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German Pages 119 [124] Year 1870
Aktenstücke und Beläge die am 6. November 1861
Allerhöchst genehmigte Bereinigung der
Standbilder
Lessing's, Schiller's und Goethe's vor dem Königlichen Schauspielhause
zu Berlin
betreffend.
(Vom Anfänge 1861 bis 12. November 1867.)
Im Auftrage des Lessing-Comits hcrauägegeben von dessen Ausschuß.
Berlin.
Verlag von Georg Reimer. 1870.
Seite
Nummer
I. Drei Dichter-Standbilder in Berlin.
Ein Wort zur Einigung.
Aus
dem Anfänge des Jahres 1861....................................................................
1
II. Schreiben des Dr. BrandiS an den Präsidenten des Abgeordneten hauses, Ober-AppellationS-Vice-Präsidenten Dr. Simson.
Vom
ü. Mai 1861......................................................................................................
6
III. Schreiben des Geheimraths Dr. Johannes Schulze an den Ober-
Tribunalsrath Bloemer.
Vom 6. Juli 1861......................................
7
IV. Einladungen an die Mitglieder deS Schiller- und Goethe-Comitö zur
Theilnahme an einem zu bildenden Lessing-Comits im Sinne der: „Drei-Dichter-Standbilder in Berlin."
Vom 10. Juli 1861
....
8
V. Mittheilung an den Stadt-Magistrat, die beabsichtigte Bildung eines Lessing-Comits (Nr. IV) betreffend. ' Vom 10. Juli 1861.................... 10
VI. Deöfallsige Mittheilung an die Stadtverordneten-Versammlung.
Vom
10. Juli 1861......................................................................................................11 VII. Deöfallsige Anzeige an den Unterrichts-Minister von Bethmann-Holl-
weg und den Minister deS Innern, Grafen von Schwerin.
Vom
10. Juli 1861........................................................................................................12
VIII. Deöfallsige Anzeige an den Polizei-Präsidenten von Winter.
Vom
10. Juli 1861......................................................................................................13 IX. Erklärungen auf die Einladungen in Nr. IV von:
Dr. O. Lindner........................................................................................ 14 Geheimrath Professor Dr. Böckh.............................................................14 Verlags-Buchhändler Guttentag..........................................................15
Stadtrath Dr. Woeniger....................................................................... 15
Commerzienrath Leonor Reichenheim............................................... 15 Professor F. W. Gubitz und von
dem königlichen Musikdirektor JaehnS................................................16
X.
Instrumentum pacis.
Protokollarische Beurkundung über die am
18. Juli 1861 auf dem Berlinischen Rathhause erklärte Zustimmung
11 Seite
Nummer
der Vertreter deö Schiller- und Goethe-Comit« sowie der Vertreter des Magistrats und der Stadtverordneten, zur Errichtung eines Standbildes für Lessing, vor dem Königlichen Schauspielhause zu Berlin, in Anschluß
an die dort zu errichtenden Standbilder für Schiller und Goethe . . 17 XI. Jmmediat-Eingabe an Se. Majestät den König um Allerhöchste Gestat tung der Constituirung eines Somit« zur
Errichtung
des
Lessing-
Standbildeö in Berlin, auf dem Vorplätze deS Königlichen Schauspiel
hauses, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes, als deS bleiben den Mittelpunktes der drei Dichter-Standbilder Lessing, Schiller und
Goethe.
Vom 24. Juli 1861....................................................................... 21
XII. Allerhöchste CabinetS-Ordre vom 6. November 1861, die Gewährung der Jmmediat-Eingabe vom 24. Juli 1861 (Nr. XI.) betreffend.............. 23
XIII. Schreiben des Dr. Brandig an den Ober-Tribunalsrath Bloemer. Vom
12. November 1861............................................................................................24
XIV. Erwiederung des Stadt-Magistrats auf die am 10. Juli 1861 selben gerichtete Mittheilung (Nr. V.)
an den
Vom 21. November 1861. . 25
Anlagen zu Nr. XIV: A. Bericht deö Stadt-Magistrats an den Unterrichts - Minister von Bethmann-Hollweg. Dom 30 October 1861 ... 27 B. Mittheilung des Stadtraths Dr. Woeniger an den Stadt-
Magistrat. Vom 23. Mai 1861...................................................... 31 C. Concurrenz-Ausschreiben des Stadt-MagistratS an alle deutschen Künstler für daö Schiller-Denkmal in Berlin.
Vom 10.
November 1861.....................................................................................36
XV. Einladung an den Unterrichts-Minifler von Bethmann-Hollweg zum
Eintritt in das Lessing-Comitö. Vom 20. December 1861................ 38 (Neber die gleichzeitigen Einladungen zum Eintritt in das LessingComite an die Vorstände deS Stadt-Magistrats, der Stadtver-
ordnetm-Versammlung und der Corporation der Kaufmannschaft, an den Rector der Friedrich-Wilhelms-Universität, den General-
Inspecteur des militärischen Erziehungs- und Bildungswesens der Armee, den General-Intendanten der Königlichen Schauspiele und den General-Director der Königlichen Museen: die Herren
Dr. Krausnick, Hedemann, Lüttig, Schaffer, Baudouin,
Robert Warschauer, Profeffor Dr. G. Magnus, Dr. von Peucker,
von Hülsen und von Olfers.
Siehe: Nr. XXL
Seite 55—59.)
XVI. Oeffentlicher Aufruf zur Errichtung deö Lessing-StandbildeS in Berlin. Vom 10. Januar 1862 .................................................................................. 39
XVII. Aufruf an die jüdischen Verehrer Lessing's.
XVIII. Dankschreiben deS Lessing-Comits
Februar 1862
.................... 42
an die Unterzeichner des
Aufrufs.
(Nr. XVII.) Dom 20. Februar 1862 .......................................................... 44
III Seite
Nummer
XIX. Schreiben
der
Alliance Israeli te universelle
in
Paris
an
das
Vom 16. März 1862 ........................ 45
Lcssing-Comite in Berlin.
XX. Erwiederung des Lessing - Comitö auf das Schreiben der Alliance
israelite universelle in Paris.
Vom 28. April 1862 .................. 46
XXL Bericht deS geschäftsführenden Ausschusies des Lessing-Comite über den Beginn und Fortgang der Wirksamkeit des Comite an den
Stadt-Magistrat.
Vom 8. Mai 1862 ............................................. 47
XXII. Erwiederung des Stadt-MagistratS an das Lessing-Comite auf den
Bericht dieses Comite vom 8. Mai 1862.
(Nr. XXL)
Vom
29. Mai 1862 ......................................................................................... 63
XXIII. Schreiben deS Vorsitzenden deS Goethe-Comite an den Vorsitzen den des Lessing-Comite,
den Widerruf deS Beschlusies des
Goethe-Comite vom 16. Juli 1861 und das Zurücktreten des Goethe-Comite von den demgemäß erfolgten Erklärungen seiner
Vertreter in der Verhandlung auf dem Berlinischen Rathhause
vom 18. Juli 1861 (Nr. X.) ankündigend, und die Billigung dieser Absicht seitens des Lessing-Comitv beantragend. Dom 26. Mai 1862
64
XXIV.Empfangsbescheinigung deS Schreibens des Vorsitzenden deS Goethe-
Comite (Nr. XXIII.) durch den Vorsitzenden des Lessing Comitä. Dom 27. Mai 1862 ......................................................
66
XXV. Motivirte Ablehnung des Antrags des Goethe-Comite (Nr. XXIII.)
in der Sitzung XXVI. Mittheilung
deS
deS Lessing-Comite vom
16. Juni 1862
motivirten Ablehnnnzsbeschluffes
des
. .
Lessing-
Comite (Nr. XXV.) an das Goethe-Comite. Vom 26. Juni 1862. XXVII. Empfangsbescheinigung
der
(Nr. XXV. und XXVI.) Comite.
Mittheilung
des
67
75
Lessing - Comite
durch den Vorsitzenden des Goethe-
Vom 28. Juni 1862
.......................................................
76
XXVIII. Schreiben des Kaufmanns LouiS Perl an den Schriftführer des Lessing-Comite.
Vom 8. April 1863 .............................................
77
XXIX. Erwiederung des Lessing-Comite auf das Schreiben des Kaufmanns LouiS Perl (Nr. XXVIII.)
XXX. Schreiben des Lessing-Comite
Vom 14. April 1863 ................... '«8
an den Unterrichts-Minister von
Mühler bei Einsendung eines Exemplars der Schrift: „Lessing,
Schiller und Goethe."
Vom 11. April 1863 ............................
79
XXXI. Schreiben des Lessing-Comite an den Stadt-Magistrat bei Einsen dung eines Exemplars Goethe."
der Schrift:
„Lessing, Schiller
und
Vom 11. April 1863 .......................................................
82
XXXII. Schreiben des Lessing-Comite an den Minister des Innern, Gra fen zu Eulenburg
bei Einsendung eines Exemplars der
Schrift: „Lessing, Schiller und Goethe." Vom 13. April 1863.
85
IV Seite
Nummer
XXXIII. Aus einer vereinigten Bitte von Mitgliedern des Goethe Somit« an dm Unterrichts-Minister von Mähler. Vom 27. April 1863
86
XXXIV. Erwiederung des Ministers des Innern, Grafen zu Eulenburg,
auf die Zusendung
des Lessing-Comit« an denselbm vom 13.
April 1863. (Nr. XXXII.)
Vom 30. April 1863 .................
88
XXXV. Erwiederung des Stadt-Magistrats auf die Zusendung und das
Begleitschreiben des Lessing-Comitv an denselben, vom 11. April 1863.
Vom 13. Mai 1863 ...............................
89
Natiorral-Zeitung vom 15. April 1863 (Nr. 173.) .
90
(Nr. XXXI.)
XXXVI. Urtheile der Presse:
B. Vossisch e Zeitung vom 3. Mai 1863 (Nr. 102.)
. .
97
C. Berliner Reform vom 7. Mai 1863 (Nr. 105.). . .
99
D. Kölnische Zeitung vom 22. Mri 1863 (Nr. 141) . . 104 E. Haude- und SpenerscheZeitung vom24.Juni 1863
(Nr. 144)....................................................................................... 106 F. Blätter für literarische Unterhaltung vom 24.
November 1864 (Nr. 48.)
112
XXXVII. Veröffentlichte Zustimmungen Sr. königlichen Hoheit, des Groß
herzogs von Baden, vom 19. Mai 1863 und Sr. Hoheit des
Herzogs von Braunschweig, vom 23. Mai 1863 in Nr. 226 der Vossischen Zeitung vom 27. September 1863 ..................... 113 XXXVIII. Erwiederung des Unterrichts-Ministers von Mähler auf die Zusendung und das Begleitschreiben des Lessing Somit« an den
selben, vom 11. April 1863. ber 1867
(Nr. XXX)
Vom 12. Novem
.............................................................................................. 115
Nr. I.
Drei Dichter-Standbilder in Berlin.
Ein Wort zur Einigung.
Aus dem Anfänge des Jahres 1861.
Um zu der so wünschenswerthen baldigen und völligen Ausgleichung der über die Errichtung des Schiller- und Goethe-Standbildes bestehenden Differenzen beizutragen, müssen wir zunächst auf das Thatsächliche mit
einigen Worten zurückkommen. Das vaterländische Fest des 10. November 1859 hatte in der Grund
steinlegung zu einem Standbilde für den geliebten Dichter hier seinen bedeutsamsten Ausdruck gefunden.
Vor einem der schönsten Gebäude, womit
die Meisterhand Schinkel's diese deutsche Hauptstadt zu schmücken wußte, der Freitreppe nnd Säulenhalle dieses Gebäudes mitten gegenüber, wurde an diesem Tage die Stelle für das Schiller-Standbild öffentlich und feierlich
in Besitz genommen, auf ihr ruhten damals.die gerührten Blicke vieler Tausende, und nichts schien gewisser, als daß sich auf derselben Stelle die
kunstverklärte Gestalt des Gefeierten demnächst
dauemd erheben
werde.
Später trat die Bestrebung ins Leben, hier dem Standbilde Schiller's ein Standblld Goethe's beizugesellen.
Sie schien in ihrer thatsächlichen Ver-
wirklichung einzuschließen, daß das Schiller-Standbild die Stelle in Mitte
der Freitreppe verlieren, und, rechts oder links davon ab, zur Seite weichen muffe.
Gerade die Folge aber bildet, unserer Annahme nach, fortwährend
den Hauptgrund der Mißstimmung, den die Bestrebung für das GoetheStandbild in den Kreisen Derer findet, die sich mit ihrem Herzen zumeist
oder ausschließlich nur bei der Errichtung des Schiller-Standbildes betheiligen.
Wo in diesen Kreisen die bestehende Mißstimmung auf diesem Grunde be ruht,
sind
wir nicht im Stande, gegen sie einen Vorwurf zu erheben.
Denn die Liebe für Schiller ist nicht ungerecht gegen Goethe, wenn sie mit
eifersiichtiger Sorge darauf wacht, daß ihrem Lieblinge nachträglich nichts von dem verloren gehe, was ihm die Begeisterung
eines
allgemeinen
Freudcntages an ehrenvöllstcr Auszeichnung einmal gewährt hat.
2
So wenig wir unserer ScitS daher dem Wunsche entgegen zn treten vermögen, daß dem Standbilde Schillers der Standpunkt unverändert er halten werde, der ihm am 10. November 1859 in dem Act der feierlichen
Grundsteinlegung
symbolisch
zugeeignet
ward,
so
wenig
können
wir
auf der andern Seite den vollgültigen Anspruch verkennen, der seitdem iin
Namen deutscher Dankbarkeit und Gerechtigkeit dafür laut geworden ist, daß dem Standbilde Schiller's ans dem Dorplatze unseres Schauspielhauses das Standbild Goethe's zur Seite trete.
Wir gehen bei der Begründung dieses Anspruchs nicht von der Meinung aus, daß die seltene Gemeinschaft, die während der Schlußperiode des Schiller'schen Lebens Goethe und Schiller so fest und segensreich mit einander
verbunden hat, unter allen Umständen und zu jeder Zeit zu vereinigten Ehren für Beide führen müsse.
Namentlich glauben wir nicht, daß das
Jubelfest des 10. November 1859, sofern es durch die Grundsteinlegung zu einem Standbildc Schillcr'ö seine besondere Weihe empfing, mit einer Nachfeier für den 28. August 1849 durch Errichtung auch eines Standbildes
für Goethe nothwendig zu verbinden gewesen. Aller Gemeinschaft unbeschadet stehen Schiller und Goethe in eignem Werth und in dem Reichthum ihrer besonderen Vorzüge so selbständig und von einander unabhängig da,
daß
fie auch zu ihrer äußern Verherrlichung Einer des Andern nicht bedürfen.
Wenn daher in der hier am 10. November 1859 erfolgten Grundsteinlegung für das Schiller-Standbild eine Eigenschaft des Schiller'fchen Geistes hätte
gefeiert werden sollen» die diesem allein oder vorzugsweise eignete, und wenn
diese Absicht aus der zur Grundsteinlegung erwählten Lokalität irgendwie
erkennbar geworden wäre, so würden auch wir der Ansicht sein, daß das Standbild Schillers in der Ausschließlichkeit seiner Ehre erhalten, daß davon
abgestanden werden müße, ihm hier ein Standbild Gocthe'S zur Seite zu
stellen.
Wo aber der Grundstein zu dem Standbilde Schiller's am Tage
seines Jubelfestes wirklich gelegt worden ist, auf dem Vorplatze des Schauspielhauses, da kann und wird Schiller zunächst immer nur in seiner Bedeutung als dramatischer Dichter aufgcfaßt werden, und daö Verhältniß, das ihn in dieser Eigenschaft mit seinem großen Freunde verbunden hat,
sein unüberwindliches Recht behaupten.
Eine Ehre, die deutsche Herzen und
Hände dem Schöpfer des Don Carlos, des Teil, des Wallenstein darbringen,
ist ihrer innersten Natur nach untrennbar von der Darbringung einer gleichen Ehre für den Schöpfer des Faust, deö Egmont, deö Götz von Berlichingen.
Was immer sie sonst von einander geschieden, in diesen und andern ver wandten Meisterwerken deutscher Kunst stehen Schiller und Goethe vor den
Augen der Welt und dem Stolz und Pflichtgefühl deö eigenen Volkes mit
vereinigten Ansprüchen da, hier sind sie im höchsten Sinne des Wortes
3 Freunde und Brüder, hier repräsentiren sic denseben Ruhm, und fordern und verdienen dieselbe Ehre. Darum also, daß das Standbild Schiller's auf dem Vorplatze des
Schauspielhauses die Stelle unverändert behalte, die ihm dort in Mitte der Freitreppe am 10. November 1859 zuzewiesen worden ist, und daß sich ihm
auf demselben Platze daS Standbild Goethe's anschließe, darum werde dort
neben dem Standbilde Schiller's nicht blos das Standbild Goethe's, sondern auch das Standbild Lessing's anfgerichtet, werde Schiller's Standbild,
als der bleibende Mittelpunkt einer herrlichen Dreizahl, dort von den Standbildern Goethe's und Lessings beiderseitig ein
geschlossen. WaS kann dicsein Vorschlag cntgegenstehe»? Ist Lessing unwürdig, dort
mit Goethe die Verherrlichung Schillers zu theilen, oder muß überhaupt darauf verzichtet werden, für ein Standbild Lessing's nachfolgend ähnliche Mittel zu erlangen, wie sie für daö Schiller-Standbild längst gesichert sind, und für das Goethe-Standbild in naher Frist gesichert scheinen?
Welche Tugenden deö Menschen und des Schriftstellers sprechen wir in
dem Namen Lessing ans! Welches reine, schöne, mitfühlende Herz, welche unerschütterliche Wahrhaftigkeit, welcher rastlose Fleiß, welcher unbeugsame, nie capitnlircndc Stolz und Zorn gegen daö Schlechte und Bose! Ist je
ein Bekenntniß durch That und Leben mehr bewährt worden, als uns der große Mann in diesen unvergänglichen Worten hinterlassen hat: „Nicht die
Wahrheit, in deren Besitz irgend ein Mensch ist, oder zu sein vermeint, sondern die aufrichtige Mühe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit
zu kommen, macht den Werth des Menschen.
Drnn nicht durch den Besitz,
sondern durch die Nachforschung der Wahrheit erweitern sich seine Kräfte,
worin allein seine immer wachsende Vollkommenheit besteht.
Wenn Gott
in seiner Rechte» alle Wahrheit und in seiner Linken den einzigen immer
regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zuatz, mich immer und ewig
zu trreit, verschlossen hielte, und spräche zn mir: wähle! Ich fiele ihm in Demuth in seine Linke
und sagte: Vater gieb! die reine Wahrheit ist ja
doch nur für dich allein!" Und was gab ihm Gott, und wie hat er diese
Gaben für sein Volk und für die Welt verwandt! Wahrlich, Schiller und Goethe stehen uns beide sehr hoch, aber so hoch stehen sie uns nicht, daß wir Lessing in irgend einem Betracht für unwürdig hielten, hier in gleicher öffentlicher Ehren-Auszeichnung mit ihnen gefeiert zn werden.
Was war
Deutschland vor Lessing und was ist es zumeist durch ihn geworden? Von
wie viel Ungeschmack und Rohheit hat er uns befreit, wie viel Uebermuth,
Anmaßung, Lüge und Scheinheiligkeit hat er gebeugt und zu Schanden ge macht? Wer stürzte den Götzendienst des falschen Klassizismus und führte 1"
4 »ns zu der Natur und Wahrheit der Kunst zurück? Was haben auch Schiller und Goethe ihm zu danken? Unter welchen Erschwerungen hat er, ihnen
vorschreitend, in Sprache und Erkenntniß die Bahnen gebrochen? Selbst auf dem Gebiete dramatischer Schöpfungen: wer von Allen, die ihm bisher gefolgt sind, hat so sehr wie er verdient, neben Schiller und Goethe verehrt
zu werden? Seine Minna von Barnhelm, seine Emilia Galotti, sein Nathan der Weise:
was bedarf es mehr, als auf diese unversiegbaren Quellen
deutscher Herzens- und Seelen-Stärkung hinzuweisen, um für den, der sie nns erschlossen hat, der Ehrenstelle an der Seite Schiller's gewiß zu fein?
Und wenn er diese Ehrenstelle verdient, kann der Wille, können die
materiellen Mittel mangeln, sie ihm zu gewähren, — ihm, dem edlen deutschen
Manne, der bei allen seinen Geistesgaben kühn wie Schiller hätte sagen dürfen, „den Schriftsteller überhüpfe die Nachwelt, der nicht mehr werth
war, als seine Werke", — dem großen Vorkämpfer für Humanität und Glaubens-Duldung, dem sich im ganzen Daterlande nnd weit über dessen Grenzen hinaus so Viele nah verbunden und tief verpflichtet wissen?
Andere dankbare Städte deS Vaterlandes, Stuttgart, Frankfurt a. M.,
Braunschweig sind mit der Errichtung der einzelnen Standbilder Schiller's, Goethe's, Lessing's, vorangegangen. Dann wurden auf dem geweihten Boden Weimar'ö die Standbilder der beiden Ersten zu Einer Gruppe verbunden.
Welcher neue Gewinn, nun in der Meropole deutscher Kunst und Wissen
schaft, hier, wo Lessing lebend und wirkend Freundschaft und Liebe fand, und unter günstigeren Sternen vielleicht eine zweite Heimath gefunden hätte,
sein Standbild mit den Standbildern Schiller's und Goethe's zu einem
würdigsten Ganzen und zum dauernden Genufle vieler nachkommenden Ge schlechter, harmonisch zu vereinigen! Das ist der Vorschlag, den wir baldgeneigter Prüfung empfehlen, da er zu spät kommt, wenn die bisher bloß aus die Errichtung zweier
Standbilder berechnete Ausschmückung des Vorplatzes unseres Schauspiel hauses, in unverändertem Vollzug dieser Berechnung, zur thatsächlichen Aus
führung gelangt.
