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German Pages XVIII, 1062 [1050] Year 2020
Thomas Beschorner Alexander Brink Bettina Hollstein Marc C. Hübscher Olaf Schumann Hrsg.
Wirtschafts- und Unternehmensethik
Wirtschafts- und Unternehmensethik
Thomas Beschorner · Alexander Brink · Bettina Hollstein · Marc C. Hübscher · Olaf Schumann (Hrsg.)
Wirtschafts- und Unternehmensethik
Hrsg. Thomas Beschorner Universität St.Gallen St.Gallen, Schweiz Bettina Hollstein Universität Erfurt Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien Erfurt, Deutschland
Alexander Brink Universität Bayreuth Bayreuth, Deutschland Marc C. Hübscher Hamburg, Deutschland
Olaf Schumann Tübingen, Deutschland
ISBN 978-3-658-16205-4 (eBook) ISBN 978-3-658-16204-7 https://doi.org/10.1007/978-3-658-16205-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany
Inhalt Inhalt
Inhalt
I GELEITWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 II ALLGEMEINE EINLEITUNG Zur Einführung: Entstehungskontext und Grundidee der Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Marc C. Hübscher und Thomas Beschorner III ÖKONOMIE, KULTUR, ETHIK Einleitung zu Teil III: Ökonomie – Kultur – Ethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Thomas Beschorner und Marc C. Hübscher A Ökonomische Theorien Economics, Religion and Happiness . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Lasse Steiner, Lisa Leinert and Bruno S. Frey Der systematische Ort der Moral ist die Ethik! Einige kritische Anmerkungen zur ökonomischen Ethik Karl Homanns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Michael S. Aßländer und Hans G. Nutzinger Karl Homanns Programm einer ökonomischen Ethik. ‚A View From Inside‘ in zehn Thesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Korreferat zum Beitrag von Michael S. Aßländer und Hans G. Nutzinger Ingo Pies Grenzmoral und Grenzen der Moral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Replik auf den Beitrag von Ingo Pies Michael S. Aßländer und Hans G. Nutzinger V
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Inhalt
Normetablierung, Normbefolgung, Normbestimmung. Beobachtungen und Bemerkungen zu Karl Homanns These „Ökonomik – Fortsetzung der Ethik mit anderen Mitteln“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Eilert Herms Ethik = Ethik + Ökonomik = Ökonomik? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 Korreferat zum Beitrag von Eilert Herms Michael Schramm Rückblickendes Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 Replik auf den Beitrag von Michael Schramm Eilert Herms Individualethik oder Institutionenethik: Die Resozialisierung des homo oeconomicus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Peter Weise Individualethik und Institutionenethik! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Korreferat zum Beitrag von Peter Weise Matthias König B Kultur Wirtschaftsphilosophie – Die erweiterte Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 Kurt Röttgers Wirtschaftsphilosophie: Zur Neuorientierung einer Forschungsrichtung . . . . . . 170 Korreferat zum Beitrag von Kurt Röttgers Olaf J. Schumann Postscriptum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 Kurt Röttgers Kulturalistische Wirtschaftsethik. Grundzüge einer Theorie der Anwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Thomas Beschorner Desiderata einer kulturalistischen Wirtschaftsethik. Ein Kommentar zu Thomas Beschorners Forschungsprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 Korreferat zum Beitrag von Thomas Beschorner Matthias Kettner
Inhalt
VII
Kulturalistische Wirtschaftsethik. Grundrisse eines (auch) normativen Programms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 Postscriptum Thomas Beschorner Ethics in the Economy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 Viviana A. Zelizer Organizations, Competition, and Ethics . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 Commentary on the article by Viviana A. Zelizer Diane Vaughan Putting Codes in Perspective . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Commentary on the article by Viviana A. Zelizer Lynn S. Paine Die Theorie des Humankapitals zwischen Kultur und Ökonomie . . . . . . . . . 249 Dieter Thomä Humankapital als Kulturalisierung der Ökonomie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 Korreferat zum Beitrag von Dieter Thomä Matthias Jung Frauen und Arbeit – Der Fähigkeitenansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 Martha C. Nussbaum Der Fähigkeitenansatz als Orientierung für eine feministische Wirtschaftsethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300 Korreferat zum Beitrag von Martha Nussbaum Ulrike Knobloch C Ethik Nachhaltigkeit – ein kulturelles, bisher aber chancenloses Wirtschaftsziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 Klaus Michael Meyer-Abich Pragmatische Physiozentrik oder die Wieder-entdeckung der Kultur . . . . . . . . . . 326 Korreferat zum Beitrag von Klaus Michael Meyer-Abich Werner Theobald Was ist „gute“ sozioökonomische Entwicklung? Eine wirtschaftsethische Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329 Peter Ulrich VII
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Inhalt
„Was ist ‚gute‘ sozioökonomische Entwicklung?“ aus philosophischer und entwicklungspolitischer Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345 Korreferat zum Beitrag von Peter Ulrich Thomas Kesselring Zur Kritik des entwicklungspolitischen Ökonomismus – zehn Jahre danach . . . 358 Replik auf den Beitrag von Thomas Kesselring Peter Ulrich Corporate Human Rights Responsibilities . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 David Weissbrodt Are “Human Rights” the “Business of Business”? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382 Commentary on the article by David Weissbrodt Klaus M. Leisinger Gibt es ein Menschenrecht auf ethische Bildung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389 Gerhard Kruip Ethik oder Moral? Individuelle Verantwortung oder institutionelle Arrangements? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 406 Korreferat zum Beitrag von Gerhard Kruip Gertrud Nunner-Winkler Wir brauchen jeweils beides: Ethik und Moral, individuelle Verantwortung und und moralförderliche Strukturen – eine Antwort auf Gertrud Nunner-Winkler . . . 410 Replik auf den Beitrag von Getrud Nunner-Winkler Gerhard Kruip IV WIRSCHAFTS- UND UNTERNEHMENSETHIK Einleitung zu Teil IV: Wirtschafts- und Unternehmensethik . . . . . . . . . . . . 415 Alexander Brink und Olaf J. Schumann A Ordnungstheorie und Ordnungsethik Ideen des Guten in der integrativen Wirtschaftsethik. Hinführung und Weiterentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 439 Ulrike Knobloch Unter welchen Bedingungen wäre eine Ethik des Guten eine gute Ethik? . . . . . . 452 Korreferat zum Beitrag von Ulrike Knobloch Ingo Pies
Inhalt
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Gerechtigkeit in wirtschaftlicher Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 463 Christofer Frey Gerechtigkeit in der Ökonomik, von außen und innen betrachtet . . . . . . . . . . . . . 483 Korreferat zum Beitrag von Christofer Frey Hans G. Nutzinger Noch einmal: Das Thema der Gerechtigkeit im Blick auf die Ökonomie . . . . . . . 491 Replik auf den Beitrag von Hans G. Nutzinger Christofer Frey Politische Ökonomie, wirtschaftsethisch rekonfiguriert..Funktionale Systemökonomie im Kontext praktischer Sozialökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . 497 Peter Ulrich Normativ vs. normal? Wider eine selbstgenügsame Wirtschaftsethik in der akademischen Nische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 517 Postscriptum Peter Ulrich European Economic Ethics Research. A Diagnosis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521 Adela Cortina Vom Business Case zum Public Case? Der Beitrag privater Selbstregulierung zu Global Governance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 541 Klaus Dieter Wolf und Sandra Schwindenhammer Vom Business Case zum Public Case! Frosch- und Vogelperspektiven zur Global Governance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560 Korreferat zum Beitrag von Klaus Dieter Wolf und Sandra Schwindenhammer Thomas Beschorner Über die „Vogelperspektive“ als interdisziplinäre Klammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 563 Replik auf den Beitrag von Thomas Beschorner Klaus Dieter Wolf und Sandra Schwindenhammer Ist die Ordnungsökonomik zukunftsfähig? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 569 Lars P. Feld und Ekkehard A. Köhler Der normative, methodologische Individualismus. Eine wirtschaftsethische Reflexion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 593 Korreferat zum Beitrag von Lars P. Feld und Ekkehard A. Köhler Bettina Hollstein
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X
Inhalt
B Theorien der Unternehmensethik Business Ethics in the Intercultural and Global Context: A Conceptual Framework . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 599 Georges Enderle Probleme und Möglichkeiten einer globalen Wirtschaftsethik . . . . . . . . . . . . . . . . 619 Korreferat zum Beitrag von Georges Enderle Hans G. Nutzinger Building and Cultivating the Entire Field of Business and Economic Ethics . . . . 622 Postscriptum Georges Enderle The Value-Added Approach to Business Ethics. Ethical Reflections on the Challenges Facing International Businesses in Developing Areas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 627 Frederick Bird Building an Alliance… . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 647 Commentary on the article by Frederick Bird Hansjörg Elshorst A Value-Added Approach to Business Ethics . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 650 Postscriptum Frederick Bird The Stakeholder Approach Revisited . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 657 R. Edward Freeman Stakeholder Theory between General and Contextual Approaches. A German View . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 672 Commentary on the article by R. Edward Freeman Ursula Hansen, Matthias Bode und Dirk Moosmayer Business Ethics in Germany. Problems, Concepts, and Functions . . . . . . . . . . 685 Hans-Ulrich Küpper Should Business be Moral? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 706 Commentary on the article by Hans-Ulrich Küpper Thomas Donaldson Main Elements of Analytical Business Ethics . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 711 A Reply to Thomas Donaldson Hans-Ulrich Küpper
Inhalt
XI
Eine Theorie der Governanceethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 717 Josef Wieland Governanceethik und philosophische Ethik mit ökonomischer Methode. Versuch einer Verhältnisbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 740 Korreferat zum Beitrag von Josef Wieland Karl Homann V PROBLEMORIENTIERTE DISKURSE: ANWENDUNGSBEREICHE UND THEORETISCHE IMPULSE Einleitung zu Kapitel V: Problemorientierte Diskurse – Anwendungsbereiche und theoretische Impulse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 755 Bettina Hollstein und Thomas Hajduk A Praxis der Unternehmensethik Social Accountability 8000. Ein praktikables Instrument zur Implementierung von Unternehmensethik in international tätigen Unternehmen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 777 Dirk Ulrich Gilbert Der SA 8000 als ordnungspolitisches Instrument zur freiwilligen Umsetzung von Sozialstandards im Globalisierungsprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 799 Korreferat zum Beitrag von Dirk Ulrich Gilbert Karl-Hermann Blickle Social Accountability 8000. Ein deliberativer Ansatz zur Implementierung von Unternehmensethik in multinationalen Unternehmen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 804 Replik auf den Beitrag von Karl-Hermann Blickle Dirk Ulrich Gilbert Environmental, Social and Governance Key Performance Indicators from a Capital Market Perspective . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 809 Alexander Bassen and Ana Maria Kovács Intangibles Reporting – The Financial Communication Challenge in Response to Corporate Responsibility Requirements. In Search for a Common Language . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 821 Commentary on the article by Alexander Bassen and Ana Maria Kovács Dirk Schiereck and Anke Königs
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Inhalt
