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German Pages 336 [331] Year 2015
Eric H. Cline
1177 V. CHR. Der erste Untergang der Zivilisation Aus dem Englischen von Cornelius Hartz
Copyright © 2014 by Eric H. Cline Published by Princeton University Press, 41 William Street, Princeton, New Jersey 08540 In the United Kingdom: Princeton University Press, 6 Oxford Street, Woodstock, Oxfordshire OX20 1TW
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.
Der Theiss Verlag ist ein Imprint der WBG. © 2015 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Übersetzung: Dr. Cornelius Hartz Lektorat: Lektorat Hellmayr & Boyxen Korrektorat: Ulrike Melzow Karten: Peter Palm, Berlin Einbandgestaltung: Jutta Schneider, Frankfurt am Main Satz: SatzWeise GmbH, Trier Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-8062-3195-3
Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-8062-3239-4 eBook (epub): 978-3-8062-3240-0
Für James D. Muhly, der sich seit fast einem halben Jahrhundert mit diesen Themen beschäftigt und nicht müde wird, sie seinen Studierenden näherzubringen.
Inhalt
Vorwort zur deutschen Ausgabe Vorwort
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Danksagung
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Prolog
-
Zusammenbruch der Zivilisationen: 1177 v. Chr. 23
Kapitel eins
Akt I
Arma virumque: das 15. Jahrhundert v. Chr. Zurück zu den Hyksos
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Rückblende: Mesopotamien und die Minoer Entdeckung der Minoer und Überblick Zurück nach Ägypten
44 46
49
Hatschepsut und Thutmosis III.
54
Ägypten und Kanaan in der Schlacht von Megiddo (1479 v. Chr.) 57 Ägypten und Mitanni
60
Der Aufstand von Aššuwa in Anatolien
61
8
Inhalt
Exkurs: Entdeckung der Hethiter und Überblick Der Aufstand von Aššuwa und die Achijawa-Frage Exkurs: Entdeckung der Mykener und Überblick
63 67 69
Ein Trojanischer Krieg vor dem Trojanischen Krieg? Abschließende Bemerkungen
73
75
Kapitel zwei
Akt II
Ägypter und Ägäer: das 14. Jahrhundert v. Chr.
77
Die Ägäische Liste Amenophis’ III. Die Amarna-Archive
78
87
Geschenke und Familienbande
89
Gold, Katzengold und hochrangige Handelsbeziehungen Alašija und Assyrien treten auf den Plan Nofretete und Tutanchamun
101
Šuppiluliuma I. und die Zannanza-Affäre Hethiter und Mykener
98 106
112
Kapitel drei
Akt III
Für Götter und Heimatland: das 13. Jahrhundert v. Chr. 115 Das Schiff von Uluburun Sinaranu aus Ugarit
116 122
Die Schlacht bei Qadeš und die Folgen Der Trojanische Krieg
128
124
95
9
Inhalt
Auslandskontakte und das griechische Festland im 13. Jahrhundert v. Chr. 133 Der Auszug der Israeliten und die Eroberung Israels Hethiter, Assyrer, Amurru und Achijawa Die Hethiter überfallen Zypern
136
145
149
Die Schiffswracks von Kap Iria und Kap Gelidonya
150
Kapitel vier
Akt IV
Das Ende einer Ära: das 12. Jahrhundert v. Chr.
153
Die Entdeckung von Ugarit und Minet el-Beida
153
Die Handelsbeziehungen von Ugarit und seinen Kaufleuten Zerstörungen in Nordsyrien
161
Zerstörungen in Südsyrien und Kanaan Zerstörungen in Mesopotamien Zerstörungen in Anatolien
168
179 181
Zerstörungen auf dem griechischen Festland Zerstörungen auf Zypern
185
191
Kämpfe in Ägypten und die Haremsverschwörung Fazit
198
Kapitel fünf
-
Eine ganze Serie von Katastrophen? Erdbeben
202
Klimawandel, Dürre und Hungersnot Aufstände
201
212
205
196
155
10
Inhalt
Invasoren und der Zusammenbruch des internationalen Handels 214 Dezentralisierung und der Aufstieg der privaten Kaufleute Waren es die Seevölker – und wo sind sie eigentlich hin? Argumente für einen Zusammenbruch des Systems Überblick über die Möglichkeiten und die Komplexitätstheorie 234
Epilog
-
Und was kam danach? Was wäre, wenn … ?
245
252
Dramatis Personae
253
Anmerkungen
258
Literaturverzeichnis Illustrationen Abbildungen Tabellen
Register
322 322
322 323
285
219 221
229
Vorwort zur deutschen Ausgabe Wendepunkte haben in der Geschichtsschreibung eine besondere Anziehungskraft. Das Jahr 1945 wird für immer mit dem Ende der dunkelsten Epoche deutscher Geschichte verbunden sein. 1914 sehen wir nicht nur als Jahr des Weltenbrands, sondern auch als Aufbruch in die Moderne. Mit der Entdeckung Amerikas 1492 wird die Welt global. Und im Jahre 476 nach Christus gingen die letzten Reste des fast tausendjährigen Römischen Reichs unter. Aber das Jahr »1177 vor Christus«? Welches Ereignis, welcher Wendepunkt mag sich mit diesem Jahr verbinden, das einerseits doch so weit zurückliegt und sich trotzdem so exakt datieren lässt und sich damit in eine Reihe mit 476, 1492, 1914 oder 1945 zu stellen scheint? Die Antwort auf diese Frage ist spannend, aber auch komplex. Wir verdanken sie dem renommierten Archäologen und Kulturanthropologen Eric H. Cline, der uns auf eine faszinierende Reise in die Vergangenheit mitnimmt. Natürlich weiß der Direktor des Archäologischen Instituts an der George Washington Universität, dass es sich bei der 1177 vor Christus stattgefundenen Schlacht zwischen dem ägyptischen Pharao Ramses III. und den Seevölkern nur um eines von mehreren Ereignissen gehandelt hat, die zu jener Zeit den östlichen Mittelmeerraum und die Zivilisationen der Mykener, Hethiter und Ägypter erschütterten. Die Umwälzungen führten im gesamten anatolisch-ägäischen Raum und darüber hinaus zum Untergang bronzezeitlicher Kulturen, die sich über Jahrhunderte herausgebildet und ein beachtliches Entwicklungsstadium erreicht hatten. Auch der Fall Trojas – uns allen lebendig in den Gesängen Homers – gehört in diesen Kontext.
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Vorwort zur deutschen Ausgabe
Was wir nicht wissen und was Generationen von Experten bewegt hat: Wie kam es zum Kollaps von Kulturen, die ihre Robustheit über 2000 Jahre lang ein ums andere Mal unter Beweis gestellt hatten? Worin lagen die Stärken und die Schwächen eines für damalige Verhältnisse hochgradig vernetzten Wirtschaftsraums? Welche minoisch-mykenischen Güter waren von solcher Anziehungskraft, dass sie aus dem heutigen Griechenland in das ägyptische Reich verschifft wurden? Es wäre vermessen, von Eric Cline auf alle diese Fragen eindeutige Antworten zu erwarten. Sein größter Verdienst ist es jedoch, die verschiedenen modernen Erklärungsansätze zusammenzuführen. Sein Blick beginnt dabei nicht erst mit dem Verfall der betreffenden Kulturen, sondern bereits mit ihrer Blütezeit. So gesehen ist »1177 v. Chr.« von Eric Cline ein Werk, das einen faszinierenden Einblick in die Geschichte des 15. bis 12. Jahrhunderts vor Christus gibt und dabei unsere Neugier auf die kulturellen Errungenschaft einer Zeit lenkt, die uns gestern noch so unendlich fern war. Hermann Parzinger
Vorwort Die griechische Wirtschaft ist am Ende. In Libyen, Syrien und Ägypten ist es zu revolutionsartigen Aufständen gekommen, fremde Mächte und ausländische Soldaten gießen Öl ins Feuer. Die Türkei befürchtet, in die Konflikte mit hineingezogen zu werden. Jordanien ist überfüllt mit Flüchtlingen. Der Iran wetzt die Messer und übt sich in Drohgebärden, während es auch im Irak drunter und drüber geht. Sie glauben, dies seien ein paar Schlagzeilen aus den aktuellen Nachrichten? Das stimmt zwar. Aber genauso war die Situation bereits vor mehr als 3000 Jahren, im Jahr 1177 v. Chr., als die Zivilisationen der Bronzezeit rund um das Mittelmeer nacheinander zusammenbrachen und den Lauf der Geschichte für immer veränderten. Es war ein Wendepunkt in der Geschichte – und ein Wendepunkt für die antike Welt. Die Bronzezeit in der Ägäis, in Ägypten und im Nahen Osten dauerte fast 2000 Jahre, von etwa 3000 v. Chr. bis kurz nach 1200 v. Chr. Als sie nach vielen Jahrhunderten kultureller und technologischer Evolution zu Ende ging, kam es im Großteil der zivilisierten Welt rund um das Mittelmeer zu einem dramatischen Stillstand – in einem Gebiet, das sich von Griechenland und Italien im Westen bis nach Ägypten, Kanaan und Mesopotamien im Osten erstreckte. Große und kleine Reiche, die Jahrhunderte gebraucht hatten, um sich zu entwickeln, zerfielen binnen kurzer Zeit. Es folgte eine Übergangsepoche, die die Forscher früher als erstes »Dunkles Zeitalter« der Weltgeschichte bezeichneten. Erst mehrere Jahrhunderte später kam es in Griechenland und anderen betroffenen Regionen zu einer kulturellen Renaissance, die die Entwicklung unserer heutigen westlichen Gesellschaft in die Wege leitete. Auch wenn sich dieses Buch in erster Linie dem Zusammenbruch der Zivilisationen der Bronzezeit widmet und den Faktoren, die vor
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Vorwort
mehr als 3000 Jahren zu diesem Zusammenbruch geführt haben, vermittelt es hoffentlich auch Erfahrungswerte, die für die von Globalisierung und Transnationalisierung geprägten Gesellschaften von heute bedeutend sind. Sicher mag man einwenden, die Welt der späten Bronzezeit ließe sich nur schwerlich mit unserer hochtechnisierten Kultur vergleichen. Dennoch finden wir viele Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Epochen: diplomatische Bemühungen und Wirtschaftsembargos, Entführungen und Lösegelder, ermordete Herrscher, prunkvolle Hochzeiten und unangenehme Scheidungen, internationale Intrigen und vorsätzliche militärische Desinformation, Klimawandel und Dürren und sogar das ein oder andere Schiffswrack. Hier gewisse Ähnlichkeiten zwischen unserer Zeit und den Ereignissen, Menschen und Orten vor mehr als drei Jahrtausenden zu suchen, ist mehr als nur eine akademische Übung. 1 Betrachtet man die Welt von heute, ihre globale Wirtschaft, Katastrophen wie den Tsunami in Japan, demokratische Revolutionen wie den »Arabischen Frühling« in Ägypten, Tunesien, Libyen, Syrien und Jemen, wird man feststellen, dass die politische und wirtschaftliche Entwicklung in den USA und Europa untrennbar mit einem internationalen System vernetzt ist, zu dem auch Ostasien und die erdölproduzierenden Länder des Nahen Ostens gehören. Wenn wir den Scherbenhaufen untersuchen, der beim Zusammenbruch ähnlich miteinander verflochtener Zivilisationen vor mehr als 3000 Jahren übrigblieb, können wir dadurch durchaus wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Solche Zusammenbrüche zu erforschen sowie den Aufstieg und Fall verschiedener Imperien zu vergleichen, ist natürlich an sich nichts Neues. Schon im 18. Jahrhundert hat Edward Gibbon in seinem Standardwerk The History of the Decline and the Fall of the Roman Empire dasselbe getan; ein Beispiel aus der jüngeren Zeit ist Jared Diamonds Werk Collapse: How Societies Choose to Fail or Suceed. 2 Allerdings untersuchten jene Autoren immer nur, wie ein einziges Reich bzw. eine einzige Zivilisation unterging – die Römer, die Maya, die Mongolen usw. Wir wollen hier eine globalisierte Welt betrachten; ein System
Vorwort
mit mehreren Zivilisationen, die alle miteinander interagierten und (zumindest teilweise) voneinander abhängig waren. Es gibt nur wenige Fälle in der Weltgeschichte, in denen ein solches globalisiertes System existierte; zu den besten Beispielen dafür gehören tatsächlich die Welt der späten Bronzezeit und die von heute. Die Parallelen zwischen diesen Epochen – besser gesagt, die Vergleichsmomente – sind mitunter wirklich faszinierend. Ein Beispiel: Die britische Akademikerin Carol Bell stellte erst kürzlich fest, dass »Zinn in der späten Bronzezeit … ähnlich strategisch bedeutend war wie heute das Rohöl«. 3 Damals kam Zinn in größeren Mengen lediglich in bestimmten Minen in Badachschan in Afghanistan vor. Das Zinn wurde über Land bis nach Mesopotamien (im heutigen Irak) und in den Norden Syriens transportiert; von dort aus brachte man es weiter nach Norden, Süden und Westen, auch über das Meer bis in die Ägäis. Dazu Bell: »Die Verfügbarkeit von genügend Zinn, um … waffenfähige Bronze herzustellen, muss für den Großkönig in Hattuša und den Pharao in Theben einen ähnlichen Stellenwert gehabt haben, wie heute für den US-Präsidenten die Verfügbarkeit von genügend Benzin für die amerikanischen SUVFahrer.« 4 Die Archäologin Susan Sherratt, die früher im Ashmolean Museum in Oxford tätig war und heute an der Universität von Sheffield lehrt, sprach sich vor zehn Jahren erstmalig für einen solchen Vergleich aus. Wie sie feststellte, gibt es einige »wahrlich nützliche Analogien« zwischen der Welt von 1200 v. Chr. und der von heute – dies erstreckt sich u. a. auf eine wachsende politische, soziale und wirtschaftliche Fragmentierung und auf den direkten Austausch »auf einem bislang beispiellosen sozialen Level und über nie gekannte Distanzen hinweg«. Von besonderer Relevanz ist dabei ihre Beobachtung, dass die Situation am Ende der Spätbronzezeit eine Analogie zu unserer eigenen »immer homogeneren und dennoch immer weniger kontrollierbaren globalen Wirtschaft und Kultur« darstellt, in der »politische Unsicherheiten auf der einen Seite der Welt Volkswirt-
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Vorwort
schaften beeinflussen, die sich mehrere tausende Meilen entfernt befinden«. 5 Der Historiker Fernand Braudel sagte einst: »Die Geschichte der Bronzezeit bietet Stoff für ein Drama: Sie ist voll von Invasionen, Kriegen, Plünderungen, politischen Katastrophen, Beispielen eines langwierigen wirtschaftlichen Kollapses und den ersten Zusammenstößen zwischen verschiedenen Völkern.« Er wies aber auch darauf hin, dass sich die Geschichte der Bronzezeit »nicht nur als Saga der Dramatik und der Gewalt, sondern auch als Geschichte positiver Kontakte« schreiben ließe, in puncto »Handel, Diplomatie (auch schon zu dieser Zeit) und vor allem Kultur«. 6 Braudels Vorschläge habe ich mir zu Herzen genommen, und so möchte ich Ihnen hiermit die Geschichte (oder besser gesagt: Geschichten) der späten Bronzezeit als Schauspiel in vier Akten präsentieren, mit vielen erzählerischen Elementen und diversen Rückblenden, die als Kontext dazu dienen werden, einige der wichtigsten Akteure jener Zeit einzuführen, und zwar jeweils an dem Punkt, wo sie die Bühne der Weltgeschichte betreten: vom Hethiterkönig Tudhalija über Tušratta, den König von Mitanni, und Pharao Amenophis III. von Ägypten bis hin zu Aššur-uballiṭ von Assyrien (ein »Dramatis Personae« betiteltes Glossar hinten im Buch soll dazu dienen, Namen und Daten schnell nachschlagen zu können). Mitunter bedient sich die Erzählung sogar ein wenig der Stilmittel der Detektivgeschichte – mit unerwarteten Wendungen, falschen Fährten und signifikanten Indizien. Um Hercule Poirot zu zitieren, jenen legendären belgischen Detektiv aus der Feder Agatha Christies (die übrigens selbst mit einem Archäologen verheiratet war 7), werden wir unsere »kleinen grauen Zellen« brauchen, um am Ende unserer Chronik die verschiedenen Stränge der Beweisaufnahme miteinander zu verweben, wenn wir versuchen werden, die Frage zu beantworten, warum ein stabiles internationales System plötzlich zusammenbrach, nachdem es mehrere Jahrhunderte lang geblüht hatte. Um wirklich zu verstehen, was im Jahr 1177 v. Chr. geschah und warum jenes Jahr für die Geschichte des Altertums von so entschei-
Vorwort
dender Bedeutung war, müssen wir ein wenig früher ansetzen – genau wie man sich für ein echtes Verständnis der globalisierten Welt von heute mit dem 18. Jahrhundert beschäftigen muss, mit dem Höhepunkt des Zeitalters der Aufklärung, mit der Industriellen Revolution und der Gründung der Vereinigten Staaten. Zwar bin ich in erster Linie daran interessiert, die möglichen Ursachen für den Zusammenbruch der Zivilisation der Bronzezeit zu untersuchen, doch zugleich geht es auch stets um die Frage, was die Welt damals verlor, als die großen Reiche des 2. Jahrtausends v. Chr. kollabierten, und in welchem Maße es dadurch in jenem Teil der Welt zu tiefgreifenden zivilisatorischen Veränderungen, ja Rückschritten kam, die teilweise mehrere Jahrhunderte andauerten. Das Ausmaß jener Katastrophe war enorm; es war ein Verlust, wie ihn die Welt nicht mehr erleben sollte, bis das Römische Reich zusammenbrach – über eineinhalb Jahrtausende später.
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Danksagung Ich wollte schon lange ein Buch wie dieses schreiben, daher geht mein Dank in erster Linie an Rob Tempio, der das Projekt auf den Weg gebracht und maßgeblich dazu beigetragen hat, meinem Manuskript über die üblichen Kinderkrankheiten hinwegzuhelfen und es schlussendlich in den Druck geben zu können. Er bewies zudem eine enorme Geduld, als es darum ging, auf das endgültige Manuskript zu warten, denn die ursprünglich vorgesehene Deadline ließ sich nicht ganz einhalten. Ich bin hocherfreut, dass Princeton University Press dieses Werk als ersten Band seiner neuen Reihe Wendepunkte in der Geschichte des Altertums (herausgegeben von Barry Strauss und Rob Tempio) veröffentlicht. Weiterhin gilt mein Dank dem University Facilitating Fund der George Washington University für ihr Sommerstipendium – sowie zahlreichen Freunden und Kollegen, u. a. Assaf Yasur-Landau, Israel Finkelstein, David Ussishkin, Mario Liverani, Kevin McGeough, Reinhard Jung, Cemal Pulak, Shirly Ben-Dor Evian, Sarah Parcak, Ellen Morris und Jeffrey Blomster, mit denen ich ergiebige Gespräche über viele relevante Themen führen durfte. Besonders möchte ich mich bei Carol Bell, Reinhard Jung, Kevin McGeough, Jana Mynářová, Gareth Roberts, Kim Shelton, Neil Silberman und Assaf Yasur-Landau bedanken, die mir auf Anfrage bestimmtes Material oder detaillierte Antworten auf spezifische Fragen zugesandt haben, sowie bei Randy Helm, Louise Hitchcock, Amanda Podany, Barry Strauss, Jim West und zwei anonymen Gutachtern, die das gesamte Manuskript gelesen und mit Anmerkungen versehen haben. Ich danke der National Geographic Society, dem Oriental Institute der University of Chicago, dem Metropolitan Museum of Art und der Egypt Exploration Society
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Danksagung
für die Erlaubnis, einige der Bilder, die in diesem Buch auftauchen, abzubilden. Ein Großteil des Materials in diesem Buch besteht aus meinen eigenen Forschungsergebnissen und Veröffentlichungen zu den internationalen Beziehungen in der späten Bronzezeit, die im Laufe der letzten 20 Jahre oder etwas länger her erschienen sind und die ich hiermit auf den neuesten Stand gebracht und zugunsten einer besseren Lesbarkeit überarbeitet habe; darüber hinaus stelle ich aber selbstverständlich auch die Arbeiten und Schlussfolgerungen vieler anderer Wissenschaftler dar. Mein herzlicher Dank geht daher auch an die Herausgeber und Verleger verschiedener Fachzeitschriften und Sammelbände, in denen einige meiner früheren einschlägigen Artikel und Publikationen erschienen sind, für ihre Erlaubnis, das Material in diesem Buch zu reproduzieren, wenn auch zumeist in veränderter und aktualisierter Form. Dazu gehören u. a. David Davison von Tempus Reparatum / Archaeopress, Jack Meinhardt und die Zeitschrift Archaeology Odyssey, James R. Mathieu und die Zeitschrift Expedition, Virginia Webb und das Annual of the British School at Athens, Mark Cohen und CDL Press, Tom Palaima und Minos, Robert Laffineur und die Aegaeum-Reihe, Ed White und Recorded Books / Modern Scholar, Garrett Brown und die National Geographic Society sowie Angelos Chaniotis und Mark Chavalas. Ich habe versucht, in den Endnoten und der Bibliographie ganz eindeutig die Publikationen zu dokumentieren, in denen meine früheren Beiträge über die hierin bearbeiteten Themen zu finden sind. Sollte ich irgendeine Formulierung oder eine andere Entlehnung aus einer meiner eigenen früheren Veröffentlichungen oder einem Beitrag von jemand anderem zu belegen versäumt haben, so geschah dies gänzlich ohne Absicht und kann gerne in einer späteren Ausgabe korrigiert werden, falls erforderlich. Last, but not least, danke ich meiner Frau Diane für viele anregende Gespräche über einzelne Aspekte dieses Materials. Sie war es, die mich u. a. in die Analyse sozialer Netzwerke und in die Komplexitätstheorie einführte, und sie entwarf einige der hier ver-
Danksagung
wendeten Abbildungen. Ihr und unseren Kindern möchte ich zudem für die Geduld danken, die sie aufbrachten, während ich an diesem Buch arbeitete. Wie immer hat mein Text enorm von der fachkundigen Redaktion und dem kritischen Feedback meines Vaters, Martin J. Cline, profitiert.
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Prolog
-
Zusammenbruch der Zivilisationen: 1177 v. Chr.
Als die Krieger die Bühne der Weltgeschichte betraten, kamen sie schnell voran und brachten Tod und Verwüstung über das Land. Die moderne Wissenschaft nennt sie kollektiv »Seevölker«, aber die Ägypter benutzten diesen Begriff nicht, sondern nannten in ihren Aufzeichnungen stets die einzelnen Gruppen, die zusammen auftraten: Peleset, Tjeker, Šekeleš, Šardana, Danunäer und Wašaš – fremd klingende Namen für fremd aussehende Menschen. 1 Abgesehen von diesen Namen verraten uns die ägyptischen Aufzeichnungen nur wenig über sie. Wir wissen nicht genau, woher die Seevölker ursprünglich kamen – nach einem möglichen Szenario vielleicht von Sizilien, Sardinien und aus Italien, vielleicht aber auch aus der Ägäis oder Westanatolien, vielleicht von Zypern oder aus dem östlichen Mittelmeer. 2 Es ist noch niemandem gelungen, eine antike Stätte als den Ort ihrer Herkunft oder den Ausgangspunkt ihrer Reisen zu identifizieren. Die Seevölker fuhren unaufhaltsam von Ort zu Ort und überrannten dabei ganze Länder und Königreiche. Glaubt man den ägyptischen Texten, so schlugen sie in Syrien ihr Lager auf, bevor sie die Küste von Kanaan (einen Teil der heutigen Staaten Syrien, Libanon und Israel) überfielen und schließlich ins ägyptische Nildelta vordrangen. Das geschah 1177 v. Chr., im achten Regierungsjahr von Pharao Ramses III. 3 Nach den Aufzeichnungen der Alten Ägypter und neueren archäologischen Befunden fielen einige der Seevölker auf dem Landweg ein, andere über See. 4 Sie hatten keine Uniformen, keine
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Prolog
aufwändigen Kleider. Alte Bilder zeigen eine Gruppe mit Federschmuck auf dem Kopf, eine andere mit Schädelkappen, wieder andere mit gehörnten Helmen oder ganz ohne Kopfbedeckung. Einige trugen kurze Spitzbärte und kurze Röcke, der Oberkörper nackt oder mit einer Tunika bedeckt, andere hatten keine Bärte und trugen längere, ebenfalls rockähnliche Kleidungsstücke. Diese Beobachtungen legen nahe, dass die Seevölker aus unterschiedlichen Gruppen aus verschiedenen Regionen und verschiedenen Kulturen bestanden. Sie waren mit scharfen Bronzeschwertern, Holzstangen mit glänzenden Metallspitzen sowie mit Pfeil und Bogen bewaffnet und kamen auf Schiffen, Kutschen, Ochsenkarren und Streitwagen. Auch wenn ich hier 1177 v. Chr. als Jahreszahl in den Mittelpunkt rücke, wissen wir, dass die Eindringlinge in Wellen kamen, und das über einen beträchtlichen Zeitraum hinweg. Manchmal kamen die Krieger allein, manchmal wurden sie von ihren Familien begleitet. Wie uns die Inschriften des Ramses berichten, gab es kein Land, das in der Lage gewesen wäre, der Masse der Eindringlinge etwas entgegenzusetzen. Jeder Widerstand war zwecklos. Die damaligen Großmächte – die Hethiter, die Mykener, die Kanaaniter, die Zyprer und andere mehr – fielen ihnen eine nach der anderen zum Opfer. Manchen gelang es, nur zu überleben, indem sie vor dem Massaker flohen, andere hausten bald in den Ruinen ihrer einst so stolzen Städte; es gab aber auch Menschen, die sich den Invasoren anschlossen, ihre Anzahl weiter anschwellen ließen und zu der offensichtlichen Vielschichtigkeit des eindringenden Mobs beitrugen. Jede einzelne Gruppe der Seevölker befand sich in Bewegung, die Motivation dafür war aber offenbar recht unterschiedlich. Vielleicht war es der Wunsch nach Beute oder Sklaven, der einige antrieb; andere könnte der demographische Druck dazu gezwungen haben, den Westen zu verlassen und im Osten ihr Glück zu suchen. An den Mauern seines Totentempels in Medinet Habu, nahe dem Tal der Könige, stehen Ramses’ prägnante Worte:
Zusammenbruch der Zivilisationen: 1177 v. Chr.
Die Fremdländischen verschworen sich auf ihren Inseln. Im Kampfgewühl wurden die Länder auf einen Schlag vernichtet. Kein Land hielt ihren Armeen stand, Ḫatti, Qadi, Qarqemiš, Arzawa, Alašija waren [auf einen Schlag] entwurzelt. Sie schlugen an einem Ort im Inneren von Amurru ihr Lager auf. Sie vernichteten die Bewohner und das Land, als habe es nie existiert. Während die Flamme vor ihnen bereitet wurde, kamen sie vorwärts gegen Ägypten. Die Länder Peleset, Tjeker, Šekeleš, Danunäer und Wašaš verbündeten sich. Sie legten Hand an alle Länder bis ans Ende der Welt; ihre Herzen waren zuversichtlich und voller Vertrauen. 5
Wir kennen die Orte, die von den Invasoren angeblich überrannt wurden, sie waren im Altertum allesamt berühmte Stätten. Ḫatti war das Land der Hethiter, sein Kernland befand sich auf der Hochebene im Landesinneren von Anatolien in der Nähe des heutigen Ankara; das Reich erstreckte sich von der Küste der Ägäis im Westen bis nach Nordsyrien im Osten. Qadi lag wahrscheinlich im heutigen Südosten der Türkei (möglicherweise handelt es sich um die antike Region Kizzuwatna). Karkemiš ist eine bekannte archäologische Stätte, die von einem Archäologenteam ausgegraben wurde, dem neben Sir Leonard Woolley (den man eher durch die Ausgrabung von Abrahams »Ur in Chaldäa« im Irak kennt) auch Thomas E. Lawrence angehörte (der vor seinen Heldentaten im Ersten Weltkrieg, die ihn am Ende zum Hollywoodhelden »Lawrence von Arabien« machten, in Oxford klassische Archäologie studiert hatte). Das Land Arzawa kannten die Hethiter gut, es lag innerhalb ihres Einflussbereichs in Westanatolien. Alašija könnte die Insel gewesen sein, die wir heute als Zypern kennen – eine Insel mit großen Metallvorkommen, die vor allem für ihr Kupfererz berühmt war. Amurru lag an der Küste Nordsyriens. In den Kapiteln und in den Geschichten, die folgen, werden wir all diesen Orten noch einmal begegnen. Die sechs Einzelgruppen, aus denen die Seevölker bei dieser Invasionswelle bestanden – die fünf oben von Ramses in der Inschrift in
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Prolog
Abb. 1 Seevölker als Gefangene in Medinet Habu (nach Medinet Habu, Bd. 1, Taf. 44. Mit freundlicher Genehmigung des Oriental Institute der University of Chicago).
Medinet Habu aufgezählten sowie eine sechste Gruppe, die man Šardana nannte und die in einer weiteren Inschrift erwähnt wird – sind um einiges rätselhafter als die Länder, die sie angeblich überrannten. Sie hinterließen keine eigenen Inschriften, so dass wir sie fast ausschließlich aus ägyptischen Inschriften kennen. 6 Die meisten dieser Gruppen sind auch in archäologischer Hinsicht nur schwer zu fassen, obwohl Archäologen und Philologen genau dies seit fast 100 Jahren immer wieder ganz tapfer versuchen – erst mittels linguistischer Versuche, in jüngerer Zeit dann anhand von Keramik und anderen archäologischen Funden. So hat man zum Beispiel die Danunäer mit Homers Danaern aus der bronzezeitlichen Ägäis identifiziert. Von den Šekeleš nimmt man immer wieder an, dass sie aus dem heutigen Sizilien stammen, die Šardana aus Sardinien – die Basis dieser Annahme ist einerseits die Ähnlichkeit der Konsonanten, andererseits Ramses’ Bemerkung über die »Fremdländischen« von den »Inseln«; bei den Šardana heißt es in Ramses’ Inschriften zudem explizit, sie wohnten »auf See«. 7
Zusammenbruch der Zivilisationen: 1177 v. Chr.
Diesen Vorschlägen schließen sich allerdings längst nicht alle Wissenschaftler an. Eine ganze Forschungsrichtung ist der Ansicht, die Šekeleš und die Šardana seien gar nicht aus dem westlichen Mittelmeerraum gekommen, sondern aus Gebieten im östlichen Mittelmeer – später, nach dem Sieg der Ägypter, seien sie dann nach Sizilien und Sardinien geflüchtet; so seien diese Regionen überhaupt erst zu ihren Namen gekommen. Dafür spricht die Tatsache, dass die Šardana schon lange vor dem Aufkommen der Seevölker für und auch gegen die Ägypter kämpften. Dagegen spricht, dass Ramses III. erwähnt, die überlebenden Angreifer hätten sich in Ägypten niedergelassen. 8 Von allen ausländischen Gruppen, die hier zu jener Zeit aktiv waren, ist es bislang nur bei einer gelungen, sie zu identifizieren. Es gilt als sicher, dass das Seevolk der Peleset mit den Philistern identisch ist, die laut der Bibel von Kreta stammten. 9 Die linguistische Identifizierung war so offensichtlich, dass Jean-François Champollion, der die ägyptischen Hieroglyphen entschlüsselte, dies bereits vor 1836 vorgeschlagen hatte; 1899 identifizierten biblische Archäologen in Tell es-Safi, dem biblischen Gath, erstmals bestimmte Keramik- und Architekturstile sowie weiteres Material als »philistisch«. 10 Auch wenn wir über Herkunft und Motivation der Angreifer nichts Genaues wissen, können wir doch immerhin feststellen, wie sie aussahen – wir kennen ihre Namen und ihre Gesichter von den Reliefs an den Mauern des Totentempels Ramses’ III. in Medinet Habu. Diese antike Stätte ist reich an Bildern und hieroglyphischen Texten. Rüstungen, Waffen, Kleidung, Schiffe und mit Habseligkeiten beladene Ochsenkarren der Invasoren sind in den Darstellungen deutlich sichtbar, und zwar in einer solchen Detailfülle, dass diverse Wissenschaftler Individuen und sogar Schiffe, die dort abgebildet sind, analysiert haben. 11 Es gibt auch weitaus martialischere Bilder: Eines zeigt Invasoren und Ägypter mitten in einer chaotischen Seeschlacht; einige sind eindeutig tot – sie treiben mit dem Kopf nach unten im Wasser –, andere kämpfen weiterhin heftig aus ihren Schiffen heraus. Seit den 1920er Jahren haben Ägyptologen vom Oriental Institute
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Prolog
der University of Chicago die Inschriften und Bilder in Medinet Habu untersucht und sorgfältig kopiert. Dieses Institut war und ist noch heute eine der weltweit führenden Institutionen, wenn es um das Studium der antiken Zivilisationen Ägyptens und des Nahen Ostens geht. Gegründet wurde es von James Henry Breasted nach dessen Rückkehr von einer abenteuerlichen Reise durch den Nahen Osten in den Jahren 1919 und 1920; das Startkapital von 50.000 Dollar stellte John D. Rockefeller Jr. bereit. Archäologen vom OI (wie man es meistens nennt) waren an Ausgrabungen im gesamten Nahen Osten beteiligt, u. a. im Iran und in Ägypten. Über Breasted und die OI-Projekte, die unter seiner Leitung angestoßen wurden, hat man viel geschrieben, beispielsweise über die Ausgrabungen in Megiddo (dem biblischen Armageddon) in Israel, die von 1925 bis 1939 dauerten. 12 Zu den Highlights gehörten mehrere Epigraphik-Surveys in Ägypten, im Rahmen derer hieroglyphische Texte und Szenen, die die Pharaonen in ihren Tempeln und Palästen in ganz Ägypten hinterließen, von Ägyptologen akribisch kopiert wurden – eine unglaublich mühsame Arbeit. Stunden um Stunden standen die Mitarbeiter des Instituts in der prallen Sonne auf Leitern oder hockten auf Gerüsten und versuchten, die längst verblassenden Symbole an Toren, Tempeln und Säulen abzuzeichnen. Dennoch sind die Ergebnisse dieser Bemühungen von geradezu unschätzbarem Wert, vor allem da viele Inschriften seither stark unter der Erosion und dem Ansturm von Touristen gelitten haben. Hätte man diese Inschriften nicht rechtzeitig übertragen, wären sie irgendwann verschwunden und für künftige Generationen verloren. Die Abschriften von Medinet Habu wurden in mehreren Bänden veröffentlicht; der erste erschien 1930, weitere Bände in den 1940er und 50er Jahren. Zwar diskutiert die Wissenschaft auch weiterhin über die Landund Seeschlachten an den Mauern von Medinet Habu, aber die meisten Experten sind sich inzwischen einig, dass die dort dargestellten Szenen wahrscheinlich nahezu zeitgleich stattfanden, und zwar entweder im Nildelta oder in der Nähe von Medinet Habu. Es kann gut
Zusammenbruch der Zivilisationen: 1177 v. Chr.
Abb. 2 Seeschlacht mit Seevölkern in Medinet Habu (nach Medinet Habu, Bd. 1, Taf. 37. Mit freundlicher Genehmigung des Oriental Institute der University of Chicago).
sein, dass sie eine einzige große Schlacht zeigen, die zugleich an Land und auf See ausgetragen wurde, und einige Forscher haben darauf hingewiesen, hier könne dargestellt sein, wie die Ägypter beide Streitmächte der Seevölker in einen Hinterhalt lockten. 13 Das endgültige Ergebnis bezweifelt indes niemand – in Medinet Habu hält der ägyptische Pharao ganz eindeutig fest: Der Same derer, die meine Grenze erreichten, ist ausgelöscht, mit ihren Herzen und ihren Seelen hat es auf ewig ein Ende. Diejenigen, die zusammen über das Meer gekommen waren, erwartete an den Flussmündungen die volle Flamme, während ein Meer aus Lanzen sie am Ufer umgab. Man lockte sie ins Landesinnere, schloss sie ein und tötete sie an der Küste niedergestreckt, schichtete ihre Leichname zu Haufen. Ich habe die Länder dazu gebracht, den Namen Ägyptens nicht auszusprechen; wenn sie in ihrem Land meinen Namen dennoch aussprechen, dann werden sie verbrannt. 14
In einem berühmten Dokument, das man als »Großer Papyrus Harris« bezeichnet, führt Ramses dies weiter aus und nennt noch einmal die Namen seiner besiegten Feinde:
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Ich stürzte die, die sie von ihrem Land aus überfielen. Ich schlug die Danunäer, die auf ihren Inseln [sind], die Tjeker und die Peleset wurden zu Asche. Die Šardana und Wašaš des Meeres – sie wurden behandelt, als hätten sie nie existiert; einmal nahm man sie fest und brachte sie als Gefangene nach Ägypten, [zahlreich] wie der Sand am Ufer. Ich setzte sie in meinem Namen in Burgen fest. Hunderttausende zählten ihre Klassen. Ich besteuerte sie alle jedes Jahr, in Kleidung und Getreide aus den Lagerhäusern und den Getreidespeichern. 15
Dies war nicht das erste Mal, dass die Ägypter gegen die gesammelte Streitmacht der »Seevölker« kämpften: Bereits 30 Jahre zuvor, im Jahr 1207 v. Chr., dem fünften Jahr der Herrschaft des Pharaos Merenptah, hatte eine ähnliche Ansammlung nicht genau identifizierbarer Krieger Ägypten angegriffen. Merenptah ist Kennern des alten Orients vor allem deshalb vertraut, weil er als erster ägyptischer Pharao den Begriff »Israel« verwendete, übrigens in einer Inschrift aus exakt demselben Jahr (1207 v. Chr.). Diese Inschrift markiert zugleich die früheste Verwendung des Namens Israel außerhalb der Bibel. In der pharaonischen Inschrift ist der Name mit einer speziellen Markierung gekennzeichnet, die anzeigt, dass es sich dabei um ein Volk und nicht um einen Ort handelt. Erwähnt wird der Name im Zusammenhang mit einer knappen Beschreibung eines Feldzugs in die Region Kanaan, wo das Volk, das er »Israel« nennt, angesiedelt war. 16 Die betreffenden Sätze stehen innerhalb einer viel längeren Inschrift, in der es vornehmlich um Merenptahs langwierige kriegerische Auseinandersetzungen mit den Libyern geht, Ägyptens Nachbarn im Westen. Die Libyer und die Seevölker beanspruchten die Aufmerksamkeit des Pharaos in jenem Jahr weitaus mehr als die Israeliten. Ein Text aus Heliopolis zum Beispiel, datiert auf »Jahr fünf, Monat zwei der dritten Jahreszeit (zehnter Monat)«, teilt uns mit: »Der elende Anführer Libyens ist [mit] Šekeleš und jedem fremden Land, das ihm beisteht, eingefallen und hat die Grenzen Ägyptens verletzt«. 17
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Den gleichen Wortlaut finden wir in einer anderen Inschrift, die man als »Säule von Kairo« kennt. 18 In einer längeren Inschrift in Karnak (dem heutigen Luxor) erfahren wir noch ein paar weitere Einzelheiten zu dieser frühen Angriffswelle der Seevölker. Die einzelnen Gruppen sind darin genau bezeichnet: [Zu Beginn des Siegs, den seine Majestät im Land Libyen errang, kamen] Ekweš, Tereš, Lukka, Šardana, Šekeleš, alle von Ländern des Nordens, … in der dritten Jahreszeit und sagten: Der elende, gefallene Anführer Libyens … ist mit seinen Bogenschützen – Šardana, Šekeleš, Ekweš, Lukka, Tereš – ins Land der Tehenu eingefallen, wobei er die besten Krieger und jeden einzelnen Kämpfer seines Landes mitnahm Die Liste der Gefangenen, die aus dem Lande Libyen und von den Ländern, die es mitbrachte, fortgeschafft wurden Šerden, Šekeleš, Ekweš, die keine Vorhaut hatten, von den Ländern des Meeres: Šekeleš: 222 Männer, das ergibt 250 Hände. Tereš: 742 Männer, das ergibt 790 Hände. Šardana: – [das ergibt] – [Ek]weš, die keine Vorhaut hatten, wurden erschlagen, ihre Hände wurden weggeführt, (denn) sie hatten keine [Vorhaut] – Šekeleš und Tereš, die als Feinde Libyens kamen – 218 Männer der Qeheq und Libyer wurden lebend als Gefangene abgeführt. 19
Zwei Dinge gehen aus dieser Inschrift eindeutig hervor. Erstens waren an diesem früheren Angriff der Seevölker nicht sechs, sondern fünf Gruppen beteiligt: Šardana (oder Šerden), Šekeleš, Ekweš, Lukka und Tereš; die Šardana und Šekeleš tauchen später zur Zeit Ramses’ III.
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wieder auf, die anderen drei Gruppen nicht. Zweitens werden die Šardana, Šekeleš und Ekweš ausdrücklich als »von den Ländern des Meeres« identifiziert, und von den fünf Gruppen heißt es kollektiv, sie seien »alle von Ländern des Nordens« gekommen. Letzteres ist nicht allzu überraschend, denn die meisten Länder, mit denen das Land zur Zeit des Neuen Reiches in Kontakt stand, lagen nördlich von Ägypten (außer Nubien und Libyen). Die Identifizierung der Šardana und Šekeleš als »von den Ländern des Meeres« verstärkt die Vermutung, dass sie in irgendeiner Weise mit Sardinien und Sizilien zu tun haben. Dass auch die Ekweš als »von Ländern des Nordens« kommend genannt werden, hat einige Wissenschaftler zur Annahme verleitet, damit könnten die Achaier Homers gemeint sein, also die Mykener des griechischen Festlandes der Bronzezeit – eben jenes Volk, das Ramses III. in seinen Seevölker-Inschriften zwei Jahrzehnte später vielleicht mit »Danunäer« meinte. Was die letzten beiden Namen betrifft, so akzeptiert die Wissenschaft in der Regel Lukka als Verweis auf ein Volk aus dem Südwesten der Türkei, derjenigen Region, die in der klassischen Zeit »Lykien« hieß. Der Ursprung des Tereš ist ungewiss, vielleicht waren es die italischen Etrusker. 20 Viel mehr geben die Inschriften nicht her, und auch über den Schauplatz der Schlacht(en) können wir nur vage Vermutungen anstellen. Merenptah sagt lediglich, der Sieg sei »im Lande Libyen« errungen worden, das er weiter als »Land der Tehenu« definiert. Indes wird ganz klar, dass Merenptah den Sieg für sich beansprucht, denn er listet getötete und gefangengenommene feindliche Krieger sowie ihre »Hände« auf. Damals war es Brauch, den getöteten Feinden eine Hand abzuschneiden und mit nach Hause zu bringen, um die übliche Belohnung für die Tötung eines feindlichen Kämpfers einzustreichen. Erst kürzlich entdeckte man einen grausigen Beweis für diese Praxis aus der Hyksoszeit, etwa 400 Jahre vor Merenptah, in der Form von 16 rechten Händen, die man beim Hyksos-Palast in Avaris im Nildelta in vier Gruben verscharrt hatte. 21 Ob alle Angehörigen der Seevölker getötet wurden
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oder ob einige überlebten, wissen wir nicht – anzunehmen ist jedoch Letzteres, bedenkt man, dass mehrere dieser Gruppen 30 Jahre später zu einer zweiten Invasion zurückkehrten. Im Jahr 1177 v. Chr., wie bereits 1207 v. Chr., besiegten die Ägypter die Seevölker. Sie kehrten kein drittes Mal nach Ägypten zurück. Ramses war stolz darauf, dass er den Feind »zum Kentern brachte und an Ort und Stelle überwand«: »Ihre Herzen«, schrieb er, »werden ihnen fortgenommen, ihre Seelen fliegen davon. Ihre Waffen sind auf See verstreut.« 22 Dennoch war es ein Pyrrhussieg: Obwohl das Ägypten Ramses’ III. die einzige Großmacht war, die dem Ansturm der Seevölker jemals erfolgreich widerstanden hatte, war das ägyptische Neue Reich danach doch nicht mehr dasselbe. Das lag indes an anderen Problemen, denen sich zu jener Zeit wahrscheinlich der gesamte Mittelmeerraum ausgesetzt sah, wie wir im Folgenden sehen werden. Die Pharaonen, die auf Ramses III. folgten und die übrige Zeit des 2. Jahrtausends v. Chr. Ägypten beherrschten, waren damit zufrieden, ein Land zu verwalten, dessen Einfluss und Macht rapide schwanden. Am Ende war Ägypten nicht mehr als ein zweitklassiges Imperium und nur noch ein müder Abklatsch dessen, was es einst gewesen war. Erst unter dem libyschstämmigen Pharao Scheschonq I., der ca. 945 v. Chr. die 22. Dynastie gründete (und der wahrscheinlich mit dem biblischen Pharao Šišak identisch ist 23) fand Ägypten wieder ein Stück weit zu seiner alten Form und Geltung zurück. Außer Ägypten verloren fast alle Länder und Mächte in der Ägäis und im Nahen Osten – die in der späten Bronzezeit den Ton angegeben hatten – im 2. Jahrtausend v. Chr. an Bedeutung und verschwanden von der Bildfläche, entweder unmittelbar oder doch binnen weniger als einem Jahrhundert. Es war, als würde sich die Zivilisation in weiten Teilen dieser Region selbst auslöschen. In riesigen Gebieten, von Griechenland bis nach Mesopotamien, gingen viele, wenn nicht sogar alle zivilisatorischen Fortschritte der vergangenen Jahrhunderte verloren. Eine neue Epoche des Übergangs begann, die mindestens 100, in manchen Regionen vielleicht sogar 300 Jahre dauerte.
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Man kann sich gut vorstellen, wie in diesen Ländern damals Angst und Schrecken herrschten. Ein ganz konkretes Beispiel dafür findet sich auf einer Tontafel, in die ein Brief des Königs von Ugarit in Nordsyrien an den (in der Hierarchie über ihm stehenden) König von Zypern eingeritzt ist: Mein Vater, jetzt sind die Schiffe des Feindes eingetroffen. Sie stecken seither meine Städte in Brand und verwüsten das Land. Weiß mein Vater nicht, dass alle meine Fußtruppen und [Streitwagen] in Ḫatti stationiert sind und dass alle meine Schiffe im Lande der Lukka stationiert sind? Sie sind noch nicht zurückgekommen, daher liegt das Land darnieder. Möge mein Vater Kenntnis von dieser Angelegenheit haben. Jetzt haben uns die sieben Schiffe des Feindes, die gekommen sind, bereits Schaden zugefügt. Falls weitere Schiffe des Feindes auftauchen, sende mir irgendwie einen Bericht, damit ich es weiß. 24
Die Forschung ist sich nicht ganz einig, ob die Tafel ihren Adressaten auf Zypern erreicht hat. Die Ausgräber, die die Tafel entdeckten, glaubten, der Brief sei wahrscheinlich gar nicht abgeschickt worden. Es hieß ursprünglich, man habe ihn zusammen mit mehr als 70 anderen Tafeln im Inneren eines Brennofens gefunden – sicherlich wollte man die Tafel brennen, damit sie die Reise nach Zypern besser überstünde. 25 Die Ausgräber und andere Gelehrte vermuteten zunächst, dass die feindlichen Schiffe zurückgekehrt waren und die Stadt überfallen hatten, bevor das Hilfeersuchen auf den Weg gebracht werden konnte. So lautet die Geschichte, die die Geschichtsbücher erzählen und die einer ganzen Studentengeneration aufgetischt wurde. Dabei hat man inzwischen herausgefunden, dass die Tafel nicht in einem Brennofen lag und dass es sich (wie wir später sehen werden) nur um eine Kopie des Briefes handelt; einiges spricht dafür, dass das Original tatsächlich nach Zypern geschickt wurde. Früher gab es in der Forschung die Tendenz, alle solche zerstöre-
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rischen Überfälle in jener Epoche den Seevölkern zuzuschreiben. 26 Doch ihnen die komplette Schuld für das Ende der Bronzezeit in der Ägäis und im östlichen Mittelmeerraum zugeben, wäre sicherlich vermessen; so viel Macht werden sie kaum gehabt haben. Wir haben aber ohnehin keine eindeutigen Beweise für ihr Wirken, abgesehen von den ägyptischen Texten und Inschriften, die jedoch einen widersprüchlichen Eindruck hinterlassen. Fielen die Seevölker als organisierte Armee ins östliche Mittelmeer ein, im Sinne eines der besser organisierten Kreuzzüge im Mittelalter, die zum Ziel hatten, das Heilige Land zu erobern? Handelte es sich um eine eher locker bzw. schlecht organisierte Bande von Plünderern wie die späteren Wikinger? Oder waren sie Flüchtlinge, die vor einer Naturkatastrophe flohen und neue Orte zum Besiedeln suchten? Soviel wir wissen, könnte die Wahrheit irgendwo dazwischen liegen – vielleicht war es eine Kombination aller drei oben genannten Aspekte, vielleicht traf aber auch keiner davon zu. Immerhin: In den letzten Jahrzehnten ist eine Fülle neuer Daten aufgetaucht, die man hier mit berücksichtigen muss. 27 So sind wir uns heute durchaus nicht mehr so sicher, dass alle Orte, an denen sich Spuren der Zerstörung fanden, von den Seevölkern heimgesucht wurden. Archäologische Befunde verraten uns zuverlässig, dass eine Stätte zerstört wurde, aber nicht immer wovon oder von wem. Darüber hinaus wurden nicht alle diese Stätten zur selben Zeit zerstört, viele nicht einmal im selben Jahrzehnt. Wie wir sehen werden, erstreckte sich der kumulative Untergang über mehrere Jahrzehnte, vielleicht sogar über ein ganzes Jahrhundert. Während wir also noch immer nicht genau die Ursache (oder alle Ursachen) dafür kennen, weshalb die Welt der Bronzezeit in Griechenland, Ägypten und dem Nahen Osten zusammenbrach, weist die aktuelle Forschungslage doch eher darauf hin, dass die Schuld nicht allein bei den Seevölkern zu suchen ist. Als wahrscheinlicher gilt, dass sie beim Zusammenbruch der Zivilisationen nicht nur Aggressoren waren, sondern zugleich auch selbst zu den Opfern gehörten. 28 Eine
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Hypothese besagt, dass sie durch eine Verkettung unglücklicher Umstände und Ereignisse gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen und nach Osten auszuwandern, während sich die dortigen Königreiche und Imperien bereits im Niedergang befanden. Es ist durchaus möglich, dass sie allein deshalb in der Lage waren, diese Monarchien erfolgreich anzugreifen, eben weil sie bereits im Untergang begriffen und entsprechend geschwächt waren. Insofern könnte man den Seevölkern höchstens vorwerfen, dass sie besonders opportunistisch waren (wie es ein Forscher ausgedrückt hat). Ebenso könnte ihre Besiedlung des östlichen Mittelmeerraums weitaus gesitteter und mit weniger Blutvergießen einhergegangen sein, als man früher angenommen hat. Wir werden diese Möglichkeiten im Folgenden noch näher betrachten. Jahrzehntelang waren die Seevölker für die Wissenschaft ein willkommener Sündenbock für eine Situation, die weit komplexer war, als man annahm, und für die sie letztlich gar nicht so viel konnten. Jetzt scheint sich das Blatt zu wenden: Mehrere Wissenschaftler haben kürzlich darauf hingewiesen, dass die »Geschichte« der katastrophalen Welle von mutwilliger Zerstörung und / oder Migration, die die Seevölker angeblich über das östliche Mittelmeer brachten, von Gelehrten wie Gaston Maspero, dem berühmten französischen Ägyptologen, in den 1860er und 70er Jahren in die Welt gesetzt wurde und sich bis 1901 in den Köpfen festgesetzt hatte. Dennoch war es niemals mehr als eine bloße Theorie auf Basis epigraphischer Zeugnisse, und sie entstand lange, bevor die zerstörten Stätten tatsächlich ausgegraben wurden. Dabei waren sich selbst die Forscher, die Masperos Annahmen folgten, uneins darüber, welche Richtung die Seevölker einschlugen, nachdem sie von den Ägyptern besiegt worden waren – einige waren der Ansicht, sie seien erst anschließend ins westliche Mittelmeer gefahren und seien gar nicht von dort gekommen. 29 Heute herrscht allgemein die Überzeugung, dass die Seevölker (wie wir weiter unten sehen werden) wohl durchaus für einen Teil der Zerstörungen gegen Ende der späten Bronzezeit verantwortlich
Tab. 1
Im Text erwähnte spätbronzezeitliche Könige Ägyptens und des alten Orients, chronologisch nach Land / Reich. Ägypten
Hethiter
Assyrien
18. Jh. 17. Jh.
Babylon
Mitanni
Ugarit
Hammurabi
andere Zimri-Lim (Mari)
Chajan (Hyksos) Apophis (Hyksos)
16. Jh. Seqenen-Re Kamose Ahmose I. Thutmosis I. Thutmosis II. 15. Jh. Hatschepsut Tudhalija I. / II. Thutmosis III. 14. Jh. Amenophis III. Šuppiluliuma I. Echnaton Muršili II. Tutanchamun Eje II.
Sauštatar
Kukkuli (Aššuwa)
Adad-nirari I. Kurigalzu I. Šuttarna II. ’Ammistamru I. Aššur-uballiṭ I. Kadašman-Enlil I. Tušratta Niqmaddu II. Burna-buriaš II. Šattiwazza Niqmepa Kurigalzu II.
Muršili II. (Forts.) TukultiMuwattalli II. Ninurta I. Hattušili III. Tudhalija IV. Šuppiluliuma II.
12. Jh. Ramses III.
Šuppiluliuma II. (Forts.)
Kaštiliašu IV.
Niqmepa (Forts.) Šaušgamuwa ’Ammistamru II. (Amurru) Niqmaddu III. ’Ammurapi ’Ammurapi (Forts.)
Šutruk-Naḫḫunte (Elam)
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13. Jh. Ramses II. Merenptah
Tarchundaradu (Arzawa)
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Hattušili I. Muršili I.
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gewesen sein können. Aber es ist viel wahrscheinlicher, dass eine Verknüpfung natürlicher und menschengemachter Ereignisse – u. a. Klimawandel und Dürre, Erdbebenserien, Revolten und »Systemzusammenbrüche« – eine Kettenreaktion in Gang setzte, die zum Ende jener Epoche führte. Um wirklich zu verstehen, von welcher umwälzenden Bedeutung die Ereignisse um das Jahr 1177 v. Chr. waren, müssen wir zunächst rund 300 Jahre früher ansetzen. Tab. 2 Moderne Regionen und ihre (wahrscheinlichen) Namen in der späten Bronzezeit. Antike Bezeichnung 1
Antike Bezeichnung 2
Antike Bezeichnung 3
Griechisches Fest- Tanaja land
Achijawa
Hijawa
Kreta
Keftiu
Kaphtor (Kaptaru)
Troja / Troas
Aššuwa (?)
Isy (?)
Kanaan
Pa-ka-na-na
Retjenu
Ägypten
Misraïm
Zypern
Alašija
Wilusa
Kapitel eins
Akt I
Arma virumque: das 15. Jahrhundert v. Chr. Um das Jahr 1477 v. Chr. ordnete der ägyptische Pharao Thutmosis III. den Bau eines großen Palastes mit kunstvollen Fresken an, unweit des Mittelmeeres in der unterägyptischen Stadt Peru-nefer am Nildelta. Um diese Fresken zu malen, beauftragte man minoische Künstler aus dem fernen Kreta, die weit nach Westen über das »Große Grün« (so nannten die Ägypter das Mittelmeer) segeln mussten. Sie schufen Bilder, wie man sie noch nie zuvor in Ägypten gesehen hatte – seltsame Szenen mit Männern, die über Stiere springen, wurden mit Farbe auf den noch feuchten Putz gemalt, eine Technik, bei der die Farben zu einem integralen Bestandteil der Wand werden. Diese neuen, einzigartigen Fresken aus der Ägäis kamen so in Mode, dass man sie bald nicht nur in Ägypten, sondern auch in vielen anderen Palästen entlang der Küste fand – vom Nildelta bis zur Küste von Nordkanaan in Stätten wie Kabri in Israel, Alalach in der Türkei, Qatna in Syrien und Dab’a in Ägypten. 1 Peru-nefer, die Stadt im Delta, hat man als das heutige TellelDab’a identifiziert. Ausgegraben wurde die Stätte ab 1966 vom österreichischen Archäologen Manfred Bietak und seinem Team. Die Stadt kannte man zuvor auch als Avaris, die Hauptstadt der Hyksos, der verhassten Invasoren, die ca. 1720 bis 1550 v. Chr. große Teile Ägyptens regierten. Aus Avaris wurde Peru-nefer, eine wichtige ägyptische Metropole, nachdem einer von Thutmosis’ Vorfahren, der Pharao Kamose, die Stadt um 1550 v. Chr. eingenommen hatte. Im Laufe von vier Jahrzehnten brachte Bietak eine einstmals wohlhabende Stadt
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Akt I · Arma virumque: das 15. Jahrhundert v. Chr.
ans Licht – unter mehreren Metern Sand und Schutt lagen großartige Fresken begraben, zu Beginn der 18. Dynastie (etwa 1450 v. Chr.) geschaffen von Minoern oder lokalen Handwerkern, die von diesen ausgebildet worden waren. 2 Diese sind ein gutes Beispiel für die Internationalisierung der Welt des östlichen Mittelmeeres und der Ägäis, die nach der Vertreibung der Hyksos aus Ägypten zusammenzuwachsen begann.
Zurück zu den Hyksos Die Hyksos waren zum ersten Mal um das Jahr 1720 v. Chr. in Ägypten eingefallen, ein Vierteljahrtausend vor der Zeit Thutmosis’ III. Sie blieben fast 200 Jahre lang dort, bis 1550 v. Chr. Als die Hyksos das Land überrannten, war Ägypten längst eine der etablierten Großmächte des alten Orients. Die Pyramiden von Gizeh waren zu diesem Zeitpunkt bereits fast 1000 Jahre alt; erbaut wurden sie während der 4. Dynastie, im Alten Reich. Der ägyptische Priester Manetho lebte in der viel späteren hellenistischen Epoche, im 3. Jahrhundert v. Chr. Er nannte die Hyksos »Hirtenkönige« – eine Fehlübersetzung des ägyptischen Begriffs hekau khasut, der eigentlich »Häuptlinge aus fremden Ländern« bedeutet. Aus »fremden Ländern« kamen die Hyksos tatsächlich, sie waren Semiten, die aus der Region Kanaan, also aus dem heutigen Israel, Libanon, Syrien und Jordanien, nach Ägypten migrierten. Bereits im 19. Jahrhundert v. Chr. gab es in Ägypten Darstellungen von Semiten, wie auf einer Wandmalerei in einem ägyptischen Grab in Beni Hasan, das »asiatische« Kaufleute und Händler zeigt, die Waren ins Land bringen. 3 Mit der Invasion der Hyksos in Ägypten endete die Epoche des Mittleren Reiches (ca. 2134–1720 v. Chr.). Ihren Erfolg verdankten sie wahrscheinlich ihrem Vorsprung in der Waffentechnologie und ihrer Fähigkeit zum Erstschlag, denn sie besaßen Kompositbögen,
Zurück zu den Hyksos
mit denen sie viel weiter schießen konnten als es mit den traditionellen Bögen der damaligen Zeit möglich war. Zudem besaßen sie Pferdestreitwagen, wie man sie in Ägypten noch nie gesehen hatte. Von ihrer Hauptstadt Avaris im Nildelta aus herrschten die Hyksos nach der Eroberung fast 200 Jahre lang über Ägypten, von 1720 bis 1550 v. Chr., während der sogenannten Zweiten Zwischenzeit (15.–17. Dynastie).4 Es ist eines der wenigen Male zwischen 3000 und 1200 v. Chr., dass Ägypten von Ausländern regiert wurde. Geschichten und Inschriften ungefähr vom Ende dieser Zeit, um 1550 v. Chr., nennen einige Schlachten zwischen den Ägyptern und den Hyksos. Eine berichtet über die Auseinandersetzung zwischen zwei Herrschern, den Streit zwischen Apophis und Seqenen-Re. In dieser – höchstwahrscheinlich apokryphen – Geschichte beschwert sich der König der Hyksos, Apophis, er könne nachts nicht schlafen, weil die Flusspferde, die sich der ägyptische König Seqenen-Re in einem Teich halte (der gleichzeitig in einem anderen Teil Ägyptens regierte), so großen Lärm machten. Die Beschwerde ist schon deshalb absurd, weil Seqenen-Res Palast mehrere hundert Kilometer von dem des Apophis entfernt lag – der eine in Oberägypten, der andere in Unterägypten. Der Hyksos-König hätte die Flusspferde also unmöglich hören können, egal wie laut sie waren. 5 Doch wir besitzen die Mumie von Seqenen-Re und wissen aufgrund bestimmter Schädelverletzungen, die von einer Streitaxt stammen, dass er im Kampf gefallen sein muss. War es eine Schlacht mit den Hyksos? Das können wir nicht zweifelsfrei sagen; dass Apophis und Seqenen-Re einander bekämpften, ist jedoch durchaus möglich (ob es dabei nun um Flusspferde ging oder nicht). Wir verfügen auch über eine Inschrift von Pharao Kamose, dem letzten König der 17. Dynastie, der damals von seinem Palast in Theben in Oberägypten aus regierte. Er liefert uns um 1550 v. Chr. ein paar Informationen über die letzte siegreiche Schlacht gegen die Hyksos, die er »Asiaten« nennt:
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Abb. 3 »Asiaten« in Beni Hasan (nach Newberry 1893, Taf. xxx / xxxi. Mit freundlicher Genehmigung von der Egypt Exploration Society).
Ich segelte nach Norden, um die Asiaten mit meiner Macht zu besiegen, (…) meine tapfere Armee vor mir wie ein Feuer, (…) die Bogenschützen an der Spitze, um ihre Orte zu zerstören (…) Ich verbrachte die Nacht in meinem Schiff, mein Herz war glücklich; und als der Tag anbrach, stellte ich ihm nach wie einem Falken. Bis zur Frühstückszeit hatte ich ihn gestürzt, seine Mauern zerstört und sein Volk abgeschlachtet und hatte seine Frau hinunter zum Flussufer geschickt. Meine Armee verhielt sich wie Löwen mit ihrer Beute (…) Habseligkeiten, Rinder, Fett, Honig – (…) sie teilten die Gegenstände untereinander auf, mit fröhlichem Herzen.
Von Kamose erfahren wir auch etwas über das Schicksal von Avaris: Was Avaris an den Zwei Flüssen betrifft, so machte ich es ohne seine Bewohner dem Erdboden gleich; ich zerstörte ihre Städte und verbrannte ihre Häuser für immer zu rötlichen Ruinenhaufen, auf-
Zurück zu den Hyksos
grund der Zerstörungen, die sie mitten in Ägypten angerichtet hatten: Sie hatten es sich erlaubt, dem Ruf der Asiaten zu folgen; (sie) hatten Ägypten, ihre Herrin, im Stich gelassen! 6
Und damit vertrieben die Ägypter die Hyksos aus ihrem Land. Sie flohen zurück nach Retjenu (einer der altägyptischen Namen für das heutige Israel und Syrien; dieselbe Region nannten die Ägypter auch Pa-ka-na-na, Kanaan). Damit wurde gleichzeitig die 18. Dynastie eingeleitet, die Kamoses Bruder Ahmose begründete und mit der die Epoche des – wie wir heute sagen – Neuen Reiches in Ägypten begann. Avaris und das übrige Ägypten wurden zu jener Zeit wieder aufgebaut, Avaris wurde umbenannt. Zur Zeit von Hatschepsut und Thutmosis III., etwa 60 Jahre später, also um 1500 v. Chr., war es endlich wieder eine blühende Stadt. Jetzt hieß sie Peru-nefer, besaß Paläste mit Fresken im minoischen Stil, die den Stiersprung zeigten und andere Szenen, die deutlich besser in die Ägäis passten als nach Ägypten. Ein Archäologe spekulierte einmal, es habe sogar eine königliche Hochzeit zwischen einem ägyptischen Herrscher und einer minoischen Prinzessin stattgefunden. 7 Es gab durchaus eine Reihe ägyptischer Pharaonen der späten 18. und der 19. Dynastie, die Prinzessinnen aus dem Ausland heirateten, in erster Linie, um diplomatische Bande zu knüpfen oder Verträge mit fremden Mächten zu zementieren, wie wir später sehen werden; die minoischen Wandmalereien in Ägypten lassen sich aber auch erklären, ohne politisch motivierte Ehen ins Spiel zu bringen, denn es gibt viele davon unabhängige Hinweise auf Kontakte zwischen dem östlichen Mittelmeer, Ägypten und, in diesem Fall, der Ägäis.
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Rückblende: Mesopotamien und die Minoer Wir wissen dank einer Vielzahl von Daten, u. a. archäologischen Artefakten, Texten und bildlichen Darstellungen, dass die Minoer von der Insel Kreta bereits lange vor ihren Beziehungen zu den ägyptischen Pharaonen des Neuen Reiches mit verschiedenen Regionen des alten Orients in Kontakt standen. Zum Beispiel kennen wir minoische Objekte, die im 18. Jahrhundert v. Chr. über die Ägäis und das östliche Mittelmeer bis ins Zweistromland, das Land zwischen den Flüssen Tigris und Euphrat, gelangten – vor fast 4000 Jahren also. In der antiken Stätte Mari, westlich vom Euphrat im heutigen Syrien gelegen, fanden französische Archäologen in den 1930er Jahren mehr als 20.000 beschriftete Tontafeln, die solche Artefakte und ihren Handel dokumentieren. Einheimische hatten den Archäologen mitgeteilt, sie hätten einen Mann ohne Kopf gefunden – dieser stellte sich als steinerne Statue heraus, und sie war nur eine von vielen. Darunter befand sich, wie eine Inschrift bewies, das Standbild des Königs einer antiken Stadt. 8 Die Tafeln waren mit Texten in Altakkadisch beschrieben und stammten aus einem Archiv mit der königlichen Korrespondenz und anderen, eher banalen Aufzeichnungen zu den Königen von Mari. Einer dieser Könige hieß Zimri-Lim und regierte ca. 1750 v. Chr. Die Tontafeln enthielten alle möglichen Informationen, die für die Verwaltung des Palastes und der Organisation des Reiches notwendig waren, und sie verraten einiges über das Alltagsleben jener Zeit. Eine Tafel zum Beispiel beschäftigt sich mit dem Eis für ZimriLims Erfrischungsgetränke, zu denen Wein, Bier und Drinks aus fermentierter Gerste gehörten, die Granatapfelsaft oder Anis enthielten. Wir wissen, dass er den Bau eines Kühlhauses am Ufer des Euphrat befahl, das dazu dienen sollte, Eis, das im Winter von den schneebedeckten Bergen herangekarrt werden sollte, aufzubewahren, bis man es in den heißen Sommermonaten benötigte. Er behauptete, kein König vor ihm habe jemals ein solches Kühlhaus errichtet, und
Rückblende: Mesopotamien und die Minoer
das mag durchaus der Fall gewesen sein; Getränke mit Eis zu kühlen, war jedoch alles andere als neu in der Region, auch wenn ein König einmal seinen Sohn ermahnen musste, die Diener das Eis doch bitte säubern zu lassen, bevor es im Getränk landete: »Lass sie Eis sammeln! Lass sie es waschen und von Zweigen, Dung und Schmutz befreien!« 9 Die Archive enthalten Aufzeichnungen über Handel und Kontakt mit anderen Regionen des Mittelmeeres und des Nahen Ostens, und sie erwähnen ausdrücklich ungewöhnliche Gegenstände, die man erhalten hatte. Wir wissen von diesen Tontafeln auch, dass zwischen den Herrschern von Mari und denen anderer Städte und Königreiche oft Geschenke ausgetauscht wurden und dass die einen Könige mitunter die Dienste der Ärzte, Handwerker, Weber, Musiker und Sänger eines anderen Königs in Anspruch nahmen. 10 Zu den Highlights der auf den Tafeln von Mari verzeichneten exotischen Importgegenstände gehören ein Dolch und andere Waffen aus Gold, verziert mit kostbarem Lapislazuli, sowie Kleidung und Textilien, hergestellt »auf kaphtorische Art und Weise«. 11 Kaphtor (oder Kaptaru) war der mesopotamisch-kanaanitische Name für Kreta, das die Ägypter später Keftiu nannten. Die Objekte mussten von Kreta aus einen weiten Weg zurücklegen; sie waren aufgrund ihrer aufwendigen Verarbeitung und des hochwertigen Materials ohnehin schon Luxusgegenstände, und die lange Reise machte sie noch wertvoller. Eine Tafel beschreibt eine ziemlich ungewöhnliche Situation: Zimri-Lim, schickte ein Paar im minoischen Kreta gefertigte Schuhe als Geschenk an König Hammurabi von Babylon. Der entsprechende Text lautet schlicht: »Ein Paar Lederschuhe im kaphtorischen Stil, das Bahdi-Lim (ein Beamter) in den Palast von Hammurabi, dem König von Babylon, brachte, die aber zurückgeschickt wurden.« 12 Warum Hammurabi die Schuhe verschmähte, wissen wir nicht. Vielleicht passten sie ihm einfach nicht. Hammurabis Gesetzeskodex, in dem sich zum ersten Mal in der Literatur die Phrase »Auge um Auge, Zahn um Zahn« findet, die später durch die Bibel Berühmtheit erlangte,
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nennt keine Strafe dafür, wenn man Gegenstände wie Schuhe zurückgab. Eigentlich ist es ein wenig überraschend, dass Hammurabi die Lederschuhe nicht haben wollte, ganz gleich, ob sie ihm nun passten oder nicht. In seiner Region dürften solche ledernen Schuhe nämlich eine ziemliche Seltenheit gewesen sein, bedenkt man, wie weit Kreta von Mesopotamien – mithin das heutige Griechenland von Syrien bzw. dem Irak – entfernt liegt. Eine solche Reise hätte niemand leichtfertig unternommen, und wahrscheinlich wurde sie in mehreren Etappen absolviert, über verschiedene Händler oder Kaufleute, die die Objekte jeweils transportierten. Andererseits waren solche Geschenke zwischen einander ebenbürtigen Königen im alten Orient des 2. Jahrtausends v. Chr. durchaus eine übliche Praxis. 13 In solchen Fällen wurden die betreffenden Gegenstände direkt durch einen Abgesandten des Königs überbracht – heute würden wir diesen Vorgang als diplomatische Mission bezeichnen.
Entdeckung der Minoer und Überblick Wie bereits deutlich geworden sein dürfte, standen die kretischen Minoer in der Mittel- und Spätbronzezeit, ab mindestens 1800 v. Chr., mit mehreren Regionen im alten Orient in Kontakt. Sogar die Briefe von Mari erwähnen die Minoer und weisen möglicherweise darauf hin, dass es Anfang des 18. Jahrhunderts v. Chr. einen minoischen Dolmetscher (oder auch einen Dolmetscher für die Minoer) im nordsyrischen Ugarit gab; Ugarit ließ sich aus dem östlich gelegenen Mari Zinn schicken. 14 Zwischen Ägypten und den Minoern scheint es ab dem 15. Jahrhundert v. Chr., der Zeit von Hatschepsut und Thutmosis III., jedoch eine ganz besondere Beziehung gegeben zu haben – deshalb soll unsere Geschichte nun an diesem Punkt einsetzen. Die minoische Kultur erhielt ihren Namen interessanterweise erst
Entdeckung der Minoer und Überblick
zu Beginn des 20. Jahrhunderts von dem britischen Archäologen Sir Arthur Evans. Wie sie sich selbst nannten, ist nicht bekannt, auch wenn wir die Namen kennen, die die Ägypter, Kanaaniter und Mesopotamier ihnen jeweils gaben. Ebenso wenig wissen wir, woher sie kamen – Anatolien in der Türkei gilt heute als wahrscheinlichste Hypothese. Sicher ist, dass sie im 3. Jahrtausend v. Chr. auf Kreta eine Zivilisation begründeten, die bis ca. 1200 v. Chr. bestand. Mitten in dieser Zeit, etwa um 1700 v. Chr., gab es auf der Insel ein verheerendes Erdbeben, nach dem mehrere Paläste auf der Insel, u. a. der in Knossos, wieder aufgebaut werden mussten. Doch die Minoer erholten sich bald, und ihre Kultur blühte, bis im Laufe des 2. Jahrtausends v. Chr. die Mykener vom griechischen Festland kamen und die Insel eroberten. Danach blieb Kreta unter mykenischer Herrschaft, bis ca. 1200 v. Chr. die Zivilisation auf der Insel zusammenbrach. Evans begann, auf Kreta zu graben, nachdem er herausgefunden hatte, woher die sogenannten Milchsteine stammten, die man ihm auf dem Markt in Athen verkauft hatte. Griechinnen, die gerade entbunden hatten oder kurz vor der Entbindung standen, trugen damals solche Steine um den Hals. Darin waren Symbole eingraviert, die Evans noch nie gesehen hatte, die er aber als Schrift identifizierte. Es gelang ihm, ihre Herkunft bis in die Nähe der modernen Großstadt Heraklion auf Kreta zurückzuverfolgen, wo am Hügel Kephala die Stätte von Knossos verborgen lag. Schon früher hatte Heinrich Schliemann, der Ausgräber von Troja, versucht, das Grundstück zu kaufen und dort zu graben, allerdings vergebens. Evans hatte mehr Erfolg: Er kaufte das Land und begann im März 1900 mit den Ausgrabungen. Diese dauerten mehrere Jahrzehnte, und er investierte dabei den Großteil seines Privatvermögens. Am Ende veröffentlichte er seine Funde und Erkenntnisse in einem umfangreichen mehrbändigen Werk mit dem Titel The Palace of Minos at Knossos. 15 Unterstützt von seinem vertrauten schottischen Assistenten Duncan Mackenzie 16 entdeckte Evans einen Palast, der nur einem König
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gehört haben konnte. Prompt taufte er die neu entdeckte Zivilisation »minoisch«, nach dem mythischen König Minos, der, wie es hieß, Kreta in der Antike regiert hatte und in den labyrinthischen unterirdischen Gängen seines Palastes den Minotaurus (halb Mensch, halb Stier) eingesperrt hatte. Evans fand zahlreiche Tontafeln und andere Objekte mit Schrift darauf, in Linear A (noch nicht entziffert) und in Linear B (einer Frühform des Griechischen, die wahrscheinlich die Mykener mit nach Kreta brachten). Er fand jedoch nie heraus, wie sich diese Menschen selbst nannten. Bis heute wissen wir das nicht – trotz über 100 Jahre andauernder Ausgrabungen sowohl in Knossos als auch an vielen anderen Orten auf Kreta. 17 Evans entdeckte in Knossos zahlreiche aus Ägypten und dem Nahen Osten importierte Gegenstände, nicht zuletzt einen Gefäßdeckel aus Alabaster mit Hieroglyphen darauf, die besagten: »der gute Gott, Seweserenre, Sohn des Re, Chajan«. 18 Chajan war einer der bekanntesten Hyksos-Könige und regierte zu Beginn des 16. Jahrhunderts v. Chr. Objekte von ihm fand man im gesamten alten Orient, aber wie dieser Deckel nach Kreta kam, ist noch immer ein Rätsel. Von Interesse ist hier eine ägyptische Alabastervase, die ein anderer Archäologe viele Jahre später in einem Grab in Katsamba ausgrub, einer Hafenstadt an der Nordküste Kretas mit Verbindungen zu Knossos. Sie trägt den Königsnamen des Thutmosis III.: »der gute Gott Men-cheper-re, Sohn des Re, Thutmosis, vollkommen in der Verwandlung«. Es ist eines der ganz wenigen in der Ägäis gefundenen Objekte, die seinen Namen tragen. 19 Der griechische Historiker des 5. Jahrhunderts v. Chr. Thukydides behauptete, die Minoer hätten eine eigene Flotte besessen und zu jener Zeit das Meer beherrscht: »Minos war der Erste, von dem wir hören, dass er eine Flotte besaß, die das heute ›hellenisch‹ genannte Meer weithin beherrschte« (Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges, 1. 3–8). Früher nannten die Forscher diese Meereshoheit »minoische Thalassokratie« (von krátos = »Herrschaft« und thálassa = »Meer«). Auch wenn man diese Thalassokratie in ihrer Bedeutung heute anzweifelt,
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werden in ägyptischen Aufzeichnungen doch immerhin mehrfach »Keftiu-Schiffe« erwähnt – Keftiu war die damalige ägyptische Bezeichnung für Kreta. Es ist jedoch unklar, ob damit Schiffe gemeint waren, die aus Kreta kamen, die nach Kreta fuhren oder die vielleicht nach minoischem Vorbild gebaut waren. 20 Evans’ Nachfolger in Knossos war John Devitt Stringfellow Pendlebury. Er interessierte sich sehr für die möglichen Beziehungen zwischen Ägypten und Kreta; neben Knossos grub er auch regelmäßig im ägyptischen Amarna (der Hauptstadt Echnatons, die wir im Folgenden noch kennenlernen werden). Pendlebury veröffentlichte auch eine Monographie über das Thema, mit dem Titel Aegyptiaca. Darin versammelte und katalogisierte er alle ägyptischen Importe, die man in Knossos und anderswo auf der Insel gefunden hat. Wenig später, im Jahr 1941, wurde er von Fallschirmjägern erschossen, als die Deutschen Kreta überfielen. 21 Evans und Pendlebury fanden noch weitere importierte Gegenstände in Knossos, und es wurde in den folgenden Jahrzehnten immer klarer, dass die Minoer ziemlich fleißige Importeure, aber auch Exporteure waren, die in regelmäßigem Kontakt mit einer ganzen Reihe ferner Regionen standen, nicht nur mit Ägypten. Zum Beispiel hat man an verschiedenen Standorten auf Kreta Rollsiegel aus Mesopotamien und Vorratsgefäße aus Kanaan aus der Mittel- und Spätbronzezeit gefunden; andersherum hat man minoische Keramik und andere Artefakte (oder zumindest Texte, die solche Artefakte erwähnen) im heutigen Ägypten, Israel, Jordanien, Zypern, Syrien und Irak entdeckt.
