Adaption und Analyse: Remarques Werk in diversen Kontexten [1 ed.] 9783737015431, 9783847115434, 9783847015437


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Adaption und Analyse: Remarques Werk in diversen Kontexten [1 ed.]
 9783737015431, 9783847115434, 9783847015437

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Erich Maria Remarque Jahrbuch / Yearbook XXXII/2022 Herausgegeben von Thomas F. Schneider im Auftrag des Erich Maria Remarque-Friedenszentrums

Thomas F. Schneider (Hg.)

Adaption und Analyse Remarques Werk in diversen Kontexten

V&R unipress Universitätsverlag Osnabrück

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. Veröffentlichungen des Universitätsverlages Osnabrück erscheinen bei V&R unipress. © 2022 Brill | V&R unipress, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, V&R unipress und Wageningen Academic. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung: Yang Yilin, Yang Kaili, Bing Liang. Arc de Triomphe nach Erich Maria Remarque. Online-Publikation auf baijiahao.baidu.com, 5.+9.+12.11.2021, Panel 20. Redaktion: Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider Satz: Claudia Junk, Thomas F. Schneider Druck und Bindung: CPI books GmbH, Birkstraße 10, D-25917 Leck Printed in the EU. Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISSN 0940-9181 ISBN 978-3-8471-1543-4 ISBN 978-3-8470-1543-7 (E-Book) ISBN 978-3-7370-1543-1 (V&R eLibrary)

Inhalt Marc Hieger Erich Maria Remarques Roman Drei Kameraden und seine filmische Adaption Three Comrades 1938 7 Barbara Pogonowska Vom Sterben und Tod in Erich Maria Remarques Roman Der Himmel kennt keine Günstlinge 33 Yang Yilin / Yang Kaili / Bing Liang Arc de Triomphe nach Erich Maria Remarque 45 Neue Remarque-Publikationen Beiträger:innen und Herausgeber:innen dieses Bandes

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Erich Maria Remarques Roman Drei Kameraden und seine filmische Adaption Three Comrades 1938

Zirkusdirektor Carl Krone, Ex-Bundespräsident Christian Wulff, Bundeskanzler Olaf Scholz und DJ Robin Schulz haben mit dem Schriftsteller Erich Maria Remarque eines gemeinsam: Sie allesamt sind in der niedersächsischen Stadt Osnabrück geboren, die »eine gute Brutstätte für die Politik und das Showgeschäft zu sein«1 scheint. Hier, wie an anderen Orten, sind Menschen, die für Recht, Toleranz und Freiheit einstehen, Vorbilder demokratischen Denkens und Handelns; sie sind Aushängeschilder unseres Landes. Pazifistisch gesinnte Autoren wie Erich Maria Remarque, der zu Beginn des letzten Jahrhunderts Weltruhm erlangte, sind unverrückbare Landmarken in unserer Kultur und unserem kulturellen Verständnis. Remarques Bücher sind heute mehr denn je aktuell, dies zeigt sich unter anderem auch angesichts des Krieges in der Ukraine, dem schon Tausende von Menschen zum Opfer gefallen sind. Die Osnabrücker Remarque-Gesellschaft hat im Juli dieses Jahres dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ein Buchexemplar von Remarques Weltbestseller und Antikriegsroman Im Westen nichts Neues (IWnN) (1928/29) über die russische Botschaft in Berlin zukommen lassen.2 Im Verständnis Remarques haben Schriftsteller eine Verpflichtung, sich in ihren Werken für den Frieden einzusetzen, sich pazifistisch in ihrem Schreiben zu engagieren. Remarque begleitete mit seinen Werken die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, arbeitete in diesen Werken zwei Weltkriege und deren Folgen von Verfolgung, Vertreibung, Flucht und Exilerfahrungen auf und wurde nicht nur eine wichtige

Die Abbildungen in diesem Beitrag folgen den Materialien im Erich Maria Remarque-Friedenszentrum, Osnabrück. 1 Thomas Wübker. »Wer sind die fünf berühmtesten Osnabrücker?« Neue Osnabrücker Zeitung, 06.01.2022, 12. 2 Tom Bullmann. »Antikriegsroman für Putin. Remarque-Gesellschaft verschickt Im Westen nichts Neues.« Neue Osnabrücker Zeitung, 16./17.07.2022, 13.

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Stimme der deutschen (Exil-)Literatur, sondern auch der Weltliteratur. Anfang der 1930er Jahre taumelte der erste demokratische Staat, der nach der Ur-Katastro­ phe des 20. Jahrhunderts, dem Ersten Weltkrieg, auf deutschem Boden errichtet wurde, seinem Untergang entgegen. Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt, dies bedeutete, dass politische Kontrahenten, jüdische Mitbürger und viele andere Menschen ausgegrenzt und verfolgt wurden. Der nationalsozialistische Staat ließ von Anfang an keine Zweifel daran aufkommen, was die Teile der Bevölkerung, die der Nazi-Ideologie und -Politik nicht Folge leisten und der entstehenden Diktatur sich entgegenstellen wollten, zu erwarten hatten: Vertreibung, Flucht, Inhaftierung oder Tod. Erich Maria Remarque hatte sich Zeit seines Lebens, wie erwähnt, für den Frieden und für den »Fortschritt« eingesetzt. Damit bezog er sich auf die humane, zivilisatorische und pazifistische Fortentwicklung der Menschheit.3 Und auch wenn das Schreiben gegen den Krieg, gegen politische Verfolgung und Diktatur nicht zur Kenntnis genommen werde, so steht es für ihn doch außer Frage, dass man nicht nicht mehr schreiben solle: »Man muss daran [an den Fortschritt] glauben und man muss auch dafür arbeiten.«4 Viele von Remarques Werken wurden verfilmt, so auch sein Roman Zeit zu leben und Zeit zu sterben (1954). Hier spielte er selbst mit und verkörperte eine seiner eigenen Romanfiguren, den Lehrer Pohlmann.5 Gleichzeitig war dies auch eine Wiederbegegnung mit einem Aspekt seiner eigenen Biografie, denn Remarque war ausgebildeter (Volksschul-)Lehrer. Auch hier handelt es sich um einen Antikriegsroman und -film, die Handlung ist jedoch im Zweiten Weltkrieg angesiedelt. Den Beginn aller Remarque-Verfilmungen stellt die US-amerikanische Produktion All Quiet on the Western Front (1930) dar. Sie ist bis heute die bekannteste und wirkmächtigste Verfilmung von Remarques Antikriegsroman und Weltbestsellers.6 Nur wenige Antikriegsfilme wurden vor 1925 gedreht, und es war die Kraft der Literatur in den späten 1920er Jahren, die dem Kino Kraft verlieh.7 In Deutschland, aber auch in anderen Ländern lag nun eine Masse von 3 Friedrich Luft. Das Profil. Gespräch mit Erich Maria Remarque. SFB, 03.02.1963, 31:17 Min. (29:29–30:27 Min.), online unter: https://www.youtube.com/watch?v=aOzROBGLkpE (15.08.2022). 4 Ebd., (29:33–30:34 Min.). 5 Vgl.: A Time to Love and a Time to Die (Zeit zu leben und Zeit zu sterben) (1958), USA, Regie: Douglas Sirk, Drehbuch: Orin Jannings, [Erich Maria Remarque], 132 Min. Zum Redaktionsschluss dieses Beitrags (August 2022) steht die Premiere der Neuverfilmung von Im Westen nichts Neues bevor (Kinopremiere ist im September 2022); vgl.: Im Westen nichts Neues (2022), D, USA, GB, Regie: Edward Berger, Drehbuch: Lesley Paterson, Edward Berger, Ian Stokell, 147 Min. 6 Vgl.: All Quiet on the Western Front (Im Westen nichts Neues) (1930), USA, Regie: Lewis Milestone, Drehbuch: Maxwell Anderson, George Abbott, Del Andrews, C. Gardner Sullivan, 136 Min. 7 Andrew Kelly. All Quiet on the Western Front. The Story of the Film. London, New York: I.B. Tauris Publishers, 1998, 16.

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Drei Kameraden und seine filmische Adaption Three Comrades 1938

Berichten, Tagebüchern und Romanen vor, die sich mit dem Ersten Weltkrieg befassten, Erlebnisse ehemaliger Soldaten schilderten und die Grundlage für Filmstoffe bildeten.8 In diesem Jahrzehnt lernte »der Film das Sprechen […] und [er dominierte] […] die Kulturindustrie mehr und mehr […]« Und »die Literatur [wird] als Futter für diesen unersättlichen Moloch herhalten müssen, und das literarische Erzählen wird dem Konsumenten als filmisches wiederkehren.«9 Der Film, und ab Anfang der 1930er Jahre der Tonfilm, war das neue bahnbrechende Medium, das auch den Krieg eindrücklicher und schrecklicher darzustellen vermochte: »Es steht zu befürchten, dass das Thema des (Ersten Welt-)Krieges und die Vermittlung einer Erfahrung des Krieges zu einer ganz eigentümlichen Medienkonkurrenz zwischen Literatur und Film geführt hat.«10 Das Publikum war überwältigt von neuen Perspektiven, Kamerafahrten, Massenszenen, Trick- und Schnitttechniken und vor allem der ganz neuen Akustik. Der Zuschauer erlebte in Milestones Verfilmung von Im Westen nichts Neues den Horror und die Brutalität des I. Weltkriegs hautnah, fühlte die ständige Angst, in den Schützengräben entweder durch Granaten, Bomben, Bajonette oder auch Kampfgas zu sterben: Der Film zeigt zunächst in den ersten Szenen eine Welt des Friedens, des zivilen Lebens. Eine Gruppe von Schülern möchte der alltäglichen Schulroutine entfliehen, Abenteuer erleben und Heldentaten vollbringen. Sie melden sich freiwillig, um in den Krieg zu ziehen. Die indoktrinierten Ideen von Ruhm und Ehre, den tapferen und süßen Tod für das Vaterland, entpuppen sich für die jungen Männer an der Westfront sehr schnell als leere Phrasen und Lügen. Der Roman und seine Verfilmung zielen darauf ab, über eine durch den Krieg zerstörte Generation zu berichten, »auch wenn sie den Granaten entkam«, wie es im vorangestellten Motto des Romans heißt. Dem filmisch großen Welterfolg von All Quiet on the Western Front folgte The Road Back (Der Weg zurück) (1937)11 und daran anschließend die Verfilmung Three Comrades (1938), als dritte Filmadaption Remarques.

8 Vgl. z.B.: Westfront 1918 – Vier von der Infanterie (1930), D, Regie: Georg Wilhelm Pabst, Drehbuch: Ernst Johannsen, Ladislaus Vajda, Peter Martin Lampel, 97 Min.; Journey’s End (1930), GB, USA, Regie: James Whale, Drehbuch: R. C. Sherriff, Joseph Moncure March, 120 Min.; The Dawn Patrol (1930), USA, Regie: Howard Hawks, Drehbuch: Dan Totheroh, Howard Hawks, Seton I. Miller, Ewart Adamson, 90 Min. 9 Joachim Paech. Literatur und Film. Stuttgart, Weimar: Metzler, 1997, 151. 10 Oliver Jahraus. »Im Krieg vom Krieg mit Bildern erzählen? Der Erste Weltkrieg als Katastrophe im Film«. Michael Braun, Oliver Jahraus, Stefan Neuhaus, Stéphane Pesnel (Hg.). Nach 1914: Der Erste Weltkrieg in der europäischen Literatur. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2017 (Film-Medium-Diskurs 76), 217. 11 Vgl.: The Road Back (1937), USA, Regie: James Whale, Drehbuch: Charles Kenyon, R. C. Sherriff, 100 Min.

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Erich Maria Remarques Romanvorlage Drei Kameraden (1936) In den drei Romanen Im Westen nichts Neues (1928/29), Der Weg zurück (1930/31) und Drei Kameraden (1936) wird schließlich die lange geplante und realisierte Trilogie gesehen, was der Autor in einem vorangestellten Motto in Drei Kameraden auch bestätigt.12 Im Text selbst finden sich auch Reminiszenzen an den Vorgängerroman IWnN: Aber hat er Bernhard Wiese geholfen, als er mit einem Bauchschuß schreiend im Houtholster Wald lag, hat er Katczinsky geholfen, der in Handzaeme fiel und eine kranke Frau zurückließ und ein Kind, das er noch nicht gesehen hatte, hat er Müller geholfen und Leer und Kemmerich […] und Millionen anderen?13

Im Westen nichts Neues schildert den Horror der Schützengräben, das massenhafte Sterben an der Westfront und die Destruktion einer ganzen Generation. Der Weg zurück befasst sich mit der zumeist gescheiterten Reintegration dieser verlorenen Generation in die Zivilgesellschaft. Remarques Drei Kameraden nimmt erneut drei junge Männer, wieder ehemalige Soldaten, in den Blick und zeigt anhand dieser Figuren die »Anstrengungen, den Nachkriegszynismus und die Desillusionierung zu überwinden.«14 Der Roman schildert aber auch die Unfähigkeit der Soldaten, sich in der Zivilgesellschaft zurecht zu finden, beziehungsweise privat und beruflich erfolgreich in ihr Fuß zu fassen.15 Das Werk ist aber auch als Remarques bester Liebesroman charakterisiert worden.16 Mit der Figur der ­Patrice »Pat« Hollmann erschafft Remarque seine erste große Frauenfigur,17 und der Roman sollte zunächst auch den Titel Pat erhalten. Am 29. Januar 1933, einen Tag vor der Machtübernahme Adolf Hitlers und der NSDAP, verließ Erich Maria Remarque Deutschland und ging ins Exil. Die Nationalsozialisten verboten seine Romane im ganzen Land und verbrannten

12 »Das vorliegende Buch ist das dritte und letzte einer Reihe, zu der Im Westen nichts Neues und Der Weg zurück gehören. Es hat im Grunde das gleiche Thema, die Frage, die in den ersten beiden Büchern für Hunderttausende gestellt wurde, kehrt hier wieder für einen einzigen Menschen. Es ist die Frage des Lebens und des Todes, die Frage: Warum?«. Erich Maria Remarque. Drei Kameraden. Roman. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2019, 555. 13 Ebd., 372f. 14 Richard Arthur Firda. All Quiet on the Western Front. Literary Analysis and Cultural Context. New York: Twayne Publishers 1993 (Twayne’s Masterwork Studies 129), 73. 15 Harley U. Taylor. Erich Maria Remarque. A Literary and Film Biography. New York, Bern, Frankfurt am Main, Paris: Peter Lang, 1989 (American University Studies 65), 105. 16 Ebd., 105. 17 Wilhelm von Sternburg. »Als wäre alles das letzte Mal«. Erich Maria Remarque. Eine Biographie. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2009, 257ff.

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sie schließlich in Berlin öffentlich am 10. Mai 1933, um den »literarischen Verrat am Soldaten des Weltkrieges«18 zu sühnen. Von nun an lebte er im Ausland und wurde nie wieder in Deutschland sesshaft oder gar deutscher Staatsbürger.19 Die deutsche Staatsbürgerschaft wurde ihm im Übrigen in der Bundesrepublik auch nie angetragen, und Remarque selbst stellte niemals einen Antrag auf Wiedereinbürgerung.20 Im Jahr 1935 versuchte Staatssekretär Paul Körner, ein Abgesandter Herrmann Görings, Remarque zu einer Rückkehr nach Deutschland zu bewegen. Aufgrund der weltweiten Popularität des Autors erschien es der Naziregierung ratsam, Remarque als Verbündeten zu gewinnen und ihn nicht als Feind und potente öffentliche Stimme im Ausland zu wissen. Remarque lehnte dieses Angebot rundweg ab und somit auch den ihm in Aussicht gestellten Posten als Preußischer Kultusminister.21 Für den zum Zeitpunkt seiner Ausreise aus Deutschland bereits zum Weltautor avancierten Schriftsteller sollte die Exilierung ein tiefer Einschnitt werden: Als Hitler mich aus Deutschland vertrieb, war mein dritter Roman Drei Kameraden beinahe fertig. Es war ein solcher Schock für mich, Deutschland verlassen zu müssen, dass ich vier Jahre brauchte, um das Buch zu Ende zu schreiben.22

Remarque arbeitete die erste, seit Ende Januar 1933 dann vorliegende Fassung von Drei Kameraden (vorheriger Titel: Pat. Roman) mehrfach um.23 Es entstanden verschiedene Fassungen des Romans.24 Er erschien nach seiner Fertigstellung im Frühjahr 1936 dann 1938 in den Niederlanden im Querido Verlag auf Deutsch, in dem auch andere namhafte deutsche Exilautoren publizierten. Er ist somit auch Erich Maria Remarques erster Exilroman.25 Die Auflage reichte natürlich nicht 18 Die sogenannte Bücherverbrennung war eine »Aktion wider den undeutschen Geist« der Deutschen Studentenschaft, vgl. dazu: Dieter Sauberzweig. »Die Hochschulen im Dritten Reich. Die geistige SA rückt ein – Aktionen wider den undeutschen Geist«. Die Zeit, 10.03.1961; online unter: https://www.zeit.de/1961/11/die-hochschulen-im-dritten-reich (15.08.2022). 19 Vgl. das Interview bei seiner Ankunft in New York 1939: »Exiled Remarque arrives in U.S.«. New York Times, 24.03.1939, 23; online unter: https://www.remarque.uni-osnabrueck.de/ emr-interviews/faksimiles/St__Louis_Post_Dispatch_Fri__Mar_24__1939_.pdf (15.08.2022). 20 Von Sternburg, 278. 21 Hilton Tims. Erich Maria Remarque. The Last Romantic. New York: Carroll & Publishers 2003, 83; vgl. auch die Kurzbiografie Remarques; online unter: https://www.remarque. uni-osnabrueck.de (15.08.2022). 22 Heinz Liepman. »Remarque und die Deutschen. Ein Gespräch mit Erich Maria Remarque«. Zürcher Woche, 30.11.1962. 23 Vgl. online unter: https://www.remarque.uni-osnabrueck.de (15.08.2022). 24 Von Sternburg, 262f. 25 Taylor, 110.