Unternehmensethik für Professional Service Firms. Problemtatbestände und Lösungsansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 Andreas Georg Scherer und Jens Michael Alt Professional Service Firms. Ein Härtetest für die Unternehmensethik! . . . . . . . . 849 Korreferat zum Beitrag von Andreas Georg Scherer und Jens Michael Alt Alfred Kieser B Konsumethik privater Haushalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 855 Moral hybrids. Skizze zu einer Theorie moralischen Konsums . . . . . . . . . . . . 857 Birger P. Priddat a = a + b . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 878 Korreferat zum Beitrag von Birger P. Priddat Olaf J. Schumann ‚Geliehene Moral‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 881 Postscriptum Birger P. Priddat Can The Socially Responsible Consumer Be Mainstream? . . . . . . . . . . . . . . . . . 885 Timothy M. Devinney, Pat Auger and Giana Eckhardt C Ethik des Kapitalmarkts Moral an die Börse? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 897 Friedhelm Hengsbach SJ „Dieses Mal ist alles anders“? Umsteuern zu einer regelethischen Reflexion . . . . . 911 Postscriptum Friedhelm Hengsbach SJ Renditedruck der Finanzmärkte – schwere Zeiten für die Unternehmensethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 917 Bernhard Emunds Institutionen- versus Individualethik? Eine falsche Alternative vor dem Hintergrund der Finanzkrise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 943 Korreferat zum Beitrag von Bernhard Emunds Bettina Hollstein
Inhalt
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Weiter steigender oder wieder sinkender Renditedruck? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 947 Replik auf den Beitrag von Bettina Hollstein Bernhard Emunds Zuviel Vertrauen? Über Moral und Finanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 953 Birger P. Priddat Probleme der moralischen Effektivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 963 Postscriptum Birger P. Priddat D Ethik des Dritten Sektors Wirtschaftsethik und Dritter Sektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 969 Karl Gabriel Zivilgesellschaft: Dritter Sektor oder Dritter Weg? Zur wirtschaftsethischen Bedeutung des Bürgerengagements . . . . . . . . . . . . . . . . 986 Korreferat zum Beitrag von Karl Gabriel Peter Ulrich Der systematische Ort der Zivilgesellschaft. Welche Rolle weist eine ökonomische Theorie der Moral zivilgesellschaftlichen Organisationen in der modernen Gesellschaft zu? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 993 Korreferat zum Beitrag von Karl Gabriel Ingo Pies und Stefan Hielscher Corporate Governance in Non-Profit-Organisationen. Verständnisse und Entwicklungsperspektiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1001 Michael Meyer und Florentine Maier Warum Non-Profit-Organisationen in der zfwu? Non-Profit-Organisationen, Corporate Governance und normatives Management . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1014 Korreferat zum Beitrag von Michael Meyer und Florentine Maier Martin Büscher Leadership in sozialen Organisationen. Zur Organisation der Organisation von Macht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1023 Arne Manzeschke und Eckhard Nagel Leadership in sozialen Organisationen. Ergänzende Erwägungen zum Untersuchungsobjekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1042 Korreferat zum Beitrag von Arne Manzeschke und Eckhard Nagel Steffen Fleßa XIII
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Inhalt
VI AUTORINNEN UND AUTOREN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1051
I Geleitwort
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Als ich vor 20 Jahren in meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Deutschen Netzwerks Wirtschaftsethik (DNWE) das Geleitwort zum ersten Heft der Zeitschrift für Wirtschaftsund Unternehmensethik (zfwu) verfasst habe, war ich beeindruckt von der Initiative und dem Wagemut der damaligen Herausgeber (Berliner Forum zur Wirtschafts- und Unternehmensethik). Zeitpunkt und Umstände schienen mir für die Gründung einer einschlägigen deutschen Zeitschrift günstig, gerade auch im Hinblick auf die ethischen Anforderungen an die Unternehmensführung im Zuge der Globalisierung. Der Erfolg hänge davon ab, so schrieb ich damals, dass es gelinge, das Organ für Theorie und Praxis gleichermaßen attraktiv zu machen. Mit dem vorliegenden Aufsatzband wird nun gewissermaßen der Nachweis erbracht, dass das Unterfangen geglückt ist. Die Herausgeber haben die Hauptbeiträge aus den ersten 15 Jahrgängen der zfwu für erneut publikationswürdig erachtet. Das zeigt ihr Vertrauen in die Qualität und Überlebenskraft der Zeitschrift; und dies in einer Situation, die durch einen verschärften globalen Wettbewerb unter den einschlägigen Zeitschriften gekennzeichnet ist, mit deutlichen Wettbewerbsvorteilen der (allseits bekannten) englischsprachigen Organe. Die Promotions- und Habilitationspolitik auch deutscher Universitäten (mit dem Trend zur kumulativen Qualifikation) trägt seit langem massiv dazu bei, dass die Kandidaten, bestärkt durch ihre akademischen Lehrer und zur Förderung der wissenschaftlichen Karriere, für ihre Aufsätze Publikationsorgane mit „höchster Reputation“ suchen, und diese sind – wenn man den Rankings glauben darf – auch im Bereich der Wirtschafts- und Unternehmensethik eher im englisch-sprachigen Kulturkreis angesiedelt. In deutscher Sprache verfasste Beiträge haben darüber hinaus sprachbedingt generell im globalen Kontext einen deutlich beschränkteren Absatzmarkt. Diese strukturell bedingten Wettbewerbsnachteile werden durch die Politik der Herausgeber zu kompensieren versucht: die zfwu wird über die Datenbanken von GENIOS (WISO), Proquest und EBSCO international verbreitet und Beiträge, die älter als ein Jahr sind, werden kostenfrei zum Abruf (Open Access) angeboten. Das hat in der Vergangenheit wohl wesentlich zur Festigung der Marktstellung der Zeitschrift beigetragen. Auch der vorliegende Sammelband wird mit den abgedruckten Hauptbeiträgen ganz in diesem Sinne hilfreich sein. Er bringt nämlich insbesondere die komparativen Stärken 3
4
Geleitwort
der deutschen Diskussion in den ersten 15 Jahrgängen in der akademischen Szene (nochmals) zur Geltung. Diese Stärken liegen im Bereich der theoretischen (philosophischen, nationalökonomischen und betriebswirtschaftlichen) Fundierung der Wirtschafts- und Unternehmensethik und sind damit fast zwangsläufig stark interdisziplinär orientiert. Dabei versteht es sich aber von selbst, dass die internationale Theorieentwicklung durchaus berücksichtigt und verarbeitet wurde; nicht zuletzt die englischsprachigen Beiträge bekannter Verfasser aus verschiedenen Kulturkreisen in diesem Band legen davon Zeugnis ab. Zugleich wurde die Bedeutung der Praxis, wie einige Aufsätze zeigen, nicht vernachlässigt. Alles in allem kann man feststellen, dass die zfwu im deutschsprachigen Raum ohne Zweifel das führende Journal für wirtschafts- und unternehmensethische Fragestellungen ist. Da trifft es sich gut, dass in den letzten Jahren eine Reihe von grundlegenden Lehrbüchern zur Wirtschafts- und Unternehmensethik erschienen ist. Der vorgelegte Band ergänzt nämlich diese Lehrbuchliteratur durch seine problembezogene Facettenvielfalt und eignet sich deshalb durchaus als ergänzende Lektüre für einschlägige Lehrveranstaltungen. Man greift sicherlich nicht zu hoch, wenn man den vorgelegten Sammelband als einen wichtigen Beitrag zur Diskussion um die Wirtschafts- und Unternehmensethik bezeichnet, eine Diskussion, die in den letzten Jahren gerade auch durch viele jüngere Autoren einen beachtlichen Aufschwung genommen hat. Nürnberg, den 30. März 2020
Horst Steinmann
II Allgemeine Einleitung
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Zur Einführung: Entstehungskontext und Grundidee der Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik Marc C. Hübscher und Thomas Beschorner Zur Einführung: Entstehungskontext und Grundidee der zfwu
1 Einleitung Die Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik (zfwu) besteht seit nunmehr 20 Jahren. Die Herausgeber dieser Zeitschrift sehen in diesem Jubiläum den Anlass, auf die Arbeit der zfwu zurückzublicken. Für diesen Zweck versammelt dieser Jubiläumsband alle Hauptbeiträge sowie die dazugehörigen Korreferate der ersten 15 Jahrgänge. Ein Großteil der Hauptreferenten ist darüber hinausgehend unserer Einladung gefolgt und hat die jeweiligen Diskussionen in Form von Postscripta ergänzt, um damit eine aktuelle Reflexion des eigenen Beitrags vorzunehmen und Reaktionen (z. B. durch das Korreferat) zu verarbeiten. Diese Möglichkeit erschien uns für den vorliegenden Sammelband auch deshalb geboten, weil einige Beiträge nunmehr bis zu 20 Jahre alt sind und die Diskussion um die Themen und Argumente natürlich nicht stehengeblieben ist.
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Entstehungskontext der zfwu
Die Entstehung der zfwu verdankt sich ungewöhnlicher Umstände. Ende der 1990er Jahre war die Wirtschafts- und Unternehmensethik in der akademischen Diskussion bereits voll im Gange. Es war eine Zeit, in der die deutschsprachige Diskussion um die Wirtschafts- und Unternehmensethik augenscheinlich in fester Hand und bestens besetzt war. Die Positionen schienen klar markiert: Da war Peter Ulrich, der mit seinen Mitarbeitern in St. Gallen eine Wirtschaftsethik konzipierte, die gewissermaßen von außen mit philosophischen Mitteln an die Volks- und Betriebswirtschaftslehre herantrat und grundlagent heoretisch die „Transformation der ökonomischen Vernunft“ (Ulrich 1993) in eine kommunikationsethisch aufgeklärte Rationalität des Wirtschaftens überführt wissen wollte. Der Ansatz ging dann in der „Integrativen Wirtschaftsethik“ (Ulrich 2001) auf. Auf der anderen Seite stand das Vorhaben, gewissermaßen von innen mit ökonomischen Mitteln die Ethik aufzuarbeiten und eine ökonomische Theorie der Moral zu entwickeln (vgl. Homann 2002; 2003; 2014), also eine Ethik vor dem Hintergrund von wechselseitigen © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 T. Beschorner et al. (Hrsg.), Wirtschafts- und Unternehmensethik, https://doi.org/10.1007/978-3-658-16205-4_1
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Marc C. Hübscher und Thomas Beschorner
Vorteilserwägungen und Dilemmastrukturen zu konzipieren (vgl. Homann/Suchanek 2005). In den vergangenen Jahren wurde dieser Ansatz einer Moralökonomik insbesondere durch das Forschungsprogramm der sogenannten Ordonomik (vgl. Beckmann 2010; Pies 2009a; 2009b; 2012) ergänzt. Mit dem Programm einer republikanischen Unternehmens ethik (vgl. Steinmann/Löhr 1994) stand, drittens, ein auch philosophisch informierter Ansatz (vgl. Steinmann 1978; Steinmann/Scherer 1999; Steinmann 2004) dazwischen, der die Problemstellung aus einer managementorientierten Betriebswirtschaftslehre (Managementlehre) heraus verstand. Diese genannten Ansätze unterscheiden sich in vielen Argumenten und in der theoretischen Konstruktion signifikant voneinander, wie man insbesondere am Prinzip der Gewinnmaximierung veranschaulichen kann: Während die Moralökonomik von Homann et al. das erwerbswirtschaftliche Gewinnprinzip (in Gestalt der Gewinnmaximierung) als eine gewissermaßen conditio sine qua non des kapitalistischen Unternehmens ansieht (vgl. Homann/Blome-Drees 1992; Homann/Lütge 2004; Pies 2009b), wird es im Ansatz der Integrativen Wirtschaftsethik grundsätzlich in Bezug auf eine allgemeine und wechselseitig akzeptierbare Rechtfertigung kritisch in Frage gestellt (vgl. Ulrich 2001; Thielemann 2015). Sozusagen dazwischen positionierte sich die republikanische Unternehmensethik, die dem Gewinnprinzip eine „Richtigkeitsvermutung“ zuweist (vgl. Steinmann/Löhr 1994; Steinmann 1998). Die Gegensätze dieser Ansätze wurden in rund zwei Dekaden immer wieder analysiert und ausgetauscht (vgl. u. a. Brewing 1995; Bausch et al. 2004; Bausch 2008; Beschorner et al. 2005; Breuer et al. 2009; Kersting 2008 sowie die Diskussionen der Beiträge von Homann/Pies 1994 und Ulrich 2000), ohne erkennbar in eine fruchtbare Diskussion im Sinne der Gemeinsamkeiten oder eines ‚kleinsten gemeinsamen Nenners‘ einzusteigen. Josef Wieland (1996; 1999; 2005) hat mit der Governanceethik einen weiteren konzeptionellen Vorschlag unterbreitet, der, als gleichsam vierter Versuch, eine deskriptive Ethik vorschlägt, die beansprucht, sowohl dem Management praktische Hilfestellungen geben zu können als auch für normative Positionen offen zu sein (vgl. Beschorner 2011; Hübscher 2011).1 Es war unter anderem diese Diskussionslandschaft, in deren Kontext sich eine Gruppe von Nachwuchswissenschaftlern verschiedener disziplinärer Herkunft auf den Weg machte, um eine „Kritik der neuen Generation“ (vgl. Nutzinger/Berliner Forum zur Wirtschaftsund Unternehmensethik 1999) zu formulieren. Sie versammelte sich unter der Bezeichnung „Berliner Forum für Wirtschafts- und Unternehmensethik“ innerhalb eines informellen Netzwerks. Trotz des in der deutschsprachigen, wirtschaftswissenschaftlichen Academia seinerzeit nur sehr bedingt vorhandenen Respekts und der – damit zusammenhängend – kaum ausgeprägten Institutionalisierung der Wirtschafts- und Unternehmensethik in
1 Aßländer (2011: 74) ordnet die Governanceethik unter den ökonomisch geprägten Ansätzen der Ordnungsethik ein. Diese Einordnung ist durchaus kritisch zu sehen, da Wieland die Governanceethik aus dem Prozess der ökonomischen Transaktion denkt, vgl. dazu Hübscher (2011) und aktuell Wieland (2014).
