Allgemeine Psychologie: Band 3 Experimentelle Psychologie und ihre Grundlagen, Teil 1 9783111615028, 9783111239118


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German Pages 112 [136] Year 1962

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INHALT
1. Das Wesen des Experimentes und der ,reine Fall'
2. Zählen, Messen, Wägen in der Psychologie
3. Die Einstellung der Versuchsperson beim Experiment — ,Neu eingeführte' und ,alt eingefahrene' Einstellungen
4. Das Werden der "Wahrnehmung und ihr Wahrheitswert
5. Assoziative Dauerversuche; Situationseffekt und Situationsnacheffekt
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Allgemeine Psychologie: Band 3 Experimentelle Psychologie und ihre Grundlagen, Teil 1
 9783111615028, 9783111239118

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S A M M L U N G G Ö S C H E N B A N D 833

ALLGEMEINE PSYCHOLOGIE P R O F . DR. T H E O D O R

ERISMANN

f

em. o. Prof. f ü r Philosophie u n d Psychologie an der Universität Innsbruck

in EXPERIMENTELLE

PSYCHOLOGIE

IHRE GRUNDLAGEN / ERSTER

UND

TEIL

Zweite, neubeaibeitete Auflage Mit 27 Abbildungen

WALTER DE GRUYTER & CO. vormals G. J . G6echen'sche Verlagshandlung • J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung . Georg Reimer • Karl J . T r ü b n e r • Veit & Comp.

BERLIN

1962

Der Verfasser konnte das Erscheinen des dritten und vierten Bandes seiner „Allgemeinen Psychologie" nicht mehr erleben, da er am 2. Dezember 1961 an einer Apoplexie verstarb.

Die Gesamtdarstellung umfaßt folgende Bände: I. Grundprobleme

(Slg. Göschen Band 831)

II. Grundarten des physischen Geschehens (Slg. Göschen Band 832/832 a) I I I . Experimentelle Psychologie und ihre Grundlagen/l. Teil (Slg. Göschen Band 833) IV. Experimentelle Psychologie und ihre Grundlagen / 2. Teil (Slg. Göschen Band 834/834 a)

©

Copyright 1962 by W a l t e r de Gruyter 8c C o . , vormals G . J . Göschen'sche V e r lagshandlung / J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung / Georg Reimer / K a r l J . T r ü b n e r / V e i t & C o m p . , Berlin W 30. — Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, von der Verlagshandlung vorbehalten. — A r c h i v - N r . 7140622. — Satz und D r u d i : $ Saladruck, Berlin N 65. Printed in G e r m a n y .

INHALT Seite

1. Das Wesen des Experimentes und der ,reine Fall'; Methoden der Experimentellen Psychologie . . . . 4 2. Zählen, Messen, Wägen in der Psychologie . . . . 36 3. Die .Einstellung' der Versuchsperson beim Experiment 45 4. Das Werden der Wahrnehmungen und ihr Wahrheitswert 55 5. Assoziative Dauerversuche: Situationseffekt und Situations-Nacheffekt 100 Inhalt des 2. Teiles der „Experimentellen Psychologie" (IV. Band) 6. Das zentrale Nervensystem 4 7. Spezifische Dispositionen der Sinnesorgane 13 8. Psychophysische Maßmethoden 15 9. Experimentelle Wahrnehmungs-Psychologie der Einzelsinne 38 Einleitung 38 Das Sehen 41 A. Der Bau des Auges 41 B . Die Farben und das farblose Licht 53 C. Monokulares und binokulares Sehen und das rechts-links vertauschte Sehen 58 D . Das Scheinbewegungs-Sehen (Stroboskopie) . . 81 10. Die übrigen Sinne: 89 Das Ohr und das Hören 89 Geschmack und Geruch 100 Hautsinne 107 Bewegungs-, Druck-, Tastsinn 112 Innere Körpersinne 119 11. Kontrast und Adaptation 121 12. Gedächtnis-Methoden 144 13. D e r Assoziations-Versuch in Krieg und Frieden . . .179 Literaturverzeichnis 195 Verzeichnis der Abbildungen 196 Register 197

1. Das Wesen des Experimentes und der ,reine Fall' Methoden der Experimentellen Psychologie ,Das Experiment' — ein Begriff, den wir gegenwärtig im wissenschaftlichen Denken gar nicht mehr entbehren können, — zu dessen Entwicklung der menschliche Geist aber einer jahrtausendelangen Kulturentwicklung bedurft hatte! Die primitive Einstellung des Menschen, wie eines jeden Lebewesens, der Welt gegenüber ist eine ,rein praktische': Er strebt danach, ihren Gefahren zu entfliehen und ihrer Vorzüge teilhaftig zu werden. Schon das ,Betrachten' der Umwelt setzt ein Abrücken von diesem rein praktischen Verhalten voraus (s. Bd. II, S. 54ff.): Im Betrachten ist Interesse als Selbstzweck enthalten, — es ist nicht bloßes ,Mittel zum Zweck der praktischen Auseinandersetzung zwischen Mensch und Umwelt'. Das ,Beobachten' macht noch einen Schritt über das Betrachten hinaus, indem es an das Naturgeschehen mit Fragen herantritt. Die berühmte Fragestellung, mit welcher Galilei das Schwingen der an verschieden langen Ketten herunterhängenden (auch verschieden schweren) Leuchter in der Kirche von Pisa beobachtete, war: ,In welchem Verhältnis steht die Schwingungszeit des Pendels zu dessen Länge, der Größe seines Ausschlages und auch etwa seiner Masse und damit auch dem Gewicht des Leuchters?' Das ,Experiment' geht noch einen Schritt weiter: In ihm wird die wahrgenommene Innen- oder Außenwelt nicht nur so zur Beobachtung verwendet, wie sie sich gerade bietet (wobei sie sich ja nur zufällig gerade so bieten wird, daß die gesuchten Abhängigkeitsbeziehungen sich klar und eindeutig zeigen) 1 ), sondern die Beobachtungsabsicht zur Klärung des Geschehens liegt hier schon der Herstellung 1) I m m e r h i n ist dieses unmittelbare sidi Darbieten des eindeutigen Z u sammenhanges von Ursadie und W i r k u n g o f f e n b a r weder im physikalisdien noch im psychologischen Geschehen sehr selten, da sonst der Naturmensch im K a m p f ums Dasein nur instinktiv, wie das Tier, bestehen und keine Ansätze zur Entwicklung der höheren Auffassung der N a t u r und der Naturwissenschaft aufweisen könnte, denn diese sprießen stets aus der E r k e n n t n i s : „Wenn idi ,dieses' Ziel erreichen will, so muß ich in f o l g e n d e r * bestimmter "Weise h a n d e l n " ;—, und darin liegt schon eine primitive Erkenntnis kausaler, sich gesetzmäßig wiederholender Zusammenhänge.

Das Wesen des Experimentes und der ,reine Fall1

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der Beobachtungsbedingungen selbst zugrunde. Die H a u p t aufgabe des Experimentators lautet: „Wie setze ich das zu beobachtende Geschehen selbst so an, d a ß es mir A n t w o r t gibt auf Fragen, deren Lösung ich anstrebe?" — H i e r ist das Zurücktreten v o n der unmittelbar praktischen Auseinandersetzung zwischen Mensch u n d U m w e l t noch weiterreichend als bei der bloßen Beobachtung: Auch deren Bedingungen werden noch vorbedacht, b e w u ß t herbeigeführt u n d zweckentsprechend gestaltet, — erst nach deren H e r stellung erfolgt die entscheidende Beobachtung. Selbstverständlich k a n n die im Experiment gesuchte .Selbstzweck-Erkenntnis' auch zur praktischen Auseinandersetzung mit der N a t u r , von der oben die Rede w a r , als ,Mittel z u m Zweck' verwendet w e r d e n : D e r nach Erkenntnis als solcher dürstende Faust der ersten Monologe w i r d mit dieser Schwenkung seines Strebens u n d seiner I n teressen z u m . . . Magier u n d — praktischen Techniker, — dadurch (als Techniker) w o h l an realer Macht über die N a t u r , nicht aber an geistigem Eigengehalt u n d an reiner Erkenntnis gewinnend. U n d die auf Nützlichkeitsgewinn eingestellte p r a k t i s c h e Wissenschaft' sieht o f t (und irrtümlich!) gerade in der eigenen Entwicklung die Entwicklung von ,Geist u n d K u l t u r ' . M i t der E i n f ü h r u n g des Experimentes u n d der dadurch gebotenen Möglichkeit quantitativer Messung, Z ä h l u n g und W ä g u n g brach das Zeitalter der exakten Naturwissenschaften an. — Die experimentelle Begabung des Forschers geht über das bloße Sehen des Problematischen in unserer U m - u n d Innenwelt u n d das Suchen nach intuitiv einfallenden A n t w o r t e n hinaus (Plato: ,Das Staunen ist der Z u stand des Philosophen'), — sie besteht in der Fähigkeit, die Probleme in eine Form zu gießen, in der ihre Beantwortung von der Natur selbst in eindeutiger Klarheit gegeben wird. — Wissenschaftliche Institute sind Stätten, in denen die Beobachtungsbedingungen D a n k den d o r t a n gehäuften A p p a r a t e n u n d dem Ausschluß unerwünschter störender Einflüsse optimal gestaltet werden können. D i e schöpferische Phantasie des Forschers h a t an ,klaren Fäl-

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Das Wesen

des Experimentes

und der ,reine

Fall'

len' die latente Beobachtungsmöglichkeit in die Beobuditnngswirklichkeit zu wandeln. Erster Schritt: Die Schaffung reiner Fälle. Die Natur und das tägliche Leben bieten in der Regel ein außerordentlich kompliziertes, vielseitig kausal bestimmtes Geschehen, dessen Vielfalt das Herausheben und Beobachten der einzelnen Faktoren und ihrer gegenseitigen Zusammenhänge erschwert oder gar verunmöglicht. Der erste Sdiritt zum Experiment ist daher die Entlastung des zu Beobachtenden vom Übermaß des Gebotenen. Der sog. ,reine Fall' ist frei von unerwünschten, unkontrollierbaren Einflüssen. Sehr viele Grundgesetze führen sich auf bloß zwei in kausaler Beziehung zueinander stehende Faktoren zurück: ,Sobald A auftritt, folgt ihm stets das Geschehen B — und nur, wenn A ist, ist B: A ist die Ursache von B'. Die Beobachtung der physikalischen Natur unter optimalen Bedingungen führte zur Feststellung von Grundkräften und Grundgesetzen der Natur, welche die Beziehungen der einzelnen Naturgegebenheiten zueinander festlegen (z. B. die Beziehung von Druck, Temperatur und Volumen bei Gasen). Dabei war wesentlich, daß sich die gegenseitige Beeinflussung dieser Faktoren aufeinander in reinen Fällen beobachten ließ, — d. h. unabhängig davon, was sich gleichzeitig außerhalb des Versuches sonst noch in der Welt ereignete. Wäre jeder einzelne Vorgang merkbar abhängig von allen übrigen Einzelvorgängen der Welt und ließe sich dieser Einfluß nicht ausschalten oder wenigstens unverändert aufrechterhalten, so wäre eine exakte Feststellung der Einzelabhängigkeiten zwischen bestimmten Naturvorgängen und deren gesetzmäßige Formulierung offenbar überhaupt unmöglich, denn die unendliche Mannigfaltigkeit des Weltgeschehens würde sich in einem fort in die Beziehung auch zwischen den untersuchten Vorgängen, sie mitgestaltend und modifizierend, einmischen. Schwierigkeiten im Gebiet des Organischen und ihr weiteres Anwachsen im Psychischen ,Relativ selbständige Systeme' (reine Fälle) sollen die-

Das Wesen

des Experimentes

und der ,reine Fall'

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jenigen Bestandteile des Universums heißen, deren Geschehen, wenigstens vorübergehend, vom Geschehen der übrigen Welt unabhängig gemacht werden kann, oder die wenigstens während des Versuches keinen unbekannten, wechselnden Einflüssen von außerhalb des Versuchssystemes ausgesetzt sind; deren Geschehen folglich nur von Bedingungen abhängt, die dem System selbst eigen sind. Je geringer sich die Anzahl der einander innerhalb eines solchen Systems gegenseitig beeinflussenden Faktoren machen läßt, desto leichter läßt sich offenbar auch die dazwischen bestehende gesetzmäßige Bindung eindeutig feststellen. Das Vorhandensein oder die leichte Herstellbarkeit solcher relativ selbständigen, gliederarmen Systeme zu Versuchszwecken in der materiellen Welt ist der besondere Vorzug physikalischer Wissenschaften. — Ganz anders scheinen die Verhältnisse im organischen Bereich zu liegen. Denn hier ist jeder Organismus neben seiner äußerst komplizierten Abhängigkeit von der Umwelt selbst schon ein außerordentlich kompliziertes, vielgliedriges System innigster Bindung. Und dazu kommt, daß außer der vielfachen gegenseitigen Beeinflussung der Einzelfaktoren im Organismus sie alle auch noch von einer einheitlich gerichteten, den Einzelfaktoren übergeordneten ,Lebenskraft' beeinflußt zu sein scheinen, die ihr Zusammenspiel mitleitet und ordnet. Die Annahme des harmonischen Zusammenspieles aller Einzelfaktoren unter Leitung einer einheitlichen Kraft, die ihren Ablauf mitbedingt, mag nun im Prinzip durchaus berechtigt sein (s. Bd. I, S. 55), dennoch lassen sich auch aus der Gesamtheit des Organismus Untersysteme für sich herausheben und sogar heraustrennen, deren typisches Funktionieren auch nach der Trennung vom Ganzen fortbesteht und also als solches für sich auch untersucht werden kann. Ein solches einfaches System ist z. B. der aus dem Organismus herausgeschnittene Muskel mit dem Nervenansatz, an dem seine Grundreaktionen audi außerhalb des Gesamtorganismus festgestellt werden können. — Wäre im Organismus alles durchgängig von allem abhängig, so gäbe es für die verschiedenartigen Lebewesen keine allgemein gül-

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Das Wesen des Experimentes und der ,reine Fall'

tigen physiologischen Gesetze, da es (selbst innerhalb derselben Gattung) keine zwei einander vollkommen gleichen Lebewesen gibt, und selbst dasselbe Wesen sich im Lauf der Zeit durch Sammeln von Erfahrungen und Altern fortwährend ändert. Grundsätzliche

Kritik an der Experimentellen

Psychologie

U n d eben dieses Bedenken wird nun von der Persönlichkeitspsychologie mit doppeltem Nachdruck gegenüber dem nach ,allgemeinen Gesetzen' suchenden Experimentalpsychologen erhoben: Jede Einzelpersönlichkeit (heißt es da) ist ein Gesamtsystem, und kann nur von ihrer eigenen zentralen Idee aus, nach der sie als Ganzes aufgebaut ist, erfaßt und verstanden werden. So wurde der Mensch vor dem Auftauchen der Experimentalpsychologie auch tatsächlich von Dichtern, Biographen und Historikern erfaßt und dargestellt: Ein Charakter, eine Persönlichkeit wurde vom Dichter gestaltet, vom Biographen wiederbelebt — ausgehend von den wesentlichsten Charakterzügen, aus denen sich Lebensführung, H a n d e l n und schließlich selbst das Schicksal des Helden zum großen Teil ergab. Die Psyche des geschilderten Menschen baute sich vor dem geistigen Auge des Dichters ebenso ,vom Zentrum aus' (von der zentralen Grundidee dieses Menschen) auf, — wie sich nach der Äußerung Goethes der Organismus ganz allgemein, im Gegensatz zum unbelebten Kristall, aufbaut: Die Kristalle ,schießen in ihrem Wachsen von außen an', während sich der Organismus entsprechend der sein Werden regelnden Idee ,vom Zentrum aus nach der Peripherie hin entfaltet'. Die in dieser Auffassung immanent enthaltene Kritik am Experiment ist in der Tat weitgehend berechtigt, sofern es sich um das ,Wesen der individuellen Persönlichkeit' handelt: Wie schon eine Gestalt (s. Bd. II, Kap. 28) nicht auf die bloße Summe ihrer Bestandteile zurückgeführt werden kann, — daher auch nur von demjenigen erfaßt werden kann, dessen Geist über die Einzelbestandteile hinaus ,gestaltempfänglich' bleibt (s.Bd.II, z.B. S . 3 6 f f : DerUnmusi-

Das Wesen des Experimentes und der ,reine Fall'

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kaiische), so kann auch die menschliche Seele, welche (abgesehen vom Universum!) die komplexeste ,Gestalt' ist, die wir kennen, nur als Ganzes erfaßt werden. Als Ganzes zeigt sich aber der Mensch nur im Ernst des Lebens, wo jeder Einzelne zugleich auch als eine niemals wiederholbare Individualität auftritt, — (so heißt es) und nicht im künstlich aufgebauten Experiment. — Während das Experiment in der Regel gerade diese Ganzheit auflösen will durch Heraushebung, Bestimmung und sogar durch Messung von Einzelvorgängen und ihren gegenseitigen Einzelgesetzmäßigkeiteri! D. h. das psychologische Experiment setzt daher voraus und erwartet, daß es innerhalb der Seele auch .relativ selbständige', für sich erforschbare Untersysteme gibt. — Ist diese Erwartung, und damit die Anwendung des Experimentes in der Psychologie berechtigt? Weitgehende Überwindung der Schwierigkeiten Ist aber im Grunde nicht schon eine jede Prüfung, ein jedes Examen, wie sie unsere Kinder seit undenklichen Zeiten zu bestehen haben, — im Grunde ein Experiment? Der Prüfer interessiert sich im allgemeinen nicht für die Gesamtpersönlichkeit des Geprüften, sondern nur für eine bestimmte Fähigkeit, ein bestimmtes Können oder Wissen. In diesem Sinne wird auch der extremste Ganzheitspsychologe zugeben müssen, daß Experimente, welche über das Können des Menschen Aufschluß geben sollen, sowohl möglich sind, als auch von jeher praktisch angewandt wurden. Die Frage könnte hier nur noch darin bestehen, ob das erworbene Wissen allein oder ob auch die angeborenen Fähigkeiten im Experiment geprüft werden können. Aber warum nicht auch diese?: Wenn von zwei auf ihr visuelles Gedächtnis Geprüften der eine, nach längerer Übung und dem Erreichen optimaler Leistungen, das Behalten von sinnlosen Silben (s. Bd. IV, S. 150) bei einmaliger Darbietung nicht überschreitet, der andere aber unter gleichen Umständen 7 oder mehr Silben im Gedächtnis zu behalten und auf Aufforderung hin richtig zu reproduzieren imstande ist, so kann mit Recht das Urteil gefällt werden, daß die ihm

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Das Wesen des Experimentes und der ,reine Fall'

angeborene visuellmechanische Gedächtnisfähigkeit des zweiten die des ersten übertrifft, und seine Mehrleistung kann auf diesem (zunächst, wie angegeben) eng umgrenzten Gebiet nicht nur als solche behauptet, sondern auch ganz genau quantitativ gemessen und festgelegt werden. (Von Wandlungen durch Alter, Krankheit, seelische Erschütterungen, Überarbeitung usw. ist hier natürlich noch nicht die Rede.) Mit Recht wird man sagen, daß sich dieses Experiment immer noch von demjenigen des physikalisch-chemischen Gebietes wesentlich unterscheidet: Die Eigenschaften von Sauerstoff und Wasserstoff ändern sich nicht im Laufe der Zeit, mag dasselbe Quantum O und H noch so oft Verbindungen der verschiedensten Art eingegangen sein und sie dann wieder gelöst haben. Die Gegenwartsbeschaffenheit der materiellen (physikalischen) Grundeigenschaften ist von der Vergangenheit der Materie unabhängig (das Altern des Radiums hier beiseite gelassen). Während der psychologische Versuch auch mit der Vergangenheit des Prüflings rechnen muß, so mit seinem Alter, seinem Übungszustand, seinen früheren Empfindungen, Erfahrungen usw. Da aber Vorleben, Alter, Übung usw., wie wir gesehen hatten, selbst feststellbar sind und auch in ihnen sich gesetzmäßige Auswirkungen des Organismus zeigen, ist die angegebene Schwierigkeit grundsätzlich behebbar: So untersteht z. B. ,die Steigerung der Leistungsfähigkeit in Abhängigkeit von der Übung* ganz bestimmter Gesetzmäßigkeit: Sie bleibt nicht gleich, sie schreitet auch nicht einfach proportional der Übung fort, sondern nimmt im Anfang bedeutend stärker zu als später.1) Ja, mit der Zeit erreicht sie das oben schon erwähnte Leistungs-Optimum, welches durch weitere Übung nur noch aufrecht erhalten, nicht aber noch gesteigert werden kann. (Rubinstein: ,Wenn ich einen Tag mit dem Klavierspiel aussetze, so merke ich es am nächsten Tag; nach zwei Tagen — merkt es meine Frau; nach drei Tagen — schon das Konzertpublikum.) weise.

Oft

ist

die

Zunahme

der Leistung

nidit

kontinuierlidi,

sondern

stoß-

Das Wesen des Experimentes

und der ,reine Fall'

Eine selbstverständliche Seinsbestimmung jeder rungswissenschaft': Verschiedenheit und Gleichheit das Wesen der Welt aus.

11 Erfahmachen

Von entscheidender Bedeutung für die Möglichkeit wissenschaftlicher Erforschung des Lebens, ja für sein Bestehen selbst, liegt in folgender Eigenart der Welt, — sowohl der uns umgebenden als auch unserer eigenen Natur: 1. Es gibt einerseits keine zwei komplexen Dinge in der Natur, die sich in allem vollkommen gleich wären (das alte Beispiel: auch die einander noch so gleichenden Blätter desselben Baumes sind, genauer besehen, trotz ihrer weitgehenden Gleichheit als konkrete Dinge stets in unendlich vielem voneinander verschieden; nicht anders auch zwei konkrete anorganische Dinge — z. B. zwei beliebige Steine). Und 2. Es gibt auch keine zwei Dinge in der Welt, die nicht in irgendwelchen Eigenschaften einander gleich wären. Und es ist schwe,r zu sagen, welche dieser Grundbeschaffenheiten der Natur wichtiger ist: Wären alle Dinge voneinander vollkommen verschieden, so bedeutete dies, daß es keine allgemeinen, für alle oder viele Dinge geltenden Gesetze und damit auch keine Wissenschaft gäbe. Und auch keine Zukunftskenntnisse vermittelnde Erfahrung, was selbst die Existenz der Lebewesen unmöglich machte, denn kein Lebewesen könnte ein Verhalten, das es als zweckmäßig erkannte, auch in der Zukunft mit Erfolg anwenden, wenn die ihm in der Zukunft begegnende Umgebung von dem ihm schon Bekannten immer verschieden wäre. Und gar wenn die Eigenschaften der Dinge nicht nur von Ding zu Ding sich grundsätzlich unterschieden, sondern auch dieselben Dinge sich

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Das Wesen des Experimentes

und der ,reine

Fall'

in allen ihren Eigenschaften ohne U n t e r l a ß änderten, und selbst in dieser Änderung keine Gleichheit, keine durchgehende Änderungsart' sich zeigte, dann wäre Leben, das selbst ein solches allgemeines Prinzip ist, von vornherein ausgeschlossen. Das Vorhandensein der großen ewigen Gesetze der N a t u r und die Möglichkeit ihrer Erkenntnis ist letzten Endes nichts anderes als Folge und Äußerung der Tatsache, daß es Eigenschaften in den Dingen gibt, welche allen oder vielen Dingen allgemein eigen sind. U n d je durchgehender die gleiche Beschaffenheit den Dingen eigen, desto umfassender ist das Gesetz, das diese Beschaffenheit e r f a ß t und sie zum Ausdruck bringt. Gäbe es andererseits nur Gleiches, so hieße das, daß es edite Individualität überhaupt nicht gäbe. D a n n , erst dann (und nicht schon durch die bloße, wenn auch strenge Kausalbindung) wäre die Welt eine tote Welt und nicht mehr unsere lebendige Welt. Denn was uns am Leben festhält und ergötzt, ist Individualität. Die eigene Individualität wie die Individualität des uns umgebenden Lebendigen. — U n d gerade auch von hier aus erfolgen die A n g r i f f e gegen die kausal orientierte experimentelle Psychologie von seiten der ,Individualpsychologie': W a s uns am Menschen interessiert, ist seine Individualität, seine f ü r ihn typische Eigenheit. Jedem Menschen liegt eine eigene Idee zugrunde, nach der er geschaffen und beschaffen ist, nach der er sich entwickelt u n d den ihm adaequaten Lebensweg einschlägt. — Seinen Individualtypen legt der Dichter solche Individualideen zugrunde. U n d der Biograph versucht es, die Individualität seines Helden zu erfassen, wie sie in dessen Lebensbahn sich geäußert hat. — U n d nun tritt der experimentelle Psychologe auf und strebt danach, das Gegenteil dessen zu erfassen, was die Individualität charakterisiert, versucht zu finden und zu halten, was allen Menschen gleich ist, — aber ist denn überhaupt etwas allen Menschen gleich? W i r können nach unserer Einleitung die Frage leicht beantw o r t e n : Gewiß ist etwas allen Menschen — so geistig wie k ö r perlich — gleich, sonst wären sie nicht alle: ,Menschen'. Denn etwas müssen sie gemeinsam haben, damit sie unter denselben Begriff rubriziert werden können. So im rein Phvsischen u n d Physiologischen, so auch im Psychischen! U n d die allgemeine experimentelle Psychologie ist jene Wissenschaft, die, ohne das Individuelle zu leugnen und seine Bedeutung zu unterschätzen, sich in der Hauptsache doch für die allgemeine, übereinstimmende Beschaffenheit des menschlich Geistigen interessiert und es mit zu klären und in Gesetzen zu fassen Hilfe des Experimentes

Das Wesen des Experimentes

und der ,reine

Fall'

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und festzuhalten sucht. Die Individualpsychologie und die allgemeine Experimentalpsychologie widersprechen sich nicht, sonder ergänzen sich, wie sich die ganze Welt ihrem Wesen nach aus gleichem und verschiedenem aufbaut und nur im Zeichen dieser Zweiheit unbegrenzt sich wandelnd fortbesteht.

Individualität

und

Leben

Gewiß ist es richtig, daß die Individualität im Psychischen, sowie im .Lebendigen' ganz allgemein, eine viel größere Bedeutung hat, als dies in der Naturwissenschaft der Fall ist, die uns die allgemeinen Gesetze des physikalischchemisdien Geschehens vorträgt, und die als erste den Weg zur Entdeckung und Erfassung der allgemeinen Eigenschaften der Dinge einschlug. Und gar im Menschen — im bestimmten Menschen — interessiert und berührt uns nidit, daß er Mensch ist und als solcher mit anderen Menschen übereinstimmt, sondern berührt uns im Leben, in Gutem und Bösem und in allen menschlichen Beziehungen, daß er gerade solch ein Mensch ist, den wir lieben oder hassen, den wir schätzen und bewundern oder den wir verurteilen und bedauern müssen. — Wie anders bei den Dingen der unbelebten Natur: Interessiert uns die Individualität der einzelnen Ziegelsteine, aus denen unser Haus gebaut ist? Zu ihrer .Individualität' (ja, gibt es eine solche bei Ziegelsteinen — im eigentlichen Sinn des Wortes?) stehen wir überhaupt in keiner Beziehung; und beim Bau des Hauses interessiert uns jeder einzelne Ziegelstein nur in seinen allgemeinen Ziegelstein-Qualitäten: daß er aus festem, dauerhaftem Lehm und gut gebrannt ist und daher die ihm zugedachte Aufgabe entsprechend erfüllen wird. Und je mehr alle verwendeten Ziegelsteine in diesem Sinne miteinander übereinstimmen, desto befriedigter ist der Bauherr. — Ähnlich ist die Beurteilung des auf bloßen Drill abgerichteten Heerwesens. — Nur Seltenheitswert, wie bei dem Kooh-i-noor-Diamanten, oder größter Daseinswert, wie der unserer Muttererde, kann unser Interesse auch für die .Individualität' eines physikalischen Objektes erwecken und festhalten. Auf der durchgehenden oder gruppenweisen

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Das Wesen des Experimentes und der ,reine Fall'

Gleichheit der Dinge basiert aber die Technik, und ein ,individuelles Abweichen' von den vorbekannten Eigenschaften der Dinge müßte zu katastrophalem Versagen unseres wissenschaftlichen und technischen Vorwissens über die uns umgebende Natur führen. Die ,Gleichheit der Bedingungen' und ,der Ergebnisse' als Voraussetzung und als Differenzierung der experimentellen Befunde Und welche Rolle spielt in dieser Welt des materiellen und geistigen Geschehens und Forschens das wissenschaftliche Experiment? Zunächst: Es geht in seiner Anwendung von der nie genug zu würdigenden Voraussetzung aus,' daß es in der Welt kein Geschehen gibt, das in seiner Eigenart ganz für sich allein, unabhängig von anderem Sein und Geschehen, auftritt, besteht und vergeht, und nimmt an, daß jegliches Geschehen kausal (!) mitbedingt ist durch anderes Sein und Geschehen, welches ihm unmittelbar vor-r angeht oder als Dauerndes mit ihm zugleich besteht, — und daß es auch selbst nie bar jeglicher Wirkung bleibt. Die Welt besteht nicht aus unendlich vielen voneinander unabhängigen Einzelwelten', sondern ist eine in sich innig kausal verbundene Welt. Sei diese Einsicht durch Vernunft unmittelbar gewonnen, sei sie selbst nur der Beobachtung entnommen, — erst die Einsicht ins Kausalprinzip macht die Geltung der Versuchsergebnisse allgemein und zeitlos. Es lautet: „Gleiche Gesamtbedingungen ziehen stets gleiche Wirkungen nach sich." Es ist nur dort anzuwenden, wo sich gleiche Bedingungen annehmen lassen, von denen, wenn man sie restlos kennt, auf die gleichen zu erwartenden Wirkungen geschlossen werden kann. Doch ist es nicht selten, daß man die Bedingungen nur in ihrer Summe kennt (wie sie z. B. in toto vorhanden sind, wenn man denselben Menschen unter denselben Versuchsbedingungen heute und morgen als Versuchsperson benützt), nicht aber in ihrer Einzeldifferenzierung. Und solange dies der Fall ist, kann man auch nicht wissen, ob alle

Das Wesen des Experimentes und der ,reine Fall'

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relevanten Bedingungen v o m einen M a l z u m andern w i r k lich u n v e r ä n d e r t geblieben sind. U n d hier beginnt die A n w e n d u n g der spezifischen Eigenart des Experimentes: I n dem erstens derselbe Versudi unter den, ,nach der A n n a h m e des Experimentators, gleichen Bedingungen' oftmals wiederholt w i r d . Ergeben sich dabei immer wieder als gleich wahrgenommene Resultate, so lehrt die Wahrscheinlichkeitstheorie: Es ist höchst unwahrscheinlich, d a ß deren einzeln noch unbekannte Ursachen oder Mitursachen dabei wechseln, u n d daß trotzdem sich dasselbe Resultat immer wieder einstellt. J e größer die A n z a h l der Versuche mit gleichem Ergebnis, desto größer die Wahrscheinlichkeit, d a ß auch die neben den schon bekannten Ursachen noch nicht einzeln bekannten u n d herausgehobenen Ursachen dieselben geblieben sind, — denn unwahrscheinlich ist es, d a ß bei der Beteiligung immer anderer Ursachen, diese alle rein zufällig (!) immer wieder dasselbe Schlußergebnis h e r v o r bringen. Bei großen Wiederholungszahlen schrumpft die Wahrscheinlichkeit einer solchen A n n a h m e auf kleinste, praktisch nicht mehr zu berücksichtigende Möglichkeiten zusammen. Die experimentelle

Klärung

der

Kausalzusammenhänge

Weiß m a n n u n erst, d a ß in einer bestimmten Situation immer bestimmte gleiche Erscheinungen auftreten, so ist damit auch erst die Basis geschaffen, v o n der aus die feinere experimentelle Arbeit gestartet werden k a n n . D e n n n u n soll die D i f f e r e n z i a t i o n der einzelnen F a k t o r e n der v o r h a n d e n e n Situation vorgenommen werden, indem in den Versudi Variationen eingeführt werden, die zeigen sollen, welche F a k t o r e n an der Erzeugung des Enderfolges: 1) als notwendige und hinreichende Ursachen w i r k t e n ; welche 2) als notwendige Mitursachen u n d welche 3) zwar im Ausgangskomplex enthalten, aber bei der Erzeugung der Wirkung gar nicht mitbeteiligt waren. L ä ß t sich ein Teil der Ausgangsfaktoren weglassen (s. u. A n m . z. B. d, e, h) oder (wenn das nicht schlechthin geht :) durch beliebige andere F a k t o r e n ersetzen (z. B. a, c durch x, z), ohne d a ß am

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Das Wesen des Experimentes

und der ,reine Fall'

Gesamtergebnis (W) sich etwas ä n d e r t , so k a n n m a n m i t großer Wahrscheinlichkeit sagen, d a ß n u r der beibehaltene Teil des G e s a m t k o m p l e x e s (c, f, g) Ursache, u n d z w a r die hinreichende (aber o b notwendige?) Ursache des stets gleichen Ergebnisses der gegebenen Situation ist (s. u.). W i r d durch das Weglassen o d e r Modifizieren eines Teiles der Ausgangssituation der E r f o l g v e r ä n d e r t o d e r a u f g e h o b e n , so w e i ß m a n , d a ß in dem weggelassenen Teil der Ausgangssituation n o t w e n d i g e Ursachen o d e r Mitursachen e n t h a l t e n w a r e n . Bringt jede Ä n d e r u n g der Ausgangssituation eine Ä n d e r u n g des Schlußerfolges, so ist danach die gesamte Ausgangssituation die n o t w e n d i g e u n d hinreichende U r sache des Erfolges. Gelingt es dabei, diese Ursache auf einen F a k t o r ( F a k t o r g im obigen Beispiel) oder einen übersichtlichen K o m p l e x v o n F a k t o r e n z u r ü c k z u f ü h r e n , so h a t m a n es m i t einem neuentdeckten Kausalgesetz zu tun. 1

) Suche nach kausalen Zusammenhängen: Ausgangssituation: Ergebnis: 'Jabcdefgh >• Wirkung « W Weglassung oder Veränderung der einzelnen S i t u a t i o n s f a k t o r e n : 2 ) x

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: n o t w e n d i g e u n d hinreichende Ursache! v o n W in der Ausgangssituation a b e d e f g h . : w e d e r Ursache noch Mitursache! wie sein Wegfall oder sein Ersatz durch ein beliebiges y zeigt.

Das Wesen des Experimentes

und der ,reine Fall'

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Die Anwendung des Experimentes auf das psychische Geschehen. Bedeutung der individuellen Vergangenheit U n d nun f r a g t man sich, inwiefern das psychische Geschehen dem experimentellen Verfahren größere Schwierigkeiten entgegensetzt als die belebte oder nicht belebte Materie. — D a ß die Verhältnisse, unter denen das psychologische Experiment im -wissenschaftlichen Institut durchgeführt wird, unter Umständen die normale Umgebung der Versuchsperson nicht ersetzen können, ist richtig und soll unten noch genauer besprochen werden. Aber in sehr vielen Fällen liegt in den genau vorbereiteten und wohlbekannten Verhältnissen des Laboratoriums f ü r die Ausführung des Versuches mehr Vorteil als Nachteil. Man kann sie von Versudi zu Versuch und von V p zu V p konstant halten, was, wie wir eben hörten, die erste Hauptbedingung des erfolgreichen Experimentierens ist. N u n erst kann man verfolgen, wie diese Bedingungen die Reaktionsweise der V p bestimmen, ob und welche Veränderungen neue Teilbedingungen in den Versuch hineingetragen (siehe oben Anm. 1). Größere Schwierigkeiten bringt die V p selbst in den Versuch, indem ihre Individualität und ihre Vergangenheit in jedem Versuch mitsprechen können, die bei der unbelebten Materie im Durchschnitt leichter (aber keineswegs immer leicht!) ausgeschaltet werden können. D a bleibt nichts anderes übrig, als die Bedeutung der Vergangenheit in besonderen Versuchen festzustellen und diesen Einfluß auf die untersuchten Vpn mitzuberücksichtigen. H a t die V p bei Gedächtnisversuchen ihr Gedächtnis unter denselben Versuchsbedingungen vorher schon viel geübt, so kann man die erzielten Leistungen nicht unmittelbar mit denjenigen ungeübter Vpn vergleichen, sondern man muß hier die Leistung sämtlicher V p n im Optimum der Übung miteinander vergleichen. Denn es hat sich gezeigt, daß es ein solches Optimum gibt, in dem die Kurve der Leistung nicht mehr ansteigt, sämtliche untersuchten Vpn also „unter gleichen Bedingungen der Vergangenheit" stehen. Das erreichte Re2

Erismann,

Allgem. Psychologie I I I

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sultat zeigt also einerseits f ü r jede V p ihr Maximum, und der Durchschnitt aller Vpn zeigt andererseits die normale Durchschnittsleistung der untersuchten optimal geübten Vpn-Gruppe. U n d nun kann die Durchschnittsleistung des Kleinkindes mit der des Heranwachsenden, des Adoleszenten, des Jünglings, des reifen Menschen, des Alternden und des Greises verglichen werden. Ebenso läßt sich natürlich die Leistung der beiden Geschlechter feststellen und miteinander vergleichen, der verschiedenen Rassen, Berufe, Beschäftigungsarten usw. D a sich uns in der Folge (Kap. 5), noch zeigen wird, daß auch f ü r die Sinnesorgane nicht nur der auf sie gegenwärtig einwirkende Außenweltskausalkomplex, sondern auch die frühere Betätigung der Sinnesorgane von Bedeutung ist, müssen alle miteinander verglichen oder zu Gesamtdurchschnittswerten zusammengefaßten Ergebnisse unter bekannten Vorbedingungen gewonnen sein. D a ß dabei der Gesundheitszustand der untersuchten V p mitberücksichtigt werden und last not least der Willens- und Aufmerksamkeitszustand während des Versuches genau bekannt sein muß, ist selbstverständlich eine der wichtigsten Voraussetzungen des ordnungsmäßig aufgebauten Experimentes. — Wobei natürlich auch das Ergebnis im Zustand der .Unaufmerksamkeit' (die f ü r alle Vpn gleicherweise z. B. dadurch erreicht werden kann, daß sie neben der untersuchten Hauptleistung eine die Aufmerksamkeit stark faszinierende Nebenleistung zu erledigen haben) festgestellt werden kann. Man sieht, daß die Abhängigkeit der Vp von der Vergangenheit keine unüberwindlichen Schwierigkeiten mit sich bringt, da diese Abhängigkeit und ihr Einfluß selbst genau erforscht und in ihrer Bedeutung f ü r die Gegenwart mitberücksichtigt werden kann. So gilt z. B. f ü r das assoziative Gedächtnis das Jostsche Gesetz, wonach die alten Assoziationen ganz allgemein dem verwischenden Einfluß der Zeit besser Widerstand leisten als die neuen: Assoziationen, die vor langer Zeit gestiftet worden sind, sind fester

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gegen den auflösenden Einfluß der Zeit als neue. Wenn zwei Vpn eine Gedächtnisleistung heute (nehmen wir an) beide zu 75 %> richtig erledigen, — die eine aber das reproduzierte Gedicht, Silbenreihe o. dgl. vor einem Monat (oder gar einem Jahr), die andere erst gestern gelernt hat, so wird die erste nach einer weiteren Zeitspanne (zwei Tage, eine Woche o. dgl.) nur wenig „dazu vergessen", während die andere während derselben Zeit vielleicht schon die ganze Reihe vollkommen vergessen haben wird. Und je länger die Zeit, desto größer auch ihre Festigkeit gegen die Vergessen bringende Wirkung der Zeit. 1 )

Zunahme hv des t \ Vergessenen Zeit-Zun Bild 2.

ahme

N o r m a l k u r v e des Vergessens unter Einfluß der Zeit.

Induktion und Experiment Daß es Aussagen über die Beschaffenheit der Psyche gibt, die sich aus dem Wesen des Psychischen ableiten lassen, ist fraglos, — und daß sie dann auch für jede einzelne Psyche gelten, ist selbstverständlich. Im ersten Bändchen, wo die allgemeinsten Eigenschaften der Seele besprochen wurden, findet man eine Reihe solcher Beispiele (z. B. die Tatsache, daß alles Psychische sowohl aktiv-bestimmend als auch passiv-aufnehmend sein muß, daß die bewußten Einzelvorgänge nur in einer höheren, sie verbindenden Seinseinheit, dem Ich, bestehen können u. dgl. mehr). Die indukMan könnte meinen, d a ß darin ein Abweichen liegt von der Behauptung, d a ß die Zeit durch das Kausalgesetz u n w i r k s a m gemacht sei, w ä h r e n d sie sich hier doch gerade als entscheidend wirksam erweist. Doch liegt darin ein Fehler: Denn behauptet war, d a ß die konstatierte Gesetzmäßigkeit selbst unabhängig von der Zeit gilt, — und dies ist auch hier der Fall: Das Jostsdie Gesetz gilt unveränderlich f ü r alle Zeiten. 2*

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tive Forschung geht über solche Wesercifeststellung hinaus, indem sie allgemeine Gesetzmäßigkeiten auch dort nachzuweisen sucht, wo nicht .Wesensnotwendigkeit', sondern nur .Tatsächlichkeit' greifbar ist. W o also die Beschaffenheit des Psychischen anders geartet gedacht werden und nach der Ansicht des Beobachters auch sein könnte, es sich nun aber in der Wirklichkeit, wie die empirische Beobachtung zeiet, gerade so, wie es ist, und nicht anders beschaffen ist. So hätte es z. B. vielleicht sein können, d a ß das Vergessen mit der Zeit nicht allein zunimmt, sondern diese Zunahme auch immer gleich bliebe oder gar mit der Zeit sich noch beschleunigte; daß ganz allgemein die Gesetze der Assoziationsbildung, der Empfindungs-Nachdauer, des Kontrastes usw. anders wären, als sie sind. •— O b sie dann immer noch ebenso zweckmäßig wären, ist eine ganz andere Frage. Jedenfalls läßt sich die rein induktive Forschung nicht auf intuitiv sich bietende ,Gedankenmöglichkeiten' ein, sondern geht schlechthin von der Tatsäcblichkeit induktiv nachgewiesener Eigenschaften des Wirklichen aus und schreitet f o r t zu deren Verallgemeinerung in Gesetzesform. Neben den ,für alle Menschen geltenden Gesetzmäßigkeiten' (wie sie z. B. den oben angegebenen und vielen anderen Assoziations- und Gestaltgesetzen zukommt) gibt es auch solche, die nur bestimmten Gruppen von Menschen eigen sind: So bloß den Kleinkindern, den Kindern, Heranwachsenden, Erwachsenen und alten Menschen; den Männern oder Frauen; den Geistes- oder den körperlichen Arbeitern usw. Daraus erwachsen die verschiedenen psychologischen Richtungen: der Alters-, der Geschlechts-, der Berufspsychologie usw. D a r a n k a n n kein naturwissenschaftlich gerichteter Forscher Anstoß nehmen, —• sind ihm doch auch Unterschiede zwischen allgemein gültigen und den nur eine bestimmte A r t von Objekten betreffenden Gesetzmäßigkeiten bek a n n t : Viele rein physikalischen Gesetze gelten f ü r alle Materie schlechthin, während schon die Chemie eine Unterteilung nach den untersuchten Elementen und ihren Verbindungen erfordert (anorganische, organische Chemie usw.). Doch darüber hinaus weist das Gebiet psychischen Geschehens auch noch eine weitere Differenzierung bis zur Einzelindividualität auf: Wie das Antlitz des Menschen nie absolute Gleichheit mit anderen Menschen zeigt", so ist auch sein psychisches Wesen ,individuell bestimmt'. Schon von Geburt an ist jeder Mensch ein Individuum und muß in allen seinen Eigenschaften individuell-konkret bestimmt sein, um ,lebendig' sein zu können. U n d das Erhaschen und die Darstellung seiner Individualität

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bis zu den feinsten ihm eigenen Charakterzügen ist Sache des begnadeten Dichters und übersteigt das Aufgabengebiet reiner Wissenschaft. Doch große Dichter begnügen sich nicht mit der Darstellung irgendeiner' Individualität und halten Charaktereigenschaften fest, in denen sich wichtige Grundzüge des "Wesens ,Mensch' in der individuellen Form gerade dieses lebendigen Menschen äußern. Daher sind ihre Schöpfungen nicht selten ,Typen' und dienen als Muster für ganze Menschenkategorien, ohne dabei aufzuhören, lebendige Einzelmenschen zu sein, — was die nur wissenschaftlich in Begriffen erfaßten und bestimmten Menschen nicht sind. Die experimentelle Methode ist, wie gesagt, mit der Methode der Induktion nicht gleichzusetzen: Es gibt psychologische Versuche, welche sich nicht nur an einzelne Teile der Vp (ihre Sinneswahrnehmungen, ihr Gedächtnis, ihre Intelligenz usw.) wenden, sondern an ihr Persönlichkeitszentrum seihst. Dazu gehören z. B. manche Versuche über den Willen (z. B. über das Problem: ,Muß bei jedem Willensakt das „Ich" als das „wollende Subjekt" auftreten?'), über das reine Denken und die Beziehung zwischen Wollen und Denken (s. Bd. I I : Zweck-Mittel-Wollen), und ganz besonders auch über ethische Einsicht bei Kindern und Erwachsenen (davon später mehr). Hier wendet sich der Versuch an die Gesamtpersönlichkeit. Er behält dabei seine vom Experimentator erstrebten Vorzüge und Bedingungen bei (so die möglichst große Reinheit von störenden Einflüssen, die Variabilität, die Wiederholbarkeit usw.), führt aber nicht selten zu Einsichten, welche nicht nur gesicherte Tatsachen, sondern schon Wesenserkenntnisse sind. Mit anderen Worten, es bedürfen solche Versuche nicht der induktiven Methode zur Verallgemeinerung, sondern enthalten in sich selbst ihre allgemeine Gültigkeit, — wie die Sätze der Mathematik: Hat man einmal im gut angesetzten Versuch das Wesen des Willensaktes erfaßt, so ist die Antwort auf obige Frage eindeutig: ,Ja, zum Wesen der echten Willensentscheidung gehört, daß das Ich Willenssubjekt ist'. ,Beim Denken ihrem Wesen nach abstrakter Denkgegenstände ist der Denkinhalt notwendig der konkreten Anschaulichkeit entzogen' (s. Bd. IV, S. 46 usw. mehr). Man steht hier( was jedoch kein Nachteil ist!) am Rande dessen, was ein Versuch bieten kann:Denn hier ist es nicht mehr die große Zahl derVpn, welche über den Sieg des Versuchsergebnisses entscheidet, sondern die Tiefe ihrer Einsicht und ihrer Beobachtungskunst. Und es kann sehr wohl vorkommen, daß der tiefste und beste Beobachter sich gegen eine beliebig große Anzahl von Vpn zu Recht behauptet. Womit einer

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der dem Experiment nachgerühmten Vorteile (Nachprüfung durch viele Vpn und deren übereinstimmendes Beobachtungsergebnis) verloren geht. Aber es wäre ja auch nur ein merkwürdiges Vorurteil, wenn man in jedem Fall demjenigen Ergebnis recht geben wollte, welches die meisten Stimmen f ü r sich hat! 1 ) — Die .allgemeine Übereinstimmung' ist dort zu erwarten, wo es dem Experimentator gelingt, im Versuch die Beobachtungsbedingungen so klar und eindeutig zu gestalten, daß ,ein jeder' Versuch dasselbe Ergebnis bietet. Dort aber, wo es sich um höhere und allgemeine Einsichten handelt; entscheidet ganz allgemein nicht die Zahl, sondern die Erkenntnistiefe. Als Newton seine Integralrechnung erfand, war er der Ansicht, d a ß nur wenige zeitgenössische Mathematiker ihn verstehen könnten, — was jedoch die Richtigkeit seiner Überlegungen in keiner Weise erschüttern konnte. U n d so geht es letzten Endes auch im Experiment, wenn der V p tiefschürfende schwierige Selbstbeobachtung zugemutet wird. Weitere

Einschränkung der experimentellen der Psychologie

Methode

in

Dies ist die eine wesentliche Einschränkung der entscheidenden Bedeutung psychologischer Experimente und ihrer Forderung nach einer Vielzahl von Vpn. Eine andere besteht darin, daß das normale Experiment stets in einer experimentellen Situation durchgeführt wird, d. h. die V p weiß, daß es sich nicht um den Ernst des Lebens, sondern um ein absichtlich herbeigeführtes Experiment handelt. Für sehr viele experimentell angegangene Probleme entsteht daraus gar keine Schwierigkeit, keine Änderung im Verhalten der Vp. Dazu gehört fast die ganze Wahrnehmungspsychologie, weite Teile der Denkpsychologie und einige Teile auch der Willenspsychologie. Die Wahrnehmungen werden durch jenes Wissen keineswegs beeinflußt (es sei denn, daß die einseitig gerichtete ,Einstellung' im Prozeß der Wahrnehmung eine entscheidende Rolle spielte, — s. Bd. I I I Einstellung'); im allgemeinen auch nicht das Denken. Weniger unempfindlich erweist sich der Wille, denn der tiefer in der Persönlichkeit f u n dierte Wille ist im täglichen Leben ,ihre aktive Antwort auf ihre Lebenssituation'; während der Versuch doch nur eine absichtM a n verwechsle ja nicht die psydiologisch-statistisdien Feststellungen (z. B. „der Prozentsatz der in anschaulichen Vorstellungen denkenden Menschen ist größer als der abstrakter Denker") mit den Wesensfeststellungen („Es gibt Gedanken, die vom konkreten sinnlichen Erfassen grundsätzlich verschieden sind").

