 Z. 47 S. 265; K G v. 5. 7. 1906 Z. 48 S. 162. Der Grundabtretungsbeschluß richtet sich gegen alle, denen Eigentumsrechte an dem abzutretenden Grundstück zustehen, gleichviel, ob sie im Grundbuch als Eigentümer eingetragen sind oder nicht und ob sie zu dem Grundabtretungsverfahren zugezogen worden sind oder nicht. K G v. 5. 7. 1906 Z. 48 S. 162. Bei der Zwangsgrundabtretung zu Eigentum ist eine Genehmigung der Landwirtschaftsbehörde nach § 2 des Grundstückverkehrsgesetzes v. 28. 7. 1961 (BGBl. I S. 1091) — Teil I I I 44 — nicht erforderlich, da es sich nicht um eine rechtsgeschäftliche Veräußerung handelt. Nach Erlaß des Grundabtretungsbeschlusses ist der Bergwerksbesitzer nicht verpflichtet, dem Eigentümer des Grundstücks die fernere Benutzung eines zum Berg Werksbetrieb nicht sofort benötigten Teils des abgetretenen Grundstücks zu gestatten. R G v. 27. 4. 1918 Z. 60 S. 96. 3. Durchsetzung des Grundabtretungsbeschlusses: a) Eine zwangsweise Durchsetzung des Anspruchs des Grundbesitzers auf Zahlung der Entschädigung bzw. Sicherheitsleistung kommt nicht in Betracht, da er seine Gegenleistung, nämlich die Einräumung des Besitzes, nur zu erbringen braucht, wenn die Entschädigung zuvor gezahlt oder hinterlegt ist. Bei Streit über die Höhe der Entschädigung Klage vor dem ordentlichen Gericht mit den sich daraus ergebenden Vollstreckungsmöglichkeiten. Vgl. § 145 Anm. 2. b) Weigert sich der Grundbesitzer, die Umschreibung des Eigentums im Grundbuch zu beantragen, kann der Bergwerksbesitzer den Umschreibungsantrag unter Vorlage des rechtskräftigen Grundabtretungsbeschlusses und des Nachweises über die Zahlung oder Hinterlegung der Entschädigung selbst stellen. RG v. 30. 12. 1905 Z. 47 S. 265 RGZ 62 S. 215. c) Weigert sich der Grundbesitzer nach Rechtskraft des Beschlusses bzw. nach Anordnung der sofortigen Vollziehung, dem Bergwerksbesitzer die tatsächliche Gewalt über die abzutretenden Flächen einzuräumen, dann kann die Behörde dem Berechtigten den Besitz zwangsweise verschaffen. Dies folgt aus dem Grundsatz des allgemeinen Verwaltungsrechts, daß jede Behörde ihre Anordnungen mit ihren eigenen Mitteln erfüllt und durchsetzt. Vgl. dazu Haueisen, Die Rechtsgrundlage der Vollstreckung des Verwaltungsaktes, N J W 1956 S. 1457 ff. Die im Schrifttum bisher zum Teil vertretene Auffassung, die Besitzüberlassung könne nur durch Klage vor dem ordentlichen Gericht erzwungen werden — vgl. z. B. Willecke, Grundriß S. 82 —, muß als überholt angesehen werden, nachdem sich 272
5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§ 144 Anm. 4 1
§ 145 Anm.
in der letzten Zeit die Ansicht durchgesetzt hat, bei der Zwangsgrundabtretung handele es sich um eine Enteignung und nicht, wie früher angenommen wurde, lediglich um die Feststellung zlvilrcchtlicher Beziehungen zwischen Bergwerks Unternehmer und Grundbesitzer. Vgl. BVerwG v. 7. 11. 1959 Z. 101 S. 89. Nach der bisherigen Verwaltungspraxis erfolgt die Besitzeinweisung auf Antrag des Bergwerksbesitzers an Ort und Stelle durch Kommissare des Oberbergamts und des Regierungspräsidenten. Isay § 144 Anm. 11; Brassert-Gottschalk § 146 Anm. 2; Klostermann-Thielmaim § 146 Anm. 1; Boldt § 144 Anm. 4 b ; Westhoff Bd. 2 S. 352; vgl. ferner Z. 7 S. 410; Z. 8 S. 555; Z. 15 S. 341; Z. 22 S. 133; Z. 51 S. 430. — I n Ländern mit eigenen Verwaltungsvollstreckungsgesetzen ist das Verwaltungszwangsverfahren nach Maßgabe dieser Gesetze durchzuführen. Vgl. VWVG R P f . v. 8. 7. 1957 (GVB1. S. 101), VwVG NW v. 23. 7. 1957 (GV N W S. 216) i. d. F. d. Ges. v. 22. 5. 1962 (GV N W S. 263), VwVG Hamb. v. 13. 3. 1961 (GVB1. S. 79). Als Zwangsmittel kommen Zwangsgeld und unmittelbarer Zwang in Betracht. In NRW beachte Ges. über Ausübung und Grenzen des unmittelbaren Zwanges v. 22. 5. 1962 (GV NW S. 260). Das anzuwendende Zwangsmittel m u ß vorher schriftlich angedroht werden. Vgl. hierzu OVG Münster v. 19. 10. 1962 — IV B 556/62—•; dort wird die hier vertretene Auffassung bestätigt. 4. Die Grundabtretungsbehörden können gem. § 80 Abs. 2 Nr. 4 VwGO die sofortige Vollziehung eines Grundabtretungsbeschlusses anordnen, wenn es im öffentlichen Interesse oder im überwiegenden Interesse eines Beteiligten geboten erscheint. Damit entfällt die aufschiebende Wirkung eines gegen den Beschluß eingelegten Rechtsmittels. OVG Münster v. 26. 11. 1958 Z. 99 S. 466; OVG Münster v. 28. 1. 1959 Z. 100 S. 227; OVG Munster v. 17. 4. 1962 — IV B 213/62 - ; VG Düsseldorf v. 12. 9. 1960 - 4 L 1341/60 Ein öffentliches Interesse an der Anordnung der sofortigen Vollziehung ist z. B. dann gegeben, wenn ohne diese die Belieferung eines wichtigen Kraftwerkes mit Kohle verzögert und dadurch die öffentliche Stromversorgung gestört werden würde. OVG Münster v. 26. 11. 1958 Z. 99 S. 466. Bei der Prüfung des öffentlichen Interesses an der alsbaldigen Inbesitznahme ist davon auszugehen, daß die Förderung von Rohstoffen im Zweifel stets auch dem Interesse der Allgemeinheit dient. OVG Münster v. 17. 4. 1962 - I V B 213/62 §145 (1) Gegen den Beschluß des Oberbergamts und der Regierung steht beiden Teilen der Rekurs an die betreffenden Ressortminister zu. Derselbe muß nach näherer Vorschrift der §§ 192 und 198 bei dem Oberbergamte eingelegt werden 1 . Gegen die Festsetzung der Entschädigung und der Kaution findet der Rekurs nicht statt2. (2) Über die Verpflichtung zur Abtretung eines Grundstücks ist der Rechtsweg nur in dem Falle zulässig, wenn die Befreiung von dieser Verpflichtung auf Grund des zweiten Absatzes des § 136 oder eines speziellen Rechtstitels3 behauptet wird. In Nordrhein-Westfalen und Hessen h a t Abs. 1 folgende Fassung: (1) Gegen die Festsetzung der Entschädigung und der Sicherheitsleistung findet nur die Klage vor den ordentlichen Gerichten statt1"2. 1. Der Grundabtretungsbeschluß ist als Verwaltungsakt mit den in der VwGO vorgesehenen Rechtsbehelfen anfechtbar, ohne daß dies ausdrücklich im Gesetz 18
E b e l - W e l l e r , Berggesetz
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§145
ABG
Anm. 2 erwähnt zu werden braucht. Der Klage vor dem Verwaltungsgericht muß stets ein Widerspruchsverfahren vorangehen. Lediglich in Nordrhein-Westfalen war der Beschluß gem. § 6 Abs. 1 AGVwGO unmittelbar durch Klage anfechtbar, da er vom OBA als Kollegialbehörde in einem förmlichen Verfahren gefaßt wurde. LVG Münster v. 26. 6. 1959 Z. 100 S. 316. Seit dem 15. 7. 1962 ist jedoch auch in Nordrhein-Westlalen die vorherige Einlegung eines Widerspruchs erforderlich, denn gem. § 26 Abs. 1 des Landesorganisationsgesetzes v. 10. 7. 1962 (GV N W S. 421) entfällt nunmehr das Beschlußverfahren. — I m übrigen Geltungsbereich des ABG ist der Widerspruch deshalb erforderlich, weil die Entscheidung über die Grundabtretung dort durch einen gemeinsamen Beschluß des Oberbergamts und des Regierungspräsidenten erfolgt und letzterer keine Kollegialbehörde ist. Vgl. dazu Reuß-Grotefend-Dapprich § 191 Anm. 1. Über den Widerspruch entscheidet in N R W das Oberbergamt im Einvernehmen mit dem Regierungspräsidenten, in den übrigen Ländern ist eine gemeinsame Entscheidung beider Behörden zu treffen. Anfechtungsberechtigt sind beide Parteien des Verfahrens. Als Anfechtungsgrund kommen in erster Linie Verfahrensmängel in Betracht. Dazu gehört vor allem eine Versagung des rechtlichen Gehörs. R B v. 7. 11. 1932 Z. 73 S. 606. Auch wenn die Ermittlung der Entschädigung oder der Sicherheitsleistung an einem wesentlichen Verfahrensmangel leidet, kann dies im Verwaltungsrechtsweg geltend gemacht werden, z. B. Ablehnung der Behörden, einen von den Parteien benannten Sachverständigen hinzuzuziehen. R B v. 15. 8. 1890 Z. 32 S. 139. Dasselbe gilt, wenn die Grundabtretungsbehörden überhaupt keine Entschädigung festgesetzt haben oder keine Entscheidung über die Sicherheitsleistung getroffen haben, obwohl eine solche beantragt worden war. R B v. 9. 10. 1891 Z. 35 S. 393. Die Anfechtung im Verwaltungsrechtsweg darf aber nicht zu einer Umgehung des § 145 Abs. 1 führen. Richtet sich die Anfechtung sachlich gegen die Höhe der Entschädigung, so ist sie unzulässig, auch wenn formell die Nichtigkeit des Verfahrens geltend gemacht wird. R B v. 2. 3. 1866 Z. 7 S. 410. 2. Gegen die Festsetzung der Höhe und Art der Entschädigung und der Sicherheitsleistung ist nur die Klage vor dem ordentlichen Gericht zulässig, vgl. Art. 14 Abs. 3 Satz 4 GG. LVG Münster v. 26. 6. 1959 Z. 100 S. 316. Sonstige Auflagen des Grundabtretungsbeschlusses, welche nicht die Entschädigung, sondern die Benutzung betreffen, können nur vor den Verwaltungsgerichten angefochten werden. R B v. 3. 5. 1870 Z. 11 S. 363. Zur Klageerhebung sind die an der Grundabtretung Beteiligten berechtigt. Vgl. Art. 200 bayBergG; Westhoff Bd. 2 S. 334ff. Die Klage richtet sich gegen die andere Partei des Grundabtretungsverfahrens, nicht gegen die Behörde. Die Klage des von der Grundabtretung Betroffenen, der eine Erhöhung der im Verwaltungsverfahren festgesetzten Entschädigung erstrebt, kann nur als eine Leistungsklage erhoben werden, wenn das Urteil einen vollstreckbaren Inhalt haben soll. Deshalb muß der Klageantrag auf die Verurteilung zur Zahlung eines bestimmten Betrages, und zwar der über die festgesetzte Entschädigung hinaus begehrten Summe lauten. B G H v. 4. 6. 1962 N J W 1962 S. 1441. Die Klage des Bergwerksbesitzers kann dagegen nur auf Herabsetzung der behördlich festgesetzten Entschädigung oder Kaution gerichtet werden (Gestaltungsklage). Die Klage ist an keine Frist gebunden, sie kann daher solange erhoben werden, als der geltend gemachte Anspruch nicht verjährt ist. R G v. 13. 2.1907 Z. 48
