50 Jahre Geschichte des Königlich Preußischen 2. Posenschen Infanterie-Regiments Nr. 19. 1813 bis 1863

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R

IV III

19 14

18

18

15

1813 .

VC Rosbach m Luxemburg.

16

18

X

1863 .

18

18

.

50

Geschichte

Jahr

012876

des

Königlich Preußischen

2 . Posens chen

Infanterie- Regiments

Ar.

1813

bis

19.

1863 .

Bearbeitet

von

R.

von

Leszc z y ǹ s k i ,

Hauptmann und Kompagnie- Chef im 2. Poſenſchen Infanterie-Regiment Nro. 19.

S LOS SCH S N E ENG

Luxemburg. Drud und in Kommission bei Peter Brüc.

1863.

463/67120

Startsi MA

Seiner

Hoheit

dem

Jerzog

Soseph

dem

zu

Sachfer

Chef des Regiments

mit hochdeffen gnädiger

Erlaubniß

ehrfurchtsvoll gewidmet

vom

Verfaffer.

7

Vorwort.

Im Februar 1862 wurde dem Unterzeichneten durch den verehrten Regiments-Kommandeur , Herrn Oberst von Glasenapp der sehr ehrende Auftrag ,

zu dem Jubiläum des Regiments

die Geschichte

desselben zu verfaſſen. So sollte der Unterzeichnete sich auf ein Terrain begeben ,

das

ihm völlig fremd war. Mit Vorliebe hatte er Kriegsgeschichte gelesen, aber noch nie solche oder etwas Anderes für die Öffentlichkeit geschrieben. Hier lag ein Befehl vor ; den galt es auszuführen , obgleich die

• Schwierigkeiten nicht übersehen wurden , denn die Arbeit sollte auch in der Zeit von 16 Monaten beendet sein . An Original-Akten

aus den Kriegs jahren

1813-14-15 gab

es im Archive des Regiments außer einem Tagebuche des Regimentsstabes pro 1813/14 nur Wenig ; die Papiere des 1. und Füselier= Bataillons hatte zum

Theil der

Feind

genommen .

In späteren

Jahren waren fast alle Special-Akten und darunter gewiß Manches von Interesse eingeftampft , so daß auch hier nur das Neueste vorhanden war.

-

VI

Dennoch war schon Viel geschehen. Angeregt durch einen Erlaß des Königlichen Kriegsministeriums damalige

Premierlieutenant

von

vom

9. Juni 1847 hatte der

Schlichting ,

jezt

Oberstlieu-

tenant a. D. zu Hirschberg begonnen , eine Geschichte des Regiments zu verfassen und dazu über die Kriegsjahre 1813-14 und 15 mit außerordentlicher

Gründlichkeit Material gesammelt , wozu ihm das

Archiv des Königlichen Generalstabes

disponibel war.

Dies Sammeln hatte vorläufig nur den Zweck gehabt, chronologisch das Tagebuch zu ergänzen. Besonders detaillirt war das Jahr 1815 behandelt und

in diesem wieder die Schlacht von Ligni.

Ohne diese schäßenswerthe Arbeit und ohne die Papiere , welche der Herr Oberstlieutenant von Schlichting noch in seinem PrivatBesit hatte, wäre die vorliegende Schrift, besonders in der gegebenen Zeit , schwer zu vollenden gewesen. Es sei hier der Plaß dem Herrn Oberstlieutenant von Schlichting öffentlich dafür zu danken. Der Verfasser war bemüht Geschichte zu schreiben, dazu das vorhandene Material zu prüfen und dann zuſammenzustellen. Eine nochmalige Durchsicht im

Königlichen Generalstabe

der bezüglichen Akten des Archives durch den Verfasser , war sehr nuß-

bringend , da auch für spätere Perioden Manches gefunden wurde, was das Regiment betraf. Die Ausführung anbelangend, so war der Verfasser bemüht, auch der Geschichte der jungen Bataillone Rechnung zu tragen , aus denen das

Regiment formirt wurde , um so mehr , als ihrer in der Ge-

schichte des Regiments , dessen Namen sie trugen, nicht gedacht wird. Sodann hatte er die Absicht besonders in den Kampagne-Jahren in kurzem Abriß ein Ganzes zu geben , aus dem das Einzelne des Regiments hervortrete.

-

Es wird daher die Bitte

VII

ausgesprochen mit der Karte zu lesen,

auch für die Gefechte selbst einen Plan zur Hand zu nehmen, um durch diesen und durch die stets vorangeschickte Terrain-Beschreibung das richtige Verständniß zu erlangen. Ob dem Unterzeichneten dies in seiner

Erstlingsarbeit gelungen,

das mag der Leser mit Nachsicht entscheiden .

Luremburg, am Jahrestage der Schlacht von Groß- Görschen 1863.

von Leszczynski , Hauptmann und Kompagnie- Chef im 2. Posenschen Infanterie-Regiment Nro. 19.

-

VIII

Quellen.

1. Handschriftliche : 1. Tagebuch des Regimentsstabes vom 1. Juli 1813 bis zum 10. März 1814. 2. Die sehr umfassende Arbeit des jezigen Oberstlieutenants a. D. von Schlichting; für 1813 und 1814 eine Ergänzung des Tagebuches ; für 1815 die Sammlung vieler Berichte von Offizieren des Regiments . 3. Das Archiv des Königl. Generalstabes, theils durch den damaligen Lieutenant , jest Major

a. D. Schneider , theils durch den Verfaſſer

ausgezogen. 4. Einige Ranglisten der Königl. Geheimen Kriegs-Kanzlei. 5. Das Archiv der Königl. General-Ordens-Kommiſſion. 6. Hinterlassene Papiere des spätern Generalmajors a. D. von Wienstowski. 7. Hinterlassene Papiere des ersten Regiments- Kommandeurs, späteren Generallieutenants a. D. von Schutter. 8. Auszüge aus den Tagebüchern mehrerer Offiziere für die Zeit vom Jahre 1830 ab.

9. Das Archiv des Regiments . II. Gedruckte :

1. De l'homme de Courbière. Geschichte der Preuß. Heeresverfassung. 2. Die Geschichten des 6. , 7. und 18. Infanterie Regiments. 3. Aster. Kriegsereigniſſe in und um Dresden. Schlacht bei Culm. "

"

"

bei Leipzig.

4. Plotho. Kriege von 1813 und 14. 5. Damiş. Die Feldzüge 1814 und 15. 6. Siborne. Krieg in Frankreich und Belgien. 7. Graf Henkel von Donnersmark. Erinnerungen. Berlin 1845. 8. Aufsäge im Militair-Wochenblatt , besonders in Bezug auf die Ereigniſſe im Jahre 1848. - 9. von Williſen . Akten und Bemerkungen über meine Sendung nach dem

Großherzogthum Posen 1848.

IX

Inbalt.

I. Abschnitt. Einleitung , Formation der Depot- und Reserve-Bataillone 2. Westpreubischen Infanterie- Regiments und deren Verwendung bis zum 1 . Juli 1813. Einleitung. Formation des Depot- und der beiden Reserve - Bataillone 2. Westpreußischen Infanterie- Regiments . - Aufruf: „ An mein Volk." - ", An mein Kriegsheer " und die Stiftung des eisernen Kreuzes. - Beendigung der Formation der beiden Reserve-Bataillone 2. Westpreußischen Infanterie- Regiments . - Blokade von Glogau. - Gefecht bei Zerbau. - Marsch der Feldtruppen über die Elbe. Schlacht bei Groß- Görschen. ― Schlacht bei Baußen . - Rückzug nach Schlesien. -· Gefecht bei Neukirch. ― Abschluß des Waffenstillstandes. II. Abschnitt. Die Formation des 7. Reserve-Infanterie-Regiments und die Kampagne 1813 oder der Zeitraum vom 1. Juli 1813 bis zum Jahresfchluß. Formation des Regiments. - Marsch nach Böhmen. - Schlacht bei Dresden. - Schlacht bei Culm. - Gefecht bei Hellendorf. - Gefecht bei Pirna. Gefecht bei Nollendorf. —— Marsch nach Leipzig. ❤ Schlacht bei Leipzig . — Verfolgung des Feindes. -- Blokade von Erfurt.

III. Abschnitt. Der Feldzug 1814 und die Friedenszeit nach demselben oder der Zeitraum vom 1. Januar 1814 bis zum März 1815. Formation eines Ersazbataillons. -· Innere Verhältnisse des Regiments. Marsch nach Frankreich. - Stärke des Regiments. - Allgemeine Beschreibung der Kriegslage. - Gefecht bei Sarrechamps . Gefecht bei Champaubert. — Offensive gegen die Aube. - Offensive an die Marne. -- Gefecht bei Guè à Trèmes oder Beauval. - Schlacht bei Laon. - Vereinigung des 2. Bat. mit dem 2. Bat. 2. Westpr. Inf.-Rgts . - Marsch nach Paris. - Echlacht bei Paris. -- Marsch nach Roye. - Episode : Die Thätigkeit des Oberstlieutenants von Schutter zu Nancy. - Die Wiederformation des Regiments. - Aenderungen an der Uniform . Manoever. - Kantonnements.

IV. Abschnitt. Der Feldzug 1815 und der Aufenthalt in Frankreich oder vom März 1815 bis zum 17. Januar 1816. Marsch in Kantonnements an der Maas . - Armee-Eintheilung. -- Verände rungen im Offizier- Corps. — Uniform-Veränderung. — Komplettirung des Regi-

-

-

Schlacht bei Ligni. G Gefechte bei Lymale und Wasre. - Reflection über die Vertheidigung von Lymale. - Vormarsch auf Paris. --- Gefecht bei Sevres und Meudon. - Aufenthalt in Paris. - Zusammenstellung von Ersatz, Verlust und Belohnungen in den Kriegsjahren 1813-14-15. Aufenthalt in Frankreich. - Empfang der Fahnen . - Marsch nach Magdeburg.

ments. -

V. Abschnitt. Die Friedensjahre 1816 bis Ende 1845. Aenderungen in der Armee-Eintheilung und an der Uniform. - Aufstellung der Große Revue 1828. Gedächtnißtafeln. - Garnisonen. - Herbstmanoever. Das Jahr 1830. - - Marsch nach Sachsen. - Marsch in die Rheinlande. -— Concentrirung des 7. Armee-Corps am Niederrhein. ― Die Garnisonen Koblenz und Wezlar. Manoever in der 16. Division. - Marsch nach Poſen und Bromberg. - Die Ruhetage in Potsdam und Berlin. Der Tod Friedrich Wilhelms III.— Uniform- Veränderungen.

VI. Abschnitt. Das Regiment in den nationalen Erhebungen der Provinz Posen. Die Jahre 1846 , 1847 bis zum Juni 1848. Unruhen im Jahre 1846. - Einführung des Vyrchowschen Gepäcks beim FüseVerhältnisse in Posen im März lier-Bataillon. -- Die Unruhen im Jahr 1847. 1848. - Der Zug gegen Schroda. - Gefecht bei Xions. - Gefecht bei Mieloslaw. - Der Marsch über Trzemesno und Mogilno nach Bardo . - Kapitulation von Bardo. - Gefecht bei Rogalin. - Belohnungen und Anerkennungen.

VII . Abschnitt. Das Regiment gegenüber den demokratischen Erregungen der Provinz Sachsen und der Aufenthalt in Kurhessen bis zum Einrücken in die Garnisonen Breslau und Brieg . Vom Juli 1848 bis Februar 1851 . Marsch nach Sachsen. - Beruhig ung der Provinz. - Märsche nach Bitterfeld und Altenburg. – Sr. Hoheit der Herzog Joseph zu Sachsen- Altenburg wird Chef des Regiments. - Das Regiment erhält neue Garniſonen. -- Concentration des Regiments bei Erfurt. - Einmarsch in Hessen. - Rencontre bei Bronn- Zell . - Rückzug auf die Etappenstraße. Kantonnements Marsch nach der Laufih. in der 20. mobilen Division. Marsch nach Breslau und Brieg. - Die Formation des 4. Bataillons.

VIII. Abschnitt. Die Friedenszeit 1851 bis 1863. Divisions- und Brigade- Verband des Regiments . - Manoever. - Veränderungen unter den Stabsoffizieren. - Allgemeine Verhältniſſe in Breslau. — Die Regentschaft. - Mobilmachung 1859. Formation der Landwehr- StammbatailIone. - Versehung des Regiments nach Glogau und Frauſtadt. - Der Tod des Königs Friedrich Wilhelm IV. - Versehung des Regiments nach Luremburg. Ankunft in Luxemburg. - Der Typhus. - Schluß.

XI

Anhang.

Stiftungen im Regiment. 1., Die Bibliothek. 2. , Der Medicinfonds . ---- 3. , Die Josephstiftung . cialstiftung im Nationaldank. 5. , Die Offizier- Speise- Anstalt.

4., Spe.

Die Beilagen. Beilage I.

1. Plan von Sarrechamps. 2. " " Ligni. 3. " " Xions. 4. H " Miloslaw. Beilage II. Rangliste pro Mai 1815. Beilage III. Die Ritter des eisernen Kreuzes nebst Erbritter. Beilage IV. Die Gedächtnißtafeln. Beilage V. Die Namen der in Posen 1848 Gebliebenen. Beilage VI. a, Rangliste pro Februar 1830. b, " " November 1837. C• " " August 1847. d, " " März 1860. e, " " März 1863. Beilage VII. Namentliche Nachweisung des Abganges an Offizieren u. Beamten. Beilage VIII. Kommandeur-Liste.

Bayerisch. Staatsbibliotek München

1.

Einleitung ,

Formation

Abschnitt.

der

Depot: und

Reserve-Bataillone

2. Westpreußziſchen Infanterie-Regiments und deren Verwendung bis zum 1. Juli 1813.

Der er Friede von Tilsit hatte den Großſtaat Friedrichs des Großen zur Hälfte seines Areals herabgedrückt , die Armee , welche einst Europa widerstand , war vernichtet und aus ihren Trümmern eine neue kleine Armee formirt, welche vertragsmäßig die Zahl von 42000 Mann nicht überschreiten durfte. Das Land war verarmt, der Staat erschöpft, der Feind stand in fast allen Festungen , aber dennoch fühlte Jeder , daß eine Zeit der Erhebung gegen den Unterdrücker , eine Zeit der Vergeltung kommen müſſe. Große Ereignisse schaffen große Geister , schieben die ächten Männer voran, denn in der Staats- und Armee-Verwaltung, als auch in den Truppen selbst, waren zu keiner Zeit so viel ausgezeichnete Männer beisammen , so viel unbeugſame Karaktere vereinigt, nie wurde so Bedeutendes geleistet , als nach dem tiefen Fall 1806/7. Diese Männer schufen die kleine Armee zu einer Elite im wahren Einne des Worts. Die Infanterie derselben bestand aus 1 Garde

und 11 Infanterie- Regi

mentern, je 2 und 2 in eine Brigade vereinigt. Ein Regiment bestand aus : 2 Grenadier-Kompagnieen ,

2 Musketier-Bataillonen , 1 Füselier-Bataillon , 1 Garnison-Kompagnie. Die Grenadier-Kompagnieen je einer Brigade formirten ein Grenadier. Bataillon. Die Garnison-Kompagnie nahm die halbinvaliden Soldaten des Regiments auf, während bei der Kavallerie die Halbinvaliden einer Kavallerie- Brigade eine „Brigade-Garnison-Kompagnie" formirten. Die große Zahl von Offizieren der alten Armee konnte in so beschränkten Formationen keinen Plag finden. Nachdem jeder Offizier in Bezug auf sein

2

-

Verhalten während der verflossenen Katastrophen geprüft worden , wurden alle diejenigen, welche bei den Truppen keine Anstellung fanden, mit Halbſold entlaſſen und den Brigade- Generalen ihres selbstgewählten , oder des ihnen angewiesenen Aufenthalts zugetheilt. Sie zählten mit zum stehenden Heere und avancirten nach Maßgabe ihrer Anciennetät mit ihren in den Regimentern dienenden Hinterleuten. Jedes Regiment erhielt einen Kanton. Man führte Listen über die vorhan denen Rekruten und die zur Komplettirung nöthigen beurlaubten , aber schon ausgebildeten Soldaten. Außerdem hatte jede Kompagnie durchschnittlich 5 ausgebildete Soldaten beurlaubt , in welche Vacanzen 5 Rekruten eingestellt wurden, die nach einer Exerzierzeit von 4 Wochen wieder entlaſſen, neuen 5 Rekruten Play machten. Diese derartig schnell ausgebildeten Mannschaften hießen " Krümper " und wird daher die ganze Maßregel das Krümpersystem genannt. Es ist klar, daß die große Zahl der auf Halbføld gefeßten Offiziere, ſowie die Masse der bereits in dem ABC eines Soldaten unterrichteten Krümper, Neuformationen sehr

erleichterten und kann daher dieser ganzen Maßregel

in Bezug auf die schnelle Entfaltung der Streitkräfte im Frühjahr 1813 nicht genug Gewicht beigelegt werden. In Niederschlesien stand die Niederschlesische Brigade , bestehend aus : dem Westpreußischen Grenadier-Bataillon , dem 1. Westpreußischen Infanterie-Regiment , dem 2. Westpreußischen Infanterie Regiment , ') dem Ostpreußischen Jäger-Bataillon. Das Westpreußische Grenadier-Bataillon hatte seit dem Jahre 1811 Berlin zur Garnison ,

das 2. Westpreußische Infanterie-Regiment Breslau ;

Kanton waren diesem Regiment

als

die Kreiſe Militsch , Trebnih , Wohlau ,

Steinau , Liegnig , Lüben , Goldberg , Striegau und Neumarkt überwiesen . Die politische Lage im Sommer 1811 gab Sr. Majestät dem Könige Friedrich Wilhelm III . gewünschten Grund , eine Vermehrung der Streitkräfte eintreten zu lassen. Jedes Regiment bildete ein Depot , analog den 3 Bataillonen deſſelben, aus 3 Abtheilungen bestehend. Jede dieser Abtheilungen in der Stärke von : 1 Premier Lieutenant , 1 Seconde-Lieutenant ,

8 Unteroffizieren , 2 Spielleuten, schon gedienter Soldaten, 40 Gemeinen , }

2 Spielleuten , 60 Gemeinen , }

Rekruten.

1) Früher Regiment von Courbière und Füßlier-Bataillon von Bülow.

3

-

Diese Depots mußten sofort das Krümperſyſtem annehmen , also in jeder Abtheilung allmonatlich 5 Rekruten ausbilden , wogegen 5 schon dressirte Soldaten zeitweise beurlaubt wurden. Im Frühjahr 1812 , als die französischen Heeresmassen der russischen Grenze zu marschirten, brachen mit ihnen vertragsmäßig 12000 Mann Preußische Truppen auf. Dies Corps , anfänglich durch den General von Grawert, dann durch den General von York kommandirt , war aus allen Truppentheilen combinirt. Das 1. und Füselier-Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments

bildete mit einem Bataillon 1. Westpreußischen Infanterie-

Regiments in demselben ein Regiment. Das Westpreußische Grenadier- Bataillon marschirte, wohl in Folge dieser Truppenmärsche , im Sommer 1812 nach Breslau. Das zurückgebliebene 2. Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments rückte nach Glaß, wohin auch das Depot des 2. Westpr.-Inf. Rgts . marschirte , welches Ende des Jahres 1812 mit dem Depot des 1. Westpr. Inf. Rgts. dort zu einem Brigade- Depot vereinigt wurde. Dies waren die Verhältnisse , als mit dem beginnenden Jahre 1813 die ersten Nachrichten von dem Rückzuge der französischen Armee , ihrer Auflösung und dem Abfall des Yorkschen Corps von der französischen Sache bekannt wurden und die Gemüther gewaltig erregten.

„Tod den Franzosen

Hoch die Russen" so dachte jeder Preuße. Wohl

Mancher der nackten , fast erfrornen und verhungerten Gestalten , welche von Rußlands Echnee her das Land durchzogen , würde todtgeschlagen worden. sein, einfach weil sie Franzosen waren , hätte Erbarmen mit ihrem Elend ſie nicht geschügt. Der König , fast in der Gewalt der Franzosen und in seinem biedern Sinn treu den geschlossenen Verträgen, deſavouirte die That ſeines Generals York, doch wurden sofort Befehle erlassen , um die vorhandenen Truppen für alle Fälle verwendbar zu machen. Bald änderten sich jedoch die Verhältnisse. Am 22. Januar 1813 reiſte Se. Majestät der König von Potsdam ab , traf am 25. in Breslau ein und durch diesen Schritt sich der französischen Gewalt entziehend , war schon die Parthei ergriffen , der das ganze Volk mit Enthuſiasmus zujauchzte. Eine Allerhöchste Kabinets Ordre vom 12. Januar 1813 befahl die Augmentation der in Schlesien stehenden Truppen auf die Kriegsstärke , die Vermehrung der Regiments- Garnison-Kompagnieen auf 400 Köpfe , die Theilung der Brigade - Depots in die früheren Regiments - Depots und die Formation dieser leßteren zu Bataillonen auf folgenden Etat :

-19 Offiziere.

4

48 Unteroffiziere. 9 Spielleute. 744 Gemeine.

801 Köpfe. 1 Bataillonsarzt. 4 Chirurgen. 1 Büchsenmacher. Einige Zeit später wurde der Etat auf 60 Unteroffiziere und 732 Gemeine verändert. Der Chef der Niederschlesischen Brigade , Prinz Karl von Mecklenburg und unter diesem der Brigade- Kommandeur , Generalmajor von Kessel, leiteten die Formation des Depotbataillons 2. Westpreußischen Infanterie - Regiments , bei welchem direkt im Kabinet Er. Majeſtät des Königs d . d . 13. Januar folgende Offiziere angestellt wurden :

N

1234567 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17

Charge.

Major Kapitain dito dito Stabs-Kapit. Premier Lieut. dito dito Seconde-Lieut. dito dito dito dito dito dito dito dito

Namen.

von Funk. von Nolte . von Rivogki. von Coubière . vacat. von Eisenhardt. von Gaffron vacat. von Eicke. von Köbke . von Jochens. von Rynarczewski. von Falkenstein . von Danielewicz von Zedlig von Velten. von Fock

Bemerkungen .

traf nicht ein.

wurde anderweitig verwandt.

traf nicht ein.

In der nächsten Zeit kamen zum Bataillon :

N

Charge.

12345678

Stabs-Kapit. Premier-Lieut. Seconde-Lieut. dito dito dito dito dito

Namen.

von Freymann . von Glasenapp. von Weyl. von Neg. Grenz. Hauck Möller. von Ziegenhorn.

Bemerkungen .

-

5

Nachdem das Brigade-Depot getheilt war , blieben zur Formation für das Depotbataillon 2. Westpreußischen Inf.-Rgts . disponibel : 22 Untffz. 9 Spielleute 165 Gemeine. Dieselben wurden nach Wartha bei Glag geführt , wo die Formation des Bataillons erfolgte.

Sowohl das Westpreußische Grenadier Bataillon,

als auch das 2. Bataillon 2. Westpr. Inf. Regts . gaben je 8 Unteroffiziere ab , der Rest wurde aus der Zahl der Gemeinen ernannt. Ferner kamen 340 Krümper und 248 Rekruten aus dem Kanton des 2. Westpr. Inf. -Ngts. ein, wodurch die Etatszahl faſt erreicht war. Schon am 1. Februar wurden durch folgende Allerhöchste Ordre neue Formationen befohlen :

Auszug : 11. Sämmtliche alte Grenadier , Musketiers und Füfilier Bataillone, die Garden allein ausgenommen , geben da , wo die Formation neuer Bataillone noch nicht zur Ausführung gebracht ist , einen Stamm von 5 Offizieren , 20 Unteroffizieren und 60 Gemeinen zur Formation eines neuen Vataillons von 800 Mann , welches übrigens aus Krümpern zusammengescht wird und Reserve : Bataillon des Stamm-Grenadier- Bataillons oder erstes und zweites Reserve-Bataillon des Stamm-Regimentes heißen soll. 12. Ebenso werden die auf 400 Mann verstärkten Regiments - GarnisonKompagnieen, wo es nicht schon geschehen ist , eine jede mittelst Einziehung von Kantonisten ') zu einem Bataillon von 800 Köpfen erhoben. 13. Jedes alte Feld- Bataillon in Schlesien zieht sogleich 100 rohe Kantonisten ein , exercirt sie aus.

welche über den Etat verpflegt werden und

14. Um bis dahin , daß die neue Bekleidung beschafft werden kann, dem Bedürfnisse abzuhelfen, wird bestimmt , daß jeder eingezogene Kantonist und Krümper eine noch ganze und möglichst gute Jacke, eben solche Beinkleider , ein gutes Hemde und ein Paar ganze Schuhe mitbringen muß , welche , wo es nöthig ist, die Gemeinde ihnen zu geben hat u. s. w. Gemäß dieser Ordre taillon :

gab das

Westpreußische Grenadier - Ba-

5 Offiziere , 20 Unteroffiziere , 1 Spielmann , 60 Grenadiere, zur Formation seines Reserve - Bataillons ab. Dieselben marſchirten

1) Damalige Bezeichnung für Nefruten.

2

6 am 11. Februar nach Wansen bei Breslau und trafen hier die zur Formation bestimmten Offiziere und Mannschaften ein. Ein allerhöchster Kabinetsbefehl vom 6. Februar stellte folgende Offiziere bei diesem Bataillon an :

No.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 {

Namen.

Charge.

Major Komp. Führer dito dito Stabs Kapit. Pr.-Lieutenant dito dito Sec. Lieutenant dito dito dito dito dito

von von von von von

Steinäcker Tuchsen. Wienskowski. Suter. Ledebur

von von von von von von von von von

Euſſe. Sell. Prizelwig . Monsterberg. Brinken . Brizke. Rohrscheidt. Kern. Langendorff.

Bemerkungen.

traf nicht ein.

21. 5. 13. z. e. Garniſonbat . verſ.

vacat.

In den nächsten Monaten traten hinzu :

Charge.

123

1

6 7

Namen.

Stabs-Kapit. von Suchodolski. dito von Tempski Sec.-Lieutenant von Griesheim. dito von Kessel. dito von Höfen. dito von Scheliha. Pr.-Lieutenant | von Reiſewig

Bemerkungen.

im Juni verseßt.

übercomplet.

Da der für das Bataillon ernannte Kommandeur nicht eintraf , ſo leitete Kapitain von Tuchsen die Formation. Bis zum 5. März hin kamen die Mannschaften für dies Bataillon allmälig ein , es war dann wie folgt zusammengesezt : 51 Untffz. 30 Gemeine ſchon gedienter Leute vom Stammbataillon. 174 9 " Krümper ) aus dem Kanton des 2. Westpr. " Rekruten } Inf.-Rgts . 537 " Sum.

60 Untffz. 741 Gemeine incl. 9 Spielleuten ¹)

1) Lei Formation der Reserve- Bataillone kam zuerst auch der Etat von 48 Unteroffizieren in Anwendung. Die obenstehende Nachweisung enthält 60, doch sind dieselben vor. läufig nur Vice-Unteroffiziere, was hier außer Acht gelassen wurde.

7 Ebenso formirte sich aus dem 2. Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie- Regiments ein Reserve - Bataillon 2. WestpreuBischen

Infanterie - Regiments

durch

Abgabe

von 5 Offizieren

20 Untoff. 1 Spielmann und 60 Musketieren. Die Formation dieses Bataillons geschah zu Glag , wo in der Zeit vom 17. bis ultimo Februar Offiziere und Mannschaften eintrafen . Ebenfalls durch Allerhöchsten Kabinets- Befehl vom 6. Februar wurde das Offizier.Corps wie nachstehend formirt :

No.

Namen.

Charge.

1 2345

Kapitain Komp. Führer Dito dito Stabs-Kapit. Prem. Lieut. dito dito Sec.-Lieut. dito Dito Dito Dito dito dito

5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

von von von von von von von von von von von von von

Herrmann Diebitsch. Schouler. Unruh Sichart Unruh Chierocz. Schachtmeier. Haugwig . Köble. Pakisch. Korth. Ohlen

Bemerkungen .

traf nicht ein.

schied bald aus. dito dito

schied bald aus.

vakat.

In der nächsten Zeit kamen zum Bataillon :



1234

6 7 8

Charge.

Namen.

Komp. Führer Pr. -Lieut. dito Sec. Lieut. Dito dito dito dito

von Bork. von Kreckwig . von Eberstein. Graf Schmettau . von Sad. von Lippe. von Landershausen. von Oheimb.

Bemerkungen.

Major von Hopfgarten des 2. Westpr. Inf.- Ngts. wurde mit dem interimistischen Kommando des Bataillons betraut.

Das Bataillon war zusammengesezt aus : 56 Untff .

25 Gemeinen incl 2 Spielleuten vom Stammbataillon. 100 Krümper der pommerschen Brigade. 616 Rekruten meist Niederschlesier ; der Reßt Märler,

60 Untffz. 741 Gemeine incl. 9 Spielleute.

8

-

Offiziere und Mannschaften waren bei der großen Thätigkeit aller Behörden bald beisammen , anders war es mit der Ausrüstung und Bekleidung , welche bei ſo maſſenhaften Neuformationen nicht leicht zu beſchaffen war. Alle als Stamm abgegebenen Mannschaften traten röllig bekleidet und ausgerüstet wie der Truppentheil , dem sie angehört hatten , zu den neuen Bataillonen über. Die Bekleidung und Ausrüstung des 2. Westpr. Inf.-Regiments bestand aus :

Mantel von grauem Tuch. Uniform mit carmoisinrothem offenem Kragen , ebenſo farbigen Aufschlägen; ponceau rothen Achselklappen. Untercamisol von grauem Tuch , zum Unterziehen bestimmt.

unter die Uniform

Tuchhosen von grauem Tuch mit rothem Paspoil. Stiefeletten von schwarzem Tuch bis an die Wade. Müge von grauem Tuch mit rothem Vorstoß.

Handschuhe von grauem Tuch. Leinene Hose. Zwei Paar Stiefeln. Wollene Socken. Czakot von schwarzem Filz , am obern Rande eine schmale weiße Borte ' ) . Patronentasche an einem 2

Zoll breiten über die linke Schulter getra-

genen weißen Bandelier (bei den Füfilieren schwarz). Säbel an einer Koppel über die Schulter. Tornister von Kalbfell an weißen Riemen getragen. Gewehr nach neuem , im Jahre 1811 aufgestellten Modell *) . Die Offiziere waren ebenso , mit folgenden Unterschieden uniformirt : Am Czakot trugen sie , anstatt der weißen Borte eine breite goldene. An den Beinkleidern war längs der äußern Naht eine Reihe gelber Metallknöpfe gefeßt. Auf den Achselklappen bezeichneten silberne Treffen die verschiedenen Grade. Die neuformirten Bataillone erhielten Tuch geliefert , um durch Selbstanfertigung jeden eingestellten Krümper und Rekruten mit Mantel , grauem Untercamisol, Tuchhose , Stiefeletten , Müge und Handschuhe zu bekleiden. Zur Beschaffung der wollenen Soden wurden für jedes Paar 7 Silbergroschen gezahlt.

¹) Der Czakot zeigte bei den Grenadieren einen Adler, bei den Musketieren den Namenszug

und bei den Füsilieren eine Kokarde.

2) Die Unteroffiziere führten Büchsen.

9 Aus den vorhandenen Beständen wurde den Bataillonen pro Mann geliefert : 1 Gewehr mit Zubehör , als Gewehrriemen , Pfanndedel und Kräger und 1 Patronentasche an schmalem schwarzen Riemen. Anstatt der Tornister fertigte man leinene Säcke , welche

an leinenen

Gurten, ähnlich dem Tornister , auf dem Rücken getragen wurden. Die neuangestellten Offiziere der vorstehend genannten drei zu formirenden Bataillone hatten die Uniform des 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments anzulegen. Die Mäntel wurden beim Reserve-Bataillon 2. Westpreuß. Infanterie-Regiments von weißem Tuch angefertigt. Die grauen Jacken (Unterkamiſöler) hatten eine Reihe Knöpfe und am Kragen einen carmoisinrothen Vorstoß. Die Gewehre , neupreußischer Art vom Jahre 1811 reichten nur zur Bewaffnung des 3. Gliedes der neuformirten Bataillone aus ; für das 1. und 2. Glied wurden alle alten Bestände hervorgesucht, nur um jedem Mann eine Flinte geben zu können . Verweilen wir noch einen Augenblick bei der ersten Formation dieser Ba taillone und vergegenwärtigen wir uns die Maſſe der Geſchäfte, welche zu bewältigen war und die Umstände unter denen sie bewältigt werden mußten. Da kamen Offiziere , fast alle während der legten 6 Jahre auf Halbfold und inactiv , mit der Post an , gleichzeitig Hunderte von rohen Rekruten und nothdürftig ausgebildeter Krümper ;

da mußten Kompagnieen formirt und

sofort mit der Ausbildung derselben begonnen werden ; da kamen Maſſen Materials an , um die Bekleidung selbst anzufertigen ― aber mit welchen

Kräften? Ganz Schlesien glich einem Heerlager ; aller Orten wurden dieſelben Bedürfnisse rege und was man nicht bei sich fand, das hatte man nicht. Gewehre, Taschen, Munition, Alles dies mußte empfangen, revidirt und vertheilt werden. Zwar ist nicht außer Acht zu lassen , daß im Monat Februar die Wogen des Patriotismus und der Opferfreudigkeit schon hoch gingen , denn war es auch noch nicht zur wirklichen Kriegs- Erklärung an Frankreich gekommen , so hatte doch schon eine so bedeutende Annäherung an Rußland stattgefunden, daß Niemand das Ziel der Rüstungen ,

das Ziel des Aufrufes vom 3. Fe-

bruar 1813 , zur Stellung von Freiwilligen , verkannte. Jedermann drängte die Waffen gegen den verhaßten Feind zu tragen und wem dies versagt war , ob Alt oder Jung , ob Mann oder Frau, der wirkte nach Kräften zur Förderung des Ganzen bei. Nur so ist es zu verstehen, daß die Formationen so guten Fortgang hatten, um so mehr, da die nächste Zeit noch manche Störung verursachte. Am 23. Februar war die Mobilmachung für die in Schlesien versammelten Linientruppen befohlen.

Dieselbe sollte am 3. März beendet sein. Da jedes

Linienbataillon 100 Rekruten über den Etat zur Ausbildung erhalten hatte,

10

-

wurden dieselben nunmehr Seitens des Westpreußischen GrenadierBataillons und des 2. Bataillons 2. Westpreußischen Infan terie- Regiments ihren Reserve - Bataillonen zur fernern Ausbildung übergeben. Das Depot- Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments hatte gleichzeitig die Ordre zur Mobilmachung empfangen. Um dasselbe in der Ausrüstung den Linien-Bataillonen anzunähern , wurde angeordnet, daß die Reserve - Bataillone des Grenadier-Bataillons und des 2. Bataillons 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments die soeben empfangenen Gewehre neupreußischer Art vom Jahre 1811

an dasselbe abzugeben und dafür die

dort vorhandenen altpreußischen zu empfangen hätten. Ferner mußten diese Reserve-Bataillone alle vorräthigen Czakots und Tornister an das DepotBataillon abgeben. Dasselbe erhielt außerdem von der immobilen Artillerie zu Glag und Silberberg und von dem Niederschlesischen Brigade- GarniſonBataillon ' ) die vorhandenen Czakots wie Tornister und gab für die legteren überall eine gleiche Anzahl zwilchener Säcke ab. Schließlich bestimmte Se. Hoheit der Prinz Karl von Mecklenburg am 25. Februar : 1) daß die Reserve-Bataillone das Depot-Bataillon completiren sollten; 2) daß die Reserve-Bataillone vom 1. März ct. ab völlig selbstständig seien ; 3) daß die Linien-Truppen die zurückzulaſſenden Vorräthe ihren ReſerveBataillonen zu übergeben hätten. Eine Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 3. März verfügte über die Benennung der neuformirten Bataillone : Das Depot Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie - Regiments hieß fortan : 3. Musketier - Bataillon 2. Westpreußischen Inf. - Rgts. " doch trat es nicht in den Regiments-Verband des genannten Regiments, son-` dern blieb selbstständig bestehen. Das Reserve Bataillon Bataillons wurde:

des

Westpreußischen Grenadier-

1. Reserve Bataillon und das Reserve- Bataillon des 2 Bataillons 2. Westpreußischen Infanterie - Regiments

" 2. Reserve Bataillon 2. Westpreußischen InfanterieRegiments " benannt. In Folge einer Allerhöchsten Ordre vom 5. März hatten alle von den Stamms Bataillonen zu ihren Reserve-Bataillonen abgegebenen Offiziere , es ') Die Brigade- Garniſon-Kompagnieen waren ebenso wie die Regiments- GarniſonKompagnieen zu Bataillonen formirt worden.

11 waren je 5, mit der Post zu ihren mobilen Bataillons zurückzukehren, so daß bei den Reserve- Bataillonen nur die laut Kabinets-Befehl vom 6. Februar angestellten Offiziere verblieben , wogegen diesen Bataillonen neue Offiziere zugetheilt wurden, welche weiter oben schon genannt sind . Am 2. März erhielt das mobile 3. Musketier - Bataillon 2. Weſtpr. Inf. Regts. die Feldequipage , am 10. März marschirte es zur Concentration der Niederschlesischen Brigade in die Gegend von Jauer und trat in dieser am 19. März den Marsch gegen die Elbe an. Mitte März erfolgte der Befehl zu neuen Formationen : Das Garnison-Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie Regiments gab den Stamm zu einem „3. Reſerve-Bataillon“ gleichnamigen Regiments her , wozu vom 1. und 2. Reserve-Bataillon je 50 der über den Etat empfangenen 100 Rekruten traten. Dies 3. Reserve-Bataillon bildete sodann ein 4. Reserve-Bataillon aus ſich und fanden in dieſem auch die noch übrig gebliebenen 50 Übercompleten des 1. und 2. Reserve-Bataillons Aufnahme. Endlich am 16. März 1813 erfolgte durch den in Breslau anwesenden König Friedrich Wilhelm III . die Kriegserklärung an Frankreich und schon Tags darauf, am 17. März ergingen jene denkwürdigen Aufrufe : ,, An mein Volk “ und „, An mein Kriegsheer ", auch erfolgte die Stiftung des eisernen Kreuzes.

Dieselben lauteten : An mein Volk ! „ So wenig für mein treues Volk , als für Deutsche , bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges , welcher jezt beginnt. Klar liegen sie dem unverblendeten Europa vor Augen. Wir erlagen unter der Uebermacht Frankreichs. Der Frieden , der die Hälfte meiner Unterthanen mir entriß , gab uns seine Segnungen nicht, denn er schlug uns tiefere Wunden , als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgesogen. Die Hauptfestungen blieben von dem Feinde beseßt. Der Ackerbau ward gelähmt . so wie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte.

Die Freiheit des Handels

ward vernichtet und dadurch die Quelle des Erwerbs und des Wohlstandes verstopft. Das Land wurde ein Raub der Verarmung. "1 Durch die strengste Erfüllung eingegangener Verbindlichkeiten hoffte ich meinem Volke Erleichterungen zu bereiten und den franzöſiſchen Kaiser endlich zu überzeugen , daß es sein eigner Vortheil sei, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber meine reinsten Absichten wurden durch Übermuth und Treulosigkeit vereitelt und nur zu deutlich ſahen wir , daß des Kaisers Verträge , mehr noch als seine Kriege , uns

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langsam verderben mußten. Jezt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand aufhört. Brandenburger, Preußen , Schlester , Pommern , Lithauer ! Ihr wißt, was ihr fast seit sieben Jahren erduldet habt , ihr wißt , was euer trauriges Loos ist , wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert euch an die Vorzeit , an den großen Churfürsten, den großen Friedrich. Bleibt eingebenk der Güter , die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften : Gewissensfreiheit , Ehre, Unabhängigkeit , Handel , Kunstfleiß und Wissenschaft. Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Verbündeten , der Russen , gedenkt der Spanier, der Portugiesen. Selbst kleinere Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen. Erinnert euch an die heldenmüthigen Schweizer und Niederländer.

"/ Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden , denn unser Beginnen ist groß und nicht geringe die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Ihr werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für euren angebornen König , als für einen fremden Herrscher , der , wie so viele Beispiele lehren , eure Söhne und eure legten Mittel Zwecken widmen würde , die euch fremd find. Vertrauen auf Gott, Ausdauer, Muth und der mächtige Beistand unserer Bundesgenossen werden unseren redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn gewähren. Aber welche Opfer auch von Einzelnen gefordert werden müssen, fie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen , wenn wir nicht aufhören wollen , Preußen und Deutsche zu sein. !

" Es ist der legte entscheidende Kampf, den wir bestehen für unser Dasein , unsere Unabhängigkeit ,

unsern Wohlstand ;

keinen andern

Ausweg giebt es, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch dieſem würdet ihr getrost entgegengehn, um der Ehre willen, weil ehrlos der Preuße , der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen mit Zuversicht vertrauen : Gott und unser fester Wille werden unserer gerechten Sache den Sieg verleihen , mit ihm einen sichern glorreichen Frieden und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit. Breslau den 17. März 1813.

gez

Friedrich Wilhelm.

An mein Kriegsheer ! „ Vielfältig habt ihr das Verlangen geäußert , die Freiheit und Selbstständigkeit des Vaterlandes zu erkämpfen. Der Augenblick dazu

13 ist gekommen ! Es giebt kein Glied des Volkes , von dem es nicht gefühlt würde. Freiwillig

eilen von allen Seiten Jünglinge und

Männer zu den Waffen. Was bei dieſen freier Wille , das ist Beruf für euch , die ihr zum stehenden Heere gehört. Von euch, geweiht, das Vaterland zu vertheidigen , ist es berechtigt , zu fordern , wozu jene fich erbieten. „ Seht, wie so Viele Alles verlassen , was ihnen das Theuerste ist, um ihr Leben mit euch für des Vaterlandes Sache zu geben. Fühlt also doppelt eure heilige Pflicht ! Seid Alle ihrer eingedenk am Tage der Schlacht , wie bei Entbehrung , Mühseligkeit und innerer Zucht. Des Einzelnen Ehrgeiz ,

er sei der Höchste oder der Geringste in

dem Heere , verschwinde im Ganzen. Wer für das Vaterland fühlt, denkt nicht an sich.

Den Selbstsüchtigen treffe Verachtung , wo nur

dem allgemeinen Wohle es gilt. Diesem weiche jezt Alles . Der Sieg geht aus von Gott ! Zeigt euch seines hohen Schuges würdig durch Gehorsam und Pflichterfüllung. Muth, Ausdauer und strenge Ordnung sei euer Ruhm. Folgt dem Beispiele eurer Vorfahren ; seid ihrer würdig und eurer Nachkommen eingedenk! „ Gewiſſer Lohn wird treffen den , der sich auszeichnet, tiefe Schande und strenge Strafe den , der seiner Pflicht vergift ! "/ Euer König bleibt stets mit euch , mit ihm der Kronprinz und die Prinzen seines Hauses.

Sie werden mit euch kämpfen , sie und

das ganze Volk werden kämpfen mit Euch und an unserer Seite ein zu unserer und zu Deutschlands Hülfe gekommenes tapferes Volk, das durch hohe Thaten seine Unabhängigkeit errang.

Es vertraute

seinem Herrscher , seinen Führern , seiner Sache, seiner Kraft, und Gott war mit ihm ! So auch ihr ! denn auch wir kämpfen den großen Kampf für des Vaterlands Unabhängigkeit.

" Vertrauen auf Gott , Muth und Ausdauer ſei unsere Losung. Breslau den 17. März 1813. gez. Friedrich Wilhelm. Urkunde des cifernen Kreuzes. „ In der jeßigen großen Katastrophe, von welcher für das Vaterland Alles abhängt , verdient der kräftige Sinn , der die Nation so hoch erhebt, durch ganz eigenthümliche Monumente geehrt und verewigt zu werden. Daß die Standhaftigkeit , mit welcher das Volk die unwiderstehlichen Übel einer eisernen Zeit ertrug, nicht zur Kleinmüthigkeit herabsank , bewährt der hohe Muth , welcher jest jede Brust belebt und welcher nur auf Religion

und treue Anhänglichkeit an König

und Vaterland sich stüzend , ausharren konnte. Wir haben daher

-

14

beschlossen , das Verdienst , welches in dem jezt ausbrechenden Kriege, entweder im wirklichen Kampfe mit dem Feinde oder außerdem im Felde , oder daheim , jedoch in Veziehung auf dieſen großen Kampf um Freiheit und Selbstständigkeit erworben wird , besonders auszuzeichnen und diese eigenthümliche Auszeichnung nach diesem Kriege nicht wieder zu verleihen. Demgemäß verordnen Wir wie folgt : 1. Die nur für diesen Krieg bestehende Auszeichnung des Verdienstes unserer Unterthanen um das Vaterland ist : das eiserne Kreuz von zwei Klassen und einem Großkreuze. 2. Beide Klassen haben

ein ganz gleiches

schwarzes Kreuz von Gußeisen ,

in Silber gefaßtes

die Vorderseite ohne Inschrift , der

Kehrseite zu oberst Unser Namenszug FW. mit der Krone , in der Mitte drei Eichenblätter mit der Krone und unten die Jahreszahl 1813 und beide Klassen werden von einem schwarzen Bande mit weißer Einfassung, wenn das Verdienst im Kampfe mit dem Feinde erworben ist, und an einem weißen Bande mit schwarzer Einfassung, wenn dies nicht der Fall ist , im Knopfloche getragen. Die erste Klasse hat neben dieser Decoration noch

ein Kreuz auf der linken Brust und das

Großkreuz noch einmal so groß als das der beiden Klassen, wird an dem schwarzen Bande mit weißer Einfassung um den Hals getragen. Breslau den 17. März 1813.

gez. Friedrich Wilhelm. Dies waren die Worte und die Verheißung der Belohnung , welche Se. Majestät der König den abrückenden Feldtruppen als Geleit gab. Lassen wir sie und mit ihnen das 3. Musketier - Bataillon 2. Westpr. Inf.. Rgts. vorerst ziehen und betrachten die fernere Formation des 1. und 2 . Reserve- Bataillons desselben Regiments und deren Verwendung. Das 1. Reserve - Bataillon

marschirte

unter

dem interimiſtiſchen

Kommando des Kapitain von Luchsen am 9. März von Wansen nach Strehlen , am 21. und 22. März über Grottkau nach Neisse und hier ange kommen , erhielt es durch Allerhöchste Kabinetsordre vom 26. März in dem Major von Stengel vom 2. Niederschlesischen Infanterie-Regiment einen Kommandeur.

Schon am 28. März verließ es Neisse wieder und marschirte

nach Strehlen zurück , wo es bis zum 10. April verblieb. Das 2. Reserve · Bataillon verließ Glag am 22. März , nachdem am 18. der Major von Hopfgarten zum 2. Westpreußischen InfanterieRegiment zurückgetreten und Major von Hüttel zum Kommandeur ernannt war , und marschirte nach Frankenstein, um daselbst seine Formation zu vollenden.

G

15

RAD

Gewiß waren diese Märsche und Kantonnements-Wechsel für die militairische Gewöhnung der jungen Bataillone höchst nüglich, doch erschwerten sie andererseits den guten Fortgang der Ausrüstungsarbeiten, wo fast unüberwindliche Schwierigkeiten sich entgegenstellten, wie z. B. folgende merkwürdige Aussage darthut, welche der neu engagirte Büchsenmacher Lauterbach am 3. 2.pril 1813 vor dem Stadtgericht zu Strehlen abgab. Der Kapitain von Tuchsen hatte die

Gewehre

des

1. Reserve-

Bataillons einer Revision unterzogen und deponirte der Büchsenmacher darüber : „daß er sämmtliche Gewehre des 1. Reserve-Bataillons 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments , der Zahl nach 850 ' ) untersucht und 500 für den Kriegsdienst unbrauchbar befunden habe, weil solche defect und zwar fehlt an mehreren derselben das Schloß , an andern die Bajonets øder Ladestöcke , wieder an andern fehle der Hahn oder die Batterie und bei mehreren beides zugleich ; an andern dieser Gewehre ist die Beschaffung schadhaft . theils zersprungen , theils Stücke herausgebrochen und wieder andern dieser Gewehre fehlt die Schwanzschraube oder die Nuß und Schloßschrauben ; bei andern müsse die Batterie verstählt werden , auch fehlten bei manchen die Riembügel. Kurz der Stand der Gewehre ist dermaßen : daß ein einzelner Büchsenmacher geraume Zeit bedarf, um alle diese schadhaften Gewehre in brauchbaren Stand zu seßen. Daß diese seine Aussage der Wahrheit gemäß , versichere er hiermit an Eidesstatt". Um die ganz fehlenden Czakots zu ersegen , waren schon Ende Februar Soldaten nach Breslau geſandt , um von den , zu der Zeit noch anwesenden russischen Gefangenen, das Flechten von Strohczakots zu erlernen. Am 2. April erging an beide Reserve - Bataillone der Befehl , so nach Breslau zu marſchiren, daß sie daselbst am 10. deſſ. Monats einträfen. Das 1. Reserve - Bataillon marschirte am 10. in einem Marsch , das 2. Reserve - Bataillon am 9. in zwei Märschen dahin ab. Beide Bataillone wurden in der Nähe von Breslau in mehreren Dörfern einquartirt und lag der Stab des 1. in Brocke, ter des 2. in Sackerwig. Es waren hier 5 Reserve-Bataillone concentrirt und zwar außer den beiden genannten : das 3. Res. Bat. 2. Westpr. Inf. Rgts. , Das 1. 1. " " " 1. das 2. " # " Alle 5 Bataillone hatten am 11. April Parade vor Sr. Majestät dem Könige, bei welcher die jungen Truppen das Mögliche geleistet haben müſſen, 1) In dieser Zahl waren noch die Gewehre der 53 übercompleten einbegriffen.

16 benn ihre Anstrengungen wurden durch folgenden Parol -Befehl am Paradetage belohnt : " Se. Königliche Majestät sind mit der heutigen Parade der Reserve. Bataillone vorzüglich zufrieden und haben mit Allerhöchstem Wohlgefallen den Eifer bemerkt , womit sowohl die Kommandeurs

der respectiven

Bataillone, als auch sämmtliche Offiziere den Fortgang dieses Geschäfts sich haben angelegen sein lassen. Se. Majestät sind fest überzeugt , daß diese Bataillone bei jeder Gelegenheit ihre Pflicht in aller Art erfüllen werden und befehlen, daß dieser Allerhöchste Beweis der Zufriedenheit den Bataillonen und Kompagnieen bekannt gemacht werde". Es ist unzweifelhaft , daß mit erhöhter Anstrengung gearbeitet war , um zu diesem Ehrentage die Bekleidungs - Arbeiten zu vollenden , dennoch marschirten eine Menge Soldaten bei Sr. Majestät vorbei, welche noch die aus dem Dorf mitgebrachte bunte Leinwand Jacke trugen. Die Bataillone wurden nun als kriegstüchtig angesehen, ihre Verwendung stand bevor , doch sollte die Freude hierüber noch einen Dämpfer erhalten. Noch am Paradetage wurde befohlen , daß jedes Reserve Bataillon eine Kompagnie zur Komplettirung der Truppen des Generals von York nach Berlin zu entfenden habe. Das Loos entſchied ; es traf die 2. Kompagnie des 1. und die 4. Kompagnie des 2. Reserve - Bataillons . Die ſelben rückten sofort nach Breslau , gaben die gesammte junge Mannſchaft ab, welche in Marschbataillone formirt am 13. April den Marsch nach Berlin antrat. Offiziere , Unteroffiziere , Spielleute , sowie die in den Kompagnieen befindlichen Stammmannschaften blieben in Breslau , erhielten Niederschlesische und Märkische Rekruten und begannen das schwierige und mühselige Geschäft des Ausrüſtens und Exercirens von Neuem, denn die abgerückte junge Mannschaft war völlig bekleidet und ausgerüstet, mit Ausnahme der Patronentaschen und der Munition abgegeben. Die Bataillone , jedes nur noch 3 Kompagnieen stark , brachen am 14. April nach Glogau zur Verstärkung eines , diese Festung blockirenden Corps auf. Sie kamen erst am 19. daſelbſt an , da Ruſſiſche, gegen die Elbe marschirende Truppen alle Ruhetage eintraten.

Ortschaften belegt hatten ,

wodurch

unfreiwillige

Blockade Die Festung Glogau war durch etwa 6000 Mann feindlicher Infanterie ven Glogau. unter dem französischen General Laplane besegt . Seit dem 27. März war die Garnison durch ein Corps unter dem General von Schuler eingeschlossen. Auf dem linken Oderufer standen 6 Reserve-Bataillone , 2 Escadrons und 1 Fuß-Batterie , auf dem rechten Oderufer die 537 Mann starken Reste zweier Russischer Infanterie-Regimenter.

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In der Nacht vom 30. zum 31. März war der Plag resultatlos beschoffen, die Besagung blieb taktfest und machte fast täglich mehr oder minder große Ausfälle . થાક Als am 19. April das 1. und 2. Reserve : Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie - Regiments und mit ihnen das 1. und 2. Reserve-Bataillon 1. Westpreußischen Infanterie-Regiments vor Glogau ankamen , ging eins der bereits

anwesenden Bataillone zur Armee nach der

Elbe ab, só daß dem General von Schuler 9 Preußische Bataillone ver blieben.

Das 2. Reserve - Bataillon 2. Westpr. Inf. ፡ Rgts. , Major von Hüttel , und das 1. Reserve Bataillon 1. Westpr. Inf.-Rgts ., Major von Gayl , wurden zur Verstärkung der Ruffen auf das rechte Oderufer gesandt. Das Bataillon von Hüttel cantonirte in Biegnig , hatte Rabsen besetzt und patrouillirte täglich nach Grädig. Die Ruſſen ſtanden in Tschopig , das Bataillon von Gayl in Klautsch und Lerchenberg . Das 1. Res. -Bataillon 2. Westpr. Inf. 3 Rgts. , Major von Stengel, quartirte als Soutien der befeßten Dörfer Brøstau und Beichau nach Nilbau. Am 20. April wurden dem General von Schuler folgende Rapporte übergeben : 1. Reserve- Bataillon 2. Westpr. Inf. Rgts. Soll : 19 Offiz. 60 Untffz. 9 Spiell. 732 Gemeine. 48 19 " 556 Sind : . " " " 1 23 Krank : " " 12 176 Manquiren : " " " "1 2. Reserve Bataillon 2. Westpr. Inf. Ngte . Soll : 19 Offiz. 60 Untffz. 9 Spiell. 732 Gemeine. 48 19 9 Sind : 555 "1 n H 11 Krant : " " H 12 177 11 Manquiren : " " Die Festung wurde auf dem linken Oderufer eng eingeſchloſſen , allnächtlich schob man die Vorposten bis dicht an das Glacis .

Auf dem rechten Oderufer dagegen war die Besagung noch in dem unge. störten Besiz des Dorfes Zerbau . Dasselbe liegt 1000 Schritt von der alten Oder, einem Oderarm , welcher sich 2500 Schritt oberhalb Glogau bei Lerchenberg von dem Hauptarm rechts gabelt und dicht unterhalb Glogau wieder in legteren zurückfließt. Über die alte Oder führte eine , nach Zerbau hin , durch einen Tambour Gefecht bei geschlossene Brücke. Der Besig von Zerbau sicherte dem Feinde den Gebrauch serbau. 1) In der Ist- Stärke ſind in beiden Bataillouen die in Breslau zurückgelaſſenen Kadres einer Kompagnie mitberechnet. Die manquirenden 12 Unteroffiziere find Vice-Unteroffiziere und hier als solche nicht berechnet.

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einiger Mühlen und gab ihm bei Ausfällen große Freiheit der Bewegung. Man beschloß es zu nehmen und zu behaupten , doch mußte gleichzeitig die Brücke über die alte Oder zerstört werden , da der Feind , über dieselbe debouchirend, das nahe Zerbau sonst zu sehr beherrschte. Um diesen Zweck zu erreichen , belud der Artillerie-Major von Blumen: stein ein Fahrzeug mit 7 Centnern Pulver. Dasselbe geführt

von dem

Lieutenant von Albrecht des Brandenburgischen Ulanen-Regiments , deſſen Bruder und ein Paar Schiffern, ſollte die alte Oder herab, gegen die Brücke geführt werden , daselbst explodiren und dieselbe zerstören. Die Explosion sollte das Zeichen zum Angriff von Zerbau ſein, wozu drei Kolonnen, eine jede von 200 Mann und 100 Mann in Reserve bereit standen. Die 1. Kolonne vom 2. Reserve - Bataillon 2. Westpr. Inf. 3 Rgts. , geführt

vom Kapitain von Schouler sollte von Grädig aus ;

die 2.

Kolonne , Russen von Norden her ; die 3. Kolonne , Mannschaften des Bas taillons von Gahl , von Lerchenberg aus , in Zerbau eindringen. In der Nacht vom 29. zum 30. April um 1 Uhr näherte sich das Fahrzeug seiner Bestimmung. Der Feind hatte 30 Schritt von der Brücke den Oderarm durch ein Pfahlwerk geschlossen. Als das Fahrzeug bei demselben anlangte, wurde es sofort aus kleinem Gewehr beschossen und trog mehrfacher Versuche konnte es nicht zwischen die sperrenden Pfähle hindurch gebracht werden. Der Lieutenant von Albrecht entschloß sich daher , um dasselbe nicht dem Feinde zu überlaſſen , es in die Luft zu sprengen. Sobald die Zündung bewirkt war , schwamm er mit seinen Begleitern an das Ufer und erreichte glücklich die Seinen. Mit der erfolgenden Explosion segten sich die Angriffskolonnen in Marsch. Das Dorf Zerbau war bald erreicht , doch fanden alle Kolonnen auf ihrem Vormarsch Verhaue vor, welche zwar nicht vertheidigt , das Vordringen doch so verzögerten , daß der Feind sich ohne bedeutendes Gefecht auf den Palisadentambour an der Oderbrücke abziehen konnte. Die Kolonnen drangen nach, konnten aber ohne Geschüß gegen den gut construirten und vertheidigten Tambour Nichts ausrichten. Bei Tagesanbruch wurden die Truppen zurückgezogen, nachdem die Mühlen und diejenigen Häuſer in Zerbau, welche den Angriff besonders behinderten, niedergebrannt waren. Das Detaschement des Bataillons von Hüttel hatte keinen Verlast erlitten. Die übrigen Abtheilungen hatten 1 Gemeinen todt und 1 Offizier und 5 Gemeine an Blessirten. Am 4. Mai kam, nachdem Se. Majestät der König die förmliche Belagerung von Glogau befohlen hatte , der erste Transport von Belagerungsgeschüß zu Waſſer an. Schon am 7. d. M. wurde auf dem linken Oderufer

19

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300 Schritt von der Sternschanze , Behufs eines Schein-Angriffs der Laufgraben eröffnet und mit den Ruinen des Dorfes Zarkau in Verbindung gesezt. Ter Feind machte dagegen einen Ausfall , es kam zu einem hißigen Gefecht, doch nahmen das 1. und 2. Reserve Bataillon 2. Westpr. Inf. Rgts. keinen Theil daran. Der Feind hatte inzwischen den Tambour vor der Brücke über die alte Oder verstärkt und der General von Schuler beschloß nochmals

einen

Versuch zu seiner Zerstörung zu machen. Vor Lerchenberg sollte in der Nacht zum 14. Mai hinter einem günſtig gelegenen Oder-Deich eine Batterie von 4 Geschügen gegen den Tambour erbaut werden. Dasselbe ſollte vor Grädig geschehen und hatte Major von Hüttel , dessen Bataillon täglich in dieser Gegend patrouillirte , behauptet, es eriſtire ein zu dem Zweck brauchbarer Damm , welcher einst niedergeriſſen, wiederhergestellt worden sei. In der Nacht zum 13. Mai sollte der Kapitain von Schouler deshalb mit 100 Mann vorgehen, um zu recognosciren und um 8 Uhr Morgens dem Artillerie Director vor der Festung , dem Major von Blumenstein Bericht abstatten. „Der Major von Blumenstein " so heißt es in dem Bericht des Generals von Schuler

ging selbst hin , um die Dämme in Augen,

ſchein zu nehmen ; als er dort ankam , fand er , daß der Kapitain von Schouler nicht beordert und wegen Unrichtigkeit der Uhren schon etwas zu spät angekommen war , da der Tag schon anbrach ; er mußte sich damit begnügen , mit einiger Mannschaft von der Feldwacht , ohne die gewöhnlichen Präcautionen, geradezu auf diesen Punkt zu gehen , an welchem er anlangte, als es schon hell war ". „Er fand dort keine Spur eines niedergerissenen Dammes und in der kurzen Zeit , die der anbrechende Tag dort zu verweilen erlaubte , irrte sich der Major von Blumenstein ebenso wie der Kapitain Morig (vom Ingenieur-Corps) und beide kamen mit der Überzeugung zurück, daß dieser Damm noch existiren müſſe ,

obwohl er seit 7 Jahren von

dem Eigenthümer abgetragen ist“. Auf Grund dieser irrigen Recognoscirung wurde der Batteriebau für die Nacht zum 14. Mai beschlossen.

Das Bataillon von Gayl sollte bei Ler-

chenberg , das Bataillon von Hüttel bei Grädig die Arbeiten ausführen und 300 Ruſſen von Rabsen aus zur Unterstüßung des legtgenannten Bataillons vorrücken. Natürlich wurde durch den Major von H üttel der nicht existirende Damm nicht gefunden , der Batteriebau unterblich , während bei Lerchenberg die Arbeit so guten Fortgang hatte , daß am Morgen des 14. Mai das Feuer gegen den Tambour eröffnet werden konnte. Das Bataillon von Hüttel behielt Grädig mit einer Kompagnie besegt, die beiden andern blieben verdeckt hinter Grädig stehen , um einen etwaigen

20 gegen die Batterie bei Lerchenberg gerichteten Ausfall in die Flanke nehmen zu können. Doch erfolgte weder ein Ausfall , noch hatte die Batterie einen Erfolg ge= gen den Tambour erlangt , so daß man gegen Mittag des 14. Mai das ganze Unternehmen aufgab. Es war dies das legte Gefecht , welchem das Bataillon von Hüttel vor Glogau beiwohnte. Das Bataillon von Stengel hatte anfänglich ruhig in Nilbau gestan. den ; am 13. Mai wurde eine Kompagnie des Bataillons nach Schloin ver legt .

um daselbst ein großes Pulvermagazin zu bewachen, und als sich der

Major von Stengel über den zu starken Dienst dieser Kompagnie äußerte, ging eine zweite Kömpagnie dahin , während der Stab mit der dritten Kompagnie nach Brostau quartirte. Als endlich am 15. Mai die 2. Kompagnie neu formirt von Breslau eintraf, belegte dieselbe Modlau. Zu gleicher Zeit war auch die neuformirte 4. Kompagnie des 2. Reserve-Bataillons in Biegnig eingetroffen. Schon am 23. April waren die Reserve - Bataillone von Stengel und von Hüttel auf den Feld- Etat geſeßt, ohne jedoch das Feldgeräth , als Fahrzeuge , Kochgeschirre und Schanzzeug erhalten zu haben. Es war dies ein neuer Sporn, die junge Mannschaft feldtüchtig zu machen. So weit es die Zeit erlaubte , wurde jede Stunde benußt , um zu Tirailliren und zu Exerziren und diesen anstrengenden Uebungen folgte meist Nachts der Ernst, dienst als Piket , Patrouille oder Feldwache. Sicher war es die beste Schule, um Disciplin, Ausdauer und Gewandheit anzuerziehen. Die Bekleidungs- Arbeiten waren beendet und für die Ausrüstung war Viel geschehen. Das 3. Glied beider Bataillone hatte englische Gewehre empfangen , auch waren zum Theil engliſche , gelb gefirnißte Zwillich-Torniſter ausgegeben. „Lestere", so sagt der Bericht eines Veteranen, „hatten übrigens dasselbe tragische Schicksal , wie ihre

leinenen Vorfahren ,

nämlich durch die

Nässe in verschiedene und possierliche Formen zu gerathen , welche zu harmlosen Neckereien Anlaß gaben". Bei dem Angriff auf Zerbau am 29. April hatten , so fährt derselbe erichterstatter fort : „Die Franzosen in panischem Schrecken eine Anzahl ihrer Torniſter zurückgelassen und es war bei dem sonst so ernsten Spiel höchst ergöglich anzusehen, wie unsere jungen Soldaten sich bemühten, einen von diesen Tornistern zu erhaschen und auf der Stelle anzupassen. Auch bei spåterer Gelegenheit blieb ein guter Tornister ein gesuchter Artikel “. Am 28. April wurde eine Allerhöchste Ordre bekannt gemacht , welche bei jedem Reſerve-Bataillon außer dem Kommandeur, der ſelbſtverſtändlich Inhaber

21 einer Kompagnie war , prei Kompagniechefs ernannte.

Es waren dies die

bisher als Kompagnieführer fungirenden Kapitaine von Tuchsen , von Wienskowski und von Suter des 1. und von Diebitsch , von Schouler und von Unruhe des 2. Reserve-Bataillons. Am 18. Mai marschirten , nachdem das Belagerungscorps durch einige Landwehr-Bataillone vermehrt war, vier Reserve- Bataillone, unter Kommando des Majors Grafen zur Dohna zur Verstärkung der im Felde ſtehenden Armee ab. Unter denselben befand sich das 2. Reserve - Bataillon 2. Westp. Inf. · Rgts . , während das 1. Reserve - Bataillon vor Glogau verblieb. Unterwegs in Bunzlau erhielt das erstere die Fahrzeuge, die Kochgeschirre und zwar für je 2 Mann eins, in einem leinenen Beutel, sowie die in Breslau angefertigten Stroh-Czakots . Dieſelben waren schwarz , zeigten vorn eine wollene, schwarz weiße Kokarde und wurden durch einen ledernen Eturmriemen festgehalten. An demselben Tage , den 23. Mai wurde der Marsch fortge= ſeßt, ſo daß man im Bivouak bei Ober Waldau die Armee erreichte. Die Trümmer der französischen Armee , dicht verfolgt von zahlreichen Kosacken Schwärmen, hatten sich hinter tie Elbe zurückgezogen, um sich unter dem Schuß dieser Barriere wieder zu ordnen und zu formiren. Den Kosacken folgten anfänglich 5 russische Armeeen, welche aber von der Weichsel ab sich bis auf 2 reducirten , da die Einschließung aller noch von den Franzosen besegten festen Pläge ſehr viel Truppen abſorbirte. Die nördliche dieser Armeeen, unter dem General der Kavallerie Grafen Wittgenstein , beseßte am 4. März das von den Franzosen verlaſſene nachdem schon am 20. Februar eine Kosacken-Abtheilung dreißt in

Berlin ,

die Stadt gesprengt war. Die südliche dieser Armeeen , unter dem Generallieutenant Bar on Winzingeroda , ging durch Niederschlesien vor. Das Preußische Armee-Corps des Generals von York , in derselben Zuſammenſegung , wie es in Rußland gefochten , verbleibend , trat unter die Befehle des Grafen Wittgenstein , welcher gegen Magdeburg dirigirt war. Ihm folgte das Preußische Reserve-Corps des Generals von Bülow. Alle in Schlesien versammelten Preußischen Truppen wurden unter Befehl des Generals der Kavallerie von Blücher gestellt und machten einen Theil der Winzingeroda’ſchen, auf Dresden gerichteten , alliirten Armee aus. Das Blüchersche Corps 26000 Mann stark, bestand aus : der Brandenburgischen Brigade Generalmajor von Röder , Oberst von Klür , der Niederschlesischen " " der Oberschlesischen Generalmajor von Ziethen ,

der Reserve Kavallerie Oberst von Dolffs. Die Niederschlesische Brigade bestand an Infanterie unter dem Major von Jagow aus : 3

22



dem Westpreußischen Grenadier-Bataillon , dem 2. Bat. 1. Mestp . Inf.-Regiments , 1. dem 3. " " " " " " dem Füselier 1 . und dem 2. Bat. 2. " "

2. " dem 3. " " : aus Mutius von Oberst dem unter an Kavallerie dem Neumärkischen Dragoner-Regiment , "1 " dem 1. Westpreuß.

und an Artillerie aus : 1 Sechspfünder Fußbatterie , 1 reitenden Batterie. Die Franzosen hatten, wie schon erwähnt , die Elbe von der böhmischen Grenze bis nach Hamburg hin besegt , während rückwärts aus den weiten Reichen die mit staunenswerther

Betriebsamkeit

neuformirten Regimenter

heranmarschirten. Sobald aber die Vortruppen der südlichen Armee in Dresdens Nähe kamen, zogen sich die Franzosen auf Leipzig ab, wohin die alliirten Truppen folgten. In der Brigade von Klür war das 3. Musketier - Bataillon 2. Westp. Inf. Rgts. am 2. April durch Dresden gerückt , in der Stadt bei Sr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen von Preußen vorbei marſchirt und der Straße über Freiberg nach Chemnig folgend , am 7. April in Zwickau eingetroffen , woselbst Kantonirungen bezogen wurden. Am 19. April marschirte die Brigade in Kantonirungen östlich von Altenburg. Das 3. Bataillon oftgenannten Regiments stand in Kohren. Zwischen Altenburg , Leipzig und Halle waren zu dieser Zeit die beiden gegen die Elbe vorrückenden Armeeen unter dem Grafen Wittgenstein vereinigt. Man war entschlossen, mit ihnen dem anrückenden Kaiſer Napoleon eine Schlacht zu liefern . Erst am 30. April , als der französische Kaiser sich näherte , rückte die Brigade von Klür in ein Bivcuak bei Borna und am 1. Mai lagerte sie bei Rötha , südlich Leipzig , wo Graf Wittgenstein alle ihm untergebenen Truppen , mit Ausnahme des preußischen Corps von Bülow , das in Halle stand, vereinigte. Es war seine Absicht am 2. Mai bei Pegau über die Elster zu debouchiren ,

um die von Weissenfels auf

Leipzig im Marsch begriffene französische Armee in der rechten Flanke anzufallen. Schlacht Die ausgegebene weitläufige Disposition wies die Blücherschen Truppen bei an, am 2. Mai um 6 Uhr Morgens jenseits der Pleiße und des Floßgrabens Crof Görschenzu stehen. Um 7 Uhr sollten sie eine Rechtsschwenkung ausführen und mit dem rechten Flügel am Floßgraben , gefolgt vom Yorkschen Corps und Russischen Truppen , gegen Lügen avanciren .

23 Um Mitternacht brach das Blüchersche Corps aus den Bivouaks bei Rötha auf, erreichte nach sehr langsamem Marsch und nach Kreuzen der Marschkolonnen mit denen des Vorkschen Corps gegen Morgen die Defileen der Elster, durchzog dieselben bei Storkwig und Kondorf und erreichte erst um 9 Uhr die befohlene

Stelle jenseits des Floßgrabens bei Werben .

Hier

wurde , Front gegen Groß- Görschen , durch eine Terrainfalte völlig verdeckt und vom Feinde unbemerkt , das Corps entwickelt , so daß links die Brigade von Klür , rechts die von Ziethen , hinter beiden die Reſerve -Brigade von Röder stand. Hinter dem Blücherschen Corps formirten sich von 9 Uhr ab das Corps von York , die ruſſiſche Diviſion Berg und das Corps von Winzinge: roda , doch wurde es 11 Uhr , ehe dieser Aufmarsch beendet war. Zu dieser Zeit hatte die marschirende französische Armee Leipzig fast erreicht , während die Dörfer Starsiedel und Groß- Görschen je durch eine Division besegt waren. In Görschen stand die Division Souham des Corps Ney und

ihr zum Soutien die andern drei Divisionen dieſes Corps bis

Lügen hin echelonnirt. Die Gegend westlich des Floßgrabens ist fast ganz eben , nur südlich von Görschen befindet sich eine Senkung , in welcher die alliirte Armee aufmarschirte. Dicht am Floßgraben , der im Allgemeinen von Süden nach Norden fließt, liegen die Dörfer Groß - Görschen , Klein - Görschen , Rahna und Kaja in einem Viereck , deſſen Ecken die 4 Dörfer bilden und von dem die Längen-Diagonale von Groß- Görſchen bis Kaja kaum / Meile beträgt. Die die Ebene durchschneidenden Wege sind vielfach eingeschnitten. Besonders befindet sich ein solcher Hohlweg dicht vor der südlichen Front von GroßGörschen , parallel mit der Liſiere des Dorfes laufend . Der Raum zwischen den 4 Dörfern ist von Gräben durchzogen und mit Gebüsch bedeckt , so daß er coupirt genannt werden muß. Das Blüchersche Corps

und von dieſem die Brigade von Klür sollte

das Dorf Groß. Görschen angreifen.

Um 11 , Uhr fuhr die Artillerie auf

800 Schritt heran und beschoß das Dorf, anfangs ohne Antwort vom Feinde zu bekommen, da die Division Souham keinen Angriff vermuthete. Die Brigade von Klür war in zwei Treffen und einer Reserve wie folgt formirt:

3. Bat. 1. Wstp . Inf. Rgts . 3. Bt. 2. Wſtp. Jf. Rgts . ')

Füs. = Bat. 1. Wstp . Inf.-Ngts.

2. Bt. 2. Wstp . If. Rgts .

2. Komp. Schles. Schügen.

2. Bt. 1. Wstp . Jf.-Rgts.

Westpreuß. Grenad.-Bat.

1) Anmerkung : Das 3. Bat. 2. Westp . Juf.- Rgts. war nach einem vorhandenen Rapport aus Kohren vom 28. April : 18 Offiziere 56 Untoffz. 9 Spiell. 704 Gm. zum Dienst stark und wird am 2 Mai die Dienststärke nahezu dieselbe gewesen sein.

24

-

Das erste Treffen entwickelte die 4, und 5. Züge als Schügen, verſtärkte diese durch die 3. und 6. Züge und blieb mit den Kolonnen dicht auf, als das Ganze , von dem 2. Treffen , auf Treffendistance gefolgt , zon der feindlichen Artillerie heftig beſchoffen, gerade auf Groß- Görſchen avancirte. Dieser Anmarsch im feindlichen Kugelfeuer kostete schon manches Opfer. Vor der Front des 3. Bataillons 2 , Westpr. Inf. · Rgts . ward sein Kommandeur , Major von Funk und dessen Adjutant Lieutenant von Weyl durch eine Kanonenkugel tödlich bleſſirt. Das erste Treffen nahm die Liftere , winnen ,

konnte aber nicht mehr Terrain ge-

obgleich nach und nach die beiden Bataillone ganz in Schüßen

aufgelöst wurden. Erst als das 2. Treffen der Brigade herankam und in das Gefecht eingriff, wurde der Feind, welcher mit Maſſen im Dorf stand, herausgeworfen und jenseits verfolgt. Zwischen Rahna und Klein-Görſchen befand sich ein mit Weiden bepflanzter > Graben ; hinter diesem wurden die aus Groß- Görschen geworfenen Truppen durch den Rest der Diviſion Souham aufgenommen , ſo daß das Gefecht zum Stehen kam. Nun umging die Brigade von Ziethen Groß- Görſchen rechts, vereint wurde der Feind aus Klein- Görschen und Rhana geworfen, wobei das 3. Bataillon 2 , Westp. Inf. - Rgts. , nunmehr durch den Kapitain von Nolte geführt , bei Rhana thätig mitwirkte. Durch das heftige Gefecht im coupirten Terrain war die Ordnung der hier fechtenden Truppen fast ganz gelöst ; die Bataillone waren in Haufen und Schwärme auseinander gegangen , von denen jeder unter Führung von einigen Offizieren bemüht war , das zu thun , was der Augenblick als das Beste eingab. Eine faſt natürliche Folge dieser Löſung der taktiſchen Ordnung war , daß Rhana und Klein- Görſchen trog aller Aufopferung der Truppen wieder verloren gingen , als neue intakte Bataillone des Feindes in das Gefecht eingriffen ' ) . Den französischen Bataillonen , die auch aus jungen Truppen bestanden, erging es aber ebenso wie den Preußischen ; sie lösten sich auf, so daß um 2 Uhr Nachmittags , als die Brandenburgische Brigade von Röder das Gefecht unterstüßte , Rhana und Klein- Görschen sofort zurück erobert, ja selbst Kaja durch das Gardefüſelier-Bataillon genommen und behauptet wurde. Um 3 Uhr traten zwei neue französische Divisionen in das Gefecht ; Kaja wurde diesseits verlassen und das Hin- und Her:Wogen der kämpfenden Schüßenschwärme begann von Neuem.

wüthend

1) Es ist eine Beobachtung alter Offiziere in fast allen Gefechten gewesen , daß eine Schüßenlinie stets zurückweicht, wenn feindliche Kolonnen, ja nur feindliche Soutiens vorbrechen, ohne daß diesseits ähnliche geschlossene Abtheilungen bereit sind , ihnen entgegen zu treten. In den meisten Fällen würde ein Ausharren der Schüßen und fortgeseßtes Beſchießen das oft kleine Soutien vernichten, aber das moralische Element ist zu groß , die Schüßen weichen, mögen es auch die bravsten Truppen sein.

25 Dieſſeits waren die Generale von Blücher und von Scharnhorst bereits verwundet und jenseits führte der General Ney , Prinz von der Mosqua , mit seiner

bekannten Bravour die jungen Truppen zu immer

erneutem Angriff. Ja selbst einzelne Kavallerie-Regimenter wurden in dieſem unbeschreibbaren Durcheinander Seitens der Franzosen vorgeführt und war es besonders das 3. Bataillon 2. Westp . Inf. - Rgts. , nach der Ordre de bataille auf dem linken Flügel fechtend , welches durch diese Angriffe große Verluste erlitt. Die Unteroffiziere Krosche , Kaiser und Fingas sowie die Musketiere Zöhler, Wegner und Friedrich der 2. Kompagnie befanden sich einmal unter Tirailleurs, in welche die Kavallerie einhieb. Sie wehrten sich so tapfer, daß dieselbe ihnen Nichts anhaben konnte. Mit 20 Beutepferden und 1 Ge fangenen traten sie den Rückzug an , wurden auf diesem aber von friſcher Kavallerie ereilt und niedergemacht. Die Tirailleurs waren so dicht aneinander, daß von beiden Seiten vielfach Gefangene gemacht wurden.

So erging es auch dem Unteroffizier Engel ,

den Musketieren Schubert , Nickel , Gabel und Brick der 4. Kompagnie. Als Gefangene zurüď transportirt, ergriffen ſie plöglich am Boden liegende Gewehre , machten ihre Escorte gefangen und brachten dieſe glücklich zurück. In das Kampfgewühl inmitten der Dörfer wurden von den Alliirten immer neue Truppenmassen gesandt. Nach und nach war das ganze Corps von York und ein großer Theil der russischen Truppen engagirt. Ebenso hatte der Kaiser Napoleon alle in Marsch auf Leipzig befindlichen Corps nach der Gegend , aus welcher der Kanonendonner erscholl , dirigirt. Kaja ward von den Alliirten wieder genommen , Napoleons aber nochmals verloren ,

ging an die Garden

bis die Nacht dem wilden Kampf ein

Ende machte, welchen in seinen Einzelnheiten zu beschreiben, nicht möglich ist. Beite Armeeen bivouafirten auf dem Schlachtfelde und gelang es zur Nacht die Regimenter , Brigaden und Corps wieder zu ordnen. Die von Klürsche Brigade sammelte sich wieder da, wo sie vor Beginn des Kampfes gestanden hatte ; sie war unausgescht im Kampf gewesen und ihre Reihen waren furchtbar gelichtet. Das 3. Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie - Regiments hatte verloren : - Epielm. 143 Gem. - Chirg. an Todten : 1 Offz. 2 Untffa. 110 " " an Blessirten : 8 "1 12 10 1 12 " " an Vermißten: Sum. d. Verlustes : 9 Offz. 14 Untffz. 1 Spielm. 265 Gem. 1 Chirg. so daß das Bataillon nach der Schlacht eine Dienſtſtärke von : 9 Off . 41 Untffz. 8 Spiell. 447 Gem. und 4 Chirurgen

zählte .

26 Vom Offiziercorps war geblieben : Kapitain von Rivogki.

Es wurden blessirt : Major von Funk starb bald nachher. Kapitain von Freimann. Sec. Lieut. von Weyl starb an seinen Wunden . dito von Falkenstein " n dito Möller "1 "

"

"

von Nez

" "

von Rynarczewski.

"1

von Zedlig. Durch die Gnade Sr. Majestät des Königs wurden dem Bataillone am 29. Mai 1813 für folgende Personen das eiserne Kreuz Allergnädigst bewilligt : 1. Secd.-Lieut. von Rynarczewski. 2. von Belten. " " 3. Feldwebel

Härtel der 1. Kompagnie.

4. Unteroffizier Nolte "1 3. 5. Musketier Hillert " 3. 6. "1 3. Voigt " 7. Sust 11 4. Mend e 8. 4. " 9.

"

Roch ').

10.

"

Schulz.

" "

"1 "

Außerdem wurde der Unteroffizier Nolte wegen seiner vorzüglichen Travour sofort zum Offizier ernannt.

Derselbe gehörte dem Regiment bis zum 30.

März 1839 an und lebt jezt als Generallieutenant a. D. in Hermsdorf bei Warmbrunn. Noch in der Nacht zum 3. Mai brach die alliirte Armee in zwei Kolonnen auf, um den Rückzug hinter die Elbe anzutreten. Die Preußischen Truppen wurden auf Koldig , die Ruſſen auf Rochlig dirigirt. Ehe dies jedoch geordnet wurde, war die Brigade von Klür mit dem Yorkschen Corps in ein Bivouak bei Frohburg marſchirt. Am 4. Mai ging man bis Koldig am 5. bis Döbeln und am 6. bis in die Nähe von Meissen zurück. Die Brigade von Klür bivouatirte bei Ober-Jahne. Es war Absicht die Preußischen Truppen in einer Stellung auf dem linken Elbufer halten zu lassen ,

bis der Feind stark anrücke. Als dies noch am

6. Mai geschah , ging die Armee bis auf die Brigade von Klür über den 1) Die Allerhöchste Verleihung der Kreuze an die Musketiere Roch und Schulz mußte auf einer Namensverwechselung beruhen. Einen Noch gab es gar nicht und Schulzes waren eine Menge vorhanden, ohne daß einer derselben zum Kreuz vorgeschlagen war. Nach jahrelanger Correspondenz wurde gestattet , dieselben als Erbkreuze anderweitig zu vergeben.

27

-

Fluß. Dieselbe verblieb mit der Infanterie bis zum 7. Mai Morgens auf rem linken Elbufer und erst am 8. Mai passirten die legten Abtheilungen den Fluß, die damals bei Meissen feststehende Holzbrücke abbrennend . Am 7. Mai kam Se Majestät der König bei Meissen an , inspicirte die Aufstellung der Truppen , worauf folgende Allerhöchste Ordre d. d . Dresden den 5. Mai puplizirt wurde : In der Schlacht , deren Zeuge ich war , habt Ihr durch hohen Muth , Ausdauer , freudige Hingebung Euch des alten preußischen Namens würdig gemacht. Nehmt dafür das Zeugniß meiner ungetheilten Zufriedenheit. Kein

ausgezeichnetes Verdienst , welches mir bekannt wird , soll

unbelohnt bleiben. Nach der Schlacht ist Vertrauen , Ordnung und Gehorsam die erste Soldatentugend. Ich darf meine braven Krieger nicht erst daran mahnen . Gott ist mit uns gewesen und wird es ferner sein. Wir sehen schon jezt mit der schönsten Hoffnung der nahen Frucht unserer Anstrengungen entgegen. Ich kann Euch mit Gewißheit verkündigen, daß in einigen Tagen eine neue mächtige Hülfe Uns zur Seite stehen wird. Kämpft ferner für Euern König, Euern Ruhm, Eure Freiheit, wie am legten Tage unter meinen Augen und wir können eines baldigen glorreichen Erfolges gewiß sein.

gez. Friedrich Wilhelm. " Am 9. Mai wurde unter Zurücklassung von Vorposten der Rückzug bis Eroßenhayn fortgesezt. Den 10. kam man bis Königsbruch ; den 11. bis Kameng und am 12. Mai wurde die nun wieder vereinigte alliirte Armee bei Baugen, die Spree vor der Front, in ein Lager geführt. Hier sollte eine zweite Schlacht geschlagen werden, doch entschied man sich bald für eine weiter rückwärts liegende Stellung , in welche die Truppen am 13. Mai geführt wurden. Die Brigade von Klür bivouakirte in der Nähe von Baschüz . Das 3. Bataillon 2. Westp . Inf. Rgts. hatte hier am 14. eine Dienststärke von :

9 Offz. 44 Untffz . 6 Spiell. 501 Gemeinen . Die gewählte Stellung dehnte sich in einer Breite von über 2 Meilen , von Groß-Kunig und Mehltheuer auf dem linken Flügel über Baſchüß nach Litten, dann etwas vorspringend und sich der Spree nähernd, über Kreckwig, den Kreckwißer Höhen ,

Doberschüß , Plieskowig bis Gleina ,

dem rechten

Flügel aus. Die Hauptpofitionen der Artillerie wurden verschanzt. Die Ufer der Spree und die Stadt Baugen sollten durch die Vortruppen vertheidigt werden.

28 Schlacht Am 20. Mai Morgens, als die Franzosen anmarſchirten, rückten die Corps hei Baugen. auf die ihnen angewiesenen Pläge. Das Blüchersche Corps hatte die Dörfer Kreckwiß , Dobersch ü ß, Plieskowig , sowie die zwischen und hinter denselben gelegenen Kredwiger Höhen besest. In Kredwig und rechts daneben stand die Brigade von Klür. Den Raum zwischen Doberschüß und Plieskowig hatte die Brigade von Ziethen besegt.

Hinter beiden stand

die Reserve-Kavallerie von

Dolffs und noch weiter zurück die Reserve-Brigade von Röder. Am 20 Mai Mittags

entbrannte der Kampf um die Stadt Baugen und

die daneben liegenden Spreeufer. Erst nach hartnäckiger Gegenwehr zogen sich die Vortruppen der Alliirten spät am Abend auf die Hauptstellung zurück. Am 21. Mai Morgens

begann der Kampf von Neuem. Die Franzosen

griffen die Stellung auf beiden Flügeln an und waren vor der Front der Kreckwiger Höhen bei Nieder-Gurkau beschäftigt, die Spree zu überbrücken, was die Brigade-Batterie der Brigade von Klür durch ihr Feuer erschwerte. Erst um 2 Uhr Nachmittags debouchirte bei Nieder-Gurkau das 4. franzöſiſche Corps Bertrand , die würtembergiſche Division Franquemont an der Tete und avancirte gegen die Brigade von Klür , sowie gegen das auf ihrem linken Flügel liegende Torf Kreckwig.. Die Brigade von Klür war seit einigen Tagen durch das 2. Reserve . Bataillon des Leib-Infanterie-Regiments , Kapitain von Othegraven und durch das 3. Reserve-Bataillon 1. Westpreußischen Infanterie -Regiments, Major von Stutterheim verstärkt. Ihre Aufstellung war folgende : In Kredwig stand der Kapitain von Othegraven mit seinem Bataillon. Es folgte in der Front nach dem rechten Flügel zu eine schwere ruffiſche Batterie , dann das 3. Bataillon , dann das 2. Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie - Regiments , ferner das 3. Reserve-Bataillon, das 3. und 2. Bataillon 1. Westpreußischen Infanterie- Regiments und vor dem rechten Flügel wieder eine schwere russische Batterie. Zur Bedeckung der Batterien war das Füſelier-Bataillon 1. Westpreuß. Infanterie Regiments in Kompagnieen auseinandergezogen , so daß im 2. Treffen das Westpreußische Grenadier-Lataillon allein verblieb. Zu dieser Zeit hatten die Franzosen den rechten Flügel der Alliirten, das russische Corps des Generals Barklay , schon völlig geworfen, ja das fast im Rücken des Blücherschen Corps liegende Dorf Preitig bescht ; alle dispo niblen Kräfte, mit ihnen die Reſerve-Brigade von Röder mußten verwandt werden, dies Dorf zurückzuerobern , und lag es klar auf der Hand, der Kaiser Napoleon wolle, nun bei Kreckwig durchbrechend, die Schlacht entscheiden. In dichten Bataillonsmassen, zahlreiche Tirailleurs vor der Front, gefolgt von der französischen Division Morand , entwickelte sich die Division Franquemont der Brigade von Klür gegenüber.

-

29

Die vorgeschobenen Schüßen des Preußischen Treffens standen bald im lebhaften Gefecht. Eine Ziegelscheune ,

von welcher aus

den diesseitigen

Batterien Schaden zugefügt wurde, ward hier lokales Kampfobjekt. Von den Schügen verloren , wieder genommen und wieder verloren , erhielten endlich das 2. und 3. Bataillon 2. Westp . Inf. Rgts. den Befehl , dieselbe zu stürmen. Die beiden genannten Bataillone brachen vor. Die Ziegelſcheune wurde genommen, mußte aber leider bald wieder verlaſſen werden. Bei diesem Angriff wurde, wie schon bei Groß-Görschen, der Führer des 3. Bataillons Kapitain von Nolte vor der Front erschossen. Einen allgemeinen Sturm der feindlichen Bataillone auf die besegten Höhen wies man mit dem Bajonet ab.

Der Versuch eines Bataillons des

feindlichen 2. Würtembergischen Regiments , in Kreckwig einzubringen , endete, Dank den vorzüglichen Anordnungen des Kapitains von Othegraven mit der Vernichtung dieses Bataillons ,

aber dennoch war abzusehen , daß der

Widerstand dieser braven, in einem Treffen formirten Bataillone, nicht von langer Dauer sein konnte. Die Höhen von Preitig , hinter dem rechten Flügel der Ziethenſchen Brigade liegend, waren von feindlicher Artillerie gekrönt , auf der linken Flanke überflügelte feindliche Artillerie bei Baſankwig ebenso , und in der Front drängten die feindlichen Massen mit neuer Gewalt. Als nun, es war 3½ Uhr, die Russischen Batterieen , nachdem sie sich verschossen hatten ,

im Galopp

zurückführen, befahl der General von Blücher den Rückzug auf Purſchwiz zu einer Zeit, als das Corps von York von Litten her aufbrach , um den Kampf auf den Höhen zu unterſtügen. Wie auf dem Ererzierplag wurden die Brigaden zurückgeführt. Sobald die vertheidigten Höhen verlassen waren , fuhren daselbst 50 feindliche Ges ſchüße auf und gaben dieſe den festzusammenhaltenden Bataillonen ein furchtbar Geleit. Um 2 Uhr hatte für die Klürsche Brigade der Kampf begonnen , um 4 Uhr war sie schon auf dem Rückzuge bei Purschwig und da der Veschluß gefaßt war, die Schlacht abzubrechen, ſeßten die Truppen den Marsch sogleich fort, während die Dörfer Purschwig und Litten durch andere Truppentheile standhaft behauptet wurden. Abends gegen 10 Uhr wurde bei Weiſſenberg das Bivouak bezogen. Trog der kurzen Dauer des Kampfes von nur 1½ Stunde, waren die Verluste dennoch beträchtlich.

Das 3. Bataillon 2. Westp. Inf.-Rgts. hatte an Todten , Blessirten und Vermißten einen Verlust von 2 Offizieren 10 Unteroffizieren 132 Mann , welcher nicht genau zu ſpecialiſiren ist, da viele der Blessirten auf dem Rückzuge von Kanonenkugeln getroffen, liegen blieben, ohne daß ihr Schicksal zur Zeit feststand.

30

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Außer dem als Geblieben bezeichneten Kapitain von Nolte wurde der Lieutenant von Jochens getödtet. Zu

einer spätern Zeit wurde für die Schlacht dem Lieutenant von

Ziegenhorn Allergnädigst das Kreuz 2. Klasse bewilligt. Am 22. Mai wurde der Rückzug hinter die Neisse bis Hennersdorf bei Görlig und am 23. Mai bis Waldau fortgesezt , wo die gesammten Preufischen Truppen bivouakirten . Es ist schon oben erwähnt , daß in diesem Bivouak der Major Graf Dohna mit 4 Reserve Bataillonen von Glogau her anlangte. Unter denselben befand sich das 2. Reserve - Bataillon 2. Westp. Inf. - Rgts. des Majors von Hüttel.

Diese 4 Bataillone blieben als eine Brigade

unter Befehl des Majors von Dohna vereinigt ; sie wurden dem Yorkschen Corps zugetheilt. Zu ihnen trat auf Allerhöchsten 2 efehl das 3. MusketierBataillon 2. Westpreußischen Infanterie - Regiments , zu dessen Kommandeur ernannt wurde.

der Major von Winning vom Leib- Infanterie-Regiment Das Bataillon verließ den bisherigen Verband , in dem es

zwei blutige Schlachten mitgefochten, faſt auf die Hälfte seines Etats reducirt. Ein Rapport vom 25. Mai giebt die Dienststärke auf 7 Offiziere 29 Unteroffz. 6 Spiell . 399 Gemeine an, eine Stärke , welche bei den gehabten Verlusten von 11 Offizieren 24 Unteroffz. 1 Spielm. und 397 Gemeinen nur dadurch ermöglicht wird ,

daß eine beträchtliche Anzahl der leichter

Blessirten von Görschen und Baugen anwesend war. Die alliirte Armee segte den Rückzug in den nächsten Tagen in 2 Hauptkolonnen fort. Sämmtliche Preußische Truppen und die russischen Corps Langeron und Barklay über Bunzlau auf Haynau ; die übrigen russischen Truppen unter dem Grafen Wittgenstein auf Löwenberg.

Am 25. Mai betraten die Corps die preußische Grenze ; sie waren auf dem Rückzuge , aber sie waren nicht geschlagen , das zeigten die täglichen blutigen Arriergarden - Gefechte , die Zähigkeit , mit welcher jeder Fuß breit Erde vertheidigt wurde , in ihrer Gesammtheit für den Feind blutiger und verderblicher , als die Schlachten selbst. Die Brigade Graf Dohna im Gros des Corps von York marschirend , erreichte, ohne in diesen Gefechten thätig zu sein, am 26. Mai Liegnig , am 27. Mertſchüß bei Jauer , am 28. Rauske bei Striegau und am 29. Mai Peterwig, in der Gegend von Striegau. Die alliirte Armee hatte von Liegnig aus die ursprüngliche Rückzugsrichtung auf die Oder plöglich verlassen und auf Striegau ausweichend, eine Flankenstellung zur französischen Armee eingenommen , welche dem Kaiser Napoleon die Hoffnung auf fortgesezten Rückzug der Alliirten benahm und ihm die Absicht, sich fernerhin ernstlich zu schlagen, offenkundig darthat. Die alte Festung Schweidnig , durch tausende von Arbeitern wieder vertheidigungsfähig gemacht, wurde dazu ausersehen die Stüge einer - tellung

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bei Pilzen zu bilden, in welche die Armee am 31. Mai rückte, die anzugreifen der Kaiser Napoleon wohl nicht stark genug war. Die Vertruppen der alliirten Armee behielten das Striegauer Waſſer besegt. Wenden wir uns nun wieder zum Belagerungscorps von Glogau unter dem General von Schuler. Auf die ersten Nachrichten hin , von dem Rückzuge der Alliirten in Folge der Schlacht bei Baugen , war sofort alles Belagerungsgeschüz , sowie die Vorräthe eingeschifft und nach Breslau in Bewegung gesegt. Am 26. Mai , als die Armee bei Liegnig ankam und man in Erfahrung brachte, ein starkes, feindliches Corps ſei zum Entsag von Glogau detaſchirt, ging dem General von Schuler der Befehl zu, sich sofort auf dem rechten Oderufer nach Breslau zurückzuziehen. In Folge dessen brachen die Preußischen Truppen in der Nacht zum 27. Mai auf, passirten bei Köben die Oder und vereinigten sich am 27. Mai Mittags bei Winzig mit den Ruffen, welche sich über Polnisch-Liſſa abgezogen hatten. Nachdem von hier aus die dem Corps beigegebenen Landwehr- Bataillone direct nach Schweidnig dirigirt waren, verblieben dem General von Schuler außer den schon früher aufgeführten Escadrons und Patterieen , 6 ReserveBataillone, ein thüringisches Bataillon und ein Detaschement Landjäger. Am 28. Mai marſchirte der General von Schuler bis Auras, wo derselbe den Befehl erhielt, mit einigen russischen, schon bei Lissa befindlichen Truppen, die Deckung von Preslau zu bewerkstelligen, bis entweder die mit dem Feinde angeknüpften Unterhandlungen ein Resultat hätten oder bis die mannigfachen in Freelau angehäuften Vorräthe zurückgebracht sein würden. In der Nacht vom 29. zum 30. Mai paſſirte die Infanterie diesem Vefehl zufolge , die Oder bei Auras ,

die Kavallerie war schon vorauf und im

Verlauf des 30. wurde die Weistrig bei Deutsch-Lissa besezt. Die hier nach dem Lefehl verheißenen Russen waren nicht da, sie hatten durch eine Namensverwechselung eine falsche Direction genommen, so daß General von Schuler ſich isolirt sah , als ihm

am 31. Mai Morgens 9 Uhr gemeldet ward, der

Feind marschire in 4 Kolonnen auf Lissa ,

Arnoldsmühle , Romberg und

Malkwig. In solcher Ausdehnung

war die Weistrig von dem 4400 Mann starken

Detaschement nicht zu vertheidigen , weshalb General von Schuler seine Kräfte hinter die Lohe zurück führte. Gegen diese neue Stellung ging der Feind besonders auf der kleinen Gefecht bei Breslauer Straße über Arnoldsmühle vor. Die Brücke über die Lohe anNeukirch dieser Straße war durch das 1. Reserve - Bataillon 2. Westpreußisch. Infanterie- Regiments Major von Stengel und durch das 1. Re-

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ſerve-Vataillon 2. Schlesischen Infanterie-Regiments Major von Bornstedt mit 8 Geschüßen beſeßt. Jenseits der Lohe , einige hundert Schritte von ihr entfernt , liegt das Dorf Neukirch. Dasselbe war durch die Tirailleurs beider Bataillone besegt. Der Feind erschien mit tiefen Kolonnen, nahm bald das Dorf und versuchte mit seiner Infanterie aus demselben zu debouchiren , wobei das Feuer der 8 diesseitigen Geſchüße ihm großen Schaden that ; endlich jedoch gelang es ihm , der Lohe gegenüber eine Front zu entwickeln.

Die diesseitigen beiden

Bataillone wurden noch durch das 2. Reserve - Bataillon 1. Westpreußischen Infanterie - Regiments

verstärkt und alle drei Bataillone standen bald in

lebhaftem Feuergefecht mit dem Feinde , der vergebens versuchte , die Lohe zu durchwaten, um die dieſſeitigen Fronten zu sprengen. Jedesmal wurden die Angriffe zurückgewiesen , bis die Dunkelheit dem Gefecht ein Ende machte. Wie hartnäckig das Gefecht war , geht aus den Verlusten hervor.

Die

drei preußischen Bataillone verloren an Todten und Verwundeten : 2 Offiziere 108 Unteroffiziere und Gemeine , während der Feind 1 General, 1 Oberst, 17 Offiziere und 800 Mann einbüßte. Der specielle Verlust des Bataillons von Stengel ist nicht zu ermitteln gewesen. Da auf keine Verstärkung zu rechnen war, die sämmtlich jungen Soldaten schon das Außerordentlichste geleistet hatten und am nächsten Tage zu ers warten stand, daß das kleine Corps von der Uebermacht erdrückt würde, zog ſich der General von Schuler um 11 Uhr Nachts zum 1. Juni ab.

Die

einzelnen Abtheilungen des Detaſchements ſammelten sich auf dem Anger bei Breslau, marschirten dann bis zum Rothkrescham vor dem Ohlauer-Thor und segten nach einigen Stunden der Ruhe den Marsch am 1. Juni bis Ohlau fort, welche Stadt besezt wurde. Nach einigen Tagen passirte der General von Schuler bei Ohlau die Oder und nahm bei Laskowig eine beobachtende Stellung ein , um dort etwa vordringende feindliche Kräfte zurückzuweisen. In diesen Stellungen wurde den Truppen am 5. und 6. Juni durch folgende Allerhöchste Kabinetsordre der Abschluß gemacht :

eines Waffenstillstandes

bekannt

" Der Feind hat einen Waffenstillstand angeboten. Ich habe ihn mit meinen Verbündeten bis zum 20. Juli angenommen. Dies ist geschehen, damit die Nationalkraft , die mein Volk bis jegt ruhmvoll gezeigt hat, sich völlig entwickeln könne.

Rastlose Thätigkeit und un-

unterbrochene Anstrengungen werden uns dazu führen. Bis jest war uns der • Feind an Zahl überlegen und wir konnten nur den alten

33 Ruhm wieder erringen.

Wir müssen aber jegt die kurze Zeit dazu

benugen, um ſo ſtark zu werden, daß wir auch unsere Unabhängigkeit erkämpfen.

Beharrt in Eurem festen Willen, vertraut Eurem Könige,

wirket raftlos fort und wir werden auch diesen heiligen Zweck erringen. gez. Friedrich Wilhelm." In Folge dieses Vertrages blieb zwischen beiden Armeeen ein neutralesGebiet; die französische Armee blieb hinter der Linie Parchwig , Liegniß , Goldberg und Lähn, die alliirte Armee hinter der von Landshut über Bolkenhein , Striegau , Kanth und so, daß Breslau neutral blieb, zur Oder führend, zurück. Die Truppen bezogen hinter diesen Linien Kantonirungen. Das 2. Reserve . und das 3. Musketier - Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie . Regiments wurden nach Glaß als Besagung gesandt , während die Lataillone des Generals von Schuler , also auch das 1. Reserve . Bataillon 2. Westpreußisch. Infanterie - Regiments die Besagung von Schweidnig bilden sollten, woselbst sie am 17. Juni einrückten. In diesen Garnisonen waren die Bataillone eifrig bemüht, das Exercitium den jungen Soldaten mit aller Strenge in das Gedächtniß zurückzurufen. Die großen Verluste in den Bataillonen der Feldarmee mußten erſegt werden. Es wurden deshalb mehrere der Reserve - Bat.illone aufgelöst, um nebst allen disponiblen Mannschaften der Garnison - Fataillone die Lücken zu füllen. Für das 2. Westpreußische Infanterie - Regiment wurden so theils durch die Auflösung des 3. Reserve - Bataillons desselben Regiments 1100 Mann disponibel gemacht , das 3. Musketier Bataillon dieſes Regiments erhielt zu Glag außerdem 4 Unteroffiziere 259 Gemeine überwiesen. Ferner wurde Seitens des 2. Westpreußischen Infanterie - Regiments nach Ober-Glogau der Stamm zu einem Ersaß- Bataillon für dies Regiment gesandt und die Formation desselben einem Hauptmann von Stückradt übertragen. Endlich sei hier der Formation der Landwehr gedacht , deren theilweise Verwent ung wir bereits anführten. Eine Allerhöchste Verordnung vom 17. März hatte bestimmt, daß alle nicht in den schon gedachten Neuformationen eingereichten waffenfähigen Männer von 17 bis 40 Jahren Kreisweise zu Bataillonen und Schwadronen, legtere nach Kosackenart zuſammenstoßen sollten. Die Kompagnie sollte 150-200 Mann , die Schwadron 72-96 Pferde start sein.

34

-

4 Kompagnieen sollten ein Bataillon, 4 Bataillone eine Brigade bilden. Die Brigadiers wurden vom Könige ernannt, alle übrigen Offiziere dagegen durch die Kreis - Ausschüsse gewählt und angestellt. Die Bewaffnung bestand bei der Infanterie in Picke für das 1. und einer Flinte für die hintern Glieder, doch kamen bald soviel englische Gewehre an, daß auch das 1. Glied Flinten erhielt. Die Formation in den Kreiſen ſollte bis zum 30. April beendet sein, ohne daß der Staat die Löhnung deckte.

Der Monat Mai war zu Uebungen in

den Brigaden bestimmt, nun erst, außerhalb ihres Kreiſes erhielten die Vataillone das Sold vom Staat . In Schlesien fanden diese Anordnungen in mehreren Kreisen nicht den gewünschten Anklang, ja in Oberschlesien erfolgte theils offener Widerstand, ſo daß anstatt der 17 auf die Volkszahl repartirten Brigaden nur 15 wirklich formirt wurden . Die Landwehr war den ersten Allerhöchsten Intentionen gemäß, als Miliz für die Defensive in den Grenzen des Landes und zur Completirung der Feldarmee bestimmt.

Der eingetretene Waffenstillstand gab die Zeit , mit

Muße ihre Ausbildung zu betreiben und dadurch brauchbarer werdend , als anfangs bezweckt war, werden wir sehen, wie sie im Verbande mit den übrigen Truppen auftretend , deren Geschichte begleitet.

35

II. Abschnitt.

Die Formation

des

7. Reſerve-Infanterie-Regiments und die Kampagne 1813 oder

der Zeitraum vom 1. Juli 1813 bis zum Jahresſchluß.

Die große Zahl der in den Monaten Februar und März formirten Bataillone, welche zum Theil schon Lorbeeren vor dem Feinde errungen hatten, ohne daß sie festen organischen Verbänden angehörten , gab Veranlassung zu folgender Allerhöchster zu Neudorf am 1. Juli 1813 erlassenen KabinetsOrdre: „Ich habe beschlossen das 1. und 2. Reserve- Bataillon des LeibInfanterie Regiments nebst dem 3. Bataillon des 1. Westpreußischen Infanterie-Regiments zusammen zu ziehen , und durch dieselben ein neues Regiment unter dem Namen „ Frandenburgiſches InfanterieRegiment" formiren zu lassen , wovon das legtgedachte Bataillon unter dem Kommando des Majors von Krosigk das Füſelier-Bataillon bilden und soll das Regiment zur Brandenburgischen Truppen-Brigade gehören. Zum Kommandeur dieses Regiments ernenne ich den Oberstlieutenant von Borke. Die übrigen Reserve

Vataillone sollen auch zu drei und drei

zusammenstoßen und sowie die Anlage das Nähere zeigt zu 12 ReſerveInfanterie Regimentern formirt werden. Diese Reserve-Infanterie-Regimenter sind nach den Nummern der Etamm-Regimenter bezeichnet worden und hat dadurch ein jedes Stamm-Regiment mit Ausnahme der Garden sein eignes Reserve . Regiment erhalten , das neue Brandenburgiſche Regiment mit ei begriffen, welches künftig das 12. Stamm Regiment wird. Die Garden sollen von nun an nicht mehr nach der Stamm-Nummer, sondern ohne dieselbe vor den andern Truppen und zwar das 1. und

36 2. Regiment Garde zu Fuß ¹ ) von der Infanterie, das Regiment Garde du corps nebst dem leichten Garde-Kavallerie-Regiment von der Kavallerie, von legterem jedoch das Offiziercorps nicht vereint, sondern wie bisher , jede Escadron für sich , aber auf einem Blatte in der Rangliste geführt werden. Hiernach rücken die Nummern ter bisher hinter den Garden rangirten Regimenter um Eins vor. Um den Ersag nicht nur für die Stamm-Regimenter, sondern auch für die Neserve-Regimenter zu beschaffen , sollen nächſt den GarniſonBataillonen auch das Ersazbataillon jedes Regiments , so lange der Krieg fortdauert, bestehen und außerdem jedem Infanterie- Regiment ein Trigade- Garnison-Bataillon zur Ausarbeitung der Rekruten zu Hülfe gegeben werden, dergestalt, daß die Kantoniſten des Regiments an diese 3 Fataillone vertheilt und nach vollendeter Ausarbeitung von ihnen zu den Regimentern gezogen werden. Wenn aber der Krieg so viele Menschen wegraffen sollte, daß die besagten , zur Dressur der Rekruten bestimmten drei Bataillone den Abgang des Stamm-Regiments nicht mehr zu decken vermögen , so ist für diesen Fall das Reserve- Regiment zur Completirung seines Stamm Regimentes mit zu benußen. Uebrigens sind die Reſerve - Regimenter den Stamm-Regimentern gleich und sollen daher auch , ebenso wie diese, in der Linie gegen den Feind gebraucht werden. Da nach dieser Eintheilung das 2. Ostpreußische Reserve-Lataillon, das 4. Ostpreußische Reserve- Bataillon und das 3. Lithauische ReserveFüselier-Bataillon übrig bleiben, so habe ich Ersteres dem 1. Reserve Regiment, das Andere dem 3. Reserve-Regiment und das Dritte dem 5. Reserve-Regiment als 4. Bataillon zugetheilt, bestimme aber zugleich, daß diese drei 4ten Bataillone in dem Fall , daß die beiden Garniſon. Bataillone und das Erſagbataillon die Ergänzung des

Stamm-

Regimentes nicht bewirken können, zunächst dazu verwendet und dadurch aufgelöst werden sollen, wodurch dann die Reserve Regimenter insgefammt auf gleichen Etat kommen.

Wie der Ersag für das neue Erandenburgische Infanterie-Regiment bewirkt werden soll, werde ich nächstens verordnen. Die Offiziere der drei in ein Regiment zusammengezogenen Reſerve. Bataillone werden vereint und untereinander nach ihrem Patente rangirt. Sollte sich in der Folge ergeben , daß bei einem Regimente zu alte Offiziere , bei einem andern Regimente aber zu junge Offiziere 1) Das 1. Regiment Garde zu Fuß führte bisher die Nummer 8. Das 2. Regiment Garde zu Fuß wurde auch erst während des Waffenstillstandes aus dem Normal - Bataillon, einem Bataillon des Colbergischen und einem des Leib-Infanterie- Regiments formirt.

37

D

zuſammenkommen , so sollen die kommandirenden Generale gehalten ſein, Mir zu einer billigen Ausgleichung solcher Mißverhältnisse Vorschläge zu machen. Die Vertheilung der Reserve-Regimenter in die Armee Corps behalte ich mir vor, bis vor Wiederausbruch der Feindseligkeiten die Eintheilung der Armee Corps

und dabei zugleich die der Landwehren definitiv

beschlossen werden kann. Für jezt geschieht die Formation der ReſerveRegimenter nach Anleitung der legten Rubrik der beigefügten Tableaus und sind die kommandirenden Generale angewiesen , zu dem Ende diejenigen Bataillone , welche noch nicht auf den Punkten stehen, wo die Formation geschehen soll , sofort dahin abrücken zu laſſen , damit die Formation des Regimentes ohne Zeitverlust in Ausführung gebracht werden kann. Insofern den Regimentern noch Mobilmachungs-Bedürfniſſe fehlen möchten, müſſen dieſelben auf das Schleunigste herbeigeschafft werden, damit sie zu Ablauf des Waffenstillstandes im Stande sind , sich nach Erfordern zu bewegen. Ich habe diese Ordre den Generalen von Blücher, Graf Tauenzien und von Bülow abschriftlich mitgetheilt und überlaſſe nun Ihnen zur Ausführung der erforderlichen Anordnung nach Ihrem Ressort mitzuwirken.

gez. Friedrich Wilhelm. An den Generalmajor von Hade.

4

-

38

-

Nachwei wie die Reserve Bataillons in ReserveNeudorf

Nummer des Bataillons.

Nummer Das Regiment des Reserve- Regiments wird von den nachfolgenden Reserve-Bataillons und formirt : Name des Regiments-Kommandeurs.

1. Bataillon, 2. " 3. " 4. "

Das 3. Bat. Pommersch . Inf. -Rgts. Das 2. Res.- Inf. Regiment. Desgleichen. Kommandeur : Major von Knoblauch " 1. Res. -Bat. " " vom 3. Bat. Pommersch.- Inf.- Ngts . | " 2.

1. Bataillon. 2. " 3. "

Das 3. Bat. 4. Ostpreuß. Inf.-Ngts. Das 5. Res.-Inf.- Regiment. " Kommandeur : Majer von Gagern " 1. Res.-Bat. " " " 2. vom 3. Bat. 4. oſtp.-Jnf.-Regts. " 3. lithauische Füselier-Bataillon.

1. Bataillon. " " 1234

Das 3. Bat. 3. Oſtpreuß. Inf. - Rgts . Das 4. Reſ. -Jnf. -Regiment. " Kommandeur : Major von Uttenhofen " 1. Reserve-Bat. " " " " " 2. vom 3. Bat. 3. ostp . - Inf. -Rats .

1. Bataillon. 2. " 3. " 4. "

123

Das 3. Bat. 2. Ostpreuß. Inf. -Ngts . Das 3. Res. -Inf. - Regiment. " 3. Ostpreuß. Reserve -Bataillon. Kommandeur: Major von Creiltsheim " " 2. lithauische Füselier vom Pommerschen Inf. - Rgmt. " 07 4. Ostpreuß. Reserve

12334

Das 3. Bat. 1. Ostpreuß. Infant. - Rgts. Das 1. Res.-Inf.- Regiment. Kommandeur: Major von Langen " 1. Ostpreuß. Res.-Bataillon. " 1. litbauisches Füsel. -Bataillon. des 1. schles.-Inf. -Regiments. H 2. Ostpreuß. Reſerve "

1. Bataillon. 2. " 3. " 4. "

123

Das 6. Res. Inf. - Regiment. Das 1. Neserve-Bat. 1. Westpr. Inf. - Rgts . [ 1. Bataillon. 2. " " " Kommandeur: Major von Löbell des "1 2. 3. "" " 4. " ย " 2. westp.- Înf.- Ngts. Das 3. Bat. 2. Westpr. Inf. -Ngts . Das 7. Res.-Inf. - Regiment. " Kommandeur : Major von Schutter "1 1. Res.- Bat. " " 2. " " " des 3. Bat. 1. oftpr. - Inf.- Rgts .

1. Bataillon. 2. " 3.

Das 8. Res.-Inf.- Regiment. Das 2. Ref. -Bat. Pommersch. Inf. - Rgts . " " Kommandeur: Major von Nahmer " 3. Colbergschen " 3. " " des 1. oftpr.-Inf.-Rgts.

1. Bataillon. 2. " 3. "

424

Das 1. Reserve-Bat. Rgts . Colberg. Das 9. Ref. -Inf. - Regiment. " " Kommandeur: Major von Quednow " 2. " " 4. " " " vom 2. Regiment Gards.

1. Bataillon. 2. " 13. "

Das 3. Bat. 1. Schles. Inf.- Ngts. " 1. Res.-Bat. n " " 2. " 2. " "

1. Bataillon. 2. " 3. 17

Das 3. Bat. 2. Schles. Inf. Ngts. Das 11. Res.-Inf. - Regiment. Kommandeur: Oberst von Stutter. " 1. Res.-Bat. " " " " 3. " " heim, Brigadier der Landwehr.

1. Bataillon. 2. 3. "

Das 4. Res.-Bat. Leib-Inf. - Ngts . Das 12. Res..Jnf.-Regiment. Kommandeur : Major von der Golz, " 5. vom Leib-Grenadier -Bataillon. Ein Reserve ."Bat. von Graubenz.

1. Bataillon. 2. " 3. "

Das 10. Res.-Inf. -Regiment. Kommandeur : Major von Sack.

39

fung Infanterie-Regimenter zusammengesezt werden sollen. Den 1. Juli 1813. Namen des Bataillons-Kommandeurs.

Major von von von " von "

Rekow. Zielinski . Römig. Kykebusch.

Major von Löwenfels. von Höwel. " " von Mirbach Major " " "

von von von von

Wittich. Welling. Nango. Schmalensee.

Major von Stutterheim. von Rhode. " von Polczinski. " Major " " "

von von von von

Bentheim. Puttlig. Meyer. Clausewit.

Wo sie jezt stehen.

Wo sie formirt werden .

General von Tauenzien . Beim 3. Armee-Corps.

3. Armee-Corps.

dito.

dito.

bito.

dito.

3. Armee-Corps.

dito. General von Tauenzien.

bito.

dito.

Major von Gayl. " von Carlowiz. " von Bessel.

In Schlesien.

In Schlesien.

Major von Winning. " von Stengel. " von Hüttel.

In Schlesien.

In Schlesien.

Major von Kleist. " von Funk. von Roebel. "

In Pommern.

In Pommern.

Major von 3glinişti. von Collin. " " von Drygalski.

In Pommern.

In Pommern.

Major von Offenay. " von Löwenstern . " von Hohendorf.

In Schlesien.

In Schlesien.

Major von Gersdorf. " von Bornstedt. " von Schwichow.

In Schlesien.

In Schlesien.

Major von Herrmann. von Laurens. " " von Zepelin.

3. Armee- Corps . In Schlesien.

In Schlesien.

40 Das 3. Musketier-Bataillon, das 1. und 2. Reserve Bataillon 2. Westpr. Infanterie-Regiments , deren Formation und Erlebnisse der vorige Abschnitt behandelt, bildeten also auf Allerhöchsten Befehl : das 7. Reserve - Infanterie - Regiment. Die vorstehende Allerhöchste Kabinetsordre wurde den in Glag und Schweidnig stehenden Bataillonen

am 5. und 6. Juli bekannt gemacht und erfolgte

gleichzeitig der Befehl des Generals der Kavallerie von Blücher, daß das 7. Reſerve-Infanterie-Regiment sich in Glag , wo bereits zwei Bataillone anwesend waren, formiren solle. Das 1. Reserve-Bataillon des Majors von Stengel rückte unverzüglich dahin ab, der zum Kommandeur des neuen Regiments ernannte Major von Schutter traf ebenfalls ein und begann sofort durch eine genaue Besichti · gung festzustellen, in welchem Zustande die Bataillone sich befanden. Schon am 11. Juli wurde das soeben zusammengezogene Regiment durch den Generalmajor von Pirch besichtigt und dieſem unter andern Eingaben Seitens des Regiments auch die Folgenden übergeben , welche hier in aller Ausführlichkeit mitgetheilt werden , da aus ihnen der Zustand der 3 Bataillone am Besten hervorgeht : Waffenrapport des Königl.

Preußischen

7. Reserve - Infanterie - Regiments .

Glag den 11. Juli 1813. Es manquiren beim - 1. Bataillon - 2. Bataillon - 3. Bataillon • · 60 • 13 • · • 27 Büchsen 60 • 13 • " Büchsenriemen 10 36 7 • Gewehre

Regendeckel • Kräger Säbel .



32 65

• 476

200



Säbelgehenke Unteroffizierkartuschen • • Patronentaschen .

. 692

647

"

• 700

121

16



14

13



6 "! 93

14 16





Pfanndeckel

7

. 286



Gewehrriemen

·

10

"1 14

Erläuternd zu diesem Rapport war bemerkt : Beim 1. Bataillon : Von den Gewehren sind 408 Stück neu. 71 Alt-Preußisch. "1 177 Alt-Österreich. Das Bataillon hat 651 Zwillich- Säcke anstatt der Torniſter.

41

-

Beim 2. Bataillon : Die Gewehre sind Preußisch alter Art , ebenso die vorhandenen Säbel mit weißen Säbelgehenken. Die Patronentaschen ohne Blech befinden sich an schwarzem Riemen.

778 Leutel von Zwillich werden statt der Tornister getragen. Beim 3. Bataillon : Von den Gewehren sind 197 neu. 497 alt. Das Bataillon führt 801 zwillichene Säcke für Torniſter. Eine Montirungsnachweisung von demselben Tage führt als noch fehlend auf: 2

" 158

Tuchhosen

538



46



Handschuhe

Feldmüßen 159 Strümpfe

"1 "

Hemden Stiefeletten ,







" 16

84 84

23 4

84 84



44

Jacken

3. Bat.

2. Bat.

1. Bat. Mäntel



9 8

801 84

4

801

741

Paar Schuhe als 2. Paar 634

Anmerkung. Die in dem Waffenrapport aufgeführten Büchsen waren für die Unteroffiziere etatsmäßig. Die Summe der specificirten Gewehre ergiebt mit Berücksichtigung der Manquements nicht die Etatszahl , toch sind die oben angeführten Zahlen den Öriginalberichten entnom» men und ist die Differenz nicht aufzuklären.

Summa

·

60 19

Chirurgen.

worden "a. ufgeführt gegeben

19

Bataillon 2.

3. Bataillon

20

Bataillon 1.

Offiziere.

Batail lons .

Unteroffiziere.

600

27

15 180 58 15

9

9

Spielleute. 5

5

Spielleute. 44 801 732

Stamm Alter

22 23

Unteroffiz. 1

56 801 2 732

0 1 |477 12 151 2403 2196

9

Gemeine. 732 51 26 801 4

4628 99

. Krümper

"9

Unteroffiz. 137

Spielleute. "

11

Rekruten Noh andern von und Regimentern abgegebene .

Gemeine.

5 114 435 ||139 3

3 7 205 2

5561

169 3

Oberoffiziere.

Summa excl. Offiziere und Chirurgen.

Gemeine.

Davon sind

|" |

Soll stark sein

3

3

" n

" "

145

2

8

135

42Mannschaft ,wbeim aufgeführt elche augenscheinlich die Bataillon 1. der :Ades Rubrik ist Stamm Anmerkung Ilter Verfassers n 100 mitgeschlagen .B hatte die sind Bataillon 3. eim d-R Sachsen in Schlachten gts im Bie Musketier I Westpr 2. ataillon nf abRegimentern andern Von ,, Negimentskanton ,inicht stammend Rubrik die nls Brigade ader dem aus Krümper Pommerschen

"9

"

manquiren Es

99

Spielleute. | 5 | "|

"

5 1

Juli .11. 1813 d en ,G lag R -7.nfanterie egiments Reserve I Preußischen Königlichen des

Gemeine.

Unteroffiziere.

Spielleute.

Unteroffiz.

au ns T - able atio Form

Gemeine.

30

.

Chirurgen.

40

125

46

-

43

-

Rangliste des

Charge.

Bor- und Zuname .

Vaterland.

3

11

Rudolf v. Stengel

240 11 Schlesien

25 9 1

4

"1

Wilhelm v. Winning

141

Rapitain " "1

Heinrich v. Tuchsen Anton v. Wienskowski Fr. Wilh. v. Diebitsch Alexander v. Courbière

250 245 340 1 32

17 "

7 Pommern 2 Pommern 4 Schlesien " Ost-Fries Id.

A

31 7 "

11

345 10 Schlesien

Marf

29 2 33 32 24 19

3 # 3 5 " 11 "

2 Schles. Infant.Regiment. " Graf Wartensleben. " 2. Schlesisch. Inf.Regt. "1 Regiment Sr. Mas jestät des Königs. " v. Treuenfels. 29 v. Pelchrzim. 99 v. Alvensleben. 23 4. Ostpreuß. Inf."" Negt. #1 v. Tschepe. 99 v. Hagken. v. Möllendorff.

66

241 1 Neu-Mark 26 8 Ferdinand v. Suter David v. Schouler 341 10 Nassau-Using 41 4 23 Heinrich v. Borf ν 338 4 Pommern vakat durch den Tod des Kapitains von Nywozki. von Nolte. vafat ,, " 1 Stabs-Kapit. Thomas v. Chirocz 334 5 Neu- Galizien | 21| "" ""

133 239 142

Karl v. Glasenapp. Ernst v. Busse Leopold v. Kreckwit Wilh. v. Schachtmeier

138 237 3 34 331

" und Regimts.-Adj. 7 Prem.-Lieut.

August Freiherr v. Sell Karl v. Prizelwit

227 6 Magdeburg 11 5 228 2 Mittel Mark 11 4

888

Wilh. v. Eberstein 333 4 Sachsen vakat bei der Formation nicht besezt. Fried. v. Reiswig 232 3 Schlesien

222

Wasilly v. Freimann Ferdin. v. Suchodolski Fried. v . Eisenhardt

2345

2. Westprß. Inf.Regt. v. Alvensleben. 2 Ingermannld 16 3 "9 25 7 "" 6 Schlesien v. Tschepe. 27 3 Oberschles.Füsilier3 Schlesien Brigade. 24 3 3 Pommern "9 v. Strachwiz. v. Alvensleben. 24 3 3 Schlesien v. Wedell. 3 Westphalen 18 4 " Ost-Preußen 16 2. Westprß. Inf.Regt.

2 11 3 1 Prem.-Lieut.

133

22

40

" " " "

"

333

7 "

1 Maj . u. Kom- Arnold v. Schutter mandeur 2 Karl v. Hüttel Major

567896

" Schottland

Regiment bei welchemsie verher gestanden.

1234

" 41

mérite 1. .p Ord Eiserne Kreuz .

Dienst zeit.

Alter.

Jahr . Mona t .

Bataillen . Jahr . . Monat

. Nummer

Königl. Preuß. 7. Reserve-Infanterie-Regiments, Glag den 11. Juli 1813.

6

30

20 17 17 16 18 18 17

9 10

3 29 4 Dessau. 129 2 Sglesien

" Franz Graf Schmettau Wilh. v. Köbke " ¹) (übercomplett)

5 Schlesien 5 Westphalen 8 Schlesien 1 Schlesien 9 Schlesien 11 Pommern 3 Westphalen

2 9 9 1 3 4 3

11 4 16 2

22

236 236 232 3 32 1 33 3 22 2 32

222222

139 6 Schlesien

2345678

1 Seconde-Lieut. Ferdinand v. Weyl 20 Sylo v. Monsterberg Karl v. Brinken Moris v. Brizke Fried. Wilh. v. Haugwiz. Wilh. v. Eicke Heinr. v. Köbfe Ferd. v. Griesheim

22 5 99

13

12 3

" 99 ,,

99 "" 33

17 4

36

1)

22 22

9 10

2. Schles. FüsBt. 2. Westprß. Inf.Regt. "2 v. Thiele.

,

Grenadier-Bataill Jung Braun. 2. Warsch.FüselierBataillon. v. Müffling. v. Müffling. v. Treuenfels. v. Treuenfels. v. Braunschweig. Füs.-Bt.v.Hinrich. 2. Westp. Inf.Regt. Prinz Oranien. v. Kropf.

Charge.

Vor- und Zuname.

Vaterland.

1. .p Ord mérite EiserneKreuz .

Dienft zeit.

Alter.

Jahr . Monat .

Bataillon . .Jahr . Monat

. er Numm

44

Regiment bei welchemsie vorher gestanden.

330 4 Schlesien

17 1

Johann v. Korth Rudolf v. Sack Karl v . Rohrscheidt

3 32 4 3 25 4 2 28

15 16 17

39 99

Karl v. Nez Ludwig v. Kessel Anastas. v. Rynarczewski

1 28 3 dito 230 3 dito 129 2 Warschau

18 19 20

99

Rudolf v. Lippe Karl v. Landershausen Gustav v. Ziegenhorn

324 4 Schlesien cito 322 4 125 8 Preußen

23 24 25 26

" " "9

RRRRRR

Hyronimus v. Kern Fried. v. Falkenstein Karl v. Zedlig August v. Langendorff Karl v. Velten Ludw. v. Höfen

227 3 Schlesien dito 126 3 dito 1 22 3 dito 2 23 1 28 10 Marf 219 9 Preußen

27

n

Heinr. v. Scheliha

218 10 Schlesien

28

"

Leonhard v. Oheimb

320 4

16 4 99 ,, v. Strachwiz. 16 3 "" 99 v. Gravert. 14 9 " 99 v. Heising - Kürasfiere. 10 3 " v. Schimonski . v. Trenenfels . 16 3 " 13 2 "9 1 Niederschles. Füs.Brigade. 10 11 99 v. Canig. 8 5 99 v. Miüffling. 6 2 "9 22 v. Ziethen- Dragoner. 13 3 v. Pelchrzim . 13 3 v. Pelchrzim. 9 3 v. Saniz. 6 v. Müffling. 11 3 v. Kropf. 59 ‫ י‬2. Westprß. Inf.Regt. 2 99 2. Westprß. Inf.. Regt. 18 2. Westprß. Inf.. Regt. 23 6 33 2. Westprß. Inf.Regt. 20 1. Westprß. Juf.Regt. 18 4 1. Westprß. Inf.Regt. " 4 "

118 " Schlesien

34

33

33333 333

567

Louis Nolte

32

44

131 7 Lausit

50

Johann Grenz

56

99

66

31

165

137 10 Mähren

*

Joseph Hauk

66 33

39

66

141 3 Preußen

30

1 F

Christian Möller

66 30

14

29

dito

£

" "

v. Strachwig.

221

21

dito dito dito

46

Karl v. Pakisch

22222222 22222 33 234

11 Seconde-Lieut. u. Bat. Adj. 12 Seconde-Lieut. 13 14 "

vacat durch Avancement und Versehung des Kapitain von Unruh. vacat bei der Formation nicht befeyt.

Der Generalmajor von Pirch sandte diese vorstehend mitgetheilten Nachweisungen und Listen am 13. Juli an den Oberst von Klür , welcher als Brigade Chef das 2. Westpreußische Infanterie-Regiment befehligte und sagte dabei in einem Begleitschreiben :

„daß er die drei Bataillone des Regiments in gutem Zustande ge funden habe. Die Leute sind von einem ansehnlichen und gefälligen Aeußern und auch möglichst gut und zwar grau bekleidet. Das Bataillon von Winning , ehemals das 3 Bataillon 2 Westpreußischen InfanterieRegiments wäre hier noch am meisten zurück. Die Fekleidung des Regiments ist bis auf einige blauen Montirungen und einigem weißem Lederzeuge ganz egal u. s. w.

