Zahlentafeln für den Baubetrieb (German Edition) [10., überarb. u. akt. Aufl. 2024] 3658413298, 9783658413293

Seit über 30 Jahren sind die Zahlentafeln für den Baubetrieb anerkanntes und derzeit einzigartiges Standardwerk in Deuts

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German Pages 1099 [1089] Year 2024

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Table of contents :
Vorwort zur 10. Auflage
Autorenverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Größen, Formeln, Bemessung
1.1 Größen, Einheiten, Zeichen
1.2 Mathematik
1.2.1 Trigonometrie
1.2.2 Zinseszins- und Rentenrechnung
1.2.3 Potenzen, Wurzeln, Logarithmen
1.2.4 Flächenberechnung
1.2.5 Volumenberechnung
1.3 Lastannahmen, Einwirkungen
1.3.1 Wichten und Flächenlasten (= Eigenlasten) von Baustoffen, -teilen und Lagerstoffen
1.3.2 Nutzlasten für Hochbauten
1.3.3 Windlasten
1.3.4 Schneelasten
1.3.5 Hauptlasten für Straßen- und Wegbrücken DIN 1072 (12.85)
1.4 Statik
1.4.1 Querschnittswerte
1.4.2 Elastizitätsmoduln E in N/mm2 = MN/m2
1.4.3 Durchbiegung bei häufigen Fällen
1.4.4 Einfache ebene statisch bestimmte Träger
1.5 Mauerwerk nach DIN EN 1996-1-1 (10.2013)
1.5.1 Baustoffe
1.5.2 Vereinfachtes Berechnungsverfahren für unbewehrtes Mauerwerk nach DIN EN 1996-3:2010-12 und DIN EN 1996-3/NA:2019-12
1.6 Holzbau
1.6.1 Materialeigenschaften
1.6.2 Querschnittswerte
1.6.3 Einteilige Druckstäbe mit mittigem Kraftangriff
1.6.4 Nachweis für einfache Biegung
1.7 Stahlbau
1.7.1 Nachweisverfahren nach Eurocode 3
1.7.2 Stahlbauprofile
1.8 Stahlbetonbau
1.8.1 Beton
1.8.2 Betonstahl
1.8.3 Bemessung für Biegung mit Längskraft
Literatur
2 Baustoffe
2.1 Bitumen und Zubereitungen aus Bitumen
2.1.1 Übersicht über Herkunft und Verwendungsformen von Bitumen (DIN 55935-1 und DIN EN 12597)
2.1.2 Übersicht über einige der wichtigsten Normen, Vorschriften, Richtlinien und Merkblätter
2.1.3 Bitumenmengen, Umrechnungstabelle: Gewichtsteile/Gewichtsprozent
2.1.4 Anforderungen für Straßenbaubitumen nach TL-BITUMEN
2.1.5 Beständigkeit von Bitumen gegenüber Chemikalien
2.1.6 Verarbeitungstemperaturen von Bitumen und Asphalt im Straßenbau
2.1.7 Gesteinskörnungen im Straßenbau
2.1.8 Gegenüberstellung von Normsieben verschiedener Länder
2.1.9 Zweckmäßige Mischgut-Arten, -Sorten und Einbau-Dicken/-Mengen für den Straßen- und Wegebau
2.1.10 Asphalttragschichten nach TL-Asphalt-StB 07/13
2.1.11 Anforderungen an Asphaltbinder nach TLAsphalt-StB 2007/13
2.1.12 Anforderungen an Asphaltbeton für Asphaltdeckschichten nach TL-Asphalt-StB 2007/13
2.1.13 Anforderungen an Splittmastixasphalt nach TL-Asphalt-StB 2007/13
2.1.14 Anforderungen an Gussasphalt nach TL-Asphalt-StB 2007/13
2.1.15 Bauliche Erhaltung von Verkehrsflächen nach ZTV BEA-StB 09/13
2.1.17 Grenzwerte und Toleranzen nach ZTV-Asphalt
2.1.20 Asphalt im Wasserbau
2.2 Beton
2.2.1 Übersicht über wichtige Normen, Richtlinien und Merkblätter
2.2.2 Ausgangsstoffe, Begriffe
2.2.3 Gesteinskörnungen
2.2.4 Zement
2.2.6 Betone
2.2.7 Betondeckung
2.2.8 Lieferung und Verarbeitung
2.2.10 Systematik
2.3 Stahl
2.3.1 Angaben über Stahlarten, zulässige Spannungen, Stahlprofile und Betonstähle
2.4 Mauerwerk
2.4.1 Maßordnung im Hochbau
2.4.2 Steinarten
2.4.3 Mauermörtel
2.4.4 Normgerechte Benennung
2.4.5 Mauerverbände
2.5 Bauholz
Literatur
3 Privates Baurecht und Nachtragsmanagement
Abkürzungsverzeichnis
3.1 Rechtssystematische Einordnung und Abgrenzung des Privaten Baurechts
3.2 Relevanteste Rechtsquellen
3.2.1 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
3.2.2 Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB)
3.3 Bauvertragsarten
3.3.1 Stundenlohnverträge
3.3.2 Leistungsverträge
3.3.3 Sonderformen von Bauverträgen
3.4 Das neue BGB-Bauvertragsrecht ab 01.01.2018
3.4.1 Besonders praxisrelevante Einzelfragen
3.4.2 Folgen und Konsequenzen der Werkvertragsreform des BGB
3.5 Nachtragsmanagement
3.5.1 Nachtragsdefinition
3.5.2 Relevanz des Nachtragsmanagements
3.5.3 Rechtliche Anspruchsgrundlagen
3.5.4 Nachtragskalkulation
3.5.5 Daraus resultierende, wichtige Aspekte für den Baustellenalltag
3.6 Abnahme
3.7 Mängel
3.8 Gewährleistung und Verjährung
3.9 Internationales Baurecht
3.9.1 Vergleich von VOB und FIDIC – Conditions of Contract
3.9.2 Zusammenfassung und Fazit des Vergleichs
Literatur
4 Bauwirtschaft
Abkürzungsverzeichnis
4.1.1 Volkswirtschaftliche Bedeutung
4.1.2 Entwicklung
4.1.3 Branchenspezifische Besonderheiten
4.2 Herausforderungen der Bauwirtschaft
4.2.1 Risiken
4.2.2 Zukünftige Herausforderungen
4.3 Struktur der deutschen Bauwirtschaft
4.3.1 Baubeteiligte
4.3.2 Gewerke
4.4 Rechts- und Organisationsformen
4.4.1 Einzelunternehmen
4.4.2 Personengesellschaften
4.4.3 Kapitalgesellschaften
4.4.4 Arbeitsgemeinschaft
Literatur
5 Öffentliches Baurecht, Ausschreibung und Vergabe
5.1 Öffentliches Baurecht
5.1.1 Rechtssystematische Einordnung und Abgrenzung des Öffentlichen Baurechts
5.1.2 Bauplanungsrecht
5.1.3 Bauordnungsrecht
5.1.4 Vergaberecht
5.2 Architektenrecht
5.2.1 Änderungen durch die Werkvertragsreform des BGB zum 01.01.2018
5.2.2 Planungshonorare (auf Grundlage der HOAI)
5.3 Ausschreibung und Vergabe
5.3.1 Leistungsbeschreibung
5.3.2 Ermittlung der Baukosten
Literatur
6 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
6.1 Arbeitsvorbereitung – Bedeutung und Aufgabe im Bauprojekt
6.2 Methoden zur Verfahrensauswahl
6.2.1 Bestimmung der geeigneten Bauverfahren (differenzierter Verfahrensvergleich)
6.2.2 Kalkulatorischer Verfahrensvergleich
6.3.1 Allgemeines
6.3.2 Gliederung des Bauwerkes/des Projektes
6.3.3 Ermittlung der Ausführungsmengen
6.3.4 Festlegen der Teilprozesse
6.3.5 Bestimmung des Kapazitätsbedarfs
6.3.6 Ermittlung der Dauern einzelner Vorgänge
6.3.7 Definition kausaler und terminlicher Abhängigkeiten
6.3.8 Darstellung des Bauablaufes
6.4 Ressourcenplanung (s. auch Kap. 11 „Betriebsorganisation“)
6.4.1 Personalplanung
6.4.2 Geräteplanung
6.4.3 Materialplanung
6.4.4 Nachunternehmerleistungen
6.5 Planung der Baustelleneinrichtung (s. auch Abschn. „Baumaschinen“)
6.5.1 Aufgabe der Baustelleneinrichtungsplanung
6.5.2 Einflussgrößen bei der Baustelleneinrichtungsplanung
6.5.3 Elemente der Baustelleneinrichtung
6.5.4 Planungsgrundsätze bzgl. der Baustelleneinrichtung
6.5.5 Zuständige Stellen und Behörden
6.5.6 Darstellung der Baustelleneinrichtung im BE-Plan
Literatur
7 Bauabrechnung und Mengenermittlung
7.1 Allgemeines
7.1.1 Grundlagen und Kosten der Bauabrechnung
7.1.2 Kriterien für die Prüfbarkeit einer Bauabrechnung
7.1.3 Genauigkeit der Abrechnung
7.1.4 Regelungen für die Elektronische Bauabrechnung
7.1.5 Aufmaß- und Abrechnungstechnik
7.1.6 Übliche Näherungsverfahren bei der Abrechnung von Erdarbeiten
7.2 Abrechnungsregeln nach VOB/C
7.2.1 Allgemeine Regelungen für Bauarbeiten jeder Art
7.2.2 Erdarbeiten
7.2.3 Verbauarbeiten
7.2.4 Ramm‑, Rüttel- und Pressarbeiten
7.2.5 Entwässerungskanalarbeiten
7.2.6 Verkehrswegebauarbeiten
7.2.7 Maurerarbeiten
7.2.8 Beton- und Stahlbetonarbeiten
7.2.9 Putz- und Stuckarbeiten
7.2.10 Estricharbeiten
7.2.11 Fliesen- und Plattenarbeiten
7.2.12 Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten
7.2.13 Abdichtungsarbeiten
7.3 Toleranzen im Hochbau
7.3.1 Begriffe und Grundsätze der DIN 18202 (07.2019)
7.3.2 Toleranzen für die Ausführung von Bauwerken im Hochbau nach DIN 18202 (07.2019)
7.4 Abzüge bei Nichteinhaltung von Grenzwerten für die Ausführung im Straßenbau
7.4.1 Fahrbahndecken aus Asphalt
7.4.2 Fahrbahndecken aus Beton
Literatur
8 Baumaschinen
8.1 Grundlagen der Leistungsberechnung von Baumaschinen
8.1.1 Die Baugeräteliste (BGL)
8.1.2 Formelzeichen und Begriffe (Tab. 8.1)
8.1.3 Leistungsermittlung und Bemessung
8.2 Maschinen für den Betonbau
8.2.1 Betonmischer und Betonmischanlagen (BGL-Nr. B.4.0 bis B.4.4)
8.2.2 Betonmischanlagen (BGL-Nr. B.4.5)
8.2.3 Transportbetonmischer (BGL-Nr. B.4.6)
8.2.4 Betonpumpen (BGL-Nr. B.7.1)
8.3 Hebezeuge
8.3.1 Turmdrehkrane (BGL-Nr. C.0)
8.3.2 Fahrzeugkrane (BGL-Nr. C.2)
8.3.3 Teleskopstapler (BGL-Nr. C.8.2)
8.3.4 Aufzüge (BGL-Nr. C.5)
8.3.5 Mauerhilfen
8.4 Maschinen für den Erdbau
8.4.1 Ladefaktoren
8.4.2 Hydraulikbagger (BGL-Nr. D.1)
8.4.3 Seilbagger (BGL-Nr. D.0.0)
8.4.4 Ladegeräte
8.4.5 Planierraupen (BGL-Nr. D.4.00)
8.4.6 Raddozer (Reifenplanierer) BGL D.4.01
8.4.7 Grader (BGL-Nr. D.7)
8.4.8 Schürfgeräte (Scraper) (BGL-Nr. D.5)
8.4.9 Transportfahrzeuge (BGL-Nr. P.2 und D.6)
8.4.10 Verdichtungsgeräte (BGL-Nr. D.8)
8.5 Straßenbaumaschinen
8.5.1 Deckenfertiger
8.5.2 Bodenvermörtelungsgeräte (Stabilisierer) (BGL-Nr. E.8.0)
8.5.3 Straßenfräsen (BGL-Nr. E.7.0)
8.6 Rückbaugeräte
8.6.1 Abbruchbagger
8.6.2 Bohrmaschinen und Sägen
8.6.3 Sprengungen
8.6.4 Mobile Brecheranlagen
8.7 Baustelleneinrichtung
8.7.1 Vorschriften
8.7.2 Sozialeinrichtungen
8.7.3 Sicherungsmaßnahmen
8.7.4 Verkehrswege
8.7.5 Stromversorgung
8.7.6 Wasserversorgung
Literatur
9 Boden, Baugrube, Verbau
Abkürzungsverzeichnis
Symbolverzeichnis
Verzeichnis der relevanten DIN-Normen
9.1 Boden und Baugrund
9.1.1 Baugrunderkundungen
9.1.2 Bodenkennwerte
9.1.3 Bodenklassifikation
9.1.4 Die wichtigsten bodenmechanischen Feldversuche
9.2 Spannungen und Verformungen im Boden
9.2.1 Spannungsausbreitung im Boden
9.2.2 Verformungen im Boden
9.2.3 Vereinfachte Nachweise für den aufnehmbaren Sohldruck nach DIN 1054:2021-04
9.3 Erddruck
9.3.1 Indizes zur Bezeichnung des Erddrucks
9.3.2 Berechnung des Erddrucks
9.4 Böschungen und Baugruben
9.4.1 Berechnung des Volumens einer geböschten Baugrube
9.4.2 Böschungen von Baugruben und Gräben nach DIN 4124:2012-01
9.4.3 Vereinfachte Bemessungsverfahren für Böschungen
9.4.4 Kostenkenn- und Aufwandswerte für geböschte Baugruben
9.5 Verbau
9.5.1 Waagerechter und senkrechter Grabenverbau
9.5.2 Grabenverbaugeräte
9.5.3 Spundwandverbau nach DIN EN 12063:1999-05
9.5.4 Trägerbohlwandverbau nach DIN 4124:2012-01
9.5.5 Massive Verbauarten
9.6 Sicherung bestehender Gebäude im Bereich von Ausschachtungen, Gründungen und Unterfangungen
9.6.1 Grundsätze
9.6.2 Ausschachtungen
9.6.3 Gründungen
9.6.4 Unterfangungen
9.7 Wasserhaltung
9.7.1 Arten der Wasserhaltung
9.7.2 Offene Wasserhaltung
9.7.3 Geschlossene Wasserhaltung
9.7.4 Horizontale Wasserfassungen
9.7.5 Filter und Dränung
Literatur
10 Schalung und Gerüste
10.1 Traggerüste
10.1.1 Anwendungsbereich
10.1.2 Begriffe
10.1.3 Konstruktive Anforderungen
10.1.4 Lastannahmen
10.2 Schalung
10.2.1 Lastannahmen für die Bemessung
10.2.2 Durchbiegung und Momente bei Schalungen
10.2.3 Schalhaut
10.2.4 Schalungsträger
10.2.5 Schalungsanker nach DIN 18216 (12.2021)
10.2.6 Holzstützen
10.2.7 Ausziehbare Stahlrohrstützen nach DIN EN 1065 (12.1998)
10.2.8 Rahmenschalung für Wände
10.2.9 Ausführung und Einsatz
10.2.10 Materialbedarf für Schalungen
10.2.11 Schalungskosten
10.3 Arbeits- und Schutzgerüste
10.3.1 Bezeichnung der Gerüstbauteile nach DIN EN 12811-1 (03.2004) S. Abb. 10.5
10.3.2 Einteilung der Arbeitsgerüste nach DIN EN 12811-1
10.3.3 Bauliche Durchbildung der Gerüste
10.3.4 Schutzgerüste
10.3.5 Stahlrohr-Kupplungsgerüste
10.3.6 Auslegergerüste
10.3.7 Konsolgerüste
10.3.8 Hängegerüste
10.3.9 Systemgerüste
Literatur
11 Betriebsorganisation
11.1 Begriffe und Aufgaben der Betriebsorganisation
11.2 Organisation der Bauunternehmung
11.2.1 Aufbauorganisation
11.2.2 Ablauforganisation
11.2.3 Projektorganisation
11.2.4 Kapazitäts- und Kostenplanung
11.3 Qualitätsmanagement
11.3.1 Begriffe
11.3.2 Aufbau eines Qualitätsmanagementhandbuches
11.3.3 Audits und Zertifizierungsverfahren
11.3.4 Vorgehensweise zur Einführung eines QM-Systems
11.3.5 Einbindung von Umweltschutz und Arbeitsschutz (Integrierte Managementsysteme)
11.4 Personalmanagement
11.4.1 Personalplanung, -beschaffung und -freistellung
11.4.2 Personalauswahl
11.4.3 Personalführung
11.4.4 Personalentwicklung und -beurteilung
11.4.5 Personalentlohnung und -kosten
11.4.6 Personalverwaltung
11.4.7 Menschliche Leistungsfähigkeit
11.5 Grundlagen des betrieblichen Rechnungswesens
11.5.1 System des betrieblichen Rechnungswesens
11.5.2 Grundbegriffe des Rechnungswesens
11.5.3 Buchungstechnik
11.5.4 Bilanzanalyse
11.6.1 Aktenplan für eine Baustelle
11.6.2 Bautagebuch, Bauleistungsmeldung
11.6.3 Projektstart- und Projektabschlussgespräch
11.6.4 Beweissicherung auf der Baustelle
Literatur
12 Kalkulation
12.1 Die Kosten- und Leistungsrechnung der Bauunternehmen (KLR)
12.1.1 Einordnung in das betriebliche Rechnungswesen
12.1.2 Aufgaben der KLR
12.1.3 Bereiche der KLR
12.1.4 Begriffe der KLR
12.1.5 Elemente der KLR
12.2 Die Bauauftragsrechnung
12.2.1 Stufen der Kalkulation
12.2.2 Gliederung der Kostenermittlung
12.2.3 Verfahren der Kalkulation
12.2.4 Kalkulation mit EDV
12.3 Die Ermittlung der Kosten
12.3.1 Ansätze zur Aufwandsermittlung
12.3.2 Lohn- und Gehaltskosten
12.3.3 Gerätekosten
12.3.4 Sonstige Kosten
12.3.5 Fremdleistungen
12.3.6 Gemeinkosten der Baustelle
12.3.7 Endzuschläge
12.3.8 Gesamtkosten
12.4 Von der Anfrage zum Angebot
12.4.1 Anfrage
12.4.2 Vorarbeiten
12.4.3 Einzelkosten der Teilleistungen
12.4.4 Gemeinkosten der Baustelle
12.4.5 Mittellohn
12.4.6 Umlage (Schlussblatt)
12.4.7 Angebot
12.4.8 Zuschlagskalkulation (Kalkulation mit Vorberechneten Zuschlägen)
12.4.9 Sonderpositionen
12.5 Vom Auftrag zur Abrechnung
12.5.1 Auftrag
12.5.2 Leistungsänderungen nach Auftragserteilung
12.5.3 Erfolgskontrolle der Baustelle
12.5.4 Arbeitskalkulation
12.5.5 Ergebnisrechnung der Baustelle
12.5.6 Abrechnung
12.6 Richtwerte für Stundenansätze und Baustoffbedarf
12.6.1 Stundenansätze
12.6.2 Bauarbeitsschlüssel
12.6.3 Baustoffbedarf
Literatur
13 Schlüsselfertiges Bauen
13.1 Begriffe und Aufgaben des Schlüsselfertigbaus
13.1.1 Definition „Schlüsselfertigbau“
13.1.2 Besonderheiten des Schlüsselfertigbaus
13.1.3 Einsatzformen von Unternehmen
13.1.4 Beispiele des Schlüsselfertigbaus
13.2 Leistungsbeschreibung im Schlüsselfertigbau
13.2.1 Ausschreibung der schlüsselfertigen Bauleistung
13.2.2 Ausschreibung der Einzelgewerke durch den GU
13.3 Verträge im Schlüsselfertigbau
13.3.1 Der Bauvertrag
13.3.2 Der Planungsvertrag
13.3.3 Weitere Verträge
13.4 Kalkulation im Schlüsselfertigbau
13.4.1 Allgemeines
13.4.2 Die übliche Kalkulationsmethode (Zuschlagskalkulation)
13.4.3 Alternative Kalkulationsmethoden
13.5 NU-Management
13.5.1 Dokumentation der NU-Leistung (NU-Akte)
13.5.2 Ausschreibung und Vergabe der NU-Leistung
13.5.3 Bauüberwachung der NU-Leistung
13.5.4 Die Abnahme der NU-Leistung
Literatur
14 Grundlagen des Arbeitsschutzes
14.1 Grundlagen des Arbeitsschutzes
14.2 Arbeitsschutzsystem der Bundesrepublik Deutschland
14.3 Rechtliche Grundlagen:
14.3.1 EU-Vertrag
14.3.2 Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG)
14.3.3 Arbeitsstättenverordnung
14.3.4 Maschinenrichtlinie
14.3.5 Baustellenverordnung
14.3.6 Betriebssicherheitsverordnung
14.3.7 Gefahrstoffverordnung
14.4 Verantwortung und Haftung
14.5 Gefährdungsbeurteilung
14.6 Allgemeine Regelungen des Arbeitsschutzes
14.6.1 Persönliche Schutzausrüstung (PSA)
14.6.2 Lärm
14.6.3 Vibration
14.6.4 Erste Hilfe
14.6.5 Leitern und Tritte
14.6.6 Verkehrswege
14.6.7 Elektrische Anlagen und Betriebsmittel auf Bau- und Montagestellen
14.6.8 Umgang mit Gefahrstoffen
14.6.9 Umgang mit Flüssiggas
14.7 Hochbau
14.7.1 Absturzsicherungen
14.7.2 Dacharbeiten
14.7.3 Gerüste
14.7.4 Schutzdächer
14.7.5 Gerüstbauarbeiten
14.7.6 Wand- und Stützenschalung
14.7.7 Turmdrehkrane
14.7.8 Unterfangungen
14.7.9 Montage von Fertigteilen
14.8 Tiefbau
14.8.1 Erdbau, Baugruben und Gräben
14.8.2 Maschinen des Tiefbaus
14.8.3 Verkehrssicherung an Straßen
14.8.4 Umgang mit Versorgungsleitungen
Literatur
15 Building Information Modeling
15.1 Die BIM-Methodik
15.1.1 BIM-Definitionen
15.1.2 Begriffsdefinitionen
15.2 Normen und Richtlinien
15.3 Nationale Leitfäden und Positionspapiere
15.4 Das BIM-Modell
15.4.1 BIM-Reifegrade
15.4.2 Detaillierungsgrad der geometrischen und alphanumerischen Informationen
15.4.3 IFC Datenaustausch
15.5 BIM-Kollaboration
15.5.1 BIM-Anwendungsformen (open closed, little, big)
15.5.2 Information Delivery Manual
15.5.3 Model View Definition (MVD)
15.5.4 BIM Collaboration Format (BCF)
15.6 BIM-Projektablauf
15.6.1 Auftraggeber-Informationsanforderungen
15.6.2 Rollen und Verantwortlichkeiten
15.6.3 BIM-Abwicklungsplan
15.6.4 BIM-Anwendungsfälle im Überblick
Literatur
Sachwortverzeichnis
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Zahlentafeln für den Baubetrieb (German Edition) [10., überarb. u. akt. Aufl. 2024]
 3658413298, 9783658413293

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Thomas Krause Bernd Ulke Martin Ferger   Hrsg.

Zahlentafeln für den Baubetrieb 10. Auflage

Zahlentafeln für den Baubetrieb

Thomas Krause • Bernd Ulke • Martin Ferger Hrsg.

Zahlentafeln für den Baubetrieb 10. Auflage

Hrsg. Thomas Krause FH Aachen Aachen, Deutschland

Martin Ferger FH Aachen Aachen, Deutschland

Bernd Ulke FH Aachen Aachen, Deutschland

ISBN 978-3-658-41329-3   ISBN 978-3-658-41330-9 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-41330-9 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Vieweg © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 1979, 1986, 1992, 1996, 1999, 2002, 2006. 2011, 2016, 2024 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer Vieweg ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Das Papier dieses Produkts ist recyclebar.

Vorwort zur 10. Auflage

Bei den Aufgaben im Bereich Bauwesen sind grundsätzlich die Phasen Bauplanung/ Konstruktion und Baubetrieb/Ausführung zu unterscheiden. In beiden Arbeitsbereichen benötigen die Beteiligten jeweils ein spezifisches Präsenzwissen, das übersichtlich und in kompakter Form für den täglichen Gebrauch verfügbar sein sollte. Für den Bereich Bauplanung/Konstruktion erfüllt diesen Zweck seit Jahrzehnten das bewährte Tafelwerk „Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln“. Die Themen Baubetrieb/Bauausführung deckt das hier in der 10. Auflage vorliegende Werk „Zahlentafeln für den Baubetrieb“ ab. Dieses Buch ist auf dem deutschen Markt nach wie vor das einzige, das den Bereich Baubetrieb in Form eines Nachschlagewerkes umfassend behandelt. Es hat sich durch mittlerweile neun Auflagen beim Studium der Fachrichtungen Bauingenieurwesen und Architektur sowie bei den bauausführenden Praktikern bewährt. Die 10. Auflage wurde in einer Zeit bearbeitet, in der wieder viele Neuerungen und Weiterentwicklungen im Baubetrieb eingeführt worden sind. Deshalb wurde das Buch nach dem neuesten Stand der DIN-Normen und den einschlägigen deutschen Rechtsnormen bearbeitet. Soweit sinnvoll, wurden auch europäische Normen und Vergaberichtlinien entsprechend berücksichtigt. Den aktuellen Entwicklungen im Baubetrieb wird insbesondere durch die Neuaufnahme des Abschnitts BIM Rechnung getragen. Auch die Abschnitte Größen, Formeln, Bemessung sowie Baustoffe, Baurecht, Bauwirtschaft, Ausschreibung und Baukosten wurden durch den Wechsel in der Autorenschaft vollständig überarbeitet. Nachdem Prof. Hoffmann die „Zahlentafeln für den Baubetrieb“ zusammen mit Prof. Kremer mit der 1. Auflage im Jahre 1979 ins Leben gerufen und bis zur 8. Auflage als Herausgeber betreut hat, haben wir, Prof. Ferger, Prof. Krause und Prof. Ulke inzwischen die Herausgeberschaft übernommen und führen sie gemeinsam im Sinne der ersten Herausgeber fort. Prof. Hoffmann gilt unser besonderer Dank, ebenso allen Autoren der aktuellen Auflage wie auch den ausgeschiedenen Autoren für die zum großen Teil langjährige, konstruktive und angenehme fachliche Zusammenarbeit. Viele Anregungen der Leser sind in die 10. Auflage eingeflossen. Dafür bedanken wir uns und hoffen auch weiterhin auf eine kritische Resonanz durch die Nutzer des Buches. Fachkollegen, Verbänden und Fachverlagen danken wir für die Überlassung von Unterlagen aus dem im Literaturverzeichnis aufgeführten Schrifttum. V

VI

Vorwort zur 10. Auflage

Unser besonderer Dank gilt dem Verlag für die wieder gute Zusammenarbeit bei der Gestaltung des Werkes. Aachen, Frühjahr 2024  

Thomas Krause Bernd Ulke Martin Ferger

Autorenverzeichnis

Die Autoren Prof. Dr.-Ing. Thomas Krause studierte an der RWTH Aachen Bauingenieurwesen. Nach seiner Promotion am dortigen Institut für Wasserbau war er über acht Jahre für einen großen deutschen Baukonzern tätig, zunächst als Konstrukteur und Statiker, später als Bauleiter auf den verschiedensten Baustellen. Es folgten fünf Jahre bei einer mittelständischen Bauunternehmung als Assistent der Geschäftsleitung und Oberbauleiter. Seit 1995 ist er Professor an der FH Aachen für die Lehrgebiete Baukonstruktion, Schlüsselfertiges Bauen und Bauverfahrenstechnik, insbesondere Schalung und Rüstung. Prof. Dr.-Ing. Dipl. Wirt.-Ing. Bernd Ulke studierte an der RWTH Aachen Bauingenieurwesen. Im Anschluss an das Studium folgte eine knapp fünfjährige Tätigkeit bei der Philipp Holzmann AG (Bauleitung ICE Neubaustrecke Köln-Rhein/Main). Um im Bereich der Geotechnik zu promovieren, erfolgte ein Wechsel zurück an die RWTH Aachen. Nach seiner Promotion war er bei einem großen Energieversorgungsunternehmen im Bereich des Kraftwerksneubaus in der Bauleitung tätig. Es folgte der Ruf an die Hochschule Mainz im Jahre 2012 für die Lehrgebiete Baubetrieb und Bauwirtschaft. Im Jahr 2015 wechselte er an die FH Aachen, um dort die Lehrgebiete Baubetrieb und Tiefbautechnik zu vertreten. Er ist von der Ing.-Kammer Bau-NRW öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Baupreisermittlung und Abrechnung im Hoch- und Ingenieurbau sowie öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Bauablaufstörungen. Prof. Dr.-Ing. Martin Ferger studierte an der Universität Siegen Bauingenieurwesen. Nach seiner Promotion am dortigen Lehrgebiet für Baubetrieb und Bau-Projektmanagement war er für ein führendes Büro im Bereich Nachtragsmanagement tätig. Im Anschluss war er als Bauleiter, in der Kalkulation und als Stabstelle für Lean-Management, BIM und Digitalisierung bei einem großen Baukonzern angestellt. 2019 folgte der Ruf an die FH Aachen für das Lehrgebiet Bauorganisation und Baumanagement. Im Rahmen der Professur vertritt er die Lehrinhalte Bauorganisation, Baukalkulation, Projektmanagement und Building Information Modeling. Dipl.-Ing. Jörg Lemke studierte Bergbau an der RWTH Aachen. Nach seinem Studium war er zunächst als Bauleiter im Tiefbau tätig. Seit 1998 ist er als Aufsichtsperson bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft beschäftigt. 2013 bekam er einen Lehrauftrag an VII

VIII

Autorenverzeichnis

der Fachhochschule Aachen und war vorher schon als Lehrbeauftragter der Fachhochschule Wiesbaden tätig. Dipl.-Ing. Dipl.-Kfm. Joachim Martin studierte nach einer Ausbildung zum Baustoffkaufmann und Stuckateur an der FH Aachen Bauingenieurwesen und an der RWTH Aachen Wirtschaftswissenschaften. Danach war er in verantwortlichen Positionen für Bauunternehmen und einer Unternehmensberatung mit Schwerpunkt Bauwirtschaft beschäftigt. Heute ist er als Berater und Dozent im Bauwesen tätig und seit 1997 Lehrbeauftragter an der FH Aachen in baubetrieblichen und betriebswirtschaftlichen Fächern. Prof. Dr.-Ing. Jürgen Melzner studierte nach seiner Ausbildung zum Industriemechaniker Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm in der Vertiefungsrichtung Konstruktiver Ingenieurbau. Anschließend war er in verschiedenen Positionen in einen mittelständischen Bauunternehmer hauptsächlich im Schlüsselfertigen Hochbau tätig. Um im Bereich des Baubetriebs zu promovieren wechselte Prof. Melzner an die Bauhaus-Universität Weimar. Von 2019 bis 2022 folgte er den Ruf an die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt für das Lehrgebiet „Digitales Planen und Bauen“. Seit April 2019 ist er Leiter der Professur Baubetrieb und Bauverfahren im „BuildEnvironment Management Institut“ an der Bauhaus-Universität Weimar. Prof. Dipl.-Ing. Stefan Oerder studierte an der RWTH Aachen Bauingenieurwesen, Vertieferrichtung Konstruktiver Ingenieurbau mit dem Schwerpunkt Stahlbau. Seine Tätigkeit im Bereich der Stahlbauforschung setzte er danach für kurze Zeit in einem Ingenieurbüro fort. Anschließend war er mehr als zwölf Jahre für ein großes Bauunternehmen in verantwortungsvoller Position – zuletzt als Oberbauleiter – im Schlüsselfertigbau tätig. Seit 2012 ist er Professor an der TH Köln am Institut für Baubetrieb und Vermessung. Schwerpunkte seines Lehrgebiets sind die Bauverfahren im Hoch- und Schlüsselfertigbau sowie die Kostenrechnung. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Marcus Ricker, M.Sc. studierte an der TU Darmstadt Bauingenieurwesen. Im Anschluss an das Studium folgte eine mehrjährige Anstellung bei einem Prüfingenieur für Baustatik. Anschließend war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl und Institut für Massivbau der RWTH Aachen tätig und wurde dort 2009 promoviert. Nach einem 3-monatigen Aufenthalt an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) endete seine Zeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter. Anschließend war Prof. Ricker in einem Ingenieurbüro als Projektleiter im Bereich der Tragwerksplanung von Großbrücken tätig. Er wechselte im Anschluss in die Forschungs- und Entwicklungsabteilung eines Bauprodukteherstellers (HALFEN GmbH), dort war er hauptsächlich für die Neu- und Weiterentwicklung der Durchstanzbewehrungssysteme verantwortlich. 2016 folgte der Ruf an die Hochschule Biberach für das Lehrgebiet „Konstruktiver Ingenieurbau (insbesondere Massivbau)“. Im Jahr 2022 wechselte er an die Hochschule RheinMain in Wiesbaden, wo er für das Lehrgebiet „Massivbau“ verantwortlich war. Seit dem Wintersemester 2023/24 ist er an der Technische Universität Dortmund Inhaber des Lehrstuhls Massivbau. Er ist in der Normung aktiv

Autorenverzeichnis

IX

und Mitarbeiter des DIN-Arbeitsausschusses „Bemessung und Konstruktion“. Weiterhin ist er Obmann des DAfStb-Untera­usschusses „Sicherheit im Massivbau“ und Mitarbeiter im DAfStb-Unterausschuss „Grundsätze“.

Weitere am Werk Beteiligte M.Eng. Muriel Spiller – Kapitel „Baurecht“, „Bauwirtschaft“ und „Ausschreibung und Baukosten“ B.Eng. Brigitte Gerding – Kapitel „Baumaschinen“ M.Eng. Stephanie Hanisch – Kapitel „Boden, Baugrube, Verbau“ M.Eng. Sebastian Kuhn – Kapitel „Größen, Formeln, Bemessung“ und „Baustoffe“

Inhaltsverzeichnis

1

Größen, Formeln, Bemessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Bearbeitet von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Marcus Ricker

2

Baustoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Bearbeitet von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Marcus Ricker und Prof. Dr.-Ing. Bernd Ulke

3

Privates Baurecht und Nachtragsmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Bernd Ulke

4 Bauwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Bernd Ulke 5

Öffentliches Baurecht, Ausschreibung und Vergabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Bernd Ulke

6

Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Martin Ferger

7

Bauabrechnung und Mengenermittlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333 Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Thomas Krause und Prof. Dr.-Ing. Bernd Ulke

8 Baumaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Thomas Krause 9

Boden, Baugrube, Verbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 499 Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Bernd Ulke

10 Schalung und Gerüste. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 659 Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Thomas Krause 11 Betriebsorganisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 707 Bearbeitet von Dipl.-Ing. Dipl.-Kfm. Joachim Martin 12 Kalkulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 801 Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Bernd Ulke

XI

XII

1 Inhaltsverzeichnis

13 Schlüsselfertiges Bauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 911 Bearbeitet von Prof. Dipl.-Ing. Stefan Oerder 14 Grundlagen des Arbeitsschutzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1013 Bearbeitet von Dipl.-Ing. Jörg Lemke 15 Building Information Modeling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1051 Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Jürgen Melzner und Prof. Dr.-Ing. Martin Ferger Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1075

1

Größen, Formeln, Bemessung

1

Bearbeitet von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Marcus Ricker

Inhaltsverzeichnis 1.1 Größen, Einheiten, Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   3 1.2 Mathematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   7 1.2.1 Trigonometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   7 1.2.2 Zinseszins- und Rentenrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8 1.2.3 Potenzen, Wurzeln, Logarithmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9 1.2.4 Flächenberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  10 1.2.5 Volumenberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  11 1.3 Lastannahmen, Einwirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   13 1.3.1 Wichten und Flächenlasten (= Eigenlasten) von Baustoffen, -teilen und Lagerstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   13 1.3.2 Nutzlasten für Hochbauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   15 1.3.3 Windlasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   16 1.3.4 Schneelasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   18 1.3.5 Hauptlasten für Straßen- und Wegbrücken DIN 1072 (12.85) . . . . . . . . . . . . . .   21 1.4 Statik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   22 1.4.1 Querschnittswerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   22 1.4.2 Elastizitätsmoduln E in N/mm2 = MN/m2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   24 1.4.3 Durchbiegung bei häufigen Fällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   24 1.4.4 Einfache ebene statisch bestimmte Träger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   25 1.5 Mauerwerk nach DIN EN 1996-1-1 (10.2013) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   26 1.5.1 Baustoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   26 1.5.2 Vereinfachtes Berechnungsverfahren für unbewehrtes Mauerwerk nach DIN EN 1996-3:2010-12 und DIN EN 1996-3/NA:2019-12 . . . . . . . . . .   26 M. Ricker ( ) Dortmund, Deutschland [email protected] © Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2024 T. Krause, B. Ulke, M. Ferger (Hrsg.), Zahlentafeln für den Baubetrieb, https://doi.org/10.1007/978-3-658-41330-9_1

1

2

1  Größen, Formeln, Bemessung

1.6 Holzbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1.6.1 Materialeigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1.6.2 Querschnittswerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1.6.3 Einteilige Druckstäbe mit mittigem Kraftangriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1.6.4 Nachweis für einfache Biegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1.7 Stahlbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1.7.1 Nachweisverfahren nach Eurocode 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1.7.2 Stahlbauprofile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1.8 Stahlbetonbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1.8.1 Beton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1.8.2 Betonstahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1.8.3 Bemessung für Biegung mit Längskraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  

28 28 32 34 36 37 37 42 51 51 51 53 58

3

1.1  Größen, Einheiten, Zeichen

1.1

Größen, Einheiten, Zeichen

Zur Sicherstellung der Einheitlichkeit dürfen im geschäftlichen und amtlichen Verkehr nach der Neufassung des Gesetzes über Einheiten im Messwesen vom 22.02.1985 nur noch die empfohlenen Einheiten des Internationalen Einheitensystems verwendet werden. Diese SI-Einheiten bestehen aus insgesamt 7 Basiseinheiten und den aus ihnen mit dem Faktor 1 abgeleiteten Einheiten.

1 2 3

SI-Basiseinheiten 

4

Basisgröße

Basiseinheit Name

Zeichen

Länge (l) Masse (m) Zeit (t) elektr. Stromstärke (I) Temperatur (T) Lichtstärke (I) Stoffmenge

Meter Kilogramm Sekunde Ampere Kelvin Candela Mol

m kg s A K cd mol

5 6 7

Dezimale Vielfache oder Teile von Einheiten erhalten international festgelegte Vorsätze. SI-Vorsätze  Vorsatz Name Exa Peta Tera Giga Mega Kilo Hekto Deka

Vorsatz Zeichen E P T G M k h da

Faktor 18

10 1015 1012 109 106 103 102 101

Name Dezi Zenti Milli Mikro Nano Piko Femto Atto

Zeichen d c m μ n p f a

Faktor

8 9

−1

10 10−2 10−3 10−6 10−9 10−12 10−15 10−18

Um Missverständnisse zu vermeiden, ist das Einheitenzeichen m (Meter) in abgeleiteten Einheiten hinter anderen Einheiten zu setzen: mN bedeutet Millinewton, Nm bedeutet Newtonmeter. Das kg (Kilogramm) ist die einzige Basiseinheit, die bereits mit einem Vorsatz versehen ist. In der Regel werden Einheiten so gewählt, dass die Zahlenwerte physikalischer Größen zwischen 0,1 und 1000 liegen bzw. Vielfache von 103, 106 usw. sind.

10 11 12 13 14 15 16

4

1  Größen, Formeln, Bemessung

Einheiten technischer Größen (Auswahl aus DIN 1301-1:2010-10, DIN 1301-3:2018-02 und anderen DIN-Normen)  Größe

SI-Einheiten

Andere Einheiten

Name und (Zeichen)

Name und (Zeichen)

Name und (Zeichen)

Beziehungen

Länge (l)

Meter (m)

Zoll (ʺ)

1ʺ = 25,4 mm; 1 mm = 0,0394ʺ

Fläche (A) Volumen (V) Dehnung (ɛ) Gefälle (J) Winkel (α, β, …)

Quadratmeter (m2) Kubikmeter (m3) m/m m/m Radiant (rad)

Ar (a); Hektar (ha) Liter (l)

Masse (m) Dichte (ϱ)

Kilogramm (kg) (kg/m3)

Zeit (t)

Sekunde (s)

Minute (min); Stunde (h) Tag (d); Jahr (a)

Drehzahl (n) Geschwindigkeit (v) Beschleunigung (a) Kraft (F)

(1/s) (m/s) (m/s2) Newton (N)

(1/min) auch U/min (km/h); km = Kilometer

1 a = 102 m2; 1 ha = 104 m2 1 l = 10−3 m3 = 1 dm3 m/m (einheitenlos) cm/m = %; mm/m = ‰ 1 rad = 1 m/m 1 gon = (π/200) rad 1° = 60ʹ = 3600ʺ = (π/180) rad 1 g = 10−3 kg; 1 t = 103 kg Rohdichte = Volumen einschl. Hohlräume 1 min = 60 s; 1 h = 60 min; 1 d = 24 h; 1 a = 365 d Angabe von Zeitpunkt: z. B. 3 h 36 m 12 s 1/min = 1/60 s 1 m/s = 3,6 km/h

Moment (M)

Newtonmeter (Nm); Joule (J) (N/m2) oder Pascal (Pa) Pascal (Pa) Bar (bar) Phys. Atmosphäre (atm)

Spannung (σ, τ) Druck (p)

Gon (gon) Grad (°); Minute (ʹ); Sekunde (ʺ) Gramm (g); Tonne (t) (kg/dm3); g/cm3

Kilonewton (kN) Meganewton (MN)

Techn. Atmosphäre (at) Torr (T) = mm Hg Arbeit, Energie (W) Wärmemenge (Q) Leistung (P) el. Stromstärke (I) el. Spannung (U) el. Widerstand (R) el. Arbeit (P) el. Leistung (W) Temperatur (T) Temperatur (θ)

Joule (J)

kWh

Watt (W)

Pferdestärke (PS)

Ampere (A) Volt (V) Ohm (Ω) Joule (J) Watt (W) Kelvin (K)

Kilowattstunde (kWh)

Grad Celsius (°C)

1 N = 1 kg m/s2; 1 kN = 103 N; 1 MN = 106 N 1 Nm = 1 J = 1 Ws 1 N/m2 = 1 Pa; 1 N/cm2 = 0,1 mN/m2 = 0,1 mPa 1 bar = 105 Pa = 0,1 MPa 1 atm = 101,3 · 103 Pa = 1,013 bar =  760 Torr 1 at = 1 kp/cm2 = 9,81 · 104 Pa = 0,981 bar 1 Torr = 1 mm Hg = 1,36 · 10−3 kp/cm2 = 133 Pa 1 J = 1 Nm = 1 Ws = 1 kg m2/s2 1 kWh = 860 kcal; kWh = 3600 kJ 1 W = 1 J/s = 1 Nm/s = 0,1 kpm/s 1 PS = 736 W = 75 kpm/s 1 V = 1 W/A 1 Ω = 1 V/A 1 J = 1 Ws; 1 kWh = 3,6 MJ 1 W = 1 V · A = 1 J/s = 1 Nm/s T = θ + 273,15 K θ = T − 273,15 K mit 1 K = 1 °C

5

1.1  Größen, Einheiten, Zeichen

Umrechnung von deutschen und englischen (bzw. amerikanischen) Maßeinheiten Längen  inch (Zoll)

foot (ft)

yard (yrd)

mile m (engl.)

km

 1 12 36 – 39,37 –

0,083 1 3 – 3,281 –

    0,028     0,333    1 1760     1,094 –

– – – 1 – 0,621

– – – 1,609 – 1

0,0254 0,305 0,914 – 1 –

Massen  Ounce Engl. Pfund (lb)

long ton

short kg ton

g

 1 16 –

– – 1

– – –     0,454 1,120 1016,05

  28,35 453,6 –

    0,063    1 2240

Ounce Engl. Pfund (lb)

long ton



0,893 1

2000

short kg ton   907,19

g



Temperatur  Celsius in Fahrenheit Fahrenheit in Celsius

°F = 32 + (9 / 5 × °C) °C = 5 / 9 × (°F − 32)

Geschwindigkeit  km/Stunde

m/Sek

1,609 3,292 1 3,600

0,447 0,915 0,278 1

Einige früher übliche Einheiten sind nicht mehr zulässig und müssen in gesetzliche Einheiten umgerechnet werden. Dabei wird im Bauwesen die Erdbeschleunigung vereinfacht mit g = 10 m/s2 angesetzt. Umrechnung in gesetzliche Einheiten  Einheit

2 3 4 5 6 7

Bei statischen Berechnungen empfiehlt es sich, die Einheiten nur in beschränkter Auswahl anzuwenden: • Kraft, Einzellast, Schnittkraft: 1 kN = 1000 N = 0,001 MN 1 MN = 103 kN = 106 N • Moment: 1 kNm = 100 kNcm • Einwirkung, Last, Wichte: kN; kN/m; kN/m2; kN/m3 • Spannung, Festigkeit: 1 MN/m2 = 1 N/mm2 = 0,1 kN/cm2 = 1 MPa

Größe

1

8 9 10 11 12

Umrechnung im Bauwesen

Nicht mehr zulässig

Gesetzlich vorgeschrieben

Kraft

kp (Kilopond)

N (Newton)

Moment

Kpm

Nm

Spannung, Festigkeit

kp/cm2

N/mm2

0,1 kp = 1 N 1 kp = 10 N 100 kp = 1 kN 0,1 kpm = 1 Nm 1 kpm = 10 Nm 100 kpm = 1 kNm 0,1 kp/cm2 = 10 kN/m2 1 kp/cm2 = 0,1 N/mm2 10 kp/cm2 = 1 N/mm2

13 14 15 16

6

1  Größen, Formeln, Bemessung

Umrechnung von Grad in Gon (π ≅ 3,1416)  Grad

Gon

Radiant

1 pla = 1 Vollwinkel = 2π rad 1° = 1 Grad

360   1

400 1;11

  6,28318 … 17,45329 … 10−3

1 g = 1 Gon 1 rad = 1 Radiant = 180 / π

   0,9 180 = 57;2955 

  1 200 = 63;6620 

15,70796 … 10−3  1

Bauzeichnungen: Kennzeichnung der Schnittflächen von geschnittenen Stoffen nach DIN 1356-1:1995-02  Zeile

Anwendungsbereich

 1

Boden

 2

Kies

 3

Sand

 4

Beton (unbewehrt)

 5

Beton (bewehrt)

 6

Mauerwerk

 7

Holz, quer zur Faser geschnitten

 8

Holz, längs zur Faser geschnitten

 9

Metall

10

Mörtel, Putz

11

Dämmstoffe

12

Abdichtungen

13

Dichtstoffe, z. B. Gussasphalt

Kennzeichnung

7

1.2 Mathematik

1.2 Mathematik

1

1.2.1 Trigonometrie

2

Rechtwinkliges Dreieck  sin ˛ =

a c

cos ˛ =

b c

tan ˛ =

a b

cot ˛ =

b a

4

Schiefwinkliges Dreieck  Umkreis

5

γ

Innenkreis

b

3

6

a r

α R

c

7

β

8 R = Radius des Umkreises s = ½ (a + b + c) r = Radius des Inkreises

9

Sinussatz aW bW c = sin ˛W sin ˇW sin 

a b c = = = 2R sin ˛ sin ˇ sin 

Cosinussatz a2 = b 2 + c 2 − 2bc cos ˛ .zyklische Vertauschung/

Flächensatz abc 2A = ab sin  = bc sin ˛ = ac sin ˇ = 4R sin ˛ sin ˇ sin  = 2R

10 11 12 13

2

Neigungsangaben  h tan ˛ = 1W n = pŒ% 100 = l z: B:W tan 45ı = tan 50g = 1W 1 = 100 %

14 15 16

8

1  Größen, Formeln, Bemessung

Trigonometrische Funktionen  sin ˛ tan ˛ = cos ˛ sin ˛ = cos.90ı − ˛/ sin.˛ ˙ ˇ/ = sin ˛  cos ˇ ˙ cos ˛  sin ˇ sin2 ˛ + cos2 ˛ = 1

˛ cot ˛ = cos sin ˛ cos ˛ = .90ı − ˛/ cos.˛ ˙ ˇ/ = cos ˛  cos ˇ ˙ sin ˛  sin ˇ tan ˛  cot ˛ = 1

1.2.2 Zinseszins- und Rentenrechnung Es gibt 6 Grundfälle; in den Formeln werden folgende Bezeichnungen verwendet: p = Zinsfuß in %; q = 1 + p / 100 = Zinsfaktor; i = p / 100. K0 = Anfangskapital ≙ Barwert, wenn man von einem künftigen Zeitpunkt auf die Gegenwart zurückrechnet. Kn = Kapital nach n Jahren ≙ Endwert einer Rente. r = Einzelbetrag einer Reihe gleich großer Zahlungen. n = Anzahl der Verzinsungszeiträume, i. d. R. in Jahren. Gegeben

Gesucht

Formel

Bezeichnung

Ko r = 0

Kn

Kn = Ko · qn

Aufzinsung einer einmaligen Einlage (Aufzinsung)

Kn r = 0

Ko

Ko = Kn · q−n

Barwert bei Zinseszins (Abzinsung)

Kn Ko = 0

r

Ko Kn = 0

r

r Ko = 0

r Kn = 0

r = Kn 

i qn − 1

Annuität bei bekanntem Rentenendwert (Rentenabzinsung)

r = Ko 

i  qn qn − 1

Tilgungsrate (Kapitaltilgung)

Kn

Kn = r 

qn − 1 i

Rentenendwert

Ko

Ko = r 

qn − 1 i  qn

Barwert einer Rente

Darstellung

9

1.2 Mathematik

1.2.3 Potenzen, Wurzeln, Logarithmen

1

Potenzen  an = a  a  a  a  : : :  a .n = Anzahl der Faktoren/ n

a = Potenz a−n = a1n .a ¤ 0/ p  an ˙ q  an = .p ˙ q/  an .am /n = amn

a = Basis a1 = a am  an = am+n am = am−n an

2 n = Potenzexponent = Hochzahl a0 = 1 an  b n = .a  b/n  n an = ba bn

Wurzeln  p n aus an = b folgtW b = a a = Wurzel p p p n n n pp b ˙ q  b = .p + q/  b p p m n m+n b= b

3 4 5

b = Radikand p p p m n mn b b= b m+n p p m mn b n−m p = b n b

n = Wurzelexponent p p p n n n a b = ab p p n a p = n ab n b

6 7

Logarithmen  aus an = b folgtW loga b = n a = Basis b = Numerus n = Logarithmus = Exponent

log10 = lg heißen dekadische oder Brigg’sche Logarithmen loge = ln heißen natürliche oder Neper’sche Logarithmen mit   1 n e = lim 1 +  2;7183 n!1 n Rechenregeln für Basis 10 (dekadisch) gelten für alle anderen Basiszahlen ebenfalls:   lg.a  b/ = lg a + lg b lg ba = lg a − lg b p lg.an / = n  lg a lg n am = mn  lg a ln b Š 2;3026  lg b lg b Š 0;4343  ln b

8 9 10 11 12 13

Binome  .a ˙ b/2 = a2 ˙ 2  ab + b 2 Quadratische Gleichung

Quadratische Gleichung

a2 − b 2 = .a + b/.a − b/ r  p p 2 2 x + px + q = 0 x1;2 = − ˙ −q 2 2 p −b ˙ b 2 − 4ac ax 2 + bx + c = 0 x1;2 = 2a

14 15 16

10

1  Größen, Formeln, Bemessung

Mittelwerte  arithmetisches MittelW geometrisches MittelW

i+1 ai = ai−1 +a p 2 ai = ai−1  ai+1

1.2.4 Flächenberechnung Rechteck, Parallelogramm A=ah

Kreisringstück A= A=

Trapez A=

a+b h 2

A=

ah 2

.R2 −r 2 /˛ 360ı O bO B+ .R 2

− r/

Klothoidenabschnitt im Straßenbau

Dreieck I ˛ = 2 arcsin 2Rsm q  2 2 ˛ s − Rm2 − 2s I ˛ in gon A = Rm400 2 Regelmäßige Vielecke (n-Ecke)

Rm =

Heronische Formel

2 1=R1 +1=R2

A = n sr2 = a  s 2

s = 12 .a + b + c/ = halber Umfang p A = s.s − a/.s − b/.s − c/

= b  R2 = c  r 2

mittels Winkel A=

1 2

 a  b  sin 

=

1 2

 a  c  sin ˇ

=

1 2

 b  c  sin ˛

n 3 4 5 6 8 10 12

Kreis

A = R2  A = D 2   

1 mit D = 2R 4

a 0,4330 1,0000 1,7205 2,5981 4,8284 7,6942 11,1960

b 1,2990 2,0000 2,3776 2,5981 2,8284 2,9389 3,0000

Ellipse A =ab

Kreisabschnitt (Segment) 2

s A = R360˛ ı − 2 .R − h/ Aflach  32 s  hI Asteil  34 s  h

Kreisausschnitt (Sektor)

Quadratische Parabel 2 1 a  hI A2 = a  h 3 3 Kubische Parabel

A1 =

_

A=

R2   Rb ˛ = 360ı 2

A1 =

3 1 a  h A2 = a  h 4 4

c 5,1962 4,0000 3,6327 3,4641 3,3137 3,2492 3,2154

11

1.2 Mathematik

1

Beliebige Fläche:

2 Simpson-Regel: Fläche von beliebiger Achse NN aus in gerade Anzahl gleichbreiter Streifen zerlegen. y0 bis yn ?NN A = x3 Œy0 + yn + 2.y2 + y4 + : : :/ + 4.y1 + y3 + : : :/ Näherungsformel für Erdmassen usw. hy + y i X 0 n A=x + .y1 + : : : yn−1 / 2

3

Gauß’sche Flächenformeln im Querprofil Dreiecksformeln: P 2A = − yn .zn+1 − zn−1 / P 2A = − zn .yn+1 − yn−1 / günstiger für programmierbare Taschenrechner sind Trapezformeln: P 2A = − .yn + yn+1 /.zn − zn+1 / P 2A = − .yn+1 − yn /.zn + zn+1 /

4 5 6

1.2.5 Volumenberechnung Quader

7

Keil, Dach V = abc

V =

Prisma (gerade und schief)

hb .2a 6

+ c/

8 9

Prismatoid (Die beliebig geformten Grundflächen liegen in parallelen Ebenen. M ist der zur Grundfläche parallele Querschnitt in halber Höhe.)

V =Gh

10 11

V = h6 .G + 4M + g/

Prisma (gerade, schief abgeschnitten)

Rampe V = V =

V = G  hs hs = Höhe im Schwerpunkt hs =

Zylinder

h2 6

h2 6

  .m − n/  3  a + 2  q  h 

  .m − n/  3  a + 2  q  h 

m−n m

m−n m



13

h1 +h2 +h3 3

14

Kugel V =Gh

12



V = 34 R3  V = 16 D 3   mit D = 2R V = 43 R3  V = 16 D 3   mit D = 2R

15 16

12

1  Größen, Formeln, Bemessung

Zylinderhuf

Kugelabschnitt (Segment) 2  r2  h V = 3 V =

.3R − h/

p  h  2 3r + h2 mit r = h  .2R − h/ V = 6 Kugelschicht

Pyramide (gerade und schief) V =G

h2 3

h 3

  1 h  3r12 + 3r22 + h2 6 Elliptischer Kübel

V =

Pyramidenstumpf (gerade und schief)   p V = h3 G + G  g + g V  h2 .G + g/

V =

Kegel (gerade und schief)

h Œ.2a1 + a2 /  b1 + .2a2 + a1 /  b2  6

Fass h V =G 3

Kegelstumpf (gerade und schief)

V =

h 3



G+

p

G g+g

V Š h2 .G + g/

V =

 h  2 2D + d 2 12

Drehkörper (Guldin’sche Regel)

 V = erzeugende Fläche mal Weg des Schwerpunkts der Fläche V = A  2  xs

13

1.3  Lastannahmen, Einwirkungen

1.3

Lastannahmen, Einwirkungen

1.3.1 Wichten und Flächenlasten (= Eigenlasten) von Baustoffen, -teilen und Lagerstoffen Auswahl nach DIN EN 1991-1-1:2010-12 + DIN EN 1991-1-1/NA:2010-12  Gegenstand Wichte [kN/m3] Beton: Für Frischbeton sind die Werte um 1 kN/m3 zu erhöhen Leichtbeton:     5,0 bis 20,0 Rohdichte 0,5 bis 2,0 g/cm3 Stahlleichtbeton:     9,0 bis 21,0 Rohdichte 0,5 bis 2,0 g/cm3 Normalbeton    24,0 Stahlbeton/Spannbeton    25,0 Schwerbeton > 28,0 Mauerwerk aus künstlichen Steinen: einschließlich Fugenmörtel und Feuchte Rohdichte 0,35–0,70 g/cm3     5,5 bis 9,0 Rohdichte 0,80–1,4 g/cm3    10,0 bis 16,0 Rohdichte 1,6–2,4 g/cm3    16,0 bis 24,0 Bauplatten und Planbauplatten aus unbewehrtem Porenbeton (DIN 4166): einschließlich Fugenmörtel und Feuchte Rohdichte 0,35–0,80 g/cm3     4,5 bis 9,0 Dach‑, Wand- und Deckenplatten aus bewehrtem Porenbeton (DIN 4223): Rohdichte 0,40–0,60 g/cm3     5,2 bis 7,2 Rohdichte 0,65 g/cm3     7,8 Rohdichte 0,70 g/cm3     8,4 Rohdichte 0,80 g/cm3     9,5 Metalle: Aluminium    27,0 Aluminiumlegierung    28,0 Blei  114,0 Kupfer-Zinn-Legierung    85,0 Gusseisen    72,5 Kupfer    89,0 Magnesium    18,5 Kupfer-Zink-Legierung    85,0 Nickel    89,0 Stahl    78,5 Zink    72,0 Zinn    74,0 Natursteine und Mauerwerk aus Natursteinen: Amphibolit    30,0 Basalt    29,0 Diaba, Diorit    29,0 Gabbro    29,0

Gegenstand

Wichte [kN/m3]

Gneis, Granulit    30,0 Granit, Syenit, Porphyr    28,0 Grauwacke, Quarzit    27,0 Kalkstein, dicht, und Dolomit    28,0 einschließlich Marmor und Muschelkalk Sandstein    27,0 Konglomerate    26,0 Ryolith, Trachyt, Travertin    26,0 Schiefer, Syenit    28,0 Tuffstein    20,0 Holz: (halbtrockener Zustand) einschließlich Zuschläge für kleinere Stahlteile, Hartholzteile und Anstriche Nadelholz     5,0 Laubholz D 30 bis D 40     7,0 Laubholz D 60     9,0 Laubholz D 70    11,0 Holzwerkstoffe: Spanplatten     7,0 bis 8,0 Weichholz-Sperrholz     5,0 Birken-Sperrholz     7,0 Holzfaserplatten, Hartfaser   10,0 platten Holzfaserplatten, mittlere     8,0 Dichte Flüssigkeiten: Benzin     8,0 Erdöl, Dieselöl, Heizöl    10,0 Faulschlamm mit Bis 30 % Volumenanteil an    12,5 Wasser Über 50 % Volumenanteil an    11,0 Wasser Petroleum     8,0 Wasser    10,0

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

14 Gegenstand

Flächenlast je cm Dicke [kN/m2/cm] Wandbauplatten aus Gips und Gipskartonplatten: Rohdichteklasse 0,7   0,07 Rohdichteklasse 0,9   0,09 Gipskartonplatten   0,09 Fußboden- und Wandbeläge: Asphaltbeton   0,24 Asphaltmastix   0,18 Gussasphalt   0,23 Werksteinplatten, Terrazzo   0,24 Gipsestrich   0,20 Industrieestrich   0,24 Kunstharzestrich   0,22 Zementestrich   0,22 Glasscheiben   0,25 Keramische Wandfliesen   0,19 Keramische Bodenfliesen   0,22 Kunststoff-Bodenbelag   0,15 Linoleum   0,13 Natursteinplatten   0,30 Teppichboden   0,03 Sperr‑, Dämm- und Füllstoffe: Lose Stoffe: Bimskies, geschüttet   0,07 Blähperlit   0,01 Blähschiefer und Blähton   0,15 Faserdämmstoffe   0,01 Hochofenschaumschlacke   0,14 Schaumkunststoffe   0,01 Platten, Matten und Bahnen: Asphaltplatten   0,22 Holzwolle-Leichtbau-Platten nach DIN 1101 Plattendicke ≤ 100 mm   0,06 Plattendicke > 100 mm   0,04 Perliteplatten   0,02 Schaumkunststoffplatten   0,004 nach DIN V 18164-1 und DIN 18164-2 Putze ohne und mit Putzträgern: Drahtputz (Rabitzdecken und Verkleidungen), 30 mm Mörteldicke aus Gipsmörtel   0,50 Kalk‑, Gipskalk‑, Gips  0,60 sandmörtel Zementmörtel   0,80 Gipskalkputz auf Putzträgern bei 30 mm Mörteldicke   0,50

1  Größen, Formeln, Bemessung Gegenstand auf Holzwolle-Leicht-Bauplatten bei 20 mm Mörteldicke und d = 15 mm d = 25 mm Gipsputz, Dicke 15 mm Kalk‑, Kalkgips- und Gipssandmörtel, Dicke 20 mm Kalkzementmörtel, Dicke 20 mm Wärmedämmputzsystem: Dämmputz, Dicke 20 mm Dämmputz, Dicke 60 mm Dämmputz, Dicke 100 mm Zementmörtel, 20 mm Baustoffe als Lagerstoffe: Bentonit, lose Bentonit, gerüttelt Blähton, -schiefer (max.) Braunkohlenfilterasche Flugasche Gips, gemahlen Glas, in Tafeln Drahtglas Acrylglas Hochofenstückschlacke Hochofenschlacke granuliert (Hüttensand) Hüttenbims, Naturbims Kalk Kunststoffe als Granulat Zement, gemahlen Zementklinker Ziegelsand, erdfeucht

Flächenlast je cm Dicke [kN/m2/cm]

  0,35   0,45   0,18   0,35   0,40

  0,24   0,32   0,40   0,42 Wichte [kN/m3]   8,0 11,0 15,0 15,0 10,0 15,0 25,0 26,0 12,0 17,0 13,0   9,0 13,0   6,5 16,0 18,0 15,0

15

1.3  Lastannahmen, Einwirkungen

1.3.2 Nutzlasten für Hochbauten Lotrechte Nutzlasten für Decken, Treppen und Balkone: Auswahl nach DIN EN 19911-1:2010-12 + DIN EN 1991-1-1/NA:2010-12  Kategorie Nutzung

Beispiel

Flächenlast Einzellast qk [kN/m2] Qk [kN]

A

Für Wohnzwecke nicht geeigneter, aber zugänglicher Dachraum bis 1,80 m lichter Höhe Decken mit ausreichender Querverteilung der Lasten, Räume und Flure in Wohngebäuden, Bettenräume im Krankenhaus, Hotelzimmer Wie vorher, jedoch ohne ausreichende Querverteilung der Lasten Flure im Bürogebäude, Büroflächen, Arztpraxen ohne schweres Gerät, Stationsräume, Aufenthaltsräume Flure und Küchen im Krankenhaus, Hotel, Altenheim, Internat usw., Behandlungsraum im Krankenhaus einschl. Operationsraum ohne schweres Gerät, Kellerräume im Wohngebäude Wie vorher, jedoch mit schwerem Gerät Flächen mit Tischen, z. B. Kindertagesstätten und -krippen, Schulräume, Cafés, Restaurants, Speisesäle, Empfangsräume, Lesesäle, Lehrerzimmer Flächen mit fester Bestuhlung, z. B. in Kirchen, Theatern oder Kinos, Wartesäle, Hörsäle, Kongresssäle Frei begehbare Flächen, z. B. Eingangsbereiche in öffentlichen Gebäuden und Hotels, Museumsflächen, Ausstellungsflächen sowie Flure zu den Versammlungsräumen Sport- und Spielflächen, z. B. Tanzsäle, Sporthallen, Kraftsporträume, Bühnen Flächen für große Menschenansammlungen, z. B. in Gebäuden von Konzertsälen, Terrassen und Eingangsbereichen Flächen mit erheblichen Menschenansammlungen; Tribünen ohne feste Bestuhlung Flächen von Verkaufsräumen bis 50 m2 Grundfläche in Wohn- und Bürogebäuden Flächen in Einzelhandelsgeschäften und Warenhäusern Wie vorher, jedoch mit erhöhten Einzellasten infolge hoher Lagerregale Flächen in Fabriken und Werkstätten mit leichtem Betrieb und Flächen in Großviehställen Lagerflächen, einschließlich Bibliotheken Flächen in Fabriken und Werkstätten mit mittlerem oder schwerem Betrieb In Gebäuden mit Wohn‑, Aufenthalts‑, Büro- und Stationsräumen ohne nennenswerten Publikumsverkehr In Gebäuden mit erheblichem Publikumsverkehr, in Krankenhäusern, Restaurants, Theater usw. sowie alle Treppen, die als Fluchtweg dienen Zugänge und Treppen von Tribünen ohne feste Sitzplätze, die als Fluchtweg dienen Dachterrassen, Laubengänge, Loggien usw., Balkone, Ausstiegspodeste

1,0

  1,0

1,5



2,0

  1,0

2,0

  2,0

3,0

  3,0

B

A1

Spitzböden

A2

Wohn- und Aufenthaltsräume

A3

Wohn- und Aufenthaltsräume Büroflächen, Arbeitsflächen, Flure

B1 B2

C

B3 C1 C2

Versammlungsräume und Räume, die der Ansammlung von Personen dienen können

C3

C4 C5 C6 D

D1

Verkaufsräume

D2 D3 E

E1.1 E1.2 E2.1

T

T1

Fabriken und Werkstätten, Ställe, Lagerräume und Zugänge Treppen und Treppenpodeste

T2 T3 Z

Zugänge, Balkone und Ähnliches

1 2 3 4 5 6

5,0 3,0

  4,0   4,0

4,0

  4,0

5,0

  4,0

7 8 9

5,0

  7,0

5,0

  4,0

10

7,5

10,0

11

2,0

  2,0

5,0 5,0

  4,0   7,0

5,0

  4,0

6,0 7,5

  7,0 10,0

3,0

  2,0

5,0

  2,0

15

7,5

  3,0

16

4,0

  2,0

12 13 14

16

1  Größen, Formeln, Bemessung

Der Nachweis der örtlichen Mindesttragfähigkeit ist mit dem charakteristischen Wert für die Einzellast Qk ohne Überlagerung mit der Flächenlast qk zu führen. Der Einfluss unbelasteter leichter Trennwände darf durch einen gleichmäßig verteilten Zuschlag (0,8 kN/m2 bei Wandlasten kleiner gleich 3 kN/m bzw. 1,2 kN/m2 bei Wandlasten größer als 3 kN/m und kleiner gleich 5 kN/m) berücksichtigt werden. Bei Nutzlasten von 5 kN/m2 und mehr kann dieser Zuschlag entfallen.

1.3.3 Windlasten Windlasten werden als veränderliche und unabhängige Einwirkungen betrachtet und als Windkräfte (auf das gesamte Bauwerk wirkend) und als Winddrücke (auf Oberflächen von Baukörpern wirkend) erfasst. Sie sind stets senkrecht zur getroffenen Fläche anzusetzen. Windzonenkarte für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland: Auszug aus Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln 2018 

Die in der Windzonenkarte angegebenen Windgeschwindigkeiten vb,0 sind zeitlich gemittelte Werte, die zugehörigen charakteristischen Geschwindigkeitsdrücke qb,0 gelten für eine Mittelung über einen Zeitraum von 10 Minuten. Für die Windlastermittlung nicht schwingungsanfälliger Konstruktionen muss mit einem höheren Böengeschwindigkeitsdruck q in Abhängigkeit von der Höhe z über Baugrund und von der Bodenrauigkeit in der Umgebung des Bauwerksstandortes gerechnet werden.

17

1.3  Lastannahmen, Einwirkungen

Die Bodenrauigkeit wird über die Einteilung in vier Geländekategorien sowie zwei Mischprofile erfasst: Geländekategorie I: Offene See; Seen mit mindestens 5 km freier Fläche in Windrichtung; glattes, flaches Land ohne Hindernisse, (Rauigkeitslänge z0 = 0,01 m, Profilexponent α = 0,12) Geländekategorie II: Gelände mit Hecken, einzelnen Gehöften, Häusern oder Bäumen, z. B. landwirtschaftliches Gebiet, (Rauigkeitslänge z0 = 0,05 m, Profilexponent α = 0,16) Geländekategorie III: Vorstädte, Industrie- oder Gewerbegebiete, Wälder, (Rauigkeitslänge z0 = 0,30 m, Profilexponent α = 0,22) Geländekategorie IV: Stadtgebiete, bei denen mindestens 15 % der Fläche mit Gebäuden bebaut sind, deren mittlere Höhe 15 m überschreitet, (Rauigkeitslänge z0 = 1,05 m, Profilexponent α = 0,30) Mischprofil Küste: Übergangsbereich zwischen Geländekategorie I und II Mischprofil Binnenland: Übergangsbereich zwischen Geländekategorie II und III Vereinfachter Böengeschwindigkeitsdruck qp für Bauwerke bis 25 m Höhe:  Geschwindigkeitsdruck qp in kN/m2 bei einer Gebäudehöhe h in den Grenzen von

Windzone/Geländekategorie

1 2 3 4

Binnenland Binnenland Küste und Inseln der Ostsee Binnenland Küste und Inseln der Ostsee Binnenland Küste und Inseln der Ostsee, Küste der Nordsee Inseln der Nordsee

h ≤ 10 m

10 m  28

1 2

X X X X X X

3 4 5

X

6 X X X X X X X X

X X X

X X X X X X X X X

X X X X X X X

7 X X X X X X X

8 X X X

X X X

9 10 11

X X X X X X

X X X X X

12 13

 mit zusätzlichen Anforderungen an die Wärmedämmung

14 15 16

144

2 Baustoffe

2.4.3 Mauermörtel 2.4.3.1 Mörtelarten/Mörtelgruppen Mörtelart

Mörtelgruppe nach DIN 1053-1

Mörtelklasse nach DIN EN 998-2

Druckfestigkeit βD in N/mm2 nach DIN EN 1015-11

Trockenrohdichte [kg/dm3]

Normalmörtel (NM)

NM I NM II NM IIa NM III NM IIIa LM 21 LM 36 DM

M 1 M 2,5 M 5 M 10 M 20 M 5 M 5 M 10

≥ 1 ≥ 2,5 ≥ 5 ≥ 10 ≥ 20 ≥ 5 ≥ 5 ≥ 10

≥ 1,50

Leichtmörtel (LM) Dünnbettmörtel (DM)

2.4.3.2

≤ 0,70 ≤ 1,00 –

Rezeptmörtel: Mischungsverhältnisse in Raumteilen

Tab. 2.18  Baustellenmörtel – Normalmörtel, Rezeptmörtel; Mischungsverhältnisse in Raumteilen. (Quelle: DIN 18580:2019-06, Tabelle 2) Mörtelgruppe

Mörtelklas- Luftkalk se nach DIN Kalkteig EN 998-2

HydrauliKalkhydrat scher Kalk (HL2)

Hydraulischer Kalk (HL5), Putz- und Mauerbinder (MC5)

Zement

Sanda aus natürlichem Gestein

I

M 1

II

M 2,5

IIa

M 5

III

M 10

– 1 – – – 2 – – 1 – –

– – – 1 – – – 1 – 2 –

– – – – 1 1 1 – 1 1 1

4 3 3 4,5 8 8 8 3 6 8 4

a

1 – – – 1,5 – – – – – –

– – 1 – – – 2 – – – –

 Die Werte des Sandanteils beziehen sich auf den lagerfeuchten Zustand

2.4.3.3 Anwendungsbereiche Anwendungsbereich

Normalmörtel

Leichtmörtel Dünnbettmörtel

Mörtelgruppe Gewölbe Kellermauerwerk

I

II, IIa

III, IIIa

− −

+ +

+ +

− +

+ +

145

2.4 Mauerwerk Anwendungsbereich

Normalmörtel

Leichtmörtel Dünnbettmörtel

Mörtelgruppe > 2 Vollgeschosse Wanddicke  10 % (§ 2 Abs. 3 Nr. 2 VOB/B), • 3. Fall: Mengenunterschreitung > 10 % (§ 2 Abs. 3 Nr. 3 VOB/B). In dem ersten Fall wird der vertraglich vereinbarte Einheitspreis der jeweiligen Position nicht angepasst und die Vergütung dieser Position wird nach dem „normalen“ Schema (vereinbarter Einheitspreis × ausgeführte Menge) abgerechnet. Eine Mengenabweichung von bis zu 10 % wird als normales Risiko für beide Vertragsparteien angesehen und führt deshalb nicht zu einer Anpassung des Einheitspreises; unabhängig davon, ob es sich um eine Mengenüber- oder eine Mengenunterscheidung handelt. Weicht die tatsächlich ausgeführte Menge gegenüber der vertraglich vorgesehenen Menge hingegen um mehr als 10 % ab, wird zwischen Mengenüber- und Mengenunterschreitung unterschieden. Kommt es zu einer Mengenüberschreitung von mehr als 10 %, muss gemäß § 2 Abs. 3 Nr. 2 VOB/B auf Verlangen einer der Vertragsparteien ein neuer Einheitspreis gebildet werden. Verlangt keine der Vertragsparteien eine Anpassung des Einheitspreises, bleibt dieser unverändert und wird nicht automatisch angepasst. Da der AN bei einer Mengenüberschreitung mehr ausführt als ursprünglich kalkuliert, kommt es zu einer Überdeckung seiner Baustellengemeinkosten (im Folgenden kurz: BGK) sowie Allgemeinen Geschäfts152

Vgl. Kapellmann et al. 2017b, Rn. 5, S. 6 f. Vgl. Gralla 2020, S. 6.5 f.

