20 Jahre Wirtschaftspolitik der Sed [Reprint 2021 ed.] 9783112537640, 9783112537633


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20 Jahre Wirtschaftspolitik der Sed [Reprint 2021 ed.]
 9783112537640, 9783112537633

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D E U T S C H E A K A D E M I E D E R W I S S E N S C H A F T E N ZU B E R L I N VORTRÄGE UND SCHRIFTEN HEFT 101

FRED

OELSSNER

20 J A H R E WIRTSCHAFTSPOLITIK DER SED

AKADEMIE-VERLAG•BERLIN 1966

Vortrag gehalten auf der Veranstaltung des Instituts für Wirtschaftswissenschaften der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 22.4.1966 anläßlich des 20. Jahrestages der Gründung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, 108 Berlin, leipziger Straße 3—4 Copyright 1966 by Akademie-Verlag GmbH Lizenznummer: 202 • 100/274/66 Gesamtherstellung: IV/2/14 VEB Werkdruck, 445 Gräfenhainichen • 2708 Bestellnummer: 2003/101/66 • ES 5 B 3 Preis: 1,90

Verehrte Anwesende! Liebe Freunde! Zwanzig Jahre Wirtschaftspolitik der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands - die ihren Anfang in der tiefsten Katastrophe des deutschen Volkes nach der totalen Niederlage des Hitlerregimes nahm - , das sind zwanzig Jahre erfolgreicher Arbeit zur Entwicklung und sozialen Umgestaltung der Volkswirtschaft in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone und der heutigen Deutschen Demokratischen Republik. Als Resultat dieser zwanzigjährigen Führungstätigkeit der Partei können wir heute aufweisen: 1. Die Überwindung der ungeheuren Nachkriegsnot, die Entwicklung unserer Republik zu einem der zehn führenden Industriestaaten der Welt mit einer entwickelten landwirtschaftlichen Großproduktion und einem kulturellen Hochstand. Wenn wir die industrielle Bruttoproduktion 1936 mit 100 ansetzen, war sie 1946 auf einen Tiefstand von 42 gesunken und war 1965 auf 428 gestiegen. 1 2. Die grundlegende Umgestaltung der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse im Sinne der sozialistischen Entwicklung. Der Anteil der verschiedenen Einkommensformen am Aufkommen des gesellschaftlichen Gesamtproduktes betrug im Jahre 1964: sozialistisch 86,5%, halbstaatlich 6,5%, privat 7,0 %. 2 3. Die theoretische und praktische Ausarbeitung und Anwendung eines auf den Grundlagen des Marxismus-Leninismus beruhenden Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft, das der errungenen Stufe des umfassenden Aufbaus des Sozialismus entspricht. Man muß diese wahrhaft historischen Erfolge an den Anfang der Betrachtung stellen, wenn man den Leistungen der Partei auf wirtschaftspolitischem Gebiete gerecht werden will. Nur aus der ständigen, konsequenten Anwendung der marxistisch-leninistischen Wissenschaft in der wirtschaftlichen Theorie und Praxis sind diese Erfolge zu verstehen. Im Zusammenhang mit der Einführung des neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung hat sich eine Diskussion entwickelt, in der von einigen Ökonomen zwei Modelle einer möglichen Leitung der sozialistischen

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Wirtschaft gegenübergestellt wurden, deren alternative Komponenten vereinfacht dargestellt lauten: zentralistisch oder dezentralistisch, administrative oder ökonomische Methoden, straffe zentrale Planung oder Marktmechanismus. Ich halte diese Modellkonstruktionen für lebensfremd und für ungeeignet, den geschichtlichen Prozeß oder die in jeder geschichtlichen Etappe erforderlichen Maßnahmen zu erklären, weil ein Modell niemals alle Seiten des komplizierten Lebens erfassen kann, die der Wirtschaftspolitiker stets in sein Kalkül einbeziehen muß, und vor allem weil die Alternative der beiden Modelle in keiner Weise stimmt, denn beiden Modellen - wenn man schon partout von Modellen sprechen will - sind beide Komponenten eigen. Wenn wir den Boden des Marxismus nicht verlassen wollen, müssen wir auch an das Problem der Planung und Leitung der Volkswirtschaft vom historischen Standpunkt herangehen, denn sie vollzieht sich nicht im luftleeren Raum. Und sie vollzieht sich - gerade in der Übergangsperiode, die wir in den letzten 20 Jahren auch durchlaufen haben - im konkreten Klassenkampf. Die zwanzigjährige Geschichte der wirtschaftlichen Tätigkeit unserer Partei lehrt, daß die Partei von Anfang an bemüht war, ökonomische Methoden der Wirtschaftsführung auszuarbeiten und anzuwenden. Wenn auf dem VI. Parteitag der Übergang zum neuen ökonomischen System der Planung und Leitung verkündet werden konnte, so weil einmal infolge der Errichtung der Grundlagen des Sozialismus und des gewachsenen gesellschaftlichen Reichtums die Notwendigkeit des Übergangs zu effektiveren Methoden der Planung und Leitung der Wirtschaft herangereift war; zum anderen die Grundelemente des neuen ökonomischen Systems in zwanzigjähriger schöpferischer Anwendung des Marxismus-Leninismus entwickelt worden waren. Wollen wir die Genesis behandeln, dann müssen wir uns vor Augen halten, welchen Ausgangspunkt die Partei vor mehr als zwanzig Jahren vorfand. Sie hatte kein fertiges Modell, kein Schema, und konnte keins haben. Das heißt nicht, daß sie unvorbereitet an die Aufgabe herangehen mußte. Sie hatte damals, als einzige Partei in Deutschland, in Gestalt der marxistisch-leninistischen Wissenschaft die Kenntnis von den Grundgesetzen der gesellschaftlichen Entwicklung, und sie besaß die Erfahrungen der Sowjetunion, besonders mit der Einführung der „NÖP", der neuen ökonomischen Politik, die von Lenin 1921 inauguriert wurde und die auf der Ausnutzung der Marktbeziehungen bei der Errichtung der sozialistischen Gesellschaft beruhte. Mit diesem Rüstzeug konnte die Partei darangehen, in einer einmaligen, äußerst komplizierten geschichtlichen Situation ihre Wirtschaftspolitik zu entwickeln. Der Ausgangspunkt war die totale Niederlage des Hitlerfaschismus, der das deutsche Volk in die größte Katastrophe seiner Geschichte gestürzt hatte. Die deutsche Arbeiterklasse hatte nicht die Kraft aufzubringen vermocht, durch

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ihren Kampf entscheidend zur Beseitigung der Hitlerherrschaft beizutragen. Diese Aufgabe hatte die siegreiche Sowjetarmee mit ihren Verbündeten vollbracht. Es gab keine deutschen Staats- oder Verwaltungsorgane. Die ganze Macht lag nach der bedingungslosen Kapitulation in den Händen der Besatzungsmächte. Es war das Glück der im östlichen Teil des Landes wohnenden Deutschen, daß hier die Besatzungsmacht eine sozialistische Macht war. Der Krieg hatte unvorstellbare Zerstörungen hinterlassen. Wirtschaft und Verkehr waren zerstört oder gelähmt, Wohnungen lagen in Trümmern, der Hunger, den die Nazis durch Ausraubung anderer Völker vom deutschen Volke ferngehalten hatten, brach mit aller Wucht über das deutsche Volk herein. Die breitesten Massen waren von Verzweiflung befallen. Es ging buchstäblich um das nackte, physische Leben. Stand somit die Aufgabe im Vordergrund, die Wiederbelebung des Wirtschaftsorganismus zustande zu bringen, so mußte doch über die Tagesnöte hinaus die größere Aufgabe ins Auge gefaßt werden, aus dem verhängnisvollen Irrweg der deutschen Geschichte die Lehren zu ziehen und alles zu tun, um die Verderber des deutschen Volkes zu entmachten. In dieser Situation trat die Kommunistische Partei Deutschlands mit ihrem historischen Aufruf vom 11. Juni 1945 an die Öffentlichkeit. Entgegen den Erwartungen vieler Antifaschisten, die glaubten, man könne vom Hitlerfaschismus einen Sprung in den Sozialismus machen, lehnte der Aufruf es ausdrücklich ab, Deutschland das Sowjetsystem aufzuzwingen. Es stellte dagegen die Aufgabe, ein antifaschistisches, demokratisches Regime zu errichten. Der Aufruf formulierte zehn Gegenwartsaufgaben, die der Zerschlagung der Überreste des Hitlerregimes, der Sicherung der demokratischen Ordnung und dem Kampf gegen Hunger, Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit dienten. Daß es dabei nicht um den Aufbau des Sozialismus ging, zeigt die fünfte Forderung, die die Überschrift trug: „Schutz der Werktätigen gegen Unternehmerwillkür und unbotmäßige Ausbeutung." Im Mittelpunkt des Aufrufs aber stand jene Forderung, mit deren Erfüllung die Grundlage der Erneuerung Deutschlands geschaffen werden sollte: die Forderung der festen Einheit der demokratischen Kräfte. Schon in diesem Aufruf forderte die KPD die Schaffung eines Blocks der antifaschistischen demokratischen Parteien. Das Rückgrad dieses Blocks konnte nur die Einheit der Arbeiterparteien, der KPD und der SPD, sein. Nachdem der Zentralausschuß der SPD sich dem Aufruf der KPD angeschlossen hatte, standen die nächsten Monate vor allem im Zeichen des Kampfes um die Vereinigung der beiden Arbeiterparteien und darüber hinaus um das einheitliche Handeln aller antifaschistisch-demokratischen Kräfte. Es ist nicht Aufgabe dieses Vortrages, diesen Kampf darzustellen. Sie wissen, heute vor zwanzig Jahren wurde dieser Kampf siegreich