Zurück nach Ägypten Wir müssen uns dabei in Erinnerung rufen, dass die oben genannten Gegenstände nur einen kleinen Teil der Objekte darstellen, die damals das Mittelmeer überquerten. Viele der Waren, mit denen man wäh-
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rend der späten Bronzezeit handelte, waren verderblich und haben keinerlei verwertbare Spuren hinterlassen. Getreide, Wein, Gewürze, Duftstoffe, Holz und Textilien – all das ist längst verrottet. Aus Rohstoffen wie Elfenbein, Edelsteinen wie Lapislazuli, Achat und Karneol und Metallen wie Gold, Kupfer und Zinn wurden vor Ort meist neue Objekte gefertigt, zum Beispiel. Waffen oder Schmuck. Somit sind die in der Antike am häufigsten über die internationalen Handelswege transportierten Güter verwest, verarbeitet worden oder anderweitig verschwunden. Dennoch lässt sich auch die Existenz verderblicher Handelsware belegen: durch schriftliche Zeugnisse und durch die Darstellung in Wandmalereien, die bis heute überdauert haben. Solche Bilder, Inschriften und literarischen Hinweise verraten einem eine Menge über den Kontakt zwischen verschiedenen Völkern – vorausgesetzt, man weiß sie zu interpretieren. Insofern sind die Wandbilder mit den Darstellungen der Vertreter fremder Völker, die man in einer ganzen Reihe bemalter ägyptischer Gräber aus dem Neuen Reich, der Regierungszeit der Pharaonen von Hatschepsut bis Amenophis III., gefunden hat, von unschätzbarem Wert – sie beweisen ganz konkret, wie das diplomatische, kaufmännische und logistische Netzwerk des 15. / 14. Jahrhunderts v. Chr. funktionierte. 22 Das erste Grab, dessen Wandmalereien Menschen aus der Ägäis zeigen, stammt aus der Regierungszeit der Hatschepsut, im 15. Jahrhundert v. Chr. In solchen Gräbern findet man häufig Minoer abgebildet, oft zusammen mit ihren Waren und mit Inschriften, die sie eindeutig als Bewohner der Insel Kreta identifizieren. So zum Beispiel im Grab des Senenmut, des Baumeisters, Beraters und (eventuell) Geliebten der Hatschepsut – dort ist eine Gesandtschaft aus der Ägäis dargestellt, bestehend aus sechs Männern, die ägäisch aussehende Metallvasen tragen. 23 In einem anderen Bild, im Grab des Rechmire, des Wesirs Thutmosis’ III. (ca. 1450 v. Chr.), sehen wir Männer in kurzen Röcken in typisch ägäischem Stil, die erkennbar ägäische Objekte tragen. Daneben ist (teilweise) zu lesen: »Sie kommen in Frieden von
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den Anführern der Keftiu und den ›Inseln in der Mitte des Meeres‹, und sie verbeugen sich und senken den Kopf vor der Macht seiner Majestät, des Königs von Ober- und Unterägypten.« 24 Ganz offenbar handelt es sich hierbei um die Darstellung einer ägäischen Gesandtschaft in Ägypten. Solche Gesandtschaften sind in mehreren ägyptischen Gräbern aus jener Zeit abgebildet. Die Wandmalereien im Grab von Rechmire zeigen jedoch nicht nur Völker der Ägäis: In den Reihen darüber und darunter finden sich Gesandte aus Punt, Nubien und Syrien, alle mit entsprechenden Inschriften. Es ist zwar nicht bewiesen, aber durchaus wahrscheinlich, dass wir es hier mit der Darstellung eines wichtigen Ereignisses während der Herrschaft Thutmosis’ III. zu tun haben und dass die Vertreter oder Händler aus der Ägäis lediglich Teil einer internationalen Menschenmenge sind, die sich anlässlich dieses Ereignisses versammelte oder dazu eingeladen wurde. Wenn dem so ist, handelt es sich wahrscheinlich um das Sedfest, das ein Pharao erstmals nach 30 Jahren Herrschaft feierte und danach in unregelmäßigen Abständen; wir wissen, dass Thutmosis III. das Sedfest mindestens dreimal feierte, was nicht weiter verwunderlich ist, regierte er doch 54 Jahre lang. 25 Insgesamt gibt es um die 14 Gräber aus der Zeit von Hatschepsut und / oder Thutmosis III., die Delegationen von Ausländern in Ägypten zeigen; sie gehören allesamt hochrangigen Beamten und Beratern. Dargestellt sind Menschen aus der Ägäis, aus Nubien und Kanaan, und alle tragen sie ausländische Objekte. 26 In den neun Gräbern aus der Regierungszeit Thutmosis’ III. finden wir viele Darstellungen von Ausländern, die diplomatische Geschenke überbringen, jährliche Zahlungen leisten oder an einer Expedition teilnehmen, die Thutmosis III. in den Libanon schickte, um Zedernholz zu besorgen. 27 Keftiu, Keftiu-Männer und Keftiu-Schiffe wurden in jener Zeit in Ägypten auch in vielen anderen Zusammenhängen erwähnt, u. a. in Inschriften an Tempeln und in Texten auf Papyrus. Zu den interessantesten zählt ein Papyrus aus dem 30. Regierungsjahr Thutmosis’ III. (etwa 1450 v. Chr.), der mehrere »Keftiu-Schiffe« erwähnt.
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Dabei geht es um den Import von Materialien für die ägyptische Flotte: »Dem Handwerker [Männername] übergeben: Schalhölzer für das Keftiu-Schiff« – »heute wie bestellt dem Handwerker Tity übergeben, für das andere Keftiu-Schiff« – »dem Handwerker Ina übergeben, für das andere (…) Keftiu-Schiff«. 28 Auch eine Inschrift an der Mauer des Tempels von Karnak aus dem 34. Regierungsjahr Thutmosis’ III. erwähnt Keftiu-Schiffe. 29 Auch wenn unklar ist, ob es sich dabei nun um minoische Schiffe handelte, die aus Keftiu kamen, oder um ägyptische Schiffe, die nach Keftiu fuhren – es macht deutlich, dass es einen (höchstwahrscheinlich direkten) Kontakt zwischen dem minoischen Kreta und dem Neuen Reich zur Zeit des Thutmosis III. gab. Aufgrund der in der Region herrschenden Winde – die heute die gleichen sind wie vor 3400 Jahren – kann man relativ leicht vom Süden Kretas aus nach Marsa Matruh an der Nordküste Ägyptens und von dort aus zum Nildelta segeln. Die Rückfahrt unter Segeln war aufgrund von Winden und Strömungen nicht ganz so einfach, aber zu bestimmten Jahreszeiten durchaus möglich. Ansonsten fuhr man einfach andersherum, von Ägypten nach Kanaan und Zypern, dann weiter nach Anatolien und nach Rhodos, von hier aus zu den Kykladen oder zum griechischen Festland und von da schließlich wieder nach Süden nach Kreta – und wieder nach Ägypten. Durch eine Malerei mit Inschrift im Grab des Menkheperreseneb, des ersten Propheten des Amun, 30 wissen wir, dass die Ägypter den König der Minoer kannten und gegenüber anderen ausländischen Herrschern als ebenbürtig ansahen. An den Mauern des Grabes sehen wir den »Prinz von Keftiu« (Kreta) Seite an Seite mit dem Prinzen der Hethiter (Anatolien), dem Prinzen von Tunip (wahrscheinlich in Syrien) und dem Prinzen von Qadeš (Syrien). Der Titel, mit dem die dargestellten Figuren identifiziert werden, ist bei allen der gleiche: wr, das bedeutet »Prinz« oder »Häuptling«. 31 Das Bild scheint darauf hinzuweisen, dass hin und wieder Mitglieder anderer Königshäuser Ägypten besuchten, vielleicht auch zu ganz besonderen Anlässen.
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Abb. 4 Darstellung von Ägäern in Rechmires Grab (nach Davies 1943, Taf. xx. Mit freundlicher Genehmigung des Metropolitan Museum of Art).
Kamen sie alle zur selben Zeit (möglicherweise zu eben jenem Anlass, der im Grab Rechmires dargestellt ist) oder zu verschiedenen Gelegenheiten? Das können wir nicht mit Sicherheit sagen, aber es wäre eine durchaus interessante Hypothese, dass sich die wichtigsten historischen Gestalten der späten Bronzezeit anlässlich einer großen Veranstaltung in Ägypten versammelten – so wie heute die internationalen Würdenträger eine königliche Hochzeit besuchen oder eine G-8-Konferenz. Denselben Begriff, wr (»Prinz« oder »Häuptling«), verwendet Thutmosis III. auch noch an einer anderen Stelle: Im 42. Jahr seiner Annalen erwähnt er den »Prinz von Tanaja«, die ägyptische Bezeichnung für das griechische Festland. Er verzeichnet eine ganze Liste von Objekten aus der Ägäis, u. a. ein silbernes Gefäß nach keftiu’scher Machart und vier Schalen mit Griffen aus Silber. Interessant ist, dass
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er sie inw nennt – ein Begriff, den man in der Regel mit »Tribut« übersetzt; in diesem Kontext wird es eher so viel wie »Geschenk« bedeutet haben. 32 Sicherlich lag es unter der Würde des Königs, sich am »normalen« Handel zu beteiligen; der Austausch von »Geschenken« mit Gleichrangigen (oder doch beinahe Gleichrangigen) war hingegen durchaus üblich. Dies werden wir im nächsten Kapitel noch eingehender untersuchen, wenn es um den internationalen Handel in Gestalt von Geschenken im 14. Jahrhundert v. Chr. geht.
Hatschepsut und Thutmosis III. Hatschepsut regierte direkt vor Thutmosis III., und während ihrer Regierungszeit gab es nicht nur Interaktionen mit der Ägäis, sondern auch mit anderen Regionen des alten Orients. Im Grunde war sie es, die der 18. Dynastie internationale Kontakte und globales Prestige einbrachte, indem sie die Diplomatie dem Krieg vorzog. In ihren Adern floss königliches Blut: Sie war die Tochter von Pharao Thutmosis I. und Königin Ahmose – man sollte hier jedoch nicht verschweigen, dass ihr Vater in die königliche Familie lediglich eingeheiratet hatte. Hatschepsut heiratete ihren Halbbruder Thutmosis II., um den Status des jungen Mannes zu verbessern, da dessen Mutter nur eine Nebenfrau des Pharaos gewesen war und nicht die eigentliche Königin; die Ehe mit Hatschepsut legitimierte seinen Anspruch auf den Thron. Dennoch schenkte sie ihm lediglich eine Tochter, keinen Sohn – was sich für die Dynastie zur Katastrophe hätte auswachsen können, hätte er nicht mit einem Mädchen aus seinem Harem einen Sohn gezeugt. Dieser wuchs als Thutmosis III. auf und war dazu bestimmt, seinem Vater auf den Thron zu folgen. Doch als Thutmosis II. völlig unerwartet starb, war der Junge noch nicht alt genug, um selbst zu regieren. So übernahm Hatschepsut kurzerhand in seinem Namen die
Hatschepsut und Thutmosis III.
Regierungswürde. Es war nur als ein vorübergehendes Arrangement vorgesehen, doch als sie den Thron schließlich übergeben sollte, weigerte sie sich. Sie herrschte mehr als 20 Jahre lang, während Thutmosis III. (sicherlich ziemlich ungeduldig) im Hintergrund wartete. 33 Bald begann Hatschepsut, den traditionellen falschen Bart und andere Requisiten des Pharaos zu tragen. Sie zog sich Männerkleider und einen Brustpanzer an, um ihre Brüste und andere weibliche Merkmale zu verbergen; dies kann man gut an ihren Statuen in ihrem Totentempel in Deir el-Bahari erkennen. Sie änderte sogar ihren Namen, gab ihm eine maskuline anstatt der eigentlichen femininen Endung und wurde so zu »Seiner Majestät, Hatschepsu«. 34 Mit anderen Worten: Sie regierte als Mann, als männlicher Pharao, nicht bloß als Regentin. Deshalb gilt sie heute als eine der bemerkenswertesten Frauen des Alten Ägyptens, gleich neben Nofretete und Kleopatra. Hatschepsut scheint nie wieder geheiratet zu haben, nachdem Thutmosis II. gestorben war; möglicherweise hatte sie aber einen Geliebten: ihren Baumeister und Obervermögensverwalter Senenmut. Wir besitzen ein (möglicherweise heimlich angefertigtes) Bildnis von ihm in Hatschepsuts Totentempel in Deir el-Bahari, dessen Bau er leitete. 35 Diese faszinierende Herrscherin sandte friedliche Handelsexpeditionen nach Phönizien (dem heutigen Libanon), um Holz zu besorgen, und auf den Sinai, auf der Suche nach Kupfer und Türkis. 36 Doch ihre berühmteste Delegation reiste, wie uns die Mauern in Deir el-Bahari verraten, während ihres Neunten Regierungsjahres in das Land Punt. Heute noch streiten sich die Gelehrten, wo dieses mysteriöse Punt eigentlich lag. Meistens wird es in der Region von Sudan, Eritrea oder Äthiopien verortet, aber es gibt auch Forscher, die es an der gegenüberliegenden Küste des Roten Meeres suchen, u. a. im heutigen Jemen. 37 Hatschepsuts Expedition war nicht die erste, die von Ägypten aus nach Punt reiste, und es sollte auch nicht die letzte sein. Während der Epoche des Mittleren Reiches hatte es mehrere solcher Gesandtschaf-
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ten gegeben, und nach ihr entsandte u. a. Amenophis III. wieder eine Delegation, Mitte des 14. Jahrhunderts v. Chr. Doch nur im Rahmen des Berichts über diejenige von Hatschepsut wird die Königin von Punt dargestellt – der Begleitinschrift nach zu urteilen, hieß sie »Eti«. Die Abbildung der ausländischen Königin hat seit jeher Anlass zu zahlreichen Kommentaren gegeben: Sie ist kleinwüchsig, mit gekrümmter Wirbelsäule, Fettrollen am Bauch und einem großen Hintern – vielfach hat man sie in modernen Beschreibungen als Beispiel für die Steatopygie (»Fettsteiß«) angeführt, also für einen Menschen mit fleischigem Bauch, gewaltigen Oberschenkeln und ausladendem Gesäß. Daneben sind Palmen, exotische Tiere und andere Details dargestellt, die auf ein entfernter liegendes Reiseziel hindeuten, und auch die Schiffe sind abgebildet, mit denen die Ägypter nach Punt fuhren, komplett mit Masten und Takelage. Wie uns seine Annalen verraten, schickte Thutmosis III. im 33. und im 38. Jahr seiner Herrschaft (nach 1450 v. Chr.) eigene Handelsdelegationen in das Land Punt. 38 Sie gehören (zusammen mit Expeditionen in den Libanon, um Zedernholz zu holen) zu den wenigen belegbaren Beispielen für einen fortbestehenden Handel zwischen Ägypten und dem Ausland während der Herrschaft Thutmosis’ III.; allerdings ist zu vermuten, dass auch ein Großteil der »Tribute« (inw) in den Szenen in Gräbern von Adeligen aus seiner Regierungszeit in Wirklichkeit Handelsgüter waren. Unter den fremden Ländern, mit denen Ägypten unter Thutmosis III. offenbar Handelsbeziehungen pflegte und aus denen er bei drei verschiedenen Gelegenheiten inw erhielt, gab es auch eine Region, die die Ägypter Isy nannten. Am ehesten lässt sie sich mit einem Zusammenschluss einzelner Stadtstaaten im nordwestlichen Anatolien (der heutigen Türkei) identifizieren, die wir als Aššuwa kennen, oder mit Alašija, dem bronzezeitlichen Namen von Zypern. Thutmosis’ Schriftgelehrte erwähnen Isy mindestens viermal in verschiedenen Inschriften, darunter einmal neben Keftiu im Siegeslied auf Thutmosis’ »Poetischer Stele«: »Ich bin gekommen, damit du den Westen schlägst,
Ägypten und Kanaan in der Schlacht von Megiddo (1479 v. Chr.)
Keftiu und Isy erstarrten in Ehrfurcht, und ich ließ sie Ihre Majestät als einen jungen Stier sehen, fest im Herzen, mit spitzen Hörnern, denen man sich nicht nähern kann.« 39 Nach den Annalen seines neunten Feldzugs im 34. Jahr (1445 v. Chr.) soll der »Häuptling von Isy« inw gebracht haben, in Form folgender Rohstoffe: reines Kupfer, Blöcke aus Blei, Lapislazuli, Stoßzähne aus Elfenbein und Holz. Ähnlich war es in seinem 13. Feldzug in seinem 38. Regierungsjahr (1441 v. Chr.): Hier erfahren wir aus den Annalen, dass der »Prinz von Isy« inw in Form von Kupfer und Pferden brachte, und beim 15. Feldzug im 40. Jahr (1439 v. Chr.) heißt es, der »Häuptling von Isy« habe inw geliefert, die aus 40 Steinen aus Kupfer, einem Stein aus Blei und zwei Stoßzähnen aus Elfenbein bestanden. Die meisten dieser Objekte waren typische Geschenke, wie sie im bronzezeitlichen Nahen Osten auf der obersten diplomatischen Ebene gerne ausgetauscht wurden. 40
Ägypten und Kanaan in der Schlacht von Megiddo (1479 v. Chr.) Vor ein paar Jahren hat man Hatschepsuts Mumie offenbar endlich identifiziert. Sie lag im Grab mit der Nummer KV 60 (KV für Kings’ Valley, also Tal der Könige) anstatt in ihrem eigenen Grab (KV 20), das sich ganz woanders im Tal der Könige befindet. Sie war eine der wenigen Frauen, die man hier jemals bestattet hat, denn das Tal der Könige war in der Regel männlichen ägyptischen Königen vorbehalten. Falls es sich bei der betreffenden Mumie tatsächlich um Hatschepsut handelt, dann litt sie im Alter unter Übergewicht, hatte Zahnprobleme und war an Krebs erkrankt. 41 Als sie um 1480 v. Chr. starb, verlor Thutmosis III. keine Zeit: Er bestieg den Thron und führte noch im ersten Jahr seiner Regierung einen Feldzug an. Er versuchte, Hatschepsuts Namen aus der Geschichte tilgen zu lassen, ließ ihre
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Denkmäler schänden und ihren Namen, wo immer möglich, aus den Inschriften herausmeißeln. (Übrigens behaupten manche, er habe bei Hatschepsuts Tod seine Hand im Spiel gehabt.) Als Thutmosis III. seinen ersten Feldzug in Angriff nahm – den ersten von 17 in den folgenden 20 Jahren – schaffte er es sofort in die Geschichtsbücher. Und das sogar buchstäblich, denn die Route und Details des Marschs und seiner Eroberungen im Jahr 1479 v. Chr. wurden von den täglich geführten Aufzeichnungen an die Mauer des Tempels von Karnak übertragen und für die Nachwelt festgehalten. Auf diesem Feldzug kämpfte er bei der Schlacht bei Megiddo (später besser bekannt als das biblische Armageddon) gegen mehrere rebellische kanaanitische Fürsten. Es war die erste Schlacht überhaupt, deren Einzelheiten zur Erbauung derer, die nicht dabei gewesen waren, aufgeschrieben wurden. Der Bericht zeigt, dass Thutmosis III. mit seinen Männern von Ägypten aus zehn Tage nach Norden marschierte, bis zu einem Ort namens Jehem. Dort hielt er einen Kriegsrat ab und entschied, wie man die befestigte Stadt Megiddo und die umliegenden provisorischen Lager der örtlichen Kanaaniten-Herrscher, die nach seiner Thronbesteigung einen Aufstand gegen die ägyptische Fremdherrschaft angezettelt hatten, am besten angreifen könnte. Von Jehem aus gab es drei Möglichkeiten, nach Megiddo zu gelangen: eine nördliche Route, über die man in die Jesreel-Ebene in der Nähe von Jokneam gelangte, eine südliche Route, die in die Jesreel-Ebene in der Nähe von Ta’anach führte, und eine mittlere Route, die direkt in Megiddo endete. 42 Wie berichtet wurde, schlugen seine Generäle vor, entweder die nördliche oder die südliche Route zu nehmen – diese seien breiter und weniger geeignet für einen Hinterhalt. Thutmosis antwortete, eine solche Taktik sei genau das, was die Kanaaniter von ihnen erwarteten; niemals würden sie annehmen, die Ägypter seien so dumm, sich für die mittlere Route zu entscheiden, eben weil der Weg so schmal sei, dass man hier hervorragend aus dem Hinterhalt angreifen könne.
Ägypten und Kanaan in der Schlacht von Megiddo (1479 v. Chr.)
Und genauso kam es: Der Pharao marschierte mit seiner Armee komplett unbehelligt über die mittlere Route auf Megiddo. Die Ägypter benötigten zwar beinahe zwölf Stunden, um vom ersten bis zum letzten Mann den zentralen Pass zu durchqueren (der im Laufe der Zeit mal Wadi Ara, mal Nahal ’Iron, mal Musmus-Pass hieß), doch schließlich kamen sie völlig unversehrt an, und was noch besser war: Weder Megiddo noch die umliegenden feindlichen Zeltlager wurden von irgendjemandem bewacht. Die kanaanitischen Streitkräfte hatten sich komplett auf Jokneam im Norden und Ta’anach im Süden verteilt – genau wie Thutmosis III. es vorausgesagt hatte. Der einzige Fehler, den der Pharao beging, war, seinen Soldaten vor Einnahme der Stadt zu erlauben, anzuhalten und die feindlichen Lager zu plündern. Dadurch hatten die wenigen Verteidiger von Megiddo – hauptsächlich alte Männer, Frauen und Kinder – genügend Zeit, um die Stadttore zu schließen. So belagerten die Ägypter Megiddo schließlich ganze sieben Monate, bevor es ihnen gelang, die Stadt zu erobern. Im Ersten Weltkrieg, fast 3400 Jahre später, bediente sich der britische General Edmund Allenby der gleichen Taktik wie Thutmosis III. Er war ähnlich erfolgreich wie der Pharao, gewann im September 1918 die Schlacht bei Megiddo und nahm Hunderte deutsche und türkische Soldaten gefangen. Und er hatte keinerlei Verluste zu beklagen (bis auf ein paar Pferde). Später erzählte Allenby, er habe zuvor James Breasteds Übersetzung des Berichts von Thutmosis III. gelesen und daraufhin beschlossen, die Geschichte zu wiederholen. Der Philosoph George Santayana schrieb einmal: »Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.« Allenby bewies, dass es auch andersherum funktioniert: Er las nach, was in der Vergangenheit geschehen war, und wiederholte es mit großem Erfolg. 43
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Ägypten und Mitanni Thutmosis’ III. Feldzüge führten ihn auch nach Nordsyrien, gegen das Königreich Mitanni, das um 1500 v. Chr. in jener Gegend entstanden war, als sein Vorfahre Thutmosis I. dort Krieg geführt hatte. 44 Das Reich Mitanni wuchs immer weiter und verleibte sich sämtliche angrenzenden Gebiete ein, zum Beispiel das hurritische Reich Ḫabingalbat. Folglich trug das Königreich unterschiedliche Namen – je nachdem, wer wann darüber schrieb. Die Ägypter nannten es im Allgemeinen »Naharin« oder »Naharina«, die Hethiter das »Land der Hurri« und die Assyrer nannten es »Ḫabingalbat«; die Könige selbst nannten ihr Reich »Mitanni«. Seine Hauptstadt hieß Waššukanni, doch man hat sie noch immer nicht entdeckt – sie ist eine der ganz wenigen Hauptstädte des alten Orients, deren Standort die Archäologie trotz interessanter Hinweise in den archäologischen Befunden und antiken Texten bis heute nicht ermitteln konnte. Einige glauben, sie könnte in den Hügeln des syrischen Tell Fakhariyeh gelegen haben, östlich des Euphrat; bestätigen konnte man dies bislang nicht, doch das liegt nicht daran, dass man es nicht versucht hätte. 45 Verschiedene Texte geben an, die Bevölkerung dieses Königreiches habe zu etwa 90 Prozent aus ortsansässigen Hurritern, wie man sie nannte, bestanden, die von den restlichen 10 Prozent regiert wurden; dies waren die Herren von Mitanni, die, wie es scheint, von indoeuropäischer Herkunft waren. Diese kleine Gruppe war offenbar von irgendwo anders eingewandert, hatte sich der indigenen hurritischen Bevölkerung bemächtigt und das Königreich Mitanni gegründet. Die militärische Elite von Mitanni nannte man marjannu (»Wagenkrieger«); diese Männer waren berühmt dafür, dass sie geschickt mit Streitwagen und Pferden umgehen konnten. Ein Text, den man in Hattuša, der Hauptstadt der anatolischen Hethiter, entdeckt hat, enthält eine um 1350 v. Chr. von einem Pferdeausbilder namens Kikkuli verfasste Abhandlung darüber, wie man über einen Zeitraum von 214 Tagen ein Pferd ausbildet. Es ist ein ziemlich aufwendiger Text,
Der Aufstand von Aššuwa in Anatolien
der sich über vier Tontafeln erstreckt. Dabei beginnt er ganz einfach: »So (spricht) Kikkuli, der Pferdetrainer aus dem Lande Mitanni.« 46 In seinem achten Feldzug in seinem 33. Jahr (ca. 1446 v. Chr.) griff Thutmosis III. das Reich Mitanni an, und zwar zugleich zu Land und zu Wasser, genau wie vor ihm sein Großvater. Wie berichtet wird, fuhr er mit seinen Streitkräften den Euphrat hinauf, obwohl er dabei nicht nur gegen den Strom, sondern auch gegen den Wind segeln musste. Vielleicht war der Angriff eine Strafaktion, als Vergeltung für die mutmaßliche Beteiligung von Mitanni am Aufstand der Kanaaniter im ersten Jahr seiner Herrschaft. 47 Er besiegte die Mitanni und ließ zur Erinnerung an seinen Sieg nördlich von Karkemiš am Ostufer des Euphrat eine beschriftete Stele aufstellen. Doch Mitanni ließ sich nicht unterkriegen. Innerhalb von nur 15 bis 20 Jahren begann der mitannische König Sauštatar, die Grenzen des Reiches noch einmal im großen Stil zu erweitern. Er griff Aššur, die Hauptstadt der Assyrer, an und erbeutete dabei eine kostbare Tür aus Gold und Silber, mit der er seinen Palast in Waššukanni schmückte (wie wir aus einem späteren Text in den hethitischen Archiven in Hattuša wissen), und es könnte sogar sein, dass er die Hethiter angriff. 48 Binnen eines Jahrhunderts, bis in die Zeit von Pharao Amenophis III. Mitte des 14. Jahrhunderts v. Chr., herrschten so gute Beziehungen zwischen Ägypten und Mitanni, dass Amenophis gleich zwei mitannische Prinzessinnen heiratete. Mitanni, Assyrien, Ägypten. Die Welt wuchs immer mehr zusammen, wenn auch manchmal nur als Ergebnis blutiger Kriege.
Der Aufstand von Aššuwa in Anatolien Es ist eine faszinierende Vorstellung, dass Thutmosis III. mit weit entfernten Gebieten nördlich und westlich von Ägypten in regem Kon-
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takt stand und vielleicht sogar aktiv mit ihnen Waren austauschte. Es kann durchaus sein, dass der Kontakt Ägyptens mit Aššuwa (vorausgesetzt, dass es tatsächlich mit Isy identisch war) von Aššuwa ausging. Um 1430 v. Chr. kam es in Aššuwa zu einem Aufstand gegen die zentralanatolischen Hethiter, und es ist durchaus möglich, dass Aššuwa im Jahrzehnt vor diesem Aufstand aktiv nach diplomatischen Kontakten zu anderen Großmächten suchte. 49 Bis 1991 interessierten sich nur wenige Forscher für den Aufstand von Aššuwa; doch dann stieß der Fahrer eines Bulldozers beim Straßenbau in der Nähe der antiken Stätte Hattuša (208 Kilometer östlich von Ankara) auf etwas Metallisches. Er sprang aus dem Fahrerhaus und fand im gelockerten Erdreich einen langen, dünnen und dunkelgrün gefärbten Gegenstand. Das Objekt sah aus wie ein antikes Schwert, und als die Archäologen des örtlichen Museums es reinigten, bestätigte sich ihre Annahme. Es handelte sich jedoch nicht um eines der typischen HethiterSchwerter, sondern um eine Waffe, die man in dieser Region noch nie zuvor gesehen hatte. In die Klinge waren Schriftzeichen eingeritzt, und es schien zunächst erfolgversprechender, die Schrift zu entziffern, als die Herkunft des Schwertes auf andere Weise zu bestimmen. Der Text war in Akkadisch verfasst, der üblichen Diplomatensprache des bronzezeitlichen alten Orients, und zwar in Keilschrift: Er lautete wie folgt: »i-nu-ma mDu-ut-ha-li-ya LUGAL.GAL KUR URUA-as-su-wa uhal-liq GIRHI.A an-nu-tim a-na DIskur be-li-su u-se-li.« Falls es tatsächlich Leser geben sollte, die kein Akkadisch können, hier die Übersetzung: »Als Duthalija, der Großkönig, das Land Aššuwa zerschlug, weihte er diese Schwerter dem Gott des Sturmes, seinem Herrn.« 50 Die Inschrift bezieht sich auf den sogenannten Aufstand von Aššuwa, den der Hethiterkönig Tudhalija I. / II. ca. 1430 v. Chr. niederschlug (man bezeichnet ihn stets als »I. / II.«, da man nicht genau weiß, ob er der erste oder der zweite König mit diesem Namen war). Forschern, die sich mit den Hethitern beschäftigten, war diese Revolte bereits wohlbekannt: Sie wird in diversen Keilschrifttexten auf Tontafeln erwähnt, die deutsche Archäologen Anfang des 20. Jahrhun-
Exkurs: Entdeckung der Hethiter und Überblick
derts bei Ausgrabungen in Hattuša entdeckten. Das Schwert jedoch war die erste Waffe und überhaupt das erste Artefakt, das man mit diesem Aufstand in Verbindung bringen konnte. Aus der Inschrift geht hervor, dass es wahrscheinlich noch mehr solche Schwerter gibt, die noch nicht gefunden wurden. Doch bevor wir hier fortfahren, sollten wir einen Moment innehalten und uns mit den Hethitern beschäftigen, Aššuwa verorten und den Aufstand ein wenig eingehender untersuchen. Dabei geht es darum, inwiefern diese Rebellion Zeugnis eines frühen »Internationalismus« ist und – möglicherweise – ein Beweis dafür, dass der Trojanische Krieg 200 Jahre früher stattfand und aus ganz anderen Gründen, als Homer sie anführt.
Exkurs: Entdeckung der Hethiter und Überblick Was zunächst einmal erstaunlich ist: Obwohl die Hethiter den größten Teil des 2. Jahrtausends v. Chr. von ihrer Heimat in Zentralanatolien aus ein riesiges Reich regierten, gerieten sie (zumindest in geographischer Hinsicht) komplett in Vergessenheit, bis man sie vor gerade einmal 200 Jahren wiederentdeckte. 51 Bibelkennern waren die Hethiter immerhin ein Begriff, da sie in der Bibel mehrmals auftauchen, als eines von zahlreichen Völkern, deren Namen auf »-iter« endete (Hethiter, Heviter, Amurriter, Jebusiter usw.) und die gegen Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. in Kanaan lebten, mit den Hebräern / Israeliten interagierten und ihnen am Ende unterlegen waren. Beispielsweise erfahren wir, dass Abraham von einem Hethiter namens Ephron eine Grabstätte für seine Frau Sarah kaufte (1. Mose 23: 3–20), dass König Davids Frau Bathseba in erster Ehe mit dem Hethiter Uria vermählt war (2. Samuel 11: 2–27) und dass König Salomo unter seinen Gattinnen »hethitische Frauen« hatte (1. Könige 11: 1). Dennoch waren die Bemühungen, die Hethiter in der biblischen Landschaft zu verorten, lange Zeit nicht von Erfolg
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gekrönt, und das, obwohl Moses in der Szene mit dem brennenden Dornbusch ziemlich genau ihren Standort erfährt: »Ich bin herabgestiegen, um sie [die Israeliten] der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter« (2 Mose 3:8). 52 Zu Beginn des 19. Jahrhunderts traten dann Entdecker wie Johann Ludwig Burckhardt auf den Plan, ein Schweizer, der sich seine Nachforschungen vor Ort dadurch erleichterte, dass er sich in orientalische Gewänder kleidete (und sich selbst »Scheich Ibrahim« nannte). Forscher wie er waren es, die im Inneren der Türkei die Überreste einer bisher unbekannten Zivilisation aus der Bronzezeit entdeckten. Und irgendwann zählte man endlich zwei und zwei zusammen: Im Jahr 1879 verkündete der angesehene Assyriologe Archibald H. Sayce auf einer Konferenz in London, die Hethiter hätten gar nicht in Kanaan gelebt, sondern in Anatolien, also in der Türkei und nicht im Raum Israel / Libanon / Syrien / Jordanien. Seine Ausführungen fanden allgemeine Zustimmung und besitzen noch heute Gültigkeit, auch wenn man sich fragen muss, wie die Bibel so falsch liegen konnte. Des Rätsels Lösung ist so einfach wie logisch: So wie sich das britische Empire auf Gebiete erstreckte, die weit von den britischen Inseln entfernt lagen, gehörten auch zum Hethiterreich Regionen im Westen der Türkei und im Süden, in Syrien. Und genau so wie man in einigen Teilen des längst verschwundenen britischen Weltreiches noch heute Kricket spielt und seinen Nachmittagstee einnimmt, hielten sich auch in Teilen des ehemaligen Hethitischen Reiches im nördlichen Syrien Überreste der hethitischen Kultur, Sprache und Religion – und zwar so deutliche, dass wir jene Kultur, die im frühen 1. Jahrtausend v. Chr. blühte, als Neo-Hethiter bezeichnen. Dem heutigen Forschungsstand nach wurde das Alte Testament irgendwann zwischen dem 9. und 7. Jahrhundert v. Chr. verfasst; zu jener Zeit gab es die ursprünglichen Hethiter schon lange nicht mehr. Doch ihre Nach-
Exkurs: Entdeckung der Hethiter und Überblick
folger, die Neo-Hethiter, lebten fest etabliert im Norden Kanaans. Und dort interagierten sie zweifellos mit den Israeliten und anderen Völkern der Levante. Das führte zu ihrer Erwähnung in der Bibel, was wiederum die späteren Entdecker der Suche nach den Original-Hethitern verwirrte. 53 Was noch dazukam: Als die Archäologen schließlich begannen, die Stätten der Hethiter auszugraben und die zahlreichen Tontafeln, die sie dort fanden, zu übersetzen, wurde schnell klar, dass sich dieses Volk selbst gar nicht als »Hethiter« bezeichnet hatte. Der Name, den sie sich selbst gaben, war eher so etwas wie »Nēšiter« oder »Nēšier«, nach der Stadt Nēša (die heute als Kültepe Kaniš bekannte Ausgrabungsstätte in Kappadokien in der Türkei). Diese Stadt blühte etwa 200 Jahre lang, als Sitz einer lokalen indoeuropäischen Dynastie, bevor König Hattušili I. (das bedeutet »der Mann aus Hattuša«) irgendwann um 1650 v. Chr. seine Hauptstadt weiter nach Osten verlegte und ihr eben diesen Namen gab: Hattuša. Wir nennen dieses Volk nur heute noch »Hethiter«, weil dieser Name bereits seinen festen Platz in der wissenschaftlichen Literatur hatte, bevor man die Tafeln mit ihrem eigentlichen Namen entdeckte und übersetzte. 54 Die Lage der neuen Hauptstadt Hattuša war sorgfältig ausgewählt. Sie war so gut befestigt und so günstig gelegen (der einzige Zugang zur Stadt war ein enges Tal), dass sie während ihrer ganzen 500-jährigen Geschichte nur zwei Mal erobert wurde, offenbar beide Male von einem benachbarten Stamm, den Kaška. Ab 1906 gruben dort deutsche Archäologen wie Hugo Winckler, Kurt Bittel, Peter Neve und Jürgen Seeher, und sie fanden Tausende von Tontafeln. Darunter sind Briefe und Dokumente aus dem offiziellen Staatsarchiv, aber auch Gedichte, Erzählungen, Geschichten, Beschreibungen religiöser Rituale und viele andere Dokumente. Diese Texte geben uns einen Einblick nicht nur in die Geschichte der hethitischen Herrscher und in ihre Interaktionen mit anderen Völkern und Königreichen; sie verraten uns auch viel über die ganz normalen Bürger und ihr tägliches Leben, über die hethitische Gesellschaft, das Glaubenssystem und die
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Rechtsordnung. In den letzteren Bereich fällt die faszinierende Anweisung: »Wenn jemand einem freien Menschen die Nase abbeißt, so soll er 40 Schekel Silber zahlen« 55 (und man fragt sich unweigerlich, wie oft das wohl vorgekommen sein mag). An einer Stelle heißt es, ein hethitischer König namens Muršili I., der Enkel und Nachfolger des oben erwähnten Hattušili I., sei im Jahr 1595 v. Chr. mit seiner Armee über 1000 Meilen bis nach Mesopotamien marschiert, habe die Stadt Babylon angegriffen, sie niedergebrannt und damit eine 200 Jahre alte Dynastie vernichtet, die einst durch Hammurabi, den »Gesetzgeber«, begründet worden war. Doch anstatt die Stadt zu besetzen, machte er mit seiner hethitischen Armee einfach kehrt und ging nach Hause – dies war das wohl längste drive-by-shooting der Weltgeschichte. Ein wohl eher unbeabsichtigter Nebeneffekt seines Überfalls war, dass es einem bisher unbekannten Stamm, den Kassiten, gelang, die Stadt Babylon zu besetzen und mehrere Jahrhunderte lang zu regieren. Die erste Hälfte der hethitischen Geschichte nennt man das »alte Königreich«, und zu jener Zeit lebten berühmte Könige wie Muršili. Doch für uns ist hier eher die zweite Hälfte interessant: Während dieser Zeit, der späten Bronzezeit zwischen dem Beginn des 15. und den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts v. Chr., blühte das hethitische Reich und stieg zu nie gekannten Höhen auf. Einer der berühmtesten Könige jener Epoche war Šuppiluliuma I., den wir im nächsten Kapitel kennenlernen werden und der den Hethitern eine herausragende Stellung im alten Orient verschaffte, indem er große Gebiete eroberte und sich als ebenbürtiger Antipode der Pharaonen des Neuen Reiches in Ägypten erwies. Eine verwitwete ägyptische Königin bat Šuppiluliuma sogar darum, ihr einen seiner Söhne als Ehemann zu senden, und verkündete, jener würde mit ihr zusammen über Ägypten herrschen. Wir wissen nicht, welche Königin bzw. wessen Witwe das war, doch wie wir später sehen werden, glauben einige Forscher, dass es sich dabei um Anchesenamun handelte und beim toten König um Tutanchamun.
Der Aufstand von Aššuwa und die Achijawa-Frage
Der Aufstand von Aššuwa und die Achijawa-Frage Kehren wir noch einmal zum Jahr 1430 v. Chr. zurück, als sich die Hethiter und ihr König Tudhalija I. / II. mit einer Koalition abtrünniger Staaten auseinandersetzen mussten. Diese Staaten bezeichnete man kollektiv als »Aššuwa«. Ihr Standort war der Nordwesten der Türkei, gleich bei den Dardanellen, wo im Ersten Weltkrieg die Schlacht von Gallipoli stattfand. Die hethitischen Tontafeln nennen uns die Namen aller 22 verbündeten Staaten, die sich gegen die Hethiter auflehnten. Die meisten dieser Namen sagen uns heute nichts mehr und lassen sich auch nicht verorten, mit Ausnahme der beiden letzten auf der Liste: Wilusiya und Taruisa – diese verweisen wahrscheinlich auf Troja und seine Umgebung. 56 Der Aufstand begann offenbar, als Tudhalija I./II. und seine Armee von einem Feldzug in Westanatolien zurückkehrten. Als der hethitische König von der Rebellion erfuhr, kehrte er mit seiner Armee sofort um und marschierte nach Nordwesten, nach Aššuwa, um den Aufstand niederzuschlagen. Wie der hethitische Bericht uns mitteilt, stand Tudhalija persönlich an der Spitze seiner Armee und besiegte die Konföderation von Aššuwa. Die Aufzeichnungen zeigen, dass man aus Aššuwa 10.000 Soldaten, 600 Pferdegespanne mitsamt Wagenlenkern sowie »die eroberte Bevölkerung, Ochsen, Schafe, [und] den Besitz des Landes« mit nach Hattuša brachte, als Gefangene und Beute. 57 Darunter befand sich der König von Aššuwa und sein Sohn Kukkuli, ein paar weitere Mitglieder der Königsfamilie von Aššuwa und deren Angehörige. Schließlich ernannte Tudhalija Kukkuli zum König von Aššuwa und installierte Aššuwa wieder als Vasallenstaat des Hethitischen Reiches. Kukkuli jedoch hatte nichts Besseres zu tun, als seinerseits prompt zu rebellieren, nur um ebenfalls von den Hethitern besiegt zu werden. Kukkuli wurde hingerichtet, die Koalition von Aššuwa wurde zerstört und verschwand komplett von der Bildfläche. Ihr Vermächtnis lebt in erster Linie in der Bezeichnung »Asien« weiter, möglicherweise aber auch im Mythos vom Trojanischen Krieg, denn die Namen Wilusiya
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und Taruisa weisen nach Meinung mancher Wissenschaftler eine starke Ähnlichkeit auf zu den bronzezeitlichen Namen für die Stadt Troja / Ilion und deren umgebende Landschaft, die Troas. Hier kommt nun das Schwert ins Spiel, das man in Hattuša fand, mit der Inschrift von Tudhalija I. / II., denn – wie oben erwähnt – wurde es nicht vor Ort hergestellt. Schwerter dieser Art kennt man in erster Linie vom griechischen Festland des 15. Jahrhunderts v. Chr. Es handelt sich nämlich um ein mykenisches Schwert (oder zumindest eine sehr gute Imitation eines mykenischen Schwertes). Warum ein solches Schwert beim Aufstand von Aššuwa verwendet wurde, ist eine Frage, auf die wir keine Antwort wissen; wurde es von einem AššuwaSoldaten benutzt, von einem mykenischen Söldner oder vielleicht von jemand ganz anderem? Neben einem ausführlichen Bericht gibt es noch fünf weitere hethitische Tontafeln, die Aššuwa und / oder den Aufstand erwähnen. Eine bestätigt in knappen Worten das Vorgefallene – sie beginnt: »So spricht (…) Tudhalija, der Großkönig: Als ich Aššuwa zerstört hatte und wieder zurück in Hattuša war (…)« 58 Die interessanteste Tafel ist das Fragment eines Briefes, dessen Bruchstücke durchaus die Fantasie anregen, aber immerhin zweimal den König von Aššuwa erwähnen und einmal Tudhalija. Auch dieser Text bezieht sich auf einen Feldzug und erwähnt u. a. das Land Achijawa, den König von Achijawa und Inseln, die dem König von Achijawa gehören. Der Brief ist beschädigt und unvollständig, man darf also nicht allzu viel darauf geben, dass hier Aššuwa und Achijawa in ein und demselben Text auftauchen. Aber er scheint immerhin anzudeuten, dass Aššuwa und Achijawa zur damaligen Zeit in irgendeiner Art und Wiese miteinander in Verbindung standen. 59 Dieser Brief trägt die Bezeichnung KUB XXVI 91 (nach seiner Erstveröffentlichung in Deutschland), und man nahm lange an, der König der Hethiter habe ihn an den König von Achijawa geschickt; kürzlich jedoch hat jemand vorgeschlagen, es könne genau andersherum gewesen sein, nämlich dass er vom König von Achijawa
Exkurs: Entdeckung der Mykener und Überblick
stammte – damit wäre dies der einzige existierende Brief, der aus dieser Region und von diesem König verschickt wurde. 60 Aber um welche Region handelt es sich überhaupt, und wer war der König? Wo lag dieses Achijawa? Diese Frage hat viele Forscher einen Großteil des vergangenen Jahrhunderts lang umgetrieben. Heute sind sich die meisten Wissenschaftler darüber einig, dass Achijawa auf dem griechischen Festland lag: Es war das Reich der Mykener, wahrscheinlich mit der Stadt Mykene als Zentrum. Dies weiß man durch 25 Tontafeln aus dem hethitischen Archiv in Hattuša, die binnen eines Zeitraums von fast 300 Jahren entstanden (ab dem 15. bis Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr.) und die in verschiedenen Zusammenhängen Achijawa erwähnen. Die gründliche Untersuchung dieser Tafeln hat ergeben, dass sie sich nur auf das griechische Festland und die Mykener beziehen können. 61 Bevor wir mit unserer Geschichte fortfahren, soll an dieser Stelle wieder ein kurzer Exkurs folgen, bei dem wir diesmal die Mykener kennenlernen wollen.
Exkurs: Entdeckung der Mykener und Überblick Die mykenische Kultur trat erstmalig vor fast 150 Jahren, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in das Licht der Öffentlichkeit, und zwar dank Heinrich Schliemann, dem »Vater der mykenischen Archäologie«. Die meisten modernen Archäologen pflegen eine leidenschaftliche Abneigung gegen Schliemann – das liegt einerseits an seinen recht primitiven Grabungsmethoden und andererseits daran, dass man sich bei ihm nie ganz sicher ist, wie sehr man ihm und seinen Berichten trauen kann. Zu Beginn der 1870er Jahre grub Schliemann Hisarlık im Nordwesten Anatoliens aus, das er als Troja identifizierte. Nun, da er den Standort der trojanischen Seite des Krieges um Troja gefunden hatte (worum es später noch detaillierter ge-
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hen soll), beschloss er, es sei der geeignete Zeitpunkt, als Nächstes die mykenische Seite zu entdecken. Mykene auf dem griechischen Festland zu finden, gestaltete sich indes weit weniger schwierig, als es die Suche nach Troja in Anatolien gewesen war. Denn anders als bei Troja standen noch überirdische Ruinen des antiken Mykene, u. a. das berühmte Löwentor, das man mehrere Jahrzehnte zuvor entdeckt und bereits teilweise rekonstruiert hatte. Als Schliemann Mitte der 1870er Jahre im nahegelegenen Dorf Mykenai eintraf, führten ihn die Einheimischen direkt zur mykenischen Stätte. Sofort begann er mit seinen Ausgrabungen – dass er keine Grabungsgenehmigung besaß, störte ihn hier so wenig wie bereits bei anderen Gelegenheiten. Schon bald entdeckte er eine Reihe von Schachtgräbern mit Skeletten, Waffen und mehr Gold, als er sich jemals erträumt hatte. Umgehend schickte er dem König von Griechenland ein Telegramm, in dem er erklärt haben soll, er habe »ins Antlitz des Agamemnon geschaut« 62. Natürlich hatte Schliemann die Gräber und anderen Funde nicht korrekt datiert – selbst wenn er Recht hatte, lag er stets grundlegend falsch. Wir wissen heute, dass diese Schachtgräber (zwei große Kreise solcher Gräber gibt es in Mykene) auf die erste erfolgreiche Epoche dieser Stadt und ihrer Zivilisation datieren (1650–1500 v. Chr.) und eben nicht auf die Zeit des Agamemnon und Achilles (ca. 1250 v. Chr.). Aber auch wenn er um vier Jahrhunderte danebenlag, so hatte Schliemann doch immerhin in der richtigen Stadt gegraben. Schliemann war keineswegs der einzige Archäologe, der sich mit der Bronzezeit beschäftigte; zahlreiche andere Gelehrte wie Christos Tsountas und James Manatt waren ebenso emsige Ausgräber und leisteten sogar bessere Arbeit als Schliemann. Doch er war es, der mit seinen Erkenntnissen verstand die Öffentlichkeit zu begeistern, zumal in Hinblick auf seine kürzliche Entdeckung Trojas (mehr dazu später). 63 Schliemann grub noch ein paar Jahre lang in Mykene, im nahe-
Exkurs: Entdeckung der Mykener und Überblick
gelegenen Tiryns und auch an anderen Orten, bevor er nach Troja zurückkehrte, wo er 1878 und in den 1880er Jahren weitere Ausgrabungen durchführte. Er bemühte sich auch, Grabungen in Knossos auf Kreta zu organisieren, aber ohne Erfolg. Es war ein großes Glück für die Archäologie, dass er die weitere Erforschung Mykenes anderen überließ. So waren es schließlich ein Amerikaner und ein Brite, Carl Blegen von der University of Cincinnati und Alan Wace aus Cambridge, die die Basis für eine seriöse Beschäftigung mit der mykenischen Zivilisation und ihrer Entwicklung als Ganzes schufen. Wace leitete ab den 1920ern mehrere Jahrzehnte lang die britischen Ausgrabungen in Mykene. Blegen grub 1932 bis 1938 in Troja, aber auch im Süden von Griechenland, in Pylos. Gleich am ersten Tag ihrer Ausgrabungen in Pylos im Jahr 1939 fanden Blegen und sein Team die ersten Tontafeln eines riesigen Archivs mit unzähligen in Linear B verfassten Texten. 64 Dann kam der Zweite Weltkrieg dazwischen, aber 1952 konnten die Arbeiten wieder aufgenommen werden. Noch im selben Jahr bewies der britische Architekt Michael Ventris endgültig, dass Linear B eine frühe Version der griechischen Schrift darstellte. Die anschließende Übersetzung der Linear-B-Texte aus Stätten wie Pylos, Mykene, Tiryns, Theben und Knossos ist ein immenses Unterfangen und dauert noch heute an. Sie hat uns ein weiteres Fenster auf die Welt der Mykener geöffnet. Die Textzeugnisse ergänzten die Erkenntnisse der Ausgrabungen und fügten ihnen weitere Details hinzu. So konnten die Archäologen die Welt des bronzezeitlichen Griechenlands rekonstruieren – genau wie ihre Kollegen in Ägypten und im Nahen Osten es in jenen Ländern taten, als die altägyptischen, hethitischen und akkadischen Texte endlich übersetzt werden konnten. In einfacheren Worten: Mithilfe der Kombination aus archäologischen Funden und Texten kann die moderne Forschung die Geschichte des Altertums rekonstruieren. Wir wissen jetzt, dass die mykenische Kultur im 17. Jahrhundert v. Chr. entstand, in etwa zur selben Zeit, als sich die Minoer auf Kreta
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von dem dramatischen Erdbeben erholten, das auf der Insel (nach der Terminologie der Archäologen) die erste Palastzeit beendete und die zweite Palastzeit einläutete. Wace und Blegen tauften die verschiedenen Epochen der mykenischen Zivilisation »späthelladisch« – dabei erstreckt sich Späthelladisch I und II auf das 17. bis 15. Jahrhundert v. Chr., und Späthelladisch III unterteilt sich in drei Abschnitte: III A (14. Jahrhundert v. Chr.), III B (13. Jahrhundert v. Chr.) und III C (12. Jahrhundert v. Chr.). 65 Warum die mykenische Kultur sich so erfolgreich entwickelte, wird unter Archäologen immer noch diskutiert. Eine frühe Hypothese war, dass sie den Ägyptern dabei halfen, die Hyksos aus dem Land zu vertreiben, aber das glaubt man heute im Allgemeinen nicht mehr. Falls man nach den Objekten gehen kann, die in den Schachtgräbern von Mykene gefunden wurden, dann kamen einige der frühesten Einflüsse in Mykene von der Insel Kreta. Evans war noch der Überzeugung gewesen, die Minoer hätten das griechische Festland überfallen; Wace und Blegen waren der Ansicht, dass es genau andersherum war – heute wird dies in der Forschung allgemein akzeptiert. Wir wissen inzwischen, dass die Mykener Kreta eroberten und sich damit auch die internationalen Handelsrouten nach Ägypten und dem Nahen Osten sicherten. So wurden sie (relativ) plötzlich zu wichtigen Akteuren in der damaligen kosmopolitischen Welt. Diese Rolle versahen sie mehrere Jahrhunderte lang, bis zum Ende der Spätbronzezeit. Die Ägypter bezeichneten die Mykener offenbar als Tanaja, die Hethiter nannten sie Achijawa und die Kanaaniter Hijawa (falls die Texte aus dem syrischen Ugarit hier aussagekräftig sind). Zumindest passen diese Bezeichnungen auf niemand anderen als die Mykener. Sollten damit nicht die Mykener gemeint sein, dann würden sie in den Texten der Ägypter und der anderen Großmächte der Spätbronzezeit im Nahen Osten gar nicht auftauchen. Bedenkt man, wie viele mykenische Vasen und Schiffe aus dem 14. bis 12. Jahrhundert v. Chr. in jenen Regionen gefunden wurden, wäre das doch reichlich seltsam. 66
Ein Trojanischer Krieg vor dem Trojanischen Krieg?
Ein Trojanischer Krieg vor dem Trojanischen Krieg? Falls Achijawa also für das griechische Festland und die Mykener steht und falls der in Hattuša gefundene Brief KUB XXVI 91 zeigt, dass Achijawa auf irgendeine Weise am Aufstand von Aššuwa gegen die Hethiter involviert war – was können wir dann daraus schließen? Der Brief selbst und alle unsere Erkenntnisse zum Aufstand von Aššuwa datieren auf 1430 v. Chr., etwa 200 Jahre vor der Zeit, in der, wie man allgemein annimmt, der Trojanische Krieg stattfand (diesen datiert man in der Regel auf die Zeit zwischen 1250 und 1175 v. Chr.). Natürlich könnten alle diese Dinge, auch das mykenische Schwert mit der akkadischen Inschrift aus Hattuša, einfach eine Reihe von Phänomenen sein, die gar nichts miteinander zu tun haben. Möglicherweise sind sie aber auch ein Hinweis darauf, dass Krieger aus der bronzezeitlichen Ägäis an der Seite Aššuwas gegen die Hethiter kämpften. Und falls dem so ist, könnte diese Unterstützung in den damaligen Aufzeichnungen der Hethiter und in der literarischen Überlieferung des späteren archaischen und klassischen Griechenlands ihren Niederschlag gefunden haben – nicht direkt als Trojanischer Krieg, sondern als eine Reihe von Schlachten und Überfällen in Anatolien, die man in eine Zeit vor dem Trojanischen Krieg einordnete und die ebenfalls mit Achilleus und anderen Helden der griechischen Mythologie in Verbindung gebracht wurden. 67 Die Forschung ist sich heute einig, dass es sogar in Homers Ilias Berichte über Krieger und Ereignisse aus den Jahrhunderten vor der traditionellen Datierung des Trojanischen Krieges auf 1250 v. Chr. gibt. Dazu gehören der Turmschild des Kriegers Ajax – ein Schildtyp, der im 13. Jahrhundert v. Chr. längst von anderen Formen abgelöst worden war – und das »mit Silber beschlagene Schwert« (phasganon bzw. xiphos argyróēlon) verschiedener Helden, eine teure Waffe, wie sie zur Zeit des Trojanischen Krieges ebenfalls schon lange nicht mehr benutzt wurde. Und dann ist da noch die Geschichte von Bellerophon im 6. Gesang der Ilias (v. 178–240). Mit ziemlicher Sicher-
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heit stellt Bellerophon einen prätrojanischen Typus des griechischen Helden dar. Proteus, der König von Tiryns, schickt Bellerophon von Tiryns auf dem griechischen Festland nach Lykien in Anatolien. Nachdem er drei Aufgaben besteht und zahlreiche weitere Hindernisse überwindet, erhält er schließlich sein eigenes Königreich in Anatolien. 68 Darüber hinaus erwähnt die Ilias, dass lange vor der Zeit von Achilleus, Agamemnon, Helena und Hektor, nämlich zur Zeit von Priamos’ Vater Laomedon, der griechische Held Herakles Troja eroberte. Dazu brauchte er nur sechs Schiffe (Ilias 5. 638–642): Welch ein anderer war die hohe Kraft Herakles, Wie man erzählt, mein Vater, der trotzende, löwenbeherzte: Welcher auch hierher kam, Laomedons Rosse zu fordern, Von sechs Schiffen allein und wenigem Volke begleitet, Aber die Stadt verödet, und leer die Gassen zurückließ! 69
Wie ich schon an anderer Stelle erwähnt habe: Wenn man ein historisches Ereignis mit den vorhomerischen Überlieferungen achäischer Krieger, die auf dem anatolischen Festland kämpfen, in Verbindung bringen will, bietet sich der Aufstand von Aššuwa, ca. 1430 v. Chr., geradezu an – zumindest war er eines der größten militärischen Ereignisse im Nordwesten Anatoliens vor dem Trojanischen Krieg und eines der wenigen, für die man die Beteiligung der Mykener (bzw. Achijawaner) zumindest vorläufig durch Textzeugen wie den oben erwähnten hethitischen Brief KUB XXVI 9 nachweisen kann. Insofern kann man sich durchaus fragen, ob es nicht dieser Aufstand war, der die historische Grundlage für zeitgenössische hethitische Geschichten von in Anatolien kämpfenden mykenischen / achijawanischen Kriegern und Söldnern bildete und der Geschichten über militärische Anstrengungen der Achäer in Anatolien zeitigte, die vor dem Trojanischen Krieg stattfanden. 70 Genauso kann man sich fragen, ob es der bevorstehende Aufstand war (den man sicherlich eine ganze Zeit
Abschließende Bemerkungen
lang planen musste), der Aššuwa um 1440 v. Chr. veranlasste, Kontakt zu Thutmosis III. aufzunehmen.
Abschließende Bemerkungen Die renommierte Kunsthistorikerin Helene Kantor hat einmal gesagt: »Die Beweise, die uns über die Zeit geblieben sind, stellen nur einen Bruchteil dessen dar, was einst existiert haben muss. Jedes importierte Gefäß (…) steht für unzählige weitere, die inzwischen verloren sind.« 71 Tatsächlich waren die meisten Güter, die im Warenverkehr hin und her gingen, mit Sicherheit entweder verderblicher Natur (und somit längst verrottet) oder es waren Rohstoffe, aus denen man, wie bereits erwähnt, sofort neue Objekte fertigte, zum Beispiel Waffen und Schmuck. Wir können somit durchaus annehmen, dass der Handel zwischen der Ägäis, Ägypten und dem Nahen Osten in der Bronzezeit auf um ein Vielfaches umfangreicher war, als wir es im Moment auf der Basis archäologischer Ausgrabungen festzustellen vermögen. Vielleicht können wir in diesen Zusammenhang auch die Malereien im minoischen Stil einordnen, die Manfred Bietak im Palast von Thutmosis III. in Tell el-Dab’a im Nildelta entdeckt hat. Gewiss entstanden sie nicht unbedingt aus der Laune einer minoischen Prinzessin heraus, doch sie sind ein sicherer Beweis dafür, wie weitreichend die internationalen Kontakte, der Handel und die wechselseitigen Einflüsse rund um das Mittelmeer im 15. Jahrhundert v. Chr. waren; sie reichten bis ins minoische Kreta und wieder zurück. Zusammenfassend können wir jenes Jahrhundert als eine Epoche beschreiben, in der über den gesamten Mittelmeerraum hinweg nachhaltige internationale Verbindungen entstanden, von der Ägäis bis nach Mesopotamien. Die Minoer und Mykener der bronzezeitlichen Ägäis waren zu diesem Zeitpunkt bereits gut etabliert, genau wie die Hethiter in Anatolien. Die Ägypter hatten die Hyksos aus ihrem Land
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vertrieben, und in Ägypten war mit der 18. Dynastie die Epoche angebrochen, die wir heute das »Neue Reich« nennen. Doch wie wir weiter unten sehen werden, war dies lediglich der Auftakt zu einem regelrechten »goldenen Zeitalter« des Internationalismus und der Globalisierung im 14. Jahrhundert v. Chr. Als direkte Folge der jahrelangen Feldzüge und diplomatischen Bemühungen Thutmosis’ III., denen die friedlichen Handelsexpeditionen der Hatschepsut vorausgegangen waren, 72 war Ägypten beispielsweise bald auf dem Zenit seiner internationalen Macht und erlangte einen Wohlstand, wie man ihn dort kaum jemals (wenn überhaupt) zuvor gekannt hatte. Dadurch etablierte sich Ägypten als eine der Großmächte und blieb dies auch für die restliche späte Bronzezeit, genau wie die Hethiter, die Assyrer und die Kassiten in Babylon, ganz zu schweigen von denen, die in zweiter Reihe agierten, wie Mitanni, die Minoer, die Mykener und die Zyprer. Einige von ihnen werden uns im folgenden Kapitel und auch später noch begegnen.
Kapitel zwei
Akt II
Ägypter und Ägäer: das 14. Jahrhundert v. Chr. Mehr als 18 Meter hoch sind die beiden riesigen Statuen am Eingang zum Totentempel Amenophis’ III. in Kaum al-Ḥīṭān. Seit 3400 Jahren stehen sie dort Wache, auch wenn der Tempel hinter ihnen schon längst – seiner prächtigen Steinblöcke beraubt – zu Staub zerfallen ist. Noch heute bezeichnet man sie oft als »Memnonkolosse«, infolge einer irrtümlichen Identifikation mit Memnon, einem äthiopischen Prinzen aus der Mythologie, der in Troja von Achilleus getötet wird. Beide Statuen zeigen einen sitzenden Amenophis III., der 1391 bis 1353 v. Chr. ägyptischer Pharao war. Aufgrund ihrer Fehlidentifizierung waren diese Kolosse schon vor 2000 Jahren berühmt; griechische und römische Touristen, die Homers Ilias und Odyssee kannten, besuchten sie und ritzten Graffiti in ihre Beine. Nachdem einer der Kolosse im 1. Jahrhundert v. Chr. durch ein Erdbeben beschädigt worden war, ließ er in der Morgendämmerung stets ein unheimliches Pfeifen ertönen, weil sich der Stein in der Kälte der Nacht zusammenzog und sich dann am Tag wieder dehnte. Sehr zum Leidwesen der antiken Tourismusindustrie bereiteten Restaurierungsarbeiten in der Römerzeit, im 2. Jahrhundert n. Chr., dem täglichen »Schreien des Gottes« ein Ende. 1 So faszinierend sie auch sind, spielen nicht die beiden Kolossalstatuen die entscheidende Rolle für unsere Geschichte und die Ereignisse des 14. Jahrhunderts v. Chr., sondern vielmehr die fünfte von fünf Statuenbasen, die man in Nord-Süd-Richtung auf dem Gebiet des Totentempels fand. Der Tempel lag am Westufer des Nils in der
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Akt II · Ägypter und Ägäer: das 14. Jahrhundert v. Chr.
Nähe des Tals der Könige, gegenüber von der heutigen Stadt Luxor. Auf diesen fünf Basen standen einst fünf überlebensgroße Statuen des Königs, die nicht ganz so groß waren wie die Kolosse am Eingang des Tempels. Den dortigen Hof säumten insgesamt 40 solcher Statuen.
Die Ägäische Liste Amenophis’ III. Jede der fünf Basen (wie auch viele von den anderen) ist beschriftet mit einer Abfolge topographischer, in den Stein gemeißelter Begriffe innerhalb von, wie die Ägypter es nannten, »befestigten Ovalen« – aufrechten ovalen Einkerbungen mit einer Reihe kleiner Vorsprünge am Rand. Die Form sollte eine befestigte Stadt symbolisieren (die Vorsprünge standen für Wehrtürme). Jedes befestigte Oval bildete den Unterkörper eines Gefangenen, dessen Arme auf dem Rücken an den Ellenbogen gefesselt waren; mitunter auch mit einem Strick um den Hals, der an weiteren Gefangenen vor und hinter ihm befestigt war. Dies war die traditionelle Art und Weise, wie man im Neuen Reich fremde Städte und Länder darstellte; auch wenn die Ägypter diese fremden Orte de facto gar nicht erobert hatten, geschweige denn diese kontrollierten, schrieben sie dennoch ihre Namen in solche »befestigte Ovale« – eine künstlerisch-politische Konvention, die vielleicht auch als eine Art symbolische Herrschaft gesehen wurde. Zusammen bilden die Namen auf den Statuenbasen eine Serie geographischer Listen, die die Welt beschreiben, die den Ägyptern zur Zeit Amenophis’ III., also zu Beginn des 14. Jahrhunderts v. Chr. bekannt war. Darauf finden sich einige der wichtigsten Völker und Orte des alten Orients, u. a. die Hethiter im Norden, die Nubier im Süden und die Assyrer und Babylonier im Osten. In ihrer Gesamtheit stellen diese Listen für die Geschichte Ägyptens einen einzigartigen Fund dar.
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Abb. 5 a–b Kolossalstatuen und sogenannte Ägäische Liste von Amenophis III. (Fotos: E. H. Cline und J. Strange).
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Was aber an der Liste auffällt, die der Steinmetz in die Basis der fünften Statue gemeißelt hat: Hier finden sich Namen, die nie zuvor in ägyptischen Inschriften erwähnt wurden – Städte und Regionen westlich von Ägypten mit fremdländischen Namen wie Mykene, Nauplion, Knossos, Kydonia und Kythera, geschrieben links vorne und an der linken Seite der Basis, sowie zwei weitere Namen die separat auf der rechten Vorderseite der Basis stehen, als ob sie die Liste angeführt hätten: Keftiu und Tanaja. Was war der Sinn dieser Liste, und wofür standen diese Namen? Seit 40 Jahren streiten sich Archäologen und Ägyptologen über die Bedeutung der 15 Namen auf dieser Statuenbasis, die man zusammen gemeinhin als sogenannte Ägäische Liste bezeichnet. Deutsche Archäologen haben diese und die anderen Statuenbasen in den 1960er Jahren ausgegraben, doch leider wurde sie in den 1970er Jahren versehentlich zerstört. Erzählungen nach legten angeblich ortsansässige Beduinen unter der Basis ein Feuer und schütteten dann kaltes Wasser darüber, um den Stein zu knacken, mit der Absicht, die Platten mit den Inschriften auf dem Antiquitätenmarkt zu verkaufen. Die offizielle Version nennt einen in der Nähe entfachten Waldbrand als Ursache der Zerstörung. Doch wer oder was auch immer schuld war – die Basis zersprang in tausend Stücke. Was den Archäologen blieb, waren ein paar wenige Farbfotos von der Liste. 13 der 15 Namen dieser Liste hatte man noch nie in irgendeiner anderen ägyptischen Inschrift gefunden, und es sah ganz so aus, als würde man sie in Zukunft nie mehr sehen können. Heute kann man dort unter der brennenden Sonne die Statuenbasen wieder bewundern und sogar die Statuen darauf, die zum ersten Mal seit über 3000 Jahren auf ihren Sockeln stehen (meistens laufen die Touristen auf dem Weg von ihrem klimatisierten Reisebus zum nahe gelegenen Tal der Könige aber achtlos daran vorbei). 1998 setzte ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Ägyptologin Hourig Sourouzian und ihres Ehemannes Rainer Stadelmann, des
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ehemaligen Direktors des Deutschen Archäologischen Instituts in Kairo, die Ausgrabungen in Kaum al-Ḥīṭān fort. Seither graben sie dort jedes Jahr, und mittlerweile ist es ihnen gelungen, die Fragmente der zerstörten Statuenbasis mit der Ägäischen Liste und die der benachbarten Basen zu bergen. All das wird noch immer rekonstruiert und restauriert; allein die 800 Bruchstücke der Ägäischen Liste zusammenzusetzen, dauerte mehr als fünf Jahre. 2 Nur mit zwei Namen auf der Ägäischen Liste waren die ägyptischen Schriftgelehrten (und die modernen Ägyptologen) bereits vertraut; es sind diejenigen, die die Liste wie eine Art Titel anzuführen scheinen: Keftiu, das ägyptische Wort für die Insel Kreta, und Tanaja, anscheinend das ägyptische Wort für das griechische Festland. Diese beiden Namen tauchten zum ersten Mal zur Zeit von Hatschepsut und Thutmosis III. in ägyptischen Texten auf, fast ein Jahrhundert früher, aber nie zusammen mit konkreten Bezeichnungen für einzelne Städte und Gebiete in der Ägäis. Die anderen Namen auf dieser Liste waren so ungewöhnlich und dennoch so gut erkennbar, dass der erste Ägyptologe, der sie auf Englisch veröffentlichte, der berühmte Professor Kenneth Kitchen von der University of Liverpool, zunächst zögerte, Übersetzungen vorzuschlagen – aus Angst, andere Forscher könnten ihn belächeln. Seine erste Beschreibung der Inschrift auf der Statuenbasis erschien in der 1965er Ausgabe der Fachzeitschrift Orientalia und war nur ein paar Seiten lang. Darin bemerkte Kitchen vorsichtig: »Ich mag das Folgende kaum zu Papier bringen; der Leser kann es gerne ignorieren, wenn er das möchte. Aber die beiden Namen ’Amnisa und Kunusa sehen verdächtig aus wie Amniso(s) und … Knossos, die berühmten antiken Siedlungen an der Nordküste von Kreta.« 3 Seither hat eine ganze Reihe von Wissenschaftlern daran gearbeitet, die Namen auf der Liste zu entschlüsseln und herauszufinden, was dahintersteckt. Der deutsche Gelehrte Elmar Edel veröffentlichte im Jahr 1966 die erste gründliche Untersuchung der Listen aller fünf Statuenbasen; erst rund 40 Jahre später, im Jahr 2005, erschien eine
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zweite Auflage, aktualisiert und mit diversen Revisionen und Emendationen. In der Zwischenzeit hatten sich natürlich zahlreiche weitere Wissenschaftler mit der Liste und ihren möglichen Interpretationen beschäftigt. 4 Nach Keftiu (Kreta) und Tanaja (griechisches Festland) erscheinen ein paar Namen wichtiger minoischer Stätten auf Kreta von Ost nach West, u. a. Knossos und seine Hafenstadt Amnisos sowie Phaistos und Kydonia. An all diesen Orten gab es einen minoischen Palast, außer in Amnisos, das aber immerhin als Hafen für einen nahegelegenen minoischen Palast diente. Als Nächstes auf der Liste kommt die zwischen Kreta und dem griechischen Festland gelegene Insel Kythera und dann wichtige mykenische Stätten und Regionen auf dem griechischen Festland, u. a. Mykene und seine Hafenstadt Nauplion, die Region Messenien und eventuell Theben in Böotien. Als Letztes folgen wieder ein paar Ortsnamen vom minoischen Kreta, dieses Mal aber von West nach Ost – darunter auch wieder Amnisos. Die Liste sieht verdächtig nach der Route einer Rundreise aus – von Ägypten durch die Ägäis und wieder zurück. Geht man nach der Reihenfolge der Namen auf der Liste, fuhren die Reisenden von Ägypten aus zuerst nach Kreta, vielleicht, um Angehörige des minoischen Königshauses und Kaufleute zu treffen (immerhin hatten die Ägypter zu jener Zeit bereits seit fast 100 Jahren Kontakte nach Kreta). Dann ging die Reise über Kythera auf das griechische Festland, wo man die Mykener besuchte, die damals begannen, den Minoern die Handelsrouten nach Ägypten und dem Nahen Osten abzunehmen. Schließlich fuhr man über Kreta nach Ägypten zurück; dies war der schnellste und direkteste Weg. Eine der letzten Stationen auf der Heimreise war Amnisos, wo man sich (wie bereits auf der Hinfahrt) mit Wasser und Nahrungsmitteln versorgte. Die Listen an den Statuenbasen stellen einen Katalog der gesamten, den Ägyptern zur Zeit Amenophis’ III. bekannten Welt dar. Die meisten Namen kannte man bereits aus anderen Dokumenten und Verträgen, so die Hethiter und die Kassiten / Babylonier (zu diesen
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später mehr) und diverse Städte in Kanaan. Die ägäischen Ortsnamen jedoch waren (und sind) außergewöhnlich und wurden in einer bestimmten Reihenfolge in den Stein gemeißelt. Einige Namen wurden sogar überarbeitet und neu hineingehauen, entweder kurz bevor man die Statuen der Öffentlichkeit präsentierte oder sogar erst danach. 5 Einige Wissenschaftler halten die Liste lediglich für Propaganda – für die eitle Prahlerei eines Pharaos, der von fernen Ländern gehört hatte und sie gerne erobert hätte oder seine Untertanen davon überzeugen wollte, er habe dies bereits getan. Andere halten dagegen, die Liste könne durchaus auf Faktenwissen und tatsächlichen damaligen Kontakten beruhen. Und die letztere Erklärung ist auch wahrscheinlicher, denn wir wissen aus den zahlreichen anderen Darstellungen in den Gräbern von Adligen aus der Regierungszeit von Hatschepsut und Thutmosis III. im 15. Jahrhundert v. Chr., dass es vielfache Kontakte mit der Ägäis gab und dass von dort immer wieder Diplomaten und / oder Kaufleute nach Ägypten kamen und Geschenke brachten. Höchstwahrscheinlich bestanden diese Kontakte auch noch im folgenden Jahrhundert, während der Herrschaft Amenophis’ III. Falls dem so ist, könnte die Ägäische Liste die erste schriftliche Erwähnung einer Rundreise von Ägypten aus durch die Ägäis darstellen – eine Reise, die vor mehr als 3400 Jahren unternommen wurde, nur wenige Jahrzehnte, bevor der junge Tutanchamun das »ewige Land« regierte. Dass wir es hier mit der Dokumentation einer Reise von Ägypten in die Ägäis und zurück im 14. Jahrhundert v. Chr. zu tun haben und nicht etwa mit einer Liste von Mykenern und Minoern, die nach Ägypten kamen, wissen wir aufgrund der folgenden, faszinierenden Tatsache: Es gibt eine Reihe von Objekten, in denen die Kartusche (der Königsname) Amenophis’ III. oder seiner Frau, Königin Teje, eingeritzt ist und die von Archäologen an sechs Standorten rund um die Ägäis gefunden wurden – auf Kreta, auf dem griechischen Festland und auf Rhodos. Tatsächlich finden sich vier der sechs Fundorte dieser Objekte auf der Ägäischen Liste wieder.
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Bei einigen dieser beschrifteten Objekte handelt es sich lediglich um Skarabäen und kleine Stempelsiegel, doch es gibt darunter auch eine Vase. Alle tragen die Kartusche entweder des Pharaos oder seiner Frau. Am wichtigsten sind die zahlreichen Fragmente doppelseitiger Tafeln aus Fayence (das ist eine Art Mittelding aus Keramik und Glas), die man in Mykene gefunden hat, das im 14. Jahrhundert v. Chr. wahrscheinlich die führende Stadt Griechenlands war. Es gibt mindestens zwölf solcher Fragmente, und sie stammen von insgesamt neun oder noch mehr Tafeln, die alle 6–8 cm lang, etwa 10 cm breit und weniger als 1 cm dick waren. Alle trugen auf beiden Seiten in schwarzer Farbe die Titel Amenophis’ III.: »der gute Gott, Neb-Ma’at-Re, Sohn des Re, Amun ist zufrieden, Prinz von Theben, dem das Leben gegeben ist«. 6 Ägyptologen kennen solche Tafeln gut, denn es war Sitte, diese beim Bau von Tempeln oder manchmal auch Statuen von Königen in einem Behältnis unter dem Fundament zu platzieren (zumindest in Ägypten). 7 Noch heute verstecken ja manche Bauherren im Fundament ihres Hauses eine »Zeitkapsel«, und tatsächlich tat man dies in Mesopotamien bereits während der frühen Bronzezeit. Wahrscheinlich wollte man so sichergehen, dass die Götter, aber auch nachfolgende Generationen die Identität des Erbauers oder Stifters erfuhren und dessen Großzügigkeit preisen konnten. Zudem wurde so das Datum festgehalten, wann ein Gebäude bzw. eine Statue fertiggestellt worden war. Das Interessante an diesen Tafeln in Mykene ist, dass sie in der Ägäis eben vollkommen einzigartig sind. Im Grunde genommen ist Mykene sogar der einzige Ort im gesamten Mittelmeerraum – außerhalb von Ägypten natürlich –, wo man jemals solche Fayence-Tafeln mit dem Namen Amenophis’ III. gefunden hat. Die ersten Fragmente in Mykene entdeckten griechische Archäologen um 1900. Sie glaubten damals, es handle sich um Porzellan; den Namen Amenophis erkannte man da noch nicht bzw. konnte ihn noch nicht eindeutig entziffern. Im Laufe der Jahre traten weitere Bruchstücke zutage. Einige davon entdeckte der berühmte britische Archäologe Lord William
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Taylor innerhalb des kultischen Zentrums von Mykene. Und erst vor wenigen Jahren kam ein weiteres Fragment ans Licht – die Archäologin Kim Shelton aus Berkeley fand dieses in Mykene in einem tiefen Brunnen. Keines der Bruchstücke in Mykene wurde in seinem ursprünglichen Kontext gefunden. Anders ausgedrückt: Wir haben keine Ahnung, wie oder wozu man die Täfelchen dort benutzte. Aber die bloße Tatsache, dass es sie nur in Mykene und nirgendwo sonst in der Welt gibt, zeigt bereits, dass zur Zeit von Amenophis III. eine besondere Beziehung zwischen dieser Stadt und Ägypten existiert haben muss, zumal man in Mykene außerdem eine Vase von Amenophis III. sowie zwei Skarabäen von seiner Frau, Königin Teje, ausgegraben hat. Bedenkt man, dass sich diese Region aus ägyptischer Sicht im hintersten Winkel der bekannten und zivilisierten Welt befand, weist die Korrelation dieser Objekte mit den Namen auf der Ägäischen Liste doch stark darauf hin, dass sich während der Regierungszeit Amenophis’ III. etwas Ungewöhnliches ereignet haben muss, was die internationalen Kontakte betrifft. Die importierten ägyptisch-orientalischen Objekte, die man in der Ägäis entdeckt hat, bilden ein interessantes Muster, das wiederum mit der Ägäischen Liste zu tun haben könnte: Das minoische Kreta war offensichtlich weiterhin das Hauptziel der Händler aus Ägypten und dem Nahen Osten in der Ägäis, zumindest noch in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts v. Chr. Da man auf Kreta jedoch in ungefähr gleichen Mengen Objekte aus Ägypten, Kanaan und Zypern gefunden hat, kann es durchaus sein, dass die Händler und Kaufleute, die zwischen Kreta und dem östlichen Mittelmeerraum hin und her segelten, zu dieser Zeit nicht mehr hauptsächlich ägyptische Waren lieferten, wie es in den Jahrhunderten zuvor der Fall gewesen war. Falls ägyptische und minoische Gesandte und Händler zuvor tatsächlich die Routen in die Ägäis dominiert hatten, so hatten sich ihnen nun Kanaaniter und Zyprer angeschlossen – oder waren vielleicht sogar an ihre Stelle getreten.
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Abb. 6 Fayence-Platte von Amenophis III., in Mykene gefunden (Foto: E. H. Cline).
Diese nunmehr komplexere internationale Situation dauerte zwei Jahrhunderte an, doch bereits Ende des 14. Jahrhunderts v. Chr. kam es zu einer Verschiebung, was den Import ausländischer Waren in die Ägäis betrifft: Die Zahl der Lieferungen nach Kreta scheint schlagartig abgenommen zu haben, und die Menge der auf das griechische Festland gelieferten Waren stieg rasant an. Falls es tatsächlich eine solche Verlagerung des Handels mit orientalischen Gütern zugunsten des griechischen Festlandes gegeben hat, könnte dies mit der Zerstörung von Knossos um 1350 v. Chr. zu tun haben, nach der die Mykener die Handelswege nach Ägypten und dem Nahen Osten übernahmen (diese Annahme ist jedoch höchst spekulativ). 8 Die Ägäische Liste Amenophis’ III. könnte ein Abbild dieser Situation sein, denn die auf der Statuenbasis aufgeführten Orte sind einerseits minoische
Die Amarna-Archive
Stätten auf Kreta als auch mykenische Stätten auf dem griechischen Festland. Falls Ägypten zur Zeit Amenophis’ III. eine Gesandtschaft in die Ägäis schickte, könnte sie zwei Aufgaben gehabt haben: den Kontakt zu einem alten und geschätzten Handelspartner (den Minoern) zu stärken und Beziehungen zu einer neuen aufstrebenden Macht (den Mykenern) zu etablieren. 9
Die Amarna-Archive Die Existenz der Ägäischen Liste (und auch anderer Listen, die die Welt katalogisieren, wie sie den Ägyptern im 14. Jahrhundert v. Chr. bekannt war) ist eigentlich nicht allzu überraschend. Wir wissen bereits aus anderen Funden, dass Amenophis III. sehr genaue Kenntnisse darüber hatte, wie wichtig es war, Beziehungen zu ausländischen Mächten aufzubauen, vor allem mit den Königen aus Ländern, die eine bestimmte diplomatische und kommerzielle Bedeutung für Ägypten hatten. Mit vielen solcher Könige schloss er Verträge, und er heiratete einige ihrer Töchter, um diese Verträge zu zementieren. Das wissen wir aus seiner Korrespondenz mit diesen Königen, die in Form eines ganzen Archivs aus Tontafeln überlebt hat, das 1887 gefunden wurde. Man erzählt sich, dass eine Bäuerin dieses Archiv entdeckte, die in Tell el-Amarna auf der Suche nach Brennholz war. In Tell el-Amarna befinden sich die Ruinen des antiken Achet-Aton (der Name bedeutet »Horizont der Sonnenscheibe«). 10 Amenophis’ III. ketzerischer Sohn Amenophis IV., bekannter unter dem Namen Echnaton, richtete diese Stadt Mitte des 14. Jahrhunderts v. Chr. als neue Hauptstadt Ägyptens ein. Echnaton folgte Amenophis III. auf den Thron; wahrscheinlich war er vor dem Tod seines Vaters im Jahr 1353 v. Chr. ein paar Jahre lang dessen Mitregent gewesen. Doch als er endlich Alleinherrscher
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war, sorgte Echnaton für eine wahre Kulturrevolution: Er ließ die Tempel von Ra, Amun und anderen wichtigen Göttern schließen, plünderte ihre großen Schatzkammern und vereinte auf sich eine nie dagewesene Machtfülle – als Regierungschef, Oberbefehlshaber der Armee und religiöses Oberhaupt. Er ließ die Verehrung aller ägyptischen Götter außer Aton verbieten, und auch Aton, die Sonnenscheibe, durfte niemand außer ihm selbst direkt anbeten. Dadurch gilt Echnaton manchmal als erster Monotheist, denn offenbar wurde ja nur ein einziger Gott verehrt. In Wirklichkeit ist diese Angelegenheit jedoch ziemlich umstritten (und wird in der Fachwelt heiß diskutiert). Für den gewöhnlichen Ägypter gab es zu jener Zeit im Prinzip zwei Götter: Aton und Echnaton – die Menschen durften nur Echnaton anbeten; er betete dann in ihrem Namen zu Aton. Echnaton mag für die Zeitgenossen ein Ketzer und vielleicht sogar bis zu einem gewissen Grad ein Fanatiker gewesen sein, aber alles in allem war er eher ein berechnender Machtmensch als ein Eiferer. Vielleicht war seine ganze Kulturrevolution in Wirklichkeit ein ziemlich kluger politischer und diplomatischer Schachzug, mit dem er die Macht des Königs wiederherstellte – eine Macht, die während der Herrschaft der Pharaonen vor ihm nämlich langsam, aber sicher auf die Priester übergegangen war. Doch Echnaton warf nicht alles über den Haufen, was seine Vorfahren geschaffen hatten. Insbesondere wusste er, wie wichtig es war, die bestehenden internationalen Beziehungen aufrechtzuerhalten, vor allem die Kontakte zu den Königen der Länder, die direkt an Ägypten grenzten. Echnaton führte die diplomatischen Bemühungen seines Vaters fort und kümmerte sich um die Handelspartnerschaft mit großen und kleinen ausländischen Mächten, u. a. mit Šuppiluliumaund den Hethitern. 11 Er ließ seine Korrespondenz mit diesen Königen und Statthaltern in seiner Hauptstadt, Achet-Aton, archivieren. Dies sind die sogenannten Amarna-Briefe, in Tontafeln geritzt und 1887 durch Zufall von einer Bäuerin wiederentdeckt.
