Zur Frage der materialistischen Begründung der Ethik bei Demokrit [Reprint 2021 ed.] 9783112545508, 9783112545492


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German Pages 34 [37] Year 1965

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Zur Frage der materialistischen Begründung der Ethik bei Demokrit [Reprint 2021 ed.]
 9783112545508, 9783112545492

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D E U T S C H E A K A D E M I E D E R W I S S E N S C H A F T E N ZU B E R L I N SCHRIFTEN DER SEKTION FÜR ALTERTUMSWISSENSCHAFT 44

ZUR FRAGE DER MATERIALISTISCHEN BEGRÜNDUNG DER ETHIK BEI DEMOKRIT

VON SALOMO

LURIA

AICADEMIE-VERLAG • BERLIN 1964

Gutachter dieses Bandes: Werner Peek und Friedrich Zucker

Redaktor der Reihe: Johannes Irmscher Redaktor dieses Bandes: Siegfried Fischer

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, Leipziger Str. 3/4 Copyright 1964 by Akademie-Verlag GmbH Lizenznummer: 202 • 100/98/64 Geaamtherstcllung: VEB Druckhaus „Maxim Gorki", Altenburg Bestellnummer: 2067/44 • ES 7 M . Preis: DM 8 , -

Es ist jetzt fast allgemein anerkannt, daß die Ethik Epikurs mit seinem ganzen philosophischen System ein wohlgerundetes Ganzes bildet. Auch die Tatsache, daß die sophistische Ethik (oder richtiger die sophistische Leugnung der Durchschnittsethik) mit den übrigen Lehren der Sophisten in bestem Zusammenklang steht, wird keiner beanstanden. Anders steht es mit Demokrit: ein materialistischer Determinist, der vor keinen gewagten Schlüssen auf dem Gebiete der Physik zurückschreckt, predigt eine Sittlichkeit, die mit der althergebrachten Lebensweisheit der inxa aoakoi), die durch künstliche Umformung den Köpfen der Kinder eine längliche Form verleihen. Er bemerkt: TTJV juev yäg ägxrjv o vo/iog ahicoTaTog eyevero

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Luria

rov /urjxovg rrjg xetpaÀfjg . . . rov óè %qóvov jtQolóvrog èv qmaei èyéveTo, mare ròv vóuov firjxén àvayxà'Qeiv. ei ovv yiyvovrai ex re rcóv q>aXaxQv (, ,in großem Pendelschlag" Diels) xivov/ievai TÒJV ipvyßoiv OVK evaTa&éeg eìalv ovre ev&vfioi. Vgl. B 102 : xaAóv èv navxl xò laov • vnegßoXrj òè xal eXXeiipig ovfioi doxéei.74

Auch das Demokritische firj noXXà ngrjooeiv (Fr. B 3) darf man in demselben Sinne

der fiexQióxiig verstehen — firjòè äao' av ngaocrrj, vnèg òvva/iiv aigela&ai,

,,ne maiora

quam quae ferre queant onera suscipiant" (Krokiewicz 45). S. Schneider (61—64) hat das tendenziös und unrichtig im Geiste eines Quietismus gedeutet — sich nicht mit den Angelegenheiten anderer Leute, sondern nur mit den eigenen zu beschäftigen. Geradeso verstand das Demokritische ¡ir\ noXXà ngrjooeiv auch H. Laue 75 , der diesen Ausspruch folgendermaßen deutete: „Tranquillitas cum multo labore stare non potest . . . Tanta his verbis inest laboris ipsius contemptio, quae restringi nullo modo possit76. Wie B . Philippson, Rhein. Mus. 77, 1928, 387 richtig zeigte, ist eine solche contemptio laboris mit den Demokritischen Vorschriften, wie xovg nóvovg òimxeiv (B 157), rjovxirjg jtàvxeg oi TIÓVOI rjòioveg (B 243), r à [lèv xaXà XQWaxa xolg nóvoiq . . . ègegyàCexai