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5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§ 145 Anm. 3
§ 146 Anm. 1 S. 386. Zuständig ist das Gericht, in dessen Bezirk das abzutretende Grundstück liegt, § 24 ZPO. Unter Umständen steht der Klage der Einwand des Verzichts entgegen. Ein stillschweigender Verzicht kann nach Lage des Talles darin gefunden werden, daß der Grundbesitzer die festgesetzte Entschädigung widerspruchslos angenommen bzw. der Bergwerksbesitzer die Entschädigung vorbehaltlos gezahlt oder hinterlegt hat. RG v. 14. 10. 1896 J W 1897 S. 72; RG v. 31. 1. 1914 Z. 55 S. 354; R B v. 7. 11. 1893 Z. 36 S. 119; Isay § 145 Anm. 5 u. 7; Westhoff Bd. 2 S. 339. Die Frage, ob der Grundabtretungsbeschluß ordnungsgemäß zustande gekommen ist, unterliegt nicht der Nachprüfung durch das ordentliche Gericht. OLG Breslau v. 26. 9. 1887 Z. 29 S. 531; Westhoff Bd. 2 S. 340. Das ordentliche Gericht wird daher in der Regel das Verfahren über die Höhe der Entschädigung gem. § 148 ZPO bis zur rechtskräftigen Entscheidung im Verwaltungsrechtsweg aussetzen. RGZ 70 S. 90. Der Anspruch aus § 137 ist wie derjenige nach § 148 ein Schadensersatzanspruch. Bei der Ermittlung der dem Grundbesitzer zuzubilligenden Entschädigung findet daher § 287 ZPO Anwendung. RG v. 7. 8. 1938 Z. 80/81 S. 143; a. M. Westhoff Bd. 2 S. 342. Das Gericht hat hiernach über die Höhe des Schadens oder einer Entschädigung unter Würdigung aller Umstände nach freier Überzeugung zu entscheiden und kann hierzu nach seinem Ermessen Beweise erheben. Wer eine höhere als die festgesetzte Entschädigung fordert, trägt die Beweislast f ü r die Tatsachen, aus denen er den höheren Wert herleitet. BGH v. 4. 6. 1962 N J W 1962 S. 1441. Der Entschädigungsanspruch ist stets ein einheitlicher, auch wenn sich die Gesamtentschädigung aus verschiedenen einzelnen Rechnungsposten zusammensetzt. R G v. 11. 12. 1915 Z. 57 S. 202; BGH a. a. O. Der Zeitpunkt der Bewertung des abzutretenden Grundstücks soll der Auszahlung der Entschädigung möglichst nahe liegen. Das ist grundsätzlich der Zeitpunkt der Zustellung des Entschädigungsfestsetzungsbeschlusses. In Zeiten schwankender Preise muß die Bewertung aber u. U. auf einen späteren Zeitpunkt abgestellt werden, um dem Enteigneten vollen Ausgleich zu geben. Dieser Zeitpunkt kann bei alsbaldiger Zahlung des richtig festgesetzten Betrages der der tatsächlichen Zahlung, oder, wenn die behördliche Festsetzung unrichtig war, der Zeitpunkt der letzten gerichtlichen Tatsachenverhandlung sein. BGH v. 23. 1. 1959 N J W 1959 S. 771 Glückauf 1960 S. 1654; BGH v. 4. 6. 1962 N J W 1962 S. 1441. 3. Unter „speziellen Rechtstiteln" sind nach der Gesetzesbegründung z. B. Privilegien, Vertrag, Verjährung zu verstehen. Mot. in Z. 6 S. 170; OTr. v. 6. 1. 1873 Z. 14 S. 249. In den Fällen des Abs. 2 ist neben der Klage vor den ordentlichen Gerichten auch die Möglichkeit der Anfechtung im Verwaltungsrechtsweg gegeben (Str.). §146 Durch Beschreitung des Rechtsweges wird, wenn dieselbe nur wegen der Festsetzung der Entschädigung oder Kaution erfolgt, die Besitznahme des Grundstücks nicht aulgehalten, vorausgesetzt, daß die festgesetzte Entschädigung an den Berechtigten gezahlt1 oder bei verweigerter Annahme gerichtlich deponiert2, desgleichen die gerichtliche Deposition der festgesetzten Kaution3 geschehen ist. 1. In § 146 wird zweierlei zum .Ausdruck gebracht: erstens, daß die nach § 145 Abs. 1 erhobene Klage vor dem ordentlichen Gericht keine aufschiebende 18*
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§ 146 Anm. § 147 Anm.
2, 3 1, 2
ABG
Wirkung hat, zweitens, daß der Grundabtretungsbeschluß erst vollzogen werden kann, nachdem die festgesetzte Entschädigung und Kaution gezahlt bzw. hinterlegt wurde. Au! welche Weise ein Grundabtretungsbeschluß zu vollziehen ist, wird dagegen in § 146 nicht gesagt. Es sind also die allgemeinen Vorschriften über die Vollziehung von Verwaltungsakten anzuwenden. Vgl. § 144 Anm. 3, 4. 2. Die Hinterlegung h a t bei dem f ü r den Wohnsitz des Grundbesitzers zustandigen Amtsgericht zu erfolgen, §§ 374, 270 BGB, § 1 Abs. 2 der Hinterlegungsordnung v. 10. 3. 1937 (RGBl. I S. 285). 3. Die Art der Sicherheitsleistung richtet sich nach den §§ 232ff. BGB. §147 Die Kosten des Expropriationsverfahrens1 hat für die erste Instanz der Bergwerksbesitzer2, für die Rekursinstanz der unterliegende Teil zu tragen3. 1. Zu den Kosten des Grundabtretungsverfahrens i. S. des § 147 gehören die Gebühren u n d baren Auslagen der beteiligten Behörden sowie des amtlichen Sachverständigen. Wegen der Hohe der Gebühr siehe die in Teil I I B abgedruckten Verwaltungsgebührenordnungen der einzelnen Lander. Die gem. § 147 vom Bergwerksbesitzer zu tragenden Kosten des Verfahrens werden vom OBA festgesetzt und nötigenfalls von der Oberbergamtskasse im Verwaltungszwangsverfahren beigetrieben. Hierzu gehören nicht die Kosten der von den Beteiligten zugezogenen Anwälte sowie persönliche Auslagen der Parteien. MinBesch. v. 24. 9. 1873 Z. 15 S. 139; R B v. 28. 7. 1876 Z. 18 S. 138; R B v. 1. 2. 1889 Z. 30 S. 407; vgl. auch RG v. 16. 9. 1904 RGZ 58 S. 423. Vielmehr müssen die Parteien, falls sie glauben, Ansprüche auf Kostenersatz erheben zu können, diese unmittelbar gegen den Bergwerksbesitzer — notfalls im Rechtswege — geltend machen. R B v. 28. 7. 1876 Z. 18 S. 138. Ob allerdings ein solcher Erstattungsanspruch gerichtlich anerkannt wird, erscheint fraglich, denn nach der Auffassung des B G H sind diese Kosten Nachteile, die nicht an dem Gegenstand des enteignenden Eingriffs entstanden sind und daher von dem Anspruch auf Entschädigung nicht gedeckt werden. B G H v. 4. 6. 1962 N J W 1962 S. 1441. - Umstritten ist, ob die Kosten der Parteisachverständigen nach § 147 erstattungsfähig sind. Überwiegend wird die Ansicht vertreten, daß die Gebühren der von den Parteien benannten Sachverständigen nicht festgesetzt und im Verwaltungswege beigetrieben werden können, sondern ihre Einziehung den Sachverständigen selbst überlassen werden muß. Isay § 147 Anm. 3; Boldt § 147 Anm. 1. Diese Auffassung begegnet aber jedenfalls dann Bedenken, wenn die Sachverstandigen nicht von den Parteien selbst, sondern gem. § 143 Abs. 4 von den Behörden ernannt worden sind. Zumindest in diesen Fällen erscheint es gerechtfertigt, die Gutachtergebühren als Kosten des Verfahrens zu behandeln. Vgl. dazu Westhoff Bd. 2 S. 308. 2. Der Bergwerksbesitzer h a t die Verfahrenskosten auch dann zu tragen, wenn der Grundeigentümer das Grundabtretungsverfahren mit dem Ziel zwangsweisen Eigentumserwerbs durch den Bergwerksbesitzer (§§ 136 Abs. 2, 137 Abs. 2, 138) betreibt. R B v. 30. 10. 1926 Z. 68 S. 262. Das gilt nicht, wenn der Antrag des Grundeigentümers auf Übernahme des Eigentums abgewiesen wird, weil die Voraussetzungen f ü r eine Grundabtretung nicht vorliegen. R B v. 29. 8. 1902 Z. 44 S. 161. 276
5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§ 147 Anm. 3
§ 148 Anm. 1
3. F ü r die Kostentragung im Verwaltungsrechtsweg sind die Vorschriften der VwGO, f ü r die Klage vor den ordentlichen Gerichten die der ZPO maßgebend. Das ordentliche Gericht kann keine Kostenentscheidung über das vorangegangene Grundabtretungsverfahren treffen. BGH v. 30. 11. 1959 N J W 1960 S. 483; B G H v. 4. 6. 1962 N J W 1962 S. 1441.