Geschenke und Familienbande
Das Archiv war ursprünglich in der »Registratur« der Stadt untergebracht. Es ist eine wahre Schatzkammer der Korrespondenz mit Königen und Statthaltern, zu denen Amenophis und sein Sohn Echnaton diplomatische Beziehungen pflegten – u. a. zyprische und hethitische Herrscher, babylonische und assyrische Könige. Es gibt auch verschiedene Briefwechsel mit kanaanitischen Herrschern wie AbdiHepa von Jerusalem und Biridija von Megiddo. Diese lokalen Herrscher waren in der Regel Vasallen der Ägypter, und ihre Briefe sind voll von Hilfeersuchen. Die Briefe, die zwischen den Anführern der Großmächte (Ägypten, Assyrien, Babylon, Mitanni und Hethiter) hin und her gingen, bewegen sich auf einer höheren diplomatischen Ebene und erwähnen nicht selten Geschenke (manchmal wird darin auch um bestimmte Geschenke gebeten). Das Amarna-Archiv und das Archiv von Mari aus dem 18. Jahrhundert v. Chr. sind die ersten Zeugnisse der Weltgeschichte zu den umfangreichen und anhaltenden internationalen Beziehungen zwischen Ägypten und dem östlichen Mittelmeer in der Bronzezeit. 12 Die Briefe auf den fast 400 Tontafeln sind in Akkadisch verfasst, der damaligen Lingua franca der internationalen Beziehungen und der Diplomatie. Nach ihrer Entdeckung gelangten die Tafeln zunächst in den Antiquitätenhandel, und so finden sie sich heute in zahlreichen Museen in aller Welt, u. a. im British Museum in London, im Ägyptischen Museum von Kairo, im Louvre in Paris, im Oriental Museum der University of Chicago und im Moskauer Puschkin-Museum. Der größte Teil der Tafeln – etwa zwei Drittel – befindet sich jedoch im Vorderasiatischen Museum in Berlin. 13
Geschenke und Familienbande Diese Briefe – Kopien der Schreiben an ausländische Herrscher sowie deren Antworten – gewähren uns einen guten Einblick in den Handel
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und die internationalen Beziehungen in der Zeit von Amenophis III. und Echnaton Mitte des 14. Jahrhunderts v. Chr. Dabei geht es in einem Großteil der Korrespondenz um »Geschenke« auf höchster diplomatischer Ebene, also von König zu König. Ein solcher AmarnaBrief beispielsweise wurde von Tušratta, dem König von Mitanni im Norden Syriens, der 1385 v. Chr. den Thron bestieg, an Amenophis III. geschickt. Er beginnt mit traditionellen Grußformeln und zählt dann die Geschenke auf, die Tušratta durch seine Boten mitschicken ließ: Teile Nibmuareja [Amenophis III.], dem König von Ägypten, meinem Bruder, mit: So [spricht] Tušratta, der König von Mitanni, dein Bruder. Mir geht es gut. Möge es dir auch gutgehen! Möge es [deiner Frau] Keluḫepa auch gutgehen. Möge es deinem Haus, deinen Frauen, deinen Söhnen, deinen Magnaten [Anführern], deinen Kriegern, deinen Pferden, deinen Wagen und deinem Land gutgehen (…) Hiermit sende ich dir einen Wagen, zwei Pferde, einen männlichen Begleiter, einen weiblichen Begleiter – aus der Kriegsbeute aus dem Lande Ḫatti. Als das Grußgeschenk meines Bruders sende ich dir fünf Wagen, fünf Pferdegespanne. Und als das Grußgeschenk meiner Schwester Keluḫepa sende ich ihr einen Satz goldene Knebelverschlüsse, einen Satz goldene Ohrringe, einen goldenen Masu-Ring und einen Parfümbehälter voll mit süßem Öl. Hiermit sende ich Kelija, meinen Ersten Minister, und Tunip-ibri. Möge mein Bruder sie schnell wieder gehen lassen, damit sie mir unverzüglich Meldung erstatten und ich den Gruß meines Bruders hören und mich daran freuen kann. Möge mein Bruder Freundschaft mit mir suchen, und möge mein Bruder mir seine Boten schicken, damit sie mir die Grüße meines Bruders überbringen und ich sie hören kann. 14
Auch ein Brief von Echnaton an Burna-buriaš II., den Kassiten-König von Babylon, beinhaltet eine detaillierte Liste der Geschenke, die er jenem gesandt hat – diese Liste umfasst auf der Tontafel mehr als
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300 Zeilen. Darunter sind Gegenstände aus Gold, Kupfer, Silber und Bronze, Behälter mit Parfüm und süßlichem Öl, Fingerringe, Fußkettchen, Halsketten, Throne, Spiegel, Leinengewebe, steinerne Schalen und Kästen aus Ebenholz. 15 Ähnliche detaillierte Briefe mit vergleichbar langen Objektlisten kennen wir auch von anderen Königen, zum Beispiel von Tušratta von Mitanni. Manchmal begleiteten diese Dinge als Mitgift eine Königstochter. Manchmal handelte es sich einfach nur um Geschenke. 16 Man sollte auch beachten, dass die »Boten«, die in diesen und anderen Briefen genannt werden, zwar oft Minister waren, die im Prinzip als Botschafter auftraten, manchmal es sich aber auch um Kaufleute handelte, die offenbar zugleich für den König und für sich selbst arbeiteten. In diesen Briefen bezeichneten die Könige einander häufig als Verwandte, als Brüder oder Vater und Sohn, auch wenn sie in der Regel gar nicht wirklich miteinander verwandt waren. Dies unterstützte den Aufbau von »Handelspartnerschaften« 17, und Anthropologen haben dazu angemerkt, dass solche imaginären Familienbeziehungen in vorindustriellen Gesellschaften vor allem dazu dienten, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, die sich entwickelten, wenn es beim Handel weder verwandtschaftliche Beziehungen noch staatlich beaufsichtigte Märkte gibt. 18 So kommt es, dass der König von Amurru an den benachbarten König von Ugarit (beides an der Küste des nördlichen Syriens) schrieb: »Mein Bruder, schau: Ich und du, wir sind Brüder. Söhne eines einzigen Mannes, wir sind Brüder. Warum sollten wir uns nicht verstehen? Welchen Wunsch auch immer du mir schreibst, ich werde ihn dir erfüllen, und du wirst meine Wünsche erfüllen. Wir bilden eine Einheit.« 19 Man muss betonen, dass der König von Amurru und der König von Ugarit mit Sicherheit überhaupt nicht verwandt waren, nicht einmal verschwägert. Doch nicht überall schätzte man diese Einstellung zur Diplomatie. Vor allem die Hethiter in Anatolien scheinen diesbezüglich Vorbehalte gehabt zu haben, wie man aus diesen Zeilen eines Hethiter-Königs an einen anderen König klar ablesen kann: »Warum
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sollte ich dir schreiben, als wäre ich dein Bruder? Sind wir etwa Söhne derselben Mutter?« 20 Es ist nicht immer klar, wann welche Bezeichnung verwendet wurde, aber einiges deutet darauf hin, dass der Begriff »Bruder« Gleichrangigkeit in Bezug auf Status oder Alter zum Ausdruck brachte, während man »Vater« bzw. »Sohn« benutzte, um besonderen Respekt zu zeigen. Die hethitischen Könige beispielsweise verwendeten häufiger als andere Herrscher im Nahen Osten »Vater« und »Sohn« in ihrer Korrespondenz, während sich in den Amarna-Briefen fast ausschließlich die Bezeichnung »Bruder« findet – sei es für den mächtigen König von Assyrien oder den weniger bedeutenden Herrscher von Zypern. Es scheint, als hätten die ägyptischen Pharaonen alle anderen Könige des Nahen Ostens als Mitglieder einer internationalen Bruderschaft angesehen, unabhängig von ihrem Alter oder den Jahren, die sie bereits auf dem Thron saßen; immerhin waren es ihre Handelspartner. 21 In ein paar Fällen jedoch waren die betreffenden Könige tatsächlich verschwägert. In Briefen von Tušratta von Mitanni an Amenophis III. beispielsweise nennt Tušratta Amenophis’ Frau Keluḫepa seine Schwester, und das war sie tatsächlich (sein Vater hatte sie mit Amenophis III. verheiratet). Außerdem gab Tušratta Amenophis III. in einer weiteren arrangierten Ehe seine Tochter, Taduḫepa, zur Frau – damit war Tušratta zugleich Amenophis’ Schwager (»Bruder«) und Schwiegervater (»Vater«). Es ist also mehr als legitim, wenn Tušratta einen seiner Briefe mit den Worten beginnt: »Teile (…) dem König von Ägypten, meinem Bruder, meinem Schwiegersohn, mit: (…) So spricht Tušratta, der König des Landes von Mitanni, dein Schwiegervater.« 22 Nach Amenophis’ Ableben scheint Echnaton Taduḫepa zur Frau genommen (oder geerbt) zu haben, so dass Tušratta sich mit Fug und Recht in diversen Amarna-Briefen sowohl Amenophis III. als auch Echnaton gegenüber als »Schwiegervater« bezeichnen konnte. 23 In beiden Fällen arrangierte man die königliche Hochzeit, um Beziehungen und geschlossene Verträge zwischen den beiden Großmächten
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Durch die Amarna-Briefe bezeugte soziale Beziehungen (Grafik: von D. H. Cline).
bzw. zwischen den beiden Königen zu festigen. Somit durfte Tušratta Amenophis III. seinen »Bruder« nennen (auch wenn er genau genommen sein Schwager war) und auf bessere Beziehungen zu Ägypten hoffen, als es ansonsten der Fall gewesen wäre. Mit den beiden arrangierten Ehen einher ging eine wahrlich fürstliche Mitgift, die in mehreren Amarna-Briefen aufgezeichnet ist. Zum Beispiel gibt es einen Brief von Tušratta an Amenophis III., der nur teilweise intakt und nicht ganz lesbar ist; dennoch enthält er ganze 241 Zeilen, die Geschenke auflisten, von denen er sagt: »Dies sind alles Hochzeitsgeschenke, von jeder Art, die Tušratta, König von Mitanni, Nimmureja [Amenophis III.] gab, dem König von Ägypten, seinem Bruder und Schwiegersohn. Dies schickte er gleichzeitig mit Taduḫepa, seiner Tochter, nach Ägypten, die er Nimmureja zur Frau gab.« 24
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Amenophis III. scheint sich der diplomatischen Vorzüge einer dynastischen Ehe in weit größerem Umfang bedient zu haben als alle anderen Könige seiner Zeit. Wir wissen, dass er Töchter der kassitischen Könige von Babylon Kurigalzu I. und Kadašman-Enlil I., der Könige Šuttarna II. und Tušratta von Mitanni und des Königs Tarchundaradu von Arzawa (im Südwesten Anatoliens) heiratete und in seinen Harem aufnahm. 25 Jede dieser Ehen diente zweifellos dazu, ein diplomatisches Abkommen zu bekräftigen, und erlaubte es den betreffenden Königen, diplomatische Beziehungen so zu führen, als hätten sie es mit ihren eigenen Familienmitgliedern zu tun. Einige Könige machten gar keinen Hehl daraus, dass sie eine solche dynastische Verbindung vor allem dazu nutzen wollten, eine wertvolle Mitgift zu erhalten, und glaubten, sich gar nicht erst mit weiteren Nettigkeiten aufhalten zu müssen. In einem Amarna-Brief beispielsweise, der wahrscheinlich vom kassitischen König Kadašman-Enlil von Babylon an Amenophis III. geschickt wurde, kommt Kadašman-Enlil ohne Umschweife zum Punkt: Darüber hinaus kannst du, mein Bruder, (…) was das Gold betrifft, von dem ich dir schrieb, mir gerne schicken, was du zur Hand hast, und zwar so viel wie möglich, bevor dein Bote zu mir [kommt], sofort, in aller Eile (…) Falls du mir noch diesen Sommer, während die Monate Tammuz oder Ab, das Gold schickst, von dem ich dir schrieb, dann gebe ich dir meine Tochter. 26
In einem anderen Brief weist Amenophis III. Kadašman-Enlil für dessen unbekümmerte Haltung seiner eigenen Tochter gegenüber zurecht: »Es ist ein starkes Stück, dass du deine Töchter fortgibst, um von deinen Nachbarn ein Stückchen Gold zu erhalten!« 27 Und doch willigte der Pharao irgendwann während seiner Regierungszeit in die Transaktion ein: Wir wissen aus drei weiteren Amarna-Briefen, dass Amenophis III. eine Tochter von Kadašman-Enlil geheiratet hat, auch wenn wir ihren Namen nicht kennen. 28
Gold, Katzengold und hochrangige Handelsbeziehungen
Gold, Katzengold und hochrangige Handelsbeziehungen Unter den Königreichen des alten Orients war Ägypten der begehrteste Handelspartner. Neben seiner militärischen Macht lag dies vor allem an dem vielen Gold, über das die Ägypter dank der Minen in Nubien verfügten. Mehr als ein König schrieb an Amenophis III. und Echnaton und forderte Gold von ihnen, als sei es das Normalste der Welt. Da hieß es dann beispielsweise: »Gold gibt es bei euch wie Sand am Meer« – diese und ähnliche Formulierungen findet man in den Amarna-Briefen zuhauf. In einem Schreiben beruft sich Tušratta von Mitanni auf die gemeinsamen familiären Bande und bittet Amenophis III., ihm »viel mehr Gold zu senden« als seinem Vater, denn: »Im Land meines Bruders ist Gold so reichlich vorhanden wie Schmutz.« 29 Aber offenbar handelte es sich bei dem angeblichen Gold nicht immer um echtes Gold; darüber beschwerten sich vor allem die Könige von Babylon. In einem Brief von Kadašman-Enlil an Amenophis III. heißt es: »Du hast mir als Grußgeschenk – das erste in sechs Jahren – 30 Minen Gold geschickt, das wie Silber aussah.« 30 Sein Nachfolger, der kassitische König Burna-buriaš II., hatte in einem Brief an Amenophis’ Nachfolger Echnaton Ähnliches zu vermelden: »Sicherlich hat mein Bruder die frühere (Ladung) Gold, die er mir geschickt hat, nicht geprüft. Denn als ich die 40 Minen Gold, die mir überbracht wurden, in einen Brennofen geben ließ, kamen nicht [einmal] 10 Minen zum Vorschein. Das schwöre ich!« Und in einem anderen Brief lesen wir: »Die 20 Minen Gold, die hierhergebracht wurden, waren nicht vollständig. Als sie in den Brennofen kamen, waren es keine 5 Minen Gold. Der [Teil], der erschien, sah nach dem Abkühlen aus wie Asche. Wurde beim Gold überhaupt bestätigt, [dass es tatsächlich Gold war]?« 31 Einerseits kann man sich fragen, warum die babylonischen Könige das Gold, das der Pharao ihnen geschickt hatte, überhaupt einschmolzen. Wahrscheinlich handelte es sich bei diesen Geschenken eher um Metallschrott mit einem gewissen Materialwert als um kunst-
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voll gefertigte Stücke – genau wie man heute in der Fernsehwerbung aufgefordert wird, nicht mehr benötigtes Gold, auch Zahngold und defekten Schmuck, irgendwo einzuschicken, woraufhin man eine bestimmte Summe Bargeld erhält. Auch hier ist klar: Dieses Gold wird sofort eingeschmolzen. Die Babylonier beispielsweise bezahlten mit dem Gold aus Ägypten ihre Handwerker, Architekten und andere Fachleute (einige Briefe teilen uns dies sogar explizit mit). Andererseits stellt sich die Frage, ob der ägyptische König wusste, dass es gar kein Gold war, was er da verschickte, und er es dennoch tat, oder ob das echte Gold irgendwo unterwegs von skrupellosen Händlern und Emissären ausgetauscht wurde. Im oben erwähnten Fall der 40 Minen Gold vermutete Burna-buriaš Letzteres – oder zumindest bot er Echnaton einen diplomatischen Ausweg aus der unschönen Situation an. Er schrieb: »Das Gold, das mein Bruder mir schickt, sollte er keinem seiner Stellvertreter aushändigen. Mein Bruder sollte [das Gold] [persönlich] prüfen, dann sollte mein Bruder es versiegeln und mir schicken. Sicherlich hat mein Bruder die frühere [Ladung] Gold, das mein Bruder mir geschickt hat, nicht geprüft. Es war lediglich ein Stellvertreter meines Bruders, der es versiegelte und mir schickte.« 32 Es scheint aber auch regelmäßig vorgekommen zu sein, dass die mit Geschenken beladenen Karawanen, die zwischen den Königen hin und her gingen, unterwegs beraubt wurden. Burna-buriaš schreibt über zwei Karawanen von Salmu, seinem Boten (vermutlich zugleich sein diplomatischer Vertreter), von denen er weiß, dass sie ausgeraubt wurden. Er weiß sogar zu vermelden, wer hinter den Überfällen steckt: Ein Mann namens Birijawaza war für den ersten verantwortlich, jemand namens Pamahu (hier verwechselt er möglicherweise einen Orts- mit einem Personennamen) für den zweiten. Burna-buriaš fragt Echnaton, wann er Letzteren zur Rechenschaft zu ziehen beabsichtige, denn jener Überfall sei in dessen Hoheitsgebiet geschehen. Soweit wir wissen, hat der Pharao ihm darauf nicht geantwortet. 33 Wir sollten nicht vergessen, dass dieser Austausch von Geschenken auf höchster diplomatischer Ebene mit Sicherheit nur die Spitze
Gold, Katzengold und hochrangige Handelsbeziehungen
des Eisbergs kaufmännischer Interaktionen war. Man kann sich das vielleicht so ähnlich vorstellen wie bei den Bewohnern der Trobriand-Inseln im Südpazifik, die der Anthropologe Bronislaw Malinowski in den 1920er Jahren erforschte. Die Trobriander nahmen am sogenannten Kula-Ring teil, einem Ritual, bei dem die Häuptlinge einzelner Inseln Armbänder und Halsketten aus Muscheln miteinander tauschten, wobei die Armbänder immer in eine Richtung um den »Ring« wanderten und die Halsketten in die andere Richtung. Dabei stieg oder sank der Wert jedes Objekts, je nachdem, woher es kam und wer es zuvor besessen hatte (das bezeichnen Archäologen heute als »Objektbiographie«). Malinowski fand nun Folgendes heraus: Während sich die Häuptlinge in der zeremoniellen Stätte befanden und ganz traditionell Armbänder und Halsketten austauschten, war die Besatzung der Kanus, die die Häuptlinge transportierten, eifrig dabei, mit den Einheimischen am Strand zu handeln, um Wasser und Grundnahrungsmittel zu besorgen. 34 Dass diese profanen Geschäfte aber der eigentliche Grund dafür waren, dass man die zeremoniellen Geschenke austauschte, hätten die Häuptlinge der Trobriander niemals zugegeben. Auch sollten wir nicht die Bedeutung der Boten, Händler und Seeleute unterschätzen, die die königlichen Geschenke und viele andere Gegenstände durch die Wüsten des alten Orients und wahrscheinlich auch nach Übersee, in die Ägäis, transportierten. Dass es in der späten Bronzezeit viele Kontakte zwischen Ägypten, dem Nahen Osten und der Ägäis gab, ist klar, und zweifellos wurden zusammen mit den Waren auch Ideen und Innovationen von A nach B transportiert. Ein solcher Ideentransfer war zweifellos nicht auf die oberen Schichten der Gesellschaft beschränkt, sondern fand genauso in den Tavernen und Spelunken der Häfen und Städte entlang der Handelswege in Griechenland, in Ägypten und im östlichen Mittelmeerraum statt. Wo sonst hätte ein Seemann seine Zeit verbracht, während er darauf warten musste, dass der Wind drehte? Wo hätten die weniger bedeutenden Mitglieder einer diplomatischen Delegation darauf ge-
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wartet, dass die sensiblen Verhandlungen zum Abschluss kamen? Wo sonst hätte man Mythen, Sagen und Legenden ausgetauscht? Auf diese Weise werden sich auch kulturelle Einflüsse verbreitet haben, und ein solcher interkultureller Austausch zwischen Ägypten, dem Orient und der Ägäis könnte zum Beispiel Ähnlichkeiten zwischen dem Gilgamesch-Epos und Homers späterer Ilias und Odyssee sowie zwischen dem hethitischen Mythos von Kumarbi und Hesiods späterer Theogonie erklären. 35 Dabei tauschten die Könige der späten Bronzezeit im Rahmen ihrer gegenseitigen Geschenke häufig auch Ärzte, Bildhauer, Steinmetze und geschickte Handwerker untereinander aus. Somit ist es kein Wunder, dass es in Ägypten, Anatolien, Kanaan und selbst in der Ägäis gewisse Ähnlichkeiten in der Architektur gibt, bedenkt man, dass mitunter dieselben Architekten, Bildhauer und Steinmetze in ganz verschiedenen Regionen tätig waren. Die jüngsten Funde von Wandmalereien und bemalten Fußböden im ägäischen Stil im ägyptischen Tell el-Dab’a (siehe das vorige Kapitel) sowie in Tel Kabri in Israel, Alalach in der Türkei und im syrischen Qatna beweisen, dass Kunsthandwerker aus der Ägäis bereits im 17. Jahrhundert v. Chr. und vielleicht sogar bis ins 13. Jahrhundert v. Chr. hinein den Weg nach Ägypten und in den Orient fanden. 36
Alašija und Assyrien treten auf den Plan Aus den Amarna-Briefen, die aus der Zeit des Echnaton stammen, wissen wir, dass Ägypten seine internationalen Kontakte unter Echnatons Regierung ausweitete; zu den neuen Kontakten gehörte das Reich von Assyrien unter seinem König Aššur-uballiṭ I., der in dem Jahrzehnt, bevor Amenophis III. starb, den Thron bestieg. Daneben finden sich im Archiv acht Briefe von und an den König von Zypern, das die
Alašija und Assyrien treten auf den Plan
Ägypter und andere damalige Völker Alašija nannten. 37 Diese bestätigen, dass es Kontakte zwischen Zypern und Ägypten gab. Die Briefe von und nach Zypern datieren vermutlich in die Zeit des Echnaton und nicht in die des Amenophis III. Sie sind auch deshalb von Interesse, weil einer dieser Briefe eine schier unglaubliche Menge an Rohkupfer erwähnt. Für die meisten Großmächte des östlichen Mittelmeerraums der späten Bronzezeit war Zypern der Hauptlieferant für Kupfer, wie die Briefe deutlich machen – in einem bittet der König von Alašija um Entschuldigung dafür, dass er nur 500 Talente Kupfer senden konnte, weil auf seiner Insel eine verheerende Krankheit wütete. 38 Man nimmt derzeit an, dass Rohkupfer in Form sogenannter Ochsenhautbarren verschickt wurde, wie man sie im Schiffswrack von Uluburun gefunden hat, um das es im folgenden Abschnitt gehen wird. Jeder der Ochsenhautbarren an Bord wiegt ca. 30 Kilogramm, was bedeutet, dass allein die eine Sendung, die im Amarna-Brief erwähnt wird, aus etwa 15 Tonnen Kupfer bestanden haben muss – und der zypriotische König bittet auch noch um Entschuldigung dafür, dass es so wenig ist (natürlich kann es sein, dass die Bemerkung ironisch gemeint war). Was Assyrien betrifft, so gibt es zwei Briefe im Amarna-Archiv, die aus der Feder Aššur-uballiṭs I. stammen, der ca. 1365 bis 1330 v. Chr. regierte. Es ist nicht ganz klar, an welche ägyptischen Pharaonen diese beiden Briefe gerichtet sind: Einer beginnt einfach mit den Worten: »Sag dem König von Ägypten (…)«, im anderen steht zwar ein Name, aber es ist umstritten, wer damit gemeint ist. Manche Forscher vertreten die Ansicht, er sei an Echnaton gerichtet, aber mindestens einer ist der Ansicht, der Empfänger könnte Eje gewesen sein, der nach dem Tod Tutanchamuns den Thron bestieg. 39 Bedenkt man jedoch, dass Eje erst um 1325 v. Chr. Pharao wurde, erscheint dies eher unwahrscheinlich, und in der Tat ist es weitaus plausibler, dass sich die Briefe an Amenophis III. oder Echnaton richteten, wie die allermeisten Briefe anderer Herrscher im Archiv. Der erste der beiden Briefe ist lediglich ein Grußwort mit einer
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kurzen Liste von Geschenken, darunter »ein schöner Wagen, zwei Pferde, ein Datumsstein aus echtem Lapislazuli«. 40 Der zweite ist etwas ausführlicher und enthält die inzwischen zur Norm gewordene Bitte nach Gold, mit der üblichen Behauptung: »Gold ist in deinem Land so häufig wie Schmutz, man sammelt es einfach auf.« Daneben enthält er jedoch einen interessanten Vergleich zum König von Ḫabingalbat bzw. Mitanni, in dem der neue König von Assyrien behauptet, er sei »dem König von Ḫabingalbat ebenbürtig« – ein deutlicher Hinweis auf die damalige Hackordnung unter den sogenannten Großmächten, zu denen Assyrien und sein König unbedingt gehören wollten. 41 Tatsächlich war dies keine eitle Prahlerei, denn Aššur-uballiṭ bewies schon bald, dass er dem damaligen König von Mitanni, Šuttarna II., in nichts nachstand: Vermutlich um 1360 v. Chr. griff er Šuttarna an und besiegte ihn. Dadurch beendete Aššur-uballiṭ die Herrschaft von Mitanni über Assyrien, die mehr als 100 Jahre zuvor begonnen hatte, als Sauštatar von Mitanni das mit Gold und Silber beschlagene Tor der assyrischen Hauptstadt stahl und nach Waššukanni, der Hauptstadt von Mitanni, gebracht hatte. So begann Assyriens Aufstieg, der vor allem auf Kosten der Mitanni stattfand. Aššur-uballiṭ wurde rasch zu einem der wichtigsten Akteure in der internationalen Realpolitik. Er arrangierte die Hochzeit seiner Tochter mit Burna-buriaš II., dem kassitischen König von Babylon, nur um einige Jahre später, nach einem Attentat auf seinen Enkel im Jahr 1333 v. Chr., dennoch in die Stadt Babylon einzufallen und einen Marionettenkönig namens Kurigalzu II. einzusetzen. 42 Damit sind nun also die beiden letzten großen Akteure des alten Orients der Spätbronzezeit, Assyrien und Zypern, auf unserer Bühne erschienen, und die Besetzung unseres Dramas ist nunmehr komplett: Hethiter, Ägypter, Mitanni, Kassiten / Babylonier, Assyrer, Zyprer, Kanaaniter, Minoer und Mykener – alle sind vollzählig angetreten. Sie alle interagierten in den kommenden Jahrhunderten miteinander, in positiver wie auch in negativer Hinsicht, wenn auch einige von ihnen, beispielsweise die Mitanni, schneller von der Bühne abtraten als andere.
Nofretete und Tutanchamun
Nofretete und Tutanchamun Nachdem Echnaton gestorben war, machte man seine Reformen in aller Eile wieder rückgängig und versuchte, jede Erinnerung an ihn in Ägypten zu tilgen, indem man seinen Namen von den Denkmälern und aus den Aufzeichnungen löschte. Beinahe hätte das auch geklappt, aber dank der hartnäckigen Bemühungen von Archäologen und Epigraphikern wissen wir heute dennoch eine Menge über Echnatons Regierungszeit, über seine Hauptstadt Achet-Aton und sogar über sein Königsgrab. Wir sind auch über seine Familienverhältnisse informiert und kennen seine schöne Frau Nofretete sowie beide Töchter, die in einer ganzen Reihe Inschriften und auf Monumenten dargestellt sind. Die berühmte Nofretete-Büste im Neuen Museum in Berlin wurde 1912 von Ludwig Borchardt, dem deutschen Ausgräber von Amarna (bzw. Achet-Aton), entdeckt und wenige Monate später nach Deutschland eingeschifft. Dennoch wurde sie erst 1924 der Öffentlichkeit präsentiert, im Berliner Ägyptischen Museum. Die Büste befindet sich bis heute in der deutschen Hauptstadt, trotz zahlreicher Bitten vonseiten Ägyptens sie zurückzugeben, da sie damals angeblich unter nicht ganz einwandfreien Bedingungen das Land verließ. Das soll sich (nicht offiziell bestätigten Berichten zufolge) folgendermaßen abgespielt haben: Die deutschen Ausgräber und die ägyptische Regierung hatten damals eine Vereinbarung, dass man alle archäologischen Funde gleichmäßig aufteilen würde, wobei die Ägypter jedoch stets die erste Wahl hatten. Nun wollten die Deutschen die Nofretete- Büste aber unbedingt haben, und so sollen sie die Büste in einem bewusst unansehnlichen Zustand ganz an das Ende einer langen Reihe von Objekten platziert haben. Die ägyptischen Behörden beachteten den verschmutzten Kopf nicht weiter; die Deutschen sandten ihn umgehend nach Berlin. Als er 1924 dann endlich im Museum landete, merkten die Ägypter natürlich, dass man sie be-
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trogen hatte, und forderten erbost die Rückgabe des kostbaren Kopfes – jedoch vergebens. 43 Wir kennen auch Echnatons Sohn, der eigentlich Tutanchaton hieß, aber unter einem anderen Namen regierte, der uns heute besonders geläufig ist: Tutanchamun. Entgegen der Behauptung des Komikers Steve Martin in einem legendären Sketch in der TV-Show Saturday Night Live stammte Tutanchamun weder aus Arizona, noch verlegte er seinen Wohnsitz jemals nach Babylon. 44 Er war aber durchaus noch sehr jung, als er den ägyptischen Thron bestieg, nämlich gerade einmal acht Jahre alt. Im ungefähr gleichen Alter war auch Thutmosis III., als er knapp 150 Jahre zuvor Pharao geworden war, doch zu Tutanchamuns Glück gab es in seinem Fall keine Hatschepsut, die in seinem Namen regierte. So leitete Tutanchamun etwa zehn Jahre lang die Geschicke des Landes, bevor er, ebenfalls noch in jungen Jahren, starb. Die überwiegende Mehrheit der Details über Tutanchamuns kurzes Leben sind für unsere Untersuchung hier nicht unmittelbar relevant, sehr wohl aber sein Tod, vor allem, weil die Entdeckung seines Grabes im Jahr 1922 für eine weltweite Ägyptomanie sorgte und ihn mit einem Schlag zum bekanntesten König der späten Bronzezeit machte. Und weil wir den begründeten Verdacht haben, dass seine Witwe nach Tutanchamuns Tod dem hethitischen König Šuppiluliuma I. schrieb und ihn um einen neuen Ehemann bat. Über die Ursache für Tutanchamuns Tod wurde lange Zeit diskutiert. Früher nahm man vielfach an, er sei durch einen Schlag auf den Hinterkopf ermordet worden, doch jüngste wissenschaftliche Studien, im Rahmen derer man u. a. sein Skelett per Computertomographie untersuchte, weisen auf einen Beinbruch als wahrscheinlichste Todesursache hin, der sich entzündete. 45 Ob er sich das Bein brach, als er von einem Wagen stürzte, wie man vermutet, wird niemals geklärt werden können, aber wir wissen heute, dass er daneben an Malaria litt und mehrere angeborene Deformationen hatte, so etwa einen Klumpfuß. Daher spekulieren manche, dass er aus einer inzestuösen
Nofretete und Tutanchamun
Bruder-Schwester-Verbindung hervorging. 46 Tutanchamun wurde in einem Grab im Tal der Könige beigesetzt, das eventuell gar nicht für ihn bestimmt war – genau wie viele der wundervollen Objekte, die man in seinem Grab entdeckte; immerhin verstarb er ganz plötzlich und unerwartet. Das Grab war für die modernen Ägyptologen auch äußerst schwer zu lokalisieren, bis Howard Carter es im Jahr 1922 schließlich entdeckte. Der Earl of Carnarvon hatte Carter ganz ausdrücklich dafür eingestellt, nach Tutanchamuns Grab zu suchen. Wie so viele britische Aristokraten suchte Carnarvon nach einer sinnvollen Beschäftigung, während er in Ägypten überwinterte. Anders als die meisten seiner Landsleute fuhr Carnarvon auf Anraten seines Arztes jedes Jahr nach Ägypten: 1901 war er in Deutschland in einen Autounfall verwickelt worden, wobei er sich eine Lungenverletzung zugezogen hatte – sein Wagen hatte sich überschlagen, als er mit der zu jener Zeit geradezu wahnwitzigen Geschwindigkeit von 30 km/h unterwegs gewesen war. Sein Arzt befürchtete, dass er den englischen Winter nicht überleben würde. Deshalb musste er fortan die Winter in Ägypten verbringen und fing prompt an, den Amateurarchäologen zu spielen und sich seinen eigenen Ägyptologen zu halten. 47 Carter war zuvor Generalinspekteur für die Baudenkmäler Oberägyptens gewesen und hatte danach einen noch prestigeträchtigeren Posten in Sakkara innegehabt. Diesen hatte er jedoch verloren, nachdem er sich geweigert hatte, sich bei einer Gruppe französischer Touristen zu entschuldigen, die 1905 an der Ausgrabungsstätte für Probleme gesorgt hatte. Nur allzu gerne willigte er daher ein, für Carnarvon zu arbeiten, denn zu jenem Zeitpunkt war er arbeitslos und verdiente sein Geld damit, für Touristen Aquarelle zu malen. 1907 begann die Zusammenarbeit der beiden Männer. 48 Nach zehn Jahren erfolgreicher Grabungstätigkeit an diversen Orten durften sie 1917 endlich im Tal der Könige arbeiten. Sie suchten ganz gezielt nach Tutanchamuns Grab, von dem sie wussten, dass es sich irgendwo im Tal befinden musste. Sechs Jahre grub Carter in jeder
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Saison mehrere Monate lang, bis Carnarvons finanzielle Mittel (und sicherlich auch seine Geduld) schließlich zur Neige gingen. Eine letzte Saison konnte Carter dem Earl noch abringen; er bot sogar an, sie selbst zu bezahlen, denn es gab noch eine Stelle im Tal, an der er noch nicht gegraben hatte. Carnarvon gab nach, und Carter kehrte ins Tal der Könige zurück, um am 1. November 1922 noch einmal mit der Arbeit zu beginnen. 49 Carter war bewusst geworden, dass er in jeder Saison sein Lager an derselben Stelle aufgeschlagen hatte. Also ließ er sein Hauptquartier verlegen und grub dort, wo bislang seine Zelte gestanden hatten. Nur drei Tage später entdeckte ein Mitglied seines Teams die ersten Stufen einer Treppe, die hinunter in eine Gruft führten. Wie sich herausstellte, war das Grab u. a. deshalb mehrere tausend Jahre unentdeckt geblieben, weil der Eingang unter einem Erdhaufen verborgen lag. Als man das Grab Ramses’ VI. angelegt hatte, der fast 100 Jahre nach Tutanchamun starb, hatten die Arbeiter die aufgeworfene Erde einfach vor den Eingang von Tutanchamuns Grab geschüttet. Da Carter den Eingang zum Grab entdeckte, als Carnarvon noch in England weilte, schickte er ihm sofort ein Telegramm. Dann musste er warten, bis Carnarvon endlich nach Ägypten kommen konnte. In der Zwischenzeit informierte er auch die Medien, und als Carnarvon endlich vor Ort war und sie das Grab am 26. November 1922 öffneten, wimmelte es im Tal der Könige von Journalisten, wie uns die Fotos von jenem Tag zeigen. Zunächst meißelte man eine Öffnung in die Tür, durch die Carter in den Eingangskorridor des Grabes und in die dahinterliegende Vorkammer blicken konnte. Carnarvon zupfte an Carters Jacke und fragte ihn, was er sehe. Angeblich soll Carter ihm geantwortet haben: »Ich sehe wunderbare Dinge«. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall berichtete er später, er habe überall Gold glitzern sehen. 50 Man wird ihm seine Erleichterung angehört haben, denn während er auf Carnarvon wartete, machte sich Carter Sorgen darüber, dass das Grab mindestens einmal, wenn nicht zweimal, geplündert worden war – das schloss er
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daraus, dass der Verputz am Eingang des Grabes mit den Stempeln der Nekropole darauf erneuert worden war. 51 Überführte Grabräuber erwartete im alten Ägypten der Tod durch Pfählen, doch manche schienen sich auch davon nicht abschrecken zu lassen. Als Carter und Carnarvon das Grab endlich betreten konnten, wurde klar, dass es tatsächlich ausgeraubt worden war: In der Vorkammer herrschten chaotische Zustände, die Objekte lagen kreuz und quer verteilt – es sah aus wie in einer modernen Wohnung oder einem Haus, die oder das von Einbrechern geplündert worden ist. Im Eingangsbereich fanden sie goldene Ringe, die jemand in ein Tuch gewickelt und zu Boden hatte fallen lassen – höchstwahrscheinlich ein Grabräuber, der das Grab entweder in aller Eile hatte verlassen müssen oder von den Wächtern der Nekropole erwischt worden war. Dennoch war die schiere Menge der noch immer im Grab vorhandenen Gegenstände erstaunlich. Carter und seine Mitarbeiter brauchten beinahe zehn Jahre, um alles, was sich in der Gruft befand, vollständig auszugraben und zu katalogisieren. Carnarvon jedoch starb gerade einmal acht Tage, nachdem das Grab geöffnet worden war, an einer Blutvergiftung, was der Legende vom »Fluch der Mumie« den Weg bereitete. Die große Anzahl von Tutanchamuns Grabbeigaben veranlasste Ägyptologen zu Spekulationen darüber, welche Reichtümer wohl die Gräber von Pharaonen wie Ramses III. oder Amenophis III. beherbergt hatten, die viel länger regierten als er – nur leider hatte man alle diese Gräber längst ausgeraubt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die erstaunlichen Schätze im Grab Tutanchamuns eine Ausnahme darstellten: Es kann nämlich gut sein, dass es sich dabei um Geschenke von ägyptischen Priestern handelte, die dem Pharao dafür dankbar waren, dass er die Reformen seines Vaters rückgängig gemacht und den Priestern des Amun und der anderen Götter ihre Macht zurückgegeben hatte. Solange es uns nicht gelingt, ein weiteres intaktes Pharaonengrab zu entdecken, haben wir leider kein Vergleichsmoment. Als Tutanchamun starb, stand seine junge Ehefrau, Königin An-
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chesenamun, die zugleich seine Schwester war, allein da. Und hier setzt die Geschichte vom hethitischen König Šuppiluliuma I. und der Zannanza-Affäre ein, eines der ungewöhnlichsten diplomatischen Ereignisse des 14. Jahrhunderts v. Chr.
Šuppiluliuma I. und die Zannanza-Affäre Nach Tudhalija I. / II. waren die Hethiter in Anatolien eine Zeit lang von vergleichsweise schwachen Herrschern regiert worden. Erst gegen 1350 v. Chr., mit einem neuen König namens Šuppiluliuma I., begann sich das Blatt für sie wieder zu wenden. Er wurde bereits kurz erwähnt, als es um Echnatons Briefwechsel und Archive ging. Als junger Prinz hatte Šuppiluliuma I. – noch auf Befehl seines Vaters – mitgeholfen, den Hethitern die Vorherrschaft über Anatolien zurückzuholen. 52 Dass die Hethiter gerade jetzt wieder erstarkten, stellte für Amenophis III. und sein Reich eine Gefahr dar. Es ist also kein Zufall, dass es Amenophis bei den Verträgen, die er aushandelte, und den dynastischen Ehen, die er arrangierte, mit den Herrschern praktisch aller Länder rund um die Heimat der Hethiter zu tun hatte – vom anatolischen Arzawa im Westen über Ugarit an der Küste des nördlichen Syriens bis hin zum mesopotamischen Babylon im Osten. Wahrscheinlich traf man diese Vereinbarungen, um die Tatsache zu nutzen, dass die Hethiter zu Beginn der Herrschaft Šuppiluliumas I. noch relativ schwach auftraten; und als sie sich unter seiner Führung wieder zur Großmacht aufschwangen, sollten sie die Übermacht der Hethiter in Grenzen halten. 53 Wir wissen aus hethitischen Aufzeichnungen eine ganze Menge über Šuppiluliuma, vor allem durch eine Serie von Tontafeln, die sein Sohn und späterer Nachfolger, Muršili II., geschrieben hat und die die sogenannten Pestgebete enthalten. Es scheint nämlich, als sei Šuppiluliuma nach ca. 30 Jahren Herrschaft an einer Seuche gestorben, wel-
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che ägyptische Kriegsgefangene eingeschleppt hatten, die bei Kämpfen in Syrien in die Gewalt der Hethiter geraten waren. Die Seuche wütete in der hethitischen Bevölkerung und tötete auch zahlreiche Mitglieder der Königsfamilie, darunter eben Šuppiluliuma. Muršili sah die vielen Toten (und vor allem den Tod seines Vaters) als Strafe der Götter für einen Mord, der sich zu Beginn der Herrschaft Šuppiluliumas ereignet hatte und für den er die Götter nie um Vergebung gebeten hatte. Das Mordopfer war Šuppiluliumas eigener Bruder gewesen, ein hethitischer Prinz namens Tudhalija der Jüngere. Es ist nicht ganz klar, ob Šuppiluliuma direkt in den Mord verwickelt war, aber zumindest profitierte er davon: Eigentlich hätte statt Šuppiluliuma nämlich Tudhalija den hethitischen Thron besteigen sollen, trotz der großen militärischen Erfolge, die Šuppiluliuma im Namen seines Vaters bereits errungen hatte. Muršila der Jüngere schreibt: Aber jetzt habt ihr, oh Götter, endlich Rache an meinen Vater für diesen Vorfall um Tudhalija den Jüngeren genommen. Mein Vater [starb] wegen des Blutes Tudhalijas, und die Prinzen, die Adligen, die Kommandeure von Tausenden und die Offiziere, die zu meinem Vater überliefen, auch sie starben deswegen. Die gleiche Sache kam auch über das Land Ḫatti, und die Bevölkerung des Landes Ḫatti begann deswegen dezimiert zu werden. 54
Wir kennen keine weiteren Details über Šuppiluliumas Machtergreifung, außer dass sie offensichtlich funktionierte. Wir wissen jedoch eine Menge über viele wichtige Ereignisse während seiner Regierungszeit, denn wir besitzen ein längeres Dokument mit dem Titel die Taten des Šuppiluliuma, ebenfalls von seinem Sohn und Nachfolger Muršili II. verfasst. Mit den Details von Šuppiluliumas Herrschaft könnte man ein ganzes Buch füllen, und irgendwann wird das sicher noch einmal jemand tun. Hier soll es genügen festzustellen, dass Šuppiluliuma den Großteil Anatoliens wieder unter hethitische Kontrolle brachte, indem er fast ununterbrochen Kriege führte, sich zu-
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gleich aber auch als kluger Diplomat erwies. Er weitete den hethitischen Einfluss aus und verschob die Grenzen seines Reiches weiter nach Süden, wobei er in Nordsyrien die Stadt Alalach, die Hauptstadt des Königreiches von Mukiš, zerstört haben könnte. 55 Seine zahlreichen Feldzüge nach Süden und Osten brachten ihn schließlich in Konflikt mit den Ägyptern unter Echnaton und, weiter im Osten, mit den Mitanni unter Tušratta. Šuppiluliuma besiegte und unterjochte das Reich Mitanni, aber es gelang ihm erst nach mehreren Versuchen, bei denen er u. a. die mitannische Hauptstadt Waššukanni überfiel und plünderte.56 Zu den Städten der Mitanni, die Šuppiluliuma angriff und zerstörte, gehörte auch Qatna (das heutige Mischrife), wo bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges in Syrien italienische, deutsche und syrische Archäologen gruben. In den zehn Jahren vor dem Krieg waren dort enorme Funde ans Tageslicht gekommen, u. a. ein von Plünderern unberührtes Königsgrab, Wandmalereien im ägäischen Stil mit Bildern von Schildkröten und Delfinen, ein Stück Ton mit dem Thronnamen Echnatons darauf (mit dem man wohl ein Gefäß versiegelt hatte oder das ursprünglich an einem Brief angebracht gewesen war) sowie Dutzende Tafeln aus dem königlichen Archiv; all das fand sich im oder unter dem Palast. Zu den Tafeln zählt ein Brief aus dem Jahr 1340 v. Chr., in welchem Hanutti, der Oberbefehlshaber der hethitischen Armee unter Šuppiluliuma, König Idadda von Qatna mitteilt, er solle sich auf einen Krieg vorbereiten. Den Brief fand man in den Ruinen des niedergebrannten Königspalastes – ein Beweis dafür, dass die Hethiter ihn angegriffen hatten und siegreich waren. 57 Doch Šuppiluliuma war auch Diplomatie nicht fremd, und in jenen Tagen ging diese mit der Kriegsführung tatsächlich Hand in Hand. Offenbar heiratete er eine babylonische Prinzessin, wahrscheinlich, nachdem er seine Hauptfrau (und Mutter seiner Söhne) nach Achijawa jenseits des Meeres verbannt hatte; der Grund dafür war eine, leider nicht weiter erläuterte Überschreitung ihrer Kompetenzen. 58 Er verheiratete außerdem eine seiner Töchter an Tušrattas
Šuppiluliuma I. und die Zannanza-Affäre
Sohn Šattiwazza, den er als Vasallenkönig auf den mitannischen Thron setzte, nachdem er ihm eine ganze hethitische Armee zur Unterstützung geschickt hatte. Die interessanteste Heirat, die etwas mit Šuppiluliumas Herrschaft zu tun hat, ist jedoch eine, zu der es nie gekommen ist. Heute ist sie als die Zannanza-Affäre (oder Dahamunzu-Affäre) bekannt. Von der Zannanza-Affäre wissen wir aus den Taten des Šuppiluliuma, die sein Sohn Muršili II. verfasste, der auch der Autor der Pestgebete war. Offenbar traf eines Tages am hethitischen Hof ein Brief ein, der angeblich von der ägyptischen Königin kam. Man nahm den Inhalt des Briefes mit Argwohn zur Kenntnis, denn er enthielt ein Angebot, wie es noch nie zuvor aus dem ägyptischen Herrscherhaus gekommen war. Die Bitte war so überraschend, dass Šuppiluliuma sofort die Echtheit des Briefes anzweifelte. Darin hieß es: Mein Mann ist tot. Ich habe keinen Sohn. Man sagt jedoch, du habest mehrere Söhne. Wenn du mir einen deiner Söhne schickst, wird er mein Ehemann werden. Einen meiner Diener werde ich niemals zum Mann nehmen!59
Die Taten des Šuppiluliuma verzeichnen als Absender des Briefes »Dahamunzu«, das hethitische Wort für »Ehefrau des Königs«. Angeblich stammte der Brief also von der Königin von Ägypten. Das schien jedoch keinen Sinn zu ergeben, denn die Mitglieder der ägyptischen Königsfamilie heirateten keine Ausländer! In all seinen zahlreichen Vertragsverhandlungen hatte Amenophis III. beispielsweise nicht einen einzigen seiner Familienangehörigen in ein fremdes Herrscherhaus einheiraten lassen, obwohl er mehrmals dazu aufgefordert worden war. Und jetzt bot die Königin von Ägypten nicht nur an, einen Sohn von Šuppiluliuma zu heiraten, sondern diesen auch noch zum Pharao von Ägypten zu machen? Das Angebot war buchstäblich unglaublich, und statt einer Antwort schickte Šuppiluliuma verständlicherweise zunächst einmal einen vertrauenswürdigen Boten namens
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Hattuša-ziti nach Ägypten, um sich zu erkundigen, ob die Königin den Brief tatsächlich geschickt habe und ob ihr Angebot ernst gemeint sei. Hattuša-ziti reiste, wie ihm befohlen, nach Ägypten und kehrte nicht nur mit einem weiteren Brief der Königin zurück, sondern auch mit ihrem Sonderbeauftragten Hani. Der neue Brief war weder in der Sprache der Ägypter geschrieben noch in derjenigen der Hethiter, sondern auf Akkadisch. Ein Fragment dieses Briefes hat tatsächlich überlebt, in den hethitischen Archiven in Hattuša. Darin wird deutlich, wie erbost die Königin darüber war, dass man ihren Willen anzweifelte. Auch in den Taten des Šuppiluliuma wird dieser Brief zitiert: Hätte ich einen Sohn, hätte ich dann zu meiner eigenen und meines Landes Schande an ein fremdes Land geschrieben? Du hast mir nicht geglaubt und du hast mir das sogar mitteilen lassen! Mein Mann ist tot. Ich habe keinen Sohn. Niemals werde ich einen meiner Diener zum Mann nehmen! Ich habe an kein anderes Land geschrieben. Nur dir habe ich geschrieben. Man sagt, du habest viele Söhne: Nun, dann gib mir einen davon. Für mich wird er mein Ehemann sein – für Ägypten wird er König sein! 60
Als Šuppiluliuma noch immer skeptisch war, sprach der ägyptische Gesandte Hani zu ihm: Oh, mein Herr! Es ist die Schande unseres Landes – hätte unser König einen Sohn, wären wir dann in ein fremdes Land gekommen und hätten um einen Herrscher für uns selbst gebeten? [Der ägyptische König] Niphururija ist tot. Er hinterlässt keine Kinder. Die Frau unseres Herrn ist ganz alleine. Wir bitten um einen Sohn unseres Herrn [Šuppiluliuma] für das Königtum in Ägypten. Und für die Frau, unsere Dame, möchten wir ihn als Ehemann! Wir haben uns zudem an kein anderes Land gewendet, nur hierher sind wir gekommen! Nun, oh Herr, gib uns einen deiner Söhne! 61
Šuppiluliuma I. und die Zannanza-Affäre
Seinem Tatenbericht zufolge ließ sich Šuppiluliuma durch diese Rede schließlich überzeugen und beschloss, seinen Sohn Zannanza nach Ägypten zu schicken. Das war kein großes Risiko – Zannanza war der vierte seiner fünf Söhne, und die drei älteren waren bereits in verschiedenen Funktionen bei Hofe tätig. Deshalb konnte er Zannanza entbehren. Falls alles gut lief, würde sein Sohn König von Ägypten werden; falls etwas schief ging, hatte er ja noch vier andere Söhne. Leider lief die Angelegenheit tatsächlich schief: Nach ein paar Wochen kam ein Bote zu Šuppiluliuma und informierte ihn darüber, dass die Reisegesellschaft auf dem Weg nach Ägypten überfallen und Zannanza ermordet worden war. Die Täter waren entkommen und hatten noch nicht identifiziert werden können. Šuppiluliuma war wütend; ihm war klar, dass die Ägypter die Hand dabei irgendwie im Spiel gehabt hatten. Hatte die ganze Aktion vielleicht nur dazu gedient, seinen Sohn in den Tod zu schicken? In den Taten des Šuppiluliuma heißt es dazu: Als mein Vater [Šuppiluliuma] vom Mord an Zannanza hörte, fing er an, um Zannanza zu jammern und sprach zu den Göttern: »Oh Götter! Ich habe nichts Böses getan, dennoch haben die Ägypter mir dies angetan! Und sie haben die Grenze meines Landes angegriffen!« 62
Bis heute wissen wir nicht, wer Zannanza überfallen und getötet hat. Ebenso bleibt die Frage offen, wer den berühmten Brief an Šuppiluliuma eigentlich geschickt hat: Es gab damals nämlich zwei verwitwete Königinnen. Eine war Nofretete, die Witwe Echnatons, die andere Anchesenamun, die Witwe Tutanchamuns. 63 Doch angesichts einer wichtigen Information, die wir dem Schreiben entnehmen können – nämlich, dass die betreffende Königin keine Söhne hatte –, und angesichts der Kette von Ereignissen, die auf den Mord an Zannanza folgten – vor allem, dass ein Mann namens Eje Pharao wurde, der Anchesenamun heiratete, obwohl er alt genug war, um ihr Groß-
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vater zu sein –, können wir die geheimnisvolle Briefeschreiberin einigermaßen sicher als Anchesenamun identifizieren. Unklar bleibt indes, ob Eje etwas mit der Ermordung des hethitischen Prinzen zu tun hatte. Da er jedoch den größten Nutzen daraus zog, steht er zumindest stark im Verdacht. Šuppiluliuma schwor Rache für den Tod seines Sohnes und schmiedete Pläne, ägyptisches Territorium anzugreifen. Eje warnte ihn davor in einem Briefwechsel, der fragmentarisch erhalten ist, aber Šuppiluliuma erklärte ihm dennoch den Krieg und schickte eine hethitische Armee in den Süden Syriens, wo diese zahlreiche Städte angriff. Die Hethiter brachten tausende Gefangene mit nach Hause, darunter auch viele ägyptische Soldaten. 64 Falls jetzt jemand bezweifeln sollte, dass wegen einer einzigen Person ein Krieg vom Zaun gebrochen wird, so denke man nur an den Trojanischen Krieg, bei dem die Mykener zehn Jahre lang gegen die Troer kämpften, und das angeblich nur wegen der Entführung der schönen Helena (zu der wir in Kürze kommen werden); oder an die Ermordung des Erzherzogs Ferdinand in Sarajevo am 28. Juni 1914, ein Ereignis, das weithin als Auslöser des Ersten Weltkrieges gilt. Ironischerweise schleppten, wie erwähnt, die ägyptischen Kriegsgefangenen, Muršilis Pestgebeten zufolge, eine furchtbare Seuche ein, die sich rasch im Hethiterreich ausbreitete. Kurze Zeit später, um 1322 v. Chr., starb Šuppiluliuma an dieser Krankheit. Somit fiel er, genau wie sein Sohn Zannanza, den Auseinandersetzungen zwischen den Ägyptern und Hethitern zum Opfer.
Hethiter und Mykener Eine Bemerkung sollte man an diesem Punkt über die Hethiter noch machen: Während Šuppiluliumas Herrschaft wurden die Hethiter zur Großmacht, standen auf einer Stufe mit den Ägyptern und waren
Hethiter und Mykener
weitaus einflussreicher als die Mitanni, die Assyrer, die Kassiten / Babylonier und die Zyprer. Sie behaupteten ihre Position durch eine geschickte Mischung aus Diplomatie, Drohungen, Krieg und Handel. Tatsächlich haben Archäologen beim Ausgraben hethitischer Stätten Handelswaren aus den meisten dieser anderen Länder entdeckt. Und auch andersherum finden sich in nahezu allen diesen Ländern Waren aus dem Hethiterreich. Es gibt dabei nur eine Ausnahme: die Ägäis. Auf dem griechischen Festland, auf Kreta, auf den Kykladen und sogar auf Rhodos, das ja immerhin direkt vor der türkischen Küste liegt, hat man so gut wie keine bronzezeitlichen Objekte der Hethiter gefunden. Gerade mal ein Dutzend solcher Funde gibt es, während die ägyptischen, kanaanitischen und zyprischen Importe, die man in den gleichen Kontexten in der Ägäis entdeckt hat, in die Hunderte gehen. Umgekehrt fanden auch kaum mykenische oder minoische Waren ihren Weg in die Heimat der Hethiter, nach Zentralanatolien; dabei importierte man durchaus Objekte aus Zypern, Assyrien, Babylon und Ägypten, die man über die Bergpässe bis auf die zentralanatolische Hochebene schleppte. Diese eklatante Anomalie in den damaligen Handelsströmen ist nicht etwa auf die Zeit Šuppiluliumas bzw. das 14. Jahrhundert v. Chr. beschränkt, sondern dauerte nachweislich vom frühen 15. bis zum späten 13. Jahrhundert v. Chr. an. 65 Es ist natürlich möglich, dass keine von beiden Seiten Objekte produzierte, die die andere Seite haben wollte, oder dass man ausschließlich mit verderblichen Waren handelte (z. B. Olivenöl, Wein, Holz, Textilien, Metall), die längst vergangen sind oder umgearbeitet wurden. Dennoch kann das Fehlen von Handelsbeziehungen durchaus auch beabsichtigt gewesen sein: Im folgenden Kapitel werden wir ein diplomatisches Abkommen der Hethiter kennenlernen, in dem ganz ausdrücklich ein Wirtschaftsembargo gegen die Mykener festgeschrieben wird (»kein Schiff der Achijawa darf sich ihm nähern«), und einiges deutet darauf hin, dass dieses eines der frühesten Beispiele in der Weltgeschichte für ein solches Embargo ist.
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Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, 66 könnte an einem solchen Szenario und überhaupt daran, dass man ein Embargo durchsetzen wollte, die Tatsache schuld sein, dass die Mykener antihethitische Aktivitäten in Westanatolien bewusst unterstützten. 67 Falls Amenophis III., wie zu Beginn dieses Abschnitts erwähnt wurde, Botschafter in die Ägäis geschickt hatte (wie es die sogenannte Ägäische Liste an seinem Totentempel in Kaum al-Ḥīṭān verzeichnet), um die rasch mächtiger werdenden Hethiter in ihre Schranken zu weisen, dann hätten solche antihethitischen Aktionen der Ägypter, insbesondere wenn die Mykener von ihnen profitierten, in der Ägäis sicherlich viele eifrige Verbündete gefunden. Eine Alternative wäre, dass die Feindseligkeiten und das Fehlen von Anzeichen für einen Handel zwischen Mykenern und Hethitern das Ergebnis eines antihethitischen Vertrages zwischen Ägypten und der Ägäis aus der Zeit Amenophis’ III. waren. Kurz gesagt: Offenbar funktionierten Politik, Handel und Diplomatie vor 3500 Jahren, vor allem während des 14. Jahrhunderts v. Chr., nicht sonderlich anders als in der globalisierten Wirtschaft von heute. Es gab Wirtschaftsembargos, diplomatische Gesandtschaften, Geschenke und Machtspiele auf höchster diplomatischer Ebene.
Kapitel drei
Akt III
Für Götter und Heimatland: das 13. Jahrhundert v. Chr. Wir wissen nicht, was genau geschah, als das Schiff vor der Südwestküste der Türkei sank. War es ein Sturm, der das Schiff um 1300 v. Chr. vor der Stadt Uluburun kentern ließ? Lief es auf ein unter Wasser liegendes Objekt auf? Versenkte die Mannschaft das Schiff absichtlich, um nicht in die Hände von Piraten zu fallen? Das wissen die Archäologen nicht, und sie sind sich auch nicht sicher, wo das Schiff gebaut wurde, wohin es unterwegs war oder woher es kam. Aber immerhin haben sie seine Ladung geborgen, und die deutet darauf hin, dass dieses bronzezeitliche Schiff vom östlichen Mittelmeer aus in die Ägäis fahren sollte. 1 Ein junger Türke entdeckte das Wrack 1982 beim Schwammtauchen. Der noch unerfahrene Taucher erzählte, er habe »Metallkekse mit Ohren« auf dem Meeresboden gesehen. Dem Kapitän war sofort klar, dass es sich dabei um Ochsenhautbarren handeln musste. (Der Name dieser bronzezeitlichen Kupferbarren rührt von ihrer außergewöhnlichen Form her, die an die Haut eines geschlachteten Rinds erinnert.) Archäologen vom Institute of Nautical Archaeology (INA) an der Texas A&M University hatten dem Kapitän zuvor Bilder solcher Objekte gezeigt und ihn gebeten, Ausschau danach zu halten. Den Archäologen, die sich damals auf die Suche nach diesen Objekten begaben, stand George Bass vor, der bereits während seines Studiums an der University of Pennsylvania zu einem Wegbereiter der Unterwasserarchäologie geworden war. Als Bass am Kap Gelido-
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nya vor der türkischen Küste ein bronzezeitliches Schiff barg, war das die erste offizielle, von professionellen Archäologen durchgeführte Ausgrabung eines Wracks unter Wasser in dieser Region. Zu jener Zeit waren Drucklufttauchgeräte noch eine relativ junge Erfindung. Als Bass seine Grabung 1967 publizierte und behauptete, das Wrack am Kap Gelidonya sei ein kanaanitisches Schiff gewesen, das ca. 1200 v. Chr. auf dem Weg in die Ägäis gesunken sei, begegnete man ihm mit einiger Skepsis. 2 Die meisten Archäologen konnten sich nicht vorstellen, dass bereits vor über 3000 Jahren Handel und Kontakte zwischen der Ägäis und dem Nahen Osten bestanden hatten, geschweige denn, dass die Kanaaniter damals bereits das Mittelmeer besegeln konnten. Als Reaktion auf seine Kritiker schwor Bass, er werde irgendwann im Laufe seiner Karriere noch ein bronzezeitliches Schiff finden und ausgraben, um seine Behauptungen zum Wrack vom Kap Gelidonya zu untermauern. Mit der Entdeckung des Schiffwracks von Uluburun (was so viel wie »großes Vorgebirge« bedeutet) in den 1980er Jahren erhielt er endlich die Gelegenheit dazu. Dieses Wrack stammte aus der Zeit um 1300 v. Chr. und war somit etwa 100 Jahre älter als das Schiff von Gelidonya.
Das Schiff von Uluburun Derzeit geht die Forschung davon aus, dass das Schiff von Uluburun in Ägypten oder Kanaan in See gestochen war (eventuell in Abu Hawam im heutigen Israel) und dann Zwischenstopps in Ugarit im Norden Syriens und möglicherweise auch an einem Hafen auf Zypern anlegte. Daraufhin ging die Fahrt nach Westen, in die Ägäis, und danach an die Südküste Anatoliens (in der heutigen Türkei). Auf dem Weg dorthin hatte die Mannschaft des Schiffes Rohglas, Transportamphoren voll Gerste, Harz, Gewürzen und vielleicht auch Wein
Das Schiff von Uluburun
an Bord genommen sowie fast eine Tonne Rohzinn und zehn Tonnen Rohkupfer. Die zuletzt genannten Rohstoffe bildeten mit Abstand den wertvollsten Teil der Fracht, denn aus ihnen schuf man die wundersame Bronze. Wir können ziemlich sicher behaupten, dass das Schiff von der Levante aus nach Westen segelte und die Fracht für eine Hafenstadt in der Ägäis bestimmt war – vielleicht für einen der zwei oder drei Häfen der Hauptstadt der Mykener oder für eine andere große Stadt, wie Pylos auf dem Festland, Kommos oder sogar Knossos auf Kreta. Die bloße Tatsache, dass es ein weiteres Schiff gab, das in der späten Bronzezeit von Ost nach West unterwegs war, bestätigte Bass’ Theorie, und die Wissenschaft musste einsehen, dass man das Ausmaß des Handels und der internationalen Kontakte vor über 3000 Jahren bei Weitem unterschätzt hatte. Bis heute hat man drei Schiffe aus der Bronzezeit gefunden, aber das Wrack bei Uluburun ist das größte, es hatte die wertvollste Ladung und ist zudem das am vollständigsten ausgegrabene. Die Besitzer und Auftraggeber des Schiffes sind bislang nicht identifiziert. Was die Herkunft des Schiffes und seine letzte Ruhestätte betrifft, kann man nur spekulieren – war es ein Handelsschiff von Kaufleuten aus dem Nahen Osten oder Ägypten, vielleicht im Auftrag eines ägyptischen Pharaos oder eines kanaanitischen Königs? Wurde das Schiff direkt von einem Pharao und König geschickt, mit Grußgeschenken von Herrscher zu Herrscher, wie sie im Zeitalter von Amarna ein paar Jahrzehnte zuvor üblich gewesen waren? Oder war es ein mykenisches Schiff, das sich auf »Shopping-Tour« durchs östliche Mittelmeer befunden hatte und auf der Heimreise gesunken war? Im letzteren Fall könnten die Händler an Bord Rohstoffe und andere Objekte nach Griechenland transportiert haben, die dort nicht verfügbar waren, wie zum Beispiel Zinn, Kupfer und das Harz der Terpentin-Pistazie (Terebinthe), aus dem man in Pylos auf dem griechischen Festland Parfüm hergestellt haben könnte, das dann zurück nach Ägypten und ins östliche Mittelmeer exportiert wurde.
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Der Phantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt. Falls die Mykener die Empfänger waren, kann es durchaus sein, dass sie ungeduldig auf die Schiffsladung warteten, denn das Metall hätte ausgereicht, um eine Armee von 300 Mann mit Schwertern, Schilden, Helmen und Rüstungen aus Bronze auszurüsten; vom kostbaren Elfenbein und den anderen exotischen Produkten ganz zu schweigen. Zumindest eines ist klar: Am Tag, als das Schiff sank, ca. 1300 v. Chr., verlor jemand (oder ein Königreich) ein echtes Vermögen. Das Schiff von Uluburun ist in ziemlich tiefem Wasser gesunken. Sein Heck liegt derzeit 42 Meter unter der Meeresoberfläche, der Rest des Schiffes weist schräg nach unten bis auf 51 Meter Tiefe. So tief zu tauchen ist ziemlich gefährlich und liegt jenseits der Grenze des sicheren Gerätetauchens. Daher durften die Taucher des Institute of Nautical Archaeology nur zwei 20-minütige Tauchgänge pro Tag absolvieren. Eines der Probleme beim Tauchen in solcher Tiefe ist, dass die Zusammensetzung des inhalierten Gases eine betäubende Wirkung entfalten kann – es fühlte sich an, so Bass, als hätte man sich vorher zwei Martinis genehmigt. Daher mussten er und sein Team jeden Tauchgang und jede einzelne Bewegung unter Wasser im Vorfeld minutiös planen. Zehn Jahre lang, von 1984 bis 1994, tauchte das Team immer wieder zum Wrack hinunter, und bei über 22.000 Tauchgängen kam es zu keiner größeren Verletzung – ein Beweis dafür, dass die Sicherheitsmaßnahmen funktionierten (zumal ein ehemaliger Angehöriger der Navy SEALs die Aktionen überwachte). 3 Trotz der großen Tiefen, in denen man arbeiten musste, waren am Ende das antike Wrack und seine Ladung komplett bis auf den Millimeter genau kartographiert, so wie es auch bei einer Ausgrabung an Land üblich ist. Im Rahmen der Tauchgänge wurden zudem Tausende Objekte geborgen, die noch immer untersucht werden. Das Schiff selbst war ursprünglich etwa 50 Meter lang. Es war solide gebaut, Planken und Kiel aus libanesischem Zedernholz und der Rumpf in Feder-Nut-Bauweise gefertigt. 4 Das früheste bis dahin bekannte Wrack aus dem Mittelmeer mit dieser Bauweise war das
Das Schiff von Uluburun
Abb. 8 Rekonstruktion des Schiffes von Uluburun (Rosalie Seidler / National Geographic Stock; mit freundlicher Genehmigung der National Geographic Society).
Wrack von Kyrenia vor der Küste von Zypern, das über 1000 Jahre später, etwa 300 v. Chr., in See stach. Besonders schwer ließen sich die über 350 Kupferbarren bergen. 3000 Jahre hatten sie in vier separaten Reihen nach Fischgrätenmanier aufgestapelt unter Wasser gelegen; viele von ihnen zeigten bereits deutliche Verfallserscheinungen und mussten ganz behutsam behandelt werden. Die archäologischen Restauratoren in Bass’ Team verwendeten schließlich einen neuartigen Klebstoff, der in die Überreste eines Barrens injiziert werden konnte und dann binnen eines Jahres unter Wasser aushärtete. Dabei verband der Kleber die einzelnen Teile eines zersetzten Barrens so gut miteinander, dass man diesen an Land holen konnte. Aber es befand sich noch weit mehr an Bord des Schiffes als die Kupferbarren. Es stellte sich heraus, dass das Schiff von Uluburun eine unglaubliche Vielfalt an Waren befördert hatte, die aus mindestens sieben verschiedenen Ländern stammten. Zusätzlich zur Hauptladung, bestehend aus zehn Tonnen zypriotischem Kupfer, einer Tonne Zinn
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und einer Tonne Terebinthinen-Harz, befanden sich im Rumpf des Schiffes zwei Dutzend Ebenholz-Stämme aus Nubien; fast 200 Barren Rohglas aus Mesopotamien, die meisten dunkelblau gefärbt, andere hellblau, lila und bernsteinfarben; etwa 140 Amphoren in zwei bis drei Standardgrößen, die zum Teil das Terebinthinen-Harz enthielten, in denen man aber auch Spuren von Trauben, Granatäpfeln und Feigen sowie Gewürzen wie Koriander und Sumach fand; nagelneue Keramik aus Zypern und Kanaan wie Öllampen, Schalen und Krüge; Skarabäen aus Ägypten und Rollsiegel aus dem Orient; Schwerter und Dolche aus Italien und Griechenland, darunter ein besonders schöner mit Intarsien aus Ebenholz und Elfenbein im Griff (mag sein, dass dieser jemandem von der Besatzung oder einem Passagier gehörte); und sogar ein steinernes Zepter vom Balkan. Des Weiteren Goldschmuck wie beispielsweise Anhänger, ein goldener Kelch, elfenbeinerne Kosmetikbehälter in Entenform, Schüsseln und andere Behältnisse aus Kupfer, Bronze und Zinn, 24 steinerne Anker, 14 Stücke Nilpferd-Elfenbein und ein Elefantenzahn sowie eine 15 Zentimeter hohe Statuette einer kanaanitischen Gottheit aus Bronze mit goldenen Verzierungen; falls Letztere als Schutzgottheit über das Schiff wachen sollte, müssen wir leider feststellen, dass sie ihre Aufgabe nicht sonderlich gut erledigt hat. 5 Der Zinn stammte wahrscheinlich aus der Region Badachschan in Afghanistan, einem der wenigen Orte, wo im 2. Jahrtausend v. Chr. Zinn abgebaut wurde. Der Lapislazuli an Bord kam aus der gleichen Gegend und reiste viele tausend Kilometer über Land, bevor er auf das Schiff kam. Viele der Stücke, wie eben auch Gefäßverschlüsse aus Lapislazuli, waren sehr klein und bei den Ausgrabungen leicht zu übersehen, vor allem wenn man mit gewaltigen Röhren den Sand absaugte, der die Überreste bedeckte. Die Tatsache, dass man sie überhaupt bergen konnte, zeugt von den Fähigkeiten der Unterwasserarchäologen, die unter der Leitung von Bass und später von Cemal Pulak das Wrack ausgruben. Eines der kleinsten Objekte, die man an Bord des Schiffes fand,
Das Schiff von Uluburun
war zugleich eines der bedeutsamsten: ein äußerst seltener ägyptischer Skarabäus aus massivem Gold. Was diesen noch ungewöhnlicher machte, waren die Hieroglyphen darauf, die den Namen der Nofretete bildeten, der Frau von Pharao Echnaton. Die Schreibweise auf dem Skarabäus jedoch, Nefer-neferu-aton, hat Nofretete nur in den ersten fünf Jahren ihrer Herrschaft benutzt, als die häretischen Bemühungen ihres Mannes, alle ägyptischen Götter außer Aton zu verbieten (die Sonnenscheibe, die er allein anbeten durfte), auf dem Höhepunkt gewesen sein dürften.6 Den Archäologen half der Skarabäus dabei, das Schiff zu datieren, denn vor ca. 1350 v. Chr., als Nofretete an die Macht kam, konnte er nicht hergestellt worden sein – folglich konnte auch das Schiff nicht früher in See gestochen sein. Die Archäologen konnten den Untergang des Schiffes noch mittels drei anderer Methoden datieren. Die eine war die RadiokarbonMethode, mit der man Zweige und Äste untersuchte, die auf dem Deck des Schiffes verwendet worden waren. Die zweite war die Dendrochronologie (das Zählen von Baumringen), mithilfe der man sich die für den Rumpf verwendeten Holzbalken ansah. Und schließlich fand man an Bord gebrauchte mykenische und minoische Keramik, die aus dem späten 14. Jahrhundert v. Chr. stammte. Zusammen ergeben die vier voneinander unabhängigen Datierungsmethoden, dass das Schiff direkt zu Beginn des 13. Jahrhunderts v. Chr. sank, um das Jahr 1300 v. Chr. 7 Man fand auf dem Schiff auch Fragmente einer kleinen Holztafel, die ursprünglich mit elfenbeinernen Scharnieren versehen war. Sie befand sich in einem Vorratsgefäß – vielleicht trieb sie dort hinein, während das Schiff sank. Sie erinnert an Homers »Täfelchen mit unheilvollen Zeichen« (Ilias 6 . 178) und ist mehr als 500 Jahre älter als vergleichbare Schreibtafeln, die man in Nimrud im Irak gefunden hat. Die Tafel könnte eine Art Logbuch gewesen sein oder ein Frachtverzeichnis. Leider hat sich das Wachs, in das die Schrift eingeritzt gewesen war, längst im Wasser aufgelöst. 8 Wir wissen also nicht, welche Information die Schreibtafel ent-
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hielt und können insofern leider auch nicht feststellen, ob die Fracht an Bord vielleicht das Geschenk eines Königs war, des Königs von Ägypten oder von Mykene beispielsweise, oder ob sie einem Privatmann gehörte, der in den wichtigsten Häfen des Mittelmeeres seine Waren verkaufte. Eine weitere, bereits erwähnte Hypothese ist, dass das Schiff einer ausgedehnten Einkaufsfahrt diente, denn genau solche Rohstoffe, wie sie an Bord waren, benutzte man in den Handwerksbetrieben mykenischer Paläste wie Pylos, um hochwertige Parfüms und Öle sowie Schmuck, z. B. Halsketten aus Glas, herzustellen. Wir werden niemals mit Sicherheit sagen können, wer das Schiff von Uluburun auf seine letzte Reise schickte und wohin es unterwegs war. Doch klar ist: Die Fracht dieses Schiffes stellte einen Mikrokosmos des internationalen Handels und der Kontakte zu Beginn des 13. Jahrhunderts v. Chr. im östlichen Mittelmeer und der Ägäis dar. So gab es an Bord nicht nur Waren aus mindestens sieben verschiedenen Regionen; den persönlichen Gegenständen nach zu urteilen, die die Archäologen im Wrack entdeckten, befanden sich auch mindestens zwei Mykener an Bord, obgleich es sich um ein kanaanitisches Schiff gehandelt zu haben scheint. Ganz offenbar segelte dieses Schiff nicht durch eine Welt isolierter Kulturen und Königreiche, sondern durch eine vernetzte Welt, mit mannigfaltigem Handel, Migration, Diplomatie und natürlich auch Kriegen. Es war die erste wirklich globalisierte Epoche der Menschheitsgeschichte.
Sinaranu aus Ugarit Über 40 Jahre, nachdem das Schiff von Uluburun untergegangen war, wurde ein Text verfasst, in dem von einem ganz ähnlichen Schiff berichtet wird; ein Kaufmann aus Ugarit in Nordsyrien namens Sinaranu war auf diesem zur Insel Kreta unterwegs. Es handelt sich dabei
Sinaranu aus Ugarit
um ein offizielles Dokument auf einer Tontafel, das in akkadischer Keilschrift geschrieben ist und in dem es heißt, wenn Sinaranus Schiff von Kreta zurückkehrt, werde jener an den König keine Steuern zahlen müssen. Die relevante Passage des rekonstruierten Textes lautet: »Vom heutigen Tage an befreit ’Ammistamru, Sohn des Niqmepa, König von Ugarit, Sinaranu, den Sohn des Siginu, von Steuern … Sein [Getreide], Bier und Olivenöl für den Palast muss er nicht abliefern. Sein Schiff ist von Steuern befreit, wenn es aus Kreta zurückkehrt.« 9 Wir wissen aus anderen Quellen, dass Sinaranu ein wohlhabender ugaritischer Kaufmann war (auf Akkadisch nannte man diesen Typ Kaufmann tamkār), der zur Regierungszeit von König ’Ammistamru II. lebte – und offenbar gar nicht schlecht. Falls die neuesten Erkenntnisse zur Regierungszeit des ugaritischen Königs – ca. 1260 bis 1235 v. Chr. – stimmen, so scheint Sinaranu mit dem betreffenden Schiff etwa 1260 v. Chr. von Ugarit nach Kreta und wieder zurück gesegelt zu sein. Welche Fracht er von Kreta mitbrachte, wissen wir nicht, abgesehen von der naheliegenden Vermutung, darunter könnten Getreide, Bier und Olivenöl gewesen sein. Aber wenigstens bestätigt der Text, dass es Mitte des 13. Jahrhunderts v. Chr. direkte Handelsverbindungen zwischen Nordsyrien und Kreta gab. Zudem kennen wir den Namen einer Person, die vor mehr als 3200 Jahren direkt am internationalen Warenverkehr beteiligt war. Wahrscheinlich unterschieden sich das Schiff von Uluburun und Sinarans Schiff nicht allzu sehr, was die Bauweise und die beförderte Fracht betrifft. Wir wissen auch, dass Sinaranu zu jener Zeit nicht der Einzige war, der mit solchen Handelsschiffen und Warenladungen zu tun hatte, und er war auch nicht der einzige Kaufmann, der dem Palast keine Steuern zahlen musste. Ähnliche Dokumente ’Ammistamrus II. gibt es noch für weitere Unternehmer, deren Schiffe u. a. nach Ägypten und Anatolien segelten: »Von diesem Tag an sollen ’Ammistamru, Sohn des Niqmepa, König von Ugarit, … [Text unleserlich] … Binyasuba und Bin-(?) … und seine Söhne für immer von Reisen nach Ägypten und Reisen nach Ḫatti und ins Z-Land (?); dem Palast und
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dem Palastaufseher gegenüber müssen sie keine Rechenschaft ablegen.« 10
Die Schlacht bei Qadeš und die Folgen Zur selben Zeit, als Sinaranu und andere Kaufleute tätig waren, war Ugarit ein Vasallenstaat unter Kontrolle der anatolischen Hethiter, seit Šuppiluliuma I. die Ugariter Mitte des 14. Jahrhunderts v. Chr. einen entsprechenden detaillierten Vertrag hatte unterzeichnen lassen. 11 Die Hethiter kontrollierten die ganze Region bis hinunter nach Qadeš im Süden Syriens; eine weitere Expansion verhinderten die Ägypter. Im Jahr 1274 v. Chr. kam es bei Qadeš zu einer großen Schlacht zwischen Hethitern und Ägyptern, etwa 15 bis 20 Jahre bevor Sinaranu sein Schiff nach Kreta segeln ließ. Die Schlacht bei Qadeš gilt als eines der bedeutendsten militärischen Ereignisse der Antike, und sie ist eines der ersten Beispiele aus der Antike dafür, dass der Gegner durch bewusste Fehlinformationen verwirrt werden sollte. Kontrahenten der Schlacht waren Muwattalli II. von Ḫatti, der das Hethiterreich in Richtung Süden nach Kanaan hinein vergrößern wollte, und der ägyptische Pharao Ramses II., der wild entschlossen war, die seit Jahrzehnten bestehende Grenze bei Qadeš zu verteidigen. Auch wenn wir keinen Bericht der Hethiter über die Schlacht besitzen, kennen wir nicht nur ihren Ausgang, sondern praktisch alle Einzelheiten dieses Ereignisses. Denn die ägyptische Version ist in zwei verschiedenen Fassungen in fünf verschiedenen Tempeln in Ägypten festgehalten worden: im Ramesseum (der Totentempel Ramses’ II. in der Nähe des Tals der Könige) und in den Tempeln von Karnak, Luxor, Abydos und Abu Simbel. Die kürzere Fassung enthält eine Darstellung der Schlacht als Relief und nennt sie folglich den »bildlichen Bericht«; die längere Version bezeichnet man als den »literarischen Bericht«. 12 Wir wissen, dass es zu besonders schweren Kämpfen kam
Die Schlacht bei Qadeš und die Folgen
und dass es für beide Seiten im Schlachtverlauf mindestens einen Punkt gab, an dem sich das Blatt zu ihren Gunsten hätte wenden können. Wir wissen auch, dass das Ganze in einer Pattsituation endete und dass die beiden Großmächte schließlich einen Friedensvertrag unterzeichneten. 13 Besonders dramatisch wurde es, als die Hethiter – wie es im ägyptischen Bericht heißt – zwei Beduinen aussandten, um die Streitkräfte der Ägypter auszuspionieren; dies jedoch taten sie ganz bewusst auf eine Weise, dass die Männer sofort von den Ägyptern erwischt wurden. Unter Folter verrieten die Spione ihnen vermutlich zuvor eingetrichterte Fehlinformationen (dies ist wahrscheinlich der erste dokumentierte Fall eines solchen Vorgehens), nämlich dass sich das Heer der Hethiter noch nicht in der Nähe von Qadeš befinde, sondern weiter nördlich, in der Gegend von Amurru in Nordsyrien. Ramses II. hielt es nicht für nötig, sich diese Angaben bestätigen zu lassen und eilte mit der ersten seiner vier Abteilungen (der »Amun-Division«) nach Qadeš, um die Stadt vor den Hethitern zu erreichen. 14 Tatsächlich aber befanden sich die Hethiter längst vor Qadeš. Im Norden und Osten der Stadt versteckten sich die eng aneinander stehenden Soldaten im Schatten der Stadtmauer, so dass die von Süden kommenden ägyptischen Truppen sie nicht sehen konnten. Als das erste Regiment der Ägypter direkt nördlich vor der Stadt sein Lager aufschlug, wurden zwei weitere hethitische Spione aufgegriffen. Dieses Mal erfuhr Ramses die Wahrheit, doch da war es schon zu spät. Die Hethiter umzingelten rasch im Uhrzeigersinn die Stadtmauer und griffen dann die komplett überrumpelte zweite ägyptische Division an, die »Re-Division«. Fast alle Soldaten dieser Einheit starben, die Überlebenden flohen, von der gesamten hethitischen Armee verfolgt, nach Norden; es gelang ihnen, sich Ramses und den Soldaten der »AmunDivision« in deren Lager anzuschließen, bevor es erneut zum Kampf kam. 15 Der Kampf ging hin und her. Wie berichtet wird, war die ägyptische Armee zu einem Zeitpunkt der Niederlage nahe, und Ramses
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wurde beinahe getötet, aber es gelang ihm im Alleingang, sich und seine Männer zu retten. Auf den ägyptischen Tempelmauern heißt es: Dann ritt Seine Majestät los im Galopp und ritt direkt auf die Bewohner von Ḫatti zu, nur er allein und niemand anderes bei ihm (…) Und er fand sich außen von 2500 Wagen umzingelt, die denen von Ḫatti gehörten und den Menschen vieler anderer Länder, die jene unterstützten.