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mehr an seine beiden ersten Werke heran, 17.500 Exemplare erschienen in Amsterdam. Nach dem Krieg wurde der Roman 1951 in Deutschland in München publiziert.26 Remarque war ab 1933, wie viele andere renommierte deutsche Autoren, von seiner (Stamm-)Leserschaft in Deutschland abgeschnitten und deshalb wurden für ihn das US-amerikanische Publikum und das Verlagswesen in den Vereinigten Staaten sehr wichtig, um als Autor überleben zu können.27 Remarque musste, trotz seines weltweiten Ruhms als bekannter und viel gelesener Autor, sich nun in einem fremden Land zurecht finden, sich mit einer fremden Sprache, der nicht-europäischen Lebensumgebung und anderen (kulturellen und geschäftsbedingten) Ansprüchen auseinandersetzen. Die erste gebundene Ausgabe von Drei Kameraden kam im April 1937 auf den US-amerikanischen Markt. Für die englische Fassung nahm Remarque erneut Umarbeitungen am Manuskript vor.28 Am 31. August 1933 äußert er sich zu seinem neusten Werk in einem Interview in Wien: »In einer gewissen Hinsicht wird mein neues Buch vielleicht eine Enttäuschung sein«, fuhr Remarque lächelnd fort, »denn es handelt sich um keinen Roman, der sich in der gleichen Linie wie Im Westen nichts Neues oder Der Weg zurück bewegt. Ich behandele diesmal ein Thema, das eigentlich das Thema aller Romane ist, nämlich die Beziehungen zwischen Mann und Frau von heute in der Ehe.«29

Tatsächlich ist es eine intensive Liebes- und Leidensgeschichte, die das Romangeschehen dieses Mal dominiert. Der Roman spannt einen zeitlichen Bogen von 1928 bis 1929. Er zeigt anhand einer Großstadt, mutmaßlich Berlin, sowohl die gesellschaftlichen und sozialen Verhältnisse als auch den Zustand der Weimarer Republik und Demokratie am Vorabend der Weltwirtschaftskrise von 1929. Viele Menschen schlagen sich durch das Leben, sie überleben, trotz des herrschenden Elends, der politischen Instabilität und der sich zuspitzenden wirtschaftlichen Lage. Andere Menschen, im Roman repräsentiert durch die Figur des kleinen Angestellten Hasse, geben auf, weil sie ihre prekäre soziale und private Situation nicht mehr ertragen wollen:

26 Von Sternburg, 265. 27 Richard Arthur Firda. Erich Maria Remarque – a Thematic Analysis of his Novels. New York, Bern, Frankfurt am Main, Paris: Peter Lang Verlag, 1988 (American University Studies 9; General Studies 8), 92. 28 Von Sternburg, 263. 29 O. A. »Remarque war in Wien«. Wiener Allgemeine Zeitung, 31.08.1933, 5; online unter: https:// www.remarque.uni-osnabrueck.de/emr-interviews/faksimiles/wiener%20allgemeine %201933.pdf (15.08.2022).

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Hasse hatte sich mit einer dicken, rosaseidenen Kordelschnur erhängt. […] Er mußte es lange überlegt und alles vorher in Ordnung gebracht haben; denn das Zimmer war vollkommen aufgeräumt, und als wir genauer nachsahen, fanden wir auf der Kommode noch etwas Geld und einen Zettel, auf dem stand: Rest der Miete für diesen Monat. Er hatte es extra gelegt, so als ob er zeigen wollte, daß es mit seinem Tode nichts zu tun hätte.30

Während eines Museumsbesuchs sehen die beiden Hauptfiguren, Pat und Robert, unerwartet viele Besucher, die nicht wegen der Kunst [kommen], sondern weil sie nichts zu tun haben. […] Mit blassen Gesichtern und abgetragenen Anzügen wanderten sie, die Hände auf dem Rücken, etwas scheu durch die Räume, mit Augen, die etwas ganz anderes sahen als die Bilder der Renaissance und die stillen Marmorfiguren der Antike. […] Es war still in all den Räumen, und man hörte trotz der vielen Besucher kaum ein Wort; – aber mir schien trotzdem, als sähe ich einem ungeheuren Kampf zu, – dem lautlosen Kampf von Menschen, die niedergeschlagen waren, aber sich noch nicht ergeben wollten. Sie waren ausgestoßen aus den Bezirken ihrer Arbeit, ihres Strebens, ihrer Berufe […].31

Dennoch ist »Remarques Ton […] gedämpft, es liegt ihm mehr daran zu berichten als zu protestieren und seine Betonung liegt auf intimen Details des Lebens.«32 »Diese negative Sicht auf die Gesellschaft wird durch eine sehr realistische, anschauliche Beschreibung der Charaktere untermauert.«33 Die (titelgebenden) Hauptcharaktere sind der Ich-Erzähler Robert »Robby« Lohkamp und seine Schulfreunde und Kriegskameraden Gottfried Lenz und Otto Köster. Sie arbeiten gemeinsam in einer Autowerkstatt. Ihr Verdienst reicht allerdings kaum aus, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, sie leben am Existenzminimum und kämpfen einen täglichen Überlebenskampf. Am Ende müssen sie den Betrieb aufgeben, da sie ihre Schulden nicht mehr begleichen können. Bei einem Ausflug und Autorennen lernen sie Patrice »Pat« Hollmann kennen, die aus einer Offiziersfamilie stammt, nicht unvermögend und sehr bildungsinteressiert ist. Robert trifft sich mehrfach mit ihr, und es entwickelt sich eine tiefe, »romantische und melodramatische Liebesgeschichte«34 zwischen ihnen. Pat tritt in Roberts Leben, und es ist eine Zäsur für ihn, da er wieder Hoffnung schöpft, einen Sinn im Leben sieht. 30 Remarque, Drei Kameraden, 2019, 394f. 31 Ebd., 385–387. 32 Firda, Erich Maria Remarque, 96. 33 Hans Wagener. Understanding Erich Maria Remarque. Columbia: University of South Carolina Press, 1991 (Understanding Modern European and Latin American Literature), 49. 34 Von Sternburg, 257.

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Eine stabile, liebevolle Beziehung könnte seine unstete, recht ziellose Existenz beenden. Er frönt dem Nachtleben, dem Alkohol und Amüsement in den Bars und Nachtlokalen, in denen sich gescheiterte Existenzen, Nachtschwärmer und Prostituierte treffen. Pat wird zum »vierten Kameraden« innerhalb der Freundesgruppe der drei Männer.35 Frauen und Männer gleichberechtigt zu sehen, ist Remarque wichtig, und so nehmen auch seine drei männlichen Hauptfiguren diese Haltung ein. Für Remarque sind die Themen Kameradschaft und Freundschaft in vielen seiner Werke von zentraler Bedeutung. Er greift sie in den ersten beiden Romanen und besonders ausführlich in Drei Kameraden auf: Hier überführt er eine Kriegskameradschaft oder -gemeinschaft in das zivile Leben der Nachkriegszeit. Kameradschaft ist für ihn nicht die Idealisierung oder Heroisierung von gemeinsamen Kriegserlebnissen, sondern, genau gegenteilig, das humane Denken und Handeln in der Vergangenheit und Gegenwart. Die Figuren haben zusammen den Krieg überlebt, und ihre Verbundenheit untereinander ist so stark, dass sie in einem zivilen Leben fortbesteht. Die Kriegsgemeinschaft ist und war bei Remarque letztlich immer eine »Anti-Kriegs-Gemeinschaft«36. Gottfried Lenz, der politisch aktiv ist und immer wieder Versammlungen besucht, wird gegen Ende des Romans von einer Gruppe junger Nazis auf der Straße erschossen. Remarque vermeidet es allerdings, dies im Text zu konkretisieren: Wir gingen die Straße entlang. Ein paar Leute kamen uns auf der anderen Seite entgegen. Es waren vier junge Burschen. Einer trug hellgelbe, neue Ledergamaschen, die andern eine Art von Militärstiefeln. Sie blieben stehen und sahen zu uns herüber.37

Einer aus dieser Gruppe kommt auf Lenz zu, schießt, und er bricht schwer verletzt auf der Straße zusammen und stirbt. Bei der Zeugenbefragung kann sich Otto Köster scheinbar nicht mehr erinnern, wie die Täter ausgesehen oder ob sie »Abzeichen oder Uniformen« getragen haben: »Ich habe nichts gesehen vor den Schüssen. Und dann habe ich mich nur um« – er stockte einen Augenblick – »um meinen Kameraden gekümmert.«38

Auch der Ich-Erzähler kann sich nur an die »gelben Gamaschen und Uniformen« erinnern, gibt aber ebenfalls nichts zu Protokoll.39 Remarque bleibt in den Beschreibungen politischer Dinge und Situationen viel unkonkreter als in den 35 Wagener, 46. 36 Von Sternburg, 260. 37 Remarque, Drei Kameraden, 2019, 462. 38 Ebd., 466. 39 Ebd.

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Drei Kameraden und seine filmische Adaption Three Comrades 1938

Vorgängerromanen Im Westen nichts Neues und Der Weg zurück. Grundsätzlich verdammt der Autor jegliche Art von Fanatismus und Extremismus, und es spielt keine Rolle, welche politische Ideologie ihnen zugrunde liegt.40 Lohkamp und Köster haben zuvor zwei politische Versammlungen besucht, um Lenz zu finden. Die erste ist vermutlich eine der NSDAP, was dem Leser im Text durch den Auftritt des Redners und dessen verführerische, aufhetzende Rhetorik deutlich vor Augen geführt wird: Auf dem Podium stand ein kräftiger, untersetzter Mann und redete. Er hatte eine volle Bruststimme, die mühelos in den entferntesten Winkeln verständlich war. Es war eine Stimme, die überzeugte, ohne daß man viel darauf achtete, was sie sagte. Und was sie sagte, war leicht verständlich. Der Mann ging auf der Bühne umher, ungezwungen, mit kleinen Armbewegungen, ab und zu trank er einen Schluck Wasser und machte einen Witz. Dann aber stand er plötzlich still, voll dem Publikum zugekehrt, und peitschte mit veränderter, greller Stimme Satz um Satz hinaus, Wahrheiten, die jeder kannte, von der Not, vom Hunger, von der Arbeitslosigkeit […]. Und dann kam es, breit, überzeugend, unwiderstehlich, Versprechen über Versprechen, es regnete nur so Versprechen, ein Paradies erstand über den vielen Köpfen […]. Der da oben wußte alles; – er hatte für jede Frage eine Antwort, für jede Not eine Hilfe. Es war gut, sich ihm anzuvertrauen. Es war gut, jemand zu haben, der für einen dachte. Es war gut, zu glauben.41

Danach sind sie kurz auf einer linken, wahrscheinlich einer KPD- oder SPDVersammlung. Auch hier bleiben Remarques Beschreibungen allgemein und unkonkret, was die politische Motivik betrifft.42 Alfons, ebenfalls ein (Kriegs-) Freund von Gottfried Lenz, wird ihn rächen, bevor Otto Köster den Mörder zur Rechenschaft ziehen kann.43 Auch in Drei Kameraden kommt somit das Motiv Rache zum Tragen, dass doch eigentlich der pazifistischen Haltung seines Autors entgegensteht. Aber genauso sind für Remarque Gerechtigkeit bzw. Widerstand gegen jegliches Unrecht zentral, was schließlich im Roman Arc de Triomphe (1945) zu einem Hauptmotiv wird. Ende der 1920er Jahre ruft die politische und wirtschaftliche Instabilität der Weimarer Republik gesellschaftliches Chaos hervor. Demonstrationen, Streiks, Straßenkämpfe zwischen verfeindeten politischen Gruppierungen und auch politische Morde sind an der Tagesordnung und viele werden weder verfolgt noch geahndet. Der Rechtstaat befindet sich auf dem Rückzug, und besonders rechtspolitischer (Straßen-)Terror und Gewalt nehmen ungeahnte Formen an. Im Roman werden regelrechte Saalschlachten geschildert, 40 Wagener, 47. 41 Remarque, Drei Kameraden, 2019, 456f. 42 Ebd., 458. 43 Ebd., 485–487.

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es gibt viele Verletzte und Tote, auch Polizisten sterben. Einer dieser Schlachten entkommt Gottfried Lenz nur mit großer Mühe.44 Der Einzelne muss somit für sein Recht selbst sorgen, es selbst in die Hand nehmen; der Autor rechtfertigt hier in gewisser Weise Selbstjustiz angesichts herrschender Rechtlosigkeit: Köster blickte mich an. »Weil wir das allein abmachen werden, ohne Polizei. Glaubst du denn« – seine Stimme wurde ganz leise, unterdrückt und schrecklich, – »ich werde ihn [den Täter] der Polizei übergeben? Damit er ein paar Jahre Gefängnis bekommt? Du weißt doch, wie alle diese Prozesse enden! Diese Burschen wissen, daß sie milde Richter finden! Das gibt es nicht!«45

Trotz der täglichen Gewalttätigkeiten, dem sozialen sowie wirtschaftlichen Chaos, das den Alltag des Normalbürgers in dieser Zeit prägte, reflektiert der Ich-Erzähler seine Kriegserlebnisse und den ersehnten Frieden, in dem er mit Pat leben, wo er mit ihr seinen Platz finden will: Ich hatte eine Stunde geschwommen und lag am Strande. Pat war noch im Wasser. Ihre weiße Badekappe tauchte ab und zu zwischen dem blauen Schwall der Wellen auf. […] Es war im Sommer 1917 gewesen. Unsere Kompagnie lag damals in Flandern, und wir hatten unverhofft ein paar Tage Urlaub nach Ostende bekommen. […] Die meisten von uns waren noch nie am Meer gewesen, und diese wenigen Tage, diese fast unbegreifliche Pause zwischen Tod und Tod, wurden zu einer wilden Hingabe an Sonne, Sand und Meer. Wir blieben den ganzen Tag am Strande, wir dehnten unsere nackten Körper in der Sonne, – denn Nacktsein, nicht Bepacktsein mit den Waffen und der Uniform, das hieß schon soviel wie Frieden […] Und mehr als das noch empfand ich, daß ich da war, einfach da war, und das Pat da war, daß ich lebte, daß ich herausgekommen war aus dem Grauen, daß ich Augen hatte und Hände und Gedanken und die heißen Wellen des Blutes, und daß alles das ein unbegreifliches Wunder war.46

Remarques Drei Kameraden handelt von einer Liebes-, aber auch von einer Leidensgeschichte, denn Patrice Hollmann ist seit langem schwer tuberkulosekrank. Robert begleitet sie, wird Zeuge ihrer Krankheit und bleibt bis zu ihrem schmerzhaften Tod in einem Sanatorium bei ihr. Am Ende des Romans geht auch die Freundschaft der drei jungen Männer zu Ende, die schließlich die verschuldete Werkstatt verkaufen müssen und ihrer Wege gehen. Was aus den Protagonisten Lohkamp und Köster wird, bleibt für den Leser offen. Der Roman endet pessi-

44 Ebd., 455, 460f. 45 Ebd., 471. 46 Ebd., 261–263.

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mistisch, es fehlt eine optimistische Perspektive: »Liebe und Kameradschaft, zwei scheinbar stabile Werte im besiegten Deutschland von 1918, überleben das Chaos des sozialen und wirtschaftlichen Wiederaufbaus der deutschen Nachkriegszeit nicht.«47 Es wird bemerkt, dass »diese Gesellschaft, die durch Remarque beschrieben wird, das Bild der Menschheit ist, die versucht, in einer verrückten Welt ums Überleben zu kämpfen.«48 Erich Maria Remarque im Film: Three Comrades (1938)49 Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) erwarben Ende 1936 die Filmrechte an Remarques dritten Roman Drei Kameraden. Da die Verfilmungen der ersten beiden Romane große Kino- und daher auch Kassenerfolge waren, kamen mit Robert Taylor (als Erich Lohkamp, im Roman heißt die Figur Robert Lohkamp), Margaret Sullavan (als Pat Hollmann), Franchot Tone (als Otto Köster) sowie Robert Young (als Gottfried Lenz) hochkarätige Hollywoodstars zum Einsatz.50 Regie führte Frank Borzage, der wie der Protagonist im Roman, Gottfried Lenz, auch den Spitznamen »ultimate romantic«51 trug. Und so ist der Film eher romantisch, eine Romanze, denn ein politisches oder sozialkritisches Statement, was aber auch an der Vorlage selbst liege, so eine Einschätzung.52 Borzage zeichnete bereits für andere filmische Literaturadaptionen, die sich mit dem Ersten Weltkrieg und der Nachkriegszeit befassten, verantwortlich, z.B.: A Farewell to Arms (1932) nach Ernest Hemingways gleichnamigen Roman oder Little Men, What know? (1934) nach Hans Falladas Romanvorlage Kleiner Mann, was nun?. Bereits in letztgenanntem Film wurde die weibliche Hauptrolle mit Margaret Sullavan besetzt.53 Auch realisierte Borzage No Greater Glory (1934), einen Anti-Kriegsfilm und Remake, das auf einer deutschen Produktion aus dem Jahr 1929 beruht, in dem besonders der gesellschaftliche Militarismus attackiert wird.54 Für Three Comrades 47 Firda, Erich Maria Remarque, 95. 48 Wagener, 50. 49 Remarques Roman Drei Kameraden wurde bis in die jüngste Vergangenheit weiter verfilmt, erwähnt sei hier z. B. eine italienische Produktion der 1970er Jahre: I Tre Camerati (1973), It, Miniserie, Regie: Lyda C. Ripandelli, Drehbuch: Giuseppe Bonura, Inisero Cremaschi, Lyda C. Ripandelli. 50 Taylor, 111. 51 Remarque, Drei Kameraden, 2019, 19. 52 Jeffrey M. Anderson. Three Comrades (1938); online unter: https://www.combustiblecelluloid. com/classic/threecom.shtml (15.08.2022). 53 Andrew Kelly. Cinema and the Great War. London, New York: Routledge, 1997 (Cinema and Society), 140. 54 Vgl. online unter: https://www.allmovie.com/artist/frank-borzage-p82529/filmography (16.08.2022); s. auch: Kelly, All quiet on the Western Front, 136f.