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lieh v o m Versuchsleiter herbeigeführte, von der V p akzeptierte Situation ist, in welche sie sich willkürlich begibt. — U n d dennoch: Schon in dieser ,Annahme' der Versuchssituation durch die Vp liegt ein echter Wille. U n d so k a n n auch die vom Experimentator gestellte Aufgabe von der V p ganz ernst gefaßt und mit entschiedenem Wollen angegangen werden. Wenn z. B. die V p aufgefordert wird, ihren in waagerecht ausgestreckte Stellung gebrachten A r m möglichst lange in dieser Stellung frei zu halten, so lassen sich dabei mannigfache wichtige Beobachtungen machen, die dann auch im Ernst des Lebens wiedererkannt werden: Wie wirken sida z. B. die bald schon auftretende Ermüdung und k u r z darauf auch Schmerzerscheinungen auf das Denken und den Willensentschluß der Vp, den A r m möglichst lange ausgestreckt zu halten, aus? Es zeigt sich, d a ß der Entschluß, möglichst lange auszuharren, der zu A n f a n g von den meisten V p mit großer Entschiedenheit gefaßt wird, nach und nach in den Augen der V p seine Bedeutsamkeit immer mehr einbüßt; ihm stellen sich Überlegungen entgegen, wie z. B. „ W a s soll ich diesen Schmerz noch länger erdulden, das hat ja gar keinen Sinn"; „ich k a n n ja jederzeit den A r m einfach fallen lassen, •— w a r u m soll ich es nicht tun?" usw. U n d es ist bezeichnend, d a ß entsprechende Gedankengänge auch in ernsten Lebenssituationen, z. B. im Zustand voller Erschöpfung, wenn man sich „einfach auf den Boden, in den Schnee werfen und damit allen Qualen der Anstrengung entgehen k a n n " , a u f t r e t e n : W a s in frischerem Zustand noch das Wichtigste, das höchste Ziel war, dessen Erreichung schlechthin notwendig erschien, verliert nach und nach an Bedeutsamkeit. M a n will nicht einfach ,nachgeben — trotz Einsicht in die darin enthaltene Niederlage', sondern man sucht das Nachgeben zu beschönigen, es eventuell gar nicht mehr als eigentliche Niederlage, sondern als das in der gegebenen Situation zweckmäßigste, vernünftigste Verhalten vor sich selber hinzustellen. Selbst die Todesgefahr, in die man sich durch das lockende, Ruhe verheißende Abliegen im Schnee begibt, erscheint mehr anziehend als schrecklich. U n d es bedarf eines besonders starken, aus dem Innersten der Persönlichkeit sich meldenden Motives, um diesen Verlockungen zu widerstehen (s. z. B. Beschreibung der Rückkehr von H . Guillaumet in „Wind, Sand und Sterne" von A. de SaintE x u p é r y : D e r Gedanke an seine Frau, die bei seinem ,Verschollensein' jahrelang ohne alle Unterstützung dastünde, gab dem völlig Erschöpften diesen letzten Antrieb, auch noch das U n mögliche u n d scheinbar Aussichtslose zu versuchen und zu erreichen).

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So im Ernst des Lebens und Sterbens. Es kann natürlich nur kümmerlicher Ersatz sein, was man dafür im Experiment verwenden kann. Wir versuchten als solchen z. B. zu verwenden einen ziemlich schmerzhaften elektrischen Schlag, den die Vp beim Fallenlassen der hochgehaltenen Hand automatisch erhält, oder rein psychisch bedingte Gegenmittel, so z. B. den Wettstreit zwischen einer Reihe sich gegenseitig wahrnehmender (im Gegensatz zu: nur vorstellender) Vpn, und erreichten damit in sehr reduziertem Maß ähnliche Erfolge, wie die von der Publikumsmasse angefeuerten Wettspringer, Fußballer usw. (H. Rohracher, Theorie des Willens auf exp. Grundlage, Leipzig, 1932). — Aber man spürt hier schon die Schwierigkeiten sich andeuten, die im Gebiet des höheren Gefühlslebens dem Experiment entgegenstehen: Wie soll man experimentell die Verzweiflung, die Eifersucht oder die echte Liebe .erzeugen' und von den Vpn beobachten lassen? Wie soll man Gewissensqualen und Reue im Experiment miteinander vergleichen lassen? Offenbar versagt hier das Experiment gegenüber den ernsten Daten der Lebenserfahrung! Doch mag dem auch so sein, es bleibt der experimentellen Psychologie ein riesengroßes Gebiet, das sie mit ihren Mitteln besser bearbeiten kann als jede andere Disziplin. Und sie bleibt nicht stehen beim Konstatieren der oberflächlichen Seelenerscheinungen, sie steigt vor allem auch in das Gebiet der Grundlagenforschung hinein, — wo sie ganz neue Erkenntnisse von höchster Bedeutung gewinnt. Die Kritik am psychologischen Experiment ist aber dadurch nicht erschöpft. Einwand

aus dem Wesen der Selbstbeobachtung und dabei unumgänglichen ,Einzelbeobachtung'

der

Die Grundmethode der Psychologie ist Selbstbeobachtung. Dadurch scheint sich die Psychologie von allen anderen experimentellen Wissenschaften zu unterscheiden. — Das Außenwelts-Experiment soll nun die Zuverlässigkeit der Beobachtung unter anderem dadurch sichern, daß es jedem Wissenschaftler möglich macht, dasselbe Experiment unter gleichen Bedingungen zu wiederholen. Und erst wenn Meinungseinhelligkeit über die Beschaffenheit des Beobachteten erreicht ist, gilt das Ergebnis des Experimentes als zuverlässig. Bei der Selbstbeobachtung aber, so wandte man ein, ist gerade diese Verifikation der Einzelbeobachtung durch beliebig viele andere Beobachter ausgeschlossen,

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denn: die Beobachtung des eigenen Erlebens ist ja nur dem Erlebenden selbst zugänglich! Jeder der zehn Beobachter eines Erlebnisses beobachtet also nidht eigentlich dasselbe Erlebnis, sondern jeder das seinige, mit demjenigen seines Mitbeobachters nicht identische Erlebnis. Folglich läßt sich in der auf Selbstbeobachtung aufgebauten Psychologie jene Sicherheit, die dadurch entsteht, daß beliebig viele Beobachter denselben Naturvorgang beobachten, grundsätzlich nicht erreichen, und dieser große Vorzug der experimentellen Naturbeobachtung stürzt in der Psychologie in sich zusammen. — Ist dieser Einwand berechtigt? Ein Grundtatbestand jeder Beobachtung ist aber bei diesem Einwand außer acht gelassen: Ist es denn wahr, daß in den übrigen Naturwissenschaften immer ,der identische Tatbestand von 1vielen beobachtet werden kann'? — Sehen wir davon ab, daß in der Regel der Nachbeobachter ja gar nicht den numerisch identischen Tatbestand beobachtet, sondern sich seine Versuche nach den Angaben des Erstbeobachters wieder aufbaut und darauf vertraut, daß seine Beobachtungsobjekte, wenn sie mit denen des Erstbeobachters auch nicht numerisch identisch sind, einen dennoch gleich beschaffenen Beobachtungstatbestand bieten. Mit Recht sieht man darin keine Störung der ,vielfachen Beobachtung des gleichen Tatbestandes'. — Aber auch noch darüber hinaus liegt eine unumgängliche Mitbeteiligung psychologischer Faktoren bei jeder noch so ideal aufgebauten naturwissenschaftlichen Beobachtung vor: Jede Beobachtung ist ,eine Wahrnehmung', und jedes Beobachtete ist (Wahrgenommenes'; die Wahrnehmung aber ist ihrem Wesen nach ein psychischer Vorgang, — der, unter anderem, auch von der Beschaffenheit des Wahrnehmenden (Beobachtenden) abhängt. Also gerade von demjenigen individuellen Faktor, welchen der Kritiker der psychologischen Selbstbeobachtung vorwirft! Aber ,individuell* bedeutet nicht ,subjektiv entstellt'; sonst wäre ja auch jedes Denken, als individuell psychischer Vorgang, subjektiv entstellend und eine überindividuelle ,Erkenntnis' gäbe es überhaupt nicht! — Und so kann auch ein Beobachter den beobachteten Naturtatbestand ,richtig' erfassen und sich nach dieser Erfassung richten; und solche Beobachtungen bilden ja z. B. auch die Grundlage der ,richtigen Orientierung im Raum und in der KreaWelt — sowohl des Menschen als auch aller lebendigen tur, — ohne die das Bestehen lebendiger und vernunftbegabter Wesen in der Welt überhaupt unmöglich wäre (s. Bd. I, S. 10ff.)! — Warum soll die Se/foibeobachtung, wenn sie unter günstigen

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Bedingungen durchgeführt wird, nicht ebenso riditige (ja sogar ,sichere', weil .unmittelbarere' s. unten folgende S.) Ergebnisse zeitigen wie die Außenweltsbeobachtung? Andererseits kann die letztere, da sie ebenfalls auf Wahrnehmung beruht, durch subjektive Momente ebenso entstellt werden wie die Selbstbeobachtung. Das war es ja, was z. B. bei der Ohr-Auge-Methode zu so verschiedenen Ergebnissen der Astronomen geführt hatte (s. S. 53)!

Nicht außer Auge darf man dabei lassen, daß jedes objektiv gewandte auf die Außenwelt bezogene Wahrnehmungsurteil, z. B. das Urteil: „Von den beiden Sternen A und B ist A größer und heller als B", in ein psychologisches Urteil verwandelt werden kann, ja seiner Entstehung nach ein solches notwendig voraussetzt, — nämlich das Urteil: „von den beiden Sternen A und B sehe ich A größer und heller als B". Und das psychologische Urteil ist einfacher und sicherer als das astronomische, denn es behauptet weniger und unmittelbarer Gegebenes und bei vollkommen klarem Vergleichsergebnis, sogar absolut Sicheres (daß ich die beiden Sterne ,so sehe', kann ja geradezu ebenso evident sein, — wie daß ich denMohn rot und die Kornblume blau sehe). Die Prüfsteine der Objektivität Das psychologische Moment läßt sich also bei keiner Beobachtung vermeiden; und die darin liegende Schwierigkeit läßt sich offenbar nicht einfach durch die Berufung auf .dasselbe Beobachtungsobjekt' vieler Beobachter beheben. — Die Verhältnisse liegen eher umgekehrt: Erst die übereinstimmenden Ergebnisse vieler Beobachtungen verschiedener Forscher garantieren die Gleichheit ihres Beobachtungsobjektes, mag es sumerische Identität' oder nitr »Gleichheit' sein! — Von einer numerischen Identität kann z. B. für die in der Mathematik behandelten Objekte ja überhaupt keine Rede sein, sondern nur von Gleichheit (oder »ideeller Identität') — und diese ergibt sich gerade daraus, daß verschiedene Forscher gleiche Eigenschaften an den von ihnen behandelten Gegenständen vorfinden, — so am Kreis, am Dreieck usw. Dazu müssen sich die verschiedenen Forscher miteinander verständigen können, und gerade die Ver-

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ständigung, die auf guter Beschreibung und Definition des Erforschten, neben der Übereinstimmung der Forschungsergebnisse, beruht, sichert der Wissenschaft ihren Wahrheitsanspruch. So wie auch umgekehrt erst das Auseinandergehen der Forscherangaben zeigt, daß entweder verschiedenes beobachtet wurde oder zwar dasselbe beobachtet, aber in verschiedener und unter Umständen auch falscher Weise wahrgenommen und gedacht wurde. Was aber entscheidet darüber, welche unter den ,divergierenden': Angaben wahr oder falsch sind? Ist es die eben genannte überwiegende Zahl der Untersuchungsangaben? Da es im allgemeinen ja tatsächlich seltener vorkommt, daß viele Menschen sich ,zufällig' in gleicher Weise irren, — während die Übereinstimmung bei der richtigen Beobachtung nur eine Selbstverständlichkeit ist (so wie die makellose ,Übereinstimmung' von zwei komplizierten Bruch flächen an zwei Steinen nur selten „durch Zufall" entsteht, — während sie dort eine Selbstverständlichkeit ist, wo sie durch die beiden Hälften desselben Bruches gegenseitig bedingt sind). — Gewiß liegt ein wichtiges Kriterium für die Wahrheit der Behauptung in der angegebenen Wahrscheinlichkeitsüberlegung. — Doch schon bei der klaren Herausstellung der Eigenart seiner Beweiskraft wird man ihm nur eine bedingte Geltung zusprechen können: Die Herrschaft der wissenschaftlichen Schulen, der Einfluß des durch Milieu und Zeitgeist bedingten Denkens sowie die Neigung des menschlichen Geistes zu bestimmten Fehlern (den ,Idolen' von Bacon) läßt vor der ,Zahl der Vertreter' einer Auffassung als dem ,Kriterium der Wahrheit' auf der H u t sein: ZurZeit derreinen Assoziationspsychologie wurden dieselben Beobachtungstatsachen recht anders gedeutet, und die Beobachtungen selbst fielen, in anderem Lichte gesehen, anders aus, — wobei die ,Übereinstimmung der meisten' Psychologen sich im Sinne des Zeitgeistes einstellte (s. auch Einstellung der Vp im Exp., Kap. 3). — Gewiß wird man bei Beurteilung des Wahrheitswertes der Beobachtungen ohne Beachtung der Übereinstimmung der Aussagen möglichst vieler Vpn unter möglichst eindeutigen Versuchs-

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Bedingungen nicht auskommen, aber die großen Schritte in der Entwicklung der Psychologie ergaben sich, wie immer bei Fortschritt der Wissenschaft, aus neuen, wohldurchdachten Problemstellungen und Experimenten, — bei denen weniger die Anzahl der Versuchspersonen und Forscher, als die herbeigeführte Klarheit der Beobachtungsbedingungen und die Fähigkeit der Vp, in die Tiefe gehende Beobachtungen anzustellen, entscheidend waren. So bei der Entwicklung der Gestaltpsychologie, der Denkpsychologie usw. — Und lassen sich die Beobachtungen bis zu einer höchsten inneren Klarheit steigern, — so liegt gerade darin das Selbstkriterium für ihren Wahrheitswert. Die sog. objektive Methode Die sog. „objektive Methode" der experimentellen Psychologie ist in ihrem Aufbau mit der naturwissenschaftlichen Beobachtung vollkommen übereinstimmend, nur in ihren Zielen davon völlig verschieden. Alle psychophysischen Maßmethoden (s. Kap. 8) gehören hierzu: Der Experimentator will z. B. die Unterschiedsempfindlichkeit (od. E) seiner Vp für Töne bestimmen; er gibt ihr leiseste oder voneinander kaum verschiedene akustische Reize und sucht die Grenze zu bestimmen, wo seine Vp die ihr gebotenen Töne oder Tonunterschiede noch aufzufassen oder gerade nicht mehr aufzufassen imstande ist. Dabei hat die Vp sich gar nicht anders zu verhalten als ein Naturforscher, der eben das Gebiet der schwachen Töne als solcher kennen zu lernen sucht. Nur sind die hier der Vp gebotenen Reize noch niemandem bekannt und sollen mit Hilfe der beobachtenden Vp erst untersucht werden; während bei der psychologischen Beobachtung der Experimentator die gebotenen Reize und ihre objektiven Unterschiede schon genau kennt (er hat sie ja selbst hergestellt!). Und er bietet sie der Vp, nicht um sie als solche zu untersuchen, sondern um mit ihrer Hilfe die Feinheit der Auffassung seiner Vp festzustellen. In der Verwendung der Ergebnisse ein entscheidender Unterschied, in der Beobaditungsart vollkommene Übereinstimmung.

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Leistungsmethoden Ähnliches ist über sämtliche „Leistungs-Methoden" der Psychologie zu sagen: Irgendeine Leistung wird im Experiment von der Vp gefordert (sei es das Auswendiglernen sinnloser Silbenreihen; sei es die Auffassung einer möglichst großen Anzahl tachistoskopisch — kurzzeitig — dargebotener Reize; sei es die gedankliche Abstraktion des Begriffsmerkmales von einem konkret dargebotenen Objekt oder ein logischer Schluß usw.), und das Ergebnis („Aufgabe: gelöst — nicht gelöst; z. B. richtiger Ausgang aus einem Labyrinth gefunden — nicht gefunden, ö f f n e n der versperrten Türe gelungen — nicht gelungen; die zur Lösung benötigte Zeit gemessen" usw.) wird mit physikalischer Exaktheit festgehalten. Besonders bei Vpn, deren Selbstbeobachtungsfähigkeit nicht ausgenützt werden kann, — also bei Kleinkind- und Tierversuchen, — wird diese ,objektive Methode' in weiten Gebieten der Psychologie angewandt. — Sie wird zur ,Methode der Verhaltungs-Beobachtung' (Behaviorismus), wenn der Vp überhaupt keine Aufgabe gestellt wird, oder sie wenigstens nicht in Worten an die Vp herangetragen wird, sondern in der Situation selbst liegt, in welche die Vp oder das V-Tier versetzt wird (z. B. indem eine Ratte ins Labyrinth gesetzt wird, aus dem sie den Ausgang zu finden sucht, — wobei das ganze Verhalten der Ratte und vor allem natürlich die Lösungszeit und Art getreulich beobachtet und festgehalten wird). Die sog. subjektive Methode Wird die Beobachtung der Vp nicht auf ,Objekte der Außenwelt', sondern auf das ,beobachtende Subjekt selbst', gerichtet, so haben wir es mit der subjektiven Beobachtungsmethode' zu tun. Dabei ist unter ,subjektiv' ja nicht subjektiv im Sinne von ,nur subjektiv', d. h. ,nicht sicher die Wahrheit treffend' zu verstehen. Wenn ich einem geliebten Menschen eine Freude durch ein Geschenk machen oder wenn ich einen Feind durch eine Bemerkung verletzen will, — so kann ich diesen meinen Willen in der Regel genau durch Selbstbeobachtung konstatieren. Ja,

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selbst die Konstatierung meines Zahnschmerzes oder meines Verletztseins durch die mir gewordene seelische Behandlung sind beides Ergebnisse der Selbstbeobachtung, und die erste (die doch,ganz sicher' ist!) braucht nicht sicherer zu sein als die zweite. Das darf ja nicht vergessen werden, wenn es auch richtig ist, daß das (früher schon besprochene) Bedenken der Komplexität eines jeden Menschen als Beobachtungsobjekt hier eingreifen und Schwierigkeiten verursachen kann, indem manchmal hinter der Liebe — H a ß stecken kann und hinter dem scheinbaren Wunsch, den anderen zu erfreuen, sich ganz andere und mir gar nicht bewußte Motive verbergen können (z. B. ihn über meine Einstellung zu täuschen, sich bei ihm einschmeicheln wollen usw.). Aber, wie gesagt, es gibt in der Selbstbeobachtung Fälle von überzeugender Einfachheit und Klarheit, und gerade auf diese kommt es uns hier an: Sie zeigen, daß die Selbstbeobachtungssicherheit die größte Schwankungsbreite aufweisen kann, von den ganz unsicheren bis zu den ganz sicheren Fällen und daß die sicheren einfachen Fälle sich als solche herausheben und bieten, so daß auf ihnen das lichtvolle und unangreifbar sichere Gebäude der Selbstbeobachtungspsychologie aufgebaut werden kann. Ist Selbstbeobachtung überhaupt möglich? Doch wird nicht selten behauptet, daß verläßliche Selbstbeobachtung überhaupt völlig unmöglich sei, da schon die Absicht, sich selbst zu beobachten, den Zustand des Menschen sofort ändert. Das viel gebrauchte Beispiel: Ein Zorniger, der die Absicht aufbringt und realisiert, seinen eigenen Zornzustand zu beobachten, kann seinen früheren echten Zorn nicht mehr behalten. — Es ist richtig, daß diese Art Störung nicht selten auftreten kann. Aber wie häufig sind Zustände, deren Entwicklung durch die Beobachtungsabsicht gar nicht gestört wird: Nur leicht vorübergehende Zustände sind dieser Störungsart unterworfen; Liebe und H a ß nehmen jedoch in der Regel nicht ab durch deren Konstatierung — sonst müßte ja jede Liebeserklärung (die ja letzten Endes auch auf einer Selbstbeobachtung beruht!) die

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Liebe ebenso vernichten, wie die Selbstbeobachtungsabsicht des Zornigen seinen Zornaffekt zerstören kann. Audi die Absicht, sich zu rächen, und tausend andere Willens- und Gefühlszustände werden durch Selbstbeobachtung nicht gestört, — es sei denn, daß einfach die psychophysische Energie des Erlebenden nicht ausreicht, um im Moment des Erlebens noch zu beobachten, was er erlebt und wie er es erlebt. — Aber noch wichtiger kann sein, daß die ganze Einstellung der wissenschaftlichen Selbstbeobachtung nicht harmoniert mit dem zu beobachtenden Erleben, — das ist auch beim Zornigen der Fall, und daher ist er ein so gutes Beispiel für die kritische Einstellung zur psychologischen Selbstbeobachtung. Aber wie könnten denn Psychologen und Schriftsteller von den seelischen Vorgängen überhaupt etwas wissen, wenn sie sich selbst nicht beobachteten? Sie besitzen Interesse für das psychische Geschehen und „fassen die Absicht" sich zu beobachten, nicht gerade während des zu beobachtenden Erlebnisses, sondern sie tragen diese Einstellung, dieses Interesse immer in sich, und sie realisiert sich daher sozusagen ,von selbst' ständig in ihrem Innern. Das geschieht so ganz nebenbei und nicht selten gar nicht während des Erlebnisses selbst, sondern erst nachher, aus der Erinnerung. Wir werden hören (Kap. 3), daß die Einstellung auf ein bestimmtes Verhalten durchaus nicht während ihrer Realisierung bewußt vorhanden zu sein braucht. Und wie oft führt uns das Gedächtnis beim Einschlafen noch einmal vor, was am Tag erlebt und ,nicht bemerkt' wurde. Diese Erinnerungsfähigkeit wird im psychologischen Experiment nicht selten dazu verwendet, um das während des Versuches Ebenerlebte sich nochmals vorzuführen und in wissenschaftliche Begriffe zu fassen. Der in manchen Psychologien und kritischen Auslassungen vorkommende Einwand, daß zwischen der Selbstbeobachtung und der naturwissenschaftlichen Beobachtung der grundsätzliche Unterschied besteht, daß letztere von beliebig vielen Beobachtern ausgeführt und wiederholt werden kann, während die Selbstbeobachtung stets grundsätzlich

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nur einen Beobachter zuläßt, braucht nach dem Besprochenen nicht mehr diskutiert zu werden. Wissen wir doch, daß auch jede naturwissenschaftliche Beobachtung auf einer Wahrnehmung beruht, daß jede Wahrnehmung ein individueller psychischer Akt ist, dessen Beschaffenheit von der Beschaffenheit des Beobachters mitabhängt, — der aber weder in der naturwissenschaftlichen noch in der psychologischen Beobachtung deswegen ,nur subjektiv', d. h. subjektiv verzerrt* zu sein braucht, — sondern auch objektiven Wahrheitswert haben kann, ohne den die Menschheit schon längst ausgestorben sein müßte, denn nur wahre oder „wahr" (= richtig) gedeutete „Wahrnehmungen" können ihrem Besitzer von entscheidendem Lebenswert sein! Statistische Methode Falls alle bei verschiedenen Vpn durchgeführten Versuche dasselbe Ergebnis zeigen, ist damit das Resultat eindeutig erreicht. Schwanken dagegen die Resultate, so muß ergänzend die feinere Auswertung der statistischen Methode in Anwendung gebracht werden. Die Intelligenzleistungen der Schüler der 3. Volksschulklasse ergeben z. B. recht verschiedene Einzelwerte. Dieses Ergebnis (z. B. die Dauer der zur Lösung der Aufgabe benötigten Zeit) wird nun in seiner Vielwertigkeit in einer bedeutungsvollen Kurve zusammengefaßt, deren Abszissenwerte die Güte der Leistung (d. h. hier: die benötigte Zeit), deren Ordinatenwerte die Prozentzahlen der zu diesem Wert gehörigen Kinder darstellen. — Nähme man nun eine beliebig zusammengesetzte Gruppe aus achtjährigen Kindern und Erwachsenen zusammen, so würde auch die Ergebniskurve keine Einheitlichkeit aufweisen: Sie würde zwei Gipfel zeigen, denn die von den Erwachsenen zur Lösung der Aufgabe benötigten Zeiten wären in den meisten Fällen beträchtlich kürzer als die Kinderzeiten. Die von den Erwachsenen am häufigsten gebrauchte Zeit wird vielleicht um 10 Minuten herum liegen — der erste Kurvenhöcker; die der Kinder um 20 Minuten herum — der zweite Höcker. Dazwischen senkt sich die Kurve; da liegen die Zeiten, die für die mei-

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sten (nicht f ü r alle!) Erwachsenen zur Lösung der gestellten Aufgabe schon zu lang, f ü r die meisten (nicht f ü r alle!) Kinder noch zu kurz sind. Bilden aber die V p n eine ,natürliche' Gruppe, wie es die Kinder derselben Bevölkerungsschicht, desselben Alters, Bildungsgrades usw. tun, so reihen sich die Ergebnisse in eine sog. Ga«ss'sche oder Glockenkurve zusammen, deren Auftreten nichts weniger als eine wertlose Selbstverständlichkeit ist, sondern eine wichtige Erkenntnis in sich enthält und auch nicht nur f ü r alle psychologischen, sondern auch f ü r alle physiologischen und allgemein biologischen Befunde gilt: Die kurzen, langen und mittleren Lösungszeiten hätten ja z. B. alle ungefähr gleich oft vorkommen können, oder es könnten sogar die mittleren Werte seltener als die kurzen oder langen sein. Aber das Gegenteil tritt ein: Die mittleren Werte sind bei einer wesenszusammengehörigen Gruppe die weitaus häufigsten und erreichen o f t ungefähr 50 0 /o aller Werte oder darüber, während die guten und schlechten etwa je 2 0 % und die sehr guten und sehr schlechten ungefähr je 5 °/o betragen. — Mißt man Größe und Gewicht oder K r a f t einer solchen ,echten Gruppe', kommt man immer wieder auf dasselbe Vergleichsergebnis: Alles Lebendige ist so beschaffen, daß die mittleren Werte natürlicher Gruppen prävalieren und die extremen Werte desto seltener vorkommen, je weiter sie vom Mittelwert entfernt liegen. U n d es entspricht dem Wesen einer ,organisch zusammengehörigen Gruppe', daß dem so ist: Ihre natürliche Zusammengehörigkeit besteht gerade darin, daß sie sich um bestimmte, f ü r die Gruppe charakteristische Mittelwerte schart und von ihnen desto seltener abrückt, je größer dieses Abrücken ist. Ausgehend von dieser Tatsache läßt sich die Inhomogeneität der Gruppenzusammensetzung aus der Abweichung von der einheitlichen Glockenkurve unmittelbar ablesen: Besitzt sie z. B. statt nur einem Gipfel in der Mitte deren zwei, einen mehr im Anfang, den andern mehr am Schluß, so kann daraus geschlossen werden, daß ihre Zusammensetzung (je nach der Zahl der Gipfel) aus zwei, 3

E r i s m a n n , Allgem. Psychologie I I I

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Das Wesen des Experimentes

und der ,reine Fall'

drei oder mehr natürlichen Gruppen besteht (s. obiges Beispiel). Bezieht sich die Kurve z. B. auf die Gewichtsverteilung der Vpn, so werden die Knaben ihren häufigsten Gewichtswert vielleicht um 20, die erwachsenen Männer um 65 kg herum besitzen; diese häufigsten Werte machen die Kurve zweigipfelig, der eine Gipfel liegt in ihrem Anfang, der andere dem Ende zu. Genau dasselbe gilt f ü r alle psychischen Eigenschaften: So kann man der Intelligenzkurve einer G r u p p e sofort ansehen, ob sie einer natürlichen oder einer inhomogen zusammengesetzten G r u p p e entstammt. Entsprechend der Kurvengestalt muß man auch bei Auswahl der Aufgaben, welche der untersuchten Gruppe angepaßt sein sollen, verfahren: Die zur Untersuchung der Intelligenz zehnjähriger Knaben verwendeten Aufgaben müssen eine symmetrische Glockenkurve der in angemessenen Zeiten erreichten Lösungen ergeben. Wobei die H ö h e der Kurve die jeweilige Zahl der Kinder, die entsprechende Abszisse die Zahl der gelösten Aufgaben angibt. Ein nach links verschobener Kurvengipfel bedeutet also, daß die Mehrzahl der Kinder die meisten Aufgaben nicht bewältigen konnte, — die verwendeten Aufgaben waren zu schwierig; der Kurvengipfel rechts bedeutet, daß weitaus die meisten Kinder weitaus die meisten Aufgaben gelöst hatten, — sie waren zu leicht. Erst die symmetrische Kurve gibt die adaequate Schwierigkeit der Aufgabe an. Die mittelschweren Aufgaben sollen von annähernd 75fl/o (nämlich den Guten und Mittelguten), die leichteren von einem höheren, die schwereren von einem geringeren Prozentsatz bewältigt werden. Dort, wo man von einer untersuchten Gruppe auf den allgemeinen Durchschnitt schließen will, darf diese Gruppe selbstverständlich nicht einseitig zusammengesetzt, sondern m u ß repräsentativ gestaltet sein. Will man auf die Durchschnittsintelligenz der Kinder eines Volkes schließen, so darf man natürlich nicht nur die mit bestem oder schlechtestem ,Kindermaterial' versehenen Schulen untersuchen, sondern muß nach Möglichkeit gleichmäßig die guten und schlechten Schulen und Bevölkerungsschichten heranziehen.

Das Wesen

des Experimentes

und der ,reine

Fall'

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N u r durch glückliche Berücksichtigung dieser Regel können z. B. die bekannten, rein quantitativ bloß an einem Teil des Volkes durchgeführten Gallup-Untersuchungen über die allgemeine Volksmeinung, über vermutliche Ergebnisse von Abstimmungen usw. zu guten Resultaten führen. Korrelation Mit der sog. Korrelations-Berechnung hat man ein Mittel in der Hand, um den unmittelbar nicht nachweisbaren kausalen Zusammenhang von Eigenschaften oder Vorgängen (physiologischen oder psychischen) zu ermitteln. Zwei Eigenschaften, welche in gar keinem kausalen Zusammenhang miteinander stehen, z. B. dieselben Augenzahlen zweier gleichzeitig hingeworfener Würfel, werden rein zufällige Übereinstimmungen aufweisen: Die Augenzahl 6 des ersten Würfels wird der Zufallswahrscheinlichkeit entsprechend ebensooft mit jeder anderen Augenzahl des zweiten Würfels zusammentreffen, also im Durchschnitt in einem Sechstel aller Fälle. So würden auch blaue Augen und blonde H a a r e ebensooft wie blonde H a a r e und schwarze Augen zusammen auftreten, wenn ihre Ubereinstimmung nur rein zufallsbedingt wäre. Tritt aber die Übereinstimmung häufiger auf, als nach der Wahrscheinlichkeitstheorie zu erwarten ist, so muß dies einen Grund im direkten oder indirekten Kausalzusammenhang beider Erscheinungen haben. Dieses Prinzip liegt der Korrelationslehre zugrunde. Die Korrelationswerte zweier Erscheinungen bewegen sich zwischen 1 und —1 (1 bedeutet vollen Parallelgang beider Erscheinungen, —1 bedeutet den entgegengesetzten Gang der einen und der anderen Reihe). Zwei normal nebeneinandergelegte Alphabete stehen z. B. in voller Korrelation zueinander, ihr Wert ist 1. Dem a der einen Reihe entspricht das a in der anderen Reihe, dem b das b usw. — Ein bloß zufälliges Zusammentreffen der Zahlen, wie es bei den beiden obenerwähnten Würfeln auftritt, besitzt den Korrelationswert um 0 herum. Endlich ist die Korrelation dort, wo durch das Auftreten der einen Eigenschaft die andere uns interessierende Eigenschaft mehr 1»

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Zählen,

Messen,

Wägen

in der

Psychologie

oder weniger ausgeschlossen wird (z. B. kleinliche Lügenhaftigkeit und echte innere Würde), negativ, bei völligem Ausschluß erreicht sie den Wert — i . Man sieht, daß durch Anwendung der Korrelationsmethode Beziehungen positiver und negativer Art auch dort nachgewiesen werden können, wo sie nicht unmittelbar faßbar, sondern nur aus den Korrelationszahlen ablesbar sind. So fand man, daß die Korrelation zwischen mathematischer Begabung und Musikalität der Vp nicht um Null herum liegt, wie man dies zunächst vielleicht erwarten würde, sondern deutlich höher. Beide Begabungen stehen demnach in einem uns zunächst noch unverständlichen, dennoch gültigen (aber nicht völlig eindeutigen) Zusammenhang. — Um Null herum gelegene positive oder negative Korrelationswerte können bloße Zufallswerte sein, besonders, wenn sie bald nach der positiven, bald nach der negativen Seite hin ausfallen. Je größer die Anzahl der untersuchten Fälle, je höher der gefundene Korrelationswert ist, desto sicherer ist die Annahme des positiven oder negativen (ausschließenden) Zusammenhanges. — Wenn man das Prinzip der Korrelationsmethode durchdenkt und mit demjenigen der Induktionsmethode vergleicht, so erkennt man, daß beide im Grunde auf demselben Boden stehen, indem die Abweichung von der Zufalls-Wahrscheinlichkeitsverteilung dem Forscher hier wie dort das Recht gibt, diese Abweichung auf einen direkten oder indirekten, eindeutigen oder nur bevorzugenden kausalen Zusammenhang der verglichenen Erscheinungen zurückzuführen. 1 ) Die detaillierte Anwendung des Korrelationsverfahrens und die Ableitung seiner Formeln findet sich in der reich entwickelten Spezialliteratur. 2. Zählen, Messen, Wägen in der Psychologie Kann die experimentelle Psychologie zählen, messen, wägen? Die Psychologie besitzt also im Experiment eines ihrer mächtigsten Forschungsmittel. Ist die Psychologie dadurch G e n a u e r e s ü b e r die W a h r s c h e i n l i c h k e i t siehe i m B u d i des . W a h r s c h e i n l i c h k e i t im D e n k e n u n d S e i n ' , V e r l a g S e x l , 1954.

Verfassers:

Zählen,

Messen,

Wägen

in der Psychologic

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auch schon in die Reihe der sog. exakten Wissenschaften getreten? Die höchste Exaktheit erreicht die Forschung erst dort, wo sie zur quantitativen Bestimmung des untersuchten Gegenstandes fortschreitet, — wo also gezählt, gemessen, gewogen werden kann. K a n n dies der experimentelle Psychologe? Zweifellos kann er das Zählen in seinen Forschungen anwenden: Der Forscher kann z. B. zählen und in einer Zahl, als Ergebnis seines Versuches, angeben, wieviel einfachste Wahrnehmungsobjekte (z. B. einfachste Figuren) seine Versuchsperson (und ,im Durchschnitt': der normale Erwachsene; das Kind in seinen verschiedenen Entwicklungsphasen; der Primitive oder der Mensch höherer Kultur) im Kurzversuch ,auf einmal' erfassen und deren Beschreibung zu Protokoll geben kann; er kann zählen, ob die erfaßbare Menge dargebotener Punkte von der Anordnung, in der sie dargeboten werden, abhängt, ob gleichzeitig dargebotene Geräusche oder andere Sinnesreize die Zahl der visuell erfaßbaren Reize herunterdrücken; er kann die Zahl der Hundertstel oder Tausendstel einer Sekunde angeben, welche die Exposition im Kurzsehversuch minimal dauern muß usw. — Desgleichen läßt sich die Anzahl der sinnlosen Silben angeben, welche die Vp nach einmaliger Darbietung aus dem Gedächtnis fehlerlos wiederhersagen kann, und auch wie sich diese Zahl unter den verschiedensten genau angebbaren Versuchsbedingungen ändert. •— Es gibt also Zählbares und in Zahlen Angebbares in der Psychologie, — ob auch Meßbares? Aber die psychische Leistung der Vp läßt sich, wie z. T. schon aus obigen Beispielen hervorgeht, zweifellos auch messen: z. B. die Zeit, welche die V p braucht, um auf einen ihr gebotenen Reiz hin mit einer Bewegung zu reagieren, und die Änderung dieser Zeit bei der sog. .motorischen' oder ,sensorischen' Einstellung; ihre Zunahme bei der sog. ,Wahlreaktion' u. dgl. m. — Die ganzen Psychophysischen Maßmethoden (s. Bd. IV, S. 15) beschäftigen sich ja mit nichts anderem als mit dem Messen jener Reizwerte, bei denen die Vp zum erstenmal auf den ihr gebotenen schwäch-

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Zählen,

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Wägen

in der

Psychologie

sten Reiz mit einer bewußten Empfindung antwortet, und jener Keizwenunterschiede, welche die Vp noch eben konstatieren kann, während alle kleineren Unterschiede f ü r sie nicht mehr erfaßbar bleiben. ,Wägen' heißt im angenommenen Maßsystem die Größe der G r a v i t a t i o n s k r a f t feststellen, welche zwischen dem gewogenen Gegenstand und der Erde besteht. U n d sowohl Psychophysik als Psychologie lassen es sich nicht nehmen, Kräfte genau zu messen: Mit besonders hergestellten Dynamometern und Ergographen werden die Kraftleistungen der verschiedensten Muskelgruppen der V p festgehalten. U n d wenn man mit Recht einwendet, es seien dies doch nur physiologische und keine psychischen Kräfte, die da gemessen werden, so läßt sich der Versuch leicht so abwandeln, daß nicht die Muskelleistung als solche, sondern die dahinter steckende Willensanstrengung, also eine zweifellos psychische Größe, gemessen w i r d : Indem z. B. der kraftsteigernde Einfluß des Wettstreites, der Anfeuerung durch einen Zuschauerkreis, des angestrebten Lohnes oder der drohenden Strafe, also psychischer Faktoren untersucht und im absoluten Maßsystem der Physik festgehalten wird. Lassen sich psychische Größen ,unmittelbar aneinander messen'? An der Möglichkeit all dieser und vieler anderen Messungen zweifelt kein experimenteller Psychologe. Aber gerade die so wichtigen Psychophysischen Maßmethoden lassen die Frage deutlich hervortreten, um die es sich beim besprochenen Problem eigentlich handelt: Wir geben der Vp z. B. einen Tonreiz, dessen Stärke wir im absoluten Maßsystem genau angeben können; wollen wir dann bei derselben V p in einem späteren Versuch eine ebenso starke Ton-Empfindung hervorrufen, so geben wir ihr denselben, uns physikalisch genau bekannten Tonreiz wieder. Hier entsteht nun aber eine ganze Reihe von Fragen, welche f ü r den Erfolg unseres Versuches entscheidend sind: Zunächst, selbst wenn es uns wirklich gelingen sollte, bei unserer Vp eine vollkommen gleichstarke Empfindung hervorzurufen,

Zählen,

Messen, Wagen

in der Psychologie

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wenn es also tatsächlich eine ganz genaue, eindeutige Zuordnung zwischen Reiz- und Empfindungsgröße gäbe (die es nicht gibt!): Wie stark ist denn die von der Vp erlebte Empfindung — diese Empfindung selbst? Wir kennen ja nur die Stärke des sie erzeugenden Reizes, — wie stark aber die Empfindung selbst ist, bleibt dem sie hervorrufenden Experimentator vollkommen unbekannt! — Gemessen, im eigentlichen Sinne ,gemessen werden' kann nur Gleichartiges durch Gleichartiges, also Empfindung durch Empfindung, in unserem Fall Empfindungs-Stärke durch Empfindungs - Stärke. Und diese läßt sich, sagt man mit Recht, nicht durch Angabe • der Reiz große erreichen. Um die Größe einer Empfindung kann nur derjenige etwas wissen, dem sie unmittelbar gegeben ist, der sie selbst erlebt! Oder sie wenigstens ,erlebt hat'. — Aber auch er kann ihre Stärke mit der Stärke anderer Empfindungen höchstens ungefähr schätzend vergleichen — nicht im eigentlichen Sinne messen —, wie es der Techniker kann, indem er die ihm gegebenen Strecken mit dem Meterstab und Nonius (also ebenfalls mit Strecken) bis auf kleinste Bruchteile eines Millimeters oder das ihm gebotene Gewicht bis auf kleinste Bruchteile eines Milligrammes genau messen und wägen kann. Und erst durch solche feinste Messungen ist die moderne Physik und Technik als exakte Wissenschaft möglich geworden. Der Psychologe aber kann, so sagt man, nicht mehr als nur ein ungefähr schätzendes Vergleichen der psychischen Gegebenheiten untereinander erreichen. Die psychische Größen-Messung als Urmessung Doch hier stutzt man: Wie soll es denn möglich sein, daß der Physiker seine erstaunlich sicheren Messungen ausführen könnte, wenn er sich beim Meßvorgang nicht auf die Genauigkeit und Sicherheit seiner Sinne verlassen kann? Vielleicht: Dank der Hilfe seiner feinen Apparate? — Aber nicht nur, daß er bei Ablesungen an Apparaten die ihm von seinen Sinnen gebotenen Daten verwenden muß, sondern auch schon

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Zählen,

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Wägen

in der

Psychologie

bei der Konstruktion der A p p a r a t e selbst ist er auf die Feinheit u n d Sicherheit seiner Sinne angewiesen! U n d bei den hierfür notwendigen Urmessungen (das sind, wie wir sehen werden, Raumlängenmessungen), welche ihm die feste Grundlage f ü r alle übrigen Messungen liefern sollen, sind es die unmittelbaren Daten seiner Sinne, von denen Physiker und Techniker ausgehen müssen. U n d wenn sich der Urmeßvorgang an unmittelbar erlebten Empfindungslängen nicht zuverlässig durchführen ließe, stürzte das ganze darauf a u f g e f ü h r t e Meßgebäude zusammen, — es wäre auf Sand gebaut. Das ist leicht einzusehen, wenn man zunächst diejenigen E m p findungs-Gegebenheiten betrachtet, an denen sich echte unmittelbare Messungen nicht durchführen lassen, und dann zu solchen Empfindungs-Qualitäten fortschreitet, die an sich seihst schon echte Messungen gestatten und daher auch Träger der physikalischen Messungen werden können: W i r hörten schon, zwei uns gebotene T ö n e können wir zwar sowohl der Qualität als der I n tensität nach miteinander vergleichen und mit einer gewissen Genauigkeit feststellen, welcher von beiden der höhere, der stärkere usw. ist, — aber wir können den einen nicht durch den anderen messen, d. h. nicht angeben, wieviel mal (3-, 7-, lOmal) der eine Ton stärker ist als der andere; anders gesagt, wie o f t sich seine Stärke im anderen findet. Denn eben das heißt messen: Wenn wir die Länge einer Strecke gemessen haben, so können wir angeben, wie o f t die messende Streckenlänge (z. B. ein Zentimeter) in der gemessenen (z. B. in der Länge meines Schreibtisches) enthalten ist. Sehen wir uns demgegenüber den Meßvorgang bei Raumstrecken etwas genauer an: Auch an ihnen läßt sich eine echte Messung keineswegs immer machen. Nicht einmal der Längenvergleich zweier beliebiger Strecken fällt immer zufriedenstellend aus: L ä ß t man die beiden Strecken in einem Sukzessivversuch miteinander vergleichen und gibt ihnen dabei auch noch verschiedene Riebtungen, so gestalten sich die Resultate äußerst ungenau u n d mit großen Streuungen versehen. Schon viel besser werden sie, wenn die Strecken gleichzeitig und parallel geboten werden. Wenn man sie aber darüber hinaus auch noch ihrer ganzen Länge nach direkt aneinanderlegt, so ist ihre Vergleichsmöglichkeit dadurch von Grund auf anders geworden und hat ihr Optimum erreicht: Denn die beiden ihrer ganzen Länge nach nebeneinander gelegten Linien vergleichen sich sozusagen selbst, indem ihre gegenseitigen Längen Punkt für Punkt aneinander ablaufen. D e r Vergleichende braucht nur die Tatsache dieser

Zählen,

Messen,

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in der Psychologie

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gegenseitigen Lage der beiden Linien genau festzustellen und sicher festzuhalten (dies ist entscheidend, läßt sich aber in der Regel ohne Schwierigkeit mit hinreichender Genauigkeit erreichen) und dabei die Enden der beiden Linien in genauen Augenschein zu nehmen: Stimmen die Linien an dem einen Ende vollkommen überein, so ist das Vorspringen einer der beiden am Gegenende leicht mit großer Genauigkeit unmittelbar festzu1 stellen, ) U n d damit sind die beiden räumlichen Wahrnehmungs-Gegebenheiten in ihrem gegenseitigen räumlichen Verhältnis so genau erfaßt, d a ß sich darauf die ganze Meßkunst der Physik aufbauen läßt (wenn dazu noch mitberücksichtigt wird, d a ß in diesem ,Aneinandergelegtwerdenkönnen' noch eine Eigentümlichkeit enthalten ist, welche erst vom bloßen Vergleich zum eigentlichen Messen hinüberführt (s. weiter unten). — Die beiden Strecken können nämlich nur a n e i n a n d e r gelegt' und wie beschrieben miteinander verglichen werden, weil ihre extensive Größe sich bei der Summation ganz anders verhält als die intensive Größe der Druck-, Gehörs-, Geruchs- und anderer Wahrnehmungen: In der stärkeren Druck-Empfindung (ebenso wie in der stärkeren T o n - , T e m p e r a t u r - oder Helligkeits-Empfindung) verlieren sich n ä m lich die schwächeren Empfindungen, durch deren Summation man die stärkere Empfindung entstehen lassen kann, vollkommen, sie tauchen darin unter: Man lege z. B. auf die von einer V p mit ausgestrecktem Arm gehaltene Schale immer mehr Gewichte auf. Auf der Reizseite finden wir eine immer steigende Zahl einander gleicher, in ihrem Druck sich summierender, als Maßeinheit verwendeter und abzählbarer Einzelgewichte v o r ; indem wir deren Anzahl feststellen, sagen wir, d a ß wir das Gesamtgewicht, aber gar nichts mehr von jener Anfangs-Empfindungsgröße v o r finden, welche das erste Gewicht in uns ausgelöst hatte. Denn die nun auftretende Gesamt-Druckempfindung enthält in sich nichts weniger als ein Nebeneinander von zwei der ersten Empfindung gleichen Empfindungen, sondern n u r eine einzige Gesamt-Gewichtsempfindung. Diese h a t die erste Gewichts-Empfindung in sich aufgenommen und verschluckt, — und damit auch ihre frühere Größe (wenn auch nicht ihre Empfindungsart) vernichtet. N u n ist nur noch die Gesamt-Empfindung da. Gewiß, diese k a n n ich mit meinem Erinnerungsbild der ersten Empfindung oder auch !) Ähnlich, wenn auch komplizierter, ist der Vorgang bei der Zeit: Raum und Zeit sind beides extensive Größen, daher die V e r w a n d t s d i a f t auch beim Messen.

