232 52 14MB
German Pages 444 Year 1848
с
Zur
Geschichte
der
Königlich
Preussischen
dritten
Artillerie - Brigade
bis
zum
Jahre
1829. *
Von l Kar von Strotha, Generallieutenant a. D.
Berlin, 1868 . Vossische Buchhandlung (Strikker.) Charlottenstr. 42, Ecke der Dorotheenstrasse.
Mit Vorbehalt des Uebersetzungsrechtes.
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Inhalt.
Seite 1
Vorwort
I.
Die Compagnien der dritten Artillerie- Brigade bis 1816, ihre Abstammung und Geschichte.
Erste reitende Compagnie A. Ihre Abstammung B. Ihre Geschichte 1 ) Geschichte der 8. provisorischen Compagnie der schlesischen Artillerie-Brigade · 2) Geschichte der reitenden Batterie No. 12 Zweite reitende Compagnie • · A. Ihre Abstammung B. Ihre Geschichte Geschichte der 9. provisorischen Compagnie der brandenburgischen Artillerie-Brigade Dritte reitende Compagnie · A. Ihre Abstammung · B. Ihre Geschichte 1) Geschichte der 1. reitenden Batterie der ehemaligen russischdeutschen Legion .. 2) Geschichte der reitenden Batterie No. 18 Erste Fuss - Compagnie A. Ihre Abstammung B. Ihre Geschichte
52 84 100 100 100
1 ) Geschichte der 8. provisorischen Compagnie der brandenburgischen Artillerie-Brigade 2) Geschichte der halben 8ugen Fussbatterie No. 1 · 3) Geschichte der 127gen Batterie No. 7 Zweite Fuss - Compagnie A. Ihre Abstammung B. Ihre Geschichte
100 114 130 138 138 138
1 1 1 2 49 49 49
****
50 52 52 52
1) Geschichte der 3. provisorischen Compagnie der brandenburgischen . 138 Artillerie-Brigade · • 139 2) Geschichte der 67gen Fuss-Batterie No. 18 •
IV
Dritte Fuss - Compagnie A. Ihre Abstammung . B. Ihre Geschichte 1) Geschichte der 11. provisorischen Compagnie der schlesischen Artillerie-Brigade • Vierte Fuss - Compagnie • · A. Ihre Abstammung • B. Ihre Geschichte 1) Geschichte der Park-Colonne No. 15 · 2) Geschichte der Park-Colonne No. 16 Fünfte Fuss - Compagnie . A. Ihre Abstammung B. Ihre Geschichte
Seite 171 171 171 171 177 177 177 177 181 184 184 184
1) Geschichte der Compagnie des Capitains Kulcke vom 4. Artillerie· 184 Regiment • 2) Geschichte der 7. Fuss - Compagnie der preussischen Artillerie207 Brigade Sechste Fuss - Compagnie • 224 A. Ihre Abstammung 224 B. Ihre Geschichte 224 1) Geschichte der 1. provisorischen Compagnie der brandenburgischen Artillerie-Brigade 2) Geschichte der 68gen Fuss- Batterie No. 25 Siebente Fuss - Compagnie • A. Ihre Abstammung • · B. Ihre Geschichte Geschichte der 67gen Fuss-Batterie No. 26 • Achte Fuss - Compagnie A. Ihre Abstammung B. Ihre Geschichte Geschichte der zweiten Stamm- Compagnie der schlesischen ArtillerieBrigade Neunte Fuss - Compagnie • • A. Ihre Abstammung B. Ihre Geschichte . · 1) Geschichte der Park-Colonne No. 18. · 2) Geschichte der Park-Colonne No. 20 · 3) Geschichte der Laboratorien - Colonne Zehnte Fuss - Compagnie A. Ihre Abstammung B. Ihre Geschichte
224 229 245 245 245 245 256 256 256
256 263 263 263 263 267 270 271 271 272 272
1) Geschichte der Colberger Garnison- Artillerie- Compagnie 2) Geschichte der 2. Fuss- Compagnie der brandenburgischen Artillerie300 Brigade . 303 3) Geschichte der 68gen Fuss-Batterie No. 5 • 367 Elfte Fuss - Compagnie • 367 A. Ihre Abstammung 367 B. Ihre Geschichte 367 Geschichte der 77gen Haubitz- Batterie No. 5.
V
Zwölfte Fuss Compagnie · A. Ihre Abstammung B. Ihre Geschichte 1) Geschichte der Reserve- Marsch- Compagnie 2) Geschichte der 15. provisorischen Compagnie der schlesischen Artillerie-Brigade • Handwerks - Compagnie · A. Ihre Abstammung • B. Ihre Geschichte Geschichte der 12. Stamm-Compagnie der brandenburgischen Artillerie-Brigade •
II.
t
.
.
.
.
1) 2) 3) 4) 5) 6) 7)
A. Von 1816 bis 1819. Organisation Dislocation Personal Pferde-Material Disciplin, innerer Dienst und Ausbildung Unterricht Besichtigungen Uebungen • Besondere Ereignisse . B. Von 1820 bis 1823. Etats- Veränderungen Dislocations-Veränderungen • Personal-Veränderungen Pferde, Material und Ausrüstung Innerer Dienst und Ausbildung Uebungen Besondere Ereignisse • C. Von 1824 bis 1827. Etats- und Namens-Veränderungen • Dislocations-Veränderungen · Personal-Veränderungen und Auszeichnungen Material und Ausrüstung Ausbildung • Uebungen Besondere Ereignisse
ns
1) 2) 3) 4) 5) 6) 7)
372 376 376 376
376
Die 3. Artillerie-Brigade von 1816 bis 1828.
ie
1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9)
Seite 370 370 370 370
380 381 382 383 384 385 385 386 387 389 390 390 390 391 392 395
395 395 396 396 396 396 399
Beilagen. I.
Die provisorischen Artillerie - Compagnien in den Jahren 1813 bis 1815 • 400 II. Etat für die Artillerie der ehemaligen russisch- deutschen Legion 406 III. Nachrichten von den Officieren , welche bei der 1. reitenden Batterie der russisch-deutschen Legion gestanden haben . . . 407 IV. Sold-, Verpflegungs- und Ausrüstungssätze bei einer reitenden 410 Batterie der russisch-deutschen Legion
VI
V. Ueber den Zustand der Artillerie des 3. Armee- Corps 1815 VI. Ueber das vierte Artillerie Regiment VII. Schreiben des Majors v. Gneisenau an den die Artillerie comman· direnden Capitain Merkatz VIII. Belohnungs- Vorschläge des Majors - später Oberstlieutenants v. Gneisenau IX. Schreiben des Oberstlieutenants v. Gneisenau an den Major Matke der Artillerie .. · X. Das Officier- Corps der 3. Artillerie-Brigade vom Jahre 1816 bis zum Jahre 1829
Seite 411 412
414 417
420
422 Reihenfolge der Erbberechtigten zum kaiserlich -russischen St. Ge432 orgen-Orden 5. Klasse von der 3. Artillerie- Brigade • XII. Reihenfolge der Erbberechtigten zum eisernen Kreuz 2. Klasse und demnächst zum kaiserlich-russischen St. Georgen - Orden 433 5. Klasse von der 3. Artillerie- Brigade • • XIII. Parole-Befehl des Oberst Monhaupt 434 XI .
Vorwort.
Die im Jahre 1841 erschienenen Stammlisten der Artillerie führten mich , Artillerie - Brigade ,
als
damaligen Brigadier der dritten
auf den
Gedanken :
durch
Sammlung
möglichst vollständiger Nachrichten über die Bestandtheile , aus welchen die Brigade
im Jahre
1816
formirt wurde,
einen Grund zur künftigen Geschichte derselben zu legen . Der günstigste Zeitpunkt für ein solches Unternehmen war zwar längst überschritten , das Gelingen desselben schien aber noch möglich und konnte wenigstens versucht werden . Von den Quellen , aus welchen ich zunächst schöpfen wollte ,
fand
ich
Compagnie - Acten
die
mit
den
Stämmen
sehr unvollständig
überkommenen
und zum Theil gar
nicht mehr vor , in der Registratur der Brigade befanden sich aus früherer Zeit nur Schriftstücke über die Artillerie der russisch - deutschen Legion
oder des 3. Armee- Corps
von 1815 und die wenigen Kriegs-Tagebücher der Batterien erwiesen sich als höchst oberflächlich ; die hieraus zu entnehmenden
Bruchstücke
schaftlichen Werken ,
mussten
also
aus
aus Militair - Archiven
kundigungen bei unterrichteten Personen
kriegswissenund
aus Er-
ergänzt werden .
Ich erkenne es dankbar an , dass diese Arbeit sowohl durch
thätige Mitwirkung
in
der Brigade
als
bereitwilligste Unterstützung
ausser
erleichtert
mehrmalige Wechsel meiner
worden
ist ;
der
derselben
durch die wesentlich
Stellung und die oft zeitraubende Ermittelung der zu Befragenden erzeugten jedoch unvermeidliche Verzögerungen , während raffte .
welcher der Tod
manchen
der letzteren
dahin
Dies ist, insofern es Officiere betraf , um so mehr
zu beklagen ,
als
die Aufklärung etwaiger Zweifel durch
Vernehmung von Artilleristen theils
erfolglos
niederer Chargen
blieb , weil nur wenige das , was
meistensie be-
merken konnten , richtig aufgefasst und treu bewahrt hatten . Für die künftige Benutzung des gewonnenen Materials bot
sich
dessen
Zusammenstellung
in
Geschichten
der
Compagnie-Stämme als die geeigneteste Form dar, und ich hätte
mit jenen
abschliessen können ;
schichte der dritten Artillerie-Brigade
da aber
eine
Ge-
auch die Friedens-
verhältnisse derselben nicht unbeachtet wird lassen können , so wurden die zu Gebote stehenden Nachrichten jahrgangweise zusammengestellt und gaben den Stoff zur Darstellung der ersten
zwölf Jahre des
Bestehens der Brigade.
Fortführung dieser Friedens - Memorabilien
wird
aus
Die den
Acten der Brigade zu bewirken sein, und konnte deshalb wegbleiben. So entstand das vorliegende Werk, welches anfänglich nur
für
die
dritte Artillerie - Brigade
wenn ich mich dennoch entschloss ,
bestimmt
war und
dasselbe dem Drucke
zu übergeben, so geschah es allein in der Hoffnung, dass ihm dadurch manche Berichtigung
zu Theil werden und
dass es vielleicht noch zu ähnlichen Bestrebungen in der Waffe anregen könnte . Möge diese Hoffnung in Erfüllung gehen !
v. Strotha, Generallieutenant a. D.
I.
Die Compagnien
der
Brigade bis
dritten
Artillerie-
1816 ,
ihre Abstammung und Geschichte.
Erste reitende Compagnie. A. Ihre Abstammung. Die erste reitende Compagnie¹) der dritten Artillerie - Brigade ging im Jahre 1816 aus der reitenden
Batterie No. 12 hervor,
und diese war durch die 8. provisorische Compagnie der sischen Artillerie- Brigade besetzt. B.
schle-
Ihre Geschichte.
1 ) Geschichte der 8. provisorischen Compagnie der schlesischen Artillerie - Brigade . Sie ist im Jahre 1813 in Silberberg formirt und nach den Bestimmungen für die provisorischen Compagnien ) zusammengesetzt worden . Als Stamm zu derselben stellte die 2. FussCompagnie der schlesischen Artillerie - Brigade : 4 Unteroffiziere , 10 Bombardiere , 4 Kanoniere und 1 Tambour , an deren Stelle jedoch später andere Avancirte der Fuss- und reitenden Artillerie traten.
Die Gemeinen bestanden aus 94 einberufenen Krümpern ,
und von der gesammten Compagnie schon vor 1806 gedient.
hatten
nur wenige Leute
Zum Commandeur der Compagnie war der Premier - Lieutenant Heidenreich und als zweiter Offizier der Seconde-Lientenant Wenzel ernannt. versetzt
worden
Beide Offiziere müssen aber bald wieder
sein , denn als der
Stabs - Capitain Pfeil³) am
1) Sie wurde 1838 die zweite . 2) Beilage I. 3) Er stand 1809 bei der preussischen Artillerie - Brigade , ging 1812 zur Land- Gensdarmerie über und trat im Februar 1813 mit der Charge eines Stabsrittmeisters wieder in die Artillerie zurück. ノ 1
2 1. März das Commando der Compagnie übernahm , befand sich Sie benur der Seconde - Lieutenant Bogdan¹ ) bei derselben. kam die Bestimmung ,
als Depot für
die mobilen Batterien der
schlesischen Artillerie - Brigade zu dienen , wurde demgemäss geübt, marschirte am 30. März nach dem Dorfe Hassitz bei Glatz , vertauschte dasselbe am 5. Mai mit Nieder - Hansdorf und erhielt hier den der schlesischen Artillerie - Brigade aggregirten Lieutenant Briesen zur Dienstleistung überwiesen. Während des
Seconde-
Aufenthalts bei Glatz wurde fleissig an der -
artilleristischen Fortbildung der
Compagnie gearbeitet , und am
20. April empfing der Stabs - Capitain Pfeil aus dem in Liegnitz befindlichen Pferde- Depot 68 Dienstpferde zur Formation einer Exercir - Batterie. Als die Pferde gegen Ende April in der Cantonnirung eintrafen , stellte der Commandeur aus ihnen die Bespannung und Beritte für 4 Geschütze zusammen , erhielt nach und nach aus Neisse die erforderlichen Geschirr- und Stallsachen und liess sogleich die Unterweisung der Mannschaft im Stalldienste das letztere wegen des Mangels an Decken und Sätteln anfänglich auf nackten Pferden - beginnen. Die Kriegsereignisse im Monat Mai machten
eine
Erweite-
rung der preussischen Rüstungen dringend nothwendig , weshalb die Umwandlung des von der 8. provisorischen Compagnie gebildeten Depots in eine reitende Batterie , welche bei Neisse mobil gemacht werden sollte und anfänglich für die Landwehr bestimmt war, beschlossen wurde. Die Compagnie erhielt den Befehl hierzu am 25. Mai , tauschte am 27. in Glatz ihre für den Dienst der reitenden Artillerie ungeeignete Leute gegen brauchbare der 1., 4., 5. und 6. provisorischen Compagnie um , brach am 28. Mai aus Nieder - Hansdorf auf und langte über Patschkau und Ottmachau am 29. in dem für sie bestimmten Cantonnirungs- Quartier Heidersdorf bei Neisse an. 2) Geschichte der reitenden Batterie No. 12.
Am 3.
Juni kam die
8. provisorische
Compagnie auf den
Kriegsfuss und nahm die Benennung reitende Batterie No. 12 an, als welche sie den Stand von 4 Offizieren , 13 Feuerwerkern und Unteroffizieren, 20 Bombardieren , 2 Trompetern , 112 Kanonieren , 4 Handwerkern , 8 Trainsoldaten , 7 Knechten und 220 Pferden (einschliesslich der Offizierchargen - Pferde, Klepper und Packpferde²) erhielt. 1) Er brach bei Liegnitz ein Bein und kam nicht wieder zur Compagnie. 2) In den Rapporten vom October , November und December 1813 sind 119 Königliche Dienstpferde aufgeführt.
3 An Offizieren wurden der Batterie , ausser dem Lieutenant Briesen , der Premier- Lieutenant Scheffler und der SecondeLieutenant Besserer zugetheilt ; der erstere übernahm aber schon nach einigen Wochen das Commando der 127gen Batterie No. 3, und an seine Stelle trat der am 17.
Juni als
angestellte Premier - Lieutenant Strempel , im Juli bei der Batterie eintraf.
aggregirt wieder
welcher jedoch erst
Die Avancirten wurden in folgender Art gestellt : von der 2. reitenden Compagnie : 1 Unteroffizier, 1 Unter1 Quartiermeister , " 99 " "9 3. offizier, 1 Wachtmeister , 5 Unteroffi99 99 1. Fuss" ziere, 5 Bombardiere, 1 Bombardier, " 99 "" " 5.
1 Unteroffizier, 6 Bombardiere, " " 99 6 . " freiwillig eingetreten¹ ) : 3 Unteroffiziere, 8 Bombardiere. Unter den Gemeinen befanden sich 8 ehemalige Infanteristen und 37 Recruten , die übrigen waren aus den provisorischen Compagnien entnommen und 18 derselben als reitende Artilleristen ausgebildet. Die Trainsoldaten wurden vom Lande gestellt. Die für die Batterie bestimmten Geschütze und Fahrzeuge, welche aus 2-7ugen Haubitzen 6-67gen Kanonen
mit altpreussischen Protzen,
Laffeten
und
2 altpreussischen Granatwagen, 4 neupreussischen Kartuschwagen und 2 Leiterwagen 2) bestanden , sowie das erforderliche Geschützzubehör wurden aus dem Artillerie - Depot in Neisse empfangen befindlichen Werkstatt retablirt.
und in der daselbst
Die Munition, von welcher nach den damaligen Ausrüstungssätzen der Kartuschwagen die Kanonenprotze
45 Kugel10-6 löth. 5-2 löth .
Schüsse Kartätsch-
90 Kugel17-6löth. 8-2löth.
Schüsse Kartätsch-
1) Von ihnen waren die Unteroffiziere Herbig , Fiedler und der Bombardier Andrae Bau - Conducteure , der Unteroffizier Treuer Justiz - Commissarius und der Bombardier Danziger Referendarius gewesen. 2) Die Leiterwagen dienten zur Fortschaffung der Vorrathsachsen, der Werkzeuge , des Materials für Handwerker pp. Eine Feldschmiede hat die Batterie wahrscheinlich erst nach dem Feldzuge von 1814 erhalten.
1*
die Haubitzprotze 45 GranatWürfe 6 Kartätsch-( 5 Kartuschen à 1/2 5 "
die Granatprotze 49 Granat16 KartätschWürfe 2 Brandkugel2 Leuchlkugel20 Kartuschen à 1/2 20
"
à 3/4
aufnahmen, verabreichte gleichfalls das Artillerie - Depot. Das Reitzeug für Zugpferde und die Geschirre wurden von der Munitions - Colonne des Lieutenants Schrader entnommen ; sie waren alt und nur die Stangenpferde erhielten Kummt- , alle übrigen aber Sielen - Geschirre.
Für die Reitpferde gab das Monti-
rungs - Depot in Neisse ungarisches Sattel- und Zaumzeug von den vorgeschriebenen Mustern. Die der Batterie noch fehlenden Pferde wurden theils von einer bei Neisse stehenden Colonne abgegeben , theils vom Lande gestellt , und man musste nehmen , was nur irgend brauchbar erschien , sie waren grösstentheils von schlesischer Zucht , einige wenige von polnischer oder russischer Race ; die Zugpferde ziemDie grosse die Reitpferde von mittlerem Schlage. ―― Zahl derer , welche den Beschwerden des Krieges erlagen (vom 1. October 1813 bis ult. März 1814 49 Stück) lässt auf
lich gross ,
eine mangelhafte Beschaffenheit derselben schliessen. Die Bekleidung für die Mannschaft endlich wurde nach und
nach soweit vervollständigt, dass jeder Mann einen InfanterieCzakot mit Ueberzug , eine Feldmütze , eine Montirung für FussArtillerie , ') eine grau tuchene Stalljacke , eine vorschriftsmässige Reithose, eine Stallhose, einen grauen Mantel und ein Paar kurze Stiefel mit Sporen hatte.
Ausserdem wurden für den completten
Stand ganz neue Koppel , Bandoliere , Taschen und Faustriemen , aber, wegen des Mangels an Waffen , weder Säbel noch Pistolen gegeben. Die Mobilmachung der Batterie begann am 4. Juni , und da bis zur Mitte des Monats die Pferde , deren Ausrüstung und die Bekleidung der Mannschaft , in der zweiten Hälfte des Monats aber die Geschütze , die Fahrzeuge, das Geschützzubehör und die Munition geliefert wurden , so konnte vor dem Ablaufe desselben das Mobilmachungsgeschäft im Ganzen als beendet gelten . Die Ausrüstung der Batterie war , wie aus dem Gesagten hervorgeht , keineswegs glänzend , hinderte jedoch ihre Schlagfertigkeit nicht. Der Commandeur bemühte sich nun diese auch
¹) Die Verwandlung des Collets erfolgte erst später.
durch die Ausbildung der Mannschaft zu erreichen , wobei ihm die Zeit des Waffenstillstandes sehr zu Statten kam. Während des Aufenthalts in Heidersdorf bis zum 21. Juli wurden die Leute täglich vom Morgen bis zum Abend im Stalldienste , im Zäumen , Satteln , Schirren und Packen , im Reiten und Fahren , sowie in der Bedienung des unbespannten und bespannten Geschützes geübt und führten einige Probe - Märsche aus. Da bei der Batterie nur der Stabs - Capitain Pfeil den Dienst der reitenden Artillerie vollkommen verstand , so musste die Belehrung in demselben hauptsächlich von ihm ausgehen ; er nahm deshalb das zu Erlernende zuerst mit den Unteroffizieren vor, und liess es dann durch diese unter seiner Leitung der Mannschaft beibringen , wodurch zugleich die Offiziere Gelegenheit erhielten, sich zu belehren . Wenige Tage nach dem Empfange der Pferde und des Reitzeuges erschien die Batterie , ohne Fahrzeuge , bei einer von dem Prinzen August von Preussen vorgenommenen Besichtigung der bei Neisse versammelten Artillerie. Die Mannschaft war aber natürlich noch so ungeübt ,
dass auf dem Rückmarsche mehrere
durch Spornstiche beunruhigte Pferde durchgingen und ohne Reiter in Heidersdorf anlangten . Am 8. Juli hatte sie indessen bereits solche Fortschritte gemacht , dass den Oberstlieutenant Braun ihr Aussehen und ihr Exerciren befriedigten . Am 22. Juli erhielt die Batterie durch den Major v. Rentzel die Benachrichtigung , dass sie der seinem Befehl untergebenen Reserve - Artillerie des ersten Armee - Corps zugetheilt sei , und wurde angewiesen , sich zur Vereinigung mit derselben sogleich nach dem Cantonnirungs - Quartier Gröningen bei Brieg zu begeben. Sie brach demgemäss noch in der Nacht vom 22. auf und kam am 23. Nachmittags in Gröningen an , nachdem der Major v. Rentzel sie bei Mollwitz besichtigt hatte. Auf diesem Marsche von 6 Meilen war weder ein Pferd gedrückt, noch irgend etwas beschädigt oder verloren worden .
Dies günstige Ergebniss
beweist eine grosse Aufmerksamkeit der gesammten Mannschaft, besonders aber der fahrenden Artilleristen , welche für ihren schweren Dienst damals im Kriege noch durch keine Zulage entschädigt wurden . Das erste Armee - Corps , welchem die Batterie sich jetzt anschloss , wurde durch den General - Lieut. v. York befehligt ; die Artillerie desselben commandirte der Oberst-Lieutenant v. Schmidt und es hatte folgende Zusammensetzung :
-
6
---
1. Brigade : Oberst v. Steinmetz 122 Bataillons , 4 Eskadrons , 6ge Fuss- Batterie No. 2 (Premier-Lieutenant Lange). 2. Brigade : General - Major Prinz Carl von Meklenburg 10 Bataillons , 4 Eskadrons , 6ge Fuss - Batterie No. 1 (Capitain Huet).
7. Brigade : General - Major v. Horn 112 Bataillons , 4 Eskadrons , 6ge Fuss - Batterie No. 3 (Capitain Ziegler). 8. Brigade : General - Major v. Hünerbein 10 Bataillons , 4 Eskadrons , 6ge Fuss - Batterie No. 15 (PremierLieutenant Anders) . Reserve -Cavallerie : Oberst v. Jürgass 28 Eskadrons , reitende Batterie No. 1 (Stabs - Capitain Zinken) , reitende Batterie No. 2 (Premier-Lieutenant Borowsky) . Reserve - Artillerie : Major v. Rentzel. Batterie No. 1 (Premier- Lieutenant Witte), No. 2 . ( Simon), وو "" 99 No. ( 12 67ge Fuss Bülly), "" وو "9 Vahrenkampf) , No. 24 ( 99 وو 99 99 99 No. 1 ( 3 99 v. Hertig) , "9 29 "" reitende No. 3 ( Fischer ) , وو 99 ""
339
128ge
No. 12 ( Stabs - Capitain Pfeil) , 99 "" 3 Park- Colonnen, 1 Handwerks -Colonne , 2 Pionier- Compagnien. Am 25. Juli marschirte die reitende Batterie No. 12 in's Lager bei Grossburg , unweit Strehlen , in Reserve Artillerie zusammen kam , kehrte
welchem die ganze aber am folgenden
Tage wieder nach Gröningen zurück , wo sie bis zum 7. August blieb und ihre Uebungen fortsetzte .
Sie wohnte am 4. August
einer Besichtigung der Reserve - Artillerie durch den Oberst - Lieutenant v. Schmidt bei , exercirte vor demselben und erwarb sich im Ganzen dessen Zufriedenheit. In Folge der Vereinigung des ersten Armee - Corps bei Zobten marschirte die Reserve - Artillerie desselben am 8. August in den Bivouak bei Blackwitz und am 9. in die Nähe von Zobten, wo die Batterie in Grunau Quartier erhielt. Sie blieb hier bis zum 14. August und nahm den 11. an einer grossen Parade des Armee- Corps vor den verbündeten Monarchen Theil . Der schlesischen Armee unter dem General v. Blücher , welche aus den v. York'schen , Langeron'schen und Sacken'schen Corps gebildet war , standen um diese Zeit die französischen Corps von Ney (3.) , Lauriston (5. ) , Marmont (6 ) und Macdonald ( 11 ) , sowie das Cavallerie - Corps Sebastiani (2. ) gegen-
über , und beide Armeen waren durch ein neutrales Gebiet geNach der am 10. August erfolgten Aufkündigung des trennt. Waffenstillstandes in dieses
rückte die
schlesische
Armee bereits am 14.
Gebiet ein ; die Reserve - Artillerie
des v. York'schen
Corps folgte demselben in ein Lager bei Peterwitz ,
wo sie am
15. blieb, und marschirte am 16. Nachmittags über Striegau nach dem Lager bei Jauer , welches sie , wegen, einer Kreuzung mit dem Langeron'schen Corps, erst am 17. Morgens erreichte. In der Nacht zum 18. verliessen die Franzosen ihre Stellungen an der Katzbach, worauf ihnen am 18. die schlesische Armee folgte und das Gros des v. York'schen Corps bis Goldberg kam ; die Reserve - Artillerie desselben hatte die grosse Strasse dahin eingeschlagen , langte erst am Abend im Thale der Katzbach an und lagerte in der Marsch- Colonne. Bei dem weiteren Vorrücken der schlesischen Armee gegen den Bober brach das v. York'sche Corps am 19. früh um 5 aus der 7. , in zwei Colonnen auf, von welchem die linke 8. Brigade und der Reserve - Artillerie zusammengesetzt grosse Strasse nach Löwenberg einschlug , die rechte - aus die Richtung über Ulbersdorf 1. und 2. Brigade gebildet ―
Uhr der die der und
Deutmannsdorf gegen Braunau nahm. Die Avantgarde mit der Reserve -Cavallerie marschirten gleichfalls über Deutmannsdorf, trafen bei Ludwigsdorf auf den Feind und drängten ihn über den Bober zurück. Als von den beiden Colonnen des Gros am Nachmittage die linke die schnelle Deichsel bereits überschritten hatte , während die rechte noch defilirte , wurde von dem Seitentrupp auf dem Gröditz - Berge der Anzug feindlicher Truppen gemeldet. Es war das 3. Corps und das 2. Cavallerie - Corps , welche der Marschall Ney , der den Oberbefehl über die französischen Streitkräfte erhalten hatte , von Hainau gegen Löwenberg heranführte. Die 1 . und 2. Brigade nahmen hierauf eine Stellung hinter den von Gröditz und Neudorf nach Ulbersdorf sich hinziehenden Grünund die 7. Brigade mit der Reserve - Artillerie wurden Unterstützung herangezogen. ihrer den ,
zu
Gegen 7 Uhr Abends kamen das brandenburgische HusarenRegiment und das ostpreussische National - Cavallerie - Regiment heran , und da man die nur auf Kanonenschussweite entfernte vordere Abtheilung des Feindes für eine zur Deckung seines bevorstehenden Rückzuges bestimmte Arrieregarde hielt , so wurden die genannten Regimenter mit der reitenden Batterie No. 12 hinter Neudorf aufgestellt , um bei eintretendem Rückzuge des Feindes. zur Verfolgung bereit zu sein . Man beschränkte sich vorläufig
8 darauf, mit dem Feinde zu flankiren und die beiden Haubitzen der Batterie nach einer Anhöhe vorzuziehen , auf der sie 27 Granatwürfe thaten , wobei die Pfanndeckel dieser Geschütze sich aufbogen.
Die Granaten , von welchen einige blind gingen ,
er-
reichten ihr Ziel, jedoch ohne bemerkbare Wirkung. ') Unterdessen war der Abend völlig eingebrochen , und als der Feind , die Erreichung von Löwenberg aufgebend , sich gegen Bunzlau abzog , folgten ihm die beiden preussischen CavallerieRegimenter. Die Haubitzen vereinigten sich wieder mit der Batterie , und diese rückte in den Bivouak der Reserve - Artillerie . Der Marsch war wegen der durch anhaltenden
Regen verdor-
benen Wege sehr beschwerlich gewesen , und während desselben brach an einem der Kartuschwagen die Hinterachse. Am 20. Nachmittags setzte sich das Gros des v. York'schen Corps gegen Sirgwitz in Bewegung , erreichte aber diesen Ort
nicht ; die Reserve - Artillerie lagerte mit der 1. , 2. und 8. Brigade bei Ludwigsdorf. An diesem Tage traf Napoleon in Lauban ein , wohin ihm die alte und junge Garde , zwei Garde- Cavallerie- Divisionen und das 1. Cavallerie -Corps folgten, um die Offensive gegen die schlesische Armee zu ergreifen . In dem Hauptquartier der letzteren war man noch am Morgen des 21. zum weiteren Vorrücken entschlossen , indessen hatte
die
Vermehrung und Bewegung der feindlichen Truppen auf dem linken Bober - Ufer bei Löwenberg den General-Lieutenant v. York doch veranlasst , zur Unterstützung der auf dem Weinberge stehenden Avantgarde die 2. Brigade heranzuziehen , welche sich mit der ihr zugetheilten reitenden Batterie No. 12 hinter jenem Berge , mit dem rechten Flügel an Braunau, aufstellte. Als aber am Nachmittage der General v. Blücher sich überzeugte, dass der überlegene Feind ihn zu einer Schlacht nöthigen wolle , ertheilte er , seinen Instructionen gemäss , der Armee den Befehl zum Rückzuge , welchen die in ihren Bivouaks bei Ludwigsdorf verbliebenen Brigaden des v. York'schen Corps mit der Reserve- Artillerie nach dem Gröditz - Berge antraten.
Bei Löwenberg hatte das am Vormittage begonnene, aber nur schwach unterhaltene Kanonenfeuer sich um den Mittag verstärkt, worauf die Franzosen den Bober überschritten , sich schnell des nur von einer schwachen Abtheilung des Langeron'schen Corps besetzten Steinberges bemächtigten, ihn gegen ein von der preussi-
1) Der Führer der Haubitzen liess sich nicht ermitteln ; es steht nur fest, dass der Lieutenant Briesen abkommandirt war und erst am Abend des 26. zur Batterie zurückkehrte .
9 schen Avantgarde entsendetes Bataillon behaupteten und das Dorf Plagwitz nahmen . Um dem Feinde das Debouchiren aus diesem Dorfe zu verwehren , zog sich nun die nicht angegriffene preussische Avantgarde , nach Zurücksendung ihrer Artillerie , vom Weinberge allmählig gegen Plagwitz herunter ; in gleicher Absicht war die 2. Brigade links abmarschirt , hatte die Brigade - Batterie auf dem Hirseberge placirt , einen Theil ihrer Bataillons zwischen diesem und dem Hahnenbusche, gleichlaufend mit der Goldberger Chaussee, aufgestellt und die vorliegenden Büsche stark besetzt. Die Tiral. leurs und die reitende Batterie No. 12 wurden vor die Front gezogen. In dieser Stellung behaupteten
sich die Preussen , trotz
des
heftigen Geschützfeuers des Feindes vom Steinberge , und verhinderten sein Vorbrechen aus Plagwitz, bis um 5 Uhr der Rückzug befohlen wurde , den die Avantgarde gegen Deutmannsdorf, die 2. Brigade nach Lauterseiffen antraten.
Die noch in Reserve
verbliebene Infanterie derselben , das brandenburgische UlanenRegiment No. 12 und die reitende Batterie machten die Arrieregarde , welche bis zu dem bereits besetzten Dorfe Lauterseiffen heftig gedrängt , aber durch die hinter diesem Dorfe wieder aufgestellte 2. Brigade aufgenommen wurde . An diese allgemeinen Umrisse lässt sich der specielle Antheil knüpfen , welchen die reitende Batterie No. 12 an dem Gefechte nahm . Sie wurde , wie aus den vorhandenen Quellen hervorgeht , in der Art getheilt, dass die ersten drei Kanonen unter dem Lieutenant Besserer gedeckt hinter dem Kamme einer Höhe standen, welche keinen Raum für mehr Geschütze darbot , Haubitzen ¹ ) und
die
übrigen 3 Kanonen
unter
während die
dem Premier-
Lieutenant Strempel etwas weiter rückwärts und links seitwärts von jenen placirt waren. Die Batterie feuerte zuerst gegen feindliche Artillerie , als aber die französische Cavallerie des rechten Flügels sich hinter Plagwitz aufstellte, wurde sie aus den Kanonen auf der Höhe so wirksam beschossen , dass sie , um sich zu decken , näher an das Dorf rücken musste. Da der Feind indessen die Artillerie auf dem Steinberge allmälig verstärkte , so litten sowohl die hinter der Batterie stehende diesseitige Cavallerie als die Reitpferde der drei ersten Kanonen . Unerachtet dieses überlegenen Geschütz- und eines mitunter sehr lästigen Tiralleurfeuers gelang es der Batterie aber doch ,
die feindlichen Colonnen durch
1) Die Haubitzen standen damals in der Mitte der Batterie.
10 ihr Feuer aufzuhalten , als sie aus Plagwitz zu debouchiren versuchten . Den Rückzug trat die Batterie abtheilungsweise auf beiden Seiten der Chaussee an , und die Geschütze des Premier - Lieutenants Strempel scheinen die Retirade begonnen , die auf der Höhe erwähnten Geschütze aber nach ihnen sich abgezogen zu haben , denn der ehemalige Wachtmeister Fiedler , welcher eins der letzteren Geschütze führte , erwähnt in seinen Mittheilungen , dass, als diese durch ein 5-600 Schritt langes Wäldchen zurückgegangen waren
und
800
Schritt hinter
demselben abgeprotzt
wurden , sie den andern Theil der Batterie hier schon aufgestellt fanden. „ Bald nach der Ankunft auf diesem Punkte - fährt der genannte Berichterstatter fort kamen zwei feindliche Geschütze aus dem Wäldchen hervor und begannen sogleich ihr Feuer, wurden aber von der Batterie beschossen und mit Verlust zum Abzuge gezwungen." Da der Feind endlich die Räumung von Lauterseiffen durch ein heftiges Geschützfeuer zu erzwingen suchte , so liess sich die eine Hälfte der Batterie noch in eine kurze Kanonade mit demselben ein. Die Batterie hatte im Laufe des Tages 233 Kugelschüsse und 33 Granatwürfe verbraucht und ihr Verlust belief sich auf einen Bombardier und 5 Pferde, welche verwundet waren.
Das Verhalten
der Mannschaft in diesem ersten grösseren
Gefecht war löblich , und der Stabs - Capitain Pfeil empfahl besonders den Kanonier Wichmann , welcher sich in der zweiten Klasse des Soldatenstandes befand , wegen seines unerschrockenen Benehmens zur Rehabilitirung . Noch in der Nacht zum 22. gingen 2 Brigaden nebst der Reserve - Artillerie und am Morgen der Rest des v. York'schen Corps über die schnelle Deichsel zurück , worauf das Corps am 22. Nachmittags in zwei Colonnen , mit der einen nach Dohnau mit der andern nach Kroitsch, weiter zog. Die Reserve-Artillerie, welcher sich die reitende Batterie No. 12 wieder angeschlossen hatte , begleitete wahrscheinlich die letztere Colonne und lagerte bei Janowitz. Am
23. wollte zwar der General v. Blücher wieder über
die Katzbach vorgehen , und das v. York'sche Corps , mit Ausnahme der nach Neudorf entsendeten 2. Brigade, setzte sich demgemäss um 11 Uhr Vormittags gegen Ulbersdorf in Bewegung ; die Meldungen des Generals v. Sacken und der Verlauf der Gefechte bei Goldberg veranlassten jedoch den weiteren Rückzug
11 der schlesischen Armee , weshalb das Gros des v. York'schen Corps, in seinem Vorrücken aufgehalten, sich hinter die wüthende Neisse auf die Höhe bei Bellwitzhof begab.
Beim
Eintritt der
Dunkelheit brach das Corps wieder auf und ging zur Seite der über Brechtelshof und Alt - Jauer führenden Strasse , auf welcher die ganze Artillerie desselben marschirte , ins Lager bei Jauer. Das Zusammentreffen mit der zurückgehenden russischen Bagage erzeugte erhebliche Verwirrungen und Verzögerungen , durch welche auch die Reserve - Artillerie so aufgehalten wurde, dass sie erst am Morgen den Bivouak bei Protzen beziehen konnte. Das Ausweichen der schlesischen und die Bewegungen der böhmischen Armee bestimmten Napoleon am 23. zur Rückkehr nach Görlitz . Er liess an demselben Tage die Garden , das 6. Corps
und das
1. Cavallerie - Corps nach Lauban aufbrechen
und übertrug dem Marschall Macdonald den Befehl über die aus dem 3., 5. und 11. Corps gebildete Bober- Armee. In Folge eines Missverständnisses zog indessen auch das 3. Corps jenen Truppen nach , und musste wieder zurückbeordert werden , was die Bewegungen des Marschalls Macdonald zwei Tage aufhielt.
Dem General v. Blücher waren diese Verhältnisse jedoch
am 24. Morgens noch unbekannt , und da die offensiven Operationen der Franzosen vorläufig auf Schlesien gerichtet schienen , so wurde
der Rückzug nach Striegau fortgesetzt , bei welchem
das v. York'sche Corps über Herzogswalde nach Kohlhöhe marschirte , wo die Reserve - Artillerie hinter dem Dorfe bivouakirte. Die Reserve - Cavallerie blieb bei Jauer. Da das Sacken'sche Corps hier vor dem v. York'schen und das Langeron'sche bei Gross - Rosen lagerte ,
so befanden sich
die Haupttheile der schlesischen Armee in naher Vereinigung. Auf dem Marsche am 24. ritt der General v. Blücher mit seinem Gefolge an der reitenden Batterie No. 12 vorüber und erkundigte sich , weshalb die Leute keine Säbel hätten. Nach erhaltener Auskunft
setzte er hinzu :
„ Kinder ,
nur
noch etwas
Geduld, da sollt ihr schon Säbel kriegen," worauf ihm die Mannschaft mit einem Hurrah antwortete.
Erst im Laufe dieses Tages erhielt man die Ueberzeugung, dass Napoleon mit dem grössten Theil der Truppen abmarschirt sei , und nur das 5. und 11. Corps gegenüberständen . Da eine am 25. Morgens unternommene Recognoscirung dies bestätigte, so wurde die schon beschlossene Angriffsbewegung begonnen , zu welcher 3 Kanonenschüsse bei Jauer um 10 Uhr Vormittags das Signal gaben.
Die bereits erklärte Rückkehr des 3. französischen Corps brachte jedoch eine Stockung in die Bewegung der schle-
-
12
sischen Armee , so dass die Corps v. Sacken und Langeron nur bis Mahlitsch und Hennersdorf kamen, das v. York'sche aber bei Jauer blieb. Das Eintreffen des obengenannten feindlichen Corps in der Gegend von Liegnitz gestattete dem Marschall Macdonald das Beginnen seiner Operationen , durch die er am 27. auf die schlesische Armee zu treffen hoffte , und welche am 26. die Schlacht an der Katzbach herbeiführten. An diesem Tage, früh nach 5 Uhr, marschirte das v. Yorksche Corps , um mit den übrigen auf gleiche Höhe zu kommen, gegen Weinberg in 2 Colonnen ab, von welchen die linke , aus der 7. und 8. Brigade und der Reserve-Artillerie bestehend , den Weg über Jauer, Alt- Jauer und Brechtelshof nahm. Der Marsch wurde durch einen anhaltenden Regen und die aufgeweichten Wege sehr beschwerlich , weshalb das Corps erst gegen 10 Uhr zwischen Belwitzhof und Brechtelshof eintraf, wo es , in einer flachen Senkung in geschlossenen Marschcolonnen formirt , den Befehl zum möglichst schnellen Abkochen erhielt. Als die Bewegungen des Feindes aufgeklärt waren , die Avantgarde des v. York'schen Corps ihre Stellung bei Nieder- Krain aufgeben musste nnd der Feind über die wüthende Neisse mit bedeutenden Kräften auf das Plateau folgte, beschloss der General v. Blücher , ihn anzugreifen , sobald er sich mehr entwickelt haben würde. Die verschiedenen Acte der Schlacht, mit Bezug auf die Betheiligung des v. York'schen Corps , können hier übergangen werden ; es bedarf nur der Erwähnung , dass , nach den erfolgreichen Angriffen der preussischen und russischen Cavallerie , die durch Entsendungen bis auf 4 Bataillons geschwächte 2. Brigade, gefolgt von den Bataillons der Avantgarde , auf das 14. provisorische Regiment der eben auf dem Plateau eintreffenden Division Souham angehörend -- stiess und mit Beihülfe der reitenden Batterie No. 12 dieses Regiment , welches in das Gewühl der Fliehenden hinter seiner Cavallerie vorgerückt war , über den Haufen warf. Jene Batterie war schon im Beginn der Schlacht nebst der 12 @gen Batterie No. 1 durch den Oberst v. Schmidt der 2ten Brigade zugewiesen worden , kam jedoch durch nicht mehr aufzuklärende Umstände zur 7ten , bei welcher sie blieb , bis sie den Befehl zum Vorrücken erhielt. Der Stabs - Capitain Pfeil spricht sich in seinem Tagebuche über ihre Wirksamkeit folgendermassen aus : ,,Die Batterie wurde vorgeholt , von dem Major v. Rentzel,
13 der in der Linie war, empfangen und griff auf etwa 100-150 (?) Schritt feindliche Karrees an , welche durch ihre Kartätschen bald gänzlich auseinandergesprengt wurden . Hierauf avancirte sie mit halben Batterien Wovon die eine der Lieutenant Besserer kommandirte - und warf fortwährend die sich noch von Zeit zu Zeit setzenden feindlichen Karrees , vereinigte sich hierbei wieder mit der 2. Brigade , und so wurde der Feind endlich gänzlich zerstreut und ins Thal der Katzbach (wüthenden Neisse) gestürzt." Als dies geschehen war , stellte sich die Batterie am Thalrande auf, wo sich noch die Haubitzen der 127gen Batterie No. 2 zu ihr gesellten , und beschoss die Flüchtigen , Anfangs mit Kartätschen , dann mit Kugeln , bis ihre Entfernung und die Dunkelheit die Einstellung des Feuers geboten. Die Thätigkeit der reitenden Batterie No. 12 in der Schlacht
ist sonach zwar kurz , aber wirksam gewesen , und sie hat unter den ungünstigsten Umständen stattgefunden , da der vom Winde gepeitschte Regen das Richten ungemein erschwerte , die Leute bei jedem Tritte in den aufgeweichten Boden einsanken und wegen der Erstarrung ihrer Glieder sich kaum in den Sattel schwingen konnten , um den aufgeprotzten Geschützen zu folgen. Die Bespannung war durch die Anstrengungen , welche der aufgelöste Boden veranlasste , sowie durch längere Entbehrung des Futters sehr entkräftet und gegen das Ende der Schlacht so erschöpft, dass die Batterie , obgleich bei jedem Geschütz zwei Reitpferde mittelst der Hülfsgeschirre vorgelegt worden waren , sich nur im Schritt zu bewegen vermochte. Die verbrauchte Munition belief sich , nach den vorhandenen Angaben, auf 95 Kugel-, 17 6löthige , 25 2löthige Kartätschschüsse und 11 Granatwürfe. Wegen des heftigen Regens musste mit Zündlichtern abgefeuert werden , wobei in einer Büchse sämmtliche Lichter Feuer fingen , und der Mann , welcher sie umgehangen hatte , nicht unerheblich verbrannt wurde. Durch das feindliche Feuer waren 5 Pferde getödtet und 4 Mann wundet worden.
und 4 Pferde ver-
Zur Belohnung empfahl der Stabs - Capitain Pfeil den Unteroffizier Fiedler wegen vorzüglicher Bravour, Entschlossenheit und Anfeuerung seiner Leute zur Erfüllung ihrer Pflicht , als das von ihm kommandirte Geschütz bereits mehrere Pferde verloren hatte ; der Vorschlag blieb aber unberücksichtigt. Die Nacht nach der Schlacht , während welcher die Batterie bei der 2. Brigade blieb , war wegen des unausgesetzt herabströmenden Regens höchst unangenehm. Menschen und Pferde ver-
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14
sanken fast in dem aufgelösten Boden, es fehlte an Lebensmitteln , und nur einige Feuer , zu welchen Holztheile feindlicher Wagen oder Gewehrschäfte benutzt wurden , kamen zu Stande. Die Artilleristen brachten jedoch so viel Säbel und Czakots¹) vom Schlachtfelde zusammen , dass jeder ein solches Ausrüstungsstück erhalten konnte , und die unbrauchbaren oder verlorenen Mäntel wurden durch französische Reitermäntel von weissem oder grünem Tuche ersetzt. Nachdem am 27. die 7. Brigade und ein Theil der ReserveCavallerie des v. York'schen Corps die wüthende Neisse und die Katzbach ohne Artillerie überschritten hatten , aber nur bis Wültsch gekommen waren ,
schwollen bei dem fortwährenden
Regen jene Gewässer so an , dass sie nicht mehr passirt werden konnten, und die Batterie blieb deshalb auf dem Schlachtfelde im Bivouak, ohne Stroh und fast ohne Lebensmittel, mit den übrigen Theilen des Corps . Den 28. am frühen Morgen setzten sich endlich auch diese über Nieder - Krain
und Röchlitz nach Goldberg
in Marsch , wohin die Reserve - Artillerie über Jauer auf der grossen Strasse folgen sollte. Die an der Spitze der Infanterie marschirende 2. Brigade mit der reitenden Batterie No. 12 kam bei einbrechender Dunkelheit in Leisersdorf an , wo sie bivouakirten.
Die anderen Bri-
gaden gelangten erst spät nach Ulbersdorf und Goldberg, welches Wie ein die Reserve - Artillerie nicht mehr erreichen konnte. Augenzeuge berichtet, fuhr die Batterie nach der wüthenden Neisse auf einem grundlosen Wege die Bergschlucht bei Nieder - Krain herunter , welche noch mit einer Masse meist zertrümmerter Wagen angefüllt war, kam jedoch ohne erhebliche Beschädigung von Menschen , Pferden oder Fahrzeugen durch. Während die vorgeschobenen Truppen der schlesischen Armee am 29. gegen den Bober vordrangen , blieben die Haupttheile derselben stehen , und das v. York'sche Corps brach erst am 30. nach Bunzlau auf, da der Bober bei Löwenberg noch nicht zu passiren war. Der Abmarsch , durch die Ueberschreitung der schnellen Deichsel verzögert, erfolgte erst gegen Mittag , und das Corps traf um 5 Uhr am Bestimmungsorte ein.
Die reitende
Batterie No. 12 hatte , weil die reitende Batterie No. 1 zurückgeblieben war, sich der Reserve- Cavallerie angeschlossen , bivouakirte mit derselben und marschirte mit ihr am 31. in das von dem Corps
bezogene Lager von Herzogswaldau bei Naumburg,
1) Die Czakots der Batterie waren nur von Filz , die französischen dagegen mit Deckeln und Leisten von Leder versehen.
15 WO am 1. September geruht und das Dankfest für den Sieg an der Katzbach durch Gottesdienst mit nachfolgendem Freudenfeuer abgehalten wurde. Die unmittelbaren Folgen dieses Sieges hatten die Armee bis an den Queis geführt , und der General v. Blücher machte. sie hier in einer begeisternden
Ansprache mit den durch ihre
Tapferkeit und Ausdauer gewonnenen Ergebnissen bekannt. Die am 2. eingetroffenen officiellen Mittheilungen von den Unfällen der böhmischen Armee vor Dresden veranlassten den Befehl zum vorläufigen Halten der in Marsch gesetzten Corps, welche dem v. York'schen um 11 Uhr bei Kieslingswalde zuging, wo es aber erst am Nachmittage seine Bivouaks einrichten durfte. Da indessen bereits am Morgen Görlitz vom Feinde geräumt worden war und die diesseitigen Vortruppen seinem Rückzuge folgten , so setzte sich auch am 3. die Armee wieder in Bewegung und bezog am Abend einen Bivouak zwischen der Landskrone und Ebersbach. Der
Widerstand ,
durch
welchen
die
unter
dem General
Wassillt schikoff vereinigten Avantgarden der schlesischen Armee am 4. bei Hochkirch und Wurschen aufgehalten wurden, hemmte auch das Fortschreiten der gegen Bautzen nachrückenden Hauptcorps , stehen blieb .
von welchen das v. York'sche am Stromberge
Nachmittags
um 3 Uhr griff der Feind mit über-
legenen Kräften die Avantgarden an , und da alle Nachrichten die Ankunft Napoleons mit beträchtlichen Verstärkungen bestätigten , so wurde ein abermaliges Ausweichen beschlossen . Das v. York'sche Corps
ging hiernach vorläufig bis hinter das Lö-
bauer Wasser und darauf mit dem übrigen Corps nach der Stellung an der Landskrone zurück , wo die letzten Truppen erst am nächsten Vormittage eintrafen. Der weitere Rückzug führte dasselbe noch am 5. über die Neisse in den Bivouak bei Kieslingswalde , welchen man , bei dem Flussübergange aufgehalten , erst gegen Mittag erreichte , und am 6. über den Queis in die Stellung bei Naumburg. Die reitende Batterie No. 12 blieb mit der Reserve - Cavallerie bei Kieslingswalde zurück. Da es bekannt wurde , dass Napoleon sich schon am 5. mit den Verstärkungstruppen wieder gegen Dresden gewendet hatte, so sollte die bei Görlitz verbliebene Bober - Armee durch Bedrohung ihrer rechten Flanke zurück manoeuvrirt werden.
Dieser Ansicht gemäss marschirte das v. York'sche Corps, nachdem es am 7. bei Naumburg geruht und die Reserve - Cavallerie an sich gezogen hatte, mit Zurücklassung seiner Avantgarde vor Görlitz am 8. nach Kieslingswalde und am
9. in einen Bi-
16 vouak bei Schönfeld , unweit Ostritz , wo es am 10. blieb. Die reitende Batterie No. 12 hatte diese Märsche mit der ReserveCavallerie gemacht und stand bei Niede. Die Räumung von Görlitz und der am 9. erfolgte Rückzug der Bober - Armee gegen Bautzen , hauptsächlich aber die Nachricht von einer Offensive Napoleons gegen Böhmen , riefen nun den Beschluss hervor , das bei Neustadt aufgestellte Poniatowski'sche Corps ( 8. ) rasch über den Haufen zu werfen , um den Marschall Macdonald gegen Camenz zu drängen. In Uebereinstimmung hiermit passirte das v. York'sche Corps am 11 . Nachmittags bei Ostritz die Neisse und ging bis Mark - Hennersdorf, wo es mit der Tete um 10 Uhr anlangte und in der Marschcolonne bivouakirte . Es setzte hierauf am 12. seinen Marsch gegen Rumburg fort , traf aber erst in der Nacht dort ein ,
weil
die Beschaffenheit der Wege das Fortkommen der Artillerie sehr beschwerlich machte. Am 13. sollte der Marsch nach Neustadt gehen, eine in der Richtung von Bischofswerda vernehmbare Kanonade¹) veranlasste jedoch den General- Lieutenant v. York , das Corps nach Schluckenau zu führen und daselbst einen Bivouak zu beziehen, in welchem es am 14. verblieb. Inzwischen hatte man die Gewissheit erhalten , dass Napoleon sich von der grossen Armee abgewendet habe , und da der Feind keine Anstalten zur Räumung des rechten Elbufers machte, vielmehr beträchtliche Kräfte gegen Grossenhain dirigirte, so ordnete der General v. Blücher eine Zusammenziehung der schlesischen Armee nach ihrem rechten Flügel an , welche auch der schon gefassten Idee eines späteren Rechtsabmarsches entsprach. Hiernach brach das v. York'sche Corps am 15. um 2 Uhr Nachmittags, die Reserve - Cavallerie an der Tete , gegen Bautzen auf, und die Spitze der letzteren langte über Sohland und Schirgiswalde mit einbrechender Nacht bei Postewitz an, wo sie wegen des Zusammentreffens mit dem Langeron'schen Corps Halt machen musste. Die reitende Batterie No. 12 hatte beim Abmarsch aus dem
Bivouak
eine
Strecke im Trabe
zurücklegen
müssen , was auf dem schlechten Gebirgswege einige Beschädigungen an Fahrzeugen herbeiführte , die in Schluckenau beseitigt wurden.
Erst gegen Mitternacht konnte das Corps den Marsch über Ebendorf nach Bautzen fortsetzen , wo es sich hinter der Stadt, südlich der Strasse nach Görlitz , lagerte und die letzten Abthei-
1) Sie entstand durch ein Gefecht der diesseitigen Avantgarde gegen die Truppen des Marschalls Macdonald.
--
17
----
lungen erst am 16. um 7 Uhr Morgens eintrafen .
Das Lange-
ron'sche Corps hatte sich nördlich jener Strasse aufgestellt ; das Sacken'sche stand bei Camenz.
Jetzt trat ein Stillstand in den grossen Operationen der schlesischen Armee ein , indem sie sich darauf beschränkte , den ihr gegenüberstehenden Feind zu beobachten und den Marsch des nach Böhmen bestimmten polnischen Heeres unter dem General v. Bennigsen, zu maskiren. Die in dieser Zeit vorkommenden Gefechte entsprangen nur aus Recognoscirungen , durch welche Napoleon sich über ihren Stand aufklären wollte. Die reitende
Batterie No.
Artillerie zurückgekehrt war ,
12 ,
welche wieder
zur Reserve-
blieb am 17. , 18. , 19. und 20. in
dem Lager bei Bautzen stehen , in welchem die Verpflegung der Mannschaft noch ziemlich regelmässig erfolgte, aber bereits Mangel an Hartfutter eintrat , weshalb Garben benutzt und auf den Futterladen zu Hechsel geschnitten wurden, was den hierin ungeübten Leuten anfänglich schwer wurde. Am 21. kam das Gros der Infanterie des
Corps
und
die
Reserve - Artillerie in enge Cantonnirungen ; die Batterie belegte die Dörfer Kubschütz und Jenkowitz und wohnte bei dem letzteren am nächsten Tage einem Gottesdienste bei. In
Folge
wurden die
eines
der
erwähnten
cantonnirenden
Recognoscirungs- Gefechte
Truppen am 23. allarmirt ,
und die
Infanterie bezog ihr altes Lager ; die Batterie blieb bei Jenkowitz angespannt halten , und kehrte am Nachmittage in ihre Cantonnirungen zurück. Am 24. bezog sie indessen einen Bivouak bei Malschwitz , in welchem sie am nächsten Tage blieb , aber mitten in der Nacht durch ein nahe am Park ausbrechendes Feuer zum Wegschaffen der Fahrzeuge genöthigt wurde. Am 25. und 26. rückten die letzten Truppen des Generals
v. Bennigsen in Böhmen ein , und an dem letzteren Tage begann der für den Ausgang des Feldzuges so wichtige Rechtsabmarsch der schlesischen Armee. Die reitende Batterie No. 12 vollführte denselben mit der Reserve- Artillerie über Camenz , Krakau, Elsterwerda , Stolzenhayn ; sodann in Folge des Entschlusses , die Elbe bei Elster zu passiren über Liebenwerda , Falkenberg, Gräfendorf und Annaburg. Sie traf am 2. October bei Jessen ein , wo die Elster überschritten und zwischen diesem Orte und Rehhage bivouakirt wurde . Am 3. Morgens ging das v. York'sche Corps auf den beiden bei Elster geschlagenen Brücken über die Elbe und erfocht den Sieg bei Wartenburg , an welchem jedoch die Batterie keinen Theil hatte , obgleich sie im Verlaufe des Gefechts auf der russi2
18 schen Pontonbrücke über den Fluss ging und in dem von feindlichen Kugeln bestrichenen Raume zwischen diesem und Wartenburg aufgestellt blieb , wo sie ein Pferd verlor. Die in der Schlacht eroberten Geschütze brachte der Lieutenant Briesen mit einigen Commandirten der Batterie nach Berlin . Nachdem die schlesische Armee auf dem linken Elbufer festen Fuss gefasst hatte , kam es zunächst darauf an , mit der Nordarmee , welche
ihren Uebergang bei Roslau bewerkstelligen
sollte , in Verbindung zu treten , um dann gemeinschaftlich gegen Leipzig vorzugehen .. Das v. York'sche Corps marschirte deshalb ,
nachdem
es auf dem Schlachtfelde
bivouakirt hatte ,
am
nächsten Tage bis Lamsdorf, und bewegte sich auch in den folgenden nur langsam gegen die Mulde. Ihm mit der ReserveArtillerie folgend , befand sich die reitende Batterie No. 12 am 4. bei Rakitt, am 5. bei Radis , wo sie bis zum 7. blieb , und am 8. bei Neu - Kimnitz , unweit Gräfenhainchen. Unterdessen hatte der französische Kaiser , erst durch das Gefecht bei Wartenburg über
die
Bewegungen der
schlesischen Armee
aufgeklärt ,
das
rechte Elbufer gänzlich geräumt und sehr bedeutende Streitkräfte zwischen Wurzen und Eilenburg vereinigt , um die und die Nordarmee über die Elbe zurükzuwerfen.
schlesische
Diese Offensive , welche am 9. begann , aber durch die Fortschritte der böhmischen Armee bald unterbrochen wurde , nöthigte die schlesische Armee hinter die Saale auszuweichen , über welche sie auch die Nordarmee mit fortzog. Diesen Hauptbewegungen zufolge marschirte die ReserveArtillerie des v. York'schen Corps am 9. October gegen Jessnitz , war auch bereits zwischen diesem Orte und Muldenstein in einen Bivouak gerückt , als sie den Befehl erhielt , sofort die Mulde zu überschreiten , was bei Raguhn geschehen musste , da die Brücke bei Jessnitz als zu schwach gefunden wurde. Sie vereinigte sich hierauf am 10. Morgens um 6 Uhr mit dem bei Jessen übergegangenen Corps , welches im Bivouak bei Bobbau stand , aber noch am Nachmittage bis Zörbig marschirte. Am 11. sollte das Corps bei Wettin die Saale passiren ; da aber die Brücke , welche der Kronprinz von Schweden hier hatte schlagen lassen wollen , nicht vorhanden war , so musste der Marsch über Langen - Nauendorf nach Halle gerichtet werden . Durch das Defiliren des Langeron'schen Corps aufgehalten , passirte die Reserve - Artillerie dieses Dorf Abends 8 Uhr und erreichte , weil sie einen falschen Weg einschlug, erst nach mehrstündigem Umherirren ihren Bivouakplatz bei dem Vorwerk Gim-
19 ritz. Sie blieb hier 3 Tage , und die Mannschaft der reitenden Batterie No. 12 wurde in Barths Weinberg untergebracht. Nachdem endlich das Verlassen der Elbe durch die Franzosen nicht mehr bezweifelt werden konnte , setzte sich die schlesische Armee wieder in Bewegung , und das v. York'sche Corps rückte am 15. October bis Skeuditz , am 16. aber von dort auf der Strasse nach Leipzig vor , wobei es bekanntlich auf das Marmont'sche Corps stiess und den blutigen Sieg von Möckern errang. Auch hier blieb die reitende Batterie No. 12 unbenutzt, und nur der Stabs - Capitain Pfeil , welcher nach dem Vorziehen der 128gen Batterien No. 1 und 2 ins Gefecht , den Rest der Reserve - Artillerie kommandirte ,
kam
lieutenants v. Schmidt ins Feuer.
als Begleiter des Oberst-
Er erhielt dafür ,
erst nach
geschlossenem Frieden , das eiserne Kreuz 2. Klasse , und auch der Batterie wurde wahrscheinlich mit Rücksicht auf frühere Eingaben
am 8.
December
1813
für
Möckern
ein
solches
Kreuz zu Theil , welches durch Wahl der Mannschaft dem Wachtmeister Herbig zufiel. Das v. York'sche Corps blieb
in der Nacht zum
17.
bei
Möckern stehen , ging aber am Morgen , um sich zu reorganisiren¹) , in einen Bivouak bei Wahren zurück ; die Reserve - Artillerie stand in der Nähe von Stahmeln .
Am 18. rückte das Corps
zwar auf die Höhen von Euteritzsch und Gohlis , kam aber nicht zum Gefecht. Da am Abend der Sieg der Verbündeten als entschieden betrachtet wurde , so brach das v. York'sche Corps um 7 Uhr auf, um dem Feinde auf seinem Rückzuge den möglichsten Schaden zu thun. Die Reserve - Artillerie , bei welcher die reitende Batterie No. 12 verblieb , setzte sich erst um 9 Uhr in Marsch , langte nach mehrfachem Aufenthalt am 19. Morgens vor Halle an , und folgte dann dem Corps am 20. und 21. über Lauchstädt bis in den Bivouak bei Gleina. In der weiteren Marschrichtung der nunmehr wieder vereinigten schlesischen Armee ging die Reserve - Artillerie des v. York'schen Corps über Burgscheidungen nach Rastenberg und - da der Feldmarschall v. Blücher beabsichtigte ,
dem Feinde ,
wenn er
sich bei Erfurt behaupten wollte , in Flanke und Rücken zu fallen bis zum 24. über Cölleda und Leubingen nach Weissensee. Die Franzosen verliessen jedoch am 25. Erfurt , um ihren
1) Die Infanterie wurde in 2 Divisionen unter den Generalen v. Hünerbein und v. Horn formirt ; die Herstellung der Eintheilung in 4 Brigaden erfolgte erst während des Stillstandes am Rhein. 2*
―
20
Rückzug über Gotha und Eisenach fortzusetzen , weshalb nur ein Theil des v. York'schen Corps den 26. am Hörselberge mit demselben zusammentraf. Die reitende Batterie No. 12 , welche am 25. in der Reserve - Artillerie bei Merxleben dabei nicht in Thätigkeit.
übernachtete ,
kam
Da das 4. französische Corps sich links nach dem Thüringer Walde gewendet haben sollte , so erhielt das v. York'sche Corps die Richtung auf Salzungen , bog aber , weil jene Nachricht unbegründet war , über Lengsfeld , Geisa und Hünfeld , wo dasselbe am 30. October eintraf, wieder in die Strasse nach Fulda ein . Die Reserve - Artillerie war am 28. über Eisenach auf der Strasse nach Salzungen gefolgt , und lagerte am 30. bei Geisa , welches sie nach einem höchst beschwerlichen , auf schmalen und felsigen. Gebirgswegen reichte.
zurückgelegten
Marsche erst
in
der
Nacht
er-
Um diese Zeit hatte man die Ansicht gefasst , dass Napoleon , anstatt den Rhein bei Mainz zu passiren , sich auf Umwegen nach Coblenz wenden könnte ; indem die schlesische Armee hiernach den Befehl erhielt , über den Vogelsberg nach Giessen und Wetzlar zu marschiren , schlug das v. York'sche Corps über Fulda diese Richtung ein, und erreichte am 4. November Giessen, wo die Truppen , welche seit dem 14. October beständig in Bewegung gewesen waren , am 5. und 6. blieben . Die Reserve -Artillerie ging am 31. October nur bis jenseits Fulda und bivouakirte bei Bronzell bis zum 3. November . Wenn auch die bis jetzt zurückgelegten Märsche im Allgemeinen nicht zu stark gewesen waren , so wurden sie durch den Mangel an Ruhetagen doch belästigend , und das fortwährende Bivouakiren bei der schon rauhen Jahreszeit griff Menschen und Pferde sehr an. Der Feldmarschall v. Blücher hatte zwar schon am 27. befohlen , dass die Truppen kantonniren sollten , das stete Zusammenhalten derselben machte dies aber nicht immer möglich. Vorzüglich litt das Material der Artillerie auf den durch die Nässe und Fuhrwerke verdorbenen Strassen und auf den Gebirgswegen des Thüringer Waldes , da es bei den kurzen Tagen an Zeit und in Die den Bivouaks an Mitteln zur Herstellung desselben fehlte. um 12 No. Batterie reitenden der deshalb war Ruhezeit bewilligte Anin wieder bald so willkommener , als ihre Marschfähigkeit spruch genommen werden sollte , und wurde auf das Beste be nutzt. Die Nachrichten , welche man über den Zustand der französischen Armee
und die Stimmung
der
Grenzprovinzen
erhielt,
schienen ein rasches Ueberschreiten des Rheines zu begünstigen ;
21 der Feldmarschall v. Blücher Mühlheim zu versuchen.
beschloss
deshalb
dasselbe bei
Die schlesische Armee wurde demgemäss wieder in Bewegung gesetzt , und das v. York'sche Corps marschirte vom 7. bis zum 11. November über Braunfels und Limburg nach Freiland, wogegen die Reserve- Artillerie, dem Langeron'schen Corps auf einen Tagemarsch folgend , am 3. und 4. über Ulrichstein und Grünberg bis in die Gegend von Reiskirchen zog , hier (die reitende Batterie No. 12 in Hattenrod) am 5. und 6. verweilte, am 7. bei Giessen
eintraf und dann ihrem Corps bis
zum 10.
über Wetzlar , Braunfels , Weilburg und Hademar nach der Gegend von Hachenburg nachging , wo sie den 11. und 12. blieb. Die reitende Batterie No. 12 hatte auf der ganzen Tour nur bei Giessen bivouakirt. In
dieser Zeit erhielt das
schlesische Heer
die
vorläufige
Bestimmung , den Rhein von Coblenz bis Cassel zu beobachten und die Blokade dieses Brückenkopfes , sowie des Forts Montebello , zu übernehmen. Das v. York'sche Corps marschirte demnach über Limburg und Kirberg nach Wiesbaden und löste am 15. November die österreichischen Blokadetruppen jener Vorwerke von Mainz ab. Die Reserve - Artillerie nahm vom 13. ab denselben Weg , und traf am 15. bei Idstein ein , wo die reitende Batterie No. 12 das Cantonnement Görsroth bezog, in diesem Orte bis zum 19. verweilte, und wieder einmal Verpflegungsgelder empfing . Sie hatte seit dem 4. November gegen 30 Meilen binnen 12 Tagen zurückgelegt , von welchen sie 2 Tage zwischen Fulda und Giessen und eben so lange in Hachenburg stehen geblieben war. Am 19. November wurde die Reserve - Artillerie in die Gegend von Königshofen verlegt , blieb hier bis zum 22. und bezog dann Quartiere zwischen Kirberg und Limburg. Die Batterie erhielt den Ort Nieder- Neisen und am 5. December noch Flacht zugetheilt, in welchen sie bis zum 6. Januar verweilte. Während dieses Aufenthalts
wurden die Leute täglich exer-
cirt oder belehrt, und die Batterie erhielt einige Ersatzmannschaft¹) , sowie 13 Pferde , welche der zu derselben versetzte SecondeLieutenant Kitscher2 ) gegen Mitte des Monats December in Sonnenberg empfing. Da zur Retablirung ihres Materials 1000 Thlr. angewiesen worden waren , SO wurden die Fahrzeuge bei der 1) Für die Ausbildung des Ersatzes der drei Brigaden bestanden Exercir-Depots in Graudenz , Colberg, Glatz und Neisse, welche anfänglich nur 26 Zug- und 14 Reitpferde, von 1815 an aber, ausser den ersteren , 38 der letzteren hatten. 2) Er hatte bei einer Fussbatterie gestanden und wurde bereits am 18. Dezember anderweitig abkommandirt.
22 Handwerks - Colonne in Limburg hergestellt, die Protzkasten- und Laffetenkasten - Deckel mit Eisenblech belegt und die Montirungsstücke, vorzüglich die Fussbekleidung, in den Stand gesetzt. Die Verpflegung der Mannschaft war in den belegten Dörfern gesichert , dagegen musste die Fourage aus einer Entfernung von 5 Stunden geholt werden. In der Nacht zum 1. Januar 1814 bewirkte das v. York'sche Corps den Rheinübergang bei Kaub , die Batterie machte denselben aber nicht mit , weil ihr Retablissement sie bis zum 6. aufhielt. Sie trat deshalb erst am 7. den Marsch über Montabaur nach Ehrenbreitenstein an , indem der Weg nach Kaub nicht zu passiren war, übernachtete in Immendorf und Arenberg bei jenem Orte, und wurde dort am 8. Januar auf zwei fliegenden Brücken über den Rhein gesetzt ;
da dies aber bis 2 Uhr Nachmittags dauerte, so konnte an demselben Tage nur Boppart erreicht werden. Hierauf marschirte die Batterie den nächsten Tag über St. Goar, Bacherach , Stromberg, Kreutznach nach Meisenheim wo sie aus einer Park - Colonne ihre Munition ergänzte¹) dann über Lauterecken , Kussel , Homburg , St. Ingbert und Saarbrück nach St. Avold , dem Hauptquartier des Feldmarschall v. Blücher , wo sie wieder zur Reserve - Artillerie stiess. Sie passirte diesen Ort am 15. Januar und rückte über Longueville nach dem ihr angewiesenen Cantonnement Maringen. Der Oberst v. Schmidt und der Major v. Rentzell , welche die Batterie besichtigten ,
belobten ihren Zustand ,
während der ungünstigen Jahreszeit , durch
obgleich
sie
ein bergiges Land
und auf zum Theil schlechten Wegen in 9 Märschen 32 Meilen ohne Ruhetag zurückgelegt hatte. Als die Batterie bei ihrem Corps eintraf, hatte dasselbe bereits Saarlouis eingeschlossen und befand sich im Marsch gegen Metz , Thionville und Luxemburg. Der General v. York sollte versuchen sich einer dieser Plätze zu bemächtigen , hierauf aber die Beobachtung derselben den Generalen v. Röder und v. Barasdin überlassen , und sein Corps nach St. Mihiel an der Maas führen , während der Feldmarschall sich mit dem Reste der schlesischen Armee von Nancy über Vaucouleur und Joinville der Hauptarmee nähern wollte. Zur Unterstützung der Versuche gegen Saarlouis und Metz formirte der Oberst v. Schmidt am 18. Januar in St. Avold eine Haubitz - Batterie , welche unter den Befehl des Stabs - Capitain Pfeil gestellt und aus: 1) Wahrscheinlich war ein Theil ihrer Munition an andere Batterien abgegeben worden.
23 2-106gen Haubitzen der 128gen Batterie 2وو 29 99 29 "" reiten den و و 99 2- 77gen 99 und 2— 78gen 22 99 99 99
No. 1 , No. 2, No. 2,
No. 12
zusammengesetzt wurde .
Sie erhielt einen Train von 12—10 @gen, 16-7gen Granatwagen , 2 Vorrathslaffeten und 1 Schanzzeugwagen , zu welchem , ausser den mit den Geschützen abgegebenen Granatwagen , alle übrigen Fahrzeuge von der Park - Colonne No. 5 entnommen waren , und den der Seconde - Lieutenant Kitscher führte . Die beiden Haubitzen der reitenden Batterie No. 12 wurden mit aufgerufenen Freiwilligen besetzt , und marschirten unter dem . Séconde - Lieutenant Briesen in der Nacht zum 18. bei einem starken Schneegestöber nach St. Avold ab. Am 18. um 5 Uhr Nachmittags war die Haubitzbatterie vereinigt und trat sofort den Marsch über Carling und Ueberherrn nach Alt - Forweiler bei Saarlouis an , wo sie wegen des durch Nässe verdorbenen Weges erst um 10 Uhr eintraf; der schon anwesende Oberst v. Schmidt bezeichnete dem Commandeur sofort folgende Aufstellungen , welche die Geschütze bei dem diese Nacht bestimmten Bombardement einnehmen sollten :
für
2-87ge Haubitzen der reitenden Batterie No. 12 auf der Chaussee von
Saarlouis nach Metz ,
etwa 300 bis 400 Schritt von den Werken ; sie bildeten den rechten Flügel der Aufstellung . 2-107ge Haubitzen der 128gen Batterie No. 1 , die eine in
der nach Souti - Hof führenden Allee ,
etwa 1500-1600 Schritt,
die andere hinter einem Ravin , einige Hundert Schritt weiter links, auf 1700-1800 Schritt von den Werken. 2-107ge Haubitzen der 128gen Batterie No. 2 , in gleicher Höhe mit der letztgenannten Haubitze , jedoch 200-300 Schritt auseinander, auf etwa 1700-1800 Schritt von den Werken. 2-77ge Haubitzen der reitenden Batterie No. 2 , unter dem Seconde - Lieutenant Patzig , links neben dem Dorfe Beaumarais, auf den zum Theil überschwemmten Wiesen der Saar , und etwa 1000 Schritt von den Werken entfernt. Nach der von dem Oberst von Schmidt ertheilten Instruction sollte am Morgen um 4 Uhr, auf das von einer der 10gen Haubitzen gegebene Signal , jedes Geschütz mit langen Pausen 20 Würfe thun , von den Haubitzen der reitenden Batterie No. 12 aber nach jeder 5. Lage noch ein Brandkugelwurf geschehen, und hierauf, noch vor Tagesanbruch, der Rückzug nach dem zum Sammelplatze bestimmten Dorfe Felsberg , in dessen Nähe die Wagen blieben , erfolgen . Zur Sicherung der Geschütze waren
24 Infanterie - Ahtheilungen worden.
des
Einschliessungs - Corps
bestimmt
In dichter Finsterniss , bei anhaltendem Regen, gelangten die Haubitzen der reitenden Batterie No. 12 in die Nähe des ihnen bestimmten Aufstellungspunktes , wo sie abgeprotzt und mittelst · des Langtaues noch weiter vorgebracht wurden , ohne von den feindlichen Schildwachen bemerkt zu werden , deren Ruf man deutlich
hörte.
Die
Geschütze
hatten
Hundert Schritt weiter rückwärts, sich aber eine Posthalterei (die
keine
Deckung ;
einige
zur Seite der Strasse , befand neue Welt)
hinter welche man
die Pferdehalter zurückschickte , für den Fall, dass das feindliche Feuer zu heftig werden sollte. Man war bereits lange in Bereitschaft , und die durchnässte in halbaufgelöstem Schnee erstarrt ,
stehende
als das bestimmte Signal
Bedienungsmannschaft erfolgte.
Es wurde
fast
hierauf
alles dem Befehl gemäss ausgeführt , und obgleich mehrere Granaten blind gingen , so gelangten sie , so wie die Brandkugeln doch sämmtlich in die Stadt , in der zwar hier und da kleine. Flämmchen bruch kam .
auftauchten ,
aber
kein grösseres Feuer
zum
Sogleich beim Beginnen des Bombardements hörte
Aus-
man in
der Stadt Lärm schlagen und Geschrei , aber erst nach längerer Zeit erfolgte von den Wällen der erste Kanonenschuss gegen die Haubitzen der Batterie ; diesem folgten jedoch bald mehrere , deren Kugeln in der Nähe der Geschütze einschlugen, und bei der Fortsetzung des Feuers wurde der Vorderreiter Posemann erschossen. Inzwischen war die vorgeschriebene Anzahl Würfe geschehen , und als der Abzug erfolgen sollte , wollte man die Geschütze mittelst der angelegt gebliebenen Langtaue aus der wirksamsten Schussweite ziehen lassen. Hierbei riss jedoch das Tau der einen Haubitze , und da die durch das nahe feindliche Feuer etwas ausser Fassung gebrachte Bedienungsmannschaft bereits zu den Pferden geeilt war , so wurde die Haubitze durch den Lieutenant Briesen und den Bombardier Danzier aufgeprotzt. Nach
dem Tagebuche
des
Stabs- Capitains
Pfeil
wurden,
ausser seinem eigenen Pferde , bei der Expedition 9 Königliche Dienstpferde erschossen , von welchen, nach dem Monats - Rapport, 5 dem Haubitzzuge der reitenden Batterie No. 12 angehörten. Der Verlust würde noch bedeutender gewesen sein , wenn der Feind die Entfernung richtiger beurtheilt und , anstatt mit Kugeln, mit Kartätschen geschossen hätte. An dem Posthause fanden sich die Geschütze wieder zusam-
25 men und marschirten dann nach dem Rendezvous ab. rückgelassenen Armaturstücke des
Die zu-
getödteten Kanoniers Pose-
mann wurden , auf Befehl des Stabs - Capitain Pfeil , Unteroffizier Fiedler II . noch abgeholt , dämmern begann .
durch den
obgleich es bereits
zu
Nachdem die Batterie in Felsberg gefuttert und abgekocht setzte sie sich am 19. auf der Chaussee nach Metz in
hatte ,
Marsch , nahm an diesem Tage in Ottendorf und Ruringen , am 20. in Cheuby und Retonfay Quartier und blieb wegen des schlechten Wetters und des grundlos gewordenen Bodens am 21. und 22. daselbst ; die Fahrzeuge mussten , um nicht zu versinken, auf der Chaussee stehen bleiben. In der Nacht zum 23. Januar erhielt der Batterie - Commandeur den Befehl , sich mit Vorspann zu versehen und auf Feldwegen unmittelbar nach der Strasburger Chaussee zu marschiren, um auf dieser zum Bombardement von Metz vorrücken zu können. Da es sich aber fand , dass die einzuschlagenden Wege für Artillerie unpassirbar waren , so ging die Batterie am 23. zuerst auf der Chaussee von Saarlouis nach Metz weiter, hierauf über Borny und Grigy nach der Strasburger Chaussee , und auf dieser fort nach dem südlich derselben gelegenen Dorfe Mecleuves , wo sie Quartier nahm.
Sie hatte hierbei eine Strecke in Kanonenschuss-
weite von den Aussenwerken
der Festung zurückgelegt ,
aber nicht beschossen , wahrscheinlich weil Festungswerke nicht armirt waren.
Bei der geringen Aussicht auf Erfolg wurde gegen
Metz
aufgegeben
und
die
wurde
die entgegenstehenden
schnelle
der Versuch
Concentrirung
des
v. York'schen Corps bei St. Mihiel beschlossen ; die combinirte Haubitzbatterie marschirte deshalb , unter Bedeckung eines Bataillons des zweiten ostpreussischen Infanterie - Regiments , am 26. über Marly und Jouy nach den Marschquartieren Vitonville und Champe , am 27. durch Pont à Mousson nach Bouconville und
da die Besatzung von Clermont und
Bar le Duc durch ― am den Feind eine Aenderung der Marschrichtung veranlasste 28. über Pont sur Meuse und Bommercy nach Vignol. Um sich Gewissheit
über
die Bewegungen
des
Feindes zu
verschaffen , concentrirte der General v. York am 29. das Gros des Corps bei Ligny , griff am 30. die Stadt St. Dizier an, und nahm dieselbe nach kurzem Widerstande. Die combinirte HaubitzBatterie, welche der ersten Brigade überwiesen worden, aber nicht in Thätigkeit gekommen war , wurde in der Stadt untergebracht, und die Abtheilungen derselben vereinigten sich wieder mit ihren Batterien, als die Reserve - Artillerie am folgenden Tage hier ein-
26 traf.
Die letztere , bei welcher sich die von dem Premier - Lieu-
tenant Strempel commandirten 6 Kanonen der reitenden Batterie No. 12 befanden, hatte , von einem Bataillon begleitet, am 26. Januar ihren Marsch aus der Gegend von St. Avold angetreten, sich in Pont à Mousson mit 4 Bataillons der Einschliessungstruppen von Saarlouis vereinigt , und war über Commercy und Ligny dem Corps gefolgt. Der Lieutenant Briesen war schon
Uebernahme
am
25.
Januar
zur
vom Feinde zurückgelassener Artillerie - Gegenstände blieb dann als Etappen - Director
nach Toul entsendet worden ,
daselbst , und wurde später nach Nancy commandirt ; nant Besserer musste wegen eines Beinbruches Mousson verbleiben .
Beide kehrten
der Lieutein Pont à
erst nach Beendigung
des
Feldzuges zur Batterie zurück. Die Ungewissheit, welche aus der Trennung der schlesischen Armee entsprang , hielt das Gros des v. York'schen Corps am 31. Januar in St. Dizier fest ; es schlug erst am folgenden Tage die Richtung auf Vitry ein, stiess am 3. Februar hinter diesem Orte auf die vorgeschobene Cavallerie des aus den Niederlanden kommenden Macdonald'schen Corps und wurde durch das glückliche Treffen bei la Chaussée nach Chalons geführt , ihm am 5. Februar öffneten .
dessen Thore sich
Die reitende Batterie No. 12 blieb am 1. noch in St. Dizier und marschirte dann über Longchamp , Vitry und la Chaussée nach Chalons , wo sie erst den 7. eintraf und an der Vorstadt einen Bivouak bezog , aus welchem sie aber am Nachmittage wieder aufbrechen musste.
Um diese Zeit wurde der Premier- Lieutenant Strempel von der mehrgenannten Batterie zur immobilen Artillerie nach Schlesien versetzt , wo er später starb , und der Lieutenant Kitscher kehrte von seinem Commando zu derselben zurück. Nachdem die
auf Befehl
des Marschalls Macdonald
ge-
sprengte Marne - Brücke wieder hergestellt worden war , folgte das v. York'sche Corps demselben am 7. Februar über Epernay und Dormans nach Chateau - Thierry , wo am 10. auch die ReserveArtillerie eintraf und die reitende Batterie No. 12 in einer Vorstadt unterkam .
Unterdessen hatte Napoleon die Offensive gegen die schlesische Armee ergriffen , und nöthigte die getrennten Theile derselben ihre Vereinigung nach beträchtlichen Verlusten auf Umwegen zu bewirken. Im Laufe dieser Ereignisse nahm das von York'sche Corps den 11. an dem Gefechte bei Montmirail Theil,
27 passirte dann mit dem Sacken'schen die Marne und wendete sich über Fimes und Rheims nach Chalons . Auf dem Marsche zum Gefecht bei Montmirail folgte die Reserve-Artillerie des Corps bei heftigem Regen und auf einem sehr schlechten Wege, demselben etwa 2 Stunden gegen Viffort, sie erhielt aber den Befehl , nach Chateau - Thierry zurückzukehren, blieb hier marschfertig stehen , passirte erst um 11 Uhr in der Nacht die Marne, und bivouakirte jenseits derselben . Am 12. Nachmittags um 3 Uhr setzte sie , im Gedränge russischer und preussischer Truppen , den Marsch bis Oulchy la Ville auf der Strasse nach Soissons fort, bog hier rechts ab , und erreichte am 13. über Mareuil en Dole Fimes . Am folgenden Tage wurde die reitende Batterie No. 12 aus der Reserve - Artillerie zu der durch den Prinzen Wilhelm von Preussen befehligten Avantgarde detachirt , und musste auf der ziemlich schlechten Chaussee bis Sermiers über 6 Stunden fast ohne Unterbrechung im Trabe zurücklegen, wobei jedoch kein Pferd ermüdete noch ein Aufenthalt vorkam.
In Sermiers
erhielt sie mit den Jägern Quartiere ;
Unterbringung der Leute und Pferde hielt aber bis in der Nacht auf. Am 15. Abends
um 9 Uhr stellte
die
um 11 Uhr
sich die Batterie mit der
Avantgarde bei Champ - Fleury an der Strasse von Rheims nach Epernay, auf, blieb hier bei empfindlicher Kälte ohne Feuer, bis 2 Uhr in der Nacht, und marschirte dann mit jener nach Chalons ab, wo sie nach einem unausgesetzten Marsche auf schlechten Wegen am 16. Nachmittags anlangte und ihren Bivouak bei der schon eingetroffenen Reserve - Artillerie nahm. Der Stabs - Capitain Pfeil , welcher hier am Nervenfieber erkrankte , musste nach Chalons gebracht werden , und der Premier - Lieutenant Lettow von der reitenden Batterie No. 3 übernahm einstweilen die Führung der Batterie , bei welcher noch
der Lieutenant Kitscher und
der
Porte - d'épée- Fähnrich Rehfeld Dienste thaten. Um diese Zeit wurden von der Artillerie des 1. Armee- Corps viele reparaturbedürftige Geschütze und Wagen zur Herstellung nach Vitry gesendet , unter welcher sich auch einige von der reitenden Batterie No. 12 befanden , mit welchen 1 Unteroffizier, 2 Bombardiere , 23 Kanoniere , 8 Trainsoldaten und 54 Pferde abkommandirt waren. Sie konnten erst im Monat April wieder zu ihren Abtheilungen stossen ,
weil sie , in Folge der Bewegun-
gen Napoleons nach der Schlacht bei Laon , ihnen zu folgen verhindert und gegen Nancy auszuweichen genöthigt worden waren. Nachdem die Organisations- und Verpflegungs - Verhältnisse der schon früher durch den grössten Theil des v. Kleist'schen
28
Corps verstärkten schlesischen Armee wieder geordnet waren, erhielt der Feldmarschall v. Blücher die dringende Aufforderung, sich der Hauptarmee zu nähern , gegen welche Napoleon nun seine Hauptkräfte gewendet und die er nach Troyes zurück manoeuvrirt hatte. Die schlesische Armee begann demnach am 19. Februar den Marsch nach Mery sur Seine , wo sie am 21. ein Lager bezog und bis zum 23. blieb. Die reitende Batterie der Reserve - Cavallerie
No. 12 war während dieses Marsches
zugetheilt ,
welche denselben über Som-
mesous und Arcis sur Aube vollführte , trat aber bei Mery in die Reserve-Artillerie zurück.
Während des Aufenthalts in dieser unfruchtbaren , fast gänzlich ausgezehrten Gegend fehlte es
den stets in Gefechtsbereitgehaltenen Truppen sowohl an Nahrungsmitteln als an Lagerbedürfnissen, und sie mussten wegen Mangel an Brennholz die Häuser einreissen , um sich durch Feuer gegen die Kälte zu schützen. schaft
Das glücklichste Ergebniss des Zuges nach Mery war die endliche Bewilligung der von dem Feldmarschall v. Blücher für die
schlesische Armee beantragten
Offensive , in Folge
sie rasch gegen Meaux vordrang , Napoleon mit
welcher
einem grossen
Theil seiner Streitkräfte nachzog , und über Soissons die Vereinigung mit den Corps der Generale v. Bülow und v. Winzingerode , welche unter die Befehle des Feldmarschalls gestellt worden waren, bewirkte. Die reitende Batterie No. 12 folgte in der Reserve - Artillerie dem Corps am 26. und 27. über Baudemont , Sezanne , Meilleray und Rebais nach La Ferté sous Jouarre ; ferner am 1. März, als das Corps den Ourcy überschreiten sollte, über Crouy nach Foulaines, und vom 2. bis 3. über La Ferté - Milon, Oulchy la Ville und Soissons in einen Bivouak bei Laffaux , in welchem sie am 4. blieb.
Schon am 28. war Thauwetter und Regen eingetreten,
was die am 1. und 2. März zurükgelegten Märsche in geweichten Boden sehr beschwerlich machte. In Uebereinstimmung mit den
dem auf-
Bewegungen , welche ,
durch
den Uebergang Napoleons über die Aisne bei Berrý au bac veranlasst, zur Schlacht von Laon führten , marschirte das v. Yorksche Corps , nachdem es am 5. bei Merzival in Gefechtsbereitschaft aufgestellt geblieben war , am 6. bis zum Vorwerk La Royère , am 7. nach Leuilly und rückte am 8. in einen Bivouak an der Vorstadt Vaux bei Laon.
----
29
Die reitende Batterie No. 12 hatte in der Reserve - Artillerie diese Märsche mitgemacht und blieb während
der Schlacht am
9. bei jener hinter dem an der Strasse nach Rheims aufgestellten Corps, von wo aus sie während des Kampfes um das Dorf Athies vorgegangen sein soll, ohne jedoch zum Gefecht zu kommen. Nach der Niederlage
des Marschalls Marmont bivouakirte
die Reserve-Artillerie hinter ihrem Corps und brach mit demselben am 10. zur Verfolgung auf; da diese indessen untersagt wurde, so kehrte sie mit jenem , welches bis Fetieux gelangt war , in die frühere Stellung bei Laon zurück. Nachdem sich Napoleon am Abend abgezogen hatte, blieb das Gros der schlesischen Armee noch am 11. bei Laon stehen, wurde aber am 12. auf dem rechten Aisne - Ufer weiter auseinandergelegt, weshalb das Gros des v. York'schen Corps sich bei Corbeny aufstellte und bis zum 17. dort blieb. Die Reserve - Artillerie stand im Bivouak zunächst dieses Ortes . Napoleon gewann durch diesen Stillstand Zeit ,
seine Armee
wieder zu vereinigen , sie zu reorganisiren und die Unternehmung auf Rheims auszuführen , worauf er, die Marschälle Marmont und Mortier an der Aisne zurücklassend, sich wieder gegen die Hauptarmee wendete . Sobald der Feldmarschall hiervon Kenntniss erhielt, befahl er am 18. dem v. York'schen und v. Kleist'schen Corps, die Aisne bei Berry au bac zu überschreiten , was jedoch , nach Herstellung der vom Feinde zerstörten Brücke, erst am 19. geschehen konnte. Die beiden Corps folgten nun den zurückgehenden Marschällen, und das v. York'sche kam an diesem Tage bis Romain und VenWO es telay -- die Reserve - Artillerie bis zum letzteren Orte am folgenden Tage stehen blieb ; am 21. nach Fère en Tardenois, am 22. nach Oulchy le Chateau und am 23. nach Chateau Thierry. Da die Brücke von den Franzosen gesprengt war , so konnte das Corps erst am 24. die Marne passiren, und wurde dann von Chateau Thierry gegen Montmirail echellonirt. Die Reserve - Artillerie bivouakirte bei Nogentel . Am 25. setzten die beiden preussischen Corps ihren Marsch nach Montmirail fort , wohin sich auch die französischen Marschälle gewendet hatten , um der Armee Napoleons zu folgen, welcher sich nach der Schlacht von Arcis sur Aube über St. Dizier auf die Communikationen der Hauptarmee werfen wollte. Bereits
am Abend dieses Tages von dem durch die Avant-
garde der Hauptarmee gegen die französischen Marschälle gelieferten Treffen bei Fère Champenoise , sowie von dem Rückzuge der letzteren gegen Sezanne unterrichtet ,
beschlossen die Gene-
30 rale v. York und v. Kleist sich jenen bei la Ferté gaucher entgegen zu stellen ; sie brachen auch am 26. dahin auf, bewirkten aber nur das Ausweichen der feindlichen Hauptkräfte gegen Provins , wozu eine Stellung der Reserve - Artillerie am GrandMorin beitrug , in welcher jedoch die reitende Batterie No. 12 nicht zum Schuss kam . Am 27. marschirten die genannten preussischen Corps , in
Uebereinstimmung mit der beschlossenen allgemeinen Bewegung auf Paris , über Rebais nach Trilport , wo die Reserve - Artillerie des v. York'schen einen Bivouak bezog, in dem sie während der Nacht durch die vom Feinde ausgeführte Sprengung des Pulverthurms bei Meaux allarmirt wurde. Der genesene Stabs- Capitain Pfeil übernahm hier wieder das Commando der Batterie . Am
28. folgte die
Reserve - Artillerie ihrem Corps über die
bei Trilport geschlagene Brücke , in einen Bivouak bei Claye, und da das letztere sich auf die kleine Strasse nach Paris begab, am 29. in den Bivouak bei Aulnay.
Bevor dies geschah , wurde
jedoch den Truppen das Glück zu Theil , ihren geliebten König wiederzusehen , den sie aus freudig bewegter Brust mit einem Hurrah! begrüssten . Am 30. setzte sich die schlesische Armee um 8 Uhr Morgens zum letzten Entscheidungskampfe in Bewegung ; die Hoffnung der reitenden Batterie No. 12 auf eine rühmliche Theilnahme an demselben sollte aber auch hier nicht in Erfüllung gehen , und als die ebenfalls noch nicht verwendete 6ge Fussbatterie No. 12 gegen das Ende der Schlacht noch ins Gefecht gezogen wurde, blieb sie von der ganzen Reserve - Artillerie allein bei Aubervilliers zurück !
Nur der Lieutenant Kitscher , welcher als Ordonnanz-
Offizier dem Oberst v. Schmidt beigegeben war, kam ins Feuer. Nach eingetretener Waffenruhe rückte die Batterie gegen Abend mit der Reserve -Artillerie in einen Bivouak am Fusse des Mont - Martre , in welchem es ihr gänzlich an Futter fehlte , weil man , in der Erwartung zum Gefecht zu kommen , den auf den Protzkastendeckeln aufgebundenen Vorrath beim Vorrücken herabgeworfen hatte ; es musste deshalb in der Nacht noch eine Fouragirung schaftte.
unternommen werden ,
welche das Nothwendigste ver-
Als am folgenden Tage die Monarchen an der Spitze ihrer Garden , der Grenadiere und der Reserve - Reiterei in Paris einzogen , rückte das Gros des v. York'schen Corps zur Besetzung der westlichen Barrieren nach der Strasse von Neuilly, und die Reserve- Artillerie bezog einen Bivouak bei dem Dorfe le Roule,
31 aus welchem jedoch kein Artillerist nach werden durfte.
der Stadt beurlaubt
Das Anrücken Napoleons mit seiner Armee über Fontainebleau machte es nothwendig , angemessene Kräfte entgegen zu setzen , von welchem das v. York'sche Corps die Bestimmung erhielt , sich mit dem v. Kleist'schen auf dem Plateau von Lonjumeau aufzustellen. Die unter dem General - Major v. Katzler gestellte Avantgarde beider versammelte sich deshalb am 2. April auf dem Marsfelde , wohin die ihr zugetheilte reitende Batterie No. 12 um 4 Uhr des Morgens aufbrach und über die Brücke von Jena gelangte.
Nach mehrstündigem Aufenthalte wurde der Marsch angetreten und an diesem Tage auf der Strasse von Orleans bis Nosay, in der Nacht zum 4. aber bis Chaumusson bei Limours fortgesetzt , wo die Batterie bivouakirte und bis zum 10. stehen blieb , nachdem den Truppen am 5. die Einstellung der Feindseligkeiten bekannt gemacht worden war. Die reitende Batterie No. 12 hatte , nach den vorhandenen Rapporten , vom 1. October 1813 bis Ende März 1814 durch Todte ausser den Erschossenen - Vermisste , Desertirte oder Versetzte 1 Unteroffizier, 9 Kanoniere und 62 Pferde verloren , diese aber nicht nur vollständig ersetzt erhalten , sondern führte auch eine Anzahl überzähliger Gemeine, welche jedoch zum Theil FussArtilleristen gewesen zu sein scheinen. Der Ersatz an Pferden wurde theils in den besetzten Ländern ausgeschrieben , dem eigenen Lande entkräftet an.
nachgeführt ,
der letztere
theils aus
kam jedoch ganz
Sehr ansehnlich war während der Dauer des Krieges die Zahl der Kranken , welche im Monat Februar ein Drittel des Effectiv- Standes überstieg und nach dem Frieden abnahm .
nur langsam
Der Batterie - Commandeur benutzte die bei Chaumusson gegönnte Ruhezeit zur Instandsetzung der sehr abgetragenen Bekleidung , und die Batterie wurde durch den nach Versailles beurlaubt gewesenen Lieutenant Kitscher aus einem vorgefundenen französischen Depot mit neuen Woilachs und einigen Reitsätteln versehen. Lebensmittel waren in dieser vom Kriege verschont gebliebenen Gegend noch reichlich vorhanden , die Fourage musste jedoch durch Requisition aus den Truppen herbeigeschafft werden.¹ )
grösserer Entfernung von
¹) Bei einer dieser Requisitionen sprach sich das durch die Niederlagen der französischen Armee verletzte Nationalgefühl in dem Benehmen eines Pächters characteristisch genug aus. ― Dieser, ein Mann von riesenhaftem Körper , genügte der an ihn gestellten Forderung nicht nur ohne Verzug, sondern bewirthete auch
32 Am 9. April , auf den der erste Osterfeiertag fiel , nahm die Batterie an einem
Gottesdienste
Theil ,
durch welchen
zugleich
das Dankfest für den Sieg bei Paris gefeiert wurde. Inzwischen hatte der Senat am 1. eine provisorische Regierung ernannt , am 2. Napoleon , sowie seine Familie des Thrones von Frankreich entsetzt und die Bourbonen auf denselben zurückberufen. In Folge dieser Ereignisse und eines mit der provisorischen Regierung geschlossenen Vertrages verliessen die Truppen am 10. das linke Seine-Ufer ; die Avantgarde marschirte über Versailles nach der Gegend von St. Germain , wurde hier aufgelöst , und die reitende Batterie No. 12 , welche in Orgeval Quartier erhielt, kam wieder zur Reserve - Artillerie. Bei dem Rückblick auf die bisherigen Schicksale der Batterie, darf es nicht unerwähnt gelassen werden, dass die Unthätigkeit , in welcher sie geblieben war , von den Offizieren und Soldaten derselben tief empfunden wurde ,
und selbst die ehrenvolle
Anerkennung, welche sie sich später erwarb , konnte die schmerzliche Erinnerung an ihr früheres Missgeschick nicht ganz verwischen . Nach der Besetzung von Paris war der Oberst v . Schmidt in's Kriegs- Ministerium berufen worden und
an seine Stelle der
Oberstlieutenant v. Roehl gekommen , unter welchem die Artillerie des v. York'schen Corps am 11. April den Marsch nach den demselben angewiesenenen Cantonnirungen im Departement Pas des Calais antrat. Die reitende Batterie No. 12 ging in der Reserve- Artillerie über Poissy, Beauvais, Breteuil, Amiens, Abbeville , Montreuil und Samer nach Boulogne , wo sie am 20. April anlangte und in der Vorstadt St. Martin einquartirt wurde ; sie hatte auf dieser Tour nur 2 Ruhetage gehalten. Die Batterie sollte die üblichen Salutschüsse thun , wenn
Ludwig XVIII . bei Boulogne landen würde ; da dies aber bei geschah , so wurde sie am 22. in den an der Strasse
Calais
nach St. Omer gelegenen Cantonnements Waft und Colombert untergebracht , wechselte dieselben mit andern Dörfern der Umgegend , und rückte
am 3. Mai in die sehr weit auseinanderlie-
die Mannschaft sehr reichlich, was selten vorkam. Nach eingenommenem Mahle liess er die Leute durch den Commandoführer zu einem Ringkampfe herausfordern, und versprach jeden , der ihn in demselben besiegen würde, einen Napoleonsd'or. Durch den genossenen Wein und die Keckheit des Franzosen aufgeregt , gingen mehrere auf diese Kraftprobe ein, wurden aber alle von ihrem Gegner überwunden , der nun triumphirend ausrief: „Noch hunderttausend Mann wie ich leben in Frankreich, lauter verabschiedete Soldaten ; wohl den Alliirten , dass sie Frieden geschlossen haben !"
33 genden Orte Boursin , Quesques und Nabringhin , südlich jener Strasse ein. Während dieses Aufenthalts bei Boulogne empfing die Batterie ihren rückständigen Sold . Um diese Zeit wurde auch der Seconde- Lieutenant Brinkmann zur Dienstleistung bei derselben beordert , blieb aber nur einige Monate in diesem Verhältniss. Am 8. Mai begann das erste Armee - Corps
den Rückmarsch
nach den Niederlanden , und die Batterie ging im Verbande der Reserve-Artillerie über Samer , Montreuil , Hesdin , St. Pol , Arras, Douai , Bouchain , am Valenciennes vorüber , durch Mons , Binch, Charleroi , Namur und Huy nach dem bei Lüttich liegenden Cantonnirungsquartier Hologne , wo sie am 21. Mai eintraf. Sie erhielt während dieses Marsches nur 3 Ruhetage, war in Arras von den französischen Invaliden empfangen worden und hatte zwischen Douai und Bouchain bivouakiren müssen .
In der genannten Cantonnirung kamen der Lieutenant Briesen und etwas später der Lieutenant Besserer wieder zur Batterie ; von den beim Ausbruche des Krieges freiwillig Eingetretenen wurden der Unterofficier Fiedler II. und der Bombardier Danzier in die Heimath entlassen . Am 6. Juni waren von der Batterie die an der Maas liegenden Orte Jemeppe, Flemale la haute und Flemale la grande bequartirt, aus welchen sie am 11. Juni wieder aufbrach , weil die Artillerie des Corps in die
Gegend von Luxemburg verlegt wurde .
Sie
marschirte über Huy , Namur und Dinant auf der Strasse nach Arlon fort, bog jenseits Neufchateau von derselben ab , ging dann auf Nebenwegèn an Arlon und Luxemburg nördlich vorüber und rückte am 19. in die 3 Stunden östlich von dem letzteren ihr angewiesenen Cantonnirungsquartiere
Schrassig , Münzbach , Ueber-
Sieren und Schüttringen ein . Auf den befahrenen Wegen hatte man oft kaum durchkommen können und der Marsch war deshalb sehr angreifend für die Menschen , die Pferde und das Material gewesen. Am 7. Juli hatte der commandirende General - jetzt Graf York von Wartenberg genannt in einem ergreifenden TagesBefehl Abschied von dem ersten Corps genommen , welches nunmehr zu der von dem General-Lieutenant Grafen Kleist befehligten Armee vom Niederrhein überging. Nach einem noch vorhandenen Berichte von den Monaten Juni und Juli hatte die reitende Batterie No. 12 26 berittene Artilleristen aus dem Depot erhalten und schon eine Anzahl Pferde über den Etat ; sowohl ihre Fahrzeuge, welche sich um eine Feld3
34 schmiede vermehrt hatten¹) als die Munition befanden sich in befriedigendem Zustande ; dagegen waren die Geschirre, das Reitzeug sowie die längst ausgetragene Bekleidung sehr schlecht und von der letzteren erst wenig neue Stücke geliefert. Bereits am 23, wurde die reitende Batterie No. 12 nach der Gegend von Diekirch sehr zerstreut dislocirt, und rückte nach vielfachem Quartierwechsel am 2. August in die Dörfer Gross - Buss und Ober- und Nieder- Mertzig ein , um den bei Diekirch abzuhaltenden Schiessübungen der Reserve - Artillerie beizuwohnen , welche vom 3. August bis zum 4. September dauerten. Die Mannschaft musste hier am Bau des Kugelfanges Theil nehmen, BatterieBau -Material fertigen und sogar eine Ricochett - Batterie bauen ; sie wurde aber auch zu Pferde und am bespannten Geschütz geübt, paradirte und exercirte vor dem Oberst v. Roehl und dem Major v. Rentzell und rückte einmal ins Lager. Hierauf fand am 9. August eine grosse Parade vor dem General - Major von Holtzendorff2) statt, der am 30. und 31. die reitenden Batterien schiessen und werfen , ³) am 1. September aber exerciren und einen Colonnentrab von mehreren Tausend Schritten ausführen liess . Wenn diese Uebungen auch keine grosse Belehrung gewährten, so gab ihnen doch die noch wache Erinnerung an den Krieg eine gewisse Frische , und die Vereinigung der Batterien belebte den kameradschaftlichen Sinn. Bis zum Monat October blieb die Batterie in den zuletzt bezogenen Cantonnirungen Ober- und Nieder-Fehlen , Warken und Gross - Buss stehen ; sie hatte fast täglich practische Uebungen oder mündlichen Vortrag , und für den Unterricht war durch Einrichtung einer Compagnieschule gesorgt. Am 11. October marschirte die Batterie in der ersten Colonne der Reserve - Artillerie über Prüm ,
Hillesheim , Münstereifel und
¹) Die Munitionswagen und Feldschmieden waren französisches Material. 2) Er war am 21. August zum Commandeur der Artillerie bei der Armee vom Nieder-Rhein ernannt worden. 3) Hierbei geschahen aus jeder Kanone : auf 1500 Schritt 2 Bogen- und 1 Rollschuss 2 " " 1000 " Schüsse , und 3 "2 1200 " "" auf die Entfernungen von 500, 600 und 800 Schritt von jeder Batterie 2 KartätschSchüsse. Aus jeder Haubitze : auf 1500 Schritt 3 flache Bogenwürfe und 1 Rollwurf. 2 " 1000 " flache Bogenwürfe 2 " 700 " und auf 800 Schritt 1 Kartätschwurf.
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35
Euskirchen nach der Gegend von Brühl, in der sie am 16. eintraf und die theilweise 3/4 Meilen von einander entfernten Orte Merten , Bergdorf, Schwadorf, Badorf, Vochem und Wallerberg als Cantonnirungen bekam . Am 27. December wurden diese Quartiere wieder geräumt, dafür aber die südwestlich von Brühl und nicht minder zerstreut liegenden Orte Liblar , Bliesheim , Roggendorf, Kirdorf, Köttingen , Buschfeld und Weilerswist eingenommen , in welchen man , soweit es Witterungs- und Local - Verhältnisse gestatteten, die Uebungen und den Unterricht fortsetzte. Im zweiten Drittheil des Monats Januar 1815 rückte die Reserve - Artillerie aus ihren bisherigen Quartieren in die Umgegend von Andernach , weshalb die Batterie sich am 20. dieses Monats nördlich von Brühl näher zusammenzog ,
am 21.
in den von ihr
besetzten Dörfern Meschenig und Rondorf Ruhe hatte , vom 22. ab aber, in gewöhnlichen Etappen- Märschen über Bonn, Godesberg, Remagen , Sinzig und Andernach nach den ( östlich dieses Orts) ihr zugewiesenen Dörfern Kettig , Kärlich und Miesenheim marschirte , in welche sie am 28. Januar einrückte . Nach einem am 7. Februar vorgenommenen Quartierwechsel belegte die Batterie endlich am 13. Februar die mehr westlich liegenden Orte Saftig, Miesenheim , Kretz , Kruft und Plaidt , in welchen sie bis zum 6. Mai blieb. Der Stabs - Capitain Pfeil bemühte sich während dieses Stillstandes , nicht nur die Ausrüstung in den möglichst besten Stand zu setzen und die Ausbildung der Mannschaft zu vollenden , sondern erhielt auch die letztere in steter Spannung , so dass die Batterie vollkommen schlagfertig war , als die politischen Verhältnisse sie von Neuem auf den Kriegsschauplatz führten.¹ ) In Folge des wegen der Rückkehr Napoleons nach Frankreich zwischen Oesterreich , Russland , England und Preussen am 25. März erneuerten Bundesvertrages wurde , mittelst Allerhöchster Cabinets - Ordre vom 15. April , die Eintheilung des preussischen Heeres in ein Garde- und Grenadier- Corps und 6 Linien - ArmeeCorps befohlen , von welchen jedoch nur 4 der letzteren , als Niederrheinische Armee unter dem Oberbefehl des Feldmarschalls Blücher v. Wahlstatt am Kriege Theil nahmen . Das Commando der Artillerie dieser Armee fiel dem General - Major von Holtzendorff zu. Die reitende Batterie No. 12 wurde dem von dem General-Lieutenant Grafen Bülow von Dennewitz kommandirten 4. Armee1) Der General-Major v. Holzendorff hatte in einem Schreiben an den Prinzen Angust von Preussen, vom 29. November 1814, in dem er sich für die Beförderung des Stabs -Capitains Pfeil verwendet, den guten Zustand seiner Batterie hervorgehoben. 3*
36 Corps überwiesen ,
dessen Artillerie
der
General - Major Braun
befehligte, und welches die nachstehende Zusammensetzung hatte : 13. Brigade : General - Lieutenant v. Hake , 9 Bataillons, 2 Eskadrons, 6ge Fuss - Batterie No. 21 (Capitain Köppen). 14. Brigade : General -Major v. Ryssel , 9 Bataillons, 2 Eskadrons , 6ge Fuss - Batterie No. 13 (Premier-Lieutenant Martitz). 15. Brigade : General - Major v. Losthin , 9 Bataillons, 2 Eskadrons, 6ge Fuss- Batterie No. 14 ( StabsCapitain Hensel ) . 16. Brigade : Oberst Hiller v. Gärtringen , 9 Bataillons , 2 Eskadrons , 6ge Fuss - Batterie No. 2 (Premier-Lieutenant Schmidt), Reserve - Cavallerie : General der Cavallerie , Prinz Wilhelm von Preussen , 35 Eskadrons , reitende Batterie No. 1 (Capitain v. Zinken ) , reitende Batterie No. 12 ( Stabs - Capitain Pfeil) ,
Reserve - Artillerie : Major Ziegler , 128ge Batterie No. 3 (Premier-Lieutenant Scheffler) , "" 99 No. 5 (Stabs - Capitain Conradi) , No. 13 (Premier- Lieutenant Woke), دو وو 6age Fuss-Batterie No. 11 (Premier- Lieutenant v. Mengden) , 78ge Haubitz - Batterie No. 4 ( Premier- Lieutenant v. Schlemmer), reitende Batterie No. 11 ( Stabs- Capitain Borchard) , 6 Park - Colonnen , 1 Handwerks - Colonne , 2 Pionier- Compagnien . Während das Armee - Corps bereits Cantonnirungen bei Lüttich bezogen hatte , war die reitende Batterie No. 12 noch bei Andernach zurückgeblieben ; am 7. Mai erhielt sie jedoch den Befehl, unverweilt zu demselben zu stossen . Sie brach deshalb noch an diesem Tage auf, und ging ohne Ruhetage über Mayen , Kelberg, Hillesheim, Stadkill, Bullingen, Malmedy , Spaa , Theux und Lüttich nach dem 3/4 Meilen von dem letzteren Orte gelegenen Cantonnirungsquartier Herstall , in welchem sie vom 12. bis zum 22. Mai verweilte. Die in 6 Tagen zurückgelegte Entfernung betrug nicht ganz 12 Meilen, das bergige Land und die grundlosen Wege erschwerten aber das Fortkommen so sehr , dass man sich genöthigt sah die Pferde unterwegs zu füttern ; besonders angreifend waren die Märsche von Boxberg und Hillesheim nach Losheim, auf welchem eine Achse und ein Rad zerbrachen , und von Hünningen über Malmedy und Spaa in den Bivouak bei Mont (5½ Meile) ,
auf
37 welchem eine Wagenbespannung werden musste.
durch
2
Reitpferde
verstärkt
Am 18. Mai wurde der Lieutenant Kitscher zur 6gen FussBatterie No. 11 versetzt , wonach nur die Lieutenants Briesen und Besserer bei der Batterie verblieben. Schon am 19. wurde die letztere durch den General - Major Braun besichtigt , und am 23. der Reserve - Cavallerie überwiesen . Sie passirte hierauf am 25. bei Lüttich die Maas und rückte in die ihr bestimmten Orte Dahlem, St. Remy, Trembleux und Feneur, in welchen sie bis zum 14. Juni blieb und von dem Brigade- Commandeur, Oberst - Lieutenant v. Watzdorf, inspicirt wurde. Die Batterie hatte hier, wahrscheinlich als Ersatz für Abgaben zu neuen Formationen , noch Recruten , war, erhalten.
deren Zahl aber nicht zu ermitteln
Während Napoleon am 15. Juni das erste Armee- Corps angriff, fand bei dem 4. eine nähere Zusammenziehung der Truppen um Lüttich statt , wozu die Batterie um 3 Uhr Nachmittags ihre Cantonnements verliess , mittelst einer Fähre bei Visé die Maas passirte, und in Verbindung mit der Cavallerie- Brigade v. Watzdorf durch Lüttich nach dem ihr angewiesenen Marschquartier Herstappe ging , wo sie wegen des Aufenthalts beim Ueberfahren erst am 16. Morgens 5 Uhr ankam.
An diesem Tage sollte sich das Corps in enge Cantonnirungen um Hannut concentriren ; in Folge der von dem Fürsten v. Blücher erlassenen Befehle setzte dasselbe aber den Marsch auf der Römerstrasse fort , längs welcher , als die Tete bei einbrechender Nacht Basse Bodecé erreichte , die Brigaden in Zwischenräumen lagerten . Die reitende Batterie No. 12 marschirte, als sie bei Herstappe bis 7 Uhr gefuttert hatte , nach dem zum Rendezvous bestimmten Orte Oreye, und hierauf mit der genannten Cavallerie- Brigade nach Hannut, wo die Reserve - Cavallerie zusammenkam, 2 Stunden verweilte und aus der Umgegend Futter und Lebensmittel requirirte. Der Marsch dieser Batterie ging sodann , während des von Ligny her erschallenden Kanonendonners , neben der Römerstrasse fort, und endete erst um Mitternacht bei Sauvenière , wo ein Bivouak bezogen wurde. Die reitende Batterie No. 12 hatte von Herstappe aus 7 Meilen zurückgelegt. Nach der Absicht des Fürsten Blücher sollte die preussische Armee sich bei Wavre vereinigen ; der GeneralLieutenant v. Bülow erhielt deshalb den Befehl , mit dem Gros des Corps über Walhain und Corbaix nach Dion le Mont zu marschiren, die Avantgarde mit ihrem Gros bei Vieux- Sart aufzustellen
38 und ein Detachement nach St. Guibert zu entsenden .
Das letztere
sollte den mit 2 Husaren - Regimentern und einer halben reitenden Batterie noch weiter vorgeschobenen Oberst - Lieutenant v. Sohr aufnehmen und dann als Vorhut der Avantgarde stehen bleiben. In Folge dieser Maassregeln wurde die reitende Batterie No. 12 . der zur Avantgarde bestimmten 14. Brigade zugetheilt , und der erste Zug derselben unter dem Lieutenant Briesen dem genannten Detachement überwiesen , welches , von dem Oberst - Lieutenant v. Ledebur commandirt, aus 2 Bataillons und dem 10. HusarenRegimente gebildet war. Der Oberst - Lieutenant v. Ledebur nahm vorläufig eine Stellung bei Savenières, aus welcher er jedoch am Nachmittage nach Mont St. Guibert zurückging, hier die Abtheilung des Oberst - Lieutenant v. Sohr vorfand und mit derselben einen Bivouak bezog. Das Gros der Avantgarde mit dem Rest der Batterie lagerte bei Vieux- Sart. Da der Herzog von Wellington entschlossen war, am nächsten Tage eine Schlacht auf den Höhen bei St. Jean anzunehmen , als der Fürst Blücher ihm seine Unterstützung zugesagt hatte, so sollte das 4. und 2. Armee - Corps über Wavre und St. Lambert gegen die rechte Flanke der französischen Armee dirigirt werden ,
das 1. über Fromont und Ohain dem linken Flügel der
Engländer sich anschliessen und das 3. , welches das Defilée von Wavre besetzt hielt, dem 1. allmählig folgen. Am 18. mit Tagesanbruch begann das 4. Armee - Corps seine Bewegung, bei welcher der vorangehenden 15. Brigade nacheinander die 16. , die Reserve - Artillerie, die Reserve - Cavallerie, die 13. und 14. Brigade folgten.
Der Marsch wurde indessen zunächst durch
ein in Wavre ausgebrochenes Feuer , dann durch die schlechten , vom anhaltenden Regen aufgeweichten Wege so aufgehalten , dass gegen 4 Uhr Nachmittags nur die 15. und 16. Brigade nebst der Reserve- Artillerie und Reserve- Cavallerie am Bois de Paris vereinigt waren. Der letzteren hatten sich die drei der Avantgarde zugetheilt gewesenen Züge der reitenden Batterie No. 12 wieder angeschlossen. Mit Rücksicht auf den heftigen Kampf, in welchem die Armee des Herzogs von Wellington bereits verwickelt war , befahl der Fürst Blücher sofort das Vorrücken dieser Truppen , welchen anfänglich nur 2 Cavallerie - Divisionen unter dem General Domont gegenüberstanden, dann aber das 6. französische Corps entgegentrat. Das letztere leistete hartnäckigen Widerstand , als jedoch die beiden anderen Brigaden des 4. Corps herangekommen waren , gelang es, unter dem Schutze eines überlegenen Artillerie - Feuers , dasselbe immer mehr gegen die Brüsseler Strasse zurückzudrängen und mit
39 der endlichen Eroberung des Dorfes Planchenois die Rückzugslinie des Feindes zu gewinnen.¹) Erst als die 16. Brigade sich zum Angriff gegen dieses Dorf wendete, scheint die reitende Batterie No. 12, welche dem 8. Husaren-Regimente folgte, in die Feuerlinie gezogen worden zu sein, in der fast die ganze Artillerie des Corps sich schon befand . Sie nahm, nach Berichten des Majors Ziegler²) , rechts von der auf dem linken Flügel jener Linie stehenden 127gen Batterie No. 13 eine vorspringende Spitze ein und soll sich dazu in der Inversion formirt haben. Nach einem sehr unvollständigen Berichte des Lieutenants Besserer beschoss die Batterie zunächst mit guter Wirkung die feindliche Arillerie , welche in der Entfernung von 1000 Schritten auf den Höhen von Planchenois stand und ihr die rechte Flanke darbot. Da unterdessen aber das theilweise gewonnene Dorf von den Franzosen wieder erobert und ein zweiter Angriff abgeschlagen wurde, so richtete sie ihr Feuer dahin , und wies mit Kartätschen die nachdringenden Massen des Feindes mehrmals ab ; das Flankenfeuer einer feindlichen Batterie nöthigte sie jedoch ihren linken Flügel etwas zurück sich die Batterie ,
zu nehmen .
obgleich
In dieser Stellung behauptete
mit Kartätschen und aus einem vor-
liegenden Hohlwege von Tirailleurs beschossen ,
bis
zum letzten
Angriff auf Planchenois ; sie rückte sodann mit der Infanterie vor, unterstützte dieselbe und bewarf endlich aus ihren Haubitzen , in Vereinigung mit denen der reitenden Batterie No. 1 , das Dorf mit Granaten, wodurch dasselbe in Brand gerieth. Bei diesem Angriff wurde der Capitain³) Pfeil , welchem bereits ein Pferd unter dem Leibe erschossen und ein zweites blessirt worden war , durch eine Kartätschkugel so schwer am Arm verwundet , dass er nach St. Lambert zurückgebracht werden musste. Der Lieutenant Besserer übernahm hierauf das Commando der Batterie , welche nach der Einnahme von Planchenois ihr Feuer einstellte und einen Bivouak bei diesem Dorfe bezog. Der Major Ziegler war Zeuge von dem Benehmen der Batterie , und hebt in seinem Berichte hervor , dass ihr Feuer von augenscheinlich guter Wirkung gewesen sei , und dass sie wegen des feindlichen Tirailleurfeuers einen harten Stand hatte. Der Ver1) Wagner's Schlachtenplan . Von der Beziehung auf bekannte Schlachtenpläne wird zur Verminderung der Druckkosten auch in der Folge Gebrauch gemacht werden. 2) Er vertrat den General Braun, welcher mit der Uebernahme des an Preussen abzutretenden sächsischen Materials beauftragt und noch nicht wieder eingetroffen war. 3) Seine Ernennung hierzu war am 7. Juni erfolgt.
40 lust , welchen sie erlitt , war deshalb auch nicht unbedeutend ; er betrug an Todten : die Kanoniere Görsitze , Reimelt , Schrödter und Herrmann (die beiden letzteren durch Gewehrkugeln) ; an Schwerverwundeten : die Kanoniere Schulz II. (verlor durch eine Kanonenkugel ein Bein) , Beyer (durch eine Kartätschkugel) , Kreutzer , Stukotto , Müller II. (durch eine Gewehrkugel) ; an Leichtverwundeten : den Feuerwerker Fiedler
( durch
eine Gewehrkugel) ,
den
Bombardier Beeger , die Kanoniere Lange , Berg I. und Schlautzke ; 9 todte und 10 verwundete Pferde, von welchen die letzteren nach und nach zurückgelassen und dafür requirirte eingestellt werden mussten . Vom Material der Batterie wurden 2 Geschützräder zerschossen, aber während des Gefechts durch Vorrathsräder ersetzt. An Munition waren
154 Kugel25-6 löthige
Schüsse und Kartätsch-
1-2 löthige 62 Granat- Würfe verbraucht worden, was auf eine lebhafte Thätigkeit schliessen lässt. Belohnt wurden für die Schlacht von Belle - Alliance , durch Allerhöchste Cabinets- Ordre vom 2. October : Mit dem eisernen Kreuz I. Klasse : der Capitain Pfeil , wegen ausgezeichneter Bravour.¹) Mit dem eisernen Kreuz II. Klasse : der Lieutenant Besserer , wegen seines ruhigen und umsichtigen Benehmens bei den Verlusten, welche die Batterie erlitt. Der Feuerwerker Fiedler , weil er nach seiner Verwundung sein Geschütz nicht verliess , obgleich der Capitain Pfeil ihn anwies, zurückzugehen, um sich verbinden zu lassen. Der Unteroffizier Trapp (durch Wahl) ,
wegen der von ihm
bewiesenen Geistesgegenwart bei der Führung seines Geschützes , von welchem ein Rad zerschossen , zwei Mann verwundet wurden . Zur Belohnung waren ausserdem vorgeschlagen worden : der Quartiermeister Siebert, "" Feuerwerker Bartsch , 99 Unteroffizier Kaulig , Witteck , 99 ¹) Der Major Ziegeler sagte von ihm und dem Lieutenant Besserer : „Dieser tapfere Hauptmann wurde dicht bei Planchenvis an dem linken Arm blessirt ; der Seconde -Lieutenant Besserer dessen würdiger Nachfolger.
1
41
der Bombardier Beeger, "2 ""
""
Thormayer ,
Gründel , Martini. وو Die Kanoniere Müller , Walter , Schramm , Gniescher und Ulitschka , welche sich in der 2. Klasse des Soldatenstandes befanden, wurden rehabilitirt. وو
""
Unter beschränkteren Verhältnissen ,
als
der Haupttheil der
Batterie, bewegte sich ihr bei St. Guibert aufgestellter erster Zug, dessen Schicksale noch nachzuholen sind. Die Nacht zum 18. verlief ganz ruhig, und nachdem früh 8 Uhr der Oberst-Lieutenant v. Sohr mit seiner Cavallerie - Brigade abmarschirt war , erhielt der Oberst - Lieutenant v. Ledebur durch den Rittmeister Reyher vom Generalstabe den Befehl des General - Lieutenants v. Bülow, die Stellung nicht eher zu verlassen, bis er dazu gezwungen würde , und dann auf Wavre zurückzugehen. Gegen 9 Uhr Morgens wurde die Annäherung des Feindes in der Richtung von Gembloux gemeldet ; bei dem Ausrücken aus dem Bivouak stellte es sich jedoch heraus , dass der Feind den linken Flügel des Detachements umgangen habe. Der Rittmeister von Reyher wurde deshalb angewiesen , die Infanterie längs des Mauligna - Baches und der Dyle nach den bewaldeten Höhen von L'Auzel zurückzuführen, der Oberst - Lieutenant v. Ledebur aber liess durch seine Flankeurs die Spitze der feindlichen Avantgarde von den im Rücken liegenden Höhen gegen Neuf - Sart zurükwerfen und trabte unter deren Schutze mit dem Husaren - Regimente zur Aufnahme der Infanterie voraus. Der Geschützzug , welcher zuerst der Cavallerie gefolgt war , wurde der Infanterie nachgesendet. Als die letztere die erwähnten Höhen erreichte , nahm sie auf der Strasse nach Wavre eine Stellung, in welcher der OberstLieutenant sich zu halten beschloss¹) , da das 2. Armee-Corps noch im Defiliren durch Wavre begriffen war , und die 8. Brigade unter dem Oberst v. Reckow, sowie die Cavallerie des Oberst- Lieutenants v. Sohr zu seiner Unterstützung bereit standen . Der Feind, dessen Gros inzwischen auf der Strasse von Gembloux herankam, führte anfänglich das Gefecht nur mit Tirailleurs , Flankeurs und Artillerie , gegen welche sich die Geschütze des Lieutenants Briesen , die Aufstellung hinter einem ziemlich hohen Grabenrande begünstigt ,
mit Erfolg behaupteten ;
die feindliche
1) Bericht des damaligen Oberstlieutenants v. Ledebur und Mittheilungen des späteren Generals v. Reyher, der jenem als Generalstabs- Offizier zugetheilt war.
42 Artillerie wurde aber bald verstärkt, und es mussten , um ihr zu widerstehen , noch 2 Geschütze der halben Batterie des OberstLieutenants v. Sohr vorgezogen werden. Nachdem auf diese Art die Stellung etwa 1½ Stunde gehalten worden war, drangen die Franzosen mit starken Massen gegen die Infanterie des Detachements vor , welche, obgleich der Oberst von Reckow jene
durch ein Bataillon unterstützen liess , wegen der
Ueberlegenheit des Feindes¹ ) den Befehl zum Rückzuge erhielt. Dieser wurde, wenn auch nicht ohne Verlust durch das feindliche Kartätschfeuer , doch mit Ruhe ausgeführt, und die Geschütze des Lieutenants Briesen nahmen auf demselben noch einige Stellungen . Das Detachement des Oberst - Lieutenant v. Ledebur marschirte hierauf durch Wavre gegen St. Lambert, erhielt aber noch vor diesem Orte von dem General-Lieutenant v. Thielemann den Befehl, nicht weiter zu gehen , und blieb hier in einer verdeckten Stellung während der Nacht. Durch das 4. französische Corps , welches die Dyle passirt hatte, von dem General - Lieutenant v. Thielemann getrennt, folgte der Oberst- Lieutenant v. Ledebur am 19. Morgens über St. Lambert seinem Corps, bivouakirte in der Nacht zum 20. bei Fontaine l'Évêque und entliess am Morgen die Geschütze des Lieutenants Briesen , welcher sich der Batterie wieder anschloss, deren Führung er nun übernahm . Ueber das Verhalten dieses Offiziers sagt der Oberst von Ledebur in seinem Berichte, nach dem den übrigen Truppen gespendeten Lobe : ,,Nicht minder verdient die Einsicht und der richtige zweckmässige Gebrauch der Geschütze des Seconde - Lieutenants Briesen einer besonders vortheilhaften Erwähnung, indem nur dadurch es möglich wurde, der überlegenen feindlichen Artillerie Widerstand zu leisten , der in einer so kritischen Lage , ganz unerlässlich gefordert werden musste."
als die meinige war,
Der General - Lieutenant v. Reyher giebt in einer erbetenen Mittheilung Zeugniss.
dem
Verhalten
des
Zuges
ein
gleich
ehrenvolles
Der in dem besprochenen Gefecht erlittene Verlust , welcher bei der Infanterie und Cavallerie des Detachements nicht unbeträchtlich war , beschränkte sich bei dem Geschützzuge auf ein durch ein Granatstück verwundetes Pferd , was nur dessen vortheilhafter Aufstellung beigemessen werden kann . an Munition betrug 44 Kugelschüsse.
1) Das Vandammesche Corps.
Der Verbrauch
43 Dass Niemand von
dieser Abtheilung der Batterie zu einer
Belohnung vorgeschlagen wurde , mag darin seinen Grund haben , dass, als der Oberstlieutenant v. Ledebur seine Eingaben machte, demselben noch kein Bericht von der Artillerie zugegangen war. Nach der Verabredung zwischen den beiden Heerführern der Verbündeten auf dem Schlachtfelde fiel die unmittelbare Verfolgung des Feindes den Preussen zu ; das v. Bülow'sche Corps blieb deshalb am 18. auf der Chaussee von Genappe in Bewegung und 1 erreichte mit seiner Spitze Frasne. Es sammelte sich am 19. Morgens bei Mellet und rückte nach einigen Ruhestunden mit dem Gros in einen Bivouak bei Fontaine l'Évêque. Von der reitenden Batterie No. 12 folgten die Kanonen der Reserve - Cavallerie nach diesem Orte ; die Haubitzen waren zur Herstellung der verbogenen Pfanndeckel in Bezy bei Genappe geblieben. Da bei dem Einrücken in Frankreich das Corps längs der Sambre vorgehen sollte ,
v. Bülow'sche
so passirte seine unter
dem General - Major v. Sydow gestellte Avantgarde , welcher die Kanonen der reitenden Batterie No. 12 überwiesen worden waren, am 20. bei Thuin und Lobbes jenen Fluss Ferrière la petite.
terie
und bivouakirte bei
Am 21. erreichte die Avantgarde Landrecy, welches die Infanderselben auf dem rechten Sambre - Ufer einschloss ; der
grösste Theil der Avantgarde blieb vor dem Platze zurück , weshalb für den Marsch am 22. eine neue aus 4 Bataillons , 2 Cavallerie - Regimenter und 3 Kanonen der reitenden Batterie No. 12 formirt wurde, welche bis Hanappe vorging, während das Gros des Corps bei Femy und die Reserve- Cavallerie bei Etreux übernachteten.
Mit den der letzteren beigegebenen übrigen Kanonen der
genannten Batterie vereinigten sich hier die wieder eingetroffenen Haubitzen. Die Beförderung desWachtmeisters Gottschalk und des Unteroffiziers Lettgau von der Batterie zu Seconde -Lieutenants wurden derselben an diesem Tage bekannt . Das Zurückbleiben der Wellington'schen Armee bestimmte den Fürsten Blücher , seinen Truppen am 23. einen Ruhetag zu gewähren ; das weitere Vorrücken sollte längs des rechten Ufers der Oise stattfinden , und dem sich bei Laon sammelnden Feinde diese Bewegung durch vorgeschobene Cavallerie- Abtheilungen verborgen werden. ¹)
1) Nach einer vorhandenen Angabe hätten die Haubitzen der reitenden Batterie No. 12. in der Nacht zum 24. 43 Granaten gegen die Festung geworfen. Die of-
-
44
Am 24. begann die Fortsetzung des Marsches, welcher für das 4. Corps St. Maxence zum Object hatte. Die Avantgarde desselben erreichte St. Quentin , welches seine Thore öffnete , und die ihr zugetheilten 3 Kanonen ¹ ) der ersten halben Batterie bivouakirten mit der Infanterie auf dem Marktplatze. Die Reserve - Cavallerie mit der zweiten Hälfte der Batterie lagerten bei Montigny en Arronaise. Am 25. wurde die durch ein Cavallerie - Regiment verstärkte Avantgarde nebst der Reserve - Cavallerie unter den Oberbefehl des Prinzen Wilhelm von Preussen gestellt , und die erste erreichte Jussy, die letzte Montescourt, wo sie bivouakirten. Da an demselben Tage die Ueberreste der Napoleon'schen Armee , welche bei Laon hatten gesammelt werden können , nach Soissons zurückgingen, so erschien es dem Fürsten Blücher zeitgemäss, das 1. Armee- Corps gegen die Marschlinie der feindlichen Abtheilungen vorzuschieben , das 4., hinter dem ersten hinweg, gegen ihre Verbindung zu dirigiren und das 3. für alle Fälle zur Verfügung zu behalten . Von den durch diese Marschrichtung bis zum 28. Juni herbeigeführten Gefechten , hatte das 4. Corps nur die unbedeutendsten zu bestehen , musste aber, um seiner Bestimmung zu genügen , ein Paar Gewaltmärsche vollbringen . Die Avantgarde des Corps brach demnach am 26. um 4 Uhr Morgens auf und ging über Lassigny nach Gournay ; die ReserveCavallerie , welche eine Stunde darauf der Avantgarde folgte , erreichte spät bivouakirte.
am Abend Ressons ,
wo
auch das Gros des Corps
Am 27. Juni sollte die durch den General - Major v. Sydow kommandirte Avantgarde welche nunmehr aus 4 Bataillons , 8 Schwadronen und der ersten Hälfte der reitenden Batterie No. 12 zusammengesetzt war dringen.
womöglich über Creil bis
Senlis vor-
Als das an der Spitze befindliche 1. pommersche LandwehrCavallerie- Regiment Abends 9 Uhr von St. Maxence her in Senlis eingerückt war , wurde es durch eine ankommende französische Cürassier-Brigade herausgeworfen ; die nahende Avantgarde besetzte jedoch den Ort wieder und nöthigte die jener Brigade folgenden
fiziellen Quellen erwähnen jedoch die Thathsache nicht und es muss einer ferneren Forschung überlassen bleiben , dieselbe in Abrede zu stellen oder zu bestätigen. 1) Die Haubitze war, wegen Reparatur der gesprungenen Schildzapfenpfannen abwesend, traf aber bis zum 26. wieder ein.
45 Abtheilungen des Feindes, links auszubiegen, um die Strasse über Gonesse nach Paris zu gewinnen. Die der Avantgarde zugetheilten Geschütze der Batterie No. 12 befanden sich , als der durch den Ueberfall verursachte Lärm begann, hinter dem Bataillon der Tete, und wurden, als dieses augenblicklich zurückdrängte , zum Umkehren auf einem schmalen von tiefen Gräben eingefassten Wege genöthigt, wobei die Deichsel der Haubitze zerbrach. Sie folgten indessen später der Cavallerie durch Senlis und bivouakirten mit ihr vor dieser Stadt. Die bei der Reserve- Cavallerie befindliche zweite Hälfte der Batterie übernachtete mit derselben bei Plessis -Longeaux. Man hatte sich überzeugt , dass die bisherige Avantgarde zu schwach sei ; dieselbe wurde deshalb für den 28. durch die 14. Brigade und die Reserve - Cavallerie verstärkt. Diese Truppen , über welche der Prinz Wilhelm von Preussen den Befehl erhielt, sammelten sich bei Senlis und erreichten am Abend Gonesse , wo sie einen Bivouak bezogen. Man stiess während des Marsches auf Abtheilungen des im Rückzuge von Nanteuil begriffenen 1. und auf das 2. französische Corps , und nahm ihnen Gefangene ab, wobei die wieder vereinigte reitende Batterie No. 12 bei Vauderland Gelegenheit fand , gegen feindliche Cürassiere mit Erfolg einige Rollschüsse und Rollwürfe anzubringen , dann aber das genannte Dorf, durch welches der Feind defilirte , mit Granaten zu bewerfen. Sie verwendete hierzu 8 Kugelschüsse und 28 Granatwürfe , von welchen die letzteren nochmals das Springen einer Schildzapfenpfanne veranlassten . Am 29. marschirte die Avantgarde nach le
Bourget , wohin
auch das Gros des Corps folgte. Um die Festigkeit des Feindes zu prüfen, unternahm man noch in der Nacht zum 30. Juni
einen Angriff auf Aubervilliers ,
bei
welchem das Dorf zwar genommen wurde , der Feind sich jedoch hinter dem Ourcy-Kanal behauptete. Die reitende Batterie No. 12 war den zu dieser Unternehmung bestimmten Truppen beigegeben , kam aber nicht ins Gefecht und musste mit der Reserve gegen das heftige feindliche Haubitzfeuer in einer Stellung hinter Aubervilliers Schutz suchen. Von hier wurde der erste Zug unter dem Lieutenant Lettgau dem zur Einschliessung von St. Denis bestimmten Detachement des Oberst v. Hiller überwiesen, der Rest der Batterie aber kehrte mit dem grössten Theil der Truppen wieder nach le Bourget zurück. Die Schwierigkeiten, welche ein Angriff der befestigten Linien von Paris auf dem rechten Seine-Ufer erwarten liessen , bestimmten den Fürsten Blücher , die unbeschützte und für die Vertheidigung
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46
weniger günstige Südseite der Hauptstadt zu bedrohen , wozu die bereits erfolgte Besetzung der Brücken bei St. Germain und Maisons die Hand bot.
Der hiernach erforderliche Umgehungsmarsch,
welchen das 3. und 1. Corps am Nachmittage und am Abend des 30. antraten ,
wurde von dem 4. gedeckt ,
nächsten Tage in dem Masse folgte ,
welches jenen erst am
als die Wellington'schen
Truppen die von den Preussen verlassenen Stellungen einnahmen. Noch am 30. Nachmittags machten die Franzosen einen Ausfall aus St. Denis , welcher zurückgewiesen wurde , ohne dass der mit zwei Escadrons herbeigeeilte Zug der Batterie zum Gefecht kam. Am 1. Juli zog sich das v. Bülow'sche Corps in der erwähnten Art ab und rückte in einen Bivouak bei Argenteuil ; die Batterie vollführte den Marsch mit der Cavallerie der Avantgarde, und bei Pierresitte schloss sich der vor St. Denis detachirt gewesene erste Zug derselben wieder an. Am 2. brach die Batterie von Neuem mit der Avantgarde auf, welche , unter dem Befehl des Prinzen Wilhelm von Preussen aus der 6. Brigade und der Reserve - Cavallerie gebildet, über St. Germain und Versailles vorging , während das Gros des Corps seine Bivouaks in und um Versailles nahm. Hiermit
endeten
nach einem
vierzehntägigen Feldzuge die
auf diesem Schauplatze , und dem Abschlusse der Convention von St. Cloud folgte die Besitznahme der Hauptstadt durch die Alliirten . Nachdem Paris bis zum 6. Juli
kriegerischen Ereignisse
von den hinter die Loire abziehenden französischen Truppen geräumt und am 7. durch das 1. Armee - Corps besetzt worden war, rückte am 9. das bis dahin bei Versailles verbliebene 4. in jene Stadt ein. Die reitende Batterie No. 12 befand sich hierbei hinter der Reserve - Cavallerie und bivouakirte auf dem Platz der Salpetrière, wo sie am 10. blieb. An diesem Tage wurde der Lieutenant Lettgau zur 67gen Fussbatterie No. 7 und der Lieutenant Gottschalk, als Adjutant des Majors Grossmann , zum 6. Armee - Corps versetzt. Nach dem Befehl des Fürsten Blücher sollte das Gros des 4. Corps
Cantonnirungen zwischen
Versailles ,
Rambouillet und
Houdan beziehen, seine Avantgarde aber bis Châteaudun vorschieben. Die Avantgarde und die Reserve- Cavallerie mit der reitenden Batterie No. 12 setzten sich hierzu am 11. in Bewegung , und die letztere ging bis zum 15. über Coignières , Rambouillet und Epernon nach Chartres , wo sie zwei Tage blieb. Den Truppen war bei diesen Märschen die grösste Vorsicht empfohlen , weil der französische General le Fèbre Desnouettes die Loire überschritten und die Oesterreicher angegriffen hatte ;
es wurde des-
47 halb bis Chartres, wo die Reserve - Cavallerie Quartiere erhielt, beständig bivouakirt. Nach der Bestimmung des General - Lieutenants v. Bülow ging die Avantgarde bis Vendome, die Reserve- Cavallerie aber bis in die Gegend von Châteaudun vor ; die Batterie marschirte mit der letzteren am 18. über la Bourdinière und am 19. über Bonneval nach Châteaudun , wo sie mit dem 8. Dragoner - Regimente stehen blieb, als jene am 1. August ihre Cantonnirungen erweiterte . Zum Allarmiren der in der Umgegend dislocirten Cavallerie wurden von der Batterie Fanale gefertigt. Durch einen Allerhöchsten Befehl war den Commandeurs eingeschärft worden , die Truppen häufig zu üben, um den nachtheiligen Einflüssen
einer
plötzlichen Ruhe auf die Gesundheit der
Soldaten zu begegnen und die etwa gelockerte Disciplin wieder zu befestigen. Die Batterie exerzierte demnach in ihren Cantonnements sehr fleissig, und ihr Commandeur liess sich die möglichste Instandsetzung des Materials angelegen sein. Am 3. August feierte die Besatzung von Châteaudun den Geburtstag Sr. Majestät des Königs durch eine Parade, Salutschüsse that.
wobei die Batterie die gewöhnlichen
Sowohl der Brigade- Commandeur, Oberst La Roche v. Starkenfels , als der Commandeur der Reserve - Artillerie besichtigten die Batterie und waren mit ihr sehr zufrieden ; besonderen Beifall erwarb sie sich aber bei einer am 14. August von dem Fürsten Blücher abgenommenen Parade , bei welcher nicht nur die Generale v. Holtzendorff und Braun ihren Zustand belobten , sondern auch der Fürst nach dem Vorbeimarsch ihrem Commandeur sagte : „ Sie haben mir die Batterie so ausgezeichnet vorgeführt, dass ich nicht unterlassen kann, dies öffentlich anzuerkennen .“ Nach einem am 24. September gegebenen Befehl wurden die Cantonnements der Armee verändert, und dem Corps des GeneralLieutenant v. Bülow die Departements der Eure und Loire, sowie die Districte von Dourdan und Estampes zur Belegung angewiesen . In Folge dessen marschirte die Batterie mit der Cavallerie- Brigade des Obersten La Roche v. Starkenfels - welcher sie auch in der Folge attachirt blieb am 27. , 28. und 29. über Bonneval, Chartres und Dreux nach den Cantonnirungs - Quartieren St. Remy, St. Lubin und Vert , in welchen weilte.
sie
bis
zum 11. October ver-
Um diese Zeit musste das 4. Armee - Corps das 3. in und bei Paris ablösen ; die Batterie marschirte hiernach vom 12. bis zum 15. October über Dreux und Houdan nach den östlich des letzteren
48
-
liegenden Dörfern Milmont , Galluys und Boissy sans Avoir, in welchen sie vorläufig blieb. Am 19. wurde der Lieutenant Briesen zum Commandeur einer Park- Colonne des Corps ernannt , und der Lieutenant Besserer übernahm das Commando bereits am übergab.
22.
October
dem
der Batterie ,
wieder
geheilten
welches
er aber
Capitain Pfeil
Am 27. October trat das 4. Corps den Rückmarsch ins Vaterland an , weshalb auch die Batterie an diesem Tage ihre Cantonnements verliess und in Buc übernachtete ; sie folgte am 28. ihrer Cavallerie-Brigade nach Paris ,
wurde auf dem Marsfelde mit der
ganzen Artillerie des Corps durch den Prinzen August von Preussen besichtigt, exerzierte zu Hochdessen Zufriedenheit, und marschirte dann noch bis Neuilly sur Marne. Am 29. passirte sie bei Lagny die Marne, und befand sich am 30. October auf dem Marsche nach Coulommiers , musste aber wieder umkehren und in den Dörfern St. Germain und Coupvray Quartier nehmen . Sie setzte hierauf den Marsch vom 4. bis 11. November über Coulommiers , la Ferté Gaucher, Sezanne , la
Fère Champenoise , Vitry le Français , St.
Dizier , Bar le Duc , Ligny , Void - wo sie zwei Tage ruhte — und am 14. über Toul nach Gondreville und Fontenoi fort, wo sie drei Tage verweilte. Am 28. marschirte sie bis Nancy, blieb hier bis zum 25. und ging am 25. und 26. über Château Salins nach Gros Tenquin, wo sie bis zum 30. cantonnirte. Vom 30. November bis 5. Dezember führte nun der Marsch ununterbrochen über Saargemünd , Bliescastel , Homburg, Kaiserslautern und Grünstädt bis Mönchsheim und Kriegsheim ; hierauf, nach zweitägiger Ruhe, am 8. und 9. Dezember durch Oppenheim über den Rhein bis Gr. und Kl. Gerau, wo sie wieder zwei Tage stehen blieb ; endlich aber vom 12. bis 25. über Frankfurt a. M. , Gelnhausen , Fulda, Vacha, Eisenach und Gotha nach den ihr angewiesenen Stand quartieren Mühlberg und Wandersleben bei Gotha. Die Batterie trat nun unter die Befehle des in Erfurt befindlichen Majors v. Schorlemmer , und beschäftigte sich während des Winters mit ihrer Ausbildung, für welche auch eine Compagnieschule eingerichtet wurde. Am 27. April verliess
sie ihr bisheriger Commandeur ,
der
Capitain Pfeil , welcher der 7. Artillerie- Brigade zugetheilt worden war, und im Monat Mai begannen die Vorbereitungen zu ihrer Demobilmachung, sowie zur Formation der ersten reitenden Compagnie. Die für den Friedensstand nicht erforderlichen Gegenstände des Materials übernahm das Artillerie- Depot in Erfurt, die nicht beibehaltenen Pferde wurden der Regierung zur Verfügung
49 gestellt und die nach einer Abgabe an die 2. reitende Compagnie übrigbleibenden Leute in die Heimath entlassen. Am Schlusse des Monats Mai war der Uebergang in das Friedensverhältniss vollbracht.
Zweite reitende Compagnie .
A.
Ihre Abstammung.
Die zweite reitende Compagnie ¹) der dritten Artillerie- Brigade ist in der Mitte des Monats Mai 1816 in Torgau aus Abgaben . formirt worden und empfing : von der reitenden Batterie No. 12 : 2 Unteroffiziere , 3 Bombardiere, 1 Trompeter, 16 Kanoniere, 22 Reitpferde ; von der reitenden Batterie No. 18 : 1 Wachtmeister, 2 Unteroffiziere , 3 Bombardiere , 24 Reitpferde ,
1 Trompeter ,
16 Kanoniere,
von der 7. Stamm - Compagnie der preussischen Artillerie- Brigade : 2 Bombardiere, 8 Kanoniere ; von der 6gen Fuss - Batterie No. 25 : 1 Unteroffizier, 8 Kanoniere, 18 Zugpferde ; von der 6 gen Fuss- Batterie No. 26 :
7 Kanoniere ,
1 Reit-
pferd , 10 Zugpferde ; von der 9. provisorischen Compagnie der brandenburgischen Artillerie -Brigade : 1 Unteroffizier, 2 Bombardiere, 20 Kanoniere ; in Summa : 1 Wachtmeister, 6 Unteroffiziere, 10 Bombardiere, 2 Trompeter, 75 Kanoniere, 47 Reitpferde und 28 Zugpferde. Die gegen den vorgeschriebenen Etat von 12 Unteroffizieren , 16 Bombardieren, 2 Trompetern und 60 Kanonieren überschiessenden 15 Kanoniere waren zur Deckung der fehlenden Avancirten und eines bevorstehenden Abgangs bestimmt.
B.
Ihre Geschichte.
Ueber die reitenden Batterien No. 12 und 18 , die 7. Stammcompagnie
der preussischen Artillerie - Brigade ,
so wie über die
67gen Fuss - Batterien No. 25 und 26 geben die Geschichten der 1. und 3. reitenden Compagnie und der 5. , 6. und 7. Fuss - Compagnie Auskunft.
1) Sie wurde 1833 die erste.
4
50
Geschichte der 9. provisorischen Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade. Die Compagnie wurde in Folge der Allerhöchsten Bestimmung vom 12. Januar 1813 gegen den Schluss dieses Monats in Neisse errichtet, aus den für die provisorischen Compagnien vorgeschriebenen Elementen zusammengesetzt und im Monat März durch Cantonisten und Freiwillige ,
aus welchen man vorzugsweise die
Avancirten ergänzte, auf den Stand von 200 Mann gebracht .