45 Diese Zufriedenheit, welche der General von Pirch jedenfalls auch mündlich in Glaß ausgesprochen haben wird , theilte aber keineswegs der neue Kommandeur des Regiments , der Major von Schutter. Derselbe machte strengere Anforderungen und kennzeichnet es recht den Mann , welcher fortan dem Regiment vorstand , daß er schon am 12. Juli, also am Tage nach der Lesichtigung durch den General von Pirch , an den Oberst von Klür schreibt : „Der Generalmajor von Pirch habe Berichte , Ranglisten p . p . mitgenommen , trogdem müsse er noch pflichtmäßig hinzufügen , daß die Bataillons , vorzüglich das 1. und 2. nicht in dem Zustande seien , als man nach einer vierwöchentlichen Ruhe vorausſegen müßte, daß sie sein könnten ; vorzüglich habe er bei dem 1. Bataillon viel Verwirrung und Unordnung angetroffen und wenn auch Vieles hiervon auf Rechnung des gebliebenen Adjutanten und Rechnungsführers gesezt werden muß, so ist es dennoch keine Entschuldigung für die Unordnung im Allgemeinen , vorzüglich der Waffen und Lederzeug und des noch rohen Zustandes der Leute. Es ist noch keine militairische Bildung in den Bataillons , Ererziren ist sehr wenig und vom Tirailleur-Dienst verstehen sie noch durchaus nichts. Das 2. Bataillon ist etwas besser , aber bei weitem noch nicht, was es sein könnte. Das 3. ist am Besten in Bildung und Ordnung und ist deutlich zu sehen, daß hier gearbeitet ist. u . s. w.“ Einem dieſem Schreiben beigefügten Bericht über Montirungs-, Ausrüstungsund Armatur Stücke entnehmen wir , daß beim 1. und 2 Bataillon die Tuchhosen fast unbrauchbar und die Hemden sowie Schuhe total ruinirt , zum 1. August auch ausgetragen , während andere nicht vorhanden sind. Beim 1. Bataillon sind die Gewehre schlecht und der Büchsenmacher dazu abkommandirt. Kochgeschirre sind nicht im besten Stande, 101 davon ganz unbrauchbar und außer 8 Beilen fehlt das ganze Schanzzeug. Beim 2. und 3. Bataillon ſind die Gewehre gut und brauchbar, ebenso die Kochgeschirre, doch fehlt alles Schanzzeug. Der Friedens- Verpflegungs- Etat für ein Reserve Regiment , welcher von nun an in Wirksamkeit trat , gewährte den Offizieren einen bedeutenden pekuniären Vortheil und stellte sie auch in dieser Hinsicht den Offizieren der alten Stamm-Regimenter gleich. Bisher bei dem 3. Musketier- oder einem Reserve-Bataillon waren folgende Gehaltssäge gewährt worden :

-

46

1 Kommandeur als Stabsoffizier

Thlr. gGr. 66 12 monatlich.

.

Zulage sofern er nicht schon das volle Gehalt eines • • Stabsoffiziers oder Kompagnie- Chefs bezieht

30

"

·

25

"

1 Kompagnieführer als Stabskapitain

20

"

20

"I

1 Adjutant

22

"

1 Seconde Lieutenant

16

Zulage für den Rechnungsführer Jeder Unteroffizier

10



=

Zu dem Gehalt als Stabskapitain Zulage 1 Premier Lieutenant

3 2

Zulage für die Feldwebel- Dienst-Versehenden

-

" 12 -

N "/

Der nunmehr in Kraft tretende Verpflegungsetat lautete für ein Regiment : Monatlich. Thlr. gGr. Thlr. gGr. 8 1 Kommandeur 208

11 Kapitains Zulage für 4 Stabsoffiziere 5 Stabskapitains 7 Premier Lieutenants

"

100

1100

" "

50

200

30

150

"

25

175

3 Adjutanten .

23

1 Offizier als Rechnungsführer d. Regmts. 33 Seconde Lieutenants .





"

Zulage für den 2. Rechnungsführer 61 Offiziere.

12 Feldwebel

"

69 30

17

561 10



6

12

78

12 Sergeanten .

4

12

54

4

12

54

4 6

12 ―

72

3

12

420

12 Kapitain d'armes

H

12 Fouriere . 12 Portepeefähnriche 120 Korporale

54

180 Unteroffiziere . =

"

"



" •

3

4 7

-

110

23

507 3888

12

4

12

40 127

2413 Köpfe exc. Chirurgen ,-Zulage

|∞ +

1 Regimentstambour { 2 Bataillonstambour

10 Hoboisten

022

10

11 Kompagnie-Chirurgen 240 Gefreite • 2184 {{ 1944 Gemeine . ·

3

72

2

"

112 1.2

36 Spielleute

1206

12



47

Thlr. gGr. 1 Regiments Chirurg 1 Bataillons-Chirurg

Thlr. gGr. 40 20

" 5

3 Büchsenmacher

15

An Nationen erhielt : Der Regiments-Kommandeur • Jeder Stabsoffizier • Jeder Kapitain Ein Stabskapitain

6 •

4

2 1



2

Ein Adjutant Ein Rechnungsführer .

1



Ferner erhielt jeder Offizier an Brot und Victualien 1 Portion. Die der Inspicirung folgenden Tage werden wohl, um den Anforderungen des Regiments Kommandeurs zu genügen ,

in eifrizer Thätigkeit verstrichen

ſein, als dieselbe am 19. Juli unterbrochen wurde. Die schon in der StiftungsKabinetsordre vom 1. Juli in Aussicht gestellte Zutheilung der ReserveInfanterie-Regimenter zu den Brigaden erſchien. Das Regiment ward dem 2. Armee- Corps unter dem Generallieutenant von Kleist überwiesen. Dasselbe bestand aus 4 Brigaden und zwar : der 9. Lrigade Generalmajor von Klür , der 10. " von Birch 1 , der 11 . "1 " von Ziethen , der 12. " Generallieut. Prinz August von Preußen Königliche Hoheit ,

der Reserve Kavallerie Generalmajor von Röder , der Reserve-Artillerie Oberstlieutenant von Braun. Die 10. Brigade wurde gebildet aus :

3 Bataillonen 2. Westpreußischen Inf.-Rgts. ' ) 3 " 7. Reserve-Inf.-Rgts . , der Sechspfünder Fußbatterie Nro. 14 , und wurden ihr vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten an Landwehren überwiesen :

4) Kommandeur des 2. Weſtp. Jnf. - Ngts . war Oberstlieutenant von Anhalt. Das 1. Bataillon dieses Regiments kommandirte Kapitain von Rohr. Das 2. " " " " Major von Bandemer, Füselier " von Hundt. " " " "

-

48

-

4 Bataillone des 9. schlesischen Landwehr-Regiments ¹ ) 4 Escadrons des 2. Kavallerie-Regiments. " Die Infanterie der Brigade kommandirte der Oberstlieutenant von Jagow. Am 20. Juli rückte das Regiment von Glag aus und bezog in und bei Strehlen in dem neuen Brigade-Verbande enge Kantonirungen. So weit es zu ermitteln war , lag der Regimentsstab mit dem 1. und 2. Bataillon in Strehlen, das 3. Bataillon in Rüdigau. Der zuerst bis zum 20. Juli hin dauernde Waffenstillstand war bis zum 10. August verlängert ; 6 Tage nach dieser Zeit begannen die Feindseligkeiten von Neuem. Man hatte zu Prag Friedensunterhandlungen beabsichtigt , doch wurde bald erkannt, daß der Kaiser Napoleon den Krieg wolle. Desterreich und Schweden hatten sich den schon alliirten Mächten ange. schlossen und in gemeinsamer Berathung wurden zu Trachenberg die weiteren Maßnahmen festgesezt. Es sollten drei Hauptheere aufgestellt werden : 1 ) Die große oder böhmische Armee bei Teplig. 2) Die schlesische Armee bei Schweidnig. 3) Die Nord-Armee bei Berlin. Das 2. Preußische Armee- Corps ward der böhmischen Armee zugetheilt, doch wurde der Marsch dahin erst am 7. August angetreten. Bis dahin waren die Bataillone bei Strehlen eifrig bemüht, sich militärisch auszubilden ; die höhern Vorgesezten inspicirten unabläſſig in allen Zweigen des Dienstes und der Ausrüstung und nebenher mußte noch Zeit gefunden werden die Erndte des Feldes einzubringen , wobei die Truppen auf ausdrücklichen Befehl Sr. Majestät des Königs helfen sollten. Am 27. Juli fand für das Regiment in Strehlen allgemeiner Gottesdienst und Kommunion statt. Stets eine erhebende Feier für im Waffenschmuck dastehende Bataillone, wurde sie hier um so mehr geheiligt, da der Gedanke bei Jedem nicht fern lag , es seien seine Sterbe- Sakramente. Diesem Fest folgte am 3. August die Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs durch Gottesdienst und Parade. Am 27. Juli schloß Jeder gleichsam mit sich selbst am Tisch des Herrn ab, hier am 3. August weihte sich der Einzelne in

1) Die Landwehr-Brigaden hatten den Namen Regimenter angenommen. Das 9. schlesische Landwehr-Regiment kommandirte Major von Below ; es bestand aus : dem Bataillon Reichenbacher Krieses Major Graf Reichenbach. " " Goldberger " " von Troſchke. Brottkauer " ". " " Kapitain von Wittich. " " " " Major von Frankenberg . Trebnizer

49 vollster Treue noch einmal ſeinem Kriegsherrn. Dieſem und dem Vaterlande gehörte jeder Blutstropfen. Bevor das Regiment Strehlen verließ , traten noch folgende Aenderungen

im Offizier Corps ein. Major von Hüttel wurde in die Adjutantur verſeßt, Premier Lieutenant von Kredwig zum Stabskapitain im 1. schlesischen Infanterie-Regiment ernannt und Seconde Lieutenant von Haugwig trat zum 5. Reserve-Inf.Regiment über. Kapitain von Tuchsen , welcher nebst dem Kapitain von Wienskowski zu Majors vorgeschlagen wurden , übernahm die Führung des 3. Bataillons. Neu ernannt war Seconde- Lieutenant Berger. Zu dem Marsch nach Böhmen wurde das 2 Armee- Corps in 2 Kolonnen getheilt. Die eine, unter dem Generalmajor von Ziethen , bestand aus der 9. und 11. Brigade nebst der Reserve-Kavallerie , die andere , unter perſönlicher Führung des Generallieutenants von Kleist , enthielt die 10. und 12. Brigade nebst der Reserve-Artillerie. Lettere brach am 7. August von Strehlen auf und marſchirte bis Fran. kenstein. Das Regiment bivouakirte in den Gärten und Scheunen der Stadt. Für den Marsch selbst waren strenge Befehle gegeben, um die meist neuformirten Truppen an die später zurückzulegenden Kriegsmärsche zu gewöhnen. Die Infanterie der Brigade marschirte in folgender Ordnung :

Füselier-Bataillon 2. Westp. Inf. Rgts. 3. 7. Reserve- H " " 1. und 2. Westp 2. " / . " "1 Graf Reichenbach. Landwehr- " " 1. und 2.

"1

von Troschke.

7. Reserve-Inf.-Rgts. von Wittich.

Landwehr. "

von Frankenberg.

Die Medizin und Geld-Wagen fuhren an der Tete ihrer Bataillone , die Pacpferde folgten dem Bataillon an der Queue, diese sowie jene durch einen Gefreiten begleitet. Hinter der Brigade folgte gesammelt die Bagage , dieſer die Krankenwagen und zulegt die Arriergarde , welche alle Zurückbleibenden als Arrestanten im Bivouak abzuliefern hatte. Am 8. Auguſt ward der Marsch über Wartha und Glag bis in ein Bivouak 1/4 Stunde vor Schwedlendorf fortgesezt. Am 9. erreichte die Brigade ein Bivouak vor Rheiners, wo man am 10. Ruhetag hielt. Es war dies der Tag, an welchem die Waffenruhe ablief , so daß nach 6 Tagen der Krieg begann. Ein Tagesbefehl des fommandirenden Generals ermahnte die Truppen in den Oestreichischen Landen strenge Disciplin und Ordnung zu erhalten und am 11. wurde den Preußischen Adlern Lebewohl

50 gesagt ; für die Meisten der hier froh und kräftig marschirenden Soldaten war es auf Nimmerwiedersehn. Der Marsch ging über Lewin- Gieshübel bis dicht vor Oppotschna , wo wiederum , wie fernerhin stets bivouakirt wurde. Hier blieb der Kapitain von Tuchsen schwer leidend zurück und erlag schon am 23. August seiner Krankheit. Das 3. Bataillon führte deshalb für die Folge der Kapitain von Wienskowski. Die Oestreicher empfingen die Preußen überall mit großer Herzlichkeit, auch sie hatten ja von dem Druck des Siegers zu leiden gehabt. Am 12. marschirte man bis vor die Festung Königgräg , am 13. bis zum Dorfe Woleschnig, unweit Chlumeg, wo am 14. wieder Ruhe war. Am 15. erreichte die Brigade ein Bivouak dicht vor Nimburg , passirte am 16. hier die Elbe und bezog bei Kosackes unweit Mochow das Bivouak. Von hier ward am 17. der Marsch über Brandeis bis Chlomin fortgeſeßt. Dies war das legte Bivouak , in welchem für längere Zeit das Regiment vereinigt war. Am 18. August ward bei Budin eine combinirte Avantgarde des 2. ArmeeCorps unter dem Generalmajor von Ziethen formirt. Dieſelbe bestand aus : dem Schlesischen Schüßen- Bataillon , vier Füsilier Bataillonen, des 1. und 2. Westpreußischen- und des 1 . und 2. Schlesischen Infanterie-Regiments, vier Bataillonen der Reſerve-Infanterie-Regimenter No. 6 , 7, 10 und 11 . vier Escadrons Neumärkischer Dragoner, vier

"1 1. Schlesischen Husaren-Regiments, der reitenden Batterie Nro. 9,

der 6 pfündigen Fuß- Batterie Nro. 9. Seitens des 7. Reserve-Regiments marschirte Kapitain von Wienskowski mit dem 3. Bataillon nach Eudin , während die beiden andern Bataillone, in der 10. Brigade verbleibend , in ein Bivouak bei Hoſtin rückten. Die eingereichten Rapporte dieses Tages weisen das Regiment in folgender Dienststärke nach : 1. Bat.: 14 Offiz. 57 Untoff. 23 Epiell . 704 Gem. = 784 Köpfe excl. Offiziere. 2. 14 " 50 10 702 "/ "1 " " = 762 " 3. 14 13 670 = 732 1/ "/ 54 " / " " Das 3. Bataillon erreichte in der Avantgarde am 19. August schon das

Stätchen Brür ; die beiden andern Bataillone kamen erst bis Budin. Vm 20. folgte die 10. Brigade der Avantgarde bis nach Brür , während dieſe schon in Kreuzburg ſtand. Waren schon auf der ganzen Strecke durch Böhmen die Märsche groß ges wesen, so konnte man die legten forcirt nennen; hierzu kam, daß je mehr man sich den Stellungen der übrigen Corps der Hauptarmee näherte, desto größerer

51 Mangel an Lagerbedürfniſſen eintrat und zu dieſen Beschwerden gesellte sich ein seit dem 19. August eingetretener starker Regen, welcher das Fehlen von Holz und Stroh noch fühlbarer machte. Am 21. August marschirte das 1. und 2. Bataillon des Regiments in der Brigade nach Johnsdorf, um der Avantgarde als Soutien zu dienen.

Der

Tag war erfreulicher, als die vorhergehenden und zwar in dreifacher Hinsicht : einmal war der Marsch klein, zum andern hörte der Regen auf und drittens gab es Geld, da das pro Juli rückständige Traktament gezahlt wurde. So war das 2. Preußische Armee Corps in die Linie der Corps eingerückt, welche an der Böhmisch-Sächsischen Grenze ungeduldig des Momentes harrten, ― wo sie zum Kampf mit den Franzosen schreiten sollten. Der Kaiser Napoleon war inzwischen gegen die Schlesische Armee offensiv geworden und somit für die Böhmische Armee , dem Trachenberger Vertrage gemäß, der Marsch auf Dresden geboten. In 4 Kolonnen sollten die alliirten Corps die Engpässe des Gebirges überschreiten, sodann eine große Rechtsschwenkung um das Pivot Pirna ausführen, welcher Ort von dem Ruſſiſchen Corps von Wittgenstein angegriffen wurde und sich auf Dresden dirigiren, um hier zu schlagen. Das Corps von Kleist an der Spige der 2. Kolonne, sollte den Paß von Saida überschreiten. Am 22. August begann diese Operation . Um 4 Uhr Morgens brach die Avantgarde über Böhmisch-Einsiedel nach Porschenstein auf und beſegte mit der Spige Saida, woselbst das 3. Bataillon des Regiments bivouakirte. Die 10. Brigade, hinter der 9. marſchirend , folgte von 5 Uhr ab bis Porſchenſtein, wo das Bivouak genommen wurde. Um einen in der rechten Flanke gelegenen Wald zu besezen , gab das 1 . und 2. Bataillon des Regiments in Verbindung mit dem 2. Westpreußischen Infanterie-Regiment 2 Offiziere 100 Mann als Piket . Das Gros des Corps kam am 23. bis Reichenau , die Avantgarde bis Hennersdorf und am 24. bivouakirte das Gros bei Ober- Höslich in der Nähe von Dippoldiswalde, die Avantgarde vor sich bei Wendisch-Karsdorf. Nur am 1. Tage der Offensive kamen die Vortruppen der Avantgarde zu einzelnen Scharmügeln mit dem Feinde , welcher mit wenigen Truppen die Pässe des Gebirges besegt hatte. Diese zugen sich schleunigst nach Dresden zurück. Trogdem blieb der Vormarsch sehr beschwerlich; durch den schon erwähnten Regen waren die schlechten Wege durch das Gebirge noch schlechter geworden, wodurch die Märsche wenn auch nicht groß, doch sehr ermüdeten. Die Verpflegung hörte in dem sehr armen Gebirge fast ganz auf , die mitgenommenen Vorräthe waren bald aufgezehrt und zu dieſen Drangſalen der Soldaten gesellte sich am 23.

und 24. wieder anhaltender , starker

Regen,

52 ſo daß nur die Aussicht auf die Fleischtöpfe Dresdens , welche man dem Feinde entreißen wollte, die erschöpften Soldaten vorwärts trieb. Am 25. August Mittags

12 Uhr brach die Avantgarde auf der großen

Straße nach Dresden über Maren auf ; ihr folgte die Reserve-Kavallerie , die 11. Brigade, dieser die 10. und zulegt die 9. und 12. Brigade. Die Avantgarde sollte bis Strehla vordringen .

Als die Nacht hereinbrach,

hatten sie aber erst Leubnig erreicht, bivouakirte hier, während Strehla noch vom Feinde beſegt blieb. In Waren war als Reserve die 9. und 12. Brigade zurückgeblieben. Die 10. und 11. bivouakirten dagegen bei Torna. Rechts neben der 2. Kolonne hatte die 1. Kolonne, Ruffen unter dem Grafen Wittgenstein , nach

hartnäckigem

Gefecht bereits

die

Dörfer

Gruhna und Striefen erobert, während die 3. und besonders die 4. Kolonne noch weit zurück waren. Schlacht. Der allgemeinen Disposition für den 26. gemäß, sollte das Kleist'sche bei DresdenCorps den großen Garten als Demonstration angreifen und den Feind beschäftigen. Nach Eroberung deſſelben war die Demonſtration gegen die Stadt selbst zu führen. Jede Gelegenheit aber in dieselbe eindringen zu können, sollte mit Nachdruck verfolgt werden. Der Generallieutenant von Kleist befahl der Avantgarde den Angriff auf den großen Garten und der 10. Brigade der ersteren als Soutien zu folgen. Am Morgen des 26. bei Sonnenaufgang räumten die Franzosen das Dorf Strehla, worauf die Avantgarde gegen 4 Uhr früh dem Befehl gemäß antrat. Der große Garten , einst zur Fasanenzucht benugt , bestand damals aus starken Stämmen mit

dichtem Unterholz.

Der Hauptheil deſſelben , 2500

Schritt lang und 500 Schritt breit , war der Länge nach von einer breiten Chaussee durchzogen. Von Osten anfangend , führte diese Chaussee nach 1000 Schritten auf einen 800 Schritt langen freien Plag , auf deſſen Mitte ein massives Schloß stand. Zu beiden Seiten neben dem Hauptheil und ſymetriſch neben dem Schloß , durch breite Allee'n von dem Hauptheil des Parks getrennt, liegen zwei Seitentheile des Parks in einer Länge von 1200 Schritten und ebenfalls 500 Schritt breit. Breite Allee'n schneiden wieder die Chauſſee rechtwinklich und an einer derselben , 400 Schritt von der westlichen Lisiere, befand sich ein starker Verhau. Früher war der große Garten von einer Mauer umgeben gewesen, welche zwar schon im Jahre 1756 größtentheils niedergeworfen , dennoch durch die Trümmer und stehengebliebenen Stücke einige Deckung gegen die Lisiere der Stadt gewährte. Der Westlifiere des großen Gartens gegenüber , ohngefähr 400 Schritte von ihr entfernt , lag , schon innerhalb Dresdens , der Prinzlich Anton’ſche

53 Garten von einer Mauer umgeben , welche zur Vertheidigung für Infanterie eingerichtet war und außerdem noch 2 Batterien zu je 2 Kanonen enthielt , von denen die eine die Chauffee durch den großen Garten der Länge nach bestrich. Halbwegs der schmalen Westlisiere desselben und nur 300 Schritt von seiner N.-W. Ecke entfernt , lag eine Lünette zur Deckung des Pirna’schen Schlages (Thores). Dieselbe war verpalliſadirt und mit 6 bis 8 Geſchüßen armirt. Die Vortruppen der Avantgarde unter dem Oberst von Blücher segten sich verhältnißmäßig leicht in den Besiß der Ostlisiere des großen Gartens und drangen bis zum Schloß vor. Das 3. Bataillon des Regiments befand sich hier im Gros der Avantgarde und verblieb in demselben , als um 9 Uhr die in erster Reihe fechtenden Bataillone abgelöst wurden. Die nun in das Gefecht gehenden Truppen nahmen , obgleich der Kampf immer hartnäckiger wurde , je weiter man vordrang , den Theil des erwähnten Verhau.

großen - Gartens vom Schloß bis zu dem oben Hier wurde das Gefecht stehend und da der Befehl

gegeben wurde , vorläufig nicht weiter vorzudringen , entstand auf 100 Schritt ein Feuergefecht, das viele Menschen kostete und bis 2 Uhr dauerte. Um diese Zeit nahm das Füselier-Bataillon 1. Westp. Inf.-Rgts. den Verhau, welcher nun im heftigsten Kartätſchenfeuer von dem 3. Bataillon 6. Reserve-Regiments aufgeräumt wurde.

Jegt

erhielt Kapitain von Wienskowski

den

Befehl mit dem 3. Bataillon des Regiments vorzugehen , um die im Gefecht stehenden , soeben genannten Bataillone abzulösen. 4 Uhr Nachmittags.

Es war etwa

Das Bataillon sollte den Feind völlig aus dem

Garten vertreiben und dann versuchen in den Prinzlich Antonschen Garten einzubringen. Kapitain von Wienskowski zog die Tirailleurs unter dem Kapitain von Schouler vor. Diese nahmen den westlichen Theil des Gartens und fanden dann an der Liftere hinter den Resten der ehemaligen Umfaſſungsmauer gegen das heftige Kartätschenfeuer einige Deckung. Sie wurden so aufge= stellt, daß das Bataillon , welches den Schüßen in Kolonne gefolgt war , deployiren konnte , ohne ihr Feuer zu hindern. Als auch dies bewirkt war , verließ der Kapitain von Wienskowski mit dem deployirten Bataillon auf und neben der in der Mitte des großen

Gartens liegenden Chauſſee den

Park und avancirte ruhigen Schrittes in Front gegen die Kartätschen ſpeienden Batterien.

Als aber auch die Geſchüße aus der Lünette Nr. II das

Bataillon in der rechten Flanke beschoffen , die Soldaten massenhaft stürzten, kam der Angriff ins Stocken , das Bataillon , zum ersten Mal im heftigen Feuer, drehte um und wurde hinter den Schüßen im Park wieder in Kolonne formirt.

-

54

Die 10. Brigade war der Avantgarde gefolgt und hatte sich um 6 Uhr Morgens 600 Schritte öftlich des großen Gartens , dem Eingang in demſelben vis à blieb.

vis

aufgestellt ,

woselbst sie bis 4 Uhr Nachmittags unthätig stehen

Um diese Zeit erhielt der Kommandeur

des Regiments , Major von

Schutter den Befehl, mit dem 1. Bataillon 2. Westp. Inf. Rgts. und dem 1. Bataillon seines Regiments zur Unterstügung der Avantgarde zum Schloß vorzugehen.

Major von Schutter besezte in Folge dessen mit dem 1 .

Bataillon 2. Westpr. Inf.-Rgts . das Schloß , während das 1. Bataillon seines Regiments hinter demselben in Kolonne verblieb. Gleich darauf traf vom Generalmajor von Ziethen der Befehl ein , ein Bataillon zur Unterſtügung des hart engagirten 3. Bataillons 7. ReſerveRegiments vorrücken zu lassen. Selbstredend führte der Major von Schutter persönlich sein 1. Bataillon zur Unterſtügung des 3. Bataillons sor . Zum Schloß im großen Garten rückten nun die 2ten Bataillons des 2.

und des 7. Reserve- Infanterie-Regiments. Legteres folgte wieder den andern beiden Bataillonen des Regiments , ſo daß das Schloß von den beiden Musketier-Bataillonen 2. Westpr. Inf.-Rgts. beſegt blieb ,

Westpreußischen

die drei Bataillone 7. Reserve-Regiments unter dem Major von Schutter aber an der Westlifiere des Parks vereinigt waren. Das 1. und 2. Bataillon verblieben vorläufig hinter dem 3. in Kolonne stehen. Bis gegen Mittag hatte man nur Truppen des 14. französischen Armees Corps gegen sich gehabt. Um diese Zeit war der Kaiser Napoleon eiligst in Dresden angekommen , mit ihm die alten Garden , ein Theil der jungen Garden , das 6. Armee-Corps unter dem Marschall Marmont und mehrere andere Truppenabtheilungen. Dieselben eilten in ununterbrochenen Kolonnen über die 3 zwischen der Alt- und Neu Stadt Dresden gelegenen , reſpective geschlagenen Brücken zur Vertheidigung der Stadt heran. Als die nördlich des großen Gartens fechtenden Ruſſen um 6 Uhr Terrain gewonnen hatten und sich der Enceinte der Stadt näherten , beschloß der General von Ziethen einen Angriff auf die vor dem Pirnaer Schlage liegende Lünette Nr. 2 . Den ersten Angriff formirten ,

aus der nordwestlichen Ecke des großen

Gartens vorbrechend , das Füselierbataillon 1. schlef. Inf.-Regiments und das 2. Bataillon 11. Reserve-Regiments. Derselbe gelang nicht.

Dieſelben

Bataillone wurden zum zweiten Mal vorgeführt , aber auch diesmal ohne bessern Erfolg. Inzwischen waren in der nördlichsten der 3 Allee'n des großen Gartens 2 Kanonen der Batterie der 10. Brigade aufgefahren und unterstüßt durch dies Feuer wurde ein dritter Angriff auf die Lünette gemacht , welcher glückte.

55 Gleichzeitig hatte das Bataillon von Wienskowski einen neuen Vers such gegen den Prinzlich Antonschen Garten gemacht. Aehnlich wie das erste Mal den Garten verlaſſend , avancirte das Bataillon troß aller Kartätſchen die 400 Schritte bis zur Batterie. Dort angekommen sah man sich plöglich und überrascht vor einem 10 - 12 Fuß tiefen Graben und jenseits des Grabens befand sich erst die 8 Fuß hohe Mauer des Gartens. Gewiß waren dies Hindernisse , welche ohne Hülfsmittel nicht zu überwältigen waren. Troßdem versuchte man es. Einzelne Soldaten kletterten sogar die Mauer hinauf, fanden dort aber durch die Bajonette der Besagung einen sichern Tod. Tie Gemeinen Kapurse , Labigki und Helwig der 11. sowie Mertsch der 12. Kompagnie verdienen , daß ihre Namen dieses selten braven Benehmens wegen genannt werden. In dieser Krisis des Angriffs debouchirten aus dem Pirnaiſchen Schläge und den daneben befindlichen Sortis 3 Infanterie- Kolonnen von der jungen Garde. Die der Mitte und des linken Flügels nahmen die Lünette Nro. 2 wider, die des rechten Flügels brach gegen das Bataillon von Wiensko w ski vor, welches seinerseits zurückging und sich im großen Garten wieder formirte. Nun versuchten die offensiv werdenden Franzosen den großen Garten zu nehmen. Das 1. Bataillon des Regiments hatte inzwischen die Liſtere beſegt, das 2. Bataillon ſtand hinter demſelben in Kolonne und noch weiter zurück sammelte sich das aus dem Feuer gezogene 3. Bataillon. Die französischen Garden griffen mehrfach mit dem, dieſen Truppen eigenen Muth die westliche Liſtere des Parks an, ohne daß es ihnen gelungen wäre, in denselben einzudringen, und erst als die seitwärts des großen Gartens fechtenden Truppen vor der auch

auf sie gerichteten feindlichen Offenſive

zurückwichen , befahl der General von Ziethen den Rückzug, welcher von den Franzosen dicht gefolgt, im heftigsten Gefecht, Schritt für Schritt , bis zum Schloß ausgeführt wurde. Hier machte völlige Finsterniß und ein die ganze Nacht hindurch andauernder starker Regen dem Gefecht ein Ende. Der Major von Schutter behielt auf Befehl mit dem 2. Bataillon seines Regiments und dem Füſelier- Bataillon 1. Westp. Inf.-Rgts. das Schloß besegt, auch fanden sich später noch einige Schüßen des Füſelier-Bataillons 2. Westp. Inf. Rgts. ein. Die 10. Brigade hatte mit der zurückgenommenen Avantgarde von Ziethen gegen 10 Uhr Abends bei Grüne Wiese ein Bivouak bezogen. Die ersten Bataillone des 2. Westp. Inf. und 7. Reserve-Regiments sollten am Ausgange des größen Gartens, der Besagung desselben bei dem Schloß , als Soutien verbleiben, doch da beide Bataillone irrthümlich in das Brigade. Bivouak gerückt waren , blieb der Major von Schutter isolirt im großen Garten stehen.

56 Der Feind stand den hier aufgestellten Bataillonen dicht gegenüber , so daß die Bataillone während der ganzen Nacht das Gewehr nicht aus der Hand ließen. Die Verluste in der Schlacht betrugen : beim 1. Bataillon:

Todt:

2 Offiz. 1 Untoff.

Blessirt : 2 Vermißt : Cumma : 4

"

8

"

3

"

Spielm. 32 Gemeine ¹) 62 " " 51 3 "/ "

12

"

4

1

"

145

"

Das 2. Bataillon , welches nicht zum unmittelbaren Gefecht gekommen war , hatte 22 blessirte Gemeine. Das 3. Bataillon verlor : Todt :

3 Offiz. 4 Untoff. 48 Gemeine.

Blessirt: 4

"/

und an bleſſirten sowie vermißten Unteroffizieren und Gemeinen 214 Mann, mithin

in Summa 7 Offiz., 266 Untoff. und Gemeine. Vom Offiziercorps waren geblieben : vom 1. Bataillon : Kapitain von Eisenhardt Premier-Lieutenant und Regiments Adjutant von Sell blieb an der Seite seines Kommandeurs, von 2 Kartätſchkugeln durchbohrt. Blessirt war : Kapitain von Glasenapp und Lieutenant Grenz. Beim 3. Bataillon waren getödtet : Premier-Lieutenant von Brinken , Seconde "/ Graf Schmettau ,

H

"

von Landershausen.

Blessirt : Seconde-Lieutenant von Korth (starb an dieſen Bleſſuren,) Seconde-Lieutenant und Adjutant von Pakisch , Seconde-Lieutenant von Oheimb, " Die allgemeine

"1 Offensive

von Lippe. der Franzosen am 26. Abends hatte die an-

greifenden alliirten Truppen von der unmittelbaren Nähe Dresdens zurückgewiesen. Mit Tagesanbruch des 27. August brachen die erschöpften Truppen

auf

und bezogen eine Stellung auf den sich markirenden Höhen zwischen Reik und Prohlis auf dem rechten Flügel über Leubnig, Plauen bis Burgstädtel, dem linken Flügel. Der General von Ziethen kam am 27. früh bei Tagesanbruch persönlich

¹) Unter den Gebliebenen befand sich der für die Schlacht bei Groß- Görschen mit dem Kreuz bekorirte Musketier Mende.

57

-

zum Major von Schutter nach dem Schloß im großen Garten und befahl ihm den Rückzug nach Strehla, woselbst sich die Avantgarde aufgestellt hatte. Die Franzosen folgten den beiden abziehenden Bataillonen und Dank dem Wolkenbruchartigen Regen, wodurch kein Gewehr losging, wurde, da französische Kavallerie nicht bei der Hand war, der Rückzug der völlig isolirten Bataillone über die 14 Meile lange Ebene bis Strehla ohne weitere Gefahr ausgeführt. Von Etrehla aus gingen sie mit der Avantgarde auf Leubnig Diese stellte sich zwischen Leubnig und Torna , Neu-Ostra und Gostrig auf.

zurück.

die 10. Brigade zwiſchen

Der Kaiser Napoleon, welcher sich in Dresden noch fortwährend verstärkt hatte, griff die erwähnte Stellung der Alliirten am 27. auf beiden Flügeln an. Deftlich der Stellung des Kleistschen Corps, bei Reik kam es zu einem heißen Kampfe , während die Preußischen Truppen, ohne in ein Gefecht ver. wickelt zu sein, unthätig stehen blieben. Waren es am 26. August die Verluste durch das feindliche Feuer gewesen, welche das Regiment geschwächt hatten, so waren es am 27. die Folgen des fast völligen Mangels an Brot und Branntwein, die ungewöhnlichen Strapazen, der stromweise Regen und das Stehen in dem schlammähnlich aufgeweichten Lehmboden, welcher einem großen Theil der Mannschaft , ja selbst einigen Offizieren die Stiefel raubte, ſo daß eine ungewöhnliche Zahl von Erkrankungen eintrat. Einige ermüdete Leute sollen buchstäblich in dem fußtiefen Koth ſtecken geblieben sein. Neben der Offensive von Dresden aus , hatte der Kaiser Napoleon noch das 1. französische Armee- Corps bei Königstein über die Elbe gesandt, um die Alliirten in der rechten Flanke und im Rücken anzugreifen. Daffelbe, 40 bis 50,000 Mann stark, befand sich am 26. Auguſt bereits mit Ruſſiſchen Truppen unter dem Prinzen von Würtemberg im Gefecht und war dadurch der Rückzug auf der Pirnaer Straße unmöglich geworden. Am 27. Abends trat die alliirte Armee erschöpft und ermattet den Rückzug an, um auf schlechten Gebirgswegen wieder dahin zu gelangen, von wo sie vor 5 Tagen aufgebrochen war. Es wurde hierzu die eine Straße über Dippoldiswalda gewählt ; nur das Kleiftsche Corps, mit Ausnahme der 9. Brigade, sollte auf Maren gehen. Diese bildete einen Theil der Arriergarde , Straße deckte.

welche die Dippoldiswaldaer

Am 28. Morgens 2 Uhr brach die 10. Brigade, der vorangegangenen 11. und 12. folgend , auf und marschirte bis Maren, wo das 1. und 2. Bataillon des Regiments , zum Soutien der Arriergarde bestimmt , ein Bivouak dicht bei der Stadt bezogen.

G

58

-

Die Avantgarde des Generals von Ziethen sollte in Vereinigung mit russischen Truppen des Generals Roth die Arriergarde der Armee bilden. Sie blieb bis zu Mittag des 28. August bei Leubniß stehen, hatte am Morgen um diesen Ort noch ein hartes Gefecht , an dem das 3. Lataillon des Regiments nicht Theil nahm und marschirte dann auf Maren, wo sie spät Abends eintraf. Auf diesem Rückzuge hatte das Bataillon von Wienskowski die äußerste Spige der Arriergarde und kam es während des Rückmarſches mehrfach zu kleinen Plänkeleien, ohne daß das Bataillon dadurch Verluste erlitt. Am 29. August wurde der Rückzug des Corps von Kleist in derselben Ordnung wie schon am 28. über Glashütte, Liebenau auf Fürstenwalde fortgefeßt. Lis Glashütte folgten die französischen Truppen, daselbst fand auch noch ein legtes, hauptsächlich durch Artillerie geführtes Gefecht statt, dann bogen dieselben auf die Straße nach Altenberg aus und das Kleistsche Corps erreichte mit Einbruch der Nacht unverfolgt nach sehr beschwerlichem Marsche in den engen aufgeweichten Gebirgswegen ein Bivouak bei Fürstenwalde. Echlacht Schon seit 4 Uhr Nachmittags war der General Lieutenant von Kleist bei Sulm. durch einen Adjutanten, welcher von Sr. Majestät dem Könige von Culm her gesandt war, von der Lage der Dinge jenseits der Berge unterrichtet. Der französische General Vandamme hatte nach mehrfachen Gefechten die Truppen der Prinzen Eugen von Würtemberg ,

von Königstein und

Pirna her zurückgedrängt. Dieſelben durch russische Garden verstärkt und bann durch den General Grafen Ostermann kommandirt, waren am frühen Morgen des 29. von Nollendorf in die Ebene herabgestiegen , unmittelbar gefolgt von den Franzosen und seit dieser Zeit kämpfte man bei Culm mit seltener Hartnäckigkeit. Se. Majestät der König Friedrich Wilhelm III . , frühzeitig auf dem Ges fechtsfelde , sandte alle aus den Gebirgspässen westlich Culm defilirenden Truppen, besonders russische Garden

eilig , selbst Kompagnieweise in das

Gefecht und der General von Kleist erhielt durch den oben erwähnten Adjutanten den Befehl, schleunigst durch den Paß am Geiersberge zur Un terſtüßung heran zu marſchiren. Von Fürstenwalde über Ebersdorf bis Priesten , der Stellung der russischen Truppen , ist nur 11, Meile Wegs , man würde wohl in 3 Stunden dort haben ankommen können, doch einmal war es für den 29. selbst zu spät und dann war das Defilee am Geiersberge derartig durch zerbrochene und umgeworfene Fuhrwerke verstopft, daß es als völlig unpassirbar angesehen werden mußte. Der General von Kleist faßte daher den herviſchen Entschluß, am andern Morgen über Schreckenwalde und Rollendorf dem Feinde gerade in den

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Rücken zu marschiren und meltete dies seinem Kriegsherrn jenseits des Ges birges durch folgende , mit Bleistift in die Brieftasche eines Adjutanten geschriebene Zeilen : „Die Lage in der ich mich befinde ist verzweiflungsvoll ; ich habe die Meldung erhalten , daß das Defilee vom Geiersberge durch Bagage und stehengelassenes Fuhrwerk so verfahren ist , daß 24 Stunden Zeit zur Räumung des Defilees erforderlich sind. Unter diesen Umständen habe ich mich entſchloſſen am morgenden Tage auf Nollendorff zu marschiren und mich mit dem Degen in der Fauft durchzuschlagia. Indem ich Euer Majestät bitte, meine Anstrengungen durch einen gleichzeitigen Angriff zu unterstügen , bitte Euer Majestät ich , die Folgen dieses Schrittes, wenn er mißlingen ſollte, nicht mir, sondern denjenigen Personen beizu meſſen, die mich in diese verzweiflungsvolle Lage gebracht haben . "

gez. von Kleist. Durch einen Tagesbefehl vom 29. Abends 9 Uhr wurden die Truppen völlig mit der Lage der Dinge vertraut gemacht und angeordnet, daß sie am 30. Morgens in folgender Ordnung aufbrechen sollten : 1) Das 1. schlesische Huſaren-Regiment (von der Arriergarde abzugeben) und 1, reitende Batterie ( 3 Geschüge stark) .

2) Die 10. Brigade. 3) Eine Zwölfpfünder-Batterie. 4) Die Reserve Kavallerie.

5) Die 11. Brigade. 6) Die 12. Brigade. Der Generalmajor von Ziethen wurde angewiesen, mit der Arriergarde über Echönwalde nach Peterswalde zu marschiren, um hier in einer Aufstel lung, Front gegen Pirna, dém Corps den Rücken zu decken, während dasselbe von Nollendorf aus nach Culm herabsteigen würde. Um 3 Uhr Morgens des 30. August brach das 1. und 2. Bataillon res Regiments, an der Tete der 10. Brigade marſchirend , aus dem Bivouak bet Fürstenwalde auf, um 5 Uhr wurde auf dem Rendez -vous tes Corps etwas gehalten, und um 10 Uhr gelangte man nach Nollendorf. Hier nahm das 1. ſchleſ. Husaren-Regiment im Verein mit zwei, die äußerste Spige bildenden Schüßen. zügen des 1. Bataillons, unter den Lieutenants Nolte und von Rynarc zewski , cine sorglos gegen Culm marſchirende feindliche Munitionskolonne, doch entkamen einige Flüchtlinge und brachten wohl dem General Vandamme die ersten Nachrichten von dem Erscheinen des Feindes in seinen Rücken, weshalb derselbe sofort Truppen gegen Arbesau und Tellnig entsandte. Bei Nollendorf wurden die Tirailleurs des 1. und 2. Bataillons

dem

Oberst von Blücher zugetheilt, welcher mit dem 1. schles. Husaren-Regiment

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60

-

als Avantgarde um 11 Uhr in das Defilee von Tellnig herabstieg. Der Avantgarde folgte zuerst das 1. Bataillon , dann das 2. Bataillon des Regiments , diesen die Sechspfünder-Fußbatterie Nro. 14, dann die Zwölfpfünder-Batterie Nro. 3 , ferner die 4 Bataillone des 9. schlesischen LandwehrRegiments und hinter diesen das 2. Westpreußische Infanterie-Regiment. Die Infanterie marſchirte in Zugfronten , da die breite Chauffee dies ermöglichte. Von Tellnig aus bleiben die steilern bewaldeten Abfälle des Gebirges zwischen 5 und 800 Schritt von der rechten Seite der Chauffee entfernt und entsenden flachere Rücken über die Chauſſee hinweg , welche durch grabenähnliche Wafferriſſe geschieden , jeder für sich eine Stellung bilden. Die Gräben durchschneiden in Zwischenräumen von 4-500 Schritten die Chauſſee, welche an solchen Stellen dammartig aufgeschüttet, dieſe mit ſteinernen Bogen überbrückt. Die Gräben sind mit Gestrüpp , Birken und Steinhaufen eingefaßt und sind leztere auch auf der Höhe der Rücken , besonders da gruppenweiſe vorhanden , wo sich kleinere flache Anhöhen von der allgemeinen Böschung abheben. Links vorwärts Tellnig ,

etwa 1000 Schritt von der Chauffee , liegt das

Dorf Nieder-Arbeſau. Als die Avantgarde aus dem Defilee von Tellnig debouchirte und um die legte Biegung der Chauſſee das nunmehr freierwerdende Terrain betrat, ſah sie vor sich plöglich 2 feindliche Kanonen , von Infanterie bedeckt , auf der Chauffee stehen. Oberst von Blücher führte das 1. schles. Huſaren-Regiment sofort auf der Chauffee in Kolonne vor, die Geschüge wurden genommen und die Bedeckung niedergefäbelt , worauf das Husaren-Regiment Stellung rechts der Chauffee nahm und die drei reitenden Geſchüße dicht rechts der Chauſſee auf einem der vorher beschriebenen Rücken aufführen. Durch das schnelle Vorgehen der Kavallerie befanden sich die Schüßen der beiden Bataillone des Regiments unweit der Tete der Kolonne, wandten sich aber halbrechts, um längs der bewaldeten steilern Berge vorzugehen. In Tellnig hatte sich auf Befehl des Brigade- Chefs, Generalmajors von Pirch, das 1. , an der Spige marschirende Bataillon , in Sectionskolonne gesezt und das 2. , ebenfalls in Sectionen abgebrochen , hatte seine Tete links neben dem 1. Bataillon vorgezogen , so daß beide Bataillone neben einander marschirten. Als man aus dem Defilee von Tellnig heraustrat und die Avantgard en Kavallerie mit dem Feinde engagirt sah, deployirten beide Bataillone, so daß die Chaussee zwischen ihnen blieb. Kaum war diese Evolution ausgeführt, als plöglich das 1. schlesische Husaren-Regiment , vorher von feindlichen Tirailleurs beschossen, von einem französischen Lanciers-Regimente angegriffen

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und geworfen wurde , ſo daß die vorher erwähnten 3 reitenden Geſchüße ¹) in Feindeshand fielen . Gleichzeitig avancirten feindliche Tirailleurs über die preußischen Geschüße hinaus gegen Tellniz. Der Major von Schutter führte hierauf beide Bataillone des Regiments in ganzer Front im Trabe einige hundert Schritte vor , bis an einen der erwähnten Gräben. Die feindlichen Schüßen wichen zurück und die verlaſſenen, in Feindeshand

gerathenen 3 Kanonen wurden wieder befreit und später

zurückgebracht. Kaum war das 2. Bataillon an diesem Graben angekommen , als ein feindliches Kavallerie-Regiment gegen dasselbe in der Front anritt. Major von Stengel , durch den vor der Front liegenden Graben völlig geschügt, blieb in Linie stehen , gab auf 40 Schritt eine Salve und die Kavallerie drehte um. Unmittelbar darauf ging gegen dasselbe Bataillon (das 1. Bataillon muß etwas zurück gewesen sein) ein feindliches Bataillon zum Angriff vor, doch wurde dieser nicht abgewartet , sondern der Feind selbst mit dem Bajonet angegriffen und zum Weichen veranlaßt. Das 2. Bataillon verblieb im Avanciren bis hinter eine Art von Steinaufwurf an einem andern Graben. Rechts vorwärts desselben placirte der Major von Stengel auf der Höhe des Rückens die der Brigade zugehörige Sechspfünder-Fußbatterie Nro. 14. Das 1. Bataillon folgte auf der rechten Seite der Chauffee der Bewegung des 2. , doch an dem Graben angekommen, an dem das 2. Bataillon Posto gefaßt hatte, bemerkte der Kommandeur desselben, Major von Winning , daß feindliche Tirailleurs bemüht waren , seine rechte Flanke zu gewinnen. Er führte daher sein Bataillon im Flankenmarsch rechts an dem Graben entlang ført. Hierdurch entstand eine Intervalle zwischen beiden Bataillonen des Regiments und die auf und neben der Chauffee placirte Brigade Batterie war von der rechten Seite her nicht gedeckt, weshalb der Major von Stengel ren Kapitain von Suchodolski mit der 7. Kompagnie über die Chauffee sandte , so daß das 2. Bataillon also mit drei Kompagnien links hinter der Batterie und links der Chauſſee , mit einer Kompagnie rechts hinter der Batterie und rechts der Chaussee stand. Der Major von Winning hatte noch nicht weit seine Bewegung mit „Rechts -um" fortgesegt, als der Oberst von Grollmann des Generalſtabes diese Bewegung nicht nur abbestellte , sondern das Bataillon wieder. etwas links fortführte und dem Major von Winning den Befehl ertheilte,

1) Der Führer derselben , Lieutenant von Merkaz wurde in der Batterie zusammen gehauen. Derselbe ist gegenwärtig Oberstlieutenant im Invalidenhauſe zu Berlin. Ein Sohn von ihm dient im Regiment.

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eine auf dem vorliegenden Rücken sich etwas auszeichnende Höhe, welche mit Birken und Gestrüpp bewachsen und vom Feinde besegt war, zu nehmen. Der schon genannte Kommandeur ließ einige Male von dem Graben aus, hinter welchem sein Bataillon stand, in den beseßten Busch hineinschießen und das Bataillon sodann im Trabe gegen denselben vorrücken . Beim Ueberspringen des Grabens, hinter welchem das Bataillon gestanden hatte , stürzte das Pferd des Major von Winning , er selbst fiel in den Graben , das Pferd auf ihn und lief dann davon, so daß derselbe, als er sich nach einiger Zeit erheben konnte, nicht im Stande war, seinem im Angriff verbliebenen Bataillon zu folgen. Dasselbe hatte die Höhe genommen und geführt von dem Kapitain von Chirocz wurde der Feind verfolgt und noch aus zwei vorwärts liegenden Positionen verdrängt. Die Schüßen des 1. und 2. Bataillons waren rechts des 1. Bataillons am Rande des bewaldeten steilern Gebirges in hartnäckigem Gefecht, da der Feind ,

welcher

immer bedeutendere Infanterie Massen gegen Tellnig

in

Marsch sezte, stets die diesseitige rechte Flanke in den waldigen Bergen tournirte und daselbst entschieden Terrain gewann. Inzwischen waren die dem Regiment folgenden 4 Landwehrbataillone auch aufmarschirt ; zwei derselben ,

die von Troschke und von Frankenberg

formirten sich auf dem rechten Flügel des 1. Bataillons, während die andern ein 2. Treffen bildeten

Das hinter der Landwehr marschirende 2. Westpreußische Infanterie-Regi ment war von Tellnig aus auf Arbesau dirigirt , diesem war die ReserveKavallerie gefolgt , die außerdem noch vor der 11. Brigade marſchirenden Zwölfpfünder-Batterie Nro. 3 und Sechspfünder-Fußbatterie Nro. 11 waren schleunigst auf der Chauffee vorgezogen und rechts neben der schon im Feuer stehenden Sechspfünder Fußbatterie Nro. 11 aufgefahren , so daß tie 11 . Brigade, welche allen diesen Truppen folgte, noch nicht heran und zur Ent. wickelung aus Tellnig gelangt war. Die Sechspfünder Fußbatterie Nro . 11 war zum Theil zwischen dem 1 . Bataillon des Regiments und dem rechts daneben stehenden Landwehrbataillon von Troschte placirt . Während des Aufmarsches

aller dieser Truppentheile hatte sich das 1 .

Bataillon in seiner Stellung behauptet ;

es war fortwährend im heftigen

Schüßengefecht und stand , wie der Kapitain von Chirocz sagt,

« en

debandade ,, da die Schüßenzüge detaſchirt waren. Bald nach dem Auffahren der Geſchüße etwas rechts rückwärts des 1. Bataillens wurden dieselben in der rechten Flanke beschossen

und deshalb wieder zurückgezogen.

Eins der

Landwehrbataillone des rechten Flügels ging deshalb zur Unterstügung der Schügen des Regiments gegen den Wald vor, woselbst sich auch die Schüßen

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der Musketier-Bataillone 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments befanden, da der Feind besonders dort heftig andrängte. Das 1. Bataillon des Regiments , bei dem nur der Kapitain von Chi . rocz und 1 Offizier anwesend war , ohne Unterſtüßung als Schüßen aufge stellt,

wurde jegt zurückgedrängt, als das schnell aus dem Walce zurückkom .

mende Landwehr-Bataillon sich auf den rechten Flügel des

urückgehenden 1 .

Bataillons warf, welches, ſeinerseits außerdem durch Infanterie gedrängt und durch Kavallerie auf seinem linken Flügel angegriffen , völlig in Unordnung gebracht wurde. Dasselbe kämpfte von nun an ,

gemischt mit Landwehren und einigen

Schüßen des Regiments, unter denen sich Kapitain von Suter befand, nur noch in Haufen und Tirailleurschwärmen , teres Vordringen zu gestatten.

ohne jedoch dem Feinde ein weis

Hierzu wirkten das Landwehr-Bataillon von Wittich des 2. Treffens ſo wie einige Bataillone der 11. Brigade , welche inzwischen aufmarschirt war , mit, doch waren

die Schüßenschwärme des Feindes

Chauſſee gelegenen Walde zu stark ;

in dem nördlich der

alle Angriffe der Landwehren wichen

zurück und die in Unordnung gerathenen Bataillone mischten sich mit den schon vorhandenen Haufen der hier jeder auf seine Fauft fechtenden Truppen. Eben solche Anstrengungen wurden auf dem linken Flügel gegen Nieders Arbesau gemacht, doch auch ohne besseren Erfolg. Die sich stetig verstärkenden feindlichen Infanterie Massen drängten von beiden Flügeln concentrisch gegen den Eingang von Tellnig. Doch auch in der Front hatten die Batterien und das 2. Bataillon schweren Stand. Zu

Anfang,

als die

ersten Schüsse bei Tellniz fielen,

glaubten die französischen Truppen allgemein , es sei die ihnen verheißene Verstärkung. Mit erneuertem Muth drangen sie auf Ruſſen und Oestreicher vorwärts Kulm ein, als aber diese standen und nun die Wahrheit der Sachs lage bekannt wurde, wandte sich Infanterie und Kavallerie rückwärts . Einige französische Artillerie war gegen die ,

neben dem 2. Bataillon des

Regiments aufgefahrenen Batterien vorgegangen, mehr noch als durch dieſe, hatten die Batterien durch das Feuer der Tirailleurs zu leiden , welche in den Wellen des Terrains neben der Chau˜ee fortgeſegt vordrangen und mit dem 2. Bataillon in hartnäckigem, hin und herschwankendem Tirailleurgefecht verwickelt waren. Der Major von Stengel ,

welcher einen zu keď vorgegangenen feind-

lichen Tirailleur persönlich gefangen nehmen wollte, wurde schon zu Anfang dieses Gefechts von diesem auf 6 Schritt bleſſirt. Die Kugel drang in die Hand des rechten Arms und ging zum Ellenbogen wieder hinaus.

Er ritt

nach Tellnig zurück , um sich verbinden zu laſſen und der Regiments-Kom-

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mandeur , Major von Schutter, gerade anwesend , kommandirte hierauf `das 2. Bataillon persönlich. Aber auch dieser war bald zu Fuß ; sein Pferd ward blessirt und er selbst erlitt an der Hüfte eine starke Kontusion , welche ihn jedoch nicht hinderte, das Bataillon weiter zu führen. Vorwärts hatte sich in den Wellen des Terrains hinter den feindlichen Tirailleurs nun eine bedeutende Anzahl von Kavallerie , sowie die Beſpannungen fast aller Geschüße und Trains gesammelt und plöglich brach diese Waſſe , gemischt mit Infanterie , in mehreren Kolonnen , sowohl auf die Batterien , als auch auf das 2. Bataillon ein. Wie toll , in gestreckter Karriere , Alles vor sich niederwerfend , um sich stechend und hauend , kamen dieſe Schaaren , mit dem Muthe , den die Vers zweiflung giebt , daher. Hunderte fielen , doch die Andern ritten weiter und sprengten alle Infanterie-Truppentheile der 10. und 11. sowie auch einen Theil der 12. Brigade , welche gerade im Begriff war zu defiliren. Es begann nun für das Regiment , wie für die andern Truppentheile ein Chaos von Einzelkämpfen , beschreiben sind.

welche

nach Zeit und Ort gar nicht zu

Schon vor dem Anstürmen der Kavallerie mußten die Schwärme des 1 . Bataillons unter dem Kapitain von Chirocz weichen ; sie trafen auf ihrem Rückzuge mit den Reſten der Schüßen der beiden Bataillone zuſammen. Die Tirailleurs des 1. Bataillons , bei ihnen Stabs-Kapitain von Freimann, die Lieutenants von Höfen , Nolte und Berger und die Schüßen des 2. Bataillons unter dem Kapitain von Suter , den Lieutenants von Rohrscheidt , von Scheliha , von Langendorf und von Kern gingen nun vereint mit den Resten des 1. Bataillons der Chauffee zu , da vom Gebirge her der Feind immer mächtiger vorbrach ; sie kamen auf dersel. ben gerade an , als die feindliche Kavallerie daher tobte , wodurch viele Leute verloren gingen und der Rest nun auch in den Einzelkampf verwickelt wurde. Die Lieutenants von Rohrscheidt des 2. Bataillons sowie von Höfen des 1. Bataillons müſſen in diesem Durcheinander oder etwas später umgekommen sein , denn man hat nie wieder etwas von ihnen gehört. Dies Durcheinander war aber für die Bravsten der Braven ganz besonders das Feld , um sich hervorzuthun. Vor

allen Andern bemerkbar machte sich der Feldwebel Guder der 8.

Kompagnie durch das stete Sammeln der Mannschaft , um sie erneut wieder dem Feinde entgegenzuführen. Unteroffizier Pohl der 5. Kompagnie stürzte sich dem andringenden Feinde mit einer Hand voll Leuten unter dem Ruf ,, Sieg oder Tod " entgegen und fand den legteren. Unteroffizier Stanke

65 der 3. Kompagnie warf sich mit mehreren Leuten in eine bedrohte Batterie, wurde aber niedergestochen . Die Hauptmasse beider Bataillone , gemischt mit Mannschaften vieler anderer Truppentheile wandte sich rückwärts gegen den Wald zwischen Tellnig und Arbesau. Major von Schutter , in Mitten eines größern Haufens des 2. Batail. lons dirigirte sich auf Nieder-Arbesau , aber kaum daselbst angelangt , wurde das Dorf durch die Franzosen genommen. Der Major von Schutter wich mit den um ihn versammelten Resten gegen Tellnig , konnte aber dem Marsch seiner Leute kaum mehr folgen , da die Kontusion an der Hüfte ihn schmerzte und das Gehen erschwerte. Plöglich erhielten die sich zurückziehenden Mannschaften in dem Wirrwar des Kampfes die volle Salve eines von Tellnig her vorgegangenen Landwehrbataillons , welche die noch obwaltende Ordnung löste und die Truppe sprengte. Major von Schutter mit einigen Leuten erreichte den Wald von OberArbesau und als sich daselbst einige hundert Mann aller Waffen und Truppentheile zusammengefunden hatten , ſegte man den Marſch bis zum Städtchen Tetschen fort. Am 31. August marſchirten dieſe Zersprengten nach Leitmerig und am 1. September trafen sie im Bivouak bei Teplig wieder ein. Nicht so glücklich waren die Kapitains von Suter und von Chiro cz. Dieselben hatten zurückweichend mit einer Menge Soldaten mehr die Richtung auf Tellnig eingeschlagen , doch kaum im Walde angekommen , wurden fie von feindlichen Tirailleurs umringt und gefangen. Ein gleiches Schicksal traf den Major von Stengel , welcher sich auf dem Verbandplag in Tellnig befand ; die dort durchströmenden Franzosen nahmen sich dennoch die Zeit , ihn gefangen mit zu führen. Endlich nach 2 Uhr hatte sich der unaufhaltsame Strom der flüchtigen und durchbrechenden Franzosen verlaufen , die Reste aller Truppentheile fanden fich wieder zusammen , so daß gegen Abend die 10. Brigade ein Bivouak bei Culm , nördlich der Chauffee , dicht bei der Stadt bezog. Nach und nach erst erhielt man die Ueberzeugung eines gewonnenen Sieges, denn während der Sprengung fast aller Truppentheile des Kleistschen Corps war natürlich nur das Gefühl einer Niederlage vorhanden. Die Franzosen hatten dies Gefühl aber auch und in den dichten Wäldern der steilen Berge, wohin viele Haufen von Freund und Feind gesprengt waren , wurde an vers schiedenen Stellen von beiden erschöpften Parteien das Uebereinkommen getroffen , ruhig das Ende zu erwarten und sich dann dem Sieger gefangen zu geben.

Bald nach Beginn des Gefechts vor Tellnig war der Generalmajor von Zietben von Peterswalde gegen Nollendorf vorgerückt , nachdem er sich

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überzeugt hatte , daß von Berg-Gieshübel her Nichts mehr vom Feinde heranmarschire. Die Tete seiner Truppen hatte Junferndorf passirt , als dem General die ersten Meldungen über den Verlauf des Gefechts bei Tellnig zugingen. Einige Bataillone wurden daher sofort an der Waldlifiere zwischen Junferndorf und Nollendorf entwickelt , die übrigen massirt dahinter aufgestellt. Das 3. Bataillon 7. Res. Regiments gehörte zu den ersteren und hatte mit seinen Schüßen

einen Theil der genannten Liftere, westlich der

Chauffee und neben dem schlesischen Schüßenbataillon besegt.¹) Als die durchgebrochenen Franzosen ohne Ordnung hier anstürmten und von der dichtbesegten Waldliftere ein starkes Feuer ihnen Halt gebot , gaben sie den Widerstand auf und ergaben sich. Das 3. Bataillon hatte einen Verlust von 5 Blessirten. Nur jene Abtheilungen des Corps von Vandamme , welche sich entweder turch die Schluchten des hohen Gebirges oder von Nollendorf gegen Echreckenwalde und

Schönwalde gewandt hatten ,

entkamen.

Alles

Uebrige ward

gefangen. Das französische Corps verlor : 5000 Torte , 8-10000 Gefangene, 82 Geschüße , 200 Bagagewagen , 2 Adler und 3 Fahnen. Der General en chef Vandamme und

mehrere

andere höhere Offiziere wurden ebenfalls

gefangen. Die 10. Brigade blieb bis zum 31. August Nachmittags im Bivouak bei Culm stehen , marſchirte dann durch Teplig in ein Lager zwischen Kradrop und der Bergschenke.

In diesem Bivouak , wo

am 1. und 2.

September noch

vile Vers

sprengte anlangten , wurden die Verlust-Listen der beiden Musketier-Bataillone eingereicht. Das 1. Bataillon hatte: Lodt: Offiz. 2 Unteroff.- Epielm. 57 Gemeine. 3 83 1 "/ Blessirt: 3 " H " 2 69 12 11 Vermißt: 3 H " H 3 Summa : 6 209 " 16 " " " Zu den Blessirten zählte Major von Schutter , Premier Lieutenant von Pritzelwig und Seconde-Lieutenant Nolte. Vermißt wurde : Kapitain von Chirocz ; seine Gefangennahme ist schon erwähnt.

1) Ein in fpäterer Zeit , im Jahre 1829, von dem General von Ziethen an den damaligen Oberſten von Wienskowski gerichtetes Schreiben enthält die Worte : „Ich werde niemals Jhr Benehmen im großen Garten, ferner am Tage der CulmerEchlacht vergessen, wo ihr Bataillon rechts von der Chauſsſee im Nollendorfer Walde aufgestellt, dem reißenden Strom von Freund und Feind Halt gebot und die Ruhe meiner 10 Bataillons aufrecht erhielt. Ich nannte Sie damals die Weißmäntel und führe diesen Scherz nur darum an, damit Sie sehen, wie ſehr mir die Sache gegenwärtig ist. u. s. w.“

-

67

Seconde-Lieut . von Höfen , sein Tod ist unzweifelhaft. von Berger; derselbe war blessirt , ohne daß es der

"

Truppentheil wußte. Das 2. Bataillon verlor :

Lodt:

-

3

Blessirt :

Vermißt : 3

Offiz.- Unteroff.- Spielm. 54 Gemeine. 12 1 79 ". " " ♡ 100 3 7 " "/ M u. 3 Chirurgen .

19

Summa : 6

"

4.

233

"

Blessirt war : Seconde Lieut. von Scheliha; starb an seiner Wunde. " H

"

von Langendorf. von Kern.

Vermißt wurde : Major von Stengel. Derselbe war auch bleſſirt und wurde gefangen, Kapitain von Suter ; wurde wie schon erzählt gefangen. Prem.-Lieut. von Rohrscheidt war schon blessirt , wurde aber vermißt und hat man nie wieder etwas von ihm gehört. Ein Rapport dieser beiden Bataillone vom 1. September weist folgende Stärken nach : 1. Bat.: 5 Offiz. 18 Utoff. 8 Spl . 225 Gem. 3 Chir. - 251 Combattanten. 29 235 " 1 6 ---270 2. Bat.: 6 "1 " "

excl. Offiziere. Wir haben gesehen , daß das 1. Bataillon am 18. August eine Dienststärke von 784 Köpfen , das 2. Bataillon eine solche von 762 Köpfen hatte und kann man annehmen , daß nahezu diese Stärke dieselbe war , als am 22. August die Offensiv-Operation gegen Dresden begann. Das 1. Bataillon hatte bei Dresden durch das feindliche Feuer 167 Mann, bei Culm durch das Gefecht 228 Mann , in Summa 395 Köpfe verloren. 138 Mann waren also durch die Fatiguen der Märsche ', durch Mangel und den Einfluß der Witterung während der Tage vom 22. bis zum 30. also in 9 Tagen abgegangen. Das 2. Bataillon , welches zum ersten Male größern Kriegs Märschen beiwohnte , hatte einen noch stärkern Abgang erlitten. Unmittelbar durch das Gefecht waren 278 Mann abgegangen. Der Verlust an Kranken betrug also in eben der Zeit von 9 Tagen 214 Mann . Es ist dies bei beiden Bataillonen zusammen genommen ein Verlust von Procent ihres Bestandes vom 18. August , während der Verlust durch

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das Gefecht selbst 433 Procent jenes Bestandes beträgt.

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Man sieht , wie aufreibend und zerseßend dergleichen , wenn auch kurze , so doch anstrengende Operationen auf die Truppen wirken. ¹) Die nächste Zeit im Lager bei Teplig waren Ruhetage , es war somit Muße , Sr. Majestät dem Könige die Vorschläge zur Auszeichnung der Bravsten zu unterbreiten.

Es wurden vorgeschlagen : Vom 1. Bataillon : Major von Winning , Premier-Lieutenant

von Pritzelwig , die

Feldwebel Haertel und Neumann , Unteroffizier Streckenbach , die Gemeinen Jaeschke , Linke und Fedrow. Vom 2. Batailllon : Major von Stengel , die Feldwebel Weiß und Guder , die Unteroffiziere Mader , Schorsch , Dietrich , Dehmel , Kerner , Krüger , Hubert, Keller , Tietz , Gabel , Mikusch und Lindner ; die Gemeinen Schade,

Krause ,

Ziegler , Jokisch , Wollny , Schmiegel,

Himmel , Jakob , Guske und Bosanke. Vom 3. Bataillon : Der laut Allerh. Kabinetsordre vom 26. August zum Major ernannte Kapitain von Wienskowski , Kapitain von Schouler , Sec. Lieut. von Oheimb , Feldwebel Roebel , die Unteroffiziere Kubka , Lippert, Zappe, Biermann und Beseler , sowie die Gemeinen Haersel , Spittler und Obst. Hierauf erhielten laut Allerhöchster Kabinets -Ordre vom 20. September : Das Kreuz 2. Klasse : Major von Schutter , für die Schlacht bei Dresden. Major von Stengel für Culm. Major von Wienskowski Dresden.

für die Schlacht bei

Feldwebel Haertel des 1. Bataillons.

1 ) Es wird an dieser Stelle interressant sein zu vergleichen, wie die Verhältnisse des Abganges bei den übrigen Truppen der Brigade gestaltet waren : Das 9. schlesische Landwehr-Regiment trat am 22. August die Operation in einer Gesammtstärke von 2340 Mann an. Daffelbe war bei Dresden nicht im Feuer, hatte alſo gar keine Verluste durch das Gefecht. Am Morgen der Schlacht bei Culm war es rund 1500 Mann stark, es waren also über 800 Mann, das sind 68} Procent nur durch die Strapazen des Marsches und den Mangel an Verpflegung abgegangen. Die Mannschaft blieb hauptsächlich aus völli … er Entkräftung am Wege liegen, starb daselbst oder gerieth in Gefangenschaft. Nach der Schlacht von Culm verblieb von den 4 Bataillonen ein Rest von 900 Mann, welche in 2 Bataillone formirt wurden. Die Musketier-Bataillone des 2. Weßtp . Inf.-Regts incl. des Jäger-Detaſchements zählten am 22. Juli 2228 Köpfe, also etwa am 22. August 2000 Mann . Der Verlust durch die Gefechte erreichte die Höhe von 378 Mann, der Beſtand am 1. September betrug 986 Kombattanten , mithin beläuft sich der Abgang in den 9 Tagen auf 630 Mann, das 200 Köpfe starke Jäger-Detaſchement zählte noch 61 Jäger.

69 Das Kreuz 2. Klasse : Feldwebel Guder , des 2. Bataillons für Culm. " Unteroffizier Hubert, Ferner erhielt für die Schlacht von Dresden jedes der 3 Bataillone 4 Wahlkreuze und für die Schlacht bei Culm das 1. Bataillon 3 , das 2. Bataillon 2 Wahlkreuze. Eine öffentliche Belobigung erhielten : Major von Wienskowski für ſein Verhalten auf dem Rückzuge und am 30. August.

Major von Winning. Kapitain von Schouler. Premier-Lieutenant von Pritzelwig . Seconde-Lieutenant v on Oheimb und der zum Generalstabe kommandirte Seconde-Lieut. von Ziegenhorn. Beim 1. Bataillon hatte Feldwebel Haertel das Kreuz 2. Klasse noch einmal erhalten , obgleich derselbe schon für die Schlacht bei Groß- Görschen damit dekorirt war. Das Kreuz blieb bis auf die nachzusuchende Allerhöchste Entscheidung asservirt. Bei der am 27. September erfolgenden Neuwahl erhielten die zu vertheilenden Kreuze folgende Personen :

1. Feldwebel Neumann. 2. Unteroffizier Streckenbach. 3. Gemeiner Jaeschke. Linke. 4. " 5. Fedrow. " Für das 6. Kreuz bat das gesammte Offiziercorps in einer Eingabe am 27. September Sr. Majestät den König um die Gnade , dasselbe dem Major von Winning Allergnädigst bewilligen zu wollen , welche Bitte Sr. Ma jestät am 29. November erfüllte. Das 7. Kreuz wurde an den Unteroffizier Müller des 2. Bataillons vergeb en

Das 2. Bataillon wählte als Kreuzritter : 1. den Feldwebel Weiß. 2. Unteroffizier Meder. Gemeiner Krause. 3. 4. Jotisch. "! 5.

"

6.

"

Himmel. Jakob.

6

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70 Das 3. Bataillon bestimmte : 1. Feldwebel Roebel.

2. Unteroffizier Kubka. 3. Lippert. 4. " Zappe. Als späterhin der Kapitain von Suter aus der Gefangenschaft zurückkehrte , erhielt auch dieser durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 9. August 1814 für die Schlacht bei Culm das Kreuz 2. Klaſſe. Die Schwäche des 1. und 2. Bataillons des Regiments gaben am 1 . September zu dem Befehl Veranlassung . dieselben in ein Bataillon zu combiniren , doch da die nächste Zeit Ruhetage waren , so kamen nicht nur eine Anzahl der vermißten Mannschaften zurück , sondern auch viele der aus Anstrengung Erkrankten genasen und vor Veginn der neuen Operationen waren die beiden Bataillone nicht nur wieder selbstständig , sondern auch durch regelmäßige Verpflegung völlig erholt. Am 1. September hatte das 1. und 2. Bataillon in Gemeinschaft mit den übrigen im Lager bei Teplig stehenden Truppen Gottesdienst und Vorbei-

marsch bei Sr. Majestät dem Könige. Da an diesem Tage auch die Nachrichten von den Siegen bei Groß- Beeren und an der Kazbach bekannt wurden , so war in dem Dank für diese die Trauer um die gebliebenen Kameraden bald vergeſſen. Am 5. September hatte wiederum eine große Parade vor Sr. Majestät dem Könige stattgefunden und am 7. wurde das Lager bei Teplig verlassen. Ehe wir mit dem Regiment den Operationen weiter folgen, ist es zu ihrem Verständniß nothwendig , einen Ueberblick über die Kriegslage zu gewinnen . Man hatte nach der Schlacht bei Culm, die Gefahr erkennend, in welcher die böhmische Armee geschwebt hatte , Eventualitäten verschanzt.

eine Stellung bei Culm für fernere

Tie Gros aller Corps standen in der Ebene,

während die Avantgarden die Pässe durch das Gebirge besezt hielten und nach einigen Ruhetagen wieder gegen den Feind vordrangen. Als man endlich am 6. September die bestimmte Nachricht erhielt, Napoleon sei ſei gegen die schlesische Armee aufgebrochen , gingen

50000 Destreicher bei

Aussig über die Elbe, um gegen die Laufig zu operiren, während die ruffiſchen und preußischen Corps unter dem General Grafen Barklas gegen Pirna offensiv wurden. In Folge dieser Maßregeln war die Avantgarde von Ziethen bei Nollendorf verblieben. Das 3. Bataillon des Regiments bivouakirte vom 31. August bis zum 3. September bei diesem Ort , ebenso wie die Truppen bei Teplig, der Ruhe pflegend. Gefecht Am 4. September marschirte das Bataillon im Gros der Avantgarde nach bei Sellen- Veterswalde, da für den 6. September der Generalmajor von Ziethen dorf.

71

--

von dem russischen General von Wittgenstein ,

an deſſen Befehle er

gewiesen war, den Auftrag erhalten hatte , die Franzosen aus Hellendorf zu werfen, was diese noch besetzt hielten. Am Nachmittage des 5. brach das 3. Bataillon des Regiments gegen Hellendorf auf und um 5 Uhr wurde es disponirt das Dorf in der Front anzugreifen, während rechts und links zwei andere Kolonnen gleichzeitig den Angriff ausführen sollten. Major von Wienskowski zog die Tirailleurs vor , folgte diesen mit dem Bataillon in Kolonne und so im Sturmschritt avancirend , wurde der Feind durch die gleichzeitig erfolgenden Angriffe deløgirt und durch andere Abtheilungen der Avantgarde verfolgt , während das Bataillon jenseits des Dorfes an der Straße nach Gieshübel bivouakirte. Der Verlust bei dieſem Angriff betrug : 1 Unteroffizier tødt , 19 Gemeine bleſſirt. Am 6. September verblieb das Bataillon in diesem Bivouak und am 7. begann die Offensive über Pirna auf Dresden , doch hielt die Avantgarde schon bei Gieshübel wieder an , da das Corps von Kleist , welches ihr folgen sollte, durch ein Mißverständniß eine andere Direction erhalten hatte. Lesteres war und mit ihm das 1. und 2. Bataillon des Regiments am 7. aus dem Lager bei Teplig aufgebrochen und hatte wieder im strömenden Regen

den mühsamen Marsch über Eichwald ,

Zinnwald nach Altenberg

zurückgelegt, anstatt auf Nollendorf zu marschiren. Erst am 9. Morgens , um 5 Uhr, wurde das bei Altenberg bezogene Bivouak verlassen, um über Geising, Fürstenwalde, Schreckenwalde nach Nollendorf zu gehen , wo hinter den hier bivouafirenden Garden das Bivouak aufgeschlagen wurde. Die Avantgarde von Ziethen hatte von Gieshübel aus am 8. September die Offensive auf Pirna fortgesezt , da eine russische Avantgarde unter dem Grafen Pahlen westlich derselben gleichzeitig auf Dohna vorging. Erstere war über Zehist durch Pirna defilirt, als sie beim Dorfe Heidenau auf den Feind stieß.

Das 3. Bataillon des Regiments erhielt in Gemeinschaft mit dem Gefecht bei den Befehl, virna.

Füſelier Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments Heidenau zu nehmen.

Beide Bataillone zogen die Schüßen vor , gingen im Sturmschritt in das Dorf und verfolgten den Feind eine kurze Strecke jenseits ,

kehrten jedoch

bald zurück und beseßten Heidenau selbst, bis der Feind um 2 Uhr Mittags mit starken Kräften offensiv wurde. Dieser Offensive ausweichend, verließen beide Bataillone Heidenau, gingen durch Pirna zurück , was auch aufgegeben wurde und bezogen auf der Höhe bei Groß-Cotta ein Bivouak.

72 Napoleon hatte von der schlesischen Armee abgelaſſen, um sich wieder gegen die böhmische Armee zu wenden und treu der erhaltenen Instruction , wich man dem Stoße aus , weshalb am 9. der Rückzug auf Berg Gieshübel in Gemeinschaft mit den russischen Truppen des wurde.

Grafen Pahlen fortgesett

Der Major von Wienskowski bildete an diesem Tage die äußerste Spige der Arriergarde ; gemischt mit russischen Abtheilungen waren die Tirailleurs des Bataillons unter ihrem steten Führer , dem Kapitain von Schouler, in dem waldigen Terrain engagirt und zogen sich tiraillirend bis Hellendorf zurück , woselbst sie aufgenommen wurden und dann in das Bivouak des Lataillons bei dem genannten Ort einrückten . Durch die Gefechte am 8. und 9. September hatte das Bataillon einen Verlust :

an Todten :

1 Unteroff.

an Blessirten :

"

2 Gemeinen, 23 "

Die östreichischen Truppen waren auf die erste Nachricht der

erneuten

Offensive Napoleons vom rechten Elbufer schleunig zurückgekehrt und alle Truppentheile beeilten sich, die ihnen bezeichneten Pläge in der Stellung von Culm einzunehmen. Das 1. und 2. Bataillon des Regiments marschirten deshalb am 10. Morgens mit dem Corps von Kleist nach Culm , doch da der Feind versuchte durch Graupen gegen das Kloster Maria- Schein aus dem Gebirge zu debouchiren , was durch

russische Garden vereitelt ward , bezog das Corps eine

Etellung mit dem linken Flügel an Rosenthal , so daß das Debouchee bei Graupen vor seinem linken Flügel lag. Die Avantgarde von Ziethen ward am 10. bis Soborten auf dem rechten. Flügel des Kleistſchen Corps zurückgezogen, sie ging am 11. Morgens wieder gegen Arbesau vor, wo der Major von Wienskowski mit seinem Bataillon die Vorposten bezog. Der 11. und 12. September verging ruhig . Die verbündete Armee hatte sich zur Schlacht formirt ; ihr gegenüber standen die Franzosen von Graupen bis Nollendorf in den Pässen des Gebirges , bereit zu debouchiren. Als der Kaiser Napoleon jedoch seinen Zweck , die alliirte Armee , welche , wie wir gesehen haben, die Elbe zwischen sich gesezt hatte, in dieser Lage anzugreifen, verfehlt fah , begannen schon am 12. September die Franzosen rückgängige Bewegungen. Vor den Augen der Franzosen trat die gesammte alliirte Armee am 12. in das Gewehr ,

um zur Feier der Siege bei Groß Beeren und an der

Kazbach drei Freudensalven zu geben , welche lange an den Bergen wiederhallten und dem Feinde zeigten, daß man getrost feines Angriffs warte.

73 Gegen Abend des 12. September rückte die Avantgarde des Generals von Ziethen in die Gegend von Culm , ſpäter in ein Bivouak bei Hohenstein, während russische Truppen sofort den abziehenden Franzosen über Nollendorf folgten. Am Defilee von Hellendorf kam es zwischen diesen am 14. zu einem higigen Gefecht, in welchem die feindliche Arriergarde bedeutende Einbuße erlitt. Ebenso wie gegen Pirna waren auch auf den andern Straßen gegen Dresden Avantgarden vorgeschoben worden , so daß der Kaiser Napoleon, kaum in Dresden angelangt von Neuem die Offensive gegen Teplig ergriff. Das Regiment war in diesen Tagen ruhig in den Bivouaks bei Soborten und Hohenstein verblieben die Gefecht bei gedrängten russischen Vortruppen , welche nach wiederholtem Gefecht bei Hel , Nollenderf. lendorf gegen Nollendorf wichen, daselbst aufzunehmen . Am 16. September

erhielt das Corps

von Kleist den Auftrag ,

Die 10. Frigade, zu welcher die bei Hohenstein bivouakirenden Bataillone der Avantgarde, also das Füselier Bataillon 2. Westpreußischen InfanterieRegiments und

das 3. Bataillon 7. Reserve - Regiments zurück-

traten, marschirte in der Frühe des 16. nach Nollendorf. Gegen Mittag marschirte sie auf dem Nollendorfer- Verge, also rechts der Chaussee so auf, daß die Höhe

von der Front blieb und die Truppen deckte. Etwas später

wurde über den plateauartigen Berg bis an den jenseitigen Abfall avancirt. In dieser Stellung wurden die hart verfolgten russischen Truppen und die ihnen entgegen gesandte 11. Brigade des Corps von Kleist aufgenommen. Der General von Kleist entschloß sich, das Gefecht nicht bei Nollendorf anzunehmen, um die unvermeidlichen Unordnungen zu vermeiden, welche ein Rückzug auf der

vielfach gewundenen Straße nach Tellnig nothwendiger

Weise mit sich bringen mußte und nachdem die Rufsen, sowie die anderen Truppen genügenden Vorsprung gegen Tellnig hatten , marſchirte auch die 10. Brigade mit Ausnahme des 1. Bataillons 2. Westpreußischen und des 3. Bataillons 7. Ebene herab.

Reserve - Regiments nebst 2 Geschügen , in die

Diese beiden Bataillone unter persönlicher Führung des Brigade-Chefs, Generals von Pirch , beſeßten mit einigen Bataillonen der Ziethenschen Brigate den Nollendorfer-Verg, so daß die Kirche hinter ihnen lag. Der Feind eröffnete eine lebhafte Kanonade , demontirte einige Preußische Geschüße, umging die Poſition auf beiden Flügeln und griff zulegt in der Front an. Nachdem dieser Bataillone ab.

Angriff

abgeschlagen

war ,

zogen sich die

Ein in Tellnig angelegter Verhau, hinter welchem bis zur Beendigung des Gefechts der Major von Schutter mit seinen beiden Bataillonen gestanden hatte, wurde zur Nacht

durch das Füselier-Bataillon 2. Westpreußischen

74 Infanterie-Regiments besegt, und führte sowohl Major von Schutter das 1. und 2. Bataillon des Regiments , als auch der General von Pirch die beiden bei Nollendorf im Feuer gewesenen Bataillone seiner Brigade nach Culm zurück . Das 3. Bataillon des Regiments hatte durch das erwähnte Kanonenfeuer einen Verlust von : 3 Todten und 3 Blessirten. Am 17. September nahm die 10. Brigade wieder die schen am 11. und 12. innegehabte Stellung bei Soborten, bereit zur Schlacht ein. Das 3. Bataillon empfing die Auszeichnung,

daß in der erwarteten Schlacht ihm die Ver-

theidigung des , vor der Front liegenden , befestigten Klosters Mariaſchein, anvertraut wurde. Sowohl der 17. als auch der 18. September vergingen in dieser Erwartung. Die Franzosen versuchten mehrfach sowohl bei Culm als auch bei Graupen zu debouchiren, fanden aber überall so heftigen Widerstand , daß der Kaiser noch einmal seine Absicht, eine Schlacht zu liefern, aufgab und ſeine Truppen zurückzog. Vom 17. bis zum 25. September verblieben die drei Bataillone des Regiments in den Stellungen bei Soborten und Mariaschein. Am 18. September wurde durch Brigade -Befehl folgender Allerhöchster Erlaß mitgetheilt :

"‚ Da bei allen Truppen der jezt mit uns verbündeten Armee und namentlich bei den Russen ,

Oestreichern und Schweden der Gebrauch

stattfindet, des Morgens nach beendigter Reveille und des Abends nach beendeter Retraite ein Gebet zu verrichten und es mein Wille ist, daß meine Truppen auch in Hinsicht der Gottesverehrung keinen andern nachstehen sollen und daß überhaupt bei denselben dem so nothwendigen religiösen Sinn immer mehr Raum gegeben und jedes Mittel zur Belebung deſſelben angewendet werden möge, so befehle ich hiermit , daß die Wachen von jest an , wenn Reveille oder Zapfenstreich geschlagen wird, ins Gewehr treten , sodann das Gewehr präsentiren, wieder schultern und abnehmen, hierauf den Czakot mit der linken Hand abnehmen und ihn mit beiden Händen vors Gesicht haltend ein stilles Gebet, etwa ein Vaterunser lang

verrichten sollen. Die Mannschaft nimmt mit dem

kommandirenden Offizier oder Unteroffizier zugleich die Czakots ab und segt sie ebenso wieder auf. In den Feldlagern sollen die vor den Fahnen versammelten Trompeter oder Hoboisten gleich nach beendetem Zapfenſtreiche ein kurzes Abendlied blaſen, nach welchem die vor dem Lager ohne Gewehr in Jacken oder Mäntel angetretenen Eskadrons eder Kompagnie, zugleich mit den Wachen das Haupt entblößen, auf ein Signal mit der Trommel oder Trompete die Wachen aus den Gewehren treten und

75

G

die Kompagnien u. s. w. auseinander gehen. Ich trage Ihnen auf, diesen Befehl den unter Ihrem Befehle stehenden Truppen wörtlich bekannt zu machen und auf deſſen Vefolgung streng zu halten. gez . Friedrich Wilhelm.

An den General-Lieutenant von Kleist. Am 25. September verließ das 1. Bataillon des Regiments unter dem Major von Winning das Lager und wurde nebst einem öftreichischen und einem russischen Bataillon unter die Befehle des östreichischen Generals von Herzogenberg gestellt, um im Rücken der Armee die Polizei aufrecht zu erhalten. Dem General von Kleist war aufgegeben worden, ein LinienBataillon zu diesem Zweck auszuwählen , welches schwach sein könne, doch müsse sein Kommandeur besonders intelligent und befähigt sein , sich in schwierige Verhältniſſe zu ſchicken. Die Wahl fiel auf das schwache 1. Bataillon des Regiments und seinen intelligenten Kommandeur , den Major von Winning. Derselbe marschirte

am 25. September mit der 1. 2. und 4.

Kompagnie nach Laun, der Kapitain von Courbière mit der 3. Kompagnie nach Komothau. Schon am 28. September klagt der Major von Winning in einem Bericht an den Major von Schutter bitter über

die Verhältniſſe, in

welche er versezt sei. Verpflegung an Fleisch erhalte das Bataillon nicht, dies solle es nach Ansicht des Generals von Herzogenberg vom Regiment beziehen, was doch unmöglich ist. Der

östreichische

General

weigere sich

dem Bataillon solches anzuweisen, da er dazu nicht autorisirt sei. Das Bataillon stehe zur Zeit mit 2 Kompagnien in Bilin, mit 1 Kompagnie in Brür und mit 1 Kompagnie in Komothau. Die Gegend zwischen Bilin, Brür und Teplig sei von Traineurs und Erceßmachern zu reinigen , doch sei dies schwer. In Bilin z. B. befänden sich 5 russische Generale , eine Menge russischer Stabsoffiziere nebst einem Heer von Subalternen , die sich ohne einen Grund anzugeben, dort etablirt hätten. Tieselben sollten mit Manier und nach Umständen rücksichtlich ihrs Ranges fortgetrieben werden. Zu solcher Thätigkeit ſei ein Büreau von 6 Sekretairs und nebst einem ganzen InfanterieRegiment, 6 Escadrons nöthig. Die einzelne Kompagnien würden mit offener Ordre

von

dem östreichischen

General ohne Grund und Zweck hin und

her gesandt. Gegen die lezt aufgeführten Verhältnisse ließ sich Nichts thun. Der Mangel an Fleisch wurde nach mehrfacher Correspondenz endlich am 4. October gehoben und dasselbe für die Folge geliefert. Bei dem Vormarsch der Armee nach Leipzig und demnächst gegen den Rhein, folgte das 1. Bataillon allmählig, kompagnieweise durch den Genera-

-

76



von Herzogenberg auf verschiedenen Straßen dirigirt und gelangte bis Fulda, von wo es nach Erfurt zum Kleistschen Corps zurückkehrte und am 12. November in den Kantonnements vor diesem Plag eintraf. Das 2. und 3. Bataillon des Regiments verblieben noch bis zum 27. in den schon genannten Stellungen, am 28. September begann der Vormarsch der böhmischen Armee gegen Leipzig . Derselbe geschah im Brigade-Verbande, ohne daß ein Zuſammentreffen mit dem Feinde stattfand , es werden daher hier nur die Etappen, welche die Bivouakspläge bezeichnen , angeführt : 28. September Dur. 29. Tripschüß. 30.

" 1. October

Ruhe. Komothau.

Hier kamen die ersten Ersag -Mannschaften aus Schlesien an. Das Regiment erhielt: 1 Offizier , Lieutenant von Sacken II. und 150 Mann . Dieselben wurden den Kompagnieen des 2. und 3. Bataillons zugetheilt, je nachdem diese Verluste gehabt hatten . Am 2. October wurde der Marsch nach Krima fortgesegt : 3. October Weinburg bei Sebastiansberg. 4. Rückertswalde. "1 5. " Schneeberg.

6.

"

Nieder-Panig bei Zwickau.

Am 7. sollte der Feind aus Altenburg geworfen werden. Die 10. Brigade, mit der 11. unter dem General von Ziethen , brach Morgens 3 Uhr auf, marschirte durch Zwickau bis Gößniß , da der Feind Altenburg inzwischen geräumt hatte. Nach einem Ruhetag am 8. kam man am 9. bis WendischLeuba bei Altenburg. Am 10. October sollte Frohburg angegriffen werden , doch hielt der Feind wieder nicht Stand. Die 10. Brigade rückte daher nur bis in ein Bivouak bei Eschefeld. Hier befahl der General Graf Mittgenstein , dem das Corps von Kleist wieder untergeordnet war , für den 11. ein Mitwirken zum Angriff des bei Borna stehenden Feindes . Der General von Pirch verließ deshalb Abends 8 Uhr das Bivouak bei Eschefeld, marschirte in der Nacht durch Forna auf Lobstedt , wo die Frigade in der Straße bis zum Morgen des 11. October hielt, dann aber , da der Feind wieder abgezogen war, in ein Bivouak rückte, so daß Groß-Zoſſen vor der Front lag und auch am 12. hier verblieb. Am 13. Oktober führte der General von Ziethen die 10. und 11. Prigade , neben einander aufmarschirt , bis Espenheim , woselbst dieselben , um 1 Uhr angekommen, mit dem Rücken an ein Wäldchen das Bivouak bezogen.

77 Vor ihnen befanden sich Russische Truppen unter dem Prinzen Eugen son Würtemberg und dienten sie diesen zum Soutien. Hier wurde den Truppen das zwischen Oestreich und Baiern abgeschlossene Bündniß bekannt gemacht. Als der Kaiser Napoleon nach seinem erneuten vergeblichen Versuch auf die böhmische Armee nach dem 18. September , nach Dresden zurückkehrte, pochten die nimmermüden Vortruppen der schlesischen Armee schon wieder an die Thore Dresdens, weshalb der Kaiser seine ewig hin und her marſchirenden, ermüdeten Truppen zum dritten Male gegen den General von Blücher in den Tagen des 23. und 24. September vorführte ,

aber auch diesmal ohne

bessern Erfolg. Fast zu derselben Zeit ,

als die böhmische Armee von Teplig aus

auf

Leipzig abmarschirte , ging die schlesische Armee verdeckt die Elbe abwärts, erzwang am 3. October den Uebergang über die Elbe bei Wartenburg und dirigirte sich nach Düben an die Mulde. Die Folge dieses kühnen Marsches war, daß der Kaiser Napoleon in und bei Dresden eine Armee von 25 bis 30000 Mann zurücklaſſend , am 5. October auf Wurzen und Eilenburg manövrirte. Die Nordarmee stand zu dieser Zeit bei Deſſau und eine heranmarſchirende Russische Reserve- Armee unter dem General von Benningsen befand sich dicht vor Dresden. Was Dresden bisher für die Alliirten gewesen war, der Centralpunkt, nach dem gestrebt wurde, das war jegt Leipzig. Der Kreis um den Kaiser Napoleon schloß sich mit jedem Tage mehr, und um diesen zu sprengen, sah er es nochmals auf ſeinen größten Feind, den General von Blücher mit der schlesischen Armee ab , gegen den er am 11. October offensiv wurde und mit einzelnen Corps bis über Wittenberg und Aken hinaus vorstieß. Aber auch diesmal war es ein Luftstoß. Wieder alle Verbindung mit de . Heimath aufgebend, war die schlesische Armee an die Saale nach Halle gerückt und die Franzosen kehrten ermüdet durch die anstrengenden Märsche nach Leipzig zurück, gegen welchen Ort die Hauptarmee in stetem langsamen Vorrücken verblieb. In derselben befanden sich die beiden Bataillone des Regiments durch kleine Märsche nicht angestrengt und durch gute Verpflegung gekräftigt , in einer guten Verfassung. Das 2. Bataillon ward seit der Gefangennahme des Majors von Stengel durch den Kapitain von Diebitsch geführt, welcher laut Allerhöchster Kabinetsordre vom 8. September zum 5. Stabsoffizier des Regiments ernannt war. Das Offiziercorps hatte außer dem schon erwähnten Seconde-Lieutenant

78 von Sacken II, welcher dem 2. Bataillon zugetheilt wurde, folgenden Zuwachs erhalten : das 1. Bataillen : der Lieutenant von Ziemiegki , das 2. die Lieutenants von Pultkammer , von Holzs " schuher und Guder. Lezterer, Feldwebel der 8. Kompagnie , war in Folge seiner bei Culm bewie. senen Bravour zum Offizier ernannt worden.

das 3.

"

die Lieutenants Wundersiz und Kümpel.

Viele der bleſſirt gewesenen und erkrankten Offiziere und Mannschaften waren wieder genesen , so daß die beiden anwesenden Bataillone folgende Stärken hatten : 2. Bataillon : 13 Offiz. 46 Unteroff. 11 Spiell. 501 Gemeine. 11 3. 576 , 7 46 "1 11 Der König von Neapel , Joachim Mürat , welcher die Franzosen der böhmischen Armee gegenüber befehligte , zog sich in der Nacht zum 14. October auf die Linie Mark-Kleeberg , Wachau und Liebertwolkwig zurück. Seitens der Verbündeten ordnete der General Graf Wittgenstein für den 14. eine gewaltsame Recognoscirung an , die das Kavalleriegefecht bei Liebertwolkwig herbei führte, während die Infanterie des Prinzen Eugen von Würtemberg das Dorf Goſſa besezte. Hinter dieſem marſchirte die 10. Brigade an der Schäferei von Störmthal auf, ohne irgend einen Antheil an dem Gefecht zu nehmen. Nach beendetem Gefecht ging die 10. Brigade über den Göſel-Bach zurück und bezog auf dem rechten Flügel der 11. Brigade bei Seſtowig ein Bivouak, so daß ihr rechter Flügel an dies Dorf lehnte. Der 15. October war der Tag der Vorbereitung zu einer Hauptschlacht . Sowohl von französischer wie alliirter Seite näherten sich die Maſſen , wäh : rend sich die gegenseitigen Vorposten auf Kanonenschußweite gegenüber standen. Eine Proklamation des Fürſten Schwarzenberg machte Jedermann mit der Wichtigkeit der bevorstehenden Kämpfe bekannt und ward die Disposition für den 16. October , dem Tage des allgemeinen Angriffs der Verbündeten ausgegeben. Ehe diese jedoch bekannt war , hielt der russische General Graf Wittgenstein , welcher die in erster Linie stehenden Truppen befehligte , ſeinen rechten Flügel ,

östreichische Truppen

unter dem

General von Klenau

für gefährdet und befahl, daß der General von Ziethen mit der 10. und 11. Brigade denselben verstärken solle. Das Regiment brach deshalb gegen Mittag des 15. October in der Bri . gade aus dem Bivouak bei Sestowig auf und marschirte über Mägdeborn, Gölgen, Dreyskau, Delzschau und Belgershayn nach Köhra, als dem Punkte ihrer Bestimmung.

Daſelbſt

angekommen

fand man bereits

östreichische

-

79

Truppen, welche die Flanke hinlänglich deckten, weshalb beide Brigaden bei Belgershayn in ein Bivouak rückten. Der Angriff des Feindes sollte am 16. auf der Süd- und Westseite vonschlacht bei Leipzig durch die böhmische Armee , auf der Nordseite durch den General Leipzig. von Blücher erfolgen. Deftlich der Pleiße kommandirte der Graf Wittgenstein und ordnete derselbe an, daß : die 1. Kolonne : Ruſſen und die Preußische 12. Brigade Markklenberg und die Westseite von Wachau unter Führung des Generals von Kleist angreifen sollte ; dieselbe war reichlich mit Kavallerie versehen. Die 2. Kolonne ,

Prinz Eugen von Würtemberg ,

sollte von

Gülden-Goſſa aus , das Dorf Wachau auf der Oftseite angreifen. Die Preußische 9. Brigade war ihm zugetheilt. Die 3. Kolonne war beſtimmt, vom Universitätsholze aus , den Flecken " Liebertwolkwig auf der Westseite anzugreifen. Sie bestand aus den Truppen des Fürsten Gortschakoff und war die Preußische 10. Brigade ihnen als Soutien gestellt. Die 4. Kolonne endlich, Oestreicher unter dem General von Klenau , sollte Liebertwolkwig von der Ostseite angreifen. Ihr zum Soutien verblieb die 11. Preußische Brigade. Außerdem befand sich zwischen der 2. und 3. Kolonne die Kavallerie des Generals

Grafen Pahlen , meist Russische,

aber auch

einige Preußische

Regimenter. In Folge dieser Disposition erhielt die 10. Erigade in der Nacht zum 16. October den Befehl, nach Störmthal zu marſchiren, und brach sie dahin mit Tagesanbruch auf. Um 9 Uhr Morgens des 16. traf der General von Pirch zwischen Störmthal und dem Universitätsholze ein ,

um das 2. Treffen des russischen

Infanterie Corps unter dem Fürsten Gortschakoff zu formiren. Um diese Zeit war die 2. Kolonne vor Wachau bereits im higigen Gefecht. so daß nun auch der Fürst Gortschakoff antrat , unmittelbar gefolgt von der Brigade von Pirch. Die voran marschirenden Russen zogen sich , um sich Liebertwolkwig zu nähern , halbrechts ; gegen 10 Uhr war hierdurch die Intervalle

zu der 2. Kolonne des Prinzen von Würtemberg so ver-

größert, daß die Kavallerie des Grafen Pahlen die Lücke nicht mehr genügend füllte, weshalb die 10. Brigade links vorgezogen wurde, um den Raum ausfüllen zu helfen. Die beiden Bataillone des Regiments

standen in der Brigade im ersten

Treffen. Alsbald kamen

sie auch in den Wirkungsbereich der großen Latterie,

welche die Franzosen zwischen Wachau und Liebertwolkwig etablirt hatten.

- 80

-

Der General von Pirch sagt in seiner Relation über diese Periode der Schlacht: „Obgleich die Truppen-Abtheilungen der Brigade einen nicht unbedeutenden Verlust erlitten, so bin ich doch denselben das Zeugniß schuldig, daß alle ohne Ausnahme die rühmlichste Kontenance bewiesen . Das Vordringen des Feindes gegen die Höhen von Goſſa und eine rückgängige Bewegung des Fürsten Gortschakoff segten die Prigade in die ebenfalls zurückzugehen, um mit denselben in gleicher Die Bewegung wurde zum Theil im Kartätschfeuer des Feindes mit Ruhe, Pünktlichkeit und Ordnung ausgeführt und nachdem verschiedene Male Front gemacht worden war , so weit fortge:

Nothwendigkeit

Höhe zu bleiben.

segt , daß die Brigade sich zwischen dem Leipziger Univerſitätsholze und Gossa segte. Die Brigade erhielt um 2 Uhr Nachmittags vom Fürſten Gortschakoff den Befehl , das Leipziger Universitätsholz und Goſſa jedes mit einem Bataillon zu besegen und unter allen Umständen zu halten." Das Zurückgehen des Fürsten Gortschakoff , noch ehe er zum wirklichen Angriff von Liebertwolkwig geschritten war , wurde dadurch herbeigeführt, daß rechts von ihm die Truppen des Generals von Klenau durch die Franzosen ganz abgewiesen waren und links der Prinz von Würtem · berg , durch das furchtbare Artilleriefeuer ecraſirt, keine Fortschritte machte. Ihrerseits ergriffen nun die Franzosen die Offensive und drangen besonders gegen Goſſa und das Univerſitätsholz vor. Das Dorf Goffa oder Gülden- Goſſa liegt in einer Terrainſenkung und erstreckt sich von Osten nach Westen, so daß es seine breite lange Seite dem Feinde zukehrt. Der Län e nach ist dasselbe durch einen kleinen Bach getheilt, welcher im Dorfe sowie auch westlich desselben mehrere Teiche bildet .

Vor

dem Dorfe, nach dem Feinde zu befindet sich ein schmaler Wiesenstreifen und reicht derselbe östlich nicht weiter als das Dorf. Von Goſſa gegen Norden erhebt sich das Terrain allmählig zu

einer

Höhe und befand sich auf dieser eine große Batterie des Prinzen von Würtemberg. Das Universitätsholz ist fast 3000 Schritte von Gossa entfernt. Südlich Gossa liegt eine Höhe , von welcher die Monarchen den Gang der Schlacht verfolgten ; gedeckt hinter derselben standen die Russisch-Preußischen Garden in Reserve.

Der General von Pirch , die Wichtigkeit von Gossa erkennend , sandte dahin anstatt eines Bataillons das 2. Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments und die beiden Landwehr -Bataillone der Brigade. Der Oberst von Jajow wurde speciell mit der Vertheidigung des Dorfes betraut.

81

-

Nach dem Universitätsholze wurde das 3. Bataillon des Regiments unter dem Major von Wienskowski gesandt und dem Fürsten Gorts schakoff zur Disposition gestellt , welcher die nachdrückliche Vertheidigung dieſes Holzes übernahm ,

wogegen der General von Pirch den Rest seiner

Brigade zum Festhalten von Gossa verwenden sollte. Die dem General von Pirch noch verbleibenden drei Bataillone seiner Trigade wurden in der Nähe des östlichen Endes von Goſſa aufgestellt. Es ist schon erwähnt, daß die Franzosen, nachdem die Angriffe auf Wachau und Liebertwolkwig abgewiesen waren, ihrerseits offensiv wurden. Der erste Stoß wurde durch eine bedeutende Kavallerie-Masse ausgeführt, welche gerade auf die Batterien des Prinzen von Würtemberg auf der Höhe vor Goſſa anritt. Die Artillerie fuhr ab , die Infanterie wurde zum Theil übergeritten und im vollen Jagen näherten sich die Schaaren dem Westende von Goſſa, gerade zu auf die Stelle. reitend, wo sich die Monarchen aufhielten. Von hier aus gingen ihr die Leibkosacken des Kaisers Alexander , auf beiden Flügeln die vorhandene verbündete Reiterei entgegen,

und

ebenso

schnell als die Reitermassen gekommen waren , eilten sie auch wieder zurück. Doch ihnen waren von vornherein eine Anzahl Batterien gefolgt , dieselben waren auf den Höhen vor Goſſa aufgefahren und gleichzeitig vorgegangene feindliche Infanterie griff das Dorf selbst an. Die Nordlisiere von Goffa ging verloren,

der Feind

erreichte die Mitte

des Dorfs , da führte Oberst von Jagow persönlich das 1. Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments von Osten her in die Dorfstraße, nahm dadurch den Feind in die Flanke, die im Dorf fechtenden Bataillone gingen ebenfalls vor und der Feind mußte das Dorf wieder räumen . Der General von Pirch sagt in seiner Relation nun ferner : Der Besiz des Punktes von Gossa war von zu großer Wichtigkeit für den Feind , als daß ein zweiter noch heftigerer ängriff nicht mit Bestimmtheit hätte vorausgesehen werden können.

Ich ließ daher den

Fürsten Gortschakoff um Verstärkung bitten , indem ich nur noch 2 disponible Bataillone hatte. Der Feind beschoß Goſſa ſehr heftig und formirte bedeutende Maſſen zum Angriff. In diesem Augenblick langten zwei Kaiserlich-Russische-Bataillone von den Garde- Jägern bei mir an." Der General von Pirch stellte diese beiden Russischen Bataillone hinter Goſſa als Soutien auf. Das 2. Bataillon 7. Reserve - Regiments, bei dem sich der Major von Schutter aufhielt , wurde so neben Goſſa in Linie aufgestellt , daß seine Front die Nordlifiere des Dorfes rechts , also östlich verlängerte. Das Füſelier-Bataillon 2. Westp . Inf.-Rgts. wurde etwas

82



zurückgehalten und rechts , rückwärts des 2. Bataillons aufgestellt, um zu einer Attaque in der linken Flanke des Angreifers verwandt zu werden. Nach 4 Uhr erfolgte durch die französische Division Maison der erwartete Angriff mit großer Heftigkeit bis an und in das Dorf. Das Feuer aus der Lisiere des Dorfs , sowie das des 2. Bataillons des Regiments und darauffolgend der Angriff aller Truppentheile , auch jener beiden russischen Garde-Bataillone trafen wie der General von Pirch sagt : „in ihren Wirkungen ſo glücklich zuſammen, daß der Feind gänzlich über den Haufen geworfen wurde. Hätten wir Kavallerie bei der Hand gehabt, so würden mehrere Tausend Gefangene haben gemacht werden können, indem die feindlichen Massen sich gänzlich auflösten und in der größten Unordnung zurück eilten. Die Tirailleurs aller Bataillone verfolgten den Feind bis über die Höhen von Goffa hinaus." Der trübe regnerigte Tag beeilte das Eintreten der Dunkelheit. Die Stellung zur Nacht wurde eingenommen und die den Feind verfolgenden Schüßen zurückgerufen. Eine dichte Schüßenkette wurde einige hundert Schritte vor Goſſa vorgeschoben , hinter dieſen das 2. Bataillon des Regiments und das 1. Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie- Regiments aufgestellt. Die Liſierz des Dorfes ward nochmals durch eine Schüzenlinie der beiden Landwehr-Bataillone besegt, hinter welchen die Kolonnen

dieser Bataillone in der Dorfstraße

standen. Das Schloß, in der Mitte des Dorfs gelegen , wurde durch das 2 . Bataillon 2. Westp . Inf.-Rgts . besezt. Das Füselier-Bataillon dieſes Re . giments verblieb endlich am öftlichen Eingange von Goffa. Zahlreiche Ruſſiſche Reserven trafen zur Nacht hinter und neben Goſſa ein, während die Franzosen den Ort bis in die Nacht hinein mit Kugeln beschossen. In diesen Stellungen, ohne Feuer , ohne Lebensmittel bei strömendem Regen, das Gewehr im Arm , erwartete man hier den Anbruch des 17. October, einem Sonntage.

Das 3. Bataillon des Regiments, am Nachmittage des 16. im westlichen Theil des Universitätsholzes verwandt , blieb daselbst bis zum 17. Morgens unangefochten stehen ; um diese Zeit vereinigte es sich wieder mit der 10. Brigade , welche sowohl Goſſa als das Universitätsholz den Russen überließ und sich zwischen beiden aufstellte. Mit jeder verlaufenden Stunde glaubte man einem erneuerten Angriff des Feindes entgegentreten zu müssen , der sich auf den Höhen vor Goſſa in starken Massen formirte ,

doch blieb Alles ruhig in den Stellungen stehen

und nur Regen und Sturm waren unablässig bemüht , die Fatiguen der Truppen zu vermehren.

Das Ergebniß der Kämpfe am 16. war entschieden glücklich gewesen . Im Norden von Leipzig hatte die schlesische Armee einen entſchiedenen Sieg bei

83 Möckern erfochten ; im Süden hatte die böhmische Armee den forcirten Angriffen der Franzosen hartnäckig widerstanden und keinen Zoll breit Terrain eingebüßt. Im Laufe des 17. October war nun auf dem rechten Flügel der böhmischen Armee die Ruſſiſche Reserve- Armee des Generals von Benningsen angekommen , die böhmische Armee hatte sich auf dem rechten Pleiße-Ufer mehr concentrirt, besonders war die Hauptmasse der Destreicher, am 16. auf dem linken Pleiße Ufer verwandt, auf das rechte übergegangen und endlich wurde zwischen der Armee des Generals von Benningsen und der schlesischen Armee , wartet.

das Auftreten der Nordarmee des Kronprinzen von Schweden er-

So war der Kreis um Leipzig völlig geſchloſſen , innerhalb deſſen die französische Armee sich zu einem verzweifelten Widerstande gerüstet hatte. Aber auch bei den Alliirten wußte Jeder , daß von dem bevorstehenden Kampfe mehr abhing , als von jedem der vorhergehenden. Gehobenen Muthes wurden die Beschwerden des Wetters leicht ertragen und dem Tore furchtlos ins Antlig geschaut. Der Angriff auf Leipzig sollte in 6 großen Hauptkolonnen erfolgen. Die 9. , 10. und 12. Brigade unter dem General von Kleist befanden sich nebst den Wittgensteinschen Truppen und den Garden in der 2. Kolonne unter Befehl des Russischen Generals Barklay de Tolly. Sie sollte Wachau und Liebertwolkwig in der Front angreifen. Am 18. October Morgens 8 Uhr führte in Folge dessen der General von Pirch die 10. Brigade auf die Höhen von Goſſa und dann vorwärts auf Wachau, welches Dorf ebenso wie jene Höhen von den Franzosen verlassen waren. In der 10. Brigade standen die beiden Bataillone des Regiments auf dem linken Flügel des 1. Treffens. Links neben der 10. Brigade befand sich, als man vorwärts Wachau etwas hielt , die 9. Brigade und links vorwärts dieser der rechte Flügel der Oestreichischen 1. Kolonne. Aus Liebertwolkwig wurden zu dieser Zeit durch Wittgensteinsche Truppen 2 feindliche Bataillone und 2 Escadrons delogirt , welche , sich zurückziehend die Richtung auf die Schäferei Meusdorf nahmen. Dieselbe liegt in gerader Linie zwischen Wachau und Probstheida. Als die 10. Brigade mit der Direction auf Probstheida weiter avancirte, traf sie demnach auf diese Schäferet. Dieselbe war kurz vorher von den Oestreichern unter dem Feldzeugmeister Colloredo leicht besegt worden. Ehe die 10. Brigade , die Schügen des 1. Treffens vor der Front , bei derselben anlangte , wurden die Oestreicher in der Schäferei von jenem er wähnten Detaſchement feindlicher Truppen , welches sich von Liebertwolkwig abzog , plöglich und überraschend angegriffen und delogirt.

84 Die beiden feindlichen Escadrons ritten dabei im Galopp auf die rechte Flanke einer ,

auf dem rechten Flügel stehenden Oestreichischen Batterie an,

welche sich mit Kartätschen gegen diesen Angriff wehrte, aber ohne Bedeckung demselben wahrscheinlich erlegen wäre , hätte sie nicht unerwartete Hülfe erhalten. Der Kapitain von Schouler , auf dem linken Flügel der 10. Brigade, befand sich mit den Schügen vom 3. Bataillon des Regiments in der Nähe, sammelte dieselben schnell , führte sie geschlossen mit Hurrah auf der freien Ebene der feindlichen Kavallerie entgegen und wies diese unter großem Verluste zurück. Feldzeugmeister Colloredo kam selbst zum Kapitain von Schouler herangeritten, um sich nach dem Namen dieſes Offiziers zu erkundigen. In seiner Relation ſagt dieser General : » Und da man sich schon in der Nähe der Preußischen 10. Brigade befand , so eilte Kapitain Schouler vom 7. Preußischen ReserveRegimente mit der ersten Division herbei, fiel diese attaquirenden Fran, zosen mit seltener Entſchloſſenheit auf freiem Felde im Sturmſchritt an und wies sie mit großem Verluste zurück.“ Der General von Pirch disponirte nun , daß das Füselier-Bataillon 2. Westp . Inf. Rgts. die Schäferei Meusdorf rechts umgehen, ein ihm zugetheiltes russisches Ulanen-Regiment dasselbe links ausführen sollte, während die Brigade selbst in Front gegen dieselbe vorging , wobei das 2. Bataillon des Regiments unmittelbar auf die Gebäude der Schäferei stieß. Der Feind hatte dieſelben in Eile beſeßt und westlich. daneben geſchloſſene Infanterie aufgestellt. Das avancirende 2. Bataillon erhielt ein scharfes Infanterie-Feuer , dem Major von Diebitsch ward sein Pferd unter dem Leibe erschoffen , man erlitt empfindlichen Verlust , doch stockte der Angriff keinen Augenblick. Kurz ehe das Bataillen mit dem Bajonet einbrach , verließ der Feind die Schäferei und zog sich durch die Schüßen verfolgt , eilig auf Probstheida ab . Kapitain von Schouler , die Schüßen des 3. Bataillons ebenfalls zum Sturm führend , war bleſſirt worden , weshalb für die Folge Lieutenant von Lippe dieselben führte und dem abziehenden Feinde dicht auf folgte. Links neben der 10. Brigade befanden sich nun die schon oft erwähnten Oestreicher , speciel das Regiment Devaur und in gleicher Höhe mit dieſen rückte die Brigade auf Probstheida vor. Die 9. Brigade , hierdurch aus der 1. Linie ausgedrängt , segte sich hinter die 10. und 12. Brigade. Leztere befand sich auf dem rechten Flügel der erstgenannten. Es war 10 Uhr vorbei und Angesichts von Probstheida wurde bis 2 Uhr auf höhern Befehl gehalten.

87

--

Bei dem Vorrücken der Brigade von der Schäferei Meusdorf aus , hatte der linke Flügel derselben , unweit dieser Schäferei , ein Wäldchen liegen lassen , welches festzuhalten der General von Pirch für nothwendig hielt. Der Major von Wienskowski erhielt deshalb den Befehl mit dem 3. Bataillon des Regiments in demselben stehen zu bleiben. Die Schüßen dieses Bataillons unter dem Lieutenant von Lippe befanden sich, wie schon erwähnt , vor der Front der Brigade und verblieben auch daselbst , als das Bataillon detaschirt wurde. Der Feind hatte, da er nach allen Richtungen um Leipzig Front machen . mußte , einen kleinern Bogen als am 16. zu seiner Aufstellung gewählt. Seine Front führte von naundorf.

Connewig nach Probstheida und von hier nach Zwei-

Probstheida , der scharf vorspringende Winkel dieser Stellung ,

war besonders stark besegt. Später , als Zweinaundorf verloren ging , bog fich die Stellung von Probstheida auf Stötterig zurück. Das Dorf Probstheida kehrte seine Breitſeite gerade der 10. Brigade zu . In der Mitte derselben befand sich ein Ausgang.

Es erstreckt sich im allge-

meinen als ein Rechteck von Osten nach Westen , so daß die 10. Brigade der südlichen Liftere gegenüber stand . Seiner ganzen Länge nach , ist dasselbe durch eine an 50 Schritt breite Dorfstraße getheilt. Diese , sowie die Lisieren. sind durch 4 bis 6 Fuß hohe Lehmmauern eingefaßt. Der Feind hatte diese Mauern dicht mit Tirailleurs besegt , durch die Mauern der Häuser , in die Dächer u. s. w. Schießscharten gebrochen , kurz das Dorf zu einer hartnäckigen Vertheidigung eingerichtet. Westlich neben demselben stand eine große feindliche Batterie und vor dem Ausgange in der Mitte des Dorfes waren mehrere feindliche Geschüße aufgefahren. Es ist schon weiter oben gesagt , daß die 10. Brigade längere Zeit dem Dorfe Probstheida gegenüberſtand. In dieser Zeit durchritten Ihre Majestäten der König und der Kaiser von Rußland , das heftige Artilleriefeuer nicht achtend , die Brigade und sprachen ermunternde Worte zu jedem der in Kolonne stehenden Bataillone. Die diesseitige Artillerie hatte vergeblich versucht , die feindlichen Batterien zum Schweigen zu bringen und ebenso nuglos ihre Kugeln gegen die Umfaſſungsmauern des Dorfes verschoffen.

Bei Steinmauern würde es gewiß

gelungen sein , dieſelben an einzelnen Stellen niederzulegen , durch die LehmWände schlugen die Kugeln durch und die Mauern blieben stehen. Als endlich die Batterie vor dem mittelsten Ausgang des Dorfes verſtummte, die 10. Brigade den Befehl erhalten hatte , das Dorf auf der Breitſeite , die 12. dagegen auf der schmalen Ostseite anzugreifen , befahl General von Pirch den Angriff. 7

*

-

88

Voran waren die Schüßen des 3. Bataillons des Regiments und die des Füselier-Bataillons 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments . Diesen folgten unmittelbar die beiden Bataillone 9. schlesischen Landwehr-Regiments, zuſam men 950 Mann stark, und schließlich die übrige Brigade. Die voran eilenden Schüßen , unter den Lieutenants von Lippe und von Oheimb erreichten vor dem Dorf 3 Kanonen der hier postirt gewese, nen und zum

Schweigen gebrachten feindlichen Batterie , ehe diese in die

Dorfstraße abfahren konnten und nahmen dieselben in Gemeinschaft mit den Schüßen des Füselier Bataillons 2. Westpr. Inf. -Ngts. Da man sich aber unmittelbar vor der besezten Lisiere des Dorfes befand, war die Aufmerksamkeit Aller auf die Wegnahme derselben gerichtet.

Die

Geschüße wurden einer herbei geeilten Abtheilung russischer Huſaren überge. ben und hat dieser Truppentheil sie leider , als von sich genommen , fortge. führt und abgeliefert. Von der Lehmmauer herab empfing die Schügen und die herangekommenen Landwehren ein starkes Feuer , doch hielt dies nicht ab , die Mauern zu übersteigen und den wüthend hartnäckigen Feind zurück zu treiben. Mit welcher Bravour man angriff, mit welcher Hartnäckigkeit die Fran zosen sich vertheidigten , zeigt schon dies eine Beispiel: Der Musketier Kleinert ter 11.

Kompagnie überkletterte mit vielen

Andern die Mauer , an deren Fuß die Franzosen die Vertheidigung førtſegten, sprang mitten unter fie und stieß ihren Offizier , einen feindlichen Kapitain nieder , welcher nicht wich. Mit dem Kleinert als besonders brav und als die Ersten bei Erkletterung der besezten Mauer sind folgende Tirailleurs genannt , deren Namen eine solche Aufzeichnung verdienen : Musket. Nachtigall. Unteroff. Böhm.

Hornist

Dehmel.

Musket. Zeisler. Lista. " "1

Bubst. Knobloch.

Schnabel. Unteroff. Hensel. Neldner.

Musket. Hensel. "1

Langner.

11 "I

Gabriel.

Bentsch.

Unteroff. Schulz. Sarmus. "

. "

Strehlo. Siersmann.

Musket. Spaar.

" "

Wielsemann und Gärtner.

" "

Klose. Schneider.

"

Frenzel.

Gleich brav fochten die Landwehren.

In der Beschreibung der nächſten

Kampfmomente folgen wir deshalb dem Bericht des Major von Troschke 9. schlesischen Landwehr-Regiments , welcher das Regiment führte , nachdem am 16. October Major von Below gefallen war.

89 Es heißt darin : Das Regiment übersteigt die Mauern im heftigsten Feuer ; ein anderer Theil desselben forcirt eine schmale Thür und defilirt durch dieselbe in Reihen tros des mörderischen Feuers , welches der Feind von allen Seiten auf diese enge Paſſage macht. Der Feind wird vertrieben , jede Hand breit Terrain verzweifelnd vertheidigend und bis auf die breite Dorfstraße zurückgedrängt. Die dort aufgestellten Kolonnen werden nach mörderischem Kampfe geworfen und durch die auf der andern Seite des Dorfes gleichfalls befeßten Häuser , Gärten und Lehmmauern getrieben, welche sich endlich geschlagen über das Feld mit der Flucht nach dem in Echlachtordnung aufgestellten ersten Treffen cer feindlichen Armee retten. Ungesäumt detaſchirte aber diese 5 frische Kolonnen zur Wiedernahme des Dorfs.

Das Regiment agirt eine Defensive , vertheidigt sich mit

größter Entschloffenheit und zieht sich , weil es kein Soutien erhält bis auf den großen Torfweg Schritt vor Schritt zurück. Endlich trifft Sueurs ein und das Gefecht erreicht seinen blutigsten Standpunkt. " Soweit dieser Bericht , welcher ebenso die Thätigkeit

der schon mehrfach

genannten Schüßen angiebt , da dieselben mit den Landwehren völlig unters mischt fochten.

Während dieser Zeit war der General von Pirch mit den

ihm noch verbleibenden 4 Bataillonen seiner Brigade an das Dorf herangegangen, um sie hier dem Feuer der neben Probstheida stehenden feindlichen Batterie zu entziehen. Es traf dies mit dem Augenblick zusammen , wo das Dorf momentan genommen war. Wie schon erwähnt , standen hinter Probstheida bedeutende Infanterie-Massen , von denen 5 Bataillone vorgingen , um das Dorf wiererzunehmen. Außerdem umgingen zwei feindliche Bataillone das Dorf westlich und avancirten längs der Südliftere deffelben gegen den General von Birch und seine 4 Bataillone. Das diesem Angriff zunächst stehende 2. Bataillon 2. Westpr. Inf.-Rgts. ') wurde ihm entgegengesandt.

Im Verein mit den Kartätſchen einer in der

Nähe stehenden Batterie wurden die feindlichen Bataillone zum Umdrehen gezwungen , das 2. Bataillon 2. Westpr. Inf. Rgts . folgte ihnen , kam dann aber in den Kartätschenbereich der großen Batterie westlich Probstheida und erlitt binnen wenigen Minuten

einen solchen Verlust , daß das Bataillon

völlig zersprengt wurde. Die übrigen Bataillone der Brigade überkletterten nun die Lehmmauern der Südliſiere und unterſtügten das Gefecht der Schügen und Landwehren in dem Augenblick, als diese die Dorfstraße passirt hatten.

Alle Anstrengungen dieser frischen Bataillone, mit ihnen die des 2. Batail-

1) Dasselbe scheint das linke Flügelbataillon des 2. Treffens gewesen zu ſein.

90 . lons des Regiments die Dorfstraße wieder zu überschreiten, blieben vergeblich, wenigstens hatten sie kein nachhaltiges Resultat. Probstheida war eine Hölle, wenn Feuer und wieder Feuer die Hölle ausmachen.

Diesseits stand der enthusiastisch bis zur gänzlichen Selbstver läugnung gesteigerte Muth des Siegenwollens, gegenüber der ganze soldatiſche Stolz einer sonst sieggewohnten Armee, die endlich unterliegend, eher ſterben als feige fliehen wollte. Ebenso wie die 10. Brigade , kämpfte am Ostende des Dorfes ,

voran

ihr ritterlicher Prinz, die 12. Brigade. Der Feind nährte das Gefecht mit ſo bedeutenden Kräften , daß eingeſehen wurde, die dieſſeitigen Truppen seien unzureichend. Es wurde der Befehl gegeben, Probstheida zu räumen. „ Daſſelbe geschah“, sagt General von Pirch in seiner Relation : „mit Ruhe und Ordnung und mit der Pünktlichkeit wie auf dem Ererzierplag. “ Die 10. Brigade ging, aufgenommen durch die 9. hinter dieſelbe zurück und blieb etwa 600 Schritt von Probstheida stehen, bis es ganz dunkel ge. worden war. Alsdann ging fie im Verein mit der 9. und 12. Brigade um weitere 600 Schritt zurück und brachte zwischen beiden, die 9. links, die 12. rechts von ihr, die Nacht zum 19. October zu. Wieder war eine dichte Tirailleur, kette vor der Front die Deckung gegen den Feind. Noch vor Einbruch der Nacht wurde das 3. Bataillon des Regiments zur Brigade herangezogen, so daß diese wieder vereint war. Die lange Nacht zum 19. October verging , wenn auch wieder ohne Nahrung und Feuer ruhig. Mit dem ersten Tagesgrauen am 19. ging das Füselier-Bataillon des 2. Westp. Infanterie-Regiments und das 3. Bataillon des Regiments

zur Recognoscirung von Probstheida vor. Das Dorf

war von den Franzosen verlaſſen. Die durch dasselbe ſtreifenden Schüßen fanden an mehreren Stellen frisch umgegrabene Erde und als man den Grund hiervon zu erforschen suchte, entdeckte man Karonenröhre, welche der Feind auf diese Weise hatte retten wollen, da wahrscheinlich die Bespannung gefehlt hatte, um sie fortschaffen zu können. Die Brigade folgte den vorangegangenen Bataillonen. Diese stießen zuerst bei Stötterig und dann bei der Tabaksmühle auf den Feind, doch verließ derselbe alle Stellungen und zog sich auf Leipzig zurück. An der Tabaksmühle, an der Stelle , von welcher der Kaiser Napoleon am 18. die Schlacht geleitet hatte, hielt die Brigade mit den andern des Kleistschen Corps.

Die Monarchen erschienen und erhielt die 10. Brigade lobende Anerkennung für ihr rühmliches Betragen am 18. aus dem Munde Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm III.

-

91

Der Feind hatte sich auf die Vertheidigung der Stadt Leipzig beschränkt, um, diese festhaltend , seinen Rückzug zu bewirken, aber auch diese wurde am Morgen des 19. hauptsächlich durch das 3. Preußische Armee Corps von Bülow gestürmt und dadurch die Auflösung der französischen Armee beschleunigt. Als die Stadt genommen war,, rückte Nachmittag des 19. October die 10. Brigade bis an dieselbe und bezog dicht am Peters Thore das Bivouak. 15,000 Tødte, 23,000 Blessirte , 15,000 Gefangene, 300 Geschüge und 900 Munitionswagen, welche man dem Feinde abgenommen hatte, waren die Resultate dieser mehrtägigen Blutarbeit. 21 Generale, 1,793 Offiziere, 44,990 Unteroffiziere und Soldaten waren Seitens der Alliirten todt oder blessirt, doch die Stimmung war zu gehoben, die Größe des gewonnenen Sieges leuchtete zu sehr in die Augen , um nur an die Verluste zu denken, so groß sie auch sein mochten.

Das Regiment verlor , Am 16. October; Das 2. Bataillon : Tødt:

1 Offizier 1 Unteroffizier 1 Gemeine. 1 12 "/ "1 Blesfirt : 1 11 1 11 " " Vermißt : Summa : 2

"/

2

"/

14

Stabskapitain von Reisewiß war durch eine Kanonenkugel getödtet ; Seconde-Lieutenant von Sacken II. war bleſſirt und wurde auch vermißt. Das 3. Bataillon hatte am 16. October nur 5 bleſſirte Gemeine, da es meist im Universitätsholze gedeckt stand. Am 18. October; Das 2. Bataillon : - Offizier 1 Unteroffizier 1) 8 Gemeine. Todt: 5 59 " H " Blessirt: 3 1 Vermißt : 11 " Summa: 3

"

7

"/

67

"

Premier-Lieutenant von Langendorf wurde in Probstheida schwer blessirt und starb einige Tage darauf. Lieutenant von Holzschuher wurde als Echüßenoffizier bedeutend verwundet; verließ aber das Gefecht nicht. Lieutenant von Sad wurde blessirt.

*) Es war dies der für die Schlacht bei Culm mit dem Kreuz dekorirte Unteroffizier Hubert der 7. Kompagnie.

-

92

Das 3. Bataillon : ― Todt:

Blessirt:

Offizier - Unteroffizier 4 Gemeine. 85 7 " " " 1

Summa : 1 Blessirt war

"

7

wie schon erwähnt

"

89

der Kapitain von

17 Schouler. Die

blessirten Gemeinen gehörten fast ausschließlich den Schüßenzügen an und da dieselben kaum 190 Manu stark sein konnten, ehe sie in das Gefecht gingen, so ist über die Hälfte der Stärke außer Gefecht gesegt worden. ' ) In Folge der Belohnungs-Vorschläge für die Schlachten bei Leipzig erfolgte unter dem 8. Dezember 1813 die Verleihung folgender Ehrenzeichen : Das eiserne Kreuz 1. Klasse : An den

Major von Schutter

unter gleichzeitiger Ernennung zum

Oberft-Lieutenant und an den Major von Wiensko w s fi. Das Kreuz 2. Klasse erhielten : Vom 2. Bataillon : Die Lieutenants von Sack und von Langendorf.

Leztere war schon

längst bestattet, als diese Ehre ihm zu Theil wurde, doch auch im Grabe ziert sie ihn. Vom 3. Bataillon : Kapitain von Schouler , die Lieutenants von Lippe und von Oheimb , der Feldwebel Skorka der 10. Kompagnie 2) und der Gemeine Kleinert der 11. Kompagnie. Außerdem erhielten an demselben Tage beide Bataillone 12 Kreuze 2. Klasse, welche durch die Wahl auf folgende Personen fielen : Vom 2. Bataillon : Die Unteroffiziere Geldner und Bley der 5. , Krüger der 6., Barth der 7. , Keller und Gabel der 8. , sowie die Gemeinen Stillich , Ludwig und Reichel der 7. Kompagnie. Vom 3. Bataillon : Unteroffizier Strehlow der 11., Hornist Dehmel der 9. und der Gemeine Langner der 12. Kompagnie. Belobt wurden außerdem Major von Diebitsch , Lieutenant von Holzschuher und der Stabs-Kapitain von Prizelwiß. Lehterer gehörte dem 1. Bataillon an, war aber bei der Detaschirung dieses Bataillons als

1) Die beiden Landwehrbataillone gingen mit 950 Mann in das Gefecht und verließen dasselbe mit 460 Köpfen. 2) Der Feldwebel Skorka kam gleich dem Lieutenant von Langendorf , nie in den Besiz des Kreuzes, da er bereits am 22. November 1813 am Nervenfieber starb. In Probstheida mit der Führung eines Tirailleurzuges betraut, zeichnete er sich durch hohe Bravour aus. Mehrere Male blessirt, verließ er das Gefecht nicht, sondern hartte bis an das Ende aus. Im Lazareth erlag er dem, zu seinen Bleſſuren getretenen Lazarethfileber.