Die Errichtung eines dritten Standbildes ist dann nach
Gesetzen symmetrischer Nothwendigkeit ohne die Hinzunahme noch eines vierten Standbildes auf dem Schauspielhaus-Platze überhaupt nicht mehr
gestattet, oder, was in dem zu befürchtenen Resultate dasselbe, die Aussicht ist unwiederbringlich verloren oder doch auf's Höchste gefährdet, daß sich den
Standbildern Schillers und Goethe's das Standbild Lessings künftig hier
anreihe. Wird dagegen jetzt diese Aussicht erhalten, so kann die Ausführung sowohl des Schiller- als des Goethe-Standbildes jeden nächsten Augenblick
ihren Fortgang nehmen, ohne
durch
den nachfolgenden Hinzutritt deS
— Lessinz - Standbildes
in
irgend
5
—
einer Weise
behindert oder
aufgehalte»
zu sein. Das Lessing-Standbild schließt sich dann hier spater seinem Mittelpunkte, dem Schiller-Standbilde, eben so zustimmend an, wie an einer andern Stelle
die späteren Standbilder Aork's und Gneisenau's das frühere Standbild Blücher's umschlossen und verherrlicht haben.
Einigen wir uns denn, so lange es noch Zeit ist, die Möglichkeit dieses
Anschlusses einer näheren oder fernern Zukunft ungeschmälert zu erhalten, in der gemeinsamen Hoffnung und Zuversicht, daß die Mahnung Goethe's,
die sich in der Verherrlichung Schiller's nun so schön erfüllt,
Lessing hier zur Wahrheit werde:
So feiert Zhnl Denn ivaS dem Mann das Leben Rur halb ertheilt, soll ganz die Nachwelt geben.
auch
für
Nr. II.
Schreibe» des Dr. Brandiö an den Präsidenten
Dr. Simson.
Vom 5
Mai 1861.
Ihre Majestät die'Königin haben mich beauftragt, Ihnen hochgeehr
tester Herr Präsident, mitzntheilen, daß ANerhöchstdieselben des Ober-Tribnnalsrath Bloemer Vorschlag, das Standbild Schiller's dort aufzustellen, wo der Gnindstcin einmal gelegt, und zu seiner Rechten und Linken
Goethe's und Lessing's Monumente zu errichten, sehr angemessen finden und für den Fall dieser Plan zur Ausführung käme, für Lefsing's Denkmal
denfelben Beitrag ans Allerhöchst Ihrer Schatulle anssctzen wollen, welchen
die Allergnädigste Herrin zur Errichtung der beiden übrigen Denkmäler
bereits gewährt hat. Genehmigen Sic, hochgeehrtester Herr Präsident, den Ansdnick meiner
vorzüglichsten Hochachtung, mit der ich die Ehre habe zu verharren Berlin, den 5. Mai 1861.
Ihr ganz ergebenster Dr. Brandis.
An
den Präsidenten des Hauscö der Abgeordneten, Obcr-Appcllations-Gerichtö-Vicc-Präsident, Herm Dr. Simson
Hochwohlgeboren Hier.
*) Abgedruät in den hiesigen Blättern nach der Veröffentlichung der Aller höchsten Cabincts-Ordrc von» 6 November 1861. (Nr. XII.)
Nr. III. Schreiben des Geheimraths Dr. Johannes Schulze an den
Obertribunalsrath Vloemer. Vom 6. Juli 1861.
Mein verehrter Freund!
Auf dem Wege nach meiner Wohnung begegnete mir der zeitige Rektor
der Universität und richtete an mich die Frage, woher ich schon in so früher Stunde komme.
Ich beantwortete seine Frage, indem ich von der Veran
lassung, dem Zwecke und dem vorläufigen Beschlüße unserer heutigen Zu
sammenkunft das Erforderliche mittheilte.
Herr Twcsten erkläre hierauf,
daß der von uns zu machende Venuittluugs-Vorschlag von Anfang an auch
der seinigc gewesen.
Diese Erklärung gab mir Muth ihn zu fragen, ob er
geneigt sei, sich bei den weiteren Schritten in dieser Angelegenheit zu bcthciligen und zu dem Ende unserem an das Schiller- und das Göthc-Comito zu richtenden Schreiben seine Zustimmung zu geben.
Herr Twcsten bejahte
diese Frage und versprach mir, sich am nächsten Mittwoch um 6 Uhr in
der Königl. Bau-Akademie cinfindcn zu wollen.
Ich habe mich verpflichtet
gehalten, Sic verehrter Freund, von diesem Versprechen des Herrn Twesten, an welchm wir einen allgemein geachteten ordentlichen Professor der pro
testantischen Theologie als Mitkämpfer für Lessing'ö Denkmal gewinnen, ganz ergebcnst in Kenntniß zu setzen, indem ich zugleich die Hoffnung hege,
daß Sie und die übrigen Herren Mitglieder unserer heutigen Versammlung meine an den Herrn Twestcu gerichtete Frage und seine deöfallsige zusagende
Antwort billigen werden. Berlin, den 6. Juli 1861. Morgen? 11 Uhr.
Herzlich ganz der Ihrige
Dr. I. Schulze, Kupfergraben Nr. 6.
An den Herrn Obertribunalsrath Blocmer, Hochwohlgeboren.
Hier.
8
Nr. IV.
Einladung an die Mitglieder des Schiller- und des Goethe-Eomito zur Theilnahme an einem zu bildenden 8esfing-Comit6 im Sinne der „drei Dichter-Standbilder in Berlin".
(Nr. I.)
Vom 10. Juli 1861.
P. P. Wir erlauben
daß wir uns
in
uns
Ihnen
hiermit
Uebereinstimmung
mit
ganz
ergebens!
einem • unlängst
anzuzeigen, bekannt
ge
wordenen Vorschläge zu vorbereitenden Schritten für die Errichtung eines Lessing-Standbildes in Berlin, zur Seite des künftigen
bildes, aus dem Vorplatze des Königlichen
Schiller-Stand
Schauspielhauses, heute ver
einigt haben. Wir hoffen dadurch zu dem angestrebten doppelten Zwecke mitzuwirken, daß das vaterländische Fest des 10. November 1859 für unsere Stadt un
getrübt und gesegnet bleibe, und daß die Dankbarkeit des gesammtm Deutsch
lands
und in
erhöhtem Maaße Preußens und Berlins hier auch dem
Deutschen Schriftsteller gerecht werde, der in der Macht und Unvcrgänglichkeit seiner Einwirkung auf die Bildung und den Geist der Natton von
Schiller und Goethe nicht zu trennen ist, sondern mit ihnen jene unerreichte Dreizahl bildet, die das größte Verdienst und den höchsten Ruhm unserer Literatur in sich zusammenfaßt.
Wir begleiten diefe Anzeige mit dem Wunsche, daß es Ihnen genehm
sein möge, sich uns zur gedeihlichsten Förderung dieses Zweckes baldgefälligst anzuschließen und gemeinschaftlich mit uns an der demnächstigen Beschluß
fassung über die Bildung und Constituirung eines Lessing-Comits wirksamen Theil zu nehmen.
Denselben Wunsch richten wir gleichzeitig mit diesem an die verehrten Mitglieder des Goethe- (Schiller-) Somit«.
9 Ihre zustimmende Erklärung würden wir an den mitnnterzeichneten
Dr. Parthey gelangen zu lassen bitten. Berlin, den 10. Juli 1861.
Hochachtungsvoll Bloemer, Obertribunalsrath. Geh. Ober-Justizrath.
richts-Assessor.
Dr. Droysen, Professor.
Hübener, Ober-Bau-Director.
Friedländer
Lessing,
Ge
Dr. G. Parthey, Mitglied der Akademie der Wissen
schaften. Dr. von Raumer, Professor.
Schüller, Geh. Ober Post-Rath.
Dr. Johannes Schulze, Wirklicher Geh. Ober-Regierungs-Rath.
Dr. A.
Twesten, Professor, zeitiger Rector der Universität. Dr. M. Veit, Stadt
verordneter.
von Webern, General-Lieutenant a. D.
An
die Herren Mitglieder des Schiller- und Goethe-Comitv,
Hier.
10
Nr. V.
Mittheilung an den Stadt-Magistrat die beabsichtigte Bildung
eines Lessing-Comite (Nr. IV.) betreffend.
Vom 10. Juli 1861.
Einem verehelichen Magistrat
geben wir uns die Ehre ganz ergebenst anzuzeigcn, daß wir uns, in Ueber einstimmung mit einem unlängst bekannt gewordenen Vorschläge zu vor bereitenden Schritten für die Errichtung
eines Lessing-Standbildes in
Berlin, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes aus dem Vorplatze des Königlichen Schauspielhauses, vereinigt haben. Lessings Antheil an Allem, was unsere Nation in Geist und Wahrheit
aufgerichtet und veredelt hat, ist eben so unschätzbar als unvergänglich, und wenn das dankbare Vaterland jetzt in dieser deutschen Hauptstadt für
Schiller und Goethe die verdienten Ehrcndenkmale gründet, so wird es Lesstng's nicht vergessen wollen; namentlich wird dies Preußen nicht, das
er in seinem großen Könige verherrlichte,
namentlich wird dies Berlin
nicht, das er so sehr liebte und dem dauernd anzugehören der Wunsch seines Lebens war.
Indem wir zu geneigter Kenntnißnahme in der Anlage die Mitthei
lung beifügen, die wir an die Mitglieder des Schiller- und des GoetheComite'ö gelangen lassen, zeichnen wir, in Zuversicht und Verehrung.
Bloemer.
Friedlaender, Geh. Ober-Justizrath.
Hübencr, Ober-
Baudirektor. Lessing, Gerichts-Assessor. Dr. G. Parthey, v. Raumer.
Schüller, Geh. Ober-Postrath. Dr. I. Schulze, Wirk!. Geh. Ober-R.-R.
Dr. A. Twesteu, Professor,
v. Webern, General-Lieutenant a. D.
Berlin, 10. Juli 1861. An
den verehrlichen Stadt-Magistrat. Zu Händen des Herm Ober-Bürger
meisters, GeheimenOber-RegierungsRaths Krausnick Hochwohlgeboren, Hier.
11
Nr. VI. Mittheilung an
die
Stadtveroidneten-Versammlung die beab
sichtigte Bildung eines Lessiug-Comite (Nr. IV.) betreffend.
Vom 10. Juli 1861.
Der verehrlichen Stadtverordneten-Versammlung beehren wir unS
ganz ergebens! anzuzeigen, daß wir und, in Uebereinstimmung mit einem unlängst bekannt gewordenen Vorschläge, zu vorbereitenden Schritten für
Errichtung eines Lessing-StandbildeS in Berlin, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes auf dem Vorplätze des Königlichen Schanspielhanseö,
vereinigt haben.
Wir hoffen dadurch demselben patriotischen Unternehmen,
welches in der verehrlichen Versammlung bereits eine erste geneigte Jnbe-
trachtnahme gefunden hat, einen Dienst z» leisten, indem wir in einiger Weise dazu beizutragen suchen, daß ein Akt der vaterländischen Dankbarkeit in dieser deutschen Haupfftadt zugleich ein Act des Friedens und der ge
meinsamen Freude werde. Indem wir zu geneigter Kenntnißnahme in der Anlage die Mitthei
lung zufügen, die wir an" die Mitglieder des Schiller- und des Goethe-
ComitöS gelangen lassen, zeichnen wir Berlin, den 10. Jnli 1861.
hochachtungsvoll
Blocmer, Ober-Tribunalsrath. Geh. Ober-Justizrath.
richts-Affessor. Postrath.
Dropsen, Professor.
Hübener, Ober-Bau-Direktor.
Dr. G. Parthey,
Dr. I. Schulze.
v. Raumer.
Dr. A. Twesten, Lieutenant a. D.
An
die verehrliche Stadtverordneten-Versammlung. Zu Händen ihres Vorstehers Herrn Lüttig.
Hier.
Friedlaender,
Lessing, Ge-
Schüller, Geh. Oberv. Webern, General-
12
Nr. VII.
Anzeige an den Unterrichts-Minister v. Bethmann-Hollweg
und den Minister des Innern, Grafen v. Schwerin, die beab
sichtigte Bildung eines Lessing-Comit^ (Nr. IV.) betreffend.
Bom 10. Juli 1861.
Euer Excellenz beehren wir uns gehorsamst anzuzeigen, daß wir uns in Uebereinstimmung
mit einem unlängst
bekannt
gewordenen Vorschläge zu
vorbereitenden
Schritten für Errichtung eines Lessing-Standbildes in Berlin, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes auf dem Vorplatze des Königlichen
Wir hoffen dadurch zur Förderung
Schauspielhauses, vereinigt haben.
eines Unternehmens beizutragen, welches die Dankbarkeit des Vaterlandes und besonders Preußens und dieser Hauptstadt zu seiner Legitimation hat,
und das wir daher sowohl um seiner selbst als um des Friedens willen, der bereitwilligen und wirksamen Inschutznahme Euer Excellenz auf das
Beste empfohlen wissen. Unsere Mittheilungen an den hiesigen Magistrat, die Stadtverordneten-
Versammlung und die Mitglieder des Schiller- und des Goethe-Comite's er
lauben wir uns zu hochgeneigter Kenntnißnahme in den Anlagen beizufügen. Berlin, 10. Juli 1861.
Bloemer, Ober - Tribunalsrath. Geh. Ober-Justiz-Rath. richts-Assessor.
Droyfen, Professor.
Hübener, Ober-Bau-Director.
G. Parthey, Dr.
v. Raumer.
Friedlaender,
Lessing, Ge
Schüller, Geh. Ober-
Postrath. Dr. I. Schulze, Wittlicher Geh.O.-R.-Rath. Dr. A. Twesten,
Professor,
v. Webern, General-Lieutenant a. D.
An Seine Excellenz
den Minister der Unterrichts-, geist lichen und Medicinal-Angelegenheiten, Herrn von Bethmann-Hollweg,
hier.
den Minister des Innern, Herrn Grafen von Schwerin. Hier.
13
Nr. VIII. Anzeige an den Polizei-Präsidenten von,Winter, sichtigte Bildung
eines kefsing-Comitö
(Nr. IV.)
die beab betreffend.
Vom 10. Juli 1861.
Euer Hochwohlgeboren beehren wir uns ganz ergebens! anzuzeigen, daß wir uns, in Ueberein stimmung mit einem unlängst bekannt gewordenen Vorschläge zu vorberei tenden Schritten für Errichtung eines Lessing-Standbildes in Berlin, zur
Seite des künftigen Schiller-StandbildeS auf dem Vorplatze deS Königlichen Schauspielhauses, vereinigt haben. Unsere desfallsigen Mittheilungen an den Stadt-Magistrat, die Stadt-
verordneten-Versammlung und die Mitglieder des Schiller- und des Goethe-
Comites sind zu geneigter Kenntnißnahme in den Anlagen beigefügt.
Berlin, 10. Juli 1861. Hochachtungsvoll
Bloemer.
Friedlaender.
G. Parthey.
Schulze,
Dr. v. Raumer.
Lesfing,
Gerichts - Affeffor.
Wirklicher Geh. O.-R.-Rath.
Dr. A. Twesten, Professor,
v. Webern, General-Lieutenant a. D. An
den stellvertretenden Polizei-Präsidenten, Herrn Geh. Regierungsrath v. Winter. Hochwohlgeboren.
Hier.
Hübener.
Schüller, Geh. Ober-Postrath. vr. I.
14
Nr. IX.
Erklärungen auf die Einladungen sub IV. Vom 12. Juli Lis 11. August 1861.
Auf die gütige Aufforderung vom 10. d. erkläre ich mich gerne bereit,
bei der Bildung eines Lessing-Comite Theil zu nehmen, würde jedoch mir den Rath erlauben, die Verhandlungen erst nach dem 18. d. einzuberusen, da Donnerstag, den 18. eine Sitzung der betreffenden Abgeordneten der Stadt mit uns und dem Gbethc-Comite stattfindet, welche mnthmaßlich entscheidend ausfallen dürfte.
Ich selbst werde in dieser Sitzung zunächst
den bisher gehaltenen Standpunkt in Betreff Schillers festhalten, demnächst aber die Trias dnrchzubringen suchen. Berlin, den 12. Juli. 1861.
Hochachtungsvoll und ergebenst O. Lindner. (Mitglied bed Schiller Comitv)
Verehrter Herr College! Durch das
gefällige Schreiben der ausgezeichneten Männer,
znfammengetreten sind,
welche
um Lefsing'S Andenken würdig zu ehren,
mit
meiner Erklärung an Sie gewiesen, bitte ich Sie ergebenst, meine Ent schuldigung anznnehmen und bei den übrigen Herren zu vertreten.
Mein
Alter und mein Gesundheitszustand erlaubt mir nicht außer meinen Amts geschäften noch andere Verpflichtungen einzngehen, und Sie wissen selbst,
daß ich auch einen Theil der erster» abgewälzt habe, weil ich der Ruhe bedarf.
Haben Sie die Güte mich bestens zu entschuldigen.
Berlin, den 12. Juli 1861.
Mit aller Hochachtung und Ergebenheit
der Ihrige Böckh. (Mitglied des Goethe Gontite)
15 Hochgeehrter Herr Doctor! Auf das erhaltene Circular vom 10. d. welches zur Errichtung eines Lessing-Standbildes mitzuwirken
auffordert,
ist
es mir
eine besondere
Freude, meine zustimmende Erklärung ansfprechen zu können. Berlin, den 12. Juli 1861.
Mit aufrichtiger Hochachtung
Ihr ganz ergebener I. Guttentag.
(Mitglied des Goethe-Comi!«)
Auf das sehr gefällige Schreiben vom 10. d. M. beeile ich mich den hochgeehrten Herren Unterzeichnern ganz ergebcnst zu erwidern, daß ich
dem angestrebtcn Zwecke, der Errichtrmg eines Lessing-Denkmals, meine
geringen Kräfte um so bereitwilliger zur vollen Disposition stelle, als ich
darin das vielleicht einzige Auökltnftsmittel erblicke, den unerwünschten Differenzen über die Aufstellnng der Schiller- und Goethe-Statuen ein be
friedigendes Ziel zu setzen und als ich in diesem Sinne, veranlaßt durch die glückliche Brochure: „Drei Dichterstandbilder in Berlin" schon unter dem 23. Mai d. I. einen bezüglichen Antrag an die städtischen Behörden
gerichtet habe. Sonach einer weiteren Veranlassung mit Vergnügen entgegensehend,
habe ich die Ehre mit vollkommenster Hochachtung mich
zu unterzeichnen
Berlin, den 12. Juli 1861. ganz ergebens! Dr. Woeniger.
(Mitglied des Goethe Comitö.)
Sehr geehrter Herr!
Auf Veranlassung des provisorischen Comite für Errichtung Lessing-Denkmals, habe ich die Ehre ganz ergebcnst zu bemerken, mit besonderen Vergnügen der an mich
eines
daß
ich
gerichteten Aufforderung nachzü-
kcmmcn gedenke, wenn die damit gleichzeitig angestrebtc Einigung bezüglich
16 der Errichtung eines Schiller-Denkmals — wie nicht anders gehofft werden darf — auch thatsächlich erreicht wird. Berlin, den 15. Juli 1861. Mit besonderer Hochachtung
Euer Wohlgeboren
ganz ergebenster Leonor Reichenhaim.
(Mitglied des Schiller-Comite.)
In Folge der mir mitgetheilten Zuschrift in Bezug auf die
Absicht
für ein Standbild Lessings in Berlin neben dem Schillers zu wirken, bin
ich gern bereit, mich den Bemühungen zu diesem Zweck anzuschließen. Mit auszeichnender Hochachtung
ganz ergebenst
F. W. Gubitz. (Mitglied deS Goethe-Comits.)
Sehr verehrter Herr Doctor!
Es ist mir die ehrenvolle Auffordemng zu Theil geworden,
an der
Beschlußfassung über die Bildung und Constituirung eines Lessing-Comits Theil zu nehmen.
Wie es gewünscht wurde, verfehle ich nicht,
hierdurch meine Bereit
willigkeit dazu mit großem Vergnügen Ihnen, sehr
verehrter Herr,
kund
zu thun, und will nur wünschen, daß daffelbe nicht zu spät geschehen sei,
eine Anfangs vorigen Monats angetretene Reise, von der ich erst am vor gestrigen Abend zurückkehrte, trägt aber die Schuld davon, weshalb ich mich
gütigst zu entschuldigen ganz gehorsamst bitte.
Erlauben Euer Hochwohlgeboren mir zugleich mit dem Ausdruck aus
gezeichnetster Derehmng mich zu nennen Berlin, den 11. Angust 1861.
Euer Hochwohlgeboren ganz ergebenster
F. W. Jähns. (Mitglied dcs Gocthe-Comite)
17
Nr. X.
Instrumentum pacis. d. d. Berlin, den 18. Juli 1861. Verhandelt, Berlin den 18. Juli 1861.
Gegenwärtig Ware»
A. Von der städtischen gemischten Deputation: der Herr Stadtrath Dr. Woeniger, als Vorsitzender, der Herr Stadtrach Dr. Noht,
die Herren Stadtverordnete«: Geheimer Sanitätsrath Dr. Breßler, Amtmann Seidel, Professor Dr. Virchow, Kaufmann Elster,
Verlags-Buchhändler Guttentag.
