Zur Erinnerung Richard Lepsius [Reprint 2021 ed.] 9783112449066, 9783112449059


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Zur Erinnerung Richard Lepsius [Reprint 2021 ed.]
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ZUR ERINNERUNG an

RICHARD LEPSIUS von

JOHANNES

DÜMICHEN

(des Dahingeschiedenen Schüler von 1858—186ü!)

s e i t 1872 Professor für Aegyptologie an der Kaiser-Wilhölms-Umversitat, Strasaburg.

— H ^ l ^

8

- ™

STRASSBURGr K A R L

J:

T R Ü B N E R

1884

S t r a s s b u r g , Druck v o n Ed. H u b e r t u. E. H a b e r e r .

ZUR ERINNERUNG

RICHARD

«p

LEPSIUS

I n einem hell leuchtenden Sternbild dreier Sterne ersten Ranges ist einer untergegangen. In der berühmten TriaS der drei an der Berliner Universität bisher gemeinsam thiitig gewesenen Alterthumsforscher: R i c h a r d L e p s i u s , T h e o d o r Mommsen und E r n s t C u r t i u s hat einer seine Wirksamkeit eingestellt; Richard Lepsius, Doctor der Theologie und Philosophie, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Königl. Ober-Bibliothekar, Professor an der Universität zu Berlin und Director des ägyptischen Museums daselbst, Ritter des Ordens pour le mérite, wie des bayrischen Maximilian-Ordens und des rothen Adler-Ordens II. Classe etc. etc. etc. ist am 10. Juli im 74. Lebensjahre gestorben. — Von diesen I i Jahren kommt über ein halbes Jahrhundert auf eine ebenso unermüdliche als von herrlichen Erfolgen gekrönte wissenschaftliche Thätigkeit, und zwar eine Thätigkeit, die wunderbarer Weise auch noch in den letzten Jahren keine Abnahme an Erhabenheit, Kraft und Glanz zeigte, sondern immer dieselbe Grossartigkeit des Schaffens, in welcher der längst den Meridian des Lebens passirt habende Siebziger noch ganz dieselbe Frische und gewaltige Kraft des Geistes bekundete, wie sie ihm als Jüngling zu eigen war; über welche so überaus selten einem Menschen vom Himmel beschiedene Gnade unser grosser Sprachforscher M a x M ü l l e r in einer



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von ihm gegebenen Besprechung der letzten grossen Arbeit von L e p s i u s : «¡Silbische Grammatik mit einer Einleitung über die Völker und Sprachen Afrika's» so treffend bemerkt: «Professor L e p s i u s ist 70 Jahre alt und dennoch hat er jetzt ein Werk in die Welt geschickt, welches die Kräfte junger Männer auf das Aeusserste angespannt haben würde, und welches nicht nur voll von sorgfältig gesammelten Beobachtungen ist, sondern Theorien aufstellt, welche viele seiner Leser in Erstaunen setzen und sie zum Nachdenken u n d , wie wir hoffen, auch zur Arbeit veranlassen werden. — Seiner soeben erschienenen, lang erwarteten Nubischen Grammatik (einem Bande von mehr als 600 Seiten) hat Prof. L e p s i u s eine Einleitung vorangeschickt, welche, wenn auch geringer im Umfange, bei weitem der wichtigste Theil des Buches ist. Er giebt die Eesultate seiner lange fortgesetzten Studien aller oder fast aller Sprachen von Afrika, und stellt zugleich allgemeine Grundsätze auf, welche die höchsten Fragen der Sprachwissenschaft betreffen. Während die meisten sprachvergleichenden Philologen gerade jetzt in Minutien über den Charakter und die möglichen dialektischen Verschiedenheiten einzelner Vokale und Consonanten vertieft sind, zieht Prof. L e p s i u s in kühnen Strichen die mächtigen Umrisse einer Sprachgeschichte, welche A—5000 Jahre durchläuft und das ganze Festland von Afrika und die benachbarten Küsten von Asien umfasst. — Wie die Bewunderer von G e r h a r d D o u w vor den grossen Flächen, die P a u l V e r o n e s e mit Farbe bedeckt hat, den Kopf schütteln, so können wir wohl verstehen, dass Gelehrte, welche in die Frage vertieft sind, ob die arische Sprache ursprünglich 4 oder 5 verschiedene a besass, mit einer Art Schrecken von Untersuchungen sich abwenden, in welchen Sprachen auf