93 Rechnungsführer des Regiments bei der Verson des Regiments-Kommandeurs verblieben und übernahm während der Schlacht die Führung der 5. Kompagnie. Hierbei zeichnete er sich durch hohen Muth und Ruhe vortheilhaft aus. Eine erneute Eingabe des Oberst-Lieutenant von Schutter

hatte zur

Folge, daß Sr. Majestät der König unter dem 30. Mai 1814 dem Major von Diebitſch, dem Stabs-Kapitain von Prißel wiß und dem Secondes Lieutenant von Holzschuher das Kreuz nachträglich für die Schlacht bei Leipzig Allergnädigst bewilligte. Am 20. October begann die Verfolgung der französischen Armee in zwei großen Kolonnen. Das Corps von Kleist , zur 1. Kolonne gehörig , mar scirte im Gros derselben und bivouakirte das 2. und 3. Bataillon des Regiments im Brigade-Verbande : am 20. bei Pulger

"

Stöffen

"/ 23.

Naumburg nachdem Kösen passirt war, bei Cromsdorf. In diesem Bivouak

21. " " 22. "

betrug die Dienſtſtärke : des 2. Bataillons : 8 Offiz. , 37 Üntoff., 11 Sp¤. , 420 Gem. , 2 Chirg. 482 3 6 11 39 " " 3. " " " "1 Am 24. verließ die 10. Brigade die große Straße, trennte sich vom Corps bei Graberndorf, um zur Avantgarde des russischen Generals von Pahlen zu stoßen. Sie bivouatirte bei Hopfgarten , vereinigte sich am 25. mit den Truppen des Generals von Pahlen und marschirte bis Körpsleben, woselbst in einer Stellung Vorposten ausgefegt wurden. Am 26. October führte der General von Pirch die Brigade auf den Galgen Berg bei Erfurth und nach einem Halt von einigen Stunden über St. Viti Gispersleben nach Trächtelborn, wo bivouakirt wurde. Die Brigade hatte somit Erfurth rechts umgangen und segte den Marsch am 27. nach Gotha fort, als sie unterwegs den Befehl erzielt, nach Erfurth umzukehren , da das 2. Preußische Armee - Corps und die Truppen des Generals von Wittgenstein bestimmt waren , das wohl befestigte und wohbesegte Erfurth einzuschließen. Einige Tage später marſchirte auch das legtere dem Rhein zu , so daß dem Kleistſchen Corps allein die Einschließung des Plages verblieb. Der 10. Brigade war als Einschließungsrayon der Raum nördlich von Blolade von Erfurth angewiesen. Rechts von ihr , also westlich der Festung stand die 11.Erfurth. und links und öftlich des Plages die 9. Brigade.

Südlich von Erfurth war

die 12. Brigade aufgestellt. Die 10. Brigade stellte sich auf beiden Ufern der durch Erfürth und gegen Norden weiter fließenden Gera auf. Das 2. Westpreußische Infanterie- Regiment bezog mit dem 1. und 2. Bataillon das Dorf Viti-Gispersleben auf

94 dem rechten Ufer der Gera ,

-

das 7. Reserve - Regiment mit dem 2. und

3. Bataillon das gegenüber auf dem linken Ufer liegende Kiliani Gispersleben. Als vorgeschobene Posten befand sich auf dem rechten Ufer das FüselierBataillon 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments im Dorf Ilversgehofen, auf dem linken Ufer 2 Kompagnien des 3. Bataillons des Regiments unter dem Kapitain von Schachtmayer in Marbach. Zur Kommunikation zwi schen beiden Posten wurde neben einer Fuhrt durch die Gera eine Laufbrücke erbaut und in der Nähe derselben in einem kleinen Gehölz allnächtlich 1 Unteroffizier 50 Mann als Piket Seitens des Regiments aufgestellt. Marbach selbst sicherte sich durch eine gegen die Festung vorgeschobene Unteroffizier Feldwache , welche links mit dem vor Ilversgehofen in der Papiers mühle stehenden Posten, rechts mit einer Wache der 11. Brigade Verbindung erhielt. In Marbach selbst, dem Soutien dieser Wache verblieb die Mannschaft in Allarmhäuſern. In Ilversgehofen ,

welches langgestreckt neben der Gera liegt, waren die

Verhältnisse schwieriger, da einmal die äußersten Posten bis auf 600 Schritt an die Festung reichten ,

andererseits die in 7 Allarmhäusern untergebrachte

Mannschaft angewiesen war , sich im Fall eines Rückzuges über die erwähnte Laufbrücke und auf das daselbst aufgestellte Piket zurückzuziehen. In den ersten Tagen des November wurden Faschinen und Schanzkörbe angefertigt.

Die dabei verwandten Arbeiter der Bataillone erhielten täglich

eine Vergütigung von 2 gGr. Es lag in der Absicht , mit diesem Material Batterien zu erbauen und die Festung aus angekommenen schweren östreichischen Geschüßen zu bombardiren. Am 5. November

Morgens mit Tagesanbruch wurde plöglich Allårm

geschlagen. Der Feind hatte das Dorf Ilversgehofen überfallen und Anfangs einige Vortheile erlangt. Die Brigade sammelte sich bei Kiliani-Gispersleben, rückte aber bald wieder in die Quartiere, da das Füselier-Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments nach der wieder zurückgetreiben hatte.

ersten Ueberraschung den Feind

Abends 6 Uhr desselben Tages, als die Dämmerung einbrach, rückten die Bataillone des Regiments wieder aus und marschirten gegen die Festung vor, um den Bau mehrerer schwerer Wurfbatterien zu decken, welche auf dem linken Gera-Ufer gebaut werden sollten. Als dieser Vau am Morgen des 6. November beendet war, wurden die denselben gedeckt habenden Truppen etwas zurückgezogen und als Bedeckung dieser Batterien aufgestellt.

Das 2. Bataillon und die nicht in Marbach stehenden 2 Kompagnien des 3. Bataillons wurden hinter einer Höhe am linken Gera-Ufer geführt, so daß Ilversgehofen links neben ihnen lag. Um 6 Uhr Morgens begann das Boms

95

-

bardement , welches hauptsächlich gegen den Petersberg und die Chriaksburg gerichtet war, um die dort aufgehäuften Vorräthe der Besagung zu zerstören. Gleich nach den ersten ,

bei starkem Nebel abgegebenen Würfen, gingen

mehrere Feuer in den genannten Werken auf , auch in der Stadt brannte es an mehreren Stellen und das Feuer des Feindes , welches anfangs lebhaft war, wurde in Folge dieser Brände schwächer und verstummte endlich ganz. Am 7. Morgens rückten die Bataillone wieder in die Quartiere. Der in Erfurth kommandirende Divisions- General d'Alton suchte einen 48stündigen Waffenstillstand nach , welcher bewilligt und dann bis zum 20. November verlängert wurde. Während dieser Zeit rückte der Major von Wienskowski mit den beiden Kompagnien des 3. Bataillons am 8. von Kiliani- Gispersleben nach Marbach, so daß das Bataillon in diesem Ort vereinigt blieb. Am 12. November traf, wie schon Seite 76 erwähnt wurde , Major von Winning mit dem 1. Bataillon des Regiments vor Erfurth ein und quartirte ebenfalls nach Kiliani- Gispersleben. Am 20. November begannen die Feindseligkeiten gegen die Festung von Da die Beſegung des Dorfes Ilversgehofen als dem der Festung Posten , zumal bei der steigenden Kälte die meisten Anliegendem zunächst strengungen erforderte, so wurde das darin befindliche Bataillon von Zeit zu Neuem.

Vom 22. bis 28. November hielt das 1. Bataillon diesen Posten besezt. Es wurde vom 2. Bataillon des Regiments abgelöst und verblieb dies daselbst bis zum 1. Dezember. Am 7. Dezember ging das Bataillon

Zeit abgelöst.

von Winning wieder nach Ilversgehofen und weilte dort bis zum 16. Dezember. Schon seit Ende November waren täglich 2000 Arbeiter beschäftigt , Be Lagerungsmaterialien zu fertigen,

da man bald hoffte,

die wirkliche Belage

rung des Plages beginnen zu können. Endlich , am 20. Dezember , nachdem diese Arbeiten weiter vorgeschritten weren , fand sich der feindliche General d'Alton ,

gegenüber der Unmöglichkeit , mit seiner geschwächten Besagung

den weitläuftigen Plag zu vertheidigen, bereit, denselben aufzugeben. Zufolge eines Vertrages sollte die Stadt am 6. Januar 1814 geräumt werden , die Besagung sich in den Petersberg und die Cyriaksburg zurückziehen und bis zu diesem Tage Waffenruhe stattfinden. Tags zuvor , am 19. Dezember, war das 3. Bataillon des Regiments von Marbach nach Tiefenthal zurückgezogen und am 23. Dezember erhielt die 10 . Brigade Lefehl, in der Gegend von Mühlhausen Kantonirungen zu beziehen.

96 Am 24. wurde der Marsch dahin über Gräfentonna angetreten und am 1 . Weihnachtsfeiertage bei Mühlhausen folgende Kantonnements bezogen : 1. Bataillon Ober-Dorla. 2.

3.

Nieder-Dorla und Langula.

" 17

Groß- und Alt Gottern.

Es war dies eine Weihnachtsfreude für das Regiment , wie sie in Anbetracht der Verhältnisse vor Erfurth nicht schöner gewünscht werden konnte, denn der Tod in seiner schrecklichsten Gestalt ,

in der epidemisch und rapid

verlaufenden typhösen Krankheit hatte dem Regiment zahlreiche brave Soldaten entriſſen und einen ſo zerſegenden Einfluß ausgeübt , daß dieſer Kantonnementswechsel und mit ihm die Hoffnung auf eine Verminderung der Kranken die schönste Festfeier war. In den Monaten August ,

September und Oktober

an fortwährende

Märsche und Strapazen des Körpers und an Abwechselung sowie Anregung des Geistes gewöhnt , trat während der verflossenen 8 Wochen vor Erfurth plöglich der sich immer gleichbleibende , körperlich durch den starken Wacht. dienst ermüdende und geistig eintönende Dienst vor einer blockirten Festung an die Truppen heran. Hierzu kam die schon höchst dürftig gewordene Bekleis dung , die wechselnde Temperatur des Herbstes , eine unzureichende schlechte Verpflegung und der Mangel an Holz , welche legtère Uebelstände troß der vielfachen Beschwerden der Vorgesezten , selbst des Brigade-Chefs , Generals von Pirch nicht abzustellen waren , so daß Zustände eintraten , wie sie nicht beſſer geschildert werden können , als es der folgende Brief des Oberstlieutenants von Schutter an den General von Pirch vom 17. Dezember thut. In demselben heißt es unter Andern :

„ Das 3. Bataillon hat in Marbach so wenig Gesunde , daß die Leute , welche Morgens von Piket und Felowache abkommen , des Abends wieder aufziehen müssen. Das Bataillon hat vidi Rapport 230 Kranke , die Einwohner in Marbach sind meist alle krank. Die Nervenfieber sind epidemisch.

Dazu

kommt , daß außer dem Bataillons - Chirurg nur 1 Kompagnie- Chirurg gesund ist ; es fehlt ebenso an medizinischer Pflege , wie an gefunden Nahrungsmitteln. Gemüse und

Das Brod ist schlecht und nie genug ; häufig fehlt

ranntwein , gestern und heut fehlt das Fleisch.

Eine Ablösung des 3. Bataillons durch das 1. oder 2. Bataillon ist nicht gut möglich , da diese Ilversgehofen abwechselnd befeßen , außerdem selbst viele Kranke haben ; das 2. Bataillon hat 190 , das 1. ſehr schwache Bataillon nahe an 100. Der gänzliche Mangel an Geld trägt viel dazu bei. Der Soldat kann sich Nichts kaufen , er bat Hunger und verschlingt Alles , was ihm nur eßbar erscheint. “

97

-

Diesem Briefe angeschlossen war folgender Rapport des 3. Bataillons vom 17. Dezember 1813.

Soll stark sein:

Krant

im Lazareth im Revier

absens Kommandirt :



2

19 Offiz. 60 Untoff. 13 Spiell. 728 Gem. 4 Chir. 1 97 6 " " 2 п 糖 6 133 " " " " # 10 # " 7 6 " " " " "1 134 2 " "! H " "

Blessirt:

1

1 "

Manquiren :

5

" "

11

Effectiv : Rekruten :

"

11 "

"

"

I

Gefangen pp .:

33

"

10

"

305

43

" "

"/

728

"

" "



" "

Cumma :

19

"

60

M

13

Als Blessirt ist geführt : Lieutenant von Pakisch und von

4

"

Scheliha ;

als gefangen : Kapitain von Suter. Die beiden legteren , ehedem beim 2. Bataillon waren hierher versezt worden. In Folge des voranstehenden Briefes erfolgte die schon erwähnte Umquartirung des 3. Bataillons von Marbach nach Tiefenthal. In Marbach starben von den Revierkranken 4 Gemeine. In Tiefenthal

erlagen in den Tagen vom 19. bis 24. Dezember 10

Gemeine , ohne daß Zeit vorhanden gewesen wäre , die Kranken in ein Lazareth zu bringen. In den Lazarethen zu Weimar , Mühlhausen, Sömmerda, Heiligenstädt , Weissensee und Tennstädt starben allein vom 3. Bataillon 6 Unteroff. 58 Gemeine , so daß dies Bataillon in den Monaten November und Dezember einen Abgang von 78 Köpfen hatte. Die Krankenzahl des Regiments stieg bis in den Januar 1814 hinein und erreichte die Höhe von 5 Offiz. 26 Untoff. 10 Spiell. 605 Gemeinen. Die vorhandenen Manquements wurden durch nachgesandten Ersag und eingestellte Rekruten aus der Gegend von Erfurth , Halberstadt und Halle völlig gedeckt. Es wurden im Ganzen in das Regiment 1 Offiz. 20 Unteroff. 8 Spiell. und 597 Gemeine eingestellt und zwar : als Erfaß am 31. October : 1 Offiz. 3 Unteroff. 5 Spiell . 153 Gemeine. Der Offizier war der Seconde-Lieutenant Eckert. Derselbe war nicht felddienstfähig und wurde teshalb verwandt.

vorläufig

als Vorstand

eines

Lazarethes

Im November wurde wieder eine Monatsquote an Ersag von 10 Unteroff. 1 Spielm. 153 Gemeine eingestellt und am 24. Dezember endlich wurden die in Echlesien zurückgelaſſenen Ersazbataillone für je ein Stamm- und ein Reserve-Regiment , welche nachgerückt waren , vertheilt. Münche

98

-

Mit mehreren eingestellten Rekruten erhielt das Regiment 1 Unteroff. 2 Spiell. 180 Gemeine , und nach diesem Termin noch einmal 86 Mann Ersat vom Garnison-Bataillon von Knobelsdorf und 25 Rekruten. Die Ausbildung der eingestellten Rekruten , welche größtentheils schon in Königlich Westphälischen Diensten gestanden hatten , wurde schon vor Erfurth mit Eifer betrieben und auch in den Kantonnements bei Mühlhausen fort. gefegt, derartig , daß noch am 29. Dezember des Jahres 1813 der Generalmajor von Pirch dieselben besichtigte. Das Offiziercorps des Regiments war in den legten Monaten durch die Seconde-Lieutenants von Schidfuß, von Fink und von Schlichting vermehrt worden. Major von Stengel in Dresden gefangen gehalten , kehrte zurück , als diese Stadt gefallen und er dadurch befreit war und schließlich wurde Ende Dezember Major von Winning von Sr. Majestät dem Könige mit der Führung des 10. schlesischen Landwehr-Regiments betraut , weshalb Major von Diebitsch das Kommando des 1. Bataillons übernahm. Am Schluß dieses Abschnittes sei noch eines Briefes erwähnt , welcher von Neuem ein Beleg für den durch und durch rechtlichen , furchtlosen und von starkem Ehrgefühl durchdrungenen Karakter des Mannes zeugt , welcher an der Spige des Regimentes stand. Sr. Majestät der König hatte nämlich in einer Allerhöchsten Kabinetsordre vom 1. October 1813 denjenigen Landwehrbataillonen , welche bras und pflichttreu fechten würden , die Verleihung von Fahnen Allergnädigst zugesichert. Von den Reserve-Regimentern , welche auch noch keine Fahnen besaßen, war in der Allerhöchsten Ordre Nichts gesagt worden. In Folge dieser ihm bekannt gewordenen Allerhöchsten Ordre schrieb der Oberstlieutenant von Schutter am 10. November 1813 folgenden eigenhändigen Brief an den Copie folgen lassen :

General von Pirch ,

den wir in getreuer

" Nach Allerhöchstem Kabinets-Befehl vom 1. 10. 13. geruhen Sr. Majestät diejenigen Landwehr-Regimenter , so ihre Pflichten als Soldat ganz erfüllten und am tapfersten gegen den Feind des Vaterlandes werden gefochten haben -Fahnen zu versprechen ! Mit tiefer Bekümmerniß habe ich hieraus ersehen , daß eine ähnliche Gnade den ReserveRegimentern noch nicht zugedacht ist ; und sind dadurch bei einer künf tigen Zurückkehr ins geliebte Vaterland dem demüthigenden verdacht ausgesezt ,

als hätten wir

diese

Auszeichnung nicht verdient! Wie

schmerzhaft eine solche Gedanke einem jeden Ehrliebenden Soldaten sein

99 muß , überlaß ich Euer Hochwohlgeboren hohes Ehrgefühl zu bedenken und glaube daher auch daß Hochderselbe es nicht ungnädig aufnehmen werden ; wenn ich unterthänigste ¹) des ganzen Regiments , Euer Hochwohlgeboren mit dem ersuchen , sie dem commandirenden General-Lieutenant von Kleist Excellenz , zu Füßen zu legen , hiermit überreiche : daß Seine Majeſtät allergnädigst geruhen möchten dem 7. Reserves Infanterie-Regimente Fahnen zu verleihen ; oder , wenn Seine Majestät aus Allerhöchsten Gründen diese unsere Allerunthänigste Bitte nicht zu genehmigen für gut befänden ! alsdann dem Regiment als einen Beweis Allerhöchster Zufriedenheit und Gnade den Nahmen Leichtes Infanterie-Regiment beilegen zu wollen ! Daß das 7. Reserve Infanterie-Regiment einer solchen hohen Gnadenbezeugung nicht ganz unwürdig ist , beruf ich mich auf hochdero eignes Zeugniß ; Euer Hochwohlgeboren waren ja im Ganzen immer mit dem Regiment zufrieden und daß es thätig und kein müßiger Zuschauer bei der Vertheidigung des vielgeliebten Königs und des Staats gewesen ist, zeugt der Verlust , den das Regiment in den Schlachten bei Dresden, Culm und Leipzig erlitten hat. Von 42 Offizieren so wir stark waren , sind 8 todt , 16 verwundet, also über die Hälfte, 900 Gemeine hatten das nähmliche Loos 2). Um Euer Hochwohlgeboren vielvermögende Fürsprache und gnädige Unterstügung bittet das ganze Regiment unterthänigst.

Gispersleben-Kiliani den 10. November 1813. gez. von Schutter. Der General von Pirch verweigerte die Weitergabe dieses

Gesuchs

Sofort reichte der Oberstlieutenant von Schutter ein Zweites ein , was bis in die Hände Sr. Majestät des Königs gelangte. Eine directe Allerhöchste Ordre ist darauf, so viel ermittelt werden konnte, nicht erfolgt, wohl aber wurde dem Regiment aus dem Kabinet des Königs erwiedert, daß Se. Majestät der König mit dem Regiment zufrieden sei und sich eine Allerhöchste Entschließung vorbehalte.

1) Hier fehlt augenscheinlich das Wort „Bitte" , doch findet es sich im Original Brief nicht vor. 2) Zu den 42 Offizieren sind augenscheinlich nur die wirklich präsenten bei Ausbruch der Feindseligkeiten gerechnet. In Wirklichkeit waren 10 Offiziere todt und 17 bleſſirt , von denen von Scheliha noch starb. Die gebliebenen Lieutenants von Höfen und von Rohrscheidt sind als vermißt berechnet und den bleſſirten von Berger hielt man auch für vermißt.

-

100

II. Abschnitt.

Der Feldzug 1814 und die Friedenszeit nach demselben oder der Zeitraum vom 1. Januar 1814 bis zum März 1815.

Der Sylvester-Abend zum Neuen Jahr brachte dem Regiment in den Kantonnements bei Mühlhausen eine neue Freude . Es wurde der Befehl bekannt, daß das Corps von Kleist der am Rhein stehenden Feldarmee in kürzester Frist nachrücken solle und es der schlesischen Armee zugetheilt war. Die Zeit von Weihnachten ab wurde zum Ererziren fleißig benugt, schon aus dem Grunde , um nach dem anstrengenden Dienst vor der Festung nicht plöglich Ruhe eintreten zu lassen ,

Etwas , das anstatt Krankheiten zu ver-

mindern diese meist vermehrt und erzeugt. Die Mannschaft wurde von den Wirthen gut verpflegt , die Epidemie nahm ab und die Bataillone kräftigten sich schnell. Sofort wurde in Mühlhausen für die 10. Brigade wieder ein ErſagBataillon formirt und unter die Befehle des Majors von Stückradt gestellt.

Das Regiment hatte von dem aufgelösten Erſag-Bataillon folgende

Offiziere zugetheilt erhalten , deren Ankunft aus Schlesien aber erst erfolgen sollte: Stabskapitain von Collany , Lieutenant von Raussendorf , von Wensierski , "

" "/

von Raimond ,

von Szepanski.

Diese und der nicht felddienstfähige Lieutenant Edert wurden wieder dem Ersag-Bataillon überwiesen ;

außerdem alle Halbinvaliden und die nicht

bekleideten und unausgebildeten Rekruten.

Seitens des 2. Westpreußischen

Infanterie-Regiments geschah dasselbe , so daß der Etat des Erſaß-Bataillons welcher auf 12 Offiz. 60 Unteroff. 9 Spiell. 732 Gemeine 4 Chirurgen normirt war, noch überschritten werden mußte.

101 Ferner formirte jedes Regiment

---

eine Regiments-Handwerkstätte , welche

alle unter den Befehl des Majors von Streit zu Gotha traten. Die des Regiments wurde in Heiligenstadt unter dem Lieutenant von Zimiegki etablirt. Alle Ganzinvaliden wurden nach Gotha geſandt und dann nach Schlesien in Marsch gesezt. Zur Einschließung der vom Feinde beseßten Forts , Petersberg und Cyriaksburg wurden aus dem 2. Corps folgende Truppen bestimmt , welche unter die Befehle des zum Generalmajor ernannten von Jagow traten : Die dritten Bataillone des 6. und 10. Reserve Regiments . Die Landwehr-Regimenter Nr. 7 , 8 , 9 und 10 . Das 1. und 2. schlesische Landwehr-Kavallerie-Regiment. Die Sechspfünder-Fußbatterie Nr. 14. Für das Armee-Corps selbst wurden die Marschrouten Brigadenwets bestimmt, für den Marsch aber befohlen, daß die Bataillone für sich von Quartier zu Quartier, stellenweise aber nach der Trommel im Tritt marschiren und an den Ruhetagen ererziren sollten . Willkürliches Austreten wurde streng verboten. Die 10. Brigade bestand nunmehr aus : 3 Bataillonen 2. Westpreuß. Inf. Rgts. 3 " 7. Reserve-Inf. Rgts . 4 Escadrone

8. Schlesischen Landwehr-Kavallerie-Ngts.

Der Sechspfünder-Fußbatterie Nr. 8. Noch vor dem Ausmarsch empfing das Regiment folgende Bekleidungsstücke p. p . 225 Mäntel ,

334 Paar Socken ,

Brotbeutel , 700 Paar

670 Beinkleider ,

478 Hemden , 152

Schuhe , 125 Ellen blaues Tuch) , 231 Ellen graues

Tuch , 220 Patronentaschen und 270 Paar Reserve- Schuhe , doch reichten diese Kontingente lange nicht aus , die Bekleidung auf einen guten Stand zu bringen. Unterwegs wurden noch 250 Kochgeschirre , 260 Paar Schuhe, einige Beinkleider. Hemden und 105 weiße Mäntel empfangen. Lettere wur den sämmtlich dem 3. Bataillon übergeben , da dasselbe von Hause aus mit weißen Mänteln bekleidet war. Ein Rapport vom 8. Januar 1814 weist das Regiment wie folgt nach : Zum Dienst : 33 Offiz. 103 Unteroff. 24 Spiell . 1451 Gemeine. 41 1 7 " 20 " " Blessirt : 605 Krant : 5 20 29 "P " " " 87 2 24 " Kommandirt: 4 " M "I

Summa :

49

"

176

"

37

"

2184

"1

-

102

• Die 10. Brigade trat den Marsch nach dem Rhein am 6. Januar an und verfolgte die Straße über Wanfried , Eschwege , Kaſſel, Friglar, Gemünden, Marburg , Driederf, Ober-Hadamar , Montabauer nach der Gegend von Neuwied, woselbst das Regiment am 19. Januar mit dem 1. Bataillon in Gladbach , in Hambach und "J Н 2. " 3. in Benndorf " einrückte. Am 9. und 14. Januar war Ruhetag gehalten worden. Die schlesische Armee war in der Neujahrsnacht über den Rhein gegangen und in Frankreich eingerückt. Am 20. Januar sollte die 10. Brigade , um den Marsch jenseits des Rheins fortzusehen, diesen Strom passiren. Derselbe ging aber so stark mit Eis , daß das Uebersegen der Truppen in Kähnen gefahrvoll war und blieb daher das Regiment bis zum 22. in den schon genannten Ortschaften stehen. Erst am 23. Januar erfolgte das Uebersegen unter den größten Schwierigkeiten. Die Kähne faßten zwischen 12 und 30 Mann ,

es war sehr kalt,

der Strom ging stark , so daß die schwer beladenen Fahrzeuge weit zu Thal getrieben wurden. Mit der größten Mühe mußten die Kähne dann wieder stroman gezogen werden, um von Neuem eine Fahrt zu wagen . Das Regiment nahm in Andernach Quartier und sſezte am 25. den Reisemarsch über Mayen, Kaiserech , Wittlich und Trier fort. Am 30. Januar kam das Kleiſtſche Corps mit einer aus der 11. Brigade unter dem Generallieutenant von Ziethen gebildeten Avantgarde bis Rodt auf der Straße Trier - Luremburg , während die 10. Brigade der Avantgarde unmittelbar folgte.

Das Regiment hatte Quartier in Rodenburg,

Ohlingen, Berg , Flachsweiler und Begdorf. Am 31. Januar wurde die Festung Luremburg , welche schon durch die voranmarschirte Reserve-Kavallerie des Armee- Corps cernirt war, über Contern südlich umgangen und in Roussi-le-Village , le Bourg , Püttelange, Dudelange und Gegend Quartier genommen. Seitens der 10. Brigade wurde während dieses Flankenmarsches gegen die Festung Luremburg das Füselier-Bataillon 2. Westp. Inf. Rgts . und die 12. Kompagnie des Regiments als Seitendeckung herausgeschoben, welche dann der Brigade folgten. Der weitere Vormarsch in Frankreich geschah nur mit der 10. , 11. und 12. Brigade.

Die 9. Brigade hatte am Rhein noch längeren Aufenthalt

erfahren, war daher um einige Märsche zurück und wurde beſtimmt, mit der Reserve-Kavallerie vereint, Luxemburg einzuschließen. Ferner fehlte der größte Theil der Artillerie und die gesammte Bagage der Truppen. Dieselbe wurde von Trier auf Nancy dirigirt und erreichte legtere erst nach dem Frieden ihre Truppentheile.

103 Für die Folge befahl der General von Kleißt , daß die 10. Brigade der 11. , die 12. der 10. auf dem Marsch folgen solle. Alle Brigaden sollten zur selben Zeit ausrücken, die hintere sich durch vorangesandte Offiziere über die eingeschlagenen Wege informiren und hatte jede in der Ordre de bataille. zu marschiren und zu cantoniren. Am 1. Februar wurde die Festung Thionville westlich umgangen. 2 Kompagnien des 3. Bataillons des Regiments und 2. Kompagnien des FüselierBataillons 2. Westp . Inf.-Rgts . wurden als Seitendeckung gegen den Plaz links heraus geschoben. Der Feind beschoß die marschirenden Kolonnen mit seiner Artillerie wirkungslos. Als das Seiten-Detaschement durch ein ähnliches der 12. Brigade abgelöst war , sezte es selbst den Marsch fort und folgte der Brigade . Südlich Thionville erreichte man bald die Chaussee nach Meg und verfolgte diese bis Eilvange und Gegend, wo wieder cantonirt wurde . Am 2. Februar wurde die Festung Mez auch westlich aber in größerem Bogen umgangen. Die 12. Kompagnie des Regiments und die 11. des 2. Weftp. Inf.-Rgts. traten unter den Oberst von Wrangel , Kommandeur des Ostpreußischen Kürassier-Regiments und marſchirten nach dem rothen Hauſe , um hier das Ausbiegen der Kolonnen zu sichern. Das Regiment cantonirte in Waville, Bajonville , Noveau und Ouville bei Gorze. Von hier aus wurden alle Kranken der Brigade gesammelt nach Nanch gesandt, welches zum Directions . Punkt aller Nachkommenden vom Rhein bestimmt war. Folgenden Tags wurde der Marsch fortgesezt. Ueber Commercy , Ligni und Bar- le-düc erreichte die 10. und 12. Brigade am 7. Februar Chalons. Die Avantgarde und das ruſſiſche Infanterie-Corps von Kapczewitsch, welches den gleichen Zweck wie das Kleistsche Corps , die schlesische Armee zu erreichen, verfolgte, marschirten über Vitri auf Chalons. In Chalons wurde das 1. und 2. Bataillon des Regiments einquartirt. Das 3. Bataillon überschritt die Marne und nahm in Fagnères und Compertris Quartier. Der 8. Februar war Ruhetag , der erste seit dem Rheinübergang am 23. Januar, und erwägt man die sehr starken Märsche, die ungünstige, winterliche Witterung , die schlechte Beschaffenheit der Wege und die in Frankreich ents schieden feindselig hervortretende Stimmung der zusammenhängend

eine nothdürftige Verpflegung ,

Bevölkerung und

damit

sowie der Mangel der

Bagage, so erhält man einen Begriff , welche Beschwerden ertragen waren und findet es erklärlich, daß die Dienſtſtärke der Bataillone sehr geschmolzen war.

81

104

-

Am 8. Januar war das Regiment mit 33 Offizieren, 1578 Unteroffizieren und Gemeinen ausgerückt. Am 7. Februar war dasselbe 26 Offiziere und circa 1200 Mann stark. Es waren mithin über 350 Köpfe den Anstrengungen der Märsche erlegen. Es ist dies in dem Zeitraum eines Monats ein Abgang von 22 von Hundert ¹). Mit dem Einmarsch in Chalons trat das Regiment in den Kreis der Operationen der schlesischen Armee und wird es nothwendig, einen Rückblick auf dieſelben zu werfen, um die gegenwärtige Situation zu verstehen. Die Haupt- oder böhmische Armee war von der Schweiz aus in der Richtung auf Langres , die schlesische Armee von Caub am Rhein aus über Saarlouis in Frankreich eingedrungen. Sodann batte sich die lettere der crsteren genähert und vereinigt war die französische Armee am 1. Februar bei la Rothière unweit Frienne angegriffen und zum Rückzuge genöthigt worden. Der Kaiser Napoleon wich über Lesmont auf Troyes aus . Seitens der Verbündeten wurde hierauf zu Brienne beschlossen, daß die böhmische Armee auf Troyes und danır längs der Seine auf Paris , die schlesische Armee längs der Marne ebendahin operiren sollte. Zwischen beide Armeen wurde ein russisches Corps auf Arcis für Aube dirigirt, um die gegenseitige Verbindung aufrecht zu erhalten. Die schlesische Armee befand sich in Folge dieser Grundzüge in voller Operation längs der Marne.

Das 1. Preuß. Armee Corps des Generals

von York erreichte mit der Avantgarde am 9. Februar Chateau-Thierry, hier dem französischen Marschall Macdonald folgend, welcher von Chalons aus langsam zurück wich.

Das russische Armee Corps

des Generals der

Infanterie von Sacken befand sich am 9. Februar in Montmirail, gefolgt auf einem Tage - Marsch von dem russischen Infanterie-Corps des Generals Olsusiew.

Das Corps von Kleist und das russische Infanterie- Corps von Kapcze, witsch, legteres war erst am 8. in Chalons eingetroffen , erhielten den Befehl am 9. Februar nach Bergères zu marſchiren. In Chalons blieb auf höhern Befehl das 2. Bataillon des Regiments als Beſagung zurüð.

1) Das zweite Westpreußische Infanterie-Regiment war ercl. Jäger Detachement ſtark Am 6. Januar 1814 : 38 Off. 116 Untoff. 37 Epl . 1824 Gem.: 2015 R. 33. " 1276 " =1450 R. Am 13 Februar 1814 ; 37 " 104 " 12 4. " 1 548 " -565 R. Mithin Abgang : " " Das sind 28 Procent. Das Jäger-Detaſchement war von 407 auf 58 Köpfe geschmolzen.

105 Das 1. Bataillon marſchirte demnach nach Etrechy , das 3. nach Bergères. Inzwischen war die böhmische Armee , anstatt auf Troyes zu marſchiren, südlich ausgebogen und auf Bar sur Seine dirigirt. Der Raum zwischen der Haupt- und schlesischen Armee war ganz entblößt, da das russische zur Verbindung bestimmte Corps an die Hauptarmee herangezogen war, und der Feldmarschall Blücher gab den dringenden Forderungen des großen Hauptquartiers nach, Truppen in diesen Raum zu senden. Die Corps von Kleist und von Kapczewitsch wurden dazu bestimmt. . Sie marschirten daher am 10. Februar nach Fère Champenoise und nahmen 1 Stunde östlich der Stadt , Front gegen diese auf einer Höhe Stellung. Nachdem man hier etwa 1 Stunde gestanden hatte , rückte die 10. Brigade bei Fère-Ehampenoise rechts vorbei und bezog vorwärts dieses Orts an der Straße nach Sezanne ein Bivouak. Fère Champenoise lag 1000 Schritte hinter dem linken Flügel. Es war dies das erste Bivouak des Regiments in der rauhen Jahreszeit und war die Bekleidung in ihrer großen Dürftigkeit gewiß nicht dazu angethan, die Witterung gleichgültig sein zu laſſen . Der Kaiser Napoleon hatte inzwiſchen, den Links-Abmarsch der Hauptarmee benugend , alle disponiblen Kräfte , besonders die Garden über Nogent, Sezanne auf Champaubert in Bewegung gesegt, um die isolirte schlesische Armee anzugreifen. Während die Corps von Kleist und von Kapczewitsch von Bergères nach Fère- Champenoise marſchirten , also am

10. Februar

Morgens, wurde das russische Infanterie- Corps Olsusiew bei Champaubert angefallen und bis auf wenige Reste vernichtet. Kurz vor diesem Ereigniß , auf die beſtimmte Nachricht von der Offensive des Kaisers, hatte der Feldmarschall Blücher die Concentrirung der Armee bei Vertus , unweit Bergères befohlen und in Folge deſſen brachen die Corps von Kleist und von Kapczewitsch am 11. Morgens 3 Uhr auf, um in den aufgeweichten Wegen nach Bergères zurück zu marschiren. Die beiden Bataillone des Regiments bivouafirten hier im 2. Treffen der Brigade hinter einer sich markirenden Höhe in der Nähe von Bergères. Die Katastrophe von Champaubert war nun bekannt , man wußte den Kaiser zwischen die einzelnen Corps der Armee eingedrungen, doch hatte man über ihr Ergehen Nichts erfahren. Ein Vorgehen in die Ebenen dieser Gegend mit zwei Infanterie Corps, jedes etwa 8-9000 Mann stark , erschien gefährlich , zumal nur 3 schwache Kavallerie-Regimenter, das Ostpreußische Küraſſier-, das 1. Schlesische Huſarenund das 7. Schlesische Landwehr-Kavallerie Regiment vorhanden waren. Die Corps verblieben am 12. Februar in dem genannten Bivouak ruhig stehen.

Als aber im Verlauf dieſes Tages die Nachricht einging , daß am

andern Morgen der Oberst Graf Haake mit den Schlesischen Kürassieren,

G

106

dem seit einiger Zeit von der 10. Brigade abgezweigten 8. Schlesischen Landwehr Kavallerie- Regiment und 1 reitenden Batterie bei Bergères eintreffen würde , wurde vom Feldmarschall für den 13. Februar die Offensive beschlossen. Die gemeinschaftliche Avantgarde unter dem Generallieutenant von Ziethen bestand aus der 11. Brigade und der bereits vorhandenen Kavallerie unter dem Obersten von Wrangel. Sie delogirte am 13. Morgens die in der Stellung bei Etoges stehenden feindlichen Truppen unter dem Marschall Marmont und drang bis vorwärts Champaubert vor. Ihr folgten zunächſt als Soutien 3000 Russen. Die Corps selbst brachen um 8 Uhr auf und marschirten nebeneinander auf der breiten Chauffee. Das Corps von Kleist auf der rechten Seite derselben, das Corps von Kapczewitsch auf der linken daneben. An der Spige des ersteren marschirte die 10. Brigade in folgender Marschordnung : Füselier-Bataillon 2. Westp . Inf.-Ngts. 3. " 7. Res. " 19 1. " "1 1 " 1 Russische Zwölfpfünder-Batterie. 2. Bataillon 2. Westp. Inf. Rgts. 1. " " H " Die Preußischen Brigade- Batterien wurden erst mit dem Obersten Grafen Haake erwartet und sollten diesem folgen. Nachdem die Corps bei Etoges einige Stunden gehalten hatten, folgten ſie der Avantgarde bis Champaubert und bezogen östlich dieses Orts , das Dorf vor der Front, das Bivouak. Noch vor dem Abmarsch von Bergères war die Nachricht angekommen, daß der Kaiser Napoleon von Champaubert aus am 10. Februar nach Montmirail marschirt sei. Das russische Corps von Sacken , schon in la-Ferté. ſous-Jouarre , als der Befehl zur Concentration bei Vertus einging , wollte am 11. bei Montmirail den Durchmarsch erzwingen, es war zu einem higigen Gefecht gekommen, nach welchem die Ruſſen genöthigt wurden, auf ChateauThierry auszuweichen , ein Flankenmarsch, der nur durch das Eingreifen des Corps von York in den Schluß des Gefechts ermöglicht wurde. Trogdem beschloß der Feldmarschall für den 14. Februar die Fortsegung der Offensive von Champaubert aus.

Gefecht Die Avantgarde des Generals von Ziethen brach um 7 Uhr aus dem bei Sanvil Bivouat auf und erst um 9½ Uhr folgten die Corps, in derselben Art wie liers und Sarre Tags vorher marſchirend. champs. Als die Teten beider Corps auf der Chauffee bei der Ferme la-Boularderie in der Höhe des Dorfes Janvilliers ankamen , es war 12 Uhr Mittags,

107 erhielten die Brigaden Befehl, aufzumarschiren. Die Avantgarde des Generals von Ziethen stand eine Viertel-Meile vorwärts dieser Stelle in Vauchamps im higigen Treffen und bemerkte man außerdem nördlich der Chauſſee, auf welcher die Kolonnen marſchirten, in der Richtung auf Corrobert bedeutende Massen feindlicher Kavallerie. Gleichzeiti , erhielt die an der Queue der 12. Brigade marschirende Kavallerie des Obersten Graf Haake den Befehl, die Avantgarde zu unterstügen, weshalb sie auf der Chauſſee vortrabte. Die Chauffee führt 1000 Schritt südlich von Janvilliers über eine flache nach Westen abfallende Höhe, und auf dieser wurde die 10. Brigade nördlich der Chauffee in einem Treffen dadurch entwickelt , daß die Tete der Marsch kolonne von der Chauffee auf den Haken rechts schwenkte und so, Direction auf Janvilliers, fortmarschirte. Während dieses Flankenmarsches bemerkte der General von Pirch schon feindliche Kavallerie im Dorf Janvilliers, welches genau in der rechten Flanke der Front lag , welche die Brigade einnehmen sollte. Er befahl dem Oberstlieutenant von Seidlig, Kommandeur des 2. Westpreußischen Infanterie Regiments , sofort mit dem Teten-Bataillon , dem Füselier-Bataillon seines Regiments , dahin zu marſchiren und das Dorf zu besegen. Sobald das legte Bataillon der Brigade die Chauffee verlassen hatte, schwenkte jedes Pataillon für sich links und die Front auf der flachen gegen Vauchamps abfallenden Höhe war gebildet. In derselben stand also zunächst der Chauffee auf dem linken Flügel der Brigade das 1. Bataillon 2. Westp . Infanterie-Regiments , es hatte

die

Ferme la-Boularderie gerade hinter sich. Dann folgte nach dem rechten Flügel hin das 2. Bataillon desselben Regiments, ferner die Russische ZwölfpfünderBatterie und rechts von dieser das 1. Bataillon des Regiments. Etwas vorwärts des rechten Flügels

dieses Bataillons lag ein kleines

Wäldchen, welches durch das 3. Bataillon des Regiments besegt wurde. Die 12. Brigade stellte sich hinter Janvilliers in Maſſen auf und fandte zur Unterstügung des Füselier-Bataillons 2. Westp. Inf. Rgts. noch 2 Bataillone in das Dorf. Durch die Detaſchirung des Oberstlieutenants von Seidliß , welcher als der älteste Regiments-Kommandeur die Infanterie der Brigade kommandirte,

übernahm Oberstlieutenant von Schutter das Kommando der in

einem Treffen stehenden Infanterie. Die Vataillone standen in Kolonne nach der Mitte. Südlich der Chaussee formirte sich das Russische Infanterie-Corps von Kapczewitsch ähnlich. Die Chauffee führt im Allgemeinen von Osten nach Westen. Gerade nördlich der

an der Chauſſee gelegenen Ferme la-Boilarterie, liegt 1000 Schritt

entfernt das Dorf Janvilliers. Etwa 1200 Schritt westlich desselben und

-

108

-

1500 Schritt von der Chauffee entfernt , liegt ein isolirter Hof, die Ferme Sarrechamps. Der General von Ziethen vertheidigte mit der Avantgarde das Dorf Vauchamps hartnäckig gegen die wiederholten Angriffe der Franzosen, welche plöglich zur Offensive übergegangen waren. Eine feindliche Kavallerie Masse von über 4000 Pferden unter dem General Grouchy hatte das Dorf nördlich umgangen und dirigirte sich auf Carrechamps. Es war dies die schon vom Gros bemerkte feindliche Kavallerie, von welcher einzelne Abtheilungen schon in Janvilliers eingedrungen waren. Eine andere feindliche Kavallerie-Maſſe von etwa 3000 Pferden formirte fich dem Obersten von Wrangel gegenüber , der südlich Vauchamps Stellung genommen hatte. Zur Zeit , als

die zuerst

erwähnte feindliche Kavallerie des Generals

Grouchy mit ihrem Gros sich in langgezogener Kolonne der Ferme Sarrechamps näherte , formirte der Oberst Graf Haake das Schlesische Kürassierund das 8. Schlesische Landwehr-Kavallerie-Regiment nebst 2 Escadrons 1 . Schlesischen Husaren-Regiments , welche ihm von der Avantgarden-Kavallerie berwiesen waren, so vor Janvilliers, daß die Ferme Sarrechamps links vor seiner Front lag. Um dieser Kavallerie in ihrer untergeordneten Stärke ,

der feindlichen

gegenüber , neben dem beseßten Janvilliers noch einen Stügpunkt zu gewähren , befahl der General von Kleist direct dem Major von Wienstowski mit dem 3. Bataillon des Regiments nach Sarrechamps zu marschiren. Das Bataillon verließ das Wäldchen ,

welches es bisher besezt hatte und

trat den Marsch nach dem 1800 Schritt entfernten Hofe sofort an. Zwei Schüßenzüge

unter dem Kapitain

von Schouler , den Lieute-

nants von Lippe und von Oheimb gingen vorauf und wurden , an Ort und Stelle angekommen, in die Gräben und hinter die Hecken postirt, welche west- und nordwärts den Hof umgaben. Das Bataillon stellte der Major von Wienskowski in Kolonne, deckt hinter dem Hofe , auf.

ver.

Di. Schüßen eröffneten sogleich das Feuer auf

feindliche Flankeurs , während die Kavallerie des Obersten Grafen Haake unweit des Hofes auf einer Höhe hielt. Das Bataillon war stark: 7 Offiziere , 23 Unteroffiziere , 5 Spielleute , 299 Gemeine , hatte also per Zug etwa 12 Rotten. Außer den schon genannten Offizieren befanden sich anwesend : Der als Adjutant fungirende Lieutenant Nolte , Stabskapitain von Schachtmeyer und

Premier Lieutenant von Pakisch.

-

109

-

Kaum war diese exponirte Stellung eingenommen, als der Oberstlieutenant von Seidlig von Janvilliers , wohin wir ihn mit dem Füselier-Bataillon ſein s Regiments marſchiren sahen, nach Sarrechamps geritten kam. Der Major von Wienskowski , von der Detaschirung desselben nicht in Kenntniß gesegt , erblickte in dem Oberstlieutenant von Seidlig den Brigadier und führte das Bataillon sofort in den geschlossenen Hof,

als

dieser äußerte, daß es daſelbſt weniger den Insulten der feindlichen Kavallerie ausgesezt sein würde. Da der Oberstlieutenant von Seidliß ferner von der isolirten Lage des Bataillons sprach , auch der Hoffnung , entsegt zu werden , erwähnte , so unterließ der Major von Wienskowski jede Meldung über diese Lage des Bataillons , um so mehr , als ersterer sich sofort wieder entfernte und der Major von Wienskowski erwarten durfte , daß der Brigade Kommandeur Alles das veranlassen würde , was der Disposition und der Lage der Dinge entspräche.1)

Die feindliche Kavallerie formirte sich dem Obersten Grafen Haake gegen über in mehreren Treffen. Derselbe wartete dies nicht völlig ab , sondern griff das erste feindliche Treffen bald nach dem Abreiten des Oberstlieutenants von Seidlig an , warf und verfolgte es, doch als das zweite Treffen des Feindes , es waren Küraſſiere , auf beiden Seiten überflügelnd vorging, mußte die Preußische Kavallerie weichen, wüthend verfolgt von den französi schen Kürassieren . Die Jagd ging bis Janvilliers und erst das Infanteriefeuer ter beſeßten Lifiere zwang den Feind umzudrehen, worauf der Oberst Graf Haake wieder bis zur Ferme Sarrechamps vorging. 1) Der Oberstlicutenant von Seidliß ſagt in einem später eingereichten Bericht: „ Der Posten lag übrigens ganz isolirt und stand nur durch die Tirailleurs in einer schwachen Verbindung mit der obengenannten Kavallerie- Brigade. Die Bewegungen des Feindes ließen jedoch alle Augenblicke einen entſcheidenden Angriff auf unsere Kavallerie vermuthen , dessen Erfolg wohl nicht zweifelhaft ſein konnte , da die feindliche Kavallerie der unsrigen weit über alle Verhältnisse überlegen war. Die Verlaſſung dieses Postens war aber bereits schon unmöglich , wenn sie auch nicht wider die Ehre geFritten hätte, da dieselbe nur das Signal zum sofortigen Angriff auf den Feind gewesen sein würde. Da ich nun weder die Absichten des Armee -Kommandos , noch die Lage der Sachen im Ganzen und ebenso wenig die näheren Dispofitionen des kommandi renden Generals kannte der Major von Wienskowski jezt auch gar nicht unter mein Kommando gestellt war so enthielt ich mich natürlich dabei aller Befehle weder zum Behaupten des Postens , noch zum Rückzuge, indem es die eigne Sache des Majors war , Rapporte und Vorschläge über die Lage seincs Postens an diejenige höhere Behörde zu machen , von der er abgesandt worden. In der Unterhaltung machte ich jedoch dem Majer von Wienskowski die Bemerkung, daß ich an seiner Stelle lieber das Innere des Gehöstes besehen würde , weil ihn sonst jeder feindliche Kavallerie-Angriff überrennen könnte und er doch ohnehin von aller Verbindung mit dem Corps abgeschnitten sei. Er dürfte die Hoffnung hegen , von unsern bald nachrückenden Soutiens zur rechten Zeit Segagırt zu werden." u. s. w.

110 Es war jest etwas nach 1 Uhr ,

-

als das Gefecht bei der Avantgarde

plöglich einen unerwarteten ſehr unglücklichen Verlauf nahm. Der Feind war nach mehrmaligen heftigen Angriffen in das weitläuftig gebaute Vauchamps eingedrungen , die gesammte Infanterie der Avantgarde befand sich im lebhaften Dorfgefecht , als der General von Ziethen den Befehl erhielt , sich auf das Gros bei Janvilliers abzuziehen. Die hartnäckig engagirten Bataillone verließen, dicht gefolgt von der feind . lichen Infanterie ,

aufgelöst , wie sie fochten , das Dorf.

Plöglich brach die

feindliche Garde-Kavallerie , welche sich 3000 Pferde ſtark dem Obersten von Wrangel gegenüber formirt hatte , vor und vernichtete die Infanterie und Artillerie der 11. Brigade fast vollständig. Gegen 2 Uhr langten die Trümmer der Avantgarde in der Position bei Janvilliers an¹) ; der Feind folgte Anfangs mit Tirailleurs , entwickelte dann aber dem aufmarschirten Gros gegenüber eine starke Artillerie und prellte mit den Flankeurs seiner Kavallerie gegen die Position an.

Dies veranlaßte die

Bataillone, die Schügen vorzuziehen , welche sich vor der Front entwickelten. Gleichzeitig segte die

französische

gegenüber von Sarrechamps ,

Kavallerie des Generals Grouchy ,

ohne die diesseitige Kavallerie wieder anzu-

greifen, ihren Umgehungs- Marsch fort, passirte bei les Bièvres den sumpfigen Bach la Fontaine Noire und dirigirte sich auf la Chapelle sur Orbais. Der Oberst Graf Haake schwenkte deshalb auch rechts ab und begleitete die feindliche Kavallerie diesseits des genannten Baches ,

dabei seinen Marsch auf

Fromentières und Champaubert richtend. Der Feldmarschall Blücher war nun endlich von dem , unter schweren Verlusten ausgeführten Rückzuge der Armee Corps von Sacken und von York über die Marne bei Chateau-Thierry in Kenntniß gesezt worden .

Er

beschloß den Rückzug auf Etoges und ertheilte die dazu nöthigen Wefehle, doch zu dem 3. Bataillon des Regiments nach Sarrechamps konnte dieser Befehl nicht gelangen. Die französische Garde-Kavallerie umschwärmte seit dem Abmarsch der Kavallerie des Obersten Grafen Haake die Ferme von allen Seiten. Der Lieutenant und Adjutant von Kriegsstein des Füselier-Bataillons 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments und 2 Füſeliere desselben Regiments erboten sich freiwillig , von Janvilliers aus den Versuch zu machen, nach dem isolirten Hofe durchzudringen. Der genannte Offizier und ein Füselier kehrten unverrichteter Sache zurück, der zweite dieser braven Füseliere wurde gefangen. Somit blieb das Bataillon von Wienskowski in dem 1800 Schritt entfernten Hofe zurück, als die Corps, mit ihnen das 1. Bataillon des Regiments, den Rückzug antraten.

1) Von der 5 Bataillone starken 11. Brigade blieb ein Haufe von 532 Mann übrig, welcher in ein Bataillon formirt wurde.

111

-

Derselbe wurde trog der die Bataillone durchschlagenden Kanonenkugeln und trog der Angriffe der französischen Garde-Kavallerie mit Ruhe und Festigkeit in Bataillons-Kolonnen ausgeführt. Doch kehren wir zum 3. Bataillon des Regiments zurück. Noch vor dem Abmarsch der dieseitigen Kavallerie kam in der Ferme Sarrechamps der Lieutenant von Lübtow des Füselier- Fataillons 2. Westpr. Inf. Rgts. an. Derselbe war Fourier-Offizier , kehrte von einem Fleisch Requisitions Kommando zurück und schloß sich Bataillon an.

mit 1

Unteroffizier und 8 Füselieren dem

Major von Wienskowski hatte, gleich nach dem Einrücken in den Hof, begonnen , denselben in Vertheidigungszustand zu segen. Der von einer 8 Fuß hohen Mauer umgebene Hof bildete fast ein Quadrat von etwa 100 Schritt Seitenlänge. Er liegt so neben der großen Straße von Montmirail über Vauchamps nach Epernay , daß die beiden Diagonalen des Vierecks nach den Weltgegenden orientirt sind.

Nach den Berichten damals

anwesender Offiziere lag an der nördlichen Front ein Wohnhaus und zwei Scheunen ¹ ). In der Mauer befanden sich ein Paar Thore und inmitten des Hofes befand sich eine tiefe Psüße. Die Mauer wurde durch Bankets von Holz zur Vertheidigung eingerichtet und als dies nicht mehr ausreichte , brach man Schießlöcher durch dieselbe und in die äußern Mauern der Häuser. Die Verbarrikadirung der Thore wurde vorbereitet. Das Terrain außerhalb des Hofes war eben , doch gewährten einige Hecken und Gräben den Schüßen gute Deckung. Als der Majer von Wienskowski aus weiter Ferne den Abmarsch der Brigade sah und sich nun völlig seiner isolirten Lage auf einem verlorenen Posten bewußt ward , versammelte er die Mannschaft , machte sie mit der Lage der Dinge bekannt und fragte, ob sich ein Jeder als braver Freuße bis auf den lezten Mann und die legte Patrone wehren wolle. - Ein einstimmiges lautes " Ja " war die Antwort dieser , ihrem Kommandeur treu ergebenen Soldaten . Die Vorbereitungsarbeiten zur Vertheidigung wurden nun rüstig beendet. 1) Durch die große Freundlichkeit eines Neffen des eftgen. Majors von Wienskowski des Majors a. D. C. von Wienskowski zu Hirschberg ist tem Verfaſſer ein am 4 . August 1862 durch den ebengenannten Herrn aufgenommenes Croquis zugegangen. Nach demselben steht das Wohnhaus jezt an der nordöstlichen Mauerfront. Daſſelbe ist bis zum Dach 40 Fuß hoch und hat nur auf der Hofseite Fenster. Alle Wirthschaftsgebäude, deren es gegenwärtig noch 8 giebt , sind nur 20 Fuß hoch. Es ist wohl anzunehmen , daß das gegenwärtige Wohnhaus schon damals stand und ist eine solche Irrung in den Berichten der damals gegenwärtigen Offiziere wohl verzeihlich. An Thoren befindet sich ein großes Einfahrtsthor mit einer Pforte daneben auf der südwestlichen Front. Ein zweites und ein drittes kleineres sind auf der nordwestlichen und auf der südöstlichen Front vorhanden. Figur 1 der Beilage I.

112 Inzwischen hatte feindliche Kavallerie mehrfach versucht durch keckes Anreis ten auf die Schügen , diese zum Verlassen ihrer Stellung zu bewegen , doch wurde sie stets unter empfindlichem Verlust zurückgewiesen. In den Zwischens pauſen erschienen Parlamentaire , welche das Bataillon aufforderten die Waffen abzulegen. Der erste derselben wurde abgewiesen , die später kommen · den wurden mit Flintenschüssen empfangen. Der Feind fuhr nun , während von Haute -feuille her , das heißt auf die gegen Westen gekehrte Ecke des Hofes zu , sich eine feindliche InfanterieKolonne näherte , Geſchüße auf und beschoß die Position der Tirailleurs mit Kartätschen. Doch auch dies hatte keinen Erfolg .

Die Tirailleurs behielten

ihre Stellung . Als rie feindliche Infanterie näher kam , es war GrenadierGarde mit hohen Bärenmügen , löste sich ein Vataillon völlig als Tirailleurs auf und umgab den Hof in weitem Halbkreise. Der Kapitain von Schouler zog die 2 Schüßenzüge vor dieser Uebermacht so auf die südliche Seite des Hofes in eine Vertiefung zurück , daß er eine Flankenstellung zur Front des Hofes einnahm. Die näher kommenden feindlichen Tirailleurschwärme überschütteten die Mauern mit

Geschossen.

Die Nerven einzelner Soldaten des Bataillons

schienen zu erschlaffen , man sah einige Leute von den Bankets springen , doch dauerte dies nur einen Augenblick. Ermuthigt durch das Beiſpiel der Offiziere und der Braveren nahm Jeder wieder seinen Posten ein , als gleich nach dem Bleihagel der Angriff der sonst unüberwindlich genannten alten Garde in dichtem Tirailleur Schwarm erfolgte.

Das Feuer von den Mauern war

aber zu kräftig. Auf 50 Schritte von derselben drehten die Garden um und zogen sich unter großem Verlust bis in die innegehabte Position zurück. Die Schüßen des Kapitains von Schouler , ihrerseits links flankirt , wurden nun in den Hof zurückgenommen und das legte Thor verbarrikadirt. Ein zweiter Versuch der feindlichen Tirailleurschwärme ,

an den Hof zu

kommen , mißlang ebenso wie das erste Mal. Die Sonne neigte sich schon zum Untergange , als durch die feindlichen Tirailleurs zwei Bataillone der alten Garde in Kolonne gegen den Hof zum Sturm vorgingen. In diesem Augenblick gingen dem Vataillon die Patronen , welche schon knapp gewesen waren , ganz aus. Der Feind kam an die Mauer, beschoß die Pesagung des Hofes durch ihre eigenen Schießlöcher und während die Zimmerleute die Thorbarrikaden aufräumten , überkletterten schon Menge Franzosen die Mauern.

eine

Der Rest der Besagung zog sich in das entgegengesezte Ende des Hofes zurück und wurde dort entwaffnet , als plöglich durch das nun geöffnete Thor polnische Ulanen in den Hof sprengten und die wehrlosen in einen Haufen zuſammengedrängten Ueberreste des Bataillons niederstachen.

Erft der ange-

113 strengtesten Bemühung einiger höheren Offiziere gelang es , dieser Megelei ein Ende zu machen. Mehrere Soldaten auf verschiedenen Posten vertheilt , waren

nicht zu

bewegen gewesen , sich gefangen zu geben , sie ließen sich , das Gewehr in der Hand und sich bis zum legten Hauch wehrend , auf der ihnen angewiesenen Stelle niederstoßen. Es ist eine Ehrenpflicht die Namen derselben hier niederzulegen : Es waren die Unteroffiziere Kühntepp der 10. und Breyer der 11 . Kompagnie , sowie die Gemeinen Wittich , Semper , Lier und FuhrLand der 9. , Goehlig und Fiedler der 10. , Stein , Franz , Mummert, Fiebig , Henkel , Walther der 11. und Kutscher , Ertel , Scholz , Müller , Wunderlig sowie Franz der 12. Kompagnie. Hier mögen noch die Worte des Majors von Mienskowski folgen , mit denen derselbe in einer kurzen , später eingereichten Relation die Gefechtsscene beschreibt: ,, Endlich näherte sich der Feind dem Vorwerke so sehr , daß er uns durch unsere eignen Schießlöcher beschoß und nun anfing durch seine Zimmerleute die Thore zu sprengen und die Mauern zu ersteigen. Umsonst hofften wir in dieſem fürchterlichen Augenblick auf Befreiung ; unsere Munition war verschossen und es gelang dem Feinde die Thore zu sprengen und die Mauern zu ersteigen. Schon waren wir entwaffnet , als nun auch noch die polnischen Lan. ciers hereindrangen , um ihren großen Verlust auf eine grausame Art zu rächen , indem sie die Wehrlosen tödteten und verwundeten und nur durch die Ankunft eines polnischen Generals und einiger hoher französischer Offiziere wurde noch ein Theil gerettet. " Die Besagung der Ferme Sarrechamps war incl. des Fourier-Kommandos des Lieutenants von Lübtow 8 Offiz. 337 Köpfe stark gewesen. Hundert und einige achtzig Mann waren todt. Von den anwesenden acht Offizieren waren nur die Lieutenants

von Lippe und von Oheimb nicht

bleisirt. Diese hatten , nachdem sie in den Hof zurückgekehrt waren , mit ihren Zügen die Böden der Gebäude beſegt und entgingen so der Mezelei ; ihre Leute waren mit geringen Ausnahmen die Einzigen , welche nicht aus einer oder mehreren Wunden bluteten. Der Major von Wienskowski hatte drei schwere Kopfwunden , zwei Schußwunden

und

einen Lanzenstich empfangen,

er lag besinnungslos am Loden und wurde nach Vauchamps transportirt. Diese blutenden Reste wurden außerhalb des Hofes auf einen Plag aufgestellt und beim Kaiser Napoleon angefragt , ob denselben , ihrer verzweis felten Gegenwehr wegen, überhaupt Pardon zu geben ſei.

114

--

Der Kaiser bewilligte denselben und soll , wie die Tradition besagt , folche Soldaten seiner Garde als Muster hingestellt haben. In dem französischen Bericht über dies Gefecht heißt es : Nous crûmes qu'au moins , il y avait plusieurs mille hommes dans la ferme , tandis qu'un faible bataillon avait soutenu cette défense vigoureuse. Le commandant est le brave des braves . ‹ i) Am Schluß dieses Gefechts lassen wir zuerst einen Brief folgen , den der General von Kleist unter dem 5. Mai 1814 an den Major von Wienskowski richtete , demnächst theilen wir die Stelle eines Privat-Briefes mit, welchen Kapitain von Schouler , aus der Gefangenschaft zurückgekehrt , am 8. Juni 1814 in die Heimath sandte.

Beide Schriftstücke sind dem Verfaſſer

durch die Freundlichkeit des Herrn Oberstlieutenants Rückert gen . Burchardi, einem Verwandten des von Schouler übermittelt worden . 1)

Euer Hochwohlgeboren geehrte Zuſchrift vom 4. d . M. und die mir

mit demselben eingereichte Relation über das Gefecht am 14. Februar habe ich erhalten. Nicht erst durch diese Relation, sondern durch die eignen Aeußerungen der Sieger bin ich schon früher davon unterrichtet geweſen , mit welchem Muthe und Einsicht Euer Hochwohlgeboren

Ihr Bataillon

geführt

haben und wie diese braven Männer sich dieser entschlossenen Führung würdig gezeigt haben. Empfangen Sie meinen wärmsten Dank für dieses ausgezeichnete Benehmen und im Voraus meinen Glückwunsch zu der Gnade unseres gerechten Königs ! Ich habe Dato Jhre Relation Sr. Majestät eingereicht und es mir zur angenehmsten Pflicht gemacht ,

Sr. Majestät Ihre Entſchloſſenheit und

die

Bravour Ihres Bataillons zur wohlverdienten Belohnung zu empfehlen und ich zweifle nicht , daß des Königs Majestät meine unterthänigen Vorschläge zur Belohnung Ihrer Person , die mir von Ihnen empfohlenen Offiziere , ſo wie für die Unteroffiziere und Gemeinen im Ganzen erbetenen Ehrenzeichen Allergnädigst bewilligen wird . Ich gebe Euer Hochwohlgeboren von meiner Verwendung bei Sr. Majestät vorläufig ergebenst Kenntniß." Paris den 5. Mai 1814.

gez . von Kleist.

2) pp . Aus beikommender Relation werden Sie ersehen , welches unglück . liche Schicksal unser Bataillon am 14. Februar bei Montmirail , ohngefähr 14 Stunden vor Paris erlitt. Waren wir an diesem Tage Sieger , dann nahmen wir in wenigen Tagen die Hauptstadt ; ich sage Ihnen aber ganz heimlich,

wir waren geſchlagen und leider mußte ich nun Paris als Gefan-

¹) Wir glaubten , daß die Ferme wenigstens mit mehreren tausend Mann befeßt sei, während nur ein schwaches Bataillon diese hartnäckige Vertheidigung unternommen hatte. Der Kommandeur ist der Brave der Braven.

115

gener sehen. -

-

An diesem Tage wurden zwischen 3- und 4000 Gemeine und

einige 60 Offiziere Ruſſen und Preußen gefangen und einige 90 Stunden jenseits Paris in verschiedene Departements unweit der spanischen Grenze transportirt und vertheilt . Wir kamen nach Limoges und Belai , ich glaube, es ist das Departement Limosin oder Haute -vienne. Ihnen eine Beschreibung über die schlechte Behandlung von dem zugenblick unserer Gefangennehmung an zu machen, würde hier nicht genug Raum finden und mir auch zu sehr an Worte fehlen , ich erspare mir dies , um es dereinst mündlich zu erzählen . Nur das muß ich Ihnen vorerst doch sagen , daß Napoleon, nunmehr Niclas genannt , uns als 10,000 Mann Gefangene angegeben hatte und uns mit großer Ceremonie und Pomp durch Paris transportiren ließ , um nach seiner Meinung die Einwohner zu imponiren und zu encouragiren . Wir wurden zu zwei und zwei , die Offiziere voran und auf diese Weise die Gemeinen hinter uns, etwas weit auseinander , um durch den langen Zug die angegebene Zahl zu markiren , über den Boulevard transportirt. Unsere Eskorte bestand aus einer großen Menge Gensdarmen , Nationalgarde und Linientruppen, die durch einen General geführt wurden und die Zahl der Gefangenen weit übertrafen . Als wir die Barriere der Vorstadt passirten , bemerkten wir gleich eine enorme Menge versammelter Pariser , welche die Neugierde , die ersten Preußen und Ruſſen in der angeblichen Menge zu ſehen , herbeiführte . Ich, wie viele meiner Kammeraden, befürchteten , von dieser gedrängten Menschenmasse Beschimpfungen und Beleidigungen erdulden zu müssen. Wie fand ich mich aber vom Gegen . theil überrascht , als diese Menschen , aus den höchsten Dachfenstern sowohl wie von der Straße aus, Wäsche und Bred zwischen unsere Scldaten warfen und Geld unter ihnen vertheilten . Es wurde einigemal Halt gemacht ; dies benugten die Einwohner , drängten sich zwischen die Eskorte durch , um mit uns zu plaudern und uns auszufragen . Wir belogen fie allerdings , daß ihnen die Haare zu Berge standen , indem wir ihnen sagten , daß außer unſerer formidablen Macht , die täglich Paris bedrohe , noch 700,000 Preußen , Ruſſen und andere Alliirte schon am Rhein ständen , um uns zu folgen . Ich bin Augenzeuge, daß Viele weinend uns bedauerten , daß sie uns nicht als Sieger sondern als Gefangene sehen müßten . Viele begleiteten uns bis Versailles und die Eskorte hatte nur zu thun , das Eindringen in die Kolonne mit dem Kolben abzuhalten . Dies Betragen der Pariser entſprach nicht dem Willen und den Vermuthungen des sonst so schlauen Niclas , er hätte beſſer gethan, uns nicht durch Paris transportiren zu lassen . So mußten wir nun unsern Marsch bis zu unserm Bestimmungsort fortseßen und manchen Tag 12 Stun . den im schlechtesten Wetter und Wegen zu Fuße machen. Wie glücklich war ich nun gegen viele meiner Kammeraden , gut zu Fuß zu sein , die der Fatis guen wegen krank liegen blieben und dadurch mehrere Unannehmlichkeiten

-

116

erdulden mußten , obſchon auch mir dieser Transport meiner Gesundheit viel geschadet hat. u. s. w. Mons den 8. Juni 1814. gez. von Schouler.

Gefecht Während des ein Paar tunden andauernden Gefechts bei Sarrechamps bei Gbam- hatten die Vataillone des Gros den Rückzug fortgeseßt. Der Feind folgte paubert. Anfangs durch Kanonenfeuer, dann durch die Garde-Kavallerie. Die mehrfachen Attaquen dieser Kavallerie , Truppen, hatten kein Resultat gehabt.

besonders

auf die ruſſiſchen

Die Bataillone blieben geſchloſſen,

unterstügten sich gegenseitig und wieſen die Angriffe stets ab. Das 1. Bataillon des Regiments ging neben der russischen Batterie zurück, welche mehrfach in dem grundlosen Boden stecken blieb. Mannschaften des

ataillons faßten dann in die Speichen und halfen der Vatterie weiter,

bis diese glücklich die Chauffee erreichte. gelassene Kanone auf

Einmal wurde sogar eine stehen.

efehl des Oberstlieutenants von Schutter wieder

bespannt und glücklich zurückgebracht. Man hatte zu diesen Arbeiten Zeit, da die Preußischen Bataillone mehrfach kurz treten , ja halten mußten, um mit den Russen auf der andern Seite der Chaussee in einer Höhe zu bleiben , da diese , kroß der dringenden Eile , den Nückzug fortgesezt mittelst Durchziehens der Treffen bewerkstelligten , wozu natürlich die doppelte Zeit erforderlich ist. Die größte Eile war geboten ,

da nördlich der Chaussee die französische

Kavallerie des Generals Grouch

auf einem Parallel-Wege über la Cha-

pelle für Orbais und le Mesnil ſich abmühte , vorwärts zu kommen , um die freie Ebene zwischen Champaubert und dem Walde von Etoges vor der hier marschirenden Infanterie zu erreichen. Zwischen Fromentières und Champaubert liegen nördlich wie südlich der Chauffee , parallel mit dieser , zwei Teiche , welche eine solche Terrain-Verengung bilden, daß der Rückzug der in Front zurückgehenden Brigaden ſo nicht ferner stattfinden konnte.

Die Bataillone schoben sich deshalb nach der

Chaussee zusammen und da die der Chauffee zunächst befindlichen frei fortmarschirten ,

bildete sich schließlich ein großes längliches Viereck von hinter-

einander, auf beiden Seiten der Chauſſee marſchirenden Bataillonen, während auf der Chauffee selbst die Artillerie fuhr , da dieselbe in dem sehr tiefen Boden nebenher , wo die Bataillone marschirten , gar nicht zu bewegen war. Das 1. Bataillon des Regiments , welches auf dem rechten Flügel des 1. Treffens gestanden hatte , kam zulegt an die Chauſſee und marſchirte als legtes Bataillon durch Champaubert. Der schüßende Wald von Etoges ist nur 1800 Schritte von Champaubert entfernt. Russische Artillerie, welche an seiner Liſtere in Position stehen sollten, war dieſem Befehl nicht nachgekommen. Die französische Kavallerie des Genes

117

Gw

rals Grouchy war von le Mesnil her vor der Infanterie angelangt, hatte in ihrer 6fachen Ueberlegenheit die Kavallerie des Obersten Grafen Haake, welche sich trogdem muthig entgegengestellt hatte , völlig geschlagen und ſtand nun quer über die Chauffee , der Infanterie den Weitermarsch verweigernd, während die französische Garde-Kavallerie die Queue des langen Vierecks anfiel. Trogdem marschirten die Bataillone rüßtig weiter. Eine gut beſpannte russische halbe reitende Latterie sprengte mit Kartätschen die Kavallerielinie des Generals Grouchy , follte.

durch welche Lücke der Marsch fortgesegt werden

Tie Bataillone marſchirten mit Abständen von 50 Schritten, gaben auf die anreitende feindliche Kavallerie ,

welche sich meist nur

im Trabe bewegen

konnte und planlos alle Seiten des langen Karrees anfiel , auf 40 Schritt Feuer , schlugen so die Angriffe stets ab und ſegten dann den Marsch ohne Aufenthalt fort. Als das legte Vataillon, das 1. des 7. Reserve - Regiments , Champaubert um einige Hundert Schritte verlassen hatte , hielt der Feldmar, schall Blücher für nothwendig, dies Bataillon Halt machen zu lassen und blieb selbst nebst seinem ganzen Stabe bei dem Bataillon halten , während die übrigen Truppen den Marsch bei dem Schlagen aller Tambours und allgemeinem Gesange fortsegten. Die Dämmerung des kurzen Wintertages war schon lange eingetreten und die völlige Dunkelheit ließ nicht mehr lange warten.

Das Bataillon war stark : 8 Offiziere, 31 Unteroffiziere , 5 Spielleute , 436 Gemeine = 472 Köpfe excl. Offiziere.

Von diesen war anwesend : Major von Diebitsch. Adjutant Lieutenant Scheffler.

Kapitain von Freymann . " von Prizelwig. Premier Lieutenant von Eice. Seconde-Lieutenant von Sac. Grenz. "/

"/

Kümpel.

Das 1. Bataillon hatte kaum einige Minuten gehalten, die Entfernung zu den übrigen Bataillonen betrug aber schon einige Hundert Schritte , und der Bataillons-Adjutant, Lieutenant Scheffler , bat den Feldmarschall, ſeine Person nicht so zu erponiren, da bemerkte dieser in der Lücke zu den übrigen Bataillonen eine Kavallerie Linie und stellte die Frage :

„Ich möchte doch wissen, was das für Kavallerie ist. " }

118 Kapitain von Freymann ritt , da es fast finster war , darauf zu , war aber kaum 200 Schritt vorwärts

gekommen , als er sich plöglich vor der

Front eines feindlichen Kürassier-Regimentes befand, welches zum Angriff des isolirten 1. Bataillons vorging.

Sogleich wurde Jagd auf ihn gemacht

und nur durch die Schnelligkeit seines Pferdes entging er der Gefangenschaft. Das Bataillon hielt den Angriff gut aus , es stand wie eine Mauer , gab auf 30 Schritt Feuer , die Kürassiere drehten um und der Feldmarschall Blücher , der Hort der Armee , und alle die hochberühmten Männer ſeiner Umgebung waren gerettet. Die Pause nach diesem abgeschlagenen Angriff benugte der Feldmarschall, um , an der Spige seines Gefolges den Säbel ziehend , auf der Chauſſee in schnellster Gangart die übrigen Truppen zu erreichen. Der Kommandeur des 1. Bataillons , Major von Diebitsch , wahr. scheinlich mit einem klebenden Pferde beritten , wurde durch diese dahinbraufende Kavalkade seinem Bataillon entführt. Kapitain von Prizelwig kommandirte ,

da auch der Kapitain von

Freymann abwesend war , weiter , als ein zweiter und fast gleichzeitig ein dritter Angriff die beiden Flanken des Bataillons bedrohte. Auch diese wur den abgeschlagen ,

doch unmittelbar hinterher erfolgte auf die rechte Flanke

nochmals ein Choc und dieſer 4. Angriff sprengte das Karree. Das Bataillon war mit englischen Gewehren bewaffnet und mußte bei denselben Pulver auf die Pfannen geschüttet werden. Die Musketiere waren in voller Arbeit des Ladens ,

durch die Dunkelheit ging dasselbe noch lang

samer, und als die den 4. Angriff machenden polnischen Lanciers einbrachen, konnte man ihnen kein Feuer entgegenstellen. ") 1 ) Dies ist die offizielle , von der eignen Hand des Oberstlieutenants von Schutter geschriebene Angabe, welche auch anderswo bestätigt wird . Ein Bericht des Kapitains von Prizelwiß über das Gefecht des 1. Bataillons an den Oberstlieutenant von Schutter, weicht von dieser Erzählung ab und laſſen wir denselben hier wörtlich folgen : "7 Es ist Euer Hochwohlgeboren nur zu bekannt , auf welche Art sich das 1. Bataillon am 14. bei Fromentières bis zum Abend schlug. Das Bataillon wies in Gegenwart Euer Hochwohlgeboren den Angriff der feindlichen Kavallerie ab und zog sich mit Ruhe zurück , nachdem Selbiges auf dero Befehl ein Kanon , welches man stehen ließ, wieder bespannte und in Sicherheit brachte , deckte. Schon neigte sich der Tag , als der Feind anfing , uns lebhaft zu drängen und schon war es finster geworden , als das Bataillon Befehl erhielt zu halten , während dem sich die übrigen Karrees zurückzogen. Der Feind attakirte , jezt das Bataillon von allen Seiten und es gelang uns ihn abermals zurückzuweiſen und wir alle von gleichem Eifer beseelt für Preußens Ehre zu sterben oder zu ſiegen , wären gewiß ſo glücklich gewesen unsern Zweck zu erreichen , hätte nicht der unglückliche Zuruf einer uns unbekannt gebliebenen Stimme - 99 Schießt nicht , es sind Preußen “ und die einbrechende Finsterniß , die uns hinderte den Feind zu unterscheiden , ein augenblickliches Aufhören des Gefehrfeuers verursacht und in diesem Augenblick ward das Karree gesprengt. " Das steht aus allen Berichten fest, der Feind erhielt beim Angriff kein Feuer.

-

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-

Mit dem Einbruch der feindlichen Lanciers war der Kampf aber noch nicht beendet. Minder tüchtige Soldaten wären , einmal gesprengt , auseinanderge laufen und ist dies unter andern Umständen auch das Schlechteste , was eine Truppe thun kann , hier , durch die Dunkelheit begünstigt , hätten gewiß Viele den Wald von Etoges erreicht. Was niedergeritten war, stand wieder auf , was stehen geblieben war, fand sich mit andern Kameraden in kleinen Haufen zusammen ,

einzelne Leute

machten sogar Gefangene , doch die Zahl der feindlichen Lanciers mehrte sich. Der eben gefangene Lanciers wurde befreit und der Sieger niedergestoßen. Vier Mal mußte die feindliche Kavallerie die Haufen niederreiten und während der ganzen Zeit währte der , durch die Dunkelheit noch furchtbarer gewordene Kampf, zwischen dem Bajonet und der Lanze. Endlich war der Widerstand gebrochen , als die große Hälfte des Bataillons todt und von der kleinern Hälfte wieder die größere schwer blessirt war. Zwei Offiziere und zwar der Lieutenant und Adjutant Scheffler und Lieutenant Grenz mit 15 Mann fanden in der Dunkelheit Mittel fich zu retten , nachdem auch sie schon Gefangene gewesen. waren. Seconde Lieutenant

Kümpel

blieb ;

Premier-Lieutenant von

Eide ,

Kapitain von Prizelwig und der Lieutenant von Sack wurden gefangen, ersterer war schwer blessirt. Von den 31 Unteroffizieren , 5 Spielleuten und 421 Gemeinen nebst 2 Chirurgen kehrten nach dem Frieden etwa 80 zum Theil invalide gewordene Leute zurück. Die Uebrigen waren entweder sofort geblieben oder erlagen ihren Bleſſuren. ¹ ) Bei der Natur des Gefechtes ist es unmöglich alle die Thaten kammeradschaftlicher Aufopferung und erhöhter Pflichttreue aufzuführen , welche hier in heroischer Weise fast unbemerkt vollführt wurden. Ein schönes Beispiel der Aufopferung für den Vorgesezten gab Musketier Graßke , Flügelmann der 2. Kompagnie. Derselbe sah seinen Unteroffizier im Kampf mit Lanciers in Lebensgefahr ; er sprang herbei , rettete dieſen , fiel aber selbst von Lanzen durchbohrt.

Die Unteroffiziere Blischke und

Baumgärtel der 2. Kompagnie nahmen keinen Pardon , obgleich sie mehrDas 1. Bataillon hatte als Depot-Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie -Regiments meist neue Preußische Gewehre vom Jahre 1811 erhalten. Am 1. Juli besaß es deren noch 408 Stück. Aller Nachschub , die eingestellten Necruten und die aus den Lazarethen wieder entlassenen Mannschaften erhielten englische Gewehre , da die Preußischen aufgebraucht waren. Erwägt man die geringe Dienststärke des 1. Bataillons nach der Slacht bei Culm , ſo muß jezt allerdings die große Mehrzahl mit engliſchen Gewehren bewaffnet gewesen sein. 1) Bekanntlich sind Lanzenstiche , da die Wunde sich sofort wieder schließt und eine Eiterung verhindert wird , meist gefährliche Blessuren.

120

G

fach von Lanzenstichen getroffen waren , machten sogar noch einige Gefangene, bis sie völlig umringt , erstochen wurden . Ebenso ausgezeichnet bis sie starben fochten die Musketiere Frenkel, Kochlöffel, Hoppe , Rausch , Gellner und Besichne der 1 . Die Musketiere Kanbley und Noack der 2. Tie Unteroffiziere Reymann , Detrich , die Musketiere

Hänel ,

Bauschke, Driesky , Berning und Schulze der 3. sowie die Musketiere Maske , Pavel , Errner der 4. Kompagnie.

Klische , Otto , Drescher und

Es war dies das Opfer , welches zur Erhaltung der übrigen Bataillone vielleicht nöthig war. Genug

des Kleist'schen Corps und der Russen

dieselben brachen sich Bahn zum schüßenden Walde von Etoges. General von Kleist sagt in seinem Bericht von dem Vordringen der Infanterie sprechend : „ Ein Bataillon des 7.

Reserve-Regiments blieb bei dem Dorfe

Champaubert in Masse stehen , um die feindliche Kavallerie abzuhalten, die während bedrohte.

dieſes

Angriffs

der Infanterie dieſelben im Rücken

So öffneten diese braven Truppen von ihren Befehlshabern angeführt, ihren Feldherrn in der Mitte , sich den Weg durch die zahlreiche Kavallerie und gewannen das Holz ,

nur das einzige Bataillon des

7.

Reserve-Regiments ward und mußte geopfert werden , um den übrigen Zet zu lassen sich durchzuschlagen.“ In Etoges erlitten die Russischen Truppen und einige Preußische Bataillone der 12. Brigade noch nahmhafte Verluste , da feindliche Infanterie , welche die ruhenden Bataillone überfiel , auf einem nähern Wege in das Dorf eingedrungen war. Die Reste der Corps von Kleist und von Kapczewitsch erreichten dann aber ungehindert am 15. Februar Chalons , woselbst auch die Armee-Corps von York und von Sacken Tages darauf eintrafen. Das 2. Bataillon des Regiments trat in Chalons wieder zur Brigade zurück und nachdem der Rest des 1. Bataillons ihm zugetheilt war, hatte dasselbe eine Stärke von : 14 Offizieren, 35 Unteroff. , 8 Epiell . , 282 Gemeinen und 2 Chirurgen , in Summa 325 Köpfe. Die Infanterie des Kleist'schen Corps hatte so bedeutende Verluste erlitten, daß eine Neuformation derselben nothwendig wurde. Aus der 10. , 11. und 12. Brigade wurde eine Brigade unter dem General von Pirch formirt. Dieselbe bestand aus : Drei Bataillonen 2. Westpr. Inf. Rgts.

Dem 2. Bataillon 7. Reserve-Regiments.

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Dem combinirten Bataillon

von

Hüllesheim ,

gesammten Neste der 11. Brigade. Dem combinirten Bataillon von Haas. "

"

"

enthaltend

die

Dieselben waren aus

von Reichenbach. ) der 12. Brig . formirt.

Ferner gehörten ihr an : 2 Kompagnien Schlesischen Schüßen-Bataillons. Das 8. Schlesische Landwehr Kavallerie-Regiment. Die 6pfündige Fußbatterie Nro. 8. Das 2. Bataillon des Regiments wurde durch den Major von Diebitsch geführt , da der Kommandeur , Major von Stengel zurückgeblieben war. In der Frigade stand das Bataillon auf dem rechten Flügel des 1. Tref fens neben den Bataillonen von Hüllesheim und von Reichenbach . In einigen Tagen wurde die 9. Brigade von Luxemburg her erwartet. Dieselbe sollte mit der Brigade von Pirch unter die Befehle Sr. Königl. Hoheit des Prinzen August von Preußen treten. Unglück lockert die Disciplin ; dies iſt ein alter Erfahrungssag , welcher sich auch wohl bei den in den legten Tagen unglücklich geschlagen habenden Truppen der schlesischen Armee bewährt haben wird. In streng verweisendem Ton gab der Feldmarschall deshalb am 15. Februar einen Befehl , worin das

Ungehörige gerügt und anbefohlen wird , daß in den Quartieren bei

Tag und Nacht Patrouillen gehen sollen , um Ruhe und Ordnung zu erhalten. Ferner wird von der Bagage gesprochen und angedroht , jeden unvorschriftsmäßigen Bagagewagen verbrennen zu lassen. Der 16. und 17. Februar verging unter den erwähnten Formations- und Reorganisations Arbeiten und am 18. begann die schlesische Armee , vereinigt und ohne daß ihr die großen Verluste der legten Tage an innern Werth geschadet hatten , von Neuem die Offensive. Der Regiments-Kommandeur, Oberstlieutenant von Schutter, wohl gleichzeitig körperlich durch die Strapazen angegriffen , als geistig durch das Schicksal zweier seiner Bataillone gebeugt , blieb krank in Chalons zurück, reiste am 19. nach Nanch ab , woselbst er am 23. Februar eintraf , um unsermuthet eine neue umfassende Thätigkeit zu finden , von der weiter unten die Rede sein wird . Die Kriegslage der Alliirten hatte sich durch die kürzlichen Erfolge Napoleons gewaltig verändert. Die Hauptarmee war in Folge des Abmarsches Napoleons zur schlesischen Armee gegen Paris vorgegangen und hatte mit der Tete Nangis vorwärts Montereau an der Seine erreicht , Kosacken streiften schon bis Fontainebleau, als Napoleon unter Entwickelung einer großartigen Energie schon am 17. Morgens mit einem Theil der bei Montmirail und Champaubert im Gefecht gewesenen Truppen über Meaux und Chaulmes in Nangis eintraf und

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folgenden Tages die Offensive ergriff. Es hatte dies den Rückzug der Hauptarmee über Nøgent auf Troyes zur Folge. Vorwärts dieses Ortes sollte am 20. Februar eine Stellung eingenommen werden und da man sich immer noch nicht stark genug glaubte , dem Kaiser Napoleon widerstehen zu können , so forderte man den Feldmarschall Blücher auf, sich mit der Hauptarmee zu vereinigen. Seine Antwort war , daß die schlesische Armee am 20. Februar in Arcis eintreffen würde. Die Truppen derselben hatten sich ,

um diese Zusage zur Wahrheit zu

machen , Mittags des 18. in Bewegung gesezt und Kantonirungen vorwärts Chalons bezogen. Das Bataillon von Diebitsch quartirte nach Bravery am Cosle-Fluß. Am 19. Morgens wurde im Brigade Verbande bis Sommeſous , am 20. durch Arcis sur Aube auf der Etraße nach Mery sur Seine bis Vilette marschirt , woselbst , wie Tags vorher , bivouatirt wurde. Das Corps von York hatte Mery selbst beseßt. Am 21. marſchirte das Bataillon im Corps von Kleist in ein Bivouak nach Drouy Et. Marie näher an die Seine und verblieb hier den 22. und 23. Februar. Die Ruhe war jedoch keine angenehme. Bei strenger Kälte , ohne genügenden Bedarf an Lager- Stroh , mit schlechter unzureichender Verpflegung auf dem hochgelegenen , freien Kalkstein-Plateau der armen Gegend , im Vivouak , gehörten diese Tage zu denen , welche sich in das Gedächtniß der alten Veteranen eingezeichnet haben.

als ganz besonders

beschwerlich

Trogdem die alliirten Armeen nun vereinigt waren und der Ausgang einer Schlacht bei Troyes wohl kaum unglücklich sein konnte , ertheilte der Fürst Schwarzenberg für die Hauptarmee dennoch den Befehl zum Rückzuge auf Bar sur Seine und Bar ſur Aube. Der Feldmarschall Blücher machte alle möglichen Vorstellungen dagegen, ohne etwas darin zu ändern , trat dann aber mit einem Vorschlage zu ciner neuen Offensive für die schlesische Armee hervor , welcher in seiner Ausführung mit einem Male die Vortheile des Kaisers Napoleon , die dieſer in den legten 14 Tagen errungen hatte , aufhob und ihn in eine Lage brachte, welche schließlich den Verlust der Kampagne zur Folge hatte. Derselbe wurde angenommen und denn auch sofort mit der dem Feldmarschall eigenen Energie durchgeführt. Am 22. Februar war in Arcis sur Aube die 9. Brigade von Klür und die Reserve-Kavallerie von Röder angekommen , so daß das Corps von Kleist wieder ansehnlich geworden war. In der Nacht vom 23. zum 24. Februar pafsirte die schlesische Armee , unbemerkt vom Feinde , bei Anglure die Aube , wo das 2. Bataillon des Regiments in der Ordre de bataille bivouafirte.

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Am 25. brach die Armee gegen Sezanne auf, wo der Feind unter dem Marschall Marmont mit 6000 Mann Infanterie und 1600 Pferden stand. Derselbe zog sich auf la Ferté -gaucher ab und wurde forcirt verfolgt , so daß das Corps von Kleist an der Tete bis Champguion kam , in welchem Ort das 2. Bataillon theilweis kantonirte , theilweis bivouakirte. Es war dies ein sehr starker Marsch und schon am 26. Februar mit Tages Anbruch marschirte die Brigade von Pirch über Rebais bis Doues unweit la Fertésous-jouarre , wo kantonirt wurde. Die schlesische Armee befand sich nach einigen starken Märschen hier plöglich wieder an den Ufern der Marne da , wo vor den unglücklichen Gefechten. vom 10. bis 14. Februar erst ein Corps angekommen war. Aber nicht genug hiermit , man verlegte die Verbindung der Armee , welche bisher über Nancy geführt hatte , nach Holland und beschloß , schon um die starken Defileen bei Trilport und Meaur zu umgehen , auf das rechte Marne-Ufer überzugeben , wodurch man sich außerdem den Armeecorps von Bülow und von Winzingeroda näherte , welche von Holland her in der Gegend von Laon und Soissons angekommen waren. Am 27. Februar ging das Kleist'sche Corps auf einer bei Sameron gebauten Schiffbrücke über die Marne. Das 2. Bataillon kantonirte in Villemeneuve , auf halbem Wege nach Lisy . Dem Corps von Kleist war eine Avantgarde des York'schen Corps vorausgegangen , welche am 28. Februar mit den Epigen Vareddes erreicht hatte. Zu gleicher Zeit wurden die Marschälle Marmont und Mortier durch alle in Paris zusammengerafften Truppen serstärkt, von Meaur aus offensiv. Die Vortruppen der Preußischen Avantgarde wichen. Das Gros derselbenGefecht bei Sué besezte das Defilee bei Gué à Trèmes über den Therouanne-Fluß , welches von à Trèmes oder den Franzosen alsbald heftig angegriffen wurde. Beauval Die Brigade von Pirch , zunächst hinter der Avantgarde marſchirend , entsandte das Füßelier-Bataillon 2. Westpr. Inf. Rgts. und die combinirten Bataillone von Haas und von Hüllesheim , welche links neben dem beſegten Gué à Trèmes gegen einen Grund vorgingen , an welchem die Tirailleurs dieser Bataillone postirt wurden. Das Gros der Brigade von Pirch , noch 3 Bataillone stark , da das 2. Bataillon 2. Westpr. Inf. Rgts . nach Lisy detachirt war , stellte sich 1200 Echritt hinter den vorgeschobenen Bataillonen neben der 9. Brigade bei Beauval auf. Der Feind schien nicht nur gegen den Punkt , welcher von den 3 Bataillonen der Brigade von Pirch besegt war , vorzudringen , ſondern sich auch zu bemühen , das Defilee auf der andern Seite von Gué à Trèmes zu umgehen.

Die Bataillone von Diebitsch und von Reichenbach wurden

daher vorgesandt , um westlich des Defilees die Therouanne zu vertheidigen.

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Es war schon spät am Nachmittage , als das Bataillon von Diebitsch die Schügen vornahm und gleich darauf in heftigem Gefecht stand.

Die

Versuche des Feindes , westlich Gué à Trèmes vorzudringen , wurden jedesmal zurückgewiesen , bis die Dunkelheit hereinbrach und dem Gefecht ein Ende machte. Nun traten die Bataillone den Rückzug an , welcher auf der Chauffee über Mareuil , dann über den Ourq-Fluß bis in ein Bivouak bei Foulaines , den genannten Fluß vor der Front , fortgeſegt wurde. Der Verlust des 2. Bataillons betrug : ― Spielm. 2 Gemeine. Lodt : Offiz. Unteroff. 3 24 1 , " " Blessirt : "1 11 Gefangen : " " " " 1 1 37 3 " "I N

Lieutenant Görke war blessirt worden. Für das Gefecht erhielten das Kreuz 2. Klasse namentlich : Feldwebel Böhnke Musketier Gebhardt d. 12. Komp., war hier attaſchirt. D. 4. Kozerke " "I Kuzner d. 7. "

Neumann d.

8.

Dieselben hatten sich hervorgethan, um bereits gefangene Kameraden wieder zu befreien. Turch die Bewegung nach dem Gefecht bei Gué à Trèmes hatte sich das Corps von Kleist von den übrigen Corps der schlesischen Armee isolirt ; der Feind stand an der Linie des Ourq Flusses und die Vereinigung der getrennten Corps mußte , als die Versuche am 1. März , die genannte Linie wieder zu gewinnen, gescheitert waren , auf fast unwegsamen Travers -Wegen hergestellt werden. Um dieſe am 1. März bei Liſy

geführten Gefechte zu unterſtügen , ging

das Corps von Kleist an diesem Tage bis Neufchelles vor , bei welchem Ort das 2. Bataillon in der Brigade bivouakirte. Am 2. März ging von hier eine starke Recognoscirung auf May , welche der Feind , selbst offensiv werdend , abwies. Die Brigade von Pirch ent wickelte sich zur Aufnahme der vorgesandten Truppen , doch kam das 2. Bataillon des Regiments nicht zum Gefecht. Nachmittags wurde der Rückzug auf Mareuil angetreten. Auf dem Marsch dahin erhielten die Kolonnen vom Feinde mehrfach Kanonenfeuer. Der Rückzug wurde am 2. Abends von der Brigade von Pirch bis Neuilli-St. Front fortgesegt und am 3. März Mittags 11 Uhr

marschirte

das Kleistsche Corps auf Oulchy -le Chateau , folgte dann der Chauffee von Chateau-Thierry auf Soiſſons , defilirte in der Nacht zum 4. März durch Soissons und bezog jenseits der Stadt ein Bivouak.

Seit dem

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28. Februar hatte der Feldmarschall Blücher nämlich die

bestimmte Nachricht, daß der Kaiser Napoleon von der Hauptarmee abgelaſſen und sich über Sezanne gegen die Marne auf Chateau-Thierry gewandt habe. Gleichzeitig waren dem Feldmarschall die ſchon genannten Armee Corps von Bülow und Winzingeroda untergeordnet und nun , in der Lage dem Kaiser eine Schlacht liefern zu können , vereinigte sich die schlesische Armee bei Soiſſons mit dieſen Corps , welchen festen Ort dieſe an demselben Tage occupirt hatten. Am 4. März stellte sich die nun 103,000 Mann ſtarke Armee von Soiſſons bis Craonne auf. Das Corps von Kleist bezog eine Reserve - Stellung bei Anizy-le- Chateau in welcher Gegend das 2. Bataillon des Regiments in St. Remy Kantonirungs-Quartiere bezog und in denselben am 5. März Ruhetag hielt. Der Kaiser Napoleon hatte seine Streitkräfte von Chateau -Thierry über Fismes auf Berry-au-bac dirigirt, debouchirte hier am 6. Morgens und griff die Ruſſen unter dem General von Winzingeroda bei Craonne an. In Folge dessen echelonnirten sich die Truppen der schlesischen Armee rückwärts und rückte die Brigade von Pirch über la Royer in ein Bivouak vorwärts dieses Ortes. Die Franzosen hatten aber die sehr feste Stellung bei Craonne dennoch unter bedeutenden Verlusten genommen, weshalb der Feldmarschall Blücher befahl, die Armee bei Laon zu concentriren. Am Morgen des 7. März rückte die Brigade von Pirch , mit ihr das Bataillon von Diebitsch aus dem Bivouak bei la Royer auf sehr schlechten Wegen über den Lette-Fluß nach Fetieur. Erst spät Abends kamen die Truppen daselbst an und seßten am Morgen des 8. den Marsch in die Stellung bei Laon fort, um daselbst wieder zu bivouakiren . Die auf einem hohen steilen Berge gelegene Stadt Laon wurde durch das Corps von Bülow besegt. Den linken Flügel in der Stellung hatten die Corps von Kleist und von York inne, der rechte Flügel und die Reſerven war aus Russischen Truppen formirt. Gegen den rechten Flügel erfolgte am Morgen des 9. März der Angriffschlacht bei Laon. Napoleons. Auf dem lin´en Flügel stand zunächst von Laon das Corps von Kleist , dem folgend , das Corps von York. Leide hatten vorerst keinen Feind gegen sich. Die Brigade von Pirch stand dicht nördlich der Chauffee, welche nach Rheims führt, hinter einer flachen Höhe , auf welcher die Meierei Chaufour liegt, aufmarschirt. Neben der Meierei waren 2 schwere Batterien placirt. Das Bataillon von Tiebitsch stand im 2. Treffen auf dem linken Flügel.

126 Nachmittags gegen 1 Uhr rückte auf der Chauffee von Rheims eine starke feindliche Kolonne vor , entwickelte sich nördlich der Chaussee und griff das vom Yorkschen Corps leicht besezte, vor der Front liegende Dorf Athies an. Dann entwickelte der Feind der Brigade von Pirch gegenüber eine starke Artillerie und es kam nun bis zum Einbruch der Dunkelheit zu einer resultatlosen Kanonade. Der Feind blieb , Athies zum Theil besezt haltend, den Corps gegenüber stehen. Für die Nacht war ein Angriff des Feindes bei Athies beschlossen worden und schon vorher die gesammte Kavallerie beider Armee Corps in seine rechte Flanke gesandt. Abends 7 Uhr trat die Brigade Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm von Preußen vom Yorkschen Corps an . Die übrigen Frigaden folgten derselten en Echelon. Die Brigade von Pirch bildete das 2. Echelon der Teten Brigade , sie nahm die Tirailleurs 50 Schritt vor das erste Treffen und avancirte in lautloser Stille , längs der Chaussee nach Rheims, gerade auf die Stelle hin, wo während des Gefechts eine große franzöſiſche Batterie gestanden hatte. Die Brigade Prinz Wilhelm überfiel den Feind völlig und hatte sie einen solchen Erfolg , daß sich derselbe im panischen Schrecken zur Flucht wandte. Als die Brigade von Pirch mit der größten Ruhe und Ordnung tro der Dunkelheit und des von vielen Gräben durchschnittenen Terrains vorgehend, bei der feindlichen Batterie anlangte , waren die Truppen schon auf der Flucht. während alle Geschüße in Position standen . Die Brigade blieb im Avanciren , nun die Chaussee links lassend, noch eine halbe Stunde jenseits Athies , wo im weiteren Vorrücken inne gehalten wurde und das 2. Armee- Corps den Befehl erhielt, bis hinter Athies zurückzugehen. Auf die fliehenden Feinde brach nun noch die Reserve Kavallerie ein und

vervollständigte dieſen ſchönen unblutigen Sieg. 2500 Gefangene, 45 Kanonen, 131 Munitionswagen waren das Ergebniß dieser nächtlichen, unaufhaltſam geführten Attaque. Der Kaiser Napoleon versuchte am 10. Morgens nochmals die Ruſſen auf dem rechten Flügel der Alliirten zu werfen , bewerkstelligte aber seinen Rückzug, als er die Niederlage seines , durch ungangbares Terrain völlig isolirt gewesenen Flügels erfuhr. Das Bataillon von Diebitsch hatte durch dies Gefecht keinen Verlust. Es war aber nur noch 10 Offiziere 24 Unteroffiziere 6 Spielleute 170 Gemeine und 5 Chirurgen stark. Der General von Kleist hatte deshalb am Schlachttage befohlen, daß dasselbe

mit

dem

2. Bataillon

2.

Westpreußischen

Infanterie-

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-4

Regiments unter Befehl des Kommandeurs dieses legten Bataillons , Majors von Hopfgarten , kombinirt werden sollte. Dieser Befehl ward am 10. März ausgeführt. Der schwache Nest des 7. Reserve- Infanterie - Regiments ging nach Jahresfrist in dem Truppentheil völlig auf, aus welchem er formirt war. ') Am 15. Februar war das Bataillon von Diebitsch : 14 Offiziere , 35 Unteroffiziere , 8 Spielleute , 282 Gemeine , Summa 325 Kombattanten stark gewesen. Die Stärke am 10. März betrug : 10 Offiziere , 24 Unteroffiziere , 6 Epielleute , 170 Gemeine , Summa 200 Köpfe. Es hatte also in 3 Wochen ein Abgang stattgefunden von 4 Offizieren , 11 Unteroffizieren , 2 Epielleuten , 112 Gemeinen , Summa 125 Köpfen. Durch das Gefecht waren abgegangen : 1 Offizier, 3 Unteroffiziere, 1 Spielmann, 37 Gemeine, Summa 41 Köpfe, mithin waren in dieser Zeit von 3 Wochen 84 Mann den Strapazen erlegen. Es sind dies 25³½ Prozent. 2) In den 4 Wochen vom 8. Januar bis zum 8. Februar hatte ein Abgang von 22 Prozent stattgefunden. Jegt betrug derselbe in nur 3 Wochen fast 26 Prozent , was um so stärker erscheint , da man annehmen muß , daß alle schwächlichen , vom Typhus inficirt gewesenen Naturen und alle nicht aushaltenden , kürzlich erst eingestellten Rekruten schon in jener Zeit die Lazarethe bevölkert hatten. Die Kraft und Gesundheit dieſer Kräftigſten erlag in den verflossenen 3 Wochen in noch größerem Maße der Fatigue , als es vorher die Schwäch. licheren. Als Hauptgrund , hier wie damals , muß für das Zurückbleiben einer so großen Wenge von Soldaten das schlechte ,

häufig ganz fehlende Schuhzeug

angeſehen werden und ſei dies ein Fingerzeig bei späteren Kriegen für die Offiziere und Unteroffiziere in

den Kompagnien , damit nicht Mangel

an

Thätigkeit und Aufsicht die Auflösung des ganzen Truppentheils herbeiführe. Aber auch außer diesem Uebelstande war der Krieg in seiner rauheſten, furchtbarsten Art , wie er hier in Feindesland geführt wurde, dazu angethan, auflösend zu wirken. Durch die schnellen Bewegungen von Chalons auf Mery für Seine und von dort nach einigen Tagen des Mangels auf Chateau-Thierry war es unmöglich, daß die Proviantkolonnen die Truppen erreichten. Dieselben waren 1 ) Die Aufzeichnungen Seitens des Regiments hören mit diesem Tage ganz auf und folgt der Verfasser bis zur Wiederformation des Regiments lediglich der Geschichte des 7. Infanterie-Regiments. 2) Die beiden Musketier-Bataillone 2. Westpreußischen Infanterie- Regiments zählten am 13. Februar 1814 938 Köpfe , am 8. März 764 Kombattanten, 42 Köpfe waren durch das Gefecht abgegangen, mithin blieben zurück : 132 Mann, das sind 14 Procent.

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daher auf das , was die Gegend gab, angewiesen , doch in den wenig bevöl› ferten und armen Gegenden dieses Theils von Frankreich , durch welche die diesseitigen , wie die französischen Armeen hin

und hermarschirt waren , gab

es nicht viel zu leben und da es bei den kalten Nächten auch an Brennmaterial fehlte , so verschwanden oft Dörfer , welche in der Nähe der Bivouaks lagen, spurlos vom Erdhoden. Daß bei so starken Väschen ,

oft bis in die Nacht hinein und der ihnen

folgenden freien Requisition, die Verpflegung dennoch schlecht blieb, daß von Ruhe , von Instandhaltung der Mentirungsstücke und des Schuhzeugs wenig oder gar nicht die Rede war , das Alles liegt nahe , aber auch ebenso nahe liegt die Folge daß auch die stärksten Naturen diesen Anforderungen an den Körper nicht gewachsen sind und den Anstrengungen erliegen. Das Aussehen dieser Reste des Regiments war von den Begriffen eines gut ausgerüsteten Soldaten gewaltig abweichend . Viele Soldaten marschierten auf unter die Füße gebundene rohe Häute der Thiere , welche im Bivouak geschlachtet worden waren. Jacken, Beinkleider und Mäntel, abgenugt und an den Bivouakfeuern verbrannt, waren mehr Lumpen als Montirungsstücke, doch unter ihnen schlug ein braves furchtloses Herz. Die nächsten Tage nach der Schlacht von Laon vergingen

für die schleſi-

sche Armee sehr unthätig ; Körperleiden des Feldmarschalls und verschiedene andere Einflüsse lähmten die Thätigkeit und so sehen wir die Brigade von Pirch am 10. März in ein Bivouak bei Fetieur rücken ; am 11. wurde wieder zurückgegangen ,

um bei Aippes zu bivouakiren.

Am 12. rückte man an

den Lette-Fluß vor , bivouakirte bei Bouconville, welcher Ort von dem Lataillon von Hopfgarten bequartirt wurde. Am 13. bivouatirte die Brigade bei Ouches, 1 Meile von Bouconville und am 14. bei Craonne. Das Bataillon von Hopfgarten besezte Craonne. Am 15. März rückte man in ein Bivouak bei Corbeny und verblieb bei gro : Her Kälte in demselben bis zum 17. Ueber die Verpflegung dieser Tage heißt es in der Geschichte des schon genannten Regiments : „ Der Major von Hopfgarten sah sich veranlaßt, zur Abhülfe der größten Noth für sein Bataillon die Erlaubniß einzuholen , selbst Brot backen zu dürfen.

Da Mühlen in der Nähe waren , ſo requirirte er

das nöthige Getreide , schickte den Lieutenant von Yorry mit den Müllern und Bäckern des Bataillons nach dem Dorfe und ließ mahlen und backen. Leider wurde am folgenden Tage wieder aufgebrochen und so konnten nur 600 Pfund rot für das Bataillon gewonnen werden, 2000 Pfund Teig mußten liegen bleiben. ' Es waren dies noch Zustände , welche im Vergleich zu dem Mangel an ensmitteln bei andern Truppentheilen zu den bessern gehörten , denn das

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Land um Laon war dermaßen ausgesogen , daß faſt nichts Genießbares mehr zu finden war. Am 17. März begann der Kaiser Napoleon , welcher bis zu dieser Zeit zwischen Rheims und Fismes stand und mit organisatorischen Arbeiten beschäftigt war , seinen Marsch gegen die Aube , um die wieder im Vorgehen auf Paris begriffene Haupt-Armee anzufallen. Die schlesische Armee wurde daher

am 18.

Pontavert wurde über den Aisne-Fluß

auch wieder offensiv .

Bei

eine Pontonbrücke geschlagen. Die

Brigade von Pirch , zu welcher am 17. März drei kurmärkische LandwehrBataillone 1 ) gestoßen waren , welche der General von Jagow zurückliegenden Festungen mit

andern Truppen als

von den

entbehrlich nachgeführt

hatte , bivouakirte am 18. bei Pontavert , ging am 19. über die Aisne und marschirte bis in ein Bivouak bei Blanzy und Perles. Der Feind hatte Fismes besegt, so daß erst am Morgen des 21. März das 2. Armee Corps auf einer bei Bazoches hergestellten Brücke den Vesle-Fluß überschreiten konnte, worauf es bis in ein Bivouak bei Cramaille am DurqFluß rückte. Am 22. März bivouakirte die Frigade von Pirch bei Billy sur Ourq, am 23. cantonirte sie in Bezu St. Germain ;

am 24. überschritt ſie bei

Chateau-Thierry die Marne und erreichte am 25. März Montmirail. Die Vortruppen , es war die Avantgarde von Kagler des Yorkschen Corps , hatte mehrfache Gefechte mit dem langsam abziehenden Feinde.

Ein

solches fand am 28. März bei Claye statt. Die Brigade von Pirch griff mit mehreren Bataillonen in das Gefecht ein , da sie der Avantgarde folgte, das 1. und 2. Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie Regiments und zwei turmärkische Landwehr-Bataillone folgten aber nur in der Reserve und nahmen keinen Antheil an dem wirklichen Gefecht. Am nächsten Morgen , dem 29. März , hatte das Bataillon von Hopf garten in der Nähe von Clase bei der Ferme Gros-Bois einen traurigen. Dienst zu verrichten. Der Major und Kommandeur des Füselier -Bataillons 2. Westpreußischen Infanterie- Regiments von Hundt

war Tags zuvor in

dem Gefecht bei Claye tödlich verwundet worden, bald darauf gestorben und wurde nun beertigt , wobei das Bataillon von Hopfgarten als Leichenparade fungirte. An demselben Tage erreichte das Bataillon in der Brigade ein Bivouak bei den Vorwerken Fontenay und Rougemont unweit Paris. Die ausdauerndsten Anstrengungen und Entbehrungen hatten endlich die alliirten Truppen in die Nähe von Paris gebracht. 1) Das 1. und 3. Bataillon (Berlin) , ſpäteren 20. Landwehr-Regiments und das Bataillon Wriezen, ſpäteren 35. Infanterie- Regiments.

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Napoleon hatte sich von Rheims aus gegen die Haupt-Armee gewandt. Am 20. und 21. März war es bei Arcis sur Aube zur Schlacht gekommen. und Napoleon hatte am Abend des legten Tages ,

einsehend, daß seine

Waffen keinen Erfolg haben konnten, zur List seine Zuflucht genommen . Er hatte den Rückzug nicht auf Paris eingeschlagen, sondern entgegengesezt auf Vitry, um die Alliirten hinter sich herzuziehen und auf diese Weise Paris zu schützen. Die Haupt-Armee ließ sich aber nicht beirren , sandte dem franzöſiſchen Kaiser leichte Truppen nach und segte die Offensive gegen Paris fort , woselbst sie ebenfalls am 29. März cintraf. Schlacht Am 30. März entbrannte der legte Kampf auf allen Punkten des rechten bei

Paris. Seine- Users gegen die Marschälle Mortier und Marmont , welche sich vor beiden alliirten Armeen zurückziehend , aus Paris durch alle disponiblen Truppen verstärkt hatten . Die schlesische Armee sollte die Nordſeite von Paris angreifen , vorzüglich die hier dominirenden Höhen des Montmartre nehmen . Vorerst sollte das Armee- Corps des Ruſſiſchen Generals Grafen Langeron die Dörfer la Vilette und la Chapelle angreifen, welche den genannten Höhen vorlagen. Das Corps von Kleist folgte diesem Russischen Armee Corps im Verein mit dem Corps von York. Das Tagebuch der Brigade von Pirch sagt darüber : „Die Brigade erhielt Befehl , sich rechts nach der Straße von Paris nach Senlis zum Soutien der Brigade von Horn zu ziehen und sich hinter derselben so aufzustellen ,

daß der rechte Flügel an Aubervilliers,

der linke an die nach Senlis führende Straße angelehnt stände. Hier aufgestellt ,

erhielt sie Befehl ,

das zur Deckung des vor der Front der

Brigade aufgefahrenen Geschüßes aufgestellte Schlesische Grenadier-Bataillon abzulösen. Als die Brigade von Horn durch Aubervilliers avancirte , folgte die Brigade. Die Batterie von Holsche ward auf Befehl des Prinzen August links des Weges Aubervilliers - la Chapelle gegen die auf kleiner Anhöhe stehenden feindlichen Geschüge

aufgestellt und

das Bataillon

von Hopfgarten ihr als Ledeckung gegeben." Das Bataillon

von Hopfgarten marschirte ,

um sich der genannten

Batterie zu nähern , östlich in dem trockenen Bett des Ourq-Kanals entlang. Zwei Schüßenzüge unter dem Lieutenant von Horry des 2. Westp . Inf.: Rgts. , gefolgt von einem Soutien , aus Mannschaften des 7. Reserve Regiments unter dem Lieutenant von Kern gebildet , gingen dem Bataillon vo uf. Die Schüßen und das ebenerwähnte Soutien kamen eben rechtzeitig

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an, um die Batterie des Kapitains von Holsche zu retten, da ganz plöglich feindliche Kavallerie in dieselbe eingedrungen war. Hauptsächlich war es die Artillerie des 2. Armee- Corps , welche die feindliche Artillerie bezwang und dadurch die Möglichkeit gab , daß später die Infanterie mit stürmender Hand la Chapelle nahm und gegen die Windmühlenhöhe les 5 Moulins vorging. Das Vataillon von Hopfgarten war während des mehrere Stunden andauernden Artilleriekampfes im trocknen Durq-Kanal als Geschügbedeckung verblieben. Abends 5 Uhr war die Brigade von Pirch eben im Begriff, den Wind. mühlenberg zu stürmen , als dem Kampf Einhalt gethan wurde ; Paris hatte kapitulirt.

Das Bataillon von Hopfgarten hatte , der guten Deckung im Kanal wegen, gar keine Verluste erlitten. Nach beendetem Kampf bezog die Brigade von Pirch ein Bivouak am Fuß des Montmartre unweit des Dorfes la Chapelle. Bis 7 Uhr Morgens des 31. März war den französischen Truppen der Abzug gestattet.

Dann erfolgte der Einzug der Verbündeten in die Stadt.

Um 11 Uhr defilirte das 2. Westpr. Inf. Rgt. , also auch die Trümmer des 7. Reserve-Infanterie Regiments bei Er. Majestät dem Könige und bei Er. Majestät dem Kaiser von Rußland auf den Boulevards , passirte die Stadt und wurde in der Brigade in dem nahen Dorfe Monceau einquartirt, wozu jedes Bataillon 4 bis 5 Häuſer erhielt. An die Barrieren la Pologne und Roule wurde je ein Vataillon als Wache gesandt. Schon am 2. April verlich die Brigade Monceau wieder , marschirte über den Pont de Jena auf die Straße nach Orleans und rückte bis Longimeau vor, wo bei Champlan bivouakirt wurde. Der Kaiser Napoleon , von dem Fehlschlagen seines Planes , die Verbündeten von Paris abzuziehen , zu spät unterrichtet , eilte schleunigst ſeiner Hauptstadt zu , kam aber in der Nähe derselben an , als die Schlacht schon entschieden , Paris schon besezt war. Zwar war es seine Absicht , Paris wieder zu nehmen , doch waren die Sympathien für ihn schon zu ſehr geschwunden. Man hatte eingesehen , daß die fortwährenden Kriege nicht für das Wohl Frankreichs , sondern nur seines persönlichen Ehrgeizes willen geführt wurden , während das Land dabei zu Grunde ging. Eine provisorisch eingesezte Regierung , der Senat und der geseßgebende Körper, mithin die höchsten Behörden des Staates , erklärten am 3. und 4. April Napoleon und seine Nachfolge des Thrones verlustig und entbanden die Armee ihres Eides.

132 Am 7. April verzichtete der Kaiser selbst für sich und seinen Sohn auf den Thron und einige Tage später unterschrieb er die Akte , wonach er in das Eril nach der Insel Elba ging. Gleichzeitig erfolgte die Restauration der Bourbons auf den Königsthron. Das Ziel des Kampfes war somit erreicht , an Europa war der Friede wiedergegeben. Am 10. April verließ die Brigade von Pirch das Bivouak bei Champlan und marschirte in kleinen Märschen in das Departement der Somme , wo in Montdidier der Brigadestab einquartirt wurde. Unterwegs , am 13. April wurde unter Befehl des Majors son Diebitsch der Rest des 7. Reserve-Infanterie-Regiments vom Bataillon von Hopfgarten abgezweigt und ſegte ſelbſtſtändig den Marsch fort.

Am 17. März rückte der Major von Diebitsch in Roye,

24 Meile von Montdidier ein , in welchem Städtchen die Wiederformation des Regiments erfolgen sollte. Zwei Tage nachher , am 19. wurde folgender Tages-Befehl verlesen : Des Königs Majestät haben mich nach Paris berufen und der mir daselbst angewiesene Wirkungskreis trennt mich auf einige Zeit von meinen Truppen. Obwohl ich hoffe bald zurückzukehren , so nehme ich doch diese gegenwärtige Trennung als eine Gelegenheit wahr , dem bisher geführten Armee-Korps meinen Dank abzustatten für den Muth und die Ausdauer , mit denen sie in Gefahren und Entſagungen bis zu dem nun erreichten Zweck beharrten. Meiner Hochachtung und Freundschaft möge ein jeder einzelne Theil sich versichert halten und ich werde ein Vergnügen darin finden zur Zufriedenheit so vieler braver Männer hin zu wirken und es mir zur Pflicht machen , für die lezten Gefechte die wohlverdienten Belohnungen von Sr. Majestät zu erbitten und ich wiederhole den Wunsch , daß ich bald wieder in die Mitte meiner biedern Krieger zurückkehre und empfehle mich ihrem Wohlwollen so wie dem mir bisher bewiesenen Vertrauen. Paris , den 12. April 1814.

gez. von Kleist . " Gleichzeitig wurde befohlen , daß der Generallieutenant von Ziethen das 2. Armee- Corps fommandiren werde. Ferner wurde eine Allerhöchste Kabinets-Ordre aus Chaumont den 12. März 1814 datirt, bekannt gemacht, welche bestimmte, daß die einmal an ein Regiment vergebenen Eisernen Kreuze dieſem verbleiben und im Fall die Träger sterben, im Regiment so vererben sollten, daß die Kreuze der Offiziere wieder an Offiziere , die Uebrigen ,

ohne Unterschied des Ranges an die

Unteroffiziere und Gemeinen wieder vergeben werden sollten, um auch dereinst

133 alle Diejenigen belohnen zu können, welche dazu vorgeschlagen bis jegt nicht das Kreuz erhalten hatten. Ehe wir dem Regiment in seiner Wiederformation weiter folgen , ist es nothwendig einen Blick rückwärts zu werfen. Es ist schon an mehreren Stellen darauf hingewiesen, eine wie große Anzahl Kranke des Regiments, und den andern Regimentern war es nicht besser ergangen , den Weg von Böhmen bis Paris bedeckt hatte. Für alle diese Kranken war in Frankreich Nancy als Sammelpunkt angegeben und ist weiter oben ebenfalls schon angeführt , daß der Oberfilieutenant von Schutter auch nach Nancy reiste , als er krank in Chalons zurückblieb. Demfelben eröffnete sich dort eine große Thätigkeit und indem wir diese Thätigkeit betrachten wird zu gleicher Zeit ein Bild der Verhältnisse entworfen, welchen die so bedeutenden Maſſen von Kranken im Rücken der Armee verfallen waren.

Episode. Die Thätigkeit des Oberstlieutenants von Schutter in Nancy . Nancy war, wie schon weiter oben erwähnt ist, ein Hauptort auf der von Mainz zur schlesischen Armee führenden Etappenstraße und als bedeutendere Stadt zum Sammelort für Kranke und Reconvalescente vortrefflich geeignet. Dieselbe war anfänglich durch einige Hundert Spanier beſegt, welche in der Stadt selbst gefangen gewesen , durch die ſchlesische Armee befreit und in die Dienste der Alliirten getreten waren. Als der Oberstlieutenant von Schutter am 23. Februar krank in Nancy ankam , befanden sich mit ihm daselbst etwa 100 Preußische, 700 Russische Offiziere und eine große Anzahl kranker und genesender Unteroffiziere und Gemeine. Leştere waren unbewaffnet und fast nakt. Die Verpflegung und Einquartierung dieser Menge Menschen geschah nach größter individueller Willkür , Gewalt nicht fehlte.

wobei es an Erpressungen und Thaten der

Außerhalb der Stadt streiften Banden der Landesbewohner, welche raubten, plünderten und sogar gegen die Stadt Nancy drohend auftraten . Sobald der Oberstlieutenant von Schutter von seinem nur wenige Tage andauernden Leiden befreit war, ernannte ihn der in Nancy und Gegend als Militair-Gouverneur fungirende Generalmajor Prinz Byron von Kurland zum kommandirenden Offizier sämmtlicher in der Stadt anwesenden Preußen. Der auch in Nanch als Reconvalescent anwesende Kapitain von Courbière des 7. Reserve Regiments ging als Courier zu Sr. Majestät

-

134



dem Könige , um für den Oberstlieutenant von Schutter die Bestätigung zum Kommandanten von Nancy zu erbitten , welche Se . Majestät unter dem 6. März ertheilte.

Auf den gleichzeitigen Vorschlag des Prinzen Byron,

den Kapitain von Courbière zum Kommandanten von Toul , einer kleinen durch die schlesische Armee occupirten Feste , wenige Meilen von Nancy, zu ernennen, wurde nicht eingegangen , da in Toul bereits ein durch den Feldmarschall Blücher ernannte Kommandant fungirte. Dem Kapitain von Courbière wurde aber aufgegeben , zum Prinzen Byron zurückzukehren und bis auf Weiteres seiner Person attaschirt zu verbleiben. Kaum hatte der Oberstlieutenant von Schutter etwa am 1 . März die

Geschäfte eines Kommandanten übernommen , als er auch

schon begann mit gewohnter Gründlichkeit und Consequenz Ordnung in die ihm untergebene Stadt zu bringen. Die Kranken und Reconvalescenten wurden sofort in Kompagnien und Bataillone getheilt, militairiſch einquartirt , mit allen aufzufindenden Waffen bewaffnet und schon nach 8 Tagen , am 7. März standen 2 Bataillone von circa 500 Mann zum Dienst bereit. Es war abzusehen, daß es mit dieſen Formationen nicht beendet ſein würde. Täglich kamen Trupps , 10 , 50 bis 200 Mann stark an. Niemand brachte Waffen oder Montirungen und Ausrüstungs- Gegenstände, die Meiſten kaum Lumpen mit, um ihre Blößen zu bedecken . Die große Stadt gewährte Hülfsmittel, um für die Bekleidung zu sorgen. Die Bewaffnung war schwieriger. Der Oberstlieutenant von Schutter versammelte in Nancy 120 Büchsenmacher und requirirte von allen Mairien und Lazarethen bis zum Rhein hin die vorhandenen Waffen. Es kamen auf diese Art 5000 Gewehre zusammen , welche meist schadhaft und sämmtlich ohne Vajonets waren.

Die Gewehre wurden reparirt, die

Bajonets angefertigt, ebenso alle Armaturſtücke bis auf die Signalhörner der formirten Kompagnien beschafft.

Unter dem Oberstlieutenant von Schutter waren die gesund gewordenen Offiziere mit Eifer nach allen Richtungen thätig, um die ihnen angewiesenen Geschäfte zu fördern. Ein Major von Koschembahr des Schlesischen Küraffier Regiments organisirte die vorhandenen Kavalleristen in Schwadronen. Es wurden zu gleicher Zeit für dieselben Piken , Pistolen und Ausrüstungsgegenstände beschafft und die Mannschaft beritten gemacht. Zur Anfertigung von Munition bot das nahe Toul günstige Gelegenheit dar. In der Nähe dieſes Plages goß man Kugeln , in Toul fertigte man Patronen. Seitens der Ruſſen geschah Aehnliches , doch erreichte die Energie ihrer Formations-Arbeiten bei Weitem nicht die Preußische, als deren Mittelpunkt

135 der Oberstlieutenant von Shutter angesehen werden muß. Er schuf eine Macht, welche in der nächsten Zeit von bedeutendem Einfluß werden sollte. Der Kaiser Napoleon hatte aus Fismes am 5. März, als er sich auf dem Marsch zur schlesischen Armee befand , also kurz vor der Schlacht bei Laon zwei Dekrete erlaſſen.

Das eine befahl jedem Franzosen sich zu bewaffnen

und drohte den Verbündeten, im Fall sie bewaffnete Bauern durch Erschießen. zur Verantwortung ziehen würden , Vergeltung an Kriegsgefangenen ; das andere befahl aus den Festungen des Ostens 6000 Mann zu sammeln, um fie zur Armee nach Rheims zu senden. Diese Befehle hatten die Folge, daß die Banden der Bauern in der Umgebung von Nancy bis zu 1000 Mann anschwollen ; sie nahmen Kouriere der Alliirten gefangen, sandten diese zur Auswechselung von gefangenen Bauern nach Nancy , kurz um wurden so drohend , daß die Verbindung zum Rhein hin höchst gefährdet war. Vereinigt oder auch blos soutenirt von Ausfällen der Festungen Meg und beſonders Verdun , führten ſie Unternehmungen aus , nahmen das beſegte Et. Mihiel, verbrannten die dortige Maaßbrücke und bedrohten Toul. Die ersten in Nancy formirten Truppen wurden daher verwandt , um die Etappenlinie durch Garnisonen zu sichern , welche gleichzeitig die Bauern einschüchtern und die Umgegend rein halten mußten. Rückwärts in Chateau- Salins standen 4 Offiz. 175 M. , vorwärts in Toul Anfangs ein Bataillon, welches bis auf 2000 Mann verstärkt wurde. In Commercy standen 5 Offiz. 368 Mann und in Bar-le-duc 1 Offiz. 139 Mann. 4 Offiziere und 108 Pferde wurden außerdem in der Gegend zu Streifereien verwandt. Am 23. März , also nach Verlauf von 3 Wochen konnte der Prinz Byron mit einem Corps von : Preußen :

3 Bataillonen, 150 freiwilligen Jägern, 4 Escadrons Kavallerie,

Ruſſen :

7 Piecen Artillerie, 2 Bataillonen, 100 Kosacken, 4 Piecen Artillerie,

ausrücken , um der ausgefallenen Garnison von Verdun entgegen zu treten. Dennoch verblieben in Nancy , theils noch in der Formation begriffen , 42 Offz. 1706 Köpfe der Infanterie und 8 " 254 Pferde an Kavallerie

zum Dienst disponibel. Unter den Bataillonen , welche am 23. März mit dem Prinzen Byron ausrückten, befand sich auch ein Bataillon, durch den Kapitain von Witten 10

136 des 2. Westp. Inf.-Rgts. kommandirt, welches nur aus Mannschaften des 2. Armee Corps ſo formirt war , daß die Mannschaften einer Brigade eine Kompagnie bildeten.

In der 2. Kompagnie, geführt durch den Premier-

Lieutenant von Hülsen des 2. Westp. Infanterie-Regiments befanden sich demnach die Mannschaften des 2. Westpreuß. und des 7. Reserve-InfanterieRegiments. Das Bataillon war stark : 18 Offiziere 56 Unteroff. 12 Spiell. 640 Gemeine. Prinz Byron rückte am 24. März

nach St. Mihiel und am 26. nach

Naives unweit Bar-le-Duc, wo die Ereignisse bei St. Dizier ihn veranlaßten zu halten und am 27. nach St. Mihiel zurück zu marſchiren . Der Kaiser Napoleon war nach der Schlacht bei Arcis -sur- Aube über St. Dizier auf Joinville marſchirt , dann umgedreht und hatte den ihn folgenden Russischen General von Winzingeroda bei Et. Dizier geschlagen, welcher auf Bar-le-duc auswich. Durch die Nähe des Kaiſers waren die Bauern dreiſter denn je. Als das Detaschement des Prinzen Byron auf dem Rückmarsch nach St. Mihiel unweit dieser Stadt das Wald - Defilee bei la Parosche durchziehen wollte, welches zu besegen verabsäumt worden war, stellten sich die Bauern, unterſtügt durch 3000 Mann mit 5 Kanonen aus Verdun demselben entgegen .

Ein

schnell geführter Angriff des Bataillons von Witten sprengte den Feind, die Garniſon von St. Mihiel kam ihm gleichzeitig in den Rücken und der Durchmarsch wurde mit geringem Verlust an Menschen erzwungen. Die ge, sammte Russische Bagage und die zweier Preußischer Bataillone ging dabei aber verloren. Der Prinz Byron von Kurland gab am folgenden Tage, dem 28. März in Folge dieses Gefechts einen Parole Befehl , welcher in seinem Eingange wie folgt lautet : "Ich mache es mir zur angenehmen Pflicht den sämmtlichen Truppen hierdurch für ihr so ausgezeichnetes Benehmen in dem gestrigen Gefechte meinen besten Dank zu sagen. Vorzüglich muß ich das Bataillon son Witten nennen , welches unter Führung seines braven Kommandeurs, sowie die Tirailleure dieses Bataillons, vom Lieutenant von Hülsen angeführt , durch besondere Tapferkeit und Ruhe sich hervorgethan und gewiß meine und die Achtung aller Truppen im höchsten Grade sich erworben hat. u. s. w." In den nächsten Tagen blieb das Detaſchement in und bei St. Mihiel stehen. Das Bataillon von Witten befand sich auf Vorposten gegen Verdun. und hatte am 29. noch ein kleines Scharmügel mit dem Feinde zu bestehen. Am 1. April ging daselbst die Nachricht ein, daß die Garnison der Festung Meg mit

10,000 Mann gegen Nancy vorrücke. Vor Meg hatte bisher

137 der Russische General Yusofowitsch gestanden. Derselbe ging auf Nancy zurück und nahm endlich bei Bennicourt eine Aufstellung im Verein mit dem Detaschement des Prinzen Byron , das von St. Mihiel eilig herangerückt war.

Die Franzosen wagten die hier vereinigten Truppen nicht anzugreifen

und zogen sich wieder ab, da einmal das Gerücht von der ungemeinen Thätigkeit in Nancy die Zahl der dort formirten Truppen bedeutend vergrößert hatte, andererseits auch die List angewandt war , überall Einquartirungen anzumelden, die schließlich nicht erschienen . In Nancy war unterdessen der Oberstlieutenant von Schutter unausgesezt thätig gewesen.