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in der

Psychologie

mit der gleichzeitig auf der anderen H a n d durch einen Einheitsreiz erzeugten Empfindungsgröße vergleichen und werde finden, d a ß die zweite Empfindung bedeutend stärker ist als die erste. Aber sdion hier werde ich die Angabe, wieviel mal größer die zweite Empfindung ist als die erste, nur sehr approximativ machen können. Werden nun aber auf die Waagschale f ü n f , sieben oder noch mehr Einheitsgewichte gelegt, so wird mir zwar ihr genaues Abzählen auf der Reizseite gar keine Schwierigkeiten bereiten; auf der Empfindungsseite aber kann ich mir k a u m ein auch n u r approximatives Urteil erlauben, wieviel mal die Gesamtgewichts-Empfindung größer ist als die Anfangs-Empfindung. Von einer genauen Angabe dieser Vervielfältigung kann natürlich (ohne besondere Einübung!) gar keine Rede mehr sein. — Gerade diese Angabe wäre aber das erstrebte Maßergebnis der End-Gewichts-Empfindung durch die Anfangs-Empfindung! M a n sieht daran, d a ß sich Gewichts-Empfindungen durch Gewtcfeii-Empfindungen überhaupt nicht unmittelbar messen lassen; und gleiches gilt auch von allen oben angeführten Sinnesdaten, — mit einer einzigen Ausnahme, auf die schon oben hingewiesen worden ist: Denn grundsätzlich anders wächst die extensive Raum-Empfindungs-Größe: Eine Strecke wächst, indem sich ihr an einem (oder an beiden) Ende(n) neue Teile anschließen, — ohne daß dadurch die alten irgendwie aufgehoben, geschluckt, vernichtet oder grundsätzlich verändert würden: An der vergrößerten Strecken-Empfindung kann man ihre früheren Bestandteile sehr wohl vorfinden, neben den angeschlossenen neuen. Anders ausgedrückt: Jede Gesamtstrecke läßt sich in Bestandteile aufteilen und aus ihnen wieder zusammensetzen, indem man Teil an Teil, z. B. Zentimeter an Zentimeter, in seiner vollen A n schaulichkeit wieder anschließt. Bei diesem Zusammensetzungs- oder Zerlegungs-Vorgang ist zweierlei bemerkenswert: 1. er ist im Gebiet der extensiven Empfindungs-Größen (und nur in diesem Gebiet!) zweifellos unmittelbar anschaulich vorstellbar und durchführbar, ja seine Vorstellbarkeit macht geradezu eine Grundeigenschaft der anschaulichen Extensität aus; u n d 2. es ist f ü r die Zusammensetzung extensiver Empfindungs-Größen (und nur hier!) wesentlich, daß man auch nach deren Durchführung die Einzelteile in der G a n z heit unmittelbar wiedererkennen kann. Dies ist der Urfall reiner Summation: Die echte Summe ist mehr als die beziehungslos verstreuten Einzelteile waren, denn ihre Verbindung zur übergeordneten Einheit ist hinzugekommen. Aber bei der Extensität ist die frühere Eigenart der Teile dadurch nicht vernichtet, sie

Zählen,

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in der Psychologie

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können im Ganzen wiedererkannt werden. — In der Tatsache eines anschaulich wahrgenommenen Lineals ist grundsätzlich schon das ganze Problem des Messens sinnlich gegebener Größen restlos vertreten und gelöst. Denn Messen heißt angeben, wieviel mal die eine Größe in der anderen enthalten ist, was uns im Meß-Lineal eben auch vorgeführt wird. Zu ergänzen ist nur noch, daß im praktisch angewandten Messen 1 ) das Endergebnis des Meßvorganges nicht in der Tatsache eines ,in sich selbst durch seine kleinsten Teile schon ausgemessenen Lineals' besteht, sondern in dessen Anwendung zur Messung anderer Gegenstände: Der ganze Bereich von Strecken soll mit derselben Streckeneinheit, z. B. dem Zentimeter, seinem Vielfachen oder seinem n-ten Teil ausgemessen werden, — denn erst dadurch kommen alle ausgemessenen Strecken auch zueinander in feste, genau angehbare Längenbeziehungen. Die allgemeine Voraussetzung über die reale Welt bei allem Messen H i e r f ü r muß aber noch eine Bedingung erfüllt werden, von der wir bislang noch gar nicht gesprochen hatten und die dem Nur-Psychologen nun in der T a t unüberwindliche Schwierigkeiten bereitet. Sie liegt in der Forderung der Größenkonstanz sowohl der zu messenden als auch derjenigen Größe (der Maßeinheit), mit der gemessen wird. Zwar kann als Maßeinheit grundsätzlich jede beliebige Größe genommen werden; aber einmal zur Maßeinheit bestimmt, muß sie selbstverständlich konstant gehalten werden können. Nicht weniger müssen in der Regel auch die von ihr gemessenen Größen die Länge, welche sie im Moment des Messens besaßen, auch darüber hinaus behalten, ansonst die Messung bei unregelmäßigen Längenänderungen des Gemessenen selbstverständlich jeden Wert verliert. Und gerade diese Größenkonstanz in der Dauer der Zeit kann im Bereich der (von physikalischen Gegebenheiten nicht unterstützten) psychischen Phänomene nicht genau gesichert, ja nicht einmal sicher angenommen werden. Alle unsere Überlegungen über das Messen, sowie alle dazu gehörigen anschaulichen Bilder über die Eigenart der extensiven Größen und ihrer Bedeutung f ü r die Durchführung des grundlegenden Meßvorganges, ja die anschauliche Durchführung eines solchen Meßvorganges selbst — konnten zwar in reinen Vorstellungen zustandegebracht und damit die D a s j e d o d i bei Raum.

der Z e i t e t w a s

weniger

leicht sidi g e s t a l t e t

als

beim

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'Zählen,

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in der

Psychologie

Möglichkeit der Messung extensiver psychischer Größen sicher nachgewiesen werden. Aber selbst im Moment der gedanklichen Durchführung unseres Meßvorganges, als wir die zu messende Strecke mit dem angelegten Lineal genau abmaßen, konnten wir keine Garantie d a f ü r übernehmen, daß die beiden W a h r n e h mungsgrößen ihre Anfangslängen auch wirklich vollkommen behielten. U n d gar wenn die Maßeinheit aus dem Bewußtseinszentrum schwindet und dann wieder als Vorstellung reproduziert wird, ist es mehr als fraglich, ob sie in genau gleicher Größe im Bewußtsein wieder aufscheint. Daher bleibt nichts übrig, als diese Konstanz der Maßeinheit (und auch der damit gemessenen Größen) der Außenwelt, der Welt der Dinge zu überantworten, d. h. die W a h r u n g der Konstanz der Maßeinheit dem Physiker zu überlassen. O b ihm dies nun auch wirklich gelingt, und auf welchem Wege es ihm gelingen könnte, nämlich durch bestmögliche rein materielle Verwahrung der zur allgemeinen Maßeinheit erklärten Größe (das N o r m a l m e t e r in Paris oder: Lichtwellengröße) oder durch irgendwelche theoretische Überlegungen (Veränderung im Volumen äußert sich in der dritten Potenz x 3 , in der Fläche x 2 und in der Länge x —• sie zeigen folglich ihr Auftreten gegenseitig an), — das darf uns hier nicht mehr interessieren. Stellt uns aber der Physiker diese Normallängen als konstante Ursache einer Empfindungs-Größe zur Verfügung, so können wir mit ihrer H i l f e beliebige andere Empfindungs-Größen, so z. B. die Länge der Empfindungs-Größe meines Schreibtisches, messen. U n d in der T a t tut auch der eine unveränderliche Maßeinheit besitzende Physiker nichts anderes bei seinen Messungen, als die ihm von seinen Sinnen gebotenen Längen-Größen mit einander zu vergleichen, wie wir dies oben bei der Beschreibung des Urmeßvorganges geschildert hatten. Noch eines möglichen Bedenkens mag Erwähnung getan werden: Ist es so selbstverständlich, daß zwei gleichgroße Längeneindrücke aneinandergesetzt einen doppelt so großen Längeneindruck ergeben (s. Weber'sches und Fechner'sches Gesetz, Kap. 8)? I m Gebiet der K r ä f t e gilt dies selbst bei physikalischen Meßverfahren nicht: Zwei nebeneinander gestellte Magnete, von denen jeder zehn G r a m m heben kann, heben nicht zwanzig, sonder mehr als zwanzig Gramm. U n d es kann sehr wohl sein, daß uns auch auf der psychologischen Seite die von zwanzig Kilo ausgelöste Schwere-Empfindung größer oder kleiner als das D o p pelte einer von zehn Kilo hervorgerufenen Empfindung erscheint. Könnte dies nicht auch auf dem Gebiet extensiver Größen eintreten? Aber nein: wenn wir an das erste Zentimeter das zweite

Die ,Einstellung'

der Versuchsperson

beim Experiment

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ansetzen, dabei den Trennungsstrich an der Ansatzstelle aber immer noch belassen, wie dies bei einem in Zentimeter unterteilten Lineal der Fall ist, so haben wir sowohl das erste als das zweite Zentimeterstück in ihrer vollen Länge vor uns, und was wir ,doppelt so groß' in der uns unmittelbar zugänglichen E m p findungswelt zu nennen haben, ist eben jene Empfindungs-Länge, die aus der anschaulichen Ursummation zweier EmpfindungsLängen-Einheiten entsteht! W i r lernen daran geradezu anschaulich, was sie als „doppelt so groß" zu bezeichnen haben, — und zwar in einer viel unmittelbareren Weise als beim Intensitätsoder Qualitätsvergleich.

3. Die Einstellung der Versuchsperson beim Experiment — ,Neu eingeführte' und ,alt eingefahrene' Einstellungen Was ist positive Einstellung? Es ist die Summe aller auf das zukünftige Geschehen bezüglichen, sein Eintreten vorgreifenden psychischen Vorgänge. Vor allem ist es die Erwartung, daß etwas Bestimmtes eintreten werde und ein inneres Vorbereitetsein darauf. In der positiven Erwartung nimmt man das Eintreten eines bestimmten Geschehens schon voraus. Es ist ein Zustand, der dem des Wollens, daß es einträte, in der Tatsache seiner Zukunftsbezogenheit verwandt ist, ohne mit ihm gleich zu sein, denn das Herbeisehnen braucht dabei nicht vorhanden zu sein. Es kann aber in der Einstellung mitenthalten sein und das ist der Fall, wenn man darauf ausgeht, daß etwas geschehe oder einträte, wenn man sein Eintreten will, und an die Realität seiner Verwirklichungsmöglichkeit glaubt. Die Tatsache dieses Bereitseins braucht selbst nicht zum Wissensobjekt erhoben zu werden. Man kann auf den Eintritt eines Ereignisses eingestellt sein, ohne zu merken, daß man darauf eingestellt ist, wobei die Tatsache der Einstellung dennoch das Eintreten des Einstellungsobjektes vorwegnimmt und seine Realisierung im derart Eingestellten außerordentlich vorbereitet und erleichtert. Es gibt eine positive und eine negative Einstellung, d. h. man kann auf den Eintritt oder auf den Nichteintritt eines Ereignisses eingestellt sein; man kann darauf wissentlich

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Die ,Einstellung'

der Versuchsperson

beim

Experiment

o d e r unwissentlich e i n g e s t e l l t sein, — bewußte u n d unbewußte Einstellung. E n d l i c h g i b t es eine E i n s t e l l u n g m i t W u n s c h u n d W i l l e n , d a ß d a s E r e i g n i s e i n t r e t e , u n d eine solche, d i e n u r ein E r w a r t e n , n i c h t a b e r ein W ü n s c h e n ist. Sie a l l e n e h m e n d a s E r e i g n i s v o r w e g u n d e r l e i c h t e r n seinen E i n t r i t t a u ß e r o r d e n t l i c h o d e r s p e r r e n , e r s c h w e r e n (als n e g a t i v e E i n s t e l l u n g ) seine psychische R e a l i s i e r u n g . K a u m ein psychologisches Experiment liegt außerhalb des Gebietes irgendeiner ,Einstellung', mit der die V p an die Versuchsaufgabe herantritt — oder auch ,herantreten soll'. Die meisten (nicht alle!) Experimente bestehen in Aufgaben, welche der Experimentator der V p zur Lösung vorlegt, — sei es auch nur das .Behalten und Reproduzieren' der vom Experimentator vorgewiesenen sinnlosen Silben. Denn auch die sinnlosen Silben könnten, statt behalten werden zu sollen, anders verarbeitet werden, z. B. auf ihren Wohlklang hin oder auf die Wiederholung bestimmter Vokale oder Konsonanten oder auf ihre Ähnlichkeit mit bekannten Wörtern miteinander verglichen werden sollen usw. I m gewöhnlichen Gedächtnisversuch will man aber das alles nicht, sondern ,man will die Silben im Gedächtnis behalten'. U n d dieses Erwarten-Wollen des Reizes ist eine besondere Einstellung, mit der die V p an den Versuch herantritt. H i e r w i r d ihr die im Experiment ,zu lösende Aufgabe', die ,zu erbringende Leistung' — vor dem Versuch expressis verbis mitgeteilt (jedoch nidit immer,'s. z. B. Tierexperimente); sie weiß also, was sie leisten soll. W ä h r e n d des Versuches denkt sie aber natürlich nicht in einemfort: ,Das soll ich leisten', sondern sie hat ihren Willen auf diese Leistung schlechthin .eingestellt', und das Geschehen in ihrer Psyche geht dem entsprechend vor sich. W i r d der Versuch nun in der Weise durchgeführt, daß die V p nach dessen Abschluß (oder auch während desselben bei plötzlicher Versuchsunterbrechung) gefragt w i r d : „ U n d wie stand es während der Versuchszeit mit ihrem Willen?", — so ist die A n t w o r t eindeutig: „Meine ganze Willenseinstellung geht w ä h rend des Versuches auf das Sidimerken der gebotenen Silben. — Dieser Wille und gar das Denken an ihn als an ein Wissensobjekt, d ü r f t e n aber nicht im Vordergrunde des Bewußtseins stehen (wie das jetzt während der Aussage geschieht!): das würde mehr stören als helfen. Der Leistungswille muß vielmehr im H i n t e r g r u n d e des Bewußtseins sein und von dort aus wirken." 1

) Siehe dazu audi die interessanten Arbeiten von P. Sdiefller.

Die ,Einstellung' der Versuchsperson

beim Experiment

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Und je gewohnter die zu leistende Tätigkeit ist, desto mehr tritt der sie regelnde Wille in den Hintergrund, desto mehr verschwimmt er im Gesamtzustand, mit dem man an die zu lösende Aufgabe herantritt. Und dennoch ist er da; er verleiht dem Gesamtbewußtsein eine besondere ,Zielgerichtetheit'. Was die Vp sofort merkt, wenn die ihr gestellten Aufgaben während des Versuches wechseln. Strohal konstruierte eine darauf ausgerichtete Versuchsanordnung: Auf einer langen, in ihrer Längsrichtung hinter einem Fensterchen bewegten Papierschleife sind verschiedene Zeichen (sinnlose Silben o. dgl.) aufgetragen, die von der V p gruppenweise verschieden behandelt werden sollen: entweder sollen die sich folgenden Zeichen auswendig gelernt oder miteinander verglichen werden, oder soll jeweils ein Reim zur erscheinenden Silbe gebildet werden usw. Dabei erscheint zu Anfang jeder besonders zu behandelnden Zeichengruppe ein allgemeines Bestimmungsforzeichen, welches die Behandlungsweise der nachfolgenden Zeichengruppe angibt, so bedeutet z. B. „ R " , daß zu den folgenden sinnlosen Silben Reime gebildet werden sollen; „ A " bedeutet, daß die Silben auswendig gelernt werden sollen usw. Auf ein Stopzeichen hin soll der Versuch unterbrochen werden und die Vp soll sich fragen: Ob während der Vorweisung der Einzelzeichen ein Bewußtsein der Aufgabe, also der besonderen Leistung, welche an ihnen vollzogen werden soll, fortbesteht oder nicht? — Wie die Versuche von Strohal zeigten, ist das unter den geschilderten Umständen auch tatsächlich der Fall: Die ,Einstellung' auf Auswendiglernen, Reimen usw. ist im Gesamtzustand der Vp als ein nachweisbarer Bewußtseinsbestandteil vorhanden. A n d e r s v e r h ä l t es sich mit solchen Verrichtungen, welche durch J a h r e in eindeutiger Weise eingeübt w o r d e n sind: M a n setzt sich z. B. als geübter Schreibmaschinenschreiber an die Schreibmaschine, u m N o t i z e n zu machen, einen Brief aufzusetzen o. dgl. M a n will nur ,etwas Bestimmtes schreiben' (dieser Wille läßt sich nachweisen), — aber d a ß m a n dabei zuerst den einen bestimmten Buchstaben, d a n n den zweiten, dritten usw. besonders anschlagen wollte, läßt sich nur im Beginn des Maschinenschreibenlernens nachweisen. Nachher will m a n nur etwas Bestimmtes schreiben — und die einzelnen Finger f ü h r e n die d a z u entsprechenden Bewegungen v o n selbst richtig aus. U n d dennoch: die E i n stellung, die dahintersteht, die ,Einstellung a u f s Schreiben'

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Die ,Einstellung der Versuchsperson beim Experiment

ist unbedingt und nachweisbar da. Nur, was aus ihr folgt, wird, auch wenn es eine ganze (vielleicht sogar recht komplizierte) Reihe von Impulsen sein mag, — immer mehr unter die Schwelle des Bewußtseins herabgeglitten sein, und nur das letztangestrebte Gesamtziel bleibt bewußt. So verhält es sich stets z. B. auch beim Sprechen: Wie kompliziert ist das Bilden der Laute im Kehlkopf, Kehle und Mundapparat, und wie unendlich kompliziert ist die Formung ihrer langen, fast ununterbrochenen Reihe beim rasdien Sprechen von Worten, Sätzen und ganzen zusammenhängenden Darlegungen! Nichts davon merkt der Sprechende, — ja, wollte er sich auf die einzelnen Impulse besinnen, welche in ihm während dieses Sprechens entstehen und sich auswirken, wollte er sein Sprechen in dessen Bestandteile zerlegen und analysieren, — so wäre das eine viel größere Aufgabe als das Sprechen selbst! Die Sprachpsychologie und Physiologie übernahmen diese schwierige Aufgabe. Jedenfalls könnte der auf Sprachanalyse Eingestellte nicht zugleich auch auf das fließende Sprechen so gut wie früher eingestellt sein. Der Assoziationspsychologe ist hier natürlich sofort zur Zurückführung des ganzen Phänomens auf assoziative Grundlage bereit: Durch häufige Wiederholung der Aufeinanderfolge bestimmter Impulse und Bewegungen sind sie eben sehr eng miteinander assoziiert und bedürfen daher gar keiner willensmäßigen Leistung mehr; einmal eingestellt, laufen sie ganz von selbst weiter ab, und jede Hervorhebung irgendeines Bestandteiles kann nur unterbrechend und störend auf den Gesamtverlauf wirken. — Das ist gewiß weitgehend richtig. Aber es darf dabei nicht vergessen werden, daß dieser ganze assoziativ sich bildende Zusammenhang dennoch vom dahinterstehenden Willen: ,es sei'! ausgelöst und dirigiert wird. Und stünde nicht hinter dem Aneignungs- und Reproduktionsprozeß der Aneignungs- und Reproduktionswz7/e, so würde in unendlich vielen Fällen der Verwirklichungsprozeß gar nicht zur Abwicklung kommen. Und wie der Alltag zeigt und die Versuche von Strohal es bestätigen, kann durch den Willen

Die Einstellung'

der Versuchsperson

beim Experiment

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eine Änderung der Behandlungsweise des vorliegenden Stoffes eintreten; die Willenseinstellung kann sich ändern und entsprechende Änderungen des psycho-physischen Verlaufes nach sich ziehen. Die Bewußtheit dieser regelnden Willenseinstellung tritt in Abhängigkeit von zwei Bedingungen zurück. Erstens: auf die oben beschriebene Weise der immer größeren Übung und Verselbständigung der dabei beteiligten assoziativen Vorgänge. Zweitens: Was im Zentrum unseres Wollens liegt, braucht nicht zugleich auch ,konstatierter Gegenstand unseres Wissens' zu sein (s. Bd. II, S. 79). Der geborene Schmeichler braucht sich gar nicht darüber klar zu werden, daß es seine Art, sein ,instinktiver Wunsch' ist, die Gunst seines Mitmenschen durch Schmeichelei zu erwerben. Dieses Bestreben ist ihm einfach natürlich und selbstverständlich, und er handelt danach, ohne sich ,klar gemacht zu haben' und zu wissen, was der eigentliche Beweggrund seines Handelns ist. Dunkelbewußt und unbewußt und als solche auch wirkende

vorhandene Einstellungen

Im Zusammenhang damit mag auch das auf den ersten Blick völlig unmögliche Phänomen des ,Wissens ohne Bewußtsein' nochmals kurz erwähnt sein (s. Bd. I, Kap. 12). Wann tritt das ,bewußte Wissen' besonders deutlich in unserem Gesichtskreis auf? Wenn wir es selbst ,ins Auge fassen', wenn wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, wenn wir es zu einem Objekt eines ,Wissens über dieses Wissen' machen (z.B. Ich weiß, wann Napoleon geboren ist). ,Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder', — hatte ich dieses Wissen schon vorhin im Bewußtsein? So, wie ich es jetzt habe, sicher nicht. Aber mein Gesamtbewußtsein wäre dennoch zweifellos ein anderes, wenn dieses Wissen nicht darin enthalten — und ein ganz anderes, z. B. gegenteiliges Wissen statt dessen in mir wäre. Alles ,mir besonders vertraute Wissen' macht geradezu mein Wissens-Ich aus, — gemeint ist hier nicht das Ich aktiv tätigen Wil4

E r i s m a n n t Allgem. Psychologie I I I

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Die ,Einstellung' der Versuchsperson beim Experiment

lens — wohl aber sein WissensteA, der aber auch mit Überzeugungen und Glauben aufs engste verbunden ist und damit auch die ganze Persönlichkeit mitbestimmt. — ,Wie heiße ich?' Gewiß habe ich bis vorhin nicht daran gedacht, — aber sofern ich war, war auch dieses Wissen in mir, war es ein Teil meines psychischen Ich-Seins. Greifen wir nochmals auf unseren Vergleich des Ich mit einer sehr großen Kugel, die an ihrer höchsten Stelle mit einer kleinen Vorwölbung des,aktiv aufmerksam Erfaßten' ausgestattet ist, zurück. Enthält nun die große Kugel alles das in sich, was ich weiß, so enthält die kleine (zuerst nidit selten steil, dann aber flach nach allen Seiten in die übrige Kugel verlaufende Vorwölbung) dasjenige, was in meinem ,akutellen Bewußtsein' vorhanden ist. Nur das auf dem Gipfel der Vorwölbung Vorhandene (und in der Regel nie vollkommen gleich Bleibende) steht im Zentrum meines Bewußtseins (Aufmerksamkeitsgebiet!). Die tieferen peripheren Partien der Erhöhung müssen schon einen Bewußtseinslichtstrahl hinzubekommen, d. h. noch höher auf der Bewußtseinskugel hinansteigen, um ,voll bewußt' zu werden. Aber sie sind gewiß auch nicht schlechthin unbewußt, sondern ,dunkelbewußt' oder gar ,unterbewußt'. Sie sind nicht ,eigenbewußt', sondern nur ,mitbewußt' (Rohracher) im Gesamtbewußtsein des Ich. Daher erlebt man auch ihr gesondertes und volles Auftauchen im Bewußtsein ganz anders als dasjenige der tiefer, schon in der Seins- oder Wissens-Kugel gelegenen Inhalte: Irgendeine Geschichtszahl, die ich vor Jahren auswendig gelernt, an die ich seither nicht mehr gedacht, die ich aber dennoch nicht vergessen habe, — muß ich aus den Tiefen meines Wissens heraufholen, um sie deutlich vor mir zu haben, und idi erlebe ihr Auftreten als ein ,Neuauf tauchen imBewußtsein'. Ganz anders steht es mit meinem eigenen Namen: Er war stets Bestandteil meines Bewußtseins, — aber gewiß nicht seiner deutlichsten Partien, — wie dies jetzt, wo ich ihn denke, der Fall ist. Er war aber immer im aktiven Bewußtsein, nicht nur ein ,möglicher Bewußtseinsgegenstand', er machte einen Bestandteil meines Gesamt-Ichbewußtseins

Die ,Einstellung'

der Versuchsperson

beim Experiment

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aus! — Dementsprechend geht von solchen Wissensdaten auch eine unser H a n d e l n mitbeeinflussende Wirkung aus; sie brauchen nicht von mir erst ins Bewußtsein gehoben und aktiviert zu werden, sie sind selbst psychische ,Tatsachen', welche die mir eigene Willens-Aktivität in der durch sie determinierten Richtung mitbestimmen. Und alles, was ich denke und tue, ist durch solches Wissen mitbestimmt. Soll man es kein ,psychisches Wissen' mehr, sondern nurmehr physiologische Grundlage unseres Verhaltens' nennen? Aber meine Selbstwahrnehmung spricht unbedingt dagegen: In meinem H a n d e l n liegt z. B. beim Ubergang aus meinem Zimmer (in voller Dunkelheit!) ins Nachbarzimmer die Überzeugung, mit dem nächsten Schritt über die Schwelle auf sicheren Boden zu treten, — trotzdem ich an dessen Vorhandensein im Augenblick gar nicht denke; eine Wissensgrundlage, eine Überzeugung, welche als psychische Voraussetzung meines Handelns sicher nachweisbar ist. Die Bedeutung

der ,Erwartungs-Einstellung' und in der Wissenschaft

im Leben

Man könnte also, so in diesem wie in unendlich vielen anderen Fällen, von einer Art mehr oder weniger selbstverständlichen und daher nicht speziell beachteten ,Erwartungs-Einstellung' sprechen, wie sie sich auch in psychologischen Versuchen geltend macht. — In diesen (wie auch im praktischen Leben) spielt die ,den Umständen entsprechende Erwartungs-Einstellung' eine auch f ü r die richtige Orientierung im Leben oft äußerst vorteilhafte, ja geradezu unerläßliche, —• nicht selten aber, wenn sie fehlgeht, auch eine verderbliche Rolle. Sie tritt überall dort die Wahrnehmung eindeutig bestimmend auf, wo diese durch die in der Vp hervorgerufenen Empfindungen nicht schon eindeutig bestimmt, sondern mehrdeutig veranlagt bleiben kann. Was außerordentlich o f t und viel häufiger, als man es ohne Kenntnis der Psychologie vermuten würde, der Fall ist. Das

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Die ,Einstellung'

der Versuchsperson

beim

Experiment

einfachste allgemein bekannte Beispiel sind die sog. UmspringBilder: M a n kann die bekannte T r e p p e (s. Bild 3) entweder gleichsam von vorne-rechts so sehen, daß man den Fuß darauf setzen und sie bequem nach links-oben hinaufsteigen könnte.'Man kann sie aber auch von links-unten gleichsam hängend sehen, w o bei die ins ebene Bild hineingesehenen Raumverhältnisse grundsätzlich anders erscheinen und nun von einem Besteigen der T r e p p e keine Rede sein kann. Weist man die sonst unvorberei-

„ T r e p p e " Bild 3

„ K r e u z " Bild 4 „Umspringbilder"

weisen hin, so erscheint ihr das gesehene Bild so selbstverständlich eindeutig gegeben, daß eine andere Auffassungsmöglichkeit ihr eventuell gar nicht in den Sinn kommt, — und sie nicht selten Mühe hat, auf ausdrückliche Anweisung hin auch die andere Wahrnehmungsmöglichkeit zu realisieren. Bei der T r e p p e ist im allgemeinen die erstbeschriebene Auffassung auch die näherliegende, welche die in keiner Weise vorbeeinflußte Y p in der Regel auch von sich aus vornimmt (wird das Bild um etwa 45 ° gedreht, so ändert sich dabei leicht auch die ,naheliegende' A u f fassung). — Beim diagonalen oder senkrechten Kreuz von Bild 4 drängen sich dagegen beide Auffassungsweisen (diagonales Kreuz auf weißem H i n t e r g r u n d oder senkrechtes Kreuz auf weißem Grund) ungefähr gleichwertig auf und der Betrachter kann willkürlich zwischen der einen oder der anderen Auffassungsweise wählen. Ein kurzer Lidschluß erleichtert außerordentlich den Übergang von der einen zur anderen Auffassungsweise. Bild 5 kann entweder räumlich so gesehen werden, daß die mit a-b bezeichnete K a n t e vor- oder zurücksteht, — wodurch die ganze Figur räumlich umorientiert erscheint. — Bild 6 in Bd. II

Die ,Einstellung'

der Versuchsperson

beim Experiment

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S. 44 zeigt sehr auffallend entweder eine weiße Alabastervase auf schwarzem G r u n d oder zwei schwarze Kopfprofile auf weißem Grund. M a n stelle sich aber vor, daß der Psychologe bei der Erstbetrachtung (begreiflicherweise!) die psychologisch näherliegende Beobachtung macht und in dieser Einstellung zu eben derselben f

B i l d 5 D r i t t e s U m s p r i n g b i l d ( U m k e h r d e r 3. D i m e n s i o n )

Auffassungsart auch seine V p (ohne dies selbst zu merken, sofern er selbst ja nur diese eine Wahrnehmungsart kennt!) hinleitet. Das Ergebnis w i r d sein, d a ß auch seine Vpn, es mag deren noch so viele geben, seine Beobachtung bestätigen und der Gcsamteindruck entsteht, daß unter den beschriebenen Bedingungen diese und nur eben diese Wahrnehmung gesetzmäßig a u f t r i t t . — Ein anderer Psychologe mag aber vielleicht durch Zufall oder durch dahingehende Überlegung die andere Beobachtungsmöglichkeit erwischt, festgehalten und seinen Vpn übermittelt haben. U n d siehe da, seine V p n sehen unter denselben Wahrnehmungsbedingungen etwas Grundverschiedenes als die ersten. Das ist nicht ein bloß theoretisch zurechtgedachter, sondern durch die experimentelle Praxis vielfach belegter Fall, welcher zeigt, daß der Begriff ,Experiment' nicht vor möglichen Fehlern schützt, wenn die besprochene Fehlerquelle unberücksichtigt bleibt. — Als Auswirkung der verschiedenen Einstellung verschiedener Beobachter entstand jener berühmte Fall der Beobachtungsdiskrepanz bei Anwendung der sog. ,Ohr-Auge-Methode' bei astronomischen Beobachtungen. Diese Methode besteht in

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Die ,Einstellung'

der Versuchsperson

beim

Experiment

der Hauptsache darin, daß die Gleichzeitigkeit (oder das zeitliche Vorauseilen des visuellen oder des akustischen Beobachtungsfaktors) bei akustischer Beobachtung des Pendelschlages einer Uhr und gleichzeitiger visueller Beobachtung des Sternes im Sehfeld eines Fernrohres registriert wird. Die Beobachtung ergibt: Die einen Beobachter sahen zuerst den Stern auf das Fadenkreuz des Fernrohres aufsitzen und hörten erst darauf den Pendelschlag der Uhr; die anderen faßten die Aufeinanderfolge des Geschehens gerade umgekehrt auf. Erst die psychologische Nachprüfung dieser Erscheinung konnte deren vollkommene Aufklärung bringen: Dasjenige, worauf die Aufmerksamkeit des Beobachters vorzüglich gerichtet ist, erscheint früher im Bewußtsein und kann durch entsprechende Einstellung' dort auch früher .hervorgerufen' werden, selbst wenn die Aufeinanderfolge des (natürlich zeitlich naheliegenden) objektiven Geschehens dem widerspricht. Dabei braucht sich die Vp dieser ihrer Einstellung gar nicht bewußt zu sein, — wie dies bei den beobachtenden Astronomen auch in der T a t der Fall war. — Ein anderes Beispiel, das noch bis jetzt in der Wissenschaft eine Rolle spielt, ist die Untersuchung der sog. ,Empfindungszeit', d. h. der Zeit, die von der Applikation des Reizes auf das Sinnesorgan bis zur Entstehung der Empfindung (oder Wahrnehmung) in der V p verfließt. Leicht läßt sich die sog. Reaktionszeit messen, welche zwischen der äußeren Organreizung und der Reaktion der V p (z. B. einem Druck auf eine elektrische Taste) vergeht, aber diese Zeit schließt auch die Dauer der motorischen Antwort der V p mit ein, — und wie sich diese Zeitsumme in die beiden Summenden teilt, bleibt unbekannt. Ein neues, dieses scheinbar unlösbare Problem überraschend geistreich lösendes Verfahren, das von Physiologen eingeführt wurde, erwies sich nach den Beobachtungen des Innsbrucker Institutes als ebenfalls von der Beobachtungseinstellung abhängig: Der Beobachter nimmt Verschiedenes wahr, je nach der Art seiner Einstellung, die sowohl rein psychischen Ursprunges sein kann, als auch in Abhängigkeit steht von der Versuchsgestaltung: Jede Inanspruchnahme der Aufmerksamkeit nach Einwirkung sehr schwacher Reize läßt diese unbeobachtbar werden und sie auch in der Folgezeit aus dem Bewußtsein unwiederbringlich verschwinden. Daher kann es geschehen, daß verschiedene Forscher bei ihrer Beobachtung verschiedene Entwicklungsphasen der Wahrnehmung zu bemerken, herauszuheben und zu Protokoll zu geben geneigt sind, um so mehr, wenn deren Beobachtung durch entsprechende Versuchsbedingungen und Suggestionen begünstigt werden. Auch bei dieser wichtigen Frage, deren Lösung schon eine

Das Werden

der Wahrnehmung

und ihr Wahrheitswert

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umfangreiche Literatur gewidmet ist, entscheidet also das Problem der Einstellung erst über die endgültige •wissenschaftliche Stellungnahme. Wobei unsere vieljährigen Beobachtungen dafür sprechen, daß man dem Problem der .Empfindungszeitmessung' auf die versuchte Art leider doch nicht beikommen kann. Siehe auch die vielen überraschenden. Beispiele aus dem Gebiet der Scheinbewegungen (Bd. III, Kap. 9, D ) .

4. Das Werden der "Wahrnehmung und ihr Wahrheitswert Eine sehr allgemeine Erkenntnis, die in viele Probleme der modernen Psychologie tief einschneidet und sie auch erst zur Klärung zu bringen vermag, besteht in folgender Unterschiedsnahme zwischen der Empfindung oder sinnlicher Lust-Unlust — auf der einen — und der echten Wahrnehmung — auf der anderen Seite: Die Empfindung, z. B. eine Schmerzempfindung (sofern sie nicht zu medizinischen Zwecken ausgewertet werden soll) — oder ein körperliches Lustgefühl, — besitzt einen eigenen Seinswert schon in sich selbst; sie kann zwar, aber sie braucht dazu nicht erst gedeutet zu werden, sie braucht uns nicht unbedingt etwas zu vermitteln, — sie macht auch als solche schon ,unser Erlebnis' aus. Ganz anders ist es mit den Wahrnehmungsdaten der höheren Sinne, ganz besonders der Fernsinne bestellt: Daß sie unser Verhalten der Außenwelt gegenüber bestimmen und leiten, wissen wir zu Genüge, — aber auch dort, wo sie nicht zu diesem Zwecke Verwendung finden, sondern einen beliebigen Außenweltsgegenstand ,einfach vor uns hinstellen', kommt es uns oft gar nicht auf ihren ursprünglichen subjektiven Empfindungsvrzrt, sondern auf den mit ihrer Hilfe wahrgenommenen Gegenstand als solchen, seinen Zustand und seine Beschaffenheit an. 1 ) Und dies geht nicht selten so weit, daß wir jene Empfindungen, auf denen sich unsere Wahrnehmung als auf ihrem sinnlichen Fundament aufbaut, entweder nicht beachten oder selbst gar nicht mehr die Fähigkeit besitzen, E r s t d a d u r c h . s t e l l t sich ja d i e A u ß e n w e l t a l s s o l c h e g a n z a l l g e m e i n v o r uns hin', und bleiben wir nicht beschränkt auf ?unser inneres Geschehen4!

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Das Werden

der Wahrnehmung

und ihr

Wahrheitswert

sie als solche zum Bewußtsein zu erheben, — trotzdem wir genau wissen, daß die uns sinnlich sich bietende Wahrnehmung überhaupt erst durch diese Empfindungen oder deren physiologische Korrelate möglich wird. Hier einige Beispiele, die das Gesagte, in seinen sehr verschiedenen Abstufungsgraden, vorführen: a) Der Sondenversuch — bei dem mit einer Sonde (einem mehr oder weniger langen Stab) ein Gegenstand auf seine Beschaffenheit bei geschlossenen Augen .abgetastet' wird, läßt die A u f m e r k samkeit so sehr auf eben der Gestalt und den Formen, der Lage, Größe, H ä r t e usw..des betasteten Gegenstandes konzentriert sein, daß wir uns im Moment des Tastens gar nicht klar machen, daß es doch nur H a n d - und Fingerempfindungen sind, welche uns dabei unmittelbar gegeben sind und wir erst aus ihnen, auf G r u n d unserer früheren E r f a h r u n g , auf die Beschaffenheit des betasteten Gegenstandes schließen. Der Übergang von der H a n d zum Außenwelts-Gegenstand und seiner Beschaffenheit erfolgt so rasch und selbstverständlich, daß nur sein Ergebnis und nicht dieser Schritt von der H a u t - u. Bewegungsempfindung zum Außenweltsgegenstand selbst beachtet wird. Besonders drastisch wird der Versuch, wenn der betastete Gegenstand hinter unserem Rücken liegt und wir ihn über die Schulter hinweg mit einer Sonde untersuchen: dann ist unsere ganze Aufmerksamkeit und mit ihr auch unser Tast-Wahrnehmungsfeld hinter unserem Rücken gelegen, w ä h r e n d die die längere Sonde (z. B. Spazierstocklänge) haltende H a n d und alle in ihr sich abspielenden Empfindungen vor der Schulter liegen. Doch kann bei diesem Versuch die Aufmerksamkeit noch willkürlich umgestellt und auf die H a n d gelenkt werden, — wobei sich die ganze W a h r n e h m u n g allerdings ändert: Sie bekommt einen ganz anderen Gegenstand, welcher ist: ,die Empfindungen meiner H a n d ' . — Anders und weniger nur auf die Außenwelt gerichtet ist schon der zweite Fall: b) Ich nehme, bei geschlossenen Augen, den D a u m e n meiner vor mir auf dem Tisch liegenden rechten H a n d als ,unmittelbar' waagerecht nach links weisend wahr. Ist diese Wahrnehmung eindeutig bedingt durch die Empfindungen des Daumens? Ich brauche mich nur niederzulegen und schon weist der Daumen (bei unveränderter Armstellung dem Körper gegenüber) je nach Körperlage, nach unten, oben oder waagerecht, — und so nehme

Das Werden

der Wahrnehmung

und ihr Wahrheitswert

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ich ihn in Abhängigkeit von meiner ganzen Kör per Stellung auch wahr. Seine Richtungswahrnehmung ist also abhängig von einer ganzen Reihe von Empfindungen, deren jede das Gesamtresultat mitbestimmt und daher auch grundsätzlich ändern kann: von der Haltung des ganzen Körpers, der Haltung des Schultergelenks, des Ellenbogens, der Handwurzel und schließlich der Fingergelenke. In meiner auf die Richtung des Daumens eingestellten Aufmerksamkeit nehme ich aber nur diese als den eigentlichen Gegenstand meiner Wahrnehmung wahr, — alles andere tritt so stark in seiner Bewußtheit zurück, daß es einer besonderen Aufmerksamkeitsrichtung darauf bedarf, um darüber klar zu werden, wie die einzelnen Glieder zueinander stehen müssen, um das Gesamtresultat der Daumenstellung herbeizuführen. Und doch war es die davon abhängige Wahrnehmung der Daumenrichtung, welche ich von vornherein erfaßte. In dieser Wahrnehmung liegt also eine ganze Reihe von Einzelempfindungen, deren Ergebnisse in Beziehung zueinander gebracht und verarbeitet werden mußten, damit die Wahrnehmung der Daumenrichtung zustande kommen konnte. Natürlich handelt es sich dabei nicht jedesmal um ein bewußtes Durchdenken der ganzen Situation, sondern schlechterdings um deren Gesamtauffassung. Daß diese aber notwendig zur Bestimmung der Daumenrichtung gehört, kann auch durch entsprechende Versuche bestätigt werden, in denen die sie bildenden Empfindungen durch Anästhesie ausgeschaltet oder verundeutlicht werden. Im letzteren Fall muß die Vp zur Herstellung ihres Sdilußergebnisses, d. h. zur wahrnehmungsmäßigen Erfassung ihrer Daumenrichtung, größere Sorgfalt anwenden und braucht entsprechend längere Zeit, um das wahrzunehmen, was sich sonst in so kurzer Zeit vollzieht, daß der Wahrnehmende dabei selbst den Eindruck der ,Zeitlosigkeit' hat: Es handelt sich ja um eine Wahrnehmung, und eine Wahrnehmung (so meint er) ist sofort da, sobald die sie konstituierenden Sinnesempfindungen gegeben sind. — Aber wir lernen hier, daß das keineswegs ständig (und natürlich nie .absolut zeitlos') der Fall zu sein braucht, daß die Wahrnehmung ein höheres Verarbeitungsprodukt der Sinnesempfindungen ist, welches schon in diesem einfachen Fall keineswegs immer sich in Zehntelsekundenzeit vollzieht. Bei der Besprechung des Sehens, besonders des binokularen Sehens, werden wir eine Fülle entsprechender, z. T . viel komplizierterer Fälle kennenlernen, deren Klärung nur mit Hilfe der besprochenen ,Konstruktions-Auffassung der Wahrnehmung' gelingen kann

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Das Werden

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und ihr

Wahrheitswert

(s. Bd. IV, S. 58). Einige bezeichnende Beispiele mögen aber hier schon vorweggenommen werden: c) H ä l t man vor das rechte Auge ein astigmatisches (in diesem Fall: verbreiterndes) Glas und sieht sich beidäugig einen Tisch, vor dem man steht, von oben an, so merkt man zunächst überhaupt nichts Besonderes, — als vielleicht ein gewisses kleines allgemeines Gestörtsein gegenüber dem gewöhnlichen Sehen. Erst nach u n d nach im L a u f e von Minuten entwickelt sich der immer deutlicher werdende Eindruck, daß die waagerechte Tischplatte ja gar nicht mehr waagerecht ist, sondern nach rechts absinkt, so d a ß die Tatsache höchst erstaunlich wird, d a ß runde Gegenstände, die auf dem Tisch liegen, nicht nach rechts hinunterrollen, ja daß bei zunehmender Schräge selbst die übrigen Gegenstände nicht vom Tisch nach rechts abgleiten. Woher dieser Eindruck kommt, den sie selbst oder ihr Sinnessystem produziert hat, braucht die V p gar nicht zu ,wissen'; aber sie hat in ihrem Leben schon häufig E r f a h r u n g e n gemacht, die der besprochenen W i r k u n g des einäugig vorgehaltenen verbreiternden Glases grundsätzlich gleichkommen (nur d a ß sie sich in der Regel auf Einzelgegenstände und nicht, wie hier, auf das gesamte Sehfeld bezogen!), nämlich dann, wenn sie z. B. ein auf dem Tisch liegendes Buch durch eine Unterlage links etwas angehoben sein ließ und es dementsprechend nach rechts schräg abfallen sah: D a n n w a r nämlich das Bild des Buches nicht mehr u n g e f ä h r gleich breit f ü r beide Augen, das rechte Auge sah es, durch die Rechtsneigung des Buches und durch seine eigene Rechtslage bedingt, breiter als das linke. Diese T a t sache erlebte die V p aber, wie schon gesagt, in ihrer früheren E r f a h r u n g unter etwas anderen Umständen, nämlich an schräggestellten Einzelgegenständen, und daher braucht sie Zeit (die mit Wiederholung des Versuches immer kürzer wird), bis sie zu der Wahrnehmungstatsache, daß nunmehr alle von denselben Gegenständen ausgehenden Empfindungen des rechten Auges etwas breiter geworden sind als die des linken, eine Außenweltsvorstellung findet (,sich eine Außenwelt erfindet'), deren Wahrnehmungseindruck gerade diese Eigentümlichkeit aufweist. Und nur das Nähersehen der linken Tischseite und Fernersehen der reihten Seite bei in Wirklichkeit zu ihr vollkommen eben stehenden Gegenständen erweist sich als dieser Verschiedenheitsempfindung von rechts und links entsprechend; und daher stellt sich der Tisch (alle dem etwa widersprechenden Faktoren der früheren Tisch-Wahrnehmung nach und nach verdrängend) schräg nadi rechts abfallend ein.

Das Werden

der Wahrnehmung

und ihr Wahrheitswert

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"Wird nun die entsprechende Brille pausenlos durch mehrere Tage getragen, und tritt auch der mächtige Einfluß des Tastsinnes in Gegensatz z u m besagten Eindruck, so schwindet er (,man lernt anders sehen') und tritt bei Abnahme der Brille der Kontrastein druck auf.