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beendet mit der organisatorischen Vereinigung der beiden Arbeiterparteien, mit der Bildung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Auf dem Vereinigungsparteitag wurde ein vorläufiges Programm beschlossen, die „Grundsätze und Ziele". Auch in ihnen standen die Gegenwartsforderungen im Vordergrund. Auch sie dienten der Ausrottung des Faschismus, der Sicherung der Demokratie und der Überwindung der Not. Übrigens sind von den 12 Gegenwartsforderungen von damals 11 restlos erfüllt, nur die 12. Forderung, die „Herstellung der Einheit Deutschlands als antifaschistische, parlamentarisch-demokratische Republik", konnte nicht erfüllt werden. Aber es gibt keine zweite Partei in Deutschland, die ihr damals aufgestelltes Minimalprogramm in einer historisch so kurzen Frist erfüllt hat. Die meisten Parteien in Westdeutschland haben, wie die CDU ihr Ahlener Programm, ihre damaligen programmatischen Erklärungen längst preisgegeben, nachdem diese ihren betrügerischen Zweck erfüllt hatten. Über die Gegenwartsforderungen hinaus proklamierten die „Grundsätze und Ziele" zugleich den Kampf um den Sozialismus. Es hieß darin: „Das Ziel der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands ist die Befreiung von jeder Ausbeutung und Unterdrückung, von Wirtschaftskrisen, Armut, Arbeitslosigkeit und imperialistischer Kriegsdrohung. Dieses "Ziel, die Lösung der nationalen und sozialen Lebensfragen unseres Volkes, kann nur durch den Sozialismus erreicht werden." Damit war die Richtlinie für die wirtschaftliche Tätigkeit der vereinigten Partei festgelegt. Zunächst galt es, eine antifaschistisch-demokratische Ordnung aufzubauen und zu gleicher Zeit die furchtbaren Folgen des Krieges zu überwinden. Dabei mußten gleichzeitig die Voraussetzungen für den späteren Übergang zum Sozialismus geschaffen werden. Der Anfang dieser Aufgaben war außerordentlich schwer. Es gab, wie ich schon sagte, keinerlei deutsche Verwaltungsorgane. Die antifaschistischen Parteien konnten die legale Tätigkeit erst im Juni 1945 wieder aufnehmen. Da die ganze Macht bei den Besatzungsbehörden lag, mußte das gesellschaftliche Leben durch Militärbefehle der Besatzungsmächte wieder in Gang gebracht werden. Im Vertrauen auf die antifaschistisch-demokratischen Kräfte wurden von der Sowjetischen Militäradministration schon frühzeitig deutsche Verwaltungsorgane berufen und zur Mitarbeit herangezogen. So wurden durch Befehl Nr. 17 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militärverwaltung und Oberbefehlshabers der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland, Marschall Shukow, am 27. Juli 1945 deutsche Zentralverwaltungen bei der Sowjetischen Militärverwaltung gebildet, die vor allem die Aufgabe hatten, die Wirtschaft zu entwickeln sowie das Verkehrs- und Nachrichtenwesen, die Gesundheitsfürsorge und die Volkserziehung wiederherzustellen. Schon vor-

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her waren Provinzial- und Landesverwaltungen für die Provinzen und Länder gebildet worden. Später wurde die Deutsche Wirtschaftskommission als oberstes deutsches Wirtschaftsorgan gebildet. Diese Periode der Militärbefehle dauerte etwa bis 1948/49. In diesen Jahren wurde sowohl die institutionelle als auch die praktische wirtschaftliche Entwicklung durch Befehle der Sowjetischen Militäradministration vollzogen, die dabei eng mit den deutschen Organen zusammenarbeitete und diesen sogar wichtige institutionelle Entscheidungen übertrug. Am 3. September 1945 erließ die Verwaltung der Provinz Sachsen eine Verordnung über die Bodenreform, der sich die anderen Provinzen und Länder bald anschlössen. Damit wurde jene gewaltige soziale Umwälzung auf dem Lande eingeleitet, durch die die reaktionärste Kaste der deutschen Geschichte, das Junkertum, ein für allemal enteignet und entmachtet wurde. Gleichzeitig erhielt durch die Bodenreform das Bündnis der Arbeiterklasse mit der werktätigen Bauernschaft eine feste Grundlage und wurde zur Voraussetzung für die spätere sozialistische Entwicklung der Landwirtschaft. Von entscheidender Bedeutung für die weitere Entwicklung war der Befehl Nr. 124 des Chefs der SMAD vom 30. Oktober 1945, der in Ausführung des Potsdamer Abkommens die Beschlagnahme einiger Eigentumskategorien (Sequester-Verfahren) verfügte. Darunter fielen das Vermögen, das früher dem Hitlerstaat gehört hatte, sowie das Eigentum von Naziführern und einflußreichen Anhängern des Naziregimes. Ferner wurde in demselben Befehl verfügt, herrenloses Gut in die provisorische Verwaltung der SMAD zu nehmen. Das war noch nicht die Bildung der volkseigenen Betriebe, aber es war der historische Ausgangspunkt, denn die Mehrzahl dieser Betriebe wurde dann den deutschen Organen, vor allem den Provinzial- und Landesbehörden, übergeben. Im Jahre 1947 wurde im Befehl Nr. 234 festgestellt, daß »die Banken, Betriebe der Konzerne, Trusts und anderer Monopole sowie Betriebe ehemaliger aktiver Faschisten und Militaristen dem Volke übereignet" wurden. Endgültig wurde diese Entwicklung im Jahre 1948 abgeschlossen, als durch Befehl Nr. 64 vom 17. April 1948 das Sequester-Verfahren beendet und die meisten Betriebe zu Volkseigentum erklärt wurden. Damals umfaßte der volkseigene Sektor der Industrie 8 % aller Betriebe, die an der Gesamtproduktion einen Anteil von 4 0 % hatten. Diese Relation zeigt schon, daß es vor allem Großbetriebe, besonders der Produktionsmittelindustrie, waren, die in Volkseigentum überführt wurden. Wenn diese ersten Jahre dadurch gekennzeichnet waren, daß das Wirtschaftsleben durch Militärbefehle in Gang gebracht und reguliert wurde, so heißt das keineswegs, daß die Partei in dieser Zeit abseits gestanden hätte. Im Gegenteil, sie war die führende, außerordentlich aktive Kraft, die die breiten

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Massen für die Durchführung der wirtschaftlichen Aufgaben mobilisierte. Eine so gewaltige Sache wie die Bodenreform hätte ohne den aktiven Kampf der Partei überhaupt nicht verwirklicht werden können. Die Durchführung der Bodenreform war ein harter Klassenkampf, die reaktionären Gegner der Reform suchten sich in den zugelassenen bürgerlichen Parteien legale Positionen für ihren Widerstand zu organisieren, und die Groggrundbesitzer selbst leiteten eine raffinierte Sabotage ein. In diesen Monaten hat die KPD und die schon zur Wirkung kommende Aktionseinheit der Arbeiterparteien eine wahrhaft historische Feuertaufe bestanden! Auch die Enteignung der Kriegsverbrecher und Monopole wurde bekanntlich durch einen Volksentscheid in Sachsen eingeleitet, durch eine breite Massenaktion, an deren Spitze die Partei stand. Wenn also formal die Macht eigentlich bis zur Gründung der Deutschen Demokratischen Republik im Oktober 1949 bei den sowjetischen Besatzungsbehörden lag, so gab doch die Übereinstimmung in den Zielen und das freundschaftliche Verhältnis zwischen der Partei und den von ihr geführten demokratischen Kräften die volle Möglichkeit der Entfaltung ihrer schöpferischen Tätigkeit. Vor allem konnte die entscheidende politische Aufgabe, die Gewinnung, Mobilisierung und Organisierung der werktätigen Massen, nur von der Partei und den mit ihr verbundenen Kräften gelöst werden. Wenn ich die erste Periode bis etwa 1948/49 als Periode der Militärbefehle bezeichnet habe, so darf das keineswegs so aufgefaßt werden, als ob in dieser Zeit die Wirtschaft nur mit Befehlen, d. h. rein administrativ geleitet worden wäre. Im Gegenteil, sowohl die Partei als auch die Sowjetische Militäradministration waren bemüht, die in den Befehlen aufgezeigten ökonomischen Ziele mit ökonomischen Mitteln anzustreben. Dafür einige Beispiele: Angesichts der damals katastrophalen Ernährungslage gab es nicht wenige Stimmen, die eine Zwangsbewirtschaftung in der Landwirtschaft vorschlugen, d. h. die Beschlagnahme aller Überschüsse an landwirtschaftlichen Produkten. Eingedenk der Erfahrungen des Kriegskommunismus und der Naturalsteuer in der Sowjetunion gab die Partei diesen Forderungen nicht nach, weil sie wußte, daß eine solche Politik nicht zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion führen kann, weil der Bauer kein Interesse daran hat, mehr zu erzeugen, damit ihm mehr weggenommen werden kann. Stattdessen führte die Partei die Politik des Ablieferungssolls (der Pflichtablieferung) und der „freien Spitzen" durch, die der Bauer frei verkaufen durfte. Gleichzeitig organisierte sie über die Genossenschaften den Austausch (d. h. den Handel) der freien Spitzen gegen Industrieerzeugnisse. Dies war eine Politik der Anwendung ökonomischer Hebel, der materiellen Interessiertheit der Bauern, um eine Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion zu erreichen.