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Theorie und Praxis2 erkannten die Mitglieder des Forums, dass eine produktive Weiterführung der Diskussion dringend Not tat. Es verwundert also nicht, dass diese Nachwuchswissenschaftler – um ihrem Anliegen Gehör zu verschaffen – die Möglichkeit eines Mediums diskutierten, das explizit eine Arena für wirtschafts- und unternehmensethische Fragestellungen bieten sollte. Thomas Beschorner, Matthias König und Olaf J. Schumann gründeten schließlich in Kooperation mit dem Rainer Hampp Verlag die zfwu, deren erste Ausgabe im Jahr 2000 zum (immer noch) wichtigen Themenschwerpunkt „Individual- versus Institutionenethik“ erschien. Einige Jahre später verstärkten Alexander Brink, Markus Breuer, Bettina Hollstein und Marc Hübscher den Herausgeberkreis der zfwu, und es wurde ein Beirat mit renommierten Vertretern der Wirtschafts- und Unternehmensethik in das Projekt eingebunden.3 Es erscheint uns an dieser Stelle durchaus bemerkenswert, dass die inzwischen wichtigste deutschsprachige Fachzeitschrift zum Themengebiet nicht von wissenschaftlich etablierten Vereinigungen (z. B. dem Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik oder dem Ausschuss „Wirtschaftswissenschaften und Ethik“ des Vereins für Socialpolitik), sondern einer (damals) jungen Generation gegründet wurde.
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Die Idee der zfwu
Horst Steinmann, seinerzeit Vorsitzender des Deutschen Netzwerks Wirtschaftsethik, schrieb im Jahr 2000 das Geleitwort zur ersten Ausgabe der zfwu und formulierte darin, dass drei Wertebereiche (Menschenrechte, Sozialstandards und Umweltfragen) in den unternehmerischen Entscheidungen einer erhöhten Wahrnehmung und Rechtfertigung bedürften. Allein aus diesem Grund wünschte Steinmann der zfwu ein gutes Gelingen, weil eine Zeitschrift, die die Auseinandersetzung mit diesen Themen organisiert, aus seiner Sicht notwendig sei. Damit stand dieses Organ vor der auch weiterhin anspruchsvollen Herausforderung, für Theorie und Praxis gleichermaßen attraktiv zu sein. Trotz dieses Anspruchs versteht sich die zfwu primär als eine wissenschaftliche Fachzeitschrift. Von Beginn an war den Herausgebern klar, dass die weitere akademische Bearbeitung der Wirtschafts- und Unternehmensethik eine interdisziplinäre theoretische und prak2 Die Akzeptanz der Wirtschafts- und Unternehmensethik hinsichtlich Institutionalisierung sowie inhaltlicher und formaler Integration in das betriebswirtschaftliche Lehr- und Forschungsgebäude im deutschsprachigen Raum liegt weiterhin kaum vor und ist im internationalen Vergleich nur schwer verständlich, vgl. Steinmann/Löhr (2002); Matten/Palazzo (2008); Aßländer (2009) sowie die Diskussion in Scherer/Patzer (2008). 3 Der wissenschaftliche Beirat der zfwu besteht aktuell aus zwölf Mitgliedern: Die Professoren Dr. Michael S. Aßländer, Dr. Georges Enderle, Dr. Eilert Herms, Dr. em. Hans G. Nutzinger, Dr. Fabienne Peter, Dr. Reinhard Pfriem, Dr. Birger P. Priddat, Dr. Andreas Suchanek, Dr. em. Peter Ulrich, Dr. Dr. Johannes Wallacher und Dr. Josef Wieland sowie Herr Dr. Dr. Thomas Bausch. 9
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tische Ausrichtung, insbesondere an der Schnittstelle von Ökonomie (und anderen Sozialwissenschaften) sowie (praktischer) Philosophie (und Theologie) voraussetzt. Ziel war und ist es, diese Schnittstelle in einem wirtschaftsethischen Diskussionsforum auf hohem akademischem Niveau zu bedienen. Um diesem Selbstanspruch gerecht zu werden, wurden 2003 international anerkannte wissenschaftliche Kriterien für die Publikation in der zfwu formuliert und ein doppelt–verdecktes Gutachterverfahren für jeden eingereichten Beitrag etabliert. An dieser Stelle sei noch einmal ausdrücklich den zahlreichen Gutachtern herzlich gedankt, ohne deren kritische Auseinandersetzung mit den eingereichten Beiträgen nicht jene Qualität hätte erreicht werden können, für die die zfwu steht. Das inhaltliche Grundkonzept der zfwu sah vor, das wirtschafts- und unternehmensethische Spektrum möglichst breit abzudecken und damit sowohl sehr konkreten Beiträgen zu speziellen als auch zu grundlegenden Themen der Wirtschafts- und Unternehmensethik einen diskursiven Raum zu bieten. Aus dieser Anforderung ergab sich die Grundkonstruktion der zfwu, die neben Themenschwerpunkten in der Ausgabengestaltung auch grundsätzlich offene Ausgaben vorsah und es so bis heute prinzipiell gewährleistet, die Vielfalt der wirtschafts- und unternehmensethisch orientierten Forschung abzubilden. Dabei hat sich ein Format herausgebildet, in dem für jede Ausgabe ein profilierter Wissenschaftler eingeladen wird, zum jeweiligen Themenschwerpunkt des Heftes einen Artikel zu verfassen, der in der jeweiligen Ausgabe als Hauptbeitrag erscheint. Darüber hinaus publiziert die zfwu weitere Beiträge, die das doppelt-verdeckte Gutachterverfahren absolviert haben, sowie pro Heft jeweils Rezensionen und die Vorstellung eines Dissertationsprojektes aus dem Bereich der Wirtschafts- und Unternehmensethik.4 Ein weiteres besonderes Kennzeichen der zfwu ist ihr dialogischer Charakter: Sowohl die Hauptbeiträge als auch die regulären Beiträge werden durch ein Korreferat ergänzt. Diese setzen sich im Sinne einer ernstgemeinten und offenen Diskussion mit den Thesen und Argumenten des jeweiligen Autors im besten Sinne des Wortes kritisch auseinander. Wir können durchaus mit einem gewissen Stolz sagen, dass in den ersten 15 Jahren gut 6.000 Seiten qualitativ hochwertiger wirtschaftsethischer Literatur in der zfwu publiziert worden sind und wir die wichtigsten Denker der wirtschafts- und unternehmensethischen Diskussion aus dem deutschsprachigen Raum (und teilweise darüber hinaus) zu unseren Autoren zählen dürfen.
4 Bis 2012 erschienen ferner die Kategorien „Praxisbeitrag“ und „Institutsbericht“, die entsprechende Beispiele vorstellten. Die Herausgeber haben entschieden, diese Kategorien nicht mehr weiterzuführen, weil einerseits die Bedeutung der Wirtschafts- und Unternehmensethik zunahm, so dass eine explizite Betrachtung einzelner Institute und Praxisbeispiele als nicht mehr zielführend angesehen wurden. Andererseits konnte in den Kategorien keine ausreichende Qualitätssicherung in Bezug auf Institute und Praxisbeiträge hergestellt werden.
Zur Einführung: Entstehungskontext und Grundidee der zfwu
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Zum Aufbau des Buches
Den Wiederabdruck der Hauptbeiträge haben wir nicht in der chronologischen Reihenfolge ihrer Veröffentlichung in der zfwu geordnet, sondern nach einer systematischen Themenstruktur aufbereitet. Wir unterscheiden für diesen Zweck drei Hauptbereiche, die wiederum zur besseren Übersicht in drei bis vier Unterbereiche untergliedert sind. Die drei Hauptbereiche spannen die wesentlichen Dimensionen auf, in der sich nach unserer Einschätzung eine Diskursarena für die Wirtschafts- und Unternehmensethik bewegen sollte, und wir wollen sogar so weit gehen, dass wir behaupten, dass jede ernstgemeinte Wirtschafts- und Unternehmensethik diese drei Arenen argumentativ bedienen muss. Der erste Abschnitt dieses Buches „Ökonomie, Kultur, Ethik“5 entfaltet grundlagentheoretische Aspekte der wirtschaftsethischen Diskussion. Eine Auseinandersetzung mit der Bereichsethik6 Wirtschafts- und Unternehmensethik umfasst Kenntnisse der Ökonomie und der Ethik als Grunddisziplinen sowie ebenfalls ein Verständnis von Sozial- und Kulturwissenschaften. Insbesondere letzteres ist nicht selbstverständlich, hat aber insbesondere in den philosophisch inspirierten Arbeiten von Steinmann (vgl. Steinmann/Scherer 1999; Steinmann 2004) bereits eine gewisse Historie und wurde in den letzten Jahren u. a. von Pfriem und Beschorner vor dem Hintergrund einer erhöhten akademischen Relevanz von Kultur- und Praxistheorien vertreten (vgl. u. a. FUGO 2004; Pfriem 2007; Beschorner et al. 2007; Beschorner 2013). Die Beiträge in diesem Bereich legen ein breites Zeugnis davon ab, dass die wirtschafts- und unternehmensethische Diskussion im Konnex „Ökonomie – Ethik – Kultur“ sehr vielfältig und lebendig ist. Zweitens, ist die Wirtschafts- und Unternehmensethik selbst in genau diese beiden Bereiche, also Wirtschaftsethik einerseits und Unternehmensethik andererseits, zu unterscheiden. Während die Wirtschaftsethik auf die Frage des Zusammenhangs zwischen Wirtschaft und (Ordnungs-)Ethik fokussiert, wird in der Unternehmensethik die Frage des Zusammenhangs von Ethik und Unternehmen bzw. unternehmerischem Handeln von Organisationen fokussiert. Einer bekannten Differenzierung zwischen Makro-, Meso- und Mikrotheorie folgend, lässt sich eine Wirtschafts- oder Ordnungsethik als Makrotheorie und die Unternehmensethik als Mesotheorie unterscheiden, die beide in unterschiedlicher Ausprägung eine Verbindung zur Mikrotheorie (individuelles Handeln) aufweisen (vgl. Enderle 1993: 17f.).
5 Vgl. hierzu auch den Sammelband von Lee-Peuker et al. (2008), der ebenfalls im Rahmen von Diskussionen im Berliner Forum entstanden ist. 6 Wir verwenden hier den Begriff der Bereichsethik im Gegensatz zum häufig zu findenden Begriff der angewandten Ethik. Da angewandte Ethik den Verdacht schürt, dass z. B. in der Wirtschaftsund Unternehmensethik eine Ethik – im Sinne eines in die Praxis-gebracht-Werdens – ‚nur angewandt‘ werden müsse, gehen wir vielmehr davon aus, dass alle Ethiken in bestimmten Gegenstandsbereichen als Bereichsethiken zu bezeichnen sind, weil sie auch die spezifischen Begründungs- und Legitimationsfragen umfassen, die im Begriff der Anwendung konzeptionell nur allzu schnell verloren gehen könnten. 11
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Drittens, muss sich eine Bereichsethik mit den spezifischen Problemen und Herausforderungen innerhalb des Gegenstandsbereichs auseinandersetzen, denn ethische Konzepte entwickeln sich immer anhand von konkreten Problemen und nur ein enges Wechselverhältnis von Theorie und Praxis verspricht Reflexionsfortschritte. Bei der Durchsicht der Hauptbeiträge aus 15 Jahrgängen zfwu haben sich bestimmte, wiederkehrende Themenfelder herauskristallisiert, die wir in vier Anwendungsbereiche unterteilt haben: Unternehmen, Haushalte, der Finanzsektor und der Dritte Sektor. Unter diese Begriffe fallen verschiedene konkrete Probleme, die bis heute die Diskussion bestimmen. Dazu gehören beispielsweise die Implementierung internationaler CSR-Standards durch Unternehmen, Fragen des nachhaltigen Konsums durch Verbraucher, ordnungsethische Überlegung zur Regulierung der Finanzmärkte und die Governance von Non-Profit-Organisationen. Das Erscheinungsjahr einiger der hier versammelten Hauptbeiträge zeigt, wie früh sich die zfwu aktueller Probleme an prominenter Stelle angenommen und so zu ihrer Diskussion im deutschsprachigen Raum beigetragen hat. Die kurze Hinführung zur Struktur des Sammelbandes soll an dieser Stelle für eine grobe Orientierung im Buch genügen, da jeder Teilbereich von den Herausgebern des Bandes noch einmal gesondert erläutert wird. Grundsätzlich sind an den wiederveröffentlichten Hauptbeiträgen nur wenige Änderungen vorgenommen worden. Neben kleineren orthografischen Vereinheitlichungen und Korrekturen betrifft dies insbesondere die Aktualisierung von Internetlinks (wo dies möglich war) und die Vervollständigung von Literaturangaben, die zur Zeit der Drucklegung als „im Erscheinen“ angegeben waren. Ferner wurden die Querverweise der Korreferate angepasst und beziehen sich nun auf Seitenzahl dieses Bandes statt auf die Originalbeiträge. Trotz dieser behutsamen Anpassungen werden aufmerksamen Leserinnen und Lesern hier und da Unterschiede in den Artikel auffallen, vor allem die Zitation betreffend. Solche inkonsistent wirkenden Konventionen wurden bewusst erhalten und spiegeln die Evolution der zfwu wider, die als editorisches Projekt von Herausgebern und Redakteuren in Personalunion begann und heute über ein professionelles Online-Redaktionssystem und ein Team von Redaktionsassistenten verfügt.
