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German Pages 772 Year 1790
lorilo tow
Smyiaphor
Mortilli
D. Anton Friedrich Büſching , Königl. Preuß. Dberconſiſtorialraths, Directors des vereinigs ten Berliniſchen und Colniſchen Gymnaſiums zu Berlin , und der davon abhangenden Schulen ,
Erdbeſchreibung
Sech ſt'e r
Theil,
der
den
weſtphäliſchen
und
chur - rheiniſchen Kreis enttålt.
Siebente rechtmäßige und ſtark verbeſſerte und vermehrte Ausgabe . Nit Rom . Stail.und Churf.Sách .wie auch der hochl. Eidgenoffenſch Zürich , Glarus, Baſel, Appenzell und der løbl. Reichsfädte St. Gallen , Rühlhauſen und Biel, Freyheiten .
* Hamburg , ben Carl Ernſt Bohn . 1790.
GL
EI
AN
29 MAY 1936
Borrede.
Ingeac htet der der großen ngeachtet
Mattigkeit
und
Kraftloſigkeit , in meiner noch nicht über ſtandenen langen
und
ſchweren
Krankheit,
habe ich doch zur Verbeſſerung dieſes
Theils
der Erdbeſchreibung viel gethan . Man wird faſt in allen Abſchnitten die verbeſſernde Hand entdecken .
Die Kapitel von den Grafſchaften
Wied , Sayn und Lippe , von der Reichs ſtadt Coln , von den Erzſtiften Maynz Trier , und von der Pfalz am Rhein ,
und
ſind inſonderheit ſtark verbeſſert, die Kapitel von
den
Grafſchaften
Lingen , und von dem
Tecklenburg
und
Erzſtift Coln , ſind
ganz umgearbeitet worden , das heſſen - caſſel (che Antheil an der Grafſchaft Schauenburg, hat einen Anhang von Aemtern bekommen , die
in
den vorhergehenden
Ausgaben
des
Werks den Grafſchaften Hoya und Diepholz anhangsweiſe beygefüget waren , und S.497 iſt die unmittelbare nolles zu den
Reichsgrafſchaft Fag
Stånden des weſtphäliſchen Kreis
Vorrede. Kreiſes hinzugekommen . Die Beſchreibung des Erzſtifts Csln , in den vorigen Ausga ben des Werks ,
gehörte zu den unvollkom
menſten , ich hatte aber die Hofnung, den großen Mängeln und Fehlern derſelben abhel fen zu können , ſchon faſt ganz aufgegeben , als zu meiner Freude 1783 ein kleines Buch unter folgendem Titul an das Licht trat: Hi ſtoriſch - geographiſche Beſchreibung des Erzſtifts Cóln , eine nöthige Beylage zu des Herrn C. R. Büſchings Erdbeſchrei bung. Sie hat zwar felbſtdie gencue Rich tigkeit und hinlängliche Vollſtändigkeit noch nicht, die ich in ihr zu finden hoffete, inſon derheit erſtrecket ſie ſich nicht auf das weſt phåliſche Erzſtift ,
und auf das Veſt Reck :
linghauſen : ich habe aber doch durch dieſelbe, und durch die maleriſche Reiſe am Nieder: rheint, mein geographiſches Kapitel von dies fem Erzſtift ſtark verbeſſern können. am 29. Dec. 1789 .
Berlin ,
Einige Verbeſſerungen und Zuſage. S.148. muß Num. 4. Deus oder Dug ausgeſtrichen werden. S. 152. 3. 8. von unten , Styrum , ehedeflen Styrheim , Naſſau : Uſingen die andere Hälfte. S. 274. Ž . 13. hat S. 276. 3. 19. Siegen , eine Stadt von ungefähr 800 Häuſern S. 617. 2. 13. von unten , friðiftraun .
Der
4
Der
weſtphäliſche
Kreis .
1
Th.7 % .
8
Eins
Einleitung in
den weſtphäliſchen Kreis . S.
1.
ie after Sachſen ſind in Weſtphaler , Uits grier und Oſtphaler abgetheilet worden . Weſtphaler hießen diejenigen , die zwiſchen D
der Weſer und dem Rhein wohneten , und der Stridy Landes , welchen ſie bewohuet haben , iſt Ein von ihnen Weſtphalia benennet worden . Theil von dieſem land iſt das Herzogthum Weſt phalen , welches bey dein Exzſtift Cöln iin chur's rheiniſchen Kireife wird beſchrieben werden ; der weſtphaliſde Rreis aber begreift auch Lånder , welche zu deneben beſchriebenen Weſtphalen nicht gehöret haben . Man liuß alſo die drey Benen . nungen , weſtpşáliſcher Kreis , Weſtphalen und Herzogthum Weſtphalen , wohl von einander une Ferſcheiden . Š. 2. Der weſtphaliſche Kreis wird auch der niederländiſche und weſtphäliſche Kreis genennet; einigerenmen ihn auch der niederrheis niſchen Rreis .
oder niederrheiniſch - weſtphaliſchen
D. 3. Die Charten von dieſem Kreiſe, bedürs fen einer großen Verbeſſerung . Die beſten , die wir bisher davon gehabt, ſind diejenigen , wete dze aus den beſondern Ebarten , die Johann Gi gaBy
gas , von den
3
Einleitung .
einzelnen Bischåmeen herausgegea
ben hat, zuſammen getragen worden ; dergleichen Gerhard Piercator auf 3 Bogen , Blaeuw , Janſſon und Viſſcher , Dankerts , deWitt, Ward , Schenk, Bomann (deſſen Charte iin Atlas von Deutſchland die 108te iſt), Seutter, Lotter , Boudet 1751, Beaurain 1757, und Jeffery's an das Licht geſtellet haben . DieHoman . niſchen Erben haben dieſe Kreischarte 176 i etwas , und hernach durch Süßefeld noch mehr verbeſſert. Jeffery's hat von dem oder
von
untern
Theil des Kreiſes,
Oſtfriesland, Müüfter , Osnabrück,
Oldenburg , Delmenhorſt , Lingen und Diephoid, eine Charte gerausgegeben , die laut des Titels , meiner Erdbeſchreibung gemäß iſt. Eine gleiche Charte unter eben demſelben Titel, und mit gleiz der Verſicherung , meiner Erdbeſchreibung gefola get zu ſeyn , hat Rizzi Zannoni, durch Julien þerauegegeben . Das Bisthum Lüttich hat auf dieſen Charten , nur ſeinem geringſten Theil nach , Plak gefunden . $. 4. Dieſer Kreis wird von dem burgundiſchen Kreiſe , von den vereinigten Niederlanden , von der Nordſee, von dem niederſächſiſchen, oberrheis niſchen und durrheiniſchen Kreiſe umgeben . Seine Große betrågt ungefähr izšo Quadrat meilen . Q. 5. Es ſind nicht nur ebedeffen gewiſſe Štán de zu dieſem Kreiſe gerechnetworden , die heutiges Tages nicht mehr dazu gehören , nåhmlich das Stift Utredit, Geldern , Zůcphen , der Biſchof zu Kameriť oder Cambray , und die Stadt gleiches Nai 2
Der weſtphäliſche Kreis . Namens ; ſondern es ſind auch ſonſt die alten und neuen Verzeichniſſe von den Ländern des weſtpha. liſchen Kreiſes ſehr von einander unterſchieden . Wenn man die Reichsmatrifel , die Uſualmatrifel zu des Rammergerichts Unterhalt , und die Auf rufsjettel , welche bey den Kreistagen beobachtet werden , mit einander vergleicht, und ein Vers zeichniß durch das andere ergänzet undverbeſſert: fo kommen folgende Scande des weſtphäliſchen Kreiſes heraus , die ich in der Ordnung , wie ſie auf den Kreistagen ſigen , und iỹre Stimmen ab . legen , anführen und bernach abhändeln will .
Münſter , Cleve , Jülich , ander abwechſeln :
die mit eine
Paderborn , Lüttich, Osna
brúck , Minden und Verden , Corvey , Sta . blo und Malmedy , Werden , Cornelii Mún = ſter , Eſſen ,
Thoren ,
Hervorden , Naſſaus
Siegen , Naſſau - Dillenburg , Oſtfriesland und Mörs ;
Wied , Sayn ,
Schauenburg,
Beſſencaſſelſches Antheil, Schauenburg, lippiſches Antheil , Didenburg , Bentheim
Delmenhorſt,
Lippe,
Bentheim , Bentheim -Steinfurt,
Tecklenburg, Hoya , Virnenburg, Diepholz, Spiegelberg, Rietberg , feld, Reckheim
Pyrmont, Gronds
; Anholt, Winneburg, Holzs
apfel, Wittem ,
Blankenheim
ſtein , Gehmen , Gymborn und
und Gerol Neuſtadt,
Wickerad , Mylendonk , Reichenſtein , Rere
pen
5
Einleitung . pen und mund, Aachen
Sd, leiden ,
Lommerſum ,
Haller:
Fagnolles , und die Reichſtädte ESIN , und Dortmund .
8. 6. Die Kreis ausſchreibenden Fürſten und Directores find, der Bifchof zu Münſter , und neben ihm wechſelsweiſe die Churfürſten zu Bran denburg und Pfalz, als Herzoge zu Eleve und Júlidı , die beyde bey dieſem Directorio kur eine Stimme zuſammen haben .
Die Kreistage
werden gemeiniglich zu Cöln angeftellet ; es iſt aber von 1738 bis 1757 und tiachber in 30 Jab ren bis 1787 feiner gelalten worden , in welchem Jahr zu Cöln am Rhein einer angeſtellet wurde . 1757 wurde einer voin
Bifchof zu Münſter und
Churfürften zu Pfalz , ohne Zuziehung des Cþur. fürſten zu Brandenburg ausgeſchrieben ,' und der brandenburgiſchen Proreftation ungeachtet, gehale ten . Das Kreis - Ärdyiv wird zu Düſſeldorf verë mahret. Dieſer. Kreis iſt einer von den 6 vorlie. genden Kreiſen ,
die 160h
Frankfurt errichteten ; er nördlingiſden
eine Aſſociation zu
trat and
1702 zu der
Verbindung, und verſprady 8200
Mann zu Fuß , und 1000 Dragoner zu ſtellen , blieb aber nicht ben derſelben .
5. 7. Der
Beytrag
diefes
Kreiſes
zu
der
Reichshülfe an Mannſd ;aft und Gelde, iſt bisher den Beytrågen der Kreiſe , Ober-und Nieder Sachfen , Burgund und Schwaben , gleich ge. macht , und auf etwas mehr als den gten , aber
3
weniger als den roten Theil der ganzen , von dem Beich bewilligten , und unter die 10 Kreiſe vers theil .
6
Der weſtphäliſche Kreis.
theilten Summe geſeget, auch daben das Verhålta niß der Größe dieſes Kreiſes zu dem ganzen Deutſde land , ziemlid, genau beobadytet worden . 5. 8. In Anſehung der Preligion, gehöret dies fer Kreis unter die gemiſcyten. Es ſollten zwar jų dem kaiſerliden und Reichs - animer - Gericèt die katholiſchen Stände 2, und die evangeliſchen auch 2 unfores ernennen : und nachdein die Anzaht der Affefforen des Kaminergerichts 1718 auf die Hålfte geſeßet iſt , båtte jeder Theil einen AfTeffor zu ernennen : allein, das ganze Ernennungsweſen iſt bey dieſem Kreiſe ins Steden gerathen. $ . 9. Zum Beſchluß dieſer allgemeinen Ein . feitung,
will ich noch die Anmerkung machen, daß J. C. E. Springer , im 9ten Bande der augemeinen hiſtoriſchen Bibliothek der Hof rath Gatterers, zu beweiſen verſucht hat, Tacitus Erzählungen von den alten Deutſchen , giengen
VaR
pornehmlich auf die Weſipþålinger,
IN
Das
7
Das Hochſtift
.
Minſter.
1.
on dem Bisthum Münſter, hat ſchon Gott. fried Hiaſcop eine Charte gezeichnet, und 1568 an das Lidyt geſiellet: Sie ſteht in Ortelius
V
Theatro , iſt aber noc) ſebr unvollkommen. Jos þann Gigas hat eine befiere geliefert, die Blaeuv ſtechen laſſen, und nachmals unter Jos bann Jaſions Nahmen ausgegeben worden . Sie liegt in den neuern Charten zuki Grande, pelo dhe Dankerts, Seutter , und 1757 die homan. Jaillot hat nifchen Erben geſtoden haben . dieſes Bisthum auf 2 Bogen gebracat, und dieſe Þaben Ortens und 1762 Grane von neuein here ausgegeben .
$ . 2. Es gránzet gegen Abend an die Repu. blik der vereinigten Niederlaude , und zwar an die Graficaſt Zutpheit, und an die Provinzen Obers Pel und Groeningen, imgleiden an die Grafe khaft Bentheim ; gegen Mitteri:acht an das Für. fenthum Oſtfriesland , an die Grafſchaft Olden . burg, und an das dyur- braunſchweig -lúneburgie ſche Amt Wildeshauſen ; gegen Morgen an die Grafſchaft Diepholz , das Bisthum Osnabrück, die Grafſchaften Tedienburg, Lingen und Ravens. berg: gegen Mittag an einen fleinen Theil des Herzogthums
Weſtphalen,
an die Grafſchaft
Mart, an die djur - colniſche Grafſchaft Renklings A4 þauſen ,
8
4
che
Der weſtphäliſ
Kreis .
kaufen, und an das Herzogthum Cleve." Es ift unter allen weſtphäliſchen Bistýúmern das größte. $ . 3. Das Land iſt eben , und þat zwar hin
und wieder angenehmre Höhen , aber keine große Die weitläuftigen Heiden dienen zur Berge. Viehzucht; es fat audy hin und wieder fruchtbare Aeder auch gute Hölzungen und Torf, bey Khoene Fårberrdthe , gute Steinbrüche und fifchreiche Die merkwürdigſten Flüſſe ſind : 1) die Embs, Amaſis, die aus dem Hodiftift Paderborut kommt, das Bisthum Münſter der Långe nach Flüſſe.
durchſtromet, und aus demſelben in Oſtfriesland Bisthum durch die tritt. Sie wird in dieſem Werſe,
die im Amt Stromberg entſpringt; die
Seſſel, die aus der Grafſchaft Ravensberg fðinınt; die Bever , die aus dem Bisthum Osnabrück fommt ; die da , die hiefelbft entſteht, und die Bare , die aus dem Osnabrückiſd en kommt, vers ſtårket. 2 ) Die Lippe, die im Bisthum Paders born entſpringet, madyt gegen Mittag die Grange In derſelben ſind viele Biber. des Hodyſtifts. 3 ) Die Vecht entſpringt hieſelbſt im Amt Horſt . mar, und tritt in die Grafſchaft Bentheim . 4) Die Berkel entſpringt im Amt Hjorſtınar, unweit Bils lerbeck , und tritt in die Grafſchaft Zutpgen . Der breit iſt, liegt Důmmerſee, der 1 Meile lang und zwiſchen dem Hochſtift und der Grafſchaft Dieps Bolz , und gehöret zum Theil hieher. 9. 4. Das Bisthum enthålt, außerder Haupt ftade, 12 Städte, die zu den Landtagen verſchries ben werden, 12 andere Städte, und 12 Flecken , oder Weichbilde, die hier Wigbolde genennet mer .
Das Hochftift Münſter. . werden , und keineStadtgerechtigkeit haben.
Die
Landſtånde beſtehen aus der Geiſtlichkeit, dem Adel und den vorhin gedachten Städten . Die Landtage werden ordentlicher Weiſe zu Münſter gehalten . S. 5. Zur Zeit der Reformation befam hier zwar die evangeliſche Lehre viele Anhänger : fie iſt aber wieder verdrånget, und der im embslándiſchen
Quartier verſtattet geweſene evangeliſch -lutheriſche Gottesdienſt, 1613 und 14 wieder abgeſchaffet worden : indeſſen find doch noch unterſchiedene adeliche Perſonen theils der lutherifdzen , theils der reformirten Kirche zugethan , und zu Weerdt haben beyde Kirchen öffentlichen Gottesdienſt : ſonſt aber iſt alles rdiniſch - Fatholiſch. Die Hein . ter Emsland, Cloppenburg und Vechta, gebortex ehedeſſen zum osnabrückiſchen Kirchſprengel: alcin 1668 wurde durch einen Vergleich die geiſtliche Gerichtsbarkeit über dieſelben von dem Biſikof zu Osnabrück an den Biſchof zu Münſter über. laſſen . 9.6. Kaiſer Karl der Große verordnete Luds gern aus Friesland im Jahr 802 zum erſten Bi. ſchof zu Mimingernford , ſtattweldes Namens nachmals der NameMiniſter gebrauchet worden . B. Ludwig I hat das Hocyſtift von der Erbſchirm , gerechtigkeit där Grafen von Tecklenburg frey ges macht. B.Hermann II, weldjer ima 12ten Jahr. hundert regierte , iſt von dein K. Otto IV zum Reichsfürſten gemacht worden . B.Otto , ein Graf von Bentheim , ſoll der erſte Biſchof ſein , der vom Domkapital irwåhlet worden , und dieſenıfoll US Kaiſer
Der weſtphäliſche Kreis .
Іо
Kaiſer Friedrich II die Macht dazu gegeben haben . B. Ludwig IT, ein Landgraf von Heſſen , iſt der erſte geweſen , der vom Pabſt beſtätiget worden . B. Chriſtoph Bernhard, ein Freyherr von Galen , Der 1678 geſtorbeni ," iſt als ein großer Krieger berühmt. Clemens Auguft, Herzog in Bayern , und Churfürſt zu Cóſn , der 62ſte münſterſche Bis fchof, hat ſich um das Stift durch den Anbau eis niger Sch ! Ker und Canåle und durch andere dem felben nütliche Veranſtaltungen , verdient gemacht. 6.7. Das Wapen des Bisthums iſt ein golo dener Querbalfen in blauen Feide. Der Biſchof iſt ein Reidysfürſt , und hat auf dem Reichstage im fürſtl . Collegio mit dem Biſchof zu Lüttich wechſelsweiſe den Rang, jedod , ſo, daß Osnabrück allemal zwiſchen benden fiket. Sein Reidys - Uns fdlag iſt 30 zu Fuß , und 118 zu Roß , oder mos natlich 832 F1. und juin Kammergeridot zu jedem Ziel 434 Kthlr. 175 Kr. In dem weſtphäliſchen Kreis iſt er der erſte Kreisausſchreibende Fürſt und Director. Als Birdsof ſteht er unter dem Erzbis fchof zu Odln . Das hochwürdige Domkapitel be ftehet aus 40 Perſonen , die alle adelichen Stans des ſeyn ,
und ihre Whnen beweiſen müſſen ; es
wird audy jährlich einmal des jüngſten Domherrn Schild und Helm unter öffentliden Trommels fdylag auf einer Fahne herumgetragen , damit ihn ein jeder unterſuchen könne. $ . 8. Nach
der alten
Schak-Matrifel , hat
das Hochſtift zu der ordenti. Kirdyfpielſchakung oder Contribution monatl. 28927 Rthlr . 19 Sch . 9 Pf. aufjubringen .
Die biſchön . Domainen ſind
erheb .
Das Hochftift Münſter.
II
erheblicher, als die biſchoft. osnabrückiſchen. Das Bisthum ſoll 1200000 Gulden jährlicher & iufünfte, davon aber der größte Theil in die Caſſe der Land . ftande fließet, einbringen. Das Domkapitel unter: halt 5 Infanterie - und 2 Cavallerie-Regimenter. 6. 9. Die Alten thellen das Hodyſtift in das Oberſtift oder den Südertheil , und in das Unter. ſtift oder den Mordertheil.
Zu dem obern Stift
gehören die demter Wolbeck , Rheineund Bever, gern , Sallenberg, Stromberg, Werne, Důl. men , Nahaus , Horſtmar , Bochholt, Lading haufen : zu dem niedern Stift gehören die Uem .; Heuti ter Kloppenburg, Emslande und Vechte. ges Tages beſtehet es aus 4 Quartieren, unter wel. dhe die 13 Heinter vertheilet fino.
1.
Das
woubeckiſche oder
dreinſche
Quartier, hat den leßten Namen von dem ehes maligen GauDrein , und begreift folgende Aemter ; 1. Das Amt Wolbeck , weldies das groſ feſte unter allen iſt, und 43 Kirchſpiele enthåle, und bringt zu einer monatlichen Kirchſpiel- Sda: kung 8837 Rthlr. 13 Sch. auf . Zu Senden, horft , Ahlen und Beckum ſind fårſtliche und Gos gerichte , deren Vorſteher, in Anſehung der Stadte, Richter , und
in Anſehung der
Kirchfpiele und
Bauerſchaften auf dem platten Lande , Gografen genennet werden. Wir bemerken folgende Derter,
1 ) yiúnſter , Monaſterium , die Hauptſtadt des ganzen BiBthums , liegt nicht weit von der' Enig , auf beyden Seiten des Flußchen 40 oder Alpba , in einer rebe
12
Der weſtphäliſche Kreis .
Sie hieß rehr fruihtbaren und angenehmen Ebene. anfänglich imigernford oder Mimigardeford , Mi: migard , 2. wurde aber zur Zeit des Biſdyofs Herr: mann i innuiten Jahrh . von der Doinkirche , die Karl, der Große geſtiftet, und in der Landessprache ein Min ſter genennetwird , mit dem Namen wünſter beleget. ::dre mennen , die Stadt babe vom Unfang aus 2 Theile befanden , und alſo auch 2 Namen gehabt. Der & itere Sheil rey Y7imigernford , und fer jüngere von ſeinem Kloſter und der Stiftófirche Münſter bez nennet worden : 8n nun der lekte weit anſehrlicher ges ! worde: als der eršie', ſo habe man von deinſelben die ganzeStadt benennet. Sie war bis 1765 mit doppels ten Sraben und Mauern umgeben , hatte auch eine Citadelle, die Brille genanut, welche BifchofChriſtoph Bernhard von Galen zur Einſchränkung der Stadt angeleget batte : von 1765 on aber ſind die Feſtungs wcrfe gefchleift , und 1767 find die Waffergraben , welche zur Befeſtigung dieneten , abgefiochen , und das Waffer iſ in die da abgeführet worden . Auf dem eben gemachten Wal find alleen von Lindenbäumen ges plianzit. lieberhaupt iſt die Stadt jeßt writ ráöner als chedeflen , und aus der ehemalien Citadelle iſt ein firfliches Schloß gemacht worden , dergleichen vorher nidit in der Stadt geweſen , ſondern die Biſchöfe, feh reten in das Profef - Haus der Franciſzaner ein . Von der Domnfirche iſt nichts merkwürdiges zu fagen : aber dir Capelle , in welcher der Biſchof Bernhard von Gas len begraben liegt, iſt prachtig. Die Kirche der einges zogenen vormaligen Benedictiner Mounenabtey Ueber : waffer , (welche liber den Fluß Ua liegt ,) hatte ehedef fen das größte Kirchſpiel, es iſt ihr aber faſt die Hälfte abgenommen . Außerdem findet man hier noch die Kirs den und Stifter des heil. Lådgers, des heil.Martins, und des heil. Morię , die Pfarrfirche des heil. Lam berts , welche unter allen die größte und ſchönſte ift, und an der noch die 3 eiſerne Korbe hangen , in wels den ehedeflen der, König der Wiedertäufer , Johann
Das Hochſtift Münſter .
13
von Leiden , nebſt ſeinen beyden Fürffen , aufgehangen wordent, noch 3 Pfarrfirchen , bey deren einen ein flow fier iſt , und eine andere Kirche, ein Johanniterhaus , das Kloſter des beil. George , welches den Fittern des deutſchen Ordens gehåret, ein ehemaliges Jeſuiter Cols legiam , noch 7 Kisfter , 3 Gymnaſia , nämlich das paulinſche , lådgerſche und martinfoe; und eine gute Unzahl Armenbäufer. Das neue biſchöfliche Schloß, hat ſeine Gründe von den Steinen der abgebrochenen Stadtinauer bekommen . Die Stadt hat viele widrige Schiffale erfahren , unter welden dasjenige, was fie zur Zeit der Wiedertaufer 1535 und 36 gelitten , bes ronders erheblich iſt. 1648 wurde hier der berühmte Friede zwiſchen Deutſchland und Frankreich geſchlor ſen . 218 fie 1660 des Biſchofs vfuige Oberberſchaft nicht erkennen wolltewurde ſie belagert, und ergab ſich demſelben 1661. Biſchof Ferdinand wollte hier 1631 eine Univerſität errichten , erhielt auch vom R. Fers dinand Il die Heftätigung derſelben , ſie iſt aber nid zu Stande .gefominen . 1758 und 59.war die Stadt in den Händen der Alirten , wurde aber im leßten Jahr von den Franzoſen belagert und erobert , bald darauf nahmen jene wieder eine Belagerung der Stadt vor , in der einige hundert Håuſer abbrannten , hoben fie zwar wieder auf, fiengen fie aber von neuem an, und eroberten die Stadt und Citadelle wieder . Die Stadt giebt zu der monatlichen Kirchſpielfchaßung 350 Thaler . Der zwiſchen Münſter und Clemenshafen , und von da nach warhafen 9 Stunden weit geführte Canal, bat bis in die Embs fortgeführet werden , und zur Be förderung des Handels nach Holland über Zwoll, dies nen ſollen , iſt aber auf der holländiſchen Seite nicht fortgefest worden , ſchafft alſo den verhoften großen Nußen nicht. 2 ) Beckum oder Beckem , von einigen Confluentia Weſtphalica genannt, ein Städtchen an der Werſe, mit einer Collegiatkirce, deren Probh Archidiaconus
14
Der weſtphäliſche Kreis. :
des Ortes and Doinherr zu Münſter iſt , und 2 Nons nenflöſter Auguſtiner Ordens. Es iſt hier ein fürfti. (Gericht und Gogericht , und das Städtchen wird zu den Landtagen verſchrieben . 1734 brannte es faſt gang ab . Zu der monatlichen Kirchſpielſchapung giebt - es 150 Thaler. 3 ) Ahlen , ein Städtchen an der Werſe , welches auch zu den Landtagen berufen wird. Es hat eine Cols legiatfirche und 2 Nonnenklofter Uuguftinter Ordens, auch iſt hier ein firſtl. Gericht und Gogericht. 1480 brannte der dritte Theil deſſelben ab . Der Ort liegt in dem alten Südergoe oder Südergau, und giebt zu einer monatlichen Kirchſpielſchakung 150 Thaler. 4 ) Telgte , ein Städtchen an der Embs , in einer angenehmen Gegend , woſelbft das Domkapitel ein Gogericht hat , dem ein Gograf vorſteht. Es wird auch zu den Landtagen verſchrieben . Um iſten Jul. wird ſtark dahin gewallfahrtet. Dieſe Stadt giebt zu der monatlichen Kirchſpielf:habung 65 Shaler . 5 ) Sendenhorſt , ein Stådden ,woſelbſt ein fürfte lich Schloß und Gegericht iſt. Es brannte 1751 groß tentheils ab. Zu einer monatlichen Kirchſpielſchas kung giebt die Stadt 50 Thaler , und das Kirchſpiel 331 Thaler 14 Sch . 6 ) Steinfurt , oder Gren : Steinfurt, im pago Dragini oder Drein , ein Flecken , woſelbſt die Freys berrn von der Recf eine Unterherrlichkeit haben ; det - übrige Theil des Kirchſpiels aber gehåret unter das Gos gericht Sendenhorſt. Es giebt zu einer monatlichen Kirchenſpielſchakung 437 Thaler 20 Sch . 5 ) Grepen , ein Flecken ax der Embs. Dieſes Kirchs fpiel giebt zu der Contribution monatlich 535 Thaler . 8 ) Wolbeck , eigentlich Waldbeck , der Siß des Umts und eines befondern Gerichts , iſt ein Schloß und Kirchſpiel, welches zu der monatlichen Kirchſpiels Tahabung 19 Thalet giebt . 9) Backenfeld undMeeſte ſind Siße zweyer Gos gerichte und Gografen des Domkapitels . 10 ) Gees
Das Hochſtift Münſter .
15
10 ) Seeffen , ein Kirchſpiel und Unterherrlichkeit der Freyberrn von der Heck. Es giebt zu dermonatlis chen Kirchſpielſchaßung 137 Thaler . 11) Oft : Beveren , ein Kirchſpiel , wofelbſt die Schenkinge zu Beveren die Unterherrlichkeit haben . Die monatliche Kirchſpielſchakung beträgt 160 Thaler. 12 ) Senden , ein großes Kirchdorf woſelbfi das Domkapitel einen Grgraf hat. Die monatliche Kirche ſpielſchagung beträgt 146 Thaler . 13) Amelbüren , ein Kirchſpiel, deſſen monatliche Schabung 255 Thaler 7 Sch. beträgt. 14 ) Schònpliet und Schönebeck , gehören. Denx Domkapitel. 2. Das AmtSaffenberg, begreift 10 Kirche ſpiele , deren monatliche Schakung 1271 Thaler beträgt. In dieſem Amt, die Stadt Warendorf, das Kirchſpiel Beelen , und die Gegend um das Amthaus Saffenberg ausgenommen , haben die Herren zu Sarkotten , nåmlich die von Kettler und Borf, die Untergerichtsbarkeit. 1 ) Warendorf , eine der beſten Städte im Hochs ftift , welche an der Embs liegt , vortreffliche Weide hat , und idegen ihrer ſininen Leinewand berühmt iff . Sie wird zu den Landtagen verſchrieben . Es iſt hier ein Franciſcaner Kloſter. 1440 und 1741 iſt ſie abges Fhre Kirchſpielſchabung betrågt monatlich brannt. 230 Thaler. Nichtweit davon liegtdas Ronnenfloſter Sertebroch . 2 ) Safienberg , ein Schloß und Fleden , oder Freyheit davon das Umt den Namen hat. 3 ) Freckenhorſt, ein Kirchſpiel und abel. freys weltliches Frauenſtift, nicht weit von Warendorf. Die monatliche Kirchſpielſchaßung beſtehet in 200 Chalern . 4 ) Marienfeld , in gemeiner Rede Mergenfeld , eine Manns- Ubtey Ciftercienſer Drdens, im Kirchſpiel
Haſewinkel.
16
Der weftphaliſche Kreis .
5) Kengerint , eine Nonnen - Clüten Ciftercienſer Drdens , die unter dem Abt zu Marienfeld ſteht. Sie liegt an der Bever. 6 ) Vinneberg , eine Nonnen - Abtey Benedictiner Ordens , am Fluß Bever , die unter dem Abt zu Leiss born ſteht . 3.
Das AmtStromberg, begreift 11 Kirch .
ſpiele weldze monatlid 2595 Thaler 21 Sch. 11 P. Contribution aufbringen . Es iſt vor Al. ters eine Burggrafſchaft des Reichs geweſen. . Karl IV erklärte den unruhigen Burggrafen Jos hann , oder , wie ihn andere nennen , Burchard, in die Acht, und trug dem Biſchof zu Münſter die Bewerkſtelligung derſelben auf , der auch das Schloß, nebſt dem ganzen Lande, einnahm , und von dem Kaiſer damit belehnet wurde. 1653 ſuch te der Biſchof wegen dieſer alten Burggrafichaft Sik und Stimme im Reichsfürſtenrath , undals er dieſes Geſuch 1707 wieder rege machte, willigte 1708 das fürſtliche, und 1710 das churfürſtliche Collegium in daſſelbige : es iſt aber doch nicht zur wirklichen Einführung gekommen. 1 ) Stromberg ; daß Ainthaus, vor weldem eine Freybeit liegt, die auf dem Steinwege genennet wird . Dieſes Kirchſpiel giebt monatlich 140 Thaler Contria bution. : 2) . Olde , ein Weichbild oder Flecken , wofelbft ein fürftlicher Sograf iſt, unter welchem 9 Kirchſpiele dier fes Umts ſtehen. Die Kirchſpielſchagung betrågt mos natlich 370 Thaler. 3) Jerzfeld , ein Kirchdorf, woſelbft ein fürſtlicher Gograf ift , unter welchem 2 Kirchſpiele diefes Amts tehen . Das Kirchſpiel Herzfeld bringet monatlich 253 Thaler 14 Sch . Contribution anf. 4 Lois
Das Hochſtift Münſter.
17
4) Leisborn, eine alte Uttri Benedictiner Ors dens , deren Prälat auch Superior und Biſitator der benden Nonnenfidſter unſer lieben Frauen zu Ueber waſier und St. Pegidien in Münſter, und des Kloſters ju Vinneberg , ift. II . Das werniſche oder ſteverſche Quar tier , beſteht aus folgenden Aemtern.
1. Das
Amt Werne ,
enthält
14 Kirchy.
ſpiele , welche zu der monatlichen Contribution 1923 Thaler, 3 Sch . 10 Pf. geben . :) Werne, ein Städtchen , nicht weit von der Lippe, wird zu dem Landtage verſchrieben , und giebt zu der monatlichen Kirchſpielſchagung 60 Thaler. Es iſt 1405, 1433 und 1586 großtentheils abgebrannt . Es find hier einige Burgmannshåufer , deren Beſiger zu den Lands tagen berufen werden ; auch findet man hier ein Sapu ciner -Monchenkloſter. Ben der Kirche hat das Stift Caps penberg das Patronatrecht, und einer der ålteſtenStiftss herren deſſelben , iſt allezeit Dechant bey derſelben . Man ſchåget die Einfünfte dieſer Dechaner auf 1000 Rthr. 2) Olphen , ein Weichbild oder Flecfen. Dieſes Kirchſpiels monatliche Contribution betrågt 150 Thir. 3) £ 7ordkerke, oder tzordkirchen , ein Schloß und Kirchſpiel, den Grafen von Plettenberg zugehörig, welche das Erbmarſchauamt dieſes Hochſtifts beſigen . Die monatliche Kirchſpielſchabung beträgt 98 Thåler. 2. Das Amt Duilmen, hat nur 5 Kirch . ſpiele, welche monarlic 1048 Thaler contribuiren, I) Dúlmen , eine Fleine alte Stadt, mit einer Cols legiatkirche und einem Nonnenflofter. Sie wird zu den fandtagen berufen . Es iſt hier ein fürfilicher Richter und ein Gograf. Diemonatliche Kirchſpielſchakung bez trågt 150 Thaler. 2) Weldern oder Warienburg , eine Karthauſe. 3 ) Salteren , eine fteine und geringe Stadt, nicht meit von dem Einfluß der Stever in die Lippe: Sie wird B 6 Th , 74 ,
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Der weſtphäliſche Kreis.
wird zu den Landtagen verſchrieben , und iſt der Sie eines Fürſtlichen Richters und eines Gografen. Ihre monatliche Kirchſpielſchaßung beſtehet in 80 Thalern . 4 ) Merfelde , eine Herrlichéeit, die mit einer an dern gleiches Namens den Freyberren von Merode zuges
1
hårig , nicht verwechſelt werden muß. Die von Mer feld haben zum niedern Abt gehåret, und ſind Burgmåna ner in Dülmen geweſen . Der erſte bekannte Mann dieſes Geſchlechts Namens. Heimond , lebte 1169 . Von einem abgeſonderten Ziveig defjelben , der Lembeck bekam , ſtammen die jebigen Grafen von Merfeld ab . Am Ende des 14ten Jahrhunderts finden fich giver andere Linien , theilen die Gtither zu Merfeld, und gien gen 1691 aus. Ebedeſſen hatte dieſe Herrlichkeit ein Schloß , und einen Haupthof mit Ober- und linter Gerichten . Ihre Herren verbanden mit dem Schloß ei ne Freygrafſchaft, die von den Grafen von Ravens berg zu Lehn gieng , die aber nach und nach aufgehört hat, ſo daß der bloße Titel übrig geblieben . Jegt ( 1787 ) gehört die Herrlichkeit Merfelde einem Grafen von Bertzenheim , welcher behauptet hat , daß fie un mittelbar fety. 3. Das Amt Luddinghauſen hat , K.Karl der Große im Jahr 802 dem Stift Werden gege :
ben , von welchem es hernach andere zu Lehn em: pfangen haben. 1430 ſind die Biſchöfe zu Müns ſter damit belehnet worden , die es 1538 mit Bes willigung des Lehnsherrn dem Domkapitel pfanda weiſe übergeben haben, welches in demſelben einen Civil- und Criminal- Richter, und einen Beamten Teget. Lüddinghauſen , iſt ein Schloß und Städtchen an der Stever. In zwey übſchriften der Scharinatrikel, finde ich dieſes einziger Kirchſpieldes mte, mit nichts anges ßt, wie denn auch die in Per Einleitung angegebene Summe monatl. Kirchſpielſcha ung , für dieſes Kircha
ſpiel
Das Hochſtift Münſter .
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fpiel nichts enthalt : in einer dritten abſchrift aber ftehet, daß dieſes Umts und Kirchſpiels Contribution monatlich 320 Thaler betrage.
III. Das braemſche Quartier , enthàle folgende Aemter. 1. Das AmtAhauß und auf dem Braem , welches ehedeſen 2 Aemter ausgemacht ; davon das erſte 1406 an das Bisthum gebracht worden , das zweyte aber , nebſt den Städten Borfen und Es ges Vreden , lange vorher dazu gehört hat. hören zu dieſein Amt 20 Kirchſpiele, deren monat liche Schakung 1393 Thaler betrågt. 1) Uhauß (das iſt, ons Haus an der Ua ,) eine kleine Stadt an der Aa , oder Alpha , mit einem bis fchoflichen Schloß . Sie ernähret fich mehrentheils voin Ackerbau . Der hieſige Ric ter nennet fich : Richter zuin ſteinern Kreuz, Ahaus und Ottenſtein . Die ehe maligen Herren von Ahauß , find im 14ten Fahrhuns dert ausgeſtorben . Die monatlice Contribution der Stadt und des Kirchſpiels , beträgt 60 Thaler. 2) Ottenſtein , ein Flecken und Schloß , bery wels chem lebten viele Burgmänner wohnen , die ihre Burgfehne erblich babeli, und aus welchen die Birger jährlich einen zu ihrein Regenten erwählen , der als dann einen aus der Bürgerfdaft zu ſeinem Gehilfen nehmen muß. Dieſer Ort ift 1408 an das Hochſtift gefommen . Die monatliche Contribution dieſes Kirch fpiels beftehet in 18 Thalern . 3 ) Borken , oder Borchheim , eine Fleine alte Stadt an der Aa, wird zu den Landtagen verſchrieben, und enthält ein Collegiatfiiſt , 2 Klofter, und eine Yo hanniter Commenthuren . Sie hat ihren eigenen Richs ter und ſeit 1364 eine Tuchmanufaftur. Bey derſel -ben find viele Urnen ausgegraben worden . Die mos natliche Contribution dieſer Stadt beträgt 150 Thaler. B Nicht
20
Der weſtphäliſche Kreis .
Nicht weit davon iſt das Ciſtercienſer Mönchenflo fter Großen - Burlo. 4 ) Vreden , eine kleine Stadt an der Berkel, wels che zu den Landtagen berufen wird. In derſelben iſt Av ein adel. frey - weltliches Frauenftift, oder das gråfliche Stift, deſſen debtiſfin ihre Beſtåtigung bey dem Erzbis fchof und Churfürſten zu Cdin ſucht. Der bieſige Richa ter , iſt auch Gograf zu Gricinglo. Die hieſige Reis newand - Manufactur iſt bereihmt. Die monatliche " Kirchſpielſchabung inacht 55 Thaler aus . 5 ) Stadt Loen oder Lohe , eine kleine Stadt an der Berkel , die einen beſondern Richter hat. Die hiefige uralten Hofrechte über Hofgehårige Leute , hat Johann Chriſtoph Strodtmann drucken laſſen . Die monatliche Kirchſpielſchakung , beſtelyet in 94 Thalern . 6 ) Sombern , oder auf dem Braem , woſelbſt ein Gograf ift. 7) Lembeck , eine Unterherrlichkeit, unter welcher 7 Kirchſpiele ſtehen. Das Gericht Lembeck giebt mos natlich zu der Kirchſpielſchaßung 112 Thaler. 8 ) Oftendorf, eine Unterherrlichkeit, unter welche das Kirchſpiel Lipransdorf gehört, welches monatl. 22 . Shaler contribuirt. 9) Raesfeld , eine Unterherrlich feit , unter ipelche das Kirchſpiel gleiches Namens gehåret,welches monats lich 17 Thaler Contribution erlegt. Es war hier der ordentliche Siß der Grafen von Velen. 10 ) Südlohn , ein Kirchſpiel, in welchem das Haus Oding liegt. Das Kirchſpiel contribuitet mos natlich 61 Thaler. IT) Velen , ein Kirchſpiel und Stammort der 1733 ausgeſtorbenen Grafen von Velen , welchen auch die hier gelegenen adelichen Siße Sagenbeck und Engel: roding gehöret haben . Die Kirchſpielſchaßung beträgt monatlich 27 Thaler. 2. Das Amt Sorſtmar , iſt nach dem Amt Wollbeck das großeſte in dieſem Hochſtift, und bes greife
Das Hochſtift Münſter .
21
greift 33 Kirchſpiele ,welche monatlich 4880 Tha ler 25 Schilling contribuiren . In demſelben ſind zwey große Gogerichte , nåmlich Sandwell und Kaſtehauſen . 1 ) Borſtmar , ein Schloß und kleine Stadt auf eis ner Höhe , woſelbſt eine Collegiatkirche und ein fürſili cher Richter iſi ; der aber den dafigen adzlichen Surgmännern einen beſondern Eid leiſten muß. Die Stadt giebt monatlich 52 Thaler Contribution . 2 ) Coesfeld , eine Stadt in einer ſchönen Ebene, nächſt Münſter die großte und vornehmſte Stadt des Hochſtifts , hat 2 Pfarrkirchen , ein ehemaliges Jeſuis ter - Collegium , 4 Nonnenkldſter , ein Mönchenfloſter , und einen fürftlichen Richter. Ehedeflen hat ſie niit zu der Hanſe gehört. 1591 litte fie großen Brandſchaden . 1631 wurde ſie von den Heſſen erobert. Ihre monat liche Contribution beträgt 230 Thaler . 3 ) Billerbeck , ein Stådtchen , woſelbſt ein fürfili cher Richter ift . 1548 brannte es ab . Die monatliche Kirchſpielcontribution beträgt 350 Thaler. 4 ) Zienburg, ein Flecken und Schloß an der Din fel. Die hieſigen Burgmänner haben das Halbges rict, und ein eigenes Siegel. Die monatliche Con tribution beträgt 42 Shaler . 5 ) Wetelen , ein Ståbtchen , mit einem adelichen frey) -weitlichen Jungfernſtift. Es contribuirt monat licó 150 , Thaler. 6 ) Gronau , ein Flecken , der ehedem den Gra fen von Steinfurt, unter inunſteriſcher Hoheit, gebdret hat ; nun aber durch einen beſondern Vertrag von dem Grafen von Tedlenburg - Rheda, als ein münſterſches Leon beſeffen wird. Das Haus wird in den alten Lebabriefen das Haus Bocholt genennet . 7 Ochtrop , ein Flecken nicht weit von Metelen . Dieſes Kirchſpiel contribuirt monatlich 300 Thaler . 8 ) Schoppingen , ein Fléden an der Vecht. Die monatliche Kirchſpielſchazung beträgt 405 Thaler . 9 ) Wet: B 3
22
Der weſtphäliſche Kreis .
9) Wetteringen , ein Kirchdorf , woſelbft 153 • ein Salzwerf angelegt worden. Das Kirchſpiel giebt monatlich 145 Thaler Contribution. 10) Folgende , den Grafen zu Bentheim - Stein furt, unter munterſcher Landeshoheit, gehörige Kirch ſpiele, liber welche dieſelben verındge des 1716 getroffes nen Vergleichs , die unterherrliche Gerichtsbarkeit und erfte Guitanz in fiskaliſchen Sachen , fammt allen davon abhangenden Nußungen , haben. ( 1 ) Borchorſt, ein Flecken mit einem adel. freys weltlichen Stift , deffen debtiſſinn ehedeflen von dem Erzbiſchof za Magdeburg beſtätiget wurde. Die Erb: vogter über daſſelbe, hatten die Grafen von Ravens berg, und verkauften dieſelbe 1270 an die Herren von Steinfurt, welche auch mit derſelben von dem Erzſtift Magdeburg belehnet wurden ; wie denn noch jekt die Grafen von Bentheim - Steinfurt folde Erbvogtey bes fiken . Als Magdeburg zu einem Herzogthum gemacht wurde , und an das Churhaus Brandenburg fam, ſuchte der Biſchof zu Muimter die Gerechtſame dieſes Hauſes , in Unrehung dieſes Stifts , ftreitig zu ma chen . Das Kirchſpiel giebt monatlich 139 Thaler 8 Sch. Contribution. ( 2 ) Lahr, hat den Titel einer Freygrafſchaft. In dieſem Kirchſpiel ift das adeliche Haus Bellerine, Seine monatliche Schabung beträgt 164 Thlr. 16 Sch . (3 ) Bolthuſen oder Solzhauſen , zu welchem Kirch ſpiel anſehnliche Bauerſchaften gehdren. Die montat: liche Contribution beſtehet in 19 Thaler 12 Schillingen . 11 ) Varler, eine adeliche Probſtey Pråmonſtraten: fer Ordens. 12) Klein Burlo , ein Priorat Ciſtercienſer Ors dens. 13) tZotteln , Usbeck und Langenhorſt, ades liche frey - weltliche Frauenſtifte. 14) Sonholt, ein adelich frey - weltliches Stift im Stirchſpiel Havirbecke. In dafjelbe werden auch wohl Patricien aufgenommen . 3) Das
Das Hochſtift Münſter .
23
3. Das Amt Reine und Bevergeren,
hat
vor Álters 2 Aemter ausgemacht.
Es begreift 12
Kirchſpiele, die zu der monatlichen Schakung 1068 Thaler 14 Sdı. geben . 1 ) Xheine oder Xeinen , eine Fleine Stadt an der Embs, welche hier ſchiffbar iſt, wird zu den Landtagen verſchrieben , und hat ein Franciſcaner Kloſter . 1759 litte fie großen Brandſchaden . Ihre monatliche Con tribution beträgt 100 Thaler. In dieſer Begend giebt es gute Salzquellen ; auds wird ben Rheine Färberrdthe gebauet. 2) Bepergeren , ein Weichbild, ganz init Moråſten umgeben. 1624 brannte es faſt ganz ab. Bey dem felben ift 1587 eine Salzquelle gefunden worden . In zweyen Abſchriften der Schaßmatrifel, iſt dieſer Ort nicht als ein Kirchſpiel mit aufgeführet, in der dritten aber ftehet , er contribuire monatlich 13 Thaler. 3 ) Bentlage , ein Kloſter der Kreugbrüder , nahe bey Rheine. 4) Gravenhorſt , ein adeliches Jungfernklofter Ciſtercienſer Ordens. Anm. Das adeliche frey - weltliche Stift Wittmars ſen, ſtehet unter der geiſtlichen Gerichtsbarkeit des Hochſtifts Münſter ; die Landeshoheit liber daſſelbe aber iſt zwiſchen Münſter und Bentheim ſtreitig. 5) Embsbüren , ein Kirchſpiel und Gogericht, welches die Grafen von Bentheim von dem Hochſtift Münſter zu Fehn tragen , und in dem Dorf Embstüren ihr Gerichtshaus haben . Das Kirchſpiel contribuiret monatlich 150 Thaler. 4. Das Amt Bocholt , beſtehet, außer der Stadt dieſes Namens , in 3 Kirchſpielen , und giebt monatlich zu der Schakung 579 Žhaler 1 Sch. 1) Bocholt , eine wohlgebauete Stadt an der Ua, wird zu den Landtagen verſchrieben , und hat ein adli B 4 des
24
Der weſtphäliſche Kreis.
ches frey -weltliches Stift, und das veltliche ſchwarze Stift. 1632 wurde ſie von den Heffen eingenommen , und 23 Jahre lang beſeffen . Bei derſelben iſt ein gutes Eiſenwerk. Die Stadt contribuiret monatlich 184 Thir. 2 ) Rheden und Dingeden find 2 Kirchſpiele : jenes contribuirt inonatlich 68 Thaler , dieſes 59 Thaler , II Sch 8 Pf. alten 5. Weerdt , ein Städtchen , nebſt einem Schloß , an der offel, woſelbſt die Evangeliſch - Luther riſchen und Evangeliſch - Reformnirten offentlichen Got Dieſe Herrſchaft gehörte chedelſen tesdienſt haben . als ein münſter {ches Lehn den Grafen von Eulenburg , nachmals den Grafen von Waldeck : Biſchof Franz Ar nold aber hat es an das Stift gekauft. IV . Das embşlandiſche Quartier, welches das niedere Stift Münſter ausmacht, beſtehet aus folgenden Aemtern . 1. Das
Amt Embsland oder
Emsland,
hat ſeinen Namen von der durchfließenden Embs. Das Land 77euhaus , iſt ſtets mit dazu gerechnet worden , und das Zůmmelinger Land iſt auch ein Theil dieſes Amts . Dieſes Amt iſt ſo wie das Amt Cloppenburg nach allen Seiten abhängig , und ſeine höchſte Gegend iſt der ſogenannte Sim meling oder Sumling , alſo daß die Spike deſ . felben woht 150 Fuß höher ſeyn mag , als die Ges gend von Quackenbrück und Efen , und über 200 Fuß höher , als die Ufer det Emſe in ihrem mitts lern Lauf zwiſchen Meppen und Oſtfriesland. Der Kumling iſt alſo eine mit großen und kleinen Kies felſteinen vermiſchte Sandmaſſe , mit einer Rinde von ſchwarzer Erde bedeckt,welche oſtwärts andas Amt Vechte,ſüdwårts an die Haſe ,weſtwärts an die Emfe , und nordwårts an Oſtfriesland und Olden : burg
Das Hochſtift Münſter. burg grånget.
25
Der Boden iſt mit Heidekraut be.
wachſen , und der Ackerbau auf demſelben wenig einträglich. Die Dörfer und Bauerſchaften ſtes ben an den Bächen. Ju dem limt Vechte wird viel Flachs gebauet , geſponnen , feinewand dar: aus gewebet,
und aus dem Lande verſchickt; in
den. Uemtern Meppen und Cloppenburg aber taugt der dürre Boden wenig zum Flachsbau, dies met aber zur Sdjaafzucht.
Die Schafe ſuchen
das ganze Jahr hindurch ihre Nahrung in dem Heidekraut , weldes ihnen auch in den Stållen , in weldien ſie ſich des Nachts aufhalten , unter: geſtreuet wird , und mit dem daraus entſtehenden Dinger wird das magere Yderland geiniftet, um etwas Roggen, Hafer und Budweißen tragen zu können .
Aus der Schafwolle werden Strümpfe
geſtrickt ;, alles was Hånde hat , ſiricket hier , und man nimmt noch eingeführte Wolle zu Hülfe. Die groben Strümpfe werden größtentheils nach Hol. land geführet , und von den Matroſen auf den Sdiffen gebraucht. Auf den Humling iſt auch ſtarke Bienenzucht zum Honigbau. Das Amt Emsland oder Weppen, enthält
18 Kirc ſpiele , die monatlich) 2000 Chr. 25 Sch . contribuiren , 1 ) Meppen , eine Stadt und ehemalige Feftung beym Zuſammenfluß der Haſe und Embs . Es iſt hier das fürſtliche Amthaus , ein vormaliges Jeſuiter Col legiuin , und eine Probftev Benedictiner Ordens, wels the dem Stift Corvey gehört , dem ſie im Jahr 834 bom Kaifer Ludewig geſchenket worden . Der Rath muß ſich ju Corven belehnen laſſen , der Abt zu Corven ſoll auch unterſchiedene Lehnträger hieſelbſt baben. গ s 1761
26
e Der weſtphäliſch Kreis .