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3.5 Nachtragsmanagement

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kosten (im Folgenden kurz: AGK)154. In den meisten Fällen ist es demnach der AG, der eine Anpassung bzw. Reduzierung des Einheitspreises verlangt. In Ausnahmefällen kann eine Anpassung des Einheitspreises allerdings auch im Interesse des AN liegen.155 Zu erfolgen hat die Berechnung es neuen Einheitspreises, je nach vertraglicher Grundlage, nach tatsächlich erforderlichen Kosten oder nach vorkalkulatorischer Preisfortschreibung.156 Erfolgt die Berechnung nach vorkalkulatorischer Preisfortschreibung, so sind im Regelfall die BGK in dem neuen Einheitspreis nicht mehr enthalten, da dieser Umlagebetrag bereits mit der vertraglich vorgesehenen Menge erwirtschaftet worden ist. Der neue Einheitspreis ist somit niedriger als der alte, sofern keine Erhöhung der Einzelkosten der Teilleistungen (im Folgenden kurz: EKT)157 oder andere Erhöhungen gerechtfertigt werden können.158 Wichtig zu beachten ist, dass der neu zu bildende Einheitspreis erst ab 110,1 % der Menge gilt, bis 110 % wird nach dem ursprünglichen Einheitspreis analog zu dem ersten Fall abgerechnet. Dieselbe Position wird folglich mit zwei verschiedenen Einheitspreisen (bis 110 % der Menge: alter Einheitspreis, ab 110,1 % neuer Einheitspreis) abgerechnet, es wird von einem gespaltenen Einheitspreis gesprochen.159 Dass aus Mengenüberschreitungen nach § 2 Abs. 3 VOB/B unmittelbar Bauzeitverlängerungsansprüche des AN folgen, ist laut Experten unstrittig. Denn selbstverständlich dauert es z. B. länger, 150 m2 Wandfläche zu mauern als 100 m2.160 Im dritten Fall dürfte es der AN sein, der eine Anpassung des Einheitspreises verlangt, denn ebenso wie es bei einer Mengenüberschreitung zu einer Überdeckung der BGK kommt, führt eine Mengenunterschreitung zu einer Unterdeckung der BGK, aber auch der AGK und des Gewinns, bzw. kann dazu führen. § 2 Abs. 3 Nr. 3 Satz 1 VOB/B besagt, dass „[…] auf Verlangen der Einheitspreis für die tatsächlich ausgeführte Menge der Leistung oder Teilleistung zu erhöhen [ist; Einschub der Verfasser*innen], soweit der Auftragnehmer nicht durch Erhöhung der Mengen bei anderen Ordnungszahlen (Positionen) oder in anderer Weise einen Ausgleich erhält.“161

Dass eine Unterdeckung nicht automatisch eintritt, liegt somit darin begründet, dass ein Ausgleich der Deckung der unabhängig von der Leistungserbringung anfallenden BGK, AGK sowie des Gewinns über andere Positionen möglich ist. § 2 Abs. 3 Nr. 3 VOB/B gilt auch „[…] wenn eine Position, ohne dass eine Anordnung oder (Teil‑) Kündigung des 154

Die Begriffe AGK und BGK werden im Rahmen des Kap. 12 Kalkulation erläutert. AGK sind in Abschn. 12.3.7 „Endzuschläge“ und BGK in Abschn. 12.3.6 „Gemeinkosten der Baustelle“ zu finden. 155 Dazu: Gralla 2020, S. 6.7. 156 Näheres hierzu in Abschn. 3.5.4 „Nachtragskalkulation“. 157 Die Berechnung der EKT wird im Rahmen des Kap. 12 Kalkulation in Abschn. 12.3 „Ermittlung der Kosten“ ausführlich behandelt. 158 Vgl. Gralla 2020, S. 6.8 ff. 159 Vgl. Althaus 2020, Rn. 76, S. 211 und Kimmich und Bach 2017, Rn. 822, S. 269. 160 Vgl. Gralla 2020, S. 6.10 f. 161 VOB/B, vom 31.01.2019, § 2 Abs. 3 Nr. 3 Satz 1.

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3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

Auftraggebers vorliegt, überhaupt nicht ausgeführt wird, also auf eine Menge von Null sinkt.“162 Wird die Unterdeckung in einer oder mehreren Positionen durch eine Überdeckung in anderen Positionen ausgeglichen, muss die Überdeckung mit der Unterdeckung verrechnet werden. Das erfolgt in der sogenannten Ausgleichsberechnung.163 Anders als bei der Mengenüberschreitung gilt der neue Einheitspreis bei der Mengenunterschreitung für die gesamte ausgeführte Menge und es kommt nicht zu einem gespaltenen Einheitspreis.164 Der neue Einheitspreis wird ansonsten analog zu den Regelungen für Mengenüberschreitungen gebildet.

3.5.3.3 Selbstübernahme von Teilleistungen (§ 2 Abs. 4 VOB/B)165 Wenn der AG Leistungen erbringt, die laut dem Vertrag eigentlich Teil des Leistungsumfangs des AN sind, so greift die Regelung des § 2 Abs. 4 VOB/B zur sogenannten Selbstübernahme von Teilleistungen. Für diesen Fall gelten dieselben Vergütungsvorschriften für den AN wie im Falle einer freien Kündigung nach § 8 Abs. 1 Satz 2 VOB/B, auf die in § 2 Abs. 4 VOB/B explizit verwiesen wird. Die Selbstübernahme durch den AG wird somit als freie Teilkündigung behandelt.166167 Diese Vergütungsvorschriften besagen, dass dem AN die gesamte vereinbarte Vergütung zusteht, abzüglich der Kosten, die er sich aufgrund der Nichtausführung erspart, anderweitig erwirbt durch die freigewordenen Ressourcen oder zu erwerben böswillig unterlässt.168 Mit nahezu identischem Wortlaut trifft der § 648 Satz 2 BGB die gleiche Regelung wie die VOB/B. Sowohl VOB/B als auch BGB sehen hier die Berechnungsgrundlage für die aus einer Selbstübernahme des AG resultierenden Vergütung in der vorkalkulatorischen Preisfortschreibung. Die Regelungen des § 2 Abs. 4 VOB/B lassen sich gemäß § 2 Abs. 7 Nr. 2 VOB/B ebenfalls auf Pauschalverträge beziehen.169 3.5.3.4 Anordnung von Leistungsänderungen (§ 2 Abs. 5 VOB/B)170 Eine Anordnung durch den AG zur Leistungsänderung führt nach Vertragsschluss eindeutig nicht zu einem „neuen Bau-Soll“, sondern immer zu einer Soll-Ist-Abweichung.171 Dieser 162

Kimmich und Bach 2017, Rn. 843, S. 275. Dazu unter Anderem Althaus 2020, Rn. 92 ff., S. 215 f sowie Kimmich und Bach 2017, Rn. 848 ff., S. 276 f. 164 Vgl. Kimmich und Bach 2017, Rn. 842, S. 275. 165 Dieser Paragraf gilt ebenfalls für den Fall, dass ein Pauschalvertrag vereinbart worden ist. 166 Vgl. Kapellmann et al. 2017b, Rn. 510, S. 204. 167 Der einzige Unterschied zwischen freier Teilkündigung und Selbstübernahme besteht darin, dass erstere nach § 8 Abs. 6 VOB/B der Schriftform bedarf. Vgl. Kapellmann et al. 2017b, Rn. 1190, S. 564. 168 Vgl. VOB/B, vom 31.01.2019, § 8 Abs. 1 Nr. 2 Satz 2. 169 Kapellmann et al. 2017a, Rn. 1304 f, S. 452. 170 Dieser Paragraf gilt ebenfalls für den Fall, dass ein Pauschalvertrag vereinbart worden ist. 171 Vgl. Kapellmann et al. 2017b, Rn. 100, S. 42. 163

3.5 Nachtragsmanagement

183

Fakt ist von grundlegender Bedeutung für das Verständnis von AG-seitigen Anordnungen als Soll-Ist-Abweichung. Das Anordnungsrecht des AG wurde bereits ausführlich in Abschn. 3.4.1 erörtert. Keine andere Vertragsart außer dem Bauvertrag kennt ein einseitiges Anordnungsrecht einer Vertragspartei, das diese dazu berechtigt, den Vertragsinhalt nachträglich zu verändern. Diese Ausnahme besteht nur bei Bauverträgen, da Bauprojekte dies mit ihren langen Projektlaufzeiten und all ihren anderen Besonderheiten172 verlangen. Das einseitige Anordnungsrecht des AG bedeutet automatisch auch einen einseitigen Vergütungsanspruch des AN.173 Im Wortlaut besagt § 2 Abs. 5 Satz 1 VOB/B: „Werden durch Änderung des Bauentwurfs oder andere Anordnungen des Auftraggebers die Grundlagen des Preises für eine im Vertrag vorgesehene Leistung geändert, so ist ein neuer Preis unter Berücksichtigung der Mehr- oder Minderkosten zu vereinbaren.“174

Demnach sind Änderungen des Bauentwurfs der wichtigste Anwendungsfall des § 2 Abs. 5 VOB/B. Eine Anordnung zur Änderung der Bauumstände ist nur in Ausnahmefällen erlaubt, z. B. darf der AG anordnen, dass ein AN als Folgegewerk eines anderen Gewerks erst später mit der Ausführung beginnen darf, weil das vorangegangene Gewerk Mängel produziert hat und diese zunächst behoben werden müssen. Über solche Fälle hinausgehende Anordnungen zu den Bauumständen sind nicht von dem Anordnungsrecht des AG nach § 1 Abs. 3 und 4 VOB/B eingeschlossen. Somit sind insbesondere zeitliche Anordnungen, die keinen bautechnischen Zwängen folgen, das heißt Beschleunigungsanordnungen, nicht rechtens.175, 176 Werden allerdings vertraglich nicht erlaubte Anordnungen des AG durch den AN dennoch ausgeführt, steht dem AN trotz rechtswidriger Anordnung ein Vergütungsrecht zu. Dieses besteht dann nach der Sonderbestimmung des § 2 Abs. 5 VOB/B als „andere Anordnung“.177 Die Berechnung des neuen Preises von geänderten Leistungen nach § 2 Abs. 5 VOB/B wird in Abschn. 3.5.4 in Kombination mit Abschn. 3.4.1 beschrieben.

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178

3.5.3.5 Anordnung von nicht vorgesehener Leistung (§ 2 Abs. 6 VOB/B) Ist eine Leistung nicht vertraglich vorgesehen, wird von einer zusätzlichen Leistung nach § 2 Abs. 6 VOB/B gesprochen. Eine Unterscheidung zwischen geänderter (§ 2 Abs. 5 172

Die Besonderheiten von Bauprojekten bzw. der Baubranche sind in Abschn. 4.1.3 „Branchenspezifische Besonderheiten“ detailliert erläutert. 173 Vgl. Kapellmann et al. 2017b, Rn. 776, S. 341. 174 VOB/B, vom 31.01.2019, § 2 Abs. 5 Satz 1. 175 Vgl. Kapellmann et al. 2017b, 785 f., S. 350 ff. 176 Weitere Ausführungen zu „anderen Anordnungen“ gemäß § 2 Abs. 5 VOB/B sind unter Anderem hier zu finden: Kapellmann et al. 2017b, ab Rn. 782 ff, ab S. 348 ff oder Althaus 2020, ab Rn. 118 ff, ab S. 222 ff. 177 Vgl. Kapellmann und Langen 2018, Rn. 57, S. 72. 178 Dieser Paragraf gilt ebenfalls für den Fall, dass ein Pauschalvertrag vereinbart worden ist.

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3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

VOB/B) und zusätzlicher Leistung ist in der Praxis häufig schwieriger als angenommen werden würde. Kapellmann gibt für die Unterscheidung folgende Orientierungshilfe: „Im Zweifelsfall ist für die Abgrenzung darauf abzustellen, ob sich die neue Leistung noch technisch-kalkulatorisch aus einer schon als Bausoll vorhandenen Leistung entwickeln lässt (dann geänderte Leistung) oder ob das z. B. angesichts eines völlig geänderten Produktionsverfahren nicht mehr möglich ist (dann zusätzliche Leistung).“179

Grundsätzlich ist die Unterscheidung allerdings nicht zwingend erforderlich, denn der einzige Unterschied zwischen den beiden Paragrafen besteht darin, dass der AN vor der Ausführung einer zusätzlichen Leistung den daraus folgenden Mehrvergütungsanspruch ankündigen muss. Diese Bedingung für das Bestehen eines Vergütungsanspruchs kennt die geänderte Leistung nicht. Um in der Baupraxis kein unnötiges Risiko einzugehen und aufgrund der Schwierigkeit der Unterscheidung zwischen beiden Fällen, raten Juristen den AN dazu sowohl bei Änderungs- als auch bei Zusatzleistungen immer schriftlich vor Ausführungsbeginn den Mehrvergütungsanspruch bei dem AG anzukündigen.180 § 650b BGB des neuen Bauvertragsrechts, der das Anordnungsrecht des Bestellers (= die Bezeichnung des BGB für den AG) regelt, unterscheidet nicht zwischen geänderter und zusätzlicher Leistung.181 Wie die zusätzliche Vergütung nach VOB/B und BGB bei angeordneten (zusätzlichen) Leistungen zu berechnen ist, ist den Abschn. 3.4.1 und 3.5.4 zu entnehmen.

3.5.3.6

Vom Vertrag abweichende Leistungen ohne Auftrag (§ 2 Abs. 8 VOB/B)182 § 2 Abs. 8 VOB/B regelt die Folgen für den Fall, dass der AN eine vom Bau-Soll abweichende Leistung ohne Anordnung durch den AG erbringt. Dabei wird nicht unterschieden, ob es sich um eine geänderte oder um eine zusätzliche Leistung handelt. Grundsätzlich erhält der AN in diesem Fall nach § 2 Abs. 8 Nr. 1 Satz 1 VOB/B keine Vergütung und muss nach Satz 2 und 3 auf Verlangen des AG innerhalb einer angemessenen Frist für die Beseitigung der ausgeführten Leistung sorgen. Kommt er diesem Verlangen nicht nach, kann der AG eine Ersatzvornahme183 vornehmen. Allerdings kann eine Leistung, die der AN ohne Auftrag oder unter eigenmächtiger Abweichung184 vom Vertrag ausführt, doch zu einem Vergütungsanspruch führen. Dies ist nach § 2 Abs. 8 Nr. 2 Satz 1 VOB/B der Fall, wenn der AG die Leistung nachträglich anerkennt oder nach Satz 2, „[…] wenn die Leistungen für die Erfüllung des Vertrags not179

Kapellmann und Langen 2018, Rn. 60, S. 74. Vgl. Kapellmann und Langen 2018, Rn. 64, S. 75 f. 181 Vgl. Gralla 2020, S. 6.39. 182 Dieser Paragraf gilt ebenfalls für den Fall, dass ein Pauschalvertrag vereinbart worden ist. 183 Unter Ersatzvornahme wird verstanden, dass der*die AG eine*n Dritte*n mit der jeweiligen Leistung beauftragt, hier die Beseitigung der Leistung des*der AN und der*die AN die Kosten für die Leistung des*der Dritten übernehmen muss. 184 Eine eigenmächtige Abweichung vom Vertrag liegt z. B. vor, wenn der*die AN die Fenster blau anstatt grün streicht. Vgl. Kapellmann et al. 2017b, Rn. 1166, S. 551. 180

3.5 Nachtragsmanagement

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wendig waren, dem mutmaßlichen Willen des Auftraggebers entsprachen und ihm unverzüglich angezeigt wurden.“185 Falls doch ein Vergütungsanspruch besteht, so erfolgt die Vergütung je nachdem, ob es sich um eine geänderte oder um eine zusätzliche Leistung handelt, nach § 2 Abs. 5 oder § 2 Abs. 6 VOB/B. Im Regelfall sind eigenmächtige Abweichungen von der vertraglich vereinbarten Leistung (dem Bau-Soll) vertragswidrig bzw. mangelhaft nach § 4 Abs. 7 bzw. § 13 VOB/B und somit ist davon abzusehen.186

3.5.3.7 Nachträge aus gestörten Bauabläufen Störungen des Bauablaufs können entweder aus vertragswidrigen Störungen oder aus vertragskonformen Leistungsmodifikationen resultierten. Somit gilt es immer zu hinterfragen, ob aus der vorliegenden Störung tatsächlich Bauzeitverzögerungen entstehen (Frage: Führen die Störungen zu einer Verschiebung des Fertigstellungstermins?). Im nächsten Schritt ist, bei tatsächlicher Bauzeitverzögerung, zu prüfen, ob Ansprüche auf eine Verlängerung der Ausführungsfristen und ein Anspruch auf Mehrkostenerstattung im Rahmen von Vergütungs‑, Schadensersatz- oder Entschädigungsansprüchen bestehen.187 Die innerhalb dieses Kapitels bereits thematisierten Anspruchsgrundlagen für Nachträge des AN können alle zu weiteren Nachtragsforderungen führen, wenn sie zu einem gestörten Bauablauf führen. Die Nachtragsforderungen, die sich daraus ergeben, sind eine Verlängerung der Ausführungsfristen und eine Erstattung von zeitabhängigen Mehrkosten (z. B. längere Vorhaltung der Baustelleneinrichtung).188 Konkret handelt es sich um folgende Anspruchsgrundlagen: • • • • •

Mengenabweichungen (§ 2 Abs. 3 VOB/B), Selbstübernahme von Teilleistungen (§ 2 Abs. 4 VOB/B), Anordnung von Leistungsänderungen (§ 2 Abs. 5 VOB/B), Anordnung von nicht vorgesehener Leistung (§ 2 Abs. 6 VOB/B) und vom Vertrag abweichende Leistungen ohne Auftrag (§ 2 Abs. 8 VOB/B).

Ähnliches gilt für Verträge nach dem BGB, denn auch wenn Leistungsänderungen des AG nach § 650b Abs. 1 Satz 1 BGB zu einer Verlängerung von Ausführungsfristen und damit zu einer tatsächlichen Bauzeitverlängerung führen, werden von der Vergütungsanpassung nach § 650c Abs. 1 und 2 ebenfalls die aus der Bauzeitverlängerung resultierenden Mehrkosten erfasst.189 Streng zu unterscheiden sind diese Anspruchsgrundlagen von anderen Zahlungsansprüchen des AN, deren Anspruch durch vertragswidriges Verhalten des AG zu begründen ist. Bei schuldhaftem Verletzten von Vertragspflichten durch den AG entstehen Schadensersatzansprüche des AN nach § 280 Abs. 1 Satz 1 BGB, sowohl für BGB- als auch für VOB185

VOB/B, vom 31.01.2019, § 2 Abs. 8 Nr. 2 Satz 2. 186 Vgl. Kapellmann et al. 2017b, Rn. 1166, S. 551. 187 Vgl. Gralla 2020, S. 6.43. 188 Vgl. Gralla 2020, S. 6.44 f. 189 Vgl. Althaus 2020, Rn. 363, S. 299.

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3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

Verträge190. Liegt kein Verschulden des AG vor, wohl aber unter Anderem ein Unterlassen einer notwendigen Mitwirkungspflicht durch den AG, so hat der AN Anspruch auf eine angemessene Entschädigung nach § 642 BGB (bei VOB-Verträgen ebenfalls indirekt nach § 6 Abs. 6 Satz 2 VOB/B).191 Die Anspruchsfolgen sind somit ganz andere, je nachdem, ob es sich um einen aus Leistungsänderungen oder aus vertragswidrigem Verhalten resultierenden Anspruch aus gestörtem Bauablauf handelt. Eine Handlung des AG kann grundsätzlich nur zu einem Anspruch auf zusätzliche Vergütung oder zu Schadensersatzansprüchen führen, niemals aber zu beidem gleichzeitig. Der AN kann sich demnach auch nicht aussuchen, welchen Anspruch er lieber annehmen möchte.192 In Abb. 3.10 sind die Ansprüche des AN bei Behinderungen und Unterbrechungen mit den entsprechend dafür notwendigen Voraussetzungen und sich daraus ergebenden Rechtsfolgen in Form einer abschließenden Übersicht aufgeführt.193 Bei allen aus § 6 VOB/B resultierenden Ansprüchen ist die Voraussetzung, dass der jeweilige Anspruch tatsächlich dem AN zusteht, dass der AN die Behinderung anzeigt. Die Behinderungsanzeige an den AG muss nach § 6 Abs. 1 Satz 1 VOB/B unverzüglich schriftlich erfolgen, wenn der AN sich in der ordnungsgemäßen Ausführung seiner Leistung behindert glaubt. Obwohl die Schriftform der Behinderungsanzeige nicht zwingend erforderlich sei, empfehle es sich dennoch aus Beweisgründen die Behinderungsanzeige schriftlich mitzuteilen.194 Wird die Anzeige der möglichen Behinderung durch den AN versäumt, besteht nach § 6 Abs. 1 Satz 2 VOB/B nur Anspruch, wenn die hindernden Umstände dem AG offenkundig bekannt waren. Da dieser Nachweis schwierig zu erbringen ist, sollte der AN die Behinderung immer (schriftlich) anzeigen. Da auch Leistungsänderungen und Ähnliches zu Ansprüchen auf Bauzeitverlängerung und Mehrvergütung führen können und demnach auch als Behinderung anzusehen sind, ist die Behinderungsanzeige bei Leistungsänderungen ebenfalls erforderlich, wenn diese Ansprüche geltend gemacht werden sollen.195 Die vom Bundesgerichtshof (im Folgenden kurz: BGH) als für einen Anspruch aus gestörtem Bauablauf als notwendig erachteten Anforderung an die Beweisführung des AN fasst Gralla wie folgt zusammen: „Voraussetzung für einen Anspruch ist demnach, dass der Auftragnehmer zunächst darlegen bzw. nachweisen muss, – dass die Bauzeit mit den kalkulierten und zur Verfügung stehenden Mitteln (Personal, Gerät, Material) bei ungestörtem Bauablauf eingehalten worden wäre (Auskömmlichkeitsnachweis), 190 Entsteht bei VOB-Verträgen aus den Pflichtverletzungen des*der AG eine Behinderung nach § 6 Abs. 6 Satz 1 VOB/B, so ist ein darüberhinausgehender vertraglicher Schadensersatzanspruch die Folge. Vgl. Althaus 2020, Rn. 2, S. 364. 191 Vgl. Althaus 2020, Rn. 2, S. 338. 192 Vgl. Althaus 2020, Rn. 3, S. 364. 193 Für detailliertere Informationen zu den aufgeführten Anspruchsgrundlagen und deren Unterschieden wird auf die Literaturempfehlungen am Ende dieses Kapitels verwiesen. 194 Vgl. Zanner 2014, S. 27. 195 Vgl. Zanner 2014, S. 27 f.

3.5 Nachtragsmanagement

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1 2 3 4 5 6 7 8 Abb. 3.10  Überblick zu den Ansprüchen aus Behinderung und Unterbrechung 196 – er selbst im Zeitpunkt einer Behinderung überhaupt leistungsbereit war, – keine von ihm selbst verursachten Verzögerungen vorlagen und – keine Umstände gegeben waren, die gegen eine Behinderung sprechen […]. Darauf aufbauend hat der Auftragnehmer den Einfluss jeder einzelnen Einwirkung bzw. Störung auf den Bauablauf nachvollziehbar dazulegen; hierbei sind Dauer und Auswirkung einzeln zu bewerten […].“196197

Diese Ausführungen dürften reichen, um die Komplexität einer Beweisführung von gestörten Bauabläufen darzustellen. Weiterführende, empfehlenswerte Literatur zu dieser Thematik sind beispielsweise die Bücher: • „Nachtragsmanagement bei gestörten Bauabläufen – Mehrkosten sicher ermitteln“ von Steffen Athing (ISBN: 978-3-658-30514-7), • „Rechte aus gestörtem Bauablauf nach Ansprüchen – Entscheidungshilfen für Auftraggeber, Auftragnehmer und Projektsteuerer“ von Zanner et  al. (ISBN: 978-3-83482599-5).

196

Eigene Darstellung i. A. a. Zanner 2014, S. 22. 197 Gralla 2020, S. 6.48 f.

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3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

3.5.4 Nachtragskalkulation Grundsätzlich wurde die Nachtragskalkulation198 und die mit dem neuen BGB-Bauvertragsrecht einhergehenden Schwierigkeiten bei der Nachtragskalkulation bereits ausführlich in Abschn. 3.4.1 „Besonders praxisrelevante Einzelfragen“ thematisiert. Verschärft wird diese Problematik dadurch, dass in der VOB/B an keiner Stelle explizit erwähnt wird, dass die Nachtragskalkulation über die Fortschreibung der Urkalkulation (bekannt als vorkalkulatorische Preisfortschreibung) zu erfolgen hat. Zumindest für § 2 Abs. 3 Nr. 2 VOB/B hat der BGH 2019 entschieden, dass allein die Vereinbarung der VOB/B nicht ausreicht, um eine Nachtragsberechnung über die vorkalkulatorische Preisfortschreibung zu rechtfertigen. Es bedarf dazu einer Einigung der Vertragsparteien vor oder nach Vertragsschluss darüber, dass die VOB/B so ausgelegt und verstanden wird. Gibt es diese Einigung nicht, so gebe es eine Regelungslücke der VOB/B und nach BGH wäre dann eine Berechnung nach den tatsächlich erforderlichen Kosten zuzüglich angemessener Zuschläge vereinbart worden.199 Laut Althaus und Bartsch lassen sich die Ausführungen ebenfalls auf Nachträge nach § 2 Abs. 5 VOB/B übertragen, auf § 2 Abs. 6 Nr. 2 hingegen seien sie hingegen nicht so eindeutig anwendbar.200 Unabhängig davon, welche vertraglichen Vereinbarungen getroffen worden und welche Berechnungsmethoden somit möglich bzw. nicht möglich sind, ist es wichtig, dass verstanden wird, wie die Berechnungsmethoden praktisch anzuwenden sind. Dafür ist der Teil 6 Berechnungsbeispiele des Buches „Nachträge am Bau“ (ISBN: 978-3-406-72595-1) sehr zu empfehlen. Dort ist an einem anschaulichen Beispiel zunächst die ursprüngliche Kalkulation der Leistung (Herstellen einer Mauerwerkswand inklusive Fundamente), des Bau-Solls, dargestellt und für verschiedene Fälle (Wand statt aus Mauerwerk in Beton und Erhöhung der Wandstärke) die Nachtragskalkulation sowohl nach tatsächlich erforderlichen Kosten zuzüglich angemessener Zuschläge als auch nach vorkalkulatorischer Preisfortschreibung auf Basis der Urkalkulation Schritt für Schritt erläutert.201 Die Kalkulation der Nachträge in der täglichen Baustellenpraxis wird in den meisten Fällen nach der vorkalkulatorischen Preisfortschreibung berechnet, aber in den seltensten Fällen wird diese Berechnungsmethode durch AG oder AN angezweifelt. Besteht über die Verhandlung des Nachtrags „dem Grunde nach“ Einigkeit202, wird die Verhandlung „der Höhe nach“ häufig nur über die Summe an sich geführt, die eigentliche Kalkulation der Nachtragssumme wird nicht weiter hinterfragt, sondern einfach z. B. um 10 %, gekürzt.

198

Die „normale“ Kalkulation vor Auftragsvergabe wird ausführlich in Kap. 12 behandelt. Vgl. BGH 7. Zivilsenat, vom 08.08.2019 und Althaus 2020, 190 ff, S. 242 ff. 200 Vgl. Althaus 2020, Rn. 197 f, S. 243. 201 Vgl. Althaus 2020, S. 403. 202 Sprich: sind sich die Vertragsparteien darüber einig, dass die Nachtragsforderung des*der AN grundsätzlich gerechtfertigt ist. 199

3.6 Abnahme

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3.5.5 Daraus resultierende, wichtige Aspekte für den Baustellenalltag Die wichtigste Schlussfolgerung dieses Unterabschnitts für den Baustellenalltag lautet, dass die Dokumentation des Bau-Ists und die Kenntnis des Bau-Solls unerlässlich sind. Ohne eine funktionierende und zeitnahe Dokumentation ist das beste Nachtragsmanagement wertlos, denn nur, wenn z. B. die Anordnung des AG dokumentiert worden ist, kann sie im Streitfall nachgewiesen werden. Aus allen vorangegangenen Überlegungen resultiert die Tatsache, dass eine ehrliche, kontinuierliche und eindeutige projektinterne Kommunikation enorm wichtig ist. Die Kalkulationsabteilung muss der Bauleitung ehrlich mitteilen, welche Ansätze sie in der Kalkulation verwandt hat und die Bauleitung muss weitergeben, wenn die Kalkulationsansätze nicht erreicht werden können. Nur dann kann auf der einen Seite einer festgestellten Soll-Ist-Abweichung eine Ursachenanalyse folgen und auf der anderen Seite kann nur so ein möglicher zusätzlicher Vergütungsanspruch erkannt werden. Die kooperative Zusammenarbeit aller AN-seitigen Baubeteiligten ist somit der Schlüssel zu einem funktionierenden Nachtragsmanagement. Weiterführende Literatur bietet das Buch „VOB für Bauleiter“ von Bernd Kimmich und Hendrik Bach (ISBN: 978-3-8462-0510-5), das, obwohl 2017 erschienen, ebenfalls das neue BGB-Bauvertragsrecht 2018 enthält. Sämtliche wichtigen Gesichtspunkte des Bauablaufs vom Vertragsschluss, über Behinderungen bis zur Abnahme werden jeweils in folgenden drei Unterabschnitten verständlich und praxistauglich aufbereitet: • I – Was muss der Bauleiter wissen? • II – Handhabung in der Praxis und • III – Musterschreiben.

3.6 Abnahme Die Abnahme des zu errichtenden Werkes ist die erste Hauptpflicht des AG.203 Nach Fertigstellung des Bauwerks und Beendigung der Ausführung der Bauleistungen stellt die Abnahme204 den Projektabschluss dar. Die Abnahme ist ein wichtiger Meilenstein und hat große vertragsrechtliche Relevanz. Grundsätzliche Voraussetzung für eine Abnahme ist das Bestehen von Abnahmereife, das bedeutet, dass das Werk im Wesentlichen fertiggestellt und im Wesentlichen mängelfrei ist.205 Unwesentliche Mängel sowie ausstehende Restarbeiten stehen einer Abnahme somit nicht im Weg. Rechtsgeschäftlich bedeutet die Abnahme eine „[…] mit der körperlichen 203

Vgl. Kapellmann und Langen 2018, Rn. 116, S. 109. Der Begriff der Abnahme wird in vielen verschiedenen Anwendungsfällen benutzt. „So nimmt beispielsweise der TÜV eine erstellte Aufzugsanlage ab. Das Bauordnungsamt nimmt den Rohbau ab […]“ Kapellmann und Langen 2018, Rn. 200, S. 167 An dieser Stelle wird sich allerdings hingegen auf die privatrechtliche Abnahme zwischen AG und AN konzentriert. 205 Vgl. Kapellmann und Langen 2018, Rn. 200, S. 167. 204

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3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

Hinnahme verbundene Billigung des Werkes als der Hauptsache nach vertragsgemäße [sic!] Leistung.“206 Gemäß § 12 VOB/B bedeutet die Abnahme das Ende des Erfüllungs- und gleichzeitig den Beginn des Mängelbeseitigungsanspruches. Somit stellt die Abnahme den Beginn der Gewährleistungsphase dar, die Verjährungsfristen starten. Die Beweislast für das Vorhandensein von Mängeln liegt ab diesem Zeitpunkt bei dem AG. Das heißt: Er muss nach der Abnahme beweisen, dass ein Mangel vorliegt und nicht mehr der AN, dass kein Mangel vorliegt. Ebenfalls die Leistungs- und die Preisgefahr gehen ab dem Zeitpunkt auf den AG über. Das bedeutet, dass der AG die Gefahr eines zufälligen Untergangs oder einer zufälligen Verschlechterung der Leistung, z. B. durch Beschädigung durch Dritte, trägt. Wird die abgenommene Leistung beschädigt, so muss der AN nicht erneut leisten, vor der Abnahme hingegen schon und zwar auf eigene Kosten.207 Sind bei der Abnahme Mängel bekannt, so muss der AG sich die daraus resultierenden Rechte bei der Abnahme vorbehalten, ebenso etwaige Rechte, die aus Vertragsstrafen resultieren. Versäumt der AG diese Vorbehalte, so kann er keinen Anspruch aus diesen Mängeln oder aus der Vertragsstrafe geltend machen.208 Darüber hinaus wird mit der Abnahme die Vergütung fällig und der AN hat einen Anspruch auf Zahlung der Schlussrechnung. Voraussetzung für diesen Anspruch ist nach § 16 Abs. 3 VOB/B allerdings, dass dem AG eine prüffähige Schlussrechnung gestellt wird. Diese Bedingung wurde analog zu der VOB/B in den neuen § 650g Abs. 4 Satz 1 BGB mit aufgenommen.209 Dem AG bleibt eine Prüffrist von 30 Tagen, jedoch höchstens 60 Tagen, nach deren Ablauf die Vergütung spätestens fällig ist. Mit dem Stellen der Schlussrechnung verfällt der Anspruch des AN auf Abschlagszahlungen.210 Darüber hinaus gibt es nach § 12 VOB/B und § 640 BGB verschiedene Formen der Abnahme. Die Abnahme kann • • • •

förmlich (§ 12 Abs. 4 VOB/B, das BGB kennt die förmliche Abnahme nicht), ausdrücklich (§ 12 Abs. 1 VOB/B und § 640 Abs. 1 BGB), konkludent (§ 12 Abs. 5 Nr. 2 VOB/B und § 640 Abs. 2 BGB) oder fiktiv (§ 12 Abs. 5 VOB/B und § 640 Abs. 2 BGB)

erfolgen. In Abb. 3.11 sind die Abnahmeformen nach § 12 VOB/B graphisch übersichtlich dargestellt. Förmlich hat die Abnahme immer dann stattzufinden, wenn dies vertraglich von einer der beiden Vertragsparteien verlangt wird. Das bedeutet, dass die Schriftform vorgeschrieben ist. Die Abnahmeerklärung beinhaltet die Erklärung, dass die Bauleistung als 206

Gralla 2020, S. 2.14. Vgl. Gralla 2020, S. 2.19 f. 208 Vgl. Rustmeier 2018, S. 40 f. 209 Im Rahmen der Werkvertragsreform des BGB zum 01.01.2018. Näheres dazu unter Abschn. 3.4 „Das neue BGB-Bauvertragsrecht ab 01.01.2018“. 210 Gralla 2020, S. 2.20. 207

3.6 Abnahme

191

1 2 3 4 Abb. 3.11  Abnahmeformen nach § 12 VOB/B 211

im Wesentlichen vertragsgemäß und mangelfrei anerkannt wird. Liegen zum Zeitpunkt der Abnahme wesentliche Mängel vor, so kann der AG nach § 12 Abs. 3 VOB/B die Abnahme verweigern. Die ausdrückliche Abnahme umfasst dieselben Rahmenbedingungen und dieselbe Erklärung, lediglich die Form der Abgabe der Erklärung ist nicht vorgeschrieben und sie kann beispielsweise auch mündlich erfolgen. Dennoch ist es für den AN zu empfehlen sich die Abnahme aus Beweisgründen schriftlich bestätigen zu lassen.21212 Wenn keine Abnahme von dem AN verlangt wird und der AG das Bauwerk in Benutzung oder in Betrieb nimmt, das heißt sich konkludent verhält, so gilt die Abnahme nach § 12 Abs. 5 Nr. 2 Satz 1 VOB/B nach sechs Werktagen nach Beginn der Benutzung als erfolgt, da dann davon ausgegangen werden kann, dass die Bauleistung als vertragsgemäß gebilligt wird.213 Zeigt der AN die Fertigstellung seiner Bauleistung schriftlich an und erfolgt durch den AG innerhalb einer Frist von 12 Werktagen keine förmliche oder ausdrückliche Abnahme, so tritt die Abnahmefiktion ein. Dadurch, dass der AG einer seiner Hauptvertragspflichten, der Abnahme der Bauleistung nicht fristgerecht nachkommt, gilt die Leistung als fiktiv abgenommen. Der AN soll durch ein Versäumnis des AG keinen Nachteil erfahren.214 Die fiktive Abnahme ist nach BGB anders geregelt. Nur nach VOB/B, nicht nach BGB, ist eine Abnahme „in sich abgeschlossene[r] Teile der Leistung“ nach § 12 Abs. 2 VOB/B möglich und kann gefordert werden. Wenn z. B. Heizung‑, Lüftung- und Sanitärinstallationsleistungen gemeinsam vergeben worden sind und die Heizung bereits komplett fertiggestellt ist, so kann diese als Teil der Leistung teilabgenommen werden. Abzugrenzen ist die Teilabnahme zu der Zustandsfeststellung nach § 4 Abs. 10 VOB/B, die keine rechtsgeschäftliche Abnahme darstellt, sondern bei der 211

Eigene Darstellung i. A. a. Zilch et al. 2012, S. 811. 212 Vgl. Kimmich und Bach 2017, Rn. 1661, S. 598. 213 Vgl. Rustmeier 2018, 45 f. 214 Vgl. Rustmeier 2018, 45 f.

5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

192

3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

Abb. 3.12  Zusammenfassung der Abnahme nach VOB/B 215

lediglich der Zustand im Sinne der technischen Kontrolle und Dokumentation festgestellt wird. Das kann notwendig sein, wenn beispielsweise die Installationsleitungen nach der Montage der abgehängten Decken nur noch schwer zugänglich sind.215216 Eine Zustandsfeststellung kann nach dem neuen § 650g Abs. 1 Satz 1 BGB ebenfalls von dem AN verlangt werden, wenn die Abnahme aufgrund von Mängeln verweigert wird. Zusammenfassend lässt sich die Systematik der Abnahme nach § 12 VOB/B mit der Abb. 3.12 darstellen.

215

Eigene Darstellung i. A. a. Kapellmann und Langen 2018, Rn. 238, S. 188. Vgl. Kapellmann und Langen 2018, 218 ff, S. 177 ff.

216

3.6 Abnahme

193

Exkurs zur fiktiven Abnahme nach neuem BGB-Recht:

Die Reform des Werkvertragsrecht des BGB zum 01.01.2018217 hat auch Änderungen für die Abnahme mit sich gebracht. Konkret wurde der bis dahin gültige § 640 Abs. 1 Satz 3 BGB, der die fiktive Abnahme regelte, durch den neuen Absatz 2 desselben Paragrafen ausgewechselt. Ziel sei es gewesen, die fiktive Abnahme zu erhalten und diese gleichzeitig effektiver zu gestalten und eine missbräuchliche Verweigerung der Abnahme zu verhindern. Laut Leinemann und Maibaum habe der Gesetzgeber hingegen das genaue Gegenteil erreicht und die Möglichkeiten zur missbräuchlichen Verweigerung der Abnahme durch den*die AG ausgeweitet, so dass eine praktische Anwendung der fiktiven Abnahme bei BGB-Verträgen wohl nicht mehr möglich ist.218 Der neue Absatz 2 besagt im Wortlaut:

1

„Als abgenommen gilt ein Werk auch, wenn der Unternehmer dem Besteller nach Fertigstellung des Werks eine angemessene Frist zur Abnahme gesetzt hat und der Besteller die Abnahme nicht innerhalb dieser Frist unter Angabe mindestens eines Mangels verweigert hat.“219

5

Die fiktive Abnahme greift nach der neuen Gesetzeslage somit nicht mehr, wenn der AN innerhalb der gesetzten Frist unter Angabe eines Mangels die Abnahme verweigert, unerheblich, ob es sich dabei um einen wesentlichen oder einen unwesentlichen Mangel handelt und ob sich diese Mangelbehauptung im Endeffekt bewahrheitet. Bis zu dieser Änderung griff die fiktive Abnahme, wenn Abnahmereife vorlag, sprich das Werk keine wesentlichen Mängel mehr aufwies und der AG somit zur Abnahme verpflichtet und eine angemessene Frist zur Abnahme ergebnislos verstrichen war. Mit der neuen Änderung darf der AG die Abnahme auch aufgrund unwesentlicher Mängel verweigern. Der Begriff „nach Fertigstellung“ führe laut Leinemann und Maibaum zu weiterer Rechtsunsicherheit, da er zu unterschiedlichen Auslegungen führe und laut gesetzlicher Begründung besage, dass ein Werk fertiggestellt ist, wenn alle vertraglich vereinbarten Leistungen erbracht worden sind.220 Eine Abnahmefiktion bei Kündigung des Werkvertrags scheint somit nach neuer Regelung ausgeschlossen zu sein.221 Insgesamt ist die neue Gesetzeslage zur fiktiven Abnahme, die eigentlich zum Schutz des AN entstanden ist, sehr nachteilig für ihn.

7

2 3 4

6

8 9 10 11 12 13 14

217

Näheres dazu unter Abschn. 3.4 „Das neue BGB-Bauvertragsrecht ab 01.01.2018“. Vgl. Leinemann und Maibaum 2019, 46 f. 219 BGB, vom 01.01.2021, § 640 Abs. 2 Satz 1. 220 Vgl. Leinemann und Maibaum 2019, S. 48. 221 Leinemann und Maibaum 2019, 46 ff. 218

15 16

194

3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

3.7 Mängel Wie bereits in Abschn. 3.6 „Abnahme“ beschrieben, wird zwischen wesentlichen und unwesentlichen Mängeln unterschieden. Grundsätzlich sind sich VOB/B (§ 13 Abs. 1 VOB/B) und BGB (§ 633 Abs. 2 BGB) darin einig, dass der AN die Bauleistung frei von Sach- und Rechtsmängeln zu erbringen hat. Da die Unterscheidung zwischen den beiden Paragrafen für die Praxis keine große Relevanz hat, wird sich der Übersichtlichkeit halber auf die VOB/B bezogen. Falls das BGB verschiedene Regelungen trifft, wird selbstverständlich darauf hingewiesen. Frei von Sachmängeln ist die Leistung, wenn sie: • die vereinbarte Beschaffenheit hat und • den anerkannten Regeln der Technik entspricht (§ 13 Abs. 1 Satz 2 VOB/B). „Ist die Beschaffenheit nicht vereinbart, so ist die Leistung zur Zeit der Abnahme frei von Sachmängeln, • wenn sie sich für die nach dem Vertrag vorausgesetzte [§ 13 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 VOB/B; Einschub der Verfasser*innen], sonst • für die gewöhnliche Verwendung eignet und eine Beschaffenheit aufweist, die bei Werken der gleichen Art üblich ist und die der Auftraggeber nach der Art der Leistung erwarten kann [Nr. 2 VOB/B; Einschub der Verfasser*innen].“222 Das BGB entspricht diesen Regelungen, lediglich die Bedingung, dass die Leistung den anerkannten Regeln der Technik entsprechen muss, enthält das BGB nach § 633 BGB explizit. Dennoch gilt die Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik auch nach BGB als Voraussetzung für Mangelfreiheit.223 Grundvoraussetzung für einen Mangel ist demnach das Vorliegen einer Abweichung der vorhandenen bzw. tatsächlichen Beschaffenheit von der vertraglich vereinbarten Beschaffenheit (typische Soll-Ist-Abweichung). Unerheblich ist es, ob die Abweichung in einer Verschlechterung gegenüber der vertraglichen Beschaffenheit oder in einer Verbesserung, z. B. wenn ein qualitativ höherwertiges Produkt verbaut wurde als vertraglich vorgesehen, besteht.224 Ebenfalls unerheblich ist, wie der BGH 2015 bestätigt hat, in welchem Umfang eine Abweichung vorliegt. Somit können auch Abweichungen, die weder den Wert noch die Gebrauchstauglichkeit schmälern, Mängel darstellen.225 „Unter den anerkannten Regeln der Technik versteht man Bauverfahrensweisen, die theoretisch (wissenschaftlich) richtig sind, sich in der Baupraxis dauerhaft bewährt haben und beide Merkmale von der überwiegenden Anzahl der Sachverständigen und Ingenieure bejaht werden.“226 222

VOB/B, vom 31.01.2019, § 13 Abs. 1 Satz 3. Vgl. Kapellmann und Langen 2018, Rn. 243, S. 191. 224 Vgl. Gralla 2020, S. 2.22. 225 Vgl. Kimmich und Bach 2017, Rn. 1795, S. 662. 226 Kimmich und Bach 2017, Rn. 1800, S. 663. 223

3.7 Mängel

195

Bei dieser Definition handelt es sich nicht um die Legaldefinition227 der anerkannten Regeln der Technik, denn es existiert keine Legaldefinition der anerkannten Regeln der Technik. Vielmehr wird dieser Begriff durch die Rechtsprechung und die Fachliteratur geprägt.228 Damit ein Bauverfahren den anerkannten Regeln der Technik entspricht bedarf es eine Anerkennung dieser in Theorie und Praxis. Die Abgrenzung zu „dem Stand der Technik“ oder dem „Stand der Wissenschaft und Technik“ ist somit eindeutig. Anerkannte Regeln der Technik werden, besonders im Baustellenalltag der gewerblichen Mitarbeitenden mündlich weitergegeben, z. B. im Rahmen der Ausbildung, und es besteht keine Notwendigkeit einer schriftlichen Fixierung der anerkannten Regeln der Technik. Für die Feststellung, ob die anerkannten Regeln der Technik eingehalten worden sind, spielen die DIN-Normen eine besondere Bedeutung, denn „nach obergerichtlicher Rechtsprechung haben die DIN-Normen die widerlegbare Vermutung für sich, die anerkannten Regeln der Technik wiederzugeben.“229 Werden also die einschlägigen DIN-Normen bei der Ausführung durch den AN beachtet, so muss der AG beweisen, dass diese Ausführung dennoch nicht den anerkannten Regeln der Technik entspricht. Grundsätzlich ist das aus dem Grund möglich, da DIN-Normen teilweise für einen längeren Zeitraum nicht überarbeitet worden sind und der aktuelle Wissensstand (noch) nicht durch sie abgebildet wird.230 Herstellerrichtlinien sind im Regelfall nicht den anerkannten Regeln der Technik gleichzusetzen. Deshalb gelten anerkannte Regeln der Technik vor Herstellerrichtlinien.231 Für die Frage nach der Mangelfreiheit sind nach § 13 Abs. 1 VOB/B immer die anerkannten Regeln der Technik zum Zeitpunkt der Abnahme relevant. Somit kann es, gerade bei Projekten mit einer mehrjährigen Ausführungsdauer, dazu kommen, dass sich die ankerkannten Regeln der Technik im Laufe der Ausführung ändern. Wie in solchen Fällen damit umgegangen wird ist in „Feststellung von Soll-Ist-Abweichungen“ in Abschn. 3.5.3 angerissen worden.232 Für den Fall, dass vertraglich keine Beschaffenheit vereinbart worden ist, ist zuerst die Frage: Ist die Leistung für die vertraglich vorausgesetzte Verwendung geeignet? zur Beurteilung der Mangelhaftigkeit einer Leistung zu beantworten. Ist ebenfalls keine Verwendung bzw. beabsichtigte Nutzung aus dem Vertrag zu entnehmen, stellt sich die Frage, ob die Leistung für die gewöhnliche Verwendung geeignet ist und eine damit einhergehende übliche Beschaffenheit aufweist. Diese Frage ist nach objektiven Maßstäben zu beantworten und somit konfliktbehaftet.233

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

227

Als Legaldefinition wird laut Duden eine „durch ein Gesetz gegebene Begriffsbestimmung“ bezeichnet. Duden 2021c. 228 Vgl. Kimmich und Bach 2017, Rn. 1800, S. 663 mit Gralla 2020, S. 2.23 f. und Kapellmann und Langen 2018, Rn. 244, S. 192 f. 229 Kapellmann und Langen 2018, Rn. 244, S. 193. 230 Vgl. Kimmich und Bach 2017, Rn. 1803, S. 664. 231 Dazu Weiteres: vgl. Gralla 2020, S. 2.25. 232 Weitere Informationen dazu in Kapellmann und Langen 2018, Rn. 246, S. 194 f. 233 Vgl. Gralla 2020, S. 2.22 f.

14 15 16

196

3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

Es kann weiterhin der Fall eintreten, dass, obwohl die vereinbarte Beschaffenheit durch den AN geleistet worden ist, dennoch ein Mangel vorliegt. Das liegt an dem funktionalen Mangelbegriff, den im Wortlaut weder die VOB/B noch das BGB hergibt, aber laut BGH dennoch der Definition des Mangels sowohl nach VOB/B als auch nach BGB zugrunde liegt. Die Funktionalität bzw. die Verwendungstauglichkeit der Leistung muss also auch dann gegeben sein, wenn die Beschaffenheit im Vertrag nicht, unzureichend oder fehlerhaft beschrieben worden ist.234 In der Fachwelt ist die Richtigkeit dieser Rechtsprechung zumindest umstritten.235 „Wesentliches Merkmal der Mängelhaftung des Auftragnehmers ist. dass er auch ohne Verschulden haftet. Es kommt allein auf das Vorhandensein eines Mangels […] an.“236 Allerdings gibt es, wie so häufig, auch zu dieser Regel eine Ausnahme. Ausformuliert ist diese Ausnahme in § 13 Abs. 3 VOB/B, gilt aber gleichermaßen für BGB-Bauverträge: „Ist ein Mangel zurückzuführen auf die Leistungsbeschreibung oder auf Anordnungen des Auftraggebers, auf die von diesem gelieferten oder vorgeschriebenen Stoffe oder Bauteile oder die Beschaffenheit der Vorleistung eines anderen Unternehmers, haftet der Auftragnehmer, es sei denn [Hervorhebung der Verfasser], er hat die ihm nach § 4 Absatz 3 obliegende Mitteilung gemacht.“237

Bei der nach § 4 Abs. 3 VOB/B geforderte Mitteilung handelt es sich um die sogenannte Bedenkenanmeldung. Dieser geht die Prüfpflicht voraus und die Bedenkenanmeldung ist die Form, in der der AN seiner Hinweispflicht nachkommt. Dabei kann eine Missachtung der Prüf- und Hinweispflicht des AN nicht zu einem eigenständigen Mängelsachverhalt führen. Allerdings führt sie dazu, dass der AN für Mängel zur Verantwortung gezogen wird, deren Ursache im Verantwortungsbereich des AG liegt. Dies gilt es selbstverständlich unbedingt zu vermeiden. Deshalb wird empfohlen Bedenken immer unverzüglich (Vorgabe des § 4 Abs. 3 VOB/B), vor allem aber immer schriftlich anzumelden, obwohl laut BGBBauvertrag ein mündlicher Hinweis ausreichend ist und auch nach VOB/B ein mündlicher Hinweis ausnahmsweise ausreichen kann.238 Der Umfang der Prüf- und Hinweispflicht werde laut Kimmich und Bach immer weiter gefasst. Die daraus resultierenden Anforderungen an die AN-seitige Bauleitung werden immer vielfältiger und strenger.239 Wie dieser Umfang konkret zu definieren ist, erläutern Kimmich und Bach im Detail.240 Die aus den thematisierten Mängeln entstehenden Ansprüche für den AG sind zwischen Mängelansprüchen vor und nach der Abnahme zu unterscheiden. Die in Abb. 3.13 dargestellte Übersicht zeigt diese Mängelansprüche nach VOB/B auf. 234

Vgl. Kapellmann und Langen 2018, Rn. 248, S. 195 f. Näheres dazu unter „Feststellung von Soll-Ist-Abweichungen“ in Abschn. 3.5.3. 236 Kapellmann und Langen 2018, Rn. 251, S. 197. 237 VOB/B, vom 31.01.2019, § 13 Abs. 3. 238 Vgl. Kapellmann und Langen 2018, 254 ff, S. 199 ff. 239 Vgl. Kimmich und Bach 2017, Rn. 1959, S. 709. 240 Näheres dazu in Kimmich und Bach 2017, ab Rn. 1959 ab S. 709. 235

3.8  Gewährleistung und Verjährung

197

1 2 3 4 5 6 7 8 9 Abb. 3.13  Mängelansprüche nach VOB/B vor und nach der Abnahme 242

3.8

Gewährleistung und Verjährung

Abb. 3.14 stellt die Gewährleistungsfristen, die nach VOB/B und nach BGB gelten, dar. Für die Verjährung ist es somit von Relevanz, ob ein Vertrag nur nach BGB geschlossen und die Gewährleistungsfrist 5 Jahre beträgt oder die VOB/B mit vereinbart worden ist und die Frist somit, im selben Anwendungsfall, nur 4 Jahre beträgt. Kommt es im Verlauf dieser Frist zu Verhandlungen über einen Mangel, Gerichtsstreitigkeiten über einen Mängelanspruch oder Ähnliches, wird die Verjährung gehemmt. Eine Hemmung der Verjährung bedeutet, dass die Verjährungsfrist für den aus diesen Ereignissen resultierenden Zeitraum nicht weiterläuft und sich entsprechend verlängert.241242

10 11 12 13 14 15

241

Eigene Darstellung i. A. a. Kapellmann und Langen 2018, Rn. 331, S. 250. 242 Vgl. Gralla 2020, S. 8.91 f.

16

198

3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement VOB/B

BGB

Beginn der § 13 Abs. 4 Nr. 3 Gewährleistungspflicht mit Abnahme bzw. Teilabnahme

§ 634a Abs. 2 mit der Abnahme

Regelfristen (sofern keine individuellen Fristen vertraglich vereinbart wurden)

§ 634a Abs. 1 Nr. 2:

§ 13 Abs. 4: Bauwerke: 4 Jahre

Bauwerke und Planungs- oder Überwachungsleistungen für Bauwerke: Andere Werke, deren Erfolg in der 5 Jahre Herstellung, Wartung oder Veränderung einer Sache besteht (gemeint sind insbesondere Landschaftsbauarbeiten): 2 Jahre Feuerberührte Teile von Feuerungsanlagen: 2 Jahre Feuerberührte und abgasdämmende Teile von von industriellen Feuerungsanlagen: 1 Jahr Maschinelle und elektrotechnische/ elektronische Anlagen ohne Wartungsvertrag beim Ersteller für die Dauer der Gewährleistung: 2 Jahre

Abb. 3.14  Gewährleistungsfristen nach VOB/B und BGB 244

3.9

Internationales Baurecht

Durch die Globalisierung wird das grenzüberschreitende Planen und Bauen eine immer größere Bedeutung einnehmen. Somit wird bei Großbauvorhaben ein internationales Knowhow benötigt, um mit den Vertragspartnern aus den verschiedensten Kulturkreisen und mit den unterschiedlichen Rechtsauffassungen und -arten interagieren zu können. Um dies zu vereinfachen und möglichen Problemen vorzubeugen, hat die Fédération International des Ingénieurs Conseils (im Folgenden kurz: FIDIC) Bauvertragsmuster entwickelt und veröffentlicht, die das internationale Zusammenarbeiten vereinheitlichen.243244 Der Fakt, dass die Weltbank und andere internationale Banken das Verwenden dieser Bauvertragsmuster empfehlen oder sogar vorschreiben, wenn durch sie internationale Bauprojekte finanziert werden245, verdeutlicht die Relevanz derer für den internationalen Baumarkt.

3.9.1 Vergleich von VOB und FIDIC – Conditions of Contract Die verschiedenen Bauvertragsmuster der FIDIC lassen sich mit der VOB vergleichen, die die Basis für die meisten in Deutschland geschlossenen Bauverträge bildet.246 Die Vertragsbedingungen für Bauleistungen gemäß FIDIC und VOB werden im Folgenden gegenübergestellt und verglichen. Da die Bauvertragsmuster erst bei erfolgter Vergabe

243

Eigene Darstellung i. A. a. Gralla 2020, S. 8.91. Vgl. Viering et al. 2015, 293 f. 245 Vgl. Berner et al. 2020, S. 68. 246 Näheres zur VOB unter Abschn. 3.2.2 Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen. 244

3.9  Internationales Baurecht

199

zum Einsatz kommen, erfolgt keine Gegenüberstellung der Regelungen zu Ausschreibung und Vergabe.247

3.9.1.1 Allgemeine Aspekte Die allgemeinen Aspekte der VOB werden in Abschn. 3.2.2 beschrieben; im Folgenden wird daher nur auf die Allgemeinen Aspekte der Vertragsbedingungen nach FIDIC eingegangen. Aufgrund eines fehlenden internationalen einheitlichen Standards in Bezug auf die Rechtssystematik und die Gerichtsbarkeit, ist die Frage nach der Rechtsgrundlage für internationale Bauvorhaben entscheidend und kann für beide Vertragsparteien große Risiken bergen.248 „Als Beitrag zur Lösung damit zusammenhängender Probleme hat der Verband FIDIC eine Sammlung von systematisierten Musterverträgen entwickelt.“249 FIDIC steht dabei für Fédération International des Ingénieurs Conseils und ist der bedeutendste Dachverband nationaler Verbände von beratenden Ingenieuren der Bauwirtschaft, der 1913 in Belgien gegründet wurde. Zurzeit umfasst der Verband 102 nationale Verbände, die insgesamt über eine Millionen Ingenieure repräsentieren und hat seinen Sitz in Genf.250, 251 Grundsätzlich basieren die Bauvertragsmuster der FIDIC auf dem angelsächsischen Rechtssystem. Aufgrund der hohen Differenzierung der einzelnen Regelungen, wird allerdings weitestgehend nicht auf nationale Vorschriften zurückgegriffen.252 Exkurs zum angelsächsischen Rechtsystem:

Das angelsächsische Rechtssystem beruht auf zwei gegensätzlichen Säulen. Die erste Säule steht für das „Common Law“ und die zweite für das „Statute Law“. Vor allem durch das Common Law unterscheidet sich das angelsächsische grundsätzlich von dem deutschen Rechtssystem, denn das Common Law beinhaltet das Recht, das sich auf Urteile aus Präzedenzfällen stützt. Entscheidungen von Gerichten haben somit Gesetzeskraft und im englischen Rechtssystem ist das Fallrecht vorherrschend. Das Statute Law hingegen ist das niedergeschriebene Gesetz, das über die Zeit durch das Common Law entstandene Lücken füllt und Unklarheiten beseitigt.253 Werden nach englischem Recht Verträge geschlossen, so beruhen diese demnach in den wenigsten Fällen auf einer gesetzlichen Grundlage. Aus diesem Grund ist es üblich auf Standardverträge zurückzugreifen, die um individuelle Vereinbarungen ergänzt werden. Individuelle Vereinbarungen gelten dabei immer vor den allgemeinen.254 247

Die Regelungen der VOB zu Ausschreibung und Vergabe sind ausführlich in Kap. 5 dargestellt. Vgl. Berner et al. 2020, S. 68. 249 Berner et al. 2020, S. 68. 250 Vgl. FIDIC International Federation of Consulting Engineers 2021. 251 Für weitere Informationen z. B. zu der Entstehungsgeschichte von FIDIC: FIDIC | International Federation of Consulting Engineers | The Global Voice of Consulting Engineers. 252 Vgl. Berner et al. 2020, S. 68. 253 Vgl. Viering et al. 2015, S. 286. 254 Vgl. Viering et al. 2015, 286 f. 248

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

200

3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

Vor diesem Hintergrund sind die Bauvertragsmuster der FIDIC zu verstehen. An einigen Stellen erklärt das die Detaillierungstiefe der Vorgaben der FIDIC für verschiedenste Fallszenarien, die aus dem Blickwinkel des deutschen Rechtsverständnisses häufig einen (empfundenen) Mangel an allgemeingültigen Regelungen entstehen lässt. 1957 wurden die ersten Bauvertragsmuster von der FIDIC unter dem Namen „Conditions of Contract (International) for Works of Civil Engineering Construction“ herausgegeben. Damals orientierten sich diese noch stark an den von der britischen Institution of Civil Engineers (im Folgenden kurz: ICE) entwickelten Conditions of Contract.255 Die Bauvertragsmuster von 1957 stellen die Urfassung der heute als „Red Book“ bekannten und zeitlich als erstes verfassten Vertragsbedingungen dar. Zurückzuführen ist die Bezeichnung „Red Book“ einfacherweise auf die rote Farbe des Einbandes des Buches. Mittlerweile ist der so genannte „FIDIC Rainbow“ entstanden, denn neben dem Red Book wurden auch die darauffolgenden Bauvertragsmuster nach der jeweiligen Farbe des Einbandes benannt (White, Yellow, Green, Silver und Gold Book). Die unterschiedlichen Bücher umfassen verschiedene Leistungs- und Vertragsformen, von besonderer Relevanz sind dabei folgende: • • • •

Red Book (Conditions of Contract for Construction) = Einheitspreisvertrag Green Book (Short Form of Contract) = „Kleiner“ Bauvertrag Yellow Book (Conditions of Contract for Plant and Design) = Pauschalpreisvertrag Silver Book (Conditions of Contract for EPC Turnkey Projects) = Schlüsselfertigbauvertrag • White Book = Ingenieurvertrag • Golden Book = Betreibervertrag In Abb. 3.15 ist die Gliederung der verschiedenen „Books“ dargestellt. Gliedern lassen sich die Books im ersten Schritt danach, ob es sich um einen klassischen Bauvertrag oder um einen Consultant-, sprich einen Dienstleistungsvertrag handelt. Wenn ein Dienstleistungsvertrag geschlossen werden soll, kommt nur das White Book in Frage. Die Bauverträge werden weiter aufgeteilt, je nachdem, ob es sich bei den zu vergebenden Leistungen nur um Bauleistungen oder um Bauleistungen inklusive Planungsleistungen handelt. Sollen nur Bauleistungen vergeben werden, empfiehlt sich die Verwendung vom Green Book für kleinere Bauaufträge mit einer Auftragssumme von bis zu 500.000 US $. Bei größeren Auftragssummen findet das Red Book Anwendung. Sowohl Green Book als auch Red Book sind als Einheitspreisvertrag ausgestaltet.256 Wenn die Planungsleistungen nicht von dem AG erbracht werden, sondern von dem AN geschuldet werden sollen, finden Yellow oder Silver Book Anwendung. Sowohl beim Yellow als auch beim Silver Book handelt es sich um Pauschalverträge, sie wurden ur255

Diese wurden durch die ICE 1945 entwickelt und stellen die ersten standardisierten Vertragstexte dar. Vgl. Zimmermann und Hamann 2009, 18. 256 Die verschiedenen Vertragsarten nach deutschem Recht werden in Abschn. 3.3 thematisiert.

201

3.9  Internationales Baurecht Green Book reine Bauleistungen (ohne Planung, Planung durch AG)

Einheitspreisvertrag Auftragssumme: < 500.000 US $

Red Book Einheitspreisvertrag Auftragssumme: > 500.000 US $

Bauvertrag

1 2 3

FIDIC - Vertragswerke

Yellow Book

Bauleistungen (inkl. Planung, Planung durch AN) Anlagenbau

Pauschalvertrag mit Engineer

Silver Book Pauschalvertrag ohne Engineer

4 5 6

Consultant Vertrag

Abb. 3.15  Gliederung der FIDIC-Vertragswerke

White Book

7

259

sprünglich für den Anlagenbau entwickelt. Das Yellow Book ist für verhältnismäßig kleinere Projekte gedacht und enthält Regelungen zu dem Einsatz des Engineers. Wohingegen das Silver Book den Engineer als Projektbeteiligten nicht vorsieht.257 Hök stellt fest, dass die Risikoübernahme durch den AN und auch die Auftragssumme von Green bis Silver Book zunehmen, denn das Übernehmen von mehr Planungsleistungen und die Ausgestaltung des Vertrags als Pauschalvertrag führen vor allem zu einem erhöhten Kalkulationsrisiko auf Seiten des AN.258 Die in Abb. 3.15 dargestellte Gliederung und die damit einhergehende Beschreibung der fünf Bücher könnte fälschlicherweise den Eindruck erwecken, dass mit den Kriterien Auftragssumme und Vergabe von Planungsleistungen jedem Bauvorhaben ganz eindeutig ein Book zugeordnet werden könnte. Dies ist ausdrücklich nicht der Fall. Die Wahl, welche FIDIC-Vertragsbedingungen nach welchem Book für ein Projekt geeignet sind, hat im Einzelfall unter Abwägung sämtlicher projektspezifischer Faktoren zu erfolgen und obwohl bereits Versuche zur Standardisierung dieser Entscheidung unternommen worden sind, handele es sich häufig um eine subjektive Entscheidung.259 Wird ein Vertrag, der die FIDIC-Vertragsbedingungen umfasst, von einem AN eingegangen, so ist es für diesen aus Sicht von Hök unerlässlich folgende drei Maßnahmen

8 9 10 11 12 13 14 15

257

Vgl. Zimmermann und Hamann 2009, S. 20. Vgl. VBI 2006, S. 18. 259 Vgl. Zimmermann und Hamann 2009, S. 21. 258

16

202

3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

zu beachten. Es muss eine umfassende Risikoanalyse und -bewertung erfolgen, sämtliche Preisanpassungsgrundlagen müssen sowohl erfasst als auch geprüft werden und ein fachkundiges und funktionierendes Claim- und Vertragsmanagement muss eingerichtet werden. Insbesondere gilt das bei Yellow und Silver Book, da diese als Pauschalvertrag ausgebildet sind. Werden eine oder mehrere der Maßnahmen nicht getroffen, so bedeute das folgenschwere wirtschaftliche Schwierigkeiten.260261 Bei den FIDIC-Vertragsbedingungen fehlt es an einer Regelungsdichte in der Breite, so sind z. B. die Bereiche der Mängelhaftung nach Abnahme und die Thematik des Wegfalls der Geschäftsgrundlage nicht erschöpfend geregelt. Dadurch handelt es sich bei den FIDIC-Vertragsbedingungen nicht um allgemeingültiges Welthandelsrecht (lex mercatoria), sondern aus deutscher Sicht um Allgemeine Geschäftsbedingungen (im Folgenden kurz: AGB) im Sinne der §§ 305 ff. BGB. Somit müssen die FIDIC-Vertragsbedingungen analog zum AGB-Recht explizit vereinbart werden, ansonsten gelten sie weder in Gänze noch in Teilen. Ein simpler Verweis auf die FIDIC-Vertragsbedingungen, wie er in der Praxis häufig gehandhabt wird, reicht dafür nicht aus. Beiden Vertragsparteien muss eindeutig klar sein, welche FIDIC-Vertragsbedingungen (nach welchem Buch) Teil des Vertrags sind bzw. mit Unterschrift werden.262 Wenn die FIDIC-Vertragsbedingungen wirksam vereinbart worden sind ersetzen sie demnach kein Einheitsrecht und müssen, wie auch die Vertragsbedingungen nach VOB als AGB, in eine andere nationale Rechtsordnung eingebettet werden. In Klausel 5.1 FIDIC wird darauf hingewiesen, dass eine Vertragssprache und auch das anwendbare Recht zu wählen sind. Die FIDIC-Vertragsbedingungen sind dann auf die Konformität mit dem gewählten anwendbaren Recht zu überprüfen.263 Aufgrund des Ursprungs der FIDIC-Vertragsbedingungen in dem angelsächsischen Recht und dem Fakt, dass Englisch die Sprache ist, die weltweit nach Chinesisch und Hindi von den meisten Menschen gesprochen wird,264 bietet sich die Verwendung der FIDIC-Vertragsbedingungen im Zusammenhang mit der angelsächsischen Rechtsordnung an. Darüber hinaus muss beachtet werden, dass die FIDIC-Vertragsbedingungen Muster darstellen und in jedem Fall individuell angepasst, ergänzt und überarbeitet werden müssen, damit sie für das jeweilige spezifische Projekt praxistauglich angewandt werden können.265

260

Eigene Darstellung i. A. a. Zimmermann und Hamann 2009, S. 21. Vgl. Hök 2012, Rn. 15, S. 362. 262 Vgl. Hök 2012, Rn. 122, S. 427. 263 Vgl. Hök 2012, Rn. 3, S. 516 und Zimmermann und Hamann 2009, S. 19. 264 Diese Einordnung bezieht sich nur auf die Anzahl der Sprecher*innen als Muttersprache oder Zweitsprache. Menschen, die die jeweilige Sprache als Fremdsprache sprechen, diese im Alltag allerdings nicht verwenden, werden nicht berücksichtigt. Die Anzahl an Menschen, die weltweit Englisch sprechen dürfte demnach noch deutlich größer sein. Vgl. Statista 2021. 265 Vgl. Rustmeier 2018, S. 99. 261

3.9  Internationales Baurecht

203

3.9.1.2 Projektbeteiligte/Vertragspartner Neben den Projektbeteiligten, die die VOB kennt,266 gibt es bei den Bauvertragsmustern nach FIDIC noch weitere Projektbeteiligte. Nachfolgend werden der Engineer und das Dispute Adjucation Board (im Folgenden kurz: DAB) nach FIDIC vorgestellt und ihre Aufgaben und Funktionen sowie deren Einfluss auf das Bauvorhaben näher erläutert. Sowohl Engineer als auch DAB sind Projektbeteiligte nach FIDIC, die mit keinen äquivalenten Projektbeteiligten nach VOB verglichen werden können und werden demnach komplett neu beschrieben. Eine wichtige Rolle bei FIDIC-Verträgen spielt der Engineer.267 Da dieser nicht mit dem Ingenieur*in nach deutschem Verständnis zu vergleichen ist, wird, um Missverständnissen vorzubeugen, weiterhin der englische Begriff Engineer verwendet. Am ehesten lässt sich der Engineer mit dem Architekten vergleichen, der für die Leistungsphase 8 nach HOAI268 zuständig ist. Bei dem Engineer handelt es sich um den zentralen Projektbeteiligten zwischen AG und AN. Der Architekt hat allerdings keine originäre Vollmacht und darf somit nicht automatisch beispielsweise Nachträge mit dem AN verhandeln oder eine Änderung von Leistungen anordnen.269 Nach FIDIC darf das der Engineer. Der Engineer fungiert somit als Vertreter des AG, soll allerdings objektiv entscheiden. Deshalb ist sich die Literatur grundsätzlich einig, dass der Engineer eine Position einnimmt, „[…] die sich nicht durch eine [sic!] in Deutschland bekannten Projektbeteiligten abbilden lässt.“270 Begründet werden kann das außerdem damit, dass in der VOB ein möglicher Stellvertreter des AG nicht thematisiert wird. Drei hauptsächliche Aufgaben hat der Engineer zu erfüllen. Er legt erstens die vertraglich getroffenen Vereinbarungen aus und stellt fest, wie diese zu verstehen sind. Diese Vertragsauslegung darf er zweitens umsetzen, indem er Anordnungen, Weisungen und Entscheidungen erteilt bzw. trifft, wenn AG und AN keine einvernehmliche Entscheidung treffen können und drittens darf der Engineer über Streitigkeiten zwischen AN und AG entscheiden. Somit nimmt er die Funktion einer Streitschlichtungsinstanz ein, deren Ziel es ist, Streitigkeiten vorzubeugen und diese nicht erst entstehen zu lassen. Vor allem, wenn Uneinigkeit darüber besteht, wie bestimmte Vertragsklauseln zu verstehen sind, ist es die Aufgabe des Engineers Feststellungen darüber zu treffen. Je nachdem, was der Engineer feststellt, wie der Vertrag in dem konkreten Fall auszulegen ist, können sich Ansprüche

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

266

Die in Deutschland vorkommenden Projektbeteiligten werden in Abschn. 4.3.1 Baubeteiligte vorgestellt und erläutert. 267 Das Silver Book sieht den*die Engineer als Projektbeteiligte*n allerdings nicht vor. Vgl. Zimmermann und Hamann 2009, S. 20. 268 Näheres zu der HOAI in Abschn. 5.2.2. 269 Es handelt sich dabei um nicht delegierbare Bauherrenaufgaben, die nur mit einer entsprechenden Vollmacht an eine*n Dritte*n übertragen werden können. 270 Zimmermann und Hamann 2009, S. 66.