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Danksagung an Dr. Rainer Hampp
Es wäre an dieser Stelle vielen Menschen zu danken, die die Arbeit der zfwu in den ersten 15 Jahren mit ihren Ideen, ihrem Engagement und ihrer Zeit unterstützt haben. Wir sind allen Weggefährten aufrichtig dankbar für ihre Unterstützung und möchten hier nur eine Person ganz besonders hervorheben, nämlich unseren Verleger Dr. Rainer Hampp. Herrn Hampp gilt unser besonderer Dank dabei in zweifacher Hinsicht: Allem voran danken wir Dr. Hampp für den Mut, das Vertrauen und die Unterstützung, die er den Gründern der zfwu entgegenbrachte, als sie im Jahr 1999 als junge Doktoranden mit nicht mehr und nicht weniger als einer Idee auf ihn zukamen und um verlegerische Unterstützung
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baten. Es hat sich daraus eine bis zum heutigen Tage intensive und fruchtbare Partnerschaft zwischen dem Rainer Hampp Verlag und den Herausgebern der zfwu entwickelt. Für die stets sorgsame, professionelle und engagierte verlegerische Betreuung des Rainer Hampp Verlags sind wir sehr dankbar.
Literatur Aßländer, M. S. (2009): Die Wirtschafts- und Unternehmensethikausbildung in Deutschland. Versuch einer Standortbestimmung, in: zfwu, Jg. 10/Heft 2, 203–217. Aßländer, M. S. (2011): Die wirtschafts- und unternehmensethische Debatte im deutschsprachigen Raum, in: Aßländer, M. S. (Hrsg.): Handbuch Wirtschaftsethik, Stuttgart: Metzler Verlag, 71–76. Bausch, T./Böhler, D./Rusche, T. (Hrsg.) (2004): Wirtschaft und Ethik. Strategien contra Moral?, Münster: LIT Verlag. Bausch, T. (Hrsg.) (2008): Normativität und Anwendungsbedingungen einer Wirtschafts- und Unternehmensethik in marktwirtschaftlichen Wettbewerbsstrukturen, Münster: LIT Verlag. Beckmann, M. (2010): Ordnungsverantwortung: Rational Choice als ordonomisches Forschungsprogramm, Berlin: wvb. Beschorner, T. (2011): Governanceethischer Ansatz (Josef Wieland), in: Aßländer, M. S. (Hrsg.): Handbuch Wirtschaftsethik, Stuttgart: Metzler, 124–131. Beschorner, T. (2013): Kulturalistische Unternehmensethik. Grundzüge einer Theorie der Anwendung, in: zfwu, Jg. 14/Heft 3, 346–372. Beschorner, T./Hollstein, B./König, M./Lee-Peuker, M.-Y./Schumann, O. J. (Hrsg.) (2005): Wirtschaftsund Unternehmensethik. Rückblick-Ausblick-Perspektiven, München und Mering: Hampp. Beschorner, T./Linnebach, P./Pfriem, R./Ulrich, G. (Hrsg.) (2007): Unternehmensverantwortung aus kulturalistischer Sicht, Marburg: Metropolis. Breuer, M./Mastronardi, P./Waxenberger, B. (Hrsg.) (2009): Markt, Mensch und Freiheit. Wirtschaftsethik in der Auseinandersetzung, Bern/Stuttgart/Wien: Haupt. Brewing, J. (1995): Kritik der Unternehmensethik. An den Grenzen der konsensual-kommunikativ orientierten Unternehmensethik, Bern/Stuttgart/Wien: Haupt. Enderle, G. (1993): Handlungsorientierte Wirtschaftsethik. Grundlagen und Anwendungen, Bern/ Stuttgart/Wien: Haupt. FUGO (2004): Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung, Marburg: Metropolis. Homann, K. (2002): Vorteile und Anreize. Zur Grundlegung einer Ethik der Zukunft, hrsg. von C. Lütge, Tübingen: Mohr Siebeck. Homann, K. (2003): Anreize und Moral. Gesellschaftstheorie – Ethik – Anwendungen, hrsg. von C. Lütge, Münster: LIT Verlag. Homann, K. (2014): Sollen und Können. Grenzen und Bedingungen der Individualmoral, Wien: Ibera. Homann, K./Blome-Drees, F. (1992): Wirtschafts- und Unternehmensethik, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht. Homann, K./Lütge, C. (2004): Einführung in die Wirtschaftsethik, Münster: LIT Verlag. Homann, K./Pies, I. (1994): Wirtschaftsethik in der Moderne: Zur ökonomischen Theorie der Moral, in: Ethik und Sozialwissenschaften, Jg. 5/Heft 1, 3–15.
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Marc C. Hübscher und Thomas Beschorner
Homann, K./Suchanek, A. (2005): Ökonomik: Eine Einführung, 2. überarbeitete Auflage, Tübingen: Mohr Siebeck. Hübscher, M. C. (2011): Die Firma als Nexus von Rechtfertigungskontexten. Eine normative Untersuchung zur rekursiven Simultanität von Individuen und Institutionen in der Governanceethik, Marburg: Metropolis. Kersting, W. (Hrsg.) (2008): Moral und Kapital. Grundfragen der Wirtschafts- und Unternehmensethik, Paderborn: Mentis Verlag. Lee-Peuker, M.-Y./Scholte, F./Schumann, O. J. (Hrsg.) (2008): Kultur – Ethik – Ökonomie, München/ Mering: Hampp. Matten, D./Palazzo, G. (2008): Unternehmensethik als Gegenstand betriebswirtschaftlicher Forschung und Lehre – Eine Bestandsaufnahme aus internationaler Perspektive, in: Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, Sonderheft 58, 50–71. Nutzinger, H./Berliner Forum zur Wirtschafts- und Unternehmensethik (Hrsg.) (1999): Wirtschaftsethik und Unternehmensethik, Kritik einer neuen Generation, München/Mering: Hampp. Pfriem, R. (2007): Unsere mögliche Moral heißt kulturelle Bildung. Unternehmensethik für das 21. Jahrhundert, Marburg: Metropolis. Pies, I. (2009a): Moral als Heuristik. Ordonomische Schriften zur Wirtschaftsethik, Berlin: wvb. Pies, I. (2009b): Moral als Produktionsfaktor. Ordonomische Schriften zur Unternehmensethik, Berlin: wvb. Pies, I. (2012): Regelkonsens statt Wertekonsens: Ordonomische Schriften zum politischen Liberalismus, Berlin: wvb. Scherer, A. G./Patzer, M. (Hrsg.) (2008): Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensethik, Wiesbaden: Gabler. Steinmann, H. (Hrsg.) (1978): Betriebswirtschaftslehre als normative Handlungswissenschaft. Zur Bedeutung der Konstruktiven Wissenschaftstheorie für die Betriebswirtschaftslehre, Wiesbaden: Gabler. Steinmann, H. (1998): Unternehmensethik und Gewinnprinzip, in: Forum Wirtschaftsethik, Jg. 6/ Heft 1, 10–11. Steinmann, H. (2004): Begründungsprobleme einer Unternehmensethik, insbesondere das , in: Die Unternehmung, Jg. 58/Heft 2, 105–122. Steinmann, H./Löhr, A. (1994): Grundlagen der Unternehmensethik, 2. Aufl., Stuttgart: Schäffer-Poeschel. Steinmann, H./Löhr, A. (2002): Unternehmensethik – zur Geschichte eines ungeliebten Kindes der Betriebswirtschaftslehre, in: Gaugler, E./Köhler, R. (Hrsg.): Entwicklungen in der Betriebswirtschaftslehre, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 509–535. Steinmann, H./Scherer, A. G. (Hrsg.) (1999): Universalismus und Relativismus. Philosophische Grundlagenprobleme des interkulturellen Managements, Frankfurt a. M.: Suhrkamp. Thielemann, U. (2015): Wirtschaftsethik in postökonomistischer Perspektive, in: Fahrenschon, G./ Wallacher, J. (Hrsg.): Ethik und Finanzwirtschaft, 107–121. Ulrich, P. (1993): Transformation der ökonomischen Vernunft. Fortschrittsperspektiven der modernen Industriegesellschaft, 3. Aufl., Bern/Stuttgart/Wien: Haupt. Ulrich, P. (2000): Integrative Wirtschaftsethik: Grundlagenreflexion der ökonomischen Vernunft, in: Ethik und Sozialwissenschaften, Jg. 11/Heft 4, 555–567. Ulrich, P. (2001): Integrative Wirtschaftsethik – Grundlagen einer lebensdienlichen Ökonomie, 3. erw. u. rev. Aufl., Bern/Stuttgart/Wien: Haupt. Wieland, J. (1996): Ökonomische Organisation, Allokation und Status, Tübingen: Mohr Siebeck. Wieland, J. (1999): Die Ethik der Governance, Marburg: Metropolis. Wieland, J. (2005): Normativität und Governance. Gesellschaftstheoretische und philosophische Reflexionen der Governanceethik, Marburg: Metropolis. Wieland, J. (2014): Moralische Charakterbildung, Leadership Excellence und Corporate Character, in: zfwu, Jg. 15/Heft 3, 376–397.
III Ökonomie, Kultur, Ethik
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Einleitung zu Teil III: Ökonomie – Kultur – Ethik Thomas Beschorner und Marc C. Hübscher Einleitung zu Teil III
1 Einleitung Horst Steinmann weist in seinem Geleitwort zu diesen Sammelband zurecht auf ein besonderes Kennzeichen der deutschsprachigen wirtschaftsethischen Diskussion hin, die – im internationalen Vergleich – insbesondere durch eine starke grundlagentheoretische Reflexion gekennzeichnet ist (was manche als Stärke, andere als Schwäche interpretieren mögen). Der für diesen Abschnitt gewählte Dreischritt „Ökonomie – Kultur – Ethik“ und die in diesem Teil des Buches versammelten Beiträge spiegeln einerseits diese Grundlagenorientierung in ganz besonderer Weise wider. Andererseits signalisieren die drei, ja durchaus heterogenen Begriffe die Vielfalt verschiedener Herangehensweise an wirtschaftsethische Fragestellungen. Es kann darüber hinausgehend durchaus bestritten werden, ob eine Unterscheidung in „Ökonomie – Kultur – Ethik“ überhaupt eine angemessene Differenzierung darstellt, wären doch vermutlich die wenigsten Autoren in diesem Buchabschnitt mit einer exklusiven Zuordnung ihrer Überlegungen in nur einen dieser Bereiche einverstanden. Unsere Unterscheidung ist daher auch nicht im Sinne einer sauberen Eingruppierung in bestimmte Arbeitsgebiete zu verstehen, sondern als eine erste, vorläufige Heuristik zur Strukturierung unterschiedlicher Zugänge, denn die Lektüre der Texte verdeutlicht bei aller Unterschiedlichkeit eines sehr deutlich: Es geht allen Autoren in diesem Abschnitt in herauszuhebender Weise um die Verbindung unterschiedlicher disziplinärer Zugänge. „Interdisziplinarität“ ist ein seit gut zwei Jahrzehnten gerne benutzter Begriff in den Wissenschaften. In der Wirtschafts- und Unternehmensethik redet man nicht (nur) darüber, man praktiziert sie!