Das
Commando der Compagnie erhielt der Premier - Lieutenant Conradi und die Seconde- Lieutenants Proetel und Richter wurden derselben zugetheilt. Die Bekleidung und Ausrüstung der Kanoniere unterschied sich von der für die provisorischen Compagnien vorgeschriebenen nur dadurch , dass sie Jacken von blauem Tuch , Beinkleider von schwarzem Tuch und Czakots von Stroh mit Ueberzügen erhielten. Die ganze Compagnie wurde mit alten schwedischen InfanterieGewehren bewaffnet. Nachdem zur Ausbildung der eingetretenen Freiwilligen und zur Einübung der Krümper etwa 3 bis 4 Wochen verwendet waren, konnte zunächst für die militairische und artilleristische Fortbildung der Leute wenig mehr geschehen , weil die Compagnie in der grösstmöglichsten Stärke täglich 10 Stunden zu den Laboratorien- und Depotarbeiten herangezogen wurde. In dem ersten Dritttheil des Monats März ging ein Commando der Compagnie, dessen Stärke sich nicht mehr ermitteln liess , mit Belagerungs - Geschützen und Eisen - Munition von Neisse nach Breslau ab , um dies Material von dort zu Wasser vor die Festung Glogau zu führen , deren Belagerung man beabsichtigte ; da die letztere aber wegen des Rückzuges der alliirten Armee aus Sachsen vorläufig aufgegeben wurde, so musste der von dem Commando escortirte Transport, kaum am Bestimmungsorte angelangt, wieder nach Breslau zurückkehren. Eine Viertelmeile unterhalb dieser Stadt konnten die Kähne des niedrigen Wasserstandes wegen nicht mehr weitergebracht werden , und da französische Cavallerie - Detachements, welche die Oder erreicht hatten, auf die Begleitungsmannschaft und die Schiffer schossen , so flüchtete sich , nachdem die Ladung in der Nacht versenkt worden war , die erstere auf das rechte Ufer und kam ungefährdet nach Neisse. Während des Waffenstillstandes wurden jedoch dieselben Leute unter dem Befehl des Seconde - Lieutenants Stade nach Breslau geschickt , um die ins Wasser geworfenen Gegenstände wieder herauszuschaffen . Im Monat April marschirte der Premier-Lieutenant Conradi
51
mit der einen Hälfte der Compagnie zum Belagerungscorps vor Spandau ab, und der Stabscapitain Wittich übernahm das Commando der anderen. Jene Mannschaft kehrte aber nicht wieder zurück und wurde durch Rekruten ersetzt. Ausser diesen grösseren Entsendungen stellte die Compagnie von Neisse aus noch Begleitungs - Commandos zu den Transporten von Pulver , Eisenmunition oder anderen Militair - Effecten nach Cosel, Silberberg, Glatz, Schweidnitz , Brieg und Breslau , so dass fortwährend ein Theil derselben abwesend war. Im Monat October 1813 wurde die Compagnie mit den ihr noch fehlenden Mänteln und Fausthandschuhen versehen und marschirte kurz darauf nach Berlin ab , wo sie ebenfalls nur mit Arbeiten beschäftigt und in den ersten Tagen des Januars 1814 von dem Prinzen August von Preussen besichtigt wurde. Am 6. oder 7. dieses Monats erhielt sie den Befehl , von Berlin aufzubrechen, um an der Belagerung von Wittenberg theilzunehmen ; da aber die Festung am 12. Januar eingenommen worden war , so wurde die Compagnie von Jüterbog , wo ihr diese Nachricht zuging , nach Torgau dirigirt, cantonnirte anfänglich in den nahe bei dieser Stadt liegenden Dörfern Zinna und Süptitz und rückte dann in dieselbe ein , wo sie sich zunächst mit dem Aufräumen und Ordnen des daselbst vorhandenen Artillerie- Materials beschäftigte. Im Monat Februar musste die Compagnie ein Commando von 3 Unteroffizieren , 7 Bombardieren , 50 Kanonieren und 1 Tambour unter dem Premier - Lieutenant Prötel zum Blokadecorps von Magdeburg entsenden , welches der auf dem rechten Elbufer stehenden 6ugen Fussbatterie No. 25 attachirt und zur Besetzung von 4-6 gen Kanonen benutzt wurde , die jene Batterie durch ihre Wagenpferde bespannte. Diese mobilisirten Geschütze rückten zwar bei den durch Ausfälle herbeigeführten Allarmirungen mehrmals aus , kamen aber nie ins Feuer ; ihre Bedienungsmannschaft hatte deshalb das Missgeschick, da sie die Elbe nicht überschritt, selbst das Anrecht auf die Denkmünze für Nichtkombattanten nicht erlangen zu können , und kehrte nach der Uebergabe von Magdeburg zur Compagnie zurück. Ueber die Offiziere der letzteren ist nur unvollständig Auskunft durch einige Versetzungslisten zu erlangen gewesen , nach welchen, ausser den genannten , bis zum Dezember 1813 der Premier -Lieutenant Veith , die Seconde - Lieutenants Hackebeck, Haag , Hoeck und Kuschel ; vom Januar bis zum October 1814 aber die Seconde- Lieutenants Blankenburg II. und Richter bei ihr gestanden haben. Die Compagnie gab im April 1815 die Mannschaft zur For 4*
52 mirung der beiden Munitions - Colonnen No. 22 (Seconde - Lieutenant Richter) und No. 27 (Premier - Lieutenant Arnold) ,
von
welchen jene dem 3. und diese dem 5. Armeecorps überwiesen wurde ; als Ersatz dieser Abgabe waren ihr schon vorläufig 100 Rekruten zugetheilt worden. Im Juni 1815 wurde die Compagnie durch den als ArtillerieOffizier vom Platz in Torgau fungirenden Capitain Wormbs commandirt , und es
standen bei derselben die Seconde - Lieutenants
Engelbrecht und Silvius.
Im Frühjahr von 1816 ging das
Commando der Compagnie auf kurze Zeit an den Premier- Lieutenant Gräfe über , und im Mai erfolgte bei der Formation der 3. Artillerie - Brigade die Auflösung der Compagnie , indem nach der bereits erwähnten Abgabe an die 2. reitende Compagnie der Rest zur Complettirung der damaligen 5. und 8. Fusscompagnie verwendet wurde.
Dritte reitende Compagnie. A. Ihre Abstammung. Die dritte reitende Compagnie der dritten Artillerie - Brigade wurde im Jahre 1816 aus der reitenden Batterie No. 18 formirt, und diese ging aus der ersten Batterie der ehemaligen russischdeutschen Legion hervor. B. Ihre Geschichte. 1 ) Geschichte der ersten Batterie der ehemaligen russisch - deutschen Legion. Als im Jahre 1812 der Krieg zwischen Frankreich und Russland begann , schlug der in Wilna eingetroffene Freiherr vom Stein dem Kaiser Alexander die Errichtung einer deutschen Legion vor, welche bei einer Expedition nach dem nördlichen Deutschland als Kern der zu organisirenden Volksbewaffnung dienen sollte. Indem der Kaiser diesen Vorschlag genehmigte, ernannte er ein aus dem Prinzen Georg von Oldenburg , Geheimrath Kotschubey und Freiherrn v. Stein zusammengetztes Comité für die deutschen Angelegenheiten, welchem später noch der General - Adjutant Graf Lieven beitrat, und liess durch den General Barclay de Tolly an die unter Napoleon fechtenden deutschen Truppen einen Aufruf zum Eintritt in die Legion richten, in welchem ihnen , je nach dem Ausfall des Krieges , die Belohnung im Vaterlande oder eine Freistätte in Süd-Russland verheissen wurde.
53 Diese Maassregel fand in der russischen Armee wenig Beifall , und hatte bei dem fortgesetzten Rückzuge derselben einen um so geringeren Erfolg , als das erwartete Uebergehen in Masse nicht stattfand, viele deutsche Gefangene mit den übrigen ins Innere des Landes abgeführt wurden , und von den nach den vorgeschriebenen Sammelplätzen Pleskow, Rewal etc. gesendeten sehr viele aus Mangel an Fürsorge umkamen . Zu diesen ungünstigen Umständen gesellten sich , als das Comité nach dem Abgange des Kaisers zu der Armee unter dem Herzog von Oldenburg¹) in Petersburg wieder zusammentrat , die durch den Umfang der Rüstungen veranlasste Erschöpfung der Mittel und die Dislocirung der noch sehr schwachen Theile der Legion nach Finnland , wo alle Einrichtungen für sie fehlten . Der Freiherr v. Stein suchte deshalb durch Unterhandlungen mit dem Grafen Muenster die englische Regierung zur Uebernahme der Legion und zu ihrer Verwendung bei einer Landung in Deutschland zu bewegen ; die erstere verzögerte sich indessen und die letztere kam gar nicht zu Stande. In diesen und vielleicht auch in persönlichen Verhältnissen ist es zu suchen , dass die Formation der Legion sehr langsam fortschritt , und dass , obgleich dieselbe gegen den Schluss des Jahres mit der Verlegung in das Gouvernement Petersburg thätiger betrieben worden zu sein scheint , im Monat April 1813 nur 4 Bataillons , 8 Eskadrons (in 2 Regimentern) und 1 reitende Batterie nach Deutschland aufbrechen , von zwei anderen Bataillons , einer zweiten reitenden Batterie und einer Park-Compagnie aber nur sehr schwache Stämme folgen konnten.2) Durch einen am 6. Juli 1813 zwischen dem Geheimrath Daniel v. Alopeus und dem Lord Catcarth in Peterswaldau abgeschlossenen Vertrag trat die russisch - deutsche Legion bis zu einer, jedoch nie erreichten , Stärke von 16,000 Mann in englischen Sold , der aber vom Monat April ab , in welchem der englische Oberst Low dieselbe im Auftrage seiner Regierung gemustert hatte, nachgezahlt wurde. Schon vor diesem Vertrage erhielt aber der General - Lieutenant Graf Walmoden - Gimborn den Befehl über die Legion , welche die russischen Fahnen und Feldzeichen fortführte, und in der sich der Kaiser alle Ernennungen vorbehielt.³)
1) . Der Prinz Georg von Oldenburg war in seinem Gouvernement beschäftigt. 2) Beilage II. älterer Bruder des Obenge3) Dem Geheimen Rath Maximilian v. Alopeus nannten ― lag die Beitreibung der englischen Subsidien für die Legion ob ; dem General Gogel von der Artillerie, welcher für den später ausgeschiedenen Grafen Lieven dem Comité beigegeben wurde, war die Beschaffung der Ausrüstung und des Materials für dieselbe übertragen . -- Unerachtet der Uebernahme des Kom-
54
-
Diese allgemeinen Umstände begründeten die Entstehung der 1. reitenden Batterie der Legion , welche den Capitain Monhaupt ') zum Chef bekam , und zu deren Geschichte jetzt übergegangen werden kann. Da nach der dem Comité ertheilten Instruction , ausser Ueberläufern und Gefangenen auch Unterthanen deutscher Staaten , welche sich in Russland aufhielten , der Eintritt in die Legion gestattet sein sollte , so hatte man in Liefland und Esthland mehrere Werbeplätze errichtet.
Ein solcher war Pernau , wo
der damalige Premier-Lieutenant v. Tschepe in den Monaten Juli und August 1812 die Werbung besorgte ; er brachte jedoch nur deutsche Handwerksburschen , Ladendiener, ungefähr 50 Mann zusammen , welche Kommödianten und verarmte junge Bürger er nach Reval ablieferte. Der Auftrag , gediente Artillerie - Officiere für die Legion zu gewinnen, führte zu keinem Resultat, weshalb die Stellen derselben grösstentheils mit Infanterie- und Cavallerie- Officieren besetzt werden mussten. Ergiebiger und in jeder Hinsicht vorzüglicher als jene Werbungen waren die in den Gefangenen - Depots gemachten ; ihnen verdankte die Batterie einen sehr guten Stamm alter Soldaten, welche indessen nur zum Theil in der Artillerie gestanden und allen gegen Russland verbündet gewesenen Nationen angehört hatten.2) Die bis zum Monat September 1812 für die Artillerie der Legion in Reval gesammelte Mannschaft betrug 180 Köpfe , welche , zum
mandos durch den Grafen Walmoden blieb der Herzog von Oldenburg, bis die Legion in preussischen Sold trat, derselben vorgesetzt. Unter ihm verwaltete der Oberst von Dannenberg die Haupt-Kasse der Legion und der General-KriegsKommissair Stricker ihr Rechnungswesen ; über alle inneren Angelegenheiten der Legion berichtete der Graf Walmoden an den Herzog und dieser an den Kaiser. ¹) Beilage III. 2) Die Zusammensetzung der Legions-Artillerie in dieser Beziehung geht aus einer noch vorhandenen Liste hervor , nach welcher etwa im Juli 1814, als bereits ein Theil der Ausländer ausgeschieden oder desertirt war, doch noch Folgende in ihre Heimath zu entlassen blieben : 10 Russen (grösstentheils aus den Ostseeprovinzen), 8 Ober- und Nieder- Oesterreicher, 5 Böhmen , 2 Mähren , 4 Ungarn , 1 Gallizier , 7 Kroaten , 2 Italiener, 48 Baiern, 10 Würtemberger, 11 Badener, 14 Franzosen (grösstentheils Lothringer und Elsasser, aber auch 1 Pariser) , 41 Schweizer, 92 Holländer, 20 Hannoveraner, 5 Hanseaten, 2 Mecklenburger, 5 Braunschweiger, 5 fürstlich Lippische, 3 Waldecksche, 15 Kurhessen, 8 Darmstädter, 2 Würzburger, 1 Nassauer, 1 Reussischer, 3 Frankfurter, 3 Weimaraner, 1 Gothaer, 3 Koburger, 1 Köthener , 1 Bernburger, 4 Dessauer, 1 Schwede , 1 Engländer. Die meisten dieser Leute waren bei ihrem Eintritt in einem Alter zwischen 20 und 40 Jahren, und hatten mindestens 2, viele derselben 4 bis 5 Jahre , einige aber noch länger gedient.
55
-
Theil noch in französischen Uniformen und nur mit einem Säbel ohne Koppel ausgerüstet , vorläufig zu Fuss und an einigen vom Gouverneur hergegebenen Festungsgeschützen geübt, Ende September aber mit anderen nach Louiza - dem für die 1. reitende Batterie und die Park-Compagnie bestimmten Standorte - eingeschifft wurden. Widrige Winde verursachten den Verlust einiger Schiffe, nöthigten die übrigen in Sweaborg einzulaufen und die Mannschaft den Marsch nach Louiza zu Lande zu machen . Hier und in Borgo versammelten sich im Laufe des Monats October einige Tausend Mann für die Legion, allein eine verheerende Epidemie brach bald nach der Ankunft unter der Mannschaft aus und raffte mehr als die Hälfte derselben hin, ¹) wobei der eigene Unstern waltete, dass die im December von Petersburg zur Einrichtung eines Lazareths übersendeten Utensilien in der ersten Nacht nach der Ankunft verbrannten . In der ersten Hälfte des Monats Januar 1813 führte der Premier -Lieutenant v. Tschepe die für die Artillerie bestimmten Leute, für welche der Capitain Monhaupt die nöthige Bekleidung gesendet hatte , über Friedrichsham , Wiborg und Petersburg nach Pawlowsk , wo die Organisation
vor sich gehen sollte ;
aber auch
bei diesem in doppelten Etappen zurückgelegten Marsche erlitt die auf Schlitten
zusammengedrängte und sehr schnell transportirte
Mannschaft grossen Abgang , denn gegen 50 Mann
erfroren am
ersten Tage, bei 24 Grad Kälte, die Hände oder Füsse und gingen für den Dienst verloren. In Pawlowsk vereinigten sich später mit den Angekommenen gegen 50 gefangene Preussen , etwa die Hälfte aus Artilleristen bestehend,²) und
zur Erreichung des Etats gab das 1. Husaren-
1) Der Freiherr v. Stein sagte hierüber in seinem Berichte an das Comité: ,,300 Kranke in stickenden Hospitälern zusammengehäuft ohne Strohsäcke , Decken und Aerzte gelassen , sind bald auf 700 angewachsen . Der grösste Theil der Legion ist ohne Kleidung; der Rest unvollständig bekleidet, das Ganze schlecht bewaffnet, die Reiterei ohne Pferde. Ich bin der Meinung , dass man die Ursache dieser grossen Zahl Kranken , des abscheulichen Zustandes der Hospitäler und die Langsamkeit, womit die Ausrüstung und Bildung der Legion betrieben ist, erforsche , und man müsste die Obersten Ahrenschild , Golz , Hauptmann Monhaupt auffordern , sich zu rechtfertigen, um des Kaisers Majestät einen Bericht über den wahren Zustand der deutschen Legion machen zu können ." (Leben des Freiherrn v. Stein von Perz.) 2) Nachweislich hatten hievon 3 Unterofficiere, ein Bombardier und 13 Kanoniere der 5. Fuss-Compagnie der preussischen Artillerie - Brigade, 1 Unterofficier und 3 Kanoniere aber den mobilen Batterien jener Brigade, dem v. York'schen Corps, angehört. Diese Preussen wären in der ersten Nacht nach ihrer Ankunft bald erstickt, indem sie sich bei zu früh geschlossenen Ofenröhren zur Ruhe begeben hatten , und als man dies zufällig entdeckte , schon betäubt waren .
56 Regiment aus Sophia noch eine Anzahl Cavalleristen ab.
Man er-
hielt hier auch die vollständigen Ausrüstungsmittel für die Batterie , von welchen die Geschütze , Fahrzeuge , Munition und Handwaffen aus den Beständen der Krone geliefert, die Pferde und alle übrigen Gegenstände aber nach den von dem General Gogel abgeschlossenen Contracten durch Lieferanten beschafft wurden . Die Geschütze waren die der russischen reitenden Artillere , und bestanden aus 6-67gen Kanonen und aus 2-1 /4 pudigen Einhörnern . Jedes Geschütz hatte zwei zweirädrige , mit drei nebeneinander gehenden Pferden zu bespannende Munitionskarren , von der gewöhnlichen russischen Form, und die Batterie 2 Vorraths - Laffeten, einen Trainwagen , eine Feldschmiede und 2 Brodwagen. Die bei der Batterie mitzuführende erste Chargirung stand aus
540-6 ugen Kugel 90-6 löthigen) Kartätsch-
be-
Schüssen
90-2 löthigen 170 Granatwürfen 30-6 löthigen Kartätsch30-3 löthigen 10 BrandKugel 10 Leucht-
Würfen
Es lässt sich jedoch nicht nachweisen , auf welche Art man diesen Bestand in den Protzen und Karren unterbrachte.¹)
1 1) Dieser Etat wurde im December 1813, weil die Munitionskarren der Einhörner zu schwer beladen und die Kanonen mit zu wenig Schüssen versehen waren, auf; 630 Kugelschüsse 105 Kartätschschüsse jeder Gattung 130 Granaten 30 Einhornkartätschen 6 Brand- und 4 Leuchtkugeln festgestellt. Hiervon sollten vor dem Feinde in der Protze der Kanonen der Einhörner 4 Granat-Würfe 8 Kugelschüsse 8 schwere Kartätsch4 schwere KartätschWürfe 4 leichte 7 leichte Schüsse in den ersten Karren ; der Kanonen der Einhörner 25 Granat40 Kugelschüsse Würfe. Kartätsch9 schwere 5 Brandkugel 9 leichte } Schüsse 8 schwere Kartätsch3 leichte } Würfe die übrige Munition aber in den zweiten Karren fortgeschafft werden.
57
-
Die Beschirrung war die russische , die Bekleidung der Reitpferde der ungarische Bock , mit einer Chabracke von schwarzem Schaaffell bedeckt und mit der russischen Filzdecke als Unterlage versehen.
Drei Reitpferde jedes Geschützes hatten Hülfsgeschirre.
Unter der Feld - Equipage sind die kleinen kupfernen Feldkessel zu erwähnen , von welchen drei Mann einen erhielten , und die auf dem Marsche über das linke Ende des Mantelsacks gezogen wurden. Die Pferde
waren alle
von russischer Raçe , zwischen 5 bis
8 Jahre alt und von so guter Beschaffenheit , dass bis zum Jahre 1815 verhältnismässig nur wenig Abgang stattfand , welcher hauptsächlich durch Rotz, Lungenkrankheiten , Lähmungen , Steifheit oder äussere Beschädigungen herbeigeführt wurde.
Es befanden sich
unter ihnen einige Hengste, ¹ ) die Mehrzahl bestand jedoch aus Wallachen und Stuten ; sie waren von mittlerer Grösse, aber sehr kräftig und erholten sich nach den grössten Anstrengungen schnell, während die später hinzugekommenen deutschen und französischen Pferde viel länger an den Folgen derselben litten. Die Bekleidung der Artilleristen bestand im Wesentlichen : Czakots mit geschweiftem Deckel , die als Verzierung ein Schild aus zwei gekreuzten Kanonenröhren , bei den Avancirten weiss, gelb und schwarz melirte, bei den Gemeinen rothe Behänge und einen weissen herabhängenden Haarbusch hatten (die Behänge der Czakots für Officiere waren von Silber) . Feldmütze von dunkelgrünem Tuche.
Kollets zur Parade und Litewsken zum gewöhn-
lichen Dienste, von dunkelgrünem Tuche, mit schwarzen Abzeichen und rothen Schulterklappen (die Officiere Uniformen und Ueberröcke mit goldenen Epauletts), Beinkleidern mit Lederbesatz, sowie Mänteln von grauem Tuche ; Stalljacken und Stallhosen . Die Mannschaft trug schwarzes Lederzeug , die Bandeliere mit Räumnadeln und Ketten versehen, auf der Tasche ein rundes Schild mit dem kaiserlichen Doppel - Adler (die Officiere hatten schwarze Säbelkoppel und Cartouchriemen , die letzteren mit dem kaiserlichen Namenszuge , mit Ketten und Zündnadeln von vergoldetem Messing), und führte als Handwaffe einen Säbel mit eiserner Scheide und eben solchem Korbe.
Ein Paar Pistolen für jeden reitenden
Artilleristen war etatsmässig , und sollte in Deutschland aus den englischen Lieferungen entnommen werden, ist aber in allen Waffenrapporten als fehlend angegeben. An Officieren standen , ausser dem Capitain Monhaupt , der
1) Einer derselben, Suwarow genannt, blieb bis zum Jahre 1827 in der dritten reitenden Compagnie .
58 Premier-Lieutenant v. Tschepe , die Seconde - Lieutenants Moers, Stierwald und v. Stattkowsky bei der Batterie ; auf Avancement dienten bei derselben der Porte - d'épée-Fähnrich v. Schwerin und ein Herr v. Maid'el , von welchen der letztere in Königsberg zur Cavallerie überging. Während des Aufenthalts in Pawlowsk waren die Offiziere und die Mannschaften in der Kaserne des kaiserlichen Garde- Husaren- Regiments, die Pferde in zwei grossen Ställen untergebracht, und die Batterie konnte eine bedeckte Reitbahn benutzen. Die Entlegenheit der Ställe von der Kaserne, sowie die Entfernung des Wassers von den ersteren , machte aber den Dienst beschwerlich. Wenn die Kasernirung der Batterie für ihre Ausbildung, welche am 13. Januar 1813 begann, förderlich war, so wirkten doch der gänzliche Mangel an hierzu brauchbaren Officieren und Unterofficieren , die Unbekanntschaft des grössten Theils der Mannschaft mit der Behandlung roher Pferde und die ungemein strenge Kälte sehr erschwerend auf dieselbe ein . Wegen der Ungewissheit über die Zeit des Abmarsches musste, um möglichst bald das Nothwendigste zu erreichen , ein abgekürztes Verfahren gewählt und die gründliche Durchbildung der Zukunft vorbehalten werden. Als die Leute und Pferde durch den Capitain Monhaupt mit grosser Sorgfalt für - wobei ihre Bestimmung ausgewählt und zusammengestellt waren die ehemaligen Cavalleristen grösstentheils fahrende Artilleristen wurden ging er, nach einigen Vorübungen in der Geschützbedienung, sowie im Reiten und Fahren sogleich zu den Einzelheiten des Exercirens mit bespannten Geschützen und zu den einfachsten Evolutionen über. Er instruirte dabei die Mannschaft über alles selbst , liess
hierauf das Erklärte einmal langsam
durchmachen,
und corrigirte die vorgekommenen Fehler, von denen keiner seinem geübten Auge entging ; erst dann trat an die Stelle der Belehrung ein streng militairisches Verhältniss , zu welchem die Anregung jedoch nie in Härte ausartete.¹)
Die Mannschaft zeigte sich des-
halb auch ungemein willig, die Verpflegung war ausreichend²) , der 1) Der Major Tchepe sagt über die damalige Wirksamkeit des Capitains Monhaupt in seinen Mittheilungen . „ Hauptsächlich war der Chef das bildende und bewegende Element , welches dem Ganzen den Impuls verlieh, und dessen Feuereifer und Dienstkenntnisse , verbunden mit Menschenkenntniss und reiner Herzensgüte, auch ohne wesentliche Hilfe der Officiere und Unterofficiere, Alles ordnete, belebte und fortriss. Bewunderungswürdig war es, wie derselbe stundenlang bei 14, 15 und sogar bei höheren Kältegraden zu Pferde bleibend , unablässig zu sprechen vermochte, und eben so bewunderungswürdig war die hohe und stete Spannung und Aufmerksamkeit, die derselbe bei Officieren und Gemeinen zu erregen wusste . Selbst die Abende blieben nicht unbenutzt, sondern wurden zur Belehrung der Officiere verwendet." 2) Beilage IV.
59 Gesundheitszustand blieb vortrefflich und es fiel nicht der geringste Excess vor. Als tactische Gliederung diente die Eintheilung der Batterie in 2 Divisionen und 4 halbe Divisionen, von welchen die erste aus den beiden Einhörnern bestand : im Allgemeinen aber wurde dem Excerciren das preussische Reglement zum Grunde gelegt , und das Commando war deutsch. In der angegebenen Art schritt die Ausbildung der Batterie schnell vorwärts ; schon im Anfange des Monats März exercirte sie vor dem Herzoge von Oldenburg im Trabe und Galopp , und am Tage des Abmarsches nach Königsberg in Pr. , den 9. April 1813 , konnte sie als marschfähig , ja selbst für ein Gefecht als brauchbar angesehen werden . Der Marsch nach Königsberg, welches die Batterie am 4. Juni erreichte, forderte 44 Marsch- und 13 Ruhetage und ging über Narwa , Dorpat , Wolma , Riga , Mitau , Tilsit und Taplaken. Auf dem Marsche wurde, wo es die Localität gestattete, entweder exercirt oder die Aufstellung der Geschütze nach dem Terrain geübt, auch einmal — am 8. Mai zwischen Engelhardsdorff und Hilschersfähr zur Belehrung der Officiere ein kleines Manöver ausgeführt, und während des Marsches selbst die Instruction der Mannschaft , namentlich der fahrenden Artilleristen , fortgesetzt. Am 20. April hatte die Batterie 5 Mann und 4 Pferde durch Desertion verloren . Bei dem Einrücken in Königsberg besah der Herzog von Oldenburg die Batterie und äusserte grosse Zufriedenheit mit ihrem Zustande. Der Capitain Monhaupt avancirte am 10. Juni zum Oberstlieutenant und Commandeur sämmtlicher Artillerie der Legion ; der Premier- Lieutenant v. Scheele ') , welcher schon einen Theil des Marsches mitgemacht hatte , erhielt das Commando der 1. Batterie und der Premier - Lieutenant v. Tschepe wurde zur 2. Batterie versetzt. Den Dienst als Officiere versahen bei jener die Porte- d'épée- Fähnriche v. Schwerin , Hartmann und Schulze. Der weitere Marsch der Legion unter dem Commando des Obersten v. Ahrenschild , welcher von der 1. Batterie am 15. Juni angetreten wurde , ging von Königsberg über Brandenburg, Heiligenbeil , Braunsberg ,
Pr. Holland ,
Riesenburg , Lessen , Rehden,
Culm , Poln. Crone , Mroczen , Wirsitz , Schneidemühl , Filehne, Driesen , Friedeberg , Landsberg a. d . W. Soldin und Königsberg
1) Er kam aus schwedischem Dienste, war noch sehr jung und unerfahren , dabei ausserordentlich kurzsichtig und der deutschen Sprache nicht mächtig, weshalb der Oberstlieutenant Monhaupt sich veranlasst fand, die erste Batterie während des Feldzuges in Mecklenburg meistentheils selbst zu führen .
60 in d. N. nach Schwedt, in dessen Nähe die Batterie am 5. Juli eintraf, Am 3. Juli kam die Legion unter den Oberbefehl des GeneralLieutenant Grafen Walmoden - Gimborn ; ¹) die erste Brigade behielt der nunmehrige General v. Ahrenschild , die zweite wurde dem General v. Dörnberg anvertraut. Am 12. August übernahm jedoch der erstere das Commando über die sämmtliche Infanterie, der letztere das über die Cavallerie, welcher auch die 1. reitende Batterie vorläufig zugetheilt wurde . Der am 7. fortgesetzte Marsch der Legion nach dem Mecklenburgischen führte über Malchin , Güstrow und Sternberg nach Schwerin und dessen Umgegend , wo die 1. Batterie in Consrade bis zum 15. August verweilte , nachdem sie vom 10. bis 23. Juli in Wastow bei Gnoysen gestanden hatte, und hier, um die Wirksamkeit ihrer Geschütze kennen zu lernen , einige Schiessversuche angestellt worden waren . Am 4. August exercirte die Batterie mit. mehreren Bataillons der Legion vor dem Kronprinzen von Schweden , welcher durch die Leistungen der Truppen sehr befriedigt war und denselben eine Gratification bewilligte. Die Batterie bei welcher der Premier- Lieutenant v. Scheele, der Seconde- Lieutenant Moers , sowie die Porte- d'épée-Fähnriche v. Schwerin und Hartmann verblieben war nun vollkommen schlagfertig und bildete , nach dem Ausspruche des Grafen Walmoden , mit den beiden Batterien der englisch - deutschen Legion den Kern der Artillerie seines Corps. Am 10. August war die 2. reitende Batterie unter dem Capitain v. Tiedemann in Schwerin versammelt, und am 21. traf die Park - Compagnie in Greifswald ein. Zum allgemeinen Depot der Legion wurde Güstrow, zum Haupt- Depot Barth bestimmt , und ein Zwischen-Depot für die letztere in Malchow etablirt. Am 14. desselben Monats erfolgte der Befehl zur Errichtung einer FussBatterie , welche sich aber der Legion erst im October anschloss . Die aus den Truppen vieler Staaten zusammengestellte Streitmacht des Grafen Walmoden in der Stärke von 27,458 Mann bestand aus : 4 Regimentern Kosaken mit 2 Geschützen, 6 Bataillons, 8 Escadrons, 16 Geschützen der russisch- deutschen
Legion, 1) Um dieselbe Zeit erklärte , auf die Verwendung des Kaisers Alexander, ´ Sr. Majestät der König den Dienst der preussischen Officiere in der Legion als gleichbedeutend mit dem vaterländischen ; der Pardon für die bei derselben eingetretenen preussischen Soldaten, gegen welche der Desertationsprozess eingeleitet worden war, wurde erst im October ausgesprochen.
-
4 Bataillons, 7 Escadrons,
وو وو
4 4
3
46
44
"" ""
engl. - deutsch . Legion , Hanseaten, Dessauer,
""
Mecklenburg- Schwer. , Schweden (Division
8
وو
6
""
99
3
8
8 Geschützen Preussen : ( Lützow, Reiche , Schill ) , Hannoveraner, 6 12 1 Raketenbatterie der
39
وو
-
1
4
39
214 CO
""
99
6
255
34
14
51/2 1
61
Vegesack) , von welchen etwa 1 % zur Deckung von Stralsund bestimmt , nur so weit benutzt werden durfte, als es die ununterbrochene Verbindung mit diesem Platze zuliess .
Das Bataillon Reiche , die bei-
den Batterien der englisch- deutschen Legion und die 2. Batterie der russisch - deutschen Legion trafen erst vom 19. bis 23. August beim Corps ein.
Die Truppen waren grösstentheils neu, meistens
geworben, mehrere von ihnen noch nicht schlagfähig, ohne Trains, und ein Theil ihrer Artillerie führte sehr leichte Caliber. ') Diesen Kräften gegenüber hatte der Marschall Davoust , nach Abzug der Besatzungen von Hamburg und Lübeck , an französischen und dänischen Truppen noch etwa 36,000 Mann mit 108 Geschützen zur Verfügung, die zwar zum grössten Theil neu ausgehoben , aber vollkommen wohl versehen waren. Nach
ausgerüstet und mit allem Heergeräthe
dem Ablauf des Waffenstillstandes befanden sich von
dem Corps des Grafen Walmoden : die Division Vegesack bei Grevismühlen , die Avantgarde (General v. Tettenborn ) bei Lauenburg und Büchen , die Cavallerie mit der ersten Batterie der russisch - deutschen Legion) General v. Dörnberg) zwischen Zarrentin und Büchen, das Gros ( General v. Ahrenschild ) bei Wittenburg und Hagenow. Am 17. August rückten die Franzosen aus ihren Lagern unweit Syk und Witzhaven gegen die Steknitz vor und hatten am 18. und 19. bei Lauenburg und am 19. bei Büchen Gefechte mit den Truppen der Avantgarde. Am
20. passirten Tettenborn und Dörnberg die Schaale
und vereinigten sich am 21. mit dem Grafen Walmoden , welcher das Gros bei Hagenow concentrirt und beschlossen hatte , dem
1) Die mecklenburgische Artillerie 38ge Kanonen , die des Lützowschen Freicorps anfänglich 4-37ge, 3-21/48ge Kanonen und 1-77ge Haubitze.
62
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Feinde entgegenzutreten , um dessen Absichten zu erforschen. Er besetzte Cammin durch ein Bataillon und liess seine übrigen Truppen auf dem flachen Höhenzuge von Goldenbow bis Vellahn Stellung nehmen. Von der ersten reitenden Batterie der russisch- deutschen Legion befand sich die erste Hälfte unter dem Lieutenant Moers mit dem grössten Theil der Cavallerie bei Cammin , die andere unter dem Premier - Lieutenant v. Scheele bei dem auf die Goldenbower Windmühlenhöhe vorgeschobenen 2. Husaren - Regimente der russisch- deutschen Legion.
Die inzwischen aus ihrem Formationsorte Königsberg eingetroffene 2. reitende Batterie wurde , da sie noch nicht schlagfähig war, als Reserve - Park der Armee bei Kloddram aufgestellt. Der Marschall Davoust war den Generalen v. Tettenborn und Dörnberg langsam gefolgt und überschritt am 21. Mittags die Schaale bei Schildfelde und Zahrensdorf, von wo aus seine Truppen theils gegen Cammin , theils gegen Vellahn und Goldenbow vorrückten ; das Gros scheint die letztere Richtung über das in einer sumpfigen Niederung gelegene Dorf Marsow eingeschlagen zu haben. Die Lage des zweiten Husaren - Regiments, gegen welches sich so bedeutende Kräfte wendeten , war um so ungünstiger , als einzelne Gehölze vor der Front dessen Wirksamkeit beschränkten und im Rücken
seiner Stellung
ein durchschnittener Boden lag.
Der Feind benutzte , nachdem eine Escadron seiner Avantgarde zurückgeworfen worden war, auch bald die ihm günstige Localität, indem er zwei Gehölze, von welchen das eine sich bis zum Fusse der Windmühlenhöhe erstreckte, mit 2 Bataillons besetzte, und aus 4 zwischen ihnen aufgestellten Geschützen das Husaren - Regiment beschoss. Aus jenen Gehölzen drangen nun mehrere Male Tirailleurs gegen die Höhe vor und mussten durch wiederholte Angriffe zurückgewiesen werden , bei welcher das Regiment mehr Verluste durch Gewehr- als durch Geschützfeuer erlitt. Nach dem Zurückwerfen der feindlichen Escadron waren zwar zwei diesseitige Geschütze vorgenommen und abgeprotzt worden , da aber die feindlichen Tirailleurs sie aus dem nächsten der besetzten Gehölze auf 2-300 Schritt beschossen , so wurden sie wieder eingezogen , und weil man glaubte ,
auf diesem Punkt keine Artillerie brauchen zu
können, alle 4 Geschütze des Premier-Lieutenants v. Scheele aus dem Bereich des feindlichen Feuers zurückgeschickt. Da von Cammin aus die Rechtswendung des feindlichen Gros bemerkt worden war, so setzte sich der Oberst Monhaupt sofort mit der daselbst stehenden Hälfte der Batterie , gedeckt durch 30
63 hannoversche Husaren und gefolgt vom General v. Dörnberg mit dem Husaren- Regiment der englisch- deutschen Legion , gegen den bedrohten Punkt in Bewegung , auf welchem er ankam , als das Gefecht hier etwa eine Stunde gedauert haben mochte. Das genannte Regiment stellte sich links rückwärts des 2. Husarenregiments der russisch-deutschen Legion auf. Ueber die nun folgende Verwendung der Batterie ist weder ein officieller Bericht noch eine genügende Aussage von Augenzeugen zu erlangen gewesen ¹) ; es mögen deshalb hier die aus der Erzählung in einer militairischen Zeitschrift 2 ) entnommenen Thatsachen folgen , ohne die in jener aufgestellten Ansichten zu vertreten. Nachdem der Oberstlieutenant Monhaupt die halbe Batterie des Premier- Lieutenants v. Scheele aus den nassen Wiesen , in welche sie gerathen war, wieder herausgeholt und dieselbe auf der Höhe vorwärts (nördlich) Vellahn verdeckt als Reserve aufgestellt hatte, umging er mit der halben Batterie des Lieutenants Moers die Windmühlenhöhe westlich, placirte sie , unerachtet des Tirailleur -Feuers aus einem vom Feinde besetzten Gehölze, in der Verlängerung des rechten Flügels einer gegen jene Höhe vorgeschobenen Cavalleriemasse, und beschoss diese in der Entfernung von etwa 400 Schritt mit Kartätschen , worauf dieselben sich schnell hinter eine Waldecke zurückzogen . Diese halbe Batterie wurde nun gleichfalls auf der Vellahner Höhe, aber rechts rückwärts der bereits hier stehenden , verdeckt aufgestellt. Als hierauf eine Infanterie- Colonne des Feindes hinter der genannten Waldecke hervor gegen Vellahn anrückte , zog das plötzlich losbrechende Feuer der halben Batterie des Lieutenants Moers ihre Aufmerksamkeit auf sich ; sie machte eine Drehung, um senkrecht gegen dieselbe vorzugehen , wurde aber nun durch die weiter vorwärts stehende halbe Batterie in der Flanke beschossen und gab ihre Absicht auf.
Während dieser Verwendung
soll , nach einer anderen Quelle , die Batterie durch das HusarenRegiment der englisch- deutschen Legion gedeckt worden sein. An der Kanonade , welche sich darauf entspann , dürfte die Batterie wenig Theil genommen haben, da beim Vorgehen sämmt-
¹) Der nachherige Major v. Scheele ist, ehe er befragt werden konnte, gestorben, das Verbleiben des Lieutenants Moers unbekannt und der Major Schulze , welcher als Lieutenant den 2. Zug der Batterie führte, erwähnt in seinen aus der Erinnerung geschöpften Mittheilungen nur, dass die beideu Einhörner entsendet gewesen wären. 2) Beiträge zur Geschichte des Gebrauchs der reitenden Artillerie in den letzten Kriegen im militairischen Taschenbuche Jahrgang 1819.
64 liche Munitions -Karren unter dem Lieutenant v. Schwerin über die
im Rücken befindlichen
sumpfigen Wiesen
zurückgeschickt
wurden , und sie auf ihre Protzmunition beschränkt blieb , welche, als sie am Abend mit jenen bei Vellahn zusammentraf, auch verbraucht war. Dass die Thätigkeit der Batterie eine nützliche gewesen ist, wird durch den Grafen Walmoden anerkannt ; er misst ihr aber keinen entscheidenden Einfluss auf den Ausgang des Gefechts bei, welches die Franzosen mit grosser Lauheit unterhalten hatten. Von der Batterie wurden 2 Kanoniere auf der Goldenbower Windmühlenhöhe durch Flintenkugeln und der Kanonier Perkuhn auf der Höhe vor Vellahn durch ein Granatstück verwundet. Die Motive zu dem vorsichtigen Benehmen
des Marschalls
Davoust im Allgemeinen sind nicht bekannt ; die Verwendung so geringer Kräfte auf dem bezeichneten Punkte wird aber darin gesucht, dass französische Geschütze und Fuhrwerke sich in Marsow verfahren hatten und die Passage hemmten. Bei der Ueberlegenheit, welche der Feind gezeigt hatte, glaubte Graf Walmoden ausweichen zu müssen ; er ging deshalb noch in der Nacht nach Hagenow, am 23. und 24. mit dem Gros nach Grabow zurück, am 27. aber in eine Stellung zwischen Rastow und Wöbelin wieder vor. Diese Märsche ― während welcher -gedie Cavallerie vom 23. bis 25. bei Krack aufgestellt blieb schahen ungestört , weil Davo ust seine Truppen nach Schwerin führte , wo er nur den nach Rostock zurückgegangenen General v. Vegesack gegen sich hatte und bis zum 3. September, an welchem er nach der Trave und Stecknitz zurückging, blieb. In der Stellung bei Wöbelin bivouakirten die beiden Batterien der russisch - deutschen Legion , unerachtet des eingetretenen Regenwetters, bis zum 2. September, während die Batterien der englischdeutschen Legion , weil ihre Pferde durch jenes zu sehr litten , in Cantonnirungen gelegt wurden . Bei den bis zum 28. August ausgeführten Bewegungen hatte sich die 1. Batterie der russisch- deutschen Legion nach der Ordre de bataille bei der Cavallerie des General v. Doernberg befunden ; da aber , wie bereits erwähnt , die 2. Batterie dieser Legion , sowie die reitenden Batterien der englisch - deutschen Legion eingetroffen waren, so ging eine der letzteren zum Gros der Cavallerie über, und die beiden ersten blieben für gewöhnlich vereinigt. Der Oberstlieutenant Monhaupt hatte dies nicht nur beantragt , um auf die Batterien einwirken zu können , sondern auch vorgeschlagen, dieselben in der Reserve zu lassen, damit er selbst sie gegen den Feind führen könne. ungestört
65 Nachdem Graf Walmoden ,, welcher am 2. September im Vorgehen gegen Sternberg begriffen war, das vom Marschall Davoust verlassene Schwerin besetzt hatte , befürchtete er eine Offensive desselben auf dem linken Elbufer und brach, um sich ihm nöthigenfalls vorzulegen , am 5. mit dem Gros seines Corps nach Doemitz auf, wo alle Vorbereitungen zum Elbübergange getroffen wurden. Da der Feind sich aber in seinen Stellungen bei Ratzeburg, bei Möln und hinter der Stecknitz ruhig verhielt, so kehrte die Cavallerie am 10. , der Rest der Truppen am 11. nach Hagenow zurück. Es folgten hierauf einige Recognoscirungen, und bei einer derselben wurde am 12. ein französischer Officier gefangen , aus dessen Papieren man ersah, dass in den nächsten Tagen ein grosser Theil der Division Pecheux nach dem linken Elbufer entsendet werden . sollte , um die Communication mit Magdeburg , welche durch ein bei Dannenberg aufgestelltes Detachement des Grafen Walmoden unterbrochen war, herzustellen .
Der letztere wollte diese Gelegen-
heit zu einem kräftigen Schlage nicht unbenutzt lassen und marschirte demgemäss , während die Division Vegesack und einige andere Abtheilungen seiner Truppen dem Feinde gegenüber blieben, mit dem Reste derselben am 14. nach Dömitz , am 15. über die Elbe nach Dannenberg , wo er ein Detachement von 1½ Bataillons, 3 Escadrons und 6 Geschützen zurückliess, und erreichte am 16. Morgens mit 14½ Bataillons , 15 Escadrons , 32 Geschützen , 1 Raketenbatterie und 3 Kosaken - Regimentern die Gegend von Wrechau, wo dieselben hinter Anhöhen verdeckt aufgestellt wurden . Der General Pecheux war wirklich am 13. mit 6 Bataillons , 100 Pferden und 8 Geschützen beim Zollenspieker über die Elbe und bis Lüneburg gegangen , aber erst am 15. über Dalenburg weiter marschirt ; das Gros seiner Infanterie lagerte auf dem Steinker Hügel, und die Avantgarde besetzte den südlichen Rand des Göhrdewaldes, an dem sie sich auch am 16. noch befand. Als Graf Walmoden bis zum Mittage
das Vorrücken des
Generals Pecheux vergeblich erwartet hatte , entschloss er sich , denselben aufzusuchen und ihn anzugreifen , wenn er ihn an diesem Tage noch erreichen könne.
Er befahl hierzu das Vorrücken und
den Angriff in 2 Colonnen mit folgender vorläufiger Bestimmung : Die Colonne des linken Flügels :
6 Bataillons der russisch - deutschen 1 Jäger- Compagnie Legion unter dem Ge4 Escadrons des 1. Husaren - Regiments neral v. Ahrenschild . 8 Geschütze der 1. reitenden Batterie Sie sollte über Riebrau durch den Göhrdewald in der Rich5
1 66 tung auf das Forsthaus Röthen ¹ ) marschiren , die rechte Flanke des Feindes angreifen, seine Rückzugslinie auf Dalenburg bedrohen und ihre Angriffe mit denen der anderen Colonne combiniren. Die Colonne des rechten Flügels : 1 Bataillon Reiche
1 Bataillon des Lützow'schen Freicorps 2) 5 Escadrons "" وو ,, 4 Hanseatische Geschütze (Capitain
als Avantgarde unter dem General v. Tettenborn.
Spohrmann ) 3 Regimenter Kosaken 1 Bataillon der englisch-deutschen Legion 4 Bataillons Hannoveraner ( Bremen - Verden , Bennigsen ,
Langrehr und Lauenburg) 1 Bataillon Anhalt Unter dem 6 Geschütze der Hannoverschen Fuss - Batterie (Capitain General
Wiering ) 8 Geschütze der 2. reitenden Batterie
Lyon. der russisch-
deutschen Legion
1 Raketen - Batterie der
englisch - deutschen
Legion
(Lieutenant Strangways ) 2 Escadrons Lüneburg
Unter dem
4 Escadrons 6 Geschütze der 1. reitenden Batterie (Ca-
pitain Sympher)
der engl.-
General
deutschen
v. Dörn-
Legion
berg.
Sie sollte eine Stunde später als die Colonne des linken Flügels abmarschiren , ihren Weg über Metzingen und das Jagdschloss Göhrde nehmen und mit der Avantgarde, unterstützt von den Truppen des Generals Lyon , den Wald angreifen , wobei die Kosaken über Dübbekold , die Dörnberg'sche Cavallerie über Niepertitz den letzteren zu umgehen hätten. Die Avantgarde dieser Colonne nahm den vom Feinde besetzten Wald und wurde, als sie am lichten nördlichen Rande desselben erschien , von der Artillerie des auf dem Steinker Hügel stehenden Feindes A A beschossen . Die Geschütze der Avantgarde stellten sich hierauf nördlich der Strasse in C auf, wurden bald durch die Hannoversche Fussbatterie in D verstärkt und unter dem Schutze ihres Feuers formirten sich die Infanterie und Cavallerie der Avantgarde am Waldrande in B. B. Die
Kosaken
waren , der
zurückgegangenen Cavallerie
des
1) Plan I. 2) Wegen der kurz vorher erfolgten Formation der Infanterie des Frei- Corps von 3 in 5 Bataillons nur 400 Mann stark.
67 Feindes gegenüber , in E halten geblieben , vertheilten sich aber später in kleine Trupps, welche dessen Stellung umkreisten. Da die Cavallerie des Generals v. Dörnberg bereits bei Niepertitz im Marsche gegen F sichtbar wurde, so machte der General Pecheux , welcher seine Bataillons schon etwas zurückgenommen hatte, Anstalt sich Oldendorf zu nähern. Inzwischen traf gegen 3 Uhr Nachmittags die Colonne des linken Flügels, deren Cavallerie mit der reitenden Batterie hinter die Avant - Garde derselben vorgezogen worden war , beim Forsthause Roethen ein. Man überzeugte sich, dass der gewählte Weg gegen den rechten Flügel des Feindes geführt habe , Umgehung durch
den sich
hier
verflachenden
und dessen
Lübener
Grund
erleichtert werde. Um vorläufig den Rückzug des Feindes auf Oldendorf zu hindern , ging die 1. reitende Batterie, unter persönlicher Führung des Oberstlieutenants Monhaupt , und gedeckt durch das 1. Husaren - Regiment , von Roethen aus sogleich vor ; 6 Geschütze derselben protzten in a ab und begannen das Feuer, die beiden Geschütze des linken Flügels aber blieben in a¹ rückwärts zur Deckung gegen Eichdorf in Bereitschaft , weil zwischen diesem Orte und
Oldendorf etwas
Cavallerie
herumschwärmte,
welche , wie sich erst später erwies , aus Kosaken bestand . Das erste Husarenregiment A formirte sich hinter der Batterie in Escadrons mit grossen Intervallen ; von der Infanterie wurde 1 Bataillon A ' am Walde gelassen , 1 Bataillon gegen Oldendorf, ein anderes gegen Eichdorf A² dirigirt , und die übrigen 3 Bataillons 3 A³ folgten dem von der Batterie eingeschlagenen Wege. Das Vorschreiten der Colonne des linken Flügels mochte dem General Pecheux die Ueberzeugung geben, dass er sich dem bevorstehenden umfassenden Angriffe nur über Eichdorf und Breese entziehen könne ; er benutzte deshalb die ihm noch übrig bleibende Zeit, um eine Reserve nach den bewaldeten Höhen bei dem letzteren Orte zurückzuschicken und aus seinen Truppen 4 Massen B B zu bilden . Aber schon während dieser Formation griffen ihn die Schützen und die Cavallerie der Avantgarde an, wobei er, obgleich die letztere zurückgewiesen wurde, eine Haubitze verlor ; gleichzeitig gingen die bisher bei C und D im Feuer gewesenen Geschütze bis an den Rand der diesseitigen Höhe nach G vor, wo
sich ihnen die übrige
Artillerie des über das Jagdschloss
Goehrde nach H gelangten Generals Lyon anschloss , ')
welcher
¹ ) Die 2. reitende Batterie der Russisch-Deutschen Legion ging später noch auf den Steinker Hügel vor , wo auch die der Dörnberg'schen Kavallerie gefolgte Batterie der Englisch-Deutschen Legion noch in Thätigkeit kam. 5*
68 sodann das Bataillon der englisch - deutschen Legion am Waldrande zurücklassend , die verbleibenden 5 Bataillone in zwei Treffen aufmarschiren liess . Die rückgängige Bewegung des Generals Pecheux gab num das Zeichen zum allgemeinen Vorrücken der Verbündeten und zu den im Plane angedeuteten Angriffen ihrer einzelnen Abtheilungen, bei deren Fortsetzung jener zwar 500 Mann an Todten verlor und ihm eine Fahne, sein ganzes Artillerie- Material , 100 Officiere und 1900 Mann abgenommen wurden , die Reste seiner Truppen sich aber durch ausgezeichnete Tapferkeit doch noch retteten. Unerachtet dieser Angriffe ,
setzte
ein Theil der feindlichen.
Streitkräfte seinen Marsch in der Richtung auf Eichdorf fort .
Der
Oberstlieutenant Monhaupt , welcher denselben bemerkte ,
eilte
sogleich mit den beiden in Reserve behaltenen Kanonen und den beiden Einhörnern , die übrigen 4 Geschütze bei a im Feuer zurücklassend, nach dem genannten Dorfe, und placirte zwei der mitgenommenen Piecen hinter den Hecken eines Gartens , die anderen aber rechts am Dorfe bei c. Der gegen Eichdorf heranziehende Feind beschoss diese jetzt aus einigen seiner Geschütze, und formirte 2 Abtheilungen zum Angriff, worauf schnell noch 2 der bei a zurückgelassenen 4 Geschütze in einem südlich von Eichdorf befindlichen Erlenbusche b verdeckt aufgestellt wurden, um ihn beim Vorrücken unerwartet in Flanke oder Rücken zu fassen, während die bei jenem Dorfe stehenden ein lebhaftes Feuer gegen denselben unterhielten. ') Da inzwischen auch das 6. Bataillon der russisch. deutschen Legion bei Eichdorf angetroffen war und dasselbe besetzt hatte , so gab der Feind den Angriff auf und zog sich in östlicher Richtung zurück. Dieser Rechtsabmarsch des Feindes konnte nur den Zweck haben , das waldige . Terrain nördlich von Breese zu erreichen ; der Oberstlieutenant Monhaupt zog darauf, um dieses zu verhindern , die noch bei a und b zurückgebliebenen 4 Geschütze schnell heran , liess die anderen bei Eichdorf stehen, und führte jene mit
etwa 100
Kosaken , welche
liessen ihnen zu folgen , im Galopp
sich bewegen
hinter Eichdorf hinweg den
Murbergen zu . Als die Geschütze die am weitesten gegen jenes Dorf vorspringende Höhe erreichten , wurden sie vom feindlichen ArtillerieFeuer empfangen , vor welchem die Kosaken plötzlich zurückwi-
1) Der Oberst von Natzmer welcher das 6. Battaillon commandirte, erwähnt In seinen Mittheilungen, dass die Bedienungsmannschaft der bei Eichdorf placirten Geschützen im nahen Gewehrfeuer ruhig mit Kartätschen fortfeuerte , bis der Feind abzog.
69 chen , und da eine feindliche Infanterie- Colonne, bereits am Fusse der Höhe angekommen ,
sich unter dem Schusse der Geschütze
befand , so mussten auch diese zurückgehen , um auf einer etwas weiter rückwärts liegenden Höhe d Stellung zu nehmen . Der Feind wich beim Anblick dieser Stellung , in der sich auch die Kosaken wieder sammelten, rechts aus , und man bemerkte , dass sich auf den östlichen Ausläufern des Murberges viele seiner Flüchtlinge gesetzt hatten. Jetzt trafen auch die bei Eichdorf thätig gewesenen Geschütze der Batterie ein , und in der Erwartung, dass ein Theil der übrigen Truppen , zum schnellen Folgen aufgefordert, bald heran sein würde , blieben nur 2 Geschütze in der Stellung d, während 6 Geschütze schnell gegen den Punkt der Höhe geführt wurden , welchen der Feind zu überschreiten hatte, um in den anliegenden Wald zu entkommen .
Da aber die Ankunft
der Truppen sich verzögerte , so mussten noch 4 Geschütze zur Deckung der ferneren
Bewegung in e zurückbleiben , und
2 Geschütze erreichten mit etwa 30 Kosaken jenen Punkt f.
Hier
erblickte man eine Anzahl feindlicher Officiere , welche mit einiger Cavallerie davon eilten, und befand sich einer grossen Masse von Flüchtlingen , sowie einer geschlossenen Infanterie - Colonne von 800 bis 1000 Mann mit 2 Geschützen und 4 Munitionswagen, gegenüber. In diesem kritischen Momente verscheuchte unglücklicherweise das von der entgegengesetzten Seite auf den Feind gerichtete Feuer der englischen Artillerie die Kosaken , und die beiden Geschütze mussten sich ihrer eigenen Sicherheit wegen auf die in e stehen gebliebenen repliiren. Der zurückgehende Feind wurde nun lebhaft beschossen , bis das 3. und 4. Bataillon der russisch- deutschen Legion herankamen , worauf der Oberstlieutenant Monhaupt die Batterie zusammenzog und sie links abmarschiren liess, um jenem in der Erreichung des Waldes zuvorzukommen ; es war aber schon zu viel Zeit verloren , und man traf nur noch auf 6-800 Flüchtlinge mit 4 Munitionswagen, welche auch von zwei verfolgenden diesseitigen Schwadronen eingeholt und theils niedergehauen, theils gefangen genommen wurden.
Die noch geschlossenen Abtheilungen des Feindes hatten
bereits eine Höhe im Walde erreicht, in welchen die Batterie allein sich zu begeben nicht wagen konnte , und entgingen dadurch der Vernichtung. ') Die thätige Theilnahme der Batterie am Gefecht wird durch
¹ ) Authentische Relation des Oberstlieutenants Monhaupt in den Acten der Legions-Artillerie, aus welcher das Vorstehende entnommen ist.
70 die von ihr verbrauchte Munition ausser Zweifel gestellt ; sie betrug, nach dem noch vorhandenen Rapporte, aus den Kanonen :
213 Kugel24-6 löth.
Schüsse Kartätsch-
2-2 löth. aus den beiden Einhörnern 77 Granatwürfe, 6-6 löth. ) Kartätsch-Würfe, 16-3 löth. was bei einem so kurzen und mit vielen Bewegungen verknüpften Gefechte auf ein sehr lebhaftes Feuer schliessen lässt. Der Verlust der Batterie betrug nach glaubhaften Angaben nur 3 Pferde. Belohnungen erhielten : der Oberstlieutenant Monhaupt den St. Wladimir- Orden 4. Klasse und die Kanoniere Werle und Gesell den Georgen - Orden 5. Klasse ; die beiden letzteren wurden später Unterofficiere und im Jahre 1814 als Ausländer in ihre Heimath entlassen. Der Graf Walmoden konnte seine Vortheile wegen der eintretenden Nacht, wegen des durchschnittenen Terrains und weil er alle Ursache hatte, das von Truppen entblösste rechte Elbufer wieder zu erreichen, nicht weiter verfolgen . Er passirte mithin am 19. September die Elbe, und liess nur den General von Tettenborn mit wenigen Truppen auf dem linken Ufer zurück.
Der
Marschall Davoust war während der Ereignisse an der Göhrde bis Zarrentin vorgegangen ,
ohne jedoch seine Operationen weiter
fortzusetzen, und kehrte nach einigen Tagen hinter die Stecknitz zurück. Die erste reitende Batterie cantonnirte vom 19. September bis 3. October in Bockop und Conow (nördlich von Dömitz ) ; bereits am 20. September wurde der Premier- Lieutenant Ramaer zum Commandeur dieser Batterie ernannt, übernahm dieselbe jedoch erst am 26. October. Bald nach dem Gefecht an der Göhrde hatte der Kronprinz von Schweden wiederholt den Wunsch ausgesprochen, dass der Graf Walmoden den Marschall Davoust angreifen möchte ; da dies aber bei der Ueberlegenheit des Feindes und der Festigkeit seiner Stellungen nicht rathsam war , so fanden im Laufe des Monats October nur einige Recognoscirungs - Gefechte unter dem General v. Dörnberg statt , die mehrere 100 Mann kosteten , ohne Erfolg zu gewähren, und von welchen die beiden reitenden Batterien der russisch- deutschen Legion in Verbindung mit einer reitenden Bat-
71 terie der englisch - deutschen Legion nur das
am 6. October bei
Büchen vorgefallene mitgemacht zu haben scheinen , ¹) da in einem noch vorhandenen Munitions -Rapporte
18 Kartätsch- Schüsse, 45 Granat- und
Würfe 18 Kartätschals von ihr dort verfeuert angegeben werden . 2) Ueber die Verwendung der 1. reitenden Batterie im Gefecht besteht nur ein Bericht des ehemaligen Feuerwerkers Eberhardt der dem eines verständigen und zuverlässigen Mannes Oberstlieutenant Monhaupt als Ordonnanz beigegeben war. Diese Mittheilung lautet wörtlich wie folgt : ,,Schon am Tage vorher , Abends 11 Uhr wurde aus den Cantonnirungen gerückt, die Nacht durchmarschirt, mitunter auch Waldungen passirt, vor Tagesanbruch endlich kurz vor dem Ausgange eines Waldes geruht. Nachdem es hell geworden , wurde ohne Geräusch aufgesessen und bald das Freie erreicht. Es fielen auf einmal 3 oder 4 Flintenschüsse, die auf den herbeieilenden Oberst (Oberstlieutenant Monhaupt) und dessen kleines Gefolge aus einem rechts gelegenen Gebüsch gerichtet waren. In demselben Augenblicke wurde von dem Oberst ,, Batterie Trab !" commandirt. Bald hatten wir das Dorf Büchen erreicht , welches von dem jenseits tiefer liegenden Terrain durch ein kleines fliessendes Wasser getrennt war. Unter Führung des Premier-Lieutenants Ramaer3) marschirte die Batterie -- und zwar die beiden ersten Geschütze neben der etwas hochlie1) Der Major a. D. v. Tschepe und der Lieutenant v. Schwerin stellen zwar eine Betheiligung der 1. Batterie in Abrede , der erste stand aber bei der 2. reitenden Batterie und der letztere war von der ersten zum Quartiermachen vorausgesendet. Der Hauptmann a. d. Schultze , welcher der 1. Batterie angehörte, bestätigte dagegen ihre Verwendung und der Prem.- Lieutenant Ramaer , welcher dem Gefechte als Begleiter des Oberstlieutenant Monhaupt beiwohnte, spricht in seinen Mittheilungen stets von drei reitenden Batterien . 2) Die Veranlassung zur weiteren Verwendung von 19 Kugelhüssen 6 Kartätsch Sc 1 Granat10 Kartätsch- Würfen , welche der Batterie nach dem Munitions-Rapport vom 23. October aus der Parkkolonne ersetzt wurden, war nicht zu ermitteln . 3) Der damalige Premier - Lieutenant Ramaer befand sich im Gefolge des Oberstlieutenants Monhaupt als Zuschauer bei dem Gefecht . -- Die Batterie kommandirte wahrscheinlich noch der Premier- Lieutenant v. Scheele.
72 genden Kirche, die übrigen Geschütze in schicklichen Positionen — rasch auf, feuerte mit 6 löthigen Kartätschen , später auch mit Kugeln und Granaten auf die jenseits hinter Verschanzungen stehenden feindlichen Truppen, welche dieses Feuer mit grobem Geschütz nicht erwiderten, sondern die Scharten ihrer Redoute geblendet behielten, wahrscheinlich um ihre Kartätschen
bis zu dem Zeitpunkte ,
wo eine
Brücke geschlagen werden sollte, zu schonen.“ Da bei den erkannten örtlichen Schwierigkeiten, sowie bei der Stärke und Bereitschaft des Feindes eine Fortsetzung des Angriffs keinen Erfolg versprach, so liess der General von Dörnberg das Gefecht gegen 10 Uhr Vormittags abbrechen und zog mit den Truppen über die Beiche am Abend nach Greven und am anderen Tage nach Wein - Zecher zurück. Die Batterie führte während der Monate October und November östlich der Stecknitz, auf dem Landstriche zwischen Boitzenburg ,
Dömitz , Hagenow und Möln mehrere Märsche aus , deren
Motive theils in jenen Unternehmungen zu suchen sind , theils sich nicht mehr angeben lassen , zwischen welchen aber Aufenthalte statthatten , unter denen die vom 14. bis 18. October in Pordöhl oder Körchow, vom 18. bis 26. October in Warlitz , vom 26. October bis 9. November in Vieland , vom 9. bis 14. November in Luebtheen und vom 14. bis 25. November in Greven oder Gr. Rengersdorf die längsten waren.
Sie entsendete im Laufe des Novem-
bers ein- oder zweimal eine halbe Batterie zu den Vorposten , und befand sich am 2. December in Kogel.
Die Batterie hatte seit
ihrer Ankunft in Deutschland einigen Verlust durch Desertion erlitten , aber durch Reconvalescenten , durch Freiwillige und aus dem im October aufgelösten Cavallerie -Depot hinreichenden Ersatz erhalten. Die Schlacht von Leipzig verbesserte die Angelegenheiten der Alliirten an der Nieder - Elbe sehr wesentlich, indem zuerst die schwedische Armee unter dem Kronprinzen , später auch die russische Reserve- Armee unter dem General Bennigsen dahin entsendet wurden. Bei dem langsamen Vorrücken der Schweden und dem Verweilen Bennigsen's vor Magdeburg hielt aber der Marschall Davoust die Linie der Stecknitz noch bis zum 30. November und überliess, indem er sich auf Hamburg zurückzog , das dänische Hilfscorps seinem Schicksal. Zu den nun folgenden Operationen gegen das letztere hatte der Graf Walmoden nach dem Eintreffen der schwedischen Armee am 2. December seine Truppen um Ratzeburg concentrirt ; er liess am 3. den General v. Dörnberg die Stecknitz passiren, und
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bildete die eigentliche Avantgarde des Kronprinzen, der am 4. vor Lübeck erschien. Die Dänen unter dem Prinzen von Hessen waren von Lübeck bis Oldesloh aufgestellt, räumten jedoch den ersteren Ort am 5. , den letzteren am 6. December und zogen sich über Bornhöved und Preetz gegen Kiel zurück, wo sie am 7. eintrafen . Graf Walmoden , welcher in Siebenbäumen (3 Stunden südlich von Oldesloh) die ihm zugesagte Ankunft der inzwischen gegen Lübeck dirigirten Division Vegesack bis zum 6. erwartete , liess 4 Bataillons und 8 Schwadronen dem Feinde unmittelbar folgen , wendete sich mit seinem Gros in die Gegend von Neers und Sülfeld und erreichte am 7. Neu- Münster, wohin die erwähnte Abtheilung ebenfalls gezogen ward . Von dem Kronprinzen aufgefordert , den Marsch gegen Rendsburg zu beschleunigen , ging er am 8. nach Nortorf; da er aber fand, dass jener Platz keineswegs so schutz- und wehrlos war, als man vorausgesetzt hatte , so entsendete er, um sich zuvörderst zu decken , am 9. eine Abtheilung nach
Achterwehr ,
eine
andere gegen
Rendsburg , 5 Bataillons ,
8 Escadrons unter Dörnberg aber gegen Cluvensiek und folgte dem letzteren etwas später mit den ihm verbliebenen Truppen bis zu diesem Orte. Die beiden reitenden Batterien der russisch - deutschen Legion hatten sich stets beim Gros des Corps befunden, von welchen die 4 Einhörner jener , sowie die Haubitzen aller übrigen Batterien desselben, dem Detachement gegen Rendsburg mitgegeben wurden, um nach Umständen diesen Platz in der Nacht vom 10. zum 11. zu bombardiren . Man wollte auch die 6 gen Kanonen der Fussbatterie zum Schiessen mit glühenden Kugeln verwenden, wozu der Lieutenant Runde Oefen bauen sollte ; ein starker vorgeschobener Posten der Dänen hinderte indessen die Annäherung. Die Division Vegesack traf am 9. Abends bei Nortorf, das Gros der schwedischen Armee an diesem Tage erst bei Oldesloh ein, und ihre vorgeschobene Cavallerie unter Skioldebrand befand sich noch südlich der Eider , wonach der Graf Walmoden auf seine Kräfte beschränkt blieb . Seine Avantgarde unter Dörnberg bemächtigte sich indessen der durch 100 Mann und 2 Kanonen vertheidigten Brücke bei Cluvensiek und setzte ihren Marsch gegen Eckernförde fort. Dieser Marsch geschah in der Meinung, dass der Feind nach dem Innern von Schleswig zurückgehen würde , und
Graf Wal-
moden , durch mehrere Umstände in derselben Meinung bestärkt, wollte ihm bei Eckernförde den Weg verlegen , weshalb er die Abtheilung von Achterwehr , sowie einen Theil der vor Rendsburg befindlichen Truppen für den 10.
nach Cluvensiek beschied und
74 den Generalen Vegesack und Skioldebrand von seinem Vorhaben Mittheilung machte.
Da aber der Prinz
von
Hessen den
Entschluss gefasst hatte, sich nach Rendsburg zu werfen, so führte die Wahl der beiderseitigen Marschrichtungen ein Zusammentreffen herbei, aus welchem das Gefecht von Sehestedt entstand. Die Truppen des Grafen Walmoden konnten , durch Heranziehung seiner Detachements, bis gegen 10 Uhr Morgens die Stärke von etwa 5000 Mann erreichen, während dem Prinzen von Hessen mehr als 9000 Mann zu Gebote standen , deren Marsch jedoch durch einen Train von 500 Wagen belästigt wurde. Der Graf Walmoden wollte am 10. Morgens der Avantgarde des Generals v. Dörnberg folgen , und hatte die Truppen angewiesen, nach Ankunft der Abtheilungen von Achterwehr und von wo nur 2 Bataillons und 5 Escadrons mit den WurfRendsburg ihm nach zu marschiren ; er stiess geschützen bleiben sollten auf die Avantgarde des Feinunerwartet so indessen vor Sehestedt an den General v. DörnOfficier einen blieb, Zeit kaum des, dass des Dorfes aufnördlich berg zu schicken , und einige Truppen zustellen. Nachdem diese durch den überlegenen Feind zurückgeworfen waren , versuchte Graf Walmoden Sehestedt zu behaupten , musste das Dorf aber endlich dem Feinde überlassen , mit Verlust bis Osterade zurückgehen und sich darauf beschränken, diesen Ort und den Canal-Uebergang bei Cluvensiek festzuhalten . Das dänische Gros und der Train setzten unterdessen ihren March nach Rendsburg fort und erreichten unter dem Schutze einer Arrieregarde den Platz am Abend . Der General v. Dörnberg , welcher durch das Eintreffen des Feindes von den übrigen Truppen getrennt war , kehrte zwar um, konnte aber an dem bereits entschiedenen Gefechte keinen Theil mehr nehmen. Die 6 Kanonen der 1. reitenden Batterie, welche in der Nacht zum 10. in Wakendorf Quartiere hatten und auf erhaltenen Befehl erst um 9 Uhr Morgens ausrückten , trafen nach dem Berichte des Premier-Lieutenants Ramaer, bei Cluvensiek ein, als das Gefecht bei Sehestedt bereits zum Nachtheil der Verbündeten schwankte. Graf Walmoden ertheilte ihrem Commandeur persönlich den Befehl, über den Kanal vorzugehen ; dieser Befehl wurde jedoch schon auf der Brücke durch die Weisung widerrufen , sich hinter derselben zur Deckung des Ueberganges, aufzustellen. Zwei Geschütze unter dem Lieutenant v. Schwerin fanden in dem Hofe des Gutes von Cluvensiek ein für diesen Zweck geeignetes Emplacement, mit zwei anderen ging der Premier-Lieutenant Ramaer mehr links an den Eiskeller des Gutes, um in das Gefecht jenseits der Eider ein-
75 zugreifen ; die beiden noch übrigen Geschütze blieben, da von ihnen wegen des durchschnittenen Terrains kein Gebrauch gemacht werden konnte, in der Reserve. Als die Dänen gegen Osterade vordrangen , kamen zwei Bataillonsmassen in den Kartätschenbereich der Ramaer'schen Geschütze und wurden durch das Feuer derselben zum Rückzuge genöthigt.
Es entstand nun eine Kanonade, bei welcher die hinter
einem Damme sehr gut gedeckt stehenden Geschütze , unerachtet der vielfach überlegenen Zahl der feindlichen , nur 2 getödtete Pferde verloren ; die Kugel , welche das eine dieser Pferde traf, hatte vorher am Bodenstück des einen Geschützes aufgeschlagen und daselbst eine tiefe Spur zurückgelassen .
Der Wachtmeister
Holland wurde durch eine Gewehrkugel verwundet. Die Geschütze des Lieutenants v. Schwerin waren ebenfalls dem feindlichen Feuer ausgesetzt, erlitten aber keinen Verlust. Von den Geschützen des Premier -Lieutenants Ramaer würden nach dem Munitions - Rapport :
54-6uge Kugel12-6löth. Schüsse tätsch24-2löth.Kar verbraucht. Die Kanonen der Batterie blieben die Nacht zum 11. in einem Bivouak bei Bovenau ; die Haubitzen trafen erst am 11. in Rendsburg ein , wo sich zur Zeit des Gefechts bei Sehestedt auch der Oberst-Lieutenant Monhaupt befand, welchem die Vorbereitungen zum Beschiessen jenes Platzes übertragen worden waren. Der am 15. December mit Dänemark abgeschlossene Waffenstillstand unterbrach die Feindseligkeiten
auf diesem Theile des
Kriegsschauplatzes ; Graf Walmoden behielt jedoch eine beobachtende Aufstellung gegen Rendsburg. Als dieser Waffenstillstand am 5. Januar 1814 abgelaufen war ,
dachte man wieder an eine
Beschiessung des Platzes , es kam jedoch am 9. Januar ein neuer Waffenstillstand zu Stande , und ehe noch taugliches Geschütz zu jener Beschiessung von Glückstadt aus herangezogen werden konnte , erfolgte am 15. Januar der Friede von Kiel , welcher es gestattete, über die gegen die Dänen verwendeten Streitkräfte anderweitig zu verfügen. Die 1. reitende Batterie marschirte am 11. December von Bovenau nach Schierensee (am grossen Schieren - See) , wo sie bis zum 18. blieb , näherte sich dann in zwei Märschen Kellinghusen , kehrte jedoch am 20. bis in die Gegend von Nortorf zurück , wo sie südlich dieses Ortes -am längsten in Inien und Bocken cantonnirend, unter mehrmaligem Quartier-Wechsel bis zum 12. Ja-
76
nuar
verweilte .
An
dem
letzgenannten Tage
brach
sie
nach
Grossenaspe auf und blieb hier bis zum 18. Der Graf Walmoden hatte sich für sein Corps die Blokade von Harburg erbeten, weil er auf dem linken Elbufer die Organisation der hannöverschen Truppen schneller zu vollenden hoffte . Am 18. Januar marschirte dasselbe ab über Bramstedt , von wo ein Theil gegen Buxtehude zog und am 21. die gefrorene Elbe bei Blankenese überschritt , während der andere sich über Kaltenkirchen links wendete und diesen Strom beim Zollenspieker passirte . Die 1. reitende Batterie gehörte zu der letzteren, aus der russisch- deutschen Legion gebildeten Colonne ; sie marschirte am 18. von Grossenaspe ab, erreichte am 24. das Cantonnement Wittorf und hatte, da die Passage über das Eis bedenklich war , den Elbübergang mit grosser Vorsicht bewerkstelligen müssen. Es fiel in der hierauf folgenden Periode, ausser einem Angriff auf die Wilhelmsburg , an welchem die Batterie keinen Theil nehmen konnte, nichts von Bedeutung vor.
Im Laufe des Monats Januar trafen die bewilligten Kriegsdenkmünzen für
das Jahr 1812 ein , welche von den ArtillerieOfficieren der Legion dem Oberst- Lieutenant Monhaupt , dem Kapitain Tiedemann , dem Premier - Lieutenant v. Tschepe , sowie den Seconde- Lieutenants v. Stattkowski und v. Schwerin verliehen wurden . Vom 25. Januar 1814
ab bewirkte Hannover für
englische
Rechnung , auf jedesmalige Veranlassung der englischen Behörde, die Anweisung der Subsidien - Gelder für die Legion . In der zweiten Hälfte des Februars brach die letztere , jetzt völlig organisirt nach dem Rhein auf und folgte im Allgemeinen der Richtung über Tostaedt, Rothenburg , Ottersburg, Bremen, Bassum, Diepholz , Bomte, Osnabrück, Warendorf, Ahlen, Hamm, Kamen , Unna, Hörde, Hagen und Elberfeld. Bei dem Antritt des Marsches waren die Truppen in zwei Kolonnen getheilt, von welchen die erste am 22. , die zweite , welcher die 1. reitende Batterie angehörte, am 23. in oder bei Bremen ankamen ; sie wurden hier von den Herzögen von Cambridge und von Oldenburg besichtigt, wobei die 1. reitende Batterie 21 Salutschüsse that.
Von Bremen aus setzte die Legion in zwei Infanterie-
Brigaden und
einer Cavallerie - Brigade den Marsch fort , welchen
die erste Infanterie - Brigade (das 1. , 2. , 7. Bataillon mit der Fussbatterie) am 27. , die 2. Infanterie - Brigade (das 3. , 4. , 6. Bataillon , die Jäger und die 1. reitende Batterie) , sowie die Cavallerie - Brigade (die beiden Husaren - Regimenter nebst der 2. reitenden Batterie) am 28. Februar begonnen hatten ; die letztere , am nördlichsten marschirend , überschritt am 13. März bei Wesel , die 1. In-
77 fanterie-Brigade am 15. , die 2. am 16. bei Düsseldorf den Rhein . Die erste Batterie hatte
den Weg von Bremen nach Düsseldorf
in 11 Marschtagen zurückgelegt und 4 Ruhetage gehalten . Die erste Bestimmung der Legion lautete auf die Beobachtung der Festungen Venloo und Rörmonde ; sie wurde aber dahin abgeändert, dass Graf Walmoden zur Unterstützung der Engländer unter Graham nach Mecheln abrücken sollte . Er überschritt hiernach die Maas , jenseits welcher die Legion am 20. ,
21. und
22. März stehen blieb , und dann in 2. Brigaden weiter zog, indem das 1. Husaren - Regiment nebst der 2. reitenden Batterie der ersten, das 2. Husaren - Regiment der 2. Infanterie-Brigade sich anschlossen . Als indessen die 1. Brigade über Asch, Hasselt und Diest am 27. bei Löwen eintraf, erhielt der Graf Walmoden eine dringende Aufforderung von dem das dritte deutsche ArmeeCorps commandirenden Herzog von Weimar , Brüssel zu decken, welches man von General Maison bedroht glaubte. Er liess hierauf nur die 2. Brigade welche in der Richtung
von Bree, Peer, Hechtel und Jessenderloo bei Westerloo angelangt war der Bestimmung nach Mecheln und Lier folgen, marschirte dagegen am 28. mit der ersten Brigade seines Corps nach Brüssel und am 29. nach Assche , während Maison sich von Gent nach Am 30. vereinigte sich Graf Walmoden bei
Courtray wendete.
Alost mit der sächsischen Brigade Gablenz , mit welcher er am 31. nach Oudenarde marschirte , wo auch der General - Lieutenant v. Thielemann , nach einem verunglückten Angriff auf den General Maison bei Courtray, am 31. eintraf. Maison ging hierauf nach Lille zurück und die russisch- deutsche Legion - deren 2. Brigade über Brüssel und Hall am 5. April bei Lessines wieder zur ersten gestossen war • übernahm am 7. April von Ath und am 9. von Leuze aus die Beobachtung von Condé. Es vergingen einige Tage mit unbedeutenden Bewegungen , bis die Nachrichten von dem Umsturze der Napoleon'schen Herrschaft dem Feldzuge ein Ende machten , an welchem die Legion keinen thätigen Theil hatte nehmen können. Die letztere verweilte nun in dem Landstriche zwischen Oudenarde, Gent, Mecheln, Hall und Ath bis Ende Juni und die 1. reitende Batterie befand sich am 16. April in Irchonwels bei Ath, vom 17. bis zum 19. April in Lessines, vom 19. April bis zum 12. Mai in Oordeghem (zwischen Alost und Gent) ; vom 12. Mai bis zum 12. Juni in Wetteren ( zwischen Gent und Dendermonde), vom 12. bis 26. Juni in Destinghe und rückte am 26. Juni nach Ollegries , in dessen Umgebungen die Artillerie stehen blieb , als die anderen
78 Waffen der Legion nach der Gegend von Mons und Charleroi verlegt wurden. Der Graf Walmoden hatte sich bald nach Beendigung des Krieges nach Paris begeben , um das Schicksal der Legion sicher zu stellen. Die hier eingeleitete Unterhandlung führte am 2. Juni 1814 zu einer für Preussen durch den Staats-Canzler v. Hardenberg , 99 Russland durch den Staatsminister v. Stein ,
99
England
durch
den
General
Stuart und
den
Grafen
Münster abgeschlossenen Convention , deren Artikel 1 wie folgt lautete : „La legion allemande passera du service de S. M. l'empereur de toutes les Russies à l'armée Saxonne et à celle du pays de Berg , et avec celles - ci au service d . S. M. le roi de Prusse." Der Graf Walmoden setzte das Corps unter dem 8. Juni durch den General v. Dörnberg von dieser Convention in Kenntniss, nach welcher den Officieren die Wahl des Uebertritts in den preussischen
oder das Verbleiben
im russischen Dienste freige-
stellt wurde, die Unterofficiere aber, welche keine geborene Preussen waren , wenn sie es wünschten , in ihre Heimath entlassen werden sollten. Die Legion marschirte vom 11. Juli ab über Brüssel , Löwen , Tirlemont, St. Trond, Lüttich, Herves, Aachen und Jülich in Cantonnirungen bei Brühl (die erste reitende Batterie nach Lechenich, wo sie den 27. eintraf) zurück ; sie war im Sinne der angeführten Convention durch einen Befehl vom 8. Juli dem zur Armee vom Niederrhein gehörenden 3. deutschen Corps unter dem GeneralLieutenant v. Thielemann zugetheilt worden , wurde von diesem am 18. bei Lüttich, von dem Commandeur jener Armee, Grafen Kleist von Nollendorff, am 20. in Aachen besichtigt und erhielt die Benennung „deutsche Legion." Nachdem der General Graf Kleist Sr. Majestät dem Könige am 29. Juli über den Zustand der Legion Bericht erstattet hatte , erfolgte am 17. August die Allerhöchste Bestimmung, dass dieselbe vom 1. September ab aus der FeldkriegsKasse zu verpflegen sei , vorläufig aber ihre Uniformen und Feldzeichen noch behalten sollte. Legion wird jedoch , in
Das augenblickliche Verhältniss der
der Erwiderung auf den Bericht vom
1. September, durch die Allerhöchste Cabinets - Ordre vom 8. dieses Monats ganz bestimmt bezeichnet, da es in derselben wörtlich heisst : Es ist aber eine irrige Ansicht des General- Lieutenants v. Thielemann , dass die deutsche Legion zu Meiner
79
-
Armee gehört, indem sie nach Meiner mit des Kaisers von Russland Majestät getroffenen Uebereinkunft, gänzlich zum sächsischen Corps , bis zu der in Zukunft erst zu erwartenden weiteren Bestimmung zu rechnen ist, und deshalb ganz wie die übrigen sächsischen Truppen von dem GeneralLieutenant v. Thielemann zu behandeln sein wird." Die Uebernahme der Legion blieb deshalb auch bis nach der am 8. Februar 1815 abgeschlossenen Uebereinkunft, wegen der an Preussen fallenden Land-Entschädigungen , ausgesetzt, wurde aber hierauf durch Napoleons Rückkehr von Elba beschleunigt. Bei der 1. reitenden Batterie der Legion hatten sich mehrere Personal - Veränderungen zugetragen .
Als der Premier- Lieutenant
Ramaer am 14. April den Abschied nahm , führte der PremierLieutenant v. Goertz bis zum Juli das Commando der Batterie, bei welcher sich noch die Lieutenants Hartmann und Schulze befanden ; nach dem im Monat Juli erfolgten Uebertritt der beiden ersten in den russischen Dienst , commandirte sie der Lieutenant Schulze , ausser welchem noch der Lieutenant v. Kotsch bei derselben stand. Anfangs August marschirten die Legion und die sächsischen Truppen über Bonn , Cöln , Siegburg , Herborn und Marburg nach Kurhessen , weil der Kurfürst gegen die Beschlüsse des Congresses einen Theil seiner Truppen entlassen hatte ; beide kehrten jedoch im Monat September auf demselben Wege an den Rhein zurück . Die 1. reitende Batterie stand während ihres Aufenthalts in Hessen vom 10. August bis 10. September zwischen Ziegenhain wo sich das Stabsquartier der Artillerie befand ·und Homberg in Kasdorf, Lützwig , Sunthein , Werwig und Lembach. Seit dem Monat März hatte die Artillerie der Legion durch Desertion grossen Abgang erlitten ; schon Ende April konnten zwei Geschütze der 1. reitenden Batterie nicht mehr besetzt werden, und im Juli erklärte der Oberst¹ ) Monhaupt , dass sie durch den Verlust ihrer bedeutendsten Officiere, sowie eines Theils ihrer Artilleristen, desorganisirt sei, und ihr Zustand nur noch den Transport des Materials nach dem Bestimmungsorte gestatte. Von der 1. reitenden Batterie desertirten im Monat März 1814 "9
وو
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" ,,
25 Kanon.
April und Mai 1 Bomb. 10 12 Juni 1 99 Juli 12 وو 13 وو August
وو 99
1 Trains. 2
2 99 وو 80 Mann
1) Er war am 8. Februar 1814 hierzu befördert worden .
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,,
80 und mehrere derselben mit ihren Pferden ; vom August ab kamen nur noch wenige Desertionen vor ,
doch hörten sie nie ganz auf.
Die Veranlassung dieser starken Desertion lag wohl in der durch beunruhigende Gerüchte erhöhten Ungewissheit über die künftige Bestimmung der Legion , in der Sehnsucht nach dem Vaterlande bei den Einen , sowie in der Neigung zu einem herumschweifenden Leben bei den Anderen , wie in dem Aufhören der geistigen Spannung nach dem Kriege in dem Widerwillen gegen die strengeren Friedensformen. ') In Folge dieser Desertionen begann , nach einem Befehl vom 2. Juli , die Entlassung der Ausländer im ersten Dritttheil des Monats, in welchem auch die in den russischen Dienst tretenden Officiere abgingen. Nach einer noch vorhandenen Liste waren von der 1. reitenden Batterie 72 Ausländer zu entlassen, obgleich dieselbe noch die meisten Preussen und Sachsen zählte, von denen letztere auch als Inländer galten . Diese Entlassungen wurden, um die Truppen nicht auf einmal zu desorganisiren, bis zum Jahre 1815 fortgesetzt ; indessen befanden sich im April d. J. noch 27 Ausländer bei der Batterie, von welchen jedoch 20 freiwillig fortdienten . Im August des Jahres 1814 konnten nur ein Einhorn und zwei Kanonen der Batterie mit Reitern besetzt werden , und es blieben dann nur 17 Mann zum Führen der ledigen Reitpferde übrig. Nachdem im September die Mannschaft der aufgelösten Fussbatterie an die reitende Batterie vertheilt, so viel Ersatz als möglich aus der Parkcompagnie entnommen war und noch einige Engagements stattgefunden hatten , betrug das Manquement der Batterie im December 1814 ausser einem Capitain und einem SecondeLieutenant noch immer 1 Oberfeuerwerker , 6 Feuerwerker und Unterofficiere , 5 Bombardiere, 50 Kanoniere , 5 Trainsoldaten und 1 Handwerker. Auf den Antrag des Oberst Monhaupt gab deshalb die sächsische Artillerie 2 Officiere und eine Anzahl Leute als Commandirte zur Artillerie der Legion ab, von welchen sich vom November 1814 bis zum April 1815 2 Unterofficiere und 19 Kanoniere bei 1. reitenden Batterie befanden .
der
Wie schwierig es unter solchen Umständen gewesen sein mag, das Ganze zusammenzuhalten , lässt sich ermessen ; dass dies gelang , ist ein hohes Verdienst des Commandeurs der Legions - Artillerie, welcher mit unermüdlicher Thätigkeit alles überwachte und
1) Während des Aufenthalts in den Niederlanden wurden viele Leute durch holländische Werber zur Desertion verleitet.
81 durch seine umsichtigen Anordnungen die künftige Reorganisation vorbereitete. Die erste Batterie lag nach ihrer Rückkehr aus Hessen vom 17. bis 18. September in Vilich und Küdinghoven ( zwischen Cöln und Königswinter) , erweiterte diese Dislocirung aber am letztgenannten Tage durch Mitbelegung der nahen Orte Ramersdorf, Limperich , Holzlar , Bechlinghofen , Schwarz , Rheindorf, Vilich, Müldorf, Meindorf und Holtorf , welche sie bis zum 6. October behielt. Sie' cantonnirte dann vom 6. bis zum 31. October in Vilich und Bergheim, vom 31. October bis 10. December in Vilich, vom 10. December 1814 bis zum 29. Januar 1815 in Königswinter und Ober- Pleis , vom 29. Januar bis zum 16. Februar in Königswinter , vom 16. Februar bis zum 1. März in Nieder - Cassel und Sieglar , vom 1. März
bis 2. April in Nieder- Cassel , Wahn und
Rösrath, endlich vom 2. April ab in Ober- und Nieder-Cassel und Vilich. Seit dem 20. September 1814 hatte der Premier - Lieutenant Lottner das Commando der Batterie übernommen . Dieser mehr als halbjährige Stillstand - während welchem der Oberst Monhaupt schriftliche Instructionen über alle Theile des Dienstes erliess - wurde dazu benutzt , den ziemlich unwissenden Avancirten einen angemessenen Schulunterricht zu ertheilen ,
die Pferde in der Dressur
verbleibenden Leute möglichst
zu erhalten und die im Dienst auszubilden ,
mit dem Ersatz beschäftigen zu dürfen .
um
sich später nur
Seit dem Monat Juli
wurde ganz nach dem preussischen Reglement exercirt. Ehe zu der Umwandlung übergegangen wird, welcher die Artillerie der Legion bald unterworfen werden sollte , scheint es angemessen, noch einen Blick auf die während ihres Bestehens stattgehabten Rechtsverhältnisse zu werfen . Bei Einrichtung der Legion wurde, da nur freiwillige Engagements stattfanden, den Eingetretenen kein Eid abgenommen, und die von jedem Einzelnen empfangene gedruckte Kapitulation , nach welcher der Inhaber sich zum Dienste des Kaisers von Russland in der Legion verpflichtete , als bindend angenommen ; Legion unter das Commando
erst nachdem die
des Grafen Walmoden getreten
war, fand am 24. Juli 1813 eine Eidesleistung statt. Als Disciplinar - Gesetz waren zwar schon vom 20. Mai 1813
ab die preussischen Kriegsartikel angenommen worden , diejenigen derselben, welche körperliche Strafen ausschliessen, wurden jedoch für die ersten 6 Monate der Dienstzeit suspendirt und kamen auch nach Verlauf dieser Zeit nur bei denjenigen Individuen in Anwendung , welche sich vorwurfsfrei betragen hatten. Es finden sich 6
82 deshalb in den Acten Beispiele von willkürlicher körperlicher Züchtigung der Kanoniere und von Degradation Avancirter durch die Batterie - Chefs ; diejenigen Rückfälligen , welche aus den Gefangenen - Depots entnommen waren , schickte man bei grösseren Vergehen in dieselben zurück . Nach den noch vorhandenen Rapporten war indessen die Zahl der Bestrafungen geringer als es die Zusammensetzung der Mannschaft erwarten liess , und sie wurden. am häufigsten durch Trunkenheit , Diebstahl , Insubordination und Zänkereien mit den Wirthen oder unter Kameraden veranlasst.¹) Im Januar 1815 untersuchte eine gemischte Commission den Zustand des Materials der Legions - Artillerie , ohne dass hieraus eine wesentliche Abhülfe erwachsen wäre ; im März aber trat sie unter den Befehl des Generalmajors v. Holtzendorff und nun erfolgte im April binnen 4 Wochen ihre Reorganisation auf preussischen Fuss und
ihre
vollständige Retablirung.
Was
in dieser
Beziehung bei der ersten reitenden Batterie geschah , lässt sich auf das Nachfolgende zurückführen.
Es wurden im Laufe des Aprils ausser einigen Abgaben von der Parkartillerie und zwei freiwillig engagirten Leuten, 72 Kanoniere und 11 Trainsoldaten als Rekruten eingestellt ; sie bestanden grösstentheils aus Rheinländern unter welchen jedoch viele ehemalige französische Soldaten aller Waffen waren - und einigen preussischen Infanteristen. Dieser Ersatz brachte die Batterie auf den vorgeschriebenen Stand von 13 Unterofficieren , 16 Bombardieren , 2 Trompetern, 117 Kanonieren , 13 Trainsoldaten und Knechten . Bei den Geschützen erfolgten die nöthigen Herstellungsarbeiten ; sie wurden mit grösseren Protzkasten versehen und die 16 Munitionskarren gegen 2 Granat- und 4 Kartuschwagen umgetauscht. Die Munitions -Verpackung wurde nach preussischen Sätzen regulirt, mit Ausnahme der Einhörner, für welche sich in der Protze im Wagen
18 Granat-
7—6löthige 3-3löthige
Kartätsch-
Würfe,
50 Granat8-6löthige Kartätsch-
2-3 löthige 2 Brand2 Leucht-
Würfe Kugel-
befanden.
1) Zu den aus den vorhandenen Quellen ersichtlichen bedeutenden Excessen gehört ein auf dem Marsche nach Louiza entdecktes Desertions- Complott und das Vergehen von zwei ehemaligen französischen Husaren , welche auf dem Marsche
83 Da die russischen Geschirre sehr reparaturbedürftig geworden waren und die Art der Anspannung bei denselben dem Oberst Monhaupt nicht zusagte, so hatte er sie bereits im October 1814 bei den Geschützen , Leiterwagen und Vorrathspferden durch englische ersetzen lassen ; dasselbe geschah , nach Abgabe der Munitionskarren, bei den Pferden der Munitionswagen. Diese englischen Geschirre gaben die aufgelöste Fussbatterie und die Parkcolonnen her. Die fehlenden Zäume und Sättel lieferte das aus englischen Beständen in Bonn angelegte Depot , für die gänzlich unbrauchbaren russischen Filzunterlagen wurden Pferdedecken oder Woilachs beschafft , und statt der nicht mehr herzustellenden Pelzchabraken Ueberdecken von Tuch verabreicht. Durch die Ausrangirung von 14 unbrauchbaren Pferden und durch die Abgabe von 16 Pferden an andere Truppentheile kam die Batterie von ihrem früheren Etat auf den preussischen ; sie behielt , ausser 3 Mecklenburgern und 7 Holsteinern , nur Pferde von russischer Race 1). An die Stelle der in Russland gelieferten Leibbekleidung, deren Zustand schon die Berichte aus dem Jahre 1813 als sehr abgetragen schilderten , traten neue preussische Uniformstücke ; die Leute wurden mit kleinen Montirungsstücken vollständig versehen und die fehlenden Seitengewehre ersetzt. Die schwarzen Koppel und Bandoliere blieben jedoch im Gebrauch. Diese umfassende Herstellung , welche gegen den Schluss des Monats April beendet war , leitete der Premier - Lieutenant Lottner , da der Stabs - Capitain Hoyer , welcher am 4. April 1815 das Commando der Batterie erhalten hatte , den öconomischen Angelegenheiten der ganzen Legion vorstand, und jenes erst am 4. Juni übernehmen konnte. Am 26. April begann die Artillerie der Legion den Marsch über Bonn, Ahrweiler und Hillesheim nach der Gegend von Diekirch, bei welchem Orte die nunmehr in den preussischen Dienst nach Königsberg bei Riga, im trunkenen Zustande, Napoleon ein Hoch brachten . Wie die Theilnehmer an dem ersten bestraft wurden , ist nicht bekannt ; die letzteren erhielten jeder 100 Hiebe und wurden dann nach Sibirien geschickt. ¹) Die Batterie hatte, soweit dies die Listen nachweisen, seit ihrer Errichtung bis zu diesem Zeitpunkte durch Desertion • 14 durch Diebstahl 2 57 Pferde durch den Tod , einschliesslich der in den · 19 Gefechten gebliebenen 22 durch Abgaben • Abgang, wogegen ihr durch Austausch von 22 Pferden aus der Parkkolonne No. 1 und durch 35 Pferde der aufgelösten Fussbatterie dieselbe Zahl von Pferden zuwuchs . 6*
84 übergegangene Mannschaft Seiner Majestät dem Könige den Eid leistete. 2. Geschichte der reitenden Batterie No. 18. Am 1. Mai 1815 wurde die Artillerie der ehemaligen deutschen Legion der preussischen Artillerie einverleibt ¹) und es erhielten , nach einem Erlasse des Prinzen August von Preussen vom 10. Mai, die erste reitende Batterie derselben die No. 18 , die 2. reitende Batterie die No. 19 und die Parkkolonne ebenfalls die No. 19 ; alle drei Truppentheile waren dem 3. Armee- Corps zugetheilt worden, dessen Artillerie der Oberst Monhaupt - anfänglich unter dem General- Major v. Holtzendorff --- kommandirte. Als Stabsofficier dieser Waffe des Corps wurden der Major v. Grevenitz uud
der Capitain
v.
Glasenapp bestimmt , von
welchen jedoch nur der erstere bei den Gefechten am 16. , 18. und 19. Juni gegenwärtig war. Dieses unter den Befehl des General- Lieutenants v. Thielemann gestellte Armee - Corps hatte die nachstehende Zusammensetzung : 9. Brigade : General - Major v. Borke , 9 Bataillons, 2 Escadrons . 10. Brigade : Oberst v. Kemphen , 6 Bataillons, 2 Escadrons . 11. Brigade : Oberst v. Luck , 6 Bataillons, 2 Escadrons . 12. Brigade : Oberst v. Stülpnagel , 9 Bataillons, 2 Escadrons. Reserve - Cavallerie : General - Major v. Hobe , 24 Escadrons. Die Artillerie des Armee - Corps bestand bis zur Mitte des Monats Mai nur aus den reitenden Batterien No. 18 ( Stabs - Capitain Hoyer ) , 19 (Seconde - Lieutenant Dellen ) , und 20 ( StabsCapitain Vollmar ) , von welchen die letzte aus der übergetretenen Berg'schen Artillerie errichtet war. Bis zum Ausbruche der Feindseligkeiten trafen noch ein : die 12 ge Batterie No. 7 (Premier- Lieutenant Baldauf), die 67ge Fussbatterie No. 18 ( Premier - Lieutenant Sannow ) , die 6ge Fussbatterie No. 352 ) (Premier - Lieutenant von Wangenheim ),
1) Sie wurde bis zum August 1815 der preussischen, von da ab bis zur Reorganisation von 1826 der Schlesischen Artillerie-Brigade zugezählt. 2) Beilage V.
85 die Parkkolonnen No. 1 , 3, 5 und die Handwerks - Colonne No. 1. Dagegen konnten den Begebenheiten im Juni wegen ihres späteren Eintreffens nicht mehr beiwohnen : die 6ge Fussbatterie No. 24 (Capitain Wahrenkampf),
die 6ge Fussbatterie No. 30 (Premier-Lieutenant Hain ), die 6 uge Fussbatterie No. 36 (Premier- Lieutenant Bleski ) , die 12uge Batterie No. 11 ( Premier - Lieutenant Schulz I. ) , die 127ge Batterie No. 12 ( Premier- Lieutenant Stammer ) , die 7ge Haubitz - Batterie No. 3
( Premier - Lieutenant Kurgass ), die Parkkolonnen No. 21 und 22 und die LaboratorienColonne No. 3. Hiernach betrat die Artillerie des 3. Armee - Corps nur mit 48 Geschützen den Kampfplatz , während die des 1. 96 , die des 2. 80 und die des 4. 88 enthielt . Bei einer so wenig zahlreichen Artillerie konnte nur der 9. Infanterie- Brigade die 6ge Fussbatterie No. 18 , der 10. die 6ge Fussbatterie No. 35 zugewiesen werden , wogegen bei der Reserve - Cavallerie die reitenden Batterien No. 18 und 19 blieben , die 12ge Batterie No. 7 und die reitende Batterie No. 20 aber die Reserve- Artillerie bildeten. Zu der letzteren gehörten noch die Munitions - Colonnen No. 1 , 3, 5 u. 19 , welche jedoch nicht ihre volle Stärke hatten , und die Handwerks-Colonne No. 1 . Am 7. Mai rückte das 3. Armee- Corps nach Bastogne, am 12. in die Gegend von Marche en Famine, und am 13. kam das Hauptquartier desselben nach Ciney, wo es bis zum Ausbruche der Feindseligkeiten blieb ¹) . Die reitende Batterie No. 18 erhielt ihr Quartier in Hubine. Die Monate Mai und Juni wurden eifrig zu Uebungen benutzt, und schon im Parole - Befehl vom 1. Juni erklärte der Oberst Monhaupt die 3 reitenden Batterien für fähig, es im Feuer mit dem Feinde aufnehmen zu können , indem er die Hoffnung aussprach , dass sie sich befleissigen würden , demselben auch noch in der Beweglichkeit überlegen zu werden. Bei der reitenden Batterie No. 18 befanden sich , ausser dem dieselbe commandirenden Stabs - Capitain Hoyer , welcher im Monat Juli zum Capitain befördert wurde , der Premier - Lieutenant Lottner und der Lieutenant v. Kotsch. 1) Nach einer Verfügung des Armee -Commandos vom 16. Mai , sollte jedes Fahrzeug der Artillerie eine 6' lange und 8" starke Faschine zum Ausbessern schlimmer Wegestellen mitführen. Diese Faschinen wurden auf den Wagen fortgeschafft, und, ohne von ihnen Gebrauch gemacht zu haben, am 2. September 1815 entfernt.
86 In Folge der von den Franzosen begonnenen Operationen setzte sich das 3. Armee- Corps am 15. Juni Nachmittags in Marsch nach Namur, und war in der Nacht um 11 Uhr im Bivouac bei St. Croix versammelt , wo jedoch die Reserve - Artillerie noch vor dem Einbruch der Dunkelheit anlangte und die 6ge Fussbatterie No. 35 . von Wesel aus eintraf. Am 16. Morgens 4 Uhr brach das Corps wieder auf und erreichte am Nachmittage le Point du jour , wo die Brigaden sich in Colonne neben einander , nördlich der von Namur nach Brüssel führenden Chaussee, formirten. Man glaubte an diesem Tage nicht mehr zum Schlagen zu kommen , und hielt eine Kanonade, welche in der Richtung von Quatrebras hörbar wurde, für eine Recognoscirung gegen die englische Armee ; als sich jedoch auch ein Gefecht vorwärts Fleurus entspann , nahm das Armee - Corps gegen 2 Uhr die ihm angewiesene Stellung ein. Die 9. Infanterie- Brigade besetzte die Höhe, auf welcher Sombref liegt und das dazu gehörige Mont - Potriaux , die 11. Brigade die Höhe vorwärts le Point du jour , die 10. Brigade aber nahm die Höhe bei Tongrines ein und besetzte dieses Dorf, Tongrinelle , die auf dem linken Ufer des Ligny- Baches liegenden Häuser von Boignée und den Grund von Tongrines. Die 12. Brigade und die Reserve-Cavallerie blieben rückwärts le Point du jour. Die 6uge Fussbatterie No.
18 wurde
auf dem Plateau vor
Mont-Potriaux placirt, die 6uge Fussbatterie No. 35 auf dem Terrain südöstlich von Tongrines in Bereitschaft gestellt, und die reitende Batterie No. 20 befand sich bei der Reserve - Artillerie ; die 12uge Batterie No. 7 und die reitenden Batterien No. 18 und 19 standen bei der Windmühle von le Point du jour ¹) . Die Besetzung eines so ausgedehnten Terrains machte es jedoch bald nothwendig, sowohl die 12ge Batterie No. 7 als die reitende Batterie No. 18 vorzuziehen. Die erstere erhielt ihre Stellung vor der 11. Brigade auf beiden Seiten der nach Fleurus führenden Chaussee , die letztere stellte sich in der Nähe der 6ugen Fussbatterie No. 35 auf. Das Gefecht bei dem 3. Armee- Corps , welchem die CavallerieCorps Pajol ( 1. ) und Exelmanns (2.) die Cavallerie- Division Morin , mehrere Batterien und einige Bataillons vom Loba u'schen (6.) Corps gegenüberstanden , begann erst um 4 Uhr allgemeiner zu werden. Nachdem zwei auf der Chaussee von Fleurus vorgeschobene Schwadronen der 9. Infanterie - Brigade zurückgeworfen, die nachdringenden feindlichen Cavallerie- Abtheilungen aber durch das Feuer der 127gen Batterie No. 7 und der 6gen Fussbatterie
1) Wagners Schlachtenplan .
87 No. 18 abgewiesen worden waren und das Gerard'sche (4. ) Armee-Corps zum Angriff gegen Ligny vorrückte , stellte der Feind jenen Batterien zuerst eine 6uge, bald darauf aber noch eine 128ge Batterie entgegen ; es entspann sich nun zwischen denselben ein Geschützkampf, in welchem die beiden preussischen Batterien zuletzt überlegen blieben und an dem auch die Haubitzen der reitenden Batterie No. 20 auf kurze Zeit Theil nahmen. Inzwischen war, wahrscheinlich in Folge eines Missverständnisses, der Grund des Ligny - Baches , den Dörfern Boignée und Balatre gegenüber, von den zu seiner Vertheidigung bestimmten Abtheilungen der diesseitigen Infanterie verlassen worden ; zwei feindliche Bataillons, welche hier standen, benutzten dies, besetzten den Grund und die Tirailleurs derselben breiteten sich unter dem Schutze ihrer bei Boignée placirten Artillerie auf der linken Seite des Baches aus . Der Major v. Grevenitz erhielt hierauf den Befehl, die Artillerie des linken Flügels zu commandiren und die diesseits vorrückende Infanterie gegen die feindliche Artillerie zu decken .
Er nahm des-
halb zuerst die 6uge Fussbatterie No. 35 und als diese nicht ausreichte , noch die erste Hälfte der reitenden Batterie No. 18 vor, wodurch das feindliche Feuer zum Schweigen gebracht wurde und die preussische Infanterie sich wieder in den Besitz des Grundes setzen konnte.
Nach dem vom 25. Juni im Lager bei Harly da-
tirten Berichte des Stabs - Capitains Hoyer stand die erste Hälfte der reitenden Batterie No. 18 neben der 67gen Fussbatterie No. 35, sie schloss sich nach der erwähnten Wendung des Gefechts wahr. scheinlich der zweiten Hälfte wieder an, welche in Zugkolonne aufgestellt in Reserve geblieben war. Die Armee war bei St. Amand und Ligny bereits ernstlich engagirt, als die reitende Batterie No. 18 Befehl erhielt, den westlichen Theil von Tongrinelle in Brand zu stecken , was auch aus den beiden Einhörnern unter dem Premier - Lieutenant Lottner sehr bald gelang , worauf dieselben wieder zur Batterie zurückgingen. „ Nachdem - so lautet der Bericht des Stabs- Capitains Hoyer - der Feind in der Absicht, unsere linke Flanke zu umgehen , mehrere Batterien gegen uns aufgestellt hatte , befahl der Major v. Grevenitz , dass die Batterie im Trabe vorgehen sollte. Ich liess links aufmarschiren und ging dem Feinde mit ganzer Front entgegen.
Auf 1500 Schritt vom Feinde machte ich Halt
und beschoss ihn langsam und so wirksam, dass er sehr bald anfing , sich zurückzuziehen . Die Batterie anvancirte 400 Schritt und beschoss den Feind mit Kugeln , worauf derselbe einige Haubitzen hinter einer kleinen Anhöhe am Busche (westlich von Boignée) placirte und die Batterie unaufhörlich mit Granaten be-
88 warf, welche jedoch meist hinter derselben aufschlugen , so dass die Batterie nur 1 Mann und 1 Pferd an Todten und 1 Mann und 2 Pferde an Blessirten hatte.
Ausserdem war noch eine Protze
beschädigt und 4 Pferde wurden vermisst. In Folge des
bekannten Ausgangs
der Schlacht
erhielt
die
Batterie, welche nach Einstellung des Feuers der 9. Brigade zugewiesen worden war , gegen 10 Uhr Abends von dem Oberst von Kemphen den Befehl , sich zurückzuziehen und sich hinter der Infanterie, mit dem rechten Flügel an Sombref gelehnt, aufzustellen . Sie complettirte sich hier mit Munition , und der Lieutenant von Kotsch wurde auf Befehl des Oberst Monhaupt mit 2 Geschützen nach der Chaussee von Fleurus entsendet, kehrte jedoch bald wieder zur Batterie zurück. Der Munitionsverbrauch der reitenden Batterie No. 18 betrug 138 Kugelschüsse, 52 Granatwürfe . Das 3. Armee - Corps zog sich am 17. mit Tagesanbruch , vom Feinde unbemerkt , gegen Gembloux zurück ,
rastete hier bis um
2 Uhr Nachmittags , erreichte , mit Ausnahme der zur Arrieregarde bestimmten 9. Brigade, am Abend die Dyle, passirte diesen Fluss und bezog einen Bivouak bei la Bavette.
Es blieb bis zum Nach-
mittag des 18. hier stehen , und hatte , der erhaltenen Anweisung gemäss , bereits angefangen , sich gegen Couture in Marsch zu setzen , als das Andringen bedeutender feindlicher Streitkräfte den General-Lieutenant v. Thielemann von der Nothwendigkeit überzeugte , die Dyle zu vertheidigen . Er stellte deshalb die 12. Brigade hinter Bierge , die 10. hinter Wavre , die 11. quer über die nach Brüssel führende Chaussee und die Reserve - Cavallerie bei la Bavette auf¹).
Das Gros der 9. Brigade , welche noch auf dem
rechten Ufer der Dyle war , sollte nach Ueberschreitung der letzteren sich hinter den Genannten als Reserve aufstellen, setzte aber, in Folge eines Missverständnisses , den Marsch fort und kam dadurch ausser Verbindung mit dem Corps. Den Uebergang bei Limale deckte ein von dem 1. Armee- Corps zurückgelassenes Detachement von 3 Bataillons und 3 Eskadrons. unter dein Oberst- Lieutenant v. Stengel , und die Ufer der Dyle wurden mit Tirailleurs besetzt. Der Commandeur der Artillerie, welche nach dem von der reitenden Batterie No. 19 am 16. erlittenen Verluste und nach der Entfernung der 6 @gen Fuss - Batterie No. 18 mit der 9. Brigade
1) Wagners Schlachtenplan.
1
89 nur noch aus 35 Geschützen bestand, stellte dieselbe in nachstehender Weise auf: ') Die erste Hälfte der 6ugen Fussbatterie No. 35 hinter Wavre, der von den jenseitigen Höhen nach diesem Orte führenden Strasse gegenüber. Die erste Hälfte der 127gen Batterie No. 7 gleichfalls hinter Wavre, rechts neben jener. Beide Batterien eröffneten sogleich ihr Feuer und beschossen, über die im Thale liegende Stadt hinweg, den gegen dieselbe aufgestellten Feind . Die Haubitzen
der reitenden Batterie No. 20 bei Hermitage,
um den gegen die obere Brücke etwa vordringenden Feind zu bewerfen, und die Kanonen dieser Batterie bei Bierge , zur Vertheidigung der dort befindlichen Brücke. Die zweite Hälfte der 6ugen Fussbatterie No. 35 zwischen der ersten und der nach Brüssel führenden Chaussee , um den Feind, welcher Wavre nehmen und hier herauf dringen sollte, in der Flanke zu beschiessen . Die drei noch vorhandenen Geschütze der reitenden Batterie No. 19 weiter rückwärts an jener Chaussee , in Bereitschaft, sich gegen die Spitze einer von Wavre vordringenden Kolonne zu werfen. Die zweite Hälfte der 12gen Batterie No. 7 auf der Höhe bei Louis Delotte, um das Defilee von bas Wavre zu decken und das Thal der Dyle zu bestreichen . Die reitende Batterie No. 18 endlich hinter der Mitte der Stellung in Reserve. Das sich um den Besitz von Wavre entspinnende Gefecht wurde am anhaltendsten durch die ersten Hälften der 6ugen Fussbatterie No. 35 und der 12gen Batterie No. 7 unterstützt , doch kamen auch die Geschütze der reitenden Batterie No. 20 bei Hermitage und Bierge in Thätigkeit, und die für kurze Zeit vorgenommenen Einhörner der reitenden Batterie No. 18 thaten auf ein gegenüber von bas Wavre befindliches und von feindlichen Tirailleurs besetztes Haus 6 Wurf. Ein Trompeter und ein Pferd dieser Batterie wurden leicht blessirt. Die Hauptabsicht war darauf hingerichtet , wenn er Wavre nehmen und von dort aus vordringen sollte , mit einer zahlreichen und intakt erhaltenen Artillerie entgegentreten zu können . Die Angriffe desselben gegen diese Stadt , lich durch zwei
und
später
durch
drei
welche er anfäng-
Batterien unterstützte,
¹) Nach dem dienstlichen Bericht des Oberst Monhaupt.
90 scheiterten aber
an dem tapferen Widerstande unserer Infanterie,
und ebenso wenig Erfolg hatten seine mit geringem Nachdrucke ausgeführten Versuche in den Besitz der Uebergänge bei bas Wavre und Bierge zu gelangen. Dagegen bemächtigte er sich durch Ueberraschung der Brücke bei Limale behauptete sich auf dem linken Fluss - Ufer gegen einen von 5 Bataillons der 12. Brigade und dem Detachement des Oberst - Lieutenant v. Stengel unternommenen Angriff, und verstärkte sich während der Nacht bis auf 28 Bataillons und 18 Eskadrons. Ihm gegenüber stellte sich die 12. Brigade am Walde von Rixansart und die Reserve - Cavallerie hinter diesem Walde auf. Von den reitenden Batterien No. 18 und 20 , welche dieser zugewiesen wurden , marschirte die erste um 10 Uhr Abends ab und bivouakirte hinter der Cavallerie ; die übrige Artillerie blieb während der Nacht in ihren Stellungen . Die Thätigkeit der einzelnen Batterien in dem Gefecht vom 18. geht aus der von ihnen gebrauchten Munition, welche sich Kugelschüsse Granatwürfe 51 203 bei der 12ugen Batterie No. 7 auf "" ""
67gen Fussbattr. 29 reitend. Batterie 99
29 وو
35
""
18
""
20
"" وو "" "" 99 belief, hervor. Der Gesammtverlust betrug :
147
36
140
58
6`
2 Mann 8 Pferde todt, schwer oder schwer verwundet 2 leicht verwundet. 1 22 99 Am
Morgen des
19.
unterhielten
die 127ge Batterie No. 7
und die 6ge Fussbatterie No. 35, welche mit den Geschützen der reitenden Batterie No. 19 unter dem Befehle des Majors v. Grevenitz standen , ohne dass der gegenüberstehende Feind einen Angriff unternahm, einen Geschützkampf, bis der Gang des Gefechts auf dem diesseitigen rechten Flügel ihren Rückzug veranlasste. Die Infanterie dieses Flügels nahm eine zurückgezogene Stellung zwischen Bierge und dem Waldwege nach Point du jour ein, und hatte einen Theil von dem südlichen Rande des Waldes von Rixansart besetzt, hinter welchem die Reserve- Cavallerie nebst den reitenden Batterien No. 18 und No. 20 sich befanden. Der General - Lieutenant v. Thielemann , von einem durch die englisch - preussische Armee erfochtenen Siege bereits unterrichtet , eröffnete , in der Ueberzeugung , dass die Franzosen sich zurückziehen würden , bei Anbruch des Tages das Gefecht ; da diese aber im Gegentheil sich anschickten, ihre am 18. erhaltenen Vortheile zu verfolgen , so nahm jenes bald eine für die
91
-
Preussen ungünstige Wendung. Nach dem Berichte des Oberst Monhaupt ging von der Artillerie zuerst die reitende Batterie No. 20 gegen den von Limale anrückenden Feind vor, musste aber, nachdem sie sich verschossen hatte und ihr mehrere Geschütze demontirt waren, durch den Wald zurückgehen ; nur zwei Geschütze erhielten sich noch einige Zeit diesseits desselben . Bald nach der reitenden Batterie No. 20 war auch die reitende Batterie No. 18 vorgerückt, kam aber gleichfalls südlich des Waldes in ein lebhaftes Feuer, durch welches die Deichsel eines ihrer Geschütze zerschossen wurde. Während dieses Gefechts hatte der Feind
sich
mit seinem
linken Flügel bis gegen den Wald gezogen , und eine seiner Batterien näherte sich auf dem dort befindlichen Höhenzuge. Der Oberst Monhaupt befahl nun dem Premier-Lieutenant Lottner, diese Batterie mit der zweiten Hälfte der reitenden Batterie No. 18 anzugreifen , was der genannte Officier in der Art ausführte, dass er mit Zügen rechts abschwenken liess , in schräger Richtung soweit vortrabte , bis er durch Einschwenken die feindliche Batterie echarpiren konnte , dann im Galopp vorgehend , sich in eine Vertiefung warf und von hier aus ein so wirksames Kartätschfeuer eröffnete , dass er die feindliche Batterie, und einen Schwarm von Tirailleurs, welcher sie deckte, zum Rückzuge zwang¹) ; die andere Hälfte der Batterie hatte durch ein lebhaftes Kugelfeuer den Feind in der Front beschäftigt. Da jedoch eine offensive Bewegung der diesseitigen Infanterie erfolglos geblieben war , so musste der gewonnene Vortheil aufgegeben und auch die reitende Batterie No. 18 durch den Wald zurückgenommen werden . ") Es gelang zwar noch 2 wiederhergestellte Geschütze der reitenden Batterie No. 20 an der Waldspitze bei Point du jour aufzustellen und , da sich ihnen bald die herangeholten 3 Geschütze der reitenden Batterie No. 19 anschlossen , die vordringenden Tirailleurs des Feindes zurückzuweisen, sein Artillerie - Feuer auf dieser Seite zu dämpfen und mit Hülfe eines nochmaligen Angriffs unserer Infanterie einige Zeit hinzuhalten der Verlust von Bierge und des Waldes von Rixansart, sowie das weitere Vorrücken des überlegenen Feindes bestimmten jedoch den General - Lieutenant v. Thielemann , gegen 10 Uhr Vormittags den Befehl zum Rückzuge zu ertheilen .
Dieser wurde
1) Bericht des Oberst Monhaupt über mehrere Officiere der Artillerie des 3. Armee-Corps. 2) Einige Erleichterung gewährte vor dem Abzuge durch den Wald das Erscheinen der 9. Brigade fast im Rücken des französischen linken Flügels, aber über 3000 Schritt von demselben entfernt , gegen welche der Feind, um sie zu beobachten, 3 Kavallerie-Regimenter entsendete.
92 nun sehr wirksam durch
19 Geschütze
der
reitenden Batterien
No. 18, 19 und 20 und der herbeigezogenen zweiten halben Fussbatterie No. 35 gedeckt , welche sich unter dem Schutze der Reserve-Cavallerie dem nördlichen Waldrande gegenüber entwickelten, zuerst schachbrettförmig, später in Linie zurückgingen und , mit Ausnahme der reitenden Batterie No. 19 , sich jenseits der nach Brüssel führenden Chaussee wieder aufstellten . Die letztgenannten 3 Geschütze deckten den Abzug der anderen über die Chaussee, und wurden dann als Reserve hinter die Linie zurückgenommen. Der Major v. Grevenitz hatte den Befehl erhalten , die 12øge Batterie No. 7 rückwärts aufzustellen , um den weiteren Rückzug durch ihr Feuer zu decken, und vereinigte dieselbe an der Brüsseler Chaussee , wo wahrscheinlich auch die erste Hälfte der 67gen Fussbatterie No. 35 placirt wurde. Der General- Lieutenant v. Thielemann setzte hierauf seinen Rückzug nach St. Achtenrode fort, während der Marschall Grouchy, welcher , von der Niederlage Napoleons unterrichtet , durch den Besitz der Uebergänge bei Wavre die kürzeste Rückzugslinie nach Namur gewonnnen hatte , nicht weiter folgte , und seinen Marsch dahin noch am Abend desselben Tages antrat. Als die Colonnen des dritten preussischen Armee - Corps zum Rückzuge gebildet waren , schloss sich ihnen die Artillerie nach und nach an, und nur die noch gefechtsfähigen Geschütze der reitenden Batterie No. 19 und 20 blieben bei der Arrieregarde. An Munition wurde am 19. von der Artillerie des 3. ArmeeCorps verbraucht : von der 12
gen Batterie No. 7 : 94 Kugel- , 1 , 2-3 löth. Kar-
tätsch- Schüsse, 18 Granat-Würfe, von der 6 gen Batterie No. 35 : 175 Kugelschüsse , 38 Granat -Würfe, von der reitenden Batterie No. 18 : 382 Kugel - Schüsse 74—6 löth . , 24 2-3löth. Kartätschen, 55 Granatwürfe, von der reitenden Batterie No. 19 : 78 Kugelschüsse 26-6 löth., 10 2-3 löth. Kartätschen , von der reitenden Batterie No. 20 : 192 Kugelschüsse 6—6 löth . , 42—3 löth . Kartätschen ,
nur
wonach im Ganzen 1177 Schuss und Wurf geschahen , von welchen 535 auf die reitende Batterie No. 18 kamen. Der Gesammtverlust dieser Artillerie bestand in :
7 Mann 19 Pferden todt oder schwer verwundet, 8 Mann 12 Pferden leicht verwundet, wovon die reitende Batterie No. 18 allein 1 Unterofficier, 2 Bombardiere, 1 Kanonier , 14 Pferde todt oder schwer verwundet und
93 1 Trompeter, 7 Kanoniere, 12 Pferde leicht verwundet hatte. 1 Kanonier wurde vermisst. Von ihrem Material verlor die Batterie einen Leiterwagen , an welchem auf dem Marsche von St. Croix nach dem Schlachtfelde, beim Durchfahren eines Grabens, die vordere Achse brach, und der mit einigen Vorrathssachen und Handwerkszeug dem Feinde in die Hände fiel . Für die Gefechte vom 15. bis 19. Juni¹ ) erhielten von den Vorgeschlagenen der Batterie durch Allerhöchste Cabinets - Ordre vom 2. October 1815 das eiserne Kreuz II. Klasse
der Premier- Lieutenant Lottner , 2) " Wachtmeister Post , " Feuerwerker Gudschinsky , Marquardt. 29 "9 Von fremden Orden : den russischen St. Wladimir- Orden 4. Klasse der Premier- Lieutenant Lottner ; den russischen Georgen - Orden 5. Klasse 3) der Unterofficier Haffky. Unter den für die erwähnten Gefechte Empfohlenen befand sich auch der Bombardier Jolly , welcher aber bald seine militärische Laufbahn mit einem Verbrechen endete. Als ausgezeichnet wurden aber noch bezeichnet : für Ligny : die Kanoniere Lux , Raff und Richter ; für Wavre : die Bombardiere Sader , Stuhrmann und Colina und die Kanoniere Seeker , Leitze und Kleinling. Der Stabs- Capitain Hoyer war zur Belohnung durch den St. Wladimir - Orden 4. Klasse empfohlen worden , blieb jedoch unberücksichtigt. Das dritte Armee- Corps bivouakirte in der Nacht vom 19. zum 20. Juni bei St. Achtenrode, und auf die Nachricht, dass der Feind seinen Rückzug angetreten habe , setzte sich die Cavallerie am 20. früh um 3 Uhr zur Verfolgung desselben in Bewegung. 4 Geschütze der reitenden Batterie No. 10 unter dem Premier- Lieutenant Lottner und die 3 Geschütze der reitenden 1) Die Ordensmatrikel führt die Verleihung an den Wachtmeister Post und Feuerwerker Gudschinsky für die Schlacht von Bellealliance an , welche aber weder die Batterie noch die Genannten mitmachten. 2) In dem Vorschlage war ausdrücklich die Umsicht und Bravour bei dem schon erwähnten Angriff des feindlichen linken Flügels am 19. hervorgehoben, während der Vorschlag für den Stabs- Capitain Hoyer dessen Thätigkeit und gute Führung der Batterie am 16. und 19. im Allgemeinen erwähnt. 3) Von den durch Sr. Majestät den Kaiser von Russland für den Feldzug von 1815 nachträglich bewilligten Orden , in Gemässheit des Allerhöchsten Befehls vom 26. März 1867 durch die Wahl.
94
-
Batterie No. 19 wurden der Cavallerie beigegeben, und legten die 62 Meilen betragende Entfernung bis Namur theilweise im Trabe zurück.
Man stiess erst bei dem Dorfe Talize (34 Stunden von
Namur) auf die Arrieregarde des Vandamme'schen Corps , von welcher 2 Bataillons , 1 Chasseur - Regiment und 4 Geschütze sich den Preussen entgegenstellten. Die vereinigten reitenden Geschütze
von welchen indessen
das Einhorn der reitenden Batterie No. 19 wegen einer auf dem Marsche gebrochenen Achse anfänglich keinen Theil an dem Gefecht nahm -- begannen sogleich ihr Feuer, die Cavallerie umging den Feind , brach ein , machte Gefangene und nahm 3 feindliche Geschütze ; da aber das Terrain es verhinderte, die genannten Vortheile auf dieser Seite weiter zu verfolgen ,
so wendete man sich rechts, um mit dem preussischen zweiten Armee- Corps in Verbindung zu treten, und stiess in dieser Richtung auf eine Infanterie-
Colonne des feindlichen zweiten Armee- Corps von 12 Bataillons mit 2 Batterien , welche eine Zeit lang mit Kartätschen beschossen wurde, aber bald von der Chaussee abbog und sich gegen eine auf der Höhe des Schlosses Flamine stehende Abtheilung des feindlichen 3. Corps zurückzog. Die Cavallerie und reitende Artillerie bivouakirten bei Namur , ohne an dem Angriff auf diese Stadt Theil genommen zu haben . Ueber das von der combinirten reitenden Batterie hier bestandene Gefecht findet sich zwar noch ein Bericht vor, der aber sehr unklar ist und viel zu wünschen übrig lässt.
Dasselbe muss in-
dessen sehr lebhaft gewesen sein, denn es verbrauchten in der kurzen Zeit seiner Dauer : Die 4 Geschütze der reitenden Batterie No. 18.
190 Kugel22-6 löth. 12-2 löth,
Schüsse, Kartätsch-
111 Granatwürfe und 10 Einhornkartätschen. Die 3 Geschütze der reitenden Batterie No. 19.
143 Kugel14-6 löth. 6-2 löth.
Schüsse, Kartätsch-
28 Granat- Würfe. Die ersteren verloren :
1 Unterofficier, 2 Pferde todt oder schwer verwundet.
+ 2 Pferde leicht verwundet. Die letzteren erlitten keinen Verlust.
95 Am 21. Juni vereinigte sich die Reserve - Cavallerie des 3. Armee- Corps, welcher von nun an die ganze reitende Batterie No. 18 zugetheilt blieb, bei Sombref mit diesem Corps , und marschirte mit ihm an demselben Tage noch bis Charleroi ; am 22. erreichte das Corps Beaumont, am 23. Avesnes, am 24. Nouvion, am 25. Hombliéres bei
St. Quentin und
die Reserve - Cavallerie lagerte bei
Harly. Am 26. ging der Marsch bis in die Gegend von Guiscard, und da das Städtchen Ham der Reserve - Cavallerie den Durchzug verweigerte , so wurde derselbe durch das Feuer der reitenden Batterie No. 18 erzwungen , welche dazu 22 Kugelschüsse und 12 Granatwürfe verwendete. ) Am 27. kam das 3. Armee-Corps nach von wo eine Cavallerie - BriCompiègne , am 28. nach Crespy
gade mit 6 Kanonen der reitenden Batterie No. 18 gegen Nanteuil, die andere gegen Villers - Cotterets vorgeschoben wurde - und am 20. nach Damartin ; die Reserve - Cavallerie bis Tremblay. Am 30 Juni begann der Umgehungsmarsch nach der Südseite von Paris. Das dritte Armee - Corps , mit der Reserve - Cavallerie an der Tete , brach um 5 Uhr auf, langte gegen Mittag bei Gonesse an , ruhte bis zum späten Nachmittage , und erreichte mit der Infanterie durch einen Nachtmarsch am 1. Juli Morgens St. Germain, während die Reserve - Cavallerie bei Argenteuil lagerte. Am 2. setzte das Corps seine Bewegung über Versailles fort ; die Avantgarde nahm nach einem kurzen Gefechte am Abend Chatillon , das Gros der Corps bivouakirte bei Velisy , Chatenay und Sceaux und die Reserve- Cavallerie bei Plessis - Piquet. Der am 3. abgeschlossenen Convention von St. Cloud gemäss begann am 4. der Abzug der französischen Armee nach der Loire und am 8. rückte das 3. Armee- Corps in Paris ein, wo die Batterie mit der ReserveCavallerie innerhalb der nach Fontainebleau führenden Barriere auf dem Boulevard bivouakirte . Es marschirte am 9. auf der Strasse nach Fontainebleau weiter gegen die Loire und bezog am 16. Cantonnements in der Umgegend von Pithiviers , Etampes und Thoury ; die Avantgarde befand sich in Orleans und die Reserve- Cavallerie in der Nähe dieser Stadt, an der von Orleans über Angerville nach Paris führenden No. 18 in Rebrechien .
Strasse ;
die reitende
Batterie
¹) Die Batterie feuerte hier zum letzten Male in diesem Feldzuge und verbrauchte während desselben 682 Kugelschüsse 66-61öthige Kartätsch -Schüsse 1060 Schüsse und 36-2 löthige Würfe . 236 GranatWürfe 40 Kartätsch-}
ww-xx x
96
Am 28. Juli wurde das 3. Armee - Corps auf den rechten Flügel des 4. verlegt , und die Batterie marschirte mit der ReserveCavallerie über Meun, Marchenois, Vendome , les Roches, la Chartre, Port Velain nach la Fléche, wo sich das Stabsquartier der ReserveCavallerie am 3. August befand . Die Batterie that an diesem Tage zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs , auf Befehl des commandirenden Generals , 24 Schuss und rückte in die ihr angewiesenen Cantonnements Clermont, Lucky, Mareil, Créans und Brinche, wo sie bis zum 21. September stehen blieb, und während dieser Zeit einige Paraden hatte.
Das Quartier des Commandeurs
befand sich im Schloss Galerande. Während des angeführten Marsches verlor die Batterie 2 Mann durch Desertion. Aus dem Hauptquartier Rambouillet war von dem Fürsten Blücher der Befehl zur Retablirung der Artillerie erlassen worden , und in Folge desselben wurde im August durch eine Commission der Zustand des Materials bei den Batterien des 3. Armee- Corps untersucht ; es erhielt indessen nach einer Bestimmuug vom 17. September jede derselben nur 100 Thlr. Retablissementsgelder, und man beschränkte sich auf die nothwendigsten Reparaturen, welche auch im September beendet wurden . Die reitende Batterie No. 18 musste wie alle übrigen 6
gen
Batterien ihre Munition in 3 Kartuschwagen verpacken , deren Bespannung auf 6 Pferde gesetzt wurde , tauschte einige Pferde von der Park -Colonne No. 1 um, und erhielt 12 Pferde von dem fliegenden Pferde- Depot. zugewachsene Pferde.
Es waren bei derselben 8 durch Requisition
Während der Capitain Hoyer im September wegen eines im Schlosse Galerande vorgefallenen Excesses sich im Hauptquartier zu le Mans in Untersuchung befand und der Premier - Lieutenant Lottner die Batterie commandirte, brach in derselben eine Meuterei aus . Als nämlich am 12. jenes Monats die reitenden Artilleristen auf dem
Exercirplatz
unweit des Schlosses Galerande
Uebung versammelt waren und der
zu
einer
Premier- Lieutenant Lottner
das Commando „Fertig zum Aufsitzen" gab , wurde dasselbe nur von den Unterofficieren und Bombardieren, mit Ausnahme des Bombardier Jolly , vollzogen . Nachdem auch auf die Wiederholung dieses Commandos dasselbe nur von einem Theile der Artilleristen befolgt worden war , frug der genannte Officier den Bombardier Jolly , weshalb er nicht gehorche ? worauf dieser erwiderte : da seine Kameraden sich nicht zum Aufsitzen vorbereiteten, so thue er es auch nicht. Der Bombardier Jolly , sowie die Kanoniere Claudt und
97 Gross , welche auf Befragen eine gleiche Antwort ertheilten , mussten nun vortreten, wurden gebunden und als Arrestanten abgeführt, um nach le Mans transportirt zu werden . Der Premier-Lieutenant Lottner verfügte sich nach dem etwa 1000 Schritt entfernten Schloss Galerande, um die schriftliche Meldung des Vorfalls abzufassen, und übergab dem Lieutenant v. Kotsch das Commando. Auf den Befehl des letzteren sassen nun die Leute zwar auf und führten auch einige Bewegungen aus, als er aber, um ruhen zu lassen, wieder absitzen liess, erhob sich tumultuarisches Geschrei , die Meuterer sassen eigenmächtig auf und ritten an, um ihre arretirten Kameraden zu befreien, liessen sich indessen durch den Lieutenant v. Kotsch zurückhalten.
Bei der Erneuerung dieser Scene glaubte
der letztere jedoch den Premier- Lieutenant Lottner persönlich von dem Stande der Dinge unterrichten zu müssen , und überliess den Befehl dem Porte - d'épée- Fähnrich Stein , welcher nach ähnlichen Ausbrüchen die Ruhe einigermassen herstellte, indem er die Beritte auseinanderzog und unter den bis dahin ausgetreten gewesenen Unterofficieren auf dem Viereck reiten liess. Als der Lieutenant v. Kotsch nach kurzer Zeit zurückkehrte , rief er, um die baldige Ankunft des Commandeurs anzukündigen , die Mannschaft zusammen, welche sich aber sogleich wieder nach dem Schlosse in Bewegung setzte und durch den herbeieilenden Premier- Lieutenant Lottner etwa 600 Schritt von demselben getroffen wurde.
Sie
kehrte jedoch auf sein Commando nach dem Exercirplatze zurück und wurde, als auf seine Aufforderung : die etwaigen Beschwerden dienstlich anzubringen, Niemand vorritt , nach den Cantonnements entlassen. Dem Oberst Monhaupt , welcher sich auf die eingetroffene Meldung nach dem Schlosse Galerande verfügte, wurde vor versammelter Batterie durch die Kanoniere Reimers und Schneider , der Bombardier Jolly als Rädelsführer genannt , und er zeigte mit dem Ergebniss der Voruntersuchung bereits am 16. und 17. aus le Mans den Generalen v. Thielemann und v. Holtzendorff an , die Disciplin sei vollkommen hergestellt , er habe aber , um die Batterie im Auge zu behalten, den Commandeur der Brigade- Batterie , Capitain v. Glasenapp , an Ort und Stelle dislocirt. Er schrieb übrigens den Excess einer Vernachlässigung der Kriegszucht durch den Capitain Hoyer zu , welcher die Batterie am 4. Juni 1815 im besten Zustande von dem Premier-Lieutenant Lottner übernommen hatte.
Bei der auf Befehl des General- Lieutenants v. Thiele-
mann in le Mans begonnenen und auf dem Rückmarsch des Corps fortgesetzten Untersuchung bezeichneten die Angeschuldigten das 7
98 zu häufige und anstrengende Exerciren¹ ) als Grund der Meuterei, und es stellte sich in jener heraus , dass der Bombardier Jolly schon am Abend des 11. in Luchy die Kanoniere Reimers , Pütz , Wilkes und Schneider zur Widersetzung überredet hatte , mit welchen er dann noch an demselben Abend die im Orte einquartirten Kanoniere, am anderen Morgen aber einen Theil der übrigen zu demselben Vergehen verleitete. Bei dem am 31. October in Bignicourt sur Saulz abgehaltenen Kriegsrechte wurden als Anstifter, Ausführer oder Mitwisser des Complotts 1 ) der Bombardier Jolly 2) zum Tode, 2) die Kanoniere Reimers , Pütz , Wilkes und Schneider zu einjähriger Festungsstrafe durch Einstellung in eine Strafsection und standes,
Versetzung in die 2. Klasse
des
Soldaten-
3) die Kanoniere Claudt , Gross , Hergarts , Stärke , Broscheid , Franke , Levallié , Hommes , Theissen , Höfkes , Hoffmann , Köhne , sowie 4) die Kanoniere Goertke und Fahnenschmidt zur Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes und letzterer noch zu dreimonatlicher Festungsstrafe, 5) der Bombardier Stahl zur Degradation verurtheilt, alle übrigen in Untersuchung gewesenen aber völlig freigesprochen . Gegen die erkrankten Kanoniere Hamann und Bircker blieb die Untersuchung vorbehalten . Bei der Bestätigung des Spruches durch Seine Majestät den König wurde die Todesstrafe des wegen Auszeichnung vor dem Feinde Seiner Gnade empfohlenen
Bombardiers Jolly in Aus-
¹ ) Die Abhaltung täglicher aber nicht zu langer Uebungen , war Allerhöchsten Orts befohlen worden um den Nachtheilen vorzubeugen, welche eine plötzliche Ruhe auf die Gesundheit der Mannschaften haben konnte und die etwa gelockerte Disciplin wieder zu befestigen. 2) Er war 24 Jahr alt, aus Pressburg gebürtig, hatte in dem österreichischen Husaren-Regimente Blankenstein gestanden , trat, als er 1809 in Italien gefangen wurde, in das 4. französische Chasseur- Regiment focht 1810 und 11 in Spanien, 1812 in Russland , fiel hier abermals in Gefangenschaft und nahm dann Dienste bei der ersten Batterie der Russisch-Deutschen Legion . Er starb als Baugefangener . ― Unter den Verurtheilten befanden sich 6 Preussen , zum Theil ehemalige Artilleristen in Russland gefangen und eingestellt 11 Rheinländer, welche längere oder kürzere Zeit in französischen Diensten gewesen und von welchen 9 erst beim Ausbruche des Krieges von 1815 eingestellt worden waren 2 Deutsche aus anderen Landestheilen bei Danzig und Königsberg gefangen und am letzteren Orte enrollirt. - Der Kanonier Claudt und die Mehrzahl seiner Mitschuldigen dienten nach Abbüssung ihrer Strafe noch ein Jahr in der damaligen 2. reitenden Compagnie der 3. Artillerie-Brigade als ausgezeichnete Soldaten.
99
-
stossung aus dem Soldatenstande und lebenslänglicher Festungsbauarbeit umgewandelt , den unter 3 angeführten Kanonieren aber noch ein halbjähriger Festungs - Arrest durch Einstellung in eine Strafsection zuerkannt. Der Oberst Monhaupt hielt es während des Verlaufes der Untersuchung für nothwendig , den PremierLieutenant Lottner , sowie den Seconde- Lieutenant v. Kotsch , zur reitenden Batterie No. 20 und dafür den Lieutenant Hanf zur reitenden Batterie No. 18 zu versetzen, auch den Capitain Hoyer zu dieser zurückzucommandiren ; allein schon im Monat October wurde der letztere zur immobilen Artillerie nach Schweidnitz versetzt, und der Premier- Lieutenant Lottner zum wirklichen Commandeur der reitenden Batterie No. 18 vorgeschlagen, wozu auch die Bestätigung am 20. October erfolgte. Vom Monat October an bestand das Officier - Corps der Batterie aus dem Premier -Lieutenant Lottner und den Lieutenants Hanf und Gensichen . Die Reserve- Cavallerie marschirte am 22. September mit dem Corps nach Paris
ab ,
und die Batterie ,
wahrscheinlich mit der
2. Brigade derselben, über Grand-Lucé, Vibraye, Broue , Chartres, Ablis und Rochefort nach Lonjumeau, wo sie nach 7 Marschtagen am 28. ankam. Am 2. October wurde das 3. Armee - Corps bei St. Cyr vereinigt und hatte am 3. auf der Ebene von Grenelle eine Parade vor den verbündeten Monarchen, worauf die ReserveCavallerie mit der reitenden Batterie No. 18 wieder in ihre Cantonnirungen bei Lonjumeau zurückging. Der General- Major v. Holtzendorff fand sich veranlasst, seine besondere Zufriedenheit über den Zustand der Artillerie des 3. Armee- Corps auszusprechen, was dann die gewöhnlichen Danksagungen der übrigen Führer zur Folge hatte. Am 11. October wurde das 3. Armee- Corps in die Gegend von Meaux verlegt. Die Batterie , welche mit der 2. CavallerieBrigade marschirte , ging über Monthéry, Corbeil , Brie und Tournon nach Coulommiers , und kam in 5 Marschtagen nach Farmoutiers . Am 26. October brach das Corps nach der Marne auf und verweilte in der Gegend von Châlons bis zum Anfange des Novembers.
Die bei der Occupations - Armee in Frankreich verblei-
benden Batterien wurden von hier auf Rheims dirigirt ,
die nach
dem Rhein bestimmten gingen später nach Saarbrück ab. Die reitende Batterie No. 18 befand sich am 27. in Orconte und Malignicourt.
Die specielle Richtung, welche sie von hier mit der Re-
serve- Cavallerie bis in die Gegend von Saarbrück nahm, ist nicht mehr nachzuweisen ,
und nur im Allgemeinen
bekannt ,
dass das
3. Armee- Corps , südlich an Verdun und Metz vorbeigehend , von 7*
100 Châlons aus über St. Ménéhould, Clermont, Fresnes und Courcelles nach St. Avold zog, wo es, um die conventionsmässige Uebergabe mehrerer französischen Plätze abzuwarten, einige Zeit stehen blieb. Die reitende Batterie No. 18 cantonnirte in Forbach bei Saarbrück. Nach einem Befehle des Generals v. Thielemann sollte die nach dem Inneren zurückkehrende Artillerie des Corps, von Saarbrück aus in einer Colonne vereinigt , unter dem Major v. Grevenitz marschiren , weshalb die reitende Batterie No. 18 angewiesen wurde , von Forbach nur bis Arnual vorzurücken und hier die übrigen Batterien abzuwarten. Nach dem Eintreffen derselben ging die Batterie vom Ende des November ab in gewöhnlichen Etappenmärschen über Saarbrück, Homburg, Kassel, Lauterecken, Kreutznach,
Mainz , Frankfurt a. M. ,
Hanau,
Gelnhausen,
Salmünster,
Schlüchtern, Fulda, Hünfeld , Vacha, Eisenach, Gotha, Erfurt, Weimar ,
Eckartsberge und Naumburg nach Merseburg ,
wo sie am
27. eintraf und nun nach Magdeburg dirigirt wurde. Sie cantonnirte in der Umgegend dieses Platzes bis zum Mai, wurde dann demobil und formirte aus ihren Bestandttheilen die dritte reitende Compagnie der dritten Artillerie - Brigade. Ein Theil der übrigen Mannschaft und Pferde kam, wie schon erwähnt, zur zweiten reitenden Compagnie ; der Rest von der ersteren wurde entlassen, von den letzteren verkauft, und das zu den Exercir- Geschützen nicht benutzte Material an das Artillerie-Depot abgegeben.
Erste
Fuss - Compagnie.
A. Ihre Abstammung. Die erste Fuss - Compagnie der 3. Artillerie - Brigade wurde im Jahre 1816 aus der 127gen Batterie No. 7 formirt, und diese Batterie entstand aus der Vereinigung der 8. provisorischen Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade mit der halben 8 gen Fussbatterie No. 1 . B.
Ihre Geschichte .
1 ) Geschichte der 8. provisorischen Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade.
Sie wurde im Januar 1813 in Neisse, wie alle damaligen provisorischen Compagnien 134 Köpfe stark formirt und erhielt im Februar den Premier-Lieutenant Paalzow zum Commandeur. Die
101 Avancirten waren von der 5. Stammcompagnie der Brigade gestellt, die Gemeinen aus den Krümpern entnommen worden . Den im Februar auf 200 Mann erhöhten Stand erreichte die Compagnie erst im April , und hatte in dieser Zeit an Officieren , ausser ihrem Commandeur , nur den Seconde-Lieutenant Löwen . Die Vermehrung der Avancirten erfolgte durch Beförderungen und Annahmen von Freiwilligen , die Augmentation der Gemeinen durch Einstellung von Rekruten . Von den Avancirten waren nur 1 Unterofficier und 1 Bombardier vor dem Feinde gewesen , die übrigen Avancirten dienten 2 bis 3 Jahre und ein Drittel der Bombardiere bestand aus neu beförderten Freiwilligen.
Unter den Gemeinen befanden sich einige
alte Soldaten, etwa 100 Krümper und 60 Rekruten . Die bei weitem grössere Zahl der Leute waren Märker ,
nur
wenige aus den übrigen Provinzen des Staates gebürtig , und nur 2 Mann Ausländer. Da im Monat Februar die Montirungs- und Armaturstücke , welche die von der Stammcompagnie Abgegebenen miterhalten hatten , an jene zurückgeschickt werden mussten , so konnten diejenigen , welche keine eigene Anzüge besassen , bis zur Verabreichung des Ersatzes nicht ausgehen . Um die überhaupt fehlende Bekleidung zu fertigen , wurden alle in Neisse aufzufindenden Schneider in grosse Zimmer gebracht , in welchen sie unter Bewachung arbeiteten . Die Bekleidung wich von der vorgeschriebenen darin ab, dass, weil es an grauem Tuche fehlte , die Gemeinen blaue Jacken mit schwarzem Kragen , schwarze Beinkleider und
eben solche Feld-
mützen erhielten. Dieser Anzug nahm sich anfänglich ziemlich gut aus ; da aber das Tuch von schlechter Beschaffenheit und mangelhaft gekrumpfen war, so trug es sich bald ab und lief beim Nasswerden dermaassen zusammen , dass alle Stücke zu kurz wurden.
zu eng und
An Waffen waren im Monat Juli erst 99 Gewehre und 18 Säbel, nächstdem aber 34 Gehenke vorhanden . Vom 18. Februar an trat , wie bei der ganzen Armee ,
zur
Erleichterung der erschöpften Staatskassen, vom Feldwebel abwärts die Natural - Verpflegung ein. Der die Compagnie commandirende Premier- Lieutenant Paalzow verband mit ausgezeichneter Dienstkenntniss eine grosse Strenge ; die Avancirten waren von Eifer und Ehrgefühl beseelt und die Leute zeigten den besten Willen. Die Ausbildung der Mannschaft schritt deshalb rasch vor , und die Compagnie wurde , in Anerkennung ihrer Leistungen , von dem General- Major Decker
102 zur Theilnahme an der Belagerung von Glogau ausgewählt , eine Bestimmung , welche der Kampflust der Leute
zusagte und ihr
Selbstgefühl hob.¹) Der Marsch nach Glogau wurde am 22. April angetreten , unter Beobachtung einer rigoreusen Disciplin über Frankenstein
und Schweidnitz vollführt, und die Compagnie erhielt in dem etwa 14 Meile östlich von Glogau , unfern der Oder , gelegenen Dorfe Drogelwitz ein ziemlich schlechtes Cantonnirungsquartier. Die Festung Glogau hatte , unter dem General Laplane , Dotirung von 80 Geschützen
eine
und eine Besatzung von 600 Mann ,
welche aus Sachsen , Badensern , Croaten , Illyriern , Spaniern und Franzosen bestand . Sie war seit der Mitte des Monats März durch das russische Corps des Generals Miloradowitsch eingeschlossen ,
welches
gegen das Ende
dieses Monats
durch preussische
Truppen unter dem General - Major v. Schuler abgelöst wurde, und am 31. grösstentheils abzog, nachdem man in der vorhergehenden Nacht den Platz aus Feldgeschützen ohne Erfolg beschossen hatte. Der Monat April verstrich unter mehreren Gefechten mit der Garnison , welche sich einer engen Einschliessung lebhaft widersetzte , und man bereitete sich zu der bereits unter dem 5. April befohlenen Belagerung des Platzes vor. Der 8. provisorischen Compagnie wurde nun das beschwerliche Geschäft zu Theil , die auf der Oder anlangenden BelagerungsBedürfnisse, mit welchen am 8. Mai mehrere Kähne bei Drogelwitz eintrafen, auszuladen und in einzelnen Transporten nach dem Depot zu schaffen, 2) was , wegen der Ungeübtheit der Leute in dergleichen Arbeiten und weil die Transporte nahe den Werken vorbeigeführt werden mussten , nicht ohne Schwierigkeiten bewerkstelligt wurde . Obgleich in der Nacht vom 6.
zum 7. Mai
eine Tranchee
gegen die Sternschanze eröffnet worden war , so blieb dennoch der sehnlichste Wunsch der Mannschaft, ins Gefecht zu kommen, unerfüllt.
Ein Detachement der Compagnie soll zwar eine Batterie gebaut und die darin aufgestellten Geschütze bedient haben →
1 ) Laut Allerhöchster Cabinetsordre vom 8. April sollten 6 Compagnien aus den schlesischen Festungen nach Glogau marschiren, wozu 2 aus Silberberg, 2 aus Glatz, 1 aus Neisse und 1 aus Cosel bestimmt wurden. Wenn die Compagnien bereits die Stärke von 200 Mann erreicht hätten , so sollten nur 139 von jeder zu der genannten Bestimmung abgehen, 3 Unterofficiere, 4 Bombardiere und 54 Kanoniere aber zurückbleiben . Die Compagnien aus Glatz und Neisse trafen am 29. April die übrigen am 2. Mai vor Glogau ein. 2) Das Depot befand sich warscheinlich bei Nilbau oder Schloin bei dem letzteren Orte wurde wenigstens das Pulver in Schuppen aufbewahrt. Batteriebau-Material wurde bei Reinberg, unweit Drogelwitz, gefertigt.
103
was
nur bei dem
in der Nacht zum
14.
intentionirten Angriff
gegen den Tambour vor der Brücke über die alte Oder der Fall die Thatsache hat sich jedoch aus offigewesen sein könnte ciellen Quellen nicht constatiren lassen. Der Rückzug
des 1 alliirten Heeres
veranlasste das Aufgeben
der Belagerung, ¹) weshalb das Material mit grosser Eile durch die Compagnie wieder in Kähne verladen werden musste , und als bei Aufhebung der Blokade , in der Nacht zum 27. Mai , die preussischen Truppen des Einschliessungs - Corps gegen Köben abzogen, um hier die Oder zu passiren ,
erhielt die Compagnie noch am
Abend den Auftrag , das in einem Walde gefertigte BatteriebauMaterial zu zerstören . Sie folgte hierauf dem Corps, und kehrte über Köben, Dihrnfurt, Breslau, Ohlau und Grottkau nach Neisse zurück. Ein Theil des Einschliessungscorps ging zwar bei Auras wieder auf das linke Oderufer und stellte sich am 30. Mai dem gegen Breslau vordringenden Feinde entgegen, wurde aber zum Rückzuge genöthigt und musste jene Stadt preisgeben . Da die mit dem Belagerungs- Material beladenen Kähne , welche in verschiedenen Transporten , zum Theil durch Commandos der 8. provisorischen Compagnie begleitet, die Oder aufwärts fuhren , wegen des niedrigen Wasserstandes und weil es an Pferden zum Ziehen mangelte, nur langsam fortkamen, so fielen einige von ihnen dem Feinde in die Hände, andere wurden vor der Ankunft des letzteren in Breslau
versenkt ,
eine
Anzahl
derselben
brachte
der Unterofficier
Krause von der genannten Compagnie, obgleich feindliche Streifpartien seine unbewaffneten Leute von dem linken Ufer aus mehremale beschossen , durch Umsicht und Geistesgegenwart glücklich nach Cosel. Die nach der Rückkunft der Compagnie herrschende Besorgniss, den Feind bald vor den Thoren zu sehen , in Folge welcher man auch die Artilleristen zur Verstärkung der Wachen benutzte, wurde bald durch den Abschluss des Waffenstillstands
gehoben.
Die Compagnie setzte ihre Uebungen fort , für welche jetzt auch 4 bespannte Geschütze vorhanden waren , verrichtete artilleristische Arbeiten und gab mehrere Commandos, marschirte aber bereits am 29. Juni nach Schweidnitz ab, wo sie mit der 1. , 2. und 15. provisorischen Compagnie der
schlesischen Artillerie - Brigade
unter
1) Die hierauf bezughabende Allerhöchste Cabinetsordre vom 14. Mai bestimmt zugleich dass ein Theil des Belagerungsmaterials nach den Festungen, aus welchen es entnommen , zurückgebracht, und ein Theil zu der Bewaffnung von Schweidnitz verwendet werden sollte , welches jedoch noch einen Zuschuss aus anderen Plätzen erhielt.