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fungierte der US-amerikanische Autor F. Scott Fitzgerald als Drehbuchautor, der sich zum Teil stark von der literarischen Vorlage löste. Während der Monate, in denen Fitzgerald an der Filmadaption arbeitete, drohte er damit, das Projekt zu verlassen, denn er glaubte, dass es sich zu weit von Remarques und seinen eigenen Absichten entfernt hatte.55 Bei MGM war man mit Fitzgeralds Arbeit ebenfalls nicht zufrieden, und der Produzent Joseph L. Mankiewicz war an einer Überarbeitung der Drehbuchvorlage interessiert. Deshalb zog man gegen den Willen Fitzgeralds Edward Everett »Ted« Paramore hinzu, was zu Spannungen führte, und diese erzwungene Zusammenarbeit verlief infolgedessen konfliktreich.56 Die Erstaufführung von Three Comrades fand am 3. Juni 1938 in den USA statt.57 Obwohl der Film in den Vereinigten Staaten alle künstlerischen und kommerziellen Absichten erfüllte, also zu einem großen Erfolg wurde,58 verhinderten der Zweite Weltkrieg und die herrschende Nazidiktatur eine Aufführung in Deutschland. Die antideutschen Ressentiments standen einem weltweiten Erfolg im Weg und spätestens im Jahr 1939 verschwand der Film aus den internationalen Kinosälen, und in Deutschland konnte das Publikum ihn erst im Jahr 1952 sehen.59 Bereits vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nahmen Hollywood und seine Filmindustrie vielfach Rücksicht auf die Wünsche der Naziregierung und nahmen quasi eine Selbstzensur vor, indem fertige Produktionen um beanstandete Teile gekürzt wurden. Offen wurde den Studios gedroht, Filme nicht für den deutschen Markt zuzulassen.60 Generell wurden bereits Inhalte, an denen das amerikanische Publikum Anstoß nehmen konnte, zensiert. Dies betraf z.B. intime, erotische Inhalte in Borzages’ Film A Farewell to Arms.61 Die Universal Studios schnitten bereits vor der US-amerikanischen Ur-Aufführung 1930 viele brutale und antimilitaristische Szenen aus All Quiet on the Western Front heraus.62 Der Film wurde dann nach dem Nazi-Skandal bei seiner Uraufführung in Berlin ein zweites

55 Firda, Erich Maria Remarque, 97. 56 Taylor, 112. 57 Vgl.: Three Comrades (1938), USA, Regie: Frank Borzage, Drehbuch: F. Scott Fitzgerald, Edward E. Paramore, 98 Min.; online unter: https://www.remarque.de/Schriften/comrades. html (15.08.2022). 58 Taylor, 112f. 59 Ebd., vgl. auch online: https://www.remarque.de/Schriften/comrades.html (15.08.2022). 60 Kelly, Cinema and the Great War, 141. 61 Ebd., 140. 62 Vgl. Geschundenes Zelluloid – Das Schicksal des Kinoklassikers »Im Westen nichts Neues« (1984), D, Dokumentarfilm, Regie und Drehbuch: Hans Beller, 33 Min., online unter: https://www.youtube.com/watch?v=Ytkcu2Q65XE (15.08.2022).

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Mal von 139 auf 85 Minuten gekürzt.63 Dies öffnete Tür und Tor für zukünftige Einsprüche und Interventionen aus Nazi-Deutschland.64 Auch in den Vereinigten Staaten übte die Nazi-Regierung einen starken Einfluss über ihre Emissäre aus. Nach Intervention des damaligen deutschen Konsuls in Los Angeles, George Gyssling, eliminierten die Universal Studios beispielsweise viele kriegskritische, pazifistische Elemente der Remarque-Verfilmung The Road Back (1937).65 Dennoch wurde der Film im Dritten Reich nicht gezeigt, Remarques Bücher waren dort ja bereits verfemt und verboten.66 Auch in Three Comrades kam in der Produktionsplanung die Vorabzensur zum Tragen, da erneut Druck, dieses Mal auf MGM, ausgeübt wurde.67 Die Motion Picture Producers and Distributors Association of America (MPPDA), Interessenvertretung der nordamerikanischen Filmindustrie, 63 Cynthia Ringgenberg. »Im Westen nichts Neues. Der erste Antikriegsfilm löste eine Welle der Zensur aus«. SRF, 10.11.2018; online unter: https://www.srf.ch/kultur/film-serien/im-westennichts-neues-der-erste-antikriegsfilm-loeste-eine-welle-der-zensur-aus (15.08.2022). 64 Kelly, Cinema and the Great War, 147; vgl. dazu auch: Claus Gigl. Erich Maria Remarque – Im Westen nichts Neues: für Oberstufe und Abitur. Stuttgart: Klett, 2014, 95f. 65 Kelly, Cinema and the Great War, 141. 66 Ebd., 143. 67 Kelly, All quiet on the Western Front, 145f.

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versuchte einer staatlichen Zensur von Filmen entgegenzuwirken, indem sie ein System der Selbstzensur entwickelt hatte. Sie empfahl, dass überhaupt nicht mit der Produktion des Films begonnen werden sollte.68 Da vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bei MGM Profit und geschäftliche Interessen über moralischen Überlegungen standen, kam man den Forderungen aus Deutschland wiederum nach.69 Man wollte das deutschfreundliche Publikum in den USA nicht verprellen und natürlich auch weiter den deutschen Markt bedienen. Dies trug MGM die Kritik der eigenen Zunft und auch die von Produzent Mankiewicz ein. Er bemerkte, dass MGM weiter Filme in Deutschland vertreiben wolle und könne, nachdem andere Studios das Land bereits boykottierten bzw. dort nicht mehr aktiv sein durften.70 Analyse ausgewählter Sequenzen aus Three Comrades71 Die Eingangsszene72 von Three Comrades zeigt einen deutschen Flugplatz im Ersten Weltkrieg, oben im Bild wird der Titel November 1918 eingeblendet. In einem Militärlokal geht ein junger Offizier auf einen älteren zu, spricht ihn zunächst mit Major an und fragt dann, ob er ihn nun wieder Vater nennen könne. Ein anderer Offizier bringt einen Toast auf alle Soldaten aus, die noch leben oder in diesem Krieg sterben mussten, auch auf die französischen, italienischen und englischen. Viele der Anwesenden schauen sich einen Moment verwundert an, da sie Ungewohntes von einem ihrer Vorgesetzten hören. Inmitten der Soldaten sieht man Lohkamp, Köster und Lenz an einer Theke, die das Ende des Kriegs und sich selbst feiern. Erich will das Leben und seine irdischen Freuden (Champagner und Frauen) genießen. Otto erhebt sein Glas auf das, was er am meisten schätzt: auf sie, die drei Freunde. Und Gottfried trinkt auf alle, die nun nach Hause kommen und hoffentlich dort Frieden finden werden. Gleich zu Beginn werden wichtige Aspekte der Filmhandlung formuliert, die mit Hauptmotiven des Romans korrespondieren: persönliches Glück, Freundschaft und eine Existenz im Frieden. Die Protagonisten haben hier noch ihre Uniformen an und sind noch nicht im Zivilleben angekommen. Die Handlung erstreckt sich von 1918 bis 1920 und spielt nicht wie im Roman kurz vor der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929. Die Weimarer Republik und ihre politische Krise werden somit vollständig ausgeblendet.73

68 Ebd. 145. 69 Kelly, Cinema and the Great War, 147. 70 Kelly, All Quiet on the Western Front, 146. 71 Vgl. online unter: https://ok.ru/video/297546615459 (15.08.2022). 72 Vgl. Three Comrades, 1938 (0:01:46–00:05:27 Min.). 73 Kelly, All quiet on the Western Front, 144.

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Es erfolgt ein Zeitsprung, und in der zweiten Szene74 findet sich der Zuschauer im Jahr 1920 wieder. Man sieht, wie aufgebrachte Menschen einen Laden überfallen. Angesichts des plündernden Mobs äußert Gottfried, dass es dies sei, für das sie gekämpft hätten und zu dem sie zurückkehrt seien: Gewalt und Terror. Otto antwortet, dass es nicht ihr Kampf sei. Gottfried macht deutlich, dass es sehr wohl sein Kampf sei und er für bessere Verhältnisse einstehen werde. Im Film bleiben die Beweggründe und Zusammenhänge, die zu politischen Kämpfen führen, unkonkret bzw. unerwähnt. Die Menschen leiden Hunger und vermissen politische und soziale Sicherheiten, das kann der Zuschauer vermuten. Wieso das so ist und wofür genau sich Gottfried einsetzen will, bleibt aber unklar. Im Roman wird Gottfried Lenz Opfer eines politischen Mordanschlags. Es wird zumindest angedeutet, in welchem politischen Lager der Attentäter zu suchen ist. Im Film hingegen fehlt jeglicher Hinweis darauf, dass der Attentäter ein Nazi gewesen sein könnte. Gottfried wird von einem Mann in Zivil erschossen und stirbt auf der Straße in den Armen seiner Freunde.75 Gottfried war zuvor auf einer politischen Versammlung und flieht vor dem Mob, der den Versammlungssaal stürmen will. Es ist also vermutlich wie im Roman ein politischer Mord. Im gesamten Film Three Comrades sucht man Referenzen des demokratischen Staates, z.B. Polizeikräfte, Uniformen, Embleme, Fahnen, Banner etc. und seine Auseinandersetzungen mit politischen Kräften des rechten oder linken Lagers vergebens. Da im Drehbuch, wie bereits erwähnt, eine Vorverlegung der Zeit vorgenommen worden ist, sieht man zwar demonstrierende Menschen in Zivil, aber keine paramilitärischen Formationen (wie SA, SS, Stahlhelm, Rotfrontkämpferbund, Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold u.a.), die im Stadtbild und Alltag der 1920er Jahre sehr präsent waren. Auch wird wieder nicht deutlich, wofür oder wogegen demonstriert wird. Dr. Becker agitiert im September 1920 auf der Straße vor Anhängern und prangert die anhaltende Gewalt und den (Straßen-)Terror an. Der Krieg sei nie zu Ende gegangen und die Hoffnungen der Menschen auf Frieden hätten sich nie erfüllt. Schließlich werden er und seine Zuhörer von einem Teil eines Demonstrationszuges angegriffen und es entsteht eine Massenschlägerei, der sie nur mit Mühe entkommen.76 Die Weimarer Republik und ihre politische Krise, auch ihr zu Beginn schwerer Start nach dem Krieg, werden nicht visualisiert, sondern regelrecht ausgeblendet.77 In einer der ersten Filmszenen78 kommt es zu einem Autorennen mit »Baby« (Ottos Kampfflugzeug hieß ebenfalls so und im Roman trägt sein schneller Wagen den Namen »Karl«) zwischen Otto, Gottfried, Erich einerseits und Breuer (im Ro-

74 Vgl. Three Comrades, 1938 (0:05:42–00:06:34 Min.). 75 Firda, Erich Maria Remarque, 97. Vgl. Three Comrades, 1938 (1:13:04–1:14:18 Min.). 76 Ebd., (1:06:46–1:06:26 Min.). 77 Kelly, All quiet on the Western Front. 78 Vgl. Three Comrades, 1938 (0:07:24–0:13:05 Min.).

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man ist es die Figur Binding) in Begleitung Pats andererseits auf einer Landstraße. An einem Gasthaus angekommen (es dreht sich klischeehaft und in romantischer Manier ein Mühlenrad im Hintergrund) lernen sich alle und besonders Erich und Pat näher kennen. Sie fragt Erich auch, ob sie vielleicht drei Brüder seien. Beim gemeinsamen Mittagessen kommt es am Tisch fast zu einer tätlichen Auseinandersetzung, da Breuer sich darüber beklagt, dass in Deutschland keine Ordnung und keine (militärische) Disziplin mehr herrsche und jeder jetzt seine Meinung sagen wolle und könne. Gottfried kann nur mit Mühe zurückgehalten werden, auf den neuen Bekannten loszugehen, da er Obrigkeiten und Unterordnung strikt ablehnt. Die drei ehemaligen Frontsoldaten nehmen Breuer nicht richtig ernst, da er Chauffeur im Militärstab in Berlin gewesen ist, fernab aller Gefahren für Leib und Leben. Breuer steht unübersehbar für das überkommene, militaristische Denken der Kaiserzeit, das Gottfried in Zukunft überwinden will. In dieser Szene kommt es nicht zu einem Austausch dezidiert politischer Argumente, es kommt nicht zu einer Diskussion, wie die demokratischen Verhältnisse in Deutschland demnächst gestaltet würden und aussehen könnten. Später sieht man ein Auto, das repariert werden sollte und vor der Werkstatt der drei Freunde geparkt war, das Vandalismus zum Opfer gefallen ist. Gottfried weiß, dass dies ein Racheakt ist, der mit seinen politischen Aktivitäten zusammenhängt. Da er seine Freunde und ihre 22

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gemeinsame berufliche Existenz nicht weiter gefährden will, sucht er Dr. Becker auf.79 Er teilt ihm mit, dass er von nun an nicht mehr für ihn arbeiten wolle. Dr. Becker scheint demokratische, vermutlich links denkende Aktivisten anzuführen. Die Menschen sollen aufgerüttelt und aufgeklärt werden, dafür stehen symbolisch die vielen Bücher und Schriftzeugnisse, die man in seiner Wohnung sehen kann. Vermutlich gehört er der Druckerzunft an, was seine Kleidung nahelegt. In dieser Szene werden ebenfalls keine konkreten politischen Statements gemacht, und somit bleibt es für den Zuschauer weiterhin unklar, welche politischen Ziele Gottfried verfolgt, wofür er sich engagiert und sein Leben und das Leben anderer mehrfach in Gefahr bringt. Dr. Becker bemerkt am Ende, dass er auf der »richtigen Seite« stünde. Nach dem Besuch tritt Gottfried auf die Straße, wo Otto auf ihn wartet. Zwei Männer lauern ihnen auf und schießen auf sie.80 Der Anschlag wirkt absurd, da das politische Engagement scheinbar sehr gefährlich ist, aber der Zuschauer überhaupt nicht weiß, warum Lenz dafür fast mit seinem Leben bezahlt. Three Comrades ist ein unpolitischer Film, dem ein politischer Hintergrund fehlt. Soziale Fragen und daraus resultierende Konflikte, also die Folgen des Ersten Weltkriegs und zentrale Aspekte des Romans, dienen im Grunde nur der Ausgestaltung und Ausschmückung der Kulisse(n). Der aufkeimende Nationalsozialismus wird, aufgrund der oben erwähnten Gründe, gänzlich ausgeblendet. Somit hat der Betrachter die ganze Zeit über den Eindruck, sich mit den Figuren in einem politisch luftleeren, ja sterilen Raum zu bewegen. Das Hauptthema Kamerad- bzw. Freundschaft, welches auch in anderen Romanen Remarques, wie z. B. in Im Westen nichts Neues oder auch in Der Weg zurück eine zentrale Rolle spielt, wird im Film, wie an anderer Stelle behauptet wurde, zu einer nicht überzeugenden (brüderlichen) Jungenfreundschaft simplifiziert.81 Dem kann man widersprechen, denn gerade die Gedanken, Gespräche der drei Männer untereinander (und später auch mit Pat) führen immer wieder zu dem Punkt, was die Essenz im Leben ist: Verständnis, Zuneigung, Freundschaft und Liebe. Zwischen den drei Männern herrscht ein sehr burschikoser, ironischer Ton, in den Pat auch einstimmt.82 Ihre Art findet Anklang und sie integriert sich schnell in die Gruppe. Die Männer behandeln sie kumpelhaft und akzeptieren Pat. Dies ist, wenn man die Zeit betrachtet, in der der Film produziert wurde, bemerkenswert, da typische weibliche Rollenklischees in der Figur Pats weitgehend vermieden werden. Remarque dachte gleichberechtigt und dies kommt sowohl im Roman Drei Kameraden als auch im Film zum Tragen. Es ist richtig, dass der Krieg und die Erfahrungen, die man in ihm sammeln musste, in vielen Szenen des Films erwähnt, jedoch nicht tiefgehend thematisiert 79 Vgl. Three Comrades, 1938 (0:31:15–0:31:54 Min.). 80 Ebd. (0:32:06–0:34:03 Min.). 81 Taylor, 113. 82 Vgl. Three Comrades, 1938 (0:22:14–0:22:54).