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einen gemeinsamen Ursprung zurückgeführt werden, so wie L e p s i u s es thut. Glücklicher Weise ist in der Wissenschaft Raum für beide, f ü r die Gerhard Douw's und die Veronese's; ja, es ist sogar im Interesse des Wissenschaft aufrichtig zu wünschen, dass beide Stile immer neben einander geübt werden mögen. Es ist noch viel grobe Arbeit unter den unerforschten Sprachen der Welt zu thun, und f ü r diese Arbeit ist das kühne, weitreichende Auge des Jägers weit nöthiger, als die konzentrirte Thätigkeit des linguistischen Mikroskopikers». In dem Abschnitt meiner «Geschichte des alten Aegyptens», welcher d i e G e s c h i c h t e d e r ä g y p t i s c h e n F o r s c h u n g behandelt, war es geboten, auch einen Ueberblick über die grossartige Thätigkeit des Mannes zu geben, durch den diese Forschung in Deutschland begründet und dann über ein halbes Jahrhundert so sorgsam beschützt und gepflegt und so mächtig gefördert worden. Möge es mir gestattet seiö, mit theilweiser Heranziehung des dort Gesagten, das Leben und Wirken des Dahingeschiedenen und zumal seine der Aegyptologie geleisteten grossen Dienste hier in Kürze zu besprechen, eine ausführliche Darlegung für spätere Zeit mir vorbehaltend. Zum Theil schon vor dem Auftreten C h a m p o l l i o n s , zum Theil gemeinsam noch mit ihm, hatten sich einzelne Gelehrte um die Hieroglyphenentzifferung bemüht, zwar keiner von ihnen mit gleichem Erfolge wie der f ü r derartige Studien ganz besonders befähigte C h a m p o l l i o n , ja die meisten sogar in einer ganz anderen Richtung das vorgesteckte Ziel zu erreichen suchend, immerhin jedoch hier und da der Wahrheit nahe kommend, wie mitunter in der That das Richtige treffend und dadurch zur Förderung der alt-

ägyptischen Studien beitragend. Nach C h a m p o l l i o n ' s Tode dann waren es in erster Zeit nur seine beiden Schüler R o s e l l i n i und S a l v o l i n i , die, unbeirrt durch das um sie her tobendeKampfgewühl eines widerlichen Gelehrtenstreites, auf dem von ihrem Lehrer betretenen Wege rüstig vorwärts schritten. Leider aber war auch ihnen nur eine kurze Zeit der Erden Wanderung beschieden, auch ihnen war es nicht vergönnt, die werthvollen Ergebnisse ihrer Forschungen in der von ihnen beabsichtigten Zusammenstellung und Begründung ihren Zeitgenossen zur Prüfung vorlegen zu können, sie beide theilten mit ihrem durch frühzeitigen Tod aiis seiner Thätigkeit abgerufenen Lehrer das gleiche Loos. Ausser ihren Arbeiten uiid denen von Sir. G a r d n e r W i l k i n s o n , einzelnen Abhandlungen von Ch. L e n o r m a n t , N e s t o r L ' H o t e , Ed. H i n c k s und dem Director der Niederländischen Museen D r . L e e m a n s hat auffallender Weise die Zeit unmittelbar nach dem Tode C h a m p o l l i o n ' s keine, die ägyptische Forschung besonders fördernden Publicationen zu verzeichnen; es erweisen sich im Uebrigen jene ersten Jahre der jungen Wissenschaft beinahe mehr als eine Epoche des Stillstands wie des Fortschritts, als eine Epoche, in welcher noch obenein der nach Beute ausspähende Dilettantismus, das jetzt so allgemeines Interesse erregende Reich der Pharaonen als ein für seine Thätigkeit ganz besonders günstiges Terrain taxirend, unter dem Schlachtruf: «0 Aegypten, nur Fabeln werden von Dir übrig bleiben!», »in schonungsloser Plünderung über das sogenannte Wunderland Aegypten herfiel, und wo nun neben dieser seitdem nie wieder versiegten, sondern auch noch heutigen Tages mächtig emporquellenden Litteraturfluth von ethnologisch und kunstarchäologisch angehauchten Reiseberichten und Bibel wie