B. Vom Schiller-Comite:
Herr Redacteur Dr. Lindner, Herr Commerzien-Rath Reichenheim. 0. Vom Goethe-Comite:
Herr Ober-Tribunalsrath Bloemer, Herr Professor Dr. Maercker, Herr Gymnastal-Director August, Herr Pwfeffor und Bildhauer Wredow, Herr Kaufmann Jacques Meyer. In der Angelegenheit,
betreffend das Schiller-Denkmal,
hatte die
Stadtverordneten-Versammlung unter dem 20. d. I. den Beschluß gefaßt:
den Magistrat zu ersuchen, nochmals eine Berathung in der schon früher ernannten gemischten Deputation, unter Zuziehung des Schillerund Goethe-Conntös, so wie unter Benutzung des jetzt vorliegenden
Materials, zu veranlassen,
um dadurch, wenn möglich, eine Einigung der obschwebenden Differenzen herbeizuführen. Der Magistrat war diesem Beschlusse beigetreten und stand für die
Deputations-Berathung heute im Berlinischen Rathhause Termin an, zu welchem, sowohl die Mitglieder der städtischen Deputation, als des Schiller2
18 In Folge
und Goethe-Comites ordnungsmäßig Einladung erhalten hatten.
derselben waren die nebenbezeichneten Personen erschienen, und übernahm,
in Abwesenheit
des Bürgermeisters
Herrn Hedemann,
Stadtrath Dr. Woeniger, auch den Vorsitz.
der Referent,
Der Vorsitzende eröffnete
die Berathung mit einem ausführlichen Vortrage über die gegenwärtige
Lage der Angelegenheit.
Er begann mit einer historischen Darstellung der
Bildung des Schiller- und des Goethe-Comites und entwickelte dann die Conflicte,
in welche Beide dadurch gerathen feien, daß jedes Comite auf
seinem behaupteten formellen Rechte beharrte, während doch diese formellen Rechte ohne Weiteres nicht neben einander bestehen könnten. Würde unter diesen Umständen nur übrig geblieben sein, eine diktato
rische Entscheidung der Staatsgewalt
cmzurufen,
so
habe
doch Seine
Majestät der König, von der wohlwollenden Absicht geleitet, in eine freu dige und gehobene Bewegung keinen Mißton kommen zu laffen, den drin genden Wunsch ausgesprochen, eine ftiedliche Verständigung herbeigeführt zu sehen.
Diesen Wunsch mit aller Lebhaftigkeit zu unterstützen,
hätten
die städtischen Behörden für ihre Pflicht gehalten, zumal sich jetzt ein Aus
kunftsmittel darbiete, welches die großen Vortheile in sich
vereine, die
Wünsche beider Comites vollständig ausführbar zu machen, ohne einem von
ihnen ein principielles Opfer anznsinnen.
Das Auskunstsmittel liege in
dem Vorschläge: dem Schiller- und Goethe-Denkmal noch ein Monument für Lessing
hinzuzufügen und alle drei Monumente gemeinsam auf dem Gensdarmenmarkt zu errichten, so zwar,
daß Schiller auf feinem Grundstein
verbliebe, die andem beiden Statuen aber ihm zur Seite träten. Dieser zuerst in einer kleinen Flugschrift aufgetauchte Vorschlag sei von
ihm, dem Vorsitzenden, in einem beiliegenden Anträge vom 23. Mai d. I.*) weiter motivirt und dem Magistrat mit dem Ersuchen überreicht worden: dadurch eine allseitig befriedigende Erledigung
in kürzester Frist ent
gegen zu führen.
Es bilde dieser Anttag wesentlich das — wie Eingangs bemerkt —
von der Stadt-Verordneten-Versammlung angedeutete „jetzt vorliegende Ma
terial" und es solle darüber nunmehr die Debatte eröffnet werden.
Der
Vorsitzende schloß mit der Bemerkung, die Verwirklichung dieser schönen
und glücklichen Idee tigste Mittel,
eines Drei-Statuen-Projects sei zweifellos das kräf
alle Differenzen mit einem Schlage zu lösen,
sie werde
den hohen und edlen Intentionen Seiner Majestät des Königs Rechnung tragen,
das gejammte Publicum mit Befriedigung
) S. 31.
erfüllen und unserer
19 Stadt ein neues öffentliches Denkmal sichern, mit dessen Errichtung man vielleicht schon zu lange gezögert. Es begann nun eine lebhafte und ausführliche Debatte, in welcher
zunächst der allgemeine Gedanke eines Drei-Statuen-Projects nach allen
Seiten für und wider erwogen wurde, jedoch in sehr überwiegender Mehr heit sich einer entschiedenen Billigung zu erfreuen hatte.
Hierauf traten
die Mitglieder der verfchiedenen Comitös mit ihren Erklärungen hervor.
Die Vertreter des
Schiller-Comites,
die Herren Commerzienrath
Reichenheim und Redacteur Dr. Lindner erklärten Namens ihrer Committenten: Allerdings sei es ihnen unmöglich, freiwillig von dem Verlangen
zu weichen, daß das Schiller-Denkmal seinen Grundstein und damit den Hauptplatz vor der großen Freitreppe auf dem Gensdarmenmarkt
Die gebotene Rücksicht auf die Committenten, die eigene
hehalte.
Ehre und besonders die früheren Allerhöchsten Anordnungen,
auf
welche hin sie bereits enie weitere Allerhöchste Entscheidung beantragt hätten,
geböten ein solches Beharren.
Werde jedoch Seitens des
Goethe-Comites daran festgehalten, für Goethe ebenfalls ein Denkmal
auf dem Gensdarmenmarkt zu errichten, sei dazu gleichfalls die Aller höchste Zustimmung ertheilt und lasse sich dieser Plan unläugbar durch
das Lessing-Project am Geeignetsten verwirklichen, so seien sie bereit,
mit Entschiedenheit auch für Letzteres
einzutreten.
Ihre Anträge
gingen daher dahin, mit der Aufstellung der Schiller-Statue sofort vorzugehen, hiernächst könne das Goethe-Comit« sich ihrer thätigsten
Theilnahme und persönlichen Mitwirkung fiir die Errichtung des
Goethe-Denkmals versichert halten und endlich würde man sich mit vereinten Kräften der schnellsten Verwirklichung der Lessing-Statue zuwenden.
Sollte es außerdem bei diesem Drei-Statuen-Project etwa
aus ästhetischen
oder
anderen Gründen nöthig
werden,
daß der
Schillerstein in derselben Linie um etwas vorgerückt werde, so erkläre
das Schiller-Comit« auch dazu seine Zustimmung, sofem der Grund stein nur die Mitte des Platzes vor der großen Freitreppe behielte.
Hierauf ließen die Vertreter des Goethe-Comites r die Herren Ober-
Tribunals-Rath Bloemer, Professor Dr. Maerker, Director August,
Wredow und Kaufmann Meyer sich folgendermaßen vernehmen: Sie hätten allerdings zunächst von ihren Committenten den Auf trag, dahin zu wirken, daß das Schiller-Comit« sich bereit finden lasse, im Interesse der Kunst und Aesthetik nicht auf seinem Grund
stein zu beharren, vielmehr soweit rechts oder links damit zur Seite 2*
20 zu rücken, daß Goethe neben Schiller gestellt werde, denn nur dann
glaube das Goethe-Comits seine Aufgabe „Goethe in Verbindung mit
Sollte jedoch das
Schiller" ein Denkmal zu setzen, vollständig gelöst.
Schiller-Camit« es
entschieden von der Hand weisen, in solcher Art
dem Goethe-Comits entgegen zu kommen und dadurch eine mehr den Gesetze« der Symmetrie entsprechende Aufstellung Goethes zu ermög lichen, dann habe das Goethe-Comits beschlossen, dem Drei-StatuenProject ebenfalls in der Weise beizutreten, daß neben Schiller außer
Goethe auch Lessing gestellt und so. eine friedliche Einigung der bis
herigen Differenzen herbeigeführt werde. Nachdem die Mitglieder des Schiller-Comitss ihre bestimmte Weige rung wiederholt hatten, weitere Concessionen zu machen, als in ihrer obigen
Erklärung enthalten seien,
vereinigten sich die Mitglieder beider
Comites einstimmig in folgendem Beschluß:
die Mitglieder des Schiller-
und
des Goethe-Comites erklären
Namens ihrer Committenten einstimmig, daß sie in dem Vorschläge der Mitaufnahme des Lessing-Standbildes zu den auf dem Gensdarmen-
Markt projectirten Statuen Schillers und Goethes eine völlig befrie digende Einigung der bisher bestandenen Differenzen erkennen und
sich bereit erklären,
mit
allen Kräften für die Erreichung dieses
gemeinsamen Zieles einzutreten. Nachdem dieser Beschluß gefaßt war, traten die Mitglieder der städti schen Deputationen zu kurzer gesonderter Berathung über Werch und Be
deutung desselben für die städtische Verwaltung zusammen.
Das Ergebniß
dieser Besprechung wurde mit allen gegen 2 Stimmen in folgender Er klärung niedergelegt:
die stattgefundene Einigung der beiden Comitös als das glücklichste Auskunstsmittel bestandener Differenzen und als praktische Grundlage für die Ausführung der drei Statuen, je nach den bereitesten Mitteln,
den städtischen Behörden zur Annahme und.Förderung zu empfehlen. V.
11.
G. Städtische Deputation:
gez. Woeniger.
Bormann,
als Vorsitzender.
als Protokollführer.
Noht.
Seidel.
Guttentag.
Elster.
Das Schiller-Comits:
Dr. O. Lindner.
Reichenheim.
Das Goethe-Comits:
August.
Bloemer.
Meyer.
Aug. Wredow.
21
Nr. XI.
Jmmediat-Eingabe an Se. Majestät den König.
Vom 24. Zuli 1861.
Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König,
Allergnädigster König und Herr! Euer Königlichen Majestät
nahen sich die
allerunterthänigst-treugehorsamst Unterzeichneten
mit der
ehrfurchtsvollsten Bitte ihnen allergnädigst zu gestatten:
zur Bildung und Constituirung
eines Comitö für die Errichtung
eines Lessing-Standbildes in Berlin, auf dem Vorplatze des König lichen Schauspielhauses, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes, als des bleibenden Mittelpunktes der drei Dichter-Standbilder Lessing,
Schiller und Goethe, baldigst vorschreiten zu dürfen, und daß es
Euer Königlichen Majestät gefallen wolle, den Bestrebungen dieses Comite mit AllerhöchstJhrer Königlichen Huld und Gnade zugethan
zu sein. Sie erbitten dies von Euer Königlichen Majestät in" Ueberein
stimmung mit den
desfalls jetzt erfolgten Erklärungen des unter
Allerhöchstdero Schutz und Beistand hier bestehenden Schiller- und Goethe-Comite, tut Vertrauen auf die fördernde Geneigtheit der hie
sigen städtischen Behörden, im Glauben an das lebendige Dankgefühl
der deutschen, und in erhöhtem Maaße, der preußischen Herzen, vor Allem in der vollen, freudigen Zuversicht auf Euer Majestät eigenes Herz, worin unsere Zeit auch diejenigen Tugenden verehrt, gegen
deren Gegensätze Lessing einst seine nie genug zu preisenden Kämpfe führte. Wie für die Bildung und Veredlung des deutschen Geistes Lessing,
Schiller und Goethe mit vereinigten Kräften unvergänglich fortwir ken, so mögen auch ihre kunstverklärten Gestalten sich jetzt hier in
22
»»getrennten Ehren erheben, zur Freude deö Vaterlandes und zum neuen Ruhm und Schmuck dieser deutschen Hauptstadt.
Unter den heißen und einmüthigen Dankgebeten eines treuen Volkes
und in der tröstenden Gewißheit, daß über dem geheiligten Haupte des allverehrten und geliebten Königs die Hand der Vorsehung auch
ferner schirmend und segnend' walten werde, ersterben, der allergnädigsten Gewährung ihrer Bitte vertrauensvoll entgegenharrend, Berlin, 24. Znli 1861. in tiefster Ehrfurcht
Euer Königlichen Majestät
allerunterthänigst - treugehorfamste: Bloemer, Ober-Tribunalsrath,
Gustav Droysen,
Goethe-Comits.
Professor.
Mitglied des Goethe-Comits. Le
Coq, Kaufmann,
Friedlaender, Geheimer Ober-Justizrath. F. W. Gubitz,
Professor a. d. Königlichen Universität. Königlichen Akademie der Künste,
Comits.
des
Gosche,
Professor der
Mitglied des Goethe-Comits.
Gut-
Hübener, Ober-
tentag, Buchhändler, Mitglied des Goethe-Comits. Bandirector.
Johann
Mitglied
Ernst Kühn, Buchdruckereibesitzer, Mitglied des Goethe-
R. Lessing, Gerichts-Assessor p. p. c.
Mitglied des Central-Comits für Schiller. besitzer, Mitglied des Goethe-Comits.
Lindner, Dr. phil.,
JacqueS
Meyer, Fabrik
G. Parthey, Buchhändler und
Mitglied der Akademie der Wissenschaften, v. Raumer, Professor. Leonor Reichenheim, Commerzienrath, Mitglied des Central-Comits für Schiller.
Schüller, Geheimer Ober-Postrath, Mitglied des Goethe-Comits p. p. c. Dr. Johannes Schulze, wirklicher
Geheimer Obcr-Regierungsrath, Mit
glied des Goethe-Comits p. p. c.
Dr. Simsen,
lations-Gerichts-Vice-Präsident p. p, c.
Professor und Appel-
Dr. A. Twesten,
der Königl. Friedrich-Wilhelms-Universität.
Dr.
Professor an
Veit, Stadtverordneter
p. p. c. von Webern, General-Lieutenant a. D. Dr. Woeniger, Stadt
rath, Mitglied des Comits für Goethe und der städtischen Deputation für Schiller.
An
Seine Majestät den König
in Baden-Baden.
23
Nr. XII. Allerhöchste Cabinetsordre vom 6. November 1861.
Durch Allerhöchste Ordre vom 6. d. M. haben Seine Majestät der
König geruht mich zu beauftragen, Ew. Hochwohlgeboren und den übrigen Unterzeichnern der Jmmediat-Eingabe vom 24. Juli d. I. zu eröffnen, daß Seine Majestät die Bildung eines Comites zur Errichtung eines Stand
bildes für Lessing in Berlin, aus dem Vorplatze des Königlichen Schauspiel hauses, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes, Allergnädigst gestatten,
und dieses Comits Allerhöchst Ihrer Huld und Gnade versichern wollen. Von Vorstehendem ersuche ich Ew. Hochwohlgeboren
die übrigen
Unterzeichner der gedachten Jmmediat-Eingabe gefälligst in Kenntniß setzen
zu wollen. Berlin, den 8. November 1861.
Der Minister der geistlichen, Unterrichts
und Medicinal-Angelegenheiten
v. Bethmann-Hollweg. An
den Königlichen Obertribunalsrath, Herrn Blocmer, Hochwohlgeboren Hierselbst.
24
Nr. xni.
Schreiben des Dr. Brandts an den Obertribunalrath Bloemer.
Vom 12. November 1861.
Ihre Majestät die Königin haben mich beauftragt, Euer Hochwohl geboren die anliegende Summe von vierzig Ducaten als Allerhöchst Ihren
Beitrag zu den Kosten des Lessing-Monumentes, welches in Berlin errichtet werden soll, zu übersenden.
Mit dem Ausdruck der vorzüglichsten Hochachtung Breslan, 12. November 1861. Euer Hochwohlgeboren ganz ergebenster
Dr. Brandts, KabinetS-Secretair Ihrer Majestät der Königin. An
den Obertribunalsrath, Herrn
B l o e m e r, Hochwohlgeboren, Berlin.
‘25
Nr. XIV.
Erwiederung des Stadt-MagistratS auf die am 10. Juli 1861
an denselben gerichtete Mittheilung. (Nr. V.)
Dom 21. November 1861.
Unter dem 10. Juli d. I. sind wir von dem Herrn Ober-Tribunals-
rath Bloemer und Genoffen davon in Kenntniß gesetzt worden, daß Wohldieselben sich zu vorbereitenden Schritten für Errichtung eines Lessing-Stand
bildes in Berlin, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes ans dem
Vorplätze des Königlichen Schauspielhauses, vereinigt hätten. Es traf uns diese gefällige Anzeige gerade in einem Augenblick, als in
unserer eigenen Mitte der anderweit in die Oeffentlichkeit getretene Vorschlag, die bekannten Differenzen zwischen dem Schiller- und Goethe-Comite wegen
Ausstellung ihrer Statuen durch Hinzunahme eines Lessing-Denkmals zu schlichten, bereits ausgenommen war und lebhaft verhandelt wurde. *) Wir haben daher die Eingangs erwähnte Mittheilung mit lebhafter Genugthuung entgegen genommen und uns beeilt, dem Projekte eines Lessing-
Denkmals sowohl in den Unterhandlungen mit dem Schiller- und Goethe-
Comits, als mit der Stadtverordneten-Dersammlung und später in unseren, auf Gmnd dieser Unterhandlungen höheren Orts formirten Anträgen allen
Vorschub zu leisten. Als Belag hierfür fügen wir Abschrift unseres unter dem 30. Oktober
an den Herrn Minister für die geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten erstatteten bezüglichen Berichts,**) nebst allen Anlagen bei, deren
genauere Kenntniß auch für die weiteren Schritte in der Lessing-Angelegenheit von Wichtigkeit sein dürfte.
Wir haben nunmehr das Vergnügen, die verchrlichen Unterzeichner des
Schreibens vom 10. Juli d. I.
ergebens! zu benachrichtigen,
daß zufolge
hohen Erlasses des gedachten Herrn Ministers vom 8. d. M. von Seiner
Majestät dem Könige mittelst Allerhöchster Ordre vom 6. d. M. ans unsere Anträge huldreichst genehmigt worden ist: *) Anlage B. zu Nr. XIV. ") Anlage A. zu Nr XIV.
S. 31. L. 27.
26 1. daß den Denkmälern für Schiller und Goethe ans dem hiesigen
Gensdarmenmarkt noch ein Monument für Lefsing und zwar der gestalt hinzugefügt werde, daß das Standbild Schillers die Mitte des Platzes vor dem Schauspielhause behauptet, die andern beiden
Standbilder aber ihm zur Seite treten; 2. daß die Unterzeichner der unter dem 24. Juli an Seine Ma
jestät dm König gerichteten allerunterthänigsten Vorstellung, be treffend das Lessing-Denkmal, sich nunmehr als Comite konstituiren behufs Errichtung eiues Standbildes für Lessing in Berlin auf
dem Vorplatz des Königlichen Schauspielhauses,
zur Seite des
künftigen Schiller-Standbildes.
Indem wir den verehrlichen Unterzeichnern der Eingabe vom 10.’ Juli d. I. in Erwiederung auf Ihre Mittheilungen hiervon ergebenst Kenntniß
geben, wird es uns aufrichttg freuen, von der erfolgreichen Thätigkeit eines
nunmehr definitiv zu bildenden Lefsing-Comtts's in einer großen nationalen Angelegenheit baldige wettere Nachricht zu erhalten.
Berlin, den 21. November 1861.
Magistrat
hiesiger Königlichen Haupt- und Residenzstadt. Hedemann.
An
den Herrn Obcr-Tribunalsrath Bloemer und Genoffen Hierselbst.
27
Anlage A. zu Nr. XIV.
Bericht des
Stadt-Magistrats
an
den Unterrichts-Minister
von Bethmann-Hollweg. Vom 30. October 1861.
Eurer Excellenz verfehlen wir nicht nunmehr auf den verehrlichen Erlaß vom 3. April d. I.,
worin uns in Folge Allerhöchsten Befehls aufgegeben wurde, nochmals einen
Versuch zu machen, um eine friedliche Einigung zwischen dem Schiller- und Goethe-Comite in Betreff der Aufftellung des Schiller- und Goethe-Monu
ments herbeizuführen, nachstehend gehorsamst zu berichten. Wir erlauben uns zunächst mit ein Paar Worten an die Entstehung
und den Inhalt der Differenzen zwischen dem Schiller- und dem GoetheComitö zu erinnern.
Nachdem am Tage der Säcnlarfeier von Schiller's Geburtstage aus der
Mitte des GcnSdarmenmarttes vor der großen Freitreppe des Schauspielhauses unter Mitwirkung eines Privat-Comite's feierlich der Grundstein zu einem Schiller-Denkmal gelegt war, bildete sich ein zweites Comite, um, in Gemein
schaft mit Schiller, auch Goethe auf demselben Platz ein Monnment zu er
richten.
Seine Majestät der König, unzweifelhaft geleitet durch ein Gefühl
poetischer Gerechtigkeit und durch die sich unabweisbar aufdrängende Rück
sicht auf die innere Zusammengehörigkeit der beiden großen Dichterfürsten, ertheilte auch dazu gern die Allerhöchste Genehmigung und concesfionirte zu dem gedachten Zweck, neben dem Schiller-Comite das Goethe-Comitö.
Als
nun aber mit der Veröffentlichung des Concurrenzausschreibens für die An
fertigung von Modellen zur Schillerstatue vorgegangen werden sollte, ergab sich die aus den Gesetzen der Symmetrie entspringende Schwierigkeit, daß
entweder Schiller von dem Grundstein werde weichen, oder das Projekt
werde aufgegeben werden müssen, Goethe in Verbindung mit Schiller vor dem Schauspielhause ein Monument zu errichten. Keins der beiden genannten
Comites wollte sich jedoch zu einer Nachgiebigkeit verstehen, indem das Schiller-Comite auf den gelegten, nach seinem Dafürhalten wohlerworbenen Grundstein beharrte, das Goethe-Comite aber an feinem Allerhöchst bestä
tigten Projekt der Verbindung beider Dichter-Statuen festhielt.
In diesem
28 unlösbaren Conflict erstatteten wir unseren gehorsamsten Bericht vom 3. De
cember v. I., worin wir in Uebereinstimmung mit der StadtverordnetenVersammlung um Allerhöchste Definitiv-Entscheidung über die Art und Weise
der Aufftellung beider Monumente baten, indem wir eventualiter unsere
Bereitwilligkeit ausdrückten, den gelegten Gmndstein wieder aufzugeben, ohne
Privat-Vereinen dabei eine weitere Mitwirkung zuzugestehen.
Hierauf ist
der Eingangs erwähnte verehrliche Erlaß Eurer Excellenz vom 3. April d. I.
ergangen, wonach Seine Majestät der König, in der wohlwollenden Absicht,
Mißstimmung und Spaltung unter den verschiedenen Betheiligten zu ver meiden, die erbetene Definitiv-Entscheidung zur Zeit ablehnen, noch einen
Versuch gütlicher Einigung gemacht wisien wollen und dabei insbesondere auf eine die beiden Dichterfürsten gemeinsam darstellende Gruppe verwiesen.