Bis zu Ende des Monats März waren 7 Bataillone

und 6 Escadrons vollständig neu formirt, equipirt und armirt worden . 6 Bataillone befanden sich

in den verschiedenen Garnisonen oder waren dem

Prinzen Byron nachgesandt. Vußerdem war ein 8. und 9. Bataillon formirt und bekleidet, doch fehlte es diesen an Waffen. Da der Feldmarschall Blücher befohlen hatte, alle in Nancy ankommenden Ersagtruppen zurückzuhalten , so waren auch von diesen noch 6 Bataillone nach und nach angekommen , welche wieder zur Verstärkung der Garniſonen oder des Prinzen Byron verwandt wurden. Eine moralische Hülfe ward dem Oberstlieutenant von Schutter gegen .

Ende des Monats März, als die Garnisonen von Verdun und Meg im Norden, Abtheilungen der Armee des Kaisers im Westen, bis Toul hin vors drangen, mithin die Sicherheit Nancys ſehr gefährdet war, durch die Ankunft des Prinzen von Artois. Derselbe blieb in Nancy und sicherte den Verbüns deten die Meinung der Alt- Adeligen der Stadt und Umgebung. Bald darauf kam ein neuer hoher Lesuch. Es ließ sich der schwedische General-Feldmarschall Steding anmelden und als der Oberstlieutenant von chutter demselben seine Aufwartung machte, gab er sich als Karl Johann, Kronprinz von

Schweden, zu erkennen. Oberstlieutenant von Schutter

segte diesen Prinzen von der Anwesenheit des Prinzen Artois in Kenntniß, erhielt aber zur Antwort, daß er denselben nicht aufsuchen würde und äußerte der Kronprinz dabei : "1 Es wäre ein Unglück für ganz Europa, wenn dieſe Prinzen auf den französischen Thron gesezt und Napoleon ganz unterdrückt würde. Ein europäischer Bürgerkrieg wäre dann ganz unvermeidlich. Die natürlichen Grenzen Frankreichs wären der Rhein und weiter müßten die alliirten Mächte, wenn sie klug wären, nicht gehen." Wie überall , so siegte die Ansicht des französischen Generals Bernadotte auch hier über die des Kronprinzen einer gegen Napoleon alliirten Macht.Mitten in dieser Thätigkeit kam am 6. April die Nachricht von dem Ende des Krieges in Nancy an , doch wurden die Arbeiten zur Formation des 8. und 9. Bataillons fortgesegt.

138 Bald darauf kam der Befehl die Reconvalescenten-Bataillone und die sonst in der Gegend anwesenden Corps nach der Pikardie aufbrechen zu laſſen. Oberstlieutenant von

chutter schreibt in Folge deffen am 17. April

an den Generallieutenant von Ziethen , daß die Preußischen Truppen des Prinzen Byron , bestehend aus dem 1. , 2., 4., 5. und 7. ReconvalescentenBataillon , in Nancy formirt , armirt und bekleidet , unverzüglich von St. Mihiel aus abrücken würden.

Am 19. würde

das in Nancy ſtehende 3.

Reconvalescenten-Bataillon folgen , desgleichen einige Ersag- Bataillone aus Schlester , Magdeburger und Eichsfelder Jäger , 300 Artilleristen, 15 Geſchüße und 1000 Kavalleristen , in Summa 10,000 Mann. Ein anderes Schreiben meldet sodann ,

daß der Oberstlieutenant von

Schutter selbst am 24. April mit dem legten Reconvalescenten Bataillon nach Namur aufbrechen wolle. Die 2monatliche umfassende

und angestrengte Thätigkeit des Leiters und

des Mittelpunktes aller dieser organiſatoriſchen Arbeiten wurde auf Vorschlag des General-Gouverneurs Prinzen Pyron von Kurland gebührend belohnt. Sr. Majestät der Kaiser von Rußland verliehen dem Oberstlieutenant von Schutter den Et. Annen -Orden 2. Klaſſe. Der Kapitain von Courbière war während dieser Zeit permanent als Adjutant dem Prinzen Byron zugetheilt gewesen und von diesem besonders viel zu Courrier-Reisen verwandt worden , welche wie oben gezeigt , nicht ohne Gefahr ausgeführt werden konnten. Sr. Majestät der König bewilligten dafür dem Kapitain von Courbière das Kreuz 2. Klaſſe. Ehe wir die Thätigkeit des Oberstlieutenant von Schutter beschließen , sei es vergönnt einige Worte über das frühere Leben und die Persönlichkeit des ersten Kommandeurs des Regiments zu sagen : Arnold von Schutter wurde in Schottland geboren und in den Niederlanden erzogen , da sein Vater zu der Zeit Oberstlieutenant in der schottischen Brigade war , welche von den Generalstaaten in Sold genommen wurde. Sobald die

Erziehung im

elterlichen Hause beendet war , zu ihr

gehörte , daß der junge von Schutter die deutsche , englische , französische und holländische Sprache gleich geläufig ſprach , trat derselbe in den Dienst, wurde bald in den Generalstab versezt und machte in diesem die Kampagne 1793 und 1794 bei der kombinirten Englisch-Niederländischen Armee in den Niederlanden mit , wohnte fast allen Schlachten , Gefechten und Belagerungen . dieser Jahre bei und erhielt bei Warwich eine Blessur. Eine ächte Soldatennatur , wie es damals so viele gab , die zu ihrer Lebensrichtung den Krieg gegen Frankreich gewählt hatten , trat er 1802 aus dem Englisch-Niederländischer Dienst , als der Krieg beendet war.

139 Im Jahre 1806 wurde der kriegserfahrene junge Mann

als Major in

der Preußischen Armee beim Schlesischen Schüßenbataillon angestellt , machte die Kampagne der Jahre 1806 und 07 mit , schied aber nach dem Kriege wieder aus. Der Preußische Dienst mußte aber seiner Individualität zugesagt haben , denn schon am 27. bat er Sr. Majestät den König um Wiederanstellung , welche in einer sehr gnädigen Allerhöchsten Kabinetsordre am 28. Februar 1809 erfolgte. Anfänglich dem 1. Schlesischen Infanterie-Regimente zugetheilt, wurde er im Jahre 1812 zum 2. Schlesischen Infanterie-Regiment verſegt. In der Formations Periode des Frühjahrs 1813 erhielt er das Kommando des Depot Bataillons 1. Ostpreußischen Infanterie- Regiments , aus welcher Stellung seine Ernennung zum Kommandeur des Regiments erfolgte. Dies bewegte , wechselvolle Leben hatte ihm auch wohl die Fähigkeit gegeben , bei aller Gründlichkeit seiner Berufsgeschäfte nach allen Seiten hin gewinnende

eziehungen zu gründen und zu erhalten , was beſonders bei der

ungemeinen Thätigkeit in Nancy und bei dem fortgeſehten Verkehr mit den Russischen höhern Offizieren daselbst von großem und für ſein Werk nur förderndem Einfluß war. Ein Beleg dieser Verhältnisse bietet ein Brief dar , welchen der Kaiserlich Russische kommandirende General der verbündeten Truppen in Lothringen und Baar , von Yusefowitsch unter dem 24. April 1814 an den Oberstlieutenant von Schutter richtete. Derselbe lautet in seinem Schluß: „ Von Herzen bedaure ich nur , daß

ein so ausgezeichneter ,

talent=

voller Offizier für meine Wünsche viel zu kurze Zeit in einem nähern Verhältniß zu mir gestanden hat und ich halte mich verpflichtet Ihnen meine besondere Hochachtung , die einen so würdigen Mann im höchsten Grade gebührt , zu erkennen zu geben." Eine andere Anerkennung des Geleisteten wurde dem Oberstlieutenant vo n Schutter durch den Generaliieutenant von Ziethen , nachdem die Reconvalescenten-Bataillone beim 2. Armee- Corps angekommen und vor der Vertheilung an die Regimenter inspicirt worden waren. Der Generallieutenant von Ziethen schreibt am 16. November 1814 an den Oberstlieutenant von Schutter:

" Euer Hochwohlgeboren wollen meinen gehorsamsten Dank für die mir gütigst eingesandte Abschrift der an des Königs Majestät eingereichten Berichte annehmen ; aus demselben und aus dem Zustande in welchem die Truppen , die Deroselben bei Nancy formirt haben , angekommen sind , geht deutlich hervor , wie Euer Hochwohlgeboren bemüht waren Alles anzustrengen , um den Allerhöchsten Königlichen Dienst zu sprechen.

ent

-

140

Durch Ihre Bemühungen waren Sie im Zustande die Vereinigung des Generals Durutte mit dem Bonaparte zu verhindern. dadurch einen bedeutenden Antheil an dem glücklichen Krieges u. s. w . "

Sie haben

Ausgang des

Fald nach dem Eintreffen der Reste des Regiments in Roye , kam daſelbſt der von seinen Wunden genesene Major von Wienskowski an und mit ihm seine am 17. April Allerhöchst vollzogene Ernennung zum Oberstlieutenant außer der Tour , so daß er selbst im Regiment den Major von Stengel und den abkommandirten Major von Winning übersprang.

Es war dies

eine Belohnung von wirklichem, hervorragenden Verdienst , welche zu allen Zeiten als Glück , aber ohne Neid angesehen wird , so daß auch diese Ernennung zu unangenehmen Verhältnissen nicht Veranlassung gegeben haben wird. Nach und nach kamen in Roye die in Kriegsgefangenschaft gerathenen Soldaten des Regiments an , doch wurden dieselben zuerst nur benugt , um den Rest des 2. Bataillons wieder zu completiren.

Erst als am 11. Mai

die Offiziere und Mannschaften eintrafen , welche sowohl in dem Reconvalescenten-Bataillon von Witten , als in den übrigen zu Nancy formirten Bataillonen gestanden hatten , es waren 5 Offiziere : Kapitain von Courbière

Stabskapitain von Monsterberg Pr. Lieut. von Koebke Sec. Lieut. von Sac Schickfuß 15 Unteroff.

3 Epiell.

242

Gemeine ,

formirte Oberstlieutenant von

Wienskowski auf Befehl des Generals von Pirch drei Bataillone, das 1. und 3. Bataillon vorerst nur zu einer Kompagnie. Nach Maßgabe der aus allen Lazarethen Deutschlands einkommenden Leute wurde eine zweite , dritte und vierte Kompagnie dieser Bataillone formirt. Die Verpflegung der Truppen in diesen Kantonnements war folgende : Ein Bataillons - Kommandeur erhielt 4 Couverts, Mittags je zu 4, Abends je zu 2 Schüsseln. Ein Kompagnie-Chef erhielt 2 Couverts zu 3 und 2 Schüsseln. Ein Lieutenant ein Couvert zu 3 und 2 Schüsseln ; zu jedem Couvert Flasche guten Wein.

Die Portion eines Soldaten bestand täglich aus : 28 Unzen Brot. 8 " frisches Fleisch.

1

3

"/ "

Salz. Reis oder 6 Unzen Bohnen oder andere Hülsenfrüchte .

2

141

andeme

3 Unzen Butter oder Speck. 1 Flasche Bier oder Aepfelwein oder 1 Dekaliter Franz-Branntwein. 12 Unze Rauchtabak. Am 17. Mai, also nach vierwöchentlicher Ruhe, in welcher Zeit der Bestand der Bataillone schon gewachsen war, verließ das Regiment das Städtchen Roye und marschirte in der Brigade über Nesles - Roicelles in Kantonnements bei Mons, woselbst der Brigadestab lag. Der Regimentsstab , das 1. und 2. Bataillon kamen nach Esstineau-Mont, das 3. Bataillon nach Peronne, beide Orte unweit Binche. Hier übernahm der aus Nancy zurückgekehrte Oberstlieutenant von Schutter das Kommando des Regiments . Auf dem Marsch nach Mons ,

in Roicelles langte endlich die am Rhein

verbliebene Bagage des Regiments unter Führung

des Lieutenants Wun-

dersiz nach einer Abwesenheit von fast 4 Monaten wieder beim Regiment an. Das Regiment verblieb in der Gegend von Mons unter häufigem Kantonnements-Wechsel bis zum 23. Juni. 26. Mai nach Binche ,

So quartierte der Regimentsſtab am

am 1. Juni nach Quaregnon westlich Mons.

Die

Bataillone und Kompagnien quartirten in sich noch häufiger um und folgten dem Regimentsstabe in die Gegend der genannten Orte. Noch in dem Kantonnement zu Roye waren nachträglich die Berichte über die Gefechte bei Sarrechamps und bei Champaubert Seitens der kommandi. renden Offiziere ,

nachdem diese aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren,

eingereicht, auch wurden die Vorschläge zur Belohnung für diese Gefechte erst jegt gemacht , in Folge deren am 30. Mai Se. Majestät der König an fol gende Offiziere das Kreuz Allergnädigst verlieh : Vom 3. Bataillon erhielt für die Vertheidigung von Sarrechamps Kapitain von Schouler das Kreuz 1. Klaſſe , "/ von Schachtmeier das Kreuz 2. Klaſſe, Premier Lieutenant von Pakisch das Kreuz 2. Klaſſe. Vom 1. Vataillon wurden dekorirt mit dem Kreuz 2. Klaſſe : Kapitain von Freymann , Premier Lieutenant von Eide ,

Seconde-Lieutenant Scheffler , "

Grenz.

Das Offizier Corps des 2. Bataillons erhielt später für die Schlachten bei Laon und Paris 2 Kreuze zur Wahl , welche an die Kapitains von Glasenapp und von Busse des Lataillons vergeben wurden. In die Zeit des Commers 1814 fällt auch die erste Vererbung der vakant gewordenen Kreuze nach Maßgabe der Allerhöchsten Ordre vom 12. März 1814.

142 Es waren folgende Kreuze erledigt : Musketier Mende blieb bei Dresten. Das Kreuz erhielt Unteroffizier Volke 2. Kompagnie für die Schlacht bei Baugen. Unteroffizier Hubert blieb bei Leipzig. Das Kreuz erhielt der Feldwebel Stanke der 7. Kompagnie für Culm. Feldwebel Skorka starb an seinen Wunden.

Das Kreuz erhielt Musketier

Spehr 10. Kompagnie für Leipzig.

"

Röbel starb im Lazareth. Das Kreuz erhielt Unteroffizier Obst 12. Kompagnie für Dresden.

Musketier Himmel starb im Lazareth. Das Kreuz erbte Musketier Lüde ke 7. Kompagnie für Culm. Unteroffizier Stredenbach , die Musketiere Voigt und Jäschke waren bei Champaubert geblieben. Es erbten ihre Kreuze die Unteroffiziere Kornwald und Binner für die Schlacht bei Baugen und der Musketier Guske 8. Kompagnie für die Schlacht bei Culm. Das für den Feldwebel Haertel doppelt vergebene Kreuz (siehe Seite 69) erhielt der Unteroffizier Tieße 8. Kompagnie für die Schlacht bei Culm. Das durch den Tod des Lieutenant von Langendorf erledigte Kreuz ward durch die Wahl des Offiziercorps an den Premier Lieutenant und Regiments-Adjutanten von Griesheim verliehen. Eine große Anzahl von Offizieren erhielt im Sommer einen treimonatlichen Urlaub , meist , auszuheilen.

um in schlesischen Bädern die erhaltenen Wunden gründlich

Neben der Thätigkeit , welche die sich täglich mehrende Effectiv- Stärke und die Ausbildung dieser Mannschaften ergab , wurde auch für die Ausrüstung und Bekleidung fleißig gearbeitet. Zur Erzielung von Egalität gab das Regiment alle weißen Lederzeugstücke an das 2. Westpreußische Infanterie-Regiment ab und erhielt dafür eine gleiche Anzahl schwarzer ;

es kamen neue

englische Gewehre an,

um die

Mannschaft völlig armiren zu können ; ferner erhielt das Regiment , theils aus der eignen Handwerksstätte zu Heiligenstadt

bedeutende Transporte von

Bekleidungs- und Ausrüstungs -Gegenständen aller Art. Bei Gelegenheit eine Parade mit vollem Gepäck vor dem kommandirenden General von Ziethen bei Mons am 20. Juni sprach derselbe über Haltung und Ausrüstung sein volle Zufriedenheit aus. Vei dieser Parade erschienen Stabs- und Subaltern- Offiziere zum ersten Mal in Epaulets.

Die halben Monde waren von versilbertem Blech; die

Franzen der Stabs- Offiziere waren schwarz und weiß. Die Allerhöchste Ordre zu dieser Aenderung war zwar schon vom 28. Dezember 1813 datirt , doch hatten die Offiziere des Regiments weder Zeit noch Gelegenheit gehabt, dief Zier anzulegen.

143 Eine andere Ordre hatte die Beinkleider der Offiziere geändert. Dieſelben sollten ferner anstatt der dicht aneinandergeſeßten Knöpfe längs der äußern Nath nur etwa 12 solcher Knöpfe zeigen. Die neu angefertigten Uniformen des Regiments waren blau mit karmoiſinrothem Kragen und Patten, ponceaurothen Achselklappen , legtere mit Nr. 7. Die Treffen der Unteroffiziere saßen nicht nie bisher am untern, sondern am obern Rande des Kragens. Die Soldaten, welche die knappe graue Jacke ganz ablegten und nun wie ein Berichterstatter sagt „ eine gefälligere Ausstattung erhielten , fühlten sich gehoben, da sie nun auch äußerlich den alten Regimentern gleich waren." Trogdem scheint an der vollen Ausrüstung noch viel gefehlt zu haben es folgender rigate- Befehl vom 19. Juni darthut :

wie

„Alles muß zur morgenden Parade aufs Reinste angezogen sein und vorschriftsmäßig gepackt haben. Alle Leute , die mit Gemüſebeuteln ver. ſehen, müſſen ſolche umhaben, ebenso wird das vorhandene Schanzzeug, was mit vorschriftsmäßigen Futteralen versehen ist , umgehangen ; die Kochgeschirre, die keine Beutel haben, werden nicht umgebunden.“

gez . ven Pirch . Am 24. Juni brach die Brigade und

mit ihr das Regiment aus der

Gegend von Mons auf, marſchirte über Charleroi an den Ourt Fluß und traf am 30. desselben Monats in Ny , Odeigne und la-Roche ein. Nach einer kurzen Raft bis zum 3. Juli, in welcher Zeit bitter über schlechte Verpflegung und schlechte Quartiere geklagt wurde, seßte das Regiment den Marsch fort und rückte am 12. Juli mit dem Regimentsstabe in St. Vieth ein. Die Bataillone lagen in Et. Vieth und der Umgebung, quartirten aber in sich wieder häufig um. Unterwegs wurde mit einem begleitenden Tagesbefehl des Generals von Ziethen folgende Proklamation Sr. Majestät des Königs , bevor derselbe Frankreich verließ, aus Paris vom 3. Juni 1814, bekannt gemacht :

An mein Heer! „Als ich Euch aufforderte für das Vaterland zu kämpfen, hatte ich das Vertrauen, Ihr würdet zu siezen oder zu sterben verstehen ! Krieger ! Ihr habt mein Vertrauen , des Vaterlandes Erwartung nicht getäuscht. Fünfzehn Hauptschlachten , beinahe tägliche Gefechte, viele mit Sturm genommene feste Pläge

in Deutschland , Holland,

Frankreich bezeichnen Euren Weg von der Oder bis zur Seine und keine Gräuelthat hat ihn befleckt ! Nehmt meine Zufriedenheit und des Baterlandes Dank. Ihr seid des Namens würdig, den Ihr führt! Mit Achtung sieht Europa auf Euch, mit Ruhm gekrönt kehrt Ihr

-

144

aus diesem Kriege zurück, mit Dank und Liebe wird das Vaterland Euch empfangen.

gez. Friedrich Wilhelm. " Ferner wurde bekannt gemacht, daß der zum Grafen York von Wartenburg ernannte General von York Frankreich verlassen und in das Vaterland zurückgekehrt sei.

An seine Stelle war der General von Kleist ,

nunmehr General der Infanterie , Graf Kleist von Nollendorf zum Befehlshaber des 1., 2. und 3. Preußischen Armee- Corps ernannt worden.

In und bei St. Vieth verblieb das Regiment bis zum 24. September. Die Zeit wurde benugt, um die Soldaten wieder in Haltung und Stellung soviel wie möglich auszubilden ; auch verschoß jeder Mann 30 Patronen nach der Scheibe und zwar : 4 Patronen auf 50 Schritt. 10 " 17 " 100 8 " " 150 8 200 " " Am 24. September bezog das Regiment zur Abhaltung der Herbstübungen näher an Malmedy, dem Brigadestabsquartier , gelegene Kantonnements und verblieb in denselben bis zum 16. Oktober. Das Bemerkenswerthe dieser Zeit ist dem darüber geführten Tagebuche nach, die Art der Uebungen , welche die soeben aus der Kampagne getretenen Offiziere für nothwendig hielten .

Man liest daselbst :

22886 22

25. September: Sämmtliche Kompagnien segen von Morgens 10 Uhr bis Abends 10 Uhr Vorposten aus . 26. "/ Gliederweiſes Ererziren ; Nachmittags von 2 bis 7 Uhr Felddienst. 27. "1 Die jungen Offiziere führen Patrouillen.

29.

"1

Ererziren der Bataillone ; Nachmittags Ausſegen von Feldwachen.

"

Ererziren der Bataillone; Nachmittags Aussehen von Lagerund Erandwachen.

30.

" 1. October:

Ererziren im Regiment. Ererziren in der Brigade ; Nachmittags bis 10 Uhr Abends

Feldwachtdienst. 2.

"

Ruhe ; die Kompagnien segen für sich Feldwachen aus.

3.

"/

4.

"

Große Parade vor dem Generallieutenant von Ziethen. Rube.

5.

Manöver der Regimenter in sich mit Kavallerie und Artillerie.

145 6. October:

Die Kompagnien segen für sich Feldwachen aus , die Offi-

7.

"

ziere führen gegeneinander Patrouillen. Manöver im Regiment.

8.

" 1:

Offizier-Patrouillen und Verstecke. Manöver in der Vrigade.

"1

Morgens Ruhe ; Nachmittags ererziren die Kompagnien im

12.

"1

Detail; des Abends werden Vorposten ausgestellt. Ruhe.

13.

"

9. 10.

Ererziren der Brigade. •

11.

Große Parate vor dem General der Infanterie Grafen Kleist. ')

Am 16. October

marschirte das Regiment , nachdem bereits am 14. die

Uebungen beendet waren, in folgende neue Kantonnements : Regimentsstab und 2. Bataillon Jülich. 1. Düren und Eschweiler. " 3. " Herzogenrath. In diesen Kantonnements verblieb das Regiment bis zum März 1815, doch wechselten die Bataillone öfter die genannten Quartiere, so daß z. B. das 2. Bataillon viermal in Jülich stand. Am 7. November 1814 wurden den Soldaten die Kriegsdenkmünzen pro 1813/14 gegeben, welche Sr. Majestät der König jedem Theilnehmer an dem heiligen Befreiungskampfe als eine bleibende Erinnerung verliehen hatte und am 1. Januar 1815 wurde als Neujahrsgeschenk dem Regiment Seitens der Brigade mitgetheilt , daß Se. Majestät der König dem Regiment Fahnen zu bewilligen geruht hätten. Dies war das legte hervorragende Ereigniß , welches das ruhige Winterleben unterbrach. Nachzuholen bleiben für die legte Periode die Veränderungen des OffizierCorps : Die erste Thätigkeit nach dem Frieden war die Feststellung der Anciennität eines jeden Offiziers. Zusammengestoßen aus den verschiedensten Truppentheilen und theils nach mehrjähriger Inactivität wieder angestellt , hatte es Schwierigkeiten gegen Jedermann gerecht zu sein. Oft war auch ein Offizier während der Kampagne zu einer höhern Charge avancirt, während nun seine Hinterleute als ältere Fähnriche, Lieutenants u. s. w. diese Beförderung nachträglich, als sie beeinträchtigend angriffen. Als bald nach dem Frieden die Landwehren und die Abtheilungen der freiwilligen Jäger in die Heimath zurückkehrten , fand sich eine große Anzahl 1) Bei dieser Parade erschienen die Bataillone des Regiments in einer Stärke von 15 Rotten auf jeden Zug.

146 der Offiziere der ersteren und der Jäger der legteren, welche Gefallen am Soldatenstand findend , fort zu dienen wünschten. Sie wurden alle an die verschiedenen Regimenter vertheilt. Das Regiment erhielt hierdurch in den Monaten Mai und Juni folgenden Zuwachs : 1) Seconde-Lieutenant Neichard. Keßler. "1 " 2) Müller. " "/ 3) Hercht. "1 "! 4)

"

Mühler.

"

"1

Cordier.

5)

6)

7)

"

"

Lange.

8)

"

H

Hasse. Eisenhardt.

9)

"

10)

18

"1

Hundt.

11)

"

"

Erius.

12) 13)

"1

14)

" "

15)

"1

Charten.

"1 "

Hugo. Chemlin.

"

von Stülpnagel.

Die meisten dieser Offiziere waren mit Portepeefähnrichs-Gehalt aggregirt und wurden bis auf die legten sechs nach und nach einrangirt . Diese sechs gehörten dem Regiment nur kurze Zeit an. Bis auf von Stülpnagel zogen sie sich bald in ihr Civilverhältniß zurück ; dieser starb. Ende Juli erhielt der Oberstlieutenant von Wienskowski eine neue Auszeichnung. Sr. Majestät der König ernannte ihn zum Kommandeur des Westpreußischen Grenadier- Bataillons , mit welchem derselbe noch im Herbst 1814 zum Garde-Corps übertrat , als die Grenadier Bataillone der Armee, 6 an der Zahl zu 2 Grenadier Regimentern zusammengezogen wurden. Das Westpreußische Grenadier-Bataillon wurde das 2. Bataillon Kaiser-Franz. Grenadier Regiments . ' ) Ferner schied Major von Diebitsch aus dem Regiment ; er nahm im Dezember 1814 den Abschied. Die Premier Lieutenants von Sack 1 und von Griesheim wurden als Kapitains in andere Regimenter verseßt , die Seconde-Lieutenants Berger , von Sacken II , von Holzschuher und Scheffler schieden aus. Die Kapitains von Courbière und von Schouler avancirten in Folge der erwähnten Abgänge zu Majors ; es kommandirte von Courbière das 1., von Schouler das 3. Bataillon. 1) Noch im Frühjahr 1815 wurde der Obersilieutenant von Wienskowski zum Kommandeur des 23. Infanterie- Regiments ernannt.

147

---

Dies waren die Verhältnisse des Regiments im Frühjahr 1815. Unterdessen war in Wien ein Congreß aller Fürsten zusammengetreten, um über das Mein und Dein zu berathen. Durch die Auflösung aller napoleo . nischen Seiche war eine Menge Landes herrenlos -es galt die Theilung resselben und waren früher die Schlachten zur Eroberung desselben higig gewesen, der Federkrieg Behufs der Theilung war es nicht minder. Schon waren die Partheien so schroff gebildet , daß ernste Folgen zu befürchten waren, da tönte Anfangs März 1815 eine Nachricht durch die Länder, welche alle Partheien versöhnte, welche ihnen nur ein Ziel gab. Napoleon hatte Elba verlassen , war am 1. März 1815 mit wenigen Ge. treuen an Frankreichs Küsten gelandet , hatte sofort den Marsch auf Paris angetreten , sich wie eine Lawine verstärkend. Alle, Seitens der Bourbons gegen ihn gesandten Truppen gingen zu ihm über

die Bourbons flohen und

Napoleon zog, wieder Kaiser, in seine Hauptstadt Paris ein . Die zu Wien versammelten Fürsten sprachen die Acht über ihn aus ; alle heimgekehrten Truppen wurden gegen den Rhein in Bewegung geſeßt ; die Russen kurz vor der Heimkehr drehten auch um und der Ausbruch eines neuen Krieges war unzweifelhaft.

148

IV.

Abschnitt.

Der Feldzug 1815 und der Aufenthalt in Frankreich oder vom März 1815 bis zum 17. Januar 1816.

Das 1. , 2. und 3. Preußische Armee- Corps unter dem Ober-Kommando des Generals Grafen Kleist von Nollendorf kantonirten zwischen dem Rhein der Maas und der Mosel. Ein jedes dieser Corps hatte nach Entlassung der Landwehr, nach Rückkehr der Freiwilligen bei dem geringen Effectiv- Stande der Regimenter etwa die Stärke von 10,000 Mann. Dieser Armee von 30,000 Mann zunächst befand sich das Königreich Holland , wieder als selbstständiger Etaat hergestellt, in der augenscheinlichsten Gefahr, zuerst und sofort von Napoleon angegriffen zu werden. In den zahlreichen französischen Festungen an der belgischen Grenze lagen starke Garnisonen , welche sich alle sofort für Napoleon erklärt hatten . Eine Sicherung dieser Grenze und eine Annäherung an die holländische Armee des Prinzen von Oranien schien dem General von Kleist daher nothwendig . Es wurde zwischen beiden Heerführern verabredet , sich im Fall eines plög , lichen Anfall Napoleons bei Tirlemont zu vereinigen.

Eine Folge dieses

Beschlusses war der Zusmarsch des Regimentes in der 10. Brigade von Pirch aus den Kantonnements bei Jülich. Am 22. März 1815 brach das 1. und 3. Vataillon auf, während das zur Zeit in Jülich als Besagung stehende 2. Bataillon am 27. nachfolgte. Der Marsch ging über Herzogenroth , Aubel , Lüttich , Huy in Kantonnements auf dem rechten Ufer der Maas in der Gegend von Namur und Huy, woselbst die Bataillone am 28 März

ankamen und bis zum 10. April ver

blieben , so daß das 2. Bataillon

die beiden andern voraufgegangenen

hier erreichte. Das 1. Bataillon kantonnirte in Ohey und Sorienne-la-longue ; 2. " in Assese und Courière ; 11 3. in Wagnée und Florée und andern Ortschaften.

149 Die Kantonnements wurden auch hier fast täglich geändert. Am 10. April passirte das Regiment die Maas bei Namur und marſchirte in Kantonnements auf dem linken Sambre-Ufer. Nach einem Wechsel am 11 . April hatte das Regiment folzende Kantonnements inne : 1. Bataillon in Tongrine, Tongrinelle, Balatre und St. Martin ; 2. " in Jemappe, Velaine, Duos und Vaufersée ; 3. " in Moustier, Spy und Templour. Der Regimentsstab quartierte nach Sombref. Jedes Bataillon empfing in diesen Kantonnements als eisernen Fleischbestand 2 Ochsen ') und 2 Kühe sowie per Kopf 4 Ffund Brot. Die in Belgien anwesenden 3 schwachen Armee Corps wurden durch heranrückende Truppen

auf 120,000 gebracht. Dies

bedingte eine neue Armee-

Eintheilung in 4 Armee Corps, welche am 21. April bekannt gemacht wurde. Das Regiment gehörte fortan dem 1. Armee lieutenant von Ziethen an.

Corps unter dem General-

Dasselbe bestand aus 4 Erigaden unter den Generalen von Steinmeß, von Virch , von Jagow und Graf Henkel von Donnersmark. Unter dem General Graf Henkel kommandirte Oberftlieutenant von Schutter als Brigadier die Infanterie der 4. Brigade ; sie bestand aus : 3 Bataillonen 7. Reserve Infanterie-Regiments und 3 " 4. Westphälischen Landwehr-Regiments.2) Außerdem gehörte zur Brigade die Sechspfünder-Fußbatterie Nro. 15. Durch die, in den erst in Besig genommenen Provinzen , vorgenommenen Neuformationen, waren auch für das Regiment eine Menge von Veränderungen im Offiziercorps vorgekommen. Für den interimiſtiſchen Brigade - Kommandeur Oberstlieutenant Schutter führte der Major von Stengel das Regiment.

von

Der bisher noch immer kommandirt gewesene Major von Winning war zum wirklichen Kommandeur des 10. Landwehr-Regiments ernannt und an 1) Zu diesem eisernen Fleischbestand zählte beim 2. Bataillon ein großer grauer Ochse, welcher dem Bataillon zu ähnlichem Zweck zu Anfang der Kampagne 1814 zugetheilt worden , doch so mager gewesen war , daß ein Schlachten desselben Anfangs als nicht lohnend ausgesezt wurde. Bald hatte derselbe sich die Liebe aller Soldaten des Bataillons dergeftalt erworben , daß der drückendſte Mangel an Fleiſch ertragen wurde, ohne des Ochsen zu gedenken. Er lief bei dem Bataillon frei umher , ſuchte sich selbst seine Nahrung und kehrte stets zu demselben zurück. Der Ochſe war den schwachen Resten des Bataillons bis Paris gefolgt , war mit einmarschirt, hatte das Bataillon in alle Kantonnements bis zum Frühjahr 1815 begleitet und war auch nun wieder mit ausmarſchirt. Hier vorgreifend wich der Ochse während des ganzen Feldzuges nicht von dem Bataillon, zog noch einmal in Paris ein und erhielt später auf Befehl Sr. Majestät des Königs in Magdeburg das Gnadenbrot. 2) Kommandeur des Landwehr-Regiments war ein Major von Gröben. Die Bataillone wurden der Nummerfolge nach von den Majors von Zaftrow , von Rer und von Kuilenstjerna kommandirt.

-

1.50

seine Stelle ein Major von Bünau , bisher in Königlich Sächsischem Dienst in das Regiment versegt. Bataillon. Kapitain

Derselbe führte vom 7. Juni ab das 2.

von Suter war als Major in das 3. Rheinische

Landwehr-Regiment , Kapitain von Monsterberg in das 28. InfanterieRegiment versegt worden. Das Ersag-Vataillon der alten 10. Brigade zu Mühlhausen wurde aufge . löst und die dabei befindlichen , weitig verwandt.

dem Regiment angehörigen Offiziere ander

Von demselben wurde : Stabskapitain von Collani in das 31. Infanterie Regiment verseßt ; Premier Lieutenant von Raußendorf von Sczepanski

bei den Neuformationen der Landwehr

Seconde-Lieutenant Raymond

von Wensierski

"

in

der

Rhein Provinz vers wandt.

Seconde-Lieutenant Ecert trat in das Regiment zurück. Ferner wurden folgende Offiziere dem Regiment zugetheilt und nebst den vorhandenen aggregirten sofort einrangirt : ¹) 1. Premier Lieutenant von Dornheim. 2. Seconde-Lieutenant von Pannwiß. 3. Bayer.

4.

"

von Adlersfeld.

6.

"/

Hardenberg. Bauer.

7.

19

5.

8.

Н

Bansemer. Greiner.

9.

"

von Bredow.

10.

"

Kummer.

11.

"

Haardt.

12.

"

Schönheide.

13.

"

haesa.

14.

#1

Zimmer.

15.

Chemniß. Thaer.

17.

" " !!

Brummert.

18.

12

Lehmann.

19.

"

Vierer.

16.

Letterer wurde als Ordonnanz-Offizier zum Brigade.Chef kommandirt.

1) Beilage II. Rangliste des Regiments pro Juni 1815.

151 Neben diesen schon genannten Veränderungen folgten in rascher Folge mehrere andere : Am 17. April wurde in den Kantonnements eine Allerhöchste Kabinetsordre aus Wien vom 25. März bekannt gemacht, welche dem Regiment den Namen 19. Jufanterie - Regiment ( 4. Westpreußisches ) gab. Dieselbe Ordre veränderte auch die Uniform des Regiments , doch trat die Aenderung in Wirklichkeit erst nach dem Frieden ein. Das Regiment erhielt rosa-rothe Kragen wie Aufschläge und ponceau-rothe Achselklappen ohne Nummer.

Das 3. Bataillon , fortan Füselier - Ba-

taillon genannt , sollte die weißen Mäntel gegen graue, gleich den anderen Bataillonen , vertauschen. An den Czakots sollten fortan Kordons getragen werden. Das Füselier-Bataillon erhielt innerhalb des Regiments alle schwarzen Lederzeugstücke, wodurch größere Egalität erreicht wurde. Bald dieser Allerhöchsten Ordre folgend, wurde eine zweite aus Wien vom 12. April bekannt gemacht. Dieſelbe nahm dem Regiments- und den BataillonsKommandeuren die bisher innegehabten Kompagnie-Chef- Stellen und hob die Charge der Stabskapitains auf.

Der Etat eines Regiments war fortan 12

Hauptleute, von denen die 6 Aeltesten ein Gehalt von 1200 Thalern , die 6 Jüngsten ein Gehalt von 600 Thalern bezogen. Das Gehalt des RegimentsKommandeurs wurde auf 2500 Thaler ,

das eines Bataillons-Kommandeurs

auf 1800 Thaler , das eines etatsmäßigen Stabsoffiziers auf 1500 Thaler normirt. Jedes Regiment hatte 2 Stellen dieser legteren , im Ganzen also 6 Stabsoffiziere. Von den 12 Premier-Lieutenants erhielten die 5 jüngsten das Seconde Lieutenants -Gehalt. Nach einer vorliegenden Stärke-Nachweisung vom 5. April 1815 war die Sollstärke : 180 Unteroff. 39 Spiell. 2184 Gemeine , Dagen befanden sich effectiv : 161 Unteroff. 38 Spielm. 1498 Gemeine. Mithin manquirten : 19 Unteroff. 1 Spiell. Dies Manquement wurde gedeckt :

686 Gemeine , = 706 Köpfe.

1) Durch 5 Unteroff. 195 Gemeine , welche dem Regiment von dem aufgelösten Ersazbataillon von Stückradt zugetheilt wurden ; dieſelben trafen beim Regiment am 18. Mai ein und wurden an die Bataillone nach Maßgabe ihrer Stärke folgender Art vertheilt :

1. Bataillon : 1 Unteroff. 116 Gemeine, 2. 3 35 " H " 1 44 Füſelier , " "

11

152 Gleichzeitig kamen 45 freiwillige Jäger an , welche in ein Detaschement unter 1 Premierlieutenant formirt dem 1. Bataillon zugetheilt wurden . 2) Nach einer Allerhöchsten Ordre vom 11.

März sollte jedes der in

Belgien stehenden Bataillone 150 Rheinländische Rekruten erhalten. Die für das Regiment bestimmten waren aus der Gegend von Bonn und kamen am 11. Juni , 446 Mann stark , an. Dieselben hatten bereits sämmtlich , theils bis zu 6 Jahren hin in der französischen Armee gedient ; sie wurden bei ihrer Ankunft mit bereit gehaltener Bekleidung und Armatur ausgerüstet und fofort den Kompagnien überwiesen , in denen sie sich wenige Tage später , wie weiter unten gezeigt werden wird , mit Bravour schlugen. 3) Erhielt das Regiment vom 2. Schlesischen Garniſon-Bataillon

54

Mann ausgebildeten Ersag , wodurch also vor Ausbruch der Feindseligkeiten die Bataillone folgende Stärken erhielten : 1 Bat. incl. 26 Offiz. 64 Unteroff. 23 Spiell . 728 Gem . = 815 Komb. Regimentsstab. 21 728 " = 802 " 61 13 2. Bat. " "" Н 728 " 21 61 13 = 802 " " " " Füsel.-Bat. Außerdem :

3 Rechnungsführer. 61 Trainsoldaten. 3 Büchsenmacher.

2 Ober-Chirurgen. 12 Kompagnie-Chirurgen. 45 Freiwillige Jäger. Die höhern Vorgesezten waren während des Monats April unausgesezt bemüht , die Truppen in ihrer angestrengten Thätigkeit zur Ausbildung zu überwachen und zu inspiciren und begann dies von Neuem , als am 12. Mai der Brigade-Kommandeur von Schutter , bis dahin als Kommandant von Jülich zurückgehalten , anlangte , nachdem am 10. desselben Monats seine Ernennung zum Oberst bekannt gemacht war. Die Kantonnements der Bataillone hatten sich oft geändert. Die Bataillone wechselten unter sich , auch wurde ein oder das andere Dorf wegen bösartig auftretender Fieber oder wegen mangelnder Verpflegung geräumt , doch blieb die Gegend dieselbe. Am 15. Mai aber bezog das Regiment südlichere , an der Sambre gelegene Quartiere und zwar:

Das 1. Bataillon in Jemeppe und Moustier. Das 2. Bataillon in Anveloir und Falisolle. Das Füselier-Bataillon in Levaur und St. Eustache. Von hier aus gab das Füselier-Bataillon Vorposten südlich der Sambre auf der Linie von Gerpines über Biemes auf Sosøye , welche mit denen der andern Brigaden in Verbindung standen . Am 24. Mai bezog das 2. Bataillon , am 8. Juni das 1. Bataillon die Vorposten.

153 Die französische Armee concentrirte sich um diese Zeit bei Maubeuge. Es war daher angeordnet , daß die 4 Preußischen Corps im Fall einer feindlichen Offensive sich bei Sombref concentriren sollten. Das Rendez-vous zu dieser Concentration war für die 4. Brigade beim Vorwerk Fay östlich von Fleurus . Am 14. Juni , als die Anzeichen einer Offensive Seitens der Franzosen sicher waren , wurde die Bagage der Brigade gesammelt und durch den Hauptmann von Eicke des Regiments nach Gemblour geführt, wo derselbe das Kommando über die Bagage des ganzen Armee-Corps übernahm. Mit Tagesanbruch des 15. Juni hörte man von Charleroi her heftiges Kanonenfeuer , weshalb die 4. Erigade Befehl erhielt , sich bei Fay zu ſammeln. Die 9. und 12. Kompagnie des Regiments , unter dem Hauptmann von Borke , sollten in Anveloir verbleiben , um die dortige Brücke über die Sambre zu besegen und eintretenden Falles zu vertheidigen. Die weitläuftigen Kantonirungen und die fast zwei Meilen weit vorgeschobenen Vorposten verzögerten dies Sammeln sehr. Endlich war das Regiment beisammen und marschirte mit Ausnahme der beiden genannten Füselier-Kompagnien nach Fah ,

doch wurde es

bends 10 Uhr , ehe nach vielem Hin-

und Herrücken das Bivouak daselbst im hohen Korn aufgeschlagen wurde. Napoleon hatte die Vorposten der 1. Brigade bei Charleroi angegriffen und auf Fleurus zurückgedrängt , wo sich das ganze 1. Armee Corps concentrirte. Bei Sombref waren zu dieser Zeit bereits einzelne Brigaden des 2. Corps von Pirch eingetroffen. Das 3. Armee-Corps von Thielemann befand sich auf dem Marsch von Namur nach Sombref und traf am 16. Morgens ein , während das 4. Armee-Corps von Bülow , welches sich 5 Meilen entfernt , bei Hannut concentrirte , nicht vor dem 16. Juni Abends eintreffen konnte. Eine Englisch-Niederländische Armee unter dem Herzog von Wellington war bemüht , sich zu derselben Zeit bei Quatre-bras , 2 Meilen westlich Sombref, zu sammeln. Nach Verabredung zwischen dem Kommandirenden dieser Armee , dem Herzog von Wellington und dem der Preußischen Armee , dem Feldmarschall, Fürsten Blücher von Wahlstadt , sollten beide Armeen sich unterſtügend dem Feinde eine Schlacht liefern . Fürst Blücher wollte in der Stellung bei Sombref ausharren und den Anmarsch der Engländer auf seinen rechten Flügel abwarten . Mit Anbruch des 16. Juni marschirte die 4. Brigade hinter den Lignis Bach und stellte sich nach mehrmaligen Hin und Her Schieben endlich hinter Ligni auf. Hauptmann von Borke stieß mit der 9. und 12. Kompagnie hier wieder zu seinem Bataillon.

154

-

Die gewählte Position lag auf dem nördlichen Thalrande des Ligni- Baches, ſie wird durch die Lage der Dörfer Bry , Sombref,

Grand- Chapelle und

Longrines näher bezeichnet. Das Dorf Sombref theilt die

Stellung in einen westlichen und einen

östlichen Theil und da hauptsächlich nur der westliche Theil zur Geltung kommt, so sei derselbe allein hier näher beschrieben. Zwischen Bry und Sombref liegt dicht bei Bry die Mühle von Bouſſy auf dem höchsten Punkt der

Stellung.

Von hier fällt das Terrain gegen

Süd-Westen zum Wagnelé Bach , gegen Süd-Osten zum Ligni-Bach flach ab. Der Wagnelé-Bach bildet mit dem Ligni-Bach , in welchen er mündet , fast einen rechten Winkel. Am Wagnelé Bach , also gegen Süd -Westen und auf dem rechten Flügel der Stellung liegen die , in drei Gemeinden zerfal lenden Dörfer St. Amand. Am Ligni - Vach , 1500 Schritt von der Einmün dung des Wagnelé-Baches liegt das Dorf Ligni. Die Bäche fließen in einen etwa 100 Schritt breiten Wiesengrund und führten zur Zeit der Schlacht wenig oder gar kein Waſſer. Gegen Süden steigt das Terrain wieder sanft an. Der Boden besteht aus Lehm , war in jener Zeit ganz trocken und so weit das Auge reichte , mit üppig wogendem Korn bestanden , welches stellenweis so dicht stand , hauen mußte.

daß man für

die Geſchüße mit der Sense Wege

Eine Eigenthümlichkeit der Gegend ist die , daß die Wege fast durchgängig tief eingeschnitten sind. Die Dörfer St. Amand und Ligni bilden alſo große vorgeschobene Posten der Hauptstellung auf der Höhe zwischen Bry und Sombref.

Jene sollten

durch das 1. Armee- Corps besegt werden , während das 2. Armee- Corps Position in der Hauptstellung nahm. Der Generallieutenant von Ziethen befahl , daß 3 Bataillone der 3. Brigade St. Amand vertheidigen , die 1. Brigade dieſen Bataillonen als Soutien dienen sollte. Die 4. Brigade war zur Vertheidigung von Ligni bestimmt , ihr zum Soutien verblieben 6 Bataillone ¹) der 3. Brigade.

Die

2. Brigade stand als Reserve weiter zurück. Das Dorf Ligni , siehe Nr. 2 Beilage I. , liegt in einer Länge von etwa 1200 Schritten zu beiden Seiten des Ligni-Baches , so daß es durch den Wiesengrund in einen kleinern nördlichen , und einen breitern , südlichen Theil zerfällt.

Jeder dieser Dorftheile enthält in der Mitte seiner ganzen

Länge nach , eine im Allgemeinen mit dem Bach parallel laufende Straße , welche im Nord-Osten und Süd -Westen aus dem Torf herausführen. 1) Die Brigaden waren meistentheils 3 Regimenter oder 9 Bataillone stark. Von der 4. Brigade welche nur 6 Bataillone zählte, war das 13. Infanterie- Regiment nach Mainz abkommandirt.

155 Nördlich des Ligni-Baches verläßt am Nordoſt-Ende durch dieſen Ausgang der Hohlweg nach Sombref das Dorf, in der Entfernung von 250 Schritt parallel mit dem Ligni-Bach bleibend. Im südlichen Dorftheil verlassen den Nordost-Ausgang des Dorfes die Hohlwege nach Tongrenelle und nach Boignée, sich unmittelbar am Ausgange gabelnd. An dieser Wegegabel , zwischen beiden Hohlwegen , liegt ein hoch. liegender , mit niedriger Mauer und dichten lebendigen Hecken umgebener Garten , welcher beide Hohlwege enfilirt.

Die Ränder dieser Hohlwege find

auch mit Hecken , meist Dornen eingefaßt. Der Raum zwischen dem Hohlwege nach Sombref, nördlich des Baches , und dem erwähnten Garten ist Gartenland und reichlich mit Obstbäumen bepflanzt. Im Dorf sind beide Längenstraßen durch 4 schmale , zwischen Zäunen und Mauern hinlaufende Querstraßen , welche ebenso oft den Ligni-Bach überbrücken , verbunden.

Die

westlichste dieser

Querstraßen

am Ligni-Vach und wird Mühlenstraße genannt.

führt zur Mühle

An der Längenstraße des

südlichen Theils , da wo sich die beiden mittleren Querstraßen vereinigen , liegt die Kirche mit einem Kirchhof umgeben , der stellenweis von einer niedrigen , der Vertheidigung wenig günstigen Mauer umzogen ist. Von der nördlichen Längenstraße führen zur nördlichen Lisiere hinaus 2 Ausgänge und findet dasselbe im südlichen Theil gegen die südliche Lisiere statt.

Der

westliche dieser legteren liegt über 200 Schritt westlich der Mühlenstraße, alſo beinahe am West- Ende des Dorfes ; der andere befindet sich in der Nähe der Kirche. Am

äußersten Südwest- Ende des südlichen Dorftheils liegt , dicht am

Ligni-Bach , das sogenannte Schloß Ligni. Der Schloßhof, mit einer 5 Fuß hohen Mauer umgeben , an den Ecken durch Thürme verstärkt , gewährt einen festen Stüßpunkt. Durch die Mauern führten zwei Thore. Auf dem Schloßhofe befand sich eine große , massiv gebaute , aber mit einem Schindeldach versehene Scheune. Im Westen und Süden war das Schloß durch einen Wiesengrund umge ben , der bis an das Dorf reichte. In der Umgebung desselben befanden sich vorzugsweise viele Hecken und westlich davon ein kleines Gehölz. Unmittelbar am Schloß liegt eine 5. Brücke über den Ligni-Bach, welche durch dasselbe gesperrt ward. Die Gebäude in Ligni sind meist massiv und mit Kellern versehen.

Die

Gärten waren durch Zäune und Hecken getrennt. Die Liftere gegen Südosten bestand in einer dichten Hecke , welche theils auf einem Erddamm stand , der stellenweise die Höhe von 6 Fuß erreichte. Unmittelbar an der Lisiere begannen die , sich bis Fleurus hin ununterbro « chen fortsegenden Kornfelder.

156

-

Als die 4. Brigade am Morgen des 10. Juni endlich hinter Ligni die Gewehre zusammengesezt hatte , wurde abgekocht , wozu eine Schaafheerde aus Ligni das Fleisch hergab. Anfänglich waren nur 2 Bataillone zur Beſegung von Ligni bestimmt , bald wurde jedoch vom Feldmarschall Fürsten Blücher befohlen , daß das Dorf mit 4 Bataillonen zu besegen sei. Dies geschah in folgender Art : Vom Südwestende anfangend , beſezte Hauptmann von Prizelwig mit der Schüßendivision des 1. Vataillons vom Regiment das Schloß Ligni. Derselbe wurde bald darauf durch die 9. Kompagnie (Hauptmann von Busse) verstärkt . Drei Schüßenzüge besezten die Mauer. Velten sollte das

Lieutenant von

westliche Thor , Lieutenant Bey er das öftliche Thor ,

Lieutenant von Schickfuß die Mitte vertheidigen. Ein Schüßenzug wurde außerhalb der Hofmauern unter dem Lieutenant von Keßler hinter den Hecken aufgestellt.

Der Rest blieb geſchloſſen im Hofe stehen.

Das Schloß

sowie die Hofmauern wurden sofort zur Vertheidigung eingerichtet und die Thore verbarrikadirt. In den , dem Schloß zunächst gelegenen Dorftheil , hauptsächlich Front gegen Südwesten , nach St. Amand hin , hatte die 1. und 4. Kompagnie die Hecken der Liftere je mit einem Zuge beseßt , während der andere Zug hinter den Schügen als Soutien verblieb.

Hinter beiden Kompagnien stand

die 2. und 3. Kompagnie am Ligni-Bach , anfänglich nördlich deſſelben , geschlossen als Lokal-Reserve der schon aufgeführten Abtheilungen. Das 1. Bataillon wurde durch den Hauptmann von Freymann geführt , da der Kommandeur desselben , Major von Courbière , durch einen unglücklichen Sturz vom Pferde , erkrankt war. Weiter östlich standen der Nummerfolge nach die 10. , 11. und 12. Kompagnie in Kompagnie Kolonnen auseinander gezogen. Das Kommando über diesen Dorstheil war dem Major von Schouler übertragen. Derselbe postirte die Schüßenzüge an die äußersten Hecken der S.-O.- Liſtere und mußten dieselben in einem hier befindlichen 5 bis 6 Fuß hohen Erd . damme Stufen einschneiden .

Die Schüßen jeder Kompagnie hatten in der

Lifiere einen Raum von etwa 100 Schritten besegt. Die Kompagnie-Kolonnen selbst wurden in der südlichen Längenstraße aufgestellt und durch Gärten , Zäune und Hecken Kommunikationswege gehauen. An das Füselier - Bataillon schloß sich öftlich das 2. Bataillon 4. Mestphälischen Landwehr-Regiments , Major von Rer und an dies das 3. Bataillon desselben Regiments , Major von Kuilenstjerna an. von Gröben kommandirte in diesem Dorftheil.

Major

157

-

Der Oertlichkeit nach hatte die 10. Kompagnie 19. Infanterie-Regiments den westlichen Dorfausgang inne, während der Ausgang an der Kirche schon von der Landwehr besegt war. Neben dem nordöstlichen Ende des Dorfs , zur Unterstügung der Verthei . digung des östlichen Theiles desselben und zur Verbindung mit dem 3. ArmeeCorps, welches den Ligni-Bach von Sombref ab beſegt hatte , ſtand das 2. Bataillen des Regiments , Majer von Bünau und rechts dahinter das 1. Bataillon 4. Westphälischen Landwehr-Regiments, Major von Zastrow, beide unter Befehl des Majors von Stengel. Das 2. Bataillon stand in rechts abmarſchirter Zugkolonne nördlich des Ligni-Baches so aufgestellt , daß der Hohlweg von Ligni nach Sombref vor der Front lag. Die Schüßen des 2. Bataillons senapp waren über den

unter dem Hauptmann von Gla.

Ligni-Bach vorgeſandt.

Derselbe betrachtete den

hohen Edgarten zwischen den sich am Dorf gabelnden Hohlwegen sehr richtig als den Hauptpunkt der Vertheidigung , er instruirte die 4 Schügenoffiziere dahin , sich in allen kritischen Momenten nach demselben zurückzuziehen, da der Verlust dieses Plateaus zugleich auch der Verlust des angrenzenden Dorftheils sei. Der 1. Schüßenzug wurde zu beiden Seiten des Hohlweges nach Boignée hinter Hecken und Erdwöllen aufgestellt. Der 2. und 3. Schüßenzug unter dem Lieutenant Eckert besegten den hohen Garten selbst, während der 4. Zug einen Bauerhof occupirte , welcher dem Garten zunächst, aber etwas rückwärts desſelben lag. Die Hohlwege wurden durch Ackergeräthe verbarrifadirt. Außerdem wurde in allen Theilen des Dorfes rüßtig gearbeitet, um dasselbe zur hartnäckigsten Vertheidigung einzurichten. Man schlug Scharten durch die Mauern der Häuser , versezte die Fenster , verbarrikadirte die Thüren nach dem Feinde zu, richtete die Keller zur Vertheidigung ein und hieb das Korn in der nächsten Nähe der Lisiere nieder, kurz man suchte jedes Mittel auf, um die Vertheidigung nachdrücklich zu machen. Auf der rückwärts gelegenen Höhe stand hinter dem 2. Bataillon des Regiments die Batterie der 4. Brigade und auf der Höhe zwischen St. Amand und Ligni wurden 3 schwere und die Batterien der 2. und 3. Brigade, in Summa 40 Geschüge placirt, von denen 16 bestimmt waren, die rechte Flanke des Dorfes zu enfiliren. Die Truppen waren noch in raſtloſer Thätigkeit das Dorf zu verſtärken, es war ein sehr heißer Tag, als gegen 2 Uhr der Feind gegen St. Amand vorrückte und das Gefecht begann. Gegen halb 3 Uhr sah man starke Kolonnen gegenüber von Ligni auf und längs der Straße von Fleurus nach Namur erscheinen und gleich darauf

158 drei feindliche Kolonnen mit vorgeschobenen Schügen gegen das Dorf anrücken. Es war das 4. französische Armee- Corps des Generallieutenants Grafen Gérard , bestehend aus den Divisionen Pecheur , Vichery und Hülot, 22 Bataillone stark. Die rechte Flügelkolonne des Feindes dirigirte sich auf den nordöstlichen Eingang von Ligni , also auf die Schüßen des Hauptmanns von Glasenapp. Sie griff zuerst an. Ihr vorauf fuhr eine Batterie , welche sofort das Feuer der Brigade-Batterie beantwortete. Die feindlichen Tirailleurs gingen gegen die Aufstellung des Hauptmanns von Glasenapp heftig vor , wurden abgewiesen und versuchten ein zweites Mal den hochliegenden Garten zu nehmen ,

aber auch diesmal ohne beſſern

Erfolg. Es entstand hierdurch ein heftiges Feuergefecht , während welcher Zeit der Major von Stengel dem 2. Bataillon des Regiments befahl , zu deployiren . Major von Bünau deployirte links, stieg dann selbst vom Pferde, da das Terrain das Reiten nicht erlaubte und führte das Bataillon über den Hohlweg nach Sombref vorwärts bis an den Ligni-Bach , an welchem das Bataillon hielt. Der Feind griff nun die vorgeschobenen Schüßen des Bataillons mit einer Kolonne an, diese wichen bis auf das Bataillon , welches die feindliche Bataillons-Kolonne mit einer Salve empfing. Die feindliche Kolonne versuchte zu deployiren, doch noch in der Evolution begriffen, krachte die 2. Salve und gleich darauf führte Major von Bünau das Bataillon, links unterstügt durch eine Abtheilung des Landwehr-Bataillons von Zastrow , dem Feinde mit dem Bajonet auf den Hals. Der Feind drehte eilig um und wurde auf die Höhe hinauf verfolgt, worauf das Bataillon cie Stellung hinter dem Ligni-Bach wieder einnahm. Hauptmann von Glasenapp beschreibt diese Gefechtsscene in einem Bericht wie folgt : Er hatte sich während des Gewehrfeuers vor dem KolonnenAngriff des Feindes nach dem rechten Flügel seiner Aufstellung begeben und bemerkte von dort plöglich , daß der Feind in dem hochliegenden Garten sei. Er sagt : „Eiligst lief ich nach dem Vereinigungspunkt , fand hier meine drei Ti railleurzüge etwas verblüfft in gehöriger Confusion wild durcheinander, nahm den " mir zunächst stehenden Trupp und wollte durch eine Lücke in der Hecke, durch dieselbe in den Garten eindringen , als ich unmittelbar auf einen feindlichen Sergeantmajor stieß , der als Ueberläufer sich in deutscher Sprache, als nicht feindlich gesinnt ankündigte. Ich hatte ihn mit der linken Hand am Bandelier seines Säbels oder Patronentasche ergriffen und ihm die Säbelspige auf den Bauch gesezt, als er sich zum Gefangenen

159

-

ergab und auf meinen Befehl das hochgehaltene Gewehr wegwarf. Er war sehr in Angst, bat um die Schonung seines Lebens, schimpfte auf den Kaiser Napoleon und was ihm Alles tie Furcht eingab. Ich bemerkte im Garten nur höchstens 12 Mann feindlicher Soldaten , hielt diese auch für Ueberläufer und wollte sie eben desarmiren , als einer dieser Leute sein Gewehr auf mich anschlug, auch abdrückte , welches aber glücklicher Weise versagte.

Ich ließ sogleich durch meine Leute , die mit mir eingedrungen

waren, Feuer geben und hatte kaum diese Paar Männer beseitigt, als eine starke feindliche Kolonne nahe vor mir den Garten erstieg ; sie führte eine dreifarbige Fahne, ich bemerkte aber nur junge Offiziere und keinen Kommandeur bei dieser Kolonne. Schnell verließ ich den Garten , befahl meinen Leuten sich in das Bett des trockenen Ligny Baches zu verbergen und rief dem Major von Bünau zu , über uns hinweg eine Salve zu geben. Dies geschah, der Feind wich u. ſ. w.“ Die Verfolgung durch die Schüßen des Hauptmanns von Glasenapp geschah weit über den Hohlweg nach Tongrenelle hinaus ; plöglich erhielten dieselben aus dem hohen Korn so starkes Feuer, daß der Rückzug bis in die zuerst inne gehabte Aufstellung mit bedeutendem Verlust angetreten werden mußte. In der nächsten halben Stunde versuchte der Feind , nur mit kleinen Abtheilungen vorbrechend , die Schüßen des Hauptmanns von Glaſenapp zu delogiren , doch blieben dieſe in dem ungestörten Besiß ihrer Position. dieser Zeit ,

Nach

etwa gegen 3½ Uhr , griffen zweimal hinter einander ganze

Bataillone die Stellung an. Zu ihrer Abwehr war Major von Bünau mit dem Bataillon über den Ligni-Bach avancirt und hatte, den Hohlweg LigniTongrenelle vor der Front , Stellung

genommen .

Das Salvenfeuer des 2.

Bataillons nöthigte die feindlichen Bataillone stets zur Umkehr. Endlich hatte der Feind sich rechts daneben im Dorf festgesezt ,

das Va

taillon erhielt von dort her auf seine rechte Flanke ein so mörderisches Feuer, daß der Major von Stengel den Rückzug über den Ligni-Bach anordnete. Das Bataillon stellte sich in der ersten Stellung hinter dem Hohlweg von Ligni nach Sombref wieder auf, doch theilte Major von Bünau die Front, da die lange Linie zu schwerfällig erschien. Der Feind drängte heftig nach und es entstand nun ein furchtbares Feuergefecht. Das Vataillon war zum Rottenfeuer übergegangen und wich keinen Schritt, da kommandirte Hauptmann von Chirocz der 6. Kompagnie , während der Major von Bünau sich auf dem linken Flügel befand,

Marsch" ; sämmtliche

Tambours schlugen zur Attaque, die ganze Linie trat an und mit einem nicht

160



endenden Hurrah wurde der bestürzte Feind ,

über den Bach hinaus , wieder

bis auf die jenseitige Hochebene gejagt. Dort unter dem Schuß seiner Batterien sammelte er sich wieder und ging mit frischen Kräften gegen das 2. Bataillon vor , welches wieder über den Ligni Bach bis hinter den Hohlweg nach Sombref zurückging. Wieder griffen die Franzosen hier an und wieder wurden sie entschieden abgewiesen. Viermal ging das Bataillon siegreich über den Ligni Bach vor und ebenso oft mußte es in seine 1. Aufstellung zurückkehren. Der Adjutant des Majors von Stengel , Lieutenant Lange , wurde hierbei bleſſirt , als er einen Haufen Landwehren , die sich ohne Offizier befanden, mit dem 2. Bataillon zugleich vorführte. Von den Schüßen- Offizieren waren bereits die Lieutenants Eckert , Bauer und von Adlersfeld blessirt. Der Erstgenannte hatte einen Schuß in die Seite , der Zweite einen Schuß in den Fuß erhalten. Beide blieben im Gefecht , bis sie , von Flutverlust erschöpft, zusammenſanken . Neben dem 2. Bataillon und schließlich gemischt mit diesem focht das Bataillon von Zastrow in ähnlicher Weise. Dasselbe hatte auch den Feind auf die Höhe verfolgt und ein dichtes Kartätſchfeuer erhalten , wodurch sein braver Kommandeur schwer blessirt ward. Fortan unterließ der Feind die Frontangriffe auf dieser Stelle und suchte durch seine Tirailleurs die Flanken des Bataillons zu gewinnen . Gleich nach dem ersten Angriff auf das 2. Bataillon hatte die mittlere feindliche Kolonne den Ausgang an der Kirche angegriffen , während die linke Kolonne des Feindes , auf den westlichen Ausgang dirigirt , hier auf die 10. Kompagnie unter dem Hauptmann von Schachtmeyer stieß. Der erste Angriff,

etwa um 31

Uhr erfolgend , wurde , obgleich mit

wahrer Wuth ausgeführt , völlig abgewieſen. Bei einem zweiten Angriff ging das Soutien der 10. Kompagnie vor und unterstüßte die Schüßen , wodurch der Feind wieder geworfen wurde. Nunmehr wurden die Angriffe gegen diesen Dorftheil in breiterer Front und mit vermehrten Kräften unternommen ,

aber dennoch mehrere Male

zurückgewiesen. Endlich gelang es dem Feinde, an einzelnen Stellen der Listere festen Fuß zu fassen. Ganze Bataillone waren als Schügen aufgelöst, diese schlichen sich in dem hohen Korn heran und erreichten dann , plöglich vorbrechend , die Hecken des Dorfs . Es entstand ein Kampf um die Liftere, in dem besonders die 11. und 12. Kompagnie gegen die sich immer verstärkenden Franzosen unterlagen. Die

161 Schüßen wurden auf die Soutiens und dieſe mit jenen zurückgedrängt, wobei jedes Haus, jeder Keller Gegenstand eines wüthenden Handgemenges war. Die 10. Kompagnie , hierdurch links flankirt , mußte auch zurück , doch war dies schwierig. Gerade hinter der Kompagnie befand sich ein großer Waffertümpel , welcher die Kompagnie behinderte , gerade zurückzugehen ; ste mußte daher in der südlichen Längenstraße im feindlichen Feuer bis zur Mühlenstraße einen Flankenmarsch ausführen, erreichte dieselbe jedoch glücklich und vereinigte sich, unter dem Major von Schouler , in derselben mit der 11. und 12. Kompagnie. Major von Schouler sammelte die drei Kompagnien in dieser Straße und ging dem Feinde geschlossen wieder entgegen , doch hatte dies kein nachhaltiges Resultat , da der Feind weiter östlich beim Landwehr-Bataillon von Rer auch in das Dorf gedrungen war und sich des Kirchhofes bemächtigt hatte , welcher gegen die Offensive der drei Füselier-Kompagnien flankirend wirkte. Die drei Kompagnien gingen hierauf über den Ligni- Bach zurück. Major von Schouler ,

bei dem legten Angriff stark am Kopf bleſſirt,

war mit Blut wie übergossen, wollte aber dennoch nicht das Gefecht verlaſſen, bis ihm

von dem anwesenden Brigade- Chef General Graf Henkel der

bestimmte Befehl wurde , zurückzureiten. Fortan führte Hauptmann von Borke diese drei Kompagnien. Nachdem die Franzosen im südlich des Ligni-Baches gelegenen Dorftheil festen Fuß gefaßt hatten ,

breiteten sie sich aus und begannen etwas nach 4

Uhr den Angriff auf das Schloß. Lieutenant Keßler wurde bald mit seinem Schüßenzuge in den Schloßhof zurückgenommen, da die feindlichen Tirailleurs sich hinter den, das Schloß in Menge umgebenden Hecken festsegten . Unter dem Schuße dieses Feuers verſuchten sogar einzelne feindliche Sappeurs den öftlichen Thorweg zu sprengen, doch war Lieutenant Beyer auf seinem Plag. Derselbe stand auf der Mauer und erschoß meist eigenhändig diese Wagehälſe. Dies dauerte bis gegen 5 Uhr. Um diese Zeit hatte der Feind das Dorf Et. Amand in Beſig genommen , wodurch es ihm möglich wurde , das Südwestende von Ligni zu umfaſſen. Eine feindliche Batterie fuhr bis auf 400 Schritt an das Schloß heran, bewarf dasselbe unausgesezt mit Granaten , beschoß die Mauern mit Kartätschen und wirkte überhaupt enfilirend auf das ganze Dorf , so daß nach der Ansicht des Oberst von Schutter

die Vertheidigung desselben von dieſem

Zeitpunkte an in Nachtheil gerieth. In den Zwischenpausen , in welchen diese feindliche Artillerie ihr Feuer mehr auf das Dorf richtete ,

versuchten dann

dichte feindliche Tirailleur-

Schwärme den Sturm auf das Schloß, doch ohne irgend welchen Erfolg zu erzielen.

162 Das Schloß hielt ſich bis nach 7 Uhr Abends. Bis gegen 5 Uhr war die 1. und 4. Kompagnie direct gar nicht anges griffen worden , so daß Hauptmann von Freymann das Schießen verbot. Erst als die Batterie gegenüber dem Schloß auffuhr , begannen die Schüßen das Feuer auf dieselbe und tödteten trøg der Entfernung mehrere Kanoniere. Gleich darauf ging der Feind auch mit Tirailleurs und mit Kolonnen gegen diesen Dorftheil vor , doch wurde Nichts erreicht. Hauptmann von Frey, mann blieb im Besiz des Südwestendes von Ligni bis zum ſpäten Abend. Um 5 Uhr war das Torf Ligni südlich des Vaches bis auf das Schloß und die Position des Hauptmann von Freymann vom Feinde genommen. Da erhielten die beiden Musketier -Bataillone 7. Infanterie-Regiments (2. Westpreußischen) von der 3. Brigade , den Befehl , in Ligni einzudringen. Das 1. Bataillon drang durch die Mühlenstraße , das 2. Bataillon , den General von Jagow an der Spize , auf dem Wege zur Kirche vor. Beide Bataillone gingen geſchloſſen über den Wiesengrund ; das

1. Bataillon

erreichte sogar die südliche Dorfliſiere , ging jedoch auch zurück , als das 2 . Fataillon auf der südlichen Längenstraße durch zwei feindliche

Kolonnen

in beiden Flanken angegriffen , weichen mußte. Nun befahl der General Graf Henkel einen allgemeinen Angriff des südlichen Dorftheils. Der Hauptmann von Borke , mit seinen 3 Füſelier-Kompagnien , nun schon über 2 Stunden im heftigsten Gefecht , formirte eine einzige Kolonne am westlichen Ende des Dorfes und griff dann gemeinsam mit den übrigen Bataillonen an. Alle

ataillone erreichten die südliche Lisiere , der Feind ging so eilig

zurück , daß die feindliche Artillerie , bis dicht an das Dorf herangefahren, die Stränge kappte und mit den Gespannen davon eilte , während die Kanonen stehen blieben . Aber wieder wurde ein schon oft begangener Fehler gemacht. Die Bravour verlockte die Schüßen- Schwärme , untermischt mit aufgelösten Kolonnen , dem Feinde auf dem Fuße zu folgen. Plöglich traten im hohen Korn frische feindliche Kolonnen auf und ebenso schnell , wie man aus Ligni hervorbrechend, verfolgt hatte, ebenso schnell gingen die Tirailleurs in das Dorf zurück ; der Feind drängte dicht auf und der südliche Dorftheil ging bald wieder so weit verloren , wie er es schon einmal war. ') Selbst der Kirchhof , durch 1) Dies Nachlaufen aus der Position , anstatt zu halten und mit der Kugel zu verfolgen , ist ein taktischer Fehler der Preußischen Truppen damaliger Zeit , welcher sich in vielen Gefechten wiederholt. Besonders tritt das Fehlerhafte hier bei der Vertheidigung von Ligni zu Tage , wo es wiederholentlich vorkam. Die Franzosen , deren Uebergewicht bei Oertlichkeitsgefechten damals anerkannt war , ließen sich diesen Fehler nie oder selten zu Schulden kommen . Sie nisteten sich in dem genommenen Orte ein und waren schwer wieder daraus zu vertreiben.

163

-

das 7. Infanterie-Regiment zurückerobert , mußte , durch das energische Nachdrängen des Feindes gezwungen , wieder aufgegeben werden. Die Füſelier-Kompagnien hatten , von der Verfolgung füdlich Ligni umdrehend , das Dorf an derselben Stelle wieder erreicht , an der sie von Anfang an gestanden hatten. Die 10. Kompagnie war fast ganz aufgelöst, hinter dem Erddamm an der südlichen Liftere aufgestellt , als eine feindliche Grenadier-Kompagnie geschlossen angriff. Der Hauptmann von Schachtmeyer sagte seinen Leuten , daß falls er selbst auf den Erddamm springen würde , um den Feind anzufallen , sie ihm folgen sollten.

Als

die feindliche Kompagnie noch 60 bis 80 Schritt

entfernt war , sprang der Hauptmann von Schachtmeyer über den Wall, gefolgt vom Lieutenant Reichardt , Feldwebel Langner , den Unteroffi. zieren Neumann ,

Scholz und Strempke , sowie

etwa 40

bis 50

Füselieren und drang auf die feindliche Kompagnie ein. Diese blieb im

Avanciren , bis die Füseliere bis auf 10 Schritt heran

waren , dann machte sie eiligst Kehrt , über 100 Schritt von den Füselieren verfolgt , worauf diese in das Dorf zurückgingen , durch neue feindliche Abtheilungen aber auch erreicht wurde. -

die Lisiere

verloren ,

welche nun nicht wieder

An mehreren Stellen im südlichen Dorftheil brannte das Dorf und viele Verwundete kamen auf diese Weise elend um. Auf dem linken Flügel hatte sich der Major von Stengel am Hohlwege von Ligni nach Sombref troß der Mehrzahl der Feinde behauptet. Da der Feind aber mehr mit Tirailleurs angriff, so war im Lauf des Gefechtes fast das ganze Bataillon , gemischt mit Tirailleurs anderer Truppentheile in Schüßenschwärme aufgelöst , welche von dem besegten Terrain nicht wichen. Nach und nach waren nun 6 Bataillone und 2 Schüßen-Kompagnien der 3. Brigade ' ) , gemischt mit der 4. Brigade in Ligni engagirt ; man schlug sich nicht, man rang und würgte sich unter fortwährenden Offensivstößen der nördlich des Ligni-Baches wieder gesammelten Soutiens. Gegen 6 Uhr rückten 5 Bataillone der 6. Brigade 2) in das Dorf und die frischen angreifenden Bataillone begleitend , wurden die faßt erschöpften Truppen dennoch wieder offensiv , ohne auf die Dauer im südlichen Dorftheil festen Fuß fassen zu können. ¹) 3 Bataillone 7. Infanterie- Regiments (2. Westpreußisches). Füselier-Bataillon 29. Infanterie- Regiments. 2 Bataillone 3. Westphälischen Landwehr- Regiments. 2. und 3. Kompagnie Schlesischer Schüßen. 2) 1. und 2. Bataillon Colbergischen Infanterie- Regiments. 3 Bataillone 1. Elb- Landwehr- Regiments.

164

-

Neun Mal hatte der Hauptmann von Borke mit der 10. , 11. und 12. Kompagnie den Ligni-Bach offensiv überschritten und ebenso oft waren die Kompagnien in dem verzweifelten Kampf zurückgeworfen.

Die 1. und 4. Kompagnie vertheidigten nach wie vor die Hecken in der Nähe des Schloffes mit solchem Erfolg , daß die 2. und 3. Kompagnie noch völlig intakt dahinter ſtanden . Das Schloß selbst wurde fortgesezt heftig durch Artillerie beschossen und durch Infanterie angegriffen. Mehr noch , als durch Kanonen- und Flinten Feuer , litt die Besagung durch die herumfliegenden abgerissenen Mauerstücke , welche zahlreiche Bleſſuren hinterließen.

Gegen 6 ; Uhr gerieth die große , mit Schindeln gedeckte

Scheune auf dem Schloßhof in Brand. Die Gluth wurde , als das Feuer mehr Ueberhand nahm , so heftig , daß es unmöglich erschien , ferner in der Nähe des Feuers auszuharren. Ta außerdem völliger Mangel an Munition eingetreten war , befahl Hauptmann von Busse als der Aelteste etwas nach 7 Uhr den Rückzug. Die Thore des Hofes waren so fest verrammelt , daß längere Zeit zu ihrer Aufräumung erforderlich gewesen wäre ; es ſprang daher die Beſagung theils aus dem 1. Stock eines Hauses , theils von der 5 Fuß hohen Mauer auf den Wiesengrund herab , als einige Bataillone der 6. Brigade in der Nähe des Schlosses gegen die Franzosen vorbrachen , welcher Attaque sich die Mannschaft anschloß , ohne daß dieselbe , wie alle vorhergehenden einen Erfolg hatte. Um dieselbe Zeit , gegen 7 Uhr rückten 4 neue Bataillone der 8. Brigade 1 ) in Ligni ein , um die 4. Brigade abzulösen , welche Befehl erhielt, sich rückwärts Ligni unweit des Bois-de-loup zu sammeln . Für die Reste des 4. Westphälischen Landwehr-Regiments war dies leicht, da es um diese Zeit völlig aus Ligni herausgeworfen war. Das Füselier-Bataillon , Regiments ,

die 1. sowie die 4. Kompagnie des

untermischt mit andern fechtenden Truppen , hatten sich völlig

verbissen, und dauerte es lange Zeit , ehe die Mannschaft aus dem Feuer gezogen und gesammelt werden konnte. Der Hauptmann von Prigelwig mit den Schüßen des 1. BatailIons kam erst um 8 Uhr , der Hauptmann von Busse an diesem Tage gar nicht zur Brigade.

1) 1. Bataillon 23. Infanterie- Regiments. 3 Bataillone 21. "" 99 Mit dem 1. Bataillon 23. Infanterie- Regiments kam der Oberstlieutenant von Wienskowski in das Dorf. Er ritt segleich zu seinem alten Füselier-Bataillon , welche unter ihm das Schlagen erlernt hatte and es begrüßend , überzeugte er sich , daß die Füseliere Nichis verlernt hatten.

165 Ueber diesen Rückzug , bei welchem der Lieutenant Cordier , Adjutant des 1. Bataillons vom Pferde geschossen wurde , sagt der Hauptmann von Freymann :

" Das Bataillon zog sich auf der großen Dorfstraße zurück und stieß unaufhörlich auf feindliche Schüßen und Grenadiere. Eine Kanonenkugel, die 2 Musketieren die Feine abriß , warf mich vom Pferde.

Ich wäre

gefangen genommen worden , wenn nicht in diesem Augenblick ein Preußisches Landwehr-Bataillon mit Hurrah vorgedrungen wäre , sofort aber auch den Rückzug antreten mußte. Ich kam hierdurch vom 1. Bataillon ab und schloß mich jenseits des Dorfes an Preußische Kavallerie an , wurde aber durch eine Granate zum zweiten Male bewustlos vom Pferde geworfen , nach Gembloux gefahren und traf erst am 17. wieder beim Regiment ein. " Hinter Ligni , neben der ebenfalls aus St. Amand abgelösten 1. Brigade sammelte sich die 4. Brigade , mit Ausnahme des 2. Bataillons , der Schüßen des 1. Bataillons und der 9. Kompagnie des Regiments . Die Mannschaft wurde neu rangirt , erhielt einige vorhandene neue Munition, da dieselbe ganz ausgegangen war und segte die Gewehre wieder in Stand. Das 2. Bataillon des Regiments hatte sich , wie schon oben gesagt ist, schließlich ganz in Schüßenschwärmen aufgelöst , dennoch behauptet , als es nach 7 Uhr ebenfalls abgelöst wurde und Befehl erhielt zurückzugehen. Die Mannschaft hatte sich unnachahmlich geschlagen ; sie war völlig erschöpft, ohne eine Patrone , vielfach ohne Tornister und Mäntel , welche bei der ungemeinen Hige frühzeitig fortgeworfen waren , da diese Gegenstände das Durchkriechen der Hecken hinderten . In diesem Zustande wurden die Schüßenschwärme zurückgezogen ; sie girlgen den nördlichen Thalrand des Ligni Baches hinauf , ließen die noch feuernde Brigade Batterie links liegen und hielten hinter derselben in der Nähe von Sombref, um im Bataillon formirt zu werden . Einen Befehl zum Sammeln der Brigade beim Bois-de-loup hatte das Bataillon nicht erhalten. Bei Sombref wurde 4 Stunde geruht.

Vorbeirei-

tende Adjutanten erzählten , der Rückzug sei auf Gemblour befohlen , man sah dorthin auch verschiedene Truppen marschiren und wußte nicht , wo die Brigade zu finden ſei. Der Major von Stengel beschloß daher , ebenfalls abzumarschiren.

auf Gembloux

Nachts 12 Uhr traf das 2. Bataillon bei Gemblour ein , bezog ein Bivouak , sezte mit Tagesanbruch des 17. den Rückzug fort und stieß im Lauf des Vormittags wieder zur Brigade. Dies vorausgeschickt kehren wir nach Ligni zurück.

166 Napoleon schien hier

den Kampf entscheiden zu wollen , der sich bisher

nicht um die Hauptpoſition , sondern allein um zwei dieser vorliegenden Dörfer gedreht hatte.

Noch hatte er 16 Garde Bataillone zu ſeiner Verfü-

gung. Acht derselben wurden nach und nach in Ligni verwandt , ohne ein Resultat zu erringen. Seitens der Preußen rückten nach 7 Uhr noch 2 Bataillone der 8. Brigade ' ) nach Ligni , um dem Feinde das Gleichgewicht zu halten. Mit

diesen Truppen waren die legten Bataillone des 2. Armee- Corps

verbraucht. Die 12. Brigade des 3. Armee- Corps wurde deshalb auf die Höhe bei Sombref gezogen, um diesen Punkt zu sichern. Kurz vor 8 Uhr , das 19. Infanterie-Regiment war noch im Sammeln begriffen, kam bei der nebeneinander stehenden 1. und 4. Brigade ein Adjutant an, welcher dringend Truppen nach Sombref verlangte. Der General von Steinmez , Kommandeur der 1. Brigade übergab dem General Graf Henkel das 12. Infanterie Regiment ſeiner Brigade und mit dieſem, wie , mit dem bereits gesammelten 4. Westphälischen Landwehr-Regiment marschirte der legtgenannte General nach Sombref. Dort angekommen klärte sich dies als ein Irrthum auf, in Sombref stand eben die gesammte 12. Brigade, weshalb General Graf Henkel sich anschickte, zurückzukehren. Inzwischen, gegen 8 , Uhr , begünstigt durch einen plöglich eingetretenen heftigen Gewitter-Regen ,

der eine Dunkelheit ,

gleich dem Einbrechen der

Nacht, erzeugte , hatte Napoleon die legten 8 Garde-Bataillone , 2 GardeKavallerie-Regimenter und die Kürassier- Division des Generals Milhaud. benugt , um

die Stellung

da , wo das 2. Bataillon des Regiments

gefochten hatte, zu durchbrechen und gegen Sombref vorzugehen. Als die Dunkelheit des Gewitters nachließ , entdeckte man dieſe Truppen auf der Höhe zwischen Ligni und Sombref. Von

allen Seiten griff nun die Preußische Kavallerie an ;

der greiſe

Feldmarschall ſelbſt, an der Spize einiger Escadrons attaquirend, verlor ſein Pferd und wäre, unter demselben liegend, gefangen worden, hätten die über ihn fortreitenden Kürassiere Milhauds den am Boden liegenden , schlicht gekleideten Offizier beachtet. Bald darauf , als die Preußische Kavallerie, es war das 6. Ulanen-Regiment, wieder vorging, wurde der Fürst und Feldherr aus dieser mißlichen Lage befreit. Dieser Durchbruch des Feindes hatte die Folge , daß die noch immer in Ligni fechtenden Bataillone dasselbe verließen und sich , Bry links laſſend, abzogen. Mit ihnen ging auch die 9. Kompagnie , Hauptmann von Buſſe , zurück, welche bis zulegt im Dorfe verblieben war ; sie stieß erst am folgenden Tage zur Brigade. 1) 2. Bataillon 23. Infanterie-Regiments. 2. Bataillon Elb -Landwehr - Regiments.

167 Die beim Bois-de-loup im Sammeln begriffenen Theile des 1. und Füselier Bataillons wichen dem Offensivstoß der Franzosen auf Combref aus. Ebendahin ging auch die Schüßen - Division des 1. Bataillons zurück und vereinigte sich daselbst mit dem genannten Bataillon, so daß das 1. Ba, taillon völlig gesammelt und vom Füſelier-Bataillon die 10. , 11. und 12 . Kompagnie den weiteren Rückzug fortsegen konnten, welcher auf Tilly gehend , angeordnet war. Bei Tilly wurde gehalten, um die Nacht zuzubringen. Jedermann sank im hohen Korn erschöpft dahin , wo er sich gerade befand. Nicht Speise, nicht Trank, nur Ruhe war das Verlangen des übermäßig angespannten Körpers. Der General Graf Henkel , eben im Begriff wieder von Sombref nach Ligni zurückzukehren

stieß plöglich auf französische Kavallerie. In der Eile

wurden Karrees formirt, die erfolgende Attaque abgeschlagen, dann aber auch der Rückzug auf Tilly angetreten. Die Dörfer Bry und Sombref blieben bis zum Morgen des 17. Juni besegt, dann folgten auch diese Truppen dem allgemeinen Rückzuge . Am Morgen des

17. zwischen 4 und 5 Uhr sehten sich die Bataillone

wieder in Bewegung ; das 2. Bataillon und die 9. Kompagnie stießen. zum Regiment , die Erigade war wieder geordnet und formirt und ſegte im Corps-Verbande den Marsch auf Wavre fort. Der Dyle-Fluß wurde passirt und bei Bierge unweit Wavre ein Bivouak bezogen. Die 3 Armee-Corps aus der Schlacht von Ligni und das inzwischen herangekommene Corps des

Generals

Bülow von Dennewig waren hier

vereint. Das 1. und 3. Armee-Corps lagerten auf dem linken, das 2. und 4. Armee Corps auf dem rechten Ufer der Dyle. Hier ließen sich die durch die Schlacht verursachten Verluste übersehen. Die 6 Bataillone der 4. Brigade , welche durchschnittlich 4 Stunden das Dorfgefecht geführt hatten, zählten

an Todten : an Blessirten : an Vermißten : Summa :

4 Offiziere

5

" "

101

"

8 Spiell. 606 Gemeine , 479 4 "/ " 24 1271 " "

24

"

149

n

36

15

24 Unteroff. 24 "1

"

2356

"

Die Vermißten dieses ungeheuren Verlustes erwiesen sich später meist als tødt oder bleſſirt . Die bei Weitem größere Hälfte dieses Verlustes fällt auf das 4. Westphä . lische Landwehr-Regiment und kann dies wohl als ein Beweis gelten, daß kriegserfahrene, gefechtsgeübte Truppen , besonders aber wenn dies von den Führern gilt, sich bei aller Bravour mehr conserviren, und weniger verlieren, als Bataillone, welche neu formirt, ihre Schule erst durchzumachen haben. 12

-

168

Leider ist es unmöglich geblieben , den detaillirten Verlust für alle Theile des Regiments aufstellen zu können. Das Offizier- Corps hatte gerade die Hälfte zu dem Verlust in der Brigade beigetragen. Vom 1. Bataillon blieb Lieutenant und Adjutant Cordier ; Lieute nant Grenz wurde vermißt. Das 2. Bataillon hatte bleſſirt : Den Lieutenant und stellvertretenden Regiments -Adjutanten Lange, die Lieutenants Eckert , von Adlersfeld und Bauer. Beim Füselier - Bataillon war blessirt : Major von Schouler. Lieutenant Haud. "

von Schlichting.

"

Rhäsa. Chemniz.

"

Vermißt wurde Lieutenant Wundersiz. Der Verlust des Füselier -Bataillons betrug nach einer späteren Angabe des Lieutenants Rhäsa:

an Todten :

1 Unteroffiz. 19 Gemeine , 5 69 "/ 15 an Vermißten : " "

an Blessirten :

Summa:

6

H

103

15

Nach ähnlichen nicht offiziellen Quellen hatte : das 1. Bataillon 23 Gemeine todt , 15 vermißt , H

das 2.

"/

14

"

todt und

3

"1

vermißt.

Jm Bivouak bei Bierge wurden die Gewehre wieder gefechtsbereit gemacht, die Munition completirt und das Innere der Kompagnien geordnet. Major von Schouler und Lieutenant Rhäſa trafen wieder beim Bataillon ein, nachdem ihnen ein ordentlicher Verband angelegt war. Aus dem 1. und 2. Bataillon 4. Westphälischen Landwehr-Regiments wurde, der erlittenen bedeutenden Verluste wegen, 1 Bataillon formirt. Diese Thätigkeit und die so nothwendige Ruhe der Truppen wurde durch einen starken Regen beeinträchtigt , welcher den 17. Abends begann und die ganze Nacht anhaltend, den Lehmboden so erweichte, daß dieser an den Füßen flebte. Die Englisch •Niederländische Armee , griffen,

im Sammeln bei Quatre- Bras be=

als die französischen Kolonnen des Generals Ney dieselbe am 16.

zur Zeit der Schlacht bei Ligni angriffen , hatte daselbst einen hartnäckigen Widerstand geleistet. Während des 17. Juni wurde aber auch hier der Rückzug

169 auf der Chauſſee nach Brüffel

angetreten und bis in eine Stellung bei

Mont-St.-Jean, quer über die schon genannte Chauffee, fortgeseßt. Der Herzog von Wellington war entschlossen in dieser Stellung mit seiner nun vereinigten Armee eine Schlacht anzunehmen und stellte an den Fürsten Blücher das Ansuchen, den linken Flügel seiner Aufstellung durch ein Armee-Corps zu unterstügen. Die einfache Kriegslogik des Fürsten Blücher lautete aber anders : dahin, wo ein Armee-Corps marſchiren kann, kann auch die ganze Armee gehen und genügt ein Armee-Corps , um wahrscheinlich zu widerstehen , so ist der Sieg bei mehreren Armee-Corps unzweifelhaft. Es wurde daher beſchloſſen ,

die

ganze Armee den Engländern zuzuführen. Wavre liegt, in gerader Richtung 1½ Meile von Mont- St.-Jean entfernt, am Dyle-Fluß, welcher im Allgemeinen in nördlicher , bei Wavre , in fast nordöstlicher Richtung fließt. Zwischen der Dyle und der Stellung der Engländer fließt auf halbem Wege der Lasne-Bach . in sumpfigem Wiesengrunde. Der Terrain-Abſchnitt zwischen Lasne-Bach und Dyle ist ein Plateau, welches von

einer Armee

occupirt, ihr nach allen Richtungen freie Bewegung gestattet. Der Feldmarschall Fürst Blücher wußte , daß der Kaiser Napoleon sich mit der Hauptarmee gegen die Stellung der Engländer gewandt habe , daß dort also die Hauptentscheidung zu suchen sei und da die von Ligni nach Wavre marschirende Preußische

Armee fast gar nicht vom Feinde verfolgt

war, beschloß er mit der ganzen Armee aufzubrechen und rechtwinklich auf den rechten Flügel der angreifenden französischen Armee vorzugehen. Es sollte diese Bewegung so ausgeführt werden , daß die Defileen über den Lasne- Fach von den Kolonnen in Besig genommen wären , ehe die Defileen an der Dyle verlassen würden. Zu dem Zweck passirte das 4. Armee- Corps am Morgen des 18. Juni Wavre und marschirte auf St. Lambert. Als zu Mittag des 18. vor Wavre noch kein Feind gesehen wurde , erhielt das 2. Armee- Corps Befehl dem 4. zu folgen , während das 1. Armee- Corps aufbrach , um über Fromont und Ohain auf den linken Flügel der Engländer zu rücken. Dem 1. Armee-Corps sollte das 3. folgen, sobald alle Truppen in Bewegung und in die Marschkolonnen eingefügt wären , bis dahin aber die Dyle bei Wavre festhalten. Obgleich das 1. Armee-Corps um 1 Uhr Mittags den Marsch antrat , so dauerte es doch lange, ehe die 4. Brigade , welche an der Queue des Corps marschiren sollte, sich in den engen eingeschnittenen und aufgeweichten Lehm. wegen der Marschkolonne einreihen konnte. In der Brigade marschirten die 3 Bataillone des Regiments wieder an der Queue und brachen erst nach 3 Uhr aus dem Bivouak auf.

170 Der Marsch wurde noch mehr verzögert, da die 9. Brigade des 3. ArmeeCorps irrthümlicher Weise schon aufgebrochen, zwischen die vordern Bataillone der 4. Brigade gerieth.

Gefecht bei

Trogdem sich das Regiment mehrere Stunden in der Marschkolonne befand, war es bei fortgeseztem Stocken in derselben erst bis in den Wald bei Fro-

Wavre. mont gekommen , als von hinten her ein Stabsoffizier in voller Karriere bei dem Regiment vorbeiritt und gleich darauf von der Tete her der Ruf erſcholl : "/ 19. Regiment Kehrt ! " Der Major von Stengel hatte von dem Brigade Chef , dem General Grafen Henkel , den Befehl erhalten, umzudrehen, um das Dorf Bierge zu besegen. Der französische Marschall Grouchy , beauftragt , mit den Corps Vandamme und Gérard , der Division Teste und den Kavallerie-Corps Pajol und Erelmanns die Preußen zu verfolgen, war mit der Tete seiner Trup. pen vor Wavre angekommen , die,

hatte um 4 Uhr Nachmittags den Angriff auf

am rechten Dyle- Ufer liegende Vorstadt Wavre begonnen und diese

genommen. An der fast von Südwest gegen Nordost fließenden Dyle liegt das Städtchen Wavre , bei welchem 2 Brücken über den genannten Fluß führen. 1000 Schritt oberhalb Wavre bei der Mühle von Bierge befindet sich ebenfalls eine Brücke über die Dyle. Dieser Mühle gegenüber , auf dem linken Thalrande, liegt das Dorf Bierge. Wieder 3000 Schritt füdlich der Mühle von Bierge ist das Dorf Lymale auf dem linken Thalrande des Fluſſes , langgestreckt bis an den Fluß hinab, angebaut ; es befindet sich hier eine 4. Brücke über die Dyle. Die Dyle fließt zwischen Lymale und Wavre in einem fast 1000 Schritt breiten Wiesengrunde. Die Thalränder sind ziemlich steil. Unmittelbar bei Lymale treten dieſelben dicht an den Fluß ; der rechte , östliche Thalrand ist hier dominirend und ſteiler, der linke, westliche flacher. Legterer enthält an dieser Stelle 2 Schluch. ten, an welchen das Dorf Lymale angebaut ist. Das Plateau zwischen Bierge , Lymale und dem Walde von Fromont, welcher auch der von Riransart genannt wird , ist stark wellig und von mehreren Hohlwegen durchschnitten. Als um 4 Uhr des 18. Juni der Angriff der Franzosen auf die Vorſtadt Wavre, welche durch 2 Bataillone der 9. Brigade beſegt war, erfolgte, befand sich die 12. Brigade bereits in voller Bewegung auf Fromont , die 11. Brigade war im Begriff zu folgen. Beide Brigaden drehten um , so daß das 3. Armee-Corps bis auf die 9. Brigade hier vereinigt blieb , welche auch noch 2 Bataillone zurückgelaſſen hatte. }

171 Die 12. Brigade stellte sich zwischen Bierge und Wavre , die 10. und 11 . Brigade hinter Wavre auf. Das 19. Infanterie - Regiment marschtrte, geführt von dem erwähnten Major, anfänglich auf demselben Wege zurück, auf dem es vorgegangen war. Dann wurde die Kolonne rechts ab geführt , um querfeldein durch das hohe Korn, über Berg und Thal ihre Bestimmung zu erreichen. Man kam in einer Schlucht dicht südlich Bierge an den Thalrand. Der Major von Stengel sandte das Füselier - Bataillon vor, um Bierge zu besegen, während er die beiden Musketier- Bataillone in dieser Schlucht aufstellte , um , wie es in der Relation heißt, gegen den, etwa die Dyle überschreitenden Feind offensiv und flankirend vorzugehen. Major von Schouler , troß seiner Kopf-Blefſur wieder an der Spige seines Bataillons , entsandte die Schüßen- Division unter dem Hauptmann von Schachtmeyer, um die südöstliche Lisiere von Vierge zu beſegen, während das Bataillon dicht beim Dorf, jenen als Soutien, schicklich aufge. stellt wurde. Dem Major von Stengel waren 2 Escadrons 6. Ulanen-Regiments und 1 Escadron Westphälischen Landwehr-Kavallerie- Regiments überwiesen. selben blieben bei den Musketier . Bataillonen .

Dies

Seitens der Franzosen hatte das 1. Armee- Corps Vandamme vergebliche Anstrengungen auf Wavre gemacht. Seit 6 Uhr mühte sich die Division Vychery des 4. Corps bei Bierge ebenfalls ab, einen Uebergang zu gewinnen, ohne zu einem Reſultat zu kommen. Kurz vor 7 Uhr erhielt der franzöſiſche Marschall Grouchy den Befehl Napoleons von Mittags 1 Uhr, gegen den linken Flügel der Engländer bei Mont St. Jean zu manövriren und dirigirte derselbe die noch im Marsch auf Wavre begriffenen Abtheilungen seiner Truppen , von la Varaque aus , auf Lymale. Ebenso erhielt die Division Vychery bei Bierge-Mühle den Befehl, gegen die Brücke bei Lymale Entſendungen zu machen. Der Major von Stengel war kaum auf der Höhe bei Bierge angelangt, es war nach 7 Uhr Abends , als er sah, wie 2 feindliche Bataillone und 2 Kavallerie-Regimenter Dyle aufwärts marſchirten , jedenfalls um Lymale zu erreichen. Sogleich ließ er die beiden Musketier- Bataillone des Regiments sowie die Kavallerie antreten und dirigirte ſie ebendorthin , um wo, möglich das Tefilee vor dem Feinde zu erreichen. Das 1. Bataillon war im Marsch nach Lymale vorauf, welcher auf der Höhe des Thalrandes ausgeführt wurde. Der Hauptmann von Freymann, auch jezt noch Führer des Bataillons, detaschirte die Schüßen unter dem Hauptmann von Prizelwig , um nach der Brücke über die 3 Dyle vorauszueilen , doch kaum war derselbe von de la Bours her vor dem Dorfe

172

-

angekommen, als er zurückmelden ließ, daß es zu spät sei, der Feind habe die Brücke schon mit Kavallerie paſſirt. Im Dorf Lymale führen zwei Parallel- Straßen von der Brücke über die Dyle den Thalrand hinauf und fallen in eine große , mit der Dyle parallel Laufende Querstraße , welche sowohl westlich , als auch östlich das Dorf verläßt. Von dem östlichen Ausgange führt ein Weg auf der Thalsohle längs des linken Thalrandes auf Bierge und Wavre. Ein dritter Ausgang führt von der großen Querstraße aus in nördlicher Richtung nach der völlig auf der Höhe liegenden Kolonie de la Bours . Als das 2. Bataillon etwas nach dem 1. Bataillon von de la Bours her ,

auf der Höhe vor Lymale ankam , sah der Major von Bünau den

Feind mit Maſſen von Kavallerie in das Dorf eilen. Bataillon im

vollen Lauf vorwärts

Derselbe führte das

und vereinigte sich mit dem 1. Ba-

taillon , als die feindliche Kavallerie aus Lymale debouchirte und sofort beide Fataillone angriff.

Die Eataillone gaben ein wohlgezieltes Feuer ab,

der Feind drehte unter lachendem Geschrei der Musketiere um , diesseits von den schon erwähnten drei Escadrons bis an das Dorf verfolgt. Es hatte dies zur Folge , daß die feindliche Kavallerie sich auf ihre eigne Infanterie warf, welche bereits auch im Dorf angekommen, im Vegriff war, die Dorfstraßen anzusteigen.

Vereint wichen sie im Dorf abwärts gegen die

Dyle zurück. Sofort folgten rechts die Schüßen des 1., links die des 2. Bataillons Bei diesem Bataillon hatte der Premier Lieutenant von Kern den Kommandeur um die Erlaubniß gebeten , in dem bevorstehenden Gefecht Schüßenzug führen zu dürfen ,

einen

um Gelegenheit zur Auszeichnung zu finden.

Major von Bünau befahl , um keinem der Schüßen-Offiziere zu nahe zu reten ,

daß derselbe die Tirailleurs

Hauptmann von Glasenapp

des Lataillons führen ,

der Schüßen-

aber mit seiner , der 8. Kompagnie , den

Schügen folgen solle. Feindliche Infanterie- Abtheilungen, welche sich in der großen Quer- Straße und am Ausgange nach Bierge festsegen wollten, wurden geworfen und heftig verfolgt, so daß etwa 23 des langgestreckten Dorfes in ihren Lesih kamen. Die Bataillons-Kolonnen blieben außerhalb Lymale, das 1. Bataillon auf dem rechten Flügel stehen und suchten so gut wie möglich Deckung auf, da der Feind auf dem jenseitigen

dominirenden Thalrande Geschüß

auffuhr,

welches die Bataillone heftig beschoß , ohne daß man dies Feuer erwiedern konnte, denn der Major von Stengel befand sich ganz ohne Artillerie. Als die Schüßen im Dorf auf Gewehrschußweite von der Dyle entfernt, sich auch östlich , auf ihrem linken Flügel , gegen eine Umgehung des Dorfes auf der Wiesensohle sicherten, wurde plöglich eine lange feindliche Infanterie · Kolonne bemerkt , welche auf einem Wege unmittelbar jenseits der Dyle in

173 der Richtung von Wavre nach Lymale marſchirend , diesen Weg, der zwischen Dyle und dem steilen Thalrande eingezwängt ist, nicht verlassen konnte. Es war die Tivision Vychery , welche den schon entsandten 2 Vataillonen folgend, von Bierge auf Lymale dirigirt war. Auf Gewehrschußweite von der Dyle befand sich ein parallel mit ihr lau fender , etwas eingeschnittener Dorfweg , der mit Hecken eingefaßt eine verdeckte Aufstellung gewährte. In diese Position führte der Hauptmann von Glasenapp die Mehrzahl der Schüßen des 2. Bataillons sowie die 8. Kompagnie und beschoß die dicht marschirenden feindlichen Kolonnen jenseits des Fluſſes ,

welche

weder ausbiegen noch Deckung suchen konnten , sondern das Feuer aushalten mußten , was mörderisch wirkte , da an einigen Stellen die Entfernung zum Feinde kaum 100 Echritt betrug. Während dieser Zeit hatte sich auch ein Schüßenzug des 1. Vataillons so aufgestellt, daß die Frücke über die Dyle beſchoſſen werden konnte, doch war es nicht möglich, gegen dieselbe weiter vorzudringen. Das Füselier - Bataillon war auf Befehl des Majors

von Stens

gel , von Bierge her , den beiden andern Bataillonen gefolgt und hatte sich neben dem 2. Bataillon vor Lymale , Regiments formirt.

also auf dem linken Flügel des

Die Schüßen desselben unter dem Hauptmann von Schachtmeyer waren noch in Bierge zurückgeblieben ,

es war aber auch ihnen den Befehl

gesandt, dem Bataillon nachzufolgen. Das Schüßengefecht im Dorf stand 2 Stunden fast auf derselben Stelle ; es war weder

den diesseitigen Schüßen gelungen ,

gegen die Dyle-Brücke

weiter vorzubringen, noch war es dem sich stetig verstärkenden Feinde gestattet worden, weitere Fortschritte im Dorf zu machen. Häuser , Bäume und durch das anhaltende Feuer , dichter sich lagernder Pulverdampf hinderten zu erkennen, was hinter den feindlichen Schüßen vorging , als plöglich 2 Bataillons -Kolonnen im Dorf gegen die Schüßen vor-brachen und gleichzeitig auch über die ,

das Dorf östlich umgebende Wieſe

gegen den eingeschnittenen Hohlweg des Hauptmann von Glasenapp starke Tirailleur-Schwärme vorgingen . Von vorn und auf beiden Flanken angefallen , nicht mehr halten ;

konnten sich die Schüßen

der Premier Lieutenant von Lippe ward schwer blessirt,

der Hauptmann von Glasenapp , der Legte der Zurückweichenden ,

nur

dadurch der Gefangenschaft entzogen , daß der Musketier Lehmann seiner Kompagnie einen der zwei feindlichen Soldaten ,

welche sich seines Haupts

manns bemächtigen wollten, niederschoß. Die Schüßen des 2. Bataillons mußten , gerade zurückgehend , einen steilen Abfall erklettern, um das Bataillon zu erreichen.

Von den Schüßen des

174

1. Bataillons kamen nur 2 Züge zu ihrem

Bataillon, ein dritter Zuz schloß sich dem 2. und der 4. Zug dem FüselierBataillon an. Dies lettere hatte einen am Dorf liegenden Hohlweg durch die Hälfte des 8. Zuges unter dem Lieutenant Rhäsa besezt ,

als das Zurückweichen der

Echügen erfolgte. Die drei Bataillone des Regiments waren auf der Höhe vor Lymale weit über Deployir-Distance auseinandergezogen. Das 1. Bataillon stand zunächst dem westlichen Dorfausgange, das 2. Bataillon gegenüber dem mittleren , das Füselier - Bataillon zunächst dem östlichen. Der Feind debouchirte mit seiner, bis auf 8 Bataillone verstärkten Infanterie hauptsächlich aus der Mitte des Dorfes , schob seine Kolonnen zwischen das 1. und 2. Bataillon des Regiments, brachte sofort auch Artillerie vor, beschoß das

2. Bataillon mit Kartätschen und nöthigte dasselbe , sich

schnell zurückzuziehen. Der Premier Lieutenant von Kern leistete hierbei mit den Schüßen einen so hartnäckigen Widerstand , daß es ihm allein bei dem ſtark nachdringenden Feinde zu danken blieb, wurde.

daß das Bataillon nicht erreicht und aufgerieben

Hinter dem 2. Bataillon , welches in Ordnung zurückging , lag ein tiefer Hohlweg, der überschritten werden mußte. Das Erklimmen der jenseitigen ſteilen Wand machte den Soldaten , des naſſen Lehms wegen , viele Schwierigkeiten. In diesem Augenblick , die Ordnung war schon durch das Passiren des Ravins gelöst , schlugen besonders in die 6. und 7. Kompagnie einige Kartätſchlagen ein , welche einen erheblichen Verlust verursachten. Die Folge war ein schnelles Zurücklaufen der Mannschaft , wodurch das Bataillon sich ganz auflöste. Die Offiziere eilten an die Spige der Fliehenden und brachten sie durch den Zuruf:

Kavallerie kommt !" zum Stehen. An die zuerst zum Stehen gebrachten Leute schlossen sich die später Ankommenden an ,

das Bataillon sammelte sich völlig und segte dann

den ferneren Rückzug fort. Es dunkelte zur Zeit , 9 Uhr war passirt , bereits stark, so daß man nicht mehr weit sehen konnte. Major von Schouler ,

durch das Zurückweichen des 2. Bataillons in

seiner rechten Flanke erponirt, ging eine kurze Distance gegen die Kolonie de la Bours zurück , machte dann aber Front und ließ den Lieutenant von Köble mit der Tete der Kolonne, begleitet von dem Schlagen der Tambours gegen den Feind vorrüden.

-

175

--

Dieser, in der Dunkelheit hierdurch getäuscht, ließ in der Verfolgung vom 2. Bataillon ab , wodurch dasselbe die nöthige Zeit gewann , um wieder ge sammelt zu werden. Gleich darauf sah der Major von Schouler feindliche Kavallerie seine linke Flanke gewinnen. Die Detaſchirten des Bataillons wurden schnell ein. gezogen und Karree formirt , als der Angriff dieser Kavallerie auf die linke Flanke des Füselier - Bataillons erfolgte. Die feindliche Kavallerie schoß sogar mit Pistolen in das Karree , wurde aber mit Verlust zurückgeworfen. Vier Mal hintereinander wiederholte sich dies Manöver , nachdem das Lataillon jedesmal 30 bis 50 Schritt zurückgegangen war. Die Ruhe und Ordnung des Bataillons imponirte ihr so , daß sie dann wieder hinter die Anhöhe zurückging, woher sie gekommen war. Das Füselier - Bataillon marschirte nun im ruhigen Schritt weiter. Hauptmann von Borke , der die Queue mit großer Umsicht führte , trug sehr zu dem guten Rückzuge bei . Auch Lieutenant von Velten vom 1. Bataillon unterſtüßte , auf der rechten Flanke des Bataillons bleibend , diesen Rückzug auf das Wirksamste. Auf gleiche Weise , wie der Feind auf dem linken Flügel des Regiments mit Kavallerie vorging , umfaßte er auch die rechte Flanke des 1. BatailIons mit dieser Waffe , während Infanterie das Bataillon in der Front angriff. Die Ruhe des 1. Bataillons , auf der rechten Flanke durch die 3 oben . genannten , dem Major von Stengel zugetheilten Escadrons unterſtügt, bewirkte jedoch , daß der Feind trog seiner vielfachen Attaquen keine Vortheile erringen konnte, vielmehr zog sich die feindliche Kavallerie , nach ihren vergeblichen Anstrengungen auf das Bataillon, ganz zurück. Die vorgeschobenen Schüßen hatten vielfache Attaquen aushalten müſſen ; ſie bildeten Knäule und schlugen ganze Escadrons ab , wobei sich besonders ter Unteroffizier Kahl und Musketier Richter hervorthat. Die feindliche Infanterie dagegen drängte so stark auf , daß nur die äußerste Bravour der Schüßen sie abhielt , in das Bataillon einzudringen. So tödtete Musketier Kernbach 2. Kompagnie in nicht langer Zeit 6 feind liche Infanteristen dicht vor dem Zuge seines Offiziers. Einmal war das Bataillon fast umringt, die Musketiere Kensche und Wehner der 2. Koms pagnie mit mehreren Andern als Schüßen vorgeschoben , wehrten sich aber so brav , daß es dem Bataillon gelang , sich wie die Relation sagt, „noch rechtzeitig zurückzuziehen“. Ersterer machte dabei einen feindlichen Offizier zum Gefangenen . An einer andern Stelle hielt der Unteroffizier Ihm der 2. Kompagnie

mit 10 Tirailleurs 50 feindliche Kavalleristen so lange auf, bis das wieder

176

-

vorrückende Bataillon diese Gruppe unterstügte und nahm er dann roch 6 derselben gefangen. Der Major von Bünau sah sich, nachdem es ihm gelungen war das 2. Bataillon wieder zu sammeln , bei der völlig eingetretenen Nacht iſolirt. Hinter ihm lag ein Wald und beschloß er deshalb nach demselben abzumar . schiren. Als das Bataillon in dem genannten Walde ankam ,

es war der von

Riransart und etwas ruhte , hörte man , wie vorwärts in der Richtung auf Lymale ein kurzes heftiges Gefecht stattfand , welches aber auch entschieden rückgängig , sich gegen Point-du-jour hinzog , während das 2. Bataillon mehr nach Fromont hin, den Wald erreicht hatte. Um das erschütterte Bataillon nicht in ein Nachtgefecht zu verwickeln führte der Major von Bünau dasselbe im Finstern in den Wald hinein, und beabsichtigte die große Straße von Wavre nach Brüssel zu gewinnen. Noch ehe dieselbe erreicht wurde , begegnete man einem Ordonnanz -Offizier des Generals von Thielemann , der die Nachricht brachte , daß Wellington sehr gedrängt, jedenfalls in der Nacht zurückgehen würde, dagegen, habe der Feldmarschall Fürst Blücher in der Schlacht , deren Donner man deutlich gehört hatte, einige Vortheile erkämpft. Weiter marschirend kam man an die Chauſſee nach Brüſſel . An derfelben sah man ein Dorf liegen ; der Major von Bünau führte das Bataillon in dasselbe, quartirte es flüchtig ein ,

um dem Bataillon Etwas an Speise

zukommen zu laſſen und beschloß weitere Erkundigungen einzuziehen. Fald darauf kam auf der Chauſſee ein Huſaren - Offizier geritten , welcher angab, direct von der Englischen Armee zu kommen. Dieselbe habe, so erzählte er, bereits den Rückzug auf Löven angetreten. Nach kurzer Ruhe segte in Folge dessen der Major von Bünau mit dem 2. Bataillon den Marsch fort , sich auch auf Löven dirigirend und kam am 19. Juni Nachmittags 3 Uhr vor diesem Orte an. Dem 2. Bataillon angeschlossen, war ein Schüßenzug des 1. BatailIons. Der Major von Stengel hatte mit dem 1. Bataillon und der ihm beigegebenen Kavallerie langsam den Rückzug fortgesezt. Beim 1. Bataillon war man bei der Dunkelheit um das Schicksal der 2 fehlenden Schüßenzüge in Besorgniß. Lieutenant von Pannwig erbot sich freiwillig, sie aufzusuchen, kehrte aber bald bleſſirt zurück und brachte die Nachricht mit , daß das Lataillon fast ringsherum von feindlicher Kavallerie umgeben sei. Unter diesen Umständen ging man weiter zurück.

Dasselbe that weiter

östlich, aber iſolirt vom 1. , das Füselier - Bataillon.

177 Schon seit mehreren Stunden hatte der Major von Stengel Meldung auf Meldung an den Gencral von Thielemann über den Stand des Gefechts gesandt, aber erst jeßt , gegen 11 Uhr Nachts kam Verstärkung an . Es war die 12. Brigade. Dieselbe traf mit 5 Bataillonen etwa auf halbem Wege zwischen de-la-Bours und Point-du-jour zur Aufnahme des zurückkeh renden Regimentes ein .

Wir haben gesehen, daß das 2. Bataillon bereits zurückgegangen war ; das 1. Bataillon traf in seiner rückgängigen Bewegung auf den rechten, das Füselier - Bataillon auf den linken Flügel der , in 2 Treffen formirten Erigade ein . General von Stülpnagel , Kommandeur dieser Brigade wollte dennoch einen Versuch machen, gegen Lymale vorzugehen. Auf seinen rechten Flügel unterstügt durch Kavallerie, welche sich mit der, dem Major von Stengel beigegebenen , vereinigt hatte , trat die Brigade an . Die beiden Bataillone des Regiments gingen auf den Flügeln mit vor, doch war es so dunkel, daß die Ordnung der avancirenden Brigade beeinträchtigt wurde. Das 2. Treffen der Brigade ,

wahrscheinlich nicht parallel mit dem 1 .

stehend , schob sich links , kam auf die, vom Feinde befeßten Häuser der Kolonie de- la-Bours , erhielt dort Feuer und drehte um. Das 1. Treffen stieß auf einen tiefen Hohlweg , hinter welchem der Feind aus Bataillonsfronten Salven gab, kurz um, die 12. Brigade ging nach dem Walde von Rixansart bei Point du jour zurück, Vorposten dicht an dem Feinde lassend, während der Major von Stengel das 1. und Füselier- Lataillon des Regiments in demselben Walde , ruhen ließ.

aber mehr nach Fromont hin , aufstellte und daselbst

Die Mannschaft war durch die Strapazen des vorherigen Tages , durch die des 18. , dann durch das fast 5stündige Gefecht völlig erschöpft. Patronen waren gar nicht vorhanden. Als mit dem Tagesgrauen am 19. Juni der Feind begann, die beiden Bataillone des Regiments mit Kugeln und Granaten zu beschießen, ein Befehl irgend welcher Art Seitens des Generals

von Thielemann oder des

Generals von Stülpnagel nicht angelangt war, der Zustand der Bataillone nach einer Ruhe von nur wenigen Stunden , ohne daß sie irgend welche Verpflegung erhalten hatten und ohne daß Munition vorhanden war, ein Gefecht anzunehmen, nicht rathen ließ, marschirte der Major von Stengel mit denselben über Fremont Ohain,

über das Schlachtfeld von la-belle

Alliance, durch Jemappe bis Gosselies, und bezog hier ein Bivouak.

178

GO

Reflection über

die

Vertheidigung

von

Lymale.

Das Vorstehende ist die wahrheitsgetreue Erzählung des Gefechts, wie sie nach den Berichten der Etabs- Offiziere, mehrerer Hauptleute und SubalternOffiziere zusammen getragen ist. Diese Verichte sind fast alle zu einer Zeit geschrieben, als die Berichterstatter noch nicht wußten, welche schweren Anschuldigungen dem 19. Infanterie - Regiment aus diesem heißen , blutigen Tage erwachsen sollten. In fast allen , das Gefecht bei Wavre behandelnden Büchern findet man, theils in Bezug auf das Regiment im Allgemeinen , theils nur die Person. des Majors von Stengel berührend ,

daß es durch die Schuld desselben

dem Feinde möglich geworden sei, das Defilee bei Lymale zu passiren. Man liest da, daß das Regiment in Lymale stehend, die so einfache Kriegsregel, eine solche Brücke abzubrechen oder zu verbarrikadiren verabsäumt habe, da die feindliche Kavallerie dieselbe paſſiren konnte , ohne dabei zu bedenken, daß keine Kavallerie der Welt schon allein so tollkühn ist , über eine Brücke in ein von Infanterie beseßtes Dorf zu reiten ; oder es heißt : " Der Feind passirte die Brücke vermuthlich zu der Zeit , als der Major von Stengel schon im Abmarsch zum 1. Armee- Corps begriffen war, kurz um man urtheilt, wendet die Kritik an, legt Personen und einem Truppentheil Dinge zur Laſt, ohne dieselben zu ergründen und die Thatsachen sicher festzustellen. Nur ein zelne Schriftsteller fügen diesen Worten wenigstens die Bemerkung bei : „ Durch bis jegt noch unaufgeklärte Thatsachen wurde es möglich, daß der Feind bei Lymale debouchirte“ und lassen daher noch eine Möglichkeit offen , daß der unbefleckte Ruf des 19. Infanterie - Regiments aufrecht erhalten werden könne. Die Oberflächlichkeit dieser Anschuldigungen und Verdächtigungen eines braven Regimentes und eines Stabsoffiziers, der zu aller Zeit seine Pflicht im erhöhten Sinne des Wortes that, hier zu beweisen, das sei der Zweck dieser Reflection . In der Disposition des Feldmarschalls Fürsten Blücher für den 18. Juni heißt es : „Das 3. Armee Corps ist bestimmt , im Fall eine feindliche Kolonne vorrückt, die Stellung bei Wavre zu vertheidigen oder im andern Falle dort nur ein Paar Lataillone stehen zu lassen und gleichfalls rechts nach Couture abzumarſchiren.“ Als um 4 Uhr Nachmittags der Feind bis zu 10,000 Mann vor Wavre zeigte, also

der erste Fall dieser Disposition eintrat , mußte Seitens des

179 3. Armee Corps sofort auf das Defilee bei Lymale gerücksichtigt, dasselbe besezt und die Brücke womöglich abgebrochen werden. Dies Defilee gehört , ohne daß es in der Disposition des Oberfeldherrn geschrieben steht, mit zur Stellung bei Wavre. Der Feind konnte die Brücke bei Lymale früher erreichen , als die bei Wavre und wäre es sehr gefährlich gewesen , hätte der Feind seine mehr vereinten Kräfte auf Lymale dirigirt. Er konnte um 4 Uhr daselbst debouchiren und noch im Lauf der Schlacht bei la belle-Alliance im Rücken der Preußischen Armee auftretend , auf den Gang der Schlacht großen Einfluß ausüben. Das Defilee mußte also sofort durch das 3. Armee-Corps und mindeſtens mit einer Brigade und hinreichender Artillerie bejegt werden. Diese Truppen konnten um 5 Uhr daselbst stehen und machten dann die Ereignisse unmöglich. Anstatt dessen wurde von dem im Marsch über Fromont begriffenen 1. Armee-Corps ein Detaſchement erbeten, um nach den Angaben des 3. Armee-Corps Lymale zu beſegen. Jedenfalls glaubte man, nach dem irrthümlichen Abmarsch der 9. Brigade sich nicht stark genug , um dies selbst und sofort zu thun. Der dies Ansuchen stellende Stabsoffizier, jener welcher bei dem Regiment vorbei ritt, hat jedenfalls dem General Grafen Henkel anstatt des Defilees von Lymale dasjenige von Bierge bezeichnet, denn der genannte General führt Seite 359 seiner Erinnerungen an : so wurde das 19. Infanterie-Regiment nach Bierge zurück detaſchirt. " Ebenso findet man in der Original-Relation des Majors von Stengel, welche derselbe am 23. Juni 1815 dem Obersten von Schutter überreicht, die Angabe, daß das Regiment befehligt gewesen sei , nach Bierge zu marschiren. Diese Angabe wird durch die Berichte mehrerer anderer Offiziere bestätigt. Nur ein Offizier, der Hauptmann von Glasenapp schreibt nach Durchsicht des von Damisschen Werkes im Jahr 1838 eine nicht im Druck erschie nene Berichtigung einzelner Punkte desselben und erwähnt darin , daß der schon erwähnte Stabsoffizier , welchen er als Generalstabsoffizier bezeichnet, das Regiment nach Lymale führen sollte. Derselbe sei bald vom Wege abges bogen, um auf dem nächsten Wege dahin zu gelangen. Durch hohes Getreide und über Berg und Thal marſchirend , habe er sich in den Wegen geirrt, denn das Regiment kam bei Bierge an den Thalrand. Dann ſeinen Irrthum erkennend, habe er das Regiment Dyle aufwärts nach Lymale geführt. Gleich-

180 zeitig sei auf dem rechten Ufer der Dyle die feindliche Division Vychery ebend ahin marschirt. Der Verfasser dieses ist aber der vielen übereinstimmenden Angaben wegen. und besonders deshalb, weil mehrere dieser auf frischer That niedergeschrieben anzunehmen , daß das Regiment den Befehl

sind , veranlaßt ,

erhielt nach

Bierge zu marschiren, wo es gegen 7 Uhr ankam. Uebrigens ändert auch die andere Auffassung Nichts an der Sache , daß dem Regiment nicht die Schuld beizumessen ist ,

Lymale nach dem Feinde

erreicht zu haben. Vielmehr ist es der Thätigkeit des Majors von Stengel zu danken, daß die ersten beiden Fataillone noch so zeitig wie geschehen ankamen. Der Feind debouchirte aus Lymale mit Kavallerie, hatte seine Infanterie im Dorf und nur der Bravour der vorgeſandten Abtheilungen des Regiments ist es zu danken , daß der bei Weitem größere Theil des Dorfes wieder ge nommen und 2 Stunden behauptet wurde. Man könnte sagen : warum wurden für das Dorfgefecht nicht mehr Kräfte verwandt, als in Wirklichkeit geschehen ist. ganz aus demselben vertrieben haben.

Man würde den Feind vielleicht

Eine solche Verwendung aller Kräfte gegen den gleich starken Gegner würde unvorsichtig gewesen sein, da der glückliche Erfolg nicht mit Wahrscheinlichkeit vorherzusehen war.

Einmal mit alien Kräften im Dorf engagirt und dann

doch herausgeworfen hieß das Regiment bei der Anwesenheit ſtarker feindlicher Kavallerie der Vernichtung aussehen , ähnlich wie es mit der 11. Brigade am 14. Februar 1814 bei Vauchamps geschah. Das schwache , aus zwei Waffen bestehente Detachement , blieb bis gegen 11

Uhr gegen

einen schließlich mehr

als dreifach stärkeren und mit drei

Waffen kämpfenden Gegner im Gefecht , ohne daß in dieser Zeit eine Unterstügung des 3. Armee- Corps eintraf , während gewiß gegen 8 Uhr bereits einige Bataillone der 8. Brigade hätten eintreffen können. zu Anfang

Es wurde gleich

aus Kanonen beschossen , man mußte dies bei einiger Aufmerk

samkeit bei Wavre hören , aber man sandte kein Geschüß ab und hatte 3 reitende Batterien zur Disposition , die auch bald nach 8 Uhr hätten zur Stelle sein können. Man konnte dann dem Feinde ein hartnäckiges Debouchee-Gefecht liefern ; ein Theil der Reserve- Kavallerie würde hierbei bessere Dienste geleistet haben, als dies bei la Bavette geschah , wo sie unthätig hielt. Das Detaſchement des 1. Ermee Corps wurde als Stiefkind behandelt und als

es fast erdrückt war unter der ihm aufgebürdeten Last , sprang man

herbei , sandte die 12. Brigade wie einen Theil der Reserve-Kavallerie, doch da diese zu spät kamen , um die Laſt mittragen zu helfen , war das Etiefkind an Allem Schuld warum war es nicht stärker !

181

-

Gerechter ist der Vorwurf , daß das Regiment am andern Morgen, abmarſchirte , um dem 1. Armee-Corps zu folgen , doch auch hierfür laſſen ſich ſo viele Gründe aufführen , daß der Vorwurf sehr zusammenschrumpft. Der Major von Stengel hatte den Auftrag erhalten Bierge zu beſegen, um dadurch die rechte Flanke des 3. Armee- Corps zu sichern. Dies war am Morgen des 19. Juni nicht mehr möglich. Die 12. Brigade und die Reserve-Kavallerie des Corps hatten hinlänglich diese Sicherung übernommen. Ohne Munition , ohne Nahrung genossen , ohne irgend welche Befehle vom 3. Armee-Corps erhalten zu haben , liegt der Entschluß nahe

sich in

das Verhältniß der Ordre de bataille zu begeben , wo Alles das , was hier fehlte , gefunden wurde. Der Rückzug des Majors von Bünau ist ebenfalls leicht erklärlich. Anfangs führte er das ganz isolirte Bataillon in den Wald , um es in der finstern Nacht vor Ueberraschung zu schüßen ;

dann gingen ihm durch die

oben erwähnten Offiziere falsche Nachrichten zu , welchen er Glauben schenkte. Sein Entschluß auf Löven zu marſchiren , war so das Ergebniß der Vorsicht. Wenn auch erst seit 8 Tagen dem Regiment angehörend , hatte er doch bei Ligni Gelegenheit gefunden , zu zeigen , daß er unerschütterlich brav ſei . Sein Benehmen daselbst wird aller Orten als ganz hervorragend bezeichnet.

Es ist nun noch die Thätigkeit des Hauptmanns von Schachtmeyer nachzuholen , welcher mit der Tirailleur-Diviſion des Füselier-Bataillons die vordere Liftere von Bierge besezt hatte , als das Bataillon nach Lymale abmarschirte. Der Major von Schouler hatte dem Hauptmann von Schachtmeyer den Befehl gesandt , dem Bataillon zu folgen. Eei es , daß in der Bestellung dieses Befehls ein Irrthum obgewaltet hat ,

der Hauptmann von

Schachtmeyer , die Lieutenants Reichardt

und Müller mit den Schüßenzügen der 10. und 11. Kompagnie kehrten nicht zum Vataillon zurück , sondern blieben in der Position bei Bierge unangefochten stehen. Erst als die Tirailleurs des 31. Infanterie-Regiments neben der beſegten Position zurückgingen ,

folgte der Hauptmann von Schachtmeyer dieser

Bewegung und ging auf einen hohen Berg bei Bierge , welcher von dem Major von Nazmer mit dem Füſelier- Bataillon 31. Infanterie Regiments besegt war. In dieser Position wurde die Nacht zum 19. Juni zugebracht. Der Feind hatte in derselben Nacht auf dem Plateau 22 Bataillone und große Kavallerie-Maſſen vereinigt , doch ehe dieselben noch offensiv wurden , hatte General von Thielemann mit Tagesanbruch des 19. Juni den Angriff befohlen.

182 Gegen die schon

erwähnte Stärke des Feindes konnte der Preußische

Angriff teine Folge haben. Die Bataillone kamen geschlagen und vom Feinde in 3 Angriffskolonnen verfolgt , zurück , wobei die rechte feindliche Kolonne auf die Position dirigirt war , welche der Hauptmann von Schachtmeyer im Anschluß an das Füselier- Bataillon 31. Infanterie- Regiments beſegt hielt. Die Schügen des Regiments , etwa 60 Mann , waren mit ungefähr 30 Schügen des schon genannten Füſelier-Bataillons am Fuß der Höhe in einem Graben postirt. Als die diesseitigen geworfenen Bataillone den Graben passirt hatten, wurde auf den verfolgenden Feind

auf nahe Entfernung ein so wirksames Feuer

gerichtet, daß er momentan zurückging. Gleich darauf erfolgte der erste Angriff, doch erst nach 1 Stunde gelang es dem Feinde die Schüßen zu zwingen , sich auf die Höhe des Berges zurückzuziehen. Das Gefecht kam hier wieder zum Stehen und schwankte hin und her. Hauptmann von Schachtmeyer wurde dabei durch den Unterleib geschoss sen und aus dem Feuer getragen. Gegen 9 Uhr gelang es dem Feinde die Höhe zu nehmen und bald darauf traten die Truppen des 3. Armee- Corps den Rückzug in der Richtung auf Löven an. Die Lieutenants Reichardt und Müller segten den Marsch auf Löven fort, als das 3. Corps wieder hielt, fie vereinigten sich daselbst mit dem 2. Bataillon des Regiments . Als dies Bataillon , wie schon erzählt wurde , am 19. Nachmittags vor Löven ankam , wurde bei den Einwohnern der Stadt ebenfalls die Nachricht erzählt , die Englische Armee sei geschlagen und vom Feinde hart verfolgt , dicht vor der Stadt. In Löven war eine Menge Bagage der Armee anwesend , in Folge deſſen große Unordnungen entstanden. Der Major von Bünau stellte sein Bataillon sofort zur Dispoſition des Kommandanten ; dasselbe rückte ein und führte die Ordnung schnell wieder herbet. Bald darauf ging die wahre Nachricht von der gewonnenen Schlacht mit dem Befehl ein, alle dort ankommenden Truppentheile über Brüſſel auf Charleroi zu dirigiren. Am 20. Juni marſchirte daher das 2. Bataillon und die ihm angeschlossenen Züge des 1. und Füſelier- Bataillons durch Früſſel in ein Dorf Forret, wo Abends 10 Uhr Quartier genommen wurde. Am 21. wurde das Schlachtfeld von Belle-Alliance paſſirt , woselbst das Bataillon wieder Munition empfing , und durch Jemappe bis Pantin , am 22. durch Charleroi bis Ham-ſur-Heure marſchirt.

188 Das 1. und Füſelier-Bataillon , welche am 19. Juni Abends

im

Bivouat bei Goffelles standen , marſchirten am 20. durch Charleroi nach Beaumont , wo der Major von Stengel die 4. Brigade wieder erreichte. Die

Preußische Armee

hatte nach dem Siege bei Belle-Alliance

den

geschlagenen Feind bis zur gänzlichen Erschöpfung von Mann und Pferd verfolgt. Das 1. und 4. Armee-Corps war auf Beaumont dirigirt , während das 2. und 3. Corps dem Marschall Grouchy auf Namur folgten.