104 die Befehle des Majors Liebe trat , welcher als Artillerie- Officier des Platzes zugleich die Artillerie der Garnison commandirte. Man hatte die im Jahre 1807 von den Franzosen theilweise zerstörten Werke des Platzes durch passagere Anlagen so gut als möglich wieder zu schliessen versucht und setzte diese Herstellungsarbeiten auch während des Waffenstillstandes eifrig fort. Er wurde mit der nöthigen Geschützzahl versehen , und erhielt eine starke aber grösstentheils aus neu formirten Truppen bestehende Garniüber welche der Oberst - Lieutenant Krauseneck als Commandant ein kräftiges Regiment führte. Die 8. provisorische Compagnie war während des Waffenstillstandes abwechselnd in der Stadt oder in der Bögen - Vorstadt untergebracht,
erhielt die von
ihr zu besetzenden Werke zugetheilt , in denen zum Theil Unterofficiere derselben den Befehl führten , und wurde mit den gewöhnlichen Armirungs- Arbeiten beschäftigt, zu welchen die in der Umgegend cantonnirende Feldartillerie die nöthigen Gespanne stellte. In der Mitte des Monats Juli übernahm , für den zu einer anderen Bestimmung abgegangenen Premier-Lieutenant Paalzow , der Premier-Lieutenant Hoffmeister I. die Compagnie. Bei derselben befanden sich , nachdem der Lieutenant Löwen vor dem Abmarsche von Neisse versetzt worden war , die Seconde - Lieutenants Stade und Sturm , von welchen der erstere jedoch fast immer abcommandirt war und der letztere den Dienst als Feuerwerks-Lieutenant versah.
Im Monat Juli wurde der vom Porte-
d'épée -Fähnrich beförderte Seconde- Lieutenant Blanckenburg III . der Compagnie zugetheilt , der Lieutenant Stade aber als überzählig geführt und bald darauf versetzt. Der Monat Juli, in welchem die Compagnie von dem GeneralMajor Decker besichtigt ward , und das erste Drittheil des Monats August verflossen unter Vorbereitungen gegen einen gewaltsamen Angriff ;
ein Theil der Garnison
cantonnirte jedoch
zur
Schonung der Stadt noch in den nächsten Dörfern . Die Festung erhielt in dem Oberst - Lieutenant Grafen Dohna einen zweiten Commandanten, sie wurde nach Aufkündigung des Waffenstillstandes am 14. August in Belagerungszustand erklärt , gespannt den kommenden Ereignissen entgegen .
und man sah
Das anfängliche Zurückweichen der französischen Heerestheile bis über den Bober liess glauben , der Feind werde nach Sachsen abziehen ; als er jedoch bald mit überlegenen Kräften wieder vordrang, das Hauptquartier der schlesischen Armee bis nach Striegau zurückkam und der russische Tross, sowie einige Bataillons preussischer Landwehr, bereits an Schweidnitz vorüberzogen, erliess der Commandant einen Tagesbefehl , in welchem als Gründe für diese
105 Begebenheiten die der Armee vorgezeichneten Zwecke und ihre Befreiung von dem unnützen Gepäcke genannt waren. Indessen wurden alle üblichen Vorsichtsmaassregeln getroffen , die Werke stärker besetzt und zahlreiche Pikets commandirt, bis der Sieg an der Katzbach und die Nachricht von der gewonnenen Schlacht bei Kulm jede Besorgniss für die Sicherheit der Festung hoben , in welcher nun grosse Transporte von Gefangenen eintrafen. Ein Theil der Besatzung, welcher gegen Glogau bestimmt war,
verliess die Festung , in der nur drei Bataillons nebst der bereits erwähnten immobilen Artillerie - Compagnie zurückblieben , die von jetzt
ab , nächst ihrer weiteren Ausbildung , mit den in einem Depot-Platze vorkommenden Diensten beschäftigt wurden.
Die 8. provisorische Compagnie sorgte hiernach bis zum Monat December, in welchem sie Schweidnitz verliess, für die Erhaltung der ihr übergebenen Armirungsmittel , stellte noch im Monat August den ihr zugetheilt gewesenen Seconde - Lieutenant Vahl , 3 Unterofficiere , 1 Bombardier , 1 Tambour und 40 Kanoniere, welche durch Rekruten und Freiwillige¹) ersetzt wurden , für zwei zu errichtende Marschcompagnien , gab im September die Begleitungsmannschaft zu einem nach Böhmen abgehenden Munitionstransport und nahm noch in demselben Monat an einer vom 7. bis zum 16. dauernden Schiessübung Theil, bei welcher leider wegen Unvorsichtigkeit ein Mann derselben durch einen Kartätschschuss getödtet wurde. Der Bekleidungszustand der Compagnie muss in diesem Zeitraum nicht sehr befriedigend gewesen sein , da , bei Gelegenheit einer durch den General - Major Decker abzuhaltenden Besichtigung, besonders eingeschärft wurde, dass Niemand barfuss erscheinen dürfe ; ihre Bewaffnung blieb unvollständig , und sie gab ihre brauchbaren Gewehre ab , um dafür 20 schadhafte wieder zu empfangen. Die Compagnie erwarb sich jedoch fortwährend die Zufriedenheit ihrer Vorgesetzten , und für den guten Displinar- Zustand derselben bürgt die Thatsache , dass, unerachtet eines geringen Stan-
des an Officieren und eines häufigen Wechsels derselben, seit ihrer Errichtung verhältnissmässig nur wenig Bestrafungen vorkamen. Am 2. December marschirte die Compagnie, nachdem sie von den anderen provisorischen Compagnien mit Mänteln versehen worden war , unter dem Premier- Lieutenant Hoffmeister I. in einer Stärke von 12 Unterofficieren, 19 Bombardieren , 2 Tambours und
1) Unter den letzteren befanden sich auch 3 in Kriegsgefangenschaft gerathene Holländer.
106 137 Kanonieren über Jauer , Goldberg, Bunzlau , Sprottau , Sagan, Sorau, Triebel, Spremberg, Senftenberg , Mückenberg, Elsterwerda und die Elbschiffbrücke bei Pülswerda in das ihr bestimmte Cantonnirungsquartier Süptitz bei Torgau , wo sie am 15. eintraf und dem Hauptmann v. Bardeleben zugewiesen wurde , welcher unter dem die Artillerie des 4. Armee - Corps v. Neander stand.
commandirenden Major
Der Lieutenant Blankenburg III , welcher als einziger Compagnie- Officier aus Schweidnitz mit abmarschirt war , aber bereits am zweiten Marschtage dahin zurückkehrte , wurde durch den zur Dienstleistung befehligten Seconde- Lieutenant Schmidt II. ersetzt, der wiederum
von Spremberg mit einem Commando
nach Peitz
abging, um von der dasigen Eisenhütte Munition giessen und nach Torgau bringen zu lassen . Die Festung Torgau bestand schon damals aus dem Hauptplatze auf dem linken und dem Brückenkopfe auf dem rechten Elbufer , welche sowohl oberhalb durch zwei Lünetten gedeckt wurden , so wie aus den auf dem ehemaligen Rathsweinberge gelegenen Forts Zinna und Mahla. Als die 8. provisorische Compagnie vor dieser durch einen Theil des 4. Armee- Corps seit dem 6. November eng eingeschlossenen Festung anlangte , hatte die von ansteckenden Krankheiten heimgesuchte Garnison derselben das Fort Zinna , nach einer 14tägigen Beschiessung, in der Nacht zum 12. December geräumt, und das seit dem 1. dieses Monats aus einigen Batterien auf dem linken Elbufer mit wenigen Unterbrechungen fortgesetzte bardement der Stadt war seit dem 13. eingestellt worden.
BomDie
Compagnie gab deshalb nur am 16. , 18. , 20. und 26. December einen Theil der durch Hülfsmannschaft complettirten BedienungsMannschaft für die im Fort Zinna , gegen das Fort Mahla, aufgestellten Geschütze oder für jene Batterie, welche zur Unterstützung der eingeleiteten Unterhandlungen ein schwaches Feuer gegen die Werke des Hauptplatzes unterhielten ,
bis die am 26. zu Stande
gekommene Kapitulation den Feindseligkeiten ein Ende machte. In einem Schreiben des Grafen Tauenzien vom 23. December 1813 an den Prinzen August von Preussen erwähnt der erstere : „ Ich kann Ew. Königlichen Hoheit nicht genug meine Zufriedenheit über sämmtliche Artillerie während der Belagerung von Torgau bezeugen ; selbige hat sich durch Tapferkeit und Sachkenntniss ausgezeichnet ," worauf der Prinz durch einen Parolebefehl vom 28. sämmtlichen vor Torgau gewesenen Officieren, Avancirten und Gemeinen der Artillerie für die von ihnen bewiesene Anstrengung danken liess.
107 Da die achte provisorische Compagnie zur Theilnahme an der Belagerung von Wittenberg bestimmt war, so entsendete sie schon am 17. December unter Führung des Lieutenants Schmidt II : 2 Unterofficiere, 8 Bombardiere und 52 Kanoniere nach Apollensdorf, 1 Meile westlich dieses Platzes ; die übrige Mannschaft wurde von Süptitz nach Dahlenberg verlegt , Peitz
zurückgekehrten
geschirre , an welchen
Commandirten
empfing hier von den aus 97
mitgebrachte
Koch-
es bisher noch gefehlt hatte , und musste
eine Anzahl zu Transporten benutzte Vorspannpferde beaufsichtigen. Der zur Compagnie versetzte Seconde - Lieutenant Schade , welcher sich Ende December bei derselben einfand, ging sogleich zu dem
Detachement vor Wittenberg
ab .
Der Rest der Com-
pagnie marschirte am 5. Januar 1814 über Schmiedeberg nach Kemberg , passirte am 6. bei Baumgarten die Elbe , und kam nach Apollensdorf, wo sich das Laboratorium und der Haupt- Munitionspark befanden . Dies Dorf war mit Artillerie - Mannschaft so überfüllt , dass in einzelnen Gehöften bis zu 120 Mann untergebracht werden mussten , und die reichlich gelieferte Naturalverpflegung um so erwünschter, als die gänzlich ausgesogenen Einwohner von derselben mit zehrten . Die Festung Wittenberg , vor welcher die Compagnie ihre kriegerische Thätigkeit fortsetzen sollte , war im Laufe des Jahres 1813 mehrere Mal blockirt und zweimal bombardirt worden ; sie wurde nach der Schlacht bei Leipzig durch die Abtheilung des General- Majors v. Dobschütz vom 4. Armee - Corps neuerdings eingeschlossen , hierauf einige Tage hindurch ohne Erfolg beschossen, dann aber nur noch blockirt. Diese fruchtlosen Unternehmungen hatten das Selbstvertrauen der Garnison sehr gehoben , welche, unter der energischen Leitung des Divisions- Generals Baron de Lapoype , im November noch 3051 Mann zählte , durch 104 Geschütze unterstützt wurde und mit allen sonstigen Bedürfnissen hinreichend versehen war. Der auch in fortificatorischer Hinsicht nicht unbedeutende Platz nur durch eine förmliche Belagerung genommen
konnte mithin
werden , zu welcher der Commandeur des 4. Armee- Corps , General-Lieutenant Graf Tauenzien , sich entschloss , als um die Mitte des Monats December die Uebergabe von Torgau gesichert erschien. Bereits am 25. dieses Monats ging
der erste Transport mit
Belagerungs - Bedürfnissen von Torgau nach Wittenberg
ab , der
Capitain v. Bardeleben erhielt das Commando über die Belagerungs-Artillerie und in der Nacht zum 29. December kam die erste Parallele in grosser Nähe gegen die westliche Front des
108 Platzes zu Stande. ')
Der Feind beschoss dieselbe am Morgen und
enfilirte aus einer auf dem Glacis
des
Schlossbastions placirten
Haubitze die Communikation nach dem rechten Flügel. Da der gleichzeitige Bau von Batterien unterbleiben musste , weil das Belagerungscorps zu schwach war und die entsprechenden Geschützarten noch fehlten , so wurden erst in der Nacht zum 30. December
33
die Enfilir - Batterie No. 1 für 1-108ge und 1-8age Haubitze, وو2 "" 4-127ge Kanonen, "" DemontirWurf وو3 "" 4-108ge Mörser, 99 دو4 "" 4-128ge Kanonen , "" Demontir- "" ووEnfilirوو "" 5 وو3-128ge Kanonen begonnen, die mit 2 und 5 bezeichneten jedoch nicht vollendet. Der Belagerte verstärkte am 30. die Bewaffnung der angegriffenen, sowie die der nördlich anliegenden Front, und entwickelte an diesem, sowie am nächsten Tage ein überlegenes Feuer, durch welches besonders die Batterie No. 4 fast zu Grunde gerichtet wurde. In der Nacht zum 31. December rückte
man aus der
ersten Parallele mit einem Laufgrabenaste vor , beendete die Batterie 2 und 5 und stellte die Batterie 4 wieder her. In der Nacht zum 1. Januar 1814 brach der Belagerer aus dem in der vorhergehenden Nacht angelegten Aste rechts gegen das zur Vertheidigung eingerichtete Krankenhaus mittelst der ganzen Sappe heraus, er bewaffnete die Batterie No. 1 mit 3-10 gen Haubitzen, stellte in der Batterie No. 5 statt einer 127gen Kanone eine 8uge Haubitze (aus No. 1 ) auf und baute die Wurf- Batterie No. 6 für 4-50% ge Mörser. Das Feuer der Belagerungs - Artillerie wurde am Tage dem der Festungs -Artillerie überlegen. Noch am 1. Januar Abends 7 Uhr nahm der Belagerer das Krankenhaus, wurde eine Stunde darauf aus demselben wieder vertrieben, besetzte es aber gegen Morgen von Neuem. Die Batterie No. 5 erhielt anstatt der Kanonen 8ge Haubitzen . Das Feuer der angegriffenen Front war am Tage sehr gedämpft, dagegen konnten 2 Haubitzen , welche der Vertheidiger in der Angerschanze aufgestellt hatte, durch die Batterie No. 1 nicht zum Schweigen gebracht werden. In der Nacht zum 3. Januar zündete der Belagerte das Krankenhaus an , nach welchem er am 2. Nachmittags 4 Uhr zu-
1) Plan der Festung Wittenberg in Plotho's Geschichte der Kriege von 1813 und 1814 Theil 3.
109 rückgekehrt war, wurde aber durch den Belagerer bald wieder vertrieben , der nun die Einwohnung in demselben vollendete , den gegen das Krankenhaus geführten und als zweite Parallele zu betrachtenden Ast verlängerte, die früheren Arbeiten vervollständigte und die Wurfbatterie No. 7 für 2-247ge Mörser erbaute . Der Belagerte feuerte am Tage weniger von der Angriffsfront, desto lebhafter aber von den Collateral - Werken . In der Nacht zum 4. Januar verlängerte der Belagerer die zweite Parallele, brach aus dieser mit einem Ast gegen die Spitze des Glacis von Bastion Scharfeneck vor und baute die Batterie No. 8 für 2-10ge Mörser (aus Batterie No. 3) , hauptsächlich um das Feuer der beiden Haubitzen in der Angerschanze zu dämpfen .
Der Frost und der Vollmond waren für die Arbeit ungünstig.
Das Feuer der angegriffenen Front schwieg am Tage beinahe gänzlich. In der Nacht zum 5. Januar setzte man die Approche auf dem aus Schutt und Mauertrümmern der ehemaligen Vorstadt gebildeten Glacis fort , und führte einen Theil derselben mittelst der Schlangensappe aus ; die Batterien No. 1 und 5 schwiegen , um diese nicht zu beschädigen .
In der Nacht zum 6. Januar rückte die Sappe gegen die Spitze des gedeckten Weges von Bastion Scharfeneck, durch den ungünstigen Boden aufgehalten und durch das Wurffeuer der Festung belästigt , nur langsam vor ; der Belagerer erbaute die Batterie No. 9 für 3-127ge Kanonen , zum Demontiren der Scharten in der Courtine der Angriffsfront. In der Nacht zum 7. Januar wurde das Fortschreiten der Sappe durch fortgesetztes Wurffeuer und durch das Gewehrfeuer * aus dem gedeckten Wege wieder sehr aufgehalten . Die Batterie No. 1 erhielt anstatt der Haubitzen 3-128ge Kanonen , um die Wegnahme der Angerschanze durch Zerstörung der Kehlpallisaden dieses Werkes vorzubereiten . In der Nacht zum 8. Januar vollbrachte der Belagerer, nach einem gewaltsamen Angriff auf den gedeckten Weg, die Krönung des ausspringenden Winkels und ihre Verbindung rückwärts mittelst der flüchtigen Sappe. Die wenig solide Anlage litt jedoch am nächsten Tage durch das directe Feuer vom Kavalier und durch Verticalfeuer bedeutend. Die Batterie No. 1 schwieg , weil der Feind die Vertheidigungsmittel der Angerschanze verstärkt hatte und die Erstürmung des Werks aufgegeben wurde. In der Nacht zum 9. Januar hinderte die Rückkehr des Feindes in den gedeckten Weg und der zunehmende Frost die Arbeiten beträchtlich ; das directe Feuer der Collateralfront, beson-
110 ders aber das gegen die Sappe concentrirte Mörserfeuer, verursachten vielen Schaden und das letztere konnte durch das Wurffeuer der Belagerungs - Artillerie nicht gedämpft werden . Wegen des Mangels an 24 @gen Bomben wurde ein 18ger Mörser in der Batterie No. 7 aufgestellt . In der Nacht zum 10. Januar wurde an dem in der vorherigen Nacht angefangenen Niedergang in den gedeckten Weg gearbeitet und derselbe vollendet. Die Artillerie baute in dieser Nacht die Batterie No. 10 für 2-10 %ge Mörser (aus Batterie No. 3 , welche ganz einging) , und am nächsten Tage die Batterie No. 11 für 2-10 @ge Mörser (aus No. 8). Die Batterie No. 8 erhielt einen 50 % gen Mörser aus No. 6 und einen 18 @gen Mörser aus No. 7, welche fortan schwiegen. Der Belagerte unterhielt während der Nacht ein wirksames Gewehrfeuer und erzwang am Tage durch das vereinigte Feuer aus 7 Mörsern die gänzliche Einstellung der Sappenarbeit. In der Nacht zum 11. Januar unternahm der Belagerer den Bau der Batterie No. 12 zu 3-12gen Kanonen , gegen die
Sturmpfähle der linken Face des Bastions Scharfeneck , den das Thor deckenden Tambour, das im Waffenplatz des gedeckten Weges liegende Blockhaus und gegen die rechte Flanke des Schlossbastions, sowie der Batterie No. 13 für 3-128ge Kanonen gegen die Geschütze des Kavaliers , welche bisher die Arbeiten ausserordentlich belästigt hatten , konnte aber die erste wegen der fehlenden Schulterwehr gegen das noch ungeschwächte Feuer der Collateralfront nicht vollenden. In der Nacht zum 12. Januar wurde die Batterie No. 12 fertig , jedoch nur für 2 Geschütze , welche am nächsten Morgen um 8 Uhr ihr Feuer eröffneten. In der Nacht zum 13. Januar erfolgte endlich, nach einem vom Morgen des 12. bis eine Stunde nach Mitternacht sehr lebhaft unterhaltenen Feuer aus allen Belagerungs - Batterien, die Erstürmung des Platzes . Dieser gedrängten Darstellung der Belagerung lässt sich die Mitwirkung der achten provisorischen Compagnie , welche in die Zeitfolge nicht wohl einzureihen war, anschliessen . Die von dieser Compagnie nach Apollensdorf vorausgesendete Mannschaft wurde mit Anfertigung des Batteriebau- Materials und der Munition beschäftigt oder zur Dienstleistung bei den Batterien herangezogen und fast täglich in Anspruch genommen. Dem Lieutenant Schmidt II. war die Einrichtung des Materialien - Depots an der rothen Mark übertragen.
111 Die ungünstige Jahreszeit und die geringe Zahl der vorhandenen Artilleristen ¹ ) machten den Belagerungsdienst ausserordentlich beschwerlich. Die meisten Batterien, zu welchen das Material aus dem ziemlich entfernten Zwischen -Depot herangetragen werden musste , wurden unter Leitung eines Artillerie - Officiers , mit Hülfe einiger Avancirten und Kanoniere, durch Infanteristen gebaut. Die Ablösung fand nur alle 24 Stunden statt, und dieselben Leute welche während der Nacht gebaut hatten , bedienten die Geschütze am nächsten Tage, wozu man in besonderen Fällen noch die Trancheen -Wache heranzog. Die Herstellung und das Kommando
von 2 bis 3 Batterien
konnten in der Regel nur einem Officier übertragen werden , und von der dritten Nacht ab bis zu Ende der Belagerung wechselten zwei dazu bestimmte Officiere täglich mit dem Aufsichtsdienst in der Tranchee. Der General-Major v. Dobschütz , welcher das BelagerungsCorps kommandirte und der Artillerie sehr geneigt war , erkannte das Schwierige dieser Leistungen vollkommen an , und wenn er die Trancheen besuchte, begleiteten ihn stets einige Leute mit Erfrischungen, welche er unter Lobsprüchen an die Artilleristen vertheilen liess 2). Von der gesammten achten provisorischen Compagnie wurden , so weit es sich noch nachweisen lässt , im Laufe der Belagerung verwendet : der Premier- Lieutenant Hoffmeister I. , welcher wegen seiner geschwächten Gesundheit fast immer das Zimmer hütete, zur Herstellung und zum Commandiren der Batterien No. 8, 2 und 6, vom 10. zum 11. Januar ; der Lieutenant Schmidt II. zum Munitions -Transport am 29. December und in der darauf folgenden Nacht ; ferner zur Herstellung und zum Commando der Batterien :
19
No. 3 und 4 vom 30. zum 31. December, 1. 2. Januar, 99 5 99 "" 4. 3. 5 "9 " 99 7. 6. 99 99 " ,, 3 " 8. 9. وو5 99 7 "" 99 " 10. 11 . 9, 4 u. 7 " 99 "9 12. am 99 99 5 der Lieutenant Schade : 1) Es befanden sich vor dem Platze Wittenberg nur die 67gen Fussbatterien No. 18, 25, 27 , die 8. provisorische und eine schwache sächsische Artillerie-Com pagnie. (Die Belagerungen von Torgau und Wittenberg von J. L. Vogel.) 2) Mittheilung des Oberstlieutenants Bergman n.
112 zum Bau der Batterie No. 8 vom 3. zum 4. Januar, وو " 13 99 10. "9 11 . 99 ,, 99 "9 zur Herstellung und zum Commandiren der Batterien
No. 8 und 2 vom 6. zum 7. Januar, 9. 99 8 "9 2 99 8. " 99 12 . 9,4 u. 13 am " "" Der Grund, auf welchem die Batterie No. 8 zu liegen kam, bestand aus Steindamm oder Gemäuer, was den Bau derselben sehr erschwerte. Der Feuerwerker Ikier zum Munitions - Transport in den Nächten zum 31. December 1813, sowie zum 1. , 2. , 3. und 4. Januar 1814 aus dem Haupt - Depot bei Apollensdorf in bespannten Munitionswagen ¹) . Die übrige Mannschaft der Compagnie , in einer jedoch nicht mehr zu ermittelnden Zahl , am 2. , 7. , 8. , 9. , 10. und 12. Januar zum Dienst in den Trancheen . Insbesondere wurden in der Nacht zum 11. Januar 4 Unterofficiere und 28 Mann bei dem Bau der Batterien No. 12 und 13 bei der letzteren auch zur Bedienung der Geschütze am 11. 2) - die übrigen Leute der Compagnie aber zur Herstellung und Geschützbedienung in anderen Batterien gestellt ; am 12. Januar dagegen war die Compagnie zur Bedienung der Belagerungsgeschütze eingetheilt, und nach gelungenem Sturm zur Besetzung der Wallgeschütze bestimmt. Von diesen Dienstleistungen gehört unbestreitbar der Bau der Batterie No. 12, an dem die Unterofficiere Golz und Bergmann mit etwa 18 Mann der Compagnie Theil nahmen , zu den bemerkenswerthesten , weil dieser Bau unter den schwierigsten Umständen ausgeführt werden sollte ,
die vielleicht je bei einer solchen
Unternehmung im Kriege vorgekommen sind . Der Bauplatz befand sich dem noch ungeschwächten Feuer von 4 schweren Kanonen , 6 Haubitzen und 7 Mörsern ausgesetzt , von welchem die Kanonen nebst 2 Haubitzen auf dem die nördliche Collateralfront begrenzenden Kavalier , die übrigen Geschütze aber auf der Courtine, Ravelin und im gedeckten Wege jener Front vertheilt standen. Die als Couronnement dienende Sappe war nicht nur zu schmal ,
sondern auch für 3 Geschütze , welche die Batterie auf-
nehmen sollte , nicht weit genug fortgeführt, und eine zum Schutz gegen das zu erwartende Seiten - Feuer nothwendige Schulterwehr fehlte ganz . Endlich erschwerte die seit mehreren Tagen fort1 ) Später wurde die Munition aus einem bei der rothen Mark eingerichteten Zwischen-Depots in Schubkarren herangeschafft. 2) An diesem Tage wurde 1-127ges Rohr dieser Batterie durch ein feindliches Geschoss am Kopfe gestreift.
113 dauernde , bis auf 12º R. gestiegene Kälte das Eindringen in den aus Schutt und Mauersteinen bestehenden Boden ausserordentlich , und
ein heller Mondschein gestattete
dem Feinde das Erkennen
der Arbeit. Er bewarf dieselbe sehr bald mit Hohlgeschossen , welche nicht nur bedeutende Verluste herbeiführten, sondern auch das Fortschreiten
des Baues ungemein aufhielten und durch das
Umstürzen der zur Deckung gesetzten Schanzkörbe die Arbeiter einem mörderischen Gewehrfeuer vom Hauptwalle und aus dem gedeckten Wege Preis gaben. Bei solchen Hindernissen war es kein Wunder, dass der Tag anbrach , bevor die Bettungen gelegt waren und die Brust- und Schulterwehr eine hinreichende Stärke erhalten hatten . Da der Feind jetzt sein bisher zu hoch gerichtetes Kanonenfeuer verbesserte , sein Wurffeuer aber noch lebhafter wurde , so musste die Batterie endlich verlassen werden , und in nicht zu langer Zeit war die höchst mühsame Arbeit der Nacht theilweise rasirt. Von den von der 8. provisorischen Compagnie bei diesem Bau Beschädigten können nur der Unterofficier Golz und der Kanonier Schulz namhaft gemacht werden. Der erstere wurde , wie mehrere Andere , durch herumfliegende Steine und Erdstücke am Kopfe verwundet , der letztere war zur Beobachtung der feindlichen Hohlgeschosse aufgestellt, und hatte, die Ankunft eines solchen signalisirend , sich eben an die Brustwehr hingeworfen , als dasselbe den Korb , hinter welchem er lag , über ihn hinstürzend beim Zerspringen sowohl diesen als das Lederzeug und die Kleidung des Mannes zerriss , ohne ihn wesentlich zu verletzen . Er musste zwar aus der Batterie getragen werden, war aber nach acht Tagen wieder vollkommen wieder hergestellt. Nach dem Tagebuche der 8. provisorischen Compagnie wurden von derselben im Laufe der Belagerung : am 2. Januar 1 Kanonier ( Militz ) getödtet und 1 Kanonier leicht verwundet. Der erstere befand sich in der Batterie No. 6, stieg, um über die Brustmehr zu sehen, auf eine Mörserlaffete und wurde durch eine Flintenkugel, welche ihm in den Unterleib drang, niedergestreckt. Am 9. Januar : 1 Feuerwerker ( Ikier , durch ein Granatstück am Schenkel) und 1 Kanonier schwer verwundet. Am 10. Januar 1 Unterofficier ( Golz ) und 9 Mann leicht verwundet.¹) Für ihr Benehmen wurden laut Allerhöchster Kabinetsordre vom 26. Januar 1814 belohnt : 1) Da die in dem Tagebuche der Compagnie angegebene Zahl der Verwundeten die in den amtlichen Berichten angeführte übersteigt, so befanden sich wahrscheinlich unter den ersteren mehrere durch herumgeworfene Steine oder Erdklumpen nur leicht Blessirte, welche in den letzteren nicht aufgenommen wurden . 8
-
114
der Premier-Lieutenant Hoffmeister ووFeuerwerker Ikier "" Kanonier Meilicke
Schulz
""
""
,و
mit dem eisernen Kreuze 2. Klasse.
Repien
Da indessen der letztere vor der Verleihung am Nervenfieber starb, so verlor die Compagnie das ihr bestimmte Kreuz. Als eine besondere Auszeichnung, der sich die vor Wittenberg thätig gewesene Artillerie erfreute , verdient noch aufgeführt zu werden , dass der erlauchte Chef dieser Waffe , welcher auf seiner Reise nach dem Rheine am 12. Januar Abends vor der Festung eintraf und die Belagerungsarbeiten besichtigte , in dem Parolebefehl vom 13. den Eifer und die Ausdauer belobte , mit welchen die Schwierigkeiten einer Belagerung im Winter überwunden worden waren.¹) Eine materielle Aufmunterung wurde dem Belagerungscorps von Seiten des commandirenden Generals Grafen Tauenzien zu
Theil , indem auf seinen Befehl eine erbeutete französische Kasse unter die Officiere vertheilt und die Portionen an Fleisch und Branntwein für die Mannschaft vergrössert wurden. 2) Geschichte der halben 8gen Fussbatterie No. 1 . Als im März 1812 , der Allerhöchsten Bestimmung gemäss, der Landsturm in der Kurmark organisirt wurde, beschloss das MilitairGouvernement des Landes zwischen der Elbe und Oder die Errichtung einer Batterie für den Landsturm in Berlin , übertrug den Befehl über diese Batterie dem verabschiedeten Major v. Scholten und genehmigte die von dem Major v. Schmidt2) vorgeschlagene Anstellung der ehemaligen Artillerie - Lieutenants Heidewald , Schartmann und Prötel , sowie des früheren Wachtmeisters Wittner als Seconde -Lieutenant, bei derselben . Die Batterie sollte eine 6uge sein und 12 Geschütze enthalten , zu welchen man 4 durch das Ober- Bergamt überwiesene eiserne, sowie 8 metallene aus den Beständen von Spandau entnahm und später ergänzte , als im Mai die 4 ersteren zur Deckung der Inudationslinie nach Mittenwalde und ebenso viele der letzteren aus 1) Noch in einem Erlasse vom 17. März an den Oberst v. Neander schreibt der Prinz : Das Betragen der preussischen Artillerie vor dieser Festung gereicht ihr gewiss zur grössten Ehre, da die Belagerung zu einer Zeit geführt wurde, wo man wenig unternehmen konnte und überdies die Artillerie für den angestrengten Dienst viel zu schwach gewesen. 2) Er war auf Befehl Sr. Majestät des Königs in Berlin, um die Pulver-Fabrikation und das Giessen von Eisenmunition in lebhafteren Betrieb zu setzen.
115 1 preussischen 7gen Haubitze, 1 italienischen und 2 französischen 66gen Kanonen bestehend nach Sarmund entsendet wurden. Bei dieser Ergänzung scheint jedoch die ursprünglich bestimmte Zahl nicht wieder erreicht und das Kaliber verändert worden zu sein, denn im Monat Juli soll die Batterie aus 1-8 gen französischen Haubitze, 3-8ugen sächsischen und 6-6ugen eisernen Kanonen nebst 1 Granat- und 3 Kartusch - Wagen bestanden haben , ¹) und das Militair - Gouvernement forderte um diese Zeit, bei dem Empfange eines Kostenanschlages für Ausrüstungs -Gegenstände , von dem Major v. Scholten eine Erklärung , in wiefern sich jener Anschlag ermässigen liesse , wenn statt der genannten Geschütze 12 leichte Kanonen angenommen würden , und man von den Vorkehrungen zu grossen Märschen , die bei einer LandsturmBatterie nicht zu erwarten wären, abstände. Die Instandsetzung der Geschütze, sowie ihre Ausrüstung mit Geschütz- Zubehör und anderen Erfordernissen besorgte, im Auftrage des Militair- Gouvernements , das Artillerie- Depot zu Berlin. Zur Bespannung der Batterie stellten die Branntweinbrenner, Brauer und Ackerbürger der Residenz pferde nebst den
96 beschirrte Zug-
und 4 Reit-
erforderlichen Knechten , welche
während der
Dauer ihrer Bestimmung von Vorspanndiensten befreit blieben. Nach und nach erhielt die Batterie jedoch als patriotisches Geschenk der Branntweinbrenner-Innung 12 eigene Pferde , zu deren Wartung man 4 Knechte miethete. Zum Dienste bei der Batterie waren 4 Feuerwerker , 10 Unterofficiere , 12 Bombardiere und 144 Kanoniere bestimmt , von welchen die Avancirten aus Verabschiedeten oder Invaliden , die Gemeinen dagegen grösstentheils aus Seidenwirkern2) oder Zeug-
1) Bericht des Majors v. Scholten an das genannte Militair - Gouvernement. 2) Der General-Major Roth sagt in seinen schriftlichen Mittheilungen : „Die Mannschaft bestand grösstentheils aus Söhnen von Kantonisten, welche (bis zum Jahre 1806 ) in der Compagnie, bei der sie geboren waren, 20 Jahre dienen mussten. Da Friedrich Wilhelm II. die Seidenwirkerei in Flor bringen wollte, und nicht nur die Compagnie-Chefs der Artillerie anwies, die Söhne ihrer Soldaten dies Handwerk lernen zu lassen, sondern sich auch Listen über die zu demselben Ausgebildeten einreichen liess, so wurden möglichst viele zu Seidenwirkern bestimmt. Diese Leute machte man, sobald sie ausexercirt waren, zu Freiwächtern, als welche sie nur selten für Erkrankte oder Commandirte zum Wachtdienste herangezogen wurden , und , mit Ausnahme der jährlichen , vierzehntägigen oder vierwöchentlichen Exercirzeit, in ihrem Gewerbe fortarbeiteten. So kam es, dass die Landsturm -Batterie mit Leuten besetzt wurde, welche bessere Seidenwirker als Artilleristen waren."66 Deshalb schlug auch der Major v. Scholten am 26. Juli dem Militair- Gouvernement vor : wann die Batterie zu anderen Zeiten mitwirken soile, jene Leute zu entlassen und durch diensttaugliche zu ersetzen . 8*
116 webern bestanden, welche früher Artilleristen gewesen waren, und von denen mehrere noch die Rheincampagnen mitgemacht hatten . Da sich unter dieser Mannschaft viele gänzlich unbemittelte Leute befanden , und später mehr als die anderen Landsturm-Männer zu den Uebungen herangezogen wurden , so beantragte der Major v. Scholten für sie die Bekleidung mit Mützen und Litefken, so wie eine Besoldung. Die erstere lehnte jedoch der für die Landsturm- Angelegenheiten gebildete Ausschuss des Magistrats mit dem Bedeuten ab, dass eine Bekleidung dem Landsturm-Edicte entgegen sei ; mit Bezug auf die letztere bewilligte das Militair- Gouvernement den Bedürftigen eine Entschädigung für die Behinderung am Broderwerbe, und wies dazu 50 Thlr. an. Die Officiere hatten sich anfänglich durch Umänderung ihrer Civil-Kleidung eine Art Militair- Uniform zugelegt und trugen später nach der Bestimmung des Militair- Gouvernements die Uniform der Artillerie mit den Abzeichen der brandenburgischen Brigade. Am 2. Juli wurde die Batterie nebst mehreren Bataillonen des Berliner Landsturms auf dem Exercierplatze im Thiergarten von dem Prinzen August von Preussen besichtigt, welcher den Zustand der ersteren belobte , und ihre Beibehaltung in einem Berichte an Se. Majestät befürwortete . Um die Mitte dieses Monats erhielt sie ,
zur Vorbereitung der Mannschaft ,
nebst Mehlpulver und Geschütz
120 fertige Schlagröhren
zur Uebung im Scharfschiessen für jedes
10 Kugelschuss ,
sowie
im
Ganzen 4-6 löthige und
4-2 löthige Kartätschschuss mit den hierzu erforderlichen Zündungen . Am 17. Juli erschien indessen eine Königliche Bestimmung, welche das frühere Landsturm -Edikt bedeutend ermässigte, in den grossen Städten die Bildung von Bürger - Bataillonen verordnete, und somit auch die Auflösung der Landsturm- Batterie herbeiführte. Um nun aber das einmal vorhandene Material nicht unbenutzt zu lassen, schlug das Militair- Gouvernement vor, dass aus jener eine halbe schwere Batterie mobil gemacht werden , der Rest der Geschütze dagegen den Bürger - Bataillonen verbleiben sollte , da es wahrscheinlich an Mitteln fehlte, auch die letzteren zu mobilisiren.¹) Jene halbe Batterie wurde , nach erfolgter Genehmigung Sr. Majestät des Königs2 ) dem 4. Armee- Corps überwiesen. Die General- Commission zur Organisirung der Landwehr, an 1) Dieser Theil der Batterie fristete unter dem Lieutenant Schartmann sein kümmerliches Dasein noch bis zum October 1813 und die von der Branntweinbrenner-Innung geschenkten Pferde verminderten sich schliesslich bis auf 7, welche im Februar 1813 der Stadt zurückgegeben wurden . 2) Nach der anfänglichen Meinung Sr. Majestät sollte die ganze Batterie erhalten, aber durch gediente Artilleristen besetzt werden , wie aus einer an den
117 welche diese Angelegenheit nun überging, wurde hierauf angewiesen, mit dem zum Commandeur der halben Batterie ernannten Major v. Scholten in Verbindung zu treten , und ihm nebst den Geschützen und brauchbaren Pferden auch die erforderliche Mannschaft zu stellen . Aus diesen Beschlüssen und Verhandlungen ging die Mobilmachung einer halben 8ugen Batterie hervor, für welche durch den in Berlin commandirenden Major v. Merkatz Etat entworfen wurde : ¹) Mannschaft
der nachstehende
Anmerkungen.
7
7
66
1
1
Vorraths-
3
8
2
Zur Bedienung 28, zum Fahren 30, zur Reserve 8 Kanoniere.
6 12 2 4 12 12 4 8 2 4
Klepp er .
Pack-
Reit-
2V.-Pf. St.-
3-8ge Kanonen 1-6"ge Haubitze 6 Kartuschwagen · • 2 Granatwagen *) · • • 1 Leiterwagen
Vorder-
Stangen-
Geschütze , Fahrzeuge und Pferde. PferdeGeschütze und Anmerkungen. Fahrzeuge.
5
2
Die Reitpferde für Officiere , der Klep1 per für den Feldwebel.
5 2 1 128 42 *) Nur die Hälfte der Munitionswagen sollte der Batterie , der Rest einer Park-Colonne zugetheilt werden. Prinzen August gerichteten Kabinetsordre vom 7. August hervorgeht. Die Ueberweisung derselben an den Grafen Tauenzien erfolgte durch eine Mittheilung des damaligen vortragenden Flügeladjutanten, Majors v. Thile I., vom 14. August 1813. Mit Beziehung auf diese Mittheilung , spricht der General Graf Tauenzien in einem Briefe an die zur Ergänzung der Landwehr niedergesetzte Commission die Hoffnung aus, dass die Brauer und Ackerbürger dem löblichen Beispiel der Branntweinbrenner folgen, allenfalls eine Anzahl Pferde hergeben würden , welche ihr Eigenthum bleiben und nach dem Kriege, mit Ausschluss des etwaigen Abganges, zurückgegeben werden könnten. Die Mannschaft sollte auf die Landwehr in Anrechnung kommen und bei den Bataillons als zur Artillerie com . mandirt geführt werden. Er wies endlich auf die Bestimmung der Batterie , zum Schutz der Marken , so wie auf die Auflösung des bestandenen Landsturms hin, weshalb man diese kleine Last wohl tragen könne. ¹) Die von dem allgemeinen Kriegs-Departement getadelte Wahl eines fremdartigen Kalibers entschuldigte der Major v. Merkatz damit, dass zur Zeit keine
118
An Munition war die halbe Batterie mit 1200 Kugelschüssen , 400 Granaten und 400 Kartätschschüsssen ausgerüstet, von welcher jedoch
im Depot niedergelegt werden sollte . Ueber die Beschaffenheit der Elemente , welche nach diesem
Etat vereinigt wurden , lässt sich aus den vorhandenen Quellen Folgendes entnehmen . Die Officiere der halben Batterie waren ausser dem Major
v. Scholten , der Seconde - Lieutenant Prötel und der Lieutenant Wittner , von welchen der letztere bald abcommandirt wurde. Die Mannschaft war aus ziemlich heterogenen Bestandtheilen in nachstehender Art zusammengesetzt : 7 Feuerwerker und Unterofficiere
mit wenigen Ausnahmen verabschiedete oder invalide Artilleristen der Landsturm- Batterie
7 Bombardiere
von 12-24 jähriger Dienstzeit, 12 Kanoniere der Landsturm - Batterie , unter denen
einige von
14 jähriger Dienstzeit ; 25 Kanoniere und 1 Tambour, eingetretene holländische oder westphälische Gefangene ; im Jahre 1813 als Conscribirte ausgehoben¹) ;
28 Kanoniere von der ersten provisorischen Compagnie der preussischen Artillerie - Brigade abgegeben , welche 4-6 Monate dienten und grösstentheils Fahrer wurden ; 1 Kanonier durch den Major v. Merkatz überwiesen. Der Chirurg und die Handwerker waren neu engagirt , die Trainsoldaten und Knechte Cantonnisten oder Leute der Landsturm-Batterie. Die Geschütze, aus 3-8gen sächsischen Kanonen und einer französischen 5½ " Haubitze²) bestehend , liess das Artillerie - Depot in Berlin in Stand setzen und mit Zubehör versehen . Geschirre liess
man nach preussischem Muster
fertigen. An Munition
wurden für die Batterie
Die
zum Theil neu
1200 8uge Kugeln³)
durch die Eisengiesserei von Berlin gegossen und 400 Kartätschbüchsen vom Artillerie - Depot geliefert ; von beiden erwies sich indessen ein grosser Theil als unbrauchbar, und die übrigen Muniandere, zum Felddienst brauchbare Geschütze vorhanden gewesen wären , als jene bei Lüneburg (?) eroberten , das Militair Gouvernement ihre Benutzug gebilligt und der Graf Tauenzien dieselbe wegen des Mangels an schweren Geschützen bei seinem Corps gewünscht hätte. 1) Von der in Spandau formirten Ausländer- Compagnie. 2) Wahrscheinlich in Ermangelung einer 6zölligen. 3) Die Kugeln hatte man zuerst nach einem vom Artillerie- Depot gegebenen Modell gegossen und sie mussten , da sie zu gross waren, wieder umgegossen werden .
119 tionsmaterialien werden in einem Berichte des Majors v. Scholten vom 8. September als höchst mangelhaft bezeichnet. Ueber die Abhülfe dieser Mängel findet sich nichts vor. Die Pferde schaffte die Stadt Berlin unter den für die Landwehr bestimmten Bedingungen durch Unternehmer an . Es fehlten jedoch , da diese säumig wurden, der Batterie am 9. September noch 35 Stück, welche nun die Brauer und Ackerbesitzer stellen sollten ; auf deren Protest wurden dieselben aber, gegen Zusicherung der künftigen Bezahlung aus der Stadtkasse , ebenfalls durch Lieferanten beschafft. Die Bekleidung der Mannschaft erfolgte zum Theil aus den von England gesandten Montirungsstücken , die Bewaffnung dagegen blieb mangelhaft, und beschränkte sich auf die Versehung der Avancirten und 36 Gemeinen mit Seitengewehren , so wie auf die Bewilligung von 6 Musketen für den Wachtdienst. Die Mobilmachung
wurde hauptsächlich durch die langsame
Stellung der Pferde sehr aufgehalten , obgleich der Graf Tauenzien sie beschleunigt wissen wollte, und der commandirende Artillerie- Officier es an Mahnungen bei den Behörden nicht fehlen liess. Am 17. September marschirte die halbe Batterie endlich von Berlin über Mittenwalde nach Liebenwerda ab , wo sie neue Befehle erwarten sollte und der Brigade des Generals v. Wobeser , welche Torgau blokirte , als Reserve - Batterie zugewiesen wurde. Da dieser General aber bald nach der Schlacht von Leipzig jene Festung auf dem rechten Elbufer eng einschloss ,
so wurde die
halbe 8uge Batterie No. 1 nach Zwethau verlegt , wo sie hinter dem rechten Flügel der Brigade verblieb , ohne gegen feindliche Ausfälle gebraucht zu werden. Unter diesen Verhältnissen erschien auch die Befehligung derselben durch den Major v. Scholten seinem Range nicht mehr angemessen, er wurde deshalb zur Dienstleistung ins Hauptquartier beordert, bald darauf zum Artillerie- Officier des Platzes in Spandau ernannt, und das Commando der Batterie ging an den Lieutenant Prötel über. Zu der Brigade des Generals v. Wobeser gehörte auch die 6ge Fussbatterie No. 22 unter dem Hauptmann Wegner , welcher den Auftrag erhielt, die Artillerie bei dem Angriff des Brückenkopfes zu leiten, wozu die halbe Suge Batterie No. 1 unter seine Befehle trat. Er liess während der beiden Nächte zum 24. und zum 25. November in dem am todten Arme der Elbe fortlaufenden Damme 4 Emplacements, jedes zu 2 Geschützen, einschneiden , und zog sowohl hierzu , als zur Bedienung dieser Geschütze die ArDie Gespanne tilleristen der halben 8 gen Batterie mit heran.
120 derselben wurden in den Monaten December und Januar zu Geschütz- und Munitions - Transporten von Torgau nach Wittenberg benutzt. Der die Artillerie des 4. Armee- Corps commandirende Major v. Neander hatte bereits in einem Berichte vom 23. December dringend auf Entlassung der Leute von der ehemaligen LandsturmBatterie , welche aus Invaliden bestehe und ihn täglich mit AbDieser Antrag und der schiedsgesuchen bestürme , angetragen . sich durch eine Aufwelcher Disciplinar-Zustand der Mannschaft, schroffen Lieutenant etwas Formen seinen in den gegen lehnung Prötel kund gab, bestimmten wahrscheinlich den Grafen Tauenzien zur Auflösung der halben Batterie , welche in der zweiten Hälfte des Monats Januar 1814 nebst einem Depot von 81 vom Lande ausgehobenen Pferden von dem Seconde - Lieutenant Baldauf übernommen und nach Wittenberg geführt wurde , um gen Batterie benutzt zu werden . Ihre empfing das Artillerie - Depot des geFahrzeuge und Geschütze nannten Platzes, und die Mannschaft der früheren Landsturm - Batzur Errichtung einer 12
terie ging unter dem Lieutenant Prötel zur Entlassung nach Berlin zurück. 3.
Geschichte der 12
gen Batterie No. 7.
Am 21. Januar 1814 wurde, auf Befehl des Prinzen August von Preussen , die 8. provisorische Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade, bei welcher die Lieutenants Schmidt II. und Schade verblieben , durch den Premier - Lieutenant Hoffmeister I., dem Seconde - Lieutenant Baldauf übergeben . Der erstere übernahm hierauf das Commando einer aus der ErsatzMannschaft des 4. Armee - Corps zusammengesetzten Marschcompagnie, der letztere aber formirte aus der 8. provisorischen Compagnie, dem Reste der halben 8 gen Batterie No. 1 und den ihm anderweitig überwiesenen Mitteln die 12 ge Batterie No. 7 , über deren nähere Zusammensetzung und Beschaffenheit das Nachstehende zu sagen ist.
Zur Besetzung der Batterie stellten : die 8. provisorische Compagnie : 2 Officiere , 12 Feuerwerker und Unterofficiere, 19 Bombardiere, 2 Spielleute, 123 Kanoniere, 1 Chirurg, die halbe 8ge Batterie No. 1 : 1 Unterofficier, 1 Bombardier, 38 Kanoniere, 2 Trainsoldaten, wobei das Manquement von 14 Trainsoldaten und Knechte durch ebensoviel überschiessende Kanoniere gedeckt war. An Geschützen und Fahrzeugen war die Batterie ,
weil sich
121
-
in den Beständen des Depots von Torgau und Wittenberg 1-10
nur
ge Haubitze vorfand , aus 7-12 gen Kanonen, 1-10 gen Haubitze, 6 Kartusch4 Granat- und Wagen 2 Leiter-
zusammengesetzt. Sämmtliche Geschütze und Munitionswagen, mit Ausnahme eines preussischen Haubitzrohres , bestanden aus französischem Material ; die Leiterwagen hatte man aus französischen aptirt. Die Fahrzeuge waren nicht neu , und sämmtliche Kanonenröhre , wie die äusserlichen Kugelanschläge bezeugten , schon im Gefecht verwendet worden ; beide befanden sich aber noch in einem kriegsbrauchbaren Zustande. Die durch die Mannschaft der Batterie in Wittenberg ange-
fertigte Munition, welche jedoch erst am 4. März empfangen werden konnte, bestand aus 490-12 gen Kugelschüssen , 70-6 löthigen Kartätschschüssen, 105-12 löthigen 72-10 gen Granatwürfen, 8 Ruelk'schen Brandkugeln, ¹) und den erforderlichen Zündungen. Der Etamin zu den Kartuschen war schlecht, der äusserliche Zustand der Geschosse und Zündungen aber befriedigend. Die von der halben 8
gen Batterie erhaltenen Geschirre wa-
ren , wie schon früher bemerkt ,
preussische, die übrigen aus den
Beständen von Torgau und Wittenberg entnommenen , französische, deren Kummthölzer beschnitten und deren Ledertheile geschwärzt wurden. Sowohl die Sattel- als Handpferde erhielten französische Sättel, welche bei den letzteren zur Fortschaffung des Futters eingerichtet wurden, dagegen fehlten 58 Stangenzäume. Das Reitzeug für die Unterofficier- Reitpferde , kleidungs- Magazin
in
Prettin empfangen ,
aus
bestand
dem Be-
aus
engli-
schen Candaren , dergleichen Sattelböcken und Ueberdecken von grauem Tuch. Die Equipage für Packpferde wurde nicht geliefert , man mit den letzteren einen leichten Wagen bespannte , der Batterie -Commandeur anfertigen liess.
weshalb welchen
¹) Sie mussten in Ermangelung von Brand- und Leuchtkugeln genommen werden, und waren durch die Franzosen im Jahre 1806 mit dem preussischen Material erobert worden.
122 Die Pferde von der halben Sugen Batterie waren klein , schwächlich , durch die frühere Verwendung zu Transporten sehr abgetrieben , und einige derselben so stark gedrückt , dass ihre Heilung sehr lange dauerte ; die Pferde des Depots waren zwar von grösserem und stärkerem Schlage, zum Theil aber überalt und auch nicht im besten Zustande. Alle erholten sich jedoch bald . der Batterie am Etat 3 Pferde.
Es fehlten
Die Bekleidung der Artilleristen bestand, nach Einverleibung der Mannschaft von der halben 8ugen Batterie , aus englischen und französischen Czakots von Filz und aus preussischen von Stroh, mit Ueberzügen von Wachsleinewand ; aus englischen und preussischen Uniformen oder Jacken und aus Mänteln von verschiedener Farbe. Obgleich die Batterie bis zum Monat März einige Aushilfe an Tuchbeinkleidern und Reithosen erhielt, so blieb die Leibbekleidung doch sehr mangelhaft
und die Fussbekleidung
war
schlecht, weil die aus dem Montirungs - Depot des 4. Armee - Corps gelieferten mussten.
Schuhe
schon
nach
2-3
Märschen besohlt werden
Alle Leute hatten Säbelgehenke und Taschen, an Waffen waren aber nur 41 Seitengewehre und 12 alte preussische InfanterieGewehre vorhanden . ') Die Tornister von Zwillich hatte man grösstentheils gegen französische von Kalbfell umgetauscht ;
die
Mäntelsäcke waren theils englische , theils aus alten Mänteln gefertigte. Gleich nach der Besetzung von Wittenberg war die 8. provisorische Compagnie nach dem Dorfe Pratau verlegt worden , wo auch die 12uge Batterie No. 7 bis zum März stehen blieb , und wo der zu derselben versetzte Seconde - Lieutenant Bach I. im Februar eintraf.
Während dieses Cantonnements wurde die Zu-
sammenstellung der Mannschaft und der Pferde regulirt , auf eine sorgfältige Pflege der letzteren hingewirkt , das Material geordnet und ausgebessert und die Batterie möglichst eingeübt. Es mussten indessen auch Arbeitsgespanne nach Wittenberg gestellt werden , um die dort aufgehäuften Getreide- Vorräthe fortzuschaffen. Die 12uge Batterie No. 7 gehörte nunmehr dem 4. ArmeeCorps an und wurde dem Reserve - Corps des General - Majors v. Jeanneret überwiesen, welches sich um die Mitte des Monats März 1814 in Westphalen zusammenzog. Sie marschirte am 8. März von Pratau ab, über Oranienbaum, Dessau, Köthen und Bernburg
1) Von den Stammcompagnien, welche Batterien besetzten, wurden die BajonettKarabiner ins Feld mitgenommen und anfänglich von der Reserve-Mannschaft gegetragen, bald aber auf die Leiterwagen geladen.
123 nach Unseburg bei Egeln, wo sie vom 15. bis zum 20. blieb , und ging darauf über Egeln , Gröningen , Halberstadt , Salzgitter , Hildesheim, Hemmendorf, Hameln, Lemgo , Detmold , Horn nach den Cantonnements Delbrück, Osterland und Westerloh, in welchen sie am 5. April einrückte. Obgleich dieser Marsch , welchen von Hildesheim die
6uge
Fussbatterie No. 31 mitmachte, in gewöhnlichen Etappen und mit den üblichen Ruhetagen ausgeführt wurde , so war er doch wegen der Beschaffenheit der Wege und des zu durchziehenden Terrains beschwerlich. Die Batterie nahm deshalb von Salzgitter an bis Grossen-Berkel bei Hameln täglich 8 , und von hier aus bis zum nächsten Nachtquartier Humfelde 48 Vorlegepferde. Am Tage des Einrückens in die Cantonnements ging der Lieutenant Schade nach Erfurt ab ; da aber das dort beabsichtigte Bombardement des Petersberges unterblieb , so kehrte er bald wieder zur Batterie zurück. Dem Grafen Tauenzien war um diese Zeit die Nachricht zugegangen, dass auf Befehl Napoleons der grössere Theil der Besatzungen von Magdeburg und Hamburg eine Diversion machen sollte.
sich vereinigen und
In Folge der hiernach getroffenen
Maassregeln erhielt die Batterie am 7. April Abends den Befehl, unverweilt gegen Hannover aufzubrechen , konnte sich aber wegen ihrer weitläufigen Dislocirung erst am Mittage des 8. bei Delbrück versammeln und marschirte von hier nach den ihr angewiesenen Quartieren in und bei Barntrup , wo sie nach einem Marsche von 6 Meilen am 9. Morgens um 3 Uhr eintraf.
An demselben Tage
marschirte sie noch bis Alverdissen , erhielt aber hier, da jene Nachricht sich als unbegründet erwies , die Ordre zu halten , hatte am 11. Ruhetag und kehrte am 12. nach ihren früheren Cantonnements zurück , in welchen sie am 13. eintraf. Der Mannschaft ging es hier ganz wohl, nachdem sie erst das Vertrauen der etwas finstern und bigotten Einwohner gewonnen hatte , und da wenig exercirt wurde, so nahm nicht nur die Zahl der kranken Leute - welche vom Monat Januar an 0,12 bis 0,15 der Effectiv - Stärke betragen hatte schnell ab , sondern auch der Futterzustand der Pferde verbesserte sich bald wieder. Indessen war dem abgeschlossenen Frieden die Uebergabe von Magdeburg gefolgt , nach welcher der grösste Theil der BlokadeTruppen , mit denen des Generals v. Jeanneret vereinigt , das westphälische Reserve- Corps bildeten , welches unter den Oberbefehl des General-Lieutenants v. Wobeser gestellt und im Lippeschen, Paderborn'schen und Hessenschen weitläufig dislocirt wurde. Dieser Dislocation gemäss marschirte die 128ge Batterie No. 7
124 am 13. Mai von Delbrück ab , passirte Detmold und Lemgo , und sollte am 15. bei Rinteln die Weser überschreiten , wurde aber, weil die dasige Brücke nicht zu befahren war , zu einer Veränderung ihrer ursprünglichen Marschrichtung über Herford und Preussisch - Minden genöthigt , welches sie am 18. erreichte. Am folgenden Tage bezog sie die ihr angewiesenen Quartiere , von welchen das Dorf Meerbeck bei Stadthagen den Mittelpunkt bildete , ausser welchem aber anfänglich noch 5 und später 9 Orte belegt wurden. In Meerbeck hatte , während des Bestehens der Demarkationslinie , eine Munitions - Colonne unter dem SecondeLieutenant Wegner gestanden und sich förmlich eingebürgert ; die Preussen waren also hier keine Fremdlinge , und die Leute hatten in dieser wohlhabenden Gegend vortreffliche Quartiere. Während des Aufenthalts in und bei Meerbeck wurde der Bekleidungszustand der Batterie durch das Eintreffen von 139 probemässigen einige Mal bei der besichtigt, Nach dem
Artillerie - Montirungen verbessert ; sie exercirte Stadthagen und wurde durch den Major v. Neander mit ihrem Zustande zufrieden war. im Juni erlassenen Allerhöchsten Befehl über den
Rückmarsch der vaterländischen
Truppen
wurde das
bisherige
4. Armee - Corps aufgelöst , und in Folge dessen setzte sich auch die 127ge Batterie No. 7 am 24. dieses Monats gegen die Elbe in Marsch.
Diese Richtung führte sie über Stadthagen , Springe, WO
Hildesheim , Braunschweig und Helmstädt nach Wanzleben ,
sie vom 6. bis zum 10. Juli blieb , einige Montirungsstücke aus Magdeburg bezog und an das dortige Artillerie - Depot 1-12 @ge Kanone, 1-10ge Haubitze, sowie die zu jener gehörende 12age Munition, abgab, dagegen aber 2 französisch laffetirte 10ge Haubitzen und die für eine derselben erforderliche Munitionsausrüstung erhielt. Die Batterie setzte am 13. ihren Marsch nach der Oder fort und erreichte, an mehreren Orten feierlich empfangen , in theilweise ziemlich starken Märschen über Magdeburg , Burg , Genthin , Rathenow, Nauen, Oranienburg und Neustadt-Eberswalde am 27. Juli das ihr vorläufig bestimmte Standquartier Wrietzen . Ein Theil der Batterie kam in die umliegenden Dörfer zu liegen , wo die Leute den Einwohnern während der Ernte hülfreiche Hand leisteten , was ihnen und ihren Pferden sehr zu Gute kam.
Es wurde.
aber doch fleissig exercirt , der Batteriebau geübt und ein Commando von 1 Officier, 3 Unterofficieren, 9 Bombardieren und 8 Kanonieren nach Berlin entsendet , um den dortigen Revueübungen beizuwohnen. In der letzten Hälfte des Septembers vertauschte die Batterie
-
-
125
ihr bisheriges Standquartier gegen Neustadt - Eberswalde , wo sich zugleich der Stamm eines Landwehr- Bataillons befand und ausser der Stadt, noch mehrere nahe liegende Dörfer belegt wurden . In diesen Orten blieb sie fast 7 Monate , während welchen die militairische Erziehung und artilleristische Ausbildung der Mannschaft vollendet werden konnte. Zunächst aber liess der Batterie - Commandeur die bei dem Uebergange aus dem Kriegs- in die FriedensVerhältnisse stets nothwendige Verschärfung der Aufsicht und Disciplin eintreten ; es waren zwar bisher wenig grobe Excesse vorgekommen , indessen hatte sich doch bei den von der halben 8gen Batterie übernommenen Ost- und Westpreussen eine Neigung zu Diebereien gezeigt, welche zunahm, als an die Stelle der reichlichen Naturalverpflegung das spärliche Gehalt trat und erst nach der standrechtlichen Verurtheilung von 8 dieser Leute unterdrückt werden konnte. Für die Belehrung der Mannschaft ward durch mündlichen Unterricht und durch Einrichtung einer Batterieschule gesorgt, während der Lieutenant Schade und der Porte - d'épée - Fähnrich Bergmann die Kriegsschule , 1 Unterofficier aber schule in Berlin besuchten .
die Brigade-
Im November erfolgte die Vertheilung der zur Erinnerung an die beendeten Feldzüge gestifteten Denkmünze , und es erhielten dieselbe für 1813. von 13 Unterofficieren 20 Bombardieren Kanonieren 178 دو
""
1814 .
2
2
2
9 1
13 1
1813 u. 14. 11 16 151
"" 2 Spielleuten An sonstigen Auszeichnungen trugen
noch 2 Kanoniere die Ehrentroddel für die Feldzüge von 1806 und 7. Während des Winters, welcher ohne erhebliche Ereignisse verfloss , wurden die Zugpferde der Batterie zu einigen Transporten benutzt , sobald aber die Witterung im Anfange des Jahres 1815 es gestattete , begann wieder das Exerciren mit bespanntem Geschütz und die Mannschaft erbaute zur Uebung eine Redoute. Die Bewaffnung war noch immer so unvollständig als früher, und von der Bekleidung befanden sich die aus Stroh gefertigten Czakots, die meisten Reithosen und viele Mäntel in einem desolaten Zustande .
Ungeachtet aller geforderten und gemachten Ein-
gaben erfolgte auch keine wesentliche Abhülfe dieser Uebelstände , dagegen wurde das Artillerie - Material der Batterie einer gründlichen Verbesserung unterworfen .
126
-
Bereits im Februar 1815 erhielt sie eine Feldschmiede ¹ ) mit der dazu erforderlichen Bespannung , die sämmtlichen Geschirre waren im Winter möglichst ausgebessert worden, und in der Mitte des Monats März wurden die Geschütze und Fahrzeuge nach Berlin geschickt , wo man sie vollständig retablirte , die Röhre mit preussischen Aufsätzen , die Protzen mit Kasten versah , und die bei einer Untersuchung als untauglich befundene Munition durch neugefertigte ersetzte. Da die Gewissheit der Erneuerung des Krieges die Ausführung dieser Anordnungen beschleunigte , so konnte die dem 3. Armee-Corps überwiesene Batterie früh genug abgehen, um den Kriegsschauplatz noch vor Eröffnung der Feindseligkeiten zu erreichen . Die Mannschaft und die Bespannung brachen am 16. April nach Berlin auf und langten am 17. daselbst an ; am nächsten Tage fand die Uebernahme der Geschütze statt, und am 19. trat die Batterie nach einer Parade vor dem Prinzen August von Preussen und vor dem Major v. Neander , unter dem sie bis jetzt gestanden hatte, ihren Marsch gegen die Maas an , welcher in der Richtung über Potsdam, Belzig, Hohen - Ziatz , Magdeburg , Helmstädt, Braunschweig, Hildesheim, Hameln, Lemgo, Detmold, Paderborn , Soest, Werl, Unna, Schwelm, Barmen , Mühlheim , Köln , Jülich , Aachen und Lüttich nach Nouville ( 2 Meilen von Lüttich) führte, wo sie am 20. Mai eintraf und am 21. rastete. Der Batterie - Commandeur , welcher sich nach Ciney , dem Hauptquartier des 3. Armee - Corps , begab , erhielt von dem die Artillerie des letzteren commandirenden Oberst Monhaupt die Weisung , am 22. die nördlich jenes Ortes gelegenen Cantonnements Schaltin, Flostoit, Emmeville und Barcoy zu beziehen . Die Batterie wurde der dem Major v. Grevenitz untergebenen ReserveArtillerie überwiesen, zu deren Sammelplatz Emptine bestimmt war. Der Lieutenant Schmidt II. und der Porte - d'épée - Fähnrich Bergmann waren in Berlin zurückgeblieben ; jener wurde für eine mobil zu machende Batterie nach Schlesien bestimmt, dieser später zum Officier befördert und zur Munitions - Colonne No. 32 nach Danzig commandirt.
Es blieben bei der Batterie mithin nur die
Lieutenants Bach I. und Schade , weshalb zwei Züge durch Unterofficiere geführt werden mussten. ¹) Da der Mangel an Feldschmieden während der Feldzüge von 1813 und 14 sich als sehr nachtheilig erwiesen hatte , so genehmigte Se. Majestät der König, auf den Vorschlag des Prinzen August von Preussen, vom 5. November 1814 die Ausrüstung jeder Batterie mit einer solchen. Dies war aber bei den meisten schon früher , aus dem eroberten französischen oder aus dem gelieferten englischen Material, erfolgt.
127 Die Batterie hatte in 32 Tagen, mit den durch die Dislocation veranlassten Umwegen , über 100 Meilen zurückgelegt, viele Märsche von 3 bis 4 Meilen , mehrere aber auch von 5 Meilen und darüber gehabt, und auf theilweise schlechten Strassen fast die Hälfte des Weges ein bergiges Land durchzogen ; sie machte von Berlin bis in die Gegend von Detmold nach 3 bis 4 , von hier aus aber bis Lüttich erst nach 6 bis 7 Marschtagen einen Ruhetag. Auf den stärkeren Märschen waren Anordnungen getroffen, die Leute Mittags zu speisen, die Pferde aber zu füttern und zu tränken. Das Gepäck der Mannschaft , zuweilen auch diese selbst , wurde gefahren. Unerachtet der bedeutenden Anstrengungen erhielt sich die Bespannung in gutem Zustande , es ging kein Pferd verloren ¹), und von der Mannschaft blieb Niemand znrück , was als ein sehr günstiges Ergebniss betrachtet werden kann . Indessen war es nicht zu vermeiden, dass die Bekleidung der Leute und Pferde litt, weil die Zeit zur Herstellung derselben fehlte , und es lässt sich daher erklären , dass der Oberst Monhaupt durch das Aussehen der Batterie nicht ganz befriedigt war , als sie am 25. Mai von ihm besichtigt wurde. Die Bestrebungen desselben gingen nun dahin, die bemerkten materiellen Mängel zu heben, weshalb er durch die Schneider der Reserve - Artillerie neue Mäntel und Beinkleider anfertigen liess und der Batterie 150 Paar Schuhe und 60 Kochund Trinkgeschirre überwies. Er war demnächst bemüht, die vermisste Regelmässigkeit herstellen zu lassen und der Batterie eine taktische Bildung anzueignen , für welche die bereits längere Zeit anwesenden reitenden Batterien als Vorbild bezeichnet wurden. Da die Ideen dieses Commandeurs über den Gebrauch der Artillerie und die Anforderungen an ihre Leistungsfähigkeit über die damaligen Begriffe hinausgingen , so bedurfte es
weitläufiger
Instructionen, einer sehr speciellen Einwirkung und häufiger Exercier- Uebungen , um sich den Officieren verständlich zu machen . Dies gelang auch insoweit , dass durch den rastlosen Eifer der letzteren die 12uge Batterie No. 7 schon nach wenigen Wochen ein sehr gutes Aussehen erlangte und sich nicht nur die wiederholte Anerkennung ihrer Vorgesetzten erwarb, sondern auch in der Folge erhielt. Besonders empfindlich für sie war in dieser Zeit die am 29. Mai erfolgte Abgabe von 1 Unterofficier , 4 Bombardieren und 32 vollkommen ausgebildeten und bekleideten Kano¹) Die Batterie verlor überhaupt vom Januar 1813 bis zum Mai 1815 nur 6 Pferde, wogegen 11 wegen zu hohen Alter oder wegen Untauglichkeit ausrangirt werden mussten. Sie erhielt in dieser Zeit 24 Pferde als Ersatz , wovon 4 für die Feldschmiede und 3 zur Deckung des ursprünglichen Manquements.
128
―
nieren , als Stamm für die in Wesel mobil zu machenden Batterien ¹) . Sie wurden durch 37 Gemeine vom 30. und 31. InfanterieRegiment
ersetzt ,
von welchen jedoch 6 gegen Artilleristen der
Colonnen ausgetauscht werden durften ; die übrigen konnten bis zum Ausbruch der Feindseligkeiten nur eine nothdürftige artilleristische Ausbildung erhalten . Es waren überhaupt seit Errichtung der 8. provisorischen Compagnie von dieser und der 127gen Batterie No. 7 bis zum Monat Mai ausgeschieden : durch Abgabe an andere
""
Compagnien Entlassung den Tod
دو
Desertion . .
""
Unteroffic. Bombdr. Spiellte. Kanoniere. 12 148 8 2 1 1 19 3
1
1
8 2
Da nun der Stamm der 8. provisorischen Compagnie an Avancirten aus 4 Unterofficieren und 10 Bombardieren bestand, hierzu an Abgaben bis zum Mai 1815 nur 1 Unterofficier und 3 Bombardiere kamen, die Batterie aber zu dieser Zeit noch einen Bestand von 10 Unterofficieren und 13 Bombardieren behielt, so wurden im Laufe von 28 Monaten 17 Unterofficiere und 14 Bombardiere durch Beförderungen
geschaffen.
Der
Ersatz
an
Gemeinen
bestand
grösstentheils aus Abgaben anderer provisorischen Compagnien und etwa zum vierten Theil aus Cantonnisten, Freiwilligen und Infanteristen.
Die vorstehenden Zahlen weisen auf die Schwierigkeiten hin, welche solche Veränderungen auf weiten Märschen, unter beschwerlichen Arbeiten oder in der Nähe des Feindes der Ausbildung bereiteten, und da viele Compagnien ähnlichen Veränderungen unterworfen waren, so gewähren diese einen Maassstab für die Leistungen in jener Zeit. Im Laufe des Monats Mai wurde
die Munition der Batterie
nach den neuesten Bestimmungen regulirt, so dass sie mit 498 Kugelschüssen , 96-12 löthigen Kartätschschüssen , 30— 3 löthigen } 152-10@gen Granatwürfen, 48 Kartätschwürfen, 8 Brand8 Leucht-
Kugelwürfen
ausgerüstet war.
1) Am 29. April war der Etat jeder Batterie an Chargen auf 3 Officiere , 10 Unterofficiere und 12 Bombardiere herabgesetzt worden.
129 Die Batterie belegte am 11. Juni die von der 6 gen Fussbatterie No. 18 bei ihrem Abgange zur 9. Brigade geräumten Dörfer Moheville, Scoville und Chateau de Ruy, wurde aus Magazinen verpflegt , und empfing einen eisernen Bestand an Lebensmitteln , welcher theils von den Leuten getragen theils in Körben nachgefahren werden sollte.
Die von der französischen Armee begonnenen Operationen veranlassten, mit der Versammlung des 3. Armee- Corps am 15. Juni, auch den Aufbruch der 12 gen Batterie No. 7 aus ihren Cantonnirungen, bei welchen sie eben exercirte, als der Befehl dazu eintraf. Sie erreichte gegen Abend den von dem Armee - Corps bezogenen Bivouak bei St. Croix, und marschirte am 16. Morgens auf der Brüsseler Chaussee nach le Point du jour , wo sie , als das 3. Armee- Corps seine Schlachtstellung einnahm , mit den beiden reitenden Batterien No. 18 und 19 in Bereitschaft stehen blieb. Als die vorgeschobene
Cavallerie der
9. Infanterie - Brigade
zum Rückzuge über den Lignybach gezwungen wurde, rückte die Batterie , wie ihr Commandeur berichtete , mit der ersten Hälfte rechts, mit der zweiten links der Chaussee von Fleurus längs derselben vor, und dirigirte ihr Feuer auf die verfolgende Cavallerie des Feindes, welche sich nach dem Verluste einiger Pferde schnell zurückzog. Sie beschoss nun die auf den jenseitigen Höhen gegen die 6ge Fussbatterie No. 18 aufgestellte feindliche Artillerie, erhielt indessen , da die Entfernung von derselben zu gross war, durch den Major v. Grevenitz den Befehl , bis auf einige Hundert Schritte vom Lignybache vorzugehen und an demselben auf der Chaussee ein Geschütz zu placiren , welches den Feind durch Rollschüsse belästigen sollte. ')
Nachdem das letztere seine Protz-
munition mit guter Wirkung verbraucht hatte , ging es nach dem linken Flügel der Batterie zurück , worauf diese , unterstützt von der 6ugen Fussbatterie No. 18, welche einige Zeit zum Schweigen genöthigt gewesen war, eine Kanonade gegen die feindliche Artillerie unterhielt, die mit einzelnen Unterbrechungen bis zum Abend fortdauerte. Zur Theilnahme an diesem Geschützkampfe wurden auch die beiden Haubitzen der reitenden Batterie No. 20 herangezogen. Die eine dieser Haubitzen blieb, weil ihre Deichsel brach, in der Höhe der 12 gen Batterie No. 7 , die
andere rückte noch 500 Schritt
bis in den Grund des Lignybaches vor und kehrte , nachdem die in der Protze mitgeführten Granaten verworfen waren, auf Befehl
¹) Nach dem Werke : „ Die Organisation und Taktik der Artillerie" , von dem damaligen Major v. Grevenitz , wären 2 Geschütze hierzu verwendet worden. 3. Art.-Brig. 9
130 des Majors v. Grevenitz Batterie zurück.
mit der wieder hergestellten zu ihrer
Es war zwischen 7 und 8 Uhr Abends , als die reitende Batterie No. 19 von dem General v. Thielemann den Befehl bekam, den Lignybach zu überschreiten und den jenseits stehenden Feind zu beschiessen.
Die Batterie rückte sogleich vor, traf aber auf den
im Recognosciren begriffenen Oberst Monhaupt , welcher, die ihr drohende Gefahr erkennend , sie vorläufig aufhielt, die erste Hälfte derselben links neben der 12gen Batterie No. 7 in die Feuerlinie rücken, die zweite wegen Mangel an Aufstellungsraum zurückgehen liess und dann , um eine Aufklärung zu erlangen, zum commandirenden General eilte. Da dieser sich aber für eine Offensivbewegung der Cavallerie - Brigade Lottum mit der genannten Batterie entschieden aussprach , so letztere zu begleiten ,
und
beschloss der Oberst Monhaupt die ertheilte ,
während
sie
sich auf der
Chaussee in Colonne setzte, dem Commandeur der 127gen Batterie No. 7 die Weisung ,
bei dem Vorrücken der Truppen die feind-
liche Artillerie fortwährend zu beschäftigen , bei einem etwa eintretenden Rückzuge dagegen das Nachdringen des Feindes zu verhindern. Gleichzeitig befahl er ihm, zwei zurückgestellte Geschütze seiner Batterie - welche wahrscheinlich durch die halbe reitende Batterie verdrängt worden waren - sogleich wieder in die FeuerUnterdessen war die Bewegung begonnen wor-
linie zu ziehen. 1)
den , deren unglücklicher Ausgang bekannt ist, und der 12 Batterie No. 7 Gelegenheit gab, ihre Bestimmung zu erfüllen .
gen Sie
begann mit einem lebhaften Kugel- und Granatfeuer, beschoss , als der Feind sich eines Theils der reitenden Batterie No. 19 bemächtigte , denselben mit grossen Kartätschen , verhinderte ihn die genommenen Geschütze sogleich abzuführen,2) und blieb in unausgesetzter Thätigkeit, so lange es ihre Sicherheit gestattete. Bei der Masse von Flüchtlingen, welche , vom Feinde heftig verfolgt, der Brücke zustürzte, und bei dem Zurückgehen der zum Soutien aufgestellten Schwadronen der Cavallerie- Brigade Lottum, war es der Batterie doch nicht möglich , ihren Platz zu behaupten , in das Gemenge verwickelt zu werden ;
ohne
sie ging deshalb , durch
das Beispiel ihrer Officiere belebt, vollkommen ruhig und in Ordnung mit dem Langtau 300 Schritt zurück , kam aber dann nicht mehr zum Schuss, da der Feind durch das Feuer von zwei hinter 1) Der Bericht des Batterie-Kommandeurs führt das Zurückziehen dieser Geschütze nicht an. 2) Nach den Mittheilungen des Majors Schade wäre die erste halbe Batterie bis an den von der Chaussee nach Mont Potriaux führenden Weg vorgegangen ; der Bericht des Batterie- Commandeurs erwähnt aber hiervon nichts.
131 den Hecken und Mauern an der Chaussee aufgestellten Bataillons der 9. Brigade aufgehalten wurde. Der Oberst Monhaupt gab , als er später den Hauptmann Baldauf und die Lieutenants Bach I. und Schade zu einer Belohnung vorschlug, diesen Officieren das ehrenvolle Zeugniss : „ dass sie durch die Entschlossenheit , mit welcher sie das Terrain mit der 12gen Batterie No. 7 behaupteten , nachdem die feindliche Cavallerie bereits auf die Brücke bei Tongrines vorgedrungen war, und eine frische Abtheilung , unterstützt von Tirailleurs , aus dem Grunde der Ligny von der Seite von Sombref her in die rechte Flanke der Batterie vordrang, um sie zu nehmen , nicht allein die Batterie retteten ,
sondern auch den üblen Folgen , die es hätte
haben können , wenn die feindliche Cavallerie auf das diesseitige Terrain gekommen wäre, vorbeugten .“ Mit dem Vorstehenden endete die Theilnahme der Batterie an der Schlacht , da bald darauf ein heftiger Gewitterschauer die Luft verdunkelte, und der Feind auf der Strasse von Fleurus erst dann noch einmal vordrang , als der Eintritt der Finsterniss die Wirksamkeit der Artillerie nicht mehr gestattete.
Sie verlor an diesem Tage : 1
Kanonier ( Thimian ) todt , 1 Unterofficier ( v. Cardinal) schwerverwundet und ein 1 Kanonier leichtverwundet,
1 Officierpferd, welches in Folge der Verwundung starb, ¹) und verbrauchte :
219-12ge Kugel19-12löth. Kartätsch65-107ge Granat5- Kartätsch-
Schüsse, Würfe.
Die Batterie ging nach der Einstellung des Gefechts bis le Point du jour zurück , verweilte daselbst bis um Mitternacht und trat dann, mit den übrigen Batterien der Reserve - Artillerie , unter der Führung des Majors v. Grevenitz den Marsch nach Gembloux an. Als die Reserve - Artillerie, welche
sich an der
Spitze der
Marschcolonne des 3. Armee - Corps befand, am 17. Morgens Gembloux passirt hatte , ruhte sie jenseits dieses Ortes , ersetzte ihre am vorigen Tage verschossene Munition aus den Munitions - Colonnen No. 1 und 5 , brach um 2 Uhr Nachmittags nach Wavre auf, passirte die Dyle Abends gegen 8 Uhr und lagerte bei la Bavette. 1) Dies Pferd ritt der Lieutenant Bach I., und es wird erzählt , dass dieser durch dessen Verwundung so in Harnisch gerieth , dass er, kaum von dem gefallenen Thiere befreit, dem Feinde zugewendet mit zorniger Geberde ausrief: „Wenn ihr den Lieutenant Bach treffen wollt, so müsst ihr besser zielen ! " 9*
-
132
Das Wetter war den ganzen Tag über abscheulich und es regnete ohne Aufhören . Die Batterie blieb am 18. in ihrem Bivouak, bis das Andringen bedeutender feindlicher Streitkräfte die Vertheidigung der Dyle erheischte , worauf am Nachmittage zwischen 3 und 4 Uhr die erste halbe Batterie unter dem Lieutenant Schade die Höhe nordwestlich von Wavre , unweit Hermitage , besetzte , die zweite aber, unter dem Lieutenant Bach I. auf der Höhe von Louis Delotts aufgestellt wurde. Die halbe Batterie des Lieutenants Schade eröffnete sogleich ,
über die in der Tiefe liegende Stadt hinweg, ihr Feuer auf die am rechten Thalrande der Dyle in einer Entfernung von 1400-1500 Schritt aufgestellte feindliche Artillerie , und setzte dasselbe ohne Unterbrechung langsam bis zum Abend fort. Die halbe Batterie des Lieutenants Bach I. hatte nur von Zeit zu Zeit Gelegenheit, einen Granatwurf gegen den zum Angriff auf Wavre vordringenden Feind zu thun. Die Batterie hatte einen schwer blessirten Kanonier ,
welcher
später an seinen Wunden starb, und verbrauchte, wie schon anderweitig bemerkt wurde : 203 Kugelschüsse, 51 Granatwürfe. Nachdem am Abend die Munition der ersten halben Batterie aus den Wagen der beide
während
zweiten ersetzt worden. war, bivouakirten
der Nacht in
den
am Tage innegehabten Stel-
lungen. Am Morgen des 19. begann die erste halbe Batterie abermals das Gefecht, welches sich, da der Feind keinen Angriff auf Wavre unternahm, auf eine Kanonade beschränkte. Als diese einige Zeit gedauert hatte , wurde , auf Befehl des hier commandirenden Majors v. Grevenitz , die zweite halbe Batterie von Louis Delotte herangezogen und einige Hundert Schritte links der ersten¹) also zunächst der Strasse von Brüssel -xxx aufgestellt , von wo aus sie die jenseits des Grundes stehende feindliche Artillerie mit sichtbarem Erfolge beschosss. Um diese Zeit hatte das Gefecht auf dem rechten Flügel des dritten Armee - Corps eine für dasselbe ungünstige Wendung ge-
nommen, und da der Feind auch die Stellung des linken von der Mühle von Bierge aus bedrohte, so befahl der Major v. Grevenitz, dass der Lieutenant Schade derselben gegenüber mit dem ersten
1 ) Nach dem Berichte des Batterie-Commandeurs.
133 Zuge¹) der 127gen Batterie No. 7 sich aufstellen und den vordringenden Feind mit Kartätschen beschiessen sollte ; dieser konnte aber bei seinem Eintreffen nicht mehr wirken , weil die Vertheidigung dieses Uebergangspunktes bereits aufgegeben und der Rückzug angetreten worden war.
Bei dem deshalb nothwendigen Zurückgehen des Zuges wurde, durch die Unvorsichtigkeit der Fahrer , das erste Geschütz umgeworfen. Es lag, mit dem Rohr nach unten, auf dem Abhange eines 5 bis 6 Fuss hohen Erdrandes , während die Protze sich oben erhielt, die Protzkette aber gesprengt worden war, und nur das Eindringen des Rohrs in den aufgeweichten Boden das Hinabgleiten der Laffete von der abhängigen Fläche verhindert hatte. Die Lage war sehr bedenklich , da die diesseitige Infanterie fortwährend zurückging und die feindliche sich bereits auf Gewehrschussweite genähert hatte. Ein dreilöthiger Kartätschschuss des in der Nähe aufgestellten zweiten Geschützes hielt jedoch die letztere einige Augenblicke auf, und diese reichten hin , um das erste Geschütz wieder aufzurichten . Das Gelingen musste, bei der eigenthümlichen Lage des Geschützes , hauptsächlich der umsichtigen Benutzung derselben von Seiten der Bedienungsmannschaft und der rücksichtslosen Aufbietung aller ihrer Kräfte beigemessen werden. Die von dem Geschützführer Unterofficier Kurth hierbei bewiesene Entschlossenheit war um so rühmlicher, als mehrere Infanteristen ihm zuriefen , er möge nur sich , seine Leute und seine Bespannung retten. Während dieser Vorgänge bei dem
ersten Zuge blieben die
übrigen Züge hinter Wavre im Feuer , gingen ,
vom Feinde nicht
besonders gedrängt , mit der Besatzung dieses Ortes gegen die Brüsseler Chaussee zurück, und stellten sich vereinigt westlich der letzteren noch einmal auf, wo auch der erste Zug wieder zu ihnen stiess.
Die Batterie, welche seit dem Verlassen ihrer Stellung wenig
geschossen hatte , schloss sich hierauf, ohne weiter in Thätigkeit zu kommen, der zurückgehenden Infanterie an. Das Feuer der Batterie scheint an diesem Tage überhaupt nicht sehr lebhaft gewesen zu sein, da nur : 94-12ge Kugelschüsse, 1-3 löthiger Kartätschschuss und 18 Granatwürfe
geschahen. 1) Der Bericht des Batterie- Commandeurs führt nur ein Geschütz an, man ist aber den Angaben des Zugführers gefolgt, welche auch durch den damaligen Major v. Grevenitz (in dem Werke : „ Organisation und Taktik der Artillerie Theil II. ) bestätigt werden.
134
--
Zur Belohnung wurden vorgeschlagen : der Premier- Lieutenant Baldauf, die Seconde- Lieutenants Bach I. u. Schade , "" Unterofficiere v. Cardinal und Golz ,
ووKanoniere Tetzlaw , Vormeyer , Krosang und Elend ; für die Schlacht von Ligny : der Unterofficier Kurth und ووKanonier Lüdke , für das Gefecht von Wavre. Hiervon erhielten das eiserne Kreuz 2. Klasse durch namentliche Bestimmung : der Premier- Lieutenant Baldauf laut Allerhöchster Cabinetsordre vom 18. Juni 1816, der Unterofficier Kurth laut Allerhöchster Cabinetsordre vom 2. October 1815. Den russischen St. Georgen - Orden 5. Klasse ¹ ) der Unterofficier Golz. Nach der letzteren Cabinets - Ordre wurden der Batterie noch zwei eiserne Kreuze 2. Klasse verliehen ,
welche durch Wahl den
Kanonieren Krosang und Lüdke zufielen . Als am 20. Juni das dritte Armee- Corps sich zur Verfolgung
des Feindes in Bewegung setzte , begleitete die 12uge Batterie No. 7 den Marsch desselben über Gembloux, Charleroi, Beaumont, Avesnes , Homblières , St. Quentin, Ham , Guiscard , Compiegne, Crespy und Damartin , wo es am 29. anlangte. Während dieser Märsche, bei welchen die Verpflegung der Truppen grosse Schwierigkeiten hatte , erliess der Feldmarschall Fürst Blücher sehr strenge Befehle wegen stattgehabter Plünderungen , in Folge welcher auch später zwei Kanoniere der Batterie in die zweite Klasse versetzt und mit Stockschlägen bestraft wurden. Bei dem am 30. Juni von Damartin aus begonnenen Marsche des Armee - Corps nach der Südseite von Paris lagerte die Batterie in der Reserve - Artillerie am 1. Juli bei St. Germain , am 2. bei Sceaux, verweilte hier bis zum 8. , zog an diesem Tage mit durch Paris und bivouakirte ausserhalb der Barrieren der Stadt. Sie folgte hierauf am 9. vissy und Essonne vom 13. bis 16. in Lieutenant Bach I.
dem Armee- Corps gegen die Loire über Jubis in die Nähe von Fontainebleau , wo sie dem Dorfe St. Martin cantonnirte und den mit 1 Bombardier und 9 Kanonieren zur Be-
wachung der Pulvermühle von Essonne entsendete. Am 17. Nachmittags setzte sich die Batterie über Fontainebleau gegen Angerville in Marsch , erhielt am 18. diese Stadt als Cantonnirungsquar-
¹) Siehe Anmerkung 3 Seite 93.
135 tier , und blieb in derselben
bis zum 27. Juli.
Die Einwohner,
welche nicht in der besten Stimmung waren , mussten ihre Waffen abgeben ; um ihnen jedoch den Druck der Einquartierung zu erleichtern und die eigenmächtigen Requisitionen zu beschränken , trat eine theilweise Magazin - Verpflegung ein . In diesem Cantonnement wurden der Batterie 4 Pferde gestohlen, welche sie, so wie 9 unbrauchbare aus dem fliegenden Pferde -Depot ersetzt erhielt. In den letzten Tagen des Juli wurde das 3. Armee - Corps in der Art verlegt , dass das Hauptquartier des General - Lieutenant v. Thielemann von Etampes nach le Mans kam und die ReserveArtillerie sich in derselben Richtung in Bewegung setzte. Die 128ge Batterie No. 7 marschirte in der letzteren am 28. Juli von Angerville ab , und langte über Chateaudun und Montmirail am 2. August in dem ihr zugetheilten Cantonnements quartier Savigne (bei le Mans) an. Am 3. August feierten die Truppen den Geburtstag ihres Königs auf feindlichem Boden. Die ReserveArtillerie versammelte sich auf Befehl des commandirenden Generals zu einem Gottesdienste bei Savigne , hatte dann eine Parade, und die Mannschaft der in diesem Orte einquartierten Batterien wurde von den Bewohnern im Freien bewirthet. Auch in diesen Cantonnirungen wurde die Ablieferung der Waffen angeordnet , und eine schnelle Vereinigung des ArmeeCorps durch Aufstellung von Fanalen , Sicherheitswachen , Bestimmung von Versammlungsorten etc. vorbereitet. Der Commandeur der Artillerie liess die bereits in den Cantonnements um Angerville begonnene Untersuchung der Fahrzeuge, der Beschirrung, der Pferde und der Munition etc. fortsetzen, und die Behufs eines Retablissements früher in St. Germain stationirte Handwerks - Colonne heranziehen .
Die Untersuchung lieferte den
Beweis , dass eine Menge Ausrüstungssachen aus Nachlässigkeit verloren gegangen war, die Folgen derselben beschränkten sich aber auf den schon erwähnten Umtausch einiger Pferde , die Verbesserung der Anspannung durch Beschaffung der theilweise noch fehlenden Geschirrtaue ,
die Lieferung
einiger Bekleidungsgegen-
stände und die Bewilligung von 100 Thlr. Instandsetzungsgelder für die Batterie. Um diese Zeit befahl der Feldmarschall Fürst Blücher von jedem Armee- Corps eine 127ge Batterie für schnelle Bewegungen einzurichten. Es sollten hierzu bei jedem Geschütz 1 Unterofficier und 6 Mann beritten gemacht , 4 Mann auf den mit Sätteln zu versehenden Handpferden , 2 Mann auf dem Protzkasten fortgeschafft und die Tornister dieser Leute auf dem Deckel des zugehörigen Munitionswagens , an einer längs dem Rücken desselben
136
angebrachten eisernen Stange , befestigt werden .
Bei dem 3. Ar-
wurde hierzu die 12 age Batterie No. 7 ausgewählt . Man gab die Idee indessen wieder auf, noch ehe sie ins Leben getreten war ; die aus der Normandie gestellten Pferde kamen den
mee-Corps
reitenden Batterien und der Cavallerie zu Gute , die gefertigten Reitzeugstücke wurden anderweitig vertheilt, und der Batterie blieb als Erinnerung an die ihr zugedachte Umformung nur die eiserne. Stange an dem Deckel eines ihrer Kartuschwagen . In den Cantonnements bei le Mans wurde das bisher noch wenig beachtete Reiten der Unterofficiere viel geübt , fleissig am Geschütz exercirt , evolutionirt , über alle Dienstzweige instruirt und mehr Gleichheit in das Aeussere der Batterien gebracht. Am 8. August paradirte die Batterie in der Reserve - Artillerie
vor dem Oberst Monhaupt , am 19. vor dem General - Lieutenant v. Thielemann und am 25. August vor dem Feldmarschall Fürsten Blücher , kommen war .
dessen Hauptquartier am 25.
nach le Mans ge-
Am 23. September setzte sich das 3. Armee - Corps aus seinen Cantonnirungen zum Rückmarsch in Bewegung und die ReserveArtillerie, aus den reitenden Batterien No. 19 und 20, der Gugen Fussbatterie No. 30,
99
77gen Haubitz batterie No. 3,
den 12 gen Batterien No. 7 , 11 und 12, ووMunitions -Colonnen No. 1 , 3, 5 , 19 und 21 , der Handwerks - Colonne No. 1 nebst einem fliegenden PferdeDepot bestehend, welche stets zusammen marschirten , ging, theils bivouakirend, theils cantonnirend , über La Ferté Bernard, Nogent, Champrond , Chartres , Epernon ,
Rambouillet und Le Peray ,
bis in die
Umgegend von Paris , in der sie am 28. eintraf, und wo die 128ge Batterie No. 7 le Mesnil St. Denis als Quartier erhielt. Hier wurden der Lieutenant Bach I. als Commandeur der Colonne No. 22 von der Batterie und der Seconde - Lieutenant Schöppenthau zur Batterie versetzt , bei welcher noch der Lieutenant Schade verblieb. Die 12age Batterie No. 7 rückte am 2. October in den Bivouak des Armee - Corps bei St. Cyr , machte am 3. die Parade desselben vor den verbündeten Monarchen auf der Ebene von Grenelle mit , und kehrte zurück.
Am 5. ging
dann in ihre früheren Cantonnirungen
die Batterie über Versailles
nach Sceaux,
und nach einem Stillstande von 5 Tagen bis zum 13. über Paris und Meaux nach La Ferté sous Jouarre. In dieser Stadt , deren
137 feindlich gesinnte Einwohner viele Streitigkeiten veranlassten , erhielt die Batterie Kenntniss von der Allerhöchsten Bestimmung über die Ertheilung der Denkmünzen für den Feldzug von 1815, von welchen sie 33 für Combattanten und eine für Nichtcombattanten empfing . Bei La Ferté sous Jouarre wurden mehrere Besichtigungen abgehalten, nach welchen die Batterie 56 Infanteriesäbel und 92 Czakots bekam. ') Da hier diejenigen Batterien bestimmt wurden , welche bei der Occupations - Armee in Frankreich zurückbleiben sollten , so fanden verschiedene Austauschungen statt , in Folge welcher die 12 ge Batterie No. 7 an die 12 uge Batterie No. 11 2-10 ge Haubitzen , 2-10 ge beladene Granatwagen und 16 Pferde , an die Munitions - Colonne No. 19 2 Bombardiere, 32 Kanoniere und 12 überzählige Gewehre , an die MunitionsColonne No. 21 7 Kanoniere abgab, und von der 12ugen Batterie No. 11 2-7ge Haubitzen in Empfang nahm. Am 25. October erhielt die Batterie den Befehl, zur 11. Brigade zu stossen , und ging deshalb über Montmirail und Vertus nach Competrix und Collus bei Châlons , wo sie am 28. anlangte. Am 2. November setzte sie sich über Châlons von Neuem in Marsch , stiess am 3. zu der ersten Colonne der genannten Brigade, und ging mit dieser über Ligny, an Toul vorbei, über Nancy und Chateau Salins nach Gerbecourt, welches sie am 9. erreichte. Sie marschirte am 17. wieder ab , vereinigte sich mit der reitenden Batterie No. 18 und der 6ugen Fussbatterie No. 18 und setzte mit diesen unter dem Befehl des Majors v. Grevenitz , auf dem in der Geschichte der dritten reitenden Compagnie angegebenen Etappenweg den Marsch bis in die Gegend von Erfurt fort , wo sie am 21. December in dem Cantonnirungsquartier Gross - Warguld eintraf und unter den Befehl des in Erfurt befindlichen Majors v. Schorlemmer trat. Sie hatte auf diesem Marsche am 8. December 1 Unterofficier und 47 Kanoniere an Ersatzmannschaft erhalten. Am 9. Januar 1816 wurde die Batterie nach Walschleben verlegt und blieb hier bis zu ihrer Demobilmachung. Am 21. Februar hörte der Feldetat auf, und am 31. Mai war die Demobilmachung vollendet. Das Material übernahm das Artillerie- Depot in Erfurt, von 1 ) Da das den Batterien schon früher gelieferte Material zu Tuchbeinkleidern wegen Mangel an Handwerkern und an Ruhe nicht verarbeitet werden konnte , so lehnte der Major v. Grevenitz die von den Verwaltungsbehörden angebotene Ueberweisung des Materials zu Montirungen - welches überdem von schlechter Beschaffenheit war --- ab.
138 den Pferden wurden
54 als
übrigen aber verkauft,
und
dienstunbrauchbar beibehalten ,
die
von der Mannschaft 9 Unterofficiere,
11 Bombardiere , 2 Tambours , 68 Kanoniere und 1 Chirurgus für die 1. Fuss - Compagnie ausgewählt , welche am 1. Juni in Erfurt, ihre künftige Garnison , einrückten . Sämmtliche Officiere der ehemaligen 12 gingen in andere Brigaden über.
gen Batterie No. 7
Zweite Fuss - Compagnie. A.
Ihre Abstammung.
Die 2. Fuss -Compagnie der 3. Artillerie - Brigade wurde , 4. Fuss -Compagnie derselben, im Jahre 1816 aus der 6
als
gen Fuss-
batterie No. 18 gebildet, welche im Jahre 1813 mobil gemacht und durch die 3. provisorische Compagnie der brandenburgischen Artillerie -Brigade besetzt worden war. B. Ihre Geschichte. 1) Geschichte der 3. provisorischen Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade. Diese Compagnie ist mit noch anderen provisorischen Compagnien am 25. und 26. Januar 1813 in Colberg aus den eingezogenen Krümpern der 2., 8. , 9. , 10. und 11. Fuss -Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade in der festgesetzten Stärke formirt worden , und bekam von denselben Compagnien , so wie später von der 12. Fuss - Compagnie , den vorgeschriebenen Stamm von Avancirten . Das Commando der 3. provisorischen Compagnie erhielt der Premier-Lieutenant Wolf, und zur Dienstleistung wurde ihr der Porte - d'épée - Fähnrich v. Clausewitz zugetheilt. Alle Leute derselben waren artilleristisch ausgebildet , und es befanden sich sowohl unter den Avancirten als Gemeinen ältere und im Kriege gewesene Soldaten . Die Bekleidung entsprach den Vorschriften für die provisorischen Compagnien , konnte aber , wegen Mangel an Handwerkern , für die Gemeinen nur sehr langsam gefertigt werden, weshalb viele derselben noch eine längere Zeit hindurch bürgerliche oder aus eigenen Mitteln beschaffte Militairkleider tragen mussten. Wegen Ueberfüllung der Stadt durch die gleichzeitige Errichtung von Reserve- Bataillons , wurde die Compagnie am 1. Februar
139 nach dem 2 Meilen von Colberg entfernten Dorfe Gross - Jestin verlegt und erhielt hier 13 Trainsoldaten zugetheilt. Am 19. Februar marschirte sie indessen wieder nach Colberg, wurde hier dem Seconde - Lieutenant Sannow übergeben und zur
Besetzung einer 87gen Fuss - Batterie bestimmt, welche anfänglich 3. Fuss - Reserve - Batterie benannt wurde , am 13. März aber die Nummer 18 bekam und behielt. 2) Geschichte der 6ugen Fuss- Batterie No. 18. Die Mobilmachung dieser Batterie begann in Colberg und wurde in Gross - Jestin beendet, wohin die Mannschaft nach einigen Tagen wieder zurückkehrte , und die empfangenen Ausrüstungsstücke nach und nach geschafft wurden. Laut Parole-Befehl vom 20. Februar setzte sich die 3. provisorische Compagnie auf den Etat von 8 Unterofficieren , 10 Bombardieren , 2 Spielleuten und 120 Kanonieren¹) , zu dem noch ein Chirurg und ein Handwerker kamen . Ausser dem zum Commandeur der Batterie bestimmten Lieutenant Sannow , wurden im Laufe der Mobilmachung noch die Seconde - Lieutenants Thiele und Dähnert zu ihr versetzt , und der Porte - d'épée - Fähnrich v. Clausewitz , welcher bald darauf zum Officier befördert ward , blieb bei derselben. An Fahrzeugen erhielt die Batterie aus dem Depot von Colberg : 6-67ge Kanonen , 2--7@ge Haubitzen , 2-6ge Kartusch-
Wagen 2-77ge Granat1 Brodwagen ( als Leiterwagen) . Die Röhre waren von Bronce, die Kanonen von gewöhnlicher, die Haubitzen von der im Jahre 1790 für reitende Artillerie eingeführten Construction . Alle Fahrzeuge hatten die ältere preussische Einrichtung : hölzerne Achsen , mit gefirnisstem Zwillich überzogene Munitionskasten -Deckel , und die Laffeten SchraubenRichtkeile.
Dieses Material
erforderte viel Reparaturen , welche
wegen Kürze der Zeit in Colberg nicht beendet werden konnten , weshalb auch auf dem Marsche nach dem Cantonnement mehrere Fahrzeuge wegen zerbrochener Achsen zurückblieben. Die Munition bestand nach den damaligen Ausrüstungssätzen aus :
1) Bei diesem Etat waren gegen den Mobilmachungsplan von 1812 , 5 Unterofficiere, 10 Bombardiere zu wenig und 16 Kanoniere zu viel, von welchen einer für den fehlenden Handwerker.
140 560-6 ugen Kugel170-6 löthigen Kartätsch-
Schüssen
80-2 löthigen 148-77gen Granaten, 52-7ugen Kartätschen, 6 Brand- und ) and Kugeln . 4 LeuchtNächstdem wie bei allen 6ugen Fuss - Batterien oder aus den schon angeführten kleinen Ladungen für Haubitzen - 5 Stück jeder Art in der Protze und 20 jeder Art im Granatwagen. Diese Munition war in Colberg gefertigt worden , wurde aus den Magazinen empfangen und durch die Mannschaft eingepackt. Die Geschirre waren von altpreussischer Art , gen¹) , die Handgeschirre mit Rückriemen
mit Zugsträn-
versehen²) ;
Kandaren
wurden nur für die Reitpferde verabreicht. Der grösste Theil dieser Geschirre hatte lange im Zeughause gelegen , weshalb der Sattler alle Hände voll zu thun bekam , um sie in Stand zu setzen und zu erhalten . Die Pferde endlich wurden aus der Provinz Pommern gestellt , und unter anderen in den Ablieferungsorten Stolpe, Schlawe, Köslin und Belgard durch Artillerie - Officiere in Empfang genommen , so dass sie vom 16. Februar ab kurz nach einander in Colberg eintrafen. Sie bestanden aus einem guten Mittelschlage , und hatten, bis auf einige sehr junge , ein sehr mässiges Alter. Die meisten waren bei ihrer Ankunft sehr abgetrieben, erholten sich aber bald so weit , dass die Batterie als gut bespannt gelten konnte. Die vorgeschriebene Pferdezahl war vollständig ; bei Damm erhielt jedoch die Batterie noch 4 Klepper für Geschützführer ³) . Für die Bekleidung geschah während der Mobilmachung nichts, die Mantelsäcke für fahrende Aritilleristen wurden erst nach einem Schriftwechsel angewiesen und die letzteren mussten in gewöhnlichen Tuchbeinkleidern und in Schuhen ohne Sporen zu Pferde steigen, weshalb man sie zum Antreiben derselben anfänglich mit langen Peitschen versah. Mit Seitengewehren , Gehenken , Schlagröhr - Taschen und Tor·
1) Seite 13. 2) Die Packkissen wurden erst später beschafft. 3) Gleichzeitig wurden , behufs des bei den 6gen Fussbatterien eingeführten Aufsitzens der Artilleristen zum Gefecht, die Protzkasten Deckel mit Stützen , die Packkissen der Geschützpferde mit Steigbügeln und die bis dahin noch unberittenen 4 Geschützführer mit Pferden versehen. Ob die Batterie schon jetzt die hierbei bewilligten beiden Fourage-Wagen, welche sie nach einem Bericht des Oberstlieutenant v. Neander vom Juli 1814 führte, erhielt, war nicht zu ermitteln .
141 nistern war die Mannschaft nach dem Etat ausgerüstet und die Batterie erhielt 24 Gewehre. Als erschwerend für die Mobilmachung muss die Mangelhaftigkeit des Materials, so wie die Uebereilung der Uebernahme desselben angeführt werden, ¹ ) und da es an einem Exemplar des Mobilmachungsplans fehlte , so wurde manches vergessen , was später nach dem entfernten Cantonnement geholt werden musste. Am nachtheiligsten aber erwies sich der Mangel an ausgebildeten fahrenden Artilleristen und die fast gänzliche Unerfahrenheit in der Zusammenstellung , Behandlung und Ausbildung der Bespannungen . Man musste sich deshalb damit begnügen , als fahrende Artilleristen Leute auszuwählen , welche bereits mit Pferden umgegangen waren , und bediente sich , bis nach erfolgter Instandsetzung der Batterie - Fahrzeuge , der Landwagen zu den Fahrübungen . Mit bespannten Geschützen wurde bis zum Ausmarsche wenig exercirt, und die Vervollkommnung hierin blieb hauptsächlich dem guten Willen der Mannschaft überlassen , welche indessen vom besten Geiste beseelt war.
Um die Mitte des Monats März setzten sich von Colberg aus 13 Bataillons, 4 Escadrons, das Kosakenregiment Ilowaisky III ., die 6ugen Fuss - Batterien No. 17 und 18, und die reitende Batterie No. 11 gegen Stettin in Bewegung, um die Truppen des GeneralLieut . v. Bülow abzulösen , von welchen dieser Platz beobachtet wurde. Die 6uge Fuss - Batterie No. 18 brach am 15. März von Gross-Jestin auf, marschirte für sich über Plate , Naugardt, Massow und Stargardt, verweilte zwischen diesem Orte und Damm in zwei verschiedenen Marschquartieren 4 Tage, und traf gegen Ende des Monats in Klütz ein , wo sie bis zur Ueberweisung an die Blokadetruppen , in den ersten Tagen des Aprils , stehen blieb. Da die Batterie nur kleine Märsche machte und ihr Commandeur im Dienste sehr streng war , so wurde die Marschfähigkeit bald erreicht ; den Aufenthalt in Klütz benutzte man zur Verbesserung der noch vorhandenen Mängel . ---
Die 6uge Fussbatterie No. 17 und die reitende Batterie No. 11 mit Ausnahme eines detachirten Zuges von jeder derselben ---
waren auf Gross - Stepnitz dirigirt worden, wo sie eingeschifft, über das Papen - Wasser gebracht und bei Jasenitz wurden.
wieder debarkirt
1) Zugleich mit der 6gen Fussbatterie No. 18 wurden noch die 6ge Fussbatterie No. 17 und die reitende Batterie No. 11 mobil gemacht. Diese Mobilmachung leitete unter dem im Februar cingetroffenen Major v. Holtzendorff der Major v. Strampf.
142 Das französische Gouvernement hatte während einer mehr als 6jährigen Occupation die Werke von Stettin wesentlich verstärken , das Städtchen Damm mit passageren Anlagen umgeben lassen und für die Verbindung beider Punkte durch fortificatorische Sicherung der Brücken über die grosse und kleine Regelitz gesorgt. ¹ ) Die Garnison der Festung bestand im Anfange des Monats März aus beinahe 8500 Mann, und die Armirung aus 389 meist eisernen Geschützen. Die Munitionsvorräthe waren aber nicht bedeutend und Lebensmittel nur auf etwa 5 Monate vorhanden . Gegen diese Streitkräfte des Feindes , über welche er vermöge seiner gesicherten Verbindung frei verfügen konnte, befanden sich die etwa gleich starken , aber grösstentheils neu formirten preussischen Truppen um so mehr im Nachtheil, als sie, zur Ueberwachung beider Oderufer genöthigt, ohne im Besitz einer Brückenverbindung zu sein, durch den Fluss mit seinen Nebenarmen und den Dammschen See getrennt wurden . Unter solchen Umständen und bei dem Mangel an hinreichender Munition konnte an eine förmliche Belagerung nicht gedacht werden , weshalb dieselbe auch am 13. April durch Se. Majestät den König untersagt wurde ; es blieb mithin, um in den Besitz von Stettin zu gelangen , nur die Anwendung einer strengen Blokade oder eines gewaltsamen Angriffs übrig. Der mit der Einschliessung des Platzes beauftragte General - Lieutenant Graf Tauenzien entschied sich für das erstere, mit dem Vorbehalt, in einem günstigen Falle den letzteren zu versuchen . In den ersten Tagen des Monats April befanden sich von den Blokadecorps auf dem linken Oderufer unter dem Oberst v. Krafft (später Oberst v. Lossow) 9 Bataillons, 2 Escadrons, einige Kosaken - Commandos , 6 Geschütze der 6gen Fussbatterie No. 17 und eben so viele der reitenden Batterie No. 11 , auf dem rechten Oderufer unter dem Oberst v. Rödlich 4 Bataillons , 100 Pferde (Pommersche Husaren ) , 100 Kosaken , die 6ge Fussbatterie No. 18 ; 2 Kanonen der 67gen Fussbatterie No. 17 und 2 Kanonen der reitenden Batterie No. 11. Die Dislocation der letzteren Abtheilung erstreckte sich, Damm umschliessend, von Kutz bis Arnimswalde. Von der 6ugen Fussbatterie No. 18 standen am 6. April : 3 Kanonen und 1 Haubitze die erste halbe Batterie unter
dem Lieutenant Sannow
in Podjuch, 1 Kanone und 1 Haubitze - der dritte Zug unter dem Lieutenant v. Clausewitz bei dem Gehöft Straussenruh , auf einer
¹) Plan II.
=
143
das vorliegende Terrain beherrschenden Anhöhe, hinter einem Erdaufwurfe ; die Pferde waren in dem Gehöft eingestellt ¹ ) , 2 Kanonen der vierte Zug unter dem Lieutenant Thiele in Höckendorf. Die vier hier detachirten Kanonen
der 6
gen Fussbatterie
No. 17 unter dem Lieutenant Blankenburg und der reitenden Batterie No. 11 unter dem Lieutenant Dussa befanden sich mit 3 Bataillons in einem Lager vor dem Stuthof und Franzhausen . Durch die Stellung der Truppen war die Landcommunication nach Stettin und Damm vollständig gesperrt ; es musste indessen auch auf gleiche Weise die Schliessung der Wassercommunication erfolgen. Oberhalb Stettin konnte dies vom Lande aus geschehen , unterhalb des Platzes aber , wo der Dunsch und die Parnitz den Franzosen die Verbindung mit dem Damin'schen See erleichterten , waren hierzu bewaffnete Boote nothwendig , um die Ausmündung jener Wässer zu beherrschen. Der General Graf Tauen zien hatte deshalb eine Anzahl solcher Boote, welche in der Folge zeitweise durch schwedische Kriegsfahrzeuge verstärkt wurden, in den Häfen von Swinemünde, Colberg und Rügenwalde ausrüsten und herbeiführen lassen. 2) Endlich wies die Stärke und Thätigkeit der Besatzung auf die Nothwendigkeit hin , das Blokadecorps nicht allein durch die möglichste Benutzung des Terrains, sondern auch durch fortificatorische Anlagen zu schützen. So entstanden auf dem linken Oderufer allmälig , je nachdem das Bedürfniss es erforderte, die auf dem Plane angedeuteten Verschanzungen, welche meistens die Bestimmung hatten, Deboucheen oder aus der Festung führende Wege zu sperren. Die Stellung der Preussen auf diesem Ufer bezweckte im Allgemeinen, die Besatzung auf das Plateau zu beschränken, welches durch die Oder, den Lübschen oder Kupfermühlen - Bach und den Grund von Alt- Torney begrenzt wird ; erst in späterer Zeit gingen 1) Der Vorschlag des Zugführers , die Pferde in einer mit lichtem Holze bestandenen Vertiefung, welche sich eben 100 Schritt hinter dem Geschütz nach Finkenwalde hinzog, bivouakiren zu lassen, war von dem Batterie- Commandeur, wegen des noch schlechten Futterzustandes jener, abgelehnt worden. 2) Nach dem Berichte des Majors v. Neander an den Prinzen August von Preussen bestanden sie aus 3 Zoll-Wachtschiffen von 10 , 8 und 6 leichten Kanonen einschliesslich einiger Drehbassen , und einiger Kanonier- Schaluppen , jede von einer 6 gen Kanone und einem 108 gen Mörser ; die Geschütze der ersteren Fahrzeuge wurden durch Artilleristen der 4. provisorischen und die der letzteren durch Leute der 1. provisorischen Compagnie der brandenburgischen Artillerie-Brigade bedient. Das Commando der Flotille führte ursprünglich der Lieutenant v. Cardell , an dessen Stelle aber noch im Monat März der Lieutenant Post trat.
144
-
die Blokadetruppen bei Grabow und bei Alt-Torney vor oder versuchten es, in die Vorstadt Wiek einzudringen. Auf dem rechten Ufer erbaute man die auf dem Plane mit a bezeichneten Schanzen und bis zum 6. April die Redoute I, jedoch ohne die erst später angehängten Flügel. Die letztere hatte insbesondere den Zweck, den Kespersteig einen von Finkenwalde durch sumpfige Wiesen nach dem Damm'schen Steindamme führenden erhöhten Weg — zu decken. Zur Bewaffnung dieser Werke wurden durch den Major von Neander , welcher die Artillerie des Blokadecorps commandirte , von den aus Colberg und Stralsund¹) angekommenen Geschützen nach und nach vor Stettin :
11-128ge Kanonen , 2-10ge Haubitzen, 2-10ge Mörser, 1-25@ger Mörser, 1-407ger Mörser, vor Damm :
1- Cuge Kanone, 9-128ge Kanonen , 2-10uge Mörser und 1 - 7uge Haubitze ( der 67gen Fussbatterie No. 18) aufgestellt. Es war ferner versucht worden , durch Ableitung der Plöne in den Damm'schen See die Gräben von Damm, welche durch jene gespeist wurden, trocken zu legen , und man hatte die Absicht , den Fall dieses Platzes , welcher von Stettin aus verpflegt wurde, durch die Wegnahme der die Verbindung deckenden Zollhausschanzen an der grossen Regelitz herbeizuführen . Bevor jedoch dieser Plan zur Ausführung kam, unternahmen die Franzosen am 7. April mit 2500 Mann und einigen Geschützen einen Ausfall aus Damm. ¹) Von den für einen förmlichen Angriff veranschlagt gewesenen 70 schweren Kanonen und Wurfgeschützen, zu deren Bedienung die 1. provisorische Compagnie unter dem Premier-Lieutenant v. Platen und ein Commando der 2. provisorischen Compagnie unter dem Feuerwerker Jänicke , sämmtlich von der brandenburgischen Artillerie-Brigade, bestimmt waren, kamen in Folge der ersteren , nur 15-128ge Kanonen , 2-107ge Haubitzen , 2-25- und 8-10% ge Mörser aus Colberg, sowie 8-128ge Mörser, auf Anweisung des Kronprinzen von Schweden , aus Stralsund vor Stettin an , wozu man an leichten Geschützen noch 10-68ge Kanonen und 2-8 /2ge Haubitzen aus Colberg heranzog, von welchen die letzteren und 6 der ersteren englische waren. An Munition befanden sich für jede Kanone 200 Schüsse und für jedes Wurfgeschütz 100 Bombenwürfe im Depot. (Bericht des Majors v. Neander. )
145 Um diese Zeit war von den hier anzulegenden Werken erst' die Redoute No. 2 mit 2-127gen Kanonen unter dem Feuerwerker Jänicke bewaffnet ; der Lieutenant v. Clausewitz hatte jedoch am 6. Abends den Befehl
erhalten ,
die Haubitze
seines
Zuges nach jener Redoute zu senden , deren Artillerie der Lieutenant Thiele commandiren sollte , und für diesen den 4. Zug in Hökendorf zu übernehmen. Die Ausfalltruppen rückten um 3½ Uhr Morgens in 2 Colonnen aus dem Gollnower Thore, passirten , mit möglichster Vorsicht marschirend,
zwischen
Hökendorf und Rosengarten unent-
deckt die Postenkette der Kosaken und zogen hierauf hinter den gegen Damm aufgestellten Infanterie - Wachen in einer solchen Entfernung fort , dass sie von denselben nicht bemerkt werden. konnten. Endlich stiessen sie auf die bei Straussenruh stehenden Pikets, von welchen sie anfänglich für Preussen gehalten wurden , als man sie aber erkannte und beschoss , drang von der stärkeren Colonne ein Theil gegen Straussenruh , die andere gegen Finkenwalde vor, während die 2. Colonne als Reserve stehen blieb. Der Lieutenant v. Clausewitz hatte , als die schon erwähnte Haubitze vor Tagesanbruch fortgeschickt war, sich nach dem Gehöft Straussenruh begeben , und wollte eben sein Pferd besteigen , um nach Hökendorf zu reiten, als von der unter dem Unterofficier Motz auf der Höhe verbliebenen Kanone ein Schuss erfolgte, und während er in höchster Eile zu derselben zurückkehrte , ein zweiter Schuss fiel.
Hier angelangt, bemerkte dieser Officier bei der be-
ginnenden Dämmerung 3 aus einer Entfernung von 300-400 Schritt gegen das Geschütz anrückende Massen, welche er, nachdem bisher mit Kugeln chargirt worden war, sogleich mit 2löthigen Kartätschen beschiessen liess , auch dem Geschütz beim ersten Mal selbst die erforderliche Richtung gab ; der Feind erreichte dasselbe jedoch nach dem zweiten Schuss, und der Lieutenant v. Clausewitz war genöthigt, sich nebst der Bedienungsmannschaft, welche jedoch das Ladezeug mitnahm, nach einem zwischen dem Geschützstande und Straussenruh befindlichen Hohlwege , zu flüchten , da die Infanterie des Postens bereits zurückgegangen war. Der Feind feuerte zwar den schon eingesetzten dritten Kartätschschuss hinter der Bedienungsmannschaft her ab, sie erlitt hierdurch aber keinen Schaden und rettete sich glücklich ; der Lieutenant v. Clausewitz , welchem sein in dem Hohlwege zurückgelassenes Pferd wieder zugeführt wurde ,
ertheilte noch den zum Geschütz eilenden
1 ) Mittheilung des Majors Thiele ; nach dem Berichte des Majors v. Neander befanden sich 3-128er darin. 3. Art.-Brig. 10
146 fahrenden Artilleristen den Befehl , zubegeben , und ritt selbst dahin .
sich nach Hökendorf zurückZwischen
den Gebäuden von
Straussenruh fiel jedoch ein Franzose seinem Pferde in die Zügel, ein anderer aber suchte ihn von diesem herabzuziehen ; der erste wich indessen einem Hiebe mit dem Degen, der zweite dem Ausschlagen des Pferdes , und die dem Lieutenant v. Clausewitz nachgesendeten Schüsse verletzten ihn nicht. 1) Gleich nach den ersten Schüssen bei Straussenruh war der Major v. Schmidt , 2) welcher den linken Flügel der Blokadetruppen commandirte und sich in der Redoute No. 1 befand , nach Finkenwalde geeilt, um die hier stehenden 4 Compagnien zu allarmiren. Er fand die eine Compagnie bereits auf dem Wege nach der Windmühlenhöhe , eine zweite wurde nach der Brücke entsendet, an welcher später die Redoute No. 2 zu liegen kam , die dritte eilte nach der Redoute No. 1 und die vierte sollte als Reserve im Dorfe verbleiben .
Die beiden ersten Compagnien geriethen in ein
heftiges Geschütz- und Gewehrfeuer , wurden mit Ueberlegenheit angegriffen und mussten das Dorf verlassen, da die Reserve -Compagnie, in Folge eines Missverständnisses, hinter dasselbe zurückgegangen war. Das Sammeln dieser beiden Compagnien unter dem Schutze der Reserve- Compagnie gelang auch hinter Finkenwalde nicht, und alle 3 Compagnien traten nun den Rückzug hinter Podjuch an, wo sie in ziemlich geordnetem Zustande eintrafen . Bei diesem Dorfe wurden sie durch eine hier aufgestellte Compagnie , sowie durch die 4 Geschütze unter dem Lieutenant Sannow aufgenommen, deren wohlgezieltes Feuer vielleicht auch die Besorgniss den nachin ein nachtheiliges Gefecht verwickelt zu werden dringenden Feind, der 2 Geschütze mit sich führte, bald zum Abzuge durch das von ihm in Brand gesteckte Dorf Finkenwalde bis unter die Kanonen von Damm bestimmte , bei welchem er durch die an der Redoute No. 1 aufgestellte Compagnie in der rechten Flanke gedrängt wurde. Gleichzeitig mit dem Angriff auf Finkenwalde , und wahrscheinlich vor der Ankunft der von dort aus nach der Redoute No. 1 sich begebenden Compagnie, versuchte der Feind durch die offene Kehle dieses Werks in dasselbe einzudringen , wurde aber durch das Kartätschfeuer der ihm schnell entgegen gewendeten Hau-
¹) Mittheilung des Oberstlieutenants v. Clausewitz . 2) Kommandeur des Füsilier - Battaillons des pommerschen Infanterie - Regiments.
147 bitze abgewiesen ; ¹) hierauf beschoss er die Redoute aus 2 schweren und einem leichten Geschütz , von welchen jedoch die beiden ersteren durch die Artillerie der Redoute demontirt wurden. Der Lieutenant v. Clausewitz ,
welcher unter Bedeckung
eines Infanterie- Zuges von Hökendorf aus vorgerückt war, hatte noch Gelegenheit den zurückgehenden Feind durch einige wirksame Kugel - Schüsse zu beunruhigen , musste jedoch , um nicht in den Bereich der Festungs - Geschütze von Damm zu gerathen , seine Thätigkeit bald einstellen. Der Verbrauch an Geschütz - Munition in diesem Gefecht betrug bei den Kanonen
27 Kugel- und 3 Kartätsch-
Schüsse,
bei den Haubitzen : 2 Granaten und 5 Kärtätschen . Die Preussen verloren an Todten und Blessirten : 5 Officiere, 15 Unterofficiere, 116 Gemeine und 8 Pferde, unter welchen 1 getödteter Kanonier und 2 tödtlich verwundete Pferde der Batterie No. 18 sich befanden .
Das eroberte preussische Geschütz führten
die Franzosen nach Damm, wo man dasselbe nach der Uebergabe wiederfand. Es wurde bis dahin durch einen schweren 6 der aus Colberg ersetzt. Die Theilnahme der 67 gen Fussbatterie No. 18 an dem Gefecht vom 7. wurde in dem Bericht des commandirenden Generals Grafen Tauenzien an Sr. Majestät den König in nachstehenden Ausdrücken ehrenvoll erwähnt : „Ich muss dem Bataillon von Kleist die Gerechtigkeit widerfahren lassen, dass es den Feind zurücktrieb , besonders aber den Lieutenants
Sannow ,
Thiele , v. Clausewitz
von der Artillerie das grösste Lob beilegen und Ew. Königl. Majestät Gnade, nebst dem Feuerwerker Jänicke , allerunterthänigst empfehlen. Ersterer hielt durch sein gut dirigirtes Feuer den Feind auf und zwang ihn, das bereits in Brand gesteckte und mit allen Gräuelthaten gefüllte Dorf Finkenwalde zu verlassen . Der Lieutenant Thiele behauptete mit dem Feuerwerker Jänicke die ganz umgangene und in Rücken genommene Batterie (Redoute No. 1 ) durch sein braves Benehmen , indem er mit einer Haubitze rückwärts auf den Feind feuerte.
¹) Der dort gegenwärtige Feuerwerker Jänicke , welcher sich hierbei entschlossen zeigte, erhielt dafür später das eiserne Kreuz 2. Classe. 10*
148 Der Lieutenant v. Clausewitz eilte mit 2 Kanonen aus der Position von Hökendorf und feuerte mit grossem Erfolge dem retirirenden Feinde in Flanke und Rücken." Es scheint, dass nach dem erwähnten Unglücksfalle nur 2 Geschütze nach Hökendorf und 1 Haubitze nach der Redoute No. 1 detachirt wurden , die übrigen Geschütze aber bei Podjuch zusammenblieben, wo stets 2 derselben zur Unterstützung der Truppen in Finkenwalde bereit gehalten werden mussten. Am 11. April langten 4 von dem Kronprinzen von Schweden erbetene schwedische Kanonen - Boote unter dem Commando des Capitains v. Brunskrona auf dem Damm'schen See an, mit deren Unterstützung man den schon früher erwähnten Plan einer Unterbrechung der Verbindung zwischen Damm und Stettin, durch Eroberung der Zollhausschanze ins Werk setzen wollte.
Bei diesem
Unternehmen, welches für den 15. April Morgens 4 Uhr beschlossen wurde, sollten die Kanonenboote die grosse Regelitz aufwärts gehen, sich der Zollhausschanze so nahe als möglich vor Anker legen und ein lebhaftes
Feuer gegen dieses Werk eröffnen ,
5 Com-
pagnien bei Podjuch die Regelitz passiren, durch das Gehölz gegen die Zollhausschanze vordringen und mit einer Abtheilung diese Schanze angreifen, mit einer anderen die Blockhausbrücke besetzen und zerstören ; 4 Compagnien von Finkenwalde aus die am Kespersteige befindliche feindliche Schanze nehmen , und hierauf zur Unterstützung des Angriffs nach der Zollhausschanze , sowie gegen Damm detachiren - beide Colonnen endlich auf einen zu gebenden Signalschuss den Augriff beginnen und einen Theil Kräfte in Reserve behalten.
ihrer
Um sich von der Möglichkeit des Befahrens der Regelitz mit den 5½ tief gehenden Kanonenbooten zu überzeugen , nahm man eine Peilung derselben vor, durch welche aber, wie es scheint, der Feind aufmerksam gemacht wurde, denn in der Nacht zum 15. April war die Zollhausschanze stärker als gewöhnlich besetzt. Der hierdurch veranlasste Widerstand, die den Vertheidiger begünstigende Oertlichkeit und einige Zufälligkeiten bei der Ausführung des Angriffs trugen dazu bei, dass derselbe gänzlich misslang. Die Boote liefen in der Nacht zum 15. in die Regelitz ein
und setzten sich stromaufwärts in Bewegung , mussten jedoch, weil ein starker Nebel eintrat und die Stromfahrt sich verengte, bald liegen bleiben. Als man aber um 412 Uhr Morgens in der Richtung des Zollhauses schiessen hörte und aus dem Blitz der ge-` lösten Geschütze die Lage dieses Hauses erkennen konnte , wurde das Feuer aus schweren 24 @dern in dieser Richtung eröffnet. Die Franzosen beantworteten indessen dieses Feuer bald , und das Ein-
149 schlagen ihrer Kugeln dicht an den Booten bestimmte den Commandeur der letzteren , sich ganz aus dem Bereiche des feindlichen Geschützes zu entfernen. Nachdem der Nebel sich endlich verzogen hatte , und man eine französische Colonne aus Stettin debouchiren sah, wurde diese von den Booten zwar beschossen , liess sich aber dadurch in ihrer Bewegung nicht aufhalten . Die Angriffscolonne auf dem linken Ufer der Regelitz besetzte mit einer Compagnie die Blockhausbrücke und griff dann mit einer anderen die Zollhausschanze an ; die erstere wurde aber durch die von Stettin vordringenden Unterstützungstruppen geworfen , bevor sie die Brücke zerstören konnte, und die letztere, obgleich sie bei hellem Tage bis auf einige Schritte von der Schanze vordrang, mit grossem Verluste zurückgewiesen , was den Rückzug der ganzen Colonne zur Folge hatte.
Die Colonne auf dem rechten Regelitzufer war
anfänglich
glücklich ; sie bemächtigte sich der am Kespersteige befindlichen Schanze, entsendete Truppentheile sowohl gegen die Zollhausbrücke als gegen Damm und trieb die feindlichen Abtheilungen vor sich her.
Sehr bald gewannen diese aber durch die ihnen von beiden Seiten zugehenden Verstärkungen die Ueberlegenheit , nahmen die verlorene Schanze wieder, und zwangen die Preussen zum Abzuge nach Finkenwalde. Der bei dieser Gelegenheit heftig nachdringende Feind wurde jedoch durch den Lieutenant Sannow mit 4 Geschützen der 67gen Fussbatterie No. 18 , welche der Major v. Neander schnell vorrücken liess, zurückgewiesen , nachdem von 4 durch ihn aufgestellten Geschützen 2 demontirt worden waren, bevor sie zum Schuss kamen .
Zwei andere ,
durch den Lieutenant Dähnert geführte
Geschütze der Batterie , welche auf dem rechten Flügel der Blokadetruppen vorrückten , um die Aufmerksamkeit des Feindes zu theilen, mussten dagegen , dem überlegenen Feuer des feindlichen schweren Geschützes ausgesetzt , bald wieder zurückgehen , nachdem von der Bespannung ein Pferd getödtet worden war. ¹) Die Verwendung der übrigen beiden Geschütze der Batterie hat sich nicht näher ermitteln lassen, obgleich es gewiss ist , dass sie an dem Gefecht Theil nahmen. Die Batterie hatte in dem letzteren 1 todtes , 1 verwundetes Pferd und verbrauchte
54-68ge Kugelschüsse 23-77ge GranatWürfe. 2-78ge Kartätsch-
1) Mittheilungen des Generals Roth.
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150
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Ueber die Wirksamkeit der Artillerie spricht sich der Graf Tauenzien in dem eingereichten Berichte wie folgt aus : ,,der Artillerie muss ich das grösste Lob geben, und erneuert das brave, einsichtsvolle Benehmen der Lieutenants Sannow und Thiele , sowie des Feuerwerkers Jänicke rühmen . Der Major von Neander hat sich gleichfalls vorzüglich benommen , und indem er unter heftigem Feuer selbst im Abtragen einer Brücke auf dem Damme thätig war, hat er eine leichte Schusswunde durch die rechte Backe erhalten . Ew. Majestät Allerhöchster Gnade muss ich diesen Offi-
cier nebst dem Feuerwerker Jänicke ehrfurchtsvoll empfehlen. " 1) Der misslungene Versuch hatte wohl die Ueberzeugung verschafft, dass eine Erneuerung desselben nicht ohne fortificatorische Vorbereitungen zu wagen sei . Demgemäss begann man am 10. April den Bau der Redouten
No. 2 und 4, des die letztere mit der Redoute No. 1 verbindenden Laufgrabens und die Errichtung der Redoute No. 3. Die Redoute No. 1 wurde im Profil verstärkt und mit den im Plane angedeuteten Flügeln versehen. Diese grösstentheils durch Artilleristen ausgeführten Arbeiten , welche theilweise unter dem Kartätschfeuer des Feindes geschahen , waren um so schwieriger, als der Grund stellenweise durch Faschinen gelegt ,
zur Bildung der Merlons Wände, von getrockneten
Lehmpatzen aufgeführt, jene mit der aufgeweichten Moorerde gefüllt und, wegen der geringen Widerstandsfähigkeit der letzteren gegen feindliche Geschosse, die Brustwehren 20-24′ stark gemacht werden mussten. Die Franzosen erbauten in dieser Zeit zur Sicherheit ihrer Verbindungslinie die im Plane mit n bezeichneten Schanzen und richteten die Zollhausbrücke Behufs einer niedrigen Ver theidigung des Flusses als Kaponiere ein.
Die erwähnten Arbeiten
des Blokadecorps scheinen bereits am 23. April soweit vollendet gewesen zu sein, dass, in Ermangelung schwererer Geschütze, die Redoute No. 2 an diesem Tage mit 2 Kanonen der 6gen Fussbatterie No. 18 besetzt werden wieder zurückgezogen wurden . näherungen unterblieb aber , in das Gefecht am 15. erneuerten
konnte , welche jedoch am Abend Die weitere Fortführung der AnFolge eines auf den Bericht über Allerhöchsten Verbotes eines offen-
siven Vorgehens. Am 23. , 25. und 26. April fanden nur unbedeutende Vorposten-
1) Auch in einem späteren Schreiben des Grafen an den Prinzen August von Preussen werden die Genannten mit grossem Lobe erwähnt.
151 gefechte statt, bei welchen 1 Haubitze der Batterie hinreichte, die feindlichen Abtheilungen aus den Trümmern der vor Damm niedergebrannten Häuser zu vertreiben , welche sie als Schlupfwinkel benutzten. Hierbei geschahen an dem ersten jener Tage 6 Granatwürfe , am zweiten 6 Granat- und 5 Kartätschwürfe und am letzten 3 Kartätschwürfe. Bis zum 26. April hatten die Franzosen ihre neuen Anlagen vollendet und am 27. Morgens um 4 Uhr begannen sie aus denselben mit leichten Geschützen die preussischen Werke am Kespersteige zu beschiessen ; da diese aber bereits mit einigen schweren Geschützen besetzt waren, ¹) so wurde die feindliche Artillerie nach einer dreistündigen Kanonade völlig zum Schweigen gebracht, und ein gleichzeitig gegen Bergwall unternommener Ausfall abgeschlagen. Hierbei wirkten zwei in der Redoute No. 2 aufgestellte Kanonen und die Haubitzen der Batterie mit ; sie verloren ein Pferd, ein Unterofficier wurde leicht verwundet und sie verbrauchten 50 Kugelschüsse und 40 Granaten. In dem Berichte des Grafen Tauenzien wird über die Artillerie gesagt : „Die Kanonade war heftig , weil der Feind mit Geschütz und 1 Bataillon aus der Festung zum Soutien der Posten ausgerückt war. Unser Artillerie - Feuer war aber so wirksam, dass es das jenseitige zum Schweigen brachte und dem Feind grossen Schaden zufügte. Noch ausführlicher spricht sich der Oberst Rödlich hierüber in dem nachstehenden Parole - Befehl aus : „Nach einer zuverlässigen Benachrichtigung, hat der Feind bei der letzten Kanonade durch die Wirkung unserer Geschütze einen empfindlichen Verlust erlitten , und in einer Schanze allein sind 3 Officiere ausser Gefecht gesetzt worden . Dies ist nicht allein ein Beweis von der guten Wirkung unseres Geschützes , sondern auch von der richtigen Bedie1) Wie der Major v. Neander anführt, standen, als man noch die Approchen fortsetzen wollte : 4-127ge Kanonen , In der Red. No. 1 1-107ger Mörser. 1-67ge " " "" » " 2 1-77ge Haubitze. 1-127ge " 3 " "" "" " 1-128ge 1-108ger Mörser. " 4 "" 99 99 Schanze a¹ " 2-127ge Dagegen bemerkt der General v. Richthofen , welcher als Ingenieur vor Damm stand, in seinen aus der Erinnerung geschöpften Mittheilungen , dass die Redouten 1 , 2, 3, 4, ausser einigen leichten Kanonen und Haubitzen, nur mit 4-128 ern nächst denselben aber die Schanze a2 mit 2-127ern besetzt waren, die Bewachung dieser Werke jedoch veränderlich gewesen sei.
152 nung , und indem der Artillerie hierüber gebührendes Lob gesagt wird , können sich auch sämmtliche Truppen unter Protection eines so wirksamen Feuers für um so sicherer halten." Die Unterbrechung der Verbindung zwischen Stettin und Damm war zu wichtig , um von preussischer Seite auf sie zu verzichten ; man machte deshalb in der Nacht zum 29. April noch einen Versuch, die Zollhausbrücke durch Brander zu zerstören , bei deren Fertigung der Lieutenant Thiele mitwirkte. Sie wurden von Podjuch bis zum Punkte x die Regelitz abwärts gebracht uud hier dem Strome überlassen . Nach den Mittheilungen des Generals Roth lief der erste dieser Brander auf den Strand und brannte dort aus , der zweite aber wurde von den Franzosen aufgefangen und durch die Brücke gegen die Flotille in den Damm'schen See geleitet. Diese war jedoch auf ihrer Hut und schaffte den Brander ans Land. Als Erwiderung auf diese Maassregel beschoss der Feind am 29. die Verschanzungen am Kespersteige , stellte indessen sein . Feuer bald wieder ein . Eine Kanone und eine Haubitze der Batterie, welche zur Unterstützung herangezogen wurden, thaten hierbei 10 Kugelschüsse und 9 Granatwürfe. Am 30. April kehrten die schwedischen Kanonenboote auf den Antrag des Generals Adlerkreuz nach Stralsund zurück. In der darauf folgenden Nacht erbauten die Franzosen
am Fusse des Postberges eine Tranchee 0, zur besseren Deckung der Ausfalltruppen beim Aus- und Einmarsch , und am nächsten Tage versuchten sie vergeblich bei einem Angriff auf die Hammer - Mühle die Abdämmung der Plöne zu zerstören. Der Zeitraum vom 30. April bis zum 3. Mai wurde von beiden Seiten zur Ausbesserung und Vervollständigung der angelegten Werke benutzt ; insbesondere hoben die Franzosen auf dem Strassendamme von der Zollbrücke bis Damm einen Laufgraben aus, durch welchen die Verbindung beider Punkte erhielt.
eine grössere Sicherheit
Am 4. Mai des Morgens um 3½ Uhr eröffnete der Feind ein lebhaftes Feuer aus 14 schweren Kanonen und Haubitzen , welche in vier
seiner Schanzen vertheilt waren , gegen
die Anlagen am
Kespersteige. Obgleich er während der 12 stündigen Kanonade, wie man annahm , mehr als 1200 Schuss that und ihm diesseits nur 6-12%ge Geschütze entgegengestellt werden konnten, so vermochte er doch nicht diese zum Schweigen zu bringen ; das Blokadecorps verlor nur 3 leicht Verwundete ,
ein 12ages Rohr war
153 am Kopfe gestreift worden , eine feindliche Kugel in die Mündung eines anderen gedrungen und ein Rad wurde beschädigt. Der Bericht des Grafen Tauenzien führt hierüber Folgendes an : ,,Unsere Artillerie schoss so wirksam , dass die feindliche trotz der Mehrzahl und des starken Calibers zum Schweigen gebracht wurde.“ „ Die Artillerie fährt fort sich auszuzeichnen , die Lieutenants Sannow und Thiele und der Feuerwerker Jänicke verdienen stets das grösste Lob. " An der Direction des Feuers der in den Schanzen aufgestellten preussischen Artillerie , welche 400 Schuss that, nahm unter Leitung des Lieutenants Sannow , der die ganze Artillerie vor Damm commandirte , der Lieutenant Thiele Theil. Von der 6ugen Batterie No. 18 wurde eine Haubitze durch den Lieutenant v. Clausewitz neben die Redoute No. 1 vorgeführt, welche hierbei 2 Pferde verlor ; die übrigen Geschütze derselben standen mit einem Theil des Blokadecorps in Bereitschaft, um einer etwaigen Offensive des Feindes zu begegnen. Es schien auch, dass er eine solche beabsichtigt hatte, weil man am Nachmittage eine bedeutende Masse von Infanterie, welche in dem Laufgraben vertheilt gewesen war, nach Stettin zurückkehren sah. Diese Annahme wurde durch den nachfolgenden Parolebefehl vom 6. Mai bestätigt , welcher zugleich die Artillerie belobt und hier einen Platz verdient : ,,Sr. Excellenz der commandirende General sind benach-
richtigt worden , dass der General Dufresse¹ ) die Absicht hatte , die vor Damm und gegen die Communication gelegenen Dörfer mit stürmender Hand zu nehmen , und bloss dadurch gehindert wurde , dass ihm unsere Batterien bedeutenden Schaden thaten , und bei dieser Gelegenheit sehr viel Leute blessirt und getödtet worden sind. General Dufresse ist selbst bei der Affaire zugegen gewesen , und es gereicht der Artillerie zur Ehre , dass sie ihn von seinem Vorhaben abgehalten hat. " Am 7. Mai übernahm der Hauptmann v. Schorlemmer das Commando der Artillerie des Blokadecorps vor Damm, und es fiel auf diesem Ufer der Oder bis zum 7. Juni nichts Erhebliches vor ; auf dem jenseitigen machte dagegen der Feind am 12. Mai einen Ausfall in der Richtung auf Grabow. Es begann in der Festung an Fleisch zu fehlen , und mit der
1) Er war Commandant des Platzes und versah für den erkrankten Gouverneur, General Grandeau , bis zum Waffenstillstande dessen Geschäfte.
154
-
schwindenden Hoffnung auf Entsatz . riss , besonders bei den holländischen Truppen der Garnison , die Desertion ein. Von dem Blokadecorps vor Damm ward am 25. Mai ein von dem Wäldchen an der Gollnower Strasse bis zur Plöne sich hinziehender Laufgraben p angelegt, um die Bewegungen, welche die Franzosen aus dem Gollnower Thore machen könnten , zu erschweren ; in dieser Zeit entstanden auch die im Plane mit y bezeichneten Erdaufwürfe auf der Strasse nach Rosengarten und bei der Blaurockmühle. Am 8. Juni bewirkte die Nachricht von dem Abschlusse des Waffenstillstandes die Einstellung der Feindseligkeiten, aus welcher indessen den Blokadetruppen nur eine geringe Erleichterung erwuchs , weil die Absperrung der Garnison fortgesetzt , und das Einschleppen von Lebensmitteln verhindert werden musste . Alle Befehle aus jener Zeit schärfen deshalb die strengste Wachsamkeit ein , welche um so nöthiger war , als nach dem Waffenstillstande der grösste Theil der Infanterie, die Linien- Cavallerie , die Kosaken , so wie die 6ge Fussbatterie No. 17 und die reitende Batterie No. 11 zur Verstärkung des General - Lieutenants v. Bülow oder zur Bildung der Reserve des 4. Armee - Corps entsendet werden mussten . Diese Schwächung des Blokadecorps hatte sogar die Aufbietung des pommerschen Landsturms nothwendig gemacht , der einen Theil der Schanzen besetzte. Während des Waffenstillstandes wurden jedoch dem GeneralLieut. v. Plötz , welcher an die Stelle des Generals Grafen Tauenzien getreten war, 4 Bataillons des 8. Reserve - Infanterie - Regiments, des 1. , 2. und 3. pommerschen Landwehr - Infando. 12
terie- Regiments , 4 Escadrons des 1. westpreussischen Landwehr - Cavallerie- Regiments und die in Colberg mobil gemachte 6ge Fussbatterie No. 25, zu deren Besetzung die erste provisorische Compagnie am 15. abmarschirt war, überwiesen. Die provisorische Compagnie, so wie das Commando der zweiten verblieben bei dem Blokadecorps, und erhielten von jedem Infanterie-Bataillon , mit Ausnahme eines einzigen , 16 Gemeine als Hülfsmannschaft.
Da die beiden Feldbatterien nicht hinreichten , um die aus neuen Formationen bestehenden Truppen vor den umschlossenen Plätzen überall sicher zu stellen, so formirte der Major v. Neander aus 6-67gen englischen Kanonen, 2-78gen englischen Haubitzen und 3 Munitionswagen, welche sich im Belagerungspark befanden,
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eine provisorische Batterie, die durch abgegebene Leute und Pferde jener Batterien bespannt wurde , und zu welcher die 6ge Fussbatterie No. 18 ihre Reserve - Nummern, so wie ihre Vorraths- und Leiterwagen- Pferde stellte. Die Dienstleistungen der Batterie No. 18 während
der bis-
herigen Blokade waren , wenn auch weniger anstrengend als die der anderen Waffen , nicht ohne Beschwerden . Am Tage blieben die Leute und Pferde zwar in ihren Quartieren , beim Anbruch der Nacht aber wurden die Geschütze bespannt und die zugehörige Bedienung lagerte bei denselben. Da indessen eine geordnete Verpflegung stattfand , so hatte die Batterie wenig Kranke, in der Mannschaft erhielt sich ein guter Geist, welcher durch das Bewusstsein von der Wichtigkeit ihrer Bestimmung genährt wurde , und sie bewies im Gefecht eine lobenswerthe Unerschrokenheit. Die wichtigste materielle Verbesserung der Batterie vor Damm bestand in der Bekleidung der Mannschaft mit preussischen Czakots, Montirungen, Tuchbeinkleidern und Mänteln , sowie in der Vervollständigung der Armatur.
Nächstdem erhielt sie, von den aus England
angekommenen Effecten, Reithosen , Tornister , Mantelsäcke, Hemden und Schuhe von ausgezeichneter Beschaffenheit.
Dieser guten
Ausstattung ist es zuzuschreiben , dass , obgleich in den nächsten beiden Jahren nur hier und da eine Aushülfe an Montirungsstücken gewährt wurde, diese wenigstens tragbar blieben . Von den Ereignissen während des Waffenstillstandes ist in militairischer Hinsicht hervorzuheben , dass am 5. August wieder 6 schwedische Kanonenboote unter dem Hauptmann Krüger auf dem Damm'schen See eintrafen ,
und eine vollkommene Sperrung
der Wasserstrasse möglich machten.
Im Uebrigen unterbrach nur
die Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs
durch das
Einschliessungscorps, des kaiserlichen Namenstages durch die Garnison und die Ankunft des Kronprinzen von Schweden das , wenigstens auf dem rechten Oderufer, sehr einförmige Leben . Der Kronprinz recognoscirte am 11. August die Festung, wobei er aus dem Fort Preussen beschossen wurde, besichtigte das Blokadecorps und ertheilte dem General-Lieutenant v. Plötz , mit Rücksicht auf die Unerfahrenheit des grössten Theils seiner Truppen , den Rath, die Franzosen durch häufige Allarmirungen und kleine Artillerie - Angriffe zn beschäftigen. Dieser Rath wurde pünktlich befolgt , und die hieraus erwachsenen Beunruhigungen, schwächten die physische Kraft der Garnison , während die moralische durch die Niederlagen der französischen Armeen erschüttert wurde , welche man in der Festung bekannt zu machen wusste und durch Victoriaschiessen celebrirte.
156 Von den bis zur Uebergabe des Platzes auf dem rechten Oderufer noch vorgekommenen Unternehmungen sind leider nur unvollständige Nachrichten vorhanden, die aus dem Tagebuche der Batterie und aus der Erinnerung einiger Mithandelnden entnommen wurden. Als am 16. August die Aufkündigung des Waffenstillstandes erfolgte, waren 4 Kanonen der Batterie unter dem Seconde - Lieutenant Sannow bei Podjuch, 1 Kanone und 1 Haubitze bei Hökendorf und die beiden übrigen Geschütze unter dem Lieutenant Thiele bei Stuthof, aufgestellt, den letzteren wurden jedoch bald auch die Geschütze von Hökendorf angeschlossen und diese durch eine mobile 12uge Kanone ersetzt. Der Lieutenant Dähnert war kurz zuvor von der Batterie versetzt und der Seconde - Lieutenant Schulz derselben zugetheilt worden ; der letztere blieb aber bei dem Munitions -Depot in Neuendorf commandirt und hat auch nie bei der Batterie Dienste gethan. Am 24. August fanden Vorpostengefechte in der Richtung von Stuthof und Rosengarten statt, bei welchen eine Kanone der Batterie in Thätigkeit kam und 10 Kugelschüsse that. Am 29. August mit Tagesanbruch wurde Damm aus den Geschützen der Flotille , welche der Kronprinz noch durch 2 Schaluppen hatte vermehren lassen , beschossen , wobei eine der bei Stuthof befindlichen Haubitzen vorgezogen wurde und 10 Granaten nach Damm warf; obgleich sich ein heftiges Feuer der Artillerie des Platzes gegen sie erhob, so erlitt sie doch weder Verlust noch eine Beschädigung . Am 24. September und am 3. October entspannen sich abermals kleine Vorpostengefechte ; an dem ersteren Tage kamen eine Kanone und eine Haubitze von den bei Stuthof stehenden Geschützen der Batterie in Thätigkeit, welche 3-68ge Kugelschüsse und 3 Granatwürfe thaten , an dem letzteren geschahen aus einer Haubitze 3 Granatwürfe. Am
11. October wurden die Werke von Damm aus den in
den Schanzen stehenden Geschützen , aus sämmtlichen Geschützen der 6ugen Fussbatterie No. 18 und wahrscheinlich auch von der Artillerie der Flotille zwei Stunden hindurch lebhaft beschossen. Wo die bei Podjuch stationirten Geschütze gebraucht worden sind, hat sich nicht mit Gewissheit ermitteln lassen , die nach Stuthof dislocirten befanden sich indessen in einer Batterie für 7 Pièçen, welche der Lieutenant Thiele in der Nacht zum 11. dem Gollnower Thore gegenüber von Schanzkörben erbaute ; sie war um 1 Uhr Morgens vollendet , um 2 Uhr armirt und wurde noch vor
157 dem Abend wieder entwaffnet ) . Bei der Kanonade , welche mit Tagesanbruch begann , verbrauchten sämmtliche Geschütze der 6ugen Fussbatterie No. 18 261 Kugelschüsse und 91 Granaten . Am 24. October endlich that eine Haubitze noch 3 Granatwürfe gegen Damm, weil die Festungsartillerie das Victoriaschiessen wegen der Schlacht bei Leipzig mit scharfen Schiessen erwiderte . Da aus den bereits angegebenen Ursachen der Widerstand des Feindes immer passiver wurde, so war es möglich , vom Blokadecorps noch das 8. Reserve - Regiment nach der Elbe zu entsenden.
Am 16. November begannen die Unterhandlungen wegen der Uebergabe des Platzes, und am 22. kam die Kapitulation zu Stande, nach welcher die Garnison denselben am 5. December verliess , auf dem Glacis das Gewehr streckte, und nach den ihr im preussischen Gebiete auf dem rechten Weichsel - Ufer angewiesenen Quartieren abmarschirte. Bei dem Ausmarsch der Besatzung von Damm war die 6ge Fussbatterie No. 18 an dem Gollnower Thore neben den übrigen Blokadetruppen , abgeprotzt und zum Schiessen mit Kartätschen bereit, aufgestellt. Schon früher hatte sich eine aus dem Capitain v. Schorlemmer , sowie aus den Lieutenants Thiele und Post bestehende Commission zur Uebernahme der Kriegsvorräthe nach Stettin begeben . Die 8 monatliche Blokade war besonders in der letzten Zeit, ausserordentlich beschwerlich für die Truppen gewesen, welche auch seit dem Eintritt der üblen Jahreszeit an Krankheiten litten, obgleich man durch Vermehrung der Branntweinportionen und des Brennholzes den Einflüssen der Witterung zu begegnen suchte. Von der Artillerie war die ihr gestellte Aufgabe unter schwierigen Umständen mit Geschick, Ausdauer und Muth gelöst worden, und sie hatte sich dadurch nicht nur das Vertrauen , sondern auch die Anerkennung der höheren Vorgesetzten erworben . Hierfür spricht unter anderen auch die Ernennung des Capitains v. Schorlemmer zum Commandeur über den linken Flügel der Blokadetruppen vor Damm, welchem Posten er nur wegen überhäufter anderweitiger Geschäfte entsagte. Dass man der Artillerie die möglichste Selbstständigkeit gestattete, beweist der nachfolgende Parolebefehl des Oberst Rödlich vom 29. August : „Der Herr Brigadier der Artillerie, Hauptmann v. Schorlemmer, hat bereits sowohl den Officieren der Artillerie als den in den Schanzen befindlichen Unterofficieren die Instruc-
1) Bericht des Majors v. Neander an den Prinzen August v. Preussen vom 14. October 1813.