Zweiter Abschnitt Yon dem Schadenersatze !ür Beschädigungen des Grundeigentums §148 (1) Der Bergwerksbesitzer ist verpflichtet, für allen Schaden, welcher dem Grundeigentume oder dessen Zubehörungen durch den unterirdisch oder mittels Tagebaues geführten Betrieb des Bergwerks zugefügt wird, vollständige Entschädigung zu leisten, ohne Unterschied, ob der Betrieb unter dem beschädigten Grundstücke stattgefunden hat oder nicht, ob die Beschädigung von dem Bergwerksbesitzer verschuldet ist, und ob sie vorausgesehen werden konnte oder nicht. (2) Den Hypotheken-, Grundschuld- und Rentenschuldgläubigern wird eine besondere Entschädigung nicht gewährt. Schrifttum: Austermann, Bergschadensrecht, Münster 1954. Bartsch, Die Rechtsstellung der Grundpfandgläubiger beim Bergschadensanspruch und Bergschadensverzicht, Diss. Köln 1960. Daubenspeck, Die Haftung des Bergwerksbesitzers aus der Beschädigung des Grundeigentums nach preuß. Recht, Berlin 1882, zit.: (I). Daubenspeck, Beiträge zur Lehre vom Bergschaden, Berlin 1885, zit. (II). Heinemann, Der Bergschaden, 3. Aufl., Berlin 1961. Holländer, Die Entschädigung f ü r Bergbauschäden, Berlin 1913. Werneburg, Abgrenzung und Kollision zwischen Grundeigentum und Bergwerkseigentum, Z. 70 S. 181. Westhoff, Bergbau und Grundbesitz nach preuß. Recht, Bd. I : Der Bergschaden, Berlin 1904. 1. Geltungsbereich. a) Die Vorschriften der §§ 148 — 152 gelten für den Bergbau, der auf der Verleihung von Bergwerkseigentum oder echtem Staatsvorbehalt beruht, § 2 Abs. 1 Ziff. 6 des Erdölgesetzes vom 12. 5. 1934 - I I A 27 - , § 3 Ziff. 6 des Phosphoritgesetzes v. 16. 10. 1934 — I I A 2 9 —, f ü r den Bergbau auf Grundeigentümermineralien, soweit die §§ 148ff. k r a f t ausdrücklicher gesetzlicher Bestimmung f ü r anwendbar erklärt sind, § 211b Abs. 1 Ziff. 6, § 214 c Ziff. 4, § 6 der VO über die Aufsuchung und Gewinnung mineralischer Bodenschätze vom31.12.1942 — I I I 2 6 —, und f ü r den Bergbau in Ausübung alter Bergbauberechtigungen, § 222. b) Gelten f ü r den Ort, an dem der Bergwerksbetrieb ausgeübt wird, und f ü r den Ort, an dem der Bergschaden eintritt, verschiedene landesrechtliche Berggesetze, findet das Gesetz des Ortes Anwendung, an dem der schädigende Bergbau stattgefunden hat. R G v. 10. 2. 1938 Z. 79 S. 361. Ist die schadenstiftende Betriebshandlung im Geltungsbereich ausländischen Rechts vorgenommen worden und der Bergschaden im Geltungsbereich deutschen Rechts eingetreten, so gelten der Ort der Handlung und der Ort des Schadenseintritts im Rechtssinne als Begehungsorte mit der Folge, daß die rechtliche Beurteilung des Falles grundsätzlich nach beiden Rechtssystemen geschehen kann. 277
§148
ABG
Anm. 2 Anzuwenden ist das Recht, das die geringsten Anforderungen stellt, um den geltend gemachten Schadensersatzanspruch als begründet erscheinen zu lassen. Sind f ü r jedes der beiden Rechtssysteme die Anforderungen die gleichen, kann der Geschädigte seinen Anspruch auf das ihm günstigere Recht stützen. RG v. 12. 11. 1932 RGZ 138 S. 243; OLG Saarbrücken v. 22. 10. 1957 Z. 100 S. 192. 2. Rechtsgrund und Rechtsnatur der Bergschadenshaftung a) Die dem Bergwerkseigentümer nach § 54 verliehene Rechtsmacht, alle Maßnahmen über und unter Tage vorzunehmen, um in seinem Felde das in der Verleihungsurkunde benannte Mineral aufzusuchen und zu gewinnen, stellt einen einschneidenden Eingriff in die Rechte des Grundeigentümers dar und bildet den Rechtsgrund f ü r die Bergschadenshaftung. Der Grundeigentümer muß bergbauliche Einwirkungen auf sein Grundstück durch den in Ausübung des Bergwerkseigentums geführten Bergwerksbetrieb dulden und ist nicht befugt, sich gegen diese Einwirkungen mit dem Abwehr- und Unterlassungsanspruch aus §§ 903, 1004 Abs. 1 BGB, mit dem er Beeinträchtigungen seines Eigentums abwehren kann, zur Wehr zu setzen. Als Ersatz f ü r den Verlust dieses Abwehranspruchs gewährt das Berggesetz dem Grundeigentümer die Rechte aus § 148. RG v. 28. 1. 1920 Z. 61 S. 226; B G H v. 23. 4. 1958 Z. 99 S. 216. b) Der Anspruch aus § 148 begründet nach h. M. einen Schadensersatzanspruch aus dem Gesichtspunkt der Gefährdungshattung. Der Bergwerksbesitzer haftet f ü r die Schäden an fremdem Grundeigentum oder dessen Zubehörungen, die durch den rechtmäßigen, mit typischen Gefahren verbundenen Betrieb des Bergwerks hervorgerufen werden, ohne Rücksicht darauf, ob ihn ein Verschulden trifft. Die Gefährdungslage wird bereits durch die Verleihung des Bergwerkseigentums herbeigeführt. Der Schadensersatzanspruch entsteht mit dem Eintritt des Schadens an fremdem Grundeigentum oder dessen Zubehörungen. R G v. 17. 9. 1924 Z. 66 S. 73; BGH v. 23. 4. 1958 Z. 99 S. 216. Dagegen vertritt eine Mindermeinung die Ansicht, der Anspruch aus § 148 sei ein auf dem allgemeinen Rechtsgedanken der Aufopferung nach § 7 5 E i n l . A L R basierender Ausgleichsanspruch. Die Annahme eines Schadensersatzanspruchs aus dem Gesichtspunkt der Gefährdungshaftung sei deswegen verfehlt, weil die H a f t u n g des Bergwerksbesitzers auf Schäden an fremdem Grundeigentum oder dessen Zubehörungen beschränkt sei, die Gefährdungshaftung aber den Schutz aller Rechtsgüter bezwecke, und weil die schädigenden bergbaulichen Einwirkungen nicht widerrechtlich, sondern durch das verliehene Bergwerkseigentum rechtmäßig seien, die widerrechtliche Schadenszufügung aber ein wesentliches Merkmal der Gefährdungshaftung darstelle. Bartsch S. 7ff., Kremer in N J W 1958 S. 1765, Schulte in Z. 91 S. 297, Wecks in Z. 90 S. 351, Wolff-Raiser, Sachenrecht 10. Aufl., Tübingen 1957, § 97 IV. c) Der Schadensersatzanspruch aus § 148 ist persönlicher, nicht dinglicher Natur. E r entspringt wie der dingliche Abwehranspruch aus § 1004 Abs. 1 BGB, an dessen Stelle er tritt, dem Grundeigentum, löst sich jedoch mit seiner Entstehung vom Eigentum und begründet ein gesetzliches Schuldverhältnis zwischen dem Grund- und Bergwerksbesitzer. Nur zwischen diesen Personen entstehen Rechtswirkungen. Mit dem Eintritt des Schadens entsteht k r a f t Gesetzes ein persönliches Porderungsrecht des Grundeigentümers gegen den Bergwerksbesitzer, das unabhängig ist vom weiteren Schicksal des Grund- oder Bergwerkseigentums und jeder-
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5. Xitel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§148 Anm. 3
zeit übertragen werden kann. R G v. 21. 12. 1892 Z. 34 S. 508; Bartsch S. 11 ff.; Heinemann Ziff. 2f. 3. Begriff des Schadens. a) Der Begriff des Schadens, der im Berggesetz nicht festgelegt ist, bestimmt sich nach dem allgemein Schadensbegriff. RG v. 22. 12. 1937 Z. 78 S. 460. Die Rechtsordnung versteht unter Schaden die Einbuße, die jemand infolge eines bestimmten Vorganges oder Ereignisses an seinen Rechtsgütern erleidet. Dabei ist zu unterscheiden zwischen dem Vermögensschaden und dem Nichtvermögensschaden. Das Berggesetz, das die H a f t u n g des Bergwerksbesitzers auf den dem Grundeigentum oder dessen Zubehörungen zugefügten Schaden beschränkt, regelt allein den Vermögensschaden. Dieser setzt die ungünstige Beeinträchtigung eines wirtschaftlichen Rechtsgutes voraus und besteht in dem Unterschied der Vermögenslage des Geschädigten, wie sie sich infolge des schadenstiftenden Ereignisses gestaltet hat, und seiner Vermögenslage, wie sie ohne dieses Ereignis bestehen würde. R G v. 4. 10. 1911 RGZ 77 S. 99; B G H v. 29. 4. 1958 BGHZ 27 S. 181. Ein Vermögensschaden ist auch dann gegeben, wenn lediglich der Verkehrswert (Verkaufswert) einer Sache gemindert ist, der Gebrauchswert aber nicht oder nicht mehr beeinträchtigt ist, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob der Verkauf der Sache beabsichtigt ist oder nicht. B G H v. 29. 4. 1958 BGHZ 27 S. 181; B G H v. 30. 5. 1961 N J W 1961 S. 1571; BGH v. 3. 10. 1961 N J W 1961 S. 2253. b) Ein Bergschaden liegt vor, wenn durch den Betrieb des Bergwerks fremdes Grundeigentum oder dessen Zubehörungen beeinträchtigt werden und durch diese Beeinträchtigung die Vermögenslage desjenigen, der zu dem Grundstück in rechtlicher Beziehung steht, verschlechtert wird. Schadenstiftende bergbauliche Einwirkungen auf fremdes Grundeigentum oder dessen Zubehörungen sind nur dann als „Beeinträchtigung" zu beurteilen, wenn sie die unbeabsichtigte Folge des Bergwerksbetriebes sind. Nicht beabsichtigt sind die durch den Bergbau herbeigeführten Schäden auch dann, wenn mit ihrem Eintritt als typische Folge des Bergbaus nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge zwangsläufig zu rechnen ist. Nicht um eine Beeinträchtigung, sondern u m eine „Benutzung" handelt es sich, wenn die bergbaulichen Einwirkungen auf fremdes Grundeigentum oder dessen Zubehörungen die unmittelbar gewollte Folge planmäßiger, ziel- und zweckgerichteter Betriebsmaßnahmen auf Grund eines Betriebsplanes nach § 67 sind. (Vgl. § 135 Anm. 3). Das Zubruchbauen der Erdoberfläche stellt eine Beeinträchtigung dar, wenn die unmittelbare Einwirkung auf die Erdoberfläche weder gewollt ist, noch einen Teil des Betriebsplanes bildet, und zwar unabhängig davon, ob der Bergwerksbesitzer diese Wirkungen im voraus gekannt h a t oder nicht. R G v. 16. 12. 1936 Z. 77 S. 551. Nach der Rechtsprechung des Reichsgerichts werden die durch die Zuleitung von Grubenwässern herbeigeführten Schäden als Beeinträchtigungen angesehen, die einen Bergschadensersatzanspruch begründen, wenn es sich um abbauhindernde Grubenwässer handelt, deren Beseitigung zur Aufsuchung und Gewinnung des Minerals auf seiner natürlichen Lagerstätte nötig ist. R G v. 9. 3. 1910 Z. 51 S. 631; R G v. 7. 3. 1927 Z. 69 S. 241; RG v. 16. 12. 1936 Z. 77 S. 558. Der Grundeigentümer, der eine Beeinträchtigung seines Grundstücks zu dulden verpflichtet ist, kann eine unbefugte Benutzung seines Grundstücks, d. h. solange