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werden. Die Figuren scheinen fast gar nicht traumatisiert zu sein. Sie kämpfen nicht tagtäglich gegen ihre Dämonen an, die mit den Erinnerungen an die Greuel, die sie als Soldaten erfahren oder die sie selbst begangen haben, in ihnen hochsteigen. In den drei Romanen Remarques (Im Westen nichts Neues, Der Weg zurück, Drei Kameraden) ist dies ein zentrales Motiv, dem viel Raum im Text gegeben wird. Die Abb. oben zeigt die vier Freunde und deutet mit den übergroßen Schattensilhouetten von bewaffneten Soldaten im Hintergrund an, dass das Thema Krieg im Film omnipräsent ist. Die drei Protagonisten leben im Gegensatz dazu fast fröhlich in den Tag hinein, scheinen keine psychischen Probleme zu haben und fühlen sich in ihren spartanischen Lebensverhältnissen nicht unwohl, wie es scheint. Natürlich sieht man den Kontrast der Wohnverhältnisse (z. B. die von Erich und Pat), aber es wird im Film kein soziales Elend gezeigt. Hier ist Three Comrades ganz ein Film der Hollywood-Traumfabrik, die den Zuschauer unterhalten und ihn nicht deprimieren will. Weder werden Traumata von Veteranen 24

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vorgeführt, noch Kriegsversehrte gezeigt. Auch hier bleibt der Film lediglich bei kleinen Andeutungen. In Alfons Bar, dem »Hauptquartier« der drei Männer, sieht man mehrfach einen Mann, mutmaßlich ein Ex-Soldat, weil er eine Augenklappe trägt. Im Roman wie im Film wird viel getrunken, und Pat bemerkt, dass Erich »zu viel trinkt.«83 Der Alkohol soll helfen, sowohl den tristen und ziellosen Alltag als auch die furchtbaren Kriegserlebnisse zu vergessen. Dies wird im Roman Drei Kameraden immer wieder thematisiert, und dort verselbständigt sich der Alkoholkonsum fast. Im Film geht es beim Trinken in erster Linie darum, die Ziellosigkeit der eigenen Existenz beiseite zu schieben. Pat sagt auch, sie sei eine »Streuneroder Bummlerin«, und trinkt in der Männerrunde mit. Sie trinken mehrfach auf das (neue) Leben, das nun hoffnungsvoll vor ihnen zu liegen scheint. Eine der eindrücklichsten und schauspielerisch besten Szenen spielt in Alfons Bar. Hier wird Erich übrigens später Pat heiraten, im Roman bleiben beide ein unverheiratetes Liebespaar. Es ist fraglich, ob Remarque selbst in den präsentierten Kulissen die brodelnde Großstadt (Berlin) während seines Filmbesuchs wiedererkannt haben mag. Das Ambiente mutet mehr provinziell, denn großstädtisch an und der Zuschauer blickt eher in eine gutbürgerliche Gaststube als in das dubiose Café International des Romans, in dem sich Prostituierte aufhalten und sich Robert und seine Freunde immer wieder treffen, um sich bis zum Morgengrauen zu betrinken.84 Alfons Bar ist nicht der schreckliche Ort, der nichts für Mädchen sei, wie Erich gegenüber Pat warnend äußert, bevor sie das Lokal besuchen. Pat wird den drei Männern dort vorgestellt und zum neuen Mitglied ihrer (Kneipen-)Gemeinschaft. Sie lernt Alfons kennen, der hier ein älterer Mann, Kneipenbesitzer und nicht wie im Roman der ehemalige Kriegskamerad von Erich, Otto und Gottfried ist. Im Roman rächt Alfons den Tod Gottfrieds und erschießt dessen Mörder, im Film hingegen ist Otto der Rächer (makabererweise wird der Mörder in der Weihnachtszeit 1920 erschossen, während im Hintergrund ein Halleluja angestimmt wird).85 In Alfons Bar präsentiert sich Erich als guter Klavierspieler und stimmt ein Lied auf die Freundschaft an (dies haben die drei Männer auch zu Beginn während ihrer Autofahrt zu dem Landgasthof gesungen, wo sie Pat und Breuer kennenlernen). Pat stimmt in den Gesang ein, was ihre Zugehörigkeit zu der Freundesgruppe unterstreicht.86 In dieser Szene (vgl. Abb. folgende Seite) wird die beginnende harmonische Freundschaft der vier Figuren sehr eindrücklich gezeigt. Zuvor hat Erich eine Münchhausiade zum Besten gegeben und von seinen Erlebnissen in Brasilien berichtet, das er aber nie bereist hat, da er nur »Klassenräume, Granatlöcher und Autowerkstätten« kennengelernt habe.87 Alle vier wollen ein neues, rich83 Vgl. Three Comrades, 1938 (0:28:16 Min.). 84 Remarque, Drei Kameraden, 2019, 33f. 85 Vgl. Three Comrades, 1938 (1:18:50–1:20:47 Min.). 86 Ebd., (0:36:00–0:36:31 Min.). 87 Vgl. ebd., (0:34:47–0:35:56 Min).

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tiges Leben beginnen und dieses Vorhaben besingen sie, denn dazu braucht man einen richtigen Freund und die/den richtige(n) Partner(in) an seiner Seite. Die oben erwähnten eindrücklichen Reflexionen hinsichtlich Krieg und Frieden, die Robert im Roman während seines Besuchs am Meer anstellt, entfallen in der Strandszene des Films fast ganz. Erich unternimmt mit Pat eine Hochzeitsreise ans Meer. Er unterhält sich dort mit ihr über ihr gemeinsames Leben und worüber sie sprechen sollten, also was für sie zukünftig wichtig sei. Pat schlägt vor, über Bücher und Musik zu sprechen, sie sollten ihr Leben bestimmen. Aber Erich meint, dass er von beidem keine Ahnung habe, dafür könne er mit einem Maschinengewehr umgehen und einschätzen, ob man jemanden besser in den Bauch oder in den Kopf schieße. Pats positiven Gedanken vertreiben seine düsteren Erinnerungen und ihm wird bewusst, dass er lebt, sich mit Pat lebendig fühlt.88 Die Liebesgeschichte zwischen beiden ist in Three Comrades dominant, ihr wird alles untergeordnet. Am Ende der Strandszene bricht Pat zusammen, und ihre Krankheit kommt nun vollständig zum Vorschein. Von nun an bestimmt sie zusammen mit der Liebesgeschichte die Filmhandlung bis zu ihrem Ende. Erich wird Pat

88 Vgl. Three Comrades, 1938 (0:51:45–0:52:59 Min.).

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auf ihrem Leidensweg begleiten. Sie wird operiert und hält sich lange in einem Sanatorium auf. Dennoch endet der Film wie auch der Roman tragisch, denn Pat überlebt die Tuberkuloseerkrankung nicht und stirbt friedlich und »voller Liebe« in einer berührenden Szene in Erichs Armen.89 Ihr Tod im Roman hingegen ist qualvoll und schwer, obwohl Robert an ihrem Bett sitzt, ihre Hand hält und Trost spenden will.90 In den letzten Szenen des Films sieht man Erich und Otto auf einem verschneiten Friedhof und wie sie von dort fortgehen. Im Hintergrund erkennt man die Stadt, von der aus Schüsse zu hören sind. Otto bemerkt, dass in der Stadt ge-

89 Vgl. Three Comrades, 1938 (1:36:29-1:37:09 Min.). 90 Vgl. Remarque, Drei Kameraden, 2019, 551f.

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kämpft wird. Begleitet werden sie (in ihren Gedanken) von Pat und Gottfried, die im Film links und rechts neben beiden schemenhaft eingeblendet sind.91 Obwohl Three Comrades zu einem vielgelobten Publikumserfolg wurde, kritisierte man doch seine »rührselige Sentimentalität«, die diesen Erfolg etwas getrübt hätte.92 Der Fokus, der im Film ganz eindeutig auf der Liebesgeschichte von Erich und Pat liegt, wird um die sich entwickelnde Freundschaft zwischen den vier Hauptfiguren erweitert. Robert Taylor und Margaret Sullavan verkörpern ihre Figuren glaubhaft und besonders deshalb lohnt es sich heute noch, den Film zu sehen. Besonders Sullavan bekam gute Kritiken und erhielt damals wichtige Filmpreise, so den New York Critic’s Best Actress Award und den British National Award. Außerdem wurde sie für den Academy Award (den »Oscar«) nominiert.93 Erich Maria Remarque schaute sich den Film im Oktober 1938 in Paris an und fällte ein vernichtendes Urteil: Er fand ihn insgesamt schlecht, die schauspielerische Leistung von Margaret Sullavan aber gut.94

91 Vgl. Three Comrades, 1938 (1:37:12–1:38:00 Min.). 92 Taylor, 113. 93 Kelly, Cinema and the Great War, 146. 94 Von Sternburg, 268.

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Schlussbemerkungen und Fazit Erich Maria Remarque stand einer Mitarbeit von Autoren bei Verfilmungen ihrer eigenen Romane sehr kritisch gegenüber. Das betraf auch die Filmadaptionen seiner eigenen Werke. Remarque lehnte es ab, in seinen Filmen als Schauspieler oder in anderer Form mitzuwirken. Carl Lämmle, deutscher Filmproduzent und Chef der Universal Studios, begeisterte sich für Remarques Weltbestseller Im Westen nichts Neues, erwarb die Filmrechte an dem Roman und wollte den Autor für die Hauptrolle des Paul Bäumer gewinnen, was dieser aber ablehnte.95 Erich Maria Remarques (schauspielerischer) Einsatz in Zeit zu leben und Zeit zu sterben blieb also eine bemerkenswerte Ausnahme. Bei diesem Projekt sollte er anfangs auch beim Drehbuch mitwirken (er wird häufig als Co-Drehbuchautor genannt),96 aber dazu kam es nicht.97 Ein Film kann die Oberhoheit über den verfilmten Stoff, daher über

95 Beller, Geschundenes Zelluloid, (0:06:22–0:06:27 Min.). 96 Vgl. online unter: https://www.remarque.uni-osnabrueck.de/zzlfilm.htm (15.08.2022). 97 Thomas F. Schneider. »›The Shortest Acting Career in History‹. Erich Maria Remarque als Filmmitarbeiter. Die Geschichte eines Scheiterns.« Bod Plachta (Hg.). Literarische Zusammenarbeit. Tübingen: Niemeyer 2001, 279–282.

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die literarische Vorlage gewinnen. In einem Essay stellt Remarque fest: »Das Auge ist ein starker Verführer.«98 Er erläutert dies anhand von Im Westen nichts Neues, dass er z. B. das erste Mal, als er den Film sah, reale Personen (demnach auch seine auf diesen basierenden Romanfiguren) in den Darstellern nicht wiedererkannte und Jahre später, als er den Film noch einmal sah, es genau umgekehrt war. Die Kraft des Films hatte die Darsteller und die Personen vermengt, sodass ihm später zuerst die Gesichter der Darsteller vor dem geistigen Auge erschienen und nicht die Personen, Figuren des Romans.99 Ein Autor solle, so Remarque, falls er seine Gesundheit liebe, sich solange vom Filmmachen fernhalten, wie er noch nicht festgestellt habe, dass ein Film keine wahrheitsgetreue Wiedergabe seines Romans sein könne.100 Ein Film, dem eine literarische Vorlage zu Grunde liegt, fokussiert, beschränkt sich. Er zeigt, im günstigsten Fall, die Essenz, das Wichtigste, was der Autor dem Betrachter vermitteln will. Muss dies aber wirklich so sein? Oder sollte eine literarische Vorlage vielmehr als Inspiration dienen, der »Steinbruch« für das entstehende Filmwerk sein? Frank Borzages Film Three Comrades folgt dem Roman in Vielem, in Vielem aber auch nicht. Wie in diesem Beitrag besprochen, werden einzelne Themen und Motive der literarischen Vorlage beachtet und filmisch texttreu umgesetzt. Der politisch-soziale Gehalt des Romans Drei Kameraden hingegen wird fast vollständig eliminiert. Am Ende des Films entsteht fast ein märchenhaftes Schneewunderland vor dem Auge des Betrachters, wäre da nicht die kranke Pat, ihr Leidensweg und Tod. Der Film bekam, wie bemerkt wurde, insgesamt gute Kritiken, was seinen Unterhaltungswert, nicht aber seinen literarisch-künstlerischen Wert betraf. Remarques Romane polarisierten und somit mögliche Filmadaptionen natürlich auch: Fast alle Filme nach Remarque waren auch politisch motiviert und enthielten Aussagen und Kommentare zum Zeitgeschehen und zur deutschen Geschichte im Zwanzigsten Jahrhundert. Und wie die Romane mobilisierten auch die Filme Remarques politische und ideologische Gegner, die zu Protesten aufriefen, gegen die Filme und die darin enthaltenen humanistischen Aussagen polemisierten oder die Filme gleich auf den Index setzten.101

Das Ausklammern und Negieren der politischen wie der sozialen Inhalte und Aussagen der Romane in den Filmadaptionen der 1930er Jahre war im Grunde 98 Erich Maria Remarque. »Das Auge ist ein starker Verführer«. Thomas F. Schneider (Hg.). Das Auge ist ein starker Verführer. Erich Maria Remarque und der Film. Osnabrück: Rasch, 1998 (Schriften des Erich-Maria-Remarque-Archivs 13), 11. 99 Ebd. 100 Ebd. 101 Ebd., 9.

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genommen ein Angriff auf die Werke selbst. Dieser war zwar nie beabsichtigt gewesen, sondern mit Blick auf die damaligen politischen Verhältnisse und wirtschaftlich-kommerziellen Interessen unvermeidlich. Man hat bei den Filmadaptionen von Der Weg zurück und besonders bei Drei Kameraden den Eindruck, dass der Story der Geist und die Seele genommen wurden. Das war natürlich nicht im Sinne Remarques, der sich als tätiger und aufklärerischer Schriftsteller empfand und mit seinen Romanen nicht bloß unterhalten wollte. Vielleicht wäre es im Falle Remarques eine gute Idee gewesen, wenn man ihn stärker in die filmischen Adaptionen seiner Stoffe involviert hätte. Aber eine Autorin oder ein Autor muss dies auch wollen. Die Verantwortung für eine angemessene und erfolgreiche Verarbeitung literarischer Stoffe liegt in vielen Händen. Ihre Urheber sollten aber, wenn dies noch möglich ist, in diesen Prozess einbezogen werden. Zumindest sollten ihre (Wert-)Vorstellungen und Intentionen nicht in Vergessenheit geraten.

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Barbara Pogonowska

Vom Sterben und Tod in Erich Maria Remarques Roman Der Himmel kennt keine Günstlinge

Der Himmel kennt keine Günstlinge aus dem Jahre 1961 nimmt in Erich Maria Remarques Erzählwerk eine Sonderstellung ein, und zwar aus zweierlei Gründen. Zum einen überrascht der Autor von Im Westen nichts Neues seine Leserschaft mit einem Themenwechsel. Er entfernt sich nämlich von solchen Stoffen wie Kriegstraumata, Emigrantenleben oder Nationalsozialismus, die seinen litera­ rischen Ruhm begründeten, und schreibt eine – auf den ersten Blick – belanglose Liebesgeschichte zwischen einem alternden Rennfahrer und einer lungenkran­ ken Frau. Es ist, konstatiert sein Biograf Wilhelm von Sternburg, »der unpoli­ tischste Roman, den Remarque seit den Frühromanen geschrieben hat.«1 In der Tat war Remarque, wie seine Tagebucheinträge belegen, ab 1954 entschlossen, keine Zeitromane mehr zu schreiben.2 Zum anderen stellte das Werk Remarques eine Herausforderung für die literarische Kritik dar, die sich in der Einschätzung des Romans nicht einig war und zwischen Lob und Verriss schwankte. Während Friedrich Sieburg sich in seiner Rezension für die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit dem neuen Roman von Remarque heftig auseinandersetzte, sprach sich sein Kollege Joachim Kaiser in der Süddeutschen Zeitung über den Text in freundli­ chem Ton aus. Mit seiner Buchbesprechung, betitelt als »Remarques Zauberhü­ gel«, spielte Kaiser auf den berühmten Roman Der Zauberberg von Thomas Mann an und legte scheinbar nahe, dass Remarques Buch nur eine miserable Kopie des Textes von Mann sei.3 In Wirklichkeit aber lobte der Kritiker die schriftstelleri­ schen Fähigkeiten des Autors. 1 Wilhelm von Sternburg. »Als wäre alles das letzte Mal«. Erich Maria Remarque. Eine Biographie. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2000 (kiwi 581), 407. 2 Werner Fuld. »Ein Treffen mit alten Bekannten. Zur Vorgeschichte des Romans ›Der Him­ mel kennt keine Günstlinge‹«. Text+Kritik, 2001, 149: Erich Maria Remarque, 65. 3 Thomas F. Schneider. »Vor den Toren des Hades. Zu Erich Maria Remarques Roman Der Himmel kennt keine Günstlinge«. Erich Maria Remarque. Der Himmel kennt keine Günstlinge. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2018 (kiwi1633), 420.

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Die Irritation der Literaturkenner in Bezug auf den Roman kommt in der Be­ wertung von Marcel Reich-Ranicki am besten zum Ausdruck. In seiner Rezensi­ on »Knalleffekte in Todesnähe« für Die Zeit konstatiert er, dass es Remarque mit Der Himmel kennt keine Günstlinge leider nicht gelungen sei, den Erfolg von Im Westen nichts Neues zu wiederholen. Sein Werk sei nämlich eine »einzigartige[n] Kitschkonzentration«, denn »die Gestalten sind schablonenhaft, die Aphorismen pubertär, die Symbole mehr als aufdringlich, die Geschmacklosigkeiten unüber­ bietbar. Der Stil ist beschämend, die Sentimentalität schauderhaft, die Routine abstoßend.«4 Nichtsdestotrotz attestiert der Literaturpapst dem Autor eine »be­ achtliche handwerkliche Begabung«, mit der er »eine höchst bemerkenswerte Lü­ cke der deutschen Literatur unseres Jahrhunderts auf ehrbare Weise«5 ausfüllen könne. Und mit dieser Lücke meint Reich-Ranicki die Unterhaltungsliteratur, mit der sich die deutsche Literatur schwer tut: Gute Unterhaltungsschriftsteller waren hierzulande immer rare und mitunter exo­ tische Vögel. Der deutsche Autor neigt dazu, entweder weltbewegende und »seins­ ergründende« Werke anzustreben oder aber sein Buch von vornherein auf einer Ebene anzusiedeln, die sich eigentlich schon außerhalb der Literatur befindet.6

Als unübertroffenes Vorbild gilt dem Kritiker die angelsächsische Literatur, in der es an »keineswegs tiefen […] doch gepflegten und humorvollen, spannenden und intelligenten Romane[n], Erzählungen und Bühnenstücke[n] […] in zuverlässiger Qualität«7 nicht mangelt. Der Unmut der Literaturkenner und der Kitschverdacht sind wohl teilwei­ se auf die Vorgeschichte des Romans zurückzuführen. Bekanntlich entstand die erste Fassung von Der Himmel kennt keine Günstlinge als ein Auftragswerk.8 Für die von Konkurs bedrohte Zeitschrift Kristall schrieb Remarque – für ein üppiges Honorar – einen Fortsetzungsroman mit dem Titel Geborgtes Leben. Roman einer Liebe (1959). Dabei griff er auf sein Frühwerk zurück und kombinierte Charakte­ re und Situationen aus seinen alten Texten – der Erzählung Das Rennen Vanderveldes (1924) und dem Roman Station am Horizont (1927/28). Dieselben Figuren – ein Rennfahrer und eine todkranke Frau – treten auch in der Verfilmung des Re­ marque-Stoffs The Other Love auf. Für die geplante Buchausgabe, die kurz darauf erschien, erweiterte und überarbeitete Remarque die Kristall-Fassung grundlegend

4 Marcel Reich-Ranicki. »Knalleffekte in Todesnähe. Erich Maria Remarque – von ›Im Westen nichts Neues‹ zu ›Der Himmel kennt keine Günstlinge‹«. Die Zeit (Hamburg), 06.10.1961. 5 Ebd. 6 Ebd. 7 Ebd. 8 Fuld, 66.