Für den Augenblick interessiert uns an diesem Experiment nur die Tatsache der relativ langen Zeit, die verstreicht, bis sich die Wahrnehmung der Tischschräge ausgebildet hat, welche uns auf denselben Tatbestand hinweist, wie der vorangehende Versuch: Zwischen dem Auftreten der Empfindungen und der Bildung der Wahrnehmung kann unter Umständen eine längere Zeit verfließen, w ä h rend der die immer notwendige (aber häufig sehr rasch verlaufende!) Verarbeitung der schon bestehenden Empfindungen zu der endgültigen Wahrnehmung geschieht, — wobei f ü r den Sehenden erst nach ihrem Ablauf der Außenweltsgegenstand in seiner Realität und — relativen — Endgültigkeit dasteht. ,Der Außenweltsgegenstand', — denn nur für ihn, als für die reale Ursache unserer Empfindungen, interessiert sich der "Wahrnehmende, wie er als das Ergebnis des Sehaktes ihm gegenübertritt, indem in seiner Wesensart erst alles zu einer Einheit zusammentritt, — so bei dem einzelnen Gegenstand, so auch bei der Seinsart der ganzen uns umgebenden Welt. Sie, als der Gegenstand unseres Wahrnehmens, und nicht der Vorgang des Wahrnehmens und die dabei beteiligten Empfindungen, sind es, worauf sich unsere Aufmerksamkeit richtet, was wir wahrnehmen wollen. U n d das ist nicht der Breitenunterschied der in uns entstehenden Empfindungen des rechten und linken Auges und der mehr oder weniger vorhandenen Breite und H ö h e des Bildes im rechten und linken Auge (die wir in besonderen Versuchen leicht nachweisen können), sondern der schräg abfallende Tisch als sinnlich erfaßter Außenweltsgegenstand. In ihm geschah erst die Vereinigung der beiden Augenempfindungen und nur ,er' und seine Eigenschaften sind uns im eigentlichen Sinne bewußt.

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Das Werden

der Wahrnehmung

und ihr

Wahrheitswert

D a d i e m e i s t e n W a h r n e h m u n g e n sich in g r o ß e r R a s c h h e i t a u s d e n E m p f i n d u n g e n b i l d e n , e n t s t e h t leicht d e r E i n d r u c k , d a ß sie a u c h e b e n s o u n m i t t e l b a r sich u n s b i e t e n u n d sich ebenso u n m i t t e l b a r a u f d r ä n g e n w i e die E m p f i n d u n g e n u n d nicht e r s t E r g e b n i s s e d e r Z u s a m m e n f a s s u n g u n d Deutung des E m p f i n d u n g s g e b o t e n e n a u f G r u n d d e r E r f a h r u n g u n d auch der gedanklichen Urteilsprozesse z u m A u ß e n w e l t s g e g e n s t a n d s i n d , w i e w i r i h n sehen. G e w i ß ist diese V e r a r b e i t u n g nicht i m m e r gleich k o m p l i z i e r t , d e n n o c h muß sie immer da sein: Denn die Wahrnehmung ist immer das Ergebnis der sinnlichen Auffassung der ganzen Persönlichkeit und nicht der einzelnen Sinne und Empfindungen. Einzele m p f i n d u n g e n , welche, w i e gesagt, oft gar nicht zum Bewußtsein des Wahrnehmenden gelangen; g e r a d e in d i e s e m S i n n e liegen die v e r s c h i e d e n s t e n G r a d u n t e r s c h i e d e v o r , — w a s d i e n ä c h s t e n Beispiele n o c h e i n d r i n g l i c h e r z e i g e n sollen. d) H a t man eine Zweiaugen-Brille an, die aus zwei nicht starken Prismen mit nach außen gewandten Basen besteht, und schaut abwechselnd nur mit dem einen Auge, so erscheint ein objektiv absolut gerader senkrechter Reiz (z. B. ein T ü r p f o s t e n oder ein lichter Türspalt) aus rein physikalischen Gründen bei der Verwendung nur des rechten Auges deutlich nach links konk a v gekrümmt, und entsprechend deutlich nach rechts k o n k a v gekrümmt beim Verwenden nur des linken Auges. Schaut man aber gleichzeitig mit beiden Augen, so ist man im ersten Augenblick durchaus erstaunt, wenn es sich zeigt, d a ß die gesehene Linie nun plötzlich jede seitliche K r ü m m u n g vollkommen verloren hat und in diesem Sinne absolut gerade dasteht! Es ist, als ob beide Augen aus ihren gegenseitigen Krümmungen das Mittel gezogen und sich dabei gegenseitig aufgehoben hätten. Wie aber könnten zwei entgegengesetzt gekrümmte Linien zu einer in jeder Hinsicht Geraden zusammentreten, statt auch beim binokularen Sehen immer noch zwei entgegengesetzt gekrümmte Linien zu ergeben? U n d es ist auch tatsächlich nicht so, wie eben behauptet, — sondern bald merkt man, d a ß (bei entsprechender, nur einen —• keinen doppelten —• Gesichtsgegenstand bedingender Augenstellung) die K r ü m m u n g gar nicht verschwunden ist, sondern nur ihren Charakter geändert h a t : Seitlidi besteht sie nicht mehr, d a f ü r bekam sie eine entsprechende Konkavität in Richtung vorn-hinten, also in der dritten Dimension, die keine der mon-

Das Werden der Wahrnehmung und ihr Wahrheitswert

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okular betrachteten Linien aufwies. Ein Herausheben der beiden gekrümmten Linien aus dem Gesamtbild beider Augen ist vollkommen hoffnungslos:1) beide Augen sehen eben vollkommen deutlich eine dem Betrachter konkav zugewandte Linie, zu der sich offenbar die beiden seitlich gekrümmten Linien verschmolzen haben. Die Lösung, w a r u m dies geschieht, ist einfach, wenn m a n folgendermaßen von der E r f a h r u n g ausgeht: M a n versuche einen schwach k o n k a v z u m Betrachter gekrümmten D r a h t in derselben Lage abwechselnd mit je einem Auge zu betrachten, u n d m a n w i r d genau dasselbe sehen wie mit der Prismenbrille: monokular aufeinanderfolgend zwei rechts- oder linksgekrümmte Linien. Beim binokularen Sehen sieht m a n aber ,natürlich' den einen D r a h t , so wie er real dasteht: z u m Betrachter k o n k a v gebogen. Wie das Hineintragen der dritten Dimension beim Sehen ü b e r h a u p t geschieht, behandeln wir weiter unten (s. Bd. IV, S. 64) — hier k o m m t es uns nur darauf an, d a ß man die beiden m o n o k u l a r e n Eindrücke, die einander geradezu entgegengesetzt sind, aus dem binokularen Eindruck gar nicht mehr einzeln herausheben kann. Beide monokularen Eindrücke, aus denen doch der binokulare Gesamteindruck sich a u f b a u t , haben sich zu einem Gebilde vereinigt, das nur in der dreidimensionalen Wirklichkeit unserer Umwelt möglich ist, u n d das der eigentliche Gegenstand unserer W a h r n e h m u n g ist: In der Tatsache der Auffassung des Außenweltsgegenstandes h a t sich also die Vereinigung der beiden Einzeleindrücke vollzogen, u n d diese besondere Vereinigungsart konnte sich auch nirgends anders als ,vor mir dreidimensionalen Raumin der von mir wahrgenommenen welt' vollzogen haben. 2 ) U n d dies gilt f ü r alle auf den ersten Blick so erstaunlichen Erscheinungen der Stereoskopie, sofern sie sich auf die Querdisparation zurückführen lassen. 1 ) Es sei d e n n , d a ß m a n die K o n v e r g e n z d e r A u g e n v e r ä n d e r t u n d zu D o p p e l b i l d e r n des b i n o k u l a r e n S e h e n s ü b e r g e h t . 2 ) N a t ü r l i c h k o m m t es h i e r a u f d e n rein v e r s t a n d e s m ä ß i g b e g r ü n d e t e n G l a u b e n , d a ß e i n solcher G e g e n s t a n d b e s t e h t o d e r nicht b e s t e h t , g a r nicht a n , s o n d e r n n u r auf d i e u n s sinnlich g e g e b e n e R e a l i t ä t des G e g e n s t a n d e s , w e l d i e v o m V e r s t a n d h e r i m m e r noch als I l l u s i o n , H a l l u z i n a t i o n o d e r T r a u m g e b i l d e betrachtet werden k a n n .

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e) Wie sehr unser Eindruck der Tiefendimension aber nicht allein von der viel untersuchten Querdisparation beider Augen (s. Bd. IV, S. 58) abhängt, sieht man mit überzeugender Klarheit beim Anlegen der rechts-links vertauschenden Brille: Sie ist so eingerichtet, daß das rechte Auge so sieht wie sonst das linke (und umgekehrt) und zugleich die sonst am weitesten links gelegenen Gesichtseindrücke am weitesten nach rechts kommen und umgekehrt (mit einem seitlich am Auge gehaltenen Spiegel ist diese Spiegelungsart f ü r ein Auge leicht nachzumachen), während die gegen die Mitte hin gelegenen Bilder sich auch nur um wenig nach rechts und links verlegen. D a m i t ist auch die Querdisparation verkehrt, denn die räumliche A n o r d nung, die früher das linke Auge sah, sieht jetzt das rechte und umgekehrt. U n d in der Tat werden wir später sehen, d a ß dabei auch eine U m k e h r u n g der Tiefendimension unter bestimmten Umständen regelmäßig a u f t r i t t . Was uns aber jetzt interessiert, ist die Wahrnehmung, daß die Umkehrung der Tiefendimension keineswegs sofort und für alle gesehenen Gegenstände eintritt: Ganz besonders die menschlichen Gesichter widerstehen hartnäckig dem Einfluß veränderter Querdisparation; aber auch die weitaus meisten anderen Gegenstände bleiben in sich und ihren gegenseitigen Raumbeziehungen zunächst unverändert. So hängen z. B. Kleidungsstücke auf dem Kleiderhaken ebenso übereinander, mehr vorn oder hinten, wie das auch ohne Brille der Fall war, wobei dieser Eindruck durch die gegenseitige Kulissenwirkung, Lichtverhältnisse u. a. natürlich sehr unterstützt wird. Aber nach einiger Zeit geschieht (eventuell nur partiell, an bestimmten Stellen und durchaus nicht f ü r das gesamte Gesichtsbild) höchst Merkwürdiges: Das H e m d , das dem Betrachter am nächsten hing, scheint zurückgetreten, und die Hosenbeine, die f r ü h e r unter dem unteren R a n d des Hemdes hervorschauten, treten vor und hängen gleichsam in der L u f t ohne einen (früher hinzugedachten) Zusammenhang mit dem oberen (unsichtbaren) Teil der Hose. Die neue Tiefenauffassung hat sich also durchgesetzt und hat den merkwürdigen Eindruck hervorgebracht (wie wir ihn in noch anderen, vielleicht noch erstaunlicheren Situationen kennenlernen werden). W a s uns aber hier interessiert, ist, d a ß diese merkwürdige Auffassung sich keineswegs sofort beim Betrachten des Kleiderhakens einstellt, sondern (ähnlich wie im Versuch c) sozusagen eines Entgegenkommens des Betrachters b e d a r f : Diese merkwürdige u n d abso-

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lut ungewohnte Auffassung der ,für sich in der L u f t dastehenden Hosenbeine' muß uns o f f e n b a r durch veränderte Querdisparation erst nahegelegt und als eine ,visuelle Möglichkeit' unserer P h a n tasie eingefallen sein, damit sie auch von der W a h r n e h m u n g realisiert werden konnte, denn früher, solange wir auch nicht latent in uns diese Auffassungsmöglichkeit trugen, zeigte uns die Wahrnehmung das gewohnte natürliche Bild des Kleiderhakens mit den an ihm hängenden Kleidungsstücken. (So wie auch das menschliche Antlitz uns trotz der Brille stets konvex, mit v o r stehender und nicht in die T i e f e zurücklaufender Nase erscheint — trotz seitenvertauschender Brille, — anders die Maske! s. dazu auch (s. Bd. IV, S. 58, Abschnitt C.)

Auch hier zeigt es sich also wieder, daß das optisch Wahrgenommene uns nicht ebenso unmittelbar wie das nur Empfundene (der Schmerz, der Luft- oder Flüssigkeitsmangel oder die Kälte und das Sichverbrennen) aufgedrängt wird, sondern daß in ihm eine Verarbeitung steckt, die unter Umständen Zeit braucht und auch verschieden ausfallen kann, wobei dann erst das neue Ergebnis in sinnlich anschaulicher Wahrnehmung überzeugend vor uns dasteht. Das ist das ,Werden der Wahrnehmung', wobei die frühere Erfahrung sich z. T. rein assoziativ, z. T. auch mit Hilfe des rein logischen Denkens und Schließens bedeutsam beteiligt. — Und einen ähnlichen Werdegang der Wahrnehmung müssen wir in allen anderen, z. T. viel komplizierteren Fällen annehmen (s. Stroboskopie, Kap. 9, D). f) Dabei tritt dasjenige, was im Anfang als notwendiges Zwischenglied zum Erreichen einer eindeutigen Auffassung der Außenwelt oder irgendeines Teiles derselben auftritt, immer mehr im Bewußtsein zurück, vollzieht sich immer automatischer und kann mit der Zeit vollkommen unbewußt werden, wenn seine übermittelnden Hilfsdienste ganz automatisch geworden sind. — Man denke z. B. an das erste Beispiel mit dem Sonden versuch: Würden die Blinden aus irgendeinem Grunde gezwungen sein, ihre Orientierung in der Welt immer nur mit einer mehr oder weniger langen Sonde (deren Länge, ihnen bekannt wäre) und nicht durch unmittelbares Tasten mit den bloßen Händen zu vollziehen, würde sich dann die Umlagerung der Aufmerksam-

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keit von den Händen auf die Sondenspitze und dort vollzogenen Wahrnehmungen nicht so stark vollziehen, daß ihre Rückiibertragung auf die vermittelnde Hand immer weniger naheliegend und schließlich vielleicht unmöglich werden würde? Wie das bei allen Sinnesorganen in ihrem phylogenetischen Werdegang mit allen ihren notwendigen Übermittlungsteilen auch tatsächlich geschieht, deren Funktion als solche wichtig und unersetzbar ist, — die aber für den Wahrnehmenden nur als Übermittler zwischen dem ,aufgefaßten Gegenstand' und dem ,auffassenden Menschengehirn' wichtig sind — und nicht in ihren eigenen Vorgängen und ihrer Eigenart als solchen! Merken wir doch unmittelbar nichts von der Tätigkeit der die Erregung vom äußeren Sinnesorgan zum Gehirn leitenden zentripetalen Nerven, — und so merken wir, wenn es sich um einen Fernsinn handelt, auch allgemein nichts davon, was im Sinnesorgan geschieht. Es könnte ja erstaunlich scheinen, daß wir von allem, was im Auge selbst auch nach der Aufnahme des (nicht zu starken) Lichtes durch die Licht- und Farbenzellen geschieht, gar nichts merken, daß wir nicht einmal bestimmen können, ob eine Reizung vom rechten oder linken Auge herkommt, und daß unsere ,Auffassung' erst in derWelt draußen und an ihren Dingen geschieht! Und doch ist das natürlich das einzig zweckmäßige Fernsehen, weil es dem Wahrnehmenden nur um den gesehenen Gegenstand und nicht den Vorgang des Sehens geht. So meinen wir auch bei gesunden Zähnen oder bei Ersatzzähnen nach längerem Tragen der Prothese, daß wir den Druck des Bisses am Zahn selbst und nicht erst am Kiefer spüren. Um so mehr würde sich die Verlagerung der Tastwahrnehmung bei dem stets mit der Sonde tastenden Blinden auf deren entfernte Spitze konzentrieren.1) Und ist nicht eine solche phylogenetisch gewordene Konzentration auf den Ursprung des Sehstrahles (d. h. den Licht aussendenden Gegenstand) entscheidend, wenn in den 1) M a n b e a d i t e e i n e ä h n l i c h - e n t g e g e n g e s e t z t e tierten: Sie empfinden Druck, Berührung und Körperglied mehr besitzen.

E r s c h e i n u n g auch b e i A m p u S c h m e r z d o r t , w o sie k e i n

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Anfangsstadien der Sehentwicklung relativ nahe gelegene und daher auch taktisch erreichbare Sehgegenstände immer wieder auch taktil erfaßt werden, wobei sie zuerst durch den Tastsinn räumlich ertastet und dann erst, Übernommenerweise, auch durch das Sehen räumlich wahrgenommen werden? Man beachte, wie auch noch unsere Kinder ,sehen lernen', indem sie auf dem Rücken liegend vor ihrem Ge-

Bild 6. Kleinkind, auf dem Rücken liegend

sicht in einem fort mit ihren Füßen und Händen spielen und diesem Spiel zusehen, also den visuellen Sinn immer zusammen mit dem taktilen betätigen und üben. Und wie sie, als Neugeborene, die Augen noch nicht zweckmäßig gebrauchen können und sogar die Sensibilität des ,Urraumes' (Stern), nämlich des eigenen Mundes, zur taktilen Wahrnehmung und Erkennung der Gegenstände in erster Linie gebrauchen. — Und was dann der optische Sinn ,Übernommenerweise' alles in sich aufnehmen und dann als eigenen Besitz ausgeben kann, wird uns in Abschnitt C überzeugend klar. g) Die am blinden Fleck gemachten Beobachtungen besitzen nicht nur als solche hohes Interesse, sondern sie haben auch allgemeine Bedeutung sowohl f ü r das Sehen als auch f ü r den A u f 5

E r i s m a n n , Allgem. Psychologie I I I

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bau der Wahrnehmung überhaupt. Die im blinden Fleck (Austritt des Sehnerven aus der N e t z h a u t und dem Bulbus des Auges) liegende Abbildung der Außenwelt wird im Gesichtsfeld nidit gesehen. Siehe Bd. IV, S.46 (Anm.).Wird aber der noch innerhalb des klaren Sehfeldes gelegene blinde Fleck selbst irgendwie wahrgenommen, sei es als dunkle Fläche, sei es in irgendeiner anderen Weise? O d e r stoßen die gesehenen Partien des Sehfeldes f ü r den Sehenden einfach zusammen, als ob der blinde Fleck ein Nichts wäre und er dementsprechend auch keinen R a u m einnähme? — D a s Letzte ist nicht der Fall: Er nimmt einen Raum ein, die Grenzen des Gesehenen rücken nicht einfach zusammen. Was aber wird im blinden Fleck gesehen? D a ist von höchstem Interesse unsere Illusionsstärke, und. sie beleuchtet auch grundsätzlich unsere Wahrnehmungsfähigkeit ,über die Empfindungserzeugung durch direkten Außenreiz hinaus': Der O r t des blinden Fleckes nimmt f ü r den monokular Sehenden einfach die Qualität der ihn umgebenden Eindrücke an! Innerhalb eines blauen Feldes gelegen — wird auch er blau; und er wechselt seine Farbe mit dem Wechsel der Farbe seiner Umgebung. — Wie aber, wenn diese Umgebung zur selben Zeit verschiedene Farben besitzt? D a n n werden von allen Seiten die Fortsetzungen der verschiedenen Farben oder Figuren in den blinden Fleck hineingesehen, und sie treffen sich in einer nicht sehr klaren Färb- und Formenkombination im Felde des blinden Flecks. Der äußerste Fall mag darin bestehen, daß ein von seiner Umgebung deutlich unterschiedener Gegenstand, z. B. ein Stab, in den blinden Fleck hineingestoßen wird: dann wird sein Einfluß durch die ,Massenwirkung der ganzen Umgebung überdeckt', d. h. der Stab scheint an der Grenze des blinden Fleckes sein Ende zu erreichen und der ganze blinde Fleck besitzt nur die Farbe seiner Gesamtumgebung. W i r d aber der blinde Fleck vom Stab durchstoßen, so d a ß er an beiden Seiten des blinden Flecks zu sehen ist, dann bleibt er auch im Innern desselben siegreich bestehen: er geht dann auch ,empfindungsmäßig' durch den blinden Fleck hindurch! •— Beachtet man diese Illusionsfähigkeit des Sehenden, so klärt sich gar manches sonst Erstaunliche in unserer Sinneswahrnehmung auf (s. z. B. Stroboskopische Bewegung K a p . 9, D ; manche Sehtäuschung usw.).

,Objektives' und ,Subjektives' in Empfindung und Wahrnehmung (der Wahrbeitswert der Wahrnehmung) Daß unsere Sinnesempfindungen die Eigenschaften der uns umgebenden Welt nicht unmittelbar und restlos uns so

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in der Anschauung übermitteln, ,wie sie an sich sind', wird im weitesten U m f a n g schon von der Physik bewiesen. Sie zeigt, daß die uns umgebende N a t u r f ü r die ,objektiv physikalische Betrachtung' weder hell noch dunkel, weder laut noch still, weder wohl- noch übelriechend ist, — und daß alle diese von uns unmittelbar wahrgenommenen Eigenschaften als solche auf unsere Umwelt nicht schlechthin übertragbar sind. Damit scheint die reine Subjektivität unserer Empfindungen eindeutig bewiesen. — Aber wir hatten uns schon in Bd. I, Kap. 2 u. 3 klargemacht, daß durch diesen Tatbestand viel weniger gezeigt ist, als o f t angenommen wird, wenn man behauptet, daß die Sinneswelt ,vollkommen subjektiv' beschaffen sei: Wäre das der Fall, so würden uns unsere Sinne ja in einem fort ,rein subjektiv' und also unserer objektiven Umwelt nicht entsprechend leiten, — sie würden uns vielmehr mißleiten. U n d wenn eine solche Mißleitung auch hie und da tatsächlich vorkommt, so verdanken wir unsere Existenzfähigkeit dennoch der in weitaus den meisten Bestandteilen so erstaunlich richtigen Leitung unserer Sinne! Das ,absolute Größensehen' als Korrektur des in der Empfindung ,reizmäßig Gegebenen' Fassen wir nur unsere Gesichtswahrnehmung ins Auge: Ein mir gegenüber sitzender Mensch wirft auf meine Netzhaut ein viermal kleineres Flächenbild, wenn der uns trennende Abstand vier Meter, als wenn er nur zwei Meter beträgt. Aber mein Gegenüber erscheint mir wahrnehmungsmäßig in beiden Fällen genau gleich groß! Diesen Tatbestand etwa eine Sinnestäuschung' zu nennen, wäre vollkommen verkehrt: Es ist vielmehr eine wahrnehmungsmäßige Verbesserung des uns durch die perspektivischen Verhältnisse reiz- und empfindungsmäßig Gebotenen. Man stelle sich nur den Wahrnehmungswirrwarr vor, der entstünde, wenn wir z. B. unsere Zimmerumgebung sich bei jeder unserer Bewegungen ändern, bei jeder Annäherung wachsen, bei jeder Entfernung sich verkleinern sehen würden, wie sie die Netzhautreize tatsächlich wiedergeben! — Wenn wir nun an diese Änderungen der Umwelt gar auch noch ,glaubten' und sie in unser ernstgemeintes Weltbild einsetzen wollten, so hätten wir es mit einer1 Außenwelt zu tun, — deren Größenänderungen sich mit 5*

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den meisten anderen Daten unseres Weltbildes überhaupt nicht in Einklang bringen ließen: So spüre ich z . B . keine tastmäßige Größenänderung in meiner nahe dem Auge (20 cm) oder bei gestrecktem A r m gehaltenen Hand, — während sie im letzteren Fall ein mehrfach kleineres Bild auf meine N e t z h a u t w i r f t und sehempfindungsmäßig dementsprechend kleiner a u f g e f a ß t werden müßte. — Auch stellte sich die geglaubte Vergrößerung der sich mir nähernden Gegenstände in grellen Widerspruch zu Aussagen anderer Beobachter, denen gegenüber dieselben Gegenstände (die mir sich nähern) entfernen würden und die sie daher nicht größer, sondern kleiner sehen müßten. Natürlich w ü r d e diese ihre Größe stets wechselnde U m w e l t auch mit allen physikalischen Messungen in einem f o r t in Widerspruch geraten. Mit einem W o r t : Eine auf midi hin zentrierte u n d sich gegen das Zentrum hin vergrößernde U m w e l t läßt sich schlechthin nicht konsequent durchdenken. Gäbe ich aber meinen Glauben an das objektive Kleinerwerden des Entfernteren auf und verträte das Gleichbleiben der Gegenstände, ob sie mir klein oder groß erscheinen, 1 ) so w ü r d e das in die Auffassung meiner nahen Wahrnehmungswelt eine k a u m zu bewältigende Kompliziertheit hineintragen: Ich w ü r d e sie bei jeder Bewegung ins Vielfache wachsen und sich entsprechend verkleinern sehen und müßte diesem verwirrenden unmittelbaren Eindruck gegenüber dennoch streng am Glauben festhalten, d a ß die in ihrer Größe veränderlich gesehenen Gegenstände ,in Wirklichkeit' gleich groß bleiben. W i e unendlich vereinfacht sich mein Verkehr mit der mich umgebenden Welt, wenn mein Gesichtssinn diese Korrektur des Größeneindruckes au} sich nimmt und mir die im Umkreis von etwa 20 m gelegenen Gegenstände größenkonstant zeigt, — sofern sich dabei der Entfernungsunterschied ebenfalls irgendwie bemerkbar macht! Diese unvergleichbar leichtere Zurechtfindbarkeit in der Wahrnehmungswelt mit Größenkonstanz bedeutet aber nicht eine bloße Orientierungserleichterung, sondern zugleich auch eine echte Richtigstellung der Wahrnehmungseindrücke, — durch die die genannte Erleichterung erst herbeigeführt wird; denn man darf nicht vergessen (was manchmal geschieht, W a s sie bei e i n e r E n t f e r n u n g v o n ü b e r e t w a 20 m auch in d e r T a t t u n : D i e B a h n s t a t i o n auf d e m 2300 m h o h e n B e r g m i r g e g e n ü b e r erscheint m i r a u s gesprochen k l e i n , — a b e r ,ich g l a u b e nicht* a n ihre w a h r n e h m u n g s m ä ß i g e K l e i n h e i t u n d v o l l z i e h e g a n z b e w u ß t d i e e n t s p r e c h e n d e G r ö ß e n k o r r e k t u r , •—• sonst w ü r d e i d i in W i d e r s p r u c h m i t d e n v i e l f a c h e n E r f a h r u n g e n m e i n e s Besudies des B e r g g i p f e l s g e r a t e n .

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indem alles auf Energieersparnis zurückgeführt wird), d a ß Erleichterung (und damit auch Energieersparnis) erst durch die richtigere Auffassung, so wie die Erschwerung durch Verfälschung der Auffassung (und nicht umgekehrt!) gebracht wird. Die Perspektive, und z w a r nicht nur die beidäugig vollwahrgenommene Perspektive, inklusive die binokulare Querdisparation, sondern auch eine nur zeichnerisch auf einer Fläche dargestellte Perspektive (besonders überzeugend an projizierten

Bild 7 Zeidinung zur

Demonstration

der

Perspektive

Farbphotographien) erzeugt den („erprobten"!) Eindruck der Ferne und damit auch der Größe des wahrgenommenen Gegenstandes. Der Betrachter des beigegebenen flachen Bildes erliegt diesem Eindruck: Der vorangehende Mann erscheint auch rein geometrisch auf dem Papier als der unbestreitbar größte, — da vor allem die durchgezogenen, in der Ferne zusammenlaufenden perspektivischen Linien ihn als solchen erscheinen lassen. Mit Lineal gemessen sind alle dargestellten Figuren auf dem Papier (kaum glaublich!) gleich groß.

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Die Psyche ist ebenso wie der Organismus auf Harmonie gebaut Es liegt darin eine erstaunliche Wahrnehmungskorrektur der physikalisch bedingten Größenveränderung des optischen Bildes (das durch das Auge in bestimmter Entfernung von einem bestimmten P u n k t aus aufgenommen wird), indem die ihm zugeführten Sinneseindrücke durch das zentrale Nervensystem weiterverarbeitet werden. Rein psychologisch gefaßt liegt aber hinter dieser Entwicklung ein Wahrnehmungs- und Denkprinzip, welches von ähnlicher Allgemeinheit ist wie z. B. das physiologische Prinzip der einheitlichen, sich in sich selbst nicht widersprechenden Entwicklung des ganzen Organismus: Mißbildungen, bei denen die einzelnen Teile des Organismus nicht zueinander passen (etwa Füße zum Ausschreiten, die nicht nach vorne, wohin das Auge blickt, sondern nach hinten ausgerichtet wären oder Augen, die nicht konvergiert werden können) sind selten; eine wunderbare Harmonie durchzieht die ganze Organismenbildung. — U n d ähnliches ist von unserem Wahrnehmungs- und Denksystem zu sagen: Es ist auf Harmonie und Übereinstimmung des einzeln Gegebenen mit jedem Anderen und mit dem Ganzen eingestellt und verträgt keinen inneren Widerspruch. Schon die sog. Grundsätze des Denkens (s. Bd. II, S. 154) bezeugen und besiegeln das, lautet doch der Satz des Widerspruches: „Die beiden Urteile ,a ist' und ,a ist nicht' — schließen einander aus: ist das eine richtig, so ist das andere falsch und umgekehrt." U n d alles, was in unserem, im weitesten Sinne des Wortes verstandenen und also auch schon beim Werden der Wahrnehmung beteiligten Denken geschieht, ist nach diesen Grundgesetzen ausgerichtet und verträgt den inneren Widerspruch der Gegebenheiten nicht. — In der Wissenschaft wird der scheinbare Widerspruch der Sinnesgegebenheiten ganz bewußt durch Einführung von widerspruch-lösenden Hypothesen undTheorien aufgehoben: Schon die Einführung der,Lichtstrahlen' in das optische System ist z. B. eine solche Theorie. Derselbe Stab ist im gefüllten Wasserglase f ü r den selben Betrachter gebrochen, der im leeren Glas als gerade gesehen

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wird. Führt man die Theorie der sich zwischen Gegenstand und Auge fortpflanzenden Lichtstrahlen und ihrer verschiedenen Brechung beim Eintritt in verschieden dichtes Medium ein, so verliert diese bis dahin sich selbst widersprechende Erscheinung (vergleiche auch optische und taktile Wahrnehmung miteinander) ihren Widerspruch für die Welt der Dinge, — denn nun ist derselbe Stab zur selben Zeit nicht mehr sowohl gebrochen als auch gerade, — wie er uns optisch erscheint und wie er es nach dem Satz des Widerspruches in sich selbst nimmer sein darf! Aber unsere Psyche nimmt solche Korrekturen dort, wo sonst Widerspruch entstünde, in ihrer Art und ohne gelehrte Methodologie von sich aus vor: Das oben beschriebene absolute Größensehen ist ein Beispiel d a f ü r : Eine U m welt, die aus Gegenständen bestünde, die bei Annäherung stets wachsen und bei Entfernung vom Beobachter stets kleiner werden, — widerspricht einer ganzen Reihe von Erfahrungen und damit einer in sich harmonischen Weltauffassung. Folglich stimmte in unserer Wahrnehmung, welche uns die stete Veränderung der Ding-Größen unserer Umgebung übermittelte, etwas nicht, — denn die objektive Welt der Dinge kann in sich diesen Widerspruch nicht enthalten! Folglich wird die sich ins ganze Weltbild nicht ohne Widerspruch fügende Wahrnehmung (z. T. mit vollem Bewußtsein, z. T. aber auch ganz unbewußt schon durch unseren Organismus und seine Sinnesorgane) solange verändert, bis dieser Widerspruch (für die meisten Fälle!) schwindet. Wobei die schwächere Wahrnehmung der stärkeren, d. h. durch die vorangehende Erfahrung vieler Sinne schon gesicherten, Wahrnehmung nachgeben muß. U n d als gesicherter nimmt unsere Psyche im allgemeinen die Zeugenschaft vieler und ursprünglicher (,unmittelbarer' wirkenden) Sinne, (vgl. z. B. Tastsinn als Nahsinn und Gesichtssinn als Fernsinn) — an deren Bekundung der etwa sich neu entwickelnde Sinn sich widerspruchslos einfinden muß. N i m m t man zur Wahrnehmung das einzelne Handeln oder ganz allgemein das aktive Sich-Verhalten der Lehe-

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wesen hinzu, so wird der Zusammenhang der einzelnen Organ- und Muskelgruppen im aktiven Verhalten, wenn möglich, noch drastischer: Ist es doch kaum je der Fall, daß nur ein Muskel und nicht eine ganze Gruppe sozusagen hinter- oder nebeneinander geschalteter Muskeln dabei in Aktion tritt. Und dies nicht nur, wenn es sich um ein bewußtes Handeln der ganzen Persönlichkeit handelt, wo die übergeordnete Einheit des aktiven Prinzips unverkennbar wird, sondern auch bei jenen Bewegungen, die uns zunächst einfach und in ihrer Einfachheit keine Probleme der besprochenen Art aufweisend erscheinen. Greift man z. B. nur die Bewegung der einzelnen Glieder oder des ganzen lebendigen Körpers, z. B. die aufrechte Gehbewegung des Menschen heraus: Allein die sozusagen „unbewußte" Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes und jeder sozusagen „vorgespürten" möglichen Abweichung von ihm setzt ein ganzes einheitlich gesteuertes Sinnes- und Muskelsystem voraus, — von dessen Vorhandensein und steter Tätigkeit der Mensch, der ganz auf die tadellose Wirkungsweise dieses Systems festgelegt ist, so lange kaum etwas merkt, als sich darin keine Unzulänglichkeiten einstellen. Denn was erscheint uns selbstverständlicher, als daß wir diese einfachsten Körperverrichtungen ohne deren besondere Beachtung auch tadellos miteinander übereinstimmend ausführen können? Die in der Wahrnehmung liegende Ergänzung und Korrektur In welcher Weise bei dieser Korrektur auch das grundlegende Gesetz der Assoziation, wie wir es Bd. II, S. 12 kennengelernt hatten, mitbeteiligt ist, werden wir im Abschnitt „Wissen wir, wohin wir sehen" (S. 76) und „Das oben-unten Sehen" (S. 81) noch näher kennen lernen, denn dort läßt es sich am klarsten darstellen. N u r in kurzen Worten seien hier die bei der Korrektur beteiligten Prinzipien angedeutet: Obwohl wir wissen, daß ,Identischsein' und ,innig miteinander assoziativ Verbunden-sein' durchaus nicht gleichbedeutend ist (das erste bedeutet

Das Werden der Wahrnehmung und ihr Wahrheitswert

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objektive Beschaffenheit des Denkgegenstandes und Realverbindung von Eigenschaften im selben Ding; das zweite: subjektive Verbindung im Denkenden und Vorstellenden) so hält dennoch das gleichzeitig oder unmittelbar aufeinanderfolgend in derselben Psyche Auftretende innig zusammen, r u f t sich gegenseitig hervor und bekommt schon allein durch diese assoziative Bindung eine gewisse Zusammengehörigkeit u n d Einheitlichkeit, die den Identitätsbegriff und den Glauben an seine Realität und Einheitlichkeit im Wahrgenommenen unter diesen Umständen wachruft. U n d das auch mit teilweisem Recht, denn es ist meistens in der Tat ,so oder anders' objektiv Zusammengehöriges oder Einheitliches, das o f t oder gar immer auch in der Wahrnehmung zusammen vorkommt. Das assoziativ innig Verbundene wird o f t als real-identisch aufgefaßt; es kann dabei demselben Sinnesgebiet oder auch ganz verschiedenen Sinnesgebieten angehören. D a durch werden z. B. nicht wahrgenommene Teile unserer Umwelt instinktiv ergänzt und gehen in unser anschauliches Weltbild ein, fast als ob sie unmittelbar wahrgenommen wären. Beispiel: Die nicht gesehenen Teile der gesehenen Welt, z. B. durch Bedeckung ( H u t o. dgl.) verdeckte Teile des Körpers unserer Mitmenschen oder ihr uns abgewandter Körperteil (Rücken) sind uns ,fast' ebenso ,körperlich-real' gegeben wie die unmittelbar sichtbaren Körperteile. Bei Dingen, deren Auffassung gleichzeitig von verschiedenen Sinnesgebieten erfolgt, ist es noch ausgesprochener: Der Ding-Begriff, der selbst weder dem einen noch dem andern Sinn angehört (s. Bd. II, S. 178—187), ist es, der beide Eindrücke im Sinn der Realität miteinander verbindet: Dasselbe Ding ist sowohl hart als kalt, als rot; es wird in seinen verschiedenen Eigenschaften von verschiedenen Sinnen wahrgenommen. In ihm selbst, in der Realität des Dinges aber sind f ü r den Wahrnehmenden diese verschieden wahrgenommenen Eigenschaften miteinander verbunden. Sie zeigen sich dem Wahrnehmenden nur sozusagen von verschiedenen Seiten, in verschiedenen Sinnes-

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aspekten. Diese realen Dinge sind es, die wir beim Betrachten der uns umgebenden Welt meinen (Bd. II, S. 177). Wie wir auch denselben Menschen, z. B. unseren Freund W., meinen, ob wir ihn stehend oder liegend oder laufend wahrnehmen (was mit dem Denkgesetz der ,Identität* natürlich in engster Wesensbeziehung steht). — Hier liegt also mehr als bloße assoziativ-subjektive Bindung des zusammen Wahrgenommenen vor. — Ähnliches treffen wir auch dort an, wo wir zwar mit assoziativer Hilfe, aber inhaltlich die realen Dinge meinend, die in dem einen Sinnesgebiet aufgefaßten Eigenschaften ins Ding auch dann hineinsehen, wenn sie uns momentan nicht wahrnehmungsmäßig gegeben sind. So z. B. das Gewicht oder den Geschmack des Gesehenen: So die Säure der noch grünen Zitrone oder das Gewicht der Riesenhantel, welche zwei Herkulesse in die Zirkusarena nur mit Anstrengung hineintragen, und die nachher ein kleiner Clown durch einen leichten Fußtritt hinwegschleudert, — denn sie war aus leichter Pappe und nur in Form, Farbe und Metallglanz dem schweren Turngerät nachgebildet — und so auch vom Sehenden aufgefaßt. Die Rolle des Widerspruches' im anschaulichen Wahrnehmen und Vorstellen und im abstrakten Denken Kein Selbstwiderspruch im Gedachten oder Vorgestellten oder Wahrgenommenen wird (wenn gemerkt! — was nicht immer eintritt) vom selben Wahrnehmenden geduldet, und also wird instinktiv eine widerspruchslose Auffassung gesucht, weil (in derselben Psyche!) nur mit ihr ein Auskommen überhaupt möglich ist. Diese wird z. B. dadurch gefördert, daß die reale Beschaffenheit des Wahrgenommenen o f t nicht durch eine Empfindung anschaulich oder eindeutig bestimmt wird, sondern erst durch den Komplex von zwei oder mehreren zu einer Gesamtbestimmung sich zusammenfindenden Empfindungen, — wodurch der sonst sich einstellende Widerspruch vermieden wird. So wird z. B. (s. Beisp. b) die ,höhere Lage' der Schulter gegenüber dem Gesäß nicht ohne Wahrnehmung der ganzen Körper-

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läge erfaßt, — im Liegen, welches durch ganz andere Empfindungen konstatiert wird, erweisen sich beide in gleicher Höhe. Die Höhenlage der Fingerkuppe gegenüber dem Handteller wird nicht schlechthin durch diese Organe erfaßt, sondern erst durch entsprechende Empfindungen des Handgelenkes, des Ellenbogens, des Schultergelenkes oder gar des Gesamtkörpers und sogar der entsprechenden Kombination all dieser Empfindungen. — Die ,Gesamtauffassung', die aller Assoziation zugrunde liegt, ist natürlich auch hier maßgebend beteiligt. So wird z. B. erst N e t z hautgröße + Entfernungseindruck zusammen für die Größenwahrnehmung des Gesehenen bestimmend, weil erst ,beide zusammen' mit dem entsprechenden Tasteindruck übereinstimmen, sich also erst ,beiden zusammen' gegenüber eine feste Assoziationsverbindung mit dem Größeneindruck des gesehenen Gegenstandes bilden kann. Das ,nur Vorgestellte' und das ,für mich Wirkliche = von mir Geglaubte' Gewiß ist damit die volle Garantie für die Richtigkeit des Wahrnehmungserlebnisses noch nicht gegeben: So daß das abstrakte physikalische Denken mancherorts mit seinen Theorien eingreifen muß, wo die natürliche Entwicklung der Wahrnehmungen nicht ausreicht, um die letzten Widersprüche zu lösen und höchste Übereinstimmung ins Weltbild hineinzutragen (wir sahen dies z.B. Bd. II, Kap. 8 u.9). Diese physikalische Korrektur kann aber selbst nur auf der Grundlage einer ganz bestimmten ebenfalls grundlegenden psychologischen Unterscheidung vorgenommen werden, — die den Tieren vielleicht noch fremd ist, und die in der Entwicklung des menschlichen Kindes um das vierte Lebensjahr herum klar hervortritt: In diesem Alter sagte z. B. meine Tochter von einem Traum, den sie beim Erwachen erzählte: „Das habe ich aber nur in meinen Äugelchen gesehen." Hier ist zwischen der ,wirklichen Welt, ihrem realen Sein und Geschehen', und allem, ,bloß Vorgestellten' klar unterschieden. Es kommt der Begriff des ,bloß Vorgestellten' als des dem objektiven Sein o f t widersprechen-

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den Irrealen auf: Man weiß, es ist möglich, daß ich mir mit sinnlicher Klarheit etwas vorstelle, was auf mich den Eindruck des Wahrgenommenen macht, — und was dennoch „nur in meinen Äugelchen" gesehen wird. Es ist schwer, im ganzen Bereich des Denkens eine andere Unterscheidung zu finden, welche so große Bedeutung und so weitreichende Konsequenzen hätte wie die eben geschilderte. Erst durch sie vermag der Mensch in seinem Innern zu ,denken', mit Vorstellungen das einmal Gewesene zum Leben wieder auferstehen zu lassen, die Z u k u n f t im H o f f e n und Bangen vorauszuahnen und in weiser Voraussicht sie seinen Wünschen gemäß einzurichten. N u r dadurch kann er der Wirklichkeit in die Welt seiner Vorstellungen entfliehen, ohne deren Idealität mit dem harten D r a n g der Realität zu verwechseln. N u r dadurch kann er seine Märchen, Utopien und Hypothesen ersinnen, nur dadurch endlich mit kritischem Blick seine strenge Wissenschaft aufbauen. — Zwar hat auch die Welt des Vorstellens und Denkens ihre Gesetze (s. ,Farben vorstellen', Bd. I, R e n ken' S. 12, ,Psychologie und Ethik' und ,Ästhetik' S. 32), doch hat auch Schillers Spruch seine Berechtigung: „Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Räume stoßen sich die Dinge." Aber die Wahrnehmung ist an die ,hart sich stoßenden Dinge' gebunden und muß Widersprüche, denen sie ausgesetzt ist, aufzuheben suchen und sie tut dies, wie wir es Kap. 4 u. ff. genau erfahren werden. Beispiel a): Wissen wir wohin wir sehen? Diese Frage ist nur im Zusammenhang mit dem Vorangehenden zu verstehen: Natürlich kann sie nicht die ,absolute' (!) Richtung unseres Sehens, sondern nur das räumliche Verhältnis des gesehenen Objektes zu unserem eigenen Körper und jene K ö r p e r bewegungen meinen, die wir ausführen müssen, um einen bestimmten Gegenstand zu erreichen oder zu meiden. U n d auf die so gestellte Frage muß selbstverständlich eine strikt positive A n t w o r t erfolgen, wir meinen: ,Das Auge sagt uns doch, wo es den fixierten Gegenstand sieht'. — Aber in dieser A n t w o r t kann sich ein I r r t u m bergen, wenn man die Angabe des Ortes inner-

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halb des Gesichtsfeldes von dem Ort des ganzen Gesichtsfeldes nicht unterscheidet! Das Erste gibt uns in der Tat das sehende Auge unmittelbar an; an der Angabe des Letzten aber ist eine ganze Reihe sowohl der das Auge bedienenden als ihm unmittelbar ganz fremder Muskeln und Gelenke beteiligt: Ich schließe das eine Auge und sehe mit dem anderen Auge durch ein 20 cm langes Rohr ,gerade vor mich': Bücher, Photos, ein Bild. Ich schließe für einen Augeblick auch das sehende Auge, wende den Kopf um 5 0 ° und öffne das Auge wieder: Fenster, Gartenbäume, aufsteigender Berg. Zwei Bilder mit derselben Stelle der Netzhaut gesehen, — aber wie liegen sie zueinander? Nur die Anspannung der Halsmuskulatur bei Drehung des Kopfes und nicht das gesehene visuelle Bild als solches, nicht das Auge kann mir das mitteilen. Säße ich in einem Drehsessel an einem unbekannten Ort und schlösse während der Drehung des Drehstuhles die Augen, so wüßte ich überhaupt nicht, in welchem räumlichen Verhältnis die beiden gesehenen Bilder zueinander stehen; nur an der stets entspannten Lage meines Körpers wüßte ich, daß ich beide Bilder vor mir sehe. — Am Sehakt sind außer dem Auge noch viele andere Organe (z. B. die Rumpfmuskeln) mitbeteiligt, und nur aus deren Zusammenspiel ergibt sich der Raumort des Sehbildes. Das wollen wir uns auch für unsere Brillenversuche merken, es wird uns dadurch vieles weniger unerwartet erscheinen. Beispiel b): Das Sehen von Ruhe und

Bewegung)

Zu diesen Muskeln gehören natürlich in höchstem Maße auch die die Lage und den Ruhe- oder Bewegungszustand des Auges bestimmenden Muskeln. Und das bedingt, daß auch das ,Sehen des Objektes in Ruhe oder Bewegung' vom ganzen Muskelsystem und seinem Zustand abhängt: Ich liege auf dem Rücken auf einem Hügel; ich sehe nichts als die gleichmäßige Himmelskuppel über mir und darin einen Vogel, dessen Bewegungen ich mit dem Auge verfolge. Ich sehe ihn bewegt, weil ich Muskelbewegungen ausführen muß, um ihn im Blickfeld zu behalten. Der Falke bleibt am selben Punkte stehen (bevor er einen Blitzsturz ausführt), — mein Auge ändert Bewegung in Ruhe, ich erlebe D i e Wahrnehmung ruhigen Seins und bewegten Geschehens setzt beim Wahrnehmenden die beiden sinnlichen Grundansdiauungen — ,Raum und Zeit* — voraus und die Denkkategorie der , I d e n t i t ä t ' ; denn der Ursinn der Bewegung ist: „Ortswechsel desselben Dinges im Verlauf der Z e i t " . .Änderung* ist der weitere Begriff, der Zeit und Identität, nidit aber R a u m und O r t voraussetzt.