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Ethik mit ökonomischer Methode? Wirtschaftsethik kontrovers
Spätestens seit Gary Stanley Beckers Buch „The Economic Approach to Human Behavior“ (1976) verstehen sich die modernen Wirtschaftswissenschaften nicht mehr nur als „Anwendungswissenschaften“ im Bereich der Wirtschaft, sondern definieren sich über © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 T. Beschorner et al. (Hrsg.), Wirtschafts- und Unternehmensethik, https://doi.org/10.1007/978-3-658-16205-4_2
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eine spezifische (ökonomische) Methode. Die Verwendung der ökonomischen Theorie verspricht Erklärungsansätze für eine Vielzahl gesellschaftlicher Probleme (nicht nur in der Ökonomie) zu liefern. So kennen wir heute beispielsweise ökonomische Analysen des Rechts, der Kriminalität, der Ehe. Die einen sehen in dieser neuen Ökonomik die Gefahr, der ökonomischen Imperialisierung der Gesellschaft Vorschub zu leisten. Die anderen betrachten die ökonomische Methode als eine wissenschaftliche Bereicherung und einen Beitrag zur interdisziplinären Forschung. Lasse Steiner, Lisa Leinert und Bruno S. Frey unternehmen in ihrem Beitrag Economics, Religion, and Happiness (zfwu 11/1) den Versuch, die ökonomische Theorie auf den Bereich der Religion anzuwenden. Die Autoren verbinden diese Perspektive mit Ansätzen aus der Glückforschung und bestimmen darüber den Einfluss von Religion auf das subjektive Wohlbefinden am Beispiel der Schweiz. Es überrascht vor dem Hintergrund der Entwicklung in den Wirtschaftswissenschaften kaum, dass die ökonomische Methode auch im Bereich der Wirtschaftsethik ebenso prominent wie kritisch diskutiert wird. Unter den Begriffen Moralökonomik und Anreizethik wird eine „Ethik mit ökonomischer Methode“ von Karl Homann und seinen Schülern seit vielen Jahren als ein wirtschaftsethischer Ansatz vertreten (vgl. Homann/Bloome-Drees 1992; Homann/Pies 1994; Homann 2002; Homann/Suchanek 2005), der in ihrer Sicht besser als die philosophischen Ethiken den Anforderungen der Moderne entsprechen soll. Ausgangspunkt der Überlegungen der Ingolstädter bzw. Münchener Schule ist dabei die Beobachtung, dass moderne Gesellschaften nicht mehr – wie bei kleinräumigeren Gemeinschaften – über Face-to-Face-Interaktionen zusammengehalten werden, sondern systemisch „funktionieren“. Daher, so Homann et al., muss auch eine moderne Ethik systemisch ansetzen, wenn sie wirkungsvoll sein will; sie lehnen konsequenterweise eine Pflichtenethik ebenso ab wie eine Diskurs- oder Tugendethik. In methodischer Hinsicht bedienen sich die Autoren bei der Ökonomik und entwickeln über einen situationstheoretischen Ansatz und unter Verwendung des homo oeconomicus das Gerüst für ihre Moralökonomik. Daraus resultieren in praktischer Hinsicht verschiedene Vorschläge. Darunter ist der wohl bekannteste Vorschlag: „der systematische Ort der Moral in der Marktwirtschaft ist die Rahmenordnung“ (Homann 1993: 112). Homanns et al. wirtschaftsethischer Ansatz einer „Ethik mit ökonomischer Methode“ wurde in den vergangenen gut 25 Jahren umfassend kritisiert und bildete auch den Ausgangspunkt für gleich zwei Hauptbeiträge der zfwu, nämlich von Michael Aßländer und Hans Nutzinger einerseits sowie von Eilert Herms andererseits. Aßländer und Nutzinger nennen ihren Beitrag – in Ausspielung auf die oben genannte Formulierung von Homann – Der systematische Ort der Moral ist die Ethik! (zfwu 11/3) und argumentieren, dass die Bedeutung individueller Moral im Kontext der Wirtschafts- und Unternehmensethik neu zu überdenken sei. Dabei gälte es besonders einer Individualethik einen systematischen Stellenwert zuzuweisen. Den Autoren geht es darüber hinausgehend darum, die Grenzen einer ökonomischen Ethik aufzuzeigen, indem sie den Status von Menschenrechten oder fundamentalen Arbeitnehmerrechten als „moralische Grundsätze“ begreifen, „die nicht zur Disposition stehen und nicht zu Gunsten ökonomischer Erfolgsaussichten oder mit Verweis auf Aktionärsinteressen in Frage gestellt werden dürfen“ (85). Der Homann-Schü-
Einleitung zu Teil III
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ler Ingo Pies kontert die vorgebrachte Kritik, indem er zunächst drei aus seiner Sicht „objektive Rezeptionsschwierigkeiten“ des Ansatzes skizziert und diese anschließend um Ausführungen zu systematischen Zusammenhängen in Homanns Werk ergänzt, die von den Rezipienten übersehen würden. In ihrer Erwiderung fügen Aßländer und Nutzinger ihrem Beitrag zwei weitere Argumente hinzu, mit denen sie nicht zum „längst beendeten Schulenstreit“ beitragen wollen, sondern dem „gemeinsamen Anliegen (…) einen Beitrag zur Lösung der mit dem Wirtschaften einhergehenden moralischen Probleme zu leisten“ (83). Eilert Herms ist in seinem Beitrag Normetablierung, Normbefolgung, Normbestimmung (zfwu 3/2) gegenüber der Moralökonomik ähnlich kritisch. Ihm geht es in seinem Beitrag – und damit komplementär zur Jahre später formulierten Kritik von Aßländer und Nutzinger insbesondere darum, theoretisch zu zeigen, dass „Homanns Behauptung, die drei ethischen Grundprobleme – das Problem der Etablierung von ethischer Normativität (eines ethischen Sollens), das Problem der Implementierung (der Erfüllung) ethischer Normen und das Problem der inhaltlichen Bestimmung ethischer Normen – würden erst durch die Ökonomik vermittelst Rückgriff auf die Vorteilsmaximierung der Beteiligten ihrer gemeinsamen Lösung zugeführt“, historisch und sachlich falsch ist (121). Ingo Pies und Michael Schramm als Vertreter der Ingolstädter bzw. Münchener Schule widersprechen verschiedenen Aspekten der vorgetragenen Kritik durchaus energisch. Herms geht in der Replik auf die Rezeption seines zfwu-Artikels ein und präzisiert seine Argumente gegen die skizzierte Behauptung Homanns. Der Beitrag Individualethik oder Institutionenethik (zfwu 1/1) von Peter Weise war der erste Hauptbeitrag, der in der zfwu (im Jahr 2000) publiziert wurde. Auch Weise fragt in seinem Artikel, welche theoretischen Impulse durch den homo oeconomicus für die Wirtschaftsethik ausgehen könnten sowie umgekehrt, was die traditionelle Ökonomik von der Wirtschaftsethik lernen könne. Der Autor plädiert im Anschluss an eine Analyse im Spannungsfeld von individuellem Handeln und institutionellen Maßnahmen dabei für eine „Resozialisierung des homo oeconomicus“ (125). Es wird argumentiert, dass ein ethisches Verhalten im eigentlichen Sinne immer nur individualethisch sein könne. Eine Institutionenethik hingegen bezeichne die Koordination des Verhaltens durch Märkte oder Normen und sie lasse keinen Spielraum für individuelles Ermessen, ja sie entbinde den Menschen von selbstbestimmtem moralischen Verhalten. In dieser Hinsicht überschneidet sich die Argumentation mit der von Aßländer und Nutzinger. Individual- und Institutionenethik sind auch für Weise keine Alternativen, sondern sind komplementär zu denken. Matthias König geht in seinem Korreferat auf Unklarheiten in Weises evolutorischer und ökonomischer Argumentation ein und kontrastiert sie mit seinen eigenen Argumenten einer reflexiven Ethik.
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Thomas Beschorner und Marc C. Hübscher
Ökonomie ist Kultur
Die Wirtschaftswissenschaften sind eine Sozialwissenschaft, die soziales Handeln in ökonomischen Kontexten untersucht. Eine moderne Sozialwissenschaft hat dabei nicht nur mechanistisch eine Verhältnisbestimmung von individuellen Entscheidungen und Institutionen zu bearbeiten (wie die traditionelle Ökonomik dies tendenziell tut). Sie hat sich vielmehr mit einer darüber hinausgehenden kulturellen (Handlungs-)Dimension, einem „Bedeutungsgewebe“, in das der Mensch verstrickt ist (vgl. Geertz 1995/1983), zu beschäftigen und auf diese Weise symbolischen Ordnungen Rechnung zu tragen. So oder ähnlich könnte eine Grundthese der nachfolgenden Beiträge in diesem Abschnitt lauten. Unter der Überschrift Wirtschaftsphilosophie (zfwu 5/2) schlägt der Hagener Philosoph Kurt Röttgers eine gegenüber der wirtschaftsethischen Diskussion erweiterte Perspektive vor, bei der Wirtschaftsethik nur ein Teilaspekt übergeordneter Fragen sei. Röttgers geht es in vierfacher Hinsicht um eine Perspektivenerweiterung: wissenschaftslogische und epistemologische Reflexionen zu Immunisierungstendenzen der Ökonomik, diskurstheoretische Arbeiten zum Diskurs der Ökonomie in Theorie und Praxis, theoriegeschichtliche und metaphorologische Forschungen zu Grundbegriffen der Wirtschaftswissenschaften (z. B. Markt, Arbeit etc.) und der Wirtschaftspraxis (z. B. im Kontext von Unternehmertum) sowie um wertegenealogische Forschungen, die gewissermaßen den Übergang zu normativen Fragen markieren. „Durch diese Erweiterung des Methodenspektrums“, so der Autor, „erwachsen der Wirtschaftsphilosophie über den engen Rahmen der Normenbegründung und Wertelegitimationsprüfung der Wirtschaftsethik hinaus Aufgaben, die sie auch befähigen dürfte, über die in gewisser Weise festgefahrene Diskussionssituation der Wirtschaftsethik mit ihren anerkannten und sich immer wieder gegeneinander abgrenzenden Standpunkten hinauszukommen“ (161). In seinem Korreferat zeichnet Olaf J. Schumann unter Rückgriff auf theoriegeschichtliche Aspekte die Entwicklung der theoretischen und praktischen Wirtschaftsphilosophie nach und diskutiert die von Röttgers thematisierte anthropologische Frage. Röttgers konstatiert in seinem Postscript, dass sich sein Vorschlag einer Perspektivenerweiterung zwischenzeitlich kritiklos durchgesetzt habe und nennt zahlreiche Arbeiten als Beispiel dafür. Thomas Beschorners Vorschlag einer kulturalistischen Wirtschaftsethik (zfwu 14/3) nimmt einige Aspekte einer derart erweiterten Perspektive auf. Ihm geht es um eine wirtschaftsethische Anwendungstheorie, für die der Kulturbegriff von hervorragender Relevanz ist. Über ein Mehrebenenmodell – bestehend aus einer Handlungs-, Institutionen-, Organisations- und einer Gesellschaftstheorie – entwickelt der Autor eine kulturtheoretische Position, die es ihm erlaubt, einen veränderten Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu werfen. Beschorner will Ökonomie und Ökonomik damit „neu denken“ und illus triert die praktischen Konsequenzen dieses Perspektivenwechsels anhand verschiedener wirtschaftsethischer Anwendungsbereiche. Für zukünftige Forschungen schlägt er die Suche nach einer besseren Verbindung von anwendungs- und begründungstheoretischen Ansätzen vor. Matthias Kettner begrüßt in seinem Korreferat die durch den methodischen Kulturalismus erweiterte Erkenntnisperspektive, meldet jedoch zugleich Zweifel an der
Einleitung zu Teil III
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„kulturalistischen Kur“ (209) an, nicht zuletzt die Begründung normativer Standards. Mit eben diesem Problem beschäftigt sich Beschorner in seiner Replik, in der er die sozialwissenschaftlich-erklärende Perspektive des zfwu-Beitrags um Grundrisse einer normativen Perspektive ergänzt. Die Soziologin Viviana Zelizer von der Princeton University interessiert sich in ihrem Beitrag Ethics in the Economy (zfwu 8/1) für das Verhältnis zwischen Ökonomie und Ethik aus einer wirtschaftssoziologischen Perspektive. Der Wirtschaftssoziologie fehle es an kohärenten Theorien darüber, wie ethische Kontroversen in der Wirtschaft aufkommen und welchen Einfluss ihr Management auf die organisatorische „Performance“ hat, stellt die Autorin fest. Anhand formaler Ethikkodizes als disziplinierende Maßnahmen in Unternehmen entwickelt Zelizer ein vorläufiges Konzept von Ethik in Organisationen und leitet daraus in einem zweiten Schritt Überlegungen zu einem allgemeinen wirtschaftssoziologischen Forschungsprogramm für ethische Fragestellungen ab. Diane Vaughan von der Columbia University und Lynn S. Paine von der Harvard Business School kommentieren jeweils einzeln den Beitrag. Vaughan begrüßt Zelizers Vorstoß, die drei Disziplinen Ökonomie, Wirtschaftssoziologie und Devianzsoziologie zu verknüpfen und kommentiert ihn vor dem Hintergrund bisheriger soziologischer Diskurse. Dagegen greift Paine die von Zelizer besprochenen Ethikkodizes auf und kritisiert deren ethischen Mehrwert gegenüber der aus ihrer Sicht bedeutsameren Führung und Unternehmenskultur. In den von Kurt Röttgers oben genannten Vorschlag einer historischen und theoretischen Begriffsarbeit passt sich der Beitrag Die Theorie des Humankapitals zwischen Kultur und Ökonomie (zfwu 7/3) von Dieter Thomä sehr gut ein. Thomä zeigt in seiner Untersuchung, dass der üblicherweise nur der Ökonomie zugeschlagene Begriff des Humankapitals zu kurz greife, weil es einen heterodoxen Verwandten in der Kulturtheorie gäbe, wie der Autor in theoriegeschichtlicher Perspektive verdeutlicht. In dieser nun doppelten Perspektive analysiert Thomä die Stärken und Schwächen des Begriffs. Insgesamt zeige sich dabei, „dass die Ökonomie keine integrale Theorie des personalen Lebens bietet“ und daher auf „eine Theorie sozialer Beziehungen, die die Auseinandersetzung um nicht-ökonomische Werte zum Gegenstand hat“ (265) angewiesen sei. Matthias Jung ergänzt Thomäs Artikel um Gedanken zu einem pragmatischen Kulturbegriff einerseits und zur Artikulation kultureller Werte in ökonomischen Prozessen andrerseits. Der fünfte Beitrag Frauen und Arbeit – Der Fähigkeitsansatz (zfwu 4/1) in diesem Abschnitt leitet sogleich nahtlos zum Thema Ethik über. Martha Nussbaum demonstriert in diesem Artikel ihren bekannten Fähigkeitsansatz unter besonderer Berücksichtigung einer feministischen Perspektive. Ausgehend von den Lebensgeschichten zweier indischer Frauen zeigt sie, wie verschiedene normative Konzepte die Veränderungen im Leben dieser Frauen bewerten. Sie benennt die Schwierigkeiten, die jeder interkulturelle Bewertungsrahmen meistern müsse, kritisiert die dominierenden ökonomischen Ansätze, wie Pro-Kopf-Einkommen und Präferenzbefriedigung, und begründet, warum ein mit den grundlegenden Rechten und Freiheiten der Menschen verbundener Fähigkeitsansatz der fruchtbarste Ansatz für interkulturelle Zwecke sei. Nach Nussbaum sei es nicht zentral zu fragen, wie zufrieden eine Frau sei oder über wie viele Ressourcen sie verfüge. Es gehe 21
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vielmehr um die Frage: „Ist die Person dazu befähigt (capable of ) oder nicht?“ (285f.). Ulrike Knobloch geht in ihrem Korreferat der Frage nach, ob der Fähigkeitenansatz eine angemessene Grundlange für eine feministische Wirtschaftsethik sein kann und zeichnet die Entwicklung dieses Ansatzes bei Nussbaum in Abgrenzung zu Amartya Sen nach.