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Ein noch drastischeres Beispiel gab es auf dem Gebiete des Handels selbst. In jenen Jahren der bittersten materiellen Not grassierten Schwarzhandel und Kompensationsgeschäfte. Natürlich führten Partei und Verwaltungen einen harten administrativen Kampf gegen Schwarzhändler und Spekulanten, mit Kontrollen und Strafen. Gleichzeitig wurden ökonomische Mittel eingesetzt, um den Schwarzhandel zu bekämpfen. Es wurden „freie Läden" gebildet, aus denen später die HO hervorging. In diesen Läden wurden rationierte Lebensmittel und industrielle Konsumgüter zu höheren Preisen frei, d. h. ohne Karten, verkauft. In der ersten Zeit wurde diese Maßnahme von vielen nicht verstanden und reichlich beschimpft. Aber allmählich gelang es mit dieser Maßnahme, die Preise auf dem schwarzen Markt zu drücken und schließlich den schwarzen Markt ganz zu beseitigen. Und an die Stelle der früheren Ablehnung trat das allgemeine Verlangen, mehr HO-Geschäfte einzurichten. Das war ein großer Erfolg der Anwendung ökonomischer Methoden in der Wirtschaftspolitik der Partei. Daß auch die Sowjetische Militärverwaltung in ihrer ökonomischen Politik nicht bloß administrative Methoden anwandte, zeigt der berühmte Befehl Nr. 234 des Marschalls Sokolowski vom 9. Oktober 1947. In diesem Befehl wurde festgestellt, daß, nachdem zahlreiche Betriebe dem Volke übereignet wurden, nun alles darauf ankommt, die Arbeitsproduktivität zu erhöhen und die Arbeitsdisziplin zu festigen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden ausschließlich ökonomische Hebel angewandt, die das materielle Interesse der Arbeiter an der Steigerung der Arbeitsproduktivität und der Festigung der Arbeitsdisziplin ausnützten.. Die angeordneten Mittel waren: Verbesserung des Arbeitsschutzes, verkürzte Arbeitszeit für Jugendliche, Einführung des Stück- und Akkordlohnes, bezahlter Urlaub, täglich eine warme Mahlzeit im Betrieb, bevorzugte Versorgung der Belegschaft mit Industriewaren, Verbesserung der ärztlichen Betreuung, Verbesserung der Wohnverhältnisse. Natürlich wurden diese Maßnahmen im Befehl angeordnet, d. h. administriert. Aber auch heute (und wohl immer) müssen wirtschaftspolitische Maßnahmen auf irgendeiner Ebene angeordnet, verfügt werden, weil sie der menschlichen Entscheidung unterliegen. Ich werde auf diese Frage noch zurückkommen. Das Wichtige am Befehl Nr. 234 war nicht, daß es ein Befehl war, der etwas anordnete, sondern daß es ökonomische Maßnahmen waren, die hier zur Erreichung ökonomischer Ziele eingesetzt wurden. Mit diesen Beispielen wollte ich zeigen - und ich werde weitere Beweise dafür anführen - , daß die Partei von Anfang an bemüht war, neben den unvermeidlichen administrativen Maßnahmen auch die ökonomischen Methoden der Wirtschaftsführung zu entwickeln.

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Das gilt auch für die heute so aktuelle Frage der Ausnutzung des Marktmechanismus. Es ist unsinnig, darüber zu streiten, ob wir einen Markt und Marktbeziehungen hatten und haben oder nicht. Die geschichtlichen Tatsachen beweisen doch unwiderlegbar, daß wir einen Markt gehabt haben. Ich habe schon vom Schwarzmarkt und den Kompensationen gesprochen. Das war ein echter und dabei sehr unangenehmer Markt. Die Partei hat ihn durch die Schaffung eines anderen, organisierten Marktes, durch die HO, bekämpft. Und die Partei hatte durchaus nicht die Absicht, den Markt einzuschränken, durch Verteilung oder Produktenaustausch zu ersetzen. Im Gegenteil, sie nahm Kurs auf die Entwicklung normaler Marktbeziehungen. Bereits im September 1947 sagte Walter Ulbricht auf dem II. Parteitag: „Wenn der Ertrag je Hektar höher ist und die industrielle Produktion so entwickelt ist, dag die Einfuhr von Getreide und Futtermitteln möglich wird, dann wird die Zeit gekommen sein, zur tatsächlichen Schaffung der freien Märkte überzugehen." 3 Und erst in jüngster Zeit sprach Walter Ulbricht im Zusammenhang mit dem Aufbau der antifaschistisch-demokratischen Ordnung von der sich in dieser Zeit „entwickelnden Marktwirtschaft".4 Es ist also sinnlos zu streiten, ob wir Markt und Marktwirtschaft hatten und haben oder nicht. Es war immer ein echter Markt da, dessen Mechanismus weniger durch administrative Magnahmen begrenzt wurde als durch den allgemeinen Mangel, der das Gesetz von Angebot und Nachfrage nicht oder nur ungenügend zur Wirkung kommen lieg. Eine andere Frage ist die, dag die Wirtschaftswissenschaft den objektiv vorhandenen Markt jahrelang nicht anerkannt hat und auch heute nur zögernd anerkennt. Denn darauf läuft es doch hinaus, wenn die Behandlung des Marktproblems auf die Deklaration beschränkt wird, dag der Markt in der sozialistischen Wirtschaft ein „Teil des Planes", ein „Instrument des Planes" ist, dag alle wesentlichen Entwicklungsprozesse des Marktes planmägig gesteuert werden usw. Dag diese Steuerung bisher in der Praxis oft recht schlecht funktioniert hat, ist doch genügend bekannt. Worauf es ankommt, ist, den Markt als eine objektive Gröge anzuerkennen, die es ebenso wie die anderen ökonomischen Kategorien zu erforschen gilt. Das Wertgesetz ist auch ein Instrument des Planes, und niemand bestreitet mehr seinen objektiven Charakter. Die Unterschätzung ist m. E. die Ursache dafür, dag die Erforschung des Marktes, seiner Struktur und seiner Gesetzmägigkeiten, überhaupt die Erforschung des sozialistischen Zirkulationsprozesses als Teil des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses bisher in unerträglicher Weise vernachlässigt wurde. Nur um Migverständnissen von vornherein vorzubeugen, will ich die vom marxistischen Standpunkt aus banale Tatsache erwähnen, dag der Markt der

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sozialistischen Wirtschaft sich vom kapitalistischen Markt prinzipiell unterscheidet, daß er nicht ein Markt der isolierten, kapitalistischen Warenproduzenten ist, sondern die Gesamtheit der Realisationsbedingungen der sozialistischen Planwirtschaft. Aber eben darum ist an die Wirtschaftswissenschaft um so dringender die Forderung gerichtet, das Verhältnis Plan-Markt wissenschaftlich zu untersuchen und zu klären. Vom historischen Aspekt gesehen - unter dem ja dieser Vortrag steht kam ein weiteres hinzu. Die Existenz freier Marktbeziehungen bei gleichzeitiger Existenz zahlreicher Privatbetriebe - sowohl kleiner Warenproduzenten wie Kapitalisten - gebiert unweigerlich den Kapitalismus. Die Partei hatte aber bereits in den »Grundsätzen und Zielen" den Kampf um den Sozialismus proklamiert und auf der II. Parteikonferenz 1952 den Aufbau des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik zur aktuellen Aufgabe erklärt. Es mußte also eine Wirtschaftspolitik betrieben werden, die der Entwicklung des Kapitalismus den Weg abschneidet. Die Voraussetzungen für eine solche Politik waren die sich festigende Arbeiter-und-Bauernmacht, die wirtschaftlichen Kommandohöhen in den Händen der Staatsmacht und der sich rasch entwickelnde volkseigene Sektor der Wirtschaft. Und der entscheidende Faktor in der Durchsetzung dieser Politik war der von der Partei geführte Klassenkampf gegen die reaktionären und restaurativen Kräfte. Alle Etappen der Entwicklung der Wirtschaftspolitik waren Perioden des härtesten Klassenkampfes. Die Gegner der Erneuerung Deutschlands versuchten nach der Niederlage, auch in der Sowjetischen Besatzungszone nach dem Beispiel von 1918 wieder mitzureden, um den Gang der Geschichte aufhalten zu können. Es braucht nur daran erinnert zu werden, daß an der Verhandlung zur Bildung der antifaschistisch-demokratischen Einheit am 14. Juli 1945 solche Leute teilnahmen wie Andreas Hermes, Walter Schreiber, Jakob Kaiser und Ernst Lemmer vom Vorstand der CDU und Artur Lieutenant vom Vorstand der LDP. Daß diese Leute gegen die demokratische Erneuerung Deutschlands waren, sollte sich bald herausstellen. Sie leisteten Widerstand gegen die Bodenreform, sie waren gegen die Zerschlagung der Konzerne. Eine der schärfsten Formen des Klassenkampfes war der in allen Arten geführte Kampf gegen Schieber und Spekulanten, die den Wiederaufbau der Wirtschaft sabotierten. Am härtesten aber entbrannte der Klassenkampf ganz zu Anfang um die Herstellung der Einheit, besonders der Einheit der beiden Arbeiterparteien. Nicht nur die rechten SPD-Führer mit Schuhmacher an der Spitze verhinderten entgegen dem Willen der sozialdemokratischen Mitglieder die Vereinigung. Die westlichen imperialistischen Besatzungsmächte, voraus die USA, griffen selbst ein, um den alles überflutenden Willen der Arbeiter zur Vereinigung an den Zonengrenzen zu brechen. Die Reaktion wußte, warum sie solche Anstrengungen zur