158 tion ertheilt , in und unter welchen Umständen
das in den
Schanzen befindliche Geschütz gebraucht werden soll. Daher sind nun blos die Artilleristen für den unrichtigen und unzweckmässigen Gebrauch des Geschützes verantwortlich, aber deswegen darf auch kein in den Schanzen kommandirender Officier den Artilleristen gegen seine Ueberzeugung zum Feuern zwingen wollen .
Ich habe eine zu gute Meinung von
dieser Waffe , als dass ich glauben könnte , dass ein brauchbarer Artillerist je eine günstige Gelegenheit versäumen würde , dem Feinde zur rechten Zeit Abbruch zu thun ; sollte aber doch ein Officier in den Schanzen mit wahrer Ueberzeugung beweisen können ,
dass
ein Artillerist
auf eine
Vorstellung nicht Rücksicht genommen habe ,
gegründete
so hat dieser
unverzüglich dem Major du jour Meldung zu machen , welcher nahe genug ist , um bis zur Ankunft des Brigadiers der Artillerie, die Sache zu entscheiden . “ Von etwaigen Belohnungsvorschlägen der 6gen Fussbatterie No. 18 hat sich nichts auffinden lassen, und es ist nur bekannt, dass der in der 2. Klasse
stehende Tambour Böhring von der-
selben wegen seines guten Benehmens in einem Gefecht bei Damm . durch die Allerhöchste Cabinetsordre vom 29. Juli 1813 rehabilitirt wurde. Die Batterie konnte, nach dem was sie hier mitgemacht hatte, als eingekriegt gelten , und die von ihr verbrauchte Munition kommt auch wirklich der in einer Schlacht gleich , da sie im Ganzen : 415 KugelSchüsse 3 Kartätsch195 GranatWürfe 15 Kartätschthat.
Der Ersatz dafür wurde aus einem in der Kirche von Pod-
juch etablirten kleinen Magazin entnommen ,
welches
man durch
Sendungen von Colberg ergänzte.¹ ) Um diese Zeit kam der Seconde - Lieutenant Lohmann von der 4. provisorischen Compagnie der brandenburgischen ArtillerieBrigade zur 6ugen Fussbatterie No. 18 . Nachdem diese Batterie dem 4. Armee- Corps überwiesen und zur Theilnahme an der Belagerung von Wittenberg bestimmt war, wurde bis zum 9. December Alles zum Abmarsche vorbereitet, welcher am 10. erfolgte. Sie ging über Fiddichow, Königsberg in der Neumark , Freienwalde , Werneuchen , Berlin , Teltow , Trebbin
1) Die vom Feinde abgeschossenen Kugeln wurden von den Soldaten aufgesucht und gegen eine Vergütigung an den Park abgeliefert.
159 und Jüterbog , in zum Theil ziemlich starken Märschen und ohne Ruhetage, nach Rahnsdorf bei Wittenberg, wo sie kein besonderes Unterkommen fand. Vom 22. December ab wurden die Zugpferde der Batterie zum Heranfahren des Belagerungs- Materials benutzt und 70 Pferde nach Apollensdorf kommandirt. Am 29. gingen die Lieutenants Thiele und Lohmann , 6 Unterofficiere , 5 Bombardiere und 47 Kanoniere zur Verwendung bei den Belagerungsarbeiten gleichfalls nach jenem Orte ab , in welchen sie bis zur Einnahme der Festung einquartiert blieben. Von dem Verlaufe der Belagerung Wittenbergs ist in der Geschichte der ersten Fusscompagnie bereits eine Uebersicht gegeben worden, weshalb nur Dasjenige berührt zu werden braucht, was auf die 67ge Fussbatterie No. 18 Bezug hat. Von den Officieren dieser Batterie wurden verwendet : der Premier - Lieutenant Sannow : zur Herstellung und zum Commandiren der Batterien No. 3 und 4 vom 1. zum 2. Januar 1814 , und einmal Tranchee ;
als du jour in der
der Lieutenant Thiele : zum Bau der Batterie No. 4, 6 und 10, sowie zur Theilnahme an dem Bau der Batterie No. 12 in der Nacht zum 11. Januar ; zur Herstellung und zum Commandiren der Batterien No. 2 und 6 vom 31. December 1813 bis zum 1. Januar 1814, "" 4 "" 7 am 3. und 4. Januar 1814, 12 . 11. do. do. وو10 "" 11 وو وو demnächst zweimal als du jour in den Trancheen und als Führer einer Sturmcolonne bei der Einnahme des Platzes der Lieutenant Lohmann : zum Bau der Batterie No. 3 , mandiren der Batterien
zur Instandsetzung und zum Com-
No. 2 und 3 vom 31. December 1813 bis zum 1. Januar 1814 , وو3 99 4 am 1. Januar 1814 , 4 vom 2. zum 3. Januar 1814, 3 "" do. 5. وو 6. "" 3 29 6 ""
8. 9. do. 6 وو9 دو "" 10. وو11. do . وو "" 10 "" 11 وو Ueber die Verwendung der Mannschaft ist nur im Allgemei-
دو
nen bekannt, dass sie zur Arbeit in den Depots bei Apollensdorf und bei der rothen Mark benutzt und sowohl bei dem Bau der Batterien als bei der Bedienung der Geschütze angestellt wurde ; durch bestimmte Angaben wird dagegen die Theilnahme des Unterofficiers Bahn und des Bombardiers Berg am Bau der Batterie
-
160
No. 12 in der Nacht vom 11. zum 12. Januar, so wie an der Bedienung ihrer Geschütze während des folgenden Tages festgestellt. Der Unterofficier Bahn begleitete hierauf eine der Sturmcolonnen. Ueber die bei diesen Dienstleistungen etwa vorgekommenen besonderen Ereignisse sind nur folgende Notizen von einigem Interesse zu erlangen gewesen. ') Bei dem Bau der Batterie No. 4 feuerte der Feind heftig mit Kartätschen, was einen Verlust von zwei Todten und vier Blessirten der Infanterie herbeiführte.
Der Bau begann etwa um 6 Uhr
Abends, und die Batterie war , obgleich die Geschütze nur bis an die Tranchee durch Pferde , dann aber durch Menschen herangebracht wurden, ain Morgen zum Feuer bereit . Im Laufe des Tages erhielt ein Geschütz dieser Batterie einen Schuss vorn in die Seele, welcher dasselbe unbrauchbar machte. Bei dem Bau der Batterie No. 6 wurde
von den Arbeitern
ein Mann erschossen, ein Mann schwer und zwei Mann leicht verwundet. Mörsern .
Die
Bewaffnung der
Batterie bestand aus
sächsischen
Als die durch Pferde über das freie Feld herangebrachten
Wagen mit diesen Mörsern bei der Batterie ankamen , wurden sie vom Feinde beschossen , und da es zum Abladen der Mörser an Tauen fehlte, so mussten Laffeten und Röhre von den Wagen herunter geworfen, die letzteren aber mit Hülfe von doppelten Schanzkorbankern und Hebebäumen eingelegt werden . Dies verursachte grossen Aufenthalt, und es wurde 8 Uhr, bevor das Feuer beginnen konnte. Gleichzeitig mit den Geschützen langten die geladenen Bomben an, und um die Gespanne und Fahrzeuge, welche sie gebracht hatten , bald los zu werden, legte man jene auf die Erde, von wo aus sie erst gegen 10 Uhr Vormittags in eine der beiden Pulverkammern geschafft werden konnten . Der Bau der Batterie No. 10 kostete 3 todte und 5 blessirte Arbeiter ; die Bettungen dieser Batterie lagen über Gräbern dort beerdigter Franzosen , aus denen sich ein unerträglicher Geruch verbreitete , und welche , da sie nur eine geringe Tiefe hatten , das Strecken der Bettungen erschwerten . Der Verlust der 67gen Fussbatterie No. 18 während der Belagerung belief sich nur auf 2 beim Ausbessern der Batterien in der Nacht zum 2. Januar blessirte Leute und 2 bei dem Heranfahren der Munition getödtete Pferde. Der Dienst war bei der rauhen Witterung schon an sich beschwerlich, und wurde es noch mehr durch den bereits in der Ge schichte der 1. Fusscompagnie nachgewiesenen Mangel an Artille-
1) Tagebuch des Oberst Thiele.
161 risten , in Folge dessen die Leute fast täglich zum Arbeits- oder Geschütz - Dienst kamen .. Wenn endlich die Verpflegung auch reichlich genannt werden konnte, so hielt es doch sehr schwer, die Lebensmittel zu bereiten, weil die wenigen Häuser, welche Apollensdorf zum Unterkommen bot, überfüllt waren ; nichts desto weniger behielten die Leute den besten Willen . Belohnt wurden für ihr Benehmen bei der Belagerung laut Allerhöchster Cabinets - Ordre vom 26. Januar 1814 : der Premier- Lieutenant Sannow,
""
Lieutenant Thiele , Lohmann , do.
وو
Unterofficier Bahn , Bombardier Berg ,
""
durch Verleihung des eisernen Kreuzes 2. Klasse. Die Batterie blieb nach der am 13. Januar erfolgten Einnahme von Wittenberg noch bis zum 18. in Rahnsdorf, und marschirte an diesem Tage ohne Begleitung anderer Truppen nach Burg ab, um Theil an der Einschliessung von Magdeburg zu nehmen ; sie cantonnirte jedoch vor ihrer Heranziehung zu dieser Bestimmung vom 21. Januar bis zum 1. Februar in Parch bei Burg. Die Festung Magdeburg war im Laufe des Krieges , je nach dem Wechsel der Verhältnisse , bald mehr oder weniger eng eingeschlossen , bald nur beobachtet und zuletzt ,
seit der Mitte des
Monats September , auf dem rechten Elbufer durch den GeneralMajor v. Putlitz blokirt worden. Als die Einnahme von Torgau und Wittenberg eine freiere Verwendung der Kräfte des 4. Armee - Corps gestattete , trat die Brigade des Generals v. Jeanneret an die Stelle der gegen Wesel beorderten Truppen des General - Major v. Putlitz , und die Vorpostenlinie erstreckte sich von Biederitz über Menz , Gübs , Pechau und Randau . Die ihm zugewiesene Artillerie , welcher auch die 67ge Fussbatterie No. 18 angehörte , gender Art vertheilt :
war hierbei in nachfol-
Zur Verstärkung der Vorpostenlinie in Woltersdorf 2 Kanonen der 68gen Fussbatterie No. 18, do . do. Menz 2 وو31, 22 "" do. 2 do. Carith وو25, وو وو
Bei den Soutiens der Vorposten in: Wörmlitz Nedlitz
1 Kanone 1 Haubitze der 67gen Fussbattr. No. 18, do. 1 do . 1 do. 99 31, 99 "" do. do. 1 do . Gommern 1 وو25, وو Bei dem Gros der Brigade in : Burg 4 Geschütze der 67gen Fussbatterie No. 18 , 3. Art.-Brig. 11
162 Möckern 4 Geschütze der 67gen Fussbatterie No. 31 , do. Leitzkau 4 do. "2 25. "" Diese Stellungen , in welchen die bei den Vorposten befindlichen Ceschütze zur Schonung der Leute und Pferde häufig ge-
wechselt wurden , behielt die 6ge Fussbatterie ohne ein Gefecht zu bestehen , bis die Brigade des Generals v. Jeanneret nach der Weser abmarschirte , um einen Theil des hier zu bildenden Reserve -Corps auszumachen . Sie setzte sich zu dieser Bestimmung am 16. März im Marsch, passirte bei Dornburg die Elbe, und ging über Egeln, Halberstadt , Wolfenbüttel , Hildesheim , Elze, Koppenbrügge , Hameln , Adverdissen und Lemgo gegen Paderborn . In der Gegend von Lemgo musste die Batterie , wegen der Nachricht über eine beabsichtigte Vereinigung der Garnisonen von Magdeburg und Hamburg, am 7. April einen Marsch zurückmachen, setzte aber, da jene Nachricht grundlos war, ihren Weg fort , und bezog in der Umgend von Paderborn Cantonnirungen , in welchen sie bis zum 12. Mai verblieb. Die Batterie hatte diesen Marsch allein zurückgelegt und blieb in guter Verfassung. Die Zahl der Kranken , welche sie durch Ueberzählige ersetzte , war bis zum Monat März sehr mässig gewesen , vermehrte sich aber dann bis zum Juni auf etwa 1/10 der Effectiv- Stärke. Am 13. Mai brach die Batterie aus der Gegend von Paderborn nach Minden auf und bezog Cantonnirungsquartiere in Hedemünden, wo sie bis zum 25. Juni verweilte. In diesen Cantonnirungen geschah Einiges für die Verbesserung des Materials, namentlich der Geschirre, aber nur wenig für die Ausbildung der Mannschaft. In Folge des eingetretenen Friedens begann die Batterie am 26. Juni den Rückmarsch ins Vaterland , zog in kleinen Märschen der Elbe zu , und rückte, als sie diesen Fluss bei Magdeburg passirt hatte, über Burg, Genthin, Rathenow, Friesack und Neu - Ruppin am 17. Juli in die ihr vorläufig als Standquartier angewiesene Stadt Gransee ein, wo sie unter dem Befehl des in Berlin befindlichen Oberst- Lieutenant v. Neander bis zum 20. April 1815 blieb. Es wurde hier fleissig mit bespannten Geschützen exercirt, die Aufstellung der letzteren geübt , die Mannschaft über alle Dienstzweige belehrt und den Avancirten während des Winters Unterricht in einer Schule ertheilt. Zur Verbesserung der Bekleidung fehlten die Mittel, dagegen wurden die Munitions - Gegenstände revidirt , ausgebessert und ergänzt, die Fahrzeuge aber in Berlin retablirt, wobei man die Protzund Wagenkasten - Deckel mit einem Blechbelage versah.
Zu die-
ser Zeit geschah auch in Berlin der Umtausch von 11 zum Dienst
163 unbrauchbaren Pferden gegen andere, durch deren Einstellung die Batterie jedoch wenig gewann . Endlich ist noch anzuführen , dass in Gransee die Austheilung der Denkmünzen für die beiden vorhergehenden Feldzüge erfolgte , und hier seit dem Bestehen der Batterie das erste grössere Vergehen vorkam, indem ein Mann sich eines Diebstahls schuldig machte. Der wieder ausgebrochene Krieg
führte
die
Batterie
zum
3. Armee- Corps . Sie ging deshalb vom 20. April ab ihrer neuen Bestimmung in Eilmärschen entgegen , bei welchen zuweilen auf der Hälfte des Weges die Leute gespeist und die Pferde gefüttert und getränkt wurden. Die Batterie marschirte für sich, und wurde, da der Premier- Lieutenant Sannow wegen Krankheit in Gransee zurück blieb, durch den Lieutenant Thiele geführt über Neu- Ruppin , Fehrbellin , Rathenow, Genthin , Burg, Magdeburg, Helmstädt, Königslutter, Braunschweig , Lafferde , Hildesheim, Elze, Hameln , Lemgo ; dann bei Paderborn vorbei über Lippstadt , Soest, Werl, Hagen und Elberfeld , passirte unterhalb Cöln den Rhein , setzte ihren Weg über Bergheim , Jülich , Aachen und Herve nach Lüttich fort und erreichte über Havelange
am 25. Mai Jeneffe.
Ihr
Commandeur war schon am 11. Mai wieder bei derselben eingetroffen, wogegen im Laufe dieses Monats der Lieutenant Thiele . zur Munitions - Colonne No. 15 versetzt wurde und der kurz zuvor vom Feuerwerker beförderte Seconde- Lieutenant Rahn seine Stelle einnahm . Die Batterie legte in 29 Marschtagen einige 90 Meilen zurück, hatte in diesem Zeitraum 7 Ruhetage , und etwa die Hälfte der Märsche betrug 3-4 Meilen , mehrere waren aber von 5 Meilen und darüber. Tündern über
Als besonders anstrengend wird ein Marsch von Hameln , Alverdissen und Lemgo nach Ehrentrup
geschildert , auf welchem ein beträchtlicher Berg passirt werden musste. Nur einmal nahm die Batterie Vorspannpferde , und die Zugpferde gingen sämmtlich leer.
Die letzteren hielten sich zwar gut , und an den Fahrzeugen kamen, ausser einigen gebrochenen hölzernen Achsen , wenig Reparaturen vor. Die Geschirre , das Reitzeug und die Bekleidung der Mannschaft hatten aber, wie es bei dem Mangel an Ruhe nicht anders sein konnte ,
gelitten ; obgleich der General - Lieutenant von Thielemann , welcher die Batterie am 26. sah, im Allgemeinen mit ihrem Zustande zufrieden war, so ist es doch sehr erklärlich, dass der Oberst Monhaupt , welcher sie seiner Stellung nach strenger beurtheilen musste, bei einer am 28. abgehaltenen Parade Manches zu tadeln fand . Er behielt deshalb die Batterie bis zum 7. Juni in der Nähe seines Stabsquartiers und ertheilte sehr aus11*
164 führliche Instructionen über die Verbesserung ihres Materials , die Herstellung der Ordnung und die Erhöhung der dienstlichen und artilleristischen Ausbildung. Um endlich ihre Evolutionsfertigkeit zu vervollkommnen , musste sie in jeder Woche dreimal exerciren. und ihre Uebungen häufig unter seinen Augen anstellen. Während dieses Aufenthalts wurde besonders auf die Verbesserung der Beschirrung und Bespannung hingewirkt, die Munition nach den neuesten Vorschriften regulirt und einer gründlichen Revision unterworfen ; auch Einiges zur Beseitigung der in der Bekleidung eingetretenen Mängel, vorzüglich des Schuhzeuges , gethan. Wie alle anderen Fussbatterien, musste auch die Batterie No. 18 , bald nach ihrem Eintreffen bei dem Corps , 3 Unterofficiere, 4 Bombardiere und 20 Kanoniere an die in Wesel mobil zu machenden Batterien abgeben , und bekam dafür 27 Infanteristen als Ersatz, von welchen 6 Mann gegen Artilleristen bei den Colonnen ausgetauscht, die übrigen aber bis zum Ausbruch der Feindseligkeiten nothdürftig ausgebildet wurden .
Sie hatte augenblicklich ein Man-
quement von 5 Unterofficieren und 12 Bombardieren , welches jedoch bald bis auf 8 der letzteren gedeckt ward . Am 8. Juni verliess die Batterie ibre Cantonnements Moheville, Scoville und Chateau de Ruy, und wurde nach Flostoit verlegt, da sie der 9. Brigade unter dem General -Major von Borcke überwiesen worden war. Am 15. Juni concentrirte sich bekanntlich das 3. Armee- Corps , in Folge der Bewegungen des Feindes, bei St. Croix ; es erreichte am 16. Vormittags le Point du Jour , und die 9. Brigade stellte sich vorläufig nördlich der von Namur nach Brüssel führenden Chaussee in Colonnen auf. Als das Armeecorps hierauf seine Schlacht - Stellung einnahm, besetzte, wie bereits in der Geschichte der 3. reitenden Compagnie erwähnt worden ist, die 9. Brigade die Höhe, auf welcher Sombref liegt und das dazu gehörige Mont Potriaux. ') Vor dem Ausgange an der Kirche dieses letzteren Ortes wurde durch den GeneralMajor v. Borcke die 6ge Fussbatterie No. 18 placirt und konnte, wie der Batterie- Commandeur in seinem Berichte sagt , von hier aus nicht nur den vorliegenden Theil des Plateaus bis zum Abhange bestreichen , sondern auch die nach Fleurus führende Chaussee und die jenseits
derselben befindlichen
Höhen beschiessen , von
welchen jedoch eine, etwa 1500 bis 1600 Schritt entfernte, welche der Feind später benutzte, die sonst gute Stellung dominirte. Die Batterie begann ihre Thätigkeit in der Schlacht gegen die
1) Wagner's Schlachtpläne.
165 feindliche Cavallerie, welche die sich zurückziehenden Schwadronen der 9. Brigade ungestüm verfolgte , durch
das der 12
aber durch ihr Feuer ,
gen Batterie No. 7 zum
Rückzuge
sowie
bestimmt
wurde. Bald darauf erschien auf einer der 6 gen Fussbatterie No. 18 gegenüberliegenden Höhe eine französische Batterie , welche sofort heftig beschossen und, obgleich sie dieses Feuer erwiderte, bald zum Rückzuge gezwungen wurde .
In kurzer Zeit stellte sich
aber mehr links der preussischen Batterie, als die erste , derselben eine andere feindliche Batterie entgegen , worauf auch jene ihre verlassene Stellung wieder einnahm. Diese beiden Batterien begannen nun eine so wirksame Kanonade , dass der Commandeur der 67gen Fussbatterie No. 18 durch den schnellen Verlust von 6 Mann und 5 Pferden bewogen wurde , sie für den Augenblick in eine deckende Stellung zurück zu nehmen , um einen noch grösseren Verlust zu vermeiden. Als jedoch die 12 ge Batterie No. 7 das Feuer der feindlichen Batterie, welche mehr links der 6
gen Fussbatterie No. 18 gestanden hatte, auf sich zog ,
rückte
die letztere sogleich wieder vor und behauptete fortan nicht nur ihre Stellung, sondern blieb auch den entgegenstehenden Geschützen überlegen. Ueber die fernere Wirksamkeit der Batterie in der Schlacht enthält der eingereichte Bericht ihres Commandeurs , dem auch das Vorhergehende entnommen ist, folgende Angabeu : ,,Spät gegen Abend erschien auf der Höhe vor der Batterie
eine bedeutende feindliche Infanterie- Colonne , welche höchstwahrscheinlich die Absicht hatte, das Dorf Sombref zu nehmen. Diese Colonne wurde aber um so nachdrücklicher beschossen , als sie von keiner Artillerie unterstützt war ,
und
musste sich bald nach bedeutendem Verluste , der sehr gut bemerkt werden konnte , über die Anhöhe wieder zurückziehen ; zum öfteren erschien sie wieder , es gelang ihr aber nicht, auch nur einen Fuss breit Terrain zu gewinnen , und als endlich unser linker Flügel mehr und mehr vordrang, verschwand sie gänzlich.¹) Jetzt fing es an finster zu werden , ein bedeutender Regen ergoss sich , und da kein Richtungspunkt mehr zu nehmen war, so erhielt die Batterie, nachdem neuerlich ein feindlicher Cavallerie - Angriff die Truppen unseres linken Flügels zurückgeworfen hatte , den Befehl , ihre Stellung zu verlassen und sich hinter Sombref aufzustellen ." Der Gesammt- Verlust der Batterie betrug
1) Diese Angabe lässt sich mit den bekannten Schilderungen des Gefechtsganges nicht in Einklang bringen.
166
1 Unterofficier (Thiele) 1 Kanonier (Benecke) und todt, 8 Pferde 小 3 Kanoniere ( schwer) verwundet, 1 Bombardier (leicht). 1 Unterofficier 2 Gemeine und
vermisst.
2 Pferde An Munition hatte die Batterie 439 Kugelschüsse und 21 Granaten verbraucht.
Bei den Verzögerungen ,
welche mit dem Abmarsch
des 3. Armee- Corps aus seiner ausgedehnten Stellung verbunden waren, konnte die 9. Infanterie - Brigade , welche zur Arrieregarde bestimmt war , erst am 17. um 4 Uhr Morgens gegen Gembloux aufbrechen.
Das Corps passirte noch am Abend desselben Tages
die Dyle, die 9. Brigade durch die in Folge des Regens grundlos gewordenen Wege aufgehalten , erreichte aber diesen Fluss erst am 18. Morgens um 5 Uhr, und bezog auf dem rechten Ufer desselben einen Bivouak , in welchem sie bis zum Mittage verweilte. Nachdem der General-Major v. Borcke bei dem Andringen des 3. französischen Armee- Corps (Vandamme) 3 Bataillons und 2 Escadrons zur Vertheidigung von Wavre entsendet hatte , passirte er mit dem Reste der Brigade bei Bas Wavre die Dyle, und liess hier die Tirailleurs von 2 Bataillons zur Behauptung der Brücke zurück . Die 67ge Fussbatterie No. 18 musste vor diesem Abzuge zwar eine Höhe besetzen , dieselbe aber nach dem Verluste von 2 erschossenen Pferden auf Befehl wieder verlassen, ohne einen Schuss gethan zu haben , da das schwere feindliche Geschütz nicht erreicht werden konnte, und nur unnöthiger Weise Munition verschwendet worden wäre.
Die
Batterie passirte dann die Dyle,
blieb jenseits derselben eine Zeit lang in Unthätigkeit , und folgte endlich, nachdem sie ein zur Vertheidigung der Brücke aufgestellt gewesenes Geschütz an sich gezogen hatte, der Brigade, welche, wie schon früher erwähnt worden ist, in Folge eines Missverständnisses ausser Verbindung mit dem Corps kam, indem sie la Bavette den Weg nach Bourgeois einschlug.
von
Nachdem die Brigade bei Einbruch der Nacht St. Lambert erreicht hatte , liess ihr Commandeur seine Ankunft dem Fürsten Blücher melden , und erhielt den Bescheid , bis auf weitere Befehle stehen zu bleiben ; als er aber am 19. um 7 Uhr Morgens durch das dem 1. Armee - Corps nachziehende Detachement des OberstLieutenants v. Stengel erfuhr , dasselbe werde vom Feinde ver-
167 folgt, brach er sogleich auf, um das sich von St. Robert nach Rixansart hin ausdehnende Holz zu gewinnen. Da man nun französische Cavallerie in das Holz von Rixansart gegen Chambre marschiren sah, so wurden zuerst 2, bald danach aber noch 2 Geschütze der Batterie vorgezogen , und richteten gegen jene Cavallerie ihr Feuer, welches den Verbrauch von 42 Kugelschüssen und 3 Granaten veranlasste.
Der Feind liess hierauf die Brigade durch
3 Cavallerie- Regimenter beobachten, die sich aber gegen 10 Uhr mit ihrem Gros wieder vereinigten . Als die Brigade endlich am Abend , nach dem Rückzuge der feindlichen Truppen gegen Limale , die Verbindung mit dem General- Lieut. v. Thielemann wieder eröffnet hatte , erhielt sie den Befehl, am 20. die Dyle zu passiren, und vereinigte sich an diesem Tage über Limale, auf dem Wege von Wavre nach Gembloux , mit dem Corps.
Für die Schlacht von Ligny wurden zur Belohnung eingegeben : der Unterofficier Müller (welcher schon für die Belagerung
22 29 99
29
von Wittenberg empfohlen war) , Unterofficier Buchmann ,
do . Kühnert , v. Hertig , do Bombardier Mahlitz , do . Klatte I., Kanonier Wenzlaw und der als Batterie- Sattler angestellte Kanonier Salzmann.
Der Letztere hatte sich nicht abhalten lassen mit ins Gefecht zu gehen und sich in demselben mit grosser Bravour benommen . Hiervon erhielten laut Allerhöchster Cabinets - Ordre vom 2. October 1815 :
der Unterofficier Müller , Buchmann , do. وو Klatte I., Bombardier 22 das eiserne Kreuz 2. Klasse ; der Bombardier Mahlitz den russischen St. Georgen- Orden 5. Klasse durch Wahl.¹) Bei dem Einmarsch in Frankreich folgte die Batterie den Bewegungen ihrer Brigade über Sombref, Beaumont , Avesnes, Nouvion, St. Quentin, Guiscard, Compiegne, Crespy und Ormoy nach Damartin , wo sie am 29. Juni mit derselben eintraf. Sie verlor zwar, in Folge des Futters von grünem Getreide, gegen 30 Pferde,
1) Siehe Anmerkung 3 Seite 93.
168 welche durch requirirte Bauerpferde von schlechter Qualität ersetzt werden mussten , dagegen zeichnete sich die Mannschaft bei den Entbehrungen , welche die Schwierigkeit der Verpflegung auf den anhaltenden Märschen veranlasste, durch gute Disciplin aus , und während des ganzen Aufenthalts in Frankreich wurde kein Mann der Batterie wegen eines Excesses gegen die Einwohner bestraft. Als durch den am 30. Juni begonnenen Umgehungsmarsch nach der Südseite von Paris das 3. Armee- Corps am Morgen des 1. Juli St. Germain erreicht hatte , schob es noch am Nachmittage die 9. Infanterie - Brigade mit der 6ugen Fussbatterie No. 18 gegen Roquencourt vor. Auf dem Marsche dahin erfuhr man das unglückliche Schicksal der beiden Husaren - Regimenter unter dem Oberst v. Sohr , stiess auch bald auf den von Versailles aus vorgedrungenen Feind , der indessen zurückgeworfen wurde, ohne dass die beiden Geschütze der Batterie , welche der Avantgarde beigegeben waren, Theil am Gefecht nehmen konnten . Die 9. Brigade brachte die Nacht in einem Bivouak bei Roquencourt zu. Am nächsten Tage setzte sie ihren Marsch fort , Versailles , brach nach kurzem Verweilen in
erreichte
dieser Stadt
nach
Chartillon auf, und fand, als sie bei diesem Dorfe ankam, eine aus Infanterie und Cavallerie bestehende Abtheilung des Feindes hinter demselben aufgestellt, welche jedoch durch 18 Granatwürfe aus den vorgezogenen Haubitzen der Batterie zum Abzuge nach Paris bestimmt wurde. Die 9. Brigade
occupirte hierauf mit ihrem Gros Chatillon
und Bagneux , wobei die Batterie zur Unterstützung dieser Punkte getheilt aufgestellt wurde , und blieb hier bis zum 8. Juli stehen , an welchem das 3. Armee-Corps in Paris einrückte . Die Batterie befand sich bei diesem Einmarsche zwischen dem ersten und zweiten Bataillon
des Leibregiments , und bivouakirte auf einem der Boulevards , wo die Leute Anweisungen zur Verpflegung in den nächsten Häusern erhielten , aber sehr schlecht versorgt wurden. Am 9. Juli folgte die Batterie ihrer Brigade auf dem Marsche
gegen die Loire, auf dem sie über Essone nach Fontainebleau ging, die Strasse nach Orleans
einschlug , am 11. Pithiviers
erreichte ,
und fast immer Quartiere erhielt . In dem letzteren Ort blieb sie einige Tage, und rückte am 15. in Orleans ein. Hier wurden wegen des aufgeregten Zustandes , in welchem das über die Loire gegangene französische Heer sich befand , die erforderlichen militairischen Vorsichtsmaassregeln getroffen, und demgemäss 2 Geschütze der Batterie in Gefechtsbereitschaft an der barrikadirten Loirebrücke , 2 andere aber auf dem Platze Martroy als Reserve aufgestellt. Der Rest der Batterie befand sich in einer der Vorstädte
169 wo die Mannschaft Quartiere
erhielt und die Pferde in
einem
grossen Stalle untergebracht waren, in dessen Nähe die Fahrzeuge standen. Durch Bewegungen französischer Abtheilungen gegen die Loire, welche man sich jedoch für die Folge verbat, wurde die Garnison von Orleans zweimal allarmirt, und die Batterie musste ausrücken . Der Aufenthalt daselbst verlängerte sich bis zum 27. Juli , und die Mannschaft der Batterie nahm an einem zum Dank für die geschenkten Siege angeordneten Gottesdienste Theil. In Uebereinstimmung mit der veränderten Dislocation, welche um diese Zeit das 3. Armee - Corps erhielt , brach die Batterie mit ihrer Brigade am 28. wieder auf und langte über Beaugeney, Ouques, Vendome, les Roches, la Chartre und le Lude am 2. August in Baugé an , wo am nächsten Tage der Geburtstag Sr. Majestät des Königs festlich begangen und eine dreimalige Salve aus den Geschützen gegeben wurde . Am 5. August ging der Feuerwerker Müller mit einer Kanone , einer Haubitze und einem Granatwagen , unter Begleitung eines Infanterie- Commandos, nach Angers ab, wo, auf die Anweisung des Commandanten, die Haubitze in dem alten Schlosse gegen die Stadt, die Kanone an der Maine- Brücke aufgestellt wurde, die Pferde und die Bedienungs -Mannschaft aber in der Nähe der Fahrzeuge blieben . Diese Maassregel soll angeblich durch die Besorgniss vor einem Aufstande hervorgerufen worden sein , was nicht unbegründet scheint, da um diese Zeit auch alle Waffen von den Einwohnern abgeliefert werden mussten . Am 21. August befand sich die ganze 6 ge Fussbatterie No. 18 in Anger und die 9. Brigade in und bei dieser Stadt. In den verschiedenen Standquartieren geschah Einiges für die Verbesserung des Materials , da die Batterie 100 Thlr. Retablissementsgelder erhielt, eine Parade vor dem Feldmarschall Blücher vorbereitet wurde und mehrere Besichtigungen stattfanden ; zur Verbesserung des Pferdezustandes trug der Umtausch von 21 Pferden aus denen der Proviant- Colonne der 9. Infanterie- Brigade bei . Endlich wurde in dieser Zeit, der schon anderwärts erwähnten Allerhöchsten Bestimmung gemäss , oft exercirt. Den am 22. September angetretenen Marsch des
3. Armee-
Corps nach Paris führte die 9. Brigade über la Flèche , le Mans, la Ferté, Bernard, Nogent, Couville und Chartres aus , und langte am 28. in der Gegend von Maintenon an . Sie rückte am 2. October mit ihrer Batterie in den Bivouak bei St. Cyr , wohnte am nächsten Tage der Parade vor den verbündeten Monarchen bei , und zog nach derselben in die Hauptstadt ein.
---
170
Die Batterie, welche von Angers bis Paris stets mit dem Leibregimente marschirt war , erhielt hier die Kaserne Ave Marie zum Unterkommen angewiesen, welche mit ihren schlechten von Ungeziefer wimmelnden Lagerstätten und ihrer mangelhaften Kücheneinrichtung , bei der nicht besonderen Magazin - Verpflegung kein anziehender Aufenthaltsort war. Die Leute gingen deshalb so gern auf Piket, für welches der Avancirte 2, der Gemeine 1 Franken als Vergütigung erhielten , und zu welchem die Batterie täglich 2 Geschütze an den benachbarten Seinebrücken stellte. Diese Geschütze blieben stets in Gefechtsbereitschaft und waren mit Kartätschen geladen . Nach einem 12tägigen Verweilen verliess die Batterie mit der 9. Brigade am 14. October Paris und marschirte nach Meaux, wo sie bis zum 25. blieb , und am 18. , dem Jahrestage der Schlacht bei Leipzig, 101 Kanonenschüsse that. Von hier aus begann am 26. ihr mit nur wenigen Unterbrechungen fortgesetzter Rückmarsch nach dem Rhein, auf welchem sie bis in die Gegend von St. Avold der 9. Infanterie - Brigade blieb, von da ab aber unter dem Befehl des Majors v. Grevenitz , mit der 127gen Batterie No. 7 und der reitenden Batterie No. 18 , dem von diesen eingeschlagenen Wege nach Thüringen folgte , wo sie am 21. December in Dach-
bei
wig unweit Gebesee eintraf, und unter den Befehl des in Erfurt befindlichen Majors v. Schorlemmer trat. Aus einem noch vorhandenen Berichte vom October und November geht hervor, dass der Batterie 3 Unterofficiere, 9 Bombardiere, 4 Kanoniere und 2 Pferde fehlten , an den Geschützröhren sich mehrere wesentliche Mängel fanden , besonders aber die Geschirre, sowie die Bekleidung der Mannschaft schlecht waren. Am 9. Januar vertauschte die Batterie ihr Cantonnirungsquar-
tier mit dem Standquartier Weissensee , wo sie bis zu ihrer im Mai 1816 erfolgten Demobilmachung blieb. Bei dieser wurde das durch die Friedensformation nicht in Anspruch genommene Artillerie - Material an das Artillerie - Depot in Erfurt abgegeben , ein Stamm von 52 der brauchbarsten Pferde für die bespannten Exercirgeschütze ausgewählt , und am 1. Juni zog die aus der Mannschaft gebildete 4. Fusscompagnie in Erfurt ein.
-
171
--
Dritte Fuss- Compagnie. A.
Ihre Abstammung.
Die 3. Fuss - Compagnie der 3. Artillerie - Brigade wurde , 7.
Fuss - Compagnie derselben , im Monat Mai
als
1816 aus der 11 .
provisorischen Compagnie der schlesischen Artillerie - Brigade zusammengestellt.
B.
Ihre Geschichte .
1 ) Geschichte der 11. provisorischen Compagnie der schlesischen Artillerie - Brigade. Diese Compagnie wurde im letzten Drittheil des Monats Januar 1813 in Cosel errichtet, und sollte nach einem Befehl vom 23. jenes Monats erhalten : ¹)
Von der
5. Stamm-Comp.
29
6.
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""
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7. 9.
وو وو
"2
22
11.
Unteroffic . Bombard . Kanon. Krümp . 51 3 1
6 1
3
44
2 1
1 وو "" An Krümpern kamen im Laufe des Monats Februar nur 66
ein, von welchen jedoch über die Hälfte an andere Compagnien abgegeben oder wegen Unbrauchbarkeit wieder entlassen wurden, und die Compagnie erreichte durch Beförderungen , Abgaben anderer Compagnien , Einstellung von Freiwilligen oder Kantonnisten erst im Monat Juli die Stärke von 190 Köpfen , bei welcher ihr an dem vorgeschriebenen Stande 6 Bombardiere und 4 Kanoniere fehlten. Im Monat Februar erhielt der Stabs - Capitain v. Menz
das
Commando der Compagnie, bei der sich um diese Zeit die SecondeLieutenants Maltitz und Beneke befanden. Diese wurden aber bereits im März wieder versetzt, und an ihre Stelle traten die Seconde-Lieutenants Hänisch und Steinhäuser , von welchen jener im Monat April, dieser im Monat August zur mobilen Armee abging. Vom August an standen die Seconde - Lieutenants Redlich und Vogel bei der Compagnie ; der letztere war jedoch fortwährend in Spandau commandirt. 1) Ursprünglich sollte die 7. Stamm-Compagnie die vorgeschriebenen Avancirten, 1 Spielmann und 94 Krümper stellen ; die Motive zur späteren Aenderung sind nicht bekannt.
172 Von den als Unterofficiere oder Bombardiere abgegebenen Leuten hatten die meisten 3 bis 10 Jahre, 7 derselben vor dem Feinde gedient, und 2 Unterofficiere, sowie ein Kanonier trugen die Ehrentroddel. Von den erhaltenen Krümpern gehörte die Mehrzahl erst 1 bis 2 Jahre dem Militairstande an, und nur einige dienten bereits längere Zeit. Die einberufene oder vom Lande gestellte Mannschaft bestand fast nur aus Schlesiern,
enthielt
viele Leute
im reiferen männlichen Alter, selbst mehrere, welche das 40. Jahr bereits überschritten hatten, und war im Allgemeinen sehr klein. Die Bekleidung entsprach den Vorschriften für die provisorischen Compagnien, doch waren die Beinkleider der Gemeinen von schwarzem Tuche.
Schwarze lederne
Gehenke , Bandeliere mit
Schlagröhrtaschen, Säbeltrodel und Tornister von Zwillig wurden wahrscheinlich im Monat Februar geliefert. Infanterie - Gewehre empfing die Compagnie erst im Herbste von 1813 für einen Theil der Mannschaft. Die bald begonnene
Einübung der Compagnie konnte nur
langsam vorschreiten, weil sie durch häufigen Abgang und Zuwachs der Mannschaft Störungen erlitt, die Heranziehung der Leute zu den Depotarbeiten schon im Februar begann und die am 1. März befohlene Versetzung der Festung in den Belagerungszustand nicht nur die entsprechenden Armirungsarbeitungen, sondern auch einen ziemlich anstrengenden Bereitschaftsdienst veranlasste. Die Artillerie der Garnison in Cosel bestand im Anfange des Jahres 1813 aus dem 7. und 9. Stamm-, den 10. , 11. , 12. , 13. und 14. provisorischen Compagnien der schlesischen Artillerie - Brigade und wurde von dem Major v. Glasenapp befehligt . Monat August gingen jedoch die 9. Stamm- , sowie die
Bis
zum
10. , 13.,
und 14. provisorische Compagnie nach und nach zu anderen Bestimmungen ab, und der Dienststand der übrigen verminderte sich mit dem Eintritt des Herbstes durch viele Erkrankungen , welche die ungesunde Lage des Ortes , die Unterbringung in schlechten Bürgerquartieren oder Casematten und die mangelhafte Bekleidung herbeigeführt haben mögen. Unter den eingestellten Oberschlesiern riss im Jahre 1813 eine nicht unbedeutende Desertion ein, durch welche auch die 11. provisorische Compagnie mehrere Leute verlor ; sie hatte indessen vom August dieses Jahres ab stets 14 Ueberzählige zur Vervollständigung des Bedarfs an Artilleristen für den Platz. Neben den Arbeiten im
Artillerie- Depot ,
im Laboratorium
und auf den bewaffneten Werken ging das Exerciren der Rekruten unausgesetzt fort , da ein Theil der ausgebildeten Mannschaft als Ersatz zur Armee geschickt oder zur Errichtung von
-
173
Marschcompagnien abgegeben wurde, und es fanden häufige Commandos zu verschiedenen Zwecken statt.
Unerachtet dieser regen Thätigkeit führten aber die Compagnien im Laufe des Sommers noch eine Uebung im Batteriebau, sowie im Scharfschiessen aus , und wurden sehr oft durch den Major v. Glasenapp besichtigt. Im Monat November trat durch die Aufhebung des Belagerungs-
eine Erleichterung des Dienstes ein , und es konnte während des Winters eine Compagnieschule eingerichtet werden . Im Anfange des Monats Februar 1814 marschirte aber die 11. provisorische Kompagnie , welche um diese Zeit die Stärke von 2 Officieren , 13 Unterofficieren , 11 Bombardieren , 161 Kanonieren zustandes
und 2 Spielleuten hatte, von Cosel nach Berlin ab , und erreichte Neumarkt, Polkwitz, Neusalz, Grünberg, Crossen und Frankfurt a./0. gegen Ende jenes Monats die Residenz , liess aber theils in Cosel , theils in verschiedenen Etappenorten , 23 Kranke zurück. Sie blieb in personeller und administrativer Beziehung im Brigade - Verbande , trat aber in dienstlicher Hinsicht unter die Befehle des in Berlin stationirten Oberstlieutenants
über Breslau,
v. Merkatz. Bald nach ihrer Ankunft in der Residenz langten auch die von Schlesien ihr nachgesendeten neuen Bekleidungsstücke an , durch welche sie mit Czakots, Montirungen, Tuchbeinkleidern und Mänteln versehen wurde, wogegen die bishergetragenen Bekleidungsgegenstände abgegeben werden mussten ' ) . Sie erhielt hier gleichfalls Tornister von Kalbfell und für die Hälfte der Leute Kochgeschirre , hatte aber nur 12 Seitengewehre , 96 Gewehre. Während des Aufenthalts
in Berlin ,
34
welcher
Karabiner und
sich bis zum
August verlängerte , war die Compagnie in Bürgerquartieren untergebracht, beschäftigte sich mit ihrer Ausbildung, sowie mit artilleristischen Arbeiten und gab einige Commandos. Am 7. August besetzte sie, bei dem feierlichen Einzuge der aus dem Felde zurückkehrenden Garden , eine 67ge Exercir - Batterie, aus welcher 101 Schuss geschahen , exercirte mit derselben Batterie am 30. August vor dem Prinzen August v. Preussen und erwarb sich hierdurch sowie durch das Scharfschiessen aus Feld- und Belagerungsgegeschützen, dessen Zufriedenheit. Im Monat September 1814 wurde die Compagnie von Berlin nach Erfurt verlegt , wo sie in der Mitte dieses Monats eintraf Es fehlten ihr um diese Zeit und bis zu ihrer Auflösung blieb.
1) Wodurch diese , durch mehrere Mittheilungen beglaubigte Anordnung begründet wurde, war nicht zu ermitteln.
--
174
am Etat nur 3 Bombardiere und 28 Kanoniere , ihr Dienststand wurde aher noch durch Commandos und Beurlaubungen geschwächt, welche das Gouvernement zwischen der Elbe und Weser anordnete.
Bei dem Wiederausbruch des Krieges im Frühjahr 1815 zog man indessen die Beurlaubten wieder ein, die Compagnie gab 3 Unterofficiere , 6 Bombardiere und 1 Tambour an die Parkkolonne No. 15 und 16 ab ; erhielt im Mai und Juni beinah 100 Rekruten aus Thüringen und aus dem Eichsfelde, und ihr Etat sollte um 6 Unterofficiere, 10 Bombardiere und 84 Kanoniere verstärkt werden, um den Dienst bestreiten zu können , welcher aus der Bestimmung von Erfurt zum Depotplatze erwuchs. Diese Etatserhöhung wurde aber nie ganz erreicht , die Zahl der Avancirten wegen Mangels an geeigneten Subjecten nicht vermehrt, und im Monat September 1815 hatte die Compagnie von Neuem einige 50 Mann wegen häuslicher Verhältnisse beurlaubt, welche jedoch im November schon wieder eingezogen werden mussten, da solche Beurlaubungen auf die Artillerie keine Anwendung finden sollten. Von dem zuletzt erhaltenen Ersatz verlor die Compagnie bis zum November 22 Mann durch Desertion, von welchen die meisten , bei der über Besitzergreifung einzelner Landestheile herrschenden Ungewissheit, sich auf die Einberufung von Urlaub nicht stellten . Zu dieser Zeit befanden sich bei der Compagnie der Porte - d'épée-
Fähnrich v. Brixen , 1 Unterofficier und ein Bombardier , welche auf die Denkmünze von 1813, 4 Bombardiere, welche auf die Denkmünze von 1813 und 14 Anspruch hatten , und welche der Compagnie durch Versetzung zugewachsen waren . Nachdem der Lieutenant Vogel schon im Anfange des Jahres 1815 abgegangen war, erhielt im April auch der Lieutenant Redlich eine andere Bestimmung und dessen Stelle nahm der neuernannte Seconde - Lieutenant v. Brixen ein. Im Mai desselben Jahres wurde der Capitain v. Menz nach Mainz versetzt, und der Artillerie - Officier des Platzes in Erfurt , Capitain Burggaller , erhielt zugleich das Commando der Compagnie , welche nun dem Befehl des in Coblenz befindlichen Majors Graumann überwiesen wurde . Für die Bekleidung der Compagnie wurde im Laufe des Jahres 1815 nur Ausbesserungs - Material und eine Anzahl bereits getragener Tuchbeinkleider bewilligt ; erst im Frühjahr 1816 bekam sie neue Czakots und Montirungen. Die im Mai und Juni 1815 gestellte Augmentations - Mannschaft erhielt anfänglich nur kleine Montirungsstücke , und erst nach den dringendsten Vorstellungen im Monat October Mützen, Jacken, Beinkleider und Mäntel . Während des Aufenthalts in Erfurt war die Compagnie län-
175 gere Zeit bei den Bürgern , zuletzt aber in der Kaserne untergebracht, und empfing bis zum 11. März 1816 die bereits vom 1. März 1813 an eingeführte Naturalverpflegung , wogegen der Löhnungszuschuss sehr unregelmässig gezahlt wurde.
Die örtlichen Verhältnisse müssen für die Aufrechthaltung der Disciplin nicht günstig gewesen sein , da mehrmals Schlägereien zwischen den Soldaten der Garnison oder Excesse gegen die Bürger vorkamen und den Commandanten
zu strengen Maassregeln nöthigten. Die früher bei der Compagnie sehr seltenen gerichtlichen Untersuchungen mehrten sich um diese Zeit beträchtlich, und es wurden im Jahre 1815 1 Unterofficier, 2 Kanoniere wegen Insubordination , 2 Kanoniere wegen Widersetzlichkeit gegen die Wache, 1 Bombardier, 14 Kanoniere und 1 Tambour wegen Schlägerei, 8 Kanoniere wegen Desertion und 4 Kanoniere wegen Diebstahl kriegs- oder standrechtlich bestraft. Der Wacht- und Arbeitsdienst war, besonders nach der Augmentation der Compagnie, nur mässig und beeinträchtigte die Ausbildung der Mannschaft nicht ; sie fand deshalb in allen artilleristischen Uebungszweigen regelmässig statt , und für die Avancirten wurde eine Compagnieschule eingerichtet. Im Winter von 1814 besuchten von der Compagnie 1 Porte - d'épée - Fähnrich die Kriegsschule , 4 Unterofficiere und 2 Bombardiere die Brigadeschule ; im Winter von 1815 zwei Unterofficiere die Kriegsschule . Im October 1814 wohnte die Compagnie theilweise den practider Pioniere bei , und im October 1815 sollte
schen Uebungen
sie eine Schiessübung abhalten, die aber , weil sich kein geeigneter Platz fand, unterbleiben musste, so dass nur eine Batterie gebaut wurde. Im Juni und November 1815 wohnte die Compagnie den Paraden der Garnison vor Sr. Majestät dem Könige bei ; im December desselben Jahres wurde sie durch den Prinzen August von Preussen inspicirt, und im April 1816 erwarb sie sich bei einer Besichtigung durch den in der Provinz Sachsen kommandirenden General , Grafen Kleist v. Nollendorf, dessen Zufriedenheit.
Im December 1815 erhielt die 11. provisorische Compagnie den zum Officier beförderten Seconde- Lieutenant v. Stockmann und den von der Armee gekommenen Seconde - Lieutenant Mogilowsky , von welchen der erstere bereits im März wieder abging. Im Mai 1816 gab der Capitain Burggaller das Commando der Compagnie an den Seconde - Lieutenant Betke I. ab , der Lieutenant v. Brixen wurde von derselben versetzt und sie bekam an dessen Stelle den Seconde -Lieutenant Cardinal v. Widder.
176 In demselben Monat kam sie durch Entlassungen und Abgaben auf den für die neue Formation vorgeschriebenen Etat. Die nachstehenden , wenngleich unvollständigen Notizen werden. ein ungefähres Bild von den durch Abgang und Zuwachs zeitweise
Vom 21. Juni bis 21. December 1815.
Cantonnisten, Freiwillige, Infanteristen
. Spielleute
Kanoniere .
Vom 21. März bis 21. Juni 1814.
Bombardiere .
.Spielleute Unterofficiere
Bombardiere .
Zuwachs durch
Kanoniere .
Vom 1. Februar 1813 bis Ende Januar 1814.
. Kanoniere
Spielleute . Unterofficiere
Unteroff iciere . .Bombardiere
in der Compagnie hervorgebrachten Bewegungen geben.
1139 1 .1
Abgaben an andere Compagnien oder zur Armee 10 10 212 19 Verabschiedung und Entlassung 11 den Tod . 10 Desertion 1 Abgaben zur Strafsection Avancement 9 17 Summa
1
411 144 1
1 1 29 3-140
1 • 10 19 270 1 4 2170 --
Vom 21. Juni bis 21. December 1815.
Kanoniere . Spielleu te .
Vom 21. März bis 21. Juni 1814.
Unterofficiere .Bombardiere
Bombardiere
410
Spielleute .
Abgang durch
Kanonie re .
Vom 1. Februar 1813 bis Ende Januar 1814.
Kanoniere .
Spie lleute . Unte ! rofficiere
Unterofficiere Bombard iere .
N
1178 3 6 2162 17 Abgaben anderer Compagnien 3 Rückkehr von der Strafsection . 1 9.17 Avancement 57 Einrangirung Ueberzähliger • • Summa · 15 20 401 3 276
1 9 1 23 1
6
2 241
―
177
Vierte Fuss- Compagnie . A.
Ihre Abstammung.
Die vierte Fuss -Compagnie der dritten Artillerie - Brigade wurde im Frühjahr 1816 als 10. Fuss - Compagnie derselben formirt und aus 4 Unterofficieren , 1 Bombardier, 11 Kanonieren , 1 Chirurgen der demobilen Parkcolonne No. 15, 2 Unterofficieren, 5 Bombardieren , 7 Kanonieren der demobilen Parkcolonne No. 16, 1 Unterofficier , 6 Kanonieren der demobil gemachten FussBatterie No. 18, 2 Unterofficieren, 49 Kanonieren der 11. provisorischen Compagnie der schlesischen Artillerie-Brigade und 2 Tambours, welche freiwillig eintraten , zusammengesetzt. Der 6ugen Fuss - Batterie No. 18 und der 11. provisorischen Compagnie ist bereits in den Geschichten der zweiten und dritten Fuss -Compagnie gedacht worden ; über die Parkcolonnen No. 15 und 16 hat sich das Nachstehende ermitteln lassen : B. Ihre Geschichte. 1 ) Geschichte der Parkcolonne No. 15. Die Mobilmachung dieser für das 1. Armee - Corps bestimmten Colonne begann im Anfange des Monats Mai 1815 in Erfurt, nachdem der Befehl zur Instandsetzung der Fahrzeuge und des übrigen Materials dem dasigen Artillerie - Depot bereits am 8. April zugegangen war , und wurde durch den Seconde - Lieutenant Vogell , für den zum Commandeur designirten Premier- Lieutenant Thiele geleitet, welcher erst nach erfolgter Demobilmachung bei derselben eintraf.
Der für die Colonne festgesetzte Kriegs - Etat war : 2 Officiere, 4 Feuerwerker und Unterofficiere, 6 Bombardiere, 321) Kanoniere ,
1 Tambour ,
1 Chirurgus ,
2 Handwerker,
1) Nach dem Mobilmachungsplan von 1812 waren 5 Unterofficiere und 8 Bombardiere bestimmt ; diese Chargen wurden aber bei dem Mangel an Avancirten vor dem Feldzuge von 1815 in der angegebenen Art reducirt. Dagegen hatte der Chef der Artillerie, wegen der unzulänglichen Besetzung der Park- Colonnen mit Kanonieren, auf die Vermehrung derselben um 24 Mann durch Abgaben von der Infanterie angetragen . In Folge ciner Allerhöchsten Bestimmung vom 20. April 1815 wurde die Augmentation indessen auf 12 Mann beschränkt, welche aus halbinvaliden Artilleristen bestehen und nur, wo diese fehlten, in Rekruten angewiesen werden sollten. Diese Bestimmung kam indessen aus mehreren Gründen nur bei einzelnen Park-Colonnen in Anwendung. 3, Art. -Brig. 12
178 81 Trainsoldaten , 3 Knechte , 29 Fahrzeuge , 162 Zugpferde, 3 Officierpferde, 5 Klepper, 1 Packpferd . Die gestellte Artillerie- Mannschaft bestand aus : 3 Unterofficieren , 6 Bombardieren , 32 Kanonieren der 7. StammCompagnie der Preussischen Artillerie- Brigade , 1 Unterofficier, 1 Tambour der 11. provisorischen Compagnie der schlesischen Artillerie - Brigade. Die Unterofficiere zählten 4 bis 11 Dienstjahre und einer derselben von der 7. Stamm- Compagnie , welcher als Feldwebel fungirte , hatte den Feldzug in Russland mitgemacht , war gefangen , nach Astrachan transportirt worden und erst kürzlich von dort zurückgekehrt.
Die Bombardiere und Kanoniere bestanden , mit
wenigen Ausnahmen, aus jungen Soldaten und die letzteren waren durchgängig aus West- oder Ostpreussen gebürtig.
Die
beiden
Handwerker gewann der Colonnen - Commandeur durch freiwilliges Engagement , und ein Chirurgus , welcher jedoch ein unverbesserlicher Trunkenbold war, wurde durch die Commandantur von Erfurt überwiesen. Die Trainsoldaten und Pferde sollten aus Preussen schon am 21. Mai eintreffen ; da aber ihre Ankunft sich zu lange verzögerte, so wurden dieselben auf höheren Befehl von der in Schweidnitz mobil gemachten Park- Colonne No. 29 des 5. Armee - Corps entnommen . Die Park-Colonne No. 15 empfing demnach von jener am 2. August die nach einer Verminderung ihres Etats festgesetzte Zahl von 77 Trainsoldaten, 3 Knechten, 154 Zug- , 3 Officier- Pferden, 5 Kleppern und 1 Packpferd . Die Trainsoldaten bestanden , bis auf einige Subjecte , welche 40 bis 50 Jahre zählten , aus jungen , kleinen , schwächlichen und mit verschiedenen Gebrechen behafteten Leuten ; die Mehrzahl derselben stammte aus Oberschlesien und war der deutschen Sprache nicht mächtig.
Die Pferde waren in Schlesien theils vom Lande
gestellt, theils durch Lieferanten beschafft worden, im Allgemeinen klein und schwach, jedoch für ihre Bestimmung noch brauchbar. Zwei derselben mussten bald nach der Uebernahme wegen Rotz getödtet werden. An Fahrzeugen erhielt die Colonne : 3 französische 127ge Kartuschwagen ,
2 preussische 10ge Granatwagen, 2 französische Patronenwagen, 10 englische } 1 französischen Wagen zu Pulver und Blei , 2 preussische Wagen zu Schanzzeug, 1 preussischen Trainwagen ,
179 1 französische Feldschmiede,
2- 67ge 1-12@ge
französische Vorrathslaffeten.
2-7ge preussische Von diesen Fahrzeugen erwiesen sich nur die französischen als dauerhaft, die preussischen und englischen dagegen zeigten eine geringe Haltbarkeit, obgleich die letzteren äusserlich gut aussahen ; sie waren deshalb schon früher durch Batterien oder Colonnen gegen französische umgetauscht worden. In diesen englischen Wagen , deren Deckel sich nicht öffnen liessen, mussten die Patronenkasten von hinten eingeschoben werden , ihre Mittelachsen waren von Holz , die Schenkel von Eisen , und sie fuhren sich sehr schwer. Die Geschirre und Sättel, sämmtlich französische, zeigten sich noch recht haltbar ; bei ihrer Instandsetzung hatte man die Kummthölzer beschnitten und die weissgahren Ledertheile geschwärzt. Sämmtliche Pferde wurden mit höchst mangelhaften französischen Candaren versehen , welche man später bei den Zugpferden nach und nach durch Knebeltrensen ersetzte. Von der Munition , welche in Erfurt angefertigt worden war, findet sich zwar keine specielle Nachweisung mehr vor , die Zahl und Gattung derselben lässt sich jedoch aus dem , was hierüber bei der Parkcolonne No. 16 angeführt werden wird , entnehmen . Alle anderen Ausrüstungs - Gegenstände dieser Kathegorie lieferte das Artillerie-Depot nach den festgestellten Sätzen und von im Allgemeinen brauchbarer Beschaffenheit. Die Bekleidung und Ausrüstung der Artilleristen bestand aus englischen oder preussischen Czakots , aus Mützen , Montirungen, Tuchbeinkleidern , Tornistern und Lederzeug ; Mäntel hatten nur die von der 7. Stamm - Compagnie abgegebenen Leute , Seitengewehre , ausser den Avancirten , nur einige Kanoniere und für den Tambour fehlte die Trommel. Die Trainsoldaten waren bei der Mobilmachung der Colonne No. 29 neu eingekleidet worden , das hierzu verwendete Tuch war aber schlecht und ungekrumpfen, weshalb die Montirungsstücke bald zu eng und zu kurz wurden. Seitengewehre hatten sie nicht erhalten. Während des Verweilens bei Erfurt erhielt ihre kleinen Montirungsstücke
und
die
Mannschaft
die Mundverpflegung regel-
mässig, aber kein baares Geld ; erst auf Verwendung bei dem Militair-Gouvernement in Halberstadt wurde die seit 5 Monaten rückständige Löhnung von diesem ausgezahlt. Die Marschbereitschaft der Colonne wurde zwar durch die Uebernahme bereits zusammengestellter Bespannungen und einiger12 *
180 maassen mit dem Dienste bekannter Trainsoldaten gefördert , dagegen war ihre Dislocirung nach den 12 Meile von Erfurt entfernten Dörfern Nöda und Dachwich für die Mobilmachung nicht günstig. So weit es die Arbeiten der letzteren gestatteten , wurden indessen die Leute geübt und belehrt , was bei ihrem guten Willen auch einen befriedigenden Erfolg hatte. Am 5. September wurde der in Nöda einquartirte Theil der Colonne No. 15 nach Erxleben verlegt, und am 7. trat dieselbe den Marsch zum Armeecorps nach Frankreich an, der sich wahrscheinlich wegen Mangel an Geldmitteln bis dahin verzögert hatte. Dieser Marsch führte sie über Gotha, Eisenach , Vacha , Hersfeld , Ahlsfeld , Grünberg , Giessen , Weilmünster , Limburg , Monlabaur, Coblenz ,
Andernach ,
Remagen ,
Bonn ,
Cöln , Bergheim , Jülich,
Aachen , Herve, Lüttich, Huy, Namur, Charleroy , Maubeuge, Aresnes, Landrecy und Guise nach Marquigny, wo sie am 11. October eintraf und durch die von St. Quentin zurückkehrenden Quartiermacher Kenntniss von dem Befehl erhielt, dass alle auf dem Marsche zur Armee begriffenen Trains ins Vaterland zurückkehren sollten. Die Colonne hatte in 27 Märschen , von welchen mehrere 4-5 Meilen betrugen ¹) , einige 80 Meilen zurückgelegt, aber stets nach 3 Marschtagen einen Ruhetag gehabt. Grund ,
Hier liegt wohl der
dass während des zum Theil durch bergige Landstrecken
und auf schlechten Wegen vollführten Zuges die Pferde nicht nur in gutem Stande blieben, sondern sich -- bei der reichlichen Verpflegung in Frankreich
sichtbar aufnahmen.
Die Mannschaft zeigte sich eben so anstellig als ausdauernd , und es kamen im Ganzen wenig Excesse vor , obgleich die ostpreussischen Artilleristen mitunter zum Trunk und die oberschlesischen Trainsoldaten zu Diebereien hinneigten. Die meisten Schwierigkeiten erwuchsen aus der geringen Haltbarkeit der preussischen und englischen Fahrzeuge, besonders der Räder und Achsen, bei den letzteren, sobald man die Kunststrasse verliess. Dagegen hielten sich die Geschirre und Sättel gut , und es kamen fast gar keine Verletzungen durch dieselben vor . Eine wesentliche Verbesserung des Bekleidungsstandes der Artilleristen gewährte der Empfang einer Anzahl Mäntel , Röcke, Tuchbeinkleider und Schuhe aus dem Montirungs - Depot in Düsseldorf; auch verabfolgte das Artillerie- Depot zu Jülich auf den Antrag des Colonnen - Commandeurs 40 französische Infanterie- Gewehre
1) Besonders beschwerlich war ein Marsch , durch welchen Weilburg über Weilmünster auf Gebirgswegen umgangen werden musste, wobei viele Räder zerbrachen.
181 nebst 20 Patronen für jedes Gewehr. Die Bewaffnung der Trainsoldaten mit Seitengewehren konnte indessen nicht erlangt werden . Die fehlende Trommel wurde , da sie auf keine andere Weise zu erhalten war, in Coblenz, wo man eine solche ausbot, angekauft. Am 15. October begann die Colonne No. 15 , fast auf demselben Etappenwege und in der
nämlichen Weise wie bei dem
Hinmarsche, ihren Rückmarsch, welcher jedoch, in Folge der vorgerückten Jahreszeit , durch böses Wetter , verdorbene Wege und die kurzen Tage beschwerlicher als jener war, so dass bei der fortdauernden Wandelbarkeit der Fahrzeuge die Quartiere oft erst beim Einbruche der Dunkelheit erreicht wurden ;
sie erhielt aber
bei Bergheim zwei ihr höchst nöthige Ruhetage. Besonders fühlbar machte sich unter diesen Umständen die Unzulänglichkeit eines einzigen bei der Colonne befindlichen Beschlagschmiedes , zu dessen Unterstützung oft ungeschickte Dorfschmiede benutzt werden mussten . Als Folge hiervon war man genöthigt, 2 huflahme Pferde zurückzulassen , von welchen nur das eine wieder zur Colonne kam. Es bleibt jedoch bemerkenswerth , dass dieses und die beiden wegen Rotz getödteten die einzigen Verluste an Pferden Bestehens erlitt.
blieben ,
welche die Colonne während ihres
Am 18. November rückte sie in ihr früheres CantonnirungsQuartier Erxleben bei Erfurt wieder ein ,
und ihr Commandeur
verwendete die nächste Zeit der Ruhe zur Instandsetzung des Materials, sowie zur Uebung und Belehrung der Mannschaft. · Am 2. December wurde die Colonne nach Sömmerda , am 14. dieses Monats
nach Gross - Vargula verlegt ,
und
am 16. erfolgte
der Befehl zu ihrer Demobilmachung , welche nach einem höchst beschwerlichen Nachtmarsche am
19. bei Erfurt begann ; vorher
wurde die Colonne jedoch bei dem Eintreffen in Erfurt durch den eben anwesenden Prinzen August von Preussen besichtigt . Nach Abgabe aller materiellen Gegenstände an das ArtillerieDepot ging die Mannschaft mit den Pferden nach Erfurt , wo die Artilleristen mit denen der Colonne No. 16 unter dem Befehl des nunmehr eingetroffenen Premier-Lieutenants Thiele vereinigt , die Pferde von einer Civilcommission übernommen und die Trainsoldaten in ihre Heimath entlassen wurden. 2) Geschichte der Parkcolonne No. 16. Diese ebenfalls dem 1. Armeecorps zugewiesene Colonne wurde gleichzeitig mit der Parkcolonne No. 15 in Erfurt formirt und ihre Mobilmachung durch den Seconde- Lieutenant v. Massenbach,
182 für
den
zu ihrem Commandeur ernannten
Seconde - Lieutenant
Bethge , welcher dieselbe erst später übernahm, bewirkt . Sie erhielt denselben Etat wie die Colonne No. 15 , und zu der nach demselben erforderlichen Artillerie- Mannschaft wurden : 2 Unterofficiere ,
1
Tambour
und
32 Kanoniere
von
der
7. Stammcompagnie der preussischen Artilleriebrigade, 2 Unterofficiere und 6 Bombardiere von der 11. provisorischen Compagnie der schlesischen Artilleriebrigade abgegeben. Es fehlten der Colonne 1 Chirurgus und 1 Kurschmidt, welche sie während der Dauer ihres Bestehens auch nicht erhielt. Von den Avancirten hatten einige bereits längere Zeit und vor dem Feinde gedient, die Kanoniere - grösstentheils Ostpreussen waren aber fast durchgängig erst etwas über ein Jahr eingestellt. Aus denselben Gründen , wie bei der Parkcolonne No. 15 erhielt auch die No. 16 ihre Bespannung von dem 5. Armeecorps, und zwar 80 Trainsoldaten und Knechte nebst 163 Pferden ¹ ) von der Parkcolonne No. 28 , welche am 2. August in dem der Parkcolonne No. 16 angewiesenen Cantonnement Walschleben bei Erfurt eintrafen . Die Beschaffenheit der Leute und Pferde stimmte mit der bei der Colonne No. 15 geschilderten überein. Die von dem Artillerie - Depot für brauchbar erklärten und retablirten Fahrzeuge bestanden aus : 3 französischen 127gen Kartuschwagen ,
1 französischen 10gen Granatwagen , 2 französischen Pat ronenwagen , 10 englischen 2 französischen Wagen zu Pulver und Blei, 1 französischen Schanzzeugwagen,
1 preussischen Trainwagen , 1 französischen Feldschmiede, 3- 67gen französischen 1-12@gen französischen
Vorrathslaffeten,
27gen preussischen und ihre Qualität glich der der Fahrzeuge bei der Colonne No. 15. Dasselbe gilt auch von den aus dem Artillerie -Depot entnommenen und aptirten französischen Geschirren. An Munition führte die Colonne No. 16 :
1) Der Schanzzeug- , der Trainwagen, die Feldschmiede, die 6gen und 78gen Vorrathslaffeten waren mit 4, alle anderen Fahrzeuge mit 6 Pferden bespannt; ausserdem hatte die Kolonne zum Vorrath 4 Trainsoldaten und 8 Pferde , 2 Knechte und 3 Pferde für Officiere, 1 Packknecht, 1 Packferd und 5 Klepper.
183
201-128ge Kugelschüsse, 48-128ge Kartätschschüsse, 36-107ge Granaten , 10-10ge Kartätschen , 2-107ge Brandkugeln , 2-107ge Leuchtkugeln , nebst der entsprechenden Anzahl Kartuschen und den erforderlichen Zündungen ; 260,800 Flinten-
14,000 Karabiner43,800 Pistolen-
Patronen,
nebst den nöthigen Steinen ; 27 Centner Blei, 9 Centner F. Pulver. Geschützzubehör , Vorrathssachen etc. lieferte
das Artillerie-
Depot in vorgeschriebener Zahl und genügender Güte. Rücksichtlich der Bekleidung und Bewaffnung der Artilleristen und Trainsoldaten , kann auf das über diese Gegenstände bei der Parkcolonne No. 15 Gesagte verwiesen werden ; auf dem Marsche nach Frankreich erhielt die Colonne einiges Schuhwerk als Ersatz und eine Aushülfe an grossen Montirungsstücken , welche jedoch ihren Bedarf nicht deckte. Während des Aufenthalts in und bei Erfurt war der Commandeur bemüht, die Mannschaft auf ihre Bestimmung so weit vorzubereiten , als es die von ihr auszuführenden Arbeiten gestatteten. Nachdem er von dem Militair- Gouvernement in Halberstadt 200 Friedrichsdor erhalten hatte ,
marschirte die Colonne am 8. Sep-
tember zur Vereinigung mit ihrem Armeecorps nach Frankreich ab, folgte in der Entfernung eines Tagemarsches der Parkcolonne No. 15 auf derselben Etappenstrasse , trat einen Tag später als diese den Rückmarsch an und traf demgemäss am 19. November wieder bei Erfurt ein , wo sie das Dorf Wandersleben als Standquartier angewiesen erhielt. Der Seconde - Lieutenant Bethge hatte auf dem Rückmarsche, in der Gegend von Giessen, das Commando der Colonne übernommen , und der Lieutenant v. Massenbach blieb als zweiter Officier bei derselben. Ueber die Ereignisse während dieses Marsches fehlen nähere Nachrichten, und es ist nur bekannt, dass die Zerbrechlichkeit der englischen Wagen auch hier mannigfache Aufenthalte herbeiführte.
Schwierigkeiten
und
Das Benehmen der Mannschaft war lobenswerth, und es fielen keine Bestrafungen vor. An Menschen verlor die Colonne nur einen Kanonier, welcher aus unbekannten Ursachen in Huy durch
184 einen niederländischen Soldaten erschossen wurde. an Pferden beschränkte Krankheiten fielen.
sich
auf wenige ,
Der Verlust
welche in Folge von
Nach dem Einrücken in Wandersleben begann sofort die Instandsetzung aller schadhaft gewordenen Ausrüstungsgegenstände . Der Befehl zur Demobilmachung der Colonne erfolgte erst im December 1815 und die Ausführung derselben , nachdem sie wie die Colonne No. 15 von dem Prinzen August von Preussen besehen worden war. Ueber die Mannschaft, die Pferde und das Material wurde wie bei der Parkcolonne No. 15 verfügt.
Fünfte Fuss- Compagnie. A.
Ihre Abstammung.
Die 5. Fuss - Compagnie der 3. Artillerie - Brigade wurde , als 2. Fuss - Compagnie derselben , im Jahre 1816 aus der 7. StammCompagnie der preussischen Artillerie - Brigade formirt , und diese nahm ihren Ursprung aus einer Compagnie des vormaligen 4. Artillerie- Regiments , welche zulezt den Capitain Kulcke zum Chef hatte. B. Ihre Geschichte .
1 ) Geschichte der Compagnie des Capitains Kulcke vom 4. Artillerie - Regiment . Sie entstand im Jahre 1797, als zu dem in Königsberg in Pr. stehenden 1. Bataillon des 4. Artillerie - Regiments ein 2. Bataillon errichtet wurde, das hierdurch aufgefrischte 4. Artillerie- Regiment den General - Major v. Lochau als Chef erhielt, ¹) und das 2. Bataillon des früheren 4. Artillerie - Regiments als 9. Bataillon fortbestehend blieb. Als diese Formation nach der Revue vollendet war , bestand, wie die vorhandenen Maass-
und Stammrollen nachweisen ,
das
1. Bataillon aus den Compagnien des General-Majors v. Lochau, des Obrist - Lieutenants v. Schönermarck , beide vom früheren 4. Regiment , des Majors Lassan ( ehemals Ordon) vom 3. Regiment, des Majors Decker vom früheren 4. Regimente und des
1) Beilage VI.
185 Capitains Ostendorf (ehemals Mincelius) vom 2. Regiment, wogegen die Compagnie des neuerrichteten 2. Bataillons den Major Kühn (später Kulcke) vom 9. Bataillon , den Capitain Zorn vom 3. Regiment ,
den Capitain Wiedekind vom 2. Regiment,
den Major Huguenin (aus dem niederländischen Dienste) als Chefs erhielten.
Die Zusammenstellung der neuerrichteten Compagnien erfolgte in geringer Zahl aus Abgaben des ehemaligen 1. und 2. (jetzt 9.) Bataillons , in grösserer aus Abgaben der 3 übrigen Regimenter, so wie durch Einstellung von Ausländern und Cantonnisten. Ueber diese giebt die Maass- und Stammrolle der Compagnie des Majors Kühn vom Jahre 1798 hinreichenden Aufschluss. Von dieser Compagnie , die wie alle neuerrichteten aus : 1 Oberfeuerwerker, 4 Feuerwerkern , 12 Corporalen, 22 Bombardieren , 134 Kanonieren, 2 Tambours und 1 Chirurgus bestand, waren 4 Avancirte Ausländer , die Uebrigen grösstentheils Ost- und Westpreussen oder Märker, sie zählten im Allgemeinen 5-25 Dienstjahre und es befanden sich unter denselben : 1 Unterofficier, welcher dem Feldzuge von 1778-79, 1 Unterofficier, welcher dem Feldzuge von 1778-79 und den Rheinfeldzügen , 1 Unterofficier, welcher dem Feldzuge von 1778-79 und dem Feldzuge in Südpreussen , 2 Unterofficiere , 5 Bombardiere , Rhein und in Südpreussen , 4 Unterofficiere , 4 Bombardiere ,
welche den Feldzügen am
welche
dem Feldzuge in
Südpreussen beigewohnt hatten. Die Kanoniere
dagegen bestanden , bis auf 24 Ausländer und 2 Schlesier , nur aus Ost- oder Westpreussen ;
36 derselben hatten bereits 8 bis 29 Jahre gedient und unter ihnen 2 den Krieg von 1778, 3 "" und die Rheinfeldzüge, 99 "" 99 6 und den Feldzug in Südpreussen , 99 5 die Rheinfeldzüge, 9 den Feldzug in Südpreussen mitgemacht ; die Uebrigen waren erst kürzlich
aus dem Kanton
eingezogen. Dem Major Kühn folgte 1799 der Capitain Dockhorn und diesem 1800 der Capitain Kulcke als Chef der Compagnie. Alle diese Officiere , von welchen die beiden ersten mit Pension ausschieden, hatten dem 7 jährigen Kriege beigewohnt. Ueber die weiteren Vorgänge bei der Compagnie ist nur aus
186 den Maass- und Stammrollen bekannt,
dass
sie von 1800-1806
5 Feuerwerker hatte , die Zahl der Kanoniere im Jahre 1800 die Etatsstärke von 150 erreichte, von 1801 bis 1803 durch 10 Uebercomplette auf 160 stieg, dass der jährliche Abgang aller Art durchschnittlich 1 Unterofficier , 1 Bombardier und 11-12 Kanoniere betrug und im Jahre 1806 nur noch 5 Feuerwerker oder Korporale , 5 Bombardiere und 9 Kanoniere bei derselben verblieben waren , welche einen oder zwei der früher genannten Feldzüge mitgemacht hatten . Nachdem in Folge der Verwickelungen mit Russland und Schweden am 7. September 1805 die Mobilmachung von 8-12% gen , 2-67gen Fuss- und 6 reitenden Batterien befohlen war, von welchen jedoch keine aus Königsberg entnommen wurde , erging bereits am 29. dieses Monats der Befehl zur allgemeinen Mobilmachung , die in 2 Absätzen ausgeführt werden sollte. Bei dem Regimente wurden demgemäss zur ersten Mobil-
4. Artillerie machung :
die 12 gen reitenden Batterien No. 31 , 32 , 37, 38, 39,
33 , 34 , 35, 36 ,
reitenden Batterien No. 6, 7, 8, 13, Handwerks -Colonne No. 7, Brücken- Colonnen No. 4, das fliegende Pferde - Depot No. 7 und 60 Pontons ; zur zweiten Mobilmachung : die 67gen Reserve- Batterien No. 7 und 8,1) ,, 7ge Haubitz - Batterie No. 4, "" "" "" 22
Train- Colonnen²) No. 21 , 22 , 23, 24, 25 , 26, Brandgeschoss - Colonne No. 8, Laboratorien - Colonnen No. 7 und 8, Handwerks -Colonne No. 8,
das fliegende Pferde- Depot No. 8 und das stehende No. 4, bestimmt. Bei dieser von dem General - Major v. Hartmann geleiteten Mobilmachung besetzte die Compagnie des Capitains Kulcke , unter dessen Commando die 127ge Batterie No. 37 , welcher die Seconde-Lieutenants Haak und Storch , und unter dem Commando des Seconde - Lieutenants Wedeking die Train - Colonne No. 25, welcher der Seconde-Lieutenant Blesky zugetheilt waren.
1) Jede derselben bestand aus 12 Kanonen , wurde aber während der Feldzüge von 1806/7 in Preussen auf 8 Piecen reducirt. 2) Damalige Benennung für die Munitions- Colonnen .
--
187
Die Compagnie stellte dabei nach einer noch vorhandenen Vertheilungsliste : Zur 127gen Batterie No. 37-117 "" Train-Colonne No. 25-58 ausserdem aber : Avancirte , Spielleute zur Haubitz - Batterie No. 4-72) und Gemeine. "" Brandgeschoss - Colonne No. 2-1 "" Laboratorien- Colonne No. 8-6
als Regiments - Artilleristen 9 Die Etats - Stärken aber betrugen : für
die 12 uge
schwere
Batterie :
1 Batterie - Commandeur,
2 Seconde-Lieutenants, 2 Feuerwerker, 6 Corporale, 11 Bombardiere ,
97 Kanoniere (einschliesslich 10 Uebercomplette),
1 Tambour , 1 Chirurgus , 1 Wagenbauer , 2 Wagenmeister, 4 Schirrmeister , 1 Reitschmiedegeselle , 2 Sattlergesellen, 1 Train -Chirurgus, 68 Knechte und 173 Pferde ; für die Park- Colonne : 2 Seconde- Lieutenants (einer als Commandeur), 4 Corporale, 8 Bombardiere , 58 Kanoniere ,
1 Tambour ,
1 Wagenbauer ,
1 Wagenmeister , 6 Schirrmeister , 2 Reitschmiedegesellen , 1 Sattlergeselle, 1 Train- Chirurgus, 93 Knechte und 267 Pferde. Im Vergleich mit den obigen Angaben hat sonach die TrainColonne No. 25 den für sie festgesetzten Etat an Artilleristen nicht erreicht . Die Mobilmachung , welche etwas umständlich und langsam betrieben wurde, 2 ) kam jedoch nicht im ganzen Umfange zu Stande, es wurden von derselben bald die 12 @gen Batterien No. 35, 38, 39 und nach einem Befehl vom 28. October auch die Train - Colonnen No. 22 , 23 , 24 und 25 sowie die Brandgeschoss - Colonne No. 2 ausgeschlossen und da die Aussicht zum Kriege wieder schwand , so erfolgte schon gegen Ende des Octobers der Befehl zur Demobilmachung
des
grössten Theils
der Artillerie
in Preussen ,
welche aber bei der 127gen Batterie No. 37, da sie noch zur Disposition des die südpreussischen Truppen commandirenden General-Lieutenants v. Köhler verblieb, erst am 30. November eintrat.
Die Knechte wurden entlassen und die Pferde verkauft ; die
Artilleriemannschaft blieb jedoch noch eine Zeit lang auf dem Feldetat.
¹) Die Mannschaft der Haubitz -Batterien wurde aus Abgaben aller Compagnien zusammengesetzt. 2) Da das Zeug zum Unterfutter der Röcke für die Knechte etwas mehr kosten sollte, als die Etatspreise feststellten, so wurde die Bekleidung jener Knechte ausgesetzt und beim Ober-Kriegs- Collegio angefragt, worauf dieses sich ziemlich scharf ausliess.
188 Es hatten schon in diesem Jahre Strand - Commando's bestanden , zu welchen alle Compagnien des Regiments beitrugen ; am 24. Mai 1806 wurden indessen auf Requisition des Generals - Majors v. Schöning , zur Sicherung Memels gegen Angriffe von der See her , 6-12 ge Kanonen , 2-10 %ge Haubitzen , 8 Kartusch- und 4 Granatwagen , zur 12ugen Batterie No. 37 gehörend , mit Vorgespann dahin gesendet, und unter dem Capitain Kulcke durch ein Commando seiner Compagnie , bestehend aus den SecondeLieutenants Humbert und Leitner , 2 Feuerwerkern , 6 Corporalen, 12 Bombardieren, 1 Tambour, 68 Kanonieren und 1 Chirurgus begleitet. In Memel befand sich bereits
eine halbe Batterie , und der
Major v. Oppen erhielt den Befehl über beide Abtheilungen . Die 12ge Batterie muss aber bald wieder zurückgekehrt sein , da man sich in Preussen schon im Monat Juli mit den in Aussicht stehenden Rüstungen beschäftigte, und als am 9. August 1806 die Allerhöchste Cabinets - Ordre wegen der Mobilmachung des grössten Theils der Armee erfolgte, befahl der General- Major v. Hartmann das Retablissement der Batterien und Colonnen, wenngleich ,,mit möglichster ménage," vorzunehmen . Die Mobilmachung
der letzten Truppen in Preussen wurde
wieder in eine erste und zweite getheilt. Der Befehl zu jener traf am 6. October und der zu dieser am 22. desselben Monats ein. In Königsberg gehörten : zur ersten Mobilmachung unter dem General - Major v. Hartmann : die 12gen Batterien No. 34 , 35 , 37 und 39¹) die 67ge Reserve - Batterie No. 8, die 77ge Haubitz - Batterie No. 4, die reitenden Batterien No. 7 und 13,2) die BrückenColonne No. 4 , die Handwerks - Colonne No. 7 und das fliegende Pferde - Depot No. 7. Zur zweiten Mobilmachung unter dem Oberst v. Hertig : die Train-Colonnen No. 22, 23, 24 und 25, die Laboratorien- Colonne No. 8, die Handwerks - Colonne No. 8, das fliegende Pferde- Depot No. 8 und 75 Reserve-Knechte. Die Compagnie des Capitains Kulcke besetzte wieder unter dem Commando desselben die 12ge Batterie No. 37, welcher die Lieutenants Humbert und Leisnig angehörten ; unter dem Com-
1) Die 128gen Batterien No. 32, 33 und 36, die 67ge Reserve-Batterie No. 7, sowie die Train-Colonnen No. 21 und 26 waren in Glogau demobil gemacht worden und das Material derselben verblieb dort. 2) Die reitenden Batterien No. 6 und 8 waren schon früher mobil gemacht.
189 . mando
des
Seconde - Lieutenants
Schwarz
die Train - Colonne
No. 25, welcher noch der Seconde - Lieutenant Wothilenius zugetheilt war, und stellte auch Commandirte zu anderen Abtheilungen , deren Uebereinstimmung mit den nachgewiesen werden kann .
angegebenen
aber nicht
Zur Bildung des Stammes für das Depot des Regiments sollte jede Compagnie 1 Unterofficier , 1 Bombardier und 6 Kanoniere abgeben. Ueber den Zustand der einzelnen Elemente , aus welchen die 12age Batterie No. 37 zusammengesetzt wurde , sind zwar keine Nachrichten von Augenzeugen mehr vorhanden , es lässt sich jedoch aus bekannten Verhältnissen schliessen.
einigermaassen auf denselben .
Die Geschütze und Fahrzeuge waren von damaliger preussischer Construction , mit hölzernen Achsen versehen , schwerfällig, mangelhaft gearbeitet und hatten zum Theil durch lange Aufbewahrung gelitten . ') Die Geschirre, gleich mangelhaft construirt , aus schlechtem Leder gefertigt und mit dünnen Zugsträngen ausgestattet , waren nicht minder verlegen.
Unter den übrigen Ausrüstungs - Gegen-
ständen fand sich viel Ueberflüssiges , wogegen manches Nöthige fehlte, und die Beschaffenheit der Stallsachen soll schlecht gewesen sein. Die Herbeischaffung brauchbarer Artillerie-Zugpferde aus der Provinz hatte schon bei der Mobilmachung im vergangenen Jahre Schwierigkeiten gehabt, weshalb der zur Förderung der Rüstungen dahin gesendete Minister v. Schrötter , unter Berufung auf die kleinen Zugpferde der russischen Artillerie , Vorderpferden unter der Grösse von 4' 10 "
die Annahme von in Antrag brachte.
Dies wurde zwar für die Batterie abgelehnt , da aber die für die Artillerie-Zugpferde festgesetze Vergütigung nur 50 Thlr. in Golde betrug, und die Art ihrer Abnahme mangelhaft war , so bestanden die Bespannungen der Batterien aus gewöhnlichen 4 ' 10 " bis 5′ 2 " grossen , oft sehr schwachen oder abgetriebenen Landpferden.²) Den Dienst bei der Bespannung versahen rohe , vom Lande
¹) Die in Glogau demobil gemachten 128gen Batterien aus Königsberg hielten wegen der Reparaturen, welche die Fahrzeuge bedurften , ihre Mobilmachung im Jahre 1806 sehr auf, obgleich sie nur bis nach Sachsen gelangt und nach der Demobilmachung von 1805, aus übelverstandener Sparsamkeit allerdings nur leicht, retablirt worden waren . 2) Der Erlös bei der Demobilmachung von 1805 betrug bei einigen Abtheilungen nur zwischen 5 und 6 Rthlr. pro Pferd, was indessen verschiedene Ursachen gehabt haben kann, da er bei den meisten die Hälfte des Einkaufspreises erreichte.
190
-
ausgehobene und zum Theil nichtdeutsche Knechte , welche, dürftig bekleidet und schlecht behandelt , unter der Aufsicht halbinvalider Cavallerie - Unterofficiere - sogenannter Schirrmeister - standen , über deren Unzuverlässigkeit worden war .
schon im Jahre 1805
sehr geklagt
Die Artillerie - Mannschaft endlich bestand zwar aus tüchtigen . in der mechanischen Bedienung ihres Geschützes befriedigend ausgebildeten Soldaten , war aber nur unvollkommen auf den Felddienst vorbereitet. In welchem Maasse diese Einrichtungen und Zustände bei den von der Compagnie von Kulcke besetzten Abtheilungen einwirkten , lässt sich nicht leicht bestimmen , es steht aber thatsächlich fest , dass , obgleich die Mobilmachung von 1805 eine nützliche Vorbereitung gewährt hatte, und namentlich die Wiedereinberufung der damals entlassenen Knechte das Geschäft sehr erleichterte , dennoch die Fussbatterien den für eine Mobilmachung zugestandenen Zeitraum von 14 Tagen bis 3 Wochen überschritten , und erst im Anfange des Monats November marschfertig waren.¹) Als nach den Unfällen an der Saale die schnelle Uebergabe von Magdeburg , Stettin und Küstrin dem Feinde das Vordringen gegen die Weichsel gestattete, brachen die nachträglich mobil gemachten Regimenter der ost- und südpreussischen Inspection am Ende des Monats aus ihren Garnisonen nach jenem Flusse auf, hinter welchem sich in den ersten Tagen des Monats November ein Theil derselben concentrirte. Die in Königsberg ausgerüsteteu Fuss - Batterien folgten ihnen um diese Zeit nach , und befanden sich : am 10. November in weitläufigen Cantonnirungen zwischen Saalfeld und Gilgenburg, die 128ge Batterie No. 37 in Nosswitz und Gross-Karnitten, am 12. November in Quartieren nördlich und südlich von Saalfeld , die 127ge Batterie No. 37 in Mitteldorf, am 17. November,, mit Ausnahme der nach Danzig entsendeten 78gen Haubitz- Batterie No. 4, südlich von Saalfeld, zwischen dem Geserich- Röthlof- und Drevenz - See, die 127ge Batterie No. 37 in Gross - Hanswalde . Dieser schnell aufeinanderfolgende Quartier - Wechsel mag theils durch das Commando der Artillerie beantragt, theils durch die allgemeinen Truppen - Dislocirungen veranlasst worden sein , da am 16. das Gros des preussischen Corps, welches die Weichsel zwischen
1) Die reitenden Batterien No. 7 und 13 marschirten bereits am 12. October aus.
191 Plotzk und Danzig beobachtete , nach der Gegend von Osterode zurückgenommen wurde. Die der Artilllerie zugehörigen Trains waren nach Beendigung
ihrer Mobilmachung in die Gegend von Braunsberg verlegt worden, und die Colonne No. 25 des Lieutenants Schwarz befand sich gegen Ende des Novembers in Parlak. Die preussische Armee des Generals v. Bennigsen , welche aus 4 Divisionen bestand , hatte im Anfange des Novembers die preussische Grenze überschritten und sich gegen das Ende dieses Monats in ihren Haupttheilen so gegen die Weichsel aufgestellt , dass die 6. Division bei Praga, die 2. bei Plunsk, die 4. bei Pultusk und die 3. bei Przasnic standen. Die Armee des Generals Bux-
höwden , aus der 5., 7. , 8. und war um diese Zeit noch zurück.
14.
Division
zusammengesetzt,
Da der General v. Bennigsen auf die Ueberweisung einiger preussischen Batterien angetragen hatte , so wurden hierzu unter dem Major v. Huguenin ,
die 128ge Batterie No. 37 No. 39 22 "" وو وو
(Capitain Kulcke) , (Capitain Braatz ),
67ge Reserve- Batterie No. 8 deking ),
( Premier-Lieutenant We-
99 Train - Colonne No. 25 (Seconde- Lieutenant Schwarz ), das fliegende Pferde - Depot No. 8. ( Seconde - Lieutenant Jänicke ), bestimmt ,
welche
am 29. den Befehl
zum
Marsch nach No-
wogrod erhielten, denselben mit einer Bedeckung von 100 Mann Infanterie¹) am 30. antraten , und in gewöhnlichen Etappenmärschen so ausführten, dass die Batterie aus ihren Quartieren bei Saalfeld über Liebemühl, Osterode, Willenberg und Myszyniec am 5. December Nowogrod erreichten , hier auf einer russischen Brücke von Leinwand-Pontons den Narew passirten und 4 bis 2 Meile südlich desselben Cantonnirungen bezogen ; die Train - Colonne nebst dem Pferde-Depot aber gelangten aus Parlak und Elditten über Liebstadt, Allenstein, Wittenberg und Myszyniec am 10. nach Nowogrod und rückten in Cantonnirungen bei Lomza. Als die preussischen Artillerie- Abtheilungen diesen Marsch begonnen hatten , trat die russische Armee des Generals v. Bennigsen , aus Besorgniss vor dem Uebergange der Franzosen über die Weichsel, am 1. December den Rückzug gegen Ostro-
1) Diese Infanterie scheint auch bis zum Rückzuge nach Königsberg bei denselben verblieben zu sein, da sich in der Affaire von Bergfried noch 30 Mann bei der Batterie von Kulcke befunden haben sollen.
192 lenka an , erhielt jedoch schon am 4. den Befehl , in die früheren Stellungen zurückzukehren ; da aber jene schon die Weichsel bei hatten ,
Praga überschritten und sich hier beträchtlich verstärkt so stellte diese das beabsichtigte Vorrücken wieder ein.
Der General v. Bennigsen beschränkte sich auf die Festhaltung der Wkra und Narew, undliess seine Truppen bis zum 18. die hiernach gewählten Stellungen einnehmen . Von der Armee des Generals Buxhöwden ,
welche am 9.
December Wysoki , Masowieckie erreicht hatte, befanden sich 3 Divisionen auf dem rechten Narew- Ufer um Ostrolenka, während eine (die 14. ) zur Vertheidigung der Buglinie zurückgeblieben war. Gleichzeitig mit der Armee des Generals v. Bennigsen und auf dessen Befehl hatte auch das preussische Corps unter dem General v. L'Estocq die Weichsel verlassen und da es nicht ausführbar war, den Franzosen die von ihnen stark besetzte Stadt Thorn wieder zu entreissen , sich hinter die Drevenz zurückgezogen. Folge
dieser Umstände wurde
Weichsel auch
bei Thorn,
es
In
den Franzosen möglich , die
Plock und Zakroczyn
ohne Wider-
stand zu überschreiten und dem Angriff zuvorzukommen, welchen der am 21. bei der russischen Armee eingetroffene
Befehlshaber
Feldmarschall Kaminskoy beabsichtigt zu haben scheint. Durch fortificatorische Anlagen und geschickt benutzte Terrain- Vortheile begünstigt, gelang es ihnen in der Nacht zum 24. den Uebergang über die Wkra, an ihrer Ausmündung in den Narew, sowie im Laufe des Tages bei Kolozomb, zu erzwingen und bei ihrer Ueberlegenheit für die getheilten Streitkräfte der Russen sehr nachtheilige Verhältnisse herbeizuführen . Nach grossen Anstrengungen und nicht ohne namhafte Ver-
luste an Menschen und Material, welche hauptsächlich durch den aufgeweichten Boden veranlasst wurden, fand sich indessen die Hauptmasse der Armee des Generals v. Bennigsen in der Nacht zum 25. bei Strzegocin zusammen , während nur ein Theil derselben nach Golymin auswich, wo er sich mit der hier eingetroffenen Die 7. Division ¹ ) der Buxhöwden'schen Armee vereinigte. Truppen bei Strzegocin setzten sich nach kurzer Ruhe am Morgen des 25. gegen Pultusk in Marsch, und da der Feldmarschall Kaminskoy wegen körperlicher Hinfälligkeit die Armee verliess, so entschloss sich der General von Bennigsen , die Schlacht anzunehmen . Für diesen Entschluss war es überaus günstig, dass Napoleon , den Rückzug der russischen Armee auf Golymin vor-
1) Sie war nebst der fünften Division nach einem früheren Befehl des Feldmarschalls Kaminskoy von Ostrolenka im Anzuge.
---
193
aussetzend, nur das 5. Corps mit der Dragoner -Division Becker auf Pultusk dirigirte , von welchen jenes am Abend des 25. bis Zbroszky und Winika gelangte. Die Spitzen der französischen Cavallerie trafen zwar am Mittage zur Recognoscirung vor Pultusk ein, als kaum die ersten russischen Truppen von Strzegocin her angelangt waren, sie wurden aber durch die Cavallerie des Generals Baggchuffwudt , der sich von Segrz dahin gezogen hatte, angegriffen , und wichen nach einem unbedeutenden Scharmützel his Skarzyce zurück. Unter diesen Verhältnissen befanden sich die preussischen Batterien am 25. December in Plocochowo, ohne dass man nachweisen kann, wann sie von Nowogrod herangekommen und wie weit sie der Armee gegen die Wkra nachgerückt waren . Sie traten indessen sofort den weiteren Rückzug an , bei welchem die Batterie des Capitains Kulcke das Unglück hatte , 1-12 ge Kanone, 1--10ge Vorrathslaffete, 1 Granat- und 1 Kartusch- Wagen stehen lassen zu müssen , deren Verlust der genannte Officier , als er wegen desselben nach beendetem Kriege zur Verantwortung gezogen wurde, ¹) durch die nachstehende Darlegung der stattgehabten Umstände aufklärte. Am 25. December 1806 Morgens um 1/26 Uhr erhielten die Batterien des Capitains v. Braatz , des Premier - Lieutenants Wedeking und die meinige vom verabschiedeten Major v. Huguenin den Befehl, mit Tagesanbruch sich in Marsch nach Pultusk zu setzen, wohin sie eine gute halbe Meile zurückzulegen hatten. Dieser Befehl wurde ohne Zeitverlust befolgt . Die Wege waren sumpfig und fast grundlos . Der Lieutenant Wedeking , so wie ich wählten die Hauptstrasse, die wir zum Fortkommen noch für die beste hielten ; kaum aber hatten wir die Hälfte des Weges zurückgelegt, so sanken uns die Fahrzeuge, eins nach dem anderen , bis an die Achsen und tiefer ein ; auch die Pferde, so dass sie gar nicht anziehen konnten und mit Mühe herausgebracht werden mussten.
Durch alle nur mögliche angewendete Mittel auch die
Fahrzeuge herauszuarbeiten , gelang es zwar, aber kaum war eins heraus, so sank es wieder oder ein anderes noch tiefer ein ; besonders meine schwere Batterie. So dauerte es auf einer Distance von ungfähr 1000 bis 1200 Schritt fort. Von den Fahrzeugen, die glücklich durch waren , wurden die Pferde , die alle aus Mangel an Zeit vorm Abmarsche nur wenig gefuttert waren ,
zur Hälfte
1) Durch die von Sr. Majestät dem Könige bei jedem Truppentheile niedergesetzte Commission , zur Untersuchung der gegen einzelne Officiere desselben vorliegenden Beschuldigungen. 3. Art.-Brig. 13
194 zurückgebracht, an Schlepp- und andere Taue, die nur zu erübrigen waren, gelegt. Auch die Mannschaft musste jedesmal wieder umkehren, um mehrere anstellen zu können ; diese armen Leute steckten mehrentheils bis an die Hüften im Koth, und so geschah alles, was sich möglicherweise thun liess , um die Batterie durchzubringen . Von den Officiers , die bei derselben standen, hatte der Lieutenant Leisner besondere Aufträge vom Major Huguenin erhalten. Dem Lieutenant Humbert , sowie auch dem grössten Theil der Unterofficiere und Gemeinen bin ich das Zeugniss schuldig, dass sie alles thaten, was in ihren Kräften stand.
Mein Missge-
schick vergrösserte sich, als auch nun russische Bagage zwischen die Batterien kam und sehr hinderlich wurde. Von diesen leichten Wagen blieben viele stecken und wurden nur die Pferde gerettet. In dieser verzweifelten Lage sah ich nur erst darauf, die Geschütze herauszubringen und fortzuschaffen. Ungefähr gegen 211 Uhr gegen Mittag hörten wir die ersten Schüsse hinter uns . Die letzten Kräfte wurden angestrengt und es glückte noch mit einigen Wagen sie herauszubringen . Die Kosaken wurden immer mehr
vom Feinde
zurückge-
drängt , die russisch - kaiserlichen Truppen waren vor uns aufmarschirt, ihre leichten Batterien standen abgeprotzt , der Feind kam ihnen auf den Schuss und so wurden wir genöthigt, erstgedachte Fahrzeuge stehen zu lassen und zurück zu eilen .
mit den ausgespannten Pferden
Dass der Hauptmann v. Braatz von seinen 12 gen Batterien nichts verloren hat , kam wahrscheinlich daher , dass er gewagt hatte, einen Nebenweg zu marschiren , zu dem ein Einwohner von Plotzissowo¹ ), wo wir im Quartier gestanden hatten , rieth ; nach meinen Nachrichten ist auch er in Gefahr gewesen, zwei Kanons zu verlieren . Der Premier - Lieutenant Wedeking marschirte
mit seiner
67gen Batterie vor mir ; da seine Geschütze leichter waren als die meinigen und daher nicht so eindringen konnten, so war er auch um so weniger in Gefahr, welche stecken zu lassen . Ueberdem hatte ich auch dadurch den Nachtheil, dass die Strasse immer mehr verdorben und die Löcher immer tiefer geworden waren." So weit der Bericht des Capitains Kulcke ; da aber schon erwähnt ist , dass der gegen Pultusk vorgedrungene Feind , auf welchen sich derselbe bezieht, nur eine Recognoscirung bezweckte und bald bis Skarzyce zurückging, so muss angenommen werden, dass ein späteres Nachholen der stehen gebliebenen Fahrzeuge aus
1) Nach der Sotzmann'schen Karte : Plocochow.
-
195
anderen Gründen unmöglich wurde, weil die Untersuchungs -Commission dem Capitain Kulcke keine beimass .
Schuld
an dem Verluste
Wahrscheinlich marschirten die preussischen Batterien noch am 25. über Pultusk hinaus , sie gingen dann, wie aus den Angaben des Lieutenants Leisnig gefolgert werden muss¹), über Rozan und Ostrolenka nach Lomza , passirten hierauf aber am 3. Januar bei Nowogrod wieder den Narew und schlossen sich der 5. und 7. Division der Buxhöwden'schen Armee an. Die TrainColonne No. 25 nebst dem fliegenden Pferde - Depot dürften denselben Weg eingeschlagen haben . Am 27. früh brach die Armee
des Generals v. Bennigsen
von Pultusk nach Ostrolenka auf, passirte hier den Narew und setzte ihren Rückzug auf dem linken Ufer desselben mit der 8. und 14. Division der Armee des Generals Buxhöwden fort, deren beide anderen Divisionen sich , wie eben gesagt, auf dem rechten Ufer befanden. Man beschloss
hier, beide Armeen zwischen, dem Spirding-
und Löwentin-See zu vereinigen, und in Verbindung mit dem preussischen Corps, welches sich nach dem Gefechte bei Soldau auf Angerburg zurückgezogen hatte, die Offensive zu ergreifen ; da aber bei Nowogrod die durch den Eisgang zerstörte Brücke über den Narew nicht wieder hergestellt werden konnte, so trat der General v. Bennigsen am 6. Januar den Marsch gegen Tykoczyn an, passirte, nach Zurücklassung der 6. Division in Goniondz , bei diesem Orte am 12. die schwache Eisdecke des Bobr und stiess am 14. Januar bei Bialla zur 5. und 7. Division der Buxtöwden'schen Armee , die über Kolno dahin gelangt waren . Von hier aus begann am 15. Januar unter dem für die Schlacht bei Pultusk zum Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte ernannten General v. Bennigsen die bereits erwähnte Angriffsbewegung, welche das Gros der russischen Armee in der Richtung über Arys , Rhein , Rössel , Heilsberg und Liebstadt am 27. bis Mohrungen führte. Hierauf wurde in den letzten Tagen des Januar die 5., 7. und 8. Division zwischen Mohrungen und PreussischHolland , die 4. bei Guttstadt aufgestellt, und die 13. und 14. war auf dem Marsche nach Seeburg begriffen , als die Annäherung der aus ihren Winterquartieren aufgebrochenen Franzosen am 2. Januar die Zusammenziehung der Russen bei Jonkowo veranlasste.
Das
preussische Corps, welches sich am 31. Januar bei Freystadt be-
1) Systematische Darstellung zu einer neuen Kriegslehre etc. , in welcher Manches über die Schicksale und Leistungen der Batterie aufgeführt wird. 13*
196 fand, sollte suchen.
über
Osterode
die
Vereinigung
mit
den
letzteren
Um die linke Flanke der Aufstellung bei Jonkowo zu sichern , blieb die von Seeburg dahin im Marsch begriffene 14. Division mit den 3 preussischen
Batterien an dem Alle - Uebergange bei
Bergfried zurück, und diese Truppen wurden in der Art verwendet, dass 4 Bataillons zunächst das Defilee vertheidigen sollten, ein Bataillon das auf dem rechten Ufer gelegene Bergfried besetzte, die preussische Artillerie aus einer Stellung auf den linken Thalhöhen das Dorf flankirte, sowie den Zugang zur Brücke beherrschte, der Rest der Division aber in Reserve blieb. Am 3. Februar um 3 Uhr Nachmittags erschien die Division Leval des 4. französischen. Corps vor Bergfried , stellte zwei Batterien den preussischen gegenüber, eine 3. links von Bergfried zum Enfiliren des Defilees auf und griff mit einem Regimente das Dorf an, in welches dasselbe eindrang, aber durch das Feuer der Artillerie und den Widerstand der Infanterie wieder zurückgeworfen wurde ; ebenso wenig glückte der Versuch, die Alle unterhalb des Dorfes von 2 Bataillons durchfurthen zu lassen .
Bei einem zweiten Angriff musste Berg-
fried geräumt und die Besatzung auf das linke Ufer zurückgezogen werden , das Kartätschfeuer der Artillerie hinderte jedoch den Feind am unmittelbaren Nachfolgen .
Der letztere setzte nun
den Angriff fort; und drang auch endlich über die Brücke vor , so dass die Geschütze einen Augenblick zurück gezogen werden mussten , wurde indessen nach einem hartnäckigen Kampfe durch die 14. Division über das Defilee wieder zurückgeworfen . Die 128ge Batterie No. 37 unterstützte die Vertheidigung dieses Difilees durch ihr Feuer von einer auf dem linken Flügel der Stellung befindlichen Höhe, auf welcher sie, als das Gefecht mit der eintretenden Dunkelheit endete, bis Mitternacht, blieb, und folgte dann mit den beiden anderen
Batterien
der 14. Division
nach Wolfsdorf, wohin das Gros der russischen Armee, durch die Bewegung der französischen zum Aufgeben der Stellung bei Jonkowo genöthigt, in der Nacht zum 4. Februar abmarschirt war. Der General von Bennigsen setzte in den folgenden
Nächten seinen Rückzug gegen Landsberg fort, und erreichte am 7. Morgens Preussisch- Eylau, wo er eine Schlacht anzunehmen beschloss. Das preussische Corps des Generals L'Estocq , welches nach sehr anstrengenden Märschen und nicht unbeträchtlichen Verlusten an diesem Tage bei Rossitten eintraf, sollte bereit sein, die Strasse nach Königsberg zu gewinnen und sich den Russen bei Preussisch-Eylau anzuschliessen . Zu Wolfsdorf gingen die preussischen
Batterien
mit
der
197 schweren Artillerie der Armee , zur Erleichterung des Marsches derselben, bis Arendsdorf voran, von wo aus die ersteren für sich über Wormditt und Mehlsack nach Kreuzburg dirigirt wurden, was in der anfänglichen Absicht des Generals v. Bennigsen , die russische Armee bei Altenburg zurückzunehmen und dem preussischen Corps die Vertheidigung von Königsberg zu überlassen , geschehen sein mag. In den am 6. vor Zinten genommenen Marschquartieren traf jedoch die Benachrichtigung ein, dass die preussischen Batterien zur Theilnahme an der bevorstehenden Schlacht bestimmt seien, und am folgenden Tage über Kreuzburg gegen Eylau so weit marschiren sollten , dass sie diesen Ort in zwei Stunden erreichen könnten. Der Capitain Kulcke , als der älteste Officier bei denselben, ¹) ertheilte auch sofort die entsprechenden Befehle , in Folge welcher die 12uge Batterie No. 37 und die 6ge Batterie No. 8 am 7. um 7 Uhr Abends Kreuzburg passirten, und noch in die Nähe von Althoff gelangt sein müssen , wo sie, in Verbindung mit den russischen Truppen die Nacht hindurch bivouakirten.³) Der Capitain v. Braatz gerieth, durch mancherlei Zufälligkeiten vom richtigen Wege abgeleitet, auf die Strasse nach Königsberg, und seine Batterie machte die Schlacht bei Eylau nicht mit. Ueber die den Batterien beigegebene Train - Colonne Nr. 25 sind zwar aus dieser Zeit keine bestimmten Nachrichten vorhanden, es ist aber mit ziemlicher Gewissheit anzunehmen, dass sie jenen von Zinten voranging, und mit den preussischen Trains über Glaudinen und Liepnicken hinter den Frisching nach Gieskeim gesendet wurde. Da das L'Estoc q'sche Corps zu dem ihm vorgeschriebenen Marsche sich erst bei Hussehnen sammeln musste, so wurden die demselben angehörenden 127gen Batterien No. 34 ( Seconde - Lieutenant Günther) und No. 35 (Capitain Arend) angewiesen , aus ihren Marschquartieren unmittelbar nach Althoff zu marschiren, wozu der Major v. Brockhausen , welcher alle hier zu vereinigenden preussischen Batterien kommandiren sollte, ³) die Richtung über Kreuzburg und Pencken einschlug. ¹) Es ist nicht zu ermitteln gewesen , wo sich der Major v. Huguenin zur Zeit befand. 2) Nach Angabe des Lieutenants Leisnig war dieser Bivouak in der Nähe eines Dorfes mit schönen herrschaftlichen Gebäuden. 3) Der Adjutant des Majors v. Brockhausen , Seconde-Lieutenant Giersberg , wurde am 7. Abends von Kreuzburg nach dem preussischen Hauptquartier geschickt, um das Eintreffen der preussischen Batterien an diesem Ort zu melden , und der General v. Bennigsen liess demselben durch den General Ostermann noch in der Nacht die für jene Batterien bestimmten Aufstellungspunkte bezeichnen . Der Lieutenant Giersberg trat hierauf sogleich den Rückweg an , traf aber schon
198 Um die Theilnahme
der
preussischen Fussbatterie in
der
Schlacht bei Eylau mit dem Verlaufe derselben in Verbindung zu bringen, werden die folgenden Angaben genügen . Bei dem Beginn des Kampfes am 8. Februar Morgens dehnte sich
die russische Stellung, in ziemlich tiefer Schlachtordnung ,
mit zurückgezogenen Flügeln von Schloditten bis gegen KleinSausgarten aus, und der linke Flügel derselben wurde durch ein Detachement unter dem General Baggchuffwudt vor dem Dorfe Sarpallen gedeckt. Ausser der auf der ganzen Linie des ersten Treffens vertheilten und der bei der Reserve befindlichen Artillerie wurde noch eine grosse Batterie von 40 Positions- und 20 leichten Geschützen Flügel,
( einschliesslich der preussischen )
eine andere von
vor dem rechten
70 Positionsgeschützen vor der Mitte,
auf etwa 700 Schritt von den Ausgängen der Stadt entfernt , und eine dritte Batterie von 40 Positionsgeschützen zwischen jener Batterie und Klein - Sausgarten , aufgestellt. Den Russen gegenüber standen die Hauptkräfte der Franzosen auf und hinter den Höhen , längs welchen die Bartensteiner Strasse hinläuft, vorwärts von Zehren bis zur Kirchhofshöhe, während die äusseren Umfassungen von Eylau an den Ausgängen nach Königsberg und Domnau nur durch die Division Legrand besetzt, links der Stadt gegen die Windmühlenhöhe die Division Leval und auf dem linken Flügel derselben die leichten Cavallerie - Brigaden Bruyeres , Guyot und Colbert aufgestellt waren. Nach dem Beginne der Schlacht brachten die Franzosen allmählich 92 Geschütze ins Feuer, von welchen 30 auf den Erhebungen zwischen der Windmühlenhöhe und der Stadt, sowie an den Ausgängen der Stadt selbst, 32 auf den Anhöhen rechts der Stadt, 24 noch etwas weiter rechts und 6 Geschütze auf dem äussersten rechten Flügel placirt wurden . Mit dem Anbruch des Tages bemerkte der General v. Bennigsen vor den Ausgängen der Stadt und vor der Windmühlenhöhe Bewegungen französischer Colonnen, und liess
deshalb
so-
gleich das Feuer der Artillerie des rechten Flügels und des Centrums gegen dieselben concentriren, wodurch die beiden Divisionen Legrand und Leval (vom 4. Corps) sehr mitgenommen wurden. Als die Division Legrand sich indessen trotz dieses heftigen Feuers zum Angriff entwickeln zu wollen schien, wurde sie durch zwei Infanterie- Regimenter in der Front und durch zwei DragonerRegimenter in der Flanke angegriffen, worauf die Franzosen nach Eylau zurükwichen und das Gefecht auf ihrem linken Flügel durch eine Kanonade unterhielten. eine Meile vom Schlachtfelde (?) auf die in Marsch begriffenen Batterien , und führte sie in die angewiesene Position . (Mittheilung des Hauptmanns Giersberg).
199 Ob die Batterien von Kulcke und Wedeking sich bereits an dieser Eröffnung des Kampfes betheiligten, lässt sich so wenig als ihre Stellung mit Bestimmtheit angeben, da die hierüber vorhandenen Nachrichten sich widersprechen ; am wahrscheinlichsten ist es aber, dass sie sich links der preussischen Batterie des rechten Flügels, zwischen den Wegen nach Königsberg und Domnau aufstellten , und dass die etwas später angekommenen 128gen Batterien No. 34 und 35 links von ihnen placirt wurden.¹) Ueber die Wirksamkeit der 127gen Batterie No. 37 , während der den Tag über fortdauernden Kanonade, lässt sich aus den Angaben des Lieutenants Leisnig entnehmen , dass es derselben gelang, mittelst einiger Generalsalven eine seitwärts der Schneidemühle placirte französische Sage Batterie zum Schweigen zu bringen und später eine reitende Batterie, welche sich ihr gegenüberstellte, bald zum Abzuge zu zwingen. Da hierbei der genannte Officier stets von 6 Kanonen spricht, so muss vorausgesetzt werden , dass der bei Pultusk stehen gebliebene 12er wieder ersetzt worden war, was sich jedoch anderweitig nicht nachweisen lässt. Nachem bis zum Abend durch die überlegene russisch - preus-
sische Artillerie des diesseitigen rechten Flügels hier alle Unternehmungen des Feindes zurück gehalten worden waren, traf der Marschall Ney mit dem rechten Corps , welches Napoleon aus der eingeschlagenen Richtung auf Kreuzburg zurückgerufen hatte, gegen 72 Uhr auf dem Schlachtfelde ein, und griff das Dorf Schloditten an , in dem sich nur die zur Bedeckung der hier untergebrachten Verwundeten bestimmten Commandos befanden . Schon bei dem Erscheinen des Feindes auf diesem Punkte hatte ein russischer Officier, angeblich auf Befehl des Generals v. Bennigsen , zwei Kanonen der 12ugen Batterie von Kulcke dahin geholt, und als der Lieutenant Leisnig mit diesen und einem ihnen folgenden Kartuschwagen am Dorfe ankam, war der Feind bereits in dasselbe eingedrungen . Er ging deshalb etwas zurück, stellte sich seitwärts von Schloditten auf und liess , als er durch den immer näher kommenden Schall von Trompeten - Signalen vor seiner Front auf eine Attacke der feindlichen Cavallerie in dieser
¹) Diese Annahme wird dadurch begründet, dass die zuletzt genannten beiden Batterien erst gegen 7 Uhr Morgens durch Penken gingen, und während des gegen 9 Uhr eingetretenen Schneetreibens in die Schlachtlinie rückten ; dass ferner der Seconde-Lieutenant v. Hastfehr , welcher bei der 128gen Batterie No. 35 stand, während der durch das Unwetter erzeugten Dunkelkeit mit 4 Geschützen von jener abkam, und sich nach wiederhergestellter Helle nahe an der russischen Batterie des Centrums dem Augereau'schen Corps gegenüber befand , gegen welches er auch gleich das Kartätschfeuer eröffnen liess . (Mittheilung des Hauptmanns Giersberg.)
200 Richtung schloss,
ein lebhaftes Kartätschfeuer
beginnen ,
durch
welches er den Feind vom weiteren Vordringen abgehalten haben will. Nachdem von demselben nichts weiter zu bemerken und der Lieutenant Leisnig von den aus dem Dorfe geworfenen Russen verlassen war, glaubte derselbe seine Stellung nicht mehr behaupten zu können, musste aber, da sein Pferd erschossen worden war und er eine Contusion am Fusse erhalten hatte, auf einen der Laffetenkasten sitzend den Rückweg bis zu den nächsten geordneten Truppen ausführen, wo er abprotzen , die Geschütze mit Kartätschen laden. liess und das Weitere erwartete. Es erfolgte indessen nicht nur kein Angriff, sondern Schloditten wurde nach einiger Zeit auch wieder genommen , worauf der Lieutnant Leisnig in der Nähe eines russischen Bivouaks auffuhr ,
an dessen Feuern man seinen
Leuten willig einen Platz einräumte ; als diese Stellung aber verlassen werden musste, brachte die Mannschaft den übrigen Theil der Nacht auf dem mit Eis bedeckten Boden ohne Feuer und ohne Lebensmittel zu . Nicht weniger als diese litten die Pferde bei der wenn auch nicht heftigen doch noch empfindlichen Kälte, da ihnen nur etwas Heu vorgeworfen werden konnte, und sie in Ermangelung des Wassers genöthigt waren, ihren Durst durch Belecken des Schnees zu stillen.
Von dem übrigen Theil der Batterie sind zwar keine
Nachrichten vorhanden , er wird indessen haben.
nicht weniger erduldet
Obgleich der Rückzug durch den General v. Bennigsen schon um 10 Uhr Abends befohlen worden war, so verzögerte sich der Abmarsch vom Schlachtfelde doch dermaassen, dass die 128ge Batterie von Kulcke , deren getrennte Theile sich wieder zusammengefunden hatten , erst am Tage Schloditten passirte ; sie marschirte hierauf mit der russischen Armee über Mühlhausen und Willenberg nach Königsberg, wo diese am 10. Februar eintraf und sich vor dem Friedländer Thore aufstellte. Die Batterie hatte , wie die des Premier- Lieutenants Wedeking , das Glück , ihr gesammtes Material fortzubringen , während die 128ge Batterie No. 34 2 Kanonen, 1 Granat- und 3 Kartuschwagen, die 127ge Batterie No. 35 1 Kanone , 1 Kartuschwagen und eine Vorrathslaffete auf dem Schlachtfelde oder in dessen Nähe zurückliessen.
Ueber die von der Batterie von Kulcke erlittenen Verluste, die Art und Menge der Munition , welche sie verbrauchte , sowie über die bemerkenswerthen Thaten einzelner Leute fehlen leider alle Nachrichten , es ist jedoch bekannt, dass für die Schlacht bei Eylau von derselben der Feuerwerker Jonas und der Unterofficier Herler , als die Würdigsten , die von des Königs - Majestät
201 jeder der Fuss - Batterien verliehenen 2 silbernen Medaillen erhalten haben. Nachdem die bisherigen Beziehungen der Batterie zu den allgemeinen Begebenheiten nachgewiesen worden sind, bleiben noch einige sie betreffende Specialitäten aus den Angaben des Lieutenants Leisnig zusammen zu tragen.¹) wahrDie Batterie, welche die meiste Zeit einer Division scheinlich der 14. -- zugetheilt war, hatte seit ihrem Eintreffen bei Nowogrod mehrere Gewaltmärsche ausgeführt, die , mit kurzer Unterbrechung zum Futtern und Kochen, Tag und Nacht fortgesetzt wurden, und war dabei sehr unregelmässig verpflegt worden , so dass man schon vor dem Eintreffen der russischen Armee in der Gegend von Liebstadt zu Fouragirungen und Requisitionen schreiten musste , um sich das Fehlende zu verschaffen . Es trat indessen bei der Batterie bis zur Schlacht von Eylau kein fühlbarer Mangel an Lebensmitteln ein, da sie durch die Fürsorge ihres Commandeurs stets ein Ohm Branntwein, so wie anfänglich einige Stück Schlachtvieh mit sich führte, und das nöthige Futter für die Pferde noch aufzufinden war , weshalb diese auch ziemlich bei Kräften blieben. Desto mehr litt aber die Mannschaft durch
den
Einfluss
der rauhen
Jahreszeit ,
gegen welche ihre
unzweckmässige und dürftige Kleidung keinen Schutz gewährte.2) Da ihr
die für
sie gefertigten Mäntel nicht zugingen , und
auch der Ersatz anderer Montirungsstücke ausblieb, so suchten die Leute sich selbst zu helfen. Es wurden deshalb nach und nach die gänzlich unbrauchbaren Schuhe und Stiefeletten mit Stiefeln vertauscht, Ueberknöpfhosen gefertigt, unter die möglichst erweiterten Röcke mehrere Kamisole angezogen , Mäntel und Ueberröcke von den verschiedensten Formen und Farben angeschafft, die Ohren durch Schlafmützen gegen das Erfrieren gesichert und die etwa verloren gegangenen Hüte durch Pelzmützen welche sich ersetzt. Trotz dieser improvisirten Schutzmittel die Besitzer durch Kauf oder Tauschhandel angeeignet haben sollen -- waren die Bivouaks für die Mannschaften um so beschwerlicher, als keine ordnungsmässige Lieferung von Lagerbedürfnissen stattfand und die Zelte der Batterie in Heilsberg , die
1) Systematische Darstellung einer neuen Kriegslehre für Infanterie, Cavallerie und Artillerie nach dem jetzigen Zeitgeist und aus dem wirklichen Kriege gefolgert. Nebst Mittheilung vieler noch unbekannter, als Augenzeuge erlebter Thatsachen aus dem Kriege in Preussen 1806 und 1807, Berlin 1812. (W. L. Leisnig.) 2) Diese bestand aus einem kleinen dreieckigen Hute, einer Montirung mit angenähten Westenschössen, einem Kamisol ohne Aermel, kurzen Beinkleidern, Stiefeletten und Schuhen ; alle Stücke sehr eng und von schlechtem Material.
202 übrige Feldequipage nebst den Kochkesseln in Guttstadt, wohin man sie gesendet hatte, dem Feinde in die Hände fielen.¹) Seitdem die Annäherung der französischen Armee das Zusammenziehen der Truppen in grösseren Massen bedingte, wurde, oft nach sehr anstrengenden Märschen beständig bivouakirt, und obgleich die Preussen ihren industriösen Bundesgenossen sehr bald die nöthigen Behelfe hierbei abgesehen hatten, so fehlten doch in den meisten Fällen Zeit und Mittel, um aus dem Erlernten Nutzen zu ziehen.
Im Uebrigen scheint es bei der Einrichtung dieser Bivouaks
ziemlich willkürlich zugegangen zu sein , da die preussischen Batterien mehrmals ihren Abmarsch nur zwischen brennenden Hütten hindurch oder über noch glimmende Wachtfeuer, von welchen sie umgeben waren, bewirken konnten .
1
Wo die Batterie von Kulcke sich während dieser Zeit befand, in welcher die russische Armee bei Königsberg, das preussische Corps aber in der Gegend von Allenburg verweilte, und ob sie sich der einen oder dem anderen auschloss, als diese dem Marsche der französischen Armee hinter die Alle und Passarge folgten, hat nicht ermittelt werden können ; es ist am wahrscheinlichsten , dass
1
sie, Behufs ihres Retablissements , wenigstens einige Zeit in oder bei Königsberg blieb,
und
unter dem Befehle
des
Majors von
Brockhausen zum L'Estocq'schen Corps stiess , bei welchem jedoch, als in der zweiten Hälfte des Monats März , das Gros desselben bei Heiligenbeil und Plauthen kantonnirte, die sämmtlichen 12agen Batterien noch fehlten. In dieser Zeit oder schon etwas früher erhielt
der Lieutenant
Königsberg mobil
Humbert das
gemachte 12 ge
Commando
Batterie No. 312)
Seconde-Lieutenant Vahrenkampf kam 128gen Batterie No. 37. Im
Monat April
standen
6 Geschütze
Brandenburg am Frisching und
über die in
zwei
an
seine
und
der
Stelle
zur
dieser Batterie bei
Geschütze
derselben
zur
Deckung des Haffstrandes gegen die feindlichen Landungen, bei Haberstrom . Am 29. dieses Monats marschirte jedoch von Brandenburg aus die zweite halbe Batterie ( damals Division genannt) unter dem Seconde-Lieutenant Vahrenkampf über Königsberg
1) Der bedeutende Abgang an Menschen , welchen in dieser Zeit namentlich die Infanterie erlitt, scheint sich auch auf die Batterie erstreckt zu haben, da, wie der Lieutenant Leisnig berichtet, jedes seiner Geschütze bei Eylau nur 5 Mann zur Bedienung hatte. 2) Diese Batterie , die 128ge Batterie No. 39 und 3 kleine Train- Colonnen wurden im Monat December 1806 mobil gemacht, marschirten nach etwa 6 Wochen in die Gegend von Insterburg und waren anfänglich für die neu errichteten Reserve-Bataillons bestimmt.
1
---
203
nach Pillau, wo sie am 2. Mai eintraf, um nebst der Hälfte der Batterie von Wedeking mit dem zum Entsatz von Danzig bestimmten Corps des Generals Kaminskoi eingeschifft zu werden. Nachdem durch die Einrichtung einer preussischen Flotille auf dem Haff die Gefahr feindlicher Landungen beseitigt worden war, scheint die erste halbe Batterie unter dem Capitain Kulcke , bei welcher noch der Lieutenant Leisnig stand , am 13. Mai bei Bladiau vereinigt worden zu sein, und rückte am 24. Mai nach Rosenberg bei Heiligenbeil, um diesen Punkt, auf welchem die Verpflegungs - Gegenstände des L'Estocq'schen Corps gelandet wurden, sichern zu helfen . Die Mannschaft, welche seit der Ankunft bei Königsberg gegen einen mässigen Gehaltsabzug mit Lebensmitteln versorgt worden war, hatte hier einen eisernen Bestand, von dem sie Gebrauch machte, wenn ein ungünstiger Wind die Ankunft der Zuführer verzögerte. Die Train- Colonne des Lieutenants Schwarz befand sich mit dem übrigen Train in Brandenburg.
Als nach dem Falle von Danzig die grossen Operationen wieder begannen deren bekannte Folgen die Schlachten von Heilsberg und Friedland , die Räumung von Königsberg und der Rückzug der verbündeten Streitkräfte hinter die Memel waren ― stand die halbe Batterie von Kulcke noch bei Rosenberg . Sie marschirte aber bereits während der Ereignisse an der Alle und Passarge am 5. oder 6. Juni nach Brandenburg, wo der Capitain Kulcke von dem Oberst -Lieutenant Decker , welcher die Trains kommandirte , den Befehl erhielt, die Geschütze am Frisching stehen zu lassen , die Mannschaft und Bespannung aber in Tengen einzuquartieren. Da es jedoch, wie der Capitain Kulcke anführt, am Tage sehr heiss und nichts zu versäumen war, so verschob er das Einrücken bis gegen Abend , hatte seine Leute untergebracht , als der Befehl eintraf, sogleich nach zu marschiren und jenseits dieser Stadt in Kraussen Pregelufer) Quartier zu nehmen. Die halbe Batterie
aber kaum Königsberg (am linken rückte hier
am folgenden Tage und am 7. und 8. wieder in Königsberg ein , wo der Capitain Kulcke , welcher erkrankt war, ¹ ) das Commando dem Lieutenant Leisnig übertrug . Ob und wie lange die halbe Batterie in Königsberg verweilte, ist nicht bekannt ; sie muss aber von dem Gouverneur der Stadt, General Lieutenant v. Rüchel , zu der von ihm angeordneten Po-
1) Er blieb in Königsberg zurück , fiel in die Gewalt der einrückenden Franzosen, durfte aber nach dem Frieden sogleich wieder eintreten, und wurde wegen ienes Zurückbleibens von jeder Schuld freigesprochen.
204 stirung am rechten Pregelufer benutzt worden sein , da sie, nach der Angabe des Lieutenants Leisnig , am Tage der Schlacht von Friedland mit russischer Cavallerie hinter der Pregelbrücke bei Wehlau aufgestellt war.¹) . Die Train- Colonne No. 25. , welche während der Waffenruhe bei Brandenburg gestanden hatte, war um diese Zeit noch in Königsberg, und
ging nach der Räumung der Stadt am 16. dem
preussischen Corps über Mehlauken nach Tilsit voran . Es lässt sich nicht bestimmen , mit welchen Truppen die halbe Batterie des Lieutenants Leisnig von Wehlau aus zurückging, da dieser Officier nur anführt, dass er nach Ueberschreitung der Memel bei Tilsit den Fluss am 19. Juni des Morgens passiren musste , um eine Stellung an der katholischen Kirche zu nehmen .
Auf diesem
Rückzuge litt die Mannschaft grossen Mangel an Lebensmitteln wogegen für die Pferde überall grünes Futter zu finden war. Nach dem Uebergange über die Memel bivouakirte das L'Estocqsche Corps hinter derselben, von Winge aufwärts, bezog indessen , da es an Brod fehlte , bald enge Kantonnirungen , und ein Theil desselben stellte sich am 20. Juni hinter der Gilge auf. Die halbe Batterie des Lieutenants Leisnig scheint von jetzt ab mit der halben 12 gen Batterie des Lieutenants Humbert 2 ) unter dem Commando des Oberst Hertig zum Artillerie - Train gehört zu haben und hinter der Russe dislocirt gewesen zu sein . Sie empfing hier für die Leute nur etwas Mehl aus dem in Schillmingken errichteten Depot von Lebensmitteln , und die Pferde mussten sich mit grünem Futter begnügen , bis nach einigen Tagen eine geordnetere Verpflegung eintrat. Als endlich der am 25. Juni abgeschlossene Waffenstillstand die Feindseligkeiten beendete, bezog das preussische Corps weite Kantonnirungen an der Gilge und Russe, von welchen die mehrerwähnte halbe Batterie das Dorf Lautschen , die Colonne des Lieutenants Schwarz aber die Orte Jündszen und
1) Dass die halbe Batterie früher als das L'Estocq'sche Corps in Königsberg einrückte , wird durch die Rechtfertigung des Kapitains Kulcke wegen seines Zurückbleibens in Königsberg , sowie durch das Zeugniss des Regiments - Arztes Rudolph , dass er ihn vom 7. oder 8. Juni an behandelt habe, erwiesen. Für die Aufstellung derselben bei Wehlau spricht der Umstand, dass das Regiment von Plötz , welches mit ihr am Haffstrande stand, sich zu derselben Zeit in Tablacken befand . Während dieser Postirung will der Lieutnant Leisnig , um mit der halben Batterie schnell eine Strecke Weges zurückzulegen, von dem Aufsitzen der Artilleristen Gebrauch gemacht haben, wobei 4 Mann auf den Handpferden, 2 Mann auf dem Geschütz und die übrigen Lente auf den Munitionswagen fortgeschafft wurden. 2) Diese Batterie No. 31 hatte zur Zeit der Räumung von Königsberg bei Holstein, am Ausflusse des Pregels in das Haff, gestanden und bei dem Abzuge einen Theil ihres Materials verloren.
J
205 Paszelischken einnahmen, in schlusse blieben.
denen
sie bis nach dem Friedens-
Ueber das Schicksal der anderen Hälfte der Batterie des Capitains Kulcke , welche bei Pillau verlassen wurde ,
spricht
sich
der Bericht des Lieutenant Vahrenkampf d. d. Lochstädt
den
12. August wie folgt aus : ,,Nach dem Befehle sollte ich mit dem Corps des russischkaiserlichen Generals Kaminskoi nach Danzig eingeschifft werden , erhielt aber von dem General Kaminskoi Befehl, in Pillau weitere Ordre abzuwarten, worauf ich mit der halben Batterie unter des Herrn Oberst von Schuler's Befehl auf die Nehrung geschickt wurde. Wie ich mit diesem Corps nach Stralsund eingeschifft werden sollte, gab mir das Gouvernement von Pillau Befehl , mit meiner Batterie den sich annähernden Feind ' ) abzuhalten und die Festung für das Stürmen zu decken. Diesem nach liess ich zwei Kanons auf die Pulverflasche oder das sogenannte Aussenwerk bringen, und da rechts vom Wasser die Pallisadirung noch nicht fertig war, wurde ein Verhau gemacht, wo ich , um ein Kreuzfeuer machen zu können , eine Haubitze und eine Kanone placirte , um die Bestürmung der Pallisaden ganz zu hindern , machte ich noch 2 leichte Kanonen mobil, die ich in der Mitte vor den Pallisaden placirte. Noch am selbigen Tage , wo dieses geschah , wollte der Feind ein Kanon rechts auf der Anhöhe des Dorfes ( Alt- Pillau) placiren, welches , wie ich von der Flasche feuern liess, sogleich demontirt wurde, welcher Fall auch links auf der Anhöhe des Dorfes mit einer feindlichen Kanone, von den rechts am Ende der Pallisaden placirten Geschützen , nach allgemeiner Sage eingetreten sein soll , und da sich feindliche Cavallerie und Infanterie im Dorfe zeigte, so liess ich einige Mal aus den kleinen Kanons mit Kartätschen hineinschiessen. strichen.
Auf solche Art wurde diese Gegend be-
Mein Verlust war 2 todte und 5 blessirte Pferde." Der Lieutenant Vahrenkampf, welcher am Schlusse des Berichts den Feuerwerker Jonas , den Unterofficier Schulz und den Kanonier Kluckert von der Compagnie Kulcke wegen ihrer Tapferkeit zu einer Belohnung vorschlägt und den guten Zustand der Pferde seiner halben Batterie sehr hervorhebt, hatte nach aufgehobener Einschliessung das Dorf Jenknitten und das Vorwerk Lochstädt belegt.
1) Nach der Besetzung von Königsberg durch die Franzosen , gingen am 17. Juni 3 Regimenter Infanterie, 1 Chasseur-Regiment und 15 Geschütze unter dem General St. Hilaire zur Blockade von Pillau ab.
206 Im Monat August rückten die mobilen Theile des vierten Artillerie- Regiments aus ihren Cantonnirungen nach Königsberg, wo am 12. die halbe 127ge Batterie des Lieutnants Leisnig , in der Stärke von 1 Officier, 2 Unterofficieren , 5 Bombardieren , 57 Kanonieren, 1 Tambour ; am 16. die halbe 128ge Batterie des Lieutenants Vahrenkampf, in der Stärke von 1 Officier, 4 Unterofficieren , 6 Bombardieren, 45 Kanonieren und im Laufe des Monats die Colonne des Lieutenants Schwarz , in der Stärke von 1
Officier,
4 Unterofficieren, 8 Bombardieren, 49 Kanonieren und 1 Tambour, ') eintrafen. Die Gesammtstärke der wieder vereinigten Compagnie des Capitains Kulcke ist jedoch hieraus nicht
zu entnehmen , da
unter der angegebenen sich auch Leute anderer Compagnien (aus dem durch Abgaben gebildeten Feld - Depot) befanden, während von jener schon Beurlaubungen stattgefunden hatten und noch eine Anzahl Artilleristen kommandirt war. Die Demobilmachung des Regiments erfolgte nach der Rückkehr in die Garnison, die Pferde wurden unentgeltlich dem Lande überlassen und viele Leute entlassen oder beurlaubt ; von der Mitte bis zum Schlusse des Jahres 1808 hatten indessen nach vorhandenen Rapporten , die Compagnien des Regiments noch eine Effectiv- Stärke von 5 Officieren, 14 Unterofficieren , 10 Bombardieren, 34 Kanonieren , 2 Spielleuten und 1 Chirurgus. Im November übernahm der Capitain Kulcke die Garnison - Artillerie - Compagnie in Pillau, nachdem er bereits seit längerer Zeit dort commandirt gewesen war. Bis dahin stellte die von ihm geführte Compagnie 2 Officiere und den grössten Theil ihrer Leute zu den Strandcommandos , welche das Regiment ) nach Memel , Eyseln , Salnidken und Pillau gab ; im Monat November aber wurde die Zahl ihrer Commandirten auf 1 Officier, 8 Avancirte, und 13 Kanoniere beschränkt. Am 8. August 1808 hatte Se. Majestät der König den Prinzen August von Preussen zum Chef der Artillerie ernannt, am 7. December erschienen die Erläuterungen zu dem genehmigten neuen Etat dieser Waffe , und mit dem Jahre 1809 begann , nach einer Instruction des Artillerie- und Ingenieur- Departements , die Formation der preussischen Artillerie- Brigade, welche den Oberst- Lieutenant v. Oppen zum Brigadier erhielt. Als Stämme für die Fuss - Artillerie derselben dienten die Compagnien des ehemaligen 4. Artillerie -Regiments sowie der Garnison -Artillerie- Kompagnien 1) Nach einem Rapport vom 30. Juni 1807 hatten : Die 1/2 Batt. des Lieut. Leisnig 4 Train -Bediente , 2 Handw., 39 Knechte, 92 Pferde. 81 Pferde. 28 . "" "" 1/2 " "" 19 Varenkamp 3 Train- Bed . , 1 212 89 7 3 " ". "" "" Colonne 99 "" "" Schwarz 2) Es wird in den Rapporten ,, Ostpreussisc - Artillerie - Regiment " genannt. hes
207 von Graudenz und Pillau, von welchen die vacante Kulcke'sche des ersteren die 7. wurde.
2) Geschichte der 7. Fuss - Compagnie der preussischen Artillerie - Brigade. Wegen des schwachen Standes der Stämme und des beträchtlichen Ausfalles bei der wieder einberufenen Mannschaft, konnten die Fuss -Compagnien der Brigade den für sie vorgeschriebenen Etat von 5 Officieren , 1 Oberfeuerwerker, 1 Feldwebel, 1 Gefreite - Corporal, 3 Feuerwerker, 1 Capitain d'Armes, 7 Corporalen , 20 Bombardieren , 96 Kanonieren , 2 Spielleuten und 1 Chirurgus nicht
so-
gleich erreichen, und mussten durch Rekruten, aus dem der letzteren angewiesenen Canton ,
vervollständigt werden ; auch die 7 .
Fuss-Compagnie , welche in Königsberg geblieben war¹ ) und im Monat April den Capitain Schmidt als Chef erhalten hatte , wurde erst im Monat Mai bis auf 1 Unterofficier und 2 Bombardiere ," complet und behielt auch im Laufe des Jahres, wegen des häufigen Abganges an Avancirten, stets einige unbesetzte Stellen.
Ueber
das Personal der Kompagnie, bei welcher um diese Zeit die SecondeLieutenants Schwarz , Blesky und Falkenberg gestanden haben sollen, giebt ihre Maass- und Stammrolle vom Jahre 1809 nachstehende Auskunft : Die Unterofficiere dienten bis auf 3 neu eingetretene , theils über 5, theils über 10 Jahre, und 11 derselben hatten den Krieg mitgemacht. Von den Bombardieren hatten nur 7, von der übrigen Mannschaft 29 über 5 Jahre, von den ersteren 6, von den letzteren 24 im Kriege gedient ; fast die Hälfte der Gemeinen bestand aus Rekruten. Der Feuerwerker Grohn2) besass die silberne Medaille neuer Art ; 7 Unterofficiere , 5 Bombardiere und 9 Kanoniere. trugen die Ehrentroddel ³) . Ausser einigen Pommern , Märkern und Ausländern unter den Avancirten hatte die Compagnie nur Ost- und Westpreussen, und im Allgemeinen grosse Leute .
1) Von den Compagnien der Brigade standen die 3 reitenden , die 2. 4. 5. 6. 8. und 9. Fuss - Compagnie ebenfalls dort, die erste Fuss- Compagnie in Pillau , die 3. in Elbing, die 10., 11. und 12. in Graudenz. 2) Es blieben von den alten Avancirten der Compagnie nur 5 Unterofficiere und 4 Bombardiere in derselben ; die anderen Avancirten erhielt sie durch Abgaben, und den Feuerwerker Grohn von der Compagnie des Capitains Arent. 3) Sie war am 17. März 1809 als Auszeichnung für diejenigen gestiftet worden, welche in allen Feldzügen ohne Tadel gegen den Feind gedient , am Tage des Friedens bei ihrer Truppe waren und sich damals noch im Dienst befanden.
208 Die Bekleidung der Mannschaft, sowie die eingeführte Bewaffnung der Gemeinen mit Gewehren, und der Avancirten mit Bajonet- Karabinern , wurden bis zum Monat Juli bewirkt. Das Exerciren mit den letzteren und die Dressur der eingestellten Rekruten gaben zunächst hinreichende Beschäftigung ; doch wurde im Laufe des Jahres noch eine Schiessübung mit Geschützen abgehalten, wozu für jede Compagnie 24 Schuss ausgeworfen waren, die Avancirten schossen mit ihren Karabinern nach der Scheibe, die FussExercir- Batterie¹) , welche die 7. Fuss - Compagnie vom Monat Juni bis zum October besetzte, nahm an den Manoeuvers mit gemischten Waffen Theil und die in Königsberg stehenden Truppen wurden von Sr. Majestät dem Könige besichtigt, vor welchem die Artillerie ein Probeschiessen ausführte.
Im Jahre 1811 kam versuchsweise ein neues Exercier- Reglement für die Artillerie zur Anwendung, welches 1812 im Druck erschien, und sich durch Einfachheit und Klarheit empfahl. Die Compagnien wurden oft und unerwartet durch die Brigadiers, die Brigaden aber in jedem Jahre durch den Prinzen August von Preussen besichtigt. Alle Bestrebungen waren auf die Kriegsbereitschaft gerichtet, und die Uebungen wurden mit eben so viel Einsicht geleitet, als mit Ausdauer durchgeführt ; wenn die Vorbereitung der Fuss - Artillerie zum Felddienst dennoch nur unvollkommen blieb , so lag dies in der Spärlichkeit der Mittel überhaupt ; vorzugweise aber in der Unzulänglichkeit der Fuss - Exercier- Batterien, deren Gespanne noch zu Depot- oder Transportfuhren verwendet wurden.2) Nicht unwesentlich ward aber auch die auf eine gleichmässige Befähigung zum Feld- und Festungsdienste berechnete Ausbildung der Fuss - Artillerie durch die Beurlaubungen, durch die ununterbrochene Rekruten - Dressur und durch die während der offenen Schifffahrt nothwendige Bewachung der Küste erschwert. Bis zum Jahre 1810 überstieg die Zahl der monatlich eingestellten Freiwilligen oder Kantonnisten die des Abganges nur wenig, ³) von da ab aber wurde die Entlassung ausexercirter Leute
1) Sie bestand aus 8 Geschützen mit 60 Pferden , die aber sehr alt waren , und hatte deshalb grossen Abgang , welcher bis zum Jahre 1811 nur durch ausrangirte Cavallerie-Pferde ersetzt wurde. 2) Man suchte diesen Mangel zwar durch zeitweisen Garnisonwechsel der Fussexercirbatterien , durch Mitbenutzung der reitenden , sowie durch Belehrung der Officiere und Avancirten über den Dienst der Bespannungen auszugleichen, die Folgen desselben waren aber schon bei der Mobilmachung von 1812 so fühlbar, dass die Idee einer Vermehrung der bespannten Fussgeschütze , auf Kosten der reitenden zur Sprache kam . 3) Beilage I.
-
209
zahlreicher, so dass die 7. Fuss -Compagnie im Jahre 1810—23 , im Jahre 1811-83, im Jahre 1812-106 Krümper zur Verfügung im Kanton hatte. Zu der Strandbesetzung gab die Compagnie im Jahre 1810 gewöhnlich nur 1-2 Officiere und einige 20 Mann an Avancirten und Kanonieren, welche ihre Gewehre mitnahmen ; vom Jahre 1811 ab zog man indessen ganze Compagnien zu diesem Dienste heran . In Folge hiervon war die 7. Fuss - Compagnie vom 14. Februar bis zum 12. Juni dieses Jahres nach Pillau detachirt, wo sie und die 4. die Strand-Commandos auf beiden Seiten dieser Festung gaben , und scheint sie nach dem Berichte des Brigadiers, nebst 120 ihr zugetheilten Krümpern , für die mit 20—6@gen und 14—127gen Kanonen bewaffneten Werke bei Lochstädt und Rothenen bestimmt gewesen zu sein. Am ersten Februar 1812 rückte sie abermals zu demselben Zwecke nach Pillau, und kehrte am 30. Mai - als nach der mit Frankreich abgeschlossenen Allianz die Franzosen diesen Platz in Besitz nahmen mit der 3. und der halben 2. (Handwerks ) -Compagnie nach ihrer Garnison zurück, in
der sich nur
noch die 5. Fuss - Compagnie und 4 zu einer halben ExercierBatterie bestimmten Gespanne befanden , welche das französische Gouvernement zu Magazin- Fuhren benutzte¹) . Während des Aufenthalts der Compagnie in Pillau lagerten die Strandwachen derselben, mit denen der Infanterie, in Blockhäusern und Hütten oder befanden sich in den zunächst der Werke liegenden Häusern ; sie erhielten zwar über ihre augenblickliche Dienstverrichtungen eine gründliche Belehrung, kamen aber natürlich in ihrer anderweitigen Ausbildung sehr zurück. Die Beurlaubung war schon im Jahre 1811 wieder eingestellt, aber im
Jahre 1812
die etwas mässige Zahl der Unterofficiere
jeder Fuss - Compagnie von 14 auf 12 , die der Kanoniere von 96 auf 76 herabgesetzt worden , wogegen 2 Unterofficiere und 20 Kanoniere als Ueberzählige zur Deckung von Kranken , Officierburschen etc. geführt wurden ; auch sollte fortan die Stellung der Rekruten nicht mehr monatlich, sondern halbjährlich , im Frühjahr und Herbste, stattfinden. Ueber den Zustand der Disciplin in der Compagnie fehlten bestimmte Angaben ; es wurden indessen von der ganzen Brigade vom 1. October 1809 bis zu Ende März 1813 nur 40 Avancirte und 126 Gemeine , hauptsächlich wegen Insub-
1) Es sollten demselben auch 10 Reitpferde zur Ausbildung des Ersatzes für die mobilen reitenden Compagnien beigegeben werden, sie waren aber noch nicht vorhanden. 14 3. Art.-Brig.
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210
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ordination , Desertion, Diebstahl und Schlägerei kriegs- oder standrechtlich bestraft.¹ ) Am 15. Juni besichtigte der französische Gouverneur, General Graf Hogendorp , die in Königsberg befindliche preussische Artillerie, worauf die 3. und ein Theil der halben Handwerks - Compagnie wieder nach Pillau zurückgingen ; am folgenden Tage aber erhielten die 5. und 7. Fuss - Compagnie auf Napoleons Geheiss der am 12. Juni in Königsberg angekommen war - den Befehl, sich der kaiserlichen Garde- Artillerie anzuschliessen, obgleich sie nicht zu der vertragsmässig zu stellenden Truppenzahl gehörten.2) Dieser Befehl wurde kurz vor Ausgabe der Parole ertheilt, und am Nachmittage um 3 Uhr mussten die Compagnien marschfertig im Königsgarten stehen, von wo aus sie mit einigen französischen ArtillerieCompagnien zum Sackheimer Thore hinauszogen und mit einem gegen Abend eintreffenden Park den Marsch antraten . Die 7. Fuss - Compagnie hatte zu dieser Zeit 5 Bombardiere und 27 Kanoniere, welche noch kein volles Jahr in Dienst waren, dagegen : 7 Unterofficiere, 2 Bombardiere und 4 Kanoniere von mehr als 10jähriger Dienstzeit und 10 Unterofficiere, 6 Bombardiere und 16 Kanoniere, welche den Krieg von 1806/7 mitgemacht hatten. An Officieren befanden sich bei der Compagnie ausser dem Capitain v. Schmidt , nur die Seconde- Lieutenants Götsch und Bülovius , und sie marschirte beinah in der vollen Friedensstärke, die 5. dagegen nach Zurücklassung ihres kranken Compagnie - Chefs, des Hauptmanns Gause , und eines starken Commandos am Strande, so wie auf der Flottille im kurischen Haf unter dem Lieutenant Falkenberg mit 7 Unterofficieren , 12 Bombardieren, 1 Chirurgus, 54 Kanonieren und 1 Tambour aus. Die Leute waren zwar vollständig bekleidet, und mit Infanterie- Gewehren bewaffnet, die Montirungs- Stücke hatten aber bei den vorangegangenen Kommandos sehr gelitten , und da keine Mobilmachung erfolgen konnte, so blieben die Officiere ohne Pferde, die Artilleristen ohne Feldkessel und Reserve - Schuhe ; die Mannschaft empfing jedoch vor dem Abmarsche einen eisernen Bestand von Reis und Mehl. Nachdem man in Berlin von diesen Vorgängen unterrichtet worden war, trug der Prinz August von Preussen auf Bewilligung eines Stabs officiers für die beiden Compagnien an , was Se. Maje-
1) In demselben Zeitraum betrug die Zahl der kriegs- oder standrechtlich Bestraften : bei der brandenburgischen Brigade 78 Avancirte , 253 Gemeine , bei der schlesischen Brigade 36 Avancirte, 139 Gemeine. 2) Sie sollten nach der Versicherung der Franzosen mit der kaiserlichen Garde gleiche Dienste thun, letzterer auch ganz gleich gehalten werden.