1761 wurde die Stadt, als ſie von einem Bataillon churbraunſchweigiſcher Truppen befekt war, von franz zöſiſchen Truppen belagert und erobert , bei welcher Gelegenseit ein großer Theil der Stadt abbrannte. Nachher ſind die Wälle in die Graben geſtürzet , und diere ſind nur 15 Fuß breit gelaffen worden. Die Stadt giebt monatlich 176 Thaler Contribution . 2) Barelünne , eine Stadt an der Haſe. Es find hier einige zu den Landtagen gehörige Burglehne. Sie contribuirt monatlich 82 Thaler .
42
3) Saren , ein Kirchſpiel an der Embs , welches monatlich 30 Thaler contribuirt. Die Einwohner ſind meiſtens Schiffer. 4) Lathen , ein Kirchſpiel, welches monatlich 178 Thaler contribuirt. 5) Clemenswerth , ein biſch fliches Fagd- und Luft - Haus, welches feinen Namen von dem BiſchofCle mens Auguſt hat , der aus Nom den heil. Fructuoſus in die dabey befindliche Capelle hat bringen laſſen . Nes ben demſelben liegt 5ůmmeling , ein Dorf.
366
2. Das Amt Cloppenburg , iſt vor Zeiten
bei
eine eigene Grafſchaft geweſen , und hat den Gra fen von Tecklenburg gehåret. Weil aber Graf Otto von Tecklenburg den Benachbarten viel Schaden zufügte, überzogen ihn die Biſchöfe zu Münſter und Osnabrück mit Krieg , nahmen ihm einen Cheil ſeiner Lånder weg , und regiereten ſolo che anfänglich gemeinſdyaftlich; 1398 aber theile ten ſie ſich folcher Geftalt, daß der Biſchof zu Münſter Cloppenburg , der Biſchof zu Osnabrück aber Vården bekam . Zu dieſem Amt gehåret auch das Saterland , und mit demſelben beſtehet es aus 12 Kirchſpielen , welche monatlich 1534 Thlr. 17 Sch . Contribution aufbringen. Es hat s Gerichte. · 1) Das
Das Hochſtift Münſter.
27
I ) Das Gericht Cloppenburg. : Unter dem Amt: hauſe Cloppenburg , liegt ein unbefeſtigtes Weich bild , welches monatlich 20 Shater contribuirt. 2 ) Das Gericht fryroyta , unter welches das Sas terland mit gehört. Fryfoyta , Oita Friſica, oder Tchlechthin Oythe, iſt eine geringe Stadt , die aber doch zu den Landtagen verſchrieben wird . Sie contri buirt monatlich 24 Thaler. Das Kirchſpiel Saterland giebt monatlich 95 Thaler Contribution . 3 ) Die Gerichte Löningen , Caſtrup und Effen . Das erſte Kirchſpiel contribuiretmonatlich 295 Thaler , das zweyte 163 Thaler , das dritte 265 Thaler . Anmerk . Wegen des Schlofes und der Stadt Be: vergeren , der Schiffer und Uemter Cloppenburg , Dithe oder Fryfoyta , imgleichen wegen Embsland , Zimmelingerland , und alles defien , was die Grafen zu Tecklenburg beſeffen haben , heutiges Tages aber zum Hochftift Münſter gehört , oft 1659 zwiſchen dem Bi ſchof Chriſtoph Bernhard, an éinen , und den Fiirſtins nen Maria und Amalia , wie auch dem Churfürſten zu Brandenburg , Friedrich Wilhelin , als Mütter, Großtuutter und Vormindern des Prinzen Wilhelm Heinrich von Oranien , am andern Sheil , zu Coesfeld ein Vergleich getroffen worden , vermöge defien gedach te Vormunder ſich im Namen des Printzen aller Hechte und Anſprüche auf die angezeigten Derter und Bande begaben ; dahingegen ſich der Biſchof zur Erlegung ei ner Summe von 125000 Rthlr . anbeiſchig machte. 3. Das AmtVechta , iſt vor Alters eine ei gene Graf- oder Herrſchaft geweſen ,welche im 13ten Jahrhundert an das Stift Münſter gekommen iſt . Es iſt randig , ganz eben , ohne alle Höhen und Berge, und ſehrwaſſerig. Das Waſſer läuft in einer Menge kleiner Båche weſtwerts nach der Haſe, dass nige ausgenommen , welches in den niedrigen Ges genden ſtehen bleibt.
Es begreift 16 Kirchſpiele , derent
28 .
Der weſtphäliſche Kreis.
deren monatlicheSchakung 1885 Thaler ausmacht. Es find hier in Vergleichung mehr adelidye Håu fer und Perſonen , als in andern Aemtern des Hodyſtifis. Sie haben ein beſonderes Siegel, und nennen ſich adeliche Burgmanner des Amtes Vech ta , und machen auf große Privilegien Anſpruch . In dieſem Umte ſind viele Urnen und alte ſteinerne Streithämmer ausgegraben worden . 1) Vechta , eine Stadt und Feſtung an einem gleichnamigen Fluß. Unter dem hieſigen fürftlichen Gericht , ſtehet auch das Gogericht zum Südholz , welches vor Alters die Grafen zu Diepholz, nebſt dem Holzgericht, vom Hochſtift Mänſter zum Nanleyn ges tragen haben . In der Stadt iſt ein Kloſter . 1538 wurde ſie von dem Grafen von Oldenburg verbrannt, und 1541 vom Herzog Morig zu Sachſen erobert und geplundert . Jhre monatliche Contribution beträgt 50 Thaler . 2 ) Die fürftlichen Gerichte auf dem Deſſum und 30 Damme Der Marktfiecfen Damme, fou den Namen von dem Damın oder der Schanze haben , welche die Ungrivarier am Dinnmerſee wider die Ches rusfer angeleget haben , und bey welcher Gerinanicus den Arminius juin zweytenmal geſchlagen hat. Von ben Streitigkeiten , welche zwiſchen Münſter und 08 nabrück wegen des Halsgerichts fiber die Unterthanen in den Kirchſpielen Dammeund Neuenkirchen obwalten , fømmt unten in der Beſchreibung des Bisthums 28 nabrück , beym Amt Vården , ein mehreres vor. Das Kirchſpiel Damme contribuirt monatlich 162 Thaler.
Das
29
Das Herzogthum
Cleve,
nebſt den
Grafſchaften
Mark und Ras
vensberg . as Herzogthum Cleve iſt nebſt den Herzogthús mern Jülich und Berg, und der Grafſchaft Mark , auf einer Charte abgebildet worden , der . gleichen zu Amſterdam Seſſel Gerrig geſtochen hat , auch Viſſcher , Schenk , Jaillot auf 2 Bogen , de Witt, Sanſon , Seutter und ans dere geliefert haben . Die homanniſchen Erben haben die jaillotiſche Charte auf 1 Bogen gebracht und verbeſſert, und dieſe Charte iſt in dem Atlas von Deutſdyland die rogte. Beaurain hat dieſe Charte 1757 nachgeſtoden . Weit beſſer iſt die Charte von dem
Herzogthum
Cleve, die Güßefeld
durd , die Homanniſchen Erben 1785 auf 1 Bogen Heraus gegeben hat. Von Cleve und Ravensberg haben Blaeuw , p . Schenk und G.Vale eine eigene Charte herausgegeben , und unter dem Tia tel Cleve allein , findetman auch einige alte Char. ten , dergleichen auch Ottens ans Licht geſtellet , die beſte aber D. von Bueghem verfertiget, und dem Könige von Preußen Friderich dem erſten zur geeignet hat. Von Cleve, Berg und Mark , ift Viſſchers , von Cleve und Mark, Seutters und Mortier , von Berg und Mark , Schenks und Valks ,
30
Der weſtphåliſche Kreis .
Valks, von derMark Jaillots Charte von 1700 , von Mark und Ravensberg Blaeuw , Schenks und Valks Charte vorhanden . Detmar Müller hat , vermuthlid , in der erſten Hälfte des 18ten Jahrhunderts, Charten von den Grafſchaften Mark und Dortmund verfertiget , welche zu ſeiner und Cornel. Meve unvollendeten Geſchichte der Graf ſchaftMark beſtimmet geweſen . Die erſte iſt gewiß in Kupfer geſtochen .
Das
Herzogthum
S.
Cleve.
1.
Es grånzet gegen Morgen an das HochſtiftMüns ſter, und an die Churcolniſche Grafſchaft Recke linghauſen , gegen Mittag an die Abtei Effen , an das Herzogthum Bergen , Fürſtenthum Mors, ei nen abgeſonderten Theil des Erzſtifts Cöln , und
. 5
an das preußiſche Geldern ; gegen Abend an Bra bant und Geldern und an Münſter. Es iſt breit . 16 Stunden Wegs lang , und 4 bis S. 2. Die Luft iſt geſund , und die Witterung ſehr gemäßiget. Daß es hier im Maymonat füh ler als in andern Ländern zu ſeyn pfleget, ſchreibet man der Seeluft zu . Das Herzogthum
hat durch
gehends hohes Land und Niedrigungen . Das hohe Land iſt ſowohl mit deckern , als Holzungen , Bů fchen und Aleen verſehen . Unter den Wåldern iſt der ſo genannte Reichswald zu bemerken , der ſich von der Gocher Heide, bis Groesbeck im Land- von Nimmegen auf 4 bis5 Stunden lang ers ftrecket, und in einigen Gegenden 1
bis 2 Stuns den
Das Herzogthum
Cleve.
31
den breit iſt . An demſelben liegen die Städte Goch , Cleve und Cranenburg . Er heißt der Reichswald , weil er eyedeſſen zu dem Reich von Nimmegen gehöret hat. Einige Schriftſteller hal ten iøn für den heiligen Wald , in welchem Clau dius Civilis die Bataver auf einem Gaſtmal wie Taciti hiſt. lib . 4 . der die Römer aufgewiegelt . c . 14. Er war ehedeſſen ſehr dick und dunkel, und 1266 verabredeten die Grafen von Cleve und Gele dern , daß er niemals ausgerottet, und zum Acker bau gebraucht werden ſolle : er iſt aber nun rebr důnne, es ift auch ein breiter Weg von Cranen burg nach Cleve durd , denſelben gehauen worden . Die Niedrigungen , inſonderheit gegen den Rhein zu , werden auf beyden Seiten durch ſtarke Dåms me, welche Bannteiche genennet werden , beſchů ket , außer welchen noch ſo genannte Sommerdåm mevorhanden ſind , welche die gegen den Strom liegenden fetten Weiden , Wieſen und Aecker wi. der das Sommerwaſſer auf 11 bis 16 Fuß hoch decken können . Die Hauptaufſidyt über dieſe Tei che , hat der von dem
König beſtellte Ober - Teich
inſpector , unter der Direction der Kriegs - und Domainen-Kammer zu Cleve. Das Land hat an Getreide , Obſt und allerhand Gewåcyfen , einen Ueberfluß. Es ſind auf beyden Seiten des durch fließenden Rheinſtroms ſehr fette Weiden vorhan den, daher iſt auch die Hornvieh-und Pferde- Zucht beträchtlich .
Es iſt aber die Hornviehzucht erſt
ſeit derMitte des 17ten Jahrhunderts ſehr einträge lich geworden , da die Einwohner nach dem großen Schaden , den iğnen die Pie ſeuche verurſacht hat, ange .
32
Der weſtphäliſche Kreis.
fangen , junge Ochſen von ſchweizeriſchen Kühen zu erziehen , die weit größer und ſchwerer als frems de hieher gebrachte Ochſen geworden , ſo daß fie wohl tauſend Pfund , und in einigen feltenen Fåls len , noch weit mehr wiegen .
Der Handel mit
denſelben machet die Landleute vermogend : auch der Anbau des Bodens früher zu treiben , oder er : giebige Aecker und mehr Wieſen zu verſchaffen . EineMenge des beſten Weidelandes von 6000 rheis niſchen Quadratruthen , der vorher 10 bis 12 , böchſtens 15 holländiſche Gulden Pacht eintrug, bringet ſeitdem 30 bis 40 Fl. Ueberhaupt iſtdas Land wohlbebauet, und hat viele ſehr angenehme Gegenden , inſonderheit bey der Stadt Cleve. Ale lerhand Wildpret iſt häufig , inſondergeit an der Weſtſeite des Rheins.
Dieſer Rhein
zertheilet
das Land in den oſt - und weſtlichen Theil, und nimmt hier die Flüſſe Roer oder Ruhr , Emſer und Lippe auf. Die Ruhr iſt von Lengſcheibe an ( 1 Stunde von Unna) bis zu ihrer Vermiſchung mit dem
Rhein , ſchiffbar gemacht worden , und
es ſind 16 Schleuſen auf derſelben .
Die Meas
berühret auch einen Theil des Herzogthums , und nimmt bey Senneperhaus den Fluß Tiers auf, der aus dem preußiſchen Geldern kommt, und ein paar cleviſche Ståbte bewåffert. Die alte piel oder Iffel, kommt aus dem Hochſtift Münſter, durchfließet einen Theil des Herzogthums Cleve , und tritt alødenn in Geldern . Alle dieſe Flüſſe ſind ziemlich fiſchreich , inſonderheit aber ſind dieRhein . Salmen , Hechte und Karpen beliebt.
$. 3.
Das Herzagthum
Cleve.
33
$ . 3. In dieſem Herzogthum ſind 24 Städte, und 3 Freyheiten (municipia ). An Perſonen vom Civilſtande, Harman in demſelben und in dem Fürs ſtenthum Meurs gezáhlet 1776
102996
1777
103857 Menſchen .
1784 waren in den geſammten Städten des Hers zogthums Cleve,-38961Menſchen ,nåmlich 17819 vom männlichen , 21146 vom weiblichen Ges ſchlecht. Aufdem platten Lande zählte man 52574 , nåmlich 25931 vom månnlichen , und 26643 vom weiblichen Geſchlecht. Alſo machten die geſamm ten Einwohner aus 91539 Kópfe. Die Bauern find nicht Eigenthümer der Lånderenen , ſondern nur Pächter, weil aber'der König 1748 dieſer Pros vinz die Befreyung vom Soldatendienſt , gegen eineAbgabevon 60000 Thl.zugeſtanden hat : ſo find ſie dadurch zum
Landbau febr ermuntert worden .
K. Friedrich Wilhelm
II erneuerte 1787 dieſe Bes
frenung dieſer Provinz, der Grafſchaft Marf und dem Fürſtenthum Meurs,gegen 15000 Thaler jährs licher Abgabe an die Rekruten - Caſſe, und der Lies ferung von 40 Rekruten für die Artillerie . Die Landſtånde , die Siß und Stimme auf den Lands tagen baben , ſind Ritterſchaft und Städte, nåm . lich die Städte Cleve, Weſel, Emrich , Calcar , Duisburg, Fanten und Rees . Das Erbmars ſchallamt des Herzogthums, iſt 1765 nach Abs ſterben Stephan Heidenreich Freyberrn von Pas land, von der König dem Freyherrn (ſeit 1787 Grafen ) von Quadt und Hüchtenbruch zu Gatorp , als ein Mannlehn verliehen worden . 6 Th . 7 A.
34
Der weſtphäliſche Kreis .
g. 4. Die Einwohner auf dem platten Lande, und ſelbſt in einigen Städten , ſind größtentheils der römiſch - katholiſchen Kirche zugethan. Zu. Weſel, Duisburg , Orſoy , Dinslaken und Roer ort , und in den umliegenden Dörfern ,
ſind die
meiſten Einwohner reformirt, und die Magiſtrate in den Stådten ſind auch von dieſer Kirche. Es haben auch die Lutheraner und Mennoniten an un terſchiedenen Orten Kirchen , und die Juden frene gottesdienſtliche uebung . Außer ſechs katholiſchen Collegiatkirchen, zwey Comthuceyen des deutſchen Ordens, und einer Cominende des Johanniter Ors dens , den Abteyen Elten und Harnborn , find noch 17 Mannsklåſter , und auf 30 Nonnenklo fter vorhanden . Die Evangeliſch - lutheriſchen Rirchſpiele , find in 3 Klaſſen vertheilet. Zu der cleviſchen Klaſſe, gehören die Kirchen in den Stådten Cleve , Emrich , Rees , und Iffelburg und zu Pfalzdorf bey Goch. Zu der weſelſchen Klaſſe, gehören die Kirchen in den Städten We fel und Schermbeck , in der Jurisdiction Winkeln und Freyheit Ringenberg , und zu Drevenack. Zu der Dinslakiſchen Klaſſe , gehören die Kirchen zu Dinslaken, Duisburg, Hiesfeld, Goteerswie . derham ,
Hünfe ,
Gahlen und Spellen.
Die
17 Prediger dieſer Kirchen, ſind größtentheils arm . >
Die Reformirten haben überhaupt fiebzig deut. fche, und zwen franzöſiſche Prediger. Alle refors mirte Gemeinen der vier Länder Jülich , Cleve, Berg und Mark, ſind unter einander aufs genaus ſte verbunden , und haben einerley Kirchenverfaf ſung. Sie ſind unter 4 Provincial - Synodon vers
theilet,
Das Herzogthum
Cleve.
35
theilet , von welchen hier nur die zweite oder clevis ſche anzuführen iſt. Dieſe, welche jährlic , io Tac ge nach Pfingſten gehalten wird , beſtehet aus 3 Klaſſen . Die erſte Klaſſe oder die cleviſche, hat 28 Prediger , die 2te oder weſelſde hat auch 28 Prediger, die zte oder Duisburger hat mur 16 Pre Eine jede kommt jährlid , außer der Pro diger . vinzialverſammlung , noch ein mal zuſammen . Aus den 4 Provinzial - Synoden der genannten Lånder, wird eine General- Synode formirt, wel che ſich alle 3 Jahre am 2ten Donnerſtag im Ju . lius verſammler. Der Verſammlungsort iſt gemei niglich Duisburg, bisweilen auchwohl Düſſeldorf. $ . 5. Das Land hat wegen ſeiner Lage an den ſchiffbaren Flüſſen Rhein uud Maas ſehr viel Be. quemlichkeit zum
Handel ,
und ſein
Boden
Gelegenheit zn Tobacspflanzungen , Wollen
giebt Lein .
wand- und Tabakspfeifen -Manufakturen , und ans deren Gewerben . Am Fluß Niers können gute Bleichen angelegt werden . Die feine Leinwands Manufaktur, ſoll von Goch nach Baerlem gekom . men ſeyn . ' In Duisburg , Goch und Orſon wers den gute wollene Tücher verfertiget , und zu Cleve iſt eine Seidenmanufaktur .
Es iſt hier das hol
låndiſche Geld gewöhnlich , doch ro , daß ein hols ländiſcher Stüver für 2 cleviſche gerechnet wird , alſo daß ein holländiſcher Gulden von 20 Stüvern 40 cleviſche Stüver gilt u . ſ. w . 9. 6. Daß die Romer in dieſem Lande feſten Fuß gehabt, bezeugen die vielen gefundenen In ſdriften , Münzen und andern rồmiſchen Alter thümer. Die Geſchichte der erſten cleviſchen Gras
fen ,
36 .
Der weſtphä
liſche
Rreis .
fent, iſt dunkel, ungewiß und zum Theil fabelhaft. Sie ſind zugleid, Grafen von Teiſterband geweſen . Graf Ludwig war der legte , welcher beide Grafs ſwaften beherrſchte; und wie fein Bruder Ebera hard die cleviſcher Grafen fortgepflanzet hat , alfo iſt der Bruder Robert der Stammvater der fola Des genden teiſterbantiſchen Grafen geweſen . Grafen Eberhard zu Cleve Tod, wird in das Jahr 835 gereget, und er ſoll der gte Graf geweſen ſeyn . Johann, der lekte Graf von dieſem Stamm , fiarb 1368 , und ſeines ältern Bruders Dietrich Tocho ter , Margaretha vermählte ſich mit Adolph V , Grafen von der Mark, welcher dadurch auch Graf von Cleve ward . Sein Sohn Adolph iſt der erſte Herzog zu Cleve geworden, wozu ihn K. Sigmund 1417 zu Coſtanz gemacht, und zugleich die Graf ſchaft Cleve zu einem Herzogthum erhoben hat . Johann III, Herzog zu Cleve und Graf von der Marf , wurde auc, Herzog zu Jülich und Berg . Sein Sohn und Nachfolger Wilhelm XII oder IV erbete and, das Herzogthum Geldern , und nahm 1538 wirklich Beſig davon , mußte es aber 1543 an K. Karl V wieder abtreten . Nach des lekter Herzogs Johann Wilhelm 1609 erfolgtem Tode, madyten unterſchiedene fürſtliche Häuſer an feinen hinterlaſſenen Ländern, Jülich , Cleve, Mark, Rae vensberg, Ravenſtein, Winnenthal und Breffes . fand, Anſprůdje. Hier ſind nur die wichtigſten zu bemerken . Das Haus Sachſen, gründete ſeinen Anſpruc, theils auf eine erlangte Anwartſchaft, oder gar auf eine faiſerl. Belehnung mit diefen Ländern , theils auf eine Vermählung des Churfürſten Jo
þam
Das Herzogthum
Cleve.
32
Hann Friedrich zu Sachfen mitSibylle , einer Prin : zeſſin Herzogs Johann III zu Jülid , und Cleve. Einen andern Hauptanſpruch machten diejenigen hohen Häuſer , welche von dem Herzoge Wilhelm XII oder IV abſtammen , deſſen älteſte Tochter, Maria Eleonora , eine Gemahlinn Albrecht Fries drid , Markgrafens zu Brandenburg und Herzogs von Preußen , geweſen , (aber kurz vor igrem
Brie
der , Herzog Johann Wilhelm , geſtorben ,) aus welcher Ehe die Prinzeſſin Anna, des Churfürſten
Johann Sigmund zu Brandenburg Gemahlinn , entſproffen ; die zweyte Schweſter Anna an Phis lipp Ludwig, Pfalzgrafen zu Neuburg ; die dritte, Magdalena, an Johann I von Zwenbrück , und die vierte , Sibylla , an Karl von Burgund vers måhlet geweſen . Dieſe Häuſer ftanden wider Sachſen für einen Mann ; ſie ſelbſt aber theilten fidywieder in unterſchiedene Parteien , von wele chen die Häuſer Preußen , oder Brandenburg und Pfalz , vornehmlid , zu bemerken . Man ftritt alſo : 1 ) ob Sachſen , oder die Schweſtern des lektver ſtorbenen Herzogs , in feinen hinterlaffenen Låns dern folgen ſollten ?-2) ob unter den 4 Schweſterk die ålteſte allein , oder alle 4 zugleid , erben ſollten ?
burg , nahm nad
Herzogs Johann Wilhelins Tos de Beſig von deu ſtreitigen Ländern ,undgieng hier: auf am leşten May 1609 zu Dortmund mit dem Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm einen Vergleich ein , vermoge deſſen beyde Parteyen bis zum fere C3 nern
1
und 3) ob unter dieſen die brandenburgiſche oder die neuburgiſche Gemahlinn für die älteſte zu hat. ten ? Johann Sigmund, Churfürſt zu Branden .
38
Der weſtphåliſche Kreis . 1
nern gåtlichen
oder rechtlichen Ausgang der Sa
che, ſich mit einander freundlid begehen , und dieje Lande verwalten wollten . 1624wurde zu Düſſel dorf ein Vergleich getroffen , kraft deſſen Churbran denburg das Herzogthum Cleve, ( Iſelburg und Winnefendonk ausgenommen ,) nebſt den Graf ſchaften Mark und Ravensberg , und dem Umt Windef aus dem Herzogthum Berg ; Pfalz-Neu burg hingegen Jülich , Berg , Ravenſtein und die vorhin genannten 2 Derter von Cleve, bekam . Dieſer Vergleich wurde 1629 mit einigen Verån : derungen wiederholt, und 1630 dahin - geåndert, daß Churbrandenburg das Herzogthum
Cleve und
die Grafſchaft Mark ; Pfalz-Neuburg aber Jülicy, Berg, Ravenſtein und Breſkefand behielt ; Ra
thums Cleve , und der beyden Grafſchaften Mark und Ravensberg bleiben ; hingegen der Pfalzgraf und ſeine Nachkommen auf eben ſolche Weiſe die Herzogtşümer Jülicy und Berg , nebſt den Herre ſchaften Winnenthal und Breffefand, behalten ſollten . Dem ungeachtet ſollten alle dieſe Lande in einem beſtåndigen Bunde vereiniget bleiben , und ſowohl der Churfürſt als Fürſt, und ihre Nachkom . men , den Titel und das Wapen von allen Landen führen . Bender Håufer Anforderungen auf die Herrſchaft Ravenſtein , wurden auf ein Compro miſſum ausgeſtellet. Dieſer Vergleich wurde 1678 von
*
vensberg aber in Gemeinſchaft blieb. Endlich fchloß Churfürft Friedrich Wilhelm 1666 mit dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm einen Erbvergleich , kraft deſſen der Churfürſt und ſeine Nachkommen in vollkommenen und ruhigen Beſiß des Herzog
Das Herzogthum Cleve. von dem Kaiſer Leopold beſtätiget.
39
Das Herzog .
thum Cleve iſt von 1757 bis 1763 in franzöſiſcher Sewalt geweſen.
9. 4. Von dem cleviſchen Wapen, giebt es Einige halten fürs unterſchiedene Meynungen. wahrſcheinlich ſte , daß es 8 fånigl. Scepter vor. ſtelle, welche in einem kleinen Schilde zuſammen kommen , in weldem ein runder Ring iſt ; das Feld foll purpurfarbig ſeyn. S. 8. Die jülich - cleos und bergiſchen Stim . men in dem Reichsfürſtenrath , ruhen ſeit Herzogs Johann Wilhelms Tode. weſtphäliſchen Im Kreiſe , führen die Churfürſten zu Brandenburg und Pfalz , als Herzoge zu Cleve, Jülich und Berg, das Condirectorium und Mit - Uusſchreib . amt wechſelsweiſe ; figen und votiren auch aufden Kreistagen nach Münſter abwedzſelnd, haben aber bey dem Directorio beyde nur eine Stimme. Zu den Reichsanlagen ſoll der Churfürſt zu Brandens burg wegen Cleve und Marf monatlich 1066 Fl. und wegen Ravensberg, 14275 Fl ; zum Kammer . gericht aber zu
jedem Ziel 676 Rthlr. 263 Kr.
zahlen. 9. 9. In der Stadt Cleve iſt die über das Her zogthum Cleve und die Grafſchafe Mark geſekte königliche Regierung ; mit welcher 1749 das ehemalige Hofgericht verbunden worden , und darinn auch alle Monate Conſiſtoriuin gehalten wird, alſo, daß dieſes hohe Colegium alle Grång. C4 Hoe
40
Der weſtphäliſche Kreis .
Hoheits- Lehns - Kirchen- und bürgerliche Sachen verfiehet. An dieſelbegehen die Appellationen von allen übrigen Gerichten . Die Cleviſche Kriegs und Domainen Kammer , beforget alle dkonomis ſche Forſt - Jagd - Contributions - Acciſe - Salz Bergwerks - Policey - und Kriegsſachen. Die Zoll und Licent - Sachen zu Waſſer und Lande, werden von einer beſondern Zol - Direction verwaltet. Unter der Kriegs- und Domainen - Kammer , ftes hen die 1753 verordneten Landrathe, die in den damals eingerichteten 3 Kreiſen des Herzogthums, nämlich in dem cleviſchen , weſelſchen und em richſchen Kreiſe, alle Policeyſachen verſehen ; im gleichen die Steuerråthe, die in dem Stadtefreiſe weſtfeit Rheins unterwärts, weftfeit Rheins ober wärts , und oftſeit Rheins , alle Städte - Policey . Acciſe- und Kåmmeren - Sachen , wahrnehmen . Die Civil- und Criminal - Saden werden anſtatt der ehemaligen Richter der Aemter, durch die 1753 verordneten Landgerichte zu Cleve, £anten, Weſel und Dinslaken verwaltet, an welche die Unterthas nen der nådyftgelegenen Weinter gewieſen worden : doch ſind ſowohl die Richter der adelichen Gerichts barkeiten , als auch die Fönigliden Rechtsamter zu Duisburg , Sdyermbeck , Rees , Emridy, Se venaer und Huiſſen , in ihrer vorigen Verfaſſung gelaſſen worden . giſtråte.
Die Städte haben ihre Mas
Das Land bringet für den Landesfürſtein jähr. lich folgende Steuern auf Das
WS
Das Herzogthun
Cleve.
Das platte Land an Contribution Die Städte an Acciſe ungefähr An Tabaks- Fabrikations-Geldern Für das Salz ungefähr An Refruten Geldern
41
204223 Thlr. 120000 60000 60000
15000 639223 Thlr .
Die Kön . Domainen - Hemter bringen ein ungefähr
Der Land-und Waſſer- Zoll etwa
150000 Thir. 30000
Ueberhaupt und ungefähr
954223 Thlr .
B. II. Ben der genauern Beſchreibung dieſes Landes , beſdyreibe ich erſt die Steuerr & thlichen , und hernach die Landråthlichen Kreiſe. I. Die Steuerräthlichen Städtekreiſe . 1. Der Stadte Kreis weftſeits Rheins unterwärts . I ) Cleve , holland. Kleef , fat. Clivia, liegt eine halbe Meile vom Rhein , und 2 Meilen von der Maas . Mit dem Rhein verbindet fie der kleine Fluß Rermis dal , welcher von der ſteinernen Brücke an abwärts , da er ſchmaler wird , der Spoy - Graben heißt , und fich in 2 Urme theilet , von welchen einer nach dem Dorf Rynderen flieffet ; der andere aber durch eine Schleuſe in den Rhein gebet. Die vielen Alleen und Spaziergänge, welche man des Fürſten Moriß von Naſſau - Siegen Veranſtaltung, Niath und Anleitung während ſeiner Stadthalterſchaft über dieſes Sand, zu danken hat, die luſtigen Hügel, ſchattigen Thåler , fruchtbaren Aecker und Wieſen , machen die Stadt ſehr angenehm . Sie iſt die Hauptſtadt des Herzogthunis , der Sig der Landesregierung , der cleviſchen Kriegs C5 und
42
Der weſtphäliſche Kreis .
und Domainen - Kammer , des Collegii medici provin cialis, und eines Provinzial Banco - Comtoir, und hat nach einiger Meynung ihren Namen von ihrer Lage auf und an der abhängigen Seite von Higeln , (Cli vis ) nach anderer Meynung aber von Klee , welches man dadurch beſtåtigen will , weil ſie 3 Kleeblåtter im Wapen führe. Sie beftehet aus einer obern und uns tern Stadt, und iſt wohlgebauet. Die obere Stadt ſtehet auf 3 Bergen oder vielmehr Hügeln , die untere liegt an Waſſer . Die Straßen der obern Stadt, find, wegen der Lage derſelben , fehr ungleich und abhängig . Man hat hier 1754.gezåhlet 915 Häuſer und 5197 Menſchen ohne die Beratung. Auf dem Schloßberge ſtebet das Schloß , welches um deswillen die Schwas nenburg genennet wird , weil man dem Thurm derſela ben , von einem auf ſeiner Spiße anſtatt der Fahne angebrachten Schwan , den Nainen des Schwanens thurms gegeben hat. Dieſer Thurm von welchem man ben heiterer Luft , 24 Ståste zählen kann , iſt ur ſpringlich ein uralter Thurm , von welchem man meynet , daß er mehr als 300 Jahre vor des Herrn Geburt erbauet worden ſey . Er iſt,weil er umgefallen , 1431 von neuem aufgeführet worden . Die ehemalige fdbone Ausſicht, welcheman nach allen Seiten aus dem großen Saal des Schloſſes hatte , fållt weg , ſeitdem dieſer Saal abgebrochen , und das Gebäude niedriger gemacht worden . Jeßt haben die oben genannten lan descollegia ihren Siß auf dieſem Schloß , und in ei nem nahe beym Schloßthore befindlichen Zimmer, hålt die Reformirte franzdfiſche Kirche ihren Gottesdienſt. Auf dem Kirchberge ftehet die katholiſche Collegiatfir che , welche 1334 zu Monterberg geſtiftet , 1341 aber bieber verfekt worden . Das Kapitel beftehet aus eis nem Dechanten , 16 Canonicis und Vicariis . Der kleine Markt iſt nicht nur gut umher bebauet, ſondern man hat auch von demſelben eine angenehme Ausſicht über die untere Stadt, und in die umliegende Gegend. Eben dergleichen Ausſicht hatman auch aufdem großen Markt,
Das Herzogthum
Cleve.
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Marft , der auf dem Seiberg , und mit Lindenbåus men bepflanzet iſt , woſelbſt die Mennoniten ihre Kir che haben . In der untern Stadt, findetman die bald nach 1600 erbauete deutſchereformirte Kirche, dic 1620 aufgeführte evangeliſch lutheriſche Kirche , ein Minori tenfloſter , welches 1291 erbauet worden , ein 1652 erbautes Kapucinerkloſter , ein Auguſtiner Nonnenklo ſter , der Berg Sion genannt, welches 1228 reinen erſten Anfang genommen hat , und eine Synagoge der Juden. Der Prinzenhof oder die Statthaltherey , iſt vom Prinzen Moriß von Naſſau -Siegen angelegt wor : den . Er hat eine vertreffliche Ausſicht , und hinter demſelben iſt, auf einem natürlichen Amphiteater , an deſſen Fuß das Waffer Kermisdal fließet, ein Garten , aus welchem man die angenehmſte Ausſicht über das eben genannte Waſſer , in Felder , nach Städten und Dörfern hat. Laſſet man ſich hier in einem Nachen über das Waſſer reßen , ſo kommtman in des Königs Garten , den auch Prinz Moriß angelegt, und aus welchem man eine ſehr angenehme Ausſicht hat . Auf 1 dem Rathauſe der Stadt , verſammiet fich außer dem Stadtmagiſtrat, auch das Landgericht , es wird auch auf demſelben jährlich von October bis December der Landtag von den Landſtånden des Herzogthums Cleve und der Grafſchaft Mark , gehalten . Auf dem Rath hauſe iſt auch nun der Stein mit dem alten rémiſchen Bilde Eumenii Rhetoris , über welchem eine neue In ſchrift ſtehet, zu fehen , ſeitdem er aus dem abgebroches nen Saal des Schloffes dahin gebracht worden , Die Stadt hat auf den Landtagen die erſte Stim me unter den cleviſchen Städten , und kann nebſt Wes fel die andern Städte des Landes zu einer Verſamm lung berufen . Herzog Abolph hat ihr 1370 ein anſehns, liches Stück von dem Reichswalde , der Stadtberg genannt, geſchenket. 1666 nahm Churfürſt Friedes rich Wilhelm hieſelbſt die Huldigung in eigener Perſon ein , und in eben dieſem Jahr am 18ten Upril wurde hier zwiſchen den Generalſtaaten und dem Biſchof von Müns
44
Der weſtphäliſche Kreis.
münſter ein , Friede geſchloſſen . 1372 und 1528 hat die Stadt große Feuersbrinſte erlitten . 1641 ward fte von faiſerlichen Truppen eingenommen, geplündert und verbrannt. Außerhalb der Stadt ſind unterſchiedene merkwüir dige Derter und Gegenden . Wenn man aus der obern Stadt zum nafſauiſchen Chor hinausgehet , fo findet dan zur linken der naſſauiſchen Allee , welche Pring Moritz 1653 pflanzen laſſen , und die nach Hanten und Weſel führet, Gärten, welche die foonſten Ausſichten haben . In dieſer Gegend iſt auch der ſogenannte Sandberg , von welchem die Ausſicht noch ſchoner ift. Eine andere fchattige Allee von Lindenbäumen , führet nach dem Thiergarten , welcher 1 Meile im Um= fang , und 4 Thore hat , iind init Palliſaden umgeben ift. In demſelben hat D. Yoh . Heinrich Schutte 1741 einen Geſundbrunnen entdeckt, der flüchtigen Eiſenvis triol, eine alfaliſche Ochergelbe Eiſenerde,,und ein Mits telſalz enthält. Er iſt ungefähr 40 Schritte von dem unterften der vier Springbrunnen , die tiber einander befindlid find, und fiber welden eine Gallerie iſt, aus der man eine reißende Ausſicht hat. Noch viel ſchöner aber iſt die Ausſicht von dem unweit der Galerie bes findlichen Sternenberge , den Prinz -Morib in einem Walde erhöhen, und 12 Alleen durch den Wald hauen laffen . Der Fleviſche Berg , ehemals der Galgenberg, eis ne Viertelſtunde von Cleve, iſt auf Befehl König Fri: derichs I erhdhet , mit Lindenbäumen bepflanzet , und mit Herfenwerf umgeben . Auch hier hat man eine ungemein weite und fchöne Ausſicht. Eine åbnlis fiche Bewandniß hat es init dem Freudenberge , den Prinz Moriß eingerichtet und benannt hat. Eben ders felbé hat auch einige Bichſenſchüſſe davon Berg und Thal nicht nur zu ſeinem Vergnügen eingerichtet, font dern auch zu ſeinem Begräbnißortbeſtimmet, wiewohl fein Leichnam bald von hier nach Siegen gebracht wor den . Er ließ hier , außer einem kleinen Wohnhauſe, ith
Das Herzogthum
Cleve.
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in Form eines Galben Mondes ein Wert aufmauern , in deſſen Mitte ſeine eiſerne mit dem Stamuwapen und Titel verſehene Soinbe erblicet wird , auf benden Seiten aber inwendig die zu und bey Cleve aus der Erde gegrabene römiſche Inſchriften , Urnen , Kannen , Lampen und Mauerbrecher , auch große Seemuſcheln , und oben große eiſerne Vafen und Blainentdpfe , anges brachtworden . Die Urnen haben franzoſiſche Trup pen 1702 zerſchlagen . . Nahe bey Berg und Thal, iſt der königliche Fafangarten , welchen R. Friederich anlegen , und mit einer Mauer einſchließen laſſen . Eine halbe Meile von Cleve, liegt die Kirche Beds berg oder Bedburg , an einen Ort , woſelbſt anfångs lich die Clauſe eines Eremiten , nachher ein Bethaus, und von 1144 an , ein Nonnenflofter Pråmonſtrafenſer Drdens , geiveſen , welches i519 in ein frenes welts liches adeliches Stift verwandelt worden . 1499 wurde das Kloſter von den nimmegiſchen Bürgern verwiiſtet, worauf die Chanoinefien in die Stadt Cleve verfekt worden , doch miſlen fie in der Kirche zu Bebberg eins gefleidet werden . Sie ſind jeßtnichtmehr von der fas tholiſchen , ſondern von der proteſtantiſchen Kirche . 2 ) Die Stadt Emrich , lat. Emerica , nicht Emmes rich , Ambricia , die in einer fruchtbaren Ebene am Rhein liegt, und ihren Urſprung der hieſigen Collegiats kirche zu danken hat, aber erſt 1247 init Mauern und · Gråben umgeben worden iſt. Solche Befeſtigung der ſelben hat Graf Dtto III zu Geldern und Zitphen vors genommen , den das Kapitel 1233 zum Schußherrit angenommen hatte. Herzog Rheinhold III von Geldern , verpfändete ſie 1355 zum erſteninalan den Grafen you hann von Cleve , und ſeine Halbſchweſter Mechtild nahın 1372 noch mehr Geld von dem Grafen Adolph von der Mark und Cleve auf, und endlich trat Reins . Adolph I vog hold von Geldern die Stadt 1402 an Cleve völlig ab , um ſich dadurch aus der Gefangens ſchaft zu idſen . Sie hat ehedeffen mit zu der Hanſe gehört. 1784 hatman spis
uſer und 3545 Menſchen gedhe
Der weſtphäliſche Kreis. gezählet. Man findet in derſelben , auſſer der obge: dachten Collegiatfirche , noch eine fatholiſche Kirche, 2. Mannsklöſter , und í Nonnenfloſier ; (denn das zweyte ehemalige Nonnenklofter , Namens Marien : famp, . haben die Jeſuiten im Beſit gehabt,) eine re formirte Kirche, in welcher deutſch und holländiſch ge prediget wird , eine franzöſiſche Kirche, eine lutheriſche und eine holländiſch - mennonitiſche Kirche. Die Stadt bat Siß und Stimme auf den Landtagen .
1
3 ) Cranenburg , eine kleine Stadt , welche ehe mals eine Reichsſtadt geweſen , aber von Kaiſer Ru dolph I an Grafen Dietrich VIII zu Cleve 1290 verfån det worden, und ihre vornehmſte Freyheiten 1340 vom Grafen Dietrich IX erhalten hat , aber erſt 1414 vom Herzog Adolph mit Mauern umgeben worden , wels che inan 1417 verſtårfet hat. Die hieſige fatholiſche Collegiatfirche, iſt zuerſt 1002 zu Zyflich geſtiftet, 1436 aber hieher verlegtworden . Es iſt hier auch eine re formirte Kirche. Man hat 1784 gezählt 234. Häufer, und 1142 Menſchen. Das ehemalige Caſtell, haben die Bürger ju Nimmegen 1499 verwiftet. Von dieſer Stadt haben die cranenburgiſchen Deichrechte den Na men , welche der Graf von Horn zuerſt verfaffen , und 1343 bekannt machen laſſen . 1675 fchenfte Churfiirft Friederich Wilhelm das Städtchen und Amt Cranen burg auf Lebenslang dem Doctor Arnold Fey, wegen einer an ihm verrichteten glücklichen Cur, der auch bis an ſeinen 1679 erfolgten Tod im Beſig deſſelben war . 4 ) Das Stadtchen Sevanaer , auf holländiſchen Charten Zeventer , in der ehemaligen Herrſchaft Lys mers , hat ebedeſſen zu Geldern gehört , iſt 1361 zum erſten- und 1406 zum zweytenmal an Cleve verreget wors den. Herz. Johann II hat dieſen Ort 1487mit Stadta g.'wechtigkeit begabt. Man bat 1784 gezählet 182 duſer und 845 Menſchen . Es iſt hier eine reformir te Kirche , auch ſind hier die adelichen Gåter Enghau: fen., Swane Poll und das Haus Sevenger. 5) Das
Das Herzogthum
Cleve .
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5 ) Das Städtchen Suiſfen , auf den holländiſchen Charten Seuſſen ,welches Graf Johann von Cleve 1348 mit Mauern und Privilegien begabet hat. 1784 ; åhite man 203 Häuſer und 845 Menſchen . Es iſt hier eine reformirte Kirche. 6 ) Gennep , eine kleine Stadt am Fluß Niers , welcher nicht weit von hier bey Genneperhuis , woſelbft ehedefien eine ſtarke Schanze geideſen iſt , in die Maas fållt. Sie iſt vor Ulters eine Herrlichkeit geweſen , von welcher Herzog Moniph 1426 die erſte Balfte mit al ler Gerechtigkeit erbli.., erhalten , als er in der Schlacht im Cleverham den Johann von Hinsberg gefangen bes kommen hatte, welcher die Hälfte dieſes Orts zu ſeiner loſung gab : die andere Hälfte faufte der Herzog 1441 für 74000 Gulden von den Bridern Gisbert und Neinhard von Brederode. 1784 waren hier 179 Häuſer und 636 Menſchen . Auſſer der katholiſchen Pfarrkirche , iſt hier auch eine reformirte Kirche. 7 ) Griethauſen, iſt um das Jahr 1361 zu einer Staðt gemacht worden . Es liegtmit einer Seite an einem Arm des Rheins , mit der andern aber an einein fruchtbaren Kornlande. 1596 brannte es ganz, und 1735 bis auf die fatholiſche Pfarrkirche und das Non nenfloſter nach , ab ; es iſt aber in einer geraden Kreuß gaſſe wieder aufgebauet worden, und nun ſchdner , als es vorhin geweſen . 1784 waren hier go Häuſer und 492 Menſchen . 8 ) Goch , am Fluß Niers , iſt 1291 mit Mauern umgeben , und zu einer Stadt gemacht worden , hat 456 Håuſer und 12 dffentliche Gebäude, unter welchen eine katholiſche Pfarrkirche, einereformirte und eine mentos nitiſche Kirche. Den wenigen Lutheranern und den Sola daten bey den hier liegenden Grenadier : Batallionen , haben die Reformirten ihre Kirche zur Haltung des Ábendmahls überlaſſen . Vorher bedienten ſich die Lus theraner der Mennonitiſchen Kirche zu ihrem Gottes dienſt. 1784 batman 2192 Menſchen gezåhlet. Sie ernähren ſich vom Wollen- und Leder-Manufakturen ; verfers.
che
äliſ
43
ph Der weſt
f Krei .
verfertigen Stednadeln, allerley Arbeit aus Stahl und Eiſen , und andere , auch vom Brangteweinbrennen , und vornåmlich vom Aderbau . Sie hat vor Alters den Herzog zu Geldern gehdit , und iſt mit Geldern an Herzog Karl von Burgund gefommen , welcher dieſe Stadt , 1473 dem Herzog Jobann von Cleve, ſeinem getreuen Bundesgenoffen , mit der Landeshobeit übers geben . 1517 hat ſie Brandſchaden erlitten. Das ſoges nannte hieſige Caſtel , iſt nun ein adeliches Gut. 2. Der Stadtekreis weſtſeits oberwerts.
Rheins
1 ) Xanten, auf den holländiſchen Charten Zanten , Santena, eine kleine Stadt, welche auf den Landtagen Sig und Stimme hat. Sie iſt ein ſehr alter Ort , den die Römer beſegt hatten , wie die hier gefundenen Münzen nnd Inſchriften beweiſen . Pighius und Sels lius balten dafür, daß die vetera caſtra der Römer, deren Tacitus lib. 1. hift. c . 14. gedenket , hier geſuchet werden müſſen. Gewiß iſt , daß die Colonia Trajana hier geſtanden habe, und daß das Wort Trajana endlich in Trojana verivandelt , und dieſer Ort auf eine Feltra me Weife Sancta Troja und Secunda Troja genannt wors den , welcher Name ſogar auf einer filbernen Münze aus dem 1iten Fahrhundert, und auf einer kupfernen von 1457 vorkommt: denn aufjener , von Hermann Biſchof zu Csiin , ſtund die Kirche zu Xanten mit der Umſchrift SCA ( Sancta) TROIA , und auf dieſer vom Herzog Johann zu Cleve , ſtand auf einer Seite fein mit der Umſchrift , IOANNES TROIANO Bildniß RUM REX, auf der andern aber das Wapen der Stadt mit der Umſchrift , MONETA NOVA TROI. NNIO RIS , welche leßtern Worte vielleicht Trojae minoris oder junioris, heißen ſollen . Das Beywort Sancta , aus welchem endlich der Name Sanren oder Zanten ents ſtanden iſt, rühret daher , weil Bifchof Peregrimus zu Edlu bieſelbſt 1098 zum Gedächtniß des Märtyrers Wictors und ſeiner Geſellen , ein Kloſter Canonic. Re gul.
1
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E
Das Herzogthum Cleve.
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gul . geſtiftet, und Sancten genannt , welches 1125 int ein irregulares verwandelt worden . Die Stadt bat vor Alters zu dem Erzſtift Cdin gehört, und 1228 von dem Erzbiſchof Heinrich von Molenacf ihre erſtent Stadtprivilegien empfangen , und iſt 1380 noch mehr befeftiget worden. Die eine Hälfte derſelben iſt 1392 , und die zweite 1449 an das cleviſche land gekommen . 1784 zählte man hier 471 Häuſer, und 1984 Menſchen . Die katholiſche Collegiatfirche , iſt die großte und ans fehnlichte in ganzen Herzogthum . Es iſt auch bier eine Karthane, ein Rapucinerkloſter , ein Nonnens klofier welches fürſtenberg , genennet wird , und ehes deffen auf dem nahgelegenen Varſſelberg außerhalb der Stadt geſtanden hat , und eine reformirte Kirce. 2) Orſoy oder Orſaw , eine Stadt am Rhein , welche ſictzon im 14ten Jahrhundert zu dem cleviſchen fande gehört hat, wie denn ihre Privilegien 1951 von dein Grafen Yohann beſtätiget worden . Man hat 1784 gezählet 213 Häuſer und 927 Menſchen . Sie ſtehet in Anſehung der Civil- und Criminal Jurisdiction , unter dem Landgericht Dinslacen. 3) Calcar, eine Stadt an dem kleinen Fluß Lene, vermittelft deſſen fie Schiffahrt in den Rhein hat. Sie hat 1784 gehabt 424 Håuſer und 1507 Menſchen, und hat auf den Landtagen Siß und Stimme. Sie enthält eine katholiſche Pfarrkirche , ein Dominicaner Månchen und ein Nonnen- Kloſter , und eine kleine reformirte Kirde. 1409 und 1647 hat ſie von Feuers bruinſien viel gelitten . 1598 ift ſie von Spaniern eros bert , 1639 von faiſerlichen Kriegsvölkern einges tommen und befeſtiget, 1640 aber von Heffen übers ruinpelt und bereßt, und 1645 ihrer Feſtungswerke bez raubt worden. Gegen der Stadt über liegt der mon terberg, von welchem man eine angenehme Ausſicht hat. Auf demſelben ſind römiſche Inſchriften und Mün Jen gefunden worden , auch hat das zu Cleve befindlis che Capitulum canonicorum , zuerſt auf demſelben ges ſtanden . 4 ) Sons; 6 Th . 78.
50
Der weſtphäliſche
Kreiß .
4 ) Sonsbeck , ift 1320 zu einer Stadtgemachtwors ben . Das Schloß hat Herzog Adolph I Bauen laſſen . 1784man hat272 Häuſer und 1413 Menſchen gezählet. Außer der fatholiſchen Pfarrfirche, iſthier noch eine refors mirte Kirche. An der Mauer der Stadt liegt ein Nons nenkloſter . Das Städtchen iſt 1517 und 1604 durch Feuersbriinſte verwüſtet worden . 5 ) Uedem , Udenheimium , ein Städtchen in einer an Getraide ſehr fruchtbaren Gegend , iſt 1347 wit einer Mauer umgeben , und 1359 mit Privilegien ver Feben worden ,welche 1368 beſtåtiget und vormelret ivor den . Es iſt hier ein 1456 geſtiftetes Collegium cano nic. reg. Auguſtiner Ordens , und eine reformirte Kirs che. 1784 waren hier 215 Häuſer und 976 Menſchen . Das Städtchen hat 1466 , 67, 68, 69, 1604 und 1635 in Kriegeszeiten viel gelitten , iſt auch 1617 und 1688 abgebrannt. 6 ) Büderich oder Bürich , ein Städtchen am Rhein , der Mündung der Lippe gegen liber, hat ſeine Privilegien 1366 bekommen . 1784 waren hier 170 Häuſer und 897 Menſchen . Es iſt hier ein Klofter , und eine reformirte Rirche. 7) Bervenheim , ein Städtcöen von 93 Häuſern und 397 Menſchen . So viel hat man 1784 gezåhlet. In demſelben iſt das adeliche Haus Rervenheim . 8 ) Grieth , iſt 1250 -zu einer Stadt gemacht wor den , und liegt am Rhein . 1784 waren hier 134 Håus ſer und 679 Menſchen . 1517 hat dieſes Städtchen Brandſchaden erlitten .