( B 182) unvereinbar. Doch spricht

Demokrit (Fr. B 3) ganz deutlich aus, was er damit meint: ßi) noXXà ngrjaoeiv firjxe idifl ¡irfce ivvfj, d. h. jurjòè . . . vnèg òvvauiv . . . xrjv savxov xal äv&Qmnoiai xeXevxibaav qivaiv elvai. Deshalb soll man bei der Erziehung mit Geduld ü b e r r e d e n und keine Gewalt anwenden, Fr. 181: xoeiaaojv tu' aQerrjv tpavslrcu JIQOTQOTIFJ %QÜ)[IEVOávr¡ rjßlv tü> ó'Aai r¡&ei ov xará vófiovg ¿Aeutfsga? ßiorfjg, die Übereinstimmung ist ein nachträglicher Beweis für die Echtheit des Demokrit-Zitats!). Auch weiß er, daß die

Materialistische Begründung der Ethik bei Demokrit

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Gesetze nicht gottgegeben, sondern durch die Menschen selbst zustande gebracht sind (Diog. L. I X 45: noirjrà ôè (rà) vófiifia eîvai). Es wäre viel besser, wenn alle Menschen aorpoi wären, dann könnten alle ¿Xev&egicoç XUT lôirjv iÇovoirjv Çrjv, die Gesetze wären dann überflüssig (Fr. 245). Leider seien die Menschen schlecht, beleidigten und schädigten einander, so sei diese ènivoia xaxrj (A 166 Diels) durchaus notwendig (245). Trotzdem sei das Gesetz kein magisches Mittel und könne an und für sich nicht helfen, es sei denn, die Menschen selbst folgen ihm dank der ihnen angeborenen ägerrj (Fr. 248). Nur die schlechtesten Bürger werden durch die Furcht vor dem Gesetz vom Verbrechen abgehalten (Fr. 181). Bei solch einer Lage sei das Gesetz durchaus notwendig und heilbringend, obwohl nicht einmal die demokratische Verfassung von gewissen Mängeln frei sei (Fr. 266). Vgl. JlypBe, OiepKH 286 f. 35 Siehe z. B. E. Zeller u. W. Nestle, Die Philosophie der Griechen, Leipzig 1923, 1140, 1151, W. Schmid-Stählin, Geschichte der griechischen Literatur, München 1948 (Handbuch der Altertumswissenschaft I, 5) 251, 315, Kranz 89: ,,Ein innerer Zusammenhang zwischen jener Physik und dieser Ethik ist . . . erkennbar." Unrichtig also W. Nestle, Vom Mythos zum Logos 200: „Ein Versuch, zwischen seiner materialistischen Metaphysik und seiner Ethik eine innere Verbindung herzustellen, läßt sich kaum erkennen." Vgl. noch M. Solovine, Demokrit, doctrines philosophiques et reflexions morales XLV: „Toutes ses parties sont ainsi étroitement liées les unes aux autres et forment dans leur ensemble une synthèse parfaite." 36 Diller (Wanderarzt und Aitiologe, Philologus Suppl. XXVI, 3, 1934, 44) hat. gezeigt, daß der Zweifel von Fr. Nietzsche (Beiträge zur Quellenkunde und Kritik des Laertios Diogenes, Werke XVII, 203) und E. Rohde (Kleine Schriften I, 214) an der Zugehörigkeit von Ahiai und speziell von Ahiai TZEQÌ Qtpwv zu Demokrit durchaus unbegründet ist; zu diesem Werk gehörten nun die Fr. A 150a—155 der Dielsschen Sammlung: „ I n der sprachlichen Form ist ohne Zweifel vieles verzerrt . . ., aber letzten Endes gehen diese Bruchstücke auf altionische und nicht auf alexandrinische Aitiologien zurück." Ich will weiterhin mit Diels diese Zeugnisse dem Inhalt nach als Demokritisch betrachten. 37 Vgl.: bestiae, specula naturae, wie sich später Epikur bei Cicero, De fin. I I 10, 32, ausdrückt. 38 Vgl. Cic., De fin. I I 10, 31: animalia, quae nondum depravata sint. 39 Cic., De fin. I I 33,109: bestiis, quibus vos (die Epikureer) de summo bono testibus uti soletis. 40 Vgl. K. Freeman, The pre-Socratic Philosophers, a companion to Diels, Oxford 1949, 316: „The animais are wiser than Man . . . they know how much they need, and their self-control is instinctive (B 198)." 41 Vgl. B 79: yalf.7iòv fufiEÏa&ai fièv TOVÇ xaxovç, firjôè è&élsiv ôè TOVÇ àya&ovç, B 39: âya&ôv f j (