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und gab ihr auch einen neuen Titel. Im Endeffekt entstand ein qualitativ neues Werk, doch das Odium des anspruchslosen Auftragswerks blieb am Roman haften, was aus der distanzierten Aufnahme des Buches durch die Kritik ersichtlich ist. Von den Stimmen der Literaturkenner abgesehen, macht vor allem das The­ ma den Roman von Remarque lesenswert. Die Liebesgeschichte zwischen einem Rennfahrer und einer schwerkranken jungen Frau, die das Werk zum Inhalt hat, entpuppt sich als eine Geschichte über Sterben und Tod. Am Beispiel der todge­ weihten Lilian, ihres Partners und einiger Patienten des Schweizer Sanatoriums demonstriert Remarque den Umgang des Einzelnen und der modernen Gesell­ schaft mit dem Tod und gibt seinen Lesern einen Anstoß zur Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Sterblichkeit. Der Inhalt des Romans ist folgender: Der vierzigjährige Rennfahrer ­Clerfayt besucht in dem Schweizer Lungensanatorium »Bella Vista« seinen an Tuberkulo­ se erkrankten Kollegen Hollmann. In der modernen Heilanstalt, die mehr an ein Luxushotel als ein Krankenhaus erinnert, lernt Clerfayt eine 24-jährige Patientin kennen. Es ist Lilian Dunkerque, eine »Belgierin mit einer russischen Mutter«,9 die seit vier Jahren dort oben lebt in der Hoffnung, von der Tuberkulose befreit zu werden. Als die junge Frau unerwartet erfährt, dass ihr Zustand sich seit der letzten Untersuchung dermaßen verschlechtert hat, dass sie höchstwahrscheinlich das Schicksal ihrer soeben verstorbenen Freundin Agnes teilen wird, beschließt sie kurzerhand, das Sanatorium zu verlassen. Ungeachtet aller Warnungen der Mediziner nimmt sie Abschied von ihrem Geliebten Boris Wolkow, einem eben­ falls lungenkranken Mann, und lässt sich von Clerfayt über das sonnige Tessin nach Paris bringen, um ihre versäumte Jugend nachzuholen und die letzten Mo­ nate nach ihrem eigenen Szenario leben zu können. Die flüchtige Bekanntschaft verwandelt sich bald in eine Liebesbeziehung, in der es allerdings oft kriselt, weil Clerfayt, von der Krankheit Lilians nichts ahnend, Zukunftspläne schmie­ det, ­Lilian einen Heiratsantrag macht und sein Haus ausbauen will, während sie sich unablässig mit dem ihr bevorstehenden Tod auseinandersetzt. Da Clerfayt aus beruflichen Gründen viel reist und Lilian oft mitnimmt, spielt der Roman an unterschiedlichen Orten – in Paris, Rom, Palermo, Venedig und Monte Carlo. An der letzten Station ihrer gemeinsamen Reise, in Monte Carlo, nimmt die Hand­ lung eine unerwartete Wendung. Während eines Rennens verunglückt Clerfayt tödlich, womit er seine Partnerin gänzlich aus der Bahn wirft. Schockiert über die Fügung des Schicksals kehrt sie in die Schweiz zurück, wo sie nach sechs Wochen stirbt.

9 Erich Maria Remarque. Der Himmel kennt keine Günstlinge. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2018 (kiwi 1633), 22. Im Folgenden werden alle Zitate aus dem Roman mit Seitenangabe in Klammern angeführt.

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Interessanterweise lässt Remarque seine Heldin an einer Krankheit sterben, die zur Zeit der Veröffentlichung des Romans, also 1961, nicht mehr als tödlich galt. Seit 1944 gab es schon Streptomycin, ein erstes Antibiotikum gegen Tuberkulose, mit dem man spektakuläre Erfolge in der Behandlung der Schwindsucht erzielte. Seitdem nimmt der Krebs die Stelle der Tuberkulose in der Kultur ein, und als un­ heilbares Leiden regt er Betroffene zur Reflexion über die Endlichkeit des Daseins an.10 In dem Schweizer Sanatorium »Bella Vista« sterben noch viele Patienten an Tuberkulose. Zur Rechtfertigung des Autors muss aber darauf hingewiesen wer­ den, dass die Handlung des Romans wenige Jahre nach Kriegsende spielt, also in der Zeit, in der Antibiotika gerade erst zum Einsatz kamen. Darüber hinaus wird im Text erwähnt, dass der Chefarzt an einer Patientin eben mit Streptomycin experimentiert. Auch Hollmann, Clerfayts Beifahrer, als er erfährt, an der Tuber­ kulose erkrankt zu sein, kommentiert misstrauisch: »so etwas gab es doch nicht mehr im Zeitalter der Antibiotika und der Wunderpilze, und wenn es das noch gab, dann bekam man eine Handvoll Tabletten […] und war wieder gesund.« (12) Obwohl der Tod zum Alltag gehört, ist das Personal des Sanatoriums stets da­ rum bemüht, die zahlreichen Todesfälle seinen Kurgästen – wie die Patienten ei­ gentlich heißen – zu verheimlichen, um ihnen den Lebensmut nicht zu nehmen. Diese Haltung, als eine Schutzmaßnahme zum Wohle der Patienten gedacht, ver­ anschaulicht die Verdrängung des Todes. Die Leichen der Verstorbenen werden diskret in einem kleinen Zimmer neben dem Gepäckaufzug aufbewahrt, nachts heimlich hinuntergebracht und anschließend zum Krematorium transportiert. Auf so einen Leichentransport stößt Lilian, als sie sich in der Dunkelheit aus der Anstalt schleicht, um im Dorf in einer Hotelbar den Abend mit Clerfayt zu ver­ bringen. Die tote Agnes, die einst am Haupteingang des Kurhauses angekommen war, so berichtet der Erzähler, muss nun »das Haus heimlich durch den Dienst­ boteneingang« verlassen, »als hätte sie ihre Rechnung nicht bezahlt.«  (28) Das Phänomen der Verdrängung des Todes ist längst zum Gegenstand der Wissen­ schaft geworden. Der französische Historiker Philippe Ariès, Autor der vielbe­ achteten Geschichte des Todes (1977), untersuchte die Einstellung der Menschen zum Sterben und Tod im Laufe der Jahrhunderte und kam zum Schluss, dass die für die Vergangenheit charakteristische »naive und spontane Fügung ins Schicksal und in den Willen der Natur«11 einer Verbannung des Todes in der Gegenwart gewichen ist. War der Tod für unsere Vorfahren »nah und vertraut«, ist er heu­ te, um mit Ariès zu sprechen, »wild geworden«.12 Die Relegierung des Todes aus dem Bewusstsein der Zeitgenossen aus soziologischer Sicht untersuchte Norbert

10 Susan Sontag. Krankheit als Metapher. Aids und seine Metaphern. Frankfurt am Main: Fi­ scher, 2005, 10. 11 Philippe Ariès. Geschichte des Todes. München: dtv, 1999, 43. 12 Ebd., 42.

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Elias. Der deutsche Philosoph und Soziologe betrachtete diese Erscheinung als Konsequenz der Zivilisationsprozesse, die eine Reduktion aller elementaren und animalischen Aspekte des menschlichen Lebens anstreben. In seinem schmalen Bändchen Über die Einsamkeit der Sterbenden (1982) schrieb er: Der Tod ist eine der großen bio-sozialen Gefahren des Menschenlebens. Gleich anderen animalischen Aspekten wird auch der Tod als Vorgang und als Gedanke während dieses Zivilisationsschubes in höherem Maße hinter die Kulissen des Ge­ sellschaftslebens verlegt. Für die Sterbenden selbst bedeutet dies, daß auch sie in höherem Maße hinter die Kulissen verlagert, also isoliert werden.13

Die Zimmer der Patienten im »Bella Vista« werden nach ihrem Ableben schnell mit chemischen Mitteln desinfiziert und gründlich geputzt. Es ist zwar eine not­ wendige hygienische Maßnahme, die aber im breiten Kontext der Tabuisierung des Todes als ein Versuch ausgelegt werden kann, von dem Toten jegliche Spur zu tilgen. Bei Norbert Elias heißt es dazu: »Niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit wurden Sterbende so hygienisch aus der Sicht der Lebenden fortge­ schafft; niemals zuvor wurden menschliche Leichen so geruchlos und mit solcher technischen Perfektion aus dem Sterbezimmer ins Grab expediert.«14 Die Verbannung des Todes aus dem Alltag vollzieht sich im Roman auch auf der sprachlichen Ebene. Philippe Ariès zufolge ist der Tod heute »so angsteinflö­ ßend […], daß wir ihn kaum beim Namen zu nennen wagen.«15 Gleich zu Anfang informiert Hollmann seinen Kollegen Clerfayt: »Die Worte Krankheit und Tod sind tabu.« (15) Um den peinlichen Sachverhalt zu verbalisieren, werden im Sa­ natorium verschleiernde Wendungen verwendet. Im »Bella Vista« heißt es also nicht mehr, er/sie ist gestorben, sondern er/sie ist abgefahren. Dieser Euphemis­ mus sorgt übrigens für ein dramatisches Missverständnis. Als Lilian nämlich das Sanatorium anruft, um mit ihrem Ex-Geliebten zu sprechen, erfährt sie, dass er abgefahren ist, und ist daher überzeugt, dass er nicht mehr lebt. In Wirklichkeit hat der Mann nur den Kurort verlassen. Die Verdrängung des Todes als ein Merkmal der Gegenwart evoziert das Pro­ blem der Einsamkeit der Sterbenden. Wie Ariès berichtet, war das Sterben in den vergangenen Epochen ein öffentliches Ereignis. Man starb zu Hause, im eigenen Bett, umgeben von zahlreichen Familienangehörigen und Bekannten. Heute da­ gegen ist der Anblick von Sterbenden und Toten eher eine Ausnahme. Schwer­ kranke werden in Krankenhäuser und Hospize abgedrängt, wo sie an Appara­

13 Norbert Elias. Über die Einsamkeit der Sterbenden in unseren Tagen. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1982, 22. 14 Ebd., 38. 15 Ariès, 42.

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turen angeschlossen, mit Medikamenten betäubt aus dem Leben scheiden. Die moderne Technisierung und Medikalisierung des Todes befreit Familienmitglie­ der von der oft peinlichen Konfrontation mit dem Toten, die zur schmerzlichen Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit führt. Das im Roman geschilderte Sanatorium ist ein Beispiel für eine moderne medizinische Einrichtung, in die man Sterbende abschieben kann. Das Motiv der Einsamkeit des Sterbens taucht im Text Remarques im doppelten Sinne auf: als objektive und subjektive Einsam­ keit.16 Lilian verstirbt, als sie für kurze Zeit allein in ihrem Zimmer ist. Ähnlich ergeht es Clerfayt, der schwer verletzt im Krankenhaus aus dem Leben geht. Doch im Fokus steht die subjektive Vereinsamung der Sterbenden als ein Wesenszug dieser Grenzerfahrung. Im Augenblick des Todes ist jeder Einzelne immer ein­ sam, weil er sich allein dem Tode stellen muss. Keiner vermag dem Sterbenden seine Angst vor dem Ungewissen abzunehmen, ihn auf dem Weg ins Ungewisse zu begleiten. Zu dieser Einsicht kommt Lilian, als sie über den Tod von Camil­ la Albei, einer Patientin, berichtet, die mit großem Aufwand versucht hatte, ihr Hinscheiden in Gegenwart ihrer dreier Liebhaber zu arrangieren, um letztendlich als Verkehrsopfer am Unfallort zu versterben. »Selbst wenn Scharen von Getreu­ en um das Bett herumstehen«, reflektiert Lilian, ist man im Angesicht des Todes »hoffnungslos allein.« (267) Lilians Flucht aus dem Sanatorium ist als ein Akt der Rebellion gegen die Krankheit und den Tod zu betrachten, der auf die Verdrängung des Todes auf individueller Ebene hinweist. Die junge Frau ist nicht bereit zu sterben, zumal sie noch nicht richtig gelebt hat. Die letzten vier Jahre verbrachte sie in dem Schweizer Kurhaus, das ihr wie ein Gefängnis vorkommt, vorher war Krieg, und sie musste sich mit ihrer Familie vor der Gestapo verstecken. Hunger und prekäre Lebensbe­ dingungen in den Kriegs- und Besatzungsjahren haben in der Lungenkrankheit resultiert. Nun versucht Lilian die letzten Monate ihres Lebens möglichst intensiv zu genießen. Zum Entsetzen ihres Onkels verschwendet sie ihr kleines Vermögen, indem sie in Hotels wohnt, sich in eleganten Restaurants verköstigen lässt und teure Kleider im Modehaus Balenciaga bestellt. Den Luxus-Kleidern, die sich Lili­ an in Paris anschafft, kommt im Roman eine symbolische Funktion zu. Sie haben nicht nur die ersten Anzeichen des physischen Verfalls zu kaschieren; durch sie manifestiert Lilian ihren Willen zur Bejahung des Daseins. Als sie im Modehaus im Beisein von anderen Frauen ihre neue Garderobe anprobiert, kommentiert dies der Erzähler folgendermaßen: »Sie war nicht auf der Jagd nach einem Manne; sie war auf der Jagd nach dem Leben.« (157) Die Bedeutung von schönen Kleidern für die kranke Frau wird in einer Nachtszene in einem Pariser Hotel veranschau­ licht. Lilian hängt ihre Kleider nicht in den Schrank, sondern an die Wände um

16 Mariana Parvanova. »… das Symbol der Ewigkeit ist der Kreis«. Eine Untersuchung der Motive in den Romanen von Erich Maria Remarque. Berlin: Tenea, 2003, 182.

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sich herum und fasst sie immer wieder an. Die Kleider werden ihr zu symboli­ schen »Seilen«, an denen sie sich festhält und ins Leben zurückzieht: »[S]ie waren wie silberne und samtene Seile, an denen sie sich zurückziehen konnte aus dem gestaltlosen Grauen, zurück in Wände, Zeit, Beziehung, Raum und Leben.« (171) Doch elegante Kleidung, erlesene Speisen und mondäne Umgebung vermögen es nicht, das Todesbewusstsein zu betäuben. Es erstickt beinahe jede Lebensfreu­ de: Nein, dachte sie, ich gehöre nicht dazu! Man konnte nicht zurück in die Wärme der Ahnungslosigkeit […] Das dunkle Geheimnis, das sie kannte und das die anderen zu ignorieren schienen, ließ sich nicht vergessen. Es blieb mit ihr, wohin sie auch floh. (229)

Auch lassen sich die ersten Anzeichen des körperlichen Verfalls nicht mehr ka­ schieren. Lilian wird immer dünner, sie fiebert auch öfter. Doch bleibt sie für Männer immer noch anziehend, denn das Fieber gibt »den Augen Glanz und dem Gesicht die sanfte Erregung.« (291) Dieser Nebenwirkung von Tuberkulose ver­ dankt die Kultur übrigens viele Werke. Junge, tuberkulöse, ausgezehrte Damen faszinierten zahlreiche Künstler und Dichter und inspirierten sie zu Gemälden oder Romanen, wofür Die Kameliendame von Alexandre Dumas ein hervorragen­ des Beispiel ist. Die äußere Attraktivität von Lungenkranken kommt in Der Himmel kennt keine Günstlinge vielfach zum Ausdruck. Sie fällt Clerfayt gleich nach seiner Ankunft im »Bella Vista« auf. Der Rennfahrer wundert sich beim Anblick von Patienten, »die braun wie Sportsleute« (18) sind, bis er in Erfahrung bringt, das der gesunde Teint ein Resultat ärztlich verordneter Sonnenbäder ist. In der Beschreibung des Lungenleidens bedient sich Remarque der Ästhetisie­ rung, womit er an eine lange literarische Tradition anknüpft. Lilian magert zwar ab, fiebert und hustet nach dem Aufwachen, aber sonstige Symptome der fort­ geschrittenen Tuberkulose werden im Text weitgehend ausgespart. Nur einmal erleidet sie einen Blutsturz, doch es gelingt ihr das Blut im Taschentuch aufzu­ fangen, so dass ihr teures Kleid von Balenciaga nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Romantisierung des Todes betreibt der Autor auch am Ende des Romans. Er verzichtet nämlich auf die Darstellung des Sterbemoments aus der Perspektive der Betroffenen und lässt den auktorialen Erzähler über ihr Ableben berichten. Der Moment von Lilians Tod ist im Text aufs äußerste reduziert, phy­ siologische Vorgänge werden weitgehend ausgeblendet. Auf der letzten Seite des Romans informiert der Erzähler in wenigen Sätzen, dass Lilian »schnell und über­ raschend und allein« (369) verstarb, während ihr Partner sich für kurze Zeit ent­ fernte. Sie ist infolge einer Blutung erstickt, worauf ihre an dem Hals verkrampften Hände hinweisen. Es muss ein qualvoller Tod gewesen sein, aber der Erzähler stellt fest, dass sich ihr Gesicht bald glättete, so dass sie schöner aussah als je zuvor. Durch diese positive Aussage wird Lilians Tod zu einem befreiendem Erlebnis. 39