3. Der Stådtekreis oſtwärts Rheins. 1 ) Weſel, Vefalia, die großeſte Stadt dieſes Hers zogthumis , mit einer ſtarken Citadelle, liegt am Rhein , in der Gegend , wo er die Lippo aufnimint, daher fie auch anfänglich Lippenheim , Lippenkant und Lipa penmundt oder Lippermünde genennet worden . Wie es ſcheint, fo iſt ſie noch um das Fahr 1125 ein Dorf geweſen , zu welcher Zeit demſelben segen über ein Pre mious
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Das Herzogthum Cleve.
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monſtratenſer Nonnenflofter erbanet , und Yverdorp oder Baeverdorp genennet worden , welches aber 1587 zerſtórt iſt , worauf die Nonnen in die Stadt gezogen. Davon unten noch etwas. Das Dorf iſt wegen ſeiner bequemen Rage zur Handlung und Schiffarth nad und nach vergröſſert, und endlich zu einer Stadt geworden, die ihren jezigen Namen von den vielen Wieſeln haben foll, die ſich in dem nahgelegenen Walde Wereler Wald, vor Alters Silva Caelia ) aufhalten ; wenigſtens führt ſie 3 Wieſeln im Wapen. Sie war anfänglich eine neid siiadt, wurde aber 1241 von dem römiſchen Könige Heinric VI, der in Abweſenheit ſeines Vaters Friedrich II Reichsverweſer war , nn Dietrichs VI , Herrn der Reichsberrlichkeit Dinslaken, älteſten Sohn Dietrich , geſchenfet, der ihr in dieſem Jahr und 1252 verſchiedene Privilegien gegeben . K. Rudolph vers lieb fie 1290 an Dietrich VIII , Grafen zu Cleve , als fich derſelbe mit Margaretha , feines Bruders Eber's hard Tochter , verheirathete ; und obgleich nachmals das Reich Anſpruch daran gemacht hat , fie auch 1495 auf dem Reichstage zu Worms mit unter die Reichs fåtte gezahlt worden : ſo iſt doch ſolches mit Widers ſpruch des Herzogs zu Cleve, als Landesfürſten , geſchos hen , und die Stadt iſt immer ein Landſtand geblieben . Sie hat mit zu der Hanſe gehört. 1354 brannte ſie faf ganz ab . 1586 hat ſie der Herzog von Parma übel jugerichtet. 1614 wurde ſie von den Spaniern wegges aommen ; 1629 aber fam ſie wieder unter die Boths mißigkeit ihres Landesherrn . 1668 buldigte ſie dem Churf. Friedrich Wilhelm zu Brandenburg. 1757 fam ke in franzoſiſche Gewalt. Schon 1539 wurdehier die evangeliſche Lehre gepredigt, und 1540 nahm die Stadt dieſelbige feverlich an , und ließ über dein cleviſchen Shor dieſe Worte in Stein auchauen : Den Fromnien fiche ich offen . Zur Zeit der Verfolgungen des Hers fogs von ülba , und der engländiſchen Königinn Mas ria, flüfteten viele Niederländer und Englårder hieher, und ließen ſich bieſelbſt wohnhaft nieder. 1765 waren bier
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Der weſtphátiſche Kreis .
hier 4439 Menſchen . 1784 hat man 1457 Häuſer , gr8ftentheils von 3, 4 und 5 Stockwerfen , und ohne die Beſaßung , ' 4409 Menſchen gezählet. Auf dem Rathbauſe verſamilen ſich auſſer dein Stadtmagiftrat, die Servis - Commiſſion , die Kon . Commiſſion der frommen Stiftungen , und das Kon . Landgericht. Die Reformirten haben die beyden Hauptkirchen , das Gyms naſium ,' das Schulſeminarium , und ein Gaſthaus int Befik . Es iſt auch hieſelbſt eine franzöfiſche und wals loniſche reformirte Gemeine, bende aber haben jest nur einen Prediger , und ihre gemeinſchaftliche Kirche ift eigentlich nur eine Capelle , die ſie 1773 zum Eigen thum befommen haben . Die Lutheraner haben auch eine 1721 erbaute Kirche, und die Ratholifen eine Rir che und 2 Mannsfldfier. Es iſt auch hierelbſt ſeit 1307 eine Commenthuren des Fohanniter - Ritterordens, des ren Gliter durd , einen Rentmeiſter verwaltet werden . Ordentlicher Weiſe ſind keine Ordensbrider hier,die das Haus bewohnen ; und daher wird nur alle Vierteljahi eineMeſle in der Kirche gehalten ; wenn aberDrdensbrii der bieber fommen , ſo wird in der Kirche auch ordentlis ' cher Gottesdienſt gehalten . Die Aapitularinnen des oben ſchon genannten adelichen Fråuleinſtifts aver: dorp, ( Oberndorf) aud Baeverdorp genannt, weil das Klofier ehedeffen gegen Weſel, als es noch ein Dorf war , über geſtanden hat ), die größtentheils evange liſch ſind, haben feine beſtåndige und gerneinſchaftliche Wohnung. Sonſt iſt hier noch ein Provinzial - Zuihts und Urbeits- Haus , welches ein eigenes Directorium hat , und das adeliche Haus Wilack . Die ſogenann / te Bourtfahrt ziviſchen hieſiger Stadt und Holland, bes ſteht barinn , daß alle 14 Tage ein Schiff von Holland · ankdinmt., und dahin zurücf fährt. Nach dem 1763 geendigten Kriege , find die Feffungsiverfe der Stadt größtentheils geſchleifet wordzni , alfo dati nur Mauer und Graben . und die Citadelle geblieben , welche lehte 1688 angefangen worden . Die Stadt hat Siß und Stimme auf den Landtagen . Auf der Landſeite iſt fie mit
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Das Herzogthum Cleve.
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mit fruchtbaren Alecfern und guten Weiden umgeben , daher auch Uderbau und Viehzucht Hauptnahrungen der Einwohner find ; eswird auch mit Wein nach Müns ſter , Holland, und einigen andern Gegenden , und mit Dohren nach Cleve und Holland gehandelt. 1784 wurden hier ſeidene Zeuge , wollene Tücher , Strüm pfe , Hüthe , Serge , Lederarten und Zwirn verfertis get. . Zur Beſaßung liegen hier 3 Fiifilier Regimens ter . Nach dem Rhein zu , iſt der Safen für Schiffe, die den Rhein befahren . Anmerk . Nach einiger Gelehrten Meynung, fou die berühmte Fürftinn der Brufterer , Velleda , die nach ihrem Tode als eine Gittin verehret worden , wo nicht zu Werel felbft , doch in der Nachbarſchaft , ents weder zu Yverdorf , oder zu Spellen , ihren Siß ge: habt haben . Andere regen ihre Wohnung weiter hin auf an der Lippe. 2 ) Die Stadt Duisburg , Duisburgum , Duiczi burgum , Tuiſcoburgum , zwiſchen dem Fluß Ruhr und Anger , hat vor Alters am Rhein gelegen , von wels chem ſie jegt ungefähr eine halbe StundeWegs entfer Thren Nahmen , welcher ſo viel als der deut: net ift. ſchen Burg anzeigen rol , leitet man von den Tuiſcos nern her , es iſt auch wahrſcheinlich , daß das Schloß Diſpargum oder Duiſparcum , auf welchem der fråns fiſche König Clodio mit den langen Haaren gewohnt, hiefelbft geweſen ſey . Nachmals iſt Duisburg eine Reichsſtadt geweſen , die die Herzoge zu Limburg und Grafen von Berg zu Scugherren gehabt. R. Rus dolph I beſtåtigte 1290 die Privilegien derſelben , und verpfåndete fie hieraufan Grafen Dietrich VIII zu Clese . Eine gleiche Verpfändung derſelben geſchah 1347 vom R. Ludwig IV an den cleviſchen Grafen Johann , und K , Karl IV beſtätigte folche 1349. Bin der Zeit an iſt fie beſtandig bey dem cleviſchen Lande geblieben ; es ſind aber auch ihre Privilegien noch immer von r /miſchen Sinigen beſtåtiget worden ,welches nod 1580 von Rus dolph II geſchehen . Sie hat auch mit zu der Hanſe gehårt, D 3
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Der weſtphåliſche Kreis .
gehört. 1609 iſt hier eine Synode der reformirten Kirs che in den vier vereinigten Ländern Jülich , Cleve, Berg und Marf gehalten , und auf derfelben die noch jeßt gewöhnliche Rirdenordnung dieſer Länder gemacht , auch von dem Landesfürſten beſtåtiget worden . 1765 waren hier 2645 Menſchen . 17843åhlte man 654 Håu ſer , und 3531 Menſehen . Die Reformirten beſigen die - Hauptfirchen , ein Waiſenhaus und ein Gaſthaus , auch die am 14ten Oct. 1655 eingeweihete Univerſitåt, und ein Gyınnaſium . Auf der reformirten St. Sals vator - Kirche , iſt ſeit 1720 eine Sternwarte. Die Katholiken haben 2 Mannsklåſter , ein adelides Eiſters cienſer Nonnenfloſter, welches ebedeſſen in dem benachs barten Dorf Duiſſern geweſen iſt, und ein Beguirens haus ; auch iſt hier eine Commentjurey des deutſchett Ordens , die 1182 geſtiftet worden , deren Haus aber Fm kleinen Hörſaalder nun alt und unanſehnlich iſt. Univerſität, und mit Bewilligung der ſelben , hielten fonſt die Lutheraner ihren Gottesdienſt , fie baben aber nun ſeit 1786 eine eigne Kirche. Alle Wochen fömmt hier ein Schiff aus Holland an , und gehet wieder das hin ab . Eiſen , Drath und andere Fabrifwaaren aus dem Herzogthum Berg und der Grafſchaft Mark, wers ben von hieraus verſendet ; es find auch Tuch - Wols lenzeug - Strumpf- Decken- und Huth - Manufakturen hiefelbft , 1762 und 1769 find zwey Sammet: Manus fafturen errichtetworden , anderer Manufakturen nicht zu gedenken . Die Stadt hat Siß und Stimme auf den Landtagen . In den Bauerſchaften Duiffern , Wanheim und Angerhauſen , ſtehet der Schultheiß der Rechtspflege vor . In der erſten iſt ein adeliches Stift. 3 ) Rees , eine kleine Stadt am Rhein , die Sie und Stimme auf den Låndtagen hat. 1765 waren hier 1717 Menſchen , 1784 zählte man 431 Häuſer , und 1696 Menſchen . Sie iſt 1228 mit Mauern umgeben worden , und hat anfänglich zum Erzſtift Cðin gehört, ift aber 1392 mit dem Lande von Aſpel , theils durch Kauf,
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Cleve.
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Tauf, theils durch Vertauſchung mit Linn und Pais ferswerth , an das cleviſche Land gekommen , und bey demſelben geblieben. Es iſt hier eine fatholiſche Cola legiatfirche, eine reformirte und eine lutheriſche Kirche. 1548 iſt die Stadt von Spaniers , 1614 von dem Prins zen Moritz von Oranien eingenommen worden . 1761 wurde ſie von den Franzoſen wohl befeſtiget. 4 ) Dinslaken , auf den holländiſchen Charten Dingslaken , ein Städtchen , welches ebedeffen der Hauptort einer Reichsherrlichkeit geweſen , die ihre eigene Herren gehabt : 1220 aber mit Bewilligung Kaiſers Friedrich II dem cleviſchen Lande einverleibet, und nachmals zuweilen den jüngſten Söhnen der Gras fen und Herzoge zum Sig eingeräumet worden . 1765 waren hier 791Menſchen . 1784 hatman 199 Häuſer und 847 Menſchen gezählet. Die meiſten Einwohner find reformirt , doch iſt hier auch eine latheriſche Gez meine. 5 ) Xuhrort , auf den holländiſchen Charten Roers oort , iſt vom Herzog Udolph I zu einem Städtchen gemacht worden. Es ift reformirt , und die meiſten Einwohner ſind Schiffer und Schiffbauer. Man hat 1765 hier 515 , 1784 aber 128 Håuſer und 667 Mens fchen gezahlet. Bey demſelben fließet die Roer oder die Ruhr in den Nhein ; und es iſt hier 1587 ein Waſs rerzoll angelegt worden . 6 ) Das Stitchen Schermbeeck oder Scherenbeck iſt um das Jahr 1420 von dem Herzog Adolph I init Mauern umgeben , und mit einem Schloß gezieret wors den . 1761 waren hier 575 Menſchen , 1784 aber 138 Häuſer und 577 Menſchen . Es iſt hier eine reformirte und eine lutheriſche Kirche. 7 ) Bolt oder Solten , ein Städtchen mit einem alten Schloß. Die Stadt beſtehet aus einer Freugs ftraße, und auf dem Markt kann man alle 4 Thore ſehen . Sie iſt ganz reformirt. 1765 gåhlte man 460 Menſchen . 1784 waren hier 147 Håuſer und 590 Mens ſchen . 1335 bat Graf Adolph von der Mark die Burg und
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äliſch
Der weſtph
Kreis .
uud Stadt Holt dem Grafen Dietrich zu Cleve , übers geben , und von demſelben wieder zu Mannlehn ems pfangen . 8 ) Iſſelburg , auf den holländiſchen Charten Xfels burg, ein Stådtchen an der Jfiel, welches 1441 Stadts privilegien erhalten hat. 1765 waren hier 282 Mens ſchen. 1784 zållte man 82 Häuſer und 317 Menſchen. Es iſt hier eine reformirte und eine lutheriſche Kirche. II . Die landråthlichen Kreiſe. 1. Der begreift ;
clevifche landråthliche Rreis,
1 ) folgende Richteråmter. 1 ) Das Amt Cleve , zu welchem die Kirchſpiele Sauw , Materborn , Kindern und Donsbrügge, ges hören. 2) Das Amt Cleverham , d . i . faltus oder filvá he clevenſis, in welchem 1397 Herzog Adolph I den Herzog Wilhelm von Berg geſchlagen hat. Hieher gehören die Kirchſpiele Warbeyen , Brienen (woſelbſt die Kirs 28 de refor:nirt iſt,) Rellen , Schmiethauſen , Ward: huiſen , S. Gråvenward , Riswick , Saffelt, Schneps penbaum und Qualburg. Nach Teſchenmachers Meynung , hat zu Rellen die römiſche Colonia Ulpia Trajana geſtanden , und zu Qualburg ( Quadriburgium des Ammians , wie einige glauben , iſt ein Ererciers
plag der Römer geweſen. Auf dem Felde bey Kellen, hat Graf Adolph von Cleve , 402 den Grafen Rein bold von Geldern, geſchlagen , und zu Qualburg find viele rimiſche Feldzeichen und Steini - Inſchriften aus der Erde gegraben worden . (3) Die kon. Jurisdiction Suisberden , hat ehe deſſen mit zu dem AmtCleverham gehört, und begreift weder Kirchſpiele noch Dorfſchaften . ( 4 ) Das Amt Calcar, welches die Kirchſpiele Alts Calcar , Sanſelaar, wiffelward , Ober : Mormter, Øynen und Marienbaum begreift. ( 5) DAS RIE
Das Herzogthum
Cleve.
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( 5) Das Amt Grieth , welches aus den Kirchſpies len Wiffel und Beylerward , und aus den Dauerfdaf ten Feldmarke und Steinward beftehet. Zu Toiffel iſt eine Collegiatkirche, und das adeliche HausKem : nade. (6 ) Das AmtGoch , begreift das Kirchſpie! Půlm , die Bauerſchaft Berg , und das Kirchſpiel Pfalzdorf auf der Gocherheyde . Das legte iſt erſt von 1740 ' an erbauet worden , hat auch nun eine reforinirte und eine lutheriſche Kirche , die erſte wurde 1772 , die legte 1779 eingeweihet. Die Gocherhayde iſt 3000 bollån diſcheMorgen groß, und nun ganz urbar gemadtivor den . Auf derſelben find liber 400 kleine Kolonien an Bauerhdfen , und ſchône Alleen angelegt ; und fie hat nun etwa 2000 Einwohner. Pfalzdorf ſteht unter dem Gebiet der Stadt God). ( 7 ) Das Umt Aſperden , begreift die Kirchſpiele Afperden , Safum , Sommerſum und Viller . Univeit Uſperden liegt ein adeliches Nonnenkloſter , das neue Rlofter genannt. ( 8 ) Das Amt Gennep , dahin die Kirch piele Otterſum und Oeffeld oder Uffeld geboren . Das lente liegt an der Weſtfeite der Maas , zu dem erſten gebo rer: 6 Bauerid aften . ( 9 ) Das UmtCranenburg, zu welchem die Stirch ſpiele Fraſielt und tīůtterden , geboren . ( 10 ) Das Amt Duiffeld , begreift die Kirchſpiele Yzehr , tZiel , loeth oder Leuth , und Reckerdom .", (10 ) Das Amt Uedem , begreift die Kirchſpiele Reppelen , ein Scheffenthum , Uedemerfeld und ue: demerbruch . Zu den erſten gehören 3 ; zum zweyten auch 3 Bauerſchaften . ( 12) Das Amt Sonsbeck , zu welchem die Tirchs fpiele Sonsbeckerbruch und Glabbecker, und zu dem erſten 2 Bauerſchaften gehdren . (13) Das Amt Schravelen , welches aus den Kirchſpielen Kervendonk und Winneckendonk , beſtes het. Zuj jenem gehören unterſchiedene von einander D5 abges
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Der weſtphäliſche Kreis .
abgeſondert liegende Höfe ; zu dieſem das Dorf Capels len ,welches halb zum cleviſchen , und halb zum geldri fchen Lande gehört. 2 ) Folgende adeliche Serrlichkeiten , und Jurisdictionen . ( 1 ) Die Jurisdiction Salt , welche die Kirchſpies fe Keecken , Duiffelward (welches reformirt iſt ,) und Binimen begreift . In erſten iſt das Haus Salt, im dritten der Ritterfik Sengmeng . ( 2) Die Jurisdictionen Sennepel und L7ieder : mormter ,welche aus den Stirchſpielen und Bauerſchaf: ten dieſer Namen beſtehen . ( 3 ) Die Serrlichkeit Appeldorn , beſteht in Dein Kirchſpiel diefes Namens. Dazu gehört auch das ades liche Gut Bogelaer . (4 ) Die Jurisdiction Moyland und Till, welche aus den gleichnamigen Kirchſpielen und Bauerſchaften beſtehen . Das erſte Kirchſpiel ift reformirt. Friedes rich III faufte moyland 1695 von dein Freyherrn von Spaen , und hierauf wurde es ein königliches Haus genennet. (5 ) Die Serrlichkeit Weeze oder Wees , welchein dem Kirchſpiel dieſes Namens beftehet, daju 9 Bauers fchaften , und die Ritterfige Bertefeld und Schewich) , pol und Byll gehören . Die Freyheit Wees brannte 1769 haib , und zugleich die katholiſche und reformirte Kirche ab . (6 ) Die Jurisdiction Segen , welche aus dem Tirchſpiel dieſes Namens geſtehet. ( 7) Die Jurisdictionen oock und Keſſel, wels che aus dem gleichnamiger: Kirchſpielen beſtehen . Das erſte liegt an der Maas , und an der Moocker Seide. Keel liegt am Fluß Niers, und wird für Caftellum Menapiorum gehalten . (8 ) Die Herrlichkeit Zyfflich :Wyler , zu welcher bie Kirchſpiele und Bauerſchaften gleicher Name ses ýðren . ( 9 ) Die
Das Herzogthum
Cleve.
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( 9 ) Die Serrlichkeit wiſſen , welche aus, den Kirchſpiel dieſes Namens beſtehet, dazu 4 Bauerſchafs ten gehdren . ( 10 ) Die Berrlichkeit Calbeck , die aus dein Kirchs ſpiel dieſes Namens beſteht, welches zu der Uedeiner und Gochfchen Kirche gehgret. (11) Die Jurisdiction mormter, die in dem Rits terfit , Kirchſpiel und der Bauerſchaft dieſes Namens beſteht und unter die Kantenſche Acciscaile gehört. 2. Der begreift
weſelſche landråthliche Rreis,
1) folgende Richteråinter ( 1) Das Amt Werel , welches aus den Bauer : fchaften Fluren , Lackhauſen und Obrigboven bes ſteht. ( 2 ) Das Amt Brünen , zu welchen das Dorf Brúnen , die Bauerfibaften Steingrund und Dach : hauſen , und die Ober : Bauerſchaft , gehören . (3 ) Das Umt Bislich , welches aus dem Dorf Bislich und aus den Bauerſchaften Bergen , Wiffel, Jokeren , Schlutwict , Martſe , Lohe , Dicłgatt, Werwick , Kercé und Laack , Sternberg , Veltwick , und Bislicherwald , beſtehet. (4 ) Das Amt Büderich , dazu das Kirchſpiel Gin : derich , und die Bauerſchaften Pol , Geeſt, Werrich , Perich und Elverich , geboren . (5 ) Das AmtWallach , welches aus dem Kirch ſpielWallach , und der Bauerſchaft Bönning, beftehet. (6 ) Das Amt Xanten , welches aus den Kirche ſpielen Wandt und Lüttingen , und aus den Bauers ſchaften Urſel , Wylich und Beuckes beſteht. ( 7 ) Das Umt Winnesthal, welches die Kirchs ſpiele Bieten und Veen ausmachen . (8 ) Das AmtDinslacken , hat die Kirchſpiele Kies : feld , Walſum und Samborn . Das erſte iſt lutheriſch und reformirt , und es liegt daſelbſt das adelicheGut Paus
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Der weſtphäliſche Kreis.
Paumühlen . In dem zweiten iſt das adeliche GutBe: renkamp, und in dem dritten iſt ein adeliches Clofter . (9) Das Amt Gotteswickerham und Spellen , bes greift die Bauerſchaften Möllen , Lohnen, mehrum mit einem adelichen Gut , Rihnum , Eppinghovent, Spellen , Scheid , Emmelſum . Zu Gotteswickerham iſt ein adeliches Gut. ( 10) Das Amt Solten, irelches weder Kirchſpiele noch Dorfer begreift. ( 11) Das AmtBeeck , hat die Bauerſchaften Laer und Stockum , Beeck, Alfum, Bruchhauſen , Mark: loe, Buſchhauſen , und das Kirchſpiel Sterkrode, in welchem ein adeliches Kloſter. (12) Dos Amt Schermbeck , zu welchem die Baus erſchaften Drevenac , Damm und Bricht gehören . In der erſten , liegt das adeliche Gut Schwarzenſtein . 2) Folgende Berrlichkeiten und adeliche Juvisdictionen , ( 1 ) Die Serrlichkeit Samminkel , denen von Spaen zu Bouillon zuftändig , welchen auch die Freys beit Ringelberg gehört , die vor alterß ihre eigenen Herren und Dynaſten gehabt hat , nach deren Abgang i fie durch Heyrath an die Grafen von Cleve gefommen ift, welche 1290 von den römiſchen fånig Rudolph I im Beſiß derſelben beſtätiget worden. Es iſthier sine reformirte Pirche. ( 2 ) Die Serrlichkeit Meyderich . ( 3) Die Serrlichkeit Diersfort , welche ein refors mirtes Kirchſpiel ausmacht. ( 4 ) Die Serrlichkeit Gahlen und Bühl , zu wel : cher die gleichnamigen Kirchſpiele gehåren , von wels chen das erſte lutheriſch iſt. Beriber derſelben iſt der Freyherr von Quadt zu Gartrop . ( 5 ) Die Serrlichkeit Sủnke , hat ein lutheriſches Kirchſpiel von 3 Bauerſchaften , und gehört dem von Strinfede zu Crudenburg. ( 6 ) Die
Das Herzogthum
Cleve.
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(6 ) Die Serrlichkeit Voerde, hat 1 Kirchſpiel von 2 Bauerſchaften . ( 7) Die Serrlichkeit Saffen und mehr , welche aus den gleichnamigen reformirten Kirchſpielen beftes het und das adeliche Gut Bellinghoven . Bey Mehr fiel 1758 ein Gefecht zwiſchen den Franzoſen und Alliira ten vor, in welchem jene geſchlagen wurden . · (8 ) Die Serrlichkeit Borth , von i Kirchſpiel. ( 9 ) Die Serrlichkeit Veen ,mit der Freyheit Wins nenthal. 3. Der emmerichſche landråthliche Kreis , begreift 1) folgende fönigl. Richteråmter und Juris dictionen ( 1 ) Das Amt Emrich , welches aus den Bauers ſchaften Sutum , über Rhein , Praflelt und Spück , beftehet. ( 2 ) Das Amt Lobith , welches aus dem Dorf Lobith , in altern Zeiten Lobet beftebet, woſelbſt ein Zouhaus am Rhein iſt. Es hat ebedelen zu Geldern gehårt. iſt aber von dem Herzog Karl von Burgund 1473 an H. Johann von Cleve iberlaffen worden , wels cher 1479 das Schloß , als es ſich ihm nicht ergeben wollen , mit Gewalt erobert hat. Die hieſige Kirche gehört den Reformirten . ( 3) Das Amt Rees , zu welchem das Dorf Cois cum , und die Bauerſchaften , Sern und Serken gehdren . (4 ) Das Umt Setter , dazu die Bauerſchaften Eferden und Speldrop gehdren . ( 5 ) Das Rirchſpiel Grieterbuſch , welches feine Dorfer begreift , und ehedeflen zu dem AmtCalcar ges hört hat. Es liegt hier das adelige Haus Til . (6 ) Das AmtLymers mit den Dörfern Alt Sex Yn dem Kirchſpiel venaer , Duiven und Groeien . Alt Sevenaer liegen die adrlichen Guter Salsaf,Camp? hauſen , Klein Poelwick , Groß : Poelwick , Leemo Euil,
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L
Euil, Wathana , Kyswyck, Berenklau , Loorwarth , magenhorſt und Gronſtein . ( 7) Das Amt Suiſſen und Malburgen , zu wel chem die Bauerſchaften Suiſſen und Walburgen ges bören . In der erſten liegen die adelichen Güter Boll und Binnefeld : 2 ) Folgende Serrlichkeiten und Juris dictionen , ( 1 ) Die Jurisdictionen milingen und Surl, welche aus 1 Kirchſpiel und 3 Bauerſchaften beſtehet. Sie gehfren dem Beſitzer des Hauſes Empel. ( 2 ) Die Jurisdiction Sonsfeld und alderen , welche aus 1 Kirchſpiel šeſt: het, dazu 6 Bauerſchaften gehören . Es iſt hier das Haus Sonefeld und Burgs haus Ufpel. ( 3 ) Die Jurisdiction Offenberg , mit den Kirch ſpielen Praeſt und Dornýck , u..d dem Hauſe Offens berg . (4 ) Die Jurisdiction Bienen , mit dem Kirchſpiel Sueth . ( 5 ) Die Jurisdictionen und das Kirchſpiel Wehl. In dieſem Kirchipiel liegt das Gut Broeckhuiſen wel dyes der fin . Invalidencaſle gehört. (6 ) Die Jurisdiction und das KirchſpielGůlhati ſen init dem adelichen GutPollawerth . ( 7 ) Die Jurisdiction Groin .
Die Grafſchaft Mark. S.
1.
Sie grånzet gegen Mittag an das Herzogthum Berg , gegen Abend an eben daſſelbe , und an das Herzogthum Cleve, (wenn man die unmit : telbaren Reichsſtifte Werden und Eſſen , als in der Grafføaft Mark liegend, betrachtet; ) gegen Mit ternacht
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Die Grafſchaft Mark.
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ternacht an die Grafſchaft Recklinghauſen und an das Hochſtift Månſter, gegen Morgen an das Here fogthum Weſtphalen . Sie iſt die grófeſte Grafe ſchaft im
weſtphátiſchen Kreiſe , und eine derwich .
tigſten im ganzen deutſchen Reich . $ . 2. Die Grafſchaft hat einen fruchtbaren Boden , der Weißen , Roggen , Gerſte, Hafer , Buchweißen , Erbſen , Wicken , Linſen , Bohnen , Rap-und Rübe.Samen , Flachs undHanfin ſolcher Menge trågt, daß auch benachbarten Ländern das mit gedienet witd .
Sie hat auch Obſt von aller
len Art, gute Küchenfråuter , gute Weide und Wiefen , gute Viehzucht , allerley Wildpret, gute Hölzungen und angenehme Berge, Salz , ergiebi. ge Steinkohlenbergwerfe , viel Eiſen , (welches dadurd , zu Öſemund gemachtwird, deß man das wieder erweichte záhe Eiſen
mit einer
eiſernen
Zange aus den zerfließenden Sdlacken geraus . ſpinnet oder drehet , und alsdenn zu Stangen vers ſchmiedet,) auch
Bley - Kupfer - und Silbererg ;
gute Steinbrüche ; 3Salzſoden , nåmlich zu Brod þauſen , Saſſendorp und Werdohl, einen berühm ten Geſundbrunnen zu Schweln , und Towohi in den Flüffen Lippe, Ruhr , Lenne, Volme, Em . pe, Ziſike und Affe , als in den Bachen und Teis djen , Fiſche von allerhand Art. Um die Ruhr von Langſchelde bis Mühlheim fchiffbar zu madjen , hat man 1775 angefangen , 17 Schleuſen angule gen , von welchen 9 in dieſer Grafſchaft, die übri. gen aber im werdenſchen , bergenſcheit, und inůhl heimiſchen Gebiet ſind . $: 3.
64
Der weſtphäliſche Kreis.
8. 3. Sie enthält 24 Stådte, außer der Hälfte der Stadt Lippſtadt. 17 19 lebten in den Ståde tén und Flecken 20717 Menſchen . 1771 Hatman Hier 177882Menſchen gezählet, 4559 Kinder ſind geboren , und 4052 Menſchen geſtorben; und der Hauswirthe find 22864 geweſen . Von der ſehr alten und anſehnlichen Ritterſdaft , find viele 100 Geſchledyter ausgeſtorben , viele haben ſich auch in fremde Lånder begeben , und ſind zum Theil noch in
Curland,
Liefland
und
Preußen zu
finden .
Jeßt ſind hier noch 178 adeliche Häuſer vorhan den . Der Dörist und Bauerſdiaften ſind 456. M. 4. Die Einwohner ſind meiſtentheils der evangeli d -lutheriſchen Kirche zugethan : alsdenn folgen der Zahl nach die Reformirten , die Katho . lifen aber ſind an den meiſten Orten nicht zahlreich . Die Juden haben hin und wieder frene gottess dienſtlide Uebung. In der ganzen Grafſchaft find 94 evangeliſch)- lutheriſche Parochien , und 102 Kirs dheit , und ſie ſind unter die Aufſicht von Subde: legaten vertheilet. Der hieſige reformirte Pro , vincial -Synodus , beſteht aus der Hammiſchen Klaſſe von 16 Predigern , aus der Camſchen Klaſſe von 10 , aus der Nyurſchen Klaſſe, von 14 , und aus der Suder Klaſſe von 10 Predigern . Erwird jährlich , aber zu keiner beſtimmten Zeit, gehala ten . Von ſeiner Verbindung mit den Provincial Synoden in Julid ) , Cleve und Berg ,habe ich oben bey Cleve geredet. Ueberhaupt haben die Reformir : ten 46 Kirchen . Die Katholifen haben 37. In An . fehung der Ausſprache der Namen , iſt zu bemerken , daß ae, oe und ue, wie ah, ob und uh lauten .
$ .5 .
Die Grafſchaft Mark.
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8.5 . Es find mancherley Fabrifen vorhanden , deren Arbeit nicht allein im Lande gebrauchet, rons dern auch häufig ausgeführet wird; inſonderheit aber wird viel Eifen und Stahl auf vielerley Weiſe berarbeitet. 8.6. Die ehemaligen Grafen von der Mart, Þaben ihren Urſprung von den Grafen von Altena, die einige von den Grafen von Teiſterbant und Cleve herleiten. Man fångt die Reihe der Gra. fen von Altena mit einem Adolph an , der , nebſt ſeinem Bruder Eberhard , das Schloß Altena er. bauet habe, und vom Kaiſer Heinrich V zum Grafent von Altena und Berg erhoben worden ſen , da ſich denn dieſe beyden Brüder wegen der ererbten und ers worbenen Lånder alſo verglichen , daß Adolph das
1
Sưloß und die Grafſchaft Altena, Eberhard aber das Schloß Aldenburg und die Grafſchaft Berg
1
bekommen . Adolph III, Graf von Altena , der 1249 geſtorben , fol zuerſt den Namen und das Wapen von der Mark angenommen haben .
So
viel iſt aus Urkunden von 1203 , 1220 und 1221 gewiß , daß damals ſchon der Name von der Mark bey den Grafen von Ältená im Gebrauch geweſen
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fen, wie er denn auch nachmals allein gebrauchet worden . Adolph V , Graf von der Marf, wurde auch Graf von Cleve. Die übrige Geſchichte die. fer Grafichaft, und wie ſie an das Churhaus Brandenburg gekommen , iſt oben bey der Ges ſchichte des Herzogthums Cleve mit beſchrieben worden. 1757 gerieth ſie in die Gewalt der Franzoſen.
6 Th. 73.
$. 7 .
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ein aus 3cork Wapen der Grafſchaft Mark, iſt ein aus 3 rothen und ſilbernen Schachreihen bes ſtehender Querbalke. Der Anſchlag derſelben zu Den Reichsanlagen und zum Kammergericht,ſtecket mit unter dem cleviſchen , welcher oben angegeben worden . J. 8. In Grång- Hoheit- Lehn's Kirchen- und bürgerlichen Sachen , ſtebet die Grafſchaft unter der Regierung zu Cleve , in allen ökonomiſchen Forſt - Jagd • Zoll · Polizey - Salz - und Kriea ges'- Sachen , aber unter der 1767 zu Hamm errichteten Rrieges und Domainen -Kammer: Deputation , die mit der Regierung zu Cleve einen gemeinſchaftlichen Chef- Präſidenten , weiter aber keine Verbindung , hingegen ihren eigenen Director hatte, aber 1782 in eine wirkliche Rrieges- und Domainen -Rammer verwandelt , jedoch die bisherige Verbindung mit dem Herzog thum Cleve in Anſehung der Landtage und anderen Šachen , beybehalten worden iſt . Zur Verwal tung der Bergwerks- und Hütten Sachen , iſt zu Hagen ein beſonderes Bergamt angeſeßetworden . König Friedrich II Hat 1753 zur Verwaltung der Rechtsſachen 6 Landgerichte verordnet , die zu Hamm , Unna , Altena , Lüdenſcheid, Hagen und Bockum gehalten werden , als lintergerichte unter der Regierung zu Cleve ſtehen , und deren jedes ſeinen Landrichter , Affeſſores und Landgerichts ſchreiber hat; doch ſind die königlichen Gerichte zu Schwelm , Soeſt, Iſerlohn und Plettenberg und die adelichen Gerichtsbarkeiten , in Juſtigfa chen bey ihrer alten Verfaſſung geblieben . Zu gleicher
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gleicher Zeit ſind zur Beſorgung der Policeyſachen 4 landråthliche Rreiſe verordnet worden, in des ren jedem ein Landrath, Kreisſchreiber und Kreis . reuter beſtellet iſt . Solche Kreiſe ſind der Hams miſche, hoerdiſche, altenaiſche und Wetterſche, und unter dieſelben iſt das ganze Land vertheilet.
$. 9. Geopraphiſch wird das Land in Süder : land , oder , wie man im . gemeinen Leben faget, Sauerland und Sellweg eingetheilet ; zu jenem gehöret der Theil des Landes , der an der Südſeite der Ruhr , und zu dieſem derjenige , der an der Die geſammten Nordſeite dieſes Fluſſes lieget. Stådte, find in zwey Kreiſe eingetheilet, nåmlich in den Nord- und Südwärts der Ruhr belegenen , iſt ein Steuerrath vorgeſeßt. Es und jedem iſt auch ein beſonderes forſtamt ſüd-und nord Ich lege die Ab warcs der Ruhr vorhanden . theilung in die ſteuerråthlichen und landråthlichen Kreiſe zum Grunde. 1. Die ſteuerräthlichen Städte-Kreiſe . 1. Der Stådte:Kreis norderwärts der Ruhr , begreift I ) Samm , Hammona , die Hauptſtadt der Graf: ſchaft Marf, welche an der Grånze des Hochſtifts Müns ſter, beym Einfluß der uſie in die Lippe; in einer Ebes ne, die größtentheils einen fandigden Boden hat, liegt. Sie hat feine Mauren , iſt auch 1763 aller ihrer Fes ſtungswerfe beraubet worden , aber doch noch zwiefach mit Waſſer umgeben. Ehedeflen hat ſie 612 Häuſer und 1719 noch 456 gehabt, jeßt aber ſtehen viele wvu ſte , und zu den Häuſern , welche neu gebauet werden , nimmtman gemeiniglich ein paar alte. Ja der Ren they wohnet der General, welcher die hieſige Heſabung com > E 2
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commandirt, zurMiethe. Es iſt hier die Krieges-und Domainenkammer der Grafſchaft , ein reformirtes Gymnaſium illuſtre, welches 3 Profeſſores bat, eine res formirte lateiniſche Schule , eine große reformirte Stadtfirche, eine lutheriſche Kirche, und ein Dbfervans ten - Kloſter mit einer katholiſchen Kirche, und die Ars menanſtalten ſind ſehr gut. 1759 waren hier 3250 Menſchen , 1765 gåhlte man 1786, 1776 aber waren hier 481 Hauswirthe. Die hieſigen Leinewandsbleis den ſind ſehr gut, der Handelmit der hier gebleichten Leinewand, war ebedeſſen viel größer , als er jeßt ift. Die Stadt hat 1213 ihre erſten Privilegien bekommen . 1287 brannten viele, 1307 die meiſten , 1734 über 200, und 1741 wieder 350 Häuſer , nebſt dem Rathhauſe und der reformirten Kirche, ab ; es find aber beſſere Gebäude wieder aufgeführet worden . 1762 wurde ſie von den Franzoſen mit Bomben und glühenden Kugeln geångſtiget , davon 29 Häufer abbrannten . Dieſelben beſtürmten auch das weſtwärts angelegte Fort Ferdi nand, richteten aber nichts aus. Die Stadt hat ebedeſ ſen mit zu der Hanſe gehåret, und das Recht gehabt, Soeidemünze zu prägen . Nahe vor dem Norderthor, liegt das LZorder : 50p pital, ein adeliches Stift, welches init reformirten und katholiſchen Fräulein bereßt ift : die kleine Kirche bey demſelben aber wird von den Katholiken gebraucht. Eine Viertelſtunde von der Stadt, iſt das adeliche Ciſtercienſer Nonnenkloſter Kentrop , welches zuerſt in der Stadt Hamm . erbauet, 1290 aber an dieſen Drt verlegt worden . 2 ) Lünen , eine kleine Stadt , welche aber dod Siß und Stimme auf den Landtagen hat , liegt beym Einfluß der Zeſicke oder Serede in die Lippe. Die Hauptkirche gehørt den Lutheranern , die Reformirten haben eine kleinere Kirche, und die Katholiken haben auch eine Kirche , 1765 fand man nur 972 Menſchen . 1776 gåhlte man hier 227 Hauswirthe ; 1779 aber 265 Häuſer und 314 Hauswirthe. Die Einwohner srs nähren
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nähren ſich vom Handel mit Leinewand und von Aders bau und Viehzucht. Die Stadt hat vor Ulters aufder andern Seite der Lippe gelegen , und dem Herzog Hein rich dem Lswen gehårt , welchem ſie der Kaiſer genom men , und an Dietrichen von Volmeſtein gegeben , der fie 1240 am Grafen Adolph von der Marf verkauft. 1348 iſt ſie an den jeßigen Ort verleget worden . 3 ) Bockum , auch Bochum , Bochein u . eine Stadt in einer ſehr fruchtbaren Gegend . Sie hat ily ren eigenen Schultheiſen oder Stadtrichter, und ſtehet alſo nicht unter dem Landgericht. Die Ratholifen has ben die Hauptfirche, in welcher aber ſowohl , als auf dem Kirchhofe , die Proteſtanten ihre Todten mit allen Ceremonien begraben , ſich auch der Glocken mit den Katholiken gemeinſchaftlich bedienen . Die Kirchen der Lutheraner und Reformirten ſind klein . 1719 waren bier 358 Håuſer und 354 Hauswirthe , 1776 waren hier 319 Hauswirthe , und 1765 åhlte man 1437 Menſchen . 1243 iſt die Hälfte dieſer Stadt von dem Erzſtift Csln an Grafen Adolph von der Mark zu Lehn gegeben , und 1392 die übrige Hälfte an den Grafen Udolph von Cleve und Mark theils verkauft, theils vertauſcht worden . 1517 brannte ſie faſt ganz ab. Zu dem Kirchſpiel Bodum ,.gehören die adelichen Häuſer Goy, Brenſchede, Savekenſcheid , Overdick , zoſthauſen , Dalhauſen , Rechen , Steinkuhle , Crange, Lactenbruch . 4 ) Caſtrop , ein Städtchen , welches 1719 nur 77 , 1776 aber 96 Hauswirthe hatte ; in jenem Jahr was ren 321 Menſchen vorhanden , 1765'aber find hier 502 geweſen . Die Lutheraner, Reformirten und Kas tholiken haben hier nur eine Kirche . 5 ) Wattenſcheid , ein Städtchen , welches eine tatholiſche, eine lutheriſche und eine reformirte Kirche hat. 1719 hatte es nur 120 Hauswirthe, 1765 waren hier 632 Menſchen , 1776 aber 158 Hauswirthe. In dem erſt genannten Jahr waren 151 Väuſer und 375 Menſchen vorhanden . 6 ) Die
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6 ) Die Stadt und der Reichshof Weſthoven , zwiſchen Schwerte und Syberg , nicht weit von der Ruhr, am Fuß eines Berges . Der Reichshof iſt Ros Nachdem aber nigs Widekinds Eigenthum geweſen . Karl der Große denſelben überwunden , und das Schloß Syberg erobert hatte , iſt dieſer Reichshof bey dem ro miſchen Reich geblieben , bis K. Albrecht denſelben 1300 an Grafen Eberhardt von der Mark abgetreten , welcher den Reichsleuten ihre Freyheit beſtåtigt , und . ihnen erlaubt hat, zu ihrer deſto beſſern Beſchüßung eine Feſtung anzulegen , welches auch geſchehen iſt. Dieſer Reichshof und ehemalige Flecen hat vor Alters viele beſondere Freyheiten , Gebräuche und Gefeße ges habt. Er wird nun fir eine Stadt gerechnet, hat einen Bürgermeiſter , Kammerer , Secretar , und 3 Raths herren . 1719 waren hier 105 H & uſer und 474 Men fchen , 1765 zählte man '564 Menſchen , und 1775 waren hier 118 Hauswirthe. Die Einwohner eindl ren ſich von Acerbau , Viehzucht und Handarbeiten . Es iſt hier eine reformirte Kirde für die Stadt, und für die Dörfer Gahrenfeld und Syberg , 7 ) Schwerte , eine kleine Stadt , nicht weit von der Ruhr , iſt auf den Landtagen der Ordnung nach Man'findet hier eine lutheriſche die fünfte Stadt. Hauptkirche, eine reformirte , und eine katholiſche Kir che , und zwey Ritterſige . 1719waren hier 271 Häuſer und 899 Menſchen ; 1765 zählte man 1124 Menſchen , und 1776 ivaren hier 273 Hauswirthe. Die Einwoh ner ernähren ſich vom Ackerbau und von der Viehzucht. Dieſer Ort iſt 1242 bemauert , und mit Stadtfreiheis ten begabet worden . 1420 , 1659 , 63 und 69 iſt ſie . durch Feuersbrånſte verwüſtet worden . 8 ) Sörde, eine Stadt an der Emſchede, woſelbſt eine alte Burg , auf welcher ſich die Grafen von der Marf oft aufgehalten haben , eine lutheriſche , eine re formirte und eine katholiſche Kirche. 1719 waren hier 114 Håufer, 452 Menſchen , und unter denſelben 122 Hauswirthe, 1765 zählte man 745 Menſchen . 1776 waren
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waren hier 162 Hauswirthe. Die Einwohner ernah ren ſich vom Ackerbau . Es ſind auch hieſelbſt viele Nagelſchmiede. Dieſer Ort hat vor Zeiten den Rittern von Hörden gehöret, iſt als ein er8fnetes Lehn im izten Jahrhundert von dem Grafen von der Mark ein : gezogen , und ums Jahr 1340 mit Stadtfreyheiten be gabet worden . Vor der Stadt liegt das adeliche freyweltliche Stift Clarenberg, welches 1340 geſtiftet worden . In dem felben ſind i5 , theils proteſtantiſche, theils katholiſche, Fräulein , welche unter einer Ueštiſſinn ſtehen . In der Stiftskirche halten die Katholiken Gottesdienſt. 9 ) Unna , ift dem Rang nach die zweite Stadtder Grafſchaft, liegt zwiſchen der Ruhr und Lippean einem Bach) , die Sottelbecke genannt, in einer großen und fchonen Ebene , und iſt mit Mauern und Graben um geben . Es iſt hier eine lutheriſche Pfarrkirche, eine Hoſpitalfirche, welche eigentlich die Neformirten zu ih * rem Gottesdienſt gebrauchen , in welcher aber des Sonnabends auch von einem lutheriſchen Prediger Gots tesdienft gehalten wird , ein Nonnenkloſter mit einer Capelle , und eine lutheriſche Stadtſchule. 1719 waren hier 405 Häuſer und 1469 Menſchen , 1765 zähltemant 1749 Menſchen , 1776 waren hier 419. Hauswirthe. Weil die Stadt eine ſehr weitläuftige und einträgliche Feldinart hat, ſo ernähren ſich die meiften Birger vom Acerbau , Brantweinbrennen und Bierbrauen . Ehes deſſen hat ſie init zu der Hanſe gehört. Schon 1032 , iſt Unna ein anſehliches Dorf geweſen , und hat mit ſeis nem Bezirk oder Gowgericht dem Erzbiſchof zu Cöln zute gehört. 1250 iſt es bemauert und mit Stadtfreyheitert begabet worden . 1303, 1308 , 1420, 55 , 58, 1537 1678 und 1723 hatſie viel von Feuersbrinſten erlitten . Vor Zeiten iſt hier eine Freygrafſchaft und Freyſtuhl geweſen , der dem Landesherrn zugehöret hat. 10 ) DieStadt Camen ,liegt an der Zefice und iſt theils mit Bergen , theils mit einer Fl. Feldmarfumgeben . Sie iſt eine von den ålteſten Stådten der Grafſchaft, hat eine refors
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reformirte tirde undlateiniſche Scule, eine lutheriſche Kirche und ein Nonnenflofter, in welchem die Katho lifen ihren Gottesdienſt haben . Es ſind hier auch un terſchiedene Burgmannshåuſer , welche adel. Frenheis ten haben . Die Stadt hat Siß und Stimme aufden Landtagen . 1719 hatte ſie 374 Häuſer und 1413 Men fchen , unter welchen 289 Hauswirthe waren , 1765 nur 1058 Menſchen . 1776 waren hier 292 Hauswirthe. 2. Der Städte-Rreis ſüdwärts der Ruhr, begreift 1) Iſerlon , auch Lon ſchlechthin , eine mit vies len guten Häuſern bebauete, wohibewohnte und nahr hafte Stadt, an dem Flufchen Baaren , in einer bers gidhten Gegend, die aber doch nichi ohne ziemlich gute Weiden und Felder iſt. Die Lutheraner haben hier 2 Kirchen und eine Stadtſchule , die Reformirten eine Kirche , und die Ratholiken haben ſeit 1750 auch eine Rirche. Das Hauptgewerbe der Einwohner beſtehet in Fabriken und Handlung ; es wird hier nåmlich theils vielerley Arbeit von Eiſen und Meſſing gemacht , als Drath , mancherley daraus geflochtene und verarbeitete Sachen , Grob-und Kleinſchniede Arbeit, Panzer und Kůraſſe , Nehnadeln , Wagebalfen , und meſſingene Schnallen , theils auch Seidenſammtband , Tuch und Wollenzeug z . Die Stadt hat auf den Landtagen die vierte Stelle. 1719 hatte ſie 377 Häuſer und 446 Haushaltungen , 1765 zählte man 4001 Menſchen . 1776 hatte fle 740 Hauswirthe , und in dem hieher ge hårigen Dorf, die Guine genannt, waren 32. Jeßt find hier 668 Håuſer und 4300 Menſchen . Sie hat um dieMitte des izten Jahrhunderts zuerft Stadtfreyheit erhalten . 1510 , 30 , 1652 , 77, 85 und 1712 iſt ſie durch Feuersbrünſte verwüſtet worden . In der Ges gend der Stadt werden in einigen Fabriken unzählige Fingerhüte verfertiget . 2 ) Sagen , eine Stadt, welche König Friederich Wilhelma I mit Stadtfreyheiten begabet hat, da dieſer
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Ort vorhin nur ein Fleden geweſen . Es bemåffert die felbige die Polme, und es umgeben fie fruchtbare Berge. Uußer der luther. Hauptkirche , bey welcher eine Car pelle iſt , iſt hier noch eine reformirte und eine Ratho liſche Kirche. Die Einwohner ernähren ſich vornehms lich von der Handlung und von Handwerkern , und ins fonderheit von unterſchiedenen Suchmanufafturen . 1719 hatte fie 131 Häuſer und 575 Menſchen , unter welden 137 Hauswirthe waren. 1765 zählte man 1372 Menſchen und 1776 hatte die Stadt 293 Haus wirthe. Der Drt hat ehedefſen dem Erzſtift Csun ges håret , iſt aber 1392 an die Grafen von der Mark ges kommen . 1699 brannten viele , und 1724 die meiſten Håuſer ab. 3) Blankenſtein , eine kleine Stadt auf einer Höhe unweit der Ruhr, deren ehemaliges feſtes Schloß verwüſtet wurde. Die Katholifen haben eine Kirche, und die futheraner auf dein Rathbauſe eine Capelle. 1719 find hier nur 77 Hauswirthe geweſen 1765 waren hier 291 Menſchen , und 1776 zählte man 92 Haus wirthe. 4 ) Sattingen , ( Sattneggen ,) eine Stadt nicht weit von der Ruhr , über welche eine ſteinerne Brüde führet, woſelbſt eine lutheriſche Pfarrkirche’und lateini fche Schule, eine reformirte und eine fatholiſche Kirche ift. 1719 hatte ſie 1066 Menſchen , und unter denſel ben 313 Hauswirthe. 1765 waren hier 1702 Men lichen, und 1776 zählte man 364 Hauswirthe. In dieſes Kirchſpiel geboret der Ritterfig Cleff oder Clyi. Anmerk. ImKirchſpiel Hattingen iſt ehedeflen das Schloß Irenburg an der Ruhr geweſen welches Adolph ein Graf von Altena , der zum Erzbiſchof von Coin er wählet worden , erbauet , und ſeinem Bruder Arnold zu lehn gegeben , welcher zuerſt den Titel eines Grafen und Edlen von Trenburg angenommen . Als der ålteſte von ſeinen Söhnen, Namens Friedrich, wegen der 1225 veribten Mordthat an dem Erzbiſchof Engelbert ju Coin , ES
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Csln , gerådert worden , iſt auch das Schloß Ffent burg geſchleift worden , und obgleich noch zwey Sdh ne von ihm übrig waren, ſo enthielten ſie ſich doch des Trenburgiſchen Namens , und ließen ſich von dem Schloß Limburg benennen , von welchem unten Nach richt erfolgen wird. 5 ) Schwelm , eine Stadt an dem Bach Schwel me , mit einer lutheriſchen Kirche und lateiniſchen Schule , reformirten und Fatholiſchen Kirche. 1719 warca hier 207 Häuſer und 1043 Menſchen , und unter denſelben 241 Hauswirthe , 1765 fand man 1378 Menfehen , 1775 z& hlte man 371 Hauswirthe . Die Einwohner ernähren ſich zum Theil von Fabrifen und Handel , inſonderheit find ihnen die an der Enneper Straße , fo wie an andern Orten der Grafſchaft, an gelegte Garnbleichen vortheilhaft. Der Ort iſt 1393 von dem Erzſtift Coin an die Grafſchaft Mark theils vertauſcht, theils verkauft worden , und hat 1590 die erſten Stadtfieyheiten erhalten . Nicht weit von der Stadt iſt die Hole Blutert, di : einen engen Eingang , inwendig aber hohe und wei ": 2 Gånge hat, und groß ift. Eine halbe Stunde von dir Stadt , an der Landſtraße, die nach Hagen führet, der Schwelmer Geſundbrunn . 6 ) Breckerfelde , eine kleine Stadt , dazu fie i : 13ten Jahrhundert erhoben worden , und eine luth : riſche und reformirte Kirche bat. 1719 batte fie 16 Häuſer , 1765 waren hier 799 Menſchen , und 177 fåhlte man 212 Hauswirtoe. 7 ) Die Stadt Lüdenſcheid , die zwar nicht groß , aber wohl gebauet iſt. Sie enthält eine lutheriſche Kirche und lateiniſche Schule , und eine reformirte Kirche. 1719 hatte ſie 186 Häuſer, 1765 waren hiet 1335 Menſchen . 1776 zählte man 280 Hauswirthe. Die Einwohner haben ihre Hauptnahrung von Ha del mit Eiſen , Drath und dergleichen , und hiernåd vom Ackerbau und von der Viehzucht. Dieſer Ort i im 13ten Jahrhundert zu einer Stadt gemacht worden . 1530,
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1530 , 78, 98, 1656 und 81 Find viele Häuſer , 1723 aber die ganze Stadt vom Feuer verzehret worden ; fie iſt aber mehrentheils von Steinen wieder angebauet worden . 9) Plettenberg, eine kleine Stadt, bey welcher ſich die Grünae , Elſe und Deſte in die Lehne ergießen. Sie iſt ganz mit Hiigeln und Bergen umgeben , hat einen Midhter und einen Magiſtrat. Die Pfarrkirche gehöret den Lutheranern und Reformirten gemeins ſchaftlich. 1719 waren hier 113 Häuſer, und 749 Men ſchen , 1765 aber 933 Menſchen , und 1776 záblte man 199 Hauswirthe . Die Einwohner legen fich theils auf Ackerbau und Viehzucht, theils verfertigen fie große Lücher und Schmiedearbeit , inſonderheit Senſen, theils treiben ſie andere Handwerker, Die alte Burg bey der Mihle, iſt das Stammhaus der Frenherren und Grafen von Plettenberg, deren Vorfahren Beſiger der in und um Plettenberg gelegenen Gliter geweſen , die fie aber , nebſt der darüber gehabten Herrſchaft , ima 14ten Jahrhundert nach und nach an die Grafen von der Marf verkauft , und nur einige wenige Stücke zu Lehn behalten haben. 1387 war dieſer Ort noch ein Dorf, 1397 aber ſchon eine Stadt, 1725 wurde ſie faſi ganz durchs Feuer verzehret. 9) 17ienrade oder Zeuenrade, in alten Briefen auch Drechroide , eine kleine Stadt, die an der Lenne liegt , und mit einer ſehr bergichten Gegend umgeben iſt. Sie hat eine reformirte und eine lutheriſche Kirche. 1719 hatte ſie 95 Häufer und 614 Menſchen , 1765 aber 1125 Menſchen, und 1776 zählte man hier 198 Haus wirthe , und in dem hieber gehšrigen Dorf Dahle was ren 74. Die Einwohner ernähren ſich vom Ackerbau , Viehzucht, und inſonderheit vom Eiſenhandel. 1553 hat Gerd von Plettenberg diefen Ort zum Dienft des Grafen von der Mark erbauet, und Graf Engelbert hat demſelben Stadtfreyheiten gegeben. Die 1353 erbauete feſte Burg , iſt abgebrochen . 10 ) Altes
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10 ) Altena , eine der größten und volfreichſten Stådte in der Grafſchaft, die von derſelben ehedeflent das Land zu Altena bieß , liegt an benden Seiten des Schloßberges , an der Lenne und Mette. Sie iſt rund umher mit hohen Bergen umgeben , und hat faſt gar tein Ackerland, daher das nöthige Getraide von andern Orten hieher gebracht wird . Die Häuſer ſind mehren theils von Steinen erbauet. Sie wird abgetheilet in die Freyheit , in dasMuhlendorf, und in die Zette. Das alte Schloß liegt auf dem Gipfel einer hoben Klippe. Jn der Stadt iſt eine lutheriſche und refors'. mirte Kirche. 1719 waren hier 511 Häuſer und 2611 Menſchen , unter welchen 579 Hauswirthe, 1761zählte man 2783 Menſchen , und 1776 fand man 654 Þauss wirthe. Das Hauptgewerbe beſteht im Handel mit Demund und Drath , der leßte wird aus dem erſten gezogen , uns daß er nicht roſte , wird durch zarte les berziehung mit einem Firniß verhütet , deffen Zuberei tung ſehr geheim gehalten wird. Der Ort hat 1367 die erſten Stadtfreybeiten erhalten . ' 1750 brannten hier über 300 Häuſer ab . II) Die Freyheit Wetter , iſt ein offener Ort auf einer Hdhe, nicht weit von der Ruhr, und enthält das Umthaus , und eine reformirte Kirche. Unter derſels ben iſt eine Brücke über die Ruhr . 1765 hatte ſie 414 Menſchen . Eine Ptertelſtunde von der Stadt liegt das Dorf Wetter , woſelbſt eine lutheriſche Kirche iſt. In der Freyheit und in dem Dorf hat man 1776 nur 97 Hauswirthe gezåhlet. 12 ) Meinerzhagen , eine kleine Stadt, in der 1761 612 Menſchen waren , aber 1776 nur 117 Hauswirthe. Es iſt hier eine lutheriſche Kirche . 13) Serdicke oder Marien :Serdicke, ein offenes Städtchen an der Ruhr ,welches erſt 1738 Stadtfreys beiten erhalten hat. Es iſt hier ein adeliches frey -welts liches Fräuleinſtift für proteſtantiſche und fatholiſche Perſonen , eine lutheriſche Kirche , welche die Stifts kirche iſt , eine reformirte und eine fatholiſche Kirche. Uebers
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Ueber die Ruhr iſt hier eine Brüde gebauet. 1719was ren hier 146 Häuſer , und 824 Menſchen , 1765 aber 846 Menſchen , und 1776 zählte man 197 Hauswirthe. II. Die Stadt Soeſt und ihre Börde. 1. Soeſt, Sufatum , eine mit hohen Wåten , Maus ern und Thürmen umgebene Stadt , die 1315 Hauſer hat, aber ſchlecht gebauet iſt. 1765 zählte man 3863 Menſchen . 1776 waren hier 924 Hauswirthe. Ehe deffen erwählte ſie ihre Obrigkeit jährlich ſelbſt , 1752 aber regte der König den alten Magiſtrat ab, und vers ordnete einen ſtehenden . Es iſt hier ein doppeltes Bes richt , das fönigliche und das Stadtgericht ; dem ers ften iſt allein der Großrichter vorgefeßt , der in Civil ſachen die erſte Unterſuchung ſowohl in der Stadt als in der Börde hat ; das zweyte iſt bey dem Magiſtrat, der ſich in das Policen- und Juſtiß- Departement theis let , an welches legte die Appellation von des Großs richters Beſcheiden gehet. Der Magiſtrat hat alle Pos licey - Kammer - Fiſcalifche- Criminal: Vormundſchafts und Kirchen - Sachen in der Stadt und in der Börbe, zu verſehen . Die Katholiken haben die Domkirche, mit einem Kapitel von einem Probſt, Dechant, 12 Cas nonicis , und 24 Bicariis , ein Dominicaner , und ein Franciſcaner-Kloſter , und 2 Capellen , in welchen alle Sonn- und Feſttage Meſſe geleſen wird . Die Luther raner haben 7 Kirchen , und einer derſelben , nemlich der Stiftskirche St. Walpurg ; bedienen ſich auch die Reformirten zu ihrem Gottesdienſt , die außerdem noch eine kleine Kirche zu ihrem vierteljährigen Gottesdienft und zur Beerdigung ihrer Todten haben . Die luthe: riſche lateiniſche Stadtſchule iſt eines von den drey weſt phảliſchen ſogenannten Archigymnaſien . Es hat 7 Klar fen , die in einem 1570 erbaueten Gebäude ſind . In das Stift S.Walpurg , werden nicht nur adeliche, fondern auch bürgerliche Jungfrauen aufgenommen , und nach dem Religions - Receß muß ein Drittel der Chanoineſſen katholiſc repn . Auf dem St. Peters firchhof
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kirchhof iſt das hohe Hoſpital von 18 birgerlichen Jungfrauen . In der Brüderſtraße iſt ein Armenhaus der kleine Mariengarten genannt , der große Marien garten aber ift ein Waiſenhaus. Noch ſind hier 2 Woh nungen für alte Frauen . Die Stadt hat ſtarfen Ucker bau , ihr Haupthandel wird auch mit Getraide getries ben . Ihr alteftes Stadtrecht iſt auch von vielen nies derfächlichen Städten geſucher und angenommen wor . den , und iſt inſonderheit der Grund des lübectiſchen Stadtrechts . Die Stadt iſt von den farolingiſchen und ſächſiſchen Kaiſern beherrſchet worden , von welchen fich hier einige eine Zeitlang aufgebalten , und hier uns terſchiedene Ürfunden ausgefertiget haben . Die Faiſerl. Privilegien ſollen 1189 verbrannt ſeyn . Nachmals iſt die Stadt unter der Herrſchaft Heinrich des Lowen geweſen . Man weis nicht eigentlich , wie ſie unter das Erzſtift Cðin gefommen iſt; denn obgleich ſolches vermuthlich erſt geſchehen , nachdem Heinrichder Lowe in die Acht erflåret worden , indem der Erzbiſchof vor her nur die geiſtliche Gerichtsbarkeit in der Stadt ge habt : fo iſt doch unbekannt , unter was vor einem Di tel und Namen der Erzbiſchof Philipp von Heimsberg fich ihrer bemächtiget hat. Indeſſen iſt gewiß , daß er ſie ums Jahr 1180 zur Huldigung gendthiget , jes doch auch ihre Rechte und Freyheiten beſtåtiget hat. 18 der Erzbiſchof Theodor ſolche franken , und ſich die Stadt völlig unterwerfen wollte , ergab ſie ſich 1444 an Johann I, Herzog zu Cleve , mit Vorbehalt ihrer alten Freyheiten . Sie gehörte vor Alters mit zu den Hanſeſtådten , trieb fogar Seehandel, hatte auch reichs ftådtiſche Frenheiten , und unter ihren Privilegien auch Das Münzrecht. Es hat noch Kaiſer Karl VI im Jahr 1721 ein Schreiben , wegen der Türkenſteuer , an fie:* ergehen laſſen , und für 50 Rómermonate 36000 Rthlr . von ihr verlanget. Fm 17 Jahrhundert hat ſie wåh rend des 30jährigen Krieges viel erlitten , und iſt in ſonderheit 1636 von kaiſerl. Kriegsvštfern ſehr verwu fiet worden . 2. Die
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2. Die Soeſter Borde, oder das Gebiet der Stadt, welches derſelben jährlich auf 30000 Tha ler einbringen ſoll. Sie wird in die Ober- und Nieder -Börde abgetheilet . 1) Die Ober - Bårde , begreifi 28 Qerter.