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Verhinderung der Einheit machte: Nur wenn die Arbeiterklasse und die demokratischen Kräfte gespalten blieben, konnte die beabsichtigte Restauration der monopolkapitalistischen Herrschaft in den westlichen Besatzungszonen gelingen. Zum Unglück für das deutsche Volk ist der Reaktion in einem Teile Deutschlands der Plan gelungen. Die Arbeiterklasse und die demokratischen Kräfte blieben im Westen und Süden gespalten, und weil diese Spaltungspolitik an der geschaffenen Einheit im Osten abprallte, wurde systematisch die Spaltung des ganzen Landes betrieben. Dies war ein weiteres Moment, das in der Wirtschaftspolitik der Partei beachtet werden mußte. Entsprechend den Verpflichtungen des Potsdamer Abkommens betrachtete die Partei Deutschland als eine wirtschaftliche Einheit. Alle Maßnahmen waren auf ganz Deutschland gerichtet. Demokratischer Verwaltungsaufbau, Bodenreform, Zerschlagung der Konzerne entsprachen dem Potsdamer Abkommen. Aber die westlichen Besatzungsmächte und die restaurativen Kräfte in Westdeutschland hatten von Anfang an die Absicht, das Potsdamer Abkommen zu brechen. Sie betrieben systematisch die Spaltung Deutschlands, führten 1948 eine separate Währungsreform durch und besiegelten ihre Politik 1949 mit der Bildung des Bonner Separatstaates. Als Antwort darauf wurde am 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Trotz dieser Ereignisse setzten die Partei und nunmehr auch die Regierung der DDR ihre Bemühungen um die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands auf demokratischer Grundlage fort. Aber alle konstruktiven Vorschläge aus dem Osten wurden im Westen vom Tisch gewischt. Die Spaltung wurde weiter getrieben und die Integration des Bonner Separatstaates ins imperialistische Lager vollzogen. Eine Zäsur trat 1954 ein, als die Pariser Militärverträge unterzeichnet wurden und Westdeutschland in die NATO einbezogen wurde. Die Remilitarisierung begann. Damit wurde die Erhaltung des Friedens in Europa zum Hauptinhalt der nationalen Frage in Deutschland. Die systematisch betriebene Spaltungspolitik hatte für die Wirtschaft der Ostzone und später der DDR große Nachteile gebracht. Die Wirtschaft Deutschlands war ein einheitlicher historisch gewachsener Organismus gewesen, der nun gewaltsam zerrissen wurde. Dadurch entstanden empfindliche Disproportionen - Spaltungsdisproportionen - , welche die vom Kapitalismus übernommenen Disproportionen noch vergrößerten. Dies zwang dazu, große Mittel für die Überwindung dieser Disproportionen aufzuwenden. Und noch ein Umstand muß erwähnt werden. Getreu dem Potsdamer Abkommen und ihrer moralischen Verpflichtung hat die Sowjetische Besatzungszone für ganz Deutschland Wiedergutmachung geleistet. Es wurden Demon-

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tagen durchgeführt und Reparationsleistungen vollbracht. Wenn dadurch auch nur ein sehr geringer Teil des Schadens wiedergutgemacht werden konnte, der von der Hitlersoldateska dem Sowjetvolke zugefügt wurde, so erforderten diese Wiedergutmachungsleistungen doch große zusätzliche Anstrengungen. Mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik begann eine neue Etappe der Entwicklung. Die Souveränitätsrechte gingen endgültig in deutsche Hände über. Geführt von ihrer Partei, übernahm die Arbeiterklasse im Verein mit den anderen demokratischen Kräften die volle Verantwortung für die gesellschaftliche Entwicklung. Die ärgste Not der Nachkriegszeit war überwunden. Nun galt es, die Wirtschaft allseitig zu entwickeln, den gesellschaftlichen Reichtum zu mehren und den Wohlstand der Massen zu heben. Und gleichzeitig damit mußte die sozialistische Zukunft gesichert werden. Am 9. Juli 1952 verkündete Walter Ulbricht auf der II. Parteikonferenz den Aufbau des Sozialismus in der DDR. Zu dieser Zeit waren schon gute Voraussetzungen dafür geschaffen. Die Produktionsverhältnisse wiesen drei Typen auf: Sozialismus, Kapitalismus, kleine Warenproduktion. Die Aufgabe bestand darin, den sozialistischen Produktionsverhältnissen zum Siege zu verhelfen und dabei möglichst breite Schichten einzubeziehen. Gegenüber der Sowjetunion und einigen anderen Volksrepubliken bestand in der DDR eine besondere Lage. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands war nicht die einzige herrschende Partei. Sie verwirklichte die Führung in Zusammenarbeit mit den vier anderen Parteien, die in der DDR bestehen, und den demokratischen Massenorganisationen. Die Zusammenarbeit wird durch den demokratischen Block und durch die Nationale Front des demokratischen Deutschland verwirklicht. Alle Parteien und Organisationen haben sich für den Aufbau des Sozialismus erklärt. Längst sind die reaktionären Elemente ä la Hermes und Lemmer von den fortschrittlichen Kräften in den Blockparteien verjagt worden. Diese günstige politische Konstellation und die besondere Lage des gespaltenen Landes machten es möglich und notwendig, alle Bevölkerungsschichten der Deutschen Demokratischen Republik in den sozialistischen Aufbau einzubeziehen. Das erforderte allerdings die Ausarbeitung neuer Formen und Methoden des Übergangs der verschiedenen Schichten zum Sozialismus. Bei den Bauern war die Form schon von der marxistischen Wissenschaft ausgearbeitet worden, die des Zusammenschlusses in landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften. Neu war hierbei nur, daß von einer gewissen Entwicklungsstufe an bei uns auch den Großbauern der Weg in diese Genossenschaften geöffnet wurde. Wir brauchten also keine „Entkulakisierung" durchzuführen. Auch bei den selbständigen Handwerkern war der einzuschlagende Weg bekannt: der Zusammenschluß in Produktionsgenossenschaften des Handwerks.

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Neue Wege mußten zur Einbeziehung der privaten Händler in den sozialistischen Aufbau gefunden werden. Hier arbeitete die Partei die Methode der Bindung an den sozialistischen Handel durch Kommissionsverträge aus. Von besonderer Bedeutung und prinzipiell neu war die Einbeziehung der noch bestehenden privatkapitalistischen Betriebe in den sozialistischen Aufbau. Sie geschah durch die Beteiligung des sozialistischen Staates an diesen Betrieben, wodurch ein völlig neuer Typ von Betrieben entstand: die halbstaatlichen Betriebe. Diese sehr differenzierte Politik der Partei beim Aufbau des Sozialismus hat sich durchaus bewährt. Am besten lassen sich die Erfolge dieser Politik an Zahlen darstellen. Sie zeigen folgende Entwicklung: Landwirtschaft 5 Zahl der LPG 1952 1959 1964

1906 10132 15 982

Mitglieder

landwirtschaftl. Nutzfläche (ha)

37 000 435 000 982 219

189 755 2 625 345 4 801511

1964 betrug der sozialistische Anteil an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche VEG LPG

6,4 % 85,6 % 92,0 % Handwerk

PGH 1953 1960 1964

47 3878 4172

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Zahl der Mitglieder 1130 150 779 188 863

Leistung in TMDN 8 976 2 730139 4 380 175

Handel 7 Anzahl der Kommissionshändler 1956 1960 1964

45 20178 22 678

Umsatz in Mill. MDN 7 2915 4287

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Diese Entwicklung ist besonders interessant, weil sie die Erfolge der Wirtschaftspolitik^ der Partei bei der Einbeziehung der privatkapitalistischen Betriebe in den sozialistischen Aufbau zeigt. Die Entwicklung der halbstaatlichen Betriebe sieht so aus: Halbstaatliche Industriebetriebe Anzahl der Betriebe Beschäftigten 1956 i960 1964

144 4455 5442

14 331 291 146 343 798

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Ind. Bruttoproduktion 1000 MDN 163 435 5 178 207 7 939 101

Dag dieses rasche Wachstum tatsächlich die Einbeziehung der kapitalistischen Betriebe in den sozialistischen Aufbau bedeutet, zeigt der gleichzeitige Rückgang der Privatbetriebe 8 Anzahl der Betriebe Beschäftigten 1956 1960 1964

12 278 6 476 4 538

412 233 173 612 110 435

Ind. Bruttoproduktion 1000 MDN 5 261 795 2 656 571 1 991 963

Es versteht sich von selbst, daß der Anteil und das Gewicht der sozialistischen Industriebetriebe in dieser Zeit besonders schnell gewachsen sind. Dies zeigen folgende Zahlen: Sozialistische Betriebe 8 Anzahl der Betriebe Beschäftigten 1956 1960 1964

5922 4946 4245

2 113 125 2 335 200 2 273 051

Ind. Bruttoproduktion 1000 MDN 42 190 032 61 595 124 73 723 525

Der Rückgang der Anzahl der Betriebe - und von 1960 bis 1964 sogar der Anzahl der Beschäftigten - gegenüber der rasch anwachsenden Bruttoproduk-