Wir sind bemüht gewesen, dem Erlaß Eurer Excellenz in jeder Weise
nachzuleben und haben nunmehr die große Freude, in der Hauptsache den Allerhöchsten Intentionen vollständig entsprochen zu sehen.
Wenn dem Allerhöchsten Hinweise auf eine gemeinsame Gruppe beider Dichter ohne Zweifel das Motiv mit zum Grunde lag, die Schwierigkeiten
wegen des Grundsteins und der Aufstellungen zu beseitigen, so haben wir
freilich hiermit gleichwohl nicht durchdringen können, da Eurer Excellenz erinnerlich sein wird, welcher Widerspruch Seitens des Schiller-Comite's schon
in der am 3. März 1860 unter Höchstihrem Vorsitz abgehaltenen Conferenz jedem Gedanken an eine Gruppe entgegengesetzt wurde. ist bis auf
den heutigen Tag geblieben
Dieser Widerspruch
und scheint im Goethe-Comits
mehrseitig getheilt zu werden; wir haben daher in dieser Beziehung zu
unserem schmerzlichen Bcdauem dm Allerhöchsten Intentionen nicht zu ent sprechen vermocht.
Desto vollständiger ist dagegen der Allerhöchsten Weisung
in Betreff einer Einigung der streitenden Comitö's Genüge geleistet und zwar auf Grundlagen, die, wie wir kaum zweifeln, sich der Allerhöchstm Zustimmung Seiner Majestät vollständig zu erfreuen haben dürsten.
Es war im Frühjahr dieses Jahres bereits in der Presse der Vorschlag
aUfgetaucht, man möge allen Hader dadurch schlichten, daß noch eine dritte Statue und zwar die Lessings hinzugenommen würde, so daß dann Schiller
auf dem Grundstein verbleiben könne, Goethe aber auf der einen Seite und Lessing auf der anderen seine Aufftellung erhielte.
Dieser Vorschlag wurde Seitens der Communalverwaltung ausgenommen
und er hat, wie Eure Excellenz aus dem in Abschrift beigefügten Sitzungsprotocoll vom 18. Juli d. I. geneigtes! entnehmen wollen, zu einer völligen
Versöhnung der streitenden Comitö's geführt.
') Mitgetheilt sub. Nr. X 3. 17.
*) Nicht minder haben sich aber
29 auch sowohl der Magistrat,
als die Stadtverordneten durch ausdrückliche
Communalbeschlüsse damit einverstanden erklärt, und unser ergebenes Gesuch geht demnach jetzt dahin:
Eure Excellenz wollten geneigen, die Allerhöchste Zustimmung dazu
einzuholen,
wobei noch zu bemerken, daß wir uns mit den Comitö's dahin verständigt haben, uach Umständen den Grundstein zum Schiller-Denkmal um einige Schritte vorzurücken, so jedoch, daß er die Mitte des Platzes vor der Frei treppe des Schauspielhauses behauptet.
Einer Darlegung der Gründe, weshalb sich gerade die Statue Lessings zur Mitaufnahme empfiehlt, glauben wir uns enthalten zu können, beantragen
jedoch unter Voraussetzung der Allerhöchsten Genehmhaltung des vorgedachten Auskunstsmittels, jetzt weiter,
daß Eure Excellenz nunmehr auch die Allerhöchste Zustimmung zur
Veröffentlichung des Entwurfs des Concurrenz-Ausschreibens zum Schiller-Denkmal erwirken wollten. Wir erlauben uns zu diesem Behuf noch einmal Abschrift des schon unserem Bericht vom 3. December angeschloffenen Entwurfs*) mit dem erge
benen Bemerken beizustigen, daß nur ad 6 des Entwurfs diejenige Aenderung vorgenommen ist, welche durch den nunmehrigen Hinzutritt der Lessing-Statue geboten wird.
Die Ausführung der Statuen Goethes und Lessings soll dann demje
nigen Zeitpunkt vorbehalten bleiben, wo die dazu erforderlichen Gelder vor
handen, respective durch die zu diesem Zweck gebildeten Privat-Comits's beschafft sein werden.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird dieser Fall zuerst
bei Goethe, zuletzt bei Lessing eintreten.
In letzterer Beziehung haben wir
nur noch den ergebenen Wunsch, es möge Eurer Excellenz gefallen:
auch die Allerhöchste Zustimmung zu dem inzwischen aus sehr acht
baren Einwohnern zusammengetretenen, durch den verehrlichen Erlaß vom 15. August d. I. zu unserer amtlichen Kenntniß
gebrachten
Lessing-Comits baldmöglichst zu erwirken,
damit dasselbe seine finanzielle Thätigkeit beginnen kann.
Endlich gestatten wir uns noch die Bitte auszusprechen, Eure Excellenz möchten uns, wenn thunlich, in Stand setzen, das Concurrenzauöschreiben
für die Schiller-Statue zum 10. November d. I., als dem zweiten Jahres
tage nach der Säcularfeier, pnbliciren zu können.
•) Anlage C. zn 91 r. XIV.
S. 36.
Es würde hierdurch einem
lebhaften Wunsch zahlreicher, für den Gegenstand lebhaft interefsirter Ein wohner erfreuliches Genüge geleistet werden. Berlin, den 30. October 1861.
Magistrat hiesiger Königlichen Haupt- und Residenzstadt. Hedemann.
An
den Königlichen Staats- und Minister der geistlichen-, Unterrichts- und Medi-
cinal-Angelegenheiten, Ritter hoher Orden, Herrn Dr. v.Bethmann-Hollweg. Excellenz.
31
Anlage- B. zu Nr. XIV.
Mittheilung des Stadtraths Dr. Woeniger an den Stadtmagistrat. Vom 23. Mai 1863.
Dem Magistrat beehre ich mich in der Anlage ganz ergebenst eine
Brochüre zu überreichen, welche mir vor einigen Tagen anonym per Stadt post zugegangen ist, und die, äußerem aber unverbürgten Demehmen Nach,
den Geheimen Ober-Tribunalsrath Bloemer, Mitglied des Herrenhauses, zum Verfasser hat.
Dieselbe führt den Titel „Drei Dichterstandbilder
in Berlin" und sucht die noch immer schwebende Streitfrage, ob die
Schiller-Statue auf ihrem Grundstein im Gensdarmen-Markt verbleiben,
oder an eine andere Stelle gerückt werden soll, um dem Goethe-Monument neben sich Raum zu lassen, dadurch zu erledigen, daß der Vorschlag ge macht wird, zwar Schiller in seinem wohlerworbenen Rechte d. h. auf seinem Gnlndsteine zu erhalten, außer der Goethe-Statue aber noch eine Lessing-
Statue hinzuzufügen und das Schiller-Monument von beiden Seiten durch die anderen Statuen gleichsam einzurahmen. Der Vorschlag wird in der Brochüre mit Geist und Geschick vertheidigt
und scheint jedenfalls der eingehenden Prüfung durch die städtischen Be hörden vollkommenen würdig zu sein.
Indem ich dazu durch die gegen
wärtige Vorlage eine amtliche Veranlassung geben möchte, erlaube ich mir
zur Unterstützung respective weiteren Ausführung Nachstehendes ganz erge benst vorzutragen.
Die ganze Schiller-Frage hat sich augenblicklich, wie man zu sagen pflegt, in eine Sackgasse verrannt, in der sie weder rück- noch vorwärts
kommen kann, während alle Partheien gleichmäßig ans ihre Erledigung
hindrängen.
Für das Schiller-Denkmal ist bei einem historisch wichtigen
Anlaß der Gensdarmenmarkt bestimmt worden, und die Stelle selbst durch feierliche und öffentliche Grundsteinlegung fixirt.
Königliche Ordre, mini
sterielle Rescripte, städtische Beschlüffe und die Thätigkeit eines Privat-Co-
mite» haben gleichmäßig und übereinstimmend dabei mit- und zusammenge wirkt.
Diesem gegenüber ist drei Monate später auf den Antrag eines
anderen Privat-Comitö's ebenfalls durch Königliche Ordre und ministerielles
Rescript die Genehmigung ertheilt worden, „hieselbst in Verbindung mit
32 dem für Schiller bestimmten Denkmale auch Goethe
errichten und
„um
ein Monument zu
die beiden Unternehmungen in Einklang zu
setzen", eine weitere gemeinsame Berathung Vorbehalten worden. Nachweislich ging man regierungsseitig von dem vollkommen gerecht fertigten Gedanken aus, daß den beiden Dichterfürsten, „welche im Leben mit und neben einander gewirkt, die Welt eine gleiche und gemeinsame
Anerkennung schulde."
Diese schöne Idee scheiterte an äußern, zum Theil
vielleicht kleinlichen Motiven.
Die Berathungen haben stattgefunden, allein
fte haben, statt des erwarteten Einklanges, nur einen bis heute ungelösten
Conflict zwischen den Vertretern und Beförderern der beiden genannten
Statuen hervorgerufen.
Denn soll Goethe, wie den Unternehmern seines
Denkmals allerhöchstwillig zugesichert ist, „in Verbindung mit Schiller" auf gestellt werden, so muß Letzterer aus ästhetischen Gründen von seinen Grund
stein weichen, und dazu wollen sich die Beförderer seines Monuments, auf ihr wohlerworbenes Recht gestützt, eben so wenig verstehen, als die Goe-
theaner ihre Königliche Zusicherung aufzugeben geneigt sind.
Der Gegen
satz hat sich vielmehr um so leidenschaftlicher gestaltet, als, bedauerlich genug,
auch hier die politischen Strömungen des Tages in's Mittel traten und
Schiller als den Vertreter der denwkratischen, Goetheals dender aristokratischen Richtung signalisirten, so daß es sich nun für jede Parthei zu einer poli
tischen Ehren- und Jnteressen-Sache zu gestalten schien, von ihrem behaup teten Rechte Nichts aufzugeben.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Staatsgewalt schließlich in der
Lage sein wird, von ihrem obersten Rechte der Entscheidung Gebrauch zu machen und dadurch den Conflict zu lösen.
Indeß es ist es ebenso gewiß,
daß die Staatsgewalt zu diesem Entscheidungsrechte nur ungern greifen
wird, weil dadurch immer nach einer Seite hin in eine freudige und ge-
gehobene Bewegung Mißstimmung getragen werden muß, und weil jeden
falls die formellen Rechte der unterliegenden Seite verletzt werden müssen. Ja, es
ist nicht zu verkennen, daß aus dem oben berührten politischen
Gegensatz sich noch weitere Erwägungen ergeben, die eine solche diktatorische Entscheidung dann bedenklich machen, wenn sie zur einer Verlegung beider Statuen nach verschiedenen Plätzen führen; denn es könnte sich dann im
Laufe bewegter Zeitverhältnisse wohl ereignen, daß die beiden Dichterfürsten, entgegen ihrem Wesen und ihrer Bedeutung, zu politischen Standbildem
gestempelt würden, um welche sich die jedesmaligen Partheibewegungen mit ihren polltischen Ovationen gruppirten.
So viel äußerlich wahmehmbar
geworden ist, verlangen die Schillerianer ausdrücklich die Versetzung Goethe's
nach einem andern Platz, dem sich jedoch die Goetheaner mit gleicher Ent schiedenheit Wiedersehen.
—.
33
Unter allen Umständen erhellt bei dieser Sachlage, daß jedes Auskunfts
mittel einer friedlichen Verständigung weitaus das Erwünschteste bleiben muß, und daß diese friedliche Verständigung um so mehr Aussicht auf
Erfolg hat, wenn sie von keiner Parthei ein principielles Opfer verlangt. Geht man hiervon aus, fo erscheint der Vorschlag der Eingangs be
legten Brochüre. völlig geeignet, eine Lösung der Conflicte herbeizusühren. Schiller behält seinen Grundstein auf dem. Gensdarmenmarkt, Goethe kann „in Verbindung mit dem für Schiller bestimmten Denkmale" auf der einen
Seite fein Monument erhalten, Lessing wird es auf der anderen Seite ein nehmen — allen Forderungen ist genügt, kein wohlerworbenes Recht wird
weiter getrübt, und hat somit Niemand ferner begründeten Anlaß zu irgend einer Zurücksetzung oder Mißstimmung.
Die Gründe, weshalb gerade Lessing diese Ehre vindizirt werden soll, sind so geistvoll und so schlagend in der gedachten Brochüre entwickelt, daß ich mich lediglich darauf beziehen kann.
Ich will nur noch hinzufügen, daß,
wenn man einmal von politischen Nebengedanken ausgehen will, weder De mokraten noch Aristokraten gegen den großen Kunstkritiker etwas einzuwenden
haben dürften, auf dessen gewaltigen reformatorifchen Grundlagen die schöpfe rischen Gebilde Goethe's wie Schiller's sich gleicherweise auferbauten, ja erst
auferbauen konnten.
Ich will aber weiter bemerken, daß meiner Ansicht nach
das Erwünschteste dieser Drei-Statuen-Jdce gerade darin liegt, den leidigen politischen Nebengedanken in den Hintergmnd zu drängen und die rein dichterische Bedeutung der monumentalen Verherrlichung in ihr volles und
ausschließliches Recht einzusetzen.
Nicht Aristokraten oder Demokraten sollen
und werden sich dann hier versammeln, sondern alle Diejenigen die die kul-
turgeschichlliche Aufgabe unseres Volkes in diesen drei Genien erkennen und bewundern und sich dabei des wahren Ausspruches eines neueren Sängers
erinnern:
„Der Dichter steht auf einer höheren Warte!" „Als auf der Zinne der Parthei." Einen Haupteinwand wird allerdings der Kostenpunkt bilden, diesen aber glaube ich in den folgenden Vorschlägen ziemlich befriedigend erledigen zu können.
Nach vorheriger vertraulicher Verständigung mit den betreffenden
Herren Ministern über die drei Drei-Statuen-Jdee würde es darauf an
kommen, sich in gesonderten Berathungen sowohl mit dem Schiller- als
Goethe-Comite dieserhalb zu benehmen. Es versteht sich, daß keinem dieser Comits's ein eigentliches Wider-
spruchtsrecht dabei eingeräumt werden wird, weil ja ihre Ansprüche nicht mehr collidiren, es kommt aber darauf an, im Interesse der Ausführung 3
34 des neuen Vorschlages, sich möglichst ihrer Mitwirkung zu versichern.
Der
Fonds des Schiller-Comites in Gemeinschaft mit den städtischen und staat
lichen Antheilen reicht schon jetzt über den Kostenbedars des Schillerdenkmals hinaus. Das Goethe-Comitö wird sich wahrscheinlich in einiger Zeit in ähn
lich günstiger Lage befinden, zumal wenn, was nun nicht länger aufzuschie
ben sein dürfte, für das Goethe-Monument aus städtischen Mitteln ebenfalls die im Grunde schon zugesagten 10,000 Thlr. angewiesen werden.
Die beide»
Comits's würden dann dahin zu diSponiren sein, im Einverständniß mit der Drei-Statuen-Jdee ihre Sammlungen für eine Lessing-Statue fvrtzusetzen, und
gleichzeitig dasjenige, was aus dem Schiller- respective Goethe-Fonds später
übrig bleiben sollte, mit für einen Lessing-Fonds aufzuwenden.
Gleiche Ver
bindlichkeiten würden für ihre Antheile die städtischen Behörden und respective die Staatskasse cknzugehen haben, letztere Beide mit dem freien" Vorbehalt
im Laufe der Zeit zn dem etwa Fehlenden ebenfalls zuzufchießen.
Mit
anderen Worten kann man dies auch so ausdrücken; die Fonds der Goethe-
nnd Schiller-Statuen werden in einen Drei-Statuen-Fonds verwandelt und
sämmtliche Betheiligtc, Staat, Commune und Private übernehmen die Ver pflichtung, für die weitere Förderung dieses Fonds zur gänzlichen Erfüllung seiner Aufgabe zu wirken, vorbehaltlich der Vorzüge der einzelnen Statuen
in der Reihenfolge ihrer Ausfiihrung. Ist hierüber Einverständniß erzielt, so würde dadurch der Friede herge
stellt und als erste Frucht deffelben gewonnen fein, daß der sofortigen Ausführung
der Schiller-Statue kein Hindemiß mehr in den Weg treten könnte.
Es
würden die Ausschreibungen in Betreff der Anfertigung der Modelle unge
säumt zu erlassen, und nunmehr auf alle drei Statuen gleichzeitig zu richten sein.
Die Ausführung erfolgte aber erst, so wie die Gelder dispo
nibel sind, also für Schiller unverzüglich, für Goethe wahrscheinlich demnächst, für Lessing zuletzt. Dieses Arrangement hätte den großen Nutzen, daß aller Hader geschlichtet,
dem an sich berechtigten Verlangen der endlichen Ausführung des Schiller-
Monumentes bei längst vorhandenen Mitteln ein weiteres Hinderniß nicht in den Weg gelegt, aber auch gegen Goethe poetische Gerechtigkeit geübt und gegen Lessing eine Schuld eingelöst würde, deren Anerkenntniß die le bende Generation sich schwerlich noch entziehen kann.
In diesen Vortheilen glaube ich die ausreichenden Motive für die beiden gedachten Comitö's zu erblicken, auf den Vorschlag ohne Einrede einzugehen, sobald er in geeigneter Weise zu ihrer Kenntniß und Beschlußnahme gebracht
wird.
Der Staat hätte dann noch weniger Anlaß, einen Widerspruch zu
erheben.
Für die Stadtkasse liegt aber ein Bedenken auch nicht darin,
denn sie soll sich ihrerseits zu einem Beitrage für das Lessing-Denkmal nicht
35
verpflichten, vielmehr einen solchen lediglich ihrem freien Ermessen und den
weiteren Zeitumständen Vorbehalten.
Bevor der Lessing-Fonds nicht beisammen
ist, wird das Denkmal nicht gesetzt werden, und hierin liegt wieder ein weiterer Antrieb für die beiden Comits's, das ganze Werk durch ihre Thätigkeit bald
möglichst zum völligen Abschluß zu bringen.
Vielleicht würde es sich dann
empfehlen, den undeutschen und inhaltslosen Namen des Platzes mit dem
edlem und bezeichnendem „Dichter-Platz" zu vertauschen. Ich stelle ergebenst anheim, nach diesen flüchtigen Andeutungen, deren
Formlosigkeit ich mit dem Drange anderweitiger Geschäfte zu entschuldigen
bitte, die Angelegenheit in Erwägung und respective in weitem Angriff zu nehmen und dadurch wenn möglich, einer allseitig befriedigenden
Erledigung in kürzester Frist entgegen zu führen.
Berlin, den 23. Mai 1861.
gez. Woeniger. An
den Magistrat .Hier.
36
Anlage C. zu Nr. XIV.
Concurrenz-AuSschreiben des Stadt-Magistratö an alle deutschen
Künstler für daS Schiller-Denkmal in Berlin *) Vom 10. November 1861.
Zur Säcularfeier der Geburt Schillers am 10. November 1859 haben
Landesherrliche Munificenz,
im Vereine mit den Communalbehörden der
Haupt- und Nesideuzstadt Berlin und dem zu diesem Zwecke hier zusammen getretenen Central-Comits für die Säcularfeier von Schillers Geburtstag,
die Errichtung einer Schiller-Statue in Berlin ermöglicht,
zu welcher der
Grundstein am Tage der Säcularfeier bereits auf dem Platze vor dem
Königlichen Schauspielhause gelegt worden ist.
Es stehen zur Ausführung
des Schiller-Denkmals 33,000 Thlr. zur Verfügung.
Alle deutschen Künstler, sie mögen sich
im Inland« oder Auslande
aufhalten, werden aufgefordert, in Concurrenz zu treten und ihre Entwürfe für das Schiller-Denkmal unter offener Angabe ihres Namens spätestens
bis zum
1. Juli
1862
dem Magistrate in Berlin einzureichen.
Der
Künstler, dessen Entwurf nach vorher eingeholtem künstlerischen Gutachten
vor den übrigen der Vorzug gegeben wird, soll mit der Ausführung des Werkes betraut und soll mit demselben darüber Vertrag geschlossen werden
Für die eingereichten Entwürfe wird außerdem keine Vergütigung gewährt. Wenn gleich die künstlerische Ausfiihrung in keiner Weise beschränkt
werden soll, so wird doch bemerkt, daß in einer, unter Leitung des reffortirenden
Ministerii
stattgefundenen
Vorberathung folgende
Punkte der
kiinstlerischen Erwägung zur Berücksichtigung empfohlen werden:
1.
die Statue des Dichters und die Reliefs sollen in Broncc ausge führt werden;
*) Abgedruckt in Nr. 45 des im Auftrage des Magistrats herausgegebenen Com-
munalblatts der Haupt- und Residenstadt Berlin vom 10. November 1861, mit der Unterschrift: Hedemauu, und den Eingangsworten:
„Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Königs wird heute, anr Jahrestage
der Grundsteinlegung
deS Schiller-Denkmals,
daS
nachstehende Concurrenz-Aus-
schriebeu für die Ausführung der Schiller-Statue zur allgemeinen Kenntniß gebracht."
37 die Statue ist stehend, nicht sitzend darzustellen;
2.
3. die Figur des Dichters ist auf 9 bis 10 Fuß Höhe zu bemessen;
das Untergestell mit den Reliefs, welche letztere in Bronce auögeführt
4.
werden müssen, kann in Bronce,
in polirtem Marmor oder Granit
angefertigt werden; 5.
das Postament muß mit der Figur des Dichters im Anschlüsse an die
architektonischen Verhältnisse deö Schauspielhauses und in seiner Auf stellung auf dem Platze vor demselben innerhalb eines Raumes ge dacht werden, der in seiner Breite dem mittleren Raume des Schau-
spiechauses entspricht und in feiner Tiefe ein Maximum von 100 Fuß erreicht.