211 stät der König am 10. Juli mit dem Bemerken ablehnte , dass Er die Capitains v. Schmidt und Gause für Männer halte, welche, ohne dass es der Leitung eines Stabsofficiers bedürfe, ihre Compagnien practisch, gut und zweckmässig führen würden . Bei dem schnellen Abmarsch und dem augenblicklichen Mangel an Officieren war es nicht möglich gewesen, das sehr unvollständige Officier - Corps jener Compagnien zu ergänzen ; man sandte jedoch später den Lieutenant Sommer der 5. und den Premier-Lieutenant Witte der 7. Compagnie nach , von welchen aber nur der letztere seine Bestimmung erreichte.¹ ) Endlich wurde auch im Monat Juni die nachträgliche Mobilbeiden Compagnien verfügt und der Feld - Etat an Artilleristen für jede derselben auf 5 Officiere, 12 Unterofficiere 20 Bombardiere, 80 Gemeine ( einschliesslich der Spielleute) , sowie auf einen Chirurgus festgestellt, worauf am 28. Juli die noch zurückgebliebenen 3 Unterofficiere, 1 Bombardier und 33 Gemeine der 5. Compagnic , mit 12 Knechten , 15 Pferden und der Feldmachung der
equipage den Compagnien nachgingen , aber bei Druja von Kosaken gefangen genommen oder versprengt wurden.2) Nach einem Berichte des Capitains Schmidt vom 6. Juli aus der Vorstadt Antokol bei Wilna datirt, wo die Compagnien am
1) Sie waren, der erste von der schlesischen, der zweite von der branden. burgischen Artillerie- Brigade zur preussischen versetzt worden und gingen gegen Ende des Monats Juli von Graudenz und Königsberg zur Armee ab. Der Lieutenant Sommer wurde bei Moskau , als er sich der Bedeckung eines Transports angeschlossen hatte, mit jener am 10. October von Kosaken gefangen, unter Misshandlungen und Entbehrungen durch Bauern nach Saratow transportirt, wo er mit anderen gefangenen Officieren, kärglich verpflegt, bis zur Mitte des Februars 1813 blieb und traf erst am 16. Mai wieder in Graudenz ein. 2) Nach der Aussage des Bombardiers Wobbe , welcher mit den Kanonieren Sadowsky und Schulz , den Trainsoldaten Herrmann und Dargel und 4 Pferden des Commandos nach Königsberg zurückkehrte , wurde das durch den Unterofficier Schulz geführte Commando von Wilna nach Golotzk instradirt, und wollte, weil man hier die Anwesenheit preussischer Artillerie bei der grossen Armee bestritt, über Disna, Druja und Dünaburg das preussische Hülfscorps aufsuchen. Bei Druja von dem Anmarsche der Russen gegen diesen Ort unterrichtet, bog es auf die Strasse nach Wilna aus , wurde aber 5 Meilen von Druja durch herumschwärmende Kosaken zum grössten Theil gefangen , da die Artilleristen wohl Gewehre, aber keine Patronen hatten . Nur die Genannten , sowie die Trainsoldaten Hinz und Mann , welche zum Fouragiren abwesend waren , entgingen diesem Geschick, verloren aber ihre zurückgelassenen Montirungen und Waffen . Sie erreichten am 14. August Dünaburg, wo die beiden zuletzt aufgeführten TrainSoldaten desertirten , und die übrigen gelangten , nach mehrmaligem Aufenthalte, über Wilna erst am 24. October nach Königsberg. Die ebenfalls hier eingetroffenen Deserteure wurden kriegsrechtlich verurtheilt. 14*
212 2. anlangten und 8 Tage blieben , waren dieselben einem Park beigegeben worden, der aus einer von einer französischen Garde- Compagnie besetzten 6ugen Batterie und 200 Munitions- und anderen Fahrzeugen bestand , bei welchem sich noch eine Compagnie des 8. französischen Artillerie - Regiments befand . Die beiden russischen Compagnien hatten 1 Unterofficier und 12 Bombardiere zum Richten und Führen der Regimentsgeschütze der polnischen Weichsel -Legion abgegeben, ¹) durch das Zurückbleiben vieler Wagen die dabei commandirten Leute verloren ,2) und eine Anzahl Artilleristen als Trainsoldaten stellen müssen, bis der grosse Abgang an Pferden das Letztere unnöthig machte. Demnächst meldete der Capitain von Schmidt : dass sich unter den Leuten , bei dem grossen Mangel, der äusserst kargen Lebensart und dem Ausbleiben des Tractaments wenig guter Wille befinde, und dass er sich genöthigt gesehen habe, einen grossen Theil derselben in die zweite Klasse des Soldatenstandes zu versetzen , um seinen Befehlen Gehorsam zu verschaffen. ") Nach dem Abmarsche von Wilna erhielt der Lieutenant Götsch im ersten Nachtquartier den Auftrag, mit 8 Mann von der 7. FussCompagnie nach dem Dorfe Lawarischky zurückzugehen , um einige Artillerie - Fahrzeuge von dort nach Wilna bringen zu lassen , dann aber gleich zur Armee zurückzukehren.
Die Abnahme dieser
Fahrzeuge wurde indessen durch die Behörde 10 Tage hinausgeschoben, worauf der Lieutenant Götsch seinen Marsch antrat, denselben bei kärglicher Verpflegung und in steter Gefahr, von den herumschweifenden Kosaken gefangen zu werden, zwar glücklich ausführte, aber erst bei Witepsk die Compagnien einholte. Das Verhältniss der letzteren zu ihren französischen Waffengenossen wird von einem militairischen Schriftsteller¹ ) bezeichnet,
1) Sie kamen nach vorhandenen Ueberlieferungen mit dieser zum Gefecht. 2) Vier dieser Artilleristen , welche zur Brigade zurückkehrten , gaben an : sie wären aus Müdigkeit liegen geblieben und eingeschlafen , hätten nach dem Erwachen die Compagnie nicht wieder finden können und deshalb den Weg nach Königsberg eingeschlagen. 3) Die Befugniss dazu war den commandirenden Generalen beim Ausbruche des Krieges ertheilt worden ; in wie fern sie unter besonderen Umständen auch anderen Befehlshabern zustand , ist in dem Allerhöchsten Erlasse nicht gesagt. Leider durften die beiden Compagnien der einzige preussische Truppentheil gewesen sein, welcher von dieser Maassregel betroffen wurde, und es ist daraus auf den Einfluss der demoralisirenden Zustände zu schliessen , welcher sie als nothwendig erscheinen liess. 4) Tagebuch des königl. preuss. Armee-Corps unter Befehl der General-Lieutenants v. York im Feldzuge von 1812. (v. Seidlitz. )
213 indem er von demselben sagt : „,Dass die alten Prätorianer des neurömischen Imperators
auf diese Zukömmlinge nur mit Gering-
schätzung herabblickten , dass in einer Zeit, wo jeder für sich selbst genug zu sorgen hatte , sich Niemand um das Wohl dieser Compagnien bekümmerte ; dass sie die Ergebnisse ihrer Fouragirungen jeder Zeit theilen mussten , von den Fouragirungen der Franzosen aber nichts erhielten, versteht sich von selbst ; dass sie aber nach der Individualität des oft wechselnden Befehlshabers manche Unbilden zu ertragen hatten , kann nicht unerwähnt gelassen werden. Doch nennen die wenigen jenem Zuge glücklich Entkommenen sowohl den General Nourry als Evain mit Achtung."
auch
die
Capitains Mabri und
Unter solchen Umständen wurde es doppelt fühlbar, dass die Compagnien durch keinen Stabs officier vertreten waren und ihre Officiere nicht französisch sprachen ; man hatte ihnen zwar einen Dolmetscher zugetheilt, der aber wenig nutzte. Man hatte bisher die Hoffnung genährt , dass der Kaiser die Compagnien mit Geschütz versehen und vor dem Feinde brauchen lassen würde ; auf einen deshalb gemachten Antrag erfolgte aber nur die Vertröstung, dass ihnen die erste den Russen abgenommene Batterie überwiesen werde würde. Die erneuerte dringende Vorstellung bei dem General Nourry bewirkte zwar endlich, dass man einige Tage vor der Ankunft in Witepsk dem Rest jeder Compagnie 2 französische 4ge Kanonen zutheilte, an welchen die Mannschaft während des Aufenthalts bei dieser Stadt nach dem französischen Reglement exercirte , die ihnen aber noch vor dem Abmarsche wieder abgenommen wurden . In Folge der starken Märsche litt der Bekleidungszustand ungemein, besonders war dies bei den zum Train genommenen Leuten der Fall , deren fortwährende
Beschäftigung keine Aus-
besserung der Montirungsstücke gestattete , meisten so zerlumpt einhergingen , ähnlich sahen.
dass
und
von
denen
die
sie kaum noch Soldaten
Bei der Ankunft vor Smolensk , am 17. August , wurde die noch vorhandene Mannschaft der beiden Compagnien , als die kaiserliche Garde sich hinter dem ersten Corps aufstellte, an die Batterien derselben vertheilt, und den jüngeren Officieren war eine Art Adjutantendienst gestattet, indem man sie zum Ueberbringen von Befehlen an die Batterie- Commandeurs benutzte¹) .
1) Bericht des Lieutenants Götsch. Militair - Wochenblatt Jahrgang 1844. Die Officiere hatten sich nach und nach mit Pferden versehen , welche von entlaufenen Vorspännen zurückgelassen, durch die Artilleristen aufgegriffen worden
214
-
Bei Smolensk trafen der Porte - d'épee - Fähnrich Schach von Wittenau , der Feuerwerker Lehnert und der Unterofficier Hufeland der 5. Compagnie von Königsberg aus Kriegsschule besucht hatten ;
ein ,
wo
sie die
der später von dort abgegangene
Porte- d'épee- Fähnrich Soepliett der 7. Compagnie hatte sich von Wilna aus einem Trupp Reconvalescenten angeschlossen , wobei er Kosaken oder russischen Bauern in die Hände gefallen und getödtet worden war. Ganz in derselben Art, wie bei Smolensk, wurden die preussischen Artilleristen am 7. September während der Schlacht bei Mojaisk verwendet ; am Tage nach derselben aber blieb der Capitain v. Schmidt mit dem Lieutenant Bülovius und 50 Mann der 7. Compagnie bei dem Kloster Kolotzkoi zurück, wo ein Laboratorium errichtet werden sollte, wogegen der Lieutenant Götsch mit 2 Unterofficieren , 4 Bombardieren und seinem Burschen , der Lieutenant Falkenberg aber mit den noch vorhandenen Leuten der 7. Compagnie nach Moskau abrückten¹) . Ausser der genannten Compagnie waren auch 3 schwache Bataillons des 7. westphälischen Infanterie- Regiments zurückgelassen worden, mit welchen sich dieselbe in einem Bivouak nahe am Kloster
Kolotzkoi vereinigte, das nothdürftig zu einem Lazareth eingerichtet wurde, während die Aerzte der Ambulance das traurige Geschäft des Amputirens ohne Unterbrechung im Freien betrieben. In der zweiten Hälfte des Septembers stiess zu diesen Truppentheilen ein Detachement der Westphälischen Garde - Cheveauxlegers 2) . Hier traf auch der Premier-Lieutenant Witte , welcher der Armee gefolgt und wie durch ein Wunder den Kosaken entgangen war, aus Moskau bei der Compagnie ein und übernahm das Commando derselben, da der Capitain v . Schmidt , in Folge des langen Leidens an der Ruhr, sich in einem hinfälligen Zustande befand . Bis zur Ankunft jenes Officiers war der grösste Theil der Artilleristen als Krankenwärter benutzt und zu den schmutzigsten Verrichtungen verwendet worden, es gelang ihm jedoch durch ein sehr bestimmtes Auftreten sie von diesem Dienst zu befreien, zu dem man fortan russische Gefangene anstellte . Ueber die weiteren Begebenheiten während des Aufenthaltes
waren ; sie konnten jedoch, da es anfänglich an Sätteln und Zäumen fehlte , erst später von denselben Gebrauch machen. ¹) Privat-Schreiben des Lieutenant Falkenberg vom 2. October aus Moskau an den Capitain Spreuth in Königsberg. 2) Ein Theil des 8. Armee-Corps blieb sogleich in der Gegend von Mojaisk, und der nach Moskau mitgenommene Rest desselben wurde dahin zurückgeschickt.
215
in Kolotzkoi und auf dem späteren Rückzuge hat der damalige Premier-Lieutenant Witte nach Verlauf von 10 Jahren seine Erinnerungen aufgezeichnet , aus welchen nachstehend dasjenige aufgenommen ist , was mit bewährten Angaben nicht im Widerspruche steht. Da alle Einwohner der umliegenden Orte entflohen waren, so mussten die bei Kolotzkoi stationirten Truppen nicht nur für die Unterbringung und den Unterhalt der Verwundeten sorgen , sondern auch das Einscharren der Todten übernehmen ; das letztere konnte jedoch mit den vorhandenen Kräften nur sehr unvollkommen geschehen , indem, nach einer aus dem Hauptquartier erlassenen Bestimmung , auch das sämmtliche auf dem Schlachtfelde zerstreute Kriegsmaterial nach dem Kloster oder in dessen Nähe zusammengebracht werden sollte. Die Fortschaffung dieser Gegenstände von einem mit verwesenden Körpern besäeten Felde war ein schauderhaftes Geschäft, bei welchem jedoch der gute Wille und die Ausdauer der Artilleristen sich nie verleugneten und ihre Fertigkeit in den Handhabungsarbeiten sie sehr nützlich machte. Die mit Hülfe derselben während einer 6 wöchentlichen Dauer ausgeführten und zum Theil durch den Premier- Lieutenant Witte geleiteten Arbeiten umfassten : Das Zusammenbringen und den Transport von 300 Munitionswagen , ¹) 30,000 Gewehren , einigen 20 Geschützen und einer grossen Menge Geschosse, das regelmässige Aufstellen der Fahrzeuge, das Aufstapeln der vorher sortirten Gewehre und das Lagern der Geschosse in der Nähe des Klosters, die Verpackung von Munition und die Versendung derselben nach Moskau , die Zerstörung oder Verbergung dieses Materials vor dem Antreten des Rückzuges . Diese Arbeiten , welche schon eine angestrengte Thätigkeit voraussetzen lassen , vermehrten sich aber noch durch die Befestigung des Klosters, die der Premier- Lieutenant Witte einem die Arbeiten von Zeit zu Zeit inspicirenden französischen Oberstlieutenant der Artillerie vorgeschlagen hatte, welche aber wohl , ohne Rücksicht hierauf, zur Sicherung der Strasse gegen die immer dreister werdenden
russischen Partheigänger, verfügt wurde. Da das Kloster eine beherrschende Lage hatte und mit einer Mauer umgeben war, so konnte man sich in fortificatorischer Beziehung auf die Anlegung von Tambours beschränken, dagegen machte die Besetzung der wichtigsten Punkte mit Geschütz, wozu französische 6 er und 2 russische Einhörner ausgewählt wurden ,
das
Auf-
1) Grösstentheils französische , aus Mangel an Bespannung stehen gelassene Fahrzeuge.
-
216
schütten hoher Bänke nöthig, um die Mauer nicht durch tiefe Schartenöffnungen zu schwächen.
Endlich wurde der Dienst noch
durch Fouragirungen erschwert, mittelst welcher man allein im Stande war, die nöthigsten Lebensbedürfnisse für das Lazareth und für die Besatzung herbeizuschaffen ; sie mussten mit der zunehmenden Verwüstung der näheren Umgebungen in immer weiterer Entfernung, mithin auch durch stärkere Detachements unternommen werden, und schlugen dennoch zuweilen fehl, weil sie von den erbitterten Einwohnern den im Rücken der Armee operirenden feindlichen Streifpartheien verrathen wurden . Der Premier- Lieutenant Witte , welcher die bei solchen Unternehmungen von den Leuten der Compagnie bewiesene Bravour rühmt , erwähnt einer derselben unter dem Lieutenant Bülovius , die so unglücklich ausfiel , dass man den schon beladenen Wagen im Stich lassen musste, mehrere Artilleristen einbüsste und der Rest derselben nur mit genauer Noth das Kloster wieder erreichte.
Wahrscheinlich befanden sich
unter den ersteren der Unterofficier Engelbrecht und der Kanonier Knopp , die sich bei früheren Gelegenheiten durch Entschlossenheit ausgezeichnet hatten, und deren Schicksal unbekannt geblieben ist. Da die ohnehin nicht starke Besatzung des Klosters auch noch theilweise zu Escorten verwendet wurde, so war sie mitunter förmlich blockirt , und selbst das Wasserholen nahen Moskwa nicht ohne Gefahr.
aus
der
Für die 7. Compagnie war es übrigens ein Glück , während des Aufenthaltes in Kolotzkoi wieder unter deutschen Truppen zu sein, mit welchen auch die Officiere und Soldaten im besten Vernehmen lebten. Diese kameradschaftliche Verbindung wurde noch inniger, als im Anfange des Monats October die Besatzung gemeinschaftliche Baracken innerhalb des Klostergartens bezog, und bald darauf den am frühen Morgen versuchten Ueberfall eines russischen Streifcorps, bei welchem das Geschützfeuer gleich nach entstandenem Allarm
die
erste
und
entscheidende
Stimme
führte , glücklich
abschlug. Unter solchen Verhältnissen war die Zeit herangekommen , in welcher die französische Armee sich gegen die Strasse von Kaluga wendete, bei Malo -Jaroslawetz auf die sich ihr vorlegende russische traf, und Napoleon am 26. October den Entschluss zum Rückzuge auf die alte Strasse von Smolensk fasste , der auch den Befehl herbeiführte, das bei Kolotzkoi gesammelte Material zu vernichten oder dem Feinde zu entziehen .
In Folge dieses Befehls, den man
zwar etwas später suspendirte, bald aber erneuerte, begannen die entsprechenden Arbeiten.
217
--
Die Gewehre wurden in grosse Haufen zusammengesetzt und die im Innern der letzteren niedergelegten Brennstoffe entzündet , die Holztheile
der Wagen und Laffeten verbrannt und von den erwärmten Röhren die Zapfen abgeschlagen ; die Geschosse und Munitionsgegenstände endlich in Brunnen geworfen , welche bereits zur Aufnahme von Leichen gedient hatten. Da die Mehrzahl der Gewehre noch geladen war, so bewirkte die durch das Feuer verursachte Entladung derselben so heftige Detonationen, dass die russischen Partheien , welche den Grund derselben nicht kannten, sich dem Kloster näherten. In wenigen Tagen wurden diese Zerstörungsarbeiten, hauptsächlich durch die Officiere und Artilleristen der 7. Compagnie, so weit vollbracht, dass nur die zur Vertheidigung des Klosters bestimmten Geschütze noch gebrauchsfähig blieben . Bereits waren grosse Truppenzüge auf der Moskauer- Strasse vorbei passirt, auch das 7. westphälische Regiment hatte den Befehl zum Abmarsch erhalten, die Compagnie sah demselben vergebens entgegen ; als jedoch, wie der Premier- Lieutenant Witte erzählt , die französische Arrieregarde, von den Russen gefolgt , im Gesichtskreise des Klosters erschien, ¹) glaubte dieser Officier ein längeres Verweilen nicht mehr verantworten zu können . Nachdem er den Rückzug schon angetreten hatte, erschien aber der früher erwähnte Oberstlieutenant, liess sich über die ausgeführten Arbeiten berichten und befahl sofort nach dem Kloster zurückzukehren , um die noch aufgestellt gebliebenen Geschütze in einen Brunnen zu versenken . Hierauf durfte die Compagnie, welche mit Einschluss der Kranken etwas über 30 Köpfe zählte ,
den Marsch fortsetzen ,
und
erhielt
die Weisung, sich dem sogenannten grossen Park unter dem BeDer Capitain fehl des Generals Lariboissiere anzuschliessen. v. Schmidt hatte sich zwar etwas erholt, konnte aber das Commando der Compagnie noch nicht selben auf einem Wagen.
übernehmen , und folgte
der-
Die Mannschaft der Compagnie hatte ihre völlig zerlumpten Montirungsstücke gegen bessere von den Leichen des Schlachtfeldes vertauscht, und befand sich deshalb beim Antritt des Rückzuges in einem bunten, aber dennoch guten Bekleidungszustande ; auch litt sie, unerachtet des der Rückzugsstrasse,
Mangsls an Lebensmitteln zunächst
wenigstens
anfänglich keine
Noth,
wenn-
1) Nach den Mittheilungen des Generals v. Weber hätte sich die Compagnie am 30. October nicht mehr in Kolotzkoi befunden ; sie musste sich also dem Corps von Davoust , welches an diesem Tage oder der Garde , welche am 29. in der Nähe des Klosters waren, angeschlossen haben .
― gleich
die
geringen
eine Schmälerung
von
218
www.cm.com
Kolotzkoi
mitgenommenen
der Portionen geboten.
Ohne
Vorräthe
den verheisse-
nen Park zu treffen , marschirte die Compagnie gegen Smolensk, hatte aber noch vor dieser Stadt Gelegenheit , ein kleines Gefecht zu bestehen , welches , wie der Premier - Lieutenant Witte als der General anführt, sowohl der Marschall Lefevre Lariboissiere mit ansahen, und von richtet :
dem
er Folgendes be-
In einem Dorfe war ein Theil der verhungerten und abgetriebenen Artillerie - Pferde auf dem glatten Boden zusammengestürzt , und konnte nicht wieder auf die Beine gebracht werden. Da die der Artillerie folgenden Truppen heftig nachdrängten , so wurde das Defilee bald verstopft und die Unordnung um so grösser , als man sich durch einen Angriff der Kosaken bedroht sah. In diesem Augenblick befahl ein französischer General dem Premier-Lieutenant Witte die Kosaken durch seine Leute zurückweisen zu lassen, weshalb diese, nur 28 an der Zahl , sogleich als Tirailleurs an dem Eingange des Defilees aufgestellt wurden und durch ein wohl angebrachtes Feuer das Eindringen des Feindes in dasselbe hinderten, wobei es ihnen sehr zu Statten kam , dass sie in Kolotzkoi mit den besten der dort aufgefundenen Gewehre bewaffnet worden waren. Nach einiger Zeit wurde diese kleine Abtheilung durch eine halbe französische Voltigeur- Compagnie verstärkt, die sich durch das Defilee Bahn gebrochen hatte und neben derselben aufmarschirte ; auch kamen noch 2 Geschütze in Thäthigkeit, welche die feuerscheuen Lanzenreiter noch mehr in Respect hielten. Bei der endlichen Fortsetzung des Rückzuges mussten die preussischen Artilleristen diese Geschütze decken, und sollen noch Gelegenheit gehabt haben, einen ähnlichen Anfall abzuschlagen . Als der Premier- Lieutenant Witte sich in Smolensk bei dem General Lariboissiere meldete, und ihm um die Ueberweisung einiger Lebensmittel für seine Leute bat, bedauerte dieser lebhaft, dass der Kaiser die der Plünderung entzogenen Vorräthe an die Garde habe vertheilen lassen und nichts mehr vorhanden sei . Er versicherte dagegen , dass die Preussen durch ihr muthvolles Benehmen sich der Gnade des Kaisers theilhaftig gemacht hätten und dass der Premier-Lieutenant Witte mit noch 5 anderen Leuten, unter welchen sich der Feldwebel Podscharly (von der 7. Compagnie) befand, das Kreuz der Ehrenlegion erhalten sollten . ') Nach
1) Bericht des Premier-Lieutenant Witte , welchem dieser Orden auch verliehen wurde, der aber nach dem Ausbruche des Krieges von 1813 für denselben den Orden „pour le mérite" erhielt.
219
―
dem Befehl des Generals Lariboissiere sollte der Premier- Lieutenant Witte nun bei
einem 2 Meilen von Smolensk
entfernten
Vorwerke den grossen Park erwarten, da dieser nach 12 Stunden noch nicht eingetroffen war, so setzte die Compagnie den Marsch auf der Strasse nach Orscha fort , wo man mit den Lieutenants Falkenberg und Götsch , sowie mit einer geringen Artilleristen
zusammentraf,
über deren Erlebnisse
Zahl von
das Folgende
nachzutragen ist.¹) Die von dem Lieutenant Falkenberg geführte Mannschaft² ) wurde nach der Besetzung von Moskau in einem entlegenen Theile dieser Stadt, in der Strasse Pokorowska einquartirt, war der GardeArtillerie zugetheilt, der Compagnie des Capitains Dion überwiesen und die Artilleristen mussten beim Park grossentheils den Dienst als Trainsoldaten verrichten , die hierzu nicht tauglichen eben Parkwachen und Ordonnanz - Dienst bei den Stabsofficieren thun. Nach Verlauf von etwa 4 Wochen besetzte jene Mannschaft, mit mehreren französischen Garde - Artillerie - Compagnien , den Kreml , war bei dem Hereinschaffen von Pulver in die zu sprengenden Gebäude . behülflich , und marschirte mit den zurückgelassenen Truppen in der Nacht vom 23. October aus Moskau ab. Die Bekleidung der Leute, für deren Verbesserung nichts hatte geschehen können, befand sich in den traurigsten Umständen , und das Commando des Lieutenants Falkenberg bestand , obgleich mehrere Reconvalescenten eingetreten waren, nur noch aus 18 Mann. Am Tage nach der Ankunft in Smolensk verlor dies kleine Commando bei einer in Gemeinschaft mit den Franzosen unternommenen Fouragirung, einen bisher zum Transport von Lebensmitteln gebrauchten Wagen und mehrere seiner Leute ; es musste sich hierauf zu der nun schon allgemein gewordenen Ernährung durch Pferdefleisch bequemen, und entging, als die französische Garde- Batterie, welcher es zugetheilt war, jenseits Smolensk von den Kosaken genommen wurde, nur theilweise der Gefangenschaft. Der Lieutenant Götsch hatte die Errettung von dieser hauptsächlich den Unterofficieren Marquard der 5. und v. Burg der 7. Compagnie zu danken. Obgleich der Mangel und die Drangsale des Rückzuges sich täglich vermehrten, so hielten doch die nunmehr unter dem PremierLieutenant Witte vereinigten Artilleristen sich möglichst zusammen, und suchten durch Streifereien seitwärts der Strasse ihr Leben
1) Nach dem bereits erwähnten Privat-Schreiben des Lieutenants Falkenberg und einem Berichte des Seconde-Lieutenants Götsch. 2) Nach den Mittheilungen des Zeugcapitains Trespe bestand sie noch aus etwa 30 Mann.
220 zu fristen, wobei
sie bald mit Freunden, bald mit Feinden in
blutige Händel geriethen, indem sie gegen die einen die gefundenen Lebensmittel, gegen die anderen ihre Freiheit vertheidigten . Den kranken Capitain v. Schmidt hatte man bis über Orscha hinaus glücklich mit fortgeschafft , jetzt aber waren seine Kräfte erloschen und er verschied während der Nacht vom 23. November in dem Bivouak bei Bobr. Da sich nicht gleich ein schicklicher Ort zur Beerdigung fand, so wurde die Leiche des verehrten Chefs am folgenden Tage noch bis zu einem Dorfe mitgenommen , dessen Name nicht bekannt ist, und hier bestattet.¹) Als die Berezina erreicht war, gelang es dem Premier- Lieutenant Witte am ersten Tage des Ueberganges seine Leute noch zusammen zu halten , um sie vor dem gewissen Untergange in dem Gedränge an den Brücken zu bewahren ; am folgenden Tage aber war ihm dies bei der überhandnehmenden Auflösung nicht mehr möglich, und so ging jeder Einzelne seinem Geschick entgegen. Von sich selbst erzählt der Premier-Lieutenant Witte : ,,In einem Strom von Menschen bereits bis
an die Brücke
gedrängt, fingen die hölzernen Häuser, welche dicht am Eingange zu derselben standen , entweder durch feindliche Geschosse oder durch Unvorsichtigkeit Feuer.
Ich wurde durch den Menschen-
tross so gewaltsam nach den Flammen gedrängt, dass bereits mein Mantel und die Mähne meines Pferdes zu brennen begannen ; endlich gelangte ich glücklich auf die schwankende Flossbrücke, welche sich unter ihrer Last so gewaltsam niederbog, dass die Fluthen des Stromes über dieselbe fortgingen. Immer näher wurde ich nach dem Rande der geländerlosen Brücke gedrängt und stürzte bald in die kalten Fluthen . In der Bemühung mich wieder auf die Flossbrücke zu schwingen , reichte mir ein Menschenfreund seine Hand , die aber, sogleich von den in dichten Haufen drängenden Menschen blutig getreten , zurückgezogen werden musste. Nach grossen Anstrengungen erreichte ich indessen wieder die Brücke und gänzlich durchnässt das jenseitige Ufer. Entkräftet warf ich mich hierselbst nieder, wurde aber gleich meinen Kleidern starr von Eis, und musste, um dem Erfrieren zu entrinnen, den Weitermarsch, aber natürlich zu Fuss, 66 antreten." Der Lieutenant Götsch , welcher gleichfalls sein Pferd verloren hatte, gelangte zu Fuss über die Brücke und traf bald darauf den Premier - Lieutenant Witte. Beide schritten nun rasch
1) Meldung des Oberst v . Oppen an den Prinzen August von Preussen vom 1. Jannar 1813.
221 einem nahegelegenen Walde zu, wo sie noch einige Artilleristen und den Lieutenant Bülovius fanden, der mit seinem Pferde von der Brücke gedrängt worden war, und schwimmend mit demselben das jenseitige Ufer erreicht hatte ; die Lieutenants Götsch und Bülovius wurden indessen später von dem Premier- Lieutenant Witte wieder getrennt. Nach dem Uebergange über die Berezina war an ' keine Wiedervereinigung der schwachen Ueberreste beider Compagnien mehr zu denken, sondern jeder suchte so gut es ihm möglich war fortzukommen, wobei die meisten den Kosaken in die Hände fielen , gemisshandelt und ausgezogen , mitunter aber auch gepflegt und wieder freigelassen wurden. ') Diejenigen, welche so glücklich waren, die Heimath zu erreichen, fanden
sich in Königsberg
wieder zusammen, wo nach
einer Meldung des Oberst v. Oppen an den Prinzen August von Preussen vom 1. Januar 1813 von der Compagnie : 1 Feldwebel, 1 Feuerwerker , 1 Unterofficier , 2 Bombardiere und 10 Kanoniere, von der 7. Compagnie aber erst ein Mann eingetroffen waren. Im Ganzen sollen von beiden Compagnien 5 Unterofficiere, 3 Bombardiere, 24 Gemeine aus dem Feldzuge zurückgekehrt sein ; da zu den an der ursprünglichen Stärke fehlenden aber auch diejenigen gehören , welche bei der russisch- deutschen Legion eingetreten waren,2) so lässt sich die Zahl der Umgekommenen nicht mehr genau feststellen . Der Premier- Lieutenant Witte langte am 31. December ganz abgerissen und entkräftet in einem traurigen Zustande in Graudenz an ; von den übrigen Officieren kehrte nur einer in das Vaterland zurück, aus dessen Bericht eine kurze Schilderung ihres herben Geschicks hierher gehört. Als der Lieutenant Götsch und Bülovius einige Tage nach dem Uebergange über die Berezina von dem Premier-Lieutenant Witte getrennt worden waren , setzten sie mit der grossen Masse den Rückzug fort und gelangten, obgleich der erste jener Officiere
1) Der damalige Bombardier Weinberger der Compagnie fand , als er, um Lebensmittel zu suchen , in ein abgesondertes Haus eines seitwärts der Strasse gelegenen Dorfes trat, die Stube voll Kosaken , welche ihr Mittagsmahl hielten . Er wurde von diesen zwar gründlich durchsucht, nachdem er sich ihnen aber als Preusse zu erkennen gegeben hatte, mit Kartoffeln und Hering regalirt, hierauf, da er vor Ungeziefer strotzte, in ein schnell eingerichtetes russisches Bad mitgenommen, brachte die Nacht mit ihnen auf einer gemeinschaftlichen Streu zu, und durfte am Morgen seinen Weg fortsetzen . (Schilderung der Erlebnisse des Majors Weinberger während des Feldzuges von 1812 in Russland .) 2) Geschichte der 3. reitenden Compagnie.
222
-
bei dem Nachdrängen der Russen durch ein Granatstück am Fusse verwundet wurde, glücklich bis 2 Meilen vor Wilna . den Kosaken
eingeholt
und
Hier von
gefangen genommen, trafen sie auf
dem Wege nach Wilna, grösstentheils sich selbst überlassen, mit verschiedenen russischen Truppen zusammen , wurden von den Officieren freundlich , von den Soldaten roh behandelt, durch Bauern beraubt, und konnten , als sie endlich jene Stadt erreichten , nur nach wiederholten Misshandlungen, beinah ganz entkleidet, die Aufnahme in ein schon überfülltes Gefängniss erlangen. Nach einem achttägigen Verweilen in diesem elenden Aufenthalte, in welchem täglich 20 Menschen starben , kamen die beiden Officiere, durch Absonderung der Deutschen von den Franzosen , in ein anderes Gefängniss , welches zwar geräumig, aber so kalt war, dass der Lieutenant Götsch beide Füsse erfror. Aus dieser Lage befreite sie indessen der
zufällig aufgefundere Lieutenant
Falkenberg , welcher mit seinem Burschen und dem Chirurgus Lingenau der 5.
Compagnie bei Kowno gefangen worden war,
indem die Verwendung bei dem russischen General St. Priest seinen Kameraden nicht nur Geld, Lebensmittel und Kleider verschaffte,
sondern auch ihre gemeinschaftliche Aufnahme in
ein
Quartier bewirkte . Schon hofften die Unglücklichen auf bessere Tage , bald aber wurde ihr Zimmer nicht mehr geheizt, Dissentrie und Nervenfieber rafften zuerst den Chirurgus Lingenau , am 4. Januar auch die Lieutenants Falkenberg und Bülovius hin, und der ebenfalls kranke Lieutenant Götsch würde dasselbe Schicksal gehabt haben, wenn er nicht in ein Lazareth aufgenommen worden wäre. Die ungeschickte Behandlung seiner erfrorenen Füsse , an welchen 18 nach einander folgende Chirurgen ihre Kurmethoden versuchten, das kalte Fieber und das Ueberhandnehmen des Ungeziefers in den dicht belegten Räumen brachten aber hier den Kranken so herunter, dass er abermals dem Tode nahe war, und als ein geschickter Arzt sich endlich seiner annahm, erst im Juni 1813 mit einem lahmen Fusse und äusserst entkräftet die Reise nach Königsberg antreten konnte. Die zurückgekehrten Reste der beiden Compagnien gingen , auf Befehl des Generallieutenants v. Bülow, schon am 2. Januar 1813 unter dem Capitain Spreuth mit dessen Compagnie nach Graudenz, und von da nach Colberg , wo die in
einem Rapporte
vom 4. Februar unter dem Capitain Wegener¹) aufgeführte 7. Compagnie erst 1 Unterofficier, 1 Bombardier und 7 Kanoniere zählte , aber sich durch eingezogene ältere Leute und preussische Krümper
¹) Er blieb bis zum 31. März zur Führung der 68gen Fussbatteric No. 2 commandirt.
223 so schnell ergänzte, dass sie bereits am 27. jenes Monats eine Dienststärke von 1 Officier, 2 Unterofficieren, 1 Bombardier, 19 Kanonieren und 54 Krümpern, demnächst 1 Unterofficier , 1 Bombardier, 13 Kanoniere krank und 1 Officier, 2 Bombardiere , 10 Kanoniere commandirt hatte. An Officieren waren bei der Compagnie die Seconde - Lieutenants v. Liebermann und Weinert , an deren Stelle später die Seconde - Lieutenants Schmidt und Grunewald traten. Nach vollendeter Reorganisation der Compagnien , durch welche sie auf den Etat von 200 Krümpern kam, wurde dieselbe zur Besetzung einer Reserve- Batterie vorgeschlagen , blieb aber vorläufig zum Festungsdienste in Colberg,
bis sie auf die Anordnung des
Majors v. Schmidt am 22. März mit Vorspann nach Berlin
ab-
ging, wohin ihr die 5. schon vorangegangen war, und wo man sie zu Munitionsarbeiten verwendete , sowie zu Commandos und zur Ersatz - Stellung benutzte, weshalb sie zeitweise wieder sehr schwach war.
Sie rückte nach der Einnahme von Willenberg in diese Stadt
ein , wohin sie mit
einem Munitionstransport in Marsch gesetzt
worden war, und es fehlten ihr am 8. April 1814 : 1 Officier (Lieutenant Grunwald), 7 Unterofficiere, 10 Bombardiere und 74 Kanoniere ,
welche als
Ersatzmannschaften
zur Armee
abgegangen
waren . Bald darauf wurde der Capitain Wegener zum Commandeur der 6gen Fussbatterie No. 22 ernannt und der Lieutenant Schmidt nach Luckau kommandirt, dagegen traten die SecondeLieutenants Gielke und Wittner bei derselben ein , und da der Garnisondienst mit den übrigbleibenden
Leuten nicht mehr be-
stritten werden konnte, so beantragte der Lieutenant Gielke bei dem Oberstlieutenant v. Merkatz eine Vermehrung der Mannschaft, worauf der
Letztere
von
der
5.
Stamm-
und der
6.
provi-
sorischen Compagnie der preussischen Artillerie - Brigade 2 Unterofficiere , 4 Bombardiere und 40 Kanoniere auf so lange zur Dienstleistung nach Willenberg beorderte, bis der Oberstlieutenant v. Liebig I. für Ersatz gesorgt haben würde . Die Bekleidung der Compagnie um diese Zeit wird in einem noch vorhandenen Rapport nicht nur als sehr mangelhaft geschildert, sondern es fehlten u . A. 74 Röcke, 75 Jacken, 78 Tuch- , 107 leinene Beinkleider, sowie sämmtliche Mäntel. Durch eine abermalige Abgabe der vorgenannten Compagnien von 4 Unterofficieren, 9 Bombardieren und 80 Kanonieren wurde der inzwischen eingetretene Abgang gedeckt , und dieselbe kam endlich wieder auf den vollen Etat. Bei dem Wiederausbruche des Krieges im Jahre 1815 stellte die Compagnie den grössten Theil der Mannschaft zur Besetzung
224 der mobil gemachten Park - Colonne No. 15 und 16¹), ausser dieser aber noch einen beträchtlichen Theil zur Besetzung mobil zu machender Batterien. Die Ergänzung derselben erfolgte durch Rekruten , von welchen jedoch 50 Mann als zu klein befunden wurden , und im November von den Garnison - Bataillons ausgetauscht werden mussten. Nach einem Rapport vom 11. December
1815 gingen der Com-
pagnie an Kranken, Commandirten und Manquirenden 1 Officier, 9 Unterofficiere, 15 Bombardiere und 16 Kanoniere ab. Sie blieb darauf noch bis zum Juni 1816 in Wittenberg und marschirte dann nach Torgau , ihrer künftigen gaben und Entlassungen herabgesetzt wurde .
Garnison
ab,
wo
sie durch Ab-
auf den vorgeschriebenen Friedensetat
Sechste Fuss- Compagnie . Ihre Abstammung.
A.
Die 6 Fuss - Compagnie der 3. Artillerie - Brigade wurde
als
5. Fuss-Compagnie derselben, im Juni 1816 in Torgau aus der 67gen Fuss- Batterie No. 25 und einem Theil der 9. provisorischen Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade gebildet , die genannte Batterie aber im Jahre 1813 von der ersten provisorischen Compagnie jener Brigade besetzt. B.
Ihre Geschichte .
1 ) Geschichte der ersten provisorischen Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade. Die Formation dieser Compagnie erfolgte in Colberg, gegen Ende
des Monats Januar 1813, und sie erhielt den Stabs- Capitain Post zum Commandeur. Für kurze Zeit waren derselben die SecondeLieutenants Thiele und Dähnert zur Dienstleistung zugetheilt ; im Februar oder im Anfange des Monats März erhielt sie aber die Seconde- Lieutenants v. Damitz , Post , v. Cardell und für den letzteren im Monat April den Seconde -Lieutenant Neuscheller. Die Avancirten wurden in der vorgeschriebenen Stärke von der 2., 6. , 8. uud 10.
Stamm- Compagnie der brandenburgischen
Artillerie- Brigade abgegeben,
welche damals in Colberg garniso-
nirten, die Gemeinen dagegen aus den einberufenen Krümpern der Brigade entnommen.
1) Geschichte der 4. Fuss-Compagnie.
225
--
Die Compagnie kam im Monat Februar von 134 auf 200 Köpfe und scheint später noch verstärkt worden zu sein. Die Bekleidungsverhältnisse der Compagnie stellten
sich im
Allgemeinen wie bei allen provisorischen Compagnien ; die Gemeinen bekamen jedoch Czakots von Stroh mit Ueberzügen von Wachsleinewand. Säbelgehenke , wurden nicht verabreicht.
Taschen ,
Säbel und Gewehre
Nach vollendeter Formation begannen sogleich die artilleristischen Uebungen der Mannschaft, welche, durch spärliche Mittel beschränkt, durch häufige Depotarbeiten gestört und bereits am 1. April durch die eingetroffene Ordre zum Marsch nach Stettin unterbrochen wurde.¹) Die Compagnie, welche den Blokade - Truppen von Stettin zugetheilt worden war, brach am 3. April dahin auf, marschirte über Gützlowshagen , Greifenberg, Gülzow und Gr. Stepenitz , wurde hierauf über das Papenwasser gesetzt, und erreichte am 7. April die ihr auf dem linken Oderufer als Cantonnirungsquartiere angewiesenen Dörfer Cavelwisch und Scholwin , wo sich die 4. provisorische Compagnie schon befand . Nach dem über den Platz, seine Besatzung und die Zusammensetzung des Blokade- Corps in der Geschichte der 2. Fuss - Compagnie bereits Angeführten, bleibt hier nur zu bemerken, dass bei dem Eintreffen der Compagnie vor Stettin die 6ge FussCompagnie No. 17 Pommersdorf, Schwarzow und die Lübsche Mühle, die reitende Batterie No. 11 Warsow und Neuendorf besetzt hatten, und der Platz für den Belagerungspark sich zwischen Neuendorf und Schlowin befand.2) Schon vor dem Einrücken in die Cantonnirungen waren von der Compagnie der Lieutenant v. Cardell ,
2 Unterofficiere und
12 Kanoniere zur Dienstleistung bei der Flotille abgesendet worden. Dieser Officier übernahm das Commando derselben , trat aus dem
Dienste, die
Artilleristen aber wurden auf die
Boote zur
vertheilt und , sowie die Matrosen , mit GeDer Rest der 1. provisorischen Compagnie war anfänglich mit dem Ausladen der zu Wasser von Colberg an-
Geschützbedienung wehren bewaffnet.
kommenden Geschütze und Munitionsgegenstände beschäftigt ; in dem Maasse, als die vor Stettin angelegten Feldverschanzungen mit Geschützen bewaffnet wurden, stellte die Compagnie aber auch,
1) Es musste deshalb noch vor Stettin am Geschütz exercirt werden, um die Ausbildung der Leute zu vollenden. 2) Die reitende Batterie No. 11 führte zu dieser Zeit 8 Kanonen und ein Zug von jeder der genannten Batterien war, wie schon erwähnt, auf dem rechten Oderufer detachirt. 15 3. Art. -Brig.
226 gemeinschaftlich mit der 4., die für jene Werke erforderliche Bedienungs-Mannschaft. Nach zeimaliger Allarmirung am 13. und 14. April fand am 15. eine Bewerfung der Forts Preussen und Wilhelm statt, an der auch 4 Unterofficiere , 4
Bombardiere und
136
Kanoniere
der
1. provisorischen Compagnie Theil nahmen , und durch welche man die Aufmerksamkeit des Feindes nach dieser Seite hinziehen wollte, um den auf dem rechten Oderufer gegen die Zollhausschanze beschlossenen Angriff zu erleichtern . ')
Zu diesem Zwecke gingen des Morgens um 3 Uhr 3 Abtheilungen und zwar : die erste unter dem Seconde - Lieutenant Zindel mit 4-10@gen Mörsern bis nach Torney, die zweite unter dem Stabs - Capitain Post mit 5-10gen Mörsern2) bis an das Wasserhaus der Lübschen Mühle, die dritte unter einem nicht mehr zu ermittelnden Officier mit 4 Haubitzen bis hinter der Prinzessin Schloss
vor.
Man stellte diese Geschütze hinter Erderhöhungen so gedeckt
als möglich auf, eröffnete aus ihnen ein lebhaftes Feuer gegen beide Forts, und zog sie nach einiger Zeit wieder zurück, was durch die wellenförmige Beschaffenheit des Terrains erleichtert wurde. Da der Feind vom Fort Preussen nur aus 4gen Kanonen mit sehr hoher Elevation geantwortet hatte, so wurde die Beschiessung dieses Forts, um sich von der Art seiner Bewachung zu überzeugen, am folgenden Tage wiederholt, ohne eine andere Erwiderung zu erhalten . Während die
Franzosen in der zweiten
Hälfte des Monats
April den Unternehmungen der Blokade -Truppen vor Damm nicht nur einen wirksamen Widerstand entgegensetzten , sondern auch eine offensive Haltung behaupteten , versuchten sie von Stettin aus nur am 17. April eine Recognoscirung in der Richtung auf die Lübsche Mühle , wurden aber, ohne ihren Zweck zu erreichen , zurückgewiesen.
Da um
diese Zeit die Desertion , besonders unter den
holländischen Truppen der Besatzung, häufiger zu werden begann, so nahm der General-Lieutenant Tauenzien hieraus Veranlassung, den Gouverneur am 10. Mai zur Uebergabe aufzufordern , erhielt jedoch eine ablehnende Antwort. Vielleicht Vielleicht um zu zeigen , dass
1) Geschichte der 2. Fuss -Compagnie. 2) Der Commandeur der Artillerie des Belagerungs - Corps, Major v. Neander , hatte für jeden 107gen Mörser einen leichten Wagen mit niedrigen Rädern bauen lassen, auf dessen mit Leisten eingefassten Bodenbrette der Mörser Platz fand. Das Brett war auf der Hinterachse mit einer Angel befestigt, und stand über jene soweit vor, dass es, heruntergedrückt, als schiefe Ebene benutzt werden konnte.
--
227
-
die Garnison noch von einem guten Geiste beseelt sei, hauptsächlich aber wohl um sich einige Lebensmittel zu verschaffen, machte der Feind am 12. Mai mit 4 Bataillons und 5 Kanonen , denen eine beträchtliche Menge Wagen folgte, einen Ausfall in der Richtung nach Grabow, und entsendete Detachements gegen die Kupfermühle und gegen Bredow , um diese Defileen , durch welche die Preussen zunächst vordringen und die Fouragirung in Grabow verhindern konnten, zu sperren . Die Franzosen wurden zwar nach hartnäckiger Gegenwehr von den vorrückenden Blokade - Truppen unter die Kanonen der Festung zurückgeworfen, blieben aber längere Zeit in dem Besitze von Grabow, welches dabei in Brand gerieth, und scheinen ihren Hauptzweck nicht ganz verfehlt zu haben . Dieses lebhafte Gefecht, in welches die eine Hälfte der 67gen Fuss- Batterie No. 17 und die reitende Batterie No. 11 thätig eingriffen, indem sie ihr Feuer gegen die linke Flanke des Feindes richteten, gab auch einer kleinen Abtheilung der ersten provisorischen Compagnie Gelegenheit zur Theilnahme. Am 11. Mai erhielt der bei der letzteren stehende Lieutenant Neuscheller den Befehl, noch während der Nacht eine der vor Zabelsdorf befindlichen Schanzen mit einer 12gen Kanone zu besetzen und diese am nächsten Morgen wieder abzuführen, wenn die Franzosen einige Zeit nach Tagesanbruch nichts unternähmen. Denselben Befehl hatte ein anderer Officier für die Aufstellung von 2-128 gen Kanonen in einer mehr auf den linken Flügel der Einschliessungslinie liegenden Schanze erhalten , da man preussischer Seits von der Absicht des Feindes unterrichtet worden war. Der Lieutenant Neuscheller erreichte nach einem kleinen Marsche mit seinem
aus
dem Park von Neuendorf entnommenen 12 er
die
ihm bezeichnete Schanze, welche bereits von einer Infanterie - Compagnie besetzt war und aus einem kleinen unpallisadirten Erdwerke in Fleschenform bestand, über dessen Kehlgraben ein Damm führte. Das mit 30 Kugel- und 10 Kartätsch - Schüssen ausgerüstete Geschütz wurde nun in der Spitze des Werkes aufgestellt, und die Mannschaft erwartete mit Spannung den Anbruch des Tages.¹) Erst gegen 7 Uhr, nachdem die erwähnten
beiden anderen 12gen Kanonen bereits abmarschirt waren, zeigte sich der Feind bei Grabow ; er liess sich zwar durch das augenblicklich gegen ihn eröffnete Kugelfeuer nicht abhalten, in das Dorf einzudringen , man war aber so glücklich, eine Kanone, welche er gegen die diesseitige Infanterie aufstellen wollte , zu demontiren , bevor sie zum Schuss
1) Mittheilung des Hauptmanns Neuscheller.
15*
228 kam , und unterhielt bis zu seinem Abzuge das
Feuer,
welches
jedoch wegen des geringen Munitionsvorrathes nur sparsam sein konnte. Die Bedienungs -Mannschaft benahm sich dabei mit Unerschrockenheit, obgleich die Schanze aus einigen vorgeschobenen Kanonen des Feindes beschossen und von den Wällen aus 25 gen Haubitzen beworfen
wurde.
Der Major v. Neander bestätigte
in seinem Berichte an den Prinzen August von Preussen die Wirksamkeit der von dem Lieutenant Neuscheller commandirten Kanone. Wenn auch die Besatzung von nun ab auf dem linken Oderufer nichts weiter unternahm, so blieben die hier angelegten Schanzen doch bewaffnet , und die Bedienungs - Mannschaft lag in welche sie selbst gebaut hatte .
Hütten ,
Bei der schon vor dem Abschluss
des Waffenstillstandes begonnenen Schwächung des Blokadecorps , durch Abberufung eines Theils der Reserve- Bataillons zum Corps des General- Lieutenants v. Bülow , und der in Folge dessen nothwendig gewordenen Besetzung der Schanzen durch den aufgebotenen Landsturm , beruhte die Sicherung der Einschliessung des Platzes hauptsächlich auf der Artillerie. Während der grösste Theil der ersten provisorischen Compagnie zu Arbeiten oder zum Dienste in den Schanzen verwendet wurde , bestanden die zur Flotille commandirten Leute auf dem ihnen ungewohnten Elemente zwei Gefechte.
Das erste fand am
15. April statt und war unbedeutend ; bei dem zweiten , am 17. Mai, sollten die Geschütze der Boote , wahrscheinlich von der grossen Reglitz aus, die Zollhausschanze beschiessen , wurden aber von der Artillerie derselben so übel empfangen , dass einige Matrosen und Artilleristen blieben , 3 Fahrzeuge starke Beschädigungen erlitten , das 4. einen Schuss unter dem Wasser erhielt, und sie sich deshalb zurückziehen mussten. Sämmtliche Fahrzeuge begaben sich hierauf zu ihrer Wiederherstellung nach der Werft von Bergland, blieben dort 14 Tage, und kehrten dann nach ihrer Station zurück. Am 8. Juni traf bei Stettin die Nachricht von dem Abschlusse des Waffenstillstandes ein, und am 15. marschirte die 1. provisorische Compagnie, welcher der Lieutenant Post mit der bei der Flotille commandirt gewesenen Mannschaft sich wieder anschloss , nach Colberg ab, wo sie über Pribbernow , Gülzow, Greifenberg und Gützlowshagen am 19. eintraf, um hier mobil zu machen und zu besetzen .
eine 6ge Batterie
Sie wurde in ihren bisherigen
Functionen durch die 4. provisorische Compagnie vertreten . Aus England waren um diese Zeit bedeutende Vorräthe von Bekleidungs- und Ausrüstungs - Gegenständen für die preussische Armee auf die Colberger Rhede gebracht und in Empfang genom-
229
men worden, unter denen sich auch drei so vollständig ausgestattete 6uge Batterien befanden , dass es zu ihrer Mobilisirung nur ausgebildeter Leute und Pferde bedurfte. Von diesen Batterien , welche, als Fussbatterien organisirt, die Nummern 24, 25, 26 erhielten und für die Landwehr bestimmt waren, wurde die erste unter dem Premier-Lieutenant Vahrenkampf durch die 1. provisorische Compagnie der preussischen , die zweite unter dem Stabs - Capitain Post durch die 1. provisorische Compagnie der brandenburgischen Artillerie- Brigade, die letzte unter dem Premier - Lieutenant Papendick durch den Rest der Mannschaft beider Compagnien besetzt . Die erste provisorische Compagnie der brandenburgischen Artillerie- Brigade gab, nach einer noch vorhandenen Stammliste, hierzu am 11. Juli 6 Unterofficiere , 7 Bombardiere, 1 Tambour , 50 Kanoniere ab, und erhielt von den Garnison -Truppen 1 Feuerwerker und 1 Bombardier.
2) Geschichte der 6gen Fuss - Batterie No. 25. Die Trainsoldaten für die 6uge Fuss - Batterie No. 25 waren vom Lande ausgehoben worden , die Handwerker freiwillig eingetreten. Die Geschütze und Fahrzeuge der Batterie bestanden aus : 6-67gen leichten metallenen Kanonen, 2-52zölligen leichten metallenen Haubitzen, 3 Kartätsch- ) Wagen, 2 Granat-
1 Feldschmiede, 2 preussischen Leiterwagen und
2 Requisitenwagen . ') Die Geschütze lagen in Blocklaffeten und hatten Protzen mit Gabeldeichseln , beide von der bekannten englischen Construction. Die Munitionswagen hatten
gleichfalls
Gabeldeichseln ,
aber
einen gewöhnlichen Vorderwagen mit Lenkscheit, und gestatteten deshalb für das Passiren von Terrainhindernissen eine nur geringe Beweglichkeit, obgleich an den Seitenwänden des Kastens Einschnitte zum Einlaufen der Vorderräder angebracht waren . Die Munition befand sich in Einsatzkasten , welche von der Seite in den Wagenkasten gestellt wurden, und zum Schutz gegen die Einflüsse der Witterung hatten die Spriegel des letzteren einen Ueberzug von gefirnisstem Segeltuch. Die Zahl der mitgeführten Schüsse und Würfe betrug :
1) Nach einem Berichte des Oberstlieutenants v. Neander vom 30. Juli 1814 .
230 In jeder Kanonen- Protze : 30 Kugel5-6 löth. Schüsse Kartätsch5-3 löth .
In jeder Haubitz- Protze 32 GranatWürfe. 16 Kartätsch-
In jedem Granatwagen : In jedem Kartuschwagen : 58 Granat127 KugelWürfe. 32-6 löth. Schüsse 18 KartätschKartätsch8 Brand- Granat32-3 löth . Die Kanonen- Ladungen zu 1/2, die Haubitz -Ladungen zu 1 ☎. Das Reitzeug und Geschirr hatte die englische Einrichtung , und war mit Bezug auf Material und Arbeit von ausgezeichneter Güte. Man fand es bei der Empfangnahme sehr sorgfältig in Fässern verpackt, in denen es bereits Jahre lang gelegen haben sollte, und die braunen Ledertheile desselben wurden vor dem Gebrauch geschwärzt . Die Unterofficiere der Batterie erhielten Sättel von ungarischer Form , mit hellgrauen Ueberdecken Mantelsäcke.
und ,
wie die Fahrer,
blaue
Die Pferde wurden von den zunächst um Colberg liegenden Kreisen gestellt, und waren grösstentheils junge kräftige Thiere von gefälligem Aeussern. Die Bekleidung der Mannschaft war, mit Ausnahme der für die Trainsoldaten, welche die vorgeschriebenen preussischen Montirungsstücke erhielten , durchaus englisch , von vortrefflicher Qualität, und vollendete die schon im Uebrigen ganz fremdartige Ausrüstung der Batterie. Die grossen Montirungsstücke bestanden aus : einem nach oben sich verjüngenden Czakot von Filz , mit ovalem messingenen Schilde, auf dem drei laffetirte Kanonen, von einem Eichenkranz umschlossen , ausgeprägt waren , und für die Avancirten mit Federbüschen , für die Gemeinen mit Büscheln von Wolle ausgestattet ; einer zum Zusammenlegen eingerichteten Feldmütze von blauem Tuch , einem
kurzen blauen
Uniformrock , mit einer Reihe gelber
Knöpfe von ähnlicher Prägung wie die Czakotsschilder, rothen Abzeichen, einer rabattenartigen Litzenverzierung und einem Taschenund Brustbesatz von Band aus gelbgefärbtem Kameelgarn ; sie waren so vollkommen, dass sie dem grössten Manne passten ; einem wollenen Kamisol mit Aermeln , hellgrauen Tuchbeinkleidern mit Lederbesatz , und einem Mantel von grauem geköperten Tuche mit kurzem Kragen . An kleinen Montirungsstücken wurden Halsbinden , von gebranntem Leder zum Zuschnallen , Hemde, Socken, für die Fuss-
231 Artilleristen Schuhe mit grau-tuchenen Kamaschen, für die Unterofficiere und Fahrer Stiefeln mit Sporen geliefert. Ausserdem erhielt jeder Mann alle Utensilien , welche er zur eigenen Reinlichkeit und zur Instandhaltung seiner Sachen bedurfte. Die Tornister waren von gefirnisstem Segeltuch und zum Zusammenlegen gefertigt ; sie schützten jedoch , wenn jener Stoff sich abnutzte, die Effecten nicht mehr gegen Nässe, und die regelmässige Verpackung derselben erforderte einige Uebung. Die Bewaffnung endlich bestand für die Unterofficiere in Degen mit tombachenem Gefäss, für die übrigen Leute in gewöhnlichen Seitengewehren , an einem mit einem messingenen Schilde versehenen Schultergehänge von weissem Leder, welches man jedoch bald schwärzte. Für die Batterie - Reserve wurden 16 Karabiner verabreicht. Die 6ge Fussbatterie No. 25 war hiernach, im
Vergleiche
mit vielen anderen , glänzend ausgerüstet , und nahm sich , Mehrzahl der Artilleristen bestand, sehr stattlich aus.
da
die
aus grossen wohlgewachsenen Leuten
Sämmtliche Ausrüstungsgegenstände , zum Theil durch die Batterie- Mannschaft ausgeladen , lagen zum Empfange schon bereit ; die Hauptschwierigkeiten bei der Mobilmachung entstanden desbalb nur aus der Unbekanntschaft mit dem Dienste der Bespannungen und mit der Behandlung eines fremden Materials.¹) Nächstdem waren die Dislocations- Verhältnisse nicht ganz günstig, denn sobald die Pferde ankamen, wurden sie auf das Land verlegt, in Gespanne zusammen gestellt und zum Transport der ausgeladenen Effecten oder zu anderen Spanndiensten benutzt, während die Bedienungsmannschaft in Colberg blieb . Am 26. Juni traf der letzte PferdeTransport ein, vom 5. Juli ab sollte die Batterie marschfertig sein, und am 14. Juli trat sie den Marsch nach Stettin an , behielt mithin zur Vorbereitung auf demselben nur 17 Tage übrig. Hierin sowie in der Unvollzähligkeit der Unterofficiere lag wohl der Grund, dass der Stabs - Capitain Post auf die Idee kam , zur Erleichterung der Beaufsichtigung aus seiner Batterie 7 Abtheilungen zu formiren , welche ohne Rücksicht auf tactische Gliederung aus Geschützen und Wagen bestanden . Die eine Hälfte dieses Trains war dem Lieutenant Neuscheller , die andere dem Lieutenant Woltersdorf, welcher wärend der Mobilmachung zur Batterie versetzt worden war, untergeben. Der Lieutenant Post hatte eine.
1) Von jeder der angekommenen Geschützgattungen und Kaliber wurde ein Geschütz mit 4 Schuss angeschossen, was jedoch nicht genügte , um dessen Wirkungsfähigkeit zu erproben.
232 andere Bestimmung erhalten , und der Lieutenant v. Damitz muss abcommandirt gewesen sein, da er in keiner der noch vorhandenen Nachweisungen als anwesend aufgeführt wird. Die Batterie vollbrachte den Marsch nach der Oder ohne Unfälle ,
liess
2
Kanonen
nebst
einem Kartuschwagen
unter dem
Lieutenant Neuscheller auf dem rechten Ufer derselben zurück, und passirte mit den übrigen Fahrzeugen den Fluss abermals unterhalb Stettin. Das Detachement des
Lieutenants
Neuscheller blieb
zur
Deckung der Strasse nach Stargard einige Zeit bei Franzhausen , wo die Leute und Pferde in einem Bauernhofe untergebracht waren, besetzte später Stuthof, löste den hier mit 2 Geschützen stehenden Seconde - Lieutenant Blankenburg I. ab und ging sodann, wahrscheinlich nach Aufkündigung des Waffenstillstandes , ¹) gleichfalls über die Oder. Der Rest der Batterie kam am 19. Juli vor Stettin an, und nahm nach einer Meldung des Majors v. Neander an den Chef der Artillerie, die Posten der reitenden Batterie No. 11 ein , welche , sowie die 6uge Fussbatterie No. 17 , zu dem sich bei Berlin versammelnden Reservecorps abmarschirt war. Um die durch diesen Abgang
hervorgebrachte Schwächung
der
Feldartillerie auszugleichen, bildete der Major v. Neander , wie bereits anderwärts erwähnt worden ist, eine provisorische Batterie, welcher die 6uge Fuss - Batterie No. 25
einen Theil ihrer Mann-
schaft, ihre Vorraths- und Leiterwagen - Pferde und noch 16 Geschützpferde abgeben musste , weshalb alle Geschütze nur mit 6 Mann besetzt und nur mit 4 Pferden bespannt blieben. Diese Batterie, welche keinen besonderen Commandeur erhielt und deren Züge Unterofficiere führten , rückte anfänglich bei Bredow und Zabelsdorf hinter den Redouten ins Lager, wurde aber später den einzelnen Abtheilungen der 6ugen Fuss - Batterie No. 25 angeschlossen oder Officieren derselben unter Aufsicht gegeben. Am 12. August erhielt der Stabs - Capitain Post das
Com-
mando der provisorischen Compagnie, zu welcher auch der Lieutenant Woltersdorf übertrat, wogegen der Lieutenant v. Platen den Befehl über die 6ge Fuss - Batterie No. 25 übernahm , und der Seconde - Lieutenant Zindel derselben zugetheilt wurde.
Die
letztere war um diese Zeit in der Art vertheilt, dass 2 Geschütze unter dem Lieutenant v. Damitz bei Bredow, 6 Geschütze , einschliesslich der beiden Haubitzen , unter den Lieutenants Zindel und Neuscheller bei Pommerensdorf lagerten.
1) Um diese Zeit kamen 2 Geschütze der 68gen Fussbatterie No. 13 nach Stuthof (Geschichte der 2. Fuss-Compagnie) .
233 Von der provisorischen Batterie befanden sich 2
Geschütze
unter dem Porte - d'épee - Fähnrich v. Zastrow in Schwarzow, 1 Geschütz in Krekow und 1 Geschütz in Zabelsdorf. Die übrigen 4 Geschütze dieser Batterie campirten entweder hinter dem letzteren Orte, in welchem sich auch der Premier-Lieutenant v. Platen befand , oder wurden gelegentlich vertheilt.
Etwa in der Mitte des
Septembers wurde indessen der Lieutenant Neuscheller mit 2 Geschützen bei Schwarzow aufgestellt, wo er sich mit den bereits erwähnten beiden Kanonen der provisorischen Batterie vereinigte. Im Allgemeinen commandirten die Artillerie der Redouten von Bredow bis zur Lübschen Mühle der Premier- Lieutenant v. Platen , die von der Lübschen Müble bis Pommerensdorf der Premier-Lieutenant Gleim und später der Capitain Post , und die von Pommerensdorf bis zur Oder der Lieutenant Zindel. Einzelne Werke oder Geschütze waren jüngeren Officieren zugetheilt, wie z. B. dem Lieutenant Neuscheller bei Schwarzow eine gegen das Fort Preussen angelegte Schanze, deren Bewaffnung
ein
alter Gefreite
beaufsichtigte, und eine mehr nach der Mitte der Einschliessungslinie hin stehende bespannte Kanone. In den mit den anderen Waffen von der Batterie eingenommenen
Lägern, die durch regelmässige Strassen und freie Plätze das Ansehen kleiner Städte gewannen , waren für die Pferde grosse Schuppen , für die Mannschaft Baracken errichtet , unter welchen die der Officiere durch stabile Bauart und bequeme Einrichtung sich auszeichneten . Diese Läger befanden sich in der Nähe von Dörfern , enthielten Restaurations - Marketender - Buden etc. und dienten den Landbewohnern sowie einer Menge von Stettin Ausgewanderter, als Vergnügungsorte . Bei einer regelmässigen Verpflegung und bei der damaligen Wohlfeilheit
der
gewöhnlichen Lebensbedürfnisse
ging es den
Artilleristen ganz wohl, es fehlte ihnen, besonders während des Waffenstillstandes, nicht an Unterhaltung und das Lagerleben vor Stettin unterschied sich dadurch sehr vortheilhaft von dem weit stilleren vor Damm. Mit dem Wiederbeginnen der Feindseligkeiten wurde dies Leben aber auch hier wieder einförmiger und langweiliger, die Lagerordnung strenger und die Wachsamkeit angestrengter. Während der Nacht blieb zwar nur ein Theil der Bedienungs -Mannschaften bei den Geschützen , von 3 Uhr Morgens ab bis zur vollkommenen Tageshelle mussten diese aber in Schussbereitschaft und bespannt sein. Die Besatzung, welche durch schlechte Nahrung entkräftet und vom Typhus heimgesucht war, verhielt sich jedoch bis auf einige unbedeutende Allarmirungen der Vorposten ganz ruhig, und die Batterie fand somit bis zur Ueber-
234 gabe des Platzes keine Gelegenheit, an einem Gefechte Theil zu nehmen, bei welchem sich die Tüchtigkeit ihrer Leute und die Tauglichkeit ihrer Geschütze hätte geltend machen können. Die einzige Unternehmung, welche der Mannschaft übertragen wurde, war das Anstecken der auf dem Glacis stehenden Mühlen , welches auch nach einem ohne ihre Schuld misslungenen ersten Versuche beim zweiten gelang. Indessen wurde der Feind auf dem linken Oderufer aus dem Geschütz in den Schanzen oder aus erbauten Batterien öfter beunruhigt. Eine solche Beunruhigung, über welche noch ein Bericht des damaligen Majors v. Neander vorhanden ist, erfolgte durch eine Kanonade am 11. October, wozu, um dem Feinde zu imponiren , auf Plätzen, zu welchen man gedeckt kommen konnte, 2 Batterien gegen das Fort Wilhelm für kleine Kaliber in einer Entfernung von 7 bis 900 Schritt erbaut, ausserdem aber : das Fort Preussen aus 4-12ugen Kanonen , 2—10gen und einer 25
gen Haubitze,
2-25ugen und 2-40gen Mörsern ; Stettin dagegen aus 4-12 gen Kanonen, 1-5½" Haubitze und 6-10@gen Mörsern , welche in den Redouten standen, beschossen und beworfen wurden . ') Das Feuer begann mit Tagesanbruch und dauerte 2 Stunden , worauf die Geschütze vom Feinde unbemerkt wieder abgefahren wurden, nachdem jedes derselben 30-40 Schüsse oder Würfe gethan hatte. Die feindliche Artillerie, welche wegen eines über Stettin verbreiteten Nebels in der ersten Stunde ganz schwieg, erhob erst, als jener sich verzogen hatte, ein lebhaftes, aber wenig schädliches Feuer. Der Feind revangirte sich ab und zu durch die Beunruhigung der Läger mittelst 247ger Kugeln , die er unter sehr hoher Elevation abschoss, auch pflegte
er auf das
Victoriaschiessen des
Blokade - Corps mit scharfen Schüssen zu antworten , welche dann mitunter eine gleiche Erwiderung nach sich zogen. Der Blokadedienst wurde nach dem Eintritt der rauhen Jahreszeit immer beschwerlicher, und es stellte sich bei den Truppen die Ruhr ein, an welcher jedoch nur wenige Leute der Batterie gelitten zu haben scheinen.
Am
20.
November
endlich capitulirte die
Festung wegen
Mangel an Subsistenz, und am 5. December fand die Uebergabe statt. Die Truppen des Blokade - Corps stellten sich am Morgen 1) Diese Beschiessungen fanden nach den Mittheilungen des Hauptmanns Neuscheller oft auf sehr grosse Entfernungen statt , und bei einer derselben wurde durch das Springen eines eisernen Mörsers, welcher in einer 2000 Schritt vom Fort Preussen entfernten Schanze stand , der abfeuernde Mann getödtet.
235 dieses Tages vor dem Berliner Thore in Schlachtordnung auf, die Infanterie mit geladenem Gewehr, die 6uge Fussbatterie No. 25 abgeprotzt und mit einem Kartäschschuss im Rohr.
Die Besatzung
marschirte hierauf zu dem genannten Thore hinaus, den Preussen gegenüber auf und streckte das Gewehr ; sie führte eine Feldbatterie mit sich, deren Geschütze aber, weil die Pferde längst geschlachtet und verzehrt waren , durch Kanoniere gezogen wurden. Der Kern der Besatzung bestand aus Franzosen, - den aus Russland zurückgekehrten Ueberresten des Davoustschen Corps - welche man als Gefangene hinter die Weichsel transportirte ; die noch verbliebenen Holländer traten in die Dienste des Hauses Oranien, die Spanier, Illirier und Kroaten wurden in ihre Heimath entlassen . Als die Truppen der ehemaligen Garnison weggeführt waren, hielt das Blokade - Corps seinen feierlichen Einzug in die Stadt, sich während der 7jährigen französischen als 10 monatlichen Belagerungszustanmehr eines und Occupation des von 20,000 auf 9000 vermindert hatte. Ein Theil des Einderen Einwohnerzahl
schliessungscorps blieb in Stettin als Besatzung, während der übrige nach erfolgtem Vorbeimarsch sogleich Cantonnirungen bezog. Die 67ge Fussbatterie No. 25 besetzte zwei in der Nähe des weissen Paradeplatzes gelegene Bastione, um während des Tedeums die üblichen Salven abzugeben, worauf sie gegen Abend, ohne Futter für die Pferde oder Lebensmittel für die Leute erhalten zu haben , nach den ihr angewiesenen Contonnirungs - Quartieren Stolzenhagen , Schollwin und Cawelwisch abmarschirte. Die Batterie blieb hier einige Tage stehen , während welcher ihre Gespanne zum Transport des Belagerungsmaterials aus dem Park nach Stettin benutzt wurden , und rückte, da sie mit einem Theil des Blokadecorps zur Belagerung von Wittenberg bestimmt war, am 10. December dahin ab. Der Lieutenant Neuscheller blieb zur Hülfsleistung bei dem Ordnen der Streitmittel in Stettin zurück. Der Marsch der Batterie führte über Prenzlow und Berlin, und war ziemlich anstrengend, da sie ohne Ruhetage im Durchschnitt täglich 4 Meilen auf Wagen zurücklegte ,
welche durch
eingetretenes Thauwetter sehr schlecht geworden waren. Sie brach zwar stets des Morgens um 6 Uhr auf, erreichte aber selten vor 4 Uhr Nachmittags und zuweilen erst nach eingetretener Dunkelheit das Nachtquartier, weshalb der Commandeur die Pferde unterweges futtern liess .
Zu diesen Schwierigkeiten gesellte sich der
Uebelstand, dass die Fussbekleidung mangelhaft geworden war, viele Artilleristen keine Sohlen mehr unter den Schuhen hatten und die noch haftenden während des Marsches ebenfalls schadhaft
236 wurden , so dass , als die Batterie am 16. December in Berlin ankam , fast bei allen Leuten der Bedienungsmannschaft die Fusssohle sichtbar war, weshalb sie ihre Batterie scherzweise die 67ge Baarfuss -Batterie nannten. Durch Vermittelung des Oberst- Lieutenants v. Merkatz wurde indessen das Schuhwerk nothdürftig hergestellt. Bisher hatte die Mannschaft der
Batterie den Mangel an
Nahrungsmitteln noch nicht kennen gelernt , da sie vor Stettin im Ueberfluss lebte, jenseits Berlin war aber das Land so ausgesogen, dass die Leute in den Quartieren mitunter hungern mussten. Am 20. December rückte die Batterie in Kropstaedt bei Wittenberg ein ; sie wurde nunmehr dem Belagerungs - Corps einverleibt und dem Capitain v. Bardeleben zugewiesen. Vom 24. December ab fertigte ihre Bedienungs - Mannschaft Batteriebau - Material und ihre Gespanne transportirten dasselbe nach den Depots. Am 27. December trennte sich die 2. halbe Batterie unter dem Lieutenant Zindel von der ersten , passirte bei Baumgarten mittelst einer Fähre die Elbe, und rückte auf dem linken Ufer nach Pratau, wo sie die halbe Batterie No. 32 des Seconde - Lieutenants Schüler ablöste. Hierauf wurde bei der nun beginnenden Belagerung, deren allgemeiner Gang in der Geschichte der ersten Fuss - Compagnie angedeutet ist, die Mannschaft der 6ugen Fussbatterie No. 25 auf beiden Elbufern verwendet, und es soll zuvörderst über die Thätigkeit der zweiten halben Batterie berichtet werden , von welcher noch die zuverlässigsten Ueberlieferungen vorhanden sind. In der Nacht zum 30. December 1813 wurde unter dem Lieutenant Zindel durch 1 Unterofficier , 1 Bombardier , 10 Kanoniere dieser halben Batterie und 10 Hülfsarbeiter der Infanterie die Enfilirbatterie No 1 ' ) für 1-8age und 1-10ge Haubitze erbaut, ohne dass der Feind die Arbeit entdeckte .
Die Batterie lag, durch
Buschwerk versteckt, nahe am linken Elbufer, musste gegen den in ihrer rechten Flanke befindlichen Brückenkopf durch eine Schulterwehr gedeckt werden , und wurde
aus dem Depot bei
Apollensdorf mit Geschützen und Munition versehen, welche man bei Baumgarten über die Elbe führte . Sie eröffnete, durch Leute der zweiten halben Batterie besetzt, welche fortan für ihren Dienst bestimmt blieben, am Morgen des 30. Decembers das Feuer mit der besten Wirkung, indem die Granaten aus derselben die angegriffene Front mit mehreren Aufschlägen durchliefen , hielt die Besatzung der Angerschanze in Respect und
1) Plan der Festung Wittenberg in Plothos Geschichte der Kriege von 1813 und 1814. Theil 3.
237 nöthigte im Laufe des Tages den Feind, eine auf dem Glacis aufgestellte Haubitze, aus welcher er die nach dem rechten Flügel führende Communication beunruhigte, zurückzuziehen . Das Feuer muss lebhaft unterhalten worden sein , denn aus der Batterie geschahen an diesem Tage würfe.
100-8ge und
60—10@ge
Granat-
Der Belagerte schoss zwar einige Male vom Hauptwalle nach derselben, bewarf sie auch aus dem Brückenkopf ziemlich oft mit Granaten, jedoch ohne allen Erfolg, da sie von jenem zu weit entfernt und gegen diesen durch ihre Lage gedeckt war. Dies günstige Verhältniss schützte sie auch in der Folge, so dass während der ganzen Belagerung in dieser Batterie Niemand getödtet oder verwundet wurde.
Man hatte zwar observanzmässig in der Batterie
einen Posten aufgestellt, auf dessen Zuruf, bei der Ankunft einer feindlichen Granate, die Bedienungsmannschaft sich niederwarf, doch unterblieb dies schon am nächsten Tage. Für die Nacht zum 13. December 1813 wurde zur Ablösung des Lieutenants Zindel der Lieutenant v. Damitz mit 10 Mann und einem Munitions-Transport nach dem linken Elbufer detachirt. Er commandirte während dieser Nacht, in der man sich bemühte, den Feind zu beschäftigen, sowie am folgenden Tage, an welchem das Feuer in der gewöhnlichen Art fortgesetzt wurde , die Batterie No. 1 , welche 135-8age und nur 20-108ge Granaten verbrauchte. In der Nacht zum 1. Januar 1814 wurde unter dem Lieutenant Zindel , der von jetzt an unausgesetzt bis gegen das Ende der Belagerung den Befehl über die Batterie No. 1 behielt , ¹ ) an diese noch ein Kasten angebaut, und statt der 8@gen Haubitze kam dieselbe nun mit 2-10@gen Haubitzen hier in Thätigkeit. Sie trugen am nächsten Tage, nach dem Tagebuche des Belagerten , zur Dämpfung seines Feuers wesentlich bei, da bei den mehrmaligen Aufschlägen der Granaten, aller Traversen ungeachtet, die ganze Angriffsfront unsicher gemacht wurde, und thaten 185 Würfe . In der Nacht zum 2. Januar hatte der Feind in der Angerschanze hinter tüchtigen Traversen 2
Haubitzen
aufgestellt,
aus
welchen er am nächsten Tage den auf das Krankenhaus geführten Laufgrabenast zu enfiliren suchte. Man bemühte sich nun zwar in der Batterie No. 1 diese Haubitzen zum Schweigen zu bringen , jedoch vergeblich, weil nicht genug festes Terrain vor dem Werke zum ricochettiren vorhanden war, und die Granaten also mit dem ersten Aufschlage treffen mussten, was bei der damaligen geringen Aus1) Die Lieutenants Zindel und v. Damitz sollten sich im Commando der Batterie ablösen, der letztere wurde aber bereits am 31. December nach dem rechten Elbufer zurückbeordert.
238 bildung im Gebrauch der kleinen Ladungen nur höchst unvollkommen gelang. Der Munitionsverbrauch der Batterie am 2. Januar belief sich auf 145 Würfe.
Am 3. Januar richtete die Batterie No. 1 ihr Feuer grösstentheils wieder gegen die angegriffene Front, bewarf nur von Zeit zu Zeit die aus der Angerschanze noch immer wirksamen Haubitzen des Belagerten, und verwendete zu diesen Zwecken 131 Granaten . In derselben Weise wurde am 4. Januar fortgefahren ; es gelang jedoch das Pulverbehältniss der Haubitzen im Anschlusswerke in die Luft zu sprengen . Der Unterofficier Beckmann ') hatte nämlich aus der Richtung, welche die Munitionszuträger nahmen , die Stelle errathen , wo dasselbe lag, beschrieb diese dem Bombardier Zank , der das Richten einer Haubitze versah, und schon nach wenig Würfen erfolgte die Explosion , durch welche einige Leute getödtet und schwer verwundet worden sein sollen , Das Feuer der französischen Haubitzen schwieg hierauf geraume Zeit , und wurde später nur mit grossen Pausen fortgesetzt. Die Batterie verwarf an diesem Tage 100 Granaten. Am 5. Januar musste die Batterie No. 1 ihr Feuer einstellen, um die bis auf das Glacis des Bastions Scharfeneck vorgetriebene
1) Dieser brave Soldat und zugleich eines der Originale, welche sich damals noch häufig in der preussischen Artillerie vorfanden , verdient es wohl, dass hier eine nähere Auskunft über ihn gegeben wird. Er war in Stockholm geboren , in Berlin in das 3. Artillerie- Regiment eingetreten, erwarb sich in den Feldzügen am Rhein als Kanonier die silberne, bald darauf als Bombardier die goldene Verdienst-Medaille, und wohnte 1806 der Schlacht bei Jena bei ; in Folge derselben gefangen, ranzionirte er sich, ging nach Colberg und diente hier, wie in der Geschichte der 10. Fuss - Compagnie erzählt werden wird, mit Auszeichnung. Bei der Reorganisation der Armee im Jahre 1809 kam er zur 7. Fuss- Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade, und wurde von dieser an die 1. provisorische Compagnie abgegeben. Er zählte beim Ausbruche des Krieges bereits 54 Jahre, hatte 34 Jahre gedient , war aber noch immer rüstig und thätig und wurde, obgleich er vor der Mobilmachung der Batterie nie ein Pferd bestiegen hatte, doch bald der beste und dreisteste Reiter derselben. Er hatte einen bedeutenden Einfluss auf die Avancirten und die Mannschaft der Batterie, weil er sich nicht blos in Respect zu setzen , sondern auch beliebt zu machen wusste, und durch seine unerschöpflich gute Laune alle erheiterte. Nach hergestelltem Frieden wurde er zu einer Garnison- Compagnie versetzt und ertrank später bei dem Betreten eines mit schwachem Eise bedeckten Flusses. Er wollte ein natürlicher Sohn des Königs Gustav III. von Schweden sein, was aber nach der vorstehenden Angabe seines Alters nicht wohl möglich war.
239 Sappe nicht zu beschädigen , besetzt.
und wurde nur durch eine Wache
In der Nacht zum 7. Januar erhielt sie aber statt der Haubitzen 3--127ge Kanonen,
mittelst welcher
die Pallisadirung in
der Kehle der Angerschanze , Behufs einer Erstürmung dieses Werkes , geöffnet werden sollte. Die Absicht gelang auch am nächsten Tage, an welchem der Seconde- Lieutenant Vogel die Batterie commandirte, nach 300 Schuss vollkommen , der Angriff unterblieb jedoch, weil der Feind Schanze verstärkte .
die
Vertheidigungsmittel der
Die Batterie No 1 schwieg nun bis zum letzten Tage der Belagerung, und es fand sich nur einmal Gelegenheit, einen glücklichen Schuss aus einem Geschütz derselben anzubringen , welcher den Missmuth der Leute über ihre gezwungene Unthätigkeit etwas zerstreute. Der Feind hatte, um die Geschütze der Angerschanze mit Munition zu versorgen, oft am Tage einen beladenen mit 4 Pferden bespannten Munitionswagen nach derselben gesandt. Der Unterofficier Beckmann , den diese Keckheit verdross, beschloss ihn dafür zu bestrafen. Er liess deshalb, mit Bewilligung des Lieutenants Zindel , einen 12 er auf eine dicht hinter der Batterie befindliche , mit
Buschwerk bewachsene Anhöhe bringen und
mit Kartätschen laden . Als der Wagen hierauf wie gewöhnlich aus dem Elbthor nach der Schanze fuhr, wurde, nachdem er in angemessener Entfernung und Richtung angelangt war, das Geschütz abgefeuert . Es fielen zwei Pferde, die Trainsoldaten hieben die Stränge der beiden anderen entzwei , jagten mit ihnen, den Wagen verlassend , nach der Stadt, und der Feind schickte in der Folge die Munition durch Leute während der Nacht nach der Schanze. Seit diesem Vorfall wurde die Batterie häufiger aus dem Brückenkopfe beworfen, und da mehrere Granaten zufällig auf die Pulverkammer oder in der Nähe derselben niederfielen, so fand der Unterofficier Beckmann hierin eine Veranlassung zu behaupten , dass der Feind, wie er es schon bei Colberg versucht habe, nur das Ehrenzeichen auf seiner Uniform vernichten wolle, welche er gegen den Mantel vertauscht und in die Pulverkammer gelegt hatte. jene
zum
Schutz
Er nahm deshalb
der Pulverkammer auch sogleich heraus,
und
merkwürdiger Weise fiel seit dieser Zeit kein Geschoss mehr in der Nähe derselben nieder. Am Tage der Erstürmung des Platzes begann die Batterie unter dem Lieutenant v. Damitz wieder zu feuern , erhielt aber den Befehl, nicht wie früher die Angriffsfront, sondern die Neben-
240
werke
zu
beschiessen . Die bespannten Protzen der 2. halben Batterie No. 25 folgten in der Nacht der gegen den Brückenkopf
dirigirten 1. Colonne , um nach der Wegnahme des Werks die Geschütze desselben sogleich abführen zu können , wenn der Feind einen Versuch zur Wiedereroberung machen sollte . Während die Mannschaft dieser halben Batterie in der oben beschriebenen Art wirksam
war, nahm die der 1. an dem Haupt-
angriff auf dem rechten Elbufer Theil, weshalb der Lieutenant v. Damitz mit 3 Unterofficieren, 3 Bombardieren, 15 Kanonieren der
Bedienung,
15 Fahrern und 30 Zugpferden von Kropstädt.
nach Appollensdorf verlegt worden war. Von ihren Officieren wurden : der Premier- Lieutenant v. Platen zur Ausbesserung und zum Commandiren der Batterie No. 2 und 6 vom 1. zum 2. Januar und zweimal als du jour vom 8. zum 9. und vom 11. zum 12. Januar, der Lieutenant v. Damitz , ausser den schon genannten Diensten, zur Instandsetzung und zum Commandiren der Batterien No. 4 und 5 vom 31. December 1813 zum 1. Januar 1814, der Batterie No. 7 und 5 vom 6. zum 7. Januar verwendet, die Avancirten und Kanoniere dagegen mit Munitionsarbeiten beschäftigt und zum Batteriebau oder zur Bedienung der Geschütze herangezogen . Es lässt sich indessen über die Einzelheiten ihrer Dienstleistungen nur mit Bestimmtheit sagen, dass die beiden Kanoniere Stegemann und Granow II. in der Nacht zum 2. Januar verwundet wurden , dass mehrere Leute derselben an dem höchst schwierigen und gefahrvollen Bau der Breschbatterie¹) wahrscheinlich vom 10. zum 11. Januar Theil nahmen , dass der Bombardier Schmidt sich hierbei auszeichnete, indem er zur Ermuthigung der Mannschaft auf die Brustwehr springend sich dem heftigsten Gewehrfeuer Preis gab, und dass endlich der Unterofficier Ehlert sich in dieser Batterie gleichfalls hervorthat, aber durch eine Gewehrkugel getödtet wurde, welche beide durchdrang.2 )
Schläfe
Am Tage nach der Erstürmung der Stadt entdeckte ein Bombardier der 6gen Fussbatterie No. 25, als er gegen Mittag auf dem Walle umherging, die ganz vergessene Besatzung eines dem Cavalier-Bastion gegenüber liegenden Blockhauses ; und brachte sie mit Hülfe mehrerer herbeigeholten Landwehrmänner und einiger Kosaken in Gewahrsam .
¹) Geschichte der 1. Fuss -Compagnie. 2) Sein Name ist auf der Gedächtnisstafel mit dem Vermerk : ,, er starb den Heldentod des eisernen Kreuzes würdig" verzeichnet.
1
241 Die gesammte 67ge Fuss - Batterie
No. 25 konnte
sich in
Folge ihrer Leistungen der Lobsprüche erfreuen, welche, wie schon erwähnt, der Prinz August von Preussen der Belagerungs - Artillerie spendete ; insbesondere wurden wegen ihres Benehmens zur Berücksichtigung vorgeschlagen : der Premier-Lieutenant v. Platen , der Lieutenant Zindel , der Lieutenant v. Damitz , der Unterofficier Beckmann , der Unterofficier Schulz, der Bombardier Schmidt , der Bombardier Zank , von welchen die Lieutenants v. Platen und Zindel , sowie der Unterofficier Beckmann laut Allerhöchster Cabinetsordre vom 26. Januar 1814 das eiserne Kreuz II. Klasse bekamen , der Bombardier Schmidt bald nach der Erstürmung zum Unterofficier avancirte, der Unterofficier Schulz und der Bombardier Zank aber unberücksichtigt blieben. Nach der Einnahme von Wittenberg wurde
der
Lieutenant
Zindel von der Batterie versetzt , diese vereinigte sich am 15. Januar wieder in Kropstädt, marschirte am 17. nach Magdeburg, traf am 20. Januar in Burg ein,
und trat hier
ebenfalls
wieder
unter den Oberbefehl des Majors v. Neander und unter das Commando des Capitains v. Bardeleben . Sie wurde dem auf dem rechten Elbufer stehenden Theil des Blokade - Corps unter dem General v. Jeanneret überwiesen, und am 31. Januar cantonnirten von derselben, wie schon in der Geschichte der 2. Fuss - Compagnie angeführt worden ist, 2 Geschütze in Carith, 2 Geschütze in Gommern und 4 Geschütze in Leitzkau. Die beiden Geschütze aus Carith wurden jedoch schon am 4. Februar nach Wahlitz verlegt und später in Pechau untergebracht. Der von Stettin wieder eingetroffene Lieutenant Neuscheller commandirte die 1. und der Lieutenant v. Damitz die 2. halbe Batterie. In diesen Stellungen scheint die 67ge Fuss - Batterie No. 25 während der ganzen Blokade geblieben zu sein, und kam, weil die Franzosen gegen das
rechte
Elbufer wenig unternahmen, nicht
zum Gefecht. Da indessen die Vorposten in beständiger Bereitschaft sein mussten , auch öfteren Allarmirungen ausgesetzt waren, so wurden die denselben beigegebenen Geschütze häufig gewechselt. Am 16. März erhielt die Batterie noch 4 leichte Geschütze überwiesen, ') welche mit ihren Wagenpferden bespannt, zur Besetzung
1) Geschichte der 2. reitenden Compagnie. 3. Art.-Brig.
16
242 der von den 6gen Fuss - Batterien No. 18 und 31 bei ihrem Abgange nach Westphalen verlassenen Stellungen benutzt und wahrscheinlich nach Königsborn und Woltersdorf dislocirt wurden . Um diese Zeit erhielt, für den gleichfalls nach Westphalen abgegangenen Major v. Bardeleben , der Major Spreuth das Commando der Artillerie des Blocade- Corps, und der Premier-Lieutenant v. Platen den Befehl über die auf dem rechten Elbufer befindliche. Am 14. April lief vor Magdeburg die erste Nachricht von der Einnahme von Paris und den darauf eingetretenen Ereignissen ein . In Folge derselben schloss der General- Lieutenant Graf v. Tauenzien mit dem Gouverneur, General Lemarrois am 23. April einen Waffenstillstand, in Gemässheit dessen , nach eingeholtem Befehl der neuen französischen Regierung, der Platz gleich geräumt werden sollte ; die Blokadetruppen wurden hierauf weitläuftiger dislocirt und die 6ge Fuss- Batterie No. 25 erhielt Möckern als Cantonnirungsquartier. Nachdem endlich am 23. Mai die letzte Abtheilung der französischen Garnison Magdeburg verlassen hatte, hielt am folgenden Tage der grösste Theil des Blokade - Corps seinen Einzug in die Stadt, welchen die Batterie jedoch nicht mitmachte, weil ihrer Bedienungsmannschaft auch hier die Bestimmung zufiel , während des Te Deums die Kanonen auf den Wällen der Citadelle zu lösen. Nach der Besitznahme der Stadt wurde ein Theil der Batterie - Mannschaft , zur Ausführung von Depotarbeiten , in derselben einquartiert ; am 3. Juni brach indessen die Batterie nach den. Cantonnirungs- Quartieren Gross - Quenstädt , Emmersleben und Nienhagen bei Halberstadt auf, cantonnirte hier bis zum 8. Juli und trat dann den Marsch über Magdeburg und Berlin nach Stettin , ihrem vorläufigen Standquartier , an. Den 17. Juli traf sie bei Berlin ein , wo man sie mit den zurückkehrenden freiwilligen Jägern feierlich einholte und junge Mädchen ihre Kanonen bekränzten. Die Freude über einen solchen Empfang wurde jedoch durch den Umstand sehr gedämpft , dass die Mannschaft , als sie die Quartiere um 3 Uhr Nachmittags bezog , in diesen keine Beköstigung erhielt , sondern ihre Lebensmittel erst empfangen und zubereiten lassen musste. Am 25. Juli kam die Batterie in Stettin an, wo man sie , als die erste aus dem Felde zurückkehrende Truppe, ebenfalls einholte und mit Musik begleitete. Sie trat nun hier unter den Befehl des hier commandirenden Majors Liebe , und es begannen die gewöhnlichen Friedensbeschäftigungen : Exerciren , Paraden , Manoeuvres und Depotarbeiten , von welchen die letzteren besonders
243
häufig
vorkamen und den Leuten nach dem ansprechenderen Felddienste nicht recht zusagen wollten ; sie söhnten sich jedoch sehr bald mit ihrer neuen Garnison
aus , und verliessen dieselbe
später ungern, weil sie ihnen, bei dem damaligen Mangel an kräftigen Männern , Gelegenheit darbot , sich in freien Stunden durch Privatarbeiten einen guten Verdienst zu verschaffen. Es macht der Batterie Ehre, dass bei mehreren zwischen Soldaten der verschiedenen Waffen um diese Zeit vorgekommenen Schlägereien die Mannschaft der ersteren gar nicht betheiligt war. Sie erlitt übrigens
hier
einen empfindlichen Verlust , indem auf
Anregung der Regierung eine Anzahl ihrer grössten und stärksten Leute , welche früher Matrosen gewesen waren , entlassen werden mussten , und märkische Ersatzmannschaften deren Stelle einnahmen. Die Batterie wohnte im Sommer 1814 mit den beiden in Stettin stehenden immobilen Artillerie- Compagnien¹) einer Schiessübung bei , wurde im Februar 1815 nach dem Städtchen Fiddichow verlegt und nunmehr dem Major v. Fiebig untergeordnet. Bei den neuen, durch die Landung Napoleons in Frankreich veranlassten Rüstungen zum Kriege wurde die 6ge Fussbatterie No. 25 dem 5. Armée - Corps unter dem General Grafen v. York zugetheilt , dessen Artillerie der Oberst - Lieutenant v. Neander befehligte , und erhielt als unmittelbaren Commandeur den Major v. Schorlemmer. Bevor sie ihren Standort verliess , waren jedoch einige personelle und materielle Veränderungen in derselben vorgekommen. Die Stellen der schon gegen Ende des Jahres 1814 versetzten Lieutenants v. Damitz und Neuscheller hatten die SecondeLieutenants Kuschel und Gemmel eingenommen , und mehrere Halbinvalide, unter welchen sich auch der Unterofficier Beckmann befand , gingen zur immobilen Artillerie über. Die 51/ 2zölligen englischen Haubitzen wurden durch Nachbohren für 7uge preussische Granaten eingerichtet ) und die englischen Munitionswagen gegen französische umgetauscht. Auch die Uniformirung hatte ein anderes Ansehen erhalten , indem die englischen Röcke gewendet und mit preussischen Abzeichen versehen worden waren .
¹) Die 4. provisorische und die 5. Stamm- Compagnie der brandenburgischen Artillerie-Brigade. 2) Sie müssen später gegen preussische umgetauscht worden sein , da in den noch vorhandenen Berichten vom December 1815 dergleichen aufgeführt werden. Ebenso war an die Stelle eines Leiterwagens ein Trainwagen getreten. 16*
244
-
Am 27. März trat die Batterie den Marsch zur Vereinigung mit dem Corps
an ,
erreichte
am 31. Berlin ,
setzte am 2. April
ihren Weg über Wittenberg nach Leipzig fort , erhielt aber hier in der Nacht zum 7. Mai den Befehl , in Sachsen zu bleiben , und bezog Cantonnirungen bei Pegau. In Berlin wurde die Mannschaft mit Bandolieren und Taschen versehen, an welchen es bisher noch gefehlt hatte . In Folge fernerer Dislocations - Veränderungen marschirte die Batterie am 24. Juni nach dem Städtchen Crossen , erhielt am 15. Juli Cantonnirungs- Quartiere in der Nähe von Zeitz , rückte am 1. August nach Artern ab , wo sie am 3. eintraf und wurde endlich am 28. September nach Stadt Cölleda und Umgegend verlegt, in welcher sie bis zum 21. November blieb. Am 21. November begann die Batterie den Rückmarsch nach der Oder , langte
am 6. December in Rothenburg und Polnisch-
Netkau bei Crossen an, verweilte hier bis zum 10. December, und rückte dann nach den ihr in der Gegend von Cüstrin angewiesenen Quartieren Klewitz, Kalenzig und Neumühl, welche sie am 2. Februar mit Güstebiese und Blessin vertauschte. Im Monat Januar 1816 erhielt die Mannschaft neue Bekleidung und zum ersten Male die vorschriftsmässige Uniform der preussischen Artillerie. Dass die Batterie seit ihrer Einrichtung keine Gelegenheit erhielt, im Feldkriege aufzutreten , ist um so mehr zu bedauern, als sich in ihr mit einer vortrefflichen Ausrüstung sehr gute militairische Elemente verbanden. In den Jahren 1813 und 14 machten sich die Lieutenants Zindel und v. Damitz um die Einübung der Batterie verdient, und der letztere , welcher früher Cavallerist gewesen war , leitete den Reit- und Fahr - Unterricht mit solchem Erfolge , dass sie in diesen Zweigen stets die anderen Fussbatterien übertraf. Im Jahre 1815 wirkten die Lieutenants Kuschel und Gemmel ebenso vortheilhaft auf ihre Fortbildung ein ; das Exerciren mit bespanntem Geschütz wurde sehr fleissig geübt, liess nach den damaligen Anforderungen nichts zu wünschen übrig , und
die Bewegungen
der Batterie, bei welchen die Mannschaft fast immer aufsass , geschahen mit grosser Schnelligkeit. Der Geist in der Mannschaft war vorzüglich. Die Pommern,
aus welchen sie bis zum Jahre 1815 der Mehrzahl nach bestand, hingen mit grosser Liebe an ihrer Waffe , sowie an ihren Vorgesetzten : grössere Excesse kamen unter ihnen nicht vor, selten hatten die Officiere Veranlassung zu strafen , und unter sich lebten die Leute in der besten Kameradschaft. Auf Märschen und in Quartieren zeigten sie sich, wie alle Pommern, schweigsam, selten
245 zu Lust oder Scherz aufgelegt , aber nie verdrossen. , Der einzige Spassmacher und zugleich Tambour der Batterie war ein Berliner, dessen Witze zwar gern gehört, aber nie erwidert wurden . Bei der neuen Organisation der Artillerie der 3. Brigade zugetheilt, marschirte die 68ge Fuss - Batterie No. 25 am 1. Mai aus der Gegend von Cüstrin ab , und traf am 9. in dem für sie bestimmten Garnisonorte Torgau ein , wo ihre Demobilmachung nach einigen Tagen begann. Sämmtliche Officiere derselben gingen in andere Brigaden über , ein grosser Theil der Mannschaft wurde entlassen , 1 Unterofficier nebst 8 Kanonieren an die 2. reitende Compagnie abgegeben, der Stamm von Avancirten und der kleine Rest von Kanonieren auf die etatsmässige Kopfzahl verstärkt und hierdurch die damalige 5. Fuss - Compagnie gebildet . Die zur Exercir - Artillerie nicht erforderlichen materiellen Gegenstände der Batterie übernahm das Artillerie - Depot und die für jene nicht beibehaltenen Pferde eine Commission zur Vertheilung an das Land.
Siebente Fuss - Compagnie . A. Die 7.
Ihre Abstammung.
Fuss - Compagnie
der 3. Artillerie - Brigade
8. Fuss- Compagnie derselben , aus der Batterie No. 26 hervorgegangen , und Jahre 1813 formirt.
ist ,
als
ehemaligen 67 gen Fussdiese letztere wurde im
B. Ihre Geschichte. Geschichte der 6gen Fuss- Batterie No. 26. Die Mobilmachung der Batterie , welche den Premier- Lieutenant Papendick zum Commandeur erhielt und welcher noch der kürzlich zum Officier beförderte Seconde- Lieutenant Krüger zugetheilt wurde, erfolgte im Monat Juli 1813 bei Colberg. Die Mannschaft der Batterie wurde, wie schon angeführt, aus
Abgaben von der ersten provisorischen Compagnie der brandenburgischen und der ersten provisorischen Compagnie der preussischen Artillerie - Brigade zusammengesetzt , der noch fehlende Be-
246 darf aber durch pommersche Rekruten gedeckt, welche in der Gegend von Pyritz und Stargard ausgehoben worden waren. Die abgegebenen Avancirten hatten bei verschiedenen StammCompagnien gestanden , die Kanoniere waren im Januar und Februar 1813 einberufene Krümper und Cantonnisten ; die letzteren besassen jedoch die nothwendigste militairische und artilleristische Ausbildung , und unter den abgegebenen Leuten befanden
sich einige, welche den Feldzügen von 1806/7 beigewohnt hatten. Die der Batterie überwiesenen Trainsoldaten bestanden theilweise aus Cavalleristen , welche wegen körperlicher Fehler entlassen worden waren ; auch befanden sich unter ihnen einige von der französischen Ármee aus Russland zurückgekehrte und freiwillig eingetretene Rheinländer. Im Allgemeinen bestand die Mannschaft aus gesunden und kräftigen Leuten, welche, mit Ausnahme der Rekruten, deren Zahl sich etwa auf 26 Mann belaufen mochte , bereits Alter erreicht hatten .
das
männliche
Einen Chirurgus und Kurschmied erhielt die Batterie erst später ; der letztere aber besass keine Pferdekenntniss . An Geschützen und Fahrzeugen erhielt die Batterie aus den in Colberg angekommenen englischen Vorräthen : 6-6ge englische 12 Kaliber lange eiserne Kanonen , 2-52 zöllige englische metallene Haubitzen , 2 preussische Kartuschwagen, 2 preussische Granatwagen, 1 englische Feldschmiede , 2 preussische Leiterwagen und 2 Requisitenwagen ¹) . Die Kanonen lagen in leichten Wandlaffeten , mit der gewöhnlichen englischen Richtmaschine und mit zwei Achskasten .
Die
zugehörigen Protzen schienen Wallprotzen gewesen zu sein, welche man mit eisernen Achsen und einem Kasten versehen , denselben aber die Stangendeichsel gelassen hatte. Blocklaffeten und führten deichseln.
Die Haubitzen lagen in
gewöhnliche Feldprotzen
mit
Gabel-
An Munition wurden in jeder Kanonen - Protze 45 KugelSchüsse, 13-6löth. ) ätsch Kartätsch13-3löth.
in jeder Haubitz- Protze 14 GranatWürfe, 6 Kartätsch-
1) Nach einem Berichte des Oberstlieutenants v. Neander vom 30. Juli 1814.
247
in jedem Kartuschwagen 145 KugelSchüsse, 25-6löth . Kartätsch25-3löth .
in jedem Granatwagen 60 GranatWürfe 20 Kartätsch5 Brand- Granat-
fortgeschafft . ¹) Ueber die Beschaffenheit der Reitzeug- und Geschirrstücke gilt das bei der 6ugen Fussbatterie No. 25 Erwähnte. Die Pferde für die Batterie No. 26 wurden erst nach Vollendung der Mobilmachung der 6ugen Fussbatterien No. 24 und 25 empfangen , weshalb jene nur noch sehr wenige aus dem Pferdedepot von Treptow a . d . Rega , die meisten aber durch unmittelbare Aushebung in Pommern und Westpreussen erhielt. Diese Pferde waren weder gross noch stark, in der Mehrzahl bereits über 12 Jahre alt, abgetrieben , und einige derselben , welche man beim Transport der ausgeschifften Effecten benutzt hatte, gedrückt oder durchgezogen 2) . Unter diesen Umständen war die Leichtigkeit des englischen Materials , bei welchem für die Fortschaffung der Kanonen 4 Pferde genügt hätten, ein wahres Glück . Die Bekleidung und Ausrüstung der Mannschaft glich im Wesentlichen der bei der 6ugen Fussbatterie No. 25 beschriebenen . Als Bewaffnung für die Bedienungs - Mannschaft waren Degen mit einem tombachenen Gefäss , für die Fahrer gekrümmte Infanterie - Seitengewehre an einem Gehenk von schwarzem Leder über die Schulter zu tragen bestimmt. Wegen der Unbequemlichkeit beim Aufsitzen zum Gefecht wurden die Degen jedoch den Fahrern , die Seitengewehre dagegen den Fussartilleristen gegeben und die fehlenden später durch französische Infanterie - Säbel ersetzt. Die Reserve -Mannschaft erhielt englische Karabiner, musste aber die
zugehörigen
Patronen in Taschen auf der Brust des
Rockes fortbringen, da die Batterie erst im Jahre 1815 Schlagröhrtaschen erhielt. Die Mannschaft und der grössere Theil
der Pferde waren
durch den Lieutenant Krüger bereits übernommen worden ,
als
der Premier - Lieutenant Papendick um die Mitte des Monats Juni in Colberg eintraf, die Fahrer auswählte , wozu fast sämmt-
1) Ausserdem führte die Batterie noch 2 englische Munitionswagen zur Abgabe im nächsten Depot mit sich. 1 ) In Folge des Berichtes , welchen der Batterie-Commandeur dem Prinzen August von Preussen über den Zustand seiner Pferde abgestattet hatte , ersuchte der Prinz den Grafen Tauenzien , für den Umtausch der ganz unbrauchbaren Pferde zu sorgen. Nach einer Erwidernng des letzteren hatte die Batterie auch den Ersatz für 7 als unbrauchbar erkannte Pferde und ein gefallenes bei Stargardt erhalten.
248 liche aus Landleut en bestehende Rekruten genommen wurden und jene sowie die Unterofficiere im Reiten üben liess, was jedoch nur auf Decken geschehen konnte, da die Sättel noch fehlten. Als die englischen Effecten in hinreichender Menge ausgeschifft und in Baracken am Strande untergebracht waren , wurden die Leute und Pferde der Batterie dorthin geführt , die ersten sogleich vollständig eingekleidet, den letzteren das Reitzeug und Geschirr aufgelegt und die empfangenen Geschütze und Fahrzeuge bespannt , so dass die Batterie , bis auf die erst später beschaffte Bekleidung der Trainsoldaten , vollständig ausgerüstet nach ihren Cantonnirungs- Quartieren Gützlafshagen und Pretmin abrücken konnte. Die beiden Officiere beschäftigten sich jetzt eifrigst mit dem Aufpassen der Geschirr- und Reitzeugstücke , vorzüglich aber mit der Belehrung der Unterofficiere über Alles , was auf das Reiten und den Dienst bei den Bespannungen Bezug hat , da keiner der letzteren hiervon etwas wusste. Der gute Wille, von welchem alle erfüllt waren , unterstützte hierbei jene Bemühungen und verminderte wenigstens die Nachtheile, welche die Unkunde etwa herbeiführte. Schon nach Verlauf von fünf Tagen marschirte die Batterie nach Gr. Stepenitz ab , verweilte hier noch einige Tage und ging dann nach Güstebiese , wo zum Uebergange über die Oder eine Schiffbrücke geschlagen war. Grosse Sorge hatte auf den zurückgelegten Märschen das Durchziehen vieler Pferde gemacht, welches wohl der Unbekanntschaft mit dem Aufpassen englischer Kummte und der vielleicht nicht hinreichenden Vorbereitung des durch längere Aufbewahrung vertrockneten Leders , sowie dem Mangel an Erfahrung bei der Behandlung des Geschirrzeuges überhaupt, beizumessen war. Es verdient indessen lobend hervorgehoben zu werden , dass die Fahrer bemüht waren , durch eine sorgfältige Pflege die Wiederherstellung ihrer beschädigten Pferde zu beschleunigen . In Güstebiese blieb die Batterie bis zum 16. August und hier trat an die Stelle des Premier- Lieutenants Papendick der Premier-Lieutenant Paalzow. Dieser Aufenthalt wurde auf's thätigste zur Ausbildung der Mannschaft für den Felddienst benutzt, und da man auch später die Uebungen fortsetzte, wo es Zeit und Gelegenheit nur irgend gestatteten , so zeichnete sich die Batterie bald durch grosse Evolutionsfähigkeit aus und führte ihre Bewegungen mit aufgesessener Mannschaft im Trabe und Galopp aus. Hierdurch wurde wohl die Benennung Batterie volante veranlasst,
249 welche man ihr beigelegt hatte , die aber im Monat October auf höheren Befehl wegfiel. Am 17. August traf die 6ge Batterie No. 26, welche für die Landwehr errichtet und gegen Cüstrin bestimmt war , vor diesem Platze in dem auf dem linken Oderufer liegenden Dorfe Rathstock ein ,
detachirte aber
am nächsten Tage 2 Kanonen unter dem
Lieutenant Krüger auf das rechte Ufer nach dem Dorfe Schaumburg. Die zunächst in Rathstock verbliebenen Geschütze wurden später nach Gorgast verlegt. Die Festung Cüstrin¹) war mit 85 Geschützen bewaffnet und mit einer aus Franzosen , Italienern, Schweizern, Holländern , Westphalen und noch anderen Völkern bestehenden Garnison versehen , deren Stärke im Anfange des Jahres 1813 gegen 4000 Mann betragen, sich aber später durch Krankheiten und Desertion beträchtlich vermindert hatte. Von dem Gouverneur des Platzes , Baron Fournier d'Albe, waren seit dem Monat Februar nicht nur die angreifbaren Werke des Hauptplatzes so wie des Hornwerkes verstärkt und die erforderlichen Vorkehrungen gegen ein Bombardement getroffen worden, sondern er hatte auch durch vorgelegte Erdwerke und Blockhäuser seine Vertheidigungslinie auf der einen Seite bis an den WarthaKanal, auf der anderen bis an den Mühlgraben ausgedehnt und die zwischen dem letzteren und der Oder befindliche lange Vorstadt abbrennen lassen.2) ¹) Plan III. 2) Die wesentlichsten, als Verstärkungs- und Schutzmittel dienenden Anlagen. welche zum Theil erst während der Blokade vollendet wurden , waren : Auf dem rechten Oderufer : Ein mit Geschütz bewaffnetes und mit einem Blockhause versehenes Erdwerk a, mit gedeckten Verbindungen nach dem Hauptplatze, Die vor dem Hornwerke auf dem Gorien erbauten und mit Geschütz besetzten Schanzen b, sowie ein hinter ihnen liegendes Blockhaus. Die Einrichtung des in der Neustadt stehen gebliebenen Häuser-Quarres c als Reduit, während alle anderen hier befindlichen Baulichkeiten rasirt wurden. Die Einrichtung eines Blockhauses d auf dem Renne-Platz, als Wohnungsraum für die Officiere bei einem Bombardement. Auf dem linken Oderufer: Ein mit Geschütz armirtes Erdwerk vor der Kuhbrücke, mit einem hinter dieser liegenden Blockhause, sowie ein Blockhaus hinter der Thorschreiber- Brücke. Ein kleines zwischen beiden Brücken erbautes Erdwerk e mit nassen Gräben. Die Vorbereitung des massiven Gebäudes auf dem Pappelhorste zur Vertheidigung. Die Einrichtung eines Blockhauses im Brückenkopfe und Eine von demselben längs der Oder hinlaufende gedeckte Communikation , an deren Ende ein mit Geschütz versehenes und durch ein Blockhaus verstärktes Erdwerk f lag.
250 Vom 1. März 1813 an war die Festung durch etwa 2500 Russen, zuerst unter dem General Woronzow , dann unter dem General Kapczewicz beobachtet worden , welche indessen nicht hindern konnten , dass die Garnison mittelst des Warthebruches unausgesetzt Zufuhren an Lebensmitteln erhielt, und deren Unternehmungen sich auf die Wegführung einer Quantität Getreide aus den in der Nähe des Ortes Bleien liegenden und von den Franzosen nur schwach besetzten Magazinen beschränkte. Das von dem General Kapczewicz beabsichtigte Beschiessen des Platzes hatte unterbleiben müssen , weil die hierzu ausgerüsteten
2--247gen Kanonen , 4-128gen Kanonen , 6- 50ugen Mörser, 2-18@gen Mörser erst im Anfange des Waffenstillstandes vor Cüstrin eintrafen . ¹) Am 1. August hatte eine aus 9 Bataillons, 2 Escadrons (Neumärkischer und Ostpreussischer Landwehr) und einem PionierCommando bestehende Abtheilung unter dem General - Major v. Hinrichs die Blokade von Cüstrin übernommen , und war in der Art vertheilt worden, dass : 4 Bataillone und 2 Schwadronen auf dem linken Oderufer, 2 Bataillone auf dem linken Wartheufer, 3 Bataillone auf dem rechten Wartheufer die nächsten Ortschaften besetzen und durch eine Kette von Landund Wasserposten den Platz
beobachten liessen. )
Zur Verbin-
1) Der Major v. Strampf, welcher die Beschiessung anordnen sollte, traf gar nicht vor Cüstrin ein und bekam später eine andere Bestimmung. 2) Von diesen Truppen gingen am 19. September 2 Bataillons nach Luckau ab, so dass im September nur : 32 Bataillons und der grösste Theil der Cavallerie auf dem linken Oderufer, 1 auf dem linken nebst einem Detachement Warthe-Ufer 21/2 "" Cavallerie auf dem rechten blieben und ein Theil des Landsturmes aufgeboten werden musste , von welchen 300 Mann und 25 Pferde in die entfernteren Dörfer auf jedem Oderufer verlegt wurden. Es scheint dem General v. Hinrichs sogar zugemuthet worden zu sein, bei einer fernerweiten Verminderung der Landwehrtruppen den Landsturm in noch grösserer Ausdehnung zu benutzen, was jener jedoch ablehnte, indem er dem Grafen Tauenzien schrieb : 99 ..... vielmehr muss ich Ew. Excellenz gehorsamst ersuchen, im Fall ich mit Landsturm vor Cüstrin liegen soll, einem anderen General dieses Commando zu übertragen. Ich habe nicht Lust mit einem Landsturm , wenn der Feind einen Ausfall macht, bis hinter Frankfurt gejagt zu werden. Ich habe bis jetzt mit wenigen Truppen, so auf einen Umkreis von 6 Meilen
251 dung dieser verschiedenen Abtheilungen war oberhalb des Platzes bei Göritz eine Schiffbrücke über die Oder geschlagen worden ; mit der Etablirung einer Fähre unterhalb Cüstrin und der Bereithaltung einiger Kähne auf der Warthe kam man erst später zu Stande. Nach der Entsendung der 24agen Kanonen und der 18 gen Mörser nach Crossen blieben dem Blokade - Corps an schweren Geschützen
nur
noch 4-12
der
und
6-50ge
Mörser
500 Vollkugeln und etwas über 100 Bomben per Geschütz , ganz unzureichendem Pulvervorrath übrig.
mit aber
Zur Bedienung dieser bei dem Dorfe Hälse aufgestellten Belagerungsgeschütze war die 8. Stamm- Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade unter dem Premier - Lieutenant Holtorf bestimmt, musste aber einen beträchtlichen Theil ihrer Mannschaft zur Mobilmachung der 6ugen Fussbatterie No. 27 abgeben und wurde dadurch sehr geschwächt . Die Zeit des Waffenstillstandes vom 1. bis zum 17. August
hatte man benutzt ,
um die in Hüttenlagern zusammengezogenen
Truppen noch mehr auszubilden und um zur Beherrschung des vom Warthekanal nach der kurzen Vorstadt führenden Dammes zwei Schanzen ( 1 und 2 ) nebst einer Communication zu erbauen . So waren die Verhältnisse , als die 6uge Fussbatterie No. 26 vor Cüstrin eintraf, um mit den Truppen das Einförmige und Beschwerliche einer siebenmonatlichen, selbst in der rauhesten Jahreszeit durchgeführten Blokade zu theilen. Da die aufmerksame Bewachung der wenigen Ausgänge des Platzes , die Zusammensetzung der Garnison aus grösstentheils unsichern Truppen¹ ) und die Schwächung derselben durch Mangel und verheerende Krankheiten ihr keine grösseren Ausfälle gestatteten , so kam die Batterie nur bei sehr wenigen Gelegenheiten zur Gefechtsthätigkeit , und es können deshalb nur nachstehende Ereignisse herausgehoben werden , bei welchen ihre Mitwirkung in Anspruch genommen wurde. Am 17. August zeigte der General - Major v. Hinrichs dem Commandanten die Beendigung des Waffenstillstandes an, und ob-
vertheilt sind und durch die Warthe und Oder in 3 isolirte Theile zerfallen, die sich nicht unterstützen können, genug geleistet, aber mit dem Landsturm, der alle drei Tage abgelöst werden soll, geht dieses nicht." Indessen ward das Aufbieten des Landsturms doch nicht verschmäht , als sich vor der Schlacht bei Leipzig das Gerücht verbreitete, Napoleon dringe gegen Berlin vor, und 1 Bataillon nach Frankfurt abrückte ; auch die Bewachung des Magazins in Sonnenburg wurde ihm übertragen. ') Es befanden sich nur etwa 500 Franzosen im Platze.
252 gleich der letztere erklärte , es könnten die Feindseligkeiten erst in der Nacht vom 25. August wieder beginnen , so eröffnete er dieselben doch bereits am 20. und machte am 22. mit 600 Mann , unter dem Schutze von zwei links der hohen Brücke aufgestellten Geschützen ,
einen Ausfall gegen
die kurze Vorstadt.
Nachdem
einige Brandkugeln gegen die Vorstadt geworfen worden waren , verdrängten die Ausfalltruppen das Piket des Blokade - Corps aus derselben , setzten mehrere Gebäude , so wie die Schanzkörbe der dort angelegten Schanzen in Brand, wurden aber, als die bei Drewitz und Warnick aufgestellten Bataillons anlangten , obwohl erst nach lebhaftem Widerstande, zum Zurückgehen über den Warthekanal genöthigt. Die beiden Kanonen aus Schaumburg kamen hierbei noch zum Feuer, thaten aber im Ganzen nur 4 Kugelschüsse. Ein Ausfall am 25. missglückte, ohne Zuziehung der Batterie, noch im Entstehen, und der Feind verhielt sich von nun ab ganz defensiv, arbeitete aber im Verlaufe der ganzen Blokade emsig an der Verstärkung seiner Werke fort. Am 24. August erhielten die in Gorgast stationirten beiden Haubitzen und vier Kanonen den Befehl , das vor der Kuhbrücke, unweit der feindlichen Magazine liegende und mit Geschütz armirte Werk zu beschiessen.
Es scheint hierbei auf einen Angriff gegen jene Magazine abgesehen gewesen zu sein , der jedoch nicht erfolgte , und die genannten sechs Geschütze thaten während dieses unbedeutenden Engagements nur sieben Kugelschüsse und neun Granatwürfe, ohne Verlust zu erleiden . Die hierbei über eine unzureichende Tragweite
der englischen Geschütze erhobene Klage giebt der Vermuthung Raum, dass man auf eine sehr grosse Entfernung feuerte. Gegen Ende des Monats August wurden, zur grösseren Sicherheit der Einschliessung , die im Plane angedeuteten Redouten : 3 und 4 bei Drewitz und Warnick auf dem rechten, 5 , 6 und 7 auf dem linken Oderufer, jede für 150 bis 200 Mann und 2 Geschütze, begonnen , aber erst im October vollendet. Von diesen Redouten bewaffnete man jedoch nur die auf dem rechten Oderufer mit den vorhandenen 4 schweren 12tern , von welchen jeder mit 70 Kugelund 30 Kartätschschüssen ausgerüstet wurde. Die Geschütze der 6ugen Fussbatterie No. 26 blieben in den bereits angegebenen Orten, und hatten die Bestimmung, sich schnell nach den etwa bedrohten Punkten hin zu begeben ; die beiden Geschütze des auf dem rechten Oderufer befindlichen Zuges standen eine Zeit lang bei Drewitz und Warnick , wurden aber im Monat October wieder bei Schaumburg vereinigt. Die Bedienungsmann-
253 schaft lagerte in Hütten , die Pferde waren in den Ställen der nächsten Gehöfte untergebracht und , nach Maassgabe der Gefahr, während der Nacht durchgängig oder nur theilweise beschirrt. Die Bereitschaft und Beweglichkeit der Batterie bewährte sich auch bei allen vorkommenden Allarmirungen auf das Befriedigendste, und sie erreichte oft den Sammelplatz früher demselben Orte befindliche Cavallerie. Im Monat August
erbot
als
die mit ihr in
sich der Ordensrath Stosch ,
dem
General - Major v. Hinrichs 4 im Sonnenburger Schlosse befindliche eiserne Kanonen zur Verfügung zu stellen und einen mit diesen 4 Kanonen bewaffneten Kahn auszurüsten, um denselben bei dem Hauptposten an der langen Warthe zu stationiren. Zwei Bürger aus Sonnenburg, welche früher Artilleristen gewesen waren, baten es sich aus, der für diese Artillerie bestimmten Mannschaft als Instructoren dienen zu dürfen . Der General - Major v. Hinrichs ging auf diese Vorschläge ein , und befahl, dass bei der 67gen Fussbatterie No. 26 von jedem Bataillon 6 Mann zur Geschützbedienung ausgebildet werden sollten , welche ihr auch im Laufe der Blokade attachirt blieben, obgleich 2 der Sonnenburger Geschütze bei den Proben starke Risse bekamen , die beiden anderen aber so vom Roste angegriffen waren , dass man ihren Gebrauch für gefährlich erachtete. Am 18. September marschirte der Premier- Lieutenant Holtorf mit seinem Commando nach Berlin ab , und an dessen Stelle traf nach wenigen Tagen der Hauptmann Homeyer mit 2 Oberfeuerwerkern , 1 Unterofficier , 2 Bombardieren , 11 Kanonieren nebst einem Transport von Gewehr - Munition vor Cüstrin ein .
Er ver-
liess jedoch, nach Ankunft eines zweiten Transportes von GewehrMunition , bereits am 18. das Blokade- Corps , der Artilleriepark wurde dem Lieutenant Krüger übergeben, und die Besetzung der in den Redouten stehenden 24 er , wie es scheint, durch Artilleristen und die Hülfsmannschaft der Batterie No. 25 bestritten. Schon im August hatte der Feind die Schanze an der hohen Brücke mit einigen Geschützen armirt , dieselbe dann zwar wegen des hohen Wasserstandes im September verlassen müssen , sie aber später wieder besetzt , und arbeitete unter dem Schutze derselben an einem Werke auf dem Gorien . Am 1. November versuchte man die feindlichen Arbeiter durch geübte Schützen zu vertreiben, welche sich bis an den Warthecanal schlichen, was auch theilweise gelang ; da indessen der Feind die Arbeit in den nächsten Tagen fortsetzte, so wurde sie am 4. dieses Monats aus den beiden Geschützen des Lieutenants Krüger beschossen , welche 8 Kugel-
254 schüsse thaten , dabei aber auch durch das Feuer der feindlichen Artillerie aus der Brückenschanze 1 Pferd verloren. Die übrige Zeit der Blokade
verfloss
ohne bemerkenswerthe
Ereignisse ; nur die Artillerie des Feindes setzte ihr Feuer grösstentheils zwecklos fort, und der Gouverneur war bei dem Eintritt des Frostes um so mehr darauf bedacht , sich möglichst gegen einen gewaltsamen Angriff zu sichern , als die Desertion immer mehr einzureissen begann . Die Besatzung und das Blokadecorps litten durch die Rauhheit der Witterung , und die Zahl der Kranken, welche bei dem letzteren bereits im November zunahm, belief sich am 14. Januar 1814 bei der Infanterie auf 26 Officiere, 74 Unterofficiere , 1140 Gemeine , bei der 6ugen Fuss - Batterie No. 26 auf 1 Unterofficier , 1 Bombardier , 13 Kanoniere, 1 Trainsoldat und 6 Pferde, obgleich schon seit dem Monat September nur die eine Hälfte der Truppen lagerte , die andere aber cantonnirte. ') Es trat deshalb eine noch ausgedehntere Dislocirung des BlokadeCorps ein, als im Januar 1814 die beiden abgerufenen LandwehrEscadrons durch ein Kosaken - Regiment ersetzt wurden, welches von nun an fast ausschliesslich den Vorpostendienst versah: Seit dem Monat September führte die Batterie zur Deckung des Abganges 13 bis 15 Ueberzählige. Gegen Ende Februar begannen die Unterhandlungen wegen Uebergabe von Cüstrin ; am 7. März kam die Capitulation zu Stande, und am 24. dieses Monats verliessen die Truppen der Garnison als Kriegsgefangene den Platz , in welchem der zur Uebernahme des Materials bestimmte Premier- Lieutenant Paalzow im Wesentlichen 85 Geschütze , 2500 Gewehre , 1324 Centner Pulver , etwa 30 Centner Blei und eine beträchtliche Quantität fertiger Munition vorfand. Die 67ge Fuss - Batterie No. 26 rückte am 24. März 1814 zwar in Cüstrin ein , ging aber gleich darauf in Eilmärschen über Berlin nach Walter- Nienburg, passirte bei Barby, nicht ohne Schwierigkeiten , mittelst einer Fähre die sehr angeschwollene Elbe und rückte am 10. April in das ihr bestimmte Cantonnirungsquartier Dodendorf bei Magdeburg ein. Obgleich ihre Fussbekleidung um diese Zeit mangelhaft ge1) Bei dem Blokade- Corps, welches auf eine nicht besonders reichliche Verpflegung beschränkt war, und dessen Bekleidung sehr gelitten hatte, herrschten vorzüglich Augenkrankheiten ; unter der Besatzung dagegen, welche seit dem Monat Dezember nur eingepöckeltes Pferdefleisch erhielt , wüthete der Scorbut. Die letztere stellte deshalb allen lebenden Thieren nach, welche sie erreichen konnte, und die Krähenjagd gab nicht selten Veranlassung zu Plänkeleien, wenn die Jäger sich den preussischen Vorposten zu sehr näherten.
255
-
wesen sein soll, so muss sie ungeachtet des beschwerlichen Dienstes während der Blokade wenig gelitten haben, da der Gouverneur der Residenz , General-Major v. Brauchitzsch , in einem Schreiben an den Grafen Tauenzien über sie sagt : Ew, Excellenz halte ich mich verpflichtet frei zu bekennen, dass ich nicht leicht eine schönere Batterie gesehen habe, als es diese ist. Bei derselben ist Alles in einer so musterhaften Ordnung und in einem so vortrefflichen Zustande, dass ich nicht glaube, dass eine andere Batterie in der Armee ihr gleich kommen werde." Auch bei dem feierlichen Einzuge in Magdeburg, welchem sie beiwohnte, zeichnete sie sich durch ihren Bekleidungszustand vortheilhaft aus , vervollständigte aber durch ihren fremdartigen Aufputz die Musterkarte verschiedener Uniformirungen , anwesenden Batterien darboten.
welche die
Im Juni wurde der inzwischen zur Batterie gekommene Seconde-Lieutenant v. Zastrow versetzt, und an dessen Stelle trat der Seconde - Lieutenant Mühlenfels.
Von Hordorf, wohin die
Batterie verlegt worden war , marschirte sie nach Naugardt , traf hier am 29. Juli ein und brachte den Winter von 1814 zu 1815 in dem ihr angewiesenen Standquartier Greifenberg zu . Während dieses Aufenthaltes
wurden die Uniformen der Leute gewendet,
mit schwarzen Kragen und Aufschlägen versehen und die Litzen von denselben entfernt , so dass sie nun den preussischen mehr ähnlich sahen . Bei dem Wiederausbruche des Krieges im Frühjahr 1815 wurde die Batterie dem 5. Armee - Corps zugetheilt , tauschte ihre 6 englischen Kanonen in Stettin gegen metallene französische 6ter, deren Sattelprotzen mit Kasten versehen wurden, um¹) , und musste schleunig ihre Haubitzen nach Berlin senden , um die Röhre derselben auf das Kaliber der 7gen preussischen Haubitzen nachbohren zu lassen. Auf dem im Monat Mai angetretenen Marsche nach Jüterbog, wo die Batterie einige Zeit stehen blieb , hatte sie in Berlin , mit mehreren anderen Batterien des 5. und 6. Armee - Corps und mit den Garde- Batterien auf dem Exercirplatze im Thiergarten Parade vor Sr. Majestät dem Könige ,
auf Dessen besonderen Befehl die
englischen Czakots gegen preussische umgetauscht werden sollten ; aber da von den letzteren im Montirungs- Depot nur wenige vorhan-
¹ ) Mit diesen schweren Geschützen wollten sich die Leute anfänglich nicht recht befreunden , auch konnten die bisherigen rapiden Bewegungen der Batterie nicht mehr durchgeführt werden .
256
-
den waren, so wurden vorläufig nur die Unterofficiere mit denselben versehen. Von Jüterbog aus marschirte die Batterie nach Zerbst, verweilte in dieser Stadt während der Monate Juli, August, September und October , ging dann in die Gegend von Merseburg und hierauf nach Kölleda , wo sie Ausgangs November anlangte , und bis gegen die Mitte des Monats Mai 1816 blieb. Sie brach dann nach der Gegend von Torgau auf und traf am 17. in Triestewitz ein ,
wo nach einigen Tagen ihre Demobilmachung erfolgte.
Die
Gegenstände des Materials wurden von dem Artillerie - Depot in Torgau übernommen, und die nicht in die Exercir- Batterien eingestellten Pferde an das Land zurückgegeben . Von der Mannschaft traten 7 Kanoniere in die 2. reitende Compagnie ein, ein Theil derselben ward in die Heimath entlassen und der Rest , aus der 9. provisorischen Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade
er-
gänzt, bildete die 8. Fuss- Compagnie , welche in Torgau verblieb. Der Hauptmann Paalzow hatte, zu einer anderen Bestimmung berufen, die Batterie im April 1816 verlassen , und der Lieutenant Mühlenfels war im Monat Mai von derselben versetzt worden, so dass von den Officieren der Batterie nur der Lieutenant Krüger verblieb. In der 6ugen Fuss - Batterie No. 26 herrschte stets eine gute Mannszucht und es wurden während ihres fast dreijährigen Bestehens nur 2 Mann wegen Vergehen in die 2. Klasse des Soldatenstandes versetzt. Die Leute waren vom besten Geiste beseelt, als tüchtige FeldArtilleristen ausgebildet , und
es ist zu beklagen ,
dass
sie diese
Eigenschaften nicht auf dem Schlachtfelde bethätigen konnten .
Achte Fuss - Compagnie . Ihre Abstammung.
A. Die 8. Fuss
Compagnie der 3. Artillerie - Brigade
11. Fuss - Compagnie 2. Stamm - Compagnie standen.
derselben ,
im Monat
der schlesischen B.
Mai
1816
ist , als aus der
Artillerie - Brigade
ent-
Ihre Geschichte.
Geschichte der zweiten Stamm - Compagnie der schlesischen Artillerie - Brigade. Um bei der Reorganisation der Armee die Formation der schlesischen Artillerie - Brigade zu erleichtern , wurden , nach der
257 Allerhöchsten Bestimmung vom 21. November 1808 , aus den in Schlesien stehenden Feld- Artilleristen 8 provisorische Compagnien errichtet , von welchen jene Brigade die tauglichsten Leute auswählen, die übrigen aber zur Disposition der Infanterie in's Canton entlassen sollte. In dem Rapport der Artillerie vom Monat Februar 1809 wird jede dieser Compagnien mit der effectiven Stärke von 5 Officieren , 12 Unterofficieren , 108 bis 109 Kanonieren aufgeführt¹) und nach der durch das Artillerie- und Ingenieur - Departement entworfenen. Instruction zur Formation der schlesischen Artillerie - Brigade wurden für deren neuer Etat vom 1. März 1809 angehen sollte ― die Fuss - Artillerie der letzteren noch die Garnison - Artillerie- Compagnien von Glatz , Silberberg und Cosel nebst der dabei befindlichen Hülfsmannschaft , die Ueberreste des ehemaligen 2. Artillerie- Regiments, sowie der früheren Garnison - Compagnien der übrigen schlesischen Festungen und die noch dienstfähigen Leute der aufgelösten Infanterie - Regimenter in den betreffenden Cantons , zur Completirung zugewiesen , wozu noch im Monat Mai 19 Unterofficiere und 87 Gemeine , welche kehrten, kamen.
aus der Gefangenschaft zurück-
Was von diesen Bestandtheilen in die einzelnen Compagnien überging , lässt sich nicht mehr nachweisen , es steht jedoch fest, dass im Monat März die 2. Fuss - Compagnie 10 Unterofficiere, 4 Bombardiere und 17 Kanoniere zählte, im Monat Mai zwar den vorgeschriebenen Etat an Kanonieren erreicht , aber nur etwa die Hälfte ihrer Avancirten hatte, von welchen später auch einige fehlten.
Nach der im Monat August oder September abgeschlossenen
Maass- und Stammrolle der Compagnie dienten 12 Unterofficiere zwischen 8 und 8 99 5 Bombardiere وو 3 15 Kanoniere "" ""
in derselben : 30, 25, 15
Jahre und hatten einen oder zwei Feldzüge mitgemacht ,
keiner
derselben aber wird als Besitzer der Ehrentroddel angeführt ; die Eingaben zu dieser wurden vielmehr erst im Mai 1809 gemacht. Die übrigen Avancirten waren erst nach dem Kriege eingetretene Freiwillige und die Kanoniere fast nur Rekruten. Die Unteroffi-
1) Nach einer früher aufgenommenen Liste enthielten diese Compagnien, von welchen die 1. in Silberberg, die 2. and 5. in Glatz, die 3. , 4. und 6. in Neisse und die 7. in Cosel standen, 173 Oberfeuerwerker, Feldwebel, Gefreite, Korporale und Unterofficiere, 46 Bombardiere, 677 Kanoniere und 18 Handlanger, unter denen fast die Hälfte über 5 Jahre diente, weshalb auch, wegen nothwendiger Entlassungen oder Beurlaubungen nur 345 Mann in die Brigade eingestellt werden konnten. 17 3. Art.-Brig.
258 ciere bestanden aus Märkern und Schlesiern , die Bombardiere und Kanoniere mit wenigen Ausnahmen nur aus den letzteren .
Von
den gestellten Cantonnisten, besonders den Oberschlesiern , wurden viele als unbrauchbar ausgestossen , da man anfänglich keinen Mann unter 4 Zoll annehmen wollte. Die Formation der Compagnie — welche bis zum Monat Juni als die 11. aufgeführt wird --- erfolgte in Breslau , wo im Monat Juni noch die 3 reitenden Compagnien, sowie die 1., 3. und 4. Fuss - Compagnie der Brigade standen¹), bekam den interimistischen Brigadier, Major v. Schöler, zum Chef, und es waren derselben die Seconde- Lieutenants Sommer, Gleim und Erny zugetheilt.
Wahrscheinlich
aber wurde.
bald darauf der Stabscapitain Dellen zum Commandeur der Compagnie ernannt , bei welcher im Laufe des Jahres auch noch die Seconde-Lieutenants Reiche und Cannabeus standen. Bei der Errichtung der Compagnie waren nur die Avancirten nothdürftig mit Montirungsstücken versehen , die einberufenen oder eingestellten Kanoniere dagegen brachten Kleider tragen.
mussten
anfänglich
die mitge-
Im Monat September scheint jedoch die Einkleidung und im October die Bewaffnung der Fuss - Artillerie beendet worden zu sein ;
bis
dahin hatte
man in Breslau nur eine kleine Zahl von
Gewehren und Seitengewehren zum Exerciren und
zum Wacht-
dienst, sowie 8 Geschütze der 1. reitenden Compagnie 2), von welchen 4 zu den Truppen-Uebungen gestellt werden mussten , indem die Fuss - Exercir- Batterie erst in der zweiten Hälfte des Septembers ihre Geschütze aus den Defensions - Beständen von Glatz und einen Theil ihrer Pferde empfing. Bei so unzureichenden Mitteln musste man sich zunächst auf die Ausbildung der Rekruten beschränken, worauf die Mannschaft, noch mit der Handhabung des Gewehrs bekannt gemacht, am bespannten Geschütz exercirt und mit den Vorarbeiten zur Schiessübung beschäftigt wurde. Am 28. August 1809 marschirte die 2. Fuss - Compagnie von Breslau nach Silberberg, wo sich noch die 12. befand. Nach der Allerhöchsten Bestimmung vom 17. Februar 1810 sollten die FussCompagnien der Artillerie- Brigaden in jedem Jahre ihre Garnisonen wechseln ; später wurde dies jedoch auf längere, höchsten Orts zu bestimmende Termine beschränkt. Im Monat September be1) Von den übrigen Fuss-Compagnien garnisonirten um diese Zeit die 5. , 6. und 7. in Neisse, die 8. und 9. in Glatz, die 10. und 11. in Cosel und die 12. in Silberberg. 2) Sie waren mit dem Stamme derselben, der 1. provisorischen reitenden Compagnie, aus Preussen.
259 sichtigte der Prinz August von Preussen die in Silberberg stehende Compagnie , wobei sie von der Festung aus gegen eine auf dem Weidenberge erbaute Batterie schoss und gegen ein tracirtes Viereck warf. Im Monat October trat eine Beurlaubung von etwa 30 Mann jeder der Compagnien ein , deren Mannschaft durch Depot- Arbeiten ziemlich in Anspruch genommen wurde, und welchen eine Anzahl Rekruten , zur Deckung der Augmentation für die 12uge Batterie der Brigade, überwiesen war. Im Monat November übernahm der Major v. Schöler ,
als
wirklicher Brigadier¹ ) , die 1. Fuss- Compagnie und wurde erst im März 1810 durch den zum Chef der 2. ernannten Capitain Dellen ersetzt. Während des in Silberberg gewöhnlich sehr strengen Winters beschäftigte man sich hauptsächlich mit der einzelnen Ausbildung und mit dem Unterrichte ; bei dem Eintritt des Frühjahrs aber in welchem die 12. Fuss - Compagnie nach Schweidnitz abrückte — begannen, nächst den erweiterten Exercir- Uebungen , alle Arten von Instructions - Arbeiten , denen das Schiessen und Werfen aus Geschützen , sowie das Scheibenschiessen mit dem Gewehr folgten, und bereits im Monat Juni fand die von jetzt ab sich jährlich wiederholende Besichtigung durch den Chef der Artillerie statt. Schon im Monat August hatte , nach der Pensionirung des Capitains Dellen , der Capitain v. Studnitz die 2. Fuss - Compagnie erhalten, bei welcher der Promier- Lieutenant Mandelsloh, sowie die Seconde-Lieutenants Schaale , Cannabeus und Rodewald standen ; der erste wurde aber bald darauf durch den Seconde-Lieutenant Gieseler ersetzt. In der Mitte des Monats September 1810 marschirte die Compagnie nach Frankenstein , wo sie ihre erste Parade vor Sr. Majestät dem Könige machte, welcher auf der Reise nach Glatz jenen Ort passirte, und in den letzten Tagen des Novembers kehrte sie wieder nach Breslau zurück. Ausser dem Lieutenant Gieseler standen noch die SecondeLieutenants Plümicke und Rodewald bei derselben.
Von jetzt ab trat eine ganz geregelte Theilnahme der Compagnie sowohl an dem vorgeschriebenen Cyclus der artilleristischen Uébungen, als an den Uebungen der anderen Waffen ein, und sie exercirte fleissig mit bespannten Geschützen , wozu sich, durch Benutzung der reitenden Batterien , die früher entbehrte Gelegenheit
1) Er wurde schon im Juni 1810 zum Director der 3. Division des Allgemeinen Kriegs-Departements und der Major v. Blumenstein zum Brigadier der schlesischen Artillerie-Brigade ernannt. 17*
260 darbot¹) . Diese Thätigkeit wurde um so weniger erschwert , als der Wacht- und Arbeitsdien st nicht bedeutend waren , weshalb auch die Schwächung des dienstthuenden Standes durch einige 40 Beurlaubte , welche erst im Sommer von 1811 aufhörte , nicht zu drückend war. Unter solchen Umständen lieferte die Compagnie im Jahre 1810 nur einen mässigen Beitrag an Krümpern , indem sie nur 16 zur Verfügung hatte, die sich jedoch bis zum Jahre 1811 bis auf 47 und im Jahre 1812 bis auf 85 vermehrten. Ueber die Zahl der bei der 2. Fuss - Compagnie vorgekommenen gerichtlichen Verurtheilungen fehlen genaue Angaben ; aus den Abgangslisten geht aber hervor , dass sie bei den beträchtlichen Verlusten der Brigade durch Desertion nicht unbetheiligt blieb 2) . Als im Jahre 1812 die politischen Verhältnisse es nöthig machten , die Truppen aus der Mark nach Schlesien zu ziehen, rückte, um in Breslau Platz zu gewinnen , die 2. Fuss - Compagnie am 1. April nach Silberberg ab , wo sich noch die 3. Fuss - Compagnie befand. Nach ihrem Eintreffen in diesem Orte veranlasste die Versendung der 24@gen und schweren 12agen broncenen Geschützröhre nach Breslau, zum Umguss in Feldgeschützröhre, bedeutende Arbeiten ; sie setzte jedoch ihre Ausbildung fort , führte eine kleine Schiessübung mit Geschützen aus und wurde im Monat Juni durch den Prinzen August von Preussen besichtigt. Es befanden sich bei der Compagnie noch 11 Feuerwerker oder Unterofficiere, 2 Bombardiere und 13 Kanoniere, welche den letzten Krieg mitgemacht hatten ; der Rest der Avancirten bestand schon aus jungen Leuten von 1 bis 3jähriger Dienstzeit , während von den Gemeinen 72 noch nicht 2 Jahre und die übrigen noch kein Jahr unter den Waffen waren . An Officieren hatte sie im October 1812 den Premier- Lieutenant Heidenreich und die Seconde- Lieutenants Martitz , Häring und Campe. Im Anfange des Jahres 1813 traten an die Stelle der beiden letzteren, wahrscheinlich nur auf kurze Zeit, die Seconde-Lieutenants Plümicke und Weigand in die Compagnie, 1) Nach einer Allerhöchsten Bestimmung vom 12. November 1810 marschirte die Fuss-Exercir-Batterie nach Neisse, wurde hier in jedem Frühjahr durch eine reitende Batterie aus Breslau abgelöst, brachte die Sommermonate theils in Cosel theils in Glatz zu und kehrte im Herbst nach Neisse, wie jene nach Breslau, zurück. Die Silberberger Compagnie musste zum Exerciren der Batterie jedesmal bis auf den halben Weg nach Glatz entgegenkommen. 2) Vom 1. October 1809 bis zu Ende März 1813 desertirten von der preussischen Artillerie-Brigade 5 Avancirte 38 Gemeine 29 brandenburgischen Artill. Brig. 4 "" "" 65 "" schlesischen Artillerie-Brigade 3 "9 "" die meisten bei der 1. aus Graudenz, bei der letzten aus Cosel.
261 welche im Monat Januar zur Bildung der 8. provisorischen Compagnie in Silberberg 4 Unterofficiere, 10 Bombardiere, 4 Kanoniere und 1 Tambour , an die 13. provisorische Compagnie nach Cosel dagegen 1 Unterofficier, 1 Bombardier und 1 Kanonier abgab, bald darauf aber durch Rekruten bis auf den Stand von 200 Köpfe gebracht wurde , und ihren Abgang stets auf dieselbe Weise wieder ersetzt erhielt. Im Monat Januar wurde Silberberg , wie die anderen schlesischen Festungen , gegen den gewaltsamen Angriff armirt, was wegen der Lage der einzelnen Werke dieser Bergfestung eben so umständliche als anstrengende Translocations - Arbeiten erzeugte, und mit dem Ausbruche des Feldzuges begannen die Abgaben an Mannschaft an die mobile Artillerie , zu neuen Formationen etc. , welche sich im Laufe des Jahres 1813 so vermehrten, dass die Compagnie nach der Schlacht von Culm nur noch 20 Kanoniere übrig behielt. Die ununterbrochene Ausbildung der Rekruten , welche hieraus folgte , wurde aber nicht nur durch Fertigung grosser Quantitäten von Munition , sondern auch durch die nach der Schlacht bei Gr. Görschen befohlene Versetzung von Silberberg in den Belagerungszustand erschwert, weil mit Ausnahme der ganz rohen Rekruten sämmtliche Leute täglich 10 Stunden in Anspruch genommen wurden ; die Munitions - Arbeit fand vom 1. Mai bis Ende August selbst an den Vormittagen der Sonntage statt. Mit dem Monat August hörten zwar die übermässigen Arbeiten auf, doch erforderte die im November begonnene Entwaffnung des Platzes noch viele fleissige Hände. Zu diesen schwierigen Verhältnissen gesellte sich ein häufiger Wechsel der Officiere. Im Monat Mai oder Juni übergab der Capitain v. Studnitz die Compagnie an den Capitain v. Wolframsdorf, welcher aber nach Schweidnitz commandirt wurde und nicht
zurückkehrte ,
obgleich er bis 1814 Chef der
Compagnie
blieb. Die letztere commandirte dann der aggregirte SecondeLieutenant Fabe , nach dessen Abgange der Seconde - Lieutenant Paul und für kürzere oder längere Zeit standen bei derselben die Seconde -Lieutenants Mann , Igel , Petzold und Schulze. Im Jahre 1814 verliess die 3. Fuss - Compagnie Silberberg, und nach dem Abschlusse des ersten Pariser Friedens verlief der Rest des Jahres ziemlich ruhig, da nur wenige Arbeiten vorkamen und keine Rekruten eingestellt wurden . Im Monat September besah der Prinz August von Preussen , auf der Reise nach Wien begriffen, die 2. Fuss - Compagnie, bei welcher sich an höheren Chargen nur die Seconde- Lieutenants Paul und du Vignau befanden. Die Compagnie lag in der zwischen der Stadt und der Festung auf dem Bergabhange erbauten Kaserne , und exercirte während
262 des Winters wenig , wurde aber fleissig unterrichtet , was für die Gemeinen und jungen Avancirten gleich nöthig war. Der Wiederausbruch des Krieges
im
Frühjahr 1815
von Neuem die bisherige Einförmigkeit des Dienstes ,
störte
wenngleich
der Compagnie das Glück nicht beschieden war, dem Feinde entgegen zu treten. Die Lieutenants Du Vignau und Paul wurden versetzt, und der Seconde - Lieutenant Petzold übernahm das Commando der Compagnie, welche im Monat Mai fast ihre sämmtlichen Mannschaften an die beiden in Glatz mobil zu machenden Haubitz - Batterien No. 5 und 6 abgeben musste , so dass ihr weil sie auf den Stand von 100 Mann herabgesetzt worden war nur der und augenblicklich ein beträchtliches Manquement hatte Oberfeuerwerker, der Feldwebel , der Porte - d'épée- Fähnrich , einige Unterofficiere und einige zur Beförderung geeignete Kanoniere als Stamm übrig blieben , der durch Rekruten aus Niederschlesien wieder bis auf 200 Mann anwuchs. Da die abgegebenen Leute ihre Montirungs- und Ausrüstungsstücke mitnahmen , so erhielten die Neueingestellten , wegen der damaligen Erschöpfung der Staatsmittel ,
erst
nach längerer Zeit
die für die provisorischen Compagnien vorgeschriebene Bekleidung ; sie wurden mit Infanterie - Gewehren bewaffnet , blieben aber ohne Seitengewehre.
ten ,
Die Ausbildung der Rekruten konnte nur langsam fortschreiweil diese bereits während der Dressur zum Wacht- und
Arbeitsdienst herangezogen werden mussten ; sie kam jedoch im Laufe des Sommers zu Stande , so dass die Compagnie in den Monaten August und September am Batteriebau Theil nahm und eine Schiessübung vor dem Oberst - Lieutenant Heidenreich abhielt. Eine Anzahl Leute, welche Behufs der Ausbildung als Ersatzmannschaft zum Exercir- Depot nach Glatz commandirt worden war, kehrte , als die Beendigung des Krieges ihre Verwendung nicht nöthig machte, zur Compagnie zurück . Nachdem der aus der russisch- deutschen Legion in preussischen Dienst übergegangene Premier - Lieutenant v. Scheele für einige Zeit an die Stelle des Lieutenants Petzold getreten war , über-
nahm endlich im Anfange des Monats Mai 1816 der SecondeLieutenant Dittert das Commando der Compagnie , welche sich durch Entlassung von 100 Mann auf die durch die Formation vorgeschriebene Stärke setzte, am 7. Mai von Silberberg abmarschirte, über Schweidnitz , Striegau , Goldberg , Lauban , Görlitz , Hoyerswerda , Ruhland und Elsterwerda am 21. Mai in Zschakau bei Torgau eintraf, und ihrer Bestimmung gemäss der 3. ArtillerieBrigade einverleibt wurde.
263
Neunte Fuss -Compagnie . Ihre Abstammung.
A.
Die 9. Fuss - Compagnie der 3. Artillerie - Brigade wurde ,
als
3. Fuss -Compagnie derselben, im Monat Mai 1816 aus 4 Unterofficier. 5 Bombard. 17 Kanonier. 1 Tamb. der demobilen Park-Colonne No. 18 , do . 23 do. 4 do . 4 1 Tamb. der demobilen
4
do.
4
do.
2
do.
Park- Colonne No. 20, der demobilen Laboratorien-Col. No. 2
zusammengesetzt , und erhielt zur Vervollständigung ihres Etats noch 21 Kanoniere von anderen Compagnien der Brigade. B.
Ihre Geschichte.
1) Geschichte der Park - Colonne. Sie wurde für das 2. Armee- Corps bestimmt und ihre Mobilmachung im Anfange des Monats Mai 1815 in Magdeburg begonnen , nachdem , in Folge eines kriegsministeriellen Erlasses vom 8. April, das Artillerie - Depot unter mehreren anderen¹ ) auch die für sie bestimmten Fahrzeuge hatte in Stand setzen lassen . Diese Mobilmachung leitete der Seconde - Lieutenant Teubert für den zum Commandeur ernannten Premier - Lieutenant Brunk , welcher bei der Armee commandirt blieb, auch der als zweiter Officier der Colonne zugetheilte Seconde- Lieutenant Cramer traf nie bei derselben ein. Nach dem für die letztere entworfenen Kriegs - Etat sollte dieselbe bestehen aus : 2 Officieren , 4 Unterofficieren , 6 Bombardieren , 45 Kanonieren
( einschliesslich
eines Kanoniers
als
Zeugschmied und
12 Halbinvaliden), 1 Tambour , 1 Chirurgus , 92 Trainsoldaten, 3 Knechten, 31 Fahrzeugen ,
184 Zug3 Officier-
2 Handwerker,
Pferden,
5 Kleppern, 1 Packpferd.
¹) Es fand in Magdeburg gleichzeitig die Mobilmachung der 128gen Batterien No. 13, 16 und 18, der Parkcolonnen No. 17, 18 und 20 und der LaboratoriumColonnen No. 1 , 2 und 3 statt.
264
Sie erhielt jedoch : 1 Officier ,
4 Unterofficiere ,
6 Bombardiere , 35
Kanoniere
(einschliesslich eines Zeugschmiedes¹), 12 Halbinvalide, 1 Tambour, 1 Chirugus, 2 Handwerker, 82 Trainsoldaten , 3 Knechte und 27 Fahrzeuge, welche aus : 2-127gen Kartuschwagen, 3-7gen Granatwagen, 14 Patronenwagen,
1 Wagen zu Pulver und Blei, 1 Wagen zu Schanzzeug, 1 Wagen zu Trainsachen, 2-6 ugen
1-12 gen 1-77gen
Vorrathslaffeten
1-10 %gen
bestanden ; 162 Zug- Pferde, 3 Officier -Pferde,
5 Klepper, 1 Pack-Pferd. Von den Artilleristen wurden entnommen : 2 Unterofficiere , 4 Bombardiere ,
28 Kanoniere von der
12. provisorischen Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade, 1 Unterofficier von der 17. provisorischen Compagnie der schlesischen Artillerie- Brigade, 1 Unterofficier von der 6. Stamm- Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade, 2 Bombardiere von der 15. provisorischen Compagnie der schlesischen Artillerie - Brigade ,
7 Kanoniere von
der
2.
provisorischen
Compagnie der
brandenburgischen Artillerie- Brigade.2) Den Tambour gab die 127ge Fussbatterie No. 16 ab , der Chirurgus kam von der Armee und 2 Handwerker , unter welchen ein brauchbarer Kurschmied , wurden freiwillig engagirt. Die Halbinvaliden waren aus dem Canton einberufen oder von dem Garnison-Bataillon abgegeben worden. Die Mannschaft bestand aus Märkern , Pommern und Schle¹) Der Grund, aus welchem 2 Kanoniere über den entworfenen Etat gestellt wurden, hat sich nicht ermitteln lassen . 2) Die 15. und 17. provisorische Compagnie standen in Magdeburg, die 2. und 12. provisorische Compagnie in Colberg und die 6. Stamm-Compagnie in Spandau.