Der Bericht wechselt dann über in die 1. Person – der Pharao spricht selbst: Ich rief dich an, mein Vater Amun, als ich mich in der Mitte der Heerscharen befand, die ich nicht kannte. (…) Ich merkte, dass Amun zu mir kam, als ich ihn anrief; er gab mir die Hand, und ich jubelte (…) Alles, was ich tat, gelang (…) Ich schoss mit meiner Rechten und nahm Gefangene mit meiner Linken (…) Die 2500 Wagen, in deren Mitte ich mich befand, nahmen vor meinem Pferd Reißaus. Nicht einer von ihnen fand seine Hand, um zu kämpfen (…) Ich ließ sie ins Wasser stürzen, wie es Krokodile tun, auf ihre Gesichter und übereinander stürzen. Ich tötete von ihnen so viele, wie ich töten wollte. 16
Sicherlich wurde in dem Bericht an der Stelle, in der es um den Alleingang geht, übertrieben – der Pharao hatte zweifellos Unterstützung. Die Zahl der Gegner wird aber nicht ganz aus der Luft gegriffen sein; an einer anderen Stelle in der Inschrift wird die Größe der hethitischen Streitkräfte mit 3500 Wagen, 37.000 Infanteristen und einer Gesamtzahl von 47.500 Soldaten angegeben. 17 Es mag ein wenig Übertreibung mit dabei sein, aber aus den Bildern und vom Ausgang der Schlacht her lässt sich klar ableiten, dass Ramses II. und seine ersten beiden Divisionen den Hethitern so lange standhalten konnten, bis die übrigen beiden ägyptischen Divisionen eintrafen und die Hethiter in die Flucht schlugen. 18
Die Schlacht bei Qadeš und die Folgen
Somit endete die Schlacht in einem Patt. Die Grenze zwischen den Hoheitsgebieten der Großmächte blieb bei Qadeš und wurde nicht mehr angetastet. 15 Jahre später, im November / Dezember 1259 v. Chr. – etwa zur selben Zeit, als Sinaranus Schiff von Ugarit nach Kreta fuhr – unterzeichneten Ramses II. und der damalige Hethiterkönig Hattušili III. einen Friedensvertrag (Muwattalli II. war zwei Jahre nach der Schlacht gestorben). Dieser Vertrag ist eines der bekanntesten und am besten erhaltenen Friedensabkommen des Altertums. Gleich mehrere Exemplare des Ägyptisch-Hethitischen Friedensvertrages sind erhalten geblieben. Zwei Versionen wurden verfasst, eine von den Hethitern und eine von den Ägyptern. Zunächst wurde eine hethitische Fassung auf Akkadisch in eine Plakette aus massivem Silber geritzt. Diese schickte man dann nach Ägypten, wo sie übersetzt und auf die Mauern des Ramesseums und des Amun-Tempels in Karnak übertragen wurde. Und so verfuhr man auch mit der ägyptischen Fassung – sie wurde ins Akkadische übersetzt, in eine Silberplakette geritzt und dann nach Hattuša geschickt, wo Archäologen sie erst vor wenigen Jahrzehnten entdeckten. 19 Die hethitische Version, die sich an den ägyptischen Tempelwänden findet, beginnt wie folgt: Dort trafen sich die (drei königlichen Gesandten Ägyptens […]) mit dem ersten und zweiten königlichen Gesandten von Ḫatti, Tili-Tešub und Ramose, und dem Gesandten von Karkemiš, Japusili, der die silberne Tafel trug, die der Großkönig von Ḫatti, Hattušili, dem Pharao durch die Hand seines Gesandten Tili-Tešub und seines Gesandten Ramose bringen ließ, um Seine Majestät, den König des südlichen und nördlichen Ägypten, User-maat-Re-setep-en-Re, Sohn des Re, Ramses II., um Frieden zu bitten. 20
13 Jahre später heiratete Ramses II. – möglicherweise nachdem Hattušili Ägypten persönlich besucht hatte – eine Tochter desselben.
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Diese königliche Hochzeit sollte den Vertrag und die Beziehungen zwischen den Königen festigen: 21 Dann ließ er (Hattušili) seine älteste Tochter bringen, mit einem herrlichem Tribut vor ihr, bestehend aus Gold, Silber und Kupfer in Hülle und Fülle, Sklaven, Pferden ohne Ende, zehntausenden Rindern, Ziegen und Schafen – grenzenlos waren die Dinge, die sie dem König des südlichen und nördlichen Ägypten, User-maat-Resetep-en-Re, Sohn des Re, Ramses II., brachten. Dann kam einer, um Seine Majestät darüber zu informieren, und sprach: »Siehe, der Große Herrscher von Ḫatti hat seine älteste Tochter geschickt, mit Ehren aller Art (…), die Prinzessin von Ḫatti, zusammen mit allen hohen Adligen des Landes Ḫatti.« 22
Wahrscheinlich war es ganz gut so, dass die Hethiter und Ägypter Frieden schlossen und nicht mehr gegeneinander kämpfen wollten, denn schon bald, um das Jahr 1250 v. Chr., mussten sie sich zwei ganz anderen Krisenherden zuwenden. Auch wenn beide Vorkommnisse eher mythischen Charakter haben und der Beweis weiterhin aussteht, dass sie überhaupt wirklich stattfanden, so zählen sie doch heute noch zu den berühmtesten Ereignissen der Bronzezeit: In Anatolien waren die Hethiter möglicherweise in den Trojanischen Krieg verwickelt, und die Ägypter bekamen es mit dem Auszug der Hebräer zu tun. Bevor wir uns beidem aber im Detail zuwenden, müssen wir uns erst einmal den Weg dorthin bereiten.
Der Trojanische Krieg Im Vorfeld der Schlacht von Qadeš, zumindest ungefähr zu jener Zeit, hatten die Hethiter noch an einer weiteren Front zu tun: in Westanatolien, wo sie versuchten, rebellische Untertanen in Schach zu halten,
Der Trojanische Krieg
die bei ihren Aktivitäten offensichtlich von den Mykenern unterstützt wurden. 23 Dies könnte eines der frühesten Beispiele dafür sein, dass ein Staat absichtlich und aktiv umstürzlerische Vorgänge innerhalb eines anderen Staates förderte (eine heutige Parallele ist die iranische Unterstützung der Hisbollah im Libanon, 3200 Jahre nach der Schlacht von Qadeš). Aus der Regierungszeit des hethitischen Königs Muwattalli II., Anfang bis Mitte des 13. Jahrhunderts v. Chr., stammen die ersten Texte, aufbewahrt im Staatsarchiv in der Hauptstadt Hattuša, die von einem abtrünnigen Hethiter namens Pijamaradu berichten, der versuchte, die politische Situation in der Gegend rund um das westanatolische Milet zu destabilisieren. Es war ihm bereits gelungen, Manapa-Tarhunta, einen Vasallenkönig der Hethiter in eben jener Region, zu stürzen. Man vermutet, dass Pijamaradu im Auftrag der Achijawer (also der bronzezeitlichen Mykener) handelte – oder zumindest in Absprache mit ihnen. 24 Pijamaradu blieb auch während der Herrschaft des nächsten Hethiterkönigs Hattušili III., Mitte des 13. Jahrhunderts v. Chr., als Rebell aktiv, wie wir aus dem sogenannten TawagalawaBrief wissen. Der hethitische König schickte diesen Brief an einen nicht namentlich benannten König von Achijawa, den er als »Großkönig« und »Bruder« anspricht, was darauf hinweist, dass sich beide auf der gleichen Ebene bewegten. Wir haben bereits erfahren, dass die ägyptischen Pharaonen Amenophis III. und Echnaton in ihren Briefwechseln mit den Königen von Babylonien, Mitanni und Assyrien etwa 100 Jahre zuvor ähnliche Begriffe verwendeten. Die Interpretation dieser Texte hat wichtige Erkenntnisse über den Status der Ägäis-Region und die damaligen Vorgänge im Nahen Osten geliefert. 25 Im Tawagalawa-Brief geht es um die Aktivitäten des Pijamaradu, der immer wieder Gebiete der Hethiter in Westanatolien überfiel. Wir erfahren aus dem Brief, dass Achijawa ihm gerade Asyl gewährt hatte und Pijamaradu sich auf einem Schiff in Richtung des achijawischen
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Hoheitsgebietes befand – wahrscheinlich war damit eine Insel vor der Westküste Anatoliens gemeint. 26 Auf der dritten Tafel des Briefes (die ersten beiden sind verloren) lernen wir auch Tawagalawa kennen, den Bruder des Königs von Achijawa, der sich zu jener Zeit gerade in Westanatolien befand, um Kämpfer zu rekrutieren, die den Hethitern feindlich gesonnen waren. Interessanterweise gibt es Anzeichen dafür, dass die Beziehungen zwischen Hethitern und Mykenern früher besser gewesen waren: So erfahren wir, dass Tawagalawa irgendwann zuvor mit dem persönlichen Wagenlenker des hethitischen Königs »den Wagen bestiegen« hatte. 27 Daneben erwähnt der Brief Streitigkeiten zwischen Mykene und den Hethitern, die die Region Wilusa im Nordwesten Anatoliens betreffen. Von dieser Region war bereits die Rede, als es um den Aufstand von Aššuwa ging, fast 200 Jahre zuvor; jetzt, so scheint es, stritten sich die Hethiter und Mykener wieder um dieses Gebiet, das die meisten Forscher als Troja bzw. die Region um Troja, die Troas, identifizieren. Der Brief wurde Mitte des 13. Jahrhunderts v. Chr. verfasst, und so darf man durchaus nach einer Verbindung zu den späteren griechischen Mythen fragen, die sich um den Trojanischen Krieg ranken. 28 Die zunächst mündlich tradierte Geschichte vom Trojanischen Krieg, die im 8. Jahrhundert v. Chr. (angeblich vom griechischen Dichter Homer) aufgeschrieben und später durch den sogenannten Homerischen Zyklus (Fragmente weiterer, heute verlorener Epen) und die griechischen Tragödienschriftsteller ergänzt wurde, ist weithin bekannt. Paris, der Sohn des Königs Priamos von Troja, segelte auf diplomatischer Mission vom Nordwesten Anatoliens aus zum griechischen Festland, zu Menelaos, dem König von Sparta. Dort verliebte er sich in Helena, die schöne Ehefrau des Menelaos. Als Paris heimkehrte, begleitete Helena ihn – entweder kam sie freiwillig mit (so die Troer), oder sie wurde gewaltsam entführt (so die Griechen). Der erzürnte Menelaos überredete seinen Bruder Agamemnon, den König von Mykene und Anführer aller Griechen, eine Armada von 1000
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Schiffen und 50.000 Kriegern nach Troja zu senden, um Helena zurückzuholen. Nach einem zehn Jahre dauernden Krieg siegten schließlich die Griechen. Sie nahmen Troja ein, töteten die meisten Bewohner, und Helena kehrte mit Menelaos nach Hause zurück, nach Sparta. Die Geschichte wirft natürlich eine Reihe von Fragen auf. Zunächst einmal: Gab es tatsächlich einen Trojanischen Krieg? Gab es Troja überhaupt? Wie viel Wahrheit steckt in Homers Erzählung? Und: Hatte Helena wirklich ein so hübsches Gesicht, dass ihretwegen »tausend Schiffe in See« stachen? War der Anlass für den Krieg um Troja tatsächlich die Zuneigung eines Mannes zu einer Frau? Oder war dies vielleicht nur der Vorwand für einen Krieg, der aus ganz anderen Gründen stattfand, nämlich um Land zu erobern, sich Macht zu sichern oder Ruhm zu erwerben? Die alten Griechen waren sich selbst nicht ganz sicher, wann der Trojanische Krieg stattgefunden haben sollte – die griechischen Schriftsteller des Altertums nennen mindestens 13 verschiedene Zeitpunkte. 29 Mitte des 19. Jahrhunderts, als Heinrich Schliemann Troja suchte, glaubten die meisten Wissenschaftler, dass der Trojanische Krieg ein bloßer Mythos war und dass es die Stätte von Troja nie gegeben hatte. Schliemann wollte allen das Gegenteil beweisen, und zur großen Überraschung der Fachwelt gelang ihm das sogar. Wie das Ganze vor sich ging, wurde schon so oft erzählt, dass wie hier nicht ins Detail gehen wollen. 30 Es soll genügen anzumerken, dass er in Hisarlık, das die meisten Forscher heute als Standort von Troja akzeptieren, insgesamt neun Städte fand, die jeweils übereinander errichtet worden waren; nur konnte er unter diesen nicht das Troja des Priamos ausfindig machen. Seit Schliemann hat es zahlreiche weitere Grabungen in Troja gegeben, u. a. durch den Architekten Wilhelm Dörpfeld, durch Carl Blegen und die University of Cincinnati in den 1930er Jahren sowie zuletzt durch Manfred Korfmann und Ernst Pernicka, die dort seit Ende der 1980er Jahre mit einem Team von der Universität Tübingen graben. Wann die sechste Stadt – Troia VI – zerstört wurde, ist noch immer
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umstritten. Zunächst hat man sie auf ca. 1250 v. Chr. datiert, in Wirklichkeit wurde sie wohl ein wenig früher zerstört, um 1300 v. Chr. 31 Es handelte sich um eine wohlhabende Stadt, davon zeugen Importwaren aus Mesopotamien, Ägypten und Zypern sowie vom mykenischen Griechenland. Außerdem lag die Stadt an der Peripherie zweier bronzezeitlicher Großmächte, nämlich am Rande der mykenischen Welt und am Rande des Hethiterreiches, und beide übten ihren Einfluss auf Troja aus. Dörpfeld glaubte, die Mykener hätten diese Stadt (Troia VI) eingenommen und niedergebrannt und dass dieses Ereignis die Grundlage der homerischen Epen war. Blegen, der ein paar Jahrzehnte nach Dörpfeld grub, war anderer Ansicht und veröffentlichte seiner Meinung nach unbestreitbare Beweise dafür, dass Troia VI nicht von Menschenhand zerstört wurde, sondern einem Erdbeben zum Opfer fiel. Seine Argumentation stützt sich einerseits auf positive Beweise wie umgeworfene Mauern und eingestürzte Türme sowie andererseits auf negative Beweise: Man fand nämlich keine Pfeile, keine Schwerter, eigentlich überhaupt keine Überreste, die auf einen Krieg hindeuteten. 32 Heute kennen wir die von Blegen beschriebenen Schäden aus vielen Orten in der Ägäis und im östlichen Mittelmeerraum, u. a. aus Mykene und Tiryns auf dem griechischen Festland. Auch wissen wir, dass die dortigen Erdbeben zwar während der späten Bronzezeit, aber nicht alle genau zur selben Zeit stattfanden – dazu aber später mehr. Blegen hielt die darauffolgende Stadt, Troja VIIa, für einen viel geeigneteren Kandidaten für das Troja des Priamos. Diese Stadt wurde wahrscheinlich um 1180 v. Chr. zerstört und zwar vermutlich eher von den Seevölkern als von den Mykenern, auch wenn dies keineswegs sicher ist. Wir lassen diese Geschichte hier ruhen und kehren im nächsten Kapitel hierher zurück, wenn es um die Ereignisse des 12. Jahrhunderts v. Chr. geht.
Auslandskontakte und das griechische Festland
Auslandskontakte und das griechische Festland im 13. Jahrhundert v. Chr. Man muss bedenken, dass zu jener Zeit, etwa 1250 v. Chr., in Mykene auf dem griechischen Festland riesige Festungsmauern errichtet wurden, die heute noch zu sehen sind. Zeitgleich entwickelte man weitere Bauprojekte, die ebenfalls Abwehrmaßnahmen für den Kriegsfall gewesen sein könnten, beispielsweise einen unterirdischen Tunnel, der den Bewohnern Zugang zu einer Wasserquelle gewährte, ohne dass sie die Stadt verlassen mussten. Zur selben Zeit entstand das berühmte Löwentor am Eingang zur Zitadelle von Mykene, als Teil der Festungsmauern, die die Stadt umgaben. Dienten diese Mauern nun einfach zum Schutz der Stadt, oder sollten sie Macht und Reichtum demonstrieren? Die Befestigungsmauern und das Löwentor bestehen aus riesigen Steinen – tatsächlich sind diese Steine so groß, dass man sie als »Zyklopenmauerwerk« bezeichnet, denn die späteren Griechen glaubten, nur die mythischen einäugigen Zyklopen mit ihrer Riesenkraft wären stark genug gewesen, diese Blöcke aufeinanderzustapeln. Interessanterweise findet man eine ganz ähnliche Architektur mit Gewölbegalerien und Geheimtunneln zu unterirdischen Wasserläufen nicht nur in mehreren mykenischen Palästen, wie in Mykene und Tiryns, sondern auch in Bauten der Hethiter aus ungefähr derselben Zeit.33 Wer hier wen beeinflusst hat, ist in der Forschung umstritten, doch zumindest legen die architektonischen Ähnlichkeiten nahe, dass die beiden Regionen miteinander in Kontakt standen und sich gegenseitig beeinflussten. Durch mykenische Keramik aus dem 13. Jahrhundert v. Chr., die man im östlichen Mittelmeer gefunden hat, sowie ägyptische, zyprische, kanaanitische und andere Gegenstände, die zur selben Zeit in der Ägäis auftauchten, wissen wir, dass die Mykener damals in einem regen Warenaustausch mit Ägypten, Zypern und anderen Mächten des alten Orients standen. Zu dieser Zeit hatten sie die Handelsrouten
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der Minoer übernommen, und der Handel steigerte sich, wie bereits erwähnt, sogar noch weiter. Tatsächlich entdeckten Archäologen erst vor Kurzem bei Ausgrabungen auf dem Gelände von Tiryns auf der Peloponnes Hinweise darauf, dass dort Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. eine zyprische Minderheit lebte, was gut zu früheren Annahmen von Forschern passt, dass es zwischen Tiryns und der Insel Zypern intensive Handelsbeziehungen gab. Insbesondere scheinen Zyprer in Tiryns auf eine besondere Art und Weise Metall bearbeitet zu haben, und vielleicht waren sie auch in der Keramik- und Steingut-Produktion tätig. Zu dieser Zeit versah man tönerne Transportbehälter aus Mykene, wie sie zumeist für den Versand von Wein, Olivenöl und anderen Rohstoffen verwendet wurden, vor dem Brennen mit kypro-minoischen Zeichen. Auch wenn man die kypro-minoische Sprache noch nicht vollständig übersetzen kann, scheint dennoch klar, dass diese Behälter für einen bestimmten Markt auf Zypern hergestellt wurden. 34 Überraschenderweise erwähnen die Linear-B-Tafeln, die man in Pylos und diversen anderen mykenischen Stätten auf dem Festland gefunden hat, nicht ausdrücklich den Handel oder überhaupt irgendwelche Kontakte zur Außenwelt. Der einzige Hinweis auf den Nahen Osten sind Lehnwörter, die offenbar verwendet wurden, wenn ein Artikel mit einer ausländischen Bezeichnung geliefert wurde. Dazu gehören Wörter für Sesam, Gold, Elfenbein und Kümmel. Beispielsweise lautet das Linear-B-Wort für »Sesam« sa-sa-ma, was vom ugaritischen Wort ššmn, dem akkadischen Wort šammaššammu und dem hurritischen Wort sumisumi abgeleitet ist. 35 Auf diesen Tafeln finden sich auch Begriffe wie ku-pi-ri-jo, das man als »zyprisch« interpretiert hat; dieses Wort taucht 16 Mal auf den Tafeln in Knossos auf, vor allem bei der Beschreibung von Gewürzen, aber auch von Wolle, Öl, Honig, Vasen und Inhaltsstoffen von Salben. Auch in Pylos wurde es verwendet, als ethnisches Attribut für Menschen, die als Schafhirten tätig waren oder mit Bronze und anderen Rohstoffen wie Wolle, Textilien und Alaun arbeiteten; dies
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könnte bedeuten, dass in Pylos Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. ethnische Zyprer lebten.36 Auch der Begriff a-ra-si-jo könnte ein Hinweis auf Zypern sein, das man im östlichen Mittelmeerraum Alašija nannte – auf Akkadisch hieß es a-la-ši-ia, auf Ägyptisch ’irs3, auf Hethitisch a-la-ši-ia und auf Ugaritisch altyy. 37 Es gibt in den in Pylos gefundenen Linear-B-Texten auch verschiedene Bezeichnungen für Ethnien, die man als westanatolisch interpretiert, vor allem für Arbeiterinnen. All diese Bezeichnungen beziehen sich auf Gebiete an der Westküste Anatoliens, wie Milet, Halikarnassos, Knidos und Lydien. Mehrere Forscher haben vorgeschlagen, auf diesen Tafeln in Pylos würden auch Troerinnen genannt. Man vermutet, dass die erwähnten Frauen während mykenischer Überfälle an der Westküste Anatoliens oder auf dem benachbarten Dodekanes-Archipel gefangengenommen wurden. 38 Es gibt auch ein paar Wörter in Linear B-Texten aus Pylos und aus Knossos, bei denen es sich unter Umständen um kanaanitische Gentilnamen handelt. Dazu gehören Pe-ri-ta = »der Mann aus Beirut«, Tu-rijo = »der Tyrer« (also ein Bewohner von Tyros) und po-ni-ki-jo = »phönizisch« (für einen Mann oder ein Gewürz). A-ra-da-jo = »der Mann aus Arad« findet sich nur auf den Tafeln aus Knossos. 39 Es gibt Namen, die zunächst so aussehen, als seien sie ägyptischen Ursprungs, hätten aber den Umweg über Kanaan genommen, nämlich mi-sa-rajo = »Ägypter« und a3-ku-pi-ti-jo = »Mann aus Memphis« oder »Ägypter«. Der erstere Begriff, mi-sa-ra-jo, ist offenbar vom semitischen Wort für Ägypten, Misraïm, abgeleitet, das man öfter in akkadischen und ugaritischen Dokumenten aus Mesopotamien und Kanaan findet. Der zweite Begriff, a3-ku-pi-ti-jo, könnte auch von einer nahöstlichen Bezeichnung für Ägypten abgeleitet sein, denn Ägypten und die Stadt Memphis hießen beide auf Ugaritisch Ḥikupta. Seltsamerweise taucht das Wort auf einer Linear-B-Tafel aus Knossos als Name einer Person auf, die in einem Ort auf Kreta für eine Herde von 80 Schafen verantwortlich war – wie kann es sein, dass man einen solchen Mann als den »Ägypter« kannte? 40
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Sämtliche dieser Lehnwörter und Namen auf den Linear-B-Tafeln zeigen ganz deutlich, dass es während der späten Bronzezeit Kontakte zwischen Ägypten, dem Nahen Osten und der Ägäis gab. Die Tatsache, dass wir keine Akten von damals besitzen, die spezifische Daten enthalten oder genauere Angaben zum Warenverkehr, ist nicht allzu überraschend, denn uns liegt in beiden Fällen lediglich das letzte Jahr der Archive vor: Diese Tafeln wurden während der Zerstörung der Stadt durch Zufall gebrannt; normalerweise rieb man die Oberfläche am Ende eines Jahres mit Wasser glatt, um die Tontafeln im nächsten Jahr wiederzuverwenden. Außerdem wissen wir, dass die Mykener auf diesen Tafeln nur einige der wirtschaftlichen Tätigkeiten im jeweiligen Palast aufzeichneten. Es ist denkbar, dass das Archiv des »Außenministeriums« andernorts in einer der anderen mykenischen Stätten untergebracht war, vergleichbar mit den Archiven in Amarna in Ägypten und in Hattuša in Anatolien.
Der Auszug der Israeliten und die Eroberung Israels Für den Trojanischen Krieg und die Stadt Troja um 1250 v. Chr. verfügen wir über eine Fülle von Daten, auch wenn sie noch kein schlüssiges Gesamtbild ergeben. Für das andere Ereignis, das in etwa zur selben Zeit stattgefunden haben soll, haben wir weitaus weniger Beweise, und die, die wir besitzen, sind noch weniger schlüssig als im Fall von Troja. Gemeint ist der Auszug der Israeliten aus Ägypten, wie es im Alten Testament erzählt wird. Wie die Bibel berichtet, zog Moses während der Herrschaft eines nicht weiter benannten ägyptischen Pharaos mit den Israeliten aus Ägypten aus und befreite sie dadurch aus der Sklaverei. Es heißt, dass sie versklavt wurden, nachdem sie mehrere Jahrhunderte lang als freie Menschen in Ägypten gelebt hatten. Nach dem 2. Buch Mose befan-
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den sie sich bereits 400 Jahre in Ägypten, seit der Zeit des biblischen Patriarchen Jakob, der wahrscheinlich im 17. Jahrhundert v. Chr. lebte. Falls das stimmt, wären sie zur Zeit der Hyksos nach Ägypten gekommen und dann während der Blütezeit der spätbronzezeitlichen Kulturen in Ägypten geblieben; dazu gehörte auch die Amarna-Zeit. Im Jahr 1987 entdeckte der französische Ägyptologe Alain Zivie das Grab eines Mannes mit dem semitischen Namen Aper-El, der im 14. Jahrhundert v. Chr. unter den Pharaonen Amenophis III. und Echnaton als Wesir (der höchste Beamte bei Hofe) diente. 41 Auf jeden Fall verließen die Israeliten mit Moses als Anführer – so steht es im Bericht der Bibel – in aller Eile Ägypten, nachdem der Gott der Hebräer zehn Plagen über die Ägypter geschickt hatte. Die Plagen waren es, die den Pharao davon überzeugt hatten, dass es sich nicht lohnte, diese Minderheit in Sklaverei zu halten, wenn das Land einen solchen Preis dafür zahlen musste. Die Israeliten begaben sich dann auf eine angeblich 40-jährige Reise, die sie am Ende ins Land Kanaan und in die Freiheit führte. Während ihrer Wanderung folgten sie, so die Überlieferung, bei Tag einer Rauchsäule und bei Nacht einer Feuersäule, zu essen gab es hin und wieder Manna, das vom Himmel fiel. Auf dem Weg nach Kanaan erhielten sie außerdem auf dem Berg Sinai die Zehn Gebote, und sie bauten die Bundeslade, in der sie diese fortan mit sich trugen. Diese Geschichte, die man auch als Exodus bezeichnet, ist eine der bekanntesten und einflussreichsten Erzählungen des Alten Testaments; noch heute feiert man in Erinnerung daran den jüdischen Feiertag Pessach. Zugleich ist es jedoch ein Ereignis, das besonders schwierig zu belegen ist, sei es durch antike Texte oder durch archäologische Befunde. 42 Details der biblischen Erzählung legen nahe, dass der Exodus, falls es ihn denn überhaupt gab, Mitte des 13. Jahrhunderts v. Chr. stattgefunden hat – so erfahren wir beispielsweise, dass die Hebräer zu jener Zeit damit beschäftigt waren, für den Pharao »die Städte Pithom und Ramses als Vorratslager [zu] bauen« (2 Mose 1:11). Archäologische Ausgrabungen an diesen beiden Standorten
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zeigen, dass ihr Bau unter Sethos I. (ca. 1290 v. Chr.) begann, der somit der Pharao gewesen sein könnte, »der Josef nicht gekannt hatte«, und unter Ramses II. (ca. 1250 v. Chr.) beendet wurde – damit wäre Ramses II. der Pharao, der beim Exodus auftaucht. Heutigen Ägyptenreisenden und Liebhabern der Literatur des 19. Jahrhunderts ist Ramses II. wohlbekannt, denn seine umgefallene Statue am Ramesseum – seinem Totentempel nahe des Tals der Könige – inspirierte Percy Bysshe Shelley zu seinem berühmten Gedicht Ozymandias, in dem es heißt: Ein Wandrer kam aus einem alten Land, Und sprach: »Ein riesig Trümmerbild von Stein Steht in der Wüste, rumpflos Bein an Bein, Das Haupt daneben, halb verdeckt vom Sand. Der Züge Trotz belehrt uns: wohl verstand Der Bildner, jenes eitlen Hohnes Schein Zu lesen, der in todten Stoff hinein Geprägt den Stempel seiner ehrnen Hand. Und auf dem Sockel steht die Schrift: ›Mein Name Ist Osymandias, aller Kön’ge König: – Seht meine Werke, Mächt’ge, und erbebt!‹ Nichts weiter blieb. Ein Bild von düstrem Grame, Dehnt um die Trümmer endlos, kahl, eintönig Die Wüste sich, die den Koloß begräbt.« 43
Das Gedicht wurde 1818 veröffentlicht, nur fünf Jahre bevor es JeanFrançois Champollion gelang, die ägyptischen Hieroglyphen zu entziffern. Shelley musste sich an den altgriechischen Geschichtsschreiber Diodor halten und an dessen fehlerhafte Übersetzung des Thronnamens Ramses II.: Ozymandias. Den korrekten, User-maat-re Setepen-re, kannte man noch nicht. 44 Eine Identifizierung von Ramses II. als denjenigen Pharao, der im 2. Buch Mose erwähnt wird (wie man es in einem Großteil der wissenschaftlichen und populären Literatur
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nachlesen kann), funktioniert aber leider nicht, wenn man der Chronologie in der Bibel folgt. Die Bibel verortet den Auszug aus Ägypten um 1450 v. Chr., denn in 1 Könige 6:1 steht, er habe etwa 480 Jahre davor stattgefunden, bevor Salomo den Tempel in Jerusalem baute – und dieser wird auf ca. 970 v. Chr. datiert. 1450 v. Chr. herrschte jedoch Pharao Thutmosis III., und zu dieser Zeit war Ägypten im Nahen Osten noch extrem mächtig. Wie bereits erwähnt, hatte Thutmosis III. das Land Kanaan nach der Schlacht bei Megiddo im Jahr 1479 v. Chr. fest im Griff. Es ist mithin äußerst unwahrscheinlich, dass er die Israeliten aus Ägypten in jene Region ziehen ließ, und genauso wenig wahrscheinlich ist es, dass er oder seine Nachfolger die Hebräer 40 Jahre lang hätte umherwandern lassen, bevor sie sich niederließen, zumal Ägypten auch nach der Regierungszeit Thutmosis’ III. diese Region noch mit starker Hand kontrollierte. Darüber hinaus gibt es keinerlei Beweise dafür, dass sich die Hebräer bzw. Israeliten während des 15. oder 14. Jahrhunderts v. Chr. im Land Kanaan aufhielten; hätte der Exodus tatsächlich um 1450 v. Chr. stattgefunden, müsste es wenigstens ein paar Befunde hierzu geben. Die meisten, eher säkular orientierten Archäologen bevorzugen daher 1250 v. Chr. als Zeitpunkt für den Auszug der Israeliten aus Ägypten, was zwar die biblische Chronologie außer Acht lässt, aber sowohl aus archäologischer als auch aus historischer Sicht plausibler ist. Plausibler, weil dieses Datum in die Regierungszeit Ramses’ II. fällt, der die biblischen Städte Pithom und Ramses zu Ende bauen ließ. Ungefähr zu jener Zeit zerstörten Unbekannte außerdem eine Reihe von Städten in Kanaan, und es blieben den Israeliten sogar rund 40 Jahre, um in der Wüste umherzuirren, bevor sie Kanaan erreichten und eroberten, wie es die Bibel beschreibt. Darüber hinaus wäre dies noch rechtzeitig genug gewesen, dass der Pharao Merenptah sie auf seiner »Israel-Stele« erwähnen konnte – einer Inschrift, die auf 1207 v. Chr. datiert und die früheste Erwähnung Israels außerhalb der Bibel darstellt. 45 Diese Inschrift, die ich vorher schon einmal kurz erwähnt habe,
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stammt aus dem 5. Regierungsjahr des Pharaos Merenptah. Sir William Matthew Flinders Petrie entdeckte sie im Februar 1896 in Merenptahs Totentempel in der Nähe des Tals der Könige, jenseits des Nils bei der heutigen Stadt Luxor. Auf der Stele befindet sich eine Inschrift, in der Merenptah behauptet, er habe in der Region Kanaan ein Volk namens »Israel« unterworfen. Der Text im Einzelnen lautet: Die Könige werfen sich nieder und sagen: »Gnade!« Nicht einer von ihnen hebt den Kopf unter den neun Bögen. Tehenu ist zerstört. Ḫatti ist befriedet. Kanaan ist allem Bösen erbeutet. Aschkelon ist herbeigeführt. Geser ist gepackt. Jenoam ist zu etwas gemacht, das es nicht mehr gibt. Israel ist verwüstet, sein Same ist es nicht. Hurru ist zur Witwe Ägyptens geworden! Alle Länder zusammen sind befriedet. Jeder, der aufbegehrte, ist gefesselt. 46
Man hat zwar zahlreiche Stätten ausgegraben, die möglicherweise mit dem Exodus in Verbindung stehen – dazu gehören beispielsweise die laufenden Ausgrabungen im israelischen Hazor und am Tell elBorg im Norden der Halbinsel Sinai –, 47 doch gibt es derzeit so gut wie nichts, das die Historizität des Auszugs aus Ägypten tatsächlich untermauern könnte – lediglich ein paar unbewiesene Schlussfolgerungen. Andererseits: Welche Artefakte soll man schon noch finden können, von einem Volk, das 40 Jahre lang in der Wüste campierte, und das vor mehr als 3000 Jahren? Falls sie tatsächlich umherzogen und keine festen Gebäude besaßen, benutzten sie sicherlich Zelte mit Pfosten, für die sie Löcher gruben, genau wie die heutigen Beduinen. Folglich werden Archäologen, die nach sichtbaren Belegen für den Exodus
Der Auszug der Israeliten und die Eroberung Israels
suchen, wahrscheinlich keine Überreste dauerhafter Strukturen finden, und die Löcher für Zeltpfosten sind natürlich längst verschwunden. Auch die zahlreichen Anstrengungen, die zehn biblischen Plagen zu belegen, die Ägypten heimsuchten (u. a. Frösche, Heuschrecken, Geschwüre, Stechfliegen, Hagel und der Tod aller ägyptischen Erstgeborenen), blieben entweder erfolglos oder waren doch wenig überzeugend. Und das lag durchaus nicht daran, dass man sich nicht bemüht hätte. 48 Genauso gibt es nichts, das die biblische Erzählung von der Teilung des Roten Meeres untermauern könnte. Trotz unzähliger Hypothesen (von denen man diverse im Kabelfernsehen bestaunen konnte), die die in der Bibel beschriebenen Phänomene erklären sollten – so der Ausbruch des Vulkans auf der Kykladeninsel Santorini –, gibt es keine stichhaltigen Beweise, weder archäologischer, geologischer oder anderer Natur. Man darf sich natürlich fragen, welche Beweise die Archäologie dafür zu finden hofft, dass sich das Meer geteilt hat – vielleicht die im Schlamm versunkenen Überreste eines ertrunkenen Wagenlenkers des Pharaos, komplett mit Pferden, Wagen und Waffen? Bis heute gab es keinerlei dahingehende Entdeckungen, auch wenn dies hin und wieder behauptet wurde. 49 Die Santorini-Theorie, der Vulkanausbruch habe zu einem Tsunami geführt, ist nicht stichhaltig, denn mit Radiokarbon- und Eisbohrkerndatierung hat man diesen Ausbruch inzwischen auf mindestens 1550 v. Chr., wahrscheinlich sogar eher 1628 v. Chr. datiert, während der Exodus vermutlich um 1250 v. Chr. oder frühestens um 1450 v. Chr. stattfand. 50 Beide Ereignisse trennt also mindestens ein Jahrhundert (1550–1450 v. Chr.) voneinander, höchstwahrscheinlich aber sogar vier Jahrhunderte (1628–1250 v. Chr.). Alle Erklärungen, die die Teilung des Roten Meeres und die biblischen Plagen mit diesem Vulkanausbruch in Zusammenhang bringen, sind schlicht und einfach falsch. Das Buch Josua im Alten Testament beschreibt detailliert, wie die Israeliten in den kanaanitischen Städten einfielen und sie eroberten.
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Auf Basis dieses Berichts hätte man erwarten können, bei den Stätten in Kanaan, die man ausgegraben hat (wie Megiddo, Hazor, Bethel oder Ai), Anzeichen für eine komplette Zerstörung zu finden. Allerdings muss man dabei den etwas widersprüchlichen Bericht im Buch der Richter in Erinnerung behalten, der ein etwas anderes (ein ausgedehnteres und weniger blutiges) Bild von der Eroberung Kanaans zeichnet – hier leben Israeliten und Kanaaniter in den verschiedenen Städten Seite an Seite. Das Problem, auf das bereits an anderer Stelle hingewiesen wurde, 51 ist, dass es nur wenige archäologische Beweise für die biblische Erzählung von der Zerstörung der kanaanitischen Städte gibt. Man geht heute davon aus, dass die Stätten Megiddo und Lachisch erst über 100 Jahre später zerstört wurden, um 1130 v. Chr., wie wir später sehen werden. Bei anderen Stätten (wie Jericho) gibt es überhaupt keine Anzeichen für eine Zerstörung im 13. oder 12. Jahrhundert v. Chr. Lediglich bei Hazor könnte dies der Fall sein, denn der spätbronzezeitliche Palast (oder Tempel) auf der Akropolis hat eindeutig gebrannt, und zumindest ein Teil der Stadt wurde zerstört – davon zeugen herabgefallene hölzerne Dachbalken und Behälter mit verbranntem Weizen. Dieses Gebäude wurde während der Blütezeit von Hazor im 14. Jahrhundert v. Chr. erbaut (als Hazor auch in den ägyptischen Amarna-Briefen erwähnt wird), und es litt ganz erheblich unter der Zerstörung, genau wie das Stadttor, das »in einer ›üblen und verheerenden Feuersbrunst‹ [zerstört wurde], wie Haufen aus heruntergefallenen Lehmziegeln und Asche belegen, die eine Höhe von 1,5 Meter erreichen«. 52 Die jüngsten Ausgrabungen am oberen Tell der Stadt ergaben Ähnliches: »Dicke Schichten von Asche, verbrannte Holzbalken, rissige Basaltplatten, versteinerte Lehmziegel, umgefallene Mauern und verstümmelte Basaltstatuen.« 53 Insbesondere die Überreste öffentlicher und religiöser Gebäude aus Stratum 1A im Zeremonienbezirk und an anderen Stellen in Hazor waren »vollkommen überzogen und versiegelt von dickem Zerstörungsschutt«. 54 Das Datum dieser Zerstö-
Der Auszug der Israeliten und die Eroberung Israels
rung ist noch immer umstritten, aber Jigael Jadin, der erste Ausgräber von Hazor, und Amnon Ben-Tor, der heute dort gräbt, geht von 1230 v. Chr. aus. Möglicherweise fand die Zerstörung jedoch erst später statt, zu Beginn des 12. Jahrhunderts v. Chr. Um uns hier sicher sein zu können, müssen wir abwarten, was die Radiokarbontests der Weizenbehälter ergeben, die man im Sommer 2012 dort gefunden hat. Doch wer diese Zerstörung anrichtete, ist auch alles andere als sicher. Die jüngsten Ausgräber haben gute Argumente dafür, dass es weder die Ägypter noch die Kanaaniter waren, denn aus beiden Kulturen gab es dort Statuen, die während der Zerstörung vorsätzlich beschädigt wurden – das hätten die Soldaten, ganz gleich welches der beiden Völker, niemals getan. Auch die Seevölker hat man als Täter ausgeschlossen, da man keine entsprechende Keramik gefunden hat, mit der man sie hätte identifizieren können, und weil Hazor ziemlich weit vom Meer entfernt liegt; allerdings scheinen diese beiden Argumente nicht unbedingt überzeugend. Ausgräber Ben-Tor stimmt seinem Vorgänger Jadin zu, dass es die wahrscheinlichste und logischste Annahme ist, dass die Israeliten für die Zerstörung verantwortlich waren; Sharon Zuckerman, die mit ihm die Grabung leitet, meint jedoch, für die Zeit unmittelbar vor der Zerstörung eine Periode des Niedergangs belegen zu können und vermutet, dass die Verwüstungen durch aufständische Stadtbewohner herbeigeführt worden sein könnten; danach sei die Stadt bis ins 11. Jahrhundert v. Chr. hinein verlassen gewesen. 55 Fassen wir zusammen: Wir wissen, dass Hazor im 13. und 12. Jahrhundert v. Chr. zerstört wurde und erst 100 Jahre danach oder noch später wieder bewohnt war; aber wir wissen nicht genau, wann und von wem die Stadt zerstört wurde. Genauso bleibt die Frage offen, ob der Auszug der Hebräer aus Ägypten ein historisches Ereignis war oder ins Reich der Mythen und Legenden gehört – auch wenn viele Menschen in aller Welt nur zu gerne eine Antwort darauf hätten. Die momentan verfügbaren Daten zu wiederholen, bringt uns hier nicht weiter. Mag sein, dass irgendwann einmal etwas ans Tages-
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licht gelangt, das diese Frage endgültig beantwortet wird – sei es aufgrund sorgfältiger archäologischer Untersuchungen oder einfach aus Zufall. Es könnte aber für die Geschichte des Exodus auch eine ganz andere Erklärung geben: Vielleicht machten sich die Israeliten das Chaos zunutze, das die Seevölker nach Kanaan gebracht hatten, und bemächtigten sich damit einer bereits geschwächten Region; vielleicht waren die Israeliten einfach Teil einer größeren Gruppe von Kanaanitern, die ohnehin bereits im Land lebten; vielleicht wanderten die Israeliten auch ganz friedlich und über mehrere Jahrhunderte hinweg in die Region ein. Falls eine dieser Erklärungen für das Auftauchen der Hebräer im Land Kanaan zutrifft, dann wurde die Erzählung vom Auszug aus Ägypten wahrscheinlich erst mehrere 100 Jahre später erfunden; genau davon gehen viele Forscher auch tatsächlich aus. In der Zwischenzeit sollte man möglichst skeptisch bleiben – allzu viele fragwürdige Behauptungen wurden bereits aufgestellt bezüglich der Ereignisse, Personen, Orte und Dinge, die mit dem Exodus zu tun haben. Und es wird auch in Zukunft sicherlich noch viele weitere solche Fehlinformationen geben, ob absichtlich oder nicht. 56 Mit Sicherheit wissen wir im Augenblick lediglich Eines: Die archäologischen Befunde in Form von Keramik, Architektur und anderen Aspekten materieller Kultur deuten darauf hin, dass sich die Israeliten als identifizierbare Gruppe spätestens Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. in Kanaan aufhielten und dass sich ihre Kultur (sowie die der Philister und der Phönizier) irgendwann im 12. Jahrhundert v. Chr. aus der Asche erhob, die die Zerstörung der kanaanitischen Zivilisation hinterlassen hatte. Auch deshalb ist die Frage nach der Historizität des Exodus hier relevant, denn die Israeliten gehören zu denjenigen Volksgruppen, die nach dem Chaos gegen Ende der Spätbronzezeit eine neue Weltordnung schufen.
Hethiter, Assyrer, Amurru und Achijawa
Hethiter, Assyrer, Amurru und Achijawa Die letzten Hethiterkönige – insbesondere Tudhalija IV. (1237–1209 v. Chr.) und Šuppiluliuma II. (1207–? v. Chr.) – waren im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts, ab ca. 1237 v. Chr., noch äußerst aktiv, und das obwohl es bereits Anzeichen dafür gab, dass ihre Zivilisation untergehen würde. Bei Yazılıkaya (»beschriebener Stein«), etwa einen Kilometer von der hethitischen Hauptstadt Hattuša entfernt, befahl Tudhalija, ein ganzes Pantheon von Göttinnen und Göttern in einen Kalksteinfelsen zu meißeln; sich selbst ließ er dort ebenfalls abbilden. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Hethiter im Krieg mit den Assyrern in Mesopotamien. Die Assyrer haben wir bereits in einem früheren Kapitel kennengelernt, als es um Aššur-uballiṭ I. ging, der zu der Zeit der Amarna-Pharaonen Assyrien regierte und Babylon eroberte, nachdem ein mittels Ehe bekräftigtes Bündnis zwischen den beiden Mächten schiefgegangen war. 57 Nach der Regierungszeit Aššur-uballiṭs folgte eine kurze, etwas ruhigere Phase, doch daraufhin erstarkten die Assyrer unter ihrem König Adad-nirari I. (1307–1275 v. Chr.) wieder. Unter seiner Führung und der seiner Nachfolger entwickelten sich die Assyrer zu Beginn des 13. Jahrhunderts v. Chr. zu einer echten Großmacht im Nahen Osten. Neben seinen vielen anderen Verdiensten besiegte Adad-nirari I. die Mitanni und eroberte Waššukanni und andere Städte. Er setzte einen Klientelkönig auf den Thron und erweiterte das Assyrische Reich nach Westen, bis an die Grenze des Landes der Hethiter und fast bis ans Mittelmeer. Ganz so schwierig, wie es klingt, war dies indes nicht, denn die Hethiter unter Šuppiluliuma I. hatten Mitanni ein paar Jahrzehnte zuvor bereits eine vernichtende Niederlage zugefügt. 58 Nach der Regierungszeit von Šulmānu-ašarād I. (1275–1245 v. Chr.), der Adad-niraris Politik im Großen und Ganzen fortsetzte und vermutlich dem Reich Mitanni das Ende bereitete, 59 kam einer der größten »Kriegerkönige« Assyriens an die Macht: Tukulti-Ninurta I., der ca. 1244 bis 1208 v. Chr. regierte. Er trat in die Fußstapfen
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Adad-niraris (und vielleicht auch in diejenigen Aššur-uballiṭs im Jahrhundert zuvor), als er beschloss, Babylon anzugreifen. Dabei übertraf Tukulti-Ninurta I. seinen Vorgänger: Es gelang ihm nicht nur, den kassitischen König von Babylon, Kaštiliašu IV., in der Schlacht zu besiegen und in Ketten nach Assyrien zu schleifen, er übernahm ca. 1225 v. Chr. sogar höchstpersönlich die Regierung des babylonischen Königreiches, bevor er einen Marionettenkönig installierte, der in seinem Namen weiterregierte. Dies jedoch erwies sich als Fehlschlag, denn der Marionettenkönig Enlil-nādin-šumi wurde fast umgehend von einer elamitischen Armee angegriffen, die von ihrer Heimat im Osten auf der iranischen Hochebene (heute im Südwesten des Irans) gegen Babylon marschierten. Und es blieb nicht bei diesem einen Mal – das Reich Elam wird uns schon bald wieder begegnen.60 Neben vielen anderen Erfolgen besiegte der assyrische Kriegerkönig Tukulti-Ninurta I. auch die Hethiter unter Tudhalija IV., wodurch sich auf dramatische Weise die Machtverhältnisse im alten Orient änderten. Er wurde, wie man vermutet, so mächtig, dass er dem König von Mykene eine ganze Mine (eine nahöstliche Gewichtseinheit, die wahrscheinlich 500 Gramm entspricht) Lapislazuli schenkte; das Geschenk musste durch die ganze Ägäis reisen, bis ins böotische Theben auf dem griechischen Festland. 61 1207 v. Chr., als die Seevölker ihren ersten Angriff auf den östlichen Mittelmeerraum ausübten – nur ein Jahr, nachdem Tukulti-Ninurta von einem seiner eigenen Söhne ermordet worden war –, gehörte Assyrien zu den wichtigsten Akteuren auf der internationalen Bühne des alten Orients. Das blieb es auch fast 200 Jahre lang. Es war ein Reich, das sich im Laufe der Jahrhunderte durch Ehen, Politik, Krieg und Handel mit Ägypten, Babylon, den Hethitern und Mitanni vernetzt hatte. Zweifellos zählte Assyrien zu den Großmächten der späten Bronzezeit. Als der assyrische König Tukulti-Ninurta auf dem Thron saß, sahen sich die Hethiter mit einer ebenso offensichtlichen wie ernsthaften Gefahr für ihr Reich konfrontiert, und so waren sie mehr denn
Hethiter, Assyrer, Amurru und Achijawa
je darauf bedacht, jeden aufzuhalten, der von der Küste aus nach Osten in Richtung Assyrien wollte. Eine Strategie dafür war ein Vertrag, der um 1225 v. Chr. zwischen Tudhalija IV., dem König der Hethiter, und Šaušgamuwa, König von Amurru, geschlossen und durch eine Ehe besiegelt wurde. Amurru kontrollierte die Küstenregionen im Norden Syriens, über die man nach Assyrien gelangen konnte. Der Tenor dieses Vertrages ist ein altbekannter Grundsatz: Der Feind meines Freundes ist auch mein Feind; der Freund meines Freundes ist auch mein Freund. In diesem Sinne erklärt Tudhalija IV. (der über sich selbst in der dritten Person als »Meine Majestät« spricht) seinem Schwager Šaušgamuwa: Falls der König von Ägypten der Freund Meiner Majestät ist, so soll er auch dein Freund sein. Aber falls er der Feind Meiner Majestät ist, so soll er auch dein Feind sein. Und falls der König von Babylon der Freund Meiner Majestät ist, so soll er auch dein Freund sein. Aber falls er der Feind Meiner Majestät ist, so soll er auch dein Feind sein. Da der König von Assyrien der Feind Meiner Majestät ist, so soll er auch dein Feind sein. Dein Kaufmann soll nicht nach Assyrien gehen, und du sollst seinen Kaufmann nicht in dein Land lassen. Er soll nicht durch dein Land ziehen. Aber falls er in das Land kommt, ergreife ihn und sende ihn Meiner Majestät. [Lass] diese Sache (für dich) unter [Eid gestellt sein]. 62
Für unser Thema hier sind zwei weitere Formulierungen in diesem Vertrag von besonderem Interesse. In der ersten teilt Tudhalija IV. Šaušgamuwa mit: »[Du sollst nicht zulassen, (?) dass] irgendein Schiff [der] Achijawa zu ihm (dem König von Assyrien) fährt.« 63 Viele Forscher nehmen an, dass es sich hierbei um ein Embargo handelt, und zwar um jenes, das am Ende des vorigen Kapitels erwähnt wurde. Falls dem so ist, dann wäre ein Handelsembargo nicht, wie vielfach angenommen, eine moderne Einrichtung – stattdessen hätte es be-
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reits vor über 3000 Jahren ein Embargo der Hethiter gegen die Assyrer gegeben. 64 Die zweite Formulierung findet sich ein paar Zeilen davor – Tudhalija IV schreibt.: »Und die Könige meines Ranges sind der König von Ägypten, der König von Babylon, der König von Assyrien und der König von Achijawa.« 65 Bei den durchgestrichenen Wörtern »und der König von Achijawa« handelt es sich keineswegs um einen Druckfehler in diesem Buch: Auf Tudhalijas Tontafel sind sie nämlich ebenfalls durchgestrichen. Wir haben es hier also mit einem Entwurf des Vertrages zu tun, in dem Details noch gelöscht, hinzugefügt oder verändert werden konnten. Die wichtigere Erkenntnis ist aber, dass man den König von Achijawa im Vergleich zum ägyptischen, babylonischen, assyrischen wie auch zum hethitischen König nicht mehr als Gleichrangigen erachtete. Man kann sich durchaus fragen, aufgrund welcher Ereignisse in der Ägäis oder an der Westküste Anatoliens es so weit gekommen war. Der entsprechende Vorfall konnte noch nicht allzu lange her gewesen sein, schließlich hatte noch Tudhalijas Vater, Hattušili III., den König von Achijawa als »Großkönig« und »Bruder« tituliert. Ein Hinweis findet sich in einem der Achijawa-Texte, den man als sogenannten Milawata-Brief bezeichnet und der sich mit ziemlicher Sicherheit auf die Zeit Tudhalijas IV. datieren lässt. Dieser Brief macht deutlich, dass die Stadt Milawata (Milet) an der Westküste Anatoliens, einst ein wichtiger Stützpunkt der Mykener in der Region, und ihr Umland nicht länger dem König von Achijawa unterstanden, sondern nunmehr von den Hethitern kontrolliert wurden. 66 Das könnte bedeuten, dass der König von Achijawa in den Augen des hethitischen Königs kein »Großkönig« mehr war. Allerdings könnte die »Degradierung« des mykenischen Herrschers durch den Hethiterkönig auch das Ergebnis eines weitaus ernsteren Vorfalls gewesen sein, der sich in der Ägäis bzw. auf dem griechischen Festland ereignete, wie wir im nächsten Kapitel sehen werden.
Die Hethiter überfallen Zypern
Die Hethiter überfallen Zypern Während all dies vor sich ging, beschloss Tudhalija IV., die Insel Zypern anzugreifen. Die Insel war im 2. Jahrtausend v. Chr. ein wichtiger Kupferlieferant; möglicherweise wollten die Hethiter die Kontrolle über dieses edle, für die Bronzeherstellung unverzichtbare Metall erlangen. Dies ist als Grund für den Überfall auf Zypern jedoch alles andere als gesichert. Er könnte ebenso gut etwas damit zu tun haben, dass die Seevölker in der Region auftauchten. Oder mit einer Dürre, die sich zu jener Zeit im östlichen Mittelmeer ereignet haben könnte; dafür sprechen neue wissenschaftliche Erkenntnisse sowie seit Langem bekannte Texte, die eine Notfalllieferung von Getreide aus dem nordsyrischen Ugarit zur Hafenstadt Ura in Kilikien (im Südosten der Türkei) erwähnen. 67 In einer Inschrift, die ursprünglich auf einer Tudhalija-Statue stand und unter Tudhalijas Sohn Šuppiluliuma II. auf eine Tafel kopiert wurde, heißt es: »Ich nahm den König von Alašija gefangen, mit seinen Frauen, seinen Kindern (…) Alle Waren, darunter Silber und Gold, und alle Menschen, die ich zu fassen bekam, nahm ich mit und brachte sie heim nach Hattuša. Ich versklavte das Land Alašija und machte es sofort tributpflichtig.« 68 Šuppiluliuma II. ließ nicht nur die Inschrift Tudhalijas IV. abschreiben, sondern eroberte auch seinerseits noch einmal Zypern – doppelt hält besser. Die Inschrift, die seine Eroberung Zyperns erwähnt, lautet: »Ich, Großkönig Šuppiluliuma, begab mich schnell aufs Meer. Dreimal traf ich in der Schlacht auf dem Meer auf die Schiffe von Alašija. Ich vernichtete sie. Ich setzte die Schiffe fest und steckte sie in Brand auf hoher See. Als ich wieder das Land erreichte, kamen mir die Feinde aus dem Land Alašija in Scharen entgegen. Ich [kämpfte gegen] sie.« 69 Offensichtlich waren Šuppiluliumas Angriffe über See erfolgreich und vielleicht auch die Invasion Zyperns; unklar bleibt aber, warum er die Insel überhaupt noch einmal angreifen und erobern musste, wenn doch Tudhalija IV. dies bereits erledigt hatte. Vielleicht ging es nur
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darum, in jenen zunehmend turbulenten Zeiten die Kontrolle über die Kupferproduktion oder über die internationalen Handelswege zu gewinnen (oder zurückzugewinnen). Wissen können wir das nicht. Und genauso bleibt die Frage offen, wo die letzte Schlacht an Land ausgetragen wurde; Forscher haben dafür Zypern, aber auch die Küste Anatoliens vorgeschlagen. Nach dem Tod seines Vaters hatte Šuppiluliuma II. zusammen mit den Regierungsgeschäften auch den Namen seines berühmten Vorgängers aus dem 14. Jahrhundert v. Chr., Šuppiluliuma I., übernommen (auch wenn der neue König seinen Namen ein wenig anders buchstabierte: Šuppiluliama statt Šuppiluliuma). Vielleicht hoffte er, dadurch an die Erfolge seines Vorgängers anknüpfen zu können. Dies gelang ihm jedoch nicht, denn unter seiner Regierung brach das Hethiterreich zusammen, und das, obwohl er neben der Invasion Zyperns auch noch einen weiteren Feldzug in Westanatolien unternahm. 70 In einem erst vor Kurzem erschienenen wissenschaftlichen Artikel heißt es in diesem Zusammenhang, dass viele der Dokumente, die sich auf die Zeit Šuppiluliumas II. datieren lassen, »auf eine wachsende Instabilität in der hethitischen Hauptstadt und ein wachsendes Gefühl des Misstrauens« hindeuten. Aber angesichts der Ereignisse, die nun folgten, wäre »Unbehagen« vielleicht zutreffender. 71
Die Schiffswracks von Kap Iria und Kap Gelidonya 1993 und 1994 bargen Unterwasserarchäologen wieder ein Wrack eines antiken Segelschiffes vor der argolischen Küste am griechischen Festland, unweit von der Stadt Mykene. Dieses Schiff kam vermutlich aus Zypern, wie man aufgrund der Keramik schließen konnte, die als Fracht mitgeführt wurde. Das »Wrack von Kap Iria« wird auf ca. 1200 v. Chr. datiert und dient somit als Beweis dafür, dass der Handel zwi-
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schen Zypern und dem mykenischen Griechenland zu dieser Zeit immer noch florierte, trotz der Überfälle der Hethiter auf Zypern. 72 Etwa zur selben Zeit sank ein weiteres Schiff vor der anatolischen Küste, gar nicht weit von der Stelle entfernt, an der über ein Jahrhundert zuvor das Schiff von Uluburun gesunken war: das »Wrack von Kap Gelidonya«, so benannt nach dem Ort seines nassen Grabes an der Südwestküste der Türkei. Wie bereits erwähnt, begann George Bass in den 1960er Jahren mit diesem Wrack seine Karriere als Unterwasserarchäologe. Bass kam zu dem Schluss, dass es sich um ein kanaanitisches Schiff handelte, das um 1200 v. Chr. auf dem Weg in die Ägäis gesunken war. 73 Bass kehrte im Laufe der Jahre noch ein paar Mal nach Kap Gelidonya zurück, um die Überreste des Schiffes mit neuen Geräten zu untersuchen – schließlich hat die Technologie zur Erforschung archäologischer Funde unter Wasser während des letzten halben Jahrhunderts enorme Fortschritte gemacht. Er fand weitere Objekte, die seine ursprüngliche Theorie stützten, nach der das Schiff aus dem Nahen Osten kam. Doch faszinierenderweise ergaben die neuen Befunde, dass es sich möglicherweise nicht, wie zunächst angenommen, um ein kanaanitisches, sondern um ein zyprisches Schiff handelt; in diese Richtung weist zumindest die Untersuchung des Ankers sowie einiger an Bord befindlicher Keramik. 74 Unabhängig davon, wo genau im östlichen Mittelmeer sein Heimathafen lag: Das Wrack von Kap Gelidonya und seine Ladung sind von wesentlicher Bedeutung für die Forschung, auch wenn es freilich nicht so sehr beeindrucken kann wie das Schiff von Uluburun. Man nimmt an, dass dieses kleinere Schiff regelmäßig die Häfen »abklapperte«, um seine Produkte anzubieten, während des Schiff von Uluburun wohl auf einer direkten Handelsroute oder in diplomatischer Mission unterwegs war. 75 Dennoch beweist es einmal mehr, dass der internationale Handel gegen Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. immer noch fortbestand, auch wenn für das östliche Mittelmeer und die Ägäis der Anfang vom Ende längst angebrochen war.
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Kapitel vier
Akt IV
Das Ende einer Ära: das 12. Jahrhundert v. Chr. Jetzt kommt endlich der Moment, auf den wir die ganze Zeit gewartet haben: der Höhepunkt unseres Bühnenstücks, der dramatische Anfang vom Ende einer über 300 Jahre währenden globalisierten Wirtschaft, die in der späten Bronzezeit fast so etwas wie das Markenzeichen der Ägäis und des östlichen Mittelmeerraums war. Das 12. Jahrhundert v. Chr. erzählt, wie wir in diesem letzten Akt sehen werden, weit mehr Geschichten von Leid und Zerstörung als von Handelsbeziehungen und internationalen Kontakten. Dennoch wollen wir hier zunächst mit Letzteren beginnen.
Die Entdeckung von Ugarit und Minet el-Beida Manche sagen, das Glück sei mit denen, die sich gut vorbereiten; es gibt aber durchaus Fälle, wo genau das Gegenteil der Fall ist. Denn es war jemand aus der armen Landbevölkerung, archäologisch vermutlich gänzlich ungeschult, der an der Küste Nordsyriens die Stadt und das Königreich von Ugarit wiederentdeckte. Der Bericht über ein in der Bucht Minet el-Beida entdecktes antikes Grab führte 1929 französische Archäologen in das Gebiet. Ihre Ausgrabungen legten schon bald die Ruinen einer Hafenstadt offen, die man heute ebenfalls als Minet el-Beida bezeichnet. 800 Meter weiter landeinwärts förderte man kurze Zeit später die
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innerhalb des modernen Hügels namens Ras Schamra gelegene Hauptstadt von Ugarit zutage. 1 Seither sind in Ugarit und Minet elBeida fast ununterbrochen französische Ausgräber tätig, zunächst ab 1929 unter der Leitung von Claude Schaeffer, zwischen 1978 bis 1998 dann unter Marguerite Yon. Seit 1999 gräbt dort gemeinsam ein französisch-syrisches Team. 2 All diese verschiedenen Ausgräber haben Überreste einer funktionierenden, geschäftigen und wohlhabenden Handelsstadt samt Hafen entdeckt, die Anfang des 12. Jahrhunderts v. Chr. plötzlich zerstört und bald darauf verlassen wurde. In den Ruinen hat man Produkte aus dem ganzen östlichen Mittelmeer und der Ägäis gefunden; in einem Lagerhaus in Minet el-Beida beispielsweise lagen noch 80 kanaanitische Amphoren. Leider barg man diese bereits in den 1930er Jahren, so dass ihr Inhalt nicht nach strengen wissenschaftlichen Methoden analysiert werden konnte. 3 In den Privathäusern und dem Königspalast in Ugarit fand man ab den 1950er Jahren eine Reihe wichtiger Archive, die die wirtschaftlichen Aktivitäten mehrerer Kaufleute sowie der ugaritischen Königsfamilie dokumentieren. Die Briefe und andere Schriften in diesen Archiven sind in Tontafeln geritzt, wie es in der Bronzezeit üblich war, doch in diesem speziellen Fall waren die Texte in verschiedenen Sprachen verfasst – manche auf Akkadisch, manche auf Hethitisch, wiederum andere auf Ägyptisch und einige auch in weit weniger verbreiteten Sprachen wie dem Hurritischen. Und dann war da noch eine Sprache, die die Wissenschaftler noch nie zuvor gesehen hatten. Sie wurde ziemlich schnell entschlüsselt und wird heute als Ugaritisch bezeichnet. Diese Sprache verwendet eines der frühesten bekannten Alphabete – wobei es eigentlich zwei Alphabete sind, eines mit 22 Buchstaben (wie das phönizische Alphabet) und eines mit acht zusätzlichen Buchstaben. 4 Diese ugaritischen Schriften umfassen inzwischen ein so großes Korpus, dass ein eigener Forschungszweig daraus entstanden ist, die Ugaritologie. Zu den Schriften gehören nicht nur die Archive und der Schriftverkehr von den Kaufleuten und dem König, sondern auch
Die Handelsbeziehungen von Ugarit und seinen Kaufleuten
Texte aus den Bereichen der Literatur, Mythologie, Geschichte, Religion und vielen anderen, die Zeugnis von einer blühenden Zivilisation ablegen, die sich ihrer eigenen Tradition bewusst war. So können wir heute nicht nur die Stadt Ugarit auf Basis ihrer Ruinen rekonstruieren, sondern auch das tägliche Leben und die Glaubenssysteme der Bewohner. Wir wissen beispielsweise, dass Gottheiten wie El und Baal in ihrem Pantheon eine prominente Rolle einnahmen. Außerdem kennen wir die Namen der ugaritischen Könige, von ’Ammistamru I. und Niqmaddu II., deren Briefe an Amenophis III. und Echnaton im Amarna-Archiv in Ägypten lagern, bis zu ’Ammurapi, dem letzten König, der im ersten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts v. Chr. regierte. Wir wissen auch, dass die Könige von Ugarit dynastische Ehen mit Prinzessinnen der benachbarten Amurriter und wahrscheinlich auch der weitaus mächtigeren Hethiter eingingen. Dabei gab es jedes Mal eine Mitgift, die (ganz buchstäblich) eines Königs würdig war, auch wenn mindestens eine dieser Ehen in einem erbitterten Scheidungskrieg endete, der sich vor Gericht über Jahre hinzog. 5
Die Handelsbeziehungen von Ugarit und seinen Kaufleuten Solange es die Stadt gab, führten die Bürger und Könige von Ugarit lebhafte Handelsbeziehungen. Die Stadt bildete einen internationalen Knotenpunkt, den Hafen von Minet el-Beida steuerten Schiffe vieler unterschiedlicher Nationen an. Vermutlich war Ugarit in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts v. Chr. ein Alliierter von Ägypten; ganz sicher war es in der zweiten Hälfte jenes Jahrhunderts ein Vasall der Hethiter, nachdem Šuppiluliuma das Gebiet ca. 1350–1340 v. Chr. erobert hatte. Die in den verschiedenen ugaritischen Archiven gefundenen Texte, die größtenteils auf die letzten 50 Jahre der Stadt datieren, dokumentieren Kontakte zwischen Ugarit und zahlreichen anderen großen und kleinen Gemeinwesen wie Ägypten, Zypern, Assyrien,
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dem Hethiterreich, Karkemiš, Tyros, Beirut, Amurru und Mari. Erst vor Kurzem konnte man dieser Liste auch die Ägäis hinzufügen. 6 Die Tafeln verzeichnen außerdem namentlich die Ausfuhr verderblicher Güter aus Ugarit – gefärbte Wolle, Kleidungsstücke aus Leinen, Öl, Blei, Kupfer und Objekte aus Bronze. Empfänger waren vor allem die Assyrer, die weit im Osten in Mesopotamien lebten, andere wichtige Handelspartner waren Beirut, Tyros und Sidon an der phönizischen Küste. 7 In Ugarit wiederum entdeckte man Importartikel aus der Ägäis, aus Ägypten, Zypern und Mesopotamien, darunter mykenische Gefäße, ein Bronzeschwert mit dem Namen des ägyptischen Pharaos Merenptah, Hunderte Fragmente von Trinkgefäßen aus Alabaster und andere Luxusgegenstände. 8 Diese und weitere eher alltägliche Waren wie Wein, Olivenöl und Weizen erreichten Ugarit über Händler wie Sinaranu, den wir an anderer Stelle bereits kennengelernt haben und dessen Schiff Mitte des 14. Jahrhunderts v. Chr. regelmäßig nach Kreta fuhr. Wir wissen, dass die Ugariter finanziell so gut gestellt waren, dass sie den Hethitern jedes Jahr einen Tribut in Höhe von 500 Schekeln Gold, gefärbter Wolle und Kleidungsstücken zahlten – und dem hethitischen König, der Königin und hohen Beamten zusätzlich noch Pokale aus Gold und Silber schickten. 9 Wir kennen inzwischen noch weitere ugaritische Kaufleute, die später – zur Zeit der Zerstörung von Ugarit am Anfang des 12. Jahrhunderts v. Chr. – aktiv waren, dank vieler weiterer Tontafeln, die man in den letzten Jahrzehnten in den Häusern dieser Männer gefunden hat. Und einige diese Tafeln haben ganz neue Erkenntnisse über das vermutliche Ende der Stadt ergeben. 10 Eines der Häuser ist das »Haus des Jabninu« südlich vom Königspalast. Das Haus selbst ist immer noch nicht vollständig ausgegraben, aber man weiß bereits, dass es mindestens 1000 m2 groß war – offenbar war Jabninu ein ziemlich erfolgreicher Kaufmann. Die mindestens 60 Tontafeln, die man in den Ruinen dieses Hauses entdeckt hat und von denen man annimmt, dass sie sich ursprünglich im zweiten Stockwerk des Hauses befanden,
Die Handelsbeziehungen von Ugarit und seinen Kaufleuten
enthalten Dokumente auf Akkadisch und Ugaritisch. Hinzu kommt eine noch nicht entzifferte Sprache, die Kypro-Minoisch genannt wird und vor allem auf Zypern gesprochen wurde; ebenso fand man diese auch auf beschrifteten Gefäßen in Tiryns auf dem griechischen Festland. Die im Haus des Jabninu gefundenen Tontafeln und Importartikel dokumentieren, dass der Hausherr mit Zypern, der weiter südlichen levantinischen Küste, Ägypten und der Ägäis handelte. 11 Ähnliche Tafeln fand man im 1956 und 1958 ausgegrabenen, sogenannten Haus des Rapanu. Man untersuchte sie relativ schnell und veröffentlichte bereits 1968 die Ergebnisse: Offenbar war Rapanu ein Schreiber und hochrangiger Berater des ugaritischen Königs, wahrscheinlich unter ’Ammistamru II. (ca. 1260–1235 v. Chr.). Die Analyse des Archivs hat ergeben, dass Rapanu einigen sensiblen Verhandlungen auf höchster diplomatischer Ebene beiwohnte. Darauf deutet zumindest die Korrespondenz zwischen dem König von Ugarit und dem König von Zypern (Alašija) hin, zu einer Zeit, als beide von den Seevölkern bedroht wurden. Es gibt auch Briefwechsel mit dem König des nahegelegenen Karkemiš und mit dem Pharao von Ägypten; in Letzteren geht es um einen Zwischenfall mit den Kanaanitern an der levantinischen Küste. 12 Einer der Briefe befasst sich mit Ölhandel zwischen Ugarit und Zypern. Niqmaddu III., der vorletzte König von Ugarit, sandte den Brief an den König von Alašija, den er darin seinen »Vater« nennt, während er sich selbst als dessen »Sohn« bezeichnet. 13 Falls der ugaritische König nicht eine zyprische Prinzessin geheiratet hatte (was durchaus möglich ist), scheint die Verwendung des Wortes »Vater« der allgemeinen Terminologie jener Zeit zu entsprechen, die eine familiäre Beziehung etablieren soll und hier zudem die hierarchische Überlegenheit des Königs von Zypern oder einen Altersunterschied deutlich macht. Ein weiterer Brief aus diesem Haus wurde bereits erwähnt: Es ist derjenige, der die Ankunft feindlicher Schiffe in Ugarit beschreibt und von dem Schaeffer glaubte, er sei in einem Brennofen
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gefunden worden und man habe ihn gebrannt, bevor er auf die Reise nach Zypern gehen sollte. Wir werden uns mit diesem Text später ein wenig ausführlicher befassen. Zu den jüngsten entdeckten Tafeln gehören diejenigen aus dem sogenannten Haus des Urtenu. Diese Residenz im Süden des Ausgrabungsgeländes wurde 1973 durch Zufall entdeckt, beim Bau eines Militärbunkers. Man erlaubte den Archäologen, den Schuttberg zu durchforsten, der beim Ausbaggern entstanden war (das Zentrum des Hauses war vom Bagger zerstört worden). Sie fanden zahlreiche Tontafeln, die inzwischen alle veröffentlicht sind. Daneben gibt es noch weitere Tafeln, die man bei den sorgfältigeren Ausgrabungen von 1986 bis 1992 und von 1994 bis 2002 entdeckt hat; Erstere sind bereits veröffentlicht, Letztere werden derzeit untersucht. Insgesamt birgt dieses Archiv über 500 Tafeln – allein im Jahr 1994 fand man 134 Stück. Einige dieser Texte wurden auf Ugaritisch verfasst, die meisten aber auf Akkadisch. Dazu gehören Briefe von den Königen von Ägypten, Zypern, Ḫatti, Assyrien, Karkemiš, Sidon, Beirut und möglicherweise Tyros. 14 In einem der ältesten Briefe schreibt ein assyrischer König, wahrscheinlich Tukulti-Ninurta I., einem ugaritischen König, vielleicht ’Ammistamru II. oder Ibirana, über eine Schlacht, in der Tukulti-Ninurta und die Assyrer die Hethiter unter Tudhalija IV. besiegten. 15 Einer der Ausgräber hat darauf aufmerksam gemacht, dass die Tafeln beweisen, dass Urtenu zu Beginn des 12. Jahrhunderts v. Chr. aktiv war und einen hohen sozialen Status hatte. Er war offenbar als Unterhändler bei einem großen Handelsunternehmen angestellt, das vom Schwiegersohn der Königin geleitet wurde und das mit der Stadt Emar im syrischen Binnenland und im nahegelegenen Karkemiš handelte. Urtenu war im Fernhandel tätig und u. a. an Verhandlungen und Handelsabkommen mit Zypern beteiligt. 16 Fünf Briefe aus Zypern, die man in seinem Haus gefunden hat, sind von besonderem Interesse, denn hier taucht zum allerersten Mal der Name eines Königs des
Die Handelsbeziehungen von Ugarit und seinen Kaufleuten
bronzezeitlichen Zyperns auf: Kušmešuša. Zwei Briefe stammen vom König persönlich, zwei weitere von ranghohen Statthaltern und ein Brief interessanterweise von einem ugaritischen Schreiber, der zu dieser Zeit auf Zypern lebte. Diese fünf Briefe kommen zu den anderen vier aus Alašija hinzu, die man im Haus des Rapanu gefunden hat. 17 Es gibt zwei weitere Briefe im Haus, die von zwei »Hijawa-Männern« berichten, die, wie es dort heißt, im Lande Lukka im Südwesten Anatoliens (dem späteren Lykien) auf ein Schiff nach Ugarit warteten. Die Briefe sind an ’Ammurapi, den letzten König von Ugarit, gerichtet; ihre Urheber waren ein hethitischer König (wahrscheinlich Šuppiluliuma II.) und einer seiner leitenden Beamten. Dies sind die ersten bekannten Referenzen zu Bewohnern der Ägäis in den Archiven von Ugarit, denn »Hijawa« ist zweifellos verwandt mit dem hethitischen Wort »Achijawa«, das nach Meinung der meisten Forscher die Mykener und die bronzezeitliche Ägäis bezeichnet. 18 Es gibt auch ein Antwortschreiben des ägyptischen Pharaos Merenptah an den König von Ugarit (entweder Niqmaddu III. oder ’Ammurapi), der darum gebeten hatte, ihm einen Bildhauer zu schicken, um eine Statue des Pharaos anfertigen zu lassen. Die Statue sollte dann in der Stadt aufgestellt werden, genauer: vor einem Tempel des Baal. Zwar lehnt der Pharao dieses Ansinnen in seinem Brief ab, er führt aber zugleich eine lange Liste von Luxusgütern an, die auf ein Schiff nach Ugarit geladen würden, darunter über 100 Kleidungsstücke und andere Textilien sowie diverse andere Objekte wie Ebenholz und Platten aus rotem, weißem und blauem Stein. 19 Auch hier gilt: Fast alle dieser Güter waren vergänglich und haben die Zeit nicht überdauert. Ohne diesen Text hätte die Archäologie also nie davon erfahren, dass solche Waren zwischen Ägypten und Ugarit ausgetauscht wurden. Ein anderer Brief in diesem Archiv stammt von einem Boten oder Stellvertreter namens Zu-Aštarti; darin geht es um das Schiff, mit dem er aus Ugarit abgesegelt ist. Er gibt an, er sei unterwegs »aufgehalten« worden – einige Forscher glauben sogar, er sei entführt worden. Er selbst schreibt nur:
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Abb. 9 Königliche Briefe in Urtenus Archiv in Ugarit (eher illustrativ denn erschöpfend; die Punkte zeigen die Sender / Empfänger eines oder mehrerer Briefe an, die Linien verbinden Personen, die miteinander in Korrespondenz standen, die Größe der Punkte zeigt die Menge der Briefe an; Grafik: DH Cline).