folgende
( 1 ) In die Stadtkirche zu S. Peter, find einges. Pfarret, die Bauerſchaften Unrepen , nach bieſiger Uus ſprache Umpen , Lútgen : Annepen oder Umpen , Ber: gede, Deiringſen , Siddingſen , Lendringſen , gemei: niglich Lenneringen , wzóllingſen, gemeiniglich wil. lingſen , und Ruploh . ( 2 ) En die Stadtkirche zu S. Thomå, ſind einges pfarret , Elfffen und Opmånden , gemeiniglich Op? munnen . ( 3 ) . Das Kirchſpiel Saffendorf , beſtehet in dein Dorf Saffendorf , in gemeiner Ausſprache Zaſtrup , welches auf hochdeutſch ain richtigſten Salzdorf heißen könnte, denn es hat ſeinen Namen von dem hieſigen gus ten Salzwerke , welches einigen Patriciern zu Soefige : håret , welche die Salzbeerbte, Salzjunfere, aud von Hauſe in der Stadt , in welchem ſie ſich wöchentlich verſammlen , die Herren von Sterne genennetwerden . Sie erlegen dem Kinig jährlich den Werth von 52 Scheffeln Salz. Es iſt hier ein Ritterſik . Daß dieſer Drt eigentlich Sachſendorf von alten ſächſiſchen Fa milien , die ſich in demſelben angefauft båtten , heiße, iſt nicht erweislich . (4) Das Rirchſpiel Lohne , begreift die Dörfer Lohne , Enckeren im Bley , und Garbrechten . (5 ) . Das Kirchſpiel 27euengeſecke , begreift die Dörfer Lžeuengeſecke, gemeiniglich { Ziggengeſecke, Böſingen , gemeinigiich Beiſingſen , Droſtheyde, Berringen , und Serringerhöfe. (6 ) Das Kirchſpiel meiningſen , begreift das Dorf Mzeiningſen , und die Bauerſchaft Epſingſen . (7 ) DAS
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Der weſtphäliſche Kreis.
( 7 ) Das Rirchſpiel Oftónnen , begreift das Dorf Oſtěnnen , gemeiniglich Ooſtjůnnen , und die Bau erſchaften Köllingſen , gemeiniglich Růllingſen , und Wiedefeld , gemeiniglich Wiefeld . 2) Die Tieder -Borde, von 49 Dertern . ( 1 ) In die Stadtkirche zu S. Peter, ſind einges pfarret die Bauerſchaften Catrop , Sattrop, Mecking ſen und Ardey. ( 2 ) In die Stadtkirche zu S. Mari : in Pratis oder Wieſe :Rirche, find eingepfarret die Bauerſchaf ten Balckeſen , woſelbſt der Ritterſik Schweckhaus liegt , Cudmecke, Ellingſen , mit einem Gut, Sillings ren , Lürringſen , Tönningſen , und Wehringſen . (3 ) In die Stadtkirche S. Maria in Altis oder Sohen : Kirche, iſt eingepfarret, dieBauerſchaft Seps pen. ( 4 ) Das Rirchſpiel Schroeve, begreift das Dorf Schroeve und die Bauerſchaften Ehingſen , Einecke, Lineckerholfen , Enckeren , Merklingſen , und Para: dies . Hier iſt ein Dominikaner Nonnenklofter , und cin proteſtantiſches Stift von 8 Chanoineßen . (5). Das Rirchſpiel Borgeln , begreift das Dorf Borgeln , woſelbſt das Gut Broel iſt, und die Bauers ſchaften Berwicke, woſelbſt das Gut Borghaus iſt, Blomenroth , Fahnen , woſelbſt ein Gut iſt , Satros pholfen , woſelbft das Gut palmberg iſt , und Sto: deln . ( 6 ) Das Rirchſpiel Welver , begreift das Dorf Welver , woſelbſt ein Ciſtercienſer Nonnenklofter , auch der Ritterfit Bockhófel iſt , und die Bauerſchaften Berckeſen , Clotin , Flercke, Meyrke , woſelbſt eit Ritterfiß iſt, und Recklingſen . ( 7 ) Das Kirchſpiel Dincker , begreift das Dorf Dinker, woſelbſt die Ritterſige Matena, Sengerhof. Clôtinghofen und Gahlen , und die Bauerſchaften Aldenholt, Eilmſen, Sangfurth, Sunlingfen, Wes ſterhof, Rotten , Loh, t7arteln ; woſelbſt zwey Rita terſiße
Soal
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Die Grafſchaft Mark.
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terſige find , tZehlen , woſelbſt ein Ritterſit , Velling; fen , woſelbſt ein Ritterfig iſt, und 1761 eine Schlacht geliefert worden , und Weſten . (8 ) Das Kirchſpiel Weslarn , begreift das Dorf Weslarn , und die Bauerſchaften Ahne, woſelbſt ein Ritterfig iſt, Brockhauſen , woſelbſt ein Ritterſiß iſt, Süttingen , mit einem Ritterſik , Sieningſen , und Willigheppen . III.
Die Stadt Lippſtadt .
Lippſtadt, eine Stadt am Fluß Lippe, welche 1150 von dem Grafen Bernhard von der Lippe erbauet , und ſchon 1376 dem mårfiſchen Grafen Engelbrecht III von dem Grafen Simon von der Lippe verpfåndet wor Herzog Johann I gab 1445 den lippiſchen Gra den . fen Bernhard- und Simon die eine Hålfte zurück , und die andere behielt er ; ſie gehört auch noch zu der Graf fchaft Marf. Unten , bei der Grafſchaft Lippe, kommt eineausführlichere Beſchreibung derſelben vor. IV . Die landråthlichen Kreife . 1. Der hammſche Kreis, 1) Das Amt Samm , welches unter dem Landgericht Hamm ſtehet. ( 1) Das Kirchſpiel Mark , von 4 Bauerſchaften , deffen Hauptfirche die Lutheraner , die Reformirten aber nur eine Hauskirche baben . Das zerſtörte Schloß Mark , welches die Grafen von Altena im Anfang des 13ten Jahrhunderts gekanft, und ſich davon benennet haben , gehöret dem Landesherrn . Auch find hier die Ritterftbe Braem und Gröneberg, beyde an der Ufe ; Seidhof, Raldenhof, und Ziederwerries , welches zu dem Ritterſiz Oberwerries , im Hochſtift Münſter , gehöret. ( 2 ) Das lutheriſche Kirchſpiel Berge, von 2 Bau erſchaften , in welchem daß adeliche Rehngut Wiſkin : bor ift. ( 3 ) Das 6 Th . 72 .
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Der weſtphäliſche Kireis .
(3 ) Das reformirte Kirchſpiel Bönen , von 6 Sans erſchaften , in welchem die Ritterfibe Bogge und Bynk, hof, und die 2 adelichen Güter Kettinghauſen liegen . ( 4 ) Das Kirchſpiel Rinern oder Rynern , zu wels chem das Dorf Xynern , woſelbſt die Katholiken die Hauptkirche , die Reformirten aber eine kleine Kirche haben , und ein Franciſcaner Nonnenkloſter iſt, und 7 Bauerſchaften , sehåren . ( 5 ) Das reformirte Kirchſpiel Pefkum , in welchein das Haus ter Beek oder zur Beeke ift. Der Ritterſit 27ordhof iſt abgebrochen , und die Giter find zu dem Hauſe Bøgge gelegt worden . (5 ) Das reformirte Kirchſpiel Serringen , von s Bauerſchaften , in welchein aber ſowohl aufdem Haufe Zordherringen , als zu Seil , eine katholiſche Capelle ift. Hier liegen die Ritterſige Lohauſen , tzord : Zer : ringen , und Rünte ; das Freygut Saringhof , der Seiðhof, oder Bocksplaa ;, dzier : Gaus und Stockumi. Das reformirte Kirdyſpiel Bilbedt , von 2 Baus ( erſchaften , in welchem der Ritterfis Silbeck . (8 ) Das reformnirte Kirchpiel Flirick , von 4 Bals erſchaften , in welchem die Ritterſize Brüggen , Edine: huſen und Mundioh . 2) Das UmtUnna, weldjes unterdem Lands gericht Unna ftehet. ( 1 ) Das lutheriſche Kirchſpiel Unna, von 6 Bauer's fchaften . Es gehören dazu die Ritterfiße Seyde und Malen . Bey dem Gut zu Brockhauſen , iſt ein altes und neues Salzwverf , in welchem ſo viel Salz gefots ten wird , daß nicht allein die Lånder Marf und Éleve, ſondern auch die benachbarten Derter damit verſehen werden können . (2 ) Das lutheriſche Kirchſpiel Aplerbeck , VoR 3 Bauerſchaften , in welchem die Ritterfiße Bergho fent , Rodenfeld und Solde, ein Lehn der Grafen von Limburg , find. In dieſem Kirchſpiel ſind Kohlenber ge, die gute Ausbeute geben ; es entſpringet auch hier die
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die Emtfcher , Amfaris , Amfara , nicht weit von dem Hauſe Duddenrod , die nichtweit von Ruhrort in den Rhein fåttt. ( 3 ) Das lutheriſche Kirchſpiel Uffeln . In dem Kirchdorf iſt ehedefſen eine berähmte Burg geweſen . ( 4 ) Das Rirchſpiel Bauſenhagen , deſſen Kirche die Katholiken und Kutheraner gemeinſchaftlich gebrau chen . In demſelben liegt die adel. Probſtey Scheda oder Scheida , Pråmonſtratenſer Ordens , nicht weit von der Ruhr , in einer ſchönen Gegend, die ein Herr von Ardey auf ſeinem Schloß geſtiftet hat. ( 5 ) Das : lutieriſche Kirchſpiet Dellwig , Don 6 -Bauerſchaften . Ben der Bauerſchaft Aldendorf iſt eiir Ritterfic. (6 ) Das Kirchfpiel Semmerde , von 5 Bauerſchafs ten , deſſen Pfarrkirche den Lutheranern gehårt , die Katholiken aber haben eine Capellender Bauer ſchaft Weſthemmerde, iſt ein Ritter ſig . Der Berkena baum , war ehedeflen eine Scanze. ( 7) Das lutheriſche Kirchſpiel Lünern , von 3 Baus erſchaften , in welchem die Ritterfike Dolberg und Weſthemmerde . (8 ) Das lutheriſche Kirchſpiel Metler , von 4 Bauerſchaften , in welchem die Mitterſige uden und Oberfelde, deſſen Haus und Graben ein faiſerl. Afs terfehn , zur voimeſteiniſchen Lehnkammer gehårig , die übrigen Siiter aber frey Find. (9 ) Das Kirchfpiel Opherdice, von 5 Bauerſchaf ten , in welchem die Kutheraner die Hauptfirche , die Katholiken aber auch eine Kirche haben . ' Hieber ge boren die adel. freyen Bäufer Dudenroth und Lina ſcheid , und der Ritterſiz Opherdicke, deſſen Befiber das Gericht iiber das Kirchdorf Opherdicke hat, und In dieſem Kirchſpiel find Steins Xuhr oder Lappe. kohlen . (10 ) Das Kirchſpiel Wickede, in welchem die Ries formirten und Lutheraner die Kirche gemeinſchaftlich haben . ( 11) DAS
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Der weſtphäliſche Kreis .
II) Das Kirchſpiel Curt , von 4 Bauerſchaften . Die Kirche iſt katholiſch . ( 12 ) Das Kirchſpiel frondenberg. Das adeliche frey -weltliche Stift frondenberg , welches eine Aeb tiſín und 24 Stiftsfråulein hat , und in welches , ver : mege der Religionsrécefie , ſowohl proteſtantiſche als fatholiſche Perſonen aufgenommen werden , liegt att der Ruhr , auf dem Berge Haslo . Außer beträchtlichen Zehnten und Kornrenten gehören über 100 Bauerhöfe zu demſelben , von welchen faſt die Hälfte im Herzogs thum Engern und Weſtphalen gelegen. Zu dem Kirche fpiel Fröndenberg gehören , außer der ſogenannten freybeit , die Bauerſchaften fröndenberg und Wer ſtick . Zwiſchen Frðndenberg und Landſchede hat das gerførte Schloß Ardey gelegen . 3) Das Amt Camen , ſtehet unter dem Land gericht Unna. ( 1) Die Bauerſchaften Ober - Aden , Weddinghou pen , und Südcanten . ( 2 ) Die Ritterſige Aden und Velmede ; jerrer iſt abgebrochen . 4 ) Das AmtSchwerte , ſtehet unter dem Landgericht unna. ( 1 ) Neun Bauerſchaften . Unter denſelben iſt Sy berg . Die Kirche zu Syberg , welche auf einem Fel fen ſteht, iſt vor Ulters die Pfarrkirche des Kirchſpiels Weſthoven , gewefen , dahin auch noch aus dem gana zen Kirchſpiel Weſthoven die Todten gebracht werden , und woſelbſt der Kirchſpiels - Prediger , vermogeOber conſiſtorial - Beſcheids vom 18.Nov. 1775 , von Dſtern bis Michaelis alle Sonntage, von Michaelis bis Oſters aber alle 14 Tage predigen muß. Hier hat vor Alters das feſte Schloß der Sachſen Sigeburg , oder Syburg , beym Zuſammenfluß der Ruhr und Lenne, geſtanden , welches Karl der Große im Jahr 772 zum erſten , und 775 zum zweytenmal erobert , und wider die Unfälle der
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der Sachſen vertheidiget hat. Nach ſeiner Zeit iſt dies ſer Ort noch immer bey dem Reich geblieben , und die Kaiſer haben hieſeibſt ihre Burglehne und Burgmanner gehabt, wie denn infondenheit die Familie von Syburg Weil aber das Hauptſchloß und Burghaus bereflen . die Burgmanner vielen Unfug vorgenommen habent, ſo ſind ihre Burghåuſer, und vornehmlich das Haupt fchloß Syburg, 1287 gånzlich zerſtöret worden . ( 2) Die zu dem Kirchſpiel Schwerte gehårigen Ritterſiße , find Rentenborn oder Rudenbüren, Vils ligſte, woſelbſt ehedeflen ein Freyſtuhl geweſen , Wand: hoven , Ruhr , Boren und Steinhaus . 5 ) Das Amt Lunen , welches unter dem Landı geridịt Unna ſtehet , und 3 Bauerſchaften þat. ( 1 ) Das Kirchſpiel alten Lünen, gehårt zwar zum Hochſtift Münfter ; die katholiſche Kirche aber liegtauf dem Grund und Boden der Grafſchaft Marf , eine halbe Viertelſtunde von der Stadt Lünen , und machte die alte Stadt aus ; es hat auch die Stadt viel daben zu fagen. (2) Die Kirche zu Derne ift lutheriſch . Es find in dieſem Kirchſpiel die adelichen Schloſſer Delwig , 1 Triewhoven und Schwansbel , imgleichen das adeli de freye Gut Yoyland. 6) Die Jurisdiction Saren, von 6 Bauer (daften, über die ein Freyherr von der Reck Ges richtsherr iſt. Es gehöret dazu (1) Garen , ein Schloß an der Lippe , mit einer Bauerſchaft. ( 2) Untrop , ein Dorf, mit einer reformirten Kira dhe und einem Ritterfiß . (3) Die Ritterfine Seydemühle und Sohenover. Am legten Orte hatte der Herzog Ferdinand von Braun fchweig, General en Chef der alliirten Armee , 1761 eine Zeitlang rein Hauptquartier. ( 4 ) fri F 3
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Der weſtphäliſche Kreis .
(4 ) Frilinghauſen , ein Derf, von welchem die Franzoſen das für ſie nachtheilig ausgefallene Treffen benennen , welchem die Aliirten von dem DorfSchei dingen im Herzogthum Engern und Weſtphalen , den Namen beylegen . 7) Die Serrlichkeit und Jurisdiction Reck , dem Freyherrn von und zu der Reck zu : ftåndig , welder auch Gerichtsherr iſt. Sie bes ſtehet aus 5 Bauerſchaften , es gehören noch dahin ( 1 ) Reck , ein Schloß , mit einer reformirten Hauss Kirche. ( 2) Xaffenberg und Todinghauſen , reckiſche Ritz terfiße.
8 ) Die Jurisdiction Seeren von 2 Bauers ſchaften , die einen von Plettenberg gehöret. Seeren iſt eine reformirte Kirche.
Zu
9 ) Die Jurisdiction Buddenborg , beſtes Þet aus dem Schloß dieſes Namens an der Lippe, eine halbe Stunde Wegs von der Stadt Lünen , und aus der Bauerſchaft Lipholthauſen . Sie gehört dem Freyherren von Frydag . 2. Der Sordiſche Kreis , begreift 1) Das Amt Gorde , welches unter dem Landgericht zu Unna ſteht. Hier werden viele Steinfolen gegraben . (1 ) Die lutheriſchen Kirchſpiele großen und Lútá gen : Barop , Brakel, woſelbſt eine Commenthurey des deutſchen Ordens, und das adeliche Gut Seidhof iſt ; Eicklinghoven , Rirchhördeund Rüddinghauſen , woſelbſt ein Ritterfiß iſt. ( 2 ) Das Kirchſpiel Wellinkhoven , deren Kirche fich die Lutheraner , und Reformirten gemeinſchaftlich bedienen. Zu Brúnninghauſen , iſt eine Capelle . Hier ſind die Ritterſiße Benninghoven , Brüninghau: fen , Ziederhoden und ermlinghoven . 2 ) Das
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1
SA
Die Grafſchaft Mark.
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2) Das Amt Bockum , welches unter dem bockumiſden Kreiſe ſtehet, und in das Dver - Mita , tel - und Nieder : Amt abgetheilet wird . zu bemerken
Man hat
( 1 ) Das lutheriſche Kirchſpiel Lútgens ( klein) Dortmund , in welchen die Ritterſige Dellwig , Beys de , das Haus und das Schloß Marten und wiſches lingen , welches einen eigenen Hausprediger hat. Ben dem Kirchdorf ift das Franciſcaner Nonnenkloſteras rienborn . (2) Das katholiſche Kirchſpiel Kirchlinde. (3 ) Das Kirchſpiel Gelſenkirchen , in welchem die Lutheraner und Katholifen eine gemeinſchaftliche Kirche haben. In demſelben ſind der Ritterfik Gaar , und das adeliche Haus Schwarzenmühle. ( 4 ) Das lutheriſche Kirchſpiel Weitmar , darinn die Ritterfige Weitmar und Berendorf find. (5 ) Der Ritterfik Sevinghauſen , und die adelis dhen Häuſer Lüren, und Rauendal, Leithe, find nach 1
Wattenſcheid eingepfarret. (6) Das lutheriſche Kirchſpiel Königſteel , vor dem Shor der Stadt Steyi , im Stift Effen . (7) Das lutheriſche Kirchſpiel Crange, mit einema
gleichnainigen Ritterfit . (8) Das Kirchſpiel Grimberg. Auf dem gråflich neſſelrodiſchen Schloſſe Grimberg,iſteine fatholiſche Cas pelle; es iſt aber auch hieſelbſt eine lutheriſche Capelle vorhanden. Zu dem Schloß gehöret eine beſondere Ges richtsbarkeit. ( 9) Das- lutheriſche Kirchſpiel Sarpen , in welchem die Ritterſige Wiſche und Solte. ( 10) Das lutheriſche Stirdſpiel Hemmingen , in welchem die Ritterſiße Seven und Laer . ( 11) Die ädelichen Sòrſtgen .
Güter
F4
Kringeldang, und 3 ) Das
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Der weſtphäliſche Kreis. 3 ) Das Amt Blankenſtein ,
welches unter
dem bockumſdyen Landgericht ſtehet, und begreift
2
i ) Das lutheriſche Kirchſpiel Sprockhövel. ( 2) Das Kirchſpiel Wiederwengern, oder Schón : Wengern , auch weniger , genannt , woſelbſt eine fa tholiſche und lutheriſche Kirche. Hieber gehört der Ritterſiß Aldendorf. (3) Das lutheriſche Kirchſpiel Linden. ( 4 ) Das katholiſche Kirchſpiel Bonsfeld . Anm . Bey dem Flecken Langenberg , im Herzog thum Berg , in der Herrſchaft Hardenberg , iſt inner: halb der Gränze des Kirchſpiels Hattingen , aufmår : kiſchem Grund und Boden , 1715 eine lutheriſche firche erbauet worden , welche von dem Flecen nur durch eis nen kleinen Bach abgeſondert iſt, und zu welcher ſich ſowohl die Lutheraner zu Langenberg , als in der gans 5 zen şerrſchaft Hardenberg, halten . ( 4) Die Jurisdiction Bickel , über welche der Freyherr von Strůnfede zu Dornburg Gerichtsherr iſt . Sie begreift den Ritterſin Dornburg , das Kirchdorf Rickel , worelbſt eine lutheriſche Pfarrkirche, und eine katholiſche Kirche iſt, und 3 Bauerſchaften . 5 ) Die Jurisdiction Langendreer oder Langen : treer, über welche ein Herr von der Borg Gerichtsherr ift. In dem Kirchdorf Langendreer iſt eine lutheriſche Kirche und ein Ritterſig , und außerdem gehören noch 4. Bauerſchaften zu dieſem Gericht. 6) Die Jurisdiction Strúnkede , über welche der Freyherr von und zu Strunfede Gerichtsherr iſt. Sie begreift ( 1! Strůnkede, einen Ritterſig , ber welchem eine kleine reformirte Kirche iſt. ( 2 ) Serne , ein großes Dorf mit einer lutheriſchen Kirche. ( 3 ) Vier Bauerſchaften . 7 ) Die Jurisdiction alt Caſtrop, über welche der Freyherr von und zu Strůnkede Gerichtsherr iſt. Dazu sehis
Die Grafſchaft Mark.
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gehoren & Bauerſchafen , und einige Höfe in einer an dern Bauerſchaft. 8 ) Die Jurisdiction neu Caſtrop , zu welcher eine ganze Bauerſchaft , und H8fe aus 10 Bauerſchaften , gehdren . Die Gerichtsbarkeit über dieſelben haben die hier belegenen 5 Ritter Riße Bladenhorſt, Goldſchmies ding , Giſenberg , Vorde und Schadeburg , welche einen Richter beſtellen . 9) Das freygerichtMengede, welches ein Reichs fterlebn ift, begreift ( 1 ) Mengede, einen Fleden an der Entſcher, wos ſelbſt alle 3. Religionsparteyen Kirchen haben . ( 2 ) Die Ritterfiße Bodelſchwing , mengede, Ickern und Weſthauſen . ( 3 ) Ucht Bauerſchaften . 10 ) Das Gericht Borſt , an der Ruhr , begreift die Bauerſchaft Sorſt , und die Ritterſige Sorſt und Søfeld . 11) Das FreygerichtStiepel, an der Ruhr . Dazu gehören ( 1 ) Die Ober - Hauerſchaft Stiepel , mit einer lu theriſchen Kirche. (3 ) Remnade, ein Ritterſik des Gerichtsherrn . ( 3 ) Fünf Bauerſchaften . 12 ) Das Gericht Serbede, an der Ruhr , von 5 Bauerſchaften , und 2 Ritterſißen , nåhmlich Serbede und Sardenſtein . 13) Das Gericht Bruch , zu welchem außer dem Nitterſiz Bruch , 4 Bauerſchaften gehören . 14 ) Das freygericht Witten , an der Ruhr , iſt ein kaiſerliches Afterlehn , und will der Landeshoheit der Grafſchaft Mark nicht unterworfen reyn . Es bez greift das große Dorf Witten , in welchem eine luthes riſche Kirche iſt, zu welcher die Ritterfige Witten oder Berge , und Kringeltanz gehören ,welches legte ſchon beyin Amt Bodum angegeben worden .
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3. Der
e Der weſtphåliſch Kreis .
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3. Der wetterſche Kreis,
begreift
I. Das Amt Wetter , welches unter dem Landgericht zu Hagen ſteget.
Dazu gehöret:
1) Das Pochgericht Schwelm , welches feinen beſondern königl. Rięyter iind ſeine übrigen Gerichtsbedienten hat. Es beſtehet aus 12 Bauer, ſchaften.
Dahin gehören
a. Die in die Kirche der Stadt Schwelm einges pfarreten Ritterſitze Gokinghof und Matfeld, und das adel . Haus Kuendal. b . Das Kirchſpiel mylinghauſen , in welchem das adeliche fren - weltliche Fräuleinſtift Gevelsberg, in welches Towohl katholiſche , als proteſtantiſche Pers ſonen aufgenommen werden , die unter einer Uebtiſſinn ſtehen . Die Stiftskirchewird von den Lutheranern und Reformirten gemeinſchaftlich gebraucht. Die Genebrefer Bauerſdaft auf dem Herzkamp,
1
iſt 1783 zu einer beſondern Kirchen - Gemeine gemacht, aber doch die Parochial - Verbindung mit der Kirche zu Schwelm berbehalten worden . c . Die Südſeite des lutheriſchen Stirchdorfs Vorde. d . Langenfeld , eine Bauerſchaft an der bergiſchen Grånze , welche ſeit 1769 eine eigene lutheriſche Kir che hat. 2 ) Das Gericht Sagen, welches zum Land gericht Hagen gehöret, und 19 Dörfer und Bau erfdaften begreift. Wir bemerken a. Die Bauerſchaft Delſtern , woſelbſt ſchones Pa pier verfertiget wird . b . Die Bauerſchaft Eilpe , woſelbſt viele Degen Flingen und Meſſer geſchmiedet werden , auch ſchönes Papier genacht wird . c . Die Bauerſchaft, Ekeſey , in welcher der Rits terfig Altenhagen iſt. d. Die
5u
Die Grafſchaft. Mark.
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d . Die Bauerſchaft Eppenhauſen , ivofelbft fchwars jer Alabaſter mit weißen Adern gegraben wird . e. Die Bauerſchaft Gerbeck , in welcher die Ritter : fiße Obern-und Lziedern Serrbeck find. f. Die Bauerſchaft Solthauſen , woſelbſt weißer Hlabaſter mit rothen Adern zu finden . g . Das Katholiſche Kirchſpiel Boel oder Bodel, in welchem die Ritterſige Buſch oder zum Bliſche, and tiedernhof ſind . h . Das lutheriſche Kirchſpiel Dahls , in welchem der Ritterſik Dahle ift. i. Das lutheriſche Kirchſpiel auf der Straße in der Waldbauer, deſſen Einwohner mit Vich und Holz fohlen handeln . k . Die Nordſeite des lutheriſchen Kirchdorfo Vordé. . '. 1. Wedringen , ein Ritterſīk .
3) Das Gericht Volmarſtein ,welches zum Landgericht Hagen gehöret. Der offene Flecen Volmarſtein , der auf einem Berge an der Ruhr liegt, mit einer lutheriſchen Kirche, die Bauerſchaft Wenigern , init einer lutherifden Stir che , und noch 6 Bauerſchaften , die Ritterfiße Xo: cholz, Schlebuſch , Donhof, der Stammort der Gras fen von Dönhof in Preufien , Soweund Steinhauſen . Neben dem Fleden Volmarfiein ,auf einem Felſen , liegt das verfallene Bergichlof , von welchem Der Flecen und ein ausgeſtorbentes adeliches Geſchlecht benannt worbent . 4 ) Das Gericht Ende,
zum
Landgericyt
Hagen gehörig, mit 3 Baterſchaften , einer luthe. riſchen Kirche , und den Riſterſiken Rallenberg und mallingkrodt. 2. Das Amt Iſerlon , von 8 Bauerſchaf ten und einem Kirchdorf, welches unter dem Land. gericht zu Altena ftehet.
1 ) Das
Der weſtphåliſche Kreis .
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(1) . Das lutheriſche Kirchſpiel Deilinghoven , in welchem viel Eiſenſtein gegraben wird . In demfelben iſt der Ritterfit Clauſenſtein , (2 ) Die Ritterfige Edelburg oder Erleburg, Upris : de und fronſpert oder frunsberg , und das adeliche Haus Landhauſen . 3. Die Jurisdiction Semer, von 7 Bauer's fchaften , die dem Freyherrn von Brabeck gehöre. In derſelben iſt das Haus Semer, und zu Tie der - Semer iſt eine lutheriſche und eine fatholiſche Kirche. 4. Der Altenaiſche Kreis , 1. Das Amt Altena.
ches
begreift
1) Das Sochgericht Lüdenſcheid , wel. unter dem Landgericht Lüdenſcheid ſtehet.
Dahin gehöret a . Das Rirchſpiel Lüdenſcheid, von 9 Bauerſchaf ten , unter welchen Wehberg eine reformirte und luther riſche Kirche hat. Auch ligen hier die Ritterſike Zeu : hof und Dedendaal. b . Das Rirchſpiel Sülſcheid , von 3 Bauerſchaf In der Winkler Bauerſchaft iſt eine reformirte ten . und lutheriſche Pirde. erſcheid , von c. Das lutheriſche Kirchſpiel 5 Bauerſchaften , in welchem viele Eiſenhåmmer find . Bey dem Kirchdorf Serſcheid , entſpringt die feite , die bey Werdohl in die lenne fått. d . Das Gerichtund lutheriſche Rirchſpiel Ronſal, in welchem dieWipper entſpringt, von 3 Bauerſchaften .
2) Das Gericht Breckerfeld , welches un . ter dem Landgericht Lüdenſcheid ſtehet. a. Das Birchſpiel Breckerfeld , von 5 Bauer fchaften . b . Das Kirchſpiel Salver , von 9 Bauerſchaften , in welchem die Empe oder Ennepe bey dem HofBerg feld ,
Die Grafſchaft Mark.
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feld , eine kleine halbe Stunde vom Kirchdorf, ents ſpringt, und ſich nachmals mit der Volme vereiniget. Im Kirchdorf Salver iſt außer der lutheriſchen Kirche, ſeit 1742 aud eine reformirte. Es find in dieſem Tirch ſpiel die Ritterſiße Engſtfelb , Seesfeld , zuweilen Sers : feld , Seyde , Karthauſen , Schlechtenbeck , Vahles feld . c. Das lutheriſche Kirchſpiel Rierſpe, von 5 Baus erſchaften , darinn das Haus Rhade an der Volme .. 3 ) Das Gericht Meinerzhagen , welches unter dem Landgericht Lüderſcheid ſtehet. a . Das Kirchſpiel Meinerzhagen , von 3 Baus erſchaften , und den Nitterſigen Bedinghauſen und Liſtringhauſen . b . Das Kirchſpiel Valbert, welches 1716 zum (Ses richt Meinerzhagen gelegt worden. Mitten durch das lutheriſche Kirchdorf Valbert , gehet die Grånze des Herzogthums Weſtphalen , ſo daß verſchiedene Einges reffene auf derſelben Gebiet wohnen , über welche der Erzbiſchof zu Esln die Gerichtsbarfeit durch den Goros grafen zu åttendorn verwalten läßt. Es iſt hier das adelich freye Gut Lichterhof, 4 ) Das Gericht Altena, welches unter dem Landgericht Altena ſtehet. a. Das reformnirte Kirchſpiel Wibbelwert oder Wiblingwerd , welches auf einem Berge liegt, und aus 2 Bauerſchaften beftebet. b . Das Rirchſpiel Relleramt, don 3 Bauerſchaften. 2. Das Amr Dienrade oder Veuenrade, welches unter dem altenaiſchen Landgericht ſteht. (1 ) Das Kirchdorf Wehrdohle, deſſen Kirche die Lutheraner und Reformirten gemeinſchaftlich gebrau chen. Bey demſelben iſt ein Salzwerf, welches aber nicht ſtark getrieben wird . ( 2) Das Rirchdorf Ohle , in welchem eine Kirche får die Reformirten und eine für die Lutheraner iſt. (3) Die
Der weſtphäliſche Kreis . (3) Die Ritterſüße Brüninghauſen , Grimmings bauſen und Winterfohle. 3. Das Amt Plettenberg , welches fein
eigenes Gericht hat. In demſelben ſind Kupfer- und Blen - Bergwerke ges weren ; hin und ivieder finden ſich gute Steinbrüche. Bey der Stadt Plettenberg bedienet inan ſich zur Ver's beſſerung der bergichten decfer eines Mittels , welches den in erſten Theil bey Norwegen und Schweden bes fchriebenen ähnlicy, ſonſt aber auch in dem Schwarz iſt. Man bindet nåinlich Buchholz in Schanzen , leget rola che etwa 2 Schuh hoch und 4. breit auf das Feld , be decfet fie init Naſen oder Torfen , findet alsdann das Holz ax , und lißt die Tårfe mit verbrennen , worauf die brig gebliebene Aſche auf das Land geſtreuet wird , und den reinften Roggen verſchafft. Es find in dieſem Amt die Mitterſige Schwarzenberg und Cobbenroth . Jener , welcher der Firmilie von Plettenberg zugehört, iſt ein altes Bergſchloß'und Berghaus auf einem Berge über der Lenne. Anhang: Die Grafſchäft Limburg, liegt in der Grafe ſchaft Mark, grånget aud , an das Herzogthum Weſtphalen , iſt ungefähr 5 Stunden tang , und Der größte Theil derſelben be . 4 Stunden bruit. ſteht aus fruchtbaren mit guten Hölzungen bewacha ſeren Bergen ; ſie hat auch gute Weiden und Wie. fen , und gutes Ackerland . Schwarzes und ros Nicht thes Wildpret, iſt in Menge vorhanden . weit von Limburg wird weißer und ſchwarzer Ala baſter gefunden , und auf ciner an der Lenne geles genen Mühle geſåget und geſchliffent. Sie iſt ein Lehn der obgedachten Grafſchaft Mark , und hat folgen
+
Die Grafſchaft Mark.
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folgenden Urſprung. Als nach des Grafen Fries drich zu Iſenburg Hinrichtung, ſein oben beym Amo Blankenſtein angefüşrtes Schloß jſenburg be ſchriebenermaßen war zerſtöret worden, bauete für deffelben hinterlaſſene Söhne Friedrich II und Dier trich II, ſein Schwager Heinric , zu Limburg , an dem Fluß Lenne , auf einem hohen Berge ein Shloß , welches er nach ſeinem Schloß Limburg nennete , von welchem fie von der Zeit an den Nas men führeten. Von dieſem Schloß hat auch die Grafichaft Limburg den Namea , und es iſt der Hauptort derſelben geworden . Die Geſdylechts. folge gedachter erſten limburgiſchen Grafen , iſt nod, nicht in Richtigkeit gebradyt worden ; man weiß aber aus einer Urkunde von 1242, daß in dies fem Jahr Dietrich , Hercvon Iſenburg, ſein Schloß Limburg dem Grafen Heinrich von Berg zu lehn aufgetragen , und kinwieder daſſelbe empfangen Habe. Es iſt auch bekannt, daß Graf Wilhelm von Limburg 1442 ſeinem Schwiegerſohn , Gra. ſen Gumprecht von Nüwénar, die Graf- und Herre ſchaft zu Limburg erblich übergeben, und R. Friea drid, ſolche Uebergabe beſtåriget, und zugleich den Grafen Sumbrecht mit allen Reichsleben belehnet habe. Es nahmen aber die Brüder Wilhelm Hein rich und Dietrid ,von Limbury, ihrem Sdwager, dem Grafen Gumprecyt von Nüwenar, dasSchloß Limburg mit gewaffneter Hand weg , und ob ſie ſich zwar mit demſelben dahin verglichen , daß jeder Theil die Hälfte des Schloſſes und der Grafſchaft kimburg haben ſolle: ſo war doch dieſer Friede nicht dauerhaft. Endlid ; aber verglichen ſie ſich dahin ,
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Der weſtphäliſ
Kreis .
dahin , daß Johann, Graf von Limburg, die Elis fabeth von Nümenar heirathen , und die Grafſchaft Limburg zum Brautſchaß haben ſolle ; ſtürbe er aber ohne Kinder , fo folle die Grafſchaft Limburg den Grafen von Nüwenar auf ewig zufallen . 1546 wurde Graf Gumbrecht von Nüwenar vom Here zog Wilhelm zu Jülich zc . mit der Grafſchaft Lim burg belehnet, und feſtgelegt, daß ſie auch aufdie Tochter fallen ſolle.
Solchergeſtalt fam ſie 1573
durdy dieſes Grafen Tochter Magdalena , an deçe felben Gemahl Arnold , Grafen von Tecklenburg, Bentheim und Steinfurt. 1669 befreyete Graf Moriß von Bentheim , Tecklenburg , Limburg xc. dieſe Grafſchaft von der Lehnbarkeit, mit welcher fie bis dahin der Grafichaft Berg verpflichtet ge weſen war, indem er dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm 10000 Rthlr. dafür erlegte. Sie ſteht unter dem Schuß der cleviſch-mårkiſchen Regie rung, und erleget an den König von Preußen jähr lich 3056 Rthlr. Der Titel ihres Beſikers iſt : N. N. des heil. R. R. Graf zu Tecklenburg, Bent. Heim , Steinfurt und Limburg , Herr zu Rhedä, Wevelinkhoven , Hoja , Bedbur und Helfenſtein , Freyherr zu Lennep, Erbvogt zu Edin. Die merf. würdigſten Derter der Grafſchaft find 1. Limburg oder Sohen : Limburg , ein Schloß auf einem hohen Berg an der Lenne, mit einem ain Fuß deſſelben belegenen Flecken, in welchem eine reformirte Pfarrkirche iſt. Die gråfliche Kanzler iſt auf dem Schloß : der gråfliche Richter aber hålt das Gericht in dem Flecken oder der Freyheit, woſelbſt 1786, 216 Häus fer waren ; es iſt auch ein adelich Fråuleinſtift daſelbſt. 2. EL
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Die Grafſchaft Limburg.
2. etſey, ein lutheriſches Pfarrdorf am Bach Elſe, unweit der Lenne , welches aus den Bauerſchaftent & lſey und Rehe beſteht , in welchen 47 Bauerhöfe und 59 einzelne Häuſer find . 3. Berchem oder Berchum , ein reformirtes Pfarrs dorf, auf einem Berg an der Lenne. Es beſteht aus den Bauerſchaften Berchem und Siefendorf, zu wels chen 30 Bauerh8fe und 8 einzelne Häuſer gehåren, auch iſt hier ein adelicher şof. 4. Oeſtrich , ein reformirtes Pfarrdorf , welches aus den Bauerſchaften Deftrich , Dröſchede und Stengelingſen beſtehet, dazu si Bauerhöfe und 65 ein zelne Häuſer gehören . 5. Ergſte , ein reformirtes Pfarrborf, unweit det Ruhr , Feldzes aus den Bauerſchaften Kirchhofe , Stratborner, t7iederſte und Bergeſchicht, gehören , an 60 Bauerhöfe und 37 einzelne Häufer. 6. Lethmathe, ein rėmiſch - katholiſches Pfarrdorf, in welchem ein Kitter fish iſt. Es beſteht aus den Bauers Tchaften Lethmate, Genna und Schelf, hat 27 Bauers h8fe , und 83 einzelne Häuſer. 7. Sennen, ein reformirtes und lutheriſches Pfarrs dorf, welches aus den Bauerſchaften Bennen , Drůz plingſent, Recklingſen , Leckingſen und Reinen , beſteht, 80 Bauerhöfe, 76 einzelne Häuſer, und die adelichen Gåter Saus Sennen , Ohle und Gerkendahl begreift.
Die Grafſchaft Ravensberg. $.
i.