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Klassiker maltraitirenden Auseinandersetzungen über Geschichte, Religion und Sprache der alten Aegypter, auf wissenschaftlichem Gebiete dann anstatt des erfreulichen Bildes würdig ernster Forschung uns das höchst unerquickliche jenes wild tobenden, nicht selten weit ausserhalb der Grenzen des Statthaften sich bewegenden Gelehrtenstreites entgegentritt, in welchem die für und wider Champollion kämpfenden Parteien einander gegenüber stehen. Ein erfreulicher und von nun ab niemals mehr in's Stocken gerathener Fortschritt hebt dann in der Aegyptologie erst wieder an mit den Arbeiten von

RICHARD

LEPSIUß,

geb. zu Naumburg den 23. December 1810, also an demselben Monatstage wie seiu grosser Vorgänger C h a m p o l l i o n , und aus diesem Grunde, wie im Hinblick auf seine der Aegyptologie geleisteten Dienste, mit Recht d e r d e u t s c h e C h a m p o l l i o n genannt. Mit demselben, nachmals so oft erprobten sicheren Blick in der Beurtheilung der Denkmäler, wie er C h a m p o l l i o n eigen war, und an Scharfsinn, umfangreicher Sprachkenntniss und durchgebildetem philologischen Urtheil dessen Schüler R o s e l l i n i und S a l v o l i n i weit überragend, begann Lepsius im Jahre 1835, nachdem er an den einzelnen Stationen des von C h a m p o l l i o n zurückgelegten Weges eine nochmalige sorgfältige Musterung vorgenommen, nunmehr selbstständig diesen Weg weiter zu verfolgen. Bald nach der im Jahre 1837 von ihm herausgegebenen Abhandlung « Heber die



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Verwandtschaft des Semitischen, Altägyptischen, Altpersischen, Indischen und Aethiopischen Alphabets», durch welche er sich als f ü r sprachliche Untersuchungen ganz besonders beanlagt documentirt h a t t e , folgte noch in demselben J a h r e seine erste speziell ägyptologische Arbeit, mit der er während seines Aufenthalts in Rom in den «Annali deW Instituto archeoloijico» debütirte. Es ist dies die hochbedeutende, gleich den Briefen C h a m p o l l i o n ' s in der Geschichte der Aegyptologie einen Hauptehrenplatz einnehmende Abhandl u n g , welche L e p s i u s unter dem Titel : «Lettre á M. liosellini» im J a h r 1837 veröffentlichte und in der er, das von C h a m p o l l i o n aufgestellte System der Hieroglyphik einer streng wissenschaftlichen Kritik unterziehend, die überzeugenden Beweise erbrachte, dassder von C h a m p o l l i o n eingeschlagene Weg der allein richtige und alle anderen Methoden der Entzifferung, wie sie z. B. von K l a p r o t h , S i c k l e r und S p o h n - S e y f f a r t h verfochten worden, als absolut falsch zu verwerfen seien, im Einzelnen jedoch, und zwar in nicht unwesentlichen Puncten, auch das C h a m p o I l i o n ' s e h e System mehrfach der Berichtigung bedürfe. Von diesen Berichtigungen mögen hier nur die beiden wichtigsten, der Hieroglyphenentzifferung besonders förderlich gewesenen, hervorgehoben sein : die in jener Abhandlung vorgelegte Vereinfachung des Champoliion'schcn Riesenalphabets, zu der L e p s i u s durch Aussonderung aller derjenigen Zeichen gelangte, die nach dem von ihm sorgfältigst geprüften Schriftmaterial niemals in einem hieroglypliischen oder hieratischen Texte der Pharaonenzeit, sondern nur in der durch die absonderlichsten graphischen Spielereien entarteten Schrift der griechisch - römischen Epoche mit dem v o n C h a m p o l l i o n nachgewiesenen alphabe-