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tion zeigt, daß in den sozialistischen Betrieben der wissenschaflich-technische Fortschritt besonders gut vorangekommen ist. Alle diese Zahlen beweisen eindeutig, daß die Partei die große historische Aufgabe, die Errichtung der Grundlagen des Sozialismus, erfolgreich gemeistert hat. Die sozialistischen Produktionsverhältnisse haben gesiegt. Es handelt sich dabei nicht bloß um das quantitative Anwachsen der sozialistischen Eigentumsformen. Das grundlegende Leitungsprinzip der Partei bei diesem Aufbau war das Prinzip des demokratischen Zentralismus. Durch die breite Entfaltung des sozialistischen Wettbewerbs wurden immer größere werktätige Massen zu aktiven Erbauern der neuen Produktionsweise, aus Objekten wurden sie zu Subjekten der Wirtschaft. Dadurch wurde die dem Kapitalismus eigene Entfremdung des Arbeiters im Produktionsprozeß weitgehend überwunden. Natürlich ist diese Entwicklung nicht friedlich und glatt verlaufen, sie wurde im ständigen Klassenkampf sowohl gegen die offenen Feinde als auch gegen rückständige Elemente und Auffassungen durchgesetzt. Es sei nur an den Widerstand erinnert, auf den Adolf Hennecke stieß, als er 1948 seine Arbeitsheldentat vollbracht hatte. Mit dem Vordringen der sozialistischen Produktionsverhältnisse wurden auch die ökonomischen Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise immer mehr außer Kraft gesetzt, an ihre Stelle traten die ökonomischen Gesetze der sozialistischen Produktionsweise und nahmen an Wirkungskraft zu. Damit erhielt die Wirtschaftswissenschaft, besonders die politische Ökonomie des Sozialismus, ihre Hauptaufgabe zugewiesen: diese Gesetze zu erforschen, die einzelnen Gesetze, ihre Wirkungsweise, das System der Gesetze und ihre Wechselwirkungen. Es ist daher erklärlich, daß in dieser Zeit den Wirtschaftswissenschaften in der DDR ständig größere Beachtung geschenkt wurde. Im August 1953 kam das erste Heft der Zeitschrift „Wirtschaftswissenschaft" heraus, deren erster Chefredakteur unser Mitarbeiter Prof. Dr. Kohlmey war. Im Sommer 1954 wurde das Institut für Wirtschaftswissenschaften bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin gegründet. Im Jahre 1956/57 gab das Institut zum ersten Male das seitdem regelmäßig erscheinende Jahrbuch „Probleme der politischen Ökonomie" heraus, in dem als wichtigste Aufgabe verkündet wurde, „den objektiven Gesamtzusammenhang der sozialistischen Ökonomik theoretisch auszuarbeiten". Gerade das Akademie-Institut stellte die ökonomische Grundlagenforschung in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Wir kennen heute - schon aus dem Lehrbuch Politische Ökonomie - eine ganze Reihe ökonomischer Gesetze des Sozialismus; ich will sie hier nicht aufzählen, sie sind allzu bekannt. Aber sicher sind das nicht alle objektiven Gesetze der sozialistischen Produktionsweise. Sind wir doch in den letzten Jahren

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z. B. durch das intensive Studium der Rolle der vergegenständlichten Arbeit, der Fonds in der Produktion neuen Gesetzmäßigkeiten auf die Spur gekommen, von denen im Lehrbuch noch nicht die Rede war, deren Kenntnis aber bereits zu praktischen wirtschaftspolitischen Maßnahmen geführt hat. Ich bin überzeugt, daß wir besonders durch die Erforschung der Volkswirtschaft als komplexer Reproduktionsprozeß, also auch als Zirkulations-, Distributions- und Konsumtionsprozeß, weitere Gesetze finden werden, die uns neue Handhaben geben werden, die bewußte Leitung der Volkswirtschaft zu verbessern. Hier liegen wichtige Aufgaben der Ökonomen, einen wissenschaftlichen Vorlauf zu schaffen. Ich habe ausführlich über die Umgestaltung der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse gesprochen. Die erfolgreiche Durchführung dieser Umgestaltung unter den komplizierten Bedingungen der DDR ging Hand in Hand mit einem quantitativen Wachstum der Produktion, mit der Mehrung des gesellschaftlichen Reichtums und der Hebung des Lebensstandards der Bevölkerung vor sich. Gestatten Sie mir, auch dies an Hand einiger Zahlen zu beweisen. Bereits im Jahre 1955 hatte die DDR gegenüber 1936 einen Stand der industriellen Produktion von 111 % erreicht, und 1965 von 448%.® Das heißt, im vergangenen Jahre wurden fast viereinhalb mal soviel Industrieerzeugnisse hergestellt wie auf demselben Territorium 1936! Auch unsere Landwirtschaft hatte große Fortschritte gemacht, wovon die folgenden Zahlen zeugen: Hektar-Erträge (dt je ha) 10 Getreide Kartoffeln Zuckerrüben Der Viehbestand betrug 10 : Rindvieh darunter Kühe Schweine Legehennen

1934-38

1965

20,6 173,0 291,0

29,2 177,2 276,0

1938 3 653,3 1 945,2 5 706,9 11 003,3

1964 4 762,3 2168,6 8 877,8 26 008,5

Mit dem Wachstum der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion wuchs auch ständig das NationaleinkommenEs betrug in Millionen MDN (effektive Preise): 1950 1960 1965 2

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29,634 71,226 84,700

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Entsprechend diesem Wachstum der Produktion und des Nationaleinkommens konnte auch die Versorgung der Bevölkerung wesentlich verbessert werden. Am besten zeigen dies die Zahlen über den Einzelhandels-Umsatz 12, die ich als letzte Zahlen anführen möchte. Er betrug: absolut in Mill. MDN

1950 1960 1965

17,260 44.957 51,000

pro Kopf (Index)

100 277,7 318,0

Das heißt, 1965 hat die Bevölkerung mehr als dreimal soviel gekauft wie im Jahre 1950. Ich will damit keinesfalls sagen, daß mit der Versorgung schon alles in Ordnung wäre, besonders was die Qualität der Waren angeht. Aber es scheint mir trotzdem nützlich, auf diese Zahlen hinzuweisen, damit bei den oft berechtigten Klagen über Versorgungslücken der richtige Maßstab nicht verlorengeht! Doch damit genug der Zahlen! Sie sollten eines beweisen, und ich glaube, sie tun es: Die Arbeiterklasse hat unter Führung ihrer Partei gelernt, die Wirtschaft zu leiten! Sie hat den sozialistischen Produktionsverhältnissen zum Siege verholfen und dabei gleichzeitig den gesellschaftlichen Reichtum vermehrt und den Lebensstand der Bevölkerung verbessert. Und das alles wurde unter den komplizierten Bedingungen der anwachsenden wissenschaftlich-technischen Revolution vollbracht, deren Erfordernissen trotz der vom Kriege hinterlassenen Armut Rechnung getragen werden mußte. Die Partei hat die Notwendigkeit der Anwendung der modernen Technik und der neuesten wissenschaftlichen Verfahren frühzeitig erkannt und die werktätigen Massen darauf orientiert. Schon im Jahre 1952 sagte Walter Ulbricht auf der II. Parteikonferenz: „Welches sind also die neuen Aufgaben, die gelöst werden müssen, um die Grundlagen des Sozialismus in der Industrie zu schaffen? Sie bestehen vor allem in der beschleunigten Rekonstruktion unserer Großbetriebe auf der Basis der modernsten Technologie . . . " 1 3 Seitdem hat die Partei diese Aufgabe nie aus dem Auge verloren. Sie wurde später durch den „Plan Neue Technik" in den Betrieben konkretisiert und steht auch heute noch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Bevor ich nun zum letzten Teil meines Vortrages übergehe, dem Problem „Planung und Leitung der Volkswirtschaft", möchte ich noch einmal die Resultate wiederholen, die in zwanzig Jahren wirtschaftlichen Aufbaus unter

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der Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands errungen wurden, denn diese Resultate bilden den richtigen Ausgangspunkt für die Behandlung des Problems „Planung und Leitung". Unter der Führung der Partei wurden in zwanzigjährigem wirtschaftlichen Aufbau 1. die Nachkriegsnot überwunden, Wiedergutmachungen geleistet, die Disproportionen weitgehend verringert und dabei Industrie und Landwirtschaft entwickelt, der gesellschaftliche Reichtum gemehrt und der Lebensstandard der werktätigen Massen gehoben; 2. der junkerlich-bourgeoise Imperialismus ausgerottet, die kapitalistischen Produktionsverhältnisse weitgehend überwunden und die Grundlagen der sozialistischen Produktionsweise gelegt. Damit wurden die ökonomischen Gesetze des Sozialismus in Kraft gesetzt und zur Entfaltung gebracht. An diese Ergebnisse der zwanzig Jahre Wirtschaftspolitik sollten wir auch dann denken, wenn wir auf der Suche nach besseren Planungs- und Leitungsmethoden heute die in der Vergangenheit angewandten Methoden kritisch überprüfen und manche der alten Methoden durch neue, effektivere ersetzen. Natürlich wußten die Marxisten schon vor 1945, daß sozialistische Wirtschaft planmäßige und bewußt geleitete Wirtschaft bedeutet. Aber diese theoretische Erkenntnis galt es damals unter den vorhandenen Bedingungen anzuwenden. Und da paßten kein Modell und kein Schema der volkswirtschaftlichen Planung und Lenkung. Da wurde angepackt, die Wasser-, Gasund Stromversorgung wieder in Gang zu bringen, die Verkehrsmittel wieder fahren zu lassen, die Straßen vom Schutt zu räumen, Hunger und Seuchen zu bannen. Obdachlose unterzubringen usw. An eine Planung und Leitung der Volkswirtschaft war überhaupt nicht zu denken. Es gab ja auch kein Organ, keine Stelle, die das hätte bewerkstelligen können. So mußten die ersten Pläne von Offizeren der Roten Armee aufgestellt und ihre Durchführung von ihnen überwacht werden. Walter Ulbricht hat einmal geschildert, wie in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone sich dann die Planung der Wirtschaft entwickelt hat: „Die Planung begann mit den Produktionsbefehlen für die wichtigsten Großbetriebe, für die Energieversorgung, für den Transport und für die einzelnen Industrien. Es folgten Pläne der Materialversorgung für einzelne Industrien, bis es endlich durch den Aufbau von unten her, durch die Summierung der Erfahrungen auf den verschiedenen Gebieten der Wirtschaft möglich war, reale Zahlen zu erarbeiten, die ihren Niederschlag fanden in Quartalsplänen und dann im Halbjahrplan für das zweite Halbjahr 1948. Das war der Anfang einer volkswirtschaftlichen Gesamtplanung." 14 2*