Am sechsten Tag befand ich mich auf See. Als mich der Wind erfasste, erreichte ich das Gebiet von Sidon. Er trug mich von Sidon in das Gebiet von Ušnatu, und in Ušnatu I. werde ich aufgehalten. Dies soll mein Bruder wissen (…) Sag dem König: »Falls sie die Pferde erhalten haben, die der König dem Boten des Landes Alašija gab, dann wird ein Kollege des Boten zu dir kommen. Sie sollen ihm bitte jene Pferde aushändigen. 20
Es ist weder klar, warum er in Ušnatu »aufgehalten« wurde, noch, weshalb sich der Brief überhaupt in Urtenus Archiven befindet – möglicherweise wurde der Pferdehandel in Ugarit damals staatlich überwacht. Ein zeitgenössischer Brief des hethitischen Königs Tudhalija IV. an ’Ammistamru II., den man im Haus des Rapanu
Zerstörungen in Nordsyrien
gefunden hat, besagt, dass der König von Ugarit nicht erlauben darf, dass hethitische oder ägyptische Boten bzw. Kaufleute Pferde nach Ägypten exportieren. 21
Zerstörungen in Nordsyrien Wie die Texte aus den verschiedenen Archiven und Häusern in Ugarit zeigen, war die Stadt bis zum Ende stark in den internationalen Handel eingebunden. Tatsächlich hat einer der Forscher, die die Briefe aus dem Haus des Urtenu veröffentlichten, vor fast 20 Jahren bemerkt, dass es in diesen kaum Hinweise auf irgendwelche Probleme gibt – abgesehen von einem Brief, der feindliche Schiffe erwähnt – und dass offenbar bis zum Untergang der Stadt die Handelswege funktionierten. 22 Das Gleiche gilt für Emar, weiter östlich im syrischen Binnenland am Euphrat gelegen: Dort übten die Schreiber, wie man festgestellt hat, »bis zum Ende ihre gewohnte Tätigkeit aus«. 23 Doch Ugarit wurde zerstört, und zwar, wie es scheint, auf ziemlich heftige Weise. Dies geschah zur Zeit von König ’Ammurapi, wahrscheinlich zwischen 1190 und 1185 v. Chr. Erst während der persischen Zeit wurde die Stadt wieder besiedelt, etwa 650 Jahre später. 24 Die Ausgräber berichten über »Beweise für Zerstörung und Feuer in der Stadt«, u. a. »eingefallene Mauern, verbrannten Stampflehm und Aschehaufen«; das Zerstörungsniveau erreicht mitunter zwei Meter. Die letzte Grabungsleiterin, Marguerite Yon, erzählt, die Decken und Terrassen in den Wohnquartieren seien zusammengebrochen, und an anderer Stelle hätten sich die Mauern »zu einem formlosen Haufen Schutt und Asche reduziert.« Sie glaubt nicht daran, dass (wie von Schaeffer vorgeschlagen) ein Erdbeben für diese Zerstörungen verantwortlich war. Stattdessen geht Yon von einem feindlichen Angriff aus, mit heftigen (Straßen-) Kämpfen in der Stadt. Dafür sprächen »die zahlreichen Pfeilspitzen, die sich flächendeckend in den zerstör-
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Schwarzes Meer Hellespont
Troja Hattusa ˇ
Ägäis
Mykene Tiryns Pylos
K L E I N A S I E N
Athen
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HETHITER
Milet
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GRIECHENLAND
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Knossos Mallia Hagia Triada Zakros Phaistos
Kültepe
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Zypern Enkomi
Qadesˇ Byblos Beirut Sidon Tyros Damaskus
M i t t e l m e e r
Megiddo
See Genezareth
Jericho Aschkelon Jerusalem Totes Meer
UNTERÄGYPTEN Memphis Ezjon Geber
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Sinai Berg Sinai
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OBERÄGYPTEN Minoer/Mykener Reich der Hethiter Ägyptisches Reich Reich von Mitanni Babylonien unter den Kassiten
Theben
Rotes Meer
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Kaspisches Meer
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(Palmyra)
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historischer Küstenverlauf
Persischer Golf
0
100
200
300 km
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ten oder verlassenen Ruinen« fanden sowie die Tatsache, dass die etwa 8000 Einwohner Hals über Kopf flohen und nicht zurückkehrten, nicht einmal, um die vielen Wertsachen zu holen, die einige zuvor vergraben hatten. 25 Seit einiger Zeit diskutiert man, wann genau all dies passiert ist. Der schlüssigste Beweis ist ein Brief, den man 1986 im Haus des Urtenu fand und den ’Ammurapi, der König von Ugarit, einem ägyptischen Kanzler namens Bey schickte, der, wie wir aus ägyptischen Quellen wissen, im fünften Regierungsjahr des Pharaos Siptah hingerichtet wurde. Siptah war der vorletzte Pharao der 19. Dynastie, der Ägypten ca. 1195 bis 189 v. Chr. regierte, also nur wenige Jahre, bevor mit Ramses III. die 20. Dynastie begann. Somit kann man den Brief zeitlich relativ genau einordnen, und da Bey 1191 v. Chr. hingerichtet wurde, muss Ugarit zu diesem Zeitpunkt noch existiert haben. Daher datiert man die Zerstörung der Stadt in der Regel auf 1190 bis 1185 v. Chr.; rein technisch könnte es sogar noch später gewesen sein. 26 Erst vor Kurzem wurde in einem wissenschaftlichen Artikel darauf hingewiesen, dass dieser Zeitraum durch eine astronomische Beobachtung bestätigt wird, die man auf einer anderen Tafel in Ugarit entdeckt hat: Dort wird eine Sonnenfinsternis erwähnt, die sich auf den 21. Januar 1192 v. Chr. datieren lässt – natürlich kann die Stadt auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht zerstört worden sein. 27 Anders, als man früher glaubte, 28 hat der berühmte Brief aus dem Südlichen Archiv in Hof V des Palastes in Ugarit wahrscheinlich keinerlei Beweiskraft, weder für eine Datierung des Untergangs von Ugarit noch für eine Identifizierung der Zerstörer. Hierbei handelt es sich um den bereits erwähnten Brief, von dem Schaeffer annahm, er sei in einem Brennofen gefunden worden und dass man nicht mehr dazu gekommen sei, ihn an den König von Zypern zu schicken. Der Brief beginnt mit den Worten: »Mein Vater, jetzt sind die Schiffe des Feindes gekommen. Sie haben meine Städte in Brand gesteckt und dem Land Schaden zugefügt.« Zunächst war berichtet worden, man habe dieses Dokument in einem Ofen gefunden, wo es zusammen mit über
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70 anderen Tontafeln gebrannt werden sollte. Die Ausgräber und andere Wissenschaftler stellten anfangs die Hypothese auf, die feindlichen Schiffe seien zurückgekehrt und hätten die Stadt geplündert, bevor dieses Hilfeersuchen verschickt werden konnte. Diese Geschichte hat man in den vergangenen Jahrzehnten in der Wissenschaft und in den Medien ständig wiederholt. Heute ist die Forschung jedoch einen Schritt weiter: Wir wissen inzwischen, dass der Fundort gar kein Brennofen war; die Tafeln lagen höchstwahrscheinlich in einem Korb, der aus dem zweiten Stock herunterfiel, nachdem man das Gebäude verlassen hatte. 29 Sicherlich weist der Inhalt dieses Briefes auf die Anwesenheit feindlicher Schiffe hin, und man kann darüber diskutieren, ob sie die Stadt angegriffen haben; wir wissen aber nicht, ob dies in den letzten Tagen von Ugarit geschah oder zu einem etwas früheren Zeitpunkt. Selbst wenn wir annehmen, dass damit die Schiffe der Seevölker gemeint sind, könnte es hier um deren erste Angriffswelle gehen, im Rahmen derer 1207 v. Chr. Ägypten angegriffen wurde, und nicht um die zweite, im Jahr 1177 v. Chr., als die Seevölker gegen Ramses III. kämpften. Die Stätte Emar im syrischen Binnenland, die mit Ugarit in Kontakt stand, wurde in etwa zur selben Zeit zerstört, im Jahr 1185 v. Chr., wie wir aus dem Datum eines dort gefundenen juristischen Dokuments wissen. Aber auch bei Emar kennen wir die Identität der Angreifer nicht. Dort entdeckte Tontafeln sprechen von nicht weiter benannten »Horden«, nennen aber nicht explizit die Seevölker, wie verschiedene Forscher angemerkt haben. 30 Auch Ras al-Bassit an der nördlichen Grenze von Ugarit wurde in etwa zu dieser Zeit zerstört. Die Ausgräber halten es für einen Außenposten von Ugarit und glauben, dass es um ca. 1200 v. Chr. »teilweise evakuiert, teilweise aufgegeben und dann in Brand gesetzt wurde, genau wie die anderen Stätten der Region«. Sie schreiben diese Zerstörung den Seevölkern zu, räumen aber ein, dass dies nicht gesichert ist. 31 Eine ähnliche Situation findet sich in der Küstenstadt Ras Ibn
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Hani südlich von Ugarit, die vermutlich eine Nebenresidenz der ugaritischen Könige im 13. Jahrhundert v. Chr. war. Die Ausgräber und andere Forscher gehen davon aus, dass diese Stätte kurz vor der Zerstörung Ugarits evakuiert und von den Seevölkern vernichtet wurde. Zumindest ein Teil des Geländes wurde danach sofort wieder besiedelt, genau wie Ras al-Bassit; dass es die Seevölker waren, die diese beiden Städte überfielen und anschließend neu besiedelten, schließen die Ausgräber aus der Keramik, die aus der Zeit der Wiederbesiedlung stammt – dies wird im Folgenden noch eingehender untersucht werden. 32 Den vielleicht besten, mit Sicherheit aber neuesten Beweis für die großen Zerstörungen jener Zeit hat man in Tell Tweini entdeckt, wo sich in der späten Bronzezeit die ugaritische Hafenstadt Gibala befand, etwa 30 Kilometer südlich des heutigen Lattakia. Diese Stadt wurde aufgrund einer »schweren Zerstörung« gegen Ende der Spätbronzezeit aufgegeben. Nach Ansicht der Ausgräber finden sich »in der Zerstörungsschicht Überreste eines Konfliktes (in der ganzen Stadt verstreute bronzene Pfeilspitzen, eingefallene Mauern, verbrannte Häuser), Asche aus einer Feuersbrunst und auf einen engen Zeitraum beschränkte Ansammlungen von Keramik, die beim Zusammenbruch der Stadt zu Bruch ging«. 33 Die Ausgräber haben diese Zerstörungsschicht mittels »stratifizierter Radiokarbon-basierter Archäologie« und »Ankerpunkten in antiken epigraphisch-literarischen Quellen, hethitisch-levantinischägyptischen Königen und astronomischen Beobachtungen« datiert; sie sind zu der Überzeugung gelangt, dass sie damit »den exakten Zeitpunkt der Invasion der Seevölker in [der] nördlichen Levante« bestimmt haben und damit »die erste verbindliche Chronologie dieser für die menschliche Gesellschaft fundamental wichtigen Epoche« darlegen können. 34 Die Radiokarbondaten grenzten die weithin ausgebreitete Ascheschicht (Ebene 7A) auf ca. 1192 bis 1190 v. Chr. ein. 35 Zwar haben die Ausgräber damit die Zerstörung dieser spätbronzezeitlichen Stätte datiert – dafür aber, dass die Seevölker für diese Zer-
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störung verantwortlich gewesen seien, haben sie, wie wir noch sehen werden, weiterhin nur Indizien. Ferner muss man darauf hinweisen, dass dieses Datum (1192– 1190 v. Chr.) ganze 13 bis 15 Jahre vor dem Zeitpunkt liegt, als Ramses III. gegen die Seevölker kämpfte (1177 v. Chr.). Auch die auf 1185 v. Chr. datierten Zerstörungen an anderen Orten liegen noch immer acht Jahre vor dem Höhepunkt des Konflikts. Vielleicht sollten wir uns damit beschäftigen, wie lange die Seevölker gebraucht haben könnten, um sich ihren Weg durch das Mittelmeer zu bahnen – oder auch nur die Küste der Levante nach Ägypten hinunter. Natürlich hing dies neben anderen Faktoren davon ab, wie gut sie organisiert waren, welche Transportmittel ihnen zur Verfügung standen und was letztendlich ihr Ziel war; eine einfache Antwort gibt es darauf nicht. Schließlich sollte man noch das antike Ṣumur betrachten, eine Stätte am Tell Kazel weiter südlich, die im Königreich Amurru lag und wahrscheinlich sogar die Hauptstadt der Amurriter war. Ṣumur wurde gegen Ende der Spätbronzezeit zerstört; die Vermutung der Ausgräber, hierfür seien die Seevölker verantwortlich gewesen, ist vor allem insofern besonders plausibel, als Ramses III. die Stätte (bzw. Amurru) in seinen Seevölker-Inschriften ausdrücklich erwähnt. In der Besiedlungsschicht, die kurz vor der Zerstörung datiert, haben die Ausgräber offenbar vor Ort produzierte Keramik im mykenischen Stil gefunden, und es gibt noch weitere Hinweise auf Einwanderer aus der Ägäis und dem westlichen Mittelmeer. 36 Reinhard Jung von der Universität Wien, der diese Keramik eingehend untersuchte, hat die Hypothese aufgestellt, dass »vor der großen Zerstörung durch die Seevölker kleinere Gruppen per Schiff am Tell Kazel eintrafen und sich dort in der lokalen Bevölkerung niederließen«. Er erkennt darin das Muster einer kleinen Einwanderungswelle aus der Ägäis, aber mit Hinweisen dafür, dass einige der Immigranten ihre Wurzeln im südlichen Italien hatten. 37 Falls dies stimmt, ist es ein Anzeichen für die große Komplexität jener Zeit und der beteiligten Menschen – sogar
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bis zu dem Punkt, dass von der zweiten Zerstörungswelle durch die Seevölker, ca. 1177 v. Chr., vielleicht Einwanderer betroffen waren, die bereits im fünften Regierungsjahr des Merenptah, 1207 v. Chr., in ihrem Heimatland unter den Seevölkern gelitten hatten und sich daher noch während oder nach der ersten Angriffswelle im östlichen Mittelmeer angesiedelt hatten.
Zerstörungen in Südsyrien und Kanaan Auch im südlichen Syrien und in Kanaan wurden zu jener Zeit, im 12. Jahrhundert v. Chr., zahlreiche Städte zugrunde gerichtet. Wie im Norden Syriens ist auch hier unklar, wer sie wann zerstörte. Immerhin hat man in der Zerstörungsschicht im kleinen Ort Deir ’Alla in Jordanien eine Vase mit der Kartusche der ägyptischen Königin Tausret gefunden. Sie war die Witwe von Pharao Seti II., und man weiß, dass sie 1187 bis 1185 v. Chr. regierte; somit ereignete sich die Zerstörung wahrscheinlich kurz danach. Das Gleiche gilt für Akko im heutigen Israel, wo man im Schutt der Zerstörung einen ganz ähnlichen Skarabäus von Tausret fand. 38 Andere Hinweise auf eine Zerstörung gibt es in Beth Sche’an, wo die von Jigael Jadin geleiteten Ausgrabungen ein gewaltsames Ende der Präsenz der Ägypter offenbarten. 39 Die bekanntesten nachweislich zerstörten Stätten in dieser Region sind Megiddo und Lachisch. Die Art und Weise und auch der Zeitpunkt, wann diese beiden Städte vernichtet wurden, sind jedoch nach wie vor stark umstritten. Die Zerstörungen dort ereigneten sich mehrere Jahrzehnte nach denen der bislang vorgestellten Stätten – Megiddo und Lachisch scheinen beide erst um 1130 v. Chr. herum gefallen zu sein und nicht 1177 v. Chr. 40
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Megiddo Bei Megiddo in der israelischen Jesreel-Ebene, dem biblischen Armageddon, hat man die Schichten von 20 Städten übereinander gefunden. Die siebte dieser Städte, bei der man zwei Phasen unterscheidet (VIIB und VIIA), wurde entweder im 13. und im 12. Jahrhundert oder nur im 12. Jahrhundert v. Chr. zerstört. Seit die Ausgräber der University of Chicago 1925 bis 1939 die Ergebnisse ihrer Ausgrabungen veröffentlichten, nimmt man traditionell an, dass die Schicht VIIB irgendwann zwischen 1250 und 1200 v. Chr. zerstört wurde, während die nachfolgende Stadt VIIA um 1130 v. Chr. fiel. In diesen zwei Schichten hat man die Überreste eines kanaanitischen Palastes entdeckt, vielleicht auch von zwei verschiedenen Palästen, von denen der eine auf den Ruinen des anderen errichtet wurde. Die Ausgräber aus Chicago hielten fest, dass der Palast der Schicht VIIB »eine so umfangreiche gewaltsame Zerstörung erlitt, dass es die Erbauer von Schicht VIIA für zweckmäßiger hielten, den entstandenen Schutt einzuebnen und darüber zu bauen, als den Schutt fortzuschaffen, wie sie es bei früheren Neubauten getan hatten«. Die Zimmer »waren bis auf eine Höhe von etwa eineinhalb Metern mit heruntergefallenen Steinen bedeckt (…) Hier und da fanden sich an den Wänden der Zimmer nördlich des Hofes verkohlte horizontale Linien …, die im gesamten Palast das allgemeine Bodenniveau darstellten«. 41 Der direkt auf dem anderen errichtete »VIIA-Palast« soll dann bis etwa 1130 v. Chr. gestanden haben. Kürzlich jedoch hat David Ussishkin, ein Archäologe von der Universität Tel Aviv, der erst vor Kurzem den Posten als zweiter Grabungsleiter von Megiddo aufgegeben hat, überzeugend dargelegt, dass die Ausgräber aus Chicago die Schichten falsch interpretiert hatten: Anstatt zweier Paläste, die aufeinander erbaut worden waren, geht er davon aus, dass es sich vielmehr um einen einzigen zweistöckigen Palast handelte, der während des Übergangs von VIIB zu VIIA, um
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1200 v. Chr., renoviert worden war. Er behauptet, es habe nur eine einzige Zerstörung gegeben – einen Großbrand, der am Ende von Schicht VIIA den Palast vernichtete. Nach Ussishkin war das, was die Archäologen aus Chicago für den »VIIB-Palast« hielten, einfach der Keller oder das untere Stockwerk des Palastes, während der »VIIAPalast« das obere Stockwerk war. Der größte Tempel der Stadt (der sogenannte Turmtempel) wurde ebenfalls zu jener Zeit zerstört, aber die jüngsten Ausgrabungen auf dem Gelände zeigen, dass ein Großteil der übrigen Stadt fortbestand; offenbar wurden nur die wichtigsten Gebäude in Brand gesetzt. 42 Die Zerstörung der Schicht VIIA wird in der Regel auf ca. 1130 v. Chr. datiert, auf Basis zweier Objekte mit ägyptischen Kartuschen darauf, die man im Schutt geborgen hat. Das eine ist ein elfenbeinernes Kästchen für Schreibutensilien, das den Namen Ramses’ III. trägt und zusammen mit anderen Schätzen aus Elfenbein in einem Raum im Palast im Schutt der Zerstörung eingeschlossen war. 43 Das würde bedeuten, dass Megiddo irgendwann während oder nach der Regierungszeit von Ramses III. zerstört wurde, also um 1177 v. Chr. oder danach. Die Gegenstände aus Elfenbein, die man in diesem Zimmer im Palast gefunden hat, gehören zu den bekanntesten Objekten aus Megiddo. Dazu zählen Fragmente von Kästen und Schüsseln, Platten, Löffel, Scheiben, Spielbretter und -steine, Gefäße, Kämme und zahlreiche weitere Artikel. Heute kann man sie im Oriental Institute an der University of Chicago und im Rockefeller-Museum in Jerusalem bewundern. Warum jemand diese elfenbeinernen Gegenstände ursprünglich einmal gesammelt hat und weshalb sie gerade in diesem Teil des Palastes aufbewahrt wurden, ist unklar. Dennoch genießen sie seit Langem große Aufmerksamkeit, denn diese Elfenbeinarbeiten selbst und die Szenen, die darauf abgebildet sind, weisen einen globalisierten Stil auf, den man heute gemeinhin als Internationalen Stil bezeichnet und den man auch andernorts, etwa in Ugarit oder Mykene, vorfindet. Dieser unverwechselbare Stil verbindet Elemente der
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Abb. 11 Elfenbeinkästchen für Schreibutensilien mit dem Namen Ramses’ III. aus Megiddo (nach Lauter 1939, Taf. 62. Mit freundlicher Genehmigung des Oriental Institute der University of Chicago).
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mykenischen, der kanaanitischen und der ägyptischen Kultur. Dadurch entstanden Hybrid-Objekte, die ebenso einzigartig wie für jenes kosmopolitische Zeitalter typisch waren. 44 Das zweite, besonders relevante Objekt aus Megiddo ist die Basis einer Bronzestatue mit dem Namen von Pharao Ramses VI., der einige Jahrzehnte später regierte, ca. 1141 bis 1133 v. Chr. Sie wurde allerdings nicht in einem geschlossenen archäologischen Befund entdeckt, sondern unter einer Mauer in einem Wohngebiet der Schicht VIIB. Ussishkin hat darauf hingewiesen, dass dies kein verlässlicher Kontext ist – immerhin lag die Schicht VIIB zeitlich weit vor Ramses VI. Die Statuenbasis muss also von einen späteren Bewohner Megiddos vergraben worden sein, entweder zur Zeit der Stadt VIIA oder sogar erst zur Zeit der darauffolgenden eisenzeitlichen Stadt VIB-A. In der Regel ordnen Archäologen die Basis der Schicht VIIA zu, aber dabei handelt es sich letztlich nur um eine Vermutung. 45 Diese beiden Objekte – das eine von Ramses III., das andere von Ramses VI. – werden in einschlägigen Publikationen stets zusammen betrachtet, sodass die Zerstörung von Megiddo VIIA auf einen Zeitpunkt nach der Regierungszeit Ramses’ VI. datiert wird bzw. auf etwa 1130 v. Chr. Da die Statuenbasis Ramses’ VI. jedoch aus keinem verlässlichen Kontext stammt, sollte man sie eigentlich nicht verwenden, um den Zeitpunkt zu bestimmen, wann Megiddo VIIA fiel. Das Elfenbeinkästchen von Ramses III. hingegen war in der Zerstörungsschicht VIIA eingeschlossen und eignet sich daher ganz hervorragend dafür, einen Zeitraum festzulegen, vor dem die Stadt nicht zerstört worden sein kann: vor der Regierungszeit dieses Pharaos nämlich. Und damit passt Megiddo gut zu den vielen anderen zerstörten Stätten im Nahen Osten, die in diesem Kapitel vorgestellt wurden. Dennoch entwickelt sich die Archäologie kontinuierlich weiter – es gibt immer wieder neue Daten und Analysen, die alte Konzepte in ein neues Licht rücken. Insofern sei hier angemerkt, dass die Radiokarbon-Datierung von Überresten in der Zerstörungsschicht VIIA inzwischen darauf hindeutet, dass das Jahr 1130 v. Chr., möglicherweise
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sogar noch später, trotz allem wahrscheinlich richtig ist. Wenn das tatsächlich stimmt, dann wurde Megiddo mehr als 40 Jahre, nachdem die Seevölker 1177 v. Chr. die Region überfallen hatten, zerstört. 46 In jedem Fall muss, wie Ussishkin festgestellt hat, »aus Mangel an schriftlichen Quellen die Frage [offenbleiben], wer für die Zerstörung von Schicht VIIA verantwortlich war (…) Die Stadt könnte von den Seevölkern überfallen worden sein, von Kanaanitern aus der Levante, von Israeliten oder auch von verschiedenen Gruppen, die sich zusammentaten«. 47 Mit anderen Worten: Bei Megiddo haben wir die gleiche Situation wie in der relevanten Schicht in Hazor, wo die Angreifer, wie erwähnt, die wichtigsten Gebäude der Stadt zerstörten – wer diese Angreifer waren, wissen wir aber leider nicht.
Lachisch Falls David Ussishkin, der hier 1973 bis 1994 grub, Recht hat, dann wurde auch Lachisch südlich von Jerusalem ungefähr zur selben Zeit zweimal zerstört. 48 Die siebte und sechste Stadt dort (Schicht VII und VI) hat man auf Basis der ausgegrabenen materiellen Hinterlassenschaften als die letzten kanaanitischen Städte identifiziert. Zu dieser Zeit, als die Ägypter die Region kontrollierten, war Lachisch sehr wohlhabend und mit etwa 6000 Einwohnern eine der größten Städte in ganz Kanaan, mit großen Tempeln und öffentlichen Gebäuden. 49 Die Stadt der Schicht VII wurde vermutlich um 1200 v. Chr. durch einen Brand zerstört, aber die Ausgräber haben bislang keine Vermutungen geäußert, warum sie vernichtet wurde oder von wem. Das liegt zum Teil daran, dass man nicht weiß, wie viel von der Stadt tatsächlich zerstört wurde. Momentan hat man nur in den Überresten eines Tempels (dem sogenannten Grabentempel III) und im Wohnviertel im Bereich S Beweise für einen Brand gefunden. 50 Es ist durchaus denkbar, dass die Zerstörung von der ersten Angriffswelle der
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Seevölker verursacht wurde, die ca. 1207 v. Chr. in die Region einfielen; einen Beweis dafür gibt es jedoch nicht. Die Schicht VI steht nach wie vor im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses. Es scheint, dass die Überlebenden der Feuersbrunst die Stadt VII ganz oder teilweise wieder aufbauten und ihre materielle Kultur aus der Zeit vor dem Brand einfach fortführten. Die Stadt der Schicht VI soll noch reicher und wohlhabender gewesen sein als die zuvor zerstörte, mit einem großen öffentlichen Gebäude (dem Säulengebäude) im Bereich S, wo zuvor Wohnhäuser gestanden hatten. Man errichtete auch einen neuen Tempel im Bereich P, aber die anschließende Zerstörung ließ wenig von ihm übrig. Innerhalb dieser Schicht fand man in der ganzen Stadt Beweise für internationale Kontakte, in Form von zahlreichen Tongefäßen und ein paar anderen Objekten, die aus Ägypten, Zypern und der Ägäis importiert worden waren. 51 Kurz bevor große Teile der Stadt VI zerstört wurden, suchten hier, wie man annimmt, zahlreiche arme Flüchtlinge Unterschlupf. 52 Vor allem das Säulengebäude im Bereich S wurde »plötzlich und gewaltsam zerstört; Ascheschichten und herabgefallene Ziegel bedeckten die gesamte Struktur, und man fand mehrere Skelette von Erwachsenen, Kindern und Säuglingen, die unter der eingestürzten Mauer eingeklemmt worden waren«. 53 Gleichzeitig wurden auch andere Gebäude in Lachisch zerstört, danach blieb die Stadt bis zu 300 Jahre lang verlassen. 54 Dazu Ussishkin: »Die Stadt VI wurde auf gewalttätige Weise niedergebrannt. Davon zeugen Spuren an jeder Stelle, wo man Überreste der Schicht VI nachgewiesen hat (…) Die Stadt wurde vollständig vernichtet, die Einwohner entweder umgebracht oder vertrieben.« 55 Früher vermuteten die Archäologen, dass die Stadt in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts v. Chr. zerstört wurde, ca. 1230 v. Chr. (und die Stadt der Schicht VII dann entsprechend früher), 56 doch die Datierung der Schicht VI ist von Ussishkin inzwischen revidiert worden. Die Neudatierung beruht vor allem auf dem Fund einer bronzenen Platte mit der Kartusche Ramses’ III., die möglicherweise zu
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einem Türriegel gehörte. Diese Platte war Teil eines Hortes, der zerbrochene und defekte Bronzegegenstände enthielt und innerhalb der Zerstörungsschicht der Stadt VI eingeschlossen war. 57 Genau wie das Elfenbeinkästchen in Megiddo beweist auch der Fund in Lachisch, dass die Stadt während oder nach der Regierungszeit Ramses’ III. zerstört worden sein muss. Ussishkin datierte die Zerstörung daher ursprünglich auf ca. 1150 v. Chr. – schließlich kann die Bronzeplatte nicht hergestellt worden sein, bevor Ramses III. 1184 v. Chr. den Thron bestieg, und dann, so Ussishkin, müsse man einige Zeit einrechnen, in der sie »verwendet wurde, kaputtging, weggeworfen wurde und schließlich in diesem Hort fehlerhafter oder zerbrochener Objekte aus Bronze landete«. 58 Später korrigierte er das Datum noch einmal auf 1130 v. Chr. Grund dafür waren ein von den früheren britischen Ausgräbern gefundener Skarabäus Ramses’ IV. und ein Vergleich mit Megiddo VII: Wenn Megiddo so lange überdauert hatte, müsse man seiner Ansicht nach dasselbe auch für Lachisch annehmen. 59 Erst vor Kurzem hat ein anderer Forscher einen möglichen weiteren Skarabäus Ramses’ IV. im Grab 570 in Lachisch identifiziert; zugleich wies er jedoch darauf hin, dass der Name auf beiden Skarabäen nicht zweifelsfrei lesbar sei und dass die Stratigraphie des Fundortes des ersten Skarabäus nicht ganz eindeutig sei. 60 So ist auch hier, wie bei den anderen Stätten, die wir uns in diesem Kapitel angesehen haben, völlig unklar, wer oder was für die Zerstörung verantwortlich war – bei Lachisch wissen wir nicht einmal, wann sie sich ereignete. Was wir mit Sicherheit sagen können, ist lediglich, dass es während oder nach der Regierungszeit Ramses’ III. geschah. Ussishkin kommentiert: »Die Beweise deuten darauf hin, dass Schicht VI von einer starken und entschlossenen feindlichen Macht verwüstet wurde, aber die archäologischen Daten liefern keinen direkten Hinweis auf die Herkunft und die Identität dieser feindlichen Macht oder auf die unmittelbaren Umstände des Untergangs der Stadt.« 61 Er weist noch einmal darauf hin, dass frühere Forscher drei Kandidaten vor-
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geschlagen hatten: die ägyptische Armee, die israelitischen Stämme und die einfallenden Seevölker. Aber er merkt auch an, dass man »keinerlei Überreste einer Schlacht entdeckt hat (…), mit Ausnahme einer einzigen Pfeilspitze aus Bronze im Säulengebäude in Bereich S«. 62 Dass die Ägypter die Stadt zerstörten, ist eher unwahrscheinlich, denn zu dieser Zeit stand das wohlhabende Lachisch unter ihrer Kontrolle und trieb aktiv Handel mit Ägypten, wie die verschiedenen Gegenstände mit eingeritzten Pharao-Kartuschen beweisen, die man in den Ruinen gefunden hat. Eine Möglichkeit ist nach wie vor, dass es die Israeliten unter Josua waren, wie William F. Albright von der Johns Hopkins University glaubte, auch wenn jener die Zerstörung noch auf ca. 1230 v. Chr. datierte. 63 Ussishkin hingegen hält die Seevölker für die wahrscheinlichsten Zerstörer der Stadt VI. Dabei folgt er Olga Tufnell, einer früheren Ausgräberin in Lachisch, 64 doch echte Beweise dafür, dass es tatsächlich die Seevölker waren, kann auch er nicht vorlegen. Alles, was wir sehen, ist eine verwüstete Stadt – wer sie verwüstet hat, bleibt im Dunklen. Darüber hinaus wäre 1130 v. Chr. als Zeitpunkt viel zu spät für die Seevölker, die ja über 40 Jahre vorher wüteten. Für die Zerstörung von Megiddo gilt das Gleiche. Allerdings könnte es auch sein, dass Ussishkin Unrecht hat, wenn er den Untergang von Lachisch und den von Megiddo miteinander in Verbindung setzt; eigentlich gibt es nämlich gar keinen Grund dafür. Insofern könnte er durchaus mit seinem ursprünglichen Datum um 1150 v. Chr. richtig liegen (und es ist sogar eine noch frühere Datierung möglich, falls der bronzene Türriegel nicht sonderlich lange in Gebrauch war). Möglich ist aber auch, dass die Stadt VI von einem gewaltigen Erdbeben heimgesucht wurde. Die Leichen der vier Personen, die im Säulengebäude starben, wurden »offenbar unter herabfallenden Trümmern begraben und zerquetscht, als sie versuchten, zu entkommen«. Ein zwei- bis dreijähriges Kind »fiel entweder aufs Gesicht oder starb, als es auf dem Boden herumkroch«, und ein Säugling »wurde entweder geworfen oder fiel zu Boden«. 65
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Diese Beobachtungen – wie auch das Fehlen von Waffen in den Trümmern – weisen eher auf eine Naturkatastrophe als auf eine Zerstörung durch Menschenhand hin; dies gilt übrigens für mehrere spätbronzezeitliche Stätten. 66 Gegen die Erdbeben-Hypothese spricht, dass die Ausgräber keine anderen Beweise dafür entdeckt haben – etwa rissige oder geneigte Mauern – und dass der neu gebaute kanaanitische Tempel im Bereich P zunächst geplündert worden zu sein scheint, bevor ihn das Feuer vernichtete. 67 Fazit: Wie bei Hazor und Megiddo ist unklar, wer Lachisch VI oder das frühere Lachisch VII vernichtet hat. Vielleicht wurden beide oder keine von beiden von den Seevölkern verwüstet; es kann auch jemand – oder etwas – ganz anderes gewesen sein. Wie James Weinstein von der Cornell University schrieb: »Die Seevölker mögen für das Ende der ägyptischen Garnisonen in Süd- und Westpalästina verantwortlich gewesen sein, doch was die anderen Teile des Landes betrifft, so müssen wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die dortigen Stätten von anderen Gruppen zerstört wurden.« 68
Die philistische Pentapolis Von ganz besonderem Interesse sind die Stätten im südlichen Kanaan; dazu gehören die fünf großen Städte der Philister, die in der Bibel und in anderen Schriften als sogenannte philistische Pentapolis zusammengefasst werden: Aschkelon, Aschdod, Ekron, Gat und Gaza. Gegen Ende der Spätbronzezeit wurden die älteren kanaanitischen Städte Ekron und Aschdod gewaltsam zerstört und durch neue Siedlungen ersetzt; damit ging ein Wandel in der materiellen Kultur – wie Keramik, Feuerstellen, Badewannen, Geschirr und Architektur – einher. Dies scheint darauf hinzudeuten, dass hier nach dem Zusammenbruch von Kanaan und dem Abzug der ägyptischen Streitkräfte aus der Region entweder ein ganz neuer Volksstamm siedelte oder dass es eine massive Zuwanderung – vermutlich durch die Philister – gab. 69
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Trude Dothan, emeritierte Professorin an der Hebräischen Universität Jerusalem, die früher die Grabungen in Ekron (nahe dem heutigen Tel Miqne) mit leitete, beschreibt das Ende des spätbronzezeitlichen Ekron wie folgt: »In Feld I, der Oberstadt bzw. Akropolis, konnten wir die totale Zerstörung der letzten spätbronzezeitlichen kanaanitischen Stadt durch Feuer nachvollziehen. Hier ist die Zerstörung ganz offensichtlich: Die Überreste einer großen Lagerhalle aus Lehmziegeln, Vorratsgefäße mit Spuren von Feigen und Linsen sowie ein großes, gut erhaltenes Silo lagen unter den eingestürzten Lehmziegeln begraben (…) Die neue Philisterstadt bedeckt vollständig die zerstörten Überreste der Siedlung aus der späten Bronzezeit in der Oberstadt und der offenen Gebiete aus der mittleren Bronzezeit in der Unterstadt.« 70 Eine ähnliche Situation scheint es in Aschkelon zu geben, wo die jüngsten Ausgrabungen gezeigt haben, dass hier irgendwann in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts v. Chr. aus einer ägyptischen Garnison ein philistischer Seehafen wurde. Dies geschah wahrscheinlich kurz nach der Regierungszeit Ramses’ III., was man aus mehreren Skarabäen mit seiner Kartusche geschlossen hat, die man vor Ort fand. In Aschkelon scheint dieser Übergang jedoch friedlich vonstattengegangen zu sein, zumindest, soweit man dies aus dem doch ziemlich begrenzten Areal schließen kann, das bislang untersucht wurde. Die Ausgräber beschreiben ein »plötzliches Auftauchen neuer kultureller Muster in der Architektur, der Keramik, der Ernährung und im Handwerk, insbesondere der Webkunst«. Sie führen diese Veränderungen auf die Seevölker, speziell die Philister, zurück und nennen sie das Ergebnis der Zuwanderung aus der mykenischen Welt. 71 Längst aber scheinen wir nicht alles über die Situation in Kanaan gegen Ende der Bronzezeit zu wissen. In seinem klassischen Artikel von 1995 über das Eintreffen der Philister in Kanaan beschreibt Larry Stager von der Harvard University, wie die Philister »in allen vier Ecken des Territoriums, das sie eroberten, indigene Städte zerstörten und ihre eigenen an deren Stelle setzten«. 72 Assaf Yasur-Landau von
Zerstörungen in Mesopotamien
der Universität Haifa hat diese traditionelle Auffassung jedoch vor Kurzem stark angezweifelt, wie wir weiter unten sehen werden.
Zerstörungen in Mesopotamien Auch in Mesopotamien, also viel weiter im Osten, wurden Städte zerstört, u. a. Babylon. Hier waren jedoch ganz eindeutig andere Kräfte am Werk als die Seevölker. Wir wissen, dass vom südwestlichen Iran aus wieder einmal die Armee von Elam einfiel, dieses Mal unter dem Oberbefehl ihres Königs Šutruk-Naḫunte, und zumindest für einen Teil der Verwüstungen verantwortlich war. Šutruk-Naḫunte bestieg 1190 v. Chr. den Thron von Elam und regierte bis 1155 v. Chr. Auch wenn Elam (wie die anderen Königreiche in der Region) den Großteil der Spätbronzezeit über in der internationalen Politik eine relativ unbedeutende Rolle innehatte, war es immerhin durch Heirat mit einigen der großen Reiche verbunden. Wie viele seiner Vorgänger war Šutruk-Naḫunte mit der Tochter eines kassitisch-babylonischen Königs verheiratet. Bereits im 14. Jahrhundert v. Chr. hatte ein elamitischer König die Tochter von Kurigalzu I. geehelicht, ein anderer Kurigalzus Schwester und später wiederum ein anderer die Tochter von Burna-buriaš. Wie wir aus einem Brief wissen, den Šutruk-Naḫunte an den kassitischen Hof schrieb und den deutsche Ausgräber in Babylon fanden, war auch seine Mutter eine kassitische Prinzessin. 73 In diesem Schreiben beklagt er, man habe ihn bei der babylonischen Thronfolge übergangen, dabei sei er für die Position durchaus qualifiziert gewesen, sogar durch seine Abstammung. Er ist spürbar empört: Ich, der ich ein König, Sohn eines Königs, Samen eines Königs, Spross eines Königs, der ich König der Länder bin, von Babylon und
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von E[lam], Nachkomme der ältesten Tochter des mächtigen Königs Kurigalzu – [warum] sitze ich nicht auf dem Thron Babylons?
Er drohte sogar mit Rache: Deine Städte werde ich ver[wüsten], deine Festungen zerstören, deine [Bewässerungs]gräben versiegen lassen, deine Plantagen niedermähen.
Schließlich verkündet er: Du magst in den Himmel auffahren, [ich werde dich] am Saum deines Gewandes [wieder herunterziehen]; du magst in die Hölle hinabsteigen, [ich werde dich] an deinem Haar [wieder emporziehen]! 74
1158 v. Chr. machte er seine Drohungen wahr, überfiel das Babylonische Reich, nahm die Stadt Babylon ein, stürzte den kassitischen König und setzte seinen eigenen Sohn auf den Thron. Riesige Mengen an Kriegsbeute brachte er aus Babylon mit zurück in die elamitische Stadt Susa, darunter eine fast acht Meter hohe Stele aus Diorit, in die Hammurabis Gesetzestext eingemeißelt war, ein Siegerdenkmal des noch älteren akkadischen Königs Naramsin sowie zahlreiche andere Gegenstände. All das entdeckten im Jahr 1901 französische Ausgräber und schickten es nach Paris, wo man es heute im Louvre bestaunen kann. 75 Šutruk-Naḫuntes wollte sich mit seinem Feldzug ganz offenbar das Königreich und das Territorium Babylons bzw. Babylonien einverleiben, und vielleicht machte er sich dazu die Tatsache zunutze, dass es derweil im östlichen Mittelmeer drunter und drüber ging. Womöglich wusste er sehr wohl, dass niemand dem kassitischen König zu Hilfe kommen würde. Und auch die folgenden Feldzüge in Mesopotamien, angeführt von Šutruk-Naḫuntes Sohn und seinem Enkel, wurden wahrscheinlich dadurch begünstigt, dass die Großmächte der ver-
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gangenen Jahrhunderte entweder verschwunden oder zumindest stark geschwächt waren. Dennoch ist klar, dass keine dieser zerstörerischen militärischen Aktivitäten den Seevölkern zuzurechnen ist.
Zerstörungen in Anatolien Auch in Anatolien wurden zu dieser Zeit verschiedene Städte zerstört. Wieder einmal wissen wir nicht genau, was der Grund dafür war; wieder einmal hat man traditionell die Seevölker für die Verwüstungen verantwortlich gemacht, und wieder einmal gibt es dafür nur wenige bis gar keine Beweise. So manches Mal haben neuere Ausgrabungen lange als sicher geltende Zuschreibungen und Annahmen umgeworfen. Zum Beispiel an der Stätte Tell Atchana, dem antiken Alalach, nahe der heutigen türkisch-syrischen Grenze; hier war Sir Leonard Woolley der Überzeugung, die Stadt von Schicht I sei im Jahr 1190 v. Chr. von den Seevölkern zerstört worden. Jüngste Ausgrabungen von Aslihan Yener von der University of Chicago haben aber gezeigt, dass diese Schicht aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. stammt. Tatsächlich war die Stadt bis 1300 v. Chr. größtenteils verlassen, lange vor einer möglichen Invasion der Seevölker. 76 Von den anatolischen Stätten, die kurz nach 1200 v. Chr. fielen, zählen Hattuša, die Hauptstadt der Hethiter im Inneren der Hochebene, und Troja an der türkischen Westküste sicherlich zu den bekannteren. Und in beiden Fällen konnte man zweifelsfrei feststellen, dass es nicht die Seevölker waren, die diese Städte vernichteten.
Hattuša Wir wissen, dass die hethitische Hauptstadt Hattuša Anfang des 12. Jahrhunderts v. Chr. zerstört und bald danach aufgegeben wurde.
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Die Ausgräber fanden »Asche, verkohltes Holz, Ziegel und Schlacke, die sich bildete, als beim Brand Lehmziegel in der großen Hitze schmolzen«. 77 Überhaupt nicht klar ist jedoch, wer diese Stadt zerstört hat. Verschiedene Wissenschaftler und Autoren populärwissenschaftlicher Literatur schieben die Schuld immer wieder auf die Seevölker, wobei sie sich hauptsächlich auf die Äußerung Ramses’ III. stützen: »Kein Land hielt ihren Armeen stand, Ḫatti (…)« Doch wir haben keine Ahnung, ob sich »Ḫatti« in diesem Fall auf die Hethiter im Allgemeinen bezieht oder speziell auf Hattuša. 78 Unklar ist ebenso, wann genau Hattuša fiel, zumal es heute scheint, als sei es irgendwann im Laufe der Herrschaft Tudhalijas IV. angegriffen worden, vielleicht von einem Heer, das seinem Cousin Kurunta unterstand – es mag sein, dass dieser Tudhalija den Thron streitig machte. 79 Wie der bekannte Hethitologe Harry Hoffner Jr. von der University of Chicago angemerkt hat, basiert der übliche terminus ante quem für die endgültige Vernichtung der Stadt auf der Äußerung Ramses’ III. aus dem Jahr 1177 v. Chr.; die Zerstörung muss daher einige Zeit vorher stattgefunden haben, vielleicht um 1190– 1180 v. Chr. Wie zutreffend Ramses’ Aussage war, wissen wir auch nicht. 80 In den 1980er Jahren schlugen Hethitologen und andere Forscher vor, ein viel älterer und bekannterer Feind könnte die Stadt zerstört haben: die Kaškäer aus dem Nordosten des Hethiter-Landes. Man nimmt an, dass dieses Volk die Stadt bereits früher einmal überfallen hatte, nämlich kurz vor der Schlacht von Qadeš zu Beginn des 13. Jahrhunderts v. Chr., als die Hethiter Hattuša vorübergehend aufgaben und ihre Hauptstadt für einige Jahre in den Süden verlegten, in eine Region, die man Tarhuntassa nennt. 81 Das ergibt durchaus Sinn, denn, so James Muhly von der University of Pennsylvania: »Es war schon immer schwierig zu erklären, wie es den Seevölkern gelungen sein sollte, die massiven Befestigungsanlagen (…) von Hattuša zu zerstören, das sich Hunderte Kilometer landeinwärts befindet, in einem heute eher isoliert erscheinenden Teil der zentralanatolischen Hochebene.« 82
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Die archäologischen Befunde zeigen, dass Teile von Hattuša durch ein Feuer vernichtet wurden, das in Teilen der Ober- und der Unterstadt wütete und zudem die königliche Akropolis und die Befestigungsanlagen in Mitleidenschaft zog. Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, dass nur öffentliche Gebäude zerstört wurden, u. a. der Palast und ein paar Tempel sowie diverse Stadttore. Die Gebäude wurden nicht geplündert, sondern planmäßig geleert, bevor sie in Brand gesteckt wurden. Die Wohnhäuser in der Ober- und in der Unterstadt weisen hingegen keinerlei Spuren einer Zerstörung auf. 83 Einer der letzten Ausgrabungsleiter, Jürgen Seeher, meint, die Stadt könnte angegriffen worden sein, nachdem sie bereits aufgegeben worden war; somit hätte die königliche Familie all ihre Besitztümer zum Zeitpunkt der endgültigen Zerstörung längst an einen anderen Ort gebracht. In diesem Fall ist es weitaus wahrscheinlicher, dass die Kaškäer – immerhin langjährige Feinde der Hethiter – die Übeltäter waren statt die Seevölker; obwohl sich der Überfall erst ereignet haben dürfte, als das Hethitische Reich bereits anderweitig stark geschwächt war, zum Beispiel durch Dürren, Hungersnöte und die Unterbrechung der internationalen Handelsrouten. 84 Dies ist auch eine plausible Erklärung für die Verwüstungen in drei anderen bekannten zentralanatolischen Stätten relativ nahe bei Hattuša: Alaca Höyük, Alişar und Masat Höyük. Alle drei wurden in etwa zur selben Zeit niedergebrannt – ob durch die Kaškäer, die Seevölker oder jemand anderen, wissen wir nicht. Mersin und Tarsus, im Südosten Anatoliens, wurden ebenfalls zerstört, später aber neu besiedelt. 85 Die zentralanatolische Stätte Karaoğlan, ein Stück westlich von Hattuša, wurde ebenfalls zu dieser Zeit vernichtet; in der Zerstörungsschicht fand man Überreste von Leichen. Aber auch hier ist nicht klar, wer für den Untergang der Stadt verantwortlich war. 86 Weiter westlich in Anatolien wurde relativ wenig zerstört. Der australische Wissenschaftler Trevor Bryce hat festgestellt: »die durch Feuer [in Anatolien] zerstörten Stätten scheinen alle in den Regionen östlich des Flusses Marassantija zu liegen (…) Es gibt keine Beweise
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für ähnliche Katastrophen weiter westlich. Archäologische Ausgrabungen weisen darauf hin, dass nur ein kleiner Teil der hethitischen Stätten tatsächlich zerstört wurde; die meisten wurden einfach aufgegeben«. 87
Troja Die einzige Stadt im Westen, die Anfang des 12. Jahrhunderts v. Chr. durch Brand zerstört wurde, war Troja an der Westküste Anatoliens, genauer: Troja VIIA. 88 Carl Blegen, der Ausgräber von der University of Cincinnati, datierte ihre Zerstörung auf ca. 1250 v. Chr., doch Penelope Mountjoy, eine bekannte Expertin für mykenische Keramik, hat diese Datierung inzwischen auf 1190 bis 1180 v. Chr. korrigiert. 89 Die Bewohner dieser Stadt bedienten sich einfach der Überreste von Troja VIh und bauten daraus eine neue Stadt; Troja VIh war wahrscheinlich durch ein Erdbeben zerstört worden, und zwar wohl bereits 1300 v. Chr., wie bereits ausführlich dargelegt wurde. In die großen Häuser von Troja VI wurden nun Trennwände eingezogen, und dort, wo früher eine Familie gewohnt hatte, zogen nun mehrere ein. Blegen sah diese Wohnungen als Beweis für eine Belagerung der Stadt, aber Mountjoy ist vielmehr der Ansicht, die Bewohner hätten sich nach dem Erdbeben temporäre Behausungen eingerichtet. 90 Zu einem späteren Zeitpunkt wurde die Stadt jedoch tatsächlich belagert; das zeigen Funde von Blegen und von Manfred Korfmann von der Universität Tübingen, der 1988 bis 2005 in Troja grub. Beide Ausgräber fanden Leichen in den Straßen von Troja VIIA sowie Pfeilspitzen in den Mauern, und beide waren davon überzeugt, dass die Stadt im Krieg zerstört wurde. 91 Korfmann, der auch die lange verloren geglaubte Unterstadt von Troja entdeckte, die allen früheren Ausgräbern entgangen war, kommentierte: »Die Beweise sind Feuer und eine Brandkatastrophe. Dann gibt es Skelette; wir fanden zum Beispiel ein Mädchen, ich glaube 16, 17 Jahre alt, zur Hälfte
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vergraben, die Füße durch Feuer verbrannt (…) Es war eine Stadt, die belagert wurde. Es war eine Stadt, die sich verteidigte, die sich schützte. Sie verloren den Krieg und wurden offensichtlich besiegt.« 92 Allerdings bereitet das Datum dieser Vernichtung Schwierigkeiten, wenn man die Mykener als Angreifer in einem Trojanischen Krieg sehen möchte, wie ihn Homer in der Ilias erzählt – es sei denn, die mykenischen Paläste auf dem griechischen Festland wurden angegriffen und zerstört, weil alle Krieger von dort gerade in Troja kämpften. Mountjoy schlägt stattdessen vor, die Seevölker und nicht die Mykener könnten Troja VIIA zerstört haben. Dies würde mit der Erwähnung Ersterer durch Ramses III. nur drei Jahre später zusammenpassen; handfeste Beweise für ihre Hypothese kann sie aber nicht liefern. So bleibt es bei einer Spekulation. 93
Zerstörungen auf dem griechischen Festland Falls die Mykener nicht an der Zerstörung von Troja VIIA beteiligt waren, dann vielleicht, weil sie damals selbst angegriffen wurden. Die meisten Forscher stimmen darin überein, dass in den Jahrzehnten um 1300 v. Chr. Mykene, Tiryns, Midea, Pylos, Theben und viele andere mykenische Stätten auf dem griechischen Festland zerstört wurden. 94 Eine 2010 vom britischen Archäologen Guy Middleton veröffentlichte Untersuchung zeichnet ein verheerendes Bild davon, wie das griechische Festland zwischen 1225 bis 1190 v. Chr. verwüstet wurde: »In der Argolis und in Korinthia gab es Zerstörungen in Mykene, Tiryns, Katsingri, Korakou und Iria (…) in Lakonia am Menelaion, in Messenien in Pylos, in Achaia am Teichos Dymaion, in Böotien und Phokis, in Theben, Orchomenos, Gla (…) und Krisa, während die folgenden Stätten anscheinend verlassen wurden, ohne zerstört zu werden: Argolis und Korinthia: Berbati, Prosymna, Zygouries, Gonia, Tsoungiza; Lakonia: Hagios Stephanos; Messenien: Nichoria; Attika:
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Brauron; Böotien und Phokis: Eutresis.« 95 Ferner stellt Middleton fest, dass es zwischen 1190 und 1130 v. Chr. in Mykene, Tiryns, Lefkandi und Kynos weitere Zerstörungen gab. Carl Blegen und Mabel Lang vom Bryn Mawr College schrieben 1960, es sei »eine stürmische Zeit in der mykenischen Geschichte« gewesen: »Mykene brannte größtenteils nieder, innerhalb und außerhalb der Akropolis. Tiryns wurde von einer ähnlichen Katastrophe heimgesucht. Der Palast in Theben wurde in etwa zur selben Zeit vermutlich ebenfalls geplündert und niedergebrannt. Viele weitere Siedlungen wurden verwüstet, aufgegeben und nie wieder besiedelt: Zu den bekannteren davon gehören Berbati (…) Prosymna (…) Zygouries (…) und ein paar kleinere Orte.« 96 Hier ist ganz offensichtlich etwas Schlimmes passiert, auch wenn einige Wissenschaftler darin nur die Endphase einer schleichenden Auflösung bzw. eines Zusammenbruchs sehen, der bereits um 1250 v. Chr. begonnen haben könnte. Jeremy Rutter vom Dartmouth College beispielsweise vertritt die Meinung, dass »die Zerstörung der Paläste alles andere als eine unvorhersehbare Katastrophe war, die einem krisengeschüttelten Jahrhundert in der Ägäis vorausging; vielmehr war sie der Höhepunkt einer langen Phase von Unruhen, die die mykenische Welt seit der Mitte des 13. Jahrhunderts erschütterte«. 97
Pylos In Pylos datiert die Zerstörung des Palastes, die die Ausgräber ursprünglich auf ca. 1200 v. Chr. festgelegt hatten, laut neueren Erkenntnissen auf ca. 1180 v. Chr. Der Grund für diese Korrektur ist derselbe wie in Troja VIIA, nämlich die Analyse neuer Keramikfunde. 98 Die hiesige Zerstörung wird in der Regel auf Gewalteinwirkung zurückgeführt, u. a. weil sich in den jüngsten Schichten der Stätte Beweise für einen Großbrand finden, nach dem Pylos offenbar aufgegeben wurde. Während der ersten Grabungssaison am Palast im Jahr 1939
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stellte Blegen fest: »Es muss eine Feuersbrunst von ungeheurer Intensität gewesen sein, denn die Innenwände sind vielerorts zu einer formlosen Masse verschmolzen, Steine sind zu Kalk geworden, und auf dem verkohlten Schutt und der Asche, die den Boden bedeckt, lagert eine dicke Schicht von feiner, trockener rot verbrannter Erde, vermutlich die zerfallenen Überreste grober Ziegel, aus denen einst der Überbau bestand.« 99 Die späteren Ausgräber bestätigten seinen Eindruck. Wie Jack Davis von der University of Cincinnati, ehemaliger Direktor der American School of Classical Studies in Athen, anmerkte: »Das Hauptgebäude brannte mit solcher Intensität, dass die Linear-B-Tafeln im dortigen Archivraum verbrannten und in einigen Lagerräumen sogar Gläser schmolzen.« 100 Blegen schrieb 1955, dass »überall (…) lebhafte Beweise einer Zerstörung durch einen Brand ans Licht kamen. Die reichliche (um nicht zu sagen verschwenderische) Verwendung massiver Holzbalken beim Bau der Steinmauern bot dem Feuer nahezu unbegrenzten Brennstoff. Die gesamte Struktur brach zusammen und wurde Opfer einer Feuersbrunst, die eine solche Hitze entwickelte, dass Steine kalzinierten und goldene Ornamente schmolzen.« 101 Früher haben Forscher gelegentlich darauf hingewiesen, dass es in den dort gefundenen Linear-B-Tafeln heißt, man habe im letzten Jahr (oder in den letzten Jahren) von Pylos »Meeresbeobachter« eingesetzt. Entsprechend mutmaßten sie, die Ankunft der Seevölker sei erwartet bzw. befürchtet worden. Was diese Tafeln genau dokumentieren, ist jedoch nicht sicher, und selbst wenn die Bewohner von Pylos das Meer beobachten ließen, so können wir unmöglich wissen, nach wem oder was sie dabei Ausschau hielten. 102 Zusammengefasst: Der Palast von Pylos wurde um 1180 v. Chr. Opfer einer Feuerkatastrophe, aber wer (oder was) dieses Feuer verursachte, ist unbekannt. Wie bei den anderen in jener Zeit zerstörten Stätten wissen wir nicht einmal, ob es der Mensch oder die Natur war.
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Mykene Mykene wurde um 1250 v. Chr. schwer beschädigt, vermutlich durch ein Erdbeben. 1190 v. Chr. oder kurz danach folgte eine zweite Zerstörung; deren Ursache kennen wir ebenfalls nicht, aber wir wissen, dass sie das Ende der Stadt markierte. Diese letzte Zerstörung geschah wieder durch Feuer. Eine der wichtigsten Grabungsleiter in Mykene, der leider inzwischen verstorbene Spyros Iakovidis der University of Pennsylvania, stellte fest, dass »im Kultzentrum, im Tsountas-Haus, in einem Teil des Südwest-Gebäudes, im Panagia-Haus II (…) und vielleicht auch im Palast lokal begrenzte Feuer ausbrachen, allerdings nicht unbedingt gleichzeitig«. 103 Im Kultzentrum zum Beispiel »hat die Intensität des Feuers beigetragen, die Wände in ihrem ursprünglichen Zustand zu erhalten, wenn auch ein wenig verschoben«. 104 In einer nahegelegenen Lagerstätte, die man auf dem Damm zur Zitadelle fand, entdeckten die Ausgräber Trümmer, die »kalzinierte Steine und verbrannte Lehmziegel, Anhäufungen von Asche und verkohlte Balken« enthielten. Die Trümmer »blockierten die Türen der Zimmer im Südosten und lagen fast zwei Meter hoch vor der nordöstlichen Terrassenmauer«. Die Terrassenmauer selbst »war durch die große Hitze des zerstörerischen Brandes verzogen, und an vielen Orten hatte sie bereits die Konsistenz von Beton«. Die Ausgräber kamen zu dem Schluss, dass die Trümmer von den Lehmziegelmauern der Gebäude oberhalb auf der Terrasse stammten, die »als lodernde Masse« kollabiert waren. 105 Einen Hinweis auf die Ursache für all das gibt es jedoch nicht – waren es Eindringlinge, ein Aufstand der Bewohner oder vielleicht ein Unfall? Eine der leitenden Forscherinnen und Ausgräberinnen von Mykene, Elizabeth French von der University of Cambridge, hat dazu angemerkt: »Unmittelbar nach der ›Zerstörung von 1200‹ war die Zitadelle von Mykene nur noch ein Trümmerhaufen. Soweit wir das nachvollziehen können, war kein Gebäude mehr benutzbar. Überall hatte es
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gebrannt, Strukturen waren zusammengebrochen, und wir haben Beweise dafür, dass eine Schlammschicht große Flächen des Westhangs bedeckte – vermutlich das Ergebnis schwerer Regenfälle auf den Trümmern.« 106 Doch French und Iakovidis weisen zugleich darauf hin, dass dies nicht das Ende von Mykene war: Die Stadt wurde unmittelbar danach neu besiedelt, wenngleich in kleinerem Maßstab. Dazu Iakovidis: »Die Menschen mussten sich stark einschränken, und es kam zu einer galoppierenden Regression, aber Not litten die Bewohner nicht.« 107 Interessanterweise merkt Iakovidis weiter an, dass »der archäologische Kontext (…) keine Hinweise auf größere Migrationsbewegungen oder Invasionen im 12. und 11. Jahrhundert v. Chr. liefert. Mykene erlebte kein gewaltsames Ende. Das Gebiet wurde niemals (…) ganz aufgegeben, die Zitadelle jedoch hatte ihre politische und wirtschaftliche Bedeutung eingebüßt, aufgrund von externen, weit entfernten Ursachen. Das komplexe zentralisierte System, das es beherbergte und für das es stand, war zusammengebrochen; die mächtigen Leute, die dieses System geschaffen hatten, existierten nicht mehr, und ein allgemeiner Verfall setzte ein, so dass Mykene langsam und stufenweise zur Ruinenstadt verkam.« 108 Mit anderen Worten: Nach Iakovidis ist unklar, wodurch die Brände verursacht wurden, die kurz nach 1200 v. Chr. große Teile von Mykene zerstörten; er vermeidet es, eine Invasion oder ein anderes dramatisches Ereignis hineinzuinterpretieren, und lastet stattdessen den allmählichen Verfall der Stätte im Laufe der folgenden Jahrzehnte dem Zusammenbruch des Palastsystems und des Fernhandels an. Vielleicht werden neuere Untersuchungen anderer Archäologen seine These bestätigen. 109
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Tiryns In der Landschaft Argolis auf der Peloponnes, nur wenige Kilometer von Mykene entfernt, lag die Stadt Tiryns. Hier wird seit den Tagen Heinrich Schliemanns Ende des 19. Jahrhunderts gegraben. Die meisten Ausgräber fanden hier Hinweise auf ein gewaltsames Ende der Stadt, zuletzt Joseph Maran von der Universität Heidelberg. In den Jahren 2002 und 2003 setzte Maran die Ausgrabung zweier Gebäude innerhalb der unteren Zitadelle fort (Gebäude XI und XV); bereits von seinem Vorgänger Klaus Kilian waren an derselben Stelle Bereiche freigelegt worden. Man vermutet, dass die Gebäude vor ihrer Zerstörung nur eine sehr kurze Zeit benutzt wurden. Im Schutt, der auf die um 1200 v. Chr. oder kurz danach datierte Zerstörung zurückzuführen ist, fand er eine ganze Reihe von höchst interessanten Artefakten, u. a. einen kleinen Elfenbeinstab mit Keilschrift darauf, der entweder importiert oder von einem Ausländer hergestellt bzw. benutzt wurde, der während dieser turbulenten Zeit in Tiryns lebte. 110 Maran berichtet, die Zerstörung sei das Ergebnis einer »Katastrophe [gewesen], die Tiryns heimsuchte (…) [und bei der] der Palast und die Siedlung in der unteren Zitadelle zerstört wurden«. Ferner stellt er fest, dass (worauf bereits Kilian hingewiesen hatte) die »wellenförmigen Mauern« in einigen Gebäuden wahrscheinlich darauf hindeuten, dass die Ursache der Zerstörung ein starkes Erdbeben war: »Die jüngsten Ausgrabungen im benachbarten Midea stützen diese Interpretation.« 111 Schon früher war Kilian davon ausgegangen, dass ein Erdbeben Tiryns und mehrere andere Stätten in der Argolis wie Mykene zerstört habe; inzwischen schließen sich auch andere Archäologen dieser Meinung an. 112 Kilian schrieb: »Der Beweis dafür sind die gekippten und gebogenen Mauern und Fundamente der Gebäude sowie Skelette von Menschen, die von den einstürzenden Mauern der Häuser getötet und begraben wurden.« 113 Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass auch die schwere Zerstörung, die Mykene ca. 1250 v. Chr. erlitt, vermutlich auf ein Erd-
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beben zurückzuführen ist. Wie wir im Folgenden sehen werden, gibt es plausible Hinweise auf eines oder mehrere Erdbeben, die zu jener Zeit verschiedene griechische Stätten in Mitleidenschaft zogen, längst nicht nur Mykene und Tiryns in der Argolis. Laufende Ausgrabungen zeigen übrigens, dass Tiryns nicht vollständig zerstört wurde. Die Stadt war danach noch mehrere Jahrzehnte lang bewohnt, und währenddessen wurden zahlreiche Häuser wieder aufgebaut, vor allem in der Unterstadt. 114
Zerstörungen auf Zypern Zurück zum östlichen Mittelmeer. Auch für den Zusammenbruch von Zypern um 1200 v. Chr. hat man die Seevölker verantwortlich gemacht. Früher sah man das beinahe als erwiesen an – so schrieb Vassos Karageorghis, der Direktor der Altertumsverwaltung der Insel, vor 30 Jahren: »Die friedlichen Bedingungen (…) änderten sich gegen Ende der Epoche Spätzyprisch II [d. h. ca. 1225 v. Chr.]. Auch wenn wir die prahlerische Behauptung der Hethiter, Zypern kontrolliert zu haben, nicht als vollkommen korrekt akzeptieren, (…) können wir doch nicht die Tatsache ignorieren, dass es im östlichen Mittelmeer während der Herrschaft Šuppiluliumas II. unruhig wurde.« 115 Karageorghis schlug vor, dass »eine Vielzahl von Flüchtlingen« das griechische Festland verließ, als das »Mykenische Reich« (so seine Formulierung) zusammenbrach, und dass sie zu Plünderern und Abenteurern wurden, die mit anderen zusammen gegen 1225 v. Chr. schließlich Zypern erreichten. Ihnen schrieb er die damaligen Zerstörungen auf Zypern zu, von denen die wichtigen Städte Kition und Enkomi an der Ostküste und auch andere Stätten wie Maa-Palaiokastro, Kalavasos-Hagios Dimitrios, Sinda und Maroni betroffen waren.116 Die kleine Stätte Maa-Palaiokastro ist in diesem Zusammenhang besonders interessant, da es dort zu eben jener Zeit, gegen Ende des
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13. Jahrhunderts v. Chr., zu Unruhen kam. Karageorghis, der die Stätte ausgegraben hat, beschrieb sie als »befestigten [militärischen] Außenposten auf einer Landzunge an der Westküste«. Er wies darauf hin, dass dieser Ort über natürliche Verteidigungsstrukturen verfügte: Die Landzunge war auf drei Seiten vom Meer umgeben, ihre Seiten fielen steil ab – eine künstliche Befestigung war also nur am Übergang zum Festland notwendig. Er war der Ansicht, dass es sich hierbei um einen Außenposten der Eindringlinge aus der Ägäis handelte, die von dieser Enklave aus Enkomi und Kition überfielen – bis ihre Anlage wiederum von einer zweiten Welle von Siedlern aus der Ägäis zerstört wurde, die sich wahrscheinlich um 1190 v. Chr. dauerhaft auf der Insel niederließen. 117 Karageorghis glaubte, es habe auch an anderen Orten auf Zypern wie Sinda und Pyla-Kokkinokremos ähnliche ausländische Enklaven gegeben. Er stellte beispielsweise fest, dass die direkt westlich von Enkomi im Inland gelegene befestigte Siedlung Sinda ca. 1225 v. Chr. gewaltsam zerstört wurde. Direkt auf der verbrannten Zerstörungsschicht errichteten die Nachfolger neue Gebäude – möglicherweise handelte es sich bei diesen um die Eindringlinge aus der Ägäis. 118 Diese Zerstörungen und Wiederaufbaumaßnahmen datieren jedoch wahrscheinlich zu früh, als dass sie etwas mit den Überfällen der Seevölker zu tun haben könnten – zumindest mit jenen, die Merenptah 1207 v. Chr. und Ramses III. 1177 v. Chr. beschrieben. Als Folge schlug Karageorghis vor, es könne bereits vor den Seevölkern eine Angriffswelle kriegerischer Völker aus der Ägäis gegeben haben, die gegen 1225 v. Chr. Zypern erreichte. Die anschließende Ankunft der Seevölker würden die Ausgrabungen in Enkomi an der Küste bezeugen, wo »eine zweite Katastrophe ans Tageslicht kam, (…) die von einigen Forschern mit den Überfällen der Seevölker in Verbindung gebracht wird.« Diese zweite Zerstörungsschicht datierte er auf ca. 1190 v. Chr. 119 Echte Beweise dafür, wer diese zyprischen Stätten in der Zeit zwischen 1225 und 1190 v. Chr. vernichtet hat, gibt es nicht. Es ist durch-
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aus möglich, dass zumindest einige frühe Zerstörungen von Tudhalija und den Hethitern verursacht wurden; immerhin brüstete Tudhalija sich etwa zu dieser Zeit damit, Zypern angegriffen und erobert zu haben. Darüber hinaus haben wir bereits gesehen, dass Šuppiluliuma II. (der ca. 1207 v. Chr. den hethitischen Thron bestieg) in seinen Aufzeichnungen behauptete, während seiner Herrschaft die Insel ebenfalls angegriffen zu haben. Es kann also durchaus sein, dass nicht die Seevölker, sondern die Hethiter in dieser turbulenten Zeit für den Großteil der Zerstörungen auf Zypern verantwortlich waren. Es gibt sogar einen Brief des Statthalters von Zypern (Alašija), der darauf hinzudeuten scheint, dass Schiffe aus Ugarit einen Teil der Schäden verursacht haben und dass die Verwüstungen zumindest teilweise auf eines oder mehrere Erdbeben zurückgehen. Bei Enkomi entdeckten die Ausgräber Leichen von Kindern, die von herabfallenden Lehmziegeln erschlagen worden waren – dies scheint auf eine Naturkatastrophe hinzuweisen. 120 Karageorghis’ Szenario ist inzwischen ein wenig korrigiert worden. Heute zeichnet man ein komplexeres Bild davon, was auf Zypern gegen Ende der Spätbronzezeit vor sich ging. Auch Karageorghis hat sich davon überzeugen lassen, dass es an jedem dieser Standorte nur eine Zerstörungswelle gab, nicht zwei, und dass diese auf etwa 1190 bis 1174 v. Chr. zu datieren ist und nicht bereits ab 1225 v. Chr. stattfand. 121 Eine neuere Darstellung der Ereignisse jener Epoche von der britischen Forscherin Louise Steel besagt, der »traditionelle Blick auf jene (…) Zeit ist der einer mykenischen Besiedlung Zyperns (und der südlichen Levante) nach dem Zusammenbruch der mykenischen Paläste. Doch (…) es war nicht so, dass der Insel einfach die mykenische Kultur aufoktroyiert wurde. Vielmehr zeigt das (…) Material einen Synkretismus der Einflüsse, der die Weltoffenheit der [spätzyprischen] kulturellen Identität widerspiegelt. Die mykenische (oder ägäische) Kultur wurde nicht einfach von der Ägäis nach Zypern übertragen, sondern verschmolz mit der indigenen zyprischen Kultur.« 122 Steel stellt Karageorghis’ Schlussfolgerungen und den konventio-
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nellen Blick auf die ägäische Besiedlung Zyperns infrage. Beispielsweise sieht sie Stätten wie Maa-Palaiokastro und Pyla-Kokkinokremos nicht als ausländische oder ägäische »defensive Außenposten«, sondern ist der Ansicht, die Beweislage spreche eher dafür, dass die Zyprer dort selbst Festungen bauten, zum Beispiel, »um den Warenverkehr, insbesondere den Handel mit Metall, zwischen den Hafenstädten (…) und dem zyprischen Hinterland zu gewährleisten.« 123 Sie erklärt weiter, dass »die herkömmliche Interpretation von MaaPalaiokastro als frühägäische Burg noch nicht eingehend genug geprüft wurde«, und schlägt vor, sowohl Maa-Palaiokastro als auch Pyla-Kokkinokremos könnten indigen-zyprische Festungen gewesen sein, analog zu den Defensivanlagen, die etwa zu dieser Zeit auf Kreta gebaut wurden.124 Andere Wissenschaftler wie Bernard Knapp von der University of Edinburgh weisen darauf hin, dass die sogenannte mykenische Kolonisation, die früher in der wissenschaftlichen Literatur ein weit verbreitetes Schlagwort war, vermutlich weder mykenisch noch eine Kolonisation war. Viel wahrscheinlicher ist, dass es eine Zeit der Hybridisierung war, im Rahmen derer Aspekte der zyprischen, ägäischen und levantinischen materiellen Kultur angepasst und wiederverwendet wurden und zusammen eine neue elitäre soziale Identität schufen. 125 Mit anderen Worten: Wir haben es wieder einmal mit einer globalisierten Kultur zu tun, die eine Vielzahl von Einflüssen aufweist – kurz vor dem Ende und Zusammenbruch der Bronzezeit. Aber dann ist da noch Paul Åström, der an der Küste Zyperns in Hala Sultan Tekke grub, nahe der modernen Stadt Larnaka. Er schrieb, die Stadt sei »teilweise durch einen Brand zerstört und in aller Eile verlassen« worden. Irgendwann um 1200 v. Chr., vielleicht auch etwas später, habe man hier »lose Gegenstände in den Höfen zurückgelassen und Wertsachen vergraben. Bronzene Pfeilspitzen (eine steckte in der Mauer eines Gebäudes) sowie zahlreiche Schleuderbleie lagen überall verteilt – anschauliches Zeugnis eines Krieges«. 126 Dies ist einer der wenigen eindeutigen Fälle eines feindlichen Angriffes, und
Zerstörungen auf Zypern
doch haben die Angreifer keine Visitenkarte hinterlassen, weder hier noch anderswo. Nach neuesten Erkenntnissen aus der Lagune von Hala Sultan Tekke litt die ganze Region zu dieser Zeit höchstwahrscheinlich unter den Folgen einer schweren Dürre, Näheres dazu in Kürze. 127 Wir sind heute damit konfrontiert, dass vieles von dem, was wir zu wissen glauben, auf den Prüfstand kommt und dass sich konventionelle historische Paradigmen als falsch herausstellen oder zumindest infrage gestellt werden. Zwar ist klar, dass kurz vor oder nach 1200 v. Chr. verschiedene Stätten auf Zypern zerstört wurden, doch keineswegs ist gesichert, wer dafür verantwortlich war – dafür kommen die Hethiter genauso infrage wie Invasoren aus der Ägäis und die Seevölker, aber auch ein Erdbeben (oder mehrere). Es ist durchaus denkbar, dass der archäologische Befund gar nicht die materielle Kultur der Zerstörer widerspiegelt, sondern vielmehr die Kultur von Menschen, die die Verwüstungen auf der Insel dazu nutzten, sich in den ganz oder teilweise unbewohnten Städten und Siedlungen niederzulassen. Trotzdem scheint Zypern diese Verwüstungen überdauert zu haben und sogar größtenteils intakt geblieben zu sein. Einiges deutet darauf hin, dass die Insel weiterhin florierte, sogar bis ins 11. Jahrhundert v. Chr. hinein; Hinweise darauf finden sich in ägyptischen Texten wie in dem Reisebericht des Wenamun, der von einem ägyptischen Priester und Gesandten verfasst wurde, der ca. 1075 v. Chr. vor der Insel Schiffbruch erlitt. 128 Dass sich Zypern als so widerstandsfähig erwies, lag an einer ziemlich dramatischen politisch-wirtschaftlichen Umstrukturierung. Dadurch hielten die Insel und ihre Gesellschaft noch bis ca. 1050 v. Chr. durch, doch dann war auch für Zypern Schluss. 129
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Kämpfe in Ägypten und die Haremsverschwörung Kehren wir einen Moment lang zurück nach Ägypten: Hier finden wir ein ähnliches Bild wie im östlichen Mittelmeer und in der Ägäis – und doch ist es wiederum ganz anders. Die Ägypter standen am Ende das 13. Jahrhunderts v. Chr. relativ gut da; immerhin hatten sie 1207v. Chr. unter Merenptah die erste Welle der Seevölker besiegt. Das 12. Jahrhundert v. Chr. begann unter der Herrschaft von Sethos II. und Königin Tausret zunächst ruhig. Doch nachdem Ramses III. im Jahr 1184 v. Chr. den Thron bestiegen hatte, wendete sich das Blatt. Im fünften und im elften Jahr seiner Herrschaft führte er aufwendige Kriege gegen Ägyptens Nachbarn, die Libyer. 130 Und mittendrin, im achten Regierungsjahr, musste er sich auch noch gegen die Seevölker wehren. Nach 32 Jahren auf dem Thron wurde Ramses III. im Jahr 1155 v. Chr. wahrscheinlich ermordet. Wir kennen die Geschichte seiner Ermordung aus einer Reihe von Dokumenten, von denen der Turiner Justiz-Papyrus das ausführlichste ist. Man vermutet, dass einige dieser Dokumente miteinander zusammenhängen und ursprünglich Teil einer einzigen, fünf Meter langen Papyrusrolle waren. Alle diese Texte haben mit einer Gerichtsverhandlung zu tun, bei der die Teilnehmer einer Verschwörung gegen den Pharao angeklagt wurden – der sogenannten Haremsverschwörung. Diese Verschwörung scheint nichts mit den anderen damaligen Vorgängen im östlichen Mittelmeerraum zu tun zu haben. Es war der Plan einer der weniger bedeutenden Königinnen im königlichen Harem, die ihren Sohn als Nachfolger Ramses’ III. sehen wollte. Bis zu 40 Personen wurden der Verschwörung beschuldigt, Mitglieder des Harems genauso wie Würdenträger des Hofes. Sie kamen in vier Gruppen vor Gericht. Viele von ihnen wurden für schuldig befunden und mit dem Tode bestraft; einige zwang man, noch vor den Augen der Richter Selbstmord zu begehen. Die betreffende Königin und ihr Sohn gehörten zu den Hingerichteten. 131 Zwar ist bekannt, dass Ramses III. starb, bevor diese Urteile ausgesprochen wurden, doch geht
Kämpfe in Ägypten und die Haremsverschwörung
aus den Dokumenten nicht eindeutig hervor, ob die Verschwörung erfolgreich gewesen war. Dass das Attentat wohl wirklich funktioniert hatte, wissen wir erst seit Kurzem. Die Mumie Ramses’ III. kennen wir schon lange. Sie war ursprünglich im Tal der Könige in einem eigenen Grab (KV 11) bestattet worden, wurde dann aber später von Priestern aus Sicherheitsgründen verlegt, wie auch eine Reihe anderer Pharaomumien. All diese entdeckte man 1881 in einem Versteck in Deir el-Bahari in der Nähe von Hatschepsuts Totentempel. 132 Im Jahr 2012 führten Ägyptologen und Forensiker am Leichnam Ramses’ III. eine Autopsie durch und berichteten anschließend im British Medical Journal, dass dem Pharao tatsächlich die Kehle durchgeschnitten worden war. Man hatte ihm ein scharfes Messer unmittelbar unter dem Kehlkopf in den Hals gestoßen, bis in die Halswirbel hinein und damit seine Luftröhre und sämtliches angrenzende Weichgewebe durchtrennt. Er war sofort tot. Bei der anschließenden Einbalsamierung platzierte man ein Amulett in Form eines Horusauges auf die Wunde, entweder zum Schutz oder zur Heilung. Doch in diesem Leben konnte dem König niemand mehr helfen. Zusätzlich legte man ihm einen dicken Kragen aus Leinen um den Hals, der die 70 Millimeter breite Stichwunde verbarg. Die Wissenschaftler waren nur mittels Röntgentechnik in der Lage, durch das dicke Tuch hindurchzusehen und die Verletzung zu entdecken, die den Pharao tötete. 133 Zusammen mit Ramses III. fand man einen zweiten Leichnam: Der 18 bis 20 Jahre alte sogenannte unbekannte Mann E war in rituell unreine Ziegenhaut eingehüllt und nicht korrekt mumifiziert worden – es könnte sich daher um den schuldigen Prinzen handeln; ein DNA-Test hat bestätigt, dass er wahrscheinlich Ramses’ Sohn war. Forensische Beweise wie das verzerrte Gesicht und Verletzungen am Hals deuten darauf hin, dass er stranguliert worden war. 134 Mit dem Tod Ramses’ III. hörte in Ägypten die glanzvolle Epoche auf. Zwar folgten auf ihn noch weitere acht Pharaonen während der 20. Dynastie, bis diese 1070 v. Chr. zu Ende ging, doch keiner dieser
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Nachfolger Ramses’ III. erwarb sich nennenswerte Verdienste. Das wäre allerdings auch ziemlich bemerkenswert gewesen, bedenkt man, wie mittlerweile die Situation in anderen Teilen des östlichen Mittelmeerraums war. Immerhin schickte noch der letzte Pharao der Dynastie, Ramses XI., seinen Gesandten Wenamun nach Byblos, um libanesische Zedern zu kaufen; auf der Heimreise erlitt er 1075 v. Chr. vor Zypern Schiffbruch.
Fazit Zweifellos kam es um die Wende vom 13. zum 12. Jahrhundert v. Chr. in der Ägäis und im östlichen Mittelmeerraum zu massiven Zerstörungen, doch wer dahintersteckte, wissen wir nicht. Auch andere Fragen bleiben offen – so wie diejenige nach den Produzenten der Keramik, die man als Typ IIIC1b bezeichnet und die nach den Zerstörungen von ca. 1200 v. Chr. an zahlreichen Stätten rund um das östliche Mittelmeer auftauchte, beispielsweise in Ras Ibn Hani und Ras Bassit in der Nähe von Ugarit. 135 Diese Keramik galt früher als das Werk vertriebener Mykener, die nach der Zerstörung ihrer Heimat gen Osten geflohen waren. Tatsächlich aber scheint sie auf Zypern und im östlichen Mittelmeerraum produziert worden zu sein, wahrscheinlich nachdem der Import entsprechender Ware aus der Ägäis unterbrochen worden war. Annie Caubet vom Louvre kommentiert, was in Ras Ibn Hani nach der Zerstörung geschah: »Sicherlich kann niemand bestreiten, dass das Gelände auf stabile und kontinuierliche Weise neu besiedelt wurde. Zu beweisen bleibt, dass die neuen Bewohner zu den Seevölkern zählten und nicht der lokalen Bevölkerung angehörten, die zurückkehrte, als alles vorbei war.« 136 Weitere Neuerungen in Zypern und der Levante, die sich auf diese Zeit datieren lassen, wie der Einsatz von Quadermauerwerk in der Baukunst sowie bestimmte Bestattungs-
Fazit
rituale und Vasenformen, 137 könnten darauf hindeuten, dass Kontakte mit der Ägäis bestanden oder dass sich dort vielleicht sogar Vertriebene aus der Ägäis aufhielten. Aber ägäische Stile beweisen nicht zwangsläufig die Anwesenheit ägäischer Menschen – das alles könnte ebenso gut eine weitere Erscheinungsform der Globalisierung sein, die auch während der turbulenten Jahre, die das Ende der Spätbronzezeit markierten, noch vorherrschte. Was das Ende dieses Zeitalters betrifft, so könnte durchaus mehr dahinterstecken als die Verwüstungen einer Bande umherziehender Marodeure, die die Ägypter in ihren Aufzeichnungen verewigten und die wir heute als »Seevölker« bezeichnen. Früher gab die Forschung ihnen gerne die Alleinschuld am Untergang der Zivilisation in diesem riesigen Teil der Welt, dabei könnte es durchaus sein, dass die Seevölker ebenso sehr Opfer wie Täter waren. Inwiefern? Das wollen wir im nächsten Kapitel untersuchen.