14 15 16

204

3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

für die eine oder die andere Vertragspartei ergeben. Deshalb sind diese Feststellungen für beide Vertragsparteien sehr wichtig.271 Kommt es doch zum Streitfall, ist es die Aufgabe des Engineers, diesen zur Zufriedenheit beider Seiten zu lösen. Bei allen Anordnungen und Entscheidungen muss sich der Engineer an den zwischen AN und AG geschlossenen Vertrag halten und darf keine Änderungen an diesem Vertrag vornehmen.272 Eine Vertragsabwicklung nach FIDIC ist ohne den Engineer demnach nahezu undenkbar.273 Verstanden werden sollte der Engineer als Sachkundiger, der fachkundige Entscheidungen im Rahmen des geschlossenen Vertrages treffen soll. Notwendig dafür ist selbstverständlich die Sachkunde, aber auch eine gewisse Unabhängigkeit bzw. Allparteilichkeit und persönliche Integrität.274 Die Wahl des Engineers sollte von dem AG demnach mit großer Sorgfalt erfolgen, denn seine Anordnungen können erhebliche Rechtsfolgen, insbesondere Ansprüche des AN auf Bauzeitverlängerung und eine Anpassung des Vertragspreises mit sich ziehen. Fehler des Engineers können zu einem großen (monetären) Nachteil des AG führen.275 Direkt besteht kein Vertragsverhältnis zwischen AN und Engineer, wohl aber zwischen AG und Engineer. Der Vertrag zwischen AG und Engineer wird als Consultant-Vertrag auf Grundlage des Vertragsmusters des White Books abgeschlossen und der Engineer wird somit von dem AG vergütet.276 Aus diesem Grund ist die durch die FIDIC vorgeschriebene Objektivität des Engineers kritisch zu hinterfragen, denn das alte deutsche Sprichwort „man beißt nicht die Hand, die einen füttert“ ist in diesem Kontext heute noch gültig. Laut Hök ist die Rolle des Engineers aus diesem Grund einer umfangreichen Diskussion und Kritik ausgesetzt.277 Um den Einfluss des Engineers zu begrenzen und diesem Aspekt Rechnung zu tragen, wurde das DAB in die FIDIC-Vertragsbedingungen von 1999 eingebunden.278 Somit wurde eine Adjudikation eingeführt, die nicht länger in der Hand des von dem AG bezahlten Engineers liegt, sondern durch das DAB, das von beiden Vertragsparteien vergütet wird, durchgeführt wird.279 Die Befugnisse des Engineers während der Ausführung und Abnahme werden im Folgenden detaillierter erläutert. Eine Besonderheit der FIDIC-Bauvertragsmuster gegenüber der VOB ist das bereits erwähnte DAB. Dabei handelt es sich um eine Instanz, deren Aufgabe und Ziel es ist, 271

Vgl. Rustmeier 2018, 73 f. Vgl. Hök 2012, Rn. 150 c, S. 445. 273 Vgl. Hök 2012, Rn. 125, S. 428. 274 Vgl. Hök 2012, Rn. 147, S. 441. 275 Vgl. Hök 2012, Rn. 153 f, S. 445 f. 276 Vgl. Zimmermann und Hamann 2009, S. 67. 277 Vgl. Hök 2012, Rn. 150 b, S. 444 f. 278 Vgl. Hök 2012, Rn. 32, S. 523. 279 Vgl. Hök 2012, Rn. 183, S. 461. 272

3.9  Internationales Baurecht

205

schnelle Entscheidungen über baubegleitend anfallende Streitigkeiten zu treffen. Somit ist das DAB eine Streitschlichtungsinstanz, die einem Schiedsverfahren vorgeschaltet ist.280 Anders als bei der in Deutschland häufig durchgeführten Mediation,281 ebenfalls ein Verfahren zur Streitbeilegung, haben die Entscheidungen des DAB nicht nur Empfehlungscharakter, sondern ebenfalls eine bindende Wirkung für die beiden Vertragsparteien.282 Da es sich bei dem DAB allerdings nicht um eine staatliche Instanz wie z. B. ein Gericht oder ein Schiedsgericht handelt, muss die Art und die Zusammensetzung des DAB sowie der Ablauf des Verfahrens vorab ausdrücklich vertraglich vereinbart werden (vgl. Klausel 20.2 Red Book).283 Für das DAB wird von der FIDIC ein dreiköpfiges, aus unabhängigen und neutralen Experten gebildetes Gremium empfohlen, die Vertragsparteien können allerdings auch nur ein DAB aus einer Person vereinbaren. Besteht das DAB aus drei Personen, so wird jeweils eine Person von einem Vertragspartner bestimmt. Die dritte Person übernimmt den Vorsitz des Gremiums und muss von beiden Vertragsparteien gemeinsam ausgewählt werden. Die Mitglieder des DAB werden als Adjudicatoren bezeichnet.284 Bei dem DAB kann es sich entweder um ein ständiges oder um ein ad-hoc zusammentreffendes DAB handeln. Handelt es sich um ein ständiges DAB, so besichtigen die Adjudicatoren von Projektbeginn bis Projektende regelmäßig gemeinsam die Baustelle und werden über den Bauprozess informiert. Die Vergütung der Adjudicatoren wird zu gleichen Teilen von den beiden Vertragsparteien übernommen. Im Gegensatz dazu wird das ad-hoc DAB nur bei einem konkreten Konflikt aktiv und demnach auch nur für den jeweiligen Zeitraum vergütet.285 Die Entscheidung, ob ein DAB ständig oder nur ad-hoc fungieren soll, hat demnach auch einen großen finanziellen Einfluss. In Abb. 3.16 sind neben den Vor- und Nachteilen eines ständigen und eines ad-hoc zusammentreffenden DAB auch die FIDIC Bücher aufgeführt, die die Verwendung der Arten des DAB empfehlen. Generell muss die Entscheidung immer projektspezifisch unter Berücksichtigung der projektspezifischen Faktoren wie Länge der Bauzeit, Art und Komplexität des Bauvorhabens und Budget von beiden Vertragsparteien gemeinsam getroffen werden.286 Besonders wenn es sich um ein ständiges DAB handelt, kommt dem DAB ebenfalls die Funktion zu, Streitigkeiten zu vermeiden und präventiv dafür zu sorgen, dass Streitig-

280

Vgl. Rustmeier 2018, S. 69. Die Rahmenbedingungen und der Ablauf von Mediationen sind im Mediationsgesetz (im Folgenden kurz: MediationsG) geregelt. Das MediationsG ist am 21.07.2012 ausgefertigt und erlassen worden und die letzten Änderungen wurden am 31.08.2015 vorgenommen. 282 Vgl. Rustmeier 2018, S. 70. 283 Vgl. Viering et al. 2015, S. 287 und Rustmeier 2018, S. 70. 284 Vgl. Viering et al. 2015, 287 f. 285 Vgl. Viering et al. 2015, 288. 286 Vgl. Viering et al. 2015, S. 288.

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281

14 15 16

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3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

Vorteile

Nachteile

ständiges DAB - gute Hintergrundkenntnisse führen zu sachgerechten Entscheidungen - höhere Kosten

- Möglichkeit besteht, dass das DAB ständig bezahlt wird, obwohl keine zu klärenden Konflikte auftreten Empfehlungen Red Book; der Verwendung im Allgemeinen

ad-hoc DAB - geringere Kosten - Möglichkeit der Neubesetzung des DAB mit Adjudicatoren je nach Sachverhalt - sachgerechte Entscheidungen weniger wahrscheinlich aufgrund fehlender Hintergrundkenntnisse

Silver Book, Yellow Book; z. B. bei Projekten des Anlagenbaus

Abb. 3.16  Vor- und Nachteile sowie Empfehlungen der Verwendung des DAB 288

keiten gar nicht erst entstehen.287288 Unabhängig, um welche Art eines DAB es sich handelt, bedarf es zunächst eines Streitfalls „Disputes“, der von dem Engineer für eine oder beide Vertragsparteien nicht zufriedenstellend oder nicht fristgerecht gelöst werden konnte. Der Dispute muss den Vertrag bzw. dessen Ausführung betreffen. Nachdem von einer oder beiden Vertragsparteien ein Antrag an das DAB zur Entscheidung über den Dispute gestellt worden ist und diesem durch das DAB stattgegeben wird, werden dem DAB durch die Vertragsparteien alle benötigten Unterlagen und Dokumente zur Verfügung gestellt.289 Da es sich, wie in Klausel 20.4 des Red Books angeführt, bei Entscheidungen des DAB nicht um vollstreckungsfähige Schiedssprüche handelt, müssen Mindestanforderungen an Schiedsverfahren nicht eingehalten werden. Entscheidungen können somit schneller getroffen werden. Der grobe Ablauf des Streitschlichtungsverfahren ist in Abb. 3.17 inklusive der einzuhaltenden Fristen dargestellt. Die Entscheidungen des DAB sind vorläufig bindend und werden, sofern innerhalb von 28 Tagen keine der Vertragsparteien seine Unzufriedenheit erklärt hat, endgültig bindend. Erfolgt diese „Notice of Dissatisfaction“, so wird, nach einem fruchtlos ablaufenden 56-tägigen Schlichtungsfrieden, ein Schiedsgerichtsverfahren vor der Internationalen Handelskammer in Paris (= International Chamber of Commerce, kurz: ICC) eingeleitet.290

287 Eigene Darstellung, Quelle der enthaltenden Informationen: Viering et al. 2015, S. 288 und Rustmeier 2018, S. 70. 288 Vgl. Rustmeier 2018, S. 70. 289 Vgl. Viering et al. 2015, 288 f. 290 Vgl. Viering et al. 2015, 288 f und Rustmeier 2018, S. 71.

3.9  Internationales Baurecht

207

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Abb. 3.17  Ablauf Streitschlichtungsverfahren nach Klausel 20.7 FIDIC 292

3.9.1.3 Ausführung Nachdem der Bauvertrag zustande gekommen ist, beginnt die Ausführungsphase des Projekts, in der die eigentliche Bautätigkeit stattfindet. Die Ausführungsphase ist in der VOB/B geregelt291292 und in den FIDIC-Musterverträgen jeweils im Teil „General Conditions“.293

13 14 15

291

Eigene Darstellung i. A. a. Rustmeier 2018, S. 72. Vgl. Zimmermann und Hamann 2009, S. 16. 293 Vgl. Zimmermann und Hamann 2009, 19 f. 292

16

208

3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

In § 2 VOB/B wird zwischen Einheits- und Pauschalverträgen unterschieden, diese Unterscheidung ist von immenser Bedeutung für die Art der Vergütung und somit auch für die der Abrechnung und die Art der gesamten Projektabwicklung.294 Wie bereits unter „Allgemeine Aspekte“ erläutert, findet bei FIDIC-Verträgen diese Unterscheidung über die Wahl des jeweiligen Mustervertrags aus dem jeweiligen Buch statt. Das Red und das Green Book beinhalten den klassischen Einheitspreisvertrag, Pauschalverträge hingegen sind in Yellow und Silver Book zu finden.295 Da der Einheitspreisvertrag in Deutschland den Regelfall darstellt, wird sich für den Vergleich der Regelungen der VOB/B im Folgenden auf das Red Book der FIDIC-Musterverträge beschränkt.296 Bildet ein Einheitspreisvertrag die Grundlage der Bautätigkeit, so wird bei der Abrechnung der Einheitspreis zu Grunde gelegt, auf die tatsächlich ausgeführte Menge bezogen und diese dann auch abgerechnet. Kommt es zu Massenmehrungen bzw. -minderungen, unterscheiden sich die Regelungen hierzu zwischen VOB/B und Red Book. Gemeinsam ist beiden Verträgen, dass bei einer signifikanten Änderung von der ausgeführten zu der kalkulierten Masse eine Anpassung des Einheitspreises erfolgt.297 Die Schwelle der Abweichung ist allerdings unterschiedlich hoch, denn laut § 2 Abs. 3 Nr. 1 VOB/B reicht eine Massenmehrung bzw. -minderung von 10 % aus, um einen neuen Einheitspreis verlangen zu können,298 im Gegensatz dazu bedarf es laut Red Book für die Anpassung des Einheitspreises einer Gesamtabweichung vom Vertragspreis um 15 %. Entscheidend ist hier also nicht die Massenänderung an sich, sondern die daraus resultierende Änderung des Preises. Die Unterscheidung dessen wird im Folgenden relevant sein. Bei einer Massenmehrung bzw. -minderung handelt es sich um eine Änderung des Leistungsumfangs. Die VOB/B unterscheidet darüber hinaus noch zwischen Vertragsänderungen, die sich aus Änderungen des Bauentwurfs oder aus anderen Anordnungen des AG ergeben, und Teilkündigungen des Vertrags. Für diese drei Fälle werden jeweils unterschiedliche Voraussetzungen und Rechtsfolgen eindeutig geregelt. Das Red Book hingegen trifft nur eine Unterscheidung zwischen Massenmehrung bzw. -minderung und anderen Leistungsänderungen.299 Unabhängig davon, um was für eine Leistungsänderung es sich handelt, bedarf es nach dem Red Book einer Variation Order, sprich einer Änderungsanordnung des Engineers. Liegt diese nicht vor, wird die Leistung grundsätzlich nicht vergütet. Die Vergütung der Leistung erfolgt jeweils nach den Vertragspreisen, sofern der Engineer der Ansicht ist, dass diese anwendbar sind. Ist für die Leistung kein Vertragspreis vorhanden, so wird die Höhe der Vergütung zwischen AN und Engineer vereinbart. 294

Vgl. Hök 2012, Rn. 4–7, S. 516 f. Vgl. Hök 2012, Rn. 15, S. 362. 296 Vgl. Rauh 2009, S. 81. 297 Vgl. Viering et al. 2015, S. 289. 298 Vgl. Viering et al. 2015, S. 289. 299 Vgl. Hök 2012, Rn. 5, S. 517. 295

3.9  Internationales Baurecht

209

Eine Änderung des Preises kann, ebenso wie bei Massenmehrung bzw. -minderung, verlangt werden, wenn der Vertragspreis um 15 % abweicht. Für die Abweichung von dem Vertragspreis werden alle Änderungen addiert.300 Ein weiterer Unterschied zwischen VOB/B und Red Book in Bezug auf Leistungsänderungen besteht darin, dass der AG nach Red Book nicht nur wie nach VOB/B die Leistung an sich, sprich den Bauinhalt ändern darf, sondern zusätzlich auch die Bauumstände. Das heißt, der AG kann beispielsweise die Reihenfolge der auszuführenden Arbeiten ändern. Solche Änderungsanordnungen darf der AN nach VOB/B verweigern.301 Grundsätzlich seien die Regelungen zu der Ausführung sowie zu den Ausführungsunterlagen nach Red Book und VOB (§§ 3 und 4 VOB/B) ähnlich. Allerdings werden die einzelnen Regelungen in dem Red Book deutlich ausführlicher und detaillierter beschrieben, während die VOB die Themen eher generalklauselartig betrachte.302 Ein weiterer entscheidender Unterschied ist das Vorhandensein des Engineers nach dem Red Book. Hök stellt fest, dass der gesamte Ablauf der Baumaßnahme von dem Engineer bestimmt wird, da sogar in Klausel 13.1 des Red Books verankert ist, dass das Bauwerk zur Zufriedenheit des Engineers zu erstellen ist.303 Dem Engineer kommt demnach während der Ausführungsphase die Rolle einer Schlüsselfigur zu. Er kann in den Bauablauf auf vielfältige Weise eingreifen, zum Beispiel kann er Bauunterbrechungen anordnen, mit Änderungsanordnungen den Bauinhalt und die Bauumstände verändern und außerdem zertifiziert er die Zahlungen.304 Die Regelungen zu den Ausführungsfristen sind in beiden Regelwerken nahezu identisch, kommt es im Zuge der Ausführung aber zu Behinderungen, die Bauablaufstörungen, Bauunterbrechungen und/oder Bauzeitenverlängerungen verursachen, so gibt es einige Unterschiede.305 Unterscheiden muss man drei verschiedene Ursachen der Behinderung, denn diese kann entweder im Verantwortungsbereich des AG, AN oder NU liegen.306 Bei aus Versäumnissen des AG resultierenden Behinderungen der Bauausführung kann der AN nach VOB/B und Red Book ähnliche Ansprüche geltend machen. Laut VOB/B kann der AN in bestimmten Fällen aber zusätzlich Schadensersatz verlangen. Nach dem Red Book entscheidet der Engineer über die letztendliche Anspruchshöhe, in § 6 Abs. 4 VOB/B ist die Ermittlung der Anspruchshöhe hingegen allgemeingültig geregelt. Durch die bereits benannte Doppelfunktion des Engineers könnte es zu Verzerrungen bei der Festlegung der Anspruchshöhe kommen.307 300

Vgl. Hök 2012, Rn. 7, S. 517. 301 Vgl. Viering et al. 2015, S. 290. 302 Vgl. Hök 2012, Rn. 8, S. 517. 303 Hök 2012, Rn. 9, S. 517. 304 Hök 2012, Rn. 9, S. 517. 305 Vgl. Hök 2012, Rn. 10–12, S. 518. 306 Vgl. Viering et al. 2015, S. 292. 307 Vgl. Viering et al. 2015, S. 292.

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3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

Für den Fall, dass der AN die Behinderung zu vertreten hat, gibt es im Red Book sehr viele detaillierte Lösungswege für Einzelfälle, dadurch kommt es aber zu Regelungslücken in der Breite, wenn diese konkreten Einzelfälle nicht zutreffen. Nach VOB wird der Schadensersatz, der dem AG zusteht, individuell und unter Berücksichtigung der tatsächlich entstandenen Kosten ermittelt. Im Red Book gibt es hohe, pauschalierte Schadensersatzsätze, die ihr Maximum bei dem Vertragspreis haben.308 Trotz dieses sehr hoch gesetzten Maximums kann es dazu kommen, dass der zu zahlende Schadensersatz nicht die tatsächlichen Kosten des AG deckt.309 Entstehen Behinderungen durch Verfehlungen des NUs, ist bei beiden Vertragsgrundlagen der AN für diese verantwortlich und zur Rechenschaft zu ziehen.310 Vertragsstrafen werden vereinbart, um einen gewissen Druck aufzubauen, der den AN dazu bringen soll, die vertraglich vereinbarte Ausführungszeit und -qualität einzuhalten. Da Vertragsstrafen an sich im angelsächsischen Recht unzulässig sind, werden stattdessen pauschalierte Schadensersatzsummen für den Fall nicht rechtzeitiger Fertigstellung vereinbart.311 Somit kann durch den AG bei verspäteter Fertigstellung nur der vereinbarte Schadensersatz und nicht wie bei der VOB/B der darüber hinaus gehende oder sogar „Ersatz“ für nicht entstandenen Schaden verlangt werden. Die Fälligkeit der Vertragsstrafe nach § 11 VOB/B setzt nur die verspätete Fertigstellung, nicht aber das tatsächliche Entstehen eines Schadens für den AG voraus.312 Ein weiterer wichtiger Punkt, der während der Ausführungsphase von zentraler Bedeutung ist, ist die Frage nach der Gefahrtragung. Gerade bei internationalen Verträgen ist diese Frage noch wichtiger und bedarf schützender Regelungen für beide Seiten. Deshalb enthält das Red Book nicht nur Regelungen über die Verteilung der Vergütungs- oder Preisgefahr, sondern ebenfalls ausdrückliche Regelungen über die Vergütungs- (Klausel 65 special Risks) und auch die Leistungsgefahr (Klausel 20 Care of Works and excepted Risks).313 Gemeinsam haben beide Klauselwerke, dass der AN bis zur Abnahme das Risiko für die Beschädigung, Zerstörung oder den zufälligen Untergang der bereits ausgeführten Leistung trägt. Einen Unterschied gibt es lediglich bei einer Zerstörung der Leistung durch höhere Gewalt. In diesem Fall muss der AG dem AN nach § 7 VOB/B nur die bereits ausgeführte Leistung vergüten, nach Red Book hingegen alle Kosten, die entstehen. So zum Beispiel auch möglicherweise notwendige Schadensbeseitigungen an dem Bauwerk oder an Maschinen und Geräten.314

308

Vgl. Viering et al. 2015, 292 f. Vgl. Viering et al. 2015, S. 293. 310 Vgl. Viering et al. 2015, S. 293. 311 Vgl. Hök 2012, Rn. 30, S. 522 f. 312 Vgl. Hök 2012, Rn. 30, S. 522 f. 313 Vgl. Hök 2012, Rn. 19, S. 519. 314 Vgl. Hök 2012, Rn. 20, S. 519. 309

3.9  Internationales Baurecht

211

3.9.1.4 Abnahme Nach Fertigstellung des Bauwerks und Beendigung der Ausführung der Bauleistungen stellt die Abnahme den Projektabschluss dar. Die Abnahme ist ein wichtiger Meilenstein und hat große vertragsrechtliche Relevanz. Gemäß § 12 VOB/B bedeutet die Abnahme das Ende des Erfüllungs- und gleichzeitig den Beginn des Mängelbeseitigungsanspruches.315 Somit stellt die Abnahme den Beginn der Gewährleistungsphase dar, die Verjährungsfristen starten. Die Beweislast für das Vorhandensein von Mängeln liegt ab diesem Zeitpunkt bei dem AG. Das heißt: Er muss nach der Abnahme beweisen, dass ein Mangel vorliegt und nicht mehr der AN, dass kein Mangel vorliegt. Ebenfalls die Leistungs- und die Preisgefahr gehen ab dem Zeitpunkt auf den AG über. Sind bei der Abnahme Mängel bekannt, so muss der AG sich die daraus resultierenden Rechte bei der Abnahme vorbehalten, ebenso etwaige Rechte, die aus Vertragsstrafen resultieren. Versäumt der AG diese Vorbehalte, so kann er keinen Anspruch aus diesen Mängeln oder aus der Vertragsstrafe geltend machen.316 Darüber hinaus gibt es nach VOB/B verschiedene Formen der Abnahme. Die Abnahme kann ausdrücklich, förmlich, konkludent und fiktiv erfolgen. Förmlich hat die Abnahme immer dann stattzufinden, wenn dies vertraglich von einer der beiden Vertragsparteien verlangt wird. Das bedeutet, dass die Schriftform vorgeschrieben ist. Dabei beinhaltet die Abnahmeerklärung die Erklärung, dass die Bauleistung als im Wesentlichen vertragsgemäß und mangelfrei anerkannt wird. Liegen zum Zeitpunkt der Abnahme wesentliche Mängel vor, so kann der AG nach § 12 Abs. 3 VOB/B die Abnahme verweigern. Die ausdrückliche Abnahme umfasst dieselben Rahmenbedingungen und dieselbe Erklärung, lediglich die Form der Abgabe der Erklärung ist nicht vorgeschrieben und sie kann beispielsweise auch mündlich erfolgen.317 Wenn keine Abnahme von dem AN verlangt wird und der AG das Bauwerk in Benutzung oder in Betrieb nimmt, das heißt sich konkludent verhält, so gilt die Abnahme nach sechs Werktagen nach Beginn der Benutzung als erfolgt, da dann davon ausgegangen werden kann, dass die Bauleistung als vertragsgemäß gebilligt wird.318 Zeigt der AN die Fertigstellung seiner Bauleistung schriftlich an und erfolgt durch den*die AG innerhalb einer Frist von 12 Werktagen keine förmliche oder ausdrückliche Abnahme, so tritt die Abnahmefiktion ein. Dadurch, dass der AG einer seiner Hauptvertragspflichten, der Abnahme der Bauleistung nicht fristgerecht nachkommt, gilt die Leistung als fiktiv abgenommen. Der AN soll durch ein Versäumnis des AG keinen Nachteil erfahren.319 Die Abnahme nach FIDIC weist vor allem strukturelle Unterschiede zu der Abnahme nach VOB auf, da der Abnahmeprozess nach FIDIC gestaffelt organisiert ist. Grundvoraus-

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

315

Weiterführendes zu der Abnahme nach VOB/B ist in Abschn. 3.6 zu finden. Vgl. Rustmeier 2018, 40 f. 317 Vgl. Rustmeier 2018, S. 43. 318 Vgl. Rustmeier 2018, 45 f. 319 Vgl. Rustmeier 2018, 45 f. 316

15 16

212

3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

setzung für den Beginn des Abnahmeprozess ist gemäß FIDIC die vertragsgemäße Fertigstellung der Bauleistungen innerhalb der vereinbarten Bauzeit.320 Ähnlich den Regelungen in der VOB/B ist eine Abnahme nach FIDIC auch möglich, wenn noch Restarbeiten in geringem Umfang ausstehen oder wenn kleine Mängel vorliegen, die den Gebrauch bzw. die Benutzung des Bauwerks nicht beeinträchtigen. Mindestens 21 Tage bevor das Bauwerk fertiggestellt ist, hat der AN den möglichen Fertigstellungstermin bei dem Engineer anzuzeigen und somit um Abnahme zu ersuchen. Innerhalb von 14 Tagen nach diesem Termin, an einem vom Engineer festgelegten Termin wird das sogenannte „Taking Over Certificate“, sprich die Abnahmebescheinigung durch den Engineer ausgestellt, wenn Abnahmereife vorliegt. Darin liegt ein großer Unterschied gegenüber den Regelungen der VOB/B, denn laut dieser ist die Abnahme ganz eindeutig Aufgabe des AG. Erfolgt keine Ausstellung eines „Taking Over Certificates“ innerhalb von 28 Tagen nach Ankündigung des Fertigstellungstermins durch den AN und keine Zurückweisung des Abnahmegesuchs, stellt sich ähnlich wie bei der VOB/B die Abnahmefiktion nach Klausel 10.1 Abs. 4 des jeweiligen Books ein, die Abnahme gilt somit als erteilt. Mit der Ausstellung des „Taking Over Certificates“ beginnt die „Defects Liability Period“ und die Gefahr des zufälligen Untergangs geht von dem AN auf den AG über. Außerdem ist es dem AN ab diesem Zeitpunkt möglich die vorläufige Schlussrechnung zu stellen.321 Das „Taking Over Certificate“ sagt allerdings nur aus, dass die Bauleistungen fertiggestellt, nicht aber, dass sie vertragsgemäß und mängelfrei fertiggestellt sind. Die eigentliche, mit dem VOB/B-Recht vergleichbare Abnahme erfolgt erst mit der Ausstellung des „Performance Certificates“ durch den Engineer. Mit diesem wird dann die vertragsgemäße und mängelfreie Erfüllung der Bauleistung bescheinigt (Erfüllungsbescheinigung). Vorausgehend müssen die vertraglich geforderten Fertigstellungstests durchgeführt werden, die zeigen sollen, ob die erbrachte Leistung der vertraglich vereinbarten Leistung entspricht. Die Fertigstellungstests sind nach FIDIC nicht verpflichtend, können und werden häufig von den AG vertraglich gefordert. Möchte der Engineer bei den Fertigstellungstests anwesend sein, so hat er das dem AN mindestens 24 h zuvor mitzuteilen. Werden die Fertigstellungstests erfolgreich durchgeführt, so steht der Abnahme im eigentlichen Sinne, also dem Ausstellen des „Performance Certificates“ nichts mehr im Wege. Gibt es Beanstandungen aufgrund der Fertigstellungstests, so hat der AN die dafür verantwortlichen Mängel zu beseitigen, so dass die Tests erneut durchgeführt werden können. Wenn alle Mängel beseitigt sind bzw. wenn in dieser „Defects Notification Period“, die ebenfalls ab Ausstellen des „Taking Over Certificates“ beginnt, keine weiteren Mängel auftreten, wird das „Performance Cetrificate“ innerhalb von 28 Tagen durch den Engineer ausgestellt. Mit dem Ausstellen des „Performance Certificates“ treten auch die aus dem deutschen Recht bekannten Rechtsfolgen der Abnahme in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt geht die Beweislast von dem AN auf den AG über, die Verjährungsfristen beginnen zu laufen, die 320

Vgl. Rustmeier 2018, S. 46. Vgl. Rustmeier 2018, S. 51.

321

3.9  Internationales Baurecht

213

Gewährleistungsphase beginnt und die endgültige Schlussrechnung kann gestellt werden. Außerdem kann der AN die zuvor geleistete Erfüllungssicherheit zurückverlangen.322

1

3.9.2 Zusammenfassung und Fazit des Vergleichs

2

Eine Gemeinsamkeit der FIDIC-Musterverträge und der Regelungen der VOB ist, dass beide wie Allgemeine Geschäftsbedingungen zu verwenden sind und jeweils explizit vereinbart werden. Von der FIDIC gibt es allerdings für verschiedene Bauvertragsarten verschiedene Musterverträge, die in den einzelnen Büchern aufgeführt sind und diese Bücher bilden die Hauptgliederung. Bei der VOB hingegen werden zwar die unterschiedlichen Vertragsarten thematisiert, Hauptschwerpunkt ist allerdings die Gliederung in die drei Teile Vergabe, Ausführung und Technische Vertragsbedingungen von bzw. für Bauleistungen. Die FIDIC bietet mit ihren Büchern dabei konkrete Vertragsmuster an, die VOB hingegen legt rechtliche Grundlagen für das Erstellen eines Vertrags. Bei einem FIDIC-Vertrag nach dem Red Book sind nicht nur AG und AN Vertragsparteien, sondern ebenfalls NU, der Engineer und das DAB. Das stellt einen weiteren deutlichen Unterschied zu der VOB dar. Vor allem der Engineer und das DAB als Streitschlichter und baubegleitende Schlichtungsinstanz sind eine Besonderheit, die in der VOB in keiner Form zu finden sind und die Bauvorhaben mit FIDIC-Bauverträgen im Streitfall einen entscheidenden Zeitvorteil bieten. Der Engineer ist in allen Projektphasen sehr präsent und hat weitreichende Befugnisse, die in der Ausprägung vermutlich schwierig mit den Vorstellungen, die in der deutschen Bauwirtschaft vorherrschen, zu vereinbaren sind. Da einige Klauseln des FIDIC Red Books einer AGB-Inhaltskontrolle nach deutschem Recht vermutlich nicht standhalten würden, dürften diese mit deutschem Recht schwierig zu vereinbaren sein.323 Dennoch gibt es interessante Aspekte in dem Red Book, wie zum Beispiel den des Einsatzes des Engineers, der den Ablauf von deutschen Bauvorhaben, vor allem im Streitfall, deutlich beschleunigen könnten.324 In Bezug auf die Themenschwerpunkte Ausführung und Abnahme bestehen Parallelen zwischen VOB und FIDIC wie zum Beispiel die grundsätzlichen Regelungen zu den Ausführungsfristen oder auch die Abnahmefiktion. Werden allerdings die Details der jeweiligen Regelungen betrachtet, zeigen sich fast überall deutliche Unterschiede. Diese resultieren in vielen Fällen aus dem Vorhandensein des Engineers als zusätzlichen Vertragspartner.325

3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

322

Vgl. Rustmeier 2018, S. 59. Vgl. z. B.: Rustmeier 2018, S. 103. 324 Vgl. Viering et al. 2015, S. 293. 325 Viering et al. 2015, S. 294. 323

15 16

214

3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

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1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

216

3  Privates Baurecht und Nachtragsmanagement

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4

Bauwirtschaft

4

Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Bernd Ulke

Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   4.1 Die Bauwirtschaft in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   4.1.1 Volkswirtschaftliche Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   4.1.2 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   4.1.3 Branchenspezifische Besonderheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   4.2 Herausforderungen der Bauwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   4.2.1 Risiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   4.2.2 Zukünftige Herausforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   4.3 Struktur der deutschen Bauwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   4.3.1 Baubeteiligte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   4.3.2 Gewerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   4.4 Rechts- und Organisationsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   4.4.1 Einzelunternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   4.4.2 Personengesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   4.4.3 Kapitalgesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  4.4.4 Arbeitsgemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  

218 218 219 221 224 226 228 231 236 240 247 250 253 253 255 256 257

B. Ulke ( ) Aachen, Deutschland [email protected] © Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2024 T. Krause, B. Ulke, M. Ferger (Hrsg.), Zahlentafeln für den Baubetrieb, https://doi.org/10.1007/978-3-658-41330-9_4

217

218

4 Bauwirtschaft

Abkürzungsverzeichnis AG Auftraggeber AN Auftragnehmer ARGE Arbeitsgemeinschaft BIM Building Information Modelling BIP Bruttoinlandsprodukt BMVBS Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung GbR Gesellschaft bürgerlichen Rechts GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung GWB Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen HGB Handelsgesetzbuch HOAI Honorarordnung für Architekten und Ingenieure HwO Handwerksordnung KG Kommanditgesellschaft NU Nachunternehmer OHG Offene Handelsgesellschaft SiGeKo Sicherheits- und Gesundheitskoordinator TGA Technische Gebäudeausrüstung VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen VOB/C Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen, Teil C „Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen“

4.1

Die Bauwirtschaft in Deutschland

Die Bauwirtschaft stellt den Teil der Volkswirtschaft dar, „[…] der sich mit der Errichtung, Erhaltung und Nutzung von Bauwerken sowie mit deren baulicher Anpassung und Veränderung befasst.“1 Nach dieser Definition gehören neben den bauausführenden Unternehmen, die häufig zuerst mit der Bauwirtschaft assoziiert werden, auch Architekten, Ingenieure, Baustoffproduzenten, Bauherren, Baubehörden usw. zu der Bauwirtschaft. Wird hingegen nur die reine Bauausführung betrachtet (ohne die Baustoffindustrie), so wird als Teil des produzierenden bzw. verarbeitenden Gewerbes vom Baugewerbe gesprochen.2 In Deutschland hat das Baugewerbe über die ehemaligen Handwerkszünfte eine lange Tradition und noch heute eine große (wirtschaftliche) Bedeutung. Das Baugewerbe ist seit Jahrhunderten stark handwerklich geprägt, was einen eindeutigen Widerspruch „[…] zu den technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Industrialisierung, Digitalisierung sowie Automatisierung […]“3 darstellt.4 1

3 4 2

Berner et al. 2020, S. 1. Vgl. f:data GmbH 2021b. Hofstadler 2019, S. 262. Vgl. Hofstadler 2019, S. 262.

219

4.1  Die Bauwirtschaft in Deutschland

4.1.1 Volkswirtschaftliche Bedeutung Die Bauwirtschaft ist in Deutschland eine Schlüsselbranche. Wie in Abb. 4.1 dargestellt, trägt das Baugewerbe ca. 5 % zu der gesamten Bruttowertschöpfung bei. Unter Bruttowertschöpfung ist nach statistischem Bundesamt der im Produktionsprozess geschaffene Mehrwert zu verstehen. Das heißt, dass die Bruttowertschöpfung im Vergleich zum BIP nicht die Nettogütersteuern enthält.5 Wird das BIP betrachtet, so ist das Baugewerbe ungefähr für den doppelten Anteil verantwortlich. Zudem sind ca. 5 % der Erwerbstätigen im Baugewerbe beschäftigt. Sowohl bezogen auf den Anteil an der Produktion als auch auf den Anteil der Erwerbstätigen liegt das Baugewerbe mittlerweile vor den wichtigen Industriebereichen des Maschinenbaus und der chemischen Industrie.6 Da sich die Bauwirtschaft, wie bereits beschrieben, allerdings nicht nur aus dem Baugewerbe, sondern auch aus der Baustoffindustrie und aus Planungsbüros zusammensetzt, ist der auf die Bauwirtschaft entfallende Anteil an der Bruttowertschöpfung deutlich höher als in Abb. 4.1 dargestellt. Baustofflieferanten gehören dabei dem produzierenden Gewerbe und Planungsbüros der Dienstleistungsbranche an. Darüber hinaus hat die Bauwirtschaft als solche nicht nur einen hohen Stellenwert für die Volkswirtschaft, sondern wirkt sich auch in vor- und nachgelagerten Sektoren (z. B. in der Stahlindustrie und der Zementindustrie) auf die Produktion aus.78 Um diesen Effekt weiter zu untersuchen, wurde 2011 durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) das Forschungsvorhaben „Multiplikator- und Beschäftigungseffekte von Bauinvestitionen“ initiiert. Dabei wurde untersucht, welche gesamt- und finanzwirtschaftlichen Auswirkungen eine einmalige Steigerung der Baunachfrage um 1 Mrd. € Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

Abb. 4.1 Bruttowertschöpfung in Deutschland nach Branchen8

Produzierendes Gewerbe Dienstleister

Baugewerbe Handel, Gastgewerbe und Verkehr

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

5

7 8 6

Vgl. Statistisches Bundesamt 2019c. Vgl. Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2021b. Vgl. Leimböck et al. 2017, S. 68 f. Eigene Darstellung, Quelle der Daten: Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2021b.

16

220

4 Bauwirtschaft 2,8

Multiplikatoren

2,7 2,6 2,5 2,4 2,3 2,2

Ein- und Zweifamilienhausbau

Mehrfamilienhausbau

Gewerblicher Hochbau

Öffentlicher Hochbau

Tiefbau

Abb. 4.2  Produktionsauswirkungen der Baunachfrage nach Baubereichen9 3

Multiplikatoren

2,5

2

1,5

1

Ein- und Zweifamilienhausbau

Mehrfamilienhausbau

Gewerblicher Hochbau

Öffentlicher Hochbau

Tiefbau

Abb. 4.3  Beschäftigungsauswirkungen der Baunachfrage nach Baubereichen10

hätte. Aus diesen Erkenntnissen wurden Multiplikatoren errechnet. Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens verdeutlichen die volkswirtschaftliche Bedeutung der deutschen Bauwirtschaft noch weiter (siehe Abb. 4.2 und 4.3). Abb. 4.2910 ist so zu verstehen, dass beispielsweise eine Erhöhung der Baunachfrage des öffentlichen Hochbaus um 1 Mrd. € eine Erhöhung der Gesamtwirtschaft um ca. 2,4 Mrd. € (Multiplikator 2,4) mit sich bringen würde. Die Ergebnisse in Abb. 4.3 zeigen, dass z. B. durch Investitionen im gewerblichen Hochbau auf 100 zusätzliche Erwerbstätige knapp 9

Eigene Darstellung, Quelle der Daten: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 2011, S. 9. 10 Eigene Darstellung, Quelle der Daten: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 2011, S. 10.

4.1  Die Bauwirtschaft in Deutschland

221

150 weitere Erwerbstätige in der Gesamtwirtschaft kommen würden (Multiplikator 2,5). Die Bauwirtschaft eignet sich somit sehr gut als konjunkturpolitisches Steuerungselement in der Volkswirtschaft und ihre Rolle als Schlüsselbranche konnte nachgewiesen werden. Mögliche Werkzeuge für eine Steigerung der Bauinvestitionen können dabei unter anderem der Nachfrageanteil der öffentlichen Hand sowie die Zins- und Steuerpolitik sein.

4.1.2 Entwicklung Die Bauwirtschaft erlebt seit 2009 einen deutlichen Aufwärtstrend. Davor, vor allem seit 1995, hat sie allerdings zuerst unter der großen Baurezession und dann unter der Weltwirtschaftskrise gelitten. Als Tiefpunkte dieser Phase sind sicherlich die Insolvenzen des zum damaligen Zeitpunkt größten deutschen Baukonzerns, der Philipp Holzmann AG im Jahr 200211 und im Jahr 2005 des damals viertgrößten deutschen Bauunternehmens, der WalterBau AG zu nennen.12 Beide Bauunternehmen waren international agierende und geschätzte Unternehmen, die in ihren Hochphasen jeweils über 40.000 Mitarbeiter beschäftigten. Weiter zurückblickend wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Zuge des Wiederaufbaus ein enorm großes Bauvolumen freigesetzt. Dies geschah erneut nach dem historischen Mauerfall 1989, der damit einhergehenden Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland und dem großen Bauboom durch die „Osterweiterung“13. Ab 1995, als der deutsche Baumarkt gesättigt war, hat die bis in das Jahr 2005 anhaltende Baurezession begonnen. Gründe dafür waren neben dem Rückgang der Inlandsnachfrage auch die verstärkte Konkurrenz aus dem Ausland,14 die „[…] einen enormen Preisverfall und einen ruinösen Wettbewerb am Baumarkt ausgelöst [hat].“15 In diesen Jahren wurden im Bauhauptgewerbe ca. 362.000 Stellen, was ca. einem Viertel aller Stellen entsprach, abgebaut. Besonders betroffen waren davon die neuen Bundesländer.16 Die Abhängigkeit von der gesamtwirtschaftlichen Konjunktur hat sich auf die Bauwirtschaft im Rahmen der Weltwirtschaftskrise 2008 erneut ausgewirkt. In Abb. 4.4 sind die Entwicklung der Bauinvestitionen des deutschen Staates und die Bauinvestitionen je Einwohner in Deutschland von 1992 bis 2019 aufgeführt. Die Bauinvestitionen je Einwohner zeigen die durchschnittlichen privatwirtschaftlichen Investitionen, die jeder Einwohner Deutschlands im jeweiligen Jahr getätigt hat. An beiden Verläufen wird die bereits erläuterte Entwicklung deutlich. Im Jahr 2005, zum Ende der Baurezession, waren die getätigten Bauinvestitionen jedes Einwohners um rd. ein Viertel geringer als zum Höchststand Mitte der 90er Jahre. Trotz des großen Wohnraumbedarfs und der niedrigen Zinsen lagen im Jahr 2019 die Investitionen jedes Einwohners immer noch 8 % unter denen des Jahres 1994. Noch erheblicher ist dieser Trend bei den Investitionen des Staates fest11

Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung 2002. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung 2005. 13 Vgl. Oberhuber 2017. 14 Vgl. Leimböck et al. 2017, S. 180. 15 Leimböck et al. 2017, S. 180. 16 Vgl. Dostert 2010. 12

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

222

4 Bauwirtschaft 4.500 4.000

50

3.500

40

3.000 2.500

30

2.000

20

1.500 1.000

10 0

€ je Einwohner

Mrd. € des Staates

60

500 92

95

00 05 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Investitionen des Staates [preisbereinigt, Mrd. €]

19

0

Bauinvestitionen je Einwohner [konstante Preise, €]

Abb. 4.4  Entwicklung der Bauinvestitionen von 1992 bis 201917

zustellen, denn diese steigen erst seit dem Jahr 2016 wieder nennenswert an (am stärksten im Bereich der Gemeinden) und liegen preisbereinigt im Jahr 2019 immer noch um 22 % unter dem Niveau des Jahres 1992. Das Bruttoinlandsprodukt ist im selben Zeitraum (in den Jahren 1991 bis 2019) um 46 % gestiegen.1718 Diese rückläufigen Investitionen in die Bauwirtschaft haben zu einer Erhöhung der Arbeitslosenzahlen geführt. Die Entwicklung der Arbeitslosen im Bauhauptgewerbe in den vergangenen zwölf Jahren nach der Baurezession sind in Abb. 4.5 und 4.6 der Entwicklung der offenen Stellen gegenübergestellt. Unterschieden wurde dabei zwischen Baufacharbeitern und Bauingenieuren im Bauhauptgewerbe. Die Lage der Baufacharbeiter war 2007 prekär. Knapp 14.000 offenen Stellen standen gut 70.000 Arbeitslose gegenüber. Bei den Bauingenieuren waren ebenfalls gut fünfmal mehr Arbeitslose als offene Stellen vorhanden. Seit dem Jahr 2009 hat sich die Anzahl an offenen Stellen für Bauingenieure aber mehr als verdreifacht und die für Baufacharbeiter mehr als verdoppelt. Obwohl die Zahl der arbeitslosen Baufacharbeiter in diesem Zeitraum um 70 % zurückgegangen ist, sind auch 2019 noch ca. 1000 mehr Arbeitslose als offene Stellen vorhanden. Seit 2015 ist die Lage für arbeitssuchende Bauingenieure sehr komfortabel, da sich das Verhältnis umgekehrt hat und es seitdem mehr offene Stellen als Arbeitslose gibt. Der Fachkräftemangel erreicht im Betrachtungszeitraum im Jahr 2019 seinen bisherigen Höhepunkt.19 Anhand der Insolvenzen von Unternehmen des Bauhauptgewerbes ist ebenfalls die Entwicklung der Bauinvestitionen zu erkennen. Nachdem die Anzahl an Insolvenzen im

17

Eigene Darstellung, Quellen der Daten: Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020d und Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020g. 18 Vgl. Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020g und Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020d. 19 Vgl. Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020a.

223

4.1  Die Bauwirtschaft in Deutschland

Arbeitslose

70 60 50 40 30 20 10 0

2007

2008

2009

2010

Arbeitslose

2015

2018

2019

18 16 14 12 10 8 6 4 2 0

1 offene Stellen

80

offene Stellen

4,5

4,0

4,0

3,5

3,5

3,0

3,0

2,5

2,5

2,0

2,0

1,5

1,5

1,0

1,0

0,5

0,5 2008

2009

2010

Arbeitslose

2015

2018

2019

8 9 10

offene Stellen

Jahr 2001 ihren Höhepunkt erreicht hat, sind diese bis zum Jahr 2019 um drei Viertel zurückgegangen.20122 Neben der grundsätzlichen wirtschaftlichen Entwicklung gibt es noch andere Entwicklungstendenzen in den vergangenen Jahren. Abb. 4.7 zeigt die Entwicklung des Anteils des Umsatzes, den Betriebe mit verschiedenen Anzahlen an Mitarbeitern erwirtschaften. Der Anteil, den Unternehmen mit bis zu 19 Mitarbeitern erwirtschaften, hat in den Jahren 1995 bis 2005 deutlich zugenommen, wohingegen der Anteil von Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten deutlich zurückgegangen ist. Der Anteil von großen Un Eigene Darstellung, Quelle der Daten: Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020a. Eigene Darstellung, Quelle der Daten: Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020a. 22 Vgl. Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020e. 21

7

0,0

Abb. 4.6  Entwicklung der Anzahl Arbeitsloser und offener Stellen im Bauhauptgewerbe (Bauingenieure) [in 1000]21

20

5 6

offene Stellen

Arbeitslose

4,5

2007

3 4

Abb. 4.5  Entwicklung der Anzahl Arbeitsloser und offener Stellen im Bauhauptgewerbe (Baufacharbeiter) [in 1000]20

0,0

2

11 12 13 14 15 16

224

4 Bauwirtschaft

200 und mehr

50 bis 199

20 bis 49

1 bis 19 1995

2005

2019

Abb. 4.7  Entwicklung des Anteils des baugewerblichen Umsatzes des deutschen Bauhauptgewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen23

ternehmen hat sich mit dem Einsetzen des baukonjunkturellen Aufschwungs in den Jahren 2006 bis 2019 zwar wieder etwas ausgebaut, liegt aber immer noch gut 2 % unter dem des Jahres 1995. Für Unternehmen mit 20 bis 49 Mitarbeitenden haben sich kaum Änderungen des Anteils ergeben. Um 4 % gesunken ist der Anteil von Unternehmen mit 50 bis 199 Mitarbeitenden in den Jahren 1995 bis 2019. Es kann demnach festgehalten werden, dass die Baurezession und die Wirtschaftskrise den Anteil von kleinen Unternehmen am baugewerblichen Umsatz nachhaltig erhöht haben.2324 Eine weitere Entwicklungstendenz stellt der Einsatz von Nachunternehmern (NU) dar.25 Der Anteil an NU-Leistungen am Bruttoproduktionswert ist gerade bei großen Unternehmen in den Jahren 1991 bis 2007 deutlich gestiegen, bis die Baukonjunktur wieder einen Aufschwung erlebt hat. Dann war es immer schwieriger auf inländische NU zuzugreifen. Da in den vergangenen Jahren aber immer mehr ausländische NU eingesetzt werden, ist der Anteil wieder gestiegen.26 Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Entwicklung der deutschen Bauwirtschaft in den letzten Jahren durch Höhen und Tiefen gekennzeichnet ist. Damit gingen neben den Auswirkungen für den Arbeitsmarkt ebenfalls Auswirkungen auf die Größe der Unternehmen bzw. deren Anteil am baugewerblichen Umsatz und die Abwicklung von Bauvorhaben mit eigenem Personal oder mit NU einher.

4.1.3 Branchenspezifische Besonderheiten Im Vergleich zu anderen Branchen weist die Bauwirtschaft viele Besonderheiten auf. Jedes Produkt der Bauwirtschaft, also jedes Bauvorhaben ist ein Unikat. Das bedeutet, dass 23

Eigene Darstellung, Quelle der Daten: Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020c. Vgl. Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020j. 25 Was unter Nachunternehmern verstanden wird, wird in Abschn. 4.3.1 erläutert. 26 Vgl. Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020i. 24

4.1  Die Bauwirtschaft in Deutschland

225

keine Serienfertigung, wie sie in anderen Branchen üblich ist (z. B. in der Automobilindustrie), sondern eine Einzelfertigung die Regel ist. Selbst Fertighäuser, die große Ähnlichkeiten aufweisen, gleichen sich nicht, denn wenigstens der Standort und somit das Gelände unterscheiden sich immer voneinander (häufig aber z. B. auch die Außenanlagen, die Innenraumgestaltung etc.).27 Diese Unikate werden immer erst gefertigt, wenn es zu dem konkreten Bauvorhaben einen Auftrag gibt. Deshalb wird von der Auftragsfertigung gesprochen. Die Einzel- und die Auftragsfertigung betrifft dabei nicht nur auf das Baugewerbe, sondern ebenfalls die Leistungen von Architekten und Ingenieuren. Diese werden nur im Auftragsfall erbracht und sind ebenfalls immer Unikate. Somit zeigt die Bauwirtschaft Ähnlichkeiten zu der Dienstleistungsbranche. Des Weiteren bringt die Auftragsfertigung mit sich, dass das Baugewerbe sowie die Architekten und Ingenieure keinen Einfluss auf die Art der zu erbringenden Leistung haben und dass die Bauwirtschaft zu einer Bereitschaftsindustrie zählt, die für eine Nachfrage die erforderlichen Kapazitäten vorhält.28 Im Zuge der Auftragsfertigung werden somit durch das Baugewerbe die Preise für die zu erbringenden Leistungen festgelegt, bevor die Leistungen erbracht werden. Das stellt eine weitere Besonderheit der Bauwirtschaft dar. Es bedarf daher in der Bauwirtschaft einer ausführlichen Kalkulation, in der zum Zeitpunkt der Angebotserstellung teilweise kaum abschätzbare Eventualitäten berücksichtigt werden müssen. Die Angebotskalkulation wird in Kap. 12 näher erläutert, Risiken, die sich aus der Auftragsfertigung ergeben, in Abschn. 4.2.1. Eine weitere Besonderheit bei der Kalkulation in der Bauwirtschaft ist, dass die Preise, die die Konkurrenz für dieselben Leistungen aufruft, nicht oder nur begrenzt bekannt sind. Dennoch ist der Preis immer noch der entscheidende Faktor bei der Vergabe von Bauleistungen29, so dass sich auch an dieser Stelle Chancen aber auch Risiken ergeben. Wird mit einem hohen Gewinn kalkuliert, sinkt die Chance auf den Auftrag, wird jedoch sehr knapp kalkuliert, steigt das Risiko am Auftrag nur einen geringen Gewinn erwirtschaften zu können oder gar den Auftrag mit Verlust abzuschließen. In anderen Branchen (z. B. dem Einzelhandel) können sich Anbietende und Nachfragende vor Vertragsschluss ein konkretes Bild von dem zu erwerbenden Produkt machen. Das ist in der Bauwirtschaft nicht möglich, weil das zu erwerbende Produkt noch nicht existiert. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bauleistung oft auf Grundlage von Bestellungen aus dem laufenden Planungszustand heraus erbracht werden, weil die Planung im Regelfall bis zu der Beauftragung noch nicht fertiggestellt wurde.30 Schlussfolgernd gehören daher Änderungen des Bestellinhalts zur Tagesordnung in der Bauwirtschaft.31 Bei der stationären Industrie liegen die Produktphasen Planung, Konstruktion und Fertigung in der Hand des Produzenten. Für die Bauwirtschaft gilt das nicht, denn bei der 27

Vgl. Berner et al. 2020, S. 26. Vgl. Gralla 2020, S. 1.5. 29 Näheres zu der Vergabe von Bauleistungen ist in Abschn. 5.1.4 „Vergaberecht“ zu finden. 30 Vgl. Gralla 2020, S. 1.6. 31 Dazu näheres in Abschn. 3.5 Nachtragsmanagement.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

28

16

226

4 Bauwirtschaft

gewerkeweisen Abwicklung von Bauvorhaben32 ergeben sich zwangsläufig Schnittstellen, deren Koordination von besonderer Bedeutung für die Bauwirtschaft ist.33 Eine weitere Besonderheit der Bauwirtschaft ist die Baustellenfertigung. Im Gegensatz zu der stationären Industrie erfolgt die Produktion der Unternehmen des Baugewerbes an ständig wechselnden Orten. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer immer neuen Baustelleneinrichtung und einer projektspezifischen Planung auf Basis der jeweiligen Rahmenbedingungen (z. B. Lage, Anbindung, Zuwegung und vorhandener Platz für Lagerflächen). Das Baugewerbe handelt also mit Leistungsversprechen, die das Erstellen von regelmäßig noch nicht zu Ende geplanten Unikaten beinhalten.

4.2

Herausforderungen der Bauwirtschaft

Die Bauwirtschaft ist durch die Baustellenfertigung zudem dem Wetter (besonders in der Rohbauphase) stark ausgesetzt und kann dadurch in den Wintermonaten weniger produktiv arbeiten. Die ganzjährige Beschäftigung der Baustellenmitarbeiter stellt allerdings mittlerweile kaum mehr ein Problem dar und ist generelle Praxis, einerseits aufgrund der immer milder werdenden Winter und anderseits aufgrund der heutigen technologischen Möglichkeiten34. Kommt es hingegen zu Bauzeitverlängerungen, so kommt es oft auch zu Verschiebungen von bestimmten Arbeitsabläufen in andere Monate und somit in andere Jahreszeiten. Die Folge ist, dass Arbeiten, die eigentlich im Sommer hätten ausgeführt werden sollen, im Winter ausgeführt werden müssen. Da ein Ausführen dieser Arbeiten im Winter allerdings nur unter erschwerten Bedingungen, erheblichen Verzögerungen sowie Mehrkosten möglich ist, bietet dies häufig eine Grundlage für Konflikte. Die in Abschn. 4.1.3 beschriebene Auftragsfertigung bringt für die Bauwirtschaft die Herausforderung mit, dass die Anbieter keinen Einfluss auf die Art, den Umfang, den Ort und auch nicht auf den Zeitpunkt der Bauvorhaben haben. Herausfordernd ist das besonders für das Baugewerbe, da die Unternehmen neben den Arbeitskräften auch deutlich mehr Geräte und Maschinen vorhalten müssen als beispielsweise Architektur- und Ingenieurbüros. Wie in Abschn. 4.1.2 bereits dargestellt, ist der Absatz von Bauleistungen durch starke konjunkturelle Schwankungen geprägt. Hinzu kommen die in der Baustellenfertigung begründeten saisonalen Schwankungen in der Nachfrage. Diese sind in Abb. 4.8 in Form der Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe für die Jahre 2010 bis 2020 dargestellt. Obwohl die blaue Linie der Abb. 4.8 die bereits kalender- und saisonbereinigten Zahlen35 abbildet, sind deutliche Schwankungen auch innerhalb eines Jahres zu erkennen. Für 32

Näheres dazu in Abschn. 4.3.2 Gewerke. Vgl. Berner et al. 2020, S. 28. 34 Zum Beispiel die Möglichkeit, dass heutzutage mit „Warmbeton“ auch bei winterlichen Temperaturen im Minusbereich betoniert werden kann. 35 Das statistische Bundesamt verwendet für die Kalender- und Saisonbereinigung die Verfahren X12-ARIMA, X13 in JDemetra+ und BV4.1. Nähere Informationen zu diesen Verfahren sind unter Statistisches Bundesamt 2019b zu finden. 33

227

4.2  Herausforderungen der Bauwirtschaft 150

1

140 130

2

120 110

3

100 90

4

80 70

10

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19

20

Kalender- und saisonbereinigt Trend-Konjunktur-Komponente Berliner Verfahren

Abb. 4.8  Auftragseingang im Bauhauptgewerbe (Index 2015 = 100) von 2010 bis 202036

Unternehmern, die größere und länger andauernde Bauvorhaben abwickeln, sind diese saisonalen Schwankungen von geringerer Relevanz als für kleine Unternehmen, die zeitlich begrenzte Projekte realisieren. Die richtige Auslegung der eigenen Arbeitskräfte, die sowohl Auslastungsspitzen abdeckt als auch in weniger auftragsstarken Monaten keine zu großen Kosten verursacht, wird somit für kleinere Unternehmen des Baugewerbes zur Herausforderung. Für Unternehmen, die größere Bauprojekte realisieren, wird hingegen die Langzeitfertigung zur Herausforderung. Von Langzeitfertigung wird gesprochen, wenn die Fertigung über das Wirtschaftsjahr, in dem das Angebot erstellt wurde und der Bau begonnen hat, hinausgeht. Problematisch ist das insofern, als dass Kapazitäten über Jahre hinweg gebunden werden und womöglich in anderen Bauvorhaben gewinnbringender hätten eingesetzt werden können. Um das zu vermeiden, muss eine Ergebnisvorschau und eine Analyse jedes Bauvorhabens über mehrere Jahre erfolgen und diese muss durch ein intensives Baustellencontrolling überprüft werden. Um die Gesamtdauer des Projekts möglichst gering zu halten und Finanzierungszwängen zu reduzieren, wird in der Bauwirtschaft meistens aus der Fertigung im „Normalablauf“, der in der stationären Industrie die Regel ist, auf die Fertigung im „Parallelablauf“ umgestellt. Das bedeutet, dass baubegleitend geplant und der Bau schon begonnen wird, bevor das Bauwerk als solches in allen Details geplant worden ist. Dies führt regelmäßig für alle Baubeteiligten zu Konflikten in der Leistungserbringung und vor allem zu Konflikten im Planungs- und Bauablauf.3637

36

Eigene Darstellung, Quelle der Daten: Statistisches Bundesamt 2021a. Vgl. Berner et al. 2020, 28 f. Die daraus folgenden Konsequenzen werden in Abschn. 5.5 Nachtragsmanagement betrachtet. 37

5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

228

4 Bauwirtschaft

Die durch die Serienfertigung normalerweise entstehenden Rationalisierungseffekte, können durch die in der Bauwirtschaft vorherrschende Einzelfertigung nicht genutzt werden. Somit bedarf es einer intensiven projektbezogenen Organisationsplanung und Arbeitsvorbereitung, um das Bauvorhaben dennoch möglichst effizient abwickeln zu können. Dabei ist es wichtig, durch Wiederholungen von Tätigkeiten auch baustellenübergreifende Einarbeitungseffekte zu generieren (z. B. immer das gleiche Schalungssystem verwenden). Herausfordernd für die Unternehmen des Baugewerbes ist außerdem, dass auf der Baustelle viele Akteure mit unterschiedlichen Ausbildungsniveaus Kontakt zum Auftraggeber haben.38 Im Dienstleistungssektor ist das häufig auch der Fall, aber dort sind die Mitarbeiter im Umgang mit Kunden geschult und sind sich in der Regel bewusst, dass sie mit ihrem Auftreten und Verhalten ihren Arbeitgeber nach außen repräsentieren. Im Baustellenalltag und gerade bei spontan auftretenden Problemen, die einer schnellen Lösung bedürfen, gestaltet sich der professionelle Kontakt zum Auftraggeber teilweise als schwer umsetzbar. Insbesondere große öffentliche Bauvorhaben, die den ursprünglich geplanten zeitlichen oder monetären Rahmen überschreiten, werden regelmäßig pressewirksam dargestellt. Dabei steht nicht immer die komplexe Analyse der tatsächlichen Gründe für diese Überschreitungen im Mittelpunkt. Sowohl für die AG als auch für die AN kann dies zu ungerechtfertigter negativer Presse führen. Gerade hohe Nachtragsforderungen werden schnell politisch diskutiert, selbst wenn diese technisch und wirtschaftlich noch strittig sind. Das kann im Rahmen von Großprojekten der Fall sein (z. B. Stuttgart 21 oder Berliner Flughafen), aber auch bei kleinen Projekten kommt das vor. Deshalb ist eine gute Öffentlichkeitsarbeit und damit verbundenes Marketing auch für kleine Unternehmen wichtig,39 denn zumindest bei privaten AG hat das Image einen Einfluss auf potenzielle Folgeaufträge.40 Durch die vielen Baubeteiligten (siehe Abschn. 4.3.1) ergeben sich viele Schnittstellen, die vom AG gemanagt werden müssen. Werden diese nicht ausreichend vor der Vertragsschließung betrachtet, kann es während der Bauausführung zu vertraglichen und somit rechtlichen Problemen kommen, die sich negativ auf das Vertragsverhältnis und vor allem auf den Bauablauf auswirken können. Das richtige Koordinieren der Schnittstellen ist demnach eine AG-seitige Herausforderung der Bauwirtschaft.

4.2.1 Risiken In der Bauwirtschaft werden Verträge geschlossen, ohne dass die Vertragsparteien den tatsächlichen Vertragsumfang und -inhalt kennen, denn „es ist kaum ein Bauvorhaben vorstellbar, das vom Vertragsschluss […] bis zur Abnahme […] unverändert bleibt.“41 Dies ist eine der größten Besonderheiten, die die Bauwirtschaft ausmacht und bringt für beide 38

Vgl. Leimböck et al. 2017, S. 140. Vgl. Leimböck et al. 2017, 140 f. 40 Die Begriffe „Auftragnehmer“ und „AG“, sowie die Unterscheidung zwischen öffentlichen und privaten AG werden im Abschn. 4.3.1 erklärt. 41 Viering et al. 2015, S. 20. 39

4.2  Herausforderungen der Bauwirtschaft

229

Vertragsparteien Risiken mit sich. Diese Risiken können beispielsweise durch das Vereinbaren der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB)42 minimiert bzw. auf ein kalkulierbares Maß reduziert werden. Risikobehaftet sind Änderungen des Vertragsinhalts für beide Vertragsparteien, da sie zu Konflikten führen und immer den geplanten Bauablauf stören. Besonders wenn sich der Fertigstellungstermin des gesamten Bauvorhabens verschiebt, wird oft darüber gestritten, wer die Änderung zu verantworten und somit die Mehrkosten zu tragen hat. Das Risiko für den AG resultiert daraus, dass eine längere Bauzeit automatisch Mehrkosten hervorruft, die möglicherweise nicht in der ursprünglichen Finanzierungsplanung berücksichtigt worden sind. Für das ausführende Unternehmen entsteht ein Risiko dahingehend, dass für eine verlängerte Bauzeit möglicherweise die Ressourcen fehlen, da es bereits einen zeitlich kollidierenden Anschlussauftrag angenommen hat. Außerdem kann es ein Risiko darstellen, dass der AG nicht der Meinung ist, dass es sich tatsächlich um eine vertragsrelevante Änderung handelt und die Vergütung der zu erbringenden Leistung strittig bzw. lange auf sich warten lässt. Die Langzeitfertigung bringt mit sich, dass sich Unternehmen für einen langen Zeitraum an Preise binden, obwohl die preisbestimmenden Faktoren teilweise starken Schwankungen unterliegen. Beispiele dafür sind schwankende Materialpreise, Erhöhung der tariflich zu zahlenden Gehälter und Betriebsmittel wie Benzin oder Diesel. Als besonders volatiler Faktor kann der Stahlpreis angesehen werden. Dieser ist beispielsweise von 132,1 Punkten im Jahr 2008 auf 98,8 Punkte im Jahr 2009 gefallen und von 2016 bis 2017 von 94,8 auf 108,6 Punkte gestiegen.43 Das stellt ein großes Kalkulationsrisiko dar und verdeutlicht die Relevanz einer möglichst ausführlichen Kalkulation vor Angebotsabgabe (siehe Kap. 12). Kundenzufriedenheit und die daraus resultierende Kundenbindung, die sonst für alle Unternehmen eine immense Bedeutung hat,44 ist bei öffentlichen AG aufgrund der Vorgaben der Vergabeverfahren und des „Prinzips des wirtschaftlichen Angebots“45 von nachrangiger Bedeutung. Lediglich bei privaten AG können die Chancen, die aus einer hohen Kundenzufriedenheit resultieren, genutzt werden. Allerdings dominiert ebenfalls bei vielen privaten AG das Prinzip der Vergabe an das Unternehmen mit dem günstigsten Angebot. Da viele Unternehmen sowohl für öffentliche, als auch für private AG bauen46, gerät das Prinzip der Kundenbindung durch Kundenzufriedenheit teilweise aus dem Fokus der Bauunternehmen. Dies stellt ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar, da sich besonders negative Kundenmeinungen schnell verbreiten. Dieses Prinzip der Vergabe an das Unternehmen mit dem günstigsten Angebot bringt weitere, sehr viel essentiellere Risiken für Bauunternehmen mit sich. Obwohl die Unternehmen des Baugewerbes einen Großteil der während des Bauprozesses auftretenden Risiken übernehmen, erwirtschaften sie nur eine Umsatzrendite (Gewinn im Verhältnis 42

Näheres zu der VOB siehe Abschn. 3.2.2. Vgl. Statista 2021c. 44 Vgl. Hofstadler 2019, S. 347. 45 Näheres zu öffentlichen Vergabeverfahren ist in Abschn. 5.1.4 zu finden. 46 Siehe Abb. 4.12: Anteil der Bausparten am Umsatz verschiedener Betriebsgrößen im Baugewerbe.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

43

16

230

4 Bauwirtschaft

zum Umsatz)47 von gerade einmal 1 bis 4 %. Sie sind damit das Schlusslicht aller am Bau Beteiligten und der meisten anderen Wirtschaftszweige. Die Risiken, die von den Bauunternehmen übernommen werden, werden demnach nicht ausreichend finanziell berücksichtigt. Der meist reine Preiswettbewerb lässt das Einkalkulieren von Risiken nur bedingt zu und ein Wettbewerb über die Qualität der Bauleistung ist regelmäßig nicht vorhanden.48 Die geringen Umsatzrenditen in Kombination mit den geringen Eigenkapitalquoten und die im Vergleich zum verarbeitenden Gewerbe doppelt so hohe Insolvenzquote zeigen auf, wie existenzgefährdet Bauunternehmen sind.49 Gerade unter diesem Gesichtspunkt ist das Risiko der Auslastung der Kapazitäten als besonders hoch einzustufen. Dieses rührt aus der Auftrags- und Einzelfertigung sowie den saisonalen Nachfrageschwankungen her.50 Wenn zum richtigen Zeitpunkt kein für das Unternehmen passender Anschlussauftrag auf dem Baumarkt ausgeschrieben ist, kann es vorkommen, dass die finanzielle Belastung aus ungenutzten Kapazitäten (Vorhaltung von Geräten und Stammpersonal) zu groß ist, um weiter zahlungsfähig zu bleiben. Vor allem für kleinere Bauunternehmen mit besonders geringen Eigenkapitalquoten kann das auch unverschuldet zum Verhängnis werden. Zusammengefasst bedeutet dies, dass eine Planbarkeit aufgrund der Auftrags- und Einzelfertigung nur bedingt möglich ist und damit ein großes Risiko für bauausführende Unternehmen einhergeht.51 Kommt es in Folge von Streitigkeiten über beispielsweise die Vergütung von Bauleistungen zu keiner Einigung, sind jahrelange Gerichtsprozesse die Folge. Laut Viering liege die Hauptursache von Problemen für das Baugeschehen in dem Prozessrecht, das keine zeitnahe Durchsetzbarkeit von Ansprüchen gewährleistet. Ein Umstand, der für keine der beiden Vertragsparteien zumutbar ist, da er die so bedeutende Liquidität von Unternehmen gefährdet.52 Dieses Risiko gilt für beide Vertragsparteien gleichermaßen, da eine Insolvenz des AN auch ein großes Projektrisiko für den AG darstellt. Da generell auch eine Insolvenz des AG denkbar ist, sollte dieses Risiko und andere der bereits beschriebenen Risiken durch gegenseitige Bürgschaften abgesichert werden. Für den AG ist das Baugrundrisiko nicht zu vernachlässigen.53 Selbst bei ausführlichen Baugrunderkundungen54 vor Baubeginn verbleibt ein gewisses Restrisiko. Dieses trägt der AG, das ausführende Bauunternehmen trägt lediglich das Verfahrensrisiko und muss das richtige Verfahren für den laut Baugrundgutachten vermutlich vorhandenen Baugrund verwenden. Kommt es zu nicht erwarteten Abweichungen bezüglich des Baugrundes während der Bauausführung, hat das in den meisten Fällen eine umfassende Umstellung der Arbeitsabläufe zur Folge. Häufig muss sogar die Bauausführung unterbrochen werden, bis weitere Baugrunderkundungen durchgeführt worden und die neuen Erkenntnisse in die Planung 47

Vgl. Duden 2021b. Vgl. Hofstadler 2019, S. 264. 49 Vgl. Leimböck et al. 2017, S. 419. 50 Wie unter Abschn. 4.2 Herausforderungen der Bauwirtschaft beschrieben. 51 Vgl. Leimböck et al. 2017, 88 f, 420. 52 Vgl. Viering et al. 2015, S. 233. 53 Vgl. Berner et al. 2020, S. 313. 54 Näheres zu den Verfahren zu Baugrunderkundungen ist unter Kap. 9 zu finden. 48

4.2  Herausforderungen der Bauwirtschaft

231

eingeflossen sind. Dieses Risiko durch umfangreiche Baugrunderkundungen soweit wie möglich zu reduzieren, sollte demnach im Interesse jedes AG sein. Das Risikomanagement ist für Bauunternehmen somit von erheblicher Bedeutung und muss nicht nur für das gesamte Unternehmen, sondern auch für jedes Bauprojekt möglichst bereits vor der Akquisition bzw. der Angebotsabgabe erfolgen. AG sollten sich ebenfalls der Risiken, die sie bereits mit der Ausschreibung des Projektes eingehen, klar sein und mit dem Vertrag Festlegungen treffen, die der Risikoabsicherung dienen. Den Risiken stehen jedoch auch große unternehmerische Chancen gegenüber. Andernfalls würde die Bauwirtschaft nicht einen so großen Anteil an der deutschen Wirtschaft ausmachen.

4.2.2 Zukünftige Herausforderungen Neben den bereits beschriebenen Herausforderungen55 gibt es aus Sicht der Autoren drei große weitere Herausforderungen, die aktuell bereits existieren, aber im Laufe der kommenden Jahre immer mehr an Bedeutung gewinnen werden. „Globale Megatrends stellen sämtliche Akteure im Baugewerbe selbst und darüber hinaus vor außerordentliche technologische, ökologische und strategische Herausforderungen.“56 An dieser Stelle wird darauf in Form eines Ausblickes eingegangen.