— 11 — tischen L a u t w e r t h e vorkommen, u n d dann seine des wahren allägyptischen. vor einigen

Verhältnisses

der

Koptischen

Klarlegung

Sprache

zu

der

Zwischen diesem Brief an Rosellini und der Wochen

noch

vom Krankenbette

aus

als

ein letzter an seine Fachgenossen gesendeter Gruss veröffentlichten A r b e i t : «Die Längenmasse der allen

Aegypter»,

leider n u r ein Theil der nicht zum vollen Abschluss gekommenen Publication der Ergebnisse seiner eingehenden, durch

Jahrzehnte

suchungen ,

fortgesetzten

immerhin

aber

eine

metrologischen ungemein

Unter-

werthvolle

Ergänzung u n d Fortsetzung seiner im J a h r 1865 veröffentlichten , inzwischen «Die altägyptische

klassisch gewordenen Elle

Abhandlung :

und ihre Eintheilung»,

da

liegt,

nahezu ein halbes J a h r h u n d e r t , und in diesem langen Zeitraum hat L e p s i u s , n u r in den letzten J a h r e n durch die ihm übertragene oberste Leitung der Königl. Bibliothek etwas e i n g e s c h r ä n k t ,

sich unausgesetzt den

ägyptischen

Studien gewidmet, theils an Ort und Stelle in Tempeln und Gräbern der wiederholt von ihm bereisten unteren

und

oberen Nilländer weilend, theils in dem berühmten Studirzimmer seines so eigenartigen bis ins kleinste Detail nach seinen Anordnungen erbauten Hauses, in Bezug auf welches wohl Tausende von Gelehrten des In- u n d Auslandes sich die Adresse notirt haben mögen : « L e p s i u s ,

Bendler-

s t r a s s e 18», u n d alle die herrlichen in jenem denkwürdigen Hause gezeitigten Früchte der Forschung finden wir in einer grossen Zahl von Publicationen niedergelegt, von denen, gleichviel ob es ein grosses mehrbändiges W e r k oder eine in der Akademie gelesene oder in einer Zeitschrift veröffentlichte Abhandlung ist, uns eine jede in der Kenntniss des ägyptischen Alterthums immer wieder um ein gutes Stück