265 siern , hatte ein Alter von 20 bis 32 Jahren und befand sich, mit Ausnahme von 3 Unterofficieren , erst 1 bis 3 Jahre im Dienste ; es besassen jedoch 1 Unterofficier , 3 Bombardiere , 1 Tambour und 8 Kanoniere die Denkmünze für 1813 oder 1813/14. Von den Halbinvaliden dienten einzelne bereits 30 Jahre und sie erwiesen sich wegen körperlicher Gebrechlichkeit
oder erhaltener Wunden
fast durchgängig als untauglich. Die Trainsoldaten kamen aus Preussen und Litthauen , viele derselben waren der deutschen Sprache unkundig, ein grosser Theil von ihnen hatte erst bei dem Transporte der für die Colonne bestimmten Pferde einige Kenntniss von der Behandlung derselben erlangt. Die meisten dieser Leute waren Tagelöhner und Handwerker , unter welchen sich jedoch kein Schuster, Schneider oder Sattler vorfand . Die Fahrzeuge , in der Mehrzahl französische , aber grösstentheils mit hölzernen Achsen versehen , waren mangelhaft reparirt, da Zeit und Arbeitskräfte fehlten. Die der Colonne
verabreichten
französischen Vorder- und
Hinterkummtgeschirre , Sättel und Zaumzeuge hatte das ArtillerieDepot in brauchbaren Stand setzen lassen.
Die Munition , welche in Magdeburg angefertigt worden war, bestand aus : 134-128gen Kugelschüssen , 32-127gen Kartätschschüssen, 180-78gen Granaten 42-77gen Kartätschen mit 234 Kartuschen à 13/4 t 60 6 Brandà 3/4 t وو "" Kugeln 60 6 Leuchtà 1/2 ☎ وو وو und den nöthigen Zündungen ; 268,800 FlintenPatronen nebst den dazu erforderlichen 46,200 PistolenSteinen. 12,880 Karabiner-
132 Centner Blei, F. Pulver. 4/2 "" Alle übrigen Ausrüstungsstücke wurden in genügender Zahl und Beschaffenheit verabreicht.
Die für die Colonne bestimmten Pferde waren vinz Preussen vom Lande gestellt ,
und
durch die
aus der Prozugehörigen
Trainsoldaten nach Magdeburg transportirt worden ; sie standen in einem Alter von 5-9 Jahren, waren nicht gross aber kräftig, und kamen in gutem Zustande an. Die Bekleidung ,
Ausrüstung
und Bewaffnung
der von den
einzelnen Compagnien gestellten Artilleristen war zum Theil alt, verschieden und unvollständig ; am besten noch bei der von der
266 2.
und 12.
provisorischen
Compagnie
abgegebenen
Mannschaft,
welche englische Montirungs- und Armaturstücke hatte. Bis gegen den Schluss des Jahres 1815 wurden jedoch sämmtliche Artilleristen mit Infanteriegewehren , Seitengewehren , Taschen , Gehenken und Tornistern versehen.
Die Halbinvaliden, Trainsoldaten und Knechte
wurden bei ihrer Einstellung neu bekleidet und die Trainsoldaten vom Artillerie - Depot mit Seitengewehren bewaffnet. Die Herbeischaffung der zur Einkleidung erforderlichen Geldmittel verursachte indessen viele Schwierigkeiten, und wurde endlich durch das Militair-Gouvernement zwischen Elbe und Weser bewirkt. Bis zur Ankunft der Pferde und Trainsoldaten, welche erst in der letzten Hälfte des Monats August erfolgte ,
wurde die Mann-
schaft, soweit es die Mobilmachungs - Arbeiten nur irgend gestatteten, durch die entsprechenden Uebungen und durch Belehrung auf ihre Dienstverrichtungen vorbereitet , und als der Prinz August von Preussen auf seiner Reise
zur Armee Magdeburg passirte , in-
spicirte derselbe die Mannschaft sämmtlicher daselbst mobil zu machenden Colonnen. Nach dem Eintreffen der Pferde wurde die Bespannung in Nieder- Dodeleben bei Magdeburg einquartiert, während die Artilleristen in der Stadt und die Fahrzeuge auf der Esplanade vor dem Ulrichsthore blieben. Die Colonne marschirte hierauf am 31. August von Magdeburg ab , um sich zu ihrem Armee- Corps zu begeben , und nahm ihren Weg über Halberstadt , Osterwiek und Salzgitter gegen Hildesheim , erhielt jedoch hinter diesem Orte zuerst den Befehl zu halten, bald darauf aber zum Rückmarsche, den sie nach Gr. Ottersleben bei Magdeburg antrat. Auf der kurzen von der Colonne zurückgelegten Tour zeichnete sich ein Tagemarsch im Vorharze durch besondere Schwierigkeiten aus ; der ohnehin schlechte Weg war durch Nässe noch mehr verdorben und so ausgefahren, dass , unerachtet der durch die Artilleristen vorgenommenen Ausbesserung desselben, viele Achsen, Arme , Deichseln und Schosskellen brachen. Glücklicherweise fanden nur wenige Verletzungen der Pferde durch Sättel oder Geschirre statt. Die Demobilmachung der Colonne begann im Januar 1816 . Das Material ging wieder in die Bestände des Artillerie - Depots von Magdeburg über , die Pferde wurden zur Vertheilung an das Land einem Civil- Commissair überliefert, die Halbinvaliden, Handwerker und Trainsoldaten entlassen und die übrigen Leute unter dem Premier- Lieutenant Teubert nach Magdeburg verlegt, wo sie bis zur Bildung der 3. Fuss -Compagnie als eine besondere Abtheilung die bisherige Benennung fortführten.
267 Bedeutende Verluste hat die Colonne während der Zeit ihres Bestehens nicht erlitten, und bei der Demobilmachung fehlten derselben nur 4 Pferde , ohne dass die Art ihres Abganges nachgewiesen wäre. 2) Geschichte der Park - Colonne No. 20. Die Mobilmachung dieser ebenfalls für das 2. Armee - Corps bestimmten Colonne begann , gleichzeitig mit der Colonne No. 18, in Magdeburg unter der Leitung des Seconde- Lieutenants Mann für den Seconde - Lieutenant Redlich , der zum Commandeur derselben ernannt war, sie aber nie übernahm. Der für dieselbe ausgeworfene Etat war der bereits für die Park-Colonne No. 18 angeführte ; sie erhielt auf denselben 1 Officier , 4 Unterofficiere , 6 Bombardiere , 35 Kanoniere , 1 Tambour, 13 Halbinvalide , 1 Chirurgus , 82 Trainsoldaten , 3 Knechte und 27 Fahrzeuge, welche aus : 2-128gen Kartuschwagen, 3-77gen Granatwagen, 15 Patronenwagen , 1 Wagen zu Pulver und Blei, 1 Wagen zu Schanzzeug, 1 Wagen zu Trainsachen, 1 Feldschmiede,
2-67gen Vorraths -Laffeten 1-78gen zusammengesetzt waren , und dieselbe Pferdezahl wie Colonne No. 18.
die Park-
Die Artillerie-Mannschaft bestand aus : 1 Unterofficier und 1 Tambour ¹ ) der 15. provisorischen Compagnie der schlesischen Artillerie- Brigade, 2 Unterofficieren und 5 Bombardieren der 6. Stamm - Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade, 1 Unterofficier und 1 Bombardier der 2. provisorischen Com-
pagnie der brandenburgischen Artillerie- Brigade, 35 Kanonieren der 2. und 11. Stamm - Compagnie und der 2. provisorischen Compagnie der preussischen ArtillerieBrigade 2). Ausserdem war der Porte- d'épee-Fähnrich Aumüller der Colonne beigegeben, zu welcher später noch 13 Halbinvalide kamen .
¹) Neben dem Tambour bediente man sich zum Signalisiren noch eines improvisirten Trompeters. 2) Diese 3 Compagnien standen in Danzig.
268 Die Avancirten ,
sowie
die übrigen Leute —
grösstentheils
Ostpreussen , von welchen mehrere bereits einige Jahre gedient hatten waren noch jung und kräftig , die Halbinvaliden jedoch alte gebrechliche Soldaten . Die in Preussen ausgehobenen Trainsoldaten bestanden zum Theil aus schwächlichen Subjecten und viele derselben waren vorher nicht mit Pferden umgegangen ¹ ) . Die Handwerker traten freiwillig ein , und die Acquisition eines gelernten Kurschmiedes unter denselben war für die Colonne sehr vortheilhaft. Die zum grössten Theil französischen Fahrzeuge hatte das Artillerie- Depot schon im Monat April retabliren lassen , und sie befanden sich dem äusseren Ansehen nach in brauchbarem Stande ; die meisten aber hatten hölzerne Achsen , und die Deckel aller Patronenwagen Ueberzüge von Zwillich. Die Geschirre und Reitzeuge waren französische und in Stand gesetzt worden . Die Munition, deren Zahl und Gattung aus den über die Parkcolonne No. 18 gemachten Angaben zu entnehmen ist , sowie alle anderen Ausrüstungsgegenstände , wurden von dem Artillerie-Depot empfangen. Die aus Preussen gestellten Pferde trafen, von einem Officier der Land- Gensd'armerie geführt, am 25. August in Magdeburg ein und es mussten bei der Uebernahme sogleich 2 derselben wegen Rotz erstochen werden . Sie waren in der Mehrzahl zwischen 5 und 10 Jahre alt, nur von gewöhnlichem Schlage, aber grösstentheils kräftig und so dauerhaft, dass die Colonne während ihres Bestehens nur 4 Stück verlor 2) . Die Bekleidung der Mannschaft war ziemlich ungleich und theilweise in mangelhaftem Zustande , wurde jedoch durch Verabreichung einer von dem Commandeur beantragten Aushülfe soweit verbessert, dass sie brauchbar genannt werden konnte. Die Mehrzahl der Mannschaft trug die damals vorschriftsmässige ArtillerieUniform und mit Wachsleinwand überzogene Mützen. Gehenke, Schlagröhrtaschen und Tornister hatten alle Artilleristen , und die Kanoniere waren mit französischen Infanterie- Gewehren bewaffnet, wogegen es an Seitengewehren mangelte. Die Trainsoldaten wurden ganz neu eingekleidet , mit Seitengewehren konnte aber anfänglich nur ein Theil derselben versehen werden. Während der Mobilmachung hatten die Leute viel Arbeits-
1) Ein Perrückenmacher fungirte z. B. als Stangenreiter. 2) Unter diesen Pferden befanden sich zwei englisirte Rappen, welche aus dem Königlichen Marstalle herstammten und im Jahre 1809 in Preussen zurückgeblieben waren.
269 dienst, indessen fanden einige Uebungen mit denselben statt, welche sie einigermaassen auf ihre Bestimmung vorbereiteten. Nach Ankunft der Pferde wurden diese mit den Trainsoldaten, den Unterofficieren und dem Kurschmied nach Dommersleben gelegt ; die Artilleristen blieben in Magdeburg , die Fahrzeuge auf der Esplanade vor dem Ulrichsthore . Am 1. September 1815 marschirte die Colonne von Magdeburg ab, um zu ihrem Corps zu stossen , und folgte dem von der Colonne No. 18 genommenen Wege , erhielt zwischen Hildesheim und Hameln den Befehl Halt zu machen , blieb einige Tage in Hüpede, ebenso in Gr. Algermissen , trat darauf den Rückmarsch an und rückte am 1. October in Neuhaldensleben ein , welches ihr vorläufig als Standquartier angewiesen war, nächstwelchem sie aber noch die Dörfer Wedringen , Neuenhof und Bülstringen belegte . Auf dem Marsche zeigten sich sogleich die Folgen der unvollkommenen Ausbildung der Pferde und Trainsoldaten , sowie die Mangelhaftigkeit der Fahrzeuge , denn schon in der Nähe von Magdeburg wurden Deichseln , Arme etc. zerbrochen . Auf dem bereits bei der Colonne No. 18 erwähnten Marsche zerbrachen so viele einzelne Theile der Fahrzeuge , dass beinahe keines der letzteren unbeschädigt blieb, und in Salzgitter machte es viele Mühe, beim Bergabfahren Unfälle zu verhüten . Bei einem anderen starken Marsche in der Nähe von Helmstädt , der auf einem sehr schlechten Wege zurückgelegt wurde , ging durch die einstweilige Herstellung der Fahrzeuge soviel Zeit verloren , dass ein Theil der Colonne erst Abends 9 Uhr , der Rest derselben aber erst gegen Mitternacht, das Quartier erreichte, denn es waren nicht nur mehrere Deichseln , Räder und hölzerne Achsen , sondern auch die an Stelle der letzteren angebundenen Nothachsen gebrochen . Die Leute und Pferde hielten sich indessen gut , und es kamen nur unbedeutende Beschädigungen der letzteren durch Sättel oder Geschirre vor. An den Ruhetagen und in den Cantonnirungen wurde die Uebung der Artilleristen und die Ausbildung der Trainsoldaten fleissig betrieben, wobei die Avancirten und Gemeinen den besten Willen zeigten.
Auch die Führung der Mannschaft war im All-
gemeinen gut, und ausser einigen Raufereien kam nur ein grösserer Excess vor , indem ein Kanonier einem Halbinvaliden aus Rache mit dem Säbel einen Hieb über den Kopf versetzte, sich aus dem Arrest, in welchen er gebracht worden war , befreite und spurlos verschwand. Im Anfange des Monats December 1815 übernahm der Premier-Lieutenant Campe das Commando der Colonne, gegen Ende
270 desselben Monats wurde sie in und um Hohendodeleben
verlegt,
und vom 1. Januar 1816 ab fing ihre Demobilmachung an. Diese, sowie die Verhältnisse der Mannschaft nach derselben , stimmen mit den bei der Park- Colonne No. 18 angeführten überein. 3) Geschichte der Laboratorien - Colonne No. 2. Die Mobilmachung dieser Colonne, welche auch dem 2. ArmeeCorps zugetheilt war , begann unter den bei den vorstehenden schon angegebenen Umständen und wurde durch den zum Commandeur derselben ernannten Seconde- Lieutenant Schulz bewirkt. Nach dem ausgeworfenen Etat sollte die Colonne aus 1 Feuerwerks - Lieutenant , 1 Seconde- Lieutenant , 6 Oberfeuerwerkern, 2 Unterofficieren, 12 Bombardieren, 100 Kanonieren, 1 Tambour, 1 Chirurgus, 1 Schmied , 15 Trainsoldaten und Knechten , 6 Trainwagen,
24 Bespannungspferden, 2 Reservepferden, 2 Officier - Reitpferden , 1 Klepper und 1 Packpferd bestehen, erreichte aber an Artilleristen die angegebene Stärke nicht, sondern erhielt, ausser ihrem Commandeur, nur die in nachstehender Art zusammengebrachte Mannschaft : 3 Unterofficiere, 6 Bombardiere und 5 Kanoniere von der 15. provisorischen Brigade,
Compagnie
der
schlesischen
Artillerie-
1 Unterofficier von der 17. provisorischen Compagnie der schlesischen Artillerie- Brigade, 10 Kanoniere von der 6. Stamm - Compagnie der brandenburgischen Artillerie- Brigade, 1 Unterofficier , 2 Bombardiere ,
1 Kanonier von der in
Cüstrin stehenden 11. provisorischen Compagnie der schlesischen Artillerie - Brigade, 1 Kanonier von den Compagnien in Danzig , von welchen die Unterofficiere den Dienst als Oberfeuerwerker verrichten sollten. Das übrige Personal, sowie die Fahrzeuge und Pferde, wurden dagegen vollständig gestellt. Die Artillerie - Mannschaft war grösstentheils aus Schlesiern und Märkern zusammengesetzt, jung, kräftig, vollständig ausgebildet und konnte, wie die in Preussen ausgehobenen Trainsoldaten, vollkommen diensttauglich genannt werden. Die Fahrzeuge, aus 5 Train- und 1 Munitionswagen französi-
271 scher Art bestehend ,
waren alt und blieben unerachtet ihrer im
April bewirkten Instandsetzung mangelhaft. Die Beschirrung bestand aus französischen Kummetgeschirren für die Stangenpferde , aus Sielengeschirren für die Vorderpferde und aus französischen Reitzeugen, welche man möglichst in Stand gesetzt hatte und die sich als brauchbar bewährten. Die aus Litthauen gestellten Pferde wurden gleichzeitig mit denen der Park - Colonnen No. 18 und 20 nach Magdeburg gebracht, und es gilt über sie das bei jenen Gesagte. Die Bekleidung der Artillerie - Mannschaft war sehr ungleich und grösstentheils schon ziemlich abgetragen , musste indessen während des Bestehens der Colonne vorhalten , da hierin keine Aushülfe gewährt wurde . Die Kanoniere sollen mit Infanteriegewehren , aber nur theilweise mit Seitengewehren versehen gewesen sein. Die Trainsoldaten erhielten , wie bei den übrigen Colonnen , neue Bekleidung und Pallasche mit schwarzledernen Koppeln. Die Mannschaft der Colonne lag während der Mobilmachung in Magdeburg, und als die Trainsoldaten und Pferde am 25. August daselbst eintrafen , wurde sie nach Klein - Ottersleben gelegt . Am 1. September 1815 brach die Colonne , um zu ihrem Armee- Corps zu stossen , auf, erhielt aber bei Hameln den Befehl, stehen zu bleiben und nahm Quartiere in dem Dorfe Reher. weiteren Bestimmung zufolge marschirte sie vom 26.
Einer
September
an über Elze, Hildesheim, Braunschweig, Königslutter und Oebisfelde nach Lindstädt zurück und rückte nach mehrmaligem Quartierwechsel burg ein.
Anfangs
December 1815
in
Ebendorf bei
Magde-
Die Demobilmachung derselben erfolgte am 2. Januar 1816, und ihre Mannschaft hatte mit der der Park- Colonnen No. 18 und 20 gleiches Schicksal.
Zehnte Fuss -Compagnie.
A. Ihre Abstammung. Die 10. Fuss - Compagnie der 3. Artillerie - Brigade wurde , als 6. Fuss -Compagnie derselben , im Jahre 1816 aus der 67gen FussBatterie No. 5 formirt , welche von der 2. Fuss - Compagnie der brandenburgischen Artillerie- Brigade besetzt war , und die letztere entstand im Jahre 1809 aus Compagnie.
der Colberger Garnison -Artillerie-
272
B.
Ihre Geschichte.
1 ) Geschichte der Colberger Garnison- ArtillerieCompagnie. Sie ward 1771 errichtet , nachdem seit dem Jahre 1716 , in welchem die Trennung der Garnison - Artillerie von der Feld - Artillerie erfolgte , die Stettiner Compagnie der ersteren zugleich die Festungen Cüstrin und Colberg besetzt hatte. Der für sie entworfene Etat war : 1 Stabs - Capitain , 2 Seconde - Lieutenants , 4 Feuerwerker , 8 Unterofficiere , 20 Bombardiere , 100 Kanoniere , zu welchem die Unterofficiere, Bombardiere und 20 Kanoniere von dem Feldartillerie- Corps gestellt, die übrigen Leute aber aus dem Canton entnommen oder durch Werbung herbeigeschafft wurden . Als Chef der Compagnie wird von ihrer Stiftung an bis 1786 der Capitain Arndt genannt¹), dann aber das Officier - Corps der Compagnie in folgender Art aufgeführt : von 1787 bis 90 der Capitain Reichard und der Stabs - Capitain
von 1791 bis 92
Marsch ; der Capitain Havenstein und der Stabs- Ca-
pitain Marsch ; von 1793 bis 1800 der ( seit 1794) Major Havenstein , der Premier - Lieutenant Henning und der SecondeLieutenant Heinemann '); im Jahre 1801 der Major Matke , der Stabs - Capitain Henning , die Seconde - Lieutenants Heinemann und Zimmermann II.; von 1802 bis 1805 der Major Matke , der Premier · Lieutenant Dockert , die Lieutenants Heinemann und Zimmermann II.; im Jahre 1806
der Major Matke , der Premier - Lieutenant Heinemann , die Seconde - Lieutenants Zimmermann II. und Post.
Ueber die Verhältnisse der Compagnie seit ihrer Errichtung bis zum Jahre 1806 fehlen nähere Nachrichten ; diese Verhältnisse können jedoch nicht von Bedeutung gewesen sein , da Colberg während jenes Zeitraumes nie ernstlich bedroht war. Bei der plötzlichen Besetzung der Küsten im Jahre 1801 armirte die Col-
1) Ranglisten der Königlich Preussischen Armee von 1799 bis 1806. 2) Von 1793 bis 95 wird zwar an der Stelle dieses Officiers ein Lieutenant Heidemann geführt, da derselbe aber 1796 nicht in Abgang gebracht ist, so dürfte hier ein Druckfehler zu Grunde liegen.
273 berger Garnison - Artillerie- Compagnie die Maikuhle und das Fort Münde mit 18-127gen Kanonen und bei der Demonstration gegen Russland im Jahre 1805, sowie bei der Verwickelung mit England im Frühjahr 1806 , wurden nur die Heyden - Schanze , das Fort Münde und die Kirchhofs - Schanze in Vertheidigungszustand gesetzt, aber bald wieder entwaffnet. Für gewöhnlich waren die schwachen Garnison - Artillerie- Compagnien während des Friedens alljährlich nur kurze Zeit vollständig zusammen , in welcher sie einige Munitions- und BatteriebauArbeiten ausführten , an den Festungs - Geschützen exercirten und aus einigen Arten der letzteren schossen.¹ ) Nach dieser sogenannten Revue trat durch Beurlaubte und Freiwächter² ) eine beträchtliche Verminderung des Dienststandes ein, so dass die in demselben verbleibende Mannschaft durch Wachen und Depotarbeiten hinreichend beschäftigt und für ihre Ausbildung nur wenig gethan wurde.
Bei dem Ausbruche des Krieges von 1806 hatte man die Möglichkeit einer Bedrohung von Colberg nicht in Betracht gezogen, und die Vorbereitung dieser Festung für den Belagerungszustand war unterlassen worden. Es fehlte deshalb fast an allen Vertheidigungs- Bedürfnissen , als , nach den unglücklichen Ereignissen an der Feind über die Elbe und Oder vordrang.³) Der schnelle Fall von Magdeburg , Cüstrin und Stettin lieferte ihm hinreichendes Belagerungs - Material , und die Uebergabe des letzteren Platzes war um so empfindlicher , als in demselben ein für Colberg bestimmter Geschütztransport lag. der Saale ,
1) Hierzu wurde an Munition bei einer Compagnie von 10 Bombardieren und 100 Kanonieren gut gethan für : 1-247ge 2-128ge Kanonen, per Geschütz 12 Kugelschüsse und (ausschliesslich der 2-67ge 3 gen) ein Kugelschuss zum Ricochettiren 3-37ge 2 Haubitzen, per Geschütz 6 Granaten (einschliesslich einer zum Ricochettiren) , 2 Mörser, 1 Brandkugel, 1 Leuchtkugel , 1 Spiegelgranat und 2 Steinwürfe. War die Compagnie nicht complett, so wurde die Zahl der Schüsse und Würfe verhältnissmässig vermindert. 2) Sie gingen in der Garuison einem bürgerlichen Gewerbe nach , wurden nur im Nothfalle zum Dienste genommen und ihre Competenzen , sowie die eines Theils der Beurlaubten, zog der Compagnie- Chef. 3) Die Beurlaubten der Garnison - Artillerie - Compagnie sollen erst nach der Uebergabe von Stettin einbeordert worden sein (Geschichte des 9. Infanterie- Regiments). 3. Art.-Brig. 18
274 Der Friedensetat der Colberger Garnison - Artillerie- Compagnie unter dem Major Matke war , nach den noch vorhandenen Verpflegungs - Berechnungen , 1 Stabsofficier , 1 Premier - Lieutenant, 2 Seconde-Lieutenants, 1 Oberfeuerwerker, 1 Feuerwerker, 6 Korporale, 10 Bombardiere , 100 Kanoniere, 1 Chirurgus, mithin 118 Unterofficiere und Gemeine , von denen sich aber nur 68 Mann anwesend befanden. Welche Rüstigkeit die Mannschaft der Compagnie haben konnte , geht aus ihrer Maass- und Stammrolle von 1805 hervor , nach welcher 6 Unterofficiere , 4 Bombardiere und 40 Kanoniere das 40. Lebensjahr überschritten hatten , und unter denselben sich 16 Leute von 60-76 Jahren befanden ,
18 Mann
einen oder mehrere Feldzüge mitgemacht und von diesen 12 noch im 7jährigen Kriege gedient hatten. Die Leute waren zum grössten Theil Pommern und in der Compagnie befanden sich nur 5 Ausländer. An einigermaassen brauchbaren Festungsgeschützen hatte der Platz nur
8-248ge metallene 4-207ge eiserne Kanonen 40-127ge
do.
6- 6πge do . 6-107ge Haubitzen ( eiserne), 5-50uge eiserne Mörser, do. do. 3-25uge mit zum Theil sehr ausgeschossenen Röhren und schlechten Laffeten ; die Munitionsvorräthe waren unzureichend, und zur Bildung einer Ausfall - Batterie nur 4-37ge Kanonen geeignet, die zur Feldausrüstung von zwei dritten Musketier - Bataillons gehörten , welchem die Infanterie der Besatzung bestand.
aus
Zu den nothwendigen fortificatorischen Arbeiten , für welche nur zwei dienstfähige Ingenieur - Officiere zur Verfügung blieben, fehlte es sowohl an Material als an Geräthschaften. Unter diesen Umständen
war es ein Glück ,
dass der Feind ,
mit seinen Hauptkräften der Weichsel zueilend, Colberg nicht sogleich einschloss und dadurch Zeit zur Vorbereitung der Widerstandsmittel gewährte, deren Heibeischaffung anfänglich durch die Streifereien des sich bildenden Schill'schen Freicorps und später durch die Verbindung zur See erleichtert wurden. Während die Garnison sich durch die Formation von 2 Bataillons und einer Jäger-Compagnie, aus versprengten oder der Gefangenschaft entronnenen Soldaten , sowie durch die Heranziehung eines CavallerieDepots , an Infanterie
und Reiterei verstärkte ,
wurde , theils auf
275 gleiche Weise , theils durch einberufene Cantonnisten¹) und durch die Mannschaft der von dem Seconde- Lieutenant Schüler herbeigeführten Park - Colonne No. 18 und 19 eine
beträchtliche Ver-
mehrung der Artillerie möglich gemacht , so dass dieselbe unter dem zugleich als Artillerie - Officier vom Platz fungirenden Major Matke im Januar 1807 aus folgenden Bestandtheilen zusammengesetzt war : I. Der bis auf 372 Mann augmentirten Garnison - Artillerie - Compagnie²), bei welcher der Premier - Lieutenant Heinemann und der Seconde-Lieutenant Post³) standen. II. Einer 200 Mann starken , fast nur aus den Leuten des 1. und 3. Regiments formirten Feld - Artillerie - Compagnie. III. Einer aus 4-37ern bestehenden halben reitenden Batterie, mit 50 Mann vom reitenden Artillerie - Regimente, die der Seconde - Lieutenant Schüler commandirte und welcher der Seconde- Lieutenant Oertel zugetheilt war. *) IV. Der aus 4 Stück, einer 2- und 3-1 gen³ ) , eisernen Schiffskanonen gebildeten und durch etwa 40 Mann besetzten Artillerie des Schill'schen Freicorps , welcher die SecondeLieutenants Schaale und Fabe angehörten. ")
1) Unter ihnen befanden sich mehrere aus den zunächst liegenden Dörfern Bork, Alt- und Neu-Werder etc. , auch einige Colberger Bürger, welche früher in der Artillerie gedient hatten , traten nach erfolgter Aufforderung wieder ein . 2) Nach den vorhandenen Verpflegungs - Berechnungen betrug ihre Stärke : März 1807. November 1806. Januar 1807. Unteroff. Bomb. Kan. Unteroff. Bomb. Kan. Unteroff. Bomb. Kan. 10 100 8 10 100 8 8 10 100 Etat der Compagnien
1
4
16
2
37
8
- 67 10 167 185
9
80 - 116 14 349 372
6 1
Kriegsaugmentation . . Rancionirte Garnison-Artilleristen Rancionirte BataillonsArtilleristen . Reserve-Artilleristen von den beiden 3. Bataillons Cantonnisten .
10
18 27
80 74 16 307 333
und erlitt in den Monaten April, Mai und Juni nur geringe Veränderung durch Abgang oder Zuwachs . 3) Der in der Rangliste von 1806 als Compagnie- Officier aufgeführte SecondeLieutenant Zimmermann wurde Platzmajor in Colberg. 4) Die unter II. und III. genannten Abtheilungen wurden weiterhin durch zugehende Rancionirte noch stärker. 5) Nach manchen Quellen 4-88er in Walllaffeten. 6) Der letztere war Train- Lieutenant und zugleich Quartiermeister des Frei18*
276 Zum Dienst der Artillerie auf den Festungs - Werken sollen auch die Reserve - Bataillons noch Hilfsmannschaften gestellt haben, deren Zahl noch nicht bekannt ist. Diese und die eingestellten Cantonnisten wurden vorzugsweise zur Geschütz - Bedienung verwendet , während die älteren Kanoniere den Dienst im Laboratorium versahen . Durch die Ankunft von 6-12
gen metallenen Kanonen aus
Danzig und von 6-12 @gen eisernen aus Stralsund , hauptsächlich aber durch Zuziehung von 92 eisernen Röhren , welche , obgleich längst als unbrauchbar anerkannt , bei schwachen Ladungen noch als Flankengeschütze für anwendbar gehalten wurden , hatte man die Artillerie des Platzes bis auf 176 Piecen gebracht. Da für die letztgedachten Röhre nur wenige Laffeten vorhanden waren , so legte man sie grösstentheils in dazu gefertigte Blockschlitten , und stellte diese hinter Scharten auf Bettungen , welche aus 2 bis 3 in der Erde befestigten Blöcke bestanden . Nur die für die Feldverschanzungen und zu Ausfällen bestimmten 67er erhielten Laffeten , deren Räder jedoch statt des Schienenoder Reifen - Beschlages nur mit Ziehbändern versehen waren .
Zum
Richten musste man sich bei ihnen der Schiebekeile bedienen , und das Ladezeug wurde an die Laffete gebunden oder von der Bedienungsmannschaft nachgetragen . Die hiernach sehr beschränkte Translocationsfähigkeit eines grossen Theils der Wallgeschütze war wohl die Veranlassung, dass man sie sämmtlich aufstellte und die Bastione mit 8 . bis 9 , die Raveline
mit 2 bis 3 und
die Lünetten
mit
1 bis 2 Piecen be-
setzte. Diese starke Bewaffnung gab jedoch während der Einschliessung Gelegenheit zur Munitionsverschwendung , nöthigte im Laufe des förmlichen Angriffs zu lästigen Umstellungen und erschwerte den Dienst der Artilleristen , welche zuletzt Tag und Nacht bei ihren Geschützen bleiben mussten . ') Unter solchen Verhältnissen sah die Artillerie der Vertheidigung von Colberg entgegen , aus welcher hier nicht nur dasjenige
corps. Im Monat Mai 1807 hatte nach der Verpflegungs-Berechnung die Schillsche Artillerie noch einen Bestand von : 1 Officier ( Lieutenant Fabe), 1 Oberfeuerwerker , 1 Feldwebel , 2 Unterofficiere , 3 Bombardiere, 22 Kanoniere, 1 Schirrmeister und 14 Knechte. ¹) Bei jedem Geschütz befanden sich anfänglich 2 bis 3 Artilleristen, die sich aber im Laufe der Vertheidigung verminderten, so dass auf den weniger bedrohten Punkten ein und dieselben Leute mehrere Geschütze bedienen mussten , um die Mannschaft auf den angegriffenen zu verstärken .
277 hervorgehoben werden muss , was sich auf die Verrichtungen der Garnison-Artillerie, sondern auch das, was sich auf die Leistungen der Feldartillerie - Compagnie bezieht , weil die Mitwirkung beider nicht selten in einander griff, und sie gewissermaassen als ein Ganzes betrachtet werden können. Die Mannschaft der ersteren war zwar zur Besetzung des Hauptwalles , der Raveline und der vom gedeckten Wege eingeschlossenen Lünetten und Contregarden bestimmt, während die Mannschaft der letzteren den Dienst in den detachirten Festungswerken und in den neu geschaffenen Feldwerken ausführen sollte ; man theilte jedoch auch Gefreite der Garnison-Artillerie- Compagnie den in den Blockhäusern commandirenden Unterofficieren zur Beaufsichtigung einzelner Geschütze zu, und schickte zuweilen Unterofficiere der Feldartillerie - Compagnie nach den Hauptwerken.
Da endlich die Artilleristen nicht abge-
löst werden konnten , so veranlasste der Abgang durch Todte, Blessirte oder Kranke einen öfteren Wechsel der Mannschaft, welcher dadurch noch häufiger wurde , dass wegen Ueberfüllung der Lazarethe mit Verwundeten und Schwerkranken die leichteren Kranken nach den nicht angegriffenen Werken geschickt werden mussten, wo sie, in Allarmhäusern untergebracht, bei mässiger Anstrengung sich wieder herstellen und zum äusseren Dienst fähig machen konnten . In der letzten Hälfte des Monats Februar drängte die feindliche Division Theullié die 鼋 unter Schill bis Naugardt und Stargard vorgedrungenen Abtheilungen nach mehreren Gefechten gegen Colberg zurück.
Ende März war die engere Einschliessung
des Platzes so weit gediehen , dass der Feind östlich der Persante den Stadtwald, das Dorf Bullenwinkel, den hohen Berg und die Altstadt , westlich jenes Flusses die Dörfer Selnow , Werder und Spinnhäuser besetzt hielt.¹) Er hatte bei Rossentin eine Schiffbrücke, südlich der Altstadt eine Flossbrücke über die Persante geschlagen, seine Stellung durch Feldschanzungen²) gesichert, die Stadt ohne Wirkung mit Granaten beworfen und mehrere Angriffe auf die Maikuhle versucht , welche
aber stets von den hier
aufgestellten Schill'schen Truppen abgewiesen worden waren . Die Artillerie der Festung hatte , bei der Besetzung der Altstadt, durch den Feind , am 14. März die ersten Schüsse gethan , und dann ihr Feuer von den Bastions I , III und IV aus einige
¹) 2) No. 3, No. 6,
Plan IV. Die Redouten No. 1 (von der Garnison angelegt) und No. 2, die Batterie die Befestigung von Selnow, die Fleschen No. 4 und 5 und die Redouten 7 und 8.
278 Mal , zum Theil auf sehr grosse Entfernungen , gegen die vorgedrungenen Truppen des Feindes oder dessen Anlagen gerichtet ¹) . In Folge der engeren Einschliessung waren , durch Sperrung der Inundations - Schleusen, die Wiesen auf beiden Seiten des Flusses unter Wasser gesetzt, zuerst die Lauenburger und dann die Geldern - Vorstadt niedergebrannt worden , und man hatte im Laufe des Monats März zur Vertheidigung der Zugänge folgende Werke in Bau genommen oder eingerichtet : Eine Flesche am Lauenburger Damme (a) jede für 2—6☎er , Eine Flesche vor der Geldern -Vorstadt (b) Eine Batterie auf Sälftow's Hofe für 2-6er , Das Maschinenhaus am Gradirwerk für 2-6
er,
Eine Batterie auf dem Salzberge hinter der Brücke über den Holzgraben für 2-6er (u) , Die Verschanzung der Maikuhle, welche zuerst nur von einigen leichten Geschützen vertheidigt wurde, aber nach und nach eine Bewaffnung von 3-12 ern erhielt 2).
8
leichten
Geschützen
und
Alle Geschütze in den detachirten Werken wurden anfänglich mit Bespannung versehen , um sie nöthigenfalls zurückführen
zu
können, und die dazu erforderlichen Pferde von den Bürgern gestellt. Anfangs April langte der Marschall Mortier mit einigen Verstärkungen vor Colberg an , suchte die von dem Commandanten beschlossene Abholzung des Fichtencamps zu verhindern , und liess mehrere, obgleich vergebliche Angriffe auf die Maikuhle machen . Da er aber , wegen des Vordringens der Schweden , bald darauf mit einem Theil der Truppen nach Wollin aufbrach , so war das Einschliessungscorps nicht nur ausser Stande , etwas Ernstliches zu unternehmen, sondern verlor auch die Dörfer Spinnhäuser und Werder mit den zunächst derselben erbauten Redouten . Er beschränkte sich nun bis Ende April auf die Behauptung von Selnow, verstärkte und vermehrte auf beiden Ufern der Persante die. zur Sicherung der Einschliessung bestimmten Feldwerke 3 ) und suchte durch Bildung der Dämme A und B , sowie durch Einrichtung oder Erbauung der Redouten 10, 11 , 12 und 13 , welche 1) Nach der am 15. eingetroffenen Nachricht von dem Siege bei Eilau erfolgten von der Artillerie auf den Wällen die üblichen Freudenschüsse , welche gegen die Redoute No. 1 scharf geschahen. 2) Nach dem Werke : „ Der Krieg von 1806 und 1807 " (v. Höpfner) . 3) Auf dem linken Persante -Ufer die Schanze auf dem Kreuzenberge und die Verschanzungen von Selnow, auf dem rechten die Redoute No. 9.
279 mit schwerem Geschütz besetzt wurden , den Uebergang auf das Binnenfeld vorzubereiten .
Für die Festung war dieser Stillstand
sehr nützlich, es gingen ihr viele ranzionirte Soldaten und ein neu formirtes pommersches Reserve - Bataillon zu , ein schwedisches Schiff brachte 6-30ge eiserne Kanonen mit 4800 Kugeln für sie, und in den letzten Tagen des April legte sich eine schwedische Fregatte von 46 Kanonen auf der Rhede vor Anker. Die Festungs - Artillerie trug zur Vertheidigung der Maikuhle bei, unterstützte durch mobile oder in den vorgeschobenen Werken aufgestellte Geschütze mehrere Gefechte, belästigte die feindlichen Truppen und Arbeiter ,
brachte
einige Mal die Haubitzen
der Batterie No. 3, welche die grosse Schleuse oder die Stadt bewarfen, zum Schweigen und beunruhigte zu verschiedenen Zeiten die Besatzung der Altstadt , welche besonders am 23. April alle nach derselben gerichteten Geschütze lebhaft beschossen .
Von den
gegen die Schleuse geworfenen 7 @gen Granaten des Feindes gingen viele blind, weil sie nicht abgeplattet waren ; sie wurden aufgesucht und demselben abgeplattet aus 24gen Kanonen zugeschickt. Die Vertheidigungsfähigkeit der Festung wurde , nächst einer Anwässerung der Matzwiesen, im Laufe des Monats durch folgende Anordnungen erhöht : Die Umziehung des schon besetzten Pulverschuppens No. 4 mit einem Graben und dessen Bewaffnung mit einem 6er, die Umwandlung der Fleschen a und bin bedeckte Batterien , die Erbauung schütz,
der Flesche c und ihre Armirung mit Ge-
die Errichtung der Redoute d , die Vollendung der Münder - Flesche und ihre Besetzung mit 2 Kanonen . Hierzu kamen noch etwas später , auf Befehl des zum Commandanten von Colberg ernannten und am 29. April eingetroffenen Majors von Gneisenau : Die Aufstellung einer 6gen Kanone auf dem Thurme der St. Georgen -Kirche in der Lauenburger Vorstadt, das Ausheben einer sogenannten Contre- Approche mit Geschütz - Emplacements Vorstadt,
zum Ueberbankfeuern , vor derselben
endlich die Vergrösserung der bereits begonnenen , aber nur mit einem eisernen 6er bewaffneten Schanze auf dem Wolfsberge und die Erbauung derselben.
einiger Blockhäuser
südlich
280 Die Veranlassung zur Vergrösserung dieser Schanze gab der aus aufgefangenen Papieren bekannt gewordene Plan des Feindes , Colberg förmlich zu belagern und den Hauptangriff im Binnenfelde gegen das Bastion VI. zu führen .
Das Werk wurde im Allgemei-
nen nach den Vorschlägen des Ingenieur- Majors Müller für Winterpostirungen construirt und erhielt 3 bedeckte Batterien. In der ersten Hälfte des Monats Mai setzte der Feind sein Wurf- Feuer nach der grossen Schleuse und der Stadt fort , wodurch am 7.
das Sälftow'sche Haus in Brand gerieth ; er fasste
dann , nach einem vergeblichen Angriff gegen den Wolfsberg bei welchem er aus dem hier aufgestellten 6er einige wirksame Kartätsch- Schüsse erhielt in der Nacht zum 9. durch Erbauung der Redoute No. 14 auf dem Binnenfelde festen Fuss und begann, zur Vermehrung seiner Verbindungswege mit dem letzteren , den Damin d , vor welchem eine neue Schanze erbaut wurde. Am 14. Mai erhielt die Redoute No. 2 noch 2 Haubitzen und eine Kanone, die Redoute No. 14 aber 3 Geschütze , deren Feuer die Arbeiten auf dem Wolfsberge belästigte. Durch die Festungs - Artillerie wurde am 1. Mai das aus der Batterie No. 3 gegen die Schleuse gerichtete Wurf-Feuer von den Bastions III, IV und V kräftig
erwidert ,
am 3. diese Batterie
aus 3 in der Redoute d aufgestellten Haubitzen beworfen und am 7. Mai die Pulverkammer derselben -- mittelst einer der aufgefundenen und vom Bastion IV. abgeschossenen feindlichen Granaten - in die Luft gesprengt. Bis zu dieser Zeit hatte man die vollendeten Blockhäuser e und f jedes mit einer 12 gen Kanone besetzt , und am 15. beschoss die schwedische Fregatte die vor dem Stadtwalde liegenden Redouten, sowie das am Strande befindliche Lager des Feindes. Bereits am 7. Mai war die Garnison durch ein Neumärkisches Reserve- Bataillon verstärkt worden, wogegen die Schill'sche Cavallerie bis auf eine Schwadron nach Stralsund eingeschifft wurde. Am 17. Mai warf der Feind aus der Redoute No. 1 die ersten Bomben nach der Stadt, beschoss dieselbe gleichzeitig mit 24@gen Kugeln und bemächtigte sich in der Nacht zum 18. 1 ) durch Ueberrumpelung der noch sehr unvollkommenen Wolfsbergschanze, welche ihm aber, nachdem die Artillerie des Platzes und der neben jener liegenden Blockhäuser dieselbe heftig beschossen hatte , wieder entrissen wurde 2) . In der Schanze stand zu dieser Zeit nur ein 1) Der Krieg von 1806 und 1807. 2) An dem hierdurch veranlassten und bis zum Morgen des 18. fortgesetzten Gefechte nahmen auch die reitenden Geschütze Theil.
281 eiserner 6er ,
der nach wenigen Schüssen dem Feinde in die
Hände fiel.
Der Feuerwerker Volpe von der Feldartillerie- Compagnie, welcher dies Geschütz commandirte, vertheidigte sich zuletzt noch mit dem Wischer sehr tapfer, erhielt aber hierbei einen Kolbenschlag, der ihm den Hirnschädel spaltete. Der Unterofficier Post , welcher das Geschütz im Pulverschuppen No. 4 befehligte, und sich, nachdem der Angriff auf diesen abgeschlagen war , den zur Wiedereroberung der Schanze vorrückenden Truppen anschloss , übernahm unmittelbar nach derselben das Commando über jenen 6er und behielt dasselbe ¹) . Ein Bombardier entlief in dieser Nacht aus der Stadt, mischte sich unter die Kämpfenden , erlegte mit dem Gewehr eines Getödteten zwei Feinde und kehrte mit einem eroberten Gewehr und Tasche zurück ; ein Kanonier entlief als Kranker aus dem Lazarethe und trug seinen Kameraden Kartuschen heraus . Das Einschliessungs- Corps , bei dem der Marschall Mortier wieder eintraf, verwandelte am 18. Mai eine noch aus dem 7jährigen Kriege herstammende Sternschanze am Strande in die Redoute No. 15, griff die auf dem Binnenfelde befindlichen Vorposten der Besatzung an und leitete dadurch gewissermaassen die für die folgende Nacht bestimmte Eröffnung der Laufgräben ein . Von Seiten der Garnison war nach dem abgeschlagenen Angriff auf's Thätigste an der Verstärkung der Wolfsbergschanze , welche den Namen Grenadier- Schanze erhielt , gearbeitet und die Bewaffnung derselben bis auf 4-12ge und 2-6ge eiserne Geschütze vermehrt worden. Bevor zu der nun beginnenden förmlichen Belagerung übergegangen wird, erscheint es angemessen, die Verwendung der zur Artillerie der Garnison gehörenden Officiere nachzuweisen 2) . Von denselben commandirten : Der Premier- Lieutenant Heinemann auf der Bütower und Münder Front. Der Seconde-Lieutenant Post auf der Lauenburger Front. Der Seconde-Lieutenant Schaale in der Maikuhle. Der Seconde- Lieutenant Oertel auf der Gelder-Front. Nächstdem
war aber diesen Officieren das Commando aller
1) Der Krieg von 1806 und 1807. Nach den Mittheilungen des Generals Roth führte dieser nach der Wiedereinnahme der Schanze den Befehl über den obengenannten 6☎er und noch über 3 hier aufgestellte 128er, bekam aber bald eine andere Bestimmung. 2) Die Vertheidigung von Colberg im Jahre 1807 (W. Roth) .
282
-
vor ihren Fronten liegenden Aussen- und detachirten Werke übertragen. Der Seconde - Lieutenant Schüler führte die halbe reitende Batterie. Der Zeug-Lieutenant Wolf sorgte besonders für den Ersatz der Munition und der Geschütze , griff aber bei seiner Anwesenheit auf den Werken mit vieler Thätigkeit in die Vertheidigung ein.
Von der Eröffnung der Laufgräben im Binnenfelde bis zur Vollendung der ersten Parallele. Vom 18. Mai bis 3. Juni . Die Führung des Hauptangriffs über das Binnenfeld bot mancherlei Schwierigkeiten dar, weil er nur auf wenigen Verbindungswegen zu unterstützen war und nicht blos in der Front auf die hier vorbereiteten Hindernisse stiess , sondern auch in der rechten. Flanke beunruhigt werden konnte. Hierin liegt wohl der Grund, dass der Belagerer , welcher anfänglich nicht stark war und die Energie des Vertheidigers bereits kennen gelernt hatte, seine Anlagen in einer ungewöhnlich weiten Entfernung begann und mit grosser Behutsamkeit fortführte. Nachdem er in der Nacht zum 19. Mai seine Arbeiten auf dem Binnenfelde eröffnet hatte, brachte er in den folgenden Nächten die mit den Dämmen A und B durch Laufgräben verbundenen Redouten oder verschanzten Batterien No. 16 , 18 und 19 zu Stande , so dass in der Nacht zum 23. die ersteren ― anfänglich nur mit 2 Geschützen besetzt - mit 4 und die letzteren mit 5 Geschützen armirt werden konnten ,
welche am nächsten Tage ihr
Feuer gegen die Grenadier- Schanze richteten . Zur Erleichterung seiner Verbindung wurde der Damm C angefangen. Unterdessen hatte er aber bereits in der Nacht zum 20. einen Nebenangriff in dem Klosterfelde durch Aushebung der ersten Parallele gegen die Lauenbnrger Vorstadt eingeleitet , und mit derselben an den Matzwiesen den Bau der Batterie No. 17 , nebst der nöthigen Communication für beide, verbunden. Der Artillerie des Platzes waren zwar am 20. Mai auf 2 mit einer englischen Brigg von 18-24@gen Karonaden angekommenen Transportschiffen 40 Kanonen- und Mörserröhre, mit 300 Schüssen oder Würfen für jedes Geschütz zugeführt worden, es konnte aber augenblicklich nur ein Theil der Kanonen zum Ersatz der unbrauchbaren Flankengeschütze in den umgeänderten Laffeten derselben benutzt, für die Mörserröhre dagegen mussten erst neue Laffeten
283 gebaut werden ¹ ) . Die Geschütze der Grenadier- Schanze , welche mit denen der anliegenden Blockhäuser die Angriffsarbeiten auf dem Binnenfelde lebhaft beschossen , wurden am 21. Mai durch 2-3 er und 1-10ge Haubitze verstärkt und in nachstehender Art aufgestellt : 2-12 er in der rechten bedeckten Batterie, 1-12 er in der mittleren "9 "" 1-127er in der linken
""
1- 68er in der
99
""
99
99 1-10%ge Haubitze im Saillant rechts der mittleren belinks deckten Batterie , وو 1-67ge Kanone 99 } 2- 37ge Kanonen zu beiden Seiten des Eingangs in der Kehle. Der Belagerer bewaffnete in der Nacht zum 24. Mai die Redoute No. 18 mit 4 Geschützen , er beschoss aus dieser , sowie aus den Batterien No. 14 , 16 und 19 die diesseitigen Anlagen, deckte seine Arbeiter gegen die Beunruhigung von der See aus durch Umwandlung einer alten Schanze in die Strandbatterie No. 21 für 4 Mörser und fügte zu diesen Angriffsmitteln in der Nacht zum 3. Juni noch die Bewaffnung der Batterie No. 22 mit 5 Geschützen, während die Parallele, vor welcher sie lag , allmälig von den Dünen bis zu einem schon früher aufgeworfenen LaufgrabenAste neben der Batterie No. 16 verlängert wurde. An den Matzwiesen hatte er inzwischen nur die Batterie No. 20 und ihre Verbindung mit der Batterie No. 17 erbaut. Von der Festungsartillerie , welche die Unternehmungen des Belagerers auf dem Binnenfelde aus der Grenadier - Schanze und aus den anliegenden Blockhäusern bekämpfte , war die GeschützArmirung des Kavaliers und Bastions VII am 24. Mai durch 3-24ge und 2-128ge Kanonen verstärkt, die des Tambours Bütow (auf der Courtine VI, VII ) am 27. mit 4-50 @gen Mörsern bewirkt , die des Ravelins Bütow am 29. bis auf 2-10 ge Haubitzen und 3-127ge Kanonen gebracht und schon früher der Bau der noch fehlenden Pulverkammern in den Werken begonnen worden. Man hatte seit dem 26. Mai den Belagerer mehrmals von der Seeseite zu belästigen gesucht , wozu nächst der englischen Brigg ― und welche am Abend des 26. nach England zurücksegelte der schwedischen Fregatte auch 2 Kanonenboote 2), aber ohne die Arbeiten wesentlich aufzuhalten, benutzt wurden.
1) Beilage VII . 2) Es bestanden 4 solcher Boote , deren Einrichtung in dem Werke : „ Die
284 Als
Vorbereitungen
diesen Zeitraum
zum ferneren
Widerstande gehören in
ausser einer Ueberschwemmung der Frauen-
marktwiese, sowie des Terrains vor der Münder- Front und vor der Gelder-Vorstadt - folgende Anordnungen :
Der Bau der Redouten g und h. Die Aushebung eines mit Traversen versehenen Communicationsgrabens zwischen der Grenadierschanze und der Redoute h. Die Umwandlung des Pulverschuppens No. 4 in eine bedeckte Batterie. Die Einrichtung einer erhöhten Batterie für 4-12☎er auf der mit Schutt gefüllten St. Georgenkirche, von welcher der durch das feindliche Feuer sehr beschädigte Thurm abgetragen wurde. Von der Vollendung der ersten Parallele bis zur Festsetzung des Belagerers in der Grenadier - Schanze. Vom 4. bis 19. Juni. Der Belagerer vollendete in der Nacht zum 4. Juni den schon früher begonnenen Bau der Batterie No. 23 für 4 Mörser, approchirte hierauf gegen die Grenadier - Schanze und unterstützte dies Vorgehen durch das Feuer seiner sämmtlichen Geschütze, welches theils gegen jene, theils gegen die Befestigungen der Lauenburger Vorstadt gerichtet wurde. Er gelangte in der Nacht zum 9. Juni bis auf 360 Schritt von der Grenadier - Schanze , begann hier die 2. Parallele gegen dieses Werk , bewaffnete in der Nacht
zum
11. Juni die in der vorhergegangenen angefangene Batterie No. 24 mit 8 Geschützen und beschoss die Grenadierschanze am 11. Juni aus 34 Geschützen ¹ ), während die Artillerie der Batterien und Redouten bei der Altstadt und im Klosterfelde ihr Feuer gegen die Stadt dirigirte . Die Geschütze der Blockhäuser , der Grenadierschanze, sowie der Bastione VI und VII²)
blieben vom 4. Juni
ab am Tage in
Vertheidigung von Colberg 1807 beschrieben ist, und von welchen jedes mit einem 37 er bewaffnet war. Der damalige Unterofficier Roth befehligte jene Boote, die nach mehreren unbedeutenden Excursionen, um die Mannschaft seefest zu machen, als Probestück einen fingirten Angriff auf die Mündener Redoute zur Zufriedenheit des Majors v. Gneisenau ausführten , der ihren Commandeur belobte und die Mannschaft beschenkte. 1) Es trafen binnen einer Stunde mehr als 300 Schuss dieses Werk , gegen welches der Feind überhaupt 800 Kugeln geschleudert haben soll. 2) Die Vertheidigung von Colberg im Jahre 1807.
285 anhaltender Thätigkeit gegen die Laufgrabenspitzen und Angriffswozu die Bewaffnung des Bastions VI durch 2-24πge
batterien,
und 3-127ge Kanonen verstärkt worden war. Da aber nur 5 Piecen der Grenadierschanze dem Angriff entgegenstanden, dieser von den Hauptwerken noch sehr weit entfernt und ein in der Nacht zum 6. Juni hier unternommener Ausfall ohne Erfolg geblieben war, weil die stark pallisadirten Belagerungsbatterien nicht genommen werden konnten, so gelang es weder die Angriffsarbeiten des Feindes aufzuhalten , noch sein Feuer zu dämpfen ; indessen sprengte am 6. Juni eine von der Grenadierschanze kommende Granate die Pulverkammer der Batterie No. 22 in die Luft, und am 8. wurden die Scharten der Batterie No. 3 von den Festungsgeschützen zerstört. Die Geschütze der St. Georgenkirche richteten ihr Feuer gegen die Redoute No. 16 und gegen die Batterien No. 17 und 20. Die Artillerie der Grenadierschanze war schon am
7. Juni
durch die feindliche häufig zum Schweigen gebracht worden , und musste, nachdem diese sich nicht allein durch die Batterie No. 24 verstärkt hatte , sondern auch durch das Gewehrfeuer aus der zweiten Parallele unterstützt wurde, ihr Feuer am Morgen des 11 . gänzlich einstellen . Sie setzte sich zwar, als die Artillerie des Platzes und der schwedischen Fregatte das Feuer der rechten Flügelbatterien des Angriffs abzuleiten begannen , wieder zum Schiessen in Verfassung, wurde aber am Nachmittage um 3 Uhr von Neuem zum Schweigen gezwungen . Die Haubitze und 2 Kanonen waren demontirt , die Scharten anderer Geschütze zerstört, die über die Brustwehr hervorragenden bedeckten Batterien durch feindliche Geschosse so beschädigt , dass Balken und Splitter die Besatzung darin zu erschlagen drohten, und einige durch die Decke eingedrungene Bomben hatten im Innern grosse Verwüstungen angerichtet. Vor der mittelsten bedeckten Batterie war ein Theil der Brustwehr in den Graben hinabgestürzt, und die Bedeckung der erst am 7. Juni vollendeten grossen Pulverkammer bot, nachdem mehrere Bomben auf dieselbe gefallen waren , keine hinreichende Sicherheit mehr dar. Diese und andere
die Vertheidigungsfähigkeit
der
Schanze
gefährdende Beschädigungen und Mängel bestimmten den Commandanten, die vom Feinde vorgeschlagene Capitulation zu bewilligen ,
in Folge welcher die Besatzung nebst
der Artillerie der
Grenadierschanze, sowie des Pulverschuppens No. 4 freien Abzug erhielt, das Blockhaus e als unhaltbar verlassen und in Brand gesteckt, die nach der Schanze h führende Communication aber bis zum Pulverschuppen No. 3 verschüttet wurde.
286 Die ausdauernde Tapferkeit, mit welcher die in der Schanze commandirenden Artillerie - Unterofficiere Post und Platz¹) bei dem mörderischen Geschütz- und Gewehrfeuer des Feindes ihre Kanonen in Thätigkeit erhalten hatten , so lange dies noch möglich war, und die Hingebung, mit welcher sie von der Mannschaft unterstützt wurden , werden stets ein Vorbild treuer Pflichterfüllung bleiben. Der Verlust an Artilleristen soll sehr ansehnlich gewesen und die Bedienung zuletzt nur mit Hülfe einiger Grenadiere fortgesetzt worden sein, muss aber hauptsächlich in Verwundeten bestanden haben , da in der Verlustliste an diesem Tage nur ein Kanonier Gans der Feldartillerie - Compagnie als getödtet aufgeführt wird. Bei dem Vertrage über die Räumung der vorstehend erwähnten Werke war gleichzeitig ein Waffenstillstand geschlossen worden ; da aber der Feind nach Besetzung der Grenadier- Schanze, dem Vertrage zuwider , in derselben arbeitete , so begannen bereits in der Nacht um 12 Uhr , nach einer von der Wurfbatterie auf den Tambour Bütow gegebenen Salve , alle Festungs - Geschütze , welche die Grenadierschanze beschiessen konnten , namentlich die des Bastions und Cavaliers VII, sowie die Artillerie der schwedischen Fregatte ihr Feuer gegen dieselbe2), worauf der Feind seine Arbeit einstellte, aber jenes lebhaft erwiderte.
---Das beiderseitige Feuer dauerte nun in den nächsten Tagen mit Heftigkeit fort, von feindlicher Seite auch gegen die Stadt und die Festungsartillerie richtete das ihrige hauptsächlich auf die Grenadier- Schanze , welche der Feind durch einen doppelten Laufgraben mit seiner Parallele verband, und in der er sich einzuwohnen suchte.
In der Nacht zum 15. Juni wurde diese Schanze, so
wie der Pulverschuppen No. 4 von den Preussen wieder erobert, die Besatzung der ersteren zu Gefangenen gemacht und eine darin vorgefundene 10 %ge Haubitze zurückgeschafft und im Bastion V aufgestellt. Da man sich aber in diesen Werken nicht behaupten konnte, und sie nur genommen hatte, um die in denselben verbliebenen Deckungsmittel zu zerstören ,
so
erfolgte ,
nachdem diese
Absicht theilweise erreicht war , ihre Räumung am Morgen ; der Belagerer besetzte sie von Neuem und erbaute hierauf bis zum 16. Juni im Klosterfelde die Batterie No. 25 für 2 Geschütze. In der Nacht zum 16. Juni war die Armirung des Bastions V 1) In dem Werke : „ Der Krieg von 1806 und 1807 " werden auch noch die Unterofficiere Voss und Schanze genannt. 2) Hierbei wurde der französische General Theullié , angeblich durch eine 248ge Kugel vom Kavalier des Bastions VII getödtet.
287 durch 2-20ge und 2-228ge Kanonen verstärkt und im Ravelin Lauenburg noch 1-127ge Kanone aufgestellt worden ; am 16. wurde das Feuer des Feindes kräftig erwidert , und in der Nacht zum 17. fanden Angriffe gegen Sellnow und gegen die Redoute No. 16 mit gutem Erfolge statt. Am 18. Juni, Nachmittags 4 Uhr, leitete
das
Feuer der
Festungsartillerie
und
der
schwedischen
Fregatte einen neuen Angriff auf die vom Feind bereits zum Widerstande vorbereitete Grenadier- Schanze ein , der aber gänzlich misslang und viel Menschen kostete, worauf das Geschützfeuer am 19. wieder sehr heftig wurde. Für die fernere Vertheidigung des Platzes hatte man seit dem Anfange des Monats Juni : Das Blockhaus i und die bedeckte Batterie t (Insel - Blockhaus¹ ) erbaut.
In der demolirten Lauenburger Vorstadt 3 bastions-
förmige Werke 1 , m , n aufgeführt und jedes derselben mit einer leichten Kanone bewaffnet. Die Redouten g und h²) vollendet und jede 2-12 @gen Kanonen besetzt.
derselben mit
Den gedeckten Weg der Angriffsfront vollständig pallisadirt, und vor dem Glacis der 5 Saillants von Bastion V bis Ravelin Bütow die Fleschen o , p, q, r, s angelegt. Die Waffenplätze des gedeckten Weges vom Ravelin Lauenburg an bis zum Ravelin Bütow mit Blockhäusern versehen und den früher ausgesetzten Bau der Ziegelschanze k wieder aufgenommen, in welche 2-12 ge Kanonen gebracht wurden. Ueber die Vertheilung der Garnison- und der Feld - ArtillerieCompagnie in diesem Zeitabschnitte sind nur folgende Notizen vorhanden.³) Die Garnison-Artillerie- Compagnie hatte besetzt : Das Bastion II unter dem Unterofficier Spies ,. später unter einem Unterofficier der Feldartillerie , indem der erstere von dem Major Matke anderweitig benutzt wurde. Das Bastion III unter dem Unterofficier Eyser. Das Bastion VI unter dem Bombardier Holnagel. Das Bastion VII unter dem Unterofficier Ordelin .
Das Bastion VIII unter dem Unterofficier Haupt.4) ¹) Die Vertheidigung von Colberg im Jahre 1807. Die Zeit der Anlage wird verschieden angegeben . 2) Nach demselben Werke . 3) Mittheilung des General-Majors a. D. Roth. 4) Die übrigen Hauptwerke des Platzes sind unzweifelhaft auch von der Gar . nison- Artillerie besetzt gewesen , jedoch fehlen hierüber bestimmte Angaben.
288 Die Feldartillerie- Compagnie hatte besetzt : Die Maikuhle und die Münder- Redoute unter den Unterofficieren Müller II. , Bartholdy und Schmidt. Die Morast - Redoute unter dem Unterofficier Jaroschewitz . Den Brückenkopf Geldern unter dem Unterofficier Müller I. Das Blockhaus b unter dem Unterofficier Jorasch. Die Gegenapproche zwischen dem Blockhause a und der Persante unter dem Unterofficier Kunze. Das Blockhaus a unter dem Unterofficier Dobberky. Die Batterie auf der Lauenburger Kirche und die Flesche c, unter dem Unterofficier Beckmann. Die bedeckte Batterie t unter dem Unterofficier Perle. Die Grenadier - Schanze unter den Unterofficieren Post und Platz. Das Fort Münde unter dem Unterofficier Roth (die Beaufsichtigung der von ihm bis dahin commandirten Kanonenboote war einem Unterofficiere der Schill'schen Artillerie übertragen worden). Das Laboratorium stand unter der Aufsicht des Oberfeuerwerkers Zindel , pants verrichtete.
welcher den Dienst eines Feuerwerks - Lieute-
Von der Festsetzung des Belagerers in der GrenadierSchanze bis zur Einstellung der Feindseligkeiten . Vom 20. Juni bis zum 2. Juli. Nachdem der Belagerer in der Nacht zum 20. Juni die Brustwehren der Grenadier - Schanze verstärkt und im Innern derselben ein Blockkaus angelegt hatte ,
rückte
er , von seiner Batterie unter-
stützt, im Binnenfelde längs der Matzwiesen , im Klosterfelde gegen den Körliner Damm vor, verlängerte im ersteren, in der Nacht zum 24. Juni ,
eine während der vorhergegangenen Nacht begonnene
Parallele gegen das Bastion VI und brachte im letzteren ,
in der
Nacht zum 26. Juni, die zweite Parallele gegen die Befestigungen der Lauenburger Vorstadt , die Batterie No. 26 für 4 Geschütze und die für beide
erforderlichen Verbindungen zu Stande .
war demselben in der Nacht
zum 24. Juni zwar gelungen ,
Es sich
in den Besitz der Redouten g und h zu setzen , sie wurden ihm aber sogleich wieder abgenommen. Endlich wurde von dem Belagerer bis zum 28. Juni im Binnenfelde , durch eine nochmalige Verlängerung der zweiten Parallele und das Vorgehen längs der Matzwiesen , die Räumung und Verbrennung der Blockhäuser i und f veranlasst , im Klosterfelde da-
289 gegen der Bau der Batterien No. 27 und 28 , die erstere für 4 Mörser , die letztere für 2 Rohrgeschütze sowie das Aufwerfen der dritten Parallele mit ihren Kommunikationen bewirkt. Die Festungsartillerie der angegriffenen Fronten des Hauptplatzes und der vorliegenden Werke blieb während dieser Angriffsoperationen in unausgesetzter Wirksamkeit , und es gelang den Kanonen des Bastions VII , in Verbindung mit den Mörsern des Tambours Bütow , welche nach der Grenadier - Schanze schossen und warfen , am 21. Juni die Scharten des Feindes zu zerstören und seine Geschütze zum Schweigen zu bringen. Zur kräftigen Durchführung dieses Kampfes verstärkte man am 22. Juni die Bewaffnung des Bastions VI mit 3-50gen Mörsern , die Courtine V - VI ebenfalls mit 3-50gen Mörsern , demnächst aber wurden am 26 .: die beiden Flanken des Bastions VI, وو دو 99 VII , ,, rechte ས, وو وو وو "" linke statt der dort aufgestellten 6ugen jede
mit 3-127gen Kanonen
in Wall - Laffeten hinter schrägen Scharten placirt ; nachdem die Facen jener Bastione, sowie der vorliegenden Raveline durch Traversen, und die linke Flanke des Bastions VI, durch eine Rückenwehr, gedeckt worden waren . Die Angriffsarbeiten
schritten
in den kurzen Nächten nur
langsam vor , und ihre Vervollständigung am Tage wurde durch die Festungsartillerie häufig erschwert. Der Belagerer begann deshalb in der Nacht zum 29. im Binnenfelde die Batterien No. 29, 30 und 31 gegen die kleinen Werke der Lauenburger Vorstadt. Er besetzte hierauf am Morgen die Dörfer Bork , Werder und Spinnhäuser, arbeitete während der Nacht zum 30. Juni im Klosterfelde an den Batterien No. 32 , 33 und 34 und begann , nachdem er die Vorposten der Besatzung bis nahe an die Maikuhle zurückgedrängt hatte, gegen diese den Bau zweier Batterien am Strande. An dem sich hieraus entspinnenden Gefechte nahmen 3 Kanonenboote Theil. Dem Belagerungs - Corps waren in den letzten Tagen so beträchtliche Verstärkungen zugegangen , dass der General Loison , welcher dasselbe jetzt befehligte , die gewaltsame Wegnahme der Aussenwerke beschloss, und er liess diese, nach der in der Nacht zum 1. Juli erfolgten Bewaffnung der Batterien No. 32 mit 4, No. 33 mit 3 und No. 34 mit 4 Geschützen , ¹) um 3 Uhr Morgens ¹) Die Batterie No. 29 soll mit 2 Kanonen armirt worden sein, die Bewaffnung der Batterien No. 30 und 31 ist nicht bekannt. 3. Art.-Brig. 19
―
290
aus allen Batterien durch ein heftiges Bombardement der Stadt und die Beschiessung der Verschanzung in der Lauenburger Vorstadt einleiten. Von der Festungsartillerie wurde dies Feuer lebhaft erwidert, aber nicht gedämpft, weil der grösste Theil der Belagerungsbatterien mit Wurfgeschützen besetzt war , welche gar keiner oder nur flacher Scharten bedurften , und es , um jenen beizukommen , dem Platze noch an einer hinreichenden Zahl Wurfgeschütze fehlte, da von einem am 29. Juni mit Pulver, Eisen , Munition und 4-257gen Mörsern eingetroffenen schwedischen Lugger die letzteren erst später ausgeladen werden konnten.¹) Um 314 Uhr näherte sich eine starke Colonne des Feindes aus der Parallele im Binnenfelde der Lauenburger Vorstadt , und wurde durch seine Batterien unterstützt , von deren Geschossen eine Bombe das Auffliegen des Pulvergelasses der Batterie der St. Georgenkirche veranlasste, durch welches die Geschütze nebst der Mannschaft dieser Batterie herabgeworfen wurden .
Unerachtet
dieses unglücklichen Ereignisses , welches den Muth der Stürmenden erhöhte, wurde der Feind doch durch das Kartätschfeuer aus den Geschützen der Verschanzungen und des Inselblockhauses, von dem Feuer der Artillerie des Bastions VI , der anliegenden Raveline und Lünetten zwungen.
wirksam begleitet ,
zum Umkehren
ge-
Der Unterofficier Beckmann , welcher die erwähnte Batterie commandirte, hatte sich kurz vor der Explosion, eines Bedürfnisses wegen, herab begeben , und entging dadurch dem Geschicke seiner Leute , welche sämmtlich um's Leben kamen .
Er hatte sich bis
dahin mit grosser Entschlossenheit auf dem ihm anvertrauten Posten benommen,²) der, wegen seiner hohen Lage , ein Hauptziel für die
1 ) Der Lugger wurde durch die schwedische Fregatte begleitet, welche am 19. Juli die Rhede von Colberg verlassen hatte. 2) Es wird erzählt, dass der Unterofficier Beckmann an jedem Morgen die Brustwehr bestieg, den Hut abnahm, und ein Compliment machend den feindlichen Batterien sein bon jour ! zurief, worauf einige kräftige französische Schimpfworte folgten, die er sich dazu besonders auswendig gelernt hatte . Die französischen Artilleristen beantworteten diese Herausforderung in der Regel bald durch Kanonenschüsse, welche er jedoch , so lange es ihm rathsam erschien , sich auf der Brustwehr zu erhalten , unbeantwortet liess . An einem Morgen hatte er sein Hemd in dem unter der Kirche befindlichen Teiche selbst gewaschen, und es zum Trocknen auf eine Stange gehängt. Als nun, bei der Beantwortung des Morgengrusses, dies Hemd von einer Kanonenkugel entführt wurde, so verliess ihn um so mehr seine Ruhe, als er nur dies eine besass. Er erwiderte deshalb sehr aufgeregt das Feuer mit seinen Kanonen, und hatte die Genugthuung, die Schiessscharten der ihm zu-
291 feindlichen
Batterien war.
auch so zerschossen ,
dass
Die Kirchenmauern wurden
deshalb
ein Herabfallen derselben befürchtet
da die sehr starken Strebepfeiler dies aber noch verhinderten , so behielten auch die Artilleristen guten Muth. Glücklicher war der Feind bei dem um 4 Uhr unternommenen werden konnte ,
Angriff gegen die Maikuhle , deren er sich , hauptsächlich durch eine Umgehung auf der Seeseite , bemächtigte. Da mit derselben zugleich die Münder- Redoute verlassen worden war, so hielten zuerst zwei reitende Geschütze unter dem Lieutenant Schüler, welche in Begleitung eines Bataillons herbeieilten , durch ihr Kartätschfeuer den Feind vom Nachdringen über die am Licenthofe geschlagene Schiffbrücke ab, während ihn die Infanterie vom rechten Persanteufer und aus den Häusern lebhaft beschoss. Die ersteren harrten mit der rühmlichsten Bravour in ihrer gefährlichen Stellung an der Brücke aus , verloren den grössten Theil ihrer Bedienungsmannschaft, und behaupteten sich nur mit Hülfe einer aus nahe liegendem Schiffsbauholz gebildeten Deckung gegen das feindliche Gewehrfeuer. Die Artillerie des Brückenkopfes Geldern, der Morast - Redoute und des Forts Münde that ihr Möglichstes, um das Vordringen des Feindes zu hindern , welcher wiederholte Angriffe auf die Brücke machte, deren Belag noch zusammen hielt, obgleich mehrere durch Kugeln beschädigte Boote derselben bereits gesunken waren . Er stellte zwar einige Haubitzen auf und beschoss die zum Theil über Bank feuernden Geschütze des Forts Münde mit Kartätschen , hielt aber , da diese zu hoch gingen , die Wirksamkeit jener nicht auf. Als endlich Mittags um 1 Uhr die schwedische Fregatte sich vor die Maikuhle legte und ihre 24 er auf dieselbe richtete, stand der Feind von allen ferneren Angriffen auf die Brücke ab, die nun zum Theil abgebrochen und in Brand gesetzt wurde . Unter den ausgezeichneten Handlungen, welche der hier durchgeführte Kampf hervorrief, verdient die nachfolgende um so mehr erwähnt zu werden , je weniger von den Leistungen einzelner Artilleristen bekannt ist. Aus dem Fort Münden konnten nur 2 durch Scharten feuernde Kanonen
die
Schiffbrücke
beschädigen ;
die
spröde gewordenen Bänder der Faschinenbekleidung dieser Scharten sprangen aber schon nach einigen Schüssen, das herabfallende nächst befindlichen feindlichen Batterie stark zu beschädigen . (Mittheilung des General - Majors a. D. Roth .) Nach dem Auffliegen der Batterie soll er, wie in der Geschichte des 9. Infanterie- Regiments angeführt wird , den Befehl über zwei Geschütze am Lizent-Hause erhalten und dem Feinde in der Maikuhle noch viel zu schaffen gemacht haben. 19*
292 Strauchwerk verstopfte dieselben , und als einige Leute in die Scharten stiegen, um sie aufzuräumen , wurde dabei ein Kanonier erschossen und einer verwundet. Da hierauf die übrige Mannschaft Anstand nahm den Versuch zu wiederholen , sprang der Unterofficier Roth , welcher die Artillerie des Forts commandirte, in eine der Scharten ,
ihm folgten sogleich freiwillig zwei Mann ,
und so gelang es die Geschütze wieder in Thätigkeit zu bringen , aus welchen man mit 1 /2gen Kartätschen die Boote durchlöcherte. Ausser den beiden vorstehend erwähnten Angriffen unternahm der Feind noch einen dritten von der Grenadier- Schanze aus gegen den Hafen, der aber abgeschlagen wurde. Mit dem Verlust der Maikuhle gerieth das ganze linke Ufer der Persante in die Gewalt des Feindes , nachdem derselbe das Grenadierwerk angezündet und dadurch die Räumung des DampfMaschinenhauses veranlasst hatte. ¹) Die Münder- und ein Theil der Pfannenschmieden - Vorstadt, sowie die Vorstadt Stubbenhagen , wurden im Laufe des Tages oder gegen Abend angezündet , und entstand durch die Hohlgeschosse des Feindes ein Feuer, welches man jedoch wieder löschte. Das Bombardement dauerte während der Nacht vom 1. zum
in der Stadt
2. Juli fort, und es geriethen dadurch mehrere Gebäude der Stadt in Brand .
Die Festungsartillerie bemühte sich zwar ihre Wirk-
samkeit geltend zu machen ,
aber die alten eisernen ,
durch vieles
Schiessen erschütterten Geschütze versagten zum Theil den Dienst. Es zersprangen um diese Zeit :
im Fort Münde eine 12uge eiserne Kanone, im Brückenkopf Geldern eine 127ge eiserne Kanone , auf dem Bastion V zwei eiserne Geschütze und ""
""
VI ein Theil der eisernen Mörser,
wobei mehrere Artilleristen getödtet oder schwer verwundet wurden. Auf dem Cavalier des Bastions VII wurde ein metallener 25 er unbrauchbar und mehrere Geschütze hatten solche Beschädigungen erhalten, dass sie nicht mehr geladen werden konnten. Bei den angeführten Unglücksfällen auf dem Bastion VI zeichnete
sich der hier commandirende Bombardier Holnagel 2)
von
1) Dem schwedischen Lugger gelang es noch unter dem Gewehrfeuer des Feindes aus dem Hafen zu entkommen, als erst 200 Centner Pulver, 700 Bomben und 1 Mörser ausgeladen waren . Der Rest der Ladung wurde während der Nacht in Booten ans Land gebracht und dürfte nicht mehr gebraucht worden sein. 2) Er war der Sohn des Oberfeuerwerkers Holnagel , welcher bei der Errichtung der Garnison- Artillerie - Compagnie vom 3. Feld -Regiment zu derselben abgegeben wurde.
293 der Garnison - Artillerie - Compagnie durch sein entschlossenes Benehmen aus. Da der abfeuernde Kanonier immer von den abgesprungenen Stücken der Mörser getödtet worden war , so suchten die Artilleristen gegen dieselben an der Brustwehr Schutz und zögerten jene Verrichtung zu übernehmen . Der Bombardier Holnagel feuerte deshalb allein die noch in Thätigkeit befindlichen Mörser der Reihe nach ab, und wirkte dadurch so ermunternd auf seine Untergebenen, dass sie zu ihrer Pflicht zurückkehrten.¹) Auf demselben Werke soll sich auch der Kanonier Voss durch die vorzügliche Wirkung einer von ihm gerichteten 24☎gen Kanone mehrfach hervorgethan haben. 2) Am 2. Juli Vormittag griff der Belagerer von der GrenadierSchanze aus die Strandschanzen an , und drängte die zu ihrer Unterstützung herbeieilende Infanterie zurück , weshalb die Artillerie des Forts Münde , der Kirchhofs - Redoute und der Münder- · Flesche nach dieser Seite in Thätigkeit treten mussten , bis am Nachmittage um 3 Uhr die Nachricht von dem Abschluss des Waffenstillstandes zwischen Preussen und Frankreich den Feindseligkeiten auch hier ein Ziel setzte.
Hiermit endete diese denk-
würdige Vertheidigung , welche dem Vaterlande einen wichtigen Platz erhielt, und ein erhebendes Beispiel von Kühnheit, Muth und Ausdauer aufstellte ! Die Artillerie hatte hierzu rühmlich mitgewirkt. Ihr Commandeur, obgleich schon körperlich hinfällig, so wie seine wenigen Officiere leisteten durch Umsicht und Energie mit eben so beIhre schränkten als mangelhaften Mitteln das Ungewöhnliche. Avancirten benahmen sich in Stellungen , die sie über den vorgezeichneten Wirkungskreis hinausführten , mit Geschick und Entschlossenheit. Ihre Gemeinen endlich verrichteten unverdrossen einen Dienst ohne Erholung , der nur den fortlaufenden Wechsel von Arbeiten ,
Nachtwachen und Gefechten
darbot ,
und
liessen
selbst dann den Muth nicht sinken , als ihnen von der eigenen Waffe grössere Gefahr als von den Geschossen des Feindes drohte. Im Anfange der Blokade war am Tage nur bei mehreren Geschützen ein Posten aufgestellt , bei Nacht dagegen wachte von jedem Geschütz ein Mann , während die übrige Bedienungsmannschaft in der Nähe desselben ruhen durfte, aber in den Frühlingsnächten, da sie keine Mäntel hatte, durch die Kälte sehr belästigt
¹) Mittheilungen des General -Majors a. D. Roth . 2) Mittheilung des Majors Schulz.
294 wurde.
Nach der engen Einschliessung blieb auf den bedrohten
Fronten alles Tag und Nacht in den Werken , und nur auf den ganz gesicherten Seiten ein Theil hinter denselben in Allarmbäusern. Die erforderlichen Arbeiter wurden am Tage von der Bedienungsmannschaft entnommen , wo sie entbehrt werden konnten , und kehrten zu derselben wieder zurück. Das durch solche Dienste erworbene Wohlwollen des Commandanten gab sich auch bei mehreren Gelegenheiten kund . So berichtet der Unterofficier Palm : ,,Eines Tages besuchte der Major v. Gneisenau das Laboratorium, und da seine Frage , ob die arbeitenden Leute in der Nacht auf die Werke kämen ? von dem anwesenden Major Matke bejaht wurde, so befahl er jedem Manne in diesem Falle 2 Groschen zu zahlen." -- sagt der Gena überhaupt sehr freundlich nnte weiter "" Er war gegen die Artilleristen ; bei seinen Besuchen auf den Werken liess. er wohl einzelne Geschütze nach bestimmten Punkten richten und machte , wenn die Wirkung gut ausfiel , den Leuten ein Geschenk ."
Die Sorgfalt für die Waffe und die Anerkennung ihrer Leistungen , geht nicht minder aus einem Befehl vom 21. Mai 1807 hervor , in dem es heisst : „ Ich habe mich noch wenig mit dem Wohl der hiesigen Artillerie beschäftigen können , ich habe aber sehr gut den Fleiss , Diensteifer und die Tapferkeit dieser Waffe bemerkt , und werde deswegen, zum Beweis einiger Dankbarkeit, den Artilleristen diese Woche hindurch eine doppelte Portion an Fleisch und Speck nebst einer Zulage an Bier geben." Vom 26. Juni ab erhielten die Artilleristen auf den Vorposten eine Zulage an Victualien . Nach einer durch den Major Matke unterzeichneten Eingabe vom 3. August 1807 betrug der Verlust an Artilleristen vom Monat September 1806 bis zum 30. Juli 1807 bei der
Cantonn isten .
Colberger
Stettiner und Cüstriner
Festungs -Artillerie (Gemeine).
Kanon iere .
Fuss
Corporale .
Kanon iere .
Corpora le .
Feld - Artillerie
Bataillons A - rtilleristen .
Bombardiere .
Feuerwerker .
295
Reitende
Garnison - Artilleristen
1
Geblieben
1
13
An Wunden gestorben .
1
Gefangen .
6
5
5
1
3
2
1
2
2
1 1
6
Vermisst
1
1
Desertirt
3
Gestorben
1
1
Entlassen .
4
18
3
8
7
Die meisten der Gebliebenen kommen auf die beiden letzten Tage der Belagerung ,
indem
am
1. Juli von der Feldartillerie
1 Feuerwerker , 2 Corporale und 14 Gemeine , von der Festungsartillerie 3 Gemeine, am 2. Juli aber von dieser 4 Gemeine fielen¹) ; eben so gehört die Mehrzahl der Vermissten den Gefechten am 1. Juli an , wogegen die Gefangenen in den Gefechten bei Stargardt und Naugardt verloren gingen .
Die Entlassungen fanden
schon im Laufe der Belagerung, hauptsächlich aber nach derselben statt. Die Artillerie des Schill'schen Freicorps büsste in dem obengenannten Zeitraum nur 2 desertirte und 1 entlassenen Gemeinen ein. Nach einer summarischen Angabe in den CommandanturActen von Colberg sind von der Artillerie im Ganzen 5 Avancirte und 28 Gemeine verwundet worden.2) Ueber
das
Benehmen
einzelner
Individuen
der
Artillerie,
durch welche sie sich Ansprüche auf eine besondere Anerkennung erwarben, befinden sich nähere Angaben nur in den noch vorhandenen, vom damaligen Oberstlieutenant v. Gneisenau eigenhändig geschriebenen Eingaben an Se. Majestät den König, die, als kostbare Zeugnisse über das Wohlverhalten der Waffe , so
weit es
1) Unter diesen befinden sich die Kanoniere Steinkraus und Brunner von der Colberger Garnison -Artillerie-Compagnie. 2) Die Bedienungsmannschaft der 4 reitenden Geschütze hatte am 1. Juli allein 9 Verwundete, von denen 3 an ihren Wunden starben.
296 erforderlich ist , wörtlich beigefügt sind.¹ ) In Folge dieser oder früherer Vorschläge wurden durch die Allerhöchsten CabinetsOrdres vom 2. Juli und 9. August , belohnt : 2)
obwohl einige
auch später,
Mit dem Orden pour le mérite : der Major Matke , ووSeconde- Lieutenant Fabe , Mit der goldenen Verdienst - Medaille neuer Art : Von der Feldartillerie- Compagnie der Unterofficier Beckmann . Mit der silbernen Verdienst - Medaille :
Von der Garnison - Artillerie - Compagnie der Unterofficier Schienemann , 39 39
""
وو
Ordelin (für Auszeichnung auf Ravelin Bütow), Heiden ( „, ووBastion V), وو
""
Eyser
2
22
17
"" دو وو
""
""
""
Spies Siemon
(" III) , "" "" II), (” "° وو 99 Rancionirte der Garnisonartillerie- Com-
Lemke pagnie von Stettin, Platz (Rancionirter der Garnisonartillerie - Compagnie von Schweidnitz für Auszeichnung in der Grenadier- Schanze),
وو
وو
""
Bombardier Pesch ,
""
دو ""
3 3
وو
وو
Holnagel (für Auszeichnung auf Bastion VI), Rabe (Rancionirter des Cüstriner Garnisonartillerie- Commandos ),
Kanonier Mukowsky (für Auszeichnung auf Bastion V), Voss V1) , །༡ ན "" "" "" "" Wernicke ,
33 23
"" 99
"" وو
29
""
Haupt (Rancionirter des Cüstriner Garnisonartillerie- Commandos ),
Mann I. , Wachs Lessing
1806 als Cantonnist eingestellt.
Bruse
دو Hülfs -Artillerist Knies (vom 2. pommerschen Reserve- Batail-
lon, zu welchem er zurückkehrte) . Von der Feldartillerie- Compagnie : Vom
1. Artillerie - Regiment die Feuerwerker
1) Beilage VIII. 2) Nach den Listen der Königl. General- Ordens -Commission.
Bartholdy ,
297 Sommerkorn und Guthmann ( der letztere für Auszeichnung auf Bastion V) , die Unterofficiere Werner , Kampe , Eingrüber, Splittstösser, Schwarz, Schanzer, Kuntze, Gaffrey und Post (der letztere für Auszeichnung in der Grenadier - Schanze) ; die Bombardiere Brechermacher , Ziehm , Götsch und Habermann . Vom 3. Artillerie - Regiment die Unterofficiere Wiobschurinsky und Jorasch , die Bombardiere Klähr ,
Schulze
und Thiebow , der Kanonier Maronge (der Letzte für Auszeichnung bei Naugard). Von der halben reitenden
Batterie :
die
Unterofficiere
Schulze , Brunk und Hoffmann , die Bombardiere Heinrich , Böhme und Bowitz , die Kanoniere Schoppe und Heiduck . Der beim Zeugwesen angestellte Unterofficier Zenker von der Feldartillerie. Ausserdem wurden wegen ihres Wohlverhaltens der Oberfeuerwerker Zindel , die Unterofficiere Perle , Post und Doberky zu Officieren vorgeschlagen . Sämmtliche Feuerwerker, Unterofficiere, Bombardiere und Gemeine, welche tadellos gedient hatten ,
erhielten die Ehrentroddel.
Als eine unschätzbare Anerkennung für alle , welche bei der Vertheidigung von Colberg mitgewirkt hatten , fügte
endlich Se.
Majestät der König der Cabinets - Ordre vom 31. Juli 1807 an den Oberst-Lieutenant v. Gneisenau die nachstehenden Worte eigenhändig hinzu : ,,Ihr kraftvolles und kluges Wirken , sowie das ehrenvolle Benehmen der Colberger Garnison und der treuen Bürgerschaft wird ihnen gemeinschaftlich in den Annalen der Vaterländischen Geschichte in diesen verhängnissvollen Zeiten ein ewiges unvergessliches Denkmal bleiben. " 1) 1) Unerachtet der zahlreichen Gnadenbezeugungen , wollten die Gesuche um Auszeichnungen nicht enden . Wie willig der Oberstlieutenant v. Gneisenau der Artillerie auch hierbei seine Unterstützung gewährte , geht aus dem in der Beilage unter IX aufgenommenen Schreiben desselben an den Major Matke hervor, und jener Unterstützung muss es wohl beigemessen werden , dass den Oberfeuerwerkern Schulz und Winkler der Feldartillerie im Februar 1810 für ihr Benehmen auf Bastion V, so wie dem Unterofficier Müller die silberne Verdienst- Medaille nachträglich verliehen wurde. Eine gleiche Anerkennung für den Bombardier Wichmann schlug Sr. Majestät der König jedoch ab , stellte dem Prinzen August von Preussen dessen Belohnung durch Beförderung anheim, und untersagte in der Kabinets-Ordre vom 11. Februar 1811 alle ferneren Ordens - Anträge für die Feldzüge von 1806/7.
298 Nach der Belagerung von Colberg bestand die dasige Garnison - Artillerie - Compagnie noch über 1½ Jahr , bis die neue Organisation der Artillerie auch ihr eine andere Form und Bestimmung gab. Als noch in der zweiten Hälfte des Monats Juli das v. Blücher'sche Corps aus Schwedisch-Pommern zurückkam , verliessen die Franzosen zwar die von ihnen nach dem Waffenstillstande noch besetzt gehaltenen Stellungen, umschlossen aber den Platz ziemlich eng durch eine die beiderseitigen Truppen trennende Demarkationslinie. Diese Absperrung, welche bei der fortgesetzten Occupation des Landes
noch lange dauerte,
erzeugte mancherlei Schwierig-
keiten und nöthigte die Preussen zu einer unausgesetzten Wachsamkeit , die sich nun auch auf die Küste erstrecken musste , da die vertragsmässige
Schliessung
des
Hafens
für
englische und
schwedische Schiffe eine Unternehmung von der See aus möglich machte. Unter solchen Umständen blieb die Festung vollständig bewaffnet, die Infanterie behielt ihre scharfe Munition, und es war alles für eine schnelle Besetzung der Werke angeordnet , wenngleich ein Theil der Garnison ausserhalb des Platzes cantonnirte und dieselbe im September auf den Friedensfuss gesetzt wurde. In den Strandwerken waren Posten aufgestellt , und die Artillerie richtete nicht nur eine Strandbatterie ein , ¹) sondern stellte auch Versuche über das Schiessen nach Schiffen an . Sie liess eifrig an der Instandsetzuug ihres Materials arbeiten , und musste dem Gouvernement über das Fortschreiten desselben berichten . Bald nach Aufhebung der Einschliessung begann
das Ein-
ebenen der Belagerungsarbeiten, die Truppen wurden mit Waffenübungen beschäftigt, und der Commandant war bemüht, nicht nur die einreissende Desertion zu verhindern , sondern auch die Unregelmässigkeiten,
welche
sich eingeschlichen hatten, durch ge-
schärfte Verordnungen zu heben. Ungeachtet dieser kam es aber später doch noch zu ernsten Streitigkeiten zwischen den Soldaten und zu Zwistigkeiten mit der Bürgerschaft. Die Stärke der Garnison - Artillerie - Compagnie des Majors Matke , bei welcher noch der Stabscapitain Heinemann sowie die Lieutenants Post und Nefe 2 ) standen , belief sich im August 1) Nach der Mittheilung des Unterofficiers Palm lag diese Batterie zwischen dem Fort Münde und der Grenadier-Schanze, war mit 3-127gen Kanonen besetzt und die Bedienungsmannschaft lagerte in der Nähe unter Zelten . Wahrscheinlich wurde sie im späten Herbst entwaffnet und rasirt. 2) Er war während der Belagerung Zeugschreiber, that auf Befehl des Kommandanten Dienste als Artillerie - Officier , wurde auch nach der Belagerung zum Artillerie-Officier befördert, aber später als Zeuglieutenant angestellt.
w
1807 ,
299
ausser dem vorschriftsmässigen Etat
Ueberzähligen
von 118 Köpfen,
an
auf 3 Unterofficiere , 3 Bombardiere , 9 Gemeine
Garnison-Artilleristen von anderen Compagnien , 20 Bataillons - Artilleristen und 95 Cantonnisten. Sie zählte mithin im Ganzen 318 Köpfe.¹ ) Bis zur Hälfte des Jahres 1808 kann ,
mit Rücksicht auf die
Dienstleistungen der Garnison - Artillerie - Compagnie , nur als bemerkenswerth angeführt werden , dass die Pulvervorräthe aus den Kriegsmagazinen in die Friedensmagazine geschafft und die Bewaffnung der Werke vermindert wurde. Im October 1808 erhielt , für den in Ruhestand versetzten Major Matke , der Major v. Hüser das Commando der Compagnie ,
welche
noch dieselben Officiere und ausser ihrer Etats-
stärke an Festungs- , Bataillons - Artilleristen und Cantonnisten nur noch 2 Unterofficiere, 2 Bombardiere und 10 Gemeine hatte. Da der Major v. Hüser wie sein Vorgänger auch Depot - Chef war und auf Allerhöchsten Befehl die Commandantur- Geschäfte versah, so konnte er sich dem Compagniedienste nicht unterziehen . Im Anfange des Monats December ergab sich , bei einer von dem Gouvernement
angestellten Untersuchung der
Verfassung der verschiedenen Truppentheile ,
etatsmässigen
dass die Garnison-
Artillerie - Compagnie eine nicht unbeträchtliche Zahl Beurlaubter und Freiwächter hatte , deren Gehalt der Compagnie - Chef zog. Auf eine Anzeige von diesem Verfahren ,
zu welchem der Major
v . Hüser sich für berechtigt hielt , weil die früheren GehaltsverAusser ihm wird in einer Liste der Colberger Artillerie - Officiere vom 4. August 1807 noch der Seconde- Lieutenant Palm aufgeführt , welcher im Mai dieses Jahres als Oberfeuerwerker nach Colberg gekommen , bei den Schillschen Truppen in der Maikuhle verwendet worden sein soll und nach dem Bericht des Majors v. Gneisenau (Beilage VIII ) während oder bald nach der Belagerung zum Officier befördert wurde. Er stand 1808 im Füselier-Bataillon des Leib-Regiments und trat später als geborner Hannoveraner in den westphälischen Dienst über. ¹) Der Bestand der übrigen Fussartillerie in Colberg wird in einer Verpfle gungs-Aufstellung vom 28. August 1807 wie folgt angegeben : Die Feldartillerie-Compagnie : 4 Oberfeuerwerker, 12 Feuerwerker, 46 Unterofficiere, 34 Bombardiere , 95 Kanoniere , 1 Regiments- und 1 Compagnie-Tambour. Die Schillsche Artillerie : 1 Oberfeuerwerker, 2 Unterofficiere, 3 Bombardiere, 43 Gemeine. An reitenden Artilleristen , welche sämmtlich aus Rancionirten des reitenden Artillerie-Regiments bestanden, waren, nach einer am 3. August angefertigten Maass . und Stammrolle, noch 4 Feuerwerker, 11 Unterofficiere, 12 Bombardiere, 1 Trompeter und 48 Kanoniere vorhanden, aber bereits 1 Unterofficier, 1 Bombardier, 13 Kanoniere durch Tod , Desertion oder Entlassung abgegangen und 15 Kanoniere an die reitende Batterie des Blücher'schen Corps abgegeben worden .
300 hältnisse noch fortbestanden ¹), wurde jede derartige Benutzung der Compagnie von dem Artillerie- und Ingenieur - Departement zwar untersagt , aber auch das Gehalt aller Chefs der Garnison -Artillerie -Compagnien, welches bis dahin monatlich nur 29 Thlr. 8 Sgr. betragen hatte , durch eine temporelle Zulage von 37 Thlr. 8 Sgr. mit dem Gehalte der Compagnie - Chefs bei den übrigen Garnisontruppen gleich gemacht. Ausser
der Garnison - Artillerie - Compagnie befand
dieser Zeit noch die frühere Feldartillerie - Compagnie , Benennung : 3. provisorische Compagnie ,
sich zu unter der
in Colberg , und hatte
einen Theil der Mannschaft von der aufgelösten halben reitenden Batterie in sich aufgenommen . Am 20. Februar 1809 ertheilte das Artillerie- und IngenieurDepartement die Instruction zur Formation der brandenburgischen Artillerie-Brigade , für welche der Oberst Decker als Brigadier bestimmt war, und mit dem Eintritt in dieselbe legte die Colberger Garnison - Artillerie - Compagnie diese Benennung ab , welche sie 37 Jahre hindurch geführt hatte. 2. Geschichte der zweiten Fuss - Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade. Da nach der Allerhöchsten Bestimmung der neue Etat der brandenburgischen Artillerie - Brigade erst mit dem 1. März 1809 beginnen sollte , so wird in den Rapporten der Monate Januar und Februar die Fussartillerie jener Brigade nur durch die Compagnie des Majors v. Hüser mit ihrer früheren Etatsstärke, die 3 provi¹) Der Major v. Hüser erwähnte in seiner Rechtfertigung dieses Verfahrens , welches auch von seinem Vorgänger befolgt worden war , dass er an observanzmässigen Zulagen den Officieren der Compagnie, dem Feldwebe!, dem Zeugpersonale, dem Unterstabe des Gouvernements u . s. w., wie an Abzügen - zu welchen er indessen auch die Wittwen-Pensionsbeiträge rechnet 16 Thlr. 8 Sgr. 2 Pfg. mehr zahlen müsse als er einnehme, und trug auf die Fortbeziehung des Gehaltes der Beurlaubten, wenigstens bis zur Deckung jener von ihm gezahlten Zulagen, an, welche seit Errichtung der Compagnie und selbst während der Belagerung bestanden hatten. Dieses Nebeneinkommen war so eng mit den ökonomischen Verhältnissen der damaligen Compagnie- Chefs verknüpft, dass man es, so unglaublich dies auch scheinen mag , nicht aufgab , als der Feind bereits vor den Thoren stand. Der Major v. Gneisenau befahl deshalb am 27. Mai 1807 bei der Parole : „In diesem Augenblick hört alle Freiwächterei in der Garnison auf, und somit wird die so oft wiederholte Klage über den Dienst aufhören , der Soldat Erleichterung erhalten , und wir werden Kombattanten gewinnen. Wer dawider handelt, über den lässt das Gouvernement Untersuchung halten und ihn sammt den Untersuchungs-Acten rach Königsberg transportiren . Alle gewesenen Freiwächter erhalten vom gestrigen Tage an ihren Sold ."
-
301
sorischen Compagnien ¹ ) und eine Abtheilung überzähliger Artilleristen repräsentirt ; in dem Rapport vom März aber ist unter den 12 Fusscompagnien der Brigade die Hüser'sche als die 2. mit der neuen Etatsstärke 2) aufgeführt , welche sie jedoch erst im Monat Juni wirklich erreichte , weil 8 Avancirte und 34 Kanoniere derselben wegen Invalidität oder häuslicher Verhältnisse halber entlassen werden mussten. Die Compagnie behielt Colberg als Garnison, wo sich gleichzeitig auch die 5. , 6. , 10. und 12. 3) Fusscompagnie befanden, und es waren derselben unter dem Major v. Hüser der Stabscapitain Vogel, sowie die Seconde-Lieutenants Wittich und Nefe zugetheilt, wonach an dem vorgeschriebenen Stande ein Seconde- Lieutenant fehlte. Nach der Maass- und Stammrolle war die Mannschaft bereits wesentlich jünger geworden . ) Von den Unterofficieren dienten nur einer über 50 und 4 über 20 Jahre ; die Mehrzahl der Bombardiere zählte noch nicht 10 Dienstjahre, und von den Gemeinen waren 33 Mann seit 1806 und 20 erst 1809 eingestellt. Von der Compagnie hatten damals : Unteroff. Bomb. den Feldzügen von 1806 beigewohnt die silberne Verdienst-
Medaille die Ehrentroddel
Kanon.
14
18
76
6
2 12
50
9
Tambour
1
1 1
verwundet worden waren der Unterofficier Gelhaar , die Kanoniere Weiler , Eber , Jank , Degler , Schmidt I. und Buchholz . Gleichzeitig mit der Formation der Mannschaft wurde auch die einer halben Fuss - Exercier- Batterie für Colberg begonnen 5), welche im Monat August vollständig bespannt war und bis zum November 1810 von der zweiten Fusscompagnie
besetzt blieb.
¹) Die 1. und 2. provisorische Compagnie kamen aus Preussen nach Colberg. 2) Geschichte der 5. Fuss -Compagnie. 3) Von den übrigen Compagnien der Brigade garnisonirten um diese Zeit die Garde- und 2. reitende Compagnie, so wie die Fuss- Garde- und 9. Fuss-Compagnie in Berlin , die 3. , 4. , 7. und 11. Compagnie wurden nach Schlesien verlegt. 4) Durch Einstellung beurlaubter Cantonnisten , eingezogener Leute der aufgelösten Regimenter oder Rekruten , in Stelle der verabschiedeten oder entlassenen Soldaten. Von den früheren Avancirten der Compagnie blieben nur 3 Unterofficiere und 2 Bombardiere bei derselben . 5) Die brandenburgische Artillerie-Brigade hatte, abweichend von den anderen eine ganze und eine halbe Fuss - Exercirbatterie. Die erste, durch die Fuss-GardeCompagnie besetzt, blieb stets in Berlin,
-
302
Ihre von der reitenden Artillerie abgegebenen Pferde werden in den Berichten als alt und schlecht bezeichnet, und sie erhielt bei dem häufigen Abgange derselben , wie alle anderen Batterien , den Ersatz durch ausrangirte Kavalleriepferde. Im Monat Juni 1809 hatte die Compagnie noch ihre alten sehr abgetragenen Uniformstücke , weisse Koppel , gleiche Bandoliere, Pulverflaschen und Artillerie- Pallasche. Die Neubekleidung derselben wurde jedoch bis zum August beendet , die Bewaffnung mit Gewehren , welche zum Theil unbrauchbar waren , aber etwas später bewirkt.¹ ) Die Ausbildung
der in Colberg garnisonirenden Compagnien
und deren Besichtigungen fanden in der schon früher angedeuteten Weise statt ;
die erste unterlag aber , besonders während der Be-
urlaubungen ,
manchen Störungen
durch viele Arbeiten ,
starken
Garnisondienst und die Strandbewachung , welche öfters Allarmirungen und die Besetzung der Strandwerke , veranlasste. Diese bestanden , ausser den gegen die See gerichteten Festungswerken, anfänglich aus 4 im Mai 1809 durch Landleute erbauten Batterien, welche zu zwei und zwei mit Zwischenräumen von 2000 Schritt auf beiden Seiten des Wolfsberges lagen, und von denen jede mit 3-127gen Kanonen bewaffnet war. Hierzu kamen im März oder April 1810 noch 2 Batterien zum Schutze des Hafens , und die Geschützzahl des Münder Forts und der Maikuhl - Redoute wurde verstärkt. Gleichzeitig beschränkte man aber die Bewaffnung der Landfronten auf das Unentbehrlichste , um die ohnehin schlechten Laffeten den zerstörenden Einflüssen der Witterung zu entziehen , und unterwarf die alten eisernen Röhre des Platzes einer nochmaligen Probe.
Im Jahre 1811 befanden sich der Stabs- Capitain Post , sowie die Seconde - Lieutenants Sannow , v. Platen und Nefe bei der Batterie , welche nach der Verabschiedung des Oberst- Lieutenants v. Hüser im Januar dieses Jahres den zum Artillerie - Officier des Platzes ernannten Major v. Strampf als Chef erhielt. Sie war, wie alle Compagnien der brandenburgischen Artillerie - Brigade, in der Entlassung von Leuten als Krümper zurückgeblieben und hatte im Jahre 1810 nur über 21 der letzteren zu verfügen , welche sich aber im Jahre 1811 bis auf 44 und im September 1812 bis auf 129 vermehrt hatten . Es lässt sich jedoch vermuthen , Theil derselben der Compagnie überwiesen wurde.
dass ein
1 ) Nach einem Schreiben des Generals v. Scharnhorst vom 27. Juni 1809 sollten sowohl die brandenburgische als die schlesische Artillerie-Brigade neue, in der Schicklerschen Fabrik in Arbeit befindliche Gewehre erhalten.
303 Seit der Umwandlung der Compagnie bis zum Jahre 1811 kamen bei ihr nur einzelne Vergehen vor, welche die kriegs- oder standrechtliche Verurtheilung von 1 Unterofficier, 2 Bombardieren und 7 Kanonieren veranlassten ; im Monat Februar des genannten Jahres aber liessen sich 5 Artilleristen derselben verleiten, in Verbindung mit 24 anderen von der 8. , 9. und 10. Fusscompagnie einen Speicher auf der Münde zu erbrechen , welcher in Beschlag genommenen Colonial - Zucker enthielt ; sie wurden, nächst der Bestrafung durch Stockschläge und Arrest, in die zweite Klasse des Soldatenstandes versetzt , und die der zweiten Fusscompagnie angehörenden erst im Jahre 1813 rehabilitirt. Als bei der Zusammenziehung von Truppen im Sommer 1811 von der brandenburgischen Artillerie- Brigade die 5. und 11. Fusscompagnie mit 2-67gen durch Landpferde bespannten Batterien ') nach der Gegend von Schwedt und Treptow marschirten ,
die 9 .
aber zur Besetzung der Küstenwerke bei Swinemünde , Stolpenmünde und Rügenwalde entsendet wurde, verblieb die 2. Fusscompagnie
welche die letztere während ihrer Schiessübung vertrat -
mit der 8. und 10. in Colberg , und jede derselben erhielt zur Unterstützung bei dem sehr bedeutenden Arbeitsdienste 15 Krümper zugetheilt.
Nach Entlassung derselben im Monat März 1812
war abwechselnd eine der drei Compagnien zur Besetzung der Strandwerke bestimmt , welche man durch Erbauung von 2 mit Pallisaden umgebene Batterien vermehrt hatte ,
und obgleich jene
durch die Verlegung der 11. und 12. Fusscompagnie nach Colberg verstärkt wurden , so nahmen die artilleristischen Arbeiten doch so viele Kräfte in Anspruch, dass die Ausbildung der Mannschaft darunter litt. Im Monat April dieses Jahres war der Stabscapitain v. Glasenapp zum Commandeur der 2. Fuss - Compagnie ernannt worden , bei
welcher noch die Seconde - Lieutenants v. Platen,
Lent , Lettow und Sannow (Adjutant) standen , und mit dem Anfange des
Jahres 1813
Kriegsthätigkeit berufen ,
wurde
sie
endlich zu der
der provisorischen Compagnien 5 Unterofficiere , und 6 Kanoniere gestellt hatte. 3.
ersehnten
nachdem sie als Stamm zur Errichtung 10 Bombardiere
Geschichte der 6gen Fussbatterie No. 5.
Die Mobilmachung dieser Batterie erfolgte in dem Zeitraum vom 15. Januar bis 15. Februar 1813, anfänglich unter der oberen 1) Die von der erstern besetzte Batterie wurde 1812 mobil .
304 Leitung des Majors
v. Strampf,
dann unter
der des Majors
v. Holtzendorff , welchem Se. Majestät der König die Ausrüstung der Artillerie in Pommern übertragen hatte , und wurde durch den zum Batterie - Commandeur ernannten Capitain v. Glasenapp ausgeführt . Die zur Besetzung der Batterie bestimmte zweite Fusscompagnie blieb während der Mobilmachung anfänglich in Colberg und bezog später die 2 Meilen davon entfernten Cantonnements Drenow und Büssow. Diese Compagnie , bei welcher jetzt die Seconde - Lieutenants Lent , Döllen und Valette standen , war auf den Etat von 1 Oberfeuerwerker ¹ ) , 1 Feldwebel , 10 Feuerwerker und Unterofficiere, 13 Bombardiere, 105 Kanoniere, 1 Tambour , 1 Chirurg , 2 Handwerker , 16 Trainsoldaten und Knechte gesetzt worden und muss zur Erreichung der vorgeschriebenen Kopfzahl noch eine Ergänzung durch Krümper erhalten haben . Die Trainsoldaten wurden aus der Neumark gestellt und die Handwerker aus den Kanonieren entnommen . Unter den Artilleristen befanden sich noch 2 Unterofficiere, 4 Bombardiere, 17 Kanoniere die der Vertheidigung von Colberg beigewohnt
und 1 Tambour ,
hatten , von welchen aber nur der Capitaind'armes Gaffrey mit der silbernen Verdienstmedaille geschmückt war. Die Geschütze und Fahrzeuge der Batterie , welche vom Artillerie- Depot in Colberg entnommen wurden, bestanden aus : 6-67gen Kanonen, 2-77gen Haubitzen , 2-67gen Kartuschwagen, 2-77gen Granatwagen , 1 Trainwagen und 2) 1 Vorrathslaffete, von welchen die letztere bald gegen einen Trainwagen ausgetauscht wurde. Sie waren von preussischer Construction , aber alt , und die Laffeten sehr schlecht ; besonders verursachten die hölzernen Achsen und die Räder , welche schon auf den ersten Märschen häufig brachen, viele Ungelegenheiten . Die Munition ,
welche unter Aufsicht des Batterie - Comman-
deurs in Colberg gefertigt und verpackt wurde , war rücksichtlich der Zahl und Gattung nach den Feststellungen des Mobilmachungsplans von 1812 verabreicht worden. Das Reit- und Geschirrzeug und die Stallsachen wurden eben-
1) Er that bis zu seiner Versetzung im Jahre 1814 den Dienst als Zeugschreiber. 2) Wahrscheinlich statt der Leiterwagen.
305 falls vom Artillerie - Depot geliefert ; sie hatten die alte preussische Einrichtung, waren aber zum Theil unvollständig und von schlechter Beschaffenheit. Die Pferde wurden von der Regierung in Pommern und in der Neumark ausgeschrieben , durch Besitzer und Lieferanten gestellt, von einer Commission übernommen und im Mittelpreise mit 70 Thlr. bezahlt. Sie bestanden im Allgemeinen aus gewöhnlichen Landpferden , waren klein , von sehr verschiedenem Alter und in einem schlechten Futterzustande. Die Bekleidung und Ausrüstung der Mannschaft entsprach den damaligen Vorschriften für die Linien -Artillerie und war nicht von besonderer Beschaffenheit , konnte jedoch durch rechtzeitige Ausbesserungen im brauchbaren Stande erhalten werden . Die Seitengewehre waren ehemalige Artillerie - Pallasche , und der Batterie wurden zum Wachtdienste 24 Stück Karabiner überwiesen . Als die Mobilmachung begann , wurden die Pferde , welche in kleinen Transporten ankamen, sogleich nach den bereits genannten Cantonnements geschickt, die Mannschaft blieb jedoch noch einige Zeit mit den Vorarbeiten
in Colberg beschäftigt , und erst kurz
vor ihrem Abgange konnten die Geschirre empfangen werden . Nachdem der Capitain v. Glasenapp die Leute und Pferde zusammengestellt hatte, trat, wie bei allen damaligen Mobilmachungen der Fussartillerie ,
der Mangel an geübten Fahrern und die
Unkunde im Dienst der Bespannungen sehr störend hervor. Wenngleich der Batterie - Commandeur Eifer, Sachkenntniss und die Gabe besass , jeden seiner Untergebenen passend zu benutzen , auch von seinen Officieren auf's Thätigste unterstützt wurde , so war die vorhandene Zeit doch zu kurz, als dass jene Uebelstände sich nicht hätten bemerkbar machen sollen .
Als der Major v. Holtzendorff
am 24. Februar die Batterie besah , äusserte er sich deshalb auch über die Bespannung , die Beschirrung und den Hufbeschlag sehr missfällig.
In den Cantonnirungen bei Greifenberg, nach welchen
die Batterie
am 25. Februar
aufbrach ,
und
auf dem späteren
Marsche derselben gegen die Oder wurden indessen die noch vorhandenen Mängel möglichst beseitigt, und als der genannte Major die Batterie in der Gegend von Stargard wiedersah, konnte er ihr seine Zufriedenheit nicht versagen , welche sie sich auch in der Folge zu erhalten wusste . Gegen die Mitte des Monats März wurde die 6ge Fussbatterie No. 5 von dem General v. Borstel , welchem sie bis dahin überwiesen gewesen war ,
zur Verfügung des Generals v. Bülow
gestellt , dessen Truppen 3. Art. -Brig.
noch
die Benennung „ Ost- und West20
306 preussisches Reserve - Corps" führten , und dessen Hauptquartier sich damals zu Königsberg N/M . befand. Der General-Lieutenat v. Bülow erhielt zunächst die Bestimmung , bis zum Eintreffen der Truppen des General - Lieutenants Grafen v. Tauenzien , eine Stellung vor Stettin zu nehmen, um, unter dem Vorwande eines Schutzes gegen die Kosaken, die Einwohner gegen die Erpressungen der französischen Garnison zu sichern . Die 6ge Fussbatterie ging hiernach am 14. März bei Schwedt über die Oder , erhielt das Cantonnement Pinnow bei Garz und blieb daselbst bis zum 26.
Vom 20. März ab begann allmälig die Ablösung der Truppen des General- Lieutenants v. Bülow durch die des Grafen v. Tauenzien und jene, welche nunmehr als 2. Division des v. York'schen Corps der ersten folgen sollten , concentrirten sich um Schwedt. In Uebereinstimmung mit diesen Verfügungen bezog die 6ge Fuss - Batterie No. 5 am 26. die Orte Blumenhagen und Gatow und trat am 28. den Marsch nach Berlin an , welches sie über Neustadt - Eberswalde und Bernau am 30. März mit den anderen Truppen erreichte. Vor dem Königlichen Schlosse fand ein Vorbeimarsch statt , den die in Berlin anwesenden Prinzessinnen der Königlichen Familie ansahen. Am 1. April zog ein Theil der Truppen des General- Lieutenant v. Bülow unter dem General - Major v. Thümen zur Blokade von Spandau ab , der Rest derselben -x.com aus 5 Bataillons, 8 Schwadronen , der reitenden Batterie No. 6 und den 6 gen Fuss - Batterien No. 5 und No. 16 bestehend - marschirte aber an diesem Tage , nach einem im Lustgarten abgehaltenen Gottesdienste ,
unter dem Prinzen
von Hessen - Homburg
bis Potsdam
und am 2. April bis Brandenburg , wo die 6ge Fuss - Batterie No. 5 am 3. blieb. Die beiden Märsche von 4 und 5 Meilen waren wegen grosser Wärme sehr anstrengend gewesen. Diese Abtheilung
der v. Bülow'schen Division trat nun
in
Verbindung mit der Armee des Grafen Wittgenstein , von welcher um diese Zeit der General - Lieutenant v. York vorwärts Stakelitz und Gr. Marzens , der General - Major v. Borstel aber bei Möckern standen , bis wohin der letztere vor den überlegenen Streitkräften des Vice - Königs von Italien am 3. April zurückgewichen war. Am 4. April marschirte die Batterie mit der Infanterie unter dem Prinzen von Hessen - Homburg gegen Ziesar , und erhielt in Rogäsen Quartier. Der General- Major v. Borstel , welcher unter die Befehle des General- Lieutenant v. Bülow trat, war mit seinem
307 Gros bis Gloina zurückgegangen, die Truppen des General-Lieutenant v. York standen in Zerbst. Da der Vice- König den Rückzug gegen Magdeburg anzutreten begann, so erfolgte das Vorrücken der genannten Abtheilungen am 5. April, was die Gefechte bei Danigkow, Vehlitz und Zehdenick zur Folge hatte. An dem letzteren , welches die Avantgarde der v. Bülow'schen Division bestand , konnte die 6ge Fussbatterie No. 5 jedoch keinen Antheil nehmen , da sie mit dem Gros , nach einem Marsche von mehr als 5 Meilen , erst am Abend um 8 Uhr in den Bivouak bei Zehdenick einrückte , wo es an Wasser fehlte und kein Einwohner mehr zu finden war. Die Räumung
des rechten Elbufers
durch den Feind veran-
lasste am 6. April das Vorrücken der v. Bülow'schen und v. Borstel'schen Truppen nach Nedlitz ,
in dessen Nähe dieselben
ein
von den Franzosen erbautes Hüttenlager bezogen und zur Blokade von Magdeburg zurückblieben, als die erste Division des v. Yorkschen Corps sich am nächsten Tage gegen Rosslau in Bewegung setzte. Im Lager von Nedlitz erhielt die Batterie durch Parolebefehl Kenntniss von der Urkunde über Stiftung des eisernen Kreuzes, und wohnte einem am 19. April abgehaltenen Gottesdienste bei. Der Aufenhalt in diesem Lager war übrigens wegen der rauhen Witterung und wegen des ziemlich strengen Bereitschaftsdienstes. für Menschen und Pferde sehr beschwerlich , indessen kamen den letzteren die Getreidegarben , aus welchen die nur zum Theil belegten Hütten bestanden, zu Gute. Da die Einschliessungslinie durch eine Anstauung der Elbe und durch angelegte Verschanzungen gesichert worden war , so wurde am 22. April ein Theil der Truppen zur unmittelbaren Vertheidigung hinter denselben aufgestellt ; die Reserve , bei welcher sich die 6uge Fussbatterie No. 5 befand , bezog ein Lager bei NeuKönigsborn. Am 23. April verliess der General- Lieutenant v. Bülow, durch russische Truppen ersetzt , mit seiner Division die Stellung vor Magdeburg , um sich nach Dessau zu begeben , während der General -Major v. Borstel vor jenem Platze zurückblieb . Die Truppen, von dem Prinzen von Hessen- Homburg geführt, brachen am Abend von Nedlitz auf, erreichten nach einem durch Regen und Schneegestöber
sehr beschwerlich gemachten Nacht-
marsche, bei welchem ein unkundiger Bote die Colonne einen beträchtlichen Umweg machen liess, den 24. Morgens um 8 Uhr Zerbst, und lagerten sich jenseits der Stadt ; sie bezogen indessen 20*
308 bald nach Mittag zum Theil enge Quartiere in Rosslau, zum Theil ein Lager bei diesem Orte. Da der General - Lieutenant v. Kleist , welcher vor Wittenberg stand, nach Halle dirigirt und der vor dem ersteren Orte verbleibende russische General Harpe unter den Befehl des GeneralLieutenant v. Bülow gestellt wurde , Verstärkung
desselben
am 25.
so
entsendete dieser
eine Schwadron
und die
zur
zweite
halbe 67ge Batterie No. 5 , bei welcher sich die Lieutenants Lent und Valette befanden, nach Wittenberg. Von den übrigen Truppen der v. Bülow'schen Division cantonnirten : die Avantgarde in Köthen und Acken, das Soutien der Avantgarde zwischen Dessau und Köthen (die demselben zugetheilte halbe 6ge Fussbatterie No. 5 in Acken) und die Reserve in und um Dessau. Der Rest der Wittgenstein'schen Armee befand sich um Prosigk, Zörbig und Landsberg , dem hinter der Saale stehenden Vice -Könige gegenüber.
Das Vorrücken der französischen Streit-
kräfte vom Rheine her veranlasste jedoch bald eine Zammenziehung der alliirten Armeen bei Leipzig, während der General-Lieutenant v. Bülow die selbstständige Bestimmung erhielt , die untere Saale zu beobachten, die Einschliessung von Magdeburg und Wittenberg zu decken und nöthigenfalls die Marken und Berlin zu sichern . Er concentrirte in der Nacht zum 29. April den grössten Theil seiner Truppen um Köthen , marschirte, als der General- Lieutenant v. Kleist genöthigt worden
war Halle den Franzosen zu über-
lassen , am Nachmittage des 30. nach Radegast , und vereinigte sich mit dem bei Zörbig stehenden General - Major v. Oppen , welcher die ihm befohlene Besitznahme von Halle wegen der Ueberlegenheit des Feindes hatte unterlassen müssen. Der General-Lieutenant v. Bülow beschloss hierauf am 1. Mai Halle anzugreifen , und setzte Truppen am 2. Morgens um 3 Uhr von dem Rendez - vous bei Oppin in Marsch ; die Spitze derselben erreichte um 5 Uhr den Galgenberg und sie formirten sich unweit der Postschenke in folgender Art : Avantgarde : General- Major v. Oppen. 120 Tirailleurs , 1 Escadron .
1 Compagnie Jäger ,
1 Füselier - Bataillon ,
Gros : Prinz von Hessen- Homburg . 3 Bataillons, 5 Escadrons, 67ge Fussbatterie No. 16 (Capitain Spreuth) , 2-6 uge Fussbatterie No. 5 (Capitain v. Glasenapp) , reitende Batterie No. 6 (Capitain v. Steinwehr). Reserve : 1 Bataillon , 4 Escadrons , 1/2 reitende Batterie No. 5 (Seconde -Lieutenant Schüler) .
309 Die Stadt Halle war damals auf dem rechten Ufer der Saale mit einer doppelten , von mehreren Thoren durchbrochenen Mauer umschlossen , ausserhalb welcher weitläufige Vorstädte lagen , in die besondere, theilweise mit den inneren gleichbenannte Thoreingänge führten.
Die französische Besatzung derselben bestand aus
4 Bataillons, einem starken Detachement Marschtruppen und 6 Geschützen. Etwa um 6 Uhr setzten sich die preussischen Truppen -- die
Avantgarden gegen das Kirch- und Geistthor , das Gros , von der Reserve gefolgt, gegen das Vorstadt- Steinthor - in Bewegung. Während das Gefecht bei beiden Abtheilungen an der inneren Stadtumfassung zum Stehen kam , bemerkte man , dass der Feind vor dem äusseren Galgenthore , auf dem offenen Raume nach der Maille hin, den grössten Theil seines Geschützes mit etwas Infanterie aufgestellt hatte. Nach der hiervon gemachten Meldung entsendete der General- Lieutenant v. Bülow vom Gros 2 Bataillons mit der ersten halben 67gen Fussbatterie No. 16 gegen jenes Thor und 2 Escadrons mit der reitenden Batterie No. 6 gegen die rechte Flanke der vor demselben stehenden feindlichen Abtheilung. Von der Reserve wurden die Tirailleurs des Bataillons nach dem Ulrichs• thore und eine Schwadron nebst 2 Geschützen der halben reitenden Batterie zur Unterstützung nach Giebichenstein detachirt. Der Erfolg der Unternehmung blieb indessen auf allen Punkteh noch eine geraume Zeit hindurch zweifelhaft, bis ein Flankenangriff der beiden Escadrons
und die Bajonett - Attacke eines der
Bataillone, welche gegen den vor dem äusseren Galgenthor aufgestellten Feind entsendet worden waren , die in ihren Folgen bekannte Entscheidung herbeiführten. Die halbe 6ge Fussbatterie No. 5 , von welcher bisher nur die Haubitze einige Granatwürfe gegen das innere Steinthor gethan hatte , trug zur Erleichterung dieses Angriffs bei , indem der Capitain v. Glasenapp , durch einen Bürger aus Halle geführt , mit 2 Kanonen derselben durch die Gärten der Maille vorging und den Feind durch einige wirksame Kugel- und Kartätschschüsse gegen seine linke Flanke erschütterte.¹) Die halbe Batterie hatte nach dem Munitions- Rapport : 12 Kugelschüsse , 5-6 löthige Kartätschschüsse 4-2 "" 3 Granatwürfe
gethan und keinen Verlust erlitten. 1) Tagebuch der Artillerie des 3. Armee- Corps .
310 Der Capitain v. Glasenapp wurde für sein Benehmen in diesem Gefechte durch die Allerhöchste Cabinets - Ordre vom 26. Juni nachträglich mit dem eisernen Kreuz. 2. Klasse begnadigt und der Feuerwerker Westphal , 22
وو
Bombardier Wendorf, Panslaf وو
waren von ihm zu einer Belohnung empfohlen worden, blieben jedoch unberücksichtigt . Nach dem Gefechte belobte der Batterie- Commandeur, in seiner den Soldaten ansprechenden Weise , das Benehmen der Mannschaft bei ihrem ersten Zusammentreffen mit dem Feinde, erfreute sie durch ein Geschenk und bewilligte dem von seinem Unterofficier gerühmten Kanonier Duske die erbetene Begünstigung, stets die No. 1 der Bedienung zu behalten , welche derselbe auch in drei Feldzügen mit rühmlicher Ausdauer versah. Die Batterie bezog nach der Einnahme der Stadt mit einem Theil der anderen Truppen einen Bivouak am äusseren Steinthore, in welchem die Leute von den Einwohnern mit gekochten Speisen . ⚫ versehen wurden. Da aber die freiwilligen Spenden derselben nicht ausreichten , und es an Vorräthen fehlte ,
so entstand schon
am anderen Tage Mangel, dem man durch Verlegung der Infanterie und Fussartillerie in die nächsten Dörfer zu begegnen suchte. Erst am 4. erhielt der General -Lieutenant v. Bülow Gewissheit über den Ausgang der Schlacht von Gross - Görschen den
durch
die Elbe.
denselben
bedingten Rückzug
und
der Verbündeten über
In Folge dieser Begebenheiten setzten sich die Truppen
um 9 Uhr Abends nach Radegast in Marsch , trafen daselbst am 5. Mai Morgens um 2 Uhr ein ,
brachen
um 10 Uhr wieder auf,
passirten hinter Dessau die Elbe und kamen ,
nachdem auf diese
Weise 8-9 Meilen zurückgelegt worden waren , sehr ermüdet am Abend bei Rosslau an, wo sie theils bivouakirten , theils enge Cantonnirungen bezogen .
Man vereinigte
sich hier wieder mit der
Brigade des General- Majors v. Thümen , und da, nach einer Mittheilung des General - Lieutenant v. Kleist , die Haupt- Armee an der Mulde festen Fuss fassen wollte, so überschritten die Truppen . am 6. Mai von Neuem die Elbe . Die halbe 6ge Fussbatterie No. 5 wurde hiernach mit einem Theil der Brigade des Prinzen von Hessen - Homburg , welcher sie bisher angehört hätte , zum 10. Mai. Die Fortsetzung
in Dessau einquartiert ,
und blieb hier bis
des Rückzuges der Armee bewog indessen
311 den General - Lieutenant v. Bülow wieder über die Elbe zurückzugehen ,
weshalb
am
11. Mai
die
Brigade
des
Prinzen
von
Hessen-Homburg mit der halben 67gen Fussbatterie No. 5 nach Coswig, die Brigade des Generals -Majors v. Thümen in die Gegend von Kliecken marschirten ,
und die Arrieregarde unter dem
General-Major v. Oppen den Brückenkopf bei Rosslau besetzte . In Coswig wurden bei der halben Batterie die befohlenen Einrichtungen für das Aufsitzen der Artilleristen zum Gefecht getroffen und die unberittenen Geschützführer mit Pferden versehen. ¹)
Um sich dem russischen General Harpe , welcher Wittenberg auf dem rechten Elbufer eingeschlossen hielt, mehr zu nähern , bezog am 13. Mai die Brigade des General-Majors v. Thümen bei Dobien , die des Prinzen von Hessen - Homburg bei Schilkendorf einen Bivouak , und der grössere Theil der Arrieregarde des General-Majors v. Oppen schloss sich hier der letzteren an . Am 15. Mai vereinigten sich die Brigaden des General v. Thümen und des Prinzen von Hessen - Homburg in einem Bivouak bei Marzahne,2) die in Brand gesetzte Brücke bei Rosslau wurde verlassen, und der General- Major v. Oppen übernahm die Beobachtung von Wittenberg. Der General - Major v. Borstel traf aus seiner Stellung vor Magdeburg am 15. in Jüterbog ein . Bei Marzahne stiess die zweite halbe Fussbatterie No. 5 wie-
¹) Bei der anderen halben Batterie geschah dies entweder vor Wittenberg oder in Marzahne. 2) Die unter dem General-Lieutenant v. Bülow vereinigten Abtheilungen, deren Artillerie der Major von Holtzendorff commandirte , hatten um diese Zeit nachstehende Zusammensetzung und Stärke : General -Major v.Oppen (Avantgarde) : 1 Bataillon, 2 Jäger- Kompagnien, 5 Escadrons, reitende Batterie No. 6 (Ca pitain v. Steinwehr ) . General-Major v. Borstel : 2 Bataillons, 4 Escadrons, 6ge Fuss-Batterie No. 10 (Premier- Lieutenant Magenhöfer ) , 2 reitende Batterie No. 5 (Lieutenant Schüler) . General-Major Prinz von Hessen - Homburg : 5 Bataillons, 4 Escadrons, 67ge Fuss -Batterie No. 5 (Kapitain v. Glasenapp ) und No. 16 (Kapitain Spreuth). General-Major v. Thümen: 4 Bataillons, 68ge Fuss -Batterie No. 6 (Kapitain Ludwig) . General Harpe (Russen) : 2000 Mann Infanterie, 3 Escadrons Cavallerie, 1 Kosaken-Regiment, leichte Artillerie-Compagnie No. 26. Major v. Roehl (Reserve-Artillerie) : 1/2-108ge Haubitzbatterie und 3 Park- Colonnen (Preussen), die schwere Artillerie - Compagnie No. 25 und 2-3 Geschütze der schweren Artillerie- Compagnie No. 20 (Russen) . Zusammen 14,865 Mann.
312
. sie hatte während ihrer Detachirung in Thiessen bei Wittenberg cantonnirt, und war , ausser dem Victoriaschiessen wegen der Einnahme von Spandau und Thorn nicht zum Feuern
der zur ersten ;
gekommen. Die Meldungen von den Bewegungen des Feindes liessen auf eine Invasion der Mark mit sehr überlegenen Kräften schliessen , weshalb das Gros der v. Bülow'schen Truppen am 16. Mai bis Beelitz, die Arrieregarde bis Treuenbrietzen und der General- Major v. Borstel nach Luckenwalde zurückgingen. Da aber der Feind auf der Strasse von Wittenberg nach Berlin nicht folgte , während er sich stark bei Dahme und Luckau zeigte und Lübben bereits besetzt hatte , so rückte der Generalmajor v. Borstel am 17. Mai nach Mittenwalde und die übrigen Truppen wurden in einem Lager bei Trebbin vereinigt. Es klärte sich indessen bald auf, dass die Bewegungen des Feindes unsere bei Bautzen stehende Armee zum Ziele hatten, worauf die Avantgarde des v. Bülow'schen Corps bis Kemlitz , alle übrigen Abtheilungen desselben aber bis Baruth vorgingen , wo sie nach einem durch Hitze und sandige Wege beschwerlich gewordenen Marsche einen Bivouak bezogen. In den letzten Tagen litten die Truppen mitunter an den nothwendigsten Lagerbedürfnissen Mangel , und wegen der Schwierigkeiten, welche bei den unvorhergesehenen Bewegungen die Herbeischaffung der Verpflegung erzeugte , konnten am 20. Mai nur die Avantgarde bis Dahme und Luckau vorrücken.
der
Generalmajor v. Borstel bis
Um diese Zeit entstand noch eine Brigade unter dem Oberst v. Boyen , welche, aus Reconvalescenten, Marsch-Bataillonen und Depot - Schwadronen gebildet , zusammenzog. Am 23. setzte
sich
am 21. Mai in Luckenwalde
sich der grösste Theil des v. Bülow'schen
Corps gegen die Elster in Marsch, um Torgau zu beobachten und dadurch eine Unternehmung gegen Wittenberg vorzubereiten.
Die
bei Baruth gewesenen Truppen bezogen einen Bivouak zwischen Dahme und Niendorf, der Generalmajor v. Oppen mit der Avantgarde rückte bis Herzberg und die Brigade Boyen bis Jüterbog vor; der Generalmajor v. Borstel blieb bei Luckau stehen. Die begonnene Bewegung wurde indessen wieder aufgegeben , als aufgefangene Briefe es wahrscheinlich machten , dass der Feind die Armee durch Umgehung ihres rechten Flügels zur einer VerändeUm sich jener mehr zu rung ihrer Stellung genöthigt habe. nähern und durch das Erscheinen im Rücken des Feindes zu
313 wirken , wählte
der General - Lieutenant v. Bülow die Richtung
auf Spremberg , in welcher am 24. Mai die Truppen von Dahme zwischen Luckau und Zölmersdorf eintrafen ,
der General - Major
v. Oppen Sonnenwalde und der General-Major v. Borstel Kalau erreichten. Am 25. Mai rückten die drei vereinigten Brigaden von Luckau nach Kalau ,
der General - Major v. Oppen nach Gross-
Röschen und der General - Major v. Borstel nach Drebkow.
Die
Brigade des Oberst v. Boyen blieb in Jüterbog. In diesen Stellungen verweilte das Corps bis zum 27. , als aber die Meldung eintraf, dass der Feind ¹ ) , von Bautzen kommend , die Stadt Hoyerswerda besetzt habe, beschloss der General- Lieutenant v. Bülow , rung
sich derselben wieder zu bemächtigen.
Die Ausfüh-
dieser für den 28. bestimmten Unternehmung wurde dem
General - Major v. Borstel übertragen , und der ihm zugewiesene General - Major v. Oppen durch 1 Bataillon nebst 2 Kanonen der 67gen Fussbatterie No. 5 , welche unter dem Lieutenant Lent am 26. Nachmittags aus dem Lager bei Kalau nach Gross - Röschen abgingen, verstärkt. Der General - Major v. Oppen marschirte um 7 Uhr Abends über Senftenberg nach Laubusch, wo er, durch Hindernisse aufgehalten , erst am 28. um 6½ Uhr Morgens anlangte und die Truppen des General - Majors v. Borstel bereits vorfand , von welchen eine Abtheilung unter dem Oberst v. Krafft auf dem rechten Elsterufer vorrückte. Nachdem eine Stunde geruht und gefüttert worden war , liess der General - Major v. Borstel den Marsch in nachstehender Ordnung auf der grossen Strasse von Senftenberg nach Hoyerswerda antreten : Avantgarde : Major v. Gleissenberg. 1 Compagnie Jäger, 1 Bataillon, 2 Escadrons, 2 Kanonen der reitenden Batterie No. 6 (Lieutenant Jenichen).
Gros : General- Major v. Oppen . 3 Bataillons , 3 Escadrons , 4 Geschütze der 6ugen Fussbatterie No. 16 (Premier- Lieutenant Magenhöfer), 2 Kanonen der 6ugen Fussbatterie No. 5 (Lieutenant Lent) . Reserve : Major v. Brockhusen. 2 Compagnien Jäger , 1 Bataillon , 3 Escadrons , 1/2 reitende Batterie No. 5 (Lieutenant Schüler) , 150 Kosaken. Als die Avantgarde kurz vor 9 Uhr aus dem Dorfe Nardt debouchirte , entspann sich zwischen ihr und dem bei Neu - Wiese
1) Die 13. Division des 12. französischen Armee- Corps unter dem Befehl des Herzogs von Reggio.
314 jenseits der Elster entdeckten Feinde ein Gefecht, welches jedoch nach dem Eintreffen des Oberst v. Krafft das Vorrücken des Gros gegen die von Hoyerswerda nach Dresden führende Strasse nicht verhinderte. Da der Feind indessen allmälig bedeutende Truppenmassen durch Hoyerswerda von dem rechten nach dem linken Elsterufer herübergezogen hatte ,
so
traten den Preussen
hier sehr überlegene Kräfte entgegen , welche den General - Major v. Borstel bestimmten, das Gefecht abzubrechen. Der Rückzug nach Nardt wurde , vom Feinde nur durch Ge-
schützfeuer beunruhigt , unter dem Schutze der diesseitigen Artillerie ohne erhebliche Schwierigkeiten ausgeführt. Der General-Major v. Borstel ertheilte der Artillerie in seinem Berichte das nachstehende ehrenvolle Zeugniss : „ Der Rückzug geschah schnell und mit Ordnung unter dem fortwährenden Schutze der Artillerie , welche höchst lobenswerth von sämmtlichen Officieren geleitet wurde. Die Artillerie hat sich ausgezeichnet dreist benommen, ihr Feuer war auf allen Punkten wirksam." Der Geschützzug der 6ugen Fussbatterie No. 5 kam erst im Laufe des Gefechts in Thätigkeit , indem er 3 Kugelschüsse auf 1000 Schritt gegen feindliche Artillerie that, griff aber dann , weiter vorrückend, so wirksam ein , dass der General- Major v. Borstel über ihn anführt : ,,Zwei Fusskanonen wurden von dem Lieutenant Lent vor dem rechten Flügel sehr zweckmässig und dreist gegen eine feindliche Masse dirigirt, welche sich unter dem Schutze einer Tirailleurlinie vorbewegte.“ Diese Tirailleurs suchten sich, durch das Terrain gedeckt, an den Geschützzug heranzuschleichen, wurden aber, nebst der ihnen folgenden Masse , durch 5-2löthige und 7-6löthige Kartätschschüsse zurückgewiesen. Hierauf nahm der Zug des Lieutenants Lent an der Kanonade gegen die feindliche Artillerie Theil, wozu er noch 38 Kugelschüsse verbrauchte. Das Gefecht, welches gegen die von dem Herzog v. Reggio commandirte 13. und 14. Division des 12. französischen Armeecorps geliefert wurde , hatte nur 2 Stunden gedauert, aber den Preussen eine beträchtliche Zahl Menschen und Pferde gekostet. Der Zug der 67gen Fussbatterie No. 5 erlitt jedoch keinen Verlust. Dem Lieutenant Lent wurde für sein Benehmen durch die Allerhöchste Cabinets- Ordre vom 18. Juli 1813 das eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Der General - Major
v. Borstel ging von Nardt mit dem
315
―
grössten Theil der Truppen nach Skado bei Senftenberg, der General- Major v. Oppen mit der Arrieregarde nach Gierswalde zurück. Die Geschütze des Lieutenants Lent schlossen sich wahrscheinlich der letzteren an, befanden sich noch am 2. Juni unter dem General - Major v. Oppen bei Drebkow und vereinigten sich erst am folgenden Tage mit dem Rest der Batterie. Am
29. Mai blieb das Gros des v. Bülow'schen Corps bei
Kalau , der General - Major v. Borstel stellte kow auf.
sien
sich bei Dreb-
Die Nachrichten von dem Vordringen des Feindes in Schleund von einer bedeutenden Entsendung desselben gegen
Crossen bewogen den General - Lieutenant v. Bülow , den schon früher beabsichtigten Marsch nach Lieberose jetzt anzutreten, weshalb am 30. Mai der General- Major v. Borstel nach Forste, der General- Major v. Oppen nach Drebkow und das Gros von Kalau nach Cottbus rückten , wo die Mehrzahl der Truppen bivouakirte. Die 6ge Fussbatterie No. 5 befand sich bei ihrer Brigade. Am 31. Mai
marschirte nur
der General - Major v. Borstel
nach Guben , die übrigen Abtheilungen aber blieben Tage und am 1. Juni in ihren Stellungen ,
an diesem
weil der bei Hoyers-
werda stehende Feind Bewegungen begann , deren Zweck noch nicht erkannt werden konnte. Erst am Abend des 2. Juni traf die Meldung ein , dass derselbe sich von Ruhland gegen Finsterwalde und Kirchhain gewendet habe und , dem umlaufenden Gerücht zu Folge, nach Luckau gehen wolle. Um diesen nur schwach besetzten Punkt vor dem Feinde zu erreichen, wurde verfügt , dass der General - Major v. Oppen zur Deckung der vorhabenden Bewegung sogleich nach Kalau aufbrechen , das Gros aber den folgenden Tag früh um 5 Uhr in 2 Colonnen — die erste über Kalau, die zweite über Vetzschau dahin marschiren sollte. bei der letzteren .
Die 68ge Fussbatterie No. 5 befand sich
Der General - Major v. Borstel und der Oberst v. Boyen wurden angewiesen, nach Luckau zu rücken. Bei der Ausführung dieser Marsch- Disposition stiess der General-Major v. Oppen am 3. bei Kalau auf den Feind , und fand sich durch die Annäherung überlegener Kräfte veranlasst , gegen Gahlen auszuweichen. Er wurde von der 2. Colonne des Gros bei Coswig aufgenommen ,
die erste
aber
dadurch genöthigt ,
ihre
Marschrichtung zu ändern und jener , welche bei Zinnitz die Strasse von Kalau nach Luckau gewann , über Vetzschau zu folgen. Nach einer mehrstündigen Ruhe bei Zinnitz und Vetzschau
316
-
setzten beide Colonnen ihren Marsch fort, und die zweite erreichte Abends um 11 Uhr, die erste am 4. Juni früh gegen 4 Uhr Luckau , wo der General - Major v. Oppen vor der Stadt stehen blieb , die übrigen Truppen sich aber hinter derselben lagerten . Der 62 Meilen betragende, auf schmalen, oft durch Fichtenwälder führenden Dorfwegen, bei drückender Hitze und fast unerträglichem Staube zurückgelegte Marsch war für die Truppen äusserst anstrengend . In der hinter der Höhe des linken Thalrandes der Börste eingenommenen Stellung des Gros , welchem am Nachmittage auch noch • die Brigade des Oberst v. Boyen sich anschloss¹) , bildete die Brigade des Prinzen von Hessen - Homburg mit der 6 gen Fussbatterie No. 5 den linken Flügel. Die letztere erhielt aber keine Gelegenheit , sich an dem Gefechte zu betheiligen , welches die Vertheidigung der Stadt Luckau gegen das 12. französische Corps herbeiführte. Da der Feind während der Nacht in der Richtung auf Sonnenwalde abzog, so folgte ihm am Morgen einige Kavallerie und am Mittage der General v. Oppen mit einer neuformirten Avantgarde , welcher auch 2 Geschütze der 6gen Fussbatterie No. 5 beigegeben waren , kam jedoch nur bis Fresdorf und Frankendorf, am 6. Juni bis Bornsdorf und am 7. bis Sonnenwalde und Münchhausen . nicht
Die übrigen Truppen des Corps blieben wegen der noch
gesicherten Verpflegung bei Luckau , und nur die Brigade
des Oberst v. Boyen rückte am 7. Juni nach Schlieben . Die Nachricht von dem Abschlusse des Waffenstillstandes unterbrach an diesem Tage die Feindseligkeiten , machte aber auf die Truppen, welche das glückliche Gefecht mit neuen Hoffnungen erfüllt hatte, einen niederschlagenden Eindruck.
In Folge der ge-
troffenen Uebereinkunft trat die 6ge Fussbatterie No. 5 mit der Brigade des Prinzen von Hessen - Homburg
am 9. Juni den
Marsch über Golssen , Baruth und Mittenwalde nach Berlin an , wo sie am 12. eintraf und während der Dauer des Waffenstillstandes blieb. Die Pferde derselben standen anfänglich in den Ställen des Akademiegebäudes , später in den der Artillerie - Kaserne am Oranienburger Thor ; die Mannschaft war in den nächstliegenden Stadttheilen einquartirt. Der letzteren wurde die vorgeschriebene Naturalverpflegung, den Pferden aber vom 16. Juni ab eine schwächere Ration geliefert.
¹) Der General-Major v . Borstel traf erst am 5. Morgens 3 Uhr ein .
317 Die Batterie hatte im Monat Mai durchschnittlich 14 kranke Leute gehabt, die sich im Juni noch vermehrten und nur allmälig abnahmen. Die Zahl der kranken Pferde blieb unbedeutend. Während der eingetretenen Ruhe wurde das Material der Batterie
möglichst ausgebessert¹), und sie erhielt Ersatz an Leuten
und Pferden , den ersteren von provisorischen Compagnien , den letzteren vom Lande, auch von ausrangirten Cavallerie- oder BeutePferden ; für die artilleristische Ausbildung der Mannschaft konnte wenig geschehen, weil diese täglich im Laboratorium arbeiten und besonders Infanterie- Munition anfertigen musste. Für den am 12. Juni versetzten Lieutenant Lent bekam sie den Lieutenant Cambly. Am 25. Juni inspicirte der Prinz August von Preussen mit der in Berlin befindlichen Artillerie auch die 67ge Fussbatterie No. 5. Am 15. Juli 'machte die Batterie eine Parade der in und bei Berlin stehenden Truppen vor Sr. Majestät dem Könige mit ,
am
16. exercirten die Truppen vor dem Monarchen²) und am 26. Abends zwischen 5 und 9 Uhr besichtigte der Kronprinz von Schweden . die Garnison von Berlin auf dem Exercirplatze im Thiergarten. Während der Anwesenheit Sr. Majestät des Königs in Berlin erfolgten die letzten Bestimmungen über die neue Eintheilung der Armee, nach welcher der General- Lieutenant v. Bülow den Befehl über das in nachstehender Art zusammengesetzte und der Nordarmee zugetheilte 3. Armee - Corps erhielt , dessen Artillerie Oberst-Lieutenant v. Holtzendorff commandirte :
der
3. Brigade : General - Major Prinz von Hessen - Homburg. 11 Bataillons, 4 Escadrons, 1 Jäger- Detachement, 67ge Fussbatterie No. 5 (Capitain v. Glasenapp) . 4. Brigade : General - Major v. Thümen . 9 Bataillons , 4 Escadrons , 2 Compagnien Jäger , 67ge Fussbatterie No. 6 (Capitain Ludwig) . 5. Brigade : General - Major v. Borstel. 11 Bataillons , 4 Escadrons , 6ge Fussbatterie No. 10 (Capitain Magenhöfer ).
1) Der Batterie fehlte jedoch eine ziemliche Zahl grosser und kleiner Montirungsstücke , weshalb der Oberst v. Holtzendorff am 8. August auf deren Ersatz von den bei Colberg gelandeten englischen antrug. Was hierauf geschah, ist nicht bekannt. 2) Ein bei dieser Gelegenheit von Sr. Majestät dem Könige den Unterofficieren und Gemeinen bewilligtes Geldgeschenk wurde, wegen der damaligen Erschöpfung der Kassen, erst nach dem Einrücken in Holland ausgezahlt.
-
318
6. Brigade : Oberst v. Kraft. 10 Bataillons, 4 Escadrons , 6ge Fussbatterie No. 16 ( Capitain Spreuth) . Reserve - Cavallerie : General - Major v. Oppen. 29 Escadrons , reitende Batterie No. 5 (Premier - Lieutenant v. Neindorff) , reitende Batterie No. 6 (Capitain v. Steinwehr) . Reserve - Artillerie : Major v. Roehl. 127ge Batterie No. 4 ( Capitain Meyer) , "" "" 5 (Premier- Lieutenant Conradi ) , "" russische Batterien وو 59 "" 7 (Oberst Dietrichs) v. 12 Geschütz . "" jede دو21 (Capitain Schlüter ' ) "" 67ge Fussbatterie No. 19 (Premier- Lieutenant Baumgarten), reitende Batterie "" 11 ( 29 "" Borchard). Die Park-Colonnen No. 3, 4, 6 und 14.
22
Feldpionier- Compagnie No. 4 und 5 . Bei dem Beginnen der Feindseligkeiten
standen die
4. und
5. Brigade des Corps hinter der Vertheidigungslinie der Nuthe und Notte, der Rest desselben cantonnirte in und um Berlin. Die dem Nordheere entgegengestellte französische Armee, welche unter dem Befehl des Marschalls Oudinot aus dem 4. , 7. und 12. Corps und dem 3. Cavallerie- Corps bestand, hatte sich bei Luckau versammelt , überschritt am 19. August die brandenburgischen Marken und bezog ein Lager bei Baruth .
In Folge dieser
Bewegungen wurde die 3. (v. Hessen - Homburg) und 6. Brigade (v. Krafft) des v. Bülow'schen Corps, welche seit dem 16. August ein Lager zwischen Schöneberg und den Rollbergen bezogen hatten, am 20. August bis Klein - Ziethen vorgeschoben und stellten sich am 21. August bei Saarmund
auf; von der 6gen Fussbatterie
No. 5, welche erst am 19. aus Berlin gerückt war, wurden 4 Geschütze unter dem Lieutenant Döllen in den bei jenem Orte erbauten Schanzen placirt , die Pferde in nahe liegenden Ställen untergebracht , und die Leute bivouakirten. Da der Marschall Oudinot aber am 21. August bis Trebbin , Nuhnsdorf und Dergischow vorrückte , und am 22. durch das Gefecht bei Wietstock in den Besitz der Nuthe- Uebergänge und des kürzesten Weges nach Berlin gelangte, so nahm das Gros der Nordarmee eine Stellung bei Ruhlsdorf, in welcher die 3. , 4. ( v. Thümen) und 6. Brigade des v. Bülow'schen Corps zwischen diesem Orte und Heinersdorf den linken Flügel bildeten . Die 5. Brigade (v. Borstel ) des letzteren kehrte, unter dem Schutze des bei Blankenfelde auf-
¹) Für den kranken Oberst Magdenko.
319 gestellten Corps des General - Lieutenant v. Tauen zien , aus der Gegend von Zossen zu ihrem Corps zurück.
Von der feindlichen
Armee stand während der Nacht das 4. Corps bei Jühnsdorf, das 7. bei Wietstock und das 12. nebst dem 3. Cavallerie - Corps bei Thyrow. Am 23. des Morgens wurde der General- Lieutenant v. Tauenzien bei Blankenfelde von dem 4. französischen Corps angegriffen, und die sich erhebende Kanonade veranlasste den General-Lieutenant v. Bülow zur Unterstützung desselben links abzumarschiren ; da aber, als er bis in die Gegend von Lichtenrade gekommen war, die Kanonade aufhörte und weiter nicht erfolgte , so ging er bis in die Stellung bei Heinersdorf zurück und liess das vor der Front liegende Dorf Gross - Beeren durch eine Avantgarde besetzen , welcher 4 Geschütze der 68gen Fussbatterie No. 19¹) zugetheilt waren. Die 5. Brigade schloss sich hier dem linken Flügel des Corps an . Gegen 4 Uhr Nachmittags debouchirte das 7. französische Corps 2) aus dem Walde südlich von Gross - Beeren ,
bemächtigte
sich dieses Dorfes, zwang die dort stehenden preussischen Truppen zum Rückzuge, und begann sich zwischen Gross- und Klein - Beeren zu lagern, worauf der General-Lieutenant v. Bülow beschloss , dasselbe augenblicklich anzugreifen. Das 3. Corps setzte sich hierzu so in Bewegung, dass westlich der Berliner Landstrasse die 3. Brigade den rechten, die 6. den linken Flügel bildete, die 4. Brigade mit der Reserve - Artillerie ihr folgte und die Reserve - Cavallerie hinter den Flügeln des Corps vertheilt war.