4.2.2.1 Fachkräftemangel Eine Anfang 2020 durchgeführte Befragung der Unternehmen des Baugewerbes macht deutlich, dass der Mangel an verfügbaren Fachkräften zu einer ernsthaften Herausforderung geworden ist (siehe Abb. 4.9). Demnach halten 77 % der Unternehmen diesen Mangel an Fachkräften für ein Risiko für die eigene wirtschaftliche Entwicklung, 31 % mehr als die Unternehmen der deutschen Industrie. Der Anteil der Unternehmen mit dieser Risikoeinschätzung hat sich von 2001 bis 2020 mehr als verdreifacht.57 Hofstadler sieht den Mangel an qualifiziertem Fachpersonal als eine der größten Herausforderungen für die Zukunft der Bauwirtschaft an.58 Nicht nur der Fachkräftemangel als solcher, der auf eine über Jahre hinweg verhaltende Einstellungspolitik der Bauunternehmen zurückgeht,59 wird als problematisch angesehen. Ebenfalls die immer älter werdende Bevölkerung und die damit einhergehende geringere körperliche Leistungsfähigkeit stellt besonders für das die eigentliche Bautätigkeit ausführende gewerbliche Personal ein großes Problem dar. Erschwerend kommt hinzu, dass gerade bei gewerblichen Berufen der Nachwuchs zu gering ist. Erfahrungsgemäß liegt das daran, dass Ausbildungen generell kein hohes Ansehen mehr genießen und die baugewerblichen Ausbildungsberufe mit ihrer 55

Unter Abschn. 4.2 sind die Herausforderungen der Bauwirtschaft beschrieben. Hofstadler 2019, S. 262. 57 Vgl. Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2021a. 58 Vgl. Hofstadler 2019, S. 164. 59 Diese verhaltende Einstellungspolitik lässt sich durch die im Abschn. 4.1.2 dargestellte, stark konjunkturabhängige Entwicklung begründen. 56

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

232

4 Bauwirtschaft

90 80 70 60 50 40 30 20 10 0

2010

2011

2012

2013

2014

2015

Baugewerbe

2016

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2018

2019

2020

Industrie

Abb. 4.9  Entwicklung der Wahrnehmung des Fachkräftemangels als Risiko für die eigene wirtschaftliche Entwicklung60

körperlich sehr anstrengenden Arbeit bei jeder Witterung wenig attraktiv erscheinen. Bauunternehmen sollten sich demnach der Herausforderung stellen, ihre eigenen gewerblichen Mitarbeiter durch den Einsatz von gesundheitsschonenden Bauverfahren länger leistungsfähig und gesund zu halten.6061 Anreize für die Ausbildung neuer gewerblicher Mitarbeiter zu schaffen, ist somit für Bauunternehmen ebenfalls von großer Relevanz. Die Tatsache, dass die deutsche Bevölkerung immer älter wird, hat für den gesamten Arbeitsmarkt noch eine viel direktere Auswirkung. Wird die Bevölkerung immer älter, so stehen dem Arbeitsmarkt immer weniger potentielle Mitarbeiter im erwerbstätigen Alter zur Verfügung. Der Anteil der 20–66-jährigen ist laut Statistischem Bundesamt von 65 % im Jahr 2000 auf 62 % im Jahr 2019 gesunken und für das Jahr 2040 wird ein weiterer Rückgang dieser Altersgruppe auf 55 % prognostiziert. Die Anteilsverluste werden ausnahmslos als Anteilsgewinne für die Altersgruppe 67+ verzeichnet. In den Jahren 2000 bis 2019 hat sich der Anteil der unter 20-jährigen von 21 auf 18 % sogar um 3 %-Punkte reduziert.62 Selbstverständlich betrifft diese Entwicklung ebenfalls die Bauwirtschaft. Darüber hinaus müssen sich alle Unternehmen der Bauwirtschaft, auch AG sowie Architekten und Ingenieure, Strategien überlegen, wie sie qualifizierte Mitarbeitende gewinnen können. Denn allein über höhere Gehälter ist dies heutzutage nicht mehr möglich.63 Außerdem ist ein gegenseitiges Übertreffen bei der Höhe von Gehältern nur begrenzt möglich, da das die Wettbewerbsfähigkeit einschränkt.64

60

Eigene Darstellung, Quelle der Daten: Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2021a. Vgl. Hofstadler 2019, S. 108, 119 und 183. 62 Vgl. Statistisches Bundesamt 2019a. 63 Vgl. Leimböck et al. 2017, S. 557. 64 Vgl. Leimböck et al. 2017, S. 557. 61

4.2  Herausforderungen der Bauwirtschaft

233

4.2.2.2 Nachhaltigkeit „Der Ressourcen- sowie Energieverbrauch über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerkes – von der Rohstoffgewinnung, über die Errichtung bis zum Abbruch – muss angesichts der zunehmenden globalen Ressourcenknappheit zwingend verringert werden […].“65 Wird dieses Zitat in den Kontext der aktuellen Verbrauchswerte gesetzt, so wird die Notwendigkeit und die Dringlichkeit eines Umdenkens der Bauwirtschaft eindrucksvoll verdeutlicht. Denn die Bauwirtschaft ist für ca. 30 % der weltweiten Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase (hauptsächlich CO2) und für ca. 40 % des weltweiten Energieverbrauchs verantwortlich.66 Ressourcensparende und energieeffiziente Baustoffe zu entwickeln und diese in moderne Bauverfahren zu integrieren, wird als eine der Hauptaufgaben und -herausforderungen der Bauwirtschaft angesehen. Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit stellen heutzutage nicht mehr zwei grundsätzlich gegensätzliche Strategien der Unternehmensführung dar. Mit nachhaltigen Produktideen lassen sich neue eigene Märkte erschaffen, da bei den Menschen ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit entstanden ist. Die bereits dramatisch zu spürenden Folgen des Klimawandels schärfen dieses Bewusstsein zusätzlich.67 Beispielsweise hat sich das Marktvolumen von Bio-Lebensmitteln von 2000 bis 2019 von 2,1 auf 11,97 Mrd. € mehr als verfünffacht.68 Laut Leimböck et al. schärfe sich das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ebenfalls in der Bauwirtschaft.69 Darüber hinaus hat Carl von Carlowitz bereits 1713 in seiner historischen Forstordnung „Sylvicultura Oeconomica“ festgestellt, dass der nachhaltige Bestand der Wirtschaft nur möglich ist, wenn die genutzten Ressourcen die Möglichkeit zur Regeneration haben.70 Somit lässt sich die Gewinnerzielungsabsicht, die bei vielen Unternehmen im Mittelpunkt der unternehmerischen Entscheidungen und Handlungen steht, mit den Aspekten des sparsamen Umgangs mit Ressourcen verbinden. Zusätzlich machen konsequentere Vorgaben zu der Rezyklierung, Deponierung und allgemein höhere Umweltstandards „[…] ein ganzheitliches Umdenken entlang der gesamten Wertschöpfungskette Bau […]“71 notwendig. Die Verantwortung für das nachhaltige Bauen liegt allerdings nicht nur bei den Bauunternehmen, sondern zu einem großen Anteil auch bei den AG, da die AG diejenigen sind, die über die Art der zu verwendenden Baustoffe für ein konkretes Bauvorhaben entscheiden. Außerdem müssten Aspekte der Nachhaltigkeit, z. B. der Zertifizierung von Unternehmen mit dem Nachhaltigkeitszertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, ein höherer Stellenwert bei den Vergabeverfahren beigemessen werden. Das alleinige Zuschlagskriterium des günstigsten Preises kann Nachhaltigkeitsaspekten nicht gerecht werden. 65

Hofstadler 2019, S. 264. 66 Vgl. Hofstadler 2019, S. 264. 67 Vgl. Leimböck et al. 2017, S. 555. 68 Vgl. Statista 2021b. 69 Vgl. Leimböck et al. 2017, 555 f. 70 Vgl. Leimböck et al. 2017, S. 561 ursprüngliche Quelle: von Carlowitz 1713. 71 Hofstadler 2019, S. 271.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

234

4 Bauwirtschaft

4.2.2.3 Digitalisierung Der globale Megatrend des 21. Jahrhunderts ist die Digitalisierung. Dass die Bauwirtschaft mit ihrer traditionellen Einstellung gerade in Deutschland zu den Schlusslichtern der Digitalisierung zählt, darin sind sich Wissenschaft und Wirtschaft einig.72 Ein Grund dafür sei unter anderem die Schwierigkeit der Bauwirtschaft „digitale Talente“ anzuwerben.73 Obwohl die Digitalisierung durch die sozialen Medien, „smart homes“ und Ähnliches bereits seit Langem Teil unseres täglichen Lebens ist, habe sich die Abwicklung und Ausführung von Bauvorhaben in Deutschland noch kaum verändert. Das Potential, das technisch möglich ist, bleibt weitestgehend ungenutzt.74 Der Einsatz dieser technischen Möglichkeiten (z. B. durch die Industrialisierung von Bauprozessen) könnte eine enorme Effizienzsteigerung bewirken, die der Bauwirtschaft in den vergangenen Jahren laut Experten gefehlt hat.75 Diese Möglichkeiten zu nutzen und in Bezug auf die Digitalisierung mit anderen Branchen gleichzuziehen, stellt eine weitere zukünftige wesentliche Herausforderung der Bauwirtschaft dar: „Bereits heute und erst recht in der Zukunft kommt wohl kein Unternehmen daran herum, sich mit Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz […] auseinanderzusetzen.“76 Mit dem Begriff der Digitalisierung wird in der Bauwirtschaft sofort die Methode des „Building Information Modelling“ verbunden. „Building Information Modeling (BIM) ist eine Planungsmethode, die die digitale Abbildung der physikalischen und funktionalen Eigenschaften eines Bauwerks von der Grundlagenermittlung bis zum Rückbau/Abriss verfolgt. Das Gebäudemodell dient als Informationsquelle und Datendrehscheibe für die Zusammenarbeit über den gesamten Lebenszyklus des Bauwerkes.“77

Bei der Verwendung von BIM werden sämtliche Daten eines Bauprojektes in ein Datenmodell eingegeben. Dieses dient als Grundlage für den kompletten Bauprozess und besteht in der Regel aus einem 5D-Modell, also einem „klassischen“ 3D-Modell, bei dem die Ebenen Kosten und Zeit ergänzt werden.78 Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern wie z. B. Norwegen, in denen öffentliche Bauprojekte ohne Einsatz von BIM einer Ausnahmegenehmigung bedürfen, findet in Deutschland ein Einsatz von BIM nur in wenigen Projekten und einigen geförderten Pilotprojekten Anwendung.79 Die Digitalisierung der Bauwirtschaft sollte aber nicht nur auf den Einsatz von BIM beschränkt werden, sondern der Einsatz von Industrierobotern, intelligenten Gebäude und Infrastrukturen sowie die Fertigteil- und Modulbauweise ermöglichen ebenfalls neue Chan72

Vgl. u. a. Müller-Hofstetter 2020, Hofstadler 2019, S. 265 oder Viering et al. 2015, S. 105. Vgl. Müller-Hofstetter 2020. 74 Vgl. Viering et al. 2015, S. 105. 75 Vgl. Hofstadler 2019, S. 265. 76 Hofstadler 2019, S. 166. 77 Viering et al. 2015, S. 106. Näheres zum Thema BIM unter Kap. 7. 78 Vgl. Hofstadler 2019, S. 166. 79 Vgl. Viering et al. 2015, S. 108. 73

4.2  Herausforderungen der Bauwirtschaft

235

cen. Vor allem Industrieroboter können im Bereich der körperlich sehr kräftezehrenden Bauausführung für die gewerblichen Mitarbeitenden eine Entlastung sein. Das ist besonders in Hinblick auf die bereits beschriebene Bevölkerungsentwicklung und den Fachkräftemangel erstrebenswert und bietet eine große Chance.80 Die Digitalisierung stellt die Bauwirtschaft vor große Herausforderungen und bietet gleichzeitig bedeutende Chancen. Als besondere Herausforderung wird sich auch in Zukunft verstärkt das Anwerben digitaler Talente erweisen, die Unternehmen, Planungsbüros und AG mit frischen Ideen und neuen digitalen Strategien in eine digitale Zukunft steuern können.

4.2.2.4 Covid19-Pandemie Eine nicht vorhersehbare Herausforderung stellt die Covid19-Pandemie dar, die seit Anfang 2020 die gesamte Weltwirtschaft belastet. Nachdem die deutsche Wirtschaft in den vergangenen zehn Jahren jedes Jahr ein Wachstum verzeichnen konnte, lag das preisbereinigte BIP ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zu Folge im Jahr 2020 um 5 % hinter dem BIP des Jahres 2019. Somit sei die deutsche Wirtschaft in eine Rezession ähnlich der Wirtschaftskrise 2008/2009 geraten.81 Glücklicherweise wurde die Bauwirtschaft bisher weitestgehend von den Auswirkungen der Covid19-Pandemie verschont. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung des Baugewerbes hat 2020 im Vergleich zum Vorjahr sogar um 1,4 % zugenommen.82 Der Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. sowie der Geschäftsführer des branchenspezifischen Informationsdienstes ibau GmbH sehen die größten Probleme der Bauwirtschaft in der Baustoffund Baumaterialzulieferung und dort vor allem bei Elektronikbauteilen und Keramik und bei einem partiellen Ausfall der ausländischen Beschäftigten.83 Wie sich die Auswirkungen für die Bauwirtschaft allerdings entwickeln werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt nur abgeschätzt werden. Ein Auftragsrückgang sei laut der Geschäftsführung der ibau GmbH vor allem bei Bauprojekten zu sehen, die in ein bis zwei Jahren fertiggestellt werden sollten (Stand 08.06.2020) und besonders in Projekten des privaten Wohnungsbaus. Die privaten Investoren seien vorsichtig, weil sich die wirtschaftlichen Folgen der Covid19-Pandemie noch nicht abschätzen lassen. Stabilität herrsche hingegen noch im Bereich des gewerblichen Wohnungsbaus und bei öffentlichen Projekten. Wie in Abschn. 4.1.2 erläutert, wirkt sich die gesamtkonjunkturelle Lage stark auf die Bauwirtschaft aus. Diese Auswirkungen werden laut Hohmann aber in der Regel erst zeitlich verzögert deutlich.84 Allerdings bieten Krisen auch immer Chancen und die Möglichkeit aus ihnen zu lernen. Diesen Effekt sollten die Unternehmen nutzen, um an der so wichtigen Digitalisierung zu arbeiten und über entsprechende Tools informiert zu bleiben.85 Zwei Drittel der Befragten 80

Vgl. Hofstadler 2019, 265 f und Müller-Hofstetter 2020. Vgl. Statistisches Bundesamt 2021b. 82 Vgl. Statistisches Bundesamt 2021b. 83 Vgl. Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020f und business on 2020. 84 Vgl. business on 2020. 85 Vgl. business on 2020. 81

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

236

4 Bauwirtschaft

einer Umfrage der McKinsey & Company zum Thema Digitalisierung gaben laut MüllerHofstetter an, dass sie davon ausgehen, dass die Covid19-Pandemie die Entwicklung der Digitalisierung der Bauwirtschaft beschleunigen werde.86

4.3

Struktur der deutschen Bauwirtschaft

Die deutsche Bauwirtschaft ist in Bezug auf ihre Beteiligten und Disziplinen heterogen strukturiert und zeichnet sich durch Interdisziplinarität aus.87 Das Verständnis der Struktur der deutschen Bauwirtschaft ist somit von entscheidender Bedeutung. Bei der Darstellung und Erläuterung aller folgender Abbildungen liegt der Fokus nicht darauf konkrete Zahlen zu benennen. Es ist vielmehr das Ziel, einen Gesamteindruck von der ungefähren Struktur der Deutschen Bauwirtschaft zu vermitteln und sie so besser verstehen zu können. Die konkreten Zahlen verändern sich zwar jedes Jahr, aber die ungefähre Verteilung ändert sich nicht oder falls doch, dann nur sehr langsam. Werden für bestimmte Auswertungen doch konkrete Zahlen benötigt, so wird auf die Website des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie e. V. (www.bauindustrie.de) verwiesen. Dort sind aktuelle und anschauliche Graphiken zu finden, die jeweils kurz beschrieben werden. Außerdem sind die Daten, auf denen die Graphiken beruhen, als übersichtliche Excel-Tabellen zum kostenlosen Herunterladen vorhanden und es können daraus individuelle Graphiken angefertigt werden. Die Graphiken beruhen auf den Daten des statistischen Bundesamts, die ebenfalls gut ersichtlich und strukturiert, sowohl in tabellarischer als auch in graphischer Form auf deren Website (www.destatis.de) abgerufen werden können. Dort sind alle Daten, die in Bezug auf die Bauindustrie statistisch von dem Bund erfasst werden, zu finden. Um die grundlegende Struktur der deutschen Bauwirtschaft darzustellen, sind in Abb. 4.10 die Bauinvestitionen in Deutschland, gegliedert in die verschiedenen Produzentengruppen, aufgeführt. Der größte Anteil an Bauinvestitionen entfällt im Jahr 2019 mit ca. 34 % auf das Bauhauptgewerbe. Die zweitgrößte Produzentengruppe ist das Ausbaugewerbe mit ca. 29 % der Bauinvestitionen im Jahr 2019, so dass insgesamt knapp zwei Drittel der Bauinvestitionen auf das Baugewerbe (Bauhaupt- und Ausbaugewerbe) entfallen. Die sogenannten übrigen Produzenten bilden die zweitkleinste Produzentengruppe ist mit ca. 13 % der Investitionen im Jahr 2019. Diese beinhaltet hauptsächlich Eigenleistungen privater Haushalte und Schwarzarbeit. Das zeigt, dass die Bauwirtschaft ganz viele verschiedene Erscheinungsformen hat und Bauleistungen zu einem beachtlichen Teil von nicht professionellen Unternehmen erbracht werden. Dienstleister, zu denen Leistungen von Ingenieuren und Architekten gezählt werden, sind mit 17 % der Investitionen die drittgrößte Produzentengruppe im Jahr 2019. Obwohl es dieser Leistungen für fast jedes Bauprojekt bedarf, ist ihr Anteil an den Bauinvestitionen vergleichsweise gering. Grund hierfür ist, dass Architekten und Ingenieure keinen nennenswerten Materialverbrauch haben, anders als die bauausführenden Unter86

Vgl. Müller-Hofstetter 2020. Vgl. Viering et al. 2015, S. 3.

87

237

4.3  Struktur der deutschen Bauwirtschaft Übrige Produzenten Bauhauptgewerbe

Dienstleister

Verarbeitendes Gewerbe

1

Ausbaugewerbe

2 3 4

Abb. 4.10  Bauinvestitionen nach Produzentengruppen88

nehmen. Das verarbeitende Gewerbe, das die Rohstoffgewinnung und die Produktion von Baustoffen umfasst, bildet die kleinste Produzentengruppe mit ca. 7 % der Investitionen im Jahr 2019. Die gesamte Bauwirtschaft, aber vor allem das Baugewerbe, ist immer noch von Personen des männlichen Geschlechts dominiert. Betrachtet man die Verteilung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten nach Wirtschaftszweigen, so wird deutlich, dass das Baugewerbe der Wirtschaftszweig mit dem geringsten Frauenanteil ist. Im Jahr 2018 sind ca. 13 % der Beschäftigten weiblich und 87 % der Beschäftigtenmännlich.889 In der Kategorie „Bauplanung, Architektur und Vermessung“ ist die Verteilung deutlich gleichmäßiger, obwohl die Frauen auch hier unterrepräsentiert sind, denn nur knapp ein Drittel der Beschäftigten sind weiblich.90 Dieser Aspekt der Struktur der deutschen Bauwirtschaft ist nicht unerheblich und seine Relevanz wird sich im weiteren Verlauf zeigen (vergleiche Abschn. 4.2). In Bezug auf die Bausparten zeichnet sich ein eindeutiges Bild ab (siehe Abb. 4.11). Der Wohnungsbau ist mit einem Anteil von knapp Zweidrittel in 2019 die Bausparte mit dem größten Investitionsvolumen und das schon seit einigen Jahren.91 Der Anteil des Wirtschaftshochbaus (Industrie- und Verwaltungsbau bzw. „Nichtwohngebäude“) ist etwas größer (2019 ca. 21 %) als der Anteil des öffentlichen Tiefbaus (2019 ca. 8 %), des Wirtschaftstiefbaus (2019 ca. 6 %) und des öffentlichen Hochbaus (2019 ca. 4 %) zusammen addiert. Langfristig ist der Anteil des Öffentlichen Baus insgesamt deutlich kleiner geworden, der des Wirtschaftsbaus hingegen relativ konstant geblieben.92 Somit muss der Anteil des Wohnungsbaus in den vergangenen Jahren stark gestiegen sein.

88

Eigene Darstellung, Quelle der Daten: Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020h. Vgl. Statista 2018. 90 Vgl. Statista 2019. 91 Vgl. Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020h. 92 Vgl. Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020h.

5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

89

16

238

4 Bauwirtschaft Öffentlicher Hochbau

Öffentlicher Tiefbau

Wirtschaftstiefbau

Wirtschaftshochbau

Wohnungsbau

Abb. 4.11  Bauinvestitionen nach Bausparten93

Aus dieser Verteilung der Bauinvestitionen kann geschlossen werden, dass für das Baugewerbe private AG einen höheren Stellenwert haben als öffentliche. Um die Strukturen weiter zu verstehen, ist in Abb. 4.12 dargestellt, welche Bausparte welchen Anteil am Umsatz von Betrieben mit welcher Anzahl an Beschäftigten ausmacht. Dabei sind drei eindeutige Tendenzen festzustellen: • Je mehr Beschäftigte, desto geringer der Anteil am Wohnungsbau. • Je mehr Beschäftigte, desto größer der Anteil am Wirtschaftsbau. • Je mehr Beteiligte, desto größer der Anteil am öffentlichen Bau. Wie in Abb. 4.13 zu erkennen ist, ist das Bauhauptgewerbe durch kleine und mittelständische Unternehmen geprägt. Die Anzahl an Betrieben, die nur einen bis 19 Mitarbeiter beschäftigen, ist gut siebenmal so groß wie die Summe aller anderen Betriebsgrößenklassen.9394 Diese Betriebe generieren mit ca. 30 % den größten Umsatz im Jahr 2019. Das stellt eine Besonderheit und ein Alleinstellungsmerkmal des Baugewebes dar. Obwohl die Betriebe mit mehr als 200 Beschäftigten im Jahr 2019 nur einen Anteil von unter 1 % der Betriebe insgesamt ausmachen, erwirtschaften sie den drittgrößten Umsatzanteil und sind der Arbeitgeber für ca. 12 % der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe. Diese Betriebe sind somit von großer Bedeutung für die Bauwirtschaft und ihr Einfluss ist nicht zu unterschätzen. Zusammenfassend zeichnet sich ein konkretes Bild der Bauwirtschaft und des Baugewerbes ab. Gemessen an den Bauinvestitionen ist das Baugewerbe die bedeutendste Produzentengruppe und der Wohnungsbau die bedeutendste Bausparte der Bauwirtschaft. Den größten Anteil am Umsatz macht der Wohnungsbau bei Kleinstbetrieben aus und 93

Eigene Darstellung, Quelle der Daten: Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020h. Damit sich zu den Prozentangaben auch eine Vorstellung der absoluten Zahlen gemacht werden kann: Im Juni 2019 betrug die Anzahl an Betrieben im Bauhauptgewerbe ca. 77.000 und die der Beschäftigten ca. 872.000 (vgl. Statistisches Bundesamt 2020a). 94

239

4.3  Struktur der deutschen Bauwirtschaft 100

1

80

2 60

3

40

4

20 0

1-9

10 - 19

20 - 49

Wohnungsbau

50 - 99

Wirtschaftsbau

100 - 199

Anzahl Beschäftigte 200 u. mehr je Betrieb

Öffentlicher Bau

Abb. 4.12  Anteil der Bausparten am Umsatz verschiedener Betriebsgrößen im Baugewerbe95

5 6 7

100,0 90,0

8

80,0 70,0

9

60,0 50,0

10

40,0 30,0

11

20,0 10,0 0,0

1 bis 19

20 bis 49 Betriebe

50 bis 99 Beschäftigte

100 bis 199

Anzahl Beschäftigte 200 und mehr je Betrieb

Baugewerblicher Umsatz

12 13

96

Abb. 4.13  Größenstruktur der Betriebe des Bauhauptgewerbes

der Anteil nimmt mit steigender Anzahl an Mitarbeitern deutlich ab. Kleinst- und Kleinbetriebe prägen das Baugewerbe und erwirtschaften mit rd. 6 Mrd. € den größten Umsatz im Jahr 2019.95697 Der Anteil von Betrieben mit mehr als 200 Beschäftigten ist verschwindend 95

Vgl. Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020j. Vgl. Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020b. 97 In Bezug auf die Definition nach statistischem Bundesamt. 96

14 15 16

240

4 Bauwirtschaft

gering, diese Betriebe erwirtschaften aber dennoch ein Fünftel des Umsatzes des Bauhauptgewerbes.

4.3.1 Baubeteiligte Aus der heterogenen Struktur der Bauwirtschaft resultiert eine Vielzahl von Baubeteiligten, die im Folgenden vorgestellt werden.

4.3.1.1 Auftraggeber Die AG bilden die Nachfrageseite des Baumarktes ab. Je nach Betrachtungsweise handelt es sich bei dem AG um einen „Besteller“ im rechtlichen Sinne gemäß des BGB, um einen „Bauherrn“ im baurechtlichem Sinne gemäß des öffentlichen Baurechts oder um einen „Investor“ im betriebswirtschaftlichen Sinne98. Obwohl die Bezeichnung des „Bauherrn“ aus dem öffentlichen Baurecht stammt, handelt es sich dabei um einen in der Baupraxis und in der Literatur häufig verwendeten Begriff. Dem AG kommt eine bedeutende Rolle zu, denn er ist derjenige, der „[…] den Entschluss zur Realisierung eines Bauvorhabens trifft.“99 Er kann in ganz verschiedenen Konstellationen auftreten. So ist ein AG denkbar, der nur im Auftrag und auf Rechnung anderer Bauvorhaben realisieren lässt oder der als reiner Investor auftritt und so viele Aufgaben wie möglich an Dritte vergibt oder der selbst das entstandene Bauwerk nutzt.100 Grob gliedern lassen sich die AG in öffentliche, private und Sektoren-AG.101 Öffentliche AG tätigen dabei nur knapp ein Siebtel der Bauinvestitionen, die private und Sektoren-AG zusammen abwickeln.102 Der Bund, die Länder Kreise sowie Städte und Gemeinden bilden als Gebietskörperschaften die größte Gruppe öffentlicher AG neben öffentlich-rechtlichen Institutionen (z. B. Zweckverbände für Wasser- und Energieversorgung).103 Die größte Summe an öffentlichen Bauinvestitionen wird von den Gemeinden und Gemeindeverbänden häufig unter Beteiligungsfinanzierung von Bund und Ländern getragen.104 Öffentliche AG haben sich bei der Ausschreibung und der Vergabe von Bauleistungen an bestimmte Gesetze, Verordnungen und Richtlinien zu halten, die beispielsweise in der VOB geregelt sind (Rahmenbedingungen für öffentliche AG siehe Abschn. 3.2.2). Im Gegensatz dazu gilt für private AG die Vertragsfreiheit und somit darf alles vereinbart werden, was nicht sittenwidrig ist, gegen geltende Gesetze verstößt oder nicht auf das

98

Vgl. Berner et al. 2020, S. 32. Gralla 2020, S. 1.7. 100 Vgl. Gralla 2020, S. 1.7. 101 Vgl. Berner et al. 2020, S. 32 f. 102 Vgl. Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. 2020h. 103 Vgl. Berner et al. 2020, S. 33. 104 Vgl. Leimböck et al. 2017, S. 23 f. 99

4.3  Struktur der deutschen Bauwirtschaft

241

Verlangen einer „unmöglichen“ Leistung hinausläuft.105 Privater AG kann eine Privatperson sein, die einmal in ihrem Leben das eigene Einfamilienhaus bauen lässt, aber auch ein großes Dienstleistungsunternehmen sein, das international an hunderten Standorten Hotels errichtet. Aus nahezu jedem Wirtschaftszeig sind private AG denkbar, denn jedes Unternehmen benötigt einen Firmensitz, eine Produktionsstätte oder ein Verwaltungsgebäude oder möchte ein Bauwerk als Kapitalanlage des Unternehmensgewinns erstellen lassen. Bei Sektoren-AG handelt es sich im Wesentlichen „[…] um Unternehmen, die bestimmte infrastrukturelle Leistungen im Bereich der Ver- und Entsorgung erbringen.“106 Diese Sektorentätigkeiten sind dem § 102 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) zu entnehmen. Dazu zählen beispielsweise die Deutsche Bahn AG, kommunale Ver- und Entsorgungsbetriebe und Netzbetreiber.107

4.3.1.2 Auftragnehmer (Anbieter von Bauleistungen) Die Anbieter von Bauleistungen stellen den bedeutendsten Teil108 der Angebotsseite des Baumarktes dar. Wird im Baustellenalltag von „dem Auftragnehmer“ gesprochen, so ist in der Rohbauphase in den meisten Fällen das bauausführende Unternehmen gemeint, das aktuell die umfangreichste Bauleistung auf der Baustelle erbringt. Während der Ausbauphase ist diese Bezeichnung seltener in Gebrauch, da viele verschiedene AN der verschiedenen Gewerke109 parallel Bauleistungen erbringen. Anbieter von Bauleistungen kann sowohl ein selbstständiger Maurermeister sein, der mit einem Fach- und einem Hilfsarbeiter den Rohbau von Einfamilienhäusern baut, als auch ein internationaler Baukonzern, der schlüsselfertige Bauprojekte im mehrstelligen Millionenbereich abwickelt. Angeboten werden Bauleistungen somit von kleinen Handwerksbetrieben, mittelständischen Bauunternehmen oder großen Baukonzernen, die jeweils in anderen Rechtsformen, Konstellationen und mit verschiedener Betriebsorganisation auftreten.110 Dabei arbeiten die Anbieter von Bauleistungen eng mit dem verarbeitenden Gewerbe, also der Baustoff- und Zulieferindustrie zusammen. Vergeben AN Teile ihres vertraglich geschuldeten Leistungsumfangs weiter an andere AN, so spricht man von Nach- bzw. Subunternehmern. In diesem Fall hat der eigentliche AN eine Doppelfunktion, denn im Verhältnis zu dem AG tritt er als AN auf, im Verhältnis zu dem NU fungiert er als AG. Vor allem im Bereich des Schlüsselfertigbaus ist der Einsatz von NU sehr verbreitet. Als Anbieter von schlüsselfertigen Bauleistungen kann der AN in unterschiedlicher Art und Weise auftreten und dabei in verschiedenen Einsatzformen handeln. Die Literatur unterscheidet grundsätzlich die vier verschiedenen Unternehmer105

Geregelt ist die Sittenwidrigkeit in § 138 BGB, das gesetzliche Verbot in § 134 BGB und die „unmögliche Leistung“ in § 275 BGB. 106 Berner et al. 2020, S. 36. 107 Vgl. Berner et al. 2020, S. 36. 108 Gemessen an der Höhe der Bauinvestitionen nach Produzentengruppen (siehe Abschn. 4.3). 109 Der Begriff „Gewerk“ wird im Abschn. 4.3.2 umfassend erklärt. 110 Die möglichen Rechtsformen werden in Abschn. 4.4 und die verschiedenen Betriebsorganisationen in Kap. 11 eingehend thematisiert.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

242

4 Bauwirtschaft

einsatzformen Generalunternehmer, Generalübernehmer, Totalunternehmer und Totalübernehmer.111 Welche Eigenschaften und Besonderheiten die einzelnen Unternehmereinsatzformen ausmachen, wird in Kap. 13 näher behandelt.

4.3.1.3 Architekten sowie Fachingenieure und -planer Planende und beratende Architekten und Ingenieure bilden den zweiten Teil der Angebotsseite des Baumarktes ab und bieten Dienstleistungen in Form von Planungs- und Beratungsleistungen an. Dabei fungieren sie rechtlich betrachtet als „Erfüllungsgehilfen“ des AG bzw. des Bauherrn, da sie dem AG bei der Erfüllung seiner vertraglichen Verpflichtungen gegenüber dem AN behilflich sind.112 Bei der „klassischen“ gewerkeweisen Vergabe von Bauleistungen113 werden Architekten und Ingenieure von dem AG beauftragt. Dabei kann die Vergabe der Planungsleistungen entweder an einen Generalplaner erfolgen, der alle Planungs- und Fachplanungsleistungen „aus einer Hand“ anbietet, oder der AG beauftragt alle notwendigen Planer und Fachplaner einzeln und ist so für deren Koordination verantwortlich bzw. gibt diese Aufgabe an einen der beauftragten Planer weiter.114 Gerade bei schlüsselfertigen Bauvorhaben kommt es aber immer häufiger vor, dass Teile der Planungsleistungen zusammen mit den Bauleistungen an einen AN vergeben werden.115 Dann sind die jeweiligen Planungsbüros ebenfalls NU des bauausführenden Unternehmens, das in diesem Fall die Rolle eines Totalunternehmers oder eines Totalübernehmers übernimmt. Die Leistungen von Architekten und Ingenieuren lassen sich nach der „Honorarordnung für Architekten und Ingenieure“ (HOAI) in neun Leistungsphasen einteilen: • • • • • • • • •

Leistungsphase 1: Grundlagenermittlung Leistungsphase 2: Vorplanung Leistungsphase 3: Entwurfsplanung Leistungsphase 4: Genehmigungsplanung Leistungsphase 5: Ausführungsplanung Leistungsphase 6: Vorbereitung der Vergabe Leistungsphase 7: Mitwirkung bei der Vergabe Leistungsphase 8: Objektüberwachung – Bauüberwachung und Dokumentation Leistungsphase 9: Objektbetreuung

Abhängig davon, welche Leistungsphasen und welcher Leistungsumfang vertraglich vereinbart worden ist, lässt sich in Anlehnung an die HOAI das jeweilige Honorar für die Architekten und Ingenieure ermitteln (konkrete Berechnung und Vertragsarten siehe Abschn. 5.2 bzw. Abschn. 5.2.2). 111

Vgl. Gralla 2020, S. 1.13. Vgl. Berner et al. 2020, 32, 37. 113 Näheres dazu unter Abschn. 4.3.2 Gewerke. 114 Vgl. Gralla 2020, S. 1.8. 115 Vgl. Berner et al. 2020, 40. 112

4.3  Struktur der deutschen Bauwirtschaft

243

Aufgrund von immer komplexer werdenden Bauvorhaben mit einem immer höherem Anteil an technischer Gebäudeausrüstung (TGA) gibt es bei heutigen Bauvorhaben neben dem Architekten viele weitere Fachplaner und Fachingenieure, die nur für ihre jeweilige Fachplanung verantwortlich sind. Beispielsweise werden häufig Fachingenieure und -planer in den Bereichen Tragwerksplanung bzw. Statik, Brandschutz, Bauphysik (Schall‑, Wärme- und Feuchteschutz), TGA (Lüftung, Heizung, Elektro- und Anlagentechnik, Sanitär)aber auch Innenarchitekten und Landschaftsarchitekten eingesetzt.116 Bei der Beauftragung Fachplaner und Fachingenieure sollte der Bauherr oder auch der Generalplaner beachten, dass mit jedem zusätzlichen Projektbeteiligten neue Schnittstellen entstehen, die es zu berücksichtigen gilt.117 Darüber hinaus gehören auch Sonderfachleute zu den Anbietern von Dienstleistungen, z. B. baubetriebliche Gutachter, Sachverständige für Baugrund, Sicherheits- und Gesundheitsschutz-Koordinatoren (SiGeKo) und Spezialisten zur Durchführung von Kontrollprüfungen.118

4.3.1.4 Weitere Beteiligte Nachfolgend wird ein weitergehender Einblick in die Vielfältigkeit der Baubeteiligten gegeben. Projektentwickler Projektentwickler sind bereits bei der Entstehung der Projektidee Teil des Projektteams und entwickeln insbesondere renditebezogene Vorhaben, um sie auf dem Immobilienmarkt anzubieten. Vor allem bei nicht-öffentlichen Bauvorhaben führen sie häufig Machbarkeitsstudien und Standortanalysen durch und schaffen so eine Entscheidungsgrundlage für einen Investor bzw. einen potenziellen AG, ob die Realisierung des von ihm erdachten Bauvorhabens finanzierbar und durchführbar ist. Wird der Begriff des Projektentwicklers weiter gefasst, so umfasst dieser den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks von der Entstehung der Projektidee über die Realisierung und die Nutzungs- bzw. Betriebsphase, mögliche Umnutzungen und den schlussendlichen Rückbau.119 Projektsteuerer Die immer größer werdende Anzahl an Baubeteiligten und die ständige Zunahme der Komplexität der Bauvorhaben haben das Berufsbild des Projektsteuerers entstehen lassen, das bereits im Jahr 1976 in die damals gültige HOAI aufgenommen worden ist.120 Die Koordination der Beteiligten und vor allem die Planungskoordination sind ab einer gewissen Projektgröße heutzutage nur noch schwer von dem AG oder dem planenden Architekten zu bewerkstelligen. Dann fungiert der Projektsteuerer als externer Dienstleister und kann je nach Einbindung in das Projekt als Projektsteuerer oder als Projektmanagender erscheinen. 116

Vgl. Leimböck et al. 2017, S. 29. Vgl. Berner et al. 2020, S. 39. 118 Vgl. Gralla 2020, S. 1.8. 119 Vgl. Gralla 2020, S. 1.9. 120 Vgl. Leimböck et al. 2017, S. 29. 117

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244

4 Bauwirtschaft

Die Projektsteuerer bilden als Stabstelle121 der AG-seitigen Projektleitung eine Art beratendes Expertenteam und die Projektmanager vereinen die Leistungen von Projektleitung und Projektsteuerung. Projektsteuerungsleistungen umfassen vorrangig die Übernahme der delegierbaren Aufgaben122 des AG bzw. des Bauherrn. Der Projektsteuerer hat somit nur eine unterstützende und beratende Funktion inne.123 In der HOAI waren die Projektsteuerungsleistungen nur in den Jahren 1976 bis 2009 in Form eines eigenständigen Leistungsbildes enthalten. Da die HOAI die Leistungen allerdings nicht spezifisch genug für die praxistaugliche Anwendung gliederte, wurde durch den Ausschuss der Ingenieurverbände und Ingenieurkammern für die Honorarordnung (AHO) im Jahr 1996 erstmals ein Vorschlag für das Leistungsbild des Projektsteuerers erstellt. Dieser ist in Heft 9 „Projektmanagement in der Bau- und Immobilienwirtschaft – Standards für Leistungen und Vergütung“ der AHO-Schriftenreihe zu finden.124 Wichtig ist festzuhalten, dass es sich dabei um einen Vorschlag und keinesfalls um geltendes Preisrecht handelt. Allerdings wird dieser Vorschlag in der Baupraxis erfahrungsgemäß meistens verwendet. Die AHO gliedert die Projektsteuerungsleistungen dabei in die fünf Projektstufen Projektvorbereitung, Planung, Ausführungsvorbereitung sowie Ausführung und Projektabschluss und in jeder Projektstufe weiter in die fünf nachfolgenden Handlungsbereiche: • • • • •

A: Organisation, Information, Koordination und Dokumentation, B: Qualitäten und Quantitäten, C: Kosten und Finanzierung, D: Termine, Kapazitäten und Logistik und E: Verträge und Versicherungen.

Wie diese Handlungsbereiche zeigen, sind die Aufgaben eines Projektsteuerers vielfältig und der Projektsteuerer sollte so früh wie möglich Teil des Projekts sein, um gemeinsam mit dem AG Planungsziele zu bestimmen, Rahmenbedingungen abzustecken und ein geeignetes Planungsteam zusammenstellen zu können.125 Häufig werden Projektsteuerer in der Baupraxis allerdings erst in das Projekt involviert, wenn es Probleme mit Kosten, Qualitäten und/oder Terminen gibt. Dann sind die Optimierungsmöglichkeiten durch den Projektsteuerer allerdings bereits stark eingeschränkt. Banken bzw. Kapitalgeber Ohne Banken bzw. Kapitalgeber, die die Bauprojekte finanzieren, wäre kaum ein Bauprojekt realisierbar. Sie sind somit ein sehr wichtiger Baubeteiligter. Für AN ist eine zumindest 121

Dieser Begriff ist näher in dem Kap. 11 erklärt. Die Unterteilung in delegierbare und nicht delegierbare (originäre) Bauherrnaufgaben wurde erstmals durch Pfarr (1997, S. 17) vorgenommen. 123 Vgl. Becker 2019, S. 21. 124 Vgl. AHO – Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung e. V. 2020. 125 Vgl. Becker 2019, S. 21. 122

4.3  Struktur der deutschen Bauwirtschaft

245

anteilige Fremdfinanzierung im Rahmen der Unternehmensfinanzierung die Regel, da sie mit ihrer Bauleistung immer in Vorleistung gehen und aufgrund des hohen Material- und Maschineneinsatzes dafür eine hohe Summe an Finanzmitteln benötigen. Auf Seite des AG werden im Rahmen der klassischen Finanzierung Finanzierungsmittel als grundpfandrechtlich gesicherte Darlehen vor allem von Geschäfts- und Hypothekenbanken und von Bausparkassen zur Verfügung gestellt. Diese Finanzierungsform ist allerdings nur bei genügend Eigenkapital möglich, so dass sich alternative Finanzierungskonzepte etabliert haben, da bei den immer größerer werdenden Projektvolumina kaum ein AG das notwendige Eigenkapital aufbringen kann. Bei diesen alternativen Konzepten trägt der Kreditgeber einen Teil des unternehmerischen Projektrisikos mit. Solche Kreditgeber könnten beispielsweise Immobilienfonds, Versicherungen oder Leasinggesellschaften sein. Bei öffentlichen Bauvorhaben werden die Bauvorhaben in der Regel aus öffentlichen Haushalten finanziert, es gibt aber auch privat finanzierte, öffentliche Bauvorhaben.126 Baubeteiligte Behörden und Institutionen Es gibt eine große Anzahl baubeteiligter Behörden, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten in das Baustellengeschehen eingreifen bzw. eingreifen können. Im Folgenden sind einige Behörden aufgeführt: • • • • • • • •

Bauaufsichtsamt (prüft Bauantrag, erteilt Baugenehmigung, vollzieht Abnahme) Amt für Prüfstatik (prüft Statik bzw. erteilt Prüfauftrag) Denkmalpflege (bei Bauprojekten im Bestand, die unter Denkmalschutz stehen) Ordnungsamt (prüft Verkehrsregelungen während der Bauzeit, genehmigt Ausnahmen zu Arbeitszeiten) Straßenverkehrsamt (beurteilt die Verkehrsanbindung) Behörden des Umweltamtes (prüfen Belange des Naturschutzes, des Wasserschutzes usw.) Stadtwerke bzw. Energieversorger (prüfen die Energieversorgung und die jeweiligen geltenden Vorschriften) Träger öffentlicher Belange (können z. B. im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens Bedenken äußern)

Direkt für die AN zuständig sind Berufsgenossenschaften, die mit ihren Unfallverhütungsvorschriften und der Kontrolle der Einhaltung der Vorschriften für sicheres Arbeiten auf den Baustellen sorgen. Ebenso ist in diesem Kontext das Gewerbeaufsichtsamt zu nennen, das die gewerberechtlichen Vorschriften des technischen, medizinischen und sozialen Arbeitsschutzes sowie der technischen Sicherheit überprüft. Der Zoll hingegen kontrolliert regelmäßig Baustellen auf die mögliche Beschäftigung von illegal Beschäftigten und das verbotene Ausführen von Schwarzarbeit.127 126

Vgl. Leimböck et al. 2017, S. 26. Zum Beispiel PPP-Projekte (public private partnership), näheres dazu in Abschn. 3.3.3. 127 Vgl. Gralla 2020, S. 1.10 f.

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246

4 Bauwirtschaft

Hinzukommen noch die Gerichte, deren Aufgabe es ist, sämtliche Streitfälle, die die Vergabe von Bauleistungen, Genehmigungen von Bauprojekten, die Bauabwicklung an sich inklusive Nachtragsangeboten und die Vergütung von Bauleistungen betreffen, zu klären.128 Nachbarn Die Nachbarn sind nicht direkt den Baubeteiligten zuzuordnen, allerdings ergeben sich mit Nachbarn häufig gegenseitige Abhängigkeiten, auf die besonders Acht gegeben werden muss. Insbesondere bei Infrastrukturprojekten ist es oft der Fall, dass vor Projektrealisierung zunächst Grundstücke teilweise von Privatpersonen (z. B. Landwirten) erworben werden müssen. Die Eigentumssituation sollte möglichst vor der eigentlichen Entwurfsplanung geprüft werden, denn wenn einzelne Privatpersonen nicht bereit sind, ihr Grundstück zu dem jeweiligen Zweck zu verkaufen, kann es passieren, dass dadurch das gesamte Projekt nicht realisiert werden kann oder sich deutlich verzögert. Darüber hinaus sind Nachbarn diejenigen, die am direkt von den Belastungen des Baustellenalltags (Lärm‑, Staub- und Schmutzemissionen) betroffen sind. Um möglichen Konflikten vorzubeugen, ist demnach eine offene Kommunikation und ein Einhalten der gesetzlich geregelten Zeiten für das Verursachen von Baulärm wichtig.129 Wird innerstädtisch mit sehr erschütterungsintensiven Bauverfahren gebaut (z. B. bei dem Einbringen von Spundwänden oder bei dem Bohren und Rückverankern von Trägerbohlwänden zur Baugrubensicherung), muss ein besonderes Augenmerk auf mögliche eintretende Setzungen der Nachbarbebauung gelegt werden, um Risse oder schlimmeres zu verhindern. Die Nachbarn sind demnach eine wichtige Gruppe, deren Interessen es zu respektieren und schützen gilt.

4.3.1.5 Neue Beteiligte Bei Baubesprechungen ist die Zahl der Teilnehmenden in den vergangenen Jahren erfahrungsgemäß gestiegen. Das liegt darin begründet, dass die Bauvorhaben immer komplexer werden und aus der Digitalisierung und der stärkeren Fokussierung auf die Optimierung von Bauprozessen „neue“ Baubeteiligte hervorgehen. Auf zwei dieser neuen Beteiligten wird an dieser Stelle kurz beispielhaft näher eingegangen. Durch die Digitalisierung wurden in der Bauwirtschaft neue Berufe geschaffen, wie z. B. der des BIM-Managers bzw. des BIM-Koordinators.130131 Der BIM-Manager hat eine übergeordnete Funktion und ist über den Lebenszyklus des jeweiligen Bauwerks für die Organisation der Definition, Umsetzung, Einhaltung und Do-

128

Vgl. Gralla 2020, S. 1.11. Geregelt sind diese Zeiten im Bundesemissionsschutzgesetz, demnach darf an Werktagen von 07:00 Uhr bis 20:00 Uhr Baulärm (im Rahmen der jeweiligen Grenzwerte) verursacht werden. Konkretisiert werden diese Regelungen von den Ländern und teilweise von den Städten. (Vgl. Universität Kassel 2021). 130 Vgl. Viering et al. 2015, S. 112. 131 Näheres zu dem Thema BIM ist in Kap. 15 zu finden. 129

4.3  Struktur der deutschen Bauwirtschaft

247

kumentation sämtlicher BIM-Prozesse verantwortlich. Außerdem hat er das BIM-Modell fortlaufend auf Aktualität, Vollständigkeit und Qualität zu überprüfen.132 Der BIM-Koordinator hat die operativen Aufgaben inne und „verwaltet“ das BIMModell. Er definiert die Zuständigkeitsbereiche, koordiniert die Modelle der einzelnen Fachplaner und gibt diese nach einer Kontrolle der Planungsqualität frei.133 Im Zuge der immer häufigeren Anwendung des Lean-Managements bzw. des LeanConstructions134 gerade bei großen Schlüsselfertigbauten während der Ausbauphase ist der Beruf des Lean-Managers entstanden. Der Lean-Manager führt Lean-Construction in das jeweilige Bauvorhaben ein, schafft Verständnis bei den Projektbeteiligten, koordiniert die Schnittstellen, erstellt die typischen Auswertungen (z. B.: Wertstromanalyse, Spaghettidiagramm oder Multimomentaufnahme), moderiert die Lean-Besprechungen, die zusätzlich zu den Baubesprechungen regelmäßig auf der Baustelle stattfinden und stellt gemeinsam mit dem Bauleitungsteam den LeanTerminplan auf. Somit ist er ein Teil des Baustellenteams.

4.3.2 Gewerke Laut Duden wird unter dem Begriff „Gewerk“ eine „[…] (besonders beim Bau eines Gebäudes o. Ä. eingesetzte) Gruppe von Handwerkern einer bestimmten Fachrichtung.“135 verstanden. Dabei orientiert sich die Aufteilung in Gewerke an den traditionellen Gewerbezweigen, die sich aus den ehemaligen Handwerkszünften entwickelt haben und somit eine jahrhundertealte Tradition aufweisen. Teilweise decken sich die Gewerke mit den noch heute vorhandenen handwerklichen Ausbildungsberufen. So ist der Beruf des Maurers mit dem Gewerk Mauerarbeiten gleichzusetzen, für das Gewerk „Betonarbeiten“ hingegen arbeiten Handwerker mit einer abgeschlossenen Ausbildung zum Betonbauer, Maurer oder Zimmerer.136 Wichtig ist anzumerken ist, dass der Begriff des Gewerks zwar sowohl in der Theorie (Fachliteratur, VOB/C, Standardleistungsbuch Bau und DIN 276) als auch in der Praxis (Ausschreibungen, Baustellenalltag) häufig Anwendung findet, es sich dabei aber nicht um einen feststehenden, normierten und definierten Begriff handelt.137

132

Vgl. Messmer und Austen 2020, S. 24. 133 Vgl. Messmer und Austen 2020, S. 24 und Gralla 2020, S. 8. 134 Unter Lean-Construction versteht man die Anwendung des Lean-Managements auf die Bauwirtschaft. Koskela definiert Lean-Construction wie folgt: „Während der Erstellung eines Bauprojektes gelebter kontinuierlicher Prozess zur Beseitigung von Verschwendung, dem Erreichen oder Übertreffen aller Kundenerwartungen, der Fokussierung auf den gesamten Wertstrom und dem Streben nach Perfektion.“ (Vgl. Koskela 1992, S. 9 ff.) 135 Duden 2021a. 136 Vgl. Berner et al. 2020, S. 39. 137 Vgl. iBau 2021.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

248

4 Bauwirtschaft

In dem Teil C „Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen“ der VOB (VOB/C) sind die technischen Leistungen und deren Abrechnung geregelt und die Einhaltung dieses Regelwerkes ist für öffentliche AG verpflichtend.138 Die VOB/C gliedert sich in der aktuellen Auflage des Jahres 2019 in 65 Gewerke bzw. Leistungsbereiche, denen jeweils eine DIN-Norm zugeordnet ist, z. B. regelt die DIN 18330 Mauerarbeiten. Der Begriff „Leistungsbereiche“ ist in diesem Fall der zutreffendere, da beispielsweise die DIN 18313 der VOB/C „Schlitzwandarbeiten mit stützenden Flüssigkeiten“ thematisiert, es zu diesen Arbeiten aber kein kongruentes Gewerk gibt. Eine weitere Einteilung in Leistungsbereiche erfolgt im Standardleistungsbuch Bau, das durch den Gemeinsamen Ausschuss Elektronik im Bauwesen (GAEB) herausgegeben wird und die Grundlage für Ausschreibungen bildet.139140 Die Leistungsbereiche des Standardleistungsbuchs Bau entsprechen zwar in Teilen denen der VOB/C, allerdings gliedert sich dieses aktuell141 in 98 Leistungsbereiche und ist somit deutlich feiner und detaillierter gegliedert als die VOB/C.142 Um einen Überblick über die verschiedenen Leistungsbereiche zu erhalten, sind in Abb. 4.14 und 4.15 die Leistungsbereiche nach VOB/C aufgeführt. Der Struktur der Bauwirtschaft mit den vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen ist es geschuldet, dass öffentliche AG laut § 5 Absatz 2 Nummer 1 VOB Teil A „Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen“ (VOB/A) dazu verpflichtet sind, die Bauleistungen aufgeteilt nach Teil- und Fachlosen zu vergeben.143 Lediglich aus „[…] wirtschaftlichen oder technischen Gründen [darf] auf eine Aufteilung oder Trennung verzichtet werden.“144 An dieser Stelle der VOB kommen erneut andere Begrifflichkeiten zum Einsatz. Fachlose werden im allgemeinen Sprachgebrauch als Gewerke bezeichnet.145 Sie unterscheiden sich aber insofern von Gewerken, als dass Fachlose häufig aus mehreren „Gewerken“ bzw. Leistungsbereichen bestehen. Sehr häufig wird beispielsweise das Fachlos „Rohbauarbeiten“ vergeben und dieses beinhaltet in den meisten Fällen die Leistungen Erd‑, Verbau‑, Wasserhaltungs‑, Drän- und Versicker‑, Mauer- und Betonarbeiten (nach den Leistungsbereichen der VOB/C).146 Wird das Fachlos, in diesem Fall die Rohbauarbeiten, nicht weiter in kleinere Teillose unterteilt, so handelt es sich bei dem Fachlos um die Vergabeeinheit, also die Einheit, die als ein „Paket“ an einen AN vergeben wird. Eine weitere Unterteilung der Fachlose in Teillose erfolgt nur bei Großprojekten, um die Größe bzw. das

138

Näheres dazu in Abschn. 3.2.2 „Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB)“. Näheres dazu in Kap. 7. 140 Berner et al. 2020, S. 114 f. 141 In der Version „2020 10“. 142 Vgl. f:data GmbH 2021a. 143 Vgl. VOB/A, vom 31.01.2019 § 5 Abs. 2 Satz 1. 144 VOB/A, vom 31.01.2019 § 5 Abs. 2 Satz 2. 145 Vgl. Deutsches Ausschreibungsblatt GmbH 2021. 146 Vgl. Berner et al. 2020, S. 40. 139

4.3  Struktur der deutschen Bauwirtschaft ATV DIN 18299 ATV DIN 18300 ATV DIN 18301 ATV DIN 18302 ATV DIN 18303 ATV DIN 18304 ATV DIN 18305 ATV DIN 18306 ATV DIN 18307 ATV DIN 18308 ATV DIN 18309 ATV DIN 18311 ATV DIN 18312 ATV DIN 18313 ATV DIN 18314 ATV DIN 18315 ATV DIN 18316 ATV DIN 18317 ATV DIN 18318 ATV DIN 18319 ATV DIN 18320 ATV DIN 18321 ATV DIN 18322 ATV DIN 18323 ATV DIN 18324 ATV DIN 18325 ATV DIN 18326 ATV DIN 18329 ATV DIN 18330 ATV DIN 18331 ATV DIN 18332 ATV DIN 18333 ATV DIN 18334 ATV DIN 18335 ATV DIN 18336 ATV DIN 18338 ATV DIN 18339 ATV DIN 18340 ATV DIN 18345 ATV DIN 18349 ATV DIN 18350 ATV DIN 18351 ATV DIN 18352 ATV DIN 18353 ATV DIN 18354 ATV DIN 18355 ATV DIN 18356 ATV DIN 18357 ATV DIN 18358 ATV DIN 18360 ATV DIN 18361 ATV DIN 18363 ATV DIN 18364

Allgemeine Regelungen für Bauarbeiten jeder Art Erdarbeiten Bohrarbeiten Arbeiten zum Ausbau von Bohrungen Verbauarbeiten Ramm-, Rüttel- und Pressarbeiten Wasserhaltungsarbeiten Entwässerungskanalarbeiten Druckrohrleitungsarbeiten außerhalb von Gebäuden Drän- und Versickerarbeiten Einpressarbeiten Nassbaggerarbeiten Untertagebauarbeiten Schlitzwandarbeiten mit stützenden Flüssigkeiten Spritzbetonarbeiten Verkehrswegebauarbeiten – Oberbauschichten ohne Bindemittel Verkehrswegebauarbeiten – Oberbauschichten mit hydraulischen Bindemitteln Verkehrswegebauarbeiten – Oberbauschichten aus Asphalt Pflasterdecken und Plattenbeläge, Einfassungen Rohrvortriebsarbeiten Landschaftsbauarbeiten Düsenstrahlarbeiten Kabelleitungstiefbauarbeiten Kampfmittelräumarbeiten Horizontalspülbohrarbeiten Gleisbauarbeiten Renovierungsarbeiten an Entwässerungskanälen Verkehrssicherungsarbeiten Mauerarbeiten Betonarbeiten Naturwerksteinarbeiten Betonwerksteinarbeiten Zimmer- und Holzbauarbeiten Stahlbauarbeiten Abdichtungsarbeiten Dachdeckungsarbeiten Klempnerarbeiten Trockenbauarbeiten Wärmedämm-Verbundsysteme Betonerhaltungsarbeiten Putz- und Stuckarbeiten Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden Fliesen- und Plattenarbeiten Estricharbeiten Gussasphaltarbeiten Tischlerarbeiten Parkett- und Holzpflasterarbeiten Beschlagarbeiten Rollladenarbeiten Metallbauarbeiten Verglasungsarbeiten Maler- und Lackierarbeiten – Beschichtungen Korrosionsschutzarbeiten an Stahlbauten

Abb. 4.14  Gliederung der Leistungsbereiche nach VOB/C

249

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

250

4 Bauwirtschaft ATV DIN 18365 ATV DIN 18366 ATV DIN 18379 ATV DIN 18380 ATV DIN 18381 ATV DIN 18382 ATV DIN 18384 ATV DIN 18385 ATV DIN 18386 ATV DIN 18421 ATV DIN 18451 ATV DIN 18459

Bodenbelagarbeiten Tapezierarbeiten Raumlufttechnische Anlagen Heizanlagen und zentrale Wassererwärmungsanlagen Gas-, Wasser- und Entwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden Elektro-, Sicherheits- und Informationstechnische Anlagen Blitzschutz-, Überspannungsschutz- und Erdungsanlagen Aufzugsanlagen, Fahrtreppen und Fahrsteige sowie Förderanlagen Gebäudeautomation Dämm- und Brandschutzarbeiten an technischen Anlagen Gerüstarbeiten Abbruch- und Rückbauarbeiten

Abb. 4.15  Fortsetzung Abb. 4.14

Auftragsvolumen der jeweiligen Vergabeeinheit zu reduzieren.147 Diese Art der Vergabe wird als gewerkeweise bzw. als losweise Vergabe bezeichnet. Das Gegenteil hierzu wäre die schlüsselfertige Vergabe (siehe Kap. 13). Die Meisterpflicht erklärt schlussendlich den Zusammenhang zwischen der Struktur des Baugewerbes, der Vergabevorschriften für öffentliche AG und dem sich durchsetzenden Begriff des „Gewerks“. Ein Gewerk stellt grundsätzlich einen abgetrennten Leistungsbereich dar, da für viele Gewerke die sogenannte Meisterpflicht gemäß Handwerksordnung (HwO) in Verbindung mit deren Anlage A besteht.148 Das bedeutet, dass das selbstständige Erbringen von den entsprechenden handwerklichen Leistungen nur durch einen Meister erlaubt ist. Dadurch gibt es viele kleine Unternehmen, die einen Meister für ein bestimmtes Gewerk als Geschäftsführung haben und es ihnen somit nur erlaubt ist, Leistungen zu erbringen, die zu diesem Gewerk gehören. Folglich entsteht ein kleinteilig strukturiertes Baugewerbe und dieser Fakt wird von dem Verordnungsgeber berücksichtigt, so dass eine nach Fach- und Teillosen getrennte Vergabe für öffentliche AG vorgeschrieben wird. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass der Begriff „Gewerk“ sowohl in den entsprechenden Regelwerken und der Literatur als auch in der Baupraxis große Bedeutung hat, es sich aber nicht um einen einheitlich definierten Begriff handelt.

4.4

Rechts- und Organisationsformen

Die Wahl der Rechtsform eines Unternehmens ist von großer Bedeutung, da sie Einfluss auf eine Vielzahl entscheidender Faktoren hat, z. B. auf die Art der Entscheidungsfindung (Geschäftsführung, Stimmrecht), die Besteuerung, die Haftung und daraus resultierende Finanzierungsmöglichkeiten, die Gewinn- und Verlustverteilung sowie die Vertretungsrege147

Vgl. Berner et al. 2020, S. 40. In der Handwerksordnung wird nicht von Gewerken, sondern von Gewerben gesprochen, da sie sich nicht nur auf Berufe der Bauwirtschaft beschränkt, z. B. sind auch Friseure von der in der Handwerksordnung vorgeschriebenen Meisterpflicht betroffen. 148

251

4.4  Rechts- und Organisationsformen GbR

1

OHG

2

KG Personengesellschaft

3

stG Einzelunternehmen

Rechtsformen des Privatrechts

4

EWIV

Gesellschaft

PartG GmbH

Stiftung

Verein AG Körperschaft

KGaA

Sonstige

Abb. 4.16  Struktur der Rechtsformen (mit schwarzer farblicher Markierung der im Folgenden näher erläuterten Rechtsformen) 149

lungen.149150 Mit der Wahl der Rechtsform wird eine langfristige unternehmerische Entscheidung getroffen, die Auswirkungen auf nahezu alle Geschäftsbereich hat. Allerdings sollte sie, gerade bei der Änderung unternehmensrelevanter Faktoren, stets überprüft werden.151 In Abb. 4.16 ist die Struktur der in Deutschland vorkommenden Rechtsformen dargestellt. Die Rechtsformen lassen sich in Einzelunternehmen, Personen- und Kapitalgesellschaften unterteilen. Im Folgenden werden die für die Bauwirtschaft relevanten Rechtsformen in ihren wesentlichen Merkmalen erläutert. Außerdem wird auf eine in der Bauwirtschaft typischerweise vorkommende Organisationsform eingegangen. Ein Überblick über die Rechtsformen ist in Abb. 4.17 dargestellt. Tiefergehende juristische Informationen zu den verschiedenen Rechtsformen finden sich in Ernst Führich: „Wirtschaftsprivatrecht: Bürgerliches Recht, Handelsrecht, Gesellschaftsrecht“.152 Dort werden alle Rechtsformen ausführlich mit all ihren Eigenschaften betrachtet und mit Beispielen erläutert. Eigene Darstellung, i. A. a. Führich 2017, S. 402. 150 Vgl. Leimböck et al. 2017, 233 ff. 151 Vgl. Zilch et al. 2012, 420 f. 152 Vgl. Führich 2017 Aktuell in der 13. Auflage.

6

Kapitalgesellschaft

Genossenschaft

149

5

7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

Inhaber ist natürliche Person Geschäftsbeginn, 1

nein

nein

HRA Personen-, Sach-, Phantasiefa. Zusatz: eK

Rechtsfähigkeit

Mindestkapital

Mindesteinzahlung

Handelsregister Firma

Abb. 4.17  Übersicht der verschiedenen Rechtsformen und ihrer Eigenschaften153

Nachteile

Vorteile

Auflösung

Gesellschafterwechsel

Publizität

gleiche Anteile

Inhaber allein

keine

Verlust

Kontrolle

nein

nein

Gesells.vermögen, Gesellschafter wie GbR 4 % v. Kapitaleinl., Rest angemessen nach Köpfen

Einzelgeschäftsfüh-rung

Selbstorganschaft

Gesamthandsver-mögen

Stand der Kapitalkonten

Komplementär wie OHG Kommanditist mit Einlage 4 % v. Kapitaleinl., Rest angemessen angemessene Anteile

Komplementäre

Selbstorganschaft

Gesamthandsver-mögen

wie OHG

HRA HRA Personen-, Sach-, Personen-, Sach-, Phantasiefa. Zusatz: OHG Phantasiefa. Zusatz: KG

nein

nein

wie OHG, mind. 1 Vollh.+1 Teilh.

Personenges. mit Voll/ Teilhafter vollkaufmännisches Handelsgewerbe §§ 161-177a HGB §§ 107 ff. HGB wie OHG

KG

ähnlich OHG

wie KG, bei GF der Komplementär GmbH wie KG, aber Komplementär GmbH wie KG

wie KG

Gesamthandsver-mögen

wie KG

AG

Notar GV und HR mind. 1

ja, jurist. Person

Gründung kompliziert, Bonität gering

keine persönliche Haftung, FremdGF

Beschluss, Insolvenz, Zeitablauf

frei veräußerlich

wie AG

beschränkt auf Geschäftsanteil Auskunft und Einsicht

Ges.-vermögen der juristischen Person anteilsmäßiger Gewinn

Geschäftsanteile am Startkapital Ges.-vermögen der juristischen Person GF (Fremdorg.), GV, AR > 500 Geschäftsführer

FremdGF, Kap.beschaffung. Kontinuität Gründung teuer, Kaperhalt streng

Beschluss, Insolvenz, Zeitablauf

keinen Anteil außer bei Insolvenz AR und Auskunft bei Insolvenz nach Größe, §§ 316 ff, 325 ff HGB frei nach Wertpapierrecht

Ges.-vermögen der juristischen Person Dividende

Ges.-vermögen der juristischen Person Vorstand (Fremdorg.), AR, HV Vorstand

Aktien am Grundkapital

50.000 € Gründungskapital Bareinlage 25%, Sacheinlage 100%, Überpari-Emission HRB Personen-, Sach-, Phantasiefa. Zusatz: AG

Notar GV, Stufen und HR mind. 1

ja, jurist. Person

Kapitalges. mit Kapitalges., Grundkap. in beschränkter Haftung Aktien zerlegt jeder Zweck Vollkaufmann jeder zulässige Zweck, Vollkaufmann GmbHG AktG

GmbH

KG nein, 25.000 € Startkapital Kompl. wie GmbH wie KG Komplementär wie Bareinlage 25%, GmbH Sacheinlage 100%, zus. mind. 12.500 € HRA HRB Name Komplementär, Sach/ Personenfa. mit Zusatz: GmbH & Co. KG Zusatz: GmbH

GV zwischen KG und GmbH

wie KG GmbH: GmbHG wie KG

KG mit GmbH als Komplementär wie KG

GmbH & Co. KG

Kontrollrecht des ähnlich GbR ähnlich GbR wie KG Gesellschafters grundsätzlich keine außer nach PublG: 2 von 3 Merkmalen an 3 aufeinander folgenden Bilanzstichtagen: Bilanzsumme > 65 Mio. €, Umsatzerlöse > 130 Mio. €, Beschäftigte > 5.000 keiner Zustimmung aller wie GbR wie OHG wie KG Gesellschafter Insolvenz, Liquidation Kündig., Zwecker., Tod, Kündig., Tod, Insolvenz wie OHG, Tod wie KG Insolvenz Gesellschafter Gesellschafter, Insolvenz Kommanditist nicht der OHG flexibel flexibel, Gelegenheitsge- flexibel, hohe Bonität Komplementär hat Haftung nur mit sellschaft Leistng, Kom haftet Komplementär GmbH beschr. unbeschr Haftung wie GbR wie OHG Zweifache Buchführung Eigenkapital gering, Gesamthand Nachfolgeprobleme

Inhaber unbeschränkt

Inhaber allein

Selbstorganschaft

Gewinn

Inhaber allein

durch alle Gesellschafter gemeinsam Gesellschafter unmittelb., pers., unbeschr., solidar. gleiche Anteile

keine

Organe

Anteil am Gesamthandsver-mögen Gesamthandsver-mögen

nein nein

nein

nein

Geschäftsführung, Vertretung Haftung

keine

Geschäftsvermögen

Beteiligung

Vermögen

Gründung, Gründerzahl

Handelsgewerbe

HGB, BGB

Personenges. durch Personenges. mit mehrere unbeschr. Hanftung jeder gemeinsame Zweck vollkaufmännisches Handelsgewerbe §§ 705-740 BGB §§ 105-160 HGB §§ 705-740 BGB teilrechts- und teilrechtsfähig insolvenzfähig Gesellschaftsvertrag, GV und HR, mind. 2 mind. 2

Inhaber ist unbeschränkt

OHG

GbR

Einzelkaufmann

Zweck

Rechtsform

Rechtsgrundlagen

Kriterium Wesen

252 4 Bauwirtschaft

4.4  Rechts- und Organisationsformen

253

4.4.1 Einzelunternehmen Wie die durch klein- und mittelständische Unternehmen geprägte Struktur des Baugewerbes vermuten lässt, sind die meisten Unternehmen des Baugewerbes als Einzelunternehmen organisiert.153154 Auch ca. zwei Drittel der Architektur- und Ingenieurbüros haben die Rechtsform Einzelunternehmen.155 Bei Einzelunternehmen ist der Eigentümer eine natürliche Person und schließt die Geschäfte des Unternehmens ab. Ihm steht somit allein der erwirtschaftete Gewinn sowie der sich ergebende Liquidationserlös zu und er kann über Privatentnahmen allein entscheiden. Allerdings hat er demnach auch alle erforderlichen finanziellen Mittel selbst bereitzustellen und das unternehmerische Risiko obliegt ihm allein. Er haftet unbegrenzt mit seinem Geschäfts- und Privatvermögen, sicherlich der größte Nachteil eines Einzelunternehmens.156 Lässt sich ein Einzelunternehmer in das Handelsregister eintragen, so kann er sich als „eingetragener Kaufmann“ (abgekürzt: e. K.) bezeichnen und die Bestimmungen des Handelsrechts werden auf ihn angewandt.157

4.4.2 Personengesellschaften Personengesellschaften sind keine juristischen Personen, sie sind aber teilrechtsfähig. Das bedeutet, dass sie Rechte erwerben, Verpflichtungen eingehen und auch im Zivilprozess aktiv und passiv parteifähig sein können. Gemeinsam haben alle Personengesellschaften, dass sie kein Mindestkapital vorweisen und auch keine Mindesteinzahlung leisten müssen. Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die Offene Handelsgesellschaft, die Kommanditgesellschaft, die stille Gesellschaft, die Europäische Wirtschaftliche Interessensvertretung sowie die Partnerschaftsgesellschaft gehören zu den Personengesellschaften.158 Im Folgenden werden die Personengesellschaften, die für die Bauwirtschaft als wichtig erachtet werden, näher erläutert.

4.4.2.1 Gesellschaft bürgerlichen Rechts Als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) wird ein Zusammenschluss mehrerer Gesellschafter bezeichnet, die ein gemeinsames Ziel verfolgen, das nicht grundsätzlich wirtschaftlicher Natur sein muss. Der Erreichung dieses Ziels verpflichten sich alle Gesellschafter. Für die Bauwirtschaft ist die GbR relevant, weil sogenannte Arbeitsgemeinschaften unter dieser Rechtsform gegründet werden159 und typischerweise die freien Berufe (z. B. Architektur- und Ingenieurbüros) oftmals in einer GbR organisiert sind.160 153

Eigene Darstellung, i. A. a. Führich 2017, S. 408 f. Vgl. Leimböck et al. 2017, S. 236. 155 Vgl. Statista 2021a. 156 Vgl. Zilch et al. 2012, S. 422. 157 Vgl. Berner et al. 2020, S. 72. 158 Vgl. Führich 2017, S. 403 f und Zilch et al. 2012, S. 422. 159 Siehe Abschn. 4.4.4 Arbeitsgemeinschaft. 160 Vgl. Berner et al. 2020, S. 73 und Führich 2017, S. 414ff.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

154

15 16

254

4 Bauwirtschaft

In einer GbR wird der Gewinn gleichmäßig ausgeschüttet, sofern die Gewinnverteilung nicht im Gesellschaftsvertrag anders geregelt ist. Für die Gründung einer GbR bedarf es eines Gesellschaftsvertrags, der allerdings nicht schriftlich vereinbart werden muss und sie wird somit auch nicht im Handelsregister eingetragen. Die Gesellschafter haften gesamtschuldnerisch mit ihrem gesamten Vermögen, zumindest nach außen, und sind somit auch für die Entscheidungen der Mitgesellschafter haftbar. Die Gefahr einer GbR besteht darin, dass aufgrund der geringen Hürden für die Gründung der GbR es ohne schriftliche Grundlage bei Uneinigkeiten zwischen den Gesellschaftern zu großen finanziellen Verlusten kommen kann. Dies gilt es zu bedenken.161

4.4.2.2 Offene Handelsgesellschaft Eine offene Handelsgesellschaft (OHG) ist eine Sonderform der Personengesellschaft und besteht aus mindestens zwei Gesellschaftern, die unbeschränkt persönlich und solidarisch mit ihrem gesamten Vermögen haften. Ihr Zweck ist „[…] auf den Betrieb eines Handelsgewerbes unter gemeinschaftlicher Firma gerichtet […].“162 Mindestens einer der Gesellschafter ist namentlich im Firmennamen zu benennen. Die Leitungsbefugnis ist im Gesellschaftsvertrag geregelt, grundsätzlich üben die Gesellschafter die Geschäftsführung gemeinsam aus und jeder Gesellschafter ist zur Geschäftsführung berechtigt, es kann aber auch nicht geschäftsführende Gesellschafter geben. Vorteilhaft im Vergleich zu dem Einzelunternehmen ist, dass es eine breitere Eigenkapitalbasis gibt und bei dem Ausfall eines Gesellschafters deutlich weniger Vertretungsprobleme entstehen als bei dem Einzelunternehmen, denn jeder Gesellschafter ist nach Handelsgesetzbuch (HGB) allein zur Vertretung ermächtigt.163 Die OHG ist im Baugewerbe nur wenig verbreitet.164 4.4.2.3 Kommanditgesellschaft Die Kommanditgesellschaft (KG) besteht aus mindestens einem Komplementär und einem Kommanditisten, es gibt somit zwei verschiedene Arten von Gesellschaftern. Komplementäre haften unbeschränkt und haben in der Regel die Leitungsbefugnis inne, Kommanditisten haften nur beschränkt auf die Höhe ihrer geleisteten Einlage. Dadurch, dass es sich bei der KG um eine Sonderform der OHG handelt, können die Regelungen der OHG auch auf die KG angewandt werden. Für die Bauwirtschaft ist die KG eine bedeutende Rechtsform, da sie vor allem bei mittelständischen Familienbetrieben häufig zum Einsatz kommt. Wichtig zu beachten ist hierbei, dass die Erb- und Nachfolge klar geregelt wird.165 Ein Familienangehöriger kann beispielsweise zunächst als Kommanditist in das Familienunternehmen mit einsteigen und später zum Komplementär mit persönlicher Haftung und Mitbestimmung in der Geschäftsführung werden. 161

Vgl. Führich 2017, S. 414ff und Zilch et al. 2012, S. 422 f. Führich 2017, S. 426. 163 Führich 2017, S. 426ff. 164 Vgl. Zilch et al. 2012, S. 423. 165 Vgl. Berner et al. 2020, S. 73. 162

4.4  Rechts- und Organisationsformen

255

4.4.3 Kapitalgesellschaften Bei Kapitalgesellschaften steht nicht die Person im Vordergrund, sondern das Kapital bzw. die kapitalmäßige Beteiligung der Gesellschafter. Deshalb gibt es bei den jeweiligen Rechtsformen ein vorgeschriebenes Mindestkapital. Da es sich bei Kapitalgesellschaften um juristische Personen handelt bestehen strenge Formvorschriften für die Gründung und es bedarf besonderer Organe für die Geschäftsführung und deren Vertretung. Zu den Kapitalgesellschaften zählen die Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die Aktiengesellschaft und die Kommanditgesellschaft auf Aktien.166 Bis auf die Kommanditgesellschaft auf Aktien (diese Mischform kommt in der Praxis nur selten vor)167 werden diese Rechtsformen im Folgenden näher erläutert.