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vorwärts gebracht hat. Wir können hier nicht eine eingehende Besprechung aller dieser Arbeiten geben, wir müssen uns darauf beschränken, sie namhaft zu machen und über eine und die andere ein paar Worte zu sagen. — Wie sein berühmter Brief an Kosellini von Rom aus datirte, so veröffentlichte er ebenfalls noch während seines Aufenthalts daselbst im J a h r 1838 seine kunstarchäologisch wichtige Abhandlung : «Sur Vordre des colonnes-piliers en Egypte et ses rapports avec le IP ordre egyptien et la colonne grecquc». Noch v o r seiner nachmals so glücklich ausgefallenen, zum Zwecke des Studiums der ägyptischen Denkmäler, wie der Erwerbung solcher f ü r das Berliner Museum in den Jahren 1842—1845, auf Befehl Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preussen, ausgeführten, nicht bloss über Aegypten ünd die das ägyptische Nilthal begrenzenden Wüsten, wie ebenso über einen Theil von Syrien, Palästina und der Sinaihalbinsel, sondern auch über das ganze untere und obere Nubien und noch einen Theil des Sudan ausgedehnten Reise, erschienen kurz vor dem Antritt derselben im J a h r 1842 seine beiden Werke : «Das Todtenbuch der alten Aegypter nach dem hieroglyphischen Papyrus in Turin» und : u. a. m. — Im Jahre 1852 erschienen seine, seitdem so beliebt gewordenen, in den weitesten Kreisen Eingang gefunden habende «Briefe aus Aegypten und Aethiopiem, welche vom ersten bis zum letzten von der den Schreiber dieser Briefe beseelenden Begeisterung für die Erforschung des von ihm bereisten Landes Kunde geben und uns so recht den hochbedeutenden Gelehrten wie edlen Menschen in seinem Denken und innersten Fühlen zeigen. — Als eine sehr werthvolle Ergänzung zu der vorerwähnten Publication des Turiner Todtenbuchexemplares veröffentlichte L e p s i u s 1867 die in ihrer ältesten Eedaction auf Sarkophagen des Berliner Museums sich findenden Todtenbuchcapitel, in der alle seine Textausgaben auszeichnenden sorgfältigen Reproduction und mit Uebersetzung und Erläuterung der wichtigsten Abschnitte, unter dem Titel: «Aelteste Texte des Todtenbuchs, nach Sarkophagen des altägyptischen Reichs im Berliner Museum». — V o n einer im Jahre 1868 ausgeführten, speziell der geographischen Durchforschung des Nildelta's gewidmeten Reise brachte



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L e p s i u s , als einen kostbaren, auf der Trümmerstätte des alten T a n i s

gehobenen Schatz, mit heim die Copie des

hieroglyphischen Ptolemäus

und

griechischen

III. E u e r g e t e s

I.

Textes in

eines

unter

hieroglyphischer,

demotischer und griechischer Abfassung erlassenen Dekrets der ägyptischen

Priester,

ein altägyptischer

Text

von

unschätzbarem Werthe, ein P e n d a n t zu dem berühmten, gleichfalls ein hieroglyphisch , demotisch und

griechisch

abgefasstes Priesterdekret der Ptolemäerzeit gebenden S t e i n von R o s e t t e ,

von welchem bekanntlich die Entzifferung

der Hieroglyphen ausgegangen.

Es h a t dieser in Tanis

gefundene Stein vor dem von Rosette den grossen Vorzug, dass er von Anfang bis zu Ende in allen Zeichen und Buchstaben des hieroglyphischen, demotischen und griechischen Textes vorzüglich erhalten i s t , während bekanntlich auf dem Stein von Rosette

von dem hieroglyphischen

und

griechischen Texte grosse Stücke ausgebrochen sind.

Auf

8 Doppeltafeln in genauester Wiedergabe des hieroglyphischen u n d griechischen Textes in der Origilialgrösse des Denkmals u n d den hieroglyphischen Text dann nochmals vollständig im Typendruck mit untergesetzter Transcription und Uebersetzung, dazu ebenso von dem griechischen Text in der Lapidarschrift eine Wiedergabe im Typendruck u n d zu beiden Texten eine eingehende Interpretation, veröffentlichte L e p s i u s diesen herrlichen F u n d u n t e r dem T i t e l : «Das bilingue Dekret von Kanopus.

I n der Originalgrösse

mit Uebersetzung u n d Erläuterung beider Texte gegeben». — Der NubischenGrammatik

heraus-

und der von L e p s i u s

zuerst mit Erfolg in Angriff genommenen und durch ihn zu gesicherten Resultaten geführten Untersuchungen über die Längenmasse der alten Aegypter haben wir bereits gedacht.