4
Wirtschaftsethik oder Ethik ist blind
Ethik beschäftigt sich mit der Begründung und der Verbesserung von faktisch in Gemeinschaften oder Gesellschaften beobachtbaren Moralen. Sie charakterisiere im Unterschied zum Begriff der Moral die Qualität des Handelns und wisse sich damit einem Anspruch gegenüber dem Guten verpflichtet, so eine Lehrbuch-Definition der Philosophin Annemarie Pieper (1991: 25ff.). Die in diesem Sammelband unter der Überschrift „Ethik“ publizierten Beiträge richten ihr Augenmerk auf vier zentrale – und erneut nicht überschneidungsfreie – Problembereiche und Perspektiven für eine „gute Gesellschaft“: den Begriff der Nachhaltigkeit (Meyer-Abich), entwicklungspolitische Fragestellungen (Peter Ulrich), Menschenrechte (Weissbrodt) und Bildung (Kruip). Zu all diesen Fragestellungen sind in zunehmendem Maße nicht nur akademische Diskurse, sondern auch gesellschaftspolitische und -praktische Diskussionen in vollem Gange. Dies trifft in besonderer Weise auf den Begriff der Nachhaltigkeit zu, der bekanntermaßen seit den späten 1980er Jahren zu einem gängigen Begriff in der gesellschaftlichen Diskussion geworden ist. Klaus Michael Meyer-Abich betrachtet in seinem Beitrag Nachhaltigkeit – ein kulturelles, bisher aber chancenloses Wirtschaftsziel (zfwu 2/3) den Begriff der Nachhaltigkeit näher und unterscheidet dabei in einem ersten Schritt eine „schwache“ und eine „starke“ Nachhaltigkeit. Aus seiner Sicht gehe die schwache Nachhaltigkeit zum Schutz der Natur nicht weit genug, die „starke“ hingegen zu weit, weil sie der Wirtschaft unnötig scharfe Grenzen setzen würde. Er kritisiert hier u. a. die bekannte Definition des „Brundtland-Berichts“ von 1987, der das Prinzip der Nachhaltigkeit strikt auf den Nutzen von Menschen begrenzt: „Das zugrundeliegende Menschenbild beruht auf der Annahme, Mensch sein zu können, indem wir die übrige Welt nur haben wollen (Anthropozentrik)“ (311). Der Autor schlägt stattdessen vor, „die Wirtschaft zu rekultivieren“, wozu er zwei Vorschläge macht: Erstens geht es dem Autor um „Sittlichkeit und Betriebswirtschaft“, und zweitens schlägt er eine 100 %ige Erbschaftssteuer vor, durch die sich „Kapital (…) zyklisch regenerieren müsste“ und es hätte damit „gegenüber der Natur und der Arbeit (…) nicht mehr den strukturellen Vorteil der ewigen Jugend“ (323). Sich der Radikalität dieses Vorschlages bewusst fragt Meyer-Abich: „entspricht es nicht dem Gerechtigkeitsgefühl einer liberalen und demokratischen Gesellschaft, dass niemand durch seine Geburt – die Familienzugehörigkeit – einen Vorteil vor den Mitgeborenen haben sollte“ (232)? In seinem Korreferat fasst Werner Theobald die Argumentation Meyer-Abichs zusammen und hinterfragt einzelne Argumente und Vorschläge.
Einleitung zu Teil III
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In einem politisch nicht so beliebig gehaltenen Verständnis, wie dies leider bei dem vielzitierten „Drei-Säulen-Modell“ der Fall ist und auf das man sich „im Interesse der Nachhaltigkeit als eine Art Akkreditierung“ (318) gerne beruft, adressiert der Begriff der Nachhaltigkeit Gerechtigkeitsfragen für heute lebende wie für zukünftige Generationen. Peter Ulrichs Überlegungen zu Was ist „gute“ sozioökonomische Entwicklung? (zfwu 5/1) knüpfen hier in gewisser Weise an, indem er eine gute Entwicklung für eine gute Gesellschaft in erster Linie als ein gesellschaftliches und nicht als ein ökonomisches Projekt betrachtet. Für Ulrich sind alle Länder Entwicklungsländer, denn eine gute Gesellschaft freier und gleichberechtigter Bürger sei noch nirgendwo in dieser Welt realisiert. Der Autor wendet sich in seinem Beitrag gegen den Zeitgeist, entwicklungspolitische Fragen (nur) ökonomisch zu betrachten und argumentiert gerade umgekehrt für die Perspektive einer „zivilisierten“ Marktwirtschaft, die einen republikanischen Bürgerbegriff ernstnehme. Daher seien für eine „zivilisierte“ Marktwirtschaft sozioökonomische Bürgerrechte (Wirtschaftsbürgerrechte) grundlegend. Sie ermächtigten die Bürger einerseits zur chancengleichen Integration in die Wirtschaft und andererseits zur partiellen Emanzipation aus gesellschaftlichen Funktionszwängen. Ausgehend von Sens Fähigkeitenansatz rekonstruiert Thomas Kesselring Ulrichs Beitrag und erörtert ihn kritisch unter sechs philosophischen und entwicklungspolitischen Gesichtspunkten. In seiner Replik findet Ulrich seine Ausgangsthese aus dem Jahr 2004 insbesondere mit Blick auf die „realpolitischen Bemühungen“ (358) bestätigt und gibt Hinweise, wie auf ordnungspolitischer und unternehmenspolitischer Ebene die Durchsetzung universaler Menschen- und Bürgerrechte jenseits des Nationalstaates zu denken sei. Nach der Ablehnung der (Draft) „Norms on the Responsibility of Transnational Corporations and Other Business Enterprises with Regard to Human Rights“ durch die UNO Menschenrechtskommission (heute: Menschenrechtsrat) im Jahr 2004 ist insbesondere durch die Arbeiten von John Ruggie seit 2005 wieder Schwung in das Thema Unternehmen und Menschenrechte gekommen. Die Diskussion mündete 2008 erst im „Protect, Respect and Remedy Framework“ und führte dann auf dieser Grundlage im Jahr 2011 zu den „UN Guiding Principles on Business and Human Rights“. David Weissbrodt zeichnet in seinem 2005 publizierten Beitrag Corporate Human Rights Responsibilities (zfwu 6/3) ein umfassendes historisches Bild dieser Entwicklungen „vor Ruggie“, bei dem er sich in besonderem Maße für die Rolle von nicht-staatlichen Akteuren (insbesondere Unternehmen) interessiert. In Ergänzung zu Weissbrodts juristischer Perspektive beleuchtet Klaus M. Leisinger die Unternehmensperspektive auf Menschenrechte und führt aus, welche Probleme und Erwartungen dabei relevant seien. Auch der Beitrag Gibt es ein Menschenrecht auf ethische Bildung? (zfwu 10/2) von Gerhard Kruip behandelt Menschenrechte. Die titelgebende Frage beantwortet der Autor mit einem klaren Ja. Denn: Für Kruip ist „in der heutigen ‚Wissensgesellschaft‘ (…) die Frage der Bildung zur neuen ‚Sozialen Frage‘“ (393) geworden. Er argumentiert, dass eine Multioptionengesellschaft von den Individuen hohe Kompetenzen verschiedenster Art abverlangt. Dazu zählen nicht zuletzt auch ethische Kompetenzen, denn moderne Gesellschaften sind für ihr Funktionieren und ihren Zusammenhalt auf ethisch kompetente Mitglieder ange23
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Thomas Beschorner und Marc C. Hübscher
wiesen. Kruip setzt in seiner Argumentation anthropologisch an und argumentiert, „dass der Mensch ein bildbares, bildungsfähiges und auf Bildung angewiesenes Wesen ist“ (393). Das 1948 in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte kodifizierte „Menschenrecht auf Bildung“ impliziere daher auch ein Recht auf ethische Bildung. Der Beitrag schließt mit Hinweisen auf dessen Umsetzung in Aus- und Fortbildung. Das Korreferat von Gertrud Nunner-Winkler differenziert Kruips Argumentation in den Spannungsfeldern „Moral und Ethik“ einerseits und „individuelle Verantwortung und soziale Rahmenbedingungen“ andrerseits. Kruip geht in seiner Erwiderung auf vier Punkte aus dem Korreferat ein und führt seine ursprünglichen Gedanken mit Verweis auf neuere Arbeiten aus. Die in diesem Buchabschnitt versammelten Beiträge unter der Überschrift „Ökonomie – Kultur – Ethik“ zeugen nach unserer Einschätzung insgesamt von einer spannenden und interdisziplinär vielfältigen Diskussion zu zentralen Grundsatzfragen der Wirtschafts- und Unternehmensethik.
Literatur Becker, G. S. (1976): The Economic Approach to Human Behavior, Chicago: University of Chicago Press. Geertz, C. (1995/1983): Dichte Beschreibung: Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, Frankfurt a. M.: Suhrkamp. Homann, K. (1993): Wirtschaftsethik. Die Funktion der Moral in der modernen Wirtschaft, in: Wieland, J. (Hrsg.): Wirtschaftsethik und Theorie der Gesellschaft, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 32–53. Homann, K. (2002): Vorteile und Anreize. Zur Grundlegung einer Ethik der Zukunft, hrsg. von C. Lütge, Tübingen: Mohr Siebeck. Homann, K./Blome-Drees, F. (1992): Wirtschafts- und Unternehmensethik, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht. Homann, K./Pies, I. (1994): Wirtschaftsethik in der Moderne: Zur ökonomischen Theorie der Moral, in: Ethik und Sozialwissenschaften, Jg. 5/Heft 1, 3–15. Homann, K./Suchanek, A. (2005): Ökonomik: Eine Einführung, 2., überarbeitete Aufl., Tübingen: Mohr Siebeck. Pieper, A. (1991): Einführung in die Ethik, 2. überarb. Aufl., Tübingen.
III A Ökonomische Theorien
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Economics, Religion and Happiness*1 Lasse Steiner, Lisa Leinert and Bruno S. Frey Economics, Religion and Happiness
Abstract
This survey intends to portray the two main approaches of economic research on religion. The first investigates the impact of religion on the economy. Religion and the internalized value system are found to influence economic attitudes output in a favorable way. The second approach is to explain religious behavior with economic models showing how an individual can derive utility from religion. Modern happiness research makes it possible to measure the impact of religion on subjective well-being empirically. The literature finds a positive correlation of religion and happiness, with a robust effect of churchgoing and protestant confession, while the results on internal religiosity are more ambiguous. In our analyses for Switzerland we are able to confirm these results and show that the effect of churchgoing on happiness is quite sizeable.