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Der nahende Tod regt Betroffene gewöhnlich zur Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sinn der menschlichen Existenz an. Remarques junge Protagonis­ tin scheint aber von dem ihr bevorstehenden Tod so überwältigt zu sein, dass sie sich kaum zu einer tieferen Reflexion in dieser Hinsicht aufschwingen kann. Den Lebenssinn verortet sie lediglich in purer Lebensfreude, im Genuss und Konsum und verbraucht ihr kleines Vermögen für die Befriedigung ihrer materiellen Wün­ sche. Sie verurteilt scharf ihren geizigen Onkel Gaston, der seinen Besitz mehrt, statt das Leben zu genießen. Dieselbe Haltung erblickt die Frau bei vielen Men­ schen: »Sie hockten in ihren Büros hinter Schreibtischen, als wären sie doppelte Methusalems […]. Sie lebten als gäbe es keinen Tod. Aber sie taten es wie Krämer, nicht wie Helden.« (259). Die Affirmation des Lebens vertritt Lilian auch im Ge­ spräch mit Clerfayt. Als dieser sie über den Tod seines bei einem Rennen schwer verletzten Kollegen informiert und das Ereignis als Glück ansieht, da dieser sonst ein Krüppel geblieben wäre, stößt er auf volles Unverständnis bei der kranken Frau: »Sie glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Was redete dieser gesunde Ein­ dringling da für barbarischen Unsinn?« (41) Doch Lilians Versuch, ihrer Existenz einen Sinn zu geben, ist zum Scheitern verurteilt. Dies vergegenwärtigt sich die Protagonistin beim Beobachten eines Autorennens: »Ist nicht mein eigenes Leben ähnlich? Ein Rennen, um so viel an sich zu reißen, wie man kann, ein Jagen nach dem Phantom […]?« (293) Remarque, ein Kenner des Motorsports und selbst ein leidenschaftlicher Autofahrer, greift das Motiv der Autofahrt in seinem literari­ schen Schaffen besonders gern auf. In Der Himmel kennt keine Günstlinge sind Autorennen nicht nur ein wichtiger Bestandteil der Handlung, sondern werden symbolisch aufgeladen und stehen direkt im Bezug zur Todesthematik. So steht das Rennen »von Brescia nach Brescia« (294), an dem Clerfayt teilnimmt, für die Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz.17 Die Rennfahrer drehen sich nämlich im Kreis – sie starten in Brescia, um nach vielen Stunden mörderischer Fahrt zurück an den Ausgangspunkt in Brescia zu gelangen. In ihrem sinnentleerten Handeln riskieren sie stets ihr Leben, ohne jeglichen Nutzen für die Gesellschaft. Mit der Frage nach dem Sinn des menschlichen Lebens sieht sich Lilian auch durch die kurze Bekanntschaft mit einem mittellosen Poeten namens Gérard kon­ frontiert. Der junge Mensch, offensichtlich ein Verfechter der Existenzphiloso­ phie, trägt in einem Pariser Café seine elegischen Gedichte über »Tod, Sterben und Vergänglichkeit«  (279) vor und lässt sich über die Absurdität des Daseins aus. Auch spricht er begeistert über Selbstmord als Befreiung aus der trostlosen Existenz und erklärt sich bereit, seinem Leben ein Ende zu setzen. In der Szene des Auffindens einer Leiche wird seine Rhetorik als leere Geste entlarvt. Beim Anblick einer toten Frau auf der Straße ergreift er sofort die Flucht. In dieser Epi­

17 Schneider, »Vor den Toren des Hades«, 427.

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sode, reichlich mit satirischen Elementen angereichert, setzt sich Remarque mit der Szene der jungen französischen Existentialisten auseinander. Obwohl Lilians Gedanken seit der verhängnisvollen Diagnose fast ausschließ­ lich um die Endlichkeit des menschlichen Lebens kreisen, verwundert das kom­ plette Aussparen des Transzendenten in ihren Erwägungen. Lilian macht sich keine Gedanken über eine potenzielle Existenz nach dem physischen Tod, somit kommt die traditionelle, religiös motivierte Überzeugung, dass auf das Diesseits ein Jenseits folge, im Roman Remarques nicht zum Ausdruck. Lilian verkörpert die moderne, materialistisch ausgerichtete Gesellschaft, für die der Tod ein rein biologisches Faktum ist. In Venedig bekommt sie von einem Gigolo, mit dem sie sich angefreundet hat, einen vom Papst geweihten Rosenkranz und ein gemal­ tes venezianisches Kästchen für Briefe. Sie nimmt die Geschenke an, aber denkt nicht daran, vom Rosenkranz Gebrauch zu machen. Der Rosenkranz ist für sie, ähnlich wie die kostbare Schatulle, ein Kunstgegenstand ohne religiösen Bezug. Ein anderes Beispiel für die säkularisierte Lebenshaltung der jungen Frau liefert eine kirchliche Szene. Lilian besucht in Paris die Sainte-Chapelle, in der sie sich in der Kriegszeit mit ihrer Mutter vor der Gestapo versteckt hatte. Zum Besuch im Gotteshaus wird sie lediglich durch ihre Kriegserinnerungen motiviert. Auf die Idee, dass sie beten, mit Gott um ihr Leben hadern könnte, kommt sie nicht. Überraschenderweise wird ihr in der Kapelle doch ein mystisches Erlebnis zuteil. Die durch große, bunte Fenster fallenden Sonnenstrahlen veranstalten im Innen­ raum ein einzigartiges Lichtspiel, das sie in eine Ekstase versetzt. Umhüllt von Licht, gibt sie sich dem rauschartigen Schwebezustand ganz hin: Es war ein Sturz von Licht, ein Rausch ohne Schwerkraft, ein Fall und ein Schweben zu gleicher Zeit; sie schien Licht zu atmen […], das Licht nahm sie auf und schützte sie, und sie hatte plötzlich das mystische Gefühl, daß sie nie sterben könne, solange es sie so hielt, und daß etwas in ihr nie sterben würde – das, was zu diesem magi­ schen Licht gehörte. (165/166)

In dem angeführten Fragment kommt die tradierte positive Lichtsymbolik zum Tragen. Licht steht hier vor allem für Leben, nicht zuletzt durch den Bezug zu ei­ nem lebenspendenden Absoluten. Die Dunkelheit hingegen ist eindeutig negativ besetzt und versinnbildlicht den Tod. Daher empfindet Lilian panische Angst vor der Nacht und lässt in ihrem Zimmer im Sanatorium nachts immer Licht brennen: »Nacht hatte etwas mit Ersticken zu tun, mit Schattenhänden, die nach der Kehle griffen, mit der entsetzlichen und unerträglichen Einsamkeit des Todes.« (171) In Der Himmel kennt keine Günstlinge wird konsequent auf den Tod hin er­ zählt. Im Roman wimmelt es von zum Teil aufdringlichen Vorausdeutungen des Todes. Diese beziehen sich in erster Linie auf die zahlreichen mythologischen Re­ miniszenzen. Im ersten Teil des Romans, als die beiden Figuren in den GotthardTunnel einfahren, glaubt Lilian, »durch einen Schacht ins Innere der Erde [zu] 41

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rasen« und »auf dem Weg zum Hades« (129) zu sein. Im Tunnel herrscht »der acherontische Lärm« (131), womit auf den Acheron, einen der fünf Flüsse im Ha­ des, angespielt wird. Ihre Flucht aus der Schweiz bezeichnet Lilian mehrmals als das Überqueren des Styx. Dazu gesellen sich weitere Vergleiche, die dem Tunnel eindeutig Eigenschaften einer Gruft, eines Grabes, einer Unterwelt zuweisen. So wird die Luft im Tunnel von der todgezeichneten Protagonistin als »verbraucht und alt«  (129), »gewölbekalt […] und tot«  (131) empfunden. In dem »steiner­ nen Bauch der Erde«  (130) beschleicht sie dann die Angst, »begraben zu wer­ den« (130). Im Gespräch mit seinem Freund Levalli behauptet Clerfayt, dass er Lilian »vor den Toren des Hades« (209) gefunden hat. Derselbe Levalli vergleicht ihn mit Orpheus, da er seine Geliebte der Unterwelt entrissen hat. Dieser Ver­ gleich antizipiert zugleich das Schicksal Lilians, die von Clerfayt nicht gerettet werden kann. Von all den mythologischen Assoziationen abgesehen, steht der Tunnel in ei­ nem weiteren Verweiszusammenhang von Sterben und Tod. Die Vorstellung eines Tunnels stellt einen wichtigen Bestandteil von Nahtoderlebnissen dar. Es handelt sich um Erlebnisse an der Schwelle zwischen Leben und Tod, denen die fundierte Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten immer mehr Beachtung schenkt. Viele Sterbende, die durch Wiederbelebungsversuche wieder zum Leben zurückgerufen wurden, beschreiben im Nachhinein ihre Erfahrungen im Zustand des klinischen Todes. Ein wiederkehrendes Element dieser Berichte ist der Austritt aus dem phy­ sischen Körper und das darauf folgende Durchschreiten eines langen, dunklen Tunnels. Das Wissen um dieses Phänomen fand Verbreitung in der Öffentlichkeit durch die Arbeiten zweier Sterbeforscher – Raymond Moody, des Autors von Leben nach dem Tod (1975), und Elisabeth Kübler-Ross. Viele Bezüge mythologischer Provenienz sind im Venedig-Kapitel zu finden. In Rom verweilend, entschließt sich Lilian spontan, diese Stadt zu besuchen. Das Bild von Venedig, das Remarque in seinem Roman entwirft, steht im Einklang mit der tradierten Vorstellung der Lagunenstadt als Inbegriffs des Morbiden. Es ist kein Zufall, dass Lilian gerade hier ihren Zusammenbruch erleidet, der eine Mahnung an den nahenden Tod ist. Die zahlreichen Vorausdeutungen des Todes in diesem Teil des Romans erinnern an diejenigen aus der Novelle Der Tod in Venedig von Thomas Mann. Wie bei Thomas Mann ruft die italienische Stadt bei der todgezeichneten Reisenden ambivalente Gefühle hervor. Lilian erliegt dem Charme von Venedig und findet die Stadt »fremd und zauberhaft«. (238) Ande­ rerseits registriert sie diverse Anzeichen des Verfalls. Da ist die Rede von fins­ teren, schlecht riechenden und schmalen Kanälen mit dem »schwere[n], tot[en] Geruch des Wassers« (242) sowie vermoderten und verrotteten Häusermauern. Die schwarzen Gondeln assoziiert Lilian mit Särgen und »Wassergeiern, die mit metallenen Schnäbeln nach ihr zu hacken versuch[t]en«;  (243) ein Gondoliere erscheint ihr »wie ein Ferge des Styx«.  (242) Paris, Lilians Hauptaufenthaltsort nach dem Verlassen des Sanatoriums, ist im Roman als Gegenpart zu Venedig 42

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konzipiert. Als Hauptstadt der Liebe, der Mode und der raffinierten Kochkunst steht Paris für Leben, Freude und Genuss. Doch der Schein trügt, denn auch hier wird der Tod manifest. Dennoch fallen vorausdeutende Signale des Todes in dem Paris-Kapitel viel subtiler aus. Remarque entfernt sich von dem mythologischen Anspielungshorizont und schöpft aus der Geschichte. Als Clerfayt und Lilian durch die Stadt fahren, macht der Rennfahrer seine Geliebte zweimal auf die Stel­ le aufmerksam, wo man Marie Antoinette geköpft hat. Auch hier, in Paris, stößt Lilian auf dem Weg ins Hotel auf die Leiche einer Frau. Ihre Augen sind offen und scheinen Lilian anzustarren. Die erschrockene Protagonistin erblickt in ihnen die­ selbe Leere, die sie vor kurzem in den Augen ihrer Sanatoriumsfreundin Agnes entdeckt hatte. Durch diesen Vorfall wird Lilian wieder an den herannahenden Tod erinnert. Auch fehlt es bei Remarque nicht an bildlichen Darstellungen des Todes, wie wir sie aus dem Mittelalter kennen. Ein Skelett als Versinnbildlichung des Todes tritt Lilian entgegen, als sie ihr eigenes Röntgenbild betrachtet. Der Anblick ihrer Knochen ist ihr unheimlich und sie interpretiert ihn als Mahnmal des eigenen Todes: »und plötzlich war ihr, als sähe sie sich selbst tot, nach Jahren im Grabe, das Fleisch bereits zerfallen zu grauer Erde und nur die Knochen noch fest, das einzige, was standgehalten hatte.«  (100) Ein ähnliches Memento-Mori-Erlebnis beschert Thomas Mann seinem Helden Hans Castorp in Der Zauberberg. Dieser kann seine eigene Hand beim Durchleuchten studieren, wodurch er den Eindruck hat, in sein eigenes Grab zu schauen. Zu herkömmlichen Todessymbolen gehö­ ren auch (Sand)uhren. Auch diese lässt Remarque in seinem Roman erscheinen, allerdings schon wieder in einer modernisierten Form. Als Dingsymbole des Todes und der Begrenztheit des menschlichen Seins fungieren in Der Himmel kennt keine Günstlinge allerlei Uhren und Messgeräte auf dem Armaturenbrett im Sportwagen von Clerfayt. Während einer gemeinsamen Fahrt betrachtet er Lilians Gesicht vom Schein der Geräte erleuchtet und ihn überkommt dabei ein dunkles Gefühl, ein Rennen mit dem Tod gestartet zu haben. Lilians Schicksal wird in vielen Szenen antizipiert. Erwähnenswert ist die Epi­ sode, in der Lilian von ihrer verstorbenen Sanatoriumsfreundin Abschied nimmt und dabei einen Hausknecht zu Tode erschreckt, da dieser sie für die tote Agnes hält. Sie selber erschrickt zu Tode, als sie von Clerfayt Orchideen geschenkt be­ kommt. Es sind dieselben Blumen, die sie vorher auf den Sarg von Agnes gelegt hatte. Die teuren Blumen wurden nämlich nicht im Krematorium mit verbrannt, sondern von geschäftstüchtigen Angestellten an den Laden in der Nähe dieser Einrichtung verkauft. Vorweggenommen wird Lilians Tod auch durch den Verweis auf Morpheus, den Gott der Träume, der als mythologischer Verwandter von Thanatos, dem Totengott, eindeutig zum Assoziationsbereich von Tod gehört. Diese Gedankenverbindung geht Hollmann sofort auf. Mit Abscheu reagiert er dann auf die Worte einer Krankenschwester, die Lilian ein Schlafmittel überreicht und ihr versichert: »Sie werden ruhen wie in Morpheus’ Armen!« (33) 43

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Auf den Thanatos kann im Text möglicherweise noch indirekt angespielt wer­ den. Lilian trinkt erstaunlich viel und oft Alkohol. Diese Vorliebe für alkoholische Getränke teilt sie mit vielen Figuren von Remarque, der dem Alkohol bekanntlich nicht abgeneigt war. Durch dieses Motiv stellt er – vielleicht unbewusst  – eine Verbindung zu einer Variante vom Sisyphos-Mythos her. Dem König in Korinth soll es gelungen sein, den Totengott Thanatos zu überlisten, indem er ihn zunächst betrunken machte und dann fesselte. In diesem Kontext kann Lilian im Alkohol­ rausch dem Tod entkommen wollen. Bemerkenswert ist die motivische Verknüpfung von Reise und Tod, die sowohl in der antiken als auch in der christlichen Tradition ihre Begründung findet. In der griechischen Mythologie vereint Hermes zweierlei Aufgaben: die des Schutz­ gottes aller Reisender und die des Seelengeleiters, der Verstorbene in den Hades zu führen hat. Dargestellt wird der Gott mit solchen Attributen wie geflügeltem Hut, einem Heroldstab und Reisebeutel. In der christlichen Symbolik resultiert die motivische Verbindung von Reise und Tod aus der Vorstellung von einer Le­ bensreise, deren Ende und Ziel gerade der Tod ist. Demzufolge gehören diverse Transportmittel wie Schiff oder Boot in denselben Bedeutungshorizont. In Der Himmel kennt keine Günstlinge tritt in dieser Funktion außer den oben erwähnten Gondeln auch Clerfayts Sportwagen auf. Zwar gelingt es Lilian, in seinem Auto das mit dem Hades gleichgesetzte Sanatorium zu verlassen, aber in Wirklichkeit reist die schwerkranke Frau ihrem Ende zu. Somit schlüpft Clerfayt ungewollt in die Rolle des Fährmanns Charon. Die Frage nach dem Tod ist zwar nicht das einzige, aber doch ein zentrales Problem der Philosophie, denn die anderen beherrschenden Fragen, sei es nach dem Sein, dem Glück oder der Bestimmung der Menschen, können nicht ohne einen Ausblick auf die menschliche Sterblichkeit behandelt werden.18 Davon rührt das große Interesse des Menschen an seiner Vergänglichkeit her. Das Sterben ist auch eines der großen Themen der Weltliteratur. Als Thema oder Motiv taucht der Tod in allen Büchern Remarques auf. In dem Roman Der Himmel kennt keine Günstlinge tritt er ohne Zweifel in den Vordergrund. Und obwohl Remarque sich nicht anmaßt, hierin das Problem tiefgründig abzuhandeln, gibt er seinen Lesern den Ansporn, sich ihrer Endlichkeit zu stellen.

18 Georg Scherer. »Philosophie des Todes und moderne Rationalität«. H. H. Jansen (ed.). Der Tod in Dichtung, Philosophie und Kunst. Darmstadt: Steinkopff, 1989, 505.

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Arc de Triomphe nach Erich Maria Remarque

Adaption: Bing Liang Zeichnungen: Yang Yilin und Yang Kaili Übersetzung: Chen Lyu Erstveröffentlichung: Liánhuánhuà bào (Beijing), April 1998. Druckvorlage: Online-Veröffentlichung auf baijiahao.baidu.com, 5., 9. + 12.11.2021.