4.4.3.1 Gesellschaft mit beschränkter Haftung Für die Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) benötigt es mindestens einen Gesellschafter und es ist ein Gesellschaftsvertrag erforderlich. Darüber hinaus bedarf es einer Eintragung in das Handelsregister. Die GmbH zeichnet sich durch ein Stammkapital von mindestens 25.000 € aus, auf die auch die Haftung beschränkt ist. Die Leitung einer GmbH hat ein Geschäftsführer inne, der nicht gleichzeitig Gesellschafter sein muss, aber häufig ist. Aus diesem Grund kann der Gesellschafter von dem Geschäftsführer bzw. von der Geschäftsführung Einsicht in die Bücher und Schriften verlangen. Er hat ein unverzügliches Auskunftsrecht und er kann in der Gesellschaftsversammlung nach dem Verhältnis der Geschäftsanteile mitstimmen. Außerdem hat er einen Anspruch auf seinen Anteil am Jahresüberschuss. Ist im Gesellschaftsvertrag nichts anderes bestimmt, so richtet sich die Gewinn- bzw. Verlustbeteiligung nach dem Verhältnis der Gesellschaftsanteile. Die Gesellschaftsversammlung entscheidet als oberstes Organ über die Gewinnverwendung, die Person des Geschäftsführers bzw. der Geschäftsführer und sie stellt den Jahresabschluss fest. Überwacht wird die Geschäftsführung bei Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden von dem Aufsichtsrat.168 Durch die Möglichkeit des Ausschlusses der persönlichen Haftung, des geringen Kapitalaufwands und die flexible Gestaltung des Innenverhältnisses inklusive der Beschäftigung eines Geschäftsführers ist die GmbH eine der bevorzugten Rechtsformen für kleine und mittlere Unternehmen. Als Sonderform bei einem Geschäftsführer der gleichzeitig Alleingesellschafter ist, bietet sich die Einmann-GmbH an, für deren Gründung allerdings eine Sicherheit notwendig ist.169 Eine weitere beliebte Form der GmbH ist die GmbH & Co. KG, die eine Sonderform der KG darstellt, bei der der Komplementär keine natürliche Person ist, sondern eine GmbH. Die Gesellschafter der GmbH sind zugleich Kommanditisten

166

Vgl. Zilch et al. 2012, S. 423 f. 167 Vgl. Führich 2017, S. 490. 168 Vgl. Leimböck et al. 2017, S. 238 f. 169 Vgl. Führich 2017, S. 458.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

256

4 Bauwirtschaft

der KG und so wird eine Haftungsbegrenzung innerhalb einer Personengesellschaft geschaffen.170

4.4.3.2 Aktiengesellschaft Überraschenderweise ist die Gründung einer Aktiengesellschaft mit nur einer Person möglich.171 Es bedarf dafür eines Gründungskapitals von 50.000 €, das in Aktien zerlegt ist. Jeder, der Aktien der Aktiengesellschaft besitzt, ist somit Gesellschafter und wird als Aktionär bezeichnet. Geleitet wird die Aktiengesellschaft von einem Vorstand, das Kontrollorgan ist der Aufsichtsrat und das beschließende Organ die Hauptversammlung, bei der die Aktionäre das Stimmrecht haben. Die Beschlüsse, die in der Hauptversammlung von den Aktionären getroffen werden, müssen nicht notariell beurkundet werden. Einzelne Aktionäre können die Beschlüsse allerdings anfechten, wenn sie gegen ein Gesetz verstoßen. Am Bilanzgewinn werden die Aktionäre in Form einer Dividende im Verhältnis der Nennbeträge ihrer Aktien beteiligt.172 Die Haftung gegenüber Gläubigern ist auf das Gesellschaftsvermögen begrenzt und jeder Aktionär haftet nur in der Höhe seiner Einlage. Die Aktiengesellschaft ist die bevorzugte Rechtsform für Industrie‑, Handels- und Verkehrsunternehmen mit großem Kapitalbedarf.173 In der Bauindustrie sind die drei größten deutschen Bauunternehmen als Aktiengesellschaft organisiert.174 Vorteilhaft an der Aktiengesellschaft ist, dass das Risiko auf viele Personen verteilt wird und dass ebenfalls das individuelle Risiko durch die Haftungsbeschränkung auf die eigene Einlage geringgehalten wird.175

4.4.4 Arbeitsgemeinschaft Bei der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) handelt es sich nicht um eine Rechtsform, sondern um einen zeitlichen Zusammenschluss von zwei oder mehreren rechtlich und wirtschaftlich selbstständigen AN zur Abwicklung eines Bauvorhabens. Der Begriff der ARGE wird dabei nur in der Bauwirtschaft verwandt, in anderen Branchen ist der Begriff „Konsortium“ geläufiger.176 Dass sich AN für die Abwicklung eines Bauvorhabens in einer ARGE zusammenschließen, kann viele verschiedene geschäftspolitische Gründe haben. Als Hauptgrund ist zu nennen, dass das Auftragsvolumen oder die Komplexität des Bauvorhabens zu groß für 170

Vgl. Berner et al. 2020, S. 75. Seit 1995. Vgl. Führich 2017, S. 482 Dies wurde eingeführt, um auch mittleren und kleinen Unternehmen den Zugang zur Aktiengesellschaft zu ermöglichen. Dafür wurden viele Vereinfachungen getroffen. Bei solchen Aktiengesellschaften wird von der „kleinen Aktiengesellschaft“ gesprochen. Vgl. Berner et al. 2020, S. 74. 172 Vgl. Führich 2017, 481 ff. 173 Vgl. Führich 2017, S. 482. 174 Nach Bauleistung in €: 1. Hochtief, 2. Strabag, 3. Züblin. Vgl. Linden 2020. 175 Vgl. Führich 2017, 481 ff. 176 Vgl. Berner et al. 2020, S. 92ff. 171

Literatur

257

einen AN ist, um es allein bewältigen zu können. Außerdem können das unternehmerische Risiko und die eigenen Kapazitäten nicht nur auf ein Bauvorhaben begrenzt werden.177 Aus dem Zusammenschluss zu einer ARGE ergibt sich eine rechtlich und wirtschaftlich unabhängige Gesellschaft, die in den meisten Fällen als GbR ausgebildet wird.178 Es gelten somit für die ARGE alle Rechte und Pflichten, die unter Abschn. 4.4.2 bereits erläutert wurden.

Literatur AHO – Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung e. V. (2020): Heft 9 Projektmanagement in der Bau- und Immobilienwirtschaft – Standards für Leistungen und Vergütung. Online verfügbar unter https://www.aho.de/publication/heft-9/, zuletzt aktualisiert am 15.04.2020, zuletzt geprüft am 26.01.2021. Becker, Pecco (2019): Projektsteuerung. Basel (Basics Berufspraxis). Berner; Kochendörfer, Bernd; Schach, Rainer (2020): Grundlagen der Baubetriebslehre 1. Baubetriebswirtschaft. 3. Auflage. Wiesbaden: Springer Vieweg. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) (Hrsg) (2011): Multiplikatorund Beschäftigungseffekte von Bauinvestitionen. BMVBS-Online-Publikation. Online verfügbar unter https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/ministerien/bmvbs/bmvbsonline/2011/DL_ON202011.pdf?__blob=publicationFile&v=1, zuletzt geprüft am 28.01.2021. business on (2020): Einblicke in die aktuelle Lage der Bauwirtschaft – Interview mit Sven Hohmann. In: business-on.de, 08.06.2020. Online verfügbar unter https://www.business-on.de/intervieweinblicke-in-die-aktuelle-lage-der-bauwirtschaft-interview-mit-sven-hohmann-_id55709.html, zuletzt geprüft am 03.02.2021. Deutsches Ausschreibungsblatt GmbH (2021): Fachlose. Online verfügbar unter https://www.deutsches-ausschreibungsblatt.de/informationen/glossar/fachlose/, zuletzt aktualisiert am 20.01.2021, zuletzt geprüft am 20.01.2021. Dostert, Elisabeth (2010): Wer zwei Jahre draußen ist, hat den Anschluss verloren. In: Süddeutsche Zeitung, 10.05.2010. Online verfügbar unter https://www.sueddeutsche.de/karriere/von-wegendrueckeberger-wer-zwei-jahre-draussen-ist-hat-den-anschluss-verloren-1.553682, zuletzt geprüft am 28.01.2021. Duden (2021a): Gewerk. Online verfügbar unter https://www.duden.de/rechtschreibung/Gewerk, zuletzt aktualisiert am 16.01.2021, zuletzt geprüft am 16.01.2021. Duden (2021b): Umsatzrendite. Online verfügbar unter https://www.duden.de/rechtschreibung/ Umsatzrendite, zuletzt aktualisiert am 02.02.2021, zuletzt geprüft am 02.02.2021. f:data GmbH (2021a): Leistungsbereiche – STLB-Bau Ausschreibungstexte. f:data GmbH. Online verfügbar unter https://www.stlb-bau-online.de/Ausschreibungstexte/Leistungsbereiche/1, zuletzt aktualisiert am 19.01.2021, zuletzt geprüft am 19.01.2021. f:data GmbH (2021b): Bauwirtschaft. f:data GmbH. Online verfügbar unter https://www.bauprofessor.de/bauwirtschaft/, zuletzt aktualisiert am 20.01.2021, zuletzt geprüft am 20.01.2021. Frankfurter Allgemeine Zeitung (2002): Die Holzmann-Pleite. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.03.2002. Online verfügbar unter https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/dossier-die-holzmannpleite-147611.html, zuletzt geprüft am 29.01.2021. 177

Vgl. Berner et al. 2020, S. 92. Vgl. Gralla 2020, S. 1.22.

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4 Bauwirtschaft

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1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

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4 Bauwirtschaft

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1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

5

Öffentliches Baurecht, Ausschreibung und Vergabe

5

Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Bernd Ulke

Inhaltsverzeichnis 5.1 Öffentliches Baurecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   5.1.1 Rechtssystematische Einordnung und Abgrenzung des Öffentlichen Baurechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   5.1.2 Bauplanungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   5.1.3 Bauordnungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   5.1.4 Vergaberecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   5.2 Architektenrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   5.2.1 Änderungen durch die Werkvertragsreform des BGB zum 01.01.2018 . . . . .   5.2.2 Planungshonorare (auf Grundlage der HOAI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   5.3 Ausschreibung und Vergabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   5.3.1 Leistungsbeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   5.3.2 Ermittlung der Baukosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  

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B. Ulke ( ) Aachen, Deutschland [email protected] © Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2024 T. Krause, B. Ulke, M. Ferger (Hrsg.), Zahlentafeln für den Baubetrieb, https://doi.org/10.1007/978-3-658-41330-9_5

263

264

5.1

5  Öffentliches Baurecht, Ausschreibung und Vergabe

Öffentliches Baurecht

Das Öffentliche Baurecht bezieht sich nicht, wie zunächst angenommen werden könnte, auf Bauvorhaben, die von einem öffentlichen AG vergeben werden, sondern stellt ein Teilgebiet des besonderen Verwaltungsrechts dar.1 Durch das öffentliche Baurecht werden „[…] die Zulässigkeit, die Grenzen, die Ordnung und die Förderung der baulichen Nutzung des Bodens [geregelt].“2 Unterteilen lässt sich das öffentliche Baurecht dabei in das Bauplanungs- und in das Bauordnungsrecht. Eine weitere Rechtsmaterie, die dem Öffentlichen Baurecht angehört, ist das Vergaberecht.

5.1.1 Rechtssystematische Einordnung und Abgrenzung des Öffentlichen Baurechts „Das deutsche Recht wird herkömmlich in das Privatrecht und das öffentliche Recht unterteilt.“3 Privatrechtliche Normen befassen sich mit der Regelung der Rechtsbeziehungen der Menschen untereinander und regeln die Freiheiten, Rechte, Pflichten und Risiken, die sie zueinander haben. Im Privatrecht herrscht der Grundsatz, dass sich gleichberechtigte Rechtssubjekte4 gegenüberstehen. Regelungen öffentlichen Rechts betreffen hingegen immer ein ungleiches Verhältnis vom Staat als übergeordnete Organisation, die dem untergeordneten Bürger Verwaltungsakte vorgeben kann, an die er sich halten muss. Das öffentliche Recht regelt somit das hoheitliche Handeln des Staates im Verhältnis zu den Bürgern aber auch im Verhältnis der staatlichen Organe untereinander.5 „Kurz: wenn sich Bürger und Staat gegenüberstehen, wenn z. B. die Polizei einen randalierenden Demonstranten auf die Wache mitnimmt, um die Personalien festzustellen, oder wenn ein Bürger bei der Baubehörde die Erteilung einer Baugenehmigung beantragt.“6

In Abb. 5.1 wird dargestellt, wie sich die Einteilung in öffentliches und Privatrecht auf das Baurecht auswirkt.

1

Vgl. Berner et al. 2020, S. 43. Berner et al. 2020, S. 43. 3 Köhler 2019, S. IX. 4 Der Begriff des Rechtssubjekts ist unter Abschn. 3.2.1 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) erläutert. 5 Vgl. Köhler 2019, S. IX. 6 Detterbeck 2016, S. XI. 2

265

5.1  Öffentliches Baurecht Abb. 5.1  Gliederung des Baurechts in die im Rahmen dieses Buches behandelten Bereiche

1

Baurecht

öffentliches Recht



2 Privatrecht

3

Bauplanungsrecht (BauGB)

Bauvertragsrecht (BGB, VOB/B)

Bauordnungsrecht (Landesbauordn.)

Architektenrecht (BGB, HOAI)

Vergaberecht (VgV, VOB/A, GWB, VOL/A,...)

Weitere Rechtsquellen: EigentumsR, ErbauR, NachbarR

4 5 6 7 8

Wie sich im Weiteren noch an mehreren Stellen zeigen wird, hat das Öffentliche Baurecht beispielsweise durch das Erteilen von Baugenehmigungen, die allgemeine Genehmigungslage und -vorschriften sowie die Zulassung von Baustoffen auch Einfluss auf das Private Baurecht. Das Öffentliche Baurecht stellt ein Teilgebiet des besonderen Verwaltungsrechts dar.7 Durch das Öffentliche Baurecht werden „[…] die Zulässigkeit, die Grenzen, die Ordnung und die Förderung der baulichen Nutzung des Bodens [geregelt].“8 Unterteilen lässt sich das Öffentliche Baurecht dabei in das Bauplanungs- und in das Bauordnungsrecht. Mit dem Bauplanungsrecht wird sich ausführlich in Abschn. 5.1.2 und mit dem Bauordnungsrecht in Abschn. 5.1.3 beschäftigt. Außerdem lässt sich das Vergaberecht, das unter anderem die Regeln für öffentliche AG in Bezug auf die Vergabe von Bauleistungen beinhaltet, dem öffentlichen Baurecht zuordnen. Behandelt wird das Vergaberecht in Abschn. 5.1.4.

9 10 11 12 13 14 15

7 8

Vgl. Berner et al. 2020, S. 43. Berner et al. 2020, S. 43.

16

266

5  Öffentliches Baurecht, Ausschreibung und Vergabe

5.1.2 Bauplanungsrecht Der in Deutschland so wichtige Föderalismus9 wird auch im öffentlichen Baurecht spürbar. In einem Rechtsgutachten des Bundesverfassungsgerichts vom 16.06.1954 wurden die einzelnen Teilbereiche des öffentlichen Baurechts eindeutig ihrer jeweiligen Zuständigkeit zugeordnet.10 Damit liegen seitdem die städtebauliche Planung, die Baulandumlegung, der Bodenverkehr, die Erschließung und die Bodenbewertung im Zuständigkeitsbereich des Bundes. Das Bauplanungsrecht wird somit vom Bund geregelt. Für das damals als „Baupolizeirecht“ bezeichnete Bauordnungsrecht sind eindeutig die Länder verantwortlich. Das Bauplanungsrecht beschäftigt sich also mit der Frage und entscheidet, ob gebaut werden darf, wohingegen bei dem Bauordnungsrecht thematisiert wird, wie gebaut werden darf. Da sich das „ob“ und das „wie“ selbstverständlich gegenseitig beeinflussen, kann nicht scharf zwischen Bauplanungs- und Bauordnungsrecht getrennt werden. Ein Ineinandergreifen und auch das Überschneiden beider Rechtsgebiete ist somit an mehreren Stellen festzustellen.11 Dennoch werden die beiden Rechtsgebiete im Folgenden getrennt voneinander betrachtet, da sie wie beschrieben jeweils andere Zuständigkeiten haben und andere Gebietskörperschaften für sie zuständig sind.

5.1.2.1

Ziel des Bauplanungsrechts

„Die Materie des Bauplanungsrechts befasst sich mit der Bodenordnung. Dabei geht es darum, bodenrechtliche Spannungen zu vermeiden und eine geordnete städtebauliche Entwicklung zu gewährleisten. Das Bauplanungsrecht will einem baulichen Wildwuchs entgegenwirken und damit gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse sicherstellen.“12

5.1.2.2 Rechtsquellen des Bauplanungsrechts Die Hauptrechtsquellen des Bauplanungsrechts sind das Baugesetzbuch (im Folgenden kurz: BauGB) und die Baunutzungsverordnung (im Folgenden kurz: BauNVO), die durch die Immobilienwertermittlungsverordnung (im Folgenden kurz: ImmoWertV) und die Planzeichenverordnung (im Folgenden kurz: PlanZV).13 Das Bauplanungsrecht wird vom Bund geregelt14. In den nachfolgenden Abschnitten werden die Hauptrechtsquellen des Bauplanungsrechts kurz erläutert: Das Baugesetzbuch ist das wichtigste Gesetz des Bauplanungsrechts in Deutschland. Das Gesetz behandelt die Vorbereitung und Leitung der gesamten Bebauung in der Stadt 9

„Föderalismus (von lat.: foedus, foedera ‚Bund‘, ‚Bündnis‘, ‚Vertrag‘) bezeichnet grundsätzlich ein Organisationsprinzip, bei dem die einzelnen Glieder über eine gewisse Eigenständigkeit verfügen, aber zu einer übergreifenden Gesamtheit zusammengeschlossen sind.“ JuraForum 2021. 10 Vgl. BVerfG 1. Senat, Baugutachten vom 16.06.1954. 11 Vgl. Wirth und Schneeweiß 2019, S. 5. 12 Conrad 2020, S. 5. 13 Vgl. Berner et al. 2020, S. 43. 14 Der Bund ist zu der Regelung nach Art. 70 Abs. 2, 72 Abs. 1, 74 Abs. 1 Nr. 30 des Grundgesetzes befugt. Vgl. Conrad 2020, S. 5.

5.1  Öffentliches Baurecht

267

und im Land, der zu ihr gehörigen Anlagen und Einrichtungen sowie der mit der Bebauung in Verbindung stehenden Nutzung des Bodens.15 Das Gesetz wird in vier Kapitel unterteilt: Kapitel 1: Allgemeines Städtebaurecht Das Kapitel behandelt die Ordnung der städtebaulichen Entwicklung und die wichtigsten Vorschriften über die Ausweisung von Gebieten für bestimmte Nutzungen. Hierzu sind die Flächennutzungs- und Bebauungspläne relevant. Kapitel 2: Besonderes Städtebaurecht Das besondere Städtebaurecht umfasst die städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen zur Behandlung städtebaulicher Mängel. Kapitel 3: Sonstige Vorschriften Die sonstigen Vorschriften regeln u. a. die Ermittlung von Grundstückswerten, die Einrichtung von Gutachterausschüssen und die Planerhaltung bei Bauleitplänen. Kapitel 4: Überleitungs- und Schlussvorschriften Das Kapitel bezieht sich auf die vorher geltenden Regelungen des Bundesbau- und Städtebauförderungsgesetz und die Überleitungsregeln zum Baugesetzbuch. Die Baunutzungsverordnung (kurz BauNVO) behandelt die Art und das Maß der baulichen Nutzung. Die BauNVO ist gemäß folgendem Schema aufgebaut: Absatz 1: Art der baulichen Nutzung Die Art der baulichen Nutzung beschreibt die für die Bebauung vorgesehenen Flächen. Durch die Festsetzung der baulichen Nutzung gelten anschließend die Regelungen des Bebauungsplans und des Flächennutzungsplans. Absatz 2: Maß der baulichen Nutzung Der zweite Absatz der BanNVO behandelt die allgemeine Maße der baulichen Nutzung. Die wichtigsten Maßkriterien sind: Grundfläche, Geschossfläche, Baumasse, Zahl der Vollgeschosse und Höhe der baulichen Anlagen. Die Maße der baulichen Nutzung sind im § 16 bis § 21 a der BauNVO beschrieben. Absatz 3: Bauweise, überbaubare Grundstücksfläche Im dritten Abschnitt werden Festlegungen bezüglich der Bauart und den überbaubaren Grundstücksflächen getroffen. Die Immobilienwertermittlungsverordnung (kurz ImmoWertV) behandelt die gesetzlichen Grundsätze für die Verkehrswertermittlung von Grundstücken. Der Verkehrswert einer Immobilie stellt den voraussichtlich marktüblichen zu erzielenden Verkaufspreis dar. Die Planzeichenverordnung (kurz PlanZV) bestimmt die in Bauleitplänen nach dem Baugesetzbuch (Bebauungs- und Flächennutzungspläne) zu verwendenden Planzeichen. 15

Vgl. Baugesetzbuch.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

268

5  Öffentliches Baurecht, Ausschreibung und Vergabe

5.1.2.3 Bauleitpläne § 1 Abs. 3 BauGB: Die Gemeinden haben die Bauleitpläne aufzustellen, sobald es für die städtebauliche Entwicklung und Ordnung erforderlich ist. Im Baugesetzbuch wird als wichtigster Punkt geregelt, dass die Städte und Gemeinden ermächtigt sind, Bauleitpläne aufzustellen, Verfahren und Maßstäbe für die Planung zu regeln und die Durchführung von Planungsmaßnahmen sicherzustellen. Zu den Bauleitplänen gehören beispielsweise Regionalpläne, Flächennutzungspläne und insbesondere Bebauungspläne.16 Flächennutzungsplan Im Flächennutzungsplan sind für das ganze Gemeindegebiet die beabsichtigten städtebaulichen Entwicklungen und die sich ergebende Art der Bodennutzung nach den voraussehbaren Bedürfnissen der Gemeinde in den Grundzügen darzustellen.17 Der Flächennutzungsplan ist kein verbindliches Recht der Bodennutzung und dient nur als Entwicklungsinstrument der Gemeinde zur Bodennutzung. Aus dem Flächennutzungsplan können Flächen und sonstige Darstellungen ausgenommen werden, wenn dadurch die nach Satz 1 darzustellenden Grundzüge nicht berührt werden und die Gemeinde beabsichtigt, die Darstellung zu einem späteren Zeitpunkt vorzunehmen. Somit ist der Flächennutzungsplan ein vorbereitender Bauleitplan, der einer konkreten Umsetzung durch einen verbindlichen Bebauungsplan bedarf. Beispiele der Darstellungsmöglichkeiten im Flächennutzungsplan: Nach Bauflächen:

Nach § 1 Abs. 1 BauNVO Wohnbauflächen, gemischte und gewerbliche Bauflächen sowie Sonderbauflächen (etwa für Freizeitparks). Nach Baugebieten:

Nach § 1 Abs. 2 BauNVO besondere Ausprägungen der Bauflächen, z. B. „gemischte Baufläche Verwaltung“, „gemischte Baufläche zentralörtlicher Versorgungsbereich“ Nach Gemeinbedarfsflächen:

Zum Beispiel: Schulen, Kindergärten, Kirchen, Theater, Krankenhäuser, Schwimmbäder, weitere Infrastruktureinrichtungen und Anlagen, Sport und Spielanlagen. Bebauungsplan Der § 8 Abs. 2 Satz 1 des BauGB besagt, dass die Bebauungspläne aus dem Flächennutzungsplan zu entwickeln sind. Somit sieht das BauGB ein zweistufiges System vor. Der Flächennutzungsplan stellt die vorbereitende Ebene dar, aus dem die zweite Ebene, der Bebauungsplan, entwickelt werden soll. Die Entwicklung des Bebauungsplans ist somit die Umsetzung des gemeindlichen Planungskonzepts aus dem Flächennutzungsplan 16

Vgl. Berner et al. 2020, S. 44. Vgl. § 5 Abs. 1 BauGB.

17

5.1  Öffentliches Baurecht

269

in unmittelbar geltendes Recht. Nach § 10 Abs. 1 BauGB wird der Bebauungsplan als Rechtsnorm angesehen, dessen Rechtswirkung unmittelbar nach Inkrafttreten wirkt. Das Gesetz geht daher von einer Zweistufigkeit der Bauleitplanung aus. Abgesehen von der gesetzlichen Ausnahmebestimmung in § 8 Abs. 2 S. 2 BauGB, wonach ein Bebauungsplan ausreicht, um die städtebauliche Ordnung zu regeln, ist eine geordnete städtebauliche Entwicklung nur dann gewährleistet, wenn ihre Grundzüge in dem hierfür vorgesehenen Flächennutzungsplan festgelegt wurden.18 Der konkrete Inhalt des Bebauungsplans ist im Katalog des § 9 BauGB geregelt. Die Festsetzungsmittel sind: Zeichnung, Farbe, Schrift und Text. Die Zeichnung wird durch die Planzeichenverordnung geregelt. Der Bebauungsplan wird als eine Satzung bzw. Rechtsnorm gewertet und muss sich einer gerichtlichen Kontrolle unterziehen. Die gerichtliche Kontrolle des Bebauungsplanes sieht Folgendes vor: • • • •

Normenkontrollverfahren nach § 47 VwGO Antragstellung innerhalb eines Jahres nach Bekanntmachung Antragsberechtigt ist eine natürliche oder juristische Personen sowie jede Behörde Prüfungsmaßstab formelle und materielle (?) Fehler. Beispiel: Nichteinhaltung der Auslegungsdauer, fehlerhafte Bekanntmachung, Verstoß gegen Abwägungsgebot

1 2 3 4 5 6 7

Für den Flächennutzungsplan gibt es grundsätzliche keine gerichtliche Kontrolle, weil es sich lediglich um ein Entwicklungsinstrument handelt.

8

5.1.3 Bauordnungsrecht

9

Wie bereits beschrieben beantwortet das Bauordnungsrecht die Frage, wie gebaut werden darf und „[…] umfasst [somit] die technischen Anforderungen an bauliche Anlagen sowie die Gefahren, die von diesen ausgehen.“19

5.1.3.1 Rechtsquellen des Bauordnungsrechts Da das Bauordnungsrecht in den Zuständigkeitsbereich der Länder fällt, gibt es nicht ein deutschlandweit gültiges Bauordnungsrecht, sondern das Bauordnungsrecht ist von Bundesland zu Bundesland leicht unterschiedlich. Es muss somit immer beachtet werden, in welchem Bundesland das Bauvorhaben realisiert werden soll und die entsprechende Landesbauordnung angewandt werden. Der Fall, dass das gleiche Bauvorhaben beispielsweise in Niedersachsen genehmigungsfähig wäre, in Bayern allerdings gegen das Bauordnungsrecht verstößt, ist denkbar. Weil die Unterschiede allerdings in den meisten Fällen marginal sind und um das Bauordnungsrecht anschaulicher erläutern zu können, wird im Rahmen dieses Kapitels, immer, wenn es notwendig ist, auf die Landesbauordnung von Nordrhein-Westfalen verwiesen.

18

Vgl. Dürr/König Baurecht Bayern S. 29 Rn. 27. Berner et al. 2020, S. 43.

19

10 11 12 13 14 15 16

270

5  Öffentliches Baurecht, Ausschreibung und Vergabe

5.1.4 Vergaberecht Vergaberechtlich relevant und dem öffentlichen Recht zuzuordnen sind lediglich Vergaben öffentlicher AG. Möchte ein nicht-öffentlicher AG eine Bauleistung vergeben, so unterliegt er keinen vergabe- oder vertragsrechtlichen Einschränkungen. Selbstverständlich müssen allerdings die privatrechtlichen Gesetze zum Abschluss von Bauverträgen eingehalten werden.20 Aus diesen Gründen wird sich in diesem Kapitel ausschließlich mit Vergaben von öffentlichen AG befasst. Die öffentlichen Aufträge stellen eine enorme Wirtschaftsmacht in Deutschland dar. Jährlich entsteht eine Gesamtsumme in Höhe von ca. 500 Mrd. €, die von den Kommunen, Ländern und vom Bund ausgegeben wird. Davon werden rund 50 % von den Kommunen gezahlt, 25 % von den Ländern und 20 % vom Bund. Die restlichen 5 % (rund 60 Mrd. €) werden von öffentlichen Unternehmen wie Krankenhäuser oder Sozialversicherungen ausgegeben.

5.1.4.1 Beispiele Aufträge aus den Bundesministerien: Lieferaufträge: 771 (2016) Bauaufträge: 1972 (2015) Das Vergaberecht umfasst die öffentlichen Aufträge. Öffentliche Aufträge sind entgeltliche Verträge zwischen öffentlichen Auftraggebern (AG) und Unternehmen (AN) welche die Beschaffung von Leistungen, die Lieferung von Waren, die Ausführung von Bauleistungen oder die Erbringung von Dienstleistungen zum Gegenstand haben.21 Öffentliche Auftraggeber sind: • • • • •

Bund Länder Gemeinde, Gemeindeverbände Sonstige juristische Personen des öffentlichen Rechts juristische Personen des Privatrechts (z. B. mit der Rechtsform GmbH oder AG)

Die öffentlichen Auftraggeber sind im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) § 99 geregelt. Anders als der öffentliche Auftraggeber ist der Sektorenauftraggeber, der im GWB in den § 100 und § 102 definiert ist. Sektorenauftraggeber ist die Trinkwasserversorgung, die Energieversorgung (Elektrizität, Gas, Wärme) und der Verkehr. Die Definition umfasst u. a. das Vorliegen einer monopolartigen Struktur, der ein staatlicher Einfluss zugrunde liegt. Die vergaberechtlichen Bestimmungen für Sektorauftraggeber sind weniger streng als bei den öffentlichen vergaberechtlichen Bestimmungen. Grund dafür ist die Förderung des Wettbewerbs in den genannten Sektoren und die erhöhte Öffnung der vorhandenen Märkte.22 20

Das private Baurecht wird umfassend in Kap. 3 behandelt. Vgl. Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) § 103 Abs. 1 22 Vgl. ibau/akademie/glossar/sektorenauftraggeber. 21

5.1  Öffentliches Baurecht

271

Zweck des Vergaberechts ist vor allem die Bekämpfung der Diskriminierung von Marktteilnehmern. Das Vergaberecht gewährleistet eine faire, effiziente und nachhaltige Vergabe von öffentlichen Aufträgen durch transparente Vergabeverfahren.23 Hierdurch wird die Gleichbehandlung auf dem Markt sichergestellt. Zusätzlich soll der Korruption und Bestechung entgegengewirkt werden.

1 2

5.1.4.2 Schwellenwerte Im Vergaberecht gibt es die EU-Schwellenwerte. Die Schwellenwerte bilden die Grenze, welche Regeln und Vorschriften der öffentlichen Auftraggeber (AG) bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen anwenden muss. Dabei ist der geschätzte Nettoauftragswert maßgebend. Bei Bauleistungen und Konzessionsverträge beträgt der Schwellenwert 5.548.000,00 €, während bei Liefer- und Dienstleistungen der Schwellenwert 221.000,00 € beträgt. Weitere Schwellenwerte:

3

• Liefer- und Dienstleistungen der obersten oder oberen Bundesbehörden sowie vergleichbarer Bundeseinrichtungen mit 144.000 € • Soziale und Besondere Dienstleistungen 750.000 € • Im Sektorenbereich 443.000 €

6

Die Schätzung des Auftragsvolumens kann sich als schwierig erweisen. Die Wahl der Methode zur Berechnung des geschätzten Auftragswerts darf nicht mit der Absicht erfolgen, die Aufteilung und Geltung des Vergaberechts zu umgehen.24 Die Schätzung des Auftragswerts ist in der Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge (Vergabeverordnung – VgV) § 3 „Schätzung des Auftragswerts“ geregelt. Hierbei ist der Gesamtwert sorgfältig, nach objektiven Kriterien mit Dokumentationen zu schätzen. Bei fehlenden Dokumentationen droht die Ausscheidung des Angebots. Der Maßgebliche Zeitpunkt für die Schätzung des Auftragswerts ist der Tag, an dem die Auftragsbekanntmachung abgesendet wird.25 Bei verschiedenen Bauaufträgen in einem Vertrag (Lose) werden die Auftragswerte addiert. „Kann das beabsichtigte Bauvorhaben oder die vorgesehene Erbringung einer Dienstleistung zu einem Auftrag führen, der in mehreren Losen vergeben wird, ist der geschätzte Gesamtwert aller Lose zugrunde zu legen. Bei Planungsleistungen gilt dies nur für Lose über gleichartige Leistungen.“ § 3 Abs. 7 VgV. Grundsätzlich werden mit Erfahrungswerten die Auftragssummen geschätzt. Je näher die jeweilige Auftragssumme den Schwellenwert erreicht, desto intensiver muss der AN die Summe schätzen.

8

4 5

7

9 10 11 12 13 14 15

23

Vgl. https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/FAQ/Vergaberechtsreform Vgl. § 3 Abs. 2 VgV. 25 Vgl. § 3 Abs. 3 VgV. 24

16

272

5  Öffentliches Baurecht, Ausschreibung und Vergabe

5.1.4.3 Vergaben unterhalb der Schwellenwerte Bei der Vergabe unterhalb des Schwellenwerts gelten die Gesetze der Unterschwellenvergabeordnung (UVgO) und der VOB/A. Die Vorschriften des UVgO sind insgesamt als Verfahrensordnung zu bezeichnen und nicht als Rechtsverordnung. Die Vorschriften werden erst durch den Anwendungsbefehl in den haushaltsrechtlichen Vorschriften des Bundes und der Länder (bei Ländern zum Teil auch über Landesvergabegesetze) in Kraft gesetzt.26 In Deutschland ist die VOB/A für Vergaben der öffentlichen Hand und von Sektorenauftraggebern verpflichtend. 5.1.4.4 Vergaben oberhalb der Schwellenwerte Nach Erreichen der entsprechenden Schwellenwerte müssen die Aufträge europaweit ausgeschrieben werden, unter Berücksichtigung zwingend anzuwendender Ausschreibungsverfahren und Bekanntmachungsmustern. Diese werden durch die EU-Kommission vorgegeben.27 Bei Vergaben oberhalb der Schwellenwerte findet das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) Anwendung. Die Anwendung des GWB-Vergaberechts, das auf der Umsetzung entsprechender EU-Richtlinien beruht ist im § 106 GWB festgehalten, sowie in der Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge (Vergabeverordnung – VgV), in der Sektorenverordnung (SektVO), der Konzessionsvergabeverordnung (KonzVgV) und in der Vergabeverordnung Verteidigung und Sicherheit (VSVgV). 5.1.4.5 Ablauf des Vergabeverfahrens Der öffentliche Auftraggeber bzw. die ausschreibende Stelle muss sich formal an exakt strukturierte und verbindliche Abläufe halten.

26

Vgl. vergabevorschriften.de/uvgo deutsches-ausschreibungsblatt.de

27

5.1  Öffentliches Baurecht

273

Im Vergabeverfahren gibt es drei maßgebliche Phasen: 1. Aufforderungsphase zur Angebotsabgabe Die Aufforderung soll gemäß § 12 VOB/A alle Angaben enthalten, die außer den Vertragsunterlagen für den Entschluss zur Angebotsabgabe notwendig sind. 2. Angebotsphase 3. Wertungsphase Der feste Ablauf des Vergabeverfahrens soll sicherstellen, dass ein fairer Wettbewerb stattfindet und die Vergabestelle sich für das im Normalfall günstigste Angebot entscheidet. Das Vergabeverfahren gliedert sich in folgenden Schritten auf: 1. Verfahrensvorbereitung Nach der Bedarfsermittlung für ein beliebiges Projekt oder für eine Dienstleistung, wobei hierfür der Material‑, Zeit-, und Personalbedarf ermittelt wird, kann der Beschaffungsgegenstand durch den Auftraggeber festgelegt werden. Gegenstand der Beschaffung können Leistungen, Lieferungen, Dienstleistungen oder auch Freiberuflerleistungen sowie Bauleistungen sein. Dies ist genau im § 103 GWB definiert. Zur Verfahrensvorbereitung durch den AG gehört auch die Markterkundung, die Finanzierungsfragen und die grobe Schätzung des Auftragswertes. Daraufhin müssen die Rechtsfragen geregelt werden, ob die VOB/A, die VGV, EU-Regelungen oder die UVgO anwendbar ist, je nachdem ob der Schwellenwert über- oder unterschritten wird. 2. Erstellung Vergabeunterlagen Aus der Vorbereitung erstellt die Vergabestelle alle notwendigen Vergabeunterlagen. Dazu gehören die genaue Leistungsbeschreibung, die Vertragsbedingungen sowie weitergehende Informationen. 3. Festlegung der Vergabeart Je nach Kostenumfang und Leistungsart ergibt sich die passende verbindliche Vergabeform. 4. Bekanntmachung Die Bekanntmachung erfolgt i. d. R. 5 Tage nach Absendung der Vergabeunterlagen. Mit der Bekanntmachung der Ausschreibungsunterlagen informieren die Print- oder OnlineMedien die Öffentlichkeit. Interessierte Unternehmen haben nun die Möglichkeit die Ausschreibungsunterlagen anzufordern und herunterzuladen. Die Bekanntmachung ist im § 40 und § 41 VgV sowie im § 12, § 12a VOB/A EU festgehalten. Mit der Bekanntmachung erfolgt auch die „Korrespondenzphase“, in der die Vergabestellen Antworten auf Fragen der einzelnen Bewerber weiterleiten, um die Chancengleichheit sicherzustellen. Die Angebotsfrist beträgt min. 35 Tage nach Absendung der Bekanntmachung. Dies ist im § 15 Abs. 2 VgV, § 10a VOB/A EU geregelt. Die Angebotsfrist bei nicht offenen Verfahren, Verhandlungsverfahren, wettbewerblichem Dialog und bei der Innovationspartnerschaft beträgt 30 Tage. In dem Zeitraum erstellen die Unternehmen ihre Angebote.

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274

5  Öffentliches Baurecht, Ausschreibung und Vergabe

In der Praxis ist die Bekanntgabe auf europäischer Ebene ein formalisiertes Muster mit einer inländischen Veröffentlichung. Die Veröffentlichung im nationalen Bereich finden die Unternehmen in der Tageszeitung, auf amtlichen Veröffentlichungsblättern oder Fachzeitschriften. Die Phase der Bekanntmachung endet mit Zugang der Vergabeunterlagen bei den Bietern. 5. Eröffnungstermin Innerhalb der Angebotsfrist müssen alle geforderten Unterlagen, Nachweise, Referenzen und Erklärungen vollständig abgeschickt werden. Wie genau das Angebot verschickt werden soll, wird von der Vergabestelle vorgegeben. Sämtliche Angebote werden sicher aufbewahrt und zum festgelegten Eröffnungstermin geöffnet. Um die Rechtssicherheit dieses Vorgangs zu wahren, wird u. a. das Vier-AugenPrinzip angewendet.28 6. Angebotsprüfung nach § 56 ff. VgV, § 16 c,d VOB/A-EU Im nächsten Schritt werden die Angebote der Unternehmer sorgfältig geprüft. Zunächst erfolgt die formelle Prüfung. In der formellen Prüfung werden alle Angebote ausgeschlossen, die nicht ordnungsgemäß verschlossen, gekennzeichnet oder korrigiert bzw. verändert wurden. Bei mangelhaften Unterlagen kommt es zum sofortigen Ausschluss des Unternehmens. Anschließend wird mit der Eignungsprüfung geprüft, ob die Unternehmen die notwendigen infrastrukturellen und personellen Ressourcen nachweisen können oder ob wichtige Qualifikationen, Genehmigungen oder Referenzen fehlen.29 In der Eignungsprüfung können von der Vergabestelle auch weitere Belege angefordert werden. Nach Durchführung der Eignungsprüfung folgt die Prüfung der „Auskömmlichkeit des Angebots“. Die Preise werden dahingehend geprüft, ob die Unternehmen die Leistungen erbringen können, ohne in wirtschaftliche Schwierigkeiten zu gelangen. Rabatte, Einkaufspreise und niedrige Zuschläge werden akzeptiert, jedoch nur mit dem Vorbehalt der wirtschaftlichen Stabilität des jeweiligen Unternehmens. Bei außergewöhnlich niedrigen Preisen kann der Verdacht entstehen, dass ein Irrtum vorliegt oder der Unternehmer vor der Insolvenz steht. Nach dem Ausschluss eines Bieters gilt die Vorabinformationspflicht nach § 19 Abs. 1 VOB/A-EG. Die unverzügliche Unterrichtung des ausgeschlossenen Bieters ist verpflichtend. 7. Auswahl des wirtschaftlichsten Angebots Nach der Angebotsprüfung erhält der wirtschaftlichste bzw. der günstigste Anbieter den Zuschlag. Die Unterrichtung des unterlegenen Bieters ist im § 62 VGV und im § 19 Abs. 2 VOB/ A-EG festgehalten. 15 Tage nach Absendung der Bieterinformation erfolgt offiziell der Zuschlag des günstigsten Anbieters. Aus rechtschutzrelevanten Gründen werden zunächst 28

submission.de submission.de

29

5.1  Öffentliches Baurecht

275

die Bieter informiert, die den Zuschlag nicht erhalten haben. Die Bieter die den Zuschlag nicht erhalten haben, können eine Begründung auf Verlangen nach § 62 Abs. 2 VgV und § 19 Abs. 4 VOB/A-EG einfordern. Die Bieter erhalten daraufhin die Ausschlussgründe.

1

8. Nachprüfungsverfahren vor der Vergabekammer Nur im Oberschwellenbereich kann ein unterlegener Bieter oder Bewerber die Verletzung von Verfahrensvorschriften im Rahmen eines Nachprüfungsverfahrens vor den Vergabekammern geltend machen. Die Ansprüche der Rüge sind im § 160 GWB Abs. 3 geregelt. Nachdem der Antrag zum Nachprüfungsverfahren als zulässig erachtet wird, wird über die Rüge entschieden. 2 Wochen nach der Entscheidung des Nachprüfungsverfahrens kann zusätzlich eine Beschwerde vor dem Oberlandesgericht eingereicht werden.

2

5.1.4.6 Vergabearten In dem Kapitel werden die gängigsten Vergabearten kurz erläutert.

5

1. Öffentliche Ausschreibung/Offenes Verfahren Die öffentliche Ausschreibung ist die häufigste Ausschreibung und ist streng formalisiert. Die Formstrenge ist von jeder Partei einzuhalten. Eine unbeschränkte Zahl von Bietern kann sich beteiligen und deren Angebote müssen bis zum Eröffnungstermin geheim gehalten werden. Nach der Eröffnung der Angebote darf nicht mit den einzelnen Bietern über den Preis verhandelt werden. Bei der Vergabe und bei gleichzeitiger Nichteinhaltung der Förmlichkeit handelt es sich um eine „Freihändige Vergabe“, die rechtswidrig ist.

6

2. Beschränkte Ausschreibung/Nichtoffenes Verfahren Bei der beschränkten Ausschreibung wird nur eine beschränkte Zahl von Unternehmen zur Einreichung von Angeboten aufgefordert. Es gibt bei der beschränkten Ausschreibung zudem eine öffentliche Bekanntmachung mit der Aufforderung an Unternehmen zur Teilnahme am Wettbewerb. Der öffentliche Auftraggeber kann dabei aus den eingegangenen Teilnahmeanträgen einen Kreis der geeigneten Bieter zusammenstellen. Bei der beschränkten Ausschreibung kann es auch zur Vergabe von Bauleistungen ohne Teilnahmewettbewerb kommen. Hierfür müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: • Dringlichkeit. Die Dringlichkeit muss jedoch ausführlich dokumentiert und beschrieben werden. • Wenn nur ein Unternehmen zur Leistung in der Lage ist. Beispiele hierfür sind: Nur wenige Spezialfirmen verfügen über das Know-how, nur bestimmte Auftraggeber besitzen die notwendigen Patente. Bei der EU-Vergabe muss der öffentliche Auftraggeber geeignete Unternehmen zur Angebotsabgabe auffordern. Es können bestimmte Kriterien durch Mindestanforderungen definiert werden. Hierbei ist zu beachten, dass keine Bieter zur Angebotsabgabe aufgefordert werden, die sich nicht um die Teilnahme beworben haben.

3 4

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276

5  Öffentliches Baurecht, Ausschreibung und Vergabe

3. Verhandlungsvergabe/Verhandlungsverfahren Die Verhandlungsvergabe ist eine Auftragsvergabe ohne förmliches Verfahren. Vor der Aufforderung zur Angebotsabgabe ist die Eignungsprüfung gemäß § 6 b Abs. 4 VOB/A erforderlich. Der öffentliche Auftraggeber kann zur Erlangung einer Marktübersicht auch einen öffentlichen Teilnahmewettbewerb durchführen. Grundsätzlich sind bei der Verhandlungsvergabe gemäß § 3 b Abs. 2 VOB/A mindestens drei Bewerber erforderlich. Die Zuschlagskriterien bzw. die Mindestanforderungen müssen entweder in der Bekanntmachung selbst oder in der Aufgabenbeschreibung vor Beginn des Vorstellungstermins bekannt gemacht werden. Die Zulässigkeit der Verhandlungsvergabe ist in § 3a Abs. 4 VOB/A und § 8 Abs. 4 VOL/A festgelegt. Eines der folgenden Bedingungen muss zutreffen: 1. Für die Leistung kommt nur ein bestimmtes Unternehmen aus besonderen Gründen in Betracht (z. B. Patentschutz, Know-how). 2. Dringlichkeit 3. Die Leistung kann nach Art und Umfang vor der Vergabe nicht eindeutig und erschöpfend festgelegt werden, so dass hinreichend vergleichbare Angebote erwartet werden können. 4. Nach Aufhebung einer öffentlichen Ausschreibung oder beschränkten Ausschreibung verspricht eine erneute Ausschreibung kein annehmbares Ergebnis. 4. Wettbewerblicher Dialog Der Wettbewerbliche Dialog ist eine Kombination aus „Verhandlungsverfahren“ und „nichtoffenem Verfahren“. Dieses Verfahren wird bei besonders komplexen Aufträgen gewählt. Der Auftraggeber beschreibt seine Anforderungen in einer Leistungsbeschreibung. Anschließend bestimmt er mindestens drei Unternehmen, die er zum Dialog auffordert. Im Dialog legen die Parteien fest, wie die Bedürfnisse des AG erfüllt werden können. Es wird über die angestrebte Lösung verhandelt. Wenn eine Lösung gefunden wurde, fordert der öffentliche Auftraggeber zur Angebotsabgabe auf. Das wirtschaftlichste Angebot wird schließlich ausgewählt. 5. Innovationspartnerschaft Die Innovationspartnerschaft ist nach § 119 Abs. 7 GWB, § 19 VGV und § 3 Nr. 5 VOB/ A-EU ein spezielles Vergabeverfahren zur Entwicklung innovativer und noch nicht auf dem Markt verfügbaren Liefer‑, Bau- oder Dienstleistungen. Dabei muss der öffentliche Auftraggeber die Mindestanforderungen festlegen. Die Anforderungen betreffen zudem Eignungskriterien des Unternehmens auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung. Es ist im Wesentlichen ein besonderes Verhandlungsverfahren mit einem Teilnahmewettbewerb mit anschließenden Verhandlungsrunden über Erst- und Folgeangebote. Auf nationaler Ebene ist die öffentliche Ausschreibung oder die beschränkte Ausschreibung erforderlich. Auf europäischer Ebene ist das offene oder das nichtoffene Verfahren erforderlich.

5.2 Architektenrecht

277

5.1.4.7 Vergabeunterlagen Die Vertragsunterlagen beinhalten: • • • •

Leistungsbeschreibung allgemeine Vertragsbedingungen (VOB/B) allgemeine technische Vertragsbedingungen (VOB/C) etwaige zusätzliche Vertragsbedingungen und zusätzliche technische Vertragsbedingungen (ZTV, ZVB)

Die Vergabeunterlagen sind vom zustande gekommenen Vertrag zu unterscheiden. Diese Unterlagen beinhalten das Angebot des ausgewählten Bieters inklusive der von ihm kalkulierten Leistungsbeschreibung.

1 2 3 4 5

5.2 Architektenrecht Das Architektenrecht lässt sich, anders als die anderen in diesem Kap. 5 thematisierten Rechtsgebiete, dem Privatrecht und nicht dem Öffentlichen Recht zuordnen. Dennoch wird dieses in Kap. 5 angesiedelt, da Architektenleistungen bereits weit vor der eigentlichen Ausführungsphase benötigt werden und das Architektenrecht somit zeitlich gesehen eher relevant wird, spätestens in der Phase der Ausschreibung und Vergabe. Darüber hinaus beeinflusst das Öffentliche Baurecht weitaus stärker die Arbeit von Architekten als die von Bauunternehmen, da Architekten sämtliche Vorschriften des Öffentlichen Baurechts in ihrer Planung berücksichtigen müssen. Deshalb sind sowohl Öffentliches Baurecht als auch Architektenrecht in Kap. 5 zu finden. „Fragt man in der Praxis nach Regelungen zum Architektenrecht, wird sehr schnell und häufig zuerst auf die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) verwiesen. Allgemein herrscht das Verständnis vor, die HOAI enthalte die wesentlichen Vorschriften für Architekten. Dies ist ein grundsätzliches Missverständnis. Nach ständiger Rechtsprechung des BGH ist die Tätigkeit des Architekten in aller Regel erfolgsbezogen.“30

Somit handelt es sich bei einem Architektenvertrag um einen Werkvertrag und sämtliche Aspekte werden durch das Bürgerliche Gesetzbuch (im Folgenden kurz BGB) geregelt. Allerdings soll an dieser Stelle dennoch in einem kurzen Exkurs die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure erläutert werden, da sie wie beschrieben in der Praxis eine große Rolle spielt.

5.2.1 Änderungen durch die Werkvertragsreform des BGB zum 01.01.2018 Vor der Überarbeitung des BGB zum 01.01.2018 war das Werkvertragsrecht für das gesamte Spektrum an Werkverträgen ausgelegt. Geführt hat das dazu, dass dieselben gesetz30

Gralla 2020, 2.86.

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278

5  Öffentliches Baurecht, Ausschreibung und Vergabe

lichen bzw. rechtlichen Grundlagen für die Arbeit eines Friseurs wie für die Planung eines Krankenhauses durch einen Architekten galten. Demnach ist es auch nicht verwunderlich, dass nur wenige Regelungen im Werksvertragsrecht enthalten waren, die die Bedürfnisse von Baubeteiligten angemessen berücksichtigt haben. Insbesondere für den Bauvertrag haben sich durch die Werkvertragsreform bedeutsame Änderungen ergeben, die ausführlich in Abschn. 3.4 „Das neue BGB-Bauvertragsrecht ab 01.01.2018“ thematisiert wurden. Allerdings haben sich auch für die Arbeit von Architekten und Ingenieuren einige Punkte verändert, denn „mit der Reform des Bauvertragsrechts wird auch erstmals mit den Vorschriften in § 650 p bis t BGB der Architekten- und Ingenieurvertrag selbstständig gesetzlich normiert.“31 Exkurs zur Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (im Folgenden kurz: HOAI):

Die Honorarabrechnung für Architekten und Ingenieure (kurz HOAI) ist eine Rechtsverordnung und die Regelungen dieser Verordnung können zum Zwecke der Honorarabrechnung für Architekten- und Ingenieurleistungen zugrunde gelegt werden. Die HOAI beinhaltet Honorartafeln, die vorgeben, wie viel Honorar ein Ingenieur oder ein Architekt für bestimmte Bedingungen und Leistungen erhält. Der Ursprung der HOAI hat vor allem zwei Hintergründe. Zum einen sollen auf der AN Seite angemessene Gehälter sichergestellt werden und zum anderen soll auf der AG Seite die Qualität für das entsprechende Honorar gewährleistet sein. Die HOAI regelt jedoch nicht, welche Leistungen der Architekt bzw. der Ingenieur zu erbringen hat. Die in der HOAI aufgelisteten Grundleistungen und ihre Abgrenzung zu anderen Leistungen haben nur eine preisrechtliche Bedeutung. Der detaillierte Umfang der Leistungen wird im Leistungsverzeichnis beschrieben und vertraglich vereinbart. Die HOAI wurde erstmals im Jahre 1976 als Bundesverordnung zur Regelung der Honorare für Architekten- und Ingenieurdienste veröffentlicht.

5.2.1.1 Änderung durch das Urteil des EuGH vom 04.07.2019 Mit dem Urteil vom 04.07.2019 hat der Europäische Gerichtshof festgestellt, dass die Bundesrepublik Deutschland gegen ihre Verpflichtungen über die Dienstleistungsfreiheit im Binnenmarkt verstoßen hat, indem sie die verbindlichen Honorare mit den Mindestund Höchstsätzen für Architekten und Ingenieure beibehalten hat.32 Der EuGH hat zudem auch festgestellt, dass es keine nachgewiesene Rechtfertigung gäbe, dass die HOAI eine Gewährleistung für hohe Qualitätsstandards gibt. Die Bundesrepublik Deutschland versuchte vergebens und ohne hinreichende Belege die Qualitätsstandards durch die HOAI zu belegen. Mit dem Urteil dürfen die Mindest- und Höchstsätze der HOAI nun nicht mehr verbindlich vorgeschrieben werden, sondern sind stattdessen zukünftig frei zu vereinbaren. Die Bundesregierung reagierte auf das Urteil, indem die Regelungen von Ingenieur- und Architektenleistungen mit Wirkung zum 19. November 2020 geändert wurden, um die 31

Leinemann und Maibaum 2019, S. 80. Siehe Urteil vom 04.07.2019, C-377/17.

32

5.2 Architektenrecht

279

HOAI an die Vorgaben des EuGH-Urteils anzupassen. Am 06.11.2020 hat der Bundesrat der von der Bundesregierung vorgelegten HOAI-Änderungsverordnung zugestimmt. Die an das Urteil des EuGH vom 04.07.2019 angepasste HOAI tritt zum 01.01.2021 in Kraft und gilt dann für alle ab dem 1. Januar 2021 geschlossenen Verträge. Die neue HOAI sieht vor, dass die Honorare für Architekten- und Ingenieurleistungen frei vereinbart werden können. Die Preisspannen der HOAI können außerdem von den Vertragsparteien zur Honorarermittlung herangezogen werden, das heißt, dass die HOAI nur noch als zunächst unverbindliche „Honorarorientierung“ dienen soll. Der Begriff „Mindestsatz“ wird durch „Basishonorarsatz“ ersetzt. Für den Fall, dass keine wirksame Honorarvereinbarung geschlossen wurde, gilt der Basishonorarsatz als vereinbart, die dem „Mindestsatz“ der nicht mehr geltenden HOAI entspricht. Die seit 2013 geltenden Honorarsätze bzw. Honorartafeln werden jedoch mit der HOAI 2021 nicht angepasst; die Preistafeln bleiben größtenteils identisch. In der Praxis gibt es somit keine entscheidenden Änderungen, außer dass die auftraggebende Vertragspartei mehr Spielraum bei Verhandlungen der Preisspannen erhält, jedoch bleibt der seit 2013 geltende Basishonorarsatz bestehen. Allgemeine Abweichungen von der HOAI sind prinzipiell möglich und können verhandelt werden.

5.2.2 Planungshonorare (auf Grundlage der HOAI) Obwohl es sich bei der HOAI nicht länger um verbindliches Preisrecht handelt, ist es dennoch wichtig die Berechnungsmethodik nach HOAI zu kennen und zu verstehen, da diese voraussichtlich auch zukünftig den preislichen Rahmen vorgeben wird. Deshalb wird im Folgenden die Ermittlung und Berechnung von Planungshonoraren erläutert. „Die Höhe der Vergütung für Architekten- und Ingenieurleistungen kann auf der Grundlage des § 6 HOAI nach

• • • •

den Leistungsphasen und Leistungsbilder, den anrechenbaren Kosten des Objekts, dem Schwierigkeitsgrad (Honorarzone), den maßgebenden Honorartafeln ermittelt werden.“33

5.2.2.1

Die Leistungsphasen und Leistungsbilder34

Bauphase 1: Grundlagenermittlung In der Grundlagenermittlung werden die Vorstellungen und Anforderungen des Bauherrn/ AG in Erfahrung gebracht. In dieser ersten Planungsphase werden grundlegende Fragestellungen beantwortet: • Wo und wann soll gebaut werden? • Wofür soll das Gebäude genutzt werden? • Welches Grundstück ist für das Bauvorhaben geeignet? 33

Gralla 2020, 4.48. www.hoai.de

34

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

280

5  Öffentliches Baurecht, Ausschreibung und Vergabe

Die wichtigsten Aufgaben während der Grundlagenermittlung sind: • • • • •

Klärung der Aufgabenstellung auf Grundlage der Vorgaben des Auftraggebers Ortsbesichtigung Beratung zum gesamten Leistungsbedarf Zusammenfassung, Erläuterung und Dokumentation der Ergebnisse Finanzierungsfragen

Bauphase 2: Vorplanung Nachdem Erstgespräche mit dem Bauherrn geführt wurde und die Finanzierung des Projektes grundsätzlich geklärt ist, folgt die Vorplanung als nächste Bauphase. Ein erster konkreter Entwurf (Planungskonzept) sowie eine Kostenschätzung (Kostenvoranschlag) werden vom Architekten/Ingenieur erstellt. Das Bauordnungsamt wird in die Bauplanung integriert. Details spielen bei der Vorplanung noch keine Rolle. Es geht um die grundsätzliche Klärung der Gestaltung und Funktion des Gebäudes, um Fragen der Bautechnik und Bauphysik sowie um Wirtschaftlichkeit, Energieversorgung und Ökologie. Die wichtigsten Aufgaben des Architekten während der Vorplanung sind: • • • • •

Abstimmung der Leistungen mit den Fachplanern Erarbeitung der Vorplanung, Untersuchung und Darstellung von Anforderungen Maßstabsgetreue Zeichnung des Objekts Kostenschätzung und Vergleich mit den finanziellen Rahmenbedingungen Erstellung eines Terminplans mit den wesentlichen Vorgängen des Planungs- und Bauablaufs

Projektbeteiligte in dieser Phase: Statiker, Haustechniker, Landschafts- oder Innenarchitekten, Bauordnungsamt Bauphase 3: Entwurfsplanung Sobald die Kostenschätzung vom Bauherrn bewilligt ist, erfolgt die weitere Ausarbeitung des Vorentwurfs. Das Modell wird nun vollständig erstellt und geplant. Während der Entwurfsplanung werden auch städtebauliche, gestalterische, soziale und rechtliche Voraussetzungen in die Planung mit aufgenommen. Ziel ist ein stimmiges und realisierbares Planungskonzept, das alle projektspezifischen Problemstellungen berücksichtigt. Die wichtigsten Aufgaben des Architekten während der Entwurfsplanung sind: • Erstellung einer Objektbeschreibung • Verhandlung über die Genehmigungsfähigkeit • Kostenberechnung und Vergleich mit der Kostenschätzung und den finanziellen Rahmenbedingungen Bauphase 4: Genehmigungsplanung Die Genehmigungsplanung knüpft an die Ergebnisse der vorangegangenen Phasen an. Die bisherigen Entwürfe werden dafür genutzt, die Genehmigung des Bauprojektes zu beantragen. Es werden genehmigungsfähige Pläne erstellt, welche den Anforderungen der

5.2 Architektenrecht

281

Baubehörden entsprechen. Mit den vom Amt verlangten Formularen, Berechnungen und Bauplänen wird der Antrag für das Bauprojekt gestellt. Die wichtigsten Aufgaben des Architekten während der Genehmigungsplanung sind: • Erstellung von Nachweisen (technischer, konstruktiver und bauphysikalischer Art) • Einreichung von Unterlagen • Ergänzung und Anpassung der Planungsunterlagen, Beschreibungen und Berechnungen Bauphase 5: Ausführungsplanung Die Ergebnisse der bisherigen Entwürfe werden im engen Austausch mit Fachplanern weiter ausgearbeitet und die Massen werden ermittelt. Diese Mengen dienen als Grundlage für die Erstellung der Leistungsverzeichnisse (Angebotsunterlagen). Auf Grundlage dieser Daten bespricht der Architekt mit dem Bauherrn Details wie z. B. die Art der Beleuchtung oder die Anzahl und Positionen der Steckdosen. In der Regel sind zu diesem Zeitpunkt die beauftragten Handwerker bereits beratend eingebunden und werden vom Architekten/Ingenieur koordiniert. Zusammen mit den Angaben der Fachplaner erstellt der Architekt eine detaillierte Objektbeschreibung. Diese Unterlagen bilden schließlich die Basis für die Arbeit der Handwerker und Fachfirmen. Die wichtigsten Aufgaben des Architekten während der Ausführungsplanung sind: • Erarbeitung der Ausführungsplanung mit allen notwendigen Angaben • Bereitstellung der Arbeitsergebnisse als Grundlage für die anderen an der Planung fachlich Beteiligten, sowie Koordination und Integration der Beteiligten • Überprüfung erforderlicher Montagepläne der vom Objektplaner geplanten Baukonstruktionen Bauphase 6: Vorbereitung der Vergabe In dieser Bauphase muss die Auftragsvergabe an die einzelnen Handwerksfirmen vorbereitet werden. Zu diesem Zeitpunkt werden alle Vergabeunterlagen zusammengestellt, Gespräche mit Fachfirmen geführt und Kostenvoranschläge eingeholt. Die erforderlichen Verträge mit Fachfirmen werden ebenfalls vorbereitet. Die wichtigsten Aufgaben des Architekten während der Vorbereitung der Vergabe sind: • • • •

Aufstellung eines Vergabeterminplans Aufstellung von Leistungsbeschreibungen Ermittlung und Zusammenstellung von Mengen Kostenkontrolle durch Vergleich der vom Planer bepreisten Leistungsverzeichnisse mit der Kostenberechnung • Zusammenstellen der Vergabeunterlagen für alle Leistungsbereiche Bauphase 7: Mitwirkung bei der Vergabe Die Vergabeunterlagen werden nun veröffentlicht. Nach der Angebotsfrist werden die eingegangenen Angebote der Bieter geprüft und ausgewertet. Die Leistungsverzeichnisse sind mit den Preisen der jeweiligen Bieter angegeben. In der Regel bekommt das günstigste

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

282

5  Öffentliches Baurecht, Ausschreibung und Vergabe

Angebot den Zuschlag. Mehr Informationen hierzu im Kapitel „Ablauf des Vergabeverfahrens“. Wichtige Aufgaben in der Bauphase: • Koordination der Vergaben • Prüfung und Wertung der Angebote einschließlich Aufstellen eines Preisspiegels und Prüfung der Angebote zusätzlicher Leistungen • Dokumentation des Vergabeverfahrens • Zusammenstellen der Vertragsunterlagen für alle Leistungsbereiche Bauphase 8: Objektüberwachung Die Objektüberwachung wird allgemein als Bauleitung bezeichnet. In der Bauphase wird ein Bauzeitenplan erstellt. Dieser Zeitplan beschreibt die Zeitfenster der ausführenden Firmen und Ihre Abhängigkeiten voneinander. Ebenso wird der Fertigstellungstermin festgelegt. Gemäß diesem Zeitplan und den in den Bauverträgen festgelegten Terminen weist der Architekt/Ingenieur die Firmen ein und kontrolliert deren Leistungsergebnisse. Die nach der Ausführung gestellten Rechnungen der Handwerker werden eingehend geprüft und bei Unstimmigkeiten nachverhandelt. Nach der Fertigstellung einer Bauleistung nimmt der Architekt die Bauleistung unter Berücksichtigung von eventuell aufgetretenen Mängeln und Restarbeiten ab. Die wichtigsten Aufgaben des Architekten während der Ausführungsplanung sind: • • • • •

Koordination der Objektüberwachung Dokumentation des Bauablaufs Kostenkontrolle Abnahme und Feststellung von Mängeln Überwachung der Beseitigung von festgestellten Mängeln

Bauphase 9: Objektbetreuung Diese Leistungsphase beinhaltet eine Objektbegehung nach Fertigstellung des Bauwerks zur Mängelfeststellung. Hierbei sind zentrale Aufgaben das Einhalten von Verjährungsfristen, die Überwachung der Beseitigung von Mängeln und die Mitwirkung bei der Freigabe von Sicherheitsleistungen. Wichtige Aufgaben in der Objektbetreuung: • • • • •

Bewertung der innerhalb (Verjährungsfrist?) festgestellten Mängel Objektbegehung zur Mängelfeststellung Überwachung der Mängelbeseitigung Erstellung von Wartungs- und Pflegeanweisungen Objektbeobachtung

Die detaillierten Bauphasen sind in Anlage 12 (zu § 43 Absatz 4, § 48 Absatz 5) „Grundleistungen im Leistungsbild Ingenieurbauwerke, Besondere Leistungen, Objektliste“ in der HOAI zu finden.

5.2 Architektenrecht

5.2.2.2

283

Beispiel Honorarberechnung

Aufgabenstellung Sie haben als Ingenieur die Planung eines Wohnhauses erstellt. Ermitteln Sie Ihre Honorarforderung. Angaben der Planungsleistungen: Baukosten gem. Kostenberechnung: KGr. 300: 700.000 €, KGr. 400: 200.000 € (Die Kostengruppen nach DIN 276 werden in den nachfolgenden Kapiteln ausführlicher behandelt.) Die Leistungsphase 9 ist nicht beauftragt. Die Nebenkosten werden pauschal mit einem Satz von 5 % abgerechnet. Lösungsschritte: 1. Schwierigkeitsstufe festlegen (Honorarzone) HOAI § 5

Auszug aus der HOAI § 5 Honorarzonen: Als ersten Schritt sollte die Honorarzone festgelegt werden. Im § 5 werden die jeweiligen Honorarzonen zugeordnet.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Abb. 5.2  Auszug aus der HOAI

12 13 14 15 16

284

5  Öffentliches Baurecht, Ausschreibung und Vergabe

Die Honorarzone kann aufwendig nach Bewertungsmerkmalen und mit Bewertungspunkten gemäß § 35 „Honorare für Grundleistungen bei Gebäuden und Innenräumen“ ermittelt werden:

Die Bewertungsmerkmale werden nach Punkten des Schwierigkeitsgrads bewertet und mit der Bewertungsskala wird die Honorarzone ermittelt. In dem Beispiel wird die Honorarzone 3 ermittelt. 2. Festlegung des Honorarsatzes (unterer/oberer Wert) HOAI § 7

In dem Beispiel wurde keine Vereinbarung über die Höhe des Honorars getroffen. Gemäß § 7 HOAI gilt nun Folgendes:

Der Basishonorarsatz wird festgelegt, der dem nicht mehr zulässigen „Mindestsatz“ gleicht.

285

5.2 Architektenrecht

3. Festlegung des zu erbringenden Leistungsbildes (Leistungsphasen) HOAI § 3 dann HOAI § 34

Nun werden die Leistungsphasen festgelegt. Gemäß § 3 und § 34 der HOAI werden die erbrachten Leistungsphasen vereinbart. Nicht erbrachte Leistungsphasen werden gestrichen. Gemäß Aufgabenstellung wurde die Leistungsphase 9 nicht vereinbart.

1 2 3 4 5 6

LP 1 Grundlagenermittlung LP 2 Vorplanung LP 3 Entwurfsplanung LP 4 Genehmigungsplanung LP 5 Ausführungsplanung LP 6 Vorbereitung der Vergabe LP 7 Mitwirkung bei der Vergabe LP 8 Objektüberwachung LP 9 Betreuung Summe:

2 % 7 % 15 % 3 % 25 % 10 % 4 % 32 % 0 % (nicht beauftragt) 98 %

7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

286

5  Öffentliches Baurecht, Ausschreibung und Vergabe

4. Ermittlung der anrechenbaren Kosten HOAI § 4 dann HOAI § 33

Nach der Festlegung oder Vereinbarung der Leistungsphasen müssen die anrechenbaren Kosten gemäß § 4 und § 33 HOAI ermittelt werden.

Voraussetzung für die Ermittlung der anrechenbaren Kosten ist mindestens die Kostenschätzung gemäß § 4 Abs. 3 und gemäß DIN 276. Ermittlung der anrechenbaren Kosten: Folgende Angaben liegen gemäß Kostenermittlung vor: • KGr. 300 (Baukonstruktion): 700.000 € • KGr. 400 (Technische Anlagen): 200.000 € Ermittlung der anrechenbaren Kosten nach HOAI § 33: KGr. 300 (Baukonstruktion): 700.000 € mit 100 % Beachte: § 33 (1): = 700.000 € × 1,00 (100 %) = KGr. 400 (Technische Anlagen): 200.000 € Beachte: § 33 (2) 1.: 25 % von 700.000 € = 175.000 €  A1 bzw. A2, dann ist a = A = Arbeitsraumbreite a  Bei rückverankerten Baugrubenwänden wird der lichte Abstand vom freien Ende des Stahlzuggliedes bzw. von der Abdeckhaube aus gemessen, wenn der waagerechte Achsabstand der Anker  0,50 m ist, dann ist a = A = Arbeitsraumbreite, wobei die Verlängerung der Böschungsfläche das Fundament nicht schneiden darf Bei rechteckigen Baugruben für runde Schächte bis 1,50 m Außendurchmesser sowie bei kreisförmigen Baugruben für rechteckige Schächte muss an den engsten Stellen ein lichter Abstand von mindestens 0,35 m (anstelle der üblichen 0,50 m) vorhanden sein. Ziffer 5.1.2 gilt sinngemäß

Abb. 7.16  Definitionen bei Gräben für Abwasserleitungen und -kanäle nach DIN EN  1610 (12.2015) Entwurf; Einbau und Prüfung von Abwasserleitungen und -kanälen

• wenn Personal den Graben niemals betritt, z. B. bei automatisierten Verlegetechniken, • wenn Personal niemals den Raum zwischen Rohrleitung und Grabenwand betritt, • an Engstellen und bei unvermeidbaren Situationen. In jedem Einzelfall sind besondere Vorkehrungen in der Planung und für die Bauausführung erforderlich.