Ein Situationsplan,
der auf Erfordern übersandt
werden soll, wird die Umgebung verdeutlichen:
6.
es ist Rücksicht darauf zu nehmen, daß zu beiden Seiten des Schiller-
Denkmals später die Statuen von Goethe und Lessing ihre Stelle
erhalten sollen, so jedoch, daß jedenfalls das Schiller-Denkmal nach
den näheren Raumbestimmungen ad 5
die Mitte des Platzes be
hauptet. Die dem Magistrate eingereichten und nicht benutzten Modelle, welche
in der Größe auszuführen sind, daß die Figur des Dichters, ausschließlich des Postamentes, die Höhe von 2 Fuß hat, und für deren Hin- und Her
transport die Kosten getragen werden,
bleiben bis zur Zurücknahme aus
eigene Gefahr der Verfertiger im Stadt-Archive verwahrt.
Zur Rücknahme
der Modelle wird in der Vosstschen und Haude- und Spenerschen Zeitung aufgefordert werden und verfallen die binnen Jahresfrist nach dieser Auf
forderung nicht abgeforderten Modelle der Stadt Berlin zur freien Ver
fügung ohne jede Entschädigung. Berlin, den 10. November 1861.
Magistrat hiesiger Königlichen Haupt- und Residenzstadt.
38
Nr. XV.
Einladung an den Unterrichts-Minister von Bethmann-H oll-
weg zum Eintritt in das Lessing-Comitö. Vom 20. December 1861.
Seine Majestät der König haben Inhalts des hochverehrlichen Rescripts
Euer Excellenz vonr 8. d. M. durch Allerhöchste Ordre vom 6. dess. M. uns auf unsere Zmmediat-Eingabe vom 24. Juli d. I. eröffnen zu lassen geruht,
daß Allerhöchstdieselben die Bildung eines Comit6 zur Errichtung
eines Standbildes für Lesstng in Berlin, auf dem Borplatze des Königlichen Schauspielhauses, zur Seite des künftigen Schiller-
Standbildes, Allergnädigst gestatten und dieses Comite AllerhöchstJhrer Königlichen Huld und Gnade versichern wollen.
Von dem lebhaften Wunsche erfüllt, diese Allerhöchste Gestattung in gedeihlichster Weise zu verwirklichen, haben wir am 7. d. M. einstimmig
beschloffen, Euer Excellenz zu bitten, daß es Hochdensclben im Interesse des
schönen vaterländischen Zweckes genehm sein möge, sich uns als Mitglied des Lessing-Comitö durch Mitunterzeichnung
des
von demselben nunmehr zu
veröffentlichenden Aufrufs, hochgeneigtest anzuschließen.
Der Mitunterzeichnete, Obertribunals-Rath Bloemer, ist dabei beauf
tragt Euer Excellenz zu dem Ende das Original des Aufrufs zugleich mit diesem Ausdruck unserer ergebensten Bitte persönlich zu überreichen. Berlin, 20. Dezember 1870. Das Comite
für Errichtung deö Lessing-Standbildes in Berlin.
In dessen Austrag: Schulze.
Bloemer.
An Scinc Excellenz, den Minister der geistlichen, Unterrichts- und
Medizinal-Angelegenheiten
Herrn von Bethmann-Hollweg. Hier.
39
Nr. XVL
Oeffentlichcr Aufruf zur Errichtung des
Lefsing-StandbildeS
in Berlin. d. d. Berlin, den 10. Januar 1862.
Jene hochgesegnete Epoche unserer Geistesbildung, die, mit Lessing beginnend, sich in Schiller zu ihrer idealen Verklärung erhebt und in
Goethe ihre Vollendung feiert, soll in der hannonischen Verbindung der
Standbilder dieser drei Heroen jetzt hier ihre dauernde Verherrlichung finden, dem Standbilde Schillers, zu dem am Jubelfeste des geliebten Dichters
die allgemeinste und innigste Derehmng den Grundstein legte, sollen die
Standbilder Goethe's und Lessing'S zur Seite treten, und, mit ihm, dem Vorplatze des Königlichen Schauspielhauses dieser deutschen Hauptstadt den
reichsten und edelsten Schmuck verleihen. So ist es jetzt entschieden; und wie die freudigen Opfer des Dankes
für Schiller längst gesammelt sind, und für Goethe in hoffentlich naher
Frist gesammelt sein werden, so dürfen wir sie, der gnädigen Zustimmung
unseres Königs gewiß, nun auch für den Verfasser des Laokoon und der Hamburgischen Dramaturgie, für den Schöpfer der Minna von
Barnhelm, der Emilia Galotti, des Nathan, vereinigen; — sirr ihn, der in Sprache und Kritik bahnbrechend und
gestaltend
voranging,
daß
Schiller und Goethe mit ihren Siegen folgen konnten, der unsere Kunst von den falschen Regeln des Auslandes entfesselte und ihr den verlorenen Adel der Natur zurückgab, dessen ganzes Leben ein rastloser Kampf
für
Wahrheit und Recht, für Licht und Schönheit war, der, nur auf sich und
seine Pflicht gestützt, die Ueberzeugungen seines deutschen Herzens unüber
windlich vertheidigte und für immer unverlierbar machte. Die Zeitgenossen haben den Lohn dieses Kampfes nicht gespendet, und auch dem Vollendeten ist seither nur dort, wo er die Stätte seines unstör baren Friedens fand, ein würdiges Denkmal gesetzt worden.
Jetzt der Unvergänglichkeit seiner Verdienste den schuldigen Tribut der
gemeinsamen Huldigung darzubringen, und sein Andenken, mit den theuersten
40 Erinnerungen unseres nationalen Ruhmes vereinigt, in sichtlicher Erkenn
barkeit den kommenden Geschlechtern zu überliefern, ist das vaterländische
Unternehmen, woran in wetteifernder Treue Theil zu nehmen wir Alle, die in Lessing den großen Schriftsteller und Character verehren, Alle, die sich ihm verpflichtet fühlen, Alle, die das Bild des edlen Mannes in ihrem
Herzen tragen, mit fester Zuversicht aufrufen. Für Preußen, das ihm so werth war, und von dessen Friedrich er in bewundernder Liebe fang: Er ist der Fürsten Fürst, er ist der Held der Helden, Er füllt die Welt und meine Brust!
für Preußen ist unsere Zuversicht Gewißheit. Schon gab unsere huldreiche Königin den ersten Beitrag.
Zur Empfangnahme der ferneren Beiträge und zu deren Einzeichnuug
in das Beitrags-Verzeichniß für das Lessing-Standbild in Berlin werden,
neben dem Schatzmeister, sämmtliche Unterzeichnete bereit sein. Berlin, den 10. Januar 1862.
Das Comite zur Errichtung des Lessing-Standbildes in Berlin:
Baudouin,
Geheimer Commerzien-Rath,
poration der Kaufmannschaft. minister und Minister der
Geheimer Ober-Justiz-Rath.
Dr. Richard Gosche,
Buchhändler und
Stadtverordneter.
meister und Geheimer Regierungs-Rath.
Hülsen,
Krausnick,
Ernst
General-Intendant
Ober-Bürgermeister
Kühn,
Le Coq,
Friedlaender,
Profeffor.
Lüttig,
Bürger
Hübener, Ober-Bau-Director,
der
Königlichen Schauspiele.
Robert Lessing,
Dr. O. Lindner,
Vorsitzender
Hedemann,
F.
Gut-
Dr.
und Geheimer Ober-Regierungs-Rath.
Buchdruckerei-Besitzer.
Assessor, (Schriftführer). führers).
Staats
Professor der Königlichen Academie der Künste.
W. Gubitz,
von
(Vorsitzender.)
Dr. Joh. Gust. Dropsen, Professor.
Kaufmann.
der Kor
geistlichen, Unterrichts- und Mcdicinal-Ange
Bloemer, Ober-Tribunals-Rath,
legenheiten.
tentag,
Aeltesten-Vorsteher
von Bethmann-Hollweg,
der
Gerichts-
(Stellvertreter des Schrift
Stadtverordneten - Versammlung.
Dr. G. Magnus, Professor, zeitiger Rector der Königlichen FriedrichWilhelms-Universität. ques
Dr.
Meyer.
G.
schaften.
Mendelssohn, Geheimer-Commerzien-Rath. Jac
Fabrik-Besitzer
(Stellvertreter
Parthey, Buchhändler, Mitglied
Dr. von Peucker, General
des
Schatzmeisters.)
der Akademie der Wissen
der Infanterie und General-Jn-
41 specteur des militantsten Erziehungs- und Bildungswesens der Armee.
Dr. von Raumer, Professor und Geheimer Rath.
heim, Commerzien-Rath, (Schatzmeister.) Vorsitzenden
der
Stadtverordneten - Verfammlung.
Geheimer Ober-Post-Rath.
Leonor Reichen
Schaffer, Stellvertreter des
Dr. Johannes
I. E. Schüller,
Schulze,
wirklicher Ge-
Heimer-Ober-Regierungs-Rath, (Stellvertreter des Vorsitzenden.) Simson,
Appellationsgerichts - Vice - Präsident
Dr. A. Twesten, Professor. Warschauer,
in Frankfurt
Dr. Ed. a.
d.
O.
Dr. M. Veit, Stadtverordneter. Robert
Commerzien-Rath, Stellvertreter des Aeltesten Vorstehers
derKorporation der Kaufmannschaft, von Webern, General-Lieutenant a. D. Dr. A. T. Woeniger, Stadtrath.
42
Nr. XVII.
Aufruf an die jüdischen Verehrer Lessings. Februar 1862.
Theure Glaubensgenossen! Große Männer,
die durch edle Thaten und Werke die Menschheit
erhoben und gefördert,
ehrt
die Nachwelt durch
Fortwirken in ihrem
Geiste, aber auch durch stetige Erweckung ihres Namens.
zeitliche Erscheinung der Persönlichkeit geschwunden,
Und weil die
stellen wir sie
in
Stein und Erz vor uns auf, damit wir den Blick zu ihnen erheben aus
unsern gewohnten Berufswegen.
Am Aufgang unseres neuen deutschen CulturreicheS steht ein Mann, dessen volle Lebensthätigkeit
sich darin zusammenfaßte,
Menschcnthums zu erklären,
zu veredeln und zu vertiefen, vor allem da
durch, daß es von den Schranken befreit wird, die es
das
Wesen des
gefesselt hielten.
Lessing hat die unholden Mächte des Vorurtheils und der Lieblosigkeit mit dem Lichte seines Geistes
besiegt.
und der Wärme seines Herzens auf immerdar
Sein „Nathan der Weise" ist ein Werk der Besieiung und schönen
Menschenliebe,
und nur der deutsche Geist hat ein solches Werk reinster
Befreiung für die Menschheit hervorgebracht.
In der Hauptstadt Preußens
soll neben den Standbildern Schillers und Goethes das Standbild Lessings
Nicht um uns von der allgemeinen Sammlung von
aufgestellt werden.
Beiträgen, und dadurch deutschen
von dem
großen
einheitlichen Zusammenhänge
Lebens abzusondern, fordern wir unsere Glaubensgenoffen zu
eifrigen Sammlungen auf;
es ist vielmehr ein inniges Zusammenschließen
in den von Natur und Geschichte
gegründeten Kreis, wenn wir Juden
uns besonders verpflichtet fühlen, in dankbarer Erkenntniß der geistig und sittlich befreienden Macht Lessings, uns gegenseitig zu erwecken, damit wir
in der Bethätigung unseres Dankes
zurückbleiben.
für die höchsten idealen Güter nicht
Möge das heutige Geschlecht als die geistige Nachkommen
schaft Moses Mendelssohns, als bereitwilliger Träger und Vertreter des
Geistes, in welchem Lessing und Mendelssohn ihre glorreiche Freundschaft geschlossen haben,
sich bewähren,
gern und freudig übt.
indem es diese Pflicht der Dankbarkeit
43
Wir fordern Sie auf, Sich den von uns mit beifälliger Zustimmung des Lefsing-Comitvs veranstalteten Sammlungen für das Standbild
Gotthold Ephraim Lessings
in Ihrer Gemeinde mit Wärme zu unterziehen, und ersuchen Sie, die gesam
melten Beiträge, auf der einliegenden Liste verzeichnet, an den Stqdtrath Meyer Magnus hier, Heilige Geiststraße 15, einzufenden.
zur Zeit öffentliche Rechenschaft ablegen.
Wir werden
Sollten die Sammlungen mehr
ergeben, als für den Zweck des Standbildes erforderlich, dann soll aus den Ueberschüssen das lebendig fortwirkende Denkmal einer Stiftung im Geiste,
und unter dem Namen: Leffing-MendelSsohns
errichtet werden. Berlin, im Februar 1862.
Dr. Berthold-Auerbach. Carl Heymann. Magnus.
I.
M. S. Baswitz.
Prof. Dr. M. Lazaruö.
W.
Marckwaldt.
Reichenheim.
Gerson Bletchröder.
B. Liebermann.
Jacques
Dr. M. Beit.
Meyer.
Meyer
Leonor
44
Nr. XVIII.
Dankschreiben des Lessing-Comits an die Unterzeichner des
Anfrufs Nr. XVII. Vom 20. Febmar 1862.
Verehrteste Herren College»! Sie hatten bereits früher die Güte, uns vertraulich mitzutheilen, daß
Sie hofften, Ihre Theilnahme an unsern gemeinschaftlichen Bestrebungen
für die Errichtung des Lessing-Standbildes in Berlin, demnächst auch noch durch die Erwirkung eines engern Anschlusses Ihrer Glaubensgenoffen be
sonders bethätigen zu können.
Durch die heutige geneigte Mittheilung der
Ansprache, die Sie im Vereine mit den Herren vr. Berthold Auerbach, M. S. Baswitz, Gerson Bleichröder, Carl Heymann, Profeffor
Dr. Lazarus, B. Liebermann, Meyer Magnus, I. W. Markwald und Dr. Veit hier „an die jüdischen Verehrer Lessings" zu richten im Be
griffe stehen, erfreuen Sie uns mit dem Beweise, daß Sie diese Hoffnung
jetzt mit fester Zuversicht ihrer Verwirklichung entgegenführen.
Es ist uns
ein Bedürfniß, Ihnen hierfür unsere dankbare Anerkennung aaszusprechen,
und dieselbe mit dem angelegentlichen Wunsche zu begleiten, daß der edle Wetteifer, zu dem Sie ihre Glaubensvenoffen aufrufen, ganz den Erfolg
habe und den Segen bringe, den so reine Motive und treue Bemühungen verdienen.
Berlin, den 20. Febmar 1862.
Der geschäftsleitendc Ausschuß des Lessing-Comits: Bloemer.
Schulze.
Hübener.
Lessing.
An die Herren Commerzienrath Leonor Rcichcnheim und Jacques Meyer.
O. Lindner.
45
Nr. XIX.
Schreiben der Alliance israälite universelle in Paris an das
Lcssittg-Comite in Berlin. Vom 16. März 1862.
Paris, le 16. Mars 1862.
Monsieur le President. L’alliance isractite universelle ä appris avec une rentable satisfaction qu’une soupscription a ete ouverte pour Origer une statue ä, l’immortel auteur de Nathan le sage. Si Lessing est une des gloires de PAllemagne dont il a rdg&idrd la litteraturer* Fhistoire generale de Fhumanite le revendique ä son tour cömme un des plus infatigables pionni&rs du progrfcs et de la libertd de penser: eile salue surtoilt en lui un des apötres de lalibert6 de conscience qui ont contribue le plus h briser les entraves du fanatisme et de l’intoldrance. Personne assurement n’apprecie mieur les bienfaits ^ui se retachent ä son nom que les coreligiohnaires de Fdminent penSenr qui fut son ami le plus intime; personne ne le venire d’avantage, que les Israelites qu’il a, un des premi6rs, venges du mdprise injuste dont ils titaient Fobjet et des prejugäs accumuMs contre enx pendant tant de siecles. Israel ä la memoire du coeur: votre appel ne pouvait donc manqner de trouver de Fecho dans toutes les ames isradlites et de reveiller leurs plus vives sympathies. L'Alliance israelite universelle, heureuse de se faire Finterprete de ses sentiments, croit ne pas deroger ä sa mission en apportant son oflrande h la memoire de votre illustre compatriote. Elle a donc Fhonneur de vous remettre une somme de cent francs pour contribuer ä la belle Oeuvre dont vous avez pris Finitrative. Veuillez agreer, Monsieur le President, Fassurance de nos sentiments les plus distingues. Le Secretaire adjoint H. Nordmann.
Le President Louis J. Koenigswarter. M. C. de FInstitut de France.
Nr. XX.
Erwiederung des Lefsing-Comite auf das Schreiben der Alliance israelite universelle in Paris. (Nr. XIX.) Vom 28. April 1862.
Verehrteste Herren! Das Comite zur Errichtung eines Standbildes für Lessing in Berlin
hat in seiner Sitzung vom 8. d. M. von dem Inhalt der sehr verehrlichen Zuschrift Kenntniß erlangt, die Sie unter dem
16. v. M.
an den mit
unterzeichneten Vorsitzenden des Comitö zu richten die Geneigtheit hatten
und die diesem mit dem für das Lessing-Standbild beigefügten Beitrage der Alliance Israäite universelle, einer Banknote zum Betrage von Hundert Franks, durch die gefällige Vermittelnng des Herrn Dr. Juris Adolph
Jonas hier, am 24. v. M.
zugekommen.
Was Sie darin mit so tief
empfundenen und warmen Worten von den besondem Verdiensten Lessings
um Humanität und Gewissensfreiheit sagen, wird bei Ihren Glaubens genoffen gewiß überall seinen Wiederhall finden und dieselben nur zu einer
um so wirksamern Antheilnahme an der öffentlichen Huldigung bewegen,
die nach der erklärten Zustimmung unseres Königs jetzt dem Geiste und
Andenken dieses großen und edlen Mannes von der vereinigten Treue sei ner Verehrer hier bereitet werden soll.
Ihnen hierfür und für den ein
gesandten Beitrag der Alliance den Dank des Lessing-Comitö zu bezeigen, ist der Auftrag, in dessen Erfüllung wir die Ehre haben hochachtungsvoll
zu zeichnen, Berlin, 28. April 1862. Der Vorsitzende und der Schriftführer
des Lessing-Comite: Bloemer.
R. Lessing.
An
den Präsidenten und den Secretair der Alliance Israelite universelle,
die Herren: Louis I. Königswarter, M. C. de l’institut de France
und H. Nordmann in Paris.
47
Nr. XXI. Bericht des sieschäftSführenden Ausschusses des
Lessing- Comite
über den Beginn und Fortgang der Wirksamkeit
deS Comite
an den Stadt-Magistrat.
Vom 8. Mai 1862.
Die Differenzen, die zwischen dem Schiller- und dem Goethe-Comitö
darüber ausgebrochen waren, ob das Schiller-Standbild den Standpunkt, der ihm am Jubelfeste des Dichters, dem 10. November 1859, in der Mitte
des Vorplatzes des Königlichen Schauspielhauses eingeräumt worden, nnverändert behalten, oder ob xs in Folge der später beschlossenen Errichtung
auch eines Standbildes für Goethe auf diesem Platze, von jenem mittleren Stadpunkte uächträglich rechts oder links zur Seite weichen müsse, hatten ohne zu irgend einer gedeihlichen Lösung zu kommen, lange Zeit die öffent
liche Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, als sich im Anfänge Juli v. I. einige hiesige Einwohner: der Ober-Tribunalsrath Bloemer, der Profeffor
Dr. Droysen, der Geheime Ober-Justizrath Friedländer, der Ober-
Baudirector Hübener, der Gerichts-Affeffor Robert Lessing, der VerlagsBuchhändler Dr.. G. Parthey, der Geheime Rath Profeffor Dr. von
Raumer, der Geheime Ober-Post-Rath Schüller, der Wirkliche Geheime
Ober-Regierungsrath Dr. Johannes Schulze, der damalige Rector der
Universität, Ober-Consistorialrath Professor Dr. A. Twesten, der Stadt verordnete Dr. M. Veit uud der General-Lieutenant von Webern indem
Gedanken begegneten, diese Lösung in der Weise anzubahnen, daß außer dem Goethe-Standbild auch ein Lessing-Standbild dem Schiller-Standbild auf dem Vorplatze des Königlichen Schauspielhauses beigesellt und dadurch so
wohl dem Schiller-Standbild der Besitzstand des Grundsteins in der Mitte
desPlatzes, als dem Goethe-Standbild die Stellung zur Seite des SchillerStandbildes ebendaselbst, erhalten werde. Von dieser Absicht setzten sie damals die Mitglieder des Schiller- und
des Goethe-Coniitö's, sowie die hiesigen städtischen und die betreffenden Staats behörden sofort in genaue Kenntniß.
„Wir erlauben uns," — so lautete
ihre desfallsige an jedes einzelne Mitglied des Schiller- und des GoetheComitö gerichtete Mittheilung vom 10. Juli 1861 — „Ihnen hiermit ganz
48 ergebens! anzuzsigen, daß wir uns, in Uebereinstimmung mit einem unlängst
bekannt gewordenen Vorschläge*) zu vorbereitenden Schritten für die Er
richtung
eines Lessing-Standbildes in Berlin zur Seite des
künftigen
Schiller-Standbildes auf dem Vorplätze des Königlichen Schauspielhauses,
heute Bereinigt haben.
Wir hoffen dadurch zu dem angestrebten doppelten
Zwecke mitzuwirken, daß das vaterländische Fest des 10. November 1859 ungetrübt und gesegnet bleibe, und daß die Dankbarkeit des
gesammten
Deutschlands und in erhöhtem Maaße die Dankbarkeit Preußens und Berlin's jetzt hier auch dem deutschen Schriftsteller gerecht werde, der in der Macht und Unvergänglichkeit seiner Einwirkung auf die Bildung und den Geist
der Nation von Schiller und Goethe nicht zu trennen ist, sondern mit ihnen
jene unerreichte Dreizahl bildet, die das größte Verdienst und den höchsten Ruhm unserer Literatur in sich zusammenfaßt.