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esj und erst dadurch sehe ich den Falken unbeweglich am H i m mel stehen. — An der "Wand meines Zimmers fasse ich einen bestimmten Nagel ins Auge; bewege dann den Kopf nach rechts, das Auge aber um eine entsprechende Gradzahl nach links, — der Nagel bleibt f ü r mich an derselben Stelle ruhig im P u n k t des deutlichsten Sehens stehen, denn die beiden Muskelbewegungen, des Halses und des Auges in der Augenhöhle, heben sich gegenseitig auf. Ich wiederhole genau denselben Versuch, nachdem ich eine mir nicht gewohnte starke Konvexbrille angelegt habe: Der betrachtete Nagel kommt meiner Kopfbewegung entgegen; er bewegt sich dagegen mit der Kopfbewegung bei einer konkaven Brille. Macht aber denselben Versuch ein Kurzsichtiger, der an seine konkave Brille, die er immer trägt, seit lange gewöhnt ist, so ist das Resultat dem meinigen entgegengesetzt: Sieht er z . B . den oberen Teil des Gesichtsfeldes noch ohne Brille, den mittleren und unteren durch die Brille, so steht ihm der mit der Brille gesehene Teil unbeweglich (wie mir derjenige ohne Brille), der ohne Brille gesehene f ü h r t dagegen die der Kopfbewegung entgegengesetzte Bewegung aus. Bei ihm hat sich durch das lange Brillentragen ein anderes Größenverhältnis zwischen der Kopfbewegung und der sie kompensierenden Bewegung des Augapfels in der Augenhöhle ausgebildet (die kompensierende Augenbewegung w u r d e kleiner), daher sieht er denselben Gegenstand ohne Brille bewegt, den ich ohne Brille in Ruhe sehe. Bekommt er aber eine neue, stärkere Brille, so muß er an sie ,sich erst gewöhnen': Die ganze Welt scheint ihm zunächst bewegt, und wenn der Dioptrienunterschied groß ist, muß er aufpassen, auf der T r e p p e keinen Fehlschritt zu tun. Aus der Tatsache, was er bei gleichzeitiger K o p f - und Augenbewegung bewegt und was er ruhig sieht, kann man also bestimmen, ob er seine Brille nur ausnahmsweise, z. B. beim Lesen, oder stets trägt, und in letzterem Fall: welche Dioptrienzahl seine gewohnte Brille besitzt. D i e F r a g e , o b R a u m u n d Z e i t auch objektiv existieren, k a n n nicht in e i n e r P s y c h o l o g i e b e s p r o c h e n w e r d e n ; d a ß es a b e r eine subjektive Zeitschätzung g i b t , u n d sie v o n d e n s u b j e k t i v e n B e d i n g u n g e n des Z e i t a u f f a s s e n d e n a u ß e r o r d e n t lich s t a r k a b h ä n g i g ist, u n t e r l i e g t k e i n e m Z w e i f e l . E r l e b e n w i r doch selbst u n t e r v e r s c h i e d e n e n E r l e b n i s b e d i n g u n g e n dieselbe p h y s i k a l i s c h e Z e i t als s e h r v e r s c h i e d e n l a n g d a u e r n d . — T i e r v e r s u c h e sprechen a b e r d a f ü r , d a ß das Z e i t e r l e b e n bei verschiedenen T i e r a r t e n noch v i e l g r ö ß e r e

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D i f f e r e n z e n , i n A b h ä n g i g k e i t v o m Lebensrhythmus der b e t r e f f e n d e n T i e r e , a u f w e i s t : J e schneller das E r l e b e n des L e b e w e s e n s , d e s t o l ä n g e r d a u e r n d erscheint i h m dieselbe w a h r g e n o m m e n e V e r ä n d e r u n g ; je l a n g s a m e r d e r L e b e n s r h y t h m u s , d e s t o k ü r z e r dasselbe G e s c h e h e n . Versuche m a c h e n es w a h r s c h e i n l i c h (s. R o h r a c h e r : E i n f ü h r u n g in d i e P s y c h o l o g i e ) , d a ß : d e r E i n f l u ß d e r , Z e i t l u p e ' , die o f t z u r U n t e r h a l t u n g , o f t a b e r auch z u w i s s e n s c h a f t l i c h e n Z w e c k e n im K i n o gezeigt w i r d , im Erleben mancher Lebewesen (z. B. bei Schnecken) n o c h ü b e r b o t e n w i r d , u n d dieselbe Z e i t , d i e d e m e i n e n L e b e w e s e n , k u r z ' erscheint, d e m a n d e r e n ,sehr l a n g ' v o r k o m m e n k a n n . D i e s e T a t s a c h e s p i e l t auch i m Z u s a m m e n l e b e n v e r s c h i e d e n e r L e b e w e s e n (z. B. i m K a m p f ) eine g r o ß e R o l l e . Ich f a h r e auf bewegter See in einer lukenlosen Kabine, und auch alle Gegenstände darin sind bewegungssicher verschraubt, inklusive die angeschraubte Beleuchtung. In meinem Gesichtsfeld ändert sich also im L a u f e der Zeit absolut gar nichts . . . — oh doch: ich sehe den Boden und die Decke der Kabine bei jeder großen Welle deutlich a u f - und abbewegt, — trotzdem sich im Gesiditsfeld, physikalisch gesprochen, tatsächlich absolut gar nichts ändert (Kohler), es ändern sich nur die Druck- und Muskelempfindungen meines Körpers, und auch die Empfindungen des Gleichgewichtssinnes, — deren Änderung ich aber ins gesehene Bild eindeutig ,hineinsehe'! In gewisser Weise tritt ein Gegenfall in der Hexenschaukel, •wie sie mit vollem Erfolg auf Jahrmärkten gezeigt wird, ein: Eine Bewegung wird gesehen, aber auf einen falsdien Bewegungsgegenstand bezogen. Die Hexenschaukel ist ein aus leichtem Material zusammengefügtes Zimmer, durch dessen Mitte eine feste Achse geführt ist, die das ganze Zimmer hält und um die das Zimmer auch herumgedreht werden kann. An derselben Achse ist im Zimmer eine Schaukel befestigt, in die der Besucher sich zu setzen eingeladen wird. Die Schaukel wird etwas angeschaukelt . . . schaukelt aber mit der Zeit nach dem Urteil des Besuchers immer stärker, bis zur waagerechten Lage . . . darüber hinaus . . . es wird bedrohlich, denn der Winkel des Extremstandes der Schaukel zum Boden wird immer größer . . . nun erreicht er 1 8 0 ° . . . in diesem Zustand w i r d nun die Schaukel f ü r einen kurzen Augenblick angehalten, der Bcsucher hängt mit dem Kopf hinunter — die Schaukel kippt dann nach der Gegenseite

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um, — ohne daß dem Besucher etwas geschehen wäre. Offenbar hat ihn die Fliehkraft, die ihn auch an die Schaukelbank beim Schaukeln andrückte, vor dem Fall gerettet... Und nicht umsonst sind Spucknäpfe an der Schaukel befestigt, denn manchem wird es bei dieser Schaukelreise ebenso übel, wie bei hohem Wellengang zur See. — Doch lassen wir unsere Vp nichts von diesen Gefahren und Unannehmlichkeiten im voraus wissen; setzen wir sie auf die Schaukel, nachdem wir ihr die Augen verbunden haben. — Sie ist höchst enttäuscht, denn sie merkt höchstens das anfängliche Angehen der Schaukel — und dann gar nichts mehr als ein uninteressantes Sitzen auf der ruhenden Schaukel. Doch wehe, wenn sie die Binde abnimmt und das ängstliche Benehmen der Mitschaukelnden sieht, — gleich erfaßt sie die Täuschung, daß nicht das Zimmer es ist, das an der Zentralachse um die ruhende Schaukel und um die Vp selbst herumgedreht wird: sie und die Schaukel sind es, die nach ihrem unüberwindlichen Eindruck im ruhenden Zimmer herumgeschleudert werden! — Wird das Experiment abends bei Licht ausgeführt, und schimmert die nebenstehende Laterne von draußen durch eine Ritze der Zimmerwand, so kann sich die Vp daran halten: „Die Laterne steht doch, wie ich es genau gesehen habe, neben der Messebude in festem Grund eingelassen, an ihrem ruhenden Licht zieht also die Wand, der Boden und die Decke des Zimmers kontinuierlich vorbei, und ich bleibe der Laterne stets unveränderlich zugewandt, — die Wände des Zimmers sind es also, die bewegt sind, nicht ich selbst mit meiner Schaukel!" An diesen Eindruck kann man sich klammern, und in der Tat sieht man dann das Zimmer in Drehbewegung, die Schaukel in Ruhe. Doch sieht man vom Licht der Laterne weg — und schon wird man von der Schaukelbewegung im „ruhenden Zimmer" erfaßt. Hier sieht man, daß mit dem Sehakt die Auffassung des ganzen Körpers verbunden ist, — wobei hier, im Gegensatz zum Beispiel der Schiffskabine, der primäre Faktor der Sehakt ist und die Auffassung der aufrechten oder umrechten Lage des Körpers zur Erde durch ihn bestimmt wird. D i e entscheidende Rolle spielt dabei die Größe und die Gewohnheit des ruhenden Zimmereindruckes gegenüber der relativ kleinen im Zimmer aufgehängten Schaukel. Allgemein besteht die Tendenz, wenn zwei Gegenstände gegeneinander bewegt werden, den kleineren in Bewegung, den größeren dagegen ,in absoluter Ruhe' (d. h. in Ruhe

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auch der ,ruhenden Erde' gegenüber) zu sehen. Ähnliche Erscheinungen treten in der sog. ,Mach'schen' Trommel auf. Auch das ,Brückenphänomen' ist ähnlicher Art: Steht man auf einer Brücke und schaut längere Zeit auf die unten vorbeiflutenden Wasser eines größeren Stromes, so glaubt man nach einiger Zeit sich selbst gegen die Wasserströmung zu bewegen, als stünde man auf einem den Strom hinauffahrenden Schiff. Das

oben-unten-Sehen

Alles, was wir im laufenden Kapitel besprochen hatten, zeigt sich in seiner Wirksamkeit und Eigenart besonders deutlich in den Dauerversuchen, die im Innsbrucker Institut für experimentelle Psychologie seit mehr als 30 Jahren systematisch gepflegt werden. Der erste derartige Versuch wurde im Jahre 1891 vom amerikanischen Psychologen Stratton durchgeführt und sein Ergebnis in der psychologischen Welt mit Recht sehr beachtet. Wenn sich der Leser nach der Rolle der Erfahrung, Übung und Umübung bei Beobachtungen, wie die z. B. auf S. 74 geschilderten, fragt, so wird er an der Bedeutung der Übung und an der Möglichkeit der Umübung kaum zweifeln, denn es ist sicher, daß der Schwereeindruck der gesehenen Riesenhantel dem Sehen nicht originär eigen ist, sondern er sozusagen nur ,leihweise', assoziiert aus dem Gebiet des Tast- und Muskelsinnes übernommen worden ist, und daß dementsprechend das Vorkommen des ,Schwereeindruckes im Sehen' unter gewissen anderen Umständen auch abgestreift werden kann. Und in der Tat, wer sich noch an die Einführung des Aluminiums erinnert, wird auch das anfängliche Staunen noch im Sinn haben, das man im Anfang jedesmal erlebte, wenn man eine Aluminiummedaille in die Hand nahm: Man erwartete die ,gewohnte' Metallschwere und staunte über die unerwartete Leichtigkeit. Nun haben wir uns im Laufe der Jahre ,umgeübt' und erwarten beim weiß schimmernden Metall nicht mehr unbedingt die gewohnte Eisenschwere, besonders nicht, 6

Erismann,

Allgem. Psychologie I I I

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wenn die Oberfläche dem Kenner Aluminium verrät. — Ganz anders scheint es mit den Ureigenschaften der einzelnen Sinne zu stehen: Sie sind nicht assoziiert durch Gewohnheit aus anderen Sinnen übernommen, können daher auch nicht durch Umgewöhnung verändert werden. Zwar hat Katz eine unerwartet starke Wandelbarkeit der Farbeneindrücke in Abhängigkeit von den besonderen Umständen der Betrachtung (s. Bd. IV, S. 79) nachgewiesen, doch bleiben die Farben nicht weniger als früher Urphänomene des Sehens und nur durch das Auge eindeutig ,als Farben' erfaßbar. Und fragt man, welche Eigenschaften zu solchen Urphänomenen des Sehens noch gehören, so wird neben Helligkeit, Bewegung und Größe gewiß auch die Richtung, z. B. die oben-unten-Richtung angegeben. Es scheint doch kein Zweifel möglich, daß wir die Welt, neben anderen Richtungen, auch ,oben-unten' ausgerichtet sehen, daß der vor mir sitzende Mensch seinen Kopf oben hat, und daß ich das ,unmittelbar sehe'. Daß also oben-unten auch eine Ureigenschaft des Sehens ist. Gerade deswegen ist der Stratton-Versuch so reizvoll: Denn er besteht darin, daß sich Stratton eine oben-unten umkehrende Brille aufsetzte und sie während acht Tagen ununterbrochen vor dem Auge behielt. Der Versuch war noch nicht abschließend und führte noch nicht zu definitiv eindeutigen Ergebnissen, aber er zeigte schon, daß auch jene Eindeutigkeit des obenunten-Eindruckes nicht so unerschütterlich besteht, wie man es anzunehmen voreilig die Tendenz hatte. An letzten Versuchstagen erschienen Stratton manche der im Anfang ,umrecht' gesehenen Gegenstände manchmal wieder aufrecht. — Der Versuch wurde vielfach wiederholt.1) 1) B e i u n s e r e r W i e d e r h o l u n g g i n g e n w i r , w a s d i e D a u e r des Versuches b e t r i f f t , bis z u e i n e m M o n a t u n d d a r ü b e r h i n a u s . F e r n e r a r b e i t e t e n w i r b e i m o b e n - u n t e n Versuch nidit m i t einem P r i s m a , sondern mit einem Ieiditen M e t a l l s p i e g e l , d e r in A u g e n b r a u e n h ö h e u n g e f ä h r w a a g r e c h t a m K o p f d e r V p b e f e s t i g t w e r d e n k o n n t e , w a s den V o r t e i l h a t , d a ß d i e V p m i t b e i d e n A u g e n und m i t e i n e m z i e m l i d i g r o ß e n G e s i c h t s f e l d a r b e i t e n k o n n t e . D i e B e i d ä u g i g k e i t h a t b e i solchen V e r s u c h e n i m m e r g r o ß e B e d e u t u n g , b e s o n d e r s a b e r b e i m rechts-links Umkehrversuch wegen der entscheidenden Bedeutung der Q u e r d i s p a r a t i o n . D i e S p i e g e l w i r k u n g h a t t e a u d i den g r o ß e n V o r t e i l , d a ß nicht g l e i c h z e i t i g o b e n - u n t e n und r e c h t s - l i n k s , s o n d e r n n u r e i n e d e r U m k e h r u n g e n eingeführt werden konnte. F e r n e r konnte der Metallspiegel beim D a u e r -

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a) Bestimmt die Lage der gereizten eindeutig die oben-unten Lokalisation

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Netzhautstellen des Gesehenen?

Bevor wir den Fortgang eines solchen Versuches verfolgen, soll auf folgende Eigentümlichkeit hingewiesen werden, welche zunächst zu einem krassen Widerspruch zu führen scheint, dann aber im Gegenteil vieles a u f k l ä r t : Sobald die Versuchsbrille angelegt wird, sieht die Vp, wie nicht anders zu erwarten war, die ganze Welt auf dem Kopf stehend: Die Tische hängen mit der Tischplatte nach unten und strecken ihre Füße hinauf nach dem oben gesehenen Boden, ohne daß die .darauf' liegenden Gegenstände hinunterfallen, — die Menschen spazieren wie die Fliegen mit dem Kopf nach unten auf der Decke, zu der jetzt der Boden geworden ist, — der Kaffee, den sie sich eingießen, spritzt aus der Kanne nach oben in die verkehrt gehaltene Tasse usw. Außerordentlich befremdend ist der Gesichtseindruck, den man als Träger der Umkehrbrille bekommt, wenn man vor einem offenen Schrank oder einer gemusterten W a n d stehend in die Kniebeuge geht: der gesehene Schrankteil scheint aus dem Gesichtsfeld nicht wie sonst nach oben dem Gesichtsfeld zu entschwinden, sondern, wie theoretisch zu erwarten war, aber im Versuch dennoch sehr überrascht, nach unten, d. h. in der Bewegungsrichtung, in der sich auch der Brillenträger gerade selbst befindet. •— U n d zwar kann diese sehr eindrucksvolle Erscheinung stattfinden, weil die Bewegung des gesehenen Schrankes eine (rein physikalisch) zweimal so rasche ist als die des hinuntergehenden Brillenträgers. — Entsprechend nach der Seite gerichtet ist die Bewegung gesehener Objekte (Mensch, Statue, Tisch) bei den rechts-links vertauschenden Brillen, wenn der Brillenträger um den Gegenstand so herumgeht, daß er ihm dauernd das Gesicht zuwendet (sich selbst also seitlich bewegt): Der gesehene Gegenstand scheint sich in versuch, w e n n die V p auch schon auf d e r S t r a ß e sidi b e w e g t e , g u t durch e i n e M ü t z e m i t g r o ß e m Schirm verdeckt w e r d e n . Die große blinde A u t o b r i l l e , welche d e n v i s u e l l e n V e r k e h r d e r V p m i t d e r A u ß e n w e l t auf d i e d u r c h d e n Spiegel i n s A u g e e i n f a l l e n d e n S t r a h l e n b e s c h r ä n k t e , fiel in u n s e r e r Z e i t des M o t o r s p o r t e s a u d i nicht m e h r so u n a n g e n e h m s t ö r e n d a u f . 6"

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gleicher Richtung mit doppelter Geschwindigkeit wegzudrehen. Der Leser kann das Bild der oben-unten verkehrten Welt leicht herstellen, indem er sich einen nicht zu kleinen Spiegel ungefähr waagrecht an die Stirn hält: Natürlich wird er auch die direkt gesehene Welt noch erblicken und nicht ,in der verkehrten Welt eingeschlossen sein' wie unsere Vp, aber dennoch einen wenn auch unvollkommenen Eindruck von der Eigenart dieser Welt bekommen. Diese Beobachtung scheint zu beweisen, daß unsere Netzhaut eindeutig so eingerichtet ist, daß ihre stirnwärts liegenden (oberen) Partien die unten gesehenen Weltteile, ihre unteren Backenteile die oberen Teile des Gesichtsfeldes eindeutig wiedergeben, und daß eben deswegen die im Versuch vorgenommene Umkehrung der Netzhautreizung auch die Umkehrung der wahrgenommenen Welt bedingt. Desgleichen bestätigen die rechts-links vertauschenden Versuche, daß die Schläfenteile der rechten Netzhaut eindeutig die linke Gesichtsfeldseite — als links; ihre nasalen Teile die rechte Seite — als rechts wahrnehmen (sowie die oberen Wahrnehmungsgegenstände, die ihre Netzhautbilder auf die unteren Netzhautpartien werfen, im Gesichtsfeld oben, die unteren — unten gesehen werden). Nun soll sich aber dieselbe Vp (ohne Brille) waagrecht (im Bett oder Sopha) auf die linke Seite ihres Körpers legen und die nunmehr vor ihr liegende Welt betrachten: Hat sich die Umwelt in irgendetwas gegenüber früher verändert? Durchaus nicht: Immer noch ist die Decke oben, der Boden unten, die Bilder hängen genau wie früher aufrecht an der Wand und die Zimmerpflanze wächst aus dem untenstehenden Topf nach oben zur Decke. Selbstverständlich. — Aber nicht so selbstverständlich, wenn man an die Reizverteilung auf der Netzhaut denkt: Denn nun vermitteln den oben-Eindruck nicht die Backenteile, sondern die nasalen Netzhautteile und den unten-Eindruck die Schläfenteile der rechten Netzhaut und die früher rechtslinks sehenden Netzhautpartien sehen jetzt oben-unten! Wieder ganz andere Angaben machen dieselben Reizungen

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der N e t z h a u t beim Liegen der V p auf der rechten K ö r p e r seite o d e r g a r a u f d e m R ü c k e n ! E i n T a t b e s t a n d , d e m m a n a l s o m i t a b s o l u t e r Sicherheit e n t n e h m e n k a n n , daß der oben-unten Eindruck nicht eindeutig an bestimmte Netzhautteile gebunden ist, w i e u n s idas d e r S p i e g e l v e r s u d i z u n ä c h s t e b e n s o e i n d e u t i g g e z e i g t z u h a b e n schien! D e s s e n Beschreibung w i r n u n fortsetzen. h) Der Umkehr-Versuch Die Hängelampen recken sich f ü r unseren Brillenträger wie Blumen an festen Stengeln vom (für ihn:) Boden in die Höhe, der 'Wasserstrahl aus der Wasserleitung spritzt nach oben, und alles ist nach wie vor umrecht, verkehrt. 1 ) Die V p irrt sich in einem f o r t , wenn sie etwas ergreifen will: greift nach oben, wenn das Ding unten liegt, nach unten, wenn es sich oben befindet. Das Wandstück über der T ü r e erscheint ihr als Gehhindernis unten, daher muß sie einen hohen Schritt machen, um es zu übersteigen. Die Stühle sind aber auf der Decke oben, sie können nicht stören, — daher stolpert die V p über sie und über alles, was sich (objektiv) vor ihr näher zum Boden befindet. — Beim Fechten pariert die V p ebenfalls entgegengesetzt falsch, was durch die Raschheit der erforderten Bewegung um so unausweichbarer eintritt. Alle diese Fehler stellen sich entsprechend (rechts-links) natürlich auch bei der rechts-links vertauschenden Brille, und zwar mit noch größerer Schwierigkeit ihrer Meidung ein. Das gilt auch f ü r die noch weiter anzuführenden Versuchsbedingungen. Selbstverständlich findet die V p die Eigenart der Brille sofort heraus, sobald ihr die Brille angelegt wird, und ,weiß' also grundsätzlich, wie sie sich zu verhalten hat, um zuni richtigen Greifen, Sichschützen, Ausweichen usw. zu gelangen. Aber dieses ,bloße Wissen' nützt nur dort etwas, wo die Verhältnisse sehr einfach sind und die V p sich ihrer Aufgabe langsam entledigen kann. Folgende Leistungen sind schon zu kompliziert, um fehlerlos erledigt werden zu können: Fünf bezeichnete Punkte sollen in vorgesagter Reihenfolge durch Striche miteinander verbunden werden; manche V p kommen mit ihrem Strichziehen an bestimmW ä h r e n d dieselbe N e t z h a u t r e i z u n g , herbeigeführt nicht durch die Brille, sondern durdi das Betrachten der W e l t mit verkehrtem Kopf (z. B. zwischen den Beinen oder unter der Achsel durch) die Richtung der gesehenen Welt vielleicht ,etwas weniger bestimmt* madit, aber gewiß nicht ,eindeutig umrecht', wie sie mit der Brille gesehen w i r d !

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ten Stellen einfach nicht weiter, sondern pendeln hin und her um denselben Punkt, nie die gesuchte Richtung treffend. Desgleichen fällt .es (besonders bei rechts-links Brillen) außerordentlich schwer, einer auf dem Boden gezogenen, mit starken Krümmungen versehenen Linie so zu folgen, daß der Strich immer zwischen den Füßen bleibt. Auch hier stocken manche V p an bestimmten Stellen, indem sie die tollsten Schrittarten erfolglos versuchen. D a ß dabei der Gesichtssinn im Gegensatz steht sowohl zur Angabe aller anderen körperlichen Sinne (Tastsinn usw.) als auch zur objektiven Wirklichkeit, wird von den beteiligten Vp nie bezweifelt und sie versuchen immer, dem Gesichtsbild die ,richtige Deutung' zu geben und sich in diesem Sinne zu üben. „Wenn die Schrankecke von rechts in meinen Weg hineinragt, so muß ich auf sie zu, nach rechts ausweichen", „meine rechte Hand, die ich vollkommen sicher von rechts (oder von oben) ins Gesichtsfeld hineinführe, kommt, wie ich sehe, von links (von unten). Rechts (oben) ist also objektiv — dort, woher ich diese Bewegung herkommen sehe; dahin muß ich also greifen, wenn ich einen (objektiv) rechts liegenden Gegenstand mit Erfolg ergreifen will." Und mit der Übung bessert sich das Verhalten der V p in der T a t im Lauf von 5 — 6 (durch den Versuch voll ausgefüllten) Tagen. Sie greift richtig und sicher, sie stolpert nicht mehr, nicht allein in den Räumen des Instituts, sondern sie weicht auf der Straße im größten Straßenverkehr richtig aus und kann auch schon ohne Begleitung in der Stadt und auf Bergpfaden ihren Weg sicher gehen. J a , sie kann bald auch schon Fahrrad, Motorrad und Ski fahren, — nicht viel anders, als wenn sie keine Brille auf hätte. (Allerdings, das plötzliche Abnehmen der Brille bringt nun Gefahr mit sich: Denn sie kommt in Versuchung, ebenso zu reagieren wie mit der Brille und damit in verkehrte, gefahrbringende Reaktionen zu geraten.) Beim Fechten reagiert sie nun ebenfalls richtig, trotz der geforderten Raschheit der Reaktion. Und so könnte man meinen, daß nach sechs bis sieben Tagen das erstrebte Ziel erreicht wäre. Aber, zur Rede gestellt wie sie diese Leistungen ausführe und ob sie z. B. beim Fechten den Angreifer auch ebenso sehe wie seinerzeit ohne Brille, enttäuscht die V p den Frager durch die Antwort: „Nein, ich sehe die Dinge immer noch oben-unten oder rechts-links verkehrt", aber die Reaktion in der ,richtigen Weise' sei ihr im Laufe des Versuches „in Fleisch und Blut übergegangen", stelle sich ohne alle Überlegung instinktiv ein, und sie fühle sich damit ganz sicher, auch in schwierigen Situationen. — Bis dahin hat also der Versuch noch nichts Neues ergeben, was man nicht

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als selbstverständlich erwartet hätte, — denn daß solche assoziativen Bindungen sich mit der Übung einstellen werden, wird man von A n f a n g an nicht bezweifelt haben. Der Versuch muß also noch besser durchdacht und fortgesetzt werden. 1 )

c) Was verstehen wir eigentlich unter fihen-unten'f Inzwischen führen wir aber eine Überlegung eigener A r t durch, damit uns der Weiterverlauf des Versuches leichter verständlich wird: Was bedeutet für uns ,oben-unten'? Ist es das, ,wo unser Kopf und unsere Füße sind'? Sicher nicht, — man denke nur an das Liegen, Kriechen, Turnen usw. Ist es dort, wo Decke und Boden oder allgemeiner: H i m mel und Grund ist? Aber bei einer Klettertour im tiefen Kamin sieht man den Himmel durch den Riß des Kamins hinter seinem Rücken und den Grund und Boden vor sich und rechts und links, — und wollte man seine oben-unten Auffassung danach richten, so würde man durch Abstürzen bald das ,richtigeUnten' kennen l e r n e n . — N e i n ! dasUntenoben wird einem überhaupt nicht durch das Auge vermittelt: Wir fühlen es mit den Sinnen, die uns den Sog der Schwerkraft vermitteln, die uns ankündigen, wohin der Absturz erfolgen kann. D o r t ist unten, und oben ist dort, wohin wir mit unserem Körper oder einzelnen Teilen davon erst durch eine Anstrengungsentwicklung gegen die geU n t e r a n d e r e n k a n n d a b e i d e r V p f o l g e n d e r F e h l e r u n t e r l a u f e n : „Ich sehe d i e T a s s e in d e r H a n d des H e r r n X richtig11, s a g t sie. , U n d d e n X ? ' „ A u d i richtig, e r s t e h t im Z i m m e r m i t d e m K o p f nach o b e n . " , U n d d a s Z i m m e r ? ' „ D a s Z i m m e r ? W e n n ich die E m p f i n d u n g m e i n e r F ü ß e z u m Vergleich h e r a n z i e h e , w e n n ich d e n e i n e n F u ß a n d e n a n d e r e n o d e r an d e n B o d e n schlage, — d a n n a l l e r d i n g s ist diese E m p f i n d u n g nicht d o r t , w o ich d e n B o d e n des Z i m m e r s sehe — d e n sehe ich im V e r g l e i d i d a z u o b e n ! " — D i e ,richtige L a g e ' d e r T a s s e w a r also r i c h t i g n u r i m Vergleich z u m g r ö ß e r e n H i n t e r g r u n d des sie h a l t e n d e n Menschen u n d des Z i m m e r s ; i h r V e r k e h r t s e i n d e m B r i l l e n t r ä g e r selbst u n d seinen K o r p e r e m p f i n d u n g e n g e g e n ü b e r fiel n u r nicht auf w e g e n d e r g r o ß e n G e w ö h n u n g , alles so z u s e h e n . D a r a u f a u f m e r k s a m g e m a c h t , m e r k t a b e r d e r B r i l l e n t r ä g e r s o f o r t seinen F e h l e r . — I n e i n e m Ü b e r g a n g s z u s t a n d k a n n er auch d e n p a r a d o x e n E i n d r u c k h a b e n , selbst v e r k e h r t d a z u s t e h e n ; g e w i ß bild e t sich d i e s e r E i n d r u c k nicht f ü r d i e D a u e r aus, d e n n er w i d e r s p r i c h t zu sehr d e m g a n z e n G r a v i t a t i o n s k o m p l e x . A b e r m a n sieht, w i e die V p nach a l l e n M ö g l i c h k e i t e n sucht, u m d e m W i d e r s p r u c h , d e r so schreiend zwischen G e s i c h t s s i n n u n d d e n a n d e r e n S i n n e n b e s t e h t , z u e n t g e h e n , d a ß sie selbst auf solche a b s t r u s e A u s w e g e v e r f ä l l t : „ W ä r e m e i n K o p f o d e r m e i n g a n z e r K ö r p e r u m r e d i t , so w ü r d e d a s gesehene B i l d d e r w i r k l i c h e n W e l t t a t s ä c h l i d i d e m j e t z t gesehenen entsprechen."

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fühlte Schwere gelangen können. Den Gesichtssinn brauchen wir zur Urbestimmung des Oben-unten überhaupt nicht: Erwachen wir in absolut dunkler Nacht, so wissen wir mit vollkommener Sicherheit, wie es auch der Blinde weiß, wo oben und wo unten ist. Desgleichen, wenn wir in einer Höhle sind, deren Decke und Boden ganz gleich beschaffen sein können, oder in einem Kanalisationsstollen. Haben wir eine Fackel mit, so kann uns die Richtung der Flamme unten-oben anzeigen, da die Flamme sich nach oben-unten orientiert. Aber wir brauchen die Flamme nicht, wir sind selbst eine solche Flamme. Weiß es der Blinde doch ebenso wie ein Sehender, wo unten und wo oben ist. Dem Sehenden vermittelt das Auge Oben-unten nur aus zweiter Hand, nur durch Gewohnheit, daß das Hinaufstrebende und das oben Aufliegende gewöhnlich einen anderen visuellen Eindruck macht als das nach unten Hängende, — nun kann das Auge auch in der Tat mithelfen in der Bestimmung von oben und unten im gesehenen Feld. Wenn das Unten dort liegt, wohin die schweren Gegenstände streben, wohin die Schwererichtung zeigt: Ist es dann auch nur denkbar, daß das Auge uns diese Richtung urtümlich zeigen könnte? Kraft kann ja das Auge überhaupt so wenig wahrnehmen wie Geschmack, Geruch oder Klang. Man erinnert sich an den Schwereeindruck der gesehenen Hantel, der eine Täuschung sein konnte, „weil sie aussah, wie die schweren Metallgegenstände gewöhnlich aussehen", — also rein durch Assoziation des Gesichtsbildes an die Schwereempfindung des Muskelsinnes, Tastsinnes, unserer den aufreihten Gang bestimmenden Organe und unseres Anstrengungserlebnisses, wenn wir einen schweren Gegenstand zu heben versuchten. d) Der Sinn des Versuches und sein

Fortgang

Worum handelt es sich also letzten Endes in unserem Umkehrversuch? Um ein Umassoziieren der Schwereempfindungen mit den Netzhautempfindungen. Das mag eine

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nicht leichte A u f g a b e sein, da die Assoziation, mit der unsere V p an den Versuch herantritt, während ihres ganzen Lebens geübt worden ist und gewiß zu den stärksten gehört. Immerhin betrifft der untersudite Zusammenhang nicht etwas uns urtümlich Eigenes, — wie das der Fall wäre, wenn die Angaben der Netzhautpunkte ebenso eindeutig oben-unten bestimmt wären, wie es die O r g a n e unseres über den ganzen K ö r p e r verbreiteten und in den Organen des Gleichgewichtssinnes konzentrierten Schwere- und Muskelsinnes sind. Dieser kann z w a r getäuscht, aber nicht ebenso leicht in seiner Grundeigenschaf t auch verändert werden, — die Empfindung eines Zuges kann nicht in die eines Druckes verwandelt werden. Getäuscht aber kann er durch einen anderen Reiz werden von gleicher Allgemeinheit wie die Schwerkraft, der auch ebenso auf den ganzen K ö r p e r wirkt wie ' die Schwerkraft. U n d diese Täuschung erleben die Flieger beim Beschreiben enger K u r v e n : D a bleibt die gesehene E r d e nicht unten wie beim geraden Flug, sondern sie stellt sich schräg a u f ; die Fläche der Erde kann dem Flieger sogar senkrecht erscheinen, so daß ihre eine H ä l f t e oben, die andere unten erscheint, — alles in Abhängigkeit von den beiden nun auf den K ö r p e r des Fliegers zusammen einwirkenden K r ä f t e n — als deren Resultante: D i e beiden K r ä f t e sind Schwerkraft und Fliehkraft, deren letztere nichts anderes als die allgemeinste G r u n d k r a f t aller Materie, die Äußerung ihres Beharrungsvermögens ist und die ebenso wie die Gravitation unseren ganzen K ö r p e r durchdringt und im Erleben ihrer Wirkungen von denen der Gravitation nicht zu unterscheiden ist. D e r Versuch geht weiter. U n d da wir jetzt wissen, daß die normale oben-unten A u f f a s s u n g des Auges in erster Linie v o n der W a h r n e h m u n g der Schwere abhängt, versuchen wir diese beiden Eindrücke besonders o f t und eingehend miteinander zu assoziieren. Indem wir z. B. der V p ein L o t in die H a n d geben, das sie v o r ihren A u g e n o f t auf und ab bewegen soll. — Sie nimmt dann gleichzeitig die G r a v i t a t i o n s k r a f t und die dadurch bedingte Bewegungsrichtung wahr, und dieser Zusammenschluß prägt sich in ihre A u f f a s s u n g immer tiefer ein. In gleicher Weise

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w i r k t das Betasten der gesehenen Gegenstände: Der Tastsinn gibt an sich schon eindeutig das Oben-unten an, das Auge gibt die dazu gehörenden visuellen Eindrücke. — Dabei ist nicht zu vergessen, daß beim ganzen Versuch ein Wahrnehmungselement, das mit dem Sehen in nächster Beziehung steht, immer mit der richtigen Auffassung der Tasteindrücke übereinstimmt: D e r Brillenträger muß stets den Kopf zurückbiegen, wenn er höhere Gegenstände betrachten will; während er die Augen in der Augengrube ihrer Richtung nach senken muß, um Höheres sehen zu können. H i e r haben wir also schon einen Widerspruch zwischen den beiden die Bewegung des Auges direkt und indirekt bedienenden Muskelkomplexen. U n d siehe da, nach und nach beginnt auch der Gesichtseindruck seine frühere eindeutige Auffassung (bei Aufrechtstellung des Brillenträgers!) aufzugeben und sie mit derjenigen zu vertauschen, die jeder von uns bei verkehrter K o p f haltung besitzt, da nicht die Stirnpartien der N e t z h a u t , sondern die Backenpartien das U n t e n angeben. Vor allem sind es zunächst Gegenstände, die nur in einer objektiven oben-unten H a l t u n g vorkommen, die auch hier zu den ersten gehören, die richtig als oben-unten a u f g e f a ß t werden: Eine elektrische Birne kann in jeder Stellung brennen und ist vom Brillenträger zweifellos so auch schon gesehen worden; eine Kerze dagegen kann zwar kalt in jeder Stellung vorkommen, nicht aber brennend. N u n wird sie dem Brillenträger zunächst kalt aufrecht, dann ebenso brennend gezeigt — der erste Eindruck ist noch: sie ist verkehrt, der zweite aber schon: „Ja, sie brennt, die Flamme geht nach oben, die Kerze steht aufrecht da." Eine brennende rauchende Zigarette kann das ganze Gesichtsbild in der anschaulichen A u f fassung (nicht nur in der theoretischen Beurteilung!) des Brillenträgers anders erscheinen lassen. Wohlgemerkt, nicht dadurch, daß das ganze Bild sich so umdreht, wie man etwa einen Z i f f e r blattzeiger um 180 G r a d dreht, sondern: indem die durch dieses Bild vermittelte Außenwelt in unmittelbar anderes Verhältnis zu unserem körperlichen Oben-unten tritt als bis dahin; f r ü h e r (im A n f a n g des Versuches) stand sie zu der Schwere-unten-Auffassung im Gegensatz, nun aber stimmt sie damit überein. Das geschieht nicht f ü r alle Außenweltseindrücke plötzlich und eindeutig. H i e r ein Beispiel aus der Ubergangszeit: Dem Brillenträger werden zwei K ö p f e gezeigt, der eine von einem auf einem Stuhl sitzenden H e r r n , der andere daneben von einem auf einem Tisch (auf dem Rücken) liegenden und seinen Kopf über den Tischrand nach hinten hinaushängenden H e r r n (dessen Körper mit einem Tuch zugedeckt ist). ,Wie sehen Sie diese beiden

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Köpfe'? „Sie sind beide aufrecht!" Wieso, sie sind doch einander in der Richtung entgegengesetzt?' „Der eine Kopf ist nach der alten Weise gesehen aufrecht, der andere nach der neuen Sehweise." Bei dem ersten objektiv aufrechten Kopf w u r d e nämlich durch den Rauch der dabei gerauchten Zigarette sein Aufrechtsehen in der Übergangsphase erleichtert, der andere war objektiv verkehrt und w u r d e aufrecht gesehen, — wie das schon am ersten Versuchstag geschähe. Wie schon gesagt, ist sowohl der Schweresinn als der Tastsinn von größter Bedeutung f ü r die W a n d l u n g der Richtungsauffassung. Man glaube ja nicht, d a ß sie im rationalen Wissen besteht. — Dieses Wissen ist ja vom ersten Versuchstag an vorhanden, und dennoch wurde alles umrecht gesehen. Wesentlich ist, daß nach und nach die Außenwelt so gesehen wird. Ich unterstreiche ,die Außenwelt', d. h. die durch die Brille gesehene Welt. So kam z. B. eine V p auf den Gedanken, eine kleine Ausbuchtung oben am inneren Brillenrand zu beachten und während des Versuches bei ihr immer wieder die Entscheidung zu suchen, was sie denn eigentlich als oben-unten anzusehen hat. Diese V p ist trotz längster Versuchszeit nie dazu gekommen, mit der Versuchsbrille alles wieder aufrecht zu sehen: Denn ,in neuer Sehweise' werden nur die außerhalb der Brille gelegenen Objekte wahrgenommen, an denen die Umübung und Korrektur im Laufe der Zeit durch den Tastsinn vorgenommen worden ist. Die Ausbuchtung im Inneren der Brille, zwischen der und dem Auge der V p keine U m k e h r w i r k u n g stattfand, gehörte nicht zu der im A n f a n g umrecht und dann wieder aufrecht gesehenen Außenwelt, sie wurde stets „in der alten Sehweise" gesehen. U n d wenn nach ihr auch der Eindruck der Außenwelt beurteilt wurde, so erwies sich auch dieser noch am letzten T a g gleich wie am A n f a n g : Sie w a r immer oben, und unmittelbar an sie anschließend w a r es auch der gesehene Boden, der also in diesem Sinne noch immer oben geblieben war. Bestand doch zwischen ihr und dem Muskelapparat des Auges eine volle Übereinstimmung: Das Auge mußte in der Augenhöhle gehoben werden, damit der obere R a n d der Brille gesehen werden konnte (während es f ü r die oberen Außenweltobjekte gesenkt werden mußte). Das Wesentliche ist die Einsicht, d a ß der Gesichtsvorgang ein viel komplexerer Vorgang ist als die meisten einfachen Empfindungen: Seine anschaulich aufgefaßten Wahrnehmungen entstehen nach Größe, Richtung und Bewegung nicht als einfache Empfindungen, sondern als Ergehnisse verschiedener gleichzeitig wirkender Empfindungen (wie wir gesehen hatten: vor allem des

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Gewichts-, T a s t - und Muskelsinnes), man könnte fast das W o r t gebraudien ,sie sind Resultate der Deutung', wenn der Ausdruck nicht zu rational klänge und an solche Deutungen erinnerte, die von der H ö h e der Thermometersäule auf die T e m p e r a t u r schließen, u. dgl. — Es ist aber falsch, wenn man annimmt, daß der Organismus sich nicht solche Deutungen aus dem Gesamtzustand der Sinnesorgane und ihrer Meldungen zusammenbaut, nicht in bloß abstrakter, rationaler Weise, sondern als sinnlich anschauliche Wahrnehmungen. U n d das ist bei den besprochenen Gesichtswahrnehmungen der Fall und w i r d es auch bei den bahnbrechenden Untersuchungen von Katz über die Farben und ebenso auch bei den besprochenen Größen- und Richtungsphänomenen, — und es deutet sich auch schon bei der Gesichtswahrnehmung der Bewegung an und w i r d sich bei der Stroboskopie f ü r die Bewegung noch eindeutiger offenbaren (s. Bd. IV, S. 81): M a n muß sehen und auch Größen vergleichen, und auch Ruhe und Bewegung und die verschiedenen Bewegungsgrößen miteinander vergleichen, und auch Richtungen wahrnehmungsmäßig sehen lernen. Wie sehr die Auffassung der Gesamtsituation, unter der die W a h r n e h m u n g geschieht, diese beherrscht, sieht man z. B. auch an folgendem: W e n n der Versuch vorbei ist u n d die von der Brille befreite V p nach kurzer Zeit schon ihre gewohnte Sehweise wiedergefunden hat, legt man ihr wieder f ü r kurze Zeit die Brille an. Aber dieses Mal nicht eine umkehrende, sondern eine Brille mit Flachglas, die äußerlich zwar fast genau gleich gebaut ist wie die'Umkehrbrille, aber in Wirklichkeit den Gesichtseindruck gar nicht verändert. U n d siehe da, die V p sieht schon wieder so, wie sie gewohnt war mit der Umkehrbrille zu sehen: Die normal hervorgerufene Welt erscheint ihr auf dem Kopf stehend (s. Abschluß des Versuches S. 93). Doch sind wir noch nicht so weit: Unsere V p w a r erst im Obergangstadium beider Sehweisen, und w u r d e in der neuen Sehweise von allem unterstützt, was ihr die Übereinstimmung des Sehens mit dem Tastsinn aufdrängte. Solange die V p vor einem Außenweltsgegenstand (z. B. ein kleines Mädchen mit Fahrrad auf einer angehobenen P l a t t f o r m ) stehen, ihn betasten konnte, sah sie ihn auch so, wie sie ihn tastete, oben der K o p f , unten die R ä d e r des Fahrrades usw. Sobald aber das kleine Mädchen sich aus dem Tastbereich entfernte, w u r d e sie schon wieder umrecht gesehen. Blieb aber noch eine Tastsinn-Verbindung zwischen ihm und der V p , indem die V p wenigstens mit einem Stock ihren

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Gesichtsgegenstand noch betasten konnte, — w u r d e er wieder aufrecht gesehen. Die Länge des Taststockes wurde bis zu 5 Meter vergrößert, indem die V p den langen Stab vor sich hinschob. U n d alles, was er berührte, z. B. ein spielendes Kind, wurde richtig aufrecht gesehen, — was eben noch vor der Berührung umrecht war. — Aber auch die Berührung wurde überflüssig, wenn nur die Richtung der Schwerkraft sich f ü r die V p in dem Gesehenen besonders deutlich ausprägte: So sah sie den Kopf des Versuchsleiters in der N ä h e umrecht; aber wenn sie ihr gewohntes Lot zwischen sich und dem Kopf auf und ab bewegte u n d unmittelbar spürte, w a n n sie gegen die Schwerkraft hinaufzog u n d w a n n sie von der Schwerkraft hinuntergezogen wurde, übertrug sich der Eindruck auch auf das gesehene Bild, und der Kopf stand nunmehr aufrecht. U n d nach und nach wurden diese Hilfsmittel überflüssig: Die ganze gesehene Welt stand vor der Vp nunmehr aufrecht da. Es machte ihr z. B. gar keine Mühe, Landschaften zu zeichnen und zu malen: Sie brauchte sie nicht irgendwie umzukehren, um sie richtig aufs Papier zu bringen und die Zeichenbewegungen mit den Sehangaben in Übereinstimmung zu bringen; sie zeichnete sie nicht umrecht, um sie aufrecht zu sehen, sondern sie zeichnete genau mit demselben Gefühl der Unmittelbarkeit, mit dem sie von f r ü h e r her gewohnt w a r zu zeichnen. Fehler des Greifens und Ortangebens waren ja schon längst verschwunden. U n d wie die Zeichnung stand ihr auch das Original eindeutig aufrecht. M a n konnte daran denken, die Brille nunmehr abzunehmen. U n d das Zuerwartende, aber doch mit Spannung Erwartete, geschah: Der erste Eindruck nach Entfernung der Brille zeigte der Vp die Welt verkehrt. Dieser Eindruck dauerte aber nur einige Minuten und schon wieder w a r alles wieder so gesehen, wie vor dem Versuch. Doch als die V p nach dem Nachmittagsschlaf die Augen aufschlug, stand alles wieder verkehrt vor ihr, um dann bald wieder die normale Position zu erlangen. In diesem Versuch w a r es also der T a s t - und Schweresinn, der nach und nach den Gesichtssinn in seiner Weise zu sehen zwang, denn er w a r der, der das Getastete richtig erfaßte und die V p zum richtigen Handeln anleitete, sie w ü r d e zugrunde gehen, wenn sie sich an die ersten Eindrücke des Gesichtssinnes dauernd hielte. W a r u m ist es bei der Hexenschaukel umgekehrt? D o r t beherrscht umgekehrt der Gesichtssinn den Schweresinn: Das größere Objekt, das gewohnt fest im R a u m stehende Zimmer, bleibt auch w ä h r e n d des Versuches unbewegt, u n d die V p m e i n t

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waagrecht, meint sogar beim 180 "-Umschlagen der Schaukel mit dem Kopf nach unten zu hängen. Aber man vergesse nicht die Erfahrungen im Flugzeug: Durch die Fliehkraft entstünde ja auch beim richtigen Schaukeln ein Druck auf die Sitzfläche, der hier nicht durch Fliehkraft, sondern durch die Schwerkraft dauernd besteht. Man hat hier also nicht die überwältigenden Beweise, daß der Gesichtssinn den Sehenden mißleitet. — Allerdings: Der Budenbesitzer, der abwechselnd mit seinem Weibe das Kartenhaus in Drehung versetzt, erliegt gewöhnlich der T ä u schung nicht mehr, er stellt sich zu sehr sinnlich anschaulich vor wie das Zimmer in Drehung kommt und die Schaukel unverrückt stehenbleibt. Ihm geht es also ähnlich wie dem Brillenträger nach mehreren Versuchstagen. Es ist also aus allem Mitgeteilten (z. B. dem normalen obenunten-Sehen im Liegen usw.) vollkommen eindeutig ersichtlich, daß den N e t z h a u t p u n k t e n als solchen ein absolut fester SehR a u m w e r t überhaupt nicht zukommt, — sondern daß sie einen solchen (wenn auch, wie gezeigt, nur übernommenen) Raumwert nur im Zusammenhang mit der ganzen Körperlage und der Auffassung der Lage des Augapfels in der Augenhöhle erhalten. Dieselben Punkte in liegender Stellung gereizt, ergeben einen ganz anderen oben-unten-Eindruck als im Stehen usw. W a s unser Versuch also leisten soll, ist die Beantwortung der Frage, ob diese Fusion bestimmter Körperempfindungen mit bestimmten N e t z hautempfindungen durch eine längere Assoziationsumstellung aufhebbar oder so fest ist, daß dies nicht der Fall ist? Denn im Versuch werden bei der Aufrechtstellung von Körper und Kopf gerade jene Netzhautpartien durch niedere Gegenstände gereizt, die gewohntermaßen durch hohe Gegenstände getroffen werden und umgekehrt. — Es ist also eine Auflösung des Assoziationszusammenhanges der Eindrücke eines Sinnes von denen eines anderen Sinnes und deren neue kreuzweise Verbindung, die hier angestrebt wird. —• Eine o f f e n b a r viel leichter zu erreichende Zielsetzung, — als wenn die angeborenen Raumwerte der N e t z haut umorientiert werden sollten, — wie Ziel und Wesen dieses Versuches leicht fälschlich verstanden werden kann.