Die Erforschung des ägyptischen Alterthums, für welche die Arbeiten von L e p s i u s nach allen Seiten hin bahnbrechend und so mächtig fördernd gewesen, wird sicher in den nächsten Jahrzehnten ganz überraschend vorschreiten ; dafür bürgen uns in erster Linie die unter der geschickten Leitung des gegenwärtigen Directors der Museen des Khediwe, Herrn G. M a s p e r o , von Jahr zu Jahr in immer mehr sich häufender Fülle nicht nur gemachten, sondern auch durch sofortige Veröffentlichung zur allgemeinen Kenntniss gebrachten wichtigen Funde, wie ebenso dafür uns Bürgschaft leistet das Namens-Verzeichniss einer langen Reihe ausgezeichneter und eifrig thätiger Aegyptologen in Deutschland, Frankreich, England, Italien und anderen Europäischen Ländern. Wie immer aber auch in Zukunft die ägyptische Forschung vorschreiten wird und man vielleicht auf eine und die andere der grossen Arbeiten von L e p s i u s dann als zutreffendes Motto das arabische Sprüchwort wird setzen können: „El faddel Iii mubtedi w a in a h s e n el muktedi" «Das Verdienst

dem

wenn auch der Nachfolger

Begründer, es besser

macht.-»

E i n e Publication von ihm wird wohl in alle Zukunft u n ü b e r t r o f f e n b l e i b e n ; es ist dies das Werk, von dem ich nun zum Schluss noch ein paar Worte sagen muss, jenes aus 12 Riesenbänden bestehende Denkmälerwerk, welches als das kostbare Yermächtniss eines Deutschen Fürsten und Deutschen Gelehrten den stolzen Titel führen darf : 2



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DENKMÄLER aus

A E G Y P T E N UND

AETHIOPIEN

nach den Zeichnungen der von

Sr. Majestät dem Könige von Preussen F R I E D R I C H W I L H E L M IV. nach diesen Ländern entsendeten und in den Jahren 1842 — 1845 ausgeführten wissenschaftliche Expedition

herausgegeben von CARL RICHARD

LEPSIUS.

Es bringt dieses ebenso grosse als grossartige Werk die in chronologischer Ordnung zusammengestellten Resultate jener so erfolgreich ausgefallenen, nicht bloss Aegypten und die

das ägyptische Nilthal

über

begrenzenden

Wüsten und ebenso über Palästina und die Sinaihalbinsel, sondern

auch

über

das ganze

weite Gebiet

des

alten

Aethiopienreiches bis hin an dessen äusserste Südgrenzen ausgedehnten Forschungsreise, die unter einem Glückstern ausgeführt worden, wie er seitdem nie wieder der Aegyptologie

in gleicher Weise geleuchtet hat,

die ausgeführt

— 19 — wurde zu einer Zeit, in der es in Aegypten selbst noch kein ägyptisches Museum g a b , an welches alle im Lande gemachten Funde einzuliefern , und noch weniger einen diesem Museum und den Ausgrabungen vorstehenden Director M a r i e t t e ,

der alle unter und über der Erde im

Nilthal befindlichen Denkmäler als seine eigenste Domäne betrachtete, sondern, wo der das Nilthal bereisende Forscher noch nach Belieben Ausgrabungen vornehmen konnte und wo es ebenfalls nicht sonderlich schwer hielt, von M o h a m m e d A l i , dem grossen Begründer der mit dem jetzt regierenden K h e d i w e wohl zu Ende gehenden Dynastie, die Erlaubniss zum Mitnehmen 4 e r gemachten Funde zu erwirken; und die ausgeführt wurde unter dem Stern des Protektorats eines für die Erforschung des alten Aegyptens sich lebhaft interessirenden und zur Förderung dieser Erforschung grosse Mittel gewährenden Fürsten. Von Frankreich war vordem unter N a p o l e o n B o n a p a r t e , doch ohne dass derselbe bei seiner Expedition gerade dieses Ziel im Auge gehabt, durch die von den jene Expedition- begleitenden Gelehrten mitgebrachte wissenschaftliche Ausbeute die erste Anregung zur Wiederaufnahme ernsten Studiums des ägyptischen Alterthums ausgegangen, König F r i e d r i c h W i l h e l m I V . von P r e u s s e n aber ist der Begründer der ägyptischen Forschung in Deutschland geworden, durch sein. dem