365

7.2  Abrechnungsregeln nach VOB/C

Tab. 7.4  Grabenbreiten  b (Arbeitsraum) bei Gräben für Leitungen und Kanäle nach DIN  4124 (01.2012) DIN 4124

Leistung

Maßgabe für die Abrechnung

9.2.2

Gräben mit betretbarem Arbeitsraum zum Verlegen und Prüfen von Leitungen

Als lichte Grabenbreite b gilt, sofern nicht 9.2.3 maßgebend ist: – bei geböschten Gräben die Sohlbreite in der Rohrschaftunterkante – bei unverkleideten, mit senkrechten Wänden ausgehobenen Gräben der lichte Abstand der Erdwände – bei waagerechtem Verbau der lichte Abstand der Holzbohlen (Sonderfall siehe 9.2.3) – bei senkrechtem Verbau der lichte Abstand der Holzbohlen oder Kanaldielen (Sonderfall siehe 9.2.3) – bei Spundwandverbau der lichte Abstand der baugrubenseitigen Bohlenrücken – bei Trägerbohlwänden der lichte Abstand der Verbohlung Bei gestaffeltem Verbau wird die Grabenbreite im Bereich der untersten Staffel gemessen Die Festlegungen gemäß 9.2.2 gelten nur, soweit nicht folgende Einschränkungen maßgebend sind: Senkrechter Verbau Allgemein B = b + 2 · V Sonderfall: äuUnd Lage der waagerechten ßerer Rohrdurch- Gurtung messer H  4,00 m 1,00 m e  Wird der planmäßig vorgesehene Graben oberhalb der Leitung oder des Kanals auf einer Länge von mehr als 5 m durch ein längs verlaufendes Hindernis eingeengt, so muss die lichte Grabenbreite zwischen dem Hindernis und der gegenüberliegenden Grabenwand mindestens 0,60 m betragen. Außerdem sind im Bereich der Leitung bzw. des Kanals die unter 9.2.5 genannten Grabenbreiten einzuhalten, wobei das längsverlaufende Hindernis wie ein Gurt zu berücksichtigen ist

Kommentar zu Bild a, b, c: Nach DIN 4124 Absatz 4.2.1 dürfen nicht verbaute Baugruben und Gräben entsprechend den Bildern hergestellt werden. Das ist streng genommen nur eine Ausführungsbestimmung, keine Abrechnungsregelung. Bei vielen Böden (z. B. Kies, Sand) und Baustellenverhältnissen (z. B. Erschütterungen) ist eine Ausführung mit senkrechten Wänden ohne besondere Sicherung nicht möglich. Dann gelten die Regelungen für Verbau oder Böschungen bei Baugruben und Gräben b = lichte erforderliche Mindest-Grabenbreite (Arbeitsraum) B = Grabenbreite, die für die Abrechnung der Erdarbeiten maßgebend ist

Tab. 7.5  Mindestgrabenbreiten für Abwasserleitungen und -kanäle in Abhängigkeit von der Nennweite DN nach DIN EN 1610 (2015) DN

≤ 225 > 225 bis ≤ 350 > 350 bis ≤ 700 > 700 bis ≤ 1200 > 1200

Mindestgrabenbreite (OD + x) in m Verbauter Graben

Unverbauter Graben

OD + 0,40 OD + 0,50 OD + 0,70 OD + 0,85 OD + 1,00

β > 60° OD + 0,40 OD + 0,50 OD + 0,70 OD + 0,85 OD + 1,00

β ≤ 60° OD + 0,40 OD + 0,40 OD + 0,40 OD + 0,40

367

7.2  Abrechnungsregeln nach VOB/C

Tab. 7.6  Mindestgrabenbreiten für Abwasserleitungen und -kanäle in Abhängigkeit von der Grabentiefe nach DIN EN 1610 (2015) Grabentiefe in m

Mindestgrabenbreite in m

 1,75 ≤ 4,00 > 4,00

Keine Mindestgrabenbreite vorgegeben 0,80 0,90 1,00

Bei den Angaben OD + x entspricht x/2 dem Mindestarbeitsraum zwischen Rohr und Grabenwand bzw. Grabenverbau (Pölzung). Dabei ist:

1 2 3 4

OD der Außendurchmesser, in m β der Böschungswinkel des unverbauten Grabens, gemessen gegen die Horizontale

5

Wenn zwei oder mehr Rohre im selben Graben verlegt werden sollen, muss der horizontale Mindestarbeitsraum für den Bereich zwischen den Rohren eingehalten werden. Falls nicht anders angegeben, sind dabei für Rohre bis einschl. DN 700 0,35 m und für Rohre > DN 700 0,50 m einzuhalten.

6

7.2.3 Verbauarbeiten

8

Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18303 (09.2016) Gilt für die Herstellung von vorübergehendem Verbau (wenn der AG dem AN die Ausführung überlässt). Gelten nicht für

7

9 10

• die bei Verbauarbeiten auszuführenden Erdarbeiten (siehe ATV DIN 18300), • Lebendverbau, • Verbau an unterirdischen Hohlräumen.

11

Ergänzend gelten die Abschnitte 1 bis 5 der ATV DIN 18299. Bei Widersprüchen haben die Regeln der ATV DIN 18303 Vorrang (Tab. 7.7).

12

7.2.4 Ramm‑, Rüttel- und Pressarbeiten Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18304 (09.2019) Gilt für das Einbringen und Ziehen von Bauelementen durch Rammen, Rütteln (Vibrieren) und Pressen. Gilt nicht für das Verfüllen von Hohlräumen, verursacht durch das Ziehen von Pfählen, Trägern, Bohlen und Mantelrohren. Ergänzend gelten die Abschnitte 1 bis 5 der ATV DIN 18299. Bei Widersprüchen haben die Regeln der ATV DIN 18304 Vorrang (Tab. 7.8).

13 14 15 16

368

7  Bauabrechnung und Mengenermittlung

Tab. 7.7  Abrechnungsregeln für vorübergehende Verbauarten nach ATV DIN 18303 (09.2016) Abschnitt der VOB Teil C

Bauteil

Einheita

Maßgabe für die Abrechnung

0.5

Vorübergehender Verbau Herstellen, Vorhalten und Beseitigen des Verbaus (einschl. Verkleidung, Aussteifung, Verbände, Verbindungen und dgl.) Verbaufläche Länge

m2 m

Fläche nach 5.1 Länge nach 5.2

m2 m

Tiefe

m

Abrechnung nach Längenmaß

m

Fläche = Länge × Tiefe In der Achse des Verbaus der Wand messen Träger u. Ä. übermessen Von 5 cm über Gelände oder Schutzstreifen oder von der vorgeschriebenen Oberkante des Verbaus bis zur planmäßigen Baugruben- oder Grabensohle am Verbau Länge in der Achse des Verbaus der Wand messen Übermessen

5.1

5.2 5.3

Aussparungen für Leitungen u. Ä. a  Hinweise auf im Leistungsverzeichnis vorzusehende Abrechnungseinheiten; diese werden nur durch ausdrückliche Vereinbarung zu Vertragsbestandteilen.

Tab. 7.8  Abrechnungsregeln für das Einbringen und Ziehen von Bauelementen nach ATV DIN 18304 (09.2019) Einheita

Abschnitt der VOB Teil C

Bauteil

0.5.2

Einbringen der Pfähle oder Stück Träger

0.5.3 0.5.4 4.2.6 4.2.8

5.1

Einbringen der Bohlen

m2

Ziehen der Pfähle, Träger und Bohlen Stoßverbindungen für Pfähle, Träger und Bohlen Einbringen von Pass- und Keilbohlen Abschneiden, Kappen und Bearbeiten der Köpfe von Bauelementen nach dem Einbringen Liefern und Vorhalten der Bauelemente Einbringen der Bauelemente Ziehen der Bauelemente

Stück, m2

Maßgabe für die Abrechnung Getrennt nach Querschnittsmaßen oder Profilen, Längen oder Einbringtiefen Getrennt nach Querschnittsmaßen oder Profilen und Einbringtiefen

Stück Abrechnen, soweit dies nicht eine Folge unsachgemäßen Einbringens ist Abrechnen

m

Abrechnen nach vorgegebenen Längen m Abrechnen nach vereinbarten Einbringtiefen 5.2 m Abrechnen nach vorgegebenen Längen 5.3 Liefern oder Vorhalten der t Das errechnete Gewicht, bei genormElemente aus Stahl ten Profilen nach den DIN-Normen (Nenngewichte), bei anderen Profilen nach dem Profilbuch des Herstellers 5.4 Bei Bohlwänden gelten Maße in der Wandachse a  Hinweise auf im Leistungsverzeichnis vorzusehende Abrechnungseinheiten; diese werden nur durch ausdrückliche Vereinbarung zum Vertragsbestandteil.

369

7.2  Abrechnungsregeln nach VOB/C Tab. 7.9  Abrechnungsregeln für Entwässerungskanalarbeiten nach ATV DIN 18306 (09.2016) Abschnitt der VOB/C

Bauteil

Einheita

0.5a

Entwässerungskanäle und -leitungen Schutz- und Dichtungsanstriche, Beschichtungen Formstücke, z. B. Abzweige, angeformte Schachtaufsätze, Krümmer Fertigteile wie Schachtunterteile, Schachtringe, Übergangsringe und Platten, Schachthälse usw., Einzelteile wie Schachtabdeckungen, Schmutzfänger, Steighilfen Schächte nach Längenmaß Schächte nach Anzahl Sohlschalen, Platten

m

Maßgabe für die Abrechnung

1 2

m2 Stück

3

Stück

4 5

m Stück m, m2

6 7 8

5.1

5.2

Entwässerungskanäle und -leitungen aus vorgefertigten Rohren Entwässerungskanäle aus vorgefertigten Rohren mit Schachtaufsätzen; gemauerte oder betonierte Entwässerungskanäle Schachttiefe T

m m

In Achse messen Lichte Weite von Schächten abziehen Formstücke übermessen In Achse messen Lichte Weite der Schächte übermessen

9 10 11

m

Von Auflagerfläche der Schachtabdeckung bis zum tiefsten Punkt der Rinnensohle rechnen a  Hinweise auf im Leistungsverzeichnis vorzusehende Abrechnungseinheiten; diese werden nur durch ausdrückliche Vereinbarung zu Vertragsbestandteilen.

7.2.5 Entwässerungskanalarbeiten

12 13

Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18306 (09.2016) gelten nicht für:

14

• • • •

15

die bei der Herstellung der Kanäle, Leitungen und Schächte auszuführenden Erdarbeiten, Verbauarbeiten, Rohrvortriebsarbeiten, Herstellen von Entwässerungsleitungen innerhalb von Gebäuden (siehe ATV DIN 18381), • Rohrleitungen in Schutzrohren und Rohrkanälen.

16

370

7  Bauabrechnung und Mengenermittlung

7.2.6 Verkehrswegebauarbeiten Abgrenzung der Abrechnungsregeln nach ATV (09.2019): • • • •

DIN 18315: Oberschichten ohne Bindemittel DIN 18316: Oberschichten aus hydraulischen Bindemitteln DIN 18317: Oberschichten aus Asphalt DIN 18318: Pflasterdecken, Plattenbeläge, Einfassungen

Tab. 7.10  Geltungsbereiche der ATVs für Verkehrswegebauarbeiten ATV

Gilt für

Gilt nicht für

DIN 18315

Befestigen von Straßen, Wegen aller Art, Plätzen, Höfen, Flugbetriebsflächen, Bahnsteigen und Gleisanlagen mit − Trag- und Deckschichten im Straßenbau − Frostschutz- und Planumschutzschichten für Gleisanlagen Befestigen von Straßen, Wegen aller Art, Plätzen, Höfen, Flugbetriebsflächen, Bahnsteigen und Gleisanlagen mit – Tragschichten und Decken Befestigen von Straßen, Wegen aller Art, Plätzen, Höfen, Flugbetriebsflächen, Bahnsteigen und Gleisanlagen mit – Asphalttragschichten – Asphalttragdeckschichten – Asphaltbinderschichten – Deckschichten aus Asphalt Befestigen von Straßen, Wegen aller Art, Plätzen, Höfen, Terrassen, Bahnsteigen und Gleisanlagen mit Pflastersteinen und Platten – Herstellen von Einfassungen und Rinnen – Befestigen solcher Flächen mit Naturwerkstein, Betonwerkstein und Klinkerplatten

– Verbessern und Verfestigen des Unterbaus und des Untergrundes – Herstellen von Gleisbettungen (siehe DIN 18325 „Gleisbauarbeiten“)

DIN 18316

DIN 18317

DIN 18318

Verbessern und Verfestigen des Unterbaus und des Untergrundes − Herstellen von Schichten mit teer- oder pechhaltigen Ausbaustoffen – Herstellen von Schutzschichten auf Bauwerksabdichtungen, Abdichtungen, Dichtflächen und Estrichen aus Gussasphalt. (DIN 18354 „Gussasphaltarbeiten“) − Pflasterdecken und Plattenbeläge ohne Drän- und Tragschicht auf Bauwerken

371

7.2  Abrechnungsregeln nach VOB/C

7.2.6.1

Verkehrswegebauarbeiten, Oberschichten ohne Bindemittel

Tab. 7.11  Abrechnungsregeln ATV nach DIN 18315 (09.2012) Abschnitt der VOB/C 0.5

a

4.2.3

4.2.4 4.2.5 4.2.6

Bauteil Nachverdichten der Unterlage Herstellen der planmäßigen Höhenlage, Neigung und Ebenheit Planumschutzschichten für Gleisanlagen Tragschichten Deckschichten Oberbauschichten aus unsortierten Mineralstoffen Probenahmen für Kontrollprüfungen Vorbereiten der Unterlage, z. B. – Nachverdichten – Herstellen der planmäßigen Höhenlage, – Beseitigen von schädlichen Verschmutzungen Absperrungen und Befestigungen zur Aufrechterhaltung des öffentlichen und AnliegerVerkehrs Herstellen von Aussparungen

Einheita 2

m m2

Maßgabe für die Abrechnung „Oberbauschichten“ können Tragschichten und/oder Deckschichten sein

m 2, m 3, t m 2, m 3, t m2 m 2, m 3, t Stück m2

1 2 3 4

Abrechnen, soweit die Notwendigkeit solcher Leistungen nicht vom AN verursacht ist

5 6

Abrechnen

7 Abrechnen, wenn diese nach Art, Größe und Anzahl nicht im LV angegeben Abrechnen

– Schließen von Aussparungen – Einsetzen von Einbauteilen 4.2.7 Kontrollprüfungen einschließlich der ProbeStück Abrechnen nahmen 4.2.8 Räumen von Schnee und Abstumpfen bei Abrechnen Glätte zur Aufrechterhaltung des Verkehrs 5.2 – Aussparungen oder Einbauten bis 1 m2 m2 Übermessen, d. h. nicht Einzelgröße abziehen – Schienen 5.3 – Raum von Aussparungen oder Einbauten m3 Nicht abziehen mit einer mittleren Durchdringungsfläche bis zu 1 m2 – Leitungen a  Hinweise auf im Leistungsverzeichnis vorzusehende Abrechnungseinheiten; diese werden nur durch ausdrückliche Vereinbarung zu Vertragsbestandteilen.

8 9 10 11 12 13 14 15 16

372

7.2.6.2

7  Bauabrechnung und Mengenermittlung

Verkehrswegebauarbeiten, Oberschichten mit hydraulischen Bindemitteln

Tab. 7.12  Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18316 (09.2012) Abschnitt der VOB/C

Bauteil

Einheita

0.5a

Nachverdichten der Unterlage Herstellen der planmäßigen Höhenlage, Neigung und Ebenheit Reinigen Schichten zum Angleichen oder Ausgleichen der Höhenlage Tragschichten und Betondecken Bewehrung Fugenherstellung und -verguss

m2 m2

Verdübelungen und Verankerungen

m, Stück

4.2.3

4.2.4 4.2.5 4.2.6 4.2.8 4.2.9 5.3.1 5.3.2

Maßgabe für die Abrechnung

m2 m 3, t m2 m 2, t m

Nachbehandlung der Oberfläche von m2 Betondecken Probenahmen für Kontrollprüfungen Stück Vorbereiten der Unterlage, z. B. m2 – Nachverdichten – Entspannen von Tragschichten – Herstellen der planmäßigen Höhenlage – Beseitigen von schädlichen Verschmutzungen Absperrungen und Befestigungen zur Aufrechterhaltung des öffentlichen und Anlieger-Verkehrs Herstellen von Fugen und Aussparungen – Schließen von Aussparungen – Einsetzen von Einbauteilen Kontrollprüfungen einschließlich der Stück Probenahmen Räumen von Schnee und Abstumpfen bei Glätte zur Aufrechterhaltung des Verkehrs – Aussparungen oder Einbauten bis m2 1 m2 Einzelgröße – Fugen und Schienen Bewehrung m2

Entsprechend den Stahllisten Einschließlich Verdübelung und Verankerung Wenn gesonderte Abrechnung vorgesehen ist

Abrechnen, soweit die Notwendigkeit solcher Leistungen nicht vom AN verursacht ist

Abrechnen Abrechnen, wenn diese nach Art, Größe und Anzahl nicht im LV angegeben Abrechnen Abrechnen Abrechnen Übermessen, d. h. nicht abziehen

Überdeckungen werden nicht berücksichtigt 5.3.3 Fugen m Unterbrechungen der Fugen werden übermessen a  Hinweise auf im Leistungsverzeichnis vorzusehende Abrechnungseinheiten; diese werden nur durch ausdrückliche Vereinbarung zu Vertragsbestandteilen.

373

7.2  Abrechnungsregeln nach VOB/C

7.2.6.3

Verkehrswegebauarbeiten; Oberschichten aus Asphalt

Tab. 7.13  Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18317 (09.2012) Abschnitt VOB/C

Bauteil

Einheita

0.5a

Nachverdichten der Unterlage Herstellen der planmäßigen Höhenlage, Neigung und Ebenheit der Unterlage aus Asphalt Reinigen Einsprühen mit bitumenhaltigem Bindemittel Schichten zum Angleichen oder Ausgleichen der Höhenlage Asphalttragschichten, Asphalttragdeckschichten, Asphaltbinderschichten, Deckschichten aus Asphalt, Oberflächenbehandlungen Behandlung der Oberflächen von Deckschichten Fugenherstellung und Fugenverguss Probenahmen für Kontrollprüfungen Vorbereiten der Unterlage, z. B. – Nachverdichten – Herstellen der planmäßigen Höhenlage – Beseitigen von schädlichen Verschmutzungen – Ansprühen mit Bindemitteln Absperrungen und Befestigungen zur Aufrechterhaltung des öffentlichen und Anlieger-Verkehrs – Maßnahmen zum Verbund der Schichten – Besondere Ausführungen und Vorbehandlung von Längsnähten Maßnahmen zum Abstumpfen oder Aufrauen von Deckschichten aus Asphalt Herstellen von Aussparungen

m2 t

4.2.1

4.2.2 4.2.3

4.2.4 4.2.5 4.2.6 4.2.7

4.2.8

– Schließen von Aussparungen – Einsetzen von Einbauteilen Herstellen von Anschlüssen an bestehende Bauteile und Oberbauschichten – durch Schneiden, Fräsen – durch Ausbilden von Fugen – oder sonstige besondere Konstruktionen und Ausführungen Umweltrelevante Untersuchungen bei Eignungsprüfungen und Eigenüberwachungsprüfungen

Maßgabe für die Abrechnung

2 3

m2 m 2, t

4

t m2, t, m3

5 6

m2 m

7

Stück m2

1

Abrechnen, soweit die Notwendigkeit solcher Leistungen nicht vom AN verursacht ist

8 9

Herstellen, Vorhalten und Beseitigen abrechnen

10

Abrechnen, soweit die Notwendigkeit solcher Leistungen nicht vom AN verursacht ist

11

Abrechnen, soweit die Notwendigkeit solcher Leistungen nicht vom AN verursacht ist Abrechnen, wenn diese nach Art, Größe und Anzahl nicht im LV angegeben Abrechnen

12

Abrechnen

14

13

15 Abrechnen, soweit sie über 4.1.3 hinaus verlangt werden oder die Stoffe vom AG gestellt oder vorgeschrieben werden

16

374

7  Bauabrechnung und Mengenermittlung

Tab. 7.13  (Fortsetzung) Abschnitt VOB/C

Bauteil

Einheita

Maßgabe für die Abrechnung

4.2.9

Kontrollprüfungen einschließlich Stück Abrechnen der Probenahmen 4.2.10 Räumen von Schnee und Abrechnen Abstumpfen bei Glätte zur Aufrechterhaltung des Verkehrs 5.3 – Aussparungen oder Einbauten m2 Übermessen, d. h. nicht abziehen bis zu 1 m2 Einzelgröße – Fugen und Schienen a  Hinweise auf im Leistungsverzeichnis vorzusehende Abrechnungseinheiten; diese werden nur durch ausdrückliche Vereinbarung zu Vertragsbestandteilen.

7.2.6.4

Verkehrswegebauarbeiten, Pflasterdecken, Plattenbeläge, Einfassungen

Tab. 7.14  Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18318 (04.2010) Abschn. VOB/C

Bauteil

Einheita

0.5.1a

Nachverdichten der Unterlage Herstellen der planmäßigen Höhenlage, Neigung und Ebenheit der Unterlage Pflasterdecken und Plattenbeläge

m2 m2

Reinigen der Steine und Platten aufgenommener Pflasterdecken und Plattenbeläge Fugenverguss oder Fugenfüllung bei Pflasterdecken und Plattenbelägen Anpassen von Pflastersteinen und Platten an Kanten und Einfassungen, Einbauten und Aussparungen Formteile und Sonderformate Verlegen und Versetzen an Kanten und Einfassungen Fugenverguss oder Fugenfüllung von Bewegungsfugen Einfassungen Entwässerungsrinnen Fundamente mit oder ohne Rückenstütze Formteile und Sonderformate für Verlegen und Versetzen an Einbau und Aussparung Fugenverguss oder Fugenfüllung von Bewegungsfugen Bearbeiten von Köpfen der Bord- und Einfassungssteine Anpassen von Platten an Kanten und Einfassungen, Einbauten und Aussparungen

m2

0.5.2a

0.5.3a

m2

Maßgabe für die Abrechnung

Getrennt nach Ausführungsarten (z. B. im Bogen, nach Muster), nach Arten und Maßen der Pflasterdecken oder der Platten Getrennt nach Arten der Fugen- und Bettungsstoffe

m2 m

Übermessen bei Einzellänge ≤ 1 m

m m

Übermessen

m m m

Übermessen wenn ≤ 30 cm

St St St St

375

7.2  Abrechnungsregeln nach VOB/C Tab. 7.14  (Fortsetzung) Abschn. VOB/C

Bauteil

Einheita

Maßgabe für die Abrechnung

5.1 5.2

Einzelflächen unter 0,5 m2 Abputzen aufgenommener Pflasterdecken und Plattenbeläge Zuarbeiten oder Schneiden von Platten und Pflaster an Kanten und Einfassungen Fugenverguss und Fugenfüllung von Pflasterdecken und Plattenbelägen Einfassungen, Fundamente mit oder ohne Rückenstütze Nacharbeiten der Schnurkante, Nacharbeiten oder Aufarbeiten eines vorhandenen Anlaufs (Fase) oder der Trittflächen von Bordsteinen Aussparungen oder Einbauten über 1 m2 Einzelgröße

m2 m2

Werden als 0,5 m2 abgerechnet Maß der aufgenommenen Fläche abrechnen Abrechnen nach der Länge der Fuge zwischen Belag und Kante oder Einfassung Nach der Fläche des Belages abrechnen An der Vorderseite der Bord- oder Einfassungssteine messen Nach der Länge der bearbeiteten Bordsteine abrechnen

5.3 5.4 5.5 5.6

5.8

m m2 m m

Abziehen; wenn sie in verschiedenen Befestigungsarten liegen, werden sie anteilig abgezogen

5.7

Bei der Abrechnung werden übermessen: – Randfugen zwischen Pflasterdecke oder Plattenbelag und Einfassung, z. B. Bordstein, Schiene – Fugen innerhalb der Pflasterdecke oder des Plattenbelags und Stoßfugen zwischen den einzelnen Bordsteinen oder Einfassungssteinen – Schienen, wenn beidseitig die gleiche Befestigungsart an die Schiene herangeführt ist – in der befestigten Fläche liegende oder in sie hineinreichende Aussparungen oder Einbauten bis einschließlich 1 m2 Einzelgröße, z. B. Schächte, Schieber, Maste, Stufen a  Hinweise auf im Leistungsverzeichnis vorzusehende Abrechnungseinheiten; diese werden nur durch ausdrückliche Vereinbarung zu Vertragsbestandteilen

7.2.7 Maurerarbeiten Tab. 7.15  Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18330 (09.2019). Gelten nicht für Schalungssteine, siehe ATV DIN 18331, Quadermauerwerk, siehe ATV DIN 18332, Versetzen von Bordsteinen, siehe ATV DIN 18333, Trockenbauarbeiten, siehe ATV DIN 18340, Wärmedämmverbundsysteme, siehe ATV DIN 18345 VOB/C

Leistung

4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3

Besonders zu vergütende Leistungen Leistungen, die über Abschnitt 4.1.1 hinausgehen (siehe VOB/C ATV DIN 18330) Maßnahmen zur Erfüllung erhöhter Anforderungen an die Ebenheit oder Maßhaltigkeit Ausgleichen von größeren Unebenheiten und Maßabweichungen des Untergrundes als nach DIN 18202 zulässig Glattstriche an Leibungen, Stürzen und Brüstungen für den Einbau von Fenstern, Türen und dergleichen Vorhalten der Gerüste über die eigene Benutzungsdauer hinaus sowie Auf‑, Um- und Abbauender Gerüste für andere Unternehmer Vorhalten von Hebezeugen, Aufzügen, Aufenthalts- und Lagerräumen, Einrichtungen und dergleichen für Zwecke anderer Unternehmer Erstellen bauphysikalischer Nachweise sowie statischer Berechnungen und der für diese Nachweise erforderlichen Zeichnungen Herstellen und Schließen von Aussparungen

4.2.4 4.2.5 4.2.6 4.2.7 4.2.8

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

376

7  Bauabrechnung und Mengenermittlung

Tab. 7.15  (Fortsetzung) VOB/C

Leistung

4.2.9

Überdecken von Aussparungen durch Stürze, Rolladenkästen, Überwölbungen und Entlastungsbögen Einsetzen von Einbauteilen z. B. von Schornsteinreinigungstüren Liefern, Schneiden und Einbauen von Profilstahl Scheiden, Biegen und Einbauen von Bewehrungsstahl Herstellen von Bewegungs- und Scheinfugen sowie Fugendichtungen Schließen des Zwischenraumes an Öffnungen bei zweischaligem Mauerwerk Abfangen der Außenschalen bei zweischaligen Außenwänden Herstellen von Tür- und Fensterpfeilern im Wandmauerwerk, wenn sie schmaler als 50 cm sind und die beiderseits dieser Pfeiler liegenden Öffnungen nach Abschnitt 5.2.1 abgezogen werden Herstellen von Leibungen bei Sicht- und Verblendmauerwerk sowie von Sohlbänken, Gesimsen und Bändern einschließlich etwaiger Auskragungen Herstellen von Ecken mit Formsteinen oder geschnittenen Mauersteinen Herstellen von Mauerwerksschrägen, z. B. als oberer Abschluss bei Giebelwänden Herstellen von Quergefälle in Mauerwerkskrone Herstellen von Mauerwerksabdeckungen, z. B. durch Rollschichten Herstellen von Deckenabmauerungen Besondere Maßnahmen für den Brand‑, Schall‑, Wärme‑, Feuchte- und Strahlenschutz Vorsorge- und Schutzmaßnahmen für das Mauern bei Frost Herstellen von Musterflächen, Musterkonstruktionen Besonderer Schutz von Bau- und Anlagenteilen z. B. Abkleben von Fenstern, Türen, Böden, Beläge, … Gebrauchsüberlassung, Wartung und Kontrolle von Abdeckungen und Umwehrungen von Öffnungen über die eigene Nutzungsdauer hinaus und späterer Abbau Reinigen des Untergrundes von grober Verschmutzung Allgemeines zur Abrechnung von Mauerwerk Bauteile aus Mauerwerk, Sicht und Deren Maße zugrunde legen Verblendmauerwerk Bodenbeläge m2 Fläche bis zu den begrenzenden, ungeputzten bzw. unbekleideten Bauteilen Bodenbeläge ohne begrenzende m2 Deren Maße zugrunde legen Bauteile Fassaden mit mehrschaligem Aufbau: m2 Maße der Außenseite der Außenfür das Sicht- und Verblendmauerwerk schale zugrunde legen und für die Dämmschicht Verfugung m2 Maße der zu verfugenden Fläche Wandmauerwerk m 2, m 3 Von Oberseite Rohdecke bis Unterseite Rohdecke Fugen m 2, m 3 Übermessen Mauerwerk mit oben abgeschrägtem m 2, m 3 Höhe wird bis zur höchsten Kante Querschnitt gerechnet Wanddurchdringungen m 2, m 3 Nur eine Wand berücksichtigen, bei ungleichen Wänden die dickere Gewölbe m, m2 Maße der abgewickelten Untersicht Stürze, Rollladenkästen, Überwölbun- m, m2 Übermessen und mit ihren Maßen gen, Entlastungsbögen gesondert abrechnen Bei Abrechnung nach Längenmaß m Alle Elemente nach ihrer größten Länge Abfangungen für Mauerwerksschalen m Größte Länge des abgefangenen Bauteils

4.2.10 4.2.11 4.2.12 4.2.13 4.2.14 4.2.15 4.2.16 4.2.17 4.2.18 4.2.19 4.2.20 4.2.21 4.2.22 4.2.23 4.2.24 4.2.25 4.2.26 4.2.27 4.2.28 5.1 5.1.1

5.1.2 5.1.3 5.1.4 5.1.5 5.1.6 5.1.7 5.1.8 5.1.8

377

7.2  Abrechnungsregeln nach VOB/C Tab. 7.15  (Fortsetzung) VOB/C

Leistung

5.1.9

Tür- und Fensterpfeiler

1 m, m2

5.1.10 5.1.11

Schornsteine Bewehrungsstahl

m t, kg

5.1.12

Aussparung in angrenzenden getrennt zu rechnenden Flächen Unmittelbar zusammenhängende, verschiedenartige Aussparungen Es werden abgezogen Öffnungen und Durchdringungen Nischen und Aussparungen

m 2, m 3

5.1.13 5.2 5.2.1 5.2.1

5.2.1 5.2.1 5.2.2

Unterbrechungen der Mauerwerksfläche durch Bauteile Aussparungen bei Bodenbelägen aus Flach- oder Rollschichten Bei Abrechnung nach Längenmaß

m 2, m 3

m2 m2

m2 m

Gesondert berechnen, wenn sie schmaler als 50 cm sind und die beiderseits liegenden Öffnungen abgezogen werden In ihrer Achse Errechnete Masse nach Norm oder Profilbuch des Herstellers Anteilige Aussparungsfläche zur Ermittlung der Übermessungsgröße Getrennt berechnen

Über 2,5 m2 Einzelgröße abziehen Abziehen, soweit für das dahinterliegende Mauerwerk besondere Ansätze in Leistungsbeschreibung vorgesehen sind Abziehen bei einer Einzelbreite über 30 cm Über 0,5 m2 Einzelgröße abziehen Unterbrechungen über 1 m Einzellänge Abziehen

7.2.8 Beton- und Stahlbetonarbeiten Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18331 (09.2019) Gelten nicht für • • • • • • •

Einpressarbeiten (DIN 18309), Schlitzwandarbeiten (DIN 18313), Spritzbetonarbeiten (DIN 18314), Oberbauschichten mit hydraulischen Bindemitteln (DIN 18316), Betonwerksteinarbeiten (DIN 18333), Betonerhaltungsarbeiten (DIN 18349), Estricharbeiten (DIN 18353) (Tab. 7.16).

7.2.9 Putz- und Stuckarbeiten Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18350 (09.2019) Gelten für nasse und trockene Bauweisen (Tab. 7.17).

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

378

7  Bauabrechnung und Mengenermittlung

Tab. 7.16  Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18331 (09.2019) VOB/C

Leistung

4.2 4.2.1 4.2.2

Besonders zu vergütende Leistungen Das Ausgleichen von Minderhöhen des Baugrundes > 3 cm, bezogen auf das Sollmaß Reinigen des Untergrundes von grober Verschmutzung, z. B. Gipsreste, Mörtelreste, Farbreste, Öl, soweit diese nicht durch den AN verursacht wurde Besonderer Schutz von Bau- und Anlagenteilen über Abschnitt 4.1.3 hinaus, sowie Abkleben von Einrichtungsgegenständen z. B. Fenster, Türen, Böden, … Maßnahmen zur Erfüllung erhöhter Anforderungen an die Ebenheit von Flächen gemäß DIN 18202 und DIN 18203-1 Boden- und Wasseruntersuchungen Leistungen, die über Abschnitt 4.1.2 hinausgehen (siehe VOB/C, ATV DIN 18331) Gebrauchsüberlassung, Wartung und Kontrolle von Abdeckungen und Umwehrungen von Öffnungen über die eigene Nutzungsdauer hinaus und späterer Abbau Vorhalten von Hebezeugen, Aufzügen, Aufenthalts- und Lagerräumen, Einrichtungen und dergleichen für Zwecke anderer Unternehmer Bauphysikalische Nachweise und statische Berechnungen für den Nachweis der Standsicherheit des Bauwerks und der für diese Nachweise notwendigen Zeichnungen Vorsorge- und Schutzmaßnahmen für das Betonieren unter +5 °C Lufttemperatur sowie über einen Zeitraum von 48 h anhaltender Lufttemperaturen von über +30 °C vor dem Betonieren Herstellen und Schließen von Aussparungen Herstellen von Profilierungen Herstellen von Vouten, Auflagerschrägen und Konsolen Einsetzen von Einbauteilen, z. B. Lager, Zargen, Anker, Verbindungselemente, Rohre, Dübel Herstellen von Bewegungs- und Scheinfugen sowie Fugendichtungen Überwachung des Einbaus von Beton der Überwachungsklassen 2 und 3 durch anerkannte Überwachungsstellen Zusätzliche Schutzmaßnahmen gegen betonschädigende Einwirkungen und gegen Fremderschütterungen Herstellen von Erprobungs- und Referenzflächen Abstemmen des erforderlichen Überbetons des Pfahlkopfes bis zur planmäßigen Höhe, einschließlich Herrichten der Anschlussbewehrung Maßnahmen zum Beseitigen überschüssigen Betons an den Pfahlschäften, z. B. Abstemmen, Abfräsen Maßnahmen für den Brand‑, Schall‑, Wärme‑, Feuchte- und Strahlenschutz Vorbereitende Leistungen für Erdungs- und Blitzschutzanlagen Auf‑, Um- und Abbauen sowie Vorhalten von Gerüsten für Leistungen anderer Unternehmer Beton und Stahlbeton mit oder ohne Schalung Allgemeines Leistung Einheita Maßgabe für die Abrechnung Werksteinmäßige Bearbeitung von – Maße, die die Bauteile vor der Bauteilen Bearbeitung hatten Verdrängte Betonmenge durch m3 Nicht abziehen Bewehrung (z. B. Betonstabstähle, Profilstähle, Spannbetonbewehrungen mit Zubehör, Ankerschienen) Einbetonierte Pfahlköpfe, Walzm3 Nicht abziehen profile und Spundwände Bauteile mit abgeschrägter oder m 2, m 3 Mit den Maßen ihrer größeren profilierter Kopffläche Ansichtsfläche abrechnen Ermittlung der Leistungen – Bauteildefinitionen nach DIN 1045-1, Abschnitt 3 zugrunde legen Geneigt liegende oder gekrümmte m 3, m 2, m Tatsächliche Maße abrechnen Decken

4.2.3 4.2.4 4.2.5 4.2.6 4.2.7 4.2.8 4.2.9 4.2.10 4.2.11 4.2.12 4.2.13 4.2.14 4.2.15 4.2.16 4.2.17 4.2.18 4.2.19 4.2.20 4.2.21 4.2.22 4.2.23 5.1 5.1.1 VOB/C 5.1.1.1 5.1.1.2

5.1.1.2 5.1.1.3 5.1.1.4 5.1.1.5

379

7.2  Abrechnungsregeln nach VOB/C Tab. 7.16  (Fortsetzung)

1

VOB/C

Leistung

5.1.1.6

Decken und Auskragungen

5.1.1.7

Bauteile, die durch vorgegebene Be- m3, m2, m tonierfugen oder sonst wie baulich voneinander abgegrenzt sind Durchdringung bei Wänden m 3, m 2, m

5.1.1.8

m 3, m 2, m

5.1.1.8

Durchdringung bei Unterzügen und Balken

m 3, m 2, m

5.1.1.8

Einbindung bei Wänden, Pfeilervorlagen und Stützen in Decken

m 3, m 2, m

5.1.1.8

Einbindungen von Stützen und Unterzügen in Decken

m 3, m 2, m

5.1.1.8

5.1.1.9 5.1.1.10 5.1.1.11

5.1.2 5.1.2.1 5.1.2.1 5.1.2.1

5.1.2.2 5.2 5.2.1.1

3

2

Einbindungen von Stützen in Unterzüge oder Balken

m ,m ,m

Nischen, Schlitze, Kanäle, Fugen u. Ä. Fugenbänder und -bleche u. Ä.

m2

Betonpfähle

m 3

m ,m

Es werden abgezogen Öffnungen, Nischen, Kassetten, m3 Hohlkörper u. Ä. Schlitze, Kanäle, Profilierungen m3 u. Ä. Durchdringungen und Einbindungen m3 von Bauteilen (z. B. Einzelbalken, Balkenstege bei Plattenbalkendecken, Stützen, Einbauteile, Betonfertigteile, Stahl- oder Steinzeugrohre) Öffnungen, Durchdringungen, Einbindungen Schalung Schalung von Bauteilen

m2

m2

Zwischen den äußeren Begrenzungsflächen oder Auskragung berechnen Jedes Bauteil mit seinen tatsächlichen Maßen abrechnen Nur eine Wand durchrechnen, bei ungleicher Dicke die dickere Nur einen Unterzug bzw. Balken durchrechnen, bei ungleicher Höhe den höheren, bei gleicher Höhe den breiteren Höhe von Oberfläche Rohdecke bzw. Fundament bis Unterfläche Rohdecke rechnen Höhe von Unterfläche Sturz bzw. Unterzug bis Unterfläche Deckenplatte rechnen Unterzüge und Balken durchmessen, wenn sie breiter als die Stützen sind; in diesem Fall werden die Stützen nur bis Unterfläche Unterzug bzw. Balken gerechnet Nicht abziehen, wenn Bauteil nach Flächenmaß abgerechnet wird Maßgebend ist die größte Länge (z. B. Schrägschnitte); Formteile, Knoten und Ecken übermessen Von planmäßiger Oberseite des Pfahlkopfes bis zur vorgeschriebenen Unterseite Pfahlfuß bzw. Pfahlspitze rechnen; Mehrmengen bei Ortbetonpfählen bis 10 % bleiben unberücksichtigt

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

3

Über 0,5 m Einzelgröße abziehen Über 0,1 m3 je m Länge abziehen Über 0,5 m3 Einzelgröße abziehen, wenn sie durch vorgegebene Betonierfugen oder sonst wie bauliche abgegrenzt sind; aus Einzelteilen zusammengesetzte Bauteile (z. B. Fenster‑, Türumrahmungen, Fenster‑, Türstürze, Gesimse) gelten als ein Bauteil Über 2,5 m2 Einzelgröße abziehen

In der Abwicklung der geschalten Flächen abrechnen

12 13 14 15 16

380

7  Bauabrechnung und Mengenermittlung

Tab. 7.16  (Fortsetzung) VOB/C

Leistung

5.2.1.1

Nischen, Schlitze, Kanäle, Fugen u. Ä.

m2

5.2.1.2

Deckenschalung

m2

5.2.1.2

Schalung von freiliegenden Begrenzungsseiten der Deckenplatte Schalung für Aussparungen (z. B. für Öffnungen, Nischen, Hohlräume, Schlitze, Kanäle, Profilierungen) Öffnungen, Durchdringungen, Einbindungen, Anschlüsse von Bauteilen u. Ä. Bewehrung Gewicht der Bewehrung Unterstützungen (z. B. Stahlböcke, Abstandhalter aus Stahl, Spiralbewehrungen, Verspannungen, Auswechselungen, Montageeisen) Zubehör zur Spannbewehrung gemäß 4.1.7 Maßgebendes Gewicht

m, m2

5.2.1.3 5.2.2 5.3 5.3.1.1 5.3.1.1

5.3.1.1

Werden bei der Abrechnung der Schalung für die zugehörigen Bauteile übermessen Geschalte Flächen der Deckenplatten zwischen Wänden, Unterzügen, Balken Gesondert abrechnen

m2

In der Abwicklung der geschalten Betonfläche abrechnen

m2

Über 2,5 m2 Einzelgröße abziehen

kg, t kg, t

Nach Stahllisten abrechnen Gehören zur Bewehrung; zugehöriges Gewicht abrechnen



Gehört nicht zur Bewehrung, sondern ist Nebenleistung 5.3.1.2 kg, t Bei genormten Stählen die Gewichte der DIN-Normen (Nenngewichte), bei anderen Stählen die Gewichte des Profilbuches des Herstellers 5.3.1.3 Bindedraht, Walztoleranzen, Verkg, t Bei der Ermittlung des Abrechschnitt nungsgewichtes nicht berücksichtigen 5.3.1.3 Verschnitt bei Betonstahlmatten kg, t Abrechnen bei 10 % über der Masse der eingebauten Betonstahlmatten, wenn nicht vom Auftragnehmer zu vertreten a  Hinweise auf im Leistungsverzeichnis vorzusehende Abrechnungseinheiten; diese werden nur durch ausdrückliche Vereinbarung zu Vertragsbestandteilen.

Tab. 7.17  Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18350 (09.2019) VOB/C

Leistung

4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4

Besonders zu vergütende Leistungen Liefern bauphysikalischer Nachweise Erstellen von Verlege- und Montageplänen Herstellen und Anbringen von Musterflächen, Musterkonstruktionen und Modellen Vorhalten von Aufenthalts- und Lagerräumen, wenn von AG keine leicht verschließbaren Räume zur Verfügung gestellt werden Auf‑, Um- und Abbauen sowie Vorhalten von Gerüsten für Leistungen anderer Unternehmer Auf‑, Um- und Abbauen sowie Vorhalten von Gerüsten für eigene Leistungen, sofern die zu bearbeitende oder zu bekleidende Fläche höher als 3,50 m über der Standfläche des hierfür erforderlichen Gerüstes liegt Auf‑, Um- und Abbauen sowie Vorhalten von Gerüsten mit abgestufter oder geneigter Standfläche Schließen von Ankerlöchern für die Gerüstverankerung

4.2.5 4.2.6 4.2.7 4.2.8

7.2  Abrechnungsregeln nach VOB/C

381

Tab. 7.17  (Fortsetzung) VOB/C

Leistung

4.2.9

Maßnahmen zum Schutz vor ungeeigneten klimatischen Bedingungen, z. B. Einhausung, Beheizung, feinmaschiges Gerüstnetz Besondere Maßnahmen zum Schutz von Bau- und Anlagenteilen sowie Einrichtungsgegenständen, z. B. durch Abkleben von Fenstern, Türen, Böden, Belägen, Treppen, Hölzern, Dachflächen, oberflächigen Teilen, staubdichtes Abkleben von empfindlichen Einrichtungen und technischen Geräten, Staubschutzwände, Notdächer, Auslegen von Hartfaserplatten oder Bautenschutzfolien Entfernen von bauseits vorhandenen Schutzfolien und dergleichen Reinigen des Untergrundes von grober Verschmutzung, soweit diese nicht durch den Auftragnehmer verursacht wurden Beseitigen von Hindernissen im Putzgrund, z. B. Entfernen von Betongraten, Schaumrückständen und nicht mehr benötigten Verankerungsbügeln für Konsolgerüste, Ablängen von horizontalen Putzschienen an Rollladenkästen Vorbehandeln des Untergrundes, z. B. durch Abschlagen, Aufpicken, Aufrauen, Aufbringen von Grundierungen, Verfestigern, Haftbrücken und dergleichen Einbau von Fugenüberspannungen, Streifenbewehrungen und Streifenputzträgern bis 1 m Breite, Diagonalbewehrungen und dergleichen Mechanische Befestigung von Putzträgern, Putzträgerplatten und dergleichen Herstellen von Bewegungs- und Scheinfugen sowie Fugendichtungen Herstellen von Anschlüssen, Anschlussfugen und luftdichten Anschlüssen an angrenzende Bauteile, z. B. Dächer, Einbauteile, Installationen, systembedingt überstehende Schalterdosen Einbau von Profilen z. B. Sockelprofile, Randwinkel, Lüftungsprofile, Abschlussprofile, ……… Ausbilden von Bossierungen, von Kanten ohne Profile und dergleichen Schließen und Verputzen von Schlitzen und von Aussparungen für Auflager und Verankerungen Vorgezogenes und nachträgliches Herstellen von Teilflächen, z. B. Flächen hinter Heizkörpern, Rohrleitungen und dergleichen Maßnahmen zum Ausgleich von größeren Unebenheiten des Untergrundes als nach DIN 18202 zulässig Maßnahmen zur Erfüllung erhöhter Anforderungen an die Ebenheit oder Maßhaltigkeit nach DIN 18202, Tabelle 3, Zeile 7 Maßnahmen zum Erreichen von besonderen Oberflächenqualitäten durch zusätzliche Glättgänge Herstellen von dünnlagigen Oberputzen mit einer Korngrößer kleiner 3 mm Farbige Ausführung der Putze Maßnahmen gegen Algen- und Pilzbefall Abdichten des Putzes gegen Feuchtigkeit im erdberührten Bereich, im Spritzwasserbereich. Einbau von Abdichtungen unterhalb von Fensterbänken und dergleichen Zuschnitte von Bekleidungen zur Anpassung an Schrägen und gebogene oder andersartig geformte Bauteile Herstellen und Verputzen von Abschottungen, Schürzen und Scheinunterzügen, Ablagen, Abdeckungen, Lisenen und dergleichen Herstellen von Hilfskonstruktionen zur Befestigung von Markisen, Werbeträgern und dergleichen, z. B. Montagezylinder Herstellen von Kehlen und Gesimsen Herstellen von Ecken und Verkröpfungen an Stuckprofilen, Kehlen und Gesimsen An- und Beiputzarbeiten, soweit sie nicht im Zuge mit den übrigen Putzarbeiten, bei Innenputzarbeiten im selben Geschoss und an der Fassade je Fassadenseite ausgeführt werden können

4.2.10

4.2.11 4.2.12 4.2.13 4.2.14 4.2.15 4.2.16 4.2.17 4.2.18 4.2.19 4.2.20 4.2.21 4.2.22 4.2.23 4.2.24 4.2.25 4.2.26 4.2.27 4.2.28 4.2.29 4.2.30 4.2.31 4.2.32 4.2.33 4.2.34 4.2.35

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

382

7  Bauabrechnung und Mengenermittlung

Tab. 7.17  (Fortsetzung) VOB/C

Leistung

VOB/C 5.1 5.1.1

Leistung Einheit Maßgabe für die Abrechnung Allgemeines zur Abrechnung von Putz- und Stuckarbeiten Putz, Stuck, Dämmungen, Auffülm2 Ohne begrenzende Bauteile: lungen, Schüttungen, Bekleidungen, tatsächliche Maße Unterböden, Vorsatzschalen, Untermit begrenzenden Bauteilen: Maße konstruktionen, flächige Bewehrungen der zu behandelnden Flächen bis und Putzträger, sowie Folien, Pappen zu den begrenzenden ungeputzten, und Dampfsperren ungedämmten bzw. nicht bekleideten Bauteilen Ermittlung des Längenmaßes m Größte ggf. abgewickelte Bauteillänge, Fugen werden übermessen Wandhöhe bei überwölbten Räumen m Höhe bis zum Gewölbeanschnitt, Wandhöhe der Schildwände bis 2/3 des Gewölbestichs Flächen von gewölbten Decken m2 Nach Fläche der abgewickelten Untersicht Gehrungen, Kreuzungen, Verkröpfun- – Gesondert rechnen gen, Endungen von Stuckgesimsen Öffnungen, Aussparungen, Nischen bis m2 Übermessen 2,5 m2 in Decken und Wänden Rückflächen von Nischen m2 Immer berechnen Zusammenhängende Öffnungen, m2 Getrennt berechnen Nischen und Aussparungen In angrenzende, getrennt zu rechnende m2 Zur Ermittlung der ÜbermessungsFlächen einbindende Aussparungen größe jeweils anteilige Aussparungsfläche rechnen Vieleckige Einzelflächen m2 Kleinstes umschriebenes Rechteck zugrunde legen Es werden abgezogen Öffnungen, Aussparungen und Nischen m2 Über 2,5 m2 Einzelgröße Unterbrechungen bei Längenmaßen m Über 1 m Einzellänge

5.1.2 5.1.3 5.1.4 5.1.5 5.1.6 5.1.7 5.1.8 5.1.9 5.1.10 5.2 5.2.1.1 5.2.2

7.2.10 Estricharbeiten Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18353 (09.2019) Gelten nicht für das Herstellen von Asphaltestrichen im Heißeinbau (DIN 18354). Siehe Tab. 7.18.

7.2.11 Fliesen- und Plattenarbeiten Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18352 (10.2019) Gelten für das Ansetzen und Verlegen von Fliesen, Platten und Mosaik sowie Solnhofer Platten, Natursteinfliesen, Natursteinmosaik und Natursteinriemchen (Tab. 7.19). Gelten nicht für: • andere Platten aus Naturwerksteinen (siehe ATV DIN 18332), • Platten aus Betonwerksteinen (siehe ATV DIN 18333).

7.2  Abrechnungsregeln nach VOB/C

383

Tab. 7.18  Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18353 (09.2019) VOB/C

Leistung

4.2 4.2.1

Besonders zu vergütende Leistungen Vorhalten von Aufenthalts- und Lagerräumen, wenn vom AG keine leicht verschließbaren Räume zur Verfügung gestellt werden Maßnahmen zum Schutz gegen Feuchtigkeit, außer Maßnahmen gegen Niederschlag, mit dem normalerweise gerechnet werden muss Zelte, Abdeckungen o. Ä. zum Herstellen von Estrichen im Freien Reinigen des Untergrundes von Verunreinigungen anderer Unternehmer Besonderes Reinigen des Untergrundes mit Staubsauger, Hochdruckreiniger o. Ä. Fräsen, Stocken oder Strahlen des Untergrundes Ausgleichen von Unebenheiten des Untergrundes bei Überschreitung der Toleranzen nach DIN 18202: Bei Fließestrich: Ausgleich von Unebenheiten, wenn diese 20 % der Nenndicke überschreiten Maßnahmen zur Erfüllung erhöhter Anforderungen an die Ebenheit oder Maßhaltigkeit Beseitigung von Putzüberständen Aufbringen von Haftbrücken Anarbeiten von Wärmedämmstoffen an auf der Rohdecke liegende Rohre, Kabelkanäle und dergleichen Besondere Maßnahmen zum Schutz von Bau- und Anlagenteilen sowie Einrichtungsgegenständen Einbauen von Anschlag‑, Stoß-, und Trennschienen, Mattenrahmen, Bewehrungen und dergleichen Herstellen von Bewegungs- und Scheinfugen sowie Fugendichtungen Herstellen von Kanten an Aussparungen und Höhenversprüngen Schließen von Aussparungen Nachträgliches Herstellen von Anschlüssen an angrenzende Bauteile, soweit dies vom Auftragnehmer nicht zu vertreten ist Ausbildung von Kehlen und Sockeln Estrich auf Stufen und Schwellen Besondere Oberflächenbehandlung, z. B. Glätten Abschneiden des Überstandes von Randdämmstreifen Herstellen von Musterflächen Leistung Einheit Maßgabe für die Abrechnung Allgemeines zur Abrechnung von Estricharbeiten Alle Estriche m2 Maß des hergestellten Estrichs, Fugen werden übermessen Anarbeiten an Durchdringungen von m Abwicklung mehr als 0,1 m2 Einzelgröße Längenmaße m Größte Bauteillänge Es werden abgezogen Aussparungen z. B. für Öffnungen, m2 Über 0,1 m2 Einzelgröße Pfeiler, Pfeilervorlagen, Rohrdurchführungen Unterbrechungen bei Längenmaßen m Über 1 m Einzellänge

4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.5 4.2.6 4.2.7 4.2.8 4.2.9 4.2.10 4.2.11 4.2.12 4.2.13 4.2.14 4.2.15 4.2.16 4.2.17 4.2.18 4.2.19 4.2.20 4.2.21 4.2.22 VOB/C 5.1 5.1.1 5.1.2 5.1.2 5.2 5.2.1 5.2.2

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

384

7  Bauabrechnung und Mengenermittlung

Tab. 7.19  Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18352 (10.2019) VOB/C

Leistung

4.2 4.2.1

Besonders zu vergütende Leistungen Vorhalten von Aufenthalts- und Lagerräumen, wenn vom AG keine leicht verschließbaren Räume zur Verfügung gestellt werden Auf‑, Um- und Abbauen sowie Vorhalten von Gerüsten für Leistungen anderer Unternehmer Auf‑, Um- und Abbauen sowie Vorhalten von Gerüsten für eigene Leistungen, sofern die zu bearbeitenden oder zu bekleidenden Flächen höher als 3,50 m über der Standfläche des hierfür erforderlichen Gerüstes liegt Auf‑, Um- und Abbauen sowie Vorhalten von Gerüsten mit abgestufter oder geneigter Standfläche Fertigstellen von Bauteilen in mehreren Arbeitsgängen zur Ermöglichung von Arbeiten anderer Unternehmer Ansetz‑, Fugen- und Verlegepläne Herstellen und Anbringen von Mustern Beseitigen alter Beläge und Beschichtungen, Klebstoff- und Spachtelmassenschichten, Reinigen des Untergrundes von grober Verschmutzung, z. B. Gipsreste Ausgleichen von größeren Unebenheiten und Maßabweichungen des Untergrundes als nach DIN 18202 zulässig Erfüllen erhöhter Anforderungen an die Ebenheit oder Maßhaltigkeit Anschleifen von Estrichen Aufbringen von Haftbrücken Ausgleichen des Untergrundes zur Herstellung der erforderlichen Höhe oder des nötigen Gefälles sowie das Herstellen von Unterputz zum Ausgleich unebener oder nicht lot- und fluchtrechter Wände Höhengleiches Anpassen an vorhandene Konstruktionen Lehren aus Fliesen oder Platten zur Vorbereitung einer maßgenauen Installation Schutz vor ungeeigneten Bedingungen, die sich aus der Witterung oder dem Raumklima ergeben Leistungen für den Brand‑, Schall‑, Wärme‑, Feuchte-, und Strahlenschutz Besonderer Schutz von Bau- und Anlagenteilen sowie Einrichtungsgegenständen, z. B. Abkleben von Fenstern Aussparungen für Installationen und Einbauteile Stemmarbeiten für Installationen und Einbauteile Einsetzen von Installations- und Einbauteilen Anarbeiten an Waschtische, Spülbecken, Wannen, Brausewannen, Wannenuntertritte, schräge Wannenschürzen etc. Ausbilden, Schließen und/oder Abdecken von Bewegungsfugen Vergießen und Verdübeln von Scheinfugen Abschneiden des Überstandes von Randstreifen anderer Unternehmer Profilleisten, Zierplatten und Formteile, z. B. Seifenschalen Ausbilden freier Stufenköpfe Zwickel bei abgestuften Begrenzungen der Beläge, z. B. über Treppen Anarbeiten an Öffnungen, Fundamentsockel, Rohrdurchführungen etc. über 0,1 m2 Einzelgröße Gehrungen an Fliesen- und Plattenkanten Mechanisches Reinigen der Beläge nach dem Verfugen unter Zuhilfenahme saurer/akalischer Reinigungsmittel Nachträgliche Oberflächenbehandlung z. B. Imprägnieren, Wachsen Besondere Prüfung der Beschaffenheit des Untergrundes Feuchtemessung des Untergrundes mittels Calciumcarbid-Methode

4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.5 4.2.6 4.2.7 4.2.8 4.2.9 4.2.10 4.2.11 4.2.12 4.2.13 4.2.14 4.2.15 4.2.16 4.2.17 4.2.18 4.2.19 4.2.20 4.2.21 4.2.22 4.2.23 4.2.24 4.2.25 4.2.26 4.2.27 4.2.28 4.2.29 4.2.30 4.2.31 4.2.32 4.2.33 4.2.34

7.2  Abrechnungsregeln nach VOB/C

385

Tab. 7.19  (Fortsetzung) VOB/C

Leistung

VOB/C 5.1 5.1.1.1

Leistung Einheit Maßgabe für die Abrechnung Allgemeines zur Abrechnung von Fliesen- und Plattenarbeiten Innenwandbekleidungen, Deckenm2 Ohne begrenzende Bauteile: bekleidungen, Bodenbeläge, Austatsächliche Maße gleichsschichten, Trennschichten, mit begrenzenden Bauteilen: Dämmschichten, Unterböden, OberMaße der zu belegenden Flächen flächenbehandlungen, Bewehrungen, bis zu den begrenzenden, unTrag- und Unterkonstruktionen gedämmten, ungeputzten bzw. unverkleideten Bauteilen Wandbekleidungen, die an Stehsom2 Maße an Oberseite Sockel oder ckel, Kehlsockel, Kehlleisten oder Oberseite Bodenbelag ausgerundete Ecken an Sockel oder den Bodenbelag anschließen Fassaden m3 Maße der Bekleidung Stufenbeläge, Schwellen, Sockel, m 2, m Deren größte Maße Kehlen, Gehrungen, an Fliesenund Plattenkanten, Schrägschnitte, Profile, Leisten, Schienen, und Beckenköpfe Wandbekleidungen aus Schichten m2 Abrechnung der vollen Schichthöhe, wenn mehr als die Hälfte einer Schicht ausgeführt wird, gilt nicht bei raumhohen Bekleidungen, bei genauer Höhenangabe in der Leistungsbeschreibung oder bei Schichten > 30 cm Einbindung in Fliesentrennwände m2 Beläge durchrechnen oder Wände aus Zellenwandsteinen Sich kreuzende oder einbindende m2 Nur eine Wand durchrechnen Fliesentrennwände Längenmaße m Größte Bauteillänge Eingesetzte Profilleisten, Zierplatten m2 Übermessen und Formteile z. B. Seifenschalen Es werden abgezogen Aussparungen und Öffnungen m2 Über 0,1 m2 Einzelgröße Unterbrechungen bei Längenmaßen m Über 1 m Einzellänge

5.1.1.3

5.1.1.3 5.1.1.4

5.1.2

5.1.3

5.1.4 5.1.5 5.2 5.2.1 5.2.2

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

7.2.12 Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18338 (10.2019) Gelten nicht für: • Dachdeckungen mit am Bau zu fälzenden Metallbauteilen und -anschlüssen (siehe ATV DIN 18339), • Deckunterlagen aus Latten oder als Schalung sowie Außenwandbekleidungen aus Holzschindeln (siehe ATV DIN 18334), • Vorgehängte hinterlüftete Fassaden mit anderen Stoffen als Dachdeckungsstoffen (siehe ATV DIN 18351), • Metallbauarbeiten (siehe ATV DIN 18360).

13 14 15 16

386

7  Bauabrechnung und Mengenermittlung

Tab. 7.20  Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18338 (10.2019) VOB/C

Leistung

4.2 4.2.1

Besonders zu vergütende Leistungen Maßnahmen zum Arbeiten trotz schlechter Wetterbedingungen, z. B. Temperaturen unter +5° bei Klebearbeiten, Feuchtigkeit und Nässe, Schnee und Eis, scharfem Wind, Frost bei Mörtelarbeiten Vorhalten von Aufenthalts- und Lagerräumen, wenn vom AG keine leicht verschließbaren Räume zur Verfügung gestellt werden Auf‑, Um- und Abbauen sowie Vorhalten von Gerüsten für Leistungen anderer Unternehmer Auf‑, Um- und Abbauen sowie Vorhalten von Gerüsten für eigene Leistungen, sofern die zu bearbeitenden oder zu bekleidenden Flächen höher als 3,50 m über der Standfläche des hierfür erforderlichen Gerüstes liegt Auf‑, Um- und Abbauen sowie Vorhalten von Gerüsten mit abgestufter oder geneigter Standfläche Auf‑, Um- und Abbauen sowie Vorhalten von Gerüsten für eigene Leistungen, sofern bei Arbeiten auf der Dachfläche diese eine Dachneigung größer 22,5 °aufweist Auf- und Abbauen sowie Vorhalten von Schutznetzen Reinigen des Untergrundes von Verunreinigungen anderer Unternehmer Herstellen von im Bauwerk verbleibende Verankerungsmöglichkeiten z. B. für Gerüste, Schutznetze Auffüttern von Unterkonstruktionen um mehr als 20 mm, z. B. Lattungen Statische und bauphysikalische Nachweise Besondere Maßnahmen für Brand‑, Schall‑, Wärme‑, Feuchte- und Strahlenschutz Montage- und Verlegepläne, Detail- und Konstruktionszeichnungen Musterflächen, Musterkonstruktionen und Modelle, wenn sie nicht in die Leistung eingehen Nachträgliches Öffnen und/oder Schließen von Aussparungen Fertigstellung in zwei Arbeitsgängen zur Ermöglichung der Arbeiten anderer Unternehmer wenn ein kontinuierliches Arbeiten nicht gewährleistet ist Besonderer Schutz von Bau- und Anlagenteilen sowie Einrichtungsgegenständen, z. B. Abkleben von Fenstern Einbauen und Eindecken bauseits gestellter Bauteile Ausbauen und/oder Einbauen von Teilen für Leistungen anderer Unternehmer Nachträgliches Anarbeiten und/oder Einbauen von Teilen Anschlüsse an Bau- und Einbauteile, z. B. an Wänden, Attiken, Durchdringungen Bekleiden von Gaubenpfosten Liefern und/oder Einbauen von Zubehörteilen, z. B. Sicherheitsdachhaken, Lüfter etc. Leistung Einheit Maßgabe für die Abrechnung Allgemeines zur Abrechnung von Dachdecker- und Dachabdichtungsarbeiten Dachdeckungen, Dachabdichtungen, m2 Ohne begrenzende Bauteile: Voranstriche, Trennschichten, Sperrtatsächliche Maße schichten, Schutzschichten, Kiesmit begrenzenden Bauteilen: schüttungen, Plattenbeläge Maße der Flächen bis zu den begrenzenden, ungeputzten bzw. unverkleideten Bauteilen Dämmschichten m2 Maße der Dämmung, Bohlen, Sparren o. Ä. werden übermessen Außenwandbekleidungen m2 Außenmaße Längenmaße m Größte Bauteillänge Firste, Grate, Kehlen, Ortgänge etc. m Länge in der Mittellinie Anschluss an Firste, Grate und m2 Maße bis Mitte First, Grat oder Kehlen Kehle Formstücke z. B. Lüfterziegel, m2 Werden bei Abrechnung nach Einzelformziegel, Eckziegel, GlasFlächenmaß übermessen formstücke in Dachflächen

4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.5 4.2.6 4.2.7 4.2.8 4.2.9 4.2.10 4.2.11 4.2.12 4.2.13 4.2.14 4.2.15 4.2.16 4.2.17 4.2.18 4.2.19 4.2.20 4.2.21 4.2.22 4.2.23 VOB/C 5.1 5.1.1.1

5.1.1.2 5.1.1.3 5.1.2 5.1.3 5.1.4 5.1.5

387

7.2  Abrechnungsregeln nach VOB/C Tab. 7.20  (Fortsetzung) VOB/C

Leistung

5.1.6

Aussparungen, die anteilig in angrenzende, getrennt zu rechnende Flächen einbinden Es werden abgezogen Aussparungen z. B. für Schornsteine, Fenster, Oberlichter, Gauben Unterbrechungen bei Längenmaßen

5.2 5.2.1 5.2.2

1 m2

Übermessungsgröße bestimmt sich aus dem jeweiligen Anteil der Aussparungsfläche

m2

Über 2,5 m Einzelgröße

m

Über 1 m Einzellänge

7.2.13 Abdichtungsarbeiten

2 3 4

Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18336 (10.2019) Gelten nicht für:

5

• Wasserdurchlässigen Beton (siehe ATV DIN 18331), • Dachabdichtungen (siehe ATV DIN 18338) und Abdichtungen von extensiv begrünten Flächen, • Gussasphaltarbeiten (siehe ATV DIN 18354), • Abdichtung der Fahrbahntafeln von Brücken, die zu öffentlichen Straßen gehören, • Abdichtungen von Deponien, Erdbauwerken und bergmännisch erstellten Tunneln, Abdichtungen spritzwasserbelasteter Nassräume im Wohnungsbau.

6

Tab. 7.21  Abrechnungsregeln nach ATV DIN 18336 (10.2019) VOB/C

Leistung

4.2 4.2.1

Besonders zu vergütende Leistungen Vorhalten von Aufenthalts- und Lagerräumen, wenn vom AG keine leicht verschließbaren Räume zur Verfügung gestellt werden Auf‑, Um- und Abbauen sowie Vorhalten von Gerüsten für Leistungen anderer Unternehmer Auf‑, Um- und Abbauen sowie Vorhalten von Gerüsten für eigene Leistungen, sofern die zu bearbeitenden oder zu bekleidenden Flächen höher als 3,50 m über der Standfläche des hierfür erforderlichen Gerüstes liegt Auf‑, Um- und Abbauen sowie Vorhalten von Gerüsten mit abgestufter oder geneigter Standfläche Auf‑, Um- und Abbauen sowie Vorhalten von Gerüsten für eigene Leistungen, sofern bei Arbeiten auf der Dachfläche diese eine Dachneigung größer 22,5° aufweist Leistungen für Maßnahmen zum Schutz vor ungeeigneten klimatischen Bedingungen Reinigen des Untergrundes von Verunreinigungen, soweit diese nicht vom AN herrühren Vorbehandeln des Abdichtungsuntergrundes Ausgleichen von größeren Unebenheiten des Untergrundes als nach DIN 18202: 2005-10, Tabelle 3, Zeile 2 oder 6 zulässig Herstellen, Gebrauchsüberlassung, Wartung und Kontrolle von Schutzmaßnahmen über die eigene Nutzungsdauer hinaus und späterer Abbau Schutzschichten/Schutzlagen Herstellen und Schließen von Aussparungen Abdichtungen über Bewegungsfugen Verstärken der Abdichtung in der Fläche und an Kanten, Kehlen, Anschlüssen, Abschlüssen, und Übergängen

4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.5 4.2.6 4.2.7 4.2.8 4.2.9 4.2.10 4.2.11 4.2.12 4.2.13 4.2.14

7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

388

7  Bauabrechnung und Mengenermittlung

Tab. 7.21  (Fortsetzung) VOB/C

Leistung

4.2.15 4.2.16 4.2.17

Herstellen von Dichtungskehlen, Fasen und Kanten Verfestigen des Untergrundes, z. B. durch Tränken Anschlüsse der Abdichtung an Durchdringungen, Übergänge und Anschlüsse mittels Einbauteilen, z. B. Klebe- und Anschweißflansche, Manschetten, Klemmschienen, Klemmprofile, Los- und Festflanschkonstruktionen Kehranschlüsse und rückläufige Stöße Liefern und Einbauen von Zubehörteilen Einbauen und Eindichten beigestellter Bauteile sowie Ausbauen und Einbauen von Bauteilen für Leistungen anderer Unternehmer Fertigstellung von Abdichtungen in mehreren Arbeitsgängen zur Ermöglichung von Leistung en anderer Unternehmer, wenn kein kontinuierlicheres Arbeiten ermöglicht wird Besondere Maßnahmen zum Schutz von Bau- und Anlagenteilen sowie Einrichtungsgegenständen Prüfung der Oberflächenzugfestigkeit des Untergrundes Kontrolle der Trockenschichtdicke bei flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen Leistungen für Abdichtungsmaßnahmen bei Hohlräumen Leistungen zur Ausführung einer Dränung nach DIN 4095 Dichtheitsprüfungen Trocknungen, wenn nicht vom Auftragnehmer zu verantworten Planung der Gefälledämmung Erstellen und übergeben der Nutzungseinschränkungen sowie der Pflege- und Reinigungsanleitung für direkt genutzte Flächen Auf- und Abbauen sowie Vorhalten von Schutznetzen Erstellen bauphysikalischer Nachweise sowie statischer Berechnungen Leistungen für den Brand‑, Schall‑, Wärme- und Strahlenschutz Erstellen von Montage- und Verlegepläne, Detail- und Konstruktionszeichnungen, Revisionsunterlagen Herstellen und Anbringen von Musterflächen Herstellen von Konstruktionen für den Fugentyp II Leistung Einheit Maßgabe für die Abrechnung Allgemeines zur Abrechnung der Abdichtungsarbeiten Abdichtungen, Voranstriche, Trenn‑, m2 Ohne begrenzende Bauteile: Sperr‑, Dämm‑, Drän-, und Schutztatsächliche Maße anstriche mit begrenzenden Bauteilen: Maße der Flächen bis zu den begrenzenden, ungeputzten bzw. unverkleideten Bauteilen Abdichtungen oder Abdichtungsverm Größte Länge, bei gebogenen stärkungen über Fugen, an ÜbergänBauteilen die größte abgewickelte gen, Anschlüssen, Kehranschlüssen, Länge rückläufigen Stößen, Abschlüssen, Kanten und Kehlen Rückläufige Stöße m2 Zusätzlich zu ihrer Länge ihre Fläche, sowohl bei Berechnung der Bodenplatten- als auch bei Berechnung der Wandabdichtung Fugen Übermessen Es werden abgezogen Aussparungen, z. B. Öffnungen, m2 Über einer Einzelgröße von 2,5 m2 Durchdringungen etc. Unterbrechungen bei Längenmaßen m Über einer Einzellänge von 1 m

4.2.18 4.2.19 4.2.20 4.2.21 4.2.22 4.2.23 4.2.24 4.2.25 4.2.26 4.2.27 4.2.28 4.2.29 4.2.30 4.2.31 4.2.32 4.2.33 4.2.34 4.2.35 4.2.36 VOB/C 5.1 5.1.1

5.1.2

5.1.3

5.1.4 5.2

7.3  Toleranzen im Hochbau

389

Tab. 7.22  Begriffe Nennmaß (Sollmaß) Istmaß Abmaß (Istabmaß) Größtmaß Kleinstmaß Grenzabmaß Maßtoleranz Ebenheitstoleranz Winkeltoleranz Stichmaß

Wird zur Kennzeichnung von Größe, Gestalt und Lage eines Bauteils oder Bauwerks angegeben und in Zeichnungen eingetragen Ein durch Messung festgestelltes Maß Differenz zwischen Ist- und Nennmaß Ist das größte zulässige Maß Ist das kleinste zulässige Maß Differenz zwischen Größtmaß und Nennmaß oder Kleinstmaß und Nennmaß Differenz zwischen Größtmaß und Kleinstmaß Bereich für die zulässige Abweichung einer Fläche von der Ebene Bereich für die zulässige Abweichung eines Winkels vom Nennwinkel Hilfsmaß zur Ermittlung der Istabweichungen von der Ebenheit und der Winkligkeit. Das Stichmaß ist der Abstand eines Punktes von einer Bezugslinie

1 2 3 4 5

7.3

Toleranzen im Hochbau

6

sind in folgenden DIN-Normen geregelt: • DIN 18202 (04.2013) Toleranzen im Hochbau, Bauwerke, • DIN 18203-1 (04.1997) Toleranzen im Hochbau, Vorgefertigte Teile aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton – zurückgezogen • DIN 18203-2 (05.1986) Toleranzen im Hochbau, Vorgefertigte Teile aus Stahl – zurückgezogen, • DIN 18203-3 (08.2008) Toleranzen im Hochbau, Bauwerke aus Holz und Holzwerkstoffen.

7.3.1 Begriffe und Grundsätze der DIN 18202 (07.2019) Diese Norm gilt für die in DIN 18202 und 18203 festgelegten Toleranzen. Sie gilt für die Herstellung von Bauteilen und auch für die Ausführung von Bauwerken. Durch die Einhaltung dieser Norm soll das Zusammenfügen von Bauteilen des Roh- und Ausbaus ohne Anpass- und Nacharbeiten ermöglicht werden (Abb. 7.17 und 7.18 sowie Abb. 7.19). • Toleranzen sollen die Abweichungen von den Nennmaßen der Größe, Gestalt und der Lage von Bauteilen begrenzen. • Für zeit- und lastabhängige Verformungen gilt die Begrenzung der Abweichungen durch diese Norm nicht. • Die in DIN 18202 und 18203 festgelegten Toleranzen stellen die im Rahmen üblicher Sorgfalt zu erreichende Genauigkeit dar; sie gelten stets, soweit nicht andere Genauigkeiten vereinbart werden. • Werden andere Genauigkeiten vereinbart, so müssen sie in den Vertragsunterlagen (z. B. Leistungsverzeichnis, Zeichnungen) angegeben werden.

7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

390

7  Bauabrechnung und Mengenermittlung

• Die Einhaltung von Toleranzen soll nur geprüft werden, wenn es erforderlich ist. Die Prüfungen sind so früh wie möglich durchzuführen, um die zeit- und lastabhängigen Verformungen weitgehend auszuschalten. • Die Wahl des Prüfverfahrens bleibt dem Prüfer überlassen. Abb. 7.17  Anwendung der Begriffe

Abb. 7.18  Stichmaße (Beispiele)

7.3.2 Toleranzen für die Ausführung von Bauwerken im Hochbau nach DIN 18202 (07.2019) Die in dieser Norm festgelegten Toleranzen gelten baustoffunabhängig für die Ausführung von Bauwerken.