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Auf den Halbjahrplan folgte der Zweijahrplan 1949/50, dann die Fünfjahrpläne und schließlich die Siebenjähr plane. Natürlich waren die Methoden der Planung, d. h. der Aufstellung der Wirtschaftspläne, nicht in all diesen Jahren die gleichen. In den ersten Jahren war es einfach notwendig, den von der Planung erfaßten Bereich der Wirtschaft ständig auszudehnen, und zwar nicht nur horizontal, sondern auch vertikal, denn es galt zunächst, das Planprinzip zu etablieren, ihm Anerkennung zu verschaffen, mit Hilfe des Planes die noch vorhandene Anarchie des Wirtschaftslebens zu bändigen und schließlich zu beseitigen. Es darf dabei auch nicht vergessen werden, daß der Plan edn wichtiges Instrument des Klassenkampfes war, mit dessen Hilfe die kapitalistische Spontaneität im Zaune gehalten und die sozialistische Produktion gefördert wurde. Ebenso war es in der Anfangszeit notwendig, das Schwergewicht auf die quantitative Entwicklung zu legen, denn es galt, die Not zu überwinden, die brachliegenden Produktivkräfte wieder zum Leben zu erwecken. Darum standen in diesen Jahren die quantitative Planerfüllung, die Steigerung der Bruttoproduktion im Vordergrund. Aus dem damals nicht nur begreiflichen, sondern auch notwendigen Bestreben nach totaler Planung ergab sich eine übermäßige Zentralisation der Planung, die schließlich zu einem Hemmnis der wirtschaftlichen Entwicklung wurde. Als die Partei dies erkannte, stellte sie die Aufgabe des Abbaus der übermäßigen Zentralisierung. So wurde z.B. auf der 21. Plenartagung des Zentralkomitees der SED im November 1954 die Forderung erhoben, die Kennziffern des Volkswirtschaftsplanes zu vereinfachen und zu reduzieren. Aber die Überwindung des Oberzentralismus konnte doch nur erfolgreich vollbracht werden, wenn gleichzeitig das Instrumentarium und die Methoden einer elastischen Planung und Leitung der Volkswirtschaft entwickelt wurden. Ohne dieses Instrumentarium mußte letzten Endes zentral administriert werden. Die Partei hatte darum, wie ich schon erwähnte, bereits von Anfang an der Ausarbeitung ökonomischer Planungs- und Leitungsmethoden große Aufmerksamkeit gewidmet. Natürlich konnte sie dabei unter keinen Umständen an die Errichtung eines „freien Marktmechanismus" denken, denn die zentrale Planung und Lenkung der Volkswirtschaft ist und bleibt ein Attribut des Sozialismus. Es gibt, glaube ich, unter den marxistischen Ökonomen heute keinen Streit darüber, daß eine sozialistische Wirtschaft ohne zentrale, d. h. gesamtgesellschaftliche Planung und Leitung nicht möglich ist. Fordern doch die entwickelten Produktivkräfte heute sogar im Kapitalismus ein Minimum an zentraler Planung. Der zentrale Plan ist im Sozialismus nicht nur das Instrument des Staates zur Lenkung der volkswirtschaftlichen Entwicklung, der Plan ist auch der Ausdruck der bewußten gesamtgesellschaftlichen Lenkung der Volkswirtschaft im Interesse der Befriedigung der gesellschaftlichen und

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individuellen Bedürfnisse der Werktätigen. Und ein solcher Plan ist nur im Sozialismus möglich. Es geht also nicht darum, ob zentraler Plan oder nicht. Die Diskussion geht darum - und das Problem besteht in der Tat darin was und wie geplant werden soll, wie sich im Plan die Wechselbeziehungen zwischen Gesamtsystem und Teilsystemen darstellen sollen, wie in den Plan der objektiv bestehende Marktmechanismus einbezogen werden soll, in welcher Weise die ökonomischen Gesetze den Plan bestimmen sollen, mit welchem Instrumentarium (Hebeln) die Verwirklichung des Planes erzielt werden soll usw. Die Frage ist also letztlich die nach der Planung und dem Mechanismus der Lenkung der Volkswirtschaft. Die grundlegende Aufgabe der Planung besteht darin, die Planaufstellung selbst auf ein hohes wissenschaftliches Niveau zu heben. Dabei verschiebt sich das Schwergewicht immer mehr in der Richtung der Perspektivplanung, der Ausarbeitung einer wissenschaftlich begründeten Prognose der künftigen Entwicklung, für die im jeweiligen Planablauf, in der konkreten Wirtschaftspolitik die Voraussetzungen geschaffen werden müssen. Die Ausarbeitung solcher Perspektivpläne hat für die Leitung der Volkswirtschaft allergrößte Bedeutung, denn „die Ausarbeitung optimaler langfristiger Pläne ermöglicht es, entsprechend den ökonomischen Gesetzen den Prozeß der sozialistischen erweiterten Reproduktion richtig zu steuern", heißt es in der „Richtlinie für das neue ökonomische System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft".15 Die Ausarbeitung optimaler, realer, d. h. richtiger Pläne ist ein Bestandteil der Leitung der Volkswirtschaft, weil damit die grundlegende Richtschnur für den Ablauf der volkswirtschaftlichen Prozesse gegeben ist. Stimmt der Plan nicht, dann nützen auch die besten ökonomischen Methoden nichts. Damit ist zugleich gesagt, daß der zentrale Perspektivplan sich auf die Grundprobleme der volkswirtschaftlichen Entwicklung, wie Strukturfragen, langfristige Investitionen, Hauptproportionen usw., konzentrieren muß. Selbstverständlich müssen in diesem Plan auch die grundlegenden politischen Aufgaben ihren Ausdruck finden. Andererseits ist klar, daß in einer Volkswirtschaft mit einem Nationaleinkommen von rund 85 Milliarden Mark nicht alle Prozesse und Faktoren des Wirtschaftsablaufs durch einen zentralen Plan vorbestimmt werden können. Hier kommt es darauf an, die Methoden einer elastischen Wirtschaftsleitung wissenschaftlich auszuarbeiten. Bei der Entwicklung der zur Planverwirklichung anzuwendenden Leitungsmethoden geht es auch nicht um die Alternative administrative oder ökonodische Methoden, wie es bei den Modellkonstrukteuren zuweilen erscheint. Ich sagte bereits, daß keine moderne Wirtschaft ohne administrative Leitungsmethoden auskommt. Man darf Administration nicht mit Bürokratismus ver-

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wechseln, obwohl beide oft dicht beieinander wohnen. Es geht erstens um die richtige wissenschaftlich begründete Administration, die auch erlernt sein will. Mit wissenschaftlich begründet meine ich eine solche Administration, die auf der Kenntnis der ökonomischen Gesetze des Sozialismus und ihres Wirkungsmechanismus beruht, die diese Gesetze zu selbsttätiger Wirkung kommen lägt, ohne sie durch bürokratische Eingriffe in ihrer Entfaltung zu hemmen. Es geht also zweitens um die Ausarbeitung und Beherrschung der ökonomischen Methoden der Leitung der Volkswirtschaft, und drittens um die richtige, der jeweiligen Entwicklungsstufe entsprechende Kombination der beiden Methoden. Dabei ist die Erkenntnis wichtig, daß mit wachsendem Reichtum der Gesellschaft, mit zunehmender Verflechtung durch Arbeitsteilung und Kooperation, die rein administrativen Methoden gegenüber den ökonomischen Methoden immer mehr zurücktreten. Besonders gewinnen die ökonomischen Methoden für die Beziehungen innerhalb der volkswirtschaftlichen Teilbereiche und zwischen ihnen große Bedeutung. Die Einbeziehung des objektiv vorhandenen Marktmechanismus in die Planung und Leitung, überhaupt das Verhältnis Plan - Markt ist eines der aktuellsten und schwierigsten Probleme, das der wissenschaftlichen Ausarbeitung bedarf. Dabei ist zu beachten, dag die Leitung des wirtschaftlichen Gesamtprozesses kein mathematisches Modell und kein kybernetisches System ist - das mag für manche Teilprozesse zutreffen - , die Leitung des volkswirtschaftlichen Gesamtprozesses hat es mit Millionen Menschen zu tun, die einen großen Teil ihres Lebens im Produktionsprozeß verbringen und gleichzeitig als Konsumenten am Wirtschaftsprozeß beteiligt sind. Darum sind ja soziologische und sozialpsychologische Forschungen für die Wirtschaftsführung so wichtig. Wenn wir das vergessen, wenn wir den produktiven Menschen zu einer bloß numerischen Größe in einer Bilanz degradieren, dann schaffen wir eine neue »Entfremdung", die ja im Sozialismus gerade überwunden werden soll. Damit soll die Bedeutung der Mathematik und Kybernetik für die Wirtschaftswissenschaften keineswegs herabgesetzt, sondern es soll nur hervorgehoben werden, daß die politische Ökonomie auch im Zeitalter des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts, auch im Sozialismus eine Gesellschaftswissenschaft bleibt. Es wäre ein Irrtum anzunehmen, daß die Ausarbeitung wissenschaftlicher Planungs- und ökonomischer Leitungsmethoden erst mit der Ausarbeitung des neuen ökonomischen Systems auf die Tagesordnung gesetzt worden wäre. Die Partei hat in ihrer zwanzigjährigen Geschichte ständig an diesen Problemen gearbeitet, hat in Anwendung der marxistisch-leninistischen Lehre die wissenschaftlichen und in konsequenter Durchführung ihrer Wirtschaftspolitik die materiellen Voraussetzungen dafür geschaffen, daß mit der Einführung des