ägyptischen

Alterthum geschenktes Interesse und die zur Erforschung desselben von ihm gewährten Mittel, welche unsern deutschen Champollion K i c h a r d L e p s i u s in den Stand setzten, in Gemeinschaft mit gelehrten Architekten und hervorragenden Meistern der Zeichenkunst, das untere und obere Nilthal und die demselben benachbarten Gebiete in mehrjähriger Wanderung zu durchziehen, und die dann wieder nach



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glücklich erfolgter Rückkehr es ihm möglich machten, die werthwollen Resultate dieser Wanderung in jenem kostbaren Werke niederlegen zu können, welches schon seit lange für alle diejenigen, die mit archäologischen und zumal altägyptischen Studien sich befassen, ein unentbehrliches Hiilfsmittel bildet und wohl auch in alle Zukunft ganz ebenso bilden wird. Der vom Himmel so begnadete erhabene Nachfolger von F r i e d r i c h W i l h e l m I V . , unser allgeliebter K a i s e r W i l h e l m , Allerhöchstwelcher gleich Seinem hohen Bruder der ägyptischen Forschung jederzeit bisher ein huldvoller Gönner und gnädiger Beschützer gewesen, geruhte einmal gegen den Schreiber dieser Zeilen bei einer demselben huldvollst gewährten Audienz zur Berichterstattung über eine, auf warme Befürwortung von L e p s i u s und des verstorbenen Geheimraths Abeken durch besonders gnädige Unterstützung Sr. Majestät zur Ausführung gekommene archäologischphotographische Expedition, bezüglich der vorzugsweise durch L e p s i u s so mächtig geförderten ägyptischen Forschung zu äussern : «Es f r e u t Mich s t e t s , wenn I c h eine U n t e r s t ü t z u n g gewähren k a n n , welche der j a e i n s t von Berlin a u s d u r c h u n s e r e n L e p s i u s in D e u t s c h l a n d i n ' s L e b e n g e r u f e n e n F o r s c h u n g zu G u t e kommt. » Nun hat dieser u n s e r L e p s i u s sein in treuem und segensreichem Wirken dem Staatsdienste und der Wissenschaft gewidmet gewesenes Leben abgeschlossen, ein an äusserem Glück wie dem noch höher stehenden inneren Gewinn so reiches sonnenbeschienenes Leben, in welchem



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aber leider, an den letzten Meilensteinen angelangt, der bis dahin stets so rüstige Wanderer nunmehr nicht blos durch Krankheit, wovon ja selten ein Mensch bis hin zum Abschluss seines Lebens ganz verschont bleibt, sondern auch durch grausam schwer hereingebrochenes Unglück tief gebeugt, die letzte Strecke seines Erdenweges zurücklegen musste. «Als Mensch», — um nun noch einen über den Dahingeschiedenen von einem seiner besten Freunde einmal gegen mich gethanen Ausspruch, wenn auch nicht grade im genauen Wortlaut, so doch im Gedanken treu, hier anzuführen, — «da zeigte er sich durch dieselben Eigenschaften ausgezeichnet, die als Gelehrten ihn gross machten. Von gesunder Beobachtungsgabe und einer eminent critischen Schärfe, war er ein Pfadfinder ersten Ranges, und man musste staunen darüber, wie er auf einem gänzlich unwegsamen oder kreuz und quer von wirr durcheinander laufenden Pfaden durchzogenen Terrain sich zurecht zu finden wusste. Er war ein Mann strengster Wahrheit und unermüdlichen Fleisses. Ungemein vorsichtig, genau, sorgfältig und gewissenhaft, wie in seinen wissenschaftlichen Arbeiten, so auch im Leben in all seinem Thun und Handeln. Sein Wort galt eben dieser seiner Eigenschaften wegen viel, und gern holte man bei Entscheidung über wichtige Angelegenheiten sein Gutachten ein, das dann auch, ob zustimmend oder ablehnend, stets sehr in's Gewicht fiel. Zur Zahl derer gehörend, welche viel gesehen und viel wissen und die, überall gut orientirt, immer verständnissvoll und interessant mitzusprechen wissen, welches Thema in der Unterhaltung auch angeschlagen werden mag, ausserdem eine auffallend schöne und vornehme Erscheinung und von einer ungemein fesselnden Liebenswürdigkeit des Wesens, gewann er sich leicht die Herzen.