Am 21. Juni schloß die 3. Brigade als Avantgarde des 1. Corps die Festung Avesnes ein. Der Ort wurde am 21. ohne Erfolg beworfen , aber in der Nacht zum 22. Juni zündete eine Granate das Haupt-Pulvermagazin , wodurch große Verwüstungen innerhalb der Stadt angerichtet wurden und die Uebergabe des Plages noch in derselben Nacht erfolgte. Die Einnahme desselben war dem Feldmarschall Fürsten Blücher sehr erwünscht , da man trog der Explosion noch beträchtliche Munitionsvorräthe fand , die Festung auch das erste Depot auf der Operationslinie gegen Paris bilbete. Oberst von Schutter wurde zum Kommandanten ernannt und ihm das 19. Infanterie-Regiment als Beſagung überwiesen. Die feindliche Garniſon , meiſt National- Garden, wurden in die Heimath entlassen. 200 Veteranen aber durch den Lieutenant

Guder und einem

Detachement des Regiments nach Charleroi gebracht , von wo aus sie durch andere Truppentheile weiter nach Köln geführt wurden. Am 23. Juni kam in Avesnes das 2. Bataillon des Regiments und die Züge der andern beiden Bataillone von Ham-sur-Heure an. Beim Durchmarsch durch Beaumont war daselbst der Premier-Lieutenant von Kern als Kommandant zurückgelaſſen worden. Das Regiment war nun wieder vereinigt , so daß die erlittenen Verluste festgestellt werden konnten. Vom Offizier-Corps waren : Beim 1. Bataillon die Lieutenants Kessler und von Pann wiß blessirt. Ersterer starb gleich darauf an seinen Wunden. Beim 2. Bataillon war Premier-Lieutenant von Lippe , beim Füselier. Bataillon Hauptmann von Schachtmeyer blessirt.

Auch hier ist der specialisirte Verlust für alle Bataillone nirgend auſzuſinden gewesen. 13

184

-

Das Füselier - Bataillon hatte durch die Gefechte am 18. 19. Juni an Tobten : Offiz. - Unteroff. 6 Gemeine. 1 21 an Blessirten : " " 1 an Vermißten: " "1 Summa:

1

"

-

28

"

und

"

Vom 2. Bataillon liegt ein detaillirter Rapport vom 24. Juni aus Avesnes vor , welcher den Verlust von Ligni und Wavre zusammenfaßt. Das Bataillon führte in demselben Blessirt : Offiz. 7 Unteroff. 4 Spiell. 168 Gemeine. 39 Geblieben : --- H " "1 19 3 " " Vermißt: H H Summa :

11

10

N

4



226

H

ſo daß es eine Dienſtſtärke von : 9 Offiz. 42 Untoff. 9 Spiell. 449 Gemeinen hatte. Ueber den Verlust des 1. Bataillons ist keine Notiz vorhanden. Jedenfalls ist er um ein Bedeutendes geringer anzunehmen , Bataillons , welches sowohl bei Ligni ,

als der des 2.

als auch bei Wavre hartnäckiger

engagirt war. In Avesnes wurde dem Regiment folgender Armee-Befehl des Fürsten Blücher in Bezug auf die Schlacht bei Ligni bekannt gemacht : „Ich danke den Herrn Soldaten der Infanterie gemacht und für das

Generalen , Kommandeurs , Offizieren und und Artillerie für die Anstrengungen , die sie

gute Benehmen , das sie in der Schlacht gezeigt

haben, besonders danke ich der Infanterie , welche bei dem leßten Angriffe der feindlichen Kavallerie , Maſſen formirte und wiederholt die Angriffe des Feindes abschlug und sich durch ihr Betragen Achtung und Furcht zu verschaffen wußte. Ich werde diejenigen Herrn Generale , Kommandeurs und Soldaten , welche sich besonders durch Muth

und

Ausdauer auszeichneten , des

Königs Majestät namhaft machen und sie zur verdienten Belohnung in Vorschlag bringen. Wir sind Bonaparte überlegen und der Sieg wird und muß uns zu Theil werden , wenn ein Jeder seine Schuldigkeit thut. Soldaten ! vergeßt nicht , daß ihr Preußen seid , daß Sieg oder Lod unsere Losung ist und daß der Sieg Alles

giebt ,

was

Ihr bedürft :

Ruhe , Verpflegung und einen baldigen ehrenvollen Frieden. Den Truppen wird dies bekannt gemacht und die Herren Generale und Kommandeurs werden sie anregen und mit demjenigen Geist zu

-

185

erfüllen wissen , durch den Preußische Truppen beseelt sein müssen und durch den sie sich im legten Kriege so sehr ausgezeichnet haben. Wavre , den 18. Juni 1815.

gez. von Blücher. Die bei Belle-Alliance geſchlagene französische Armee machte bei Laon den ersten Versuch sich zu sammeln , während der Marschall Grouchy sich von Wavre über Namur auf Rheims dirigirte. Der Feldmarschall Fürst Blücher hatte den Entschluß gefaßt , direct auf Paris vorzubringen. Dieser Vormarsch sollte durch das 1. , 3. und 4. Armee-Corps auf dem rechten Ufer des

Oiſe-Fluſſes ſo ausgeführt werden , daß dieſe drei Corps

binnen 12 Stunden stets zur Schlacht bereit ständen. Das 2. Armee-Corps wurde mit der Belagerung der zahlreichen , an der belgischen Grenze gelege nen festen Pläge beauftragt. Zunächst der Diſe marſchirte das Marsch vom 3. Corps gefolgt.

1.

Armee-Corps ,

auf einem halben

Weiter westlich , auf halbem Marsch vom 1 .

Corps entfernt , wurde das 4. auf Parallelstraßen in einer Höhe mit dem 1 . Corps dirigirt. Die Englisch-Niederländische Armee folgte der Preußischen auf einem Tage-Marsch. Die Preußischen Corps traten diese Bewegung am 22. Juni an. In Folge dieses Befehls

wurde der Oberst von Schutter und das Regiment

wieder aus Avesnes befreit , da Truppen des 2. Armee Corps den Plat besetzten. Das 1. und Füselier-Bataillon folgte dem 1. Armee-Corps am 24. Juni Morgens und Tags darauf verließ auch das 2. Bataillon den Ort. Die beiden voran marschirenden Bataillone gingen in starken Märschen am 24. bis la Chapelle und am 25. bis 2 Stunden vorwärts Guise.

In

diesem Bivouak wurde die Allerhöchste Ordre bekannt gemacht , nach welcher der bisherige Chef der 4. Brigade , Generalmajor Graf Henkel von Donnersmark zum Kommandeur der Reserve-Kavallerie 5. Armee- Corps ernannt wurde. Die 4. Brigade sollte fortan intermistisch von dem Oberst von Schutter geführt werden. Derselbe erreichte mit dem 2. Bataillon des Regiments am 26. Juni im Bivouak 2 Stunden vorwärts St. Quintin die vorangegangenen beiden andern Bataillone. Vereinigt wurde der Marsch forcirt fortgesezt und um Mitternacht zum 27. Juni , nachdem ein Marsch von 6 Meilen zurückgelegt war, ein Bivouak bei Ribicourt unweit Compiegne bezogen.

186 Am 28. kam man in ein Bivouak bei Senlis.

Am 29. Morgens wurde

sehr früh aufgebrochen , um eine feindliche Abtheilung , welche in der Gegend streifen sollte , aufzuheben. Nach vergeblichem Suchen erreichte das Regiment ein Bivouak bei Damartin und folgenden Tags am 30. Nachmittags vereinigte es sich im Bivouak bei Aunay , 21 Stunden vor Paris mit dem 1 . Armee-Corps. Die kräftige Verfolgung nach einer gewonnenen Schlacht hatte die Armee also auf dieselbe Stelle vor Paris geführt , bis wohin zu kommen man Sahre vorher so unsägliche Anstrengungen hatte machen müſſen. Napoleon , der nach dem Unglück bei Belle- Alliance sofort nach Paris geeilt war, hatte hier am 22. Juni zu Gunsten seines Sohnes Napoleon II die Krone niedergelegt ; eine provisorische Regierung gab das Ober-Kommando aller um Paris vereinigten Heerestrümmer , noch etwa 70,000 Mann , dem General Davoust. Aus Erfahrung wußte der Feldmarschall Fürst Blücher , welche Stärke die noch dazu verschanzte Stellung vor Paris einem Angriff entgegenſeßte. Er entschloß sich daher die dominirenden Höhen von Meudon auf dem linken Seine-Ufer durch einen verdeckten Flankenmarsch zu gewinnen , um von hier aus Paris zu nehmen.

Dem bereits vorangegangenen 3. Armee-Corps folgte am Abend des 30. Juni um 10 Uhr das 1. Corps , so daß das Regiment nach wenigen Stun den der Ruhe wieder aufbrechen mußte. Ohne Aufenthalt , ohne Verpflegung wurde die Nacht hindurch und am 1 . Juli bis 6 Uhr Abends fortmarſchirt. Zurückgelaſſene Mannschaften mußten die Bivouakfeuer bei Aunay in der Nacht zum 1. Juli unterhalten , um den Marsch zu verdecken. Das 1. Armee-Corps war von Aunay über Goneſſe , durch das Thal von Montmorency marschirt , bei Maissons über die Seine gegangen und hatte ein Bivouat bei St. Germain en Laye bezogen. Die Märsche des Regiments , um das 1. Armee-Corps zu erreichen, waren schon sehr stark gewesen , sie hatten alle Kräfte der Soldaten beansprucht , besonders da jede regelmäßige Verpflegung mit dem Eintritt in Frankreich aufhörte und die Soldaten nur das in den Bivouaks empfingen , was die aus demselben entsandten Requiſitions -Kommando's heimbrachten.

Die An-

strengungen an diesem Tage gingen über die Kräfte vieler Soldaten. Am Morgen des 30. Juni , bis zum späten Nachmittage hin , hatte das Regiment von Dammartin bis

Aunay 2

bis 3 Meilen zurückgelegt. Nach

6 bis 7 stündiger Ruhe wurde von 10 Uhr Abends bis 6 Uhr Abends des folgenden Tages in einer langsam vorschreitenden langen Kolonne bei außer ordentlicher Hige der Marsch fortgesezt , so daß mehrere Soldaten den , die

187 Kräfte übersteigenden Strapazen erlagen , und født aus Reiß und Glied umſanken. Leider sind ihre Namen nicht aufbewahrt worden , sie würden neben den Bravsten hier ihren Plaz finden , denn es ist für den Soldaten ebenso ehrenvoll und vielleicht mit Aufbietung größerer moralischer Kraft verknüpft , Strapazen bis zum eintretenden Tøde zu ertragen , als im Gewühl und der Aufregung des Kampfes dem Tode furchtlos entgegenzutreten. Für den 2. Juli bestimmte der Feldmarschall , daß das 1. Corps auf Sèvres und Iffy , das 3. Corps rechts von diesem auf Chatillon , das 4. Corps hinter beiden vorrücken solle. Die 1. Brigade nahm nach higigem Gefecht Sèvres , dann die Höhe bei Gefecht bei Sèvres Meudon und schließlich Iſſy. und Die 4. Brigade , seit Morgens 9 Uhr auf dem Marsch , dirigirte sich aufMeudon. Haut-Meudon und blieb bis gegen Abend in dieser starken Position stehen. Zu ihren Füßen lag das Dorf Moulinot , weiterhin Isſſy und hinter diesem die Weltstadt Paris. Gegen Abend beseßten 2 Kompagnien des 3. Bataillons 4. Westphälischen Landwehr-Regiments Sèvres ; die beiden andern Kompagnien blieben hinter dem Dorfe stehen. Das Füselier-Bataillon des Regiments stellte sich in Moulinot auf und hatte hinter sich das combinirte Landwehr-Bataillon von Rex obengenannten Regiments. Das 1. Bataillon des Regiments sandte Oberst von Schutter an die Seine , um 2 daselbst aufgestellte Haubigen der Batterie Nro. 15 zu bedecken. Dieselben bewarfen das jenseitige Fluß-Ufer mit Erfolg. In dieser Aufstellung verging die Nacht zum 3. Juli. Die Franzosen ver. ſuchten am frühen Morgen Iffy zu nehmen , weshalb Seitens der 4. Brigade das Landwehr-Bataillon von Rex vorgeſandt wurde , um das Gefecht zu unterſtüßen. Das Bataillon griff den Feind mit dem Bajonet an , gerieth in ein heftiges Kartätschfeuer , wodurch sein Kommandeur , der Major von Rer blessirt ward. Als die Franzosen sahen , daß ihr Angriff auf Iffy erfolglos blieb , wurden gegen 8 Uhr die Feindseligkeiten eingestellt und demnächst ein Waffenstillstand abgeschloffen. Paris hatte zum zweiten Mal kapitulirt. Bis zum 7. Morgens , während welcher Zeit Paris von den franzöfifchen Truppen geräumt wurde, verblieb das Regiment , wieder zusammengezogen , im Bivouak bei Haut-Meudon. Die Zeit wurde benugt , um Waffen und Montirungsstüde in Stand zu ſeßen.

An die Bataillone wurden Schuhe , Kochgeschirre und für die ganze

Stärke weiß leinene Pantalons

ausgegeben, so daß am 7. Juli, von

188 Morgens 7 Uhr ab , der Einzug in Paris mit möglichster Propretät erfolgen konnte. Der Einmarsch des Regiments geschah durch die Barriere de Vaugirard , welche schon seit dem 5. Juli durch eine Wache des Regiments besegt war , über den Champ de Mars , Pont de Jena , den eliſäischen Feldern nach dem Place du Carouſſel. Auf diesem Plag etablirte sich das 2. und Füselier-Bataillon des Regiments.

Das

1. Bataillon genoß die Ehre nach dem alten Palast der

Tuillerien zu marschiren und sein Bivouak auf dem innern Hofe aufzuschlagen. Das Offizier Corps dieses Bataillons ward in den Prunkgemächern dieser Königs- und Kaiſers-Wohnung einquartirt. In einem nahen Kaffee wurde das gesammte Offizier- Corps des Regiments gespeist. Von diesen Bivouaks aus , in denen die Soldaten fast ohne Stroh und Holz auf dem bloßen Steinpflaster liegen mußten , gab das Regiment Wachen nach dem Palais des Louvre und dem Palais royal , sowie nach den SeineBrücken : Pont royal , Pont des Arts und Pont de Concorde. Am folgenden Tage ,

den 8. Juli Nachmittags 3 Uhr , hielt der durch

Napoleon vertriebene König Ludwig XVIII . ſeinen Einzug in den Pallast der Tuillerien. Das Regiment stand während des Vorbeidefilirens des Königszuges an den Gewehren. Nach erfolgtem Einzuge räumte das 1. Bataillon den Schloßhof und bivouakirte fortan mit den übrigen Bataillonen auf dem Place-du- Carouffel bis zum 14. Juli. Am 15. Juli bezog das 1. und Füselier - Bataillon ein, auf dem Champ-de-Mars Seitens der Kommune Paris aufgebautes Hüttenlager. Das 2. Bataillon quartirte zu derselben Zeit nach der Kaserne de Foin. Die Ausrüstung des Regiments wurde in diesen Tagen wieder durch den Empfang von Czakots , Torniſtern und weißem Lederzeug verbeffert. Ebenso wurde die freie Zeit benugt , um die zulegt eingestellten Rekruten in der Detail- Dressur nachzubringen. Am 9. Juli traf Se. Majestät der König Friedrich Wilhelm in Paris ein und nahm am 16. Juli nach vorhergegangenem Gottesdienst die Parade von dem 1. Armee- Corps auf dem Marsfelde ab. Vorher wurde folgende Allerhöchste Kabinets-Ordre publicirt : „ Die Armee hat mir aufs Neue Gelegenheit gegeben , ihr meine volle Zufriedenheit und meine Erkenntlichkeit auszusprechen für die ausgezeichneten Waffenthaten, durch welche es ihr gelungen ist , in einem Zeitraum von nur 19 Tagen einen Feldzug zu gewinnen, ihren Namen durch neuen Ruhm zu erhöhen und die Hoffnung zu einem

189 dauernden Frieden für die Welt zu gründen. Nie ist Tapferkeit und Beharrlichkeit durch glänzendere Erfolge gekrönt worden. Ich wünsche meiner Armee Glück zu diesem Erfolge und erwarte von ihr , daß sie ſich unter allen Umständen durch Kriegszucht und Ordnung ebenſo rühmlich auszeichnen wird, wie durch ihre Siege. Mein angelegenes Geschäft wird es sein, die Armee und vorzüglich verdienstvolle Männer derselben , welche mir genannt werden, die Bes weise meiner besonderen Gnade zu geben, auf welche sie gerechte Ansprüche haben . Paris , den 15. Juli 1815. gez. Friedrich Wilhelm." Wurden auch nicht alle die Offiziere und Soldaten des Regiments durch diese Königliche Gnade berücksichtigt, welche dazu empfohlen waren, so blieb die Zahl der Begnadigten dennoch groß: Oberst von Schutter erhielt den Orden pour le mérite , sein Adjutant, Lieutenant Mühler des Regiments, das eiserne Kreuz 2. Klasse. Dem Offizier Corps wurden folgende Kreuze zu Theil : von Stengel.

Tie erste Klasse : dem Major

Hauptm. von Glasenapp. von Freymann. Die zweite Klasse : dem Major von Bünau. Hauptm. von Borke. "

von Chirocz.

Pr.-Lt. von Kern. Sec. Lt. Zimmer , Adjutant des 2. Bataillons. Lange, Adj. des Majors von Stengel. Vansemer. n

Hardenberg.

Von den Unteroffizieren und Gemeinen erhielten das Kreuz 2. Klaſſe namentlich :

Unteroffizier Laube Chirurgus Feldwebel

.

Bader . Geisler

1. Kompagnie. 1. " • 2. " • 2. "



• Unteroffizier Ihm Hoffmann Musketier Wehner • "

Rensch . Unteroffizier Klein Feldwebel

·

Drews ·

Unteroffizier Markert

.

2.

"

2.

"

2. 3.

"

4.

"

4.

!!

-

190 Musketier

Igel .. Rudolf .

Borchart .

8.

Hornist

Löhmann . Thomas •

8. 8.

Füselier

Pfaffenberg 9.

" "

Ferner durch Wahl : Musketier



Schwarz Rudel

6. Kompagnie. 8. H " 8. 8. H

"

" " " "

·



3.

"1

Elgner .



"

Unteroffizier Hüttner Dietrich "

4. 6.

.

6.

"1 1)

Feldwebel "

8. • 10.

"1 1) "

"

Füselier Feldwebel

Hinke

Suchantfe Langner Enzel • Skaruppa

"

11.

"1

12.

Der Krieg war beendet und ehe wir dem Regiment weiter folgen , wird es intereſſant ſein , einige Notizen über Ersag , Verlust und Auszeichnung in den drei Kampagne-Jahren 1813-14-15 zusammen zu stellen . Das Regiment hatte seit seiner Formation am 1. Juli 1813 fieben Mal Ersag erhalten und zwar : 1) am 1. Dctober 1813



2) am 31.



"

M

3) im November 1813 4) im Dezember 1813 5) im Januar 1814 • 6) im Mai 1815 7) im Juni 1815 .



150 Mann 161 W 170 "



183



111

H



254

H



446

"

"

Summa 1475 Mann. Zu dieser Summe jene 263 Mann gezählt , welche nothwendig waren, die Reserve-Bataillone, besonders aber das 3. Musketier-Bataillon 2. Westpreubischen Infanterie-Regiments zu completiren, so ergiebt dies einen Nachschub von 1738 Mann, also mehr wie 2/3 der ursprünglichen Stärke. An Verlusten hat das Regiment in den Gefechten erlitten : Geblieben und an den Wunden gestorben : 21 Offiziere 1182 Unteroffiziere und Gemeine. 1) Die Kreuze des Feldwebel Suchantke und des Unteroffizier Dietrich find Erbfreuze der bald nach der Verleihung an den Wunden verstorbenen Musketiere Igel und Rabolf.

191

Verwundet und nachdem theilweis gefangen : 38 Offiziere 1421 Unteroffiziere und Gemeine. ¹)

Gefangen : 6 Offiziere 321 Unteroffiziere und Gemeine.

An Auszeichnungen erhielt das Regiment : 1 Orden pour le mérite .

6 eiserne Kreuze 1. Klasse und 104 eiserne " 2. Klasse. Dreizehn von diesen waren bereits durch den Tod der Inhaber erledigt und wieder vererbt, während zwei Kreuze noch nicht ausgegeben waren, da die Besiger nicht ermits telt werden konnten. *) ( Hierzu Beilage Nr. III .)

Es sei hier gleich vorausgeschickt, daß das Erbrecht zum eisernen Kreuz am 9. März 1819 durch die Generalordens-Kommiſſion festgestellt wurde. Nach dieser Festſegung waren erbberechtigt : 17 Offiziere, 1 Regimentsarzt, 145 Unteroffiziere und Soldaten. Bis zum Jahr 1839 war es in den Fesig von 16 Offizieren, 101 Unteroffizieren und Soldaten gekommen. Die Uebrigen, 1 Offizier, 1 Regimentsarzt und 44 Unteroffiziere und Ge. meine starben , ehe die Reihe sie erreichte, oder wurden in späterer Zeit der Ehre, das Kreuz tragen zu dürfen, für verlustig erklärt. ³) Se. Majestät der Kaiser von Rußland hatte im Verlauf der Kampagne auch seinerseits an Offiziere und Soldaten Dekorationen ertheilt. Den St. Annen-Orden 2. Klasse trugen : Oberst von Schutter, Oberstlieutenant von Wienstowski. Denselben Orden 3. Klaffe erhielten : Premier-Lieutenant von Lippe , Seconde-Lieutenant Mühler.

Den Wladimir-Orden 3. Klaffe trug: Oberst von Schutter. 1) Unter den bleſſirten Offizieren befinden sich 5 die zweimal und einer der dreimal bleſfirt ist. Die Zahlenangaben der gebliebenen und bleſſirten Unteroffiziere und Gemeinen ſind einer Zusammenstellung von Fakten des Regiments entnommen, welche im Jahr 1820 amtlich angefertigt ist. *) Siehe Seite 36. *) Die Liste der Erbritter ist der Anlage Nro. III beigefügt.

192 Denselben Orden 4. Klasse : Major von Bünau , Major von Schouler , Hauptmann von Borke, von Schachtmeyer , "

Seconde Lieutenant von Rynarczewski, "

von Oheimb.

An Unteroffiziere und Gemeine waren außerdem 11 St. Georgen-Kreuze 5. Klasse verliehen , für welche auch das Erbrecht im Truppentheil verordnet wurde.

Am 24. März 1820 erfolgte die Regelung der Erbberechtigten und

enthielt die Liste des Regiments 147 Namen , von denen bis jezt 67 in den Besit desselben gelangt sind. Ehe dies in der spätern Zeit geregelt war , wurde es noch im Jahr 1815 für nothwendig erachtet , denjenigen Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten, welche sich durch Bravour hervorgethan , aber eine Dekoration nicht erhalten hatten, ein öffentliches Anerkenntniß zu geben. Ein Brigade-Befehl vom 27. October 1815 belobt beim Regiment im Auftrage Sr. Majestät des Königs für ihr braves Verhalten in den Schlachten bei Ligni und Wavre

141 Personen, und zwar: 25 Offiziere, 2 Portepeefähnriche, 5 Feldwebel, 44 Unteroffiziere, 2 Horniſten, 39 Musketiere, 23 Füseliere und den Regimentsarzt Dr. Bennecke. Die vorangeschickten Zahlen beweisen zweierlei : Einmal , daß das Regiment einen erheblichen Tribut an Blut zu dem allgemeinen großen Opfer beigesteuert hat ; zum Andern , daß das Regiment seine Pflicht that , denn die Gnade des

Königlichen Kriegsherrn belohnte es in reichem Maße. Am 22. Juli wurde das Preußische Garde-Corps in Paris erwartet , das Aufent balt in Frant. 1. Armee- Corps sollte zu dieser Zeit die Stadt räumen. reich. Es wurde in 2 Theile getheilt. Die 1. und 2. Brigade unter Befehl des Generallieutenants von Ziethen wurden bestimmt , la Fère und Laon ein. zuſchließen ; Pläge, in denen die Beſagung noch nicht kapitulirt hatte. Die 3. und 4. Brigade, die Reserve-Kavallerie und Reserve-Artillerie traten unter die Befehle des Generallieutenants von Röder , um Kantonnirungen bei Versailles zu beziehen. Am 21. Juli war bereits das 2. Bataillon des Regiments nach St. Cloud marschirt , um die Stabswache des Feldmarschalls Fürsten Blücher zu bilden, welcher in diesem Schloß sein Hauptquartier genommen hatte.

Die Mannschaft bivouatirte in dem Park des Schloffes , wurden in nahegelegene Häuser einquartirt.

die Offiziere

1

-

193

Am 22. Juli verließen die andern beiden Bataillone Paris und marſchirten durch Jouy , Versailles , Dammartin nach Ivry und Gegend , wo sehr weitläuftige Kantonnirungen bezogen wurden . Unter häufigem Wechsel verblieben sie bis zum 6. August in dieser Gegend. Am 7. August wurde der Marsch nach der Normandie angetreten, wo beide Bataillone am 11. Auguft eintrafen. Das 2. Bataillon war am 26. Juli dem Feldmarschall Fürsten Blücher nach dem Schloß Rambouillet gefolgt und daselbst bis zum 10. Auguſt verblieben ;

an diesem Tage verlegte der Feldmarschall ſein Hauptquartier

nach Caen und das 2. Bataillon folgte in jene Gegend . Am 17. August vereinigte es sich daselbst mit den beiden andern , dahin vorausgegangenen Bataillonen. In Caen befanden sich der Stab der 4. Brigade , der Stab des 19. In fanterie-Regiments und vom 7. September ab die drei Bataillone des Regiments im Quartier. Am 24. September wurde ein allgemeiner Kantonnements-Wechsel für den 1. October angeordnet. Das Regiment marschirte nach Pont-Audemer und Gegend, wo neue Quartiere bezogen wurden. Es ist schon weiter oben berichtet, daß Se. Majestät der König dem Regi- &m= pfangder ment sowie den andern neu formirten Truppen Allergnädigst Fahnen zu Fahnen. bewilligen geruht hatten. Die feierliche Weihe derselben sollte zu Paris erfolgen. Schon am 19. Auguſt war das 7. Infanterie-Regiment (2. Westpreußisches) aus den Kantonnements der Normandie nach Versailles marschirt , um die Fahnen für das 1. Armee- Corps in Empfang zu nehmen , wie auch die vorhandenen Fahnen dahin zu bringen , da allen im Feuer gewesenen Fahnen das eiserne Kreuz in der Epige Allerhöchst verliehen werden sollte. Am 2. September fand zu Paris die feierliche Benagelung der Fahnen statt und folgenden Tags , am 3. September um 8 Uhr Morgens , wurden dieselben nach einer ergreifenden Rede des Probstes Offelsmeyer unter feierlichem Gesänge und dem Donner von 101 Kanonenſchüſſen eingeſegnet und dadurch geweiht. Am 7. September trat das 7. Infanterie-Regiment, sämmtliche für das 1 . Armee-Corps bestimmten Fahnen eskortirend , den Rückmarsch nach der Normandie an, wo es bereits am 10. September anlangte, Das 19. Infanterie - Regiment sandte ein Kommando von 1 Offizier und 20 Mann nach Navarra, dem Hauptquartier des kommandirenden Generals, um die Fahnen des Regiments in Empfang zu nehmen und nach PontAudemer zu geleiten. In Pont-Audemer versammelten sich am 6. October Deputationen der Bataillone, bestehend aus dem Kommandeur, 1 Hauptmann, 1 Premier-Lieu-

194

-

tenant, 1 Seconde- Lieutenant, 1 Feldwebel, 1 Unteroffizier und 4 Gemeinen, um die feierliche Nachbenagelung auszuführen. Am nächsten Morgen , den 7. October , war das Regiment in der Nähe von Pont-Audemer bei Corneville-sur-Riffe aufgestellt , um die Fahnen in Empfang zu nehmen. Nachrem unter religiöser, durch den Brigade-Prediger Romberg geleiteter Feier , die Fahnen den Bataillonen übergeben waren, wurde folgender Erlaß des Feldmarschalls Fürsten Blücher von Wahlstadt vorgelesen : Dies heilige Vanier muß und soll der Soldat mit seinem Blute vers theidigen, dies Zeichen soll den Krieger zum Siege führen ; muß er nach Hartnäckiger tapferer Vertheidigung einige Schritte weichen ,

dann diene

es ihm zum Sammelpunkte , bei welchem er zu siegen oder zu sterben geschworen hat. Bei den alten Regimentern haben viele unserer Väter für und bei denselben geblutet , Ruhm und Ehre erworben ; wir wollen ihnen darin - nicht nachstehen. Darum muß in Zukunft keine Truppen-Abtheilung ihre Fahne und Standarte aus dem Gefecht zurückschicken ,

in der falschen

Absicht, solche keiner Gefahr auszusehen. Wer dies thut , verzweifelt an seiner Kraft, dieselbe vertheidigen zu können. Dies kann und muß aber bei Freußen nie der Fall sein. Unter keiner Bedingung darf dies heilige Zeichen von dem Corps entfernt werden ,

dem es der König und das

Vaterland als ein Unterpfand seiner Ehre anvertraute , am Wenigsten darf es jemals in fremde Hände übergehen. ein jeder Offizier ,

Ehe er dies zugiebt ,

muß

ein jeder Soldat für deſſen Vertheidigung Blut und

Leben geben und er kann überzeugt sein, daß bei dieſem festen Entschluffe fast immer der Sieg , wenn nicht , aber ein rühmlicher ehrenvoller Tød, das schönste Loos des Soldaten, sein Lohn sein wird.“ Caen, den 19. September 1815.

gez. von Blücher. Unmittelbar nach der Uebergabe der Fahnen führten die Truppen ein Feldmanöver aus. Die Zeit nach dem Frieden brachte einige Veränderungen in der Uniform. Es wurde bestimmt, daß alle Montirungsstücke nach dem Schnitt derjenigen der Garden angefertigt werden sollten ; die schwarz tuchenen Stiefeletten fielen fort und an ihre Stelle traten Kamaschen von grauem Zwillich. An den Czakots der Infanterie sollte fortan durchgängig eine messingene Agraffe getragen werden. Außerdem wurde der Ezakot durch Kordons son weißer Baumwolle verziert. Die Offiziere trugen dieselben von Silber. Zum 11. October wurde wieder ein allgemeiner Kantonnementswechsel vorgenommen. Dem 1. Armee Corps wurde das Hauptquartier Beauvais angewiesen.

195 Das Regiment verließ am 11. October die Gegend von Pont-Audemer und traf über Rouen am 16. in der Gegend von Grandvilliers ein. Aus diesen Kantonnements wurden die Bataillone des Regiments am 20. October bei Sarnoy versammelt , Fahneneid zu leisten.

um auf die neu erhaltenen Fahnen den

Während dieser Zeit war der Abschluß des Pariſer-Friedens zu Stande gekommen. Ihm zu Folge sollte Frankreich auf 5 Jahre durch eine verbündete Armee von 150,000 Mann besegt bleiben , zu welcher 30,000 Preußen unter dem Kommando des Generals von Ziethen stießen. Dies Armee-Corps wurde aus Regimentern aller Armee-Corps formirt. Vom 1. Armee-Corps blieben Seitens der Infanterie das 6. , 7. und 12. Infanterie-Regiment zurück. Die übrigen Truppen desselben brachen am 1. November auf, um in das Vaterland zurückzukehren. Mit ihnen marſchirte das Regiment über Breteuil, Montdidier nach Veronne und Gegend , gerastet wurde.

woselbst vom 7. bis 22. November

Am 23. November wurde der Marsch über Cambray , Bavais , Lüttich , Aachen , Cöln ,

Brüffel,

Elberfeld , Paderborn , Detmold und Braunschweig

ohne Unterbrechung fortgesezt und am 17. Januar 1816 vorläufig in die Garnison Magdeburg eingerückt.

- 196

V.

Abschnitt.

Die Friedensjahre 1816 bis Ende 1843 .

Auf die Zeit der Aufregung folgt Ruhe

auf die Fatiguen der Kam

pagne die Ruhe der Garniſon, auf die überſtürzte Thätigkeit folgt das Ordnen der einzelnen Truppenkörper in sich und derselben im Ganzen der Armee. Dies ist ungefähr das Lezeichnende der nächsten Jahre. Vorher ließen wir jedem Tage , durch kriegerische Facta ausgezeichnet , sein historisches Recht angedeihen, jezt wollen wir ſummariſch die Friedenszeit zusammenfassen und aufzählen , was besonders die ordnende Hand Sr. Via. jestät des Königs Friedrich Wilhelm III. herbeiführte , um System in die, im Kriegslärm der lezten drei Jahre zu einer großen Armee angewach ſenen Truppen zu bringen , andererseits anführen , was sich sonst bei Negiment ereignete. In Magdeburg nach dem Einrücken' demobilifirt , gehörte das Regiment mit dem 26. Infanterie- , dem Brandenburgiſchen Küraſſter-Regiment und dem Husaren-Regiment Nro. 10 zur 4. Brigade des 5. [sächsischen] ArmeeCorps. Brigade-Chef war Generallieutenant von Vorstell. Es erhielt den Erſag aus dem Magdeburgischen, doch erschien am 9. Februar 1816 eine Allerhöchste Kabinetsordre , welche, die Uniform regelnd, dem Regimente die alte Zusammengehörigkeit mit dem 2. Westpreußischen Infanterie-Regiment darthat. Die Ordre besagte , daß das 1. und 2. Westpreußische , • das 18. und 19. Infanterie Regiment

rothe Kragen , rothe Aufschläge und rothe Patten tragen sollte. Die Achselklappen des 1. Westpreußischen Regiments waren weiß , die des 2. roth , die des 18. Infanterie- Regiments gelb , die des 19. InfanterieRegiments hellblau . Auf den Schulterklappen der Soldaten befand sich die Regiments-Nummer in rother Schnur, be den Offizieren in Gold gestickt.

-

197 Am 25. März 1817 erschien , eine

auf Grund einer neuen Armee- Eintheilung,

neue Allerhöchste Kabinetsordre ,

welche die Uniform der Regimenter

betraf. Folgende Liste zeigt die Anordnung : Kragen. Aufschläge. Patten . Schulterklappen.

1. Armee-Corps 2. " 3. " 4.

roth, "

roth, "

weiß,

weiß.

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roth.

H

" gelb

"

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5.

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6.

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7.

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8. Mit dem 1. und

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gelb. hellblau. weiß. roth.

gelb. hellblau .

2. Westpreußischen und dem 18. Infanterie-Regiment

formirte das 19. Infanterie-Regiment das 4. Armee Corps , so daß das Regiment die hellblauen Schulterklappen beibehielt und

weiße Patten

anlegte. Zum 4. Armee- Corps gehörten an Kavallerie : das 2. Leib . Husaren Regiment, " "1

7. Husaren1. Ulanen-

"

6. Ulanen.

H

N

Fast gleichzeitig erfolgte der Befehl zum Marsch nach der Provinz Posen. Vorher wurde aber in Magdeburg gleichsam als Echluß der kriegerischen Thätigkeit die Aufstellung der Gedächtnißtafeln feßtlich begangen. Se. Majestät der König hatte befohlen, daß jedes Regiment in der Kirche eine Tafel aufzuhängen habe , welche die Namen derjenigen auf die späteste Nachwelt übertragen solle , die besonders brav und den Uebrigen voran , in der verflossenen eisernen Zeit sich hervorgethan hatten. Die Gedächtnißtafeln des Regiments zerfallen wie alle andern in 3 Abtheilungen : Die 1. Abtheilung

enthält 6 Namen , es sind die Ritter des effernen

Kreuzes 1. Klasse. Die 2. Abtheilung zeigt 111 Namen ,

es sind dies die bis zu jener Zeit

mit dem eisernen Kreuz 2. Klaſſe Dekorirten. Die 3. Abtheilung führt 194 Namen auf. Dieselben sind auf dem Felde der Ehre geblieben und würdig erkannt , das Kreuz zu tragen , das ihnen so im Tode noch zu Theil wird. Die Namen zeigt die Beilage IV.

198 Vor versammeltem Regiment nach vorangegangenem Gottesdienst, am 30. März 1817 , sprach Oberst von Schutter folgende Worte zu den ihm uns tergebenen Soldaten : „ Offiziere und Soldaten des Neunzehnten Infanterie-Regiments ! Die Veranlassung zur Feier dieses Tages ist die Aufstellung der Ge dächtnißtafeln des Regiments. In den verhängnißvollen Zeiten , wo ein treuloſer Tyrann, von einer zahlreichen Nation unterstüßt , das eiserne Joch der Knechtschaft und Schmach schwer auf Preußen niederdrückte , entstand der Gedanke und Wille in König und Volk, dieses eiserne Joch könnte nur durch Eisen zertrümmert werden. Das Nöthige wurde weislich vorbereitet und bald gab die Vorsehung die Losung blutig aber deutlich auf Rußlands Ebenen ! Der Aufruf des Königs erſchien und

die Preußen ſtrömten zu den

Waffen ; nie hat ein Volk im Verhältniß seiner Zahl ein mächtigeres Heer ins Feld gestellt ! Der ritterliche König

(so nannten ihn zuerst die dankbaren Vöhmen

nach der Schlacht bei Culm )

wollte sein Heer ritterlich belohnen und

stiftete hierzu den Orden des eiſernen Kreuzes ( ein Symbol der damaligen Zeit ) , doch nicht zufrieden , seine verdienten Soldaten von den Zeitgenossen geehrt zu sehen, wollte er auch, daß ihr Ruhm bis auf die späteste Nachwelt fortlebe und

ein Beispiel künftiger Geschlechter ſei:

Unser erhabene Monarch befahl daher die Anfertigung von Gedächtnißtafeln , worauf nicht allein die Namen aller Ritter des eisernen Kreuzes kommen sollten , sondern auch die Namen der für König und Vaterland gefallenen Helden, die entweder schon zu diesem Ehrenzeichen vorgeschlagen oder auf dem Bette der Ehre gestorben, deſſen würdig erkannt waren. Diese Gedächtnißtafeln sollen in den Garniſon-Kirchen der Regimenter aufgestellt werden. Es befindet sich noch mancher im Regiment , dessen Namen mit Recht die Tafel zieren würde , doch der Geiſt dieſer Belohnung selbst førderte eine Beschränkung !

Der König konnte nicht alle seine treuen Krieger

dabei berücksichtigen , doch ganz unbelohnt sind sie dennoch nicht , denn Er. Majestät befahlen die Vererbung der Kreuze auf alle diejenigen , so zu dem Kreuze vorgeschlagen worden ; dazu haben sie das Bewußtsein treu erfüllter Pflicht , das anerkannte Verdienst und die Liebe und Achtung ihrer Kameraden . “ Später sind die Gedächtnißtafeln des Regimentes in die Garnison -Kirche nach Posen translocirt worden , wo sich dieselben noch gegenwärtig befinden, Am 1. Mai 1817 verließ cas Regiment Magdeburg und rückte nach 18 Marsch. und 5 Ruhe-Tagen mit dem 1. Bataillon am 23. Mai in Posen,

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199

mit dem 2. Bataillon etwas später in Gnesen und mit dem FüselierBataillon in Bromberg ein. Während dieses Marsches langte die Allerhöchste Kabinetsordre vom 8. Mai an , durch welche der Oberst von Schutter zum Kommandeur der 1 . Infanterie Brigade ernannt wurde. Die vorstehenden Blätter weisen zur Genüge nach , was dieser Mann , welcher dem Regiment von seiner Formation an , durch die drei KampagneJahre hindurch , vorstand und dasselbe personificirte , leistete , wie er war und was er that.

Gewiß ist sein Scheiten eine Zeitepoche im Regiment zu nennen , um so mehr , da es zusammentrifft mit dem Einrücken in die endlichen Friedensgars nisonen. Seine Stelle wurde durch den Oberstlieutenant von Zglinigki erseßt der schon im Feldzuge 1815 das 3. Neumärkische Landwehr-Regiment kommandirt und dasselbe mit weithinleuchtender Bravour

gegen den Feind

geführt hatte. Auch der Oberstlieutenant von Stengel schied im Juni , gleich nach dem Einrücken in die neuen Garnisonen , aus dem Regiment ; er wurde zum Kommandeur des 1. Infanterie-Regiments ernannt , so daß das Regiment mit Stabsoffizieren fortan wie folgt besetzt war : Oberstlieutenant von Zglinigki , Kommandeur. Major von Courbière , 1. Bataillon.

11 "1 "

von Schouler , Füselier-Bataillon. von Borke , 2. Bataillon.

von Freymann.

Das Regiment gehörte nun zum Generalkommando im Großherzogthum Posen , bis zum Jahr 1818 unter dem Generallieutenant von Thümen , nachher unter dem General der Kavallerie von Roeder ; zur 10. Division unter dem General Hiller von Gärtringen ; zur 10. Infanterie-Brigade unter dem General von Anhalt. Während des Aufenthaltes in Magdeburg waren dem Regiment , ähnlich wie schon nach Veendigung des Feldzuges von 1814 , eine große Anzahl von Offizieren aggregirt. 27 derselben traten beim Ausmarsch von dort zum 27. Infanterie-Regiment über , während in Posen 1 Oberstlieutenant ,

6 Kapitains , 4 Premierlieutenants , 8 Secondelieutenants dem Regimente aggregirt wurden , welche sich bisher in demselben Verhältniß beim 5. Infanterie-Regiment befunden hatten. 14

200 Von den Aenderungen in der Armeeformation wurde auch die Landwehr betroffen. Die Landwehr Regimenter wurden durch Allerhöchste Ordre vom 5. Mai 1817 auf 2 Bataillone gefeßt. Das 9. Schlesische Landwehr-Regiment , die Bataillone Wohlau

und

Herrnstadt , wurde das 3. Breslauer ; das 1. Posensche Landwehr- Regiment , die Bataillone Krotoschin und Zduny behielt denselben Namen. Beide führten aber fortan die Nummer 19 auf der Achselklappe . Die Uniform war die der Linien-Infanterie , doch trugen fie blauen Kragenvorstoß und blauen Echoßbesag. Aus den Bezirken derselben erhielt das Regiment den Erſaß , ſo daß dieser zur Hälfte aus Deutschen , zur Hälfte aus Polen bestand . Von den nächsten Jahren sind besonders die Jahre 1818 und 1820 zu erwähnen , in denen bedeutende Aenderungen und Einrichtungen in der Armee getroffen wurden. Am 9. April 1818 wurde die Armee abermals neu eingetheilt. Dieselbe zerfiel , wie es noch heute der Fall ist in 4 Armee-Abtheilungen , die erſte mit weißen , die zweite mit rothen , die dritte mit gelben und die vierte mit hellblauen Achselklappen. Jede Armee- Abtheilung beſtand aus 2 Arme-eCorps , von denen das erſte weiße , das zweite rothe Patten tragen sollte. Das 4. Armee-Corps wurde fortan das 5. Das Regiment legte daher gelbe Achselklappen an und behielt die weißen Patten bei.

Achselklappen

und Patten wurden nach Allerhöchster Anweisung unter den verschiedenen Armee-Corps ausgetauscht. Im Jahre 1819 fand bei Liegnig eine Zuſammenziehung des 5. und 6. Armee Corps zu einer Königsrevue statt. Während derselben , als am 12. September in der Nähe von Krieblowig beide Corps gegen einander manövrirten , ſtarb auf diesem , ihm von dem dankbaren Kriegsherrn geschenkten Sig , der Feldmarschall Fürst Blücher von Wahlstadt. Tags vorher hatte des Königs Majestät bei dem hohen Kranken einen Besuch gemacht. Am 12. Mittags , als der Donner derselben Geſchüge , welche der Held so oft gegen den Feind geführt hatte, an sein Ohr schlug , verschied er , auf diese wohlbekannten Töne horchend, an Entkräftung und Schwäche des Alters. Die Armee zeigte auch äußerlich , acht Tage hindurch , die tiefe Trauer welche sie empfand.

Vier Jahre später , im März 1823 , folgte ihm in das

Jenseits der Feldmarschall Graf Kleist von Nollendorf; auch um diesen greisen Führer legte die Armee auf 3 Tage die Trauer an. Im Jahre 1820 brachte der 2. Januar folgenden neuen Etat : 1. Bataillon : 50 Untoff. 23 Spiell. 3 Chirurg. 1 Büchsenm. 480 Gemeine. 13 4 480 " " " 2.u.Füs. Bat.:49 " 1 .

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201

Gleichzeitig wurde bestimmt , daß die Truppen jährlich nur ein Mal und zwar im Herbst zu Uebungen in größern Verbänden zuſammengezogen werden sollten ; bisher hatte auch im Frühjahr eine solche Zusammenziehung stattgefunden. Nach beendetem Manöver im Herbst wurden die Reserven entlassen und trat außerdem noch eine solche Zahl von Beurlaubungen (Königs- Urlauber genannt) ein, daß für die Wintermonate das Bataillon 312 Gemeine zählte. Anfang April kehrten die Königs-Beurlaubten zurück und wurden gleichzeitig die Rekruten eingestellt , so daß ein Bataillon während der Sommermonate den Etat von 480 Gemeinen erreichte. Ferner wurde im April 1820 für jedes Regiment aus den bisherigen Garnison-Bataillonen eine Garnison - Kompagnie auf den Etat von : 1 Kapitain. 1 Premier-Lieutenant. 1 Seconde -Lieutenant.

10 Unteroffiziere , 2 Spielleute,

Halbinvaliden,

88 Gemeine , formirt. Die Uniform war die des Regiments , nur durch weiße Knöpfe von derselben unterschieden. Die Garnison-Kompagnie des Regiments erhielt Thorn als Standquartier ; zu ihrem Chef wurde der Oberstlieutenant von Lagerström ernannt. — Am 1. April 1820 trat zum ersten Mal das Lehr-Bataillon zusammen und erlitt die Landwehr der Armee eine völlige Umgestaltung. Aus je 2 und 2 Regimentern mit zusammen 4 Bataillonen wurde 1 Regiment zu 3 Bataillonen unter Veränderung und Egalisirung der Bezirke, formirt, wozu neue ſtatiſtiſche Notizen maßgebend waren. Das 19. Landwehr-Regiment erhielt fortan die Bataillone :

gebildet aus

dem 1. und 2. Posenschen

Polnisch-Lissa. Dolzig und Krotoschin. Aus ihren Bezirken wurde førtan dem Regiment der Ersag überwiesen. An Uniforms-Veränderungen brachte das Jahr 1820 und die nächsten folgende : 1820. Die bisher neben der Uniform getragene grautuchene Jacke wurde dunkelblau und erhielt die Regiments-Nummer ; die bisher grautuchene Müße wurde blau und erhielt einen rothen Streifen. 1821. Die an der Tuchhose den ganzen obern Fuß bedeckenden Schnibben fielen fort und trat an ihre Stelle nur ein kleiner Keil. Die Sturmriemen an den Czakots wurden durch Schuppenketten erseßt.

202

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Die jezt noch bestehenden Signalhörner wurden für die früheren Flügelhörner eingeführt. 1822. Den 18. Juni erhielten die Feldwebel den Offizier-Degen und das Filberne Portepee. Bisher hatten ſie, gleich den übrigen Unteroffizieren Gewehre getragen. 1823. Die Fahnenüberzüge, wie sie noch jezt bestehen, wurden eingeführt. 1825. Des Königs Majestät ſtiftete für Offiziere das 25jährige Dienstkreuz und für Unteroffiziere und Gemeine die Dienstauszeichnung in 3 Klaſſen. 1826 wurden für die Füselier- Offiziere anstatt der eisernen Säbelscheiden, lederne mit messingenen Beschlägen, eingeführt. Die gerollten Mäntel , bisher unter den Tornister-Riemen getragen und dadurch die Brust sehr bedrückend, wurden fortan über die Riemen und über den Tornister gehängt. Die Garnisonen der Bataillone wechselten häufig : Nach der Herbstübung 1818 kam

das 1. Bataillon nach Bromberg, das 2. " " Gnesen, das Füsel.- ,, "1 Posen, Im August 1819 quartirte das 2. Bataillon , da Gnesen zum größten Theil niederbrannte , Kompagnieweise nach Nakel , wo der Stab lag , nach Schubin und Erin. Im Herbst 1822 finden wir : das 1. Bataillon in Thorn , das 2. in Posen , " das Füs.= " in Bromberg.

Im Frühjahr 1823 : das 1. Bataillon in Gnesen , das 2. und Füsel.-Bataillon in Posen und dann schließlich vom Herbst 1828 ab das 1. und 2. Bataillon in Posen , das Füselier-Bataillon in Bromberg. Der Regimentsstab blieb unausgesegt in Posen. Von diesen Garniſonen rückte das Regiment jährlich zu den Herbstü b u ngen der 10. Division aus. Dieselben fanden statt : · 1821 bei Bojanowo. 1822 Gnesen. 1823 1824 1825

"1 Posen. war Königsrevue bei Liegnig. Posen.

1826 " Kosten und Schmiegel.

203

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1827 zum ersten Mal unter Leitung des neuernannten Divisions . Kommandeurs, Generalmajor von Both , bei Lifſa.

1828 war wiederum Königsrevue bei Liegnig. Nachdem am 2. September große Parade bei Wahlstadt und am 8. und 9. September Manöver des 5. Corps gegen das 6. bei Striegau stattgefunden hatte, erschien am 9. September aus Conradswalde, dem Hauptquartier Sr. Majestät des Königs eine Allerhöchste Kabinets- Ordre , in der es unter Andern heißt: „pp. Von den Linien-Regimentern , welche Alle auf gleicher lobenswerther Stufe stehen, hat sich das 7. und 19. Infanterie-Regiment und die 9. Kavallerie- Brigade in Hinsicht auf äußere Haltung vortheilhaft bemerkbar gemacht." Lob eines Vorgesegten erfreut - aber Lob des obersten Kriegsherrn, hervorragende Anerkennung vor 2 Armee Corps, das beglückt. Wer waren die Männer , welche dies Lob herbeigeführt hatten ?: Der Oberst von Zgliniski führte noch immer mit fester, derbster Faust die Zügel des Regiments.

Seit dem 6. Juni 1821 war der Major von Freymann verabschiedet. An seiner Statt wurde dem Regiment die Ehre zu Theil , Se. Turchlaucht den Major Fürsten Wilhelm Radziwill im Regiments-Verbande aufs zunehmen. Am 30. März 1823, als der Major von Vorke pensionirt wurde, übernahm Se. Durchlaucht das Kommando des 2. Bataillons . Dem 1. Bataillon stand noch immer der, am 13. Juni 1825 zum Oberstlieutenant avancirte von Courbière vor. Das Füselier - Bataillon wurde von dem ,

am 30. März 1823 in

das Regiment versegten Major Hagemann kommandirt , nachdem am 13. Juni 1825 der Major von Schouler in den Ruhestand getreten war, für welchen Abgang abermals ein Stabsoffizier , der Major von Görschen , bisher im Kadetten-Corps , in das Regiment versegt wurde. Vor dem Feinde hatten diese Männer gezeigt , was sie konnten, die reichen Dekorationen auf ihrer Bruſt ſprachen laut davon ; jegt zeigten ſie, daß sie auch dem Uebungsplag nicht fremd waren. Wurde je ererzirt, dann geschah es unter Zglinigki ; er verstand es und lehrte es mit beispielloser Strenge und Armeebekannter Derbheit weiter. Diese jahrelang , ohne Ansehung der Person , mit äußerster Conſequenz angewandten Eigenschaften des Kommandeurs hatten eine Pünktlichkeit und einen Diensteifer hervorgerufen , daß daraus ein förmlicher Wettkampf der Bataillone entstand, in welchem nach allen Stimmen gewöhnlich das 2. Bataillon unter Fürst Radziwill Sieger blieb. Der Einfluß des jungen

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204

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fürstlichen Kommandeurs und der Stolz des Bataillons auf denselben waren natürlich große Hebel. -

1829 fand eine Zusammenziehung der 10. Diviſion nicht statt. Das FüselierBataillon des Regiments blieb in Promberg. Von den Truppen der Garniſon Posen wurden aber Manöver unter Leitung des Generalmajors von Wrangel , Kommandeur der 10. Kavallerie-Brigade, ausgeführt, an welchen ein aus den beiden Musketier-Bataillonen combinirtes Bataillon zu 1000 Mann Theil nahm. Die Uebungen waren sehr interessant und lehrreich, aber durch die ungemeine Lebhaftigkeit und raftlose Thätigkeit des Generals von Wrangel auch sehr anstrengend. Für die Folge wurde es gebräuchlich ähnliche Manöver am Schluß der Herbstübungen abzuhalten und galt es als ein Vorzug , zu dem combinirten Bataillon ausgewählt zu werden. Bei dem gemeinen Mann bildete sich für diese Manöver der Strapagen wegen, bald der Name , Presch Manöver “ aus. An besonderen ferneren Bestimmungen und Ereigniſſen ſind bis zum Jahr 1830 noch Folgende zu erwähnen. Eine Allerhöchste Kabinets -Ordre vom 23. März 1823 hatte beſtimmt, daß die Provinzial-Benennungen der Regimenter ganz fortfallen sollten ; sie wurden fortan nur nach der Nummer benannt. Im Jahre 1825 wurde der noch jezt bestehende Pensionsfond für die Offiziere und Beamten der Armee eingeführt. Ferner ist eine Maßregel zu erwähnen , welche zeitweise die Etats der Bataillone veränderte. Seit dem Jahr 1825 wurden jährlich im April per Bataillon 50 Rekruten über den Etat eingestellt. Dieselben wurden 6 Wochen hindurch exerzirt und dann sofort zur Kriegsreserve des Truppentheils entlaſſen, um für den Fall eines Krieges eine genügende Anzahl bereits dressirter Mannschaften disponibel zu halten. In den Jahren , wo der Truppentheil zur Königs Revue ausrückte, dienten diese Mannschaften bis zum Herbst und brachten daher das Bataillon auf die Kopfftärke von 592 Mann . Seit dem Frühjahr 1828 wurde der langsame Schritt von 85 in der Minute, schon längere Zeit außer Gebrauch, ganz abgeschafft, und die Cadence von 108 als die einzige beibehalten. Außerdem erschienen Bestimmungen, welche einen sehr vernachläßigten

Dienstzweig ,

das Scheibenschießen neu

normirten und in Anregung brachten. Das Schießen im Tirailliren und die Salven-Uebungen waren dabei neu eingeführt. Am 30. März 1830, dem jährlich durch Ernennungen und Beförderungen in der Armee gefeierten Einzugstage in Paris , verlor das Regiment seinen Kommandeur, den Oberst von Zglinişti.

205

-

Hatte Oberst von Schutter dem Regiment während der Kampagne-Jahre bis zum Einrücken in die Friedens -Garniſonen vorgestanden und bildete sein Abgang somit eine Zeit-Epoche, so war dies jest nicht minder der Fall. Tie Friedenszeit von 1816 bis 1830 zeichnet sich in der Armee besonders durch eine, bei aller Eiederkeit oft geflissentlich zur Schau getragene Rauheit und Derbheit aus. Da Bravour den Werth des Einzelnen und des Ganzen nicht mehr feststellen konnte , suchte man sie durch Derbheit und pedantische Form zu ersegen. Oberst von Zaliniski vertrat sein Zeitalter in ausgebildetster Form. Vor dem Feinde brav, wie nur einer brav ſein kann, war er auch pedantiſch streng, wie kein Anderer. Er hat dadurch das große bleibende Verdienst auf eine Generation hin einen überaus straffen Dienstbetrieb nach allen Richtungen hin gegründet zu haben. Das Regiment erhielt in dem Oberstlieutenant von Valentini , ehemals im Kaiser-Franz- Grenadier- Regiment einen interimiſtiſchen Kommandeur. Sein Kopf war weiß , trøgdem er noch nicht 50 Jahr zählte, was auch in seiner äußern Erscheinung, die Jeden einnahm , hervortrat. Im Dienste fast ebenso streng , als sein Vorgänger , war er doch in jeder andern Beziehung von dieſem verſchieden. Oberst von Zglinişki wurde gefürchtet - Oberstlieutenant von Valentini wurde geliebt. Gleich nach diesem Wechsel , im Juli 1830 wurde die gleichförmige Ruhe Europas tief erschüttert.

Die Revolution hatte die Bourbonen zum dritten

Mal von Frankreichs Königs-Thron entfernt und Orleans bestiegen seine wankenden Stufen. Die allgemeine Aufregung nügend , erhob sich das längst unzufriedene Belgien gegen Holland, an vielen Orten kam es zu ernsten Kämpfen . Um die Festungen, volfreichen Städte und Fabrikgegenden der Rheinproving gegen den Geiſt der Unruhe und Unordnung im Innern und die westlichen Grenzen gegen mögliche Anfälle revolutionärer und räuberischer Banden zu schügen, rückten die Linien-Truppen des 4. Armee- Corps aus Sachsen an den Rhein, wogegen das 3. Armee Corps die Garnisonen des 4. in Sachsen einnahm . Auf die Truppen der 10. Division hatten diese Bewegungen keinen Einfluß ausgeübt, sie waren bei Fraustadt zum Herbstmanöver versammelt. Ganz plöglich , am 8. September Morgens , die Bataillone waren soeben bei Röhrsdorf angelangt, um zum zweiten Male in der Brigade zu exerziren, kam der Befehl für das Regiment sofort in die Kantonnements zurück zu kehren, am nächsten Tage zu ruhen und dann mit dem 1. und Füseliers Bataillon nach Frankfurt a. D. mit dem 2. Bataillon nach Küßtrin zu marschiren ; es sei zum 3. Armee- Corps kommandirt.

206

-

Mit unbeschreiblichem Jubel wurde diese Nachricht aufgenommen . Nach 14jährigem

einförmigen

Paradedienst sollte man marfchiren !

Die schnelle

jugendliche Phantasie träumte schon von Gefechten, Sieg, Ruhm und Ehre. In Frankfurt a. O. und Küstrin blieb das Regiment nur kurze Zeit. Wie schon gesagt, marſchirte das 3. Armee- Corps nach Sachſen. erhielt Befehl, sich demselben dort anzuschließen. Ende October rückte der Regimentsstab Merseburg , das 2. in Wittenberg ,

und das

Das Regiment

1. Bataillon in

das Füselier - Bataillon in

Weißenfels ein. In den legten Tagen des Dezember 1830 kamen hier die Reserven des Regiments an, wodurch die Bataillone auf die Kriegsstärke von 1002 Köpfen gebracht wurden. Das Regiment blieb in den genannten Orten bis zum Juni 1831 , nur marschirte das Füselier - Bataillon im Februar 1831 plöglich auf den ertönenden Generalmarsch nach Halle , da die dort studirende Jugend in Haft gehaltene Demagogen gewaltsam befreit hatte. Nach Arretirung der Befreiten und der Haupträdelsführer gestalteten sich die Verhältnisse für das Bataillon daselbst sehr gut. Mannigfache Personal-Veränderungen in der Zahl der Stabsoffiziere traten ein, welche nachzuholen sind : Am

26. Dezember 1830

wurde der Oberstlieutenant von Courbière

dem 12. Infanterie-Regiment aggregirt , seine Stelle aber durch den Major Prüschenk von Lindenhofen , bergschen) wieder besegt.

bisher im 9. Infanterie-Regiment (Col-

Am 30. März 1831 ernannte des Königs Majestät Sr. Durchlaucht den Oberstlieutenant Fürsten Wilhelm Radziwill zum Kommandeur des 11. Infanterie-Regiments und am 28. April schied auch Fürst Vogus. lav Radziwill , seit dem Frühjahr 1828 dem Regiment als Seconde-Lieutenant angehörend, aus demselben ; er wurde zum 2. Garde-Regiment zu Fuß verseßt. Das Regiment hatte die Ehre genossen , Se. Durchlaucht den Prin zen Wilhelm 10 Jahre lang zu den Stabsoffizieren zu zählen ; 8 Jahre war derselbe Kommandeur des 2. Bataillons gewesen. In dienstlicher Hinsicht ist schon weiter oben ter Thätigkeit des Fürsten und seines Einflusses gedacht.

Hier sei aber noch der Plag , auch den großen

Einfluß hervorzuheben , den Se. Durchlaucht und seine hohe überaus liebenswürdige Familie auf das Offizier- Corps ausgeübt hatte. Legtere bildete in der Gesellschaft Posens einen Mittelpunkt und nöthigte den jungen Offizier , sich stets in geselligen Formen zu bewegen , die sonst nicht immer jedem Einzelnen und besonders ganzen Corps zugänglich sind.

207 Auf lange Zeit hin zeichnete sich in Folge deſſen das Offizier-Corps durch bescheidene Ungezwungenheit und Sicherheit des Taktes aus ;

Eigenschaften,

die ihm an allen Orten schnell Liebe und Achtung erwarben. Aber auch in anderer Hinsicht blieb das Andenken des Prinzen Wilhelm lange ein mit Dank erfülltes, denn gar Manchem war durch seine edle Freigebigkeit Hülfe und Beistand geworden , tiefer Erkenntlichkeit verpflichtete.

Etwas , das die Empfänger zu

Am 5. Juni 1831 starb nach kurzem Leiden der verehrte Kommandeur des Regiments, Oberst von Valentini , an der Lungen

und Unterleibs-

Entzündung ; an seiner Statt wurde schon am 8. Juni Oberst von Grabowski ,

bereits Kommandeur des 37. Infanterie-Regiments und mit dem-

felben in Weißenfels im Kantonnement, zum Kommandeur ernannt. Das vacante 2. Bataillon erhielt Major von Görschen als Kommandeur und Hauptmann von Schachtmeyer ward zum Stabsoffizier ernannt.

am 28. Mai 1831

Roch im Herbst 1831 nahm dann Major von

Görschen den Abschied und der älteste Hauptmann, Kollmann , avancirte zum Major , so daß die Stabsoffiziere des Regiments die Folgenden waren : Oberst von Grabowski Kommandeur. Major von Prüschenk

H "

1. Bataillon.

Füselier Bataillon. Hagemann von Schachtmeyer 2. Füselier-Bataillon . Kollmann.

Unmittelbar nach erfolgter Ernennung des Obersten von Grabowski , zum Kommandeur , wurde das Regiment durch eine Allerhöchste Ordre vom 9. Juni befehligt , nach dem Rhein zu marschiren.

Mit ihm sollte das 6.

Ulanen Regiment eben dahin gehen. Das Füselier - Bataillon , bestimmt die

esagung der Festung Vuremburg zu verstärken, verließ Halle am 18.

Juni und erreichte Luremburg über Coblenz am 17. Juli. Einige Tage später rückten ebendafelbſt 2 Escadrons 6. Ulanen-Regiments ein. Es bezog die südliche Front des Kasernements auf dem Rham und hatte die vorwärts liegenden Werke Rubanprez , Romigni und die Flesche Fetschenhof, jegt du Moulin genannt, durch Detaſchirte belegt. Kommandant

der Festung war General du Moulin , die

Besagung

derselben bestand außer dem Füßelier Bataillon des Regiments aus dem 39. Infanterie (7. Reserve- ) Regiment zu 2 Bataillonen, 40. (8. " 2 " "1 den schon genannten 2 Escadrons 6. Ulanen-Regiments , Artillerie, Pioniren und

den Kontingenten

der Fürstenthümer Lippe- Detmold ,

Waldeck

und

Schaumburg, diese in einer Stärke von zusammen 1400 Mann. Der Dienst in der Festung wurde mit einer , an einen Belagerungszustand grenzenden Strenge gehandhabt, da die Verhältnisse dies nöthig machten.

208

--

Belgien hatte sich unabhängig erklärt , durch Frankreich und England protegirt , einen König gewählt , alle Holländischen Beſagungen bis auf die derCitadelle von Antwerpen aus dem Lande gejagt und als Pfand für diese die Provinz Luxemburg occupirt. Im August 1831 war dann plöglich eine Holländische Armee eingerückt, welche die Belgischen Blouſenmänner bei Tirlemont sprengte , dennoch aber nach Holland zurückging , da eine französische Armee intervenirend einrückte. In der Provinz Luremburg selbst bekriegte die Holländische Parthei durch Freischaaren die freisinnige Belgischgesinnte , kurz es gab ziemlich anarchiſche Zustände , von denen nur die Festung und ihr Rayon, durch die Preußischen Fajonette geschüßt, ausgenommen blieb. Diese Verhältnisse blieben bis in den Spätsommer 1832 dieſelben. Oberst von Grabowski hatte mit den Musketier- Bataillonen Weissenfels und Wittenberg einige Tage nach dem Füselier-Bataillon verlaffen.

Nach einer viertägigen Ruhe bei Erfurt und einem faſt 14tägigen

Halt bei Weglar bezogen dieselben Kantonnements im Nahe-Thal.

Der

Regiments stab und das 1. Bataillon standen in Kreuznach und Gegend , das 2. Bataillon in Sobernheim und den umliegenden Dörfern. Das Regiment trat hier in den Verband des 8. Armee- Corps , General der Kavallerie von Borstell und gehörte speciell zu der Vesagung der Fundesfestungen unter dem Generalmajor von Schüß . Die beiden Musketier-Bataillone waren bestimmt eventuel die Garnison in Mainz zu verstärken , zu der man sie schon zählte , denn man gewährte ihnen in den Kantonnements alle die Vorzüge , welche der Garnison von Mainz zustanden. Im Nahe-Thal hatte man seit 15 Jahren keine Soldaten gesehen , weshalb die Wirthe wetteiferten , die weither kommende Einquartirung auf das Beste aufzunehmen. Diese dagegen , Kinder der Ebene , lernten schnell die Lebensart des Gebirges und bald sah man Neunzehner in allen Weinbergen thätig mitarbeiten , um die gastliche Aufnahme zu vergelten . Den Musketierbataillonen angeschlossen waren die beiden andern , nicht in Luremburg anwesenden Escadrons 6. Ulanen -Regiments. Im Herbst 1832 erhielten die im Nahe-Thal stehenden Truppentheile den Befehl , während der Manöverzeit der 15. Division die Festung Koblenz zu besegen.

Die Musketier-Bataillone brachen dahin am 4. September auf , bezogen. das Kasernement der Karthause und nahmen von hier , unter dem Generalmajor von Schüß , an einer interessanten Pontonier-Uebung der vereinigten 7. und 8. Pionir-Abtheilung bei Moselweis Theil. Am 1. October kehrten die Bataillone in das Nahe- Thal zurück , doch sollte ihr Aufenthalt daselbst nicht mehr von langer Dauer sein.

209 Die Europäische Diplomatie hatte Belgien als selbständiges Königreich anerkannt und die Provinz Luxemburg an Holland zurückgegeben , doch war dies Alles noch ohne die Zustimmung des Königs von Holland erfolgt, welcher noch immer die Citadelle von Antwerpen besegt hatte , so daß im Herbst 1832 nochmals eine französische- Armee in Belgien einrückte , um dieselbe zu belagern. Preußen concentrirte in Folge dessen das 7. Armec-Corps unter dem General von Müffling am Unterrhein und erhielt Generalmajor von Schüß den Allerhöchsten Vefehl vom 3. November 1832 sich demselben mit dem ihm untergebenen 19. und 37. Infanterie , sowie dem 6. UlanenRegiment anzuschließen. Diese Frigade , „ Linke Flügel- Brigade " benannt , sollte Kantonnements in der Gegend von Jülich beziehen. In Folge dessen verließ das Füselier-Bataillon am 10. November Luremburg und erreichte über Bittburg und Prüm am 17. Kantonnements in und um Geilenkirchen . Der Regiments stab mit dem 1. Bataillon rückte am 22. November in Aldenhoven bei Jülich , das 2. Bataillon in Eschweiler ein. Unterwegs hatten beide Bataillone Coblenz passirt und sollte dieser Durch marsch von nachhaltigen Folgen für das Regiment sein. Seit fast 2 Jahren in der Kriegsstärke unter Ausnahme-Verhältnissen kantonirend und marſchirend, hatte sich bei der sehr straffen Dienſthandhabung eine so stolze militärische Haltung der Mannschaft herausgebildet , sie war ja überdieß schon im Jahre 1828 Allerhöchst anerkannt , daß Se . Excellenz der General von Borstell dies laut und öffentlich aussprach. Es datirte sich von diesem Tage an für das Regiment ein Wohlwollen , welches mehrere Jahre hindurch anhaltend , sowohl das Ganze , als auch den Einzelnen noch mehr hob und beglückte. In den Kantonnements an der holländischen Grenze erwartete man stündlich den Befehl zum kriegerischen Handeln.

Der von Antwerpen deutlich

herüber dröhnende Kanonendonner erinnerte Tag und Nacht an Kampf, den auch kennen zu lernen Jeder mit fieberhafter Ungeduld harrte. Anstatt dessen wurde den Dezember hindurch mit großer Peinlichkeit die Dorf

und Hecken Vertheidigung nach der vom General von Müffling

angegebenen Methode geübt ; die Citadelle von Antwerpen , ein Trümmerhaufe , fiel ,

die diplomatischen Verwickelungen lösten sich , so daß mit dem

Neuen Jahr das Observations Corps aufgelöst wurde.

Zuerst marſchirten

Anfang Januar Theile des 7. Armee- Corps in die Garnisonen zurück.

Die

zurückbleibende Brigade von Schüß belegte deshalb andere Kantonnements in der Nähe von Aachen und Eupen , worauf sodann am 13. Februar 1833 der Regimentsstab mit dem Füselier-Bataillon nach Aachen,

210 das 1. Bataillon nach Köln , das 2. Bataillon nach Neuß und Gegend quartirte. Das Offiziercorps , noch eben auf Bivouaks und Kriegslärm

hoffend ,

beluftigte sich in dem bunten Treiben des Rheinischen Karnevals , wozu ihm durch das liebenswürdige Entgegenkommen

der

Bevölkerung Kölns

und

Aachens die beste Gelegenheit geboten wurde Am 9. April marschirte das 2. Bataillon von Neuß nach Jülich , die andern beiden Bataillone blieben in Köln und Aachen , bis Anfang August dem Regiment die Garnisonen Koblenz und Weglar angewiesen wurden. Der Stab , das 1. und Füselier-Bataillon gingen nach Koblenz und belegten den Ehrenbreitenstein , das 2. Bataillon rückte nach Beendigung der bei Koblenz stattfindenden Herbstübungen nach Weglar. Das Regiment war hiermit

wieder zum S. Armee- Corps zurückgetreten.

Anfänglich gehörte es hier zur 15. Division , doch wurde dies bald geändert und trat es mit dem 29. und 30. Infanterie Regiment zur 16. InfanterieBrigade unter dem Gencralmajor von Hüser und zur 16. Diviſion unter dem Generalmajor Grafen zu Dohna . Die Liebe und das Vertrauen des kommandirenden Generals hatte sich das Regiment schon erworben, der alte vortreffliche Geist des Regiments und vor Allem das dienstlich tüchtige und gesellig höchst gewandte Offizier-Corps gewannen hier bald die ganze Achtung der Vorgesetzten und das Vertrauen der Einwohner, so daß es eine glückliche Zeitepoche war, welche das Regiment in dieser, von der Natur so bevorzugten Gegend durchlebte. 1834 und 1835 nahm es an den Manövern der 16. (Trierschen) Division auf dem Hundsrück und auf der Eifel Theil. Die Uebungen in der unwirth . lichen Gegend des stumpfen Thurmes blieben lange Gegenstand der Erzählungen. 1836 hatte das 8. Armee- Corps große Revue , welche Se. Königl. Hoheit der Kronprinz im Auftrage Er. Majestät abhielt. Ein Augenzeuge jener Zeit schreibt darüber : „Das Regiment war nach der Ordre de bataille der Reserve zugetheilt und bildete mit dem Coblenzer und Düsseldorfer Garde Landwehr-Bataillon, denen noch ein combinirtes Bataillon des 34. Infanterie-Regiments zugetheilt wurde, cine Brigade unter dem damaligen Oberst von Francois. Das ganze Corps mit Ausnahme des Coblenzer Garde-Landwehr- Bataillons und des 19. Infanterie-Regiments , die die Pesagung von Coblenz bildeten, lag im Zeltlager bei Neuwied. An einem der legten Manöver-Tage ruhte das vereinigte Regiment während der Uebung auf einem Punkte unweit des Dorfes Rübenach , von wo aus das ganze paradiesische Thal zwiſchen Andernach und Coblenz vor ihm lag. Das Offizier Corps stand vor der Front und genoß den mächtigen Eindruck,

211 den hier die Natur so verschwenderisch darbot , während das ganze vereinigte 8. Armee-Corps und hinter ihm das große Zeltlager,

einem orientalischen

Bilde gleich, dem militairischen Auge noch besondern Reiz gewährte. Alles søg mit starken Zügen den Genuß dieses seltenen Schauſpiels , ja selbst die gemeinen Soldaten standen in Gruppen schweigend zusammen und theilten die Bewunderung, der sich ihre Offiziere hingaben , da erschien plöglich der kommandirende General von Borstell mit seiner Suite , das Regiment trat unter das Gewehr und erwartete neue, auf das Manöver Bezug habende Befehle.

Wie täuschte es sich aber , als General von

Borstell das Offizier- Corps vorrief und ihm kurz, aber in warmen, patrio. tischen Worten eine Allerhöchste Kabinets -Ordre mittheilte, nach welcher das Regiment nach beendeter Revue wieder in seine alten Garnisonen Posen und Fromberg zurückkehren solle. Solche Augenblicke laſſen ſich nicht gut be schreiben und hier um so weniger , als das Regiment in der Ueberzeugung lebte , für immer der schönen Rheingegend anzugehören , wo es sich die volle Zufriedenheit der Vorgeseßten und die Achtung und wirkliche Zuneigung der Einwohner erworben hatte." Das Regiment rüstete sich nun zum Rückmarsch. Ein Fest folgte dem andern ; Jeder wollte ihm seine Zuneigung beweisen. General von Borstell lut das gesammte Offizier Corps , unter Zuzichung von Deputationen vom Feldwebel bis zum Gemeinen herab, zu einem großen Abschieds-Diner. Der hohe ritterliche General hatte 2 Feldwebel die Pläge neben sich einnehmen laſſen und kann es wohl als ein Beweis gelten, wie auch die untern Chargen von der gehobenen Stellung des Regiments durchdrungen waren, daß einer dieser Feldwebel Gelegenheit fand, auf das Wohl des damaligen 1. Kommandanten von Coblenz, Generallieutenants von Aster, einen Toast auszubringen. „ Am 1. October 1836 " , ſo fährt derselbe Berichterstatter fort ,

trat das

Regiment den Marsch an. Fast ganz Coblenz begleitete das 1. und FüselierBataillon zu einer Höhe beim Dorfe Rothenhahn , von welcher man noch das legte Mal den sich wie ein Land durch das schöne Thal schlängelnden Rhein erblickte. Hier nahm General von Borstell in anerkennenden und rührenden Worten Abschied vom Regiment, welches ein Karree gebildet hatte. Still und voll vom legten Eindruck marſchirten darauf die Bataillone in die Marschquartiere bei Montabaur. Auf dem nächsten Rendez- vous trat das Offizier- Corps zusammen und beschloß, beim Durchmarsch durch Berlin eine kostbare Vase zu bestellen , welcher auf der

auf

einen Seite die Garniſon Ehrenbreitenstein und auf der

entgegengesezten das Regiment in Parade dargestellt werden sollte und zwar vor der Front eine Deputation aller Chargen , die die Marschroute von Coblenz nach Posen in Empfang nahm.

212

---

Diese Vase wurde am darauf folgenden Geburtstage dem General von Vorstell durch Offiziere des Regiments feierlich übergeben. Ohne besondere Ereignisse wurde der Marsch auf der großen Etappenstraße fortgesezt. Am 26. October marschirte man in Potsdam ein. Des Königs Majestät hatte Allerhöchst befohlen , dem Regiment sowohl in Potsdam als auch in Berlin einen Ruhetag anzusegen. Dem Regiment ward hierdurch das Glück zu Theil , am Ruhetage in Potsdam vor Allerhöchstdemselben in Parade erscheinen zu dürfen.

" Unvergeßlich bleibt der Moment " , so fährt wieder jener Augenzeuge fort , " als Se. Majestät aus der kleinen Thür an der Rampe des Königl. Stadtschlosses heraustrat und freilich schon gebückt und langsam die Front - Nach dem Vorbeimarsch eröffnete der Regides Regiments herunterging. ments-Kommandeur , Oberst von Grabowski dem Offizier- Corps , daß Se. Majestät mit dem Regiment auch hier zufrieden wäre und ihm , als dem Vertreter deſſelben den rothen Adlerorden 3. Klaſſe Allergnädigst zu verleihen geruht habe. Am Tage des Einrückens waren die Stabsoffiziere zur Tafel Sr. Majestät befohlen ,

während das Offizier Corps im Verein mit dem des 1. Gardes

Regiments zu Fuß außerordentlich heiter und vergnügt dinirte. Am Ruhetage wurde das gesammte Offizier- Corps auf Kosten Sr. Majestät gespeist, wobei der damalige Oberst und Flügeladjutant von Werder die Representation übernahm. An beiden Abenden wurden an Unteroffiziere und Soldaten eine Menge Billets zum Theater wie anderen Vergnügungen vertheilt. Am 28. October erfolgte der Marsch nach Berlin. Das Regiment hatte den Befehl erhalten in das Brandenburger Thor einzurücken und war gleichzeitig die Benachrichtigung erfolgt , Se. Majestät der König werde dasselbe während des Marsches auf der Chauſſee passiren. Begeistert durch die Aufnahme in Potsdam, im Marschiren geübt, wie nur eine Truppe einmarschirt sein kann , bedarf es wohl kaum der Erwähnung, daß eine Anspannung und Ordnung herrschte , die Nichts zu wünschen übrig ließ. Als nun aber des Königs Majestät im offenen Wagen die Queue des Regiments erreichte, brach der volle Enthusiasmus , die ganze Verehrung für die Majestät und für den väterlichen Kriegsherrn ächt soldatiſch in einem nicht endenden Hurrah hervor.

Hören wir weiter noch einmal den Augenzeugen : „In Verlin marſchirte das Regiment nochmals in Zügen bei Sr. Majestät vorbei, der im kleinen Palais am Fenster stand . Wieder wurde dem Regiment eine große Zahl von Billets zu den Vorstellungen in den Theatern und andern Orten verabreicht.

213 Das Offizier Corps dagegen hatte das Glück von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Wilhelm Radziwill zum Diner befohlen und nach demselben Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Louise , Mutter des Fürsten zum legten Mal präsentirt zu werden. Ihr Königl. Hoheit war schon sehr leidend , befahl aber doch noch einmal das Offizier Corps vor sich und zeigte ihm Ihre so allgemein bekannte Hers zensgüte und Herablaſſung durch die freundlichste Anrede an jeden Einzelnen der Offiziere. Leider erfuhr das Regiment zur großen Betrübniß schon nach einigen Monaten den Tod dieser hohen und ausgezeichneten Frau ." Nach diesen im Gedächtniß eines Jeden sich tief einprägenden Tagen, crreichte der Stab mit dem 1. und 2. Bataillon am 12. November Posen. Das Füselier - Bataillon am 19. desselben Monats Bromberg. Das Regiment trat wieder in dieselben Verbände zurück , aus denen es bor 6 Jahren geschieden war. Kommandirender General war zur Zeit der General der Infanterie von Grollmann. Als derselbe 1843, wahrhaft betrauert, starb, erhielt Generallieutenant von Colomb das Generalkommando . Die 10. Division kommandirte Generallieutenant von Hoffmann , vom Jahre 1838 ab der Generallieutenant von Hedemann und endlich nach dem Jahre 1840 der Generallieutenant von Steinäcker. Der 10. Infanterie-Vrigade standen vor:

Generalmajor von Dedenroth bis 1843. Zuckermann bis 1845.

von Thümen bis 1848. Die Verhältnisse in Posen und Bromberg waren bekannt, bald war wieder les in seinem ruhigen Geleis. Schon im März 1834 war Oberstlieutenant von Prüschenk zur Allerhöchsten Disposition gestellt und ein Major von Brederlow vom 24. Landwehr-Regiment zum Kommandeur des 1. Vataillons ernannt. Im Januar 1837 wurde der Major von Schachtmeyer verabschiedet, im März desselben Jahres ſtarb der Major Hagemann , ſo daß die Hauptleute Schreiner und von Kern zu Majors avancirten. Major Kollmann erhielt das Füſelier. , Major Schreiner das 2. Bas taillon. Am 30. März 1838 wurde Oberst von Grabowski zum Kommandeur der 13. Infanterie-Brigade und Oberstlieutenant von Szwykowski , bisher im 3. Infanterie- Regiment zum Kommandeur des Regiments ernannt.

214 1839 im August nahm Major Kollmann den Abschied , Hauptmann Krohn avancirte zum Major , Major Schreiner erhielt das Füselier . und von Kern das 2. Bataillon. 1840 endlich wurde Oberstlieutenant von Brederlow zum 2. Komman . danten von Posen ernannt und Major von Zülow vom 6. LandwehrRegiment an seiner Statt in das Regiment verſegt, so daß folgende Stabs . offiziere dem Regiment angehörten : Oberst von Szwykowski , Kommandeur. 1. Vataillon. Major von Zülow ,

"

Schreiner,

Füselier Bataillon.

" "

von Kern , Krohn.

2. Bataillon.

An Uniforms-Veränderungen ist Folgendes anzuführen : 1882 wurde die Uniform der Offiziere geändert. Die breiten rothen Streifen an der äußern Seite der Hose fielen fort, fie machten nur einer einfachen Liese Play ; ferner wurden die Sterne als Gradabzeichen auf den Epaulets eingeführt. Bisher war die Art des Treffen. besages am Steg , analog des früheren Tressenbesaßes der Achselklappe das Unterscheidende. 1935 fielen die weißen Patten fort ; die ungraden Armee -Corps behielten nur an der rothen Patte einen sie kenntlich machenden weißen Vorstoß und ---1836 kam eine einfachere Form der Czakot-Kordons in Gebrauch. Die jährlichen Herbstübungen der Jahre 1837, 38, 39 und 40 fanden alle bei Posen statt , so daß zu ihnen nur das Füselier-Bataillon des Regiments ausrückte. Im Jahr 1838 wurde die Reziments- Garniſon -Kompagnie aufgelöst. Die Garnison-Kompagnien eines Armee- Corps formirten ein combinirtes ReserveBataillon , welches künftig alle Halbinvaliden aufnahm , durch jährlichen Ersag aber komplett erhalten wurde. Zie Kompagnie des Regiments bildete die 4. Kompagnie , fie trug die Regiments -Nummer und erhielt von demselben kommandirte Offiziere. So kam der Juni 1840.

Herz und Gemüth eines jeden Preußen war

schon mehrere Tage lang fieberhaft erregt , denn der König lag frank darnieder , da langte am 8. Juni die Trauerbotschaft in Posen und zugleich die folgende Allerhöchste an den General von Grollmann gerichtete Kabinets, ordre an. „ Ich mache Ihnen hierdurch bekannt , daß Ich nach dem heute erfolgten höchst betrübenden Hintritt Meines innigst geliebten Vaters, des nun in Gott ruhenden Königs Friedrich Wilheim III Majestät , dessen auf Mich vererbten Thron bestiegen und die Regierung ange. treten habe. Mit der Ueberzeugung , daß Sie und alle Meine getreuen

215

-

Unterthanen Meinen gerechten und tiefen Schmerz über diesen großen Verlust mit Mir empfinden , verbinde Ich das Vertrauen zu Ihnen , daß Sie Mir mit derselben Treue und Gewissenhaftigkeit dienen werden , wodurch Sie Sich das Wohlwollen des hochseligen Königs Majestät erworben haben. Ich ertheile Ihnen daher den Auftrag , Meine Thronbesteigung sofort den sämmtlichen Truppen und MilitärBeamten des Ihnen anvertrauten Armee-Corps bekannt zu machen , ihnen den Mir zu leistenden Eid der Treue , soweit es angeht , Regimenterweise abnehmen zu laſſen und Mir , nachdem dies geschehen , zu berichten. Die Vereidigung der Beurlaubten , der Reserven und der Landwehren haben Sie bei ihrem nächsten Eintreffen anzuordnen, wo sie nicht jest gerade bei den Fahnen versammelt sind. Den Kommandanten von Glogau und Schweidniß habe Ich diesen Befehl , in Rücksicht der in diesen Festungen garniſonirenden Truppentheile , unmittelbar ertheilt . Berlin, den 7. Juni 1840. (gez.) Friedrich Wilhelm. Am 9. Juni Morgens 10 Uhr ſtanden die Musketier-Bataillone auf dem Wilhelms -Plaz , woselbst General von Grollmann dieſelben in Eid und Pflicht für den König Friedrich Wilhelm IV. nahm. Mit dem 12. Juni begann die Allgemeine Trauer für die dahingeſchiedene Majestät gemäß der nachstehenden Allerhöchsten Ordre : "/ Ich bestimme, daß die Trauer um Meinen gestern dahingeschiedenen innigst geliebten Vater , des hochseligen Königs Majeſtät , auf 6 Wochen , von dem Eintreffen dieser Ordre ab , in folgender Weise in der Armee stattfinden soll : In den ersten 3 Wochen tragen die Generale und Stabsoffiziere einen Flor um den linken Arm , ferner um das Achselband , Portepee , die Epauletts , Schärpe , Kordons , Nationalabzeichen und Kokarde und um die Hutagraffe. Bei den Gardetruppen auch um den Stern des schwarzen Adlerordens an der Kopfbedeckung und bei sämmtlichen Kürassieren um die Dekoration am Helm. Die Kapitains , Rittmeister und Subaltern-Offiziere ganz eben so , mit alleiniger Ausnahme des Flors um die Hutagraffe. In den legten 3 Wochen tragen sämmtliche Offiziere aller Grade nur den Flor um den Arm.

Das Generalkommando hat diese Bestimmung den Truppen zur Nachachtung bekannt zu machen. “ (sez.) Friedrich Wilhelm. Dies war der Befehl für die Anlegung der äußern Trauerzeichen , innerlich aber trauerte Jeder um den väterlichen Herrn noch länger und tiefer. 15

216 Das neue Regiment König Friedrich Wilhelms IV führte in den nächsten Jahren zu manchen Aenderungen in der Armee. Sie betrafen hauptsächlich das Reglement und die Uniform . Durch eine Kommission erfahrener Offiziere festgestellt , erschien 1843 das noch jezt gültige Reglement , welches den Erfahrungen Rechnung tragend, viel Veraltetes fortließ und die Ausbildung des Mannes vereinfachte. Aeußerlich unterschied sich die Truppe ferner hauptsächlich durch die Art des Gewehrtragens bei angefaßtem und fertig gemachtem Gewehr. Zu gleicher Zeit wurde eine völlige Aenderung der Uniform durchgeführt. Der Waffenrock und der Helm im Gegensaß zur frühern knappen Uniform und dem unbequemen steifen Czakot bildeten fortan die Hauptbekleidungsstücke des Infanteristen. 1844 empfing das Regiment auch zur Percussionszündung umgearbeitete Gewehre. Gleichen Schritt haltend mit diesen Neuerungen hatten auch im Innern der Truppen selbst Aenderungen stattgefunden. Die Brodportion des Soldaten wurde von 1 die verschiedenen Unteroffiziergrade

Pfd. auf 1½ Pfd. erhöht,

erhielten höhere Gehaltssäge , kurzum ,

die Armee , von jeher die Fürsorge der Herrscher aus dem Hauſe der Hohenzollern in reichem Maße empfangend , wurde unter Sr. Majestät Friedrich Wilhelm IV. nicht vergessen. 1841 hatten das 5. und 6. Armee-Corps die Ehre vor der jungen Majestät in großer Revue zu

erscheinen , welche unweit Liegniß in den Tagen

vom 5-12 September abgehalten wurde. 1842 fand das Manöver bei Posen, 1843 und 44 bei Frauſtadt und 1845 wieder bei Posen statt. 1842 im März schied Major von Kern aus dem Regiment.

Das 2.

Bataillon erhielt der Oberstlieutenant von Kittlig vom 6. LandwehrRegiment. Am 8. Dezember wurde Oberst von Szwykowski zur Allerhöchsten Disposition gestellt. Zum Kommandeur des Regiments ernannte Se. Majestät am 13. Januar 1843 den Oberstlieutenant von Ising vom 35. Infanterie(3. Reserve) Regiment. Endlich im März 1845 schied Oberstlieutenant von Kittlig aus dem Regiment und an seiner Statt erhielt Major Koch vom 24. Landwehr. Regiment als Kommandeur das 2. Bataillon , so daß die Stabsoffiziere die Folgenden waren : Oberst von Ising ,

Kommandeur.

Oberstlieutenant von Zülow, 1. Bataillon. Major Schreiner , Koch, "

Krohn.

Füselier-Bataillon. 2. Bataillon.

217

VI.

Das Regiment

in den

Abschnitt.

nationalen Erhebungen der Posen.

Provinz

Die Jahre 1846 , 1847 bis zum Juni 1848.

Im Sommer des Jahres 1845 wurden die obern Behörden der Provinz Posen auf Umtriebe der Polnischen Bevölkerung aufmerksam, welche einen Aufstand derselben herbei führen sollten. Ebenso geheim wie diese Umtriebe, ebenso geheim wurden die Ueberwachung und die weiteren Recherchen derselben betrieben , so daß Mancher überrascht war , als es in den ersten Tagen des Januar 1846 hieß : in den Regierungsbezirk Bromberg würden Truppen des 2. Armee Corps einrücken , die Garnisonen daselbst sollten aufmerkſam sein und sich auf Märsche vorbereiten. Am 7. Januar 1846 erhielt das Füselier - Bataillon des Regiments den Befehl, etwaigen Weisungen der Kommandantur zu Thorn sofort Folge zu leisten. Es wurden an die Wachtmannschaften Patronen ausgegeben, die Wachen wurden verstärkt und das Bataillon ſelbſt bei Tag und Nacht einige Male allarmirt, einestheils um die junge Mannschaft zu üben , andererseits, um der Bevölkerung zu zeigen , daß man nicht unvorbereitet auf einen Aufstand sei. Zu gleicher Zeit rückte in Bromberg das 21. Infanterie-Regiment, das 3 . Dragoner Regiment und eine Batterie ein. Es war vorauszusehen, daß bei einem ausbrechenden Aufſtande die in der Provinz befindlichen Landwehr.Zeughäuser Gegenstand eines ersten Angriffs sein würden. Das General-Kommando 5. Armee- Corps vereinigte vaher die disponiblen, getrennt stehenden Bataillone und Escadrons in den LandwehrStabsquartieren zum Schuß der dort befindlichen Waffen und Vorräthe. Zu solchem Zweck erhielt auch das Füselier -Bataillon des Regiments am 14. Februar für den 16. Marschbefehl nach Samter. Das in Koronowo befindliche Kommando des Bataillons wurde durch das 21. Infanterie-Regiment abgelöst und nach Verpackung aller dem Bataillon zugehörigen Effecten am 16. der Marsch angetreten.

218 "Dieser Marsch" , so schreibt der Führer des Bataillons , Hauptmann Schmidt, da der Kommandeur desselben , Major Schreiner , durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 8. Januar den nachgesuchten Abschied erhalten hatte, „wird sicherlich einem Jeden von uns in Erinnerung geblieben ſein, der ihn auf der Etappe von Erin nach Wongrowig - 4 Meilen ― mitgemacht hat. Schon am Morgen des 18. zeigte der starke Schneefall, daß die Kräfte mehr als gewöhnlich würden in Anspruch genommen werden. Das Schneegestöber wurde mit jeder Minute stärker ; der anfänglich mäßige Wind wurde gleichfalls heftiger und artete bereits nach einer Stunde , - um 8 Uhr, - in wüthenden Sturm aus. Die Kompagnien, welche in einer Diſtance von 20 bis 30 Schritten sich folgten, mußten abwechselnd die Tete des Bataillons übernehmen, um die 1 Fuß hoch verschneite Straße zu bahnen. Als jedoch gegen 9 Uhr der Schneeſturm orkanartig raste, die vordere Kompagnie von der ihr nachkommen . cen nicht mehr gesehen werden konnte , auch keine Spur die voranmarschirte martirte , die ihre Herren begleitenden Hunde ein jämmerliches Geheul ertönen ließen und nur die kaum erkennbaren Bäume der Landstraße den Weg bezeichneten, da wurde uns in der That das Schicksal der rückkehrenden französischen Armee aus Rußland in ziemlich anschaulicher Weise vor Augen geführt , wenn wir die uns begleitende Kälte von 8 Grad um das Dreifache verſtärkt uns denken wollten. Ein Rendezvous auf freiem Felde wäre zuverläßig der Untergang von vielen Leuten gewesen. Die vortrefflich gehandhabte Disciplin in den Kompagnien gestattete es unbedenklich , daß die Ortschaften selbst die Ruhepunkte waren, um etwas gekräftigt den Kampf mit dem nicht endenden Sturme wieder aufzunehmen. Auch war die Theilnahme der Ortsbewohner und ihr freundlicher Sinn der Art entgegenkommend , daß alle Hausthüren schon geöffnet waren und laut rufende Stimmen zum Eintreten einladeten. Nachmittags 2 Uhr klärte sich der Himmel, auch mäßigte sich der Wind, als er seine westliche Richtung verließ und nach Norden überging , er verstärkte zwar die Kälte bis auf 12 Grad , 1 machte aber unsere Situation doch erträglicher. Gegen 4 Uhr wurde die Kantonirung erreicht." Ein Mann , der eigenmächtig ausgetreten war , wurde von der folgenden Bagage, am Wege liegend, erstarrt gefunden. Derselbe war bereits todt, ehe man in der nächsten Ortschaft antam. Am 21. Februar erreichte das Bataillon ohne weitere Ereignisse Samter. In Posen war die Regierung inzwischen thätig gewesen, um die Verschwörer, meist dem Polnischen Adel und der Emigration desselben angehörend , zu entdecken. Dies war theils gelungen ; man wußte sogar mehrere derselben in

219 Posen anwesend. Es schien somit der Zeitpunkt gekommen zu ſein, um gegen sie einzuschreiten. Am 14. Februar Mittags versammelte der Kommandant und Kommandeur der 10. Division Generallieutenant von Steinäcker die Garnison, es wurde scharf geladen und dann die ganze Stadt, alle Zugänge, Brücken und Passagen stark beſegt. Jeder wurde zur Festung hinein , Niemand hinaus gelaſſen . Nun begannen die Arretirungen der verdächtigen Personen. Dank der sorgfältigen Fürsorge der Regierung wurden alle Führer , ſelbſt das Haupt dieser , Herr von Mieroslawski gefangen und somit dem ganzen Aufstande die Spize abgebrochen. Alle noch folgenden Erhebungen gehören deshalb unter die untergeordneten Kravalle. Ein solcher fand am Abend des 3. März in Posen statt. Die Truppen standen seit Abends 10 Uhr auf den Allarmplägen. Um 11 Uhr fuhren einige Wagen Bewaffneter von Kurnik her in die Walischei und schossen auf eine Patrouille des 18. Infanterie-Regiments. Diese erwiederte das Feuer, tödtete einige der Unruhſtifter , nahestehende Wachen kamen herzu, nahmen 45 meiſt bewaffnete Aufrührer gefangen und erbeuteten außerdem 4 mit Waffen beladene und von ihnen mitgeführte Wagen. Am 4. Morgens 3 , Uhr wurden die Bataillone wieder in die Quartiere entlassen, nachdem die Ruhe völlig hergestellt war. Zur Sicherheit bivouakirte die Beſagung in den folgenden Nächten auf den Plägen und erhielt durch starke Patrouillen die erlassenen strengen Polizei Vorschriften aufrecht. Der Dienst in der Festung war überhaupt schwer. Außer den sehr verſtärkten Wachen zogen allabendlich ſtarke Pikets auf. Eine Kompagnie des Regiments besezte jede Nacht den Husarenstall , eine halbe Kompagnie den Stall der Artillerie. Wenn auch Posen selbst bis auf nächtlichen Straßenunfug ziemlich ruhig blieb, so waren die genannten Sicherheitsmaßregeln doch noch auf lange Zeit hin geboten , da in dem benachbarten Freistaat Krakau die bedauerlichen Vorfälle noch nicht beendet waren. Dieſelben gaben für die ganze Provinz noch mehrere Monate lang Grund zur Aufregung

und zur Auflehnung gegen die Obrigkeit,

was mehrfache

Truppenentsendungen zur Folge hatte. Für alle derartigen Märsche war die Instruction des General-Kommandos gegeben, ohne Fouriere zu marſchiren, plöglich und unerwartet in den Orten der Bestimmung anzukommen , um die Uebelthäter in steter Ungewißheit über das Auftreten der Militair-Kräfte zu erhalten. Eine solche Entsendung wurde von Gnesen aus, wo das Füselier-Bataillon 18. Infanterie-Regiments in Garniſon ſtand , am 8. März nach Trzemeszno

220 nothwendig. Um das sehr aufgeregte Gnesen nicht zu entblößen , verließ am 9. März Abends Oberstlieutenant von Knobelsdorf des 18. InfanterieRegiments mit einer Kompagnie dieses und der 5. Kompagnie des 19. Regiments Posen , rückte nach Gnesen und kehrte von da am 15. desselben Mos nats wieder zurück. Aehnlich marschirte Oberstlieutenant Koch mit der 5. ,

7. und 8. Kom

pagnie des Regiments am 7. Mai Abends nach Pudwig, um am 8. Morgens 7 Uhr in Gnesen einzurücken.

Die 6. Kompagnie unter

dem Hauptmann

von Bord ging zu gleicher Zeit über Kostrzyn nach Wreschen. Beide Abtheilungen kehrten am 11. Mai wieder nach Posen zurück. Ferner verließen am 18. Mai die 10. und 11. Kompagnie des Regiments Samter und marschirten auf Buck. Hier blieb die 10. stehen , während die 11. Kompagnie nach Gräß ging. Jeder Kompagnie war ein Detaſchement von 1 Offizier 20 Pferden 2. Dragoner-Regiments beigegeben. auf 1

Von beiden Orten aus mußte die Gegend

Meile im Umkreiſe in Form von Felddienstübungen durchzogen wer-

den. Am 14. Juni kehrten beide Kompagnien nach Samter zurück. Die legten revolutionären Bestrebungen waren um diese Zeit unterdrückt, Ruhe und Ordnung in alle Theile der Provinz zurückgekehrt . Im Regiment hatten während dieſer unruhigen Monate in raſcher Aufeinanderfolge mehrfache Personal-Veränderungen ſtattgefunden : Es ist schon erwähnt , daß Major Schreiner am 8. Januar den nachge. suchten Abschied als Oberstlieutenant erhielt. Am 5. März verabschiedete Se. Majestät der König den Kommandeur des Regiments, Obersten von Ising , als Generalmajor und den Kommandeur des 1. Bataillons ,

den seit dem 22. März 1845 zum Obersten ernannten

von Zülow. Am 28. März wurde Hauptmann Schmidt Allerhöchst zum Major ernannt ; am 31. März wurde durch Allerhöchste Ordre der Oberstlieutenant Freiherr von der Horst vom 15. Infanterie-Regiment zum interimistischen RegimentsKommandeur ernannt , Major Koch avancirte zum Oberstlieutenant und Major Wellmann , bisher im 18. Landwehr-Regiment , wurde in das Regiment verseßt. Endlich im Juli erhielt Major Wellmann den nachgesuchten Abschied und der Hauptmann

von Koscielski - Zlaski des Regiments wurde

Major, so daß das Regiment mit Stabsoffizieren wie folgt besegt war : Oberstlieutenant Freiherr von der Horst Kommandeur des Regiments. Koch !! " 2. Batail . Majer Krohn "I 1 .

"

Schmitt von Roscielski.

Н

Füs. Bat

221 Seit längerer Zeit waren in der Armee Versuche mit einem neuen leichteren Feldgepäck des Infanteristen angestellt worden. Se. Majestät der König hatte schließlich das Vyrchowsche System ausgewählt und befohlen , daß vorläufig die Jäger- und Füselier-Bataillone der Armee dasselbe allmälig anlegen sollten. Nachdem dies schon bei einigen Armee-Corps stattgefunden hatte, erhielten die schon bezeichneten Bataillone des 5. und 6. Armee- Corps den Allerhöchsten Befehl vom 23. April, das vorhandene Gepäck in das neue System umzuändern. Dies geschah beim Füselier - Bataillon des Regiments in den Monaten Juni und Juli zu Samter.

Die Musketier - Bataillone aus Poſen ſandten

die vorhandenen Sattler c. und die Arbeit begann. Aus den breiten schweren Taschen- und Säbel- Ge henken wurden Leibgurte und Tornister-Riemen , aus einer großen Tasche wurden zwei kleine , aus den alten breiten Torniſtern schmale höhere gearbeitet. Im August wurde das Regiment in Posen zum Exerciren zusammengezogen. Dieſem folgte das

Brigade- Ererziren und

am 6. September trat es im

Verein mit dem 18. Infanterie-Regiment den Marsch nach Schlesien zur Königs-Revue an. Am 23. September fand bei Herrnstadt große Parade und an den folgenden beiden Tagen Manöver im Armee-Corps ſtatt. Nach beendeter Revue kehrten die Musketier - Bataillone nach Posen zurück, das während Division besegt blieb.

der Abwesenheit der Garniſon durch Truppen der 5.

Das Füselier - Bataillon erhielt Befehl, in Fraustadt KantonnementsQuartier zu nehmen und rückte daselbst am 27. September ein. In altgewohnter Weise verging der Winter 1846–47. Für das Frühjahr 1847 standen wieder Unruhen zu erwarten, welche ihres Ursprungs halber doch ganz anderer Natur waren , als die Ves verflossenen Jahres. Damals war es der Polnische Adel, welcher conspirirt hatte, diesmal war es das niedere Volk, das bei der bestehenden Theurung aus Hunger zu Excessen geneigt war. Immerhin waren aber ernste Maßregeln nothwendig, denn leicht blieb es , die wenn auch anders baſirte Aufregung für nationale Zwecke auszubeuten. In Posen selbst wurde bei verstärktem Garnisondienst , welcher wie überall wieder mit gelatenem Gewehr versehen wurde , Getreide

die Sicherung der lagernden

und Mehl-Vorräthe ohne bedeutende Ruhestörungen bewirkt.

Nach

außerhalb wurden für diesmal nicht geschlossene Truppentheile , sondern ſtets gemischte Kommandos des 18. und 19. Infanterie-Regiments entsandt, welche von den Stationsorten aus , durch Patrouillen, häufig auch schon durch ihre Anwesenheit wirkten.

=

222

Solcher Kommandos gingen : 1 ) Am 5. Mai. Hauptmann von Bönigk des 18. Infanterie-Regiments mit 8 Unteroffizieren, 2 Spielleuten, 80 Gemeinen nach Czarnikau. 2) Am 6. Mai. Hauptmann von Brodowski des 19. Infanterie-Regi= ments mit 3 Offizieren , 10 Unteroffizieren , 3 Spielleuten , 100 Gemeinen nach Pudwig. In der Nähe von Pudwig wurde an der Chauffee von Posen nach Gnesen gearbeitet. Die dabei beschäftigten Arbeiter hatten theilweise die Arbeit verläſſen ,

in nahe liegenden Dörfern Lebensmittel gewaltsam erpreßt

und in Trupps bis zu 20 Mann die Gegend durch Vagabondiren unter Anwendung von Gewalt höchst unsicher gemacht. 3) Am 6. Mai. Premier Lieutenant von Wedelstädt des 18. InfanterieRegiments mit etwa 30 Mann nach Muravanna- Goslin. Hier hatte Gesindel böswillig gebrannt und durch Brandbriefe die deutschen Einwohner terroriſirt. 4) Zur selben Zeit Seconde-Lieutenant von Vietinghoff des 19. Infanterie-Regiments mit 3 Unteroffizieren , 1 Spielmann , 36 Mann nach Rogafen , wo bereits ein Kommando des 7. Huſaren-Regiments ſtand. Anfang Juni kehrten die ad 1 , 2 und 3 aüfgeführten , Anfang Juli das ad 4 genannte Kommando nach Posen zurück , da zu dieser Zeit die Ruhe nirgend mehr gestört wurde. Die Erfahrungen der Jahre 1846 und 47 veranlaßten das Königliche Kriegsministerium eine Vermehrung der Truppen in der Provinz Poſen vorzunehmen.

Der Regierungsbezirk Bromberg wurde durch

die 4. Diviſion

besezt und dadurch eine theilweise Dislokation der Truppen der 10. Diviſion bedingt. Das Füselier-Bataillon des Regiments

verlor

seine Garnison Bromberg und erhielt Befehl am 1.

hierdurch

definitiv

Juli 1847 aus dem

Kantonnement Frauſtadt nach Posen in Garniſon zu rücken. Die Besazɣng von Poſen bestand demnach aus : Drei Bataillonen 19. Inf. Regiments. Dem 1. und 2. Bat. 18. Inf. Regiments. Der 3. und 4. Kompagnie 5. combin. Res. Bataillons. Der 4. Escadron 7. Husaren-Regiments. Die 1., 2., 3. und 4. Fuß-Kompagnie 5. Artill.-Brigade und

einem Pionir-Detachement. Das Füselier-Bataillon bezog in Posen das Kasernement des Wilda-Forts. Inzwischen hatte das Regiment wieder den Kommandeur gewechselt. Am 6. Mai 1847 wurde der zum Oberst ernannte Freiherr von der Horst Allerhöchst zur Disposition gestellt und am 20. deſſelben Monats ernannte Se. Majestät der König den Oberstlieutenant Blumenthal des 13. Infanterie-Regiments zum Kommandeur des 19. Infanterie-Regiments.

223 Das Jahr 1847 hatte auch eine Aenderung in der Uniform der Offiziere herbeigeführt. Durch Allerhöchste Ordre vom 16. März war eine neue Probe des Offizier Mantels mit zwei Reihen Knöpfen , zwei Taschen und einem zum Abhaken eingerichteten Mantelkragen eingeführt. Bald wurde es allgemein , diesen Mantel ohne Kragen zu tragen und bürgerte sich dann der Name „ Paletot“ ein. Am 7. October 1847 befahl Se. Majestät der König die Abänderung des Gepäcks der noch nicht nach dem Vyrchow'schen System ausgerüsteten Bataillone nach einer Probe , welche die Mitte zwischen diesem und der bisherigen Art und Weise hielt. Der Leibriemen und die Torniſtertrage-Riemen der Vyrchow'schen Manier waren mit dem alten Tornister und einer großen Patronentasche combinirt. Die Vorbereitungen zur Ausführung dieses Königl. Befehls , die Anfertigung der Proben und die Anweisung der Geldmittel zu diesen Arbeiten verzögerten den Beginn derselben bis in das Frühjahr 1848. Endlich , Anfang März 1848 erhielt das Regiment die Proben und dann den Befehl , das alte Lederzeug abzuändern. Ereignisse von durchgreifender Wirkung sollten diese Arbeiten , nun endlich begonnen , sehr stören und verzögern. Der Geist der Unzufriedenheit , der Auflehnung und des Umsturzes kam über die Völker Europas.

Aufgestachelt durch eine zügelloſe , ja böswillige

Preſſe fiel in den Februartagen der Französische Königsthron ; die Republik ward proflamirt und ihre Emissäre gingen in alle Gegenden. In rascher Reihenfolge entstand faſt in jeder Hauptstadt zu Anfang des Monats März offener Aufstand und an allen übrigen Orten gewaltige Aufregung. Die Provinz Posen blieb von derselben nicht ausgeschlossen. Hier war fie aber nicht social wie anderswo basirt , hier wurde sie national. Deutsches Element stand vereint gegen polnisches Wesen.

Die Aufregung

wurde auch religiös , denn Deutsch und Evangelisch , Polnisch und Katholisch find für das Volk der Provinz Posen nicht zu trennende Begriffe. Gleichen Schritt haltend mit diesen von Außen heranſtürmenden aufregenden Nachrichten , sollten auch für das Regiment wichtige Veränderungen eintreten. Bereits am 6. Januar 1848 war Major von Krohn als Oberstlieutenant Allerhöchst verabschiedet. Anfang März geruhten Se. Majestät der König den Oberstlieutenant Koch und den Major von Koscielski zur Disposition zu stellen ; ersterer erhielt den Karakter als Oberst.

In das Regiment

wurden die Hauptleute von Winning vom 7. und von Gellhorn vom 40. Infanterie-Regiment als Majors verseßt, Hauptmann von Brodowski des Regiments zum Major ernannt.

224 Major von Winning aber erst am 3. April an.

-

erhielt das 1. Bataillon , trat sein Kommando Major von Brodowski kommandirte das 2.

Bataillon , Major von Gellhorn wurde als 5. Stabsoffizier mit der Führung des 5. combinirten Reserve- Vataillons beauftragt. Zu Anfang des Monats März war den überall bestehenden Verhältniſſen Rechnung tragend , Allerhöchst die Kompletirung der Infanterie auf die Kriegsstärke befohlen worden. Die für das Regiment bestimmten Reserven , zur Hälfte deutscher Nationa lität , trafen Mitte März in Poſen ein. Mit lautem Hurrah wurden sie empfangen , mit lautem Jubel rückten sie ein. Am 20. März Morgens durchliefen Gerüchte eines Kampfes in Berlin die Stadt und erhöhten die allgemeine Aufregung fieberhaft. Eine große Anzahl Polnischer Edelleute versammelte sich im Bazar, ihrem Haupt-Verkehrsort , sie hatten bereits genauere Nachrichten empfangen und beabsichtigten eine Demonstration. Das Gerücht lief umher, die Polen wür den die Königlichen Kaſſen nehmen.

Generallieutenant von Steinä der ,

der immer thätige Kommandant, begegnete auf der Straße gegen 10 Uhr den Hauptmann Bober des Regiments und befahl demselben sogleich mit seiner Kompagnie die Regierungs-Hauptkaſſe zu beſegen. Hauptmann Bober eilte in die nächsten Quartiere seiner Kompagnie und binnen Kurzem stand dieselbe vor dem zu schüßenden Gebäude aufgestellt. Vald darauf erschienen die Pelen in Masse vor demselben , wurden aber durch die Kompagnie verhindert, einzutreten.

Nun wurde Generalmarſch

geschlagen. Die Garniſon kam bald zuſammen , sah aber bunt aus. Von den verſchiedenen Uebungen herbei eilend , war hierdurch der Anzug ganz verschiedenartig. Mehr noch als dies , war aber durch die Umarbeitung des Lederzeugs herbeigeführt. Viele Soldaten banden sich daher die Patrontasche mit einem Strick oder dem Kochgeschirr-Riemen um den Leib. Die zusammengezogenen Truppen wurden auf die verschiedenen Pläge und Forts vertheilt, um zu bivouatiren , da von Stunde zu Stunde die Haltung der Polen drohender wurde. Noch am 20. März wußten dieselben von dem Königlichen Ober- Präsidium die Erlaubniß zu erhalten , Polnische Kokarden tragen zu dürfen. Tausende dieser Zeichen flogen aus den Fenstern auf die Straße und binnen wenigen Minuten war jeder Pole damit geschmückt. Sofort bildete sich im Bazar ein Comiter-narodawy-polskie , welches fich angelegen sein ließ , die Preußischen Behörden zu neutralisiren ; Emissäre gingen in die ganze Provinz, es war gerade Markttag zu Posen man machte dem Volke weis , Polen würde frei , die Preußischen Adler wurden in Folge

225

-

deſſen herunter geriſſen, kurz vom 20. März ab, standen sich die längst schroffen Partheien feindlich gegenüber. Am 21. März kam es im Städtchen Kostrzyn, 3 Meilen von Posen, bereits zum offenen Aufstande. Hauptmann von Hartwig wurde mit der 12. Kom pagnie des Regiments dorthin gesandt und stellte für den Augenblick die Ordnung wieder her. In Posen verging die Nacht zum 21. ziemlich ruhig , das laute Treiben der Polnischen Edelleute im Bazar abgerechnet. Dieselben wurden am 21 . von dem Generallieutenant von Steinäcker aufgefordert , Posen zu vers laffen, beachteten indeß dies gar nicht und bestürmten den kommandirenden General und das Oberpräsidium um die Gewährung von Freiheiten, die ihnen zu bewilligen Niemand befugt war. Nachdem am 22. eine nochmalige Aufforderung erlassen war , den Bazar zu räumen , ohne daß irgend welche Folge gegeben wurde , erhielt am 23. Mittags das 1. Bataillon des Regiments den Befehl , Nachmittags 3 Uhr den Bazar zu nehmen , Jeden sich Widersehenden niederzustechen , alle ſich vorfindenden Personen zu arretiren und alle Papiere mit Beschlag zu belegen. Man war auf Widerstand gefaßt, weshalb auch die Fenster des gegenüber liegenden General-Kommandos mit einem Schüßenzuge unter dem Lieutenant Fietsch besezt wurden. Die Polen entwichen zum Hinterhause hinaus , nur ein fanatisirter Hausdiener widerſegte sich und wurde erstochen. Der Bazar wurde noch am 23. als Kaserne eingerichtet und durch 2 Füselier-Kompagnien des Regiments und 1 Escadron 7. Huſaren-Regiments belegt.

Noch an demselben Tage kamen die ersten , der in Berlin seit der Verschwörung des Jahres 1846 gefangen gewesenen und in Folge der Ereignisse am 19. März amnestirten Polen in Posen an. Eine zahllose Menschenmaſſe zog ihnen mit Polnischen Fahnen , unter Abfingung Polnischer Lieder entgegen. Um einen sonst unvermeidlichen Conflict zu vermeiden, wurden die seit dem 20. auf dem Wilhelms- und Kanonen Plag bivouakirenden Truppen in die Festungswerke zurückgezogen. In der Stadt blieb nur der Bazar

das Karmeliter-Kloster und das

Schüßenhaus mit Truppen bequartirt. Die beiden Musketier - Bataillone befanden sich im Fort Wyniari, die nicht im Bazar einquartirten Kompagnien des Füselier- Bataillons im Wilda-Fort. Vom 24. März ab wurde die Festung armirt , weshalb Vor- und Nachmittags Arbeiter Seitens des Regiments gestellt wurden. Dieſelben rückten bewaffnet aus,Zum stets schlagfertig zu ſein.

226 Die Polen betrachteten diese Arbeit ruhig ; es hatte sich nämlich das Gerücht verbreitet , die Russen würden in die Provinz einrücken ; gegen dieſe seien die Arbeiten gerichtet. Am 27. März wurde

in Posen

eine Allerhöchste Kabinets- Ordre vom

24. März bekannt gemacht, nach welcher eine Reorganiſation der Provinz in Aussicht gestellt wurde. Dies Allerhöchste Wort stellte den Polen nationale Freiheiten in Aussicht, welche sie hätten ruhig abwarten sollen. Anstatt deſſen organiſirten sie sich selbstständig mit überſtürzender Eile . Vom 28. ab war die Bevölkerung Poſens in Regimenter formirt , welche auf den Plägen der Stadt ererzirten. Gleichzeitig begannen sie mit allen möglichen Mitteln die Soldaten Polnischer Nationalität zu verführen. Diese Künste , so golden die Versprechungen der Verführer auch klingen mochten, hatten aber nur geringen Erfolg. Es traten zwar Deſertionen ein, bis Mitte April in Summa 25 Fälle , aber es waren dies mit wenigen Ausnahmen

nur die Soldaten der allerschlechtesten Führung, denen es zu

schwer wird , sich in die militairiſche Ordnung und Disciplin zu fügen und welche zu aller Zeit bei vorhandener Gelegenheit sich diesem Zwange durch die Flucht zu entziehen suchen. Gegenüber diesen Verhältnissen war die Besagung von Posen durch den Anmarsch von Abtheilungen benachbarter Garniſonen wesentlich verſtärkt. Am 28. März ward ein Befehl gegeben , welcher dieselbe folgender Art eintheilte : 1. Zur bleibenden Garnison der Festung gehörten : Das 1. Bat. 19. Infanterie-Regiments. " 1. " " 18. " . 2. " " " "1 " 3. " (Posen) 18. Landwehr-Regiments. "/ 3. und 4. Komp . 5. combin. Res.-Bataillons .

"1

4. Escadron 7. Huſaren-Regiments.

Festungs- Artillerie. Pioniere.

2. Zu mobilen Kolonnen in die Umgegend wurden bestimmt : 2. Bataillon 19. Inf.-Regiments .

Füs.

"

"

2 Komp. Füs.-Bat. 18. Inf.-Regiments. 3 Escadrons 2. Leib-Husaren Regiments. 3 7. " " 3 " 1. Ulanen-Regiments.

12 Geschüge , und ferner alle die Truppen, welche noch erwartet wurden.

227 Schon am 27. März war das 2. Bataillon des Regiments mit einer Escadron 2. Leib-Huſaren - Regiments ausgerückt. Die Soldaten waren vor dem Abmarsch auf 3 Tage mit Brot versehen worden. Major von Brodowski marschirte mit der 5. und 6. Kompagnie sowie der Hälfte der Escadron nach Pudwig , Major Leinweber , Chef der Escadron mit der andern Hälfte derselben , der 7. und 8. Kompagnie nach Kostrzyn. In beiden Orten wurden die abgesezten Behörden wieder eingeſeßt, die abgerissenen Preußischen Adler aufgerichtet und die gänzlich verloren gegangene Ordnung hergestellt. Am 28. sollte Major von Brodowski über Kostrzyn nach Schroda, Major Leinweber nach Kurnik marſchiren. Als der erstere in Kostrzyn ankam ,

Major Leinweber hatte den Ort erst wenige Stunden vorher

verlassen , war bereits wieder jede Spur dessen, was dieser wieder herbeigeführt hatte, vernichtet. Nochmals wurde mit der Langmuth eines Lamms dem Gesez Achtung verschafft. Eben wollte Major von Brodowski den Marsch auf Schroda fortsegen , als 10 Deputirte dieser Stadt erschienen , um den Major dringend zu ersuchen, bei Vermeidung eines Blutbades nicht in Schroda einzurücken, man würde sich ihm mit allen Mitteln entgegenstellen. So deutlich, so feindlich war bisher den Truppen noch nichts begegnet. Major von Brodowski sandte sogleich an das nach Kurnik dirigir te Detaſchement den Befehl , auch auf Schroda zu marſchiren und ſegte dann ebendahin seinen Marsch fort. Nachmittags gegen 6 Uhr kam er 34 Meilen vor Schroda an.

Man be.

merkte Polnische Vedetten , hörte überall Sturm läuten und sah aus allen Dörfern Haufen bewaffneter Bauern in die Stadt eilen. Der Stadt näher kommend , sah man einige Wagen im Galopp diese verlassen und auf das Detaſchement zufahren. Es war nochmals die Deputation von vorher, diesmal unter Begleitung des Kreis-Landrathes. Wieder wurden dem Major von Brodowski die dringendsten Vorstellungen gegen das Einrücken gemacht. Als ein aus Schroda herbeikommender Regierungsrath , den man als gut Königlich kannte , auch abrieth , da es bestimmt zum hartnäckigen Kampfe kommen würde, die Tageszeit schon sehr vorgerückt war , überdies die Instruction des General Kommandos das Vermeiden jedes Conflicts dringend anbefahl, beschloß Major von Brodowski , vor der Stadt stehen zu bleiben und die Sachlage nach Posen zu melden. Major Leinweber hatte kurz nach dem Einrücken in Kurnik den Befehl, auf Schroda zu marſchiren , erhalten , denselben sogleich ausgeführt und sich inzwiſchen mit dem Major von Brodowski vereinigt. Das Detaſchement bezog ein Bivouak bei Zielniki und sicherte sich durch Vorposten, während eine Staffette nach Posen abging.

228 Die Polen hatten ihrerseits auch Vorposten ausgeseßt, welche den unfrigen gegenüberstanden. Gegen Morgen des 29. März kam der eigenhändige Befehl des kommandirenden Generals, nicht in Schroda einzurücken, sondern nach Posen zurückzukehren. Bis auf das Aeußerste ermüdet , entkräftigt und - entmuthigt , marſchirte das Bataillon erst 11 Uhr Abends des 29. wieder in Posen ein.

Am 30. und 31. März wurden Umquartirungen vorgenommen. Das 1. Bataillon quartirte in die, hinter der Festung Wyniari gelege nen Kasematten der Enceinte. Das 2. Bataillon behielt das Fort Wyniari belegt, das Füselier - Bataillon bezog mit den beiden, bisher im WildaFort untergebrachten Kompagnien das Karmeliter-Kloster. Die andern beiden Kompagnien verblieben im Bazar. Am 9. April ging die 9. Kompagnie unter dem Hauptmann Bober nach Iwno, um bis dahin einen nach Gnesen bestimmten Munitionstransport zu escortiren , wo derselbe durch entgegengesandte Truppen in Empfang genommen wurde. Die Gährung, das Feindliche der Vevölkerung Poſens trat mit jedem Tage stärker auf. Innerhalb der Festung mußte diesem Treiben ein Ende gemacht werden. Am 3. April wurde daher Festung und Stadt in Belagerungszustand erklärt. Die dies verkündende Ordre motivirte in ihrem Eingange die Maßregel und war dabei das Gerücht von dem etwaigen Einmarsch der Ruſſen geschickt benugt. Nachmittags 3 Uhr wurde sie unter Trommelſchlag und Trompetenschall auf den öffentlichen Plägen vorgelesen, während welcher Zeit die Garnison in den Werken und auf den Plägen bereit stand , Excesse sofort zu unterdrücken. Durch den Belagerungszustand , Zusammenrottungen streng

entstehende

welcher das Versammlungsrecht und alle

untersagte , wurde der eigentliche Zweck dieser

Maßregel sogleich erreicht. Die sich formirenden Polnischen Truppen verließen die Stadt und Posen wurde , wenn auch der Dienst anstrengend blieb , eine ruhige Stadt. Dieser Dienst der Truppen in der Festung war der Art ,

daß er nur mit

Aufopferung aller Kräfte ertragen werden konnte : Einen Tag um den andern bezog jeder Truppentheil die verstärkten Wachen oder bivouafirte als Piket auf den Plägen und bei den Ställen der Artillerie und Kavallerie , etwas das in ſeiner steten Wiederkehr , aller Witterung des Frühjahrs ausgesezt, schwer drückte. Von Wache oder Piket abgelöst, wurden die Bataillone in den schon genannten Räumlichkeiten untergebracht. Es hatte in denselben aber Niemand Quartier — ein zu Hause gab es nicht, sondern die leer stehenden Kasernenräume ,

eben verlassen von den Truppentheilen,

welche die Wache besezt hatten , wurden bezogen. 50 bis 60 Mann mußten

229 sich mit dem Raum beschränken , Dach und Fach zu kommen.

den früher 14 innehatten , nur um unter

An dem wachtfreien Abend gingen dann noch

Kommandos während der Nacht nach den zunächst gelegenen Dörfern , um die in denselben kantonirende Kavallerie vor nächtlichen Angriffen zu schügen. Solche Verhältnisse wollte Jeder beendet sehen ; wünschten glühend dreinzuschlagen , um

aus diesem

Offizier

und Soldat

unerträglichen Dienste

herauszukommen und da man nicht in der Lage war , das Zögern der obern Behörden zu begründen ,

trat ein gewiſſer Mißmuth ein, den zu steuern am

5. April folgender Corps -Befehl bei den Appells der Kompagnien deutsch und polnisch vorgelesen wurde : „Mit großer Genugthuung habe ich bisher gesehen , opfernden Ordnung und Disciplin ,

mit welcher auf,

mit welcher Ruhe , Ausdauer und

Hingebung Offiziere und Soldaten jezt seit 14 Tagen schon die vielfachen Beschwerden eines mühsamen Dienſtes ertragen haben , der auch meinem Soldatenherzen schwer geworden ist. Ehrend erkenne ich diese Leistungen an und sage Euch meinen Kame= raden meinen wärmsten Dank dafür.

Nur das Menschlichkeitsgefühl hat

mich bis jezt veranlaßt , allen den bedauerlichen Aufregungen um uns her mit Ruhe zuzusehen, ohne dagegen einzuschreiten. Auch jezt noch ist eine kurze Zeit des Ausharrens erforderlich. Mit der bisher bewiesenen Ruhe und würdevollen Haltung werdet Ihr auch jezt das Gesez zu schügen wissen. Gehorsam und willig , treu unserm Könige , treu unserm Eide werdet Ihr daher wie bis jezt Eure Pflicht erfüllen und Jeder von Euch wird jeder Zeit gleich freudig mit mir rufen : Hoch lebe der König !

Posen den 3. April 1848.

gez. von Colomb."

Die Ungeduld der Truppen ,

gegen die Aufrührer einzuschreiten ,

wurde

durch diese Ordre um Etwas besänftigt. Dem kommandirenden General war es darum zu thun, auf alle eintretende Fälle gefaßt zu sein. Ein ſofortiges Einſchreiten hätte nur mit untergeordneten Kräften geschehen können, wollte man die Festung mit allen ihren Behörden, Vorräthen und Kaſſen nicht

entblößen.

Einige Tage des Ausharrens ver-

mehrten die Zahl der verfügbaren Truppen bedeutend, denn auf allen Straßen marschirten dieselben herbei. Es wurde dabei solche Energie angewandt , daß mehrere Bataillone von weither den Marsch zu Wagen zurücklegten. So z. B. fuhr das 2. Bataillon 7. Inf.-Rgts. auf 120 Wagen am 9. April Morgens 11 Uhr von Glogau

230

-

ab und kam schon am Morgen des 10. nach unterbrochener Fahrt in Poſen an. Am 5. April wurden in Poſen Vorbereitungen getroffen , um am 7. eine Expedition auf Schroda zu unternehmen. Generalmajor von Dunker , Kommandeur der 10. Kavallerie-Brigade , erhielt den Befehl mit einem Detachement aller Waffen zuerst Schroda zu nehmen und dann weiter gegen Miloslaw und Wreschen zu operiren, wo sich ebenfalls Centralpunkte der Insurrection befanden. Das 2. und Füselier-Bataillon des Regiments waren beſtimmt , an diesem Zuge Theil zu nehmen , doch erlitt derselbe einen unerwarteten Aufschub, noch ehe er begonnen war. In der Nacht zum 6. April kam in Posen der Generalmajor von Willisen

als Königlicher Kommiſſär

an ,

um zuvörderst pacificirend auf die

Polnische Bevölkerung zu wirken. Gleich nach seiner Ankunft

erließ derselbe

eine Proklamation

an die

Bewohner des Großherzogthums , welche den Inſurgenten 3 Tage Zeit gab, die alte Ordnung wieder herzustellen , denn nur in Ruhe und Ordnung könne das Werk der Reorganisation der Provinz , gemäß des Allerhöchsten Willens begonnen und durchgeführt werden. Der Marsch auf Schroda wurde daher auf den 10. April verschoben. Die Zeit der Ungewißheit , des Wartens wurde für die Truppen wieder verlängert und Gerüchte der abentheuerlichsten Art , stündlich von allen Seiten nach Posen zusammen ſtrömend , erhigten das schon erregte Blut noch mehr. Die Polen waren in der Zeit nicht müßig ; sie seßten ihre Bemühungen , auf die Soldaten Polnischer Nationalität einzuwirken und sie zum Treubruch zu verleiten , auf jede Art fort. Es wurden Schriften verbreitet , welche offen diese Tendenzen verfolgten. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine brachten diese Aufforderungen ihren Offizieren und diese , der Treue ihrer Leute versichert , laſen dieſelben selbst den Uebrigen vor. Von allen Seiten ergingen Bittgesuche der Deutschen an den kommandirenden General um Schuß

und Schirm des bedrohten Eigenthums , der

gefährdeten Ordnung. Zu solchem Zweck marschirte Hauptmann Bober am 7. April mit der 9. Kompagnie des Regiments und 20 Pferden 4. Kürassier-Regiments nach Murowana- Goslin. Das Detachement blieb auf längere Zeit daselbst stehen und nahm keinen Theil an den Ereigniſſen der nächsten Zeit. Am 9.

April Mittags wurde plöglich der sofortige Ausmarsch der zum

Angriff auf Schroda bestimmten Truppen in Kantonnements zwischen den Straßen Posen-Kurnik und Poſen-Kostrzyn befohlen und gleichzeitig fole gende Disposition für den 10. April ausgegeben.

231

-

Ehe jedoch die Truppen die Stadt verließen , wurde angeordnet , daß am 10. in den Kantonnements Ruhe sein und die Disposition am 11. ausgeführt

werden sollte. Die Disposition lautete :

" Morgen früh 5 Uhr stehen zum weiteren Marsch auf Schroda bereit : 1 ) bei Kleszczewo : Tie linke Flügel-Kolonne unter dem Oberst von Brun ') , bestehend aus :

Dem Füselier-Bataillon 18. Infanterie-Regiments, Dem 3. Bataillon 6. Landwehr Regiments, " Dem 1. " " Der 1., 2., 3. Escadron 1. Ulanen -Regiments, Der 3. Escadron 4. Küraſſier-Regiments , 4 Geschügen der 2. reitenden Kompagnie, 1 Offizier 15 Pioniren ; 2) bei Krzyzowniki die rechte Flügel-Kolonne unter dem Oberst und Kommandeur des 7. Infanterie-Regiments von Kropf, bestehend aus : Dem 1. Bataillon 7. Infanterie-Regiments , Dem 2. Bataillon 19. "

Dem 3. Bataillon 7. Landwehr- Regiments , 1/2 Jäger-Kompagnie , 2 Geschüßen der 1. reitenden Kompagnie, 2 Geschüßen der Fuß- Artillerie, 2 Unteroffizieren 15 Pioniren. Die linke Flügel-Kolonne

marschirt über Markvice und Zielniki gegen

Schroda. Die rechte Flügel-Kolonne verfolgt die große Straße von Posen Schroda.

nach

Jede Kolonne formirt eine Avantgarde , welche durch Seiten-Detachements die Verbindung unter sich erhalten müssen. außerdem ihre linke Flanke zu sichern.