Da der Versuch im beschriebenen Sinn gelingt, so wird auch der Zusammenhang zwischen den Körperstellungsempfindungen und den Netzhautpartien kaum schon angeborenerweise mitgebracht sein, da er in diesem Fall kaum durch eine nur monatelange Umübung verändert werden könnte. Das leitende Prinzip dieser Umübung ist für die

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Vp das Erreichen eines bestimmten Zieles. Dieses Ziel ist die Aufhebung des Widerspruches zwischen Bewegungsund Gesichtssinn, und zwar eine nicht nur gedankliche, sondern eine wahrnehmungsmäßige Übereinstimmung beider. e) Fremde Sinneseigenschaften, die der Gesichtssinn ,wahrnehmungsmäßig übernimmt' Man wird sich fragen, ob eine so innige Übernahme der oben-unten-Richtung aus einem anderen Sinnesgebiet in die Gesichtswahrnehmung überhaupt möglich ist? Denn die oben-unten-Wahrnehmung scheint doch etwas unbedingt ,Sichtbares' zu bieten. Aber nicht nur sind die vorangehenden Überlegungen über die grundsätzliche Unmöglichkeit, das oben-unten, als Kraftrichtung, unmittelbar zu sehen, durchschlagend, sondern es gibt auch noch viele andere Beispiele, welche zeigen, wie sehr der Gesichtssinn erst in der Zusammenarbeit mit anderen Sinnen zu den gewöhnlich als Daten des Sehsinnes betrachteten W a h r nehmungen kommt; und auch, wie vielerlei und wieviel er dabei von anderen Sinnen einfach übernimmt. — Das Letztere ist leidit zu zeigen: Wir meinen so o f t K r ä f t e mit dem Auge wahrzunehmen, die wir nur hinzudenken — E i n z u sehen'. Man erinnere sich an das Schwere-Sehen der im Zirkus verwendeten Hantel aus leichter Pappe. — Sie ,sah ganz nach Gußeisen aus' und ihr Gewicht meinte das Zirkuspublikum unmittelbar wahrzunehmen. — Die schöne Beobachtung, die Kohler während des Krieges gemacht hatte, wurde schon S. 79 erwähnt: Während einer stürmischen Nacht liegt er in der mit einer festgeschraubten Glühbirne beleuchteten Kajüte; er sieht deutlich, wie sich der Boden der Kajüte hebt und senkt. Genauer durchdacht enthält diese Beobachtung die Antwort auf die oben gestellte Frage: K a n n er denn überhaupt ,das sehen, was er sieht'? Ebensowenig, wie wir das Gewicht oder überhaupt eine K r a f t sehen können: Sein Gesichtsbild bleibt während der ganzen Beobachtungszeit vollkommen unverändert; in der betrachteten Kajüte geschieht, verändert sich in seinem Ge-

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Das Werden der Wahrnehmung und ihr Wahrheitswert

sichtsfeld überhaupt nichts. Was sich verändert und ihn zum beschriebenen Gesichtseindruck veranlaßt, sind die im Liegen von Körper und Kopf herkommenden und wechselnden Druckempfindungen. Druck und Zug, bald nach der einen, bald nach der anderen Richtung, sind die U r sachen seines wahrnehmungsmäßigen Gesichtseindruckes vom Sichheben und Senken des Bodens! f ) Das ySehen nach

hinten'

In sehr vielen Fällen arbeitet aber der Gesichtssinn auch mit anderen Sinnen zusammen, und erst das gemeinsame Ergebnis ist die Wahrnehmung, welche wir o f t ebenfalls allein dem Gesichtssinn zuschreiben. Natürlich könnte es eine solche Zusammenarbeit nicht geben, wenn dahinter nicht das Ich stünde als die übergeordnete Einheit über der Vielheit der Einzelsinne. Aber keineswegs geht diese Einordnung der optischen Sinnesdaten in die sinnliche Gesamtauffassung so bewußt vor, wie wir das in unserem Experiment gesehen hatten. — Das wohl wichtigste und grundlegendste Beispiel ist die Lokalisierung unseres Gesamtgesichtsfeldes: die N e t z h a u t , s i e h t alles', d. h. alles, was sich auf ihr abzeichnet, wird, dank der Netzhautzeichnung, gesehen, und alle Verhältnisse des Gesehenen zueinander werden von der N e t z h a u t aus bestimmt. Aber eines kann die Netzhaut nicht sehen und nicht bestimmen: Das ist die Gesamtlage des auf der Netzhaut Eingefangenen zu dem Gesamtkörper des Sehenden! Das Gesamtnetzhautbild könnte haargenau dasselbe sein, aber das Gesehene könnte vor mir oder hinter mir oder seitlich von mir sein, — je nach Lage der Netzhaut. Muß ich meinen Kopf stark nach rechts wenden, um das Anvisierte gut sehen zu können, so liegt das Gesehene rechts von mir. Der Mensch nicht, wohl aber der Schwan kann ebensogut auch nach hinten schauen. Dabei kann sein Körper um 180 Grad durch die Strömung herumgetrieben werden und er immer noch denselben Gegenstand anschaulich wie zuvor wahrnehmen. U n d „wo das Angeschaute liegt", ist dem Schwan während

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dieser D r e h u n g nach wie v o r w o h l b e w u ß t , — droht von d o r t G e f a h r , so bewegt sich der Schwan fehlerlos ,von d o r t weg'. Das Gesehene k a n n also dem Sehenden nicht mitteilen, w o es ist, — sondern nur ,sein Wissen darum, wo das Netzhautbild, d. h. das Auge, ist', k a n n ihm verraten, w o das Gesehene ist. Natürlich weiß der Schwan ü b e r h a u p t nichts v o m N e t z h a u t b i l d , aber d a n k dem Muskel- u n d Nervensystem seines Halses ,weiß er, wohin er schaut', d. h. wie das Gesehene zu seinem Gesamtkörper sich verhält. W ü r d e m a n dem Schwan oder dem Menschen die entsprechenden K ö r p e r p a r t i e n anaesthetisch machen, so w ä r e es auch mit seiner Orientierung auf G r u n d des Sehens vorbei. Also v e r d a n k e n wir das Wissen, w o h i n wir sehen, nicht nur Gesichtsempfindungen, sondern kineasthetischen, H a u t - , Muskelempfindungen usw., obwohl wir meinen, d a ß der Gesichtssinn als solcher uns auch schon angibt, w o das Gesehene liegt. Durch die E i n f ü h r u n g v o n optischen Systemen (z. B. eines Spiegels) k a n n dieses Wissen leicht aufgehoben werden. So arbeiteten wir mit einem optischen System, das die V p das hinter ihr Liegende sehen ließ. Dabei w a r ihr erster Eindruck natürlich der, d a ß das Gesehene vor ihr liegt. Aber der Tastsinn belehrte sie bald über ihren Fehler. U n d je mehr sich die V p mit der beschaffenen Situation p r a k tisch beschäftigte, u n d sich durch das Betasten der gesehenen Dinge (nach hinten!) (Herumgehen usw.), damit abf a n d , desto mehr entstand in ihr der ganz eigenartige Eindruck, sie schaue gar nicht nach v o r n u n d übertrage dann das v o r n Gesehene nach hinten, — sondern sie schaue unmittelbar nach hinten, indem sie entweder zwei durch den ganzen Kopf nach hinten gehende R ö h r e n besitze, durch die sie unmittelbar nach hinten sehen k a n n , oder d a ß ihre Augen ü b e r h a u p t nicht vorn, sondern irgendwo im Genick hinten säßen u n d unmittelbar nach hinten auch schauten. D e r schon beim Betasten eines hinter mir liegenden O b jektes andeutungsweise a u f t r e t e n d e Vorgang spielt sich beim Nachhinten-Sehen voll aus: W o meine N e t z h ä u t e sind, sehe ich nicht, — weiß ich ü b e r h a u p t nicht, wenn ich 7 Erismann, Allgem. Psydiologie III

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Das Werden der Wahrnehmung und ihr

Wahrheitswert

nicht weiß, wo meine Augen sind. Und wo diese sind, ist am sichersten daraus zu erschließen, wie das Gesehene zu unseren Greifbewegungen steht. Muß ich nach hinten greifen, um das Gesehene zu ergreifen, so liegt es nahe, auch das Sehorgan als unmittelbar nach hinten gerichtet anzunehmen. Und eben das geschieht im über längere Zeit fortgesetzten oben beschriebenen Versuch, indem die Augen in die Genickgegend versetzt werden, und man den Eindruck erhält, unmittelbar nach hinten zu sehen. Das Zusammenspiel des Sehens mit „primitiveren" Sinnen, ja seine Fundierung auf diesen und oft auch mehreren Sinnen, wird hier eindeutig klar. Aber auch die weitere Differenzierung des Sehens geht nicht ohne Berücksichtigung der über die Netzhautprozesse weit hinausgehenden Faktoren. Derselbe Netzhauteindruck, hervorgerufen durdi aufeinanderfolgende Reizung mehrerer aneinanderliegender Netzhautpunkte, ruft bald den Eindruck der Bewegung des Reizobjektes, bald seiner Ruhe hervor, — je nachdem sich ihm ein entsprechender Augenbewegungseindruck hinzugesellt oder nicht. Über die unmittelbare Wahrnehmbarkeit der Augenbewegung gehen die Ansichten auseinander; das scheinbare Springen eines im Dunkeln betrachteten glühenden Punktes, welches durch Augenbewegungen hervorgerufen wird, scheint dagegen zu sprechen; die feine Unterschiedsempfindlichkeit der Größe im Dunkeln mit bewegtem Auge verfolgter Bewegungen spricht dafür. — Folgender Tatbestand beleuchtet aber eindeutig den Zusammenhang zwischen Hals- und Augenbewegungen und dem Ruhe- und Bewegungseindruck des beobachteten Objektes (s. auch S. 77 ff.). Jeder Nicht- oderNichtgewohnheitsBrilienträger, wenn er sich eine Kurz- oder Weitsichtigenbrille so aufsetzt, daß etwa nur die untere Hälfte des Gesichtsfeldes durch die Brille, die obere aber ohne Brillenglas gesehen wird, und er nun den Kopf abwechselnd nach rechts und links dreht, wird einen deutlichen Unterschied hinsichtlich Ruhe und Bewegung der beiden Etagen beobachten: Die im brillenfreien Raum gesehenen Gegenstände scheinen von der Kopfbewegung unbeeinflußt ihre

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Ruhe zu bewahren, während die Gegenstände der unteren H ä l f t e der Bewegung des Kopfes entgegenlaufen — bei konvexer — , mit ihnen laufen — bei konkaver Brille. Aus der vorangehenden Erfahrung hat sich danach eine bestimmte Beziehung zwischen Größe der Kopfdrehung und Größe der Bildverschiebung auf der Netzhaut bei dem K o p f gegenüber unbewegt gehaltenem Auge (und andere Möglichkeit: der Augenverschiebung der Augenhöhle gegenüber — bei, dem betrachteten Gegenstand gegenüber, unbeweglich gehaltenem Auge) ausgebildet, bei deren Einhaltung die gesehenen Gegenstände in Ruhe erscheinen, — wie sie es tatsächlich sind. Durch die Brille wird dieses V e r hältnis gestört, indem die konvexe Brille den betrachteten Gegenstand am rechten Brillenrand weiter nach rechts erscheinen läßt. Und dementsprechend erscheinen die durch die Brille gesehenen Gegenstände gegenbewegt. — G a n z anders verhält sich der Gewohnheitsbrillenträger: Bei ihm hat das für ihn bei unbewegten Gegenständen durch E r fahrung ausgebildete Verhältnis einen anderen, nämlich den durch die konkave oder konvexe Brille bestimmten Wert erhalten, während die ohne Brille vorhandene Beziehung ihm schon vollkommen ungewohnt geworden ist. E r sieht die Gegenstände ohne Brille bewegt, verglichen mit den durch die Brille gesehenen ruhenden O b j e k t e n : So sehr ist also der visuelle Eindruck der Ruhe oder Bewegung abhängig von den ihm zugrunde liegenden Bewegungseindrücken von K o p f und Auge. g) Was soll der Versuch mit der Umkehrbrille

zeigen?

D a ß der unten-oben-Eindruck im Sehen nur einen assoziativ bedingten Wert hat, konnten wir klar durch die Betrachtung der verschiedenen Körperlagen und ihrer Bedeutung für das oben-unten-Sehen erkennen und durch die Tatsache, daß unten-oben durch die Schwerkraft bestimmt wird, das Auge aber gar keine Fähigkeit besitzt, in unmittelbarer Weise K r a f t aufzufassen. Hier liegen die Verhältnisse also klar auch ohne Durchführung des umständ7*

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Situationseffekt

und

Situationsnacheffekt

liehen Versuches. Aber man konnte nicht wissen, ob die während des ganzen Lebens gebildeten und geübten Assoziationen in der damit verglichen kurzen Zeit der Umübung nachgeben und zu einem gänzlich neuen Wahrnehmungseindruck Gelegenheit bieten würden. Und da lehrt uns der Stratton-Versuch, daß dies in der T a t der Fall ist und daß eine Zeit von etwa zehn Tagen völliger Andersorientierung der Vp und systematischer Andersreizung ihrer Netzhautpunkte genügt, um merkbar a n dere Weise des Sehens' bei der Vp hervorzubringen. Die allerdings weder in ihrer Eindeutigkeit noch in ihrer Zähigkeit sich mit den alten Assoziationen vergleichen lassen (beherrschen diese doch nach Brillenabnahme schon nach wenigen Minuten wieder das Feld). Aber der erreichte Erfolg reicht aus, um sicher sagen zu können, daß, wenn man die Versuche nicht nach Wochen und Moniten, sondern nach Jahren messen würde, und sie gar schon an den Anfang des Lebens stellte, das Sehen in der ,neuen Weise' zu annähernd ebenso sicheren Ergebnissen käme wie unser gewohntes Sehen der ,alten Weise'. — Vor allem aber beleuchtet der Versuch in seinem Verlauf den inneren Aufbau einer so komplexen und unendlich wertvollen Wahrnehmung, wie es der Fernsinn des Auges ist. Und man begreift, daß wir Bd. II, 4 und I, 7 bei der Teilung in Empfindung und Wahrnehmung innerhalb der einzelnen Sinnesgebiete gerade beim Gesichtssinn zögerten, ob man beim Sehen überhaupt noch von Empfindungen sprechen darf, und nicht bei einem eminent auf Fernwahrnehmungen und Außenwelt eingestellten Sinn stets von Wahrnehmungen sprechen muß, — wenigstens sofern es sidi um einen vollentwickelten Sehvorgang handelt. 5. Assoziative Dauerversuche; Situationseffekt und Situationsnacheffekt Pawlow gelang es, neben dem gewöhnlichen Reflex den von ihm so genannten bedingten, unter Umständen auch vollkommen sinnlosen und nur durch gleichzeitig bedingte

Situationseffekt

und Situationsnacheffekt

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Assoziationen verursachten Reflex „aus zweiter H a n d " hervorzurufen. Seinen berühmten, diesen Weg eröffnenden Versuch hatten wir früher erwähnt. Entsprechend eingestellte Psychologen glaubten nun auch das ganze Denken auf solche indirekten Reflexe, die durch Jahrtausende geübt wurden, zurückführen zu können. Diese Zurückführung kann natürlich nur vom Standpunkt einer Assoziationspsychologie aus geschehen, welche die eigenartige wahrheits-schöpferische psychische Leistung des Denkens nicht kennt. Hier wird alles, auch das, was Einsicht verlangt (und die ,Einsicht' selbst!), auf Assoziation zurückgeführt, die ihrem Wesen nach (direkt oder indirekt) doch nur dasjenige zur Wiederholung bringen kann, was sich schon einmal in der Psyche (unter Einfluß wiederholter äußerer Reize) vollzogen hatte. Sowohl die neuere Gestalt- als Denkpsychologie zeigen hier ganz andere psychische Tatbestände auf, welche mit dem bedingten (übrigens in der Regel auch zeitbeschränkten) Reflex grundsätzlich nichts zu tun haben. Anders steht es aber mit allen Erscheinungen, die durch lange Übung aus der Erfahrung assoziativ übernommen werden können. Hier eröffnen sich weite Gebiete neuer Forschungsmöglichkeiten. Denn hier wirkt mit überraschend feiner Differenzierungskraft nicht allein das unmittelbar und aufdringlich Vorangehende und sich auffällig assoziativ Verbindende, sondern auch das im besonderen Wesen der Gesamtversuchssituation Gelegene und Situation von Situation Unterscheidende und Differenzierende. In mehrere Jahrzehnte langer Arbeit haben wir im Psychologischen Institut Innsbruck, ausgehend von der verzerrenden Wirkung bestimmter Augengläser, den sog.,Situationseffekt' und ,Situationsnacheffekt' und seine Auswirkung in unserer Erfahrung untersucht. Man weiß schon lange, daß eine Drudeempfindung eine relativ lang andauernde Nachempfindung zurückläßt, auch nachdem der Druckreiz schon entfernt ist. Dasselbe gilt für Gleichgewichtsempfindungen des ganzen Körpers. Nach einer unruhigen Seefahrt fühlt man auch auf dem Festland

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Situationseffekt und Situationsnacheffekt

noch eine Zeitlang die Schwankungen des Bodens. — Beim Sehen kannte man das Phänomen in Form der ganz kurzen positiven und der länger (bei starken Reizen bis zu einigen Minuten) dauernden negativen Nachempfindung, welche sowohl die Helligkeiten als auch die Farben in ihr Gegenteil (konträre Farben) vertauscht (s. Bd. IV, S. 130). Dies gilt für nicht allzulange dauernde, die Nachempfindung auslösende Reize. Bei unseren Versuchen mit monatelang ununterbrochenen Dauerexperimenten stießen wir aber auch beim Gesichtssinn auf lange Zeit (unter Umständen wochenlang) andauernde positive und negative Nachempfindungen. Wer z. B. eine Brille mit (für den Träger selbst gut sichtbaren) schwarzen Rändern den Tag über dauernd trägt (eine Hornbrille mit breitem Rand ist da besonders vorteilhaft), abends aber im Halbdunkel oder bei völligem Dunkel die Brille vor dem Schlafengehen abnimmt, sieht die Ränder der Brille nadi wie vor sein Gesichtsfeld scheinbar umranden. Erstaunlicher, wenn auch damit eng verwandt, ist die von uns ,Situationseffekt' und ,Situationsnacheffekt' genannte Erscheinung. Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Krümmung einer Linie, die man lange anschaut, nach und nach zurückgeht und die Linie sich (dank A d a p tation) einer Geraden nähert, ohne sie jemals ganz zu erreichen. Setzt man einer Vp, die f ü r gewöhnlich keine Brille trägt, eine Kurzsichtigenbrille von etwa acht oder mehr Dioptrien auf und läßt sie damit aus einer Entfernung von etwa 1—2 m einen Fensterrahmen anschauen — den sie aus dieser Entfernung einigermaßen überschauen kann, ohne das fest geradeaus aufs Fensterkreuz gerichtete Auge dabei zu bewegen! —, so erscheint ihr der gerade Rahmen nicht gerade, sondern nach rechts-links und obenunten tonnenförmig ausgebaucht. N u r das in der Mitte des Gesichtsfeldes liegende Fensterkreuz behält seine Geradlinigkeit bei. Beides ist eine einfache Auswirkung rein physikalischer Verhältnisse, unter die das Auge und seine N e t z h a u t durch die Konkavität des Augenglases gebracht werden: Die objektiv geraden Linien werden an den äußeren Mittelpartien der N e t z h a u t nach außen ausgebogen.

Situationseffekt

und Situationsnacheffekt

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Ersetzt m a n aber die brillenungewohnte V p durch einen ständigen Träger dieser Brille, so b e k o m m t man über seinen Eindruck v o m Fensterrahmen die Mitteilung, d a ß dieser ihm annähernd gerade erscheint. Er sieht also das durch den Augenglasrand gekrümmte Netzhautbild trotzdem als zentralen aus annähernd geraden Linien bestehend. D i e Partien seiner N e t z h a u t b e k o m m e n dagegen v o m Fensterkreuz physikalisch nicht gekrümmte Bilder und fassen sie dementsprechend auch als gerade auf. D a s ganze Fenster erscheint also dem Betrachter annähernd gerade. Entsprechende (und w i e wir sehen werden noch viel kompliziertere) Verhältnisse sind den Augenärzten als . n ö t w e n d i g e Forderung an den Patienten nach A n g e w ö h nung an die neue stärkere Brille' längst bekannt. Sie enthalten aber ein psychologisches Problem, welches klar herausgestellt werden muß. Wegen der größeren Einfachheit der Darstellung wollen wir die Fortsetzung der Versuche zunächst mit Farben f o r t f ü h r e n und erst nachher zu dem ganz analog sich aufbauenden Krümmungsproblem zurückkehren. — Setzen wir unsere Vp einer Fläche gegenüber, die mit zwei Farben, rechts — rot, links — grün, gedeckt ist, und lassen sie mit fixiertem Auge längere Zeit die Trennungslinie betrachten; worauf dann die beiden f a r bigen Flächen durch einen grauen Schirm ersetzt werden, der am Trennungsort der Farben noch eine Fixationsmarke trägt, so daß die Augenrichtung unserer Vp daran gut festgehalten werden kann, — so weiß man nach dem Obenbesprochenen im voraus, was nun zu erwarten sein wird: die rechte Seite des grauen Feldes erscheint durch negatives Nachbild grün, die linke rot gefärbt. — Wird nicht das je halbe Gesichtsfeld rot und grün geboten, sondern nur kleinere Gebiete, indem gefärbte Einzelgegenstände auf das unbeweglich gehaltene Auge einwirken, so werden eben die dabei getroffenen kleineren Netzhautpartien nachher auf grauem Felde die negativen Farben aufweisen. Was aber geschieht, wenn die rote Färbung der rechten Gesichtshälfte und ebenso die grüne der linken dadurch erreicht wird, daß der Vp eine Brille mit (für jedes Auge) rechts rotem und links grünem Halbglas aufgesetzt wird (wobei es gleichgültig ist, ob beide Augen rot-grün Halbbrillen erhalten oder nur das eine Auge, während das andere verbunden bleibt)? Unter diesen

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Situationseffekt

und

Situationsnacheffekt

V e r s u c h s b e d i n g u n g e n w i r d das bebrillte, nicht durch eine Fixierm a r k e f e s t g e h a l t e n e A u g e u n t e r d e r Brille b a l d nach rechts, b a l d nach links w a n d e r n , — ist doch d a s A u g e ein typisches W a n d e r o r g a n ; u n d schon beim einfachen Lesen (bei f e s t s t e h e n d e m K o p f ! ) e r h ä l t der f ü r s Lesen v e r w e n d e t e N e t z h a u t b e z i r k des deutlichsten Sehens b a l d durch d e n linken ( g r ü n e n ) , b a l d durch d e n recht e n ( r o t e n ) Bereich des Gesichtsfeldes b e e i n f l u ß t e s Licht. E r w i r d also b a l d der einen, b a l d der ihr k o m p l e m e n t ä r e n F a r b e ausgesetzt sein. D i e beiden Einflüsse sollten sich u n t e r diesen Bed i n g u n g e n nach O b e n m i t g e t e i l t e m wohl gegenseitig aufheben und w i r k u n g s l o s bleiben, — wenigstens d a n n , w e n n es nicht noch h ö h e r g e s t u f t e A b h ä n g i g k e i t s b e z i e h u n g e n der gleichzeitigen u n d der sich zeitlich f o l g e n d e n R e i z e i n w i r k u n g e n g i b t ! Vieles ließ mich aber schon bei e n t s p r e c h e n d e r F o l g e w i r k u n g gebogener L i n i e n v e r m u t e n , d a ß solche höheren Abhängigkeitsbeziehungen tatsächlich bestehen. U n d in der T a t l i e f e r t e d e r Versuch E r g e nisse, die m a n v o m S t a n d p u n k t des schon B e k a n n t e n u n d o b e n schon M i t g e t e i l t e n nicht v e r m u t e n sollte: Bei d e m Versuch entstehen engste A s s o z i a t i o n e n zwischen b e s t i m m t e n FarbenW a h r n e h m u n g e n u n d Lageempfindungen des Auges, so daß das Wiederauftauchen der einen (nämlich der Augenlageempfindungen) auch das der seinerzeit mitbestandenen anderen (der Farben) mit Gewalt ins psychische Geschehen ruft: Rote Farbe herrschte im g r ö ß t e n T e i l des Gesichtsfeldes ( u n d v o r allem im G e b i e t des deutlichsten Sehens) bei der Richtung des Auges nach rechts, u n d g r ü n e — bei R i c h t u n g links. W i r d also im z w e i t e n T e i l des Versuches das b r i l l e n f r e i e A u g e gegen d e n g r a u e n Schirm nach rechts gerichtet, so lebt die S i t u a t i o n der R o t w a h r n e h m u n g in i h r e m n e g a t i v e n N a c h b i l d e begreiflicherweise l e b e n d i g e r auf als beim Blick nach links, — es ist also u n t e r diesen U m s t ä n d e n vielleicht zu e r w a r t e n , d a ß bei Rechtsrichtung des Auges in d e r A u g e n h ö h l e d e r g r a u e Schirm durch K o n t r a s t z u d e m hier gew e s e n e n r o t e n Brilleneindruck g r ü n erscheint u n d r o t bei L i n k s richtung des Auges!

U n d in der Tat — dies geschieht! U n d das sich darin äußernde Gesetz gilt nicht nur für Farben, — sondern für die verschiedensten Wahrnehmungssituationen, — jedoch immer nur dann, wenn die Einübungsphase des Versuches nicht nur Minuten und Stunden, sondern Tage, Wochen und Monate dauert und dementsprechend auch die Einstellung des Organismus auf die vorangehende Beeinflussung einen entsprechenden Einprägungsgrad erreicht hat,

Situationseffekt und Situationsnacheffekt

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so daß das Auge bei der bestimmten Augenrichtung dieselbe Wahrnehmung .erwartet', wie sie mit der Versuchsbrille schon seit lange immer wieder eintrat. — Daher der Organismus auch in dasselbe Verhalten gegenüber der zu erwartenden Gesamtsituation hineinkommt, wie es sich in der Vorperiode einstellte und daher beim Fehlen entsprechender rot-Reizung sozusagen übers Ziel schießend in das negative Nachbild hineinfällt! Nicht der momentane Reizzustand und nicht auch noch der ihm vorangehende einzelne Lokalreiz bestimmen also die Gegenwartswahrnehmung, sondern auch die Reaktionsbereitschaft des Organismus selbst, welche allerdings nicht bloß durch einzelne, sondern durch die Gesamtheit der vorangehenden Reizungen hervorgerufen wird. Und diese Reaktionsbereitschaft geht nicht vom engsten Raum des gereizten Organes (in unserem Falle: der Netzhaut) aus, sondern vom ganzen Organkomplex, ja vom ganzen Organismus, vom ganzen Ich aus. Wie eng dabei die Einzeldaten der Organe zusammenhängen, zeigt das erste beste Beispiel (s. S. 56): Die Berührung der Fingerkuppe des Mittelfingers der rechten Hand wird an den verschiedensten Raumorten wahrgenommen, oben-unten, rechts-links, vorne-hinten, je nach dem gleichzeitigen Verhalten des ganzen Körpers, der Schulter, des Ellenbogengelenkes und der übrigen Handgelenke, — die Einzelwahrnehmung ist das Ergebnis der ganzen Situationsauffassung, innerhalb deren sie stattfindet. Deswegen nannten wir die ganze Erscheinung „Situationseffekt", denn sie hängt nicht ab von der Einzelempfindung, sondern von der ganzen Situation, in der sich der Organismus befindet. Und: „SituationswacAeffekt", denn sie äußert sich nicht nur während der Reizeinwirkung, sondern auch nach Aufhören des Reizes. Die gebogene und die gerade Linie Und nun kehren wir wieder zu demselben Problem für Gestalten, für gerade und gebogene Linien zurück, wo wir es S. 103 verlassen hatten.

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Situationseffekt

und

Situationsnacheffekt

Entscheidend ist, daß beim Dauerversuch nicht nur die Netzhautstellen und deren vorangehende Beeinflussung und ihre Reaktion auf diese die nunmehrige Reaktion des Sehorganes bestimmen, sondern ebenso auch die Stellung des Augapfels in der Augenhöhle 1 ): Ist das Auge in der Augenhöhle nach rechts gerichtet, so reagieren dieselben Netzhautpartien (z. B. das Zentrum der Netzhaut) anders, als wenn das Auge nach vorne gerichtet ist. Im letzten Fall wird eine auf der Netzhaut gerade Linie als Gerade auch wahrgenommen, im ersten dagegen wird die auf der Netzhaut Gerade als nach dem Zentrum hin konvex und, wenn sie nach dem Zentrum objektiv konkav ist, als gerade gesehen. Mit einem Wort, die Wahrnehmung ist immer so, daß das betrachtete Fenster als ein annähernd geradliniges Rechtedi erscheint, wohin das Auge auch gerichtet sein mag, — ob auf das Fensterkreuz (Gesichtsfeldmitte) oder den Fenster- und damit auch den Gesichtsfeldrand. Die der Erscheinung zugrunde liegenden psychologischen Voraussetzungen sind dieselben wie beim vorangehenden Versuch mit den Farben und deren Situationsnacheffekt: Es wird einbezogen in die Aufnahmebereitschaft des Organes nicht nur die Netzhaut, sondern auch die Augenstellung in der Augenhöhle, in der die Reizung erfolgt w a r ; und hatte diese lange Zeit ununterbrochen gedauert oder ist sie o f t wiedergekehrt, so wird mit entsprechender Adaptation des Organes darauf reagiert. U n d nun wollen wir die Folgen daraus f ü r den am Versuch beschäftigten Gewohnheitsbrillenträger, der ihm auch imVersuch aufgesetzten Brille und f ü r diejenige V p ziehen, welche D i e S t e l l u n g d e s A u g a p f e l s !n d e r A u g e n h ö h l e ist f ü r d e n s d i l i e ß ü d i e n F u n k t i o n s e r f o l g des Sehens wegen der innigsten B e z i e h u n g zwischen den beid e n O r g a n e n b e s o n d e r s b e d e u t s a m . A b e r auch e n t f e r n t e r e O r g a n e beeinflussen sich g e g e n s e i t i g . S i t 7 t m a n z . 3 . m o n a t e l a n g v o r e i n e r S c h r e i b m a s c h i n e , d e r e n e i n z e l n e T a s t e n durch P e r s p e k t i v e zu A n f a n g nicht g a n z r u n d , s o n d e r n e t w a s m e h r b r e i t a l s t i e f e r s c h e i n e n , so v e r l i e r t s i a i m i t d e r Z e i t d e r E i n d r u c k ; d i e Tasten ersdieinen ungefähr kreisrund, und wirklich kreisrunde, perspektiv-frei b e t r a c h t e t e T a s t e n e r s c h e i n e n n u n l ä n g l i d i . D i e s e r E i n f l u ß b e z i e h t sich a b e r n u r auf die S i t u a t i o n v o r der Schreibmaschine; frei v o n jeglicher P e r s p e k tive betrachtete M ü n z e n oder K n ö p f e erscheinen nicht v e r b r e i t e t (wie m a n e s n a c h O b i g e m e r w a r t e n k ö n n t e ) , s o n d e r n k r e i s r u n d . S i e h e K a p . 11, K o n trast und Adaptation.

Situationseffekt

und Situationsnacheffekt

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gewöhnlich brillenlos in die Welt hinausschaut. W i r sagten sdion weiter oben, daß für die letztere entscheidend sein wird jene Veränderung, welche die Brille auf der Netzhaut bewirkt, und daß ihr entsprechend auch die Veränderung seines Gesichtsbildes sein wird: Das Fenster wird ihr am Fensterkreuz unverändert gerade, am Fensterrahmen als nach den Seiten und nach oben-unten konvex erscheinen. — Anders beim Gewohnheitsbrillenträger: L ä ß t man ihn (ohne daß er seine .Kop/haltung verändert!) den rechten R a n d des Fensterrahmens mit nach rechts seitlich gerichteten Augen anschauen, so sind es nun die zentralen Partien der Netzhaut, auf welche das (durch den Rand des Augenglases physikalisch gekrümmte!) Bild des seitlichen Fensterrahmens fällt: Das Bild des rechten Fensterrandes steht nun im Zentrum des Gesichtsfeldes — wie vorher das Fensterkreuz. Und da dieses Bild mit dem Netzhautzentrum erfaßt wird und gekrümmt ist, so wäre ohne den .Situationseffekt' zu erwarten, daß es nunmehr auch gekrümmt gesehen wird, wie im Vorversuch das gerade Bild des Fensterkreuzes auf derselben zentralen Partie der N e t z haut gerade gesehen wurde. U n d daß dementsprechend das gerade Bild des Fensterkreuzes, das nunmehr auf jene peripheren Partien der Netzhaut fällt, welche früher Gebogenes gerade sahen, das gerade Fensterkreuzbild nunmehr gebogen sehen würden. Durch Beobachtungen mit verzerrenden Brillen wurde uns aber diese sonst naheliegende Erwartung (welche auch durch gewöhnliche Nachbildversuche unterstützt werden könnte, bei denen die verzerrenden visuellen Nacherscheinungen nur an jenen Netzhautstellen auftreten, wo vorher der Reiz eingewirkt hatte, — so daß man zur Vermutung gedrängt wird, daß das Phänomen der Nachwirkung eindeutig an die Vorreizungsart der Netzhautstelle gebunden sei) verdächtig. Und es stellte sich auch tatsächlich eine ganz andere Beobachtung ein, als jene Auffassung erwarten ließe und die den Nichteingeweihten in Erstaunen versetzen muß:

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Situationseffekt und Situationsnacheffekt

Dem ständigen Brillenträger erscheinen auch in dieser Schrägstellung des Auges der Brille gegenüber alle Teile des Fensters annähernd gerade! — Läßt man ihn aber die Brille ablegen und das Fensterkreuz, sofern er es (als Kurzsichtiger) unter diesen Umständen noch hinreichend deutlich sehen kann, ohne Brille anblicken, so erscheint ihm der Fensterrahmen nach der Mitte zu eingezogen. Richtet er sein Auge auf den rechten (geraden) Rand (ohne den Kopf dabei zu bewegen), so erscheint dieser (mit der Medianpartie der Netzhaut gesehen) nach links konvex, das Fensterkreuz aber gerade. — Das Wesentliche ist dabei, daß seine Wahrnehmung auch bei gleichem Netzhautbild verschieden ausfällt, je nachdem die gleichzeitige Augenlageempfindung die Stellung des Auges in der Augenhöhle als nach vorne oder nach der Seite ausgerichtet angibt. Und das ist dieselbe Erscheinung, die wir vorangehend im Farbenphänomen kennengelernt hatten, nur ist es in seiner Mannigfaltigkeit hier schwerer zu erfassen als bei den Farben, weswegen die Beschreibung des Farbphänomens vorangesetzt wurde. Und da der Situationseffekt und Nacheffekt überall dort auftreten kann und muß, wo sich Assoziationsbindungen bilden, besitzen auch sie eine im ganzen psychophysischen Gebiet, d. h. in der ganzen wahrgenommenen Welt, weite Ausdehnung. Die Grundergebnisse dieses Versuches (der viel besser durchgeführt werden kann, wenn das gewöhnliche Fensterkreuz durch entsprechend geformte leuchtende Striche ersetzt wird) haben wir dann vielfach unter viel günstigeren Umständen mit demselben Erfolg und auf einer viel allgemeineren Grundlage durchgeführt: Nicht allein die Form des Gesehenen, sondern auch sein Bewegungs- oder Ruhezustand und seine Farben sind im gleichen Sinne von der allgemeinen Situation, in der sie wahrgenommen werden, abhängig. — Was die Bewegung anbelangt, so ist diese Beobachtung sowohl für den Gesichts- als den Tastsinn keineswegs überraschend, — im Gegenteil, ohne die entsprechende Reaktion des Organismus könnten .objektive

Situationseffekt

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Bewegungen' (d. h. Realverschiebungen der gesehenen oder getasteten Gegenstände dem Körper des Sehenden oder Tastenden gegenüber) gar nicht von Aufeinanderfolgen von Gesichts- oder Tastwahrnehmungen, welche durch Bewegung unserer Sinnesorgane entstehen', unterschieden werden. Fährt man z. B. einer Perlenkette mit der H a n d nach, so ist der Wahrnehmungseindruck ausgesprochen: Die H a n d bewegt sich, während die Kette stillsteht (dieser Situationseindruck wird besonders eindeutig, wenn die herunterhängende Kette von der anderen unbewegten H a n d dabei gehalten wird). Die Eindrücke bleiben in den tastenden Fingerkuppen dabei genau gleich, wenn statt dessen die Kette bewegt, die tastende H a n d aber in Ruhe gehalten wird. U n d dennoch ist der Eindruck ein grundsätzlich anderer, und zwar ein solcher, der sowohl im ersten als auch im zweiten Fall die objektiven Verhältnisse richtig wiedergibt: Ich nehme im ersten Fall eine ruhende, im zweiten eine bewegte Kette wahr. — Genau dasselbe wiederholt sich bei mit ruhendem oder bewegtem Auge gesehenen Dingen: Gewiß, wenn man das Auge im gesehenen Raum sozusagen ,herumwirft', und dabei nicht so sehr das ,wirkliche' Verhältnis der gesehenen Dinge zu meinem Körper, als nur den Eindruck eines ,Huschens des Gesichtsbildes' beobachtet, so wird man dieses letztere auch deutlich wahrnehmen. Geht man aber darauf aus, die umgebende Welt in ihrem Ruhe- oder Bewegungszustand zu beobachten, so stört die dabei immer mitvorhandene Bewegung des Auges im Kopf oder selbst des ganzen Kopfes, ja selbst des ganzen Eigenkörpers der umgebenden Welt gegenüber in keiner Weise: die Umwelt bleibt ruhig stehen den bewegten Körperorganen gegenüber. Dies aber nur dann, wenn der eigene Bewegungs- oder Ruhezustand irgendwie als solcher aufgefaßt wird; ist dies nicht der Fall (wie beim sich in Bewegung setzenden Nachbarwagen des Parallelzuges, der Madischen Trommel oder der Hexenschaukel, s. S. 79, so treten auch schon falsche Bewegungs- und Ruhewahrnehmungen auf. Mit anderen Worten, der Eindruck der Bewegung oder Ruhe kann

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Situationseffekt und Situationsnacheffekt

selbstverständlich nur dann im obigen Sinn objektiv richtig sein, wenn er aus dem Zusammenwirken sämtlicher dabei beteiligter Sinneseindrücke, also aus der ganzen W a h r nehmungssituation heraus, entsteht. Bei unseren sämtlichen, sowohl den umkehrenden als auch den das Bild verzerrenden Brillen, stellten sich im Anfang bei Bewegungen des Kopfes oder auch des ganzen Körpers deutliche Bewegungen des gesehenen Bildes ein. So im Anfang des Versuches; mit der Zeit aber wird die Verzerrung des Bildes auf der Netzhaut oder gar sein Gleiten über die Netzhaut natürlich nicht ,an sich' vermindert, da es ja rein physikalisch bedingt ist, aber es wird nicht mehr als Bewegung des Außenweltsobjektes aufgefaßt. Ähnlich wie z. B. das Gleiten des Netzhautbildes über die N e t z h a u t bei der brillenlosen Bewegung des Auges in entsprechender Einstellung nicht mehr als Bewegung des Außenweltsobjektes wahrgenommen wird. Man sieht sogar im Gegenteil das betrachtete Objekt (bei Situation: Augenbewegung) unter Umständen gerade dann bewegt, wenn das Netzhautbild an derselben Netzhautstelle verbleibt. U n d schließlich merkt man die subjektiven Bewegungen' normalerweise gar nicht mehr, wie wir z. B. (s. S. 67) die Verkleinerung des Netzhautbildes (d. h. der entsprechenden Empfindung) bei Entfernung des Gegenstandes von 2 auf 4 m gar nicht mehr merken: D a der Wahrnehmungsgegenstand sich f ü r uns ,in nichts geändert h a t " . H a n d e l t es sich dabei um reine Adaptation, wie sie z. B. bei Farben eintritt, so nützt auch die Konzentration der Aufmerksamkeit auf den Anfangseindruck (mögen es Tische, Wände, Häuser usw. sein) nichts mehr, die wahrgenommenen Außenweltsgegenstände stehen f ü r den ständigen Brillenträger einfach unbeweglich da, wie sie es f ü r den normalsichtigen Brillenlosen tun. Handelt es sich aber zugleich auch um instinktiv sich einstellende Deutung des Empfindungseindruckes (wie z. B. beim Größeneindruck des Wahrnehmungsgegenstandes bei großem Abstand (etwa beim Sehen eines Hauses in 500 m und darüber), so läßt sich der kleiner gewordene Empfindungseindruck

Situationseffekt und Situationsnacheffekt

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von der gleichgebliebenen Wahrnehmungsschätzung wohl trennen. Natürlich zeigt sich der Situationseffekt, wie wir ihn kennenlernten, auch im Nacheffekt: Wird eine Brille, deren Bewegungseffekt mit der Zeit verschwunden ist, abgenommen, so tritt der konträre Effekt und Situationsnacheffekt ein: Die nun ohne Brille wahrgenommene Welt scheint alle jene Situationseigenschaften angenommen zu haben, welche die Brillenwelt seinerzeit hatte, — nur natürlich mit umgekehrten Vorzeichen. Die Bedeutung des Situationseffektes und Nacheffektes zeigt sich auch in der daraus sich ergebenden Beantwortung einer von Newton aufgestellten, aber nicht beantworteten Frage, — weil sie sich vom nur physikalischen oder dem üblichen nur physiologischen Standpunkt auch nicht beantworten läßt. Newtons Lehre über die Farbenbrechung und Farbenauffassung verlangt, daß wir unter bestimmten Bedingungen der Schirmwirkung, wie sie z. B. beim senkrechten Teil des Fensterkreuzes auftreten, an dem einen Rand des senkrechten Schirmes den langwelligen, am anderen Rand den kurzwelligen Teil des Spektrums sehen sollten, ohne daß ein solcher Farbeneindruck in Wirklichkeit auftritt. Er tritt aber (physikalisch selbstverständlich) auf, wenn wir eine formverzerrende Brille anlegen, die aus flachen Prismen besteht, deren Basen gleichseitig, z. B. rechts, liegen (dann liegen die kurzwelligen Farben rechts und die langwelligen links am Rande des dunklen Schirmes). Doch das folgende interessante Phänomen stellt sich erst im Dauerversuch ein: Diese Farberscheinung schwindet nämlich im Laufe des langdauernden ständigen Brillentragens immer mehr und schwindet mit der Zeit ganz. Aber, wie Kohler als Vp mit größtem Erstaunen feststellte, wenn nun die Brille abgenommen wird: D a n n treten die Farben als Kontrasterscheinung (zu den bewußt fehlenden Randfarben) wieder auf, bis der Schirmrand nach längerer Zeit wieder farbenrein wird. Hier interessiert uns vor allem die Tatsache, daß die im Anfang des Versuches deutlichen Randfarben im Laufe des Dauerver-

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suches im Bewußtsein des Brillenträgers völlig schwinden, obwohl sie rein physikalisch nach wie vor bestehen, wie jede Farbaufnahme es selbstverständlich bestätigt. Womit auch die Frage Newtons eindeutig beantwortet ist: Die Randfarben werden einfach sozusagen ,nicht bemerkt', — sie können trotz willkürlichem Beobachtungswillen nicht bemerkt werden, wie z. B. auch die Verkleinerung des Sehbildes bei der Veränderung des Abstandes von 2 auf 4 m nicht bemerkt wird und es einer besonderen Übung bedarf, damit dieser Unterschied als solcher bemerkt werden kann.