-

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Ihm verlief das Leben in einem streng geordneten Wandel, und unter der Leitung eines scharfen Verstandes ging er zuversichtlich seinen sicheren Weg, auf dem er als eine Respect einflüssende Persönlichkeit seine Würde stets wohl zu wahren verstand. Wie bedeutenden Männern in begünstigter hervorragender Stellung wohl selten es an Neidern fehlt, die es sich angelegen sein lassen in allerlei Intriguen gegen die von ihnen Beneideten zu operiren, so hatte auch L e p s i u s ab und zu mit einer gegen ihn geschmiedeten Intrigue zu thun, doch war er ganz der Mann, um derartige Kunstwerke, wie geschickt auch immer in ihren einzelnen Ringen zusammengefügt, zum Aerger derer, die sie geschmiedet, zu zerbrechen. Hielt auch bei ihm der Kopf wohl jederzeit das Herz und seine Triebe stark im Zügel, und hatte er auch, wie die meisten grossen Männer, die Neigung mitunter etwas despotisch aufzutreten, und konnte, wo er Grund zum Groll hatte, ein bitter Zürnender sein, so gehörte er, wenn auch gewiss mehr Verstandes- als Gemüthsmensch, doch keineswegs zur Zahl derer, die anstatt eines warm fühlenden Herzens einen Stein in der Brust tragen. Das konnte man so recht erkennen, wenn man ihn im Kreise seiner Familie und seiner Freunde sah, wie ebenso aus seinen von einem schönen und reichen Gemüthsleben Kunde gebenden «Briefen aus Aegypten und Aelhiopien» dies hell herausleuchtet und auch noch darin, wie mir scheint, sich zu erkennen giebt, dass er eine so ganz besonders herzliche Zuneigung gerade für denjenigen seiner Schüler hatte, der eine selten schöne Perle eines liebenswürdigen Gemüthsmenschen, für den unter allen Aegyptologen wohl in den weitesten Kreisen bekannten Georg E b e r s . Alles in Allem war er ein ganzer Mann und ein grosser Gelehrter, dessen

— 23 — Arbeiten noch ferne Geschlechter sich zum Muster nehmen und an sie anknüpfen werden und müssen. Die Wissenschaft, und speziell die Sprach- und Alter thumsforschung, verliert durch seinen Tod einen ihrer thätigsten und verdienstvollsten Vertreter, die Berliner Universität einen ihrer ausgezeichnetsten Lehrer und der Preussische Staat einen seiner gewissenhaften Beamten. Aus allen diesen Kreisen ist man heute in Gemeinschaft mit den Familiengliedern des Dahingeschiedenen und allen denen, die in Freundschaft im Leben ihm nahe standen, von tiefer Trauer erfüllt über den Verlust des geliebten und verehrten, so hoch bedeutenden und edlen Mannes. Die Geschichte der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts trägt ein in ihre Annalen :

CARL RICHARD

LEPSIUS,

gestorben a m lO. Juli 1884,

und die Geschichte der ägyptischen Forschung setzt hinzu den Hieroglyphenspruch : r a n . f m e n tat er n u h e h n e n h e t u m u a n c h . f e m ro e n a n e h u j u e m s a . f er t'et nSein Name ein nimmer

wird

untergehender

der nach ihm Kommenden

bestehen wird

bleiben

in alle

er fortleben

in

immerdar!»

Strassburg, Druck v. Ed. Hubert u. E . Habeier. — 4-Sl

Zeiten, dem

als Munde