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§148
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Anm. 4 eine Grundabtretung nach §§ 135ff. nicht durchgeführt ist, mit dem Unterlassungsanspruchs aus § 1004 Abs. 1 BGB abwehren. Ein Schadensersatzanspruch wegen unbefugter Benutzung eines fremden Grundstücks ist aus §§ 823ff. B G B begründet. § 148 findet jedoch Anwendung, wenn der Unterlassungsanspruch nicht zum Ziele führt, z. B. wenn der Bergwerksbesitzer planmäßig auf die Oberfläche eines fremden Grundstücks einwirkt, ohne dazu auf Grund einer durchgeführten Grundabtretung berechtigt zu sein. RG v. 18. 11. 1893 Z. 35 S. 365. 4. Betrieb des Bergwerks. Unter dem Betrieb des Bergwerks ist ein auf der Verleihung von Bergwerkseigentum oder echtem Staatsvorbehalt beruhender Betrieb zu verstehen, der die Aufsuchung und Gewinnung bergrechtlicher Mineralien auf ihrer natürlichen Ablagerung bezweckt. E r u m f a ß t alle Maßnahmen, die in Ausübung des Bergwerkseigentums vorgenommen werden. Ein Betrieb zur Aufsuchung und Gewinnung von Grundeigentümermineralien gilt nach § 6 Abs. 1 der VO über die Aufsuchung und Gewinnung mineralischer Bodenschätze vom 31. 12. 1942 mit seinen Betriebsanlagen und Aufbereitungsanstalten als Bergwerksbetrieb. a) Zum Betrieb des Bergwerks gehören in vollem Umfange alle Maßnahmen, Anlagen und Einrichtungen über und unter Tage, die unmittelbar auf die Aufsuchung und Gewinnung des Minerals gerichtet sind. R G v. 6. 3. 1895 Z. 36 S. 356; R G v. 12. 2. 1910 Z. 51 S. 628; R G v. 23. 1. 1911 Z. 52 S. 526. Darunter fallen insbesondere: Anlegen von Stollen und Niederbringen von Schächten, RG v. 15. 3. 1902 Z. 44 S. 141, R G v. 6. 7. 1907 Z. 48 S. 535, einschließlich der Montage des Schachtgerüstes. Aus- und Vorrichtung, Abbau u n d Förderung des Minerals und des beibrechenden Gesteins. Bewetterung einschließlich der Schutzmaßnahmen gegen Grubenbrände und Grubengase. Anlegen von Hilfsbauen. Lösen und Sammeln abbauhindernder Grubenwässer. OLG F r a n k f u r t v. 24. 6. 1907 Z. 50 S. 119. Deren Hebung und Ableitung. R G v. 1.7.1899 Z. 40 S. 479; RG v. 9 . 3 . 1 9 1 0 Z. 51 S. 631; RG v. 7. 3. 1927 Z. 69 S. 241; R G v. 16. 12. 1936 Z. 77 S. 558. Abraum und Verfüllung sowie Aufschütten von Halden. R G v. 3 . 4 . 1886 Z. 27 S. 369; RG v. 8. 2. 1890 Z. 31 S. 381; RG v. 27. 6. 1901 Z. 43 S. 223. b) Zum Betrieb des Bergwerks gehören darüber hinaus alle Maßnahmen und Vorrichtungen, die dazu dienen, das gewonnene Mineral aufzubereiten. RG v. 12. 11. 1884, RGZ 12 S. 269. Die Errichtung und der Betrieb von Aufbereitungsanstalten sind nach § 58 Inhalt und Ausfluß des Bergwerkseigentums. RG v. 28. 1. 1920 Z. 61 S. 226. Kokereien und Brikettfabriken, die am Gewinnungsort des Minerals betrieben werden oder mit der Mineralgewinnung in einem unmittelbaren betrieblichen Zusammenhang stehen, gelten nach der Rechtsprechung des Reichsgerichts als Aufbereitungsanstalten im Sinne des § 58, die unter den Betrieb des Bergwerks fallen. R G v. 28. 1. 1920 Z. 61 S. 226; R G v. 26. 11. 1932 Z. 74 S. 167. Nach § 1 der VO über die bergaufsichtliche Überwachung der bergbaulichen Nebengewinnungs- und Weiterverarbeitungsanlagen durch die Bergbehörden vom 22. 1. 1938 — I I A 32 — sind Kokereien und Brikettfabriken bergbauliche Weiterverarbeitungsanlagen, zu deren Errichtung und Betrieb gemäß § 1 Nr. 39 und 41 der VO über genehmigungsbedürftige Anlagen nach § 16 GewO v. 4. 8. 1960 — I I I 1 a — eine Genehmigung nach § 16 GewO erforderlich ist. Wirken Kokereien und Brikettfabriken nachteilig auf fremdes Grundeigentum ein, findet § 26 GewO Anwendung.
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5. Titel: Bergbautreibende u n d Grundbesitzer
§148 Anm. 5
c) Auch der T r a n s p o r t des gewonnenen Minerals innerhalb des Bergwerksgeländes sowie die E r r i c h t u n g u n d der Betrieb der zum T r a n s p o r t erforderlichen Anlagen sind als bergbauliche Betriebshandlungen zu beurteilen. Das Wegschaffen des geförderten Minerals ist die nächstliegende über den Zweck der Mineralgewinn u n g nicht hinausgehende Folge der Förderung u n d steht mir ihr in u n m i t t e l b a r e m betrieblichen Zusammenhang, d a sie die F o r t f ü h r u n g des Betriebes erst ermöglicht. Dagegen ist der A b t r a n s p o r t des gewonnenen Minerals v o m Bergwerksgelände durch Grubenanschlußbahnen oder dergleichen z u m Zwecke des Absatzes oder der Verwertung nach ständiger unveränderter Rechtsprechung nicht als zum Bergwerksbetrieb gehörig anzusehen m i t der Begründung, der Bergwerksbetrieb umfasse n u r die u n m i t t e l b a r auf die Förderung des Minerals gerichtete Tätigkeit, nicht aber Anstalten u n d Einrichtungen zwecks Bearbeitung, A u f b e w a h r u n g , Weiterbeförderung oder Verwertung des Minerals. R G v. 10. 11. 1880 Z. 22 S. 528; R G v. 8. 2. 1890 Z. 31 S. 381; R G v. 23. 1. 1911 Z. 52 S. 526; R G v. 20. 3. 1915 Z. 57 S. 70; a. A. H e i n e m a n n Ziff. 19, der auch den A b t r a n s p o r t v o m Werksgelände als Teil des Bergwerksbetriebes ansieht. d) Das Aufsuchen verleihbarer, aber noch nicht verliehener Mineralien (Schürfen) stellt sich mangels Bergwerkseigentums nicht als betriebliche Tätigkeit dar. N a c h § 152 finden die Vorschriften der §§ 148 ff. entsprechende Anwendung, soweit es sich u m eine Beeinträchtigung und nicht n u r u m eine B e n u t z u n g f r e m d e n Grundeigentums handelt. W i r d ohne Beachtung der §§ 3 ff. auf f r e m d e n G r u n d und Boden nach verleihbaren Mineralien gesucht, liegt eine zum Schadensersatz verpflichtende H a n d l u n g n a c h §§ 823ff. B G B vor. R G v. 12. 2. 1910 Z. 51 S. 628. 5. Beeinträchtigung durch den Betrieb des Bergwerks. Die Beeinträchtigung durch den Bergwerksbetrieb k a n n in der körperlichen Einwirkung auf fremdes Grundeigentum oder dessen Zubehörungen oder in der drohenden Gefahr einer solchen körperlichen Einwirkung bestehen. a) Als schadenstiftende körperliche Einwirkung sind von der Rechtsprechung a n e r k a n n t : Senkung, Zerrung oder Pressung des Grund u n d Bodens sowie das A u f t r e t e n von Tagebrüchen oder E r d s p a l t e n ; Senkung, Schieflage oder Einsturz von Gebäuden u n d Gebäudebestandteilen u n d die E n t s t e h u n g von Rissen im Mauerwerk; Senkung von Schienenkörpern, Leinpfaden oder Straßen. R G v. 2. 12. 1899 Z. 41 S. 213; R G v. 12. 12. 1908 Z. 50 S. 387; R G v. 11. 5. 1910 Z. 52 S. 263; R G v. 29. 10. 1910 Z. 52 S. 517; R G v. 22. 12. 1937 Z. 78 S. 460. Senkung oder H e b u n g von Brücken oder U n t e r f ü h r u n g e n . R G v. 24. 2. 1923 Z. 64 S. 225; R G v. 1. 11. 1926 Z. 68 S. 191. Brüche an den in oder auf dem Grundstück verlegten Rohr- u n d Kabelleitungen. R G v. 2 4 . 6 . 1 8 8 5 Z. 27 S. 100; R G v. 2 6 . 5 . 1 9 3 7 Z. 78 S. 419; R G v. 2 . 2 . 1942 Z. 83 S. 394. Undichtigkeiten a n Düngergruben. R G v. 16. 6. 1894 Z. 36 S. 94; R G v. 19. 1. 1898 Z. 39 S. 239. U n b e n u t z b a r w e r d e n eines Zugangsweges zur Arbeitsstätte. R G v. 17. 12. 1913 Z. 55 S. 251. D u r c h Ableitung von Grubenwässern hervorgerufene Überschwemmung, Versumpfung oder Verschlammung von Grundstücken. R G v. 7. 3. 1927 Z. 69 S. 241; R G v. 16. 12. 1936 Z. 77 S. 558. Wasserentziehung durch Senkung des Grundwasserspiegels. OLG H a m m v. 18. 11. 1898 Z. 40 S. 351. Wasserentziehung d u r c h Austrocknung oder Verminderung der Wassermenge von Quellen, B r u n n e n , Teichen, Wasserläufen oder Seen. R G v. 11. 11. 1896 Z. 38 S. 230; R G v. 8. 1. 1913 Z. 54
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Anm. 5 S. 274; RG v. 13. 1. 1915 Z. 56 S. 274; RG v. 3. 3. 1923 Z. 64 S. 231. Verunreinigung von Quellen, Brunnen, Teichen, Wasserläufen oder Seen durch Ableitung abbauhindernder Grubenwässer. RG v. 1. 7. 1899 Z. 40 S. 479; RG v. 15. 3. 1902 Z. 44 S. 141; RG v. 9. 3. 1910 Z. 51 S. 631; RG v. 7. 3. 1927 Z. 69 S. 241. Die Entziehung und Verunreinigung öffentlicher Gewässer begründet nur dann einen Schadensersatzanspruch, wenn dem Grundbesitzer ein Recht zur Nutzung des Gewässers zusteht, z. B. Nutzungsrecht des Eigentümers eines Ufergrundstücks. Eine Beeinträchtigung des Gemeingebrauchs rechtfertigt einen Bergschadensersatzanspruch nicht. Pfaff in Z. 92 S. 384. Neben § 148 haftet der Bergwerksbesitzer nach § 22 WHG für den Schaden, den er durch eine unerlaubte Veränderung der Eigenschaften des Wassers herbeiführt. b) Die drohende Gefahr bergbaulicher Einwirkungen auf fremdes Grundeigentum oder dessen Zubehörungen stellt einen Vermögensschaden dar, wenn infolge der vom Bergbau drohenden Gefahr die Verwertbarkeit oder Benutzbarkeit eines Grundstücks beeinträchtigt und dadurch dessen Verkehrswert (Verkaufswert) oder Gebrauchswert herabgesetzt wird. R G v. 15. 6. 1895 Z. 37 S. 216; RG v. 15. 1. 1921 Z. 62 S. 201; RG v. 24. 2. 1938 Z. 79 S. 371. Die Befürchtung zukünftiger bergbaulicher Einwirkungen begründet einen Schadensersatzanspruch jedoch nur dann, wenn eine wirklich objektiv drohende Gefahr besteht. Es genügt das Vorliegen solcher Umstände, aus denen hervorgeht, daß nach dem gewöhnlichen Betriebs- und Geschehensablauf mit dem Eintritt einer körperlichen Einwirkung, die zur Herbeiführung einer Beschädigung des Grundstücks geeignet ist, bestimmt zu rechnen ist. Eine entfernte und unbestimmte Möglichkeit solcher Einwirkungen reicht nicht aus. RG v. 22. 1. 1910 Z. 52 S. 508; RG v. 5. 11. 1927 Z. 69 S. 365; RG v. 28. 9. 1932 Z. 73 S. 516; RG v. 24. 2. 