GESAMTVERZEICHNIS der

SAMMLUNG GÖSCHEN

Jeder Band DM 3,60 * Doppelband DM 5,80

Februar

1962

WALTER D E GRUYTER & CO., B E R L I N W 30

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Geisteswissenschaften Philosophie Einführung in die Philosophie von H. Leisegang f . 4. Autlage. 145 Seiten, i 9 6 0 . (281) Hauptprobleme der Philosophie v o n G. Simmel f . 7., u n v e r ä n d e r t e Auflage. 177 Seiten. 1950. (500) Geschichte der Philosophie I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W. Captlle. 1. Teil. Von T h a i e s bis L e u k i p p o s . 2., e r w e i t e r t e A u f l a g e . 135 Seiten. 1953. (857) I I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W. Capelle-. 2. T e i l . Von der Sophistik bis z u m T o d e P i a t o n s . 2., s t a r k e r w e i t e r t e A u f l a g e . 144 Seiten. 1953. (858) I I I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W. Capelle. 3. T e i l . V o m T o d e P i a t o n s bis zur Alten S t o a . 2., s t a r k e r w e i t e r t e A u f l a g e . 132 Seiten. 1954. (859) I V : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W. Capille. 4. T e i l . Von der Alten S t o a bis z u m E k l e k t i z i s m u s im 1. J h . v. Chr. 2., s t a r k e r w e i t e r t e A u f l a g e . 132 S e i t e n . 1954. (863) V : D i e P h i l o s o p h i e d e s M i t t e l a l t e r s von J. Koch. I n V o r b e r e i t u n g . (826) V I : V o n d e r R e n a i s s a n c e b i s K a n t von K. Schilling. 234 Seiten. 1954. (394/394 a) V I I : I m m a n u e l K a n t v o n G. Lehmann. I n V o r b e r e i t u n g . (536) V l l l : D i e P h i l o s o p h i e d e s 19. J a h r h u n d e r t s von G. Lehmann. 1. T e i l . 151 Seiten, 1953. (571) I X : D i e P h i l o s o p h i e d e s 19. J a h r h u n d e r t s von G. Lehmann. 2. T e i l . 168 Seiten. 1953. (709) X : D i e P h i l o s o p h i e i m e r s t e n D r i t t e l d e s :£0. J a h r h u n d e r t s 1. Tei. v o n G. Lehmann. 128 Seiten. 1957. (845) X I : D i e P h i l o s o p h i e i m e r s t e n D r i t t e l d e s 20. J a h r h u n d e r t s 2. Teil von G.Lehmann. 114 S e i t e n . 1960. (850) Die geistige Situation der Zeit (1931) von K. Jaspers. 5., u n v e r ä n d e r t e r A b d r u c k der im S o m m e r 1932 b e a r b e i t e t e n 5. A u f l a g e . 211 Seiten. 1960. (1000) Erkenntnistheorie von G. Kropp. I. T e i l : A l l g e m e i n e G r u n d l e g u n g . 143 Seiten. 1950. (807) Formale Logik von P. Lorenzen. 2. A u f l a g e . 165 Seiten. 1962. I n V o r b e r e i t u n g . (1176/1176 a) Philosophisches 'Wörterbuch von M. Apel f . 5.« völlig a e u b e a r b e i t e t e A u f l a g e v o n F. Ludz. 315 Seiten. 1958. (1031/1031 a) Philosophische Anthropologie. Menschliche S e l b s t d e a t u n g in Geschichte u n d G e g e n w a r t von M . Landmann. 266 Seiten. 195?'. (156/156a)

Pädagogik, Psychologie, Soziologie Geschichte der Pädagogik von Herrn. Weimer. 15., n e u b e a r b e i t e t e u n d v e r m e h r t e A u f l a g e v o n Heinz Weimer. 181 Seiten. 1962. (l45) 1 berapeutische Psychologie. I h r W e g d u r c h die P s y c h o a n a l y s e von W. M. Kranefeldt. Mit einer E i n f ü h r u n g v o n C. G. Jung. 3. A u f l a g e . 152 Seiten. 1956. (1034)

GEISTESWISSENSCHAFTEN Allgemeine Psychologie von T/t. Eriamann. 3 Bände. 2., neubearbeitete Anflage. I : G r u n d p r o b l e m e . 146 Seiten. 1958. (831) I I : G r u n d a r t e n d e s p h y s i s c h e n G e s c h e h e n s . 248 Seiten. 1959. (832/832 a) I I I : P s y c h o l o g i e d e r P e r s ö n l i c h k e i t . E t w a 306 Seiten, 26 Abbildungen. 1962. (833/833 a) S oziologie. Geschichte und Hauptprobleme von L. von tViese. 6. Auflage. 175 Seiten. 1960.(101) Ideengeschichte der sozialen Bewegung des 19. und 20. Jh. von W. Hofmann. 1962. I n Vorbereitung. (1205) Sosialpsyehologie von P. R. Hofstätter. 181 Seiten, 15 Abbildungen, 22 Tabellen. 1956. (104/104«) Psychologie des Berufs- und Wirtschaftslebens von W. Moede f . 190 Seiten, 48 Abbildungen. 1958. (851/851 a) Industrie- und Betriebssoziologie von R. Dahrendorf. 2. Auflage. 136 Seiten, 3 Figuren. 1962. (103)

Religion Jesus von M. Dibelius f . 3. Auflage, mit einem Nachtrag von W. G. Kümmel. 140 Seiten. 1960. (1130) Paulus von M. Dibelius f . Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben und zu Ende geführt von W. G. Kümmel. 2., durchgesehene Auflage. 155 Seiten. 1956. (1160) Luther von F. Lau. 151 Seiten. 1959. (1187) Melanchthon von R. Stupperich. 139 Seiten. 1960. (1190) Einführung in die Konfessionskunde der orthodoxen Kirchen von K. Onasch. 291 Seiten. 1962. (1197/1197a) G«schichte des christlichen Gottesdienstes von W. Nagel. In Vorbereitung. (1202) Geschichte Israels. Von den Anfangen bis zur Zerstörung des Tempels (70 n. C^ir.) von E. L. Ehrlich. 158 Seiten, 1 Tafel. 1958. (231/231 a) Rfimischc Religionsgeschichte von F. Altheim. 2 Bände. 2., umgearbeitete Auflage. I : G r u n d l a g e n u n d G r u n d b e g r i f f e . 116 Seiten. 1956. (1035) I I : D e r g e s c h i c h t l i c h e A b l a u f . 164 Seiten. 1956. (1052)

Musik Musikästhetik von H. J. Moser. 180 Seiten. Mit zahlreichen Notenbeispielen. 1953. (344) System&tiAChe Modulation von R. Hernried. 2. Auflage. 136 Seiten. Mit zahlreichen Notenbeispielen. 1950. (1094) Der polyphone Satz von E. Pepping. 2 Bände. I : D e r c a n t u s - f i r m u s - S a t z . 2. Auflage. 223 Seiten. Mit zahlreichen Notenbeispielen. 1950. (1148) I I : Ü b u n g e n i m d o p p e l t e n K o n t r a p u n k t u n d i m K a n o n . 137 Seiten. Mit zahlreichen Notenbeispielen. 1957. (1164/1164a) Allgemeine Musiklehre von H. J. Moser. 2., durchgesehene Auflage. 155 Seiten. Mit zahlreichen Notenbeispielen. 1955. (220/220 a) Harmonielehre von H . J. Moser. 2 Bände. I : 109 Seiten. Mit 120 Notenbeispielen. 1954. (809) Die Musik des 19. Jahrhunderts von W. Oehlmann. 180 Seiten. 1953. (170) Die Musik des 20. Jahrhunderts von W. Oehimann. 312 Seiten. 1961. (171/171a)

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GEISTESWISSENSCHAFTEN Technik der deutschen Gesangskunst von H. J. Moser. 3., d u r c h g e s e h e n e und verbesserte A u f l a g e . 144 Seiten, 5 F i g u r e n sowie T a b e l l e n u n d N o t e n b e i s p i e l e . 19S4. (576/576a) Die Kunst des Dirigierens v o n H. W. von Waltershausen, f . 2., vermehrte A u f l a g e . 138 S e i t e n . Mit 19 N o t e n b e i s p i e l e n . 1954. (1147) Die Technik des Klavierspiels a u s d e m Geiste des musikalischen K u n s t w e r k e s v o n K. Schuberl f . 3. A u f l a g e . 110 Seiten. Mit Notenbeispi« len. 1954. (1045)

Kunst Stilkunde v o n H. Weigert. 2 B ä n d e . 3., d u r c h g e s e h e n e u n d e r g ä n z t e A u f l a g e . I : V o r z e i t , A n t i k e , M i t t e l a l t e r . 136 Seiten, 94 A b b i l d u n g e n . 1958. (80) I I : S p ä t m i t t e l a l t e r u n d N e u z e i t . 150 Seiten, 88 ADbildungen. 1958. (781) Archäologie v o n A. Rumpf. 2 B ä n d e . I : E i n l e i t u n g , h i s t o r i s c h e r Ü b e r b l i c k . 143 Seiten, 6 A b b i l d u n g e n , 12 T a f e l n . 1953. (538) I I : D i e A r c h ä o l o g e n s p r a c h e . Die a n t i k e n R e p r o d u k t i o n e n . 136 Seiten, 7 A b b i l d u n g e n , 12 T a f e l n . 1956. (539)

Geschichte Einführung in die Geschichtswissenschaft v o n P. Kirn. 3., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e . 128 S e i t e n . 1959. (270) Einführung in die Zeitgeschichte v o n B. Scheurig. 1962. I n V o r b e r e i t u n g . (1204) Zeitrechnung der römischen Kaiserzeit, des Mittelalters und der Neuzeit für die Jahre X—2000 n. Chr. v o n H. Lietzmann f . 3. A u f l a g e , d u r c h g e s e h e n von K. Aland. 130 Seiten. 1956. (1085) Kultur der Urzeit v o n F. Behn. 3 B ä n d e . 4. A u f l a g e d e r K u t u r d e r U r z e i t B d . 1—3 v o n M. Hoernes. I : D i e v o r m e t a l l i s e h e n K u l t u r e n . (Die Steinzeiten E u r o p a s . Gleichartige K u l t u r e n in a n d e r e n E r d t e i l e n . ) 172 S e i t e n , 48 A b b i l d u n g e n . 1950. (564) I I : D i e ä l t e r e n M e t a l l k u l t u r e n . (Der B e g i n n d e r M e t a l l b c n u t z u n g . K u p f e r u n d B r o n z e z e i t in E u r o p a , im O r i e n t u n d in Ameri k a . ) 160 Seiten, 67 A b l a d u n g e n . 1950. (565) I I I : D i e j ü n g e r e n M e t a l l k u l t u r e n . ( D a s E i s e n als K u l t u r m e t a l l , H a l l s t a t t L a l e n c - K u l t u r in E u r o p a . D a s erste A u f t r e t e n des Eisens in d e n a n d e r e u W e l t t e i l e n . ) 149 Seiten, 60 A b b i l d u n g e n . 1950. (566) Vorgeschichte Europas v o n F. Behn. Völlig n e u e B e a r b e i t u n g der 7. A u f l a g e der ,.Urgeschichte der M e n s c h h e i t " v o n M. Hoernes. 125 Seiten, 47 A b b i l d u n g e n . 1949.(42) Der Eintritt der Germanen in die Geschichtc v o n J. HalUr f . 3. Auflage, d u r c h pesehen von H. Dannenbauer. 120 Seiten, 6 K a r t e n s k i z z e n . 1957. (1117) Von den Karolingern zu den Staufern. Die a l t d e u t s c h e K a i s e r z e i t (900—1250) von J . Haller f . 4., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e von U. Donnenbauer. 142 S e i t e n , 4 K a r t e n . 1958. (1065) Von den Staufern zu den Habsburgern. A u f l ö s u n g des Reichs u n d E m p o r k o m m e n der L a n d e s s t a a t e n (1250—1519) von J. Haller f . 2.. d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e v o n H. Dannenbauer. 118 Seiten, 6 K a r t e n s k i z z e n . 1960. (1077) Deutsche Geschichte im Z e i t a l t e r der R e f o r m a t i o n , der G e g e n r e f o r m a t i o n u n d des dreißigjährigen Krieges von F. Hurtung. 129 S e i t e n . 1951. (1105) Deutsche Geschichte von 1648 - 1740. Politischer u n d geistiger W i e d e r a u f b a u von W. Treue. 120 S e i t e n . 1956. (35)

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GEISTESWISSENSCHAFTEN Deutsche Geschichte von 1713 —1806. Von der Schaffung des europäischen Gleich« . gewichts bis zu Napoleons Herrschaft von W. Treue. 168 Seiten. 1957. (39) ' Deutsche Geschichte von 18GS —1890. Vom Ende des alten bis zur Höhe des neuen Reiches von W. Tnue. 128 Seiten. 1961. (893) Deutsche Geschichte von 1890 bis cur Gegenwart von W. Treue. In Vorbereitung. (894) Quellenkunde der Deutschen Geschichte im Mittelalter (bis zur Mitte des 15. Jahr» hunderts) von K. Jacob f . 3 Bände. I : E i n l e i t u n g . A l l g e m e i n e r T e i l . D i e Z e i t d e r K a r o l i n g e r . 6. Auflage, bearbeitet von H. Hohenleutner. 127 Seiten. 1959. (279) I I : D i e K a i s e r z e i t (911—1250). 5. Auflage, neubearbeitet von H. Hohenleutner. 141 Seiten. 1961. (280) I I I : D a s S p ä t m i t t e l a l t e r (vom Interregnum bis 1500). Herausgegeben von F. Weden. 152 Seiten. 1952. (284) Geschichte Englands von H. Preller. 2 Bände. I : b i s 1 8 1 5 . 3., stark umgearbeitete Auflage. 135 Seiten, 7 Stammtafeln, 2 Karten. 1952. (375) I I : V o n 1 8 1 5 b i s 1 9 1 0 . 2., völlig umgearbeitete Auflage. 118 Seiten, 1 Stamm» tafel, 7 Karten. 1954. (1088) Römische Geschichte von F. Altheim. 4 Bände. 2., verbesserte Auflage. I : B i s z u r S c h l a c h t b e i P y d n a (168 v. Chr.). 124 Seiten. 1956. (19) I I : B i s z u r S c h l a c h t b e i A . n i u m (31 v. Chr.). 129 Seiten. 1956. (677) III: B i s z u r S c h l a c h t a n d e r M i l v i s c h e n B r ü c k e (312 n. Chr.). 148 Seiten. 1958.(679) I V : B i s z u r S c h l a c h t a m Y a r m u k (636 n. Chr.). In Vorbereitung. (684) Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika von O. Graf zu Stolberg-Wernigerode. 192 Seiten, 10 Karten. 1956. (1051/1051 a)

Deutsche Sprache und Literatur Geschichte der Deutschen Sprache von H. Sperber. 3. Auflage, besorgt von W. Fleischhauer. 128 Seiten. 1958. (915) Deutsches Rechtschreihungsworterbuch von M. Gottschald f . 2., verbesserte Auf* läge. 219 Seiten. 1953. (200/200 a) Deutsche Wortkunde. Kulturgeschichte des deutschen Wortschatzes von A. Schirmer. 4. Auflage von W. Mitxka. \23 Seiten. 1960. (929) Deutsche Sprachlehre von W. Hofstaetter. 10. Auflage. Völlige Umarbeitung der 8. Auflage. 150 Seiten. 1960. (20) Sümmkunde für Beruf, Kunst und Heilzwecke von H. Biehle. 111 Seiten. 1955. (60) Redctechnik. Einführung in die Rhetorik von H. Biehle. 2., erweiterte Auflage. 151 Seiten. 1961. (61) Sprechen und Sprachpflege (Die Kunst des Sprechens) von H. Feist. 2., verbesserte Auflage. 99 Seiten, 25 Abbildungen. 1952. (1122) Deutsches Dichten und Denken von der germanischen bis zur Blaufischen Zeit von H.Naumann f . (Deutsche Literaturgeschichte vom 5.—13. Jahrhundert.) 2., verbesserte Auflage. 166 Seiten. 1952. (1121) Deutsches Dichten und Denken vom Mittelalter zur Neuzeit von G. Müller (1270 bi9 1700). 2., durchgesehene Auflage. 159 Seilen. 1949. (1086)

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GEISTESWISSENSCHAFTEN Deutsches Dichten und Denken von der A u f k l a r u n g bis zum R e a l i s m u s (Deutsche Literaturgeschichte von 1700—1890) von K. Vietor f . 3., durchgesehene Auflage. 159 Seiten. 1958. (1096) Der Nibelunge N ö l in Auswahl mit kurzem Wörterbuch von K. Langosch. 10., durchgesehene A u f l a g e . 164 Seiten. 1956. (1) K u d r u n und Dietrich-Epen in Auswahl m i t Wörterbuch von O. L. Jiricsek. 6. Auflage, bearbeitet v o n R. Wisniewtki. 173 Seiten. 1957. (10) Wolfram von Eschenbach. Parzival. E i n e Auswahl mit Anmerkungen und Wörterbuch von H. Jantzen. 2. A u f l a g e , bearbeitet von H. Kolb. 128 Seiten. 1957. (921) H a r t m a n s von Aue. Der a r m e Heinrieb nebst einer Auswahl aus der „ K l a g e " , d e m „ G r e g o r i u a " und den Liedern (mit einem Wörterverzeichnis) herausgegeben von F. Maurer. 96 Seiten. 1958. (18) Gottfried von Strassburg in Auswahl herausgegeben von F. Maurer. 142 Seiten. 1959. (22) Die deutschen Personennamen v o n M . Gottschald f . 2., verbesserte A u f l a g e . 151 Seiten. 1955. (422) Althochdeutsches Elementarbuch. G r a m m a t i k und T e x t e . 3. A u f l a g e v o n W.Betz. 1962. In Vorbereitung. (1111) Mittelhochdeutsche G r a m m a t i k von H. de Boor und R. Wianiewaki. 2., verbesserte und ergänzte A u f l a g e . 142 Seiten, i 9 6 0 . (1108)

Indogermanisch, Germanisch Indogermanische Sprachwissenschaft von H. Krähe. 2 B ä n d e . I : E i n l e i t u n g u n d L a u t l e h r e . 4. A u f l a g e . 106 Seiten. 1962. I n Vorbereitung. (59) I I : F o r m e n l e h r e . 3., neubearbeitete A u f l a g e . 124 Seiten. 1959. (64) Gotisches Elementarbuch. G r a m m a t i k , T e x t e m i t Übersetzung und Erläuterungen. Mit einer Einleitung von H. Hempel. 3., u m g e a r b e i t e t e A u f l a g e . 166 Seiten. 1962. (79/79 a) Germanische Sprachwissenschaft von ff. Krähe. 2 B ä n d e . 4., überarbeitete Auflage. I : E i n l e i t u n g u n d L a u t l e h r e . 147 Seiten. ! 9 6 0 . (238) I I : F o r m e n l e h r e . 149 Seiten. 1961. (780) Altnordisches Elementarbuch. S c h r i f t , S p r a c h e , T e x : e m i t Ü b e r s e t z u n g und Wörterbuch v o n F. Ranke. 2., durchgesehene Auflaj;e. 146 Seiten. 1949. (1115)

Englisch, Romanisch Altenglisches E l e m e n t a r b u c h v o n M. Lehnerf. E i n f ü h r u n g , G r a m m a t i k , T e x t e mit Übersetzung und Wörterbuch. 5., verbesserte A u f l a g e . 178 Seiten. 1962. (1125) Historische neuenglische L a u t « und Formenlehre von E. Ekwall. 3., durchgesehene A u f l a g e . 150 Seiten. 1956. (735) Englische Phonetik von H. Mutschmann f . 117 Seiten. 1956. (601) Englische Literaturgeschichte v o n F. Schubel. 4 B ä n d e . I : D i e a l t * u n d m i t t e l e n g l i s c h e P e r i o d e . 163 Seiten. 1954. (1114) I I : V o n d e r R e n a i s s a n c e b i s z u r A u f k l ä r u n g . 160 Seiten. 1956. 11116) I I I : R o m a n t i k u n d V i k t o r i a n i s m u s . 160 Seiten. 1960. ( 1 1 2 * ; Beowulf v o n M . Lehnert. E i n e Auswahl m i t E i n f ü h r u n g , teilweiser Übersetzung, Anmerkungen und etymologischem Wörterbuch. 3., verbesserte A u f l a g e . 135 S e i t e n . 1959. (1135)

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GEISTESWISSENSCHAFTEN S h a k e s p e a r e v o n P. Meißner S e i t e n . 1954. (1142)

f . 2. A u f l a g e , n e u b e a r b e i t e t v o n M. Lehnert.

Italienische L i t e r a t u r g e s c h i c h t e v o n K.

A. Noyer-Weidner.

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Voßler f . 5. A u f l a g e , n e u b e a r b e i t e t v o n

I n V o r b e r e i t u n g . (125)

R o m a n i s c h e S p r a c h w i s s e n s c h a f t v o n H. Lausberg. 4 Bände. I : E i n l e i t u n g u n d V o k a l i s m u s . 160 S e i t e n . 1956. ( 1 2 8 / 1 2 8 a ) I I : K o n s o n a n t i s m u s . 9 5 S e i t e n . 1956. (250) I I I : F o r m e n l e h r e . In Vorbereitung. (1199/1199a) I V : W o r t l e h r e . I n Vorbereitung. (1200)

Griechisch, Lateinisch

G r i e c h i s c h e S p r a c h w i s s e n s c h a f t v o n W. Brandenstein. 2 Bände. I : E i n l e i t u n g , L a u t s y s t e m , E t y m o l o g i e . 160 S e i t e n . 1954. (117) I I : W o r t b i l d u n g u n d F o r m e n l e h r e . 192 S e i t e n . 1959. ( 1 1 8 / l l U a ) G e s c h i c h t e der g r i e c h i s c h e n Sprache« 2 B ä n d e . I : B i s z u m A u s g a n g d e r k l a s s i s c h e n Z e i t v o n O. Hoff mann f . 3. A u f l a g e , b e a r b e i t e t v o n A. Debrunner f . 156 S e i t e n . 1953. (111) II: G r u n d f r a g e n und G r u n d z ü g e des nachklassischen Griechisch v o n A. Debrunner f . 144 S e i t e n . 1954. (114) G e s c h i c h t e der g r i e c h i s c h e n L i t e r a t u r v o n W. Nestle. 2 B ä n d e . 3. A u f l a g e , bearb e i t e t v o n W. Liebich. I : 1 4 1 S e i t e n . 1961. (70) I I : I n V o r b e r e i t u n g . (557) G r a m m a t i k der n e u g r i e c h i s c h e n V o l k s s p r a c h e v o n J . Kalitsunakis. 3., v ö l l i g neub e a r b e i t e t e u n d e r w e i t e r t e A u f l a g e . 1962. I n V o r b e r e i t u n g . ( 7 5 6 / 7 5 6 a ) N e u g r i e c h i s c h - d e u t s c h e s G e s p r ä c h s b u c h v o n J . Kalitsunakis. 2. A u f l a g e , b e a r b e i t e t v o n A. Steinmetz.

99 S e i t e n . 1960. (587)

G e s c h i c h t e der l a t e i n i s c h e n S p r a c h e von F. Stolz. 4. A u f l a g e v o n ^ . D e 6 r u n n « r / . I n V o r b e r e i t u n g . (492) G e s c h i c h t e der r ö m i s c h e n L i t e r a t u r v o n L . Bieler. 2 B ä n d e . I : D i e L i t e r a t u r d e r R e p u b l i k . 160 S e i t e n . 1961. (52) I I : D i e L i t e r a t u r d e r K a i s e r z e i t . 133 S e i t e n . 1961. (866)

Hebräisch, Sanskrit, Russisch

H e b r ä i s c h e G r a m m a t i k v o n C. Beer f . 2 B ä n d e . 2., völlig n e u b e a r b e i t e t e A u f l a g e v o n R. Meyer. I : S c h r i f t - , L a u t » u n d F o r m e n l e h r e I . 3. A u f l a g e . 157 S e i t e n . I n Vorbereitung (763/763 a) I I : F o r m e n l e h r e I I . S y n t a x u n d F l e x i o n s t a b e l l e n . 195 S e i t e n . 1955. (764/ 764 a) H e b r ä i s c h e s T e x t b u c h zu G. Beer-R.

Meyer,

Hebräische Grammatik von R.

Meyer.

170 S e i t e n . 1960. ( 7 6 9 / 7 6 9 a ) S a n s k r i t - G r a m m a t i k v o n M. Mayrhofer. R u s s i s c h e G r a m m a t i k v o n E. Berneker

89 S e i t e n . 1953. (1158)

f . 6., v e r b e s s e r t e A u f l a g e v o n M.

155 S e i t e n . 1961. (66) S l a v u c h e S p r a c h w i s s e n s c h a f t v o n H. Bräuer. 2 B ä n d e . I : E i n l e i t u n g , L a u t l e h r e . 2 2 1 S e i l e n . 1961. (1191/1191 a)

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Vasmer.

GEISTESWISSENSCHAFTEN

Erd- und Länderkunde, Kartographie A f r i k a v o n F. Jaeger. E i n geographischer Ü b e r b l i c k . 2 B a n d e . 2., u m g e a r b e i t e t e Auflage. I : D e r L e b e n s r a u m . 179 Seiten, 18 A b b i l d u n g e n . 1954. (910) I I : M e n s c h u n d K u l t u r . 155 Seiten, 6 A b b i l d u n g e n . 1954. (911) Australien u n d Ozeanien v o n H. J. Krug. 176 Seiten, 46 Skizzen. 1953. (319) K a r t o g r a p h i e von V. Heissler. 125 A b b . , m e h r e r e K a r t e n . 1962. I n V o r b e r e i t u n g . (30/30 a)

Volkswirtschaft, Statistik, Publizistik Allgemeine Betriebswirtschaftslehre v o n K. Mellerotoics. 4 B ä n d e . 10., e r w e i t e r t e u n d v e r ä n d e r t e A u f l a g e . ( B d . I u n d I I : 11., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e ) I : 224 Seiten. 1961. (1008/1008a) I I : 188 Seiten. 1962. (1153/1153a) I I I : 260 S e i t e n . 1959. (1154/1154a) I V : 209 Seiten. 1959. ( l Z 8 6 / l l C 6 a ) Diese 4 B ä n d e sind in Ganzleinen g e b u n d e n zu je DM 6,30 l i e f e r b a r . Geschichte der Volkswirtschaftslehre von S. Wendt. 182 Seiten. 1961. (1194) Allgemeine V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e v o n A. Paulsen. 4 B ä n d e . I : G r u n d l e g u n g , W i r t s c h a f t s k r e i s l a u f . 3., d u r c h g e s e h e n e u n d e r g ä n z t e A u f l a g e . 148 Seiten. 1959. (1169) I I : H a u s h a l t e , U n t e r n e h m u n g e n , M a r k t f o r m e n . 3., n e u b e a r b e i t e t e A u f l a g e . 166 Seiten, 32 A b b i l d u n g e n . 1960. (1170) I I I : P r o d u k t i o n s f a k t o r e n . 2., n e u b c a r b c i t e t e u n d e r g ä n z t e A u f l a g e . 200 Seiten. 1961. (1171) I V : G e s a m t b e s c h ä f t i g u n g , K o n j u n k t u r e n , W a c h s t u m . 2. Aliflage. 174 S e i t e n . 1962. (1172) Allgemeine Volkswirtschaftspolitik v o n H. Ohm. 2 B ä n d e . I: S y s t e m a t i s c h - T h e o r e t i s c h e Grundlegung. 137 S e i t e n , 6 A b b i l d u n g e n . 1962. (1195) II: Der v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e G e s a m t o r g a n i s m u s als O b j e k t der W i r t s c h a f t s p o l i t i k . I n V o r b e r e i t u n g . (1196) F i n a n z w i s s e n s c h a f t von H. Kolms. 4 B ä n d e . I : G r u n d l e g u n g , Ö f f e n t l i c h e A u s g a b e n . 160 Seiten. 1959. (148) II: E r w e r b s e i n k ü n f t e , G e b ü h r e n und B e i t r ä g e ; A l l g e m e i n e Steuerl e h r e . 148 Seiten. 1960. (391) I I I : B e s o n d e r e S t e u e r l e h r e . 178 Seiten. 1962. (776) I V : ö f f e n t l i c h e r K r e d i t . H a u s h a l t s w e s e n . F i n a n z a u s g l e i c h . I n Vorb e r e i t u n g . (782) F i n a n z m a t b e m a t i k von M. Nicolas. 192 Seiten, 11 T a f e l n , 8 T a b e l l e n u n d 72 Beispiele. 1 9 5 9 . ( 1 1 8 3 / 1 1 8 3 a) Industrie» u n d Betriebssozioldgie v o n R. Dahrendorf. 2. A u f l a g e . 136 Seiten. 3 F i g u r e n . 1962. (103) Wirtschaftssoziologie von F. Fürstenberg. 122 S e i t e n . 1961. (1193) Psychologie des B e r u f s - u n d W i r t s c h a f t s l e b e n s v o n W. Moede f . 190 S e i t e n , 48 Abb i l d u n g e n . 1958. (851/851 a) Allgemeine Methodenlehre der Statistik von J. Pfanzagl. 2 B ä n d e . I : Elementare Methoden unter besonderer Berücksichtigung der Anwendungen in d e n W i r t s c h a f t s - u n d S o z i a l w i s s e n s c h a f t e n . 205 Seiten, 35 Abbild u n g e n . 1960. (746/746a) I I : H ö h e r e M e t h o d e n u n t e r b e s o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g d e r A n w e n d u n g e n in N a t u r w i s s e n s c h a f t , Medizin u n d T e c h n i k . 295 Seiten, 39 A b b i l d u n g e n . 1962. (747/747 a)

9

NATURWISSENSCHAFTEN Zeitungslebre von E. Dovifat. 2 Bände. 4., neubearbeitete Auflage. I : T h e o r e t i s c h e u n d r e c h t l i c h e G r u n d l a g e n — N a c h r i c h t und Mein u n g — S p r a c h e u n d F o r m . 148 Seiten. 1962. (1039) II: R e d a k t i o n — D i e S p a r t e n : Verlag und V e r t r i e b , W i r t s c h a f t und T e c h n i k , S i c h e r u n g d e r ö f f e n t l i c h e n A u f g a b e . 168 Seiten. 1962. (1040)

Naturwissenschaften Mathematik Geschichte der Mathematik von J. E. Ho/mann. 4 Bände. I : V o n d e n A n f ä n g e n b i s zuxn A u f t r e t e n v o n F e r m a t u n d D e s c a r t t j . 2. Auflage. 200 Seiten. 1962. In Vorbereitung. (226/226a) I I : V o n F e r m a t u n d D e s c a r t e s b i s z u r E r f i n d u n g deB C a l c u l u s u n d b i s z u m A u s b a u d e r n e u e n M e t h o d e n . 109 Seiten. 1957. (875) III: Von den A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n u m den Calculus bis zur f r a n z ö s i s c h e n R e v o l u t i o n . 107 Seiten. 1957. (882) I V : G e s c h i c h t e d e r M a t h e m a t i k d e r n e u e s t e n Z e i t von iV. Stvloff. In Vorbereitung. (883) Mathematische Formelsammlung von F. 0. Ringleb. 7., erweiterte Auflage. 320 Seiten, 40 Figuren. 1960. (51/51a) Vierstellige Tafeln und Gegentafeln für logarithmisches und trigonometrisches Rechnen in zwei Farben zusammengestellt von H. Schubert und i t . Haussner. 3., neubearbeitete Auflage von J. Erlebach. 158 Seiten. 1960. (81) Fünfstellige Logarithmen von A. Adler. Mit mehreren graphischen Rechentafeln und häufig vorkommenden Zahlenwerten. 4. Auflage, überarbeitet von J. Erlebach. 127 Seiten, 1 Tafel. In Vorbereitung. (423) Arithmetik von P. B. Fischer f . 3. Auflage von H. Rohrbach. 152 Seiten, 19 Abbildungen. 1958. (47) Höhere Algebra von H. Hasse. 2 Bände. 4., durchgesehene Auflage. I : L i n e a r e G l c i c h u n g c n . 152 Seiten. 1957. (931) I I : G l e i c h u n g e n h ö h e r e n G r a d e s . 158 Seiten, 5 Figuren. 1958. (932) Aufgabensammlung zur höheren Algebra von H. Hasse und W. Klobe. 3., verbesserte Auflage. 183 Seiten. 1961. (1082) Elementare und klassische Algebra vom modernen Standpunkt von IT. Krull. 2 Bände. 1 : 2 . , erweiterte Auflage. 136 Seiten. 1952. (930) I I : 132 Seiten. 1959. (933) Algebraische Kurven und Flächen von W. Burau. 2 Bände. I : A l g e b r a i s e h e K u r v e n d e r E b e n e . 153 Seiten, 28 Figuren. 1962. (435) I I : A l g e b r a i s c h e F l ä c h e n 3. G r a d e s und R a u m k u r v e n 3. und 4. Grades. 1962. In Vorbereitung. (436) Einführung in die Zahlentheorie von A. Scholz f . Überarbeitet und herausgegeben von B. Schoeneberg. 3. Auflage. 128 Seiten. 1961. (1131) Formale Logik von P. Lorenzen. 2. Auflage. 165 Seiten. 1962. (1176/1176«) Topologie von W. Franz. 2 Bände. I : Allgemeine Topologie. 144 Seiten, 9 Figuren. 1960. (1181) Elemente der Funktionentheorie von K. Knopp f . 5. Auflage. 144 Seiten, 23 Fig. 1959. (1109)

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NATURWISSENSCHAFTEN Funktionentheorie v o n K. Knopp f . 2 B ä n d e . 10. A u f l a g e . I: G r u n d l a g e n der allgemeinen Theorie der a n a l y t i s c h e n Funk* t i o n e n . 144 Seiten, 8 F i g u r e n . 1961. (668) II: A n w e n d u n g e n und W e i t e r f ü h r u n g der allgemeinen Theorie. 130 Seiten, 7 F i g u r e n . 1962. (703) Aufgabensammlung zur Funktionentheorie v o n K. Knopp f . 2 B ä n d e . I : A u f g a b e n z u r e l e m e n t a r e n F u n k t i o n e n t h e o r i e . 6. Auf tage. 135 Seit e n . I n V o r b e r e i t u n g . (877) I I : A u f g a b e n z u r h ö h e r e n F u n k t i o n e n t h e o r i e . 5. A u f l a g e . 151 Seiten. 1959.(878) Differential- und Integralrechnung von M. Barner. ( F r ü h e r Wifling). 4 B ä n d e . I : Grenz w e r t b e g r i ff, D i f f e r e n t i a l r e c h n u n g . 176 S e i t e n . 1961. (86/86 a) Gewöhnliche Differentialgleichungen von G. Hoheisel. 6., n e u b e a r b e i t e t e u n d erw e i t e r t e A u f l a g e . 128 S e i t e n . 1960. (920) Partielle Differentialgleichungen von G. Hoheisel. 4.« d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e . 128 S e i t e n . 1960. (1003) Aufgabensammlung zu den gewöhnlichen und partiellen Differentialgleichungen von G. Hoheisel. 4., d u r c h g e s e h e n e u n d v e r b e s s e r t e A u f l a g e . 124 Seiten. 1958. (1059) Integralgleichungen v o n G. Hoheisel. 2., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e . 1962. I n Vorb e r e i t u n g . (1099) Mengenlehre v o n E. Kamke. 4., v e r b e s s e r t e A u f l a g e . 194 Seiten, 6 F i g u r e n . I n V o r b e r e i t u n g . (999/999 a) Gruppentheorie von L. Baumgartner. 3., n e u b e a r b e i t e t e A u f l a g e . 110 Seiten, 3 T a f e l n . 1958. (837) Ebene und sphärische Trigonometrie von G. Hessenberg f . 5. A u f l a g e , durchgesehen von H. Kneser. 172 S e i t e n , 60 F i g u r e n . 1957. (99) Darstellende Geometrie v o n W. Haack. 3 B ä n d e . I: Die w i c h t i g s t e n D a r s t e l l u n g s m e t h o d e n . G r u n d - und Aufriß e b e n f l ä c h i g e r K ö r p e r . 3.«durchgesehene u n d e r g ä n z t e A u f l a g e . 113 Seit e n , 120 A b b i l d u n g e n . 1960. (142) II: K ö r p e r m i t k r u m m e n B e g r e n z u n g s f l ä c h e n . K o t i e r t e P r o j e k t i o n e n . 3., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e . 129 Seiten, 86 A b b i l d u n g e n . 1962. (143) I I I : A x o n o m e t r i e u n d P e r s p e k t i v e . 2.» d u r c h g e s e h e n e u n d e r g ä n z t e A u f lage. 129 Seiten, 100 A b b i l d u n g e n . 1962. (144) Analytische Geometrie v o n K. P. Grotemeyer. 2., e r w e i t e r t e A u f l a g e . 218 Seiten. 73 A b b i l d u n g e n . 1962. (65/65 a) Nichteuklidische Geometrie. H y p e r b o l i s c h e G e o m e t r i e d e r E b e n e von R. Baldus f . D u r c h g e s e h e n u n d h e r a u s g e g e b e n v o n F. Löbell. 3., v e r b e s s e r t e A u f l a g e . 140 Seiten, 70 F i g u r e n . 1953. (970) Differentialgeometrie v o n K. Strubecker ( f r ü h e r Rothe). 3 B ä n d e . I : K u r v e n t h e o r i e d e r E b e n e u n d d e s R a u m e s . 150 Seiten, 18 F i g u r e n . 1955. (1113/1113 a) I I : T h e o r i e d e r F l ä c h e n m e t r i k . 195 S e i t e n , 14 F i g u r e n . 1958. (1179/1179a) I I I : T h e o r i e d e r F l ä c h e n k r ü m m u n g . 254 S e i t e n , 38 F i g u r e n . 1959. (1180/1180 a) Variationsrechnung von L. Koschmieder. 2 B ä n d e . 2., n e u b e a r b e i t e t e A u f l a g e . I : D a s freie u n d g e b u n d e n e E x t r e m e i n f a c h e r G r u n d i n t e g r a l e . 128 S e i t e n , 23 F i g u r e n . 1962. (1074) Einführung in die konforme Abbildung von L. Bieberbach. 5., e r w e i t e r t e A u f l a g e . 180 Seiten, 42 F i g u r e n . 1956. (768/768 a)

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NATURWISSENSCHAFTEN Vektoren und Matrizen v o n S. Valentiner. 2. A u f l a g e . (9., e r w e i t e r t e A u f l a r e der „ V e k t o r a n a l y s i s " ) . Mit A n h a n g : A u f g a b e n zur V e k t o r r e c h n u n g von H. König. 202 S e i t e n , 35 F i g u r e n . 1960. (354/354 a) V e r s i c h e r u n g s m a t h e m a t i k von F. Böhm. 2 B ä n d e . I : E l e m e n t e d e r V e r s i c h e r u n g s r c c h n u n g . 3., v e r m e h r t e u n d verbesserte A u f l a g e . D u r c h g e s e h e n e r N e u d r u c k . 151 Seiten. 1953. (180) I I : L e b e n s v e r s i c h e r u n g s m a t h e m a t i k . E i n f ü h r u n g in die technischen G r u n d l a g e n der Sozialversicherung. 2., v e r b e s s e r t e u n d v e r m e h r t e A u f l a g e . 205 Seiten. 1953. (917/917 a) Finanzmalhematik von M. Nicolas. 192 Seiten, 11 T a f e l n , 8 Tabellen u n d 72 B e i spiele. 1959. (1183/1183a)

Physik Einführung In die theoretische Physik v o n W. Döring. 5 B ä n d e . I : M e c h a n i k . 2., v e r b e s s e r t e A u f l a g e . 123 Seiten, 25 A b b i l d u n g e n . 1960. (76) I I : D a s e l e k t r o m a g n e t i s c h e F e l d . 2., v e r b e s s e r t e A u f l a g e . 132 Seiten, 15 A b b i l d u n g e n . 1962. (77) I I I : O p t i k . 117 Seiten, 32 A b b i l d u n g e n . 1956. (78) I V : T h e r m o d y n a m i k . 107 Seiten, 9 A b b i l d u n g e n . 1956. (374) V : S t a t i s t i s c h e M e c h a n i k . 114 Seiten, 12 A b b i l d u n g e n . 1957. (1017) Mechanik deformierbarer Körper von Af. Päsler. 199 Seiten, 48 A b b i l d u n g e n . 1960. (1189/1189a) Atomphysik von K. Bechert u n d Ch. Gerlhsen f . 7 B a n d e . I : A l l g e m e i n e G r u n d l a g e n . 1. T e i l . 4., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e von A. Flammersfeld. 124 Seilen, 35 A b b i l d u n g e n . 1959. (1009) I I : A l l g e m e i n e G r u n d l a g e n . 2. Teil. 4. A u f l a g e . 1962. In V o r h e r . (1033) I I I : T h e o r i e d e s A t o m b a u s . 1. T e i l . 4., u m g e a r b e i t e t e A u f l a g e . 148 Seilen, 16 A b b i l d u n g e n . 1962. I n V o r b e r e i t u n g (1123/1123 a) • I V : T h e o r i e d e s A t o m b a u s . 2. T e i l . 3., u m g e a r b e i t e t e A u f l a g e . 170 Seiten, 14 A b b i l d u n g e n . 1954. (116S/1165a) Differentialgleichungen der Physik von F. Sauter. 3., d u r c h g e s e h e n e u n d e r g ä n z t e A u f l a g e . 148 S e i t e n , 16 F i g u r e n . 1958. (1070) Physikalische Formelsammlung von G. Mahler f . N e u b e a r b e i t e t von K. Mahler. 10., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e . 153 S e i t e n , 69 F i g u r e n . 1959. (136) Physikalische Aufgabensammlung von G. Mahler f . Neu b e a r b e i t e t von K. Mahler. Mit d e n E r g e b n i s s e n . 11. A u f l a g e . 127 S e i t e n . 1961. (243)

Chemie Geschichte der Chemie in k u r z g e f a ß t e r D a r s t e l l u n g von G. Lockemann. 2 Bände. I : V o m A l t e r t u m b i s z u r E n t d e c k u n g d e s S a u e r s t o f f s . 142 Seiten, 8 Bildnisse. 1950. (264) I I : V o n d e r E n t d e c k u n g d e s S a u e r s t o f f s b i s z u r G e g e n w a r t . 151 S e i t e n , 16 Bildnisse. 1955. (265/265 a) Anorganische Chemie v o n W. Klemm. 12., n e u b e a r b e i t e t e u n d erweiterte Auflage. 255 Seiten, 34 A b b i l d u n g e n . 1962. (37/37 a) Organische Chemie v o n W. Schlenk. 8., e r w e i t e r t e A u f l a g e . 272 S e i t e n , 16 Abbild u n g e n . 1960. (38/38 a) Physikalische Methoden der Organischen Chemie v o n G. Kresze. 65 A b b i l d u n g e n . 1962. (44/44a) Allgemeine und physikalische Chemie v o n W. Schulze. 2 B a n d e . I : 5., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e . 139 S e i t e n , 10 F i g u r e n . 1960. (71) I I : 5., v e r b e s s e r t e A u f l a g e . 178 Seiten, 37 F i g u r e n . 1961. (698/698a)

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NATURWISSENSCHAFTEN Einfache Versuche zur allgemeinen und physikalischen Chemie von E. Dehn. 371 Versuche m i t 40 A b b i l d u n g e n . 272 Seiten. 1962. ( 1 2 0 I / 1 2 0 U ) Molekülbau. T h e o r e t i s c h e G r u n d l a g e n u n d M e t h o d e n der S t r u k t u r e r m i t t l u n g von W. Schulze. 123 Seiten, 43 F i g u r e n . 1958. (786) Physikalisch-chemische Rechenaufgaben von E. Asmus. 3., v e r b e s s e r t e A u f l a g e . 96 S e i t e n . 1958. (445) Maßanalyse. T h e o r i e u n d P r a x i s der klassischen u n d der e l e k t r o c h e m i s c h e n Titrierv e r f a h r e n von G. Jander u n d K. F. Jahr. 9., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e . 313 Seiten, 49 F i g u r e n . 19i:i. (221/221 a) Qualitative Analyse von H. Hofmann u. G. Jander. 308 Seiten, 5 A b b i l d u n g e n . 1960. (247/247 a) Thermochemie von W. A. Roth f . 2., v e r b e s s e r t e A u f l a g e . 109 Seiten, 16 F i g u r e n . 1952. (1057) Stöchiomelrische Aufgabensammlung von W. Bahrdt f u n d R. Scheer. Mit d e n E r g e b n i s s e n . 7., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e . 119 Seiten. 1960. (452) Elektrochemie und ihre physikalisch-chemischen Grundlagen von A. Dossier. 2 Bände. I I : 178 Seiten, 17 A b b i l d u n g e n . 1950. (253)

Technologie Die Chemie der Kunststoffe von K. Hamann, u n t e r M i t a r b e i t von W. Funke und H. D. Hermann. 143 Seiten. 1960. (1173) Warenkunde von K. Hassak und E. Beutel f . 2 B ä n d e . I : A n o r g a n i s c h e W a r e n s o w i e K o h l e u n d E r d ö l . 8. A u f l a g e . N e u b e arbeitet. von A. Kutzelnigg. 119 Seiten, 18 F i g u r e n . 1958. (222) I I : O r g a n i s c h e W a r e n . 8. A u f l a g e . V o l l s t ä n d i g n e u b e a r b e i t e t von A. Kutzelnigg. 157 Seiten, 32 F i g u r e n . 1959. (223) Die Fette und ö l e von Th. Klug. 6., v e r b e s s e r t e A u f l a g e . 143 Seiten. 1961. (335) Die Seifenfabrikation von K. Braun f . 3., n e u b e a r b c i l e t e u n d v e r b e s s e r t e A u f l a g e von Th. Klug. 116 Seiten, 18 A b b i l d u n g e n . 1953. (336) Textilindustrie von A. Blümcke. I : S p i n n e r e i u n d Z w i r n e r e i . 111 S e i t e n , 43 A b b i l d u n g e n . 1954. (184)

Biologie Einführung in die allgemeine Biologie u n d ihre philosophischen Grund» u n d Grenz* f r a g e n von M. Hartmann. 132 Seiten, 2 A b b i l d u n g e n . 1956. (96) Hormone v o n G. Koller. 2., n e u b e a r b e i t e t e u n d e r w e i t e r t e A u f l a g e . 187 Seiten, 60 A b b i l d u n g e n , 19 T a b e l l e n . 1949. (1141) Fortpflanzung im Tier* und Pflanzenreich von J. Hämmerling. 2., e r g ä n z t e A u f l a g e . 135 Seiten, 101 A b b i l d u n g e n . 1951. (1138) Geschlecht und Geschlechtsbestimmung im Tier- und Pflanzenreich von M. Hart• mann. 2., v e r b e s s e r t e A u f l a g e . 116 S e i t e n , 61 A b b i l d u n g e n , 7 Tabellen. 1951. (1127) Symbiose der Tiere mit pflanzlichen Mikroorganismen von P. Büchner. 2., verbesserte u n d v e r m e h r t e A u f l a g e . 130 S e l t e n , 121 A b b i l d u n g e n . 1949. (1128) Grundriß der Allgemeinen Mikrobiologie v o n W. u. A. Schulart z. 2 B ä n d e . 2., v e r b e s s e r t e u n d e r g ä n z t e A u f l a g e . I : 147 Seiten, 25 A b b i l d u n g e n , i 9 6 0 . (1155) I I : 142 Seiten, 29 A b b i l d u n g e n . 1961. (I1S7A

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NATURWISSENSCHAFTEN

Botanik

Entwicklungsgeschichte des Pflanzenreiches von H. Heil. 2. Auflage. 138 Seiten, 94 Abbildungen, 1 Tabelle. 1950. (1137) Morphologie der Pflanzen von L. Geitler. 3., umgearbeitete Auflage. 126 Seiten, 114 Abbildungen. 19S3. (141) Pflanzengeographie von L. Diels f . 5., völlig neubearbeitete Auflage von F. Mat tick. 195 Seiten» 2 Karten. 1958. (389/389 a) Die Laubhölzer. Kurzgefaßte Beschreibung der in Mitteleuropa gedeihenden Laubbäume und Sträucher von F. W. Neger f und E. Münch f . 3., durchgesehene Auflage, herausgegeben von B. Huber. 143 Seiten, 63 Figuren, 7 Tabellen. 1950. (718) Die Nadelhölzer (Koniferen) und übrigen Gymnospermen von F. W. Neger f und E. Münch f . 4. Auflage, durchgesehen und ergänzt von B. Huber. 140 Seiten. 75 Figuren, 4 Tabellen, 3 Karten. 1952. (355) Pflanzenzüchtung von H. Kuckuck. 2 Bände. I : G r u n d z ü g e der P f l a n z e n z ü c h t u n g . 3., völlig umgearbeitete und erweiterte Auflage. 132 Seiten, 22 Abbildungen. 1952. (1134) II: S p e z i e l l e g a r t e n b a u l i c h e P f l a n z e n z ü c h t u n g (Züchtung von Gemüse, Obst und Blumen). 178 Seiten, 27 Abbildungen. 1957. (1178/1178a)