Die 5. Brigade wurde
Anfangs zur allgemeinen Reserve bestimmt und griff später den rechten Flügel des Feindes an.³)
Obgleich die Truppen den ganzen Tag in Bewegung gewesen , von dem seit dem Morgen anhaltenden Regen ganz durchnässt waren und wenig oder gar keine Nahrung zu sich genommen hatten, so begrüssten sie doch den Befehl zur Schlacht mit einem freudigen Hurrah ! Der Feind stellte sich beim Vorrücken des Corps westlich von Gross -Beeren auf und zog eine beträchtliche Zahl Geschütze auf dem Windmühlenberge vor seine Front.
Der letztere Umstand ,
die der Geschützwirkung günstige Bodengestaltung und die fast 1) Seit dem Ende des Waffenstillstandes war die erste Hälfte dieser Batterie der 6., die zweite der 4. Brigade beigegeben. Die Truppen der Avantgarde gehörten der 6. Brigade an. 2) Es bestand aus den sächsischen Divisionen le Coq und Sahr , der französischen Division Durutte und der sächsischen Cavallerie-Brigade Gablenz. 3) Wagners Schlachtenplan.
320 gänzliche Verhinderung des Infanterie - Feuers durch den Regen bestimmten den Oberst - Lieutenant v. Holtzendorff zu dem Vorschlage , den Angriff durch Verwendung des grössten Theils der Artillerie vorzubereiten, welchen der commandirende General auch genehmigte. Der Oberst - Lieutenant v. Holtzendorff zog demnach die 67gen Fussbatterien No. 5 und 16 , die 128ge russische Batterie No. 7 (Oberst Dieterichs) und die 12uge preussische Batterie No. 4 vor das Corps und eröffnete mit jenen auf 1800 Schritt von der Windmühlenhöhe bei Gross - Beeren das Feuer gegen die dort etablirten Batterien des Feindes . In der preussischen Geschützlinie bildeten
die 6gen Fuss-
batterien No. 5 den rechten, die gleichnamige Fussbatterie No. 16 den linken Flügel ; die 128ge russische Batterie rechts der letzteren ihre Stellung und beide schwere Batterien waren durch eine grosse Intervalle getrennt , in welche aber bald noch eine aus der halben 67gen Batterie No. 6 (Ludwig ) und No. 19 (v. Liebermann) combinirte Batterie einrückte.¹) Von den zur Unterstützung des Angriffs noch vorbehaltenen Batterien standen die reitende No. 5 und No. 6 hinter der ReserveCavallerie, die 127ge russische Batterie No. 21 (Capitain Schlüter) hinter der 4. Brigade.
Die 6ge Fussbatterie No. 10 und die
halbe reitende No. 11 (Arnold ) 2) 5. Brigade.
aber befanden
sich bei der
Nachdem das Feuer etwa eine halbe Stunde gedauert hatte, avancirte die preussische Geschützlinie bis auf 1300 Schritt gegen die feindliche ; zuerst die 6gen Fussbatterien ― wahrscheinlich in mehreren Absätzen -- demnächst die 12 gen.³) Bei diesem Vorrücken war die 6uge Fussbatterie No. 5 durch das Terrain genöthigt , sich rechts zu ziehen und kam dabei zwei feindlichen Batterien gegenüber , durch deren Feuer sie hier die grössten Verluste während der Schlacht erlitt. Den preussischen 44 im Feuer befindlichen Geschützen hatte ¹) Von der Batterie Ludwig war ein Geschütz bei dem General v. Hirschfeld detachirt, das Verbleiben der Uebrigen drei lässt sich nicht nachweisen. 2) Die andere Hälfte unter dem Lieutenant Borchardt war erst am Morgen dem General-Lieutenant Tauen zien überwiesen worden , nahm aber an dem Gefecht bei Blankenfelde keinen Theil. 3) Dies Vorgehen soll von der russischen Batterie unter dem Schalle ihrer Musik geschehen und bei einzelnen preussischen Batterien von den Tambours der Sturmschritt geschlagen worden sein. Nach dem Beihefte des Militair- Wochenblatt für 1859 vollführte die preussische 128ge Batterie No. 4 den ganzen Vormarsch mit dem Langtau aus.
321 der Feind bisher 38 entgegengestellt ¹) , brachte aber noch einige Batterien ins Feuer2) , was den Oberst-Lieutenant v. Holtzendorff bewog, die russische 127ge Batterie No. 21 links von der russischen Batterie No. 6 in die Feuerlinie zu ziehen ;
die hinter dem rech-
ten Flügel des Corps folgende reitende Batterie No. 5 aber rechts von der 6gen Fussbatterie No. 5 vorzuschieben , um den linken Flügel des Feindes zu flankiren.³) Diese letztere Bestimmung blieb jedoch wegen ungünstiger Terrain-Verhältnisse unerfüllt und in der hiernächst genommenen
Stellung wurden der reitenden Batterie No. 5 die Hälfte ihrer Geschütze durch Artillerie - Feuer und ein Geschütz durch Verladen gefechtsunfähig gemacht. Zu dieser Zeit hatte auch die 67ge Fussbatterie No. 5 schon einige Geschütze
aus der Feuerlinie zurücknehmen müssen ;
eine
durch den Obersten v. Cardell herbeigeführte schwedische reitende Batterie stellte aber das Gleichgewicht ziemlich wieder her. Nach einer abermaligen halbstündigen Kanonade rückten die bisher verwendeten Batterien bis auf 900 Schritt vor und begannen unter Mitwirkung
der bei
der 5. Brigade
eingetheilten Ge-
schütze ein so wirksames Feuer, dass das der gegenseitigen Artillerie schwächer wurde und mehrere Geschütze derselben wegen Beschädigung aus der Linie zurückgingen. Jetzt trat das 3. Corps , welches bisher der Artillerie auf 300 Schritt gefolgt war, zum Angriff an und im letzten Acte der Schlacht kam fast nur die blanke Waffe zur Anwendung , da kein Gewehr mehr losging und nur wenige Geschütz - Abtheilungen zeitig genug herankamen , um von ihren Kartätschen Gebrauch zu machen . Die
6ge Fussbatterie No. 5
war
aus der letzten Stellung
zurückgegangen, um sich zu retabliren und vereinigte sich erst nach dem Dunkelwerden mit ihrer Brigade. Die Witterungsverhältnisse waren in dieser Schlacht für die Artillerie sehr störend. Der dicht herabströmende Regen verlöschte alle Lunten und es musste mit Zündlichten abgefeuert werden ; die getrübte Luft erschwerte das Richten und der wegen gänzlicher Windstille vor den Geschützen sich lagernde Pulverdampf benahm für Augenblicke die Aussicht ;
so dass längere Feuerpausen ein-
1) 2 Fuss-Batterien der Division Saar , eine reitende der sächsischen CavallerieBrigade und 2 Fuss- Batterien der Division Durutte. 2) 2. Reserve-Batterie der Division Le Coq und die 2. reitende der sächsischen Cavallerie-Brigade v. Gablenz 22 Geschütze. 3) Die reitende Batterie No. 6 sollte dasselbe gegen den rechten Flügel des Feindes ausführen , wurde aber durch den Lilo- Graben daran verhindert. 3. Art.-Brig. 21
322 treten mussten ;
endlich verminderte
" der aufgeweichte Boden die
Wirkung des Rollfeuers , von welchem die meisten Batterien bis zur letzten Aufstellung Gebrauch machten und veranlasste das Blindgehen vieler Granaten. Der feindlichen Artillerie gebührt das Lob, dass sie den Geschützkampf mit Bravour und Geschick so lange als möglich fortgesetzt hat ; indessen darf nicht unbemerkt bleiben, dass eine vortheilhafte Aufstellung und das Verharren in derselben sie begünstigte. Die 6ge Fussbatterie No. 5 verbrauchte an diesem Tage 210-67ge Kugelschüsse und 48 Granaten , wozu sie 480 Schlagröhren und 107 Zündlichte verwendete. Die Zahl von Schüssen und Würfen lässt auf ein ziemlich heftiges Feuer schliessen , wenn man die verhältnissmässig kurze Dauer der Kanonade , sowie die Unterbrechung derselben durch den Stellungswechsel und durch die Wirkung des feindlichen Feuers in Anschlag bringt. Die letztere war aber erheblich , da es einen Moment gab , in dem nur zwei Geschütze in Thätigkeit blieben, weil an einem der vier noch im Feuer befindlichen, beide Laffetenwände zertrümmert, an dem anderen die Achse und Räder zerschossen waren . Durch die Umsicht und Entschlossenheit des Lieutenants Döllen , der Unterofficiere Arnim , Kutz und Wendorf, sowie durch die Thätigkeit der Bedienungsmannschaft, wurden jedoch 3 der ausser Activität gesetzten Geschütze wieder gefechtsfähig gemacht, die 3 anderen aber für den Augenblick zurückgeschafft und später nach Berlin gebracht , von wo aus sie nach erfolgter Herstellung wieder zur Batterie kamen. Die letztere verlor an Mannschaft durch den Tod unmittelbar im Gefechte : die Kanoniere Gröning , Spiekermann und Hübener ; durch schwere Verwundungen : die Bombardiere Panzlaf und Maass¹), die Kanoniere Parlow und Kurgel , Herbon2) und Südschlag , von welchen
1 ) Es ging ihm eine Kanonenkugel zwischen den Schenkeln hindurch, ohne sie zu berühren ; bald aber stellten sich Spannung und Schmerzen ein, die Schenkel sowie der Unterleib schwollen an und Maass starb im Lazareth zu Berlin, wohin er am anderen Tage gebracht wurde. Dieselben Erscheinungen, aber ohne nachtheilige Folgen, zeigten sich bei dem Kanonier Duske , welchem eine Kanonenkugel dicht am rechten Beine vorbeigegangen war. 2) Wurde später als Wächter des Denkmals auf dem Kreuzberge bei Berlin versorgt.
323 Maass, Parlow und Kurgel an ihren Wunden starben, Panzlaf und Herbon aber Invaliden wurden ; durch leichte Verwundungen : 1 Bombardier, 6 Kanoniere. Von den Pferden wurden 20 getödtet und verwundet . Bei diesem Verluste muss das Zeugniss , welches der OberstLieutenant v. Holtzendorff in seinem Berichte von der Schlacht der Batterie ertheilte : ,,dass sie sich durch Ruhe und Contenance ausgezeichnet," als ein sehr ehrenvolles betrachtet werden. Der Capitain v. Glasenapp wurde für sein Benehmen in der Schlacht öffentlich belobt , und wegen besonderer Auszeichnung erhielten durch Allerhöchste Cabinets - Ordre vom 13. September : der Lieutenant Döllen , der Feuerwerker Westphal , der Unterofficier Arnim und die Kanoniere Golz und Colberg das eiserne Ausserdem waren aus gleichen Gründen zu Kreuz 2. Klasse. demselben vorgeschlagen worden : der Feuerwerker Lacroix , die Unterofficiere Kutz und Wendorf, die Bombardiere Steinborn und Buchwald , die Kanoniere Winter und Duske und der Chirurgus Ruhland . Als Beweis von dem Geiste der Mannschaft sind folgende Beispiele hier anzuführen . Der Kanonier Rasch , welcher verwundet wurde , kehrte, nachdem er verbunden worden war ,
zu seinem Geschütz zurück ,
bei
dem sich nur noch 3 Mann in Thätigkeit befanden , und unterstützte diese in der Bedienung . Als der Kanonier Südschlag , ein ebenso durch seine körperliche Stärke als durch seine Besonnenheit und Pflichttreue sich auszeichnender Mann , nach seiner Verwundung zurück ging , sah er, dass ein Infanterist, welcher einen anderen Verwundeten führte, ebenfalls verwundet wurde ; er nahm sich hierauf sogleich der beiden Kameraden an und unterstützte
sie , soweit
es sein eigener
Zustand gestattete, bis sie ausser dem Schussbereiche waren. Der Kanonier Herbon , welcher Stangenreiter war , verlor durch eine Kanonenkugel , die auch sein Pferd tödtete, den Arm ; unter dem zusammengestürzten Thiere hervorgezogen, bedauerte er, die eigene
schwere Verwundung nicht achtend ,
nur
den Verlust
seines schönen Pferdes , welches er immer besonders geliebt hatte. Die Nacht nach der Schlacht, welche die völlig durchnässten Leute ohne Lebensmittel und ohne Stroh im Bivouak bei Heinersdorf auf dem erweichten Boden liegend hinbrachten , war um so unangenehmer , als die bei der Nässe des Holzes und dem fortdauernden Regen mit Mühe unterhaltenen Wachtfeuer mehr rauchten als wärmten.
Die Leute wurden jedoch am nächsten Morgen 21*
324
-
durch die aus Berlin eintreffenden Sendungen von Lebensmitteln für ihre Entbehrungen entschädigt. Die Verfolgung nach der Schlacht von Gross - Beeren beschränkte sich fast auf die Besetzung des von dem Feinde verlassenen Landstrichs, und brachte die Nordarmee in 11 Tagen nur bis in die Nähe von Wittenberg.
Die 3. Brigade mit ihrer Batterie blieb am 24. August bei Heinersdorf, lagerte am 25. bei Thyrow , am 26. bei Trebbin , am 27. und 28. bei Witbrietzen und
Elsholz , am 29. und 30. bei Treuenbrietzen , am 31. bei Frohnsdorf und am 1. und 2. September bei Schwabeck. Auf diesen Märschen fanden die Truppen nur abgebrannte oder geplünderte Dörfer, verschüttete Brunnen , und wurden sehr unregelmässig verpflegt , so dass die Leute und Pferde mitunter Noth litten. Als Ersatz für den Verlust an Pferden in der Schlacht erhielt die Batterie
aus dem Pferde- Depot einige schlechte Thiere , welche indessen später gegen bessere Landpferde umgetauscht wurden. Am 3. September zog sich aber der Feind in sein verschanztes Lager bei Thiessen und Eupern unter den Kanonen von Wittenberg zurück, und die Nordarmee besetzte , dasselbe umstellend, die Strassen nach Belzig , Niemegk , Treuenbrietzen und Zahna. Die 3. und 4. Brigade lagerten bei Marzahne. Am 5. verdrängte der Marschall Ney , welcher das Commando über die bei Wittenberg versammelten feindlichen Streitkräfte übernommen hatte , den bei Zahna stehenden General v. Dobschütz des 4. Armee-Corps von diesem Orte, und zwang ihn, obgleich er sich bei Zalmsdorf mit den übrigen Truppen jenes Corps vereinigte,
zum Rückzuge nach Jüterbog. In Folge dieser Vorgänge versammelte der General - Lieutenant v. Bülow an demselben Tage die 3. , 4. und 6. Brigade , sowie die Reserve - Cavallerie seines Corps , bei Wergtzahna , und marschirte bei einbrechender Dunkelheit in der Richtung auf Jüterbog, bis Kurz -Lipsdorf, wo die Truppen um Mitternacht ankamen, ohne Feuer lagerten und erst nach Tagesanbruch kochen durften, aber dazu wenig vorfanden . Noch am Morgen setzte sich das Corps wieder in Bewegung und nahm, in der Erwartung eines feindlichen Angriffs , eine Stellung bei Eckmannsdorf; hier wurde Brod und Branntwein ausgegeben, woran es schon seit einigen Tagen fehlte, und die eben anlangende Nachricht von dem Siege an der Katzbach verbreitet. Das 4. französische Corps, dessen Marsch die Aufstellung des v. Bülow'schen bei Eckmannsdorf veranlasst hatte, setzte indessen seinen Marsch nach Jüterbog fort ,
wobei es auf das Corps des
325 Grafen v. Tauenzien stiess und von demselben nach längerem Kampfe geschlagen wurde. Auf den ersten Kanonenschuss, der hier fiel, brach das 3. Corps um 7 Uhr Morgens auf, um sich über Kaltenborn mit dem 4. zu vereinigen, entwickelte sich aber schon einige hundert Schritt von Nieder - Görsdorf in Schlachtordnung , in welcher die 4. Brigade den linken , die 6. Brigade als echelon derselben den rechten Flügel bildeten und die 3. Brigade mit der Reserve- Artillerie sich hinter beiden aufstellte. Die zur Deckung des Aufmarsches bei . Wölmsdorf aufgestellt gewesene Reserve - Cavallerie wurde gegen den südlichen Eingang von Göhlsdorf vorgeschoben und ein Bataillon zur Besetzung dieses Ortes bestimmt. ') Dem 3. preussischen Corps gegenüber formirte sich das über Rohrbeck eintreffende 7. feindliche mit der Division Durutte auf dem rechten Flügel . Die Kämpfe, in welche sich die 4. Brigade alsbald verwickelt sah, werden übergangen , weil die 6uge Fussbatterie No. 5, deren Theilnahme an der Schlacht hier nachgewiesen werden soll , bei denselben nicht mitwirkte , sondern bei einem sich gegen Mittag entspinnenden Gefecht südlich von Göhlsdorf zuerst ins Feuer kam. Als nämlich diese Batterie bei der Entfaltung der 3. Brigade ihren Platz eingenommen hatte , erhielt ihr das Terrain besichtigende Commandeur von dem Major v. Röhl , welcher die Artillerie des rechten Flügels commandirte , den Befehl²) , sich der bei der Reserve Cavallerie befindlichen reitenden Batterie No. 5 anzuschliessen. Nach eingeholter Erlaubniss seines Brigade- Chefs -
des Erb-
prinzen von Hessen - Homburg setzte sich der Capitain v. Glasenapp mit seiner Batterie in Marsch, und da er bemerkt haben wollte, dass bei der im Feuer stehenden 6ugen Fussbatterie No. 16 wegen des sehr durchschnittenen Terrains vor ihrer Front noch Haubitzen nöthig wären , so detachirte er die Haubitzen der Batterie , wie er später berichtete , dahin und ging nun mit den Kanonen seiner Bestimmung entgegen. Die Ankunft jener Haubitzen bei der 67gen Fussbatterie No. 16 ist auch in der Relation dieser Batterie , aber mit dem Bemerken angeführt : „ sie wären von ihrer Batterie abgekommen und von dem Capitain Spreuth festgehalten worden , weil er schon mehrere demontirte Geschütze hatte zurückschicken müssen .
1) Wagners Schlachtenplan. 2) Bericht des Capitains v. Glasenapp .
326 Diese Anführung hat auch viel für sich , weil der an diesem Tage durch die Truppenbewegungen aufgewühlte Staub ein solches Abkommen wohl veranlassen konnte und das Vorrücken der Fussbatterie No. 5 mit
etwas Uebereilung erfolgte ; denn nach der Aeusserung mehrerer Zeugen rief der Capitain v. Glasenapp , als er sich in Bewegung setzte : „ Heut gehen wir gleich auf Kartätschschussweite vor!" commandirte in seinem Eifer : „ Batterie Trab ! " und entschloss sich erst, halten und die Bedienungsmannschaft zum Gefecht aufsitzen zu lassen , als schon der grösste Theil derselben athemlos zurückgeblieben war. Nach der Vereinigung mit der reitenden Batterie No. 5 erhielten beide Batterien ihre Stellungen vorwärts des südlichen Eingangs von Göhlsdorf, einer etwa 1300 Schritt entfernten Höhe gegenüber, welche mit Geschützen und Truppen verschiedener Art besetzt war.¹ ) Als die gegenseitige Beschiessung etwa eine halbe Stunde gedauert haben mochte , hatte der Feind seine Stellungen geräumt und , wie man diesseits glaubte , 6 demontirte Geschütze zurückgelassen , deckte aber seinen Abzug durch eine hinter der Höhe aufgestellte Cavallerielinie. Da nun die diesseitige Cavallerie nicht folgte , sondern wegen der Besetzung von Göhlsdorf durch die Sachsen später zurückging , so mussten die beiden Batterien nach einigen Zwischenbewegungen dasselbe thun . Ob hierbei die Geschütze der 67gen Fussbatterie No. 5 durch das in dem v. Neindorff'schen Tagebuche erwähnte Erscheinen von feindlichen Colonnen mit Geschützen in der linken Flanke 2) besonders bedroht wurden , ist in dem Bericht des Capitains v. Glasenapp unerwähnt geblieben ; dagegen dürfte dasselbe auf das mehrseitig bestätigte Zurücknehmen des rechten Flügels der 6. Brigade , auf welche sich die Batterien repliirten , hingewirkt haben . Als nach einiger Zeit aber mit Unterstützung von drei noch disponiblen Bataillons der 3. Brigade Göhlsdorf angegriffen und die westliche Hälfte des Ortes wieder erobert wurde , gingen die obengenannten Batterien wahrscheinlich mit vor und betheiligten sich an dem Geschützkampf mit der auf und neben dem Wind-
1) Tagebuch des Premier-Lieutenants v. Neindorff. Bei der Genauigkeit, mit welcher dies Tagebuch geführt ist, hat man sich nicht für ermächtigt gehalten, die hier angeführten Thatsachen zu übergehen, obgleich nicht mit Sicherheit zu ermitteln war, welchem Corps die besprochenen feindlichen Truppen angehörten und die Wirksamkeit des eigenen Feuers wohl überschätzt wurde. 2) Diese Truppen konnten nur den sächsischen Divisionen angehören, welche Göhlsdorf besetzt hatten und gingen wahrscheinlich alsbald wieder dahin zurück.
327 mühlenberge etablirten grossen feindlichen Batterie, bis die letztere später nach und nach zurückgezogen wurde.¹) Unter solchen Umständen näherte sich gegen 3 Uhr Mittags
die von Kropstädt kommende 5. Brigade (v. Borstel) dem preussischen rechten Flügel ,
wohin die Reserve - Cavallerie bereits ent-
sendet worden war, und gleichzeitig von Oehna her das 12. französische Corps (Oudinot) sich dem 7. , hinter welchem es in Marschcolonne halten blieb. Der General- Major v. Borstel ordnete sogleich seine Brigade zum Gefecht und rückte, unterstützt durch die Artillerie desselben, 1½ -6age Fussbatterie (No. 10 und No. 19) und 2 Geschütze der reitenden Batterie No. 11 (Lieutenant Arnold2) - zum Angriff , theils durch das südliche Ende von Göhlsdorf, theils um dasselbe herum , vor ; dieser Versuch scheiterte aber an der Ueberlegenheit der durch einige französische Batterien verstärkten sächsischen Artillerie, und die Truppen mussten nicht nur zurückweichen, sondern das inzwischen eroberte Göhlsdorf fiel dem Feinde wieder in die Hände. Das Eingreifen mehrerer schwedischen und russischen Batterien , hauptsächlich aber die Abberufung des 12. französischen Corps zur Unterstützung des 4., in dessen Niederlage es verwickelt wurde , setzten den General - Lieutenant v. Bülow in den Stand , durch einen allgemeinen Angriff auf seiner ganzen Front das 7 . französische Corps über den Haufen zu werfen und durch schnelle Verfolgung theilweise in Auflösung zu bringen. Ueber das Verhalten der 6gen Fussbatterie No. 5 bei diesen letzten Ereignissen lässt sich aus dem über sie eingereichten Berichte Folgendes entnehmen . Als diese Batterie von der ihr entgegenstehenden feindlichen nicht mehr beschossen wurde , der Capitain v. Glasenapp aber Bewegungen des Feindes nach dessen linken Flügel gewahrte, welche den diesseitigen rechten bedrohten , so näherte er sich diesem durch einen Flankenmarsch, gerieth aber, als er gegen eine andere feindliche Batterie Front machte, in das Feuer verdeckt aufgestellter Geshütze , durch welches sowohl er als der Lieutenant Döllen verwundet wurden. Da hierauf die zunächst stehende Landwehr- Cavallerie erklärte, die Batterie nicht decken zu können , so ging dieselbe , durch den ¹) Diese Betheiligung von Seiten der 68gen Fuss -Batterie No. 5 ist zwar in dem etwas unvollkommenen Berichte nicht erwähnt, lässt sich aber aus den vorangegangenen und nachfolgenden Gefechtsverhältnissen folgern. 2) Zwei Geschütze dieser Batterie waren bei den Vorposten zurückgeblieben und kamen zu spät nach, um noch an der Schlacht Antheil nehmen zu können.
328
-
Lieutenant Kambly geführt, auf Befehl des Majors v. Röhl gegen Wölmsdorf zurück, um sich mit Munition zu complettiren und versäumte dadurch die Gelegenheit , den Angriff der 5. Brigade zu unterstützen . Während sie hier verweilte , stiess auch die eine Haubitze wieder zu derselben ; von der anderen war ein Pfannendeckel zersprungen . Die Batterie kam nun erst beim Beginn der Verfolgung wieder in Thätigkeit und beschoss zuerst eine den Rückzug deckende feindliche Batterie mit Kugeln , vermochte jedoch , als diese hinter der Göhlsdorfer Böcke verschwand , wegen der Ermattung ihrer Pferde mit der eigenen Reiterei nicht mehr Schritt zu halten ; sie erhielt deshalb von dem Major v. Röhl den Befehl , etwas zu ruhen , kam aber nicht mehr zum Schuss und bezog ein Bivouak bei Oehna. Der Lieutenant Döllen hatte, weil er wegen seiner Verwundung das Reiten nicht mehr vertragen konnte ,
auf einer Protze
sitzend den Lieutenant Kambly , der noch ein junger unerfahrener Officier war, unterstützt. Der Munitionsverbrauch sich auf
der Batterie in der Schlacht belief
192 KugelSchüsse¹) 2-6 löthige Kartätsch44-78ge Granat- Würfe. Der Kanonier Gaude war getödtet und ausser den beiden schon genannten Officieren ein Kanonier verwundet worden. Zur Belohnung wurden vorgeschlagen : der Unterofficier Staffenhagen , ووBombardier Steinborn , 99 Kanonier Reddemann , von welchen die beiden letzten durch die Allerhöchste CabinetsOrdre vom 21. October das eiserne Kreuz 2. Klasse erhielten. Nach der Schlacht meldeten einige Artilleristen der Batterie dem Commandeur , dass der Kanonier Schramm sich im Feuer, wie schon bei Gross - Beeren , unter nichtigen Vorwänden vom Geschütz entfernt habe, und baten um seine Versetzung, da er nicht würdig sei mit ihnen zu dienen.
Nach vorgenommener Unter-
suchung bestimmte der Capitain v. Glasenapp , dass dieser Mann bis auf Weiteres
die sämmtlichen Karabiner der Batterie putzen,
¹) Die Zahl der Kugelschüsse ist nach dem Berichte des Capitains v. Glasenapp aufgenommen , der Bericht des Commandeurs der Artillerie des Corps giebt. 190 an. Ueber die Verwendung der Kartätschschüsse hat sich nichts Sicheres ermitteln lassen, wahrscheinlich geschahen sie während der Verfolgung versuchsweise gegen die feindliche Cavallerie .
329
bei dem nächsten Gefecht aber No. 1 der Bedienung erhalten sollte, was, wie sich später ergeben wird, seinen Tod veranlasste. Während einzelne Abtheilungen der Nordarmee dem sich zurückziehenden Feinde gegen die Elbe folgten, ward am 7. September ein Dankfest bei Oehna gefeiert, wo das 3. Armee - Corps auch am 8. stehen blieb und die Gespanne der Batterie zum Zusammenfahren der vom Feinde auf dem Schlachtfelde zurückgelassenen Aus den letzteren Geschütze und Fahrzeuge benutzt wurden . tauschte dieselbe ihre mangelhaften preussischen Munitionswagen gegen französische um. Die Nahrungsmittel waren in diesem Lager sehr sparsam , und beschränkten sich fast nur auf die in den Feldern noch zu findenden Kartoffeln .
Vom 9. bis 11. September lagerten die 3. , 4. und 6. Brigade bei Naundorf, und vom 12. bis 13. zwischen Seyda und Gadegast. Der Marschall Ney hatte sich über Dahme nach Torgau gezogen und suchte seine Armee bei Eilenburg zu sammeln . Am 14. September übertrug der Kronprinz von Schweden dem General - Lieutenant v. Bülow die Wegnahme von Wittenberg , weshalb derselbe durch die ihm zugetheilten Truppen des General - Majors v. Hirschfeld und durch die 4. Brigade diesen Platz einschliessen liess, während die 3. und 6. Brigade bei Gadegast in Reserve blieben. Am 19. September marschirte die 3. Brigade nach dem Dorfe Elster , um daselbst den Bau jener Brücke über die Elster zu decken , begab sich aber am 24.
in ein Lager bei Piesteritz , un-
weit Wittenberg, und löste hier die Truppen v. Hirschfeld ab.
des General- Majors
Der Kronprinz von Schweden hatte den General - Lieutenant v. Bülow ermächtigt, aus Spandau so viel schweres Geschütz herbeiführen zu lassen , als die schnelle Einnahme der Festung forderte ; da dieser aber die Uebergabe hauptsächlich durch ein Bombardement zu bewirken hoffte , und hierbei sehr viel von einer heranziehenden englischen Raketenbatterie erwartete, so waren zunächst aus Spandau nur 2 Mörser , 2 Haubitzen und 4 schwere 128er beordert worden . Das Commando der Artillerie wurde dem Capitain Ludwig übergeben. Nachdem alle Einleitungen getroffen waren , bemächtigte man sich am 24. September Nachmittags mit geringem Verluste der zunächst der Festung liegenden Dörfer, Gehöfte und Vorstädte, und eröffnete in der folgenden Nacht gegen die östliche Seite der Festung , etwa 1300 Schritt vom gedeckten Wege entfernt, eine Parallele , welche sich von der Elbe bis zum Torgauer Wege erstreckte.
Gleichzeitig wurden in derselben auf
330 dem rechten Flügel für 2 Haubitzen , auf dem linken Flügel für 4 Einhörner und in der Mitte für 6 Raketengestelle Batterien erbaut , von denen die beiden aber am Nachmittage des
ersten bereits am Morgen , die letzte 25., beendet waren. In der Nacht
zum 26. wurde die Stadt aus den beiden Haubitzen in der Parallele und aus den hinter der Vorstadt , etwa 16-1800 Schritt von jener , aufgestellten Haubitzen der 6gen Fussbatterie No. 5 beworfen ,
wozu
die letztere 148 Granaten mit anscheinend guter
Wirkung verwendete. Das Feuer dieser Haubitzen bezweckte hauptsächlich , die Aufmerksamkeit der Besatzung von einer gegen die westliche Seite des Platzes anzulegenden Parallele abzuleiten , welche mit zwei in derselben erbauten Batterien in dieser Nacht auch zu Stande kam . Der Feind hatte die Armirung der Wälle zwar etwas verstärkt, beantwortete aber das Feuer nicht , sondern beschäftigte sich nur mit dem Löschen der in Brand gerathenen Häuser.¹) Am 26. und 27. September schwiegen
die Bombardements-
Geschütze, und man bemühte sich , obwohl vergeblich , die Communication des Platzes mit dem linken Flussufer durch Zerstörung der Brücke zu unterbrechen, über welche in der Nacht zum 27. ein französisches Corps auf dem zwischen der Festung und der Elbe befindlichen Anger eintraf, nach einigen Tagen jedoch wieder abzog. Unterdessen waren aus Spandau noch Wurfgeschütze angekommen , die Batterien vermehrt worden , und in der Nacht zum 28. September begann das Bombardement , durch welches viele Gebäude beschädigt , 10 Häuser eingeäschert und die Holztheile des Schlossthurms in Flammen gesetzt wurden ; es gelang jedoch in der Stadt der weiteren Verbreitung des Feuers Einhalt zu thun, und ein am nächsten Tage abgesendeter diesseitiger Parlamentair wurde abgewiesen . Die Haubitzen der 6gen Fussbatterie No. 5 und 10 waren zu diesem Bombardement hinter natürlichen Deckungen auf dem Weinberge placirt worden ;
da aber die Laffetenschwänze einge-
graben werden mussten, weil die Richtmaschinen bei der gewöhnlichen Feldladung , die der grossen Entfernung entsprechende Erhöhung nicht gestatteten , so sprangen an beiden Haubitzen der Batterie No. 5 die
Schildzapfenpfannen , die Laffetenwände der
einen bekamen bedeutende Sprünge, und sie konnten nur 60 Wurf thun . Hierdurch wurde auch ihre fernere Theilnahme an dem Bombardement verhindert , welches man zwar in der Nacht zum
1) Tagebuch der Artillerie des 3. Armee-Corps.
331 30. September fortsetzte, aber dann einstellen musste, weil es nicht nur an Munition fehlte, sondern auch ein grosser Theil der Laffeten durch das eigene Feuer zerstört worden war. Nach dem Elbübergang der schlesischen Armee bei Wartenburg beschloss auch der Kronprinz von Schweden den Fluss mit der Nordarmee bei Rosslau zu passiren , und vor Wittenberg nur die 4. Brigade des v. Bülow'schen Corps zurück zu lassen . Hierauf gingen bekanntlich die beiden Armeen gegen Leipzig vor, stiessen aber in dieser Richtung auf bedeutende feindliche Kräfte , und wichen über die Saale aus , welche indessen von der Nordarmee, in Folge der Scheinbewegung Napoleons gegen die Elbe, wieder überschritten wurde.
Den hierdurch bedingten Bewegungen gemäss bezogen die 3., 5. und 6. Brigade des v. Bülow'schen Corps am 4. October das Lager bei Rosslau, marschirten am 5. über die Elbe in ein Lager zwischen Hinsdorf und Meilendorf, und verweilten daselbst 5 Tage. Sie passirten demnächst am 11. October bei Wettin die Saale, gingen aber schon am 13. wieder über diesen Fluss in ein Lager bei Köthen , von welchem aus die 3. Brigade auf kurze Zeit nach Acken entsendet wurde. Als die Besorgnisse des Kronprinzen durch den Rückmarsch der französischen Truppen gegen Leipzig gehoben waren , liess er die Nordarmee am 15. October bis an den Petersberg, am 16. bis Landsberg gehen und dieselbe , nachdem er den Ausgang der Schlachten von Möckern und Wachau erfahren hatte, am 17. October ein Lager zwischen Klein - Podelwitz und Breitenfelde beziehen . Nach der allgemeinen Disposition für den 18. sollte die Nordarmee die Parthe passiren, und in Verbindung mit dem von Grimma anrückenden polnischen Heere gegen Leipzig vordringen. Hierzu hatte der Kronprinz eine Verstärkung von der schlesischen Armee gefordert, und dieselbe durch Ueberweisung des Langeron'schen Corps erhalten , welches den Befehl bekam , bei Mockau über die Parthe
zu
setzen , wogegen
von der Nordarmee die Russen bei
Grassdorf, die Preussen bei Taucha und die Schweden bei Plaussig über diesen Bach gehen sollten . Der Marschall Ney ,
welcher diesen Kräften gegenüber das
3., 6. und 7. Corps befehligte , nahm bei dem Vorrücken der Nordarmee seine Truppen in die Linie von Schönfeld ,
Sellershausen
und Stünz zurück , liess aber Paunsdorf durch die Division Durutte besetzen.
Die 3. Brigade des v. Bülow'schen Corps passirte gegen Mittag bei Grassdorf - die 5. und 6. Brigade überschritten bei
332 Taucha , die Reserve - Cavallerie bei Seegeritz - die Parthe , formirte sich
zu beiden Seiten der Leipziger Strasse in Schlacht--
ordnung und rückte mit den ihr beigegebenen russischen 127gen Batterien No. 7 und 21 längs derselben vor. Ihr folgten , durch einige Escadrons der Reserve - Cavallerie gedeckt , die 3 reitenden Batterien des Corps. Als die Brigade sich hierauf gegen 3 Uhr Nachmittags von dem Vorwerke Heiternblick aus gegen Paunsdorf wendete, ¹) gegen welches die vorgezogene reitende Batterie No. 6 aufgefahren war,2) liess der Prinz von Hessen - Homburg dasselbe durch 2 Bataillons , denen zur rechten ein Bataillon folgte , angreifen. Die beiden ersteren bemächtigten sich des Dorfes, verfolgten , anfänglich durch ein Bataillon der österreichischen leichten Division Bubna und durch die englische Raketenbatterie unterstützt , dem schnell weichenden Feind bis über Sellershausen hinaus , 3) wurden indessen durch überlegene Kräfte zum Rückzuge genöthigt und erreichten nach grossem Verluste die Brigade , hinter welcher sie wieder gesammelt wurden. Die 6ge Fussbatterie No. 5 war ,
als der Feind Paunsdorf
verliess, zwar vorgegangen, konnte aber , durch die ihn verfolgenden diesseitigen Bataillone gehindert , nicht mehr als zwei Schuss thun ; sie nahm hierauf links von Paunsdorf eine Stellung , erhielt jedoch bald den Befehl , ihrer Brigade zu folgen , die sich rechts des Dorfes befand , ¹) und hinter welcher auch die beiden russischen 12 @gen Batterien No. 7 und 21 waren . Rechts der Brigade standen die reitenden Batterien der Cavallerie des Generals Winzingerode , welchen sich die preussischen reitenden Batterien angeschlossen hatten , gegen die feindliche Artillerie im Feuer.
Von
hier aus wurden nun zuerst die russische 12uge Batterie No. 7,5) dann die 6uge russische Batterie No. 5 , wahrscheinlich zur Aufnahme der oben erwähnten beiden Bataillone , um den rechten Flügel der 3. Brigade vorgezogen, und es heisst mit Bezug hierauf in dem Berichte jener Brigade : „Das heftigste Kanonenfeuer continuirte auf der ganzen Front , sämmtliche Truppen der Brigade von Hessen - Homburg kamen in die Tragweite des feindlichen Geschützes, ¹) Asters Schlachtplan. 2) Tagebuch der Artillerie des 3. Armee- Corps. 3) Der Uebertritt der Sachsen war vorangegangen . 4) Bericht des Capitain v. Glasenapp . 5) Der Capitain v. Glasenapp führt in seinem Berichte irrthümlich eine Cage an.
333
-
waren jedoch keinem heftigen Feuer ausgesetzt , weil der Feind die Haupt - Attacke (? ) vorzüglich auf seinen Flügeln unterhielt und die Brigade gegen dessen Mitte stand . Die russische 128ge Batterie No. 7 Dietrichs und die 6ge Batterie No. 5 v. Glasenapp waren jedoch so kühn , gegen den Feind auf Kartätschschussweite vorzurücken , und verhinderten dadurch den Feind sich im Ganzen über den Rand der vorliegenden Dörfer hinaus zu wagen. Das heldenmüthige Benehmen der Commandeure und Leute dieser Batterien verdient bemerkt zu werden.
Die Batterien hatten zur Deckung
die Jäger des 3. ostpreussischen Landwehr- Regiments und die Tirailleurs des 2. Bataillons desselben Regiments." Gegen 4 Uhr Nachmittags waren endlich die übrigen Brigaden des Armee - Corps, welche das bei dem Defiliren durch Taucha entstandene Gedränge aufgehalten hatte, eingetroffen .
Die 3. Bri-
gade stellte sich nun links , die 5. rechts von Paunsdorf, die 6. hinter ihnen und die Reserve- Cavallerie nebst den preussischen 128gen Batterien der Reserve- Artillerie hinter der letzteren auf; die beiden mit ihren Brigaden angelangten Batterien rückten hierauf in die schon gebildete Feuerlinie der Artillerie ein , welche um diese Zeit auch durch die russischen Batterien der Corps von Winzingerode und Woronzow, die ihre nahmen, verstärkt wurde.
Stellung rechts
von der 5. Brigade
So waren die Verhältnisse, als Napoleon , welcher sich zum Marschall Ney begeben hatte , die zu einem früher beabsichtigten Angriff gegen den rechten Flügel der böhmischen Armee in Bereitschaft gestellten Truppen zunächst in den von den Sachsen verlassenen Raum einrücken , zwischen 4 und 5 Uhr Nachmittags aber eine Infanterie - Division der alten Garde gegen Paunsdorf, sowie einen Theil der Garde - Cavallerie mit 20 reitenden Geschützen zwischen Melkau und
Stünz vorbrechen liess.
Diese Offensive,
welcher vom v. Bülow'schen Corps die 3. Brigade auf der Windmühlenhöhe von Stünz sich entgegenstellte, hatte den wahrscheinlich auch nur beabsichtigten Erfolg , das diesseitige Vorschreiten an welzu verzögern ; sie endete mit einer lebhaften Kanonade cher, als ein Theil der russischen Batterie sich verschossen hatte, auch die preussischen 127gen Batterien Theil nahmen - und die Dörfer Sellerhausen und Stünz wurden erst am Abend von den Preussen erobert. Der Bericht des Capitain v. Glasen app führt, ohne Erwähnung dieser allgemeinen Gefechtsverhältnisse , nur an , dass die 6ge Fussbatterie No. 5 in ihrer Stellung
verblieb ,
als
die russische
334
―
Batterie, welche sich verschossen hatte, zurückging ; dass sie, von feindlicher Cavallerie bedroht, diese durch einige Kartätschschüsse abwies , und endlich in gleicher Weise das Vorrücken der Artillerie und der Tirailleurs des Feindes auf dem Wege von Sellerhausen verhinderte. Ausser diesen Zwischenfällen setzte die Batterie bis zum Abend den Geschützkampf mit der gegenseitigen Artillerie fort, von welchem der Oberst v. Holtzendorff in seiner Relation sagt : „Sämmtliche Batterien haben in diesem heftigen Artilleriegefecht Alles geleistet, was eine brave Artillerie leisten kann." Auch der General- Lieutenant v. Bülow rühmt in seinem Berichte den hierbei von bewiesenen Muth.
der preussischen und russischen Artillerie
Bei einbrechender Dunkelheit ging die Batterie hinter Paunsdorf zurück, versorgte sich hier mit Munition , und blieb während der Nacht, fast ohne Lebensmittel, in Gefechtsbereitschaft , da die beiderseitigen Vorposten sich auf Gewehrschussweite gegenüber standen. Die Wachtfeuer des Feindes brannten die ganze Nacht hindurch, und erst am Morgen, nachdem sich der Nebel verzogen hatte , entdeckte man den Rückzug desselben . Von dem v. Bülow'schen Corps, welches um 7 Uhr aus seinen Bivouaks aufbrach, sollte die 3. Brigade die östlich von Leipzig liegenden Dörfer angreifen und die 5. unterstützen. Die erstere setzte sich demnach in zwei Colonnen in Bewegung, von welchen die eine aus 6 Bataillons , den russischen 128gen Batterien No. 7¹ ) und No. 21
und der halben 6gen Fussbatterie No. 19
bestehend -- rechts des Baches , an dem die genannten Dörfer liegen , die andere - aus 3 Bataillons und der 67gen Fussbatterie No. 5 gebildet ―― von Stünz und Sellerhausen aus gegen Anger vorging. Der Feind wich überall nach kurzem Widerstande zurück , und gab die Dörfer Volkmarsdorf, Reudnitz , Crottendorf, Anger und Strassenhäuser auf. Nachdem die Tirailleurs der 3. Brigade diese Dörfer erreicht hatten , blieb die Artillerie hinter denselben stehen ; da aber die Massen , als sie das freie Terrain zwischen jenen Dörfern und den Vorstädten betraten, durch eine an dem äussern Grimmaer Thore aufgestellte feindliche Batterie von 10 Geschützen beschossen wurden, so erhielt die 68ge Fussbatterie No. 5 den Befehl zum Vorrücken. Sie trabte mit aufgesessener Mannschaft in der Colonne zu Einem durch Anger , formirte
1) 3 Geschütze derselben folgten anfänglich der 68gen Fussbatterie No. 5 und sollen später zum Beschiessen des Grimmaer Thores benutzt worden sein,
335 sich südlich der Wurzener Strasse ,
und begann in einer Entfer-
nung von 900 Schritt von den feindlichen Geschützen ihr Feuer, ohne durch das jenseitige Verlust zu erleiden . Etwas später stellte sich die 6ge Fussbatterie No. 10 links neben sie , die russische 128ge Batterie No. 21 aber nördlich der Strasse auf, und bei dieser Ueberlegenheit ,
welche noch
placirte Batterie des gelang es sehr bald ,
durch eine jenseits der Parthe
Langeron'schen Corps gesteigert wurde, die französische Artillerie zum Abzuge zu
nöthigen. In dem Berichte der 3. Brigade ist hierüber gesagt : „Die 6ge Batterie v. Glasen app war durch Anger dem Füselier -Bataillon des 3. ostpreussischen Infanterie - Regiments gefolgt und jenseits des Dorfes aufgefahren , beschoss die feindliche Artillerie mit Nachdruck und demontirte derselben 2 Kanonen und 1 Haubitze.
Die Batterie und die russische
von Schlüter (No. 21 ) der Reserve - Artillerie , welche mit 10 Geschützen auf dem rechten Flügel des 2. ostpreussischen Grenadier - Bataillons und mit 2 Geschützen links desselben aufgestellt war , trugen besonders zum schnellen Rückzuge des Feindes bei." Um diese Zeit rückte auch die polnische Armee zwischen den Strassen von Wurzen und Grimma neben die 3. Brigade , und 60 Geschütze derselben versuchten umsonst eine Bresche in die Umfassungsmauer des Rosen'schen Gartens zu legen , welche endlich durch Pioniere bewerkstelligt werden musste.
Als hierauf die
Russen hier eindrangen , setzten sich auch die vordersten Bataillone der 3. Brigade zur Erstürmung des äusseren Grimma'schen Thores in Bewegung.
Die beiden 6ugen Fussbatterien No. 5 und 10 hatten
bis jetzt die zunächst des Thores gelegenen und vom Feinde stark besetzten Häuser beschossen , auch einige Brandkugeln gegen dieselben , jedoch ohne Wirkung , geworfen , sie gingen nun bis auf 500 Schritt von den Umfassungen der Vorstadt vor , und setzten hier ihr Feuer fort, bis die Infanterie herankam. Nach dem blutigen Kampfe ,
welcher endlich zur Eroberung
der Stadt führte, und bei dem der Prinz von Hessen - Homburg verwundet wurde, sammelte sich die 3. Brigade am äusseren Grimmaer Thore, und bezog in der Nähe von Leipzig an der Wurzener Strasse einen Bivouak, in welchem sie bei sehr karger Verpflegung bis zum 21. October blieb. Die Batterie hatte an beiden Tagen des 18. und 19. October 361 Kugelschüsse ,
336
109-6 löthige 30-2 löthige 100 Granat15 Kartätsch-
Kartätschschüsse
Würfe
2 Brandkugelgethan, und dieser Verbrauch an Munition giebt ein hinreichendes Zeugniss sowohl von dem Umfange als von der Art ihrer Thätigkeit. Im Verhältniss zu derselben kann ihr Verlust sehr gering genannt werden und betrug : An Menschen : schwer verwundet 1 Kanonier , leicht verwundet 1 Bombardier und 3 Kanoniere. An Pferden :
getödtet 7, verwundet 1 . Für die letzteren wurden als Ersatz einige Pferde der aus dem Bernburgischen mitgenommenen Vorspann - Wagen eingespannt. Der schwer Verwundete war der Kanonier Schramm , welcher wie schon erwähnt, eine Probe seiner Feuerfestigkeit bestehen musste, durch eine Kanonenkugel beide Schenkel verlor und während der Nacht zum 19. October im Lazareth zu Taucha starb.
hier ,
Als Auszeichnung für bewiesene Umsicht und Bravour wurde dem Batterie- Commandeur und dem Seconde- Lieutenant Valette eine öffentliche Belobung , dem Unterofficier Kutz und dem Kanonier Rasch, laut Allerhöchster Cabinets- Ordre vom 16. Januar 1814 die Belohnung durch das eiserne Kreuz 2. Klasse zu Theil. Ausserdem waren in Vorschlag gebracht worden : die Unterofficiere Wendorf und Staffenhagen , die Bombardiere Weiler, Kalsow , Reseburg , Angress , Steinborn , Schulz und Kreuz , sowie die Kanoniere Duske , Heiden , Lehn , Schüler , Kielgass , Dittmar , Bötcher, Collewitz und der Chirurgus Ruhland , von welchen die Unterofficiere Wendorf und Staffenhagen wegen ihres wirksamen Einflusses auf die Geschützbedienung , der Bombardier Weiler , welcher, obgleich verwundet, seinen Posten nicht verliess und der Chirurgus Ruhland , welcher wie bei Gross-Beeren im feindlichen Feuer die Verwundeten verband, hervorgehoben werden müssen. Die Nordarmee sollte dem Corps des Marschall Davoust den Rückweg nach Holland verlegen, und nahm die Richtung auf Göttingen und Kassel ; da aber jener keine Anstalten zum Abzuge traf, so marschirte das v. Bülow ' sche Corps zunächst nach Westphalen,
337 wo es die Weisung erhielt, den Niederrhein und die Issel militairisch zu besetzen und Wesel einzuschliessen . Diesen Bestimmungen entsprechend, brach die 3. Brigade mit der 6ugen Fussbatterie No. 5 am 22. October auf, passirte Leipzig, in dessen Vorstädten die Spuren des vorangegangenen Kampfes noch bemerkbar waren, und verfolgte die Richtung über Markranstädt, Lützen, Weissenfels , Schnellrode (bei Mücheln ) , Bibra, Cölleda, Tennstädt, Thamsbruck, Mühlhausen , Heiligenstadt, Göttingen '), Eimbeck , Hameln , Bückeburg , Minden , Herford , Bielefeld und Telgte nach Münster, wo sie am 16. November eintraf. Die Brigade hatte auf diesem Marsche nur vier Ruhetage und zwei derselben bei Mühlhausen gehabt.2)
Der Zug bis Göttingen, wo man eine längere Ruhe erwartete, aber bereits die schwedische Garde einquartirt fand , war nichts weniger als angenehm, weil die Truppen so gedrängt untergebracht wurden , dass sehr häufig ein Theil derselben bivouakiren musste. Von da ab traten jedoch günstigere Verhältnisse ein , und der Stillstand in Münster gewährte, bei guter Verpflegung, endlich die so nöthige Erholung. Von der 6ugen Fussbatterie No. 5 war nach dem Abmarsche von Leipzig der Lieutenant Kambly zur 6ugen Fussbatterie No. 6 versetzt worden , wogegen jene den Seconde - Lieutenant v. Puttkammer erhielt, welcher indessen nur bis zum 12. Januar 1814 bei derselben verblieb. Der General- Lieutenant v. Bülow erhielt in Münster sichere Kunde von der Stimmung in Holland und von der schwachen Besetzung dieses Landes , weshalb er die Eroberung desselben beschloss . Als am 18. November die Nachricht einlief, dass die Kosaken der Generale Tschernitscheff und Benkendorf bereits in Zwoll seien , bekamen die Vortruppen des Corps den Befehl, gegen die Yssel zu rücken , und der Rest des letzteren³) folgte ihnen am 25. Hiernach brach die 3. Brigade an demselben Tage auf und marschirte über Kösfeld , Borken , Dötinchem - wo sie Ruhetag hatte und Doesburg gegen Arnheim. Als die Brigade sich am 30. November dieser Festung bis auf 2 Stunden genähert hatte, erhielt sie den Befehl zu halten , um den Erfolg des auf dieselbe
22
1) Die 4. Brigade, welche bei der Demonstration Napoleons gegen die Elbe bis Potsdam zurückgegangen war, stiess hier wieder zum Corps. 2) Tagebuch der 3. Brigade. 3) Die 5. Brigade war zur Einschliessung von Wesel entsendet und vereinigte sich erst im Anfange des Januar wieder mit dem Corps. 3. Art.-Brig. 22
338 unternommenen
Angriffs zu erwarten . Nachdem der Platz mit Sturm genommen war, setzte sie sich spät am Nachmittage wieder in Bewegung und erreichte den noch 2 Meilen hinter Arnheim liegenden Ort Wageningen erst in der Nacht. Die Weite des Weges und die zuletzt herrschende Finsterniss machten den Marsch sehr beschwerlich , der eingetretene Frost und die bereits erlangte Ausdauer kamen jedoch den Truppen zu statten . Am folgenden Tage ging die Brigade nach Utrecht weiter , und erreichte diese Stadt, in welcher die Batterie einquartirt wurde, am 2. December. Nach einem 7tägigen Aufenthalte marschirte die 3. Brigade am 9. nach Isselstein , blieb hier bis zum 11. stehen, ging am 12. December bei Vianen auf einer Schiffbrücke über den Lech nach Meerkerk und umstellte von hier aus die Festung Gorkum auf dem rechten Ufer der Waal . Die engere Einschliessung dieses Platzes kam jedoch, unter mehrfachen Gefechten mit der Garnison , erst am 15. zu Stande, nachdem mit dem Bommeler Waard auch die Forts Workum und Loewenstein besetzt worden waren. Die Festung Gorkum hatte unter dem General Rampon eine Garnison von 4000 Mann ; das Einschliessungscorps bestand aus 10 Bataillons
( einschliesslich
eines
holländischen ) , 4 Escadrons
und der 6gen Fussbatterie No. 5. Die letztere war , mit Ausnahme von 2 Kanonen , vom 20. December 1813 bis zum Monat Januar 1814 ziemlich
zerstreut in den um Gorkum liegenden Or-
ten Merkerk , Nieuwland , Spyck , Scheluyne und Vuyren untergebracht , wurde dann aber auf das linke Ufer der Merwede nach Werkendam verlegt, wohin auch das Brigadequartier kam.¹) Die genannten beiden Geschütze
unter dem Lieutenant Va-
lette befanden sich mit einem Bataillon auf Vorposten bei Arkel. Da indessen die Garnison auf dem am rechten Waal-Ufer hinlaufenden Damme häufig Ausfälle machte und die vor Dalem stehenden diesseitigen Posten verdrängte , so wurden jene beiden Geschütze den letzteren beigegeben , und hatten Gelegenheit , am 14. Januar zum Abweisen eines solchen Ausfalles mitzuwirken, wobei sie 8 Kugelund 2-6 löthige Kartätschschüsse verfeuerten. Der Feind konnte in dieser Richtung nur auf dem schon erwähnten Damme vordringen , der auf der einen Seite von der Waal, auf der anderen von nassen Wiesen begrenzt war ; um nun seinen ferneren Unternehmungen Schranken zu setzen , liess der Lieutenant Valette mit Hülfe der Einwohner von Dalem , welche sich
1) Von Leipzig her batte der Oberst v. Scöhelm die 3. Brigade geführt, gegen das Ende des Monats Januar übernahm sie der Oberst von Zelinsky.
339 unter ihrem Bürgermeister militairisch organisirt hatten , auf dem Damme eine kleine durch Pallisaden verstärkte Schanze für seine Geschütze erbauen , die den vorgesetzten Zweck auch vollkommen erfüllte. Am 19. Januar beauftragte der General- Lieutenant v. Bülow den General- Major v. Holtzendorff mit dem Bombardement des. Platzes , zu welchem der Capitain v. Glasenapp , auf Befehl des Brigade-Commandeurs , die nöthigen Vorbereitungen in dem Fort Workum hatte treffen lassen . Hierzu waren von den holländischen Kanonenbooten einige 247er entnommen¹ ) , und durch Vermittelung des Prinzen von Oranien , welcher das Einschliessungscorps mit seinem
Besuch
beehrte ,
die vorhandenen Wurfgeschütze durch
1-75 @gen und 2-50age Mörser vermehrt worden . Der holländische Oberst Hoy , ein seit 1794 ausser Dienst gewesener Officier, sollte bei der Verwendung dieser Mittel behülflich sein , und mehrere alte Officiere waren ihm zur Unterstützung beigegeben. Von preussischer Seite war der Lieutenant Döllen zum Artillerie- Officier des Platzes in Workum ernannt und dem Lieutenant Valette die Einrichtung des Laboratoriums übertragen worden. Das erforderliche Geschützzubehör wurde auf Requisition in Dortrecht angefertigt, und die dasigen Behörden lieferten auch die nöthigen Geräthe , sowie die Materialien für das Laboratorium. Nach Beschaffung dieser Gegenstände entstand bei dem Füllen der Bomben rücksichtlich des zu fertigenden geschmolzenen Zeuges einige Verlegenheit, da Niemand von der Batterie dessen Zusammensetzung und Bereitung genau kannte ; durch ein aufgefundenes französisches Handbuch der Artillerie wurde man indessen in den Stand gesetzt, ein Surrogat zu bereiten. Da auf dem rechten Ufer der Waal und Merwede die in senkrechter Richtung gegen die Festung hingeführten Dämme nur Raum für wenige Geschütz aufstellungen darboten, so hatte man beschlossen , für diese hauptsächlich den mit den Südfronten des Platzes parallel laufenden Damm auf dem linken Ufer des letzteren Flusses zu benutzen. Während der Vorarbeiten waren in diesem Damm 4 Geschütz - Emplacements
eingerichtet , die Bettungen gestreckt
und die nöthigen Schartenöffnungen in den hart gefrorenen Boden mittelst Hacken eingehauen worden. Die beiden Emplacements auf dem rechten Flügel unter den Lieutenants Döllen und Va-
1) Sie wurden durch die preussische Infanterie auf Booten mit Kuffen, wie sie hier gebräuchlich sind, über die schwache Eisdecke der Merwede von dem rechten nach dem linken Ufer gebracht. 22*
340 lette wurden jedes mit 2-24@gen Kanonen und 2 schweren Mörsern armirt und mit Bedienungsmannschaft von der Batterie versehen¹) , wogegen die beiden anderen Emplacements , von den holländischen Officieren befehligt, 24uge , durch die Matrosen der Kanonenboote bediente Geschütze erhielten . Auf dem rechten Ufer der Waal wurden in der Nähe von Dalem nur einige Haubitzen, bei welchen sich die der Batterie befanden , hinter natürlichen Deckungen aufgestellt und durch Leute der letzteren unter dem Feuerwerker Westphal besetzt.
Endlich hatte der Comman-
deur des Reiche'schen Jäger - Bataillons, Hauptmann v. Bockelmann , auf den Wällen des Forts Workum einige schwere Geschütze zum Beschiessen des Platzes aufgestellt, zu ihrer Bedienung Artilleristen der Batterie requirirt und die dazu erforderliche Hülfsmannschaft gegeben.2) Nachdem diese Vorbereitungen beendet waren, traf der General- Major v. Holtzendorff am 22. Januar ein, sprach seine Zufriedenheit mit denselben aus und befahl das Bombardement zu beginnen , welches in verschiedenen Absätzen während der Nächte stattfand. Es war besonders in der letzten Nacht so wirksam , dass an mehreren Orten in der Stadt Feuer ausbrach, und als gegen Morgen durch eine 12 "ge Bombe das im Bastion 5 gelegene Pulver-Magazin in die Luft gesprengt wurde, wobei mehrere Menschen . 1) Nach den Mittheilungen des Oberstlieutenants Valette gab die Bewaffnung dieser Emplacements den preussischen Artilleristen Gelegenheit, sich durch practisches Geschick und Beharrlichkeit die Anerkennung ihrer holländischen Waffengefährten zu erwerben . Bei dem Ausladen der Geschütze fiel nämlich den damit beauftragten Matrosen ein 12 ger metallner Mörser in den Strom , indem das Fahrzeug dem Ufer nicht nahe genug hatte anlegen können. Die holländischen Officiere erklärten das Herausschaffen des Geschützes für unmöglich , und als der Lieutenant Valette sich erbot, diese Arbeit mit seiner Mannschaft auszuführen , versprachen jene, wenn sie gelänge , der letzteren ein Fass Rum als Belohnung. Es wurde nun in die unterdessen entstandene Eisdecke über dem Mörser eine Oeffnung gemacht, durch zwei geübte Taucher der Batterie, welche früher Matrosen gewesen waren, an den Mörser ein starkes Tau befestigt, dieses mit einem auf dem Uferdamme angebrachten Flaschenzuge verbunden, und nachdem das Eis von der Oeffnung bis zum Ufer entfernt worden war, der Mörser glücklich auf den Damm heraufgeschafft. Der Transport des Mörsers bis zu dem 3/4 Stunde entfernten Emplacement, auf glatten Dammwegen , durch Gehöfte etc. veranlasste noch manche Zufälligkeiten und Aufenthalte, wurde jedoch , nachdem die Arbeit am Morgen begonnen hatte, mit Hülfe von Infanteristen bis zum Abend vollbracht. 2) Mittheilung des Oberstlieutenants Valette. Nach dem Berichte des Gene-
ral-Majors von Holtzendorff wären 1-75 ger, 2-50 ge, 4-168 ge Mörser, 6-77ge Haubitzen und 4-24ge Kanonen, ausser den Geschützen im Fort Workum , verwendet worden ; das Tagebuch der Artillerie des 3. Armee - Corps giebt keine 248ge Kanonen an.
341 das Leben verloren, zeigte sich der Commandant zu einer Capitulation geneigt. Diese kam auch am 27. Februar in der Art zu Stande , dass , wenn bis zum 20. kein Entsatz erfolgte, der Platz übergeben werden sollte. Die Haubitzen der Batterie verwarfen : in der Nacht zum 22. Januar 40 49 وو "" وو "" 25. 27. 3 "" "" ""
Granaten.
Das Feuer der Geschütze im Fort Workum zog das sehr überlegene der Festungsartillerie auf sich , und wurde , weil das letztere den zunächst des Walles stehenden Gebäuden grossen Schaden that, bald eingestellt. Im Verlaufe des Bombardements hatte die Batterie das Missgeschick, durch das eigene Feuer 3 Mann zu verlieren. Bei den Geschützen des Seconde- Lieutenants Döllen erhielt nämlich der Kanonier Sombert , in Folge der Selbstentzündung einer 24 gen Kartusche beim Einsetzen , eine schwere Verletzung , an welcher er bald darauf starb , und bei den Geschützen des Seconde- Lieutenants Valette entzündete sich die Ladung eines 12 " Mörsers in dem Augenblick des Einbringens , wodurch ein Bombardier bedeutend beschädigt , ein Kanonier aber im Gesicht so verbrannt wurde, dass er erblindete. Durch das feindliche Feuer verlor die Batterie den Kanonier Scherbarth , welcher blessirt wurde und an seinen Wunden starb. Belohnt wurden durch die Allerhöchste Cabinets - Ordre vom 31. Mai 1814 : der Hauptmann v. Glasenapp mit dem eisernen Kreuz 1. Klasse, "" Seconde-Lieutenant Valette und "2 Unterofficier Wendorf mit dem eisernen Kreuz 2. Klasse. Ausserdem waren noch folgende Individuen zur Auszeichnung vorgeschlagen worden : Durch den holländischen Major Hoy die Unterofficiere Staffenhagen und Kutz , durch den Hauptmann Bockelmann der Kanonier Ziegenhagen. Bald nach Beendigung des Bombardements wurde der Lieutenant Döllen als Commandeur der Munitions - Colonne No. 4 von der Batterie versetzt , Duoux erhielt ;
wogegen
diese den
Seconde - Lieutenant
der Lieutenant Valette und der
Unterofficier
Staffenhagen wurden zur Uebernahme des Artillerie - Materials nach Gorkum commandirt , wo der erstere als Artillerie - Officier vom Platz blieb , und von wo aus beide erst nach dem Frieden wieder zur Batterie zurückkehrten .
342 Bevor die kriegerische Laufbahn der letzteren weiter verfolgt wird , sind noch einige Angaben über ihren Zustand im Monat December nachzuholen . Es fehlen ihr im Etat ein Porte- d'épée- Fähnrich, 1 Unterofficier und 5 Bombardiere, dagegen war ein Kanonier überzählig. Die Pferde waren bis auf 3 vollzählig , von den vorhandenen aber 9 schlecht und 7 ganz unbrauchbar. Vom Material fehlten einige Sättel , Geschirre , Feldequipageund Geschützzubehörstücke ; am empfindlichsten war jedoch der mangelhafte Bekleidungszustand , indem 14 Röcke , 14 Mäntel, 65 Paar Hosen, (einschliesslich 49 Paar Reithosen) 155 Paar Tuchhandschuhe , 80 Paar Socken und 17 Paar Schuhe oder Stiefeln theils gänzlich abgetragen waren , theils fehlten . Am 8. Februar trat der General- Lieutenant v. Bülow mit der 4. und 6. Brigade den Marsch aus der Gegend von Brüssel wohin er nach der Theilnahme an einer Expedition gegen Antwerpen gezogen war
nach Mons
an ,
wendete sich dann ,
5. Brigade beim 3. deutschen Bundes - Corps
zurücklassend ,
die am
18. Februar über Pont sur Sombre und La Capelle nach Laon , traf am 24. bei diesem Orte ein , 27. der Festung la Fère.
und bemächtigte sich schon am
Wahrscheinlich brach der grösste Theil
der 3. Brigade mit ihrer Batterie schon vor der Uebergabe Gorkum's von dort auf, und die letztere erreichte über Breda , Hogstraten, Herrenthals, Mecheln , Alost , Enghien , Mons , Beaumont, Avesnes, La Capelle und Marle, Laon, wo sie bis zum 1. März blieb. Die zurückgelegten Märsche waren zum Theil sehr anstrengend , und die in Frankreich durch Requisition bewirkte Verpflegung liess die reichliche Versorgung in den Niederlanden sehr vermissen. Am 1. März genügte der General- Lieutenant v. Bülow der Aufforderung des Feldmarschalls v. Blücher , sich ihm zu nähern , indem er an diesem Tage bis Anicy le Chateau und am 2. vor Soissons rückte , wo zu derselben Zeit der General Winzingerode von Fismes aus eintraf. Die Stadt Soissons¹ ) , auf dem linken Ufer der Aisne gelegen , über welche hier eine steinerne Brücke führt , hatte einen bastionirten Wall, der sich aber von beiden Anschlüssen nur eine kurze Strecke gegen die Kehle hinzog , die Bekleidungsmauer desselben war theilweise verfallen , die Brustwehr eingeebnet und der Verschluss der Thore sehr unvollkommen. In einem noch mangelhafteren Zustande befand
¹) Plan V.
sich die Umfassung der auf dem rechten
343 Aisne-Ufer liegenden Vorstadt St. Vast , welche als Brückenkopf diente. Diese fortificatorischen Schwächen wurden durch Vorstädte und einzelne Gehöfte erhöht, welche sich auf den hier einmündenden Strassen von Compiegne, Chateau -Thierry , Rheims und Laon bis fast an die Contre- Escarpe erstreckten. Man hatte zwar begonnen die Blössen durch Pallisaden zu sichern , die Contre - Escarpe aufzuräumen , die Brustwehr durch Einschnitte zu ersetzen und einzelne Gebäude abzutragen ; aus Mangel an Mitteln , an Kräften und an gutem Willen schritten diese Arbeiten aber langsam vor. Die Garnison unter dem General Moreau bestand aus 700 Mann Infanterie (Polen) , 80 Cavalleristen ( Garde) und 150 Artilleristen mit 20 Geschützen , sie hatte indessen nur wenig Pulver , weshalb auch die Vorbereitung zum Sprengen der Brücke unterbleiben musste. Als der Feind durch die Preussen
aus dem etwa eine halbe
Stunde vor Soissons gelegenen Dorfe Crouy delogirt worden war , wurde der Platz von beiden Flussufern aus einige Zeit mit Geschütz beschossen und hierauf eine Unterhandlung eingeleitet, welche zur Uebergabe desselben am 3. Februar führte. An dieser Beschiessung nahm No. 5 Theil ,
auch die 6ge Fussbatterie
und war in der Art aufgestellt ,
dass die Kanonen
ihr Feuer gegen das Thor von Crouy , am linken Anschluss des Brückenkopfs , die Haubitze
aber
das ihrige auf die dem rechten
Anschluss des Brückenkopfs gegenüber liegende Abtei Notre -Dame richteten. Sie verbrauchte dabei 30 Kugelschüsse und 28 Granatwürfe ohne Verlust zu erleiden. Der Besitz von Soissons erleichterte die Vereinigung der Blücher'schen Armee, welcher - nunmehr auch die Corps v. Bülow und Winzingerode angehörten und die am 4. März hinter der Aisne, zu beiden Seiten der Strasse nach Laon das v. Bülow'sche Corps westlich derselben sich aufstellte.
Sie blieb am
5. März hier stehen , und als der Feldmarschall, in Folge der Bewegung des französischen Kaisers gegen seinen linken Flügel , die Armee am 6. März eine Stellung auf dem Höhenrücken zwischen der Aisne und Lette nehmen liess, wurde dem 3. Corps der Scheidungspunkt des Postweges und der grossen Strasse nach Laon zur Concentration angewiesen .
Es marschirte jedoch schon in der
folgenden Nacht über Chavignon nach Laon zur Sicherung dieses Ortes ab , bei welchem sich am 8. März die v. Blücher'sche Armee aufstellte, um die von Napoleon gesuchte Schlacht anzu-
344 nehmen.
---
Auf dem Theile des Terrains ,
welcher hier in Betracht
kommt , erhielt das Corps des Generals v. Winzingerode seine Stellung zwischen dem Dorfe Thierret und dem Hügel, auf welchem die Stadt Laon liegt , deren Vertheidigung dem v. Bülow'schen Corps übertragen war. Hierzu wurden von der Infanterie des letzteren 7 Bataillons zur Besetzung der Stadt , des Plateaus und der Abtei St. Vincent bestimmt , 6 Bataillons in oder bei Semilly verwendet und von hier bis zur Vorstadt Vaux 7 Bataillons theils am Fusse, theils am Abhange des Hügels aufgestellt . ¹) Von der Artillerie des Corps placirte der General - Major v. Holtzendorff am Fusse des Hügels : die 6ge Fussbatterie No. 6 rechts der Strasse nach Soissons, die halbe 6uge Fussbatterie No. 19 und 127ge Batterie No. 4 "" "" zur Flankirung dieser Strasse, die halbe
12uge Batterie No. 6 nebst 2 Haubitzen links von
Semelly, am Wege nach Ardon , die russische halbe 127ge Batterie No. 7 jenseits dieses Dorfes , auf einer zwischen der grossen und kleinen Strasse nach Rheims gelegenen Höhe ; auf dem Plateau oder am Abhange des Hügels oberhalb Semilly : die russische zweite 127ge Batterie No. 7 rechts am Thore nach Soissons,
22
67ge Fussbatterie No. 5 beinah 100 Schritt links der vorstehenden und etwas niedriger als diese. Die letztere stand, wie es das Terrain bedingte, auf einzelnen
Absätzen des Hanges auseinander gezogen, mit den Haubitzen auf dem linken Flügel, und es scheint, dass diese oder einzelne Kanonenzüge zeitweise die nach Süden vorspringende Spitze des Plateaus besetzten, um in der Richtung auf Ardon zu wirken . Am 8. März hatte sich die russische Nachhut gegen den nach Laon anrückenden Feind in dem Dorfe Etouvelle behauptet, in der Nacht wurde sie indessen durch den Marschall Ney aus demselben delogirt und zum Rückzuge auf ihr Gros genöthigt .
Es hatte in
dieser Nacht gefroren , ein leichter Schnee bedeckte die Felder, und beim Anbruch des Tages war die ganze Gegend in einen dichten Nebel gehüllt. Gegen 7 Uhr Morgens debouchirte der Marschall Ney
mit
seinen Truppen aus Chivi und entwickelte gegen die diesseitige Stellung eine dichte, von 30 Geschützen unterstützte Tirailleurlinie.
1) Wagners Schlachtenplan .
345 Um diese Zeit war Napoleon eingetroffen, und liess, um sich zu überzeugen ob ein ernstlicher Widerstand beabsichtigt wurde , die Infanterie-Brigade Peter Boyer gegen Semilly und die InfanterieDivision Poret de Mervan gegen Ardon vorrücken . Die erstere wurde zwar nach einem lebhaften Gefechte zurückgeworfen , ihre Tirailleurs setzten sich aber in den Gräben vor Semilly fest ; die letztere besetzte Ardon , der Versuch den Hügel zu erklimmen schlug jedoch fehl, und das Dorf wurde wieder verlassen . Unterdessen hatte sich das Gros der französischen Infanterie zwischen Leuilly und dem von Monchansart kommenden Bache formirt , und der Kampf, an dem die 6ge Fussbatterie No. 5 wegen des noch fortdauernden Nebels nicht Theil nehmen konnte , wurde fast 2 Stunden lang nur durch ein lebhaftes Tirailleur- und Geschützfeuer fortgeführt. Als um 11 Uhr das Aufsteigen des Nebels eine Uebersicht der feindlichen Stellung gestattete, beschloss der Feldmarschall v. Blücher zur Offensive überzugehen , und liess durch die Generale v. Winzingerode und Wasiltschikoff einen Angriff unternehmen, welcher jedoch ohne entscheidenden Erfolg blieb . Während dieses Gefechtes auf dem diesseitigen rechten Flügel nahm die Infanterie- Division Poret de Mervan , von der Dragoner- Brigade Roussel unterstützt , Ardon wieder , gelangte ,
durch
den auf's Neue eingetretenen Nebel verhüllt , bis an den Fuss des Hügels unterhalb der Abtei St. Vincent , wurde aber angegriffen, später aus Ardon vertrieben, und zum Rückzuge nach Leuilly gezwungen. Zu gleicher Zeit waren französische Infanterie- Colonnen bei Semilly vorbei ,
bis
an
die Strasse nächst dem Thore
von
Soissons vorgedrungen, da jedoch in diesem Augenblick der Nebel sich wieder hob , so nöthigte das wohlgezielte Feuer der 67gen Fussbatterie No. 5 diese Colonnen bis in ihre Position und die feindliche Cavallerie bis Leuilly zurückzugehen.¹ ) Hierauf rückten zwei Geschütze der Batterie unter dem Lieutenant Duoux in die Ebene herab und stellten sich links von Leuilly auf, um die feindliche Artillerie zu beschiessen ; sie wurden aber , da sie hier nicht wirken konnten , durch 2 russische 12uge Kanonen ersetzt , und kehrten , nachdem sie 3 Schuss gethan hatten , auf die Höhe zurück.2) 1) Da die Batterie etwa 300 Fuss über der Ebene stand, so wurde, als der Feind bis an den Fuss des Hügels vorgedrungen war, um ihn beschiessen zu können , bei den Kanonen von den Untersteckkeilen Gebrauch gemacht, und als diese nicht hinreichten, legte man die Handspeiche quer unter das Bodenstück des Rohrs. 2) Relation des Capitains v. Glasenapp .
346 Die
zum Angriff verwendet gewesenen russischen Truppen
waren bereits zurückgenommen worden, als der Feind gegen 4 Uhr Nachmittags Clacy angriff und nach einem hartnäckigen Widerstande eroberte. Hierauf versuchten beide Theile keine weitere Unternehmung und unterhielten bis zum Einbruch der Nacht nur eine Kanonade und ein starkes Tirailleurfeuer. Bekanntlich entschloss sich Napoleon , obgleich er noch in der Nacht von der Niederlage seines rechten Flügels unterrichtet worden war, die Schlacht am nächsten Tage fortzusetzen , während sein Rückzug von den Alliirten mit Gewissheit vorausgesetzt Als derselbe aber nicht erfolgte , und die Franzosen sich am 10. Morgens 9 Uhr in ihren Bivouaks ordneten , so erhielten die Generale v. Winzingerode und v. Bülow den Befehl zum wurde.
Angriff. Die Preussen wurden nach dem Herabsteigen von der Höhe durch Kanonenfeuer begrüsst , und da die Ueberläufer und Gefangenen aussagten , dass der Kaiser einen neuen Angriff beabsichtige, so ging der General - Lieutenant v. Bülow in seine frühere Die Russen dagegen griffen Clacy an , konnten aber weder zum dauernden Besitze des Dorfes gelangen noch die dahinter aufgestellten Truppen zum Weichen bringen, obgleich der
Stellung zurück.
General-Major v. Holtzendorff die letzteren durch die herbeigeholte russische 128ge Batterie No. 21 in der Flanke beschiessen liess . Gegen 2 Uhr Nachmittags glaubte Napoleon zu bemerken , dass die bei der Abtei St. Vincent aufgestellten preussischen Truppen zurückgingen ; er schloss hieraus, dass der Feldmarschall den Kampf aufgeben wolle , und liess deshalb die Divisionen Curial und Meunier , von einem lebhaften Geschützfeuer unterstützt, vorrücken. Der Angriff der ersteren, welche ihre Richtung gegen Semilly nahm , unterlag dem Feuer einer verdeckt aufgestellten Batterie und den Flanken - Anfällen eines Bataillons , die Absicht der letzteren , welche von Ardon gegen das Plateau vordrang, wurde durch 3 Bataillons vereitelt. Ueber die Theilnahme der 6gen Fussbatterie No. 5 an diesen Ereignissen erwähnt der Capitain v. Glasenapp in seinem Berichte vom 11. März : „ Den 10. Morgens erhielt die Batterie Befehl Lillieu (Leuilly) in Gemeinschaft mit der Infanterie zu nehmen, kam aber wegen des zu starken Andringens des Feindes nicht zum Aufmarsch, sondern musste auf der Chaussee Kehrt machen und in ihre alte Position einrücken , in welcher sie bis gegen Abend stehen blieb. Allein da der Feind aus dem Dorfe Lillieu
347 noch den Versuch machte ,
sich der Anhöhe bei der Abtei
St. Vincent zu bemächtigen , erhielt der Feind von der Batterie
ein heftiges Feuer , wodurch er sein Vorhaben aufgab
und retirirte , auch eine Menge Todte und Blessirte zurückliess , wie sich heut bei der Besichtigung des Schlachtfeldes ergeben hat." Nach dem misslungenen Versuch gegen Laon beschränkte sich der Feind bis zum Abend auf das Tirailleurgefecht und eine Kanonade , Soissons.
und
begann
in
der Nacht
seinen
Rückzug
gegen
Die 6uge Fussbatterie No. 5 verbrauchte am 9. März : 148 KugelSchüsse. 19-6 löth , Kartätsch37-7 ge Granat1 Kartätsch-
Würfe.
Am 10. März :
71-67ge Kugel5-6 löth. Kartätsch-
Schüsse.
2-77ge Granatwürfe. Verlust an Menschen oder Pferde hatte die Batterie nicht erlitten. Für Auszeichnung in der Schlacht erhielten von derselben , durch die Allerhöchste Cabinets - Ordre vom 3. Juni 1814 der Lieutenant Duoux , der Bombardier Kalsow das eiserne Kreuz 2. Klasse , und der Unterofficier Schulze war zu einer gleichen Belohnung vorgeschlagen worden. Während des Aufenthaltes bei Laon , welcher bis zum 11. März dauerte, war die rauhe Witterung für Leute und Pferde sehr empfindlich ; das Brod fehlte gänzlich, die anderen Nahrungsmittel wurden karg zugemessen und nur an Wein herrschte kein Mangel. Nach einem hier eingereichten Berichte hatte die Batterie 4 Landwagen mit 16 Pferden zum Transport von Lebensmitteln , Fourage und Kranken bei sich. Am 12. März marschirte die Batterie mit ihrer Brigade nach Noyon , wo sie am 14. anlangte und am 15. verblieb , kehrte aber durch La Fère nach Andelain zurück , wo ein Stillstand bis zum 17. stattfand. Da an diesem Tage die sichere Nachricht von dem Marsche Napoleons gegen die Aube einging , so beschloss der Feldmarschall v. Blücher ihm eiligst zu folgen und nur das
1) Wann und zu welchem Zwecke diese Kartätschschüsse geschahen, hat sich nicht ermitteln lassen .
348 3. Armee - Corps vor Soissons zurück zu lassen , welches von den Russen geräumt und von den Franzosen wieder besetzt worden war. Die 3. Brigade kam in Folge dessen am 18. bis Laon und am 19. bis Vaudesson , von wo aus sie am 21. mit ihrem ArmeeCorps nach Soissons marschirte, um diese Stadt einzuschliessen. Napoleon hatte , in Erwartung der Wiederbesetzung von Soissons, bereits am 6. März aus Bery au bac dem Kriegsminister befohlen , für die Vertheidigung des Platzes zu sorgen¹), und vor seinem Abgang nach der Aube die Befestigungsarbeiten ,
durch
welche er verstärkt werden sollte , selbst angegeben . Der Artillerie-Oberst Gérard war zum Commandanten dieses Platzes ernannt worden , welcher mit 39 Kanonen und Haubitzen dotirt und mit einer aus 2426 Mann Infanterie, 2) 135 Mann Cavallerie, 109 Mann Genie - Truppen und versehen wurde .
287 Mann Artillerie bestehenden
Die Ausrüstung der Artillerie
Garnison
und die Bewaff-
nung der Infanterie war nicht ohne Mängel ; die vorhandenen Lebensmittel reichten für etwa 20 Tage hin. Der Commandant hatte mit grosser Thätigkeit an der Herstellung und Verstärkung der Befestigung arbeiten lassen , sein Hauptaugenmerk aber auf die Werke der Vorstadt St. Vast gerichtet, welche Napoleon als die Citadelle des Platzes betrachtet wissen wollte , weshalb auch die steinerne Brücke zum Sprengen vorbereitet worden war. Der General - Lieutenant v. Bülow unternahm am 21. März eine Recognoscirung , bei welcher eine bis Crouy vorgeschobene Cavallerie - Abtheilung der Besatzung zurückgeworfen wurde , und liess am 22. die 3. und 6. Brigade nebst einem Theil der ReserveArtillerie , auf einer bei Vailly geschlagenen Brücke , nach dem linken Aisne- Ufer übergehen, um die Einschliessung auch auf dieser Seite zu bewirken . Man scheint anfänglich gehofft zu haben , den Commandanten durch das Beschiessen und Bewerfen der Stadt mit glühenden Kugeln und Granaten zur Uebergabe zu bestimmen , denn am 22 . wurden von dem General- Major v. Holtzendorff für die russische 128ge Batterie No. 21 auf dem rechten ,
1) Napoleon schrieb an diesem Tage an den Kriegsminister : J'ai envoyé un officier du génie pour mettre cette place en état ; envoyez -y pour - commandant un jeune homme, chef de bataillon ou colonel, qui ait sa fortune militaire à faire. 2) Unter dieser Infanterie befanden sich 228 Mann der alten Garde, 1700 Mann Linien-Truppen und 498 National- Garden.
349 für 6 Kanonen der russischen 127gen Batterie No. 7) 128gen دو5 auf dem "" 4 ووpreuss. 99 " 6 4 127 وو gen "" 99 "" 99 linken Einhörner russischen 2 127gen der وو "" "" 7 2-10%ge Haub. d. preuss. 127gen "" وو Aisne -Ufer die entsprechenden Aufstellungs - Punkte ausgewählt, auf denselben in der Nacht vom 22. zum 23. Emplacements erbaut und diese Geschütze richteten ihr Feuer vom 23. an bei Tag und Nacht zu unbestimmten Zeiten gegen die Stadt.¹) Da dasselbe aber nicht zum Ziele führte , das Gelingen eines Sturmes ungewiss und die baldige Einnahme des Platzes wünschenswerth war, so beschloss man sich demselben durch Laufgräben zu nähern, eine doppelt bedeckte Sappe über den Graben zu führen und mittelst der Mine eine Bresche zu bewirken . Diese Arbeit wurde mit sehr geringen Mitteln in der Nacht zum 25. März gegen die Front St. Jean begonnen ; sie war in der Nacht zum 30. bis zur Escarpe des zunächst der Strasse nach Chateau- Thierry gelegenen Bastions vorgerückt , und man wollte in der nächsten Nacht den Mineur an die mangelhaft bestrichene linke Face des letzteren ansetzen. Um die Operation des Ingenieurs
zu erleichtern , hatte der
General-Major v. Holtzendorff unter dem Capitain v. Glasenapp in der Nacht zum 26. März eine Batterie für russische und eine für preussische Geschütze erbauen lassen.
Durch diese Geschütze
war aber das Feuer der Festungs - Artillerie nicht zum Schweigen zu bringen ; es wurde demnach von demselben Officier in der Nacht zum 28. eine neue Batterie ,
etwa 700 Schritt vom Platze erbaut,
aus welcher 2 Fronten des letzteren bestrichen , die Angriffsarbeiten beschützt und den Ausfällen entgegengewirkt werden konnte. Die in derselben aufgestellten Geschütze sollten jedoch ― wahr-scheinlich zur Schonung der Munition nur das Feuer der feindlichen Artillerie erwidern, und kamen , sparsamer erfolgte, wenig in Thätigkeit.
weil dieses von jetzt ab
Die 6ge Fussbatterie No. 5 wurde nur
zum Zurückweisen
der von der Garnison häufig unternommenen Ausfälle gebraucht, wobei immer 2 Geschütze den Vorposten zugetheilt waren , und verfeuerte : am 26. März 8 Kugelschüsse und 1-6 löthigen Kartätschschuss , وو "" 27. 35 Kugelschüsse und 20 Granatwürfe, 22 "" 29. 37 Kugel- und 10—5löthige Kartätschschüsse, endlich
1) Tagebuch der Artillerie des 3. Armee-Corps.
350 in der Nacht zum 30. März 8 Kugelschüsse , 7 Granat- und 9 Kartätschwürfe. Am 30. März erhielt der General - Lieutenant v. Bülow aus dem Hauptquartier den Befehl zum Marsche nach Paris , weshalb die Belagerung von Soissons aufgegeben und in eine Einschliessung verwandelt werden musste, welche die Brigade übernahm. Wegen Auszeichnung bei den stattgehabten Gefechten wurden von der Batterie zum eisernen Kreuz 2. Klasse vorgeschlagen : der Unterofficier Müller , "" ""
وو
Bombardier Reseburg , Kanonier Südschlag und Fischer I. , وو
da ihr aber für die Belagerung von Soissons durch die Allerhöchste Cabinets - Ordre vom 3. Juni nur ein Kreuz bewilligt ward , so sprach die Mannschaft dasselbe durch Wahl dem Kanonier Südschlag zu , welcher bei einem der Ausfälle hatte und verwundet worden war.
sich ausgezeichnet
Auch bei Soissons litten die Leute durch rauhe Witterung, sowie durch theilweisen Mangel an Lebensmitteln ; Wein war jedoch in genügendem Maasse vorhanden . Nachdem die 6. Brigade bereits am 30. März gegen Compiegne aufgebrochen war, setzte die 3. Brigade sich erst am Abend des 31. in Marsch , und erreichte über Villers , Cotterets, Nanteuil und Dammartin am 3. April Paris , wo sie den Montmartre besetzte. Die eine Hälfte der 6gen Fussbatterie No. 5 wurde. gleichfalls hier aufgestellt, die andere aber in Versailles einquartirt, und die erstere genoss das Glück ihren König zu sehen ,
da Se.
Majestät die einzelnen Bivouaks der Brigade besuchte. Inzwischen machten die bekannten politischen Ereignisse den Feindseligkeiten ein Ende, das 3. Armee- Corps rückte am 10. April nach den Nord - Departements ab und marschirte über Senlis , Compiegne, Roye, Peronne, Bapaume, Arras , Bethune und Hazebrouck
nach Cassel, wo es am 22. April eintraf, in der Umgegend Quartiere bezog und in diesen bis zum 1. Mai verweilte. Hierauf wurde das Armee- Corps nach den Niederlanden verlegt , und die 3. Brigade cantonnirte vom 2. bis 5. Mai bei Esquelsbeck , begab sich am 6. und 7. über Wulferingen nach der Gegend von Hormes , traf am 11. bei Ypern ein , und ging von hier am 16. Juni nach Rouselaere, wo sie den ganzen Monat hindurch blieb. Der Lieutenant Valette und der Unterofficier Staffenhagen trafen um diese Zeit von Gorkum wieder bei der Batterie ein. Am 20. Juni nahm der General- Lieutenant v. Bülow in einem
351 aus London erlassenen Tagesbefehl von dem 3. Armee - Corps , welches er zu so vielen Siegen geführt hatte , Abschied und am 1. Juli begann das Corps den Rückmarsch nach dem Rheine , auf dem aber die Batterie nicht bei ihrer Brigade blieb , welche nach Cöln dirigirt wurde, sondern die Richtung über Gent, Alost, Hasselt, Maseyk und Rörmonde nach der ihr zum vorliegenden Standquartier bestimmten Stadt Crefeld nahm , in der sie am 12. Juli eintraf;
sie befand sich hier im Quartierbezirke der 6. Brigade
und gehörte nunmehr mit dieser dem 3. preussischen Corps der Armee vom Niederrhein an. Das Verbleiben der Batterie auf dem Kriegsfusse, die überaus freundliche Aufnahme in diesem alten preussischen Lande und die von den Wirthen verabreichte gute Verpflegung machten den Leuten ihren Aufenthalt in den bezogenen Quartieren sehr angenehm . Unter diesen Verhältnissen feierte die Batterie am 3. August den Geburtstag Sr. Majestät des Königs , an welchem auch die für den ruhmvoll beendeten Krieg gestiftete Denkmünze ausgetheilt wurde. Hierbei erhielten , mit Berücksichtigung aller während der beiden Kriegsjahre bei der Batterie gewesenen Leute, die Denkmünze für Combattanten 16 von 1813, 18 von 1814 und 132 von 1813/14 ; die Denkmünze für Nichtcombattanten 19. Der Hauptmann v. Glasenapp beschäftigte sich jetzt eifrig mit der Verbesserung des Materials und mit der Ausbildung der Mannschaft, zu welcher eine vom 7. bis zum 18. September ununweit Roermonde abgehaltene Schiessübung und die Theilnahme an den Truppenübungen auf der Crefelder Haide beitrugen.
Noch
im Monat August war die Verlegung der Batterie nach Willig erfolgt , wo sie später ihren würdigen Commandeur verlor , ¹) dessen umsichtiger Führung sie den erworbenen Ruf verdankte , und der von allen Leuten geliebt und verehrt wurde. An seine Stelle trat der Premier - Lieutenant Schrader , und für den versetzten Lieutenant Duoux der Seconde- Lieutenant Kühne bei ihr ein. Am 2. October erhielt die Batterie St. Thönis
als Quartier
angewiesen , wo sie bis zum Anfange des Jahres 1815 blieb.
Hier
erfolgte auf Grund einer schon im Monat August vorgenommenen Untersuchung , das Retablissement der Fahrzeuge , der Geschirre , sowie der übrigen Ausrüstungsgegenstände , und die Verbesserung der Bekleidung durch den nöthigen Erzatz an neuen Montirungsstücken ; es wurde für den während zwei Feldzügen ausgesetzten
1 ) Er wurde Artillerie- Officier des Platzes in Jülich.
352 Unterricht in einer Batterieschule gesorgt, und einige Avancirten besuchten die in Cöln eingerichtete Brigadeschule. Dieser Zeitpunkt erscheint als der geeignetste zur Einschaltung einiger aus den noch vorhandenen Quellen geschöpften Notizen , welche sich auf die bisherige Dauer des Bestehens der Batterie beziehen. Die Mannschaft derselben hatte sich nicht nur durch ihr Benehmen vor dem Feinde, sondern auch durch die sonstige Führung die Zufriedenheit ihrer Vorgesetzten erworben, und es wurden während der Jahre 1813 und 1814 nur 1 Unterofficier¹) und 5 Gemeine gerichtlich bestraft. Der gute Geist und die Ordnung, welche in der Batterie herrschten , sind zwar zunächst der Einwirkung des Commandeurs und der Officiere beizumessen , erhielten sich aber auch durch das Ehrgefühl und durch die dienstliche Tüchtigkeit ihrer Avancirten , von welchen die Unterofficiere Müller und Scharlip später die Beförderung zum Officier erlangten . Die Zahl der kranken Leute überstieg im Monat November 1813 ein Viertheil des Effectivstandes, war aber sonst während der beiden Feldzüge , mit Rücksicht auf die Anstrengungen und Entbehrungen, mässig, und die Batterie verlor in denselben nur wenige Leute an Krankheiten. Dagegen war der übrige Abgang nicht unbedeutend , da ausser 2 Bombardieren und 10 Kanonieren, welche vor dem Feinde getödtet oder verstümmelt worden waren, 2 Unterofficiere , 3 Bombardiere und 17 Kanoniere wegen Invalidität entlassen, 5 Bombardiere und 27 Kanoniere aber an andere Batterien oder Compagnien abgegeben werden mussten , deren Ersatz aus anderen Batterien , aus der immobilen Artillerie oder aus Marschcompagnien erfolgte .
Zur Deckung augenblicklich Fehlender hatte
die Batterie eine entsprechende Anzahl überzähliger Kanoniere. Nach einem dreimonatlichen Stillstande wurde die Batterie im Januar 1815 von St. Thönis
nach Greffrath
(bei Neuss) verlegt,
und bei dem Wiederausbruche des Krieges dem zweiten Corps der Niederrheinischen Armee zugetheilt. Dieses Corps , welches statt des zum Commandeur desselben bestimmten General - Lieutenants v. Borstel später durch den General - Major v. Pirch I. geführt wurde , und dessen Artillerie der Oberst v. Röhl befehligte , war in nachstehender Art zusammengesetzt : 5. Brigade : General -Major v. Tippelskirch , 9 Bataillons, 2 Escadrons , 67ge Fussbatterie No. 10 ( Capitain Magenhöfer) ; 1 ) Dies war der Capitain d'Armes Gaffrey , welcher wegen ordnungswidriger Requisition mit Verlust der Verdienst-Medaille zum Gemeinen degradirt wurde.
353 6. Brigade : General - Major v. Krafft, 9 Bataillons, 2 Escadrons, 6ge Fussbatterie No. 5 (Premier- Lieutenant Schrader ; 7. Brigade : General- Major v. Brause, 9 Bataillons, 2 Escadrons , 68ge Fussbatterie No. 34 (Premier- Lieutenant Lent) ; 8. Brigade : Oberst v. Langen, 9 Bataillons, 2 Escadrons,
6ge Fussbatterie No. 12 (Capitain Bülly) ; Reserve -Cavallerie : General - Major v. Jürgass , 28 Escadrons , reitende Batterie No. 5 (Capitain v. Witten) , reitende Batterie No. 6 (Premier-Lieutenant Jenichen ) ; Reserve-Artillerie : Major Tackmann, 127ge Batterie No. 4 (Capitain Meyer) , 128ge Batterie No. 8 ( Seconde- Lieutenant Junghans), 67ge Fussbatterie No. 37 (Premier -Lieutenant Pippow) , reitende Batterie No. 14 (Capitain Fritze). Die zu derselben gehörende 127ge Batterie No. 10 ( Capitain Weigandt) und die 77ge Haubitz - Batterie No. 2 ( Premier- Lieutenant v. Rode) waren noch in der Mobilmachung begriffen. Parkcolonne No. 4, 6, 14, 17, 18, 20, Handwerkscolonne No. 3, Laboratoriencolonne No. 2, 6. und 4. Pionier- Compagnie . Zu den durch die ausgedehnten Rüstungen veranlassten neuen Formationen stellte die 6ge Fussbatterie No. 5 2 Unterofficiere , 4 Bombardiere, 20 Kanoniere und erhielt als Ersatz Soldaten des Colberger Infanterie - Regiments , welche aber grösstentheils schon einen bis zwei Feldzüge mitgemacht hatten. Die in und um Crefeld dislocirten Truppentheile der früheren 6. Brigade setzten sich am 26. März nach der Gegend von Verviers in Bewegung und hatten dabei einige sehr beschwerliche Märsche zurückzulegen , da sie wegen der angeschwollenen Roer nicht den nächsten Weg einschlagen , sondern den Umweg über Roermonde nehmen mussten. Besonders litt dadurch die 68ge Fussbatterie No. 51 ) , 1000 Schritt breite
welche zwischen Gangelt und Heerlen eine
fast grundlose Torfhaide zu passiren hatte,
wobei ein Wagen umgeworfen und beschädigt wurde, von anderen
¹ ) Bericht des General- Major v. Krafft aus Verviers. 3. Art.-Brig.
23
354
--
Fahrzeugen aber Räder, Deichseln und die Achse eines Geschützes brachen, weshalb das letztere zurückbleiben musste. Vom 30. März bis zum 30. April verweilte die Batterie in der Gegend von Verviers und marschirte dann nach Huy, wo die durch die
neue Armee - Eintheilung
veränderte
6. Brigade in Ausführung kam. wegen der bei
den
Zusammensetzung
der
Die Batterie musste von hier
sächsischen Truppen vorgefallenen Unruhen
mit 2 Bataillons des Colberger Regiments am 3. Mai plötzlich nach Lüttich abrücken , scheint jedoch bald wieder nach Huy zurückgekehrt zu sein. Sie wurde dann, der Dislocation ihrer Brigade gemäss , nach Grehen bei Hanut , später nach Opprebais bei Torembais les Beguinnes verlegt , und kam endlich, bei der Concentration des 2. Armeecorps
um Namur ,
in der ersten Hälfte des
Monats Juni nach Leuze , wo sie bis zum Beginn der Feindseligkeiten blieb. In Folge der letzteren erhielt sie am 16. Juni gegen Mittag Marschordre und traf mit ihrer Brigade Nachmittags 3 Uhr auf dem Rendezvous des Corps zwischen Onoz und Mazy ein, wo sie die Nacht bivouakirte.
Am Morgen des 16. Juni setzte sich das 2. Armeecorps gegen Sombref in Marsch, und die 6. Brigade desselben stellte sich vorläufig neben der 5. , am Durchschnittspunkte der Chaussee von Namur nach Brüssel mit der Römerstrasse , in Colonne auf. Das 1. Armee - Corps stand bereits hinter den Dörfern Ligny und St. Amand , und die französische Armee war auf der Strasse von Charleroi gegen Fleurus im Anzuge.¹) Gegen 1/23 Uhr Nachmittags rückte das 3. französische Armee- Corps nebst der Infanterie-Division Girard und einer Cavallerie-Division gegen St. Amand vor , und etwas später entwickelte sich das 4. französische Corps dem Dorfe Ligny gegenüber. Um diese Zeit hatte das 1. preussische Armee - Corps die Dörfer St. Amand und Ligny besetzt , seine übrigen Streitkräfte zur Unterstützung ihrer Vertheidigung aufgestellt und einen Theil der ArDas tillerie zwischen beiden oder östlich von Ligny placirt. 2. preussische Armee- Corps stand verdeckt bei Bry in Reserve. Mit dem hierauf beginnenden Angriff beider Dörfer durch die Franzosen entbrannte um den Besitz derselben auf diesem Theile des Schlachtfeldes jener hartnäckige Kampf, in welchen nach und nach fast alle wurden ,
Truppen des
1. und 2. Armee - Corps
und dessen Entscheidung Napoleon
endlich
verwickelt mit dem
Durchbrechen der preussischen Stellung zwischen Ligny und Som-
1) Wagners Schlachtenplan.
355 bref erzwang.
Aus den Einzelheiten desselben braucht hier nur der Moment hervorgehoben zu werden, an welchen sich die Verwendung der 6gen Fussbatterie No. 5 knüpfte , und man kann mit Bezug auf diese, bei den sich widersprechenden Angaben der noch lebenden Augenzeugen, nur den wenngleich nicht immer kla-
ren Bericht des Batterie- Commandeurs zum Grunde legen. Die 6. Brigade , welche sich im Laufe des Gefechts bei der Mühle von Busy aufgestellt hatte , erhielt zwischen 5 und 7 Uhr Abends den Befehl , mit den ihr noch verbliebenen 4 Bataillons den Kampf in Ligny zu unterstützen . ¹) Etwas früher , als dies geschah , hatte der Capitain Schrader , der einen Angriff von Ligny aus vermuthete , von seinem Brigade - Commandeur die Erlaubniss erhalten , zur Unterstützung jenes Angriffs mit der Batterie beizutragen , fand jedoch , nachdem er sich dem Dorfe bis auf 600 Schritt genähert hatte , die diesseitigen Truppen noch in ihren Stellungen nahe an demselben , und wollte eben wieder zurückgehen , als er durch den General - Major v. Holtzendorff aufgehalten wurde. Da aber bald darauf die Bataillons der 6. Brigade nach Ligny vorrückten, so ging der Capitain Schrader denselben und stellte sich rechts des Dorfes der auf den gegenüber liegenden Höhen placirten feindlichen Artillerie entgegen, ") wobei ihm sein Pferd unter dem Leibe getödtet wurde. Als die Batterie in dieser Stellung zwischen Ligny und St. Amand eintraf, war das feindliche Feuer sehr heftig. Noch vor dem Abprotzen oder während desselben wurde die Laffetenachse und der Protzkastendeckel des ersten Geschützes zerschossen, und es verlor 4, das zweite und dritte Geschütz aber jedes 2 Pferde, so dass , nach Complettirung der Bespannung des zweiten , das erste und dritte Geschütz mit 2 Pferden zurückgebracht werden mussten. Für die verbleibenden Geschütze fanden sich durch das Terrain möglichst gedeckte Stellungen. Ueber die Begebnisse bei der Batterie nach diesem
ersten
Auftreten sagt der Capitain Schrader in seiner Relation wörtlich : „ Die Ueberlegenheit an Zahl und Kaliber der feindlichen Geschütze war bedeutend , und diese waren in einer Entfernung von 1000 Schritt so gut placirt , dass nur der Rauch ihren Standort verrieth. . Zwar schwiegen für kurze Zeit ¹) Sie hatte bereits 4 Bataillons nach St. Amand und 1 Bataillon nach Ligny entsendet. Geschichte des Feldzuges von 1815 ( v . Damitz ) . 2) Nach dem Werke : Theilnahme der Königlich Preussischen Artillerie an dem Kampfe des Befreiungskrieges von J. L. Vogel , soll sie rechts neben der 67gen Fuss - Batterie No. 3 eingerückt sein. 23 *
356 einige dieser Geschütze, allein der Feind brachte auf seinem linken Flügel andere , vorzüglich Haubitzen , heran , welche nachher der Batterie den grössten Verlust , besonders an Pferden , verursachten . Die Batterie blieb in derselben Position und setzte , dem Anschein nach , oft ihr Feuer nicht ohne Wirkung fort. Zwei Geschütze unter dem Lieutenant Kühne gingen zu den hinter der Batterie befindlichen Munitionswagen zurück , um sich zu complettiren , kurz darauf folgten unter Lieutenant Valette zwei andere, die sich ebenfalls verschossen hatten , und von denen das eine einen zerschossenen Protzkasten hatte. Ich hatte jetzt nur die beiden Haubitzen . An der einen wurde ein Rad zerschossen , ich brachte sie zurück und liess die andere , welche nur noch einen Schuss hatte , vorangehen . Während dem begegnete mir Lieutenant Kühne mit seinen schnell complettirten Geschützen, und ich ging mit ihm wieder auf die Anhöhe Da ich nach einigen Schüssen sah , dass wir allein standen , die Truppen den Rückzug antraten , und ich keine Bedeckung hatte, ging ich zurück, um mich auf der rückwärts gelegenen Höhe zu placiren , erhielt aber den Befehl, mit 2 Geschützen der Batterie Huet (67ge Fussbatterie No. 1 vom 1. ArmeeCorps) wieder in die alte Stellung zu gehen.
Indem ich dadie Bespannung des einen Geschützes , welches nur noch 3 Mann zur Bedienung hatte , wieder zu ordnen , wurde ich durch ein Stück Granate am Arm verwundet. Nachdem einige Schüsse geschehen waren , drängte der Feind mit Tirailleurs und Cavallerie vor, das Dorf wurde mit beschäftigt war ,
verlassen , und ich ging ebenfalls von der Höhe herunter. An einem Granatwagen wurde die Deichsel zerschossen und 1 Pferd getödtet, die übrigen Pferde wurden den Geschützen überwiesen und der Wagen blieb stehen." Die während des Rückzuges auseinander gekommenen Theile der Batterie fanden sich hinter Tilly wieder zusammen, wo 2 Stunden gerastet und während derselben gefuttert , die Protzmunition aus den Wagen complettirt und die Bespannung wieder geordnet wurde. Hierauf marschirte die Batterie, in Abwesenheit des verwundeten Commandeurs von dem Lieutenant Valette geführt, über Gentines , Villeroux und Mont St. Guibert bis St. Anne ( auf dem rechten Ufer der Dyle), wo sie am Morgen des 17. Juni eintraf und bis zum nächsten Tage in einem bei heftigem Regen und Mangel an Lebensmitteln eben nicht angenehmen Bivouak blieb. Von hier aus ging der Feuerwerker Westphal mit einer Haubitze
357 und 2 Kanonen , welche in Folge der Beschädigung durch das feindliche Feuer einer gründlichen Wiederherstellung bedurften, nach Mastricht ab ; der Rest der Batterie wurde möglichst retablirt, und ersetzte Munition.
aus den
eingetroffenen Colonnen dié
verschossene
Der in der Schlacht erlittene Verlust betrug : an Todten 1 Unterofficier (Kalso w), 2 Kanoniere, 17 Pferde . "" Verwundeten 1 Officier , 1 Bombardier , 4 Kanoniere und 6 Pferde.
Von ihrer Munition hatte die Batterie nach dem Rapport : 138 Kugelschüsse, 2-2 löthige Kartätschschüsse 17-6 löthige 44 Granatwürfe verbraucht. Auf Grund der eingereichten Vorschläge wurden wegen ihres Benehmens , laut Allerhöchster Cabinets - Ordres vom 26. Juni und 2. October, belohnt :
der Capitain Schrader 29 Lieutenant Kühne 99 ""
Feuerwerker la Croix Unterofficier Angress
mit dem eisernen Kreuz 2. Klasse.
Scharlipp. "" وو Der Bombardier Göritz nnd der Kanonier Wenzlaff und Fischer waren zu derselben Auszeichnung empfohlen . Nachträglich erhielt der Capitain Schrader noch den russischen St. Wladimir- Orden IV . Klasse. Der Unterofficier Kalsow , welcher bereits für Laon mit dem eisernen Kreuz decorirt war , verdient wegen seines unerschrockenen Benehmens einer besonderen Erwähnung. Als die Batterie den Rückzug antrat , befand sich sein Geschütz auf dem linken. Flügel der Linie und blieb noch im Feuer , nachdem die übrigen bereits aufgeprotzt hatten. Der Lieutenant Valette eilte nun herbei und befahl dem Unterofficier Kalsow dasselbe zu thun ; dieser aber bat ihn dringend, noch einen Kartätschschuss gegen den nur 150 Schritt entfernten Feind abgeben zu dürfen . Dies geschah auch nach erfolgter Bewilligung mit guter Wirkung , aber in dem nämlichen Augenblick wurde der brave Geschützführer von einer feindlichen Kanonenkugel tödtlich getroffen . Man nahm ihn zwar auf der Protze mit fort, er starb indessen bald darauf. Am 18. Juni gegen Mittag brach das 2. Armee - Corps aus seinem Bivouak auf und marschirte durch Wawre über St. Lam-
358 bert und Lasne dem Schlachtfelde von Belle - Alliance zu , da aber die durch den vorhergegangenen Regen aufgeweichten Wege den Marsch sehr aufhielten , so kam nur die an der Spitze marschit rende 5. Brigade noch zur Theilnahme an dem Gefecht bei Planchenoit. Der General - Major v. Krafft führte zwar, als seine Brigade sich diesem Dorfe näherte, die 6ge Fussbatterie No. 5 mit aufgesessener Bedienungsmannschaft im Trabe selbst heran , dasselbe war aber bereits erobert , und die Batterie fand keine Gelegenheit mehr in Thätigkeit zu kommen . Während das 1. und 4. Armee- Corps dem Feinde über Charleroi folgten , erhielt das 2. , mit Ausnahme der detachirten 5. Brigade¹ ), den Befehl , den noch bei Wawre befindlichen Marschall Grouchy von
der
Sambre
abzuschneiden.
Es setzte
sich zu
diesem Zwecke um Mitternacht in Bewegung und erreichte , nach einem ermüdenden Nachtmarsche , über Maransart und Rousseval, am 19. Juni Vormittags bezogen wurde.
um 11 Uhr Melioreux ,
wo ein Bivouak
Erst am 20. Juni Morgens um 5 Uhr erfuhr man , dass die Truppen des Marschall Grouchy bereits vorbei und im vollen Rückzuge gegen Namur begriffen seien , weshalb die preussische Avantgarde sich beeilte , denselben zu folgen . Sie stiess bei Le Bosquet auf den Feind , dessen bei Temploux sich setzende Arrieregarde zurückgeworfen wurde , und der , gleichzeitig von der reitenden Artillerie des 3. Armee - Corps beschossen, rechts gegen Flavinne ausbog, wo er sich vortheilhaft aufstellte. Als gegen 4 Uhr Nachmittags die 6. Brigade bei Namur eintraf, griff sie sogleich die noch auf den Höhen vor der Stadt stehenden Massen des Feindes in 3 Colonnen an , warf sie nach den Vorstädten zurück, nahm diese, und versuchte sich der Stadt zu bemächtigen , was jedoch nach grossem Verlust erst spät am Abend durch einen glücklichen Zufall gelang. Zur Unterstützung des ersten Angriffs dieser Brigade gingen die 4 Kanonen der 67gen Fussbatterie No. 5 rechts von der Chaussee vor und beschossen den Feind in zwei Stellungen auf 1300 und 1100 Schritt sehr wirksam, bis er sich in die Vorstadt zog, wobei sie nur eine auf dem Walle von Namur placirte Haubitze gegen sich hatten, aus welcher das Pferd des Lieutenants Valette verwundet wurde. Die Haubitze der Batterie unter dem Lieutenant Kühne nahm
1) Diese Brigade mit 14 Escadrons Cavallerie folgte in der Richtung auf Charleroi dem Feinde und schloss später Maubeuge ein .
359 links der Chaussee anfänglich eine Stellung auf 1600 Schritt, ging jedoch bald auf 1200 Schritt vor und bewarf mit Granaten die feindlichen Colonnen ; als diese aber den Rückzug antraten, näherte sie sich denselben bis auf 800 Schritt , that 2 Kartätschwürfe mit gutem Erfolge , und fand dann noch Gelegenheit , den sich in die Stadt ziehenden Feind von einer Anhöhe auf der Chaussee durch Granaten zu beunruhigen . Hiermit endete die Thätigkeit der Batterie , da ihr keine Gelegenheit zur ferneren Betheiligung am Gefecht gegeben wurde. Während desselben waren ein Feuerwerker und 3 Pferde verwundet und an Munition
110 Kugelschüsse, 21 GranatWürfe 2 Kartätschverbraucht worden. Der Feuerwerker la Croix , welcher die Haubitze führte, und den eine Gewehrkugel am Kopfe traf, hatte sich durch Thätigkeit und Bravour ausgezeichnet . Am Morgen des 21. Juni folgte der General-Major v. Sohr mit einer Abtheilung des 2. Corps dem Feinde gegen Dinant, der Rest dieses Corps schlug die Richtung auf Thuin ein, und wurde unter dem Oberbefehl des Prinzen August von Preussen zur Belagerung der im Rücken der v. Blücher'schen Armee bleibenden Festungen bestimmt. Demzufolge kam die 6. Brigade über Beumont am 23. in Avesnes an , hatte hier am 24. Ruhe, und traf am 25. vor Landrecy ein , wohin bereits die Avantgarde mit 2 Geschützen der 6gen Fussbatterie No. 5 unter dem Lieutenant Kühne am 24. Juni vorausgegangen¹) . Die bisher bei sehr heissem Wetter zurückgelegten Märsche waren überaus anstrengend und die Verpflegungs - Anstalten mangelhaft gewesen . Am 27. wurde ein Detachement von 2 Bataillons, 2 Escadrons und 1 Kanone der Batterie nach Rocroy entsendet, und da gleichzeitig eine Haubitze nach Maubeuge abging²), so blieben bis Anfangs Juli, zu welcher Zeit die nach Mastricht geschickten Gechütze zurückgekehrt waren, nur 3 Kanonen vor Landrecy. Diese kleine Festung am rechten Ufer der
Sambre ,
deren
1) Der Belagerungskrieg des Königlich Preussischen 2. Armee - Corps von F. v. Ciriacy , auf dessen Pläne die späteren Angaben sich beziehen . 2) Der Zweck dieser Detachirung , welche in einem Bericht des General- Majors v. Krafft erwähnt wird, hat nicht ermittelt werden können . Wahrscheinlich stiess die Haubitze schon vor Philippeville, das nach Rocroy entsendete Geschütz aber erst bei Givet wieder zur Batterie.
360 Thalränder hier sanft und unbedeutend ansteigen , ist ein bastionirtes Fünfeck, hat grösstentheils nasse Gräben , und steht durch eine Brücke mit der jenseits des Flusses gelegenen Vorstadt le Quesnoy, welche von einem grossen Hornwerk umgeben wird, in Verbindung.
Der Platz war in gutem baulichen Zustande , mit 45 Ge-
schützen, Vorräthen aller Art und mit einer Garnison von 200 Mann versehen, von welcher aber ein Theil mit der Bürgerschaft gegen die Vertheidigung stimmte. Da die Belagerung später erfolgen sollte, so wurde der Platz vorläufig auf beiden Ufern
der
Sambre eng eingeschlossen , und
die 6uge Fussbatterie No. 5, welche bei Maroilles bivouakirte, beschäftigte sich mit der Anfertigung des Batteriebau-Materials im Walde von Mormal. Ausserdem wurde eine Haubitze derselben zu den von dem Prinzen August angeordneten Allarmirungen der Garnison benutzt und that in der Nacht zum 26. Juni 6
29
"" وو
وو
99 ""
3. Juli 10 g. 99 20
Granat-Würfe.
22 "" In dieser Zeit übernahm der Capitain Michaelis für den versetzten Capitain Schrader das Commando der Batterie. Nach der Uebergabe von Maubeuge liess der Prinz August die nöthigen Belagerungsmittel vor Landrecy vereinigen, und beschloss , die Aufmerksamkeit des Feindes von dem Hauptangriff gegen den Platz durch einen Scheinangriff auf das Hornwerk abzuziehen. Der letztere wurde in der Nacht zum 20. Juli, durch Eröffnung einer 200-280 Schritt von dem gedeckten Wege des Hornwerks entfernten Parallele begonnen , und in der folgenden Nacht erbaute man hier nachstehende Batterien : No. 1 und No. 2 jede für 3-5½" Mörser, zur Ableitung des feindlichen Feuers von den übrigen Bauplätzen , No. 3 für 4-24ge Kanonen, zum Ricochettiren der Werke des linken Ufers , No. 4 für 3-507ge und 2-25ge Mörser ,
zum Bewerfen der
Vorstadt, der Stadt und der Verbindung zwischen beiden . No. 5 für 6-24ge
Kanonen , um
gegen das Stadtthor von
Quesnoy zu wirken , und die Angriffsseite der Stadtbefestigung im Rücken zu fassen . Zum Batteriebau stellte die 6uge Fussbatterie No. 5 3 Unterofficiere ,
22
Kanoniere ;
zum
Transport der Geschütze nach
den Batterien 30 Zugpferde und zum Transport der Munition einen bespannten Kartuschwagen. Für die Batterie No. 1 war
361 der Lieutenant Valette commandirt, und die Batterien No. 3, 4 und 5 standen unter der Aufsicht des Capitains Michaelis. Da die Batterie No. 1 in einer Schlucht lag , so bedurfte es bei derselben nur des Streckens der Bettungen und der Anlegung einer Pulverkammer.
Zur Bedienung erhielt diese Batterie 3 Un-
terofficiere, 12 Kanoniere und 12 Mann von der Infanterie ; es ist jedoch nicht festzustellen, ob die ersteren von der 6ugen Fussbatterie No. 5 waren. Jeder Mörser derselben wurde mit 100 Wurf
versorgt. Gegen 7 Uhr Morgens begann das Feuer der BelagerungsBatterien, und brachte eine ziemliche Verwirrung im Platze hervor, weil die Garnison , welche grösstentheils zum Appell auf dem rechten Ufer versammelt war, durch das Stadtthor und über die Brücke nach dem Hornwerke strömte, während ein Theil der BelagerungsEs geschütze ihre Geschosse nach jenen Punkten richtete . währte deshalb einige Zeit, bis die Festungsartillerie der Belagerungsartillerie antwortete, und nach einer zweistündigen Thätigkeit der letzteren schlug die Garnison Chamade. Von der 6ugen Fuss - Batterie No. 5 erhielt der Capitain Michaelis für seine Leistungen das eiserne Kreuz 2. Classe. Ein Theil der vor Landrecy befindlich gewesenen Truppen
marschirte nach erfolgter Uebergabe schleunigst gegen Philippeville. Am 27. Juli trafen 4 Bataillons der 6. Brigade nebst der 67gen Fussbatterie No. 5 im Lager bei Cerfontaine vor diesem Platze ein, und der General - Major v. Pirch I. über die hier versammelten Truppen.
übernahm den Befehl
Die Mannschaft der Batterie, welche in ihren Hütten durch häufigen Regen belästigt und nur unregelmässig verpflegt wurde, begann sogleich die Anfertigung von Batteriebau - Material ; die schwierige Herbeischaffung der Transportmittel für das BelagerungsMaterial verzögerte indessen die Vorbereitungen zum Angriff bis zum 7. August. Philippeville, am Anfange mehrerer Thäler erbaut , hat eine beherrschende Lage und wird von einem Hauptwalle mit 5 Bastions umgeben, welcher durch einen breiten trockenen Graben geschützt und durch Aussenwerke verstärkt ist. Die beiden Ausgänge der Festung führen durch das Thor von Namur auf die Strasse nach Givet und durch das Thor von Frankreich auf die Strasse nach Beaumont. Das Mauerwerk war hin und wieder verfallen, der gedeckte Weg mangelhaft pallisadirt, und der Platz hatte bei einer Bewaffnung mit 50 Geschützen eine Garnison von 1700 Mann , welche grösstentheils aus Nationalgarden bestand.
362 Nach vielfachen Recognoscirungen kam man zu dem Entschlusse, das Bastion links des Thores von Frankreich anzugreifen, und eröffnete in der Nacht zum 8. August zwischen 200 und 300 Schritt vom Glacis eine Parallele , mit welcher zugleich der Bau nachstehender Batterien verbunden wurde : No. 1 für 6-7ge
""
2
99
3
دو
4 5
Mörser , um die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich zu ziehen.
2-25ge Haubitzen , gegen das Bastion links des angegriffenen .
29
29 99
""
4-25uge
Haubitzen
3-50%ge und 2—25%ge Mörser 5-25@ge Mörser
gegen die Angriffsfront .
"" 6 دو3-50uge und 2-25age Mörser Den Bau der Batterie No. 4 leitete der Lieutenant Valette , und da sie in einer Vertiefung lag, so streckte man nur Bettungen für die Geschütze und errichtete eine Pulverkammer. An dem Bau der Batterie No. 6 nahm der Lieutenant Kühne unter dem Premier-Lieutenant Junghans Theil ; die Verhältnisse waren hier dieselben wie bei No. 4. Erst um 1/24 Uhr Morgens begann der Feind, durch das Geräusch einiger zurückfahrenden Wagen aufmerksam gemacht , ein lebhaftes aber unsicheres Feuer, welches zunächst von den Batterien 1 , 2 , 3 , zwei Stunden später aber auch von den übrigen beantwortet wurde ; der zum Theil felsige, zum Theil sumpfige Boden hatte die Arbeit bei den letzteren sehr schwierig gemacht . Jedes Geschütz sollte mit 100 Schuss oder Wurf ausgerüstet werden, und da die Batterien keine gedeckten Verbindungen hatten , so musste die Mannschaft sich mit Lebensmitteln und Trinkwasser auf 24 Stunden versehen. Es ist nach den erhaltenen Mittheilungeu wahrscheinlich, dass Leute und Pferde der 6gen Fussbatterie No. 5 bei der Einrichtung der Belagerungsbatterie No. 4 thätig waren, auf deren Bewaffnung mehrere ungünstige Zufälligkeiten einwirkten , welche ihr leicht hätten verderblich werden können . Der mit dem Transport des Geschützes und der Munition Beauftragte hatte sich nämlich während der Dunkelheit verirrt, und konnte nur nach mehrstünMörserröhre Die digem Suchen wieder aufgefunden werden. waren deshalb noch nicht eingelegt, als der Feind mit Tagesanbruch die Batterie zu beschiessen anfing, und diese Arbeit erlitt durch eine Beschädigung des englischen Hebezeuges , dessen man sich bei derselben bediente, eine Verzögerung . Gleichzeitig flüchteten sich aber auch 12 Wagen mit Munition ,
welche auf einer
363 rückwärts gelegenen Höhe gehalten hatten, vor der Wirkung des feindlichen Feuers nach dem Ravin, in dem die Geschütze standen, und man war genöthigt , die abgeladenen Geschosse vorläufig frei nieder zu legen . Zum Glück unterbrach ein plötzlich eintretender Nebel das Feuer der Festungsartillerie, und die Wagen wurden schnell zurückgeschafft .
Nachdem sich der Nebel verzogen hatte, begann des Morgens gegen 8 Uhr das Feuer der Batterie, in welcher ein Theil der Bedienungsmannschaft unter dem Feuerwerker Westphal aus Leuten der 6gen Fussbatterie No. 5 bestand, und die Festungsartillerie erwiderte dasselbe mit Geschossen aller Art. Diese thaten zwar der Mannschaft und den Geschützen keinen Schaden , da sie gegen directe Schüsse gedeckt waren und die meisten Hohlgeschosse in den aufgeweichten lehmigen Boden tief eindrangen , unglücklicherweise fiel eins dieser Geschosse zwischen die freiliegenden 50gen Bomben, ein Zünder derselben fing Feuer und durch Mittheilung des letztern crepirte eine Anzahl jener Geschosse.¹) Von der Bedienungsmannschaft, welche sich sogleich auf die Erde geworfen hatte, wurde indessen Niemand beschädigt, und das Wachstuch, womit die englischen Zünder beplattet waren, hinderte die weitere Verbreitung der Explosion, welche sich sonst wahrscheinlich bis auf den aus einigen Centnern Pulver bestehenden Vorrath der Pulverkammer ausgedehnt hätte . Der Feuerwerker Westphal gab bei dieser Gelegenheit einen neuen Beweis seiner Unerschrockenheit, indem er, auf der Erde hinkriechend, sich ganz in die Nähe der springenden Bomben begab, um über die Ausdehnung des Unfalls berichten zu können . Als eine artilleristische Curiosität verdient noch angeführt zu werden , dass in dieser Batterie eine feindliche Bombe über dem Zündloche eines zum Abfeuern bereiten Mörsers crepirt sein und hierdurch die Ladung desselben entzündet haben soll. Das Feuer der Belagerungsartillerie dauerte bis Mittags 12 Uhr, ohne dass in der Stadt ein Brand entstand, worauf eine Pause gemacht und die Unterhandlungen
angeknüpft wurden.
Da
diese
aber nicht zum Ziele führten , so begann das Feuer gegen 3 Uhr von Neuem und mit um so mehr Erfolg , als man Zeit gehabt hatte, die hin und wieder bemerkten Mängel zu verbessern. Der Feind war nun nicht mehr im Stande die durch das Bombarde-
1) Mittheilungen des Oberst-Lieutenants Valette. Nach den Angaben von Ciriacy und nach den in Blessons Festungskrieg etc. enthaltenen Notizen des Oberst v. Röhl hätte keine Explosion stattgefunden .
364
―
ment entstandene Feuersbrunst zu unterdrücken, um 4 Uhr gerieth auch die in der Nähe des angegriffenen Bastions liegende Kaserne in Brand, und da alle Wurfbatterien ihre Geschosse nach diesem Punkte dirigirten, einige Festungs - Geschütze zum Schweigen gebracht und mehrere Soldaten und Bürger getödtet worden waren , so gab der Commandant die Vertheidigung des Platzes auf. Die Batterie verbrauchte, einschliesslich der durch die Explosion verloren gegangenen Geschosse : 223-50%ge Bomben * 150-250ge 99 Noch am 8. August wurde die Kapitulation abgeschlossen, am 10. streckte die Besatzung im Angesichte des Belagerungscorps auf dem Glacis vor dem Thore von Frankreich das Gewehr, und nachdem jenes in Parade durch die Stadt marschirt war, brach die 6. Brigade sogleich gegen Givet auf. Die 68ge Fussbatterie No. 5 bezog hier mit einem Theil dieser Brigade ein Lager bei Doiche, aus welchem aber später noch Detachirungen von Geschützen erfolgt zu sein scheinen . Der genannte Platz besteht aus den befestigten Stadttheilen Klein- Givet auf dem rechten und Gross - Givet auf dem linken Maassufer, an die sich auf jenem das verschanzte Lager des Mont d'Haure, auf diesem die Bergfeste Charlemont schliessen, von welIchen die Stadt beherrscht wird. Die Herbeischaffung der zur Belagerung einer so bedeutenden Festung erforderlichen Mittel ¹ ) , und die zu treffenden Vorbereitungen beschäftigten unausgesetzt die Bespannungen und die Mannschaft sämmtlicher vor derselben befindlichen Batterien, welche jedoch sonst keine Noth litten . Um sich zunächst der beiden Stadttheile von Givet und des Mont d'Haure
zu bemächtigen ,
erbaute man in der Nacht zum
9. September 7 Batterien , welche am Morgen so weit vollendet waren , dass sie in der nächsten Nacht ihr Feuer hätten beginnen können ; der Commandant wartete dies jedoch nicht ab ,
sondern
begann eine Unterhandlung , in Folge welcher die Garnison sich am 11. nach dem Charlemont zurückzog und ein Waffenstillstand mit 24stündiger Kündigungsfrist eintrat. Während dieses Waffenstillstandes wurde durch nächtliche Arbeiten die Beschiessung von Charlemont vorbereitet ; am 20. September erhielt man jedoch die
1) Die Belagerungsmittel mussten aus entfernten Festungen und zum Theil vom Rhein herbeigeschafft werden , da der bisher benutzte englische Belagerungstrain zurückgenommen wurde, weil die Besatzung die weisse Fahne aufgepflanzt hatte.
365 officielle Nachricht ,
dass alle Feindseligkeiten eingestellt werden
sollten , und am 24. erfolgte die Bestätigung derselben durch den Befehl des Feldmarschalls Fürsten v. Blücher. Der besondere Antheil , welchen die 6ge Fussbatterie No. 5 an den erwähnten Arbeiten nahm ,
hat nicht festgestellt werden
können ; sie marschirte am 25. September mit ihrer Brigade nach der Gegend von Rocroy und belegte die Dörfer Martigny und Leuze. Für die Theilnahme an den ausgeführten Belagerungen erhielt die Batterie einen russischen St. Georgenorden 5. Klasse ¹) , welcher dem Unterofficier Angress durch Wahl zufiel. Während des Verweilens in den genannten Quartieren liess sich leider ein Theil der Mannschaft zu einem Excess verleiten, der , wie peinlich die Darstellung desselben auch ist , nicht unerwähnt bleiben kann. Am 30. September hatte der Capitain Michaelis die Gespanne der Batterie zu einer Besichtigung bei Martigny versammelt. Er fand an dem Putze der Geschirre und Pferde Manches zu tadeln , äusserte seine Unzufriedenheit bei einzelnen Leuten durch Schelten und wies sie unter Andern an ,
die langen Haare der Pferde mit
den Fingern auszuziehen. Als der Capitain nun aufsitzen lassen wollte , wurde der Befehl dazu nur von den Unterofficieren vollführt, während alle fahrenden Artilleristen an ihren Pferden stehen blieben. Auf die an den Kanonier Albrecht gerichtete Frage : weshalb sie nicht aufsässen ? erwiderte dieser : als Banditen und Spitzbuben sitzen wir nicht auf; dasselbe sagte unaufgefordert der Kanonier Schröder , und der Kanonier Witzky , welcher vorgesprungen war, fügte dieser Aeusserung noch die Bemerkung hinzu, dass zum Putzen der Pferde Striegel und Kardätschen , aber nicht die Finger geliefert würden . Namen des Königs befolgt.
Der hierauf von dem Capitain im
erfolgte Befehl
zum Aufsitzen wurde jedoch
Nachdem der General- Major v. Krafft die Meldung von dem Vorfall erhalten hatte, liess er durch einen Stabsofficier die fahrenden Artilleristen zum strengsten Gehorsam gegen ihren Commandeur anweisen und demnächst die gerichtliche Untersuchung einleiten , welche , durch den Rückmarsch der Batterie unterbrochen, erst in Magdeburg zum Schluss kam. Aus derselben ging hervor, dass der Capitain Michaelis seit der Uebernahme der Batterie sich mehrfach Schimpfworte gegen die Leute gestattet, der Kano-
1) Bemerkung 2 Seite 208.
-
366
nier Witzky die dadurch hervorgerufene Missstimmung benutzt hatte , um zur Widersetzung aufzufordern , und hierbei durch die Kanoniere Brietzky , Pagel und Fischer II. unterstützt worden war . Durch das am 22. Juni 1816 abgehaltene und am 21. August von Sr. Majestät dem Könige bestätigte Kriegsgericht wurden : der Kanonier Witzky zu 10jähriger, die Kanoniere Brietzky , Pagel und Fischer zu 8jähriger, der Kanonier Schröder zu 6jähriger Festungsstrafe durch Einstellung in eine Strafsection und Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes,
der Kanonier Albrecht zu 1jähriger Festungsstrafe durch Einstellung in eine Strafsection , alle übrigen fahrenden Artilleristen aber zu sechswöchentlichem strengen Arrest verurtheilt. Dem Capitain Michaelis wöchentlichen Stuben arrest.
ertheilte Se . Majestät
einen vier-
Wenn die Ursachen zu diesem Excesse auch zunächst in der, durch mangelhafte Beaufsichtigung während der Transporte gelockerten Disciplin , sowie in einer das Ehrgefühl der Mannschaft verletzenden Weise zu suchen sind , so ist derselbe doch um so beklagenswerther, als er auf den in 4 Feldzügen erworbenen Ruhm einen Schatten wirft.
Am 3. November wurde das 2. Armeecorps
aufgelöst ,
die
Truppen desselben traten den Marsch nach den ihnen angewiesenen Standquartieren an , und die 67ge Fussbatterie No. 5 ging, nachdem sie ihre besten Pferde an die der Occupationsarmee zugetheilten Batterien hatte abgeben müssen , über Avesnes , Charleroi , Namur , Lüttich , Aachen , Düsseldorf , Elberfeld , Dortmund, Hamm, Minden und Braunschweig nach der Umgegend von Magdeburg , wo sie in der letzten Hälfte des Monats December eintraf. Sie stand zuerst in Alten -Weddingen , Bahrendorf und Stemmern, belegte später abwechselnd die Dörfer Schwaneberg und Sildorf, und kam zuletzt nach Stassfurth und Lederburg , wo sie bis zur Demobilmachung blieb. Diese erfolgte im Monat Mai 1816 , nachdem die nicht im Dienst verbleibenden Leute entlassen worden waren . Am 6. Mai rückte die aus der Mannschaft der Batterie formirte 6. Fusscompagnie in Magdeburg ein ; alles Material, insoweit es nicht zur Exercirartillerie überging, nahm das dasige ArtillerieDepot in Verwahrung , und von den Pferden wurden nur einige beibehalten , die übrigen aber verkauft oder an das Land abgegeben.
367
Elfte Fuss - Compagnie. A.
Ihre Abstammung.
Die 11. Fuss - Compagnie der 3. Artillerie - Brigade wurde im Jahre 1816, als 9. Compagnie derselben , aus der 7gen Haubitzbatterie No. 5 formirt und letztere im Jahre 1815 in Glatz mobil gemacht.
B.
Ihre Geschichte .
Geschichte der 7gen Haubitzbatterie No. 5. Der Befehl zur Mobilmachung dieser Batterie , welche für das 5. Armee- Corps unter dem Befehl des Grafen York v. Wartenburg bestimmt war , erhielt das Artillerie - Depot von Glatz am 4. April 1815 , und machte sofort die nöthigen Einleitungen , demselben zu genügen.
um
Zum Commandeur der Batterie wurde der Premier- Lieutenant Kambly bestimmt und der Seconde- Lieutenant Thiesenhausen I. sowie der Porte- d'épée- Fähnrich Busse derselben zugetheilt. Zur Besetzung der Batterie stellten : die 2. Stamm-Compagnie der schlesischen Artillerie - Brigade : 8 Unterofficiere , • 2 Bombardiere , 1 Tambour , 40 Kanoniere
und die
10. Stamm - Compagnie
gade¹) : 7 Unterofficiere , 84 Kanoniere.2)
der schlesischen Artillerie - Bri-
10 Bombardiere ,
1 Tambour und
Woher der Chirurgus kam, lässt sich nicht nachweisen ; die nach dem Etat erforderlichen beiden Handwerker wurden freiwillig engagirt , die erforderlichen Lande ausgehoben .
8 Trainsoldaten
und 5 Knechte vom
Von den Abgaben der 10. Compagnie , über welche noch eine Liste vorliegt , dienten die Unterofficiere fast alle 5 bis 6 Jahre , die Bombardiere 3 bis 5 Jahre ; unter den Kanonieren war die Mehrzahl erst etwas über 1 Jahr im Dienste , hatte ein Alter von 20 bis 30 Jahren und bestand aus sehr kleinen Leuten . Ueber
1) Diese Compagnie stand , unter dem Commando des Capitains v. Wolframsdorf, seit ihrer Errichtung im Jahse 1809 in Cosel und wurde im Jahre 1810 nach Glatz verlegt. 2 ) Da der Kriegs-Etat einer 78gen Haubitz -Batterie vor dem Beginn des Feldzuges von 1815 auf 3 Officiere, 10 Unterofficiere, 12 Bombardiere , 140 Kanoniere, 2 Tambours und 1 Chirurgus festgestellt worden war, so fehlten 16 Kanoniere ; es hat sich aber nicht ermitteln lassen, ob und wie dies Manquement gedeckt wurde.
368 die Beschaffenheit der Mannschaft von der 2. Compagnie keine näheren Angaben mehr vorhanden. noch keiner der Abgegebenen gewesen.
sind
Vor dem Feinde war
Die Batterie wurde aus 8-7gen französischen Haubitzen , 8 GranatWagen und 2 Leiter1 Feldschmiede zusammengesetzt.
Die Protzen mussten mit grösseren Kasten, die
Kasten der aus dem Depot von Schweidnitz übersendeten Munitionswagen mit der zur Aufnahme von Granaten erforderlichen inneren Einrichtung versehen werden, und die aus demselben Depot entnommene Feldschmiede war nicht nur ohne Handwerkszeug, sondern bedurfte auch vielfacher Reparaturen . Die Leiterwagen wollte man sich zuerst durch Requisition verschaffen ; da die gestellten aber untauglich waren, so half endlich das Artillerie - Depot von Silberberg mit zwei solcher Wagen aus. Die Zubehörstücke wurden neu gefertigt.
Die Munitions - Ausrüstung bestand aus : 632-7@gen Granat176-6 löthigen Kartätsch- Würfen 16 BrandKugel16 Leuchtund es wurden
in jeder Protze : 19 GranatWürfe 8 Kartätsch-
in jedem Granatwagen : 60 Granat14 KartätschWürfe 2 Brandt l h c e u g 2 Le Ku
nächst diesen aber etwa für den dritten Theil aller Granatwürfe die vorgeschriebenen kleinen Ladungen von 1½ und verpackt. Sie war zum Theil aus alten Beständen entnommen und ausgebessert , zum Theil neu angefertigt. Besondere Weitläufigkeiten machte die Herbeischaffung der im Depot nicht vorhandenen Brandkreuze, die von den Handwerkern in Glatz nicht gemacht werden. konnten. Sämmtliche Reitzeugstücke, Geschirr- und Stallsachen mussten in Bestellung gegeben werden, da sich in den Beständen des Depots nichts davon vorfand. Sie waren deshalb neu , aber wegen der eiligen Beschaffung nicht von besonderer Güte. Die für die Batterie erforderlichen Pferde - bestehend in 5 Officierpferden , 116 Zugpferden , 8 Kleppern und 2 Packpferden
369 wurden aus Schlesien in einem Termine gestellt ; sie sollen brauchbar, aber nicht von vorzüglicher Qualität gewesen sein , was bei Erschöpfung der Hülfsmittel dieser Provinz durch die Rüstungen im Jahre 1813 sehr erklärlich ist. Die Bekleidung ,
Bewaffnung und sonstige Ausrüstung der
Mannschaft war nicht durchgängig probemässig , aber in ziemlich brauchbarem Stande. Bei dem Schriftwechsel ,
welchen das Zusammenbringen des
Materials veranlasste , und bei den Reparaturen und Neuanfertigungen, welche es forderte , konnte die Mobilmachung nicht ohne Verzögerungen ins Werk gesetzt werden ; sie wurden noch dadurch aufgehalten , dass die Handwerker zum Theil von dem Gouvernement requirirt werden mussten , und dass diese , durch den Krieg herabgekommen , ansehnliche Vorschüsse auf die gemachten Bestellungen verlangten , denen die Königlichen Kassen nicht sofort zu genügen vermochten . Durch angestrengte Thätigkeit brachte es die Depotverwaltung jedoch dahin , dass , nachdem der BatterieCommandeur im ersten Drittheil des Monats Mai die Mannschaft und zur Uebung derselben einige Geschütze nebst Zubehör erhalten hatte , demselben bis zum 21. die Trainsoldaten und Pferde, und bis zum 26. Mai alle übrigen Ausrüstungs - Gegenstände übergeben werden konnten . Der Commandeur hatte schon früher für die Ausbildung und Belehrung der Artilleristen gesorgt, unter denen mehrere noch der Nachhülfe bedurften ; nach dem Empfang der Pferde begann er sogleich die Eintheilung derselben , und liess durch den Lieutenant Thiesenhausen und den Porte - d'épée - Fähnrich Busse , welche beide bei der reitenden Artillerie gestanden hatten , den Fahrern und Unterofficieren Reitunterricht ertheilen . Man war jedoch noch nicht bis zum Exerciren mit bespanntem Geschütz gelangt, als die Batterie zu ihrem Armee- Corps abgerufen wurde.
Sie brach dem-
nach am 13. Juni 1815 von Glatz auf, ging in gewöhnlichen Etappen über Frankenstein , Reichenbach , Schweidnitz , Jauer , Goldberg, Löwenberg, Lauban, Görlitz und Bautzen nach Hoyerswerda, verweilte hier 8 Tage und setzte dann ihren Marsch über Elsterwerda , Torgau, Düben, Bitterfeld und Köthen bis in die Nähe von Kalbe fort , wo sie die ihr
angewiesenen Cantonnirungen Wedlitz und
Lattorf bezog , und unter den Befehl des in Köthen befindlichen Majors v. Schorlemmer trat.
Da der Batterie- Commandeur mit grosser Strenge auf Ordnung hielt, so war die Marschdisciplin bald befestigt ; das Material bewährte sich als tüchtig, es wurden nur einige Pferde gedrückt, bei 24 3. Art.-Brig.
370 der Mannschaft herrschte viel guter Wille und , eines Desertionsfalles , kamen keine Excesse vor..
mit Ausnahme
Die Batterie blieb , ihre Quartiere einige Male wechselnd , mehrere Monate in der Gegend um Bernburg und Köthen , WO sich Leute und Pferde sehr wohl befanden ; der Commandeur benutzte diese Zeit zur Vollendung ihrer Ausbildung, und der Major v. Schorlemmer , von dem sie öfter besichtigt wurde, zeigte sich mit ihrem Zustande zufrieden. Im letzten Drittheil des Monats November kam die Batterie " nach Wolmirstädt, blieb hier bis zum Mai 1816 und wurde , nachdem der Premier - Lieutenant Kambly schon früher eine andere Bestimmung erhalten hatte, von dem Lieutenant Thiesenhausen demobil gemacht.
Das Material empfing das Artillerie - Depot in
Magdeburg , die Pferde wurden grösstentheils verkauft und die Mannschaft rückte als damalige 9. Fusscompagnie in Magdeburg, ihre künftige Garnison, ein.
Zwölfte Fuss - Compagnie. A. Ihre Abstammung. Die 12. Fuss - Compagnie der 3. Artillerie - Brigade wurde im Jahre 1816 aus der 15. provisorischen Compagnie der schlesischen Artillerie-Brigade formirt, und dieser diente ein Theil der im Jahre 1816 zusammengestellt gewesenen aber wieder aufgelösten ReserveMarsch- Compagnie¹) als Stamm. B. Ihre Geschichte.
1.
Geschichte der Reserve - Marsch - Compagnie.
Schon bei dem Vorrücken der alliirten Armee nach Sachsen, im März 1813, bereitete der Prinz August von Preussen Alles dazu vor, die Pulvermühlen in Bautzen und Dresden für preussische Rechnung arbeiten
zu lassen , und wies auf die Nothwendigkeit eines Reserve-Munitions - Depots mit der dazu erforderlichen Mannschaft hin.2)
¹) Diese Benennung giebt ihr der General Decker in einem Schreiben am 24. Juni an den Prinzen August. 2) Es war, wahrscheinlich in Folge der von dem Prinzen gemachten Vorschläge eine Art Reserve-Munitionstrain unter dem Hauptmann Tackmann ge-
371 Als
am 30. März
das Corps
des Generals v. Blücher in
Dresden eingerückt war , bestimmte der Prinz den
Hauptmann
Tackmann als Director der anzulegenden Depots , und zu seiner Unterstützung einige Artillerie- Officiere und Officianten des Oberbergamts.
Unter den ersteren befand sich auch der Feuerwerks-
Lieutenant Woke , welcher den Befehl erhielt, die zum Dienst im Depot bestimmte Reserve - Marsch - Compagnie nach Dresden zu führen.
Diese Compagnie , welche zu gleichen Theilen aus Ab-
gaben der 2. und 11. Stamm - Compagnie der schlesischen und der brandenburgischen Artillerie - Brigade gebildet werden sollte, ¹) versammelte sich am Vormittage des 4. April 1813 in Frankenstein, wo sich noch 3 aus Neisse , Glatz und Silberberg commandirte Oberfeuerwerker derselben anschlossen . Die Mannschaft bestand aus lauter vollkommen ausgebildeten, tüchtigen Leuten , und war, den damaligen Vorschriften gemäss , gut bekleidet und bewaffnet. Eine Stunde nach der Versammlung der Compagnie fuhr dieselbe bereits auf 26 Vorspannwagen nach Dresden ab , setzte die Reise mit kurzen Unterbrechungen Tag und Nacht fort , und erreichte am 7. April ihren Bestimmungsort. Sie besetzte sogleich die in der Nähe befindlichen beiden Pulvermühlen und das Laboratorium, beschäftigte sich während eines beinahe vierwöchentlichen Aufenthalts mit der Anfertigung von Taschen- und Geschütz - Munition, und gab eine Anzahl ihrer Leute als Ersatz an die mobilen. Batterien ab. Als in Folge
der Schlacht bei Gr. - Görschen
das gebildete
Depot nach Schlesien zurückgeführt werden musste , wurde der aus mehreren 100 Centnern bestehende Pulvervorrath , sowie die gesammte Munition nebst den sonst vorräthigen Materialien ,
auf
Wagen verladen , und die Compagnie trat mit diesem Transport ihren Marsch nach Schweidnitz an , den sie in kurzen Etappen fortsetzte ; sie machte jedoch Aufenthalte in Bautzen, wo TaschenMunition gefertigt und Geschütz - Munition an die Park - Colonne abgegeben wurde , sowie bei Lauban , wo man Schilfschlagröhren fertigte, deren die Colonnen nothwendig bedurften.
Nachdem am
bildet worden, welcher sich im Monat April in Lauban befand , und aus 20 Colonnen Brodwagen, 2 Schanzzeug-, 20 Patronen-Wagen , 14 schlesischen und 49 sächsischen requirirten Landwagen mit 90 Königlichen Dienst-, 184 schlesischen und 111 sächsischen Vorspannpferden bestand. 1) Die Stärke der Compagnie sollte 5 Officiere , 13 Unterofficiere, 20 Bombardiere, 2 Spielleute und 164 Kanoniere betragen ; es ist aber nicht zu ermitteln gewesen, ob sie dieselbe erreicht hat. 24*
372 20. Mai der Transport in Schweidnitz eingetroffen war, gab der Premier - Lieutenant Woke die mitgebrachten Bestände an das dasige Artillerie - Depot ab , und die Begleitungs- Mannschaft ging zu ihren in Neisse , Glatz und Silberberg stehenden Compagnien zurück. 2.
Geschichte der 15. provisorischen Compagnie der schlesischen Artillerie - Brigade. Bereits am 3. Juni erhielt der Premier- Lieutenant Woke von
dem General Decker den Befehl, aus zurückgekehrten Artilleristen der aufgelösten Reserve- Marsch- Compagnie die 15. provisorische Compagnie zu bilden . Diese Leute , deren Zahl etwa 120 betragen haben ) , wurden demnach in Schweidnitz wieder versammelt und um
die Mitte des Monats Juni
durch Rekruten aus Ober-
schlesien bis auf die Stärke von 200 Mann gebracht.
Der Com-
pagnie wurde ausser dem Commandeur noch der Seconde - Lieutenant Hoeck zugetheilt , welcher gleichfalls bei der Feld - Laboratorien- Compagnie gestanden hatte ; beide Officiere
waren deshalb
dem grössten Theil der Leute seit längerer Zeit bekannt , und hatten sich bereits das Vertrauen derselben erworben . Die Mannschaft der ehemaligen Reserve- Marsch- Compagnie war, wie schon erwähnt, gleich den Stamm - Compagnien bekleidet und bewaffnet, die Rekruten dagegen erhielten nur die Bekleidung und Ausrüstung der provisorischen Compagnie. pagnie nicht versehen .
Mit Gewehren
wurde die Com-
Man beeilte sich um so mehr den Rekruten die nothwendigste Ausbildung anzueignen , als die bereits angeführten Verhältnisse von Schweidnitz2), nach dem Ablaufe des Waffenstillstandes , eine Einschliessung des Platzes möglich machten , und bis zu diesem Zeitpunkte noch sehr umfassende Arbeiten auszuführen blieben . Im Monat Juni wurde die Compagnie durch den General Decker besichtigt und hielt eine Schiessübung ab. An die Stelle des fast immer kränkelnden Lieutenants Hoeck trat der SecondeLieutenant Schmidt II. Am
16. August erhielt
der
Commandant von Schweidnitz,
Oberstlieutenant Krauseneck , von dem General v. Blücher den Befehl mit 8 Bataillons und 12 Escadrons der Besatzung in einen Bivouak bei Saarau zu rücken und es wurde ihm überlassen, von
¹) Die Stärke dieser Abgaben erklärt sich daraus, dass alle Krümper ɓereits verwendet waren. 2) Geschichte der 1. Fuss -Compagnie.
373 den aus Colberg eingetroffenen beiden 6ugen englischen Batterien so viele Geschütze mitzunehmen , als die Umstände gestatten würden. Diese Truppenabtheilung sollte der schlesischen Armee zunächst als ein Reserve- Corps folgen , und bei dem weiteren Vorgehen derselben vor Glogau rücken . Der Artillerie - Officier des Platzes , Hauptmann Liebe , welcher zugleich die Artillerie der Garnison commandirte, ordnete demgemäss die Mobilmachung jener Batterien an , und liess die eine, welche später die No. 28 erhielt, durch die 15. provisorische Compagnie unter dem Premier-Lieutenant Woke , die andere dagegen , später No. 29 benannt, durch die erste provisorische Compagnie, unter dem Stabs - Capitain Schneider , besetzen¹ ) . Die Mobilmachung , welche am 17. begann , sollte binnen 24 Stunden beendet werden , weshalb am Vormittage die Geschütze nebst Zubehör , am Nachmittage die vom Lande einkommenden Pferde übernommen wurden, und bis Mitternacht, bei hellem Mondschein , der Empfang und die Verpackung der Munition beendet werden mussten. Da indessen nur ein Theil der Pferde zeitig genug eingetroffen war , so konnten nur 4 Geschütze - jedes vorläufig mit 4 , die zugehörigen Munitionswagen mit 6 Pferden bew spannt den am 18. ausrückenden Truppen folgen , die übrigen aber erst später nachrücken . Das Reserve- Corps des Oberstlieutenants Krauseneck bezog an diesem Tage bei Striegau, am 19. bei Jauer enge Quartiere, ging am 20. in einen Bivouak bei Liegnitz und begann , in Folge der rückgängigen Bewegung des schlesischen Heeres nach dem Gefechte bei Löwenberg, am 22. den Rückmarsch nach Schweidnitz , wohin die Truppen durch einen Gewaltmarsch von 6 Meilen am 23. früh gelangten. Hier übernahmen , auf Befehl des Generalmajors Decker, die Lieutenants Hensel und Becker die nunmehr von der 6. pro⚫visorischen Compagnie der schlesischen Artilleriebrigade besetzten Batterien No. 28 und 29, was bei der 15. provisorischen Compagnie, welche mit der ihrigen vor den Feind zu kommen gehofft hatte , eine schmerzliche Aufregung erzeugte.
Die Compagnie begann nun wieder ihre früheren Beschäftigungen, übte sich fleissig in der Geschützbedienung , und gab in dieser Zeit mehrere Leute zur Bildung von Ersatzcompagnien ab, an deren Stelle sie Rekruten erhielt. Der Lieutenant Schmidt II.
1) Mittheilungen des Majors Woke , aus welchen überhaupt das über die 15. provisorische Compagnie Gesagte entnommen worden ist.