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01. Nachdem Hitler 1933 an die Macht kam, wurden Juden und viele Menschen, die sich der Nazi-Politik widersetzten, brutal getötet, und die Überlebenden flohen aus Deutschland und gingen in alle Teile Europas. 46

Arc de Triomphe

02. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war Paris eine der Städte, in denen viele deutsche Flüchtlinge illegal lebten. Unter diesen illegal in Paris lebenden deutschen Flüchtlingen befindet sich ein Mann mittleren Alters namens Ravic, dessen richtiger Name unbekannt ist. 47

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03. Paris 1938, eine Nacht im Frühwinter. Ravic traf eine Frau namens Joan auf einer Straße in der Nähe des Arc de Triomphe.

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Arc de Triomphe

04. Joan reist mit ihrem Geliebten, der in dieser Nacht plötzlich stirbt, von Mussolinis Italien nach Paris. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, und zufällig traf sie hier Ravic. 49

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05. Am nächsten Tag half Ravic Joan bei der Beerdigung und fand für Joan einen Job als Sängerin.

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Arc de Triomphe

06. Ravic war ursprünglich behandelnder Chirurg in einem deutschen Krankenhaus, er war sehr geschickt und aufrecht.

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07. Im August 1933 versteckte und rettete Ravic zwei von den Nazis gesuchte Freunde: einen jüdischen Schriftsteller, den er seit vielen Jahren kannte, und einen Mann, der ihn während des Ersten Weltkriegs auf dem Schlachtfeld gerettet hatte. 52

Arc de Triomphe

08. Daraufhin wurde Dr. Ravic von den Nazis verhaftet, in ein Konzentrationslager gebracht und gefoltert, während seine Geliebte eingesperrt und geschlagen wurde und dann starb. 53

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09. Bald wurde Ravic ins Krankenhaus eingeliefert, floh aus dem Krankenhaus und schloss sich als Feldarzt der internationalen Brigade in Spanien an.

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Arc de Triomphe

10. Nach dem Scheitern der spanischen republikanischen Regierung lief Ravic ohne Papiere nach Paris und versteckte sich wie andere deutsche Flüchtlinge in einem Hotel namens »International«. 55

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11. Ravic führte oft Operationen an Patienten in einem Krankenhaus im Auftrag eines Quacksalbers für 10 Prozent seines Gehalts durch.

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Arc de Triomphe

12. Joans Leben ist dank Ravics Hilfe geregelt. Sie verliebt sich tief in Ravic und beginnt eine Beziehung zu ihm.

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13. Aber das Leben gehört für Ravic der Vergangenheit an. Die schwere Erinnerung lastet auf seinem Herzen wie ein Felsbrocken. Hitlers Aufstieg zur Macht, die Morde in Deutschland, das Münchner Abkommen... Ganz Europa ist wie eine Gruppe von Seehunden, die am Meeresufer liegen und darauf warten, von NaziDeutschland einer nach dem anderen getötet zu werden. 58

Arc de Triomphe

14. Die Liebesfreude, die Joan ihm schenkte, war für Ravic nichts als »Freude ohne Wurzeln, Freude in den Wolken«. Da er ein Flüchtling ist und keinen Status hat, wird er nach seiner Entlarvung entweder inhaftiert oder abgeschoben. 59

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15. Durch Zufall fand Ravic auf den Straßen von Paris ein bekanntes Gesicht: Haake, der Führer der Nazi-Geheimpolizei, der ihn folterte.

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Arc de Triomphe

16. Ravic folgte ihm sofort, aber die Menschenmenge ließ ihn seine Chance verspielen.

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17. Die Flamme der Rache brannte in Ravics Herzen, und er wartete mehrere Tage in der Nähe eines Hotels auf Haakes Wiederauftauchen, aber er hat ihn nie gesehen. 62

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18. Eines Tages wurde eine Frau von einer herabstürzenden Säule verletzt, und Ravic kam zufällig vorbei und leistete der Verletzten sofort Erste Hilfe.

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19. Obwohl die Verwundete gerettet wurde, wurde Ravic von der Polizei festgehalten.

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20. Nach dem Verhör erfuhr die Polizei, dass Ravic ein deutscher Flüchtling ohne Pass war, also verhafteten sie ihn und wiesen ihn drei Wochen später aus Frankreich aus. 65

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21. Drei Monate später kam Ravic zurück nach Paris, und die Szene blieb dieselbe. Aber Joan lebte während dieser Zeit bereits mit einem anderen Mann zusammen, was Ravics bereits verletztes Herz zutiefst verletzte.

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22. Joan bittet ihn immer wieder darum, sich wieder zu vereinen, aber Ravic ist fest entschlossen, Joan loszuwerden, die er immer noch in seinem Herzen liebt. Alles, was er jetzt nicht vergessen kann, ist Haake, der Nazi-Führer, der ihn gefoltert hat. 67

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23. Eines Tages traf Ravic Haake endlich wieder in diesem Restaurant. Während er darüber nachdachte, wie er ihm folgen könnte, kam Haake plötzlich auf ihn zu und fing an, mit ihm zu plaudern.

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24. Haake sah die Narbe auf Ravics Stirn – diese Narbe wurde hinterlassen, als Haake ihn folterte, aber Haake verwechselte Ravic mit einem Mitglied der Hitlerjugend. 69

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25. Haake kam an zwei oder drei Tagen in der Woche in geheimer Mission nach Paris. Er sah, dass Ravic Deutscher war, also wollte er, dass Ravic Aufklärungsarbeit leistete, und er hoffte auch, dass Ravic die Gelegenheit haben würde, ihn zum Fengyue Ort [Bordell] zum Spielen zu bringen. 70

Arc de Triomphe

26. Haake teilte Ravic dann mit, dass er in dieser Nacht nach Deutschland zurückkehren würde, aber Ravic anrufen würde, wenn er nächste Woche ankäme. Ravic nickte zustimmend und hinterließ Haake die ihm bekannte Telefonnummer des »Prince Galles« Hotels.

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27. Zwei Wochen später rief ihn ein Freund von Ravic aus dem Restaurant »Prince Galles« an und sagte ihm, dass Haake hier sei und dass Ravic ein Auto für ihn vorbereitet habe. 72

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28. Haake ist kein wichtiger Mann, aber er hat zu viele Menschen getötet, Ravic legte den Hörer auf und ging direkt zum Restaurant »Prince Galles«.

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29. Aber als Ravic im Hotel »Prince Galles« ankam, war Haake nicht mehr da.

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30. An diesem Tag kam Ravic zu einem Fengyue-Ort [Bordell] und er untersuchte regelmäßig die Frauen darin.

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31. Er verweilte ein wenig und sah plötzlich, dass Haake hier mit einer Frau herumalberte.

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32. Es ist wirklich schwer, eine Stelle zu finden, an der man die Eisenschuhe durchbrechen kann, und es erfordert keine Anstrengung, sie zu bekommen. Also ging Ravic zuerst und wartete an der Ecke darauf, dass Haake auftauchte. 77

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33. Haake tauchte endlich auf. Ravic forderte ihn auf, in sein Auto zu steigen, und sagte, er würde ihn zu einem eleganten Abendessen mitnehmen, dem Haake bereitwillig zustimmte.

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34. Am Stadtrand von Paris angekommen, bereitete Ravic Haakes sündigem Leben ein Ende. Er rächte schließlich den Tod seiner Geliebten, seiner Freunde und vieler unschuldiger Juden. 79

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35. Aber Joan, die noch immer in Ravic verliebt war, wurde von dem Mann, der bei ihr lebte, schwer verletzt.

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36. Als Ravic davon hörte, eilte er zu ihr.

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37. Aber es war zu spät, Joan starb in seinen Armen. »Du hast mich am Leben gehalten. Ich war nur ein Stein, und du hast mich am Leben gehalten«, sagte Ravic bitter. 82

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38. Am Tag von Joans Tod marschierte Hitler in Polen ein und Frankreich erklärte Deutschland den Krieg.

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39. Sobald der Krieg ausbrach, wurden Ravic und andere deutsche Flüchtlinge sofort von den französischen Behörden in Internierungslager eskortiert. »Es ist das erste Mal seit sieben Jahren, dass die Polizei uns festhalten will«, sagte Ravic gerührt. 84

Arc de Triomphe

40. Mitten in der Nacht fuhr der Lastwagen, der Ravic und andere deutsche Flüchtlinge eskortierte, durch den Arc de Triomphe. Das Auto fuhr schnell. Der Straßenrand war dunkel, und die Front war stockfinster. Selbst der Arc de Triomphe war nicht zu sehen. 85

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Neue Remarque-Publikationen

›Wiederentdeckte‹ Texte Remarques E.M.R. »Fontänen und Fumarolen«. Scherl’s Magazin (Berlin), 4 (1928), 7 (Juli), 807–809. Erich Maria Remarque. »Letter to the Editor of Daily Herold«. Star (Christchurch/ NZL), 13.08.1929. Erich Maria Remarque. »Why War Has Lead Us To Plead For Peace«. Evening Journal (Wilmington/DE), 11.11.1929, 10. Der Beitrag erschien in mindestens 7 weiteren Periodika in den USA, u.a. im Magazin McCall’s (New York).

Erich Maria Remarque. »Der blaue und der weiße Sportwagen«. Echo Continental (Hannover), 1930, 2. Erich Maria Remarque. »Petitionnement der Nederlandsche Dagbladpers«. Haarlems Dagblad (Haarlem), 18.07.1931. Der Beitrag erschien bis 25. Juli in nahezu sämtlichen Tageszeitungen der Niederlande, die die Petition initiiert hatten. Insgesamt sind bislang 38 Drucke nachgewiesen.

Erich Maria Remarque. »¡Vosostros, no!«. La Prensa (Gijón), 05.01.1933, 2. Erich Maria Remarque. »Erich Maria Remarque erzählt die folgende Geschichte aus einem alten Buch«. Aufbau (New York), 19.07.1940. Erich Maria Remarque. »Lest We Forget«. Albany Times Union (Albany/NY), 31.07.1940. Erich Maria Remarque. »Dramatický ohlas Remarqueu nemeckému ľudu«. Týždeň (Bratislava), 25.10.1947, 7.

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Neue Remarque-Publikationen

Erich Maria Remarque. »Weest Waakzaam!«. De Volkskrant (Amsterdam), 05.05.1956. Vollständiger Druck des Essays Seid wachsam! zum Film Der letzte Akt.

Erich Maria Remarque. »Comments of a World Famous Novelist«. Los Angeles Evening Citizen News (Hollywood), 30.07.1958, 7+9. Druck des Essays Das Auge ist ein starker Verführer zum Film A Time To Love and a Time to Die.

Wichtige Ausgaben Deutsch Erich Maria Remarque. Die Traumbude. Ein Künstlerroman. In der Fassung der Erstausgabe mit Materialien und einem Nachwort herausgegeben von Thomas F. Schneider. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2020 (KiWi 1742), 350 pp. Erich Maria Remarque. Gam. Roman. In der Originalfassung mit Anhang und einem Nachwort herausgegeben von Thomas F. Schneider. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2020 (KiWi 1741), 350 pp. Erich Maria Remarque. Station am Horizont. Roman. In der Fassung der Erstausgabe mit Materialien und einem Nachwort herausgegeben von Thomas F. Schneider. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2020 (KiWi 1740), 320 pp. Arabisch Erich Maria Remarque. Kulu šay‘in hādi‘un fi- l-maydāni l-ġarbī. Tr.: Mohamed Abdel Aziz. Alexandria: Ketopia Publishing, 2020, 224 pp. Neuübersetzung von Im Westen nichts Neues auf Arabisch von Mohamed Abdel Aziz.

Erich Maria Remarque. Kulu šay‘in hādi‘un fi- l-maydāni l-ġarbī. Tr.: Linda Hussein. Er-Riad: Athar, 2020. Neuübersetzung von Im Westen nichts Neues auf Arabisch von Linda Hussein.

Armenisch Erich Maria Remarque. Veradardz. Tr.: Vanuhi Baghmanyan. Erevan: E’dit’ Print, 2021, 304 pp. Neuübersetzung von Der Weg zurück auf Armenisch von Vanuhi Baghmanyan.

Erich Maria Remarque. Sev kot’voghy. Tr.: Anna Rostomyan. Erevan: E’dit’ Print, 2020, 544 pp. Erstübersetzung von Der schwarze Obelisk auf Armenisch von Anna Rostomyan.

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Neue Remarque-Publikationen

Erich Maria Remarque. Yerkink’n Yntryalner ch’uni. Tr.: Vanuhi Baghmanyan. Erevan: E’dit’ Print, 2020, 336 pp. Erstübersetzung von Der Himmel kennt keine Günstlinge auf Armenisch von Vanuhi Baghmanyan.

Erich Maria Remarque. Lisaboni gishery. Tr.: Vanuhi Baghmanyan. Erevan: E’dit’ Print, 2021, 288 pp. Erstübersetzung von Die Nacht von Lissabon auf Armenisch von Vanuhi Baghmanyan.

Bengali Erich Maria Remarque. Kothaya sbarga. Tr.: Isamaila Aramana. Dhaka: Seba Prakasani, 2021, 446 pp. Neuübersetzung von Liebe Deinen Nächsten auf Bengali von Isamaila Aramana.

Erich Maria Remarque. Dya blyak abelisk. Tr.: Shawkat Hossain. Dhaka: Abasara, 2020, 368 pp. Neuübersetzung von Der schwarze Obelisk auf Bengali von Shawkat Hossain.

Erich Maria Remarque. Dya nā‘ita ina lisabāna. Tr.: Shawkat Hossain. Dhaka: Abasara, 2020, 236 pp. Neuübersetzung von Die Nacht von Lissabon auf Bengali von Shawkat Hossain.

Chinesisch Erich Maria Remarque. Xi xian wu zhan shi. Tr.: Qi Yi. Shanghai: Jiangxi Education Press, 2022, 316 pp. Neuübersetzung von Im Westen nichts Neues auf Chineisch von Qi Yi.

Erich Maria Remarque. Xi xian wu zhan shi. Tr.: Yan Huiling. Shanghai: Yiwen, 2022, 271 pp. Neuübersetzung von Im Westen nichts Neues auf Chineisch von Yan Huiling.

Gaelisch Erich Maria Remarque. Scéal ar bith ón bhFronta Thiar. Tr.: Risteárd Mac Annraoi. Corcaigh: Ristéard Mac Annraoi, 2020, 184 pp. Erstübersetzung von Im Westen nichts Neues auf Gaelisch von Risteárd Mac Annraoi.

Griechisch Erich Maria Remarque. O mauros Obeliskos. Tr.: Giannis Kalifatidis. Athen: Kedros, 2019, 528 pp. Neuübersetzung von Der schwarze Obelisk auf Griechisch von Giannis Kalifatidis.

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Neue Remarque-Publikationen

Italienisch Erich Maria Remarque. Traguardo all’orrizonte. Tr.: Enrico Arosio. Vicenza: Neri Pozza, 2021, 224 pp. Erstübersetzung von Station am Horizont auf Italienisch von Enrico Arosio.

Erich Maria Remarque. La terra promessa. Tr.: Alessandra Luise. Afterword Maurizio Serra. Vicenza: Neri Pozza, 2019, 464 pp. Erstübersetzung von Das gelobte Land auf Italienisch von Alessandra Luise.

Katalanisch Erich Maria Remarque. Res de nou a l’oest. Tr.: Lola Figols. Barcelona: Navona Editorial, 2022, 264 pp. Neuübersetzung von Im Westen nichts Neues auf Katalanisch von Lola Figols.

Kazakhisch Erich Maria Remarque. Amanat ömir nemese Täñiri aldında teñbiz. Tr.: Bekbolat Adetov. Nur-Sultan: Foliant, 2022, 228 pp. Vermutlich Erstübersetzung von Der Himmel kennt keine Günstlinge auf Kazakhisch von Bekbolat Adetov.

Rumänisch Spune-mi că mă iubești.... Erich Maria Remarque – Marlene Dietrich: Mărturii ale unei patimi. Ed. Werner Fuld, Thomas F. Schneider. Tr.: Mariana Bärbulescu. Iasi: Polirom, 2021, 288 pp. Erstübersetzung des Briefwechsels mit Marlene Dietrich auf Rumänisch von Mariana Bärbulescu.

Türkisch Erich Maria Remarque. Üç Arkadas. Tr.: Saffet Günersel, Yasemin Dindaş. Istanbul: Everest, 2022, 472 pp. Neuübersetzung von Drei Kameraden auf Türkisch von Saffet Günersel und Yasemin Dindaş.

Erich Maria Remarque. Zafer Taki. Tr. Aziz Merhan. Istanbul: Elfene Dünya, 2020, 510 pp. Neuübersetzung von Arc de Triomphe auf Türkisch von Aziz Merhan.

Ukrainisch Erich Maria Remarque. Povernenniia. Tr.: Natalka Sniadanko. Kharkiv: Klub Simejnogo dozvilla, 2022, 288 pp. Neuübersetzung von Der Weg zurück auf Ukrainisch von Natalka Sniadanko.

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Neue Remarque-Publikationen

Usbekisch Erix Mariya Remark. Ortga yo‘l. Tr.: Saidjalal Saidmurodov. Tashkent: Factor Press, 2022, 320 pp. Erstübersetzung von Der Weg zurück auf Usbekisch von Saidjalal Saidmurodov.

Erix Mariya Remark. Qora Haykal. Tr.: Saodat Abdurahmanova. Tashkent: Faktor Press, 2021, 496 pp. Erstübersetzung von Der schwarze Obelisk auf Usbekisch von Saodat Abdurahmanova.