Zoologie Entwicklungsphysiologie der Tiere von F. Seidel. 2 Bände. I : Ei u n d F u r c h u n g . 126 Seiten, 29 Abbildungen. 1953. (1162) I I : K ö r p e r g r u n d g e s t a l t und O r g a n b i l d u n g . 159 Seiten, 42 Abbildungen. 1953. (1163) Das Tierreich I: Einzeller, P r o t o z o e n von E. Reichenow. 115 Seiten, 59 Abbildungen. 1956. (444) II: S c h w ä m m e u n d H o h l t i e r e von H. J. Hannemann. 95 Seiten, 80 Ab» bildungen. 1956. (442) III: W ü r m e r . Platt-, Hohl-, Schnurwürmer, Kamptozoen, Ringelwürmer, Protracheaten, Bärtierchen, Zungenwiirmer von S. Jaeckel. 114 Seiten, 36 Abbildungen. 1955. (439) IV, 1: K r e b s e von H. E. Gruner und K. Decken. 114 Seiten, 43 Abbildungen. 1956.(443) IV, 2: S p i n n e n t i e r e (Trilobitomorphen, Fühlerlose) u n d T a u s e n d f ü ß l e r von A. Kaestner. 96 Seiten, 55 Abbildungen. 1955. (1161) IV, 3: I n s e k t e n von H. von Lengerken. 128 Seiten, 58 Abbildungen. 1953. (594) V: W e i c h t i e r e . Urmollusken, Schnecken, Muscheln und Kopffüßer von S. Jaeckel. 92 Seiten, 34 Abbildungen. 1954. (440) VI: S t a c h e l h ä u t e r . Tentakulaten, Binnenatmer und Pfeilwürmer von S. Jaeckel. 100 Seiten, 46 Abbildungen. 1955. (441) VII, 1: M a n t e l t i e r e , Schädellose, Rundmäuler von Th. Hallenorth. In Vorbereitung. (448) VII, 2: F i s c h e von D. Lüdemann. 130 Seiten, 65 Abbildungen. 1955. (356) VII, 3: L u r c h e (Chordatiere) von K. Herter. 143 S., 129 Abb. 1955. (847) VII, 4: K r i e c h t i e r e (Chordatiere) von K. Herter. 200 Seiten, 142 Abbildungen. 1960. (447/447 a) VII, 5: V o g e l (Chordatiere) von H.-A. Freye. 156 S., 69 Fig. 1960. (869) VII, 6: S ä u g e t i e r e (Chordatiere) von Th. Haltenorth. In Vorbereitung. (232j

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NATURWISSENSCHAFTEN

Land- und Forstwirtschaft

Landwirtschaftliche Tierzucht. Die Züchtung und Haltung der landwirtschaftlichen Nutztiere von ff. Vogel. 139 Seiten, 11 Abbildungen. 1952. (228) Kultur technische Bodenverbesserungen von 0. Fauser. 2 Bände. 5., verbesserte und vermehrte Auflage. I : A l l g e m e i n e s , E n t w ä s s e r u n g . 127 Seiten, 49 Abbildungen. 1959. ( 6 9 1 ) I I : B e w ä s s e r u n g , Ö d l a n d k u l t u r , F l u r b e r e i n i g u n g . 159 Seiten, 71 Abbildungen. 1961. (692) Agrikulturchemle von K. Scharrer. 2 Bände. I : P f l a n z e n e r n ä h r u n g . 143 Seiten. 1953. (329) I I : F u t t e r m i t t e l k u n d e . 192 Seiten. 1956. (330/330a)

Geologie, Mineralogie, Kristallographie Geologie von F. Lotse. 2., verbesserte Auflage. 178 Seiten, 80 Abbildungen. 1961. (13) Mineral- und Erzlagerstättenkonde von H. Huttenlocher f . 2 Bände. I : 2. Auflage. 128 Seiten, 34 Abbildungen. I n Vorbereitung. (1014) I I : 156 Seiten, 48 Abbildungen. 1954. (1015/1015a) Allgemeine Mineralogie, 10., erweiterte Auflage der „Mineralogie" von R. Brauns f . bearbeitet von K. F. Chudoba. 120 Seiten, 120 Figuren, 1 Tafel, 3 Tabellen. 1958. (29) f, Spezielle Mineralogie, 10., erweiterte Auflage der „Mineralogie*' von R.Brauns bearbeitet von K. F. Chudoba. 170 Seiten, 125 Figuren, 4 Tabellen. 1959. (31/31 a) Pelrographie (Gesteinskunde) von W. Bruhns f . Neubearbeitet von P. Ramdohr. 5-, erweiterte Auflage. 141 Seiten, 10 Figuren. 1960. (173) Kristallographie von W. Bruhns f . 5. Auflage, neubearbeitet von P. Ramdohr. 109 Seiten, 164 Abbildungen. 1958. (210) Einführung in die Kristalloptik von E. Buchwald.4.,verbesserte Auflage. 138 Seiten. 121 Figuren. 1952. (619) Lotrohrprobierkunde. Mineraldiagnose mit Lötrohr- und Tüpfelreaktion von M. Henglein. 4., durchgesehene und erweiterte Auflage. 1 ü.j Seiten, 11 F i guren. 1962. (483)

Technik Graphische Darstellung in Wissenschaft und Technik von M . Pirani. 3., erweiterte Auflage bearbeitet von J. Fischer unter Benutzung der von I. Runge besorgten 2. Auflage. 216 Seiten, 104 Abbildungen. 1957. (728/728 a) Technische Tabellen und Formeln von W. Müller. 5., verbesserte und erweiterte Auflage von E. Schulze. 163 Seiten, 114 Abbildungen. 1962. (579) Grundlagen der StraSenverkebrstechnik. Theorie der Leistungsfähigkeit von E. Engel. 101 Seiten, 55 Abbildungen. 1962. (1198)

Elektrotechnik Grundlagen der allgemeinen Elektrotechnik von O. Mohr. 2., durchgesehene Auflage. 260 Seiten, 136 Bilder, 14 Tafeln. 1961. (196/196 a) Die Gleichstrommaschine von K. Humburg. 2 Bände. 2., durchgesehene Auflage. I : 102 Seiten, 59 Abbildungen. 1956. (257) I I : 101 Seilen, 38 Abbildungen. 1956. (881)

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TECHNIK D i e S y n c h r o n m a s c h i n e v o n W. Puts. 9 1 S e i t e n , 6 4 A b b i l d u n g e n . 1 9 6 2 . ( 1 1 4 6 ) I n d u k t i o n s m a s c h i n e n v o n F. Unger. 2 . , e r w e i t e r t e A u f l a g e . 1 4 2 S e i t e n , 4 9 A b b i l dungen. 1954. (1140) D i e k o m p l e x e B e r e c h n u n g v o n W e c h s e l s t r o m s c h a l l u n g e n v o n H. H. Meinke. 2 . A u f l a g e . 180 S e i t e n , 120 A b b i l d u n g e n . 1 9 5 7 . ( 1 1 5 6 / 1 1 5 6 a ) Kesselring. T h e o r e t i s c h e G r u n d l a g e n z u r B e r e c h n u n g der S c h a l t g e r ä t e v o n F. 3. A u f l a g e . 144 S e i t e n , 9 2 A b b i l d u n g e n . 1 9 5 0 . ( 7 1 1 ) E i n f ü h r u n g i n die T e c h n i k s e l b s t t ä t i g e r R e g e l u n g e n v o n W. zur Megede. 2 . , d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e . 1 8 0 S e i t e n , 86 A b b i l d u n g e n . 1 9 6 1 . ( 7 1 4 / 7 1 4 a ) Schwaiger. E l e k t r o m o t o r i s c h e A n t r i e b e ( G r u n d l a g e n f ü r d i e B e r e c h n u n g ) v o n A. 3 . , n e u b e a r b e i t e t e A u f l a g e . 9 6 S e i t e n , 34 A b b i l d u n g e n . 1 9 5 2 . ( 8 2 7 ) Durchgesehener Neu« U b e r s p a n n u n g e n u n d Ü b e r s p a n n u n g s s c h u t z v o n C . Frühauf. d r u c k . 122 S e i l e n , 9 8 A b b i l d u n g e n . 1 9 5 0 . ( 1 1 3 2 ) T r a n s f o r m a t o r e n v o n W. Schäfer. 4 . , ü b e r a r b e i t e t e u n d e r g ä n z t e A u f l a g e . 130 S e i ten, 73 A b b i l d u n g e n . 1962. In Vorbereitung. (952)

Maschinenbau 3 Bände. M e t a l l k u n d e v o n H. Borchers. I : A u f b a u d e r M e t a l l e u n d L e g i e r u n g e n . 5. A u f l a g e . 1 2 0 S e i t e n , 9 0 A b b i l d u n g e n , 2 T a b e l l e n . 1962. (432) I I : E i g e n s c h a f t e n , G r u n d z ü g e d e r F o r m - u n d Z u s t a n d s g e b u n g. 3. u n d 4 . A u f l a g e . 179 S e i t e n , 107 A b b i l d u n g e n , 10 T a b e l l e n . 1 9 5 9 . (433/433 a) I I I : D i e m e t a l l k u n d 1 i c h e n U n t e r s u c h u n g s m e t h o d e n v o n E. Hanke In Vorbereitung. (434) Meysenbug. D i e W e r k s t o f f e d e s M a s c h i n e n b a u e s v o n A. Thum f u n d C. M. v. 2 Bände. I : E i n f ü h r u n g i n d i e W e r k s t o f f p r ü f u n g . 2., n e u b e a r b e i t e t e A u f l a g e . 1 0 0 S e i l e n , 7 T a b e l l e n , 56 A b b i l d u n g e n . 1 9 5 6 . ( 4 7 6 ) I I : D i e K o n s t r u k l i o n s W e r k s t o f f e . 1 3 2 S e i t e n , 4 0 A b b i l d u n g e n . 1 9 5 9 . (936) D y n a m i k v o n W. Müller. 2 B ä n d e . 2 . , v e r b e s s e r t e A u f l a g e . 1 : D y n a m i k d e s E i n z e l k ö r p e r s . 128 S e i t e n , 4 8 F i g u r e n . 1 9 5 2 . ( 9 0 2 ) I I : S y s t e m e v o n s t a r r e n K ö r p e r n . 102 S e i t e n , 4 1 F i g u r e n . 1 9 5 2 . (903) T e c h n i s c h e S c h w i n g u n g s l e h r e v o n L. Zipperer. 2 B ä n d e . 2., neubearbeiieie Auflage. I : A l l g e m e i n e S c h w i n g u n g s g I c i c h u n g e n , e i n f a c h e S c h w i n g e r . 120 S e i t e n , 101 A b b i l d u n g e n . 1 9 5 3 . (953) I I : T o r s i o n s s c h w i n g u n g e n i o M a s c h i n e n a n l a g e n . 102 S e i t e n , 5 9 A b bildungen. 1955. (961/961 a) W e r k z e u g m a s c h i n e n f ü r M e t a l l b e a r b e i t u n g v o n K. P. Matthe*. 2 B ä n d e . I : 1 0 0 S e i t e n , 27 A b b i l d u n g e n , 11 Z a h l e n t a f e l n , 1 T a f c l a n h a n g . 1 9 5 4 . ( 5 6 1 ) II: F e r t i g u n g s t e c h n i s c h e G r u n d l a g e n der neuzeitlichen Metallb e a r b e i t u n g . 1 0 1 S e i t e n , 30 A b b i l d u n g e n , 5 T a f e l n . 1 9 5 5 . ( 5 6 2 ) D a s M a s c h i n e n z e i c h n e n m i t E i n f ü h r u n g i n d a s K o n s t r u i e r e n v o n W. Tochtermann. 2 Bände. 4. Auflage. I : D a s M a s c h i n e n z e i c h n e n . 156 S e i t e n , 7 5 T a f e l n . 1 9 5 0 . ( 5 8 9 ) I I : A u s g e f ü h r t e K o n s t r u k t i o n s b e i s p i e l e . 130 S e i t e n , 58 T a f e l n . 1 9 5 0 . (590) D i e M i i s c h i n e n c l e m e n t e v o n E. A. vom Ende. 4 . , ü b e r a r b e i t e t e A u f l a g e . E t w a 166 S e i t e n 1 7 5 F i g u r e n , 9 T a f e l n . I n V o r b e r e i t u n g . ( 3 / 3 a )

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TECHNIK Die Maschinen der Eisenhüttenwerke von L. Engel. 156 Seiten, 95 Abbildungen 1957. (583/583a) Walzwerke von H. Sedlacsek f unter Mitarbeit vou F. Fischer und M. Buch. 232 Seiten, 157 Abbildungen. 1958. (580/580a) Getriebelehre von P. Grodzinski f . 2 Bände. 3., neubearbeitete A u f l a g e von G. Lechner. I : G e o m e t r i s c h e G r u n d l a g e n . 164 Seiten, 131 Figuren. 1960. (1061) I I : A n g e w a n d t e G e t r i e b e l e h r e . In Vorbereitung. (1062) Gießereitechnik von H. Jungbluth. 2 Bände. I : E i s e n g i e ß e r e i . 126 Seiten, 44 Abbildungen. 1951. (1159) Die Dampfturbinen. Ihre Wirkungsweise, Berechnung und Konstruktion von C. Zietemann. 3 Bände. 3., verbesserte Auflage. I : T h e o r i e d e r D a m p f t u r b i n e n . 139 Seiten, 48 Abbildungen. 1955. (274) II: Die B e r e c h n u n g der D a m p f t u r b i n e n u n d d i e K o n s t r u k t i o n der E i n z e l t e i l e . 132 Seiten, 111 Abbildungen. 1956. (715) III: Die R e g e l u n g der D a m p f t u r b i n e n , die B a u a r t e n , T u r b i n e n für S o n d e r z w e c k e , K o n d e n s a t i o n s a n l a g e n . 126 Seiten, 90 Abbildungen. 1956. (716) Verbrennungsmotoren von W. Endres. 3 Bände. I: Überblick. Motor-Brennstoffe. V e r b r e n n u n g im Motor allge« m e i n , im O t t o » u n d D i e s e l - M o t o r . 153 Seiten, 57 Abbildungen. 1958. (1076/1076a) I I : D i e h e u t i g e n T y p e n d e r V e r b r e n n u n g s k r a f t m a s c h i n e . In Vor« bereitung. (1181) I I I : D i e E i n z e l t e i l e d e s V e r b r e n n u n g s m o t o r s . In Vorbereitung. (1185) Autogenes Schweißen und Schneiden von H. Niese. 5. Auflage, neubearbeitet von A. Küchler. 136 Seiten, 71 Figuren. 1953. (499) Die elektrischen Schweißverfahren von H. Niese. 2. Auflage, neubearbeitet von H. Dienst. 136 Seiten, 58 Abbildungen. 1955. (1020) Die Hebezeuge. Entwurf von Winden und Kranen von G. Tafel. 2., verbesserte Auflage. 176 Seiten, 230 Figuren. 1954. (414/414 a)

Wasserbau 2 Bände. Wasserkraftanlagen von A. Ludin unter Mitarbeit von W. Borkenstein. I : P l a n u n g , G r u n d l a g e n u n d G r u n d z ü g e . 124 Seiten, 60 Abbildungen. 1955. (665) II: A n o r d n u n g u n d A u s b i l d u n g d e r H a u p t b a u w e r k e . 1 8 4 S e i t e n , 9 1 Ab« bildungen. 1958. (666/666 a ) Verkehrswasserbau von H. Dehnert. 3 Bände. I : E n t w u r f s g r u n d l a g e n , F l u ß r e g e l u n g e n . 103 Seiten, 52 Abbildungen. 1950.(585) II: F l u ß k a n a l i s i e r u n g u n d S c h i f f a h r t s k a n ä l e . 94 Seiten, 60 Abbildungen. 1950. (597) III: S c h l e u s e n u n d H e b e w e r k e . 98 Seiten, 70 Abbildungen. 1950. (1152) Wehr- und Stauanlagen von H. Dehnart. 134 Seiten, 90 Abbildungen. 1952. (965) Talsperren von F. Tölke. 122 Seiten, 70 Abbildungen. 1953. (1044)

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TECHNIK.

Hoch- und Tiefbau Die wichtigsten Baustoffe des Hoch» und Tiefbaus von 0. Graf f . 4., verbesserte Auflage. 131 Seiten, 63 Abbildungen. 1953. (984) Baustoff Verarbeitung und BausteUenprüfung des Betons von A. Kleinlogel, 2., neu» bearbeitete und erweiterte Auflage. 126 Seiten, 35 Abbildungen. 1951. (978) Festigkeitslehre* 2 Bände. I : E l a s t i z i t ä t , P l a s t i z i t ä t und F e s t i g k e i t der B a u s t o f f e und Bau» t e i l e Ton W. Gehler f und W. Herberg. Durchgesehener und erweiterter Neudruck. 159 Seiten, 118 Abbildungen. 1952. (1144) I I : F o r m ä n d e r u n g , P l a t t e n , S t a b i i i t a t und B r u c h h y p o t h e s e n von W. Herberg und N. Dimitrov. 187 Seiten, 94 Abbildungen. 1955. (1145/U45a) Grundlagen des Stahlbetonbaus von A. Troche. 2., neubearbeitete und erweiterte Auflage. 208 Seiten, 75 Abbildungen, 17 Bemessungstafeln, 20 Rechenbeispiele. 1953. (1078) Statik der Baukonstruktionen von A. Teichmann. 3 Bände. I : Grundlagen. 101 Seiten, 51 Abbildungen, 8 Formeltafein. 1956. (119) I I : S t a t i s c h b e s t i m m t e S t a b w e r k e . 107 Seiten, 52 Abbildungen, 7 Tafeln. 1957.(120) I I I : S t a t i s c h u n b e s t i m m t e S y s t e m e . 112Seiten,34 Abbildungen,7Formel* tafeln. 1958. (122) Fenster, Türen, Tore aus Holz und Metall. Eine Anleitung zu ihrer guten Gestaltung, wirtschaftlichen Bemessung und handwerksgerechten Konstruktion von W. Wickop f . 4., überarbeitete und ergänzte Auflage. 155 Seiten, 95 Abbildungen. 1955. (1092) Heizung und Lüftung von W. Körting. 2 Bände. 9., neubearbeitete Auflage. I : Das Wesen und die B e r e c h n u n g der Heizungs- und L ü f t u n g s anlagen. 172 Seiten, 29 Abbildungen, 36 Zahlentafeln. 1962. (342/342a) I I : Die Ausführung der Heizungs» und L ü f t u n g s a n l a g e n . 1962. In Vorbereitimg. (343) Industrielle Kraft- und Wirmewirtschaft von F. A. F. Schmidt und A. Beckers. 167 Seiten, 73 Abbildungen. 1957. (318/318 a)

Vermessungswesen /ermessungskunde von P. Werkmeister. 3 Bände. I : S t ü c k v e r m e s s u n g und Nivellieren. 11., verbesserte Auflage von W. Grossmann. 144 Seiten, 117 Figuren. 1962. (468) I I : H o r i z o n t a l a u f n a h m e n und ebene R e c h n u n g e n . 8., völlig neubearbeitete Auflage von W. Grossmann. 133 Seiten, 97 Figuren. 1959. (469) I I I : T r i g o n o m e t r i s c h e und b a r o m e t r i s c h e Höhenmessung. T a c h y m e t r i e und A b s t e c k u n g e n . 7., völlig neubearbeitete Auflage von W. Groesmann. 136 Seiten. 97 Figuren. 1960. (862) Kartographie von V. Heissler. 125 Abbildungen, mehrere Karten. 1962. In Vorbereitung. (30/30 a) Photogrammetrie vonG. Lehmann, 189 Seiten, 132 Abbildungen* 1959. (1188/1188a)

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Sammlung Göschen / B andnummernfolge ) Langosch, Der Nibelunge Nòt 3/3 a v. E n d e , M a s c h i n e n e l e m e n t e 10 J i r i c z e k - W i s n i e w s k i , K u d r u n - u n d Dietrich-Epen 13 L o t z e , Geologie 18 M a u r e r , H a r t m a n n v o n A u e . D e r arine Heinrich 19 A l t h e i m , R ö m i s c h e Geschichte I 20 H o f s t a e t t e r , D t . S p r a c h l e h r e 22 M a u r e r , G o t t f r i e d v o n S t r a s s b u r g 29 B r a u n s - C h u d o b a , Allg. Mineralog. 30/30a H e i s s l e r , K a r t o g r a p h i e 31/31 a B r a u n s - C h u d o b a , Spez. Mineralogie 35 T r e u e , D t . Geschichte v o n 1648 bis 1740 37/37 a K l e m m , A n o r g a n i s c h e Chemie 38/38 a S c h l e n k , O r g a n i s c h e Chemie 39 T r e u e , D t . Geschichte v o n 1713 b i s 1806 42 B e h n - H o e r n e s , Vorgesch. E u r o p a s 4 4 / 4 4 a K r e s z e , P h y s i k a l i s c h e Method e n der organischen Chemie 47 F i s c h e r - R o h r b a c h , A r i t h m e t i k 51/51 a R i n g l e b , M a t h e m . Formelsig. 52 Bieler, R o m . L i t e r a t u r g e s c h . I 59 K r ä h e , I n d o g . Sprachwis9. I 60 Biehle, S l i m m k u n d e 61 Biehle, R e d e t e c h n i k 64 K r ä h e , I n d o g . Sprachwiss. I I 65/65 a G r o t e m e y e r , A n a l y t . G e o m e t . 66 B c r n e k e r - V a s m e r , R u s s i s c h e Grammatik 70 Nestle-Liebich, Gesch. d. griech. Literatur I 71 Schulze, Allgemeine u n d p h y s i kalische Chemie I 76 D ö r i n g , E i n f . i. d . t h . P h y s i k I 77 D ö r i n g , E i n f . i. d . t h . P h y s i k I I 78 D ö r i n g , E i n f . i. d. t h . P h y s i k I I I 79/79a H e m p e l , G o t . E l e m e n t a r b a c h 80 W e i g e r t , S t i l k u n d e I 81 Schubert-Haussner-Erlebach» Vierstell. L o g a r i t h m e n t a f e l n 86/86a B a r n e r , D i f f e r e n t i a l - u . I n tegralrechnung I 96 H a r t m a n n , E i n f . in die allgem. Biologie 99 H e s s e n b e r g - K n e s e r , E b e n e u n d sphär. Trigonometrie 101 v . Wiese, Soziologie

103 D a h r e n d o r f , I n d u s t r i e - u n d B c tri ebssoziologi e 104/104a H o f s t ä t t e r , Sozialpsycholog. 111 H o f f m a n n - D e b r u n n e r , Gesch. der griechischen S p r a c h e I 114 D e b r u n n e r , Gesch. der griechisch. Sprache II 117 B r a n d e n s t e i n , Griechische S p r a c h wissenschaft I 118/118 a B r a n d e n s t e i n , Griechische Sprachwissenschaft I I 119 T e i c h m a n n , S t a t i k d e r B a u k o n struktionen I 120 T e i c h m a n n , S t a t i k der B a u k o n struktionen II 122 T e i c h m a n n , S t a t i k der B a u k o n struktionen III 125 V o s s l e r - N o y e r - W e i d n e r , I t a l . Literaturgeschichte 128/128 a L a u s b e r g , R o m a n i s c h e Sprachwissenschaft I 136 M a h l e r , P h y s i k a l . Formelsig. 141 Geitler, Morphologie d e r P f l a n z e n 142 H a a c k , D a r s t e l l e n d e G e o m e t r i e I 143 H a a c k , D a r s t e l l e n d e G e o m e t r i e I I 144 H a a c k , D a r s t e l l e n d e G e o m e t r i e I I I 145 W e i m e r , Gesch. d e r P ä d a g o g i k 148 K o l m s , F i n a n z w i s s e n s c h a f t I 156/156a L a n d m a n n , P h i l o s o p h i s c h e Anthropologie 170 O e h l m a n n , Musik des 19. J h s . 171/171 a O e h l m a n n , Musik des 20. J h s . 173 B r u h n s - R a m d o h r , P e t r o g r a p h i e 180 B ö h m , V e r s i c h e r u n g s m a t h e m . I 184 B l ü m c k e , T e x t i l i n d u s t r i e I 196/196a M o h r , G r u n d l a g e n d e r E l e k trotechnik 200/200 a G o t t s c h a l d , D t . R e c h t schreibungswörterbuch 210 B r u h n s - R a m d o h r , K r i s t a l l o g r . 220/220 a Moser, Allg. M u s i k l e h r e 221/221 a J a n d e r - J a h r , M a ß a n a l y s e 222 H a s s a k - B e u t e l - K u t z e l n i g g , Warenkunde I 223 H a s s a k - B e u t e l - K u t z e l n i g g , Warenkunde II 226/226 a H o f m a n n , Gesch. d. Mathematik I 228 Vogel, L a n d w . T i e r z u c h t 2 3 1 / 2 3 1 a E h r l i c h , G e s c h i c h t e Israels 238 K r ä h e , G e r m a n . S p r a c h w i s s . 1 243 M a h l e r , P h y s i k a l . A u f g a b e n s l g .

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247/247a H o f m a n n - J a n d e r , Qualitative Analyse 250 L a u s b e r g , R o m a n i s c h e S p r a c h wissenschaft I I 233 Dassler, E l e k t r o c h e m i e I I 257 H u m b u r g , G l e i c h s t r o m m a s c h i n e I 264 L o c k e m a n n , Gesch. d. Chemie I 265/265 a L o c k e m a n n , Geschichte der Chemie I I 270 K i r n , E i n f ü h r u n g i n die Geschichtswissenschaft 274 Z i e t e m a n n , D a m p f t u r b i n e n I 279 J a c o b - H o h e n l e u t n e r , Q u e l l e n k d e . d e r d e u t s c h e n Geschichte I 280 J a c o b - H o h e n l e u t n e r , Quellenkde. d e r d e u t s c h e n Geschichte I I 281 Leisegang, E i n f ü h r u n g i n die Philosophie 282 H a l t c n o r t h , Säugetiere 284 J a c o b - W e d e n , Q u e l l e n k u n d e d e r d e u t s c h e n Geschichte I I I 318/318a S c h m i d t - B e c k e r s , I n d u s t r i elle K r a f t - u . W ä r m e w i r t s c h a f t 319 K r u g , A u s t r a l i e n u n d Ozeanien 329 S c h a r r e r , A g r i k u l t u r c h e m i e I 330/330 a S c h a r r e r , A g r i k u l t u r c h e m . I I 335 K l u g , F e t t e u n d Öle 336 B r a u n - K l u g , S e i f e n f a b r i k a t i o n 342/342 a K ö r t i n g , H e i z u n g u n d L ü f tung I 343 K ö r t i n g , H e i z u n g u n d L ü f t u n g I I 344 Moser, M u s i k ä s t h e t i k 354/354 a V a l e n t i n c r - K ö n i g , V e k t o r e n u n d Matrizen 355 N e g e r - M ü n c h - H u b e r , N a d e l h ö l z e r 356 L ü d e m a n n , Fische 374 D ö r i n g , E i n f ü h r u n g i n die t h e o ret. Physik IV 375 Prcller, Geschichte E n g l a n d s I 389/389 a D i e l s - M a t t i c k , P f l a n z e n geographie 391 K o l m s , F i n a n z w i s s e n s c h a f t I I 394/394 a Schilling, V o n der R e n a i s s a n c e bis K a n t 414/414 a T a f e l , H e b e z e u g e 422 G o t t s c h a l d , D t . P e r s o n e n n a m e n 423 Ad 1er-Erlebach, F ü n f s t e l l i g e Logarithmen 432 B o r c h e r s , M e t a l l k u n d e I 433/433 a B o r c h e r s , M e t a l l k u n d e I I 434 B o r c h e r s - H a n k e , M e t a l l k u n d e I I I 435 B u r a u , A l g e b r . K u r v e n u. F l ä c h e n I 436 B u r a u , Algebr. Kurven und F l ä c h e n 11

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439 440 441 442

Jaeckel, Würmer Jaeckel, Weichtiere Jaeckel, Stachelhäuter H a n n e m a n n , S c h w ä m m e und Hohltiere 443 G r u n e r - D e c k c r t , K r e b s e 444 R e i c h e n o w , Einzeller 445 A s m u s , P h y s i k a l . - c h e m . Rechenaufgaben 447/447 a H e r t e r , K r i e c h t i e r e 448 H a l t e n o r t h , M a n t e l t i e r e 452 B a h r d t - S c h e e r , Stöchiometrische Aufgabensammlung 468 W e r k m e i s t e r - G r o s s m a n n , Vermessungskunde I 469 W e r k m e i s t e r - G r o s s m a n n , Vermessungskunde II 476 T h u m - M e y s e n b u g , Die Werkstoffe des M a s c h i n e n b a u e s I 483 H e n g l e i n , L ö t r o h r p r o b i e r k u n d e 492 S t o l z - D e b r u n n e r , Geschichte der latein. Sprache 499 N i e s e - K ü c h l e r , A u t o g e n e s Schweißen 500 S i m m e l , H a u p t p r o b l e m e der Philosophie 536 L e h m a n n , K a n t 538 R u m p f , Archäologie I 539 R u m p f , Archäologie I I 557 Nestle-Liebich, Gesch. d. griech. Literatur II 561 M a t t h e s , W e r k z e u g m a s c h i n e n I 562 M a t t h e s , W e r k z e u g m a s c h i n e n I I 564 B e h n - H o e m e s , K u l t u r der Urzeit I 565 B e h n - H o e r n e s , K u l t u r d. Urzeit I I 566 B e h n - H o e r n c s , K u l t u r d . U r z e i t I I I 571 L e h m a n n , Philosophie d. 19. J h . I 5 7 6 / 5 7 6 a Moser, G e s a n g s k u n s t 579 Müller-Schulze, T e c h n . Tabellen 580/580 a S e d l a c z e k - F i s c h e r - B u c h , Walzwerke 583/583 a E n g e l , M a s c h i n e n d e r Eisenhüttenwerke 585 D e h n e r t , V e r k e h r s w a s s e r b a u I 587 K a l i t s u n a k i s - S t e i n m e t z , Neugriech.-dt. G e s p r ä c h s b u c h 589 T o c h t e r m a n n , M a s c h i n e n zeichnen I 590 T o c h t e r m a n n , M a s c h . - Z e i c h n e n II 594 v . L e n g e r k e n , I n s e k t e n 597 D e h n e r t , V e r k e h r s w a s s e r b a u I I 601 M u t s c h m a n n , E n g l . P h o n e t i k 619 B u c h w a l d , K r i s t a l l o p t i k

665 Ludin-Borkenstein, Wasserkraft» anlagen I 666/666 a Ludin-B orkenstein, Wasserkraftanlagen XI 668 Knopp, Funktionentheorie I 677 Altheim, Rom. Geschichte II 679 Altheim, Rom. Geschichte III 684 Altheim, Röm. Geschichte IV 691 Fauser, Kulturtechn. Bodenverbesserungen I 692 Fauser, Kulturtechn. Bodenverbesserungen II 698/698 a Schulze, Allgemeine und physikalische Chemie II 703 Knopp, Funktionentheorie II 709 Lehmann, Philosophie d. 19. J h . II 711 Kesselring, Berechnung der Schaltgeräte 714/714a zur Megede, Technik selbsttätiger Regelungen 715 Zietemann, Dampfturbinen II 716 Zietemann, Dampfturbinen III 718 Neger-Münch-Huber, Laubhölzer 728/728a Pirani-Fischer-Runge, Graph. Darstellg. in Wissensch, u.Technik 735 Ekwall, Historische neuengl* Laut- und Formenlehre 746/746 a Pfanzagl, Atlg. Methodenlehre der Statistik I 747/747a Pfanzagl, Allg. Methodenlehre der Statistik II 756/756 a Kalitsunakis, Grammatik der Neugriechischen Volkssprache 763/763 a Beer-Meyer, Hebräische Grammatik I 764/764 a Beer-Meyer, Hebräische Grammatik II 768/768 a Bieberbach, Einführung in die konforme Abbildung 769/769 a Beer-Meyer, Hebr. Textbuch 776 Kolras, Finanzwissenschaft III 780 Krähe, German. Sprachwiss. II 781 Weigert, Stilkunde II 782 Kolms, Finanzwissenschaft IV 786 Schulze, Molekülbau 807 Kropp, Erkenntnistheorie 809 Moser, Harmonielehre I 826 Koch, Philosophie des Mittelalters 827 Schwaiger, Elektromotorische Antriebe 831 Erisirann, Allg. Psychologie 1 832/832 a Erismann, Allg. Psychologie II

833/833a Erismann, Allg. Psychologie III 837 Baumgartner, Gruppentheorie 845 Lehmann, Philosophie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts I 847 Herter, Lurche 850 Lehmann, Philosophie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts II 851/851 a Moede, Psychologie des Berufs- und Wirtschaftslebens 857 Capelle, Griech. Philosophie I 858 Capelle, Griech. Philosophie II 859 Capelle, Griech. Philosophie I i i 862 Werkmeister-Grossmann, Vermessungskunde III 863 Capelle, Griech. Philosophie IV 866 Bieler, Röm. Literaturgesch. II 869 Freye, Vögel 875 Hofmann, Geschichte der Mathematik II 877 Knopp, Aufgabensammlung zur Funktionentheorie I 878 Knopp, Aufgabensammlung zur Funktionentheorie II 881 Humburg, Gleichstrommasch. II 882 Hofmann, Gesch. d. Mathematik III 883 Stuloff, Mathematik der neuesten Zeit 893 Treue, Dt. Geschichte von 1806 bis 1890 894 Treue, Dt. Geschichte von 1890 bis zur Gegenwart 902 Müller, Dynamik I 903 Müller, Dynamik II 910 Jaeger, Afrika I 911 Jaeger, Afrika II 915 Sperber-Fleischhauer, Geschichte • der Deutschen Sprache 917/917 a Böhm, Versicherungsmathematik II 920 Hoheisel, Gewöhnliche Differentialgleichungen 921 Jantzen-Kolb, W. v. Eschenbach. Parzival 929 Schirmer-Mitzka, Dt. Wortkunde 930 Krull, Elementare und klassische Algebra I 931 Hasse, Höhere Algebra I 932 Hasse, Höhere Algebra II 933 Krull, Elementare und klassische Algebra II 936 Thum-Mevsenbug, Werkstoffe des Maschinenbaues 11

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952 S c h ä f e r , T r a n s f o r m a t o r e n 953 Z i p p e r e r , T e c h n . Schwingungsl. I 961/961 a Z i p p e r e r , T e c h n . S c h w i n gungslehre I I 965 D e h n e r t , W e h r - u n d S t a u a n l a g e n 970 B a l d u s - L ö b e l l , N i c h t e u k l i d i s c h e Geometrie 978 Klcinlogel, B a u s t o f f v e r a r b e i t u n g u n d B a u s t e l l e n p r ü f u n g d. B e t o n s 984 G r a f , B a u s t o f f e des H o c h - und Tiefbaues 999/999 a K a m k e , M e n g e n l e h r e 1000 J a s p e r s , Geistige S i t u a t . der Zeit 1003 Hoheis'cl, P a r t i e l l e DifTerentialgl. 1008/1008 a Mellerowicz, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre I 1009 B e c h e r t - G e r t h s e n - F l a m m e r s f e l d , * Atomphysik I 1014 H u t t e n l o c h e r , Mineral- u n d E r z lagerstättenkunde I 1015/1015 a H u t t e n l o c h e r , Mineral- u. Erzlagerstättenkunde II 1017 D ö r i n g , E i n f ü h r u n g in die t h e o ret. Physik V 1020 Niese-Dienst, E l e k t r i s c h e Schweißverfahren 1031/1031a A p e l - L u d z , Philosophisches W ö r t e r b u c h 1033 B e c h e r t - G e r t h s e n , A t o m p h y s . II 1034 K r a n e f c l d t - J u n g , T h e r a p e u tische P s y c h o l o g i e 1035 A l t h e i m , R ö m . Religionsgeschichte I 1039 D o v i f a t , Zeitungslehre I 1040 D o v i f a t , Z e i t u n g s l e h r e I I 1044 T ö l k e , T a l s p e r r e n 1045 S c h u b e r t , T e c h n i k des K l a v i e r spiels 1051/1051a S t o l b e r g - W e r n i g e r o d e , Gesch. d. Verein. S t a a t e n von Amerika 1052 A l t h e i m , R ö m . Religionsgesch. II 1057 R o t h , T h e r m o c h e m i e 1059 H o h e i s e l , A u f g a b e n a l g . z. d. gew. u . p a r t . D i f f e r e n t i a l g l . 1061 G r o d z i n s k i - L e c h n e r , Getriebe). I 1062 G r o d z i n s k i - L e c h n e r , Getriebelehre I I 1065 H a l l e r - D a n n e n b a u e r , V o n d e n K a r o l i n g e r n zu d e n S t a u f e r n 1070 S a u t e r , Differentialgleichungen der Physik 1074 K o s c h m i e d c r , V a r i a t i o n s rechnung I

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1076/1076a E n d r e s , V e r b r e n n u n g s motoren I 1077 H a l l e r - D a n n e n b a u e r , V o n den S t a u f e r n zu d e n H a b s b u r g e r n 1078 T r o c h e , S t a h l b e t o n b a u 1082 H a s s e - K l o b e , A u f g a b e n s a m m lung zur h ö h e r e n A l g e b r a 1085 L i e t z m a n n - A l a n d , Z e i t r e c h n u n g 1086 Müller, D t . D i c h t e n u. Denken 1088 Preller, Gesch. E n g l a n d s I I 1092 W i c k o p , F e n s t e r , T ü r e n , T o r e 1094 H e r n r i e d , S y s t e m . M o d u l a t i o n 1096 Vietor, D t . D i c h t e n und Denken 1099 Hoheisel, I n t e g r a l g l e i c h u n g e n 1105 H ä r t u n g , D t . Geschichte i m Zeita l t e r der R e f o r m a t i o n 1108 de Boor-Wisniewski, Mittelhochdeutsche Grammatik 1109 K n o p p , E l e m e n t e der F u n k tionentheorie 1111 Betz, A l t h o c h d t . E l e m e n t a r b u c h 1113/1113 a S t r u b e c k e r , Differentialgeometrie I 1114 S c h u b e l , E n g l . L i t e r a t u r g e s c h . I 1115 R a n k e , A l t n o r d . E l e m e n t a r b . 1116 S c h u b e l . E n g l . L i t e r a t u r g e s c h . i l 1117 H a l l e r - D a n n e n b a u e r , E i n t r i t t der G e r m a n e n in die Geschichte 1121 N a u m a n n , D t . D i c h t e n u . D e n k e n 1122 F e i s t , S p r e c h e n u. Sprachpflege 1123/1123a B e c h e r t - G e r t h s e n , A t o m physik I I I 1124 S c h u b e l , E n g l . L i t e r a t u r g e s c h . I I I 1125 L e h n e r t , Altengl. E l e m e n t a r b u c h 1127 H a r t m a n n , Geschlccht u n d Ges c h l e c h t s b e s t i m m u n g i m Tierund Pflanzenreich 1128 B u c h n e r , S y m b i o s e d e r Tiere m i t pflanzl. M i k r o o r g a n i s m e n 1130 D i b e i i u s - K ü m m e l , J e s u s 1131 Schoiz-Schöneberg, E i n f ü h r u n g in die Z a h l e n t h e o r i e 1132 F r ü h a u f , Ü b e r s p a n n u n g e n und Überspannungsschutz 1134 K u c k u c k , P f l a n z e n z ü c h t u n g I 1135 L e h n e r t , Beowulf 1137 Heil, E n t w i c k l u n g s g e s c h i c h t e des P f l a n z e n r e i c h e s 1138 H ä m m e r l i n g , F o r t p f l a n z u n g i m Tier- und P i l a n z e n r c i c h 1140 U n g e r , I n d u k t i o n s m a s c h i n e n 1141 Koller, H o r m o n e 1142 M e i s s n e r - L e h n e r t , S h a k e s p e a r e 1144 G e h l e r - H e r b e r g , F e s t i g k e i t s l e h r e !

1145/1145 a Herberg-Dimitrov, Festigkeitslehre II 1146 Putz, Synchronmaschine 1147 v. Waltershausen, Kunst des Dirigierens 1148 Pepping, Der polyphone Satz I 1152 Dehnert, Verkehrswasserbau III 1153/1153 a Mellerowicz, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre II 1154/1154 a Mellerowicz, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre III 1155 Schwartz, Mikrobiologie I 1156/1156a Meinke, Komplexe Berechn. v. Wechselstromschalt. 1157 Schwartz, Mikrobiologie II 1158 Mayrhofer, Sanskrit-Grammatik 1159 Jungbluth, Gießereitechnik 1 1160 Dibelius-Kümmel, Paulus 1161 Kaestner, Spinnentiere 1162 Seidel, Entwicklungsphysiologie der Tiere I 1163 Seidel, Entwicklungsphysiologie der Tiere II 1164/1164 a Pepping, Der polyphone Satz II 1165/1165 a Bechert-Gerthsen, Atomphysik IV 1169 Paulsen, Allgemeine Volkswirtschaftslehre I 1170 Paulsen, Aligemeine Volkswirtschaftslehre II 1171 Paulsen, Allgemeine Volkswirtschaftslehre III 1172 Paulsen, Allgemeine Volkswirtschaftslehre IV 1173 Hamann-Funke-Hermann, Chemie der Kunststoffe 1176/1176a Lorenzen, Formale Logik U78/1178a Kuckuck, Pflanzenzüchtung II Autorenregister Adler 10 Aland 5 Altheim 4, 6 Apel 3 Asmus 13 Bahrdt 13 Baldus 11 Barner 11 Baumgartner 11

Bechert 12 Beckers 18 Beer 8 Belm 5 Berneker 8 Betz 7 Beutel 13 Bieberbach 11 Biehle 6 Bieler 8 Blümcke 13

1179/1179a Strubecker, Differentialgeometrie II 1180/1180 a Strubecker, Differentialgeometrie III 1181 Franz, Topologie I 1183/1183a Nicolas, Finanzmathematik 1184 Endres, Verbrennungsmot. II 1185 Endres, Verbrennungsmot. III 1186/1186 a Mellerowicz, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre IV 1187 Lau, Luther 1188/1188 a Lehmann, Phologrammetrie 1189/1189a Päsler, Mechanik deformierbarer Körper 1190 Stupperich, Melanchthon 1191/1191a Bräuer, Slav. Sprachwissen * schaft 1 1193 Fürstenberg, Wirtschaftssoziologie 1194 Wendt, Gesch. d. Volkswirtschaftslehre 1195 Ohm, Allgem. Volkswirtschaftspolitik I 1196 Ohm, Allgem. Volkswirtschaftspolitik II 1197/1197aOnasch,Einf. in dieKonfessionskünde der orthod. Kirchen 1198 Engel, Grundlagen der Straßenverkehrstechnik 1199 /1199a Lausberg, Romanische Sprachwissenschaft I I I 1200 Lausberg, Romanische Sprach« Wissenschaft IV 1201/1201 a Dehn, Versuche zur allgem. u. phys. Chemie 1202 Nagel, Gesch. des christl. Gottesdienstes 1204 Scheurig, Zeitgeschichte 1205 Hofmann, Ideengesch. d. soz. Bewegung Böhm 12 de Boor 7 Borchers 16 Borkenstein 17 Bräuer 8 Branden stein 8 Braun 13 Brauns 15 Bruhns 15 Buch 17 Buchner 13

Buchwald 15 Burau 10 Capelle 3 Chudoba 15 Dahrendorf 4, 9 Dannenbaucr 5 Dassler 13 Debrunner 8 Decken 14 Dehn 13 Dchnert 17

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Dibelius 4 Diels 14 Dienst 17 Dimitrov 18 Döring 12 D o v i f a t 10 Ehrlich 4 Ekwall 7 Ende, v o m 16 Endres 17 Engel, E . 15 E n g e l , L . 17 Erismann 4 Erlebach 10 Fauser 15 Feist 6 Fischer, F 17 Fischer, J. 15 Fischer, P . B. 10 Flammersfeld 12 Fleischhauer 6 Franz 10 Freye 14 Frühauf 16 Fürstenberg 9 Funke 13 Gehler 18 Geitler 14 Gerthsen 12 Gottschald 6, 7 Graf 18 Grodzinski 17 Grossmann 18 Grotemeyer 11 Gruner 14 Haack 11 Hämmerling 13 Haller 5 Haltenorth 14 H a m a n n 13 Hanke 16 H a n n e m a n n 14 Hartmann 13 Härtung 5 Hassak 13 Hasse 10 Haussner 10 Heil 14 Heissler 9, 13 Hempel 7 Henglein 15 Herberg 18 Hermann 13 Hernried 4 Herter 14 Hessenberg Ii

Hoernes 5 Hoffmann 8 H o f m a n n , H . 13 H o f m a n n , J. E. 10 Hofmann, W. 4 Hofstätter 4 Hòfstaetter 6 Hoheisel I i Hohenleutner 6 Huber 14 Humburg 15 Huttenlocher 15 Jacob 6 Jaeckel 14 Jaeger 9 Jahr 13 Jander 13 Jantzen 7 Jaspers 3 Jiriczek 7 Jung 3 Jungbluth 1? Kaestner 14 Kalitsunakis 8 K a m k e 11 Kesselring 16 Kirn 5 Kleinlogel 18 K l e m m 12 Klobe 10 K l u g 13 Kneser 11 K n o p p 10, 11 Koch 3 K ö n i g 12 Körting 18 Kolb 7 Koller 13 Kolms 9 Ko8chmieder 11 Krabe 7 Kranefeldt 3 Kresze 12 Kropp 3 Krug 9 Krull 10 Kuckuck 14 Küchler 17 Kümmel 4 Kutzelnigg 13 Landmann 3 Langosch 7 Lau 4 Lausberg 8 Lechner. 17 Lehmann, G. 3

Lehmann, G. 18 Lehnert 7, 8 Leisegang 3 Lengerken, von 14 Liebich 8 Lietzmann 5 Lockemann 12 Löbell 11 Lorenzen 3, 10 Lotze 15 Ludin 17 Ludz 3 Lüdemann 1) Mahler 12 Mattlieg 16 Mattick 14 Maurer 7 Mayrhofer 8 Megede, zur 16 Meinke 16 Meissner 8 Mellerowicz 9 Meyer 8 Meysenbug 16 Mitzka 6 Moede 4, 9 Mohr 15 Moser 4, 5 Müller, G. 6 Müller, W . 15, 16 Münch 14 Mutscbmann 7 Nagel 4 Naumann 6 Neger 14 Nestle 8 Nicolas 9, 12 Niese 17 Noyer-Weidner 8 Oehlmann 4 Ohm 9 Onaach 4 Päsler 12 Paulsen 9 Pepping 4 Pfanzagl 9 Pirani 15 Preller 6 P u t z 16 Ramdohr 15 Ranke 7 Reichenow Ii Ringleb 10 Rohrbach 10 R o t h 13 Rumpf 5

Runge 15 Sauter 12 Schäfer 16 Scharrer 15 Scheer 13 Scheurig 5 Schilling 3 Schirmer 6 Schlenk 12 Schmidt 18 Schoeneberg 10 Scholz 10 Schubel 7 Schubert, H . 10 Schubert, K . 5 Schulze, E , 15 Schulze, W 1 2 , 1 3 Schwaiger 16 Schwartz 13 Sedlaczek 17 Seidel 14 Simmel 3 Sperber 6 Steinmetz 8 Stolberg-Wernigerode, zu 6 Stolz 8 Strubecker 11 Stuloff 10 Stupperich 4 Tafel 17 Teichmann 18 T h u m 16 Tochtermann 16 Tölke 17 Treue 5, 6 Troche 18 Unger 16 Valentiner 12 Vasmer 8 ViStor 7 Vogel 15 Vossler 8 Waltershausen .v.5 Weden 6 Weigert 5 Weimer 3 Wendt 9 Werkmeister 18 Wickop 18 Wiese, v o n 4 Wisniewski 7 Witting 11 Zietemann 17 Zipperer 16