Blauww ,Schenk und 6. Valebaben von den Grafſchaften Mark und Ravensberg eine beſonderè Charte geſtochen , die aber jegt ſehr we:
nig brauchbar iſt. Die Grafſchaft Ravensberg iſi von den Bisrfümern Münſter und Osnabrůd , Th . 78
pont
98
Der weſtphäliſche Kreis .
von dem Fürſtenthum Minden , von den Grafſchafa ten Schauenburg und Lippe , von dem Bisthum Paderborn , von der Grafſchaft Rittberg und Herr fchaft Rheda umgeben , und ihre Große betråge ungefähr 18 deutſche Quadratmeilen . $ . 2. Der Boden iſt jenſeits Bielefeld und der Berge ſandig , nach dem Fürſtenthum Minden zu aber iſt er viel beſſer , er bringet aber doch nicht ſo viel Getraide hervor , als
die zahlreichen Einwoh
ner gebrauchen , hingegen viel Flachs und Hanf ; wie denn inſonderheit in der Gegend von Schildſche und Werther ungemein feinæ Flachs gebauet und zubereitetwird , welcher der feinſten Seide gleichet. Die Weide iſt gut, vornehmlich um
Herforð und Bielefeld ; daher auch die Ein
wohner mit gutem Vieh verſehen ſind. Uuch die Bienenzucht, und alſo der Honig - und Wachs bau , iſt gut. Die Hölzungen find zur Jagd ſehr bequem , und gehören größtentheils den Edellei ten und übrigen Unterthanen ; die landesherrſchafte lichen Forſten ſind gering , und überhaupt iſt an Holz Mangel . Die hohen Berge , die in der Grafſchaft find , enthalten ohne Zweifel guteMic neralien : es hat aber die zum Bergbau 1742 von dem Könige privilegirte Gewerkſchaft, bisher nur Steinkohlen ſuchen und graben laſſen . Es find auch gute Steinbrüche vorhanden. Indem Kirch. ſpiel Rehme iſt ein ergiebiges Salzwerk , theils im ravensbergiſchenUmt Vlotho,theils im mindenſchen Amt Hausberge. Die Weſer ſcheidet dieſe Grafs ſchaft von dem Fürſtenthum Minden , und fließt an dem Amt Vlotho herunter . Auf derſelben wird das ,
Die Grafſchaft Ravensberg .
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das , was die Grafſchaft an Landesgütern und Waaren übrig hat, ausgeführet , und hingegen andere Not durft zurück gebracht. Sie nimmt bey Rehme die Werre , die aus der Grafſchaft Lippe kommt, auf , dieſe aber nimmt zu Hervord die Pla , unweit Behme und Lenningen die Elſe , und dieſe die Warmenau auf. Die Seſſel ents ſpringt im Amt Ravensberg , und fällt im Hoch . ſtift Münſter in die Ems. Der Lutterbach , der unweit Bielefeld entſtehet, theilet ſich in 2 Arme; einer geht durch die Stadt Bielefeld , und der an dere in die Herrfchafi Kheda .
Es ſind auch eini. 1 ge Geſundbrunnen vorhanden . $ . 3. In dieſer Grafſchaft ſind 2 unmittelbare
Ståete, 8 Umtsſtådte , I Weichbild und 130 Dörfer. 1780 hatman 64695 , 1783 aber 71366 Menſchen gezáhlet , den Soldatenſtand ungerechs Ehedeflen wurden die Landtage zu Jöllen . net. beck und Wallenbrück gehalten , und die Deputir ten der Städte Hervord und Bielefeld mit zu den Berothſchlagungen gelaſſen . Heutiges Tages hålt zwar die Ritterſchaft zuweilen einen Landtag zu Bielefeld , woſelbſt ſie ihr Arcyiv hat, und berath . ſchlaget ſich über die vorkommenden gemeinen An . gelegenbeiten : allein , die Geſtalt der Landtage þat ſich ſehr verändert. Es ſind in dieſer Grafo fchaft 45 Landtagsfähige Güter. 9. 4. Die meiſten Einwohner ſind evangeliſch lutheriſch , und es giebt 33 lutheriſche Pfarrkirchen . Die Evangeliſch- Reformirten haben nur zu Here bord und Bielefeld öffentlichen Gottesdienſt, die Römiſch
Katholiſchen
aber
gaben zu Hervord, Bie
IOO
Der weſtpháliſche Kreis .
Bielefeld , Schildeſche , Stockfåmpen und Vlotho, Kirchen . Es haben zwar die Städte Hervord und Bielefeld noch thre geiſtlichen Ehegerichte , und über die Landpfarren iſt ein Superintendent,nebſt einigen Inſpectoren verordnet : allein das Kirchen Schul- und Armen -Weſen ſteht überhaupt unter dem Conſiſtorio zu Minden . Es wird eine gewiſſe Anzahl Juden geduldet . 8. 5. Das größte und einträglichſte Gewerbe des ganzen Landes , beſtehet iin Flachsbau , in der Spinnerery , Leineweberey , und im Bleichen des Es find nidyt nur viele 1000 Leinewes Leiwens. ber vorhanden , ſondern es wird auch aus den bea nachbarten Landen ſehr viel Leinwand nach Hers vorð und Bielefeld grau zum Verkauf gebracht, und daſelbft gebleicher. Sowohl die feine als gros be Leinwand wird weit und breit in Europa , ja gum Theil auch nach Amerifa ausgeführet. Man kann rechnen , daß jährlich für ungefähr 642000 Thaler gebleichtes Linnen , und für 234000.Molts Garn , aus dem
Lande gebet ; und vom
April
1787 bis legten März 1788 , haben die in andere Königl. Preußiſche und auswärtige Länder aus geführte Baaren und Landes - Producte 965162 Thaler betragen . Die Woll- und andere Manus facturen in dieſer Grafſchaft , find nicht wichtig ; doch iſt zu Bielefeld eine Strumpf- Manufaktur, und eben daſelbft fowohl , als zu Hervord , giebt es einige Zeugmader. 5. 6. Der erſte Graf diefes Landes , Herre mann von Calvelle , þat im 12 ten Jahrhundert gelebt. Der månnliche Stamm der ravensbergis fchen
Die Grafſchaft Ravensberg .
IOI
ſchen Grafen gieng 1346 mit Bernhard aus, deſſen ältern Bruders und Vorweſers Cochter Margare . tha , eine Gemahlinn Herzogs Gerhard zu Jülich, und Grafen zu Berg war , der dieſerwegen die Grafſchaft Ravensberg au rich brachte. Åls Jo. þann Wilhelm , Herzog zu Cleve, Jülich 26. 1609 ohne Erben ſtarb , nahm Churfürſt Johann Sis gismund zu Brandenburg unter andern auch von dieſer Grafſchaft Beſik , in weldienr auch das Chur : Brandenburgiſche Haus durd , der mit dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelin 1666 geſchloſſenen Erbvergleich beſtåtiget worden iſt. Siehe oben die Einleitung zum Herz. Cleve. Sie hat 1757 und in den folgenden Jahren von den Franzoſen viel erlitten . $ . 7. Das Wapen der Grafſchaft , ſind 3 ro the Sparren im ſilbernen Felde. S. 8. Sie iſt 1719, mit unter die mindenſche
Die Amtsråthe auf Regierung geleget worden . dem Lande , und die Magiſtrate in den Städten , haben in bürgerlichen und peinlichen Sachen die erſte Inſtanz, und vor iquen gehen die Appella tionen an die Regierung , und alsdann an das ravensbergiſche Äppelations - Geridt, welches 1750 mit dem Ober - Appellations.Gericht oder Tribunal zu Berlin verbunden worden . Von den Stadtgerichten zu Hervord und Bielefeld wird an das ravensbergiſche Arpellations- Geridyt appellis ret.- Die Droſtenen ſind heutiges Tages nur Gnas denſtellen für Bediente und Etelleute , denen der Landesherr wegen ihrer ausnehmenden Dienſte be ſonders gewagen iſt , und mit gar keiner Arbeit verknüpft.
Das Finanz-und Steuer - Weſen wird von S 3
102 ',
Der weſtphäliſche Kreis .'
von der Kriegs- und Domainen -Kammer zu Min den verſehen , die auf königl. beſondern Befehl die Contributions - Monate ausſchreibet, und deren Berechnung befarget, jedoch die jährlichen Haupt: Contributions - Rechnungen den Landſtånden vors legen läßt , aus deren Mittel 2 Landråthe beſtellet ſind, die nicht nur in der Kriegs - und Domainen : Kammer Siz und Stimme , ſondern auch beſon dere Yufficht über die 4 Kreiskaffen in den 4 Xem tern haben . ) , 9. Nunmeşr ſind zu beſchreiben I, Die beyden urmittelbaren Städte dieſer Grafſchaft. 1. Bielefeld , die Haupt- und erſte Stadt der Graf ſchaft, liegt am Fuß eines Berges . Der Lutterbach fließt zwiſchen der alten und neuen Staột, welche beyde 1520 unter einem Magiſtrat verbunden worden. Sie enthålt bennahe 800 Wohnhåuſer , ift wohl gebauet, hat 2 lutheriſche Hauptfirchen, nåhmlich zu St. Nico lai (ben welcher der Superintendent der Grafſchaft Oberprediger iſt , ) auf der alten , und zu St.Marien auf der neuen Stadt , bey welcher lebten ein Capitel ift, welches aus s katholiſchen und pevangeliſchen Ca pitularen , unter welchen die 3 lutheriſchen Prediger mit begriffen find , beſteht, und das Patronat - Recht über die Altſtadter Pirche , und über die Kirche zu Spenge hat ; ferner eine reformirte Kirche, eine fathos liſche Capelle bey der Neuſtadter Kirche, und ein Frans ciſcaner Monchen : Kloſter mit einer Kirche ; ein Way ren - Haus mit einem Zucht- und Spinn - Haus, und ein Siechenbaus mit einer Capelle, Es iſt hier auch eine lateiniſche Schule ; und die Stadt hat ein beſonderes Ehegericht. 1740 hatman hier 2797, 1763 aber nur 2635, hingegen 1780 hat man 2908 Menſchen , 1783 nur 2896 , und 705 Häufer gezáhlet, Die Leimewand die
Die Grafſchaft Ravensberg.
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die hieſelbft gewebet und gebleichet wird , iſt berühmt, und der Handel mit derſelben macht die vornehmſte Nahrung der Stadt aus . Man fann rechnen , daß die Ausfuhr des gebleichten linnen jährlich über 500000
1
Thaler betrage. In dem Wayſenhauſe iſt eine Strumpf manufaktur, auch werden hier Zeuge verfertiget, und es In der Stadt find 17 frene wird Taback gepflanzet. Hofe. Die Ritterſchaft hålt hier ihre Landtage , hat auch hieſelbſt ihr Archiv . Die Stadt hat ihre erſten Privilegien 1287 von dem Grafen Otto erhalten. Sie iſt ebedellen eine Hanſeſtadt geweſen . 2. Secoord , ehedeffen Serporden, die zweyte uits mittelbare Stadt, wird von den Flufſen Werre und da durchftoffen , und in 3 Theile abgeſondert. Der initts lere Theil heißt die Altſtadt , in welder außer 362 Bürgerbäufern , eine lateiniſche Schule oder Gymnas fium , die ſogenannte Schulfireve, in welcher des Sonns abends von einem lutheriſchen Prediger eine Bußpre digt gehalten , auch von den Reformirten ihre gottegs diemtliche Uebung angeſteliet wird, und das arme oder graue Mönchenflofter. Ungefähr der dritte Theil der Altſtadt wird die Freyheit genannt , welche zwiſcher der Werre und da liegt, und die weiter unten beſchries bene Abtcy mit der Hofcapelle , Münſterkirche und St. Antons - Capelle, imgleichen den jůſichrchen und weſtphäliſchen Hof enthält. Der zweyte Theil der Stadt , welder gegen Nord - Often liegt , heißt ' die tieuſtadt, in welcher 319 Bürgerh &uſer ſind. Die lutheriſcheKirche St. Johannes des Täufers mit einem Capitel , unter deſſen 12 Capitularen ein katholiſcher iſt, das Frater - Haus , welches ein ordinirter lu theriſcher Frater bewohnt , das Süſter - (Schweſter-) Haus , in welchein die Reuſtädter Schule und 2 Capis tular : Wohnungen ſind, und der Commenthurhof des Johanniter-Ordens mit einer Capelle. Der dritte und kleinſte Theil der Stadt , welcher gegen Weſten liegt , heißt die Xadewig , woſelbft 126 Bürgerhåuſer , die lutheriſche Jacobskirche, der quernheimiſche una tetts
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Der weſtphäliſche Kreis.
Kettleriſche Hof find. Es find alſo in der Stadt 804 Bürgerhäuſer : doch findet man auch innerhalb der Mauern viele abgebrannte Plaße , weitläuftige Hofe und Gärten, eine Weide und ein kleines Feld , wel ches mit Getraide beſåetwird. 1740 zählte man 2816 , 1765 aber nur 2635,1780 aber 2719 Menſchen , 1783nur 2667und783 Häuſer. Hier iſt joht Sas Zucht-u. Urbeits Haus , weldes vorher zu Minden geweſen . Nahe ben der Stadt auf dein Berge , liegt das weiter unten bes fchriebene adeliche freys weltliche Unterſtift zu St Mas ria, mit der Stiftskirche und 26 gemeinen Wohnungen. Man weiß nidyt eigentlich , wenn die Altſtadt erbauet, und zu einer Stadt gemacht worden ſey ; die neue Stadt iſt 1224 auf des Stifts eigenthimlichen Grund angelegt. Als zur Zeit Kaiſers Karl IV zwiſchen Hers jog Albrecht zu Sachren und Lüneburg und der Uehtiſin bes Stifts Hervors, wegen des Eigenthums der Stadt Streit entfand , wurde ſie 1377 von dem Kaiſer der debtiſſinn zuerkannt. 1547 trat die Aestiſjinn die diejweltliche Hoheit und Obrigfeit, welche ſie ſic dber die Stadt zueignete, an Herzog Wilhelin zu Jülich , Cleve und Berg ab . 1631 erklärte das Rammergericht Hers vord får eine Reichsſtadt: allein, 1647 ließ der Chur : firſt zu Hrandenburg die Stadt unverſehens einneh men und ſich buldige:l. 1650 wurde zwar die bran denburgiſche Beratung wieder abgeführet : aber 165 ! die Stadt von eittigen churfürſtlich brandenburgiſchen Vélfern eingeſchloffen , an welche ſie ſich 1652 ergab, und abermals huldigte. Endeffen ſteht fie annoch in der Uſualmatrikel unter den Reichſtädtene Ehedeflen waç fie unter den Hanreſtådten . Der zu der Stadt gehårige Diſtrict , hat über eine halbe Meile im Umfang. II . Die 4 Aemter , mit den unter dieſelben gehörigen Städten und Kirdyſpielen. 1. Das Amt Sparenberg , macht faſt die Hälfte der ganzen Grafſchaft aus , und hat den Na
14
Die Grafſchaft Ravensberg.
105
Namen von dem alten Bergſchloß
Sparenberg ,
welches naße ben Bielefeld liegt,
1554 erbauet,
und nach damaliger Art mit 4 ſtarken Bollwerken Die Kirche die in dieſer verſehen worden . altmodiſchen Feſtung befindlich iſt , wird zuweiler von den Reformirten zum Gottesdienſt gebraucht ; es iſt hier auch ein dicker Thurm , der zum Gefång niß gebraucht wird .
Das Amt beſteht aus 5 Dis ſtricten , von welchen jeder ſeinen Beamten hat. 1) Der brackwediſche Diſtrict , hat einer
ſandigen und ſchlechten Boden , doch ernähren ſich die Unterthanen vom Spinnen und Weben reichs lich . Er enthält 4 Kirchſpiele, zu welchen 14 Dors fer , ein adeliches Sut, und 3 Freigútger gehdren . Er iſt ſehr volfreid ), denn 1783 hatte er. 8264 Menſchen . 1) Das Kirchſpiel Brackwede , zu welchem die bes rühmten Bleichen von Bielefeld gehåren . 2 ) Das Kirchſpiel Iffelhorft. 3 ) Das Kirchſpiel Brockhagen , in welchem das adeliche Gut Patthorſt , und die freyen Güter Cons: bruch und Oſterloh liegen . 4 ) Das Kirchſpiel Steinhagen , in welchen aus ben hier håufig wachſenden Wacholderbeeren das ſogea nannte Steinbåger Del gebrannt wird .
2 ) Der heepiſche Diſtrict , iſt wegen ſeines fruchtbaren Bodens , und wegen der Jagden und Fiſcheren , angenehm . Die Einwohner weben Leinwand, treiben and Ackerbau und Viehzucit. Zu Seepen , iſt eine Kirche. Das adeliche Guç Milfe , iſt wegen ſeiner Bleichen , auf welchen feines Linnen gebleichet wird , befannt ; auch iſt hier das adeliche Gut Lubbraſſen . Außer 7 Frena G 5 guterit
106
Der weſtphäliſche Kreis.
gitern und einem Königl. Vorwerk , find Hier 12 Dörfer, und 1783 waren in dieſem Diſtrict 5966 Menſchen .
3 ) Der ſchildſche Diſtrict , der gute Hdl zungen hat. Es ſind hier 3 adeliche Güther, ein Königl. Vorwerk und 8 Dörfer . Die Einwohner treiben Ackerbau und Viehzucht, und weben feine Leinwand . Hieher gehört 1 ) Schildeſche oder Schiloche, ein Weichbild , mit einem im Jahr 939 geſtifteten Fräuleinſtift ron 17 Pfrånden , für ritterbürtige Perſonen , deren ein Drittel fatholifch , ein Drittel lutheriſch , und ein Drit tel'reformirt iſt. Die Stiftsfråulein haben 1743 von dem Einig ein beſonderes Ordensfreuz erhalten ; fie haben das Patronatrecht über die hieſige lutherifche Pfarrkirche und katholiſche Kapelle , und über das fol gende Kirchſpiel. Nabe bey dem Weichbilde iſt ein landesfürſtliches Borwerf, 2 ) Das Pirchſpiel Jöllenbeck . 3 ) Die adelichen Håuſer Seide und Stetefreund , die zu Hervord eingepfarret ſind. 4 ) Der wertherſche Diſtrict ,
von
einer
Stadt, 11 Bauerſchaften , 3 Königl. Vorwerken , 1 adel. Gut, und : Frengut, þat gute Hölzun gen , die Einwohner legen ſich aber vornehmlich auf den Flachsbau , wie denn auch hieſelbſt der feinſte und ſchönſte Flachs gebauet wird. 1783 zählte man 5080 Menſchen . Hieber gehört 1 ) Werther , eine kleine Amtsſtadt, welche 1719 Stadtrechte erhalten hat. 1740 zählte man 737, 1763 aber 832 Menſchen , 1783 fand man 164 Häuſer und 855 Menſchen . Ben derſelben iſt ein adeliches Gut. 2 ) Das Kirchſpiel Dorenberg , in welchem das adeliche Gut Uhrentrup iſt, welches dem Kloſter Ma rient
Die Grafſchaft Ravensberg.
107
rienfelde gehört, und woſelbſt katholiſcher Gottesdienſt gehalten wird . 5 ) Der engerſche Diſtrict, von einer Amts . ſtadt, 20 Dörfern , 8 adelichen Güthern , und 2 Königl. Vorwerken . Es ſind hier die fruchtbar , ſten Aecker und beſten Weiden der Grafſchaft, da. her die Einwohner ſich vom Ackerbau , von deç Viehzudyt und vom Garnſpinnen ernähren . 1783 hatte er 9691 Menſchen . Dahin gehört I ) Enger , Angaria , eine kleine Amtsſtadt , die 1719Stadtrechte erhalten hat. Hier hat vormoge eis ner alten Nachricht, Widekind der Große ſeinen Wohn fits gehabt , und rein Grabmal , wie es Saiſer Karl IV im Jahr 1377 hat errichten laſſen , iſt in der hieſigen Pfarrkirche zu ſehen , die Gebeine deſſelben aber ſind in die Johanniskirche zu Hervord gebracht, beren Cas pitel allhier zuerſt seſtiftet worden . 1740 fand man 654 , 1763 aber 692 Menſchen , und 1783 zählte man 133 Säuſer , und 765 Menſchen . Es iſt hier ein adeliches Gut. Kaiſer Heinrichs I Witwe Mathils dib , hat ſich hier eine Zeitlang aufgehalten . Im zaten Jahrhundert geh8rte der Ort Herzog Heinrich dein f82 wen , wel:ver ihn , nachdem er in die Reichsacht erflås ret worden , dem Grafen Bernhard von der Lippe ges fchenfet haben foll ; es haben auch die Grafen von der Lippe das AmtEnger(welches vieleicht von kleinem Ums fang geweſen iſt ) im 14ten Jahrhundert inne gehabt, und daſſelbe 1409 an Wilhelm von dem Berg für 2000 rheiniſche Gulden verſeßt,welcher eswieder an Wilhelm von dem Wolde,und dieſer an lådefe Nagelverfeget,von deſſen Nachkommen eß Herzog Wilhem zu Jülich 1558 eingel8fet hat. Vor Alters hat Enger ein Schloß , Mauern und Graben gehabt, und iſt ein anſehnlicher Ort geweſen . Das adeliche Gut Zienburg , iſt in die Cirche zu Enger eingepfarret. 34 Dreyer find 2 landesherrs ſoaftliche Vorwerke, 2 ) DAS
108
Der weſtphäliſche Kreis .
2 ) Das Kirchſpiel Siddenhauſen , in welchem das adeliche Gut Buſtede und das adeliche Haus Giddens hauſen find. 3 ) Das Kirchſpiel Spenge, in welchem die adelis chen GüterWerburg, Mühlenburg und Ober : Yfüh : lenburg. 4 ) Das Kirchſpiel Wallenbruck , in welchem die adelichen Giter Xönigsbrück, Wallenbrück und Wars menau , Rolinghof und Bruchmühlen ſind . 5) Die adelichen Häuſer Steinlack und Oberbeha
me , welche zur Lenniger Kirche im Fürftenthum Min den gehåren. 2. Das Amt Ravensberg ,
enthält gute '
Holzungen , hat auch Steinkohlen , Anzeigen von Silbererz, und Salzquellen. Die Einwohner ernähren fidz hauptſådylid, von der Verfertigung einer groben Leinewand, die in großer Menge nach Amerika gebracht wird . In dieſem Amt haben die erſten Grafen von Ravensberg ihren erſten Sik erbauet, von welchem noch Ueberbleibfel auf einem Berge zu ſeben find; an deſſen Fuß das Amthaus Ravensberg angelegt worden ; weldges anfänglich Kubof geheißen hat. Das- Amt wird in 3 Voge teyen getheilet, in weldjen man 1783 gejáhlet hat 9990 Menſchen. 1 ) Die Vogtey Versmold , begreift 1 ) Versmold , eine kleine Amtsſtadt, welche 1719 Stadtrechte erhalten hat. 1740 waren hier 798 Mens fchen , 1763 aber nur 758, und 1783 batte Fie 162 Häuſer, und 681 Menſchen . In derſelben wird ein ſtars Fer Leinewandhandel getrieben . Nahe dabey liegt das fönigliche Vorwerk Caldens hof, und das adeliche Haus Wittenſtein. 2 ) Das Kirchſpiel Bockhorſt, in welchem das ades liche Haus Salftenbeck ift.
2 ) Die
1
Die Grafſchaft Ravensberg .
109
2 ) Die Vogtey Salle, in welcher 1) Salle , eine kleine Amtsſtadt, welche auch 1719 Stadtgerechtigkeit bekommen hat. . 1740 hatte 825, 1763.nur 733 , und 783 , 114 Håuſer und 670 Mens fchen . In die hieſige Kirche ſind die adelichen Güter Steins haus , und Bockel in einem gleichnamigen Dorf eins gepfarret. 2 ) Das Kirchſpiel Sorſte, Auch in dieſer Vogtey die katholiſche Kapelle Stodo kåmpen . 3) Die Vogcey Borgholzhauſen , in wel. cher I) Borgholzhauſen , eine kleine Umtsſtadt, welche 1719 Stadtgerechtigkeit erhalten hat. 1740 hatte ſie 731 , 1763 aber 741Menſchen , und 1783, 129 Häuſer und673 Menſchen . 2 ) Brinke und Solzfeld ſind adeliche Güter.
3. Das Amt Limberg, deſſen Einwohner ſich auf Aferbau , Viehzucht, Spinneren und Leie neweberen legen , beſtehet aus 2 Vogteyen , in welchen 1783 ſind 7332 Menſchen gezáõlet worden . 1) Die Vogtey Bünde enthält 1 ) Bünde, eine kleine Amtsſtadt , welche 1719 Stadtgerechtigkeiten bekommen hat , und in der das adeliche Gut Sölzern Klinke ift. 1740 hatte ſie 466 , 1763 aber 481 Menſchen , und 1783 gåhlte man 104 Håuſer, und 636 Menſchen . Hier wird ſtarf mitGarn und grober Leinwand gehandelt. Bey derſelben hac fich 1748 ein Geſundbrunn hervorgethan . 2 ) DAS Kirchſpiel Rödinghauſen , in welchem die adelichen Häuſer Bockel , Altent : Bockel , und Kits ver find. 3 ) Börringhauſen , in welchem das adeliche Baus Vigenburg iſt. 2 ) Dic
II2
Der weſtphäliſche Kreis .
Die
Jülich
Herzogthümer
und
Berg.
V
on den Charten , welche Jülich und Berg zu gleich, mit Clede und Marf, und Berg ju . gleich mit Cleve und Mark, odermit Mark allein , abbilden , iſt oben im Anfang des Abſchnitts von
Jülich und Berg Von Cleve geredet worden . allein , baben Blaeuw und Dankerts , und von Berg allein , hat Jaillot 1700 eine Charte !hers Bende Herzogthümer ſind auch auf den Charten , die das Erzbisthum Cðin abbilden , Jekt iſt die Erwartung groß , die des zu finden . geſchickten Waſſer . Baumeiſters Wiebeking Ana ausgegeben .
fündigung ſeiner neuen Charte von dieſen bey den Berzogthumern , erwecket hat. Das
Herzogthum S.
Jülich .
1.
as Herzogthuin Jülich grånzet gegen Weſten an das Herzogthum Geldern , Bisthum Lüt tich , Herzogthum Limburg , Gebiet der Stadt Aachen , und Stift Cornelii Münſter ; gegen Sü Blan . den an die Herrſchaften Schleiden und fenheim , und an einen Theil des Erzſtifts Edin , gegen Oſten an eben dieſes Erzſtift Cdin , und ges gen Norden an das Herzogthum Geldern . Es hat in ſeiner größten Ausdehnung auf 20 Meilen ; die Breite beträgt zwar in einigen Gegenden über 9 Meilen ,
in anderen aber weit weniger.
S. 2 .
Das Herzogthum
Jülich .
113
$ . 2. Es hat einen fruchtbaren Boden , wel cher allerler Getraide im Ueberfluß trågt , ( und den Mangel des Herzogthums Berg an demſelben guten Theils erfeket,) auc gute Wieſen, Weiden und Holzungen . Nach Holland und Brabant wird jährlich viel zahmer und wilder Klee - Samen ges füħrt. Die Viehzucht iſt beträchtlich , inſonderheit aber werden güte Pferde gezogen , und theils in die benadytbarten Lånder , theils nach Frankreich ver kauft. Man bauet auch vielen Waid , und inſon : derheit vielen Flachs , welcher lekte nebſt Getraide und Butter das vornehmſte Gewerbe der Einwoh . Die feine Leinewand dieſes Lan . ner ausmacht. des wird zu Harlem gebleicht , und nachmals mit unter dem Namen der holländiſchen Leinewand ver Die kauft. Ben Eſchweiler find Steinkohlen . Maas berühret das Land an der Werffeite , und der Rhein an der Oſtſeite. Die Roet oder Ruhr entofteht im AmtMonjon , durchfließt einen gro Ben Theil des Landes, iſt ſchnell und ſtark , richtet durch ihre Ergteßungen oft großen Schaden an , nimmt die kleinern Flüfte Dente ( ſo auch Inda und Inga genennet wird ,) undWorm auf, und vermiſchet ſich in Geldern mit der Mads , welche daſelbft auch den hier entſtehenden kleinen Fluß Schwalm
aufnimmt.
Die Erfft, Ervates oder
Arnapha , entſteht in der Eyffel, durchfließt das Land Jülich an der Oſtfeite , wie auch einen Theil des Erzſtifts Edin , und fållt in dem lekten in den Rhein .
Der Fluß TTiers, fließt gegen Oſten auf
ser Grånze , und geht durch Geldern nach Cleve. Der Fluß Åhr, fommt aus der Enffel , und er: 6 Th. 72.
gießt
I I2
Der weſtphäliſche Kreis .
Die Herzogthumer
Jülich
und
Berg.
on den Charten , welche Jülich und Berg zu Yougleich mit Cleve und Mark , und Berg zu gleich mit Cleve und Mark, oder mit Mark allein , abbilden , iſt oben im Anfang des Abſchnitts von
Cleve geredet worden . Von Jülich und Berg allein , haben Blaeuw und Dankerts , und von Berg allein , hat Jaillot 1700 eine Charte hers ausgegeben. Beyde Herzogthümer ſind auch auf den Charten , die das Erzbisthum Coln abbilden , zu finden . Jeßt iſt die Erwartung groß , die des geſchickten Waſſer. Baumeiſters Wiebeking Ano fündigung ſeiner neuen Charte von dieſen bey den Serzogthümern , erwecket hat. Das Herzogthum Jülich . S.
1.
as Herzogthuin Jülich grånzet gegen Weſten an das Herzogthum Geldern, Bisthum Lüt: tich , Herfogthum Limburg , Gebiet der Stadt
Aachen , und Stift Cornelii Münſter ; gegen Sů: den an die Herrſchaften Schleiden und Blan . kenheim , und an einen Theil des Erzſtifts Cðin, gegen Oſten an eben dieſes Erzſtift Cdin , und ges gen Norden an das Herzogthum Geldern. Es hat in ſeiner größten Ausdehnung auf 20 Meilen ; die Breite beträgt zwar in einigen Gegenden über 9 Meilen ,
in anderen aber weit weniger.
$. 2.
Das Herzogthum
Jülich .
113
$ . 2. Es hat einen fruchtbaren Boden , wel cher allerley Getraide im Ueberfluß trågt , (und den Mangel des Herzogthums Berg an demſelbert guten Theils erfeket,) auch gute Wieſen , Weiden und Hölzungen . Nach Holland und Brabantwird jährlich viel zahmer und wilder Klee - Samen ges führt. Die Viehzucht iſt beträchtlic , inſonderbeit aber werden gute Pferde gefogen , und theils in die benadytbarten Lånder , theils nach Frankreich verá kauft. Man bauet auch vielen Waid, und inſons derheit vielen Flache, welcher lekte nebſt Getraide und Butter dus vornehmſte Gewerbe der Einwoh . ner ausmacht. Die feine Leinewand dieſes Lan . des wird zu Harlem gebleicht , und nachmals mit unter dem Namen der holländiſchen Leinewand ver kauft . Ber Eſchweiler find Steinkohlen . Die Maas berühret das Land an der Weſtſeite ,
und der Rhein an der Oſtfeite. Die Roer oder Ruhr entfteht im AmtMonjon , durchfließt einen gros Ben Theil des Landes, ift ſchnell und ſtark , richtet durch ihre Ergießungen oft
nimmt die kleinern
großen Schaden an ,
Flüffe Dente (ſo auch
Inda
und Inga genennet wird,) undWorm auf, und vermiſchet ſich in Geldern mit der Maas , welche dafelbſt auch den hier entſtehenden kleinen Fluß Schwalm aufnimint. Die Erfft, Érvates oder Arnapha, entſteht in der Eyffel, ourdyfließt das Land Jülich an der Oſtfeite , wie auch einen Theil des Erzſtifts Cdin , und fällt in dem lekten in den Rhein . Der Fluß Fliers , fließt gegen Oſten auf ser Grånze , und geht durch Geldern nachi Cleve. Der Fluß Äht , kommt aus der Enffel , und er : gießt 6Th , 72 .
114
Der weſtphäliſche Kreis .
gießt ſich unter Grind , nichtweit von Sinzig, ia den Rhein . $ . 3. In dieſem
Herzogthum
find 9 Städte
und 43 Remter. Die jülichſchen Landſtånde haben fich 1628. und 1636 mit den bergifchen , zur Er Haltung ihrer Privilegien , verbunden , und dieſe vereinigten jülich-und bergiſden Landſtånde, bez'; ſtehen aus der Ritterſchaft beyder Lånder, und den fo genannten 4 Hauptſtådten eines jeden Herzog Jülich die thums , welche ſind im Herzogthum er n und e Eyffel Münſt , Jülich , Deure Štádt thum Berg die Städte Eußkirchen , und im Herzog dorf und Wipperfurt. Lennep , Rattingen , Düſſel Sie behaupten , daß ſie nicht von der unumſchránka ten Wilführ ihres Landesfürſten abhiengen , ſons dern nach ihren und des Landes Freyheiten , Pris vilegien , alten Herkommen , Gewohnheit , Reche und Gerechtigkeiten jederzeit regieret wåren , und auf den Landtagen nicht allein mit berathſchlaget , ſondern auch mit beſtimmet und entſchieden håtten , auch zu den wichtigſten Sachen zugezogen werden müßten . Die gemeinſchaftlichen Landtage were den zu Düſſeldorf gehalten . Š . 4. Die Einwohner ſind größtentheils
der
römiſch - katholiſchen Kirche zugethan , doch baben auch die Reformirten und Lutheraner hin und wies Vermoge der Religionsvergleiche, der Kirchen . die am 26ſten April 1672 zu Edln an der Spree , und am 20ſten Jul. 1673 zu Düſſeldorf zwiſchen dem Churfürſten zu Brandenburg, Friedrich Wil Helm , und Pfalzgrafen Philipp Wilhelm , errich . tet worden , ſollen die augsburgiſchen Confeſſions ber
Das Herzogthum Jülich .
115
verwandte, ſowohl Reformirte , als Lutheraner, bey der öffentliden gottesdienſtlidjen Uebung , Kirs den , Capellen , Schulen , Pfrůnden , Renten , Gütern und Einkünften , die ſie zur Zeit der Er richtung dieſer Vergleiche in den Herzogthümern Jülich und Berg innegehabtund genoſſen ,ungeþin dert und ruhig verbleiben, und geſchüket, ihnen auch das, was ihnen Kraft dieſer Vergleiche wieder eine zuräumen iſt, ohne die allergeringſte Säumniß er feßet werden. Sie ſollen Madyt haben , ihren Gottesdienſt , wie derſelbe in den reformirten und lutheriſchen Kirchen unter evangeliſchen Herren geůbet und getrieben wird, in allen Stúden unge. hindert zu üben und zu treiben : auch Kirchen ,Ca. pellen , Pfarr - Schul- und Kůſter-Häuſer, und was ſonſt mehr zum Gottesdienſt nöthig iſt , auf ihre Koſten zu bauen und zu unterhalten . Ihre Pres diger und Kirchenbediente ſollen alle Freyheiten genießen , und bey ihren Kirchenordnungen ges fdüßet werden . Ihre Kirchenviſitationen , zu welchen der Landesfürſt reinetwegen eine evangeli ſche Perſon abſchickt, und ihre Kirchenzucht, ſollen Ihre Eheſachen, durch nichts gehindert werden. ſuchen ihre Synoden , Klaſſen , Presbyteria, Con fiſtoria und Inſpectorate zu ſchlichten ; wenn aber die Gůre innerhalb 3 Monaten nicht verfangen will, werden die Sachen an die fürſtliche Regie rung zu Düſſeldorf verwieſen , daſelbſt verhandelt, und alsdenn an evangeliſche Rechtsgelehrte zur . Entſcheidung geſchicket. Wo Katholiſche und Evangeliſche 1624 im Magiſtrat geweſen , da follen ſie wieder eingeſegt und gelaſſen werden. $ 2
Anderer Stúde
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Der reformirte Provinzial- Synodus des Herzogthums , von deſſen Verbindung mit dem cleviſchen , bergiſchen und märkiſchen , bey Cleve geredet worden ,
beſtehet aus 3 Klaſſen : zu der
erſten gehören 11 , zu der zweyten 9 , und zu der Jebe verſammlet fidy jáýr . dritten 10 Predigér. lich 10 Tage vor Himmelfahrt , an dem Ort , no der jedesinalige Präſes wohnet. Das. Der erſte Graf von Jülich , den manmit einiger Gewißheit fennet , iſt Gerhard , der in der erſten Hälfte des roten Jahrhunderts lebte. Graf Wilhelm
VIIwurde vom K. Ludrig aus Bayern Markgrafen zum , welches er ſchon 1337 war, und vom K. KarlIV , 1356 zum Herzog zu Jülich ges. macht. Sein Sohn Herzog Wilhelm VIII bes fam , feiner Gemahlinn wegen , das Herzogthum Geldern und die Grafſchaft Zutphen ; und als die res Sohn Reinhold 1433 ohne Erben ſtarb , kamen die Herzogthümer Jülide und Geldern an Herzog Adolph VIII ozu nd Berg e,tender aber e Geldern an Ärs ßt s r 1437 tr n Egm u b o Al e a . m % P auch ohne Erben ftarb , folgte ihn ſeines Brus ders Wilhelm Sohn Gerhard in den Herzogthů . mern Jülich und Berg , und zwar zugleich reines Vaters wegen , Graf zu Ravensberg . Dieſes Sohn H. Wilhelm XI oder III ſtarb 1511 , und feine Lande Jülich , Berg und Ravensberg wurs den ſeiner Tochter Maria Gemahl, Johann III, Her .
Júlich .
117
ܢ
Das Herzogthum
Herzog zu Cleve, Grafen von der Mark und Herrn zu Ravenſtein , zu Theil.
Wie es mit dieſen vers
einigten Låndern ergangen fen, habe ich oben beym Herzogthüm Cleve erzáhlet ; und aus ſolcher Ers jåhlung erhellet, daß die Herzogthümer Jülich und Berg , die Herrſchaften Ravenſtein , . Winnenthal und Breſfeſand, an den Pfalzgrafen Philipp Wil. helm , der 1685 Churfürſt zu Pfalz geworden , ges kommen ſind. Weil deſſelben zweyter Sohn und Nadyfolger , Churfürſt Karl Philipp, weder Prins jen noch Brüder hatte, ſo verlangte das Churhaus Brandenburg nach ſeinem Tode den Beſik der ges dachten Låndør ; dahingegen der Churfürſt zur Pfalz dieſelben dein künftigen Erben der Chur Pfalz, nåmlich dem Pfalzgrafen zu Sulzbach , Karl Phis lipp Theodor , erhalten wiſſen wollte. Dieſe Sas che verurſachte große Bewegungen , wurde aber endlich 1742 durch einen Vergleich bengelegt, vers måge deſſen das Haus Sulzbach , nach dem
Tode
des alten Churfürſten , die länder Jülich , Berg und Ranenſtein beſigen rollce ; worauf der Pfalz graf Karl Philipp Theodor fich in denſelben huldis gen ließ , und bald bernach dem verſtorbenen alten Churfürſten zur Pfals, ſo wie in der Cþur Pfalz , alſo auch in den Ländern Jülich , Berg und Ra. venſtein , folgte. S. 6. Das Wapen des Herzogthums Jülich , iſt ein ſchwarzer Lowe im goldenen Felde ; das Wa. pen des Herzogthums Berg aber iſt ein rother Ld . wemit einer blauen Krone im ſilbernen Felde. $ . 7. Wegen Jülich und Berg wird jeßt feine
Stimme in dem Reichsfürſtenrath geführet. H 3
Zu den
II8
Der weſtphäliſche Kreis .
den Reichs Anlagen ſollen wegen Jülich 639 Fl. 45 Kr. und wegen Berg 28414 Fl. gegeben wer . den , und zum Kammergericht,wegen beyder Her zogthümer, zu jedem Ziel 676 Rthlr . 622 Kr. Im weſtphäliſchen Kreiſe hat Jülich mit Cleve wechſelsweiſe das Mitausſchreibamt und Condire. ctorium . S. 8. Die jülich- undbergiſchen hohen Landes , collegia , als , der geheime Rath , das Oberappel lations - Gericht, der Hofrath , die Kanzley und die Hoffammer , ſind zu Düſſeldorf im Herzog thum Berg . Die Amtmanner in beyden Herzog thümern , find allezeit einheimiſche von Adel . Die Stådte , die ihren eigenen Magiſtrat haben ,ſtehen nicht unter den Uemtern , in deren Umfang ſie lies gen , ſondern von ihren Magiſtraten , wird an den Hofrath zu Düſſeldorf appelliri. Dem Landesfürſten wird von den jülich-und bergiſchen Landſtånden jährlich eine gewiſſe Sums meGeldes bewilliget, die 1755 für die ordentlis chen Koſten 580000 Rthlr. betrug, wozu nodi ein freywilliges Geſchenk von 50000 Gulden kam . Aus dem 1715 zwiſchen dem Churfürſten zu Pfalz und den júlichiden Landſtånden vorläufig beliebten Claſſifikations - Fuß erhellet, wie viel jede Stadt und jedes Amt beyzutragen habe ,
wenn
100000
Thaler aufgebracht werden müſſen . Dieſer Bey . trag iſt nach dem Verhältniß derMorgenzahl einer jeden Stadt und eines jeden Amts eingerichtet. Das ganze Herzogthum wird auf 256408 Morgen gerechnet. Wie viel Morgen Landes jede Stadt und jedes Amthabe ? und wie vieldavon zu 100000
Tha :
Das Herzogthum
Jülich .
119
Thatern zu entrichten fen ? will ich hernach eingeln anführen . $ . 9. Wir bemerken nun
1. Die Städte , die eigene Magiſtrate haben , und nicht unter den Aemtern ſtehen . 1. Jálich , auch Gülich , Juliacum , die Hauptſtadt des Landes , weiche auf den Landtagen unter den Stads ten die erſte Stelle und Stimme hat, liegt an der Ruhr, iſt gut gebauet und etwas befeſtiget,hat auch eine kleis ne Citadelle , in welcher eine fürſtliche Wohnung iſt, eine fatholiſche Collegiatfirche , und ein Kloſter , vor ' der Stadt aber eine reformirte und eine lutheriſche Kirs' che . Dieſer Ort iſt uralt, und hat ſeinen Namen zar Zeit der Römer befommen . Die Stadt hat 1699 Mor gen fandes , von jedem werden 38. Albus , und von allen 807 Thaler 2 Ulbus gegeben ,wenn 100000 Tha ler aufzubringen ſind. 2 ) Deuren oder Duren , vor alters Marcadurum , iſt unter den Stridten , welche auf den Landtagen Sie und Stimme haben , die zweyte , ſonſt aber die beſte und nahrhaftefte im ganzen Lande , weil in derſelben viel Handel getrieben wird , auch einige Tuchmanufats turen da find. Die Hauptfirche beſigen die Patholifen . Die reformirte Gemeiue iſt die ftårffte im Rande. Die Lutheraner haben auch öffentlichen Gottesdienſt. Die Stadt iſt 1124 bemauert wordeit. Sie hat ehemals dem Reich gehört, und iſt zuerſt von Kaiſer Friederich II an Wilhelm , Grafen von Jülich , verpfindet worden , welche Verpfändung Kaiſer Karl IV im Jahr 1348 beſtåtigt hat. Noch 1548 wurde ſie vom Kaiſer und Reich als eine Reichsſtadt angefehen . Sie hat 2271 Morgen , und ihr Beytrag : 1 100000 THI. iſt 1316 Th . 18 416 . 3) Münſter - Eyffel, Monaſterium Eifliae , zumn Unterſchied von der Stadt Münſter im Bisthum Min ſter, iſt unter den Städten , welche auf den Landtagen H 4
129
Der weſtphäliſche Kreis .
Sie und Stimme baben , die dritte, Es ift hier eine Codegiatkirche . Sie hat 1345 Morgen , davon fie 319 Shaler 35 Alb. einfach contribuirt. 4 ) Euskirchen , iſt unter den Städten , welche Siß und Stimme aufden Landtagen haben . Von 3131 Morgen contribuirt fle 704 Thl. 38 Alb, zu 100000 baler , 5 ) Bergheim oder Berchem , ein Städtchen an der Erfft. Hier haben die Juden eine Synagoge. Es hat 615 Morgen , und contribuirt 161 Chl. 35 Alb . zu 100000 Shi, 6 ) Grevenbroich , ein Städtchen und Schloß an der Erfft , mit einem Monchenfloſter. Es hat 262 Morgen , und contribuirt 124 Thl. 36 Alb, fu TQQQQ 25t. 7) Linnich , eine kleine Stadt an der Ruhr, woa ſelbſt die Katholiſchen die Pfarrkirche, und die Refors mirten auch eine Kirche haben . Sie hat ehedeflen der Abtey Prům zugehért, und iſt durch Tauſch an Jilich gekommen . Sie hat 1511 Morgen , and giebt 661 Thi. 5 Alb . zu 100000 Thi, 8) Cafter, Stadt und Schloß an der Erfft . Sie hat 833 Morgen und giebt 218 Thl. 53 Alb , zu 100000 Shaler , 9 ) Xanderadt , eine kleine Stadt am Fluß Worm , spelcher ſich hier in zwey Arme theilet, Sie iſt 1214 , 1226 und 1239 verweiſtet worden . Hier iſt eine refor mirte Kirche. Sie hat 859 Morgen , ut, giebt 268 Ch. 35 Alb, zu 100000 Ihl, II. Die Aemter ,
I. Das Amt Jülich , hat 8934 Morgen , von jedem werden 33 Albus , von allen 3733 Cha . ler 76 Albus bezahlt , wenn das Land 100000 Thaler aufbringen muß. I ) Zum Vogelfang, eine Karthayfe an der Ruhr , nicht weit von Jülich, 2 ) Sam :
Das Herzogthum Júlich.
I21
2 ) Sambach , eine Freyheit an der Eel , woſelbre ein landesfürſtliches Schloß und eine Kellerey ift. 2. Das Amt Coslar und Barmen ,
þar
804 Morgen , giebt von jedem 5o Albus, über þaupt 511 Thaler , 64 Albus, wenn das Land 100000 Thaler erleget. 3. Das Ame Aldenhofen , hat 10842 Mors gen , von jedem werden 33 Albus , von allen 4407 Thaler, 68 Albus aufgebracyt , wenn das
kcaud 100000 Thaler geben muß . 2) Aldenhoven oder Aldenhaven , ein großes Dorf, welches ehedeſſen zum Erzſhift Cðin gehört hat. Es ift hier ein berühmtes Marienbild. 2 ) Sierſtorf , ein Commenthureyhaus des deuts fchen Ordens, 3) Perodgen und Verken, Dörfer mit katholiſchen uno reformirten Kirchen , 4. Das Amr Boßlar , hat 3024 Morgen , von jedem werden 401 Albus , alſo überhaupt 1525 Thaler , 64 Albys aufgebracht, wenn das land 100000 Thaler geben muß. 1 ) Boblar , Sloverich und Sundshoven , Kirchs dörfer. In dem legten haben die Reformirten auch eine Kirche, 2) Setterich , eine Herrſchaft,
5. Das Amt Geilenkirchen , hat 6262 Mors gen , von jedem werden 33 Albus , von allen 2583 Thaler, 6 Albus aufgebracht, wenn das Land 190000 Thaler contribuirt, 1 ) Geilenkirchen , eine kleine Stadt, am Fluß Moran , hat 1484 Stadtfreyheiten bekommen , 2) Teveren , hat eine reformirte Kirche. 6. Das Amt Millen , hat 14596 Morgen , giebt von jedem 30 Albus , alſo überhaupe 5703 $
5
Tha
4
122
Der weſtphäliſche Kreis .
Thaler,, 57 Albus, wenn 100000 Thaler aufge bracht werden müſſen . 1) Millen , ein Amthaus. 2) Gangelt , ein Städtchen . 3 ) Waldfeucht, ein Flecken mit einer reformirten und katholiſchen Stirche. 4 ) Uuf dem Silwarth , ein Nonnenkloſter. 7. Die Aemter Sittard und Born . Das erſte hat 5558 Morgen , giebt von jedem 35 , alſo von allen 2292 Thaler, 54 Albus ; das andere hat 4541 Morgen , giebt von jedem 29 Albus , alſo von allen 1661 Thaler , 70 Albus , wenn das Land 100000 Thaler aufzubringen hat. 1 ) Sittard , ein Städtchen mit einer fatholiſchen Collegiatfirche, und einer reformirten Kirche. 2) Sůſteren , ein Stådtchen mit einer Collegiat: firche. 3 ) Urmund , ein Flecken an der Maas , woſelbſt ein Zou und eine reformirte Kirche iſt. 4 ) Born, ein katholiſches Kirchdorf, 5 Die Herrſchaft Limbrich , einem Freyherrn von Bentink zugehårig . 8. Das Amt Randeradt , hat 2374 Mor: gen , giebt von jedem ' 36 Albus , alſo von allen 1088 Thåler , 21 Albus, wenn das Land 100000 Thaler aufbringt. 9. Das Amt Seinsberg , hat 14596 More
gen , giebt von jedem 34 Hlous , folglid ,von allen 6203 Chaler; 24 Albus , wenn das Land 100000 Thaler aufbringen muß.
Die ebemaligen Herren
von Heinsberg des jüngern Geſchlechts, ſtammten von Heinrich , einern Sohn des Grafai Gottfried von Sponheim , ber. Er lebte in der Mitte des 13ten
Jahrhunderts , und erlangte durch ſeine Ver
Das Herzogthum
Jülich . ,
123
Vermåhlung mit der Sayniſchen Gråfinn
.
Adel.
heid , die Herrſchaften Blankenberg , Leuenberg , Saffenberg und Hilferad , und die Vogteyen zu Bonn und Rodenkirchen . Seine Tochter Adels heid, brachte die Herrſchaften Saffenberg und Hil kerad , nebſt den Vogteyen über Bonn und das Domſtift zu Coin , an ihrem Gemahl Dietrich , Grafen von Cleve. Sein Sohn Dietrich bekam die Herrſchaften Heinsberg und Blankenberg, und fein Sohn Johann die Herrſchaft Leuenberg. Jes ner vermehrte ſeine Lande durch Myllen , Wail. genberg und das Schloß Emendorp . Sein Sohu Gottfried brachte auch die Herrſchaft Waſſenberg an ſein Haur . Von deſſelben Söhnen bekam Die . trid ; II, Heinsberg und
Blankenberg ,
Johann
aber behielt die Herrſchaften Waſſenberg, Sittard, Dalenbruch und Myle ; der erſte erbte aud vor ſeiner Mutterbruder, dem lekten ſeines Geſchlechts, die Grafſchaften Loos und Chinen . Seine Lande fielen ſeines Bruders Johannes Sohn Gottfried von Dalenbruck zu . Gottfried II verkaufte Loos . Seine Gemahlinn war Philippa , Prinzeſſin vott Jülich , wegen welcher ſein und ihr Sohn , Jos hann II von Loen , Herr zu Heinsberg und Leuena berg, durch einen 1420 geſcyloſſenen Vergleich ein Viertel von ben júlidhiſchen Landen bekam , und ſich hierauf einen Herrn von Jülich fchrieb . . Er brachte auch die Herrſchaften Limberg und Genep, und ein Stück von den folmiſchen Ländern an ſich .. Alle Lande der beſondern Heinsbergiſchen Linie, die durch Johannes IV Heirath mit Johanna volt, Dieſt , anſehnlich vergrößertwurden , kamen nach dieſes
Der weſtphaliſche Kreis.