Wissenschaftliche Publikationen Alena Acil. »Die türkische Verfilmung Demir Perde in Anlehnung an Erich Maria Remarques Roman Liebe deinen Nächsten«. Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.).Wenn Soldaten wie Gespenster sind: Literarische Verarbeitungen der Kriege des 20. Jahrhunderts. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2021, 155–162. Kunio Adachi. »Für Remarque wäre ich der fünfte Japaner gewesen«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 253–260. Vanuhi Baghmanyan. »Erich Maria Remarque und Armenien«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 85–94. Doerte Bischoff. »Paper Existences: Passports and Literary Imagination«. Usher D. Biemann, Richard I. Cohen, Sarah E. Wobick-Segev (eds.). Spiritual Homelands. The Cultural Experience of Exile, Place and Displacement among Jews and Others. Berlin: Walter de Gruyter, 2019, 253–275. Wolfgang Damian Brylla. »Flucht als Erzähldogma. Filmische Erzählstrategien in Erich Maria Remarques Exilroman ›Liebe Deinen Nächsten‹«. Weimarer Beiträge 67 (2021), 1, 70–83. Anna Olegovna Burtseva. »The Soviet Journal LOKAF on Foreign Literature: How not to Become Remarquable«. Slovene. International Journal of Slavic Studies 10 (2021), 1, 347–367.

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Neue Remarque-Publikationen

Alice Cadeddu. »›Nur jene Politik kann richtig sein, die man für den und nicht gegen den Menschen richtet‹. Politische Stellungnahmen Erich Maria Remarques aus den Jahren 1929–1932«. Carl-Heinrich Bösling, Claudia Junk, Thomas F. Schneider, Bernhard Stegemann (ed.). Eine Zensur findet (nicht) statt. Göttingen: V&R unipress, 2019, 105–124. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – ­Worldwide  – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020 (Erich Maria Remarque-Jahrbuch/Yearbook XXX/2020), 268 pp. Alice Cadeddu. »›Selbst dort, wo er zurückblickt, ist es die Gegenwart, die er anspricht‹. Zur Remarque-Rezeption der vergangenen 20 Jahre in Deutschland«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – ­Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria ­Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 95–116. Alice Cadeddu. »Von kunstvoller Literaturvermittlung und Filmpiraterie. Ostasiatische Comic-Adaptionen der Werke Erich Maria Remarques von 1930 bis heute«. Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Remarque revisited. Beiträge zu Erich Maria Remarque und zur Kriegsliteratur. Göttingen: V&R unipress, 2020, 7–42. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021 (Erich Maria Remarque-Jahrbuch/Yearbook XXXI/2021), 292 pp. Alice Cadeddu. »›Diabolus ex machina‹. Askold Akishins Comicadaption Eine Chronik militärischer Operationen nach Erich Maria Remarques Roman Im Westen nichts Neues«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 225–278. Ana R. Calero Valera. »Auf den Spuren Erich Maria Remarques in Spanien. Der Anfang einer Rezeption«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 55–68. Karsten Dahlmanns. »Dwinger vs. Remarque«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 65–82.

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Neue Remarque-Publikationen

Renata Dampc-Jarosz. »›Noch ist Polen nicht verloren‹. Erich Maria Remarque im Polen des 21. Jahrhunderts«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 213–224. Renata Dampc-Jarosz. »›Moim tematem jest człowiek XX wieku‹. Erich Maria Remarque-Friedenszentrum Osnabrück w przededniu jubileuszy – podsumowanie działalności i zadania na przyszłość«. Wortfolge (Katowice), 2020, 4, 1–14. Renata Dampc-Jarosz. »›Leichen auf Urlaub‹ als Grenzfiguren. Narrative des Flüchtlings in Erich Maria Remarques Roman Liebe Deinen Nächsten«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 119–132. Ricardo Santos David. »Primera Guerra Mundial sobre a Europa e a Literatura de Guerra em périodicos de grandes dificuldades«. Literatura em Debate 13 (2019), 24, 73–85. Christoph Deupmann. Die verlorene Generation. Heimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg in der deutschsprachigen Literatur. Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 2020. Katherine Douglas. »War Gothic and Bodily Decay: Reshaping Identity in All Quiet on the Western Front«. Gothic Studies 22 (2020), 1, 183–196. Agnieszka Dreinert-Jakosz. »Erich Maria Remarque und seine literarische Tätigkeit als Lerngegenstand im modernen Fremdsprachenunterricht«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 279–282. Roman Dziergwa. »Książka Marcelego Ranickiego »Z dziejów literatury niemieckiej« (1955) w kontekście estetyczno-politycznym okresu stalinowskiego w Polsce na przykładzie krytyki powieści braci Mannów i Ericha Marii Remarque‘a«. Monika Wolting, Ewa Jarosz-Siemkiewicz (ed.). Zaangażowanie. Reprezentacje polityczności we współczesnej literaturze niemieckiego obszaru kulturowego. Kraków: Towarzystwo Autorów i Wydawców Prac Naukowych Universitas, 2019, 124–132. Sevra Fırıncıoğulları. Yabancılaşma. Erich Maria Remarque’in Eserinde Yabancılaşma Olgusu. Çanakkale: Paradigma Akademi Yayinlari, 2018, 267 pp. 93

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Ricarda Freudenberg. »Pazifistische Antikriegsfilme der präfaschistischen Ära. Der Medienverbund um ›Im Westen nichts Neues‹«. Petra Josting, Marlene Antonia Illies, Matthias Preis, Annemarie Weber (ed). Deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur im Medienverbund 1900-1945. Stuttgart: Metzler, 2020, 569–597. Clemens Fuhrbach. »Kommunikative Vergesellschaftung als sprachlicher Prozess und als Scheitern der bürgerlichen Gesellschaft an der Moderne im Roman Der schwarze Obelisk von Erich Maria Remarque«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 165–182. Virginia Gallardo, Marc Hieger. »Ecos de Erich Maria Remarque en Argentina. Argentinische Schriftsteller und Künstler der Gegenwart und ihre RemarqueRezeption«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 137–164. Emad Ghanim. »Die arabische Rezeption Remarques«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 69–84. Larissa Guevara, Volker Jaeckel. »Nothing new on the front: reflections of the Great War. Nada de novo no front: reflexões da Grande Guerra«. Literatura e Autoritarismo, 2020, 24: Dossiê 1918. O fim do século XIX, 100 anos depois. https:// periodicos.ufsm.br/LA/article/view/44337. Simon Hansen. »Volte gegen das Unrecht. Das Spiel in Erich Maria Remarques Flüchtlings-Trilogie Liebe Deinen Nächsten, Arc de Triomphe und Die Nacht von Lissabon«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 149–164. Benno Haunhorst. »›Ich bin früher einmal Schulmeister gewesen‹. Erich Maria Remarque als Lehrer«. Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Remarque revisited. Beiträge zu Erich Maria Remarque und zur Kriegsliteratur. Göttingen: V&R unipress, 2020, 123–134. Marc Hieger. »Erich Maria Remarques Roman Im Westen nichts Neues in der Comic-Adaption von Alberto Winston Breccia«. Carl-Heinrich Bösling, Claudia Junk, Thomas F. Schneider, Bernhard Stegemann (ed.). Eine Zensur findet (nicht) statt. Göttingen: V&R unipress, 2019, 125–154. 94

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Marc Hieger. »›La paz les molesta‹. Oder die Agonie der Heimkehr. Alberto Breccias Comic-Adaption von Erich Maria Remarques Roman Der Weg zurück«. Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Remarque revisited. Beiträge zu Erich Maria Remarque und zur Kriegsliteratur. Göttingen: V&R unipress, 2020, 43–84. Kamil Iwaniak. »Die Muttersprache im Fremdsprachenunterricht. Übersetzen als Mittel zur Förderung der Sprachkenntnisse am Beispiel einer Ausstellung zu Erich Maria Remarque«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 283–290. Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Remarque revisited. Beiträge zu Erich Maria Remarque und zur Kriegsliteratur. Göttingen: V&R unipress, 2020 (Krieg und Literatur/War and Literature Jahrbuch/Yearbook XXVI/2020), 226 pp. Claudia Junk. »Mit Remarque Schüler bewegen. Ein Erfahrungsbericht«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 117–136. Ana Karlstedt. »›And every day a year, and every night a century‹. Zeitempfinden im Krieg anhand des Romans ›Im Westen nichts Neues‹ (1929) und dessen Verfilmungen (1930 und 1979)«. Ioana Craciun (ed.). Wenn die Waffen sprechen, schweigen die Musen nicht. Der Erste Weltkrieg im Spiegel der deutschen Literatur. Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 2021, 193–215. Mariana Kłańska. »Erinnerung und Vergessen in Erich Maria Remarques Exilroman Die Nacht von Lissabon«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 183–194. Krzysztof Kłosowicz. »Die militanten Pazifisten. Zu den Kriegserzählungen Der Feind von Arnold Zweig und Der Feind von Erich Maria Remarque«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 93–104. Merten Kröncke. »Zufall in Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues«. Monatshefte 112 (2020), 3, 452–478. Alexander Košenina. »›Vor einem halben Jahr hätten wir Deutschland noch verlassen können‹. Ablaufende Zeit in Fluchtromanen von Ulrich Alexander 95

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Boschwitz und Erich Maria Remarque«. Zeitschrift für Interkulturelle Germanistik 12 (2021), 2, 59–69. Bernhard Kruse. »Die Rezeption von Remarque in Italien 2000–2019«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 225–252. Aneta Lipárová. Protinacistické motivy ve vybraných dílech Ericha Maria Remarqua: Miluj bližního svého, Vítězný oblouk, Stíny v ráji. Praha: Univerzita Karlova, Pedagogická fakulta, 2020 [B.A.]. http://hdl.handle.net/20.500.11956/117538. Paweł Meus. »Erich Maria Remarques und Alfred Heins Kriegsromane. Versuch einer vergleichenden Analyse«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 47–64. Elena Narbut. »Die Universität in Magadan als Remarque-Zentrum: Wissenschaft und Praxis«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 173–180. Alexandra Nicolaescu. »›Auf fast jedem Nachttisch ein Roman von Remarque‹. Die Remarque-Rezeption in Rumänien«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 199–212. Nina Nowara-Matusik. »Die Traumbude von Erich Maria Remarque. Versuch einer gattungsorientierten Annäherung«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 35–46. Mariana Parvanova-Brett. »Ein alter Freund. Remarques Rezeption in Bulgarien nach der Wende«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 181–198. Heinrich Placke. »Das Jahr 2020: Remarque und Beethoven«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 261–266. 96

Neue Remarque-Publikationen

Oleg E. Pokhalenkov. »Erich Maria Remarque und die moderne russische Literatur«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 165–172. Oleg E. Pokhalenkov, Elena I. Shevarshinova. »Peculiarities of Realization of the Concept of the Enemy in the Early Prose of Erich Maria Remarque«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 105–118. Magdalena Popławska. »Das Motiv der Einsamkeit in ausgewählten Werken Erich Maria Remarques«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 133–148. Kathleen Riley. Imagining Ithaca. Nostos & Nostalgia since the Great War. Oxford: Oxford University Press, 2021, 33–78. Söhnke Post. »Die literarische Konfiguration einer posttraumatischen Belastungsstörung am Beispiel der Erzählung ›Josefs Frau‹ (1931) von Erich Maria Remarque«. Carsten Gansel (ed.). Trauma-Erfahrungen und Störungen des »Selbst«. Mediale und literarische Konfigurationen lebensweltlicher Krisen. Berlin, Boston: de Gruyter, 2020, 143–155. Ursula Regener. »Authentizität als Streitwert. ›In Stahlgewittern‹ gegen ›Im Westen nichts Neues‹. Zur Frage nach der Ethik der Ästhetik von Kriegsliteratur«. Romanische Studien 0 (2019). https://doaj.org/article/b3fe9922576f4924b5f98720e32c6d57. Sebastian Ritscher. »Mehr als 29 Millionen. Der Verkauf von Remarques Autorenrechten als Forschungsgegenstand«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 15–20. Tony Roberts. »Remarkable Remarque«. London Magazine (London), 2020, August/September, 115–121. Karol Sauerland. »Zweierlei Erfahrungen. Erich Maria Remarque und Wolfgang Borchert«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 83–92. 97

Neue Remarque-Publikationen

Thomas F. Schneider. »Literatur als Gedenkort. Der Unbekannte Soldat und Erich Maria Remarque«. In Ana R. Calero Valera, Olaf Müller, Olga Hinojosa Picón (ed.). A Quien Pertenecen los Muertos? Su memoria y Descanso en la literatura. Valencia: Universitat de València, 2019 (Quaderns de Filologia. Estudis literaris 24), 119–135. Thomas F. Schneider. »Weltweit Worldwide Remarque. Anmerkungen zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 7–14. Thomas F. Schneider. »People have to see and hear, what is happening to individuals. Erich Maria Remarque – A Global Icon for Resilient Peace«. Jeju Peace Insitute (Seogwipo), News: Jeju: Island of World Peace, http://www.jpi.or.kr/skyboard/ read.sky?id=95&page=1&code=sky_enGjeju&scode=&search=&SearchString=. Thomas F. Schneider. »Selbstbegrenzung und freie Meinungsäußerung. Die Interviews mit Erich Maria Remarque und das Selbstverständnis eines globalen Schriftstellers«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 9–34. Thomas F. Schneider. »›The Kinship of Us All‹. Erich Maria Remarque und die USA vor 1933«. Aneta Jachimowicz, Karsten Dahlmanns (ed.). Geliebtes, verfluchtes Amerika. Zu Antiamerikanismus und Amerika-Verehrung im deutschen Sprachraum 1888–1933. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2022, 59–78. Christiane Schönfeld. »Pariser Exilromane im Film. Formen transnationaler Neucodierung von Erinnerungskultur«. Daniel Azuélos, Andrea Chartier-Bunzel, Frédéric Teinturier (ed.). Feuchtwanger und die Erinnerungskultur in Frankreich. Frankreich als Gastland der deutschsprachigen, insbesondere der deutsch-jüdischen und österreichisch-jüdischen Emigration zwischen 1933 und 1940. Formen und Medien öffentlicher Erinnerungskultur. Oxford: Peter Lang, 2020, 229–246. Michał Skop. »Die Rezeption der Werke von Erich Maria Remarque in der schlesischen Presse seit 1945«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 209–224. Nikos Späth. »›A literary sensation on two continents‹. Die amerikanische Presserezeption von Erich Maria Remaques All Quiet on the Western Front in den Jah98

Neue Remarque-Publikationen

ren 1929 und 1930«. Carl-Heinrich Bösling, Claudia Junk, Thomas F. Schneider, Bernhard Stegemann (ed.). Eine Zensur findet (nicht) statt. Göttingen: V&R unipress, 2019, 77–104. Nikos Späth. »Das Thema hatte es in sich«. Die Reaktion der deutschen und amerikanischen Presse auf Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues. Eine vergleichende Rezeptionsstudie über Fronterlebnis- und Weltkriegserinnerung in der Weimarer Republik und den USA in den Jahren 1929 und 1930. Göttingen: V&R unpress, 2020 (Schriftenreihe des Erich Maria Remarque-Archivs 35), 620 pp. Swen Steinberg. »All Quiet? Remarque in Kanada«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – Worldwide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 35–54. Heinrich Thies. Die verlorene Schwester. Elfriede und Erich Maria Remarque. Eine Doppelbiografie. Spenge: Zu Klampen, 2020, 360 pp. Heinrich Thies. Die verlorene Schwester. Elfriede und Erich Maria Remarque. Die Doppelbiografie. Berlin: Aufbau, 2022, 384 pp. Paulus Tiozzo. »›Kaum dauerhaftes Glück‹ und ›nervenzehrende Brutalität‹. Zu Erich Maria Remarques Nobelpreisnominierung und Rezeption in Schweden 1929–1931«. Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Remarque revisited. Beiträge zu Erich Maria Remarque und zur Kriegsliteratur. Göttingen: V&R unipress, 2020, 111–122. Cihan Tuncer. »Erich Maria Remarque’nin ›Dönüş Yolu‹ Eserinde Eski-Yeni Çatışması: Değişim, Yenilik ve Uyum Sorunsalı«. Zeitschrift für die Welt der Türken / Journal of World of Turks 8 (2016), 2, 275–284. Johannes Vogel. »Die notwendige Invasion. Erich Maria Remarques Der Funke Leben und das Postulat des alliierten Befreierstatus«. Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Remarque revisited. Beiträge zu Erich Maria Remarque und zur Kriegsliteratur. Göttingen: V&R unipress, 2020, 85–110. Uwe Zagratzki. »Teil des kulturellen Gedächtnisses. Remarque in Nordamerika«. Alice Cadeddu, Claudia Junk, Thomas F. Schneider (ed.). Weltweit – World­wide – Remarque. Beiträge zur aktuellen internationalen Rezeption von Erich Maria Remarque. Göttingen: V&R unipress, 2020, 21–34.

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Neue Remarque-Publikationen

Uwe Zagratzki. »Das Amerikabild in Remarques Spätwerk«. Alice Cadeddu, Renata Dampc-Jarosz, Claudia Junk, Paweł Meus, Thomas F. Schneider (ed.). Erich Maria Remarque aus heutiger Sicht. Göttingen: V&R unipress, 2021, 195–208. Sonstiges Edgar Rai. Ascona. Roman. München: Piper, 2021, 247 pp.

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Beiträger:innen und Herausgeber:innen dieses Bandes

Marc Hieger; OStR; ist Germanist und lehrt an der Deutschen Schule/Colégio Alemán in Santa Cruz de la Sierra (Bolivien). Barbara Pogonowska, Dr. phil; ist Germanistin am Wydział Humanistyczny der Uniwersytet Śląski in Sosnowiec/Katowice (Polen). Thomas F. Schneider, Dr. phil. habil.; ist Leiter des Erich Maria ­RemarqueFriedens­zen­trums, Universität Osnabrück, und lehrt dort sowie an der Universität der Bundeswehr München (Deutschland). Bing Liang; ist ein Comic-Autor in der VR China. Yang Kaili; ist ein Comic-Zeichner in der VR China. Yang Yilin; ist ein renommierter Comic-Zeichner in der VR China.

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