7.3.2.1 Grenzabmaße für Bauwerksmaße Die in Tab. 7.23 festgelegten Grenzabmaße gelten für • Längen, Breiten, Höhen, Achs- und Rastermaße, • Öffnungen, z. B. für Fenster, Türen, Einbauelemente an den festgelegten Messpunkten. Durch Ausnutzen der Grenzabmaße der Tab. 7.17 dürfen die Grenzwerte für Stichmaße der Tab. 7.18 nicht überschritten werden.

391

7.3  Toleranzen im Hochbau Abb. 7.19  Grenzabmaße (Beispiele)

1 2 3 4 5 6 7

Tab. 7.23  Grenzabmaße Spalte

1

2

Zeile

Bezug

Grenzabmaße in mm bei Nennmaßen in m Bis 1

1

3 Über 1 bis 3

4 Über 3 bis 6

5 Über 6 bis 15

6 Über 15 bis 30

7 Über 30a

Maße im Grundriss, z. B. Längen, ±10 ±12 ±26 ±20 ±24 ±30 Breiten, Achs- und Rastermaße 2 Maße im Aufriss, z. B. Geschoss±10 ±16 ±16 ±20 ±30 ±30 höhen, Podesthöhen, Abstände von Aufstandsflächen und Konsolen 3 Lichte Maße im Grundriss, z. B. ±12 ±16 ±20 ±24 ±30 – Maße zwischen Stützen, Pfeilern usw. 4 Lichte Maße im Aufriss, z. B. unter ±16 ±20 ±20 ±30 – – Decken und Unterzügen 5 Öffnungen, z. B. für Fenster, ±10 ±12 ±16 – – – Außentürenb, Einbauelemente 6 Öffnungen wie vor, jedoch mit ±8 ±10 ±12 – – – oberflächenfertigen Leibungen a  Diese Grenzabweichungen können bei Nennmaßen bis etwa 60 m angewendet werden. Bei größeren Maßen sind besondere Überlegungen erforderlich. b  Innentüren siehe DIN 18100

8 9 10 11 12 13 14 15 16

392

7  Bauabrechnung und Mengenermittlung Abb. 7.20  Messpunkte für Maße im Aufriss und im Grundriss

Zu Zeile 1 der Tab. 7.23 Messpunkte für Maße im Grundriss: Die Maße werden zwischen Gebäudeecken und/oder Achsschnittpunkten an der Deckenoberfläche gemessen. Siehe Abb. 7.20. Zu Zeile 2 der Tab. 7.23 Messpunkte für Maße im Aufriss (Höhe): Die Maße werden an übereinanderliegenden Messpunkten an markanten Stellen des Bauwerks gemessen, z. B. Deckenkanten, Brüstungen, Unterzügen usw. Siehe Abb. 7.20. Zu Zeile 3 der Tab. 7.23 Messpunkte für lichte Maße im Grundriss: Die Maße sind jeweils in 10 cm Abstand von den Ecken zu nehmen. Bei der Prüfung von Winkeln wird von den gleichen Messpunkten ausgegangen. Bei nicht rechtwinkligen Räumen ist die Messlinie senkrecht zu einer Bezugslinie anzuordnen. Die Messungen sind in zwei Höhen vorzunehmen, in 10 cm Abstand vom Fußboden und in 10 cm Abstand von der Decke. Siehe Abb. 7.19. Zu Zeile 4 der Tab. 7.23 Messpunkte für lichte Maße im Aufriss: • Die Maße sind jeweils in 10 cm Abstand von den Ecken zu nehmen. Bei der Prüfung von Winkeln wird von den gleichen Messpunkten ausgegangen. • Bei nicht lotrechten Wänden oder Stützen ist die Messlinie senkrecht zu einer Bezugslinie anzuordnen. • Die Messungen eines Raumes sind für jede Wandseite an 2 Stellen in 10 cm Abstand von der Wand vorzunehmen. • Lichte Höhen unter Unterzügen sind an beiden Kanten in 10 cm Abstand von der Auflagerkante zu messen. Siehe Abb. 7.21.

7.3  Toleranzen im Hochbau

393

Abb. 7.21  Messpunkte für lichte Maße im Aufriss

1 2 3 4

Zu Zeilen 5 und 6 der Tab. 7.23 Messpunkte für Öffnungen: Die Messungen sind entsprechend den Angaben zu den Zeilen 3 und 4 an den Kanten in 10 cm Abstand von den Ecken vorzunehmen.

7.3.2.2 Winkeltoleranzen Die in Tab. 7.24 festgelegten Stichmaße als Grenzwerte für Winkeltoleranzen gelten für vertikale, horizontale und geneigte Flächen, auch für Öffnungen. Durch Ausnutzen der Grenzwerte für Stichmaße der Tab. 7.24 dürfen die Grenzabmaße der Tab. 7.23 nicht überschritten werden. Für die Lage der Messpunkte gelten die Angaben zu Abschn. 7.3.2.1. 7.3.2.3 Ebenheitstoleranzen In Tab. 7.25 sind Stichmaße als Grenzwerte für Ebenheitstoleranzen festgelegt; diese gelten für Flächen von Decken (Ober- und Unterseite), Estrichen, Bodenbelägen und Wänden, unabhängig von ihrer Lage. Sie gelten nicht für Spritzbetonoberflächen. Werden nach Tab. 7.25, Zeile 2, 4 oder 7 „erhöhte Anforderungen“ an die Ebenheit von Flächen gestellt, so ist dies im Leistungsverzeichnis zu vereinbaren. Bei Mauerwerk, dessen Dicke gleich einem Steinmaß ist, gelten die Ebenheitstoleranzen nur für die bündige Seite. Bei flächenfertigen Wänden, Decken, Estrichen und Bodenbelägen sollten Sprünge und Absätze vermieden werden. Hierunter ist aber nicht die durch Flächengestaltung bedingte Struktur zu verstehen. Absätze und Höhensprünge zwischen benachbarten Bauteilen sind gesondert zu regeln. Die bei Baustoffen für die Ebenheit zulässigen Abweichungen sind in den Ebenheitstoleranzen nicht enthalten und daher zusätzlich zu berücksichtigen. Die Ebenheit wird durch Einzelmessungen, z. B. durch Stichprobenprüfung oder durch Messen der Abstände zwischen rasterförmig angeordneten Messpunkten und einer Bezugsfläche geprüft; das Raster ist einzumessen. Die Richtlatte wird auf den Hochpunkten der Fläche aufgelegt und das Stichmaß an der tiefsten Stelle gemessen. Die Messpunktabstände werden nach Abb. 7.22 und 7.23 zugeordnet.

5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

394

7  Bauabrechnung und Mengenermittlung

Tab. 7.24 Winkeltoleranzen Spalte

1

2

Zeile

Bezug

Stichmaße als Grenzwerte in mm bei Nennmaßen in m Bis 0,5

3 Von 0,5 bis 1

4

5

Über 1 bis 3

6

Über 3 bis 6

7

Über 6 bis 15

8

Über 15 bis 30

Über 30*

1

Vertikale, horizon- 3 6 8 12 16 20 30 tale und geneigte Flächen *Diese Grenzabweichungen können bei Nennmaßen bis etwa 60 m angewendet werden. Bei größeren Maßen sind besondere Überlegungen erforderlich.

Tab. 7.25 Ebenheitstoleranzen Spalte

1

2

Zeile

Bezug

Stichmaße als Grenzwerte in mm bei Messpunktabständen in m bis 0,1

1

3

1a

4

4a

Nichtflächenfertige Oberseiten von Decken, 10 15 20 Unterbeton und Unterböden 2 Nichtflächenfertige Oberseiten von Decken, 5 8 12 Unterbeton und Unterböden mit erhöhten Anforderungen, z. B. zur Aufnahme von schwimmenden Estrichen, Industrieböden, Fliesen- und Plattenbelägen, Verbundestrichen. Fertige Oberflächen für untergeordnete Zwecke, z. B. in Lagerräumen, Kellern 2 4 10 3 Flächenfertige Böden, z. B. Estriche als Nutzestriche, Estriche zur Aufnahme von Bodenbelägen. Bodenbeläge, Fliesenbeläge, gespachtelte und geklebte Beläge 4 Wie Zeile 3, jedoch mit erhöhten Anfor1 3 9 derungen 5 Nichtflächenfertige Wände und Unterseiten von 5 10 15 Rohdecken 6 Flächenfertige Wände und Unterseiten von 3 5 10 Decken, z. B. geputzte Wände, Wandbekleidungen, untergehängte Decken 7 Wie Zeile 6, jedoch mit erhöhten Anfor2 3 8 derungen a  Zwischenwerte sind geradlinig zu interpolieren und auf ganze mm zu runden. b  Die Ebenheitstoleranzen der Spalte 6 gelten auch für Messpunktabstände über 15 m.

5

6

10a

15a,b

25

30

15

20

12

15

12

15

25

30

20

25

15

20

7.3.2.4 Istabmaße für Bauwerksmaße (Anhang A zur DIN 18202) Das vermessungstechnische Bezugssystem des Gebäudes kann von Festpunkten nach Lage und Höhe festgelegt werden. Damit sich die damit verbundenen vermessungstechnischen Abweichungen nicht auf das Koordinationssystem des Bauwerkes und die bauwerksbedingten Istabmaße auswirken, muss ein Punkt des vermessungstechnischen Bezugssystems als absoluter Ausgangspunkt mit 0 in Grundriss und Höhe vereinbart werden. Dieser Punkt sollte in der Regel ein Schnittpunkt sein.

7.4  Abzüge bei Nichteinhaltung von Grenzwerten für die Ausführung im Straßenbau

395

Abb. 7.22  Zuordnung der Stichmaße zum Messpunktabstand bei Überprüfung, z. B. durch Messlatte und Messkeil

1 2 3 4

Abb. 7.23  Ermittlung der Istabweichungen durch ein Flächennivellement

5 6 7 8

In jedem Fall muss seine Lage so gewählt werden, dass er auch nach Fertigstellung des Bauwerkes noch vermessungstechnisch eindeutig vermarkt, gesichert und zugänglich ist. Die Orientierung des vermessungstechnischen Bezugssystems wird durch einen zweiten vereinbarten Punkt festgelegt, der möglichst auf einer durch den Ausgangspunkt verlaufenden Linie des vermessungstechnischen Bezugssystems liegen sollte (siehe Abb. 7.24). An ihn sind die gleichen Anforderungen wie an den Ausgangspunkt zu stellen. Für die Messung der Istabmaße des Gebäudes und seiner Teile sind der Ausgangspunkt und die Orientierung des vermessungstechnischen Bezugssystems maßgebend.

7.4

Abzüge bei Nichteinhaltung von Grenzwerten für die Ausführung im Straßenbau

Einzelheiten hierzu siehe Kap. 2 „Baustoffe“.

7.4.1 Fahrbahndecken aus Asphalt Abschn. 2.1.19: Grenzwerte für Einbaugewicht und Einbaudicke

9 10 11 12 13 14 15 16

396

7  Bauabrechnung und Mengenermittlung Abb. 7.24  Vermessungstechnisches Bezugssystem

Abschn. 2.1.20: Abzüge bei Nichteinhaltung von Anforderungen nach ZTV Asphalt-StB 07 und ZTVTStB 02 • • • • •

Unterschreitung des vereinbarten Einbaugewichtes, Unterschreitung der Einbaudicke, Unterschreitung des Bindemittelgehaltes, Unterschreitung des Verdichtungsgrades, Unterschreitung des Grenzwertes für die Ebenheit der obersten Schicht.

Literatur

397

7.4.2 Fahrbahndecken aus Beton Prüfungen nach ZTV Beton-StB 07 Abzüge bei Über- oder Unterschreitung von Grenzwerten der ZTV Beton-StB 07 • Unterschreitung der Betondruckfestigkeit, • Unterschreitung der Einbaudicke, • Überschreitung des Grenzwertes für die Ebenheit der Deckenoberfläche.

Literatur

1 2 3 4

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), Handbuch für die Vergabe und Ausführung von Bauleistungen im Straßen- und Brückenbau (HVA B-StB), 2023 REB Sammlung der Regelungen für die Elektronische Bauabrechnung. Köln: Forschungsgesellschaft für das Straßenwesen, 1979/88, Ergänzung 1997, 2000 Osterloh, H.: Erdmassenberechnung. Wiesbaden: Bauverlag 1985

5

Weiterführende Literatur ATV DIN 18299 VOB/C (Ausgabe 09/2012): Allgemeine Regelungen für Bauarbeiten jeder Art ATV DIN 18300 VOB/C (Ausgabe 09/2019): Erdarbeiten ATV DIN 18303 VOB/C (Ausgabe 09/2016): Verbauarbeiten ATV DIN 18304 VOB/C (Ausgabe 09/2019): Ramm-, Rüttel, und Pressarbeiten ATV DIN 18306 VOB/C (Ausgabe 09/2016): Entwässerungskanalarbeiten ATV DIN 18315 VOB/C (Ausgabe 09/2019): Verkehrswegebauarbeiten – Oberbauschichten ohne Bindemittel ATV DIN 18316 VOB/C (Ausgabe 09/2012): Verkehrswegebauarbeiten – Oberbauschichten mit hydraulischen Bindemitteln ATV DIN 18317 VOB/C (Ausgabe 09/2012): Verkehrswegebauarbeiten – Oberbauschichten aus Asphalt ATV DIN 18318 VOB/C (Ausgabe 09/2019): Verkehrswegebauarbeiten – Pflasterdecken, Plattenbeläge, Einfassungen ATV DIN 18330 VOB/C (Ausgabe 09/2012): Maurerarbeiten ATV DIN 18331 VOB/C (Ausgabe 09/2019): Beton- und Stahlbetonarbeiten ATV DIN 18336 VOB/C (Ausgabe 04/2019): Abdichtungsarbeiten ATV DIN 18338 VOB/C (Ausgabe 04/2019): Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten ATV DIN 18350 VOB/C (Ausgabe 09/2019): Putz- und Stuckarbeiten ATV DIN 18352 VOB/C (Ausgabe 10/2019): Fliesen- und Plattenarbeiten ATV DIN 18353 VOB/C (Ausgabe 09/2019): Estricharbeiten DIN EN 1610 (Ausgabe 12/2015): Verlegung und Prüfung von Abwasserleitungen und -kanälen DIN 4124 (Ausgabe 01/2012): Böschungen, Verbau, Arbeitsraumbreiten DIN 18202 (Ausgabe 04/2019): Toleranzen im Hochbau: Bauwerke DIN 18203-1 (Ausgabe 04/1997): Toleranzen im Hochbau: Vorgefertigte Teile aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton (zurückgezogen) DIN 18203-2 (Ausgabe 05/1986): Toleranzen im Hochbau: Vorgefertigte Teile aus Stahl (zurückgezogen) DIN 18203-3 (Ausgabe 08/2008): Toleranzen mit Hochbau: Bauwerke aus Holz und Holzwerkstoffen VOB-Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (Ausgabe 2019)

7

6

8 9 10 11 12 13 14 15 16

8

Baumaschinen

8

Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Thomas Krause

1 2 3 4 5 6

Inhaltsverzeichnis 8.1 Grundlagen der Leistungsberechnung von Baumaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.1.1 Die Baugeräteliste (BGL) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.1.2 Formelzeichen und Begriffe (Tab. 8.1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.1.3 Leistungsermittlung und Bemessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.2 Maschinen für den Betonbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.2.1 Betonmischer und Betonmischanlagen (BGL-Nr. B.4.0 bis B.4.4) . . . . . . . .   8.2.2 Betonmischanlagen (BGL-Nr. B.4.5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.2.3 Transportbetonmischer (BGL-Nr. B.4.6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.2.4 Betonpumpen (BGL-Nr. B.7.1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.3 Hebezeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.3.1 Turmdrehkrane (BGL-Nr. C.0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.3.2 Fahrzeugkrane (BGL-Nr. C.2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.3.3 Teleskopstapler (BGL-Nr. C.8.2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.3.4 Aufzüge (BGL-Nr. C.5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.3.5 Mauerhilfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.4 Maschinen für den Erdbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.4.1 Ladefaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.4.2 Hydraulikbagger (BGL-Nr. D.1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.4.3 Seilbagger (BGL-Nr. D.0.0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.4.4 Ladegeräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.4.5 Planierraupen (BGL-Nr. D.4.00) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.4.6 Raddozer (Reifenplanierer) BGL D.4.01 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  

401 401 401 401 404 404 408 409 411 416 416 422 427 428 431 433 433 436 443 446 454 460

8 9 10 11 12 13 14 15

T. Krause ( ) Aachen, Deutschland [email protected] © Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2024 T. Krause, B. Ulke, M. Ferger (Hrsg.), Zahlentafeln für den Baubetrieb, https://doi.org/10.1007/978-3-658-41330-9_8

7

16 399

400

8 Baumaschinen

8.4.7 Grader (BGL-Nr. D.7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.4.8 Schürfgeräte (Scraper) (BGL-Nr. D.5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.4.9 Transportfahrzeuge (BGL-Nr. P.2 und D.6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.4.10 Verdichtungsgeräte (BGL-Nr. D.8) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.5 Straßenbaumaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.5.1 Deckenfertiger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.5.2 Bodenvermörtelungsgeräte (Stabilisierer) (BGL-Nr. E.8.0) . . . . . . . . . . . . . .   8.5.3 Straßenfräsen (BGL-Nr. E.7.0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.6 Rückbaugeräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.6.1 Abbruchbagger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.6.2 Bohrmaschinen und Sägen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.6.3 Sprengungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.6.4 Mobile Brecheranlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.7 Baustelleneinrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.7.1 Vorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  8.7.2 Sozialeinrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.7.3 Sicherungsmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.7.4 Verkehrswege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.7.5 Stromversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8.7.6 Wasserversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  

460 464 467 472 475 475 479 481 483 483 487 488 489 490 490 490 493 495 496 497 498

8.1  Grundlagen der Leistungsberechnung von Baumaschinen

8.1

401

Grundlagen der Leistungsberechnung von Baumaschinen

8.1.1 Die Baugeräteliste (BGL) Siehe Abschnitt Gerätekosten im Kap. 12 – Kalkulation. Die technischen Daten von Baumaschinen können über das Internet bei den Herstellern abgerufen werden.

8.1.2 Formelzeichen und Begriffe (Tab. 8.1) Tab. 8.1  Formelzeichen und Begriffe. (Quelle: in Anlehnung an DIN ISO  9245 [01.1995] und DIN 459 [01.1995]) Formelzeichen

Einheit

Begriff

Definition

Q

Einh/h

Leistung

QB QA A VR

Einh/h Einh/h m2 m3

Grundleistung Nutzleistung Arbeitsquerschnitt Nenninhalt

f 1… fE

– –

Einsatzfaktoren Nutzleistungsfaktor

Je Zeiteinheit bearbeitete Menge (z. B. Masse, Volumen, Fläche) Kurzzeitig mögliche Leistung Praktische Dauerleistung Arbeitsbreite · Arbeitshöhe Fassungsvermögen des Misch‑, Grab- oder Fördergefäßes nach Definition, z. B. ISO-Norm Berücksichtigung der Einsatzbedingungen Verhältnis von QA zu QB: Berücksichtigung der Baustellenverhältnisse Lagerungsdichte des Bodens Verhältnis des Volumens nach dem Losen zum Volumen vor dem Lösen Verhältnis des Volumens je Arbeitsspiel nach dem Losen bzw. Aufnehmen zum Nenninhalt des Gefäßes Verhältnis des Füllungsfaktors zum Auflockerungsfaktor Zahl der Arbeitsspiele oder Umläufe je Stunde Dauer eines Arbeitsspiels bzw. eines Umlaufes Reine Leistungszeit bei vorhandenen Baustellen- und Betriebsbedingungen Spielzeiterhöhung für Nebennutzung Zeit für das Füllen des Gefäßes Zeit für das Entleeren des Gefäßes Zeit für Hin- und Rückfahrt Arbeits- oder Fahrgeschwindigkeit

3

ρ fS

t/m –

fF



Füllungsfaktor

fL



Ladefaktor

n t tH

1/h min, s s

Spielzahl, Umlaufzahl Spiel- oder Umlaufzeit Hauptspielzeit

∆t tF tL tFA v

s s s s m (km)/h

Zusatzzeit Füllzeit Entleerzeit Gesamtfahrzeit Geschwindigkeit

Dichte Auflockerungsfaktor

8.1.3 Leistungsermittlung und Bemessung 8.1.3.1 Vorbemerkung Leistungen von Baumaschinen werden benötigt für Leistungsgeräte (z. B. Erdbaugeräte, Mischer) 1. zur Planung des Arbeitsablaufs, 2. zur Ermittlung der Einzelkosten einer Einzelleistung in der Kalkulation.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

402

8 Baumaschinen

Die Bemessung von Baumaschinen nach Zahl und Größe ist erforderlich für Bereitstellungsgeräte (Krane, Baustelleneinrichtung) 1. zur Planung der Baustelleneinrichtung, 2. zur Ermittlung der Gemeinkosten der Baustelle in der Kalkulation. Die Berechnung der Leistung einer Baumaschine erfolgt nach DIN ISO 9245 (01.1995) in zwei Schritten: 1. Grundleistung, 2. Nutzleistung. Anmerkung  Die Berechnungsvorgaben der Literatur halten sich nicht immer exakt an die Definitionen von Grund- und Nutzleistung.

8.1.3.2 Grundleistung QB ist nach DIN ISO 9245 (01.1995) „Erdbaumaschinen, Leistung der Maschinen“ die Leistung, die mit der jeweiligen Arbeitseinrichtung bei einer bestimmten Einsatz- und Materialart kurzzeitig erreichbar ist. Unberücksichtigt bleiben leistungsmindernde Einflüsse aus Gerätezustand, Betriebs- und Baustellenorganisation sowie Witterung. Vorausgesetzt wird ein eingearbeiteter Baumaschinenführer. Intermittierend arbeitende Geräte (z. B. Bagger, Lader): QB = VR  fL  n  f1:::



m3 feste Masse h



Kontinuierlich arbeitende Geräte (z. B. Rüttelplatten, Förderbänder):  3  m feste Masse QB = A  V  f1::: h Die Einsatzfaktoren f1 berücksichtigen folgende Einflussgrößen: Maschine: • Art und Größe (Bauart und Kenngröße nach BGL), • Arbeitsausrüstung z. B. Ausleger, Löffelart, • Gefäßgröße, z. B. Löffel- oder Trommelinhalt. Material: • Materialart, z. B. Bodenart, • Materialzustand, z. B. Lagerungsdichte. Einsatz: • Einsatzart, z. B. Grabenaushub, • Einsatzbedingungen, z. B. Grabtiefe, Einbaudicke, Transportweg. Die Einsatzfaktoren werden gerätespezifisch in den folgenden Abschnitten behandelt.

403

8.1  Grundlagen der Leistungsberechnung von Baumaschinen Tab. 8.2  Nutzleistungsfaktor fE

1

Baustellenbedingungen

Betriebsbedingungen Sehr gut

Gut

Mittelmäßig

Schlecht

Sehr gut Gut Mittelmäßig Schlecht

0,84 0,78 0,72 0,63

0,81 0,75 0,69 0,60

0,76 0,71 0,65 0,57

0,70 0,65 0,60 0,52

8.1.3.3 Nutzleistung QA ist die unter den gegebenen Baustellen- und Betriebsbedingungen im speziellen Fall tatsächlich auf Dauer erreichbare durchschnittliche Leistung. QA = QB  fE



m3 feste Masse h



2 3 4 5

Der Nutzleistungsfaktor fE ist das Verhältnis von Nutzleistung zu Grundleistung. Er berücksichtigt folgende Einflussgrößen:

6

Betriebsbedingungen

7

• Technischer Zustand der eingesetzten Baumaschine. Er wird normalerweise als gut angesehen, also ohne leistungsmindernden Einfluss. • Qualifikation des Maschinenführers gut, eingearbeitet: 100 % Leistung ungeübt: 80 bis 90 % Leistung Normalerweise wird von gutem, eingearbeitetem Bedienungspersonal ausgegangen. • Persönliche Verteil- und Erholungszeiten. Baustellenbedingungen • Baustellenorganisation • Umfang der Arbeiten • Störungsbedingte Unterbrechungen • Wartungs- und Reparaturzeiten • Witterung: Jahreszeit, Temperatur, Niederschläge.

8 9 10 11 12

Die Berücksichtigung dieser Einflüsse erfordert genaue Kenntnisse der örtlichen Verhältnisse, praktische Erfahrung und laufende Kontrolle der Baustelleneinsätze. Dies ist für eine gründliche Arbeitsvorbereitung unerlässlich. Grundsätzlich wird zur Berücksichtigung der Verteil- und Erholungszeiten erfahrungsgemäß mit einer Verfügbarkeit der Baumaschine von 50 min/Stunde = 0,84 gerechnet. Grobe Anhaltswerte für die Kalkulation können von diesem Wert ausgehend anhand der Tab. 8.2 abgeschätzt werden.

13

8.1.3.4 Leistung von Arbeitsketten Eine Arbeitskette liegt vor, wenn mehrere Geräte zusammenwirken, z. B. Bagger lädt Lkw, Walze verdichtet vom Radlader schichtweise aufgetragenen Boden.

16

14 15

404

8 Baumaschinen

Die Leistung einer Arbeitskette entspricht bei optimalen Bedingungen theoretisch der Nutzleistung des schwächsten Gliedes der Kette. Der ungünstigste Fall wird berücksichtigt, wenn die Nutzleistungsfaktoren aller Geräte der Kette multipliziert werden. In der Praxis liegt die tatsächliche Nutzleistung zwischen diesen Werten. Daher wird die Leistung einer Arbeitskette durch einen zusätzlichen Faktor korrigiert, z. B. den Transportbetriebsfaktor beim Lade‑/Transportbetrieb (siehe unter Abschn. 8.4.9.2).

8.1.3.5 Berücksichtigung zusätzlicher Arbeiten Werden die Geräte nur zu einem Teil der Gesamtzeit für die berechneten Arbeiten eingesetzt, so darf die Durchschnittsleistung über die Gesamtzeit nicht durch einen Faktor ermittelt werden. Dies muss durch einen entsprechenden Abzug erfolgen. Beispiel

Baggerarbeiten im Kanalbau 50 % der Zeit Erdaushub aus einem verbauten Graben, ermittelt mit 30 m3/h 30 % der Zeit für Umsetzen des Verbaus → Abminderungsfaktor 1 − 0,30 = 0,70 20 % der Zeit für Rohrverlegung → Abminderungsfaktor 1 − 0,20 = 0,80 Durchschnittsleistung: falsch: QA = 0,70 · 0,80 · 30 m3/h = 17 m3/h richtig: QA = (1 − 0,30 − 0,20) · 30 m3/h = 15 m3/h

8.2

Maschinen für den Betonbau

8.2.1 Betonmischer und Betonmischanlagen (BGL-Nr. B.4.0 bis B.4.4) 8.2.1.1 Technische Daten Kenngröße nach BGL: Nenninhalt nach DIN 459-1 (11.95): Volumen des mit einem Arbeitsspiel herstellbaren Frischbetons im verdichteten Zustand (Verdichtungsmaß v = 1,45) in m3 (Tab. 8.3). Tab. 8.3  Frischbetoneigenschaften nach DIN 1045 (08.2008) und DIN EN 206 (06.2021) Ausbreitmaß a in mm

Ausbreitklasse DIN 1045

Verdichtungsmaß DIN 1045

Verdichtungsklasse DIN EN 206

≤ 340 F1a ≥ 1,46 C0a 350–410 F2 1,45–1,26 C1 420–480 F3 1,25–1,11 C2 490–600 F4 1,10–1,04 C3 560–620 F5  150 kW   47,3    5,15–6,07 0,07–0,27 –

5,1–6,0 (KS)

800.000,–



101.500,–

  55

  10,1

0,16–0,62





112.500,–

  85

  12,1–13,1

0,15–0,48

0,37

0,27

162.500,–

  90

  15,0–18,2

0,94





175.000,–

110

  17,2–18,4

0,33–1,0

0,94

1,5

220.000,–

129

  18,3–21,3

0,55–1,29

1,15

0,6 (GR)

258.000,–

160

  26,7–27,5

0,75–1,7

1,4

1,8 (GR)

330.000,–

400

GR = Greifer, KS = Klappschaufel  Einsatzgewicht/Betriebsgewicht  Mittlerer Listenpreis mit Standardausrüstung, Basis 2020 ohne Mehrwertsteuer

a

b

Komatsu PC700LC-11 Liebherr R976 Litronic

Volvo EW60E Zeppelin Mobilbagger ZM110 Liebherr 910 Litronic Komatsu PW158-11 Caterpillar M316 Liebherr A920 Litronic Liebherr A924 Heavy Lift Litronic

8.4  Maschinen für den Erdbau

439

Ausleger • Monoblockausleger Verstellausleger mehrfach knickbare Kurzausleger für beengte Verhältnisse, z. B. Tunnelbau • seitlich am Fuß drehbare Ausleger für Arbeiten neben Hindernissen • Kranausleger mit hydraulischer Seiltrommel

1 2

Werkzeuge BGL D.1.6 Grabgefäße

3

• • • • • •

4

Tieflöffel (TL) Lade-(Klapp‑)Schaufel (KS) Zwei- und Mehrschalengreifer (GR) Verbaulöffel Grabenräum- und Profillöffel Sonderzubehör, z. B. Hydraulikhämmer und hydraulische Abbruchscheren Die Volumenangaben sind abhängig von der Materialdichte, darüber gibt es Informationen in den Technischen Datenblättern des jeweiligen Modells.

Anbaugeräte • Bohrlafetten am Löffelstiel • Teleskop- und Universalmäkler für den Einsatz von Bohrgeräten und Rammarbeiten (siehe Abb. 8.28) • Ramm-Bohreinrichtung Abb. 8.28  Hydraulikbagger: Hydraulikbagger mit Universalmäkler zum Rammen, Ziehen und Bohren (Krupp GfT)

5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

440

8 Baumaschinen

8.4.2.2 Kompaktbagger BGL D.1.02 (Raupenfahrwerk) Kenngröße nach BGL: Motorleistung in kW Mit Gewichten von bis etwa 6 t und Gerätebreiten von 0,60 bis 2,0 m sind die Kompaktoder Minibagger für den Einsatz auf engstem Raum – auch innerhalb von Gebäuden – und für kleine Baggerarbeiten geeignet (siehe Tab. 8.22 und Abb. 8.29). Mit diversen Auslegern (z. B. horizontal abknickbar) und Zusatzgeräten wie z. B. verschiedenen Löffeln, Planierschild, Hydraulikhämmern und Erdbohrern können sie vielfältige Arbeiten ausführen. Die Kompaktbagger sind mit einem Rad- oder Gummiketten-Raupenfahrwerk ausgerüstet, die Fahrgeschwindigkeit liegt bei 1,7 bis 5 km/Stunde. Die Leistungsberechnung ist nicht nach dem Schema des Abschn. 8.4.2.3 möglich. Tab. 8.22  Kompaktbagger: Beispiele Hersteller/Typ

Gewicht in t

Leistung in kW

Breite in m

Löffelinhalt in m3

Reichweite/­ -tiefe in m

Komatsu PC09-1 Kubota KX019-4LP G Volvo EC35D Komatsu PC45MR-5 Caterpillar 305CR

0,88 1,7 3,53 4,93

  6,8 14,5 18,5 29,1

0,70 0,9 1,78 1,96

0,016–0,025 0,04 0,05–0,15 0,055–0,16

2,75/1,47 4,12/2,58 5,3/3,4 6,13/3,705

5,105

33,6

1,98

0,05–0,2

6,0/3,67

Abb. 8.29  Hydraulikbagger: Kompaktbagger (JCB)

441

8.4  Maschinen für den Erdbau

8.4.2.3 Leistungsermittlung Schätzung der Leistung Überschlagsformel für alle baggerfähigen Bodenarten bei einem mittleren Schwenkwinkel von 90 %:   Q = 100  VR m3 =h



m3 feste Masse h

4



5

Löffelinhalt VR in m3 Ladefaktor fL (siehe unter Abschn. 8.4.1)

6 7

Abb. 8.30  Hydraulikbagger: Schaufelfüllung VR nach CECE gehäuft 1:2 in m3

8 9

Tab. 8.23  Spielzahl n [1/h] VR in m3 0,5 0,75 1,0 1,25 1,5 1,75 2,0 2,25 2,5

10

Bodenklasse nach DIN 18300 (09.2019)   3

2 3

Berechnung der Leistung2 für Tieflöffel, Lade- und Klappschaufel   3 m feste Masse Grundleistung QB = VR  fL  n  f1  f2  f3  f4 h Nutzleistung QA = QB  fE

1

  4

  5

  6

TL

LS

KS

TL

LS

KS

TL

LS

KS

TL

LS

KS

238 225 215 205 196 190 185 – –

– 217 209 200 194 188 183 178 174

– – – 200 194 188 183 178 172

212 198 192 184 177 172 165 159 154

– 217 205 193 183 175 168 162 155

– – – 200 191 182 175 168 162

212 198 192 184 177 172 165 159 154

Es liegen bisher keine Werte vor

– – – 200 191 182 175 168 162

Es liegen bisher keine Werte vor

– – 157 155 152 150 148 145 142

– – – 160 155 151 150 148 148

11 12 13 14

Nutzleistungsfaktor fE (siehe Tab. 8.2) Siehe Abb. 8.30 und 8.31 sowie Tab. 8.23 bis 8.27. 2

Handbuch BML 1983.

15 16

442

Abb. 8.31  Hydraulikbagger: Beispiel zur Leistungsberechnung

8 Baumaschinen

443

8.4  Maschinen für den Erdbau

Einsatzfaktoren f1 – f4

1

Tab. 8.24  f1 = Berücksichtigung des Schwenkwinkels Schwenkwinkel f1

30°

45°

60°

90°

120°

150°

180°

1,12

1,08

1,05

1,00

0,96

0,92

0,88

Tab. 8.25  f2 = Berücksichtigung der Grabtiefe bzw. -höhe Bodenklasse nach DIN 18300 Grabtiefe in m 3 bis 4 5 bis 6

1 1,0 1,0

2 0,93 0,95

3 0,87 0,91

4 0,84 0,87

5 0,82 0,85

Tab. 8.26  f3 = Berücksichtigung der Entleerung

3 4 5

Ungezieltes Entleeren (z. B. Halde) f3 = 1,0 Gezieltes Entleeren in Lkw auf Baggerplanum: Volumenverhältnis Lkw/ Baggerlöffel f3

2

2

3

4

5

6

> 6

0,69

0,73

0,76

0,79

0,81

0,83

Tab. 8.27  f4 = Berücksichtigung der Einsatzart Behinderungsfreies Arbeiten Aushub mit häufigem Umsetzen des Gerätes Grabenaushub, unverbauter Graben Grabenaushub, verbauter Graben (ohne Verbauarbeiten) Grabentiefe in m 2,00 2,50 3,00 Boden kurzfristig 0,55 0,51 0,49 standfest Boden nicht 0,47 0,45 0,43 standfest

3,50 0,46

f4 = 1,00 f4 = 0,73 f4 = 0,90 f 4: 4,00 0,44

0,41

0,39

8.4.3 Seilbagger (BGL-Nr. D.0.0) 8.4.3.1 Technische Daten Die Geräte sind vorzugsweise für Schürfkürbel- und Greiferarbeiten sowie als Universalträgergeräte zum Rammen und Bohren ausgelegt (siehe Tab. 8.28 und Abb. 8.32). Nach entsprechendem Umbau (Sicherheitseinrichtungen) können sie auch als Hebezeuge (Raupenkrane) eingesetzt werden. Seilbagger sind hohen Belastungen (Spezialtiefbau) und hohen Dauerbelastungen (Materialumschlag) ausgesetzt. Kenngröße nach BGL • Maximales Nennlastmoment in tm Antrieb • Dieselmechanisch (kaum noch im Einsatz) • Dieselhydraulisch (Großgeräte)

6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

444

8 Baumaschinen

Tab. 8.28  Seilbagger mit Raupenfahrwerk: Übersicht Leistung in kW

Antrieba

Gewicht in t

Schürfkübel in m3

GR in m3/ max. Stranglast in t

Traglast in t

Beispiele

  39–52   53–74   75–90   91–120 121–150 151–200

dh dh dh dh dh dh

  15   17   19   33   29,9   35,9

0,80 0,90 1,00 1,50 – 2,1

  0,80   0,90   1,00   1,00   6 t   9/12 t

  12   20   30   38   13,5   30

201–300

dh

  43

3,1

  6,0 m3

  40

301–400

dh

  89

4,6

  7,0 m3

100

401–500 501–600

dh dh

  91 116

4,6 5,8

20 t/25 t/30 t   8,0

100 130

14,0

200

– – – – Sennebogen 624E Link-Belt LS-218H II Liebherr HS 8040.1 Liebherr HS 8100.1 Sennebogen 6100E Liebherr HS 8130.1 Liebherr HS 8200

601–750 dh 172 7,6 a  dh = dieselhydraulisch (jeweils Standardausrüstung)

Abb. 8.32  Seilbagger: Universalträgergerät, Anbaugeräte: Kran, Mäkler, Greifer, Schürfkübel, Drehbohrgerät (Weserhütte)

445

8.4  Maschinen für den Erdbau

Fahrwerke • Raupenfahrwerk BGL: D.0.0 • Reifenfahrwerk (Mobilbagger) BGL:D.0.1

1

Werkzeuge • Hochlöffel (HL) (selten) • Schürfkübel (SK) • Greifer (GR) • Schlitzwandgreifer und -fräse • Bohrgreifer und Verrohrungsmaschine • Sonderzubehör

2

Kraftstoffverbrauch • 0,15 bis 0,18 l/kWh • Schmier- und Pflegestoffe 10 bis 12 % der Kraftstoffkosten

5

3 4

8.4.3.2 Leistungsermittlung Schätzung der Leistung Überschlagsformel für alle baggerfähigen Bodenarten bei einem mittleren Schwenkwinkel von 90° Seilbagger mit Schürfkübel: Q = 100 · VR [m3/h] Seilbagger mit Greifer: Q = 60 · VR [m3/h] Berechnung der Leistung m3 feste Masse Grundleistung QB = VR  fL  n  f1  f2  f3  f4 h   3 m feste Masse Nutzleistung QA = QB  fE h 

1,0 128

1,25 1209

1,5 115

1,75 111

11 12

2,0 109

13 2,25 109

2,5 110

14

Tab. 8.30  Abminderungswerte je m Auslegerverlängerung Grabgefäß – Nenninhalt VR in m3 Normalausleger, Länge in m Verringerung der Spielzahl n je m Auslegerverlängerung [1/h]

8

10

Tab. 8.29  Spielzahl n [1/h] bei leichtem Boden (Sand locker gelagert) 0,75 135

7

9



Schürfkübel- bzw. Greiferinhalt VR in m3 (gestrichen) Ladefaktor fL (siehe unter Abschn. 8.4.1) Nutzleistungsfaktor fE (siehe Tab. 8.2)

VR in m3 n

6

1,0 10 8

1,5 11 7

2,0 12 6

2,5 13 5

15 16

446

8 Baumaschinen

Siehe auch Tab. 8.29 und 8.30. Einsatzfaktoren f1 bis f4 Siehe Tab. 8.31 bis 8.34. Tab. 8.31 Einsatzfaktor f1 zur Berücksichtigung des Schwenkwinkels Schwenkwinkel f1

45° 1,20

60° 1,12

90° 1,00

120° 0,93

150° 0,86

180° 0,80

Tab. 8.32 Einsatzfaktor f2 zur Berücksichtigung der Abbautiefe Grabgefäßinhalt VR in m3

Optimale Abbautiefe hopt in m Körnige und leicht lösbare Böden

Mischböden, schwer lösbare Böden

1,0 1,5 2,0 2,5

2,8 3,2 3,6 4,0

3,2 3,6 4,0 4,6

Faktor f2 für h/hopt

0,2 0,88 0,82 0,76 0,70

0,6 0,98 0,96 0,94 0,92

1,0 1,00 1,00 1,00 1,00

1,5 0,95 0,94 0,93 0,92

2,0 0,88 0,86 0,84 0,82

Tab. 8.33 Einsatzfaktor f3 zur Berücksichtigung der Entleerung Ungezieltes Entleeren (z. B. Halde) f3 = 1,00 Gezieltes Entleeren in Trichter f3 = 0,95 Gezieltes Entleeren in Lkw auf Baggerplanum: Volumenverhältnis Lkw/ 2 3 Baggerlöffel 0,60 0,67 f3

4

5

6

> 6

0,71

0,74

0,76

0,80

Tab. 8.34 Einsatzfaktor f4 zur Berücksichtigung der Einsatzart Schürfkübeleinsatz Greifereinsatz: Mittlere Hubhöhe in m f4

f4 = 1,0 Bis 5 0,60

8.4.4 Ladegeräte 8.4.4.1 Technische Daten Kenngröße nach BGL: Motorleistung in kW Bauarten • Radlader • Baggerlader • Raupenlader • Kompaktlader • Schwenkschaufellader

10 0,52

15 0,44

20 0,35

8.4  Maschinen für den Erdbau

447

Kraftstoffverbrauch • 0,15 bis 0,18 l/kWh • Schmier- und Pflegestoffe 10 bis 12 % der Kraftstoffkosten Radlader (BGL-Nr. D.3.1) Radlader werden zum Laden von Schüttgütern und losen Böden verwendet (siehe Abb. 8.33 und Tab. 8.35). Für Felseinsatz werden die Reifen durch Ketten geschützt, bei schweren Böden können die Reifen zur Tragkrafterhöhung mit Wasser gefüllt werden. Durch Allradoder Knicklenkung sind Radlader sehr beweglich, auch auf engem Raum. Sie können unter Beachtung der Maße und Gewichte der StVO mit entsprechender Ausrüstung auf eigener Achse zum Einsatzort fahren. Fahrgeschwindigkeiten: Im Ladebetrieb 15 km/h, Leerfahrt Gelände/Straße 25/40 km/h Werkzeuge und Anbaugeräte (Beispiele siehe Abb. 8.33) • Ladeschaufel, Klappschaufel, Seitenkippschaufel, Steinschaufel, Siebtrommel, Betonmischschaufel • 4-in-1-Schaufel (Mehrzweckschaufel: aufklappbar, Planierschaufel, Grader und Einsammeln von Material) • Staplergabel, Greifgabel • Räumschild, Kranausleger, Betonkübel • Heckbagger, Kehrmaschine, Fräse, Pflastermaschine

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

Abb. 8.33  Radlader mit Zubehör: Gabeln, Schaufeln, Schild, Kehrmaschine, Anbaubagger, Kranausleger (Volvo)

16

448

8 Baumaschinen

Tab. 8.35  Radlader: Übersicht Leistung in kW

Gewichta in t

Schaufelinhalt VR in m3

Tragkraft (Kipplast) in t

Mittlerer Neuwertb in EUR

Beispiele

  34

  4,6–4,9

0,7

  2,7–3,25

  58.100,–

  54   95 122 143 187 203

  6,39–6,6 11,8–13,06 11,0–13,6 18,5–20,0 19,2 23,9

1,1–2,0 1,9–2,0 1,5–5,0 3,1–6,5 2,5–9,2 3,5–9,5

  3,8–4,43   8,5   7,63 15,5 11,7 15,9

  80.400,– 148.000,– 188.000,– 221.000,– 274.500,– 302.000,–

Liebherr L504 Compact Liebherr L509 Stereo Komatsu WA200-8 Volvo L60 H Komatsu WA380-8 Caterpillar 950 M Liebherr L566 XPower Caterpillar 972M Volvo L180H Caterpillar 980

223 24,89 3,2–9,94 17,4 342.000,– 250 27–28,4 3,7–16,0 18,86 396.000,– 292 30,3 4,0–14,5 19,7 462.500,– a  Gewicht des Gerätes mit Standardausrüstung ohne Wasserfüllung der Reifen b  Mittlerer Listenpreis mit Standardausrüstung Basis 2020 ohne Mehrwertsteuer

Baggerlader (BGL-Nr. D.2.0) Baggerlader stellen eine Kombination aus Radlader und Bagger dar (siehe Abb. 8.34 und Tab. 8.36). Ihr Einsatz ist dadurch universeller, jedoch ist ihre Leistung sowohl als Lader wie auch besonders als Bagger erheblich niedriger als bei den entsprechenden Sologeräten. Das muss bei der Leistungsberechnung berücksichtigt werden. Auch die Kosten sind deutlich höher als bei Baggern oder Ladern mit gleichen Leistungsmerkmalen. Raupenlader (BGL-Nr. D.3.0) Raupenlader, auch Laderaupen genannt, sind für den Einsatz im schweren Gelände konzipiert (siehe Tab. 8.37 und Abb. 8.35). Ihre Arbeitsleistung liegt deutlich unter der der Radlader bei etwa gleichen Anschaffungs- und Betriebskosten. Fahrgeschwindigkeit • Leerfahrt 7 bis 11 km/h • Lastfahrt 3 bis 7 km/h Kompaktlader (BGL-Nr. D.3.3) Kompaktlader sind – ähnlich wie die Kompaktbagger – durch geringe Abmessungen und Gewichte für kleinere Aufgaben und vor allem für beengte Verhältnisse geeignet (siehe Tab. 8.38 und Abb. 8.36). Die Breiten der Geräte liegen bei 0,90 bis 1,75 m, die Gewichte bei 0,9 bis 3 t. Die Geräte sind mit Reifen ausgestattet, die Lenkung erfolgt bei den kleinen Geräten wie bei Raupen über Einzelbremsung beider Seiten. Die Leistung kann nicht nach den gängigen Verfahren berechnet werden. Werkzeuge und Anbaugeräte Verschiedene Schaufeln, Gabeln, Greifer, Anbaubagger, Hydraulikhammer, Baumverpflanzer, Kehrmaschinen, Schilde, Grabenfräsen, Erdbohrer, Fugensäge und Bodenfräsen, sogar ein Anbaugrader wird angeboten.

449

8.4  Maschinen für den Erdbau Abb. 8.34  Baggerlader 422E (Caterpillar)

1 2 3 4 5

Tab. 8.36  Baggerlader: Beispiele Hersteller/ Typ

Leistung in kW

Gewichta in t

Schaufelinhalt VR in m3

JCB 3CX 55 7,7 1,0 Cat 444 74,5 9,5 1,3 Komatsu 75 8,7 1,1 WB97S-5 a  Gewicht des Gerätes mit Standardausrüstung

Kipphöhe in m

Löffelinhalt in m3

Grabtiefe/Reichweite in m

2,7 2,85 2,87

0,26 – –

4,24/5,94 4,3/5,65 4,4/6,04

6 7 8 9

Abb. 8.35  Raupenlader mit Heckaufreißer (Liebherr)

10 11 12 13 Tab. 8.37  Raupenlader: Beispiele Hersteller/Typ

Leistung in kW

Gewichta in t

Liebherr LR 626 110 16,5–19,3 Liebherr LR636 135 21,7–23,05 Litronic Caterpillar 963 151 20,36 Caterpillar 973K 205 29,0 a  Gewicht des Gerätes mit Standardausrüstung

Schaufelinhalt VR in m3

Kipphöhe in m

1,5–1,8 1,9–4,6

2,85 3,06

2,5 3,0–4,2

3,04 2,95

14 15 16

450

8 Baumaschinen Abb. 8.36  Kompaktlader (Bobcat)

Tab. 8.38  Kompaktlader: Beispiele Hersteller/Typ

Leistung in kW

Komatsu 23,5 SK510-5 Komatsu 36,2 SK820-5 Bobcat S510 41 Cat 226D3 49,1 Schwenkschaufellader Beispiel Mecalac AS 850 55,4

Gewicht in t

Breite in m

Schaufelinhalt VR in m3

Kipphöhe in m

1,86

1,26

0,23

2,08

3,08

1,73

0,40

2,28

2,82 2,65

1,72 1,49

0,40 0,36

2,20 2,07

6,27

1,95

0,85

2,64

Schwenkschaufellader (BGL-Nr. D.3.2) Der Schaufelarm wird am Vorderwagen auf einem Drehkranz befestigt und lässt sich bis zu 180° verschwenken, somit kann in einer Spur gearbeitet werden. Diese wirkt sich positiv auf Fahrwege, Bodenbelastung und Verkehrsbehinderungen aus. Sie verfügen über einen Starrahmen und eine Vierradlenkung, dies erhöht die Kipplast. Geschwindigkeiten bis zu 40 km/h sind möglich. (Abb. 8.36) (2)

8.4.4.2 Leistungsermittlung Schätzung der Leistung Siehe Abb. 8.37 und 8.38. Berechnung der Leistung für Radlader mit Lade- oder Klappschaufel   3 3600 m feste Masse Grundleistung QB = VR  fL   f1 tH + t h Nutzleistung QA = QB  fE



m3 feste Masse h



8.4  Maschinen für den Erdbau Abb. 8.37  Radlader: Nomogramm zur Leistungsschätzung

451

1 2 3 4 5

Abb. 8.38  Raupenlader: Nomogramm zur Leistungsschätzung

6 7 8 9 10 11

Ladefaktor fL (siehe unter Abschn. 8.4.1) 3600 Œs=h Spielzahl n Œ1=h = tH + t Œs

Hauptspielzeit tH [s] = Füllzeit tF + Entleerzeit tE + Fahrzeit tFA Nutzleistungsfaktor fE (siehe Tab. 8.2) Siehe Tab. 8.39 bis 8.43 sowie Abb. 8.40 und 8.41. Abb. 8.39  Ladegeräte: Schaufelfüllung VR in m3, gehäuft 1:2

12 13 14 15 16

452

8 Baumaschinen Abb. 8.40  Radlader: mittlere Transportentfernung

Tab. 8.39 Füllzeit tF [s] Bodenklasse nach DIN 18300 1 und 3

Fest Mittelfest Locker 4 Fest Mittelfest Locker 5 Fest Mittelfest Locker 6 Gelöst, feinstückig LZa und FSb 7 Gelöst, grob- LZa stückig FSb Gelöst, feinLZa stückig FSb a  LZ = Ladeschaufel mit Zähnen b  FS = Felsschaufel

Ladeschaufel-Nenninhalt VR in m3 Bis 1,0

 2,0

 3,0

 4,0

 5,0

 6,0

  7,1   5,3   4,2   9,6   7,0   5,1 14,1   7,0   5,1   8,5 18,9 16,3 14,3 11,7

  8,4   6,2   4,5 10,3   7,5   5,4 14,8   7,5   5,4   8,0 17,9 15,3 13,3 10,9

  9,7   7,1   4,8 11,0   8,0   5,7 15,5   8,0   5,7   7,5 16,9 14,3 12,3 10,1

11,0   8,0   5,1 11,7   8,5   6,0 16,2   8,5   6,0   7,0 15,9 13,3 11,3   9,3

12,3   8,9   5,4 12,4   9,0   6,3 16,9   9,0   6,3   6,5 14,9 12,3 10,3   8,5

13,6   9,8   5,7 13,1   9,5   6,6 17,6   9,5   6,6   6,0 13,9 11,3   9,3   7,7

Tab. 8.40  Entleerzeit tE [s] Bodenklasse nach DIN 18300

Entleerungsstelle

Ladeschaufel-Nenninhalt VR in m3 bis 1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

 6,0

1 und 3

Halde Muldenkipper (10 bis 15 m3) LKW (6 bis 8 m3) Halde Muldenkipper (10 bis 15 m3) LKW (6 bis 8 m3) Halde Muldenkipper (10 bis 15 m3)

1,2 2,0 2,7 1,3 1,8 2,5 1,8 3,0

1,4 2,7 4,1 1,5 2,5 4,0 1,9 3,6

1,6 3,4 5,5 1,7 3,2 5,5 2,0 4,2

1,8 4,1 6,9 1,9 3,9 7,0 2,1 4,8

2,0 4,8 8,3 2,1 4,6 8,5 2,2 5,4

  2,2   5,5   9,7   2,3   5,3 10,0   2,3

4 und 5

6 und 7

8.4  Maschinen für den Erdbau

453

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Abb. 8.41  Radlader: Beispiel zur Leistungsberechnung

454

8 Baumaschinen

Tab. 8.41 Gesamtfahrzeit tFA [s] Mittlerea Transportentfernung

Fahrwegzustand Glatt fest

Leicht wellig fest

Wellig mittelfest

5 m  8  9 10 10 m 12 14 16 15 m 15 17 20 20 m 17 20 23 30 m 22 26 29 40 m 27 31 35 60 m 34 39 44 80 m 42 48 54 100 m 50 56 63 a  Mittlere Transportentfernung = Abstand der Ladestelle von der Entladestelle

Wellig weich 12 18 23 27 32 41 55 69 84

Tab. 8.42  Zeitzuschlag ∆t [s] zur Berücksichtigung der Einsatzart Baustellenbetrieb, Sand- und Kiesgrube Fahrwegzustand

Entleerung auf Halde oder Übergabetrichter

Glatt, fest 3 s Leicht wellig, fest 3 s Wellig, mittelfest 3 s Wellig, weich 3 s Steinbruchbetrieb Zusätzliche Erhöhung der Spielzeit bei Entleerung Auf Halde oder in Übergabeeinrichtung In Fahrzeug

Entleerung in Fahrzeuge 7,5 s 7 s 6,5 s 6 s

+1 s +1 s

Tab. 8.43  Berücksichtigung der Entleerungsart f1 Halde oder Übergabetrichter: Fahrzeug:

f1 = 1,00 f1 = 0,93

8.4.5 Planierraupen (BGL-Nr. D.4.00) 8.4.5.1 Technische Daten Kenngröße nach BGL: Motorleistung in kW Kraftstoffverbrauch • 0,15 bis 0,18 l/kWh • Schmier- und Pflegestoffe 10 bis 12 % der Kraftstoffkosten Schildformen (Abb. 8.42 und 8.43) S-Schild (engl. Straight blade) für Abschieben vor Kopf • Brustschild, Querschild, Standardschild • Schildenden schmal nach vorne abgewinkelt oder mit Seitenblechen

8.4  Maschinen für den Erdbau

455

Abb. 8.42  Planierraupe mit S-Schild (Caterpillar)

1 2 3 4

Abb. 8.43  Planierraupen: Schildformen

5 6

U-Schild (engl. Universal blade) für Schüttgüter und lose Böden

7

• Universalschild • Schildflügel breit nach vorne abgewinkelt

8

A-Schild (engl. Angle blade) für Planierarbeiten und seitliches Abschieben • Schwenkschild • Beidseitig schwenkbar; keine abgewinkelten Schildenden; große Schildbreite, geringe Schildhöhe Fahrgeschwindigkeiten • Leerfahrt 7 bis 11 km/h • Schubfahrt 2 bis 6 km/h Einsatz Planierraupen werden für hohe Leistungen beim flächigen Auf- und Abtrag von Böden, z. B. Oberboden, und zur Herstellung von ebenen Flächen eingesetzt. Die Genauigkeit ist allerdings nicht sehr hoch. Neue Modelle werden mit umfangreichen Assistenzsystemen/Steuerungssystemen ausgestattet, mit denen es möglich ist, maximal effektiv das Gerät einzusetzen, zum Beispiel: Navigationstechnik, Schildsteuerung, Daten zum Gerätezustand. Anbaugeräte und Zubehör • Aufreißzähne für leichten bis mittleren Fels • Seitenausleger für Rohrverlegungen und Führungsgerät für Böschungsarbeiten • Grabenfräsen • Laser-Nivellierautomatik

9 10 11 12 13 14 15 16

456

8 Baumaschinen

Tab. 8.44  Planierraupen: Übersicht Leistung in kW

Gewichta in t

Schildbreite in m

Schildfüllung VR in m3

Neuwertb in EUR

Beispiele

  98 161 260

14,2 23,1 35,4–43,0

3,35 4,0 4,28

  2,9–3,35   4,5 11,8

   201.000,–    379.500,–    584.000,–

310

53,5–54,3

4,59

17,0

   665.500,–

335 565

49,9 71,8–73,2

4,62 5,27

16,6 22,0

   705.000,– 1.066.000,–

Komatsu D51PXi-24 Cat D6XE VPAT 30 Liebherr PR756 Litronic U-Schild Liebherr PR766 Litronic U-Schild Komatsu D275AX-5 Liebherr PR776 Litronic U-Schild

a

 Einsatzgewicht  Mittlerer Listenpreis mit Standardausrüstung Basis 2020 ohne Mehrwertsteuer

b

8.4.5.2 Leistungsermittlung Schätzung der Leistung (Abb. 8.44) Berechnung der Leistung3 Grundleistung QB = VR  fL  n  f1  f2

Nutzleistung QA = QB  fE





m3 feste Masse h

m3 feste Masse h





Abb. 8.44  Planierraupen: Nomogramm zur Leistungsschätzung

3

Handbuch BML 1983.

457

8.4  Maschinen für den Erdbau Abb. 8.45  Planierraupen: Schildfüllung

1 2 3 4

Berechnung der Leistung4 Grundleistung QB = VR  fL  n  f1  f2

Nutzleistung QA = QB  fE





m3 feste Masse h

m3 feste Masse h



5



6

Schildfüllung VR in m3 (siehe Abb. 8.45) Ladefaktor fL (siehe unter Abschn. 8.4.1) Nutzleistungsfaktor fE (siehe Tab. 8.2) Spielzahl n (siehe Tab. 8.45)

7 8

Einsatzfaktoren Siehe Tab. 8.46 und 8.47.

9

Schildfüllung (Abb. 8.45) VR = 0,8 · b · h2 [m3] b = Schildbreite [m] h = mittlere Schildhöhe [m]

10 11

Tab. 8.45  Spielzahl n [1/h] Mittlere Förderweitea in m   20 30 40 50 100 78 63 50 Spielzahl n in 1/h a  Mittlere Förderweite = Mitte Abtragstelle bis Mitte Auftragstelle

60 42

70 36

80 31

90 27

100   24

12 13 14 15

4

Handbuch BML 1983.

16

458

8 Baumaschinen

Tab. 8.46  f1  –  Berücksichtigung der Schildform

Tab. 8.47  f2 – Berücksichtigung der Neigung des Schürf- und Förderweges

Schildform

f1

Neigung + Steigung/− Gefälle (%)

f2

U-Schild S-Schild A-Schild

1,10 bis 1,25 1,00 0,70 bis 0,85

+30 +20 +10    0 −10 −20 −30

0,40 0,65 0,85 1,00 1,15 1,22 1,25

Abb. 8.46  Planierraupen: Beispiel zur Leistungsberechnung

8.4  Maschinen für den Erdbau

459

1 2 3 4 5 6 Abb. 8.47  Planierraupen: Parallelogrammaufreißer und Radialaufreißer mit hydraulischer Schnittwinkelverstellung (Liebherr)

7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

Abb. 8.48  Planierraupen: Nomogramm zur Ermittlung der Reißleistung5

460

8 Baumaschinen

8.4.6 Raddozer (Reifenplanierer) BGL D.4.01 Selten eingesetzte Variante zur Planierraupe (siehe Abb. 8.49 und Tab. 8.48). Raddozer zeichnen sich insbesondere aus durch: • • • • • •

hohe Mobilität, hohe Fahrgeschwindigkeit (bei Leerfahrten), hohe Arbeitsgeschwindigkeit, häufig werden die Anforderungen der StVZO erfüllt, geringen Fahrwerksverschleiß, geringen Fahrbahnverschleiß.

Gegenüber den Planierraupen haben sie jedoch folgende Nachteile: • Gefahr des Einsinkens bei wenig tragfähigen Böden, • für schweres Gelände nur bedingt tauglich, • geringere Schubkraft infolge der schlechteren Kraftübertragung zwischen Reifen und Untergrund, • wenig geeignet für Anbaugeräte. Fahrgeschwindigkeiten:5 • Leerfahrt 0 bis 40 km/h • Planieren 0 bis 10 km/h Kraftstoffverbrauch: • 0,15 bis 0,18 l/kWh • Schmier- und Pflegestoffe 10 bis 12 % der Kraftstoffkosten

8.4.7 Grader (BGL-Nr. D.7) 8.4.7.1 Technische Daten Kenngröße nach BGL: Motorleistung in kW Bauarten • Zweiachs-Grader BGL: D.7.00 • Dreiachsgrader, mit Tandem-Hinterachse und Knicklenkung BGL: D.7.01, D.7.02 Kraftstoffverbrauch • 0,15 bis 0,18 l/kWh • Schmier- und Pflegestoffe 10 bis 12 % der Kraftstoffkosten

5

Dressel 1982.

461

8.4  Maschinen für den Erdbau

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Abb. 8.49  834K Cat Raddozer

11

Tab. 8.48  Beispiele für Raddozer Hersteller/Typ

Motorleistung kW

Schildbreite in m/Kapazität in m3

CAT 824K CAT 834 K CAT 844 K CAT 854K

302 370 521 607

4,5/5,0 m3 (Schildform gerade) 5,07/7,9 m3 (S-Schild) –/15,9–30,7 m3 –/25,0–45,0 m3

Fahrgeschwindigkeiten • Leerfahrt bis 40 km/h • Unterhaltung von Straßen 10 bis 20 km/h • Baustellenstraßen im Erdbaubetrieb 8 bis 10 km/h

12 13 14 15 16

462

8 Baumaschinen

Tab. 8.49  Grader: Beispiele Hersteller/Typ

Leistung in kW

Scharbreite in m

Gewicht in t

Cat 120/120 AWD Komatsu GD675-7 Cat 18 Cat 24

104 162 227 399

3,7 4,27 5,5 7,3

15,9 17,3–19,2 33,7 73,3

Einsatz Grader werden eingesetzt für die Herstellung exakt planer Flächen, zur Materialverteilung in dünnen Schichten und zu Unterhaltungsarbeiten an Baustraßen und wassergebundenen öffentlichen Straßen (siehe Tab. 8.49 und Abb. 8.50). Arbeitswerkzeug ist die Schar. Zusammen mit der Knickmöglichkeit des Rahmens ergeben sich vielfältige Scharstellungen und Arbeitsmöglichkeiten: Schnittwinkel, Drehung im Grundriss (Normalstellung 30 Grad), seitlich verschiebbar zur Arbeit neben der Fahrspur, seitlich herausschwenkbar zur Bearbeitung von Böschungen. Die mittige Anordnung der Schar unter der Brücke und Tandemachsen nivellieren kleine Unebenheiten aus. Anbaugeräte • Frontplanier- und Räumschild • Bodenfräse und Wassertank • Aufreißer (Front‑, Heck- und Scharaufreißer) • Laser-Nivellierautomatik

8.4.7.2 Leistungsermittlung Grundleistung QB = b  v=1000  f1

Nutzleistung QA = QB  fE





m2 h

m2 h





Wirksame Scharbreite b in [m] Arbeitsgeschwindigkeit v in km/h, abhängig von der Art der Arbeit: Pflege von Baustraßen: v = 15–25 km/h Feinplanieren: v = 10–15 km/h Faktor f1 für die Überlappung, etwa 0,9 Nutzleistungsfaktor fE (siehe Tab. 8.2) Bei Arbeiten mit Zurücksetzen halbiert sich die Flächenleistung.

463

8.4  Maschinen für den Erdbau Abb. 8.50  a  Grader mit Tandemachse und Knickgelenk; b Grader bei der Straßenunterhaltung in Namibia

1 2 3 4 5 6 a

7 8 9 10 11 12 13

b

14 15 16

464

8 Baumaschinen

8.4.8 Schürfgeräte (Scraper) (BGL-Nr. D.5) 8.4.8.1 Technische Daten Kenngröße nach BGL: Motorleistung in kW Bauarten (Tab. 8.50) • Anhängeschürfwagen (mit Rad- oder Raupenschlepper) • Motorschürfwagen mit Einachsschlepper (Abb. 8.51): – Einachsschlepper BGL-Nr. D.5.00 – Doppelmotorscraper BGL-Nr. D.5.01 – Elevatorscraper BGL-Nr. D.5.02 • Schürfkübelraupe BGL-Nr. D.5.10 Fahrgeschwindigkeiten • Leerfahrt 20 bis 40 km/h • Lastfahrt 10 bis 25 km/h • Schürfen 4 bis 8 km/h Kraftstoffverbrauch • 0,15 bis 0,18 l/kWh • Schmier- und Pflegestoffe 10 bis 12 % der Kraftstoffkosten Tab. 8.50  Schürfgeräte: Übersicht Leistung in kW Einmotorscraper 304 425 Elevatorscraper 301 Doppelmotorscraper 520 641 Schürfkübelraupe 232

Gewicht in t

Schneidbreite in m

Füllvolumen VR nach SAE gestrichen/gehäuft in m3

36 47

3,14 3,51

13,0/18,4 18,3/26,0

Caterpillar 621K Caterpillar 631K

40

3,14

14,4/17,6

Caterpillar 623K

41 54

3,14 3,51

13,0/18,4 18,3/26

Caterpillar 627K Caterpillar 637K

27,0

1,88

10

Frutinger SR 2001

Abb. 8.51  Scraper mit Einachsschlepper im Schubbetrieb (Caterpillar)

465

8.4  Maschinen für den Erdbau

8.4.8.2 Leistungsermittlung Grundleistung QB = VR  fL  n  f1

Nutzleistung QA = QB  fE





m3 feste Masse h

3

m feste Masse h



1 2



3

3

Schürfkübelinhalt VR gehäuft 1:2 nach SAE in m Ladefaktor fL (siehe unter Abschn. 8.4.1) Nutzleistungsfaktor fE (siehe Tab. 8.2) Spielzeit n =

60 Œmin=h t Œmin

Spielzeit t [min]: t = tfix + tvar tfix: Wenden 0,25 bis 0,5 min Entladen 0,5 min Warten 0,5 bis 1,0 min

5 6 7

tvar = ts0  ft + tf ts0 tf

4

Schürfzeitrichtwert [min] Fahrzeiten für Transport- und Rückfahrt [min]   d d tf = 0;06  + Œmin v1 v2

8 9 10 11 12 13 14

Roll- und Neigungswiderstand werden in der Formel vernachlässigt! d Transportentfernung [m] v1 Geschwindigkeit bei der Lastfahrt [km/h] v2 Geschwindigkeit bei der Leerfahrt [km/h]

15 16

466

8 Baumaschinen

Tab. 8.51 Einsatzfaktor ft Einsatzstelle (geländebezogen)

ft

Eben Abwärts Quer

1,0 0,65 bis 0,75 1,3 bis 1,5

Tab. 8.52  Berücksichtigung des Fahrbahnzustandes (Witterung) f1 Bodenart

Sand, Kies

Lehm, lehmiger Sand, Ton, Mergel

Geröll in Lehm oder Ton, fetter Ton, fester Mergel

Schwache Niederschläge Starke Niederschläge

0,75 bis 0,95 0,70 bis 0,90

0,50 bis 0,90 0,30 bis 0,75

0,30 bis 0,70 0,10 bis 0,25

Schürfzeitrichtwerte ts0 (nach Bodenart und Gerätekonstruktion) • • • •

Motorschürfwagen mit Schubraupe 0,8 bis 2,0 min, Motorschürfwagen mit Einachsschlepper 1,1 bis 1,8 min, Motorschürfwagen mit Zweiachsschlepper 1,2 bis 1,9 min, Motorschürfwagen mit Elevatoreinrichtung 1,0 bis 1,7 min.

8.4.8.3 Schürfkübelraupe Fahrgeschwindigkeiten • Leerfahrt 10 bis 18 km/h • Lastfahrt 10 bis 18 km/h • Schürfen 0 bis 5 km/h Kraftstoffverbrauch • 0,15 bis 0,18 l/kWh • Schmier- und Pflegestoffe 10 bis 12 % der Kraftstoffkosten Technische Daten • Transportwege: 50 bis 500 m • Kübelinhalt: 5 bis 15 m3 • Motorleistung: bis 250 kW • Einsatzgewicht: bis 24 t (leer) • Arbeitsbreite: bis 2,0 m • Tagesleistung: bis 3000 m3 Einsatzbereiche Schürfkübelraupen zeichnen sich durch eine gute Geländegängigkeit aus (siehe Abb. 8.52). Sie können auch bei Lastfahrten größere Steigungen und schweres Gelände passieren. Durch den guten Kraftschluss zum Boden benötigen sie keine Schubraupe oder Ähnliches und können in einem Arbeitsgang bis zu 40 cm tief abtragen. Jedoch verfügen Schürfkübelraupen nur über ein kleines Ladevolumen und eine geringe Fahrgeschwindigkeit. Daher ist ihr Einsatz nur unter folgenden Bedingungen wirtschaftlich:

8.4  Maschinen für den Erdbau

467

Abb. 8.52  Schürfkübelraupe (Frutinger)

1 2 3 4 5

• Transportweg für Planierraupe zu lang, • Transportweg für LKW oder Scraper zu kurz.

8.4.9 Transportfahrzeuge (BGL-Nr. P.2 und D.6) 8.4.9.1 Technische Daten Kenngröße nach BGL: Gesamtgewicht in t bei Lkw Nutzlast in t und Motorleistung in kW bei Muldenkippern, Dumpern und Skw Bauarten: • Lastkraftwagen (Lkw) für Straßen- und Baustellenverkehr BGL-Nr. P.2, • Dumper mit Knicklenkung für Baustellenverkehr BGL-Nr. D.6.1, • Schwerlastwagen (Skw) für Baustellenverkehr (Muldenkipper, starr) BGL-Nr. D.6.0.

6 7 8 9 10

Kraftstoffverbrauch: • Straße 0,12 bis 0,14, Baustelle 0,16 bis 0,19 l/kWh, • Schmier- und Pflegestoffe 10 bis 12 % der Kraftstoffkosten.

11

Siehe Tab. 8.53 und 8.54 sowie Abb. 8.53 bis 8.56.

12

8.4.9.2 Leistungsermittlung Berechnung der Leistung der Arbeitskette „Laden und Transportieren“6 (Abb. 8.57)

13

Grundleistung eines Lkw:  3  m feste Masse QB = VR  fL  n h

14 15 16

6

Handbuch BML 1983.

468

8 Baumaschinen

Tab. 8.53  Abmessungen und Achslasten für Straßenfahrzeuge nach StVZO (12.2012) §  32 und § 34: Die Werte gelten für Lkw und für selbstfahrende Baumaschinen wie z. B. Mobilbagger oder Radlader Abmessungen

Achslasten

Maximale Breite Maximale Höhe Maximale Länge

Einzelfahrzeug Sattelfahrzeug Zug (Lkw + Anhänger)

Einzelachse Einzelachse angetrieben Doppelachse Achsabstand

Bis 1,00 m Bis 1,00 m für Anhänger 1,00 bis 1,29 m 1,30 bis 1,79 m 1,80 m oder mehr (Anhänger) Dreifachachse Achsabstand Bis 1,30 m Über 1,30 Bis 1,40 m a  Bei straßenschonender Bauweise (z. B. Luftfederung) 19,0 t.