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neuen ökonomischen Systems die Planung und Leitung der Volkswirtschaft auf eine qualitativ höhere Stufe gehoben werden konnte. Gestatten sie mir, an einige besonders hervorragende Marksteine dieser Entwicklung zu erinnern. Bereits vor der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik, auf der 11. Plenartagung des Parteivorstandes der SED im Juni 1948, als der Zwei jahrplan für 1949/50 beschlossen wurde, legte die Partei auch einige ökonomische Maßnahmen fest, um die Produktion zu steigern. Dabei ging es vor allem um die Ausnutzung der materiellen Interessiertheit, um die Anwendung ökonomischer Stimuli. So wurde zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion beschlossen, das Preis- und Prämiensystem für Sonderleistungen (Über-Soll-Lieferungen) zu verbessern. 16 Um die Steigerung der Arbeitsproduktivität anzuregen und zu erreichen, wurde eine Reihe von Magnahmen beschlossen, darunter: die besondere Belohnung für Erfüllung und Übererfüllung der Produktionspläne, die Befreiung von Prämien und AkkordMehrverdiensten von der Lohn- und Einkommenssteuer, die Erweiterung des Netzes von Erholungsheimen, Sanatorien und Kinderheimen, die Erweiterung von Schulen und Kursen für die Berufsbildung von Facharbeitern. 17 Auf dieser Tagung wurden auch bereits die Verbesserung der Qualität der Erzeugnisse und der Kampf um maximale Sparsamkeit gefordert. Von besonderer Bedeutung für die Verbesserung der Wirtschaftsleitung war die 6. Plenartagung des Zentralkomitees im Juni 1951, auf der die Einführung der wirtschaftlichen Rechnungsführung in der volkseigenen Industrie beschlossen wurde. In der „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" heißt es über diese bedeutsame Tagung: „Die wichtigsten Magnahmen waren die Anwendung des Prinzips der wirtschaftlichen Rechnungsführung in jedem Betrieb, die Einführung des allgemeinen Vertragssystems sowie die Weiterentwicklung der Kontrolle der volkseigenen Wirtschaft durch die Mark. Die volkseigenen Betriebe erhielten den Status einer juristisch selbständigen Person und wurden anstelle der Vereinigungen Volkseigener Betriebe Rechtsträger von Volkseigentum. Durch die wirtschaftliche Rechnungsführung sollte gleichzeitig das Prinzip der Einzelleitung durch die Direktoren in den volkseigenen Betrieben konsequenter verwirklicht werden." 18 Nachdem die Einführung der wirtschaftlichen Rechnungsführung beschlossen war, arbeiteten die Partei und unter ihrer Führung die Ökonomen der DDR systematisch daran, dieses Prinzip auszubauen und wissenschaftlich zu begründen. Ende 1952 folgte der wichtige Beschlug des Politbüros des ZK zur Preispolitik. In diesem Beschlug wurde festgelegt, „die gesamte Preisgestaltung auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Die Festsetzung der Preise mug auf einer exakten Berechnung der Selbstkosten bei Anwendung fortschrittlicher technisch begründeter Normen beruhen".19 In dem Beschlug

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wurde darauf hingewiesen, dag die Preispolitik die Durchführung der wirtschaftlichen Rechnungsführung beschleunigen und den Kampf um die Rentabilität der Betriebe und Wirtschaftszweige fördern muß. Auch der Beschlug des Zentralkomitees vom 3. Februar 1953 über den .Feldzug für strenge Sparsamkeit" diente dem weiteren Ausbau und der Durchführung der wirtschaftlichen Rechnungsführung. Dieser Beschlug bezweckte, für die mit der wirtschaftlichen Rechnungsführung verbundenen exakten Kalkulation eine feste Grundlage zu schaffen. Er forderte die Einführung von Maschinenausnutzungsnormen, technisch begründeten Materialverbrauchsnormen und Energienormen, technisch begründeten fortschrittlichen Arbeitsnormen sowie die Einführung des Leistungslohnes auf Grund der technisch begründeten Arbeitsnormen in der ganzen volkseigenen Wirtschaft. 20 Damit wurde eine neue Stufe in der Durchführung der wirtschaftlichen Rechnungsführung erreicht. Auf der 21. Tagung des Zentralkomitees im November 1954 wurde - wie es in der »Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" heißt - „die Wirtschaftspolitik der SED kontinuierlich und entsprechend den neuen Bedingungen schöpferisch weitergeführt". Weiter heifjt es dort: »Die Parteiführung rückte die ökonomischen Gesetze des Sozialismus in den Mittelpunkt und orientierte insbesondere auf die konsequente Ausnutzung des Wertgesetzes in der materiellen Produktion. Sie zeigte den Weg, wie durch die systematische Entwicklung der Produktivkräfte die herangereiften neuen Aufgaben und Probleme des sozialistischen Aufbaus gelöst und noch bestehende Schwierigkeiten überwunden werden können." 2 1 Gleichzeitig stand wiederum die Entwicklung der Rentabilität der Betriebe im Vordergrund. Es würde zu weit führen - ich habe Ihre Aufmerksamkeit ohnhin schon übermäßig in Anspruch genommen - , die kontinuierliche Fortsetzung der schöpferischen Arbeit der Partei zur Verbesserung derPlanungs- und Leitungsmethoden darzustellen. Das muß einer speziellen geschichtlichen Darstellung vorbehalten bleiben. Mir kam es darauf an zu zeigen, dag die Partei schon vor der Einführung des neuen ökonomischen Systems, in der Zeit also, als das alte „Modell" der Wirtschaftsführung angewandt wurde, systematisch daran gearbeitet hat, die administrativen Leitungsmethoden durch ökonomische zu ergänzen und zu ersetzen, um damit die ökonomischen Gesetze besser zur Wirkung zu bringen. Ein Umstand muß dabei noch erörtert werden. Bis zum Jahre 1961 mußte die Partei ihre Wirtschaftspolitik unter den Bedingungen der offenen Grenze in Berlin durchführen. Dadurch waren den imperialistischen Kräften in Westdeutschland und Westberlin große Möglichkeiten gegeben, den sozialistischen Aufbau in der DDR durch Diversionen zu stören. Besonders die Abwerbung

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hoch qualifizierter Arbeitskräfte wirkte sich sehr nachteilig aus. Der Schaden, der dadurch und durch Diversionen und Währungsspekulationen der D D R verursacht wurde, wird auf mehr als 120 Milliarden Mark geschätzt. Das ist eine Summe, die den Investitionen von 1950 bis 1961 gleichkommt. Unter diesen Bedingungen konnten sich in unserer Volkswirtschaft die ökonomischen Gesetze des Sozialismus nicht voll entfalten. Erst als am 13. August 1961 die Grenze geschlossen wurde, konnte sich die sozialistische Volkswirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik gemäß der ihr immanenten Gesetzmäßigkeit voll entwickeln. Wenn wir heute die zwanzigjährige Tätigkeit der Partei an der Ausarbeitung und Verbesserung der Planungs- und Leitungsmethoden retrospektiv überblicken, drängt sich unwillkürlich die Frage auf, warum eigentlich die guten Beschlüsse und Maßnahmen der Partei in all den Jahren nicht besser zur Wirkung gekommen sind. Viele dieser Maßnahmen sind ja heute noch ganz aktuell, ihre Durchführung steht heute noch als aktuelle Aufgabe vor uns. Häufig werden dafür der Dogmatismus und Voluntarismus, ÜberZentralisation und Bürokratismus verantwortlich gemacht. Gewiß waren diese Erscheinungen vorhanden und haben eine negative Rolle gespielt. Aber ich sehe in diesen subjektiven Faktoren nicht den Hauptgrund für das Zurückbleiben der konkreten Wirtschaftsleitung hinter den wissenschaftlich erkannten Zweckmäßigkeiten. Den Hauptgrund sehe ich in drei objektiven Ursachen: Erstens darin, daß wir uns zugleich in einer Übergangsperiode befanden, in der es galt, die gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse umzugestalten, zweitens darin, daß die für die Leitung der Wirtschaft notwendigen qualifizierten Kader erst herangebildet werden mußten, und drittens in der Tatsache, daß infolge des Krieges wir lange Zeit eine ausgesprochene Mangelwirtschaft hatten, in der die Nachfrage als Druckmittel des Marktes nur schwach zur Geltung kam. Erst nachdem wir die Grundlagen des Sozialismus errichtet hatten und erst als der gesellschaftliche Reichtum eine gewisse Höhe erreicht hatte, (das Nationaleinkommen war im Jahre 1963 auf 77,5 Milliarden Mark angestiegen), konnte die Partei auf dem VI. Parteitag 1963 die Aufgabe stellen, das neue ökonomische System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft auszuarbeiten und einzuführen. Dabei sind die in jahrzehntelanger Arbeit entwickelten und erprobten ökonomischen Methoden und Hebel nicht einfach beiseite geworfen worden, sondern sie sind in Hegelschem Sinne aufgehoben, d. h. in das neue System übernommen worden. Dies gilt in so großem Maße, daß mitunter gefragt wird, was es denn an dem neuen ökonomischen System eigentlich Neues gäbe. Das Neue aber besteht darin, daß es sich nicht nur um eine weitere Ausarbeitung und Verfeinerung der ökonomischen Leitungsmethoden handelt,