1938 Z. 79 S. 371. Von der drohenden Berggefahr werden in erster Linie Baugrundstücke erfaßt. Die Baulandeigenschaft eines Grundstücks ist anzuerkennen, sobald es einen über den Wert als bloß landwirtschattlich zu benutzendes Land hinausgehenden Verkehrswert dadurch erlangt hat, daß es in Kreisen, die f ü r den Erwerb des Grundstücks in Frage kommen, bei der Bemessung des anzulegenden Kaufpreises mit der mehr oder weniger naheliegenden Aussicht, es in Zukunft zu bebauen, gerechnet wird. RG v. 15. 1. 1921 Z. 62 S. 201. Die Wertminderung eines Baugrundstücks wird dadurch herbeigeführt, daß infolge der durch den Bergbau drohenden Gefährdung der Standfestigkeit des Baugrundes entweder die Baulandschaft ganz verloren geht oder die Bebauung dadurch erheblich erschwert wird, daß mit Rücksicht auf die drohende Berggefahr besondere Sicherungsmaßnahmen — besonders starke Fundamentierung des Untergrundes, Verwendung von Baumaterialien bester Beschaffenheit, Verankerungen u. dgl. — getroffen werden müssen, die eine wesentliche Erhöhung der Baukosten zur Folge haben. RG v. 11. 10. 1905 Z. 47 S. 256; RG v. 22.10. 1913 Z. 55 S. 244. Die Verpflichtung, die objektive Wertminderung zu ersetzen, ist unabhängig davon, ob der Grundeigentümer den Verkauf des Grundstücks als Bauland beabsichtigt oder selbst bauen will, RG v. 24. 2. 1938 Z. 79 S. 371, und greift auch dann Platz, wenn z. Z. eine Bebauung noch nicht vorgesehen ist. RG v. 11. 10. 1905 Z. 47 S. 256; OLG Hamm v. 12. 7. 1918 Z. 60 S. 129. Eine Minderung des Verkehrs- oder Gebrauchswerts eines bebauten oder gewerblich genutzten Grundstücks infolge drohender Berggefahr liegt vor, wenn der
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5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§ 148 Anm. 6
Grundeigentümer, der mit zukünftigen bergbaulichen Einwirkungen rechnen muß, Maßnahmen vornimmt, um Schäden im Zeitpunkt ihrer Entstehung sofort zu erkennen oder um ihnen vorzubeugen. RG v. 22. 12. 1937 Z. 78 S. 460. c) Neben den Schäden, die durch körperliche Einwirkungen des Bergbaus oder durch drohende Berggefahren herbeigeführt werden, kann der Bergbau durch Zuführung von Gasen, Dämpfen, Gerüchen, Rauch, Ruß, Wärme, Geräusch, Erschütterungen u. dgl. schädigend auf fremdes Grundeigentum einwirken. Derartige Einwirkungen (Immissionen), die von einem anderen Grundstück ausgehen, ist der Grundeigentümer zu dulden verpflichtet, wenn entweder die Benutzung seines Grundstücks nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigt wird, § 906 Abs. 1 BGB, oder die Benutzung seines Grundstücks durch die ortsübliche Benutzung des anderen Grundstücks zwar wesentlich beeinträchtigt wird, diese wesentliche Beeinträchtigung aber nicht durch Maßnahmen verhindert werden kann, die dem Benutzer des anderen Grundstücks wirtschaftlich zumutbar sind, und die Einwirkung eine ortsübliche Benutzung seines Grundstücks oder dessen Ertrag nicht über das zumutbare Maß hinaus beeinträchtigt, § 906 Abs. 2 BGB. Soweit sich die durch den Bergbau verursachten Immissionen, die sich als Ausfluß des Bergwerkseigentums darstellen, im Rahmen des § 906 B G B halten, muß der Grundeigentümer sie ungeachtet bergrechtlicher Vorschriften aus allgemeinen Rechtsgründen entschädigungslos dulden. Überschreiten sie jedoch die Grenzen des § 906 BGB, steht dem Grundeigentümer anstelle des ihm versagten Abwehranspruchs ein Schadensersatzanspruch aus § 148 zu, jedoch beschränkt auf den Ersatz dessen, was über das zulässige Maß des § 906 B G B hinausgeht. RG v. 26. 11. 1932 Z. 74 S. 167; RG v. 23. 6. 1934 Z. 75 S. 510, vgl. hierzu'auch Schumacher, Der Ersatz von Immissionsschäden im Rahmen des § 148 ABG, Glückauf 1962 S. 1156. Als Einwirkungen durch Immissionen sind anzusehen: Übertritt eines in einer Grube oder Halde ausbrechenden Feuers. RG v. 17. 9. 1924 Z. 66 S. 73. Ablagerung von Flugsand bei dem Abräumen oder Wiederauffüllen von Tagebauen. KG v. 1. 2. 1938 Z. 79 S. 571. Entziehung des Windes durch eine Halde gegenüber einer Windmühle. RG v. 27. 6. 1901 Z. 43 S. 223. Gegen die von Aufbereitungsanstalten ausgehenden Zuführungen, die die Grenzen des § 906 B G B überschreiten, steht dem Grundeigentümer insoweit der Unterlassungsanspruch zu, als die Unterlassung der Zuführungen nicht zur Einstellung oder Beschränkung des ordnungsmäßigen Betriebes der Aufbereitungsanstalt oder des Bergwerks führen müßte. RG v. 28. 1. 1920 Z. 61 S. 226. 6. Entstehung des Bergschadens. Der Bergschaden entsteht mit dem Eintritt der Vermögensminderung. a) Besteht der Schaden in der körperlichen Einwirkung auf fremdes Grundeigentum oder dessen Zubehörungen, ist er in dem Zeitpunkt entstanden, in dem er in die äußere Erscheinung getreten, also erkennbar geworden ist. Nicht maßgebend ist der Zeitpunkt, in dem die den Schaden verursachende Betriebshandlung vorgenommen worden ist. RG v. 11. 11. 1896 Z. 38 S. 230; R G v. 18. 11. 1909 Z. 51 S. 475; RG v. 8. 2. 1919 Z. 60 S. 411; RG v. 5. 2. 1936 Z. 77 S. 162. b) Besteht der Schaden in der drohenden Gefahr bergbaulicher Einwirkungen» insbesondere in den Fällen, in denen einem Grundstück wegen der drohenden Berggefahr die Baulandeigenschaft ganz oder teilweise entzogen wird, ist der
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Anm. 7 Schaden nach feststehender Rechtsprechung in dem Zeitpunkt als entstanden anzusehen, in dem die durch den Bergbau herbeigeführte bestimmte Gefahr erkennbar geworden und infolgedessen die auf objektiven Unterlagen beruhende Entwertung des Grundstücks, z. B. durch gänzlichen oder teilweisen Verlust der Baulandeigenschaft, nach der Verkehrsauffassung eingetreten ist. Es k o m m t nicht darauf an, ob schon zu einer früheren Zeit die Schadensursache — nämlich die das Grundstück bedrohende Berggefahr — bestanden hat. RG v. 23. 10. 1912 Z. 54 S. 271; R G v. 25. 6. 1913 Z. 54 S. 557; RG v. 15. 1. 1921 Z. 62 S. 201; R G v. 28. 9. 1932 Z. 73 S. 516; B G H v. 11. 6. 1954 Z. 95 S. 450. Erkennt der Grundeigentümer die drohende Berggefahr auf Grund eigener Wahrnehmungen schon früher, ist dieser Zeitpunkt maßgebend und nicht das allgemeine Bekanntwerden der Gefahr. R G v. 22. 10. 1913 Z. 55 S. 244. c) Alle Schadensfolgen, die auf dieselbe schadenstiftende Betriebshandlung zurückzuführen sind, bilden rechtlich einen einheitlichen Schaden, auch wenn sie zeitlich getrennt in Erscheinung treten. Der bereits vorhandene Schaden umfaßt auch die auf derselben Schadensursache beruhenden zukünftigen Schadensfolgen, wenn deren Eintritt als Folge der einheitlichen Ursache erfahrungsgemäß voraussehbar ist. R G v. 2. 1. 1915 Z. 56 S. 269; R G v. 5. 2. 1936 Z. 77 S. 162; R G v. 16. 12. 1936 Z. 77 S. 559; R G v. 22. 12. 1937 Z. 78 S. 474. Der sich in einem periodisch wiederkehrenden Ertragsausfall eines landwirtschaftlich oder gewerblich genutzten Grundstücks äußernde Schaden ist in dem Zeitpunkt entstanden, in dem die dem dauernden Ertragsausfall zu Grunde liegende körperliche Einwirkung auf das Grundstück erkennbar geworden ist. R G v. 9.4.1921 Z. 62 S. 420; RG v. 16. 12. 1936 Z. 77 S. 559. Dagegen stellen sich Schäden, die durch fortdauernde oder ständig neue Betriebshandlungen entstehen oder vergrößert werden, als neue selbständige Bergschäden dar, da eine einheitliche Schadensursache nicht vorliegt. RG v. 16. 11. 1896 Z. 38 S. 233; RG v. 10. 2. 1938 Z. 79 S. 361. 7. Grundeigentum oder dessen Zubehörungen. Der Vermögensschaden muß durch die Beeinträchtigung fremden Grundeigentums oder dessen Zubehörungen entstanden sein, ohne Rücksicht darauf, ob es sich um privates Eigentum oder Staatseigentum handelt. RG v. 12. 12. 1908 Z. 50 8. 387. a) Das Grundeigentum wird beeinträchtigt durch bergbauliche Einwirkungen auf das Grundstück, und zwar auf das Grundstück in seinem gesamten tatsächlichen und rechtlichen Umfang, insbesondere mit allen seinen Bestandteilen, wobei es gleichgültig ist, ob es sich um wesentliche oder unwesentliche Bestandteile handelt. Als Bestandteile einer Sache sind diejenigen körperlichen Gegenstände anzusehen, die entweder von N a t u r eine Einheit bilden oder durch Verbindung miteinander ihre Selbständigkeit dergestalt verloren haben, daß sie fortan, solange die Verbindung dauert, als eine einheitliche Sache erscheinen. R G v. 19. 4. 1906 RGZ 63 S. 171. Zum Begriff des Bestandteils vgl. Soergel-Siebert, BGBK, I . Bd., 9. Aufl., 1959, §§ 93ff. Zu den Bestandteilen eines Grundstücks gehören neben den Bodensubstanzen, wie Lehm, Torf, Mergel, Kies, Sand u. dgl. nach § 94 Abs. 1 BGB die mit dem Grund und Boden fest verbundenen Sachen, insbesondere Gebäude u n d Gebäudebestandteile und die Erzeugnisse des Grundstücks wie Bäume und Sträucher,
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5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§ 148 Anm. 7