I24
Dieſes Johannes IV im Jahr 1448 erfolgtem Tode, mit deſſelben Tochter Johanna an ihrem Gemahl, Grafen von Naſſau -Saarbrück , und durch der
NO felben áltere Tochter Eliſabeth 1463 an ihren Ges mahi Wilhelm , Herzog von Jülich . Die Herren von Heinsberg aus der blankenheimiſchen oder jů : Tichiſchen Linie, kommen son Johannes II Sohn Wilhelm I her, der Herzog zu Jülich und Heing berg war , und durch ſeine Gemahlinn Eliſabeth , Blankenheim , Gerhardſtein und Kaſtelberg erhielt . Er nahm den Titelvon Jülich 1433 an , als ihm fein Vater das Heinsbergiſche Viertel von den júli chiſchen
Landen abtrat.
Sein
Sohn
Gerhard
faufte die Herrſchaft Dollendorf, uns dieſes Sohn Wilhelm II bekamen die Hälfte der Herrſchaften Millen , Gangelt , Fucht, Stein und Merjena. Mit ihm ſtarb das ganze Şeinsbergiſche Haus aus , woraufdie blankenheimiſchen Lande an die Grafen pon Manderſcheid, und das Antheil an dem Júlis chiſchen , an die Herzoge von Jülich fam , welche legten nun beynahe alles beſaßen , was ſonſt die Herren von Heinsberg gehabt hatten . S. Chris ftoph
Jac. Kremers
Beytråge zur
Jülich- und
Bergiſchen Geſchichte. Manþeim 1769. merkwürdigſte Ort in dieſem Amt, iſt
Der
Heinsberg , eine Stadt woſelbſt eine fatholiſche Collegiatkirche , ein Pråmonſtratenſer Nonnenkloſer, und eine reformirte Kirche iſt. Sie war ebedefien bes feſtigt. Das Verfallene Schloß liegt ayf einer Höhe.
10. Das Amt Dalen , hat 5251 Morgen , giebt von jedem
33 Albus , überhaupt 2169 Tha ler ,
1
Das Herzogthum
Júlich.
125
ler , 25 Albus , wenn das Land 100000 Thaier zu zahlen hat. 1 ) Dalen , ein Städtchen , wofelbft ein Notinent kloſter ift . 1568 haben die Niederländer bey deanfels ben eine Niederlage erlitten . 2 ) Luttelforft , ein katholiſches Kirchdorf. :3
u . Das
Amt Waffenberg ,
þat 13539
Morgen , giebt von jedem 30 Albus , ülerhaupt Das Land 100000 5077 Thaler , 10 Albus, w Skaler auſbringet. 1 ) Wallenberg , eine kleine Stadt an der Ruhr, woſelbſt eine katholiſche Collegiatfirche, und eine refors mirte Kirche iſt . Sie iſt 1544 auf befiändig an das Herzogthum Yülich gefominen . 2 ) Tafenbroick , eine Herrſchaft . 3 ) Dalheim , ein adeliches Ciſtercienſer Nonnene kloſter . 4 ) Sohenbüſch , gemeiniglic bombuſch , ein Monchenfloſter. 5 ) Rathein , ein Marktfiecfen . 6 ) Súčelhoven , ünd Lovenich , haben reformirte und katholiſche Kirchen . 7) Sall undMahr , Ritterfike.
12. Das AmtHeuenburg , Gat 1252 Mors gen , giebt von jedem
29 Albus , jahlet alſo 453 Thaler, 68 Albus , wenn das { and 100000 Thao ler aufbringet.
:
13. Das Amt Bruggen , hat 22178 More gen , giebt von jedem 35 Álbus , überhaupt 9703 Thaler, 54 Albus, wenn das Land 100000 Tiga . fer aufbringt. 1 ) Brüggen oder Brück , eitie Stadt am Fluß Schwalm , woſelbſt die Reformirten eine Kirche baberi. Der Drt bat 1751 großen Brandſchaden erlitten . 2 ) Suchir
126
Der weſtphäliſche Kreis .
2 ) Suchtelen , ein Städtchen , wofelbft die ke formirten eine Kirche haben : die Pfarrkirche gehöret den Katholiken . 3 ) Dulken , ein Städtchen , woſelbſt ein Mönchens Flofter ift. 4 ) Waldniel, ein Flecken , mit einer katholiſchen und reformirten Kirche. 5 ) Baldekirchen , ein Dorf, woſelbſt eine anſehn liche reformirte Gemeine iſt, die eine Kirche hat. Es wird hier viel Handel getrieben . 6 ) Breyel , ein Matholiſches Kirchdorf. 7 ) Tegelen , ein katholiſches Kirchdorf an der Maas , woſelbſt ein Poſtamt iſt. 8 ) Boeflen , Delingrade und Bracht, katholiſche Kirchdorfer. In dem lesten haben auch die Reformirs ten eine Kirche . 14. Das Amt Gladbach , hat 7145 More gen , giebt von jedem
36 Albus, überhaupt 3224
Thaler, 62 Albus , wenn das Land 100000 Tha. ler aufbringt. 1 ) Gladbeck , oder Gladbach , auch mönchens Gladbach , ein Städtchen mit einer Benedictiner Ub: ter , welche um das Jahr 971 geſtiftet worden . Der Abt wil Grundherr der Stadt reyn . Die Reformirten haben vor der Stadt eine Kirche. Es iſt hier ziemlich viel Handel mit feiner Leinewand. 2 ) Rheyd oder Xhyd , eine Herrſchaft , einem Freyherrn von Byland zugehårig. Außer der refors mirten Hauptkirche , iſt hier eine katholiſche Kirche, und ein Nonnenkloſter. In dieſer Gegend wird viele Leis newand geivebet. 15. Das Amt Dunk, hat 105 Morgen , giebt von jedem 36 Albus, úverhaupt 47 Thaler, 20 Albus , wenn das Land bringt.
100000 Thaler aufo
16. DAB
Das Herzogthum
127
Jülich .
16. Das Amt Caſter , welches ehedeſen ei ne beſondere Herrſchaft geweſen iſt, hat 14713 Morgen , giebt von jedem 324 Albus , überhaupt 6023 Thaler , 2 Albus, wenn das Land 100000 Thaler zu geben hat. 1) Juchin , ein Flecken mit einer katholiſchen und reformirten Kirche. 2 ) Kelfenberg und Kirchherden , Dorfer :: it res formirten und fatholiſchen Kirchen . 3 ) Gagwiller , Morken , Trosdorf , Bproth , Lipp , Pris , katholiſche Kirchodrfer . 17. Das Amt Jüchen , hat 3213Morgen , giebt von
jedem
41 } Albus,
überhaupt 1666
Thaler, 27 Albus zu einer Landescontributionvon 100000 Thalern . 18. Das Amt Pfaffendorf und
Gleſch ,
þat 145r Morgen , giebt von jedem 33- Albus , überhaupt 598 Thaler, 43 Albus ,wenn das Land 100000 Thaler aufbringet. 19. Das Amt Sarff, Hat 62Morgen , giebt von jedem 38 Albus, zuſammen 29 Thaler , 36 Al. þus , wenn das Land 100000 Thaler giebt. 20. Das Amt Grevenbroich , hat 5897 Morgen , giebt von jedem 402 Ulbus , überhaupt
2998 Thaler, 63 Albus, wenn das Land 100000 Thaler aufbringt. 1) Higerath , ein Dorfmit einer Katholiſchen und reformirten kirche. 2 ) Zeueroth , eine Herrſchaft, welche einem von Gimmerich gehört, Bohum , Vogtsbell und 3 ) Königshoven , Boeſenbeek, Alderot, Zeuens hauſen und Teukirchen , fatholiſche Dörfer . 21. Das Amt Gyr und Guberath , 242 Morgen , giebt von jedem
hat
43 Albus , über þaupe
128
Der weſtphäliſche Kreis .
Haupt 129 Chafer , 78 Álbus zu einer Landescono tribution von 100000 Thalern. 22. Das Amt Bergheiſt oder Berchem , toelches egedeſſen eine beſondere Herrſchaft geme, ſen , hat 10926 Morgen , giebt von jedem 35 Al bus , überhaupt 4780 Thaler , 10 Albus , wenn das Land 100000 Thaler geben muß. i ) Die Herrſchaften Egweiler, Turnich , frechen . Um legten Ort iſt eine reformirte Kirche, dahin die Nes forinirten aus Cðin gehen . 2) Weſelich oder Weislig , ein Flecken am Rheitt. 23. Die vier Gerichte , begreifen 8067 Morgen , geben von jedem 251 Albus, überhaupt 1598 Thaler, 49 Albus , wenn das Land 100000 Thaler zahlet. 24. Das Amt Wehrmeiſterey , þat 1349 Morgen , giebt von jedem 25 Albus , überhaupt 421 Thaler, 45 Albus , wenn das Land 100000
Thaler aufbringet. 25. Das Amt Glefſen , hat 592 Morgen , giebt von jedem 35 Albus, alſo überhaupt 259 Thaler , zu einer Landescontribution von 100000 Thalern . 26. Das Ame Siſchenich , hat 421 More gen , giebt von jedem 42 Albus , alſo 221 Cha Thaler , is Albus zu einer Landescontribution von 100000 Thalern. 27.
Das
Amt rörvenich ,
hat
10796
Morgen , giebt von jedem 33 Albus , überhaupt 4453 Thaler, 28 Albus , wenn das Land 100000 Thaler geben muß. 1 ) törvenich , ein Flecken. a ) Ellen , ein Prämonſtratenfer Kloſter .
3) Lever :
Das Herzogthum Jülich
129
3 ) Levernich , ein Dorf mit einer reformirten Kirche. 28. Das Amir zur Webe , hat 658 More gen , giebt von jedem 31 Albas, überhaupt 254 Žhaler, 78 Albus, wenn das Land 100000 Tha ler aufzubringen hat . 1 ) Birkesdorf, ein Tirdorf an der Ruhr , Wos felbſt ein Zoll iſt. 2 ) Gurzenich , eine Herrſchaft, ipelche einem Gras fen von Schellard gehöret . 3 ) Merode , eine Herrſchaft des Marquis von Weſterlo , welche aus dem Schloß und Stammhaus Merode , und 5 Dörfern beſteht. 29. Der Dingſtul Pyr und Merken , hat 4230 Morgen , giebt von jedem 24. Albus, übers þaupt 1313 Thaler , 40 Albus , wenn das Land roouoo Thaler aufbringe . 30. Das Amt Eſchweiler, Hat 2013 More gen , giebt von jedem 43 Ålbus, überhaupt 1097 Thaler , i Albus , wenn das Land 100000 Tha: ler aufbringt. 1 ) Eſchweiler , ein Flecken an der Ende, in deſſen Nachbarſchaft Steinfohlen gegraben werden . Die Ras tholiken haben die Hauptkirche, und die Nieformirten eine kleine Kirche. 2 ) Stollberg , eine Herrſchaft, woſelbſt die Luther raner und Reformirten Kirchen haben . Sie gehört einein Freyherrn von Beißel genannt Gyinnich . Das alte Schloß liegt auf einer Hibe. Es wird hier Salls men gegraben , viel Merling geinacht, und Drath ges fogen . Dieſer Drt litte 1775 von einer heftigen Waf ferfluch ungemein großen Schaden . 3) Zweyfall, ein Dorf mit einer lutheriſchen Kirche. 4 ) Durweis, ein Dorf mit einer kleinen reformirs ten firde. 6 Th. 74.
32. Die
130
Der weſtphäliſche Kreis .
in welcher 31. Die Pogrey Schönforſt , das landesfürſtliche Schloß dieſes Namens iſt, hat 26 Albus , alſo 1160 Morgen , giebt von jedem von allen 221 Thaler, 95 Ulbus, wenn das Land 100000 Thaler aufbringt. Anmerk. Zwiſchen den Leintern Eſchweiler und Wilhelmſtein , liegt die Serrſchaft Weisweiler , wits In derſelben che dem Grafen vom Haßfeldt gehört. iſt das ſchone Schloß Paland . 32. Das Amt Wilhelmſtein , bat $ 941 Morgen , giebt von jedem 30 Albus , überhaupt 2227 Thaler, 70 Albus, wenn das Land 100000 Thaler erlegt. 1) Das Schloß und Amthaus Wilhelmſtein , und 2 ) Die Herrfchaften Rinsweiler , woſelbſt die Sus theraner eine Kirche haben , Seyden und Frenz. ' 33. Das AmtMonjoy , hat 7500Morgen, giebt von jedem 271 Albus, überhaupt 2587 Tha.. ter , 40 Albus , wenn das Land 100000 Thaler aufbringt. 1) tonjoy , Montis - jovium ; eine kleine Stadt mit einem Schloß unweit welcher die Ruhr entſpringt. Es ſind hier gute Tudmanufakturen , auch iſt hier eine katholiſche Kirche. Die hieſigen Lutheraner bedienen ſich der Kirche zu 2 ) Menzevad , in welchem Dorf erhebliche Tucha manufafturen find. 3) Lamersdorf, Reſterich , Umgebruch , Ral: derherberg , katholiſche Kirchoðrfer .
34. Das Amt Glidecken ,wird in das obere und untere Amtabgetheilet : jenes şat8186 More gen , dieſes 8546 , jenes giebt von jedem 21 Albus, dieſes 26 , jenes überhaupt 2302 Thaler, 25 Albus , dias
11
Das Herzogthum Jülich.
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dieſes 2777 Thaler , 30 Albus, wenn das ganze Land 100000 Thaler aufzubringen hat. I ) tZidecken , eine kleine Stadt , in welcher ein Commenthurenhaus des Fohanniter -Ordens iſt. Uus dem ehemaligen Pråmonſtratenſer Nonnenfloffer iſt ein Priorat erwachſen , welches die ſteinfeldiſchen Mönche verwalten. Ben dieſem Ort beſiegte 1209 Philipp aus Schwaben den Kaiſer Otto IV . Sie liegt auf einem hoben Felfen , iſt auch mit Klipper uingeben , und das her ehedeſſen ein feſter Drt geweſen . Die Einwohner find katholiſch . 2 ) Berg , ein Dorf, in welchem eine reformirte Kirche iſt. 35. Das Amt Seimbach , hat 1019 More gen , giebt von jedem 29 Albus , überhaupt 379 Thaler, 77 Albus , wenn von dem Lande 10000 Thaler aufgebracht werden müſſen . 1 ) Seimbach , ein Flecken und Amthaus. 2) Gemund , ein Flecfen, woſelbſt die Lutheraner, Reformirten und Katholiken Kirchen haben . In der Nachbarſchaft wird viel Eiſen gegraben und gefunden . 3 ) Die Herrſchaft Drimborn , unter welche der halbe Flecken Gemund , die Herrſchaften Gorzen , Eyck , u. a . m. gehören. 4 ) Mechernich , eine Herrſchaft, dem reichsgråfs lich - neffelrodiſchen Hauſe zugehårig, welche in der Uſu almatrikel als eine unmittelbare Reichsherrſchaft ange ſeben wird. 36. Das Amt Sauſen , hat 244 Morgen, giebt von jedem is Albus, alſo úberhaupt 44 Tha. ler , 60 Albus zu des ganzen Landes Contribution von 10000o - Thalern . 37. Das Amt Euskirchen oder Vernich , hat 1126 Morgen ,
giebt von jedein 26 Albus, übers 2
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s n us ler , 70 Albget , wen das gan on efa 0 n 0 i r e r 0 je l 100 Thal aufb . 1) Vernich , der Amtsſitz . 2 ) Die Herrſchaften Heiðheim und Billig , Ewens heim und Bullessseim , an welchem leßten Ort die Res and
formirten eine Kirche haben . 38. Das AmtMünſter - Eyffel , hat 6784 Morgen , giebt von jedem 21 Albus , überhaupt 1780 Thaler , 64 Xlbus, wenn das Land 100000 Thaler auſbringet. 39. Das Amit Tomberg , hat 5495 More gen , giebt von jedem 22 Albus , ůberhaupt 1511 Thaler,
INTE
so Albus , wenn das Land 100000 That
ler giebt. 1) flamersheim , eine Herrſchaft , welche dem Frenherrn von Dnad ju kandskron gehört. In derſelben iſt eine reformirte Kirche . 2 ) Emig , ein Kloſter . 3 ) Rirchheim , und noch acht andere D8rfer .
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tro
40. Die Grafſchaft Viuenar oder 77eue nar , Vuwenar , Flivenaar , þat ehedellen ihre eigenen Grafen gehabt , nadi deren Abgang fie an die Grafen von Virneburg durch Heirath gefone
die 6
men , und als auch diefe 1545 ausgeſtorben , iſt ein guter Theil derſelben von dem Churfürſten zu Friedrich II, an Herzog Wilhelm
zu Jů . lich , Cleve und Berg , zu lehn gegeben worden . Zu dem jenigen Amte Neuenar gehören 5575 Mors giebt es 23 Uibus , überhaupt gen , von jedem 1602 Thaler , 65 Albus, wenn das Land 100000 Es begreift u Dertet . Thaler erlegt.
41. Die Aemter Sinzig und Rheinmagen , Haben 5747 Morgen ,
geben von jedem
20346 bus,
30 10
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Pfalz,
be
Das Herzogthum
Jülich .
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bus , alſo überhaupt 1453 Thaler , 47 Albus, wenn das Land 100000 Thaler erleger . I ) Sinzig , Sentiaeum , ein Städtchen am Aarfluß , eine kleine halbe Stundevom Rhein ,welches K. Karl IV im Jahr 1348 an Wilhelm VII verpfändethat. Nach dem Brande im Jahr 1758 , hat es meiſtens neue Häuſer bekommen . Es iſt hier ein Nonnenkloſter. 2 ) Xheinmagen auch Remagen , vor Alters Ri gomagus, ein Stådtchen am Rhein , welches auch vom Kaiſer Karl IV im Jahr 1348 an Wilhelun VII verpfån det werden . Hier entdecfte man 1769 einen römiſchen unter den Kaiſern Marcus Aurelius und lucius Ves rus ums Fahr Chriſti 163 gefetten Meilenſtein , wels cher die Entfernung der Stadt Rigomogus von Coin Sonſt iſt in dieſem auf Mille paſſus XXX angiebt. Städtchen eine katholiſche und reformirte Kirche. Auf dem nahgelegenen Apollinarisberg ſteht eine der Abe tey Siegberg zugehårige Probſteys. 3) Ober :Winter , ein Dorf am Rhein , mit einer Fatholiſchen und reformirten Kirche. 4 ) Grind , ein kleiner Ort an der Ayr.
42. Die verpfändeten Dörfer , haben 2005 Morgen , geben pon jedem 30 Albus , alſo überhaupt 767 Thl. wenn das Land 100000 Thl. aufbringet. 43. Das Amtoder die Berrſchaft Gelſtorf oder Gelsdorf, hat 712 Morgen , giebt von jedem 30 Albus , überhaupt 264 Thaler, wenn das Land 100000 Thl.zu zahlen hat. Dieſe Herrſchaft hat der Geheimerath von Graben zu Bonn von dem Herrn von Halberg in Wien für 160,000 Thaler gekauft. Das ſchöne Schloß ſteht im chur-trieriſchen Gebiet . 44. Die Serrſchaft Briſich oderBreyſich , die dem Stift Efen gehöret, liegt am Rhein . In dem Flecken Briſich iſt ein Commenthureyhaus des Johanniter Ordens .
2
guma
Der weſtphäliſche Kreis .
Anm . Die kleine Stadt Erkelens, mit ihrem Diſtrict, ift zwar ganz von Herzogthum Jülich umgeben , doch 1719 vermoge eines 1715 gerd ;loſſenen Vergleichs , von dem roermondiſchen Quartier des Herzogthums Geldern , dazu ſie vorhin gehört hat: te, abgeſondert, und dem Churfürſten zu Pfalz, Herzog zu Jülich abgetreten , dem Herzogthum Jülich aber nicht einverleibet wors den , ja ſie ſtehet in gar keiner Verbindung mit dem deutſchen Reich . Der Churfürft zu Pfalz iſt ſouverainer Sperr derſelben ; ſie hat die brabantiſchen Rechte, ihren Souverainitåts : Dire: ctor , der doch jeßt Commiſſarius heißt , ihren Droſſard oder Ober : Beamten , Vogi und andere Hediente , und ihren bes fondern appellations Commiffarius. Das
Herzogthum
Berg.
Ducatus Montenfis .
$.
I.
Es wird gegen Abend durch den Rhein von dem Erzſtift Cöln geſchieden , an welches es auch gegen Mittag grånzet: gegen Morgen grånzet es an Naſſau . Siegen , an das Herzogthum Weſt . phalen , und an die Grafſchaft Mark, gegen Mit: ternacht an das Herzogthum Cleve, und der Rhein In ſeie trennet es von dem Fürſtenthum Mörs. ner größten Ausdehnung bat es über 15 Meilen , und die größte Breite beträgt 6 Meilen.
1
S. 2. Es hat zwar am Rhein viel Ebenen , die Feld , Garten- und Baum : Früchte tragen , und in den obern Gegenden iſt etwas Weinwachs : allein , der größte Theil des Landes iſt bergicht und ſteinicht , auch ſtark mit Wald bewachſen . Es bauet alſo nicht ſo viel Getraide, als die Einwoh . ner nöthig haben , deren Mangel das Herzogthum Jülich , und auch das angrånzende cólniſche Ge. biet, abheljen . In den Thålern ſind gute Wieſen und Weiden , die aber in Anſehung des ganzen Landes nicht viel betragen , es wird aber jährlich viel
>
134
Das Herzogthum Berg.
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viel wilder und zahmer Klee -Saamen von hier nach Die Vieh . Holland und Brabant ausgeführt. zucht iſt niczt betrådytlich , ſondern das Sdılacht: vieh wird größtentheils aus dem Herzogthuin Cle. de eingeführt. In den Aemtern Blankenberg, Steinbach, Porz und Windeck , ſind ergiebige Bergwerke, welche liefern , grob- und klar -ſpei. Fichte und filberhaltige Blenglanz - Erzte, auch grobwürflichte fein ſilberhaltende Bleyglang-Erzte, weiße ſilberhaltige Blenſpat. Erzte; weißen Eiſen, ſpat oder ſogenannten Stahlſtein ; ganz und halb Fügelichten , wie auch drüſenartigen und röhrich . ten Glastopf , fdwarzen und braunen Eiſenſtein. Zu Bensberg werden auch Queckſilber - Erzte und Steinkohlen finden grauer Marmor gebrochen. , und die Rhein Broich fich nur in der Grafſchaft : der größte derſelben feite des Landes bevienet ſich aus der Steinkohlen Theil des Landes aber muß dem In . ziehen Mark angrånzenden Grafſchaft ſogenannten Duisburger Walde,giebt es viele und gute wilde Pferde. Der Rhein, der angezeigtermaſ ſen an der Oſtſeite des Landes fließt, nimmt die hie . ſigen Flüſſe, Sieg, in welchen ſich die Agger ergießt, Die Ruhr, die aus der Grafs und Wipper, auf. fchaft Mark kommt, fließt gegen Norden durdy die ſchmalſte Gegend des Herzogtņuins Berg , und vermiſchet ſich im Herzogthum Clive mit dem Rhein.
9. 3. In dieſem Herzogthum ſind , Städte und 8 Flecken oder Freyheiten. Eigentliche Ddra fer ſind wenig vorhanden , man findet nur zer
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ſtreuete
Der weſtphäliſche Streiß ,
136
ſtreuete Häuſer . Von den Landſtånden und von der Religionsverfaſſung ,iſt oben beym Herzogthui gülich gehandelt worden .
In Anlegung der re:
formirten Kirche, iſt hier noch anzumerken , daß der Provincial - Synodus derſelben ſich in 3 Klaſ ſen theile, welche ſind die Elberfelder von 17 , die Sohlinger von 14 ; und die Düſſeldorfer von 13 Predigern .
Erwird jährlich so Tage nach Oſtern
gehalten . Ein großer Theil der Einwohner ernäh . ret fich von Manufacturen und Fabrifen . Die Sdwerdt: Senſen- und Meſſer- Fabriten , Nägel. und andere ſowohl grobe als kleine Eiſen - und Stahl- Arbeiten , find fehr beträchtlich und die ålteſten Fabrifen im Lande. Die erſten Gaben auch viele Privilegien und Verordnungen der Lan . Desherren . Die Garnbleichen zu Barmen und Elberfeld , find vorzüglid , gut , und das aus vies len deutſchen Ländern gezogene und hier gebleichte Garn , wird theils hieſelbſt verarbeitet , theils ver . ſendet.
Die Bearbeitung geſchiehet zu Band und
allerley Zeugen , Sdynupftüchern , Zwirn und Bettdrell. Die Baumwollſpinnereren , ernähren viele Menſchen .
Die
Tuchmanufakturen haben
abgenommen 9. 4. Das Land. Berg iſt anfänglich von den ' Grafen zu Aftena mit regieret worden , hat aber in Engelbert ſeinen eigenen Grafen bekommen . Dieſer war ein Bruder des altenaiſchen Grafen Eberhard. I, und lebte in der leßten Hälfte des Izten Jahrhunderts . Der alte Stamın der Gra. fen von Berg gieng 1348 mit Adolph VII. welder der uite Graf geweſen , aus. Scine Tochter Mars gar :
Das Herzogthum Berg .
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garetha foll - H . Gerhard zu Jülich , Gemahlinn gewoeſen ſeyn, wenigſtens iſt dieſer Gerhard auch Graf zu Berg geweſen , ob es gleich ungewiß iſt, wie er dazu gelanget ſen , und ob er der 12te oder 13te Graf zu Berg geweſen .
Sein Sohn Wil
Helm wurde 1380 vom Kaiſer Wenzeslaus zum Herzog von Berg gemacht, und dieſes Sohn Adolph VIII wurde aud Herzog zu Júlich und Geldern. Die fernere Geſchichte dieſes Landes iſt oben bey der Abhandlung der Geſchichte der Here zogthümer Jülich und Cleve beſchrieben. D. 5. Von dem bergiſchen Wapen und von
den hohen Landescollegien , die es mit Jülich ge mein hat, iſt oben beym Herzogthum Jülic Nacy. Die Amtmånner ſind auch bier richt zu finden . insgeſammt einheimiſche Edelleute. Die Städte, die ihre eigenen Magiſtrate haben , liegen zwar in den Aemtern ,
ſtehen aber nicht unter denſelben ,
fondern von ihren Magiſtraten wird an den Hof. rath zu Düſſeldorf appelliret. 8.6. Die Contribution der Aemter , Städte bis 58 und Freyheiten , hat in dem Jahr 1757 betragen 238296 İhaler , 46 Ābus. Wie viel jedes Amt,
jede Stadt und Freygeit dazu gebe ,
ſoll hernady angezeiget werden . $ . 7. Wir bemerken nun
1. Folgende Städte . 1. Düſſeldorf , eine Stadt am Rhein, durch wel. che der Bac Diffel fließt, und hierauf unter dem dyloß von dem Rhein aufgenommen wird, liber wela den hier eine fliegende Bride fülret . Sie iſt unter den bergiſchen Städten , welche auf den Sandtagen Sis IS
138
Der weſtphäliſche Kreis .
Siß und Stimme haben , der Ordnung nach die britte, aber der Siß der jülich- und bergiſchen hohen Landes collegien und der Verſammlungsort der Landſtånde. Die Stadt hat ungefähr 900 Håuſer, und iſt gut ge bauet , und fehr volfreich , auch an der Landfeite nach neuer Art befeſtiget. Die Reuſtadt, welche Churfürft Johann Wilhelm vor dem Bergthor hat anlegen laſſen , beſteht aus einer breiten Straße , welche noch nicht ganz bebauet iſt. In der Stadt felbft, bemerket man das alte fürſtliche Schloß , welches am Rhein liegt, und eine ſchöne Ausſicht, ſonſt aber nichts merkwürdi ges , als eine gedoppelte von Churfürſten Johann Wilhelm angelegte wichtige Gallerie, hat. Die oberſte beſteht aus 5 Zimmern, welche mit 365 foſtbaren Ge: målden , von den großen Meiſtern Rubens, van Dyck , van der Werf, Raphael , Julius Romanus , Titian, u. a.m. mit vortreflichen Bildhäulen , und andern res. hensweirdigen Sachen angefüllet ſind. Unter dieſer Gallerie iſt eine andere , welche marmorne und gypſe ne Bildſäulen enthält , die Copien von den berühmtes ften Bildſäulen zu Rom und Florenz find , jeßt aber zu Manheim verwahret werden . Die Churfürſtliche Bi bliothek iſt 1770 angefangen worden , und hatte 1784 ungefähr 6000 Stück Bücher. Die Caſernen , welche in : nerhalb der Feftungswerke ſieben , und 8 Bataillons far ren , hat auch der vorhin genannte Churfürſt anbauen laſſen . Sie haben eine eigene Stirche. Der Bau des neuen churfürſtl. Marſtaus , iſt 1765 angefangen und völlig ausgeführet worden . Das Jägerhaus vor dem Kattingerthor, und der ſogenannte neue Bau, in wela chem Miffetbåter verwahret werden , ſind auch anzus merfen . Gegen dem Niathbauſe über, auf dem Markt, ſtehet die Bildfåule Courfürſtens Johann Wilhelin zu Pferde von Erzt , welche aber ihren Meiſter nicht bes rübint macht. Auf dem Schloß hat die Hoffammer ihren Sig . Auf dem Rathhauſe verſainmlet ſich das geheime Kaths- und Hofrathécollégiuin , und neben demſelben iſt die fürſtliche Kanzler. In der Collegiata und
Das Herzogthum
Berg .
139
und Pfarrkirche find viele Denkmale von alten jülich und bergiſchen Herzogen zu ſehen . Die geſuiten hatten hier ein Collegium , Gymnaſium und Seminarium , und eine ſchöne Kirche ; es ſind hier auch einige Mon chen - und einige Nonnenflofter , unter welchen das Db: fervantenkloſter ſich durch ſeine Kirche hervorthut, welche die ich dnſte in der Stadt ift : ingleichen eine res formirte und eine lutheriſche Kirche . Der oft genannte Churfürſt von der Pfalz , Johann Wilhelm , iſt bieſelbſt gebohren , bat auch hier , als die Franzoſen Heidels berg und Manheim verwüſtet hatten , gewohnt , und iſt hier 1716 geſtorben . Es iſt hier eine Maleracades mie , und eine Sammtmanufactur. 1758 wurde die Stadt von Hanoveranern beſchoffen , welche die darinn liegende pfälziſche und franzöſiſche Beragung zum Abzug nöthigten , und die Stadt belegten , nach einiger Zeit aber wieder råumeten . 1760 brannte das prachtige Gouverneurhaus durch unvorſichtigkeit der Franzoſen ab. Vor der Stadt iſt eine Zuckerſiederer , und ben dem Dorf Pempelfurth , gleich vor der Stadt das ſchöne und anſehnliche Fågerhaus , welches der bergiſche Ober - Jägermeiſter bewohnt. Der großte Handel , wird mit fremden Getraide getrieben . Die Stadt contribuirt zu jedem 1000 Thaler , welches das Land aufbringt , 35 Shaler 10 albus , welches 1757 bis 58 gebracht hat 8317 Thaler 8 Albus . Eine halbe Stunde von der Stadt , liegt das reiche Karthäuſer Kloſter Notre Dame à la Trappe , welches von dem Specerhof aufwelchem es erbauet iſt , das Specker mönchenkloſter genennet wird. Seine Gegend iſt ſchån . Es hat einen Abt und 40 Mönche . 2. Lennep , die älteſte Hauptſtadt des Herzog thums , die auf den Landtagen unter den bergiſchen Städten die erſte Stelle und Stimme hat. Es werden hier 280 bis 290 Häufer feyn , und in denſelben auf4000 Menſchen wohnen . Die Lutheraner haben hier eine Kirche, ja die Einwohnerwaren insgeſainmt lutheriſch , ſo, wie es der Magiſtrat noch iſt, nun aber find hier auch
140
Derweſtphäliſche Kreis.
auch Ratholifen , und die Jeſuiten errichteten hier 1744 eine Miſfiott; es iſt hier auch ein Minoritenkloſter . Es ſind hiefelbft die beſten Tuchmanufacturen des lans des . 1564 brannte die Stadt faſt ganz ab , und 1746 frannte ſie bis auf das Minoritenfloſter und ein paar Häufer nach , ab , fie iſt aber inehrentheils wieder bez bauet. Sie giebt zu 1000 Thaler Landescontribution 12 Thaler 78 Albus, welches ihr 1757 bis 58 gebracht hat 3027 Thaler 23 Albus 10 Bf. 3. Wipperfurt, eine Stadt an der Wipper, wel che unter den bergiſchen Städten , die auf den Landtas gen Sie und Stimme haben , die vierte und legte ift. Die Einwohner ſind durchgehends katholiſch . Außer der Kirche, iſt hier auch ein Franciſcanerkloſter . Die in dem Stirchſpiel wohnenden Lutherançe , bedienen fich Der benachbarten mårfiſchen Kirche zu Ronſel. Die Wipper entſpringt in der Gegend dieſer Stadt. Zu einer Landescontribution von 1000 Thalern , hat ſie 14 Thi. 40 Ulb. 6 Pf. zu zahler , welches 1757 bis 58 betragen bat 3823 Thnler 75 Albus. 4. Ratingen , oder Xattingen , iſt unter den Städs ten , welche auf den Landtagen Siß und Stimine ha ben , die ziveyte. Es iſt hier eine reformirte und eine lutheriſche Kirche, roch ſind die meiſten Einwohner fas tholiſch . Es giebt bey dieſer Stadt gute Steinbriiche, Auch werden hier viele Ziegel , Dachſteine und Kate gebrannt. Die Stadt contribuirt zu jedem 1000 Tha ler , welche das Land aufbringt , 10 Thaler, 10 Albus , 6 Pf.welches für das Jahr 1757 bis 58 gebracht hat 2323 Thaler , 75 Albus. 5. Rade vor dem Walde, eine Stadt , welche Burgermeiſter und Rath von der reformirten Kirche hat , und worelbſt eine fatholiſche , reformirte und lus theriſche Kirche iſt. Ihr Beytrag zu 1000 Thalern fandescoutribution beträgt 7 Thaler 19 Ulb . welches * 757 bis 58 ausmachte 1713 Thaler 59. Albus . 6. Solingen , eine unanſehnlich gebauete Stadt, auf einer Edhe , mit einem weitläuftigen und volkreis фей
Das Herzogthum
Berg .
14T
chen Kirchſpiel. Mit den hier verfertigten Degen-und Meſſer - Klingen , wird ein großer Handel getrieben , es iſt auch eine Stunde von hier eine Senſen - Fabrik nach Steiermårfiſcher Art eingerichtet. Der dazu erfors derliche Stahl wird zu Remſcheid geſchmiedet. Die Kohlen , bekommt man aus der Grafſchaft Mark. Die Hauptkirche gehørt den Reformnirten ; dieLuthera ner und Katholiken haben auch Kirchen . Man rechnet in der Stadt und dem dazu gehörigen Kirchſpiel, an 10000 Menſchen . Eine Stunde von der Stadt ſtebet eine Capelle, in welcher die reformirten Prediger ivedis Felsweiſe predigen müſſen . Die Stadt hat zur lanta descontribution von 1000 Thalern zu zahlen 7. Thaler 29 Albus , welches ihr 1757 bis 58 betragen hat 1743 Chaler 26 Alb . 11 Pf. 7. Gerresheim , eine Stadt mit einem Nonnen kloſter oder freyweltlichem addichen Damenſtift. Sie giebt zu 1000 Thalern Landescontribution 4 Shaler 29 A1b . 4 Pf. welches 1757 bis 58 betrug 1033 Cho ler 77 U16 . 3. Pf. 8. Blankenberg, ein Städtchen auf einer Höhe. Benn das Land 1000 Thaler contribuirt, trägt es dazu 1 Thaler 67 Albus 5 Pf. ben , welches 1757 bis 58 bez trug 436 Thaler 26 Albus 2 Pf. 9. Elverfeld , eineoffene, ſehr volfreiche und wohls gebauete Stadt, in einem Thal an der Wipper, hat erſt 1610 Stadtfreybeit erhalten . Die Reformirten find die zahlreichſten , und haben die Hauptfirche. Die Kirche der hieſigen lutheriſchen Gemeine , welche aus einigen 1000 Perſonen beſteht, iſt 1752 eingeweihet worden . Es iſt hier auch eine katholiſche Kirche. Man rechnet in der Stadt auf 12000 , und im Kirchſpiel auf 20000 Seelen . Der Magiſtrat iſt reformirt, undwird alle Jahr durch eine frepe Wahl der Bürger erwählt. Die Wipper theilet die Stadt in das ſo genannte & land, und in die Freyheit. Man bleicht hier viel Garn , und webet viele Leinewand, Bettzeug, einen aus Lein und Wolle vermiſchten Zeus, Siamois oder Siamoſen genanoty
Der weſtphäliſche Kreis.
143
genannt , verfertiget auch aus gebleichtem Garn noch andere Waaren , und treibet mit denſelben in entferinte Es iſt auch hier eine Lånder einen ſtarfen Handel. ſtarke Lohgerberey . Zu 1000 Thalern Landescontribu tion giebt die Stadt 9 Thaler 30 416. 10 Pf. welches 1751 bis 58 betragen hat 2250 Thaler 40 Ålb.6 Pf. II . Folgende Aemter. 1. Das Unt Duſſeldorf. 1 ) Bielf , ein Dorf , bey welchem eine nach dem Muſter des Hauſes zu Loretto erbauete, und ſchån auss gezierte Kapelle ſtehet. 2) Derendorf und Samm , find fatholiſche Kirch : dorfer. Aus dem letzten befommen die Düſſeldorfer ihre meiſten Gartengewåchre . 2.
Das Amt Angermund und Lands: ·
berg. Das Amt Angermund contribuirt zu 1000 Thalern, die das Land aufbringt, 87 Thaler, 48 Ål. bus , 4 Pf . , das Amt Landsberg aber nur 8 Thai ler , 69 Albus , 8.Pf., 1757 bis 58 hat jenes 20799 Thaler , 11 Albus , 3 Pf. , dieſes 2100 Thaler, 39 Albus , 8 Pf. gegeben . 1 ) Angermund , ein Flecken am Bach Änger . 2) Angerort , ein Fleden , bey welchem der Bad Unger in den Rhein fåüt. 3) miðlchern , Suckem , Wittler, Calcum , Lins torf, katholiſche Kirchdorfer. Yn dem vierten iſt ein wichtiger gråflich habfeldiſcher Ritterſik. 4 ) Winkelhauſen und Seltrop , Mitterſige. Der erſte iſt das Stammhaus der 1737 ausgeſtorbenen Gras fen von Winselhauſen . 5) Somberg , ein reformirtes Kirchdorf. 6) Zeiligenhaus, ein Dorf, mit einer reformirten und katholiſchen Kirche. 7) Landsberg , und Sugepoet, Ritterfiße; der erſte iſt ein Bergſchloß , und muß mit dem Amt Lands ! berg
Das Herzogthum
Berg.
143
berg nicht verwechſeltwerden , als welches aus lauter geringen Dertern , und zerſtreueten Håuſern und H8 fen beſtehet. 8 ) Mintert, ein katholiſches Kirchdorf an der Ruhr. 9 ) Linnep , ein Ritterfig und Dorfmit einer rex formirten Kirche. 3. Das Amt Medman , contribuirt zu 1000 Thalern , die das Land aufbringt 81 Thaler, 40 Albus, 4 Pf., welches 1757 bis 58 gebracht bat 19299 Thaler , 3 16., 8. Pf. Das Amt Obermednian giebt zu jedem Tauſend 4 Thaler , 38 A16. 2 Pf., welches 1757 bis 58 brachte 1060 .: Thaler , 8 Alb ., 10 Pf 1 ) Medman , ein Flecken , woſelbſt die Haupt: firche fatholiſch , ſonſt aber eine reformirte und einelus theriſche Kirche iſt. Die meiſten Einwohner find refors mirt. Es iſt hier eine Tuchmanufaktur. Zu 1000 Thalern Landescontribution giebt dieſer Flecen 9 Dhr. 50 Å16., 6 Pf.,welches 1757 bis 58 brachte 2275 Thlr . 27 Alb . 10 PF. 2 ) Sellembroich , ein Ritterfiß des Freyherrn von der Horft . 3 ) Wulffrath , ein volfreiches reformirtes Kirch dorf, in welchem auch eine Tuchmanufaktur und Eifins fabrik ift. 4 ) Velbert , ein Dorf , deſſen Kirche die Lutheras ner und Reformirten gemeinſchaftlich gebrauchen . 68 ift hier eine Eiſenfabrif. 5 ) Erkrath , ein reformirtes Kirchdorf. brad , ein Ritterfig . 6)
4. Das Amt Elverfeld , giebt zu jedem 1000 Thaler Landescontribution , 9 Thaler,42 Alb . welches 1757 bis 58 betrug 2255 Thaler, 30 Ul. bus , 11 Pf. Cros
144
Der weſtphaliſche Kreis,
Cronenberg , ein Dorf mit einer reformirten Kirs che . Es iſt ſehr volfreich . Die meiſten Einwohner find Sehisfier und Nagelſchmiede; es werden auch Der senflingen ,Senſen und andere Eiſenwaaren verfertiget, und mit denſelben wird viel Handel getrieben . 5. Das Amt Barmen und Beyenburg . Das erſte giebt zu jedem
tauſend Thaleen Landes ,
contribution 18 Thaler , 76 Albus , 3 Pf., das zweyte 34 Thaler , 44 Albus , welches jenem 1757 und 58 gebracht þat 4487 Thaler 66 Albus, 9 Pf. dieſem 8180 Thaler , 76 Albus, 6 PF. 1) Beyenburg oder Bienburg,ein Flecken mit einem Minchenkloſter , hat eben ſowohl, als Barmen , 'ei: nen Richter . Der Ort liegt an und zwiſchen der Wip per . Die katholiſche Pfarrkirche iſt etwas davon ents fernet , und heißt Steinhauſen . 2 ) Ronsdorf, eine 1730 neu erbauete Stadt, wel che aus einem Bauerhof entſtanden iſt , bey welchein fich einige Kaufleute niedergelaſſen und angebauet has ben . Sie liegt in einer bergichten und unfruchtbaren Gegend, eineStunde von Elberfeld, hat abergute Håu ſer , eine reformirte Kirche und katholiſche Kapelle. Die Lutheraner gehen noch wie vorher , ehe der OrtStadt gerechtigkeit erhielt, nach Lutteringhauſen zur Kirche. 3 ) Remlingrade , ein kleines Dorf, mit einer lus theriſchen Kirche. 4 ) Lutteringhauſen , ein großes und ſtark bewohn tes adeliches Dorf, init einer lutheriſchen Kirche. Es wird mit den hier verfertigten Eiſen-und Stahl -Waa ren , auch Tüchern und Siamofen (ein Stoff von wollen und leinen Garn ,) biel Handel getrieben . 5 ) Barmen , iſt ein 2 Stunden langes ungemein dolfreiches und angebauetes Thal , durch welches die Wipper der Långe nad fließet. Es erſtrecket ſich von der inårfiſchen Gränze bis nach Elberfeld . An der Bipper fino Bleicherenen für Gart , wit welchem gros $ & Sandel getrieben wird . -6) In
Das
Herzogthum
Berg.
145
6 ) Yn der Mitte des Thals liegt Gemarke , ein rechl angelegter und gut bebaueter Ort von ungefähr 250 Häuſern , welcher Stadtfreyheiten hat. Es iſt hier eine reformirte urd kleine katholiſche Kirche. Der Handel mit gebleichtem Garn , und daraus verfertigten Leinen Band , Bettdred und Zwirn , iſt beträchtlich . 7 ) Wipperfeld , ein neuangelegter Ort, mit einer lutheriſchen Kirche . 8 ) Wichtinghauſen , ein Dorf mit einer lutheris fchen Kirche. 6. Das Amt Solingen und Burg , giebt zu einer Landescontribution von tauſerio Thalern 45 Thaler , 21 A116 ., 7 Pf., welches 1757 bis 58 betrug 10779 Thaler , 20 Ålb . 2 Pf. 1 ) Grevrad , ein Fleden , woſelbſt ein abeliches Nonnenkloſter und eine reformirte Kirche ift. Er vat eine Eiſenfabrif . zu einer Landescontribution von 1000 Thalern , giebt er 2 Thaler 25 Alb . 6 Pf. welches 1757 bis 58 betrug 549 Thaler 3 U16. 10 Pf. 2 ) Silden , Saen , und Sonborn , ſind Dörfer mit reformirten Kirchen . 3 ) Burg , eine Freyheit an der Wippe, mit einer katholiſchen und einer lutheriſchen Kirche, und Com menthuren des Johanniter Ordens. Auf dem alten Schloß , welches auf einer Höhe liegt, haben vor Als ters die Grafen von Berg gewohuet. Es werden hier gute Flintenlår fe, und viele wollene Decken , Scherzen genannt, derfertiget. Zu einer Landescontribution
von 1000 Thalern , hat ſie i Thal. 36 Albus 10 Pf. ju bezahlen , welches ihr 1757 bis 58 gebracht hat 345 Thal. 64 U16 . 10 PF. 4 ) Wald , ein volfreidhjes reformirtes Kirchdorfund Kirdſpiel,woſelbſt viele Meffer verfertiget werden . 5 ) Caſparsbruch , ein Ritterfig . 7. Das AmtSchsler , giebt zu 1000 Tha : tern Landescontribution , 13 Thaler, 25 Alb. 6 Pf. wel. K GTh. 74 . .
Der weſtphaliſche Kreis .
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welches 1757 bis 58 betrug 3153 Thaler, 58 AL büs, 5 Pf. 8. Das Amt Bilden und Sahn , þat ju 1000 Thalern , die das Land contribuirt, 6 TẤl. 47 416. 2 Pf. benzutragen , welches 1757 bis 58 betrug 1560 Thaler, 29 Albus , 8 Pf.
gen .
9. Das Ämt Bornefeld und Suckeswas Das erſte Amt giebt zu tauſend Thalern
Zandescontribution 39 Thaler , 31 Albus , 6 Pf. 1757 das zweyte 18 Thaler , 7 Albus , 6. Pf. bis 58 hat jenes 4487 Thlr . 66 Alb . 9 Pf. dies
Tes 4284 Thlr ., 27 Alb., 9 Pf. aufgebracht. 1 ) Sůckeswagen , ein Flecken an der Wipper mit einem Schloß und einer reforinirten und fatholifchen Kirche. Es ſind hier Suchmanufakturen , und viele Eis fenhåmmer . Hier wohnt der Richter der Uemter His deswagen und Bornefeld . Die Lutheraner, deren hies ' ſelbſt viele wohnen , haben ſeit 1747 die freye gottess dienſtliche Uebung nicht wieder erlangen können . Der Flecken bezahlt zu 1000 Thaler Landescontribution , i Thaler 58 U16 . 6 Pf. welches 1757 bis 58 betrug , 409 Thaler 14 Uib . 2 ) Remſcheid und Dateringhauſen , find Dörfer mit lutheriſchen Kirchen . Das erſte iſt eine der zahts reichſten Gemeinen im Lande. An den Båden , wel che durch und um den Drt fließen , find ungemein viel Eiſen- und Stahl-Hånnmer , auch Schleifmühlen , ers banet ; es werden auch hiefelbft alle Arten von Eiſens und Stahl-Waaren in großer Menge , und von beſon derer Güte verfertigt, mit welchen die hieſigen Kauf leute einen betrådtlichen Handel treiben . 3) Wermeskirchen und Dühn , find Dörfer wait reformirten Kirchen , Eiſen-und Stahl-Hämmern . 10. Das AmtMonheim , hat zu tauſend Thalern Landescontribution 26 Thlr. 20 Mibus
aufane
Das Herzogthum
Berg .
147
aufzubringen , welches 1757 bis 58. betragen hat 6215 Thaler ,
so Álb., 7 Pf.
1) Monheim , ein Flecen am Rhein mit einer fas tholifchen Kirche. Zu 1000 Thalern Landescontribution zahlet der Fleden 5 Thaler 38 416. 6 Pf. welches 1757 bis 58 betrug 1297 Thaler 70 Alb . 8 Pf. Die wenis gen Reformirten , welche hier wohnen , geben nach 2) Urdenbach in die Kirche, welches reformirte Kirchdorf nicht weit vom Rhein liegt. 3 ) Reusrath , ein Dorf mit einer katholiſchen und Lutheriſchen Kirc ;e. 4 ) Gyttorf und Rheindorf , Dörfer am Rhein , mit katholiſchen Kirchen . Beym legten fåüt die Wips per in den Rhein . 5 ) Reichrad , Simmelgeiſt und Serd , katholiſoe Sirdo rfer. 6 ) Benrad , ein landesfürſtliches Schloß , 2 Stuns den von Düſſeldorf, in einer anmuthigen Gegend , mit einem ſchönen Garten , haben die Landſtånde auf des Landes Koſten angelegt. Es iſt zum Wittwenſik der Churfürſtinn von der Pfalz gewidmet. 7 ) Burgel, ein gråflich - neſſelrodiſches Gut. 11. Das Amt Miſeloe oder Meiſeloh , giebt zu 1000 Thalern Landescontribution 38 Tbl. Jahr 1757 bis 58 betrug 73 216., welches im 9213 Thlr. 74 Mb. 1o Dr. 1) 17effelrod , ein kleines Dorfmit einem Ritters kib , das ſeit undenklichen Jahren die von Hugenpoet, genannt Neffelrod , beſigen , welche aber mit den Deich Bgrafen von Neſſelroth nicht verwandt find. 2 ) Opladen , an der Wipper , Lugkirchen , Wes : ſtorf am Rhein , Burg , Steinbuchel, Schlebuſch : rad , Dorfermit katholiſchen Kirchen . In dem leßten iſt auch eine Commenthurey deb Johanniterritter Drdens, 2 4 ) Zeus
148
Der weſtphäliſche Kreis
3 ) tieukirchen , Wiſhelden , Leichlingen mit einem Kupferhammer , und Burſcheid , find D &rfer mit lutheriſchen Kirchen . 12. Das AmoPorz undMühlheim , hat
.
zu einer Landescontribution von 1000 Thalern zu bezahlen 43 Thlr . 48 Alb. 6 P., welches 1757 bis 58 betrug 10325 Thlr . 27 Alb. 11 PF. i) Porz,woſelbſt der Ämtmann wohnet,liegt nahe beym Khein . 2 ) Bensberg , ein Flecken mit einem uralten Schloß , und einer katholiſchen Kirce. Das neue und fchåne landesfirftliche Luftſchloß , hat Churfürſt you hann Wilhelm bauen laſſen . 3 ) Mühlheim am Rhein , eine kleine offene Stadt, nahe bey Eóln , woſelbſt, außer der katholiſchen , eine futheriſche Kirche, welche auch von den Lutheranern zu Cdin beſucht wird , und eine reformirte Kirche, und eine Vogteig iſt. 1714 flüchteten viele Proteſtantiſche Kaufleute aus Csin hieher , und richteten Manufactus ren an . Es wird hier Woúe und Seide, und zwar die leßte inſonderheit zu Band, verarbeitet , auch mit Wein , Setraide und Holz guter Handel getrieben , und die bergiſchen Eiſenwaaren werden von hier verſchickt. runterbach, auf welcher Der Rhein nimmthier den in ſeinem kurzen kauf von 3 Stunden , 43. Müblen von allerley Art treibet. 1784wurde durch hohe Fluth und Eisgang, eine große Anzahl Häuſer und die luthes riſche Kirche deriviſtet, worauf die Lutheraner durch einen Vertrag den Mitgebrauch der reformirten Kirche bekamen . Die Stadt giebt zu 1000 Thalern Landes contribution 9 Thaler 30 416. 2 Pf. welches 1757 bis 58 gebracht hat 2220 Thaler 28 Albus 5 Pf. 4 ) Deus oder Dus , gegen Coln über , hat eine Abtery , auch wohnen hier viel Juden. Hier gehet eine fliegende Brice liber den Rhein . 5 ) Stronden , ein Dorf init einer Commenthures des deutſchen Ordens . 6 ) Sants
Das Herzogthum
Berg .