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Kapitel fünf
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Nun sollten wir endlich in der Lage sein, unser großes Rätsel zu lösen. Versuchen wir einmal, all die verschiedenen Indizien und Beweise, die uns zur Verfügung stehen, zu einem großen Ganzen zusammenzuführen, um zu ermitteln, warum das stabile internationale System der späten Bronzezeit mit einem Mal zusammenbrach, nachdem es mehrere Jahrhunderte bestanden hatte. Allerdings müssen wir uns dieser Aufgabe ganz vorurteilsfrei widmen, mittels des »wissenschaftliche[n] Gebrauch[s] unserer Vorstellungskraft«, wie es der unsterbliche Sherlock Holmes einmal formulierte, »wo wir Möglichkeiten abwägen und das Wahrscheinlichste wählen«. 1 Zunächst einmal haben wir festgestellt, dass die Seevölker und der sogenannte Zusammenbruch bzw. die Katastrophe am Ende der Spätbronzezeit Themen sind, die die Forschung im Laufe des vergangenen Jahrhunderts ausführlich diskutiert hat, und dass die Mehrzahl der Untersuchungen beides miteinander in Verbindung gesetzt hat. Dies gilt vor allem für die 1980er und 1990er Jahre: 1985 brachte Nancy Sandars eine überarbeitete Ausgabe ihres einfach The Sea Peoples betitelten Buches heraus, 1993 erschien The End of the Bronze Age von Robert Drews. Daneben gab es mindestens zwei wissenschaftliche Konferenzen bzw. Tagungen speziell zu diesem Thema (1992 und 1997) sowie verschiedene weitere Bücher, Dissertationen und Konferenzen, die damit in Verbindung standen. 2 Doch wie bereits zu Beginn dieses Buches erwähnt, besitzen wir inzwischen eine Fülle neuer Daten, die wir bei einer aktuellen Untersuchung der Seevölker
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und der komplexen Kräfte, die zu einem Ende der hier dargestellten prachtvollen Zivilisationen führte, berücksichtigen müssen. 3 Zu allererst müssen wir (wie schon mehr als einmal bemerkt) anerkennen, dass in vielen Fällen unklar ist, wer oder was für die Zerstörung der spätbronzezeitlichen Städte, Königreiche und Imperien der Ägäis und des östlichen Mittelmeerraums verantwortlich war. Die Zerstörung des Palastes des Nestor in Pylos um 1180 v. Chr. ist ein hervorragendes Beispiel dafür – erst kürzlich schrieb hierzu ein Forscher: »Einige sind der Meinung, die Katastrophe gehe auf das Konto von Invasoren von außerhalb des Königreiches, andere, die Bevölkerung von Pylos selbst habe sich gegen ihren König erhoben. Die genauen Ursachen bleiben im Dunkeln.« 4 Wir müssen also feststellen, dass es derzeit in der Wissenschaft keinen Konsens über die Ursache(n) gibt, die vor etwas mehr als 3000 Jahren zum Zusammenbruch dieser zahlreichen, miteinander in Verbindung stehenden Gesellschaften führte(n) – als Übeltäter wurden in letzter Zeit »Feinde aus dem Ausland, sozial motivierte Aufstände, Naturkatastrophen, ein Zusammenbruch des Systems und Veränderungen in der Kriegsführung« genannt. 5 So, wie es die Wissenschaft in den vergangenen 80 Jahren getan hat, wollen wir nun also auch über diese möglichen Ursachen spekulieren. Dabei sollten wir die verfügbaren Daten möglichst objektiv betrachten, die diese hypothetischen Möglichkeiten stützen – oder eben nicht.
Erdbeben Seit den Tagen Claude Schaeffers, des ersten Ausgräbers von Ugarit, nimmt man an, dass Erdbeben einige der spätbronzezeitlichen Städte vernichtet oder zumindest zu ihrer Zerstörung beigetragen haben könnten. Er glaubte, dass der endgültige Untergang Ugarits auf ein Erdbeben zurückzuführen sei, denn er hatte in der Stadt klare An-
Erdbeben
zeichen dafür entdeckt. Fotografien von Schaeffers Ausgrabungen zeigen beispielsweise lange Steinmauern, die aus dem Gleichgewicht geraten waren – ein deutlicher Hinweis auf ein Erdbeben. 6 Inzwischen wird das Erdbeben in Ugarit jedoch auf 1250 v. Chr. oder ein bisschen später datiert. Da es für die Jahrzehnte zwischen dem Erdbeben und dem endgültigen Untergang der Stadt Anzeichen für Instandsetzungsarbeiten in der Stadt gibt, glaubt man heute, dass sie durch das Beben nur beschädigt und nicht vollständig zerstört wurde. 7 Zugegebenermaßen ist es oft schwierig, zu unterscheiden, ob eine Stadt durch ein Erdbeben oder durch einen Krieg zerstört worden ist. Es gibt allerdings mehrere Merkmale, die für eine Zerstörung durch ein Erdbeben charakteristisch sind und die die Archäologen bei einer Ausgrabung feststellen können. Dazu gehören zusammengebrochene, ausgebesserte oder nachträglich verstärkte Wände, Skelette oder Leichen mit zertrümmerten Knochen, die unter herabgefallenen Trümmern liegen, parallel nebeneinander umgestürzte Säulen, aus (Tor-) Bögen herausgefallene Schlusssteine sowie Wände, die in ungewöhnlichen Winkeln zueinander stehen oder sich nicht mehr an ihrer ursprünglichen Position befinden. 8 Anders bei einer Stadt, die durch einen Krieg zerstört wurde: Hier finden sich in der Regel im Schutt der Zerstörung verschiedene Arten von Waffen. Im israelischen Aphek zum Beispiel, das gegen Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. zerstört wurde, entdeckten die Ausgräber in den Mauern der Gebäude steckende Pfeilspitzen, ebenso in Troja VIIA. 9 Die jüngsten Forschungsergebnisse von Archäoseismologen zeigen, dass Griechenland sowie ein großer Teil der restlichen Ägäis und des östlichen Mittelmeerraums ab etwa 1225 v. Chr. von einer ganzen Reihe von Erdbeben heimgesucht wurde. Die Erdbebenwelle dauerte an die 50 Jahre, bis etwa 1175 v. Chr. Das von Schaeffer in Ugarit identifizierte und beschriebene Erdbeben war mithin kein Einzelfall; es war eines von zahlreichen Beben, die sich in diesem Zeitraum ereigneten. Eine solche Erdbebenserie nennt man einen earth-
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quake storm; dabei sorgt eine bestimmte seismische Störung dafür, dass es über Jahre oder sogar Jahrzehnte immer wieder zu Erdbeben kommt, bis der Druck entlang der tektonischen Verwerfungslinie komplett entlastet ist. 10 In der Ägäis gab es in diesem Zeitraum wahrscheinlich Erdbeben in Mykene, Tiryns, Midea, Theben, Pylos, Kynos, Lefkandi, am Menelaion, in Kastanas in Thessalien, Korakou, Profitis Elias und Gla. Auch im östlichen Mittelmeer wurden in diversen Stätten Erdbebenschäden aus jener Epoche festgestellt, u. a. in Troja, Karaoǧlun und Hattuša in Anatolien, Ugarit, Megiddo, Aschdod und Akko in der Levante und Enkomi auf Zypern. 11 Und genau wie heute Menschen in den Trümmern einstürzender Gebäude begraben werden und sterben, wenn sich in einem besiedelten Gebiet ein Erdbeben ereignet, geschah es auch damals: Mindestens 19 Erdbebenopfer hat man bei Ausgrabungen in den spätbronzezeitlichen Städten gefunden. In Mykene beispielsweise entdeckte man im Keller eines Hauses 200 Meter nördlich der Zitadelle die Skelette von drei Erwachsenen und einem Kind, die dort bei einem Erdbeben unter herabgefallenen Steinen zerquetscht worden waren. In einem Haus am Westhang des Bergrückens nördlich des Schatzhauses des Atreus lag im Türdurchgang zwischen zwei Räumen in ähnlicher Weise das Skelett einer Frau mittleren Alters, deren Schädel durch einen herabgefallenen Stein eingeschlagen worden war. In Tiryns fand man unter den eingestürzten Mauern des Gebäudes X innerhalb der Akropolis die Skelette einer Frau und eines Kindes; die Skelette zwei weiterer Personen lagen nahe der Befestigungsmauern, wo sie unter den Trümmern der Mauer gestorben waren. Auch im nahegelegenen Midea entdeckten die Ausgräber mehrere Skelette, darunter das eines jungen Mädchens, dem herabfallende Steine in einem Zimmer nahe des Osttores Schädel und Rückgrat zerbrochen hatten. 12 Bei all dem müssen wir jedoch bedenken, dass diese Erdbeben zwar zweifellos schwere Schäden verursachten, aber als alleiniger Grund für den völligen Zusammenbruch einer Gesellschaft kaum aus-
Klimawandel, Dürre und Hungersnot
gereicht haben können, zumal einige der Stätten hinterher eindeutig neu besiedelt und zumindest teilweise wiederaufgebaut wurden. Dies war zum Beispiel in Mykene und Tiryns der Fall, auch wenn sie nie wieder das Niveau vor ihrer Zerstörung erreichten. 13 Nach einer Erklärung für das Ende der Spätbronzezeit in der Ägäis und im östlichen Mittelmeerraum müssen wir folglich anderswo suchen.
Klimawandel, Dürre und Hungersnot Ein Vorschlag favorisiert von Wissenschaftlern, die eine Erklärung nicht nur für das Ende der Spätbronzezeit, sondern auch für die Migration der Seevölker suchen, ist ein Klimawandel, insbesondere in Form von Dürren, der zu Hungersnöten geführt hat. Obgleich die in dieser Hinsicht von Archäologen formulierten Theorien häufig die Umstände zur Zeit ihrer Veröffentlichung widerspiegeln, wurden die ersten Hypothesen über die Auswirkungen möglicher klimatischer Veränderungen am Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. mehrere Jahrzehnte, bevor man sich so intensiv wie heute mit dem Klimawandel beschäftigte, aufgestellt. Eine Dürre galt unter Forschern lange als beste Erklärung dafür, dass die Seevölker das westliche Mittelmeer verließen und gen Osten fuhren. Sie postulierten, eine Dürre in Nordeuropa habe die dortige Bevölkerung ans Mittelmeer getrieben, wo sie die ursprünglichen Einwohner Siziliens, Sardiniens und Italiens, vielleicht sogar die der Ägäis, verdrängten. Falls das stimmt, könnte dies eine Kettenreaktion in Gang gesetzt haben, die schließlich in einer Völkerwanderung zum östlichen Mittelmeer gipfelte. Beispiele für Völkerwanderungen aufgrund von Dürren finden sich viele, nicht zuletzt in den USA der 1930er Jahre, wo der berüchtigte Dust Bowl zu einer massenhaften Migration aus Oklahoma und Texas nach Kalifornien führte. Einen solchen Vorgang bezeichnet man als Push-Pull-Migration – dabei sor-
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gen negative Bedingungen dafür, dass Menschen ihre Heimat verlassen, und zugleich werden sie durch besonders positive Rahmenbedingungen am Zielort angezogen. Der britische Archäologe Guy Middleton hat diesen Vorgang noch um die Kategorien »bleiben« und »können« erweitert – Faktoren, die zum Wunsch beitragen, trotz der widrigen Umstände in der Heimat zu bleiben, und Faktoren, die beeinflussen, ob diese Menschen tatsächlich migrieren können. Letzteres beinhaltet Kenntnisse der Seefahrt, befahrbare Routen usw. 14 Das in diesem Zusammenhang wohl berühmteste Argument für eine Dürre als Faktor beim Untergang der Ägäis der späten Bronzezeit ist schon 50 Jahre alt: Mitte der 1960er Jahre veröffentlichte Rhys Carpenter, Professor für Archäologie am Bryn Mawr College, ein ebenso knappes wie einflussreiches Buch, in dem er die Auffassung vertrat, dass die mykenische Kultur aufgrund einer lang anhaltenden Dürre unterging, die den gesamten Mittelmeerraum betraf. Er stützte seine Argumentation auf einen offenbar ziemlich dramatischen Rückgang der Bevölkerungszahlen auf dem griechischen Festland nach dem Ende der Bronzezeit. 15 Allerdings haben spätere archäologische Untersuchungen und Ausgrabungen gezeigt, dass der Bevölkerungsrückgang bei Weitem nicht so drastisch war, wie Carpenter geglaubt hatte. Vielmehr wanderte die Bevölkerung in der Eisenzeit lediglich in andere Regionen Griechenlands ab, und dies könnte auch ganz andere Gründe als eine Dürre gehabt haben. Daher blieb Carpenters eigentlich ziemlich geniale Theorie zunächst auf der Strecke – wie wir weiter unten sehen werden, könnte sie jedoch bald angesichts neuer Daten ein Revival erleben. 16 Lassen wir die Dürre mal einen Moment beiseite und wenden wir uns der Hungersnot zu. Hier können wir feststellen, dass die Wissenschaft lange Texte vom Ende der Bronzezeit bereits kennt, die unmissverständlich von Hungersnöten und von der Getreideknappheit im Hethitischen Reich und anderswo im östlichen Mittelmeer sprechen. 17 Man hat aber ebenso festgestellt, dass das Auftreten von Hungersnöten in dieser Region nicht eindeutig den letzten Jahren der
Klimawandel, Dürre und Hungersnot
Spätbronzezeit zuzuordnen ist. Beispielsweise schrieb bereits mehrere Jahrzehnte früher, Mitte des 13. Jahrhunderts v. Chr., eine hethitische Königin an Pharao Ramses II.: »Ich habe kein Getreide in meinem Land.« Kurze Zeit später schickten die Hethiter eine Handelsdelegation nach Ägypten, um Gerste und Weizen für Anatolien einzukaufen. 18 In einer Inschrift erklärt der ägyptische Pharao Merenptah, er habe »verursacht, Schiffe mit Getreide zu verschicken, um das Land Ḫatti am Leben zu halten« – eine weitere Bestätigung dafür, dass die Hethiter gegen Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. unter einer Hungersnot zu leiden hatten. 19 Briefe aus der hethitischen Hauptstadt zeigen, dass die Krise mehrere Jahrzehnte anhielt; die Frage in einem der Briefe: »Weißt du nicht, dass in meinen Ländern der Hunger herrscht?« kann nur rhetorisch gemeint sein. 20 In einigen der Briefe aus Ugarit ist die Rede davon, man werde umgehend große Mengen Getreide zu den Hethitern schicken. In einem Schreiben des hethitischen Königs an den König von Ugarit geht es explizit um 2000 Einheiten Gerste (oder einfach Getreide). Der hethitische König beendet seinen Brief mit den dramatischen Worten: »Es geht hier um Leben und Tod!« 21 Ein ganz ähnlicher Brief fordert neben Getreide auch die Lieferung von Schiffen; dies verleitete die ursprünglichen Ausgräber zur Vermutung, hier habe man sich gegen Übergriffe der Seevölker wehren wollen. Ob das stimmt, lässt sich nicht beweisen. 22 Sogar der letzte König von Ugarit, ’Ammurapi, erhielt Anfang des 12. Jahrhunderts v. Chr. mehrere Briefe vom Hethiterkönig Šuppiluliuma II. In einem davon beschwert sich Šuppiluliuma über die Verspätung einer dringend benötigten Lieferung von Nahrungsmitteln ins Land der Hethiter – wenige Jahre vor den letzten Zerstörungen. 23 Itamar Singer von der Universität Tel Aviv war davon überzeugt, dass die Hungersnöte der letzten Jahre des 13. und der ersten Jahrzehnte des 12. Jahrhunderts v. Chr. ein nie gekanntes Ausmaß erreichten und dass sie weitaus mehr Regionen betrafen als bloß Anatolien.
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Nach seiner Einschätzung weisen die literarischen und archäologischen Befunde darauf hin, dass mehrere »klimatologische Katastrophen gegen Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. den gesamten östlichen Mittelmeerraum beeinflussten«. 24 Er mag da durchaus richtig gelegen haben, denn einer der Briefe, die man im Haus des Urtenu im nordsyrischen Ugarit gefunden hat, beweist, dass in der Stadt Emar im syrischen Binnenland zum Zeitpunkt ihrer Zerstörung (1185 v. Chr.) eine Hungersnot herrschte. Die entsprechenden Zeilen in diesem Brief, der offenbar von jemandem aus einer Niederlassung von Urtenus Firma in Emar stammte, lauten: »Man hungert in deinem [d. h. unserem] Haus; wir werden alle verhungern. Wenn du nicht schnell herkommst, werden wir des Hungers sterben. Du wirst aus deinem Land keine lebende Seele mehr sehen.« 25 Auch Ugarit selbst scheint dagegen nicht immun gewesen zu sein – ein Brief von Merenptah, den man im Haus des Urtenu fand, erwähnt ausdrücklich »Getreidelieferungen aus Ägypten, die die Hungersnot in Ugarit lindern sollen«, 26 und einer der ugaritischen Könige schrieb an einen unbekannten, aber vermutlich königlichen und ranghöheren Empfänger: »(Hier) bei mir hat sich Überfluss in Hunger (verwandelt).« 27 Es gibt auch ein Schreiben vom König von Tyros an der Küste des heutigen Libanon an den König von Ugarit, in dem er diesen darüber informiert, sein mit Getreide aus Ägypten beladenes Schiff sei im Sturm gekentert: Dein Schiff, das du nach Ägypten schicktest, kam kurz vor Tyros in einem gewaltigen Sturm ums Leben [= kenterte]. Es wurde geborgen, und der Bergungsmeister [oder Kapitän] nahm alles Getreide aus den Vorratsbehältern. Aber ich habe dem Bergungsmeister [oder Kapitän] alles Getreide, alle Menschen und alles Hab und Gut abgenommen und alles zurückgegeben. Und (jetzt) kümmert man sich in Akko um dein Schiff, ohne Ladung. 28
Klimawandel, Dürre und Hungersnot
Mit anderen Worten: Entweder konnte sich das Schiff retten oder es wurde erfolgreich geborgen. So oder so befanden sich die Besatzung und das Getreide in Sicherheit und warteten auf die Befehle des ugaritischen Königs. Das Schiff selbst, so scheint es, machte in der Hafenstadt Akko fest, wo man heute in einem gemütlichen Restaurant am Meer sitzen und sich dabei kaum vorstellen kann, wie hektisch es hier damals, vor mehr als 3000 Jahren zugegangen sein muss. Aber welcher Faktor (oder welche Faktoren) für die Nahrungsmittelknappheit am östlichen Mittelmeer jener Jahrzehnte verantwortlich war, bleibt ungewiss. Zu den möglichen Ursachen gehören Krieg und Insektenplagen; am wahrscheinlichsten ist und bleibt aber ein Klimawandel begleitet von einer Dürre, die die einst grünen Länder in eine trockene Halbwüste verwandelte. Bis vor Kurzem stellten die Dokumente aus Ugarit und anderen Regionen im östlichen Mittelmeerraum, die über Hungersnöte berichten, den einzigen möglichen (wenn auch indirekten) Beweis eines Klimawandels und einer entsprechenden Dürre dar. So hat dieses Thema im Laufe der Jahrzehnte immer wieder zu kontroversen Diskussionen in der Forschung geführt. 29 Doch nun ist endlich frischer Wind in die Debatte gekommen: Ein internationales Team von Wissenschaftlern, darunter David Kaniewski und Elise Van Campo von der Universität von Toulouse und Harvey Weiss von der Yale University, hat neue Funde veröffentlicht und behauptet, direkte wissenschaftliche Beweise für einen Klimawandel und eine Dürre im Mittelmeerraum um die Wende vom 13. zum 12. Jahrhundert v. Chr. zu haben. Zunächst hatte das Team untersucht, ob das Ende der Frühbronzezeit in Mesopotamien (gegen Ende des 3. Jahrtausends v. Chr.) durch einen Klimawandel verursacht worden sein könnte; nun hat es seine Forschungen auf das Ende der Spätbronzezeit ausgeweitet und postuliert, dass zu dieser Zeit dieselben Verhältnisse vorherrschten. 30 Anhand von Daten aus Tell Tweini (dem antiken Gibala) im Norden Syriens konnte das Team feststellen, dass es in der Region Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. eine »klimatische Instabilität und eine Pe-
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riode schwerer Dürre« gegeben haben könnte. 31 Pollen im Schwemmboden nahe der Stätte wiesen darauf hin, dass »im mediterranen Gürtel Syriens ab dem späten 13. / frühen 12. Jahrhundert v. Chr. bis ins 9. Jahrhundert v. Chr. hinein relativ trockene klimatischen Bedingungen vorherrschten«. 32 Kaniewskis Team hat inzwischen auch Hinweise auf eine gleichzeitige Dürre auf Zypern veröffentlicht, die es anhand einer Analyse von Pollen aus einem Lagunensystem nahe der Stätte Hala Sultan Tekke, das man auch als Larnaka-Salzsee kennt, nachgewiesen hat. 33 Die Daten von dort legen nahe, dass es gegen Ende der Spätbronzezeit und zu Beginn der Eisenzeit, also zwischen 1200 und 850 v. Chr., in dieser Region zu »großen Umweltveränderungen« kam. Damals verwandelte sich das Gebiet rund um Hala Sultan Tekke, zuvor ein wichtiger zyprischer Hafen, »in eine trockene Landschaft, [und] die Niederschläge und das Grundwasser reichten vermutlich nicht mehr aus, um dort eine nachhaltige Landwirtschaft zu gewährleisten.« 34 Falls Kaniewski und seine Kollegen richtig liegen, verfügen sie über den ersten direkten wissenschaftlichen Beweis für eine Dürre, die zum Ende der Spätbronzezeit beigetragen haben könnte. Sie schlussfolgern, dass die Daten von der Küste Syriens und der Küste Zyperns stark darauf hindeuten, »dass die Krise der Spätbronzezeit vor 3200 Jahren mit dem Beginn einer etwa 300 Jahre dauernden Dürre zusammenfiel. Der Klimawechsel verursachte Ernteausfälle und Hungersnöte, was zu sozioökonomischen Krisen führte oder sie beschleunigte und am Ende der Spätbronzezeit regionale Völkerwanderungen im östlichen Mittelmeer und im Südwesten Asiens erzwang.« 35 Unabhängig von Kaniewski und seinem Team hat Brandon Drake von der University of New Mexico weitere wissenschaftliche Daten geliefert. Im Journal of Archaeological Science nennt er drei zusätzliche Beweislinien, die alle die Annahme unterstützen, die frühe Eisenzeit sei trockener gewesen als die vorhergehende Bronzezeit: Erstens zeigen Sauerstoff-Isotope von Tropfsteinen in der Soreq-Höhle im Nor-
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den Israels, dass es an der Schwelle von der Bronze- zur Eisenzeit nur sehr geringe Mengen jährlichen Niederschlags gab. Zweitens weisen stabile Daten von Kohlenstoff-Isotopen in Pollenkernen vom See Voulkaria in Westgriechenland darauf hin, dass sich die dortigen Pflanzen zu jener Zeit an trockenere Witterungsverhältnisse anpassen mussten. Drittens hat die Analyse von Sedimentkernen aus dem Mittelmeer gezeigt, dass es einen Rückgang der Oberflächentemperatur des Meeres gab, was wiederum aufgrund der geringeren Temperaturdifferenz zwischen Land und Meer die Niederschläge an Land vermindert hätte.36 Wie er anmerkt, ist es »schwierig, einen genauen Zeitpunkt zu nennen, wann das Klima trockener wurde«, doch er ist der Meinung, dass sich die Veränderungen höchstwahrscheinlich vor 1250 bis 1197 v. Chr. ereigneten 37 – und damit genau zu jener Zeit, um die es hier geht. Außerdem, so Drake, habe es nicht nur auf der nördlichen Hemisphäre direkt vor dem Zusammenbruch der mykenischen Palastzentren einen starken Temperaturanstieg gegeben, der möglicherweise zu Dürren führte, sondern es sei auch das Klima danach beträchtlich wieder abgekühlt – es wurde also erst wärmer und dann plötzlich kälter, so dass »während der Dunklen Jahrhunderte in Griechenland relativ kühle, trockene Bedingungen vorherrschten«. Zu diesen klimatischen Veränderungen gehörte auch die sinkende Oberflächentemperatur des Mittelmeeres vor 1190 v. Chr., die zu weniger Niederschlag führte. All das könnte, wie Drake schreibt, dramatische Auswirkungen auf die Palastzentren gehabt haben, vor allem auf diejenigen, die von einer hoch produktiven Landwirtschaft abhängig waren – wie beispielsweise Mykene. 38 Israel Finkelstein und Dafna Langgut von der Universität Tel Aviv und Thomas Litt von der Universität Bonn haben dieses Bild nun um ein paar weitere Facetten bereichert. Sie stellten fest, dass fossile Pollenpartikel aus einem 20 Meter langen Bohrkern aus den Sedimenten am Boden des Sees Genezareth ebenfalls auf eine schwere Dürrezeit in der südlichen Levante ab ca. 1250 v. Chr. hinweisen. Ein zweiter
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Bohrkern vom Westufer des Toten Meeres lieferte ähnliche Ergebnisse, aber beide Kerne zeigen auch, dass die Dürre hier um 1100 v. Chr. wieder vorbei war. Das Leben in der Levante konnte weitergehen, wenn auch vielleicht mit anderen Völkern als zuvor. 39 Doch so spannend diese Erkenntnisse auch sind, wir sollten an dieser Stelle daran erinnern, dass es in dieser Region im Laufe der Geschichte ziemlich oft zu Zeiten der Dürre kam und dass sie meistens nicht zum Zusammenbruch einer ganzen Zivilisation führten. Auch hier scheinen Klimawandel, Dürren und Hungersnöte allein nicht auszureichen, um das Ende der Spätbronzezeit zu erklären, auch wenn sie »zu sozialen Spannungen und schließlich zu einem Konkurrenzkampf um die begrenzten Ressourcen führten«. Es muss noch weitere Faktoren gegeben haben, worauf auch Drake geflissentlich hinweist. 40
Aufstände Mehrere Wissenschaftler haben die Hypothese aufgestellt, Aufstände und Rebellionen könnten zu den Turbulenzen am Ende der Spätbronzezeit beigetragen haben. Der Grund für solche Aufstände könnte eine Hungersnot gewesen sein, die durch Dürren oder sonstige Ursachen ausgelöst wurde; aber auch Erdbeben und andere Naturkatastrophen oder eine Unterbrechung der internationalen Handelswege kommen in Frage. All diese Gründe hätten dramatische Folgen für die Wirtschaft der betroffenen Gebiete gehabt – das Resultat: unzufriedene Bauern und niedere Klassen, die sich gegen die herrschende Klasse auflehnten, wie bei der Revolution 1917 im zaristischen Russland. 41 Ein solches Szenario könnte beispielsweise die Zerstörungen in Hazor in Kanaan erklären, wo es keine spezifischen Anzeichen für Erdbeben, Krieg oder eine Invasion gibt. Auch wenn Jadin und Ben-
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Tor, die als Erste hier gruben, sich dafür aussprachen, Hazor sei im Krieg von den Israeliten zerstört worden, so ist die gegenwärtige zweite Grabungsleiterin Sharon Zuckerman von der Hebräischen Universität Jerusalem ganz anderer Meinung. Erst kürzlich verkündete sie, die Zerstörung der Schicht IA von Hazor gehe auf das Konto der Einwohner, die irgendwann zwischen 1230 und den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts v. Chr. einen Aufstand angezettelt hätten. Eine Invasion durch Ausländer schließt sie aus: »Es gibt im ganzen Areal keinerlei archäologische Beweise für Kriegshandlungen, wie Opfer oder Waffen (…) Die Annahme, das spätbronzezeitliche Hazor sei einem plötzlichen unerwarteten Angriff auf ein stabiles, blühendes Königreich zum Opfer gefallen, passt nicht zur archäologischen Beweislage.« 42 Plausiblere Ursachen dafür, »dass Hazor zerstört und schlussendlich aufgegeben wurde«, sieht sie in »internen Konflikten, die sich hochschaukelten, und einem allmählichen Niedergang, der in einem letzten großen Angriff auf die wichtigsten politischen und religiösen Zentren der städtischen Elite mündete.« 43 Dass die verschiedenen mykenischen Palastzentren und kanaanitischen Städte zerstört wurden, bezweifelt niemand. Doch wenn wir ganz ehrlich sind, haben wir keine Möglichkeit zu sagen, ob empörte Unterschichtler dafür verantwortlich waren. Es ist zwar eine plausible Hypothese, aber sie lässt sich nicht beweisen. Und auch hier gilt: In vielen Zivilisationen kam es hier und da zu Rebellionen, doch in aller Regel brach dadurch nicht gleich die ganze Gesellschaft zusammen. Im Gegenteil, oft blühte sie danach, unter einem neuen Regime, erst richtig auf. Mithin reicht also auch die Annahme innerer Umstürze allein nicht aus, um den Zusammenbruch der spätbronzezeitlichen Kulturen der Ägäis und des alten Orients zu erklären.
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Invasoren und der Zusammenbruch des internationalen Handels Bei der Aufzählung der Ereignisse, die zu Rebellionen geführt haben könnten, wurde bereits kurz angedeutet, Eindringlinge könnten die internationalen Handelswege unterbrochen und damit fragilere Volkswirtschaften geschädigt haben, die vielleicht allzu sehr von ausländischen Rohstoffen abhängig waren. Carol Bell hat die strategische Bedeutung von Zinn in der Bronzezeit mit der heutigen Bedeutung des Rohöls verglichen – für diese spezielle Hypothese ist das ein besonders geeigneter Vergleich. 44 Doch selbst wenn sie nicht zu solchen Unruhen führten, hätte ein Zusammenbruch der Handelswege schwere und unmittelbare Auswirkungen auf die mykenischen Königreiche wie Pylos, Tiryns und Mykene gehabt, die darauf angewiesen waren, Kupfer und Zinn zu importieren, um Bronze herzustellen; außerdem bezogen sie erhebliche Mengen anderer Rohstoffe von außerhalb, wie Gold, Elfenbein, Glas, Ebenholz und Terebinthinen-Harz (zur Herstellung von Parfüm). Naturkatastrophen wie Erdbeben könnten den Handel zwar auch beeinträchtigt haben, aber doch eher kurzfristig; möglicherweise hätte das lediglich zu höheren Preisen und einer – um es modern auszudrücken – Inflation geführt. Eine wirklich dauerhafte Unterbrechung der Handelsrouten ist eher auf gezielte Störungen zurückzuführen, falls nämlich Eindringlinge von außerhalb die betroffenen Gebiete ins Visier nahmen. Doch wer könnten diese Eindringlinge gewesen sein? Kommen hier wieder die Seevölker ins Spiel? Die alten Griechen – von Historikern im Athen des 5. Jahrhunderts v. Chr. wie Herodot und Thukydides bis hin zum viel späteren Reiseschriftsteller Pausanias – machten statt der Seevölker einen Volksstamm für das Ende der Bronzezeit und das Einläuten der Eisenzeit verantwortlich, der aus dem Norden einfiel: die Dorer. 45 Früher wurde diese Annahme von Archäologen und Althistorikern, die sich mit der Ägäis der Bronzezeit beschäftigten, viel diskutiert; sie be-
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schäftigten sich dabei vor allem mit einem neuen Typus von Keramik, den die Fachsprache als handmade burnished ware (HMBW) oder schlicht »Barbarenkeramik« bezeichnet. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich allerdings herausgestellt, dass sich zu jener Zeit keine solche Invasion aus dem Norden ereignete; somit gibt es keinen Grund anzunehmen, dass es eine »dorische Invasion« war, die der mykenischen Kultur ein Ende setzte. Trotz der späteren griechischen Überlieferung hatten die Dorer nichts mit dem Zusammenbruch der Spätbronzezeit zu tun – sie traten in Griechenland erst lange nach diesen Ereignissen in Erscheinung. 46 Obendrein haben jüngste Studien ergeben, dass die Handelsverbindungen des griechischen Festlandes zum östlichen Mittelmeerraum auch noch nach dem Niedergang der mykenischen Welt und in den ersten Jahren der darauffolgenden Eisenzeit bestanden, auch wenn sie wohl nicht mehr von den Eliten kontrolliert wurden, die in den bronzezeitlichen Palästen gewohnt hatten. 47 Eine andere Situation liegt dagegen in Nordsyrien vor: Hier besitzen wir zahlreiche Dokumente, die bestätigen, dass feindliche Kräfte zur fraglichen Zeit vom Meer aus Ugarit angriffen. Obwohl wir kaum schlüssige Beweise für die Herkunft der Invasoren haben, können wir zumindest nicht ausschließen, dass zu diesen auch die Seevölker gehörten. Darüber hinaus haben erst vor Kurzem Forscher darauf hingewiesen, dass viele Stadtstaaten im östlichen Mittelmeer und insbesondere Ugarit durch einen Zusammenbruch der internationalen Handelswege möglicherweise stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Falls hier wirklich Invasoren über das Meer kamen, hätten zuallererst die Handelsrouten unter deren Raubzügen gelitten. So hat beispielsweise Itamar Singer die Theorie aufgestellt, der Untergang von Ugarit könne durch den »plötzlichen Kollaps der traditionellen Strukturen des internationalen Handels« hervorgerufen worden sein, »der hauptsächlich dafür verantwortlich war, dass Ugarits Wirtschaft in der Bronzezeit so boomte«. Christopher Monroe von der Cornell University hat diese Annahme in einen breiteren Kon-
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text gestellt und weist darauf hin, dass von den Ereignissen des 12. Jahrhunderts v. Chr. vor allem die besonders reichen Stadtstaaten im östlichen Mittelmeer betroffen waren, da sie nicht nur die attraktivsten Ziele für die plündernden Eindringlinge darstellten, sondern eben auch am stärksten vom internationalen Handelsnetz abhängig waren. Er glaubt, dass die (vielleicht sogar übermäßige) Abhängigkeit vom kapitalistischen Handel, insbesondere dem Fernhandel, maßgeblich zur wirtschaftlichen Instabilität am Ende der Spätbronzezeit beitrug. 48 Allerdings wäre gerade das reiche Ugarit nicht nur ein verlockendes Ziel für Eindringlinge von außen gewesen, sondern auch für ugaritische Seeräuber und zahlreiche andere Gruppen. In diesem Zusammenhang sollten wir uns noch einmal an den Brief aus dem Südarchiv in Ugarit erinnern, den man in Hof V des Palastes (nicht im Brennofen) gefunden hat: Darin werden sieben feindliche Schiffe erwähnt, die ugaritische Ländereien verwüstet hatten. Ob diese Schiffe nun etwas mit der endgültigen Zerstörung Ugarits zu tun hatten oder nicht – feindliche Schiffe wie diese hätten auf jeden Fall den internationalen Handel gestört, von dem Ugarit besonders stark abhängig war. Wenn es heute zu solchen dramatischen Situationen kommt, hört man sofort von überall gutgemeinte Ratschläge. Das war während der späten Bronzezeit nicht anders. Ein in Ugarit gefundener Brief, der möglicherweise vom Vizekönig der Hethiter in Karkemiš stammt, rät dem ugaritischen König, wie man mit solchen feindlichen Schiffen umzugehen habe. Das Schreiben beginnt mit den Worten: »Du hast mir geschrieben: ›Feindliche Schiffe wurden auf See gesichtet!‹«, und anschließend rät der Verfasser: »Du musst hart bleiben! Was dich betrifft: Wo sind deine Truppen, deine Streitwagen stationiert? Sind sie nicht in deiner Nähe stationiert? (…) Umgib deine Städte mit Mauern. Bring (deine) Fußsoldaten und Streitwagen (dort) hinein. Halte Ausschau nach dem Feind und rüste dich!«49 Ein Brief aus dem Haus des Rapanu, der von Ešuwara, dem Statt-
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halter von Zypern, stammt, muss hiermit ebenfalls in Zusammenhang stehen. Darin schreibt Ešuwara, er sei nicht für die Schäden in Ugarit oder die Verletzung des ugaritischen Hoheitsgebietes durch Schiffe verantwortlich; vor allem aber behauptet er, es handele sich hierbei nicht um ausländische, sondern um ugaritische Schiffe und folglich um Ugariter, die die Gräueltaten begingen. Ugarit solle bereit sein, sich zu verteidigen: »Hinsichtlich deiner Feinde: (Es waren) die Menschen aus deinem Land (und) deine eigenen Schiffe, (die) dies taten! Und (es waren) die Menschen aus deinem Land, (die) diese Übergriffe begingen (…) Ich schreibe, um dich zu informieren und dich zu beschützen. Sei vorsichtig!« Und er fügt hinzu, es habe auch 20 feindliche Schiffe gegeben, diese seien aber in unbekannte Richtung fortgesegelt. 50 Als Letztes ist noch ein Brief aus dem Urtenu-Archiv zu erwähnen, der von einem Beamten in Karkemiš stammt, in dem steht, der König von Karkemiš im Norden Syriens befinde sich samt Verstärkung auf dem Weg vom Gebiet der Hethiter nach Ugarit. Es folgt eine Liste von Personen, darunter Urtenu und die Stadtväter, die gebeten werden durchzuhalten, bis der König mit seinen Soldaten eintreffe. 51 Es ist kaum wahrscheinlich, dass er noch rechtzeitig kam. Und selbst wenn, hätte er nicht viel ausrichten können, wie wir aus einem weiteren, diesmal privaten Schreiben erfahren, das eine alarmierende Situation schildert und traditionell als eines der letzten Lebenszeichen aus Ugarit gilt: »Als dein Bote eintraf, war die Armee gedemütigt und die Stadt geplündert. Unsere Nahrung in den Tennen war verbrannt und die Weinberge zerstört. Unsere Stadt ist geplündert. Wisse dies! Wisse dies!« 52 Wie bereits erwähnt, haben die Ausgräber von Ugarit herausgefunden, dass die Stadt gebrannt hat; die Zerstörungsschicht ist ein einigen Stellen zwei Meter hoch, und überall in den Ruinen hat man Pfeilspitzen gefunden. 53 Man hat auch eine ganze Reihe Horte entdeckt, die in der Stadt vergraben wurden. Einige enthalten wertvolle Gegenstände aus Gold und Bronze wie Figuren, Waffen und Werkzeuge, manche davon sind
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mit Inschriften versehen. All diese Dinge wollte man offenbar kurz vor dem Fall der Stadt noch verstecken; die Besitzer sind nie zurückgekehrt, um sie zu holen. 54 Dennoch: Auch eine schwere und vollständige Zerstörung der Stadt erklärt nicht, warum die Überlebenden sie hinterher nicht wieder aufbauten – es sei denn, es gab keine Überlebenden. Eine logischere und umfassendere Erklärung als die vollständige Vernichtung Ugarits wäre ein Abschneiden der Handelswege, gefolgt vom Zusammenbruch des gesamten internationalen Handelssystems. Dazu meint ein Forscher: »Dass Ugarit und andere spätbronzezeitliche Städte in der Levante, die ein ähnliches Schicksal erlitten, sich nicht wieder erholten, muss triftigere Gründe haben als eine bloße Zerstörung dieser Städte durch feindliche Übergriffe.« 55 Hierzu gibt es jedoch auch ein wichtiges Gegenargument: Ugarits internationale Verbindungen dauerten anscheinend bis zum plötzlichen Ende der Stadt an, wie aus einem Brief des Königs von Beirut an einen ugaritischen Beamten (den Präfekten) hervorgeht, der erst eintraf, nachdem der König von Ugarit bereits aus der Stadt geflohen war. 56 In anderen Worten: Ugarit wurde von Invasoren zerstört und nie wieder aufgebaut, und zwar trotz der Tatsache, dass die internationalen Handelsbeziehungen zum Zeitpunkt der Zerstörung zumindest noch teilweise, wenn nicht sogar vollständig intakt waren. Tatsächlich geht aus den Materialien im Rapanu- und im UrtenuArchiv hervor, dass noch gegen Ende der Spätbronzezeit im östlichen Mittelmeer ein umfassendes internationales Netzwerk existierte. Aus den wenigen bislang veröffentlichten Texten aus dem Urtenu-Archiv wissen wir, dass Ugarits internationale Kontakte erst im allerletzten Moment abbrachen, bevor die Stadt zerstört wurde. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass es ein plötzliches Ende war und kein allmählicher Niedergang, wie man ihn beim Verlust von Handelsrouten oder bei Dürre und Hungersnot erwarten würde: Ugarit wurde von Invasoren zerstört, ganz unabhängig davon, ob diese auch die Handelsrouten störten.
Dezentralisierung und der Aufstieg der privaten Kaufleute
Dezentralisierung und der Aufstieg der privaten Kaufleute Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der erst kürzlich in den Mittelpunkt des Interesses gerückt ist und in dem sich aktuelle Überlegungen über die Rolle der Dezentralisierung in der heutigen Welt widerspiegeln. In einem 1998 veröffentlichten Artikel kam Susan Sherratt (heute an der University of Sheffield) zu dem Schluss, dass die Seevölker den letzten Schritt eines Vorgangs darstellen, bei dem die alten zentralistischen politisch-ökonomischen Systeme der Bronzezeit von den neuen dezentralisierten Wirtschaftssystemen der Eisenzeit abgelöst wurden, was heißen soll: Die Imperien und Königreiche, die den internationalen Handel kontrolliert hatten, verschwanden und machten kleineren Stadtstaaten Platz – und damit auch Einzelpersonen, die auf eigene Rechnung Handel trieben. Sherratt war der Meinung, die Seevölker könnten ein »strukturelles Phänomen« gewesen sein, »ein Produkt der natürlichen Weiterentwicklung des internationalen Handels des 3. und frühen 2. Jahrtausends; ein Phänomen, das eine subversive Entwicklung in Gang brachte und der Planwirtschaft der Paläste, die diesen Handel einst eingerichtet hatten, ein Ende setzte«. 57 Auch wenn sie einräumt, dass die internationalen Handelsrouten eventuell tatsächlich zusammenbrachen und zumindest ein Teil der Seevölker migrierende Invasoren gewesen sein könnten, kommt sie zu dem Schluss, dass es nicht wirklich von Bedeutung ist, woher die Seevölker kamen, wer sie waren oder was sie taten. Viel wichtiger findet sie die gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die die Seevölker symbolisierten, von einer überwiegend durch die Paläste kontrollierten Wirtschaft hin zu einer, in der private Kaufleute und kleine Unternehmen deutlich mehr wirtschaftliche Freiheit genossen. 58 So elegant Sherratt ihr Argument auch vertritt, sie ist nicht die erste Wissenschaftlerin, die in diese Richtung argumentiert. So schrieb beispielsweise Klaus Kilian, der Ausgräber von Tiryns: »Nach
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dem Untergang der mykenischen Paläste, als man in Griechenland die ›Privatwirtschaft‹ einführte, bestanden die Kontakte zum Ausland fort. Das gut organisierte Palastsystem wurde von kleineren lokalen Herrschern abgelöst, die sicherlich über eine weniger expansive Wirtschaftskraft verfügten.« 59 Michal Artzy von der Universität Haifa bezeichnete einige dieser privaten Kaufleute sogar als »Nomaden der See« und war der Ansicht, sie könnten bereits im 14. und 13. Jahrhundert v. Chr. als Mittelsmänner einen Großteil des Seehandels abgewickelt haben. 60 Neuere Studien scheinen Sherratts Annahmen jedoch zu widersprechen. Carol Bell beispielsweise schreibt: »Es wäre allzu simplifizierend, (…) den Übergang von der Spätbronzezeit zur Eisenzeit einfach nur dadurch zu definieren, dass das palastgesteuerte durch ein unternehmergesteuertes Wirtschaftssystem abgelöst wurde. Dass ein Paradigma komplett verschwand und ein anderes an seine Stelle trat, ist keine besonders gute Erklärung für die vorliegenden Veränderungen und Umstrukturierungen.« 61 Natürlich ist es gut möglich, dass die Privatisierung der Wirtschaft als Nebenprodukt des palastgesteuerten Handels begann, doch ist es überhaupt nicht klar, inwiefern diese Privatisierung dann letztlich genau jene Wirtschaft hätte untergraben sollen, in der sie entstanden war. 62 So weisen Forscher wiederum auf Ugarit, das eindeutig niederbrannte und aufgegeben wurde, wo man aber weder in Texten noch in anderen Funden Hinweise dafür gefunden hat, dass Zerstörung und Zusammenbruch irgendetwas mit einem dezentralisierten Unternehmertum zu tun gehabt hätten, das die staatliche Kontrolle über den internationalen Handel untergraben hätte. 63 Kombiniert man die textliche Überlieferung aus Ugarit mit der Tatsache, dass die Stadt eindeutig durch einen Brand zerstört wurde und dass man Waffen in den Trümmern fand, lässt sich, wie bereits ausgeführt, mit Sicherheit feststellen, dass die Ursache der endgültigen Zerstörung Ugarits kriegerische Handlungen waren, wahrscheinlich durch Eindringlinge von außen – ob es bereits zu einer Dezen-
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tralisierung der Wirtschaft gekommen war, spielt dabei keine Rolle. Dies ist ein ganz anderes Szenario als jenes, das Sherratt und ein paar ihrer Kollegen zeichnen möchten. Ob es sich bei diesen Eindringlingen um die Seevölker handelte, ist ungewiss; interessant ist aber immerhin, dass einer der Texte aus Ugarit das Volk der Šikila bzw. Šekeleš erwähnt, das auch in den Seevölker-Inschriften von Merenptah und Ramses III. namentlich erwähnt wird. Die Dezentralisierung und das Aufkommen der privaten Kaufleute sind ein spannendes Thema, doch es ist eher unwahrscheinlich, dass diese Entwicklung den Zusammenbruch der späten Bronzezeit verursachte, zumindest nicht ohne weitere Faktoren. Vielleicht war es stattdessen genau andersherum: Womöglich ging das Aufkommen von privaten Kaufleuten und Unternehmen gerade aus dem Chaos hervor, das nach dem Kollaps der Zivilisationen herrschte. Dies hat James Muhly von der University of Pennsylvania bereits vor 20 Jahren vorgeschlagen. Für ihn war das 12. Jahrhundert v. Chr. nicht etwa eine Welt, in der »Seeräuber, Piraten und freibeutende Söldner« den Ton angaben, sondern vielmehr ein Jahrhundert der »unternehmerisch orientierten Kaufleute und Händler, die neue wirtschaftliche Chancen, neue Märkte und neue Rohstoffquellen erschlossen«. 64 Aus Chaos entstehen immer auch Chancen, zumindest für ein paar Glückliche.
Waren es die Seevölker – und wo sind sie eigentlich hin? Kommen wir schließlich noch zu den Seevölkern, die noch immer ziemlich rätselhaft und schwer fassbar sind. Ganz gleich, ob wir sie als Seeräuber oder als Migranten sehen, die archäologischen Funde und Textzeugen weisen darauf hin, dass die Seevölker trotz ihres Spitznamens offenbar zu Lande und zu Wasser reisten, also mit allen Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen. Diejenigen, die sich auf dem Seeweg fortbewegten, hielten sich
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höchstwahrscheinlich immer in der Nähe der Küste auf und gingen vielleicht sogar jeden Abend in einem sicheren Hafen vor Anker. Es bleibt nach wie vor offen, ob die in den ugaritischen Texten erwähnten feindlichen Schiffe etwas mit den Seevölkern zu tun hatten oder ob es sich um abtrünnige Ugariter handelte, wie es Ešuwara, der Statthalter von Alašija, in seinem Schreiben impliziert. 65 In dieser Hinsicht sollten wir auch den weiter oben erwähnten Brief berücksichtigen, der im Haus des Urtenu in Ugarit gefunden wurde und der das »Volk Šikila« erwähnt, das wahrscheinlich mit den Šekeleš aus den ägyptischen Aufzeichnungen identisch ist. Der Brief stammt von einem hethitischen König, wahrscheinlich Šuppiluliuma II., und ist an den Statthalter von Ugarit gerichtet. Darin geht es um einen jungen König von Ugarit, der »nichts weiß«. Singer und andere Forscher glauben, dass damit ’Ammurapi gemeint ist, damals der neue König von Ugarit. Der Hethiterkönig schreibt, er wolle sich gerne mit einem Mann namens Ibnadušu unterhalten, der vom Volk Šikila gefangen genommen worden war, »das auf Schiffen lebt«, um mehr über diese Šikila / Šekeleš zu erfahren. 66 Wir wissen leider nicht, ob es zu einem solchen Gespräch kam oder was dieser Ibnadušu sonst noch zu erzählen gehabt hätte. Dieses Dokument gilt als das einzige außerhalb Ägyptens mit einer namentlichen Erwähnung eines der Seevölker (immerhin gibt es Hinweise, dass es noch ein paar andere gibt). Der »Feind aus dem Lande Alašija«, der den letzten Hethiterkönig Šuppiluliuma II. zu Lande angriff, nachdem er drei Seeschlachten gegen Alašija (also Zypern) gekämpft hatte, ist möglicherweise ebenfalls ein Hinweis auf die Seevölker; genau wie eine Inschrift, die 1988 in Hattuša gefunden wurde und vielleicht beweist, dass Šuppiluliuma II. bereits gegen die Seevölker kämpfte, die an der Südküste Anatoliens gelandet waren und weiter nach Norden vordrangen. 67 Außer den ägyptischen enthalten die meisten Dokumente und Inschriften lediglich die ganz allgemeine Bezeichnung »feindliche Schiffe« und geben den Seevölkern keinen spezifischen Namen.
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Diejenigen Seevölker, die über Land unterwegs waren, reisten wahrscheinlich hauptsächlich entlang der Küsten, wo sie sich durch die Zerstörung bestimmter Städte ganze Regionen einverleibten, ganz ähnlich wie Alexander der Große mit seiner Armee fast 1000 Jahre später durch die Schlachten am Granikos, in Issos und Gaugamela ganze Teile des alten Orients eroberte. Assaf Yasur-Landau von der Universität Haifa glaubt, einige der Seevölker könnten aus Griechenland gekommen und über die Dardanellen nach Westanatolien gelangt sein; andere, vielleicht sogar die meisten, könnten ihre Reise überhaupt erst dort begonnen haben, so Yasur-Landau. Vielleicht schlossen sie sich den Eindringlingen aus der Ägäis an. Die weitere Route hätte die Seevölker entlang der Südküste der Türkei bis nach Kilikien und dann nach Süden durch die Levante geführt – immer entlang der Küste. Falls dem so war, dann hätten Troja, die Königreiche Arzawa und Tarhuntassa in Anatolien sowie die Städte Tarsos und Ugarit in Südostanatolien bzw. Nordsyrien auf ihrer Reiseroute gelegen. Wie es scheint, wurden fast alle diese Stätten zu der Zeit, in der (wie man vermutet) die Seevölker aktiv waren, zerstört und / oder aufgegeben. Ob sie aber wirklich dahintersteckten, wissen wir nicht. 68 Tatsächlich scheinen die archäologischen Befunde darauf hinzudeuten, dass die meisten Städte in Anatolien damals nicht den Seevölkern zum Opfer fielen, sondern einfach aufgegeben wurden. Man darf spekulieren, dass diese Städte so sehr von den internationalen Handels-, Transport- und Kommunikationswegen abhängig waren, dass eine Störung dieses Netzwerkes, sei es durch Krieg, Hungersnöte oder etwas anderes, notwendigerweise dazu führen musste, dass die Bevölkerung von dort fortzog – nach und nach oder auch relativ schnell, je nachdem, wie rapide der wirtschaftliche und kulturelle Verfall vonstattenging. Ein Forscher äußerte sich dazu vor Kurzem folgendermaßen: »Zwar ist anzunehmen, dass Kilikien und die syrische Küste von den Handlungen der Seevölker betroffen waren, doch gibt es bisher weder historische noch archäologische Beweise für irgendwelche Aktivitäten der Seevölker im Land der Hethiter (…) Die wah-
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ren Ursachen für den Zusammenbruch des hethitischen Staates scheinen eher intern als extern gewesen zu sein.« 69 Ein Paradebeispiel für eine nicht gesicherte Schuldzuweisung ist eine erst kürzlich vorgebrachte Behauptung im Zusammenhang mit den Radiokarbon-Datierungen in Tell Tweini, wo in der späten Bronzezeit die ugaritische Hafenstadt Gibala lag. Hier ließen sich die Ausgräber und ihre Kollegen aufgrund der Laborergebnisse zu dem Schluss verleiten, sie hätten Beweise für eine Zerstörung durch die Seevölker gefunden, die sich auf 1192 bis 1190 v. Chr. datieren ließe. 70 Sie erklärten ohne Umschweife: »Die Seevölker waren Feinde unterschiedlicher Herkunft, die über das Meer kamen. Sie starteten eine Invasion zu Land und zu Wasser, die die ohnehin schon geschwächte Macht der alten Imperien weiter destabilisierte, und sie versuchten, ägyptisches Territorium zu betreten oder zu kontrollieren. Die Seevölker symbolisieren den letzten Abschnitt einer langen und komplexen Spirale des Niedergangs in der antiken Mittelmeerwelt.« 71 Zweifellos wurde die Stadt ungefähr zu jener Zeit zerstört, die die Ausgräber mit ihren Radiokarbondaten verifizierten. Doch dass es die Seevölker waren, die diese Zerstörung anrichteten, ist reine Spekulation. Möglich ist es natürlich, doch letztendlich verfügen die Ausgräber über keinerlei schlüssige Beweise. Sie weisen lediglich darauf hin, dass sich in der Siedlung aus der Zeit nach der Zerstörung »ägäisch aussehende Architektur, lokal hergestellte Keramik vom Typ IIIC, HMBW und ägäisch aussehende Lehmgewichte« fanden. 72 Ihrer Meinung nach sind »diese Gegenstände, die man auch von Siedlungen der Philister kennt, kulturelle Marker ausländischer Siedler, wahrscheinlich der Seevölker«. 73 Der Tell Tweini könnte das beste Beispiel einer Stätte sein, die durch die Seevölker zerstört und anschließend von ihnen neu besiedelt wurde; mit absoluter Sicherheit lässt sich das jedoch nicht sagen. Außerdem sind ja, wie Annie Caubet im Zusammenhang mit Ras Ibn Hani erwähnt hat, diejenigen, die eine Stätte nach ihrer Zerstörung neu besiedeln, nicht unbedingt dieselben, die sie vorher zerstört haben.
Waren es die Seevölker – und wo sind sie eigentlich hin?
Weiter darf man spekulieren, dass Gruppen, die man als Seevölker bezeichnen könnte, zumindest in einigen Fällen ein Vakuum füllten, das entstand, weil Städte zerstört bzw. aufgegeben wurden, sich dort niederließen und schließlich ihre Artefakte zurückließen, wie im Falle von Tell Tweini – ob sie diese Städte nun zuvor selbst zerstört hatten oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Unter diesen Umständen ließe es sich auch annehmen, dass diese Seevölker in erster Linie, aber nicht ausschließlich Küstenstädte besiedelten. Das gilt für Tarsin und Mersin an der Küste des südöstlichen Anatoliens genauso wie für die Region, die heute an der Grenze zwischen der Türkei und Nordsyrien im Bereich von Tell Ta’yinat liegt und nach jüngsten Erkenntnissen in der Eisenzeit als »Palistin« bekannt war. 74 Der literarischen Überlieferung zufolge siedelten sich die Seevölker in Tel Dor im Norden des heutigen Israels an. Der ägyptische Reisebericht des Wenamun aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts v. Chr. beispielsweise nennt Dor die Stadt der Tjeker oder Sikils (Šekeleš). Ein anderer ägyptischer Text, das Onomastikon des Amenemope von ca. 1100 v. Chr., listet die Šardana, die Tjeker und die Peleset auf und erwähnt Aschkelon, Aschdod und Gaza (drei der fünf Städte, die zur philistischen Pentapolis gehörten). Diverse Stätten an der Karmelküste und im Tal von Akko sowie möglicherweise auch der Tel Dan könnten ebenfalls von Seevölkern wie den Šardana und den Danunäern besiedelt worden sein. In vielen dieser Stätten (auch und gerade solchen mit einer als »philistisch« definierten Siedlungsschicht wie Aschdod, Aschkelon, Gaza oder Ekron) hat man Keramik im ägäischen Stil und andere kulturelle Marker gefunden. 75 Hierbei könnte es sich um die einzigen physischen Hinterlassenschaften der ansonsten so schwer fassbaren Seevölker handeln, auch wenn die archäologischen Überreste an mehreren dieser Stätten und auch weiter im Norden offenbar eher Verbindungen mit Zypern als mit der Ägäis aufweisen. Dennoch: Für das 12. Jahrhundert v. Chr. können wir ganz eindeutige Verbindungen zu nicht-kanaanitischen Völkern ausmachen. 76
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Interessanterweise scheint es in Phönizien, einer Region im heutigen Libanon, keine solchen Hinterlassenschaften zu geben – und auch keine entsprechenden Zerstörungen. Die Gründe dafür werden in der Forschung noch immer heiß diskutiert – oder ist es vielleicht ein Trugschluss? Immerhin ist hier bislang weit weniger gegraben worden als in den anderen Küstenregionen des Nahen Ostens. 77 Von den vielen unterschiedlichen Szenarien, mit denen man bislang versucht hat, das Ende der Bronzezeit in der Ägäis und im alten Orient zu erklären, scheint der Vorschlag, den Israel Finkelstein von der Universität Tel Aviv vor über zehn Jahren machte, noch immer am wahrscheinlichsten: Seiner Ansicht nach war die Migration der Seevölker kein einmaliges Ereignis, sondern ein langwieriger Prozess mit mehreren Phasen. Die erste Phase begann in den ersten Jahren von Ramses III., ca. 1177 v. Chr., und die letzte Phase endete in der Zeit von Ramses VI., ca. 1130 v. Chr. Er sagt ausdrücklich, dass (…) die Migration der Seevölker, auch wenn sie in den ägyptischen Texten als singuläres Ereignis beschrieben wird, ein Prozess war, der mindestens 50 Jahre dauerte und mehrere Phasen durchlief (…) Er könnte mit Gruppen angefangen haben, die Anfang des 12. Jahrhunderts für zahlreiche Zerstörungen an der levantinischen Küste sorgten, u. a. im Norden von Philistia, und die von Ramses III. in seinem 8. Jahr besiegt wurden. Danach wurden einige von ihnen in ägyptischen Garnisonen im Delta angesiedelt. Späteren Gruppen der Seevölker gelang es dann in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, der ägyptischen Herrschaft im südlichen Kanaan ein Ende zu machen. Nach der Zerstörung der ägyptischen Festungen (…) ließen sie sich in Philistia nieder und richteten in Aschdod, Aschkelon, Tel Miqne und an anderen Orten ihre wichtigsten Zentren ein. Dies waren die Menschen, die später in der Bibel als Philister bezeichnet wurden; man kann sie leicht identifizieren, denn ihre materielle Kultur weist diverse ursprünglich ägäische Merkmale auf. 78
Waren es die Seevölker – und wo sind sie eigentlich hin?
Die meisten Forscher stimmen Finkelstein zu, dass wir den Ursprungsort der Seevölker auf Basis der archäologischen Funde in erster Linie in der Ägäis suchen sollten, vielleicht mit Westanatolien und Zypern als Zwischenstationen, 79 und nicht etwa auf Sizilien, Sardinien oder generell im westlichen Mittelmeer. Falls es sich allerdings um Mykener handelte, dann waren es nicht diejenigen, die von den Trümmern ihrer gerade zerstörten Paläste in Mykene und anderswo flohen: Yasur-Landau weist ganz richtig darauf hin, dass man in den betreffenden anatolischen und kanaanitischen Stätten keine Linear-BSchrift oder andere Aspekte der wohlhabenden Paläste des griechischen Festlands des 13. Jahrhunderts v. Chr. gefunden hat. Vielmehr lässt die materielle Kultur dieser Siedler darauf schließen, dass sie der »eher bescheidenen Kultur« entstammten, die sich im frühen 12. Jahrhundert v. Chr. unmittelbar »daran anschloss«. Er ist der Meinung, einige könnten sogar eher Bauern als Krieger gewesen sein, die sich von einem Ortswechsel ein besseres Leben versprachen. So oder so handelte es sich bei den Seevölkern um »ganze Familien, die nach einem neuen Zuhause suchten«. 80 Auf jeden Fall glaubt er nicht, dass diese Migranten für den Zusammenbruch der spätbronzezeitlichen Kulturen in der Region verantwortlich waren; stattdessen hält er sie für Opportunisten, die diesen Zusammenbruch für sich zu nutzen wussten, um eine neue Heimat zu finden. 81 Yasur-Landau zweifelt inzwischen auch das traditionelle Bild der Philister als militärische Eroberer Kanaans an: »An der Art und Weise der Besiedlung lässt sich kein gewaltsamer Überfall ablesen. Jüngste Entdeckungen in Aschkelon zeigen [vielmehr], dass die Migranten einen verlassenen Ort besiedelten, der auf den unvollendeten Überresten einer ägyptischen Garnison errichtet war (…) Es gibt keine klaren Anzeichen für irgendwelche gewaltsamen Zerstörungen in Aschdod (…) Die angeblichen Hinweise auf eine Zerstörung, die die Ausgräber beschreiben, sind möglicherweise bloß Hinweise auf die Zubereitung von Essen (…) Bei Ekron wurde ein kleines kanaanitisches Dorf (…) tatsächlich durch Feuer zerstört, aber (…) [es wurde]
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durch ein anderes kanaanitisches Dorf ersetzt, (…) noch bevor die Migranten herkamen.« 82 Anstatt feindlicher militärischer Eroberungen stellt sich YasurLandau interkulturelle Ehen und Familien vor, in deren Häusern gleichzeitig kanaanitische und ägäische Traditionen fortgeführt wurden: »Die Funde im früheisenzeitlichen Philistia offenbaren komplexe und überwiegend friedliche Interaktionen zwischen Migranten und Einheimischen (…) Ich wage zu behaupten, dass das generelle Fehlen von Anzeichen für Gewalt im Zusammenhang mit der Gründung der Philisterstädte (…) und die Koexistenz von kulturellen Traditionen ägäischen sowie lokalen Ursprungs beweist, dass es sich hier nicht um kolonialistische Unterfangen, sondern vielmehr um gemeinsame Gründungen von Migranten aus der Ägäis und der lokalen Bevölkerung handelt.« 83 Andere Wissenschaftler stimmen ihm zu und weisen darauf hin, dass die Philister, wenn überhaupt, nur die elitären Gebäude einer Stadt zerstörten – beispielsweise den Palast und seine nähere Umgebung – und dass die Komponenten, die wir heute den Philistern zurechnen, »unterschiedliche Charakteristika aufweisen, die aus der Ägäis, von Zypern, aus Anatolien, Südosteuropa und anderen Regionen« stammen. 84 Es scheint mitnichten so zu sein, dass die frühere kanaanitische materielle Kultur (Keramik, Bauwesen usw.) einfach komplett durch fremde Elemente abgelöst wurde; vielmehr könnte das, was wir heute als philistische Kultur identifizieren, das Resultat eines Vorgangs sein, bei dem sich Elemente verschiedener Kulturen – sprich: ältere kanaanitische und neuere aus dem Ausland – miteinander vermischten. 85 Um es anders auszudrücken: Auch wenn außer Frage steht, dass damals neue Völker nach Kanaan kamen und sich dort ansiedelten, macht das Schreckgespenst einer kriegerischen Invasion der Seevölker bzw. Philister nun einem weitaus friedlicheren Szenario Platz, bei dem eine gemischte Gruppe von Migranten auf der Suche nach einem neuen Zuhause war, um dort neu anzufangen. In diesem Fall handelte es
Argumente für einen Zusammenbruch des Systems
sich bei ihnen nicht um militante Eindringlinge, die nur auf Zerstörung bedacht waren, sondern vielmehr um Flüchtlinge, die nicht zwangsläufig immer gewaltsam vorgingen und die Einheimischen überrannten, sondern sich oftmals einfach unter die indigene Bevölkerung mischten. So oder so ist es ihnen wohl kaum allein anzulasten, dass die Zivilisationen der Ägäis und des östlichen Mittelmeeres untergingen. 86
Argumente für einen Zusammenbruch des Systems Als Nancy Sandars 1985 eine überarbeitete Ausgabe ihres klassischen Buches über die Seevölker herausbrachte, schrieb sie: »In den Ländern rund um das Mittelmeer hat es schon immer Erdbeben, Hungersnöte, Dürren und Überschwemmungen gegeben – tatsächlich sind ›dunkle Zeitalter‹ dort eine immer wiederkehrende Erscheinung.« Und sie führt aus: »Katastrophen unterbrechen immer wieder den Lauf der Menschheitsgeschichte, aber in der Regel überlebt man sie ohne allzu große Verluste. Und oft folgt auf sie eine Zeit größerer Anstrengungen, die von umso größerem Erfolg belohnt werden.« 87 Doch was war anders an dem Ende der Spätbronzezeit? Warum erholten sich die verschiedenen Kulturen nicht einfach wieder und machten weiter wie zuvor? Dazu Sandars: »Es hat viele Erklärungen gegeben, aber nur wenige haben Hand und Fuß. Beispiellose Erdbebenserien, umfassende Ernteausfälle und Hungersnöte, massive Invasionen aus der Steppe, von der Donau, aus der Wüste – all das mag eine gewisse Rolle gespielt haben; aber es reicht als Erklärung nicht aus.« 88 Und sie hat Recht. Daher müssen wir uns nun der Behauptung zuwenden, dass es zu einem Zusammenbruch der Systeme kam, einem systemischen Versagen mit Domino- und Multiplikatoreffekt, von dem sich selbst ein so globalisiertes, internationales, lebendiges, gesellschaftsübergrei-
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fendes Netzwerk wie das der späten Bronzezeit nicht mehr erholen konnte. Colin Renfrew von der Cambridge University, einer der angesehensten Forscher, die sich mit der Vor- und Frühgeschichte der Ägäis befassen, sprach bereits 1979 von einem Systemkollaps. Er bediente sich der Katastrophentheorie, bei der »das Versagen eines eher unbedeutenden Elements eine Kettenreaktion in Gang setzte, die immer mehr Wellen schlug, bis schließlich die gesamte Struktur kollabierte«. 89 Eine möglicherweise ganz nützliche Metapher wäre der sogenannte Schmetterlingseffekt, der besagt, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings zu einem Tornado auf der anderen Seite des Erdballs einige Wochen später führen kann. 90 Man denke nur an den Angriff des assyrischen Königs Tukulti-Ninurta I. gegen die hochgelobten hethitischen Streitkräfte: Deren Niederlage unter Tudhalija IV. gegen Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. könnte wiederum ihre Nachbarn, die Kaškäer, dazu ermutigt haben, danach ihrerseits die geschwächten Hethiter anzugreifen und die hethitische Hauptstadt Hattuša niederzubrennen. Renfrew hat die allgemeinen Merkmale eines Systemkollapses aufgelistet: (1) Zusammenbruch der zentralen Verwaltung, (2) Verschwinden der traditionellen Oberschicht, (3) Zusammenbruch der Planwirtschaft und (4) Abwanderung und Bevölkerungsrückgang. Mitunter dauert es bis zu 100 Jahre, so Renfrew, bis sich all diese Aspekte eines Kollapses ereignet haben, zugleich weist er aber auch darauf hin, dass man ihn nie auf nur eine einzige, offensichtliche Ursache zurückführen kann. Ferner bewegt sich die politisch-gesellschaftliche Integration nach einem solchen Zusammenbruch auf einem niedrigeren Niveau, und es kommen romantisierende Mythen über die vorangegangenen »Dunklen Jahrhunderte« auf. Dieses Muster passt nicht nur auf die Ägäis und den alten Orient um 1200 v. Chr., sondern lässt sich auch, wie er betont, auf das Ende anderer Kulturen anwenden – hier wären die Maya zu nennen, das ägyptische Alte Reich und die Zivilisation im Indus-Tal. 91 Wie bereits erwähnt, haben
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sich nach Renfrew auch zahlreiche andere Forscher mit dem Thema »Zusammenbrüche« in der Geschichte und dem offenbar immer wiederkehrenden Auf und Ab großer Reiche beschäftigt; besonders bekannt wurden kürzlich die Erkenntnisse von Jared Diamond. 92 Doch es wird niemanden überraschen, dass nicht alle Wissenschaftler von der Idee überzeugt sind, dass es am Ende der Spätbronzezeit zu einem Systemkollaps kam. Robert Drews von der Vanderbilt Universität beispielsweise will davon überhaupt nichts wissen – seiner Meinung nach erklärt diese Theorie nämlich nicht, warum die Paläste und Städte zerstört und niedergebrannt wurden. 93 Und dennoch weist der Zusammenbruch der bronzezeitlichen Kulturen in der Ägäis, im östlichen Mittelmeer und im Nahen Osten kurz nach 1200 v. Chr., wie wir gesehen haben, alle von Renfrew umrissenen Merkmale auf, vom Verschwinden der traditionellen Elite über den Zusammenbruch der Verwaltungsorgane und der zentralisierten Wirtschaft bis hin zu Umsiedlungen, Bevölkerungsrückgang und dem Übergang zu einer niedrigeren politisch-gesellschaftlichen Integration – ganz zu schweigen von Geschichten wie die um den Trojanischen Krieg, die Homer im 8. Jahrhundert v. Chr. niederschrieb. Es war eben nicht die Invasion der Seevölker 1207 und 1177 v. Chr., es war nicht die Serie von Erdbeben, die Griechenland und das östliche Mittelmeer während des halben Jahrhunderts von 1225 bis 1175 v. Chr. erschütterten, es waren nicht Dürren und klimatische Veränderungen, die ganze Regionen unbewohnbar machten – was die blühenden bronzezeitlichen Kulturen der Mykener, Minoer, Hethiter, Assyrer, Kassiten, Zyprer, Mitanni, Kanaaniter und sogar Ägypter ins Unglück stürzte, war vielmehr eine Verkettung von Katastrophen. 94 Ich möchte mich Sandars’ Meinung anschließen, dass keiner der einzelnen Faktoren katastrophal genug war, als dass er für sich allein auch nur eine dieser Kulturen zu Fall gebracht hätte, geschweige denn alle. In Kombination ergaben sie jedoch möglicherweise ein Szenario, in dem sich die negativen Auswirkungen der einzelnen Faktoren so-
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zusagen hochschaukelten – die Wissenschaft nennt dies den »Multiplikatoreffekt«. 95 Der Ausfall eines Teils des Systems hätte sicherlich auch in einer Art Dominoeffekt einen Ausfall an anderer Stelle zur Folge gehabt. Ein solcher »Systemkollaps« könnte dann zum Niedergang immer weiterer Gesellschaften geführt haben, denn in der internationalen Wirtschaft waren ja alle Zivilisationen über ihre Handelsverbindungen voneinander abhängig. 1987 schob Mario Liverani von der Universität Rom der Konzentration der Macht in den Palästen den Schwarzen Peter zu: Als diese kollabierten, habe dies das Ausmaß der Katastrophe noch potenziert. Er schreibt: »Die besondere Konzentration aller Bereiche von Organisation, Transformation, Handel usw. auf den Palast – eine Konzentration, die ihren Höhepunkt in der späten Bronzezeit erreicht zu haben scheint –, hat den physischen Zusammenbruch des Palastes zu einer allgemeinen Katastrophe für das gesamte Königreich werden lassen.« 96 Oder, in der Sprache der Investmentbanker formuliert: Die bronzezeitlichen Herrscher in der Ägäis und im Nahen Osten hätten früh genug ihre Portfolios diversifizieren müssen, aber sie taten es nicht. 20 Jahre später zitierte Christopher Monroe Liveranis Arbeit und äußerte die Meinung, die Wirtschaft der späten Bronzezeit habe aufgrund der zunehmenden Abhängigkeit von Bronze und anderen Prestigegütern an Stabilität verloren. Insbesondere war er der Meinung, dass bestimmte »kapitalistische Unternehmungen«, die in der späten Bronzezeit das Palastsystem dominierten – und dazu gehört für ihn auch der Fernhandel – traditionelle Modi von Handel, Produktion und Konsum, wie sie in der Bronzezeit zuvor üblich gewesen waren, in einem solchen Ausmaß veränderten, dass das System dem Multiplikatoreffekt der Kombination von Invasionen und Naturkatastrophen nicht standhielt. 97 Monroe schreibt über die Situation am Ende der Spätbronzezeit in seinem Buch Scales of Fate. Dort schildert er die Interaktionen der verschiedenen Mächte in der Ägäis und im östlichen Mittelmeerraum
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als »zwischengesellschaftliches Netzwerk«, das mit dem hier vorgestellten Bild übereinstimmt. Wie ich weist auch er darauf hin, dass jene Epoche »ganz außergewöhnlich ist: Mit Verträgen, Gesetzen, Diplomatie und Handel schuf man die erste große internationale Ära in der Weltgeschichte«. 98 Besonders interessant ist jedoch Monroes Feststellung, dass solche Netzwerke über Mittel und Wege verfügen, den unvermeidlichen Zusammenbruch, der alle Gesellschaften irgendwann ereilt, hinauszuzögern: »Aufstände werden niedergeschlagen, Rohstoffe werden gefunden, neue Märkte werden erschlossen, Preiskontrollen werden eingeführt, das Eigentum von Kaufleuten wird beschlagnahmt, Embargos werden verhängt und Kriege geführt.« 99 Er fügt hinzu, dass »die wichtigsten Herrscher in der Regel nur die Symptome der Instabilität behandeln und nicht die Ursachen«, und kommt zu dem Schluss, dass die »durch zeitgenössische Texte und archäologische Funde bezeugte gewaltsame Zerstörung der spätbronzezeitlichen Palastzivilisation wie viele andere Zusammenbrüche auch die unvermeidliche Folge einer eingeschränkten Weitsicht war«. 100 Bis auf diesen einen letzten Punkt stimme ich mit Monroe überein. Ich glaube nicht, dass man die Schuld am Zusammenbruch einfach einer »eingeschränkten Weitsicht« anlasten kann; viele der oben aufgeführten Faktoren hätten die damaligen Herrscher unmöglich vorhersagen können. Viel wahrscheinlicher scheint tatsächlich ein völlig unerwarteter Systemkollaps – wahrscheinlich ausgelöst durch den von Brandon Drake und dem Team um David Kaniewski bewiesenen Klimawandel 101 oder durch Erdbeben oder eine Invasion. Dennoch sollten uns Monroes Worte als Warnung dienen: Seine Beschreibung der späten Bronzezeit erinnert in vielen Punkten, namentlich was Wirtschaft und Interaktionen betrifft, an unsere heutige globalisierte Gesellschaft. Auch wir müssen uns langsam ernsthaft mit den Auswirkungen eines Klimawandels auseinandersetzen.
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Überblick über die Möglichkeiten und die Komplexitätstheorie Wie bereits zu Beginn dieses Kapitels erwähnt, hat die Forschung den Zusammenbruch bzw. die Katastrophe am Ende der Spätbronzezeit ausführlich diskutiert. Robert Drews versuchte, dieses Problem systematisch anzugehen und untersuchte in den einzelnen Kapiteln seines Buches von 1993 jeweils eine der möglichen Ursachen. Leider hat er dabei einige falsch bewertet und andere in ihrer Bedeutung unterschätzt; so verwirft er von vorneherein die Idee eines Systemkollapses zugunsten seiner eigenen Theorie, nämlich dass es vor allem Veränderungen in der Kriegsführung waren, die den Zusammenbruch herbeiführten – das ist eine These, der längst nicht alle Forscher zustimmen. 102 20 Jahre nach Veröffentlichung von Drews’ Buch, unzähligen Diskussionen und einem nicht abreißenden Strom wissenschaftlicher Publikationen zu diesem Thema gibt es noch immer keinen Konsens darüber, wer oder was dafür verantwortlich war, dass wichtige Stätten in den Zivilisationen, die zum Ende der Bronzezeit untergingen, zerstört und aufgegeben wurden. Das Problem lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Wichtige Beobachtungen 1. Wir haben es mit einer ganzen Reihe von unterschiedlichen Kulturen in der Ägäis und im östlichen Mittelmeerraum zu tun, die im 15. bis 13. Jahrhundert v. Chr. in voller Blüte standen, von den Mykenern und Minoern über die Hethiter und Ägypter bis hin zu den Babyloniern, Assyrern, Kanaanitern und Zyprern. Sie waren unabhängig voneinander, interagierten aber ständig miteinander, vor allem über internationale Handelsverbindungen. 2. Wir wissen, dass viele Städte zerstört wurden, und wir wissen, dass die spätbronzezeitlichen Kulturen in der Ägäis, im östlichen
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Mittelmeer, in Ägypten und im Nahen Osten ca. 1177 v. Chr. oder kurz danach untergingen. 3. Es gibt keine eindeutigen Beweise dafür, wer oder was die Ursache der Katastrophe war, die zum Zusammenbruch dieser Zivilisationen und zum Ende der Spätbronzezeit führte.
Die möglichen Ursachen Es gibt eine Reihe von möglichen Ursachen, die zum Untergang der spätbronzezeitlichen Kulturen geführt oder beigetragen haben könnten; aber keine davon hätte als alleinige Ursache ausgereicht. A. Ganz offensichtlich gab es Erdbeben zu jener Zeit, aber von einem Erdbeben erholt sich eine Gesellschaft in der Regel wieder. B. Es gibt Textzeugen für Hungersnöte und inzwischen auch wissenschaftliche Beweise für Dürren und einen Klimawandel in der Ägäis und im östlichen Mittelmeerraum; doch auch von solchen Katastrophen haben sich Gesellschaften eigentlich immer wieder erholt. C. Es gibt Indizien für Aufstände in Griechenland und andernorts (u. a. in der Levante, auch wenn dies nicht ganz sicher ist). Doch auch hier gilt: Meistens überlebt eine Gesellschaft einen solchen Aufstand. Darüber hinaus wäre es eher ungewöhnlich, dass sich Rebellionen über ein so großes Gebiet erstrecken und so lange andauern (ungeachtet der jüngsten Ereignisse im Nahen Osten). D. In der Levante, von Ugarit im Norden bis nach Lachisch im Süden, gibt es archäologische Beweise für Eindringlinge oder zumindest Zuwanderer, die entweder aus der Ägäis, aus Westanatolien oder von Zypern kamen – oder aus allen drei Regionen. Einige der betroffenen Städte wurden zerstört und dann aufgegeben; andere wurden wieder besiedelt, wiederum andere blieben intakt. E. Offenbar waren die internationalen Handelsrouten eine gewisse Zeit lang beeinträchtigt, wenn nicht vollständig unterbrochen.