Die linke Flügel-Kolonne hat

Die Avantgarde der rechten Flügel-Kolonne entsendet eine Offizier-Patrouille über Kurnik und Bnin nach Kijewo auf der Straße von Santomysl nach Schroda, um die Verbindung mit den auf dieser Straße vorrückenden Kompagnien des Füſelier-Bataillons 7. Infanterie-Regiments und der 4. Escadron 1. Ulanen Regiments aufzusuchen. Da das Terrain in der nächsten Umgebung von Schroda zwischen den Straßen von Posen , Kostrzyn , Wreschen und Miloslaw sehr von Gräben 1) Oberst von Brun war Kommandeur der 9. Infanterie- Brigadez ſein Adjutant Premierlieutenant von Herrmann 1. des Regiments. 16

232 durchschnitten ist , so empfehle ich eine möglichst genaue Recognoscirung desselben. Sollte der Angriff auf Schroda erfolgen müſſen , ſo werden die Dispositionen dazu auf der Stelle getroffen werden , wobei ich besonders empfehle, die Truppen nicht zu ſehr zu vereinzeln , damit die Führer sie in der Hand behalten. Ich werde mich bei der rechten Flügel-Kolonne aufhalten , wohin alle Meldungen zu richten sind . Aus

den

vordersten Quartieren der heutigen

Kantonnements

werden

Vorposten ausgestellt , nämlich von Sczytniki , Gadki , Szczodczykowo , Srodka, Krzyzowniki , Nagradowice , Kleszczewo , Wydzierzewice , Trzek , Groß- und Klein-Siekierski. Die Truppen müſſen ſo in ihren Kantonnements eintreffen , daß sie noch am Tage die Vorposten aussehen , die unter einander in Verbindung stehen müſſen. Der Allarmplag der rechten Flügel -Kolonne iſt Tulce , sobald nämlich durch einen Angriff auf uns das Zuſammenziehen nothwendig wird . Wenn die Polnische Ulanen-Vedette bei Zymino der dieſſeitigen Vorpostenstellung nicht hinderlich ist , so ist keine Notiz von ihr zu nehmen.

Sollte

dieselbe aber unsern Vorposten zu nahe stehen , so ist dem in Zymino Kommandirenden sagen zu lassen , daß die Vedette mehr zurückgenommen werden müſſe , da sie sonst nicht geduldet werden könne."

(gez.) von Dunker.

Das 2. Bataillon des Regiments marſchirte am 9. Nachmittags mit dem Stabe und der 7. Kompagnie nach Zerniki , Tulce. mit der 8. "/ " Die 5. und 6. Kompagnie gingen nach Koninka und Szczytniki ; ſie ſeßten Vorposten aus und bildeten somit den rechten Flügel der in der Dispoſition vorgeschriebenen Vorpostenlinie. Außer den , schon in der Disposition genannten Truppen marſchirte Oberst lieutenant Blumenthal mit der 10. , 11.

und

12. Kompagnie des

Regiments und einer Kompagnie 6. Landwehr-Regiments nach Kostrzyn. Die Fouriere dieser Kompagnien , Lieutenant Hantelmann und 30 Füseliere brachen um 1 Uhr, das Bataillon 2 Stunden später auf. Als die Fouriere in Kostrzyn ankamen, fanden fie am Postgebäude einen Preußischen Adler , derselbe wurde mit Hurrah begrüßt. Der Adler am Rathhause war wieder entfernt und vom Kirchthurm wehte eine große Polnische Fahne. Lieutenant Hantelmann , mit dem Lürgermeister wegen der Einquartirung verhandelnd , verlangte von dieſem die ſofortige Entfernung der Polnischen Farben vom Thurm. Der Vürgermeister entfernte sich ; gleich darauf erschien, aber die Frau Bürgermeisterin und bat flehentlich ihren Mann mit

*233 diesem Auftrage zu verschonen. Wenn auch gern bereit dazu , sei es doch gewisser Tod, sobald das Militair die Stadt wieder verließe. Dasselbe Ansuchen wurde nun dem Ortspfarrer notifizirt, aber auch dieser stand unter dem Terrorismus der Revolution. Derselbe erklärte sich bereit, die Fahne herunter zu holen, erst müſſe es jedoch dunkel sein , sonst koste es ihm das Leben. Auf eine erneute Aufforderung verschwand die Fahne noch zur Tageszeit. Es war schon finster, als das Bataillon in Koßtrzyn ankam und sich sogleich durch drei Feldwachen sicherte. Man forschte nach dem vom Nathhause entfernten Adler. Es hieß derselbe sei in einen unergründlichen Brunnen geworfen und nicht zu finden. Ein Unteroffizier der 11. Kompagnie fertigte daher in Eile einen andern an und am 10. Mittags standen die 3 Kompagnien des Füselier-Bataillons vor dem Rathhause in Parade aufgestellt . Während das Gewehr präsentirt und ein hoch auf Er. Majestät den König ausgebracht wurde , erschienen die Preußischen Farben wieder an ihrer alten Stelle. Am Abend desselben Tages erspähten schließlich die suchenden Füseliere den Adler in einem Brunnen und unter allgemeinem Jubel wurde er hervorgeholt. Am 10. wurde folgender Parole-Befehl bekannt gemacht :

"Morgen am 11. d. M. steht die rechte Flügel-Kolonne unter dem Oberst von Kropf bei Krzyzowniki mit einer formirten Avantgarde zum Vorrücken auf Schroda bereit ; die linke Flügel Kolonne unter dem Oberst von Brun steht zu derselben Zeit mit gleicher Formation , zu gleichem Zweck bei Kleszczewo . Außerdem hat diese Kolonne aus dem 2. Bataillon 21.

Infanterie-Regiments

und

dem Füselier-Bataillon

19. Infanterie-Regiments , sowie aus einer Schwadron Kavallerie eine Reserve zu bilden, welche gegen etwaige Angriffe von Wreschen her disponibel zu halten ist. Die linke Flügel-Kolonne hat demnach auf Chlapowo zeitig patrouilliren zu lassen. Auf den Vorposten sowohl, als in den Kantonnements ist Achtsamkeit auf alle Durchpassirenden zu richten. Die Vorposten werden heute auf ähnliche Weise ausgestellt wie gestern. Beim Abmarsch der Truppen Morgen früh zu beiden Rendezvous Krzyzowniki und Kleszczewo bleiben nur die Vorposten stehen, während

alle übrigen Truppentheile nach den betreffenden Rendez -vous

marschiren. Die Wagen versammeln sich hinter die respectiven Rendezvous um 9 Uhr unter angemessener Bedeckung. gez . von Dunker. "

Am 11. April Morgens begann der Vormarsch auf Schroda ganz in der, nach der Disposition vorgeſchriebenen Art und Weiſe.

234

-

Oberstlieutenant Blumenthal , welcher mit den 3 Füselier-Kompagnien des Regiments , dem 2. Bataillon 21. Infanterie-Regiments und der 3. Ess cadron 7. Husaren-Regiments um 8 Uhr in Cerleino gestanden hatte, erhielt hier den Befehl des Obersten von Brun bis auf weitere Ordre daselbst stehen zu bleiben. Um 10

Uhr erfolgte diese folgendermaßen :

„Der Oberstlieutenant Blumenthal rückt mit seinem Detaſchement bis Bagrowo und zwar bis auf die Straße von Schroda nach Nekla, bleibt dort stehen, schickt Meldung, wenn er daselbst eingetroffen ist und erwartet die weiteren Befehle. Es wird nämlich auf eine Sendung des Generals von Willisen gewartet , deshalb darf ein Gefecht nicht ſtattfinden, man müßte denn auf Widerstand stoßen. gez. von Brun. “

Das Detaschement brach sogleich auf, marschirte über Wengierski, Plawce, Zdzychowice und traf um 12½ Uhr in Bagrowo ein. Die Meldung hiervon wurde an den Oberst von Brun gesandt, welcher sich zur Zeit in Zmysłowo. Krug befand. Als beide Kolonnen im vollen Marsch auf Schroda waren, hieß es plöglich wieder :

Halt , segt die Gewehre zusammen."

Es kam wieder nicht zur, Action, dieselbe wurde nochmals verschoben . Betrachten wir den abermaligen Grund : Es ist schon gesagt, daß General von Willisen in einer Proklamation an die Bewohner des Großherzogthums Posen vom 6. April, diese zur Ord. nung, zur Ruhe und zur Gefeßlichkeit ermahnt hatte und zur Wiederherstellung dieses Zustandes 3 Tage Frist gewährte. Während dieser Frist war der , für die Herstellung eines Polen-Reiches eingenommene Königliche Kommiſſär mit den Spigen der Revolution in Vers kehr getreten, um die Auflösung der bewaffneten Versammlungen zu erzielen, welche sich bereits auf 20,000 Mann belaufen sollten. Der General theilte diese in einer Eingabe an das Königl. Ministerium in drei Klaſſen : 1 ) Solche, welche untauglich zum Militairdienst sind. 2) Die Landwehrleute beider Aufgebote. 3) Die zum Dienst brauchbaren

und befürwortete : Die ad 1 ) Genannten sofort zu Hause zu senden , die 2. Klaſſe ſtraffrei zu ihren Bataillonen zu schicken und die legteren in einem besonderen Trups pencorps formirt, fortbestehen zu lassen. Schon am 9. April wurden diese Ideen in einer Bekanntmachung veröfs fentlicht und dabei versprochen, daß, falls die Klaſſen 1 und 2 bis zum 11 .

235 Morgens 9 Uhr zu Hause gegangen wären , ein militairiſches Einſchreiten nicht stattfinden würde. Der kommandirende General hatte diese neue Frist bewilligt und entstand in Folge dessen der Ruhetag am 10. und das Verschieben des Marsches nach Schroda auf den 11. April. Die Polen dachten aber gar nicht daran nach Hause zu gehen und trøgden der Minister des Innern eine Formation besonderer Corps unter allen Umständen verweigerte , tagte der General von Willisen seit dem 11. Mors gens mit den Führern im Kruge zu Jaroslawice und schloß folgende Uebereinkunft mit denselben ab : 1. Die Leute der Klasse 1 ) ,

d . h. die zum Dienst untauglichen , werden

schon heute den 11. in Schroda nach Kreisen gesammelt und durch die geeigneten aus ihrer Mitte gewählten Personen in ihre Heimath geführt. Sensen und Waffen werden von ihnen gefahren und ihnen in ihre Heimath mitgegeben. 2. Die Landwehrleute werden am folgenden Tage gesammelt und ebenso wie ad 1 ) in ihre Stabsquartiere geführt , wenn Ee. Excellenz der kommandirende General nicht etwa gestattet , daß sie gleich nach Hause gehen können . 3. Die Klaſſe 3) , d. h. die zum Dienst tauglichen Volontaire , bleiben zuſammen, bis über die Art und Weise ihrer Einstellung in die Truppen der Posenschen Division entschieden wird. Jedoch darf dies nur an den vier folgenden Orten stattfinden : Wreschen , Miloslaw , Xions und Pleschen. An keinem Orte darf die Stärke eines Bataillons von 5 bis 600 Mann und 120 Pferden überschritten werden. Bis zur Entscheidung über die Art und Weise ihrer Einstellung werden sie von den Ihrigen ver. pflegt, wobei keine Requisitionen ausgeschrieben werden dürfen. Sie sollen unter die Aufsicht eines höhern Preußischen Offiziers

gestellt werden. Andere Waffen als Gewehre , Säbel, Sensen , d. h. Böller und dergleichen werden den Offizieren zur Disposition gestellt. 4. Die bewaffneten Abtheilungen an den andern Orten räumen dieſe birnen drei Tagen und ziehen sich auf die 4 angeführten Hauptpläge zurück. Schroda wird in 3 Tagen geräumt, und zwar geht die Anzeige davon den 13. Abends durch den General von Williſen an den kommandirenden General. Die Volontäre ziehen sich nach Miloslaw zurück. 5. Kein Militair noch Landwehrmann soll als solcher zur Verantwortung gezogen werden. 6. Den Ausländern wird garantirt, daß sie nicht ausgeliefert werden. 7. Diese Maßregeln hindern nicht , daß die Lehörden nach der Anordnung der Reorganisations-Kommiſſion ſofort wieder eingeſegt werden und daß

236 der ganze Regierungs.Mechanismus ſofort wieder in ſeinen freien Lauf trete. 8. Alles Privat-Eigenthum , welches nicht freiwillig gegeben worden , wird in natura zurückgegeben oder erseßt. 9. Sobald diese Maßregeln in der angegebenen Art ausgeführt werden, werden sofort alle militairischen Maßregeln sistirt. 10. Der Zeitpunkt zur Ausführung dieser Maßregeln fängt an : Für Schroda heute den 11 . 12. Für Wreschen 13. Für Xions " 11 14. Für Pleschen Zur Ausführung selbst wird eine Frist von drei Tagen gegönnt. " Jaroslawice den 11. April 1848.

gez. von Willisen. Libelt. Stefanski. Radonski. Vor dem 14. April war also gegen Schroda Nichts zu machen. Der von Er. Majestät dem Könige gesandte General hatte Vollmachten, welche Seitens der obern Militair-Behörden zu reſpectiren waren. Mit schwerem Herzen wurde der Befehl gegeben , die Truppen in die Kantonirungen zu führen. Folgender Parole-Befehl vom 11. April machte die vorangeschickten Umstände den Truppen bekannt : Beim Anmarsch der Truppen auf Schroda haben die dort versammelten Polen sich den Bedingungen, die ihnen der Allerhöchsten Orts ernannte Kommiſſarius , General von Willisen gestellt hat , unterworfen. Sie werden demgemäß innerhalb 3 Tagen auseinandergehen, in ihre Heimath zurückkehren oder in den diesſeitigen Militairdienſt aufgenommen werden. Der Eifer , den Ihr Soldaten des hier versammelten Truppen-Corps hierbei an den Tag gelegt und den Ihr auch noch heute bewiesen , ist mir eine freudige Bürgschaft , daß Ihr nöthigenfalls die Gewalt der Waffen mit der Entschiedenheit angewandt haben würdet, die den Preus bischen Soldaten auszeichnet. Ich erwarte nun aber auch, daß Ihr durch ein ruhiges gehaltenes Benehmen gegen die Leute, die nur verführt zum Ungehorsam gegen die Geseze , Euch nicht hinreißen laſſen werdet und auch ferner meine Zufriedenheit erwerben und die bisherige vortreffliche Disciplin, die Euch Ehre macht, erhalten werdet. Des Königs Wille ist erfüllt, Ihr habt dazu kräftig mitgewirkt. Dies ist der schönste Lohn des Soldaten." gez. von Colomb. Gehorchen , wenn auch mit schwerem Herzen , gehorsam sein, auch gegen die innerste Ueberzeugung ,

gegen das militairische Gefühl und gegen das

237

-

soldatisch fließende Blut, das waren Dinge in denen die Armee im Jahre 1848 Gelegenheit hatte, oft ihre Disciplin zu zeigen. Etwas niedergeschlagen ,

denn jeder Soldat fühlte instinctmäßig : „ Dieſer

Weg führt zu keinem guten Ende ", wurde in die neuangewiesenen Kantons nements marschirt. Das 2. Bataillon quartirte nach Biernatki, Dembiec und Trzebieslawski. Das Füselier-Bataillon hatte noch volle 2 Meilen zu marſchiren, nach dem schon 2½ Meile zurückgelegt waren ; es kam Abends 8 Uhr in den Dörfern Runowo , Dziecmierowo und Pierzchno, dicht bei Kurnik an. In dem nahen Städtchen Kurnik, wo es schon beim Einmarsch des 1. Bat. 7. Infanterie- und des 3. Bat. 7. Landwehr-Regiments am 11. zu unangenehmen Reibungen gekommen war, welche mit Mühe bewältigt wurden , kam es am 12. Abends zu bedeutenden Ruhestörungen. Landwehrmänner , nicht immer stark in der vorher bezeichneten Disciplin , suchten auf eigne Faust nach Waffen , riſſen die Polnischen Fahnen herab , schossen nach denselben, lügenhafte Gerüchte von noch gröberen Exceffen kamen dazu und die davon ziehenden Insurgentenhaufen rückten wieder gegen die Stadt vor ; man ſah Signal-Raketen steigen , kurz der Oberst von Kropf ließ Generalmarsch schlagen. In den militairisch gesicherten Kantonnements der beiden Bataillone des Regiments wurden dieſe Vorgänge gehört und gemeldet ; die Kompagnien traten gegen 9 Uhr Abends des 12. unter das Gewehr und , kehrten erst um Mitternacht in die Quartiere zurück, nachdem durch Patrouillen die Wiederherstellung der Ruhe festgestellt war. Am 13. Mittags ging der Befehl ein, daß die um Schroda kantonnirenden Truppen am 14. Morgens 9 Uhr wieder auf denselben Stellen stehen sollten, aus denen sie am 11. in die Kantonnements marſchirt waren. Die 3 Füselier-Kompagnien mußten deshalb schon um 4 Uhr Morgens aufbrechen, um Bagrowo zu erreichen. Da es ſeit einigen Tagen stark geregnet hatte , so waren die Wege grundløs. Um 934 Uhr erhielt daselbst Oberstlieutenant Blumenthal den Befehl, sofort auf und durch Schroda zu marschiren und sich vorwärts auf der Straße nach Miloslaw mit den übrigen Truppen zu vereinigen. Schroda war wirklich von den Polen geräumt und seit Tagesanbruch durch den Major von Brodowski mit der 5. Kompagnie des Regiments besegt. Derselbe hatte hierzu mitten in der Nacht den Befehl erhalten mit der Weisung, in Schroda als Kommandant zu fungiren. Die so viel verschrieenen Verschanzungen bestanden aus 2 elenden an den Ausgängen nach Posen und Miloslaw gelegenen Brustwehren , 3 Fuß hoch mit 4 Fuß breitem Graben davor. Dennoch versperrten diese Werke der Art die Straße, daß das Defiliren der Truppen erschwert wurde, um ſo mehr, da

-

238

der kommandirende General innerhalb der Stadt die Marschkolonnen an sich vorbeigehen ließ. Das Füselier-Bataillon

quartirte an diesem Tage mit dem Stabe nad

Uleyno. Ebenda lag auch Oberstlieutenant Blumenthal. Die Kompagnien lagen in Kopaßyze, Sberki, Rufiborz und Palazeiewo. Das 2. Bataillon beſegte Schroda, blieb auch bis auf Weiteres daselbst stehen. Am 16. April wurde eine neue Eintheilung der Truppen angeordnet. Der General von Dunker und Oberst von Brun hatten andere Leſtimmungen erhalten ; ersterer war Allerhöchsten Orts zum Kommandeur der 16. Diviſion, legterer zur 16. Infanterie- Brigade versezt. Oberst von Kropf kehrte mit einigen Truppen nach Posen zurück , um gegen Buck verwandt zu werden und die übrigen bei Schroda verbleibenden Truppen traten unter die Befehle des Obersten von Brandt , seit kurzer Zeit Kommandeur der 10. Infanterie-Brigade ,

da General von Thümen

zur 5. Infanterie-Brigade versezt war. Es waren dies an Infanterie unter dem Oberstlieutenant Blumenthal : das Füselier-Bataillon 7. Infanterie-Regiments, 18. "/ " H 19. " " " 1. Bataillon 6. Landwehr-Regiments,

"

2.

"

6.

1 Kompagnie 5. Jägers Abtheilung,

1 Pionier Detaſchement ; an Kavallerie unter dem Oberst Graf Lüttichau , Kommandeur des 2. Leib-Husaren-Regiments : 1 Escadron 4. Küraffier-Regiments, 3 " 2. Leib-Husaren-Regiments, 3 " 1. Ulanen-Regiments ; an Artillerie :

6 reitende Geschüße. Dieſe Truppen brachen noch am 16. Mittags auf und marſchirten auf Santomysl und Schrimm , um daselbst Kantonnements zu beziehen. Die 3 Fuselier- Kompagnien des Regiments unter dem

Major

Schmidt blieben in Santomysl, Oberstlieutenant Blumenthal ging nach Schrimm. Es war nun die Zeit verflossen, in welcher, der Uebereinkunft von Jaros. lavice gemäß , die Polnischen Läger aufgelöst und die Ordnung wiederherge stellt sein sollte. Schroda und Wreschen waren zwar geräumt , aber zur großen Mehrzahl waren die Inſurgenten nicht in die Heimath , sondern nach Xions und Mi-

239 loslaw gezogen. unsicher.

Viele trieben sich umher und machten die Gegend höchst

In allen kleinern Städten befanden sich noch Polnische Komitäts ; wo man Preußische Soldaten sah, behandelte man sie feindlich. Am 18. April marschirte Oberst Graf Lüttichau mit dem Füselier-Bataillon 18. Infanterie- und 1 Escadron 1. Ulanen-Regiments nach Krieven. Die Stadt Gostyn verweigerte ihnen den Einmarsch.

Natürlich wurde der-

selbe erzwungen, wobei es nicht zu vermeiden war, daß Blut floß. In Dolzig hatte man einer Ulanen-Patrouille das Durchreiten verweigert. Dahin ging am 19. April das Füſelier-Bataillon 7. Infanterie-Regiments, 1 Escadron Ulanen, 1 Jäger-Detaſchement und 2 reitende Geschüße. Dies Detaſchement rückte nach Krotoszyn , um auch dort die Ordnung wiederherzustellen. Auf der Rückkehr nach Schrimm wurde in Koszmin der Durchmarsch verweigert. Es kam zum Gefecht, die Stadt wurde genommen. Fast täglich wurde auf ruhig des Weges

gehende Ordonanzen in den

Wäldern geschoffen, kurzum, was Jedermann vorher fühlte : daß die Theorien des Generals von Willisen kein Reſultat haben würden , war im vollsten Sinne eingetreten. Das Polnische Volk , von der Geistlichkeit aufgeregt , glaubte an das von 1Polen wird frei , wenn Ostern und Georgi dieser verbreitete Sprichwort : " auf einen Tag fällt." Am 23. April 1848 traf dies zu und der gesegliche Zustand war überall da, wo sich kein Militair befand, im höchsten Grade alterirt. Die Füselier-Bataillone 7. und 18. Infanterie-Regiments blieben deshalb in Dolzig, Vorek und Koszmin ſtehen. Zu dem Detaschement des Obersten von Brandt stieß, um die detaſchirten Truppen zu erseßen, am 26. das 1. Bataillon 7. Infanterie-Regiments . Mit diesem kam Oberst von Kropf an und übernahm das Kommando über die Infanterie, welches bisher Oberstlieutenant Blumenthal innegehabt hatte. Seit dem 19. April hatten die obern Militair-Vehörden dem General von Willisen entschieden Widerstand entgegengesezt. Derselbe reiste daher sofort nach Berlin zurück und war nun anzunehmen ,

daß die Ruhe der Provinz

auf praktisch militairische Art schnell wiederhergestellt werden würde. Am 24. April befahl der kommandirende General aus Kurnik das militairische Einschreiten gegen die Läger Xions ,

Neustadt a. W. und Miloslaw,

da die Convention von Jaroslawice durch die Polen gebrochen sei. Oberst von Brandt sollte von Schrimm gegen Xions und Neustadt, Generalmajor von Blumen , Kommandeur der 10. Landwehr-Vrigade, von Schroda gegen Miloslaw , im Verein mit der Brandtschen Kolonne operiren, nachdem diese bei Neustadt die Warthe passirt haben würde.

240 Diese Operation, Anfangs auf den 26. feſtgeſeht, wurde auf den 29. April verschoben. Das 1. Bataillon des Regiments hatte in dieser Zeit ruhig in Posen ges ſtanden und unausgeſegt in der ſchon beſchriebenen Art den Wachtdienst verrichtet. Am 18. April rückte es mit dem 2. Bataillon 7. , dem 2. Bataillon 18. Infanterie- und 2 Escadrons 7. Husaren -Regiments unter dem Obersten von Heißter aus , um auf Buck zu marſchiren. Der Zug ging ohne welche Ereignisse von Statten. fen ein.

Am 20. April rückte das Bataillon wieder in Po-

Während des Osterfestes stieg auch in Poſen die Aufregung wieder , wess halb einige Male Bivouaks auf den Plägen bezogen wurden. Das 2. Bataillon hatte vom 14. April ab in Schroda kantonirt. Der Sicherheitsdienst war beschwerlich ; täglich war eine Kompagnie absorbirt, um die Feldwachen und die in Allarmhäusern stehenden Pikets zu geben. Am 20. wurde Hauptmann Knorr mit der 8. Kompagnie nach Kostrzyn detaſchirt, da die dort seit dem 9. stehende Kompagnie 6. Landwehr-Regiments nach Gnesen abgerückt war. Diese Kompagnie wurde in Schroda durch die 10. Kompagnie des Regiments von Santomysl Bataillonen zurück.

aus ersegt.

Am 24. April kehrten beide zu ihren

Oberst von Brandt dislocirte am 28. April die ihm untergebenen Trups pen von Santomysl und dem rechten Warthe- Ufer her nach Schrimm und vorwärts auf dem Wege nach Xions zu. Das Füfelier- Batailllon des Regiments kantonirte in Schrimm. Zu gleicher Zeit wurde folgende Disposition ausgegeben : Disposition für die mobile Kolonne , unter Befehl des Obersten von Brandt. (28. April 1848.) Ordre de bataille : Avantgarbe : Major Schmidt vom 19. Inf. Rgts.

1 Zug Ulanen , 1 Kompagnie Füseliere 19. Inf. Rgts . ¹ ) Jäger-Detachement , 4. Escadron 1. Ulanen Regiments , 2 Kompagnien vom Füselier Bat. 19 Inf.-Rgts. 2) 1) 12. Kompagnie, Hauptmann von Hartwig , die Lieutenants von Lippe und Rabor. *) 10. Kompagnie , Hauptmann von Heydebrand, die Lieutenants Hantelmann und von Wlosto. 11. Kompagnie , Hauptmann von Liebermann , Premierlieutenant von Schlichting, die Lieutenants von Skrbensky 2. und Burchardt.

241 Gros: Oberst von Kropf. 1. Bataillon 7. Infanterie-Regiments ,

2 Escadrons 2. (Leib) Huſaren-Regiments , 4 Geschüße der 3. reitenden Kompagnie , 1. Bataillon (Görlig) 6. Landwehr-Regiments. Reserve : Oberstlieutenant Blumenthal. 1 Escadron 2. (Leib) Husaren-Regiments , 2 Kompagnien 2. Bat. (Freistadt) 6. Landwehr-Regiments, 20 Jäger, 2 Geschüße der 2. reitenden Batterie, 1 Kompagnie 2. Bat. (Freistadt) 6. Landwehr-Regiments,

Pionir-Detachement , Bagage. Linkes Flügel - Detachement. Lieutenant von Eckartsberg.

Rechtes Flügel - Detachement. Major von Johnston.

1 Kompagnie 2. Bataillons (Freistadt) 6. Landwehr Regiments.

2 Kompagnie Füseliere 18. InfanterieRegiments. 1. Escadron 1. Ulanen Regiments.

15 Husaren.

2 Kompagnien Füseliere 7. Infanterie-Regiments. 3. Escadron 1. Ulanen-Regiments. Disposition. Die mobile Kolonne steht Morgen , am 29. April , an folgenden Plägen zum Abmarsch bereit : 1 ) Das linke Flügel -Detachement um 7 Uhr beim von Leng.

östlichen

Ausgange

2) Die Avantgarde, das Gros und die Reserve um 19 Uhr sämmtlich aufgeschlossen hinter einander in der Rendez- vous Stellung bei Chrzonslowo an der Straße von Schrimm nach Xions. Ich habe dem

Major von Voigts Rhet

befohlen ,

den Plag

anzuweisen. 3) Das rechte Flügel Detachement vor Wlosciejowski auf der Straße von Dolzig nach Xions um 10-11 Uhr. Sollte der Angriff auf Xions ausgeführt werden , so geschieht dies in folgender Weise : 1) Das linke Flügel-Detachement marſchirt um 7 Uhr von Bleng) über Eroczewer Hauland auf Zaborowo und rechts an Gogolewo vorbei nach Swioncyn. Die Fähren bei den Srodczewer Hauländern , bei Kempa und Swioncyn werden auf das linke Ufer gebracht und die Paſſage bis auf Weiteres, untersagt.

G

242

-

Wenn es möglich ist , so sind die Fähren für den 30. früh nach Neustadt zu bestellen und den Fährleuten dafür eine Gratifikation von 4 Thalern à Schiff zuzusagen , die ich in Neustadt baar bezahlen werde. Das Detaschement greift Swioncyn eventuell an , bleibt dort stehen und seßt sich von da aus in Verbindung mit dem Gros bei Xions. 2) Die Avantgarde rückt auf der Straße über Zawory und Zakrzewo vor , und marſchirt von hier auf Xions ; sie formirt sich dem nördlichen Eingange gegenüber und läßt die Besagung der Stadt auffordern, die Waffen zu strecken und sich zur Disposition des Führers der Preußischen Truppen zu stellen. Geschieht dies nicht , so wird der Angriff durch die Artillerie und demnächst durch die Jäger eröffnet. Der Bogusziner-Wald und der Ausgang der Stadt nach Xionszek ſowie die Straße nach Neustadt sind durch die Kolonne zu beobachten. 3) Das Gros folgt der Avantgarde in der Art , daß es sich , wenn der Angriff erfolgt , als zweites Treffen formiren kann und von jezt ab gleichzeitig die Reserve bildet. Das 1. Bataillon 6. Landwehr-Regiments giebt einen Zug zur Deckung der Artillerie , sowie diese auf dem Windmühlenberge , dem nördlichen Eingange der Stadt gegenüber auffährt. Der Herr Oberst Graf Lüttich au wird über die Kavallerie so disponiren , daß die Insurgenten nicht aus der Stadt entweichen können , besonders aber ein Vorbrechen der Kavallerie verhindert wird. Die Infanterie und Artillerie müssen daher auf dem Marsche derart formirt sein ,

daß die Kavallerie nöthigenfalls rasch vortraben und die

Tete gewinnen kann. Die Verbindung mit der gegen Xions direct vorgehenden Reserve ist zu unterhalten. 4) Die Reserve folgt dem Gros bis dahin , wo der Weg von Zaborowo nach Xions

von der Straße Zakrzewo-Zawory durchschnitten wird und

dirigirt sich dann auf Xions. Da der Ort von dieser Seite stark barrikadirt ſein soll , so wird hier vorläufig nur durch Artillerie- und Tirailleur-Feuer gewirkt , wobei jedoch die links von der Straße liegende Probstei zu schonen ist , weil darin bedeutende Vorräthe vorhanden sein sollen. Von hier aus ist die Verbindung mit der von Süden her vorgehenden rechten Flügel-Kolonne herzustellen. (Zu diesem Zweck wird wahrscheinlich ein Damm benugt werden können , welcher unterhalb der Stadt über die Wiesen führen soll.) Der Brückentrain wird nöthigenfalls die Ver. bindung mit dem rechten Flügel-Detachement vorbereiten. Der Angriff wird hier nicht gegen die Barrikaden gerichtet, die Kolonne lehnt ihren rechten Flügel an die Straße , maskirt die Barrikaden und

243

-

sucht sie seitwärts , links mit dem Gros Verbindung ſuchend, zu umfaſſen. Die Herren Kommandeurs werden , soweit dies thunlich , die Dertlich. keiten recognosciren , um den angreifenden Kolonnen die praktikabelſten Zugänge anzuweisen. 5) Die rechte Flügel-Kolonne unter dem Major von Johnston marschirt in der Art gegen Xions vor , daß sie das Stunde südlich von Xions gelegene Dorf Brzuſlownia um 11 Uhr passirt und sodann die südlichen Ausgänge der Stadt beobachtend sperrt ; dieselbe hat sich vorzusehen, daß sie nicht in das Kanonenfeuer geräth , welches vom Windmühlenberge auf die Stadt gerichtet wird. Die Bagage wird der Reserve folgen und rückwärts in angemeſſener Entfernung auffahren. Jede Kompagnie giebt 1 Unteroffizier 4 Mann zur

Deckung ihrer

Wagen , welche Mannschaften unter dem Befehl des ältesten Rechnungsführers stehen, der sich bei der Bagage aufhalten wird. Ich werde bei der Avantgarde sein. Der Gebrauch der Waffen tritt

ein :

nach zweimaliger

vergeblicher

Aufforderung oder sogleich, wenn die Insurgenten zuerst feuern oder an griffsweise verfahren. Der Oberst und Brigade-Kommandeur gez. von Brandt.

Der Oberst von Brandt hatte noch in den vorhergehenden Tagen das Mögliche gethan, um die in Xions versammelten Inſurgenten zum Auseinandergehen zu bewegen. In der legten Stunde wurde eine neue Aufforderung erlassen , eine Antwort darauf erfolgte.

Die vorangegangenen 4 Wochen hatten genügt ,

ohne daß

daß die Formation der

Polen weit vorgerückt war. Die große Zahl der emigrirt gewesenen Offiziere der Polnischen Armee der Jahre 1830 und 1831 erleichterte dies. Es hatten sich Ulanen formirt , in denen auf guten Pferden viele Edelleute dienten ; sie muften als gute Truppen gelten. Denselben Anspruch konnten auch mit vollem Recht die Jäger machen , welche meist aus dem Gesinde der Gutsbesiger gebildet, mit Büchsen oder guten Gewehren ¹) bewaffnet waren. Weniger brauchbar war die große Masse der Sensenmänner ,

doch die

Geistlichen mit dem Krucifir voran , waren auch sie angriffsfähig. Die Stadt Xions liegt von flachen Höhen umgeben, welche 6-800 Schritt von ihr entfernt sind, hart nördlich eines sumpfigen Wiesengrundes. (Num, mer 3 Beilage I. ) 1) Unter denselben befanden sich alle die, den zahlreichen Grenzbeamten an der Ruſſiſchen Grenze abgenommenen Gewehre.

244 In der Mitte der Stadt liegt ein großer Marktplaß, auf deſſen Mitte das Nathhaus als Reduit hergerichtet war.

An der Südfront des Marktes führt eine Straße entlang, welche in gera. der Richtung die ganze Stadt der Länge nach durchzieht. Weftlich feßt dieſelbe sich in der Landstraße nach Schrimm fort , öftlich führt sie zum Dominium und zum davor liegenden Torf Xionszek. Gegen Norden liegt dem Marktplag eine mit der schon genannten, parallel laufende Straße vor, Apothekerstraße genannt. Am Ausgange nach Schrimm vereinigen sich diese Parallelstraßen. Oftwärts segt sich die Apothekerstraße in der Landstraße nach Neustadt fort. Vom Markt gerade gegen Norden , die Apothekerstraße rechtwinklich schneidend, führt die breite Kirchstraße zum Ort hinaus. Die Wege nach Zakrzewo und Swioncyn gabeln sich da , Stadt verläßt.

wo diese die

Der Marktplay in Xions und ein Stück der Kirchstraße bis zum Schnitt mit der Apothekerstraße war nach allen Seiten durch starke Barrikaden abge. sperrt. Deftlich dieſes Schnittpunktes befanden sich in der Apothekerstraße noch zwei kleinere Barrikaden.

Ebenso fand man som Markt westwärts nach

Schrimm zu , erstlich eine Barrikade , welche den Markt sperrte , eine zweite halbwegs zum Ausgange und die dritte am Ausgange selbst. In der nördlichen Lisiere befanden sich mehrere Scheunen , dicht westwärts am Eingange ein majſives Schulhaus und hinter dieſem an der Kirchstraße die evangelische Kirche mit einem Thurm. 600 Schritt von der nördlichen Lisiere, zwiſchen den sich gabelnden Wegen nach Zakrzewo und nach Sonioncyn liegt eine Windmühlenhöhe. An dem erstgenannten Wege befindet sich auf der Höhe ein Kirchhof, an der andern ebendaselbst ein kleines Gehölz. Am 29. Morgens waren die Truppen zur befohlenen Zeit auf den Rendezvous versammelt. Es wurde daselbst folgender Aufruf bekannt gemacht : „Soldaten ! Den Kampf zur Wiederherstellung der Ruhe, der Ordnung und Geſeßlichkeit , den Ihr so oft , so laut gewünscht , Ihr werdet ihn in einer Stunde haben. Die Insurgenten haben den Vertrag , den ihnen des Königs Gnade vor Schroda bewilligt, wiederholt treulos gebrochen. Was wir langmüthig als eine Verirrung betrachtet , ist eine offene Rebellion geworden ; Blut unserer Brüder ist an mehreren Orten ge= G Ihr werdet den Gegner schlagen, das ist keinem Zweifel uns flossen. C aber ich erwarte : daß Ihr nur den als Euren terworfen Feind betrachtet , den als solchen strafen werdet , der Euch mit den Waffen in der Hand entgegentritt.

245 Dem Unbewaffneten

reicht

freundlich die Hand ,

be

trachtet Alle , die ihren Geschäften nachgehen , als Eure Brüder. Wer sich an Unbewaffnete vergreift , wer fremdes Eigenthum antasten sollte , den wollen wir nicht als den Unsrigen betrachten , der soll die Ehre des Kampfes nicht mit uns theilen. Uns wird der Sieg begleiten , denn diese Sache ist eine gerechte , ist eine heilige, aber kein Frevel darf sie entweihen, unsere Fahnen kein Fleck entstellen.

Diese Gesinnungen mögen uns in den Kampf begleiten,

den wir mit der Preußen altem Feldgeſchrei beginnen : Hoch lebe der König ! Hurrah !

gez. von Brandt.

Nun begann der Vormarsch genau nach der , in der Disposition vorges schriebenen Form. Als die Avantgarde von Zakrzewo her vor der Windmühlenhöhe ankam, sah sie auf dieser feindliche Ulanen in Linie aufgestellt. Die Ulanen-Escadron entwickelte sich links der Straße, die beiden HusarenEscadrons des Gros trabten auf der Straße vor ,

marſchirten im Galopp

neben der Ulanen-Escadron auf und sofort erfolgte die Attaque. Die Polnischen Ulanen hielten nach französischer Manier still , gaben auf 60 Schritt eine Salve aus Karabinern und Pistolen und griffen selbst an.

dann

Beide Kavallerielinien durchbrachen sich völlig, dann drehten die Polen um und es begann eine wahre Jagd , so daß die feindliche Kavallerie ganz vom Gefechtsfelde verschwand und bis auf 40 Mann aufgerieben wurde. ') Gleich nach diesem glücklichen Anfange erreichte Major Schmidt mit den 3 Füselier-Kompagnien des Regiments die Windmühlenhöhe. Gegenüber des Einganges in Xions , in der Verlängerung der Kirchstraße fuhren 2 Haubigen und 1 Kanone auf 600 Schritt von der Lifiere der Stadt auf. Es war 11 Uhr. Die Artillerie beschoß die an der nördlichen Lisiere gelegenen Scheunen mit Kugeln und bewarf das Schulhaus sowie die in der Verlängerung der Kirchstraße liegende, deutlich sichtbare Barrikade an der Ede der Apotheker. straße mit Granaten.

1) Die angreifenden 3 Escadrons hatten dabei einen Verlust von 1 Todten und etwa 20 Blessirten sowie einigen todten und bleſſirten Pferden. Die Polen verloren 16 Todte und 70 Blessirte. Unter ersteren befanden sich 4 Offiziere, welche auf dem Gefechtsfelde lagen.

246 Major Schmidt stellte die 10.

Kompagnie westlich ,

also rechts der

Geſchüße , die 12. Kompagnie öftlich , links derselben , die 11. Kompagnie hinter beiden , verdeckt hinter der Windmühlenhöhe auf. Nachdem die Artillerie einige Zeit gefeuert und etwa 30 Schuß respective Wurf gethan hatte , ertheilte Oberst von Brandt dem Major Schmidt den Befehl , mit der Infanterie anzugreifen. Das nun folgende Gefecht der 3 Füselier-Kompagnien kann vom Verfaſſer nicht treuer , nicht zutreffender geschildert werden , als es Majór Schmidt selbst in der eingereichten Relation erzählt hat. Derselbe sagt: , Die 10. und 12. Kompagnie entwickelten ihre Schüßenzüge unter den Lieutenants von Wlosto und von Lippe.

Die 10. Kompagnie sollte die

nördliche Seite , die 12. Kompagnie in umfassender Weise die östliche Front angreifen , während die 11. Kompagnie auf 100 Echritt folgte. Als die Schüßen 200 Schritt vorgerückt waren , kam der Befehl die 10. und 11. Kompagnie sollten sich mehr rechts schieben , man wolle noch einige Kanonenschüsse nach dem Thurm der evangelischen Kirche thun lassen. Hierdurch wurde die 10. und 12. Kompagnie aus einander geriſſen und erhielten jede ein besonderes Gefechtsfeld. Munter wie auf dem Manövrirplag gingen die Füseliere den feindlichen Kugeln entgegen und nahmen unaufgehalten , ohne einen Schuß zu thun, im Trabe mit kräftigem Hurrah die Liftere des Städtchens. Hier stehen zu bleiben war nicht rathſam, da die Inſurgenten alle zunächst gelegenen Häuſer gut besezt hatten und ein wirksames Feuer unterhielten. Daher folgte die in der Reserve gehaltene 11. Kompagnie und ging auf den Eingang los , der hier von Zakrzewo in die Stadt führte. Die diese Straße am Markt sperrende Barrikade , sowie die vorliegenden Häuser gaben ihren Vertheidigern Gelegenheit zu günstigen Schüßen und ehe die 11. Kompagnie einen Schuß gethan , stürzten einige Füſeliere tødt und verwundet nieder. So gern die Kompagnie schnellen Schrittes gerade auf die in Sicht liegende Barrikade losgehen wollte, so mußte sie doch der , allen Hauptleuten gege . benen Instruction folgen : — „ nicht früher den Sturm gegen eine Barrikade mit dem Soutien zu unternehmen , bis die Vertheidiger durch Schüßenfeuer beunruhigt , geschwächt , durch Eindringen in die Häuſer flankirt und nur zur Ueberwindung des Restes von Widerstand das äußerste Mittel , die Ers stürmung auszuführen" — und hinter dem Schulhause Posto fassen. Diese vom Herrn Oberbefehlshaber empfangene Anweisung hat sich als eine vortreffliche Maßregel in diesem Gefecht bewiesen. Es ist die Erwähnung derselben um ſo nothwendiger , als die anfängliche Aufstellung des Soutiens der 11. Kompagnie , hinter dem Schulhauſe am nördlichen Eingange , dem

247 Beobachter in der Ferne die Ansicht aufbringen konnte , als zögere die Kompagnie etwas zu lange mit der Wegnahme der vorliegenden Verſchanzung. Es waren die Häuser in der Straße und die Barrikade mit zahlreichen feindlichen Schüßgen beseßt , die bei einem sofortigen Sturm auf legtere die 11. Kompagnie ohnfehlbar zur Hälfte würden aufgerieben haben , wobei es ſehr zu bezweifeln ist , ob die so geschwächte Abtheilung sich auch hier würde haben behaupten können. Der inzwischen unter dem Lieutenant von Skrbensky 2. aufgelöste Schützenzug der 11. Kompagnie folgte schnell den vorgeeilten Schüßen der 10. und 12. Kompagnie ¹) und half die Häuser

und Gärten rechts der

genannten Straße vom Gegner säubern. Das Soutien der 10. Kompagnie postirte sich in dem Gehöft , welches an der Straße nach Schrimm [die Apothekerstraße d . Verf. ] gelegen und suchte von hier aus durch den rechtsgelegenen Ausgang über die , von einer Barrikade bestrichene Straße zu gehen und Ställen stehenden Feind zu delogiren.

den gegenüber in Häusern und Bei dieser Gelegenheit bekam die

Kompagnie nicht allein Feuer in der Front , sondern auch in der rechten Flanke und beinahe im Rücken , so daß sie von allen Seiten , wenngleich ziemlich unwirksam beschossen in das Gehöft zurückgeführt werden mußte , wo um diese Zeit auch das Soutien der 11. Kompagnie angelangt war. Die Schüßen, zum Theil in Häusern und in deren Seiten postirt , waren allmälig von Haus zu Haus bis auf 40 Echritt gegen die Barrikade vorgerückt , welche von der Schrimmer Hauptstraße nach der von hier genomme nen linken Marktecke führte 2) und erhielten sich hier mit wahrhaft freudigem Muth , [Füselier Faustmann zeichnete sich hierbei aus] ſo daß ide im Gehöft aufgestellten Soutiens der 10. und 11. Kompagnie den Befehl erhielten den , die vorliegende Straße jenseits sperrenden hohen dichten Bretterzaun einzureißen und so den Feind mehr zu umgarnen. Munter ging es über die Straße an den Thorweg und im Augenblick war das Hinderniß beseitigt. ) 1) Lieutenant von Skrbensky 2. war mit dem größten Theil seines Zuges links , also östlich der Kirchstraße in Xions eingedrungen und hatte den Auftrag , die Verbindung mit der 12. Kompagnie zu erhalten. Dieselbe hatte sich aber ganz der Ostseite von Xions, dem Eingange nach Neustadt zugewendet, so daß der Raum nicht ausgefüllt werden konnte. Nachdem Lieutenant von Skrbensky dies persönlich dem Major Schmidt gemeldet hatte, veranlaßte dieser, daß in diesen Raum Verstärkung gesandt wurde , die in 2 Schüßenzügen 7. Infanterie-Regiments und in einigen Jägern bestehend , auch bald ankam und mit Lieutenant von Skrbensky gemeinsam focht. 2) Mit der Schrimmer Hauptstraße ist hier die Apothekerstraße gemeint ; man befand sich 40 Schritt von der Barrikade, welche an dem Schnitt der Apotheker- und Kirchstraße erstere gegen Westen schloß. 3) Nun war die Apothekerstraße überschritten. Dasselbe geschah auf 100 Echritte vor der stark beseßten Barrikade. 17

248 Die Züge der 11. Kompagnie schwenkten links am Zaun , während die der 10. Kompagnie auch links schwenkend sich mehr rechts bis au die Hauptstraße zu schieben suchten , die von Schrimm bei der katholischen Kirche vorbei auf die rechte Marktede führt. 1 ) Die hindernden Zäune wurden niedergeriffen und umgehauen , die Thüren der Häuser und Ställe eingeschlagen und so die Gebäude von beiden , gegen den Markt vordringenden Kompagnien erobert , wodurch der Feind auf den Markt zusammengedrückt von allen Seiten ein mörderisches Feuer erhielt. 2) Erwähnenswerth ist es, daß die Kompagnien in dem Zeitraum die meisten Verluste an Leuten hatten , so lange sie mit Wegräumen der Hinderniſſe, Umhauen von Zaunpfählen , Einreißen der Zäune und Einschlagen der Zugangsthüren zu Häusern und Stallungen beschäftigt waren ; sobald es im Innern der Häuser zum Handgemenge kam, zeigte sich das Infanterie-Gewehr mit dem Bajonet gegen die Sense und Büchse in außerordentlicher Ueber. legenheit. Angeführt muß hier werden , daß Schügen der 10. und 11. Kompagnie mit den Unteroffizieren Schubert und Schwantuschte Außerordentliches leisteten, indem sie immer diejenigen Häuser zu nehmen ſuchten, von wo aus die Larrikade zum Theil in Front und Flanke beſchoſſen werden konnte. Sobald dies gelungen , verließen die Schüßen des Gegners meist schnell die Brustwehr.

Die dahinterstehenden Sensenmänner wurden durch wohlge-

zielte in den dicken Haufen gerichtete Schüsse auseinander gesprengt und so das weitere Vordringen möglich gemacht. Mit welcher Erbitterung im Handgemenge gekämpft wurde , wird daraus ersichtlich, daß die Polen in den Häusern auf den ihnen angebotenen Pardon gar nicht achteten, sondern nur verzweiflungsvoll ihre in dem kleinen Raume ſehr unhantirbaren Senſen ſchwangen und sich bis zum legten Hauche wehrten . So sind in einigen Häusern 10 , 15 , 20 Insurgenten niedergestochen. Die höchste Wuth äußerte sich bei unsern Leuten gegen die wiedererkannten Deſerteurs, gegen die während des Gefechts gar keine Schonung gezeigt wurde und auch nach Beendigung desselben das Leben der einzelnen aufgefundenen Deserteurs nur durch kräftiges Einschreiten der Offiziere konnte gerettet werden. Trog dem Siege schonend gegen Gefangene mag hier ein Beispiel von Ruchlosigkeit eines Insurgenten Plag finden. Der Füselier Madeyski der 10. Kompagnie dringt in eine Stube und findet einen gesunden Polen ver1) Man befand sich nun in dem Raum zwischen der Apothekerstraße links und der mit ihr parallel laufenden , an der Südfront des Marktes hinführenden und von Schrimm kommenden Hauptstraße und kam in Verbindung mit den Kompagnien der Reſerve, welche beim Ausgange nach Schrimm in die Stadt eingedrungen waren. 2) Die Füſeliere drangen nicht blos in die den Markt umgebenden Häuser ein , ſondern bestiegen auch die Dächer und schoffen über die Dachfirst hinweg.

-

249

steckt; dieser bittet ihn in polnischer Sprache um Pardon ; Madeyski , Landsmann des Insurgenten gewährt ihm diesen großmüthig, geht zur weiteren That ins nächste Zimmer und erhielt hier von dem sich erhebenden , eben pardonnirten Meuchelmörder und Landsmann eine Kugel in den Rücken. Der Prave starb bald an den Folgen dieser Niederträchtigkeit , nachdem er das Geschehene mühsam mitgetheilt. Während nun auf dieser Seite die 10. und 11. Kompagnie das Gefecht rühmlich fortgeführt hatte , feierte die auf der andern Seite der Zakrzewoer (Kirch-) Straße vorgegangene 12. Kompagnie nicht. Die Lisiere war bereits beim ersten Anlauf genommen ; gleich dahinter liegende Scheunen und Ställe, stark vom Feinde beseßt, veranlaßten die Auflösung des 7. Zuges unter Feld webel Wächter , wonach sämmtliche ausgeschwärmten Füseliere sich der vorliegenden Gebäude bemächtigten , in die Wände Schießscharten schlugen und den rechts rückwärts gelegenen Thurm der evangelischen Kirche , von wo aus ein sehr lebhaftes Feuer auf alle vorgerückten Truppen und zwar nach allen Seiten hin unterhalten wurde , munter beschossen, 1) ebenso wurden die Vers theidiger der vorliegenden Larrikade stark beunruhigt. Nachdem dies Feuer des Gegners Reihen gelichtet, erhielten die aufgelösten Züge den Befehl die vorerwähnte in der Mitte der Straße nach Neustadt gelegene Barrikade zu stürmen. Die Züge gingen zu beiden Seiten der Straße in Reihen vor, marſchirten dann kurz vor dem Hinderniß auf, stürmten die Barrikade und warfen sich zur Deckung und Säuberung in die nächsten Häuser , von wo sie ein lebhaftes Feuer bekamen.

Die nächsten Gebäude zu beiden Seiten der Straße

so gewinnend , gelangten die Füseliere von Haus zu Haus bis an die Barrikade , welche die Marktecke abschloß und deren Hauptvertheidigung aus den anliegenden Häusern erfolgte ; um die Barrikade also unschädlich zu machen, mußten diese Häuser gestürmt werden , was auch sofort mit dem schönsten Muth und besten Erfolg geschah."

Soweit die Relation des Majors Schmidt. Etwas später als die Avantgarde hatte auch Oberstlieutenant Blumenthal mit der Reserve auf der Straße von Schrimm den Angriff unternommen. Seine Kompagnien drangen rechts neben der 10. und 11. Kompagnie des Regiments gegen den Markt vor. Von Süden her war das rechte Flügel- Detaſchement des Majors

von

Johnston gegen die Stadt vorgerückt. Dasselbe hatte in der Gegend des Dominiums, also am Süd-Ost-Ende von Xions, Sumpf und Fließ überschritten und befand sich ebenfalls im Vordringen gegen den Markt. ¹) Der Kirchthurm wurde hauptsächlich durch die Schüßen des Lieutenants von Str. bensky II. und durch einige angekommene Jäger beschoffen.

250 Schließlich wurde von Norden her die Hauptbarrikade in der Kirchstraße, ſowohl von den Schüßen der 10. und 11. Kompagnie , als auch von denen der 12. Kompagnie im Rüden beschoffen , durch 2 Kompagnien des 1. Bas taillons 7. Infanterie-Regiments mit Sturm genommen ; sie wurde bis zum leßten Augenblick hartnäckig vertheidigt. In der Apothekerstraße hatten die Schüßen der 12. Kompagnie und die des Lieutenants von Skrbensky , untermischt mit Jägern und den Schüßen des 1. Bataillons 7. Infanterie Regiments , denen auch die 4. Kompagnie dieses Regiments unter dem Hauptmann von Prondzynski gefolgt war, in der Person des Majors von Voigts - Rhez vom Generalstabe einen obern Führer erhalten. Ihnen voran drang er in die vollständig in Flammen stehenden Häuser , um den Widerstand der Polen zu besiegen , ihnen voran drang er , die Häuser und Ställe durchbrechend, nach dem Markte vor und betrat diesen kurz vorher ,

ehe der Sturm auf die Hauptbarrikade in der

Kirchstraße erfolgte. Dies war das Signal, daß auch alle übrigen, den Markt umfassenden Abtheilungen auf denselben heraustraten. Der Feind, von allen Seiten umgeben , bat um Pardon ; aus dem Rathhause wurde mit einem an einer Stange befestigten weißem Hemde gewinkt, die auf dem Markt zusammen gedrängten Reste der Besagung fielen in die Knie, alle Horniſten nahmen das Signal zum Stopfen des Feuers auf , der Kampf war glänzend beendet. Der rings von Truppen umgebene einmal für Denjenigen ,

gefangene Feind war der schönste Triumph

der die Disposition so wohl erdachte, zum andern

für die Truppen, welche jeden Widerstand muthig beseitigend, die Dispoſition pünktlich ausführten. Die wackern Füseliere des Regiments gehorchten sofort dem Signal zum Stopfen und reihten sich schnell in die Glieder der sich auf dem Markt ſammelnden Kompagnien ; das Feuer hatte überall aufgehört, da fielen aus einem Hause der südlichen Front des Marktes 2 Schüsse und 2 Füseliere der 12. Kompagnie stürzten getroffen zu Boden. Sofort wurde das Feuer wieder aufgenommen . Wüthend stürzten die Füseliere nach jenem Hause. Die Thäter, zwei Deserteurs derselben Kompagnie, starben unter dem Vajonet. Endlich um 12 Uhr war jede Feindseligkeit beendet. Der Verlust der angreifenden Truppen betrug :

an Todten :

22 Unteroffiziere und Gemeine, Blessirten : 5 Offiziere, 131 " "

-

251

Die drei Füselier-Kompagnien des Regiments hatten dazu beigetragen : an Todtén : 1 Unteroffizier, 7 Gemeine, 16 von denen noch 3 Gemeine " Schwerblessirten : 1 " " starben, 2

"

11

"

Summa: 4

"

34

"

Leichtblessirten :

1) Die in der Stadt ausgebrochene Feuersbrunft griff so schnell um sich, daß die Passage in den Straßen gefährlich wurde. Die Truppen verließen daher die Stadt theils nach dem Dominium , Schrimm zu.

theils nach dem Ausgange nach

Unter den Legteren befanden sich auch die 10. und 11. Koms

pagnie des Regiments ; ſie ſeßten außerhalb der Stadt die Gewehre zuſammen, um sich nach dem hartnädigen Kampfe zu ruhen. Die 12. Kompagnie blieb allein auf dem Markte zur Bewachung von 574 Gefangenen zurück.

Sie transportirte dieſelben noch am Gefechtstage

nebst einigen Leichtbleſſirten, in Summa 583 Köpfen nach Schrimm. Die Polen hatten einen Verlust von 300 Todten und 200 Verwundeten erlitten. Rechnet man hierzu noch etwa 100 Todte oder Verwundete , welche aus den Flammen nicht mehr zu retten waren und verbrannten , sowie etwa 100 , die sich der Gefangenschaft entzogen hatten , so läßt sich die Gesammts stärke der Besagung von Xions auf circa 1300 Mann annehmen. Dieselben hatten sich mit einer Bravour geschlagen ,

an der man nur be-

dauern muß , daß sie nicht für , sondern gegen ihren König und Herrn ents brannt war. Noch während des Gefechts in der Stadt rückte auf dem Wege von Neustadt her eine Kolonne Sensenmänner gegen Xions vor.

Die Kavallerie des

Obersten Graf Lüttich au umzingelte fie , machte das Ganze gefangen und entließ die Mannschaft ohne Waffen in die Heimath. Kaum war das Gefecht beendet, als auch von Jarosczewo her , d. h. von Süd-Osten, der Anmarsch einer starken feindlichen Kolonne gemeldet ward. Als das 1. Bataillon 7. Infanterie-Regiments derselben mit 4 Geſchüßen entgegenging, zog auch diese sich eilig zurück. Die Stadt Xions wurde durch einen Zug des 2. Bataillons 6. LandwehrRegiments besegt , welcher am folgenden Tage mit den Blessirten , soweit es die Transportmittel erlaubten, nach Schrimm abrücken sollte. 1) Hierbei sind diejenigen, welche nur Kontusionen und leichte Verlegungen davongetragen hatten, nicht mitgerechnet. Unter den Lezteren befand sich auch der Major Schmidt. Der Verlust auf die drei Kompagnien war wie folgt vertheilt : 10. Kompagnie : todt - Unteroffizier, 1 Gemeiner; bleffirt 2 Unteroffiziere, 11 Gemeine. 11 1 4 11. "9 "2 " " " 1 " Unter den Blessirten dieser Kompagnie befand sich ein hier attaschirter Füselier der 9. Kompagnie. tobt 12. Unteroffizier, 2 Gemeine ; bleffirt n Unteroffiziere, 5 Gemeine.

252 Die übrigen Truppen wurden in den nächsten bei Xions liegenden Dörfern einquartirt, theils bivouatirten sie bei Radoszkowo. Die 10. und 11. Kompagnie marschirten Abends 6 Uhr nach den Zakrzewer Hauländern, um daselbst zu kantoniren. ĭ Am 30. April Morgens 9 Uhr segte Oberst von Brandt den Marsch auf Neustadt forts Major von Johnston formirte mit seinem Detaſchement die Avantgarde. Die 10. und 11. Kompagnie des Regiments traten zum Gros. Die Kolonne war noch nicht eine Meile marschirt, es war eben ein WaldDefilee passirt , als plöglich die Meldung von der Arriergarde einlief, die in Xions zurückgelassene Besagung sei durch Senſenmänner überfallen und die Bagage des Detaschements abgeschnitten. Die Kavallerie und 2 reitende Geschüge wurden auf Xions zurückgeschickt und klärten die Nachricht bald als falsch auf. Die übrige Kolonne segte inzwischen den Marsch auf Neustadt fort.

Das-

selbe war unbesegt. Die Nachrichten besagten . daß alle Insurgentenhaufen in der Nacht und 1 am frühen Morgen auf Miloslaw marſchirt seien, woher man Geschüßfeuer höre. Es war hiernach unzweifelhaft , der General von Blumen stand daſelbſt im Gefecht. Oberst von Brandt befahl sogleich mit dem Uebersegen der Truppen zu beginnen. Da es jedoch seit dem frühen Morgen sehr regnete und stürmte, ſo ging dies mühselige Geschäft mit den vorhandenen 2 Prahmen, welche nur 30 Mann faßten, sehr langſam. Um 6 Uhr Abends war erst

das 1. Bataillon 7. Infanterie-Regiments, " 1. " 6. Landwehr Regiments, 20 Jäger, 1' , Escadron Ulanen und 3 reitende Geschüße übergesezt. Es erschien dem Obersten von Brandt nun zu spät, in dem sehr bedeckten Terrain weiter vorzugehen und befahl er , daß die übergesezten Truppen auf dem rechten Warthe Ufer enge Kantonirungen beziehen sollten , während das übrige Detaschement in und bei Neustadt verblieb. Hauptmann von Hartwig , welcher mit der 12. Kompagnie am 29. Abends die ihm übergebenen Gefangenen richtig in Schrimm abgeliefert hatte, war am 30. auf directem Wege nach Neustadt marſchirt. Die drei Füselier - Kompagnien kantonirten , nun wieder vereint , in Neustadt. General von Blumen hatte den Auftrag, von Schroda gegen Miloslaw vorzugehen und dieses Centrum der Insurrection zu gleicher Zeit mit dem

-

253

Detaſchement des Obersten von Brandt anzugreifen, welcher , wie wir ge sehen haben, von Neustadt her, gegen dasselbe marſchiren sollte. Zwischen beiden Detaschements lag die Warthe und ist schon gezeigt , daß der Uebergang der von Brandtschen Kolonne bei Neustadt verzögert wurde. General von Blumen hatte unter seinem Befehl : 1 ) in und bei Schroda : Das 2. Bataillon 19. Infanterie- Regiments , 3 Kompagnien 2. Bataillon 7. Infanterie-Regiments , 100 Jäger 5. Jäger -Abtheilung , 1 Escadron 4. Kürassier-Regiments , 1 Escadron 7. Husaren-Regiments , 2 Fuß-Geschüße , 2 reitende Geschüße. 2 ) in Wreschen: Das 3. Bataillon 6. Landwehr-Regiments , 1 Escadron 1. Ulanen-Regiments. Der Vormarsch auf Miloslaw wurde auf den 30. April festgesegt und das Wreschener Detachement beordert, von dort aus am 30. Morgens ebens falls vorzugehen. Die Schrodaer Truppen wurden am 30. Morgens 9 Uhr bei Slachcino versammelt. Das 2. Bataillon des Regiments verließ Schroda um 6 Uhr

bei starkem Regen , nach einer Stunde war Jedermann völlig durchnäßt. Die befohlene Ordnung für den weiteren Vormarsch war folgende : Avantgarde : 30 Jäger , 1 Escadron 7. Huſaren-Regiments ,

70 Jäger , 1 Kompagnie 7. Infanterie-Regiments. Gros:

3. Escadron 4. Kürassier-Regiments ,

2 Kompagnien 2. Lat. 7. Infanterie-Regiments , 4 Geschütze. 2. Bataillon 19. Infanterie-Regiments. Für denselben wurde nicht die große Landstraße von Slachcino nach Win-

nagora , sondern ein im nördlichen Bogen dahin führender Weg über Brzezie und Chocicza eingeschlagen. 1500 Schritte von der Nordlisiere von Winnagora wurde um 10 Uhr Halt gemacht. Major von Brodowski erhielt den Befehl , nach dem beseßten Winnagora zu reiten , um den Kommandirenden der Insurgenten, den schon oft genannten von Mieroslawski zu einer Unterredung aufzufordern. Derselbe ritt in Begleitung seines Adjutanten , des Lieutenants Paute und besegt fand.

eines Trompeters in das Dorf, welches er anscheinend nicht

254 Vor dem Wirtshause , nach mehrmaligem Blasen des Trompeters und fortwährendem Winken mit einem weißen Tuche haltend , fragte der Major in Polnischer Sprache , wo Mieroslawski sei , als plöglich hinter dem Schul. hause hervor auf 10 Schritt , 6 Schuß auf ihn abgefeuert wurden , welche alle glücklicher Weise ihr Ziel verfehlten. Der Major von Brodowski blieb dennoch halten , rief: „ Schießt nicht, ich bin Parlamentair " aber als sich mehr Insurgenten zeigten , auch noch öfter geschossen wurde , verließ er das Dorf. Die Marschkolonne trat nun wieder an , passirte ungehindert Winnagora und ging auf der Landstraße gegen Miloslaw vor. Etwa 2000 Echritt vor der Stadt wurde wieder gehalten , während welcher Zeit General von Blumen an einer vorwärts liegenden Brücke auf eine erneute Aufforderung mit dem Herrn von Mieroslawski zuſammen kam , um denselben zur Kapitulation aufzufordern. Natürlicher Weise wies dieſer eine solche Zumuthung schroff ab. Nachrichtlich soll dies mit den stolzen Worten : „ Der Pole schlägt sich , aber ergiebt sich nicht" , geschehen sein. Nun wurde der Marsch gegen die Stadt fortgesezt. Miloslaw bildet von Norden nach Süden gestreckt , die Brücke über einen Wiesenstrich , der in gerader Richtung von Westen nach Osten streicht und einen Terrain-Abschnitt bildet. [Siehe Nro. 4 Beilage I.] Es ist also sowohl auf der West, wie auf der Ostseite von fumpfigen und durch den starken Regen noch ungangbarer gewordenen Wieſen umgeben , in denen mehrere Teich ähnliche Waſſerbildungen und Gräben liegen. An der Nordlistere der Stadt treffen die Wege von Winnagora und von Wreschen zusammen ; eine mit Häusern beſeßte Straße führt füdlich und erreicht nach etwa 400 Schritten den 500 Schritten langen Marktplag. An der Ecke desselben liegt ein zweiſtöckiges Haus , der Bazar. Auf dem Markt angekommen steigt das Terrain 300 Schritte lang allmählich an und liegt dann auf demſelben der hochliegende Kirchhof mit der Kirche. Derselbe ist von Außen mit einer Mauer revetirt , welche für das Innere wenig oder gar keine Deckung gewährt. Westlich neben

der Kirche zeichnet sich in der Häuſerreihe ein maſſives

Haus aus , östlich daneben liegt der Häuſer-Kompler der Probstei. Von der Kirche aus fällt das Terrain wieder gegen Süden ab. Westlich des Marktes führt in dem daselbst liegenden Stadttheil eine andere Längenstraße , parallel mit dem Markt gegen Süden ; dieselbe fällt rechtwinklich in einen Weg , welcher vom Südende des Marktes aus westlich laufend, die Stadt im Süden begrenzt. Sobald dieser Weg die Westlifiere der Stadt verläßt , überbrückt er einen Wassergraben und führt zu einer inselartig in

255 der Wiese liegenden Terrain-Erhöhung , auf welcher mehrere Häuser und ein Kirchhof liegen. Weiter nördlich , in der Höhe des nördlichen Marktendes führt von diesem über die Parallelstraße hinweg eine Straße westlich , welche ebenfalls auf die Wiese mündet. Auf 100 Schritt

von der Westliftere der Stadt entfernt , fließt , dieser

ziemlich parallel , in der Wiese ein Waſſergraben , derselbe , welcher in dem Wege am Südende der Stadt überbrückt wird. Unmittelbar südlich dieser Brücke , der Stadt und dem Markt , und nur durch den die

Stadt im Süden begrenzenden Weg getrennt , befindet sich

eine dem Grafen Mielczynski gehörige Besizung , bestehend aus einem Park, welcher

theils

mit

einer

Mauer , theils mit einem

Zaun umgeben ist.

Junerhalb desselben , nahe dem Südende des Marktes liegt das Schloß, ein zweistöckiges in einem Rechteck aufgebautes maſſives Haus. Die Umfaſſung des Parkes springt östlich so vor , daß dem Wege, welcher vom Parke südlich führt , Zwang angethan wird. Derselbe wendet sich etwas nach links und passirt eine Brücke , da aus dem Park ein Wassergraben in einen hart östlich des Weges liegenden Teich fließt. Gleich füdlich der Brücke gabelt sich der Weg gegen Süd-Westen in die Straße nach Neustadt , gegen Süd -Osten in die Pappelallee über Kozubiec nach Peisern. Hart östlich dieser legteren

befindet sich ein 15 Fuß hoher , in dem

erwähnten Teich halbinselartig liegender Berg , der Weinberg genannt. Die Straße nach Neustadt wird durch die Park-Umhegung noch etwa 200 Schritte begleitet. Da wo die Parkgrenze sich westlich wendet , also 200 Schritte von der Wegegabel entfernt, liegt in dem Dreied zwischen beiden Wegen , das Vorwerk Bugas, ein großer Hof mit vielen, diesen umschließenden Wirthschaftsgebäuden. Südlich von Bugay wird das Terrain ziemlich frei und eben. 1500 Schritt von der Wegegabel betritt die Straße nach Neustadt den Miloslawer Forst, welcher östlich bis an das Dorf Kozubiec an der Straße nach Peisern reicht. Nördlich von Miloslaw , also zwischen den Wegen von Winnagora und von Wreschen steigt das Terrain zu einer Windmühlenhöhe sanft an. Gerade nördlich der Lisiere , 500 Schritt vom Eingange in die Stadt befindet sich ein Kirchhof, welcher verschanzt war. — Die gesammte Infanterie war unter die Befehle des Oberstlieutenants von Schlichting , Kommandeurs des 2. Bataillon 7. Infanterie - Regiments gestellt.

G Derselbe befahl ,

256

-

als die Kolonne nach beendeter Unterhandlung wieder

antrat, dem Major von Brodowski einen Zug als Artillerie-PartikularBedeckung und eine Kompagnie zur Bedeckung der Bagage zu entsenden. Zu ersterem Zweck wurde der 3. Schüßenzug ( Lieutenant von Hannstein) , zur Deckung der Bagage die 8. Kompagnie (Hauptmann Knorr) detaschirt. 1000 Schritt von dem verschanzten Kirchhofe fuhren die 4 Geſchüße dicht nördlich der Straße von Winnagora nach Miloslaw auf. Links von diesen formirten sich die beiden Escadrons ; es war 11 % Uhr. Von dem Detaſchement aus Wreschen ward noch Nichts bemerkt. Der Feind fuhr vor den Kirchhofe zwei dreipfündige Geschüge auf, erwies derte das Feuer, fuhr mit denselben aber bald wieder ab. In der Nähe des Kirchhofes standen mehrere feindliche Schwadronen. Sobald die Infanterie in der Marschkolonne an die Artillerie herangekommen war, bog die Teten-Kompagnie , die 8. des 7. Infanterie-Regiments halbrechts vom Wege ab, um über die Wiesen den Ausgang von Miloslaw zu gewinnen , welcher in der Höhe des nördlichen Marktes auf die Wiesen führt. Die nächstfolgende Kompagnie , die 6. desselben Regiments folgte dieser Bewegung, erhielt aber den Kirchthurm als Directionspunkt, so daß dieselbe rechts der ersteren vordrang. Die 5.

Kompagnie 7. Infanterie-Regiments und ein Jägerzug wurden

noch weiter rechts auf den Schloßpark dirigirt. Diese Kompagnien hatten kaum die Wiesen betreten , als Oberstlieutenant von Schlichting von dem anwesenden Kreis-Landrath Herrn von Bärensprung in Erfahrung brachte, daß das Schloß für die Polen ein sehr wichtiger und leicht zugänglicher Punkt ſei. Er befahl daher , daß eine Kompagnie des 2. Bataillons 19. InfanterieRegiments der 5. Kompagnie 7. Infanterie- Regiments gegen das Schloß folgen solle. Es wurde hierzu die 5. Kompagnie unter dem Premier-Lieutenant von Bönigk bestimmt. Dieselbe trat sogleich an und erreichte kurze Zeit nach der vorangegangenen 5. Kompagnie 7. Infanterie-Regiments die inselartige Erhöhung in der Wiese. Die 6. Komp. 7. Infanterie-Regiments, welche die Kirche als Directionspunkt angewieſen erhalten hatte , war, in dieser Richtung keinen Eingang in die Stadt bemerkend , links zur 8. Komp . desselben Regiments herangerückt. Noch 800 Schritt von der Listere entfernt, schob sich daher Premier-Lieutenant von Bönigk zwischen die 6. und S. Kompagnie einer

und die 5. Kom-

pagnie 7. Infanterie - Regiments anderseits und nahm somit die Direction auf die Kirche, welche die 6. Kompagnie des andern Regiments anfänglich

257 inne hatte. Nun wurde der Schüßenzug unter dem Lieutenant Rother vor. gezogen. Der Feind hatte die Westlifiere der Stadt mit Büchsenschügen besegt, hinter welchen Truppe von Sensenmännern aufgestellt waren. Lieutenant Rother dirigirte seine Schüßen an den schon erwähnten Kirchhof und dann gerade auf den Kirchthurm los bis an den erwähnten , 100 Schritt von der Lifiere, in der Wiese befindlichen Waſſergraben. Die Füseliere legten sich nieder und erwiederten etwa 5 Minuten lang das kräftige Feuer des Feindes. Der Aufenthalt war natürlich naß und zog es daher Lieutenant Rother vor, nach dieser Zeit ſofort auf die Liſiere vorzudringen. Ter Waſſergraben wurde durchwatet ,

respective übersprungen und nach

einem kräftigen Hurrah war die Lisiere in seinen Händen. Der schnelle Angriff hatte nur 1 Blessirten gekostet. Tiraillirend folgte der Schüßenzug dem abziehenden Feinde, säuberte alle Gehöfte bis zum Markt von demselben, betrat bei der Kirche den Markt und dirigirte sich dann nach dem Schloß. Die nördlich von Miloslaw aufgestellten Truppen hatten sich beeilt den Rückzug durch die Stadt anzutreten ,

als sie die gefahrdrohende Direction

der, die Westseite angreifenden Kompagnien, wahrnahmen. Die nördlich vors gehenden Kompagnien 7. Infanterie-Regiments , wie auch der Schüßenzug der diesseitigen 5. Kompagnie hatten um deshalb auch ein leichtes Gefecht, welches der Feind durch seine in Ordnung abziehenden Jäger führte. Als Lieutenant Rother mit seinem Zuge in die Stadt eingedrungen war, schwenkte Premier-Lieutenant von Bönigk mit der 5. Kompagnie rechts und löste einen Zug gegen die Brücke auf , welche am Süd -West Ausgange von Miloslaw unmittelbar vor der Parkmauer liegt und hauptsächlich von dieser aus vertheidigt wurde. Der Schüßenzug der 5. Kompagnie 7. Infanterie-Regiments machte eben einen Versuch über die unter heftigem Feuer stehende Brücke zu dringen, als sich tie 5. Kompagnie des Regiments mit lautem Hurrah über dieselbe hinweg und gleich an den Park stürzte. Die Mauer war zu hoch , um ohne Bankets über dieselbe hinweg schießen zu können , es war das Feuer von derselben daher nicht so stark , als es sonst bei getroffenen Vorbereitungen hätte stattfinden können. Ohne weitere Zögerung wurde die Mauer an einzelnen Stellen eingestoßen. Durch diese Lücken und durch ein daselbst befindliches Thor drang die 5. Kompagnie des Regiments , die erste , in das Innere des Schloßparks ein. Derselbe war auch bald ohne bedeutenden Verlust gesäubert.

258 Nun begann der Angriff auf das Schloß selbst. Hören wir über dies Gefecht einen Offizier des Bataillons, den Lieutenant von Wedell. ¹) Er sagt : „ Dies Gebäude , außer der Kirche das einzige maſſive der Stadt , hat zwei Etagen und war stark mit Jägern beſegt. Eine Kompagnie-Kolonne, die des 7. Infanterie-Regiments löste sich in Schügen auf , ging vor und faßte um das Schloß im Halbkreise Posto, das Schießen aus den Fenstern zu erwiedern und zu verhindern. Nachdem das Gefecht eine Zeit lang gedauert , rückte die andere Kom, pagnie-Kolonne , die 5. des 19. Infanterie-Regiments im Trabe gegen den westlichen Eingang des Schlosses vor , voran einige mit Aerten bewaffnete Leute. Die Schloßthüre wurde eingeschlagen ; die beiden ersten eintretenden Leute wurden leider von der Treppe aus niedergeſchoſſen. Sofort ſprangen aber Offiziere und andere Leute hinein und nun begann ein äußerst hartnäckiger Kampf von Zimmer zu Zimmer. Die Treppe nach der obern Etage des Schloſſes hatte zwei Aufgänge ; vor jedem derselben wurde eine Section postirt , welche Fertig machte, das Schießen von oben zu hindern. Die untere Etage und das Souterain wurde gesäubert, jedes einzelne Gemach wurde gestürmt , Pardon nicht gegeben , aber auch nicht gefordert, in jedem Zimmer lagen Leichen , in einzelnen 7 bis 8. Nun wurde die obere Etage genommen.

Schnell ging es die Treppen

hinauf. Auf dem Korridor war vom Feinde Nichts , alle Zimmer aber und der Saal waren beseßt. Die nach innen gehenden , größtentheils

verschloffenen Thüren wurden

eingeschlagen oder aufgeschossen. Der Kampf war , wenn möglich noch erbit terter wie unten ; es gab Polen welche 2 Bajonette durch den Leib hatten und dennoch versuchten ihre Gegner mit dem Fuß zu stoßen. Einige Polen stürzten sich zum Fenster hinaus , sie wurden unten sofort erstochen. Nachdem endlich das ganze Schloß genommen war , sammelten sich die Truppen auf dem Plaz vor demselben. " Der Major von Brodowski war mit der 6. und 7. Kompagnie auf der Straße von Winnagora nach Miloslaw vorgerückt.

An die Stadt

gekommen , entſandte er den 2. Schüßenzug unter dem Lieutenant von Drygalski 2. , um den östlich des Marktes gelegenen Stadttheil abzupatrouilliren und rückte dann mit den beiden , 4 Zügen starken Kompagnien in die Stadt und über den Markt. Gleich hinter diesen Kompagnien war das inzwischen von Wreschen heranmarschirte 3. Bataillon 6. Landwehr-Regiments durch die Stadt ebenfalls nach der Wegegabel füdlich des Marktes marſchirt. 1) Gegenwärtig Oberstlieutenant im Hohenzollernschen Füſelier-Regiment Nr. 40.

259

G

Dicht hinter diesem Bataillon passirte die Kavallerie , nunmehr 3 Schwaz dronen und die Artillerie die Stadt. Die Ulanen-Schwadron , gefolgt von der Escadron Küraffiere trabte in der Allee nach Veisern , die Husaren-Escadron auf dem Wege nach Neustadt vor. Die Artillerie fuhr dicht füdlich des Vorwerks Bugay auf einer kleinen Anhöhe auf. Man sah verschiedene Jäger dem Miloslawer Walde zueilen und vor demselben eine Polnische Ulanen-Escadron halten . Major von Gansauge , Chef der Kürassier- Schwadron schickte sich an , dieselbe anzugreifen . Schon waren die Küraſſiere in der Attaque begriffen , als die Polen um drehten. Da sich aber weiter westlich eine zweite feindliche Schwadron zeigte , der Ulanen-Schwadron eine dritte gegenüber erschien , sezte Major von Gansauge den Choc gegen die zu zweit genannte ført. Veranlaßt durch das wahrscheinlich vom Feinde geblaſene Signal „Kerth“ hielten

die Küraſſiere , drehten dann um und gemischt , auf durchgehenden

Pferden , kam die Jagd öftlich um Bugay herum nach der Stadt zurück. Die Huſaren-Schwadron vernichtete zwar die nachhauenden Polen , zog sich dann nebst der Ulanen-Escadron und den Geschüßen aber auch durch die Stadt ab. Vom Miloslawer Forst her ging nun der Feind maſſenhaft , soeben durch Zuzug von Neustadt verstärkt, im Trabe gegen Bugay vor. Unterdessen war das 2. Bataillon des Regiments an der Wegegabel im Begriff sich zu sammeln. Die 8. Kompagnie , Hauptmann Knorr , war auf Lefehl des Oberstlieutenant von Schlichting bis auf den Schüßenzug von der Bagage herangezogen.

Als sie durch die Stadt marschirte , erhielt fie plöglich , beim

Betreten des Marktes aus dem Bazar Feuer. Hauptmann Knorr detaſchirte einige Sectionen , welche in das Haus eindrangen , es säuberten und ein solches Geschäft auch noch mit andern Häusern vornahmen , aus denen geschoffen sein sollte. Das Bataillon von Brodowski war eben im Begriff die einzeln heranrückenden Abtheilungen in der Angriffskolonne zu formiren , außer der 8. Kompagnie kam die 5. Kompagnie , der Schüßenzug derselben und der 2. Schüßenzug heran , daneben formirten sich die Kompagnien des 7. Regiments , als die Küraſſiere , die andern Abtheilungen der Kavallerie und die Artillerie die Stelle an der Wegegabel paſſirten und die Glieder der fich formirenden . Infanterie arg durcheinander schoben ; es war 2 Uhr. Unmittelbar in dem Winkel , den die sich gabelnden Wege , dem nach Neustadt rechts und dem nach Veisern links , bilden , liegt ein steiler kleiner Hügel, auf demselben steht ein kleines Haus und mehrere Obstbäume , dicht

260 davor , mit seiner schmalen Seite an der linken Seite des Weges nach Neuſtadt , abermals ein Haus und vor diesem Hauſe , den Raum zwischen beiden fich gabelnden Wegen ausfüllend , befindet sich ein Garten.

Der Weg nach

Neustadt war also rechts bis zum Vorwerk Bugah durch die Schloßparkumzäunung , links etwa 30 - 50 Echritte weit , durch die kleine Höhe und den davor liegenden Garten eingefaßt , ein ebenso langes Defilee. Hatte man den Garten passirt , dann kam man auf einen etwa 130-150 Schritt breiten freien Plaz , der bis zum Vorwerk Bugay reichte.

Aehnlich

waren die Verhältnisse auf der andern Seite des Hügels. Kaum hatte die Kavallerie und Artillerie die Infanterie- Abtheilungen passirt , die Offiziere waren bemüht wieder Ordnung zu schaffen , als ganz plöglich

Schüsse fielen und Kugeln in die zuſammengekeilten Infanterie-

Massen schlugen. Das Vorwerk Bugay war verlassen geglaubt , da man beim Vormarsch hierher Schüßen dem Walde zueilen sah.

In Wirklichkeit aber waren die

Jäger nur in den Gebäuden versteckt gewesen ; man hatte noch keine Zeit gehabt , weder die Gebäude abzusuchen , nach das Vorwerk selbst zu besegen und nun , von der plöglich eingetretenen Unordnung vortheilend , kam der Feind aus seinen Schlupfwinkeln hervor. Die 6. und 7. Kompagnie standen , nach der Mitte zusammengezogen, auf dem Wege nach Neustadt , mit dem rechten Flügel hart am Zaun des Schloßparks , der linke Flügel hinter dem Hause , welches vor dem Hügel mit seiner schmalen Seite an den genannten Weg reichte. Die 5. Kompagnie stand auf dem Wege hinter beiden neben dem Hügel. Für die 8. Kompagnie war zur Aufstellung kein Plaz , da der Abfall des Hügels den Raum noch mehr beengte ; sie stellte sich daher links desselben auf. Ebenda hatten sich auch 2 Kompagnien 7. Infanterie-Regiments formirt ; die dritte hatte das Schloß und die südliche Lisiere des Schloßparks inne. Die Landwehr stand östlich der Straße auf dem Weinberge. Sobald sich Oberstlieutenant von Schlichting überzeugt hatte , daß in Bugay der Feind sei , den Hof zu nehmen.

gab er dem Major von Brodowski den Befehl

Die 6. und 7. Kompagnie zogen aus der Tete in Sectionen ab und gingen mit schlagenden Tambours durch das Straßendefilee vor, empfingen aber auf die vordern Sectionen ein so mörderisches Feuer , daß der größte Theil derselben zusammenstürzte. Die hintern stuzten ob dieses Feuers und gingen in die Aufstellung hinter dem Hause neben dem Hügel zurück. Das Erste was nun geschah war , daß der Major von Brodowski den 2. Schüßenzug unter dem Lieutenant von Drygalski II . vor die Front nahm, um dem Feinde auch Feuer entgegen zu sehen. Dasselbe geschah von der 8. Kompagnie links des Hügels mit dem 8. Zuge unter dem Lieute-

261

-

nant von Wedell. Beide Züge niſteten sich in dem, vor dem Hügel liegenden Garten ein. Die 5. Kompagnie entsandte den Schüßenzug

unter dem Lieutenant

Rother auf den Hügel. Ebendahin versuchte man auch ein Geſchüß zu bringen. Dasselbe wurde wieder zurückgezogen , da Haus und Bäume auf demselben kein günstiges Zielobject nehmen ließen, auch war von den Polnischen Schüßen Nichts zu sehen. Dieselben schossen unter einer etwas aufge hobenen Dachschindel hervor oder standen sonst sehr gut gedeckt. Sie vermehrten sich zusehend , so daß sie das Vorwerk Fugay und das Terrain daneben über die Straße nach Peisern hinweg bis an den daselbst befindlichen Teich stark besegt hielten. Die Landwehr-Kompagnien auf dem Weinberge standen ebenfalls im heftigen Gefecht. Die Mannschaft der 6. und 7. Kompagnie wurde von den Offizieren noth. dürftig wieder geordnet ; von Neuem gingen sie mit schlagenden Tambours zum Sturm vor, wieder hatte das mächtige Feuer dieselbe Wirkung. Versuche der Schüßen vorzugehen , blieben eben so erfolglos. Lieutenant von Wedell hatte kaum die Deckung verlaſſen , um mit seinen Schüßen einen solchen Verſuch zu machen, als er bleſſirt ward. Ebenso erging es dem Führer des andern Schüßenzuges , dem Lieutenant von Drygalski II. , er wurde durch den Unterleib geschoffen. Von der 6. und 7. Kompagnie wurden beide Hauptleute Tickelmann und von Michaelis , sowie der Bataillons-Adjutant Lieutenant Pauke blessirt. Dem entsprechend war der Verlust der Mannschaft. Troßdem wurde noch mehrere Male mit einer außerordentlichen Hartnäckigkeit der Verſuch zum Vordringen gemacht , ohne irgend welches Reſultat zu erringen. Eben dieselben vergeblichen Anstrengungen machte jenseits

des

Hügels

Oberstlieutenant von Schlichting mit der 5. und 6. Kompagnie seines Bataillons und ihnen angeschlossen der 7. Zug der diesseitigen 8. Kompagnie. Das Gefecht dauerte hier auf die nächste Entfernung geführt schon über eine Stunde, als Oberstlieutenant von Schlichting beschloß den Rückzug anzutreten. Das Bataillon von Brodowski sollte auf dem Markt den Kirchhof befeßen und halten, das Landwehr-Vataillon durch die Stadt zurückgehen. Der Marsch dahin wurde , von allen Seiten beschoffen, angetreten. Die Stadt und die einzelnen Häuser derselben waren beim Vorgehen nicht abge. sucht worden. Die Polen hatten sich in denselben versteckt und nun erhielt das Bataillon auf seinem Marsch zur Kirche aus den Häusern Feuer.

162 Der Kirchhof wurde durch den 1. und 2. Schüßenzug unter dem Lieutenant Rother besegt. Das Bataillon stellte sich hinter dem erhöhten Kirch hof in Kolonne auf. Außer diesen Schüßen fanden sich auf dem Kirchhofe ein Schüßenzug des 7. Infanterie-Regiments und einige Landwehrleute ein. Nach dem Abziehen des Bataillons von Brodowski gingen die übrigen vor Bugay stehenden Kompagnien auf der westlich des Marktes liegenden Straße zurück. Ein Zug des 7. Infanterie-Regiments unter dem Lieutenant von Gayette besezte das westlich neben der Kirche liegende maſſive Haus und öftlich des Kirchhofes nisteten sich Jäger in ein einzelnes , 'zur Probstei gelegenes Haus ein. Der Feind drängte dicht auf , betrat aber nicht den Marktplag , ſondern suchte, mit der Lokalität genau bekannt , die am Markt gelegenen Häuser zu gewinnen, um auch hier wieder ungesehen, unter Dachsteinen und Dachschindeln hervor

ein vernichtendes Feuer auf die ziemlich ungedeckt stehenden

Schüßen des Kirchhofes zu richten. Es wäre nun völlig genügend gewesen, durch die Beſegung des Kirchhofes den übrigen Truppen Zeit zum Abzuge zu verschaffen und dann denselben selbst zu räumen. Der General von Blumen beschloß aber östlich der Stadt mit dem am Nordende der Stadt gesammelten 3. Bataillon 6. LandwehrRegiments über die nassen Wiesen hinweg eine Offensiv -Bewegung zu machen, die natürlich zu gar keinem Resultat führte und nur zur Folge hatte , daß das 2. Bataillon des Regiments eine lange Stunde auf und hinter dem Kirchhofe ausharren mußte. Als während dieser Zeit der Schüßenzug der 5. Kompagnie , von Anfang her im Gefecht, sich verschoffen hatte, wurde derselbe durch den 6. Zug unter dem Lieutenant von Kern abgelöst. Kaum war dieser Offizier , der Sohn jenes in den Kriegsjahren 181314-15 oft genannten Lieutenants , späteren Majors von Kern auf dem Kirchhof angelangt , ſo ſtürzte derselbe , von einer Kugel durch den Kopf ge= troffen, leblos zu Boden. Schließlich fielen nicht nur Schüsse aus den vorwärts liegenden Häusern, sondern das Bataillon war von Feuer umgeben. Sowohl die Besagung auf dem Kirchhofe, wie auch die Bataillons- Kolonne hinter demselben , wurde durch unsichtbare Feinde in den Flanken und im Rücken beſchoſſen. Lieutenant von Wedelstädt erhielt in der letteren als Führer des 5. Zuges einen Schuß durch die Brust. Der schon bedeutende Verlust des Bataillons würde noch größer gewesen sein, wenn nicht auch bei den Polen wahrscheinlicher Weise nach und nach

263

-

Munitions-Mangel eingetreten wäre und viele ihrer Schüſſe aus nächſter Nähe von den Dächern abgegeben , bohrend waren. Endlich nach 4 stündigem Ausharren an der Kirche erhielt das Bataillon den Befehl, aus der Stadt zurückzugehen . Die mit ihm fechtenden Abtheilungen Gleiches.

anderer Truppentheile thaten ein

Kaum trat das Bataillon den Marsch an, so wurden die Polen aus allen Häusern, aus allen Quergaſſen mit Senſenmännern offenſiv. Alle Häuser des ganzen zu paſfirenden Stadttheils waren besetzt. Aus den Fenstern wurde mit Sensen geschlagen und einzelne Soldaten mit dem an jeder Sense befindlichen Hacken aus den Gliedern geriſſen. Der ganze Marsch bis an das Nord- Ende der Stadt war ein fortgesettes Handgemenge. Hauptmann Knorr , Chef der 8. Kompagnie , und der schon bleſſirte Hauptmann Tickelmann , welcher troß seiner bei Bugas erhaltenen Wunde beim Bataillon geblieben war , wurden hier durch Polnische Sensen blessirt. Ersterer blieb von 11 Senſenhieben getroffen, von denen mehrere auf den Kopf gefallen waren , für todt liegen und gerieth in Gefangenschaft.

Ein

gleiches Schicksal erlitt der ebenso blessirte Lieutenant von Gayette des 7. Infanterie Regiments . Endlich kam das Bataillon bei dem nördlich der Stadt liegenden Kirch. hose an. Die 4 Geschüße standen daselbst ,

500 Schritt vom Stadt-Ausgange , in

Position ; rechts davon stellte sich das 2. Bataillon des Regiments und dann die 3 Kompagnien 7. Infanterie-Regiments , Bataillon auf.

links derselben das Landwehr-

Legteres marschirte bald darauf auf dem Wege nach Wreschen ab .

Als

die Polen dies sahen , wurden sie mit Haufen von Senſenmännern und Kavallerie aus der Stadt offensiv . Eine Kartätschlage der Geschüße und eine Salve der Bataillone von Brodowski und von Schlichting veranlaßte sie wieder umzudrehen und die deckende Stadt nicht wieder zu verlassen. Nach halbstündiger Raft, um 5 Uhr , trat die von Sachcino hergekommene Kolonne den Rückzug an. Das Bataillon von Brodowski dirigirte sich querfeldein auf das Nord-Ende von Winnagora und kam um 82 Uhr, also nach 1412 Stunde , total durchnäßt ,

erschöpft und hungrig in Schroda an.

Die 8. Kompagnie bezog sofort die Vorposten , gehenden Tagen stattgefunden hatte.

ganz wie es an den vorher-

Die Polen folgten nicht, sondern blieben in Miloslaw stehen. 18

264 Der Verlust des ganzen im Gefecht geweſenen Detaſchements betrug : an Todten : 3 Offiziere, 5 Unteroffiziere, 42 Gemeine. 129 14 " " " Blessirten : 13 M 1 18 1/ Vermißten : H H H Summa : 16 Offiziere, 20 Unteroffiziere, 189 Gemeine. Das 2. Bataillon des Regiments , welches nach Abzug der zur Artillerie und zur Bagage als Bedeckung entsandten Abtheilungen mit 14 Offizieren , 57 Unteroffizieren , 20 Spielleuten , 609 Gemeinen, Summa 700 Köpfen in das Gefecht gegangen war , hatte zu dieſer Summe gerade die Hälfte beigetragen. Es verlor : an Todten : 1 Offizier, 2 Unteroffiziere, 19 Gemeine = 21 Köpfe. = 72 66 6 " " "1 " Blesstrten : 7 " 1 12 11 " H "1 " " Vermißten : Summa : 8 Offiziere, 9 Unteroffiziere, 96 Gemeine = 105 Köpfe, excl. Offiziere,

es war also mehr wie decimirt. Die Offiziere waren namentlich noch einmal aufgeführt : Todt: Seconde-Lieutenant von Kern , Schuß durch den Kopf. Blessirt: Hauptmann Knorr durch zusammen 11 Sensenhiebe und Sem › senstiche, von denen mehrere Kopf und Gesicht getroffen hatten. Hauptmann Tickelmann , Schuß in das Bein und einige Sensenhiebe auf den Kopf. Hauptmann von Michaelis , Streifschuß an der Backe. Seconde-Lieutenant von Wedell , Schuß durch den Schenkel. Seconde Lieutenant und Adjutant Pauke , Schuß durch den Arm. Seconde-Lieutenant von Wedelstädt ,

Schuß durch die Brust.

Seconde-Lieutenant von Drygalski II. , Unterleib.

Schuß durch den

Unter den gefallenen Unteroffizieren befand sich der Feldwebel Kreußer 6. Kompagnie ; es war dies der legte Soldat des Regiments , welcher als Kombattant die Feldzüge der Jahre 1813-14 und 1815 mitgemacht hatte. Gewiß hatten seine Erzählungen die jüngern Soldaten oft belehrt und mit getheilt, wie sich die Neunzehner damals geſchlagen hatten. Nun der Einzige, um es der jüngern Generation zu zeigen, fand ihn die feindliche Kugel heraus. Se. Majestät der König hatten die Gnade, der Wittwe Kreußer ein Gnadengeschenk von 25 Thalern und

eine fortlaufende Unterſtügung von

monatlich 4 Thalern Allerhöchst zu bewilligen. Von den Blessirten starben noch 2 Unteroffiziere, 6 Gemeine. Die Namen dieser, sowie der gleich im Gefecht Gebliebenen enthält die Beilage V.

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-

Die Vermißten waren bis auf 4 Gemeine gefangen und wurden bald wieder befreit. Diese 4 Gemeine hatten Gelegenheit gefunden , während des Gefechts zu ihren Landsleuten, den Polen, zu desertiren. Der Oberst von Brandt ſtand zur selben Zeit ,

als der Rückzug der

von Blumenschen Truppen von Miloslaw erfolgte, wie schon oben erwähnt ist, auf beiden Ufern der Warthe bei Neustadt. In der Nacht zum 1. Mai machten die übergegangenen Truppen mehrere Gefangene, welche von Miloslaw versprengt, von einem Siege der Königlichen Truppen erzählten.

Erst Morgens 4 Uhr erhielt der Oberst von Brandt

einen Brief des Generals von Blumen mit der Nachricht des erfolgten Rückzuges und der erlittenen schweren Verluste. Dem Obersten von Brandt standen nun 2 Wege offen ; entweder mit allen Truppen auf das rechte Warthe Ufer überzugehen, die 2 Meilen Wegs auf Miloslaw zu marſchiren und die Stadt vom Süden anzugreifen oder die bereits übergegangenen Truppen zurückzuziehen und rückwärts die Verbindung lumen zu suchen. mit dem General von

Er entschloß sich für den lezteren. In der Nacht waren noch einige Prahme herbeigeschafft worden ; vermehrten Fahrzeugen kehrten

auf den

die schon übergegangenen Truppen zurück,

kochten ab und traten Mittags 12½ Uhr den Marsch über Komorze und den Swionchner Hauländern nach Zaborowo an , wo Kantonirungen bezogen wurden. Die 12. Kompagnie des Regiments machte diesen Marsch nicht mit. Hauptmann von Hartwig hatte im Verein mit dem Pionier Detaſchement den Auftrag erhalten, alle bei Neustadt disponiblen Prahme und Kähne die Warthe abwärts nach Kempa Fähre zu führen , auch alle unterwegs anzutreffenden Fahrzeuge mitzubringen. Die 12. Kompagnie,, welche nun auch ihrem Kriegsherrn zu Waſſer treu dienen sollte , fuhr gegen Mittag mit 4 Prahmen und 1 Warthekahn von Neuſtadt ab und kam , des sehr starken widrigen Windes wegen , erſt Nachts 11 12 Uhr bei den Srozewoer-Hauländern an, woſelbſt Oberst von Brandt nach persönlicher Recognoscirung, überzugehen beſchloſſen hatte. Am frühen Morgen des 2. Mai richteten die Pioniere die Zugänge zu ten Fahrzeugen her. Von halb 7 Uhr ab begannen die Truppen überzusehen, was um 9 Uhr auf nunmehr 6 Prahmen und 4 Warthekähnen beendet war . Die 3 Füselier-Kompagnien des Regiments wurden neben dem JägerDetaſchement zuerst übergesezt. Ungesäumt wurde nach erfolgter Ueberschreitung des Flusses auf Santomysl marſchirt und daſelbſt ſowie in der Gegend wieder kantonirt.

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266

Die 3 Füselier-Kompagnien lagen in Santomyel. Dafelbft traf man die 7. Kompagnie des Regiments, welche von Schroda aus zum Schuß der Einwohnerschaft hergesandt war. Der kommandirende General hatte inzwischen befohlen, daß das Detaſche, ment des Generals von Blumen , vereinigt mit dem des Obersten von Brandt , Miloslaw von Neuem angreifen sollte, auch ward in dem Befehl mitgetheilt, daß der Generallieutenant von Wedell aufgefordert ſei , mit seinen disponiblen Kräften bei einem solchen Angriff mitzuwirken. Generallieutenant von Wedell war Kommandeur der 4. Division zu Bromberg und stand schon seit Beginn der Insurrection mit Truppen ſeiner Division in und bei Gnesen , dies zu einem solchen Centrum der mobilen Kolonnen erhebend,

wie es Posen für die Truppen des 5. Armee- Corps

abgab. Oberst von Brandt beabsichtigte für den 3. Mai den Marsch auf Echroda ; die Truppen hatten schon Befehl um 8 Uhr Morgens bei Mondre und Piglowice im Rendez -vous zu stehen , als Abends 9 Uhr ein Schreiben des Generals von Wedell einging', nach welchem er , mit dem Oberkom. mando

des Angriffes

auf Miloslaw betraut ,

am 2. Mai nach Wreſchen

marschiren würde, um am 3. gemeinsam auf Miloslaw zu operiren. Dies war Seitens des Obersten von Brandt nur durch einen Nachtmarsch zu ermöglichen. Da die Truppen schon hinlänglich ermüdet waren, wurde der Disposition keine Folge gegeben. Nachts 12 Uhr kam ferner ein Schreiben des Generals von Blumen : man habe bei Wreschen Kanonendonner gehört, Wreschen brenne und würden feine Truppen am 3. Morgens 2 Uhr bei Sberti concentrirt sein. Die von Brandtsche Kolonne marschirte nach diesem am Morgen des 3 . Mai nach Schroda. Die 7. Kompagnie des Regiments schloß sich ihnen an, wogegen Santomysl durch die 7. Kompagnie 6. Landwehr-Regiments besegt blieb.

Die andern

drei Kompagnien dieses Bataillons blieben am nächsten Tage in Schroda als Besagung stehen. Mieroslawski, welcher einen erneuten Angriff auf Miloslaw, die unpaſſtrbare Warthe hinter sich , ausweichen wollte , war in der Nacht vom 1. zum 2. Mai auf Wreschen marschirt. Vor der Stadt beim Dorf Sokolowo war er am 2. Mai mit einem Detaſchement unter dem General von Hirschfeld, welcher von Gnesen aus vorgerückt war , zu einem Gefecht gekommen ; die Insurgenten hatten, im freien Felde den Preußischen Truppen nicht gewachsen, einen großen Verlust erlitten und waren auf Trzemeszno gezogen . General von Blumen befahl ,

als

er das Einrücken des Feindes in

Wreschen erfuhr, für den 2. Mai Abends die Concentration seines Detaschements in einem Bivouak bei berki.

267 Die 8. Kompagnie des Regiments , feit dem Gefecht bei Miloslaw auf Vorposten , war am 2. Mittags durch eine Kompagnie des 7. InfanterieRegiments abgelöst und erst wenige Stunden in Schroda im Quartier, als fie Abends 10 Uhr auf Generalmarsch mit der 3. und 6. Kompagnie vereint, ausrückte, um bei berki zu bivouakiren. Als am 3. Mai Mittags die Nachricht von den Vorgängen bei Wreſchen einging , rückten die Truppen in Kantonnements, die 3 Kompagnien des Regiments nach Ulegno. Zu gleicher Zeit kam die Ordre an , daß General von Blumen mit einzelnen Trup . pentheilen seines Detaſchements nach Poſen zurückzukehren habe, Oberst von Brandt aber die Zurückbleibenden unter seine Befehle nehmen würde. Der Oberbefehl über sämmtliche Kräfte , sowohl die des Obersten von Brandt , als auch die bei Gnesen anwesenden war dem Generallieutenant von Wedell übertragen, und befahl dieser noch am 3. Mat, daß die bei Schroda stehenden Truppen sofort ihre Vereinigung mit denjenigen des Generals von Hirschfeld bei Gnesen zu bewirken hätten. Demzufolge versammelte Oberst v on Brandt am 4. Mai Morgens 9 Uhr seine Kolonne bei Polaceiewo und führte sie über Nekla bis zum Städtchen Czerniejewo ; die Avantgarde unter dem Oberstlieutenant Blumenthal , zu welcher das 2. Bataillon des Regiments, wieder vereinigt, stieß , erreichte sogar die Stadt Zydowo. Am 5. Mai marschirte Oberflieutenant Blumenthal durch Gnesen in die Kantonnements Jankowo , Droguslaw und andere rückwärts liegende Dörfer. Das 2. Bataillon kantonirte in Jankowo und hatte Vorposten an den daselbst befindlichen Seen gegen Trzemeszno ausgestellt. Das Gros ging bis Gnesen und Umgegend ; das Füſelier-Bataillon lag in Gnesen .

General von Wedell hatte eine Stellung , Front gegen Trzemeszno eingenommen. Von Mieroslawski wußte man, daß er beabsichtigte nach Cu. javien bei Inowraclaw und auf Bromberg zu marſchiren. General von Hirschfeld brach deshalb noch am 5. Mai mit 3 Bataillonen , 3 Escadrons und 4 Geſchüßen auf, machte einen Gewaltmarsch von 6 Meilen auf Barcin, um sich zwischen die Polen und Bromberg zu ſegen. Für die bei Gnesen sonst vereinigten Truppen wurde noch am 5. Mai følgende Ordre de bataille ausgegeben : Ordre

de

bataille

des mobilen Corps unter dem Befehl des Generallieutenant von Wedell : Detaſchirtes Corps unter Generalmajor von Hirschfeld : 3 Bataillone 21. Infant.-Rgts.

3 Escadrons 5. Husaren Rgts. 4 reitende Geschüße.

268 Linker Flügel unter Generalmajor Graf Püdler : 3 Bataillone 14. Infant.-Rgts.

11/2 Escadron 3. Dragoner Rgts. 4. Escadron 5. Hufaren-Rgts. 3. Escadron 4. Kürassier-Rgts .

4 reitende Geschüße. Rechter Flügel unter Oberst von Brandt. Avantgarde (Oberst Graf Lüttichau) : 2 Kompagnien Füſ.- Vat. 7. Inf.-Rgts. 2 Kompagnien Füs. Bat. 18. Inf.-Rgts. 1 Jäger-Kompagnie.

1 Escadron 2. Leib. Husaren- Rgts . 2 reitende Geschüge. Gros der Infanterie (Oberst von Kropf) : 3 Kompagnien Füſ.-Bat. 19. Inf. -Rgts . 1. Bataillon 7. Infant. Rgts . 3 Kompagnien 2. Eat. 7. Inf. - Ngts. 5 Geschüge. 1 Pionier Detaschement. Reserve-Infanterie (Oberstlicut. Blumenthal) : 2. Bataillen 19. Infant.-Rgts . 1. Bataillon 7. Landw. Rgts. Reserve-Kavallerie (Major von Johnston) :

31/2 Escadrons 1. Ulanen-Rgts. 2 Escadrons 2. Leib -Husaren-Rgts. Besagung von Onesen : 1. Bataillon 6. Landwehr-Rgts .

1/2 Escadron 3. Dragoner-Rgts . Das Terrain, in welchem die nächsten Operationen und Märsche ausgeführt werden sollten, ist äußerst durchschnitten. Lange Reihen von Seen und Waſſerläufen , meist in der Richtung von Norden nach Süden liegend, sind durch schmale Bergrücken getrennt.

Dazwischen liegen Waldungen und Sümpfe,

kurz es ist ein Terrain , geschaffen , verdeckte Märsche auszuführen und einen Partheigängerkrieg zu führen, wobei die Polen begünstigt waren, da sie jede Nachricht über die Truppen sofort erhielten, während diese nicht mehr wußten, als das Wenige, was die vorgesandten Patrouillen fahen. Am 6. Morgens wurde der Vormarsch auf die bei Trzemeszno vermutheten Inſurgenten ausgeführt. Die Polen waren verschwunden und auf Mogilno marschirt. Generallieutenant von Wedell folgte ihnen sofort dahin. Die Avantgarde ging bis Willatowo, Gros und Reserve bis Izdby und Wyrobki.

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269

Mieroslawski war nämlich, sobald er diesen Marsch auf Mogilno erfuhr, in seinem Rücken bei Barcin den General von Hirschfeld wissend, sofort über Gembice ausgewichen und erreichte noch am selben Tage Orchowo. Tie Avantgarde bei Willatowo hatte deshalb auch die Vorposten gegen Süden ausgestellt. Gros und Reserve der von Brandtschen Truppen waren in Izdby respect. Wyrobki einquartirt , so weit Plag war. Die Truppentheile des Regiments bivouakirten an den genannten Orten. Am Morgen des 7. Mai wurde um 6 Uhr Generalmarsch geschlagen und nach Trzemeszno zurück gegangen , wo man bereits um 91½ Uhr anlangte. Auf diesem Marsch stieß zum Füselier- Bataillon des Regiments die seit dem 7. April detaschirte 9. Kompagnie. Dieselbe hatte ruhig bis gegen Ende des Monats April in MurowanaGoslin gestanden, war dann nach Posen zurückgekehrt und in den Kasematten des Forts Wyniari einquartirt. Am 4. Mai erhielt Hauptmann Bober, Chef derselben , den Befehl , am nächsten Morgen den von Brandtschen Truppen , welche bei Nekla sein follten , einen Erottransport und die Kaffe des 1. Ulanen-Regiments zuzuführen. Bei sehr drückender Hige erreichte die Kompagnie das 41/2 Meile entfernte Nekla. Die Truppen des Obersten von Brandt waren nicht da ; Gerüchte von dem Anmarsch der Insurgenten auf Wreschen , sich daher flüchtende Juden und Verwundete veranlaßten den Hauptmann Bober nach einer vierstündigen Ruhe wieder aufzubrechen und bis Czerniejewo zu marschiren. Die Mannschaft hatte den starken Marsch von 5½ Meile sehr munter zurückgelegt. Am 6. Mai segte Hauptmann Bober seinen Marsch über Gnesen bis Trzemeszno , wiederum 5 Meilen fort. Bei völliger Unkenntniß über den Stand der Insurgenten mußte die Kompagnie jeden Augenblick bereit sein, ſich zu schlagen ; dies und die nachkommende Ermüdung bei faſt gleich großem Marsch, führten herbei, daß die Kompagnie mehrere Male halten mußte, um wieder Kräfte zu sammeln. Am 7. Morgens wurde zwiſchen Trzemeszno und Mogilno die Bestimmung erreicht. ― Generallieutenant von Wedell brachte , in Trzemeszno ankommend , in Erfahrung, daß die Inſurgenten auf Mielczyn marſchirt ſeien. Die Truppen mußten abkochen , um 2 1/2 Uhr wieder aufbrechen , um bis Witkowo zu gehen, wo das Gros enge Kantonirungen bezog. Oberstlieutenant Blumenthal blieb mit der Reserve in Kolaczkowo. Auch in Mielczyn ließ man den Insurgenten keine Ruhe. General von Wedell marschirte am 8. Mai Morgens 7½ Uhr auf Mielczyn. Es hieß

270

-

die Insurgenten seien auf Miloslaw gezogen, weshalb die Truppen auf Wreschen dirigirt wurden. Das Gros fantonirte in Wreschen, die Reserve in Gozdowo und Gegend. Diese Art und Weise ,

die Insurgenten durch Märsche zur Auflösung zu

bringen , schien die richtige. Unzufriedenheit und Mißmuth , Verwirrung und die sprichwörtlich gewordene Polnische Zwietracht war bei ihnen schnell eingerissen. Schon war Herr von Mieroslawski seines Kommandos entsegt und ein Herr von Brzezanski in dasselbe erhoben . Dieser hatte am 7. Mai bei dem General von Wedell um einen Waffenstillstand nachgesucht. Ihm war die Antwort geworden , daß von Unterhandlungen keine Rede sein könne ; Inſurgenten müßten die Waffen ablegen und sich ergeben . General von Wedell beabsichtigte , um solches Ziel zu erzwingen, con centrisch auf Miloslaw vorzudringen. Am 9. Mai wurden daher Kantonnements von Rusiborz bis Kazanowo bezogen. In ersterem Ort stand der General Graf Pückler , in dem andern Oberſtlieutenant Blumenthal. Das Gros stand zwischen beiden Orten in und bei Bardo. In diesem Ort, dem Hauptquartier, kantonirte auch das FüselierBataillon des Regiments. Die Avantgarde stand in Nowawies. Am 10. sollte Miloslaw angegriffen werden , doch hierzu kam es nicht. Noch am 9. Mai erschien in Bardo der Führer der Polen von Brzczanski persönlich beim General von Wedell und erklärte sich bereit, eine Kapitulation abzuschließen. Die Demoralisation habe bei den Polen so überhand genommen, daß er selbst das Kommando niedergelegt und an einen Emigranten von Oborski übergeben habe. Von diesem autoriſirt ſei er zu Allem bereit . Die Kapitulationspunkte wurden nun aufgesegt und unterzeichnet. Nach denselben sollten die Polen am Morgen des 10. Mai um 11 Uhr bei Piatkowo-czarne, einem Dorf westlich von Miloslaw, die Waffen ablegen und sich zur Verfügung der Preußischen Behörden stellen.

Ein Paragraph

dieser Uebereinkunft bestimmte , daß Niemand sich von dem Polnischen Trup : pencorps entfernen dürfe. Bevor diese Unterhandlungen zu Ende geführt waren ,

ging den Truppen

der Befehl zu , nach dem Abkochen noch andere Kantonnements zu beziehen ; das ganze Truppencorps schob sich westlich. General Graf Pückler erreichte Schroda, das Gros Slachcino , Skotniki und Gegend.

die Avantgarde Murzynowo ,

die Reserve

Am Morgen des 10. wurden die Abtheilungen der von Brandtschen Kolonne in großem Bogen auf Piatkowo- czarne dirigirt. Bald gingen jedoch Nachrichten ein, daß daselbst nur 35 Insurgenten und die aus den Gefechten

-

271

herrührenden Gefangenen, erstere auch ohne Waffen, aufgestellt ſeien. Gefan · gene Polen gaben die Erklärung dahin , daß im Polnischen Lager nach dem Bekanntwerden der Kapitulation gegen die Führer große Wuth ausgebrochen sei.

Dieselben , des Verraths beschuldigt , seien geflohen und habe sich die

Maſſe dann in die Wälder zwischen Miloslaw, Neustadt und Santomysl geflüchtet. General von Wedell befahl sogleich ,

daß die Pücklerschen Truppen

von Schroda aus, Santomysl befeßen sollten, da die dort ſtationirt geweſene Kompagnie 6. Landwehr-Regiments nach Schrimm gerückt war. Ehe der Befehl ausgeführt werden konnte, hatte ein Theil der Insurgenten mit den vorhandenen Geschüßen Santomysl plündernd paſſirt und sich auf Kurnik und Rogalin gewandt. Die Mehrzahl derselben mußte aber in den Wäldern zwischen Santomysl und Neustadt anwesend sein, denn die im Süden dieser Waldungen fließende Warthe war rechtzeitig durch andere mobile Kolonnen völlig gesperrt worden. Diese Waldungen sollten daher am 11. Mai durchsucht werden , weshalb die Truppen noch am 10. Kantonnements in ihrer Nähe bezogen. Das 2. Bataillon lag in Piatkowo biale und Winnagora ;

das Füfelier -

Bataillon in Pierschno, Wlaslowo und Brodowo. Die Expeditionen am 11. hatten den Erfolg, daß einige Gefangene gemacht und viele frei umherlaufende Pferde eingefangen wurden. Diese legteren waren in solcher Zahl vorhanden, daß sofort das gesammte Offiziercorps gut beritten war. ¹) Am 12. wurde mit dem Absuchen der Wälder fortgefahren und dadurch die Anzahl der Gefangenen und der Pferde bedeutend vermehrt. Ludwig von Mieroslawski und die Meisten der Führer geriethen an diesem Tage in Gefangenschaft. Die Thätigkeit der unter dem General von Wedell zusammengezogenen Truppen war somit zu Ende . Die Macht der Insurgenten war zerstreut. Es war kleineren Abtheilungen vorbehalten , die gestörte Ordnung in den Ortschaften wiederherzustellen . Noch am 12. Mai erhielten die beiden Bataillone des Regiments den Befehl, am nächsten Tage nach Posen abzurücken. Oberstlieutenant Blumenthal , durch Allerhöchste Ordre vom 2. Mai zum Obersten ernannt, marschirte am 13. mit beiden Fataillonen nach Kurnik und Bnin und am 14. Mai Morgens 11 Uhr standen sie, gemeinschaftlich mit 2 Kompagnien des Füselier - Bataillons 18. Infanterie-Regiments , zum Einmarsch in Posen bereit.

1 ) Am 16. Mai wurden diese Pferde, einem Befehl zufolge, gegen Erschung der Futterkosten an die Landwehr-Kavallerie abgegeben.

-

272

-

Generallieutenant von Steinäcker , der vielgeliebte „ Vater Steinäder " , der eisenfeste alte Degen, holte die Bataillone ein. Das maſſenhaft versammelte Publikum begrüßte ſie mit lauten Hurrahs, ſie nahmen Quartiere in der Stadt. Generallieutenant von Wedell kehrte um dieselbe Zeit mit den Truppen seiner Division in den Regierungsbezirk Bromberg zurück.

Er sagte den sich

trennenden Truppen durch folgenden Befehl Lebewohl : An die Truppen des 2. und 5. Armee s Corps , welche bis jezt unter meinem Kommando gestanden haben.“ " In dem Augenblick ,

wo die Truppen des 2. Armee-Corps sich von

denen des 5. trennen , nachdem die Ueberwindung des bewaffneten Wi derstandes der Polen gegen die gesegliche Ordnung gelungen ist , fühle ich mich gedrungen , meine vollkommenſten Anerkennungen für die Leis stungen auszusprechen , haben.

denen wir dies

erwünschte Resultat zu danken

Anstrengende Märsche mußten in der legten Zeit ausgeführt werden und die Truppen haben es besonders ihrer Pünktlichkeit und Ausdauer zu danken, daß Ruhe und Ordnung in der Provinz aufs Neue begründet find. Wenn uns auch durch das Niederlegen der Waffen eines Theils unserer Feinde und durch das seige Auseinanderlaufen der großen Maſſe desselben die Gelegenheit genommen wurde , durch die Anwendung der Waffengewalt des Königs Gegner niederzuwerfen , so ist das erreichte Resultat doch nicht weniger vollkommen. Die Reste der Insurgenten , welche noch als regelloſe räuberiſche Banden im Lande plündernd umherziehen , werden ihrer Strafe nicht entgehen ; sie werden vereinzelt der gefeßlichen Strafe anheimfallen. Indem ich den Truppen , von denen ich jezt Abschied nehme ,

meine

vollkommene Zufriedenheit und Anerkennung ausspreche, sage ich densel ben meinen Dank für die Hingebung , mit der sie meinen Befehlen ge= folgt sind.

gez. von Wedell .

Die Kampagne war für das 2. und Füselier Bataillon beendet. Fünf Wochen lang hatten sie die Fatiguen des Vorpostendienſtes und der anstrengendsten Märsche , ein Blick auf die Karte thut dies dar , ertragen. Die wechsel · volle Witterung von der größten Sommerhige bis zum rauhen FrühjahrsWetter und die Ungastlichkeit der kleinen Polnischen Dörfer hatten dieſe nur erhöht. Dabei war die Verpflegung im Allgemeinen sehr schlecht gewesen , besonders hatte es häufig ganz an Brod gefehlt. jedem Soldaten

ein Verpflegungszuschuß

von 1

Seit dem 13. April war

Silbergroschen täglich

273 bewilligt. Die Verpflegung ſollte durch die Wirthe geſchehen , doch war dies meist unthunlich. Viele ter Dörfer waren fast menschenleer oder die Polnisch denkenden

Bewohner gaben nur das , was man ihnen nahm , besaßen oft

auch Wenig oder gar Nichts. Es mußte daher meist eine Verpflegung durch die Kompagnien eintreten. Nach allen Strapazen wurde meilenweit gegangen , um Brot zu holen ; Vieh wurde gekauft [ein Hammel galt meist 20 Silber C groſchen] auf der Stelle geschlachtet und verzehrt. Es bleibt während der verflossenen Zeit die Thätigkeit des 1. Bataillons nachzuholen. Dasselbe hatte den anstrengenden Garniſondienst mit Ruhe und Ergebung streng pünktlich ausgeführt. Wohl war Ruhe und Ergebung nöthig, denn es stand hinter den Wällen Echildwacht, während die beiden andern Brüder derselben Familie sich drau‹ ßen in Feld und Wald umhertummelten und neuen Reis zum alten Lorbeer wanden.

Doch auch ihm sollte noch die Gunst werden , zu zeigen , daß es

sich auch tummeln könne , gleich den andern beiden. Zur Zeit als Mieroslawski beschloß , von Wreschen nach Trzemeszno zu marschiren, begab sich

ein deutscher Justizrath Krauthofer ,

Polenfreund Krotowski nannte , in die Gegend von Kurnik ,

der sich

als

um daselbst in

der Nähe Posens , geschüßt durch die großen Wälder an der Warthe , den Aufstand neu anzufachen. Dies hatte guten Erfolg. Von Posen aus wurden dagegen Maßregeln getroffen. Am 7. Mai Abends 10

Uhr wurde in der Festung Generalmarsch

geschlagen. Major von Winning , Kommandeur des 1. Bataillons erhielt Befehl , sich mit der 1.

und

3.

Kompagnie seines Bataillons

einer mobilen

Kolonne anzuschließen , welche unter Befehl des Majors

Christoffel des 6. Infanterie-Regiments auf Kurnik vorgehen sollte. Cofort wurde aufgebrochen. Von Zegrze aus wurde Major von Winning mit der 1. und 3. Kompagnie und 20 Husaren 7. Regiments auf Rogalin an die Warthe ent sandt. Man hatte in Erfahrung gebracht , daß Krauthofer daselbst einen nach Posen bestimmten Salztransport , im Werth von mehr als 1000 Tha. lern mit Beschlag belegt habe und beschäftigt sei , das Salz zu verkaufen. Major von Winning sollte sich des Salzvorraths bemächtigen und ihn Warthe abwärts nach Posen schaffen. Um 1 Uhr Nachts waren die Kompagnien unter Führung eines Boten bis zum Vorwerk Marlewo gekommen . Daselbst fiel ein Schuß auf eine HuſarenPatrouille ; man fand den Thäter und erschoß ihn . Vorsichtig vorwärts marschirend kam man in den Wald von Rogalin und gegen Tagesanbruch sah man von der Listere desselben , daß Rogalin besegt sei. Auf einer Höhe neben dem Dorfeingange standen 4 kleine Geschüße.

274 Major von Winning befahl , daß Hauptmann Wildegans mit der 1. Kompagnie rechts der Landstraße , Hauptmann von Blomberg mit der 3. Kompagnie links derselben gegen die Ostfront von Rogalin vorgehen ſollte. Dies geschah.

Die 4 Böller beschossen die 3. Kompagnie unausgeseßt ,

ohne daß eine Kugel traf.

Beide Kompagnien , die 1. etwas voran , ávan-

cirten , die Lifiere war mit Schüßen besezt , doch wurde sie von den Schüßen der 3. Kompagnie unter dem Lieutenant Fietsch im ersten Anlauf genom men.

Die Polen zogen sich in die Häuser und Ställe zurück , gegen welche

der Angriff nunmehr erfolgte. Bald brach im Dorf Feuer aus , welches die Vertheidigung lähmte. Beide Kompagnien vereinigten sich und den Ort.

die Polen verließen in wilder Flucht

Dieſelben wurden durch die Schüßen der 1. Kompagnie und durch tie Husaren schnell verfolgt. Ihr Rückzug ging gerade auf die Warthe. Was von den verfolgenden Kugeln nicht erreicht wurde , stürzte sich in den Fluß und kam zum größten Theil darin um. Herr Krauthofer , des Schwimmens kundig , rettete sich.

Die 4 Böller , mit Pferden und

Eseln bespannt , wurden genommen ,

ebenso wurde der größte Theil des Salzes gefunden.

Außerdem erbeutete

man eine Menge Waffen , 5 Föller ohne Lafetten und mehrere Fäſſer mit Spiritus. Das Gefecht mit der Verfolgung hatte von 7 bis 12 Uhr gedauert und lejsirten gekostet. ber 1. Kompagnie nur 1 Beide Kompagnien bezogen ein Bivouak auf dem Hofe des Schloſſes zu Rogalin. Um 1 Uhr kam die Hauptkolonne des Majors Christoffel von Kurnik aus , wo sie keinen Feind gefunden hatte , durch das Gefecht herbeigerufen, bei Rogalin an.

Das Feuer im Dorf wurde gelöscht. Nachmittags um 4 Uhr wurde das Dorf Rogalin, besonders die Schloßſeite plöglich durch zahlreiche Insurgenten angegriffen.

Dieselben waren bei

Moszin über die Warthe gegangen. Die 1. und 3. Kompagnie beſegten eilig das Schloß wie die dichten Hecken im Garten bei demselben und empfingen die Angreifer mit kräftigem Feuer , welche , auf solchen Empfang wohl nicht vorbereitet , schnell umdrehten und dahin gingen , woher sie gekommen waren. Als endlich die mit Salz befrachteten Kähne unter Bedeckung in Fahrt nach Posen gesegt waren , trat die gesammte Kolonne um 6 Uhr Abends den Rückmarsch nach Posen an.

-

275

-

In dem Gefecht hatte sich besonders der Adjutant des Bataillons , Premier Lieutenant von Wilamowig , hervorgethan. Derselbe überbrachte im feindlichen Feuer , dies gar nicht achtend , nicht nur alle Befehle mit großer Pünktlichkeit, sondern war

auch mit Eifer geschäftig ,

die Ordnung zu

erhalten und die Angriffe erfolgreich zu machen. Schließlich wußte er einen seinem Kommandeur zugedachten gefährlichen Schuß durch raſche unerschrockene Angriffstrohung abzuwenden. Außerdem wird von dem Major von Winning , der Feldwebel Steud 3. Kompagnie als besonders bras erwähnt. — Es ist schon vorher gesagt , daß nach der Zerstreuung der Insurgenten bei Piatkowo-czarne ein Theil derselben noch am 9. Mai mit 4 Geſchüßen plündernd durch Santomysl gezogen sei. Dieselben hatten sich auch in die Wälder zwischen Kurnik und Rogalin geworfen. Sobald diese Nachricht in Posen anlangte , erhielt Major von Winning des Regiments den Befehl mit einem Detachement von 7 Kompagnien Infanterie , zu denen die 1. und 3. Kompagnie des Regiments gehörten , 1 Escadron 7. Huſaren-Regiments , 1 reitenden und 3 Fußgeschüßen nochmals auf Rogalin zu marſchiren , da die Inſurgenten daselbst lagern ſollten. Das Detaſchement verließ am 10. Mai Abends 8½ Uhr die Festung. Am 11. Mai Morgens 8 Uhr kam man bei Rogalin an , fand es aber nicht besegt. Hauptmann von Winning wurde mit seiner Kompagnie des 7. Insanterie-Regiments und 1 Zug Husaren nach Rogalinek gesandt , um die dortige Fähre zu beſegen. An Ort und Stelle angelangt , sah man jenseits der Warthe Haufen von Insurgenten , welche aber beim Anblick der Truppen sogleich die Flucht crgriffen. Lieutenant von Nostig schwamm mit seinen Husaren durch die Warthe , jagte ihnen nach und erbeutete 4 3pfündige Geschüße nebst einem stark gefüllten Munitionskasten. Während der Zeit entdeckte man in den Kellern des Schloſſes zu Rogalin das bei der ersten Expedition nicht aufgefundene Salz . Fis zum Abend waren 220 Säcke verladen und in Fahrt nach Posen gesezt , worauf das Detaschement Abends 9 Uhr den Rückmarsch nach Posen antrat und am Morgen res 12. Mai wieder einrückte. Der Aufstand der Polnischen Bevölkerung war so gut wie beendet.

Das

Regiment hatte hervorragenden Antheil an seiner Unterdrückung genommen. und dabei die ihm inne wohnende Disciplin in so hellem Glanze erscheinen lassen , daß es nothwendig erscheint diesen Verhältnissen einige Worte zu gönnen.

276 Das Regiment bestand zum größten Theil aus Polen , aus den Söhnen , aus den Brüdern derselben Leute , welche durch ihre Geißtlichen fanatiſirt , sich für eine Sache zerstückeln ließen , die dem Könige feindlich war. Ohne Ausnahme war Alt und Jung der Dorfschaften , ihren Geistlichen mit dem Krucifir voran , ausgezogen , um nach ihrer Meinung für Vaterland, Religion und Sprache zu kämpfen und zu sterben . Dieselbe Liebe zu ihrer Nationalität , Confeſſion und Sprache hatten die Soldaten aber auch. Viele hatten ja erst als Reservisten wenige Tage vorher wieder des Königs Rock angezogen , die Uebrigen hatten theils erst wenige Monate gelernt , was es heißt Coldat ſein , und Alle , jene wie diese , folgten getreu und freudig ihren Offizieren , schlugen sich brav und muthig gegen ihre eignen Landsleute. Sobald das Kommandowort dem Kampf Einhalt gebot , folgten sie schnell eben so freudig und beſchüßten dann den entwaffneten Feind. Nur 29 Mann von 3000 folgten den Verlockungen und begingen einen Treubruch. Führwahr

es

war dies die schwerste Prüfung , die ein Truppentheil

bestehen kann und ein weithin leuchtender Beweis , daß Offiziere und Unteroffiziere zu ihren Untergebenen in dem richtigen , Gehorsam gebietenden und Liebe erzeugenden Verhältniß gestanden hatten , daß die Lehren der Königs. und Pflicht-Treue , die Lehren für Ordnung und Recht richtig gegeben und richtig aufgefaßt waren . Ehre den Vorgescßten , welche ihre Pflichten so richtig zu erfüllen gewußt hatten , Ehre aber auch den Soldaten welche diese Lehren in sich aufnehmend, ihnen unter allen Umständen treu blieben. Des Königs Majestät ehrte diese Verhältniſſe im Allgemeinen durch die am 23. August 1851 gestiftete und jedem treu gedienten Soldaten verliehene Hohenzollernsche

Denkmünze

und

im Speciellen durch folgende

Auszeichnungen : Den Rothen Adler-Orden 4. Klasse mit den Schwerdtern erhielten am 29. November 1848 :

Oberst Blumenthal, Hauptmann Knorr, Hauptmann Tickelmann , Lieutenant von Wedell , Lieutenant und Regiments- Adjutant Scheffler , Lieutenant und Bataillons-Adjutant Pauke und später Major von Winning, Premier Lieutenant von Wilamowiz , Lieutenant von Drygalski II.

277 Das Militair-Ehrenzeichen 2. Klasse erhielten : Steud, 3. Kompagnie. Feldwebel 7. Hein, N H

Wächter,

12.

M

Vice-Feldwebel Schelski ,

5.

"

Opit, Klenner ,

5.

" "/

"/

Unteroffizier N

H H Musketier

5.

Schwantuschke, 10. 10. Schubert, 5. Stahn,

M

11

"

Bartsch,

5. 5.