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sondern daß die ökonomischen Methoden zu einem aufeinander abgestimmten System ökonomischer Hebel verschmolzen und mit dem wissenschaftlich erarbeiteten Wirtschaftsplan zu einem einheitlichen ökonomischen System zusammengefügt werden. Dieses neue, effektivere Planungs- und Leitungssystem war durch die objektive Entwicklung notwendig geworden, weil das alte System nicht mehr den gewachsenen Anforderungen genügte. In der »Richtlinie für das neue ökonomische System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft" wird über das alte System gesagt: «Das bisherige Planungs- und Leitungssystem unserer Volkswirtschaft sichert nicht in genügendem Maße einen ständig hohen Nutzeffekt der Wirtschaftstätigkeit, der die entscheidende Voraussetzung einer schnellen und proportionalen Entwicklung der Produktivkräfte ist. Die traditionellen Methoden der Planung, die ihnen entsprechende Leitungstätigkeit zur Durchführung und Kontrolle der Planaufgaben und die Mängel in der Anwendung der wirtschaftlichen Rechnungsführung sowie der Formen der materiellen Interessiertheit behindern sowohl den notwendigen Grad an Wissenschaftlichkeit der planmäßigen Leitung der Wirtschaft wie auch die volle Entfaltung der Triebkräfte der sozialistischen Entwicklung. Dies schränkt die Mitarbeit der Werktätigen an der Planung und Leitung der Volkswirtschaft ein und erschwert ihre sozialistische Erziehung. Alle diese Mängel sind Ausdruck einer durch die politische und ökonomische Entwicklung überholten Art und Weise der Planung und Leitung, die nicht mehr für die vollständige Ausnutzung der ökonomischen Gesetze des Sozialismus geeignet ist, sogar Verletzungen dieser Gesetze zuläßt und damit begonnen hat, das erforderliche Tempo unserer ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung zu bremsen. Diese Erscheinungen entsprechen weder der historischen Notwendigkeit unserer Zeit noch den großen progressiven Möglichkeiten des sozialistischen Systems der Volkswirtschaft." 2 2 Die inzwischen beendete erste Etappe der Ausarbeitung und Durchsetzung des neuen ökonomischen Systems brachte u. a. solche entscheidenden ökonomischen Maßnahmen wie die Entwicklung der W B zu ökonomischen Führungszentren der Zweige, die Einführung der wirtschaftlichen Rechnungsführung in den VVB, die Industriepreisreform und die Umbewertung der Grundmittel. Die erfolgreiche Durchführung des neuen Systems hat bewiesen, daß es die den Entwicklungsbedingungen adäquate Methode der Planung und Leitung der Volkswirtschaft ist. Mit der 11. Tagung des Zentralkomitees der SED im Dezember 1965 sind wir in die zweite Etappe des neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung eingetreten. Die Anwendung des Systems wurde über die Volkswirtschaft hinaus auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens ausgedehnt. Das

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zwingt uns zur komplexen Betrachtung des gesamten gesellschaftlichen Prozesses, dessen Grundlage aber nach wie vor die Volkswirtschaft bleibt. Darum stehen auch, besonders für uns Ökonomen, die volkswirtschaftlichen Prozesse im Vordergrund. Die 11. Plenartagung lenkte die Aufmerksamkeit besonders darauf, die Effektivität der gesamten, gesellschaftlichen Arbeit zu steigern und dadurch zu einem höchstmöglichen Zuwachs des Nationaleinkommens zu kommen. Walter Ulbricht sagte auf der 11. Tagung: „Der Perspektiv- und Jahresplanung eine neue Qualität zu geben, die neuen Erkenntnisse der ökonomischen Wissenschaften, besonders der Theorie der Volkswirtschaltsplanung, in die Praxis der Planungsorgane zu überführen - das ist das Hauptkettenglied der weiteren Entwicklung des neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung, das ist das wichtigste Kennzeichen der bevorstehenden zweiten Etappe der Durchführung des neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung. Das objektive Interesse der Gesellschaft, der Bürger unserer Republik in ihrer Gesamtheit, beseht darin, gemeinsam einen höchstmöglichen Zuwachs an Nationaleinkommen zu schaffen und seine zweckmäßigste Verwendung zu sichern. Je höher dieser Zuwachs an Nationaleinkommen, desto höher war der Nutzeffekt der Arbeit des Volkes." 2 3 Mit dieser Aufgabenstellung erwachsen der Wirtschaftswissenschaft neue ehrenvolle, aber auch schwierige Aufgaben. In den zwanzig Jahren erfolgreicher Wirtschaftspolitik konnte sich die Partei auf die Arbeit der parteigenössischen und überhaupt der marxistischleninistischen Wirtschaftswissenschaftler stützen, die - wenn auch manchmal mit Zeitverlust - große Anstrengungen vollbracht haben, um zur Lösung der herangereiften ökonomischen Probleme beizutragen. Lassen Sie mich an diesem Jahrestage der Vereinigung der Arbeiterparteien die Versicherung abgeben, dag die Wirtschaftswissenschaftler der Deutschen Demokratischen Republik unter der Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands auch weiterhin alle ihre Kräfte, all ihr Wissen und Können einsetzen werden, um mitzuhelfen, den umfassenden Aufbau des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik zu vollenden.

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Statistisches Jahrbuch der DDR, 1965, S. 146 Ebenda, S. 29 Walter Ulbricht, Zur sozialistischen Entwicklung der Volkswirtschaft seit 1945, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 69/70 Neues Deutschland vom 26. 3.1966 Statistisches Jahrbuch der DDR, 1965, S. 261 Ebenda, S. 246 Ebenda, S. 366 u. 358 Ebenda, S. 105 Ebenda, S. 146 Ebenda, S. 21; für 1965: Mitteilung der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik über die Entwicklung der Volkswirtschaft im Jahre 1965, in: Neues Deutschland vom 15.1.1966 Statistisches Jahrbuch der DDR, 1965, S. 32/33; für 1965: Neues Deutschland vom 15.1.1966 Statistisches Jahrbuch der DDR, 1965, S, 23; für 1965: Näherungswert berechnet aus dem Neuen Deutschland vom 15.1.1966 Walter Ulbricht, Zur sozialistischen Entwicklung der Volkswirtschaft seit 1945, a. a. O., S. 363 Protokoll des III. Parteitages der SED, Bd. I, S. 343 Richtlinie für das neue ökonomische System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft, Dietz Verlag, Berlin 1963, S. 42 Dokumente der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Bd. II, Dietz Verlag, Berlin 1950, S. 45 Ebenda, S. 62-63 Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. 7, Dietz Verlag, Berlin 1966, S. 104 Dokumente der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Bd. IV, Dietz Verlag, Berlin 1954, S. 196-197 Ebenda, S. 266-267 Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. 7, a. a. O., S. 283/284 Richtlinie für das neue ökonomische System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft, Dietz Verlag, Berlin 1963, S. 8/9 Walter Ulbricht, Probleme des Perspektivplanes bis 1970, Dietz Verlag, Berlin 1966, S. 18

AkkumulationsproMeme der technischen Revolution Gesammelte Beiträge Herausgegeben von Prof. Dr. Roland Hauk 1966. IV, 236 Seiten - zahlreiche Abbildungen - gr. 8° - MDN

6,-

Das Ziel der Beiträge ist es, am Beispiel konkreter Forschungsergebnisse den Zusammenhang zwischen Automatisierung im Prozeß der technischen Revolution und der Investitionstätigkeit im Sozialismus und Kapitalismus zu erläutern. Für die Erhöhung der Effektivität der sozialistischen Produktion ist die genaue Analyse der Akkumulationskraft der Volkswirtschaft und ihres rationellen Einsatzes zur Lösung der Aufgaben der technischen Revolution unbedingt erforderlich. Die Aktualität und Bedeutung der vorliegenden Thematik wird durch das 11. Plenum des ZK der SED unterstrichen. Die einzelnen Beiträge haben bei einheitlicher Thematik unterschiedliche Problemstellung, so daß von mehreren Seiten die ökonomischen Aspekte der technischen Revolution beleuchtet worden sind, wobei deren wachsende Bedeutung für die perspektivische Entwicklung der Volkswirtschaft besonders herausgestellt wurde.

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A K A D E M I E - V E R L A G - B E R L I N

Die wirtschaftliche Rechnungsführung Entstehung, Entwicklung und Vervollkommnung im neuen ökonomischen System Von Dr. Karl-Heinz Jonuscheit 1966. 163 Seiten - 8° - MDN

6-

Der bereits durch eine ganze Reihe von Veröffentlichungen zu diesem Thema bekannte Verfasser geht von der Rolle der wirtschaftlichen Rechnungsführung im Gesamtsystem der sozialistischen Planung und Leitung aus und behandelt alle weiteren Probleme vom Aspekt der Bedeutung dieser Kategorie für die Wirtschaftsorganisation. Die vorliegende Arbeit kann als erste wissenschaftliche Arbeit in der DDR betrachtet werden, in der das System der wirtschaftlichen Rechnungsführung untersucht wird. Dabei wird sowohl auf die theoretischen Grundlagen als auch auf die daraus resultierenden wirtschaftspolitischen Maßnahmen eingegangen. Im besonderen wird die Anwendung der wirtschaftlichen Rechnungsführung bei der Durchsetzung des neuen ökonomischen Systems in der Industrie und innerhalb der VVB behandelt. Breiten Raum nehmen die Ausführungen über die historische und theoretische Entwicklung der wirtschaftlichen Rechnungsführung in der Sowjetunion und in der DDR ein. Von besonderer Bedeutung ist die Erörterung verschiedener Probleme der 2. Etappe des neuen ökonomischen Systems. Großes Interesse werden auch die Ausführungen finden, die sich mit der Ausnutzung der Erfahrungen bei der Organisation und Führung kapitalistischer Konzerne für unsere W B ergeben. Die umfassende Behandlung des Themas gibt der Arbeit einen lehrbuchartigen Charakter.

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