Pflanzen und Samen, solange sie mit dem Grundstück zusammenhängen. Zu den Bestandteilen eines Gebäudes gehören nach § 94 Abs. 2 B G B die zur Herstellung des Gebäudes eingefügten Sachen. Bestandteile des Grundstücks sind auch die in ihm vom Grundeigentümer verlegten Bohr- und Kabelleitungen sowie Schienenkörper. RG v. 2. 2. 1942 RGZ 168 S. 288. Mit dem Grundstück verbunden ist auch, was mit einem seiner Bestandteile verbunden ist. § 96 BGB bestimmt, daß Rechte, die mit dem Eigentum an einem Grundstück verbunden sind, als Bestandteil des Grundstücks gelten. Die nur zu einem vorübergehenden Zweck mit dem Grund und Boden verbundenen oder in ein Gebäude eingefügten Sachen und die in Ausübung eines dinglichen Rechts auf einem fremden Grundstück errichteten Gebäude oder sonstigen baulichen Anlagen sind nicht Bestandteile eines Grundstücks, § 95 BGB. Bei Pflanzungen einer Baumschule oder sonst zum alsbaldigem Verkauf in lebendem Zustand bestimmten Pflanzen ist vorübergehender Zweck anzunehmen. RG v. 27. 4. 1907 RGZ 66 S. 88; R G v. 4. 10. 1922 RGZ 105 S. 213. Sachen, die Mieter oder Pächter f ü r die Dauer des Vertrages oder f ü r ihre eigenen Zwecke mit dem Grundstück verbinden oder in das Grundstück einfügen, z. B. die Errichtung eines Fabrikgebäudes auf dem gemieteten Grundstuck, bleiben auch bei langer Vertragsdauer und massivem Bau selbständige Sachen. R G v. 23. 4. 1909 Z. 51 S. 468; BGH v. 31. 10. 1952 BGHZ 8 S. 1. Das in Ausübung eines Erbbaurechts errichtete Gebäude wird Bestandteil des Erbbaurechts und nicht des Grundstücks, § 12 ErbbVO. Das Erbbaurecht, auf das nach § 1017 Abs. 1 BGB und § 11 ErbbVO die Vorschriften des BGB, die sieh auf das Grundstück beziehen, entsprechend anzuwenden sind, und das Wohnimgseigentum, das rechtlich dem Grundstückseigentum gleichgestellt ist, fallen unter den Begriff „Grundeigentum" im Sinne des § 148. Heinemann Ziff. 21 und 24; Austermann S. 19 und 24f. b) Der Begriff „Zubehörung" i. S. des § 148, der seinen Ursprung im preuß. ALR hat, ist nicht identisch mit dem Begriff „Zubehör" im Sinne der §§ 97,98 BGB, denn unter Zubehörungen wurden auch solche Sachen verstanden, die nach den heute geltenden Rechtsbegriffen Bestandteilscharakter haben, z. B. Früchte vor der Trennung. Da sie insoweit in dem Begriff „Grundeigentum" aufgehen, ist die Abweichung unerheblich. Grundstückszubehör nach §§ 97, 98 BGB ist in jedem Fall Zubehörung nach § 148. OLG Köln v. 28. 10. 1960 Z. 102 S. 236. Nach § 97 BGB ist eine selbständige bewegliche Sache, die dem wirtschaftlichen Zweck eines Grundstücks oder eines seiner Bestandteile als der Hauptsache dauernd zu dienen bestimmt ist und zur Hauptsache in einem der Zweckbestimmung entsprechenden räumlichen Verhältnis steht, Grundstückszubehör, es sei denn, sie wird im Verkehr nicht als Zubehör angesehen. Eine nur vorübergehende Trennung von der Hauptsache laßt die Zubehöreigenschaft unberührt. Zum Begriff des Zubehörs vgl. Soergel-Siebert, BGBK. I. Bd., 9. Aufl., 1959, §§ 97, 98. Nach § 98 BGB sind dem wirtschaftlichen Zweck einer Hauptsache zu dienen bestimmt: Bei einem Gebäude, das f ü r einen gewerblichen Betrieb dauernd eingerichtet ist, z. B. Apotheke, Bäckerei, Brauhaus, Druckerei, Fabrik, Gasthof, Metzgerei, Molkerei, Mühle, Schlosserei, Schmiede, die zum Betrieb bestimmten Maschinen und Gerätschaften, und bei einem Landgut das zum Wirtschaftsbetrieb bestimmte Gerät und Vieh, und zwar Arbeits- und Zuchttiere, die landwirtschaftlichen Erzeugnisse, soweit sie zur Fortführung der Wirtschaft bis zur nächsten
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§148
ABG
Anm. 7 Ernte erforderlich sind, z. B. Saatgut und Viehfutter, sowie der vorhandene, auf dem Out gewonnene Dünger. Bei Scheinbestandteilen im Sinne des § 95 BGB kann Zubehöreigenschaft nach § 98 BGB begründet sein, da es auf die Dauer der Zuordnung nicht ankommt. Kein Zubehör sind: Vorräte an Erzeugnissen und Waren, die zum Verkauf bestimmt sind. R G v. 12. 12. 1933 RGZ 142 S. 379; LG Dortmund v. 16. 11. 1951 Z. 93 S. 152. Rohstoffvorräte, die zur Verarbeitung in einer Fabrik bestimmt sind. R G v. 17. 3. 1915 RGZ 86 S. 326. Von entscheidender Bedeutung ist die Frage, ob der Begriff „Zubehörung" im Sinne des § 148 auf das Zubehör des vom Bergbau selbst betroffenen Grundstücks beschränkt ist oder ob es genügt, daß eine infolge bergbaulicher Einwirkung beschädigte Sache überhaupt die Eigenschaft als Grundstückszubehör hat. Die im fremdem Grund und Boden verlegten Gas-, Wasser-, Heizungs- und Abwässerrohrleitungen sowie die über fremden Grund und Boden führenden Elektrizitätsleitungen werden als Zubehör der jeweiligen Betriebsgrundstücke als der Hauptsache angesehen. Nach ständiger Rechtsprechung begründet die Beschädigung dieser Zuleitungsmittel durch bergbauliche Einwirkungen einen Schadensersatzanspruch aus § 148, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob die Beschädigung eines Zuleitungsmittels auf dem Grundstück erfolgt ist, dessen Bestandteil oder Zubehör es ist, oder auf einem anderen Grundstück. R G v. 24. 6. 1885 Z. 27 S. 100; OLG H a m m v. 16. 3. 1900 Z. 41 S. 484; RG v. 26. 5. 1905 Z. 47 S. 455; R G v. 26. 5. 1937 Z. 78 S. 419; RG v. 2. 2. 1942 Z. 83 S. 394. Aus dem Rechtsgedanken dieser Entscheidungen folgert das OLG Köln in seinem Erkenntnis v. 28. 10. 1960 Z. 102 S. 236, daß die durch den Bergbau beschädigten Sachen, die Grundstückszubehör sind, in jedem Fall unter den Begriff „Zubehörung" fallen und einen Schadensersatzanspruch aus § 148 begründen, ohne daß es darauf ankommt, ob das als Hauptsache anzusehende Grundstück selbst bergbaulichen Einwirkungen unterliegt oder nicht. Dieses Ergebnis ist bedenklich. Um eine dem Sinn und Zweck des § 148 widersprechende Ausweitung zu vermeiden, ist das Zubehör eines fremden Grundstücks nur dann als Zubehörung im Sinne des § 148 zu beurteilen, wenn es sich auf Grund eines dinglichen oder obligatorischen Rechts des Eigentümers oder sonst Berechtigten des als Hauptsache anzusehenden Grundstücks oder auf Grund eines subjektiv öffentlichen Rechts auf dem Grundstück befindet, auf dem der Schaden eintritt. Dieser Gedanke liegt auch der Entscheidung des R G v. 26. 5 1937 Z. 78 S. 419 zu Grunde. Die Verlegung von Zuleitungsmitteln in oder auf fremden Grundstücken erfolgt in Ausübung einer Grunddienstbarkeit, die nach § 96 BGB Bestandteil des herrschenden Grundstücks ist mit der Folge, daß die in dem dienenden Grundstück verlegten Zuleitungsmittel als Zubehör des herrschenden Grundstücks angesehen werden. c) Die H a f t u n g aus § 148 erstreckt sich nicht auf Personenschäden und Schäden an beweglichen Sachen, die nicht Zubehörungen sind, und zwar auch dann nicht, wenn derartige Schäden bei Gelegenheit oder als Folge der Beschädigung eines Grundstücks entstehen. Schadensersatzansprüche können aus den §§ 823ff. BGB hergeleitet werden. R G v. 6. 7. 1918 Z. 60 S. 244; OLG H a m m v. 2. 3. 1926 Z. 68 S. 251; LG Dortmund v. 16. 11. 1951 Z. 93 S. 152. Der Tod einer unterhaltspflichtigen Person infolge bergbaulicher Einwirkung begründet keinen Schadensersatzansprach des Unterhaltsberechtigten auf Unterhalt aus § 148 gegen den Bergwerksbesitzer. LG Saarbrücken v. 25. 4. 1907 Z. 49 S. 178.
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5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§ 148 Anm. 8
d) Auch, bei der Beschädigung fremden Bergwerkseigentums ist eine H a f t u n g durch § 148 nicht gegeben. Eine entsprechende Anwendung des § 148 ist ebenfalls unzulässig. R G v. 16. 12. 1909 Z. 51 S. 621; RG v. 14. 9. 1939 Z. 80 S. 145. 8. Ursächlicher Zusammenhang. Zwischen dem Bergschaden und dem Bergwerksbetrieb muß ein ursächlicher Zusammenhang bestehen, d. h. der Schaden muß die unmittelbare oder mittelbare Folge des Bergwerksbetriebes sein. a) Der Begriff des ursächlichen Zusammenhangs ist im Gesetz nicht definiert. F ü r das Zivilrecht haben Rechtsprechung und Rechtslehre den naturwissenschaftlichen Ursachenbegriff durch das Erfordernis des adäquaten Ursachenzusammenhangs eingeschränkt. Ein ursächlicher Zusammenhang im Rechtssinne ist dann gegeben, wenn ein Ereignis im allgemeinen und nicht nur unter besonders eigenartigen, ganz unwahrscheinlichen und nach dem regelmäßigen Verlauf der Dinge außer Betracht zu lassenden Umständen zur Herbeiführung des eingetretenen Erfolges geeignet gewesen ist. Bei der Würdigung sind alle z. Z. des Ereignisses dem optimalen Beobachter erkennbaren und darüber hinaus dem Urheber bekannten Umstände zu berücksichtigen. R G v. 22. 6. 1931 RGZ 133 S. 126; R G v. 4.7.1938 RGZ 158 S. 34; BGH v. 23. 10. 1951 BGHZ 3 S. 261; BGB —RGRK, I . Bd., 2. Teil, 11. Aufl., 1960, Anm. 16 vor §§ 249ff. Der Grundsatz des adäquaten Ursachenzusammenhangs gilt auch f ü r das Bergschadensrecht. R G v. 21. 4. 1920 Z. 61 S. 438; R G v. 17. 9. 1924 Z. 66 S. 73; RG v. 6. 4. 1932 Z. 73 S. 481; LG Essen v. 4. 2. 1960 Z. 101 S. 109; LG Kleve v. 12. 4. 1961 Z. 102 S. 478. b) F ü r den adäquaten Ursachenzusammenhang genügt es, wenn der Bergwerksbetrieb den Schaden mittelbar verursacht hat. Das ist z. B. der Fall: Wenn einem Fabrikbetrieb das zum Betrieb erforderliche Wasser, das einem Wasserlauf entnommen wird, dadurch entzogen wird, daß durch den infolge des Bergbaus verursachten Zusammenbruch einer Schlotte der Wasserspiegel eines Sees gesenkt wird und infolgedessen seine Zuflüsse in den Wasserlauf aufhören und dieser austrocknet. R G v. 15. 1. 1898 Z. 39 S. 228. Wenn beim Inbrandgeraten eines Tagebaues das durch Selbstentzündung ausbrechende Feuer, das in der noch anstehenden, durch den Bergwerksbetrieb bereits freigelegten Kohle, Nahrung findet und dadurch eine große Ausdehnung gewinnen kann, auf ein fremdes Grundstück übergreift und Brandschäden zur Folge hat. RG v. 17. 9. 1924 Z. 66 S. 73. Wenn ein Sandgewinnungsbetrieb durch berg- oder gewerbeaufsichtliche Verfügung wegen der Gefährdung eines benachbarten Bergwerksbetriebes, hinter dem er wegen des Vorranges des Bergbaues zurücktreten muß, verboten wird. OLG Saarbrücken v. 23. 4. 1954 Z. 95 S. 452. Wenn infolge bergbaulicher Einwirkung die Hauptwasserleitung unter einer Straße bricht und die austretenden Wassermassen Schäden an Gebäuden hervorrufen. LG Essen v. 16. 10. 1959 Z. 101 S. 108. c) Ursächlicher Zusammenhang besteht auch dann, wenn der auf ein unabhängig vom Bergbau mitwirkendes im Rechtssinne zufälliges Ereignis entfallende Schadensanteil sich als mittelbar durch den Bergbau verursacht darstellt, und der Schaden weder zeitlich noch räumlich nach seinen Ursachen abzugrenzen ist. Die H a f t u n g des Bergwerksbesitzers beschränkt sich nicht auf den seinem Bergwerksbetrieb zuzurechnenden Schadensanteil, sondern erstreckt sich auf den gesamten Schaden, der ohne bergbauliche Einwirkungen nicht eingetragen wäre.