1 Introduction The study of human incentives being at the centre of the economic discipline, religious beliefs form an important object of investigation. Already Adam Smith (1776) studied how religious markets should be organized optimally. However, for a long time (up to the mid seventies of the last century), religion was considered an irrational belief not worth-wile to explain within the rationality framework of economics. Today, a multitude of researchers are investigating religious beliefs and activities and their economic consequences. A variety of aspects are of interest for economists of which a few are listed and outlined here: How do the values and norms internalized in a belief system influence human behavior? What are the resulting economic consequences on a microeconomic and macroeconomic
* The article was first published in zfwu 11/1 (2010). © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 T. Beschorner et al. (Hrsg.), Wirtschafts- und Unternehmensethik, https://doi.org/10.1007/978-3-658-16205-4_3
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Lasse Steiner, Lisa Leinert and Bruno S. Frey
level? How is it possible to explain belief in God within the standard economic framework? What impact do religious beliefs have on utility? Answers of the literature to these questions are outlined in the following sections, concluding with our own empirical analysis on the impact of different dimensions of religiosity on subjective well-being or happiness. The paper is outlined as follows: Section two shows how religious beliefs may alter the economic behavior of individuals and how religion impacts on economies as a whole. In section three we describe how religious behavior can be explained within the framework of neoclassical and psychological economics. Section four presents results on the influence of religion on happiness, a dimension of subjective well-being used as a proxy for economic utility. In section five, we analyze and quantify the impact of religion on happiness in Switzerland and conclude in section six.
2
Impact of Religion on the Economy
The debate about the impact of religion on people’s economic attitudes started with Max Weber’s (1930) work on the protestant ethic. He stated that the Protestant Reformation caused a mental and social change enabling the success of capitalism. Until today, many researchers have dealt with the question whether religion and religious norms shape human behavior in an economically favorable way. We distinguish between the microeconomic perspective that explains how religion alters the behavior of individuals and the macroeconomic perspective that explains how religion influences the growth of economies.
2.1 2.1.1
Microeconomic Perspective Income and Labor Market Prospects
The question of whether, and in what way, religion influences employment, wages or general labor market attainment is the most interesting aspect from the viewpoint of economists. People believing in God may acquire greater human capital, which is rewarded on the labor market (see Tao 2008). Furthermore, religious values like modesty, honesty and accuracy tend to increase the quality of daily work and foster collaboration, thus translates into greater income and better labor market prospects. In contrast to Weber later empirical findings suggest that especially Catholics seem to profit in financial respect from their religion. Tomes (1984) provides empirical evidence that Catholics with college education earn more than Protestants with the same education. Ewing (2000) supports this result with his finding that there is a substantial wage premium for people raised in the Catholic religion after controlling for standard human
Economics, Religion and Happiness
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capital, institutional and demographic variables. Steen’s (2004) results point in the same direction but in addition find that Jews earn more than any other denomination. This substantiates the finding of Chiswick (1983) who states that Jews earn 8 % more than other denominations, which he attributes to higher rates of return from schooling and investments in on-the-job-training. However, there is also empirical evidence that denies the influence of religion on personal income. Neal (1997) does not find any advantage of Catholic secondary schooling on graduation rates and future wages compared to public schools in general. Tao (2008) investigates whether religion indirectly enhances subjective well-being through increasing job stability. He does not find evidence for this hypothesis: Religious people do not profit from their beliefs with respect to the risk of becoming unemployed. To conclude, there is a mixed picture of whether religion improves people’s income and labor market prospects.
2.1.2
Attitudes to Rules and Institutions
Religious beliefs may positively influence economic attitudes which in turn may lead to higher income and better labor market prospects of religious individuals. Using the World Values Survey data, Guiso et al. (2003) investigate the effect of religion on economic attitudes toward cooperation, the government, the market economy, legal rules, working women and thriftiness. They find that on average religious beliefs are correlated with economic attitudes, which are beneficial for per capita income and growth. Protestants, Catholics, and Hindus tend to be favorably disposed toward private ownership, while Muslims want significantly less private ownership. However, the authors also find that religion is correlated with higher degrees of racism and less respect for working women. These attitudes may harm economic growth. Religious participation is positively correlated with trust toward others while intolerance is an outcome of being raised religiously. Different religions seem to have different effects on economic attitudes, whereas Christian religions are more positively associated with attitudes, which are beneficial for growth. There are contradictory results from other studies which found no relationship between one’s religion and economic attitudes. According to them, religious affiliation or degree of religiosity do not seem to influence attitudes toward capitalism, socialism, income redistribution, private property, free trade, and government regulation (see Gay 1991; Kuran 1993). However, capturing these effects via correlations does not establish the direction of causality: It is unclear whether religion really affects behavior or whether people with certain character traits tend to be more religious.
2.1.3
Effects on Health, Social Networks and Crime
Religious beliefs may also have an influence on health. Since healthy people cause less costs for health systems, the impact of religion on people’s health is also of economic importance. Levin (1994) finds that faith in God, whatever denomination, increases people’s health. The health effect of religion is especially large for elderly people (see for example Levin/ Chatters 1998; Ferraro/Kelley-Moore 2000). According to Tao (2008), religion increases 29
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well-being significantly through greater health. Thus, the effect religion has on health seems to be less ambiguous than the one on income. Religion may also influence social networks and family relationships (see for example Koenig et al. 1997; Krause et al. 1999). Sound family relationships, social networks and secure income help to prevent people from committing crimes. A lower crime rate is beneficial for an economy since it leads to a greater willingness to undertake investments and to take economic risks. Furthermore, costs of prosecution and detention decrease. Religiosity may also directly influence the tendency to commit crimes. Hirschi and Stark’s (1969) “hellfire” hypothesis states that religion deters criminal behavior by increasing the costs of crimes through the thread of punishment in afterlife. In a meta-analysis of 60 studies of the effect of religion on crime Baier and Wright (2001) also find a moderate deterrent effect. Since these studies use methods with limited validity, the results have to be interpreted with caution. Using a more sophisticated methodology, only a negligible effect of religion on crime was found (Heaton 2006).1
2.2
Macroeconomic Perspective
For economists the association of religion with economic attitudes, income, health and criminal behavior on an individual level is of significant importance. But, of course, religion may also affect the economy as a whole. Since Weber (1930) noted that Protestantism favors macroeconomic development, many researchers have engaged into investigating this relationship. Denominational and religious institutions have played a major role in forming and shaping today’s economic and governmental institutions, which are important prerequisites for economies to grow and develop. Since denominations differ more or less with respect to the value system internalized, it is likely that denominations may account for differences in economic growth. Amongst all denominations, Protestantism has been declared the one, encouraging economic growth the most. Early work has found evidence that Catholicism seems to feature growth-retarding characteristics while Protestantism teaches hard work and individualism. These differences are said to be one of the reasons why the United States and Canada have seen good economic development whereas Latin America, inheriting the Hispano-Catholic tradition, has lagged behind (see Morse 1964). Catholicism has even been found to promote communism (see Andreski 1969).
1 Most empirical studies on the deterrence effect of religion on crime use cross-sectional OLS regression and therefore suffer from a possible endogeneity bias. Religious adherence is usually negatively affected by an increase in crime rates, which results in biased estimates toward a finding that religion reduces the incidence of crime. In contrast, Heaton (2006) applies an instrumental variable approach using historic religiosity as an instrument for current religious participation.
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In later studies, however, this clear view of denominational influence on growth could not be retained. Rather, it was shown that religion is not the sole determinant of differences in economic development (see Grier 1997). Thus, Protestantism is found to be only one of many factors determining economic progress. In addition, the catholic religion was not found to be associated with lower per capita income in comparison to countries that consist mainly of Hindus, Muslims, orthodox Christians and Protestants (see Barro/ McCleary 2003). Rather, Islam and in some specifications, Confucianism, are positively associated with per capita income growth (see Sala-i-Martin et al. 2004). There exist even more adverse results to Weber’s original hypothesis. Noland (2005) finds that Jewish, Catholic, and Protestant population shares are negatively correlated with per capita income growth, even after accounting for economic fundamentals. This study confirms the notion that Islam promotes growth. Weber’s hypothesis, that Protestantism is a causal reason for economic growth, is thus not supported in recent research work. At the same time, empirical research has not been able to establish any consistent effect of denominations on economic growth and per capita income. Either there is indeed no such effect in reality or existing research has not been able to identify it in a satisfactory way.
3
Economic Theory of Religious Behavior
Economists deal with religion in two ways. Firstly, they investigate the impact of religion on economic output as described above. Secondly, they try to explain religious behavior using economic theory with the underlying assumption being that individuals behave rationally. The goal is to describe why some people choose to be religious while others do not. There are mainly two types of models: one type explains belief patterns. The second type describes religious behavior such as going to church. It was long doubted that religious behavior (either faith or church attendance) can be regarded as rational action and that it should therefore be included as an element in the individual utility functions. Advocates of the rational choice approach in religion, however, claim: „(…) people approach all actions in the same way, evaluating costs and benefits and acting so as to maximize their net benefits. Hence, people choose what religion, if any, they will accept and how extensively they will participate in it“ (Iannaccone 1995: 77).
Iannaccone highlights the basic assumption underlying neoclassical economic theory: people act as homines oeconomici, weighing pros and cons of each action and acting so as to maximize their own utility. Assuming this behavior, religious beliefs and actions – as irrational as they may seem to be – have to be understood as an action taken by individuals in order to maximize their utility. As a consequence, economists had to find ways to justify religious beliefs as rational action. According to neoclassical theory, religious faith 31
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Lasse Steiner, Lisa Leinert and Bruno S. Frey
increases personal utility through its function as an insurance against the consequences of hell in afterlife. In contrast, a more recent movement, known as psychological economics, is able to explain how individuals can derive utility from holding religious beliefs (see also Iannaccone 1998).
3.1
The Neoclassical Insurance Model
Pascal (1670) formulated the first model of belief in God. He put up a simple matrix where the possibility of God’s existence (exist/not exist) is opposed to one’s faith (belief/no belief). To maintain one’s level of religion, faith has to be practiced. This practice is regarded as the costs of one’s faith. Each combination in the 2x2 matrix generates a certain payoff and the worst possible outcome will occur if God exists and one does not believe. In this case, hell is waiting with a highly negative payout. In comparison to that outcome, costs arising from believing in God – even if he does not exist – are negligible. Thus, weighing costs and benefits, Pascal concluded that faith in God is a rational action. In this sense, faith may be interpreted as an insurance against the possible state that God exists and that an individual will go to hell for not believing. In a modification of Pascal’s model Durkin and Greely (1991) modeled faith as a continuous variable. An individual chooses a level of faith that maximizes expected utility given his or her respective costs. This model takes into account that faith not only generates a higher utility in afterlife, but creates utility or meaning already during lifetime. These insurance models have one major problem in common: In order for an individual to weigh the costs and benefits of the action ‘belief’, it is necessary to determine the probability of God’s existence. However, examining the two things more closely, it turns out that they are the same: If an individual chooses a positive probability (above 0) that God exists, he believes that God exists, which means he is religious. It is very unlikely for a person to assign a positive probability to God’s existence (to believe in the existence of heaven and hell) and to decide not to believe in God. Thus, the decision the models try to explain is included in the set up of the models.2 The models presented include some sort of costs in order to be able to find an optimum level of faith. However, as socio-economic studies have shown, praying and going to church are not regarded as costs for people who believe in God. Thus, it seems more appropriate to explain religious beliefs as a question of preferences rather than as the result of weighing costs and benefits. Models of this structure have been studied in psychological economics.
2 For an extensive discussion of this issue see Montgomery (1992) and (1996).
Economics, Religion and Happiness
3.2
33
Psychological Economics
Models explicitly taking into account psychological aspects3 assume that individuals derive utility from holding irrational beliefs, e. g. faith in God. Thus, faith can be viewed as a subjective belief and does not have to be interpreted as an action or an objective probability, as done in neoclassical models. Akerlof und Dickens (1982) introduce the first respective model, carrying over the psychological theory of cognitive dissonance into economics. Neoclassical theory is extended by assuming that persons not only have preferences over states of the world but also over their beliefs about the state of the world. Furthermore, persons are able to manipulate their own beliefs by selecting sources of information likely to confirm ‘desired’ beliefs. Freese and Montgomery (2007) extended the neoclassical models by incorporating cognitive dissonance. Their behavioral model of “self-serving bias in belief formation” differs from the standard model in mainly one respect: An individual in fact knows the ‘real’ probability of the existence of heaven and hell but chooses probabilities that better support their preferences. By deviating, the individual on the one hand increases the expected payoff but encounters on the other hand a so-called loss function. This function takes into account how far the self-formed beliefs deviate from the real probabilities, which reduce expected utility accordingly. The individual handles this trade-off in a way that their expected utility from believing in God, given the loss function, is maximized. Caplan (2000) has established a model of “Rational Irrationality” that describes religious behavior profoundly. Here, an individual can choose to hold or buy an amount of two types of goods given their individual budget constraint. The two goods are ‘irrational beliefs’ and everything else, denoted as ‘wealth’. Applied to religion the quantity of irrational beliefs consumed depicts the level of faith of an individual. The choice of the amount of irrational beliefs depends on two factors: first and foremost, on the individual shape of the preference curve. Only some individuals can derive utility from holding irrational beliefs. Those with neoclassical preferences will not be able to do so whereas, according to Caplan, most people exhibit a mix of neo-classical and irrational preferences, so that they demand a positive amount of irrational beliefs. In contrast to the standard neoclassical models, where more of any good increases utility, the mixed preferences indicate that only a certain amount of a belief is optimal. Secondly, wealth as well as irrational beliefs have a price, introducing a trade-off in individual choices: the demand of either good is restricted by an individual’s budget line. Changes in policies, trends in society or recent scientific findings related to the specific beliefs of an individual result in a change in the relative price, thus a twist of the slope of the budget line and a different level of optimal faith. An example of a price change is the discrimination of a certain religion. In this case the price of holding irrational beliefs increases, which leads to a reduction in the amount of irrational beliefs an individual
3 Psychological economics is a movement often, but misleadingly, called “Behavioral economics”. 33
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Lasse Steiner, Lisa Leinert and Bruno S. Frey
holds. Thus, the model explains the variation of beliefs over time. The explanatory power is significantly increased compared to standard neo-classical models.