11

Heinzel, Dankowski , Gottsmann,

12 Füselier

Faustmann,

5. 5.

H

"1 "

11.

Meitere Anerkennungen erhielt das Regiment von anderer Seite. In Posen hatte sich , um das deutsche Element zu vereinen und zu stärken ein , Deutsches - Central-Komitet " gebildet.

Daſſelbe erließ unter dem 20.

August an das Regiment folgendes Schreiben :

H An das Königliche 19. Infanterie-Regiment !" " Die deutsche Bevölkerung der Stadt Posen hat die tapfern Krieger des 19. Infanterie-Regiments aus ihren Mauern nicht können ſcheiden sehen , ohne der Pflicht des Dankes eingedenk zu werden , den sie ihnen im reichsten Maße schuldet. uns ist durch Beschluß einer zahlreichen Volksversammlung der ehrende Auftrag geworden , den Ausdruck dieſer Gesinnung , Euch Ihr tapfern Söhne des Vaterlandes , darzubringen. Dem Heldenmuthe, mit welchem Ihr Euer Leben für die Sache Preußens , für die Sache Deutschlands in die Schanze schlugt , ist es gelungen den heiligen

Sagungen der

Ordnung und des Gesezes Geltung zu verschaffen und dem drohenden Weiterschreiten eines verderblichen Unheils , Gott gebe für immer , ein Zielzusehen. Möge dies erhebende Bewußtsein zugleich ein Troſt ſein für den Verlust manches tapfern Mitstreiters , den Ihr in Euren Reihen mußtet fallen sehen. Haltet Euch überzeugt , daß, wenn Euch Eure Bestimmung auch von uns getrennt hat , doch in unser Aller Herzen die Erinnerung an den Muth , an die Hingebung und Ausdauer fortleben wird , mit welchem Ihr auf dem Felde der Ehre für uns gestritten. Möge auch dieser Ausdruck unſeres Dankes dazu beitragen, daß Euch das Gedächtniß der schweren ernſten Zeit ,

die Ihr mit uns durchlebt

habt, noch in den spätesten Tagen eine wohlthuende Befriedigung ge,

278

-

währen, und möge die große Zukunft unseres deutschen Vaterlandes, für die Ihr hier Großes errungen , meinsamem Streben vereinen.

auch fürder

die Entfernteſten zu ge-

Posen , den 20. August 1848. Das deutsche Central - Comitet. (Folgen die Unterſchriften.') Ferner bildete sich in Posen eine

11 Kommission zur Unterſtügung verwundeter und der Familien verwundeter und getödteter Soldaten " , welche das zu diesem Zweck aus freiwilligen Gaben einkommende Geld nach gewissen Principien vertheilte. Die eingekommene Summe betrug dem Rechenschafts -Bericht dieser Kom mission nach:

7437 Thaler

5 Silbergroschen .

Von dieser Summe erhielten die dem Regiment Angehörigen die bedeutende Quote von

1560 Thalern 15 Silbergroschen. Dieselbe wurde für 73 Personen gezahlt und zwar 1) den bedürftigen Angehörigen von 32 Gebliebenen oder an den Wunden Verstorbenen ; 2 ) an 30 durch die Vleſſuren invalide gewordenen Unteroffizieren und Soldaten ; 3) an 11 blessirt gewesene, aber wiederhergestellte Soldaten. Das nach Posen zurückgekehrte 2. und Füselier Bataillon blieben auch vor der Hand noch, als zu mobilen Kolonnen bestimmt, vom GarniſonDienst ausgeschlossen ,

welcher nach wie vor mit seiner ganzen Schwere , mit

den verstärkten Wachen und bivouakirenden Pikets, wozu noch die Bewachung der sich täglich mehrenden Gefangenen trat ,

auf den dazu bestimmten Ba-

taillonen lag , zu denen noch immer das 1. Bataillon des Regiments gehörte. Vom 19. bis 23. Mai war das Füselier- Bataillon zu einem Streifzuge von Posen abwesend. Es verließ am 19. Morgens 5 Uhr die Stadt und marschirte auf dem linken Warthe-Ufer nach Moszin , beschrieb dann einen großen Halbkreis um Posen und kehrte auf der Straße von Samter in die Festung zurück. Auch in den folgenden Tagen wurden noch mehrfache Patrouillen von 1 Kompagnie und mehr ausgeführt, doch werden dieselben hier nicht näher aufgezählt, da sie ohne besondere Ereignisse verliefen. Mit dem Beginn des Monats Juni, welcher die 3 Bataillone des Regiments in Bürger-Quartieren der Stadt ſah, wurden die Verhältniſſe der Stadt wie

279 der Provinz Poſen geordneter. Die Provinz war von Truppen überschwemmt, fast jede Stadt war beſegt und die Ordnung und Zucht im Militair übertrug ſich bald wieder auf die zum großen Theil nur verführten Bürger und Land. leute. Die Behörden gewannen wieder Ansehen und mit der wachsenden Macht der Civilbehörden traten die legten Rechthaber, das Militair, von der Hands habung des Gesetzes zurück. Die Bataillone gaben sich wieder friedlichen Uebungen hin und beendeten die im Frühjahr gestörten Arbeiten an der Bekleidung und Armatur. Die nationalen Erhebungen waren beendet.

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VII. Abſchnitt.

Das Regiment gegenüber den demokratiſchen Erregungen der Provinz Sachsen und der Aufenthalt in Kurheffen bis zum Einrücken in die Garniſonen Breslau und Brieg.

Vom Juni 1848 bis Februar 1851.

Die friedlichen Uebungen sollten nach den vergangenen bewegten Zeiten nicht stattfinden.

Ganz plöglich erfolgte Seitens des Königlichen Kriegsmi-

nisterii am 13. Juni 1848 die Frage ,

bis zu welcher Zeit das Regiment

marschfertig an der Eisenbahn bei Glogau stehen könne. Wohin geht es ? Dies war gleichgültig , denn schon das Eine erregte Freude: man sollte nach allen den Vorgängen Posen verlassen. Der Abmarsch von Posen wurde durch die vorgesezten Behörden auf den 17. Juni festgeseßt. Der Weg nach Glogau sollte in 4 Märschen zurückgelegt werden ,

etwas

das Besorgnisse einflößte , denn gewöhnlich pflegten die Truppen dahin 5 Märsche zu machen. Man machte sich darauf gefaßt , täglich 4 bis 5 Meilen bei der unnatürlichen Hige des Jahres 1848 marſchiren zu müſſen .

Gleich .

zeitig wurde bekannt , daß das Regiment über Berlin nach Sachſen fahren würde, um dort weitere Ordre zu finden. alle Kommandirten wurden eingezogen und ein im Regiment an der vollen Kriegsstärke von 3017 Mann bestehendes Manquement, von etwa 100 Köpfen , durch Mannschaften der 3. und 4. Kompagnie 5. combinirten Reserve-Ba = taillons gedeckt. Am 17. Juni Morgens 5 Uhr , begleitet von den Spigen der Militair Lehörden, wurde der Marsch angetreten. Der Regimentsstab und das 1. Bataillon marschirten nach Stenszewo und Gegend, das 2. Bataillon nach Moszin und Gegend, das Füſelier-Bataillon nach Vendlewo und Trzebowo. Quartieren.

Um 11 Uhr waren die Kompagnien in den

Für den 18. Juni sollte der Regimentsstab und das 1. Bataillon nach Czaacz,

Kobelnik und Conin ,

das 2. Bataillon nach Deutsch-Preſſe und

281

-

Gegend, das Füſelier-Bataillon nach Schmiegel marschiren. Es war dies für die beiden Musketier-Bataillone über 4, für das Füselier- Bataillon über 5 Meilen Wegs.

Die Hige erreichte an diesem Tage die Höhe von 29 Grad

Reaumur im Schatten.

Der Marsch wurde größtentheils auf der Chauſſee

ohne Schatten zurückgelegt. Um 10 Uhr Morgens war man bis Kosten gekommen ; die Kraft vieler Soldaten war fast erschöpft.

Das Füselier - Bataillon , welches noch

1½ Meile bis Schmiegel zurückzulegen hatte, hielt bei Kosten und seßte erst Nachmittags den Marsch fort. Das 1. Bataillon dagegen paſſirte Kosten sofort ließ aber viele Leute am Wege liegen und theilte sich jenseits der Stadt , um Kompagnieweise die kaum 1 Meile entfernten Quartiere zu erreichen. Nach dieser Trennung begannen Einzelne der Mannschaft so

rapid zu

stürzen, wie man es bisher noch nicht gekannt hatte. Einige der Soldaten gaben sofort ihren Geist auf , Kosten gebracht und starben dort ,

andere wurden nach

trog aller angewandten ärztlichen Hülfe,

unter gräßlichen Qualen ; noch andere gingen bis in das Quartier , sanken dann um und erlagen der Anstrengung. Das 1. Bataillon , fast immer in Posen im Garnison Wachtdienst beschäf· tigt und daher nicht marschgeübt, verlor 1 Unteroffizier (Sergeant Renner der 2. Kompagnie )

und 13 Gemeine ,

von denen allein 10 Mann der 3.

Kompagnie angehörten. Das 2. Bataillon verlor ähnlich 4 Mann. Das Füselier Bataillon erreichte Abends 7 Uhr Schmiegel, ohne einen Mann zurückgelaſſen zu haben. Fragt man nach dem Grunde dieser , im Frieden fast unerhörten Erscheinung , so kann darauf keine Antwort gegeben werden.

Es war Seitens der

Vorgesezten Alles geschehen, was erfahrungsmäßig geschehen muß. Das Königliche Kriegsministerium leitete gegen den Major

von Win .

ning und gegen den Führer der 3. Kompagnie, den vom Adjutanten zurückgetretenen Premier Lieutenant von Wilamowiß , die kriegsrechtliche Untersuchung ein, doch erfolgte später, durch ein zu Berlin kommandirtes Spruchgericht, die völlige Freisprechung beider Offiziere. Für den 19. Juni befahl Oberst Blumenthal ,

da wieder ein starker

Marsch bevorstand , das Fahren der Tornister und den Ausmarsch um 2 Uhr Nachts. Der Regimentsstab und das Füselier-Bataillon erreichten Fraußtadt ; 1. Bataillon Bargen , Deutsch-Jeserig und Röhrsdorf ; Luschwig und Buckwig.

das

das

2. Bataillon

Am 20. Mai sollte das 1. Bataillon in einem Marſche bis Glogau gehen. Da derselbe von Deutſch-Jeferig und Vargen aus zu weit erſchien , befahl Oberst Blumenthal , daß die dort einquartirten Kompagnien , die 1. und

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-

4. gegen Abend nach Kursvorf jenseits Frauſtadt marſchiren sollten , was demnächst ausgeführt wurde. Am 20. marschirte der Regimentsstab und das 1. Bataillon in Glogau ein .

Das 2. Bataillon ging nach Schlichtingsheim, Gurschen und Gegend , das Füselier-Bataillon hielt Ruhetag in Fraustadt und rückte am 21. Juni in Glogau ein. Das 1. Bataillon bestieg am 21. Juni Morgens 5 Uhr die Eisenbahn, fuhr bis Frankfurt a. D., sezte den Marsch am 22. Morgens 8 Uhr mit der Eisenbahn fort, traf um 11 Uhr in Berlin ein und defilirte, seit langer Zeit der erste Truppentheil , mit klingendem Spiel durch die Stadt. Um 2 Uhr wurde die Fahrt von dem Anhaltischen Bahnhofe aus bis Wittenberg fortgesegt und dann sogleich in die Dörfer Pratau, Rakith und Lammsdorf jenseits der Elbe gerückt, welche spät Abends erreicht wurden. Das 2. Bataillon folgte dem 1. am 21. Nachmittags 1½ Uhr nach Frankfurt, fuhr am 22. Nachmittags 3 Uhr nach Berlin , defilirte um 7½ Uhr und kam erst am Morgen des 23. um 3 Uhr in Wittenberg an , wo es Quartier nahm. Das Füselier - Bataillon fuhr am 22. in derselben Weise wie das 1. Bataillon nach Frankfurt , und am 23. , an welchem Tage die MusketierBataillone Ruhetag hielten , über Berlin bis Halle, wo es Abends 92 Uhr eintraf. Der Stab des 2. Bataillons mit der 7. und 8. Kompagnie sollten vorläufig die Garnison der Festung Wittenberg ; der Regiments stab , das 1. Bataillon und die 5. und 6. Kompagnie die Beſagung der Festung Torgau bilden und an beiden Orten das daselbst ſtationirte 32. Infanterie-Regiment ablösen. Am 24. Juni brach Oberst Blumenthal nach Torgau

auf.

Ueber

Schmiedeberg und Pretsch rückten die 5. und 6. Kompagnie am 25. Mittags in Torgau ein und bezogen noch an demselben Tage die Wachen. Kompagnien waren in Bürger-Quartieren untergebracht.

Beide

Am 26. Morgens

kam auch das 1. Bataillon an und bezog mit 3 Kompagnien das Kaſernement im Schloß Hartenfels, mit einer Kompagnie die Kasematten in Bastion Nro. 5. Unterwegs war ein kombinirtes Kommando von 1 Offizier, 6 Unteroffizieren, 2 Spielleuten und 96 Mann zur Bewachung der Strafanstalt nach Prettin gesandt. Zu gleichem Zweck entsandte das Füſelier-Bataillon die 11. Kompagnie von Halle nach Zeit. Das Regiment stand also:

mit dem Stabe, dem 1. Bataillon, der 5. und 6. Kompagnie in Torgau; von hier ein Kommando nach Prettin ;

-

283

-

mit dem Stabe des 2. Bataillons , der 7. und 8. Kompagnie in Wittenberg ; mit dem Stabe des Füselier-Bataillons , der 9. , 10. und 12. Kompagnie in Halle;

mit der 11. Kompagnie in Zeig. In Torgau war Oberst von Zollikoffer Kommandant. Der Garniſondienst bestand in einer täglichen Wache von 1 Offizier , Unteroffizieren, 2 Spielleuten, 133 Gemeinen.

11

In Wittenberg standen die beiden Kompagnien unter dem Kommandanten Oberst Grafen Rödern und gaben täglich 6 Unteroffiziere, 2 47 Mann zum Wachtdienst.

Spielleute,

In Halle übernahm das Füſelier-Bataillon von der dort abgelösten Abtheilung des 32. Infanterie-Regiments studirenden Jugend.

30 einjährige Freiwillige der dort

Dieselben traten auch bei später eintretendem Wechsel

der Bataillone jedesmal zu dem dort stehenden Bataillon über. Herausgeriſſen aus dem Tumult der aufgeregten Provinz, aus den leidenschaftlich nationalen Erregungen der Stadt Posen , kam das Leben dem Regiment in den ruhigen, stillen sächsischen Städten sehr verändert vor. Ende Juli entließ jedes Bataillon eine solche Anzahl der ältesten Reserven , daß durch 225 ankommende Rekruten der 9. und 10. Landwehr-Brigade der Kriegs-Etat festgehalten wurde. Die Ausbildung dieser Rekruten erfolgte in den Monaten Auguſt und September mit Eifer. Durch eine kriegsministerielle Verfügung vom 14. August 1848 schied das Regiment aus dem Verbande des 5. Armee - Corps und wurde dem 3. Corps zugetheilt. In demselben gehörte es zur 6. Infanterie-Brigade unter dem Generalmajor von Wenzel und zur 6. Division unter dem Generallieutenant Fürsten Radziwill , Durchlaucht. Es erregte dies allgemeine Freude. Waren auch 17 Jahre seit dem Scheiden Sr. Durchlaucht des Fürsten aus dem Regiment vergangen, so gab es doch noch eine große Zahl von Offizieren , denen die Ehre zu Theil geworden war , unter ihm zu dienen und welche ihren jüngern Kammeraden von dieser Zeit als einem Glanzpunkt stets mit besonderer Vorliebe und Wärme erzählten. Die Ruhe des stillen Garniſonlebens wurde beim Füselier-Bataillon zuerst gestört. Mitte August wurden von Halle

aus 300 Mann ,

in 2 Kompagnien

formirt , unter Kommando des Majors Schmidt in die Gegend von Zeig gesandt , um daselbst zu einem , aus Preußischen und Königlich Sächsischen Truppen kombinirten Detaſchement unter Kommando des Generalmajors von

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-

Schack zu stoßen , welches zur Niederhaltung der demokratischen Bewegungen in den angrenzenden Thüringischen Staaten gebildet war. Nach einem Aufenthalt von einigen Wochen kehrte Major Schmidt nach Halle zurück und marschirte Mitte September mit dem vereinten Bataillon nach Torgau , um in dieser Festung Zündnadel- Gewehre zu empfangen , dies Gewehr kennen zu lernen und sogleich eine Schießübung mit demselben abzuhalten. Das 1. Bataillon verließ um dieselbe Zeit Torgau und marschirte nach Halle. Nach Zeig zur Bewachung der Strafanstalt wurde nur ein Kommando von 1 Offizier und 60 Mann geschickt. Die nächst folgende Zeit , der Herbst des Jahres 1848 und die

erste

Hälfte des Jahres 1849 bildet für die Thätigkeit des Regiments wieder ein selbständiges Ganze. Es war eine Zeit der größten Abwechselung , vielfacher Strapazen und demnächst vieler und bedeutender Anerkennung. Zu ihrer richtigen Würdigung bedarf es einiger Worte : Die Revolution in Berlin , die Ertheilung der Konstitution und das oft gesprochene und nicht verstandene Wort "1 Freiheit " hatte viele der sehr zur Gemüthlichkeit hinneigenden Bewohner der Provinz Sachsen in Aufregung verseßt , welche durch einzelne , im Trüben fischende

Demokraten ausgebeutet,

erhalten und vergrößert wurde. Das bekannte Gebahren der National-Versammlung und schließlich das Steuerverweigerungs-Dekret eines Theils derselben , erregte die ſchon erhigten Köpfe in fast allen Städten der Saalgegend bis zur Elbe hin , dermaßen , daß den vereinzelten Anhängern des Umsturzes mehr Glauben geschenkt wurde als gut war , wodurch der Einfluß der Ortsbehörden geschwächt und die Ordnung vielfach gestört wurde. ,,Gegen Demokraten helfen nur Soldaten." Diese sprichwörtlich gewordene Redensart bewahrheitete sich in vollem Maße. Das Regiment sollte an dieser Hülfe hervorragenden Antheil nehmen. Sehen wir , wodurch es dazu besonders befähigt war und wie diese Hülfe vor sich ging. Das Regiment stand , wie oben gezeigt , lange Zeit den ſchwierigen Verhältnissen der Provinz Posen als ein Tamm gegenüber. In dem beschwerlichen , vielfach verschiedenem Dienst daselbst hatte sich die Individualität eines jeden Soldaten gehoben. Es war das nicht ein Regiment junger 1 und 2 Jahr dienender Leute , welche lernen sollten , sondern es waren durch die Erfahrung gereifte Männer , untereinander und mit ihren Offizieren durch den festen Kitt verbunden , der durch gemeinsame Entbehrungen und gemeinsam durchlebte Gefahren gebildet wird . Die Königstreue , der Gehorsam , das Recht , die Ordnung war

-

285

bei jedem Einzelnen nicht angelerntes Wesen , sondern innerstes Lebensblut geworden. In das aufgeregte Treiben der Städte , Kompagnieweise hineingeworfen , schufen sie nicht allein durch die repräsentirende Macht die Ordnung, sondern jeder Einzelne machte durch sich selbst als tüchtiger Soldat Propaganda für das , was er vertrat und führte somit die irregeleitete Bevölkerung ihrem Könige , der Obrigkeit , dem Geſeß und der Ordnung wieder zu.

Vom 1. Bataillon marschirte die 2. Kompagnie am 26. September zu solchen Zwecken nach Merseburg und von da am 11. October nach Weiſſenfels. Ebenso verließ die 3. Kompagnie am 4. October Halle und ging nach Naumburg. Die 2. Kompagnie rückte am 2. November von Weissenfels nach Ecardsberga und am 3. auf die Dörfer Burkersroda , Dietrichsroda und Pleismar. In diesen Orten verblieb sie bis zum 13. , marschirte dann nach Naumburg, da das Zeughaus der Landwehr daſelbſt gefährdet erſchien. Die 3. Kompagnie ging nach Halle zurück. Am 15. November

verließ Oberst Blumenthal mit der

1. und 4.

Kompagnie und 1 Escadron 12. Huſaren-Regiments Halle , um auf Befehl des Generalkommandos 4. Armee-Corps zu mobilen Kolonnen unter Leitung des Generalmajors von Schack verwandt zu werden. Oberst Blumenthal marſchirte vorläufig nach Merseburg , ſo daß Major von Winning mit der 3. Kompagnie allein in Halle zurückblieb. Nach 2 Tagen mußte aber schon die 4. Kompagnie eilig nach Halle zurückkehren , da die Stadt in Folge des Steuerverweigerungs-Beſchluſſes in die höchste Aufregung versegt war. Man wählte einen Sicherheits-Ausschuß um die Rechte des Volks zu wahren , und als nun gar am 19. November das Landwehrbataillon (Halle] 27.

Landwehr-Regiments eingekleidet

werden sollte ,

war die

gesammte

Bürgerwehr , dies Kind der Revolution und die Mehrzahl der Bevölkerung auf den Beinen. Volksredner reizten die Massen zur Widersehung gegen das Einkleiden der Landwehr auf, ein gutgesinnter Theil der Bürgerwehr schritt gegen dieſe ein und ein Tumult schien auszubrechen. Major von Winning hatte die Wachen verstärkt und die Kompagnien felbst im Zeughaushofe und im Rathskeller consignirt. Auf telegraphische Meldung der Sachlage kehrten die 1. Kompagnie und die Escadron sogleich nach Halle zurück. Während dieselben einrückten, hatte die Aufregung ihren Gipfel erreicht ; es fielen schon einzelne Schüsse auf die Bürgerwehr, doch reinigte die Schwadron schnell die Straßen, worauf die Ruhe erhalten blieb und die Landwehr eingekleidet werden konnte.

286

-

Am 21. November rückte die 1. und 4. Kompagnie wieder aus ; zu ihnen stieß auch die 2. Kompagnie von Naumburg und vereint wurde der Marsch nach Bibra fortgesezt, wo ein Doctor Stødmann Banden bildete, Königliche Kaſſen nahm und nach Verlin ziehen wollte. Mit dem Erscheinen der Kompagnien verschwand Herr Stockmann und Ruhe kehrte zurück. Diese Kompagnien standen hier unter dem Befehl des Generals von Schack und marſchirten Anfangs

Dezember nach Zeiß , woselbst das Kommando zur

Strafanstalt unter dem Lieutenant von Vietinghoff , durch das aufrührerische Volk völlig isolirt war. Am 4. Dezember kam es beim Einmarſch in Zeiß zu einem Zuſammenstoß. Eine Bajonetattaque der 2. Kompagnie genügte , um den Kravall unblutig zu zerstreuen. Am folgenden Tage trennten sich die Kompagnien wieder ; die 2. ging nach Weiſſenfels , die 4. nach Merseburg zurück. Die 1. marſchirte in mehreren Märschen zur Beruhigung der Gegend über Skölen, Ecardsberga , Kölleda und dann nach Naumburg , wo sie am 11. Dezember eintraf. Die 3. Kompagnie, welche allein in Halle zurück geblieben war, ging vom 24. bis zum 28. November nach Delitſch, um dort gegenwärtig zu sein, während das gleichnamige Landwehr-Bataillon eingekleidet wurde. Vom 13. bis 19. Dezember verließ diese Kompagnie abermals Halle und machte eine Patrouille über Schaafstedt , Querfurt , Wiehe, Carsdorf und Schaafstedt nach Halle zurück. So kam das Weihnachtsfest des Jahres 1848. Die ruhigen, Ordnung und Recht stiftenden Leistungen des Bataillons wurden allerſeits anerkannt. Die gutgesinnten , Königstreuen Bewohner regten sich wieder und zollten ihre Dankbarkeit durch ansehnliche Weihnachtsgaben , welche sie den Frauen und Kindern der verheiratheten Unteroffiziere spendeten. Vom 1. bis 12. Januar 1849 rückte die 1. Kompagnie von Naumburg nach Bibra. Naumburg wurde während dieser Zeit von der 2. Kompagnie aus Weiſſenfels beſeßt. Am 12. Januar kehrte die 1. Kompagnie nach Naumburg , die 2. nach Weiſſenfels zurück. Am 20. Februar marſchirten beide Kompagnien nach Halle , so daß das 1. Bataillon vom 22. Februar ab mit der 1. , 2. und 3. Kompagnie in Halle, mit der 4. in Merseburg kantonirte. Aehnliche Märsche hatte das 2. Bataillon gemacht. Am 22. November war die 8. Kompagnie von Wittenberg nach Herzberg marschirt, um etwaigen tumultuarischen Auftritten beim Einkleiden des dortigen 2. Bataillons 32. Landwehr-Bataillons vorzubeugen ; sie kehrte am 8. Dezember nach Wittenberg zurück. Zu gleicher Zeit hatte die 6. Kompagnie am 27. November Torgau verlassen und bis zum 3. Dezember in Widerau gestanden. Um 4. Dezember rückte sie in Herzberg ein , wohin außerdem am 6., als die 8. Kompagnie ihren Marsch nach Wittenberg antrat, die 5. Kompagnie von Torgau her eintraf.

287 Beide Kompagnien verließen Herzberg am 10. Dezember , um an andern Orten den Behörden beizustehen. Die 5. Kompagnie marschirte nach Eilenburg, die 6. nach Liebenwerda. Leştere ging am 18. Dezember nach Groß-Starig bei Mühlberg , am 22. nach Schilda und am 4. Januar ebenfalls nach Eilenburg , wo beide Kompagnien bis zum 20. Februar verblieben. Der Aufenthalt in dem Städtchen war, nachdem der erste, künstlich hervor . gerufene Widerwille gegen die einrückende Soldateska geschwunden war, sehr angenehm. Die Kompagnien standen nicht blos mit den Einwohnern der Stadt und Umgegend, sondern auch mit den in Leipzig und Wurzen in Garnison stehenden Königlich Sächsischen Schüßen in intimen Verkehr. Diese legteren Beziehungen begannen , nachdem die Offiziere einer , unweit Eilenburg an der Grenze kantonirenden Kompagnie des 3. Schügen- Bataillons zum Sylvester-Ball eingeladen waren. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Zusammenkunft der Truppen auf der Grenze besprochen , was am 3. Januar 1849 ausgeführt wurde.

Die beiderseitigen Kompagnien rückten völlig bepackt an

die Grenze, marſchirten gegenüber auf und brachten den beiden Kriegsherren bei präsentirtem Gewehr ein Hurrah. Von dieser Zeit war der Verkehr , auch der der unteren Chargen , sehr rege. Am 20. Februar verließen beide Kompagnien Eilenburg und marſchirten in Kantonnements bei Wittenberg, die 5. nach Dabrun, die 6. nach Pratau, so daß das 2. Bataillon als wieder vereinigt angesehen werden konnte. Das Füselier - Bataillon war ſeit seinem Einrücken in Torgau eifrig beschäftigt , das schöne neue Gewehr nach allen Richtungen hin kennen zu lernen. Anfangs November , als der General von Wrangel um Berlin eine große Anzahl von Truppen concentrirte, kam eines Abends in Torgau plöglich der Befehl an, 2 Kompagnien nach Groß-Beeren bei Berlin zu entsenden, wo dieselben weitere Ordre vorfinden würden. Abends 8 Uhr bei ganz finsterer Nacht brach Hauptmann Bober mit der 9. und 10. Kompagnie nach Herzberg auf , wo es sehr schwer hielt , Mitten in der Nacht Quartier zu machen. Am nächsten Morgen bestiegen die Kompagnien die Eisenbahn , nahmen in Groß- Beeren Quartier und marschirten des andern Tages nach Köpnik , mit dem Auftrage den dortigen Bahnhof besegt zu halten und jeden Zuzug rebellischer Banden nach Berlin von dieser Seite zu hindern. Nach einem Aufenthalt von etwa 3 Wochen marschirten beide Kompagnien ― über Baruth nach Torgau zurück, woselbst sie am 5. Dezember eintrafen. Die auf den legten Blättern dargelegte Thätigkeit des Regiments fand hauptsächlich in den Monaten November und Dezember statt. Mit dem Neujahr

288

-

1849 trat Beruhigung der Provinz ein , so daß im Februar die Bataillone möglichst vereinigt waren. Das beginnende Jahr 1849 brachte dem Regiment, wie der ganzen Armee, den, für alle Diejenigen, welche das 1848 in der Armee durchlebten , unvergeßlichen Glückwunsch Sr. Majestät des Königs :

Derselbe lautete : „ Ich wünsche Meinem herrlichen Kriegsheere ,

Linie und Landwehr,

Glück zum neuen Jahre. Am Schluß des verhängnißvollen Jahres 1848 aber sage ich dem Heere aus wahrestem Herzensbedürfniß anerkennende Worte für sein unvergleichliches Verhalten während

desselben .

In dem verflossenen

Jahre, wo Preußen der Verführung und dem Hochverrathe ohne Gottes Hülfe erlegen wäre , hat Meine Armee ihren alten Ruhm bewährt und neuen geerndtet. König und Volk blicken mit Stolz auf die Söhne des Vaterlandes. Sie hielten ihre Treue , als Empörung die friedliche Entwickelung der freisinnigen Institutionen störte , denen ich Mein Volk besonnen entgegenführen wollte.

Sie schmückten ihre Fahnen mit neuen

Lorbeeren , als Deutschland unserer Waffen in Schleßwig bedurfte. Sie bestanden siegreich Mühseligkeiten und Gefahren, als im Großherzogthum Poſen die Insurrection zu bekämpfen war. Ihre Mitwirkung zur Erhaltung der Ordnung in Süd-Deutſchland erwarb dem preußischen Namen neue Anerkennung. Als endlich im Vaterlande selbst die Gefährdung des Gesezes tas Einschreiten der bewaffneten Macht und das Zusammenziehen der Landwehr erheischte , verließen die wackeren Landwehr-Männer freudig Haus und Hof, Weib und Kind, und Alle, Linie und Landwehr, rechtfertigten Mein in sie gesegtes Vertrauen und die bewunderungswürdige Organisation , welche der hochselige König unserm Heere gegeben hat. Ueberall hat die Armee ihre Pflicht gethan. Höher noch als diese Thaten schlage Ich aber die Haltung an , welche die Armee Monate hindurch bewährt hat, als sie abscheulichen Schmähungen, Verläumdungen und Verführun gen ihren vortrefflichen Geist und edle Mannszucht entgegenstellte. Ich kannte Meine Armee , wo ich 4 rief , ſtand ſie bereit , in voller Treue , in voller Disciplin.

Mehr hätten die Truppen in Preußens glorreichster

Epoche nicht leisten können.

Ich danke den Generalen , Offizieren und

Soldaten des stehenden Heeres und der Landwehr in Meinem Namen und im Namen des Vaterlandes. Potsdam, den 1. Januar 1849 . Friedrich Wilhelm. Gegengez. von Strotha.

289 Die schlechte Witterung des Winters ist nie günstig für Volks-Bewegungen gewesen. Dieser Sag bewahrheitete sich auch im Winter 1848-49. Im Januar hatten deshalb nur einige, im Februar gar keine Märsche des Regiments zu ihrer Niederhaltung stattgefunden. Mit der erwachenden Natur regten sich auch wieder die vermeintlichen Volksbeglücker. Verkehrte Ansichten über die Tragweite der Feſchlüſſe des zu Frankfurt a. M. tagenden deutschen Parlaments erregten besonders das Königreich Sachsen und die angrenzenden Thüringisch-sächsischen , wie die Anhaltinischen Staaten.

Die Regierungen

waren nicht überall mächtig genug , den Ruheſtörern mit gehörigem Nachdruck entgegenzutreten , um so mehr, als die geringe Zahl der verfügbaren Truppen meist gegen die Dänen im Felde stand. Se. Majestät der König

gewährte daher bereitwillig

die Hülfe Seiner

Truppen. Major

von Bork , derselbe war für den versegten Major

horn ') zum 5. Stabsoffizier ernannt ,

von Gell-

ging am 18. März mit der 2. und

3. Kompagnie auf der Eisenbahn von Halle nach Bernburg zum Schuß der Herzoglichen Regierung. Die Kompagnien wurden von dem gutgesinnten Theil der Einwohner überaus freundlich empfangen und fortgesegt ebenso aufge. nommen, so daß für dieselben der Bernburger Aufenthalt ein Lichtpunkt jener Zeit bildet. Die 3. Kompagnie verließ Bernburg am 22. Juni, um über Löbejün nach Zeiß zu marschiren. Major von Bork verweilte mit der 2. Kompagnie bis zum 6

August, um der vorangegangenen 3. Kompagnie nach Zeiß zu folgen .

Beim Abmarsch erhielt derselbe folgendes, ihn und die beiden Kompagnien ehrende Schreiben :

" Euer Hochwohlgeboren stehen im Begriff,

mit der unter Ihrem

Kommando stehenden Kompagnie des 19. Infanterie-Regiments den hiesigen Ort zu verlassen und fühlen wir uns gedrungen, Ihnen bei Ihrem Scheiden unsern Dank für den thätigen und wirksamen Beistand , den Sie uns zur Wiederherstellung und Erhaltung der öffentlichen Ordnung geleistet haben, zu bezeugen. ―― Es ist uns ferner eine angenehme Pflicht, gegen Euer Hochwohlgeboren über die musterhafte Haltung der Truppen. während ihres hiesigen Aufenthaltes, wodurch dieselben sich die verdiente allgemeine Achtung erworben haben , unser vollkommenes Anerkenntniß auszusprechen. Wir wünschen, daß es Euer Hochwohlgeboren gefällig ſein möge, den Inhalt dieſes unſeres ergebenßten Schreibens zur Kenntniß der Truppen, mit Einschluß derjenigen, welche Bernburg schon früher verlaſſen haben, 1) Major von Gellhorn , bisher als Führer des 5. combinirten Reserve- Bataillons kommandirt, wurde am 23. Dezember 1848 zum Kommandeur des 3. Bataillons (Naumburg) 32. Landwehr-Regiments ernannt.

290 zu bringen und benugen wir noch diese Gelegenheit , Euer Hochwohlgeboren unserer aufrichtigsten und vollkommensten Hochachtung zu versichern. Bernburg , den 5. August 1849. Herzoglich Anhaltſches Staats- Miniſterium. gez. von Krosigk von Hempel. Am 19. März, also einen Tag nach der 2. und 3. Kompagnie , verließ auch Oberst Blumenthal mit der 1. Kompagnie Halle , marſchirte nach Merseburg und von dort, unter Anschluß der 4. Kompagnie, nach Zeiß. In Merseburg auf dem Rendez-vous verabschiedete ſich der Generalmajor von Schack mit einigen vom Herzen kommenden und zum Herzen gehenden Worten von dem Regiment und richtete einige Wochen später folgende Zeilen an den Oberst Blumenthal , welche als bleibende Erinnerung an diese hervorragende Persönlichkeit aufgezeichnet werden müſſen : " Nur in dem Drange der neusten Begebenheiten , die mich bis dieſen Augenblick fast ununterbrochen auf Reiſen gehalten , habe ich nicht dazu kommen können , an Euer Hochwohlgeboren und das Ihnen untergebene Regiment noch einige Worte des Abschieds zu richten. Ich bin unvermögend, Ihnen zu sagen, wie schwer mir die Trennung vom 19. Regiment geworden ist. Seit dem August des vorigen Jahres mit dem Bataillon desselben in dienstlicher Beziehung stehend , habe ich nur Ursache gehabt ,

mir Glück zu wünschen , ein in jeder Beziehung

vortreffliches Regiment längere Zeit meinen Befehlen untergeordnet gesehen zu haben. In dem Offizier- und Unteroffizier- Corps und in den Mannschaften des Regiments wohnt ein gleicher ächt militairischer Geist, wahre Vaterlandsliebe und unverbrüchliche Treue für den König unsern Herrn. Strenge Disciplin und militairischer Gehorsam zeichnet das Regiment vortheilhaft aus.

Es bedarf meiner Mahnung nicht ,

daß diese

militairischen Tugenden in dem Regiment für alle Zeiten gewahrt und gepflegt werden. Das Regiment wird sich dadurch die Achtung bewahren, die es in der ganzen Armee erworben. Sagen Sie dem Regiment meinen Dank für die vielfachen Beweise des Vertrauens , die mir von demselben geworden und bitten Sie das Regiment in meinem Namen , mir auch ferner ein freundliches Andenken zu bewahren.

Es hat mich sehr glücklich gemacht , noch vor wenigen

Tagen Er. Majestät dem Könige die treue Hingebung des 19. Regiments schildern zu können. Euer Hochwohlgeboren wollen die Versicherung meiner vollkommenſten Hochachtung und Ergebenheit für Ihre Person genehmigen , mit der ich die Ehre habe zu sein Erfurth den 11. Mai 1849.

Euer Hochwohlgeboren ergebenster Generalmajor und Brigade-Kommandeur , gez. von Schack.

291

-

Einige Monate früher hatte das Regiment eine ähnliche Anerkennung Seitens des kommandirenden Generals 4. Armee-Corps , Generals von Hedemann empfangen.

Derselbe schrieb : „Die in den legten Tagen unternommene Reise nach Erfurth hat mir die erfreuliche Gelegenheit gegeben , von dem ausgezeichneten Verhalten des 19. Infanterie-Regiments , worüber ich bereits mehrfache Berichte empfangen, mich persönlich zu überzeugen. Indem es mir zu einer wahren Freude gereicht , gegen Euer Hoch. wohlgeboren meine Anerkennung auszusprechen, welche Ihrem Regiment, ſeiner Tüchtigkeit und seinem guten Geist in vollem Maße zu Theil wird , benachrichtige ich Wohldieselben ergebenst , daß ich mich in gleicher Weise anerkennend auch gegen das Königliche General-Kommando des 3. Armee-Corps geäußert und meine Bereitwilligkeit dargethan habe , eine Gelegenheit gern benugen zu wollen , das Regiment Sr. Majestät dem Könige zu empfehlen.

Magdeburg , den 30. November 1848. (gez.) von Hedemann.

Oberst Blumenthal theilte dieſe Schreiben allen Theilen des Regiments mit; sie brachten einen gehobneren soldatiſchen Stolz auf das Regiment und auf die Nummer 19 hervor , doch so ehrend diese Anerkennungen auch waren, ſie kamen nicht der folgenden gleich , welche Oberst Blumenthal nach einer kurzen Anwesenheit in Berlin und persönlichen Meldung bei Sr. Majestät dem Könige empfing : ,,Euer Hochwohlgeboren gebe ich mir die Ehre nachfolgende ganz ergebenſte Mittheilung zu machen : Sr. Majestät der König geruhten Ihre besondere Zufriedenheit mit dem Benehmen und den Leiſtungen des Euer Hochwohlgeboren Kommando anvertrauten 19. Infanterie-Regiments auszusprechen und bedauerten dabei , Euer Hochwohlgeboren dies nicht geſtern Selbst gesagt zu haben, wie es die Absicht Sr. Majestät gewesen war , wodurch ich mich veran laßt fühlte Allerhöchst dieselben zu bitten , mir zu

gestatten ,

diese

Königliche Anerkennung zur Kenntniß Euer Hochwohlgeboren zu bringen. Se. Majestät der König waren so überaus gnädig dies zu gestatten und gereicht es mir zur beſonderen Freude der Ueberbringer ſo freudiger Botschaft zu sein , welche Euer Hochwohlgeboren , dem Offiziercorps wie dem ganzen ehrenhaften Regiment wahrhaft erfreuen wird , da in der jezigen Zeit es für einen Soldaten wohl nichts Erhebenderes und

-

292

Zufriedenstellenderes geben kann , als der Zufriedenheit und Anerkennung seines Königs und Herrn gewiß zu sein. Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung , Euer Hochwohlgeboren ganz ergebener Diener. " (gez.) von Rauch. General Adjutant.

Unter das Kommando des Obersten Blumenthal trat in Zeig am 20. März außer der 1. und 4. Kompagnie des Regiments , das 2. Bataillon 31 . Infanterie-Regiments , 2 Escadrons 12. Husaren-Regiments und 1/2 reitende Batterie. Vereint wurde am 21. März in Altenburg eingerückt , um daselbst zur Disposition der Herzoglichen Regierung zu stehen. Der Vorsehung und Gnade Sr. Majestät des Königs blieb es vorbehalten, dem Regiment in Folge des Aufenthaltes in Altenburg eine bleibende , tief empfundene Ehre zu Theil werden zu lassen . Die Preußischen Truppen wurden auch hier von allen Gutgesinnten mit Freude begrüßt und herzlich aufgenommen. Vald herrschte nicht nur zwischen ten verschiedenen Truppentheilen selbst , sondern auch zwischen diesen und den Einwohnern selbst eine vortreffliche Harmonie. Durch das Abrücken des 1. Bataillons nach Bernburg und Altenburg war die Saal-Gegend von Truppen entblößt.

Das 2. Bataillon des

Regiments , in und bei Wittenberg stehend , wurde beſtimmt es zu erseßen. Am 2. April marſchirte die 5. und 6. Kompagnie über Gräfenhaynchen und Brehna nach Halle. Von hier ging die 6. Kompagnie am 19. Mai auf 10 Tage nach Delitsch und marschirte am 29.

desselben Monats in 3 Märschen nach Naumburg .

Die 5. Kompagnie ging an dem leggenannten Tage von Halle nach Zeig . Als hierselbst am 28. Juni die 3. Kompagnie von Bernburg her einrückte , ging sie nach Naumburg zurück. Gleichzeitig verließ die 6. Kompagnie Naumburg und marschirte nach Merseburg. In dieser Stadt standen seit dem 14. Juni auch die 7. und 8. sowie die 11. Kompagnie. Die 7. hatte Wittenberg am 28. Mai verlassen , um zeitweise die Besagung von Torgau zu verstärken. nach Merseburg an.

Am 10. Juni trat ſie den Marsch von Torgau

Die 8. Kompagnie war mit dem Bataillonsstabe vom 9. bis 14. Juni über Bitterfeld , Delitſch ebenfalls nach Merseburg gerückt.

Das Füselier-Bataillon hatte inzwischen auch die Festung Torgau verlaſſen.

-

293

Anfang Mai war nämlich für das Regiment der Befehl zur Mobilmachung angekommen. Kurz vorher war angeordnet gewesen , die Bataillone durch Entlassung der ältesten Jahrgänge der Reserven auf 802 Mann zu bringen . Von Altenburg aus , waren die zur Entlassung kommenden Reserven schon auf dem Marsch zur Heimath begriffen , so daß sie umdrehen und wieder bei den Kompagnien einrücken mußten. Jubelnd kamen sie wieder an ; die Aussichten , die ferne Heimath und die lieben Angehörigen wieder zu sehen , waren schnell vergessen , das Regiment war ja mobil , wer wollte da die liebgewonnenen Fahnen verlaſſen ! Das Füselier-Bataillon marschirte am 18. Mai mit 2 Kompagnien nach Halle , welchen am 30. desselben Monats die andern beiden folgten. Von Halle aus ging die 11. Kompagnie nach Merseburg. Stündlich wurde in den einzelnen Kantonnements der Marschbefehl nach Baden erwartet , wohin viele Truppentheile zogen , doch kam derselbe nicht. vim 20. Mai erfolgte die Ordre die Reservisten bis auf die Stärke von 802 Mann dennoch zu entlassen. Bald nach dem Einrücken des Füselier -Bataillons in Halle brach daselbst die Cholera aus und forderte auch von dem Bataillon mehrere Opfer. 86 Erkrankungen starben 14 Füseliere.

Bei

Als die 6. Kompagnie am 28. Juni in Merseburg einrückte , ging die 7. nach

rehna und am 2. Juli wieder nach Wittenberg.

Im Juli wurden die Verhältnisse im nahen Deſſau so aufgeregt , daß ein Einschreiten Preußischerseits nothwendig schien. Gegen den 20. wurde deshalb bei Bitterfeld ein Detaſchement unter dem Oberstlieutenant

und

Kommandeur

Steinmez zusammengezogen , Kompagnie aus Halle stieß.

des

32.

Infanterie-Regiments

zu welchem auch die 9. , 10.

und

von 12.

Da Halle hierdurch entblößt war , marſchirten am 21. Juli die 5., 6. und 8. Kompagnie von Merseburg dahin. Die 7. Kompagnie , welche Anfangs Juli nach Wittenberg gegangen war , verließ die Festung ebenfalls wieder und rückte am 28. Juli auch in Halle ein , so daß das 2. Bataillon von dieser Zeit ab endlich wieder vereinigt war.

Die genannten 3 Kompagnien des Füselier-Bataillons blieben in Bitterfeld bis zum 19. September stehen.

Die Zusammenziehung eines Detasche.

ments daselbst hatte schon die gehoffte Wirkung in Deſſau ausgeübt. Am 19. September trat das Füselier- Bataillon mit allen Kompagnien den Marsch nach Torgau an. Am 21. September verließ dann auch die 3. Kompagnie Zeiß und mars schirte nach Wittenberg , so daß von dieser Zeit an das Regiment wie folgt dislocirt war.

-

294

Der Regimentsstab , Stab des 1. Bataillon mit der 1. und 4. Kompagnie in Altenburg , Die 2. Kompagnie in Zeit , Die 3. in Wittenberg , " Das 2. Bataillon in Halle , Das Füselier- Bataillon in Torgau. Der Monat August hatte für das Regiment wichtige Personal-Veränderungen herbeigeführt. Zwei durch die Zeit der Prüfung eng mit dem Regiment verwachsene Stabsoffiziere verließen den Dienst. Dem Oberst

Blumenthal

wurde

als

Generalmajor ,

dem Major

Schmidt als Oberstlieutenant von Sr. Majestät dem König der erbetene Abschied Allergnädigst bewilligt. Major Scherbening vom 26. Infanterie-Regiment wurde laut Allerhöchster Kabinetsordre vom 14. August zum Kommandeur ernannt.

Major

von Bork übernahm nunmehr das Kommando des Füſelier-Bataillons und der älteste Hauptmann von Liebermann avancirte zum Major. Zu Anfang des Monats September wurde die Demobiliſirung des Regiments verfügt und in Folge dessen die im Mai empfangenen Pferde wieder verkauft.

Bald darauf im October wurden nochmals 200 Reservisten von

jedem Bataillon entlassen und ebenso viel Rekruten eingestellt , welche aus den Bezirken der 9. und 6. Landwehr-Brigade ausgehoben waren. In Altenburg war fortgesezt ein sehr gutes Einverständniß mit der Ein. wohnerschaft vorhanden. Am 21. Mai war das 2. Bataillon 31. InfanterieRegiments, die beiden Escadrons 12. Husaren-Regiments und die halbe Batterie wieder ausgerückt. An ihrer Stelle kam das 2. Bataillon [Treuenbriegen) 20. Landwehr-Regiments und 1 Escadron 10. Huſaren-Regiments in Altenburg an. Am 11. Auguſt kehrte das Altenburgiſche Contingent aus

Schleswig

zurück ; bald herrschte auch zwischen ihnen und den Soldaten des Regiments das herzlichste Einvernehmen. Im November bereiste der General von Wrangel die Kantonnements des Regiments , um zu inspiciren. Bei der Anwesenheit in Altenburg am 22. November publicirte Se. Excellenz eine Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 13. November durch welche Se. Majestät der König dem Regiment die Auszeichnung Allergnädigst zu Theil werden ließ , ihm in Sr. Hoheit dem Herzoge Joseph zu Sachſen- Altenburg , dem Fürsten deſſen hohe gaftliche Aufnahme einen Theil des Regiments hoch beglückte , einen Chef zu verleihen. Gleich darauf wurde Se. Hoheit unter dem 1. Dezember Allerhöchſt zum Preußischen Generalmajor ernannt.

295 Das neue Jahr 1850 brachte dem Regiment wieder Garnisonen , da es bisher nur Kantonnementsquartiere inne hatte. Das 1. Bataillon sollte nach Wittenberg , wo schon die 3. Kompagnie stand , das 2. Bataillon nach Torgau , das Füselier-Bataillon mit dem Regimentsstabe nach Halle marſchiren. Dieser Befehl wurde in den ersten Tagen des Januar ausgeführt. Bei 18 Grad Kälte , fußhohem Schnee und fortgeseztem Schneegestöber marschirte die 1. und 4. Kompagnie über Zeiß und dann unter Anſchluß der 2. Kompagnie über Weissenfels , Merseburg , Halle , Brehna, Gräfenhaynchen nach Wittenberg , wo sie am 10. Januar einrückten . Das 2. Bataillon verließ Halle am 5. und 6. Januar zu je 2 Kompagnien und kreuzte sich mit dem Füselier-Bataillon dicht vor Torgau. Ruhigere Verhältnisse hatten sich Bahn gebrochen. Die Landwehrbataillone waren wieder entlassen ,

doch war von jedem derselben eine Kompagnie

zusammen geblieben , welche Stammkompagnie genannt wurde und zum Dienſt disponibel blieb. Durch Allerhöchste Kabinetsordre vom 19. Januar wurde der Major von Winning zum Kommandeur des 2. Bataillons Regiments ernannt.

[Halle] 27.

Landwehr-

Seine Stelle , als Kommandeur des 1. Bataillons erhielt Major von -Nazmer vom 1. Garde-Regiment zu Fuß. Hier sei noch der Offiziere des Regiments

Erwähnung gethan , welche

sich vom Regiment abkommandirt befanden. Aus dem Verhältniß beim 5. Armee Corps waren Offiziere bei dem 19. Landwehr-Infanterie-Regiment als Kompagnieführer und Adjutanten kommandirt ; sie hatten im Sommer 1849 den Feldzug in Schleswig mitgemacht. Durch die Zugehörigkeit zur 6. Tivision waren ebensolche Kommandos zum 20. Landwehr-Regiment nothwendig geworden. Hierzu traten die zum 5. und zum 3. combinirten Reſerve-Bataillon kommandirten Offiziere , so daß trog der Vollzähligkeit des Offizier- Corps die Zahl der beim Regiment anwesenden nur gering war. Im ersten Halbjahr 1850 waren die Bataillone in den genannten Garnisonen beschäftigt, die Uebungen des Friedens, welche in der legt verflossenen Zeit vielfach gestört waren, wieder mit vollem Ernst zu betreiben. Anfang Juli erhielt aber das 1. Bataillon in Wittenberg den Befehl nach Erfurt zu marſchiren , um die dortige Garnison , bestehend aus den 2ten Bataillonen des 31. und 32. Infanterie-Regiments sowie 4 Stamm. Kompagnien, zu verstärken. Das Bataillon verließ Wittenberg am 21. Juli, passirte Gräfenhaynchen, Brehna, Querfurth, Artern, Weißensee und rückte am 28. desselben Monats wurde es zum Garniſondienst verwandt und nahm im

in Erfurt ein. Hier

20

296 September unter Leitung des Generalmajors

von Koch an den größern

Uebungen der Garnison Theil. Das 2.

und Füselier - Bataillon blieben bis zum September in

Torgau und Halle stehen. Dann marschirten sie nach Belzig, um dort vom 19. -25. dem Manöver der 6. Diviſion beizuwohnen. Am 25. , dem legten Manövertage hatten die zuſammengezogenen Truppen bei Treuenbriegen Parade und Feldmanöver vor Sr. Majestät dem Könige. Tags darauf wurde der Rückmarsch in die Garnisonen nach Torgau und Halle angetreten. Gleich nach den beendeten Herbstübungen entließ jedes Bataillon ungefähr 200 der ältesten Leute zur Reserve und erwartete dafür eine gleiche Anzahl Rekruten aus der Provinz Posen. Dies war kaum geordnet, als am 5. October der Befehl einging, daß die drei Bataillone des Regiments sich marschbereit halten sollten .

Es wurden deshalb Kommandos gebildet , um die erst in einigen Tagen ankommenden Rekruten in den Garnisonorten Erfurt , Torgau und Halle auszubilden , so daß die Vataillone mit etwa 560 Köpfen zum Ausrücken bereit waren. Der Befehl hierzu fam am 10. October. : Der Regiments stab und das Füselier Bataillon fuhren am 11 . Morgens mit der Eisenbahn von Halle nach Erfurt ; ersterer nahm in der Stadt , das Bataillon auf den nahegelegenen Dörfern Hochheim , Allach, Bindersleben Schmiera und Frienstedt Quartier. Das 2. Bataillon verließ ebenfalls am 11. October Torgau, ging in 3 Märschen nach Halle und langte am 14. mit der Eisenbahn in Erfurt an. Es kantonirte in Elrleben, Witterda, Marbach und Gispersleben. Unter Sr. Durchlaucht dem Generallieutenant Fürsten Radziwill wurde bei Erfurt eine Division vereinigt , welche einige Tage später nachfolgende Ordre de bataille erhielt : Avantgarde : Generalmajor von Katte: 1. Bataillon 19. Inf. Rgts. Füselier-Bataillon 19. Inf. Rgts.

3. Jäger-Bataillon. 3. und 4. Escadron 10. Hujaren-Rgts. 1222

2 Geschüße der Zwölfpfünder-Batterie Nr. 12. 2 "/ reitenden Batterie Nr. 11 . " Gros: Generalmajor von Wenzel:

1. Bataillon 14. Inf. Rgts. 2. 14. "1 " 2. 19. 11 "

2.

"

31 .

"

-

297

1. und 2. Escadron 10. Huſaren-Rgte. 6 Geschüße der Zwölfpfünder- Batterie Nr. 12. Reserve Oberst von Mannstein: Füselier-Bataillon 7. Inf. Rgts . 8. "/ 1. " 1 4. " " # Füselier. 7. Küraffier-Regiment. 6 Geschüße der reitenden Batterie Nr. 11. Aehnliche Divisionen wurden zu gleicher Zeit unter dem Generallieutenant von Tietzen bei Paderborn und unter dem Generalmajor von Bonin bei Weglar concentrirt. Diese Maßregeln waren gegen Kurhessen gerichtet. Daselbst hatte sich im Monat September 1850 ein tiefer Gegensatz zwischen dem Regenten und seinem Minister Hassenpflug einerseits und dem ganzen Volk, einschließlich der höchsten Civil- und Militair- Lehörden anderseits gebildet. Die deutsche Politik Preußens und Oestreichs war zu gleicher Zeit in grellen Gegensatz getreten. In Frankfurt a. M. war unter Oestreich ein gegen Preußen gerichteter engerer Bundesrath gebildet und dieser hatte am 21. September beschloffen den Kurfürsten, welcher sich nach Hanau begeben hatte, durch eine Intervention von Bundestruppen beizuspringen . Bairische Truppen concentrirten sich bei Aschaffenburg , Preußische in der schon angegebenen Art und Weise. Der Streit der Partheien in Kurhessen wurde so das Mittel für die Ge= gensäge der süddeutschen Politik Oestreichs und Baierne gegen die norddeutsche Politik Preußens . Am 20. October übernahm der interm. Kommandeur des 7. Armee - Corps General-Adjutant Sr. Majestät des Königs , Generallieutenant Graf von Gröben das Kommando über die 3 getrennt stehenden Divisionen mit dem Auftrage sofort in Heſſen einzurücken und dasselbe zu besegen , sobald die Bundestruppen würden. -

von Aschaffenburg aus die hessische Grenze überschreiten

Es wurde disponirt, daß die Diviſion Fürst Radziwill Fulda vor den Baiern erreichen, die Diviſion von Bonin auf Hünefeld, die Tiviſion von Tießen auf Cassel marschiren solle. Um dies für die erstgenannte Diviſion zu ermöglichen , wurde dieselbe an die hessische Grenze zwischen Geisa und Vach verlegt. Das 1. Bataillon fuhr am 21. October Morgens 5

, Uhr mit der

Eisenbahn bis Eisenach, marſchirte dann nach Marksuhl und traf am 23. in Buttlar und Gegend ein. Das Füselier . Bataillon folgte dem 1. Bas taillon eine halbe Stunde später , fuhr aber bis Gerstungen und erreichte

298 über Berka und Sünna die Stadt Geisa , das Stabsquartier des Generals von Katte. Das 2. Bataillon fuhr an demselben Tage bis Eisenach und traf am 23. in Dermbach ein. Die Avantgarde bei Geiſa bewachte sowohl die westlich gelegene hessische, als auch die südlich gelegene baiersche Grenze.

In dem nahen baierschen

Städtchen Tann standen Truppen, welche Vorposten ausgeseßt hatten. In den folgenden Tagen wurden Vorbereitungen zu einem forcirten Einmarsch auf Fulda getroffen;

die Bagage wurde zum Theil rückwärts geſam.

melt , es wurde ein eiserner Bestand an Reis und Salz verausgabt und schließlich ein Fanalsystem errichtet ,

um die kantonirenden Truppen augen .

blicklich auf Fulda in Marsch segen zu können. In den Kantonnements wurden die Truppen durch die Wirthe gegen die conventionsmäßige Bezahlung verpflegt.

Da dies auf die Dauer aber mit

Schwierigkeiten verbunden war , so sollte vom 2. November ab MagazinVerpflegung eintreten. Ehe es jedoch hierzu kam, ging in der Nacht zum 2. November die Nachricht von dem Einrücken der Baiern in Heſſen ein. Der frühe Morgen des 2. sah die Truppen der Avantgarde schon auf dem Marsch. Bei Rasdorf concentrirt , wurde der Marsch über Hünfeld angetreten und Nachmittags um 4 Uhr Fulda erreicht. Man fand die Stadt von der Bürgerwehr bewacht. Die Avantgarde nahm in der Stadt Quartier, beſegte die Uebergänge über den Fulda-Fluß und die Stadt-Ausgänge mit Doppelposten und versammelte zur Nacht die Mannschaft in Allarmbäusern. Am 3. November rückte Gros und Reserve bis Fulda. Die Avantgarde ging südlich auf der Chauſſee über Kohlhaus und BronnZell vor. Kohlhaus liegt ¼ Meile , Bronn-Zell ½ Meile von der Stadt entfernt. 34 Meile von der Stadt paſſirt die Chauſſee den Fulda-Fluß und gabelt sich dann westlich in die Straße nach Hanau, östlich in die nach Würzburg. Beide Straßen wurden auf etwa 12 Meile südlich der Gabel beseßt und die an und zwischen ihnen liegenden Orte bequartirt. So stand das 1. Bataillon an der Straße nach Würzburg mit 1 Kompagnie in Rothemann , mit 1 Kompagnie in Welkers , mit einer dritten in Eichen-Zell und mit der vierten rückwärts in Kohlhaus. Das Füselier - Bataillon hatte die Straße nach Hanau beſeßt und stand in Löschenrod, Ker-Zell, Tiefengruben und zur Verbindung von da nach Rothemann, in Hattenhof; ferner rückwärts in Sickers und Zirkenbach.

299

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Graf Gröben erhielt aus Berlin die Weiſung, mit dem Kommandiren : den der baierschen Truppen eine Konvention abzuschließen ,

wonach Preußen

die beiden durch Hessen führenden , ihm conventionsmäßig zustehenden Etappenstraßen besezen , dagegen Baiern das Recht haben solle , mit 5000 Mann nach Hersfeld zu marschiren. Der baiersche General Fürst Turn and Taris erklärte

auf diesen

annehmbaren Vorschlag ,

daß die Aufstellung

Preußischer Truppen bei Fulda ein Bundesbruch und ein Akt der Feindſeligkeit sei und ließ seine Truppen am 4. November vorrücken. Eine baiersche Patrouille von 12 Pferden kam an eine Feldwacht des Lieutenants Burchardt der 11. Kompagnie des Regiments heran. Dieser verweigerte das Passiren , worauf die Baiern umdrehten. Aehnliche Fälle kamen im Verlauf des 4. November häufiger vor. Es waren dies ganz eigne Verhältnisse. Man stand auf Vorposten, wie gegen einen Feind, durfte aber nicht feindlich gegen die gegenüberstehenden Truppen auftreten ; erwartete stündlich einen Angriff,

man

um sich auf Leben und Tod zu schlagen,

aber man sollte abwarten , bis die Baiern den ersten Schuß thun würden. Als man am 4. starke baiersche Truppenmaſſen den Vorposten gegenüber sah, wurden dieselben, ohnehin weit vorgeschoben, etwas zurückgenommen. Während dieser Zeit wurden in Fulda die Truppen des Gros und der Reserve allarmirt, um Uebungshalber die bei dieſer Stadt gewählte Stellung zu besegen. Es war für dieſe Beſegung eine detaillirte Disposition ausgegeben, welche jedem Truppentheil seinen Plag anwies. Das 2. Bataillon des Regiments sollte östlich Fulda die Krägmühle mit einer Kompagnie, das Dorf Bachrain mit drei Kompagnien beſegen und dieſe ziemlich iſolirten Posten behaupten ; bei diesen Punkten.

es bezog noch am 4. ein Bivouak

Das 1. Bataillon war bestimmt, sobald die Avantgarde in die Stellung zurückgegangen sein würde , eine Aufstellung beim Schüßenhauſe zu nehmen. Das Füselier - Bataillon sollte einen Theil der Reserve bilden.

Gegen Abend des 4. wurden die Truppen des Gros und der Reserve in die Kantonnements entlassen, um am 5. Morgens 10 Uhr wieder in der Pofition zu stehen. Das Vorgehen der Baiern wurde zu dieser Zeit bestimmt erwartet. Sie zählten in 17 Bataillonen, 20 Escadrons, 48 Geschüßen nebst 1 östreichischem Jäger-Bataillon, zusammen etwa 13-14,000 Mann. General Graf Gröben war von Berlin aus definitiv autorisirt , sich in der Stellung bei Fulda ernsthaft zu schlagen , um den Baiern den Vormarsch streitig zu machen. Als Avantgarden-Position war eine Stellung zwischen Kohlhaus und Jobannisberg bestimmt.

300

In ersterem Ort standen am 5. 3 Kompagnien , in dem andern 2 Kompagnien des Regiments. Vorwärts nach Bronn-Zell waren 3 Kompagnien vorgeschoben , welche wieder Vorposten südlich bis über die Fulda hinweg ausgesezt hatten. Am 6. November Morgens 10 Uhr gingen die Baiern auf beiden oben genannten Chauffeen mit Kolonnen vor. In Fulda wurde sofort Generalmarsch geschlagen , alle Truppen rückten wieder in die Position. Die Vorposten zogen sich der erhaltenen Instruction gemäß bis an die Gabel beider Chauffeen und dann über die Fulda- Brücke zurück. Die Baiern begnügten sich nach einigem Parlamentiren mit dem gewonnenen Terrain und beide Partheien bezogen wieder Kantonnements. Von der Avantgarde stand an diesem Tage : in Eronn-Zell die 1. , 9. und 12. Kompagnie des Regiments, in Eichen-Zell die 3. Kompagnie, in Kohlhaus die 10. und 11. Kompagnie, in Johannisberg die 2. und 4. Kompagnie. Am 7. hielten die Baiern dicht vor diesen Kantonnements Ruhetag .

Na-

türlicherweise entstanden dadurch auch mehrfache Wegegnungen. So traf bei Johannisberg

eine Patrouille der 4. Kompagnie in einem

Gehölz auf eine baierſche Kavalleric- Patrouille. Nach einigem Hin- und Herreden schoß der, diese legtere führende baicrsche Unteroffizier mit seinem Pistol und ritt dann schnell davon. Es wurden ihm einige Schüsse nachgesandt, ohne daß diese ihr Ziel trafen. Noch am 7. November traf die Nachricht ein ,

Se. Majestät der König

habe die Mobilmachung der ganzen Armee befohlen. Dies steigerte die Erregung bei Jedermann auf das Höchste. Ein Krieg gegen Destreich und Baiern schien unvermeidlich ; die genannten Theile des jeden AuRegiments standen den Truppen dieser Mächte dicht gegenüber genblick konnte der Kampf beginnen ! Wo, wie, wann würde er enden ? Die politische Lage des Preußischen Staates war zur Zeit so , daß es den Anschein hatte, die genannten verbündeten Mächte, zu denen auch Würtemberg und Sachsen standen, suchten unter allen Umständen einen Conflict mit Preußen herbeizuführen. Militairisch betrachtet, war Preußen nicht in der Lage , einem Angriffe Oestreichs von Böhmen und Sachsen her, wo bedeutendere Kräfte concentrirt wurden, mit Nachdruck sogleich entgegen treten zu können . Die Preußischen Truppen waren über halb Deutschland vom T'odensee bis zur Memel ausgebreitet. Eine Mobilmachung und Concentrirung derselben verlangte Zeit.

301 Die Situation des Generals Grafen Gröben war hierdurch überaus schwierig geworden. Einerseits von Berlin her, am 7. November, aufgefordert, diesen Verhälts niſſen nach Umständen Rechnung zu tragen und möglichst einen frühen Conflict mit den baierſchen Truppen zu vermeiden, was durch einen Rückzug auf die, durch Kurhessen führende Etappenstraße zu ermöglichen war, sträubte sich andererseits das militairische Blut gegen einen solchen Abzug , da den dringenden Aufforderungen Seitens des Generals Grafen Gröben an den General Fürsten Turn und Taris , nicht weiter vorzugehen , nur kurze, fast brutale Antworten gefolgt waren. Am 7. November gegen Abend wurde die 1. Kompagnie von Bronn-Zell nach Kohlhaus zurückgenommen. Major von Nahmer bisher mit dem Kommando in Bronn-Zell betraut , behielt dasselbe auch ferner , obgleich keine Kompagnie seines Vataillons anwesend war, Bork in Kohlhaus kommandirte. So kam der 8. November.

während Major von

Das Wetter war kalt, es regnete wie an

allen vorhergehenden Tagen ; die Wege waren grundløs. Schon am frühen Morgen hörte man in den baierschen Kantonnements trommeln. Die 9. und 12. Kompagnie wurden auf Befehl des General von Katte versammelt und

zur Beſegung von Bronn-Zell bestimmt . Die Avantgarde

formirte sich bei Kohlhaus , Gros und Reserve nahmen auf den ertönnenden Generalmarsch ihre Pläge in der Stellung bei Fulda ein. Die 12. Kompagnie hatte den Dorftheil an der Chauſſee, die 9. Kompagnie den weiter östlich, also links gelegenen Theil von Bronn-Zell besezt. Die Schüßenzüge fanden an der Lisiere, hinter einer natürlichen Erdbruſtwehr, gute Deckung ; die der Lifiere zunächst liegenden Häuser wurden krenelirt und vorwärts Diſtanzen abgeschritten , um mit dem schönen, neu erhaltenen Zündnadelgewehr sicher schießen zu können. Bald kehrte die vorgeschobene Kavallerie-Feldwache zurück und die baiersche Spige von einigen Reitern erschien auf der Chauffee. Als dieselbe auf 500 Schritt herangekommen war , befahl General von Katte einige Echuß abzugeben, worauf die Baiern Kehrt machten.Nach einigen Minuten erſchien das , den gegenüberstehenden Truppen beigesellte Bataillon ößtreichischer Kaiser-Jäger 12. Kompagnie gegenüber.

und entwickelte Schüßen der

Die feindlichen Schügen , in grauen Mänteln , legten sich auf etwa 600 Schritt von der Lifiere nieder, so daß sie kaum vom Erdboden zu unterſcheiden waren. Es entspann sich nun ein ruhiges Feuergefecht, welches der 12 . Kompagnie gar keinen Verlust, den öftreichischen Jägern aber 5 Blessirte kostete, von denen einer starb.

302 Als nach einiger Zeit 4 Geschüße gegen Bronn-Zell auffuhren , befahl Generalmajor von Katte den Rückzug auf die Stellung bei Kohlhaus. Kohlhaus war zur hartnäckigen Vertheidigung eingerichtet und stark besegt. Den Dorftheil zunächst der Chauſſee batte die 10. Kompagnie inne. Die Oestreicher folgten den abziehenden Kompagnien langſam. Als sie auf und neben der Chauffee in die Schußweite der 10. Kompagnie kamen, wurden auch von den Schüßen derselben einige Schuß abgegeben, worauf die Deſtreis cher bis hinter eine, zwischen Kohlhaus und Bronn-Zell liegende Höhe, zurückgingen. Bald bemerkte man, daß sie sich daselbst zum Bivouak einrichteten. Der General Graf Gröben , welcher inzwischen auch die Division von Bonin nach Fulda herangezogen hatte, erhielt am Morgen des 8., während man bei Bronn-Zell Kugeln wechselte , eine erneute so dringende Aufforde rung aus Berlin , bis auf die Etappenstraße zurückzugehen , daß er dies, nachdem Oestreich-Baierscher Seits im Vorgehen inne gehalten war , mithin die Preußische-Waffenehre nicht compromettirt werden konnte, am 9. November auszuführen beschloß. Ein diesen Abmarsch regelnder Corps-Befehl vom 8. Mittags lautete in seinem Eingange: „Eine so eben erhaltene höhere Weisung zwingt mich Fulda aufzugeben und mich auf unsere Etappenstraße aufzustellen. In unserer Stellung hätten wir den Feind würdig empfangen. Der Abzug erfolgt Morgen Vormittag mit klingendem Spiel u. f. w.“ Kohlhaus blieb am 8. November nur durch eine schwache Avantgarde, zu welcher die 9. und 12. Kompagnie gehörten, beseßt. Das 1. Bataillon sowie die 10. und 11. Kompagnie marschirten nach Fulda und nahmen daselbst Quartier.

Das 2. Bataillon stand nach wie vor im Bachrain

und der Kräg-

mühle. In der Nacht zum 9. verlief sich ein baierscher Offizier und ein Korporal in die Vorposten bei Kohlhaus. Hätte man aus ihrer Haltung und ihrem Benehmen Schlüsse auf den Werth der baierschen Truppen ziehen wollen, so mußten dieselben sehr gering ausfallen. Am 9. November Morgens 8 Uhr verließ das 1. Bataillon des Regiments Fulda und ging zur

Aufnahme der Avantgarde halb Wegs nach

Kohlhaus vor. Die 10. Kompagnie besegte zu gleicher Zeit die Hanauer Vorstadt , die 11. das Landkrankenhaus. Das Gros der Division trat um 8 Uhr den Abmarsch von Fulda an ;

ebenso verließ das 2. Bataillon seine Position und schloß sich über OberZiehers an das Gros an.

- 303 Um 10 Uhr folgte General von Katte mit der Arriergarde , bei ihm das 1. und Füselier -Bataillon des Regiments. Dicht nördlich Fulda wurden dieselben durch das 2. und Füselier-Bataillon 14. Infanterie-Regiments aufgenommen , welche fortan die Arriergarde bilden sollten. Das gesammte Regiment trat mit dem 1. Bataillon 14. InfanterieRegiments zum Gros unter dem Generalmajor von Wenzel. Am 9. kantonirten die 3 Bataillone des Gros in Hünfeld ; am 10. in Wölf, Landershausen , Eiterfeld und Gegend , am 11. in Erbmerode, Oberlengsfeld und Gegend. Die Diviſion Fürft Radziwill stand zwischen Friedewald und Schenklengsfeld , die Division von Bonin bei Vacha. Hier wollte und sollte man den Laiern entschieden ein weiteres Vordringen verweigern. Der Rückzug ohne sich geschlagen zu haben , das Nichtübersehen der dies bedingenden Verhältnisse vom subalternen Standpunkt aus war Grund , daß hie und da dieser unblutige Feldzug , mit seinem achttägigen Vorpostendienst bei dem schlechtesten Wetter , grundlosen Wegen und dem Mangel jeglichen Agrements in den verlassenen Ortschaften , unliebſam beurtheilt wurde ,,, aber der Geist der Leute ", so sagt ein Tagebuch jener Zeit , „ die Ausdauer derselben in Ertragung von Strapazen , das Verlangen sich mit dem Feinde meſſen zu wollen , war der einzige Ersag , den der Offizier für alles Ungemach hatte und diese schönen Tugenden sind viel werth." Am 13. November Morgens rückten die Baiern wieder vor , doch nahmen die zwischen den gegenüberstehenden Generalen gepflogenen Unterhandlungen einen friedfertigen Karakter an. Die Vorposten wurden in Folge dessen eingezogen , die Gewehre entladen und weitläuftigere , den Truppen bequemere Kantonirungen bezogen. Die Kantonnements blieben für das Regiment dieselben , nur kamen einzelne der armen Dörfer hinzu , weshalb einige Kompagnien umquartiren mußten. Außer einigen unwesentlichen Veränderungen blieben sie es auch bis zum 20. November. Dann wurde

eine Umquartirung

nothwendig , weil die in Folge der

Mobilifirung der Armee eingezogenen Reserven in verschiedenen Transporten bei den Regimentern eintrafen. Die Reserven des Regiments kamen in zwei Transporten am 22. und 28. November ein. Es waren dies aber

nicht die Reserven welche beim Regiment gedient

hatten, sondern dieselben stammten aus den Bezirken der Pommerschen und Märkischen Landwehrbataillone. Die Bataillone erreichten die Stärke von 1002 Köpfen.

304

-

Die Kantonnements des 1. und Füselier-Bataillons blieben im Allgemeinen dieselben in und bei Schenklengsfeld. Das 2. Bataillon bezog Quartiere zwischen Mogfeld bis nördlich nach Friedewald hin. Am 26. November wurde den Bataillonen befohlen , bei den belegten Ortschaften nach der Scheibe zu schießen. Für jeden Mann wurden 10 Patronen erlaubt. Kaum war dieser Lefehl bei den Truppen bekannt , so gestaltete sich die politische Lage wieder so , daß stündlich ein Zuſammenstoß mit den Baiern erwartet wurde. Am 28. November bei Tagesanbruch bezog die Avantgarde eine Position bei Schenklengsfeld ; die Hataillone des Gros blieben in den Quartieren bereit, auf den ersten Allarm auszurücken. In einigen Kantonnements wurden sogar die Mannschaften in Allarmhäuſern vereinigt. Diese Verhältnisse blieben auch für die folgenden Tage andauernd , so daß wieder ein Fanalsystem crrichtet wurde. Am 3. Dezember wurde das Regiment bei Moyfeld zu einer Besichtigung vereinigt. Fürst Thurn und Taxis beabsichtigte in Folge der Clmüger Convention an diesem Tage über die Etappenstraße vorzurücken , während General von Gröben , dem der Abschluß dieser Convention zwar im Allgemeinen bekannt war , sie aber in ihren einzelnen Punkten noch nicht kannte, den Vormarsch der Baiern verweigerte und war die flüchtige Lesichtigung Vorwand , die Truppen zu concentriren. Nachmittags rückte das Regiment wieder in die Kantonnements , stehen.

um am Morgen tes 4. nochmals bei Mogfeld zu

Nun erst kam der Befehl aus Berlin , die Baiern über die Etappenstraße vorrücken zu lassen und hiermit traten diese Truppen in ein wieder befreun detes Verhältniß. Gin Tagesbefehl vom 5. Dezember machte dies bekannt und fügte hinzu , daß für die ferneren Eventualitäten das mobile und versammelte 7. Armees Corps eintreten würde. 2lle, andern Armec- Corps angehörigen Truppentheile sollten sogleich bei ihren

Armee- Corps einrücken.

Zu gleicher Zeit erhielt

das Regiment die Benachrichtigung , daß es wieder zum 5. Armees Corps zurückverseht sei , welches sich zur Zeit in der Lausiz concentrirte. Der Marſch dahin wurde schon am 6. Dezember durch das 2. Bataillon begonnen. Dasselbe marschirte nach Gerstungen , fuhr am 7. auf der Eisenbahn bis Wittenberg und marſchirte von da am 8. über Jeſſen , Schlieben , Sonnenwalde , Kalau , Kottbus , Spremberg , Muskau und Rothenburg nach Görlig, wo es am 18. Dezember eintraf und in der Stadt Quartier nahm . Am 7. verließ das 1. Bataillon seine Kantonnements , fuhr am 8. nach

305 Wittenberg und traf, fast derselben Marschroute folgend , am 19. Dezember in Dörfer dicht bei Görlig auf dem rechten Neiſſc-Ufer ein.

Das Füselier-Bataillon marſchirte am 8. Morgens nach Gerstungen, fuhr von 16 Uhr Abends des 8. bis

9 Uhr Morgens des 9. nach Witten. berg , marſchirte dann noch nach Jeſſen , ſo daß es auch am 19. in Dörfern dicht bei Görlig auf dem linken Ufer der Neiſſe Quartier nahm.

Das Regiment gehörte mit dem 19. Landwehr-Regiment zur 20. mobilen Division unter dem General Stein von Kaminski. Während des Aufenthaltes in Kurhessen war der 5. Stabsoffizier Major von Liebermann zum Kommandeur des 2. Lataillons 27. LandwehrRegiments

ernannt ; seine

Stelle im Regiment wurde durch den Major

Trütschler von Falkenstein , bisher in herzoglich Anhalt-Bernburgiſchen Diensten , beseßt. Gleichzeitig schied ein Offizier aus gewidmet werden müſſen. führer Karl Zobel.

dem Regiment , dem einige Worte

Es war der Seconde-Lieutenant und Rechnunge-

Derselbe war am 1. Februar 1813 in das 2. Reserve- Bataillon eingetreten ; er war , damals Kombattant , einer der Wenigen , welche dem Gemegel im Hofe Sarrechamps glücklich und unblessirt entgangen ¹ ) und somit der lezte, die Nummer 19 tragende Augenzeuge jenes Heldenkampfes. Das Regiment war bei Görlig in die Reihe der Truppen eingerückt, welche Sachsen und

Böhmen in dichten Maſſen umgaben und des Befehls zum

Schlagen harrten.

Bei seiner Ankunft hatten diplomatische Verhandlungen

den Knoten schon gelüftet , ohne daß es des Schwerdtes bedurfte , ihn zu zerschneiden. Schon halb entblößt wurde es wieder eingesteckt. Die Folge hiervon waren bequemere Kantonnements , welche das Regiment am 28. und 29. Dezember 1850 bezog. Das 1. und Füfelier- Bataillon kantonirten in Bunzlau und Gegend, das 2. Bataillon in Gießmannsdorf und den umliegenden Dörfern , von wo legteres am 14. Januar nach Naumburg am Queiß rückte. Am 24. Januar hörte für das Regiment der Verband der mobilen 20. Division auf. Gleichzeitig trat der Befehl in Kraft , daß das Regiment zum 6. Armee Corps abkommandirt ſei. Am 27. Januar verließen das 1. und Füselier-Bataillon die Gegend von Bunzlau.

Ersteres marschirte nach Jauer , legteres nach Liegnig.

2. Bataillon folgte dieser Bewegung und rückte Haynau ein.

Das

am 9. Februar in

1) Oft erzählte der Lieutenant Zobel die Art seiner Rettung . Als die feindlichen Ulanen in den Hof stürmten , rettete er sich vor ihnen in die, in der Hof- Witte befindliche Ffuße und tauchte, ob wohl oder übel , darin unter, bis dem Worden Einhalt gethan war.

306 In diesen Orten wurden die Bataillone Anfang Februar demobil , am 21 . desselben Monats wurden die Reserven entlassen und am 22. erfolgte der Abmarsch in die angewiesenen Garnisonen.

Das 1. und Füselier-Bataillon hatten das große Loos gezogen , sie rückten am 24. Februar in Breslau ein.

Das 1. Bataillon bezog mit 2 Kompagnien die Barbaras , mit einer die Ballhaus- und mit der 4. die Clemens-Kaserne. Das Füſelier-Bataillon belegte die Kaserne Nr. 6 auf dem Bürgerwerder. Dem 2. Bataillon war Brieg angewiesen. Dasselbe marschirte am 22. nach Liegnig und erreichte Brieg am 23. Februar mit der Eisenbahn. Am Schluß dieses Abschnittes ist noch einer zeitweisen Formation zu erwähnen ,

welche

als ein Uebergang von dem mobilen in den Friedenszu-

stand betrachtet werden muß . Jedes Landwehrbataillon bildete wie schon ehedem eine Stammkompagnie, welche folgende Mannschaften aufnahm : 1 ) die bei der Landwehr noch vorhandenen , den frühern Stammkompagnien überwiesenen Rekruten oder diejenigen Leute , welche kürzere Zeit dienten als die ältesten Mannschaften der Linie. 2) die sich zum freiwilligen Verbleiben meldenden Landwehrleute. 3) Die zur Erreichung des Etats noch erforderlichen jüngsten Reserven der Linien-Bataillone. Der Etat einer solchen Kompagnie war gleich der einer Linien-Kompagnie auf 150 Köpfe normirt. Die drei Kompagnien

des Landwehr-Regiments stießen zu einem 4. Bas

kaillon von drei Kompagnien zu 452 Köpfen zuſammen , welches durch den etatsmäßigen Stabsoffizier des Linien-Regimentes kommandirt wurde. Das 4. Bataillon des Regiments formirte sich in den Tagen der Des mobilmachung im Januar unter dem Major von Trütschler und sollte es im Verein mit dem Regiment vom 22. bis 25. Februar nach Breslau marschiren. Das Generalkommando 6. Armee Corps änderte diesen Befehl und dirigirte es nach Glag , woselbst es bis zum 1. Mai verblieb. Zu dieser Zeit wurden die vierten Bataillone bis auf eine Stammkompagnie von 217 Köpfen 1 aufgelöst. Diejenige des Regiments kehrte in den Bezirk des 5. Armee-Corps zurück, wogegen ihm die ebenso formirte Stammkompagnie des 11. Landwehr Regio ments überwiesen wurde, welche in Silberberg bis zum September 1851 bestand, dann aber auch aufgelöst wurde.

307

VIII. Abſchnitt.

Die Friedenszeit 1851 bis 1863.

Das Regiment bildete fortan mit dem 10. Infanterie-Regiment die 11 . Infanterie-Brigade unter dem Generalmajor von Reißenstein. Es gehörte zur 11. Division des Generallieutenants von Lindheim , welcher bereits die Führung des Generalkommandos 6. Armee Corps übernommen hatte. Bei ſeiner bald erfolgenden Ernennung zum kommandirenden General dieſes Corps erhielt die 11. Division der Generalmajor von Koch. Von Breslau und Brieg gab das Regiment fortwährend 2 Kommandos. Das eine kombinirt aus allen drei Bataillonen nach der Festung Silberberg in der Stärke einer Kompagnie von circa 150 Köpfen , das andere stets nur vom 2. Bataillon des Regiments gestellt , zur Bewachung der Regierungs-Hauptkasse Oppeln 1 Offizier 5 Unteroffiziere 2 Spielleute 35 Gemeine stark.

nach

Mit der erfolgten Demobilmachung wurden die alten Beziehungen zum 19. Landwehr-Regiment wieder hergestellt , so daß dahin die Offiziere als Kompagnieführer und Adjutanten kommandirt wurden, troßdem das Regiment in einem andern Armee- Corps abkommandirt war. Die legte Mobilmachung hatte, in der Formation der Landwehr, Uebelſtände gezeigt, welche zu heben man Allerhöchsten Orts bedacht war. Ein solches Ziel hatte die Ernennung von 6 Hauptleuten 3. Klasse mit einem Gehalt von jährlich 420 Thalern, welche 1852 eintrat und ferner die im Mai erfolgende engere Verbindung der Linie und Landwehr in Infanterie - Briga den, so daß die bestehenden Landwehr - Brigaden eingingen. Das Regiment bildete in Folge mit dem 11. Landwehr-Regiment die 22. Infanterie Brigade unter dem Generalmajor von Reißenstein , während im 5. Armee- Corps das 11. Infanteries mit dem 19. LandwehrRegiment die 20. Brigade formirte. Nachdem im April 1854 General von Reißenstein zum Kommandeur der 12. Division befördert wurde, erhielt Generalmajor von Nolte ¹) das Kommando der 22. Infanterie-Brigade. 1) General von Nolte , inzwischen durch die Gnade E. Majestät des Königs geadelt , hatte dem Regiment von Anbeginn an bis zum März 1839 angehört , mit Recht zählte das Regiment ihn deshalb zu den Seinen.

308 Am 1. April 1855 erfolgte ein

Garnisonwechsel. Das in Breslau und

Brieg stehende 10. Infanterie-Regiment marſchirte nach Posen , wogegen das 11. Infanterie-Regiment an seine Stelle rückte. Das legtere bildete nun mit dem 11. Landwehr រRegiment die 22. Infan terie-Brigade , aus welcher das 19. Infanterie-Regiment ſchied, um zum 10. Landwehr-Regiment in die 21. Brigade unter dem Generalmajor von Mauschwiß zu treten . Bis zu

dieser Zeit hatten auch im Regiment mehrfache Veränderungen

stattgefunden. Im Mai 1851 nahm Major von Brodowski den Abschied, Major von Trütschler erhielt das 2. Bataillon , Hauptmann Bober avancirte zum Major. Im März 1852 wurde der Kommandeur des Füſelier- Bataillons , Major von Bork in das 10. Infanterie . und aus demselben Oberstlieutenant Harmes in das diesseitige Regiment verseßt. Legterer erhielt das FüselierBataillon. 1853 im Mai zog sich Major Bober aus dem Dienst zurück , so daß Hauptmann von Blomberg zum Major ernannt wurde. März 1854 erhielt Oberstlieutenant Harmes als Kommandeur das 22. Infanterie-Regiment und im Juli wurde der Regiments -Kommandeur, Oberst Scherbening unter Beförderung zum Generalmajor zum Kommandeur der 23. InfanteriesBrigade ernannt. Zum Kommandeur des Regiments beförderte des Königs Majeſtät den Oberstlieutenant von Müller , bisher im 24. Infanterie-Regiment, während als Kommandeur des Füselier-Bataillons Major von Schrabisch von der Adjutantur in das Regiment versezt wurde. Dasselbe hatte demnach als Kommandeur den Oberstlieutenant von Müller , ferner : Oberstlieut. von Nazmer als Kommandeur des 1. Bataillons. " 2. " Major von Trütschler " " Major von Schrabisch

"

"

"

Füselier-Bat.

Major von Blomberg. Im Jahr 1852 wurde nach mehrfach verändertem aber nur gering variirenden Etat, derselbe auf 69 Untoffz. 17 Spiell. 600 Gemeine Summa 686 Köpfe per Bataillon festgesezt und gleichzeitig wieder die völlig dreijährige Dienstzeit eingeführt. Die Rekruten wurden am 1. October jeden Jahres eingestellt, die Reserven Ende September entlassen. Zum Manöver rückte das Regiment jährlich aus ; dasselbe fand statt : 1851 bei Reichenbach.

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309

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1852 bei Striegau. 1853 bei Frankenstein . 1854 wurde die Division nicht zusammen gezogen , da in Schlesien bedeutende Ueberschwemmungen stattgefunden hatten , so daß die Truppen vielfach beschäftigt waren , die Deiche gegen die angeschwollenen Fluthen zu schüßen. Das 2. Bataillon verließ aber vom 20. bis 29. August Brieg, um in Breslau im Regiment zu exerziren. Das Jahr 1855 brachte Hoffnungen auf kriegerische Thätigkeit

der

Krimkrieg erregte die Kabinette , Preußen hielt die Armee kriegsbereit, doch fanden bei der Infanterie keine Etats Erhöhungen statt, nur auf die Uebungen hatten die politischen Verhältnisse Einfluß. Sonst waren die Jahre im ruhigen althergebrachten Celeis des Friedens bis auf zweimalige Kommandos verflossen, welche im Herbst 1853 nach Myslowig gingen, um daselbst als Ehrenwache vor Ihren Majestäten den Kaisern von Rußland und Oestreich zu fungiren. Das erste , 5 Offiziere , 14 Unteroffz. 53 Spielleute incl. der Regimentsmusik und 147 Gemeine stark , war vom 18. bis 30. September, das andere in derselben Stärke vom 1. bis 8. October abwesend. Im Herbst 1855 fand das Manöver bei Heitersdorf zwischen Strehlen und Reichenbach statt. Die sechstägigen Feldmanöver brachten die Bataillone bis in die Gegend von Zobten , von wo aus der Rückmarsch in die Garnisonen angetreten wurde. 1856 war die Division bei Schweidnig und

1857 bei Reichenbach zusammengezogen . 1856 im August erhielt Major von Blomberg den Abschied und Haupt mann von Bönigk avancirte in seine Stelle. Die folgenden Jahre 1857 und 1858 brachten völlig neue Personen an die Spize des Regiments . Zuerst im Juni 1857 erhielt der inzwischen zum Oberst ernannte Kommandeur von Müller das Kommando der 17. Infanterie-Brigade. Im September wurde Oberstlieutenant von Nazmer als Oberst penſionirt und im Dezember zog sich Major von Bönigk in den Ruhestand zurück. Zum Kommandeur des Regiments wurde im Juni Allerhöchst der Oberst von Voigts - Rhets , bisher Chef des Generalstabes 5. Corps ernannt. Das 1. Bataillon erhielt auf kurze Zeit Major von Bönigk und dann der zum Major ernannte von Herrmann , während für den Major von Bönigk der Hauptmann von Malachowski zum Major avancirte. 1858 brachte der 3. Juni folgende Veränderungen :

310 Oberst von Voigts - Rhets wurde zum Generalmajor und Kommandeur der 9. Infanterie-Brigade , Oberstlieutenant von Gansauge vom 3. Infanterie-Regiment zum Kommandeur des Regiments ernannt. Oberstlieutenant von Trütſchler blieb à la suite des Regiments, erhielt aber an demselben Tage die Kommandantur von Breslau und schließlich avancirte Oberstlieutenant von Schrabisch zum Kommandeur des 39. Infanterie-Regiments. In das Regiment traten Oberstlieutenant von Bornst ädt vom 5. JägerBataillon und Major von Plög vom 11. Landwehr-Regiment. Im Februar 1859 schied dann Oberstlieutenant von Bornstädt mit Pension aus dem Regiment, Hauptmann von Wödtke wurde Major, ſo daß dasselbe folgende Stabsoffiziere zählte : Oberstl. von Gansauge Kommandeur. Major von Hermann , Kommandeur des 1. Bat.

von Plög , "

"

von Malachowski , von Wödtke.

H

des Füs.-Bat. des 2. Bat.

Die Erfolge, welche die engliſch-französische Armee in der Krim mit ihren Präcisions-Waffen erfocht, ließen das Bedürfniß fühlen, auch die Preußische Armee mit dergleichen Gewehren zu bewaffnen. Das neue Perkussionsgewehr wurde daher in das Minié- System umge. wandelt und diese Arbeit so gefördert , daß die Bewaffnung mit denselben bald erfolgen konnte. Die Musketier-Bataillone des Regiments erhielten die selben im März 1856. Es war dies aber nur eine zeitweise Bewaffnung , denn die Absicht war nicht aufgegeben , der ganzen Armee das Zündnadel-Gewehr zu geben.

Die

Musketier-Bataillone erhielten diese schöne Waffe schon im Herbst 1858. Die dienstlichen Verhältnisse in Breslau und Brieg waren leicht und angenehm . Das kameradschaftliche Zusammenleben der zahlreichen Garnison, wie die rege Geselligkeit der großen Stadt hatten für das Offizier-Corps der in Breslau garniſønirenden Bataillone viel Anziehendes. Dies wurde Alles aber bedeutend erhöht, als 1856 Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Wilhelm, als Kommandeur des 11. Infanterie-Regiments in Breslau anwesend war. Das Offizier-Corps hatte dadurch das große Glück, seinen dereinstigen Kriegsherrn kennen zu lernen. Wem ist von den Anwesenden der 15. Mai 1856 aus dem Gedächtniß geschwunden, wo dem Regiment die hohe Ehre zu Theil wurde, Se. Königliche Hoheit den jeßigen Kronprinzen in seiner Speiseanstalt bewirthen zu dürfen ? Die Räume des Speiſeſaales , geſchmückt seit ſeiner Herrichtung durch das wohlgelungene Brustbild Sr. Hoheit des Herzogs Joseph zu Sach-

311 sen, welches der hohe Chef dem Offizier-Corps gnädigst zum Geschenk gemacht hatte, sahen auch im Winter 1857-58 zum Deftern hohen und zahlreichen Besuch. Der Herr Oberst von Voigts - Rhets hielt in denselben mehrere Vorträge über den jüngst verfloſſenen Krim-Krieg, welche intereſſante Darstellung zahlreiche Zuhörerschaft herbeirief. Der Mannschaft des Regiments war es in Breslau in den verflossenen Jahren nicht immer gut ergangen. Außer Cholera , Typhus und contagiöſer Augenkrankheit, welche jährlich mehrere Opfer forderten, brach 1855 als Folge der Ueberschwemmungen der Skorbut epidemisch bei ihnen aus. Besonders litt das Füſelier-Bataillon in der Kaserne auf dem Bürgerwerder Nr. 6, es hatte 162 daran Erkrankte und in diesem wieder die 12. Kompagnie, so daß dieselbe, um in der Kaserne nöthige bauliche Aenderungen vornehmen zu können, in Bürgerquartiere verlegt wurde. 1858 hatte das 6. Armee-Corps bei Liegnig große Revue. In den Tagen vom 14-17 September bivouakirte das Regiment bei Nieder-Streit, Jauer und Christianshöhe. Es war große aber keine Königs-Revue. Dieselbe wurde durch Se. Königliche Hoheit den Prinzen von Preußen abgehalten, denn des Königs Majeſtät war schon seit Jahr und Tag schwer leidend. Schon am 23. October 1857 hatte dies folgende Allerhöchste Ordre der Armee bekannt gemacht: "Se. Majestät der König haben mir durch Allerhöchste KabinetsOrdre vom heutigen Tage die oberste Leitung der Staatsgeschäfte auf die Dauer von 3 Monaten Allergnädigst zu übertragen geruht, ich mache dies der Armee bekannt und spreche hierbei aus , daß ich, wie ich die feste Zuversicht habe, bei Sr. Majestät des Königs unter Gottes Beistande hoffentlich baldigst eintretender vollständiger Genes sung nur Lobenswerthes über sie berichten können werde. Sans souci den 23. October 1857.

gez. Prinz von Preußen." Nun nach beendeter Revue erschien, da sich das Leiden der Majestät nur vermehrt hatte, folgender Armee-Befehl: "Ich mache der Armee hierdurch bekannt,

daß Se. Majestät der

König Mir durch Allerhöchste Ordre vom 7. d. M. zu befehlen geruht, bis zu Allerhöchst seiner Wiederherstellung die Königliche Gewalt als Regent auszuüben. Die Armee hat das in Meinem Befehle vom 23. October v. J. ausgesprochene Vertrauen in jeder Beziehung gerechtfertigt. Ich danke derselben dafür und spreche hierbei wiederholt die feste Ueberzeugung aus , daß auch während Meiner Regentschaft die Haltung der Armee Sr. Majestät dem Könige Veranlaſſung geben 21

312 wird, derselben bei Seiner völligen Genesung Allerhöchst seine Königliche Gnade und Zufriedenheit erneut zu erkennen zu geben. Berlin den 9. October 1858. gez. Wilhelm , Prinz von Preußen , Regent." Nach diesem kam das Neujahr 1859. Die Kriegstrompete erscholl und im Frühjahr stand Frankreich im Bunde mit Piemont, in Waffen gegen Oestreich. Schon am 4. Mai 1859 wurde in Breslau die Allerhöchste Ordre vom 29. April bekannt gemacht, welche die Armee in Kriegsbereitschaft segte. Am 10. , 11. und 12. Mai trafen bereits die Reserven für das Regiment ein. Die Bataillone erreichten die Stärke von 1002 Mann und hatten Zeit fich völlig zu formiren. Als die vereinigten franzöſiſch piemontesischen Waffen Fortschritte machten, erschien folgender Allerhöchster Erlaß : Auf Antrag des Staats-Ministeriums habe ich heute die Mobilmachung von sechs Armee- Corps und zwar die des Garde-Corps, ſo wie das III . , IV. , V. , VII. und VIII . Armee-Corps befohlen und den Kriegsminister mit der Ausführung beauftragt. Berlin den 14. Juni 1859. Im Namen Sr. Majestät des Königs Wilhelm, Prinz von Preußen, Regent. Diese Ordre, sofort in Breslau und Brieg bekannt, erregte im Regiment noch größere Aufregung wie anderswo. Das Regiment gehörte dem 5. ArmeeCorps an, war aber zum 6. Corps abkommandirt. Wurde es mobil - øder blieb es zurück und marſchirte an seiner Statt das in der 20. Brigade stehende 10. Infanterie-Regiment ? Am 18. Juni kam die 4. Kompagnie des 5. combinirten Reſerve- Bataillons, welche bestimmungsmäßig den Stamm des Erſag - Bataillons abgab , in Breslau an, gleichzeitig aber auch eine Verfügung des Generalkommando 5. ArmeeCorps, daß das Regiment nicht mobil werde. Am folgenden Tage, den 19. Juni schlug das Niedergeschlagenſein hierüber in helle Freude um, denn es hieß, den ersten Befehl ändern : Das Regiment ist mobil , womit es in das 5. Armee- Corps zurücktrat. Oberstlieutenant von Plög hatte die Führung des 19. Landwehr-Regiments übernommen, Major von Wödtke kommandirte das Füselier - Bataillon, Hauptmann von Kongki war zum 5. Stabsoffizier ernannt. Die Formation des Erſag-Bataillons der 20. Brigade geschah zu Breslau mit Eifer und nachdem alle kränklichen , schwächlichen Soldaten ausgetauscht waren, marschirte dasselbe am 3. Juli unter seinem Kommandeur dem Major 3. D. von Bieberstein nach seinem Bestimmungsort Schweidnig ab.

313 Bald darauf am 8. Juli kam die Marsch-Disposition für die drei Bataillone des Regiments an. Dieselben sollten in Liegnig die Eisenbahn besteigen und in 4 Fahrtagen Frankfurt a. M. erreichen , von wo der Marsch in das Nassauische nach der Gegend von Jdstein fortzuſegen war. Auf den Eisenbahnlinien waren die großartigsten Vorkehrungen getroffen, um die sich unausgesezt folgenden Truppen mit Kaffee und warmem Eſſen zu versorgen , Offiziere und Mannschaften veräußerten allen Befih bis auf den Inhalt des 50 Pfund schweren Koffers und des Tornisters , die in Breslau sonst noch garnisonirenden Truppen, nur kriegsbereit, beneideten die glücklichen Neunzehner , da wurde durch den Telegraphen das Glück schon um Etwas herabgestimmt. Am 8. Juli hatte unbegreiflich Destreich plöglich einen Waffenstillstand abgeſchloſſen, dem schon am 11. der Friede von Villafranca folgte. Der Befehl zum Marsch war gegeben , eine Contreordre erſchien nicht, er wurde also tros dieser Nachrichten angetreten. Das 2. Bataillon erreichte am 13. Juli Mittags Breslau, das 1. Bataillon hatte Breslau am 13. Morgens , begleitet von Tausenden von Zuschauern verlaſſen, um nach Liſſa und Gegend zu marſchiren. In diesen Marschquartieren kam der telegraphische Befehl vorläufig zu halten; es war dies keine Ueberraschung, wie hätte es nach dem plöglichen Frieden auch anders sein können. Das Füselier - Bataillon hatte Breslau noch gar nicht verlaſſen. Am 18. Juli traten die ausgerückten Bataillone den Rückmarsch an. In Lissas historischem alten Schloß hatte die Fahne des 1. Bataillons in demfelben Saal gestanden, in welchem der große Friedrich nach dem Siege bei Leuthen durch sein Erscheinen eine große Anzahl östreichischer Generale gefangen machte. Schon am 23. Juli wurde der älteste, 5. Jahrgang der Reserven vorläufig in die Heimath beurlaubt ; dieser Maßregel folgte am 1. August die Demobilisirung des Regiments und am 12. August die Abgabe des 4. Jahrganges der Reserven , per Bataillon 170 Mann an die gleichnamigen LandwehrBataillone , so daß hierdurch die Bataillone des Regiments wieder den Friedens-Etat von 686 Köpfen erreichten. — Seit mehreren Jahren hatte man an höchster Centralstelle eifrig an einer Neuorganisation der Armee gearbeitet, um die schon vorher erwähnten, im Jahr 1850 bei der Formation der Landwehr- Bataillone hervorgetretenen Uebelſtände zu beseitigen. Nun bei der allmäligen Demobilmachung der Armee war die beste Gelegenheit, die lange reifen Plane mit den durch die Umstände gebotenen Aenderungen zur Ausführung zu bringen.

814 Schon am 31. Mai war in Verbindung hiermit eine neue Ernennung von 6 Hauptleuten 3. Klaſſe erfolgt , so daß dem Regiment nun 24 Hauptleute etatsmäßig waren. Die Ersaß-Bataillone hatten die Rekruten , welche ursprünglich pro Herbſt 1859 zum Eintritt bestimmt ,

aber schon in den ersten Monaten des Jahres

ausgehoben waren, aufgenommen. Diese, der 4. Jahrgang der Reserven, und die Kompagnie des combinirten Reserve-Bataillons , welches fortan nicht wieder gebildet wurde, formirten vorläufig Landwehr - Stamm -Bataillone in den Landwehr- Stabsquartieren ,

bei denen die im mobilen Landwehr-La-

taillon abkommandirten Offiziere und Unteroffiziere des Linien -Regiments in Thätigkeit blieben. Für die Linien-Regimenter waren hierdurch die Rekruten des Jahres 1859 verbraucht , es geschah eine neue Aushebung der pflichtigen Jahrgänge und da das Zollmaß von 5 Fuß 2 Zoll auf nur 5 Fuß herabgesezt wurde, fanden sich auch eine hinreichende Anzahl ganz brauchbarer Rekruten vor, welche am 1. October bei den Linien-Regimentern in Dienst traten. Dèr dafür zur Entlassung kommende Jahrgang trat in die LandwehrStamm-Bataillone , wogegen bei diesen die 4 Jahre dienenden Soldaten in das Reserve- Verhältniß übergingen. Das Regiment erhielt die Rekruten zum großen Theil aus Niederschlesien überwiesen, da der Ersaß der polnischen Kreise nicht ausgereicht hatte. Mitte October wurde auch wieder der Verband im 6. Armee - Corps hergestellt, so daß für das Regiment völlig die alten Verhältniſſe eintraten. Die 11. Division kommandirte seit dem Juli 1857 der Generallieutenant von Schlichting. Die 21.

Infanterie - Brigade der Generalmajor von Walther und

Cronet , General von Mausch wig wurde im Februar 1858 verabschiedet. Fast gleichzeitig mit dem Zurücktreten des Regiments zum 6. Corps ging in Brieg für das 2. Bataillon der Befehl ein , Breslau zu marſchiren.

am 17. October nach

Es fand daselbst eine Zuſammenkunft Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen von Preußen Regenten mit dem Kaiser von Rußland statt. Am 23. hatte das Regiment die Ehre , vor demselben mit der Garnison von Breslau und dem von Beskow herbeigekommenen 3. Ulanen-Regiment, deffen Chef Se. Majestät der Kaiser ist, in Parade zu erscheinen. Die Unteroffiziere und Soldaten erhielten das Revue- Geschenk von 10, respective 5 Silbergroschen, worauf das 2. Bataillon am 26. October wieder den Rückmarsch nach Brieg antrat. Im Januar 1860 wurde ein neuer Schritt in der Armee Reorganisation gemacht.

315 Der Etat eines Infanterie-Bataillons wurde auf 518 Kombattanten und 20 Handwerker festgefeßt und derselbe durch Abgabe von Unteroffizieren wie Mannschaften erreicht , mußten.

welche leytere sich im 2. und 3. Dienſtjahre befinden

Die Brigade Generale suchten die betreffenden Soldaten persönlich aus, sie verstärkten wieder die Stamm- Bataillone der Landwehr Regimenter, welche durch Allerhöchste Kabinetsordre vom 5. Mai 1860 den Namen nirte Infanterie - Regimenter "

„combi

annahmen und durch kommandirte

Stabsoffiziere auch Regimentsführer erhielten. Den nun selbstständig bestehenden neuen Regimentern wurden gleichzeitig Garnisonen angewiesen ,

was

eine völlig neue Dislocation der Armee bes

dingte. Das Regiment ſchied nochmals aus dem 6. Armee - Corps , trat zum 5. Corps zurück und bildete in dieſem mit dem 18. combinirten InfanterieRegiment sowie dem 6. Landwehr-Regiment die 17. Infanterie - Brigade, weshalb seine Verſegung mit dem Stabe , dem 1. und 2. Bataillon nach Glogau, wurde.

mit dem Füßelier - Bataillon nach Frauſtadt befohlen

Allgemeine Niedergeschlagenheit war der erste Eindruck, dem sich die Meiſten hingaben , als der Wechsel des schönen Breslau mit der kleinen Festung Glogau sowie dem Landstädtchen Fraustadt bekannt wurde. Der Stab und das 1. Bataillon marschirten vom 20. bis 26. Mai, das 2. Bataillon vom 21. bis 30. Mai nach Glogau , das Füseliers Bataillon vom 21. bis 26. Mai nach Fraustadt. Kurz vor diesem Marsch war eine Veränderung in den Kommandeurstellen eingetreten. Der Kommandeur des Füselier- Bataillons , Oberflieutenant von Präz wurde am 3. Mai 1860 Allerhöchst zum Brigadier der 8. Gensdarmerie. Brigade ernannt. Major von Kongki war schon im September 1859 in das 11. Landwehr- Stamm-Regiment versegt. Das Füselier-Bataillon erhielt nun Major von Herrmann , das

1.

Major von Wödtke , wogegen die 5. Stabsoffizierstelle durch den Major von Albedyl vom 6. Infanterie-Regiment besegt wurde. Die

17.

Infanterie - Brigade

kommandirte

Generalmajor

von

Dallwig und nach deſſen Verabschiedung im September 1860 der Oberſt von Hollwede. Die 9. Division kommandirte Generallieutenant von Schüler. Als derselbe im Frühjahr 1861 zum Gouverneur von Königsberg ernannt wurde, folgte ihm Generalmajor von Cisielski. Kommandant der Festung Glogau war Oberst von Hirschfeld. Das 19. combinirte Infanterie-Regiment gehörte der 20. Infanterie -Bri gade an und stand in den Garniſonen Polniſch-Liſſa, Rawicz und Krotoſchin.

-

316

Das Offizier Corps desselben war zum größten Theil dahin kommandirt ; manches enge Freundschaftsband , manches Brüderpaar ,

bisher einer Regi-

ments-Familie angehörend, war dadurch getrennt. Durch die Allerhöchste Kabinets Ordre vom 1. Juli 1860 ſchieden dieſe Offiziere 9 Hauptleute , 6 Premier : Lieutenants 20 SecondeLieutenants aus dem Regiment und traten in den Etat des neuformirten Regiments über.

Gleich darauf am 4. Juli wurde Allerhöchst als legter

Stein in dem großen Bau der Reorganisation die Benennung der Regimenter geändert. Die alten bewährten Provinzial- Bezeichnungen, von vielen Truppentheilen ehedem nur ungern abgelegt, kamen wieder zur Geltung. Das 7. Infanterie-Regiment wurde wieder das 2. Westpreußische Nr. 7. Das 19. Infanterie - Regiment nicht das 4. Westpreußische, sondern das 2. Posensche Infanterie - Regiment Nr. 19 und das combinirte 19. Infanterie-Regiment das 4. Posensche Infanterie-Regiment Nr. 59. Im Herbst 1860 hatte die 9. Division Manöver bei Glogau. Bald nach demselben im November schied Major von Wödtke aus dem Dienst, Major von Albedyl erhielt das 1. Bataillon als Kommandeur, Hauptmann Hantelmann wurde 5. Stabsoffizier. Drei Jahre waren nun schon verflossen , seit Krankheit Se. Majestät den König heimsuchte ,

da erlöste Gott der Herr

Morgens 1 Uhr die Majestät von ihren Leiden , Niemand mehr gehofft hatte.

am 2. Januar 1861

die gehoben zu sehen fast

Die Trauerbotschaft langte in den Garnisonen des Regiments noch am 2. Januar an ; am 3. Morgens fand die Vereidigung auf Se. Majestät den König Wilhelm I. in vollster Treue und Hingebung statt. Am 5. Januar kam folgende , die Trauer regelnde Allerhöchste KabinetsOrdre an : „Ich bestimme, daß die Trauer meines heut dahingeschiedenen innigst geliebten Bruders , des hochseligen Königs Majestät auf 6 Wochen vom Tage des Eintreffens dieses Befehls ab in folgender Weise in der Armee stattfinden soll : Alle Offiziere tragen den Adler und die Kokarde am Helm, die Epauletten, Schärpe und das Portepee mit Flor überzogen und einen Flor am linken Oberarm, die ersten 4 Wochen ; in den legten 2 Wochen wird nur der Flor am linken Oberarm getragen. Sans-souci den 2. Januar 1861 .

gez . Wilhelm." Inzwischen hatten sich die Bataillone in den neuen Garnisonen eingerichtet, Breslau war verschmerzt , der Soldat findet sich ja überall heimisch, wo des

317

-

Königs Befehl ihn hinstellt , da wurde dem Regiment durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 18. Mai 1861 die Garnison Luxemburg anges wiesen, es sollte das ablösen.

Magdeburgische Füselier-Regiment Nr. 36 daselbst

Das war ein Schreck, denn die Aussicht bei einem etwaigen Kriege in der Festung stehen zu bleiben, drückte wie ein Alp . Der Herbst kam und geduldig sich in das Unabänderliche fügend, trat der Regimentsstab sowie das 1. und 2. Bataillon am 1. September, nachdem die Reserven entlaſſen waren, den Marsch an. Derselbe ging über Bunzlau nach Görlig . Von da am 7. mit der Eisenbahn nach Erfurt, am 9. nach einem Ruhetage ebenso nach Mainz , am 10. mit der Eisenbahn bis Bingen und dann für das 1. Bataillon nach Stromberg , für das 2. Bataillon nach Kreuznach. Das 1. Bataillon segte den Marsch über Simmern , Berncastel und Trier , das 2. Bataillon , dem Nahethal folgend , über Sobernhein und Kirn fort. Beide Bataillone rückten am 19. September in Luxemburg ein. Das Füselier- Bataillon verließ Fraustadt am 2. September, mars chirte bis zum 8. nach Görlig, fuhr am 9. nach Erfurt, am 11. nach Mainz, am 12. nach Bingen mit einem Marsch nach Stromberg und folgte dann sder Straße über Kirchberg, dem ſtumpfen Thurm nach Trier und Igel. Am 21. September Morgens 4 Uhr ſtand das Bataillon hart am Preußfischen Grenzadler bei Wasserbillig bereit, den starken Marsch nach Luxemburg anzutreten. 30 Jahre waren vergangen , seit dasselbe Lataillon zur selben Tageszeit an derselben Stelle gestanden hatte , um schon einmal denselben Marsch zu machen. Sein Kommandeur , Major von Herrmann , damals der jüngste Offizier des Bataillons, sprach nun ganz in derselben Weiſe

zu der Mannschaft, wie es 30 Jahre vorher Major Hagemann gethan, worauf der Marsch fortgesegt wurde, um in der Felsenfeste dieselben Kasernen . Räume , die südliche Front des Rham zu bequartieren , welche schon ehedem belegt gewesen waren. Das 1. Bataillon hatte die Kaserne des heiligen Geißt , das 2. Bataillon die nördliche Front des Rham inne. In der Festung standen das Brandenburgische Füſelier -Regiment Nr. 35 das 2. Bataillon 3. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 29 , die 2. Feſtungs-Abtheilung der Rheinischen Artillerie-Brigade Nr. 8 und die 1. ReſervePionir Kompagnie. Gouverneur der Festung ist der Generallieutenant und General-Adjutant Sr. Majestät des Königs von Brauchitsch ; Kommandant war der Generalmajor von Voigts - Rhets , welchem , wenn auch nur ein Jahr hindurch

318 an der Spige des Regiments, von dieser Zeit her doch die allgemeinſte Liebe und Verehrung des Offiziercorps entgegen getragen wurde. Bald nach dem Einrücken verließ der Kommandeur des Regiments, Oberst von Gansauge die Garnison , um sich nach Königsberg i. P. zur Krös nung Sr. Majestät des Königs zu begeben. Neben dem RegimentsKommandeur sollte das Regiment bei dieser Feier durch die Fahne seines 1. Bataillons vertreten sein. Als Träger derselben schloß sich ihm der älteste Soldat des Regiments, der Feldwebel Liebig der 9. Kompagnie an. Des Königs Majestät hatten die Gnade am 18. October , dem Tage der Krönung , den Oberst von Gansauge zum Generalmajor von der Armee zu befördern und dem Regiment in dem gleichzeitig zum Oberst ernannten Oberstlieutenant von Glasenapp vom 6. Brandenburgiſchen InfanterieRegiment einen Kommandeur zu verleihen. Kurze Zeit darauf erhielt der Generalmajor von Gansauge die 31 . Infanterie-Brigade. Vor seiner Abreise vereinte das Offiziercorps des Regiments sich zu einem Diner. Demſelben präsidirte General von Voigts - Rhets , rechts von diesem saß der Generalmajor von Gansauge , links von ihm der Oberst von Glasenapp. Gewiß war dies ein Zuſammentreffen eigener Art, daß die drei lezten auf einanderfolgenden Kommandeure sich neben einander an derselben Tafel ―― befanden. Am 1. November wurden die Rekruten eingestellt.

Das Regiment erhielt

diesmal wie für die Folge nur Rekruten polnischer Nationalität, welche kein Wort Deutsch verstehen. Die große Befähigung des Polen zum Soldaten, fein unbedingter Gehorsam, seine Genügsamkeit und seine Ausdauer sind bekannt, aber im Auslande in Kasernen ganz isolirt liegend , liegt es nahe, daß die deutsche Sprache von ihnen , da sie mit deutschem Element in keine Berührung kommen, fast gar nicht erlernt wird. Welche Schwierigkeiten häufen fich da für den Dienſt bei Offizieren und Unteroffizieren , die zur großen Mehrzahl kein Polnisch verstehen, noch es sprechen. Der Kelch von dem , noch nicht ausgekostet.

was die neue Garniſon ändernd brachte, war aber In der legten Dekade des Monats November 1861

erkrankten plöglich die Soldaten der auf dem Rham liegenden Bataillone, also die des: 2. und Füßelier - Bataillons maſſenhaft und so gefährlich, daß oft in wenig Tagen der Tod erfolgte. Es war ein epidemisch auftretender Unterleibs-Typhus, deſſen Grund local sein mußte , da alle übrigen Bataillone der Garnison nicht davon befallen wurden. Man glaubte die Kasernen Räume inficirt, sie wurden mit Chlor gereinigt , bis man endlich den Grund der Krankheit in den Bestandtheilen des , Waſſers entdeckte, welches , der einzige vorhandene Brunnen enthielt. Das

319 Waffer zum Trinken und Kochen wurde nun aus andern Brunnen weit Hergeholt, worauf gegen Ende Dezember vie Zahl der Erkrankungen abnahm. Eine Zeit hindurch hatte das Garnison- Lazareth nicht Raum, die große Zahl der Kranken aufzunehmen , es wurden in Kaſernen-Stuben Hülfslazarethe geschaffen, in welchen man alle leichteren Fälle behandelte. Mitte Februar war die Krankheit gehoben. Vom 2. Bataillon waren erkrankt 95 Mann , von denen 16 starben, vom Füselier - Bataillon 94, von ihnen starben 14. Vom 1.. Bataillon erkrankten 2, von denen 1 ſtarb. Gleichzeitig wurden in den Hülfslazarethen vom 2. Bataillon 61 , vom Füselier-Bataillon 62 Soldaten ärztlich behandelt. Im Monat Mai brach noch einmal die beseitigt geglaubte Epidemie in geringerem Grade aus , forderte aber doch 5 Opfer , so daß 36 frische, in drei Reihen angelegte Grabhügel den Tribut bezeichnen , welchen das Regis ment gleich nach seinem Einrücken der fremden Erde zahlte. Das Offiziercorps errichtete ein Denkmal inmitten der Gräber zum Andenken an die frischen blühenden Soldaten , welche hier ein früher Tod ereilte. Es besteht in einem Sodel , welcher ein einfaches Kreuz trägt ; das ganze aus Sandstein gehauen. Auf der Vorderfront stehen die Worte : Dem Andenken der im Winter 1861-1862 an der

Typhus - Epidemie verstorbenen Soldaten des 2. Posenschen Infanterie - Regiments Nr. 19 gewidmet vom Offiziercorps.. Die drei andern Seiten des Sodels enthalten die 36 Namen der ringsherumliegenden Opfer. Sobald der Grund der Epidemie erkannt war, wurde der Brunnen gesperrt und mit Energie eine beffere Quelle angebohrt, welche ſchönes friſches Waſſer bergab, so daß fernere Erkrankungen nicht wieder vorkommen. Im September 1862 erhielt der seit dem Krönungsfeste zum Oberflieute nant beförderte Major von Herrmann den erbetenen Abschied , der an demselben Tage ebenso avancirte Oberstlicutenant von Malachowski übernahm das Kommando des Füselier - Bataillons , während Hauptmann Kühne zum 5. Etabsoffizier ernannt wurde. Stabsoffiziere des Regiments find demnach : Oberst

von Glasenapp , Kommandeur.

Oberstl. von Malachowski, Kommandeur des Füs. Bataillons. 1. " Major von Albedyl , " Major

Hantelmann ,

Major

Kühne.

"

21

820

-

In den Tagen vom 25. bis 27. Auguſt 1862 nahm das Regiment Antheil an einer Feld- und Vorposten-Dienstübung mit zweimaligem Bivouak, welche theils auf einem Terrain ausgeführt wurde, das schon ver 1800 Jahren von den Römischen Legionen als militairisch bedeutendes Lager ausgewählt war. Im Januar 1863 wurde Generalmajor von Voigts - Rhets unter Ernennung zum Generallieutenant zum Kommandeur der 7. Division ernannt und seine Stelle durch den Generalmajor von Prondzynski , bisher Kom² mandeur der 9. Infanterie-Brigade wieder beſezt. Das Regiment hatte Glück; - für den scheidenden ehemaligen NeunzehnerKommandeur kam in der Person des Generalmajors von Prondzynski ein im Regiment , so zu sagen, groß gewordener Offizier ; er hatte in dem felben bis zum Jahr 1833 gedient. Gleichzeitig verließ das Brandenburgische Füselier-Regiment Nr. 35 die Festung , es sollte in die Garniſonen das 3. Erandenburgischen InfanterieRegiments Nr. 20 rücken , ersegen.

dies Regiment das erstere später in der Festung

Eine sofortige Erſegung war nicht nöthig, denn durch Allerhöchste KabinetsOrdre vom 13. Februar 1863 sollte das Regiment einen Theil seiner Reſerven einziehen , welche am 23. Februar 700 Mann stark mittelst der Eisenbahn ankamen. Kurz vor ihnen, Rekruten eingetroffen .

am 17. Februar waren wieder völlig polnische

Endlich in den Tagen, wo Verfaſſer dies nieder schreibt, ist das Füselierund das 2. Bataillon 3. Brandenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 20 in die Festung gerückt , während die Reserven des diesseitigen Regiments noch immer anwesend sind. Die Zeit der Feier des Jubiläums der vor 50 Jahren erfolgten Formation naht, noch wenige Tage und der 2. Mai kehrt wieder, an dem das 1. Bataillon des Regiments seine blutige Feuertaufe erhielt. Die ruhmreiche Vergangenheit des Regiments bleibt nicht nur eine todte Geschichte ; wie Enkel durch die Großthaten ihrer Väter gehoben werden und im stolzen Rückblick auf dieſe, deren neue verrichten, so lebt auch im Regiment neben dem Gefühl eigner Opferfähigkeit und Kraft die Zuversicht des Ge : lingens . Was das Regiment damals vollbrachte, vollbringt es auch jezt ; den Damm, welchen es damals dem feindlichen Angriff gegenüber bildete , bildet es auch heute, so untheilbar wie seine Nummer und so durchdringt nur Ein Wunsch die Brust: Möge des Königs Majestät das Regiment bald dem Feinde im Felbe gegenüber stellen.

321

-

Ein hoher Herr sagte kürzlich von einer Truppe sprechend : „Wo man die hinschickt, giebt's ein Loch. " Möchte das Regiment da stehen , wo ein Loch in des Feindes Reihen zu machen nöthig ist, es wird groß und tief. Dazu wie an allen Orten schüße Gott

Das neunzehnte Negiment.

322

Anhang.

Stiftungen im Regiment.

1. Die Bibliothek. Es ist der Zeitpunkt nicht zu ermitteln , wann dieselbe gegründet ist, doch steht soviel fest, es geschah in den ersten Jahren nach beendeter Kampagne, wahrscheinlich also 1817 und 1818. Durch fortgesezte Beiträge sämmtlicher Offiziere ist sie zu erheblichem Umfange angewachsen. Sie zählt in etwa 700 Werken 1300 Bände , enthält auch eine Abtheilung, ſpeziell für das Unteroffiziercorps des Regiments bestimmt. Im Jahr 1860 beantragte das neuformirte

4. Posensche Infanterie-

Regiment Nr. 59 eine Theilung der Bibliothek. Dem Antrage wurde diesseits keine Folge gegeben , wohl aber der Bestand des Bibliothek-Fonds im Verhältniß von 52 : 31 getheilt, so daß aus demselben 14 Rthlr. 8 Sgr. 6 Pf. dahin gezahlt wurden.

2. Der Medizinfonds . Oberst von Grabowski schuf bald nach dem Antritt seines Kommandos diesen Fonds , welcher durch monatliche , nach den Chargen verſchieden normirte Gehalts -Abzüge gebildet und erhalten ist. Aus demselben wird ein Arzt des Regiments honorirt , ſo daß jeder Offizier hierdurch freie ärztliche Behandlung und auch freie, durch denselben verordnete Medicamente erhält. Im Jahr 1852 war der Fonds so angewachsen, daß es möglich wurde, aus demselben 350 Thaler zu entnehmen und dieselben der ersten Beschaffung einer Offizier-Speise -Anstalt zu überweisen , von welcher weiter unten die Rede sein wird. 1860 erhielt der in das 4. Poſenſche- Infanterie-Regiment Nr. 59 überge › tretene Theil des Offiziercorps den nach Verhältniß berechneten Antheil mit 29 Thaler 18 Sgr. 4 Pf. ausbezahlt.

3. Die Josephstiftung. Aus Geldern , welche dem Regiment im Jahr 1848 zur Unterſtügung der Angehörigen der im polnischen Insurrections - Kriege gefallenen Unteroffiziere und Soldaten zuflossen , war ein Reft von rund 104 Thalern geblieben.

323 Diese Summe bildete im Herbst 1851 den Stamm zu einem Fonds 'um unverschuldet heruntergekommenen Unteroffizier and Soldaten-Familien eine augenblickliche Unterstüßung zu gewähren. Es wurden unter Leitung des damaligen Regiments Kommandeurs, Obersten Scherbening Statuten entworfen und der Fonds durch geringe, chargemäßig festgestellte Gehaltsabzüge der Offiziere in Summa von jährlich 67 Thalern vermehrt. Am 1. November 1852 erhielten die Statuten die höchste Genehmigung Sr. Hoheit des Herzogs Joseph zu Sachsen und gestattete Sr. Hoheit der Chef gnädigst, daß dieser Fond künftig die Benennung

„Joseph-Stiftung“ führen solle. Schon früher hatten Se. Hoheit die Gründung eines besonderen Unterstügungsfonds für das Musikcorps des Regiments gnädigst beabsichtigt und zu dem Zweck ein Kapital von 100 Thalern deponirt. Dasselbe wurde durch höchstdenselben nunmehr dem Fonds der Joseph-Stiftung überwiefen. Im Jahr 1860 , nach erfolgter Formation des 1. Poſenſchen InfanterieRegiments Nr. 59 wurde mit demselben der Bestand des Fonds , nachdem vorher die von dem hohen Chef des Regiments herrührenden 100 Thaler ausgeschlossen waren, verhältnißmäßig getheilt und dahin 40 Thaler 10 Sgr. 1 Pf. abgeführt.

4. Die Specialstiftung für das Regiment in der Allgemeinen Landesstiftung als National- Dank. Im Jahr 1815 hatte im 1. Bataillon des Regiments ein Lieutenant Bayer rühmlichen Antheil an den Kämpfen desselben genommen und Gelegenheit gefunden , sich besonders bei der Vertheidigung des Schloſſes in Ligni auszuzeichnen, wofür ihm später das Kreuz Allergnädigst verliehen wurde (siehe Seite 216). Derselbe hatte schon 1816 die Reihen des Regiments verlaſſen, um in Königsberg i. N. die Landrathsstelle anzunehmen. Unter dem 12. Mai 1854 richtete der nunmehrige Landrath a. D. Bayer an den Präsidenten des Kuratorii der Allgemeinen Landesstiftung als National-Dank zur Unterſtügung der vaterländischen Veteranen und invaliden Krieger , Ritter hoher Orden

Herrn von Malischewski Hochwohlgeboren zu Berlin folgendes Schreiben : „Durch die große Gnade Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen von Preußen unterm 18. v . M. zum Ehrenmitgliede der Allgemeinen LandesStiftung , und des Kreis-Kommiſſariats Königsberger Kreiſes ernannt,

324 und jezt in den Besitz des Patents darüber gelangt, glaube ich mein Interesse zur Sache und meine Wirksamkeit für den ſegensreichen Verein nicht beſſer beweiſen und bethätigen zu können, als wenn ich zum ewigen Andenken an die uns

nahe bevorstehende silberne Hochzeitsfeier Sr.

Königlichen Hoheit des erhabenen Prinzen-Protectors für das 19. Infanterie-Regiment ein Kapital von 100 Rthlr. bestimme , unter deſſen Fahnen ich im Jahre 1815

als Offizier gekämpft , mir in den heißen

blutigen Tagen des Monats Juni das eiserne Kreuz erworben, und mit demselben , am 7. Juli als Sieger in Paris einziehend , die Tuilerien unmittelbar zu beſeßen, die Ehre gehabt habe. Ich bitte das hohe Curatorium dieſe meine Absicht zur Allergnädigsten Prüfung und Genehmigung Sr. Königlichen Hoheit bringen , und mit mir, wenn mein Entschluß den Allerhöchsten Beifall finden sollte , zur Belegung des Kapitals, und zur Zahlung der jährlichen Zinſen an den hülfsbedürftigsten und würdigsten Invaliden des Regiments , jedesmal am Tage der Schlacht von Ligni, am 16. Juni, in weitere Beziehungen hochgeneigt treten zu wollen. Hätten es meine Kräfte irgend nur erlaubt , so würde ich der hochherzigen Landes-Stiftung gern noch ein weit größeres Opfer gebracht haben, da das jeßige , außer meinen sonstigen Betheiligungen an ihrem Wohle, bei weitem nicht meinen Gefühlen für dieselbe gleich kommt. " Königsberg , in der Neumark, den 12. Mai 1854.

gez. Bayer , Königl. Landrath a. D. , am 6. Juli 1816 vom 19. Infanterie-Regiment zur Annahme des Landrathsamts Königsberger Kreises entlaſſen. Nachdem am 3. und 6. August 1855 gemeinsam durch den Herrn General von Malischewski und durch den derzeitigen Regiments-Kommandeur Obersten von Müller die Statuten festgestellt waren, höchste Ordre:

erfolgte folgende

„Indem Sie in der Anlage ein Exemplar der von Mir heute in doppelten Exemplaren bestätigten Stiftungs-Urkunde für die SpecialStiftung des 19. Infanterie-Regiments empfangen , wünsche Ich dem Regimente Glück und den reichsten Segen zu dieſer Stiftung , deren Errichtung dem kameradschaftlichen und patriotiſchen Geſchenke des vormaligen tapfern Offiziers im Regimente und Mit- Siegers der Schlacht von Ligni am 16. Juni 1815 ,

Königlichen Landrathe a. D. Herrn

Bayer zu Königsberg N/M. im Betrage von 100 Rthlr. zu verdanken ist; und wollen Sie nun die erfolgte Errichtung dieſer Regiments-

325

-

Stiftung allen Mannschaften des Regiments zur Erkennung der Fürsorge für sie im Alter bekannt machen.“ Schloß Babelsberg den 18. October 1855.

gez. Prinz von Preußen. 5. Die Offizier • Speiſe . Anſtalt. Als das Regiment im Jahr 1851 mit dem 1. und Füselier-Bataillon in Breslau einrückte , wurde das Bedürfniß rege eine eigene Offizier-Speiſe. Anstalt zu gründen , um dem Offizier in der großen Stadt eine billige und doch gute Subsistenz zu gewähren. Des Königs Majestät hatten die Gnade Allerhöchst am 23. Dezember 1852 500 Thaler und später am 4. Dezember 1856 150 Thaler zu dem angeregten Zweck zu bewilligen. Unter Zuhülfenahme von 350 Thalern aus dem Medis zinfonds des Regiments und ferner anderweitig durch das Offiziercorps aufgebrachten 260 Thalern also in Summa 1260 Thalern wurde in der Kaserne eine comfortable Anstalt gegründet, welche den Offizieren viele Annehmlichkeit bot. Als das Regiment 1860 in Glogau einrüdte, fand es daselbst bereits eine Garnison-Speiseanstalt vor und da das an seiner Statt in Breslau einge. rückte 3. Niederschlesische Infanterie-Regiment Nr. 50 ebenfalls eine Speises anstalt beanspruchte ,

wurde an hoher Stelle angeordnet, daß das, für die

650 vom Staat erhaltenen Thaler beschaffte Inventar an das leßtgenannte Regiment abgegeben werden solle. Es war dies meistentheils das Meublement und Küchengeräth , so daß sich das reichlich vorhandene Silbergeräth noch jezt im Besiz des Regiments befindet.