Wir be
gleiten diese Anzeige mit dem Wunsche, daß es Ihnen genehm sein möge, sich
uns zur gedeihlichsten Fördemng dieses Zweckes baldgefälligst anzuschließen und gemeinschaftlich mit uns an der demnächstigen Beschlußfaffung über die
Bildung und Constituirung eines Lesstng-Comit« wirksamen Antheil zu nehmen.
Ihre zustimmende Erklärung würden wir an dm mitunterzeichncteu Dr. G. Parthey, Nieolai'sche Verlagsbuchhandlung, Brüderstrahe Nr. 13 hier,
gelangen zu lassen bitten." Hierauf erklärten sich zustimmend, Seitens des Schiller-Comitö's die Herrm Dr. O. Lindner und Commerzienrath Leonor Reichenheim, die
seitdem als die Mandatare des Schiller-Comite fungirt haben,
Herr Ferdinand Schmidt.
außerdem
Für Herm Rechtsanwalt Lewald wurde an
gezeigt, daß er sich auswärts im Bade befinde.
Seitens des Goethe-Comite
traten ihrm vorgenannten Collegen: Bloemer, Dr. Parthey, Schüller
und Dr. Johannes Schulze und den anderen Unterzeichnern der Einladung
vom 10. Jult 1861
bei:
Professor
F. W. Gubitz,
Stadtverordneter
Guttentag, Buchdruckereibesttzer Emst Kühn und Stadtrath Dr. Woeni-
ger.
Die
Mitgliedes
an
des
Dr.
Parthey
Goethe-Comite's,
wörtlich: „Verehrter Herr College.
gerichtete Herrn
schriftliche Profeffor
Erwiedemirg
Dr. Böckh
des
lautete
Durch das gefällige Schreiben der aus
gezeichneten Männer, welche zusammengetreten sind, um Lessing's Andenken
würdig zu ehren, mit meiner Erklämng an Sie gewiesen, bitte ich ergebenst meine Entschuldigungen anzunehmen und bei den übrigen Herren zu ver
treten.
Mein Alter und mein Gesundheitszustand erlauben mir nicht, außer
Drei Dichter-Standbilder in Berlin. Ein Wort zur Einigung. Als Manuserlpt gedruckt. Berlin 1861. Druck von Ernst Kühn, Kronen straße 33.
(Nr. I.)
4!) meinen Amtögeschäften noch andere Verpflichtungen einzugehen, und Sie
wissen selbst, daß. ich auch chteit Theil der ersteren abgewälzt habe, weil ich
der Ruhe bedarf. Berlin,
Haben Sie die Güte, mich bestens zu entschuldigen.
12. Juli 1861.
Ihrige Böckh".
Mit aller Hochachtung und Ergebenheit, der
Die zustimmende Erklämng des Goethe-Comite-Mitglieds,
Königlichen Musikdirectors Henn Jaehus, ist wegen längerer Abwesenheit
deffelben erst am 17. August 1861 eingetroffen.
Eine Erklärung des Herrn
Carl Heyman» vom.21. Slugust 1861 ging dahin: „Das Wort zur Ei nigung, welches mir zugegangen, hat mich überzeugt und in meiner früheren
Ansicht bestärkt, daß die Moyumenten-Trias nicht würdiger und angemessener
hingesteLt werden könne, als durch ein Denknial für Lessing.
Wenn die
Sammlungen beginnen, werde ich gern auch Seitens meiner thätig sein, wie ich schon für Camenz ein Gleiches mit Erfolg gethan.
Gleichzeitig mit dieser Mittheilung an die Mitglieder des Schiller- und des Goethe-Comite's erfolgte, wie gesagt, auch bei den hiesigen städtischen
Behörden über das bezweckte Vorhaben die sofortige Anzeige.
Sie schloß
der Stadtverordneten-Versammlung gegenüber mit den Worten: „Wir hoffen
dadurch demselben patriotischen Unternehmen, welches in der verehrlichen
Versanunlung bereits eine erste geneigte Jnbetrachtnahme gefunden hat, einen Dienst zu leisten, indem wir in einiger Weise dazu beizutragcn suchen, daß
ein Act der vaterländischenDankbarkeit in dieser deutschen Haupt
stadt zugleich ein Act des Friedens und der gemeinsamen Freude
werde;" und gegenüber dem verehrlichen Magistaat: „Lesstng's Antheil an Allem, was unsere Nation in Geist und Wahrheit aufgerichtet und veredelt hat, ist eben so unschätzbar als unvergänglich, und wenn das dankbare Vater
land jetzt in dieser deutschen Harrptstadt für Schiller und Goethe die ver dienten Ehren-Denkomle gründet, so wird es Lesstng's nicht vergessen wollen;
namentlich wird dies Preußen nicht, Könige verherrlichte,
liebte und
das er in seinem großen
namentlich Berlin nicht, das er so sehr
dem dauernd
anzugehören, der Wunsch seines Le
bens war."
Unterdeß hatte der Magistrat seinerseits bereits auf den 18. Juli v. I.
eine Versammlung von Deputirten sowohl des Schiller- und des Goethe-
Comits's, als der Stadwerordneten-Versammlung und seiner selbst auf das Rathhaus einbcrufen, um über den angeregten Einigungs-Vorschlag: den
Standbildern Schiller's und Goethe's das Standbild Lessing's auf dem Vor platze des Königlichen Schauspielhauses anzuschließen, nach nochmaliger Ver
handlung, bestimmte Erklärungen abzugeben. Diese Versammlung hat am bezeichneten 18. Juli v. I.
Rathhaufe wirklich stattgefnnden.
auf dem
Sie bestand Seitens der städtischen ge4
50 mischten Deputation ans den Herren Stadträthen Dr. Woeniger und Dr.
Noht und den Herren Stadtverordneten: Geheimrath Dr. Breßler, Amt
mann Seidel, Professor Dr. Virchow, Kaufmann Elster und Verlags-
Buchhändler Guttentag; sodann aus den Herren: Dr. Lindner nnd
Commerzienrath Leonor Reichenheim, als dm Deputirten des Schiller» und
den Herren: Professor Dr. Maerker, Gymnasial-Director August, Ober-
tribunalsrath Bloemer,
Kaufmann Jacques Meyer und Professor
Wredow, als den Deputirten des Goethe-Comits's. Inhalts des über diese Verhandlung aufgenommenen, und uns unter
dem 21. November v. I. demnächst von dem Magistrate abschriftlich mit
getheilten Protocolls, erklärten damals die vorgenannten beiden Vertreter
des Schiller-Comite Namens ihrer Committenten: „Allerdings sei es Ihnen unmöglich, freiwillig von dem Verlangen zu weichen, daß das Schiller-Standbild seinen Gmndstein und
damit den Hauptplatz vor der großen Freitreppe aus dem Gensd'armen-Markte behalte.
Die gebotene Rücksicht auf die Com
mittenten, die eigene Ehre und besonders die früheren Allerhöchsten
Anordnungen, auf welche hin sie bereits eine weitere Allerhöchste Entscheidung beantragt hätten, geböten ein solches Beharren. Werde
jedoch Seitens des Goethe-Comites daran festgehalten, für Goethe ebenfalls ein Denkmal auf dem Gensd'armen-Markte zu errichten,
sei dazu gleichfalls die Allerhöchste Genehmigung ertheilt und lasse sich dieser Plan unleugbar durch das Lessing-Project am geeignetsten verwirklichen, so seien sie bereit, mit Entschiedenheit auch
Letzteres einzutreten.
für
Ihre Anträge gingen daher dahin, mit
Aufstellung der Schiller-Statue sofort vorzugehen, hiernächst könne
das Goethe-Comite sich ihrer thätigsten Theilnahme und persön
lichen Mitwirkung für die Errichtung des Goethe-Denkmals bersichert halten, und endlich würde man sich mit vereinigten Kräften
der schnellsten Verwirklichung der Lessing-Statue zuwenden.
Sollte
es außerdem bei diesem Drei-Statuen-Project etwa aus ästhetischen
oder anderen Gründen nöthig werden,
daß der Schillerstein in
derselben Linie um etwas vorgerückt werde, so erkläre das SchillerComite auch dazu seine Zustimmung, sofern der Grundstein nur
die Mitte des Platzes vor der großen Freitreppe behalte."
Hierauf ließen die Vertreter des Goethe-Comite sich folgendermaßen vernehmen: „Sie hätten allerdings zunächst von ihren Committenten den Auf
trag, dahin zu wirken, daß das Schiller-Comite sich bereit finden
lasse, im Interesse der Kunst und Aesthetik nicht auf seinem Grund stein zu beharren,
vielmehr soweit rechts oder links damit zur
51 Seite zu rücken, daß Goethe neben Schiller gestellt werde, denn nur dann glaube das Goethe-Comite seine Aufgabe, Goethe in
Verbindung mit Schiller ein Denkmal zu setzen, vollständig gelöst. Sollte jedoch das Schiller-Comite es entschieden von der Hand
weisen, in solcher Art dem Goethe-Comite entgegen zu kommen
und dadurch ritte mehr den Gesetzen der Symmetrie entsprechende Ausstellung Goethe's zu ermöglichen, dann habe das Goethe-Comite
beschlossen, dem Drei-Statuen-Project ebenfalls in der Weise bei
zutreten, daß neben Schiller außer Goethe auch Lessing gestellt und so eine friedliche Einigung der bisherigen Differenzen herbei geführt werde." Nachdem die Mitglieder des Schiller-Comite ihre bestimmte Weigerung
wiederholt hatten, weitere Concessionen zu machen, als in ihrer obigen Er klärung enthalten seien, vereinigten sich die Mitglieder beider Comite's ein
stimmig in folgendem Beschluß: „Die Mitglieder des Schiller- und des Goethe-Comits's erklären Namens ihrer Committenten einstimmig, daß sie in dem Vorschläge
der Mitaufnahme des Lessing-Standbildes zu den aus dem Gens-
d'armenmarkte projectirten Statuen Schiller's und Goethe's eine
völlig befriedigende Einigung der bisher bestandenen Differenzen erkennen und sich bereit erklären, mit allen Kräften für die Er reichung dieses gemeinsamen Zieles einzutreten.,, Nachdem dieser Beschluß gefaßt war, traten die Mitglieder der städtischen Deputation zu kurzer gesonderterBerathung über Werth und Bedeutung dessel ben für die städtische Verwaltung zusammen. Das Ergebniß dieser Besprechung
wurde mit allen gegen zwei Stimmen in folgender Erklärung niedergelegt:
„Die stattgestmdene Einigung der beiden Comits's als das glück
lichste Auskunftsmittel bestandener Differenzen und als practische
Grundlage für die Ausfühmng der drei Statuen, je nach den
bereitesten Mitteln, den städtischen Behörden zur Annahme und Förderung zu empfehlen."
Auf Grund dieses Ergebnisses in der Sitzung auf dem hiesigen Rath
hause vom 18. Juli v. I. erging wenige Tage nachher, am 24. Juli 1861, die Jmmediat-Eingabe an Seine Majestät den König in Baden-Baden, wo Allerhöchstderselbe damals noch verweilte.
Sie trug außer den Unterschriften
derjenigen hiesigen Einwohner, von denen jene erste Anzeige und Einladung vom 10. Juli 1861 ausgegangen war, und den Unterschriften der Mitglieder des Schiller- und Göthe-Comit«, die dieser Einladung seitdem gefolgt, noch
die Unterschrift zweier ferner beigetretener Mitglieder des Goethe-Comits's, des Kaufmanns le Coq und des Fabrikbesitzes Jacques Meyer hier, so 4*
52 wie des Appellationsgerichts-Vice-Präsidentm Dr. Ed. Simsen in Frankfurt a. S., welcher Letztere sich während seiner vorhcrgegangenen längern Anwesen
heit hier, deö Drei-Statuen-Projects mit lebhaftem Eifer angenommen hatte. Die Unterzeichner der Jmmediat-Eingabe, nunmehr zwei und zwanzig an der
Zahl, darunter eils Mitglieder desGoethe-Comits's und zweiMitglicder desCen-
tral-Eomits'ö für Schiller, richteten an dem bezeichneten 24. Zuli 1861 an Sc.
Majestät den König die ehrfurchtsvollste Bitte, ihnen allergnädigst zu gestatten: „zur Bildung und Conftituirung eines Comite für die Errichtung eines Lessing-Standbildes in Berlin, auf dem Vorplatze des König
lichen Schauspielhauses, zur Seite des künftigen Schiller-Stand bildes, als des bleibenden Mittelpunktes der drei Dichter-Standbilder
Lessing, Schiller und Goethe, baldigst vorschreiten zu dürfen, und
daß cs Seiner Majestät gefallen wolle, den Bestrebungen dieses
Comitv mit Allerhöchst Seiner Königlichen Huld und Gnad« zngethan zu sein."
Sie erbaten dies von Seiner Majestät: „in Uebereinstimmung mit den desfalls jetzt — am 18. Juli 1861
— erfolgten Erklärungen des unter Allerhöchstem Schutz und Bei
stände hier bestehenden Schiller- und Goethe-Comit«, im Vertrauen
auf die fördernde Geneigtheit der hiesigen städtischen Behörden, im. Glauben an das lebendige Dankgefühl der Deutschen und in erhöhetem Maaße der preußischen Herzen, vor Allem in der vollen,
freudigen Zuversicht auf Seiner Königlichen Majestät eigenes Herz,
worin unsere Zeit auch diejenigen Tugenden verehrt, gegen deren Gegensätze Lessing einst seine nie genug zu preisenden Käurpfc
führte.
„Wie für die Bildung und Veredlung des deutschen
Geistes und Herzens Lessing, Schiller und Goethe mit
vereinigten Kräften nnvergänglich fortwirken, so mögen
auch ihre kunstverklärten Gestalten sich jetzt hier in un getrennten Ehren erheben, zur Freude des Vaterlandes
und zum neuen Ruhme und Schmuck dieser deutschen
Hauptstadt." Am 8. November 1861, nachdem zwischenzeitlich der fast einmüthigc Zutritt sowohl des Magistrats als auch der Stadtverordneten-Versammlung
zu den übereinstimmenden Erklärungen der städtischen Deputationen in der Sitzung auf dem Rachhause vom 18. Juli 1861 bekannt geworden, setzte
der Herr Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten
die Unterzeichner der Jmmediat-Eingabe voin 24. Juli 1861 davon in Kenntniß, daß
„durch Allerhöchste Ordre vom 6. November 1861 Seine Majestät
53 geruht, ihn zu beauftragen, diesen Unterzeichnern zu eröffnen, das,
Allerhöchstderselbe die Bildung eines Count« zur Errichtung eines Standbildes für Lessing auf dem Dorplatze des Königlichen Schanspielhauses, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes, Allergnä-
digst gestatten und dieses Somit« Allerhöchst Ihrer Hnld und Gnade versichern wollen." Die dankbare Freude über die nunmehrige Gewißheit dieser lang er sehnten Allerhöchsten Entscheidung wurde für uns nachfolgend noch durch
die Zuschrift gesteigert, welche der Magistrat die Geneigtheit hatte, am 21. November 1861 an die Unterzeichner jener auch an ihn gerichteten
ersten Anzeige vom 10. Juli 1861 gelangen zu lassen.
Sie verbürgte uns,
daß unsere nur durch die Liebe zum gemeinsamen Besten erweckte und antorisirte Bitte mit den Ueberzeugungen und den amtlichen Anträgen der
verehrlichen Stadtbehörden nuterdeß durchaus Hand in Hand gegangen, und
daß das jetzt erreichte Resultat zugleich die Erfüllung eines von den Re präsentanten dieser Königlichen Haupt- und Residenz-Stadt getheilten und nachdrücklichst befürworteten eigenen Wunsches war.
Daher wurde diese
Zuschrift des Magistrats sammt den ihr beigefügtcn, das vorerwähnte Pro tokoll der Sitzung vom 18. Juli 1861 einschließenden Anlagen, sofort bei der Constituirung des Lessing-Comite am 23. November 1861 der Ver
sammlung urschriftlich vorgclegt, und sie bildet fortwährend eine zu un schätzbare Stütze für die ganze Wirksamkeit des Lefsing-Comit«, als daß wir
nicht bei ihrem für uns so ennuthigendcn als verpflichtenden Inhalt hier verweilen sollten.
„Es traf uns jene Anzeige vom 10. Juli 1861, — so eröffnete uns
nun der Magistrat, — gerade in einem Augenblicke, als in unsrer eigenen Mitte der anderweit in die Oeffentlichkeit getretene Vorschlag, die bekannten Differenzen zwischen dem Schiller- und Goethe-Comitv wegen Aufstellung
ihrer Stationen, durch Hinzunahme eines Lessing-Denkmals zu schlichten, be reits ausgenommen war und lebhaft verhandelt wurde.
Wir haben daher
die Eingangs erwähnte Mittheilung (über die stattgehabte Vereinigung zu
vorbereitenden Schritten für diesen Zweck) mit lebhafter Genugthmmg ent
gegen genommen und uns beeilt, dem Projekte eines Lessing-Denkmals so wohl in den Unterhandlungen mit dem Schiller- mtb Goethe-Comitö, als
mit der Stadtverordneten-Versammlung, und später in unseren, auf Grund dieser Unterhandlungen höheren Orts formirten Anträgen allen Vorschub zu
leisten.
Als Belag hierfür fügen wir Abschrift unseres unter dem 30.
Oktober an den Herrn Minister für die geistlichen, Unterrichts- und Mcdizinal-Angelegenheiten erstatteten bezüglichen Berichts nebst allen Anlagen
bei, deren genanere Kenntnißnahme auch für die weiteren Schritte in der
54
Lessing-Angelegenheit von Wichtigkeit sein dürfte. Wir haben nunmehr das Vergnügen, die verehrlichen Unterzeichner des Schreibens vom 10. Juli
d. I. ergebenst zu benachrichtigen, daß zufolge hohen Erlasses des gedachten
Herrn Ministers vom 8. d. M. von Seiner Majestät dem Könige mittels
Allerhöchster Ordre vom 6. d. M. auf unsere Anträge huldreichst genehmigt worden ist: 1. „daß den Denkmälern für Schiller und Goethe auf denk hiesigen Gensd'armen-Markt noch ein Monument für Lessing und zwar
dergestalt hinzugefiigt werde, daß das Standbild Schiller's dir
Mitte des Platzes vor dem Schauspielhause beharrptet, die anderen beiden Standbilder aber ihm zur Seite treten;"
"1.
„daß die Unterzeichner der unter dem 24. Juli an Seine Majestät
den König gerichteten allerunterthänigsten Vorstellung, betreffend das Lessing-Denkmal, sich nunmehr als Comite constituiren, behufs Errichtung eines Standbildes für Lessing in Berlin auf dem Vor
platze des Königlichen Schauspielhauses, zur Seite des Schiller-
Standbildes." „Indem
wir,
— so
schließt diese Zuschrift des Magistrats
vom
21. Noveinber 1861, — den verehrlichen Unterzeichnern der Eingabe vom
10. Juli d. I. in Erwiederung auf ihre Mittheilungen hiervon ergebenst Kenntniß geben, wird es uns aufrichtig freuen, von der erfolgreichen Thä
tigkeit eines nunmehr definitiv zu bildenden Lessing-Comitö in einer großen nationalen Angelegenheit baldige Nachricht zu erhalten."
Dieser ehrenvollen Aufforderung des Magistrats wünscht das Lessing-
Comite zu entsprechen, indem es nach den vorher bezeichneten Entwickelungs stufen seiner Begründung nunmehr zu der folgenden ergebensten Mittheilung
über seine hierauf erfolgte fernere Gestaltung und seitherige Wirksamkeit
übergeht.
Die Frage, die sich die Unterzeichner der Jmmediat-Eingabc vom 24. Juli 1861 bei ihrem ersten Zusammentritt nach Erlaß und Publikation der
Allerhöchsten Ordre vom 6. November am 23. November zunächst vorlegten, war die, ob der Kreis der Mitglieder des Lessing-Comitö auf die Zahl dieser
Unterzeichner zu beschränken oder darüber auszndehuen, und im letzteren
Falle, ob die Constituirung des Comite bis dahin, daß sich die Erfolge et
waiger fernerer Einladungen würden übersehen lassen, zu beanstanden sei. Die Versammlung entschied in ihrer Majorität, daß der Zweck des Comite die möglichste Beschleunigung seiner Constituirung unter den obwaltenden
Umständen dringend gebiete, jedenfalls die Aussetzung der Constituirung
biö nach dem Ausfall jener Eventualität nicht zulasse.
Hierauf schritt die
Versammlung zur Constituirung des Lessing-Comitv's mittels Wahl eines
aus sieben Comite-Mitgliedern bestehenden geschäftsleitendenden Ausschusses
und wählte durch schriftliche Stimm-Abgabe zum Vorsitzenden: beit OberTribunalsrath Bloemer, zu dessen Stellvertreter den Geheimrath vr. Jo
hannes Schulze, zum Schriftführer den Gerichts-Assessor Robert Lessing,
zu
dessen
Stellvertreter den Dr. O. Lindner, zum Schatzmeister den
Commerzienrath Leonor Reichenheim, zu dessen Stellvertreter den Fabrik besitzer Jacques Meyer, und als zutretendes ferneres Mitglied jdes Aus schusses: den Ober-Bau-Direktor Hüb euer.
Die angemessene Erweiterung des dadurch zunächst auf die Unterzeichner der Jmntediat-Eingabe vom 24. Juli beschränkten Lessing-Comite, war der
Gegenstand fortgesetzter Verhandlung in den nächsten Sitzungen vom 27. Povember und vom 7. December 1861.
Als eine angemessene Erweiterung
wurde nur diejenige erachtet, welche die Möglichkeit einer persönlichen Ver
letzung für den Nicht-Eingeladenen ausschließe.