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Aber wie sehr sich das auf die einzelnen Kulturen ausgewirkt haben mag, ist nicht ganz klar, selbst wenn einige allzu abhängig von Importgütern waren, wie man es für die Mykener annimmt. Sicherlich kommt es vor, dass sich eine Zivilisation von einer Invasion oder einem Erdbeben nicht mehr erholt, dass sie eine Dürre oder eine Rebellion nicht übersteht. Im Moment sieht jedoch alles (natürlich auch in Ermangelung einer besseren Erklärung) danach aus, als hätte eine Kombination all dieser Faktoren in diesen Regionen zum Untergang der bedeutendsten Reiche der Spätbronzezeit geführt. Alle verfügbaren Beweise zusammen ergeben ein Gesamtbild, das für einen Systemkollaps spricht, der durch den Multiplikatoreffekt diverser miteinander verknüpfter Ereignisse ausgelöst wurde – Katastrophen, die einander jeweils negativ beeinflussten, wodurch sich ihre Wirkung nur noch verschlimmerte. Die Bewohner einer bestimmten Region hätten vielleicht noch eine solche Katastrophe überlebt, etwa ein Erdbeben oder eine Dürre. Anders sah es aus, wenn sie in rascher Folge unter Erdbeben, Dürre und einer ausländischen Invasion zu leiden hatten. Was folgte, war ein Dominoeffekt, bei dem der Zerfall einer Zivilisation den Untergang der nächsten nach sich zog. Die Welt der späten Bronzezeit war in einem Maße globalisiert, dass sich bereits der Zusammenbruch nur einer Kultur folgenschwer auf die internationalen Handelsrouten und Volkswirtschaften ausgewirkt hätte und ausreichend gewesen wäre, um mehrere andere Gesellschaften mit in den Untergang zu reißen. Und dabei hätte es keine Rolle gespielt, wie groß und mächtig ein einzelnes Reich war.
Komplexitätstheorie Dennoch ist ein Systemkollaps als einzige Ursache trotz meiner bisherigen Ausführungen vielleicht doch eine zu simple Erklärung für das Ende der späten Bronzezeit in der Ägäis, im östlichen Mittelmeer
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und im Nahen Osten. 103 Vielleicht sollten wir uns einem weiteren Feld der Forschung zuwenden, der sogenannten Komplexitätswissenschaft oder besser gesagt der Komplexitätstheorie, um ein Gespür dafür zu bekommen, was möglicherweise wirklich zum Zusammenbruch dieser Zivilisationen führte. Die Komplexitätstheorie beschäftigt sich mit einem oder mehreren komplexen Systemen, mit dem Ziel, »die Phänomene, die sich aus einer Ansammlung miteinander interagierender Objekte ergeben«, zu erklären. Mithilfe der Komplexitätstheorie nähert man sich ganz unterschiedlichen Problemen, von Verkehrsstaus und Börsencrashs über Krankheiten wie Krebs bis hin zu Umweltveränderungen, und manchmal ergeben sich dabei tatsächlich Lösungen; sogar Kriege haben Forscher auf diese Weise untersucht, so erst kürzlich Neil Johnson von der Oxford University. 104 Ursprünglich stammt die Komplexitätstheorie aus der Mathematik und der Informatik, doch während man sie in den vergangenen Jahrzehnten auch auf internationale Beziehungen, Wirtschaftswissenschaften und viele andere Felder angewendet hat, blieb die Archäologie bislang größtenteils außen vor. Interessanterweise (und, so könnte man vielleicht sagen, in weiser Voraussicht) streift Carol Bell dieses Thema in ihrem 2006 erschienenen Buch über die Entwicklung und Veränderungen der Fernhandelsbeziehungen in der Levante von der späten Bronzezeit bis zur Eisenzeit. Sie merkt an, es sei ein vielversprechender theoretischer Ansatz, der als Erklärungsmodell für die Ursache des Zusammenbruchs und die folgenden Umstrukturierungen durchaus von Nutzen sein könnte. 105 Nach Johnson kommt ein Problem dann als Kandidat für einen komplexitätstheoretischen Ansatz infrage, wenn ihm ein System zugrunde liegt, das »eine Ansammlung mehrerer miteinander interagierender Subjekte oder treibender Kräfte enthält«. 106 In unserem Fall wären das die verschiedenen Kulturen, die während der späten Bronzezeit aktiv waren: die Mykener, Minoer, Hethiter, Ägypter, Kanaaniter, Zyprer usw. Ein Aspekt der Komplexitätstheorie ist, dass das Verhalten dieser Subjekte durch ihre Erinnerung beeinflusst wird
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bzw. dadurch, wie die Geschehnisse der Vergangenheit in ihnen nachwirken. Sie sind in der Lage, ihre Strategien zumindest teilweise auf Grundlage ihrer Kenntnisse der Vorgeschichte anzupassen. Autofahrer beispielsweise sind in der Regel mit den Verkehrsmustern im Umfeld ihres Zuhauses vertraut und können daher vorausberechnen, auf welcher Strecke sie am schnellsten zur Arbeit und wieder zurückkommen. Falls es einen Stau gibt, wählen sie eine alternative Route, um das Problem zu lösen. 107 Auf ähnliche Weise könnten Kaufleute aus Ugarit oder andernorts gegen Ende der Spätbronzezeit feindlichen Schiffen aus dem Weg gegangen sein und bestimmte Gebiete gemieden haben, die dafür bekannt waren, dass dort Piraten hausten; dazu gehörte beispielsweise die Küste von Lukka im Südwesten Anatoliens (einer Landschaft, die man später Lykien nannte). Johnson hält außerdem fest, dass das System in der Regel »lebt« (das heißt, es entwickelt sich auf nichttriviale und oftmals komplexe Weise weiter) und »offen« ist (das heißt, es kann durch seine Umgebung beeinflusst werden). Das sei zum Beispiel bei den heute ziemlich komplizierten Aktienmärkten der Fall: Analysten sprechen oft über diese Märkte, als wären sie lebende Organismen, die sich von außerhalb beeinflussen lassen, etwa durch Nachrichten über den Umsatz eines bestimmten Unternehmens oder ein wichtiges Ereignis irgendwo auf der Welt. Genau so beschreibt Sherratt in ihrer vor über zehn Jahren veröffentlichten und hier bereits im Vorwort zitierten Analogie die Ähnlichkeiten zwischen der Welt der späten Bronzezeit und der unsrigen: als »immer homogenere und dennoch immer weniger kontrollierbare globale Wirtschaft und Kultur, in der (…) politische Unsicherheiten auf der einen Seite der Welt Volkswirtschaften beeinflussen, die sich mehrere tausende Meilen entfernt befinden«. 108 Solche Einflüsse oder Stressfaktoren für das »System« in der Ägäis und im östlichen Mittelmeerraum am Ende der Spätbronzezeit wären dann Erdbeben, Hungersnöte, Dürren, Klimawandel, Aufstände, Invasionen und Störungen der Handelsrouten gewesen. Johnsons vielleicht wichtigste Behauptung in diesem Zusammen-
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hang ist, dass ein solches System »in der Regel überraschende und mitunter auch extreme« Phänomene aufweist. Das bedeutet, so Johnson, »dass im Grunde genommen alles passieren kann, und wenn man lange genug wartet, dann wird es normalerweise auch passieren«. Als Beispiele führt er an, dass irgendwann jeder Aktienmarkt eine Art Crash erleben wird und jedes Verkehrssystem einen Stau. Wenn es dazu kommt, hat in der Regel niemand damit gerechnet – es gibt niemanden, der den Crash bzw. den Stau hätte vorhersehen können, auch wenn alle genau wussten, dass es irgendwann passieren konnte (und musste). 109 Jared Diamond und zahlreiche andere Forscher haben darauf hingewiesen, dass es in der Geschichte der Welt keine Zivilisation gab, die nicht irgendwann zusammengebrochen war, und dass sich die Ursachen dafür häufig gleichen. Insofern war auch der Zusammenbruch der spätbronzezeitlichen Kulturen absehbar. Es wird jedoch niemanden gegeben haben, der hätte vorhersagen können, wann sich dieser Zusammenbruch ereignen würde, selbst wenn er über alle Einzelheiten der damaligen Kulturen informiert gewesen wäre. Wie Johnson es formuliert: »Alle noch so detaillierten Kenntnisse über Motor, Farbe und Form eines Autos nützen einem nichts, wenn man wissen möchte, wann und wo es in einem neuen Verkehrssystem zum Stau kommen wird – genauso wenig, wie einem die Kenntnis der Persönlichkeit jeder einzelnen Person in einer überfüllten Bar verraten würde, wann es dort vielleicht zu einer Schlägerei kommt.« 110 Doch was nützt uns nun die Komplexitätstheorie dabei, den Zusammenbruch der spätbronzezeitlichen Zivilisationen zu erklären, wenn sie uns nicht hilft, vorauszuberechnen, wann und warum ein solcher Zusammenbruch geschieht? Carol Bell hat darauf hingewiesen, dass die Handelsnetzwerke der Ägäis und des östlichen Mittelmeeres Beispiele für komplexe Systeme sind. Sie zitiert Ken Dark von der University of Reading, der schreibt, dass »im selben Maße, wie solche Systeme komplexer werden, der Grad der Abhängigkeit zwischen ihren Bestandteilen wächst; dadurch bleibt das Gesamtsystem
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stabil, wird aber komplizierter«. 111 Dieses Phänomen nennt man »Hyperkohärenz«, und es tritt auf, so Dark, »wenn alle Teile des Systems so sehr voneinander abhängig sind, dass jede Veränderung in einem Teil die Stabilität des gesamten Systems beeinträchtigt«. 112 Wenn die spätbronzezeitlichen Kulturen also auch nur zu einem gewissen Grad globalisiert und hinsichtlich Waren und Dienstleistungen voneinander abhängig waren, hätten Veränderungen in nur einem der betreffenden Königreiche wie demjenigen der Mykener oder der Hethiter möglicherweise alle anderen beeinflusst und destabilisiert. Das gilt vor allem dann, wenn wir die spätbronzezeitlichen Königreiche, Imperien und Gesellschaften der Ägäis und des östlichen Mittelmeerraums als individuelle soziopolitische Systeme definieren, denn: »Solche komplexen sozio-politischen Systeme weisen eine interne Dynamik auf, die zu einer gesteigerten Komplexität führt«, so Dark, und »je komplexer ein System ist, desto wahrscheinlicher ist sein Zusammenbruch.« 113 In der Ägäis und im östlichen Mittelmeerraum der späten Bronzezeit existierten diverse sozio-politische Systeme, die immer komplexer und damit immer anfälliger für einen Kollaps wurden – die einzelnen Kulturen. Gleichzeitig gab es mit den Handelsnetzwerken komplexe Systeme, deren einzelne Elemente voneinander abhängig waren und zugleich vielschichtige Wechselbeziehungen zueinander aufwiesen. Sobald es in einem ihrer integralen Bestandteile zu einer Veränderung kam, wurden diese Netzwerke zwangsläufig instabil. Das ist die Stelle, an der ein Rädchen nicht ganz rund läuft und damit das ganze ansonsten so gut gewartete Räderwerk in einen Haufen Schrott verwandelt, genau wie bei den Autos von heute eine einzige verzogene Pleuelstange reicht, um den Motor zu ruinieren. Vielleicht sollten wir uns also keine große Apokalypse ausmalen. Auch wenn manche Städte und Königreiche wie Ugarit ein recht dramatisches Ende fanden, so war das Ende der Spätbronzezeit möglicherweise eher das Ergebnis eines chaotischen, zugleich jedoch schleichenden Zerfalls von Regionen und Städten, die zuvor eine gro-
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ße Bedeutung gehabt hatten und gut miteinander vernetzt gewesen waren, nun aber aufgrund interner und / oder externer Veränderungen, die eines oder mehrere Bestandteile des komplexen Systems betrafen, an Bedeutung verloren und sich in der Isolation wiederfanden (wie beispielsweise Mykene). Dass eine solche Schwachstelle zu einer Unterbrechung eines ganzen Netzwerks führt, ist gar nicht so schwer nachzuvollziehen. Man denke nur an ein modernes Stromnetz, das vielleicht durch einen Sturm oder ein Erdbeben gestört wird: Der Energieversorger produziert nach wie vor seinen Strom, dieser Strom erreicht aber nicht mehr jeden einzelnen Verbraucher; Jahr für Jahr kann man so etwas in den USA beobachten, und die Ursache ist mal ein Tornado in Oklahoma, mal ein Schneesturm in Massachusetts. Falls die Störung von dauerhafter Natur ist, so bei einer größeren Katastrophe wie einer Kernexplosion, kommt irgendwann sogar die Produktion der Elektrizität zum Erliegen. Diese Analogie kann man ebenso auf die Spätbronzezeit anwenden, wenn auch auf einem niedrigeren technologischen Niveau. Eine weitere Folge einer solchen Instabilität ist, wie Bell angemerkt hat, dass das komplexe System nach dem Zusammenbruch »in kleinere Einheiten zerfällt« – und genau das können wir bei den Kulturen der Eisenzeit, die auf die Bronzezeit folgte, beobachten. 114 Die Komplexitätstheorie lässt uns also sowohl bei der Katastrophen-These als auch bei der These eines Systemzusammenbruchs einen Schritt weiter gehen – es scheint fast so, als sei diese Theorie der beste Ansatz, um das Ende der Spätbronzezeit in der Ägäis und im östlichen Mittelmeerraum in den Jahren nach 1200 v. Chr. zu erklären. Die Frage, die sich stellt, ist demnach nicht so sehr: »Wer war das?« oder: »Welches Ereignis hat dazu geführt?« Dazu gab es einfach zu viele Akteure und Ereignisse. Vielmehr sollten wir fragen: »Warum ist es passiert?« und: »Wie ist es passiert?« Ob das Ganze vermeidbar gewesen wäre, ist wiederum eine andere Frage. Trotz allem kann es auch sein, dass wir mit der Komplexitätstheorie zur Analyse der Ursachen des Kollapses der Spätbronzezeit ledig-
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lich einen wissenschaftlichen (möglicherweise sogar nur pseudowissenschaftlichen) Begriff auf eine Situation anwenden, über die wir schlichtweg nicht genügend wissen, um überhaupt irgendwelche Schlussfolgerungen ziehen zu können. »Komplexitätstheorie« – das klingt gut, keine Frage. Aber fördert diese Theorie hier wirklich unser Verständnis? Handelt es sich dabei um mehr als nur einen neuen Ausdruck für ein altbekanntes und offensichtliches Phänomen – dass ein besonders komplexer Gegenstand oder eine besonders komplexe Situation umso anfälliger für Störungen ist? Zweifellos waren die Ursachen für den Zusammenbruch der spätbronzezeitlichen Kulturen ziemlich komplex. Wir kennen viele der möglichen Variablen, die dabei eine Rolle spielten. Aber wir können weder mit Sicherheit sagen, dass wir bereits alle dieser Variablen kennen, noch wissen wir genau, welche eine besonders große Wirkung hatten und welche sich eher vor Ort negativ auswirkten, ohne das ganze System zu beeinträchtigen. Greifen wir noch einmal den Vergleich mit einem Verkehrsstau auf: Bei einem Stau kennen wir die meisten Variablen. Wir kennen in etwa die Zahl der Autos, und wir wissen, ob eine Straße zwei- oder vierspurig ist. Und auch die Auswirkung einiger externer Variablen können wir vorausberechnen, beispielsweise, wenn ein Schneesturm eine wichtige Durchgangsstraße erreicht. Was aber die späte Bronzezeit betrifft, so vermuten wir (auch wenn wir es nicht mit Sicherheit wissen können), dass es dort Hunderte Variablen mehr gab als in einem modernen Verkehrssystem. Darüber hinaus macht die Behauptung, die bronzezeitlichen Zivilisationen seien immer komplexer und damit anfälliger für einen Zusammenbruch geworden, eigentlich nicht allzu viel Sinn, vor allem wenn man ihre angebliche Komplexität mit den Entwicklungen der letzten 300 Jahre in Europa vergleicht. Vielleicht wird uns die Komplexitätstheorie in diesem Zusammenhang später einmal mehr von Nutzen sein, sobald wir mehr Informationen über alle relevanten Zivilisationen besitzen. Im Moment jedoch kann sie höchstens dazu dienen, uns bewusst zu machen, wie viele unterschiedliche Faktoren
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gegen Ende der Spätbronzezeit dazu beigetragen haben könnten, das herrschende internationale System zu destabilisieren und letztlich kollabieren zu lassen – ein System, das mehrere Jahrhunderte lang auf verschiedenen Ebenen ziemlich gut funktioniert hatte. Und doch gibt es immer wieder wissenschaftliche Publikationen, in der die Meinung vertreten wird, dass der Zusammenbruch der späten Bronzezeit ganz linear vonstattenging. Dabei ist es schlichtweg falsch, anzunehmen, dass eine Dürre zu einer Hungersnot führte, die die Seevölker aus ihrer Heimat vertrieb und das östliche Mittelmeer verwüsten ließ, was schließlich zum Kollaps führte.115 Die Wahrheit wird um einiges chaotischer gewesen sein. Und es gab sicherlich auch nicht nur einen Auslöser, sondern eine ganze Reihe von unterschiedlichen Stressfaktoren, die die Menschen dazu zwangen, auf die jeweilige(n) Situation(en) unterschiedlich zu reagieren. Die Komplexitätstheorie kann einem durchaus dabei helfen, sich einen entsprechenden nicht-linearen Ablauf der Dinge vorzustellen, mit vielen Stressfaktoren anstatt nur einem einzigen. Insofern kann sie uns bei der Erklärung des Zusammenbruchs der Kulturen am Ende der Spätbronzezeit nützen – vor allem aber dabei, neue Ansatzpunkte zu finden, um diese Katastrophe noch weiter zu untersuchen.
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Und was kam danach?
Mehr als 300 Jahre lang – von der Herrschaft der Hatschepsut ab ca. 1500 v. Chr. bis zum Zusammenbruch nach 1200 v. Chr. – war das Mittelmeer der späten Bronzezeit Schauplatz einer komplexen internationalisierten Welt, in der Minoer, Mykener, Hethiter, Assyrer, Babylonier, Mitanni, Kanaaniter, Zyprer und Ägypter miteinander interagierten. Es war eine kosmopolitische und globalisierte Welt, wie es sie in der Geschichte der Menschheit bis heute nur selten gegeben hat. Vielleicht war es genau dieser Internationalismus, der zu einer geradezu apokalyptischen Katastrophe führte, mit der die Bronzezeit zu Ende ging. Der alte Orient, Ägypten und Griechenland scheinen im Jahr 1177 v. Chr. so stark miteinander verflochten und voneinander abhängig gewesen zu sein, dass der Untergang der einen Kultur letztlich den Untergang der anderen nach sich zog. Die blühenden Zivilisationen der damaligen Zeit gingen durch Menschenhand oder durch höhere Gewalt zugrunde – oder durch eine tödliche Kombination von beidem. Nach allen Erkenntnissen, die wir hier zusammengetragen haben, müssen wir uns aber auch eingestehen, dass wir die genaue Ursache (oder die verschiedenen Ursachen) für den Zusammenbruch der Zivilisationen der Ägäis und des östlichen Mittelmeerraums und damit für den Übergang von der Spätbronzezeit zur Eisenzeit nicht mit Sicherheit ermitteln können, genauso wie wir immer noch nicht wissen, wer die Seevölker waren, woher sie kamen und was sie wollten. Doch wenn wir alle in unserer Diskussion vorgestellten Fäden der Beweis-
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führung zusammenführen, können wir über diese Epoche einige relativ sichere Erkenntnisse gewinnen. Zum Beispiel besitzen wir einigermaßen gute Hinweise darauf, dass zumindest einige internationale Kontakte und vielleicht auch Handelsbeziehungen bis zum plötzlichen Ende dieses Zeitalters andauerten – oder es vielleicht sogar überlebten (darauf deuten jedenfalls einige aktuelle Forschungsergebnisse hin). 1 So dokumentieren auch noch die letzten Briefe in den Archiven von Ugarit Kontakte mit Ägyptern, Hethitern und der Ägäis sowie Geschenke, die der ägyptische Pharao Merenptah dem König von Ugarit sandte, nur wenige Jahrzehnte vor dem Untergang der Stadt. Vielleicht mag es einige kurzfristige Schwankungen gegeben haben, allerdings haben wir keinerlei Beweise dafür, dass Kontakte und Handel in der Ägäis und im östlichen Mittelmeerraum nennenswert nachließen, bis die Probleme begannen. Doch dann brach die Welt, wie sie mehr als drei Jahrhunderte lang bestanden hatte, zusammen und verschwand im Großen und Ganzen. Wie wir gesehen haben, war das Ende der Spätbronzezeit von Italien über Griechenland und Ägypten bis nach Mesopotamien ein schleichender Prozess, der mehrere Jahrzehnte dauerte, vielleicht sogar an die 100 Jahre. Einem bestimmten Jahr lässt sich das Ende der Bronzezeit auf jeden Fall nicht zuordnen. Dennoch sticht ein Jahr heraus und kann sozusagen repräsentativ für den Zusammenbruch der Zivilisation stehen: das achte Jahr der Herrschaft des Pharaos Ramses III., 1177 v. Chr. (nach der momentan von den meisten Ägyptologen verwendeten Chronologie). Dies war das Jahr, als – gemäß den ägyptischen Aufzeichnungen – in der Region zum zweiten Mal die Seevölker wüteten. In jenem Jahr kam es im Nildelta zu großen Land- und Seeschlachten, Ägypten kämpfte um sein Fortbestehen. Einige der bedeutendsten Kulturen der Bronzezeit befanden sich bereits auf dem absteigenden Ast. Tatsächlich könnte man argumentieren, dass das Jahr 1177 v. Chr. für das Ende der Spätbronzezeit eine ähnliche Bedeutung hatte wie
Und was kam danach?
das Jahr 476 n. Chr. für das Ende des Weströmischen Reiches: Beide Jahreszahlen dienen Forschern dazu, das Ende einer großen Epoche ganz bequem an einem bestimmten Ereignis festzumachen. Italien wurde im 5. Jahrhundert n. Chr. mehrmals überfallen und Rom mehrmals geplündert, u. a. im Jahr 410 n. Chr. von Alarich und den Westgoten sowie 455 n. Chr. von Geiserich und den Vandalen. Außerdem gab es neben diesen Übergriffen noch zahlreiche weitere Faktoren, die zum Untergang Roms beitrugen – jeder Historiker wird gerne bestätigen, dass diese Geschichte viel komplexer ist. Bequemer ist es indes (und unter Akademikern als eine Art historische »Abkürzung« auch allgemein akzeptiert), das Ende der Blütezeit Roms mit der Invasion der Ostgoten unter Odoaker im Jahr 476 n. Chr. zu verknüpfen. Bei dem Ende der Spätbronzezeit und dem Übergang zur Eisenzeit handelt es sich um einen ähnlichen Fall, insofern der Zusammenbruch und der Übergang einen zusammenhängenden Vorgang zwischen 1225 und 1175 v. Chr. (mancherorts sogar erst um 1130 v. Chr.) darstellen. Doch die zweite Invasion der Seevölker, die 1177 v. Chr. im Kampf gegen die Ägypter gipfelte, lässt sich mit guten Gründen als Wendepunkt bezeichnen und ermöglicht uns, dem relativ schwer zu definierenden Untergang jener Epoche ein Datum zu geben. Sicher ist, dass die einflussreichen Zivilisationen der Ägäis und des alten Orients, die 1225 v. Chr. noch in voller Blüte standen, um 1177 v. Chr. bereits im Niedergang begriffen waren und bis 1130 v. Chr. vollständig von der Bildfläche verschwanden. Die mächtigen Königreiche und Imperien der Bronzezeit wurden in der frühen Eisenzeit nach und nach von kleineren Stadtstaaten abgelöst. Folglich sahen der Mittelmeerraum und der alte Orient 1100 v. Chr. ganz anders aus als 1200 v. Chr. – und 1000 v. Chr. wiederum ganz anders als 1100 v. Chr. Wir besitzen handfeste Beweise dafür, dass es mehrere Jahrzehnte – an manchen Orten sogar mehrere Jahrhunderte – dauerte, bis die Bewohner der betreffenden Regionen ihre Gesellschaften wiederaufgebaut hatten und endlich wieder aus dem Dunkel der Geschichte heraustraten. Wie Jack Davis von der University of Cincinnati betont,
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war »die Zerstörung des Palastes des Nestor ca. 1180 v. Chr. so verheerend, dass sich weder der Palast noch die Gemeinde anschließend davon erholten (…) Tatsächlich blieb das gesamte Gebiet des mykenischen Königreiches Pylos fast 1000 Jahre lang fast komplett entvölkert.« 2 Joseph Maran von der Universität Heidelberg hat zudem festgestellt, dass selbst, wenn wir nicht wissen, ob sich die letzten Zerstörungen in Griechenland tatsächlich zeitgleich ereigneten, doch zumindest klar ist, dass es nach diesen Katastrophen »keine Paläste mehr gab, dass die Verwendung der Schrift sowie jegliche Verwaltungsstrukturen zum Erliegen kamen und dass das Konzept des obersten Herrschers, des wanax, aus den politischen Institutionen des antiken Griechenland verschwand«. 3 Was die schriftlichen Zeugnisse betrifft, so gilt das Gleiche für Ugarit und die anderen Kulturen, die in der späten Bronzezeit im östlichen Mittelmeerraum geblüht hatten – ihr Untergang bedeutete zugleich das Ende der Keilschrift in der Levante, die von anderen, möglicherweise nützlicheren oder praktischeren Schriftsystemen abgelöst wurde. 4 Neben den Artefakten liefern uns die schriftlichen Zeugnisse greifbare Anhaltspunkte für die Vernetzung und Globalisierung dieser Regionen zu jener Zeit; hier sind vor allem die Briefe zu nennen, die ganz konkrete Beziehungen zwischen bestimmten Personen offenbaren. Besonders wichtig sind dabei das ägyptische Amarna-Archiv aus der Zeit der Pharaonen Amenophis III. und Echnaton (Mitte des 14. Jahrhunderts v. Chr.), die Archive in Ugarit in Nordsyrien (Ende des 13. / Anfang des 12. Jahrhunderts v. Chr.) und die Briefe aus dem anatolischen Hattuša (14.–12. Jahrhundert v. Chr.). Die Briefe aus diesen Archiven belegen die zeitgleiche Existenz zahlreicher Netzwerke in der Ägäis und im östlichen Mittelmeerraum während der Spätbronzezeit; dazu gehörten diplomatische, logistische, Handels- und Kommunikationsnetzwerke – all diese zahlreichen Verbindungen bildeten die Grundlage für das reibungslose Funktionieren der damaligen globalisierten Wirtschaft. Wenn auch nur ein kleiner
Und was kam danach?
Teil dieser Netzwerke gestört war oder sogar ganz zusammenbrach, musste dies einen verhängnisvollen Effekt auf den Rest der Welt gehabt haben. Das wäre heute kaum anders. Doch wie beim Untergang des Weströmischen Reiches lässt sich das Ende der bronzezeitlichen Reiche im östlichen Mittelmeer nicht auf eine einzige Invasion oder Ursache zurückführen – die wahren Gründe waren so zahlreich wie die feindlichen Übergriffe. Viele der Angreifer, die 1177 v. Chr. für Unruhe sorgten, waren bereits während der Herrschaft von Pharao Merenptah 30 Jahre früher aktiv gewesen. Außerdem hatten mehrere Jahrzehnte lang Erdbeben, Dürren und andere Naturkatastrophen in der Ägäis und dem östlichen Mittelmeerraum gewütet. Allein deshalb kann man das Ende der Bronzezeit nicht einem einzigen Zwischenfall anlasten; vielmehr muss man es, wie bereits gezeigt, als Folge einer komplexen Reihe von Ereignissen betrachten, die die eng miteinander vernetzten Reiche der Ägäis und des Orients erschütterten und schlussendlich zum Zusammenbruch eines gesamten Systems führten. Nicht genug, dass zahllose Menschen starben und Paläste wie auch »normale« Gebäude reihenweise einstürzten – darüber hinaus scheint es zu einem Abbruch oder zumindest zu einem deutlichen Rückgang in den Beziehungen zwischen den verschiedenen Königreichen der Region gekommen zu sein. Selbst wenn nicht alle diese Orte genau zur gleichen Zeit verwüstet wurden: Spätestens Mitte des 12. Jahrhunderts v. Chr. waren die einst international vernetzten Städte und Regionen auf sich selbst gestellt und von der einstigen Globalisierung des 14. und 13. Jahrhunderts v. Chr. war nichts mehr übriggeblieben. Wie Marc Van De Mieroop von der Columbia University festgestellt hat, verloren die Eliten ihr internationales Netzwerk und die diplomatischen Kontakte, auf die sie sich früher hatten verlassen können; ausländische Waren und Ideen wurden ebenfalls nicht mehr importiert. 5 Sie alle mussten von vorn anfangen. Nach dem Zusammenbruch der Bronzezeit entstand eine neue Welt. Doch diese neue Welt brachte auch Chancen mit sich: Der
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Niedergang der Hethiter und der Ägypter, die in der Spätbronzezeit neben ihren eigenen Regionen auch den Großteil Syriens und Kanaans unter sich aufgeteilt hatten, bedeutete für andere die Aussicht auf Wachstum und Expansion. 6 Zwar gab es in einigen Bereichen ein gewisses Maß an Kontinuität, insbesondere bei den Neo-Assyrern in Mesopotamien, doch größtenteils war es an der Zeit, dass sich die Karten der Macht neu mischten. Neue Zivilisationen entstanden: In Südostanatolien, im Norden Syriens und an einigen Orten weiter im Osten herrschten bald die Neo-Hethiter, das einstige Kanaan teilten die Phönizier, Philister und Israeliten untereinander auf, und bei den alten Griechen folgte auf die geometrische und die archaische schließlich die klassische Zeit. Aus der Asche der alten Welt erhob sich eine Epoche mit zahlreichen bahnbrechenden Erfindungen. Das erste Alphabet entstand, und bei den Werkstoffen setzte sich das Eisen durch, das dem neuen Zeitalter seinen Namen gab: die Eisenzeit. Einen solchen Kreislauf hat es in der menschlichen Geschichte immer wieder gegeben, und manche halten es für einen unvermeidbaren Prozess – der Aufstieg und Fall von Imperien, nach denen neue Imperien entstehen, die schließlich wiederum untergehen und durch neue ersetzt werden. Ein ewiger Rhythmus von Geburt, Wachstum und Entwicklung, Verfall oder Zerstörung und am Ende Wiedergeburt in neuer Form. Eine der interessantesten und fruchtbarsten aktuellen Forschungsfelder der antiken Welt ist die Überlegung, was nach dem Zusammenbruch einer Zivilisation passiert, doch das ist ein Thema für ein weiteres Buch. 7 Hier wären die Arbeiten von William Dever zu nennen, ein emeritierter Professor an der University of Arizona und außerordentlicher Professor für Vorderasiatische Archäologie am Lycoming College, der über das Nachleben der Region Kanaan schrieb: »Die vielleicht wichtigste Schlussfolgerung über die ›Dunklen Jahrhunderte‹ (…) ist, dass es nichts dergleichen gab. Nach und nach werden sie durch archäologische Entdeckungen und Forschungen erleuchtet, und das Ergebnis ist, dass [diese Epoche] eher als Katalysator
Und was kam danach?
einer neuen Zeit zu sehen ist, die auf den Ruinen der kanaanitischen Zivilisation aufbaute und der modernen westlichen Welt schließlich ein kulturelles Erbe hinterlassen sollte – hier sind vor allem die Phönizier und Israeliten zu nennen –, von dem wir noch heute zehren.« 8 Außerdem erfahren, wie Christopher Monroe erklärt hat, »alle Zivilisationen am Ende eine gewaltsame Umstrukturierung ihrer materiellen und ideologischen Realitäten in Form von Zerstörung oder Neuschöpfung.« 9 Genau das ist es, was wir beim ständigen Auf und Ab der großen Reiche der Geschichte beobachten können – der Akkadier, Assyrer, Babylonier, Hethiter, Neo-Assyrer Neubabylonier, Perser, Makedonier, Römer, Mongolen, Osmanen und vieler anderer. Und wir sollten nicht fälschlicherweise annehmen, dass unsere Welt von heute davor gefeit wäre. Es könnte durchaus sein, dass wir heute anfälliger sind, als wir vielleicht glauben. Zwar mag der Zusammenbruch der Wall Street 2008 im Vergleich zum Kollaps der gesamten Mittelmeerwelt in der späten Bronzezeit eher unbedeutend erscheinen; dennoch gab es damals warnende Stimmen, die etwas Ähnliches prophezeiten, wenn die Banken mit globaler Reichweite nicht sofort gerettet würden. So zitierte beispielsweise die Washington Post den Präsidenten der Weltbank, Robert B. Zoellick, mit den Worten, das »globale Finanzsystem könnte einen kritischen Punkt erreicht haben«, an dem die »Krise eine verhängnisvolle Reihe von Ereignissen in Gang setzt, denen die Regierungen nur mit extrem großem Aufwand entgegensteuern können«. 10 In einem komplexen globalen System wie dem unseren könnte eine solche Krise genügen, um das gesamte Gefüge so zu destabilisieren, dass es zusammenbricht.
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Was wäre, wenn … ? Die Spätbronzezeit gilt zu Recht als eines der goldenen Zeitalter der Weltgeschichte – als früheste Epoche, in der es eine florierende globalisierte Wirtschaft gab. Mit Recht darf man also fragen: Hätte sich die Geschichte der Welt anders entwickelt, wenn die Kulturen dieser Regionen damals nicht zusammengebrochen wären? Was, wenn es in Griechenland und im östlichen Mittelmeerraum keine Erdbeben gegeben hätte? Keine Dürre, keine Hungersnot, keine Migranten oder Invasoren? Wäre jenes Zeitalter dennoch zu einem Ende gekommen, so wie alle Zivilisationen irgendwann unterzugehen scheinen? Hätten sich die Dinge trotz allem so entwickelt, wie sie es taten? Wäre der Fortschritt irgendwann abgeebbt? Oder hätten die nachfolgenden Entwicklungen in der Technologie, in Literatur und Politik vielleicht schon Jahrhunderte früher stattgefunden, als sie es schließlich taten? Dies sind natürlich rhetorische Fragen, die niemand beantworten kann, denn die Bronzezeit ging nun einmal zu Ende, und die Menschen in Griechenland, in der Levante und anderswo mussten nun einmal von vorne anfangen. Durch den Zusammenbruch der bestehenden Strukturen konnten sich neue Völker und Stadtstaaten etablieren, wie die Israeliten, Aramäer und Phönizier im östlichen Mittelmeer und später Athen und Sparta in Griechenland. Mit ihnen kamen neue Entwicklungen und innovative Ideen, wie das Alphabet, die monotheistische Religion und schließlich die Demokratie. Manchmal braucht es eben einen Flächenbrand, um das Ökosystem eines alten Waldes zu erneuern und etwas Neues wachsen zu lassen.
Dramatis Personae Die Chronologie der ägyptischen Königsdaten ist seit jeher umstritten und folgt hier dem vielerorts akzeptierten Schema, das sich z. B. bei Kitchen (1982) und Clayton (1994) findet. Die folgende Liste enthält nicht alle im Text erwähnten Namen, sondern nur die wichtigsten Herrscher und ihr Personal.
Adad-nirari I.: König von Assyrien; regierte 1307–1275 v. Chr. Eroberte das Reich der Mitanni. Ahmose I.: Pharao und Gründer der 18. Dynastie; regierte 1570–1546 v. Chr. Zusammen mit seinem Bruder Kamose verantwortlich für die Vertreibung der fremden Hyksos aus Ägypten. Ahmose: ägyptische Königin, 18. Dynastie; ca. 1520 v. Chr. Ehefrau von Thutmosis I., Mutter der Hatschepsut. Amenophis III.: Pharao, 18. Dynastie; regierte 1391–1353 v. Chr. Seine umfangreiche Korrespondenz mit anderen Herrschern wurde in Amarna entdeckt; etablierte Handelsbeziehungen bis nach Mesopotamien und in die Ägäis. ’Ammistamru I.: König von Ugarit; regierte ca. 1360 v. Chr. Korrespondierte mit ägyptischen Pharaonen. ’Ammistamru II.: König von Ugarit; regierte 1260–1235 v. Chr., zur selben Zeit, als Sinaranu sein Schiff von Ugarit nach Kreta sandte. ’Ammurapi: letzter König von Ugarit; regierte ca. 1215–1190 / 85 v. Chr. Anchesenamun: ägyptische Königin, 18. Dynastie; ca. 1330 v. Chr. Tochter von Echnaton, Frau von Tutanchamun. Apophis: König der Hyksos; regierte in Ägypten ca. 1574 v. Chr. während der 15. Dynastie. Auseinandersetzung mit Seqenen-Re, dem ägyptischen Pharao, der gleichzeitig in einem anderen Landesteil herrschte. Aššur-uballiṭ I.: König von Assyrien; regierte 1363–1328 v. Chr. Korrespondierte mit den Amarna-Pharaonen; Hauptakteur in der Welt der Realpolitik. Burna-buriaš II.: kassitischer König von Babylon; regierte 1359–1333 v. Chr. Korrespondierte mit Amarna-Pharaonen.
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Dramatis Personae
Chajan: König der Hyksos, 15. Dynastie; regierte ca. 1600 v. Chr. Einer der bekanntesten Hyksos-Könige; Gegenstände mit seinem Namen darauf hat man in Anatolien, Mesopotamien und in der Ägäis-Region gefunden. Echnaton: häretischer Pharao, 18. Dynastie; regierte 1353–1334 v. Chr. Verbot alle Göttinnen und Götter außer Aton; möglicherweise Monotheist. Ehemann von Nofretete, Vater von Tutanchamun. Eje II.: Pharao, 18. Dynastie; regierte 1325–1321 v. Chr. Militärfunktionär, der nach dem Tod Tutanchamuns durch Heirat mit Anchesenamun Pharao wurde. Hammurabi: König von Babylon; regierte 1792–1750 v. Chr. Bekannt für sein Gesetzbuch. Hatschepsut: ägyptische Königin / Pharaonin, 18. Dynastie; regierte 1504– 1480 v. Chr. Bestieg den Thron als Regentin für ihren Stiefsohn Thutmosis III.; regierte ca. 20 Jahre lang als Pharaonin. Hattušili I.: hethitischer König; regierte 1650–1620 v. Chr. Wahrscheinlich verantwortlich für die Verlegung der hethitischen Hauptstadt nach Hattuša. Hattušili III.: hethitischer König; regierte 1267–1237 v. Chr. Unterzeichnete den Friedensvertrag mit dem ägyptischen Pharao Ramses II. Idadda: König von Qatna; vermutlich ca. 1340 v. Chr. durch Hanutti, den Oberbefehlshaber der hethitischen Armee unter Šuppiluliuma I., besiegt. Kadašman-Enlil I.: kassitischer König von Babylon; regierte ca. 1374–1360 v. Chr. Korrespondierte mit Amarna-Pharaonen; seine Tochter heiratete den ägyptischen Pharao Amenophis III. Kamose: letzter Pharao der 17. Dynastie; regierte 1573–1570 v. Chr. Zusammen mit seinem Bruder Ahmose verantwortlich für die Vertreibung der fremden Hyksos aus Ägypten. Kaštiliašu IV.: kassitischer König von Babylon; regierte ca. 1232–1225 v. Chr. Von Tukulti-Ninurta I. von Assyrien besiegt. Kukkuli: König von Aššuwa im Nordwesten Anatoliens; regierte ca. 1430 v. Chr. Initiierte den Aufstand von Aššuwa gegen die Hethiter. Kurigalzu I.: kassitischer König von Babylon; regierte ca. 1400–1375 v. Chr. Korrespondierte mit Amarna-Pharaonen; seine Tochter heiratete den ägyptischen Pharao Amenophis III. Kurigalzu II.: kassitischer König von Babylon; regierte ca. 1332–1308 v. Chr. Marionettenkönig, der von Aššur-uballiṭ I. von Assyrien inthronisiert wurde. Kušmešuša: König von Zypern; regierte im frühen 12. Jahrhundert v. Chr. Ein Brief von diesem König wurde im Haus des Urtenu in Ugarit gefunden.
Dramatis Personae
Manetho: ägyptischer Priester, lebte und schrieb während der hellenistischen Zeit, im 3. Jahrhundert v. Chr. Merenptah: Pharao, 19. Dynastie; regierte 1212–1202 v. Chr. Vor allem bekannt für seine Stele, die die Israeliten erwähnt, und für seinen Kampf gegen die erste Welle der Seevölker. Muršili I.: hethitischer König; regierte 1620–1590 v. Chr. Zerstörte Babylon 1595 v. Chr. und beendete die Hammurabi-Dynastie. Muršili II.: hethitischer König; regierte 1321–1295 v. Chr. Sohn Šuppiluliumas I.; verfasste die Pestgebete und andere historisch wichtige Dokumente. Muwattalli II.: hethitischer König; regierte 1295–1272 v. Chr. Kämpfte in der Schlacht von Qadeš gegen den ägyptischen Pharao Ramses II. Nofretete: ägyptische Königin, 18. Dynastie; regierte ca. 1350 v. Chr. Verheiratet mit dem häretischen Pharao Echnaton; zog möglicherweise hinter den Kulissen die Fäden. Niqmaddu II.: König von Ugarit; regierte ca. 1350–1315 v. Chr. Korrespondierte mit den ägyptischen Pharaonen während der Amarna-Zeit. Niqmaddu III.: vorletzter König von Ugarit; regierte ca. 1225–1215 v. Chr. Niqmepa: König von Ugarit; regierte ca. 1313–1260 v. Chr. Sohn von Niqmaddu II., Vater von ’Ammistamru II. Ramses II.: Pharao, 19. Dynastie; regierte 1279–1212 v. Chr. Gegner des hethitischen Königs Muwattalli II. in der Schlacht von Qadeš und später Mitunterzeichner des Friedensvertrages mit Hattušili III. Ramses III.: Pharao, 20. Dynastie; regierte 1184–1153 v. Chr. Kämpfte gegen die zweite Welle der Seevölker; bei der Haremsverschwörung umgebracht. Sauštatar: König von Mitanni; regierte ca. 1430 v. Chr. Erweiterte das Reich von Mitanni durch Angriffe auf die Assyrer und könnte auch gegen die Hethiter gekämpft haben. Seqenen-Re: Pharao, 17. Dynastie; regierte ca. 1574 v. Chr. Wahrscheinlich in einer Schlacht getötet, zumindest weist der Leichnam eine sichtbare tödliche Kopfwunde auf. Šattiwazza: König von Mitanni; regierte ca. 1340 v. Chr. Sohn von Tušratta. Šaušgamuwa: König von Amurru an der Nordküste Syriens; regierte ca. 1225 v. Chr. Unterzeichnete einen Vertrag mit den Hethitern Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr., der Achijawa erwähnt. Šutruk-Naḫḫunte: elamitischer König im südwestlichen Iran; regierte 1190– 1155 v. Chr. Verwandt mit der in Babylon regierenden Kassitendynastie; griff 1158 v. Chr. die Stadt an und stürzte den dortigen König.
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Dramatis Personae
Šuttarna II.: König von Mitanni; regierte ca. 1380 v. Chr. Korrespondierte mit Amarna-Pharaonen; seine Tochter heiratete den ägyptischen Pharao Amenophis III. Sinaranu: Kaufmann in Ugarit; ca. 1260 v. Chr. Sandte Schiff(e) zum minoischen Kreta; von Steuern befreit. Šuppiluliuma I.: hethitischer König; regierte ca. 1350–1322 v. Chr. Mächtiger Herrscher; erweiterte Besitzungen der Hethiter in einem Großteil Anatoliens und nach Süden bis Nordsyrien; korrespondierte mit ägyptischer Königin, die einen seiner Söhne heiraten wollte. Šuppiluliuma II.: letzter hethitischer König; regierte ab ca. 1207 v. Chr. Kämpfte mehrere Seeschlachten und marschierte während seiner Herrschaft in Zypern ein. Tarchundaradu: König von Arzawa im Südwesten Anatoliens; regierte ca. 1360 v. Chr. Korrespondierte mit Amarna-Pharaonen; seine Tochter heiratete den ägyptischen Pharao Amenophis III. Thutmosis I.: Pharao, 18. Dynastie; regierte 1524–1518 v. Chr. Vater von Hatschepsut und Thutmosis II. Thutmosis II.: Pharao, 18. Dynastie; regierte 1518–1504 v. Chr. Halbbruder und Ehemann von Hatschepsut, Vater von Thutmosis III. Thutmosis III.: Pharao, 18. Dynastie; regierte 1479–1450 v. Chr. Einer der mächtigsten ägyptischen Pharaonen; kämpfte im ersten Jahr seiner Herrschaft in der Schlacht von Megiddo. Teje: ägyptische Königin, 18. Dynastie; regierte ca. 1375 v. Chr. Frau von Amenophis III., Mutter von Echnaton. Tudhalija I. / II.: hethitischer König; regierte ca. 1430 v. Chr. Schlug den Aufstand von Aššuwa nieder, weihte danach in Hattuša eines oder mehrere mykenische Schwerter. Tudhalija IV.: hethitischer König; regierte 1237–1209 v. Chr. Verantwortlich für das Heiligtum in Yazılıkaya, nahe Hattuša. Tukulti-Ninurta I.: König von Assyrien; regierte 1243–1207 v. Chr. Tušratta: König von Mitanni; regierte ca. 1360 v. Chr. Sohn von Šuttarna II.; korrespondierte mit Amarna-Pharaonen; seine Tochter heiratete den ägyptischen Pharao Amenophis III. Tutanchamun: Pharao, 18. Dynastie; regierte 1336–1327 v. Chr. Legendärer Knabenkönig, der jung starb und mit sagenhaften Reichtümern bestattet wurde. Tausret: ägyptische Königin, letzte Herrscherin der 19. Dynastie; Witwe von Pharao Sethos II.; regierte 1187–1185 v. Chr.
Dramatis Personae
Zannanza: hethitischer Prinz, Sohn von Šuppiluliuma I.; lebte um 1324 v. Chr.; war einer verwitweten ägyptischen Königin versprochen, wurde aber auf dem Weg nach Ägypten ermordet. Zimri-Lim: König von Mari im heutigen Syrien; regierte 1776–1758 v. Chr. Zeitgenosse von Hammurabi von Babylon und Urheber einiger der sogenannten Mari-Briefe, die uns einen Einblick in das Leben in Mesopotamien im 18. Jahrhundert v. Chr. gewähren.
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Anmerkungen Vorwort 1
Hier stimme ich Jennings 2011 zu, der vor Kurzem über die Globalisierung und die Antike schrieb. Siehe zuvor Sherratt 2003 in einem Artikel, der vor über zehn Jahren erschien, bevor die Korrelationen noch deutlicher zutage traten, sowie die Masterarbeit von Katie Paul (2011), die unter meiner Ägide entstanden ist. 2 Diamond 2005, siehe zuvor den Band von Tainter 1988 und den Herausgeberband von Yoffee und Cowgill 1988, außerdem Killebrew 2005: 33–34, Liverani 2009, Middleton 2010: 18–19, 24, 53 und Middleton 2012, Butzer 2012, Butzer und Endfield 2012. Zum Aufstieg und Fall von Imperien, insbesondere aus der Perspektive der »Weltsysteme«, die viele Untersuchungen angestoßen haben, siehe Frank 1993, Frank und Gillis 1993, Frank und Thompson 2005. Im Dezember 2012 fand in Jerusalem eine Konferenz zum Thema »Analyzing Collapse: Destruction, Abandonment and Memory« () statt; die Konferenzbeiträge sind jedoch noch nicht veröffentlicht worden. 3 Bell 2012: 180. 4 Bell 2012: 180–81. 5 Sherratt 2003: 53–54. Siehe auch Singer 2012. 6 Braudel 2001: 114. 7 Siehe Mallowan 1976, McCall 2001, Trumpler 2001.
Prolog 1
Roberts 2008: 5 merkt an, dass Emmanuel de Rouge als Erster den Begriff peuples de la mer verwendete, in einer Publikation von 1867; siehe auch Dothan und Dothan 1992: 23–24, Roberts 2009, Killebrew und Lehmann 2013: 1. 2 Siehe z. B. die Untersuchungen in Killebrew 2005, Yasur-Landau 2010a und Singer 2012. 3 Kitchen 1982: 238–39, vgl. Monroe 2009: 33–34 und Anm. 28. Manche Ägyptologen setzen das achte Jahr der Herrschaft Ramses’ III. ein wenig früher (1186 v. Chr.) oder ein wenig später (1175 v. Chr.) an – die Daten der altägypti-
Anmerkungen
schen Pharaonen und ihrer Herrschaft sind nicht ganz sicher und werden oft an die Bedürfnisse einzelner Archäologen und Historiker angepasst. Hier werden als Ramses’ Regierungszeit die Jahre 1184–1153 v. Chr. zugrundegelegt. 4 Raban und Stieglitz 1991, Cifola 1994, Wachsmann 1998: 163–97, Barako 2001, 2003a, 2003b, Yasur-Landau 2003a, Yasur-Landau 2010a: 102–21, 171– 86, 336–42, Demand 2011: 201–3. 5 Nach Edgerton und Wilson 1936: Taf. 46, überarb. Übers., Wilson 1969: 262– 63, siehe auch Dothan, T. 1982: 5–13, mit Illustrationen. 6 Siehe die Zusammenstellung aller ägyptischen und anderen Primärquellen, die die verschiedenen Seevölker erwähnen, von der Zeit Amenophis’ III. in der 18. Dynastie bis zur Zeit Ramses’ IX. in der 20. Dynastie, und siehe darüber hinaus Adams und Cohen 2013: 645–64 und Taf. 1–2. 7 Roberts 2008: 1–8, Sandars 1985: 117–37, 157–77, Vagnetti 2000, Cline und O’Connor 2003, Van De Mieroop 2007: 241–43, Halpern 2006–7, Middleton 2010: 83, Killebrew und Lehmann 2013: 8–11, Emanuel 2013: 14–27. Siehe auch zusätzliche Verweise weiter unten bezüglich Keramik und anderen kulturellen Hinterlassenschaften. 8 Siehe die Untersuchung bei Cline und O’Connor 2003, Sandars 1985: 50, 133 sowie kürzlich Emanuel 2013: 14–27. Killebrew und Lehmann 2013: 7–8 merken an, dass die Lukka und Danuna bereits in früheren ägyptischen Inschriften aus der Zeit Amenophis’ III. und Echnatons erwähnt werden, siehe Taf. 1–2 und den Anhang von Adams und Cohen 2013 sowie Artzy 2013: 329–32 im Band, den Killebrew und Lehmann herausgegeben haben. 9 Siehe Amos 9:7 und Jer. 47:4, wo Kreta mit einem seiner alten Namen, Caphtor, genannt wird. Siehe Hitchcock (im Druck). 10 Roberts 2008: 1–3, Dothan und Dothan 1992: 13–28. Siehe auch Finkelstein 2000: 159–61 und Finkelstein 2007: 517 für eine deutliche Darstellung, wie frühe biblische Archäologen wie Albright die Peleset und die Philister gleichsetzten; Dothan, T. 1982, Killebrew 2005: 206–34 und Yasur-Landau 2010a: 2– 3, 216–81 über die materiellen Hinterlassenschaften, die üblicherweise als philistisch identifiziert werden, sowie kürzlich die komplexe Untersuchung und Definition der Philister bei Maeir, Hitchcock und Horwitz 2013, Hitchcock und Maeir 2013 sowie die diesbezügliche Untersuchung bei Hitchcock 2011 und Stockhammer 2013. 11 Siehe z. B. Cifola 1991, Wachsmann 1998, Drews 2000, Yasur-Landau 2010b, 2012b, Bouzek 2011. 12 Breasted 1930: x–xi. Siehe die Breasted-Biographie von Abt 2011. Wie Abt auf S. 230 anmerkt, war Rockefeller insgeheim bereit, zusätzliche 50.000 Dollar bereitzustellen, falls Breasted sie brauchen sollte, teilte ihm dies aber nicht mit. 13 Siehe z. B. Raban und Stieglitz 1991.
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Anmerkungen 14
Nach Edgerton und Wilson 1936: Taf. 46, überarb. Übers., Wilson 1969: 262–63. 15 Nach Breasted 1906 (Nachdruck 2001) 4:201, Sandars 1985: 133. Siehe Zwickel 2012. 16 Siehe kürzlich Kahn 2012, mit vielen weiteren Verweisen. 17 Nach Edel 1961, siehe Bakry 1973. 18 Breasted 1906 (2001) 3:253. 19 Nach Breasted 1906 (2001) 3:241, 243, 249. 20 Siehe die Untersuchung bei Sandars 1985: 105–15, Cline und O’Connor 2003, Halpern 2006–7. 21 und (zuletzt abgerufen am 15. August 2012). 22 Nach Edgerton und Wilson 1936: Taf. 37–39. 23 Ben Dor Evian 2011: 11–22. 24 RS 20.238 (Ugaritica 5.24), die Übersetzung folgt Beckman 1996a: 27, Erstveröffentlichung in Nougayrol u. a. 1968: 87–89. Siehe auch Sandars 1985: 142–43, Yon 1992: 116, 119, Lebrun 1995: 86, Huehnergard 1999: 376–77, Singer 1999: 720–21, Bryce 2005: 333 (mit falscher Tafel-Nummer). Die genaue Interpretation dieses Briefes ist Anlass wissenschaftlicher Diskussionen, denn es ist nicht klar, ob es tatsächlich ein Hilfeersuchen war oder worum es in dem Brief in der Hauptsache ging. 25 Schaeffer 1962: 31–37, Nougayrol u. a. 1968: 87–89, Sandars 1985: 142–43, Drews 1993: 13–14. 26 Siehe z. B. die Untersuchungen bei Sandars 1985, Drews 1993, Cifola 1994 und die Abhandlungen in den von Ward und Joukowsky 1992 und von Oren 1997 herausgegebenen Konferenzbänden. Siehe aber auch einen Protest der Gegenseite in Raban und Stieglitz 1991 und kürzlich die Abhandlungen in Killebrew und Lehmann 2013. 27 Siehe z. B. Monroe 2009, Yasur-Landau 2010a und die Abhandlungen in den von Bachhuber und Roberts 2009, Galil u. a. 2012 und Killebrew und Lehmann 2013 herausgegebenen Konferenzbänden, außerdem die kurze Zusammenfassung der Situation in Hitchcock und Maeir 2013 sowie die Zusammenfassung in Strobel 2013. 28 Bryce 2012: 13. 29 Roberts 2008: 1–19. Siehe auch die Untersuchung bei Roberts 2009, Drews 1992: 21–24, Drews 1993: 48–72, Silberman 1998, Killebrew und Lehmann 2013: 1–2.
Anmerkungen
Kapitel eins 1
Cline 1995b, mit Verweisen, siehe kürzlich Cline, Yasur-Landau und Goshen 2011, auch mit Verweisen. 2 Siehe z. B. Bietak 1996, 2005, kürzlich außerdem Bietak, Marinatos und Palyvou 2007. 3 Siehe kürzlich Kamrin 2013. 4 Oren 1997. 5 Wente 2003a: 69–71. 6 Die Übersetzung folgt Pritchard 1969: 554–55, Habachi 1972: 37, 49, Redford, D. B. 1992: 120, Redford, D. B. 1997: 14. 7 z. B. Bietak 1996: 80. 8 Heimpel 2003: 3–4. 9 Dalley 1984: 89–93, insbes. 91–92. 10 Zu solchen Anfragen in Mari und anderswo siehe Cline 1995a: 150, zuvor Zaccagnini 1983: 250–54, Liverani 1990: 227–29. Zu Kontakten speziell zwischen den Minoern und Mesopotamien siehe Heltzer 1989 und kürzlich Sorensen 2009, außerdem früher Cline 1994: 24–30 zur übergeordneten Frage des Kontaktes zwischen der Ägäis und Mesopotamien. 11 Siehe die bei Cline 1994: 126–28 (D.3–12) aufgelisteten Objekte. 12 Die Übersetzung folgt Durard 1983: 454–55, siehe auch Cline 1994: 127 (D.7). 13 Siehe die Untersuchungen bei Cline 1994, 1995a, 1999a, 2007a und 2010, mit weiteren Verweisen. 14 Siehe Cline 1994: 126 (D.2), mit Hinweisen auf frühere Publikationen, sowie Heltzer 1989. 15 Evans 1921–35. 16 Momigliano 2009. 17 Zahlreiche Bücher wurden zu den Minoern und / oder verschiedenen Aspekten ihrer Gesellschaft veröffentlicht, siehe z. B. Castleden 1993 und Fitton 2002, außerdem kürzlich die Artikel in Cline (Hrsg.) 2010. 18 Zum Chajan-Deckel siehe Cline 1994: 210 (Nr. 680), mit weiteren Verweisen. 19 Zur Vase Thutmosis’ III. siehe Cline 1994: 217 (Nr. 742), mit weiteren Verweisen. 20 Cline 1999a: 129–30, mit Hinweisen auf frühere Publikationen. 21 Pendlebury 1930. Zu Pendlebury selbst siehe Grundon 2007. Pendleburys Buch wurde kürzlich durch eine neuere Studie in zwei Bänden ersetzt, siehe Phillips 2008. 22 Wie zuvor in Cline und Cline 1991 angemerkt. 23 Panagiotopoulos 2006: 379, 392–93.
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Anmerkungen 24
Die Übersetzung folgt Strange 1980: 45–46. Siehe auch Wachsmann 1987: 35–37, 94, Cline 1994: 109–10 (A.12) mit zusätzlichen Informationen und Verweisen, Rehak 1998, Panagiotopoulos 2006: 382–83. 25 Troy 2006: 146–50. 26 Panagiotopoulos 2006: 379–80. 27 Panagiotopoulos 2006: 380–87. 28 Die Übersetzung folgt Strange 1980: 97–98. Siehe auch Wachsmann 1987: 120–21, Cline 1994: 110 (A.13). 29 Strange 1980: 74, Wachsmann 1987: 119–21, Cline 1994: 110 (A.14). 30 Panagiotopoulos 2006: 380–83. 31 Darauf habe ich zum ersten Mal in einem Konferenzbeitrag für das jährliche Treffen des Archaeological Institute of America hingewiesen, siehe Cline 1995a: 146. Siehe auch Cline 1994: 110–11 (A.16), Panagiotopoulos 2006: 381–82. 32 Panagiotopoulos 2006: 372–73, 394, dagegen protestiert Liverani 2001: 176–82. Siehe zuvor Cline 1995a: 146–47, Cline 1994: 110 (A.15). 33 Clayton 1994: 101–2, Allen 2005: 261, Dorman 2005a: 87–88, Keller 2005: 96–98. 34 Tyldesley 1998: 1, Dorman 2005a: 88. Siehe auch (zuletzt abgerufen am 29. Dezember 2010). 35 Clayton 1994: 105, Dorman 2005b: 107–9. 36 Tyldesley 1998: 144. 37 Clayton 1994: 106–7, Tyldesley 1998: 145–53, Liverani 2001: 166–69, Keller 2005: 96–98, Roth 2005: 149, Panagiotopoulos 2006: 379–80. 38 Panagiotopoulos 2006: 373. 39 Die Übersetzung folgt Strange 1980: 16–20, Nr. 1, siehe Cline 1997a: 193. 40 Cline 1997a: 194–96, mit Hinweisen auf frühere Publikationen. 41 Ryan 2010: 277, siehe auch 5–28, 260–81 für eine allgemeine Betrachtung der Wiederausgrabung des Grabes KV 60 durch Ryan. Siehe auch Berichte in den Nachrichten, z. B. und (beide zuletzt abgerufen am 29. Dezember 2010). 42 Zu Thutmosis’ III. Feldzug und Einnahme von Megiddo siehe Cline 2000: Kap. 1, mit weiteren Verweisen, dazu kurz Allen 2005: 261–62. 43 Cline 2000: 28. 44 Darnell und Manassa 2007: 139–42, Podany 2010: 131–34. 45 Podany 2010: 134. 46 Die klassische und maßgebliche Übersetzung ins Deutsche wurde von Kammenhuber 1961 veröffentlicht. Für ein modernes Beispiel eines Pferdetrainers, der versucht, Kikkulis Methoden nachzuahmen, siehe Nyland 2009.
Anmerkungen 47
Redford, D. B. 2006: 333–34, Darnell und Manassa 2007: 141, Amanda Podany, persönliche Korrespondenz, 23. Mai 2013. 48 Bryce 2005: 140. 49 Dies habe ich bereits zuvor in Cline 1997a: 196 vorgeschlagen. Ferner zu meinen bisherigen Untersuchungen dieses Materials über den Aufstand von Aššuwa und über Achijawa einschließlich ähnlicher Details und Formulierungen in den folgenden Abschnitten weiter unten siehe Cline 2013: 54–68, sowie Cline 1996, mit Hinweisen auf frühere Publikationen und Cline 1997a. Siehe auch Bryce 2005: 124–27, mit Hinweisen auf frühere Publikationen und die relevanten Stellen in Beckman, Bryce und Cline 2011. 50 Transkription und Übersetzung nach Unal, Ertekin und Ediz 1991: 51, Ertekin und Ediz 1993: 721, Cline 1996: 137–38, Cline 1997a: 189–90. 51 Zu den Hethitern und dem in den folgenden Absätzen vorgestellten Materialien siehe insbes. der Überblick in Bryce 2002, 2005, 2012 und Collins 2007. 52 Siehe die Untersuchung zu den Hethitern und der Bibel in Bryce 2012: 64– 75. 53 Siehe Bryce 2012: 47–49 und zu den Neo-Hethitern und ihrer Welt ebd., passim. 54 Siehe Bryce 2012: 13–14, zuvor Bryce 2005. 55 Hethitisches Gesetz Nr. 13, die Übersetzung folgt Hoffner 2007: 219. 56 Wie oben erwähnt – zu meinen früheren Untersuchungen dieses Materials, einschließlich der Angaben in den folgenden Absätzen und weiter unten, siehe Cline 2013: 54–68, sowie Cline 1996, mit Hinweisen auf frühere Publikationen, Cline 1997a und die relevanten Abschnitte in Beckman, Bryce und Cline 2011. 57 Komplette Umschrift und Übersetzung in Carruba 1977: 158–61, siehe auch Cline 1996: 141 mit einer zusätzlichen Diskussion und relevanten Verweisen. 58 Die Übersetzung folgt Houwink ten Cate 1970: 62 (vgl. außerdem 72 Anm. 99, 81), siehe auch Cline 1996: 143 für zusätzliche relevante Verweise. 59 Siehe Cline 1996: 145–46, Cline 1997a: 192. 60 Siehe Verweise in Cline 2010: 177–79. 61 Siehe Verweise in Cline 1994, 1996 und 1997a für Argumente zur korrekten Verortung von Achijawa, siehe auch Beckman, Bryce und Cline 2011 sowie alternative Sichtweisen in Kelder 2010 und Kelder 2012. 62 Eine kurze Einführung zu Schliemann mit weiterer Literatur findet sich in Rubalcaba und Cline 2011. 63 Siehe Schliemann 1878, Tsountas und Manatt 1897. 64 Blegen und Rawson 1966: 5–6, zuvor Blegen und Kourouniotis 1939: 563– 64. 65 Die neuesten Theorien zu den Mykenern finden sich in den Artikeln in Cline (Hrsg.) 2010.
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Anmerkungen 66
Zu mykenischen Waren, die man in Ägypten und anderswo im Nahen Osten gefunden hat, siehe Cline 1994 (neu publiziert 2009), mit weiteren bibliographischen Hinweisen. 67 Cline 1996: 149, siehe Cline 2013: 54–68. 68 Siehe Cline 1997a: 197–98 und Cline 2013: 43–49, mit weiteren Verweisen. 69 Übersetzung: Johann Heinrich Voß 1839 70 Wie zuvor festgestellt in Cline 1997a: 202–3. 71 Kantor 1947: 73. 72 Panagiotopoulos 2006: 406 Anm. 1 sagt: »Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass Hatschepsut Pazifistin war, da es zuverlässige Beweise für mindestens vier und vielleicht sogar sechs Feldzüge während ihrer Regierungszeit gibt, und mindestens einen davon hat sie persönlich angeführt.« Siehe zuvor Redford, D. B. 1967: 57–62.
Kapitel zwei 1
Cline 1998: 236–37, Sourouzian 2004. Siehe die Gedanken der Altertumsforscherin Mary Beard aus Cambridge zu diesen Statuen: (zuletzt abgerufen am 16. Januar 2011). 2 Mit der Ägäischen Liste begann man, sich im Jahr 2000 zu beschäftigen, die Basis wurde schließlich im Frühjahr 2005 rekonstruiert, aus 800 Einzelfragmenten. Siehe die Untersuchung bei Sourouzian u. a. 2006: 405–6, 433–35, Taf. XXIIa, c. 3 Kitchen 1965: 5–6, siehe auch Kitchen 1966. 4 Zu den wichtigsten Veröffentlichungen zu diesen Listen siehe Edel 1966, Edel und Gorg 2005. Die Gedanken, Kommentare und Hypothesen anderer Forscher finden sich z. B. in Hankey 1981, Cline 1987 und 1998, mit Zitaten aus früheren Veröffentlichungen. 5 Cline und Stannish 2011. 6 Cline 1987, 1990, 1994 und 1998, Phillips und Cline 2005. 7 Cline 1987: 10, siehe auch Cline 1990. 8 Cline 1994: xvii–xviii, 9–11, 35, 106, Cline 1999a. 9 Cline 1998: 248, siehe auch zuvor Cline 1987 und kürzlich außerdem Cline und Stannish 2011: 11. 10 Mynářová 2007: 11–39. 11 Siehe Amarna-Briefe EA 41–44, Moran 1992: 114–17. 12 Siehe Cohen und Westbrook 2000. 13 Bei Moran 1992 findet sich eine englische Übersetzung aller Briefe.
Anmerkungen 14
Amarna-Brief EA 17, die Übersetzung folgt Moran 1992: 41–42. Amarna-Brief EA 14, Moran 1992: 27–37. 16 z. B. Amarna-Briefe EA 22, 24 und 25, Moran 1992: 51–61, 63–84. 17 Liverani 1990, Liverani 2001: 135–37. Siehe auch Mynářová 2007: 125–31, speziell zu den Amarna-Briefen. 18 Zu solchen anthropologischen Untersuchungen siehe Cline 1995a: 143, mit weiteren Verweisen und Bibliographie in Anm. 1. 19 Ugarit-Brief RS 17.166, zitiert in Cline 1995a: 144, nach einer Übersetzung von Liverani 1990: 200. 20 Hethiter-Brief KUB XXIII 102: I 10–19, zitiert in Cline 1995a: 144, nach einer Übersetzung von Liverani 1990: 200. 21 Siehe wiederum Cline 1995a, mit einer früheren und ausführlicheren Untersuchung dieses Themas. 22 Amarna-Brief EA 24, die Übersetzung folgt Moran 1992: 63. Siehe die Untersuchung der Beziehungen zwischen Tušratta und Amenophis III. in Kahn 2011. 23 Siehe Amarna-Brief EA 20, geschickt an Amenophis III., Moran 1992: 47–50 und die Amarna-Briefe EA 27–29, die später an Echnaton geschickt wurden, Moran 1992: 86–99. 24 Amarna-Brief EA 22, Zeilen 43–49, die Übersetzung folgt Moran 1992: 51– 61, insbes. 57. Solche Königshochzeiten waren im alten Orient nicht unüblich, siehe Liverani 1990. 25 Cline 1998: 248. 26 Amarna-Brief EA 4, die Übersetzung folgt Moran 1992: 8–10. 27 Amarna-Brief EA 1, die Übersetzung folgt Moran 1992: 1–5. 28 Amarna-Briefe EA 2–3, 5, Moran 1992: 6–8, 10–11. 29 z. B. Amarna-Briefe EA 19, die Übersetzung folgt Moran 1992: 4. 30 Amarna-Brief EA 3, die Übersetzung folgt Moran 1992: 7. 31 Amarna-Briefe EA 7 und 10, die Übersetzungen folgen Moran 1992: 12–16, 19–20. Siehe auch Podany 2010: 249–52. 32 Amarna-Brief EA 7, die Übersetzung folgt Moran 1992: 14. 33 Amarna-Brief EA 7, Moran 1992: 14. Siehe auch Amarna-Brief 8, in dem Burna-buriaš sich bei Echnaton darüber beschwert, dass seine Kaufleute schon wieder angegriffen und getötet wurden, Moran 1992: 16–17. 34 Malinowski 1922, siehe auch Uberoi 1962, Leach und Leach 1983, Mauss 1990: 27–29 und die frühere Untersuchung bei Cline 1995a. 35 Darauf wurde bereits zuvor anderswo hingewiesen, in Cline 1995a: 149–50, mit weiteren Verweisen und Bibliographie. 36 Auch hierauf wurde bereits zuvor hingewiesen, in Cline 1995a: 150. Die weiteren dort zitierten Verweise und Literaturangaben umfassen u. a. Zaccagnini 1983: 250–54, Liverani 1990: 227–29, Niemeier 1991, Bietak 1992: 26–28. 15
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Anmerkungen
Siehe auch Niemeier und Niemeier 1998, Pfalzner 2008a, 2008b, Hitchcock 2005, 2008, Cline und Yasur-Landau 2013. 37 Amarna-Briefe EA 33–40. Der Vergleich von Zypern mit Alašija hat eine lange wissenschaftliche Tradition. Eine kurze Zusammenfassung findet sich in Cline 2005. 38 Amarna-Brief EA 35, Moran 1992: 107–9. Das Wort »Talente« ist rekonstruiert, scheint hier aber logisch. 39 Siehe die kurze Anmerkung von Moran 1992: 39. 40 Amarna-Brief EA 15, die Übersetzung folgt Moran 1992: 37–38. 41 Amarna-Brief EA 16, die Übersetzung folgt Moran 1992: 38–41. 42 Van De Mieroop 2007: 131, 138, 175, Bryce 2012: 182–83. 43 Die Büste findet sich auf der Liste der »Top 10 Plundered Artifacts« des Time Magazine: siehe (zuletzt abgerufen am 28. Januar 2011). Siehe auch einen Artikel in der New York Times: (zuletzt abgerufen am 18. Januar 2011). 44 Siehe den Text dieses Songs, den der Komiker Steve Martin auf Saturday Night Live sang, als Tutanchamun Ende der 1970er Jahre in den USA hoch im Kurs stand. Man findet den Clip hier und da im Internet, z. B. auf und (beides zuletzt abgerufen am 23. Mai 2013). 45 Hawass 2005: 263–72. 46 Hawass 2010, Hawass u. a. 2010. 47 Reeves 1990: 44. 48 Reeves 1990: 40–46. 49 Reeves 1990: 48–51. 50 Reeves 1990: 10. 51 Siehe die Fotos in Reeves 1990: 52–53. 52 Bryce 2005: 148–59, Podany 2010: 267–71. 53 Cline 1998: 248–49. Zu den dynastischen Ehen Amenophis’ III. siehe auch Schulman 1979: 183–85, 189–90, Schulman 1988: 59–60, Moran 1992: 101–3. 54 Die Übersetzung folgt Singer 2002: 62, zitiert und untersucht von Bryce 2005: 154–55 (Siehe auch 188). 55 Siehe Yener 2013a, mit Hinweisen auf frühere Publikationen. 56 Siehe Bryce 2005: 155–59, 161–63, 175–80, Bryce 2012: 14. 57 Richter 2005, Merola 2007, Pfalzner 2008a, 2008b. Siehe Richter und Lange 2012 zur kompletten Publikation des Archivs und Ahrens, Dohmann-Pfalzner und Pfalzner 2012 zum Tonsiegel des Echnaton und Morandi Bonacossi 2013 zur finalen Krise ca. 1340 v. Chr.
Anmerkungen 58
Siehe die Untersuchung bei Beckman, Bryce und Cline 2011: 158–61. Die Übersetzung folgt Bryce 2005: 178. Das Folgende schließt sich dem Bericht in Bryce 2005: 178–83 an. Siehe aber auch Cline 2006, mit einer Darstellung, die für Kinder verfasst wurde. 60 Die Übersetzung folgt Bryce 2005: 180–81, bei dem Brief handelt es sich um KBo xxviii 51. 61 Die Übersetzung folgt Bryce 2005: 181. 62 Die Übersetzung folgt Bryce 2005: 182. 63 Beispiele für konträre wissenschaftliche Ansichten: Bryce 2005: 179 sagt, die verwitwete Königin sei Anchsenamun gewesen, doch Reeves 1990: 23 vertritt die Meinung, die Königin sei Nofretete gewesen. Auch Podany 2010: 285–89 glaubt, dass es Anchsenamun war. 64 Siehe Bryce 2005: 183 und Anm. 130, mit Verweisen. 65 Siehe die Untersuchungen bei Cline 1991a: 133–43, Cline 1991b: 1–9, Cline 1994: 68–74. 66 Cline 1998: 249. 67 Siehe Bryce 1989a: 1–21, Bryce 1989b: 297–310. 59
Kapitel drei 1
Für dieses Detail und die folgenden sowie die zugehörige Untersuchung gibt es zahlreiche unterschiedliche Quellen, siehe insbes. Bass 1986, 1987, 1997, 1998, Pulak 1988, 1998, 1999, 2005, Bachhuber 2006, Cline und Yasur-Landau 2007. Siehe auch Podany 2010: 256–58. 2 Bass 1967, Bass 1973. 3 Pulak 1998: 188. 4 Pulak 1998: 213. 5 Zusätzlich zu den Artikeln von Pulak, Bass und Bachhuber siehe die Liste bei Monroe 2009: 11–12 mit einer zusätzlichen Untersuchung auf 13–15, 234–38 sowie Monroe 2010. Die Informationen sind nun ein wenig aktueller, dank eines Vortrages, den Cemal Pulak auf einer wissenschaftlichen Konferenz in Freiburg im Mai 2012 gehalten hat. 6 Weinstein 1989. 7 Siehe kürzlich Manning u. a. 2009. 8 Payton 1991. 9 RS 16.238+254, die Übersetzung folgt Heltzer 1988: 12. Siehe auch, neben vielen weiteren Untersuchungen, Caubet und Matoian 1995: 100, Monroe 2009: 165–66. 10 RS 16.386, die Übersetzung folgt Monroe 2009: 164–65.
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Anmerkungen 11
Singer 1999: 634–35. Ein Teil der Korrespondenz zwischen den Königen jener Zeit findet sich in Nougayrol 1956. 12 Bryce 2005: 234. 13 Bryce 2005: 277. 14 Bryce 2005: 236, mit Hinweisen auf frühere Publikationen. 15 Bryce 2005: 236–37. 16 Die Übersetzung folgt Bryce 2005: 237–38 und Gardiner. 17 Bryce 2005: 235. 18 Bryce 2005: 238–39. 19 Bryce 2005: 277–78. 20 Die Übersetzung folgt Bryce 2005: 277, der wiederum Kitchen folgt. 21 Bryce 2005: 277, 282, 284–85. 22 Die Übersetzung folgt Bryce 2005: 283, der wiederum Kitchen folgt. 23 Eine längere Version der Untersuchung zu Troja und dem Trojanischen Krieg in diesem Abschnitt sowie im nächsten Kapitel findet sich in Cline 2013, das zur selben Zeit wie das vorliegende Buch verfasst wurde und z. T. dasselbe Material enthält, wenn auch in unterschiedlicher Reihenfolge und mit einer teilweise detaillierteren Untersuchung. In beiden Fällen stellen die Untersuchungen eine gekürzte Fassung des vom Autor des vorliegenden Buches ursprünglich mit weiteren Verweisen im Begleitbuch zu einer 14-teiligen Audio-Reihe mit dem Titel Archaeology and the Iliad: The Trojan War in Homer and History (Recorded Books / The Modern Scholar, 2006) publizierten Materials dar, dies wird hier mit freundlicher Genehmigung des Verlages reproduziert. 24 Siehe die Untersuchung bei Beckman, Bryce und Cline 2011: 140–44. 25 Beckman, Bryce und Cline 2011: 101–22. 26 Beckman, Bryce und Cline 2011: 101–22. 27 Beckman, Bryce und Cline 2011: 101–22. 28 Beckman, Bryce und Cline 2011: 101–22. 29 Siehe die Untersuchung, mit weiteren Verweisen, in Cline 2013. Siehe auch allgemein Strauss 2006. 30 Siehe z. B. Wood 1996, Allen 1999, Cline 2013. 31 Mountjoy 1999a: 254–56, 258, siehe auch Mountjoy 1999b: 298–99, Mountjoy 2006: 244–45, Cline 2013: 90. 32 Siehe die Untersuchung bei Cline 2013: 87–90. 33 Siehe z. B. Loader 1998 sowie Shelmerdine 1998b: 87, Deger-Jalkotzy 2008: 388, Maran 2009: 248–50, Kostoula und Maran 2012: 217, der Maran 2004 zitiert. 34 Hirschfeld 1990, 1992, 1996, 1999, 2010, Cline 1994: 54, 61, Cline 1999b, Cline 2007a: 195, Maran 2004, Maran 2009: 246–47.
Anmerkungen 35
Cline 1994: 50, 128–30. Siehe auch die kürzlichen Erwähnungen in Monroe 2009: 196–97, 226–27. 36 Cline 1994: 60, 130 (Kat.-Nr. E13–14), Palaima 1991: 280–81, 291–95, Shelmerdine 1998b. 37 Cline 1994: 60, 130, siehe auch Palaima 1991: 280–81, 291–95, Knapp 1991. Siehe Yasur-Landau 2010a: 40, Taf. 2.1, der diese und die folgenden Namen dankbarerweise in einer einzigen Tabelle zusammengefasst hat, die er dann auf seiner Abb. 2.3 auf eine Karte übertragen hat. 38 Cline 1994: 50, 68–69, 128–31 (Kat.-Nr. E3, E7, E15–18), siehe kürzlich Latacz 2004: 280–81, der Niemeier 1999: 154 zitiert, mit weiteren Erwähnungen von Frauen aus Lemnos und Chios sowie möglicherweise Trojas oder der Troas auf den Pylos-Tafeln. 39 Cline 1994: 50, 129 (Kat.-Nr. E8–11), zuvor Astour 1964: 194, 1967: 336–44, außerdem Bell 2009: 32. 40 Cline 1994: 35, 128 (Kat.-Nr. E1–2), Shelmerdine 1998a. 41 Zivie 1987. 42 Die Untersuchung des Exodus unten ist die gekürzte Fassung von Material, das zuvor, mit weiteren Verweisen, vom Autor dieses Buches in Cline 2007b veröffentlicht wurde, es wird hier mit freundlicher Genehmigung des Verlages reproduziert. 43 Übersetzung: Adolf Strodtmann 1866: 143. 44 Diodor 1.47, nach der Übersetzung von Oldfather 1961. 45 Siehe die Untersuchung bei Cline 2007b: 61–92, mit weiteren Verweisen, sowie Miller und Hayes 2006: 39–41, Bryce 2012: 187–88. 46 Die Übersetzung folgt Pritchard 1969: 378. 47 Siehe die Untersuchung bei Cline 2007b: 83–85, mit weiteren Verweisen, sowie Hoffmeier 2005 sowie Ben-Tor und Rubiato 1999. 48 Siehe die Untersuchung bei Cline 2007b: 85–87, mit weiteren Verweisen. 49 Solche Behauptungen findet man vor allem (und ganz einfach) im Internet, siehe z. B. (zuletzt abgerufen am 27. Mai 2013). 50 Die Datierung des Ausbruchs war in den vergangenen Jahrzehnten Gegenstand hitziger Debatten, siehe Manning 1999, 2010, mit weiteren Verweisen. 51 Cline 2007b, 2009a, 2009b, mit Verweisen. 52 Zuckerman 2007a: 17 zitiert frühere Veröffentlichungen von Garstang, Jadin und Ben-Tor. Siehe auch Ben-Tor 2013. 53 Zuckerman 2007a: 24. 54 Ben-Tor und Zuckerman 2008: 3–4, 6. 55 Ben-Tor 1998, 2006, 2013, Ben-Tor und Rubiato 1999, Zuckerman 2006,
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270
Anmerkungen
2007a, 2007b, 2009, 2010, Ben-Tor und Zuckerman 2008, siehe Ashkenazi 2012, Zeiger 2012, Marom und Zuckerman 2012. 56 Siehe die Untersuchungen mit weiteren Verweisen in Cline 2007b: 86–92, Cline 2009a: 76–78, siehe auch Cline 2009b. 57 Bryce 2009: 85. 58 Kuhrt 1995: 353–54, Bryce 2012: 182–83. 59 Bryce 2005: 314. 60 Porada 1992: 182–83, Kuhrt 1995: 355–58, Singer 1999: 688–90, Potts 1999: 231, Bryce 2005: 314–19, Bryce 2009: 86, Bryce 2012: 182–85. Man muss dabei jedoch beachten, dass Singer den Beginn der Herrschaft von Tukulti-Ninurta anstatt auf 1244 v. Chr. auf 1233 v. Chr. datiert. 61 Zur Schlacht gegen die Hethiter bei Nihrija in Nordmesopotamien siehe u. a. Bryce 2012: 54, 183–84. Zur Möglichkeit, dass ein Geschenk ins böotische Theben geschickt wurde, siehe die ursprüngliche Untersuchung bei Porada 1981, die kurz in Cline 1994: 25–26 untersucht wird. 62 Die Übersetzung folgt Beckman, Bryce und Cline 2011: 61, zuvor Bryce 2005: 315–19. 63 Die Übersetzung folgt Beckman, Bryce und Cline 2011: 63. 64 Ich habe dies in mehreren meiner früheren Publikationen diskutiert, siehe kürzlich Cline 2007a: 197, mit weiteren Verweisen. 65 Die Übersetzung folgt Beckman, Bryce und Cline 2011: 61, zuvor Bryce 2005: 309–10. 66 Siehe die Untersuchung bei Beckman, Bryce und Cline 2011: 101–22, zuvor Bryce 1985, 2005: 306–8. 67 Bryce 2005: 321–22, Demand 2011: 195. Siehe auch Kaniewski u. a. 2013 zu einer möglichen Dürre auf Zypern zu jener Zeit, dazu mehr weiter unten. 68 Die Übersetzung folgt Bryce 2005: 321 nach Guterbock sowie die Untersuchung auf 321–22 und 333, siehe auch die ganz ähnliche Übersetzung von Beckman 1996b: 32 und die Untersuchung von Hoffner 1992: 48–49. 69 Die Übersetzung folgt Beckman 1996b: 33, siehe auch Bryce 2005: 332, Singer 2000: 27, Singer 1999: 719, 721–22, Hoffner 1992: 48–49, Sandars 1985: 141–42. 70 Bryce 2005: 323, 327–33, Singer 2000: 25–27, Hoffner 1992: 48–49. 71 Singer 2000: 27. 72 Phelps, Lolos und Vichos 1999, Lolos 2003. 73 Bass 1967, Bass 1973. 74 Bass 1988, Bass 2013. 75 Cline 1994: 100.