  2,55 m   4,00 m 12,00 m 16,50 m 18,75 m 10,0 t 11,5 t 11,5 t 11,0 t 16,0 t 18,0 ta 20,0 t 21,0 t 24,0 t

Tab. 8.54  Übersicht Transportfahrzeuge mit Mehrachsantrieb Fahrzeugtyp

Motorleistung in kW

Gesamtgewicht

Nutzlast

Öffentliche Straße in t

in t

Gesamtgewicht

Nutzlast

Volumen 1:2 (SAE) in m3

Baustelle

in t Lkw-Dreiseitenkipper Zweiachser 180 bis 230 18   9 bis 10   18 Dreiachser 180 bis 315 26a 13 bis 14   26 Vierachser 215 bis 315 32 17 bis 18   36 Lkw + An250 bis 315 40 23   44 hänger Lkw-Hinterkipper Dreiachser 215 bis 315 26 13   26 Vierachser 250 bis 315 32 17   36 Sattelzug 250 bis 315 40 25 bis 27   44 Lkw-Muldenhinterkipper Dreiachser 215 bis 315 26 12   26 Vierachser 250 bis 315 32 17   41 Dumper (knickgelenkte Muldenhinterkipper) Dumper 25 t 177 bis 194   53 Dumper 35 t 240 bis 254   60 Dumper 36 t 213 bis 310   68 Schwerlastkraftwagen (Skw) (Muldenhinterkipper mit starrem Rahmen) Skw 38 t 336 bis 370   68 Skw 53 t 485 bis 496   93 Skw 96 t 699 bis 730 161 Containerfahrzeuge Absetzcontainer Zweiachser 180 bis 215 18  7 Dreiachser 215 bis 260 26 12

in t 10 14 22 27

  8 bis 9 12 14 22

14 22 25 bis 27

17 18 18 bis 22

13 24

10 bis 12 15 bis 17

25 32 36

16 19 22

38 53 96

24 35 60

 4 10

469

8.4  Maschinen für den Erdbau Tab. 8.54  (Fortsetzung) Fahrzeugtyp

Motorleistung in kW

Abrollcontainer Dreiachser 215 bis 260 Vierachser 250 bis 260 a  mit Luftfederung

Gesamtgewicht

Nutzlast

Gesamtgewicht

Öffentliche Straße

Baustelle

in t

in t

in t

26 32

12 17

Nutzlast

Volumen 1:2 (SAE) in m3

in t

1 2 3 4

Abb. 8.53  Allrad-Dreiseitenkipper mit Tandemanhänger (MB/Meiller)

5 6 7 8 9 10 11 12

Abb. 8.54 Dumper mit Knickgelenk und Allradantrieb (Volvo)

Abb. 8.55  Schwerlastkraftwagen (Skw) (Caterpillar)

13 14 15 16

470

8 Baumaschinen

Abb. 8.56  LKW mit Absetz- und Abrollcontainer (MAN/Meiller)

Nutzleistung des gesamten Transportbetriebes:   3 t m feste Masse QAges = QB   fT  fE tB h VR Nenninhalt der Mulde [m3] oder

zulässige Nutzlast  3  m Lagerungsdichte %  fL

Der kleinere Wert ist maßgebend. fL

Ladefaktor (siehe unter Abschn. 8.4.1)

n

Umlaufzahl =

t

Umlaufzeit = tB + tV + tK + tW + tL [min]

60 Œmin=h t Œmin

VR  fL  60 tB Beladezeit = Œmin Q des Ladegerätes B

tv

Dauer der Lastfahrt =

L  60 Œmin vv

L Transportentfernung vV mittlere Geschwindigkeit beladen [km/h] tK Kippzeit (0,5 bis 0,7 min) tW Wagenwechselzeit am Ladegerät (0,3 bis 0,5 min) tL

Dauer der Lastfahrt =

L  60 Œmin vL

vL mittlere Geschwindigkeit leer [km/h]

8.4  Maschinen für den Erdbau

471

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Abb. 8.57  Transportbetrieb: Beispiel zur Leistungsberechnung

15 16

472

8 Baumaschinen

Tab. 8.55 Transportbetriebsfaktor fT berücksichtigt das Zusammenwirken mehrerer Transportfahrzeuge mit einem Ladegerät7 Anzahl der Fahrzeuge  2  3  4  5  6  7  8  9 10 11

Beladungsrate =

Umlaufzeit t Beladezeit t B

2

3

4

5

0,89 0,98 1,00

0,75 0,88 0,96 0,99 1,00

0,55 0,74 0,87 0,94 0,98 1,00

0,45 0,61 0,75 0,86 0,92 0,96 0,98 1,00

6

7

8

9

≧ 10

0,51 0,65 0,77 0,86 0,91 0,95 0,97 0,99 1,00

0,46 0,58 0,68 0,77 0,85 0,90 0,94 0,96 0,98 1,00

0,51 0,61 0,70 0,78 0,85 0,89 0,93 0,95 0,97

0,47 0,55 0,63 0,71 0,79 0,85 0,89 0,92 0,94

0,41 0,50 0,58 0,65 0,72 0,79 0,84 0,88 0,91

≧ 12

Transportbetriebsfaktor fT(siehe Tab. 8.55) Nutzleistungsfaktor fE (siehe Tab. 8.2) Nutzleistung eines Transportfahrzeugs der Arbeitskette:7  3  QAges m feste Masse QAi = − Fahrzeugzahl z h Der Transportbetriebsfaktor fT ist abhängig von der Beladungsrate t/tB, die die Zahl der je Stunde möglichen Beladungsvorgänge angibt. Außerhalb der Tabellenwerte ist Tab. 8.55 nicht anwendbar. Wahl der Fahrzeuganzahl Fahrzeugzahl  Beladungsrate: Verlust durch Warten der Fahrzeuge Die günstigste Fahrzeugzahl kann nur durch Kostengegenüberstellung gefunden werden; in den meisten Fällen ist es wirtschaftlicher, die Fahrzeugzahl geringer als die Beladungsrate zu wählen.

8.4.10 Verdichtungsgeräte (BGL-Nr. D.8) 8.4.10.1 Technische Daten Wirkungsweise (Tab. 8.56) • statisch (s) • dynamisch (d) 7

Handbuch BML 1983.

473

8.4  Maschinen für den Erdbau Tab. 8.56  Bauarten und Kenngrößen BGL-Nr.

Bauarten

Wirkungsweise

Kenngröße

D.8.71 D.8.70 D.8.61

Explosionsstampfer Vibrostampfer Vibrationsplatten

(d) (d) (d)

D.8.20 D.8.22 D.8.00 D.8.30 D.8.31 D.8.10

Handgeführte Walzen Anhängewalzen Dreiradwalzen Tandemwalzen Walzenzüge Gummiradwalzen

(d) (s + d) (s) (s + d) (s + d) (s)

Schlagenergie Betriebsgewicht Betriebsgewicht und Arbeitsbreite max. Betriebsgewicht max. Betriebsgewicht max. Betriebsgewicht max. Betriebsgewicht max. Betriebsgewicht max. Betriebsgewicht

Kraftstoffverbrauch • 0,15 bis 0,18 l/kWh • Schmier- und Pflegestoffe 10 bis 12 % der Kraftstoffkosten

8.4.10.2 Leistungsermittlung Berechnung der Leistung Grundleistung   Flächenleistung QBA = b 0  v  1=z m2 =h Mengenleistung QBV = QBA · h [m3 feste Masse/h] b′ h v z

wirksame Arbeitsbreite [m], etwa 0,8-fache Platten- bzw. Walzenbreite Schichthöhe des verdichteten Bodens [m] Arbeitsgeschwindigkeit [m/h] Zahl der Übergänge

Nutzleistung Flächenleistung QAA = QBA · fE [m2/h] Mengenleistung QAV = QBV · fE [m3 feste Masse/h] Nutzleistungsfaktor fE (siehe Tab. 8.2) Siehe Abb. 8.58 und Tab. 8.57.

1 in Nm in kg in kg in mm in kg in kg in kg in kg in kg in kg

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

Abb. 8.58  Verdichtungsgeräte: Rüttelplatte, Grabenwalze und Walzenzug (BOMAG)

8

8

Handbuch BML 1983.

+ gut bis sehr gut geeignet o geeignet – nicht geeignet

Dynamisch

Verdichtungsart Statisch

Geräteart

Glattwalzen Schaffußwalze, gezogen Schauffußwalze, selbstfahrend Gummiradwalzen, gezogen Gummiradwalzen, selbstfahrend Gürtelradwalzen Gitterradwalzen Anhängervibrationswalzen, leicht Anhängervibrationswalzen, schwer Tandemvibrationswalzen, leicht Tandemvibrationswalzen, schwer Schaffußvibrationswalze Explosionsstampfer Vibrationsstampfer Vibrationsplatten, leicht Vibrationsplatten, schwer

  50–100   50–100   50–300   50–100 100–170 100   50–170   17–35   17–35   17–35   17–35   35–85   10–16   10–16   18–22   20–40

  6–16   5–25   7–28 25–95 15–50 17   6–15   4–8   8–16   2–5   6–15   6–13   0,07–0,15   0,03–0,20   0,2–1,0   1,0–2,8

in m/min

in t

20–75 20–50 15–40 15–25 20–50

20–130

20–75

20–130

20–30 20–30 20–75

10–20 15–25 15–25 35–75 50–100

in cm

ArbeitsSchüttgeschwindig- höhe keit

Arbeitsgewicht

Tab. 8.57  Verdichtungsgeräte: Einsatzwerte für die Leistungsberechnung im Erdbau8

4–7 3–5 2–4 5–10 4–7

3–5

4–6

3–5

5–10 7–15 4–6

7–15 7–20 7–15 5–10 5–10

Anzahl

+ o + + –

+

+

+

o + +

o – – + +

Sand + Kies

+ + – – o

o

o

o

+ – o

+ + + + +

Schluff + Ton

Empfohlene Geeignet für Bodenart Übergänge

+ o + o o

+

+

+

+ o +

o o o + +

– – – – o

+

o

+

– + o

– – – o o

Gemisch Fels

474 8 Baumaschinen

8.5 Straßenbaumaschinen

8.5 Straßenbaumaschinen 8.5.1 Deckenfertiger 8.5.1.1 Schwarzdeckenfertiger (BGL-Nr. E.3.0) Kenngrößen nach BGL • Maximale Arbeitsbreite in m Leistungsdaten Fertiger auf Raupenfahrwerk, BGL-Nr. E.3.01 • Arbeitsbreite 2,60 bis 18 m • Motorleistung 25 bis 210 kW • Kübelinhalt 6 bis 18 t • Einbaustärke bis 30 cm, Großgeräte bis 40 cm • Arbeitsgeschwindigkeit maximal 18 m/min, üblich 2,0 bis 8,0 m/min • Durchschnittliche Einbauleistung 100 bis 600 t/h Fertiger auf Reifenfahrwerk, BGL-Nr. E.3.00 • Arbeitsbreite 1,5 bis 9,00 m • Motorleistung 7 bis 112 kW • Kübelinhalt 6 bis 15 t • Einbaustärke bis 30 cm • Arbeitsgeschwindigkeit maximal 20 m/min, üblich 2,0 bis 8,0 m/min • Durchschnittliche Einbauleistung 100 bis 600 t/h Gussasphalt-Fertiger, BGL-Nr. E.3.53 • Arbeitsbreite 2,50 bis 7,50 m • Einbaustärke ca. 40 mm • Motorleistung 6 bis 22 kW Gussasphalt-Einbauzug, BGL-Nr. E.3.54 • Arbeitsbreite 7,50 bis 14,50 m • Einbaustärke ca. 40 mm • Motorleistung 35 bis 48 kW Kraftstoffverbrauch • 0,15 bis 0,18 l/kWh • Schmier- und Pflegestoffe 10 bis 12 %der Kraftstoffkosten, zusätzlich Heizgas Siehe Tab. 8.58 und Abb. 8.59.

475

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

476

8 Baumaschinen

Abb. 8.59  Schwarzdeckenfertiger auf Raupen (Vögele) Tab. 8.58  Schwarzdeckenfertiger: Beispiele Maximale Arbeitsbreite

Motorleistung

Geschwindigkeit Einbau

in m in kW in m/min Fertiger mit Reifenfahrwerk   3,9   55 30   4,5   75 30   7,0 115 18   8,0 129 18 Fertiger mit Raupenfahrwerk   3,9   55 30  5   75 30   7,5 115 24 10 129 24 11 145 25 13 186 25 18 354 25 Gehweg- und Randstreifenfertiger   3,2   55 30 Gussasphalt-Deckenfertiger   5,0   70 a  bei 40 cm Einbaustärke

Kübelinhalt

Theoretisch maximale Einbauleistung

Gewicht ca.

in km/h

in t

in t/h

in t

20 20 20 20

10 10 13 13

  230   250   600   700

10 11,7 18 18,5

  4,5   4,5   4,5   4,5   4,5   4,5   4,0

10 10 13 13 14 14 18,5

  270   350   600   700   900 1100 1800

10,2 10,8 19,2 21 22 23 32

  3,6

  5,8

  250

  6,6

Transport

   35

477

8.5 Straßenbaumaschinen

1 2 3 4 5 6 Abb. 8.60  Kompaktmodulfertiger (Bunte)

7

8.5.1.2 Kompaktmodulfertiger Sonderform des Schwarzdeckenfertigers (siehe Abb. 8.60).

8

• Einbau der Binder- und Deckschicht in einem Arbeitsgang • Grundgerät: Straßengroßfertiger mit Hochverdichtungstechnik • Deckschichtfertigermodul: mit Grundgerät fest verbunden, separater Vorratekübel, eigene Energieversorgung • Zusätzlich Förderband zur getrennten Beschickung beider Kübel Leistungsdaten: Einbaubreite: Einbaugeschwindigkeit: Parallele Einbauleistung:

9 10 11

bis 11 m 2,5 bis 5 m/min. Asphaltbinder: Asphaltdeckschicht:

150 bis 600 t/h 50 bis 200 t/h

12 13

Vergleich zu konventioneller Einbauweise: Durch den parallelen Einbau der Binder- und Deckschicht ergeben sich in der Praxis folgende Vorteile: • Einbau „warm auf warm“, dadurch optimaler Verbund, • hohe Verdichtung des Mischgutpaketes, • Einbau auch bei ungünstigeren Witterungsverhältnissen möglich, • Verkürzung der Bauzeit, • geringerer Einsatz von Walzen (nur einmalig für beide Lagen).

14 15 16

478

8 Baumaschinen

Schwierigkeiten ergeben sich aus: • hoher Geräteaufwand beim Einbau (zusätzlich Förderband erforderlich), • große und damit anfällige Gerätekette. Ausfall des Förderbandes, des Grundgerätes oder des Deckschichtfertigermodules führen zu Baustillstand. • erhöhtes Qualitätsrisiko (für die ausführende Firma), da bei mangelhafter Binderschicht die Deckschicht ebenfalls erneuert werden muss.

8.5.1.3 Betoneinbauzüge und -fertiger (BGL-Nr. E.6) Kenngrößen nach BGL • Maximale Arbeitsbreite in m • Maximale Fördermenge in m3/h Leistungsdaten • Arbeitsbreite 5,00 bis 15,25 m • Arbeitsgeschwindigkeit: – maximal 15 bis 18 m/min – üblich 0,6 bis 1,0 m/min • Einbaustärke bis 40 cm • Einbauleistung ca. 130 bis 640 m3/h (abhängig von der Zulieferung) Bauelemente Verteiler (selbstfahrend) BGL E.6.1 • Kübelverteiler 5,00 bis 16,00 m/3,00 bis 4,60 m3/133 bis 300 kW • Schaufelverteiler 2,5 bis 14,0 m/30 kW Fertiger BGL E.6.2 • 2,50 bis 15,25 m/79 bis 300 kW • 15,25 m/272 kW Glätter/Nivellierbohlen BGL E.6.3 • 1,50 bis 7,50 m/2,21 kW Kraftstoffverbrauch • 0,15 bis 0,18 l/kWh • Schmier- und Pflegestoffe 10 bis 12 % der Kraftstoffkosten Siehe Abb. 8.61.

8.5 Straßenbaumaschinen

479

Abb. 8.61 Gleitschalungsfertiger für Betonstraßenbau (Wirtgen)

1 2 3 4 5

8.5.1.4 Leistungsermittlung Die Einbauleistungen aller Straßenbaumaschinen sind in den meisten Fällen von der Anlieferungsleistung, d. h. von der Kapazität der Mischanlagen und der Fahrzeuge abhängig. Mit den folgenden Ansätzen kann die maximal mögliche Leistung des Einbaugerätes jedoch kontrolliert werden.

6

Grundleistung Flächenleistung QBA = b · v [m2/h] Volumenleistung QBV = QBA · h [m3 feste Masse/h] Mengenleistung QBM = QBV · ϱ [t/h] b Arbeitsbreite [m] h Schichthöhe des verdichteten Materials [m] v Arbeitsgeschwindigkeit [m/h] p Dichte des Einbaumaterials [t/m3]

8

Nutzleistung Flächenleistung QAA = QBA · fE [m3/h] Volumenleistung QNV = QBA · fE [m3/h] Mengenleistung QNM = QBM · fE [t/h] Nutzleistungsfaktor fE (siehe Tab. 8.2)

8.5.2 Bodenvermörtelungsgeräte (Stabilisierer) (BGL-Nr. E.8.0) 8.5.2.1 Technische Daten Kenngröße nach BGL • Maximale Arbeitstiefe in mm • Maximale Arbeitsbreite in mm

7

9 10 11 12 13 14 15 16

480

8 Baumaschinen Abb. 8.62 Bodenstabilisierer und Asphaltrecycler RACO 250 (Hamm)

Tab. 8.59  Selbstfahrende Bodenstabilisierer auf Luftreifen: Beispiele Hersteller/ Typ

Maximale Arbeitstiefe h in cm

Arbeitsbreite b in m

Gewicht in t

Leistung in kW

Fahrgeschwindigkeit in km/h

ArbeitsLeistungsgeschwinbereich in m2/ digkeit v in Tag m/min bzw. km/h

Wirtgen WR200i Caterpillar RM 400 Bomag RS650

50

2,0

24,5

320

12,6

0–210

  5000–8000

50,8

2,44

26,7

310

11

4,8 km/h



50

2,4

27,9

480

12

3 km/h

12.000–17.000

Bodenvermörteler werden eingesetzt zur Homogenisierung und Verbesserung anstehender Böden durch Zerkleinern und durch Untermischen von Bindemittel (Kalk, Zement, Bitumen), siehe Tab. 8.59 und Abb. 8.62. Bindemittel und Wasser werden vorab aufgebracht, dann fräst der Stabilisierer das Material mit der Mischwelle ein. Bei Kaltrecycling von Straßenbefestigungen mit Emulsion oder Schaumbitumen wird das Bindemittel in das Fräswerk eingesprüht. Sie werden als Anbaugeräte und als selbstfahrende Maschinen angeboten, üblich ist Reifenfahrwerk mit Allradantrieb und Allradlenkung.

8.5.2.2 Leistungsermittlung Die Leistung ist abhängig vom Material (Boden, Bindemittel, Feuchtigkeit) und von der Arbeitstiefe. Grundleistung Flächenleistung QBA = b · v · 60 [m2/h] Volumenleistung QBV = QBA · h [m3 feste Masse/h] b Arbeitsbreite [m] h Arbeitstiefe [m] v Arbeitsgeschwindigkeit nach Tab. 8.60 [m/min]

481

8.5 Straßenbaumaschinen Tab. 8.60 Arbeitsgeschwindigkeit v in m/min Schichtdicke in cm Bodenverfestigung mit Zement und Kalk bei sandigen und kiesigen Böden Bodenverbesserung mit Kalk bei feinkörnigen Böden Zerkleinern von Ton im Deponiebau

20 10 bis 13

30 5 bis 10

40 4 bis 8

50 3 bis 6

7 bis 13 6 bis 8

4 bis 7 3 bis 6

3 bis 6 3 bis 5

2 bis 4 2 bis 3

Nutzleistung Flächenleistung QAA = QBA · fE [m2/h] Volumenleistung QAV = QBA · fE [m3/h] Nutzleistungsfaktor fE (siehe Tab. 8.2)

8.5.3 Straßenfräsen (BGL-Nr. E.7.0) 8.5.3.1 Technische Daten Kenngrößen nach BGL: maximale Fräsbreite und Frästiefe in mm Straßenfräsen (Kaltfräsen) werden eingesetzt zum flächigen Ausbau von Asphalt und Betonfahrbahndecken (siehe Tab. 8.61 und Abb. 8.63). Das Material wird von der Fräswalze gelöst, granuliert, über ein Austragsband auf Lkw verladen und zur Recyclinganlage gefahren. Die Geräte haben Vollgummireifen-Fahrwerk mit Allradantrieb und Allradlenkung oder Fahrschemel mit Raupenkette. Großgeräte eignen sich für den Abbau kompletter Fahrbahnen in mehreren Schichten, bei ausreichender Leistung in voller Dicke. Kleinfräsen bis 1,00 m Breite sind für kleine Reparaturen, Randstreifen, Geh- und Radwege, Anschlussarbeiten und bei Leitungsarbeiten unter der Fahrbahn konzipiert. Abb. 8.63  Kaltfräse (Wirtgen)

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

482

8 Baumaschinen

Tab. 8.61  Kaltfräsen: Beispiele Hersteller/ Typ

Maximale ArbeitsbreiArbeitstiefe h te b in mm in mm

BOMAG 210   500 BM500/15 Wirtgen 300 1000 W100Ri Cat PM312 330 1225 BOMAG 330 1300 BM1300/35 Wirtgen 200Fi 330 2000 Wirtgen 350 2200 220 Fi a  abhängig von Arbeitsbreite und Material

Gewicht in t

Leistung in kW

Fahrwerk

Arbeitsgeschwindigkeit v in m/mina

 9

105

Reifen

0 bis 100

14,85

160

Reifen

0 bis 33

20,23 25,5

242 260

Raupen Raupen

0 bis 33 0 bis 50

28,2 37,1

455 597

Raupen Raupen

0 bis 100 0 bis 88

8.5.3.2 Leistungsermittlung Die Leistung ist abhängig vom Material (harter oder weicher Asphalt, Beton) und von der Arbeitstiefe. Grundleistung • Flächenleistung QBA = b · v · 60 [m2/h] • Volumenleistung QBV = QBA · h [m3 feste Masse/h] • Mengenleistung QBM = QBV · ϱ [t/h] Nutzleistung • Flächenleistung QAA = QBA · fE [m2/h] • Volumenleistung QAV = QBA · fE [m3/h] • Mengenleistung QAM = QAV · ϱ [t/h] b h v ϱ

Arbeitsbreite [m] Arbeitstiefe [m] Arbeitsgeschwindigkeit nach Tab. 8.62 [m/min] Dichte des Materials [t/m3]

Nutzleistungsfaktor fE (siehe Tab. 8.2) Beim Ansatz des Nutzleistungsfaktors sind vor allem die Einflüsse aus Verkehrsbehinderung zu berücksichtigen. Die niedrigen Werte gelten für harten Asphalt, die hohen für weichen Asphalt. Zwischenwerte können interpoliert werden. Für Beton sind die Werte auf 50 % des niedrigen Wertes zu reduzieren.

483

8.6 Rückbaugeräte Tab. 8.62 Arbeitsgeschwindigkeit v in m/min Schichtdicke in cm

 2

 5

10

15

20

30

Arbeitsbreite 0,50 m bei 80 kW Arbeitsbreite 1,00 m bei 150 kW Arbeitsbreite 2,00 m bei 300 kW Arbeitsbreite 2,00 m bei 450 kW

10–20 16–22 18–22 20–25

  6–12 11–22 12–22 15–25

  2–6   6–14   7–12   9–14

  1–3   4–8   4–7   6–10

–   2–6   2–4   4–6

– –   0,5–2,5   1,5–3,5

1 2 3

8.6 Rückbaugeräte

4

8.6.1 Abbruchbagger Abbruchbagger basieren in der Regel auf den gleichen Grundgeräten wie Hydraulik-Kettenbagger im Erdbau. Technische Daten zu den Grundgeräten sind daher unter Abschn. 8.4 zu entnehmen. Die Unterscheidung liegt in den Auf- und Anbaugeräten. Zur Grundausstattung eines Abbruchbaggers gehört ein Schutzkorb für das Führerhaus. Moderne Abbruchbagger für den Hochbau sind darüber hinaus häufig mit einem kippbaren Führerhaus ausgestattet, dass dem Maschinenführer eine verbesserte Sicht ermöglicht. Die wichtigsten Auswahlkriterien für Abbruchbagger, insbesondere im Hochbau, sind ihre Reichweite und die Druckkräfte der Abbruchzangen und Scheren. Neben den Hydraulik-Kettenbaggern werden Hydraulik-Seilbagger für Abbrucharbeiten mit Schlagkugeln (Abrissbirnen) eingesetzt. Diese verlieren in der Praxis aber zunehmend an Bedeutung gegenüber den flexibleren Hydraulik-Kettenbaggern (siehe Tab. 8.63 sowie Abb. 8.64 bis 8.66).

5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Abb. 8.64 Einsatzbereich Abb. 8.65 Abbruchbagger Liebherr R 940 Abbruchbagger Liebherr R940

Abb. 8.66  Seilbagger (Liebherr)

15 16

484

8 Baumaschinen

Tab. 8.63  Beispiele für Abbruchbagger (Hydraulik-Kettenbagger) Hersteller/Typ

Reichhöhe maximal in m

Leistung in kW

Gewicht in t

Cat 340 UHD Liebherr R940 Abbruch Litronic Cat 352 UHD Komatsu PC490HRD-11 Liebherr R 960 Abbruch Litronic Volvo EC750E HR

22 23 27,7 32 33 36

234 200 317 270 250 393

  58,05   48,7–63,9   68,7   75,83   77,3–97,7 103,028

Ausleger Die meisten Hersteller bieten für den Einsatz bei Abbrucharbeiten besondere Ausleger und Auslegerverlängerungen an. Diese sind den Anforderungen bei Abbrucharbeiten angepasst. Die wesentlichste Anforderung ist dabei eine große Reichweite und Höhe. Eine große Reichweite geht zu Lasten der Reißkraft und der maximal aufnehmbaren Last. Diese Eigenschaften sind jedoch beim Abbruch mit Zangen und Scheren ohne Bedeutung. Anbaugeräte (Tab. 8.64) Tab. 8.64  Zangen und Scheren Bezeichnung

min./max.

Einsatzgewicht in kg

Maulweite in mm

Schließkraft Baggerkl. (Brechkraft) in t

Hydraulische Betonschere

min. max. min. max. min. max. min. max. min. max. min. max.

1800 5800 2300 6200 1950 5400 1900 3700 1800 6500 2600 3600

  710 1320   720 1600   800 1400   700   960   350   630   440   510

190 480   90 178   86 152 200 335 190 480 440 620

Hydraulischer Betonbeißer Mechanischer Betonpulverisierer Hydraulische Betonpulverisierer Hydraulische Schrottschere Hydraulische Stahlblechschere

15–20 40–65 ab 20 ab 50 15–20 40–65 15–25 30–45 15–25 40–65 25–35 30–45

485

8.6 Rückbaugeräte

Beispiele für Zangen und Scheren in Abb. 8.67 bis 8.69

1 2 3 4

Abb. 8.67  Betonbeißer (CAT/Zeppelin)

Abb. 8.68 Betonpulverisierer

  (CAT/Zeppelin)

Abb. 8.69  Schrottschere (CAT/

  Zeppelin)

5 6

Hydraulikhämmer (Tab. 8.65)

7

Tab. 8.65  Beispiele für Hydraulikhämmer Caterpillar Bezeichnung

min./max.

Einsatzgewicht in kg

Schlagzahl

Schlagenergie in J

Gewicht Trägergerät t

Cat B-Serie

min. max. min. max. min. max. min. max.

   74   530   130   627 1237 2487   950 7400

800–1400 400–800 600–1800 840–1650 450–650 200–400 450–1000 300–520

   200   1300    407   2034   2000 14578   2712 24407

  1,1   8,2   1,1   6,985 11,0–16,0 40–55 11–18 65–120

Cat H-Serie Cat GC-Hämmer PerformanceHämmer

9 10 11

Sonstige Anbaugeräte (Tab. 8.66) Tab. 8.66  Beispiele für sonstige Anbaugeräte Bezeichnung

min./max.

Einsatzgewicht in kg

Größe

Leistung

Baggerkl. in t

Fräsen

min. max. min. max.

  700 4200   215 2740

d = 520 mm d = 870 mm 0,1 m3 1,0 m3

26 kN Fräskraft 105 kN Fräskraft 1 t Schließkraft 6 t Schließkraft

  7–15 40–60   3–4 30–65

Sortiergreifer

8

12 13 14 15 16

486

8 Baumaschinen

Beispiele für Hydraulikhämmer und sonstige Anbaugeräte in Abb. 8.70 bis 8.72 Abb. 8.70  Hydraulikabbruchhammer (CAT/Zeppelin)

  Abb. 8.71  Sortiergreifer (CAT/ Zeppelin)



8.6 Rückbaugeräte

487

Abb. 8.72  Fräse (CAT/Zeppelin)

1 2 3 4

8.6.2 Bohrmaschinen und Sägen

5

8.6.2.1 Bohrmaschinen Bohrungen > 50 mm in Beton, Stahlbeton und Mauerwerk werden in der Regel als Kernbohrung ausgeführt. Die Länge der Bohrungen ist bei entsprechenden Verlängerungsstücken nahezu unbegrenzt. Bei Bohrungen in Beton werden die Bohrkronen in der Regel durch Zugabe von Wasser gekühlt. Mit den üblichen Bohrmaschinen sind Kernbohrungen bis 1000 mm Durchmesser möglich. Kernbohrungen verursachen in der Regel erhebliche Lärmemissionen.

6

8.6.2.2 Blattsägen Beton und Stahlbeton kann mittels Blattsägen geschnitten werden. Je nach Anwendungsbereich unterscheidet man Wandsägen und Bodensägen. Die Schnitttiefe ist bei Blattsägen für übliche Anwendungen auf maximal 1,0 m begrenzt (Durchmesser des Sägeblattes 2,3 m). Ein wesentlicher Vorteil aller Sägen, insbesondere jedoch der Blattsäge, sind die ebenen Schnittkanten. An den Schnittflächen ist lediglich die freigelegte Bewehrung gegen Korrosion zu schützen. Außerdem ist gewährleistet, dass verbleibende Bauteile keinen Schaden nehmen (z. B. durch Erschütterungen oder Pressenkräfte). Wichtige Anwendungsbereiche für Blattsägen sind im Straßenbau, selektiver Rückbau, Herstellen von Fenstern und Türen in Stahlbetonwänden (auch im Innenbereich). Bei der Vorbereitung von derartigen Sägearbeiten ist zu beachten, dass diese eine Wasserkühlung benötigen und erhebliche Lärmemissionen verursachen.

9

8.6.2.3 Seilsägen Seilsägen ermöglichen Schnitte mit nahezu beliebiger Tiefe. Dazu wird ein mit Hartstahl oder Diamantkronen bewehrtes Seil über mehrere Umlenkrollen geführt und um das zu sägende Bauteil geführt. Das Seil wird beim Sägen durch Wasser gekühlt. Seilsägen erfordern eine aufwändige Vorbereitung. Die Seillänge muss dem jeweiligen Schnitt angepasst werden. Je nach Schnitt und Seilführung müssen diverse Umlenkrollen fest montiert werden. Da sich beim Schneiden die erforderliche Länge des Seils kontinuierlich verkürzt muss es durch Verschieben der Antriebsrolle (oder einer Umlenkrolle)

7 8

10 11 12 13 14 15 16

488

8 Baumaschinen

ständig nachgespannt werden. Der Arbeitsbereich ist weiträumig abzusperren, da das Seil bei ungleichmäßigem Nachspannen aus der Führung springen kann. Es besteht dann eine hohe Verletzungsgefahr. Beispiele für Kernbohrgeräte und Sägen in Abb. 8.73 bis 8.75

Abb. 8.73  Bohrgerät (CAT/ Zeppelin)

  Abb. 8.74  Wandsäge (Hilti)

  Abb. 8.75  Seilsäge (Dia-G)

8.6.3 Sprengungen 8.6.3.1 Explosionssprengen Explosionssprengungen ermöglichen den Rückbau nahezu aller baulichen Anlagen. Für die Planung und Durchführung von derartigen Sprengungsmaßnahmen sind Fachplaner und Fachfirmen hinzuzuziehen. Die Vorteile der relativ geringen Rückbauzeit und der vergleichsweise geringen Kosten bieten Explosionssprengungen insbesondere: • bei sehr hohen Bauwerken, • bei schwer zugänglichen Verhältnissen, • wenn keine Selektion des Schutts erfolgen soll. Nachteile der Explosionssprengungen sind: • hohe Staub- und Lärmemissionen, • Erschütterungen, • gefährdete Nachbarbebauung muss geschützt werden.

8.6.3.2 Hydraulische Spaltgeräte Hydraulische Spaltgeräte ermöglichen es, Beton- und Stahlbetonbauteile erschütterungsfrei aufzusprengen. Je nach Ausbildung der Geräte unterscheidet man: • hydraulische Pressen, • Sprengschläuche,

8.6 Rückbaugeräte

489

• Sprengleisten, • hydraulische Spaltgeräte. Die Vorteile dieses Verfahrens sind: • keine Erschütterungen, • keine Gefährdung von Nachbarbebauungen, • geringe Staub- und Lärmemissionen. Nachteile des hydraulischen Sprengens sind: • Häufig ist das Herstellen einer Kernbohrung zum Einführen des Werkzeuges erforderlich. • Arbeitszeitintensiv und somit auch kostenintensiv. Sinnvolle Einsatzbereiche liegen beim selektiven Rückbau einzelner Bauteile, im Bereich von erschütterungs-, staub- oder lärmempfindlichen Anlagen (z. B. in Gebäuden).

8.6.3.3 Quellsprengstoffe Quellsprengstoffe werden in flüssiger Form oder als Granulat in die Sprenglöcher gefüllt. Dort reagieren sie (häufig durch Wasserzugabe) und Erhärten. Dabei tritt eine Volumenvergrößerung ein die zur Sprengung des Bauteils führt. Die wesentlichen Vorteile von Quellsprengungen sind: • • • • • •

kostengünstig, erschütterungsfrei, keine nennenswerten Staub- oder Lärmemissionen, Sprengstoff in der Regel nicht als Gefahrenstoff eingestuft, vergleichsweise einfache Handhabung, auch für Unterwassersprengungen möglich.

Nachteile dieses Verfahrens: • Exakter Zeitpunkt der Sprengung kann nicht bestimmt werden, dies kann zu mehreren Stunden Baustillstand führen.

8.6.4 Mobile Brecheranlagen Mobile Brecheranlagen dienen zur Zerkleinerung und selektiven Trennung von Bauschutt auf der Baustelle (siehe Tab. 8.67 und Abb. 8.76). Mobile Anlagen verfügen meist über einen Backenbrecher. Alternativ werden Prallbrecher, Kegelbrecher und Schredder verwendet. Die meisten Anlagen sind mit Magnetabscheidern ausgerüstet, um Stahlteile aus dem Bauschutt zu filtern. Zusätzlich können verschiedene Siebe das Brechgut in unterschiedliche Kornfraktionen trennen. Beim Betrieb verursachen Brecheranlagen abhängig vom Brechgut erhebliche Lärmund Staubemissionen.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

490

8 Baumaschinen

Abb. 8.76  Mobile Brecheranlage (Komatsu) Tab. 8.67  Beispiele für mobile Brecheranlagen Hersteller/Typ

Leistung in kW

Brechleistung bis ca. in t/h

Transportgewicht in t

Komatsu BR380JG-3 (Backenbrecher) Sandvik QH332 (Kegelbrecher) Kleemann MCO 90(i) EVO2 (Kegelbrecher) Kleemann MC 110i EVO2 (Backenbrecher) Kleemann MC140 PRO (Backenbrecher)

159

240

  35,3

261

220

  36,4

287

270

  46,5

240

400

  42,5

438

750

160

8.7 Baustelleneinrichtung (Bemessung der Elemente)

8.7.1 Vorschriften Verordnung über Arbeitsstätten (Arbeitsstättenverordnung – ArbStättV) Technische Regeln für Arbeitsstätten (Arbeitsstättenrichtlinien – ASR)

8.7.2 Sozialeinrichtungen 8.7.2.1 Sanitärräume Sanitärräume sind Umkleide‑, Wasch- und Toilettenräume. Sanitärraume können auf Baustellen in Form von Baustellenwagen, absetzbaren Baustellenwagen und Containern bereit-

8.7 Baustelleneinrichtung

491

gestellt werden oder, wenn möglich, in vorhandenen Gebäuden außerhalb der Baustelle, genutzt werden. Dabei gilt:

1

• lichte Höhe mindestens 2,30 m, • vor Toiletten- oder Duschkabinen ist ausreichend Platz für das Ablegen der PSA vorzusehen, • Toilettenräume müssen zweimal wöchentlich gereinigt werden, • Toiletten und mobile, anschlussfreie Toilettenkabinen sollen täglich gereinigt werden, • ≤ 21 Beschäftigte: zeitlich getrennte Nutzung derselben Sanitärräume für weibliche und männliche Beschäftigte, • bei mehr als sechs Beschäftigten je Geschlecht sind getrennte Sanitärräume erforderlich, • Lufttemperatur von 18 °C mit Sicherstellung, dass während der Nutzung 21 °C erreicht werden können.

2

Toiletten Sind über einen zusammenhängenden Zeitraum von mehr als zwei Wochen, mehr als zehn Beschäftigte auf einer Baustelle gleichzeitig tätig, sind Toilettenräume bereit zu stellen. Anschlussfreie Toilettenkabinen sollten über eine integrierte Handwaschgelegenheit verfügen und im Zeitraum von 15.10. bis 30.04. beheizbar sein. Diese sollten nicht mehr als 100 m entfernt sein oder binnen 5 min (zu Fuß oder mit betrieblich zur Verfügung gestellten Verkehrsmitteln) erreichbar sein. Zur Reduzierung der Wege und der zugehörigen Leerlaufzeiten sollten mobile WC-Kabinen direkt in der Nähe der Arbeitsstelle aufgestellt werden.

6

Waschräume Sind über einen zusammenhängenden Zeitraum von mehr als zwei Wochen, mehr als zehn Beschäftigte auf einer Baustelle gleichzeitig tätig, sind Waschräume in der Nähe der Pausen- und Bereitschaftsräume zur Verfügung zu stellen. Der Weg zum Waschraum kann durchs Freie führen, wenn er gegen Sicht- und Witterungseinflüsse geschützt, ausgebildet wird. Darauf kann verzichtet werden, wenn die Beschäftigten von der Baustelle täglich in Betriebsgebäude mit Sanitärräumen oder in Verbindung mit der Baustelle stehende Unterkünfte zurückkehren (siehe Tab. 8.68). Generell gilt für männliche Beschäftigte: 1/3 als Toiletten, der Rest als Urinale. Umkleideräume Auf Umkleideräume kann verzichtet werden, wenn in den Pausenräumen Möglichkeit zum Wechseln der Kleidung und separate Aufbewahrung von Arbeitskleidung und persönlicher Kleidung gegeben ist.

8.7.2.2 Pausenräume Pausenräume sind allseits umschlossene Räume, die der Erholung oder dem Aufenthalt während der Pause oder bei Arbeitsunterbrechung dienen. Pausenräume können auf Baustellen in Form von Baustellenwagen, absetzbaren Baustellenwagen oder Containern bereitgestellt werden oder in vorhandenen Gebäuden genutzt werden. Pausenräume müssen

3 4 5

7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

492

8 Baumaschinen

Tab. 8.68  Mindestanzahl Sanitäreinrichtungen Maximale Anzahl der Beschäftigten

Mindestanzahl Waschplätze

Duschplätze

  0 bis 5   1   0   6 bis 10   2   0 11 bis 20   3   1 21 bis 30   5   1 31 bis 40   7   2 41 bis 50   9   2 51 bis 75  12   3 76 bis 100  14   4 Je weitere 30 +3 +1 a  Für männliche Beschäftigte wird zuzüglich ein Urinal empfohlen.

Toiletten/Urinale   1a   1a   2   3   4   5   6   7 +1

bereitgestellt werden ab fünf Beschäftigte, die über einen Zeitraum länger als eine Woche gleichzeitig arbeiten. Dabei gilt • lichte Höhe von 2,30 m, • mindestens 6,00 m2 oder 1,00 m2 pro gleichzeitig anwesenden Benutzer, • Lufttemperatur von 18 °C mit Sicherstellung, dass während der Nutzung 21 °C erreicht werden können, • durchschnittlicher Schalldruckpegel von 55 dB(A), • je gleichzeitig anwesenden Benutzer: Sitzgelegenheit, Tisch, Schrank, • Möglichkeit der getrennten Aufbewahrung von Arbeits‑/Schutzkleidung sowie Straßenkleidung sofern der Pausenraum als Umkleide dient • benutzerunabhängiges Inventar: Kochnische, Kühlschrank, Abfallbehälter, Windfang.

8.7.2.3 Unterkünfte Unterkünfte sind Räume, die den Beschäftigten zu Wohnzwecken in der Freizeit dienen. Unterkünfte können auf Baustellen in Form von Baracken, Wohncontainern (Abb. 8.77), Wohnwagen und anderen Raumzellen bereitgestellt werden. Es besteht keine Bereitstellung zur Unterkunft, wenn die Beschäftigten sich selbst eine Unterkunft beschaffen und der damit verbundene Mehraufwand vom Arbeitgeber ausgeglichen wird. Unterkünfte sind bereitzustellen, wenn folgende Punkte notwendig sind/zutreffen: • • • •

Sicherstellung des Betriebs durch Bereitschaftsdienste (z. B. Druckluftbaustellen), technologisch bedingte verkürzte oder lange Arbeitszeiten oder kurze Schichtwechsel, unzumutbarer Zeitbedarf für tägliche Heimfahrt oder nicht mehr ausreichende Ruhezeit, Baustelle nicht mit gewöhnlichen öffentlichen oder privaten Verkehrsmitteln erreichbar.

Dabei gilt: • lichte Höhe 2,50 m, • mindestens 8,00 m2 pro Bewohner,

8.7 Baustelleneinrichtung

493

1 2 3 4 5 6 Abb. 8.77  Beispiele für die vorschriftsmäßige Einrichtung eines Normcontainers

• mindestens ein Aufenthaltsraum, wenn mehr als 4 Bewohner länger als eine Woche untergebracht werden, • Lufttemperatur von 18 °C mit Sicherstellung, dass während der Nutzung 21 °C erreicht werden können und frei belüftbar sein, • Bei männlichen und weiblichen Bewohnern müssen Voraussetzungen für eine getrennte Unterbringung gegeben sein. • Bei Schichtbetrieb müssen für die Unterbringung der Beschäftigten verschiedener Schichten getrennte Schlafbereiche zur Verfügung stehen • Ausstattung je Bewohner: eigenes (Stock‑)Bett, Sitzgelegenheit, Tisch, abschließbarer Schrank, Steckdosen, Beleuchtung, • außerdem gibt es Anforderungen an: Feuerlöscheinrichtungen, Erste-Hilfe-Einrichtungen, Verpflegungsmöglichkeiten, Waschmöglichkeit von Kleidung, Brandschutzordnung sowie Alarmplan sichtbar anbringen, Reinigungsplan, Unterweisung der Bewohner vornehmen und dokumentieren • direkter Zugang zum öffentlichen Verkehrsraum, außerdem muss die Unterkunft für Feuerwehr und Rettungswagen leicht erreichbar sein

8.7.3 Sicherungsmaßnahmen 8.7.3.1 Erste-Hilfe Erste Hilfe umfasst medizinische, organisatorische und betreuende Maßnahmen an Verletzten oder Erkrankten. Erste-Hilfe-Räume sind speziell vorgesehene Räume, in denen

7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

494

8 Baumaschinen

Tab. 8.69  Mittel zur Erste Hilfe und Erste-Hilfe-Räume Anzahl der Beschäftigten

Kleiner

Großera

Verbandskasten

  1 bis 10 1 – 11 bis 50 –   1 51 bis 100 –   2 Je weitere 50 – +1 a  Ein großer Verbandskasten entspricht zwei kleinen Verbandskästen.

Erste-Hilfe-Raum oder vergleichbare Einrichtung – – Erforderlich –

bei einem Unfall Erste Hilfe oder die ärztliche Erstversorgung durchgeführt werden kann. Vergleichbare Einrichtungen sind z. B. Erste-Hilfe-Container oder vom übrigen Raum abgetrennte Bereiche (siehe Tab. 8.69). Je nach Gefährdungsbeurteilung hat der Arbeitgeber weitere Mittel oder Einrichtungen zur Ersten Hilfe bereitzustellen. Grundsätzlich müssen Meldeeinrichtungen zur Ersten Hilfe entsprechend der Gefährdungsbeurteilung vorgehalten werden und ständig zugänglich sein. Der Erste-Hilfe-Container ist so zu platzieren, dass die Erreichbarkeit für die Erstversorgung von verletzten und/oder erkrankten Beschäftigten durch geeignete Rettungstransportmittel jederzeit sichergestellt und der Weitertransport gewährleistet ist.

8.7.3.2 Maßnahmen gegen Brände, Rettungs- und Fluchtwege Generell sind stationäre Baustelleneinrichtungen, also solche wie Baubüros, Werkstätten oder soziale Einrichtungen, mit Feuerlöschern der entsprechenden Brandklasse auszustatten. Baustellen mit besonderer Gefährdung (Untertagebaustelle, Hochhausbau) erfordern zusätzliche Maßnahmen gegen Brände. Dies gilt ebenfalls für Arbeiten mit Brandgefährdung (Schweißen, Flammarbeiten usw.). Sind auf einer Baustelle Beschäftigte mehrerer Arbeitgeber tätig, haben sich die Arbeitgeber bei der Festlegung von Fluchtwegen unter Berücksichtigung der Hinweise des bestellten. SiGe-Koordinators abzustimmen. Dabei müssen sie an die ständig wechselnden Bedingungen angepasst, entsprechend vor Ort umgesetzt (Kennzeichnung der Fluchtwege) und den Beschäftigten umgehend mitgeteilt werden. Die lichten Breiten für Fluchtwege sind von der Anzahl der Personen abhängig, die diesen Fluchtweg im Notfall benutzen (siehe Tab. 8.70). Tab. 8.70 Fluchtwegbreiten Anzahl der Personen (Einzugsgebiet)

Lichte Breite in m

bis 5 bis 20 bis 200 bis 300 bis 400

0,90 1,00 1,20 1,80 2,40

495

8.7 Baustelleneinrichtung Tab. 8.71  Mindestwerte für Beleuchtung am Arbeitsplatz Arbeitsbereiche, Arbeitsplätze, Tätigkeiten auf Baustellen

lxa

Allgemeine Beleuchtung, Verkehrswege Grobe Tätigkeiten, z. B.: Erdarbeiten, Hilfs- und Lagerarbeiten, Transport, Verlegen von Entwässerungsrohren Normale Tätigkeiten, z. B.: Montage von Fertigteilen, einfache Bewehrungsarbeiten, Schalungsarbeiten, Stahlbeton- und Mauerarbeiten, Installationsarbeiten, Arbeiten im Tunnel Feine Tätigkeiten, z. B.: anspruchsvolle Montagen, Oberflächenbearbeitung, Verbindung von Tragwerkselementen Pausen- und Aufenthaltsräume, Wasch- und Umkleideräume Erste-Hilfe-Räume a  1 lx entspricht der Lichtquelle einer Kerze aus ca. 1 m Entfernung.

  20   50 100

1 2

200

3

500

4

8.7.3.3 Beleuchtung/Sicherheitsbeleuchtung Die Mindestwerte für die Beleuchtungsstärken auf Baustellen können aus Tab. 8.71 entnommen werden. Sicherheitsbeleuchtung ist eine Beleuchtung, die zur Verhütung von Unfällen dient, die durch den Ausfall der künstlichen Allgemeinbeleuchtung entstehen könnten. Für die Sicherheitsbeleuchtung auf Baustellen gilt, sofern das einfallende Tageslicht eine Mindestbeleuchtungsstärke von einem Lux gewährleistet, dass keine zusätzliche Beleuchtung angebracht werden muss, auch nicht z. B. in Kellerräumen oder Tiefgaragen. Bei Baustellen unter Tage ist eine Sicherheitsbeleuchtung von 15 Lux erforderlich.

8.7.4 Verkehrswege Verkehrswege sind für den Fußgänger- und Fahrzeugverkehr (personengesteuert oder automatisiert) oder für die Kombination aus beiden bestimmte Bereiche auf dem Gelände einer Baustelle (siehe Abb. 8.78). Dabei gilt für den Personenverkehr: • Sicherheitsabstände zu Böschungen o. Ä. gemäß DIN 4124, • Bei mehr als 1,00 m Absturzhöhe ist ein Seitenschutz mit Geländer- und mindestens einem Zwischenholm notwendig. • Laufstege mindestens 0,50 m Breite, wenn steiler 1:5 mit Trittleisten ausbilden, • lichte Breite von Verkehrswegen für Fußgänger (aF) 0,60 m (Abweichungen für Tunnelund Stollenbaustellen), • Lichte Höhe von 2,00 m darf aus baulichen Gegebenheiten unterschritten werden. Dabei gilt für den Fahrzeugverkehr, bzw. für eine Kombination aus beiden: • Lichte Höhe von 2,00 m darf aus baulichen Gegebenheiten unterschritten werden. • Mindestbreiten für den Fahrzeugverkehr errechnen sich aus der Breite des Transportmittels bzw. des Ladegutes (aT), des Randzuschlags (Z1) und des Begegnungszuschlags (Z2). • Z1 und Z2 sind abhängig von der Fahrgeschwindigkeit und der Kombination von Fußgänger- und Fahrzeugverkehr. • Bei einer Geschwindigkeit > 20 km/h sind Z1 und Z2 generell breiter anzusetzen.

5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

496

8 Baumaschinen

Abb. 8.78  Verkehrswegebreiten und Sicherheitszuschläge (ARS 1.8 – Verkehrswege)

8.7.5 Stromversorgung 8.7.5.1 Vorschriften • • • •

VDE-Vorschriften Unfallverhütungsvorschriften (UVV, VBG) Technische Anschlussbedingungen (TAB) der Energieversorgungsunternehmen (EVU)

8.7.5.2 • • • • • •

Begriffe und Gesetze

Stromstärke Spannung Widerstand Ohm‘sches Gesetz Arbeit Leistung

I [A] U [V] R [Ώ] U = R · I [V] W = U · I · t [Wh] P = U · I [W]

497

8.7 Baustelleneinrichtung

8.7.5.3 Dimensionierung Zur Dimensionierung des Stromanschlusses ist ein Fachmann (Elektriker) hinzuzuziehen. Dieser ist ebenfalls mit dem Aufbau und der regelmäßigen Wartung und Prüfung der Anschluss- und Verteilerkästen gemäß den geltenden Vorschriften (in der Regel monatlich) zu beauftragen. Es sind unterschriebene Wartungsprotokolle zu erstellen und auf der Baustelle vorzuhalten. Darüber hinaus sind alle Strom führenden Teile regelmäßig auf Mängel oder Schäden zu prüfen und ggf. auszutauschen. Hierfür sind sowohl die Benutzer der Geräte als auch der Polier und Bauleiter verantwortlich. Unfälle mit Baustrom sind die häufigste Todesursache auf deutschen Baustellen.

8.7.6.1 Bedarfsermittlung Je Arbeiter bei Tagesunterkunft 25 bis 40 l/Tag Je Arbeiter bei Wohnlager 50 bis 80 l/Tag Betonherstellung 120 bis 180 l/m3 Kleinbedarf 5 bis 10 m3/Tag

Q=

   d2 v 4

Durchfließmenge [l/s] Nenndurchmesser des Rohres [dm] Fließgeschwindigkeit [dm/s]

6 7

9

11 r

2p 4Q  Q Œdm 8  5

d = 40 · Q [mm], wobei Q in l/s als Wert einzusetzen ist. Siehe auch Abb. 8.79. y = Schüttwinkel, der Zuschlagstoffe ~ 30 bis 40°

4

10

Bei einer normalen v ≈ 0,8 m/s ist d=

3

8

8.7.6.2 Leitungsbemessung

Q d v

2

5

8.7.6 Wasserversorgung

• • • •

1

α = Öffnungswinkel des Zuteilsterns (Für Vollkreis α = 2π = 360°; Für Halbkreis α = π = 180°)

12 13 14 15 16

498

8 Baumaschinen

Abb. 8.79  Wasserversorgung: Leistung von Wasserrohrquerschnitten

Literatur Handbuch BML. Hrsg. Bundesausschuß Leistungslohn Bau, Fachgruppe Erdbau Frankfurt: Zeittechnik-Verlag, 1983 Dressel, G.: Arbeitstechnische Merkblätter für den Baubetrieb (atm). Stuttgart, 1982 Weiterführende Literatur BGL, Baugeräteliste 2020, Hrsg. Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. Berlin, Bauverlag Wiesbaden und Berlin, 2020 Hüster, F.: Leistungsberechnung der Baumaschinen. Düsseldorf: Werner-Verlag, 1997 König, H.: Maschinen im Baubetrieb. Springer Vieweg, 4. Aufl. 2014 Proporowitz, A.: Baubetrieb-Bauverfahren. Hanser-Verlag, 2008

9

Boden, Baugrube, Verbau

9

Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Bernd Ulke

Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Symbolverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.1 Boden und Baugrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.1.1 Baugrunderkundungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.1.2 Bodenkennwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.1.3 Bodenklassifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.1.4 Die wichtigsten bodenmechanischen Feldversuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.2 Spannungen und Verformungen im Boden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.2.1 Spannungsausbreitung im Boden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.2.2 Verformungen im Boden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.2.3 Vereinfachte Nachweise für den aufnehmbaren Sohldruck nach DIN 1054:2021-04 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.3 Erddruck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.3.1 Indizes zur Bezeichnung des Erddrucks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.3.2 Berechnung des Erddrucks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.4 Böschungen und Baugruben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.4.1 Berechnung des Volumens einer geböschten Baugrube . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.4.2 Böschungen von Baugruben und Gräben nach DIN 4124:2012-01 . . . . . . . .   9.4.3 Vereinfachte Bemessungsverfahren für Böschungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.4.4 Kostenkenn- und Aufwandswerte für geböschte Baugruben . . . . . . . . . . . . . .  

501 501 506 506 513 520 529 538 538 540 543 551 552 554 577 578 579 582 584

B. Ulke ( ) Aachen, Deutschland [email protected] © Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2024 T. Krause, B. Ulke, M. Ferger (Hrsg.), Zahlentafeln für den Baubetrieb, https://doi.org/10.1007/978-3-658-41330-9_9

499

500

9  Boden, Baugrube, Verbau

9.5 Verbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.5.1 Waagerechter und senkrechter Grabenverbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.5.2 Grabenverbaugeräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.5.3 Spundwandverbau nach DIN EN 12063:1999-05 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.5.4 Trägerbohlwandverbau nach DIN 4124:2012-01 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.5.5 Massive Verbauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.6 Sicherung bestehender Gebäudeim Bereich von Ausschachtungen, Gründungen und Unterfangungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.6.1 Grundsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.6.2 Ausschachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.6.3 Gründungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.6.4 Unterfangungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.7 Wasserhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.7.1 Arten der Wasserhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.7.2 Offene Wasserhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.7.3 Geschlossene Wasserhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.7.4 Horizontale Wasserfassungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9.7.5 Filter und Dränung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  

586 589 589 592 598 604 621 621 623 625 626 632 632 636 640 648 648 657

Symbolverzeichnis 

501

Abkürzungsverzeichnis ATV Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen AVR Abschreibung, Verzinsung, Reparaturkosten BGL Baugeräteliste BGS Baugrubensohle BS-A Bemessungssituation für außergewöhnliche Situationen (accidental) BS-P Bemessungssituation für ständige Situationen (persistent) BS-T Bemessungssituation für vorübergehende Situationen (transient) BKI Baukosteninformationszentrum Deutscher Architektenkam-mern GmbH CEM Zement CPT Drucksonde DPH Schwere Rammsonde DPM Mittelschwere Rammsondierung DIN Deutsches Institut für Normung e. V. DN Nennweite (innerer Durchmesser eines Rohres/Leitung) EAB Empfehlungen des Arbeitskreises „Baugruben“ EAU Empfehlungen des Arbeitsausschusses „Ufereinfassungen“ EN Europäische Norm EP Einheitspreis ISO Internationale Organisation für Normung GK Geotechnische Kategorie GW Grundwasser KS Kalksandstein MG Mörtelgruppe PE Polyethylen PP Polypropylen PU Polyurethan PVC Polyvinylchlorid RDK Rohdichteklasse SFK Steindruckfestigkeitsklasse SLS Serviceability Limit State (Grenzzustand der Gebrauchstaug-lichkeit) SPT Standardsonde ULS Ultimate Limit State (Grenzzustand der Tragfähigkeit) VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen ZTV E-StB Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Erdarbeiten im Straßenbau

Symbolverzeichnis α Wandneigungswinkel b Breite β Geländeneigungswinkel c Kohäsion

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

502

cu Scherfestigkeit Cc Krümmungszahl CU Ungleichförmigkeitszahl δ Wandreibungswinkel d Korndurchmesser D Lagerungsdichte oder Durchmesser DPr Proctordichte e Ausmitte E Elastizitätsmodul E s Steifemodul Ev Verformungsmodul G Grundfläche h Höhe ϑ Gleitflächenneigungswinkel k Durchlässigkeitsbeiwert IC Konsistenzzahl IL Liquiditätszahl IP Plastizitätszahl γ Wichte des feuchten Bodens γ r Wichte des wassergesättigten Bodens γ´ Boden unter Auftrieb m Masse n Porenanteil φ Reibungswinkel p Auflast pw Wasserdruck qc Spitzenwiderstand einaxiale Druckfestigkeit qu ρd Trockendichte ρPr Proctordichte σ Spannung s Setzung t Zeit T Transmissivität U Ungleichförmigkeitszahl V Volumen w Wassergehalt wl Fließgrenze wopt optimaler Wassergehalt wp Ausrollgrenze z Tiefe

9  Boden, Baugrube, Verbau

503

Verzeichnis der relevanten DIN-Normen 

Verzeichnis der relevanten DIN-Normen

1

Tab. 9.1  Verzeichnis der relevanten DIN-Normen Name des Dokuments

Nr. des Dokuments

Ausgabedatum

Titel des Dokuments

DIN

  1054

2021-04

DIN DIN

  1055-2   4017

2010-11 2006-03

DIN DIN

  4019   4020

2015-05 2010-12

DIN

  4023

2006-02

DIN DIN DIN DIN

  4084   4084/A1   4085   4093

2009-01 2017-08 2017-08 2015-11

DIN DIN

  4095   4123

1990-06 2013-04

DIN

  4124

2012-01

DIN DIN

  4126   4127

2013-09 2014-02

DIN

18121-2

2020-11

DIN

18124

2019-02

DIN

18125-2

2020-11

DIN

18126

1996-11

DIN

18127

2012-09

DIN

18130-2

2015-08

DIN

18134

2012-04

DIN

18137-1

2010-07

DIN

18141-1

2014-05

DIN

18196

2011-05

DIN DIN DIN

18300 18301 18303

2019-09 2019-09 2016-09

Baugrund – Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau – Ergänzende Regelungen zu DIN EN 1997-1 Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 2: Bodenkenngrößen Berechnung des Grundbruchwiderstands von Flachgründungen Baugrund – Setzungsberechnungen Geotechnische Untersuchungen für bautechnische Zwecke – Ergänzende Regelungen zu DIN EN 1997-2 Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Zeichnerische Darstellung der Ergebnisse von Bohrungen und sonstigen direkten Aufschlüssen Baugrund – Geländebruchberechnungen Baugrund – Geländebruchberechnungen, Änderung 1 Baugrund – Berechnung des Erddrucks Bemessung von verfestigten Bodenkörpern – Hergestellt mit Düsenstrahl‑, Deep-Mixing- oder Injektions-Verfahren Baugrund – Dränung zum Schutz baulicher Anlagen Ausschachtungen, Gründungen und Unterfangungen im Bereich bestehender Gebäude Baugruben und Gräben – Böschungen, Verbau, Arbeitsraumbreiten Nachweis der Standsicherheit von Schlitzwänden Erd- und Grundbau – Prüfverfahren für Stützflüssigkeiten im Schlitzwandbau und für deren Ausgangsstoffe Baugrund, Untersuchung von Bodenproben – Wassergehalt – Teil 2: Bestimmung durch Schnellverfahren Baugrund, Untersuchung von Bodenproben – Bestimmung der Korndichte – Weithalspyknometer Baugrund, Untersuchung von Bodenproben – Bestimmung der Dichte des Bodens – Teil 2: Feldversuche Baugrund, Untersuchung von Bodenproben – Bestimmung der Dichte nichtbindiger Böden bei lockerster und dichtester Lagerung Baugrund, Untersuchung von Bodenproben – Proctorversuch Baugrund, Untersuchung von Bodenproben – Bestimmung des Wasserdurchlässigkeitsbeiwerts – Teil 2: Feldversuche Baugrund – Versuche und Versuchsgeräte – Plattendruckversuch Baugrund, Untersuchung von Bodenproben – Bestimmung der Scherfestigkeit – Teil 1: Begriffe und grundsätzliche Versuchsbedingungen Baugrund – Untersuchung von Gesteinsproben – Teil 1: Bestimmung der einaxialen Druckfestigkeit Erd- und Grundbau – Bodenklassifikation für bautechnische Zwecke ATV – Erdarbeiten ATV – Bohrarbeiten ATV – Verbauarbeiten

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504

9  Boden, Baugrube, Verbau

Tab. 9.1  (Fortsetzung) Name des Dokuments

Nr. des Dokuments

Ausgabedatum

Titel des Dokuments

DIN DIN DIN DIN DIN DIN EN DIN EN DIN EN

18305 18308 18309 18313 18321   1536   1538   1997-1

2019-09 2019-09 2019-09 2019-09 2019-09 2015-10 2015-10 2014-03

DIN EN

  1997-2

2010-10

DIN EN

  1997-2/NA

2010-12

DIN EN DIN EN DIN EN

12063 12715 12716

1999-05 2021-01 2019-03

DIN EN DIN EN

13331-1 13331-2

2002-11 2002-11

DIN EN ISO

14688-1

2020-11

DIN EN ISO

14688-2

2020-11

DIN EN ISO

14689

2018-05

DIN EN ISO

17892-1

2015-03

DIN EN ISO

17892-2

2015-03

DIN EN ISO

17892-3

2016-07

DIN EN ISO

17892-4

2017-04

DIN EN ISO

17892-5

2017-08

DIN EN ISO

17892-6

2017-07

DIN EN ISO

17892-7

2018-05

DIN EN ISO

17892-8

2018-07

ATV – Wasserhaltungsarbeiten ATV – Drän- und Versickerarbeiten ATV – Einpressarbeiten ATV – Schlitzwandarbeiten mit stützenden Flüssigkeiten ATV – Düsenstrahlarbeiten Ausführung von Arbeiten im Spezialtiefbau – Bohrpfähle Ausführung von Arbeiten im Spezialtiefbau – Schlitzwände Eurocode 7 – Entwurf, Berechnung und Bemessung in der Geotechnik – Teil 1: Allgemeine Regeln Eurocode 7 – Entwurf Berechnung und Bemessung in der Geotechnik – Teil 2: Erkundung und Untersuchung des Baugrunds Nationaler Anhang - Eurocode 7 – Entwurf Berechnung und Bemessung in der Geotechnik – Teil 2: Erkundung und Untersuchung des Baugrunds Spundwandkonstruktionen Ausführung von Arbeiten im Spezialtiefbau – Injektionen Ausführung von Arbeiten im Spezialtiefbau – Düsenstrahlverfahren Grabenverbaugeräte – Teil 1: Produktfestlegungen Grabenverbaugeräte – Teil 2: Nachweis durch Berechnung oder Prüfung Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Boden – Teil 1: Benennung und Beschreibung Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Boden – Teil 2: Grundlagen für Bodenklassifizierungen Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Fels Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Laborversuche an Bodenproben – Teil 1: Bestimmung des Wassergehalts Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Laborversuche an Bodenproben – Teil 2: Bestimmung der Dichte des Bodens Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Laborversuche an Bodenproben – Teil 3: Bestimmung der Korndichte Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Laborversuche an Bodenproben – Teil 4: Bestimmung der Korngrößenverteilung Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Laborversuche an Bodenproben – Teil 5: Ödometerversuch mit stufenweiser Belastung Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Laborversuche an Bodenproben – Teil 6: Fallkegelversuch Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Laborversuche an Bodenproben – Teil 7: Einaxialer Druckversuch Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Laborversuche an Bodenproben – Teil 8: Unkonsolidierter undränierter Triaxialversuch

505

Verzeichnis der relevanten DIN-Normen  Tab. 9.1  (Fortsetzung) Name des Dokuments

Nr. des Dokuments

Ausgabedatum

Titel des Dokuments

DIN EN ISO

17892-9

2018-07

DIN EN ISO

17892-10

2019-04

DIN EN ISO

17892-11

2021-03

DIN EN ISO

17892-12

2015-03

DIN EN ISO

18674-1

2015-09

DIN EN ISO

18674-2

2017-03

DIN EN ISO

18674-3

2020-06

DIN EN ISO

18674-4

2020-10

DIN EN ISO

18674-5

2020-02

DIN EN ISO

22282-1

2012-09

DIN EN ISO

22282-2

2012-09

DIN EN ISO

22282-3

2012-09

DIN EN ISO

22282-4

2012-09

DIN EN ISO

22282-5

2012-09

DIN EN ISO

22282-6

2012-09

DIN EN ISO

22475-1

2007-01

DIN EN ISO

22476-1

2013-10

DIN EN ISO

22476-2

2012-03

DIN EN ISO

22476-3

2012-03

DIN EN ISO

22476-4

2013-03

Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Laborversuche an Bodenproben – Teil 9: Konsolidierte triaxiale Kompressionsversuche an wassergesättigten Böden Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Laborversuche an Bodenproben – Teil 10: Direkte Scherversuche Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Laborversuche an Bodenproben – Teil 11: Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Laborversuche an Bodenproben – Teil 12: Bestimmung der Fließund Ausrollgrenzen Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Geotechnische Messungen – Teil 1: Allgemeine Regeln Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Geotechnische Messungen – Teil 2: Verschiebungsmessungen entlang einer Messlinie: Extensometer Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Geotechnische Messungen – Teil 3: Verschiebungsmessungen quer zu einer Messlinie: Inklinometer Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Geotechnische Messungen – Teil 4: Porenwasserdruckmessungen: Piezometer Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Geotechnische Messungen – Teil 5: Spannungsänderungsmessungen mittels Druckmessdosen Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Geohydraulische Versuche – Teil 1: Allgemeine Regeln Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Geohydraulische Versuche – Teil 2: Wasserdurchlässigkeitsversuche in einem Bohrloch unter Anwendung offener Systeme Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Geohydraulische Versuche – Teil 3: Wasserdruckversuche in Fels Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Geohydraulische Versuche – Teil 4: Pumpversuche Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Geohydraulische Versuche – Teil 5: Infiltrometerversuche Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Geohydraulische Versuche – Teil 6: Wasserdurchlässigkeitsversuche im Bohrloch unter Anwendung geschlossener Systeme Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Probenentnahmeverfahren und Grundwassermessungen – Teil 1: Technische Grundlagen der Ausführung Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Felduntersuchungen – Teil 1: Drucksondierungen mit elektrischen Messwertaufnehmern und Messeinrichtungen für den Porenwasserdruck Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Felduntersuchungen – Teil 2: Rammsondierungen Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Felduntersuchungen – Teil 3: Standard Penetration Test Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Felduntersuchungen – Teil 4: Pressiometerversuch nach Ménard

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

506

9  Boden, Baugrube, Verbau

Tab. 9.1  (Fortsetzung) Name des Dokuments

Nr. des Dokuments

Ausgabedatum

Titel des Dokuments

DIN EN ISO

22476-5

2013-03

DIN EN ISO

22476-6

2018-12

DIN EN ISO

22476-7

2013-03

DIN EN ISO

22476-8

2019-03

DIN EN ISO

22476-9

2021-01

DIN EN ISO

22476-10

2018-03

DIN EN ISO

22476-11

2017-08

DIN EN ISO

22476-12

2009-10

DIN EN ISO

22476-14

2020-08

DIN EN ISO

22476-15

2016-12

Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Felduntersuchungen – Teil 5: Versuch mit dem flexiblen Dilatometer Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Felduntersuchungen – Teil 6: Versuch mit selbstbohrendem Pressiometer Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Felduntersuchungen – Teil 7: Seitendruckversuch Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Felduntersuchungen – Teil 8: Versuch mit dem Verdrängungspressiometer Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Felduntersuchungen – Teil 9: Flügelscherversuche Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Felduntersuchungen – Teil 10: Gewichtssondierung Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Felduntersuchungen – Teil 11: Flachdilatometerversuch Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Felduntersuchungen – Teil 12: Drucksondierungen mit mechanischen Messwertaufnehmern Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Felduntersuchungen – Teil 14: Bohrlochrammsondierung Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Felduntersuchungen – Teil 15: Aufzeichnung der Bohrparameter

9.1

Boden und Baugrund

9.1.1 Baugrunderkundungen Unabhängig vom Bauzustand eines Bauvorhabens werden zu jeder Zeit die geotechnischen Kennwerte des Baugrunds benötigt. Diese Kennwerte werden im Vorfeld durch Baugrunduntersuchungen ermittelt, die die Baugrundverhältnisse mithilfe von Parametern beschreiben. Das geschieht mittels Aufschlüssen, welche zur Ermittlung des Aufbaus des anstehenden Bodens und Fels dienen und auch die Grundwasserverhältnisse offenlegen. Sie sind als Stichproben zu bewerten. Über dazwischen liegende Bereiche können nur Wahrscheinlichkeitsaussagen getroffen werden, ein Baugrundrisiko verbleibt [1]. Im Folgenden werden die wichtigsten Erkundungen in Abhängigkeit der erforderlichen Güteklasse der Proben beschrieben und vorgestellt.1

9.1.1.1 Umfang der Untersuchungen In Abhängigkeit vom Schwierigkeitsgrad eines Bauwerks, der Baugrundverhältnisse und den Wechselwirkungen zur Umgebung ergibt sich der Umfang der erforderlichen Untersuchungen. Dabei wird nach DIN 4020:2010-12 in drei geotechnische Kategorien (GK) unterschieden. Tab. 9.2 gibt einen Überblick über die jeweiligen Kriterien. Anhand dieser 1

Krause et al. 2016.

507

9.1  Boden und Baugrund Tab. 9.2  Geotechnische Kategorien nach DIN 4020:2010-12 Geotechnische Kategorie

Geotechnisches Risiko

Kriterien

Sachverständigeneinsatz

GK 1

Gering

GK 2

Normal

Nur im Zweifelsfall erforderlich Im Regelfall erforderlich

GK 3

Hoch

Es liegen ausreichend Erfahrungswerte zur sicheren Beurteilung aller Fragen vor Grenzzustände sind durch rechnerische Verfahren nachzuweisen oder es liegen keine gesicherten Erkenntnisse über den Baugrund vor Setzungsempfindliche Bauobjekte, schwieriger Baugrund

In jedem Fall erforderlich

Kategorien ergeben sich die notwendigen Untersuchungen des anstehenden Baugrunds. Bei GK 1 müssen alle Mindestanforderungen an die geotechnische Untersuchung eingehalten und folgende Maßnahmen getroffen werden: • Einholen von Informationen über die allgemeinen Baugrundverhältnisse und die örtlichen Bauerfahrungen der Nachbarschaft; • Erkunden der Bodenarten bzw. Gesteinsarten und ihrer Schichtung; • Abschätzen der Grundwasserverhältnisse vor, während und nach der Bauausführung; • Besichtigung der ausgehobenen Baugrube. Bei GK 2 sind direkte Aufschlüsse durchzuführen, die Baugrundkenngrößen müssen versuchstechnisch und/oder mithilfe von Korrelationen bestimmt werden. Ist anhand der Verhältnisse eine Einstufung in GK 3 erfolgt, ist neben den zuvor genannten Punkten zu prüfen, ob weitere Untersuchungen nötig sind, die sich z. B. aus dem Bauwerk, dem Baugrund oder dem Grundwasser ergeben. Bei Einsatz eines Sachverständigen ist dieser bereits zum Zeitpunkt der Grundlagenermittlung oder der Vorplanung einzubeziehen [1]. Um den anstehenden Baugrund einer der drei geotechnischen Kategorien zuordnen zu können, sind in Tab. 9.3 Merkmale aufgelistet. Tab. 9.3 Merkmale zur Einstufung des Baugrunds in die geotechnischen Kategorien nach DIN 4020:2010-12 Geotechnische Kategorie Merkmale GK 1 GK 2 GK 3

Baugrund in waagerechtem oder schwach geneigtem Gelände, der nach gesicherter örtlicher Erfahrung als tragfähig und setzungsarm bekannt ist Durchschnittliche Baugrundverhältnisse, die nicht in GK 1 oder GK 3 fallen Ungewöhnliche oder besonders schwierige Baugrundverhältnisse wie: – geologisch junge Ablagerungen mit regelloser Schichtung bzw. geologisch wechselhafte Formationen; – Böden, die zum Kriechen, Fließen, Quellen oder Schrumpfen neigen; – bindige Böden, bei denen die Restscherfestigkeit maßgebend sein kann; – bindige Böden ohne ausreichende Duktilität, z. B. strukturempfindliche Seetone; – weiche organische und organogene Böden größerer Mächtigkeit – Fels, der zur Auflösung oder zu starkem Zerfall neigt, z. B. Salz, Gips und verschiedene veränderliche feste Gesteine; – Fels, der in Bezug auf das Bauvorhaben ungünstig verlaufende Störungszonen oder Trennflächen enthält; – Bergsenkungsgebiete oder Gebiete mit Erdfällen oder Baugrund mit ungesicherten Hohlräumen; – unkontrolliert geschüttete Auffüllungen

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

508

9  Boden, Baugrube, Verbau

Tab. 9.4  Richtwerte für Abstände von Aufschlusspunkten nach DIN EN 1997-2:2010-10 Art des Bauwerks

Abstände

Hoch- und Industriebauwerke Großflächige Bauwerke Linienbauwerke (Straßen, Eisenbahnen, Kanäle, Rohrleitungen, Deiche, Tunnel, Rückhaltedämme) Sonderbauwerke (z. B. Brücken, Schornsteine, Maschinenfundamente) Staudämme, Wehre

Raster: 15–40 m Raster:  1,5 bAh (Grabenbreite) z ≥ 2 m unter Aushubsohle 0,8 h