Von dieser Rücksicht geleitet,
beschloß die Versammlung die Erweitemng des Lessing-Comite allerdings unverzüglich zu versuchen, sie jedoch über die nachfolgenden Einladungen an: den Minister der geistlichen,
Unterrichts- und Medizinal-Ange-
legenheiten, den General-Inspecteur des Militair-Erziehungs- und Bildungs-
Wesens, den zeitigen Rector der Universität, den General-Director der Königlichen Museen,
den General-Intendanten der Königlichen Schauspiele, den Oberbürgermeister und Bürgermeister hiesiger Haupt- und
Residenzstadt, den Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden der Stadtvcr-
ordncten-Versammlung.
den Aeltesten-Vorsteher der Corporation der Kaufmamtschaft und dessen Stellvertreter, und
das Haupt derjenigen hiesigen Familie,
deren Ehrennamen mit
dem Namen Lessing durch das Band der edelsten Freundschaft für immer verbunden ist,
nicht auszudehnen.
Dieselbe Rücksicht wurde namentlich
auch in Bezug
auf den Kreis der hiesigen ausübenden plastischen Künstler für maßgebend erachtet, da eine Einladung an alle Glieder dieses Kreises
sachlich nothwendiger Begrenzung der Mitgliederzahl
aus Gründen
des Lessing-Comit«
unangänglich, eine Wahl unter den betreffenden Herren aber dem Comite
durchaus verboten schien. Der Ober-Bürgermeister und der Bürgermeister Berlin's,
sowie der
Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende der Stadtvcrordnetcn-Versamnilnng,
—
56
—
die Herren Dr. KranSnick, H ed emann, Lüttig und Schäffer haben der an sie ergangenen Einladung bereitwilligst entsprochen; das Lessing-Comitv hat
die Genugthuung, die sämmtlichen Repräsentantm der hiesigen städttschm Be hörden jetzt nicht blos zu seinen Begünstigern, sondern zn feinen Mitglie
dern zu zählen.
Dasselbe gilt von
bis auf Herrn von Olfers.
allen anderen vorbezeichneten Herrm,
Da das thatsächliche Nichttheilnehmen des
Letztem an dcnr Lessing-Eomitv mehrfach zn unrichtigen Auffaffungen ge
führt hat, so glauben wir es der Sache, dem verehrlichen Magistrat und uns selbst schuldig zu sein, durch eine vollständige Darlegung des faktischen Hergangs ferneren Unrichtigkeiten, so viel an uns ist, vorzubengen.
Als es sich in der vorbezeichneten Sitzung des Lessing-Eomitv davon handelte, dieses Comite in der eben.angedeuteten Begrenzung zu erweitern, ist bezüglich des Herm von Olfers nicht unerörtert geblieben, was durch
persönliche und sachliche Rücksichten unserer pflichtmäßigen Erwägung nahe
gelegt war.
ES kam zur Sprache, daß Herr von Olfers ans die auch an
ihn, als Mitglied des Goethe-Comite, am 10. Juli 1861 ergangene frühere Anzeige und Einladung, die darin erbetene zustimmende Erklämng seiner
seits nicht abgegeben, und daß kurz nachher die für
die technischen Vor
arbeiten zur Errichtung des Goethe-Denkmals abgezweigte Ilbtheilung des
Goethe-Comite sich unter dem Vorsitze des Herrn von Olfers gegen das Drei-Statnen-Project, also gegen die Grundlage und Vorbedingung des jetzt
constituirten Lessing-Comitv, gntachtlich ausgesprochen habe.
Die General-
Versammlung des Goethe-Comite habe diesem Gutachten ihrer technischen
Abtheilung am 16. Juli 1861 zwar allerdings in sofern die Zustimmung versagt, als sie nach längerer Erwägung beschlossen, eventuell auch ihrerseits
dem Drei-Statuen-Projekt beizutreten und als sie demgemäß ihre Depntir-
tcn zur Abgabe einer desfallsigen Erklärung in der von dem Magistrate
auf den 18. Juli 1861 anberaumten Sitzung mit Vollmacht versehn; auch sei diese eventuelle Zustimmung für das Drei-Statuen-Projekt Namens des Goethe-Comilv am 18. Juli 1861 durch dessen Deputirte wirklich
geben worden; dies gebe aber immerhin keine Gewißheit, daß
abge
sich Herr
von Olsers nunmehr geneigt bezeigen werde, an der Ausführung dieses Projekts durch Eintritt in das Lefsing-Comitv Theil zu nehmen.
Dagegen
wurde in Betracht gezogen, daß durch die Allerhöchste Ordre vom 6. Novem
ber 1861 die Ausführung des Drei-Statuten-Projekts nunmehr endgültig
entschieden sei, und daß das Lessing-Comits jedenfalls kein Recht habe, anznnehmen, daß es in den Wünschen des Herrn von Olfers liegen könne,
auch jetzt einem Comitv
nicht anzugchören,
dessen
Constitnirnng Seine
Majestät der König seitdem nicht blos gestattet, sondern der Zusicherung
Seiner Allerhöchsten Huld und Gnade ausdrücklich gewürdigt habe.
Dao
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1)4
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Lessing-Comitö bleibe verpflichtet, seinerseits nichts unversucht zu lassen, bannt neben den anderen einflußreichen
und hochverehrten hiesigen Ver
tretern der Kunst nnd Wissenschaft und des städtischen Gemeinwohls in dem, nach diesen Seiten hin zu erweiternden Kreise seiner Mitglieder, der
General-Director der Königlichen Museen nicht vermißt werde. Die letztere
Betrachtung überwog; die Versammlung beschloß Herm von Olfers noch mals um Anschluß an das Lefsing-Comits zu ersuchen, und das desfalls an
ihn zu richtende Schreiben durch
eines ihrer Mitglieder bei Herrn von
Olfers persönlich überreichen zu lassen.
Dieses Schreiben lautete:
Seiner Excellenz, denk General-Director der Königlichen Museen, Herm Wirklichen Geheimen Rath Dr. von Olfers Hier. Berlin, den 20. December 1861. „Seine Majestät der König
haben Inhalts hochverehrlichen
Rescripts des Ministers der geistlichen,
cinal-Angelegenheiten,
Unterrichts- und Medi-
Henn von Bethmann-Hollweg,
Ex
cellenz, vom 8. v. Mts., durch Allerhöchste Ordre vom 6. deffelben
Monats uns auf unsere Jmmediat-Eingabe vom 24. Juli d. I. eröffnen zu lassen gemht, daß Allerhöchstdieselben die Bildung eines Comits zur Errich
tung eines Standbilds für Lessing in Berlin, auf dem Dor platze des Königlichen Schaufpielhauses, zur Seite des künfti gen Schiller-Standbildes, Allergnädigst gestatten nnd dieses Eomite Allerhöchst Ihrer Königlichen Huld und Gnade Der«
sichern wollen. „Don dem lebhaften Wunsche erfüllt, diese Allerhöchste Gestat
tung in gedeihlichster Weise zu verwirklichen, haben wir am 7. d. M. einstimmig beschlossen, Ew. Excellenz zu bitten, daß es Hoch-
demselben im Interesse des schönen vaterländischen Zweckes genehm sein möge, sich uns als Mitglied des Lessing-Comits durch Mit unterzeichnung des von demselben nunmehr zu veröffentlichenden
Aufrufs hochgeneigtest anzuschließen,
und
ist Herr General von
Webern dabei zu der freundlichen Zusage bereit gewesen, Euer Excellenz das Original des Aufrufs zugleich mit diesem Ausdruck
unserer ergebensten Bitte persönlich zu überreichen. DaS Comitv zur Errichtung des Lessing-Standbildes in Berlin.
In dessen Auftrag: Dr. Joh. Schulze.
Blocmcr.
58 Dieses Schreiben gelangte hierauf mittelst des nachfolgenden an de»
General-Lieutenant von Webern.
„Euer Ercellenz
bitte ich um die Erlaubniß in der beifolgenden Mappe das Original unseres Lesfing-Aufrufs sammt den Behändigungsschrei ben an die Herren von Peucker, von Hülsen und von Olsers,
bei Hochdenselben einzureichen und die durch den Drang der Zeit gebotene Bitte um baldgeneigte Rücksendung nach hoffentlich er reichtem Erfolge, gehorsamst anschließen zu dürfen.
Wie Euer
Excellenz Sich zu Ihrer Freude überzeugen werden, sind die Ver treter der hiesigen städtischen Behörden,
die Aeltestcn Vorsteher
der Corporation der Kaufmannschaft und der Rector unserer Fried rich-Wilhelms-Universität, die Herren: Krausnick, Hedemann,
Lüttig, Schäffer, Baudouin, Warschauer und Magnus,
indem sie der dessalls an sie ergangenen Einladung bereitwilligst ent
sprochen haben, jetzt mit uns verbunden.
In der von des Königs
Majestät Allerhöchstselbst nunmehr gestatteten und öffentlich in Schutz genommenen Verehrung des deutschen Mannes, der den Tellheim schrieb, Voltaire entthronte und mit Winkelmann die neue Kunst
schuf, werden uns die Leiter und Bewahrer .Erziehung und der Kunstbildung in
der militairischen
Preußen
ebenfalls nicht
fehlen wollen.
„Meine Legitimation zur Unterzeichnung des Aufrufs für den
Appellationsgerichts-Vice-Präsidentcn Herrn Simsen in Frank furt a. O. — der das Jmmediat-Gesuch vom
mitunterzeichnete —
schreiben desselben
24. Juli v.
I.
ist in dem an mich gerichteten Antwort
vom 20. v. Mts.
sub pet rem.
ebenfalls
angcfügt.
„Genehmigen Euer Excellenz die Versicherung der aufrichtigen Hochachtung, womit ich die Ehre habe zu verharren als Hochdesselben
ganz gehorsamster
Bloemer."
Die Erwiederung des Herrn General-Lieutenants von Webern auf diese letztere Zuschrift lautet: Berlin, den 4. Januar 1862.
„Ew. Hochwohlgeboren habe ich unter Rücksendung beikommender Mappe, in welcher das
Original unseres Lessing-Aufrufs liegt, freundlich ergebenst Bericht
59 zu erstatten über das Ergebniß des von mir übernommenen Ge
schäfts im Interesse unserer Angelegenheit. „Wie Sie sich aus den Unterschriften überzeugen wollen, haben
Herr von Peucker und Herr von Hülsen die für sie ehrenvolle Aufforderung, dem Comite zuzutreten, bereitwillig, und mit dem Zusatz, nach Kräften nützlich und förderlich zu fein, doch mit der
Bitte, sie mit jedem Amt und Geschäft zu verschonen, zugesagt.
Anders war es mit Herrn von Olfers, der entschieden abge lehnt, und dabei anö seiner Verpflichtung als Goethe-Comite-
Mitglied Vcrhinderungsgründe anführte, deren Gültgkeit ich zwar nicht einsehen konnte, aber doch auch nicht bestreiten wollte. Das
Comite wird daher schon wohl auf den Beitritt des Herrn von Olfers unter diesen Umständen verzichten müssen.
„Mit dem Ausdruck wahrhafter Hochachtung und freundlicher Ergebenheit
herzlich zngethaner
von Webern."
Die directe schriftliche Antwort des Herrn von Olfers war folgende: „Der verehrlichen Aufforderung des Comite für Errichtung des Lessing-Standbildes vom 20. December, welche mir heute be händigt worden, bedauere ich nicht entsprechen zu können, indem
meine vielfach in Anspruch genommene Zeit mich hat bestimmen
müssen, aus Vereins-Vorständen zu scheiden, an welchen ich lange Zeit theilgenommen hatte; um so weniger würde ich daher neue
Verpflichtungen zu übernehmen im Stande sein. Berlin, den 3. Januar 1862. Hochachtungsvoll und ganz crgebenst
von Olfers.
An das Comite für Errichtung des Lessing-Standbildes
z. H. des König!.
Wirklichen Geh. Ober-Regierungsraths Herrn Schulze
Hochwohlgeboren. Hier."
Das Lessing-Comite, durch den allseitigen Beitritt der vorgenannten anderen verehrten Herren auf die Gesammtzahl von 33 Mitgliedern er
weitert, hat hierauf mit dem von ihnen Allen unterzeichneten, Berlin, 10.
Januar 1862, datirten „Aufruf zur Errichtung des Lessing-Standbildes in
Berlin", seine öffentliche Wirksamkeit begonnen.
Es hat darin in Gemein-
60 schäft mit dem Minister der geistlichen, Unterrichts- nnd Medicinal-Angclegenheiten, Herrn von Bethmann-Hollweg, der für eine so gute Sache
auch in persönlicher Theilnahme mittvirfen zu wollen, sich sofort bereit er
klärte, die Allerhöchste Entscheidung verkündet, daß „dem Standbilde Schiller's, zu dem am Jubelfeste des geliebten Dichters die allgemeinste und innigste Verehrung den Grundstein legte,
die Standbilder Goethe's und Lessings
nun zur Seite treten, und mit ihm dem Vorplätze des Königlichen Schauspielhanses dieser deutschen Hauptstadt den reichsten und edelsten Schmuck verleihen sollen."
Es hat „Alle, die in Lessing
den großen Schriftsteller und Charakter verehren,
Alle, die sich ihm ver
pflichtet fühlen, Alle, die das Bild des edeln Mannes in ihrem Herzen
tragen, aufgerufen, an dem vaterländischen Untemehmen Theil zu nehmen: Lessing's
Andenken,
mit
den
theuersten
unseres
Erinnerungen
nationalen Ruhmes vereinigt, in sichtlicher Erkennbarkeit den kom
menden Geschlechtem zu überliefern."
Es hat diesen Aufruf mit der Kund
gabe schließen können, daß unsere huldreiche Körigin bereits
„den ersten
Beitrag" zu dem Lessing-Standbilde gegeben, d. h. durch die That besiegelt
habe,
was Allerhöchstdieselbe gleich
nach dem ersten Bekanntwerden des
Drei-Statuen-Projektö in einer von Henn vr. Brandts
an
den Appel-
latiottsgerichts-Vice-Präsidcnten Simson gerichteten Zuschrift aussprechen
zu lassen geruht hatten, daß Ihre Majestät den Vorschlag:
„das Standbild Schiller's dort aufzustellen, wo der Grundstein ein mal gelegt, und zu seiner Rechten und Linken Goethe's und Lessing's Monumente zu errichten, sehr angemessen finden, und für den Fall
dieser Plan zur Ausführung käme, für Lessing's Denkmal denselben Beitrag aus Allerhöchst Ihrer Schatulle aussetzen wollen, welchen
die
Allergnädigste Herrin zur Errichtung der beide»
übrigen
Denkmäler bereits gewährt hat."
Den Redactionen der hiesigen nnd vieler anderer auswärtigen Blätter
und Zeitschriften sind wir für die sofortige Aufnahme des Aufrufs und die dem Zwecke unserer Bestrebung dadurch geleisteten wirksamen Dienste zu dankbarer Anerkennung verpflichtet.
Mit Ausnahme eines einzigen, zuerst
in der Spener'schen Zeitung veröffentlichten Artikels, den die verehrliche Redaction dieses Blattes indeß unmittelbar nachher selbst als aus falscher Mittheilung hervorgegangen bezeichnet, und dessen Aufnahme sie bedauert
hat, hat sich unseres Wissens die Redaction keines vaterländischen oder aus ländischen Blattes bisher in einem anderen, als in dem der Allerhöchsten
Entscheidung vom 6. November 1861 zustimmenden Sinne ausgesprochen. Dem ersten glückverheißenden Beitrag Ihrer Majestät der Königin
haben sich seitdem andere Beiträge ans der Nähe nnd Ferne angeschlossen.
Gl Wir erwähnen mit besonderer Freude des Beitrages des Herrn Professors
Geppert aus dem Resultat der von demselben hier zum Besten des LessingStandbildes unlängst bewirkten Aufführung des Rubens.
Herr Professor
Geppert hat seinerseits mit großem Danke der eben so freundlichen als wesentlichen Hülfeleistuug gedacht, die ihm dabei von dem General-Inten
danten, Herrn von Hülsen, zu Theil geworden. Auch von der Munificenz des Prinzen Georg von Preußen, Königliche Hoheit, die sich bei dieser
Gelegenheit bewährt, hat Herr Professor Geppert demComit« erfreuliche
Kenntniß gegeben.
Die Zuhörer des Herrn Professor Werder in dessen
Vorlesungen über Nathan fallen den Tribut ihres Dankes gegen den ver ehrten Lehrer in einer vereinigten Gabe für das Lessing-Standbild zu spendeu .bestimmt haben.
Herr Professor Gosche hat über Lessing's Leben und
Geistes-Entwicklung gleichzeitig zahlreich besuchte ösientliche Borlesungen ge
halten, deren Nachwirkungen unseren Bestrebungen ebenfalls zum bleibenden Nutzen gereichen werden.
In unserer letzten Eomite-Sitzung ist beschlossen worden, mit der Vertheilung der Beitragölisten für das Lessing-Standbild nunmehr in der Art
vorzugehen, daß zunächst den Comite-Mitgliedern selbst einzelne Nummern
dieser Listen zur Circulation in den Kreisen ihrer Freunde und Bekannten mitzutheilen seien.
Demgemäß haben alle in dieser Sitzung anwesende
Mitglieder, jedes derselben drei Nummern dieser Beitragslisten an sich ge
nommen und ihre bestmöglichste Bemühung zur Fördemng des Zweckes
zugesagt.
Den in der Sitzung nicht anwesenden Comitö-Mitgliedern sind
seitdem zu gleichem Zwecke ebenfalls einzelne Nummern der Beitragslisten
zugestellt.
Für die geeignete Vertheilung der Beitragslisten in den hiesigen
Stadtbezirken durch die geneigte Vermittlnng der betreffenden Herren Be zirksvorsteher hat Herr Bürgermeister Geheime Rath Hedemann, in eben dieser Sitzung die erforderliche Einleitung in nahe Aussicht gestellt.
Die Mitbetheiligung der vaterländischen Hochschulen und Gymnasien, Bühnen-Vorstände und Kunst- und wissenschaftlichen Anstalten an unseren Bestrebungen ist in besonderen, unserem Aufrufe beizufügenden Begleitschreiben
vorbereitet.
Das Comite hat sich für die deshalb erforderlich gewesenen
Vorarbeiten auch hier zweien seiner Mitglieder, den Herren Profefforen Gosche und Gubitz, zu Dank zu bekennen.
Einzelne Kreise von Verehrern Lessing's, die sich seinen Gesinnungen besonders verbunden wissen, lassen uns auf gesegnete Resultate vereinigter
Anstrengungen schließen, andere Kreise, die das Andenken Lessing's in be sonderer Dankbarkeit heilig halten, haben dazu die bestimmte Aussicht er öffnet.
Neben so viel Erfreulichem betlagen wir den Verlust des Stadtver-
—
62
—
ordneten Herrn Guttcntag, den ein unerwarteter Tod ans unserer Mitte abberufen hat.
Wie Herr Guttentag sofort mit freudiger Entschlossenheit
unseren Bestrebungen zugetreten, so hat er ihnen in der leider nur zu kurzen
Dauer seiner uns gewidmeten thätigen Mithülfe stets mit ganzem Herzen
zu dienen gesucht.
Auch das Lessing-Comitö wird nicht aufhören, sich des
werthen Mitbürgers mit verdienter Anhänglichkeit zu erinnern. Wir schließen unsere Mittheilung an den verehrlichen Magistrat mit dem aufrichtigen Danke für die uns von ihm und der Stadtverordneten-
Bersammlung seither in so entgegenkommender und wirksamer Weise zuge
standene Unterstützung, mit der lebhaften Bitte um deren unverminderte kräftige Fortgewährung und in der zuversichtlichen Hoffnung, daß das unter
den schützenden Aufpicien unseres Königs vertrauensvoll begonnene vater
ländische Werk durch Eintracht und Beharrlichkeit zur glücklichen Vollendung gelange.
Berlin, den 8. Mai 1862.
Das Ausschuß des ComitL zur Errichtung des LessingStandbildes in Berlin. Bloemer.
Dr. Johannes Schulze.
Dr. O. Lindner.
Reichenheim.
Robert Lessing.
Jacques Meyer.
Hübener.
Nr. XXII.
Erwiederung des Stadt-Magistrats an das Lessing-Comite auf den Bericht sub XXI. Vom 29. Mai 1862.
Von dem uns übersandten Bericht des verehrlichen Comite d. d. Berlin
den 8. d. M., betreffend die bisherige Thätigkeit für die Errichtung des
Lessing-Denkmals, haben wir mit lebhaftem Interesse Kenntniß genommen und indem wir in den Wunsch Wohldesselben „daß das unter den schützenden Anspielen unseres Königs ver trauensvoll begonnene vaterländische Werk durch Eintracht und
Beharrlichkeit zur glücklichen Vollendung gelange"
gern einstimmen, schließen wir nut den Versichenmgen unseres Dankes und unserer fortgesetzten Theilnahme.
Berlin, den 29. Mai 1862. Magistrat
hiesiger Königlichen Haupt- und Residenzstadt. Krausnick.
An
das Comitö zur Errichtung des Lessing-Stand bildes in Berlin, z. H. des Vorsitzenden Herrn
Geheimen Ober-Tribunalsraths Bloemer, Ritter rc.
Hochwohlgeboren.
C.4
—
—.
Nr. xxm. Schreiben des Vorsitzenden
des
Goethe-Comitö an den Vor
sitzenden des Lessing-Comits, den Widerruf des Beschlusses des
Goethe-Comits vom 16. Juli 1861 und das Zurücktreten von
der Vereinbarung vom 18. Juli 1861 (Nr. X.) ankündigend, nnd die Billigung
dieser
Absicht
durch
das
Lessing-Comits
beantragend.
Vom 26. Mai 1862.
Hochzuverehrender Herr! Ew. Hochwohlgeboren als Vorsitzendem des Lessing-Comitv beehre ich mich ergebenst anzuzeigen, daß das Goethe-Comits in seiner am 23. April
d. I. abgehaltenen General-Versammlung nach längerer Berathung den
nachstehenden Beschluß gefaßt hat:
in Erwägung daß die General-Versammlung sich den Gründen des
Central-AusschusseS A wegen Aufhebung des Beschlusses vom 16. Juli 1851 nicht zu verschließen vermag, beschließt sie:
das Gutachten der letztgedachten Abtheilung A dem Lessing-Comit« mitzutheilen und auf Grund desselben eine Verständigung mit dem
Lessing-Comits herbeizuführen.