Anmerkungen
Kapitel vier 1
Yon 2006: 7. Es gibt eine ganze Menge Forschungsliteratur zu diesen Stätten; Yon 2006 ist ziemlich kurz gehalten und gut verständlich, genau wie zuvor Curtis 1999. Zur politischen und wirtschaftlichen Geschichte von Ugarit siehe auch die gute Übersicht und Zusammenfassung in Singer 1999. Siehe auch Podany 2010: 273–75. 2 Caubet 2000, Yon 2003, 2006: 7–8. 3 Siehe Yon 2006: 142–43, dort gibt es auch ein Foto dieser kanaanitischen Amphoren in situ mit einer kurzen Untersuchung und weiteren Verweisen. 4 Dietrich und Loretz 1999, Yon 2006: 7–8, 44, mit weiteren Verweisen. 5 Yon 2006: 7–8, 19, 24, Lackenbacher 1995a: 72, Singer 1999: 623–27, 641– 42, 680–81, 701–4. Die von den Königen von Ugarit geschickten Amarna-Briefe sind EA 45 und 49, zu den anderen gehören EA 46–48, siehe Moran 1992. 6 Van Soldt 1991, Lackenbacher 1995a: 69–70, Millard 1995: 121, Huehnergard 1999: 375, Singer 1999: 704. Siehe kürzlich Singer 2006: insbes. 256–58, Bell 2006: 17, McGeough 2007: 325–32. 7 Singer 1999: 657–60, 668–73, Pitard 1999: 48–51, Bell 2006: 2, 17, McGeough 2007, Bell 2012: 180. 8 Yon 2006: 20–21, auf 129–72 sind einzelne Objekte abgebildet und untersucht, u. a. das Schwert auf 168–69, Singer 1999: 625, 676, McGeough 2007: 297–305. 9 Dokumentiert auf Tafel RS 17.382 + RS 17.380, siehe Singer 1999: 635, McGeough 2007: 325. 10 Lackenbacher 1995a, Bordreuil und Malbran-Labat 1995, Malbran-Labat 1995. Vorherige Untersuchungen zum Ende von Ugarit: Astour 1965 und Sandars 1985. 11 Yon 2006: 51, 54, McGeough 2007: 183–84, 254–55, 333–35, Bell 2012: 182–83. Zum Kypro-Minoischen siehe Hirschfeld 2010, mit Verweisen. 12 Yon 2006: 73–77, mit Verweisen, van Soldt 1999: 33–34, Bell 2006: 65, McGeough 2007: 247–49, Bell 2012: 182. 13 Ugaritischer Text RS 20.168, siehe Singer 1999: 719–20, Erstveröffentlichung in Nougayrol u. a. 1968: 80–83. 14 Malbran-Labat 1995, Bordreuil und Malbran-Labat 1995, Singer 1999: 605, van Soldt 1999: 35–36, Yon 2006: 22, 87–88, Bell 2006: 67, McGeough 2007: 257–59, Bell 2012: 183–84. Siehe auch Bordreuil, Pardee und Hawley 2012. 15 RS 34.165. Lackenbacher in Bordreuil 1991: 90–100, Hoffner 1992: 48, Singer 1999: 689–90. 16 Singer 1999: 658–59, siehe auch Cohen und Singer 2006, McGeough 2007: 184, 335.
271
272
Anmerkungen 17
Singer 1999: 719–20, mit einer Zusammenfassung vorheriger Berichte, Bordreuil und Malbran-Labat 1995: 445. 18 Lackenbacher und Malbran-Labat 2005: 237–38 und Anm. 69, 76, Singer 2006: 256–58, Cline und Yasur-Landau 2007: 130, Bryce 2010, Bell 2012: 184. Der Brief vom Hethiter-König (wahrscheinlich Šuppiluliuma II.) ist RS 94.2530, der vom hohen hethitischen Beamten trägt die Nummer RS 94.2523. 19 RS 88.2158. Lackenbacher 1995b: 77–83, Lackenbacher in Yon und Arnaud 2001: 239–47, siehe die Untersuchung bei Singer 1999: 708–12, Singer 2000: 22. 20 RS 34.153, Bordreuil 1991: 75–76, die Übersetzung folgt Monroe 2009: 188–89. 21 RS 17.450A, siehe die Untersuchung bei Monroe 2009: 180, 188–89. 22 Malbran-Labat 1995: 107. 23 Millard 1995: 121. 24 Singer 1999: 729–30 und Anm. 427, Caubet 1992: 123, Yon 2006: 22, Kaniewski u. a. 2011: 4–5. 25 Yon 1992: 111, 117, 120, Singer 1999: 730, Bell 2006: 12, 101–2. 26 Ugaritischer Text RS 86.2230. Siehe Yon 1992: 119, Hoffner 1992: 49, Drews 1993: 13, Singer 1999: 713–15, Arnaud in Yon und Arnaud 2001: 278–79, Yasur-Landau 2003d: 236, Bell 2006: 12, Yon 2006: 127, Yasur-Landau 2010a: 187, Kaniewski u. a. 2010: 212, Kaniewski u. a. 2011: 5. 27 KTU 1.78 (RS 12.061), siehe Kaniewski u. a. 2010: 212 und Kaniewski u. a. 2011: 5, dort zitiert: Dietrich und Loretz 2002. Dagegen: Demand 2011: 199, dort zitiert: eine frühere Publikation von Lipinski, 1160 v. Chr. ist für die Zerstörung wahrscheinlich etwas spät angesetzt. 28 Siehe z. B. Sandars 1985. 29 Siehe Millard 1995: 119 und Singer 1999: 705, mit Hinweisen auf frühere Publikationen, sowie van Soldt 1999: 32, Yon 2006: 44, Van De Mieroop 2007: 245, McGeough 2007: 236–37, McGeough 2011: 225. 30 Yon 1992: 117, Caubet 1992: 129, McClellan 1992: 165–67, Drews 1993: 15, 17, Singer 2000: 25. 31 Courbin 1990, zitiert in Caubet 1992: 127, siehe auch Lagarce und Lagarce 1978. 32 Bounni, Lagarce und Saliby 1976, Bounni, Lagarce und Saliby 1978, zitiert in Caubet 1992: 124, siehe auch Drews 1993: 14, Singer 2000: 24, Yasur-Landau 2010a: 165–66, Killebrew und Lehmann 2013: 12. 33 Kaniewski u. a. 2011: 1 und siehe Abb. 2. Frühere Untersuchungen der dortigen Funde bei Maqdissi u. a. 2008, Bretschneider und Van Lerberghe 2008, 2011, Vansteenhuyse 2010, Bretschneider, Van Vyve und Jans 2011. 34 Kaniewski u. a. 2011: 1–2.
Anmerkungen 35
Kaniewski u. a. 2011: 1. Siehe Badre 2003 und die folgende Untersuchung sowie Badre u. a. 2005, Badre 2006, 2011, Jung 2009, Jung 2010: 177–78. 37 Jung 2012: 115–16. 38 Drews 1993: 7 Anm. 11, 15–16, vgl. zuvor Franken 1961, Dothan, T. 1983: 101, 104, Dever 1992: 104. Siehe auch Gilmour und Kitchen 2012. 39 Siehe die kurze Untersuchung bei Weinstein 1992: 143, mit Hinweisen auf frühere Publikationen. 40 Siehe den knappen Überblick und die Untersuchung bei Dever 1992: 101–2. 41 Loud 1948: 29 und Abb. 70–71, vgl. außerdem Kempinski 1989: 10, 76–77, 160, Finkelstein 1996: 171–72, Nur und Ron 1997: 537–39, Nur und Cline 2000: 59. 42 Ussishkin 1995 sowie persönliche Korrespondenz im Mai 2013. 43 Weinstein 1992: 144–45, Ussishkin 1995: 214, Finkelstein 1996: 171, vgl. Loud 1939: Taf. 62 Nr. 377. 44 Siehe kürzlich Feldman 2002, 2006 und 2009, Steel 2013: 162–69. Zuvor Loud 1939, Kantor 1947. 45 Weinstein 1992: 144–45, Ussishkin 1995: 214, Finkelstein 1996: 171, siehe auch Yasur-Landau 2003d: 237–38, Zwickel 2012: 599–600. 46 Informationen von Israel Finkelstein, Eran Arie und Michael Toffolo; ihnen gilt mein Dank für die Erlaubnis, hier ihre laufenden und momentan noch nicht publizierten Studien zu erwähnen. 47 Ussishkin 1995: 215. 48 Ussishkin 2004b: Taf. 2.1 und 3.3. 49 Ussishkin 2004b: 60–69. 50 Ussishkin 2004b: 60–62. 51 Ussishkin 2004b: 62, 65–68. 52 Ussishkin 2004b: 71, Barkay und Ussishkin 2004: 357. 53 Zuckerman 2007a: 10, zitiert Barkay und Ussishkin 2004: 353, 358–61 und Smith 2004: 2504–7. 54 Barkay und Ussishkin 2004: 361, Zuckerman 2007a: 10. 55 Ussishkin 2004b: 70, sowie Ussishkin 1987. 56 Ussishkin 2004b: 69–70 mit Hinweisen auf frühere Publikationen. 57 Ussishkin 1987, Ussishkin 2004b: 64 und Farbtafeln auf S. 136, siehe auch Weinstein 1992: 143–44, Giveon, Sweeney und Lalkin. 2004: 1626–28, Ussishkin 2004d, mit Tafeln. Siehe auch Zwickel 2012: 597–98. 58 Ussishkin 1987. 59 Carmi und Ussishkin 2004: 2508–13, mit Tafel 35.1, Barkay und Ussishkin 2004: 361, Ussishkin 2004b: 70, Giveon, Sweeney und Lalkin 2004: 1627–28, mit Hinweisen auf frühere Publikationen. Ussishkin schreibt mir persönlich am 36
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274
Anmerkungen
14. Mai 2013: »Was die Zerstörung von Lachisch VI bis 1130 betrifft – dies habe ich nicht auf der Grundlage von C14-Daten vorgeschlagen, sondern auf Grundlage der Annahme, dass die Ägypter Lachisch so lange wie Megiddo und Beth Sche’an weiter im Norden gehalten haben müssen: Geht man nach der Statue von Ramses VI. in Megiddo, müssen diese Städte bis um 1130 bestanden haben. Dieser Ansicht bin ich auch heute noch.« 60 Zwickel 2012: 598, mit Hinweisen auf frühere Publikationen. 61 Ussishkin 2004b: 70. 62 Ussishkin 2004b: 70. 63 Ussishkin 2004b: 69–72, mit Verweisen auf die früheren Publikationen. 64 Ussishkin 1987, Ussishkin 2004b: 71–72, Zuckerman 2007a: 10. Siehe auch Zwickel 2012: 597–98. 65 Ussishkin 2004b: 71 und Farbtafeln auf S. 127, siehe auch Barkay und Ussishkin 2004: 358, 363, Smith 2004: 2504–7. 66 Siehe zuvor Nur und Ron 1997, Nur und Cline 2000, 2001, Nur und Burgess 2008, Cline 2011. 67 Ussishkin 2004c: 216, 267, 270–71. 68 Weinstein 1992: 147. 69 Master, Stager und Yasur-Landau 2011: 276, siehe zuvor Dothan, M. 1971: 25, Dothan, T. 1982: 36–37, Dever 1992: 102–3, Dothan und Dothan 1992: 160–61, Dothan, M. 1993: 96, Dothan und Porath 1993: 47, Dothan, T. 1990, 2000, Stager 1995, Killebrew 1998: 381–82, Killebrew 2000, Gitin 2005, Barako 2013: 41. Siehe auch die kurze Untersuchung bei Demand 2011: 208–10 und die detaillierte Debatte mit vollständigen Verweisen zu den Eigenheiten der philistischen Kultur und darüber, wie die Philister mit der örtlichen kanaanitischen Bevölkerung interagiert haben mögen, in Killebrew 2005: 197–245, Killebrew 2006–7, 2013, Yasur-Landau 2010a: insbes. 216–334, Faust und Lev-Tov 2011, Yasur-Landau 2012a, Killebrew und Lehmann 2013: 16, Sherratt 2013 und Maeir, Hitchcock und Horwitz 2013. 70 Dothan, T. 2000: 147, siehe auch das ganz ähnliche Statement in Dothan, T. 1998: 151. Siehe auch Yasur-Landau 2010a: 223–24. 71 Master, Stager und Yasur-Landau 2011: 261, 274–76 und passim, siehe auch zuvor Dothan, T. 1982: 36. 72 Stager 1995: 348, ausdrücklich zitiert in Yasur-Landau 2012a: 192. Siehe auch Middleton 2010: 85, 87. 73 Potts 1999: 206, 233 und Taf. 7.5–7.6. Siehe auch die Untersuchung bei Zettler 1992: 174–76. 74 Die Übersetzung folgt Potts 1999: 233 und Tafel 7.6. 75 Potts 1999: 188, 233 und Tafel 7.9, Bryce 2012: 185–87. 76 Yener 2013a, Yener 2013b: 144.
Anmerkungen 77
Drews 1993: 9. Siehe die Kommentare eben dazu bei Guterbock 1992: 55, mit Hinweisen auf frühere Publikationen von Kurt Bittel, Heinrich Otten u. a. m. Siehe auch die Untersuchung von Bryce 2012: 14–15. 79 Neve 1989: 9, Hoffner 1992: 48, Guterbock 1992: 53, Bryce 2005: 269–71, 319–21, Genz 2013: 469–72. 80 Hoffner 1992: 49, 51. 81 Hoffner 1992: 46–47, mit Hinweisen auf frühere Publikationen von Kurt Bittel, Heinrich Otten u. a. m. sowie Singer 2001, Middleton 2010: 56. 82 Muhly 1984: 40–41. 83 Bryce 2012: 12, Genz 2013: 472. 84 Seeher 2001, Bryce 2005: 345–46, Van De Mieroop 2007: 240–41, Demand 2011: 195, Bryce 2012: 11, Genz 2013: 469–72. 85 Drews 1993: 9, 11, mit Verweisen, Yasur-Landau 2010a: 159–61, 186–87, mit Verweisen. Zu Tarsus siehe Yalçin 2013. 86 Drews 1993: 9, mit Verweisen. 87 Bryce 2005: 347–48. Vor Bryce hatten das aber schon andere bemerkt, siehe z. B. Guterbock 1992: 53, der Bittel zitiert, siehe auch Genz 2013. 88 Wie bei der Untersuchung zu Troja und dem Trojanischen Krieg im vorigen Kapitel wiederholt auch diese kurze Untersuchung zu Troja VIIa und der Zerstörung Material aus Cline 2013, das zur selben Zeit wie das vorliegende Buch verfasst wurde. Auch diese Untersuchung ist eine gekürzte Fassung des vom Autor des vorliegenden Buches ursprünglich mit weiteren Verweisen im Begleitbuch zu einer 14-teiligen Audio-Reihe mit dem Titel Archaeology and the Iliad: The Trojan War in Homer and History (Recorded Books / The Modern Scholar, 2006) publizierten Materials, dies wird hier mit freundlicher Genehmigung des Verlages reproduziert. 89 Mountjoy 1999b: 300–01 und Tafel 1 auf S. 298, Mountjoy 2006: 245–48, siehe Cline 2013: 91. 90 Mountjoy 1999b: 296–97, siehe Cline 2013: 93–94. 91 Siehe z. B. Blegen u. a. 1958: 11–12. 92 Transkription der BBC-Dokumentation The Truth of Troy, (zuletzt abgerufen am 17. April 2012), siehe auch die Untersuchung bei Cline 2013: 94–101. 93 Siehe Mountjoy 1999b: 333–34 und Cline 2013: 94. 94 Siehe z. B. Deger-Jalkotzy 2008: 387, 390 und die Liste von Stätten in Shelmerdine 2001: 373 Anm. 275. 95 Middleton 2010: 14–15. Siehe zudem die Untersuchung bei Middleton 2012: 283–85. 96 Blegen und Lang 1960: 159–60. 78
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Anmerkungen 97
Rutter 1992: 70, siehe auch Deger-Jalkotzy 2008: 387. Siehe ursprünglich Blegen und Rawson 1966: 421–22. Zur Neudatierung der Zerstörung von Pylos siehe Mountjoy 1997, Shelmerdine 2001: 381. 99 Blegen und Kourouniotis 1939: 561. 100 Davis 2010: 687. Siehe auch die Untersuchung bei Davis 1998: 88, 97. 101 Blegen 1955: 32 und siehe auch die Bemerkungen in Blegen und Rawson 1966, passim. 102 Siehe kürzlich Deger-Jalkotzy 2008: 389 mit Verweisen zum Pro und Kontra dieser Untersuchung, u. a. zu Hooker 1982, Baumbach 1983 und Palaima 1995, siehe auch Shelmerdine 1999 und Maran 2009: 245, mit Verweisen. 103 Iakovidis 1986: 259. 104 Taylour 1969: 91–92, 95, Iakovidis 1986: 244–45, wie zitiert in Nur und Cline 2000: 50. 105 Wardle, Crouwel und French 1973: 302. 106 French 2009: 108, siehe auch French 2010: 676–77. 107 Iakovidis 1986: 259, siehe auch Middleton 2010: 100. 108 Iakovidis 1986: 260. 109 Siehe Yasur-Landau 2010a: 69–71, siehe auch die Dissertation von Murray 2013 und die Masterarbeit von Enverova 2012. 110 Maran 2009: 246–47, Cohen, Maran und Vetters 2010, Kostoula und Maran 2012. 111 Maran 2010: 729, dort zitiert: Kilian 1996. 112 Siehe die ausführlichen Verweise in Nur und Cline 2000: 51–52, wo dieses Material zuerst veröffentlicht wurde, siehe auch Nur und Cline 2001. 113 Kilian 1996: 63, zitiert in Nur und Cline 2000: 52. 114 Siehe Yasur-Landau 2010a: 58–59, 66–69, mit weiteren Verweisen, Maran 2010, Middleton 2010: 97–99, Middleton 2012: 284. 115 Karageorghis 1982: 82. 116 Karageorghis 1982: 82–87, später aktualisiert in Karageorghis 1992: 79–86, siehe auch Karageorghis 2011. Siehe auch Sandars 1985: 144–48, Drews 1993: 11–12, Bunimovitz 1998, Yasur-Landau 2010a: 150–51, Middleton 2010: 83, Jung 2011. 117 Karageorghis 1982: 86–88, 91. 118 Karageorghis 1982: 88, siehe die kurze Untersuchung bei Demand 2011: 205–6. 119 Karageorghis 1982: 89. 120 Zur Zerstörung in Enkomi siehe Steel 2004: 188, wo frühere Grabungsberichte zitiert werden, sowie Mountjoy 2005. Zum Text aus Ugarit – RS 20.18 (Ugaritica 5.22) – siehe Karageorghis 1982: 83, Erstveröffentlichung in Nougay98
Anmerkungen
rol u. a. 1968: 83–85 und mit neuer Übersetzung zitiert in Bryce 2005: 334, siehe auch Sandars 1985: 142. 121 Drews 1993: 11–12, Muhly 1984, Karageorghis 1992. 122 Steel 2004: 187. Siehe auch Iacovou 2008 und Iacovou 2013 (Letzterer Text wurde 2001 geschrieben bzw. präsentiert und 2008 aktualisiert, seitdem aber nicht mehr, so der Autor). 123 Steel 2004: 188. 124 Steel 2004: 188–90, siehe auch die Untersuchung zur Keramik an diesen Stätten in Jung 2011. 125 Voskos und Knapp 2008, Middleton 2010: 84, Knapp 2012, siehe auch Karageorghis 2011 zu dessen Gedanken über dieses Thema. 126 Astrom 1998: 83. 127 Kaniewski u. a. 2013. 128 Karageorghis 1982: 89–90. Eine englische Übersetzung des Berichts des Wenamun findet sich in Wente 2003b. 129 Steel 2004: 186–87, 208–13, siehe auch die Untersuchung bei Iacovou 2008. 130 Kitchen 2012: 7–11. 131 Snape 2012: 412–13, zuvor Clayton 1994: 164–65. Die komplette Geschichte findet sich bei Redford, S. 2002. 132 Clayton 1994: 165, Redford, S. 2002: 131. 133 Siehe Zink u. a. 2012 sowie weitere Medienberichte in der Los Angeles Times, in USA Today und an anderer Stelle, verfügbar hier: , und (alle zuletzt abgerufen am 29. Mai 2013). 134 Siehe wiederum Zink u. a. 2012 sowie weitere Medienberichte in der Los Angeles Times, in USA Today und an anderer Stelle, verfügbar hier: , und (alle zuletzt abgerufen am 29. Mai 2013). 135 Vgl. Singer 2000: 24 und Caubet 1992: 124 zur Neubesiedlung von Stätten wie Ras Ibn Hani durch Menschen, die LH-IIIC1-Keramik herstellten und benutzten. Siehe auch Sherratt 2013: 627–28. 136 Caubet 1992: 127, siehe auch Yasur-Landau 2010a: 166, Killebrew und Lehmann 2013: 12, mit weiteren Verweisen.
277
278
Anmerkungen 137
Steel 2004: 188–208, dort werden diverse frühere Untersuchungen zitiert, siehe auch Yasur-Landau 2010a passim.
Kapitel fünf 1
Arthur Conan Doyle, »Der Hund von Baskervilles«, $C 2003 / 2012 Projekt Gutenberg. 2 Siehe z. B. Sandars 1985, Drews 1993 und die Artikel in Konferenzbänden, herausgegeben von Ward und Joukowsky 1992 (hier insbes. der Überblick von Muhly [1992]) und von Oren 1997. 3 Siehe wiederum z. B. Monroe 2009, Middleton 2010, Yasur-Landau 2010a und die Abhandlungen in den Konferenzbänden, herausgegeben von Bachhuber und Roberts 2009, Galil u. a. 2012 und Killebrew und Lehmann 2013, sowie die kurzen Zusammenfassungen und längeren Abhandlungen in Killebrew 2005: 33–37, Bell 2006: 12–17, Dickinson 2006: 46–57, Friedman 2008: 163– 202, Dickinson 2010, Jung 2010, Wallace 2010: 13, 49–51, Kaniewski u. a. 2011:1 und Strobel 2013. 4 Davis 2010: 687. 5 Deger-Jalkotzy 2008: 390–91, Maran 2009: 242. Siehe auch Shelmerdine 2001: 374–76, 381 und insbes. die detaillierte Untersuchung der möglichen Gründe in der bronzezeitlichen Ägäis in Middleton 2010 und an anderer Stelle in Middleton 2012 sowie die Untersuchungen in Murray 2013 und Enverova 2012. 6 Schaeffer 1948: 2, Schaeffer 1968: 756, 761, 763–766, 768, Drews 1993: 33– 34, Nur und Cline 2000: 58, Bryce 2005: 340–41, Bell 2006: 12. 7 Callot 1994: 203, Callot und Yon 1995: 167, Singer 1999: 730. 8 Siehe Nur und Cline 2001, eine komplette Untersuchung mit Verweisen findet sich in Nur und Cline 2000. 9 Kochavi 1977: 8, zitiert in Nur und Cline 2001: 34, Nur und Cline 2000: 60. Siehe auch die Untersuchung in Cline 2011. 10 Siehe Nur und Cline 2000, Nur und Cline 2001, außerdem Nur und Burgess 2008. 11 Siehe Nur und Cline 2001: 33–35, eine komplette Untersuchung findet sich in Nur und Cline 2000, dort wird die längere Untersuchung in Drews 1993: 33– 47 behandelt und kritisch betrachtet, siehe auch die Untersuchung bei Middleton 2010: 38–41, Middleton 2012: 283–84, Demand 2011: 198. Zur Ergänzung von Enkomi siehe Steel 2004: 188 und Anm. 13, mit Hinweisen auf frühere Publikationen.
Anmerkungen 12
Zu allen Beispielen siehe Nur und Cline 2000: 50–53 und Abb. 12–13, dort werden Original-Verweise genannt. 13 Stiros und Jones 1996, siehe wiederum Nur und Cline 2000, Nur und Cline 2001, sowie Shelmerdine 2001: 374–77, Nur und Burgess 2008. Zur fortgesetzten Besetzung von Tiryns siehe Muhlenbruch 2007, 2009 sowie die Kommentare von Dickinson 2010: 486–87 und Jung 2010: 171–73, 175. 14 Siehe Anthony 1990, 1997, Yakar 2003: 13, Yasur-Landau 2007: 610–11, Yasur-Landau 2010a: 30–32, Middleton 2010: 73. 15 Siehe Carpenter 1968. 16 Siehe die Untersuchung bei Drews 1992: 14–16 und Drews 1993: 77–84, siehe aber auch Drake 2012, der Carpenters Theorie neues Leben einhaucht, aber aus einem anderen Blickwinkel. Kürzliche Untersuchungen darüber, was das Ende der Bronzezeit für die Bevölkerung und den Handel im Griechenland der Eisenzeit bedeutete, finden sich in Murray 2013 und Enverova 2012. 17 Siehe Singer 1999: 661–62, Demand 2011: 195, Kahn 2012: 262–63. 18 Hethitischer Text KUB 21.38, die Übersetzung folgt Singer 1999: 715, siehe auch Demand 2011: 195. 19 Ägyptischer Text KRI VI 5, 3, die Übersetzung folgt Singer 1999: 707–8, siehe auch Hoffner 1992: 49, Bryce 2005: 331, Kaniewski u. a. 2010: 213. 20 Hethitischer Text KBo 2810, die Übersetzung folgt Singer 1999: 717–18. 21 RS 20.212, die Übersetzung folgt Monroe 2009: 83, McGeough 2007: 331– 32, siehe zuvor Nougayrol u. a. 1968: 105–7, 731 sowie Hoffner 1992: 49, Singer 1999: 716–17, mit weiteren Verweisen, Bryce 2005: 331–32, Kaniewski u. a. 2010: 213. 22 RS 26.158, untersucht von Nougayrol u. a. 1968: 731–33, siehe Lebrun 1995: 86, Singer 1999: 717 Anm. 381. 23 Die gefundene Fassung des Briefes war ins Ugaritische übersetzt worden: KTU 2.39 / RS 18.038, Singer 1999: 707–8, 717, Pardee 2003: 94–95. Zu den ursprünglichen Kommentaren siehe Nougayrol u. a. 1968: 722. Siehe kürzlich Kaniewski u. a. 2010: 213. 24 Singer 1999: 717. 25 Ugaritischer Text RS 34.152, Bordreuil 1991: 84–86, die Übersetzung folgt Cohen und Singer 2006: 135. Siehe Cohen und Singer 2006: 123, 134–35, bezugnehmend auf die frühere Erstveröffentlichung in Lackenbacher 1995a, siehe auch Singer 1999: 719, 727, Singer 2000: 24 sowie kürzlich Kaniewski u. a. 2010: 213. 26 Zum Brief aus dem Haus des Urtenu (RS 94.2002+2003) siehe Singer 1999: 711–12 sowie Hoffner 1992: 49. 27 RS 18.147, die Übersetzung folgt Pardee 2003: 97. Der Originalbrief mit
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280
Anmerkungen
dieser Behauptung wurde nicht gefunden, wird in diesem Antwortschreiben aber wörtlich zitiert. 28 KTU 2.38 / RS 18.031, die Übersetzung folgt Monroe 2009: 98 und Pardee 2003: 93–94, siehe auch Singer 1999: 672–73, 716, mit Hinweisen auf frühere Publikationen. 29 Siehe z. B. Carpenter 1968 sowie Shrimpton 1987, Drews 1992, Drews 1993: 58, kürzlich Dickinson 2006: 54–56, Middleton 2010: 36–38, Demand 2011: 197–98, Kahn 2012: 262–63, Drake 2012. 30 Siehe z. B. Weiss 2012. 31 Siehe Kaniewski u. a. 2010 und Kaniewski, Van Campo und Weiss 2012 sowie Kaniewski u. a. 2013. 32 Kaniewski u. a. 2010: 207. Frühere Studien haben Eisbohrkerne und Sedimentkerne verwendet, siehe z. B. Rohling u. a. 2009 und auch andere, zitiert in Drake 2012. 33 Kaniewski u. a. 2013. 34 Kaniewski u. a. 2013: 6. 35 Kaniewski u. a. 2013: 9. 36 Drake 2012: 1862–65. 37 Drake 2012: 1868, er sagt ausdrücklich: »Bayesian change-point analysis suggests that the change occurred before 1250–1197 BCE based on the high posterior probabilities from dinocyst / formaniferal records.« 38 Drake 2012: 1862, 1866, 1868. 39 Siehe die Pressemitteilung auf und die offizielle Publikation von Langgut, Finkelstein und Litt 2013. Es könnte etwa zur selben Zeit eine ähnliche Dürrezeit in Ägypten gegeben haben, siehe Bernhardt, Horton und Stanley 2012. 40 Drake 2012: 1866, 1868. 41 Carpenter 1968: 53, siehe auch zuvor Andronikos 1954 und Drake 2012: 1867. 42 Zuckerman 2007a: 25–26. 43 Zuckerman 2007a: 26. Siehe aber auch Ben-Tor 2013, der anderer Meinung ist. 44 Bell 2012: 180. 45 Siehe die Untersuchungen bei Carpenter 1968: 40–53, Drews 1993: 62–65, Dickinson 2006: 44–45, Middleton 2010: 41–45. 46 Carpenter 1968: 52–53, Sandars 1985: 184–86. 47 Siehe kürzlich Murray 2013. 48 Singer 1999: 733, Monroe 2009: 361–63, beide werden zitiert in Bell 2006: 1. 49 RS L 1 (Ugaritica 5.23), die Übersetzung folgt Singer 1999: 728 und Bryce 2005: 334, siehe auch Sandars 1985: 142–43 und die Erstveröffentlichung in
Anmerkungen
Nougayrol u. a. 1968: 85–86, siehe auch Yon 1992: 119. Beachten Sie, dass van Soldt 1999: 33 Anm. 40 sagt, der Text sei ursprünglich auf dem Antiquitätenmarkt gekauft worden. 50 RS 20.18 (Ugaritica 5.22), die Übersetzung folgt Bryce 2005: 334 und der Untersuchung bei Singer 1999: 721, siehe auch Sandars 1985: 142 und die Erstveröffentlichung in Nougayrol u. a. 1968: 83–85. 51 RS 88.2009, veröffentlicht von Malbran-Labat in Yon und Arnaud 2001: 249–50, siehe außerdem die Untersuchung bei Singer 1999: 729. 52 RS 19.011, die Übersetzung folgt Singer 1999: 726. 53 Singer 1999: 730. 54 Siehe die Liste mit Standorten von Hortfunden in Singer 1999: 731. 55 Singer 1999: 733. 56 RS 34.137, siehe Monroe 2009: 147. 57 Sherratt 1998: 294. 58 Sherratt 1998: 307, siehe auch die Untersuchung bei Middleton 2010: 32–36. 59 Kilian 1990: 467. 60 Artzy 1998. Siehe auch Killebrew und Lehmann 2013: 12 und Artzy 2013 im Herausgeberband von Killebrew und Lehmann. 61 Bell 2006: 112. 62 Routledge und McGeough 2009: 22, dort außerdem zitiert: Artzy 1998 und Liverani 2003. 63 Routledge und McGeough 2009: 22, 29. 64 Muhly 1992: 10, 19. 65 Liverani 1995: 114–15. 66 RS 34.129, Bordreuil 1991: 38–39, siehe Yon 1992: 116, Singer 1999: 722, 728, mit Hinweisen auf frühere Publikationen, sowie Sandars 1985: 142, Singer 2000: 24, Strobel 2013: 511. 67 Siehe Singer 2000: 27, dort zitiert: Hoffner 1992: 48–51. 68 Yasur-Landau 2003a, Yasur-Landau 2010a: 114–18, Yasur-Landau 2012b. Siehe auch Singer 2012 und, dagegen, Strobel 2013: 512–13. 69 Genz 2013: 477. 70 Kaniewski u. a. 2011. 71 Kaniewski u. a. 2011: 1. 72 Kaniewski u. a. 2011: 4. 73 Kaniewski u. a. 2011: 4. 74 Harrison 2009, 2010, Hawkins 2009, 2011, Yasur-Landau 2010a: 162–63, Bryce 2012: 128–29, Singer 2012, Killebrew und Lehmann 2013: 11. Siehe auch zuvor Janeway 2006–7 zu Ta’yinat und der Ägäis. 75 Yasur-Landau 2003a, siehe auch Yasur-Landau 2003b, 2003c und 2010a mit
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282
Anmerkungen
Hinweisen auf frühere Publikationen, Bauer 1998, Barako 2000, 2001, Gilboa 2005, Ben-Shlomo u. a. 2008, Maeir, Hitchcock und Horwitz 2013. 76 Siehe die Untersuchungen von Demand 2011: 210–12, Stern 2012, Artzy 2013 und Strobel 2013: 526–27. Siehe auch Gilboa 1998, 2005 und 2006–7, mit weiterführenden Literaturangaben, Dothan, T. 1982: 3–4, Dever 1992: 102–3, Stern 1994, 1998, 2000, Cline und O’Connor 2003, insbes. 112–16, 138, Killebrew 2005: 204–5, Killebrew und Lehmann 2013: 13, Barakao 2013, Sharon und Gilboa 2013, Mountjoy 2013, Killebrew 2013, Lehmann 2013, Sherratt 2013. Zertals Behauptung, er habe nahe Megiddo in Israel eine Stätte entdeckt, die mit den Šardana in Verbindung stehe, wurde von Finkelstein gründlich widerlegt, siehe Zertal 2002 und Finkelstein 2002. Eine deutsche Übersetzung des Reiseberichts des Wenamun findet sich in Blumenthal 1982, 27–40. 77 Bell 2006: 110–11. 78 Finkelstein 2000: 165, siehe auch ähnliche Statements bei Finkelstein 1998, siehe auch Finkelstein 2007. Weinstein 1992: 147 hat zuvor ein ähnliches Szenario vorgeschlagen, in dem der Zusammenbruch des Ägyptischen Reiches in Kanaan in zwei Phasen abläuft: einer ersten unter Ramses III. und einer zweiten unter Ramses VI. Siehe auch Yasur-Landau 2007: 612–13, 616 und Yasur-Landau 2010a: 340–41, der zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommt. 79 Siehe Killebrew 2005: 230–31 mit einer Zusammenfassung der genannten Punkte. 80 Yasur-Landau 2003a, siehe auch die Untersuchung bei Yasur-Landau 2010a: 335–45, Yasur-Landau 2012b, Bryce 2012: 33, Killebrew und Lehmann 2013: 17. 81 Yasur-Landau, persönliche Korrespondenz, Juli 2012. 82 Yasur-Landau 2012a: 193–94, siehe auch Yasur-Landau 2012b und zuvor Yasur-Landau 2007: 615–16. 83 Yasur-Landau 2012a: 195. 84 Hitchcock und Maeir 2013: 51–56, insbes. 53, sowie Maeir, Hitchcock und Horwitz 2013. 85 Siehe wiederum Hitchcock und Maeir 2013: 51–56, insbes. 53, sowie Maeir, Hitchcock und Horwitz 2013. 86 Siehe auch die relevante Untersuchung bei Strobel 2013: 525–26. 87 Sandars 1985: 11, 19. Außer Sandars, die als Expertin auf diesem Gebiet galt, haben nur eine Handvoll Autoren versucht, Bücher über die Seevölker und den Zusammenbruch der Bronzezeitkultur zu schreiben, u. a. Nibbi 1975 und Robbins 2003. Siehe jedoch vor Kurzem Roberts’ Dissertation von 2008, die denselben Titel wie Nibbis früheres Buch trägt. 88 Sandars 1985: 11. 89 Demand 2011: 193, dort zitiert: Renfrew 1979.
Anmerkungen 90
Siehe z. B. Lorenz 1969, 1972. Siehe auch Yasur-Landau 2010a: 334, der ebenfalls (unabhängig davon) die Schmetterlings-Metapher im Zusammenhang mit diesen Vorkommnissen am Ende der späten Bronzezeit bemüht. 91 Renfrew 1979: 482–87. 92 Diamond 2005, siehe auch Middleton 2010 und 2012 sowie zuvor den Band von Tainter 1988 und den Herausgeberband von Yoffee und Cowgill 1988, außerdem die zusätzlichen Verweise in Anm. 2 des Vorworts, s. o. 93 Drews 1993: 85–90, insbes. 88, siehe auch Deger-Jalkotzy 2008: 391. 94 Siehe die kurze Untersuchung in Dever 1992: 106–7 des Systemzusammenbruchs, den er in Kanaan zu jener Zeit verortet. Siehe auch Middleton 2010: 118–21 zu den vielen beitragenden Faktoren in der Ägäis sowie Drake 2012: 1866–68. 95 Liverani 1987: 69, sowie Drews 1993: 86 und Monroe 2009: 293, die beide Liverani zitieren. 96 Liverani 1987: 69, siehe Monroe 2009: 292–96 mit kritischem Blick auf Liveranis Ansichten. 97 Monroe 2009: 294–96. 98 Monroe 2009: 297. 99 Monroe 2009: 297. 100 Monroe 2009: 297. 101 Drake 2012: 1866–68, Kaniewski u. a. 2013. 102 Drews 1993, siehe meine Rezension des Buches von Drews: Cline 1997b. 103 Siehe die kürzliche Untersuchung des Zusammenbruchs und seiner möglichen Ursachen in Middleton 2012. 104 Johnson 2007: 3–5. 105 Bell 2006: 14–15. 106 Johnson 2007: 13. 107 Johnson 2007: 13–16. 108 Johnson 2007: 14–15, Sherratt 2003: 53–54. 109 Johnson 2007: 15. 110 Johnson 2007: 17. 111 Bell 2006: 15, dort zitiert: Dark 1998: 65, 106 und 120. 112 Dark 1998: 120. 113 Dark 1998: 120–21. 114 Bell 2006: 15. Siehe auch Killebrew und Lehmann 2013: 16–17. 115 Siehe erst kürzlich Langgut, Finkelstein und Litt 2013: 166.
283
284
Anmerkungen
Epilog 1
Siehe die Dissertation von Murray 2013. Davis 2010: 687. 3 Maran 2009: 242. 4 Vgl. Millard 1995: 122–24, Bryce 2012: 56–57, Millard 2012, Lemaire 2012, Killebrew und Lehmann 2013: 5–6. 5 Van De Mieroop 2007: 252–53. 6 Sherratt 2003: 53–54, Bryce 2012: 195. 7 Siehe die von Schwartz und Nichols 2006 sowie McAnany und Yoffee 2010 herausgegebenen Bände, die zumindest teilweise eine Reaktion auf das Buch von Diamond 2005 sind. Kürzlich (im März 2013) gab es dazu eine Konferenz an der Southern Illinois University: »Beyond Collapse: Archaeological Perspectives on Resilience, Revitalization & Reorganization in Complex Societies«. 8 Dever 1992: 108. 9 Monroe 2009: 292. 10 Cho und Appelbaum 2008, A1. 2
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Illustrationen Abbildungen Vorsatz
Karte der spätbronzezeitlichen Kulturen in der Ägäis und im östlichen Mittelmeerraum. Abb. 1 Seevölker als Gefangene in Medinet Habu. Abb. 2 Seeschlacht mit Seevölkern in Medinet Habu. Abb. 3 »Asiaten« in Beni Hasan. Abb. 4. Darstellung von Ägäern in Rechmires Grab. Abb. 5a–b Kolossalstatuen und sogenannte Ägäische Liste von Amenophis III. Abb. 6 Fayence-Platte von Amenophis III., in Mykene gefunden. Abb. 7 Durch die Amarna-Briefe bezeugte soziale Beziehungen. Abb. 8 Rekonstruktion des Schiffes von Uluburun. Abb. 9 Königliche Briefe in Urtenus Archiv in Ugarit. Abb. 10 Um 1200 v. Chr. zerstörte Stätten. Abb. 11 Elfenbeinkästchen aus Megiddo für Schreibutensilien mit dem Namen Ramses’ III.
Tabellen Tab. 1 Tab. 2
Im Text erwähnte spätbronzezeitliche Könige Ägyptens und des alten Orients, chronologisch nach Land / Reich. Moderne Regionen und ihre (wahrscheinlichen) Namen in der späten Bronzezeit.
Register 4. Dynastie 40 20. Dynastie 164, 198, 255 19. Dynastie 43, 164, 255–56 18. Dynastie 40, 43, 54, 76, 253–56 17. Dynastie 41 Abdi-Hepa 89 Abu Hawam 116 Abu Simbel 124 Abydos 124 Achaia 185 Achaier 32, 73–74 Achet-Aton 87–88, 101 Achijawa 38, 67–69, 72–74, 108, 113, 129–30, 145, 147–48, 159 Achilleus 73–74, 77 Adad-nirari I. 37, 145, 253 Afghanistan 15, 120 Ägäer 53 Ägäis 13, 15, 23, 25–26, 33, 35, 39– 40, 43–44, 48, 50–51, 53–54, 73, 75, 81–87, 97–98, 113–17, 122, 129, 132–33, 136, 146, 148, 151, 153–54, 156–57, 159, 167, 174, 186, 192–93, 195–96, 198–99, 202–6, 213–14, 223, 225–32, 234–36, 238–41, 245–49, 253– 54 ägäisch 50–51, 83, 193–94, 199, 226, 228 Ägäische Liste 78–81, 83, 85–87, 114 ägäischer Stil (Keramik) 50, 224–25
ägäischer Stil (Wandmalerei) 98, 108 Agamemnon 70, 74, 130 Ägypten 13–14, 16, 25, 27–30, 32– 33, 35, 37–41, 43, 46, 48–49, 51– 53, 55–56, 58, 61–62, 66, 71–72, 75–76, 78, 80, 82–90, 92–93, 95– 99, 101, 103–5, 109–11, 113–14, 116–17, 120, 122–24, 127–28, 132–33, 135–37, 139–41, 143– 44, 146–48, 155–59, 161, 164– 65, 167, 174, 176, 196–97, 207–8, 222, 235, 245–46, 253–54, 257; siehe auch Oberägypten; Unterägypten Ägypter 23, 27, 29–30, 33, 36, 39, 41, 43, 45, 47, 52, 56, 59–60, 64, 72, 75, 78, 82, 87–89, 95, 99–101, 108, 110–12, 114, 124–25, 127– 28, 135, 137, 143, 168, 173, 176, 196, 199, 231, 234, 237, 245–47, 250 ägyptisch 23, 26–27, 29–30, 33, 35, 39–41, 43–44, 48–53, 57–58, 66, 71, 77, 80–81, 85, 88, 92, 96, 98– 99, 101–2, 105, 107, 109–10, 112–13, 117, 121, 124–27, 129, 133, 135–36, 138, 141–42, 148, 148, 156, 159, 161, 164, 166, 168, 170, 172, 176–78, 195, 207, 222, 224–27, 230, 246, 248, 253–57 Ägyptologe 27–28, 36, 80–81, 84, 103, 105, 137, 197, 246 Ägyptomanie 102
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Ahmose (Königin) 54, 253 Ahmose I. 37, 43, 253–54 Ai 142 Akkadier 251 akkadisch 44, 62, 71, 73, 89, 110, 123, 127, 134–35, 154, 157–58, 180 Akko 162, 168, 204, 208–9 Alaca Höyük 163, 183 Alalach 39, 98, 108, 181; siehe auch Tell Atchana Alašija 25, 38, 56, 99, 135, 149, 157, 159–60, 193, 222 Albright, William F. 176 Alexander der Große 223 Alişar 183 Allenby, Sir Edmund 59 Altes Reich 40, 66, 230 Amarna 49, 88–89, 101, 117, 136–37, 145, 155, 248, 253–56; siehe auch Tell el-Amarna Amarna-Briefe 88, 90, 92–95, 98–99, 142 Amenophis III. 16, 37, 50, 56, 61, 77– 79, 82–87, 89–90, 92–95, 98–99, 105–6, 109, 114, 129, 137, 155, 248, 253–54, 256 ’Ammistamru I. 37 93, 155, 253 ’Ammistamru II. 37, 123, 157–58, 160, 253, 255 ’Ammurapi 37, 155, 159–61, 164, 207, 222, 253 Amnisos 82 Amun-Tempel 88, 127 Amurru 25, 37, 91, 125, 147, 156, 167, 255 Anatolien 25, 47, 52, 56, 64, 69–70, 73–75, 91, 94, 98, 106–107, 116, 123, 128, 130, 135–36, 148, 150, 159, 181, 183–84, 204, 207, 222– 23, 225, 228, 238, 254, 256
Anchesenamun 66, 111–12, 253–54 Ankara 25, 62 Aper-El 137 Apophis 41, 253 Arabischer Frühling 14 Aramäer 252 Argolis 150. 185, 190–91 Armageddon 28,58, 169; siehe auch Megiddo Artzy, Michal 222 Arzawa 25, 37, 94, 106, 223 Aschdod 162, 177, 204, 225–27 Aschkelon 140, 162, 177–78, 225–27 Asiaten 41–43 asiatisch 40 Aššur-uballiṭ I. 16, 37, 93, 98–100, 145–46, 253–54 Aššuwa 37–38, 56, 62–63, 67–68, 73–75, 130, 254, 256 Aššuwa, Aufstand von 62–63, 67–68, 73–74, 130, 254, 256 Assyrer 60–61, 76, 78, 100, 113, 145, 148, 156, 158, 231, 234, 245, 250–51 Assyrien 60–61, 76, 78, 100, 113, 145, 148, 156, 158, 231, 234, 245, 250–51 assyrisch 89, 100, 129, 146, 148, 158, 230 Åström, Paul 194 Athen 47, 187, 214, 252 Äthiopien 55 Aton 88, 121, 254 Attika 185 Aufstand 13, 58, 188, 202, 212–13, 233, 235, 238; siehe auch Aššuwa, Aufstand von Avaris 32, 39, 41–43; siehe auch Tell elDab’a
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Baal 155, 159 Babylon 37, 45, 66, 76, 89–90, 94–95, 100, 102, 106, 113, 129, 145–48, 179–80, 245–55, 257 Babylonier 78, 82, 96, 100, 113, 234, 245, 251 babylonisch 89, 95, 108, 146, 148, 179 Bass, George 115–20, 151 Beirut 135, 156, 158, 160, 218 Bell, Carol 15, 19, 214, 220, 237, 239, 241 Bellerophon 73–74 Beni Hasan 40, 42 Ben-Tor, Amnon 143 Berbati 185–86 Berg Sinai 55, 137 Bet Sche’an 168 Bethel 142, 162 Bey 160, 164 Bibel 27, 30, 46, 63–65, 136–37, 139, 141, 177, 226 Bietak, Manfred 39, 75 Biridija 89 Bittel, Kurt 65 Blegen, Carl 71–72, 131–32, 184, 186–87 Böotien 82, 185 Borchardt, Ludwig 101 Botschafter 91, 114 Braudel, Fernand 16 Brauron 185 Breasted, James Henry 28, 59 britisches Empire 64 British Museum 89 Bronze, bronzen 15, 24, 91, 117–18, 120, 149, 156, 166, 172, 174–76, 194, 214, 217, 232 Bronzezeit, bronzezeitlich 13, 16–17, 26, 32, 35, 56–57, 62, 64, 68, 70–
71, 73, 75, 89, 113, 115–17, 128– 29, 132, 134, 154, 158–59, 178, 194, 206, 210–11, 214–15, 219, 226, 231–32, 234, 241–42, 245– 47, 249, 52; siehe auch Bronzezeit, frühe; Bronzezeit, mittlere; Bronzezeit, späte Bronzezeit, frühe 84; siehe auch Bronzezeit Bronzezeit, mittlere 46, 49; siehe auch Bronzezeit Bronzezeit, späte; spätbronzezeitlich 14–16, 20, 33, 36–38, 46, 49–50, 53, 66, 72, 76, 97–100, 102, 117, 132, 136–37, 142, 144, 146, 153, 166–67, 177–79, 193, 199, 201– 2, 204–7, 209–10, 212–13, 215– 16, 218, 220–21, 224, 227, 229– 43, 245–48, 250–52; siehe auch Bronzezeit Bundeslade 137 Burckhardt, Johann Ludwig 64 Burna-buriaš II. 37, 90, 95, 100, 254 Byblos 198 Carnarvon, Earl of 103–5 Carpenter, Rhys 206 Carter, Howard 103–05 Caubet, Annie 198, 224 Chajan 37, 48, 254 Champollion, Jean-François 27, 138 Christie, Agatha 16 Dab’a siehe Tell el-Dab’a. Dahamunzu 109 Danaer 26 Danunäer 23, 25–26, 32, 225 Dardanellen 67, 223
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Dark, Ken 239–40 David (König) 63 Davis, Jack 187, 247 Deir ’Alla 162–63. 168 Deir el-Bahari 55, 197 Dever, William 250 Dezentralisierung 219, 221 Diamond, Jared 14, 231, 239 Diodor 138 Donau 229 Dorer 214–15 Dörpfeld, Wilhelm 131–32 Dothan, Trude 178 Drake, Brandon 210–12. 233 Drews, Robert 201, 231, 234 Dunkle Jahrhunderte (Griechenland) 211, 230, 215; siehe auch Dunkles Zeitalter Dunkles Zeitalter 13, 229; siehe auch Dunkle Jahrhunderte (Griechenland) Dürre(n) 14, 38, 149, 183, 195, 205– 6, 209–12, 218, 229, 231, 235–36, 238, 243, 249, 252
Elamiten 179 Elfenbein, elfenbeinern 50, 57, 118, 120–21, 134, 170–72, 175, 190, 214 Emar 158, 161–63, 165, 208 Embargo(s) 113–14, 147–48, 233; siehe auch Handelsembargo; Wirtschaftsembargo England 104 Enkomi 162–63, 191–93, 204 Erdbeben 38, 47, 72, 77, 132, 161, 176–77, 184, 188, 190–91, 193, 195, 202–4, 212, 214, 229, 231, 233, 235–36, 238, 241, 249, 252 Eritrea 55 Erster Weltkrieg 25, 59, 67, 112 Ešuwara 216–17, 222 Etrusker 32 Euphrat 44, 60–61, 161 Europa 14, 105, 242; siehe auch Nordeuropa; Südosteuropa Eutresis 186 Evans, Sir Arthur 47–49, 72 Exodus 137–41, 144
Ebenholz 91, 120, 159, 214 Echnaton 37, 49, 87–90, 92, 95–96, 98–99, 101–2, 106, 108, 111, 121, 129, 137, 155, 248, 253–56 Eisenzeit, eisenzeitlich 172, 206, 210– 11, 214–15, 219–20, 225, 237, 241, 245, 247, 250; siehe auch Eisenzeit, frühe Eisenzeit, frühe; früheisenzeitlich 210, 228, 247; siehe auch Eisenzeit Eje II. 37, 99, 111–12, 254 Ekron 177–78, 225, 227 Ekweš 31–32 El 155 Elam 37, 146, 179
Ferdinand, Erzherzog 112 Finkelstein, Israel 19, 211, 226–27 Flächenbrand 252 French, Elizabeth 84 Gallipoli 67 Gath 27 Gaugamela 223 Gaza 177, 225 Geiserich 247 Gelidonya siehe Kap Gelidonya Gesandtschaft(en) 50–51, 87, 144; siehe auch; Handelsdelegation(en) / -expeditionen; Missionen, diplomatische
Register
Geser 140 Getreide 30, 50, 123, 149, 206–9 Gewürze 50, 116, 120, 134 Gibala 166, 209, 224. Gibbon, Edward 14 Gilgamesch-Epos 98 Gizeh 40 Glas 84, 116, 120, 122, 187, 214 Gold, golden 45, 50, 61, 70, 90–91, 94–96, 100, 104–5, 120–21, 128, 134, 149, 156, 187, 214, 217 Goldenes Zeitalter 16, 252 Gonia 185. Granikos 223 Griechenland 13, 33, 35, 46, 70–71, 73, 84, 97, 117, 120, 132, 151, 162–63, 203, 206, 211, 215, 220, 223, 231, 235, 245–46, 248, 252 griechisches Festland 32, 38, 47, 52, 68–70, 74, 82–83, 86–87, 113, 117, 130, 132–33, 146, 148, 150, 157, 185, 206, 215, 227 Großes Grün 39 Ḫabingalbat 60, 100 Hagios Stephanos 185 Hala Sultan Tekke 194–95, 210 Halikarnassos 135 Hammurabi 37, 45–46, 66, 180, 254– 55, 257 Handel 16, 44–45, 54, 56, 75, 86, 89, 91, 113–14, 116–17, 122, 134, 146, 150–51, 160–61, 176, 189, 214, 218–20, 232–33, 237, 246 Handelsabkommen 158 Handelsbeziehungen 56, 113, 134, 153, 155, 157–58, 216, 218, 246 Handelsdelegation(en) / -expeditio-
nen 55–56, 76, 207; siehe auch Gesandtschaft(en); Mission, diplomatische Handelsembargo 147; siehe auch Embargo(s); Wirtschaftsembargo Handelsgüter / -waren 50, 56, 113, 194 Handelsnetzwerk / -verbindungen 123, 215–16, 232, 234, 239–40, 248, 253 Handelspartnerschaft(en) 87–88, 91– 92, 95, 156 Handelsroute(n) / -weg(e) 50, 72, 82, 86, 97, 133, 150–151, 161, 183, 212, 214–15, 218–19, 223, 235– 36, 238 Handelsschiff(e) 117, 123 Handelsstadt 154 Handelsstrom 113 Handelsunternehmen 158 Händler 40, 46, 51, 85, 96–97, 117, 156, 158, 221 Hanutti 108, 254 Haremsverschwörung 196, 255 Hatschepsut 37, 43, 46, 50–51, 54– 58, 76, 81, 83, 102, 197, 245, 253– 54, 256 Ḫatti 25, 34, 90, 107, 123–24, 126– 28, 140, 158, 182 Hattuša 16, 60–63, 65, 67–69, 73, 110, 127, 129, 136, 145, 149, 162–63, 181–83, 204, 222, 230, 248, 254, 256 Hattušili I. 37, 65–66, 254 Hattušili III. 37, 127–129, 148, 254– 55 Haus des Rapanu 157, 159–60, 216; siehe auch Rapanu Haus des Urtenu 158, 161, 164, 208, 222, 255; siehe auch Urtenu
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Haus des Yabninu 156–57; siehe auch Yabninu Hazor 140, 142–43, 162–63, 173, 177, 212–13 Hebräer 63, 128, 137, 139, 143–44 Heiliges Land 35 Hektor 74 Helena 74, 112, 130–31 Heliopolis 30 Herakles 74 Heraklion 47 Herodot 214 Hesiod 98. Hethiter 16, 24–25, 37, 52, 60–68, 72–73, 75–76, 78, 82, 88–89, 91, 100, 106–8, 110, 112–14, 124– 30, 133, 145–49, 151, 155–56, 158, 181–83, 191, 193, 195, 206– 7, 216–17, 222–23, 230–31, 234, 237, 240, 245–46, 250–51, 254– 56 hethitisch 61, 63–69, 71, 74, 89, 92, 98, 102, 106–10, 112–14, 125– 27, 129–30, 135, 145, 148, 150, 154, 156, 159–60, 166, 181, 184, 193, 207, 222, 224, 230, 254–57 Hethitischer Vizekönig von Karkemiš 216 Hethitisches Reich 67, 112–13, 124, 132, 150, 156, 182–83, 206, 223 Hijawa 38, 72, 159 Hisarlık 69, 131 Hoffner, Harry Jr. 182 Holz, hölzern 24, 50–52, 55–57, 87, 91, 113, 118, 120–21, 142, 159, 182, 187, 214 Homer 26, 32, 63, 73, 77, 98, 121, 130–32, 185, 231 Homerischer Zyklus 130
Hungersnot 183, 205–10, 112, 218, 223, 229, 235, 238, 243, 252 Hurriter 60 hurritisch 60, 134, 154 Hurru 140 Hyksos 32, 37, 39–41, 43, 48, 72, 75, 137, 253–54 Iakovidis, Spyros 188–89 Ibnadušu 222 Idadda 108, 254 Ilias 73–74, 77, 98, 121, 185 Ilion 68 indoeuropäisch 60, 65 Indus-Tal 230 Industrielle Revolution 17 Inseln in der Mitte des Meeres 51 Institute of Nautical Archaeology 115, 118 Invasion 16, 25, 33, 40, 149–50, 166, 181, 189, 212–13, 215, 224, 228– 29, 231–33, 236, 238, 247, 249 Invasion, dorische 215 Irak 13, 15, 25, 46, 49, 121 Iran 13, 48, 146, 179, 255 iranisch 129, 146 Iria 185 Israel 19, 23, 28, 30, 39–40, 43, 49, 64, 98, 116, 139–40, 168–69, 203, 211, 225–26 Israeliten 30, 63–65, 136–37, 139, 141–44, 173, 176, 213, 250–52, 255 Israel-Stele 139 Issos 223 Isy 38, 56–57, 62 Italien 13, 23, 120, 167, 205, 246–47 Jadin, Jigael 143, 168, 212 Japan 14
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Jehem 58 Jemen 14, 55 Jenoam 140 Jerusalem 89, 139, 170, 173, 178, 213 Jesreel-Ebene 58, 169 Johnson, Neil 237–39 Jordanien 13, 40, 49, 64, 168 Jung, Reinhard 19 Kabri siehe Tel Kabri Kadašman-Enlil I. 37, 94–95, 254 Kalavasos-Hagios Dimitrios 191. Kamose 37, 39, 41–43, 253–54 Kanaan 13, 23, 30, 38, 40, 43, 49, 51– 52, 63–64, 83, 85, 98, 116, 120, 124, 135, 137, 139–40, 142, 144, 168, 173, 177–78, 212, 226–28, 250; siehe auch Nordkanaan Kanaaniter 24, 47, 58, 61, 64, 72, 85, 100, 116, 142–44, 157, 173, 231, 234, 237, 245 kanaanitisch 45, 58–59, 89, 113, 116– 17, 120, 122, 133, 135, 141–42, 144, 151, 154, 169, 172–73, 177– 78, 213, 227–28, 251 Kaniewski, David 209–10, 233 Kantor, Helene 75 Kap Gelidonya 116, 151 Kap Iria 150 Kaphtor 38, 45. Kaptaru 38, 45 Karageorghis, Vassos 191–93 Karaoğlan 183, 162–63, 204 Karkemiš 25, 61, 127, 156–58, 162– 63, 216–17 Karmelküste 225 Karnak 31, 52, 58, 124, 127 Kaškäer 182–83, 230 Kassiten 66, 76, 82, 90, 100, 113, 131, 255
Kassitisch 94–95, 100, 146, 179–80, 254 Kaštiliašu IV. 37, 146, 254 Katastrophe(n), Feuer-, Brand-, Natur- 14, 16–17, 35, 54, 177, 184, 186–87, 190, 192–93, 201– 2, 208, 212, 214, 229–32, 234–36, 241, 243, 245, 248–49 Katsamba 48 Katsingri 185. Kaufleute 40, 46, 82–83, 85, 91, 117, 124, 154, 156, 161, 219–21, 233, 238 Kaum al-Ḥīṭān 77, 81, 114 Keftiu 38, 45, 49, 51–53, 56–57, 80– 82 Keluḫepa 90, 92 Kephala (Hügel) 47 Kikkuli 60–61 Kilian, Klaus 190, 219 Kilikien 149, 223 Kitchen, Kenneth 81. Kition 162–63, 191–92 Kizzuwatna 25 Kleopatra 55 Knapp, A. Bernard 194 Knidos 135 Knossos 47–49, 71, 80, 82, 86, 117, 134–35, 162–63 Kommos 117 Komplexität 167, 240, 242 Komplexitätstheorie 20, 237, 239, 242–43 Korakou 185, 204 Korfmann, Manfred 131, 184 Korinth 185 Kreta 27, 38–39, 44–50, 52, 71–72, 75, 81–83, 85–87, 113, 117, 122– 24, 127, 135, 156, 162–63, 194, 253, 256
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Kreuzzüge 35 Krisa 185 Kukkuli 37, 65, 254 Kula-Ring 97 Kültepe Kaniš 65 Kumarbi-Mythos 98 Kurigalzu I. 37, 93, 94, 179–80, 254 Kurigalzu II. 37, 100, 254 Kušmešuša 158, 255 KV 11 197 KV 20 57. KV 60 57 Kydonia 80, 82, 162–63 Kykladen 52, 113 Kynos 186, 204 kypro-minoisch 134, 157 Kyrenia 119 Kythera 80, 82 Lachisch 142, 162–63, 168, 173–77, 235 Lakonia 185 Lang, Mabel 186 Langgut, Dafna 211 Lapislazuli 45, 50, 57, 100, 120, 146 Larnaka 194 Lattakia 166 Lefkandi 162–63, 186, 204 Levante 65, 117, 162–63, 166–67, 173, 193, 198, 204, 211–12, 218, 223, 235, 237, 248, 252 Libanon 23, 40, 51, 55–56, 64, 129, 208, 226 Libyen 13–14, 30–32 Libyer 30–31, 196 Linear A 48 Linear B 48, 71, 134–36, 187, 227 Litt, Thomas 211 Liverani, Mario 19, 232 Louvre 89, 180, 198
Löwentor 70, 133 Lukka 31–32, 34, 159, 238 Luxor 31, 78, 124, 140 Lydien 135 Lykien 32, 74, 159, 238 Maa-Palaiokastro 191, 194 Mackenzie, Duncan 47 Makedonier 251 Malinowski, Bronislaw 97. Manatt, James 70 Manetho 40, 255 Maran, Joseph 190, 248 Mari 37, 44–46, 89, 156, 257 marjannu 60 Maroni 191 Marsa Matruh 52 Martin, Steve 102 Masat Höyük 183 Maspero, Gaston 36 Maya 14, 230 Medinet Habu 24, 26–29 Megiddo 28, 48, 59, 89, 142, 162–63, 168–73, 175–77, 204, 256; siehe auch Armageddon; Megiddo, Schlacht von Megiddo, Schlacht von 58–59, 139 Memnon 77 Memnonkolosse 77 Menelaion 162–63, 185, 204 Menelaos 130–31 Menkheperreseneb 52 Merenptah 30, 32, 37, 139–40, 156, 159, 168, 192, 196, 207–8, 221, 246, 249, 255 Mesopotamien 13, 15, 33, 46–47, 49, 66, 75, 94, 120, 132, 135, 145, 156, 179–80, 209, 246, 250, 253– 54, 257
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mesopotamisch 45, 106 Messenien 82, 185 Middleton, Guy 185–86, 206 Midea 162–63, 185, 190, 204 Milawata-Brief 148 Milet 129, 135, 148, 162–63 Minet el-Beida 153–55 Minoer 40, 44, 46–50, 52, 71–72, 75– 76, 82–83, 87, 100, 134, 231, 234, 237, 245 minoisch 39, 43–46, 48–49, 52, 75, 82, 85–86, 113, 121, 256 minoische Thalassokratie 48 Minos (König) 48 Mischrife 108; siehe auch Qatna Misraïm 38, 135 Missionen, diplomatische 130, 151; siehe auch Gesandtschaft(en); Handelsdelegation(en) / -expeditionen Mitanni 16, 37, 60–61, 76, 89, 90–95, 100, 108, 113, 129, 145–46, 231, 245, 253, 255–56 mitannisch 61, 108–9 Mittelalter 35 Mittelmeer 13, 39, 45, 49, 75, 116, 118, 122, 145, 167, 205, 211, 229, 245 Mittelmeer, östliches 23, 27, 35–36, 40, 43–44, 115, 177, 122, 133, 149, 151, 168, 180, 191, 196, 198, 204–6, 209–10, 215–16, 218, 229, 231, 234–36, 239, 243, 249, 252 Mittelmeer, westliches 36, 167, 205 Mittelmeerraum 33, 75, 84, 206, 209, 247 Mittelmeerraum, östlicher 35–36, 85, 89, 99, 132, 135, 146, 153–54, 196, 198, 202–3, 205, 208–9, 215,
232, 234–35, 238, 240–41, 245– 46, 248–49, 252 Mittelmeerraum, westlicher 27, 277 Mittleres Reich 40, 55 Mongolen 14, 251 Monroe, Christopher 215, 232–33, 251 Moses 64, 136–37 Mountjoy, Penelope 184–85 Muhly, James 182, 221 Muršili I. 37, 66, 255 Muršili II. 37, 106–7, 109, 112, 255 Musmus-Pass 59; siehe auch Nahal ’Iron; Wadi Ara Muwattalli II. 37, 124, 127, 129, 255 Mykene 69–72, 80, 82, 84–86, 122, 130, 132–34, 146, 150, 162–63, 170, 185–86, 188–91, 204–5, 211, 214, 227, 231, 241 Mykener 24, 32, 47–48, 69, 71–76, 82–83, 87, 100, 112–14, 117–18, 122, 129–30, 132–33, 136, 148, 159, 185, 198, 227, 234, 236–37, 240, 245 mykenisch 47, 68–74, 82, 87, 113, 117, 121–22, 132–36, 148, 151, 156, 167, 172, 178, 184–86, 191, 193–94, 206, 211, 213–15, 220, 248, 256 Nahal ’Iron 59; siehe auch MusmusPass; Wadi Ara Naharin 60 Naharina 60 Naher Osten 13–14, 28, 33, 35, 45, 48, 57, 71–72, 75, 82, 85–86, 92, 97, 116–17, 129, 134, 136, 139, 145, 151, 172, 226, 231–32, 235, 237 Nauplion 80, 82 Neo-Assyrer 250–51
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Neo-Hethiter 64–65, 250 Nēša 65 Nēšier 65 Nēšiter 65 Netzwerk(e) 20, 50, 218, 223, 230, 233, 240–41, 248–49; siehe auch Handelsnetzwerk / -verbindungen Neubabylonier 251 Neues Reich 32, 43–44, 50, 52, 66, 78 Neve, Peter 65 Nichoria 162–63, 185 Nil 77, 140 Nildelta 23, 28, 32, 39, 41, 52, 75, 246 Nimrud 121 Niqmaddu II. 37, 93, 155, 255 Niqmaddu III. 37, 157, 159, 255 Niqmepa 37, 123, 255 Nofretete 55, 101, 111, 121, 245–55 Nordeuropa 205; siehe auch Europa Nordkanaan 39, 65; siehe auch Kanaan Nordsinai 140 Nordsyrien 15, 25, 34, 60, 91–91, 106, 108, 122–23, 125, 147, 153, 168, 209, 215, 217, 223, 225, 248, 250, 255–57; siehe auch Syrien Nubien 32, 51, 95, 120 Oberägypten 41, 103; siehe auch Ägypten Odoaker 247 Odyssee 77, 98 Öl(e) 13, 90–91, 134, 159; siehe auch Olivenöl Olivenöl 113, 123, 134, 156 Onomastikon von Amenemope 225 Orchomenos 185 Oriental Institute 19, 26–27, 29, 170– 71 Osmanen 251 Ostasien 14
Ostgoten 247 Ozymandias 138 Pa-ka-na-na 38, 43 Palast des Nestor 202, 248 Palistin 225 Parfüm(s;-behälter) 90–91, 117, 122, 214 Paris 130 Pausanias 214 Peleset 23, 25, 27, 30, 225 Pendlebury, John Devitt Stringfellow 49 Pentapolis 177, 225 Pernicka, Ernst 131 Perser 251 persisch 161 Peru-nefer 39, 43 Pessach 137. Pestgebete 106, 109, 112, 255 Petrie, Sir William Matthew Flinders 140 Philister 27, 144, 177–78, 224, 226– 28, 250 Phokis 185–86 Phönizien 55, 226 Phönizier 144, 250–52 phönizisch 135, 154, 156 Pijamaradu 129 Pithom 137, 139 Poetische Stele 56 Poirot, Hercule 16 Priamos 74, 130–32 Prosymna 185–86 Pulak, Cemal 19, 120 Punt 51, 55–56 Pyla-Kokkinokremos 192, 194 Pylos 71, 117, 122, 134–35, 162–63, 185–87, 202, 204, 214, 248 Pyrrhussieg 33
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Qadeš 52, 124–25, 127, 162–63; siehe auch Qadeš, Schlacht von Qadeš, Schlacht von 124, 128–29, 182, 255 Qadi 25 Qatna 38, 98, 108, 162–63, 254; siehe auch Mischrife Ramesseum 124, 127, 138 Ramses (Stadt) 137, 139 Ramses II. 37, 124–28, 137–39, 207, 254–55. Ramses III. 23–27, 29, 31–33, 37, 105, 164–65, 167, 170–72, 174–75, 178, 182, 185, 192, 196–98, 221, 226, 246, 255 Ramses VI. 104, 172, 175, 226 Ramses XI. 198 Rapanu 157, 218; siehe auch Haus des Rapanu Ras al-Bassit 165–66 Ras Ibn Hani 198, 224 Ras Schamra 154; siehe auch Ugarit Rechmire 50–51, 53 Renfrew, Colin 230–31 Retjenu 38, 43 Rhodos 52, 83, 113 Rockefeller, John D., Jr. 28 Rollsiegel 49, 120 Rom 232, 247 Römer 17, 77, 251 Römisches Reich 17 Rutter, Jeremy 186 Salomo 63, 139 Salzsee am Larnaka-Komplex 210 Sandars, Nancy 201, 229, 231 Santayana, George 59 Santorini 141 Sarajevo 112
Šardana 23, 26–27, 30–32, 225 Sardinien 23, 26–27, 32, 205, 227 Šattiwazza 37, 109, 255 Säule von Kairo 31 Šaušgamuwa 37, 147, 255 Sauštatar 37, 61, 100, 255 Sayce, Archibald H. 64 Schachtgräber 70, 72 Schaeffer, Claude 154, 157, 161, 164, 202–3 Schatzhaus des Atreus 204 Scheschonq 33; siehe auch Šišak. Schliemann, Heinrich 47, 69–70, 131, 190 Sedfest 51 See Genezareth 211 Seeher, Jürgen 65, 183 Seevölker 23–27, 29–33, 35–36, 132, 143–44, 146, 149, 157, 165–68, 173–74, 176–79, 181–83, 185, 187, 191–93, 195–96, 198–99, 201, 205, 207, 214–15, 219, 221– 29, 231, 243, 245–47, 255 Šekeleš 23, 25–27, 30–32, 221–22, 225 Semiten 40 Senenmut 50, 55 Seqenen-Re 37, 41, 253, 255 Šerden 31 Sethos I. 138 Sethos II. 196, 256 Shelley, Percy Bysshe 138 Shelton, Kim 19, 85 Sherratt, Susan 15, 219–21, 238 Sidon 156, 158, 160 Siegeslied 56 Šikila 221–22 Silber 53, 61, 66, 73, 91, 95, 100, 127– 28, 149, 156 Sinaranu 122–24, 127, 156, 253, 256
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Sinda 162–63, 191–92 Singer, Itamar 207, 215, 222 Siptah 164 Šišak 33; siehe auch Scheschonq Sizilien 23, 26–27, 32, 205, 227 Soreq-Höhle 210 Sourouzian, Hourig 80 Sparta 130–31, 252 späthelladisch 72 Stadelmann, Rainer 80 Stager, Larry 178 Statthalter von Alašija 222 Steel, Louise 193 Sudan 55 Südosteuropa 228; siehe auch Europa Südpazifik 97 Südsyrien 112, 124, 168; siehe auch Syrien Šuppiluliuma I. 37, 66, 88, 93, 102, 106–13, 124, 145, 149. 155 Šuppiluliuma II. 37, 145, 150, 159– 60, 191, 193, 207, 222, 256 Susa 180 Šutruk-Naḫunte 179–80 Šuttarna II. 37, 94, 100, 256 Syrien 13, 14, 23, 39, 40, 43–44, 46, 49, 51–52, 64, 107–8, 116, 162– 63, 210, 250; siehe auch Nordsyrien, Südsyrien Taduḫepa 92–93 Tal der Könige 24, 57, 80, 103–4, 197 Tal von Akko 235 Tanaja 38, 53, 72, 80–82 Tarchundaradu 37, 94, 256 Tarhuntassa 182, 223 Taruisa 67–68 Taten des Šuppiluliuma 107, 109–11 Tausret 168, 196, 256
Tawagalawa-Brief 129 Taylor, Lord William 84–85 Tehenu 31–32, 140 Teichos Dymaion 162–63, 185 Teje 83, 85, 256 Tel Dan 225 Tel Dor 225 Tel Kabri 39, 98 Tel Miqne 178, 226 Tell Atchana 181; siehe auch Alalach Tell el-Amarna 87; siehe auch Amarna Tell el-Borg 140 Tell el-Dab’a 39, 75, 98. Tell es-Safi 27 Tell Fakhariyeh 60 Tell Kazel 167 Tell Ta’yinat 225 Tell Tweini 162–63, 166, 209, 224–25; siehe auch Gibala Tereš 31–32 Texas A&M University 115 Textilien 45, 50, 113, 134, 159 Theben (Ägypten) 15, 41, 84 Theben (Böotien) 71, 82, 146, 185– 86, 204 Theogonie 98 Thukydides 48, 214 Thutmosis I. 37, 54, 60, 253, 256 Thutmosis II. 37, 54–55, 256 Thutmosis III. 37, 39, 40, 43, 46, 48, 50–61, 75–76, 81, 83, 102, 139, 254, 256 Tigris 44 Tiryns 71, 74, 132–34, 157, 162–63, 185–86, 190–91, 204–5, 214, 219 Tjeker 23, 25, 30, 225 Totes Meer 212. Troas 38, 68, 130 Trobriander 97 Troer 112, 130
Register
Troja 38, 47, 67–71, 74, 77, 130–32, 136, 162–63, 181, 184–86, 203– 4, 223 Trojanischen Krieg 63, 67, 69, 73–74, 112, 128, 130–31, 136, 185, 231 Tsoungiza 185 Tsountas, Christos 70 Tudhalija 16 Tudhalija der Jüngere 107 Tudhalija I. / II. 37, 62, 67–68, 106, 256 Tudhalija IV. 37, 145–49, 158, 160, 182, 193, 230, 256 Tufnell, Olga 176 Tukulti-Ninurta I. 37, 145–46, 158, 230, 254, 256 Tunesien 14 Turiner Justiz-Papyrus 196 Türkei 13, 25, 32, 39, 47, 56, 64–65, 67, 98, 115–16, 149, 151, 223, 225 Tušratta 16, 37, 90–95, 108, 255–56 Tutanchamun 37, 66, 83, 99, 102–5, 111, 253–54, 256 Tutanchaton 102 Typ IIIC1b 198 Tyros 135, 156, 158, 208 Ugarit 34, 37, 46, 72, 91, 106, 116, 122–24, 127, 149, 153–57, 159– 66, 170, 193, 198, 202–4, 207–9, 215–18, 220–23, 235, 238, 240, 248, 253, 255–56; siehe auch Ras Schamra Ugariter 124, 156, 217, 222, 224 ugaritisch 123, 134–35, 154–59, 166, 208–9, 216–18, 222 Uluburun 99, 115–19, 122–23, 151 University of Chicago 19, 26, 28–29, 89, 169–71, 181–82
Unterägypten 41, 51; siehe auch Ägypten Ura 149 Urtenu 158, 160, 208, 217–18; siehe auch Haus des Urtenu USA 14, 205, 241 Ussishkin, David 19, 169–70, 172–76 Van Campo, Elise 209 Van de Mieroop, Marc 249 Vandalen 247 Ventris, Michael 71 Voulkaria-See 211 Wace, Alan 71–72 Wadi Ara 59; siehe auch Musmus-Pass; Nahal ’Iron Wall Street 251 Wašaš 23, 25, 30 Waššukanni 60–61, 100, 108, 145 Wein 44, 50, 113, 116, 134, 156 Weinstein, James 177 Weiss, Harvey 209 Wenamun 198 Wenamun, Reisebericht des 195, 225 Westgoten 247 Weströmisches Reich 247, 249 Wikinger 35 Wilusa 38, 130 Wilusiya 67 Winckler, Hugo 65 Wirtschaftsembargo 14, 113–14; siehe auch Embargo(s); Handelsembargo Woolley, Sir Leonard 25, 181, Yabninu 156; siehe auch Haus des Yabninu Yasur-Landau, Assaf 19, 178, 223, 227–28
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Register
Yazılıkaya 145, 256 Yener, Aslihan 181 Yon, Marguerite 154, 161 Zannanza 106, 109, 111–12, 257 Zimri-Lim 37, 44–45, 257 Zivie, Alain 137 Zoellick, Robert B. 251 Zuckerman, Sharon 143, 213 Zusammenbruch 13–14, 17, 35, 38, 166, 177, 186, 189, 191, 193–94, 201–2, 204, 211–15, 217–18, 220–21, 224, 227, 229–37, 239– 43, 245–47, 249–252
Zweiter Weltkrieg 71 Zygouries 185–86 Zypern 23, 25, 34, 38, 49, 52, 56, 85, 92, 98–100, 113, 116, 119–20, 132–35, 149–51, 155–59, 162– 64, 174, 191–95, 198, 204, 210, 217, 222, 225, 227–28, 255–56 Zyprer 24, 76, 85, 100, 113, 134–35, 194, 231 zyprisch, zypriotisch 89, 99, 113, 119, 133–34, 151, 157, 191–94, 210, 237, 245
Informationen zum Autor Eric H. Cline ist Direktor des Archäologischen Instituts an der George Washington Universität / USA und einer der Direktoren bei den Ausgrabungen in Megiddo – dem biblischen Armageddon. Schwerpunkte seiner Forschungsarbeit sind die biblische Archäologie, die Militärgeschichte und die internationalen Beziehungen des Mittelmeerraumes. Für »1177 v. Chr.« wurde Eric H. Cline mit dem ersten Preis der American School of Oriental Research für das beste populäre Buch ausgezeichnet. Sein Werk wurde in zehn Sprachen übersetzt.