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§148
Anm. 9
ABG
Das ist nicht nur dann der Fall, wenn das neben dem Bergbau mitwirkende Ereignis für sich allein keinen Schaden verursacht haben würde, den Schaden jedoch vergrößert hat, sondern auch dann, wenn tür sich allein weder der Bergbau noch das mitwirkende Ereignis den Schaden verursacht haben würden, beide aber durch ihr Zusammenwirken schädlich geworden sind, wie ferner dann, wenn sowohl der Bergbau als auch das mitwirkende Ereignis für sich allein schädigend eingewirkt haben, durch ihr Zusammenwirken aber ein größerer einheitlicher Schaden entstanden ist. R G v. 29. 10. 1930 Z. 72 S. 251; R G v. 4. 5. 1939 Z. 80 S. 139. Wird ein Gebäude durch bergbauliche Einwirkungen beschädigt oder zerstört, besteht ursächlicher Zusammenhang, auch wenn es bei größerer Standfestigkeit des Baugrundes oder bei besserer baulicher Instandsetzung des Gebäudes nicht zum Schadenseintritt gekommen wäre, oder wenn Alter oder fehlerhafte Bauweise früher oder später ebenfalls zur Beschädigung oder Zerstörung des Gebäudes geführt hätten. Die neben dem Bergbau mitwirkenden Umstände können nur bei der Bemessung der Schadenshöhe berücksichtigt werden. RG v. 18. 3. 1916 Z. 57 S. 277; RG v. 26. 4. 1930 Z. 72 S. 243. Beruht das neben dem Bergbau den Schaden mitverursachende Ereignis auf der Verantwortlichkeit, insbesondere auf dem Verschulden eines Dritten, so ist der Dritte neben dem Bergwerksnesitzer schadensersatzpflichtig. RG v. 28. 12. 1907 Z. 49 S. 299. Ist der Schaden in einzelne Teilschäden zerlegbar und kann jeder Teilschaden auf seine Ursache zurückgeführt werden, haftet jeder getrennt für den von ihm verursachten Schaden, kann der Schaden dagegen nicht auf die eine oder andere Ursache zurückgeführt werden, haften Bergwerksbesitzer und Dritter gesamtschuldnerisch. OLG Düsseldorf v. 18. 7. 1935 Z. 77 S. 273. Das mitwirkende Verschulden des Geschädigten wird in § 150 ABG und § 254 B G B gesetzlich geregelt. d) Zwischen einem Bergschaden und einem früheren Bergwerksbetrieb ist ursächlicher Zusammenhang anzunehmen, wenn ohne Einwirkungen des früheren Betriebes ein späterer Betrieb allein nicht schädigend gewirkt haben würde. R G v. 27. 4. 1889 Z. 30 S. 355; R G v. 6. 2. 1918 Z. 59 S. 390. Ebenso ist ein späterer Bergwerksbetrieb ursächlich für die weitere Beschädigung eines bereits durch einen früheren Betrieb beschädigten Gebäudes, auch wenn ohne die Einwirkungen des früheren Betriebes die weitere Beschädigung nicht eingetreten sein würde. R G v. 21. 4. 1920 Z. 61 S. 438. e) Derjenige, der den Bergwerksbesitzer auf Schadensersatz in Anspruch nimmt, hat den Nachweis zu führen, daß der Schaden auf dessen Bergwerksbetrieb zurückzuführen ist. OLG Düsseldorf v. 18. 7. 1935 Z. 77 S. 273. Der Nachweis ist als erbracht anzusehen, wenn ein der Gewißheit nahekommender hoher Grad an Wahrscheinlichkeit vorliegt. Die bloße Möglichkeit oder eine gewisse Wahrscheinlichkeit reicht dagegen nicht aus. RG v. 24. 4. 1901 Z. 42 S. 488; R G v. 6. 7. 1921 Z. 62 S. 438. 9. Umfang der ßergschadenshaftung. a) Die Haftung geht soweit, wie der adäquate Kausalzusammenhang reicht. Sie umfaßt sowohl den unmittelbaren Schaden, d. h. die schädigenden Polgen, die durch das schadenstiftende Ereignis an dem betroffenen Rechtsgute selbst herbeigeführt werden, als auch den mittelbaren Schaden, d. h. die schädigenden Folgen, die sich zeitlich später anschließen oder fortwirken, oder nicht an dem 288
5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§ 148 Anm. 9
Schadensobjekt selbst, sondern am Vermögen des Geschädigten eintreten, wie etwa der entgangene Gewinn, vorausgesetzt, daß der mittelbare Schaden über eine bergbauliche Einwirkung auf das Grundeigentum oder dessen Zubehörungen oder über eine dem Grundeigentum drohende Gefahr bergbaulicher Einwirkungen entstanden ist. RG v. 26. 9. 1914 Z. 56 S. 74. b) Mittelbare Schäden infolge bergbaulicher Einwirkungen sind insbesondere der Verlust oder die Verminderung des Ertrages eines landwirtschaftlichen Betriebes oder eines auf dem Grundstück betriebenen Gewerbebetriebes, wenn sich der Ertrag aus dem Gewerbebetrieb als Ertrag aus dem Grundstück darstellt, sowie der Ausfall von Miet- und Pachtzinsen. Der Vermögensschaden kann darin bestehen, daß ein Mühlenbetrieb eingestellt wird, weil dem Mühlbach infolge des Bergbaus das Wasser entzogen wird, OLG H a m m v. 28. 2. 1890 Z. 34 S. 506, RG v. 11. 11.1896 Z. 38 S. 230, oder daß ein Geschäftslokal gewechselt werden muß oder ein Gewerbe zeitweilig nicht ausgeübt werden kann, R G v. 10. 3. 1915 Z. 56 S. 531, oder daß die Ausübung eines Sandgewinnungsbetriebes durch berg- oder gewerbeaufsichtliche Verfügung wegen der Gefahrdung eines benachbarten Bergwerksbetriebes verboten wird, OLG Saarbrücken v. 23. 4. 1954 Z. 95 S. 452. Soweit der Gewinn aus einem Gewerbebetrieb oder einem landwirtschaftlichen Betrieb auf der Arbeitskraft des Betriebsinhabers beruht, liegt kein Bergschaden vor. R G v. 10. 3. 1915 Z. 56 S. 531. c) Die Aufwendungen eines Grundeigentümers, um eingetretenen oder drohenden bergbaulichen Einwirkungen sofort begegnen oder wirksam vorbeugen zu können, damit die Verkehrssicherheit gewährleistet wird oder der Verkehr aufrecht erhalten bleibt oder Unfälle vermieden werden, z. B. die Errichtung einer Notbrücke oder die Überwachung eines Bahngeländes durch ständige Messungen, sind mittelbare Bergschäden, die über Einwirkungen auf das Grundeigentum entstanden sind. R G v. 20. 12. 1899 Z. 41 S. 221; R G v. 22. 12. 1937 Z. 78 S. 460. Zu den als Bergschäden zu beurteilenden Aufwendungen gehören ferner: I n gewissem Umfang allgemeine Verwaltungskosten der Eisenbahnverwaltung, wenn zur Feststellung und Beseitigung von Bergschäden besondere Beamte eingestellt werden. OLG H a m m v. 22. 6. 1900 Z. 42 S. 120. Kosten zur Beschaffung von Ersatzwasser, wenn eine Quelle infolge bergbaulicher Einwirkungen versiegt. RG v. 13. 1. 1915 Z. 56 S. 274. Kosten zur Beschaffung von Ersatzfutter, wenn Weideland infolge bergbaulicher Einwirkungen unbrauchbar geworden ist. OLG Düsseldorf v. 8. 11. 1950 Z. 91 S. 385. Kosten, die durch die Beauftragung eines'Sachverständigen oder eines Rechtsbeistandes zwecks Ermittlung und Behebung des Schadens oder Durchsetzung des Schadensersatzanspruchs erwachsen sind. LG Essen v. 4. 2. 1960 Z. 101 S. 109; LG Kleve v. 12. 4. 1961 Z. ¡102 S. 478. ¡Die Entschädigung, die der Inhaber eines Betriebes seinen Betriebsangehörigen f ü r den durch einen Umweg entstandenen Zeitverlust zahlen muß, weil der -'Zugangs weg zum Betrieb infolge bergbaulicher Einwirkungen unbenutzbar geworden ist. R G v. 17. 12. 1913 Z. 55 S. 251. • d) Bei der Beschädigung von Gas-, Strom- und Wasserleitungen' söwife Düngergruben ist auch der Verlust an Leitungsgut zu ersetzen. RG"V. 24. ! 6. 18&5' Z. 27 S. 100; RG v. 26. 5. 1905 Z. 47 S. 455; RG v. 2. 2. 1942 Z. 83 S. 394; ä! 'A. Heine'mann Ziff. 27, Weis in Glückauf 1940 S. 426, Tengelmann ¡in Z. 92 S, 865, init der Begründung, ein Schadensersatzanspruch bei Verlust von Leitungsgut sei ebenso 19
E b e l - W e i l e r , Borggesetz
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§148
ABG
Anm. 10 wenig gegeben wie bei der Beschädigung beweglicher Sachen, die nicht Grundstückszubehör sind. 10. Ersatzberechtigter. a) Ersatzberechtigt ist der Grundeigentümer sowie jeder, der auf Grund eines dinglichen oder persönlichen Rechts zum Besitz, zur Nutzung oder zum Gebrauch des Grundstücks berechtigt ist (Nießbraucher, Berechtigter aus einer Grunddienstbarkeit oder beschränkt persönlichen Dienstbarkeit, Pächter, Mieter) und —durch bergbauliche Einwirkungen in der Ausübung seines Rechts beeinträchtigt — einen Vermögensnachteil erlitten hat. OLG H a m m v. 28. 2. 1890 Z. 34 S. 506; R G v. 30. 1. 1909 Z. 51 S. 466; BGH v. 11. 6. 1954 Z. 95 S. 450. b) Neben dem Grundeigentümer ist der am Grundstück sonst Berechtigte aus eigenem Recht nur ersatzberechtigt, wenn der ihm entstandene Schaden als Folge einer Beeinträchtigung des Grundeigentums oder dessen Zubehörungen eingetreten ist. In erster Linie kommt als Anspruchsberechtigter derjenige in Betracht, der berechtigt ist, in oder auf fremden Grund und Boden Rohrleitungen, Kabelleitungen oder Schienenkörper zu verlegen und zu unterhalten. R G v. 24. 6. 1885 Z. 27 S. 100, OLG H a m m v. 16.3.1900 Z. 41 S.484; RG v.26.5.1905 Z. 47 S. 455, RG v. 29. 10. 1910 Z. 52 S. 517; R G v. 26. 5. 