3.3
Models of Religious Activity
Many economic models seek to explain religious activity and individual choice of denomination. Based on Becker’s (1962) household production approach Azzi and Ehrenberg (1975) designed the first household production model of church attendance and contributions. Individuals allocate time and goods between religious and consumer goods in order to maximize the sum of utility from present life and afterlife. Through regular religious activities, a ‘religious asset’ is accumulated in the present life. The religious asset will be consumed in the afterlife with utility resulting from it. By calculating the opportunity cost of acquiring the religious asset (e. g. working), the model can explain some of the existing empirical patterns. Since women and retired persons receive on average a lower wage, they are more likely to spend time in church since their opportunity cost of going to church is smaller than for men. Later models broaden the assumptions of Azzi and Ehrenberg’s household production model. In these models, the payoffs to religious activities individuals can earn in this life become more important. The immediately gained utility from religion includes, among others, a sense of purpose or meaning, group identity and social support (see Hull/Bold 1989; Schlicht 1995). Iannacone (1998) advances these models by emphasizing the learning process that is related to religion. According to his model of “religious human capital”, individuals accumulate religious capital by regularly exercising religious rites. Acquired human capital enables the individuals to execute religious activities more efficiently and at decreasing costs. Higher human capital leads to higher utility from religious activity. Religion can be seen as a learning-by-doing process. The more experience one has, the less demanding is the maintenance of faith (decreasing marginal cost of faith). This dynamism explains, amongst others, the greater religiosity of elderly people. Religious human capital increases with age, leading to lower cost of faith and a higher optimal level of faith. The human capital approach allows us to derive testable hypotheses about denominational mobility, conversion age, religious intermarriage, intermarriage and participation, and religious upbringing.
4
Religion and Happiness
4.1
Happiness Research
Modern happiness research seeks to measure the impact of religion on a person’s utility empirically. The economic analyses of happiness started with Easterlin’s (1974) paradox: Happiness does not increase over time although income, measured as the real Gross Do-
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mestic Product, does. This contradicts the neoclassical economic assumption that utility is increasing monotonously with income. His study was the first to use happiness (or subjective well-being) as a proxy for utility. Due to extensive work by numerous psychologists (see Diener et al. 1999; Kahneman et al. 1999), the measurement of utility has made great progress. Using representative surveys, it is now possible to approximate individual utility in a satisfactory way. With the help of a single question, or several questions on global self-reports, an individual’s evaluation of their life satisfaction or happiness is measured. Since the main use of happiness measuring is to identify the determinants of happiness, it is neither necessary to assume that reported subjective well-being is cardinally measurable, nor interpersonally comparable (see Frey/ Stutzer 2002a, 2002b; Frey 2008). The validity of subjective well-being as a proxy for individual utility was examined by various scholars and was found to be a satisfactory empirical approximation. Happy people are, for example, rated as happy by friends, family members and spouses. People reporting high subjective well-being also smile more often and are less likely to commit suicide. Reported subjective well-being is fairly stable but also sensitive to changing life circumstances (see Sandvik et al. 1993).
4.2
Types of Religiosity
Religion can be divided into internal and external religiosity. Internal religiosity or faith is defined as a belief in God and a trusting acceptance of God’s will. External religiosity refers to all observable activities, which are undertaken in a religious context, in particular going to church. It is useful to distinguish between these two dimensions since subjective well-being can be affected by either of them and they might work in different ways. It is not clear, for example, whether church attendance increases subjective well-being due to the proximity to God and the lessons learnt during the service or due to the fact that one has social contacts with other churchgoers. In contrast to the literature on the impact of religion on the economy, there is less ambiguity in the role of religion for subjective well-being: Almost all studies find a positive and significant relation between religion and happiness (see Myers 2008). Differences between studies arise with respect to the role of internal and external religiosity for subjective well-being.
4.2.1
Internal Religiosity
So far, researchers have predominantly established a positive relationship between internal religiosity and subjective well-being. According to the results, believing in God has a positive impact on global happiness, life satisfaction, life excitement and marital happiness (see Pollner 1989). Religious people also suffer from fewer negative psychological consequences of traumatic life events (see also Myers 2008; Clark/Lelkes 2005). It is even found that 35
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no other factor influences life satisfaction more than religious beliefs (see Ellison 1991). Among the religious, especially elderly and less educated people benefit (see Pollner 1989). Several reasons have been proposed for the clear positive connection between faith and subjective well-being. Individuals may derive happiness from a relationship with a supernatural imaginary being with which one interacts (see Pollner 1989). Additionally, belief in God enables individuals to create a system of meaning and thus greater purpose in life (see Ardelt 2003; Silbermann 2005). Through religion, throwbacks can be understood as part of a greater plan and as a challenge. This aspect is supported by findings within the psychological literature, where religious coping – the handling of personal throwbacks with faith – has a significant impact on well-being (see Lewis et al. 2005).4 Internal religiosity creates spillover effects to non-religious people: A higher average religiosity in one region increases the life satisfaction of people in this region. People are more satisfied with their lives in more religious regions. This holds both for those who are religious and for those who are not (see Clark/Lelkes 2009). Spillover effects also avoid the causality problem that usually arises with life-satisfaction estimations, since the happiness of an individual is not likely to affect the religious decisions of other people in the region. The overwhelming evidence of a positive impact of internal religiosity on happiness has to be interpreted cautiously: Most of the studies concentrate on the US where 91 % of the population is religious and where religiosity plays a pronounced role even in modern life. Results in less religious countries, like Denmark or the Netherlands, do not show such clear evidence (see Snoep 2008).
4.3
External Religiosity
Going to church and building social networks within one’s religious community plays an important role for any religious individual. Studies show that the frequency of church attendance monotonously increases the probability of reporting greater happiness (see Greene/Yoon 2004; Soydemir et al. 2004; Hayo 2007) and has a significant positive impact on happiness and marital happiness (see Pollner 1989). The effect of churchgoing on subjective well-being is stronger and more robust than the one of internal religiosity. Clark and Lelkes (2009) include only one variable for religiosity: church attendance or prayer. They find that church attendance has a comparatively higher impact on happiness than prayer. Analogous to the spill-over effect of internal religiosity church attendance has positive spillovers on the well-being of others at the national level (see Helliwell 2003). The impact of church services on well-being seems to be related to the importance of community life. While studies in Europe do not find a significant additional impact of church attendance to internal religiosity, Ellison and Gay (1990) show that internal religiosity of Afro-Americans has no effect on subjective well-being in contrast to church
4 See also Niederhoffer/Pennebaker (2002), as well as Lyubomirsky et al. (2005).
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attendance. Thus, church life is an important factor of religion and subjective well-being. This impression is confirmed in a recent and more sophisticated study. It is shown that not religious service attendance per se has an impact on well-being, but the number of friends in ones congregation (see Putnam/Lim 2009). Happiness derived from religion seems only partly related to the belief itself. As results on external religiosity and subjective well-being suggest, friends are responsible for the increase in happiness rather than proximity to God. Individuals can thus gain greater happiness without being necessarily religious. Rather they need a close network of friendships.
4.4 Denomination The literature on religion and happiness also investigates whether there is a difference in the reported well-being depending on one’s denomination. Such a hypothesis is justified given the differing value system and institutional structures of churches. In Ellison (1991), Protestants are found to be happier than Catholics, which is explained by the organizational structure of those denominations. Protestants derive greater utility due to a higher autonomy in their belief, due to the collective identity and due to better social integration. Moreover, Christians in general seem to have an advantage compared to other religions in terms of subjective well-being. The probability of being happier is 28 % higher for pious Christians than for Buddhists or members of Taiwanese folk religion (see Tao 2008). However, there are also studies that do not find any impact of denomination on happiness or life satisfaction in Europe (see Hayo 2007; Greene/Yoon 2004). As mentioned above, religiosity can also have an indirect effect on happiness. Most religious rules promote a healthy lifestyle and communicate values and norms facilitating and strengthening social connections (see Myers 2008). In Taiwan faith has a positive impact on health and social networks; and both aspects have a direct impact on well-being (see Tao 2008). Religious people also serve more often as volunteers, which is associated with somewhat higher subjective well-being (see Harlow/Cantor 1996; Thoits/Hewitt 2001).
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Religion and Subjective Well-Being in Switzerland
5.1 The Data Following the theoretical models and the literature, we conduct an empirical analysis to capture the impact of religion on happiness in Switzerland. To our knowledge, this is the first such analysis for Switzerland. Studying this country is of particular interest since it is one of the few countries without a predominant denomination. We use the newest wave of the Swiss Household Panel 2007 and subjective well-being serves as the dependent variable. The corresponding question asked in the survey is: “In 37
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general, how satisfied are you with your life?” where 0 means “not at all satisfied” and 10 means “completely satisfied”. The explanatory variables of interest are the confession, and external and internal religiosity. For the analysis we select only individuals with a Christian confession (Catholics, Protestants) and those without denomination to avoid possible biases, which might arise from cultural differences. For the same reason only citizens whose first nationality is Swiss are included. Our measure of external religiosity is religious service attendance (“How frequently do you take part in religious services?”). Only adults are included who are above 18 years old to account for the fact that religious service attendance of children may not be voluntary. As a proxy for internal religiosity we use the frequency of an individual prayer (“How frequently do you pray apart from at church or within a religious community?”).5 All regressions contain the controls normally used in economic happiness research: age, gender, health status, status of partnership, number of friends, education, occupational status and income. As they all show the expected signs and have no impact on the variables of interest, they are not presented.
5.2 Results Since life satisfaction is a categorical dependent variable, an ordered logit model would be the correct model of choice. However, we show OLS results, which achieve qualitatively and quantitatively the same results, but allow for a more intuitive interpretation.6 We are well aware of the difficulty in interpreting the observed correlations as causal effects. The estimation results in table 1 are therefore interpreted as partial correlations. The relationship between religion and subjective well-being is analyzed by gradually adding variables in four steps. Controlling for the socio-economic factors mentioned above, the estimated coefficients for the Protestant and Catholic dummy variables show a positive and statistically significant correlation (Estimation 1). Individuals with Christian confessions report a significantly higher subjective well-being than those without a denomination (which is the group of comparison). In line with the literature Protestants are also happier than Catholics, which may be due to a higher autonomy in their belief.
5 Frequency of prayer seems to be a valid proxy for internal religiosity, since an analysis with data of the European Social Survey has shown that it is highly correlated with one’s faith or piety. 6 Ferrer-i-Carbonell/Frijters (2004) have shown that OLS is a valid method in happiness estimations in general.
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Table 1 Effect of different religious dimensions on happiness in Switzerland OLS regression results from a 2007 wave of Swiss Household Panel data7
VARIABLES Confession Protestant Catholic Church attendance Special occasion Few times a year Monthly Every two weeks Once a week Several times a week Prayers apart from church Few times a year Monthly Once a week Daily Controls Constant Observations R-squared
(1) Subjective well-being 0.181*** (0.0578) 0.135** (0.0579) yes 3.821*** (0.519) 5022 0.082
(2) Subjective well-being 0.104* (0.0598) 0.0204 (0.0613) 0.218*** (0.0793) 0.337*** (0.0839) 0.285*** (0.100) 0.514*** (0.124) 0.593*** (0.110) 0.618*** (0.209) yes 3.588*** (0.521) 5011 0.089
(3) Subjective well-being 0.170*** (0.0594) 0.134** (0.0607) 0.00949 (0.0624) -0.000701 (0.0750) -0.112* (0.0640) 0.101* (0.0542) yes 3.810*** (0.521) 4959 0.086
(4) Subjective well-being 0.114* (0.0606) 0.0465 (0.0624) 0.229*** (0.0795) 0.366*** (0.0856) 0.337*** (0.103) 0.546*** (0.128) 0.627*** (0.115) 0.625*** (0.212) -0.0408 (0.0632) -0.0570 (0.0760) -0.196*** (0.0661) -0.0355 (0.0596) yes 3.646*** (0.522) 4952 0.093
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