374 wurde zur 8. provisorischen Compagnie versetzt, und der SecondeLieutenant v. Knobelsdorf trat für denselben ein. zugleich Am 31. December 1813 marschirte die Compagnie mit der aus Neisse kommenden 17. provisorischen Compagnie der schlesischen Artilleriebrigade unter dem Capitain v. Wangenheim aus Schweidnitz ab , um den mobilen Truppen zu folgen, ging über Löwenberg, Goldberg, Görlitz und Dresden nach Erfurt , und erhielt Langensalza als einstweiliges Standquartier angewiesen , wo bereits ein Marschbataillon stand und ein Theil derselben nach den Sie trat hier unter umliegenden Dörfern verlegt werden musste. den speciellen Befehl des Majors v. Fiebig II. , blieb aber in dem früheren Dienstverhältniss zu dem General- Major Decker. Der Aufenthalt in Langensalza dauerte mehrere Wochen , welche, soweit es
sich
ohne
Geschütz
thun liess ,
zur Ausbildung der
Mannschaft, besonders der fähigeren Leute in einer dazu eingerichteten Schule, benutzt wurden . Etwa im Anfange des Monats März 1814 marschirte die Compagnie über Sondershausen und Nordhausen nach Halberstadt ,
wo
sich bereits die
17. provisorische
Compagnie befand , und von wo aus jede dieser Compagnien 2 Unterofficiere, 2 Bombardiere und 16 Kanoniere nach Schönebeck bei Magdeburg entsendete . Diese Leute besetzten eine , durch die Wagenpferde der halben 6ugen Fuss-Batterie des Lieutenants Zöllner bespannte halbe 6uge Batterie, welche unter dem Seconde-Lieutenant Kuschel in Wellen cantonnirte, und gegen einen von den Franzosen am 1. April unternommenen Ausfall herangezogen worden sein soll¹ ) ; sie wurde jedoch nach der Capitulation von Magdeburg wieder aufgelöst , die Mannschaft aber zum Aufräumen eines in Schönebeck angelegten Depots benutzt , zu ihren Compagnien zurückkehrte.
von wo sie
erst im Juli
Die 15. provisorische Compagnie fand in Halberstadt 4 Geschütze, an denen sie häufig exercirte und instruirt wurde, und in der Mitte des Monats April erhielt der Premier - Lieutenant Woke den Befehl, diese Geschütze mobil zu machen, wozu die Pferde aus der Umgegend gestellt wurden , die Geschirre dagegen aus dem Artillerie - Depot zu Torgau empfangen werden mussten.2) Mit diesen mobilisirten Geschützen rückte die Compagnie gegen das
¹) Mittheilung des ehemaligen Unterofficiers Eichner , welcher sich unter den Commandirten der 15. provisorischen Compagnie befand . 2) Diese Geschütze gehörten einer halben Landwehr-Batterie an, und deren Mobilmachung erfolgte auf Befehl des Militair - Gouvernements zwischen der Elbe und Weser , wobei sie 27 Zugpferde, 4 Unterofficier-Pferde und 1 Officier-Reitpferd erhielt.
375 Ende des Monats Mai in Magdeburg ein , trat hier unter den Befehl des Majors Spreuth und wurde zu den vielfachen Arbeiten verwendet , welche das Ordnen der vorgefundenen Streitmittel Im Monat August besichtigte der Prinz August von Preussen , auf der Durchreise von Paris nach Berlin , sowohl die Compagnie als die ihr attachirten 4 Geschütze und im Monat nöthig machte.
October wurden die letzteren demobil gemacht. Die Stärke der Compagnie im Monat October 1814 betrug 2 Officiere, 13 Unterofficiere, 20 Bombardiere, 161 Kanoniere, 2 Tambours und 1 Chirurgus, von welcher jedoch 1 Officier ( Lieutenant Dietrich) , 6 Unterofficiere, 1 Bombardier und 20 Kanoniere commandirt waren.
Während des Winters bestand eine Compagnieschule , an welcher 3 Unterofficiere und 3 Bombardiere der Compagnie Theil nahmen. Am 27. Januar 1815 wurden der Compagnie durch den Major Spreuth 72 Denkmünzen für 1813 22 "" "" 1814
16
99
"2
1813/14
zugesendet, wozu die Berechtigung wahrscheinlich in dem Zuge der Reserve - Marsch - Compagnie nach Sachsen oder in der Versetzung von Leuten anderer Compagnien zu derselben , entstanden sein mag, sich aber nicht hat feststellen lassen. Im
April
1815
erhielt der Premier- Lieutenant Woke das
Commando über die in Magdeburg mobil zu
machende 128ge
Batterie No. 13 ; er entnahm zu derselben aus der 15. provisorischen Compagnie 3 Unterofficiere , 2 Bombardiere und 69 Kanoniere , welche das Glück hatten , der Schlacht bei Belle- Alliance beizuwohnen und an dem durch das gute Verhalten jener Batterie erworbenen Ruhme Theil zu nehmen . Der Rest der Compagnie blieb unter dem Lieutenant v. Knobelsdorf in Magdeburg zurück, musste noch mehrfach Leute an mobile Batterien oder zu formirende Colonnen abgeben, so dass nur noch 69 Köpfe übrig blieben, wurde durch Rekruten wieder ergänzt, und erhielt später den Hauptmann v. Witten zum Commandeur, welcher gleichzeitig den Befehl über ein
in
Magdeburg organisirtes
Exercir - Depot
führte, zu welchem diese Compagnie die erforderliche Mannschaft stellte. Im Juni 1815 fehlten der Compagnie an ihrer Etatsstärke 2 Officiere, 8 Unterofficiere , 12 Bombardiere , und es waren von derselben 1 Officier, 1 Unterofficier und 1 Kanonier abcommandirt. Im Frühjahr 1816 übernahm der Premier-Lieutenant Jung-
376 hans das Commando der Compagnie, bei der zu jener Zeit noch der Seconde - Lieutenant Zindel stand , und kurz vor der Formation der 3. Artillerie- Brigade wurde sie nach Neu-Haldensleben verlegt , um das Material und die Pferde der 12gen Batterie No. 2 zu übernehmen , deren Mannschaft zur Formation der 11. Fusscompagnie der Garde-Artillerie - Brigade nach Berlin abging. Das gesammte Material dieser Batterie wurde hierauf dem
Artillerie - Depot in Magdeburg überliefert, aus den Pferden der Bedarf für die Exercirgeschütze der 12. Compagnie entnommen , der Rest aber an das Land zurückgegeben, und aus der Mannschaft der 15. provisorischen Compagnie die genannte Compagnie in der vorgeschriebenen Stärke gebildet. Unter dieser Mannschaft befanden sich noch 7 Avancirte und 11 Kanoniere, welche im Besitz der Denkmünze für 1813, 1814, 1813/14 oder 1815 waren.
Handwerks-Compagnie. A.
Ihre Abstammung.
Die Handwerks - Compagnie der 3. Artillerie - Brigade wurde im Juni 1816 errichtet, und hauptsächlich aus Abgaben der 12. StammCompagnie der formirt.
ehemaligen brandenburgischen Artillerie - Brigade
B. Ihre Geschichte . Geschichte der 12. Stamm - Compagnie der brandenburgischen Artillerie - Brigade. Die Compagnie bildete sich , bei der Reorganisation der Artillerie im Jahre 1809 , zu Berlin unter dem Commando des Capitains Lehmann II. , und es wurden ihr : 3 Unterofficiere , 4 Bombardiere , 8 Kanoniere von Compagnien des ehemaligen reitenden Artillerie- Regiments ; 1 Oberfeuerwerker , 1 Feldwebel , 4 Kanoniere von Compag-
nien des ehemaligen 1. Artillerie - Regiments ; 4 Feldwebel, 9 Unterofficiere, 17 Bombardiere , 50 Kanoniere , 3 Tambours von Compagnien des ehemaligen 3. ArtillerieRegiments ; 1 Feldwebel , 7 Unterofficiere , 3 Bombardiere , 11 Kanoniere von Compagnien des 4. Artillerie- Regiments ;
-
377
2 Bombardiere , 3 Kanoniere der Festungs - Compagnie von Stettin, sowie 1 Unterofficier, 28 Gemeine von aufgelösten Infanterie - Regimentern zugetheilt.
Da die Compagnie sich auf den festgesetzten Stand von 14 Unterofficieren ,
20 Bombardieren , 96 Kanonieren und 2 Tambours zu beschränken hatte , so bekam ein Theil jener Leute , von welchen die meisten schon lange gedient hatten , wegen Untauglichkeit den Abschied , sie behielt indessen noch viele alte Soldaten , da nach der Maass- und Stammrolle von 1810 7 Unteroff. 4 وو
4 Bombard. 1 ""
10 Kanon . zwischen 10 und 20, über 20 99
Dienstjahre zählten und unter den Kanonieren sich nur 11 Rekruten befanden. Von den Avancirten hatten 30 den Krieg mitgemacht und 4 die Ehrentroddel, von den Gemeinen hatten 57 den Krieg mitgemacht und 7 die Ehrentroddel erworben ; unter denselben
waren der Unterofficier Pfeffer für
Landau mit der goldenen , der Oberfeuerwerker Winkler und der Kanonier Maronge aber für Colberg mit der silbernen Verdienstmedaille geschmückt.
Als die Compagnie im Jahre 1809 die Be-
stimmung zum Werkstattdienste erhielt¹) ,
erfolgte ein Austausch
von Nicht- Professionisten gegen Handwerker anderer Compagnien und sie hatte im Jahre 1810 an solchen Handwerkern , welche für den Werkstattdienst von
Nutzen sein konnten : 8 Stellmacher,
4 Tischler, 2 Drechsler, 4 Böttcher, 2 Büchsenschäfter, 23 Zimmerleute, 18 Schmiede , 2 Schlosser , 1 Gelbgiesser , 4 Sattler, 1 Riemer , 2 Seiler und 25 andere Professionisten , unter welchen sich 6 Schuster und 3 Schneider befanden . Nach der Verfügung des Prinzen August von Preussen sollten auch die Meister aus den Compagnien entnommen und bis
¹) Die Idee, den technischen Bedürfnissen der Artillerie durch militairische Handwerker zu genügen , von welchen man sich tüchtigere und wohlfeilere Arbeiten, als von den bürgerlichen versprach, wurde schon im Jahre 1808 gefasst ; sie kam aber, nach manchen Erörterungen und Versuchen im Kleinen, erst in der Mitte des Jahres 1809 in Ausführung, indem bei jeder Artillerie-Brigade eine FussCompagnie zur Handwerks-Compagnie bestimmt und Handwerksstätten in Königsberg, Colberg und Neisse errichtet wurden.
378
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sich dazu taugliche Subjecte fänden, bürgerliche Meister angestellt werden ; es lässt sich jedoch nicht bestimmen , in wie weit das Letztere bei der Compagnie stattfand, da mehrere Unterofficiere und die meisten Bombardiere Handwerker waren. Noch im Jahre 1809 wurde die 12. Compagnie durch die 9. in Berlin abgelöst und marschirte nach Colberg, um sich ihrer Bestimmung zu widmen ; da aber an diesem Orte wegen Kostbarkeit der Materialien und wegen Mangel an geeigneten Lokalitäten der technische Betrieb keinen rechten Fortgang hatte , so kehrte sie . am Anfange des Jahres 1810 nach Berlin zurück , wo das Giesshaus zu ihren Arbeiten eingerichtet wurde. In dieser Zeit commandirte der Capitain Stankar die Compagnie, und es befanden sich bei derselben der Premier- Lieutenant Schöne und die Seconde - Lieutenants Wolf und Rohde. Im Jahre 1812 werden an der Stelle der drei letzteren die SecondeLieutenants Schrader , Thiele und Cönemann aufgeführt . In demselben Jahre marschirte die Compagnie ,
bei der Ent-
fernung der preussischen Truppen aus der Residenz , wieder nach Colberg, wo sie am 9. Mai ankam ; sie war mit 3 Officieren besetzt und hatte
die volle Etatsstärke ,
von welcher jedoch 1 Officier
( Lieutenant Thiele ) , 1 Oberfeuerwerker , 2 Unterofficiere und 18 Kanoniere an Commandirten im Laboratorium und bei dem Arsenal von Berlin zurückblieben. Sie zählte noch immer 4 Bombardiere, 13 Kanoniere von 5-10jähriger Dienstzeit, 8 Unterofficiere, 7 Bombardiere, 13 Kanoniere von 10—20jähriger Dienstzeit, 4 Unterofficiere, 1 Bombardier über 20jährige Dienstzeit, unter welchen
12 Unterofficiere, 12 Bombardiere, 26 Gemeine den Krieg mitgemacht, 4 Unterofficiere , 3 Gemeine die Ehrentroddėl trugen und der Oberfeuerwerker Winkler im Besitze der silbernen Verdienstmedaille war. An Handwerkern
besass
sie :
10 Stellmacher ,
16 Tischler,
5 Drechsler, 4 Böttcher, 16 Zimmerleute, 25 Schmiede , 7 Schlosser, 4 Klempner, 7 Sattler , 1 Riemer , bei welchen die Hauptbetriebszweige durch Avancirte vertreten waren , und 20 andere Professionisten . Im Jahre 1813 entsendete die Compagnie eine Abtheilung von 1 Bombardier und 10 Kanonieren zum Blokadecorps von Stettin, welche ,
der 4. provisorischen Compagnie der brandenburgischen
379 Artillerie-Brigade unter dem Capitain Post attachirt, zur Reparatur von Geschützen benutzt wurde, und im Jahre 1814 nach ColDer Bombardier Krause dieser Abtheilung berg zurückkam . hatte bei dem durch Krankheiten erzeugten Mangel an Avancirten 4 Wochen hindurch die Geschütze in einer der Redouten vor der Festung commandirt. Eine zweite , aber schwächere Abtheilung begab sich nach der Uebergabe von Cüstrin , zur Aufnahme der Reparaturen an den Wallgeschützen dorthin und kehrte hierauf wieder zurück. Im Jahre 1814 vertauschte die Compagnie ihre bisherige Garnison Colberg wieder mit Berlin , stellte auf einige Zeit ein Commando nach Spandau , und gab 1815 2 Bombardiere und 14 Kanoniere zur Besetzung der Handwerks - Colonne No. 4 ab . Diese Colonne marschirte unter Führung des Oberfeuerwerkers Kielhorn von Berlin nach Paris , vereinigte sich bei Dreux mit der Reserve- Artillerie des vierten Armeecorps, zu welchem sie gehörte , und ging mit derselben unter dem Commando des Majors Grossmann nach Breslau. Die Colonne wurde hier demobil gemacht , die Mannschaft aber verweilte noch einige Zeit in Neisse, kam im Juni 1816 wieder in Berlin an und ward den drei dort stehenden HandwerksCompagnien zugetheilt. Im Jahre 1815 übernahm der Capitain Kräwel
das Com-
mando der Compagnie , nächst welchem sich noch der SecondeLieutenant Herbig bei derselben befand, und sie hatte im Monat November eine Stärke von 14 Unterofficieren , 20 Bombardieren, 262 Kanonieren , 2 Tambours und 1 Chirurgus , die sie auch bis zum Monat Mai des Jahres 1816 behielt, in welchem aus derselben 3 Handwerks - Compagnien formirt wurden , von denen die 1. der Garde- Artillerie - Brigade, die 2. der brandenburgischen Artillerie - Brigade, die 3. der magdeburgischen Artillerie- Brigade angehören , für die 2. aber die 12. Compagnie der ehemaligen brandenburgischen Artillerie- Brigade als Stamm betrachtet werden sollte. Hiernach behielt diese Compagnie, einschliesslich ihrer Avancirten, von ihrer früheren Stärke 51 Mann , erhielt noch 39 Mann von 20 verschiedenen Artillerie- Abtheilungen (Batterien, Colonnen, Marsch- und provisorische Compagnien) und kam dadurch auf den für die Fusscompagnie vorgeschriebenen Stand von 90 Köpfen.
II .
Die
dritte
der ersten
Artillerie - Brigade
zwölf Jahre
A.
ihres
während
Bestehens .
Von 1816 bis 1819.
1 ) Organisation . Die 3. Artillerie - Brigade wurde in Folge der Allerhöchsten Cabinets- Ordre vom 29. Februar 1816 errichtet und führte anfänglich den Beinamen
„ sächsische",
welcher nach kurzer Zeit in
die Provinzial - Benennung „ brandenburgische " wurde.
umgewandelt
Sie erhielt, wie alle übrigen Artillerie - Brigaden, 3 Abtheilungen , jede aus 4 Fuss- und einer reitenden Compagnie bestehend, von welchen die 1. Fusscompagnie zur Besetzung einer 128gen Batterie reservirt blieb , die übrigen Fusscompagnien aber in der Bestimmung zum Feld- und Festungsdienst so wechselten ,
dass
jährlich eine für den letzteren , die beiden anderen dagegen zur Besetzung leichter Batterien designirt waren. Etwas später wurde der Brigade eine Handwerks - Compagnie zugetheilt. Jede Fusscompagnie erhielt 2 , jede reitende 4 bespannte 6 ge
Brigadier . . officiere Stabs . Capitains Premier .-Lieutnts LSeconde .-ieutnts Oberfeuerwerker . Feldwebel . Wachtmeister dPorte - 'épéeFähnrich . Feuerwerker . . d'armes Capitain . Quartiermeister Unteroffic iere . . Bombardiere
Kanonen als Exercir - Geschütze, von welchen die ersteren bei jeder Abtheilung gelegentlich eine Batterie bilden sollten.
3 3 6 3 3
3
6
56
Klep . per Chargenpferde .
Kanoniere .
12 12 24 12 12 12 24 12 72 192 130 600 24 12
1100 113
1188 10 1 112 1125 118
1188
132
112
1122 112 3
112
262
100 1
Brigade-Stab Abtheilungsstäbe Fusscompagnien Reitende Compagnien
Gefreiten .
Benennung der Theile.
Spielleute . . Chirurgen Kurschmie de . Zugpferde . . Reitpferde
Die Stärke der Brigade, mit Ausnahme der Handwerks - Com-
pagnie, betrug :
3 8
3 18 48 30 150 6 3 384132 -
9
381 Jede Fusscompagnie hatte 1 , jede reitende 3 Krümperpferde. Die Capitains der Fussartillerie erhielten eine, die der reitenden drei Rationen. Die Handwerks - Compagnie hatte den Etat einer Fusscompagnie , aber anstatt des Oberfeuerwerkers und des Porte - d'épéefähnrichs 2 Obermeister.
2)
Dislocation .
Da die zum 4. Armeecorps gehörende Artillerie - Brigade in Westphalen und am Niederrhein zurückblieb, so wurde die 3. theilweise im Bereich jenes Corps dislocirt und der Brigadestab in Merseburg, der Stab der 1. Abtheilung , sowie die 1. , 4. , 7. , 10.¹ ) Fusscompagnie in Erfurt, die 1. reitende Compagnie bei Erfurt, der Stab der 2. Abtheilung , sowie die 2. , 5., 8. , 11. Fusscompagnie in Torgau, die 2. reitende Compagnie in Dommitzsch, der Stab der 3. Abtheilung ,
sowie die 3., 6. , 9. , 12. Fuss-
compagnie in Magdeburg , die 3. reitende Compagnie bei Magdeburg untergebracht, die Handwerks - Compagnie
aber zum Werkstattsdienste in Berlin gelassen. Diese Dislocation änderte sich später dahin , dass die
1. reitende Compagnie
1817
nach Cölleda ,
1818
nach
Tennstedt , die 2. reitende Compagnie 1818 nach Ortrand, die 3. reitende Compagnie 1816 nach Neuhaldensleben , 1817 nach Gommern und 1818 nach Schönebeck
verlegt wurden . Die anfänglich sehr mangelhaften Garnison - Einrichtungen verbesserten sich nur allmälig ; sie waren in Magdeburg am ungünstigsten , und die Bespannung der hier stehenden Fusscompagnie cantonnirte bis zum Jahre 1820 in der Umgegend . 3)
Personal.
Die Artillerie erhielt 1816, unter dem Prinzen August von Preussen als Chef der Waffe, 3 Brigade- Commandeurs , von welchen der General v. Holtzendorff die Garde- , 2. und 3. Brigade unter seinen Befehlen hatte.
1) Diese Nummer der Fuss- Compagnien wurde 1809 so geändert, dass sie durch die Brigade fortliefen.
-
382
Zum Brigadier bekam die 3. Brigade den Oberst Monhaupt, der mit einer imponirenden Persönlichkeit alle höheren Eigenschaften eines Soldaten verband und zu den ausgezeichnetsten Officieren gehörte, welche aus der Artillerie hervorgegangen sind. Er hatte sich bereits als Bombardier und Unterofficier bei der
4 reitenden Batterie des Hauptmanns Lange in den Feldzügen am Rhein hervorgethan, und diese kriegerischen Lehrjahre legten den Grund zu dem
durch das ganze Leben fortgesetzten Bestreben ,
die Wirkungsfähigkeit seiner Waffe zur höchsten Geltung zu bringen. Seinem als Officier in dem unglücklichen Kriege von 1806 bewährten Rufe verdankte er, nach der Reorganisation des Heeres, die Versetzung zu der neuerrichteten Garde - Artillerie- Compagnie, welche unter seinem Commando eine hohe Stufe der Ausbildung erreichte.
Das , was er in höheren Stellungen während der Jahre
von 1812 bis 1815 leistete , ist bereits in diesen Blättern besprochen worden , und er war durch Nachdenken und Erfahrungen zum vollendeten Lehrer und Führer gereift, als ihm das Commando der Brigade übertragen wurde. Der damalige Zustand ihres Personals lässt sich mit wenigen Worten bezeichnen. Von den Officieren hatten alle längere Zeit, viele mit Auszeichnung in der Artillerie gedient und sich Dienstkenntnisse und Erfahrungen erworben ; die Mehrzahl war aber weder mit den artilleristischen Ansichten ihres Commandeurs bekannt , reitet ¹) .
noch
zu
einem schnellen Eingehen auf dieselben vorbe-
Die Avancirten bestanden grösstentheils aus alten , für
den inneren Dienst ganz brauchbaren, jedoch wenig unterrichteten Soldaten ; die Gemeinen dagegen waren im Allgemeinen nicht gründlich durchgebildet und theilweise etwas verwildert. Da bei der Demobilmachung alle Artilleristen ,
welche eine
drei- oder mehrjährige Dienstzeit vollendet hatten und sich nicht zu einer weiteren verpflichten wollten , entlassen wurden, so erhielt die Brigade im Jahre 1816
keinen Ersatz an Mannschaft.
Der
Abgang durch Invalidisirung und Entlassung zur Reserve wurde jedoch 1817 schon so beträchtlich ,
dass sowohl im Frühjahr als
im Herbste die Einstellung von Rekruten stattfinden musste, welche von da ab zwar auf die letztere Jahreszeit beschränkt blieb, aber bei der durch die Friedensverhältnisse verminderten Zahl von Capitulanten deren einschliesslich der Bombardiere 30 im Etat ausgeworfen waren -- immer anwuchs . Bereits im Jahre 1818
¹) Die Officiere, welche von 1816 bis 1829 in der 3. Brigade standen, sind unter X. des Anhanges nachgewiesen .
383 schied ein grosser Theil der älteren Avancirten aus und konnte nur unvollkommen ersetzt werden. Der jährliche Ersatz in den Jahren 1817 bis 1818 wurde aus der Provinz Sachsen , der folgende aber stets aus den Marken entnommen .
27.
In Folge der Allerhöchsten Verordnungen vom 12. März und September 1814 , wegen Vererbung des eisernen Kreuzes
2. Klasse und des Kaiserlich Russischen St. Georgen - Ordens 5. Klasse , wurde die Feststellung der Erbfolge für beide Ehrenzeichen im Jahre 1817 begonnen, aber erst gegen den Schluss des Jahres 1819 zu Ende gebracht ¹) .
4)
Pferde , Material und Ausrüstung.
Die nach der Demobilmachung in den Friedens - Stämmen verbliebenen Pferde waren, mit Ausnahme der von der reitenden Batterie No. 18 entnommenen, von sehr ungleicher Abkunft, theilweise alt und in der Mehrzahl von nur mittelmässiger Beschaffenheit. Es wurden zwar noch im Jahre 1816, bei Auflösung von 2 Traincolonnen , 98 der
schlechtesten ausgetauscht ,
1818 eine Anzahl
selbst angekaufte und im darauf folgenden Jahre 77 dänische Remonten eingestellt ,
da
dieser Ersatz aber theilweise mangelhaft
war, übereilt dressirt und wegen der Theilnahme an den Truppenübungen zu früh angestrengt werden musste , so trat ein unverhältnissmässiger Abgang desselben ein. Das von den demobilisirten Batterien und Colonnen der Brigade zugewiesene Material bestand aus preussischen, französischen, russischen und englischen Geschützen und Fahrzeugen, sowie aus preussischen, französischen , österreichischen , westphälischen , sächsischen und englischen Geschirren , welche , mit Ausnahme der letzten , entweder alt oder durch mehrjährige Feldzüge sehr verbraucht waren . Für die Exercirbatterien hatte man preussische oder französische Geschütze und preussische oder englische Geschirre ausgewählt ; das übrige Fremdartige und theilweise Unbrauchbare wurde noch lange in den Kriegsbeständen fortgeführt. Nicht weniger Verschiedenheiten in Qualität ,
Form und Schnitt
boten das Reitzeug , sowie die Bekleidung und Bewaffnung der Leute dar ; sie wurden erst durch Contingente, Neubekleidung und Beschaffungen aus Ersparnissen allmälig gehoben. Von den Veränderungen in der Uniformirung und Bewaffnung während dieses Zeitraums ist anzuführen , dass :
1) Beilage XI. und XII.
384
―
1818 die Abzeichen der Säbeltroddeln den Abtheilungs- und Compagnie Nummern gemäss regulirt und statt der Schuppenketten an den Czakots der Officiere Schuppenbänder eingeführt wurden ; 1819 die Officiere der reitenden Artillerie Collets, ausser dem Dienste aber die Erlaubniss zum Tragen von Leibröcken erhielten und ihre bisherigen Säbelscheiden von Messing durch eiserne ersetzt wurden. 5)
Disciplin , innerer Dienst und Ausbildung.
Nach beendeter Formation der Brigade widmete der Oberst Monhaupt diesen nothwendigen Elementen seine ganze Aufmerksamkeit , stiess aber bei der Ausbildung auf grosse Schwierigkeiten , welche zum Theil aus einer mangelhaften Dressur der Menschen und Pferde, aus der angestrengten Verwendung beider zu Depotarbeiten und Geschütztransporten , sowie aus der getrennten Dislocirung entstanden. Diese Schwierigkeiten wurden noch dadurch erhöht , dass die Bildungsund reglementarischen Vorschriften vom Jahre 1812 , an welche allein die Officiere sich halten konnten , für die tactischen Anforderungen
des Brigadiers nicht genügten . Er konnte deshalb vorläufig nur durch mündliche Belehrung einwirken , die er später durch schriftliche Instruçtionen ergänzte. Die im Jahre 1818 geschaffene Reitanstalt benutzte
er
zur
Errichtung eines ähnlichen Instituts für die Brigade , unter einem in jener gebildeten Officier , zu welchem von jeder Abtheilung 2 Officiere, 10 Unterofficiere und 13 Pferde der Fuss- und reitenden Artillerie commandirt wurden . von 1819
Aus diesem Institute , welches
ab zuerst in Schönebeck ,
dann in Tennstädt mehrere
Jahre während der Wintermonate bestand , gingen nicht nur tüchtige Lehrer hervor, sondern es trug auch zu einer gleichmässigeren und rationellen Behandlung der bis dahin mitunter etwas roh betriebenen Reiterei und Pferde - Dressur wesentlich bei.
1) Diese auf eine längere Dienstzeit berechnete Vorschrift bestimmte die allmälige Ausbildung jedes Mannes für alle artilleristischen Verrichtungen, ging aber nicht über die Batterie hinaus ; bei der Forderung auch die reitenden Artilleristen in der Bedienung der Belagerungsgeschütze, im Batteriebau etc. zu üben, hatte jedoch Se. Majestät der König bemerkt : ,,Nur nicht zu eigentlichen Belagerungsarbeiten . Allerdings giebt es mögliche Fälle, es giebt deren aber auch, dass man unberittene Cavalleristen als Infanterie gebrauchte, ja selbst als Artilleristen, dieserhalb werden sie aber nicht im Frieden hierzu ausgebildet. Es sind dies nur ausserordentliche Fälle."
385 Schon in den ersten Jahren des Bestehens der Brigade eilte die reitende Artillerie der Fussartillerie in den gemeinschaftlichen Dienstzweigen weit voraus, weil sie mit weniger Hindernissen zu kämpfen hatte, mehr practisch durchgebildete Officiere besass und eine Fürsorge des Brigadiers Vorwurf gemacht hat.
genoss , welche man ihm oft zum
Es ist nicht zu bezweifeln , dass hierbei
die Neigung zu einer Waffengattung mitwirkte, aus der er hervorgegangen und die seinen Ideen am zugänglichsten war ; hauptsächlich aber leitete ihn die Ueberzeugung , dass die reitende Artillerie ein Vorbild für die Fussartillerie werden müsse, und dass dies unmöglich sei, wenn jeder Abtheilungs - Commandeur die ihm untergebene reitende Compagnie nach eigener Ansicht behandele.
6) Unterricht.
richt
Der während der Kriegsjahre fast ganz unterbrochene Untererhielt durch die Stiftung der Artillerie- und Ingenieur-
Schule am 16. April 1816, sowie durch die gleichzeitige Erneuerung der Brigade- und Compagnie-Schulen die nöthige Berücksichtigung und Abstufung. Der Oberst Monhaupt widmete den beiden letzteren eine unermüdliche Sorgfalt, durch welche besonders die Brigadeschule in der Folge zu einer Musteranstalt wurde , die viele brauchbare Officiere bildete. Wenn für den mündlichen Unterricht weniger geschah, so lag dies in der Meinung, dass bei den niederen Graden das Wissen auf den practischen Bedarf zu beschränken sei .
7) Besichtigungen. Die vorschriftsmässigen Besichtigungen erfolgten durch den Brigadier und durch den Brigade - Commandeur, sowohl im Frühjahr als während der Schiessübung, und bei der letzteren ein Jahr um das andere durch den Chef der Artillerie, welcher die 3. Artillerie - Brigade zum ersten Mal im Jahre 1816 inspicirte. Sie regten zur unausgesetzten Thätigkeit an, wenngleich anfänglich die Verschiedenheit der Anforderungen und die Nothwendigkeit, Allem zu entsprechen, die Sicherheit in den Leistungen nicht vermehrte. Ausser diesen Besichtigungen hatten einzelne Theile der Brigade das Glück, während der bezeichneten Zeitfrist von Sr. Majestät dem Könige und von dem Prinzen Friedrich von Preussen , in ihren Garnisonen in Augenschein genommen und belobt zu werden. 3. Art.-Brig. 25
386
8)
Uebungen.
Die Landwehrübung wurde zum ersten Male im Herbst von 1817 , hierauf aber stets im Frühjahr durch Commandos der einzelnen Abtheilungen abgehalten . Die Schiessübungen der Brigade fanden 1816 abtheilungsweise bei den Garnisonorten , 1817 von der 1. und 3. Abtheilung bei Magdeburg, von der 2. bei Torgau, 1818 von der 1. und 2. Abtheilung bei Mühlberg, von der 3. bei Magdeburg , 1819 von der vereinigten Brigade bei Mühlberg statt, wo sich ein vortrefflicher Exercir- und Schiessplatz befand , die Entfernung der umliegenden Orte aber eine ziemlich weitläuftige Dislocation nothwendig machte. So lange als diese wichtigen Uebungen nur abtheilungsweise abgehalten werden konnten, blieb, durch Theilung der Mittel und der Wirksamkeit des Brigadiers , ihr Nutzen sehr beschränkt ; sie erhielten erst ihre volle Bedeutung durch die Vereinigung der Brigade, und wurden von da ab eine Schule für ihre kriegerische Tüchtigkeit. Vor Allem suchte der Oberst Monhaupt hier die künftige Ausführung seiner tactischen Ideen durch die Einübung der Elementar - Bewegungen vorzubereiten , und war hierin , wegen des Mangels an Einheit, Grundbildung und Kenntniss anfänglich auch keine Sicherheit zu erreichen, so wusste er doch nicht nur das Interesse an diesen Uebungen zu wecken , sondern auch durch Eifer, klare Instruction und Spannung zu erhalten .
scharfes
Rügen jedes Fehlers
die
Wenn er gleich diesem Zweige des Dienstes, für welchen er ein Reglement entwerfen liess, eine sichtbare Vorliebe widmete, so wurde doch alles Andere, besonders aber das Schiessen, mit eben so viel Umsicht geleitet als mit Gewissenhaftigkeit durchgeführt. Bei der Inspicirung durch den Chef der Artillerie im Jahre 1818 trat zuerst die dazu entworfene Vorschrift in Kraft, nach welcher am 1. Tage die Special- Revue, das Exerciren der FestungsCompagnien an Belagerungsgeschützen , einiger Feldcompagnien mit bespannten Geschützen und die mündliche Prüfung ihrer Avancirten ,
am 2. Tage das Exerciren der übrigen Feldcompagnien mit bespannten Geschützen und die mündliche Prüfung der Avancirten, am 3. Tage das Schiessen und Werfen aus Feld- und Festungsgeschützen, am 4. Tage, das Manöveriren vorgenommen wurden .
387
―
Im Jahre 1819 exercirte und schoss die Brigade vor dem Prinzen Friedrich von Preussen. An Truppenübungen nahmen von den bespannten Geschützen Theil: 1816. Die Fussgeschütze der 1. Abtheilung an den Uebungen der 8. Division bei Erfurt und einige Fussgeschütze der beiden anderen Abtheilungen an denen der in oder zunächst ihrer Garnisonen stehenden Truppen. 1817.
Die Fuss- und reitenden Geschütze der ersten Abthei-
lung an den Uebungen der 8. Division bei Langensalza ; die der 3. mit der 7. Division an denen des Garde- Corps bei Berlin, wo sie der Einweihung des Denkmals auf dem Kreuzberge beiwohnten. 1819.
Sämmtliche Fuss- und reitenden Geschütze der Brigade
an den Uebungen des 4. Armee - Corps an der Unstrut. Bei allen diesen Uebungen erschien die Fussartillerie in Batterien von 4 Geschützen, und es waren vorzugsweise die von 1819 wegen der Eigenthümlichkeit des dazu gewählten Terrains. und dessen Benutzung von grossem Interesse.
9) Besondere Ereignisse. Bald nach der Formation der Artillerie wurde dieselbe durch Verleihung einer Fahne an jede Brigade beglückt , und diese Königliche Gnadenbezeugung dem erlauchten Chef der Waffe durch die Allerhöchste Cabinets - Ordre vom 26. Mai welcher das Zeugniss :
1816 verkündet, in
„ Die Artillerie hat sich in den letzten Kriegen sehr brav und gut benommen und Ich lasse ihr alle Gerechtigkeit deshalb widerfahren"
den verliehenen Ehrenzeichen die höchste Bedeutung gab. Die für die 3. Artillerie - Brigade bestimmte Fahne war von Berlin über Magdeburg nach Erfurt gebracht worden, und wurde derselben am 9. December 1816 mit den üblichen Feierlichkeiten übergeben ; die 1. Abtheilung hatte bei dieser Gelegenheit grosse Parade und jede der beiden anderen wurde durch eine Deputation von 1 Capitain, 1 Lieutenant , 2 Unterofficieren und 3 Gemeinen vertreten. Der Anführung dieser erhebenden Feier muss leider der Bericht über einen Unglücksfall folgen , der sich in Magdeburg zutrug und die Brigade in tiefe Trauer versetzte . Da in diesem Platze ein Friedens-Laboratorium fehlte, so wurde als solches ein über dem Fürstenthore der Citadelle befindliches
thurmartiges
Gebäude von 36 ′ Länge , 30′ Tiefe und 13′ 25*
388 Höhe, mit 22 bis 3 , ' starken Umfassungs - Mauern und mit einem Walmdache versehen, benutzt. In diesem Gebäude arbeiteten im Juli des Jahres 1818 Brigade - Schüler an einem Lustfeuerwerke, welches bei der bevorstehenden Anwesenheit des Prinzen August abgebrannt werden sollte, und am 15. jenes Monats war ein Theil der vor dem Prinzen zu verschiessenden Munition , aus, 200- 67gen Manöver- Kartätschen à 1 , 59-67gen Kugel- und Kartätschschüssen à 2¼ ☎, 24-127gen Kugelschüssen à 4 π, 20
77gen Haubitzkartuschen à 1½
,
120 zum Ausstoss geladenen Spiegel - Granaten , 10-10@gen und 507gen Brand- , Kugeln 10Leuchtوو 99 29 bestehend , daselbst niedergelegt worden, um am nächsten Morgen nach dem Schiessplatz gebracht zu werden . Bevor aber die hierzu bestimmten Wagen die Citadelle erreichten, erfolgte , bei der Fortsetzung jener Arbeit durch einen Feuerwerker und 5 Avancirte, früh 8 Uhr eine Explosion, welche das Gebäude zertrümmerte. Man fand von den beschäftigt gewesenen Artilleristen die verstümmelten Leichen
des Feuerwerkers Krüger von der 8. Fusscompagnie, Henschel von der 11. Fusscompagnie, "" "" "" 99 29
Unterofficiers Adler von der 10. Fusscompagnie, Wentzel von der 1. reitenden Compagnie, وو Bombardiers Müller 1)
theils fortgeschleudert, theils von Schutt und Steinen bedeckt, nur der Bombardier Waschersleben von der 1. reitenden Compagnie wurde noch lebend unter einem brennenden Balken hervorgezogen , kam jedoch nicht wieder zur Besinnung und verschied nach einigen Stunden im Lazareth. Von den im Augenblick der Explosion aus den Casematten abgeführten Bau- Gefangenen erhielten 2 und von der deshalb in's Gewehr getretenen Wache 11 Mann mehr oder minder erhebliche Verletzungen durch herabfallende Trümmer. Am 17. Juli wurden die Ueberreste der Verunglückten in 6 Särgen, begleitet von sämmtlichen Officieren der Garnison und
von der 3. Abtheilung, mit kriegerischen Ehren auf dem Militairkirchhofe zur Ruhe bestattet.
1) Die Compagnie , bei welcher er stand , hat nicht ermittelt werden können .
389
B.
1)
Von 1820 bis 1823.
Etats- Veränderungen.
Die Beschränkung des Militair - Etats führte während dieses Zeitraums bei der Artillerie folgende Herabsetzung herbei. Im Jahre 1820. Der
Brigadier behielt
Rechnungsführer Stelle ein.
ging
eine
nur
einen
Adjutanten
etatsmässige
und
für den
Seconde - Lieutenants-
Den Capitains der Fussartillerie wurden die ihnen ausgesetzten Rationen entzogen , und bei jeder Abtheilung kam ein CapitainsChargenpferd auf den Etat, welches zum abwechselnden Gebrauch beim Commandiren der Exercir- Batterie dienen sollte. Die Capitains der reitenden Artillerie erlitten den Abzug einer Ration.
Bei jeder Abtheilung gingen die Pferde einer Fusscom-
pagnie ein , und die jedesmalige Festungs- Compagnie blieb ohne Bespannung. Die Geschützführer der Fussartillerie wurden unberitten gemacht.
Jede reitende Compagnie verlor 6 Reitpferde. Im Jahre 1823. Der Etat jeder Fuss- und reitenden Compagnie wurde um 6 Bombardiere vermindert , an deren Stelle jedoch Vice - Bombardiere , aus den um die gleiche Zahl vermehrten Kanonieren , nannt werden durften.
er-
Die Bombardiere der Handwerkscompagnie gingen ganz ein. Am schmerzlichsten von diesen Reductionen war die Verminderung der Stammpferde, welche die Beweglichkeit der Fussartillerie beeinträchtigte¹) ,
ihre Bildungsmittel beschränkte , bei dem jährlichen Wechsel der Festungscompagnien einen theilweisen Wechsel der Bespannungen , fahrenden Artilleristen und deren Ausrüstungsstücke veranlasste und die Geschützbesetzung der reitenden Compagnien bei Commando's , Krankheiten, oder sonstigem Abgange sogleich incomplett machte. Hieraus folgte, dass bei der
1) Zu den Bewegungen mit aufgesessener Mannschaft bestiegen No. 1 und 3 die Protze, No. 2 das Stangen- und der Geschützführer das Vorderhandpferd, wobei der Letztere vom Vorderreiter abhängig wurde und beim Abprotzen eine Bedienungsnummer übernehmen musste .
390 Theilnahme an den Truppenübungen stets eine Aushülfe der Batterien unter sich oder durch leihweise Stellung von auszurangirenden Pferden der Cavallerie nothwendig wurde, dass die Remonten zu früh eingestellt werden mussten und dass endlich, da die Batterien der Fussartillerie bald aus 4, bald aus 6 oder 8 Geschützen bestanden, ein unaufhörliches Zusammenstellen und Untereinanderwerfen von Menschen stattfand.
und
Pferden
verschiedener Compagnien
Zur Beaufsichtigung der Bespannungen der Fussartillerie auf Märschen etc. wurde in der Brigade bei jedem Zuge ein Unterofficier , mittelst eines Reservepferdes beritten gemacht , so lange dasselbe vorhanden war. 2)
Dislocations - Veränderungen.
Im Jahre 1820 wurde die 2. reitende Compagnie von Ortrand nach Mühlberg und die 3. reitende von Schönebeck nach Magdeburg verlegt , wo sie , mit einem Theil der Fussartillerie , die am neuen Markte erbaute Kaserne bezog, deren Stallräume die sämmtlichen Pferde der 3. Abtheilung aufnahmen . In demselben Jahre kam der Brigadestab von Merseburg nach Erfurt und war nun mit einem Theil der Brigade vereinigt.
3)
Personal - Veränderungen .
Auf Allerhöchsten Befehl erhielt 1820 der Chef der Artillerie den Titel eines General - Inspecteurs und die bisherigen BrigadeCommandeurs derselben bekamen den eines Inspecteurs. Als solcher trat in diesem Jahre, an die Stelle des zum Commandeur der 2. Division ernannten General - Lieutenants v. Holtzendorff der General- Major v. Schmidt.
Eine schmerzliche Maassregel für die Officiere der Brigade war in diesem Zeitraume der Einschub von 3 Stabsofficiers , 3 Capitains, 2 Premier - Lieutenants und die Einrangirung von 6 zum Theil aus anderen Waffen in die Artillerie übergetretenen , aggregirten Seconde - Lieutenants. 4)
Pferde , Material und Ausrüstung.
Im Jahre 1820 erhielt die Brigade keinen Ersatz an Pferden, vom nächsten ab aber jährlich 1/10 ihres Etats in inländischen Remonten , welche der Oberst Monhaupt grösstentheils der reitenden Artillerie zutheilte, während die Fussartillerie sich durch den Eintausch ausrangirter Cavallerie - Pferde zu helfen suchte. Vom Material waren die fremden Geschütze allmälig
durch
391 preussische ( nach der Construction von 1816) ersetzt worden, und diese gingen auch leihweise zu den Exercir - Batterien über, welche nach einer Bestimmung vom Jahre 1820 bei der reitenden Artillerie aus 3 Kanonen und einer 7gen Haubitze bestehen sollten. An den Geschirren dagegen , welche bereits 1818 durch eine von dem Brigadier ernannte Commission für unbrauchbar gehalten wurden , war nichts geschehen.
Der General - Major v. Schmidt er-
klärte dieselben jedoch für reparaturfähig¹) und bezeichnete sie, in Vergleich mit den noch aus dem 7jährigen Kriege herstammenden, welche 1792 den in Magdeburg mobil gemachten Batterien verabreicht worden waren , als wahre Prachtstücke . Mit Bezug auf Bekleidung und Bewaffnung wurden : 1820. Bei der Artillerie Mützen von blauem Tuch und für die Gemeinen Dienstjacken von gleicher Farbe eingeführt. später erhielten Schössen.
1822.
auch
die Avancirten
Die Räumnadeln
an den
solche
Jacken
Bandolieren
Etwas
aber
mit
der Kanoniere
und die Schilder an den Säbelgehenken der Avancirten der Fussartillerie abgeschafft. 1823.
Den Feldwebeln , Wachtmeistern und Oberfeuerwerkern
das Tragen von Officier - Degen
oder Säbeln gestattet ,
sie gaben
dagegen die Gewehre ab und auch die den Feldbatterien zugetheilten fielen fort. In demselben Jahre endlich trat an die Stelle des rothen Schoossbesatzes der Leibröcke, bei den Officieren der reitenden Artillerie, ein blauer mit roth paspoilirter. 5)
Innerer Dienst und Ausbildung.
Die alljährliche Zusammenziehung der Brigade gab dem Oberst Monhaupt Gelegenheit, die Behandlung des Dienstes in den einzelnen Theilen derselben genau kennen
zu
lernen
und zu über-
wachen , was besonders in diesem Zeitraum mit grosser Strenge geschah und die heilsamsten Folgen hatte .
Er forderte in dem-
selben, nach altpreussischer Weise, die grösste Pünktlichkeit, ohne Rücksicht auf die etwa damit verbundene Anstrengung, und drückte sich, wenn er Bequemlichkeits - Gelüste zu entdecken glaubte, selbst gegen höhere Officiere sehr derb aus2) ; bei dem Ausruf: der Oberst kommt ! war desbalb auch Alles wie electrisirt.
¹) Hauptsächlich wohl aus öconomischen Rücksichten, die sich aber keineswegs bethätigten , als bei dem späteren Verkauf dieser Geschirre die Reparaturkosten nicht einkamen. 2) Beilage XIII .
392 Die Ausbildung der Brigade schritt in diesem Zeitraume wesentlich vor, da für die Einzelheiten bereits tüchtige Lehrer herangebildet waren, und erhielt durch die von dem Brigadier über die Behandlung der Bespannungen , das Fahren und das Evolutioniren — erlassenen Instructionen welche später zu ähnlichen Instructionen für die ganze Artillerie benutzt wurden - einen Anhalt. Die Exercir - Batterien
erschienen
deshalb für die grösseren
Bewegungen von Jahr zu Jahr mehr vorbereitet bei den Schiessübungen, und die Detail-Dressur der reitenden Batterien war schon so gründlich , dass die ohne Geschütze in vorgeschriebenen Abständen und Intervallen rangirten Bespannungen und Bedienungsmannschaften Frontbewegungen von 5 bis 600 Schritt in der Carriere und Evolutionen in allen Gangarten sehr graciös ausführen konnten. Im Jahre 1821 erhielt die 1. Abtheilung 1 Capitain , 1 Lieutenant und 4 Unterofficiere der Grossherzoglich Weimarschen Artillerie zur Erlernung des Dienstes ; sie blieben derselben bis 1823 attachirt und nach ihrem Abgange wurden der Oberst Monhaupt mit dem Commandeur - Kreuz , der Major Stieler , der Capitain Zöllner und der Premier- Lieutenant Swab mit dem Rifterkreuze des Grossherzoglichen Hausordens belohnt.
6)
Uebungen .
Da für die Dauer der Schiessübungen nur 28 Tage bewilligt waren , von diesen 8 Tage zur Ruhe und zu Besichtigungen abgingen , während der übrigen aber die Fertigung der Munition . und des Batteriebau - Materials , der Batteriebau ¹) , das Schiessen und Werfen aus allen Geschützen , das Exerciren, das Manöveriren oft recht umfassende Versuche ausgeführt werden mussten , so konnten die damit verbundenen grossen Anstrengungen bei der schon erwähnten ungünstigen Dislocirung nur durch die musterhaften Anordnungen des Brigadiers ermässigt werden . und
einzelne
Von den genannten Gegenständen unterwarf er besonders das Exerciren mit bespannten Batterien , das Schiessen und Manöveriren seiner persönlichen Einwirkung. Während dieses Exercirens und bei den späteren Truppen-
übungen blieb die schon in den Garnisonen getroffene Besetzung der Exercir- Batterien mit Führern und Bedienungsmannschaften
1) Nächst den vorgeschriebenen wurde in verschiedenen Jahren auch der Bau einer Sumpf- sägeförmigen, bedeckten Mörser-Batterie etc. geübt.
393 unverändert , um durch Erreichung des möglichst Vollkommenen ein Muster für das den Kriegsbatterien Anzueignende aufzustellen . Hierdurch wurde es dem Brigadier möglich , die Uebung des
Reglementarischen abzukürzen , das Schiessen zuweilen mit dem Evolutioniren zu verbinden und das Interesse an beiden durch Voraussetzung von Gefechtszwecken zu steigern. In hohem Maasse belehrend waren seine Beurtheilungen der angeordneten Manövers, wenn deren Ausführung auch gewöhnlich missglückte , da die zum Markiren der Bataillone und Schwadronen bestimmten kleinen Trupps bald aus dem Gefüge kamen und aneinander geriethen . Unter den der Brigade übertragenen Versuchen mit fremden Geschützen machte ein während der Schiessübungen von 1820 und 21 sehr gründlich durchgeführter Versuch mit einem englischen lefchten 6uer , durch die überraschende Treffwirkung desselben, einiges Aufsehen.
Der Versuch wurde deshalb auch bei Berlin an-
gestellt, und da er hier nicht dieselben Ergebnisse lieferte, so gab diese Verschiedenheit zu einer Polemik Veranlassung , welche in den Militairischen Zeitschriften nachhallte .
Im Jahre 1821 fiel zum erstenmal der Geburtstag Sr. Majestät des Königs in die für die Schiessübung gewählte Zeit, und wurde wie auch in folgenden Jahren durch die üblichen Festlichkeiten gefeiert. Bei den Besichtigungen des Prinzen August während der Schiessübungen von 1820 und 22 war der Prinz mit den Leistungen der Brigade im Allgemeinen zufrieden , ohne jedoch die Ansichten des Oberst Monhaupt , welche ihrer Ausbildung zum Grunde lagen , zu billigen¹) . Um mehr Zeit für die tactische Ausbildung zu gewinnen , als die Schiessübung darbot, vereinigte der Brigadier nach der letzteren von jetzt ab, die zu den grösseren Truppenübungen bestimmten Geschütze, bis zum Beginn jener, in Cantonnirungen . In solchen Cantonnirungen, welche 1821 bei Uebigau, 1822 bei Eilenburg und 1823 bei Schlieben stattfanden , wurde unter seiner persönlichen Leitung viel exercirt, wodurch die Fussartillerie eine ihren damaligen Mitteln entsprechende Beweglichkeit und Gewandheit, die reitende Artillerie aber eine Schnelligkeit und Sicherheit erlangte, welche nichts zu wünschen übrig liessen .
1 ) Der Widerstand gegen die Monhaupt'schen Ansichten mag durch die Art, in der sie aufgestellt und vertheidigt wurden, gesteigert worden sein ; unter den damaligen Verhältnissen lag aber ihre Durchführung , selbst wenn sie von dem Chef der Artillerie gebilligt worden wären , nicht in der Macht desselben .
394
An den Truppenübungen betheiligten sich während dieses Zeitraums von den bespannten Geschützen der Brigade : 1820.
Die Fuss- und reitenden Geschütze der 1. Abtheilung
an den Uebungen der 8. Division bei Langensalza 6 Fuss - Geschütze der 3. und 4 reitende der 2. Abtheilung an denen des Garde- Corps bei Berlin. 1821.
6 Fuss- und 4 reitende Geschütze an den Frühjahrs-
Uebungen des Garde- Corps bei Berlin. Diese Geschütze wurden aus denen der 2. und 3. Abtheilung Dem zusammengestellt , und vereinigten sich erst bei Potsdam. Commandeur der zu einer
Batterie verbundenen Fuss - Geschütze,
Hauptmann Hofmeister , wurde die seltene Auszeichnung zu Theil, von Sr. Majestät dem Könige belobt zu werden . Die reitenden Geschütze der Brigade , an den Uebungen des im Herbste bei Berlin zum erstenmal zusammengezogenen CavallerieCorps, wozu jene durch Pferde der Fussartillerie und durch Einstellung roher Remonten complettirt wurden . Se. Majestät der König geruhten den Regimentern und Batterien des Corps Seine Zufriedenheit bekannt machen zu lassen. 1822.
4 Fuss- und 2 reitende Geschütze der 2. Abtheilung an
den Uebungen der 6. Division bei Brandenburg. 14 Fuss- und 8 reitende Geschütze, in Batterien à 4, an denen des 4. ArmeeCorps bei Weissenfels . Pferde von 2 werden. 1823.
Zur Ausstattung derselben mussten die
Geschützen
der 2. reitenden
Compagnie vertheilt
Sämmtliche Fuss- und reitende Geschütze der Brigade,
zuerst an den Uebungen des 3. Armee - Corps bei Zossen und dann an den Feldmanövern mit dem Garde- Corps. Bei einem dieser Manöver führte der Oberst Monhaupt durch die schnelle Entwickelung der Reserve - Artillerie, nach schiedsrichterlichem Ausspruch, die Entscheidung des Gefechts herbei , und am Schluss der Uebungen wurde ihm und der Brigade der höchste Lohn durch die in dem Armee - Befehl enthaltenen Worte : ,,Die dritte
Artillerie - Brigade verdient ihres
besonderen
guten Zustandes wegen einer rühmlichen Erwähnung." Diese Heranziehungen der bespannten Geschütze der Brigade zu den Uebungen von drei Corps war zwar für das Material nachtheilig, sie erhielt aber ein reges Streben und beförderte ihre Marsch- als ihre Manöverir- Fähigkeit.
sowohl
395
7)
Besondere Ereignisse.
Die Brigade hatte während dieses Zeitraumes drei Unglücksfälle zu beklagen , indem durch Selbstentzündung von Schüssen : 1820 der Kanonier Schönherr der 2. reitenden Compagnie. beim Schiessen mit Manöver-Kartuschen an der rechten Hand schwer verwundet ;
1821 der Kanonier Gentz von der 12 Fuss - Compagnie beim Laden mit glühenden Kugeln im Gesicht so verbrannt wurde, dass er erblindete und in demselben Jahre . der Kanonier Bartels der 4. Fuss - Compagnie während des Scheibenschiessens mit dem kleinen Gewehr eine tödliche Verwundung im Unterleibe erhielt. Im Jahre 1822 feierte der Inspecteur Generalmajor v. Schmidt während der Frühjahrsbesichtigung in Mühlberg sein 50jähriges Dienstjubiläum, und erhielt hierbei die Insignien des rothen Adlerordens 1. Klasse mit Eichenlaub , welchen ihm Se. Majestät der König Allergnädigst verliehen hatte.
C.
1)
1824 bis 1827.
Etats- und Namens - Veränderungen.
Zu den während dieses Zeitraumes im Jahre 1824 angeordneten Ersparungen trug die Artillerie durch das Eingehen der Zulagen für die Abtheilungsschreiber und der zugleich abgeschafften Gefreiten bei. In demselben Jahre
erfolgte
auch die Beseitigung der Pro-
vinzial - Benennungen der Brigaden und es blieb nur die Unterscheidung durch Nummern . Im Jahre 1826 Bombardiere.
erhielt die Handwerks - Compagnie
6 Vice-
In dem darauf folgenden bekam jede Feld - Fuss - Compagnie ein Krümper -Pferd , jede reitende Compagnie drei.
2)
Dislocations - Veränderungen.
Im Jahre 1825 kam der Brigadestab nach Magdeburg , wo er auch in der Folge blieb. 3) Personal - Veränderungen und Auszeichnungen. Der bisherige General - Major v. Schmidt zog sich 1824, nach einer 52 jährigen Dienstzeit, mit dem Character als General-Lieu-
396 tenant in den Ruhestand zurück und wurde durch den GeneralMajor Braun ersetzt. Im Jahre 1825 stiftete Se. Majestät der König , bei der Feier des 10 jährigen Friedens , das Dienstauszeichnungs - Kreuz für Officiere und die Dienstauszeichnung für Soldaten vom Feldwebel abwärts.
Material und Ausrüstung.
4)
das
Den Bemühungen des neuen Inspecteurs gelang es endlich, Ausscheiden des noch vorhandenen unbrauchbaren Kriegs-
Materials durchzusetzen desselben einzuleiten.
und
eine fortschreitende
Verbesserung
Im Jahre 1824 verlor die Fussartillerie die Gewehre , im folgenden erhielt die reitende Artillerie statt der bisherigen farbigen weisse Czakotbehänge und die Haarbüsche kamen ausser Gebrauch ; im Jahre 1827 vertauschte die Fussartillerie ihr schwarzes Lederzeug gegen weisses. 5)
Ausbildung.
Die Brigade hatte bereits eine Stufe der Ausbildung erreicht, welche damals nicht
zu überschreiten war ,
und auf der sie sich
fortan nur erhalten konnte. Diese Ausbildung bekam indessen durch die 1826 erschienene Reit- Instruction für die Cavallerie und durch die
im
nächsten Jahre
Fahr - Instruction
in den
den Artillerie - Brigaden
betreffenden Zweigen
ertheilte
eine festere Be-
gründung. Zur Ertheilung des mündlichen Unterrichts wurde, vom Jahre 1824 ab , ein für die verschiedenen Klassen durch den Inspecteur verfasster artilleristischer Catechismus benutzt , der als Leitfaden seinen Werth hatte. 6) Die Gesundheit
Uebungen .
des Brigadiers hatte , in Folge dienstlicher
Anstrengungen, schon seit einiger Zeit gewankt , und nöthigte ihn jetzt zu längeren Curen , durch welche den Schiessübungen von 1825 und 1827 seine lebendige Einwirkung entzogen wurde .
Die Schiess-
übungen von 1824 und 1826 verliefen dagegen unter seiner Leitung, deren Ergebnisse auch bei den in diesen Jahren durch den General- Inspecteur vorgenommenen Besichtigungen hervortraten, obgleich wegen des gebotenen häufigeren Exercirens in Batterien von 8 Geschützen die Bewegungen mit grösseren Massen weniger geübt werden konnten und das Commando der reitenden Artillerie einem Stabsofficier der Fussartillerie übertragen worden war.
397 In den 1825 bei Gommern und 1826 bei Wartenburg bezogenen Cantonnirungen bereitete der Brigadier nach seiner Weise die Exercir- Batterien auf die Truppenübungen vor. Es wurden während dieser Periode zu solchen Uebungen an bespannten Geschützen entsendet : 1824. 6 Fuss- und 4 reitende Geschütze der 1. Abtheilung zur 8. Division bei Erfurt. 6 Fussgeschütze der 2. und 4 reitende Geschütze der 2. und 3. Abtheilung zur 6. Division bei Brandenburg, von wo aus sie in ein Feldmanöver des Garde- Corps eingriffen , 6 Fussgeschütze Berlin. 1825.
der 3. Abtheilung
zum Garde - Corps
bei
Sämmtliche Geschütze der Brigade zum 4. Armee- Corps
bei Magdeburg. Der Oberst Monhaupt commandirte hier am Tage des CorpsManövers die den Feind markirenden Truppen , welchen 12 durch Landpferde bespannte Geschütze beigegeben waren , und wurde, als Zeichen der Allerhöchsten Zufriedenheit mit dem Zustande der Brigade , durch Verleihung des rothen Adlerordens 3. Klasse begnadigt. 1826 die reitenden Geschütze der Brigade, in Verbindung mit denen der Garde- Artillerie - Brigade , zu einem bei Berlin versammelten Cavallerie - Corps , welches sich den Uebungen des GardeCorps anschloss , zu denen noch 12 Fussgeschütze der 2. und 3. Abtheilung nachrücken mussten . 1827. Sämmtliche Geschütze der Brigade zum 3. Armee- Corps , welches anfänglich bei Teltow exercirte und später bei Nauen gegen das Garde- Corps manöverirte. In dem
von Sr. Majestät dem Könige
am Schlusse dieser
Uebungen erlassenen Armee - Befehl fand auch die Brigade einen ehrenvollen Platz, durch die Allerhöchste Aeusserung : „ Die 3. Artillerie - Brigade hat sich in dem lobenswerthen Zustande erhalten , den legenheit hatte. "
7)
Ich
schon öfter anzuerkennen Ge-
Besondere Ereignisse.
Während der Schiessübung von 1824 kam ein Fall vor, welcher selbst in den an Curiositäten reichen Annalen der ArtillerieSchiessplätze als eine Seltenheit gelten kann.
Die reitende Artillerie sollte zur Prüfung gegen zwei — durch einen Zwischenraum getrennte
aber
ziemlich in
gleicher Höhe
398 stehende
Scheibenwände , zuerst gegen die Eine mit Kugeln,
dann gegen die Andere mit Kartätschen schiessen . In Folge eines Missverständnisses richteten aber die Geschütze ihr Kugelfeuer auf 1200 Schritt gegen die Kartätschwand , hinter welcher zur Beobachtung der Wirkung , 2 Officiere , 3 Avancirte und 16 Kanoniere standen. Diese warfen sich , nach den ersten über sie hinsausenden Kugeln , sogleich auf die Erde , und als die für die Distance bestimmten 60 Schüsse geschehen waren, benutzten die Officiere den Augenblick des Vorgehens der Geschütze auf 1000 Schritt, um den Leuten zu befehlen , sich rasch von der Seite zu entfernen. Dies wurde auch von der Mehrzahl befolgt , 5 bis 6 Mann waren aber so verblüfft , dass sie , obgleich aufgestanden, hinter der Wand blieben , sich bei der Eröffnung des Feuers wieder hinwarfen und in dieser Situation nochmals 60 Schüsse aushielten. Es kam jedoch Niemand zu Schaden , obgleich die Wand von mehr als dreissig Kugeln durchbohrt war. . In demselben Jahre erregte die Entdeckung einer geheimen Verbindung unter mehreren Avancirten der Brigade , durch die Vermuthung politischer Tendenzen, einige Aufmerksamkeit. Die Untersuchung ergab indessen , dass ein im Jahre 1822 - die Brigade - Schule besuchender Bombardier durch das Lesen freimaurerischer Bücher auf die Idee gekommen war , der Stifter eines ähnlichen Bundes zu werden , und durch den Reiz des Geheimnissvollen bald Anhänger unter seinen Mitschülern gewonnen hatte. Der so entstandene Bund, „, zur deutschen Eiche " genannt, hatte seinen Meister vom Stuhle, ein Rituale, Ordens- und Erkennungszeichen etc. befand sich aber in einer fortwährenden Geldklemme, da immer mehrere Mitglieder mit den höchst bescheidenen Beiträgen im Rückstande blieben , und war der Auflösung nahe, als man demselben auf die Spur kam. Den ernsten Schluss dieses Possenspiels bildete die Verurtheilung von 15 ermittelten Theilnehmern zur Degradation und 5- bis 9 jähriger Festungsstrafe ; das Kriegsgericht empfahl sie jedoch der Gnade Sr. Majestät des Königs , durch welche jene Strafzeit auf 6 Monate bis 1 Jahr herabgesetzt wurde .
D. Das Jahr 1828 bietet ,
1828 bis 1829 . mit Bezug auf die Brigade ,
eben so
wenig merkwürdige Veränderungen als neue Bestrebungen dar ; da
399 der Oberst Monhaupt , welcher die Schiessübung zu den letzteren benutzte , jener wegen Krankheit nicht beiwohnte. Die Brigade wurde deshalb auch dem zur Besichtigung derselben in Mühl་ berg eingetroffenen General - Inspecteur durch den ältesten Stabsofficier vorgeführt, und es kamen hierbei die umgearbeiteten reglementarischen Vorschriften für die Bewegungen einer oder mehrerer Batterien , welche
im Frühjahr der Brigade
mitgetheilt worden
waren, zur Anwendung. Bei den Truppenübungen vereinigten sich : die Fuss- und reitenden Geschütze der 1. Abtheilung mit der 8. Division ; 6 Fuss- und 2 reitende Geschütze der 2. Abtheilung mit der 6. Division ; die Fuss- und reitenden Geschütze der 3. Abtheilung mit der 7. Division . Im März 1829 verlor die Brigade ihren hochverehrten Brigadier, welcher , bei der Beförderung zum General- Major , Commandant von Wesel wurde.
Er hinterliess die Brigade wohl discipli-
nirt, von militairischem Geiste beseelt, in allen Zweigen des Dienstes gut ausgebildet , vorzugweise aber in tactischer Beweglichkeit zu hohen Leistungen befähigt , und sein Name wird stets eine Zierde ihrer Geschichte bleiben.
Seine Ideen sind oft missverstanden, vielfach angefochten , am meisten aber von den Waffengenossen getadelt worden ,
und
er
unterlag dem bitteren Geschick derjenigen, welche gegen das Hergebrachte ankämpfen . Wie immer ist aber auch hier die Zeit vermittelnd eingeschritten , und dem Hingeschiedenen wird die Anerkennung welche man dem Lebenden oft versagte.
zu Theil,
400
Beilage I.
Die provisorischen Artillerie-Compagnien in den Jahren 1813 bis 1815 .
Es ist bekannt, dass nach der Reorganisation des preussischen Heeres im Jahre 1809 die schnelle Verstärkung desselben durch fortgesetzte Entlassung ausgebildeter Leute und Einstellung von Rekruten vorbereitet wurde. ') Die Zahl jener, mit Vorbehalt ihrer Dienstpflicht Entlassenen, welche man Krümper nannte, war am Schlusse des Jahres 1809 bei der Artillerie noch nicht gross, weil bei ihrer Formation viele Rekruten eingestellt, nächst diesen aber bei jeder Brigade 68 Mann ausgebildet und bereit gehalten werden mussten , welche , da die Fusscompagnien nur 132 Köpfe zählten , für die Augmentation der zur Besetzung einer 12gen Batterie gewählten nöthig waren, und im Laufe des Jahres ein bedeutender Abgang eintrat. Es befanden sich mithin in den Ersatz - Bezirken der Artillerie -Brigaden , ausser jener Augmentations - Mannschaft, grösstentheils nur solche Krümper, welche früher in der Armee gewesen und nicht wieder eingestellt worden, aber noch dienstpflichtig waren. Vom Jahre 1810 ab wurde indessen die bis dahin gebräuchliche
Deckung einzelner
Manquements durch Einziehung von Krümpern beschränkt und zuletzt ganz untersagt ; jede Fuss - Compagnie erhielt monatlich 3 Rekruten, und die schlesische und preussische Artillerie- Brigade mussten an die mit den Entlassungen gegen sie zurückgebliebene Brandenburgische eine Anzahl ihrer Krümper abgeben.
Um die
Vermehrung der letzteren noch zu beschleunigen, bekam auf Allerhöchsten Befehl, vom März 1811 an , jede Fuss - Compagnie 3 Monate hindurch monatlich 8 , später 5 Rekruten und musste dafür soviel ältere Leute unter die Krümper stellen, als das Innehalten der Etats1) Die Beurlaubung älterer Leute für eingestellte Rekruten wurde zwar auf den Antrag des Prinzen August von Preussen , durch Se . Majestät den König bereits am 7. October 1808 bewilligt, fand aber wohl nur in geringer Ausdehnung statt.
--
stärke erlaubte.
401
―
Hierdurch wurden aber bereits im October jenes
Jahres die Kantons Artillerie - Brigaden ―
der preussischen und brandenburgischen die schlesische hatte kein eigenes Kanton
--an einstellungsfähigen Leuten so erschöpft, dass die der Truppen-Brigaden mit benutzt werden mussten und man sich dennoch zur Annahme vieler 3zölligen Leute genöthigt sah. Die Ausführung dieser Maassregeln wurde zwar theilweise gestört, als man sich, bei der beginnenden Spannung zwischen Frankreich und Russland, durch die Besorgniss vor einem Gewaltstreiche Napoleons
veranlasst fand, im Sommer von 1811
die seit dem
Monat August 1810 aus Ersparniss - Rücksichten stattgehabte Beurlaubung¹ ) aufzuheben und die Truppen in einzelnen Provinzen des Staates zu concentriren ; den hierdurch entstandenen Ausfall in den
Entlassungen
compensirte
jedoch
einigermaassen
25. Juni 1811 verfügte Errichtung von Exercir - Depots ,
die
am
welche,
für jede Brigade aus 1 Capitain, 2 Seconde- Lieutenants, 24 Unterofficieren, 120 Kanonieren, 1 Tambour der Fuss- Artille3 15 1 Trompeter der reit. ) rie وو bestehend, durch Rekruten bei den ersteren bis auf 300, bei den letzteren bis auf 75 Kanoniere verstärkt werden sollten . Gleichzeitig hatte man bei der preussischen und brandenburgischen Artillerie- Brigade etwa 600 , 800
Krümper
eingezogen ,
welche in
bei der
schlesischen aber
Compagnien
getheilt und
ausser den kleinen Montirungsstücken mit einer Kleidung von Zwillich versehen , zwar zu Arbeiten oder anderen Dienstleistungen verwendet, aber auch fleissig exercirt wurden . Nachdem der französische Kaiser noch im Jahre 1811 die sofortige Einstellung der Rüstungen erzwungen hatte,2)
ging die Auflösung der Depots ,
sowie die Entlassung der Krümper dennoch erst im Februar 1812 vor sich, worauf man die Rekruten der ersteren theils als Ersatz benutzte , theils in die Kantons zurückschickte und das frühere Ausbildungs - System, soweit es die kriegerischen Verhältnisse gestatteten, wieder aufnahm . In Folge desselben betrug die Zahl
1) Sie trat zum Theil schon 1809 ein, betrug per Compagnie etwa 40 Mann und nur wenige Compagnien , z . B. die in Graudenz stehenden , blieben von derselben befreit. 2) Französische Commissaire bereisten die Garnisonen, um die Ausführung zu controlliren, und als ein solcher nach Neisse kam, durfte die noch bestehende Krümper-Compagnie die Kasematten, in welchen sie lag , während seiner Anwesenheit nicht verlassen.
3. Art. -Brig.
26
402 der Krümper , einschliesslich der Augmentation für die Batterie, bereits im December 1811
12 ge
bei der preussischen Artillerie - Brigade 1127¹) 1148 99 99 brandenburgischen "" 1083 "" "" schlesischen 99 am Schlusse des Jahres 1812 aber bei der preussischen 1464 وو وو
,, وو
brandenburgischen 1540 schlesischen 13502)
obgleich von der
ersten seit dem Monat
März 3 reitende
und
4 Fuss - Compagnien ins Feld gerückt waren . Als nun der Ausgang des russischen Feldzuges
die vorbe-
reitete Kraftentwickelung hervorrief, wurden durch die Allerhöchste Cabinets - Ordre vom 12. Januar 1813 sämmtliche Krümper der Artillerie einberufen und es sollten aus denselben : in Graudenz 3 %
in Colberg
6
in Silberberg 3 in Glatz 6 in Neisse 4 in Cosel zusammen 27½ provisorische Compagnien gebildet werden , welche vorläufig zur Defension bestimmt waren und deren Formation dem Oberst Decker übertragen wurde. Den Ueberrest der Krümper wollte man zur Vervollständigung der Linienartillerie und zur Besetzung von 3 in Neisse mobil zu machenden Reserve - Batterien benutzen . Aus den vorhandenen Quellen geht indessen hervor, dass bis zum Juli 1813 in Preussen 6, in Pommern 10 und in Schlesien 15 solcher Compagnien formirt worden sein müssen . Diese Compagnien wurden den Brigaden attachirt , in deren Bezirk sie errichtet waren , nach ihnen benannt , erhielten bei jeder derselben laufende Nummern und machten sonach keine erhebliche Vermehrung der höheren Officiere nothwendig . Die Stärke einer provisorischen Compagnie war
auf 2 Officiere ,
20 Avancirte ,
2 Spielleute und
anfänglich
112 Kanoniere
festgesetzt. Die Officiere wurden von den Brigaden commandirt, theilweise 1) Unter den Krümpern dieser Brigade befanden sich 326 beweibte mit 515 Kindern, 564, welche den Krieg von 1806/7 mitgemacht und 203 , welche die Ehrentroddel hatten. 2) Zweimonatliche Berichte der Artillerie-Brigaden.
403 durch Porte - d'épéefähnriche ersetzt oder aus dem Inactivitätsstande entnommen ,
die Avancirten
dagegen von den Stammcompagnien
in der Art gestellt, dass jede provisorische Compagnie 4 wirkliche Unterofficiere , 4 Bombardiere als Vice -Unterofficiere , 6 wirkliche Bombardiere und 4 Kanoniere als Vice - Bombardiere erhielt. Zur Deckung dieses Abganges bekam jede Stammcompagnie 18 Krümper , musste aber auf Befehl des Chefs der Artillerie aus ihren Bombardieren und Kanonieren 4 Vice-Unterofficiere 10 Bombardiere 4 22
mit den Abzeichen
ihrer Grade , ohne dieselben
machen, wodurch nominell der frühere Stand von Avancirten wieder hergestellt wurde. Die nach Einstellung sämmtlicher Krümper noch formirten provisorischen Compagnien erhielten aber von der schon bestehenden, sowie von der mobilen und immobilen Stammcompagnie ausser den vorgeschriebenen Chargen noch eine Anzahl Kanoniere . Ein Tambour für jede provisorische Compagnie wurde in gleicher Art abgegeben , sollte aber nach Anlernung eines anderen zu seiner Stammcompagnie zurückkehren . Nach der Allerhöchsten Cabinets- Ordre vom 1. Februar 1813 wurde der Etat der provisorischen ,
sowie aller immobilen Com-
pagnien, bis auf 1 Stabs - Capitain oder Premier- Lieutenant, 2 Seconde-Lieutenants , 14 Unterofficiere , 20 Bombardiere, 164 Kanoniere, 2 Spielleute erhöht, und die Augmentation sollte durch eingestellte Rekruten oder Freiwillige , die Deckung der Avancirten durch Beförderungen bewirkt werden . Diesen Etat erreichten jedoch viele Compagnien nur langsam, weil sie fortwährend durch Abgaben zu neuen Formationen geschwächt wurden , die RekrutenLieferungen bei dem grossen Bedarf an Menschen unregelmässig erfolgten und starke Commandos zur Armee gestellt werden mussten , welche , als Ersatz benutzt, oft nicht zurückkehrten . Dass die Vervollständigung der Avancirten besondere Schwierigkeiten haben musste , ist einleuchtend , und mit Bezug hierauf, sowie auf die Ersatz - Verhältnisse in Preussen sagt der Major v. Fiebig I.
in einem Schreiben
an den
Major v. Merkatz :
,,Keine Compagnie hat ihre etatsmässige Zahl Avancirte und auch keine Subjecte , wie man sie früher hatte , um Unterofficiere und Bombardiere machen zu können ; man bekommt lauter Bauerjungen und unter 100 nicht einen , der lesen oder schreiben könnte. Wo die Unterofficiere und Bombardiere herzunehmen sein werden, weiss ich nicht!
Die Rekruten zu Kanonieren muss , auf die Requi-
26 *
404
-
sition , das Militair - Gouvernement wohl stellen lassen , dass aber auch dies langsam gehen wird , prevenire ich vorher ;
und welche
erbarmungswürdige Subjecte werden hierher geliefert : kleines unansehnliches , krüppelhaftes Zeug , von 10 Mann ist höchstens die Hälfte brauchbar, und von diesen Brauchbaren läuft in den nächsten 8 Tagen wieder die Hälfte davon ." Mit der Bekleidung und Ausrüstung der provisorischen Compagnien im Jahre 1813 war es sehr mangelhaft bestellt.
Die von
den Stamm - Compagnien abgegebene Mannschaft sollte zwar ihre mitgebrachten Montirungsstücke behalten ) und nur die Armatur an jene zurückliefern, sobald sie aus den Depots ersetzt wäre, für die einberufenen Krümper wurden aber nur gutgethan : Feldmütze von grauem Tuch, die beiden Kamisole mit gefutterten Aermeln ersten mit schwarzen Beinkleider Abzeichen² ), Handschuh Binden, Hemde, Socken, Schuhe und bis auf die halbe Wade reichende Stiefelletten (wie die Binden von schwarzem Tuche) , welche über die Beinkleider geknöpft werden sollten. Diese Stücke , besonders das Tuch , waren , weil man oft nehmen musste , was sich vorfand , zum Theil von der schlechtesten Beschaffenheit , auch wegen der nothwendigen Eile mangelhaft gearbeitet ,
so dass die
Bekleidung den Mann nicht vor den Einflüssen der Witterung schützte und bereits nach Jahresfrist sich in dem desolatesten Zustande befand. Nur die als Avancirte eingestellten Leute wurden nothdürftig mit Seitengewehren versehen , alle anderen erhielten blos Gehenke - an welchen die Säbeltroddeln befestigt wurden, -Taschen mit Bandolieren und Tornister
von Zwillich.
Eine Bewaffnung mit
1) Sie waren versehen : An grossen Montirungsstücken : mit Czacko, Feldmütze, Halsbinde , Uniform , Camisol, Lederhandschuhe (für Avancirte), Tuchhandschuhe (für Gemeine ) , Tuchbeinkleider, leinene Pantalon und Mantel . An kleinen Montirungsstücken : mit Hemden , Socken , Stiefeln (für Avancirte) , Schuhe und Stiefeletten (für Gemeine) . An Ausrüstungs- und Bewaffnungsstücken : mit Gehenk-Tasche nebst Bandelier, Tornister , Säbel oder Pallasch , Karabiner (für Avancirte) , Infanterie- Gewehr (für Gemeine). Die als Vice- Unterofficiere abgegebenen Bombardiere erhielten die Unterofficiertressen, die zu Vice-Bombardieren bestimmten Kanoniere nur die Säbeltroddel der Avancirten. 2) Bei dem Mangel an Material nahm man es mit der Grundfarbe nicht sehr genau , weshalb auch Bekleidungen von blauem oder schwarzem Tuche vorkamen .
405 Infanterie - Gewehren
fand im Anfange nur
selten durchgängig,
grösstentheils aber gar nicht statt . Bereits am 26. Januar hatte der Chef der Artillerie die unverweilte Ausbildung der Mannschaft, besonders zum Festungsdienste, sowie die Uebung derselben im Anfertigen von Munition verfügt, die Aufrechterhaltung der Disciplin und die Erweckung eines guten Geistes durch angemessene Behandlung eingeschärft und das Geltendmachen von Vorrechten , das Verspotten oder die Beilegung von Spitznamen Seitens der Stamm- Compagnien streng untersagt. Endlich forderte er baldigen Bericht über die Befähigung der ausgewählten Officiere zu ihrer neuen Bestimmung. Diese Verfügung hat gewiss gute Früchte getragen ;
überall
wurde jedoch die Ausbildung durch gehäufte Dienste und Arbeiten , welche die Vorbereitung zum Kriege herbeiführte , ausserordentlich erschwert. Die erwähnte Zahl der provisorischen Compagnien erwies sich bald als unzureichend , weshalb, in Folge der Allerhöchsten Cabinets - Ordre vom 9. August , 5 neue Compagnien ( 1 in Preussen, 2 in Pommern und 2 in Schlesien ) errichtet, und bei den Rüstungen im Jahre 1815 die bestehenden noch um 9 Compagnien (6 in Preussen, 3 in den Marken und Pommern) vermehrt wurden. Im Jahre 1815 bestanden demnach 13 provisorische Compagnien der preussischen , 15 وو ,, 99 brandenburgischen , 17 دو "" ,, schlesischen Artillerie - Brigade , von welchen 2 der 1. , 6 der 2. und 4 der 3. Batterien besetzt hatten . Für den Fall einer längeren Dauer des Krieges war aber schon die Errichtung von noch 7 neuen Compagnien beschlossen. Die Nothwendigkeit
eines
solchen Zuwachses
machte
sich
schon im Frühjahr fühlbar , als man jeder immobilen Compagnie vorsorglich 100 Rekruten zutheilte , für welche bald darauf ebensoviele ausgebildete Artilleristen zu den neuen Formationen abgegeben werden mussten , die ebenfalls durch Rekruten ersetzt werden sollten . Diese Augmentirung um 100 Mann ,
auf welche 6 Unterofficiere, 10 Bombardiere und 84 Kanoniere gerechnet waren, erhöhte den Stand der immobilen Compagnien bis zu einer unbequemen Stärke , und die Abgaben nahmen ihnen über die Hälfte der älteren Leute , da die wenigsten Compagnien vollzählig gewesen waren. Indessen scheint jener erhöhte Etat auch nicht erreicht worden
406 zu sein , theils weil man eine Anzahl Compagnien noch nachträglich mit Abgaben belastete, theils weil die Erschöpfung des Landes an kriegsbrauchbaren Leuten die Aushebungen erschwerte und weil man dieselben nach der glücklichen Wendung des Feldzuges wohl ganz einstellte. Der Nutzen, welchen die Errichtung der provisorischen Compagnien gewährt hat , ist unbestreitbar ; mit ihrer Hülfe war es allein möglich , eine Anzahl Stamm- Compagnien zurückzubehalten , den Dienst in den Artillerie - Depots zu versehen , die Belagerung der vom Feinde besetzten Festungen auszuführen , den Ersatz an Mannschaft und Munition zu bewirken und die Stärke der Artillerie zu vervierfachen . Es bestanden nämlich
Mannschaft.
7 71 5 54 142 76 37
Mit
dieser
ausserordentlichen
6
146
Im December 1812 . Im September 1813 . Im September 1815 .
4 6
4 6
29 34 46
6,000 15,430 25,134
Verstärkung der Mannschaft
konnte indessen die Vermehrung der Officiere nicht gleichen Schritt halten, und daraus entstand nicht nur ein Mangel an diesen, sondern es bildeten sich eigenthümliche Commando - Verhältnisse bei der immobilen Artillerie, deren weitere Auseinandersetzung jedoch nicht hierher gehört.
Beilage
II.
Etat
für die Artillerie der ehemaligen russisch-deutschen Legion. 1 ) Stab und Unterstab .
1 Commandeur der Artillerie, 1 Brigade - Adjutant, 1 1 1 1
Brigade - Schreiber, Brigade-Quartiermeister und Rendant der Hauptkasse , Brigade-Chirurgus, Stabs - Trompeter,
407
. Capitains .-Lieutnts Premier -Lieutnts .Seconde Oberfeuerwerker . oder Wachtmeister . Feldwebel Feuerwerker . Quartiermstr .oder . d'armes Capitain Unterofficiere . Bombardiere . . Chirurgen oder Trompeter . Tambour Kanoniere .
U.-nteroffic Train und Trainsoldaten Officierbedienten Schnei der . . Tischler Stellmacher . Rademacher . Reitschmiede . . Sattler Officierpferde .
2 Train-Unterofficiere,
19 Knechte und Officier- Bediente , 37 Pferde.
Benennung der Truppentheile .
Reit. Artillerie . Fuss -Artillerie
. Dienstpferde
2) Reitende und Fussartillerie.
40 2 2 6 2 2 6 2 16 32 2 6 260 4 4 34 492 112 11 3 1 8 812 55 675 2 1 1 1 2 2 7 202
Beilage III .
Nachrichten von den Officieren, welche bei der ersten reitenden Batterie der russisch-deutschen Legion gestanden haben. Oberst Monhaupt trat
1790 in die preussische Artillerie,
wohnte den Feldzügen von 1793 und 94 am Rhein als Bombardier und Unterofficier in der reitenden Batterie Lange bei, wurde 1796 Seconde-Lieutenant, machte den Feldzug von 1806 bei der reitenden Batterie v. Hahn mit, und gerieth mit dieser bei Lübeck in Gefangenschaft. Nach der Reorganisation der Armee im Jahre 1809 in die reitende Artillerie der brandenburgischen Artillerie - Brigade eingestellt , 1810 zum Premier - Lieutenant und Commandeur der reitenden Garde- Compagnie ernannt,
erhielt er 1812 den nachge-
suchten Abschied mit dem Character als Stabs - Capitain, und nahm als Capitain russische Dienste.
Er wurde
1813 Oberstlieutenant,
1814 Oberst, kam als solcher in den preussischen Dienst zurück , avancirte bis zum General- Major, trat mit dem Character als General-Lieutenant 1834 in den Ruhestand und starb 1835.
als
Stabs - Capitain Hoyer diente von 1800 bis 1806 , zuletzt Feuerwerker , in dem preussischen 1. Artillerie - Regimente,
machte noch die Schlacht bei Jena mit und ging 1808 als Westphale in den Dienst dieses neugeschaffenen Königreichs, in welchem er bis zum Premier- Lieutenant avancirte. Er wohnte 1812 dem Feldzuge in Russland bei , trat im April 1813 in die Legion, avancirte hier bis zum Stabs - Capitain und ging 1815 mit jener in den preussischen Dienst über, aus welchem er, nach seiner Beför-
408 derung wurde.
zum
Capitain ,
noch
in demselben Jahre
verabschiedet
Weitere Nachrichten über ihn fehlen . Premier-Lieutenant v. Tschepe war 1806 Junker im Cürassier- Regiment v. Heising und 1809 Bombardier in der schlesischen Artillerie - Brigade.
Er schied 1811 mit dem Character als
Officier aus, trat 1812 als Premier - Lieutenant in die Legion , ging im Februar 1814 von dieser ab, wurde im Mai wieder in die preussische Armee aufgenommen, 1817 zum Capitain befördert und erhielt 1834 den
nachgesuchten
Major. Premier - Lieutenant v.
Abschied mit
Scheele hatte
dem Character als
als
Finnländer seine
militairische Bildung in der schwedischen Artillerie erhalten , wurde im Frühjahr 1813 als Premier- Lieutenant in der Legion angestellt und zum Commandeur der 1. reitenden Batterie derselben ernannt, trug aber , als der Premier- Lieutenant Ramaer das Commando jener Batterie erhielt, auf Versetzung an und kam zum Depot der Artillerie. Er nahm 1814 seine Entlassung aus der Legion , trat bald darauf in den preussischen Dienst, avancirte 1817 zum Capitain, 1834 zum Major und starb als solcher 1842. Premier- Lieutenant Ramaer, ein Holländer von Geburt, stand zuerst in der holländischen Artillerie, dann im französischen 1. Artillerie- Regimente ,
und trat nach seiner Gefangennehmung
1813
in die Legion , in welcher ihm, da er bei der Armirung des Brückenkopfes von Dömitz Umsicht und Thätigkeit gezeigt hatte , das Commando der 1. reitenden Batterie verliehen wurde. Im April 1814 kehrte er in den niederländischen Dienst zurück und war 1844 Oberst und Commandant von Gröningen. Premier-Lieutenant Lottner trat 1808 in die Grossherzoglich Bergische Artillerie, 1811 in spanischen, sodann in englischen Dienst, machte einen Theil des Krieges auf der pyrenäischen Halbinsel mit und kam 1813 als Premier- Lieutenant zur Legion . Er ging mit dieser in den preussischen Dienst über, wurde 1816 Capitain, 1830 Major, 1840 Oberstlieutenant und nahm 1841 den Abschied . Seconde - Lieutenant v.
Görtz (auch v.
Görtzen genannt)
war 1806 Officier im preussischen Cürassier- Regiment v. Holtzendorff, nahm 1813 als Seconde- Lieutenant bei der Legion Dienste und trat 1814 als Premier- Lieutenant in die russische Armee. Seine weiteren Schicksale sind unbekannt. Seconde - Lieutenant Moers ,
war früher westphälischer In-
409 fanterie- Officier und trat 1812 in die Artillerie der Legion, von welcher er 1813 zur Infanterie derselben versetzt wurde . Seine ferneren Schicksale sind nicht bekannt. Seconde- Lieutenant v. Stierwald , aus
schwedischem (nach
anderen Angaben aus russischem) Dienste , kam in Pawlowsk zur Artillerie der Legion , schied aber bald wieder aus. richten über ihn fehlen . Seconde-Lieutenant v. Stattkowsky
Weitere Nach-
wurde von der russi-
schen Garde - Artillerie zur Legionsartillerie commandirt , um die Verhandlungen mit den russischen Behörden zu führen .
Er machte
den Feldzug in Mecklenburg und Holstein mit und ging 1814 in die russische Armee zurück , in welcher er bis zum General - Lieutenant gestiegen sein soll. Seconde - Lieutenant
v. Schwerin
war
1813
Student
der
Rechte in Frankfurt a. O. , kam mit einer Sendung an den Freiherrn von Stein nach Petersburg , trat als Porte- d'épée -Fähnrich bei der 1. reitenden Batterie ein, wurde 1813 Seconde - Lieutenant in derselben, später Brigade- Adjutant, ging 1815 in den preussischen Dienst über, erwarb sich in dem Feldzuge die Erbberechtigung auf das eiserne Kreuz 2. Klasse, nahm nach demselben den Abschied und war 1853 Steuerrath . Seconde - Lieutenant Hartmann war Unterofficier in der 5. Fuss -Compagnie der preussischen Artillerie - Brigade, trat nach seiner Gefangennehmung bei Polotzk mit dieser Charge in die erste reitende Batterie der Legion , wurde 1813 bei dieser Ported'épée - Fähnrich , in demselben Jahre noch Seconde - Lieutenant und ging 1814 als Premier-Lieutenant in russischen Dienst. Ueber seine späteren Schicksale sind keine Nachrichten vorhanden . Seconde - Lieutenant Schulze war ebenfalls als ArtillerieUnterofficier der 5. Fuss - Compagnie der preussischen ArtillerieBrigade bei Druja gefangen worden , trat als solcher 1812 bei der 1. reitenden Batterie der Legion ein , wurde in derselben 1813 zum Porte - d'épée - Fähnrich und zum Seconde - Lieutenant befördert, ging 1815 mit der Legion in den preussischen Dienst, avancirte bis zum Hauptmann und erhielt den erbetenen Abschied mit dem Character als Major. Seconde- Lieutenant v. Kotsch trat 1809 in die sächsische Artillerie, machte den Krieg von 1809 gegen Oesterreich, den von 1812 gegen Russland ; sowie die Feldzüge von 1813 und 14 gegen die Verbündeten mit , erwarb sich den Orden der Ehrenlegion, kam 1814
zur russisch - deutschen Legion , wurde mit
derselben
1815 in die preussische Armee aufgenommen , avancirte 1817 zum
410 Premier-Lieutenant und ging 1822 ab . Er begab sich hierauf in griechische Dienste und erhielt nach seiner Rückkehr im Jahre 1825 eine Anstellung in der Steuerparthie , Pensionirung erfolgte.
aus
welcher
später seine
Beilage IV .
Sold-, Verpflegungs- und Ausrüstungssätze bei einer reitenden Batterie der russisch-deutschen Legion.
Sold und Verpflegung.
A.
1
13
96 82
322
54 12 8
48 82
322
30
13
1 1 3 1 8 16 1
5
88∞
3 48 82
639
8 16
1 3 1 8 16
1388
1 3 1 8 16 1 3 96 82
1 3
125 33 84 10 8 191/2 7 44 72 12 12 144 2214/10
326
54 6 4
4 2 6
331
Hierzu
100 30 75 10 8 191/2 7 44 72 12 12 144 2214/10
တ
1 Gapitain 1Premier-Lieutenant 3 Seconde - Lieutnts 1 Oberfeuerwerker . 1 Wachtmeister . 3 Feuerwerker 1 Quartiermeister . . 8 Unterofficiere 16 Bombardiere 1 Chirurgus • 3 Trompeter 48 Kanoniere à 3 Thl. 82 39 à 27/10Thl. 20Trainsold. u.Offic.bedienten à27/10Thl . 2 Reitschmiede • 2 Sattler
888
Chargen.
Friedensstand. Kriegsstand. Monat- Tägliche Monat- Tägliche liches liches Gehalt Por- Ra- Gehalt Por- RaReichsthl. tio- tio- Reichsthl. tio- tioin in Gold. nen . nen. Gold. nen. nen .
Schwere Rationen
Hierunter 200 schwere Rationen.
30
Der zweite jed, dies. Handwerker ist nur i.Kriegevorhanden
Geschütz - Instandhaltungsgelder : Im Frieden 4 , im Kriege 9 Thlr. per Geschütz . Compagnie- Unkostengelder · Gewehrgelder • Medicingelder . • Pferde- Medicingelder
Hufbeschlaggelder
•
·
33
11/96 Thlr. pro Mann. 7/96 99 "" 8/96 99 99 39 5/96 99 ,, وو · 18/96 pro Zug- und 99 12/96 99 Reitpferd.
411
In Pawlowsk machten die Leute der Batterie Menage , und kauften ihre Bedürfnissse in den der Kaserne nahe gelegenen . Krambuden.
Die Officiere führten einen eigenen Tisch .
Im Felde wurde Fleisch geliefert ,
ausser der Brodportion
wogegen
2%
des Gehaltes
noch Gemüse
und
eingehalten werden
sollten, was jedoch nie in Ausführung gekommen zu sein scheint.
B.
Ausrüstung .
Bei der reitenden Batterie erhielt der Mann 1 Czakot (mit Cordons und Haarbusch) , 1 Collet , 1 Litevka , 1 Paar Reithosen , 1 Paar lange , 1 Paar kurze Stiefeln , 1 Stallmütze , 1 Stalljacke, 1 Stallhose , 3 Hemden , 3 Paar Strümpfe , 2 Halsbinden , 1 Paar Tuchhandschuhe, 1 Mantel, 1 Mantelsack, 1 Ledertasche, 1 Faustriemen , 1 Säbelkoppel , 1 Patrontasche und Bandolier mit Räumnadeln. Ausserdem an Feldgeräth auf etwa 3 Mann einen Kessel und auf etwa 4 Mann ein Beil. Die Durchschnittskosten für die Ausrüstung des Mannes betrugen die für
191 Rub. Banco
50 Copeken
oder beinahe 48 Louisd'or,
die Ausrüstung des Reitpferdes 113 Rub. Banco 70 Co-
peken , die für das Zugpferd ( ohne Geschirr ) 17 Rub. Banco 50 Copeken weniger, was bei einer mittleren Annahme von 108 Rubel Banco 27 Louisd'or machte.
Beilage V.
Ueber den Zustand der Artillerie des dritten Armee -Corps 1815. In einem nach den Gefechten vom 16. , 18. und 19. Juni abgestatteten Berichte spricht sich der Oberst Monhaupt über den Zustand der ihm untergebenen Artillerie , bei dem Beginnen der Feindseligkeiten wie folgt aus : Die 127ge Batterie No. 7 war den 22. und die 6uge Batterie No. 18 den 25. Mai ,
und da sie den Marsch aus dem Innern in
14 Tagen (?) zurückgelegt hatten , sehr fatiguirt beim Armee - Corps eingetroffen. Indessen war die Zeit von ihrer Ankunft bis zum Ausbruche der Feindseligkeiten möglichst angewendet worden, um einen besseren Zustand zu bewirken , und die für die Abgabe nach Wesel , zur Errichtung der 12gen und Haubitz - Batterie eingestellten Infanteristen zu exerciren .
Die 6ge Fuss - Batterie No. 35
412 traf am 15. Juni Nachmittags , von Wesel kommend , wo sie errichtet worden war, in einem sehr schlechten Zustande beim ArmeeCorps
ein.
Die berittenen
Batterien No. 18 ,
den 1. Mai beim Armee - Corps eingetroffen .
19 und 30 waren
Die Batterien No. 18
und 19 waren den 15. April durch Rekruten aus dem Grossherzogthum Niederrhein complettirt , und eben zu dieser Zeit war die Batterie No. 20 von einer halben zu einer ganzen errichtet. Allein den Batterien fehlte es an erfahrenen Officieren und Unterofficieren , und die beiden erstgenannten Batterien hatten 100 Rekruten. Ob nun gleich diese Batterien sämmtlich ein schönes Aeussere hatten, auch gut exercirt waren , so fehlte es ihnen doch durchaus an dem Geiste, von dem eine alte und erfahrene Artillerie beseelt wird, und man fühlte wohl , dass man mit ihnen nichts wagen , sie auch theilweise nicht sich selbst überlassen konnte ; die Erfahrung bestätigte in der Folge diese Meinung . Von der Colonne No. 3 waren sämmtliche Wagen mit Geschütz-Munition zum 4. Armee - Corps detachirt , und von der Colonne No. 19 waren nur 12 Wagen vorhanden , welche mit der Munition der reitenden Batterien No. 18 und 19 , die russische Geschütze führen , beladen waren. Es war dafür gesorgt worden, dass
für jedes Geschütz , mit der Munition , welche sich bei der
Batterie befand, 200 Schuss (einschliesslich / Kartätschschuss ) so wie dass 600,000 Flintenpatronen und eine hinlängliche Zahl Karabiner- und Pistolen - Patronen vorhanden waren ; hierdurch waren die vierspännigen Fahrzeuge so überladen , dass man 44 VorspannPferde brauchte."
Beilage
VI.
Ueber das vierte Artillerie - Regiment . Das 4. Artillerie- Regiment wurde im October 1772, ohne einen Chef zu erhalten , in 2 Bataillons von je 10 Compagnien, mit dem Etat von 2 Majors
(der älteste commandirte
zugleich das Regi-
ment) , 8 Capitains , 2 Stabs - Capitains , 2 Adjutanten , 20 SecondeLieutenants , 60 Corporalen , 120 Bombardieren und 2360 Kanonieren errichtet.
Hierzu gaben die übrigen 3 Artillerie - Regimenter
60 Corporale ab, erhielten dagegen die 120 Bombardiere als Augmentation ; an Gemeinen wies der König von der Infanterie aus Preussen 205 , aus Schlesien 200 und aus der Mark 300 Mann als
-
413
-
Stamm an, welcher durch Cantonnisten aus Pommern und Preussen so wie durch 1200 Ausländer complettirt wurde. Das Regiment hatte die doppelte Bestimmung im Felde die Wege zu bessern und als Handlanger der Artillerie zugetheilt zu werden . Es war wie diese uniformirt und am Geschütz exercirt. Die Gemeinen trugen aber an weissen Riemen auf der einen Schulter ein Pistol , auf der anderen eine Schippe und Hacke , vor dem Leibe eine Tasche für 30 Patronen , und nur 9 Mann jeder Compagnie erhielten die bei der Artillerie gebräuchlichen Pulverflaschen . Am 1. November 1773 rückte das Regiment aus Müncheberg, Fürstenwalde, Alt- Landsberg, Oranienburg und Seelow, wo es bisher gestanden hatte, in Berlin ein , bezog die für dasselbe erbaute Kaserne, wurde im nächsten Jahre zum ersten Male mit den übrigen Artillerie - Regimentern vom Könige besichtigt , und nahm am Feldzuge von 1778/79 mit 5 Compagnien bei der Armee des. Königs , mit den übrigen bei der Armee des Prinzen Heinrich Theil. Erst im Jahre 1782 erhielt das 4. Artillerie- Regiment mit den anderen gleiche Ausrüstung und 1784 15 bis 16 Bombardiere für jede Compagnie , von welcher aber noch eine Anzahl Leute im Sappiren geübt werden musste. Zu den Feldzügen am Rhein stellte dasselbe : Im Jahre 1792 die Compagnien der Capitaine Mauritius ,
Ostendorf,
Lassan I. und Mechow;
im Jahre
1793 die Compagnie des Capitains v. Neander und die halbe des Oberst- Lieutenant Lentken , wahrscheinlich aber auch einen Theil der Compagnie des Capitains Alkier ; wenigstens hatten 6 Unterofficiere, 11 Bombardiere und 74 Kanoniere von derselben diesem Feldzuge beigewohnt. Zu dem Feldzuge von 1794 in Südpreussen kamen die halbe Leibcompagnie und die halbe Compagnie des Capitains Kühn . Im Jahre 1793 waren nach den Maass- und Stammrollen in dem Regimente 104 Feuerwerker und Unterofficiere , 137 Bombardiere, 652 Gemeine und 2 Tambours, die einen oder mehrere Feldzüge mitgemacht hatten, und unter welchen sich noch 31 Veteranen aus dem 7 jährigen Kriege befanden . Im Jahre 1796 wurde das
15
35 3
aus der Leibcompagnie des Oberst v. Lochau , 99 ,, Compagnie des Oberst-Lieutenants Schoenermark, "" وو 99 ووMajors Ordon , دوCapitains Decker, وو "" Mincelius وو وو ""
(später Ostendorf)
--
414
―
bestehende 1. Bataillon des Regiments , um die Heranziehung der preussischen Cantonnisten zu erleichtern , nach Königsberg verlegt ; es tauschte deshalb , ehe es nach beendeter Revue dahin abmarschirte, einen Theil seiner Avancirten und den grössten Theil seiner Mannschaft , welche aus den Marken oder aus Pommern gebürtig war , bei dem 2. Bataillon und den übrigen 3 Regimentern gegen Ost- und Westpreussen um, so dass es nach diesem Uman welchem sich u. A. die Leibcompagnie mit 1 Unterofficier, 5 Bombardieren und 95 Kanonieren betheiligte , mehr als die Hälfte an neuen Leuten hatte.
tausche ,
Im Jahre 1797 endlich wurde das 1. Bataillon , welches aus 5Oberfeuerwerkern, 15 Feuerwerkern, 50 Corporalen, 110 Bombardieren , 800 Kanonieren (einschliesslich 60 Uebercompletten), 1 RegimentsTambour , 5 Tambours , 5 Hautboisten und 5 Chirurgen bestand, um
1 Feuerwerker , 3 Unterofficiere und
1 Tambour bei jeder
Compagnie vermehrt, und 1 Bataillon von gleicher Stärke zu demselben errichtet, mit dem es hierauf den Namen des 4. Regiments fortführte , während
das frühere 2. Bataillon
das neunte genannt
und später zur Formation der reitenden Artillerie benutzt wurde. Von den Officieren des ehemaligen 4. Regiments blieben bei dieser Umwandlung, ausser dem zum Chef ernannten General- Major v. Lochau , nur 1 Oberst-Lieutenant, 3 Majors (2 beförderte) , 1 Capitain , 2 Stabs - Capitains, 1 Premier- und 16 Seconde- Lieutenants in dem neuen ; die übrigen wurden in die anderen Regimenter eingestellt und ihre Stellen aus diesen besetzt. Im Jahre 1801 zog sich der General v. Lochau in den Ruhestand zurück , und der vom Oberst beförderte General - Major v. Hartmann vom 3. Artillerie- Regiment wurde Chef des 4. Artillerie-Regiments.
Beilage
VII .
Schreiben des Majors v. Gneisenau an den die Artillerie des Blücher'schen Corps in Schwedisch-Pommern commandirenden Capitain Merkatz. Mein lieber Merkatz ! „ Ich danke Ihnen recht sehr für das Interesse , welches sie an dem Schicksale Colbergs nehmen ; auch ich habe für Sie gethan , was in meinen Kräften steht, und alle Schiffe vollgestopft. Ein zu meiner Disposition gestelltes
englisches Schiff habe
415 ich ebenfalls mit Artillerie - Train - Bedürfnissen befrachten lassen , und die heute angekommene Stralsunder Jacht soll den Rest noch erhalten . Die Engländer haben mir Kanonenröhre geschickt aber keine Affuiten, und ich habe Mangel an Holz, Arbeitern und Kohlen . Ich kann also nur sehr langsam arbeiten lassen, und werde gegen das Ende der Belagerung , ganz wider den gewöhnlichen mehr Geschütz aufstellen können als anfänglich .
Gang,
Für den Artillerie - Unterofficier¹ ) danke ich recht sehr, aber mir fehlt ein Mann wie Sie, der das Ganze leitete ; Matske ist vortrefflich , aber alt und schwach und oft hinfällig.
Selbst zu den
Bettungen habe ich keine Bretter, viel weniger Bohlen ; der grösste Theil der Geschütze ist verworfene eiserne, der meiste ruht auf in der Eile verfertigten Blöcken, und dennoch thun wir Wunder damit. Auf 1800 Schritt Entfernung werfen wir des Tages aus einem eisernen Mörser 10 bis 13 Bomben in eine nur wenige Quadratfuss entfernte ( enthaltende) Schanze. Aber täglich wird ein Geschütz unbrauchbar, die eisernen springen und ein metallner 24 er ist sogar geschmolzen . Wir feuern nur sparsam, und wollen aus mehreren Gründen unsere Munition aufsparen . Womit ich vortrefflich versehen bin, das ist eine Menge der tapfersten und thätigsten Artillerie - Unterofficiere. Ich nehme mich auch ihrer sehr an und
behandele
sie
als
meine Söhne.2 )
Wäre
ich nur
mit
Affuiten hinlänglich versehen und an Wurfgeschützen complettirt, so wollen wir wohl einen Höllenwiderstand thun. Mein alter Lieutenant Post weicht nicht von seiner Batterie und lehrt die anderen an. Er will sein Leben opfern, da er neue Hoffnung hat, dass sein Sohn
Officier zu werden Aussicht hat.
1) Es war durch den Major v. Merkatz ein Unterofficier Palm nach Colberg gesendet worden . 2) Unerachtet dieses Wohlwollens wurden Excesse Einzelner mit gerechter Strenge bestraft, wie nachstehender Parolebefehl vom 24. Juni beweist : ,,Ich habe seither diejenigen Unterofficiere der Artillerie , die sich durch Kenntnisse, Thätigkeit und gute Erziehung auszeichnen, in Schutz genommen, wenn sie aber diesen Schutz missbrauchen wollen, Widersetzlichkeit gegen die auf den verschiedenen Posten commandirenden Officiere zeigen und ein pöbelhaftes Benehmen annehmen, dabei ihre Dienstpflichten vernachlässigen, so werde ich sie ebenfalls auf eine gemeine Art behandeln lassen. Dies denjenigen Subjecten darunter , die zu Excessen geneigt sein möchten, zur Warnung, und werden die Herren Officiere der Artillerie dafür sorgen, dass jedem Unterofficier ihres Corps dieser mein Wille bekannt gemacht werde. Der Vorfall letzter Nacht in der Lauenburger Vorstadt soll den Kriegsgesetzen gemäss untersucht werden .
-
416
-
Schüler'n habe ich die reitende Artillerie
zu commandiren ge-
geben.... Diese reitende Artillerie ist bei besseren Zeiten für Sie bestimmt ; sie hat aber jetzt nur noch 3er. Die leichten englischen 68er passen genau in ihre Affuiten , wenn nur letzterer Widerstand dann nicht zu gering wird. An leichterem Geschütz habe ich überhaupt Mangel für meine Aussenwerke und in die Croissants vor dem bedeckten Wege, sonst ich Ihnen die 6 gen metallenen Kanonenröhre gern ablassen würde ; aber Sie werden dort wahrscheinlich wegen der Affuitage in gleicher Verlegenheit als ich sein. Munition habe ich ungefähr so viel aus England erhalten, dass ich aus dem englischen Geschütz 14 Tage schiessen kann. Dieses hat, wie Sie wissen , etwas kleineres Kaliber als das unserige. Was von Ihren Unterofficiers¹ ) hier ist, sollen Sie erhalten, mit bewussten Ausnahmen. Verzeihen Sie dem Geschmiere eines belagerten Commandanten , denn es lastet viel auf mir, und hier gab es viel auszumisten . Seit 3 Monaten bin ich nicht aus den Kleidern gekommen , dennoch bin ich gesund und habe noch den Kopf oben behalten. Wie lange dies noch der Fall sein wird, wissen die Mächte des Himmels. Wollen Sie von diesem Allen diejenigen wo es frommt unterrichten, so verbinden Sie mich, z . B. den englischen Gesandten , Se, schwedische Majestät, Valentini , Lossow etc. (so verbinden Sie mich. ) Glück und Sieg ! das sind meine Wünsche für Sie mein Freund ; kommen Sie hierher , so finden Sie dieselbe freundnche Aufnahme beim Commandanten in Colberg, die Sie bei dem Brigadier am Memelstrom fanden. Gott befohlen .
Colberg, den 29. Juni 1807.
gez. v. Gneisenau. So eben erfahre ich, dass Sie Mangel an Blei haben ; durch meine Betriebsamkeit habe ich einen guten Vorrath auf kaufmännischem Wege hierher geschafft. Ich habe also sogleich Befehl gegeben Ihnen davon zuzusenden .
¹) Wahrscheinlich von der ehemaligen Compagnie des Hauptmanns v. Merkatz.
417
Beilage VIII .
späteren Belohnungs -Vorschläge des Majors Oberstlieutenants - V. Gneisenau. Schon in einem am 17. Juni abgefassten Berichte an Se. Majestät den König sagt der damalige Major v. Gneisenau : ,,Der Unterofficier Schanz ( Schanzer) von der Feldartillerie erhielt 2 Wunden beim Brescheschiessen ( ? ) des Wolfsberges ; er verliess sein Geschütz dennoch nicht. Seit mehreren Monaten ist er mit seiner Kanone auf dem Vorposten unter freien Himmel, und dennoch will er sich nicht ablösen lassen." Und am 21. Juni :
für
,,Noch bitte ich Ew. Königliche Majestät um die Medaillen die beiden so tapferen Unterofficiere Schanz und Platz .
Noch haben selbige seit Februar die Vorposten nicht verlassen. Ihre Wachsamkeit und Geschicklichkeit geht gleichen Schritt. " Der Bericht, welcher die Mehrzahl der Belohnungsvorschläge enthält, ist jedoch erst vom 22. Juli datirt. Der Oberstlieutenant beginnt in demselben mit einer Rechtfertigung des am 18. Juni wiederholten aber missglückten Angriffs auf die Grenadier- Schanze wie es scheint in Folge eines ihm deshalb gemachten Vorwurfs , - bespricht dann einzelne Fälle von hervorgetretener Demoralisation ' ) und fährt endlich wie folgt fort : ,,Wohlthuend ist es auf der anderen Seite hinwiederum, wenn
ich Ew. Königlichen Majestät anzeigen kann , dass der grösste Theil der Garnison sich vortrefflich betragen hat. Ausdauer , Muth und Gehorsam haben sich hier in einem schönen Lichte gezeigt. Ich darf hierin diejenige Waffe , welcher in einer Belagerung ein vorzüglicher Antheil an Gefahr und Anstrengung wird, obenanstellen. Sie hat , mit schlechten Mitteln ausgerüstet , mich in meinen Anordnungen auf das Vortrefflichste unterstützt , und mit den schlechten eisernen Geschützen wir hatten nur 20 metallene Piecen A zur Verwunderung geschossen . Ueber 100 Unterofficiere und Bombardiere sind freiwillig hierher gekommen, um an der Belagerung Theil zu nehmen , und es war beinahe durch-
¹) Er führt u. A. an, dass 2 der ausgerüsteten Boote bei der Wegnahme der Maikuhle durch die Schiffsleute aus dem Hafen geführt und von ihnen an der pommerschen Küste verkauft worden seien. 3. Art.-Brig. 27
418 gehends in dieser Waffe ein Wetteifer der Pflicht, der Anstrengung und der Tapferkeit. Der Major Matke , unerachtet der Hinfälligkeit seines Körpers ,
hat die Möglichkeit geleistet.
Den Haupt-
mann Heinemann haben Ew. Königliche Majestät
schon durch
sein Avancement zum Capitain belohnt. Der alte Lieutenant Post, ebenfalls von der hiesigen Festungs- Artillerie , ist , so lange ich hier commandire , weder Tag noch Nacht von seinem Bastion — zumal das gefährlichste -- gewichen. Er hat sich beständig damit abgegeben , die jungen Leute im Artilleriedienst zu unterrichten . Bei seinem Alter kann ihm Avancement nicht sonderlich viel mehr helfen , aber Ew. Majestät können seinen Eifer in seinem Sohne belohnen , wenn Allerhöchstdieselben solchen bei der hiesigen Festungsartillerie als Officier künftig hier anstellen wollten. Der junge Mann hat sich die ganze Belagerung durch sehr gut benommen , auch schon für die Nacht vom 17. Mai die silberne Verdienst - Medaille erhalten. Der Lieutenant Neefe und ZeugLieutenant Wolf sind immer in der angestrengtesten Thätigkeit gewesen , besonders bei dem vielen Ausschiffen von Waffen , Geschütz , Munition und Laborir - Bedürfnissen. Der Lieutenant Schüler von der Feldartillerie hat 4 reitende 3er organisirt und commandirt , und dies immer mit Auszeichnung , namentlich am 1. und 2. Juli . Auch wurden hierbei viele Artilleristen todtgeschossen und verwundet. Unter diesen Anführern haben ihre Untergebenen die Möglichkeit geleistet , sogar die Rekruten , die ich noch am 30. Juni aus der Stadt- Jugend ausheben und in die Artillerie zum Walldienste abgeben liess, wurden von den in diesem Corps herrschenden schönen Beispiel der Thätigkeit und des Muthes belebt. Sie feuerten den folgenden Tag voll Eifer und als alte Soldaten mit. Besonders ausgezeichnet haben sich in der Artillerie : Unter dem Stabs - Capitain Heinemann : Die Unterofficiere Eiser ) , Schienemann , Ordelin von der hiesigen Festungsartillerie, der Unterofficier Lemke und der Bombardier Tibo von der Feldartillerie, der Bombardier Rabe vom Küstriner Commando , die Bombardiere Clair , Ziehm , Schulze von der Feldartillerie, die Kanoniere Mann , Mukowski , Warnicke und der Cantonnist Bruse von der hiesigen Festungs - Compagnie. Der Feuerwerker Unter dem Seconde - Lieutenant Post :
¹) Die hiervon abweichende Schreibart der Namen im Texte gründet sich auf die in den Listen der Königlichen General-Ordens- Commission enthaltene.
419 Guthmann von der Feldartillerie, die Unterofficiere Heiden von der Festungsartillerie , Werner und Schwarz von der Feldartillerie, die Bombardiere Pesch von der Festungsartillerie und Havermann von der Feldartillerie , der Kanonier Voss von der Festungsartillerie , der Handlanger Knies vom 2. pommerschen Bataillon, letztere beide ganz vorzüglich, die Cantonnisten Wachs und Lessing . Unter
dem Lieutenant Neefe :
Der
Unterofficier
Splitt-
stösser von der Festungsartillerie, der Gefreite Schwinger vom 3. Bataillon Owstien . Unter dem Lieutenant Palm:
Die Unterofficiere Simon und
Jorasch von der Feldartillerie und Haupt vom Küstriner Commando. Unter dem Lieutenant Schüler :
Die Unterofficiere Hoff-
mann und Schulze von der reitenden Artillerie, die Bombardiere Heinrich , Böhme und Bowitz und die Kanoniere Heiduck und Schoppe , alle von der reitenden Artillerie. Der Oberfeuerwerker Zindel von der Feldartillerie hat nicht allein dem Laboratorium mit Fleiss und Geschicklichkeit vorgestanden ,
sondern auch verschiedene Male den Walldienst unauf-
gefordert unterstützt. Er qualificirt sich zum Officier. Der Unterofficier Zenker von der Feldartillerie hat die Munitions - Austheilung auf dem gefahrvollen Posten : mern besorgt.
Bastion Pom-
In einer Stunde wurden vor dem dortigen Pulver-
Magazin 5 Pferde der aufladenden Munitionswagen todtgeschossen . Ich empfehle solchen Ew. Majestät zur Verdienstmedaille und zur Anwartschaft auf einen Zeugschreiber- Posten. Der Unterofficier Spiess von der Festungsartillerie hat Adjutantendienste gethan und diesem Posten sehr wohl vorgestanden. Er dürfte sich zur Verdienstmedaille qualificiren . Den Bombardier Holnagel hatte ich dazu bestimmt, mit einem Skaphander angethan , die Fahrzeuge der feindlichen Schiffbrücke Für diese gefahrvolle zu Sellnow anzubohren und anzusenken. Expedition liess ich ihm eine starke Summe Gold versprechen . Er schlug diese mit Empfindlichkeit aus, und meinte : so was unternähme er nur aus Vaterlandsliebe und um die Medaille. Diese Expedition konnte wegen des Durchbruchs unserer Schleuse nicht ausgeführt werden, da er aber bei Anfertigung der Munition und beim Walldienste sich immer so ganz vorzüglich benommen hat, so verdient er wohl die Verdienst-Medaille. Die Feuerwerker Sommerkorn und Guthmann , die Unter27*
420 officiere Beckmann , Gaffrey , Doberky , Werner , Schwarz¹) , die Bombardiere Jonasch , Habermann , Schulze und Klähr , alle von der Feldartillerie, verdienen ebenfalls Auszeichnung.
Von
diesen hat der Unterofficier Beckmann bereits die goldene Medaille und der Unterofficier Doberky würde qualificiren . Der Unterofficier
Perle
sich zum Officier
von der Feldartillerie
war schon
bei Ausbruch des Krieges zum Officier vorgeschlagen, und nachherigen Begebenheiten haben sein Avancement verzögert . ist ein junger zu werden.
anständiger Mann,
der
es
die Er
wohl verdient Officier
Der Unterofficier Bartholdi von der Feldartillerie, commandirt bei dem Schill'schen Corps, hat sich in jedem Vorfall zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten benommen . Er würde die Verdienst-Medaille und Beförderung zum Feuerwerker verdienen . Der Unterofficier Eingruber von der Feldartillerie auf dem Münde- Fort hat am 1. und 2. Juli mit furchtbarer Wirkung und mit der grössten Anstrengung gefeuert. men ihn.
Selbst die Feinde rüh-
Der Unterofficier Simon und Bombardier Brackenmacher, der erste von der Festungs- , der letzte von der Feldartillerie, haben gleichfalls mit vieler Wirkung aus der Morast- Redoute gefeuert und sich sehr ausgezeichnet."
Beilage IX .
Schreiben des Oberstlieutenants v. Gneisenau an den Major Matke der Artillerie. Es mag wohl der Fall sein , dass die von Artillerie - Individuen in der Colberger Belagerung hier und da geleisteten Dienste nicht immer mögen belohnt worden sein , indessen ist dies nicht meine Schuld . Ich habe mir viele Mühe gegeben , das Verdienst zu belohnen und Ungerechtigkeiten zu verhüten , allein es thut mir leid, dennoch meine Zwecke verfehlen zu müssen. Ich weiss sehr gut, dass der Lieutenant Post hätte müssen avancirt werden ,
1) Die wiederholte Anführung einzelner Namen, sowie die mitunter unrichtige Bezeichnung der Feld- oder Festungs- Artilleristen sind Versehen. Die Angaben des Textes sind aus den amtlichen Listen entnommen.
421 auch habe ich mir viele Mühe deswegen gegeben , allein die Verfassung der Artillerie ist, wie Sie besser wissen als ich, dem entgegen ; ich muss mich also gedulden und die Zeit abwarten , wo bei einer Umschmelzung Ihrer Waffe eher etwas für ihn geschehen kann. So haben mehrere Individuen derselben sich auf ihr Wohlverhalten berufen , um Ansprüche auf die Medaille zu machen ; da ihre Ansprüche aber nicht in der gehörigen von mir vorgeschriebenen Form an mich gebracht waren , so konnte ich keine Rücksicht darauf nehmen . Nun zeigen Sie mir an , dass noch mehrere Officiere Ansprüche an Auszeichnung zu machen hätten, und überdies erwähnen Sie noch der braven Handlung der Oberfeuerwerker Winkler und Schulze auf Bastion Pommern. Wenn dies Alles nicht früher angezeigt wurde , so ist es die Schuld derer , die mir solches hätten bekannt machen sollen . Ich habe oft genug dazu aufgefordert. Nun , post festum , weiss ich keinen anderen Weg, als dass Sie mir aller Officiere , Unterofficiere und Gemeinen Ansprüche aufzeichnen , solche gehörig entweder selbst beglaubigen oder beglaubigen lassen , mir es zur Prüfung einsenden , wo ich dann die Ausführbarkeit der Ansprüche prüfen und Ihnen meine Bemerkungen darüber mittheilen werde. Dann wenden Sie sich unmittelbar an den König, stellen vor, dass Ihrer Waffe zu viel geschehen sei und bitten um Abhülfe. Holt man meine Meinung darüber ein, so können Sie erwarten , dass ich Ihr ' Gesuch unterstützen werde. Vielleicht dürfte es zweckmässig sein , wenn Sie mit Ihrer Waffe einen Ehrenrath hielten, damit dann Niemand hinterher über Ungerechtigkeiten klagen könnte.
Dies ist der einzige Ausweg ,
auf welchem es möglich ist, meine so treuen Waffengefährten, die Artilleristen, zufrieden zu stellen , und gelingt es nicht , Sie wenigstens meinen guten Willen . " 1) Es wird nicht uninteressant sein,
so sehen
wenn man hier auch noch
den Schluss dieses Briefes folgen lässt, obgleich er mit dem Vorhergehenden nicht in Verbindung steht. ,,Auf Ihr versprochenes Memoire bin ich sehr begierig. Alles was von Ihnen kommt, hat das Gepräge des alten Praktikers, der aber die Fortschritte der Zeit nicht verschmäht. Ich weiss 1) Aehnliche Reclamationen veranlassten vielleicht die an die Commandantur gerichtete Aufforderung Sr. Majestät des Königs : eine specielle Angabe von allen schönen Handlungen während des Laufes der Belagerung einzureichen, welche jene den Truppen durch Parolebefehl vom 19. April 1808 bekannt machte. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die Angabe stattgefunden hat , sie ist aber nicht aufzufinden gewesen .
422 mich noch sehr wohl zu erinnern, wie meine kühne extreme Vertheidigung Ihnen zu gewagt schien, und Sie den Kopf schüttelten , wenn Sie so viel Geschütz nach aussen hergeben sollten , und am Ende Sie selbst Geschütz dazu anboten, da Ihnen die Sache gefiel. Wenn wir wieder zusammen kommen , dann wollen wir bei einem Glase Wein
darüber lachen, dass wir so dick thaten mit
unserm erbärmlichen Geschütz. Bei weniger Glück hätte es uns übel bekommen können , aber dem Kühnen ist das Glück hold . Wollte Gott, es hätte unserm armen Vaterlande mehr gefrommt. Grüssen Sie mir alle Ihre Officiere , Unterofficiere und Gemeine, Sie aber überzeugen sich von der innigen Hochachtung und den aufrichtigsten Wünschen für Ihre Gesundheit , womit ich erfüllt bin als
Ihr treuer Freund gez. N. v. Gneisenau . Königsberg, den 21. März 1808.
Beilage
X.
Das Officier- Corps der dritten Artillerie-Brigade vom Jahre 1816 bis zum Jahre 1829.
Rangliste
. Nr
der Officiere vom Monat August 1816 .
Charge.
Namen.
1. Brigadier-Oberst Monhaupt 1. Abtheil.- Commandeur Major Bychelberg
33
22
2. Major 3. 99 1. Capitain 2. 99 3. 4. 5. وو 6. 99 7. 99 8. 22
Ludwig vacant. v. Hern
Burggaller v. Hertig Michaelis Sannow Czarkowsky Veith v. Witten R.
Vaterland.
Orden.
Westphalen
E. K. 2. R. W. 4.
Schlesien Pommern
E. K. 2. E.K.2.R.W.4.S.S.
Mark Sachsen Mark 99 Pommern Schlesien Pommern
E. K. 2 . E. K. 2. E. K. 2. E. K. 2. E. K. 2.
. Nr
423
Charge . 9. Capitain
10. 11 . 12. 13.
99 "" 99 29
Namen.
Vaterland .
Junghans
Ostpreussen
v. Merkatz R. Häring Bunkowsky v. Strotha R.
"" Lausitz Westpreussen Schlesien
E. K. 2. R. A. 3. Milit.-Ehrenz . 2 . E. K. 1.
R. W. 4*1) E. K. 2. R. W. 4. R. A. 3.
E. K. 2.
93
14. vacant. 15. do. 1. Prem. -Lieutenant v. Hahn Schlesien 2. 99 v. Boguslawsky Sachsen 3. Schlipp Ostpreussen Dähnert Pommern 4. 99 v. Clausewitz R. Mark 5. 99 Schulz I. 6. 99 99 7. du Vignau Westphalen Lohmann Mark 8. "" Besserer R. Schlesien 9. 99 Wulf Mark 10. Waltz 11. 99 99 Toussaint 12. Ostpreussen ร 13. "" vacant. 14. 99 15. 1. Seconde- Lieuten. Mann Schlesien Rückart R. 2. 3. v. Berge u.Herrendorff Ostpreussen 4. Hannover 99 Engelhardt 5. Schönemann Schlesien "" 6. Diedrich Sachsen 99 7. Mark Steinfeld 99 8. We ge Sachsen "" 9. Kühne 99 Westpreussen 10. v. Liskowski R. 29 11. Schultz II Mark 99 12. v. Brixen Schlesien 99 13. 29 Ziegner 14. Hanf R. 99 Ostpreussen
Orden.
*
19
É . K. 2. Milit. -Ehrenz .
3
E. K. 2. E. K. 2. *
35
E. K. 2 .
23 43
*
E. K. 2. E. K. 2. R. G. 5.
E. K. 2. E. K. 2. E. K. 2. E. K. 2. E. K. 2. Milit.Ehrenz. 2 .
¹) Die mit einem * Bezeichneten erhielten 1817 die Erbberechtigung zum eisernen Kreuz 2. Klasse.
Nr .
424
Namen.
Charge.
Orden.
Vaterland.
39 123 33 23 23
E. K. 2 . 15. Seconde - Lieuten. v. Woysky Ostpreussen 16. Cramer Grafsch. Mark Mark 17. Wahren E. K. 2. Gensichen R. 18. "" Schmidt Sachsen 19. Müller 20. Mark 21 . Stockmanns Schlesien 99 22. Mark Zimmermann Schlesien Rumbaum 23. Bredow E. K. 2. 24. Ostpreussen "" Mark 25. 99 v. Hertig Cardinal v.Widder Pommern 26. "" Lausitz Hausding 27. 28. 29. 30. 31. 32 . * *
39
24
33.manquiren . 34. 35. 36. 37. 38. Brigade- Adjutant : Seconde - Lieutenant Runde ( Sachsen) . Aggregirte Officiere : Premier- Lieutenant v. Tschepe (Schlesien) . Graefe ( Russ. Polen ) . وو 22 F. Ehr.-L.
Seconde-Lieutenant Reimann (Ostpreussen) .
Abgangs- und Zuwachsliste der Officiere der 3. Artillerie-Brigade von 1816 bis 1829 .
1816 bis 1817. ') Zuwachs.
Abgang. Major Ludwig verabschiedet. Capitain Burggaller, Art. - Offic. vom Platz,
Major v. Magenhöfer v. Offic. v. Platz,
1) Von ult. August bis ult. August gerechnet.
Art.-
425 Zuwachs.
Abgang. Major
v. Merkatz , getauscht in d. 6. Art. - Brig.,
Prem.-Lieut. v. Boguslawsky zur
99
""
6. Art.- Brig. , verabLohmann
schiedet, Sec.-Lieut. Schulz II. 17
Wege Bredow 29 Rumbaum وو "" aggr. Sec.-L. Reimann "" 99
verabschie-
det.
Major v. Safft v. Adjutant des Pr. August v. Pr. , Hoffmeister v. Art. - Offic. 99 v. Platz,
وو
Zoellner, getauscht aus der 6. Art. - Brig. Prem. -Lieut. Swab aus) Badischem Dienst. Prem. - Lieut. Slevogt( aus Sächsischem Sec. -Lieut. Flemming aus Sächsischem Dienst befördert , Sec.-Lieut. Blume
Schneppe "" Aumüller وو "" Stein وو 99 Sec.-L. Wesendorf وو
"" وو
دو
befördert.
aus der ووKratzenberg Infanterie 99 Barsekow übergetre"" Meinecke ten und der ووHand Brigade ag"" Wilda gregirt. ,, Bungenstab
"" Regiments - Arzt Dr. Richter der
Brig. zugetheilt. Der Capitain v. Hern erhielt die Handwerks - Comerrichtete
pagnie.
1817 bis 1818 .
Abgang. Hahn z . Adj . d. Pr. v. Capitain August v. Pr. Sec.-L. وو 99 وو 29 aggr . ,,
v. Liskowsky verabv. Stockmanns schiedet. Aumüller z. 7. Art. - Brig. Hand verabschiedet.
Zuwachs.
Sec.-Lieut. Otto a. d. 7. Art. - Brig. aggr. Prem.-L. Swab ein29
22
"" v. Tschepe ranals Capit. girt.
Sec.-L. Schulze II . 29 ووSchonger 99
""
Fligely
befördert.
-
426
1818 bis 1819 .
Zuwachs.
Abgang. Major Magenhöfer z. 6. Art.Brig. , Capitain v. Hertig verabschiedet, وو
Häring z. Art.- Offic. v.
Platz, Prem.-Lieut. Besserer gestorben, Runde verabschiedet, وو Sec.-L. v. Brixen verabschiedet, "" 99 Hanf gestorben, ووSchulze II. verabschiedet, وو aggr. Prem. - Lieut. Kratzenberg z. 8. Art. -Brig.
Aggr.
Prem. - Lieut.
Gräfe
als
Capitain einrangirt, aggr. Sec. - Lieut. Wesendorf als Prem . - Lieut . einrangirt,
Sec.-L. Roggenbucke ""
Schwabe
""
Kindermann
وو
وو
Schmidt
29
99
Voigtel a. d. 4. Art. - Brig.
""
befördert.
aggr. Sec. - Lieut . Schütze
v. 3.
Drag. - Regmt.
1819 bis 1820. Abgang.
Zuwachs .
Major Bychelberg verabschiedet, v. Safft z. G. -Art.- Brig.
Major v. Glasenapp a. d. G. - Art.Brig. , Rode v. Art.- Offic . v. Platz, ""
Capitain Veith z. Art. - Offic. v. Platz,
99 Junghans verabschiedet, Prem.-Lieut. du Vignau z. G.Art.- Brig. , Schoenemann ver99 99 abschiedet, Sec.-Lieut. v. Woysky verabv. Widder وو ,و schiedet. Stein ""
Capitain Meyer a . d . 4. Art. - Brig. Prem. - Lieut. v. Drabizius a. d . 4. Art. - Brig., Fischer a. d. G.-
وو
Art. - Brig., aggr. Sec.-Lieut. Barsekow einrangirt, Sec. -Lieut. Kossack a. d. 6. Art.-
""
99
Brig. , Vinke a. d. 1. Art.Brig. , Gülich a. d. 4. Art.-
aggr.
Brig., Sec.-Lieut. Meinecke ein-
وو
""
rangirt, Wilda einran-
girt, Sec.-Lieut. Deetz "" ""
Zencker
be99
Fils
fördert. 99 99
99
v. Carlowitz Curdts
427
1820 bis 1821 .
Zuwachs.
Abgang. Capitain Michaelis v. Witten 99
verabschiedet.
Sec.-Lieut. Schmidt I. وو
v. Hertig aus dem Offic. - St. entl.
Capitain v. Rohn v. Art. - Offic. v. Platz , aggr. Sec. -Lieut. Schütze einrangirt, Sec.-Lieut. v. Hallasz Herrmann 22 99
be-
fördert. دو
""
Renner
1821 bis 1822 .
Abgang. Oberst v. Hoyer gestorben, Capitain Schulz Art. - Offic.
Zuwachs. Oberst v. Hoyer v. d. G. - Art.-
V.
Platz , Prem. -Lieut. Wesendorf verabschiedet, aggr. Prem.- Lieut.
Brig., Major Stieler v. d. verein. Art.und Ing.- Schule, Sec. -Lieut. Oswald,
Bungenstab
Bley, v. Rockhau-
دو 29
z. 8. Art. - Brig.
33
sen v. d. G.-
دو
Art.- Brig . Käferstein
29
99
v. Raven a. d. 2. Art.-Br. Michaelfs
99
""
Stieler
وو
""
be-
fördert .
1822 bis 1823. Zuwachs.
Abgang .
v. Platz, Sec. -Lieut. Hoffmann v. Kötteriz 99 99
وو
99 ง
Prem.-Leut. Kossack ( schiedet. Sec.-Lieut. Kinderman
Capitain Arnold v. Art. - Officier
"" ""
Beyer v. Wolframsdorf
99 Giesau)z. Ueber دوBusse zähligen
befördert.
Major v. Glasenapp gestorben , Capitain Dähnert verabv. Hern
428
1823 bis 1824 .
Abgang.
Zuwachs.
Major Stieler z. 1. Art.- Brig., Capitain Rohn z. 6. Art. - Brig.,
Capitain Friedrich v. d. 4. Art.Brigade,
Seconde-Lieut. Schonger verabschiedet, Seconde-Lieut. Roggenbucke z.
Sec.-Lieut. Unger v. d. 1. Art.Brig.
1. Art.-Brig. ,
22 وو
99 ""
v. Malinowsky) beförMüller dert.
Sec. -Lieut. Busse z. G. Art. - Brig.
1824 bis 1825 .
Abgang. Seconde - Lieut. Schmidt ausgeschieden, Capitain Waltz z . 1. Art. - Brig.
Zuwachs. Sec.-L. ""
دو
""
"" 22
Hoffmann Hahn
z. Ueber-
Hindersin
zähligen befördert.
Schneider
1825 bis 1826 . Zuwachs.
Abgang. Major Rode verabschiedet,
Major Holsche v. d. 5. Art. -Brig.,
Capitain Czarnowsky z . 5. Art.-
Capitain Bar. v. Reisswitz v. d. G. -Art. - Brig. Sec.-L. Köstler z. UeberRost "" "" zähligen 99 "" Martini befördert. 29 Grohmann ""
Brigade, Rgmts. -Arzt Dr. Richter z. Kaiser
Alex. Gren. - Regmt.
Aggr. Major v. Frankenberg Adj . d. Pr. August v. Pr ., Aggr. Prem. -Lieut. Reiche v. d. 2. Art.-Brig., Regmts. -Arzt Dr. Scheibler v. Stabs -Chirurg . 1826 bis 1827 .
Abgang. Sec.-Lieut. Gülich verabschiedet, v. Kötteritz z. G. Art.99 99 Brigade, Capitain Friedrich z . 2. Art. - Brig.
Zuwachs. Sec. - Lieut. Klähn v. d. G. - Art.Brigade, Capitain v. Düringshofen v. Art.Officier v. Pl.
429 1827 bis 1828.
Abgang.
Zuwachs.
Major Sannow verabschiedet, Holsche z. 8. Art. - Brig., وو Witte z. 5. Art. - Brig., ""
Major Bock v. d . 8. Art. - Brig., v. Schlemmer v. d. 5. Art.99 Brigade, Witte v. Art. - Offic . v. Pl., ""
Capitain v. Strotha z. Art. - Offic.
v. Platz, وو 39
Meyer desgl. Swab z. G. Art. - Brig., Bar. v. Reisswitz selbst-
Capitain Rosenberg v. Art. v. Pl. , Schulze desgl. ""
Mente v. d. 6. Art. - Brig. , - 99 Sec.- Lieut. Knobbe als Ueberz . befördert.
entleibt,
Prem.- Lieut. v. Berge z . 4. Art.Brigade, verabFlemming وو 29 Sec. -Lieut.
29
99
schiedet, Oswald als
Zeug-
Lieutenant, Hoffmann II.
ge-
storben. 1828 bis 1829 . Zuwachs.
Abgang. Brigadier Oberst Monhaupt
z.
Major Plümecke v. d. 6. Art.-
Gen.-Major und Commdt. von Wesel, verabschieCapitain Schlipp
Brigade, Sec. -Lieut. Seeger v. d. 4. Art.Brigade.
Toussaint det. وو Prem. - Lieut. v. Drabizius desgl. Sec.-Lieut. Hahn z. 4. Art. -Brig.
Rangliste der Officiere der dritten Artillerie - Brigade im Monat August 1829 .
Nr.
Charge.
Namen.
3
1. Major u. Brigadier Plümecke 1. Hoffmeister وو und Ab2. Bock theilungs10
Command.
3.
Schlemmer
Vaterland.
Orden.
E. K. 1. D. K. Schlesien Nieder-Lausitz E. K. 2. D. K. E. K. 2. D. K. R. Schlesien W. 4. E. K. 2 . ""
. Nr
430
Charge.
Namen.
Zoellner R.
Mark
2.
Rosenberg
Pommern
Westpreussen Schlesien
v. Tschepe. Graefe
وو Russ .-Polen Magdeburg Mark
4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15 .
99 "" ""
Arnold
99 22
Rückardt (R.) Mente Slevogt ( R. )
12
v . Clausewitz Schultz Wulf Mann
14
Bunkowsky ')
19
66
1. Capitain
3.
Orden.
Vaterland.
99 Schlesien "" Mark Sachsen
E. K. 2. D. K. G. S. F. 3. E. K. 1. D. K. R. W. 4. E. K. 2. D. K. R. W. 4. E. K. 2. R. A. 3. F. E. E. K. Milit. E. K.
L. 2. Ehrenz. 2. 2.
E. K. 2. D. K.
"" fehlen.
19
}
E. E. E. E.
K. K. K. K.
2. R. G. 5. 2. 2. 2. R. G. 5.
19
1:
Hannover 16. Prem.-Lieutenant Engelhardt 2. Diedrich Magdeburg "" Mark 3. Steinfeld وو 4. Kühne Westpreussen "" Schlesien 5. Ziegner 29 Fischer "" 6. 39 Mark 7. Barsekow "" Grafsch. Mark Cramer 8. Mark Wahren 9. Magdeburg Meinecke 10. "" 11. Gensichen ( R.) Mark "" Mark Müller 12. "" Schü Mark 13. tze (R.) "" Zimmermann Mark 14. "" 15. fehlt. 1. Sec. -Lieutenant Vinke Mark Wilda 2. "" Magdeburg 3. Hausding (R. ) Lausitz "" Blume 4. Pommern 99 5. Schnep pe "" وو 6. Otto Brig. -Adj . Magdeburg Schlesien 7. "" Fligely
E. K. 2.
E. K. 2 .
33 12
1) Die mit gesperrter Schrift gedruckten Namen befanden sich bereits 1816 bei der Brigade .
1
Charge.
19
39
8. Sec .-Lieutenant 9. 10. 11. ,י 12. 13. " 14. 15. 16. 17. "" 18. "" 19. "" 20. "" 21 . "" 22. "" 10
14 14 14" 1:
19
"" "" "" 29 23 25 "" 23
23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36 . 37. 38.
"" ""
"" "" 29
Namen. Unger Schwabe R.
Voigtel Deetz Zenker Fils v. Carlowitz Curdts v. Halasz Herrmann Reimer Bley v. Rockhausen Käferstein v. Raven Michaelis Stieler R. Hoffmann Klähn
Vaterland. Mark Schlesien Sachsen Mark Schlesien
Orden.
E. K. 2 .
99 Sachsen Schlesien Ostpreussen Sachsen Mark Schwarzburg Sachsen Sachsen MecklenburgStrelitz Pommern
Ostpreussen Pommern Mark Sachsen Beyer v. Wolframsdorf Schlesien Giesau Sachsen
v. Malinowsky Müller R. Seeger Hindersin Schneider Köstler Rost Martini Grohmann R.
22 Mark Sachsen "" 99 "" "" 22
ง
. Nr
431
Handwerks-Compagnie : Capitain v. Düringshofen (Mark) . Aggregirt : Premier-Lieutenant Reiche (Mark). Regiments -Arzt Dr. Scheibler (Neumark).
432
Beilage XI.
Reihenfolge der Erbberechtigten zum Kaiserlich russischen St. Georgen-Orden 5. Klasse von der 3. Artillerie-Brigade. ' )
Charge und Namen.
Wo sie sich auszeichneten.
Compagnie oder Batterie bei welcher Bemerkungen sie gestanden .
Unterofficier Arnim
Schlacht v. Dennewitz 68ge Fussbatt .N. 5 Gefreiter Colberg do. do . Goltz Schlacht v. Gross"" Beeren do . do. Unterofficier Steinborn 99 v. Dennewitz do. Feuerwerk. Reddemann 19 وو99 do. Capitain d'Armes Kutz 99 99 Leipzig Bombardier Raasch do. "" وو99 Feuerwerker Ikier Belagerung v.Wit - 8. provis. Compagnie der Brandentenberg Arburgischen
tillerie -Brigade do. do, erwarb die do. do. Berechtido. 68ge Fussbatt . N. 18 gung als Unterofficier do. do . do . do . do. N.25 do . Wendorf Schlacht Dennev. 29 do. N. 5 witz Kanonier Südschlag do . ,, Ligny 99 Bombardier Reseburg do. "" 99 99 Wachtmeister Fiedler Schlacht b. la belle alliance reitende Batt. N. 12 Feuerwerker Trapp do. do. do. Wachtmeister Post N. 18 Schlacht v. Ligny do. do. Feuerwerk. Gutschinsky do. do . Marquardt Unterofficier Kurth Gefecht v. Wavre 12tge Batterie N. 7 Unterofficier Meilicke Gefreiter Schulz Sec. -Lieutenant Bahn Unterofficier Berg Bombardier Schreiber Unterofficier Beckmann
1) Die Angeführten waren sämmtlich Inhaber des eisernen Kreuzes 2. Klasse ; von ihnen blieb der Wachtmeister Herbig durch ein Versehen von der genannten Erbberechtigung ausgeschlossen.
433
Charge und Namen.
Gefreiter Krosang Lüdke
Wo sie sich auszeichneten .
Compagnie oder Batterie bei welcher Bemerkungen sie gestanden.
Gefecht v. Wavre 128ge Batterie N. 7 do. do.
Feuerwerker Buchmann Schlacht v. Ligny 6ge Fussbatt. N. 18 do. do. Müller do . do . N. 5 la Croix Porte - d'épée - Fähnrich Scharlip
do.
Beilage
do .
XII .
Reihenfolge der Erbberechtigten zum eisernen Kreuz 2. Klasse und demnächst zum Kaiserlich russischen St. Georgen-Orden 5. Klasse von der 3. Artillerie-Brigade.
Charge und Namen .
Unterofficier Malitz Bombardier Goritz Unterofficier Kaulig
Wo sie sich auszeichneten .
Compagnie oder Batterie bei welcher Bemerkungen sie gestanden.
Schlacht v. Ligny 68ge Fussbatt. N. 18 do . N. 5 وو Schlacht b. la belle alliance reitende Batt. N. 12
Bombardier Weiler Schlachtb.Leipzig 68ge Fussbatt. N. 5 erwarb die Sec. -Lieutenant CardiBerechtinal v. Widder e ,, Ligny 12tge Batteri N. 7 "" gung als Kanonier Wenzlaff دو 99 6uge Fussbatt. N. 18 ( Unterofficier Unterofficier Haffky Gefecht b. Wavre reitende Batt. N. 18 Quartiermeister Siebert Schlacht b. la belle N.12 alliance "" "" erwarb die Kanonier Duske Schlacht b.Leipzig 68ge Fussbatt. N. 5 BerechtiN.18 Sec. - Lieuten. v. Hertig 22 "" gung als ,, Ligny Gefecht b. Wavre reitende Batt. N. 18 Unterofficier Bombardier Collina Schlacht b. la belle Feuerwerker Bartsch alliance وو 29 N.12 Kanonier Heiden Schlacht b.Leipzig 6ge Fussbatt. N. 5 Bombardier Wormeyer "" ,, Ligny 12ge Batterie N. 7 Unterofficier Kunert 6tge Fussbatt. N. 18 99 9° Sader Gefecht b. Wavre reitende Batt. N. 18 "" 28
434
Charge und Namen .
Unterofficier Beeger
Wo sie sich auszeichneten.
-
Compagnie oder Batterie bei welcher Bemerkungen sie gestanden .
Schlacht b. la belle reitende Batt. N. 12 alliance
Comp. - Chirurgus Ruh- Schlacht b. GrossBeeren land 6uge Fussbatt. N. 5 Kanonier Elend Schlacht b. Ligny 12lge Batterie N. 7 Salzmann 99 99 "" 6uge Fussbatt. N. 18 99 Gefecht b. Wavre reitende Batt. N. 18 99 Kleinling Schlacht b.la belle Unterofficier Witteck N.12 alliance 99 99 Buchwald Schlacht b. Gross"" Beeren 6lge Fussbatt .N. 5 Kanonier Tetzlow Schlacht v. Ligny 12uge Batterie N. 7 Bombardier Sturmann Gefecht b. Wavre reitende Batt. N.18 Thormeyer Schlacht b. la belle 99 alliance N.12 Kanonier Winter Schlacht b. GrossBeeren 6lge Fussbatt. N. 5 Bombardier Leitze Gefecht b. Wavre reitende Batt. N. 18 Schlacht b. la belle Gründel 99 alliance N.12 99 ""
ง
Kanonier Ziegenhagen Belagerungv.Gorkum 6uge Fussbatt. N. 5 Lux Schlacht v. Ligny reitende Batt. N.18 99 Schlacht b. la belle Bombardier Martini alliance 99 "" N.12 N.18 Kanonier Richter Schlacht v. Ligny 99 99 N.18 Raff "" 99 99 99
Beilage
XIII.
Parolebefehl des Oberst Monhaupt, als im Jahre 1828 eine bei Mühlberg eintreffende Abtheilung ihre Geschütze ohne Bedienungs -Mannschaft durch einen Officier nach dem Park geschickt hatte , um die mitgebrachte Munition durch die fahrenden Artilleristen ausladen zu lassen .
,,Obgleich ich mich bestrebt habe, den Geist der Constabelei aus der Brigade zu bringen, damit der militairische Geist Eingang
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findet und der kriegerische Sinn geweckt werden kann , so bemerke ich doch noch immer zu meinem Verdruss , dass ich hierin von den Herren Abtheilungs - Commandeurs nicht verstanden werde. Abgesehen davon , dass die Bespannung eine der wichtigsten Gegenstände des Dienstes und dieselbe daher vorzüglich in guter Disciplin und Ordnung zu erhalten ist, weshalb es auch der fahrende. Artillerist nicht anders wissen muss, als dass er sich niemals von derselben entfernen darf, so ist auch überdem die Handlungsweise im Frieden stets eine Vorbereitung zum Kriege und diese Vorbereitung muss sich nicht allein auf die Dressur , sondern auch auf den Werth, den man auf diejenigen Gegenstände legt , welche für den Krieg wichtig sind, beziehen . Die sämmtlichen Geschütze der Abtheilung sind ein bedeutendes Commando, welches nur ein Capitain führen soll und um die Wichtigkeit derselben anzudeuten, dürfen die dabei eingetheilten Officiere ebenso wenig als die Bedienungsmannschaft fehlen.
Die Munition ist einer der wichtigsten
Gegenstände im Felde, darum darf die Abgabe derselben nicht als eine Entleerung von Ballast betrachtet werden . Die Conservation und Erhaltung der Munition ist aber Sache der Bedienungs - Mannschaft und nicht der fahrenden Artilleristen und kommt hierbei das Soulagement der ersteren, welches so oft zum Vorwande ihrer Trägheit gebraucht wird , gar nicht in Betracht ; wie denn überhaupt kein Soulagement auf Kosten des Dienstes stattfinden darf, da wir nicht deswegen zusammen kommen , um unsere Comodität zu pflegen , sondern um uns in dem zu üben und an das zu gewöhnen, was der Krieg von uns fordert."
Druckfehler - Berichtigung. Seite 106 Zeile 13 von unten statt Batterie ,,Batterien ." Seite 146 Zeile 13 von unten statt 4 Geschütze ,, 2 Geschütze."
Im Verlage der Vossischen Buchhandlung (Strikker) sind ferner erschienen : Berneck, K. G. v. , Königl. Pr. Major und erster Militairlehrer beim Kadetten - Corps etc. etc. Geschichte der Kriegskunst , für Militair-Akademien und Officiere aller Grade. Dritte , mit den Ergebnissen der 1 Thlr. 5 Sgr.
neuesten Kriege vermehrte Aufl.
1867.
Preis
Grabe , Hauptmanu in der Königl. Pr. Art. Die Kriegführung an den Meeresküsten . Eine analytische Entwickelung auf Grund der Darstellungen von der Umbildung , Neugestaltung und der erfolgten wie zu erwartenden Kriegsmittel im Vergleiche zur früheren Art des Küstenkrieges . Mit 2 gravirten Tafeln . 1865. Preis 1 Thlr. 20 Sgr. Hand- und Taschenbuch für Officiere der Preuss . Feld - Artillerie. Zum Gebrauch bei der Ausbildung und im Felde. Mit 220 Figuren im Text und auf 13 lithogr. Tafeln. 1865. Preis gebunden 1 Thlr. 20 Sgr . Instruction zum Reitunterricht für die Königlich Preussische Kavallerie. 1 Theil. Mit Holzschnitten und 7 Kupfertafeln. 1866. Preis 122 Sgr., in Leinwand geb. 17 , Sgr. Prehn, M., Oberfeuerwerker in der Garde - Artillerie- Brigade. Die Artillerie- Schiesskunst aus Preussischen gezogenen Geschützen für Leser von allen Waffen und für alle Freunde der Artillerie. Mit 100 Holzschnitten und 2 lithogr. Tafeln 1867. Preis 1 Thlr. --- Ueber das Schiessen aus gezogenen Feldgeschützen . 2. Auflage. 1867. Preis 5 Sgr. - Ueber das Schiessen aus dem Feld - 12 er. 1866. Preis 5 Sgr. Roerdansz, R. , Hauptmann der Artillerie, Lehrer an der Art. - Ing.Schule etc. Theorie der Kriegs - Fuhrwerke . 1863. Preis 222 Sgr.
Ballistik , abgeleitet aus der graphischen Darstellung der Schuss- und Wurftafeln mit einem Atlas in gr. Folio enthaltend 14 gravirte Tafeln 1863. Preis 1 Thlr. 122 Sgr. Strotha, v., General-Lieuten . a . D. Geschichte der Kgl. Preuss. reitenden Artillerie von 1759 bis 1816. 1867. Preis 3 Thlr. Taubert, Oberst a. D. Das Verhalten und die Verwendung der Feld - Artillerie bei Manövern und im Gefecht. Nach den neuesten Bestimmungen systematisch zusammengestellt und bearbeitet. 2. Auflage. 1864. Preis 72 Sgr. Teichmann-Logischen, v. , Hauptmann und Batterie- Chef. Ueber die Anlage von Küstenbatterien , den artilleristischen Dienst in denselben und ihr Gefecht gegen Schiffe. 2. Auflage. 1867. Preis 10 Sgr. Druck von Carl Salewski in Berlin.