1937 Z. 78 S. 419; vgl. Anm. 5 b. Der Mieter oder Pächter kann einen Anspruch aus eigenem Recht wegen Minderung der Gebrauchs- oder Ertragsfähigkeit auf Grund der am Miet- oder Pachtgegenstand hervorgerufenen Beschädigung nicht geltend machen, wenn er wegen des Schadens einen niedrigeren Miet- oder Pachtzins zu zahlen h a t oder vom Vermieter oder Verpächter Schadensersatz wegen nichtgehöriger Instandhaltung der Miet- oder Pachtsache beanspruchen kann. Ist jedoch der Ertragsausfall des auf einem gemieteten Grundstück ausgeübten Gewerbebetriebes oder der auf einem gepachteten Grundstück betriebenen Landwirtschaft nicht die Folge der bei Beginn des Miet- oder Pachtverhältnisses vorhanden gewesenen dauernden Minderung der Gebrauchs- oder Ertragsfähigkeit, kann der Mieter oder Pächter aus eigenem Recht Schadensersatz nach §148 verlangen. RG v. 10. 3. 1915 Z.56 S.531; R G v. 9.4.1921 Z. 62 S. 420. Wer berechtigt ist, das Wasser eines öffentlichen Gewässers zu nutzen, ist anspruchsberechtigt, wenn ihm das Wasser infolge bergbaulicher Einwirkungen entzogen wird oder das Wasser durch abgeleitete Grubenwässer verunreinigt wird, vgl. Anm. 5a. Das gleiche Recht h a t derjenige, der auf Grund eines privatrechtlichen Vertrages berechtigt ist, das fremder Verfügungsmacht unterliegende Wasser zu nutzen. R G v. 10. 11. 1888 Z. 30 S. 116. Darüber hinaus h a t die Rechtsprechung als Anspruchsberechtigten anerkannt: Den Käufer eines Grundstücks, dem das Grundstück vor dem Eigentumsübergang überlassen worden ist, wenn er bei der Errichtung von Gebäuden Aufwendungen zum Schutz gegen drohende Berggefahren gemacht hat. B G H v. 11. 6. 1954 Z. 95 S. 450. Den Staat und juristische Personen des öffentlichen Rechts, denen die Unterhaltung öffentlicher Sachen oder privater Grundstücke obliegt, insbesondere den Träger der Straßenbaulast. R G v. 12. 12. 1908 Z. 50 S. 387; R G v. 6. 2. 1941 Z. 82 S. 105. c) Der Grundeigentümer oder der am Grundstück sonst Berechtigte kann Ersatz aller während seiner Berechtigungszeit eingetretenen Schäden verlangen
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5. Titel: Bergbautreibende und Grundbesitzer
§ 148 Anm. 11
ohne Rücksicht darauf, in welchem Zeitpunkt sie verursacht worden sind. RG v. 9. 4. 1921 Z. 62 S. 420. d) Ein einmal entstandener Ersatzanspruch erlischt weder durch rechtsgeschäftliche Übertragung des Grundeigentums noch durch Beendigung des zum Besitz, zur Nutzung oder zum Gebrauch berechtigenden Rechtsverhältnisses. Derjenige, der nach dem Schadenseintritt ein Grundstück erworben hat, ist, ohne daß ihm der Schadensersatzanspruch von seinem Rechtsvorgänger abgetreten worden ist, nicht legitimiert, den Schadensersatzanspruch geltend zu machen. RG v. 15. 1. 1921 Z. 62 S. 201. Im Falle der Erbnachfolge oder der Zwangsversteigerung eines Grundstücks, R G v. 7. 11. 1908 Z. 51 S. 290, geht der Ersatzanspruch kraft Gesetzes auf den Rechtsnachfolger über. Darüber hinaus kann die Übertragving des Schadensersatzanspruchs, der auf dem Gebiete des Privatrechts liegt, durch Abtretung nach § 398 B G B erfolgen. R G v. 7. 4. 1938 Z. 79 S. 382. Der Erwerber eines Grundstücks ist jedoch ersatzberechtigt, wenn eine vor dem Eigentumserwerb vorgenommene Betriebshandlung fortdauernd neue Schaden hervorruft. Das gilt nur dann nicht, wenn der Schaden, insbesondere der durch eine frühere Betriebshandlung verursachte dauernde Ertragsausfall eines Grundstücks, periodisch wiederkehrt, denn dieser Schaden ist bereits in dem Zeitpunkt entstanden, in dem die schädigende Wirkung in Erscheinung getreten ist. R G v. 11.6. 1902 Z. 44 S. 144; R G v. 9. 4. 1921 Z. 62 S. 420. 11. Ersatzvcrpflichteter. a) Der derzeitige Bergwerkseigentümer haftet für alle Bergschaden, die während seiner Besitzzeit eintreten. Es ist unerheblich, ob der Berg werkseigen tümer selbst oder einer seiner Rechtsvorgänger die den Schaden verursachende Betriebshandlung vorgenommen hat. Seine Haftung erstreckt sich auch auf die Schaden, die von seinen Rechtsvorgängern verursacht, aber erst nach seinem Eigentumserwerb erkennbar geworden sind, vorausgesetzt, daß das Bergwerk, dessen früherer Betrieb den Schaden verursacht hat, zur Zeit des Schadenseintritts noch besteht, d. h. mit dem gegenwärtigen Bergwerk rechtlich identisch ist. R G v. 23. 1. 1886 Z. 27 S. 380; R G v. 18. 10. 1890 Z. 32 S. 125; R G v. 21. 10. 1916 Z. 58 S. 114. Das ist der Fall, wenn das gegenwärtige und das frühere Bergwerkseigentum auf demselben Verleihungsakt beruhen und der derzeitige Bergwerkseigentümer das Berg Werkseigentum derivativ von seinen Rechtsvorgängern erworben hat. Westhoff S. 66. b) Der Bergwerkseigentümer haftet jedoch nicht für die während der Besitzzeit seiner Rechtsvorgänger bereits entstandenen Bergschäden. R G v. 21. 10. 1916 Z. 58 S. 114. Mit dem Übergang des Bergwerkseigentums gehen die gegen seine Rechtsvorgänger begründeten Schadensersatzverpflichtungen nicht ipso iure auf ihn über. Seine Haftung für Verbindlichkeiten seiner Rechtsvorgänger kann nur unter besonderen Voraussetzungen nach allgemeinen zivilrechtlichen Bestimmungen (§§ 329, 414, 415, 419, 1967 B G B ) begründet werden. Heinemann Ziff. 126; Westhoff S. 68. c) Wird das Bergwerkseigentum aufgehoben oder übertragen, kommt eine Haftung des früheren Bergwerkseigentümers für Bergschäden, die erst nach der Aufhebung; oder Übertragung des Bergwerkseigentums entstehen, nicht in Betracht. R G v. 23. 1. 1886 Z. 27 S. 380. Seine Haftung für Schäden, die bereits vor der Aufhebung oder Übertragung des Bergwerkseigentums entstanden sind, bleibt un19*
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§148
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Anm» 11 berührt. Der Bergwerkseigentümer eines Längenfeldes, das Teil eines Geviertfeldes geworden ist, haftet dagegen auch f ü r die Bergschäden, die nach dem Eigentumsübergang entstehen und durch seinen Abbau verursacht worden sind, während eine Haftung des neuen Eigentümers nicht eintritt, § 5 des Gesetzes zur Bereinigung der Längenfelder vom 1. 6. 1954 (GS NW S. 700). Wird das durch Aufhebung des Bergwerkseigentums bergfrei gewordene Feld neu verliehen, ist der neue Bergwerkseigentümer nicht zum Ersatz der Schäden verpflichtet, die durch den auf dem aufgehobenen Bergwerkseigentum beruhenden Bergwerksbetrieb verursacht worden, aber erst nach der Neuverleihung entstanden sind. Es besteht kein rechtlicher Zusammenhang zwischen dem durch die erneute Verleihung begründeten und dem aufgehobenen Bergwerkseigentum. OLG Hamm v. 4. 10. 1881 Z. 23 S. 244; RG v. 23'. 1. 1886 Z. 27 S. 380. Bei Feldesteilung nach § 51 — reale Teilung des Feldes eines Bergwerks in selbständige Felder — oder Feldes Vereinigung (Konsolidation) nach §§41 ff. — Vereinigung mehrerer Bergwerksfelder zu einem einheitlichen Ganzen — geht das alte Bergwerkseigentum nicht ohne jegliche Fortwirkung unter, sondern setzt sich in dem neuen Bergwerkseigentum fort, RG v. 19. 6. 1937 Z. 78 S. 426, KG v. 14. 1. 1938 Z. 79 S. 569, mit der Folge, daß der neue Bergwerkseigentumer für die vor der Feldesteilung oder Feldesvereinigung verursachten, aber erst danach entstandenen Bergschäden Schadensersatz zu leisten hat. Heinemann Ziffer 109; a. A. Westhoff S. 67. d) Heftig umstritten ist die Frage, ob die Haftung aus § 148 nur den Bergwerkseigentümer trifft — so § 148 Hess. ABG — oder ob außer ihm auch der Bergwerkspächter, der auf Grund eines vom Bergwerkseigentümer hergeleiteten Rechts, der Bergwerkspacht, den Bergbau tatsächlich betreibt, zum Schadensersatz herangezogen werden kann. Eine Mindermeinung ist der Auffassung, es sei n u r derjenige haftbar, der das Bergwerk f ü r eigene Rechnung tatsächlich betreibe oder zu betreiben befugt und in der Lage sei. Oppenhoff S. 213; Gottschalk in Brassert-Gottschalk § 14$ Anm. 7. Demgegenüber hät das Preußische Obertribunal und ihm folgend das Reichsgericht in ständiger unveränderter Rechtsprechung die Ansicht vertreten, Schuldner des bergrechtlicheti Schadensersatzanspruchs sei allein der Bergwerkseigentümer. Es mache keinen Unterschied, ob er den Bergbau selbst betreibe oder seine durch die Verleihung des Bergwerkseigentums begründeten Rechte in der Weise ausübe, daß er den Betrieb vertraglich einem anderen überlasse. R G v. 25. 2. 1882 Z. 24 S. 105; RG v. 10:11. 1892' Z. 34* S. 403;' RG v. 12. 5. 1909 Z. 51 S. 158; RG v. 28. 9. 1932 Z. 73 S. 516; RG v. 5. 1. 1936 Z. 77 S. 162. Dieser einschränkenden Auslegung des Begriffs „Bergwerksbesitzer" hat sich ein Teil der Rechtslehre angeschlossen. Arndt § 148 Anm. 1; Bartsch S. 6; Daubenspeck (I) S. 6 und (II) S. 58; Isay § 148 Anm. 16'. Reuß-Grotefend-Dapprich § 148 Anm. I. Überwiegend wird dagegen heute die Ansicht vertreten, außer der Haftung des BergWerkseigentümers für Bergschaden sei auch eine unmittelbare Haftung des Bergwerkspächters begründet» der. a u f ' G r u n d eines vom Bergwerkseigentümer hergeleiteten Rechts, der Bergwerkspacht,