149
6 ) Samheim , Flittard, Dünwald , (woſelbſt eine Probfiey des Pråmonſtratenſer Abts zu Steinfels in der Eiffel, ) und Ober- und Zieder - Zindorf , fathos liſche Kirchdorfer . 7 ) Wahn, einer der anſehnlichſten Ritterſitze des Landes . 13. Das Amt Odendahl, giebt zu 1000
Thalern Landescontribution 12 Thaler, 22 Albus , welches 1757 bis 58 betrug 2906 Thaler , 43 Al. bus , 10 Pf. 14. Das Amt Scheidenhöh , trågt zu 1000 Thalern Landescontribution 4 Thlr. 21 216., 4 Pf. ben , welches 1757 bis 58 betragen hat 1010 Thlr. 22 Atb. 10 Pf. 15. Das Amt Lülſtorf, giebt zu 1000 Tha . Landescontribution 14 Thlr. 8 Alb . 6 Pf. welches 1757 bis 58 betrug 3340 Thaler, 13 416 . lern
1) Lülsdorf, ein großes katholiſches Kirchdorf am Rhein . 2 ) Das Dorf Volberg , hat eine lutheriſche Kirche. 3 ) Xosdorf,miteinem AuguſtinerMinchenflofter , und Mondorf an der Sieg , katholiſche Kirchdorfer . 16. Das AmtSteinbach , trågt zu 1000 Landescontribution 113 Thaler, 37 A16 . ben , welches 1757 bis 58 betrug 26925 Thafer, 42 Albus . 1) Delpe, ein Dorf mit einem Commenthureye haure des deutſchen Ordens. 2) Ereshoven , ein prachtiger Ritterſig , den'Gra fen son Neffelroth zugehårig , welche auch den nabger legenen Ritterfig Morgelbach beſigen . 3 ) Deling, ein reformirtes Kirchdorf. Thalern
17. Das Amt Leuenberg , trågt zu jedera 1000
Thaler , die das Land aufbringt, 65 Thaler , 71 NIE R 3
150
Der weſtphäliſche Kreiß.
71 Albus ben , welches 1757 bis 58 betrug 15601 Thaler , 19 Ulbus . 1 ) Leuenberg oder Löwenberg , einer von den for genannten 7 hohen Bergen gegen Bonn über, aufwets chem noch die Ueberbleibſel von einer zerfallenen Capela le zu ſehen ſind. 2 ) Sonneff, ein großes Dorf, woſelbft der Amts mann wohnet. 3 ) Seiſterbach , eine Abtey Eiſtercienſer Ordens. 4 Adelheidepuschen , ein Nonnenklofter. 5 ) Rolandswerth , insgemein Lionnenwerth , ges nannt, ein Nonnenkloſter mitten im Rhein auf einer Inſel. 6 ) Ober :Caffel, ein Dorf mit einer katholiſchen and reformirten Kirche . 18. Das Amt Blankenberg , welches das größte in dieſem Herzogthum ift , zahlet zu jeder Landescontribution von 1000 Thalern , 124 Thir. 49 Alb ., welches 1757 bis 58 betrug 29506 Thl. 39.Alb ., 7 Pf. Das verbundene Amt Siegberg hat 4 Thaler, 21 Albus, 2 Pf. benzutragen , wel. ches 1757 bis 58 betrug 1027 Thlr. 44 Albus, 2 Pf. 1) Siegberg ober Siegburg , ein Städtchen anz Fluß Sieg, neben welchem auf einem Berge eine 1056 geſtiftete abeliche Mannsabtey Benedictiner Ordens liegt, deren Prålat Herr des Stådtchens iſt , welches ju der Landescontribution jährlich die feſtgeſepte Sum pie von 100 Thalern giebt. 2 ) Seelſcheid , Berchem und Rupichrad , Dörs fer , woſelbſt die Katholiken und Lutheraner gemeins fchaftliche Kirchen haben . 3 ) Lomar , ein katholiſches Kirchdorf. 4 ) Das Mannskloſter Bödingen . 5) Zum Stein , ein anſehnlicher Ritterfie. 6 ) Attenbach , ein adeliches Gut. 19. Das
Das Herzogthum Berg . 19. Das Amt Windeck , trågt zu
151 1000
Thalern Landescontribution 43 Thaler, 38 Albus bey , welches 1757 bis 58 brachte 10294 Thaler, 21 Albus. 1) Leuſcheidt, ein Stådtchen , woſelbſt eine luthes riſche Kirche iſt. 2 ) In den Dörfern Xosbach , Walbrůl, Odens ſpiel , Solpe und Eckenhagen , baben die Lutheraner Kirchen , und zu Denklingen , haben ſie die Kirche mit den Katholiken gemeinſchaftlich . 3 ) Much undMorsbach , find Gerichtsorter .
: 20. Die freye Serrſchaft Sardenberg , Kegt zwiſchen der Grafſchaft Mark , und den ber giſchen Aemtern Angermund , Medmann und El berfeld , und gehört einem unter bergiſchem Schuk.
Freyherrn von Wendt,
1) Sardenberg , das herrſchaftliche Schloß. Nicht weit davon liegt 2 ) Tewiges , ein großes Dorf, *wofelbft die res formirten die Pfarrfirche, und die Ratholiken ein Obs fervantenkloſter haben , zu weldem um eines Mari enbildes willen , ſtarfe Baufahrten geſchehen . 3) Sanct Tonishyde , ein Dorfmit einer refors mirten Capelle , in welcher aber nur in den 3 Mårf ten gepredigt wird . 4 ) Langenberg , ein ſch &ner Flecken , wofelbft die Reformirten die Hauptkirche, die Lutheraner auch eine Kirche, die Katholiken eine Capelle , und die Judett eine Synagoge haben . Es find hier Suchmanufactua ren , auch wird hiefelbft viel Handel getrieben .
17. Die freye Serrſchaft Bruck oder Broick , an der Rnbr , die zwiſchen den Herzog . thümern
Berg und Cleve liegt , unter des erſten
Schuß fteht, und den 1766 ausgeſtorbenen Gras R4 fen
152
Der weſtphäliſche Kreis .
fen von Leiningen - Dachsburg zu Heidersheim
ge
hört hat, nach Abgang berfelben aber an den Prin jen Georg von Heffen - Darmſtadt , wegen ſeiner Gemahlinn , gefommen iſt , þat 2 gute Stunden im Durchſchnitt , einen Ueberfluß an Steinkohlen , und iſt fruchtbar an Getraide. Die Einwohner findmehrentheils der reformirten Kirche zugethan . Sie enthalt an merfrürdigen Dertern die fol genden . 1) Bruch , ein altes Schloß auf einer Höhe an der Ruhr , anderthalb Stunde von der Stadt Duisburg. 2 ) Mülheim an der Ruhr , ein großer und volf reicher offener Flecken , jenem Schloß gegen über, einen Schuß weit von der Ruhr . Die Hauptkirche gehört den Reformirten , ſonſt iſt hier ein lutheriſches Kirch baus, und eine katholiſche Capelle. Von hier werden viele Steinkohlen auf Platten Fahrzeugen in den Rhein gebracht , und mit bouandifchen Waaren wird ein bes trächtlicher Handel getrieben . Die Ruhr iſt von hier aus bis in den Rhein fchiffbar. 3 ) Zarn oder Zarno , Sarn oder Sarno , eine weitläuftige Bauerfchaft , mit einem adelichen Fråus leinſtift , Benedictiner Ordens. Es iſt hier eine Porces lain - Manufaktur. 4 ) Styrum , das Stammhaus der Grafen von Limburg - Styrum , fteht ganz allein , 300 Schrittevon der Ruhr . Es iſt ein Ritteris des Grafen von Stya rum-Argenteau .
22. Die Herrſchaft Schåller, iſt ein lan desfürſtliches Amt, welches aber feit vielen Jah. ren die Reichsgrafen von Schaesberg als eine Pfandperrſchaft im
Beſik haben .
Sie begreift 1 ) Schóli
Das Herzogthum Berg.
153
1 ) Schöller, -- ein Dorf zwiſchen Elberfeld und Medman mit einer reforucirten Kirche und fatholiſchen Capete. 2) Gruten , ein Dorf mit einer reformirten und katholiſchen Kirche. 3 ) Duffel, ein Dorf mit einer fatholiſchen und res. formirten Kirche. 23. Die Serrſchaft Odenthal ,
liegt an
der Nordſeite des Amts Porz, und hat 3 Stunden im Umfange. Sie gegórt einem Grafen von Mete ternich. 1 ) Odenthal, ein katholiſches Kirchdorf. 2) Aldenberg , eine reiche Abter Ciftercienſer Dr dens, die eine koſtbare Tirde hat, in welcyer viele alte Grafen und Herzoge von Berg , Marf und Jülich , auch Biſchofe, begraben liegen . Vuf einem der benden Berge , zwiſchen welchem die Abtey liegt , bat das Shloß geſtanden , welches Engelbert gebauet.
5
Das
154
Der weſtphäliſche Kreis.
1 Das
Hochſtift
$.
Paderborn .
I.
Bisthum Paderborn , hat Johann Gigas eine gute Charte gezeichnet, die von Blaeuw , auch von Peter Schent und Ger hard Valk an das Licht geſtellet, auch in den mo numentis Paderbornenfibus benbehalten , und nur on dem
V
etwas vermehret worden . Matth . Seutter hat fie nachgeſtochen , und ſowohl mit der Ausſicht Der Stadt Paderborn , als einer kurzen Beſchreis bung des Bisthums , vermehret , die aber theils Einen andern , mangelhaft, theils unrichtig iſt. und etwas beſſern Nachſtich , haben die homanni. Charlet de la Ros fchen Erben 1757 geliefert. ziere hat dieſe Charte mit einigen Anmerkungen verſehen , die Anzahl der Håuſer in den Städten , Dörfern und Flecken , und die Entfernung eines Orts ven dem andern , in franzöſiſchen Meilen , ans gezeigt, und dieſe Charte hat ſowohl Jefferys in London 1760, als Lotter nachgeſtochen . Sie hat Eine großere Charte bat viele falſche Namen . F.B.F.aV. von neuem gezeichnet, und durch den jüngern Pingeling zu Hamburg in Kupfer ſtechen Dieſe Charte iſt jeßt die beſte , aber vers laffen . fehrt geſtochen , alſo daß Oſten zur Linken , Weſten zur Rechten , und Norden unten iſt. S. 2. Es grånzet gegen Morgen an Heſſen und an das Stift Corven , wird auch durch die Weſer von dem Fürſtenthum Calenberg getrennet ;
gegen
Das Hochſtift Paderborn .
155
gegen Mitternacht an die Grafſchaft Lippe, gegen Abend an die Grafſchaften Riedberg und Lippe, und an das Herzogthum Weſtphalen ; gegen Mit tag an eben daſſelbe, und an die Grafſchaft Wale deck. Seine größte Ausdehnung von Abend gegen Morgen betrågt 10 , und von Mitternacht gegen Mittag ungefähr 9 Meilen . $ . 3. Das Land iſt mehrentheils ſehr frucht bar , und hat inſonderheit gute Viehzucht. Zwi.
fchen der Stadt Büren und dem Kloſter Dalem, iſt das Sintfeld oder Sendveld , welches ein beſonders fruchtbarer Strich Landes zwiſchen der Senne und Diemel ift: hingegen die Senne' oder Sende, vor Zeiten Sinedi, iſt eine großeHeide, die ſich durchs paderborniſche, lippiſche , ravenge bergiſche und rietbergiſche Land bis ins münſterſche und osnabrückiſche erſtreckt. Sie wird immer beſo ſer angebauet, und es ſtehen ſchon viele 100 Häuſer in derſelben . 1640 Kaben die Schweden in dera felben von dem kaiſerlichen General Hagfeld eine Niederlage erlitten . Es find in dieſem Lande gute Eiſengruben. Salzquellen find bey den kleinen Städten Salzfotten und Beveringen ; Geſunde brunnen ben Schmechte und bey Dryburg . Merfa würdige Quellen ſind diejenigen , die den Fluß Pa . der hervorbringen in der Stadt Paderborn , und der Bullerborn bey dem Dorf Altenberum . Die Weſer berührt einen kleinen Theil dieſes Landes gegen Morgen ; und in diefelbe ergießen ſich die Diemel oder Dimel , Dimola, die aus dem Her. zogthum Weſtphalen fommt, und durch einen groſ ſen Dheil des, Bisthums fließt; die Bever , die im
156
Der weſtphäliſche Kreis.
im Lande entſpringt ; und die Veete oder Wette , Nitafa, die ohrtweit Niendorp ihren Urſprung hat, und ſich mit der Ofe vereiniget; die große Ems met , Ambra, die zwiſchen Dedinthauſen und Lans geland entſtest, nimmt die Bever, (eine andere,
2
als die vorige), See , b7iſe und andere kleine Flüſſe auf, und fällt unweit Hameln in die Weſer . Die Lippe , Lippia oder Luppia , entſtehet bey Lippſpring , und fließt bey Weſel in den Rhein . Sie empfångt þieſelbſt zu Neuen Heerſe die Alme, Almana, vor Zeiten Aliſo , die aus dem Herzog. thum Weſtphalen kömmt, die Pader , die zu Pa. derhorn entſpringt , und die Gunne. Die Ems, Amaſis, entſteht in der oben beſdyriebenen Senne , und fließt in die Nordſee . S. 4. In dem ganzen Bisthum find 4 Haupts ſtådte, 19 andere Ståbte , Flecken , und 136 Dörfer, zu welchen noch die Dörfer der Herrſchaft Büren , die Hausleute auf der Brede ben Brafel, und 15 Höfe und Meyer kommen . Die Land ſtånde beſtehen aus Domkapitularen , Ritterſchaft und Städten . Die 3. infulirten Lebte von Ab. dinghof, Marienmünſter und Handelhauſen , die ehedeflen nebſt der von Holmershauſen zur erſten Claſſe gehårten , haben ihr Recht zu Sik und Stimme aufden Landtagen ſchon lange verlohren . Das Land iſt der römiſch - katholiſchen Kirdze zu : gethan : es giebt aber doch noch evangeliſche Rite terrike in demſelben , beſonders auf der waldedi. fchen und lippiſchen Gränze, die ſid , zu den evans geliſihen Kirchen der benachbarten evangelifdyen Pånder halten . Die Pfarren ſind dergeſtalt vers
theils,
157
Das Hochſtift Paderborn .
theilt , daß zu dem biſchöflichen Diſtrict 24, zu Archidiaconat des Domprobſtes 25 , zu dein
dem
Archidiaconat des Domdedyanten 3 , zu dem år. chidiaconat des Probſts zu Buſtorf 7 , zu dein Ur. chidiaconat des Domcantors 17 , und zu dem chidiaconat des Domkåmmerers 19 geboren . find alſo der Pfarrfirchen überbaupt 95. Zu derborn iſt eine hohe Scule , die aber nur 2 Facultåten ,
år. Es Pa. aus
der theologiſchen und philoſophia
fchen , beſteht. S. 5. Das Biethum Paderborn iſt am Ende des gten Jahrhundert von Karl dem Großen ge ſtiftet, und die Stiftsfirche im Jahr 799 von dem Papſt Leo III ſelbſt eingeweihetworden .
Der erſte
Biſchof hieß Hatumar , und fein nådſter Nach folger Baduras . Beyde ſind ſelig geſprochen wor . den . Der zweyte hat aus Frankreich den Körper des heiligen Liborius verſchafft. Das Wapen des Hochſtifts , iſt ein goldenes Kreuz im rothen Felde. Der Biſchof iſt ein Fürſt des Reichs, und likt auf dem Reichstage zwiſchen den Biſd dfen zu Hildesheim und Freyſingen . Sein Reichs - An. (chlag iſt 18 zu Roß , und 34 zu Fuß, oder mos natlich einfach 352 Gulden . Zu dem kaiſerlichen und Reichs-Kanmergericht giebt er zu jedem Ziel 162 Rthlr . 29 Kr. Uis Bifchof ſteht er unter dem Erzbiſchof zu Maynz. Unter den weſtphåli. ſchen Kreisſtånden , hat er den erſten Plaß.
Das
hohe Domfapitel beſteht aus 24 Prélaten , Kapi tular - und Domicellar , Herren , Im Dom find 40 Beneficiaten und 4 Chorale .
$. 6.
158
Der weſtphaliſche Kreis,
8.6. Die Erb -Aemter dieſes Hochſtifts fah. ren folgende adeliche Häuſer : nämlich das Erb. marſchall - Amit die von Spiegel zu Peckelsheim ; das Erbtrucyfefſen -Amt die von Stapel ; das Erbe ſchenken - Amt die voń Spiegel zum Deſenberg ; das Erbkammerer oder Erbthürmårter . Amt die von SdYilder; das Erbhofmeiſter - Umt ein Graf von Harthauſen ; und das Erbfůchenmeiſter -Amt Die vier Säulen oder die von Weſtphalen. edlen Mayer des Domkapitels , find die Here ren von Stapel , von Brenken , von Krevet, und Graf von Harthauſen . § . 7. Die fürſtlichen hohen Collegia find : das General-Vicariat , der geheime Rath , die Regierungskanzlen , die Hofkammer, das Officia. lat und das weltliche Hofgericht.
Das bürgerli dhe Stadtgericht und das Gogericht, hangen gleich falls vom Birdzof ab. Den Aemtern ſind adeliche Droſten vorgeſegt, und das Oberamt Dringen . berg hat den Vorzug , daß ſein Vorgefekter ein Landdroſt heißet. $ . 8. Eine einfache Ritterſteuer betråget 758 Rthlr. 7 Schil. und die vornehmſten Con . tribuenten zu derſelben find, die Herrſchaft Büren mit 55 Rthlr. , die geſammten Herren von Spies gel zum Diſenberge mit 55 Rthlr ., die von Spies gel Pecelsheimer Linie mit 35 Riblr ., der Obers tallmeiſter von Weſtphalen wegen Fürſtenberg , Dinfelburg , Herborn und übrigen Burg · und Ritter - Siße mit 63 Rthlr., die geſammten Herren von Harthauſen mit 55 Rthl., die von Calenberg mit 35 Rthlr ., die von Dynhauſen einer Linie mic 35 Rthlr .,
Das Hochſtift Paderborn .
159
35 Rthlr., und die andere mit 20 Rthlr., die von Brenken wegen Erdbernburg und übrigen Ritterfike mit 35 Rthlr . u . ſ.no. Eine einfache Land -Scha: Bung in dieſem Bistbu , betrågt 5422 Rthlr . 16 Schill. 6j Pf.; es werden derſelben in einem Jahr viele , in einem andern wenigere ausgeſchries Bisweilen ſteigen ſie über 12. ben . 8. 9. Zu Friedenszeiten werden gemdhnlicher maßen 9 Compagnien Soldaten unterhalten , die in der Stadt Paderborn liegen , und die unter dem gemeinſchaftlichen Befehl des Biſchofs und Dom . tapitels ſtehen . . 10. Das Bisthum wird durch hohe Berge, welche die Egge genennet werden , in den vors und ober- waldiſchen Diſtrict , abgetheilet. I. Zu dem vorwaldiſchen oder unterwal. diſchen Diſtrict, oder zu dem Lande dieſſeits der Berge , das iſt, gegen Norden , - gehöret 1. Das Rüchen : Amt oder die Droſtey Neuhaus. 1) Paderborn , die Hauptſtadt des ganzen Hochs ſtifte, iſt ſehr alt. Sie liegt in einer angenehmen und fruchtbaren Gegend , und hat den Namen von dem Fluß Pader , der mitten in derſelben entſpringt , und deffen Waſſer im Winter lau iſt und beſtändig raudt im Sommer aber eiskalt iſt. Fünf der größten Quels len deſſelben ſind unter dem Dom , und den dabey ftes henden Häuſern , und ergießen ſo viel Waſſer , daß 20 Schritte davon unterſchiedeneMühlen , und hernach noch mehrere in der Stadt , durch daſſelbe getrieben werden . In der von außen unanſehnlichen Domkirche haben vorzeiten die Bildniſſe der 12 Apoſtel von Silber geftanden ; eß hat ſie aber Herzog Chriſtian gut Braunſchweig 1662 ſowohl als den kilbernen Sarg des beit,
160
Der weſtphäliſche Kreiß .
heil . Liborius, wegnehmen , und aus dem legten Reichss thaler fdlagen laſſen , welche die Ueberſchrift baben : Gottes Freund, der Pfaffen Feind. Den jeßigen forts baren Sarg des heiligen Liborius , welcher von feinen filbernen Harzthalern verfertigt, ſtark vergoldet, und an 2 Ellen lang iſt, haben die Familien von Niefen und Weſtphalen machen laſſen , und er hat die Aufſchrift : Dufe Arwet heffe ik Hans Krako Golfſchmit tom Drin genberge maket von lauter Dalers oſe hi bilagt ſiet, an no 1635. U18 1736 das 9 Jubelfeſt wegen der erlang ten Gebeine des Heiligen gefeuert wurde , vermehrte Biſchof Clemens Auguſt den Kirchenſchaş anſehnlich . Die Collegiatkirche Zum Buſtorf, hat anfänglich aus ßer der Stadt geftanden . Bey derſelben ſind in Cas nonici, und ihr Probſt iſt jederzeit ein Domherr der Kathedralfirde . In derſelben werden die Gebeine des heiligen Blaſius mit vielem Geprånge verehrt. Außer dem findet man hier noch 2 Pfarrkirchen , nåmlich die Gofirde und Marktkirche , welche legte ehedefien die Evangeliſchen inne gehabt haben , die Benedictiner Abtey bdinkhof, die 1015 geſtiftet worden, und der die Herrſchaft Putten in der niederländiſchen Provinz Zitphen gehåret , ein ehemaliges Jeſuiter Collegium , mit einer regelmäßig und ſchon erbaueten Kirche, darinn ein ſo genanntes rómiſches Marienbild verehret wird , 5 andere Kloſter, eine in dem eheinaligen geſuiter Cols legium 1615 errichtete Univerſitat, welche aber nur aus der theologiſchen und philoſophiſches Facultat bes het , ein Gymnaſium , welche derde von dem Biſchof tycodor von Fürfienberg geſtiftet worden find, und die ehemalige Reſidenz der Biſchsfe, iegt das Canzelegyes båudé genannt. Zu einer einfachen Landſchagung, giebt die Stadt 250 Rthlr. Vor Alters hat ſie reichsſtädts liche Freyheiten gehabt, und ſtarken Handel getrieben , iſt auch mit zur Hanſe gerechnet worden, jegt aber iſt die Handlung gering , und die Einwohner ernähren ſich nieifentheils vom Uckerbau und von der Viehzucht. R. Karl der Große , und unterſchiedene andere Kaiſer und
.
Das Hochſtift Paderborn .
161
und deutſche Kidnige , haben ſich hieſelbſt eine Zeitlang aufgehalten , und Reichstage gehalten . Im Jahr 777 wurden hier viel Sachſen getauft. 1002 wurde hier R. Seinrichs II Geinahlinn Kunigunda gefrdnet. Den alten kaiſerlichen Pallaſt befist die Familie von Firſtenberg , welche ihn 1730 erneuern und verbeſſern laffen . Zur Zeit der Reforination in 16ten Fahrs handert , waren hier viel Evangeliſche , und 1601 wurde zwiſchen dem Biſchof und der Bürgerſchaft vers gliden , daß beyde Religionen ungehindert in der Stadt ausgeübt werden ſollten : allein 1612 wurde dent Evangeliſchen der Aufenthalt in der Stadt ganz vers boten . 2 ) { Zeuhaus, ein Marktflecken von 80 bis go Häuſern , mit einem alten Schloß , welches der ges wöhnliche Wohnlig des Biſchofs ift. Das jebige weits låuftige und anſebaliche Gebåude, hat Biſchof Cheodor von Fürſtenberg 1590 aufbauen , und mit Thürmen und Gr& ben umgeben laſſen . Den großen Garten ben demſelben , hat Churfürſt Clemens Auguſt anlegen laſ fen . El fließen bey dieſem Ort die Pader und Alme in die lippe, und dieſer Fluß umgiebt faſt den ganzen Garten . Zu einer einfachen Landſchakung , trågt er 22 Rthir bey . 1761 wurden Schloß und Flecken durch hanndverſche Bomben beſchädiget. Nahe dabey iſt ein Geſundbrunn , welcher von der Pader , Fons Padulus genennet, aber ganz vernachläßi get wird . 3 ) Salzkotten oder Soltkoct, ein Städtchen , wels ches von den daſelbſt befindlichen Salzquellen den Nas men hat. Es hat Siß auf den Landtagen . Zu einer einfachen Landſchakung, giebt es 150 Rthlr. Hier find 2 Burgmannshåuſer . 4 ) Die Serrſchaft Drekburg , der Familie von affeburg zuſtändig . 5 ) Elfen , ein altes Kirchdorf, nicht weit von Neus haus , woſelbft ehemals das feſte Schloß Aliſo 'geſtans den hat, welches Claudius Nero Druſus wider die Sicam 6 Th . 74.
162
Der iveſtphäliſche Kreis .
Sicambrier erbauen laſſen , von welchem aber keine Ueberbleibſel mehr vorbanden ſind. 6) Altenbecke , Oldenbecke, Altenbeckum , ein Kirchdorf, welches zu einer einfachen Landſchaßung 15 Rthlr . beytrågt, in deſſen Nachbarſchaft ain Fuß eines Bergs der Butlerborn , das iſt fons refonus, oder tumultuarius, iſt, welche Quelle füßes Waffer mit Huls lérn oder Poltern hervorgiebt, aber mit unordentlichen Abwechſelungen , bald gar nicht, bald reichlich fließet. Es ſcheint , daß in hieſiger Gegend das berlichtigte Gogenbild , die Frmenſul, geftanden habe ; denn die älteſten frånfiſchen Geſchichtſchreiber berichten , daß Karl der Große nach Eroberung des feſten Schloſſes Eresburg , (welches bey dem jegigen corveriſchen Stadt: chen Stadtberg zu juchen iſt , mit dem ganzen Heer bis zur Jrmenſul gegangen fey , woſelbſt es am Wafa Per Mangel gelitten, bis ſich am hellen Mittag auf eins mal viel Waſſer ergofen habe. Dieſes paſſet an bes ften anf den Bullerborn . Nicht weit davon iſt ein ergiebiges Eiſenbergwerk, dem Landesfürſten und den Familien von Schilder und von Donop zugehårig . 7 ) tZienbecken , Kirchborchen , Wever , Stu : Eenbrock , Sövelhof, Oiſtrup, Dornhagen , mari: enlohe, und Verne, oder Vernde, find Kirchdorfer. zu einer einfachen Landfchagung trågt das erſte 28 Rthlr. das zweyte 35, das dritte 21 , das vierte 10, das fechſte 17 das fiebente 11 Nithir. 10 Schil . 6 Pf. das achte 13 , das neunte 60 Rthlr. ben . In den beyden legten vereyret man Marienbilder . 8 ) Dalheim oder Dalem , ein Dorf und Kloſter regulirter Chorherren Auguſtiner Ordens , von der Windesheimer Congregation . Das Dorf giebt nebo Spiegele , zu einer einfachen Landſchabung 8 Rthlr . 2. Das Rüchenamt oder die Droſtey Del brůck , liegt zwiſchen der Lippe und Ens, und iſt ſehr moraſtig. Aus dieſer Gegend ſind die alten Bru .
Das Hochſtift Paderborn.
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Bructeri vom Germanicus , Druſens Sohn, zu. legt vertrieben worden. 1410 fiel hier eine Schlacht zwiſchen den biſchöflich - Paderbornſchen und erzbis ſchöflich , cólniſchen Kriegesvölkern vor. Es iſt hier nichts als das Kirchdorf Delbrück oder Delbrůg ge, zu bemerken , dahin Wallfahrten zum heiliger Kreuk geben , doc, mar 1785 die hieſige Lands ſchule in einem vorzüglich, guten Zuſtande, ſo daß die Bauer - Knaben nicht nur in der Religion, ſondern auch in der Mathematik und Geſchichte unterrichtet wurden. Das Amt trågt zu einer eins fachen Landſchakung 319 Rthlr. 9 Schil. ben . 3. Das Küchenamt oder die Droſtey Bo te , woſelbſt vor Alters der pagus Bocenſis, Bue chioder Bucki, geweſen iſt.
Es giebt zu einer
einfachen Landſchaßung 158 Rthlr. 1 ) Böke, iſt ein Dorf an der Lippe , mit einem Schloß, welches Bifchof Dieterich Adolph von Furſtens berg wieder herſtellete, als es die Schweden 1646 abs brannten. 2) Sårſte , oder Serſte und Thüle, find Kirchs dörfer. In dem legten iſt ein Ritterſik der Familie von Wten . 3 ) Dedinghauſen , ein Schloß .
4. Das Amt oder die Droſtey Lichtenau . 1 ) Lichtenau , ein Städtchen , welches auf den handtagen erſcheinet. Zu einer einfachen landſchas sung trågt es so Rthlr. bey . Bey dieſem Ort verlies ren fich 2 Vereinigte Bäche in der Erde. 2 ) Iggenhauſen , oder Iggenſen und Belen , find Rirchodrfer. Zu einer einfacheu Landſchafung, trägt Das erſte 18 , das zweyte 16 Rthl. bey . 3 ) Sudheim , ein Schloß und Gut der gråflichen Familie von Dynbauſen . L2 3. Das
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Der ideſtphäliſc
he
Kreis .
5. Das Amt Wünnenberg.
1 ) Wünnenberg , oder wünneberg , ein Stådez chen im Sintfeld , welches von dem Siege den Namen haben ſoll , den farl der Große 704 in dieſer Gegend über die Sachfen erhalten hat. Es erſcheinet auf den Landtagen . Zu einer einfachen Landſchaßung , trägt . es 40 Rthl. bey. 1477 und 1725 iſt es abgebrannt. 2) fürſtenberg und Bleyw & fche, oder Bleywelch ), ſind Kirchdorfer. In jenem ſind 5 Ritterſige. Zu einer einfachen Landſchabung trågt das erſte 40 , das zweyte 10 Rthlr. bey . 6. Die Berrſchaft Buren , gehörte eheder fen einem davon benannten adelichem Geſchlecht, das Bisthum aber hat nicht nur das dominium directum über die ganze Herrſchaft, ſondern auch das dominium uțile einer Hålfte derſelben an ſich gebracht, und in dem Kaufbriefe iſt verabredet worden , daß die von Büren ihre Hälfte an nies mand , als an das Hochſtift, zu veräußern berech . tiget ſeyn follten. Die Familie von Büren wollte ſich reichsherrlicher Würde anmaßen , ja der legte dieſes Geſchlecyts, Morib Frey , und edler Herr zu Büren und Ringelſtein , wie er ſich nonnte, welcherPräſident des faiſert. und Reichs-Rammer. gerichts war , wirfte 1619 ein Privilegium wegent ! Feiner unmitéelbaren Reichsſtandſchaft vom Kaiſer Ferdinand II aus , welches er aber erſt 1657 dem Reichshofratý vorlegte, und hierauf dem Bisthum Paderborn die Landeshokeit über die Herrfchaft, ftreitig machte. Allein, der Biſchof brachte 1658 an den Kaiſerwahl Convent , daß in die Capitu . fation eine Clauſul wegen dieſer Sache eingerůdet, und der Kaiſer zu der Verſicherung gendthiget were den
Das Hochſtift Paderborn .
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den mögte, alle dergleichen dem Recht eines dritten nachtheilige Privilegien und Eremtionen 'von der Landeshoheit , aufzuheben . auch ,
daß die edlen
Der Biſchof bewies
Herren von Büren
allezeit
Landſaſſen des Bisthums Paderborn geweſen , und daß die Städte , Flecken , Dörfer und andere Gů. ter der Herrſchaft Büren , von Alters Her der pa . derborniſchen Landesmatrikel einverleibet, und zu allen
Pflichten der paderborniſchen
Unterthanen
verbunden geweſen wären . Der oben genannte von Büren , der lekte von ſeiner Familie, welder 1644 die Präſidenten - Stelle bey dem Rammers gericht niedergeleget hatte , war damals ein Jes ſuiter - Prieſter , jedoch im Beſik und Genuß der Herrſchaft. Er verglich ſich 1660 mit dem Bis ſchof Ferdinand , und erklärte , daß er , das vore nehmſte Mitglied der paderborniſchen Ritterſchaft , feinen Gerechtſamen ungeſchadet , den Biſchof für ſeinen Landesfürſten , und ſeine Herrſchaft für einen Theil des Gebiets und Fürſtenthums deſſel ben erkennen wolle. Hierauf råumte ihm der Bie ſchof die Häuſer Büren , Ringelſtein und Vol brecken , welde er hatte mit Soldaten bereken laſſen , und die Einfünfte von dieſen Gütern , und von Lichtenau , die er hatte in Beſchlag nehmer laſſen , wieder ein . Biſchof Ferdinand ließ 1662 zum Andenke: des Vergleichs , und der dadurch feiner Kirche beſtåtigten Lehnsherrſchaft, in das dadurch erworbene Schloß in der Stadt Büren , eine lateiniſche Inſchrift feßen . Lange vor dieſem Vergleich , als der Jeſuit Moriz von Büren ſein Antheil an der Herrſchaft dem L3
Jeſuiterorden vera machen
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Derweſtphäliſche Kreis .
machen wollte , widerfekten ſich deſſelben Schwes ſter , eine Nonne , und die Kinder einer andern Schroeſter, ſie verklagten den von Büren beym Of ficial von Münſter, und verlangten die Nachfolge in dieſen Gütern . Allein die Jeſuiten brachten es dahin , daß der påbſtliche Nuntius das Verfahren des Officials für null und nichtig erklärte.
Als
der Jeſuiterorden aufgehoben wurde, und alleſeine Güter verlor , konnte er auch rein Antheil an der Herrſchaft Büren nicht behalten , ſondern der Bie ſchof ſahe es als ein ihm gehöriges und keimgefale lenes Lehn an , und nahm alſo von der ganzen Herrſchaft als unmittelbarer und einziger Herr derſelben Befik . Die Herrſchaft trågt zu einer einfachen Ritterſteuer 55 Rthlr. ben , ohne was die Stadt Büren giebt. 1) Büren , eine kleine Stadt an der Afme, mit einem eheinaligen Jeſuiter Collegio und einer Pfarrfirs che. Sie trågt zu einer einfachen Landſchagung 110 Rthlr . ben . 2 ) Segensdorf, Siddinghauſen und Weiberg , Kirchodrfer . Im erſten verebret man ein Kreuß,weis ches vom Himmel gefallen ſenn fou , und jährlich am Chriſti Himelfahrtstagemit großem Gepränge nach Paz derborn getragen wird. 3 ) Solthauſen , ein Nonnenkloſter Ordens. 4) Ringelſtein , ein Schloß .
Ciſtercienſer
7. Das Amt oder die Droſtey Weveloa burg. 1) Wevelsburg , ein Schloß und Kirchdorf an der Aline. Das Schloß liegt auf einer Höhe, und iſt ebes deffen bey dem erſten Einfal der Hunnen erbauet, und, da es mit der Zeit verfiel, von dem Grafen Friedrich von
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Das Hochſtift Paderborn .
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von Arensberg 1122 wieder hergeſtellet worden . Hiera auf fam es unter die Bothmåßigkeit der Grafen von Waldeck , und alsdenn an das Hochſtift Paderborn , wurde aber zu verſchiedenen malen gegen ein Darlehn verfeßt , bis es endlich Biſchof Theodor von Fürſten berg 1589 fiir 3536 rheiniſche Gulden wieder einisſete, und von neuem erbauete, da es denn 1606 zum Stande fam . 1646 wurde es von den Schweden verwuiſtet, aber nachmals wieder hergeſtellt . Das Dorf trägt zu einer einfachen Landesſchabung 7 Rthl. 7 Gr. bey . 2 ) Saaren , Obern und & žiedern : Tůdorp , oder Túrpe, und Brenken , find Kirchddrfer. Zu einer einfachen Landſchaßung , tiågt das erſte 18 Rthl. das zweyte 14 Rthl. 10 Gr. 6 Pf. das dritte 29 Rthl, das sierte 31 Rthl. bey . In dem legten ſind 3 Kitterſike, welche nebſt dem nahgelegenen Schloß und Dorf Erd: berenburg , der Familie von Brenfen gehören . 3 ) Bodeken , ein Kloſter Canon . reg . Auguſtiner Ordens, deffen Stifter , der heiligeMeinolph , darinn begraben iſt. 11. Zu dem oberwaldiſchen Diſtrict, oder dem Lande jenſeits der Berge, oder gegen Süden , gehdren folgende Hemter. 1. Das Ober -AmtDringenberg , welches den Titel eines Oberamts Hat, weil es das größte und vornehmſte im Lande iſt, und Cameral-Civil. Criminal - und andere vorkommende Sachen zu Der Oberamtmann führet den Titel forgen gat. eines Landdroſten .
Dahin gehöret
1) Das Rent -Amt Dringenberg . 1 ) Dringenberg , eine fleine Stadt , mit einem Bergſchloß , liegt an dem Bach Dere , welcher ſehr gute Forellen führet , und in die Nette fließt. Sie wird zu den Landtagen verſchrieben . Der Pfarrer , welcher zugleich Stadt - Archidiaconus iſt , hat den Vorzug, daß er feinem andern Archidiaconat unterworfen ift. 3 £ 4
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Der weſtphäliſche Kreis .
zu einer einfachen , Landſchaßung trägt diefe Stadt 50 Rthl. ber . 2 ) Gerden , ein kleines Städtchen an der Dere , erſcheint auch auf den Landtagen , und hat ein Jung fernklofter Benedictiner Ordens. Zu einer einfachen Landſchaßung giebt es 40 Rthl. 3 ) Kleinenberg, ein geringes Städtchen , welches aber doch Siß auf den Landtagen hat. Es hat oft Brandſchaden erlitten . Es giebt zu einer einfachen Landſchabung 40 Rthl. Vor demſelben ftebet in einer ſchonen Capelle ein Marienbild . Zwiſchen demſelben und dem folgenden Städtchen , findet man im Walde viele Ueberbleibfel von fåchiſchen Schl8ffern , die R. Karl der Große zerſtåret hat. 4 ) Wilbaſen , oder Willebadeffen , ein geringes Städtchen an der Nette , wird auch zu den Landtagen verſchrieben . In demſelben iſt ein Nonnen-und ein BenedictinerMonchen Kloſter. Es trågt zu einer einfa chen Landſchakung 45 Rthl. bery . 5 ) Dalhauſen , Fronhauſen , Sandebeck oder Sans
nebeck , ein alter Ort , deſſen ſchon in einer Urfi:nde des-zehnten Jahrhunderts gedacht wird. Ulten und Zu einer einfachen L7euen :Gerſe find Kirchdorfer . Landſchakung giebt das erſte 23, das zivette 16 , das
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dritte 35 , das vierte 20 , das fünfte 35 Rthl. In dem legten iſt ein adeliches fren -weltliches Frauenfift, und ein Collegium von 16 Vicariis , welche in der ſchönen Stiftskirche wechſelsweiſe mit den Damen fingen . Am legten Pfingilfeyertage wird hieher zu den Märtyrerin nen Saturnina und Fortunata gewallfahrtet. 6 ) Serbcam , ein Dorf, woſelbſt die von Weſtphas len 3 Kitrerfige baben . Es giebt zu einer einfachen Landſchaßung 16 Kthl. 7 ) Schmechte , ein Dorf, ber welchem ein Saus erbrunn entſpringt, deſſen vornehmſte Quelle der Mets terbrunn genennetwird . Das Dorf trägt zu einer eins fachen Landſchagung 16 Rthl. bey , 2 ) . Die
Das Hochſtift Paderborn .
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2 ) Die Frey - und Gow - Grafſchaft, oder das Gow - Grafthum Warburg oder I Darre berg, hat ebedeſſen eigene Grafen gehabt ; iſt aber 1021 von dem Grafen Dodico an das Hochſtift geſchenkt worden . Es gehört dahin 1 ) Warberg oder Warburg , Wartberg , eine Stadt , von beynabe 500 Häuſern , welde dem Rang nach die zweyte Hauptſtadt in den Hochſtiit iſt. Siek wird in die alte und neue, durch eigene Gråben und Mauern, abgetheilet. Die alte Stadt liegt bart an der Diemel, und ſo tief im Thal , daß die Svigen ihrer Häuſer kaum den Fuß von der Neuſtadt erreichen . Jede hat ihren befondernMagistrat ; und jede wird auch zu den Landtagen berufen . Sie enthalt 2 Pfarrkirchen , i Keloper , und 2 Burgfibe. Die alte Burg oberhalb der Altſtadt , der ehemaligen Herren von Warburg Wohnfis, ift die vornehme. Neben derſelben iff Sanct Erasmus Capelle, zu deilen Gebeine jährlid ain Feſt der heiligen Dreyeinigkeit zahlreiche Proceſſionen kommen . Die Stadt giebt zu einer einfachen landutagung 250 Thaler . Ehedeffen bat fie eigene davon benannte Der's ren gebabt , welche ihre Herrſchaft 1021 an das Dis: Sie firmt auch in thum gefchenfet baben ſollen . den alten Reich &matrifeln als eine Reichstadt vor, und hat auch mit zu der Hanſe gehört. In dem 30jährigen Kriege bat fie viel erittten. In dieſer Gegend wurde 1760 ein franzoſiſches Corps Truppen von einein aliirten zurück geſchlageil , und litte eine ſtarke Einbuße. Anin . Die umliegende Gegend bis Borgentryk, ift die frugtbarſte im ganzen Bisthum . Sie trägt außer andern Früchten auch den befte : Hanf und Flachs, hat auch Eiſenſtein und Bleyerz . Man riennet ſie die Wars burgiſche Borde. In derſelben wird die grobfte weſt phåliſche Sprache geredet. 2 ) Balenberg oder Calenberg, ein geringes Stadt chen auf einen Berge, wird zu den Landtagen berufen . 3* 25
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Der weſtphäliſche Kreis .
zu einer einfachen landſchaßung giebt es 12 Thaler . Es ift hier ein cinträgliches landes fürſtliches Vorwerf. 3 ) Germete , Scherwede ,Weſtheim oder Weſten , Welda oder Wellede , Solzhauſen und Wormelen , find Kirchder fer. Zu einer einfachen Landſchakung trägt das erſte bely 20 , das zweyte 28 , das dritte 20 , das vierte 35 , das finſte 20 , das fechſte 15 Thaler . In dein leßten iſt ein Ciſtercienſer Nonnenklofter . 4 ) Sardchauſen , ein Mönchenfloſter Bernhardis ner Ordens , welches die reichſte Abtey, imn Lande ift.
3 ) Die Gow - Grafſchaft Brakel, in welcher 1 ) Brakel , die dritte Hauptſtadt des Bisthumns, in einem ſehr breiten Thal, an der Brucht, welche nicht weit davon in die hette fließet. Sie hat etwa 500 Häuſer , eine Pfarrkirche und ein Capuziner Klofter , und vor der Stadt liegt die Brede, auf welcher ein Auguſtiner Nonnenfloſter iſt, und unterſchiedene Haus: leute wohnen . Zu einer einfachen Landſdagung giebt fie 200 Thaler. Vor Alters hat ſie eigene Dynafien gehabt , und iſt durch Heirath mit der legten brakeli ichen Erbtochter , an die Grafen von Eberſtein gekoins men , welche nicht lange hernach die halbe Stadt nebft dein Schloß Hindenburg an die von Feburg verpfän det haben . Nad) Erldſchung des gråflich - eberſteiniſchen Stammes im Jahr 1423 (andere fagen 1413) hat das Hochftiſt Paderborn dieſe Stadtmobit Hindenburg als ein eröffnetes Lebn eingezogen , Sie totumt auch in alten Reichstratrifeln als eine Reichsſtadt vor . Nor der Stadt iſt eine ſchöne Capelle , in welcher man die heilige Unna verehret. 2 ) Iſtrup , Erkelen , Ultenbefen Altenbeken , Bellerſen , Xheder oder Rher , find Kirdyddrfer . Zu einer ein faden Landſchafting giebt das erste 15 , das zweyte 40, bas dritte 15 , das vierte 26 , das fünfte 6 Thaler. 3) Lindenburg , ein Ritterfig der Freyherren von der u Teburg , liegt auf einem Berge . 4 ) Die
i Das Hochſtift Paderborn .
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4 ) Die Landvogtey Peckelſen . 1 ) Peckelsheim , oder Peckelſen , ein Städtchen , welches zu den Landtagen gehöret. Es giebt zu einer einfachen Landſchaßung 100 Thaler. Es find hier 2 Ritterſiße, davon einer der Familie von Spiegl zu ſtåndig iſt. 2) Sohenwepel , kifen , Großen : und Lütfens ( Rleinen :) Eder , Defel, bollen und Löwen find Zu einer einfachen landſchazung giebt Kirchdorfer. das erſte 20, das zweyte 26 , das dritte 45, das vierte 28 , das fünfte 20 , das recoffe 8 , das fiebente 20 T5l.
5 ) Die Richterey Borgentrick. 1 ) Bogentrick oder Borrenrick , die vierte Haupts ftadt des Bisthums , in einer angenehmen und fruchts baren Gegend . Sie hat Siß und Stimme auf den Landtagen, und giebt zu einer einfachen landſchakung 150 Thaler. Die von Druchtleben und von Uffeburg haben hier Sibe. 2) Daſeburg , ein Stirchdorf und alte Herrſchaft. Das hohe Bergſchloß Deſenberg oder Dierenberg , liegt eine Stunde davon auf einem Berge , mit deffen Heſteigung man eine Stunde zubringt , und der rund umber von einer Ebene uingeben iſt ; es iſt aber völlig verwüſtet. ' Es hat vor Ulters einmal dem Herzog zu Braunſchweig gehöret. 1236 hat Biſchof Bernhard. das Schloß erobert, und an das Stift gebracht. Es des håret nun der Familie von Spiegel, dezen geſammte Linien fich von demſelben Spiegel von Defenberg ſchreiben. Das Dorf giebt zu einer einfachen Lands fchagung 25 Thaler. 3 ) Roßbecke oder Xorebeek , Groß- und Klein
Bůhna und Corbecke, ſind Kirchódrfer , und Ritterlige der Familie von Spiegel. Zu einer einfachen Landſchas gung giebt das erſte 25 , Bühne 24. und das legte 38 Thaler.
6 ) Die
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Der weſtphäliſche Kreis .
6 ) Dic Richterey Borchholz.
1 ) Borchholz, ein Städtchen an der Bever, von etiva 200 Hiuſern , gehört zu den Landtagen. Man findet hier einen Burgfig , denen von Spiegel deſens Das bergiſter Linie zugehörig , und 2 Ritterſiſe. Ståstohen giebt zu einer einfachen Landſchabung 60 Thaler . 2) Tagungen und Titelſen find Kirchdörfer. Zu einer einfachen Landſchapung giebt das erſte 34 , das zweyte 20 Thaler. 7) Die Richterey Vieheim . 1 ) Lłeheim , lzieheim oder { Zieme, ein Städtchen am ashångigen Fuß eines Berges, gehört zu den Landta gen, und giebt zu einer einfachen Landſchabung 150 Thl. Es iſt 1312 von der Grafſchaft Swalenberg an das Big thum gefommen . 1711 brannten hier 170 Häufer ab, und 1737 war wieder eine große Feuersbrunft. Der Ort iſt wegen ſeiner kleinen rothen Kåre bekannt , die im Lande zum Sprichwort geworden ſind. Die pader: borniſchen Jeſuiten hatten hier ein beträchtliches Vor werk. 2) Grundſteinheim und påmbren , find Kirchdors fer , nach den legten wird zum heiligen Kreuß gewall: fahrtet. Das erfte, welches in einem tiefen Thal lieget, giebt zu einer einfachen Landſchafung 20 , das zweyte auc 20 Thaler . 3 ) Merlſen , ein Dorf mit einem Schloß, welches der Familie von Kettler zugehört." Es giebt zu einer einfachen Landſchoßung 13 Thaler. 4 ) Oynhauſen oder Oynſen , ein Dorf von wels chem die von Dynhauſen den Namen führen. Zu einer einfachen Landſchazung giebt es 33 Thaler. Im Emb: der Walde iſt eine erhebliche landesfürſtliche Glashütte, die feine zůtte genannt, deren Slåfer weit und breit ausgeführet werden.
8) Die
Das Hochſtift Paderborn .
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8 ) Die Vogtey Dryburg . 1 ) Dryburg , ein Städtchen , welches zu den Lands tagen berufen wird , und zu einer einfachen Lands Bung 60 Thaler giebt. Neben demſelben liegtein wus ftes Schloß auf einem boben Berge, welches ſchon zur Zeit Karl des Großen bekannt geweſen iſt. Nahe ben dem Städtchen entſpringt aufeiner Wieſe ein gutes mi neraliſches Waſſer , welches dem Pyrmonter gleich ges fchåbet wird. Die ehemaligen Herren von Dryburg, haben 7 fefte Schlöffer , und die Gowgrafſchaft Bala gern beſeffen , und in den umliegenden Grafſchaften viele Lehnmånner gehabt. 2 ) Huke und Schwaney, ſind Kirchdorfer ; ienes giebt zu einer einfachen Landſchagung 15 , dieſes 36 Thaler .
2. Das Amt oder die Droſtey Steinheim . 1 ) Stadt Steinheim , zum Unterſchied von dem Dorf Grund - Steinheim , eine kleine Stadt, von etwa 150 Häuſern , in einer fruchtbaren Gegend an der Em , mer, welche auf den Landtagen erſcheint. Sie hat ehe deffen zu der Grafſchaft Swalenberg gehöret , iſt aber 1312 an das Bisthum gefommen . Es ſind hier 2 Rit: terſiße, und nahe vor der Stadt iſt eine fürſtliche May erer , welche das Paradies genennet wird. 1720 hat die Stadt eine große Feuersbrunſt erlitten . Sie giebt zu einer einfachen landſchazung 150 Shafer , und das DorfGrund . Steinheim 20 Thaler. Zu der Stadt gehört eine große und fruchtbare Feldmarf, und auf bens den Seiten der Emmer liegen gute Wieren und Weidett. 2 ) Vörden , ein Städtchen an der Brucht , wird zum Landtage berufen , und giebt zu einer einfachen Žandſchapung 40 Thaler. Es iſt hier, fo wie zu Apens burg, ein Kitterſin der Familie von Harthauſen . 3 ) Vinſebeck , ein Kirchdorf an der Hee , wufelbft die von Lippe ein ſchönes und feſtes Schloß haben . Es trägt zu einer einfachen Sandſchafung 30 Shafer ber .
میدی
3. Das
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Der weſtphäliſche Kreis .