In Folge dieses Beschlußes ist das oben bezeichnete Gutachten in Druck gegeben und die Schröder'sche Verlagsbuchhandlung nach nunmehr vollendetem
Abdrucke beauftragt worden, den Mitgliedern des Lessing-Comits je ein Exemplar, Ew. Hochwohlgeboren aber deren mehrere, zuzustellen. Ew. Hochwohlgeboren sind den Verhandlungen des Goethe-ComitS, das
die Ehre hat, Sie zu seinen ursprünglichen Mitgliedern zu zählen, mit zu stetiger Theilnahme gefolgt, um nicht die feste Ueberzeugung gewonnen zu
haben, daß der angeführte Beschluß seinen Ursprung nur aus den unab-
weislich gewordenen Bedenken gegen das Gelingen und die künstlerische Aus führbarkeit des am 16. Juli 1861 beschlossenen Projektes herleitet.
Insofern in dieser Beziehung das Interesse des Lessing- und Schiller-
G5 Comite mit dem des Goethe-Comits der Sache nach ein und dasselbe ist,
glaube ich hoffen zu dürfen, das Lessing-Comits werde sich dem Wunsche wechselseitiger Verständigung nicht entziehn, und erlaube mir für diesen all
seitig wünschenswerthen Zweck den ergebensten Vorschlag:
das Lesstng-Comits wolle aus seiner Mitte drei Mitglieder zur nä heren Verhandlung mit der gleichen Anzahl von Mitgliedern des Goethe-Comits abordnen.
Die Vorsitzenden beider Comits würden zu dieser Commission beizu treten haben.
Die verspätete Mittheilung dieses Antrags bitte ich nur dem verspä
teten Abdruck des motivirenden Gutachtens zur Last zu legen.
Der Vorstand
glaubte in so ernster Angelegenheit das Gewicht des Gutachtens durch Hin zufügung der Gründe auch anderer dem Goethe-Comits nicht angehöriger
namhafter Sachverständiger verstärken zu müffen.
In der Zuversicht, daß sich ein Weg der Verständigung werde ermitteln lassen, der zu dem wünschenswerthen Ziele führt, ohne das Lessing-Comitv
irgend in Widerspruch mit den ursprünglichen Zwecken seiner Begründung zu setzen, wie in der Gewißheit,. daß auch die letzte General-Versammlung
ihren obigenBeschluß unter dieser Voraussetzung gefaßt hat, mit vollkommenster Hochachtung
Berlin, den 26. Mai 1862.
Ew. Hochwohlgeboren als z. Vorsitzender des Goethe-Comite H. G. Hotho.
An
den Obertrtbnnalsrath, Herrn F. Bl o em er. Hochwohlgeboren.
Hier.
—
66
—
Nr. XXIV.
Empfangsbescheinigung des Schreibens Nr. XXIII. durch den Vorsitzenden des Lesfing-Comitö. Pom 27. Mai 1862.
Hochzuverehrender Herr!
Euer Hochwohlgeboren ermangele ich nicht hiermit ganz ergebenst an
zuzeigen,
daß ich die von Ihnen,
als Vorsitzendem des Goethe-Comitö,
an mich gerichtete Zuschrift vom 26. d. gestern zu
empfangm die Ehre
gehabt habe, und deren Anhalt, dem Ausschuß des Lessing-ComM,
als.
dem vorberathenden und geschäftsleitenden Theile dieses Comite, sofort zur Kenntniß bringen werde.
Indem ich mich meinerseits zunächst auf diese Anzeige beschränken muß, zeichne ich Berlin, 27. Mai 1862.
mit vollkommenster Hochachtung als zeitiger Vorsitzender des Lessing-Comite,
Bloemer. An
Seine Hochwohlgeboren, Herrn Professor Dr. H. G. Hotho.
Hier.
Nr. XXV.
Motivirte Ablehnung des sub. Nr. XXIII. vorerwähnten An trags deS Goethe-Comils, in Gemäßheit des Auszugs aus dem
Protokoll der in der Königlichen Bau-Akademie zu Berlin am
16. Juni 1862, Nachittags 6 Uhr, stattgehabten Sitzung des Lesfing-ComitL's. Vom 26. Zum 1862.
Wegen eingetretener Abhaltung hatten sich für die heutige, durch Einladung des Vorsitzenden vom 12. d. M. einberufenc Sitzung entschul digt die Herren:
Aeltesten-Vorsteher der Corporation der Kaufmannschaft, Geheimer
Commerzienrath Baudouin; dessen Stellvertreter, Commerzienrath Robert Warschauer; Ober-Bau-Director Hübener; Geheimer Ober-Postrath Schüller;
Commerzienrath Leonor Reichenheim; General-Lieutenant von Webern;
für den General-Intendanten der Königlichen Schauspiele, Herrn von Hülsen, war angezeigt, daß er nach London verreist sei. Anwesend waren die Herren: Ober-Tribunalsrath Bloemer, Vorsitzender;
Wirklicher Geheimer Ober-RegierungSrath vr. Johannes Schulze; Dr. O. Lindner; Fabrikbesitzer Jacques Meyer Professor Dr. Joh. Gust. Dropsen: Professor Dr. Robert Gosche;
Buchdruckerei-Besitzer Ernst Kühn; Kaufmann Le Coq;
der zeitige Rector der Königlichen Friedriche Wilhelms-Universität, Prof. Dr. A. Magnus;
Geheimer Commerzienrath Alexander Mendelssohn; Verlags-Buchhändler Dr. G. Parthey;
—
68
—
Geheimer Rath, Professor Dr. Friedrich von Raum er;
Ober-Consistorialrath, Professor Dr. A. Twesten; Stadtverordneter Dr. M. Veit; Stadtrath Dr. Woeniger;
Gerichts-Assessor Robert Lessing, Schriftführer. Der Vorsitzende theilt der Versammlung eine an ihn gerichtete und
urschriftlich
vorliegende Zuschrift
des Herrn
Vorsitzenden des Goethe-
Comite vom 26. Mai c. mit, deren Empfang er demselben am 27. Mai c.
mit dem Beifügen angezeigt,
daß er den Inhalt der Zuschrift dem Aus
schuß des Lessing-Comittzs, als dem vorberathenden und geschäftsleitenden Theile dieses Comitös, sofort zur Kenntniß bringen werde, und sich seiner
seits zunächst auf diese Anzeige beschränken müsse.
Der Ausschuß ist auf
die Einladung des Vorsitzenden vom 29. Mai c. am 4. Juni c. zu einer Vorberathung zusammengetreten.
Das Resultat dieser Vorberathung ist
der an diesem Tage von dem Ausschuß einstimmig gefaßte Antrag, den
derselbe
gegenwärtig der
fassung stellt.
Versammlung
zur Berathung
und Beschluß
Ebenso liegt der Versammlung vor, das in der Zuschrift
des Herrn Vorsitzenden des Goethe-Comites voin 26. Mai c.
bezogene
„Gutachten" der Abtheilung A. des Goethe-Comites vom 14. April c., in Exemplaren einer „nebst Beilagen" und einem „Vorwort" veröffentlichten
Druckschrift,
die,
jener Zuschrift des Herrn Vorsitzenden des
Goethe-
Comites gemäß, den einzelnen Mitgliedem des Lessing-Comitös in je einem Exemplare zugestellt werden sollte und zugestellt worden ist. Die Versammlung ist hierauf in die Berathung dieser Angelegenheit
eingctreten, uitb nach gepflogener Verhandlung aus den nachfolgenden Be stimmungsgründen zu der am Schluffe angegebenen Erklärung gelangt. In Erwägung:
daß Seine Majestät der König
in
gerichteten Jmmediat-Eingabe vom
einer an Allerhöchstdenselben
24.
Juli
1861
ehrfurchtsvoll
gebeten worden ist, den Unterzeichnen; dieser Eingabe Wergnädigst
zu gestatten: „zur Bildung und Constituirmig eines Comites für hie Errich tung eines Lessing-Standbildeö
in Berlin, .auf dem Vorplätze
des Königlichen Schauspielhauses, zur Seite des künfti gen Schiller-Standbildes, .als :des..bleibenden Mittel
punktes der drei Dichter-Standbilder Lessing, Schiller und Goethe, baldigst.vorschreiten zu dürfen, und daß es Seiner Königlichen
Majestät
gefallen
wolle,
den Bestrebungen
dieses
Comites mit Allerhöchst Ihrer Königlichen Huld und Gnade zu-
gethan zu sein;" daß, drei Monate später, der Herr Minister der geistlichen, Unterrichts
und Medizinal-Angelegenheiten den Unterzeichnern dieser JmmediatEingabe mittelst hohen Reskripts vom 8. November 1861 eröffnet hat:
„daß durch Allerhöchste Ordre vom 6. November
1861 Se.
Majestät die Bildung eines Comites zur Errichtung eines Stand bildes für Lessing in Berlin, auf dem Dorplatze des König lichen
Schauspielhauses,
zur
Seite
des
künftigen
Schiller-Standbildes, Allergnädigst gestatten und dieses Comite
Allerhöchst Ihrer Huld und Gnade versichern wollen;" daß auch der Magistrat hiesiger Königlichen Haupt- und Residenz
stadt den Unterzeichnern einer desfalls an ihn gerichteten früheren Anzeige vom 10. Juli 1861 am 21. November 1861
die amtliche
Benachrichtigung ertheilt hat:
„daß zufolge hohen Erlasses des Herrn Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten vom 8. November 1861
von Seiner Majestät dem Könige mittelst Allerhöchster Ordre vom
6. November 1861 auf die Anträge des Magistrats huldreichst genehmigt worden: 1. daß den Denkmälern für Schiller und Goethe auf dem hie
sigen Gensd'armen-Markte, noch ein Monument für Lessing,
und
zwar
dergestalt
hinzugefügt
werde,
daß
daö
Standbild Schillers die Mitte des Platzes vor dem
Schauspielhause
behauptet,
die
anderen
beiden
Standbilder aber ihm zur Seite treten;
2. daß die Unterzeichner der unter dem 24. Juli 1861 an Seine
Majestät den König gerichteten Allerunterthänigsten Vorstellung, betreffend
das
Lessing-Standbild, sich
nunmehr als Comite
constituiren behufs Errichtung eines Standbildes für Lessing
in Berlin,
auf dem Vorplatze des Königlichen Schau
spielhauses, zur Seite des künftigen Schiller-Stand
bildes;" daß auf Grund der Allerhöchsten Ordre vom 6. November 1861
die Constituirung des Lessing-Comites am 23. November 1861 wirk lich erfolgt ist:
daß sich diesem, zunächst aus
den Unterzeichnern der Jmmcdiat-
Eingabe vom 24. Juli 1861 bestehenden, Comite bald nachfolgend,
andere Männer als Mitglieder des Lessing-Comites bereitwilligst an-
70 geschlossen haben, in denen die Einladenden hochgeschätzte Vertreter der Kunst und Wissenschaft und des städtischen Gemeinwohls,
den
Unterrichts-Minister, den Chef des Militair-Erziehungs- und Bildungs
wesens, den Oberbürgermeister und den Vorsitzenden der Stadtverord-
neten-Dersammlung Berlins an der Spitze, zu verehren hatten; daß, unter ausdrücklicher Berufung aus die durch die Allerhöchste Ordre vom 6. November 1861 getroffene Königliche Entscheidung und
huldreichst ertheilte Zustimmung, das nach diesen Richtungen hin erwei terte Lessing-Comitö am 10. Januar 1862 einen, von allen seinen Mitgliedern unterzeichneten, öffentlichen Aufruf zur Errichtung des
Lessing-Standbildes in Berlin erlassen hat,
in dessen Eingang wört
lich gesagt ist:
„Jene hochgesegnete Epoche
unsrer Geistesbildung,
die, mit
Lessing beginnend, sich in Schiller zu ihrer idealen Verklärung erhebt und in Ghethe ihre Vollendung feiert, soll in der har
monischen Verbindung der Standbilder dieser drei He
roen jetzt ihre dauernde Verherrlichung finden: dem Standbilde Schiller'S, zu dem am Jubelfeste des geliebten Dichters die allgemeinste und innigste Verehrung den Grundstein legte, sollen die
Standbilder Goethe's und Lessing's zur Seite treten, und, mit
ihm,
dem Vorplatze
des
Königlichen
Schauspielhauses
dieser deutschen Hauptstadt den reichsten und
edelsten
Schmuck verleihen;" und weiter: „Jetzt der Unvergänglichkeit der Verdienste Lessing's den schul
digen Tribut der gemeinsamen Huldigung darzubringen und sein
Andenken,
mit den theuersten Erinnerungen unseres na
tionalen Ruhmes vereinigt,
in sichtlicher Erkennbarkeit den
kommenden Geschlechtern zu überliefern, ist das vaterländische Unter nehmen, woran in wetteifernder Treue Theil zu nehmen, wir Alle,
die in Lessing den großen Schriftsteller und Charakter verehren,
Alle, die sich ihm verpflichtet fühlen, Alle, die das Bild des edlen
Mannes in ihrem Herzen tragen, mit fester Zuversicht anfrusen;" daß in dem „Vorwort" zn dem jetzigen Gutachten der „für die technischen Vorbereitungen zur Errichtung des Goethe-Denkmals" ab
gezweigten Abtheilung A. des Goethe-Comites vom 14. April 1862 S. 4. der veröffentlichten Druckschrift, zwar versichert wird, daß „für
das Drei-Statuen-Project,
Schiller in der Mitte,
kein Manu der Wissenschaft, erklärt hat;"
sich kein Künstler,
71 daß das Lesstng-Comite, welches die Vertretung dieser Versicherung sowohl überhaupt als auch gegenüber der eignen Majorität des Goethe-
Comites bei dessen gleich zu erwähnendem Beschluß vom 16. Juli 1861, lediglich jener Seite selbst überlassen muß, von der sie in so umfassender Weise hier gegeben ist, seinerseits in dem Glauben an
die Wahrheit und das Recht des Gedankens fest verharrt, den die
zuständigen
städtische»
und
Staatsbehörden
allseitig
und
prüften
befürworteten, und dessen hieraus an Allerhöchster Stelle genehmigte Verwirklichung von der erklärten Huld und Gnade eben dieser Aller
höchsten Stelle begleitet wird;
daß nach Erlaß des Aufmfs vom 10. Januar 1862 Beiträge aus
der Nähe und Ferne sich dem ersten Beitrage
angeschlossen
haben
und anschließen, den Ihre Majestät die Königin in sofortiger thatsächlicher Bestätigung Allerhöchst Ihrer vorher ausgesprochenen Billi
gung des Drei-Statuen-Projects, Schiller in der Mitte,
bereits am
12. November 1861 zu der von des Königs Majestät am 6. Novbr.
1861 Allerhöchst genehmigten Errichtung des Lessing-Standbildes in Berlin, von Breslau aus einsenden zu lassen, die Gnade hatten; daß
die
Allerhöchste Ordre
vom
6. November
1861 daher seit
mehr als sieben Monaten in faktischem Vollzüge begriffen ist;
daß namentlich auch das in unmittelbarer Folge dieser Allerhöchsten Ordre publicirte Concurrenz-Ausschreiben des Magistrats für die Er
richtung des Schiller-Standbildes die Rücksichtnahme darauf, daß diesem Standbilde
die Standbilder Goethe's
Seite treten werden, den
und Lessing's
später zur
concurrirenden Künstlern zur ausdrück
lichen Bedingung gestellt hat;
daß das Goethe-Comite, nachdem es sich allen diesen offenkundigen
Thatsachen gegenüber seither vollkommen schweigend verhalten hat, in der Eingangs erwähnten Zuschrift seines Herrn Vorsitzenden an den Vorsitzenden des Lesstng-Comitss vom 26. Mai d. I. nunmehr, unter
Bezugnahme auf seinen jüngsten desfallstgen Beschluß vom 23. April
1862 der Sache nach, die Zustimmung des Lessing-Comitss dafür in in Anspruch nimmt, daß von der Errichtung des Lessing-Standbildes auf dem Vorplätze des Königlichen Schauspielhauses jetzt wieder ab
gestanden, statt dieses Platzes für die Errichtung
des Lessing-Stand
bildes ein anderer dazu
mehr geeigneter Platz auserwählt und zur
erleichterten Erreichung
dieses Zweckes von dem Lessing-Comits auf
den Vorschlag eingegangen werde:
72 „aus seiner Mitte drei Mitglieder zur näher« Verhaudlnng mit
der gleichen Anzahl von Mitgliedern des Goethe-Comites abordnen zu wollen", welcher „Commission die Vorsitzenden beider Comites
beizutreten haben würden;"
daß
dieser neueste Beschluß
des Goethe-Comites vom 23. April
1862. nicht blos gegen die Gmndlage und die ganze bisherige Wirk samkeit des Lessing-Comites, sondem auch gegen den zur thatsächlichen
Ausführung gelangten früheren eigenen Beschluß des Goethe-Comites vom 16. Juli 1861 anstreitet,
Beschlusse
16.
vom
Kenntnißnahme
Juli
und
da das Goethe-Comite sich in diesem
1861,
zwar
und
Erörterung
des
seiner Abtheilung A. vom 12. Juli 1861, richtung des
nach
vorheriger
damaligen Gutachtens
der Er-
bereit erklärte,
Lessing-Standbilds aus dem Vorplatze
Königlichen Schauspielhauses
und
der
des
dort be
dadurch
zweckten Ausführung des Drei-Statuen-Projects, zuzustim-
mcn,
wenn das Schiller-Comitö aus der Errichtung des Schiller-
Standbildes in der Mitte des Platzes verharren sollte,' und da
die zum Vollzüge dieses Beschlusses vom 16. Juli 1861 bevollmäch tigten Vertreter des
Vertretern des
Goethe-Comites am
18. Juli 1861
vor den
Schiller-Comitss und den vereinigten Deputationen
des Magistrats und der Stadtverordneten-Versammlung in der Sitzung
auf dem hiesigen Rathhausc,
diese Zustimmung des Goethe-Comit6S
wirklich erklärt haben;
daß, wenn das Goethe-Comite sich durch das nunmehr erneuerte
Gutachten seiner Abtheilung A. vom 14. April 1862 und den darauf
gestützten Majoritäts-Beschluß
seines
Central-Ausschusses
vom
16.
April 1862 jetzt genöthigt glaubt, die durch den Vollzug des Be schlusses vom 16. Juli 1861 seinerseits definitiv geordnete Angelegen heit nachträglich doch wieder in Frage zu stellen, oder, die
eignen
Worte seines jüngsten Beschlusies vom 23. April 1862 anzuführen,
„sich den Gründen des Central-Ausschusses und der Abtheilung A. wegen Aufhebung des Beschlusses vom 16. Juli 1861 nicht zu verschließen vermag,"
und in Folge dessen sich zu dem vorangcführten Vorschläge bei dem
Lessing-Comitö bewogen gefunden hat, dies allerdings nur dem Ge biete seiner eigenen Auffassungen und Entschließungen angehört;
daß
das Lessing -Comits
jedoch
Ueberzeugungen zu folgen vermag;
seinerseits
ebenwohl
nur
seinen
73 daß es sich ans dem Standpunkte dieser Ueberzeugungen in keiner Weise die Gründe aneignen kann, die in dem Gutachten der Abthei lung A.
des Goethe-Comites vom
14. April 1862 des Nähern zu
entwickeln gesucht werden;
daß das Lessing-Comite
vielmehr
nach ernster Würdigung aller
hier zu Tage liegenden rechtlichen und thatsächlichen Momente und
der dadurch gebotenen Pflichten und Rücksichten sich mit diesem Gut achten und seinen Beilagen und Bezugnahmen, im entschiedenen Ge
gensatze befindet; daß das Lessing-Comit« cs im Besondern,
führungen gegenüber, nicht für unangemessen,
desfallsigen An
und noch weniger für
sondern für wohlbegründet und würdig hält,
unpassend, drei
den
größten
Deutschlands
Schriftstellern
auf
und
dramatischen
daß den
Dichtern
dem Vorplätze des Königlichen Schau
spielhauses in Berlin drei Standbilder aufgerichtet, d. h. daß jene von Seiner Majestät dem Könige am 6. November 1861
gebilligten Wünsche und Hoffnungen erfüllt werden, die die Unter
zeichner der Jmmediat-Eingabe vom 24. Juli 1861 damals vor Allerhöchstdemselben in den Worten aussprachen:
„Wie für die Blldung
und Veredlung des deutschen Geistes Lessing, Schiller und Goethe mit vereinigten Kräften unvergänglich.fortwirken, so mögen auch
ihre kunstverklärten Gestalten sich jetzt hier in ungetrennten Ehren erheben,
zur Freude des Vaterlands und zum
neuen Ruhm und
Schmuck dieser deutschen Hauptstadt;"
daß die am 6. November 1861 von Seiner Majestät dem Könige
Allerhöchst
genehmigte Dreistellung der Standbilder
für Lessing,
Schiller und Goethe auf dem Vorplatze des Königlichen Schauspiel hauses hier überdies jetzt zum drittenmal eine Kunstaufgabe erneuert,
die an einer anderen Stelle hiesiger Stadt für die Standbilder von Aork, Blücher und Gneisenau in ihrer Weise thatsächlich längst gelöst, und wieder an einer anderen Stelle und in anderer Weise für
die Standbilder von Thaer,
Schinkel und Beuth, ihrer thatsäch
lichen Lösung nahe ist;
aus diesen Gründen
erklärt das Lessing-Co mit«, dem einstimmigen Anträge seines Ausschusses
einstimmig bcitretend, Wunsch
zur
daß cs bei aller Bereitwilligkeit und dem lebhaften
besten Ausführung
des durch die
Allerhöchste Ordre vom
6. November 1861 genehmigten vaterländischen Werkes
mit dem Goethe-
—
74 —
Comit« jederzeit einträchtig zusammen zu wirken, auf den ihm in lder
Zuschrift des Herrn Vorsitzenden des Goethe-Comites vom 26. Mai 18