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. Bemerkungen

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VII

Beilage 111.

Die Ritter drs



Jahr des Empfanges .

Für

Charge.

Vor- und Zunamen.

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6

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Friedrich Susto

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bito.

bito.

Friedrich Mende

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22222223

9276. 13 cc. Lieut. 10 20. 13. Major bito. 11 20. 13. 12 dito. dito. dito. 13 Feldwebel dito. 14 Unteroffiz.

Gustav v. Ziegenhorn Arnold v. Schutter Anton v. Wienskowsky Rudolph v. Stengel Karl Guder * Gottlob Hubert

15

dito.

Feldwebel Friedrich Neumann

16

dito.

Unteroffiz. Samuel Streckenbach

17 209. 13. Gemeiner Gottfried Jäschke

dito. bito. dito. dito. dito. dito. dito. dito.

bito. dito. Unteroffiz. Feldwebel Unteroffiz. Gemeiner Unteroffiz. Gemeiner

26

dito.

dito.

27

bito.

24 25

Bemerkungen.

welches Gefecht.

129/5. 13. Sec. Lieut. dito. bito. 2 dito. Feldwebel 3 dito. 4 Unteroffiz.

18 19 20 21

Kreuz e s.

Klass e .

Eisernen

Gottfried Linke * Iwan Fedrow Christian Müller* Christian Weiß * Johann Mader * Christian Krause ** Christian Jetisch Gottfried Himmel

223 22

Christian Jakob

Feldwebel Johann Röbel

28 Unteroffiz. Gottfried Kubka * dite. 29 dito. Ignas Lippert * dito. 30 bito. Gemeiner Gottlob Zappe * Wilhelm v. Winning 31 29/11 13. Major

II. 19. 12. 1857. II. 15. 1. 1830. 18. 9. 1845. II. II. Gegw. Generallieutenant a. D. zu Hermsdorfbei Warmbrunn dito. II. Jest Thorkontroleur a. D. zu Polnisch-Liffa. bito. 14. 2. 1814 bei II. Champaubert. dito. II. Lebtzu Schmiegerode Kreis Milisch. dito. II. 26. 8. 1813 bei Dresden. II. 22. 3. 1831 . Bauzen Dresden 5. 11. 1843. 23. 2. 1837. dito. II. 28. 6. 1828. Culm dito. 1. 2. 1846. II. dite. 18. 10. 1813 bei Leipzig. Dresden u. Culm II. 15. 6. 1815 im 28. Inf. Ngt. bei Charleroi. II. dito. 14. 2. 1814 bei Champaubert. dito. II. 14. 2. 1814 bei Champaubert. bito. 16. 4. 1833. dito. 27. 7. 1818. dito. 31. 5. 1839. dito. 1831. 30. 8. 1835. dito . 21.8.1846. dito. 18. 1. 1817.. bito. II. dito. 19 2.1814 im Laz . zu Mühlhausen. dito. 10. 12.1813 im II. Lazar. zu Prag. dito. 14. 1. 1814 im II. Pazareth . dito. 12. 12. 1831. dito. II. 12. 1. 1851. dito. 11. 31. 8. 1854. Culm II. Wurde später des eisernenKreuzes verlustig erklärt.

Für Charge.

Vor- und Zunamen.

Culm Leipzig dito. dito. dito.

dito dito. dito. dito.

37 38 39 40

dito. bito. dito. bito.

Pr. Capit. Sec.Lieut. dito. Feldwebel

41

dito.

Gemeiner Benjamin Kleinert *

dito.

42 dito. Unteroffiz. Gottfried Geldner * dito. 438/12. 13. Ernst Bley*

dito. dito.

David v. Schouler Rudolph v . d. Lippe Leonhard v. Oheimb Friedrich Scorfa

44

dito.

dito.

George Krüger *

dito.

45

dito.

dito.

Joseph Barth *

dito.

46 47

995

dito. dito.

dito. dito.

Gottlob Keller * Franz Gabel *

dito. dito.

48 49

dito. dito.

Gemeiner Karl Stillich * dito. Karl Ludwig

dito. dito.

Gottlieb Reichelt *

bito.

12. 13. Unteroffiz. Andreas Strehlo * 51 52 dito. Hornist Karl Demel * 53 20. 14. Gemeiner Gottlob Langner *

bito. dito. dito.

dito.

bito. dito. dito. Beauval dito. dito. dito. dito. Verdun , Vitry Luxemburg 63 dito. David v. Schouler dito. St Capit. Wilhelm v. Schachtmeyer Sarrechamps dito. 64 dito . dito. 65 30/5. 14. Pr. Lieut. Karl v. Packisch 66 30/3 . 14. pr. Capit. Vasilly v. Freymann dito. 671 15.t. Capit. Wilhelm v . Eide Champaubert Sec.Lieut. Friedrich Scheffler 68 Dito. dito. 1.15. 69 Johann Grenz dito. dito. Baußen 70 62. 15. Unteroffiz. Christian Volke *

54 30. 14. dito. 55 56 dito. 57 dito. 58 3/5 14. dito. 59 dito. 60 dito. 61 62 30. 14.

Major St. Capit. Sec.Lieut. Feldwebel Gemeiner dito. dito . dito . Pr. Capit.

Friedrich v. Diebitſch Karl v. Prizelwiß Friedrich v. Holzschuber Friedrich Böhnke * Christian Geppert * Joseph Kozerke * Gottfried Kuzner * Andreas Neumann * Alerander v. Courbiereº

II. 8. 2. 1831. 1.Siehe Nr. 10. 1. Siehe Nr. 11. II. 15. 5. 1853. II. 18. 10. 1813 bei Leipzig. 26. 5. 1832. 19. 1. 1861 . 10. 2. 1850. 22.11.1813 am Nervenfieber u. seinen Wunden. II. 30. 1. 1836 als Milit. Todtengräberzu Posen. 10. 4. 1850. II. II. Ist das Kreuz zu tragen, verlustig erflärt. II. 25.5. 1861 zu Werder. II. Lebt in Peischerwiz Krs . Neumarkt. 13. 6. 1841. II. II. Gegw. Ober-Appellations - Gerichts-Bote a. d. zu Posen. II. II. Ist das Kreuz zu tragen verlustig erklärt. 5. 12.1848 als II. Salzwärter zu Uszcz. II. 5. 11. 1831 . II. 1. 11. 1840. II. wohntin Gr. Zauche Krs . Trebniz. 9. 8. 1819. 6. 1. 1852. 20. 3. 1859. II. 7. 3. 1832. II. 5. 2. 1856. 13. 11. 1821. II. 21. 5. 1845. II. 27. 6. 1833. II. II. Gegw. Oberst a. d. I. zu Berlin . I. Siebe Nr. 37. 3. 11. 1855. II. 20. 6. 1828. II. 24. 9. 1830. II. II. 27. 2. 1919. 11. 8. 1825. II. II.2. 12. 1854. II. Erbkreuz von N. 8. 13. 7. 1841.

FFF

32. 14. r. Capit. Ferdinand v. Suter 33 82. 13. b. Lieut. Arnold v. Schutter dito. Major 34 Anton v. Wienskowsky 35 dito. Sec. Lieut. Rudolph v. Sacken 36 dito. August v. Langendorf dito.

50 205. 14.

Bemerkungen.

welches Gefecht.

2388 88

Jahr des N° Empfanges.

. Klasse

VIII

Jahr des Empfanges.

No

Für Charge.

Vor- und Zunamen. welches Gefecht.

dito.

74

75 10%. 14. dito.

76

77 209. 13. PESHHH3588

78

dito.

79 16/8. 14. 80 272. 15. 81 dito. 82 2/10. 15. dito. dito. dito. dito. dito. dito. 89 dito. 828

90 91 92

dito. dito. dito. dito. dito.

335

835

93 94

95

dito.

96

bito.

0%

73 20. 13.

Bemerkungen.

Dresden u. Culm II. Erbkreuz von N. 14 20. 8. 1834. II.Erbkreuz von N. Leipzig Gemeiner Wilhelm Spehr * 40. 23. 6. 1854. Unteroffiz. Karl Obst * Dresden u. Culm II. Erbkreuz von N. 27 geg. Steuin eraufseher Droſſen Krs. Sternberg. bito. Gemeiner Christian Lüdecke * II. Erbkreuz von N. 25. 29. 6. 1825. II. Erbkreuz von N. Unteroffiz. Christian Binner * Bauzen 17. 21. 2. 1821 . dito. Karl Kornwald * dito. II. Erbkreuz von N. 6. 16. 10. 1831. Dresden u. Culm II. Erbkreuz von N. Gemeiner Joseph Guske * 16. 3. 2. 1843. Unteroffiz. Friedrich Tize * dito. II. Hat das 2. Kreuz von N.3. geerbt. 12. 1. 1848. II. Erbkreuz von N. Pr. Lieut. Ferdinand von Griesheim Janvilliers 7. 4. 36. 1858. 28. 11. 1845. Laon bis Paris II. Capitain Karl von Glasenapp dito. 9. 2. 1851. II. dito. Ernst von Buſſe I.Siehe N. 12. Major Rudolph von Stengel Ligny Siehe N. 80. Capitain Karl von Glasenapp dito. dito. Siehe N. 66. dito. Vasilly von Freymann 26. 9. 1834. dito. Major Heinrich von Bünau 14. 9. 1854. II. Capitain Heinrich von Borde Ligny dito. 4. 2. 1828. dito. II. Thomas von Chirosez 5. 3. 1854. II. dito. Pr. Lieut. Hieronimus von Kern II.Segw. Prem. Lt. dito. Sec.Lieut. Friedrich Zimmer u. Rechnungsführer a. d. zu Canth. dito. dito. 8. 4. 1860. Ludwig Lange II. dito. dito. Gustav Bansemer 1831. II. dito. Julius Hardenberg dito. II. Wurde 1816 des Kreuzes verlustig erklärt. Unteroffiz . Johann Laube * dito. 19. 3. 1848. II. Chirurgus Wilhelm Bader * dito. 16. 10. 1849 II. als St.-Wundarzt zu Schmiedeberg. dito. Feldwebel Karl Geiſler II. Gegw. SteuerEinnehmer zu Krotoszyn. dito. Unteroffiz. Gottfried Jhm * 22, 5. 1862. II.

71 20. 13. Feldwebel George Stanke * 72 2015. 14.

. Klasse

IX

Jahr Des Ente pfanges.

Charge.

97 98 99 100 101 102

dito. dito. dito. dito. dito. dito.

Gemeiner dito. dito. Unteroffiz. Feldwebel Unteroffiz.

103

dito.

Gemeiner Johann Jgel

104

dito.

bito.

Michael Rudolph

105 106 107

dito. dito. dito.

dito. dito. dito.

* Friedrich Schwarz Christian Rudel * Wilhelm Burchard * o

108 109

dito. dito.

dito. Hornist

No

Für

Vor- und Zunamen.

Johann Fr. Hoffmann * Gottfried Wehner Jakob Kensche * Johann Klein * Mathias Drews * Franz Markert *

Martin Lehmann* o Anton Thomas *

dito. 113 dito. Gottfried Elgner 114 dito . Unteroffiz. Samuel Hüttner* 115 266. 15 Jüselier Christian Enzel 0

116 2/10 15. Feldwebel Christian Langener * 117 2110. 15. Feldwebel Gottfried Skaruppa * 118 2/10. 16. dito. David Suchantke * dito.

120 209. 16.

Bemerkungen.

welches Gefecht.

110 dito. Füsilier Anton Pfaffenberg * 111 dito. Sec.Lieut. Ferdinand Mühler 112 26. 15. Gemeiner. Franz Hincke *o

119

Klaff e .

X

Unteroffiz. Gottlob Dietrich * dito.

Gottlieb Lindner *

II.

4. 6. 1825. 10. 10. 1857. 23. 6. 1822. II. 28. 10. 1843. 11. 4. 4. 1857. 17. 2. 1829 als Gensdarm. dito. II. 16. 3. 1816. an seinen Blessuren. dito. II. 30. 6. 1815 . an seinen Wunden. II. cito. 9. 3. 1852. Dito. II. 24. 12. 1841 . dito. 3. 3. in Buchholz Krs. Ob.-Barnim. bito. II. Lebt in Kroffen. dito. 1.Einw. in Kostenblut Krs, Neumarkt. dito. II. 14. 3. 1836. Belle-Alliance 11. 17. 5. 1850. dito. 11. Lebt zu Delse Krs. Striegau. 29. 3. 1817. II. dito. dito. 5. 10. 1830. II. Belle-Alliance II. Wohnt zu NeuWirschkowitz K. Militsch. II. 24.9. 1822. Ligny 12. 10. 1831. II. Ligny dito. 11. Erbkreuz von N. 104.25. 3. 1837 . dito. II. Erbkreuz von N. 103.29. 4. 1855. Dresden u. Culm II. Erbkreuz von N. 26. 20. 7. 1857. igny

dito. dito. dito. dito. dito.

ང་

XI

Es haben das Kreuz geerbt.

Jahr Nº des Em. pfanges.

115 , 16 Sec. Lieut. von Zedlig 29/12 16 dito. Bayer0

23 23 24 2 25 4 26 7 27 6

6 5 2 3 5

29 Füselier 30 Pr. Lieut. 31 Sec. Lieut. 31 Unteroffiz. 31 Sec. Lieut.

28 27 29 3 30 10 31 8 32 5 33 6

6 9 1 2 4 4

31 31 32 32 32 32

Musketier Sec. Lieut. R. Tamb. Sec. Lieut. Unteroffiz. dite.

Scholz Nickisch * Kretschmer* Wende * Biermann * von Suchodolski Bauer Wilde Frenzel Schubert Bittner Gärtner Benseler von Aclersfeld von Schlichting Neumann Schipp Eckert von Kessel Wundeisih Spittler Nhaesa Lehmann Buttler Reichhard

Schade von Schicfuß Hauschulz Kummer Walther Gottlieb Schubert

34 17 8 32 Feldwebel Ludwig

35 36 37 38 39

18 2 10 30 30

11 2 1 4 5

32 Unteroffiz. 33 Musketier 33 Capitain 34 ornist 34 Feldwebel

Schade Silwedel Heinrich von Koebke Heider Kaul

40 17 11 34 Musketier Barnißke 41 5 2 35 Sec. Lieut. von Bredow 42 12 6 35 Musketier bito. 43 dito. 44 bito. Unteroffiz. Grenadier 45 bito. 46 3 11 35 Feldwebel 47 10 3 36 Unteroffiz.

Greuhl Richter Teubner Irrgang Kahl Wurm •

48 12 4 36 Gefreiter

Ruprecht

9. 5. 1861. Lebt-als Landrath a. d. zu Königs . berg_i/N. 9. 9. 1844. 11. 11. 1835. 31. 3. 1837. 8. 12. 1840. Febt in Woyzenburg bei Wreſchen. 8. 4. 1855. 26. 9. 1850. 24. 9. 1848 zu Wongrowiz. 7. 12. 1831 zu Posen. 28. 8. 1846 zu Mescriß . 21. 10. 1846 zu Guhrau . 8. 2. 1853 zu Kuniß v. Liegnis . 17. 2. 1826 als Garde-Invalide. 9. 1. 1848. Wohnt in Berlin. 5. 8. 1841 zu Gumbinnen. 5. 2. 1838. 9. 6. 1858. Lebt als Oberstlieutenant a. d. zu Frankfurth a/D. 23. 2. 1845. 8. 4. 1848. 1839 des Kreuzes verlustig erklärt. 17. 9. 1853 zu Kl. Ellguth b. Dels. 3.3. Gutsbesizer auf Schreckenthin Krs. Oft-Pricgniß. 21. 2. 1840 zu Frankfurth a/D. 29. 1. 1850. 29. 5. 1836 zu Posen. 3. im Invalidenhause zu Stolp. 12. 11. 1857 zu Goldberg . 21. 1. 1846 zu Schönborn Krs. Licgniz. 3. 3. Steuer-Einnehmer zu Klitten Krs. Rothenburg. 14. 8. 1841 zu Schofen. 4. 7. 1841 zu Dilo Krs. Posen. 28. 6. 1861. 2. 1. 1856. 18. 7. 1816 als Botenmeister zu Breslau. 18. 2. 1853 zu Kunersdorf bei Grüneberg. 3. 3. Rittergutsbefizer auf Markee Krs. Ofthavelland. 20. 1. 1858 u Jauer. 18. 9. 1840 als Gensdarm. 15. 6. 1856 zu Meseriß. Gegw. in der Garde-Inval.-Komp. 28. 2. 1854 zu Bromberg. 33. Zoll-Einnehmer zu Peterwiß Krs. Frankenstein. Lebt in Hemmersdorf Krs. Frankenstein.

****

3261 16 Unteroffiz. 4 16 + 17 dito. 5 27 19 Feldwebel 6 dito. Musketier 7 dito . Unteroffiz. 828 8 19 Capitain 9 3 11 19 Sec. Licut. 10 19 12 21 Unteroffiz. dito. 11 6 8 22 dito. 12 15 10 22 dito. 13 4. 24 dite. 14 23 8 25 15 23 8.25 Grenadier 16 31 8 25 Sec. Lieut. 17 21 10 25 Pr. Lieut. 18 14 4 26 Unteroffiz. 19 5 4 27 Tambour 20 2 4 28 Capitain dito. 21 2 8 28 22 2 8 28 Pr. Lieut.

Bemerkungen.

Namen.

Charge.

XII

Jahr Nodes Em pfanges.

49 15 9 36 Füselier 50 13 51 13 52 30 53 1 54 5 55 15 56 7 57 22 58 12 59 17

8 8 11 6 7 7 1 3 4 4

Namen.

Charge.

36 Unteroffiz . 36 Musketier 36 Unteroffiz. 37 Musketier dito. 37 37 Unteroffiz. 38 Capitain 38 Musketier 38 Unteroffiz. 38 dito.

Zedlig Fiegner Bänsch Hartlieb Märke Thomas Weinhold von Euen Peuckert Koch Barnowski

60 17 4 38 Musketier Schwach 8888 88 18 22 2 2 832 885 28

61 8 6 38

dito.

Rich

62 63

dito. dito.

Unteroffiz. Larmig o Musketier Labizke o

64 65 66

dito. bito. dito.

Unteroffiz. Nöldner Musketier Wolny Unteroffiz. Friedrich Schulz

67

dito.

Füselier

Roschel o

68 69 70 71

bito. dito. dito. dito.

dito. Musketier Füselier Musketier

Ackermann o Scholz Klose III. Zeisberg

72

dito.

Unteroffiz. Mikausch

73 74

dito. dito.

Füselier Rocho Musketier Tieße

75

bito.

Füselier

76

tito.

Musketier David Schulz

77

dito.

dito.

Geisler

Schatte

Ruppert 78 dito. Füselier 79 28 6 38 Interoffiz. Borrmann 80

dito.

dito.

Buttner

81 30 6 38 Musketier Breuer Rothe dito. 82 11 9 38 83 15 9 38 Unteroffiz. Schwantke dito. Seiffert 84 dito. 85 15 10 38 Gefreiter Knoblauch 86 27 11 38 Musketier Görde 87 30 11 38 Unteroffiz. Scheunchen

88

bito.

dito.

Schwarz

Bemerkung.

2.2. 1862 zu Mondschüß b. Wohlau. 2. 9. 1851 zu Glogau. 25. 10. 1860 zu Löwenberg. 1844. 1846. 6. 6. 1851 zu Schmiegeroda. 5. 7. 1859. 3. 11. 1855 ; war 1815 Fähnrich. 1.4. 1854. 18. 6. 1849 zu Posen. 26. 4. 1853 zu Zedlig Krs. Trebniz. Lebt in Himmelsthal Krs. Wartenberg. 5. 3. 1844 zu Poldelzig b. Frankfurth a/D. Lebt zu Ladziza Krs. Militsch. Vormal. Gerichtsschulz in Bentkau Krs. Trebniz. 31. 3. 1857. 15. 5. 1855 zu Poln. Wartenberg. 3. 3. Stellmachermeister zu Bernickow Krs. Königsberg i/N. Segw. Kanzlist bei d. Negierung zu Bromberg. Lebt in Mühlhausen. 3. 6. 1859 zu Bielau. Wohnt zu Neukirch Kre. Schönau. Wohnt zu Gruhlig bei Königgräß in Böhmen. Gerichtsschulz in Nährschüß Krs. Steinau. 3. 3. Mühlenbesizer zu Langensalza. 17. 10. 1848 zu Buschen Krs. Wohlau . 25. 8. 1861 zu Keulendorf Krs. Neumarkt. 14. 6. 1840 zu Brauchitschdorf Krs. Lüben. 28. 12. 1840 zu Gonſawa b. Schu. bin. 12. 11. 1860 zu Grünberg . Gerichtsgeschworner zu Armenruh Krs. Goldberg. 1. 1. 1845 zu Delschen Krs. Steinau. 8. 9. 1853 zu Köln. 26. 4. 1854 zu Gladisgorpe Krs. Sagan. 14. 11 1850. 22. 3. 1856 zu Breslau., 29. 12. 1854 zu Alt-Wasser Krs. Waldenburg. 15. 3. 1848 zu Magdeburg. 19. 7. 1852 zu Tschörndorf Kis. Sagan. 28. 5. 1855 zu Alte-Brettmühle bei Schöneiche.

XIII

Jahr No des Em pfanges.

Charge.

Namen.

Bemerkungen.

Gegenw. Kretschmer in Hünern Krs. Wohlau. Gegw. Zimmermann in Nickern Krs. Züllichau. 29. 3. 1851 zu Tsausdorf bei 91 18 12 38 Unteroffiz. Städter Kroffen. 23. 1. 1857 zu Varhaus Krs. 92 4 1 39 Unteroffiz. Kayser Haynau 93 13 4 39. Lieut. Schmidt von Schmiedeseck 1. 11. 1861 ; war 1815 Fähnrich. 27. 3. 1861 . 94 11 5 39 Musketier Schulz 95 11 5 39 dito. 3. 3. Gärtner in Kosel Krs . Glogau. Jacob 96 dito. Rohmann 8. 4. 1850 zu Halberstadt. Hornist 15. 10. 1860. 97 Dito. Hoffmann Füselier 98 dito. Befreiter Knospe Lebt in Scheiblersburg Krs. Sternberg. 99 dito. |Unteroffiz. Picht ° Ackerwirth in Ezelsroda Krs. Nordhausen. 100 bito. Gefreiter Weigelt 25. 12. 1856 zu Janisch Krs . Neumarkt. 101 dite. Gegw. Mühlenpächter in Alt- ReicheUnteroffiz. Feist o nau Krs. Folkenhayn. Hoffmann dito. 102 dito. Ackerwirth in Gr Borau K. Fraustadt. o 103 Sit . Füselier Bott 13. 10. 1848 zu Köln. 104 vito. Musketier Stolle 1842 zu Schönbeck bei Kalbe. 105 dito. 4. 1. 1854 zu Jerschendorf Krs. Unteroffiz . Engel Neumarkt. 106 bito. dito. Häusler 5. 1. 1846 3 Breslau. 107 bito. Füselier 26. 11. 1857 zu Lederose Krs. Dobers Striegau. 108 dito. Unteroffiz. Neumann 3. 3. Nachtwächter zu Mertschüß bei Liegnig. 109 bito. Musketier Kleß 8. 9. 1841 zu Magdeburg. 110 dito. Füselier Anders 17. 1. 1859 zu Wöhlau. 111 dito. cito. Kügler 3. 9. 1851 u_Wultſchkau_Krs. Neumarkt. 112 dito. Dammer dito. Lebt in Waldau Krs. Liegniz. 113 dito. dito. Gerstmann Lebt in Borganie Krs. Neumarkt. 114 dito. dito. 28. 5. 1845 zu Thorn. Voigt 115 dito . dito. Schwend Lebt in Schadeleben Krs. Aschersleben. 116 dito. dito. 11. 11. 1855 in Djas Krs . Liegniß. Mengel 21. 3. 1849 in Studziannen Krs. 117 20 10 39 Musketier Fromm Scrimm. 89 12 12 38 Musketier Hoffmann ° bite. 90 dito. Kernchen 0

Anmerkung. Ein bezeichnet den gleichzeitigen Besiz des Russ. Georgen-Kreuzes 5. Klasse. Ein zeigt an, daß der Inhaber seine Theilnahme zur Feier am 17. März 1863 in Berlin angemeldet hatte.

XIV

Beilage IV.

Gedächtniß-Tafel des 19ten Linien Infanterie-Regiment 4. Westpreußiſches.

1. Klaffe. 1 2 3 4 5 6

von von von von von von

Freymann , Capit. Glasenapp , Capit. Schutter , Ob. Lieut. Stengel , Major. Schouler , Capit. Wienskowsky , Major. II. Klaffe.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

von Borck , Capit. von Busse, Capit. von Bünau , Major. Bansemer , Sec. Lieut. Bader , Comp . Chirurg Binner , Unteroff. Bley , Unteroff. Böhnke , Feldwebel. Barth , Unteroff. 7. C. Borchardt Musk. 8. C. von Chierosz , Capit. von Courbiere, Capit. von Diebitsch , Major. Drews , Feldw. 4. C. Dietrich , Unteroff. 6. C. Dähmel , Hornist 9. C. von Eicke , Pr. Lieut. Elgner , Must. 4. C. Engel , Füs. 11. C. Fedrow , Must. 4. C.

21 von Griesheim , Pr. Lieut. 22 Grenz , Sec. Lieut. 23 Guder, Feldwebel. 24 Geisler, Feldw. 2. C. 25 Geldner, Unteroff. 5. C. 26 Gabel, Unteroff. 8. C. 27 Guste , Must. 8. C. 28 Gebhard , Füs. 12. C. 29 von Holzschuher , Sec. Lieut. 30 Härtel , Feldm. 1. C. 31 Hoffmann , Unteroff. 2. C. 32 Hillert, Must. 3. C. 33 Hincke, Must. 3. C. 34 Hüttner , Unteroff. 6. C. 35 Hubert , Unteroff. 7. C. 36 Himmel , Must. 7. C. 37 Jäschke, Musk. 1. C. 38 Ihm , Unteroff. 2. C. 39 Jotisch , Unteroff. 6. C. 40 Igel , Must. 6. C. 41 Jacob , Must. 8. C. 42 von Kern , Pr. Lieut. 43 Kensch, Must. 2. C. 44 Klein , Unteroff. 3. C. 45 Kozerte , Unteroff. 4. C. 46 Kornwald, Unteroff. 4. C.

47 Krause, Unteroff. 5. C. 48 Krüger, Unteroff. 6. C. 49 Rugner, Must. 7. C.

XV 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80

Keller , Unteroff. 8. C. Kubka , Unteroff. 9. C. Kleinert , Füs. 11. C. von Lippe , Sec. Lieut. von Langendorf, Pr. Lieut. Lange , Sec. Lieut. Laube , Unteroff. 1. C. Langener I. , Feldw. 10. C. Langener II. , Füſ. 12. C. Lincke , Musk. 1. C. Lippert, Unteroff. 10. C. Lindner , Unteroff. 8. C. Ludwig , Unteroff. 7. C. Lübecke, Must. 7. C. Löhmann , Musk. 8. C. Markert , Unteroff. 4. C. Mende, Must. 4. C. Meder, Unteroff. 5. C. von Mühler , Sec. Lieut. Müller , Unteroff. 6. C. Neumann , Feldiv. 2. C. Neumann, Must. 8. C. Nolte , Unteroff. 3. C. von Oheimb , Sec. Lieut. Obst, Unteroff. 12. C. von Prizelwig, St. Capit. von Patisch , Pr. Lieut. Pfaffenberg , Füs. 9. C. von Rynarzewsky , Sec. Lieut. Röbel , Feldw . 12. C. Reichelt, Must. 7. C.

Die gefallenen Helden

chrt

81 Rudel, Must. 8. C. 82 Rudolph , Must. 8. C. 83 von Suter , Capit. 84 von Schachtmeyer, St. Capit. 85 von Sacken , Sec. Lieut. 86 Schefter, Sec. Lieut. 87 Storka , Feldw. 10. C. 88 Staruppa, Feldw . 12. C. 89 Stanke , Feldw . 7. C. 90 Suchantke, Feldw. 8. C. 91 Streckenbach , Unteroff. 1. C. 92 Strehlow , Unteroff. 11. C. 93 Scholz II. , Unteroff. 10. C. 94 Schwarz, Must. 8. C. 95 Spehr , Füs. 10. C. 96 Stillich , Must. 7. C. 97 Sust, Must. 4. C. 98 Tieg, Unteroff. 8. C. 99 Thomas , Hornist 8. C. 100 von Velten , Sec. Lieut. 101 Volke , Unteroff. 2. C. 102 Vogt , Musk. 3. C. 103 von Winning , Major. 104 Weiß , Feldw. 5. C. 105 Wehner , Unteroff. 2. C. 106 Zimmer, Sec. Lieut. 107 Zappe , Unteroff. 108 Biermann , Unteroff. 9. C. 109 Kretschmar , Feldw . 3. C. 110 Nickisch, Must. 4. C. 111 Wende, Must. 6. C.

dankbar König

und Vaterland.

Es starben den Heldentod :

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

Arlt, Unteroff. 4. C. Burchart, Unteroff. 1. C. Besichne, Mst. 1. C. Blischke , Unteroff. 2. C. Baumgärtel, Unteroff. 2. C. Bersike , Mst. 2. C. Boy , Unteroff. 3. C. Bauschke , Möt. 3. C. Berning , Mst. 3. C. Barnach , Unteroff. 5. C. Bernitt , Mst. 6. C. Bittner , Unteroff. 8. C. Boyan , Füs. 9. C. Bär , Füs. 9. C. Brotzach , Füſ. 9. C.

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Blasch, Füs. 10. C. Breyer , Unteroff. 11. C. Bulig , Unteroff. 11. C. Behsler, Unteröff. 12. C. Baum , Füs. 12. C. Berger, Füs 12. C. Cortier, Sec. Lieut. Döllnig Unteroff. 1. C. Doberschig , Mst. 1. C. Detrich , Unteroff. 3. C. Driesky, Mst. 3. C. Drescher, Msk. 4. C. Dittmann , Mst. 5. C. von Eisenhart , Capit. Elies , Mst. 1. C.

XVI 31 Effer, Mst. 2. C. 32 Eckert , Mst. 3. C. 33 Ernichow , Mst. 4. C. 34 Erner , Mst. 4. C. 35 Eitner , Füs. 9. C. 36 Ertel, Füs. 12. C. 37 von Funk, Major. 38 von Falkenstein, Sec. Lieut. 39 Frenkel , Mst. 1. C. 40 Fingas , Unteroff. 2. C. 41 Fridrich, Mst. 2. C. 42 Fleischer , Msk. 4. C. 43 Fibig , Mst. 4. C. 44 Feltling, Mst. 8. C. 45 Fuhrland , Füs. 9. C. 46 Fechler , Füs. 9. C. 47 Fiedler, Füs. 10. C. 48 Franz, Füf. 11. C. 49 Fiebig , Füs. 11. C. 50 Frohloff, Füs. 11. C. 51 Franz , Füs. 12. C. 52 Gelner , Mst. 1. C. 53 Gragte Mst. 2. C. 54 Grittner , Mst. 3. C. 55 Gerber , Mst. 3. C. 56 Grefer , Msk. 4. C. 57 Gramm , Mst. 4. C. 58 Gabriel , Msk. 6. C. 59 Guske, Unteroff. 7. C. 60 Golisch , Füs. 10. C. 61 Gelisch, Füs. 11. C. 62 von Höfen , Sec. Lieut. 63 Hauschild , Mst. 1. C. 64 Hoppe, Mst. 1. C. 65 Hein , Mst. 1. C. 66 Hinze, Unteroff. 3. C. 67 Hoffmann , Met. 3. C. 68 Hänel , Msk. 3. C. 69 Henschke , Unteroff. 5. C. 70 Hanke , Unteroff. 7. C. 71 Hirsch, Füs. 9. C. 72 Hoffmann , Füſ. 10. C. 73 Helwig, Füs. 11. C. 74 Hochgeladen , Füs. 11. C. 75 Hiersemann , Füs. 11. C. 76 Henkel , Füs. 11. C. 77 Henschel , Unteroff. 12. C. 78 Henschel , Füs. 12. C. 79 von Jochens , Sec. Lieut. 80 von Korth , Pr. Lieut. 81 Reßler, Sec. Lieut. 82 Kant, Unteroff. 1. C. 83 Kühnöl , Msť. 1. C.

84 Küttlig, Mst. 1. C. 85 Kochlöffel, Mst. 1. C. 86 Krosche , Unteroff. 2. C. 87 Kaiser , Unteroff. 2. C. 88 Kanbley , Mst. 2. C. 89 Krause, Mst. 3. C. 90 Klemm , Msk. 4. C. 91 Kittlau, Mst . 4. C. 92 Kliche , Mst. 4. C. 93 Kerner , Unteroff. 6. C. 94 Krüger, Unteroff. 6. C. 95 Kranich , Mst. 6. C. 96 Krüger , Msk. 6. C. 97 Kaiser, Mst. 7. C. 98 Klose , Füs. 9. C. 99 Kühntop , Unteroff. 10. C. 100 Kosche , Füs. 10. C. 101 Köbe, Füs. 10. C. 102 Kapurse, Füs. 11. C. 103 Kutscher , Füs. 12. C. 104 von Landershausen , Sec. Lieut. 105 Löbel, Mst. 1. C. 106 Ludwig , Unteroff. 2. C. 107 Lehmann , Mst. 2. C. 108 Lier , Füs. 9. C. 109 Löffler , Füs. 9. C. 110 Labigly , Füs. 11. C. 111 Libeca , Füs. 11. C. 112 Ludewig, Füs. 11. C. 113 Lutter , Füs. 12. C. 114 Mölzer , Mst. 1. C. 115 Maske, Mst. 4. C. 116 Marec, Mst . 4. C. 117 Müller, Füs. 11. C. 118 Mummert , Füs. 11. C. 119 Mersch, Füs. 12. C. 120 Müller , Füs 12. C. 121 von Nolte , Capit. 122 Nehrlich, Mst. 1. C. 123 Noad, Mst. 2. C. 124 Nikolaus , Mst. 6. C. 125 Nachtigall , Füs. 10. C. 126 Otto , Mst. 4. C. 127 Peutert , Msk. 4. C. 128 Pohl , Mst. 4. C. 129 Pawel , Mst. 4. C. 130 Preh , Mst. 4. C. 131 Pohl , Unteroff. 5. 6. 132 Priebus , Msť. 6. C. 133 Pohl , Füs. 10. C. 134 Paul, Füs. 12 C. 135 von Rywogky , Capit. 136 von Rohrscheidt , Pr. Lieut.

xvir

137 Rausch, Mst. 1. C. 138 Rahn , Felow . 3. C. 139 Reimann , Unteroff. 3. C. 140 Rohrscheid , Unteroff. 6. C. 141 Rechtow , Mst. 7. C. 142 Rischly , Füs. 12. C. 143 Riente , Füs. 12. C. 144 von Sell , Pr. Lieut. 145 von Scheliha , Sec Lieut. 146 von Schmettau , Sec. Lieut. 147 Streidt I. , Msk. 1. C. 148 Stiller, Msk. 1. C. 149 Sander , Mst. 1. C. 150 Streidt II. , Mst. 1. C. 151 Schäche, Msk. 1. C. 152 Strauch , Mst. 1. C. 153 Schwarzer, Unteroff. 2. C 154 Schulz , Unteroff 2. C. 155. Schäßte , M. 2. C. 156 Stanke , Unteroff. 3. C. 157 Spur, Mst 3 C. 158 Seydel, Mst. 3. C. 159 Sauer , Mst. 3. C. 160 Schulze , Mst. 3. C. 161 Stenihold , Unteroff. 4. C. 162 Steibert , Unteroff. 4. C 163 Schmots , Mst 4 C. 164 Schulz , Mst. 4. C. 165 Schulz , Feldw . 7. C.

166 Steite , Füſ. 9. C. 167 Schmidt, Füs. 9. C. 168 Semper, Füs. 9. C. 169 Scheiner, Füß. 10. C. 170 Steyn, Füs. 11. C. 171 Scheibchen, Füf. 12. C.. 172 Scholz , Füf. 12. C. 173 Schneider , Füs. 12. C. 174 Tiege , Mst . 1. C. 175 Tangels , Unteroff. 4. C. 176 Tiege , Msk. 4 Ë. 177 Tschorsch , Unteroff. 5. C. 178 Teiche , Mst. 6. C. 179 Tate , Mst. 8. C. 180 von Weil, Sec. Lieut. 181 Weiß , Mst. 1. C. 182 Wegner , Msk. 2. C. 183 Wehrich , Mst. 3. C. 184 Wilde , Mst. 4. C. 185 Wohlmann , Mst. 4. C. 186 Wagner , Füs. 9. C. 187 Wittich , Füs. 9. C. 188 Weiß, Füs. 10. C. 189 Walter , Füs. 11. C. 190 Wunderlich , Füs. 11. C. 191 Böhler , Mst. 2 C. 192 Zwirner , Mst. 3. C. 193 Zorn, Mst. 3. C. 194 Ziegler, Mst . 6. C.

XVIII

Beilage V. Verzeichniß der, im Kampfe gegen die Inſurrection in der Proving

Posen

Gebliebenen:

Es blieben :

Nr. COOTPORE22222722 .

1 2 3 4 5

8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

Charge.

Sec-Lieuten. Feldwebel Unteroffizier " Gefreiter Hornist Musketier " "9

" ท H

23 24 Füselier 25 " 26 29 29 30

Sergeant Unteroffizier Hornist Musketier " "

9 Fuselier 10 " 11 "

Oskar von Kern , aus Gneſen , R.-B. Poſen. Heinrich Kreußer aus Stettin , R.-B. Stettin. Friedrich Kapornik aus Kehlen , R.-B. Gumbinnen . Gustav Leimkohl aus Danzig , R.-B. Danzig . Adolph Hartmann aus Rawicz , R.-B. Poſen. Eduard Nederde aus Dickstrauch , N.-B. Liegniß . Wilhelm Haase aus Görliß , R.-B. Liegniß. August Hoffmann aus Quariß , R.-B. Liegniß. Daniel Irrgang aus Gr. Heinzendorf, R.-B. Liegniß. Traugott Köhler aus Hohenborau R.-B. Liegniß. Joh. Ernst August Leithoff a. Reinsheim , R.-B. Liegniß. Gottlieb Loitsch aus Neu-Hammer, R.-B. Liegniß. Georg Friedrich Menzel aus Hertwigswaldau , R.-B. Liegniß. Georg Mickel aus Wittichenau , R.-B. Liegniß. August Wilhelm Raabe aus Hirſchberg , _N.-B. Liegniß, Johann Gottlieb Rißmann aus Lovs , R.-B. Liegniß. Johann Erdmann Scholz aus Swidowski, R.-B. Posen. Heinrich Schröter aus Welchau , R.-B. Liegniß. Gottfried Schneider aus Nikrisch , R.-B. Liegniß. Friedr. With. Schulz aus Alt-Obra- Hauland, R.-B. Posen. Gottfried Seyferd aus Mittel-Horka, R.-B. Liegniß. Gottlieb Stielig aus Zeisdorf. R.-B. Liegniß . Robert Unger aus Hohlftein , R.-B. Liegniß. Michael Binnikiewicz aus Kobylin , R.-L. Poſen. Wilhelm Kambach aus Neu-Hertwigswalde, R.-B. Liegniß. Anton Madeyski aus Jelanek, R.-B. Bromberg. Johann Pürschel aus Friedersdorf, R.-F. Liegnitz. Johann Gottlieb Tiſchler aus Schwarniß , R.-B. Liegniß. Gottlieb Trautmann aus Nieder-Berberg , R.-B. Liegniß. Erdmann Werner aus Carolath , N.-V. Liegniß. An den Wunden gestorben. Ignas Leuschner aus Seifersdorf , R.-B. Liegniß. August Wilhelm Materne aus Reiffe , R.-B. Öppeln. Hermann Na wack aus Schneidemühl , R.-V. Bromberg. Karl Giebner aus Schönberg , R.-B. Liegniß. Traugott Ja del aus Ullersdorf , R.-B. Liegniß. Johann Schram m aus Schöneich , R.-B. Liegniß. Johann Strauch aus Pruszewice , RB. Pofen. Karl August Tillich aus Cunau , R.-B. Liegnis. Samuel Jadel aus Grzebienicko , R.-B. Posen. August Kühn aus Waldau , R.-B. Liegniß. Gottlieb Mieliß aus Ziebern , N.-B. Liegniß.

Kompagnie.

6 11 7 7 7 5 8 6

5 6 11 11 10 12 11 11 12

66666768122

1 2 3 4 5

n " ท

Name und Heimath.

11

XIX Beilage- VIa.

Monat .

der Herren Offiziers des Königlichen Preußischen 19. Infanterie-Regiments pro Februar 1830 . Bataillon Jahr . . Monat

Alter. Dienstzeit.

Charge.

Vor und Zunamen.

Jahr .

Numme r .

Rang -Lifte

Bemerkungen.

5 8 42 6. R. 1. u. II. Frtr. With. v. Bglinişti D. R. 1 C. R. II. Alexander von Courbière D. R. 148 8 36 2 32 10 16 5. II. Prinz Wilhelm Radziwill Frdr. Aug. Hagemann D. K. 42 96/16 919 Dest. Dienste. 6. R. I. u. 11. 97 Carl Adolph v. Görschen D. K. 141 5 2/22 Le Ofte. 47 11 32 5 Gächs. . . 11. Kapitain With. v. Schachtmeyer D. K. With. Kollmann D. K. "7 144 10 5/25 1012 Westph. Dste. 1.48 8 38 Gottl. Pleß D. K. 6. R. II. 11 149 " 4/31/11 Westph. Dste. 39 Friedr. v. Weyhe D. K. &. R. II. 14 10 Michael Schreiner D. K. 242 2 11/13/8 Franz. Oste. Franz. ChrenLeg. V. Kl. 11 143 4 29 Hieron. v. Kern D. K. 77. R. II. 12 40 9 27 16. R. II. Rudolph v. vippe . K "" 13 39 2 16 Wilhelm von Wlosto 8. K. II. " 14 234 5 17 1. R. II. Ludwig Nolte 15 2.38 7 21 4. R. 1. u. II. " Wilhelm Krohn 16 2.39 1 17 Johann Wundersiz " E. R. II. 17 vacat 99 40 10 16 11 18 Premier-Lieutenant Karl Görcke 19 135 5 17 " Gustav von Schlichting " E. R. II. 20 Eduard Biener "2 345 215/4 Sächs. Ofte. 21 1 31 11 16 Ferdinand Hardt "9 22 Karl von Velsen 2 39 10 16 23 1 34 10 17 Wilhelm Gottholdt E. R. 11. 24 Karl von der Leeden 2 37 10 17 " 25 Johann Naumann 34 11 16 "9 26 2 37 10 17 11 Ferdinand de l'Olme " 27 2 32 11 14 10 Friedrich von Euen I. " 28 32 10 16 11 99 Wilhelm Hannemann 29 99 1 34 3 16 10 . . II. Theodor Rybinski 30 Seconde-Lieutenant Karl von Plenski 131 2 12 10 31 " 383 17 Lebrecht Anschüß 32 12 10 n Julius von Walther u. Groneck 2 30 "1 33 99 Friedrich Wilh. von Brodowski 2 30 9 13 34 Heinrich von Plonski 11. 99 26 11 9 35 Karl Polak 29 29 1 11 36 1. Borce von Adolph 2 28 3 11 " 37 Eduard von Euen 11. 27 11 10 11 " 38 Münchow Karl von " 33 2 16 39 Otto Liebermann von ท $ 29 2 11 40 231 Wildegans 2 11 Eugen " 41 1 29 1 12 Wilhelm Bober n 42 Wilhelm von Prondzinski $ 25 7 43 Otto Werner " 16 33 " 44 129 3 12 " Ferdinand von Müller 45 Eduard Knorr 127 3 10 " 1 Rgts.Komdr. Oberst 2 Oberst-Lieutenant 3 4 Major

56789

229



123

25

9B17 183

28020

3

. Monat

Pataillo n . .Jahr . Monat

Num mer .

XX

Vor- und Zunamen.

1234

Viajor

Moris Acolvb v. Dobschüß D. R. Ernst von Uklanski D. K. Kapitain August Peterson Seconde-Lieutenant Prinz Boguslaw Radziwill

154 2 36 2 43 8 27 136 2 16 221

10

1200

3 11 11 11 9 10 9 POOR20834

Aggregirt.

83R07

659

7265373284

127 8 10 46 Seconde-Lieutenant. Julius von Bitwis 228 3 11 47 Ludwig Tifelmann II. "9 231 3 16 48 Eduard von Morstein " 49 1 29 10 11 Ignaß von Vonkowski 50 2 29 1 9 Ferdinand Tifelmann I. 226 1 9 51 Johann Rehbein 52 25 2 7 Eduard von Suchodolski 53 & 24 1 5 Fr. v. Heydebrandt u. d. Lasa. 54 130 4 14 Eduard von Mathy 20 55 126 5 23 Wilhelm Stipkowski 56 2 29 11 12 Karl von Lippe 23 57 2.24 1 Wilhelm von Michaelis 58 23 93 Eduard von Stwolinski 59 123 97 Eduard von Frank " 60 2 24 9 29 Theodor von Vorke II. 61 122 1 Karl von Böhm " 62 21 1 27 Ludwig von Chamier 63 119 5 12 Heinrich von Sausin 64 124 8 Anten Kottkowski 13 65 2 21 3 Johann Neduschewski 66 21 10 Kart Massow 1 22 8 Roman von Roszuki 37 63 Edmund von Gordon 25 5 12 221 6 29 August Schwill

Bemerkungen.

10

10

1088

Charge.

. Jahr

Alter. Dienstst.

Portepee Fähnriche.

181666

123456

P. F. F. 99 99 ກ 99 ""

A. v. Schachtmeyer D. A. 3. Kl. 128 7 11 120 9 3 Albrecht von Karlowit 118 11 Friedr. Baron von Lönigk 2 18 3 29 Otto von Schlichting 118 " " Friedrich von Peern 2 17 8 " Emil von Herrmann Unterstaab. 1:31 4 10 41 9 23 133 8 16

181

1 Regiments-Arzt Heinr. Adolph Dr. Elze 2 Bataillons-Arzt Wilhelm Koch 3, Seconde-Lieutenant Karl Zobel D. A. 1. RI.

11 Rechnungsfhr.

Garnison-Kompagnie. 763

1 Oberfliextenant Wilhelm von Lagerström D. R. 62 81 48 2 Premier-Lieutenant Anton Breuß 55 2 32 » :51 9 15 3 Seconde-Lieutenant | Wilhelm Schmeiß

7p. le mérite.

XXI

Beilage IVb.

Rang -Lifte

50 146 52 2 49

Monat

Ferd. v. Grabowski D. K. Bonavent. v. Brederlow D. K. Wilh. Kollmann D. K. Michael Schreiner D. K.

Numm er .

Vor- und Zunamen

Bataillon . .Jahr Monat .

der Herren Offiziers des Königlichen Preußischen 19. Infanterie-Regiments pro November 1837.

Charge.

8861

20 18 19 19 17 16 17 15 13 12 12 11 14 11 11 11

4 Sachs. Oste.

6 10 9 99

5 6

99 TITSBA∞

237 135 "/ 1 36 " $ 377 2 36 10 2 33 10 134 5 23211 31 10 31 10 30 9 30 9 132 5 229 29 7 128 6 226 8 26 " 25 5

7. R. II.

22 17402G

37 24 24 26 24 24 23 23 23 24 25 24 20 24 20 21 22 17 19 19 19 19 19 23

G. f. I. u. II. 1. R. II. 3 Westvh. Dite. 5 Franz. Dste. Franz. EhrenLeg. V. Kl. 4. R. 11. 5. R. II. 10. II. 5. K. I. u. II. 9. R. II. 9. R. II. 1 Sächs. Dste. 11 11

00

151 1 46 11 242 2 2 46 4 2 46 10 432 42 2 139 8 147 7 $ 45 7 $ 45 7 42 138 11 46 " 137 9 2 38 6 240 1 234 8 36 10 36 " 36 11 38 11 36 10 140 9

Bemerkungen .

87797244

37 33 27 21

BARFLERE

9 6 7 11

CORRECTO322

66789

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 2.5 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48

Hieronymus v. Kern D. K. With. v. Wlosto D. K. Ludw. v. Nolte D. K. Wilh. Krohn D. K. Joh. Wundersiz DK. Gust. v. Schlichting D. K. Eduard Biener "7 Ferd. Hardt D. K. 99 Karl v. Belsen D. K. 99 Karl v. d. Leeden D. K. Ferd. de L'Olme D. K. Theodor Rybinski D. K. "" 99 Karl von Plonski Premier Lieutenant Lebrecht Anschüß D. K. Julius von Walther u. Kronef Friedrich Wilh. von Brodowski " August Rothe Heinrich von Plonski Karl Polack Adolph von Borcke Otto von Liebermann Eugen Wildegans Wilhelm Bober Otto Werner vacat 3 Seconde-Lieutenant Ferdinand von Müller Eduard Knorr Ludwig Eikelmann I. n 99 Ignaz von Bonkowski " Ferdinand Tikelmaun II. Johann Rehbein Gustav Hamenstädt " Eduard von Suchodolski Frdr. v. Heydebrandt u. d. Lasa Wilhelm von Mychaelis " Eduard von Stwolinski 39 Eduard von Franck 99 Anton Kotkowski 99 Johann Nedußewski I. Karl Massow I. Albrecht von Carlowig 99 Friedrich Baron von Bönigt Otto von Schlichting 59 Emil von Herrmann I. 39 Kapitain " 99

8822

1234

1 Ngts. Komdr. Obrst Major 99 "

Jah . r

Alter. Dienstzeit.

11 11

8

3

1

. Monat

. Bataillon .Jahr Monat .

. Nummer

XXII

R

49 Seconde-Lieutenant Gustav Feher 50 " Friedrich von Beern 51 Louis von Wilamowiz " 52 Joseph von Frankenberg " 53 " Johann Maßkewiß 54 Alexander von Ungern " 55 Eduard von Wagenhoff " 56 Florenz Rivinus n 57 Wilhelm Massow II. "" 58 " Herm. Odoardo von Gottberg 59 " Adolph Goslich D. A. III . Kl. 60 Louis Far. von Brückmann ກ Morit von Konsti " 62 Karl von Heugel " 63 " Adolph von Greveniß 64 " Ferdinand von Herrmann II . 65 Ernst von Tiesenhausen "" 66 Eugen von Schmude "" 67 Alphons von Salvigny " 68 " Moriß von Löwenfels 69 "" Leopold von Przyluski

733374 :; 22

Charge.

. Jahr

|Alter. Dienstzt.

Bor- und Zunamen.

Bemerkungen.

1:25 9 8 259 8 125 7 8 2 24 8 1 25 2 27 4 2 26 8 129 4 26 6 125 6 2 32 14 2 26 4 ry 120 8 3 21 6 3 3 20 3 2 3 22 3 4 10 2.20 5 3 5 120 1 2 3 218 2 1 118 2 1 30 1 8 11

Ueberzählig mit etatsmäßigem Gehalt. 1 Seconde Lieutenant Hugo von Kern 2 " Friedrich Neduszewski II.

18 5 1 20 ,

1 2

3 3

1 3

10

Portepee Fähnriche . 1:18 10 2 20 5 118 P 118 3 2 20 183 177 2 19 11 20 1 2 18 4 817 9 117 6

1 "

1 1 "9 "

744.00 ∞ ∞

" 99 99 n " " " " "

Cyrus von Schmeling Wilhelm von Münchow Wilhelm Kollmann Robert Schneider Julius Hoffmann Alerander Hantelmann Heinrich Scheffler Gustav Zobel Heinrich Haaf Julius von Suchodolski Ernst von Print Wilhelm Fietsch

04

28"

123456789

10 11 12

P. E. F.

18 24 24 14 8

8

10

70 51 56

5

Unterstaab. 1234

Regiments-Arzt Bataillons-Arzt 3 Seconde-Lieutenant 99 5 Feldwebel

Heinrich Adolph Dr. Elze. 139 Christoph Friedrich Pick 43 Karl Zobel D. K. 1 41 Wilhelm Dockhorn D. A. III. Kl. 33 Konrad Klein 2 26

1 6 5 4

R chrungsfhr.

Garnison-Kompagnie. Oberstlieutenant Wilhelm von Lagerström D. K. und Komp. -Chef | 2 Premier Lieutenant Vacat. 3. Seconde-Lieutenant Karl Wilh. Faſchin D. K.

44 11 26

Diden pour le mérite .

XXIII

Beilage VI .

Rang - Liste

Nummer .

pro August 1847.

Bataillon . Jahr . Monat . . Jahr . Monat

der Herren Offiziers des Königlichen Preußischen 19. Infanterie-Regiments

Alter. Ditzt.

Charge.

Vor und Zunamen

Bemerkungen.

56. R. I. u. II. 6 2. K. I. u. II. 11 1 7 3 5 3 aa

1 Oberst u. Reg.-Komdr. 2Cbilt. u. Bat. Komdr. 3 Major 99 " Hauptmann "2 8 "" 22 10 }) 11 12 97 13 "3 14 n 15 " 16 n 17 99 18 Premier-Lieutenant 19 29 20 " 21 99 22 " 23 " 24 25 26

Elias Blumenthal Albert Koch D. K. Wilhelm Krohn D. K. Julius Schmidt D. K. Adolph v. Koscielski Zlasti D. R. Ed. Bar. Zoiner v. Brandt D. K Friedr. With. v. Brodowski D. R. Alexander von Borck D. K. Etto von Liebermann D. K. Ernst von Mey D. K Julius von Hartwig D. K. Eugen Wildegans D. K. Wilhelm Vober D. K. Ferdinand von Müller D. K. Eduard Knorr D. K Ignaz von Bonkowski D. K. Ludwig von Blomberg D. K. Ferdinand Tifelmann D. R. Friedr. v. Heydebrandt u. d. Lasa Wilhelm von Michaelis Eduard von Stwolinski Anton Kotkowski Albrecht von Karlowiz Friedrich Baron von Bönigk Etto von Schlichting Emil von Herrmann I.

41 57 2 54 2 34 1 56 135 45 11 28 147 9 34 45 7 28 2 48 328 1 45 5 28 468 29 2,45 2 28 45 928 1 48 8 29 46 8 29 146 9 29 2 44 9 27 147 4 29 144 " 26 2 46 7 27 141 7 23 141 7 24 40 6 23 2 42 2 24 2 38 3 21 2 36 5 19 35918 35 218

27

Gustav Leher

2 35 6 18

28 99 29 30 Seconde-Lieutenant 31 39 32 "" 33 " 34 99 35 19 36 "9 37 "" 38 11 39 " 40 99 41 99 42 99 43 99 44 99 45 "2 46 " 47 " 48 99

Friedrich von Beern Louis von Wilamowit Alerander von Angern Florens Rivinus Herrmann Odoardo von Gottberg Adolph Goßlich D. A. III. Kl. Friedrich von Wedell Herrmann von Konzki Ferdinand von Herimann II. Eugen von Schmude Hugo von Kern Richard Baron von Koppy Robert Schneider Heinrich Scheffler Cyrus von Schmeling Gustav Zobel II. Alexander Hantelmann Waldemar von Drygalski I. Emil von Grumbfow Karl Heinrich Haak Ferdinand von Köller

135 818 135 4 18 37 120 39 116 2 35 3 16 41 9 23 2 32 11 15 30613 32 " 14 7 1 29 10 12 " 2 28 2 11 " 30 11 13 2 2 28 " 10 10 1 27 4 10 4 2 28 7 117 29 8 11 2 28 10 1 27 2 10 1 26 11 9 1 29 10 11 1 128 6 10 9

9 N 9 4 8 1 3 5 5 8 3 5 #1 " Adjut. bei der 9 Inft.- Brig. 4 Adjut. bei der 6. Ltw.-Brig. 1 " 1 3 4 11 11

Bataillon . . Jahr . Monat Jahr . .' Monat

Numme r .

XXIV

Alter. Ditzt.

Charge.

Vor- und Zunamen.

Bemerkungen.

8885882FST

49 Seconde-Lieutenant A Bar. v. Vietinghoff gen. Scheel||1 | 26 2 9 1 50 Wilhelm Kollmann 27 9 10 9 " 127 3 10 · 51 99 Wilhelm Fretsch 99 52 Hans Bernhard von Skrbensfi I 1 28 " 125 17 2 53 Maximilian Leop. von Kleist 54 27 9 11 Franz Schreiner n 55 2 26 10 8 5 Hugo Paucke n 56 2 26 3 8 10 Ernst Simon n 57 Eduard von Gabain 22 8 5 1 " 58 23 3 5 1 Alphons von Wegnern n 2 27 2 9 2 59 , Frhr. Adalbert von Hanstein 60 2 23 2 6 1 Rudolph Rother 61 1.23 10 6 8 Taffilo von Kolefinski Kurt von Skrbenski II 62 2376 Oscar von Lippe 63 25 8 7 3 " 64 2 26 11 6 Fridolin von Zychlinsfi 65 120 6 3 Rudolph von Bialcke 66 220 8 3 Friedr. Wilhelm v. Wedelstädt Karl Ear. von Steinäcker 67 119 9 2 68 2.19 6 2 Karl von Drygalski II ท 69 Karl von der Leeden 19 5 2 " 70 2 24 29 5 8 Georg Arthur Campe 71 3 2 22 Karl Burchard 72 1 25 10 8 10 Emil von Wolffersdorff " 73 1 22 9 5 1 Constantin von Bohen n " Portepee Fähnriche. 1834

2

P. EF. 99

41

n

Hugo v. Uckermann F. A. III. Arnim von Grabew Gustav von Tschoppe Julius von Monkrodt

26 10 9 10 23 116 11 221 3 3 10 118,10 1 4

Unterstaab. 1234 LO

Regiments-Arzt Heinrich Adolph Dr. Elße L'ataillons-Arzt Christoph Friedrich Pick 3 Seconde Lieutenant Karl Zobel I Emil May D. A II . Kl. Feldwebel Ludwig Wolff D. A. I. Kl.

1:48 10 28 53 3 34 151 234 237 6 18 $ 45/10/22

5 5 51 5 Rechnfhr.

XXV

Beilage VId.

.Bataillon Jahr . Monat . Jahr . Monat .

Nummer .

Bang - Lifte der Herren Offiziers des Königlichen Preußischen 19. Infanterie-Regiments pro März 1860.

Alter. Ditzt.

Charge.

1 Chef General t. Inftr. 2 Regts.Komdr. Oberst 3 Komdr.d.flrb.Obrßl. 4 Romdr. d. 1. Bat. Maj. 5 Rombr. 2. Bat. Maj. 6 Etatsm. Stbsoff. Maj. Hauptmann 7 8 kompagn.-ChefHptm. 9 n 10 19 11 29 12 13 13 10 14 " 15 22 16 17 18 "9 19 n 20 Hauptmann 21 " 22 "9 23 99 24 ท 25 " 26 n 27 99 28 29 " 30 n 31 99 32 Premier Lieutenant 33 " 34 35 36 37 38 39

41 42 43 44 45 46 4i 48 49 50 51 52

Bors und Zunamen.

Bemerkungen .

Se. Hoh. der Herzog Joseph zu Sachsen- Altenburg 55 4 38:11! Adr. Ferd. Otto v. Hansauge D. K. | Albr. Hch. Theod . v. Plöß D. K. F 56 7 39 2 Emil Karl Leonh.v Herrmann D.K. 1 47 8 31 7 Wilhelm von Malachowski D. K. 2 44 7 27 7 46 10 31 7 Aterander von Wödtke D. K. Georg v. Ferentheil u. Gruppenberg 141 6 24 6 140 6 24 3 Robert Schneider 241 124 1 Cyrus von Schmeling 340 6 24 2 Alexander Hantelmann 141 22 11 Gustav Kühne 1 42 4 23 8 Karl Haaf 2 40 10 25 3 Alexander von Köker 43 10 20 1 Udo von Wangenheim 39 7 21 11 Albert von Kameke Amd. Ear. v. Vietinghoff gen . Scheel 238 721 6 140 3 23 4 Wilhelm Kollmann 239 9 23 6 Theodor Fietsch 37 620 7 Mar von Kleist 138 11 22 4 Otto von Sperling 39 7 228 Adalbert von Hanstein 135 819 8 Rudolph Rother 2 36 " 19 7 Curt von Sfrbenski 42 121 4 Bertram von Rappard 2 37 619 9 Rudolph von Langenthal 2 33 115 8 Rudolph von Bialke 131 10 14 9 Karl von der Leeden 34 516 Karl Burchard 138 321 Emil von Woffersdorff 34 617 Ettocar Gellert 231 214 10 Karl von Wloso 2 31 4 14 10 Julius von Mackrodt 131 4 12 11 Herrmann von Baczko 2 32 7 15 1 Robert Halm 2 33 10 15 4 Albert von Harder 32 411 7 Theodor Keiz 234 7 11 2 Alfred Geutebrück 26 2 810 Otto von Dobſchüß 130 6 11 10 Georg von Normann 30 5 12 5 Acolph von Griesheim 128 2 10 6 Hans von Schönberg 131 810 9 Ernst Koch 825 8 7 10 Hans von Werder I. Seconde.Rieutenant Wilhelm von Zwehl 1 30 2 11 5 27 4 8 11 n Hugo Niesar 2 28 10 8 5 Gustav Stier n 225 5 7 10 Ctto von der Wense " 231 6.11 4 "9 Ferdinand Fichtner 2 28 10 9 5 Karl von Oberniß 99 22 4 5 10 Alexander von Werder II. " 127 7 9 • Adalbert von Uthmann I. " Adalbert Süren 126 4 8 10

Monat .

Bataillon . Jahr . .Donat

. Nummer

XXVI

Vor- und Zunamen.

11 10 2 10 10

11

10

"9

"

£ 29

CACTICA

10 11 1 10 1 10 10

3

6 22BB772222222 200

| 7|

10 5 5

11 15

11

: 33

77

Aggregirt. 12. Kømdrv. Bleslauf 11 Oberst Ferdin. Trütſchler von Falkenstein | „ [ 56] & | 20 Unterstab . 47 | Bernhard Dr. Göden 1 Oberstabsarzt 47 2 Stabsarzt Cuno Dr. Wollenhaupt 20 Adelph Dehmel 99 43 3 Assistenzarzt 12 " 34 " Heinrich Großmann Karl Altmann "9 3810 18 n. 32 4 Karl Dr. Nordorff W 99 38 11 10 Christian Rohde " 26 10 2 Herrmann Dr. Eschenbach Seconde-Lieutenant 50 30 93ahlmeister 2. Bat. Emilius Mai 10 " " 36 6 18 Fflr. Bat. Wenzel Welz 11 37 8 17 " 1. Bat. August Schubert 33

5325652IOLON

10

21

1622125

Portepee-Fähnriche. 1/19 Louis Bogen 19 Philipp Fritsch 19 Richard von Schmakowski Reinhold Schmack 19 1 Arthur von Wangenheim Oscar Raiser Ferdinand von Bornstedt

Bemerkungen .

11 S

1234567

1 Portepec-Zähnrich "" " " " n 99

888777696DDDODDBEEBIBQ24223422-

1 26 7 53 Seconde-Lieutenant Emil Lettgau 230 6 54 Emil von Fritsche. n 2 26 4 55 Karl Heinze " 56 27 6 Philipp Grottke " 125 57 " Herrmann von Schmakowski 124 11 58 Jobannes Jänsch 19 123 9 59 13 Otto von Schulzendorff 229 60 " Julius von Schepke 61 26 Ludwig Hardt "9 23 29 Hugo Naglo 22 10 "2 Alfred Himpe Eugen Thiel 29 Guido Borcherdt " 227 3 Richard von der Leeden ‫ע‬ 23 Kolmar von Uthmann II. " 222 " Reinhold Scheerbarth 22 Paul Meze I. 70 Marimilian Freiherr von Bönigk| F 23 11 121 71 Gustav von Woyna "" 721 222 8 Franz Steinmann 121 5 Gottharet von Skrbenski 731 "" 74 208 " August von Merkaz 20 8 75 Georg Mege II. ม 11 119 76 Arthur von Scheve " 221 3 77 Richard von Below " 1 24 4 " Stephan von Haza-Nadliz 20 9 Louis Beltzer n 80 120 9 99 Hugo Freiherr von Bothmar 23 81 Nichard Kochius " 2 2011 82 Theodor Biebrach "9 83 206 Friedrich Linde n 219 7 n Waither von Bezwarzowski 1 19 10 85 Adolph von Besser "

"



Charge.

Jahr .

Alter. Dienstzt.

XXVII

Beilage VI . Rang-Lifte

.Monat

. Bataillon Jahr . Monat .

Nummer .

der Herren Offiziers des Königlichen 2. Posenschen Infanterie-Regiments N° 19 pro März 1863.

Charge.

Vor- und Zunamen.

. Jahr

Alter. Dienstz . Bemerkungen.

GOLD 22O2

911S76

877465765TBBBABB32

2111116

53

1003 200058818

1 Chef Gen. der Inf. Se. Hoh. der Herzog Joseph zu Sachsen-Altenburg 51734 2 Db. u. Ngts .-Kom. Otto von Glasenapp D. st 3 Oberstl. u . B.-Kom. Wilhelm von Malachowski D... 47 9 30 4 Maj. u. Bat.-Rom . Wilhelm Bar. von Albedyhl D. R. 148 7 31 10 5 dito. 243 8 26 Alexander Hantelmann D. K. 44 1 26 6 Maj. u. 5. St-Of. Gustav Kühne D. K. 3.47 31 7 Hauptm. u. K.-Chef. Udo von Wangenheim D. R.. 8 dito . 2 42 11 25 Theodor Fietsch D. K. dito. 9 42 17 23 Dito von Sperling dito . 10 3.38 10 21 Nuoolf Rother 39 2 21 11 Hauptm. u. R -Chef. Karl von Sirbensky 12 dite. 8.34 2 17 Rudolf von Leszczynski たり 13 dito. 41 6 24 Emil von Wolffersdorff 14 dito. 1938.34 4 16 11 Karl von Blosto 15 dito. 135 9 17 2 Robert Halm 136 9 18 16 dito. Albert von Harder 17 dito. 2 88 8 14 Alfred Scutebrück 233 7 14 11 18 cito. Georg von Normann 233 8 14 6 19 Prem. Lieut. Adolph von Griesheim dito. 20 3.34 9 13 10 Ernst Koch 133 3 14 5 21 dito. Wilhelm von Zwehl dilo. 131 11 11 22 6 Gustav Stier 231 11 12 dite. 23 6 Karl von Oberniz dito. 24 Alerander von Werder 8.26 5 8 dito. 25 .29 8 11 Emil Lettgau bito. 1 26 11 10 26 Otto von Schulzendorff dito. 233 1 12 27 Julius von Schepfe dito. 126 9 9 28 Hugo Naglo dito. 29 Guido Borchert 3.29 5 9 bito . 30 Vacat 31 Sec. Lieut. Zur Allerh. Dispofition dito. 32 Kolmar von Uthmann 3.26 11 dito. 1 25 8 33 Paul Meze 1. dito. 34 Marimilian Freiherr von Bönigk 227 dito. 124 6 4 11 35 Gotthard von Skrbensky dito. 223 9 36 3 August von Merkah 123 9 5 11 bito. 37 Georg Dieze Il. bito. 224 4 5 38 Richard von Below dite. 27 3 39 Stephan von Haza-Nadliz dito. .23 10 40 11 Louis Belzer dite. 41 .26 5 Richard Cochins dit o. 42 Theodor Bicbrach 8.23 11 dito. 221 2 431 Theodor Pratsch dite. 44 Ottomar von Baczko 121 6 dit o. 45 22 1 Louis Bogen dito. 46 121 2 Reinhold Schmack dito. 47 2 23 2 Oscar Naiser dito. 122 7 48 Philipp Fritsch bito. 222 7 5 Mar von Detten 49 dito. 222 9 50 Richard Frhr. von Bothmar bito. 19 9 2 6 51 Florenz Rivinus

Monat .

Bat . aillon .Jahr Monat .

Numm er .

XXVIII

Charge.

2 20 11 11 121 11 11 5 20 7 7 2 21 8 8 123 " 219 8 $ 215 23 20 5 2

11

1 Hauptmann Herrmann von Paczko 134 6 15 2 dito. Otto. Graf von der Schulenburg 30 2 11 3 Premier-Lieutenant Friß von Tschudi 225 5 5 4 Seconde-Lieutenant Walter von Beczwarzowski 22 7

11 11 11

876

11

9

la suite :

Portepee Fähnriche. 11 Portepee-Fähnrich Armin Dondorf

j 1 |20| 7

4 1 10

Unter- Staab. Bernhard Dr. Goeden

1:50 8 25 831 1

Wilhelm Dr. Meyer August Dr. Dettmann Heinrich Dr. Seulen Emil May D. K.

2.30 2.32 25 53

88

Wenzel Welz D. A. 3. Kl. August Schubert D. A. 3. Kl.

39 7 21 140 9 20

7

2668 CF T 22

Christian Dr. Dietrich

3456

7

2

11 6 8 6 1 84

31

1 Obers Stabs- und Regiments-Arzt 2 Stabs- und Bataillons-Arzt dito. Affist . -Arzt dito. 6 Seconde Lieutenant u. Zahlmeister 7 Sahlmeister dito.

6

tommelf

Maximilian Köppel August von Ehrenstein Karl Baron von Bistram Karl von Pfannenberg Edmund von Forster Julius von Seel Hieronym. von Bentivegni Mar Rent Herrmann Reinecke

Bemerkungen.

2312

52 Seconde-Lieutenant 53 dito. 54 bito. 55 dito. 56 dito. 57 dito. 58 dito. 59 bito. 60 d dito.

Vor- und Zunamen.

. Jahr

Alter. Dienstzt.

XXIX Beilage VII.

Namentliche Nachweiſung des Abganges an Offizieren und Beamten des Königlichen 2. Posenschen Infanterie- Regiments Nro. 19.

.Nummer

chronologisch geordnet von 1813–1863.

Charge.

Vor- und Zunamen.

Datum Des Ort d. Abgangs. ] Bemerkungen. Abgang.

Vom 3. Musketier-Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments. Pr.-Lt. von Gaffron Fb. 1813)Gaben gleich nach der Anstellung 2 Sec. Lt. von Fock Fb. 1813) ihre Demiſſion 3 Karl von Danielewih Fi. 1813 3u einem Garn.Bataillon verf. 2. 5.13)Bei Groß-Sär 4 Major Friedrich von Funk Kapit. Ferdinand von Rywoßki 2. 5.13 fchen geblieben " Friedrich von Nolte 21. 5.13 Bi Baußen geFriedric h Jochens Sec. Lt. 21. 5.13 blieben 1

1997

Vom 1. Reserve-Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments. Major von Steinåder Fb.1813 Trat das Kom./Stand bei d. Gensd. Bat. nicht an darm . zu Berlin. 1826. 21. 5.13 3u einem Garnis. 2 Stb.-Kapit. Friedrich von Ledebur Batail. verfest von Tempski Juni 13 Verfest 1

Vom 2. Reserve-Bataillon 2. Westpreußischen Infanterie- Regiments. 1 Rapit. u. 1818 Erbiclt vor Antr. Stand bei der Kombr. Robert von Herrmann 8b. 1813 Kom- Kriegsschule zu seines mandos cine an Berlin. dere Stellung Rapit. Fi. 1813 Als Adjutant zum 1821 Maj. im 29. Friedrich von Unruh General v. Ge- 3.-R.1828. nisenau verseßt. 3 von Sichart Fi. 1813 Unbekannt 4 Pr. Lt. Wilhelm von Unruh 1. 1813 3u einem Garnis. Batail. versett bito. 811818 5 Sec. Lt. Friedrich von Ohlen

Von dem formirten Regiment. Ferdinand von Hüttel 20. 7.13 | In die Adjutantur ] Ep äter Komndt. verseßt von Schweidniß. 2. 8.13 In d. 5. Ref. Jnf.) Sec.-Lt. Friedrich von Haugwiß Ngt. verfest 2. 8.13 Als Stbskapit. in Pr.lt. Friedrich von Kreckwit D. 1. Schles. Juf. Rgt. verf. Aug. 13 Unbekannt Sec. Lt. Moris von Brißke cito. Wilhelm von Köble " " Starb an den bei " " Ferdinand von Weyl Gr. Görschen erhalt. Wunden dito. " Friedrich von Falkenstein Robert von Luchsen 23. 8.13 Starb in OpotschKapit. na in Böhmen

11 Major 2 3

456 78

Nummer .

XXX

Charge.

Bor- und Zunamen.

9 Stb.-Rapt. Friedrich von Eiſenhard 10 Pr.-'t. Ferdinand von Brinken 11 Pr.-t. u. Rgts. Adj. Wilhelm von Sell 12 Sec.-'t. Ariedrich Graf Schmettau 13 Ferdinand von Landershausen 14 " Ferdinand von Scheliha 15 Ludwig von Höfen 16 Pr.-ft. Karl von Rohrscheidt 17 Stb.-Rapit. Karl von Reiswit 18 Sec. Vt. Ariedrich von Langendorf 19 Pr.Lt. Friedrich von Korth 20

223

21

Ser.-Lt.

Christian Möller

Gustav von Ziegenhorn Karl Earon von Zedliß

Datum des Ort d. Abgangs. Abgang.

26. 8.13 26. 8.13 Fei Drescen 26. 8.13 geblieben. 26. 8.13 26. 8.13/ 30. 8.13 B. Culm geblieben dito. 30. 8.13 30. 8.13' cito. 18.10.13) Bei Leipzig ge. 18.10.13) blieben 20.10.13 An seinen beil Dresden erhalt Wunden ges. 11.11.13 Un feinen bei Gr. Börschen erhal Wunden gest. 23.11.13 In den GeneralStab verscht 30.12.13 18 Inval . aus. geschieden

82 183

23

Pr.-2t.

Friedrich Neumann

28. 1.14

24

Sce.Pt.

Jerdinand Kumpel

14. 2.14

25

Friedrich von Zimießli

26 ag. Sec. Lt. Ariedrich Hugo 27 Sec.t. Gottfried Berger 28 Obrtt. Anton von Wien skowski

3. 5.14 3. 6.14 21. 6.14 1. 7.14

888

Rudolph von Sack II

17. 8.14

30

Friedrich von Holzschuher

17. 8.14

31

Friedrich Scheffler

27. 9.14

29

Scc.t.

32 ag. Pr.t. Heinrich von Sack I 33 ag. Sec. Lt. " 34 35 36 Major

Ferdinand Hundt Ferdinand von Stülpnagel Friedrich Chenilin Friedrich von Diebi tf ch

20.10.14

26.10.14 28.10.14 16.11.14 16.11.14

37 ag. Erc.t. Karl Erius Louis Charten 38 39 Pr.t. Ferdinand von Griesheim

31.12.15 31.12.15 5. 1.15

40 Stb.-Kapit. Friedrich von Collany

31. 3.15

41

31. 3.15

"

Cylv. von Monsterberg

Bemerkungen.

22. 2. 31. (9 5.61 al Butsbesiger aufTichl. nau b. Schweidniß. 3. 28. Jnf. Ngt. Blicb d. 16. 6. 15 versett bei Ligni. Bei Champaubert geblieben 3 Heiligenstadt am Nervenficber gestorben Ausgeschieden cito. Zum Komdr. des 23. 2. 37 als 1. Weftp. Gren . Hen.-Maj. a. D. Bat. bifördert. 15. 5. 51 als usgeschieden Oberst a. D. ditu. 20. 3. 59 als Hauptm . a. D. zu Schwerin. dito. 11. 8. 25 als Justizrath. 18 Stabs -Kap. zum Brandenb . Inf. Ngt. vers. Ausgeschieden 3n Bourbon gest. Ausgeschieden bito. 9. 8. 19 nulau in Schlesien. dito. dito. 7. 4. 58 als Als Staabs - Rap. zum 2. Elb. Ld. Oberstl. a. D. Inf.-Rgt. vers. zu Torgau. 3. 31. Inf. Ngt. versezt 3. 28 Inf. Rgt. versezt

Nummer .

XXXI

Charge.

Bor- und Zunamen.

42 Major

Wilhelm von Winning

43

Ferdinand von Suter

Kapit.

44 Pr.-Lt. Peopold von Raufſendorf 45 Sec.t. Ernst von Czepanski 46 Wilhelm Raimond " 47 " Felix Wenfiersfi 48 " udwig Thaer 49 Adolph Cordier 50 Br.-ft. Karl von Nez 51 " Anaftafius von Rinarczewski 52 Sec. Lt. Friedrich Keßler

Major Heinrich von Vünau

54

Sec.-ft.

Friedrich von Schicfuß

55

Pr. Lt.

Friedrich Tornheim

56 57

Sec. Lt.

Friedrich Greiner Friedrich Müller Friedrich von Bredow

RCCXX 3858

53

59 Kapit. 60 Sec.-Lt. 61 62 ag. Kapit. 63 "

Reinhold Bartholdy Friedrich Haffe Friedrich Brunnert Wilhelm Berthold Karl von Wedell

64 ag. Sec.ft. Gottfried Liffack

65

Ser.st.

Karl Reichardt

66 ag. Maj. Ludwig von Schäßel

67 ag . Sec.st Wilhelm Lorenz 68 Sect. Heinrich von Puttlammer 69 Friedr. Layer 70 " Karl Hercht 71 ag. Ser. Lt. Gottfried Kraßenberg 72 Sect. Julius Hardenberg

73 ag. Mai. Karl von Grollmann

Datum des Ort b. Abgangs . Abgang.

10. 4.15 A18 Comdr. des 10. Landw. Juf.j Rgt. verscht 10. 4.15 3ur nstellung bei der neuen Formation in den Rheinprovinzen disponibel dito. 10. 4.15 dito. 10. 4.15 ditu. 10. 4.15 dito. 10. 4.15 10. 6.15 Ausgeschieden 16. 6.16 B. Ligny geblieben 17. 6.16 Ausgeschieden 17. 6.15 Ausgeschieden 18. 6.15 An ten bei Lymalcf erhalt. Wunden gestorben 26. 7.15 3. 27. Juf. Rgt. versezi

Bemerkungen .

8. 2. 31_als Major a. D.

19. 12. 57.

26. 9. 34 als Gener. -Viaj. u. Kommandant v. Jülich. 9. 1. 50 als Bürgermeister a. D. v. Breslau. 4. 11. 51 .

24. 8.15 3um Kaiſer Alexanter Grenad Ngt. verscht 3. 10.15 3n's 28. Jnf. Ryt. als Kap. vers. 6. 12.15 Ausgeswieten dito. 6. 12.15 Lekt auf Markce Dito. 6. 12 15 Krs. Ofthavelland. 21. 6. 56. dito. 23. 3.16 dite. 23. 3.16 dito. 23. 3.16 dite. 16. 4.16 20. 4.16 3. Stettiner Garde Landw. Bat. versezt 3. 5. 15 3um Stamm des 3. Neum. Low. Rgts. verfest Gegenw. Gutsbef. 3. 5. 16 Ausgeschieden zu Schreckenthin bei Wittstock. 11. 5.16 3. 18. Inf. Ngt. versezt 18. 5.16 Ausgeschieden 6. 7. 16 Ausgeschieden cito. Lebt in Königs. 6. 7. 16 berg i. N. nis Landrath a. D. dito. 31. 7.16 12. 8.16 3.3.Art .Brig.vrf. War spät. Sprach4. 9. 16 Entlaſſen lehrer in London. 15. 9.16 3. 3. Rhein, Low. Inf. Rgt. verf.

Numme r .

XXXII

Charge.

74

Ser.Lt.

Bor- und Zunamen.

Adolph Kummer

75 Kapit. Wilhelm von Eberstein 76 ag. Pr.-Lt. Friedrich Lossow 77 Pr.t. Leonhard von Oheimb 78

Cer.ft.

Gustav Pansemer

79

Kapit.

Wilhelm von Eicke

80

Pr.-Lt.

Ludwig von Reffel

81 ag. Ser.t. Ctto von Puttkammer 82 ag. Maj. Ludwig von Einsiedel 83 ag. Scr.lt. Karl Weise 84

Set. Ferdinand von Schmidtseck

85 ag. Kapit. Johann von Dallwiß

86 # 87 " 88 H 89 " 90 " 91 " 92 H 93 " 94 " 95 ag. Tr.st. 96 " 97 » 98 " 99 " 100 " 101 " 102 n 103 ag. Ser. Lt. 104 " 105 106 19 107 " 108 109 110 "9 111 " 112 Obert

Friedrich von Kleist Philipp von Vo de Friedrich von Roberts Wilhelm von Sotta Jakob Schwaab Ernst von Cölln Joseph Gilles Ferdinand von Vomsdorf Wilhelm von Bock Friedrich Hoffmann Friedrich Rembe Gottlieb Han August Schade Ferdinand Landgraf Gottlob Bräuer Rudolph Schaffer Ferdinand von Herzberg Gustav Scherbarth Johann Block Karl van Alten Johann Driemel Gustav Eckard Karl Braun. Gottlieb Pohl Wilhelm Sehmiegke Narl von Schenck Arnold von Schutter

113 Obrtlt. Rudolph von Stengel

Datum des Ort d. Abgangs. Abgang.

Bemerkungen.

1 29. 9.16 D. 2. Wßpr. Drg. debt im InvalidenRgt. aggregirt haus zu Stop 28. 4. 23. 5. 10.16 Ausgeschieren dito 5. 10.16 5. 10.16 dito 10. 2. 50 als Major a. D. zu Breslau. dito. 5. 10.16 im März 31 als Gutsbesißer in Westpreußen . 5. 5. 19 zu 10.12.16 Mit Wartegeld Jaßdorf bei Dbausgeschieden lau. 10.12.16 Als Kapit. mit 9 6. 58 als Warteg. ausg. Major a. D.. 3. 3. 17 Raffirt 20. 3.17 Wit halb. Gehalt ausgeschieden 22. 3.17 Dem 14. Garniſ. Bat. aggr. 1. 11. 61 als 30. 3.17 3um Rais. Aler. Gred. Ngt. verf. Gutsbesißer zu Waplauken Krs. Rastenburg. 1. 5. 17 D. 27. Juf. Ngt. aggr. dito. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 cito. 1. 5. 17 dilo. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 dite. 1. 5. 17 dite. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 bito. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 ditu . 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 Dito. 1. 5. 17 dito. 1. 5. 17 dito. 8. 5. 17 Als Comdr. der 1.5 11.43 als GeInf. Brig. nach nerallieut. a. D. Königsb. ver fest 9. 6. 17 3um Comir. des 28. 6. 27 als 1. Inf. Rgts . ~ Gen -.-Major a. ernannt D. zu Breslau.

Numm er .

XXXIII

Charge.

Bor- und Zunamen.

114 Sec.ft. Rudolph von Pannwiz 115 ag. Rapit. Joseph Endres 116 ag. Sec.st. Julius Kanabäus 117

Kapit.

118

Ser..

Karl von Stutterheim

119

"

Samuel Smolling

120

Karl von Glasenapp

Ludwig von Adlersfeld

121 ag. Kapit. Julius von Hüllesheim 122 ag. Pr.-ft. Robert von Voremski 123 "9 August Erdmann 124 " Yorenz Schwirz

125

n

126

Kapit.

Karl von Pakisch

127

Sec.lt.

Ernst von Vorcke

128

"

Ferdinand Mühler

Ludwig von Sißwiz

129 ag. Sec.-Lt. | Johann Roftky

130 131 132

" Sec.-ft. Kapit.

Karl von Keith eopold Krusius Ernst von Buffe

133 ag. Br.- t Joseph von Kettler 134 Sec. Lt. Johann Sturzel 135 ag. Sec.-Lt Kasper von Weede 136 "" Wilhelm Kroschki 137 ag. Obrft. 138 ag. stapit. 139 " 140 n 141 ag. Sec.-ft. 142 29 143 "

144 145 146

Cer.ft. Pr.-ft.

Leopold von Schlegel Louis von Boucherat Karl von Uttenhoven Joseph von Harraßowski Albert von Koß Karl Randau udwig von Lettow

Wilhelm Collanh Friedrich Zimmer August Pierer

Datum bes Ort d. Abgangs. Abgang.

Bemerkungen.

25. 9.17 Ausgeschieden dito. 25. 9.17 4. 11. 57. 25. 9.17 3um 1. Bat. 1. Posen. Landw. Rgts. versezt 27.11.17 als Maj . u. Bat. ★ 28. 11. 45 als Combr. zum 3. Oberstl. a. D. Frankf. Landw. zu Freienwalde. Ngt. versezt 15. 1.18 Mit 2 jähr. halb. Gehalt ausge schieden 10. 2.18 3ur Landw. übergegangen 8. 3.18 3ur Gensd. ver. 9. 1. 48 als Steuer-Inspect. ſezt J zu Gleiwiß. 30. 3.18 3m 35. Inf. Ngt. einrangirt bito. 38. 3.18 30. 3.18 In die Ajd. vers.] 13. 4.18 3um 6. Low. Rgi. versezt 9. 5.18 D. 14. Inf. Rgt. aggr. 20. 6. 28 als 6. 7.17 Mit Warteg. aus. Maj. zu Liegniz . geschieden 22. 8.18 Dem 9. Inf. Ngt. aggr. 17. 5. 50 zu 14. 9.18 Ausgeschieden Ratibor als Hofrath. 12. 3.19 Dem 1. Inf. Ngt. aggr. 30. 11. 34. 12. 3.19 Ausgeschieden dito. 20. 5.19 16. 6.19 Mit Pension und 9. 2. 51 zu der Charge als Herrnstadt. Miaj entlassen 16. 6.19 Ausgeschieden dito. 28. 8.19 dito. 28. 8.19 18. 3.20 18 Fr. Lieuten. ausgeschieden 3. 4.20 Inactiv. dito. 12. 11. 30. 3. 4.20 3. 4.20 dito. dito. 9. 1. 1823. 3. 4.20 bito. 3. 4.20 4. 4. 37. 3.4.20 dito. 3. 4.20 Mit einjähr. halb. Geh. ausgesch. 25. 7.20 Ausgeschieden 23.10.20 Mit Wartegehalt Gegenwärt. Rechnungsrath a. D ausgeschieden zu Kanth. Stirbt als Buchh. 26.12.20 Verabschiedet zu Altenburg.

Nummer .

XXXIV

Charge.

Bor und Zunamen.

147 ag. Sec. ft. Friedrich Schauer Basilly von Freymann

148

Major

149

Kapit.

150 151

Sec.St. Pr.-Lt.

Friedrich Eisenhard Karl Kemmit

152

Sect.

Karl von Zanthier

153

"

Thomas von Chierosz

Desiderius von Koſchußki

Datum des Ort b. Abgangs. Abgang.

26.12.20 3um etw. Bat. d . trat 30. 3. 23. wie37. Inf. Ngt. der in's Regt. verseßt 24. 9. 30 als 26. 1.21 Pensionirt Oberstl. a. D. zu Detmold. 26. 1.21 18 Maj.u.Comd.4.2.28zu Großzum 2. Bat. 23. Strehliß. L. Ngt versezt 19. 3.21 Ausgeschieden 19. 3.21 Als Kapitän mit Auguſt 37. Warteg. entl. 26.11.21 Den nachgesuchten Abich. erhalten 22.12.2 Ausgeschieden

154 ag. Kapit. Joseph Hartenstl8

30. 3.22 Inactiv

155 ag. Sec.-Lt. Albert Herr

30. 3.22

156 Kapit. Gustav von Quillfeld 157 ag. Kapit. Karl von Lonczynski

29. 5.22 Pensionirt 20. 6.22 Dem 4. Inf. Ngt. aggr. 15. 3.23 Ausgeschieden 30. 3.23 Inactiv

158 159

Gustav Urich Pr.-ft. Major Heinrich von Borde

Femerkungen.

dito.

21. März 1852. 29. 12. 49.

14. 9. 54 als Oberstl. a. D.

160 ag. Rapit Gottlob Roch 161 Sec.st. Ludwig Schlegel

30. 3.23 dito. 18. 5.23 Mit Aussicht auf Civil -Bersorg. u. Warteg. entl

162 ag. Pr.lt. Friedrich Schauer 163 Sect. Heinrich Conſentius 164 Rapit. Heinrich von Köble

Vide Nr. 147. 13. 6.23 dito. dito. 15.11.23 28. 6. 61 zu 28. 5.24 D. 23. Inf. Ngt Neudorfk, Bresaggr. lau. 2. 6.24 D. 11. Inf. Ngt. aggr. 2. 12. 54 als 2. 6.24 D. 37. Inf. Rgt Major a. D. aggr. 25.11.24 Als Rap. venſion. nesen gest. 6.12.24 Jn 8. 4. 60. 17. 5.25 Als Kapitain ausgeschieden 6. 5. 32 als 13. 6.25 Als Obrstlt. pens. Oberstl. a. D. 5. 2. 38. in 13. 6.25 Als Kapit. pens. Potsdam. 1. 2. 46 als bito. 13. 6.25 Kapitain a. D. 6. 1.52 a. Gen.13. 6,25 3um Major und Komer. 1. Bat. Major a. D. 13. Low.-Rgt. befördert 13. 6.25 Jm 4.3.-R. einrg. 24. 11. 49. 13. 6.25 Inactiv 19.10.25 Pensionirt

165

"

Friedrich von Fink

13

166

Johann Grenz

167 Pr.-ft. Joseph Heubes 168 Bat.-Arzt Emanuel Wolff 169 Pr.-Lt. Ludwig Lange 170

Major David von Schouler

171

Pr. Lt.

172

"

173

Kapit.

Johann Eckert Karl Guder

Karl von Prizelwiß

174 ag. Maj. Gustav von Fiebig 175 ag. Sec.t. Johann Sahm Joseph Haud 176 Rapit.

. Nummer

XXXV

Charge.

Vor- und Zunamen.

Datum Des Ort d. Abgangs. Abgang.

177

Br.-ft.

Ferdinand Rháfa

178

Sec.lt.

Friedrich Lehmann

19.10.25 Wit dem Pr.-ft. Biener vom 29. It-Ngt.getscht. 14.11.25 Ausgeschieden

179

Kapit.

Felix Zwoyda

14. 3.26 In Posen gestrb.

180

n

181

Sec. Lt.

Ferdinand von Suchodolski

Adolph von Gorden

182 g . Ser.-Lt. Albert Dewette 183 Vat.-Arzt Karl Muller

184 185 186

Sec..Lt. Heinrich von Suchodolsfi "9 Karl von Zißwitz I Alexander von Schmeling Kapit.

18: 188

Pr. Lt.

13

Joseph von Goftomski Friedrich Schönheide

189

22

Karl von Hafe

190 Rgts. 1 Arzt Dr. Karl Benecke 191 ag. Sec.-Lt. Baron Hundt von Altgrotikau

192

Fr.st.

193

Sec.lt. Heinrich Remnit

194 195

Rapit. "

Ludwig Bauer

Ludwig von Sißwiß Karl von Velten

196 Fat.-Arzt Wilhelm Koch 197 Sec. ft. Auguft Schwill 198 Obrtlt. Alexander von Courbière 199 Sec.st. Eduard von Morstein 200 ag. Maj. Ernst von Uklán s fi 201

Obert

Friedr. Bilh. von Syliniski

202 Obrtlt. Prinz Wilhelm Radziwill

Bemerkungen.

8. 4. 48. als Major.

30. 3.26 3um Major und 8. 4. 35 in Chef der 24. Wittenberg. Inf.-R. G.-K. ernannt Gutsbesizer auf 7.11.26 Ausgeschieden Laskowiz Krs. Schwez. 6. 9.27 Entlassen 9.27 Lazareth 9. Im zu Lissa am Fieber gestorben 14. 5.28 Pensionirt. 22. 5.28 In Posen gestrb. 14. 6.28 Als Maj. ins 18. Inf.-H. versezt 30. 1. 36. 11. 8.28 Pensionat 28. 12, 34. 5. 1.29 it . Charakter als Kapit. und Aussicht a. Civilversorg. pens. 1.29 20. An der Lungen. schwindsucht in Posen gestorben 12. 4.29 Mit D. gefeßlichen 19. 4. 33 in Vosen. Pens. ausgesch 4.29 21. is ag. zum 37. Inf.-R. verseßt 26. 9. 50. 5. 5.29 Mit 2jähr. Inactivitäts - Gehalt verabschiedet 5. 5.29 M. dem Verf.- Anspruchder9 Jab-| re gedienten Untoffz. u. 1 Jahr Pens. verabsch. 5.11.29 Verabschiedet 15. 1.30 An der Lungenentzog. gestorb. 12.30 3ur ruff. Armee abgegangen 16.12.30 In Posen gestrb. 26.12.30 ug. D. 12. J.-R. Lebt als Oberst a. D. zu Berlin. 20. 1.31 Mit Penf. verbsch. 5. 11. 56. 27. 3.31 Als Oberstlt. mit Pens. verabsch. 30. 3.31 3um Gen. -Maj. Todt. u. Romdr. d. 7. Juf.-Bgd. ernt. 30. 3.31 3um Amdr. d. 11. Gw. Gen.d.If.Chf. J.-N. ernannt d. Jg.-Cps. u. d. Pion. zu Berlin.

Nummer .

XXXVI

Charge.

203 204 205

206 207 208

209

210 211 212 213 214 215 216

217 218 219

220

221

222 223

225

226 227 228

229

Sec.lt.

Prinz Boguslaw Radziwill

Kapit.

Friedrich von Weyhe

Datum des Ort d. Abgangs. Abgang.

Bemerkungen.

28. 4.31 Ag.d.2.Gard.-Ng Lebt in Berlin. zu Fuß 18 Major mit Pens. verabsch. Oberst Ferdinand von Balentini 5. 6.31 In Merseburg an der Lungen- u. Unterlbs. -Entzündung gestrb. Major Karl Adolph von irschen 12. 9.31 Mit Pension als Oberstl verbsch. 11. 6.32 In Luxembg. geft. Pr.-ft. Wilhelm Hannemann Sec.t. Edmund von Gordon. 20. 8.32 it b. gefeßlichen Gutsbes. auf KaVorbeh. entlass. venczin Krs. Schweb. 22. 9. 32 in ag. Oftlt. Moris Adolph von Dobschuß 16. 9.32 MitPens.verabsch. Berlin. Sec.st. Heinrich von Sausin 23.11.32 In Lurembg.geft. Gottlieb Pleß Kapit. 19. 5.33 18 Major mit Pens. verabsch. 19. 5.33 Mit dem gefeßl. Sec.-ft. Ludwig von Charnier Vorbeh. entlass. dito. 14. 7.33 ท Roman von Koszutski dito. 14. 7.33 Heinrich von Storczewski ‫מ‬ 39 17. 8.33 MitPens.verabsch. Wilhelm Stißkowski 26.10.33 g.. 15. 3- . Gegenwärtig Ge19 Wilhelm von Prondzynski neral-Major u. Komm. v. Lurb. Johann von Neumann Pr.-Lt. 19. 2.34 MitPens.verabsch. In Weglar gest. Ser.st. Ludwig von Morze 13. 3.34 Mit dem gesegl. Vorbeh. entlass. Obritlt. Lud. Prüschenk v. Lindenhofen 20. 3.34 Mit Penston zur Lebt in Coblenz. Disposit. gestt. Kapit. Auguft Peterson 1.10.34 3um Plazmajor in Posen ernt. Sec.lt. Karl von Böhm 13. 2.35 Mit dem gesezt. Gegw. Gutsbesizer auf Woischwiz Vorbeh, entlass. bei Glogau. Lebt in Amerika. dito. Wilhelm von Chamier 14. 4.35 Rudolph von Lippe 19. 1. 61 als Kapit. 13. 5.35 Mit d. gesßl.Pens. u.d. Charkt.als Major a. D. Maj. verabsch. auf Poln. Czersk bei Bromberg. Karl Goerde " 15. 6.36 Mit d. gefeßlichen Pens. verabsch. Sec.-Lt. Eduard von Fuen 12. 7.36 Den nachgesucht. Absch. als Pr.. Lt. u. mit Pens. erhalten Rapit. Bilhelm Gotthold 14.12.36 Mit Pension ver25. 1. 39. abschiedet. Sec. Lt. Theodor von Borde II 14.12.36 Mit b. gefeßlichen Gtsbes. aufGiesenVorbeh. entlass. brüggeb. Soldin. Major Wilhelm von Schachtmeyer 13. 1.37 Mit d. gefeßlichen 4. 6. 62 als Pension u. dem Oberst a. D. zu r Charakte als Wezlar. Obrit. verabsch. Pr.Lt. Friedrich von Guen 9. 2.37 Mit d. gefeßlichen als Haupt. a. D. Pens. verabsch.b. 3. 11. 55.

116

224

Vor- und Zunamen.

28. 5.31

Nummer .

XXXVII

Charge.

Vor- und Zunamen.

Datum bes Ort b. Abgangs. Abgang.

Bemerkungen.

068 26. 3.37 Gestorben 11. 6.37 Mit b. gefeßlichen Vorbeh. entlass. 232 14. 7.37 Mit d. Charakter Julius von Bißewiß n als Pr.-Lt. u. D. gefeßl. Pens. verabschiedet 233 Pr.lt. Karl von Münchow 13.10.37 An d. Chol. gest. " 7.10.37 bito. 234 ag. ec.-Lt. Karl von Berg 235 10. 5.38 Mit b. gefeßlichen Kapit. Theodor Rybinski Pus.u. Aussicht auf Anstug. im Civil verabsch. Mit 6.38 b. Charakter 14. 236 Pr.-Lt. Karl Polack als Kapit., der gesezt. Pens. u. Aussicht a. Anstellg. im Civil verabschiedet Otto Werner 237 21. 7.38 Als ag. zu d. 5. " comb. Ref.-B. versezt 21. 5. 48. 4. 5.38 Mit Pension zur 238 Obrtlt. Wilhelm von Lagerström Dispos. gestellt (von der Garnison-Kompagnie) 4. 61. 7. combin. 5. 17.10.38 3um 239 Cec.st.Karl Wilhelm Faschin Ref.-B. versezt 240 18.11.38 An b. Wassersucht Ernst von Thiesenhausen " in Breslau gest. 241 Gustav Hammenstadt 21.12.38 Mit Pension ver. abschiedet 242 ag. Obers Ferdinand von Grabowski 30. 3.39 3um Generalma- War dem Ngt.s. d. u. Kombr. 30. 3. 38. agjor befördert gregirt.10.11. b.13.3.-Br. 61. 243 30. 3.39 Als Major zum Lebt in Breslau Kapit. Wilhelm von Wlosto als Oberstl.z. D. Kombr. 1. Bat. (Gleiwiß) 22. Low. Rgis. ernannt 244 Major zum Lebt als Gen.-Lt. 16 3.39 30. Nolte von Ludwig 39 Kombr. 2. Bat. a. D. zuHerms(Pr. Holland) dorf in Schlesien. 4. Low. Rgts. ernannt 30. 3.39 Als Rapit. in das Todt. 245 Pr.st. Auguft Rothe 30. Inf. Rgt. versezt 30. 6. 61. 12. 8.39 Als Obrstlt. mit 246 Major Wilhelm Kollmann der gesetzl. Pension verabsch. Leberecht Anschüß Kapit. 247 8.11.39 Mit der gefeßlich. im Nov. 1851. Pens. verabsch. 248 Obrhlt. Bonaventura von Brederlow 30. 3.40 Als Oberst zum 2. Blieb bis 3. 9. 4. Rommer. von 44 dem Regim. aggregirt, todt. Posen ernannt 249 30. 3.40 A. Maj.z. Komdr. Todt. Kapit. Wilhelm von Schon 1. Bat. (Bartenstein) 4. Low. Rgts. ernannt 230 231

Major Friedrich Hagemann Ser. Lt. Adolph von Berg 2.

Nummer .

XXXVIII

Gharge.

250

ec.-Lt.

Vor- und Zunamen.

Johann Netuszewski

251

‫מ‬

Joseph von Frankenberg

252

"

Eduard von Wagenhoff

253 254

Rapit.

255

n

256

Wilhelm Massow Karl von Belsen

Franz Albert von Korßfleisch

Johann Wunderfiß

257 258

Sec.St. 99

Moritz von Löwenfels Louis Baron von Brückmann

259

Major

Hyronimus von Kern

260 Kapit. 261 262 Sec.-Et. 263 Oberft u. Komdr. 264 Sec. Lt, 265 Kapit. 266 267

" S.Ct.

268 269 270

Sptm. Sec.-Lt.

271

Hptm.

272 S.-L. u. Rf.

273

Sec. Lt.

274 Obrtlt.

275

Hptm.

276

99

Karl von der Leeden Eduard Biener • Karl Massow

Datum Des Ort b. Abgangs. Abgang.

Bemerkungen.

29. 3.40 Starb zu Posen an der Lungenschwindsucht 6. 4.40 Mit der gesetzl. Pens. verabsch. Gegenwärtig in dito. 25. 6.40 Owinst. 9. 1.41 Toct. bito. 17. 1.41 AmLungenschlage gestorben 28. 3.41 Als Major zum Gegenw. General Komor. 3. Bat. a. D. (Tilsit) 1. Low. Ngts. ernannt. 28. 3.41 Als Major zum Lebt zu Frankfurt Komdr. 1. Bat. a/D. (Frankfurt) 8. Landw. Ngts. ernannt 8. 4.41 Entlassen 12. 8.41 Dit d. Character Lebt in Ungarn. als Pr. Lt. verabschiedet 29. 3.42 Mit der gefeßl. 5. 3. 54. Pensionz . Disposition gest. dito. 29. 3.42 4.1.57. 31. 3.42 Um Schlgfl. gest. 6. 5.42 Als Pr.-Lt. pens. Todt.

15. 12. 58. 31.12.42 M. Pns.3.Dep.jst. 23. 2.43 3ns 11. Rgt. vers. Todt. 11. 3.43 Mit d. Charakter Lebt in Berlin. als Major zur Disposit. gest. Karl von Blonski 22. 3.43 3um 3.J. - N.vers. Todt. Friedr. Neduszewski 6. 6.43 An der Lungenschwinds. gest Adolph von Borke 11.11.43it Pensveratsch. Lebt in Berlin. dito. 14. 1.44 August von Kozierowski Adolph Bobel Gegenw. in Ame1. 1.44 Ausgeschieden rifa. Ferdinand Hardt 30. 3.44 3um Major und Lebt als Maj . a. D. Komdr. 3. Bat. in Frankf. a./D. (Landsberg) 8. Low.-N. ernt. 9. 4.44 Die nachgef::chte Wilhelm Dockhorn Entlass. bewi. cito. Adolph von Grāvewiß Lebt auf Tlucom 7. 5.44 bei Wiffet. Rudolph Freiherr v . Kittliß 8. 3.45 Als Oberst z . Allb. 29. 9. 1849. Disposit. gestt. 22. 3.45 3um Major und Todt. Heinrich von Bialke Romer. 1. Bat. (Lissa) 19. LwRgts. ernannt 22. 3.45 3um 30. J.-R. Gegenw . Gen. Lt Heinrich von Plonski und Kommanversezt deur der 12. Di. vision. Ignaß von Szw y ko w s ki Adolph Baron von Keller Gustav von Schlichting ,

Numme . r

XXXIX

Charge.

3

277 278

Bor- und Zunamen.

Julius Walther von Cronegk.

Cec.-ft. Karl von Heugel

279

"

280 281

Pr.-Lt. "

Johann Rehbein Eduard von Suchodolski

282

Sec.-ft.

Leopold Przyluski

283

Major

Michael Schreiner

Julius Hoffmann

284 Oberst u. R.Kmdr. Meinhard von Ising 285 Oberst u. Bat.dr. Fried. Wilhelm von Zülow 286

Hytm.

Ferdinand de l'Olme

287

Pr.-Lt.

Ludwig Lickelmann

288

Etc. St.

Alphons von Salvigni

289

Major

udwig Bellmann

290

Eer.Lt.

Wilhelm von Münchow

291

"

66

Hermann von Herzberg

292

"

Johann von Maßkewicz

293

"

Wilh. Theod. von Maßkewicz

294 295

" "

Ignaß von Saenger Wilhelm von Koppy 11

296

"

Franz von Frankenberg

297 Oberst u. Komdr. Ullrich Freiherr v. d. Horst 298

Optm.

299

St. Obrstlt.

300

Major Spımı.

201

Major

Datum des Ort d. Abgangs. Abgang.

Bemerkungen.

2. 5.45 Den erbet. Absch. 6. 3. 60. erhalten 26. 6.45 Mit d. Charakter Todt. als Prem.-Lt. verabschiedet 15. 7.45 Verabschiedet mit |Todt. Pension 9. 9.45 Starb 9.10.45 Mit d. Charakter Gegenw . Landrath als Hauptmann in Wreschen. verabschiedet 23.12.45 ls Prem . Lieut. Lebt in Poln-Liſſa. verabschiedet 27. 2. 59. 8. 1.46 Als Oberstlieuten. verabschiedet

5. 3.46 Mit d. Charakter als Gen. Maj verabschiedet

27. 7. 61.

Charakter Lebt in Breslau. 5. 3.46 Mit als Oberst verabschietet. 5. 3.46 Mit d. Charakter Lebt in Frankfurt als Major zur a./D. Disposit. gestt 24.34. 618 Hptm. in d. Wohnt in Posen. 11. J.-N. verf. 16. 6.46 Als Prem . -Lieut. verabschiedet 16. 7.43 als Oberst verab= schiebet 12. 5.46 als Prem.Lieut. verabschiedet 10. 5. 62 als 15. 8.46 entlaffen Oberst im Unionsheer in Nordamerika. aus dem Dienste entlaffen 14. 9.46 aus dem Offizier ftande entfernt dito. 21. 5.46 in's 3. Inf. Reg. Gutsbef. auf Nieder -Krain bei verseßt Strehen. 16. 2.47 in's 11. Inf.-Rgt.| verseßt

6. 5.47 zur Dispofition Lebt in Charlottengestellt burg. 10. 8.47 mir enfion verim Sept. 1851. abschiedet 14. 5. 60. Franz Schreiner 10. 8.47 entlaffen Albert Koch 7. 7. 61 . 8. 3.47 als b. 3 Disp. geftelt Adelph von Kosciels fi-Blasfi 3. 3.483 . Diep. gestellt wohnt in Berlin. Eduard Baron Zollner von Brandt 3. 3 48 als Major zur Wohnt in Sonnenburg. Disp. gestellt Wilhelm Krohn 6. 1.48 als Ob. verabsch. ✯ 5. 6. 60.

Ignaß von Bonkowski

Numm er .

XXXX

Charge.

Bor- und Zunamen.

304 305 306

Pr.-t. Hptm . Sec -Lt.

Anton Kotkowski Gruft von Mey Oskar von Kern

307

Major

Heinrich von Gellhorn

308

Spim.

Eugen Wildegans

309

Sec.-Lt.

Fridolin von 3ychlinsti

310 Sptm . Eduard Knorr 311 Rgts -Arzt Heinrich Dr. Ez 312

Etc.-ft.

Richard von Koppy

313 314

Taffilo von Kolezinski Karl Heinrich von Helldorf Oberst u. 315 Romdr. Glias Blumenthal 316

Major

817

Julius Schmidt Heinrich von Winning

318 Bat. Arst Christoph Pick Gustav Beyer 319 Pr.-Lt.

H

Emil von Grumbkow Eduard von Gabain Karl von Drygalski

323

"

Karl von Wedelstädt

324

3

Ernst Simon

325

"9

Louis Staroft

320 321 322

ec..Lt.

326 327

Hptm . Ferdinand Tickelmann Cec.t. Karl Zobel

328

Major

329

19

Julius von Hartwig

330

"

Friedr. Wilhelm von Brodowski

Otto von Liebermann

Datum des Ort d. Abgangs. Abgang.

Bemerkungen.

im Mai 1851. 5. 2.48 als pt. verabsch. 11. 3.48 sur Disp. gestellt 21. 8. 54. 30. 4.48 bei Miloslaw ge= blieben 23.12.483 . Romb. 3. Bat. Wohnt in Silber32. Edw.-Rgts. berg. ernannt 8. 3.49 als Major verab- Wohnt in Kanth. schiedet 10. 5.49 3. 2. (Leib) Hus.- Lebt als Rittm . a. D. in Guhrau Rat. versezt 11. 5.49 a. Schlagfluß gest. 2. 6.49 . 7. Hus.-Rgt. Gegenw.in Bonn. verseßt 21.11.48 . 6. Jäger-Bat. Ist Landr. im Kreise verseßt Falkenberg. 7. 7.48 gestorben 4.12.48 gestorben 25. 5. 59. 9. 8.49 a . Gen.-Maj. mit Pens. verabsch. 9. 8.49 als Oberstl. mit Wohnt in KönigsPens. verabsch. berg . P. 19. 1.503 . Amb . d. 2. Bat. Lebt als Generlt. a. (Halle) 27.Edw. D. i. Altenburg. Ngts. ernannt 5. 7. 57. 26. 2.50 verabschiedet 15. 9.49 a . Spt. in d.großen . 3. Oberst und Generalfb.verf. Kommandeur d. 1.Thüring.-Inf.Rgts, Nr. 31. Todt. 17. 5.50 Verabschiedet. 17. 5.50 Todt. dito. 16. 7.50 WitPens.verabsch. Gegenw. Director der Haus-Boigtei zu Berlin. 1. 8.50 Ans d. Offizier- Todt. stande entfernt 3. 950 Ins37.J. -R.vers. Steht im Hohen. zollerischen Füfelier - Regiment Nr. 40. 1.10.50 3n813.J.- R.vers. Gehört dem TrainBat. 4. ArmeeCorps an. 10.10.50 Mit Pens.verabsch Lebt in Posen. 10.10.50 dito. Stand seit dem 1. 2. 13 im Füs. Bat.; ist Auc tions-Kommissarius zu Posen. 17.10.50 3um Romdr. des Lebt als Oberst a. 2. B. 27. dm.- D. zu Krotoszyn Rgts. ernannt 28.12.50 Als Major und Lebt in Coblenz. Rombr. d.2. B. (Paderborn )15. Low.-R. ernt. 8. 5.51 MitPuf. verabsch. Lebt in Wittenberg.

. Nummer

XXXXI

Charge.

331 332 333 334

Sec.-Lt.

Pr. Lt.

Vor- und Zunamen.

Leonhard von Ekrbensky Baldemar von Drygalski

Adolph Cador Gustav Zobel Odoardo von Gottberg

335

Hptm. Eduard von Stwolinski 336 ect.Friedrich von Varchmin 337 338 Pr.-Lt. à la suiteb.Rgt. Adolph Goßlich 339 ag. Pr.-Lt. Karl von Heinz 340

Sptm .

341

Sec. Lt.

Ferdinand von Müller

Louis Bordk

342 Bat.-Arzt Lebegott Schillinger 343

Major

Alexander von Bork

344

Cec.lt.

Oskar von Lippe

345 346

347 348 349

Gustav von Tschoppe Pr.-Lt. à la suite Karl von Avemann

Sec.st. n "

350 " 351 Major 352 Hytm . 353 Sec.-Lt. 354 Pr.-Lt. 355 n 356 Sec.-Lt. 357 ท 358 359 Obrtlt.

Theodor Jord Ferdinand von Münchow Arthur Campe Oskar von Lieberstein Wilhelm Bober Florens Rivinus Karl Baron von Steinåder Alphons von Wegnern Hugo von Orlich Julius von Blomberg Herrmann Glietsch Vincent von Wilfonski Albert Parmes

360 Syim. Alexander von Angern 361 Oberst u.! Rombr. Otto Scherbennig

Datum des Ort b. Abgangs. Abgang.

Bemerkungen.

4. 1.15 Besterben 11. 2.51 Als Prem.-Lieut. Lebt in Marienwerder. verabschiedet Wohnt in Breslan. 12. 4.51 Entlaffen 13. 5.51 Mit Pns.verabsch. Gegenw. PolizeiHauptmann zu Berlin. 13. 5.51 18 Hauptmann Todt. verabschiedet 26. 5.51 Am Schigfl . gest. Lebt in Mainbach. 11. 9.51 Verabschiedet 9.10.51 Beim 17. Jnf.-N. einrangirt 15.10.51 3um pers. Adjut. Gegenw. Hofmar. Sr. K. Hoh. d. schall. Kronprinz. ernt. 19. 10, 55. 23.10.51 3um Major und Komdr. des 2. Bat. (Treuens brigen) 20. Em.Rgis. ernannt 15.11.51 Als Prem.-Lieut. verabschiedet 22.11.52 Als Stabsarzt in Torgau versett 23. 3.52 3n d. 10. J.-R. Wohnt als Gener. a. D. in Frank . versezt a./D. 22. 4.52 Aus dem Dienst entlassen. dito. 22. 4.52

1. 6.52 Als Hptm. v. d. Gegenw. Oberst u. Armee z. Mitgl. Kommand. d. 3. d. Gew. Rev.Thüring. -Inf.Kommission zu Ngts. Nr. 71. Potsdam ernt. In Amerika. 1. 1.53 Verabschiedet 28. 1.53 Gestorben 21. 4.53 Aus dem Dienste entlassen dito. 21. 4.53 Lebt in Wohlau. 7. 5.53 Mit Pns.verabsch. dito. Dito in Berlin. 7.5.52 10. 5.52 3n832.J.- R.vers. 17. 8.53 Mit Pns.verabsch. Ging nachAmerika. 26. 9. 51. 18.10.53 Verabschiedet 5.11.53 Entleibt 1. 4.54 Gest. an Brustkr. 8. 4.54 Enilaffen 15. 12. 59. als 4. 5.54 3um Romdr. res 22. J.-N. ernt. General.-Major a. D. 6. 7.54 Mit Pns.verabsch. Lebt in Stralsund 13. 7.54 3um Gen.-Maj. u. Komdr. der 23. Inf.-Brig. ernannt

27. 2. 59 als General - Major 8. D.

Nummer .

XXXXII

Charge.

Vor- und Zunamen.

Datum bes Ort b. Abgangs. Abgang.

362 363

Eec.-Lt. "

Conrad von Eisenhardt Herrmann von Engelmann

6. 7.54 Entlassen 12.12.54 Verabschiedet

364

Pr.-Lt.

Karl von Schöning

20. 1.55

365

Sec.-Lt.

Mar von Aigner

16. 7.55

366 367

Hptm.

Karl Woytasch Wilhelm von Michaelis

27. 7.55 10. 5.55

tabs- und Pat -Arzt Dr. Gebhard Riensch 369 Eec.-Lt. Wilhelm von Pri.twiß

Temerkungen.

Ist in Rußland. Jest Gutsbes bei Steinau. Jn d. Kaiser Frz. Gegenw . Major i. Gren.-R. vers. 4. Niederschles. Infantr.- Negt. Nr. 51. Soll nach Afrika Berabschiedet gegangen sein. Entlassen 3um Major und 3. 3. Oberstlicut. Komor. des 1. a. D. zu Poſen Bat. 7.Edm.-N. ernannt

368

8. 9.55 Verabschiedet 15.11.55 Als Pr.-Lt. in d Kad.-C. einrg. 370 Hptm. Friedr. v. Heydebrand und der Lasa 6. 7.56 AlsMaj. verabsch. Wohntin Breslau. 19. 7.56 dito. 371 Albrecht von Karlowiz Dito in Echweid" nig. 372 Eec.-Lt. Constantin von Boyen 19. 7.56 Ats Prem.-Lieut. Gegenw. Gutsbes. verabschiedet bei Kröben. 373 Ernst von Blomberg 26. 7.56 3ns 3. J.-R. vers. 374 Major Ludwig von Blomberg 16. 8.56 MitPens.verabsch. Wehnt in Stargard. 4.57 21. Colomb von Peter dito. Wohnt in Breslau. 375 Sptm. 376 Eec.-Lt. Richard Guterian 21. 4.57 Verabschiedet Gegenw. Premiers Lieut. im 1. Niederschles. Inf.Ngt. Nr. 46. 377 Fr.-Lt. Hugo Pauke 14. 4.57 18 ptm. in d. verf. J.-R. 26. 378 Hptm . 16. 5.57 Als Major in d.wohnt in HüschOtto von Schlichting 30. J. R. vers. berg. Oberst u. 379 Romdr. Eduard von Müller 16. 5.57 3um Komdr. der Wohnt als Gener. 17. Inf.-Brig. a. D. in Etralernannt fund. 21. 6.57 Mit Pension ver- Lebt in Schön380 Hptm. Eugen von Schmude abschiedet. herrnhausen bei Posen. 381 Obrtlt. Wilhelm von Nazmer 19. 9.57 Als Oberst pensio- Wöhnt in Cöslin . nirt. 7.10.57 An der Lungenec.lt. Georg Blumenthal 382 entzündung ge. storben. 383 17.11.57 Verabschiedet. " Julius Hagsjühl Gegenw. Oberförster in Limburg. 15.12.57 Mit Pension ver- Lebt in Breslau. 384 Major Friedr. Varon von Bönigk abschiedet. 385 Sec.-ft. Karl von Blomberg 18. 4.58 Entleibt. 386 Oberst u. Komdr. Konft. von Voigts - Rhets 3. 6.58 Als Gener. -Ma- Gegenw. Generaljor zum Kom. Lt. und Kommandeur d. 9. mandeur der 7. Inf.-Brgd. ern. Division. 387 Obrtlt. Albert von Schrabisch 3. 6.58 3um Komdr. d.3. 3. Kommt. d. 39. Inf.-Rgts. 30. Inf. - Brigate ernannt.

. Nummer

XXXXIII

Charge.

Vor- und Zunamen.

Datum des Ort d. Abgangs. Abgang.

Theodor von Beern

Bemerkungen.

Hptm.

£

8. 6.58 Als Major zum 19. 7. 60. Kombr. des 3. Bat. (Münsterberg) 11. Low. Ngts. ernannt 389 Heinrich von Wedell 8. 7.56 Als Major zum Gegenw. Oberstl. 99 Romdr. des 2. im HohenzollernBat. (Brühl) schen Füsel.-Ngt. 28. Lom. · Ngts . Nr. 40. ernannt 8. 7.58 Verabschiedet 3.3. Tht.-J.-Ra. 390 Pr.Lt. Egbert von Schorlemmer Nr. 71. w. i. Oft. dito. 7.9.58 391 Sec.-Lt. Gustav Mette 7. 9.58 A. d. Dienste entl. 392 Ernst Walther ,, 9. 9.58 Als Prem.-Lieut. Wohnt auf Rau393 Ernst Freiherr von Reibniz "" den Krs. Leobverabschiedet schüß. 9. 9.58 Verabschiedet 394 Marimilian Schmidt 395 Hptm. Louis von Wilamowit 18. 9.58 Als Major zum Wohnt in BresKombr. 2. Bat. lau_als Major (Gr. Streblig) a. D. 23. Low .- Rgts . ernannt 12. 2.59 Mit Pus.verabsch. Wohnt in Görlig. 396 Obrtlt. Bernhard von Bornstädt 12. 4.59 Als Major pens. Wohnt in Oppeln. Herrmann von Herrmann 397 Sptm. 19. 5.59 Als Major zum Gegenwärt. Kom398 Karl Scheffler Komor. 1. Bat. mandeur des 1. (Stettin ) 2. Jäger-Batail. Low.-R. ernt. 31. 5.59 Als Pr. Lt. in d. Jezt Hauptmann 399 Sec.-Lt. Friedrich Block 23. J.-R. vers. à la suite des Kadettencorps. 20. 9.593um Komdr. des Major im 4. Nie400 Major Herrmann von Könßki 3. Bat. (Mün derschles. Inf.sterberg ) 11. Ngt. Ldw.-R. ernt. 20. 9.59 MitPns.verabsch. Wohnt in Leigkau 401 Pr.-Lt. Otto von Münchhausen bei Magdeburg. 22. 9.59 Verabschiedet 402 Stabs -Arzt Guftav Gebhardt 3. 5.50 3um Brigadier 8.) 403 Obrtlt. Theodor von Plöß Gensd . Brig. ernannt 404 Hptm. 19. 6.60 Als Major zur Gegenw. in GroßRobert Schneider Disposit. gest. Strehlih. Georg v. Ferentheil u . Gruppenberg 1. 7.60 Als Major in d. 405 "9 3. Oberschles. J.-R. Nr. 62 versezt 1. 7.60 Als Major in d. 406 Cyrus von Schmeling 29 8. Ostpr. Reg. Nr. 45 verseht 407 3. 4. Pos. J.-R. Alexander von Köller "" "" Nr. 59 versezt. "" dito. Verabschiedet. 408 "" Albert von Kameke "" dito. 409 "" Wilhelm Kollmann dito. 410 Adalbert von Hanstein dito. 411 27 Bertram von Rappard dito. 412 99 Rudolph von Langenthal Verabschiedet. dito. 413 Karl von der Leeden ,, 388

R R R R

Numm er .

XXXXIV

Charge.

Vor- und Zunamen.

414

Hptm.

Karl Burchardt

415 416 417

Pr.Lt. "9

Ottokar Gellert Julius von Mackrodt Robert Halm

418 419 420

222

Theodor Kelz Otto von Dobschüß Georg von Normann

421 99 422 Sec.-Et. 423 "" 424 "" 425 "" 426 427 29 428 439 "7 430 431 432 433 434 435 "9 436 "9 437 27 438 449 440 441 27 442 " 443 Major

Hans von Schönberg Hugo Niesar Otto von der Wense Ferdinand Fichtner Adalbert von Uthmann I Karl Süren Philipp Grottle Alexander Jänsch Ludwig Hardt Eugen Thiel Richard von der Leeden Reinhold Scheerbarth Gustav von Wohna Franz Steinmann Arthur von Scheve Hugo von Bothmar Kaspar Plätschke Friedrich Linke Adolph von Beffer Richard von Schmackowski Arthur von Wangenheim Karl Heinze Alerander von Woedtfe

445 446 447 448 459 450 451

99 Hptm. "9 Pr.-Lt. ‫وو‬ Sec.-Lt. Hptm.

Louis Huguenel Karl Haak Mar von Kleist Hans von Werder I Emil von Fritsche Alfred Himpe Rudolph von Bialke

=

452 Stabs- Arzt Kuno Dr. Wollenhaupt

F F F

Wilhelm Engels

F

Sec.-Lt.

458

Oberft

Otto von Gansauge

454 455

Hptm. Obert

Amondeus von Vietinghoff F. Trütschler v. Falkenstein

456 Obrtlt . Emil von Herrmann 457 Sec. Lt. Johann Thiel

Bemerkungen.

1. 7.60 3um 4. Posensch. J.-R. Nr. 59 versezt dito. "I dito. "9 Wurde am 14. 10. dito. "" 62 in das Reg. zurückverseßt. dito. " dito. 99 Wurde am 23. 2. dito. 97 61 in das Rgt. zurück versezt. dito. " dito. 99 dito. "" dito. "" dito. "9 20. 7. 60. dito. " bito. "9 dito. " dito. "" dito. dito. "" dito. "" dito. " dito. "" dito. " dito. 99 dito. "" dito. "9 dito. 12. 7.60 dito. dito. " " Des Dienst. entl. 99 Der erbetene Ab- Wohnt in Dresden . schied bewilligt Zum 4.Pos.J.-R. Nr. 59 versezt dito. 29 dito. dito. "" dito. "" dito. "" dito. Am Nervenschlage gestorben AlsOb. -Stbsarzt 3. Schles.Ulan. Rgt. Nr.2 vers. "" Zum Gen.-Maj . 3. 3. Kommand. d. Armee befro. d. 31. Inf.Brigade . An Darmkolik gst. 99 Der erbetene Ab- Lebt in Breslau. " schied bewilligt dito. Wht. in Fraustadt. Zum Schles.Inf." Regmt. Nr. 38 verseßt 123

444

Datum des Ort d. Abgangs . Abgang.

Nummer .

XXXXV

Charge.

Datum Ort d. Abgangs . Des Abgang .

Vor- und Zunamen.

16. 9.62 3um 2.Niederschl. ] If.-Rgt. Nr.47 verseßt 15. 1.63 3um 3.Pos.J -R. Nr. 58 verseht Desertirt Geporte dem Regiment nur we nige Tage an. 12. 4.63 Jm Duell getödtet

458 Stbs.-Arzt Robert Dr. Seydeler

459

Sec. Lt.

460

"

461

Pr.-Lt.

Bemerkungen.

Ludwig Keßler Alfred von Hartung

Herrmann von Schmackowski

*

XXXXVI

Beilage VIII .

Fifte

der Regiments - Kommandeure. Juli 1813 - Mai 1816. 1. von Schutter, Mai 1816 ― März 1830. 2. von Zglinigki, März 1830 - Juni 1831. 3. von Valentini, Juni 1831 4. von Grabowski, März 1838.

5. von Szwykowski, 6. von Ising,

März 1838 Januar 1843

7. Freiherr von Horst, März 1846 Mai 1847 8. Blumenthal, August 1849 9. Scherbening, Juli 1854 10. von Müller, 11. von Voigts-Rhez, Juni 1857 -Juni 1858 --12. von Gansauge,

13. von Glaſenapp,

Dezember 1842. März 1846. Mai 1847.

August 1849. Juli 1854. Juli 1857. Juni 1858. October 1861 . seit October 1861 .

Die Kommandeure des 1. Bataillons. Mai 1813 . Januar. 1813 von Funk, Mai 1813 - Dezember 1813 . von Winning, von Diebitsch, Dezember 1813 Dezember 1814. Dezember 1814 von Courbiére, Dezember 1830. Prüschenk v. Lindenhofen, Dezember 1830 - März 1834. 6. von Brederlow, März 1834 März 1840. 7. von Zülow, März 1840 März 1846. Januar 1848 . 8. von Krohn, März 1846 Januar 1850. 9. von Winning, März 1848 Januar 1850 - September 1857. 10. von Nazmer. 11. von Bonigt, Dezember 1857. September 1857 12. von Herrmann, Mai 1860. Dezember 1857 Mai 1860- November 1860. 13. von Woedtke. 14. von Albedyl, seit Dezember 1860. 1. 2. 3. 4. 5.

Die Kommandeure des 2. Bataillons . 1. von Steinäcker trat das Kommando_nicht an. 2. von Stengel, März 1813 Juni 1816. (vom Bünau intermistisch 1815.) 3. von Borke, Juni 1816 März 1823. 4. Fürst Wilh. Radziwill März 1823 März 1831. 5. von Görschen, September 1831 . März 1831 6. von Schachtmeyer, September 1831 bravanje Januar 1837.

XXXXVII

7. Schreiner, 8. von Kern, 9. von Kittlig, 10. Koch, 11. von Brodowski, 12. von Trütschler, 13. von Bornstedt, 14. von Malachowski, 15. Hantelmann,

Januar 1837- August 1839. August 1839 - März 1842. März 1845. März 1842 März 1845 März 1848. Mai 1851 . März 1848 — Mai 1851 - Juni 1858. Juni 1858 Februar 1859. Februar 1859 September 1862. seit September 1862.

Die Kommandeure des Füſelier-Bataillons. 1. von Herrmann trat das Kommando nicht an. Juli 1813. 2. von Hüttel, März 1813 Juli 1814. 3. von Wienskowski, August 1813 Juni 1825. 4. von Schouler, August 1814 Juni 1825 März 1837. 5. Hagemann, 6. Kollmann, März 1837- August 1839. August 1839 - Januar 1846. 7. Schreiner, 8. Wellmann, Januar 1846 - Juli 1846 . Juli 1846- August 1849. 9. Schmidt, 10. von Bork, März 1852. August 1849 11. Harmes, März 1852 -- Mai 1854. Mai 1854 Juni 1858. 12. von Schrabiſch, Mai 1860. Juni 1858 13. von Plök, Mai 1860 14. von Herrmann, September 1862. 15. von Malachowski, seit September 1862.

Verzeichniß der den Sinn entstellenden Druckfehler. Seite 52 Zeile 5 v. o. lies „Halbrechts“ anstatt „Halbwegs “. 99 68 99 11 v. u. " „34 Procent" anstatt „, 683 Procent“. 99 91 99 20 v. o. "9 „Vermißt: Unteroff." anstatt „Vermißt : 11 Unteroff." 99 101 "" 3 v. u. 99 „10 Unteroff." anstatt „20“. " 139 "" 6 v. o. "9 "am 27. Dezember 1808" anstatt „ am 27". " 148 "9 8 v. u. " "Herzogenrath" anstatt 99Herzogenroth". 99 149 19 6 v. o 99 „Onoy" anstatt „ Duoy“. 99 149 99 6 v. o. n „Vanfersée“ anstatt „Vauferſée“. "9 207 99 21 v. D. 39 „2. Bataillon“ anstatt „2. Füſelier-Bataillon“. 4 v. D. " „mit der 5. und 6. “ anstatt „mit der 3. und 6." " 267 " 323 "2 17 9. 0. ንን „4. Posens. Inf.- Ngt. “ anstatt „ 1. Poſenſ. Inf. - Rgt.“

Luremburg. - Buchdruckerei von Peter Brück.