3. Das Amt oder die Droſtey Beves tungen . 1 ) Beverungen , eine kleine Stadt beym Einfluß der Bever in die Weſer , woſelbft ein Weſerzou erleget werden muß. Sie hat von den anlegenden Schiffern gute Nahrung. zu einer einfachen Landesſchaßung giebt ſie 60 Thaler . Auf den Pfandfchilling welchen die Abtery Corver auf dieſe Stadt geliehen hatte , hat fie 1782 Verzicht gethan . 2 ) Berſtelle , Heriſtallum , ein Dorf an der Wefer , mit einem wriſten Bergídios. Tarl der Große, welcher im Jahr 797 hieſelbft fein Lager und Winterquartier gehabt, hat dem Ort den Namen gegeben . 1465 , 1632 und 37 haben die Heffen das Schloß verwüſtet . Die Familie von Falfenbeiy hat es lange in Pfand Tchaft gehabt ; Biſchof Theodor von Fürſtenberg aber hat es 1608 für 17666 Goldgülden wieder eingelsret. Test ſieht man hier noch das Amthaus, ein Minoriten Klofter , und eine Kirche. Das Dorf giebt zu einer einfachen Landſchagung 24 Thlr . 4. Das Amt oder die Droſtey Lugde. Lügde oder Lüge , Lugda, Luda , eine kleine Stadt , an der großen Emmer , in einer ſehr guten Gegend , iſt von der Grafſchaft Pyrinont umgeben . In derſelben iſt eine Pfarrkirche , ein Kloſter mit einer Rirche, und ein Ritterfis der Familie von Poſt . Sie ist der Geburtsort des Arztes Yoh . Gigas , welchem wir die guten Charten von den weſiphåliſchen Bisthuis mern zu danken haben . Die älteſten Befiber dieſes Drts , oder wenigſtens Pfandinhaber deſſelben , follen die Grafen von Haltermund geweſen ſeyn , von wels chen er an die Hcrren von Honiburg , von dieſen aber durch Heirath an die Grafen von Eberſtein , und ends lich 1212 fäuflid ari das Hochſtift Paderborn gefoms men ſeyn ſoll : allein , aus 2 alten Urkunden von 1280 und 1305 erhelfer , daß damals die Grafen von Pors mont noch im Beſig deffelben geldeſen ſind. Ein 1668 zwiſchen
Das Hochſtift Paderborn .
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stiſchen dem Bifehof zu Paderborn und dem Haufe Waldeck getroffener Vergleich , bat jenes im Beſiz dies ſer Stadt beſtätiget. Die Einwohner verfertigen viele Spigen von Zwirn , Gold-und Silber- Fåden . Die Stadt giebt zu einer einfachen Landſchabung 110 Rthl. dem
5. Folgende Aemter beſikt das Hochſtiftmit Grafen von der Lippe gemeinſchaftlich , und
beyde Herren laſſen ſie durch eine gemeinſdjaftliche Regierung oder durch ein Samnmtgericht verſehen , welches auf dem Schloß Swalenberg gehalten wird . 1 ) Das Amt Oldenburg , weldjes vor Zei beſondere Grafſchaft war , und an wel. eine ten chem das Hodſtift ſeit 1358 die Hälfte hat. Das hin gehöret 1) Oldenburg , ehederſen Schwalenberg , nachher die Olde Burg , (die alte Burg ) woraus der jeßige Nahme entſtanden , vormals ein feſtes Schloß , auf einem mit Wald bewad fenen Berge. Das alte Amts baus gehört dem Hochfift ; es iſt aber hier eine fürft: lich - paderborniſche, und gräflich - lippe- Detmoldiſche Mayerer , welche die von Dynhauſen zu Grevenburg haben , und zwar das paderborniſche Antheil gegen Bes jahlung jährlicher Pacht, das lippiſche aber für 12000 Rthaler. 2 ) Marienmünſter , eine 1129 geffiftete Abtey Benedictiner Ordens , am Fuß des Burgbergs auf welchem das Schloß Oldenburg ſtehet. 3 ) Sommerſelle, ein Kirchdorf,welches nebfi Kars genſick, zu einer einfachen Ladſchafung 32 Rthlr. giebt.
2 ) Das Amt Stapelberg over Stoppels in der Mitte deſſelben liegenden
berg , von einem
Berge benannt , auf weldem
ein Sdıloß geſtan .
den hat, iſt eheinals eine beſondere Herrſ@yaft ges weſen . Das Hochſtift hat , vermoge der Vertrå . se von 1556 und 1573, ein Viertel daran . Es
gebore
176
Der weſtphalifdje Kreis .
8 geport dahin die Bauerſchaft Roolſen , Keelfen oder Roleffen , welche zu einer einfachen Landes ſchaßung 20 Rthlr. giebt. 3 ) Von dem Amt Swalenberg oder Schwalenberg , hat das Hodiſtift, vermoge des Vertrags von 1358 , ein Viertel. Die Grafen von Schwalenberg bewohnten zuerſt das Schloß Oldenburg , weldjes anfänglicy Schwalenberg hieß , hernach bauten und bewohnten ſie das jeki. ge Schloß dieſes Namens , welches zu dem lippis ichen Antheil gehört. In dieferun Anit , liegt das Kloſter Valkenhagen oder Falkenhageil , von welchen Paderborn 1596 eis nen Antheil befin, und den andern behielt Sippe. 1604 ſchenkte Paderborn reinen Antheil dein General des Jeſuiter Ordens , und 1630 zog dieſer Orden den lips piſchen Antheil ordentlich an ſich . Bey der Friedens verfainmlung zu Münſter , ward dieſe Sache in die Liſte der Reftituendorum gebracht , und fippe 1649 in ben 1624 beſeffenen Theil wieder eingeſeßt. Die Yes ſuiten regten ſich nachher noch immer , doch 1720 kam es zu einem gitlichen Vergleich , nach welchem lippe fein Antheil am Kloſter für 15000 Rthlr . den Yeſuiten mit der Bedingung übergab , daß fein Collegium oder Seminarium dafelbft angelegt werden ſolle , daß dein Grafen die lurisdictionalia er jura ſuperioritatis terri torialis , regalia maiora et minora cum omnibus an nexis , und deren Reichsconſtitutionsmäßiges freyes exercitium , landebherrliche Obrigkeit, die Kirche, der Kirchhof, Das Pfarr- und Küſterhaus , .cum annexis luribus ecclefiafticis parochialibus , und endlid , für den Prediger und Stifter ein Garten , Teich und Wieſe; nebit andern im Vergleich benannten Nugungen , allein verbleiben folle . Dagegen begab ſich der Graf des beſondern juris advocatiac, jedoch nur in ſoweit folches nicht von verbehaltenen Jure territoriali , - abhange, und
Das Hochſtift Paderborn .
177
und mit der Bedingung , daß jenes niemand anders -übertragen werden ſolle , und aller Schazungen und Abgaben , die Ritter- und Hofgerichts - Steuer ausges nommen . Als 1773 der Geſuiter - Orden aufgehoben wurde , 30g Lippe das Kloſter ein, worüber ſich Paders born beym Reichshofrath beſchwerte. 4 ) Das Gericht agendorn , zwiſchen den Aemtern Oldenburg , Stapelberg und Schwalen. berg , das nur aus 2 Meyern, 3 halben Meyern, 2 Köttern und 1 Eigenhäuſer beſteht, und worüber Paderborn die Gerichtsbarkeit allein ausüber. 5)
Das Gericht Odenhauſen , über das
Dorf , dieſes Namens ,
welches 52 Wohnhauſer
1 þat , und an die lippiſchen Aemter Horn und Blomberg grånzer . Von den Einfünften zieht Paderborn fã, Lippets , das gråflidze Harthauſi ſche Gut Tiedenhauſen , und die adelicheFamilie von der Lippe die übrige Hälfte. 6 ) Die Probfiey St. Jacobsberg hat die Abtey Corvey , 1782 dem Hochſtift mit aller Hoheit abgetreten . ſ. Corvey.
1 1
ig
7.
Unter des. Domkapitels Gerichtsbarkeit
ſtehen 1 ) Lippſpring , Lippiae fontes , eine kleine Stadt, in deren Nachbarſchaft die Lippe aus einer tiefen und ſtarken Quelle entſpringt. Sie gehört zu den Landtas. gen , und iſt 1576 unter des Domkapitels Gerichtsbars keit gekommen . Es find hier 2 Burghåuſer : eins ges håret der Familie von Harthauſen , und das andere der Famlie von Weſtphalen. Die Stadt giebt zu einer einfachen Landſchafung 60 Rthlr. 2 ) Bredenborn , ein Stadtchen , nicht weit von Marieumünſter, gehört unter die Landtagsſtädte, und trågt zu einer einfachen Landſchaßung 50 Rthlr. bey. M Das 6 Th . 74.
Der weſtphaliſche Kreis .
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Das hieſige Amthaus iſt aus den Ueberbleibfeln eines uralten fefien Gebäudes erbauet worden , 3 ) Die Kirchdorfer Attelén , Ettelen , Etlen und Dahl, und die Dårfer Sengelarn , Sauſen , Schar: Zu einer einfachen Landſchas mede und Samborn . kung giebt das erſte 36 , das zweyte 46 , das dritte 28 , das vierte 33 , das fünfte 30 , das ſechſie 15 Rthlr. 8. Das Gericht Solzhauſen und Erwi gen , gehört den Freyherren von der Borg .
Das Hochſtift Lüttich. S.
1.
as Bisthum Lüttich , lat. Epifcopatus Leo . dienfis , franz. l' Iveché de Liege, iſt nichc nur auf den Charten , welche die Lånder des bure gundiſches Kreiſes vorſtellen , zu leben , ſondern auch auf beſondern.Charten abgebildet worden . Eine ſolche bat man von Mercator , Bleuw , Allardt, Dankert,Viſſcher , Jaillot,niortier, Seutter , und von Lüttich und limburg eine von Robert Vaugondy und Boudet , beyde von 1754. Wic. Viſſcher hat auch 3 befondere Bon Bisthum herausgegeben , die den und ſüdlichen Theil deſſelben , mittlern nördlicken Die beſte Charte hat Chri . legen vor Nugen gen von dieſem
ſtoph Maire auf 4 Bogen gezeichnet, und auf Nicolas le Clerc Beobachtungen gegründet. $ . 2. Es liegt in den Niederlanden , urd grån . zet gegen Mitternacht an Brabant, gegen Abend auch an
Brabant,
und an Namur und Henned
gau ; gegen Mittag an
Champagne und Luxem . burg ;
Das Hochftift Lüttich
179
burg ; gegen Morgen an Limburg und Jülich . Es erſtreckt ſich von Norden gegen Süden auf einige 20 Meilen , vertheilet und beuget ridy aber gegen Süden ſtarf , und iſt von ſehr unterſchiedener Breite.
Einige kleine lüttichiſche Diſtricte liegen
im Umfang der Herzogthümer Brabant und Lu . remburg . Die Grånzſtreitigkeiten mit Frankreich find 1772 durch einen Vergleich abgethan , und dieſer iſt von dem Fürſten Biſchof 1773 dem rom . Kaiſer und Reich zur Beſtåtigung eingereichtwor. den . S.das Ende dieſes Abſchnitts . $ . 3. Der Theil deſſelben , der auf der Nord . feite der Demer liegt, iſt ſchlecht, denn er beſteht in Heiden : hingegen das Land auf der Südſeite nach der Grafſchaft Namur zu , iſt ein guter Bo. den , der fruchtbar an Getraide und Wein iſt, doch iſt es nach den Herzogthümern Luremburg und Limburg zu mit Bergen und Büſchen ' angefüllt. Es hat Wein , der dem geringen burgunder und champagner Weinen gleidt; anſehnliche Wål. dern , Kupfer - Bley - Eiſen - und Steinfohlene Bergwerte, viele gute Stein- und unter denſele ben auch Marimor : Brüche; imgleichen berühmte mineraliſche Waſſer , als zu Spa und Chau- Fon taine. Die vornehmſten Flüſſe , durch die es be wäſſert wird , ſind die Maas und Sambre, die ſich in der Grafſchaft Namur vereinigen . Die Demer entſpringer hier bey Bilſem , nimmt-ende lich den Namen Rupel an , und gehet im Hers zogthum Brabant in die Schelde. S. 4. Das Bisthum enthält 26 Srådte. Die
Unzahl der Dörfer wird auf 1400 geſchåket. Faſt alle M 2
180
Der weſtphaliſche Kreis .
alle låndereven werden von dem
Adel und der
Geiſtlichkeit beſeſſen, der Landmann aber iſt arm , und arbeitet nur für jene . Die Einwohner des Bisthume ſprechen entwederniederländiſch nach der brabantiſden Mundart , oder die ſoges nannte luccicher walſche Sprache, (Luiker waalſche Taal) welche ein plattes oder verdorbes nes Franzöſiſch iſt. Luifer - Walen .
Die letzten nennet man daher Die Landesſtånde find der
clerus primarius, oder das Domkapitel , der Adel und die Bürgermeiſter der vornehmſten Städte. Sie haben 2 Generalſchahmeiſte: und 6 Einneb mer. Die erſten beyden Stånde erwählen jeder jährlich 4 Deputirte. Die Bürgermeiſter zu füt. tid find gebohrne Deputirte des dritten Standes , haben aber noch 4 Deputirte der kleinern Städte neben ſich . Dieſe Deputirte verſammlen dem biſch & flichen Pailaſt zu Lüttich .
ſich
in
5. 5. Die vornehmſte Ausfuhr dieſes Landes , und inſonderheit der Stadt Lüttich , beſtehet in Bier , Gewehr , Någeln ; Sarfde, Leder, Mars mor und blauen Steinen , Kaif und Steinfohlen , welche Sachen insgeſammt in ungemein großer Menge ausgeführet werden . Ehedeflen geſchah die Ausfuhr nach den Niederlanden aufder Maas : nadidem aber die Zälle auf derſelben vervielfältis grt und erhöhet worden , ſo werden ſie zu lande auf großen Frachtwagen nach Herzogenbuſch und Breda , und von dannen nad
Holland geführet.
$. 6. Das Biscöum Lüttich iſt zuerſt in der Stadt Tongern geſtiftet worden , und Servatius iſt der erſte erweisliche Biſchofgeweſen . Er verließ Ton ,
Das Hochſtift Lüttich .
181
Tongern , und gieng nach Maſtricht, woſelbſt auch der Siß ſeiner Nachfolger im Bisthum ge weſen iſt , bis der Heil. Hubert ſich im
Anfang des
adyten Jahrhunderts nach Lüttich begab , woſelbſt auch alle ſeine Nacyfolger ihren Wohnfig genom men Haben ; dode haben ſich die Biſchöfe noch eine Zeitlang Biſchöfe von Tongern genennet, und He. raclius oder Eberhard iſt der erſte geweſen , der fid, den Namen einrs Biſchofs von Lüttich, beyge legt hat, welches eine Urkunde vom bezeuget.
Jahr 961
$ . 7. Der Biſchof zu Lüttich führet den Titel : Von Gottes Gnaden Biſchof und Fürſt zu Lüttich , Serzog von Bouillon ,Marquis von Franchimont, Graf von Looz , Soorn u . Das Wapen wegen Lüttich , iſt eine ſilberne Säule auf einem ſilbernen Poſtament , mit einem goldes nen Kranz im rotfen Felde ; wegen Bouillon ein filberner Querbalken im rothen Felde ; wegen Frans chimont 3 Löwen im
ſilbernen
Felde ; und wegen
Looj 4 rothe Querbalken im goldenen Felde. 9. 8. Im Reichsfürſtenrath bat Lüttich mit
Münſter wechſelsweiſe den Rang , doch ſo , daß Der Reid ,san Osnabrück zwiſchen benden ſigt. ſcylag des Höchftifts , iſt 50 zu Roß , 170 zu Fuß , Es hat ſich aber daſſel, oder monatlich 1280 Fl. be über dieſen hohen Anſchlag beſchweret, und wes gen der erlittenen Verluſte , (unter welchen das Herzogthum Bouillon und dieGrafſchaft Ugimont iſt, die Erlaſſung eines Drittels verlanget , auc erhalten , daß der Anſchlag auf 826 Fl. gefekt worden .
Zum
Rammergericht iſt es in der Ujual. Mas 3 M
Der weſtphäliſche Kreib .
182
Matrifel auf 360 Rthlr . 521 Kr. zu jedem Ziel angefegt. Es iſt ihm auch , in Unſebung dieſes Anſchlags, vorlin gedachter Verluſte wegen , die es erlitten hat , ein Drittel erlaſſen worden . In dem weſtphäliſchen Kreiſe iſt dieſes Hochſtift dem Rang nach das dritte. Im Anfang des jeßigen 18ten Jahrhunderts ſonderte es ſich von demſelben ab , und wollte die fchuldigen Kreisſteuern nicht entrichter : 1716 aber trat es pieder zu dem Krei. re , beſchickte auch 1718 den Kreistag . 8. 9. unter dem
Der Fürſt- Biſchof ſtehet als Biſchof, Erzbiſchof zu Cöln . Sein Kirchſprens
gel iſt in 7 Archidiafonate abgetheilet, welche find die Archidiakonale zu Haßbein , von Brabant, zu Ardenne, in Hennegau , von Campine, zu Cons dros und zu Famenne. Das hochwürdige Dom . kapitel beſtehet aus 60 Perſonen . S. 10. Das fürſtliche geheime Rathscolle gium , weldjes mit geiſt- und weltliden Råthen
beſeket iſt , iſt das höchſte Collegium und Gericht, das alle Sachen , welche die Landeshobeit, die Ges richtsbarkeiten des Landes , und die fürſtlicjen Rechte und Regalien betreffen , überleget und ents fcheider. Die fürſtlide Sof- und Rent- Rammer , entſcheidet alle Sachen ,welche die fürſtlichen Ein . künfte angeben. Das Officialat, richtet die goto tesdienſtiden Sachen und Perſonen . Das Ges richt der Schöffen , oder der hohe Gerichts Der ors hof , entſcheidet alle Criminalſachen. dentliche Rath , erfennet in allen Sachen , die durch die Appellation von dem Lehn- und Ullodiale Hof an ihn gelangen , wie auch in allen Sachen , dic
Das Hochſtift Lüttich .
183
Der bie wider die kaiſerlichen Privilegien laufen . Lehngerichtshof richtet alle Lehnſtreitigkeiten , und der Alodialgerichtshof die Streitigkeiten , welche die Allodialgüter betreffen . Das Gericht der zwey und zwanziger, richtet die Bedienten , die ihre Gewalt misbrauchen u : ſ. w . J. u . Zur genauern Kenntniß dieſes Fürſten . thums bemerfen wir I. Lüttich , holl. Luyck , franz. Licge, lat. L : 0 dium , Legia, die Hauptſtadt deſſelben , welche in einem Thal zwiſchen 2 Hergen liegt, von welchen der höchſte gegen Norden iſt , und von der heiligen Walburg be nennet wird , der andere aber gegen Diten liegt , und den Namen Mont Cornillon hat. In dem Thal zivis fchen dieſen Bergen , fließt diemaat. Man theilet die Stadt gemeiniglich in die alte und obere , und in die neue und untere Stadt, und dieſe in 2 Theile , näinlich in die Inſel und in das Quartier jenſeits der Maas. Die obere Stadt ſteht an dem Abhange des Bergs der heil. Walburg , und erſtreckt ſich gegen Mittag bis an einen Arm der Maas, durch welchen ſie von dem Theil der untern Stadt, welcher die Inſel heißt , getrennt wird , gegen Morgen aber grånzet fie an die große Maas, welche ſie von dem Quartier jenfeits derMaas abſondert. Das Quartier der untern Stadt, tvelche die Inſel genennet wird , iſt von 2 Armen der Maas um geben , die ſich unterhalb oder an der Spise der Inſel wieder vereinigen . Das Quartier jenſeits der Maas iſt eine Halbinſel , und liegt, nebſt der Vorſtadt Amers coeur , zwiſchen den Strom und den Mont Cornillon . Dieſe unterſchiedenen Theile der Stadt hangen durch Bricen zuſammen . Die Stadt iſt wohl befeſtigt, die auf dem Berge der heil. Walburg angelegt geweſene Citadelle aber iſt geſchleift. Um Fuß dieſes Berges ſtehet der anſehnlich - biſchöfliche Pauaſt , von welchem 1734 ein Theil abbrannte , aber auf Koſten der Lands ſtånde M 4
184
Der weſtphäliſch Kreis . e
fånde 1737 regelmäßig und ſchon wieder hergeſtellet wurde. In demſelben werden nicht nur die Verſamms lungen der Landſtånde gehalten , ſondern es haben auch die hohen Collegia Darinnen ihren Sik .. Das Rath : haus iſt 1691 durch Bomben verwüſtet , aber 1714 pracotig wieder aufgebauet worden , und enthält einen of sitlichen Bederfaal. Man findet hier viele neump diſch - ſchöne Häufer . Die ineiften Straßen ſind ziems Die lid ) enge , andere aber haben eine gute Breite. Vorſtådte heißen Amercoeur, S.Margaretha , S. Leonhard und Avrop. In der Stadt und ihren Vor ſtådten , findetman 12 offentliche Praße , die Cather Drafkirche , welche dem heil. Lampert gewidmet iſt, 7 Collegiatfirchen , 32 Pfarrfirchen , 5 Mannsabteyen , 5 Frauenabteven , 32 Kidfier benderley Geſchlechts , 2 ehemal. Jefuiter Collegia , ein Seininarium , 10.Hopis Die tåler , eine Karthauſe und ein Beguinenhaus. Stadt treibt ſtarfen Handel, inſonderheit mit den Nies -Derländern , davon oben gehandelt worden . Lüttich hat ſeine erſte Olufnahıne dein Biſchof Hubert zu danken , und iſt nach und nach zu einer ſo anſehnlichen Stadt geworden . 1691 wurde fte von den Franzoſen erobert, weil der Biſchof die franzöſiſche Partey erwählt hatte . Das den Bürgern verhaßte Reglement von 1684 ,. iſi 1789 abgeſchafft worden , Ungefähr eine halbeMeile von der Stadt , jenſeit3 der Maat,liegtder fürſtlich -biſchodidePalaft Serains , woſelbſt ſich die Biſhöfe einen guten Theil des Sein : mers auſzuhalten Pflegen . = Neben demſelben ſiel;i aa der Maas ein wohlgebauetes Dorf mit vielen Lufts häuſern . Seger Nordweſten der Stadt , etiva eine halbe Stunde von derſelben , iſt das Dorf Xocours , bei welchem 1746 ein ſcharfes Gefecht zwiſchen dem frana iofiſchen und alliirten Kriegsheer vorfiel. II. Die
Das Hochſtift Lüttich.
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II. Die ehemalige Grafſchaft Sasbain , Hasbainenfis comitatus, iſt 1040 von dem Kais ſer Heinrich worden .
der
Kirche
zu
Lüttich
geſchenkt
1. Val Benoit, eine Ciſtercienſer Nonnenabtey an der Maas , nabe bey Littich . 2. Quinquembois , ein Schloß an der Maas, welches der Benedictiner Abtey S. Lorenz zu Lüttich gehirt. 3. Qugraie und Scleſſin , find Schiffer an der Maas . Das legte gehört den Grafen von Berlo . 4. Slemale , ein Schloß an der Maas , mit einer Herrſchaft. Neben dem Schloß liegt ein großes Dorf, in welchem das Schloß Klein Flemale iſt, 5. Choquier , ein altes Schloß an der Maaß, auf einen hohen Felſen , iſt ein feſter Play , und gehørt den Grafen von Berlo . 6. Ligremont, ein ſchönes Schloß auf einem hos hen Felſen , welches ſeiner natürlichen Lage wegen und durch Kunſt feſt iſt . Es iſt hier ſchon von alten Zeiten her ein feſter Plat geweſen . Kaiſer Rudolph I hat dieſe alte Herrſchaft 1590 zu einer Grafſchaft erhoben . 7. Ramioul, ein Schloß und Herrſchaft an der Maas. 8. Sermal , Schloß an der Mans , mit einer ſchönen Herrſchaft , Hiwekher die Dörfer Herinal, Chaumont, und ein Theil yon Mallien und Ombrel ge heren . 9. flone, eineAbtey regulirter Chorherren Augus ſtiner Ordens , nahe bei der Mans. 10. Ama , ein Flecken mit einer Collegiatfirde. II. Amfin , ein Schloß ben der Maas. 17. Borgworm oder Waren ein Flecken , am Fluß Jecker. 13. S. Truyert oder 5. Tron , Trudonopolis, eine Stadt , in welcher eine Benedictiner Abtey und ein Seminarium ift . Sie hat oftmalige Belagerungen , MS Erobes
4
Der weſtphäliſche Kreis.
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Eroberungen und Verweiſtungen erfahren , und 1675 baben die Franzoſen ihre Feſtungswerke geſchleift. 14. Viſet oder weret , eine Stadt an der Maas, welche dem Biſchof 1310 von dem Donifapitel abgetres ten worden. 1335 wurde fie niit Gråben und Wåten umgeben . 15. Zerſtal , ein Flecken , Schloß und Herrſchaft an der Maas , wurde 1171 der Kirche zu liittich von Gottfried , Herzog za lothringen und Brabant , ver Pfårdet , und 1954. derſelben abermals eingeräumt. Nachmals kam diere Herrſchaft an das fürſtliche Haus Nanau Oranien , und noch Königs Wilhelms HI Tode an den Kånig von Preußen , der ſie 1741 an den Biſchof zu küttich verfaufte. III. Die Grafſchaft Looz oder Loon , oder Borchloen , Comitatus Loſſenſis , hat vor Alters eigene Grafen gehabt , die von den edlen Herren von Altena abgeſtammet. Aymo oder Emmo, Grafen zu Loos , edlen Herrn zu Altena , Hoorn und Weert , 2ter und zter Sohn ,
Arnold oder
Arnulph und Dietrich , theilten ſich im 1iten Jahr: þundert alſo in die våterlichen Güter, daß jener der Stammvatar der Grafen von Looj, dieſer aber der Stammvater der Grafen von Hoorn wurde . Graf Ludwig von Looz (denkte 1302 Teine Grafo Hochſtift Lüttic ), welches aber erſt 1367
ſchaft dem
zum ruhigen Beſik derſelben gelanget iſt . Sie enthalt große Heiden , von weld,en ein großer Theil luykſche Rempen , Campinia , genennet wird. Die merkwürdigſten Oerter find : 1. Looz oder Borchloen , eine kleine Stadt . 2. Tongeren , Aduatica Tongrorum , eine Stadt am Fluß fecer , welche das Andenken der alten Ton : grer erhält , die zuerſt Æburoner genennet worden . Sie iſt die Hauptfadt dieſes Volke , und ſehr anſehn lich
Das Hochſtift Lüttich.
187
lidh geweſen ; aber im 4ten Jahrhundert von den Frane ken verwüſtet worden, hat auch nachmals noch inehrere Verwüſtungen erfahren . In derſelben iſt das Bisthum Littich zuerſt geſtiftet worden. Man findet hier noch Ueberbleibfel von römiſchen Alterthümern . 3. Colmont, ein Bergſchloß, welches 1170 und 1489 zerſtöretworden. 4. Alten Bieren , Domus Juncetana, eine Com menthnrey des deutſchen Orons , ziviſchen Tongeren und Maaſtricht, welche 1216 von dein Grafen Arnold von Lodz , und der Uebtiſſinn zu Bilſen , mit Genehm haltung des Biſchofs Hugo , dein Drden geſchenkt worden. 5. Bilfen , Beliſia , eine kleine Stadt an der Demer. 6. Münſter - Bilſen , ein frey - weltliches abcliches Frauenſtift, nahe bey dem vorhergehend.: Ort. 7. Linden oder S. Martins - Linden , eir : Grafs ſchaft, welche das Haus Rechein beſigt. 8. Saffelt, Haffeletum , eine Stadt an der Demer . 9. Sert, eine kleine Stadt , an cincin gleichnami: gen Flüßchen , welches nahe dabey in die Demer fåut. 10. Serkenrode, eine Frauenabtey Ciftercienſer Ordens , an der Demer. 11. Beringen , ein Flecken , in den fogenannten luykſche Kempen, belegen , 12. Peer , Pera , eine kleine Stadt mit dem Titel einer Grafſchaft. 13. Bree oder Brey , Braea , eine kleine Stadt, welche auf ihrer Südſeite an die Donderſlagſche Seide ft : ßt. Durch dieſe Stadt geht ein ftarfer Durchzug zwiſchen Herzogenbuſch und Maaſtricht. 14. Samont, Hamons, ein Städtchen , von wels dem einer der 6 Heburgsdiſtricte des Bisthums den Namen hat, und durch welches die Landſtraße zwiſchen Herzogenbuſch und Maaſtricht geht. Neben demſelber & liegt das Caftel Grevenbroek.
15. Maka
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Der weſtphäliſche Kreis.
15 Mereyk , Maſeca, eine Maas .
kleine
Stadt an
der
16. Stochem , Stoquemium , eine kleine Stadt, náhe bey der Maas. 1605 brannte ſie faſt ganz ab . 17. Loet oder Leuth , eſik , Esden und Zuylen oder Suflem , find Herrſchaften an der Maas . Die erſte wurde 1662 von den Generalſtaaten der Gerichts barkeit des deutſchen Reichs entzogen , und vorgegeben , fie rey ein Afterlehn von der Grafſchaft Valkenburg , und liege nicht auf dem Reichsboden .
IV . Die Reichsgrafſchaft Boorn , iſt vom Hochſtift Lüttich , Herzogthum Geldern , und Hers dogthum Brabant umgeben , ungefähr 4 Meilen lang und breit , enthält viele Moråſte, die Torf geben , hat aber aud , Acerland , und liegt an der Maas. Aymo oder Emmo , Graf zu Loos , edler Herr zu Altena , Hoorn und Weert, iſt der ålteſte bekannte Stammvater der gråflichen Häuſer von Loos und Hoorn , und hat im niten Jahrhundert Sein dritter Cohn , Dieterich , bekam in der Theilung Altena, Hoorn und Weert , und iſt der erſte Stammvater aller nacımaligen Herren
geleber.
und Grafen von Hoorn zu Hoorn geworden . Der ſelben Urenkel Wilhelm III , wurde vom K. Fried : rich 11 zu des H. R. R. oberſtem Erbjägermeiſter gemacht. Wilhelm IX, edler Herr zu Hoorn , trug 1390 ſein Land Hoorn , aller Vërmuthung nacy, zum erſtenmal dem Bisthum Lüttich zu Lehn auf. Facob I wurde 1450 vom K. Friedrich III für ſichy, feine Nachkommen und ſein Land , zur reichsgråf lichen Würde erhoben . Sein Sohn Graf Jas cob II verkaufte ums Jahr 1485 die Grafídyaft Hoorn ſeinem Oheim , Grafen Vincenzvon Moers : ſein
Das Hochſtift Lüttich .
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ſein Bruder Johann aber,welcher Biſchof zu lüts tich geweſen , løſete fie 1495 wieder ein , und gab fie Jacobs II Sohn , Jacob III, wieder. Dieſes Bruder Johann II], beſchloß 1544 den månnlichen Stamm der Grafen von Hoorn Weert, errichtete aber vorher mit Bewilligung ſeiner Lehnsherren eine Erbfolgeverordnung , in welcher er die Brüder Philipp von Floris von Monmoranci, als ſeiner Gemahlinn Unna Egmond Söhne erſter Ehe, und nad , ihrem Tode , das Haus Nivenaar , zur Erba folge beſtimmte. Nach Abgang des Hauſes Nives naar , håtte das freyherrliche Haus Mylendonk , das nächſte Recht zur Erbfolge in der Grafſchaft Hoorn gehabt, weilMaria, Vermåølte von My. lendont , eine Tochter der Anna von Nivenaar, Gemahlinn Watrams II , Grafen von Brederode, geweſen : allein obgleich Herrmann Dieterich, Frey . herr von Mylendonk, Sohn der ovengenannten Maria, 1600 den Beſik von der Grafichaft ergriff, ſid, huldigen , und 1601 von dem Hochſtift Lüttich belehnen ließ , ſo wurde er doch wieder aus dem Befik der Grafſchaft herausgefekt ; doch machten deſſelben weibliche Erbfolgere , die Familie von Knefebeck zu Tylſen in der Alt- Mark , und Ma ria Margarethe Louiſe; verwitwete Prinzeſſinn von Croy - Soire , geborne Gråfinn von Mylene donk , nadyher Anſpruch daran , und baben ihre Gerechtſamein einer ſtarken 1754 gedruckten Des duction vorgetragen . Die Grafſchaft iſt indeſſen folgendergeſtalt von dem Hocyſtift Lüttid , zu den biſchöflichen Tafelgütern geſchlagen worden . wolte nåmlich das Hochſtift die Grafſchaft ſchon 157
Igo
Der weſtphäliſche Kreiß.
1570 nach Abgang des Hauſes Monmoranci für ein eröffnetes Mannlehn erklären . Als aber fol. ches nicht angieng , war es dazu behůlflich , daß 1574 die Grafſchaft an die von der Lipp , Herren zu Blyenbeck , wegen einer Summe Geldes, wel che ſie dem oben genannten Philipp von Monmo. canci geliehen , pfandweiſe übergeben wurde.
1576
wurde auf einem Landtage zu Hoorn zwiſchen den geſammten damals gegenwärtigen Pråtendenten der Grafſchaft verglichen, daß der Biſchof zu küt. tich dieſe Grafſchaft Hoorn allein als oberſter Lehns . şerr in des H. Reichs Squz und Schirm , als eine Grafſchaft, die unmittelbar dem Reich unter . worfen wåre, beſchůzen und handhaben, der Herr von Blyenbeck aber ſie als Pfandherr verwalten, und keine Verånderung darinn geſtatten , noc, jemand anders daran genonimen werden follte, bis zwiſden vorgedachten Herren Pråtendenten entſchieden ſeyn würde , wer zur Grafſchaft berechtiget fen ? Es þar alſo das Hodſtift erft 1576 Oberaufſicht, Schuß und Schirm über die Grafſchaft bekommen . 1614 ließ er ſich von denen von Blyenbeck ihre Pfandſchaftsrechte an der Grafſchaft Hoorn, gegen eine Sumıne Seldes abtreten , und iſt ſeit der Zeit in Beſik des Landes geblieben. Die alten Grafen von Hoorn ſind unmittelbare Reichsſtånde geweſen , haben einen Reichsmatrikular - Unfdylag getragen , und alle landesherrliche Hoheit gehabt und aus geůbet. Man hat ebedeffen den jährlichen Ertrag der Grafſchaft auf 10000 Gulden Carolus ges fchåßt. find
Die merkwürdigſten Derter in derſelben
1) Soorn
Das Hochſtift Lüttich .
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1 ) Soorn , ein Schloß und Flecken. 2) Weert , eine Stadt , welche der Hauptort der Grafſchaft iſt, und woſelbſt die ehemaligen Grafen ih ren ordentlichen Wohnſitz gehabt haben , hat ein Coules gium regulirter Chorherren Auguſtiner Ordens , und noch 2 Kidſter. Sie iſt geldriſches Leht . 3) tZiede:Weert und Weſſum , ſind Flecken , und geldriſches Lebn. 4 ) Kaiſersbuſch , eine Probſtey. V. Das Marqaiſat franchimont, hat ehe. deſſen Pagus Tectenlis geheißen , und iſt der Kirche zu Lüttich vom Kaiſer Ludwig im Jahr 908 ges fchenfet worden . Darinn iſt 1) Franchimont, ein Schloß auf einem hohen Berge . 2) Verviers , Vervia , am Fluß Weje , in einem tiefen Thal , war bis 1651 ein Flecken , wurde aber in dieſem Jahr zu einer Stadt gemacht , und berechtiget , den Landtagen bens zuwohnen , weil es durch ſeine Wollenmanufakturen in Aufs nahme gekommen war, Sie iſt wohl gebauet, und hat an 1000 Häufer . Die Brücke über den Fluß ſcheidet ſie von dem Hers zogthum Limburg , in dem alſo die Vorſtadt lieget. Die Tuchs weberey ernähret die ganze Stadt, 3 ) Spa , Spada , ein Flecken von ungefähr 300 gut ges bauten Häuſern, ili welchen Fremde wohnen und neben welchen viele kleine ſtehen . Der Ort iſt ſeiner Sauerbrunnen wegen berühmit. Die 4 mineraliſchen Quellen , 2 in dem Flecken , und 2 außen demſelben , find an Geſchmack und Stärke unterſchieden . Die ftårffte ift die Quelle Hironſter , deren Waſſer Schwefels theile enthält, und nicht verſchicket werden kann , und nach ders ſelben diejenige , die auf dem Markt iſt. Die beyden andern , nemlich Tonnelét und Sauronier ſind gelinder , und ihr Waſs ſer låſt ſich in Bouteillen verſchicken. Sauvonier iſt die gelindes fte. Dieſe benden Quellen werden von den Giften am meiſten beſuchet. Zwey große Gebäude dienen zu Luſtbarkeiten für die Curgafte, das Áffemblee: Haus in dem Flecken , und Vauxhalle auſſer demſelben auf einer Anhöhe. Ehemals trank man 200 bis 300 Unzen, jeßt trinket man nicht leicht über 80 Unzen Waſs ſer. 1785 brannten hier viele Häuſer ab . VI . Das Land Condroz, erhålt das Anden. Dahin gehåret ten der alten Condroſer. 1. Sui, Huum , eine Stadt an der Maas, welche bies felbft den kleinen Fluß Hoioul aufnimmt. Sie liegt in eis Hem angenehmen Thal,und wird von derMaas in 2Theile abges
192
Der weſtphäliſche Kreis .
abgeſondert, welche durch eine ſteinerne Brice in Vers bindung mit einander ſtehen . Der fleine Fluß Hoioul theilet ſich in unterſchiedene Arme, und madt folderges ſtalt unterſchiedene bewohnte Inſein , welche durch Briis den zuſammen hangen . Un dem nordlichen Theil der Stadt liegen 5 oder 6 Vorſtådte. Die Stadt iſtwohlbefes ftiget geweſen , aber in den oftmaligen Belagerungen und Eroberungen , inſonderheit aber 1715 , find ihre Feſtungsa werke vernichtetworden . Db nun gleich die Stadt viele Unglücksfälle und Verwüſtungen erfahren hat, infonders beit 1675,89,92 und 1703, ſo enthält ſie doch noch viele ſchone Häuſer, eine Collegiatkirche, 14 Pfarrfirchen , eine Abtey , ein Kloſter regulirter Chorherren des heil. Kreuts Bes , in welchem der Generaldes Ordenswohnet, 16 Kids fter beyderley Geſchlechts , und eine Anzahl Capeten , Beguinenhäuſer und Hoſpitåler, an dem Fluß Hoioul find viele Papiermühlen und Eiſenwerke. Dieumliegen de Gegend liefert Eiſen , Alaun , Schwefel, Steinfolen , Wein , Getraide , und andere Früchte, Nahe bey der Stadt entſpringt am Fuß eines Felſen und am Ufer des Fluſſes Hoioul, eine mineraliſche Quelle . 2. Tihange oder Zeuville , find Schloſſer nabe bey der Maas. 3. Le Val Saint Lambert , eine Ciſtercienſer Mannsabtey . 4. Chiney oder Ciney, Cennacum , eine kleine Stadt, welche ebedeſſen zum Diſtrict der Stadt Huigehårte,wela der fie Biſchof Erhard von der Mark entnommen , und ihr eine eigene Gerichtsbarkeit gegeben hat. 5. Dinant, Dionantum , eine Stadt an der Maas, zwiſchen Hügeln und Felſen , welche aus der eigentlich ſo genannten Stadt , der untern Stadt , dem Inſels quartier , und einigen Vorſtådten beſtehet. Sie ents hålt eine Collegiatfirche, 7 andere Kirchen , welche Vis eariate von jener find, ein ehemal. Jeſuiter Collegium , 6 Kliſter und 2 Hoſpitåler . Der vornehmſte Handel wird hier mit Leder getrieben . Vor der Stadt find gute Marmor- und andere Stein - Briche. Die Stadt bat mit der benachbarten Stadt Bovines , in der Grafs ſchaft
Das Hochſtift Lüttich.
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fchaft Namur , viele Streitigkeiten gehabt, die ihr 1466 eine faſt vollige Verwuftung zugezogen . 1554 1674 wurde ſie von den Franzoſen übel zugerichtet. wurde ſie von den Deſireidern , ein Jahr hernach aber von den Franzoſen erobert , welche ſie erſt im nimme: giſchen Frieden zurück gaben . Das auf einem hohen Felſen belegene Schloß , iſt geſchleift. VII, Das Land zwiſchen der Sambre und der Maas, Interamnenfis provincia, enthält fol. gende merkwürdige Derter : 1. Von der Baronie Sierges , die eine Pairie und ein Lehn des Herzogthums Bouillon , unter lüttichiſcher Hoheit iſt, und dem Hauſe Ahremberg gehdit, hatdas Hochſtift den Hauptort Hierges , der ein Schloß und Dorf iſt , auch die Dörfer Ham , Auberius und Choog, durch den Vertrag vom 24ften May 1772, und durch die Articles ulterieures vom gten Dec. 1773 auch das große Dorf Foiſche , an Frankreich abgetreten ; die übrigen 5 Dörfer aber gehören noch hieher. 2. Vierbe, eine alte Baronie , zu welcher 8 Dir . fer gehsren , als Vierbe, Dorf und Schloß u . . Iv . Anmerk . Yolhain und Vireur St.Martin , ge høren feit 1772 der Krone Franfreich , welche hinges gen das alte Schloß und große Dorf Ugimont 1773 an Lüttich abgetreten hat. Seit dem Vertrage von 1776 macht das Flüßchen Jaſpe unterhalb Givet, die Grånze zwiſchen Lüttich und Franfreich . 3. Cuivin , Covinum , eine kleine Stadt an einem Higel , bey dem ſogenannten ſchwarzen Wafer , ent hält eine Pfarrkirche , und ein Kloſter. Die Vorſtadt S. Germain iſt beſſer gebaut, als die Stadt ſelbſt. Das eheinalige feſte Schloß iſt verwiiſtet. Die Stadt hat vor Alters zur Grafſchaft Hennegau gehört , und iſt gegen das Ende des 11ten Jahrhunderts an die Kirs che zu Lüttich verkauftworden . Zu der hieſigen Kaſte N laney , 6 Th. 74 .
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Der weſtphäliſche Kreis .
laney , die eiuen Theil des Ardenner waldes begreift, gehören 8 gute Dörfer , in welchen erhebliche Eifen werfe find. 4. l'ermitage , ein ſchönes Franciſcaner Kloſter , im Ardenner Walde . 5. Florennes , Morinae , ein Städtchen init einer Abtey , von welcher das Priorat Longlier , nahe bey Neufchateau , im Herzogthum Luxemburgi abhångt. 6. Jardinet, eine Ciſtercienſer Abtery . 7. Thuin, Tudinium , Thudinum , ein Städtchen , welches in die obere und untere Stadt abgetheilet wird ; jene liegt auf einem Higel , diefe an der Saibre. Man findet hier eine Collegiatfirche, ein aus der pa trum oratorii , und 2 andere Kloſter. 8. l'Obbes , eine im Jahr 638 geſtiftete Benedie tiner Abter an der Sambre , welche die älteſte und vornehmſte im Hochſtift Liittich iſt , und unmittelbar unter dem Stuhl zu Nom ſteht. 9. Alme, eine Ciſtercienſer Abtey an der Sambre . Sie hat einen anſehnlichen Bücherfaal. 10. Lengeli , ein Schloß an der Sambre, welches dem Haus Corswarem gehåret. 11. Monceau , ein Schloß und Herrſchaft, nahe bey der Sambre , gehört dem fürſtl. Haus Gavre. 12. Fontaine l'Evêque , ein Städtchen . 13. Marcienne au pont , ein Schloß und mit Mauern umgebener Flecken an der Sambre. 14. Chatelet, ein Städtchen an einem Hügel, bey der Sambre. 15. S. François le beau lieu , ein Franciſcaner Kloſter an der Sambre. 16. Sarcienne , Schloß und Herrſchaft an der Sarabre. 17. forſe, Foſſae , ein Städtchen , welches. 1676 von den Franzoſen ſeiner Mauern beraubet worden . 18. Aiſeau, ia der Landesſprache Nifalj, oder Hi ra , eine Herrſchaft an der Sambre, welche 1625 zu einem Marquiſat erhoben worden , gehåret dem Hauſe Savre,
Das Hochſtift Lüttich .
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Gavre, und begreift die Dörfer Aiſeau , Mougnelée , Rouf, und Oignies , an welchem legten Ort ein Pris orat regulirter Chorherren Auguſtiner Ordens ift . Anmerk. 1772 am 24ſten May iſt zu Verſailles zwi Tchen dem König von Frankreich und Biſchof von Liittich, ein Vergleich getroffen worden , den der König am iſten und der Biſchof am 6ten Jun . befiåtiget hat. Vermsge deſſelben , hat der König an den Biſchof und das Histhum Lüttich abgetreten , die Oberherrſchaft diber . die Dirfer , Landgüter und Herrſchaften Sermeton und Gochence im Lande zwiſchen der Sambre und Maas, auch über das Dorf und Gebiet von Seer und Seerlette am rechten Ufer der Maas , in ſo weit dies Dorf und Gebiet oberhalb des Fluſſes Maframbre liegt , welcher in dieſer Gegend die Grånze zwiſchen beyden Staaten bis an die Grånze von Blemont macht. Die am Fluß Maffambre beſtiininte Grånze, gehet fort bis oberhalb der Gegend , wo ysle a Mandrin ans fångt, die von Heer abhängt , und an Lüttich abgetres ten worden , um in dortiger. Gegend eine Fähre zur Verbindung mit Sermeton anzulegen . Noch bat Frankreich am Lüttich abgetreten 200 Hufen Landes, die zu dein Dorf Boffat le Valcour gehören , und die Dörfer , Landgüter- und Herrſchaften Xomenen , Mantignole und Sanceille , mit ihrem Zugehår, alle, zwiſchen der Sambre und Maas , iin Umfang des Gebiets von Lüttich .
N
Das
196
Der weſtphäliſche Kreis .
Das Hochſtift
8.
Osnabrück .
I.
V on dem Bisthum Osnabrück haben Gotts fried Maſcop und Johann Gigas Char ten verfertiget ; die lekte hat Joh . Seinrich Meus ſchen verbeſſert, und inſonderheit das Bisthum in feine Aemter abgetheilet . Tob . Mayer gab dieſer Meuſdenſchen Charte eine beſſere Forni , und die homanniſchen Erben haben dieſelbe 1753 ans Licht geſtellet. Ju dem Atlas von Deutſch . land iſt ſie die riote Charte. Sie fällt gut in die Augen , hat aber nod, viel Fehler in der Lage der Decter, und in den Gränzen der Aemter, esman geln auch viel Oerter, und ſie qat noch andere Un richtigfeiten. 1772 Ward zu Hamburg die vortref. liche Charte geſtochen , welche ein Auszug aus der großen Charte von 17 Blåttern iſt , die Georg Wilhelm von dem Buſſche, und Franz Chriſti an von Benoit , vornehmlid , der erſte , aufge: nommen haben, die ein Muſter einer guten Charte iſt. C.L. Reinhold hatſie 1776 in ſeiner Charte in Namen und Grånzen , und ſonſt noch, verbeſſert. $ . 2. Es grånzet gegen Mitternacht an das Fyodhyſtift Münſter , gegen Abend an eben daſſelbe, und an die Grafſchaft Lingen und Tecklenburg ; ges gen Mittag auch an einen Theil des Hodſtifts Münſter und an die Grafſchaft Xavensberg , ges gen Morgen an eben dieſe Grafſchaft, an das Fürſtenthum Minden , und an die Grafſchaft Diep.
.
Das Hochſtift Osnabrück .
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Diepholz. Das AmtRechenberg liegtabgeſondert. Nach der Bufſchiſchen Charte, iſt es 28 Quadrat meilen groß , es hat aber der Stiftsamtmann Oe der im deutſchen Muſeum erinnert, daß dieſe osna, brückiſche Quadratmeilen 56 geographiſche oder deutſche Quadratmeilen ausmachten . Alles Land an Heiden ,Mooren und Bergen ,beträgt948672 Mor . gen , jeder zu 1 20 calenbergiſchen Ruthen gerechnet. $ . 3. Faſt die Hälfte des Hochſtifts beſtehet aus Heideland , welches aber zu mehr als zehnfa: chen Torf. Arten , zur Weide und zu Plaggen . Möhren , deren man ſich zur Dingung des guten Landes bedienet, genuket wird. Die beſte Gegend iſt um Quadenbrück , und wird das Artland ges nennet Das Land trägt ſo viel Roggen , als die Einwohner our Nothdurft und zu
500 Branntes.
weinfeſſeln gebrauchen ;ziemlich vielenBuchweißen , wenig Weißen , auch Hafer, aber die Gerſtewird faſt alle aus den Fürſtenthum Minden und aus derGraf. ſchaft Schauenburg zugeführet. Die Viehzucht iſt nur mittelmäßig.Aus Oſtfrieslandwird inſonderheit zur Herbſtzeit vieles Vieh hieher gebracht.
Man
hat wenig Holz , aber außer dem ſchon genannten Torf, auch Steinkolen . B.Ernſt Auguſt II hat zu Diſfen ein Salzwerk angelegt, welches nun dem Churhanſe Braunſchweig Lüneburg gehört. Mar mur iſt in Menge vorhanden , und B. Ernſt Au guſt hat auch
ein Silberbergwerk in der Freyheit
Wulften , und zwar in der Bauerſchaft gleiches Namens , die jest auch Holthauſen Heißt, nahe bey dem
wulfter Hofgericht ,
angelegt , welches
aber wieder eingegangen iſt, doch vielleicht fünftig wieder L 3
198
Der weſtphäliſche Kreis .
wieder aufgenommen wird. Der vornehmſte Fluß iſt die Safe,weldie im Amt Jburg bey Brink ent ſpringt,und aus dem Amt Fürſtenau ins Bisthum Münſter tritt. Die Sunte , entſteht im Ämt Gronenberg , und ergießt fich in den Dům merſee , aus weldiem man Fiſche und wilde En ten bekommt. . 4. Jm ganzen Lande find 4 Städte , 3 Fle. cen , 2 Wiegbolde , oder Weichbilde , und übers þaupt ungefähr 20000 Feuerſtellen , welche in den Schakregiſtern ſtehen ,und in welchen oft 2 Famis lien wohnen , die adelichen und freuen ungerechnet. 1772 hatman 116664 Menſchen gezáblet. Die Landſtånde ſind : Das Domkapitel, weldes ein ſtarkes Uebergewicht hat, die Ritterſchaftund die 4 Städte. Die Landtagewerden von dem Biſchof ausgeſchrieben , und in der Stadt Osnabrück ges Kalten . Man zählet 80 Landtagsfähige Güter und Burgfile : es giebt aber auch freye adeliche Güter , welche feine Burgfiße , und folglich nicht landtagsfähig ſind. Um Siß und Stimme im rits terſchaftlichen Collegio zu haben , muß man nicht nur ein landtagsfähiges Gutbeſiken , ſondern audz ſeine 16 Aynen beweiſen können . Von dieſer Ah. nenprobe hat der Erblanddroſt fren ſeyn wollen , iſt aber darüber mit der Ritterſchaft beym Reichs . Hofrath in einen Proceß gerathen . Die beſten landa tagsfähigen adelichen Güter bringen ihren Beſiker jährlich 8 bis 9000 Reichsthaler ein . Der Graf von Bar iſt Erblanddroſt und Präſes im ritters fchaftlichen Collegium , und im ſtådtiſchen führet die Stadt Osnabrück das Directorium und Pros tocol.
Das Hochſtift Osnabrück . tocoll.
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Das Domkapitel hat ſeinen beſondern
Syndicus undSecretår, und die Ritterſchaft auch . Der Syndicus der lekten ift evangeliſch , iþr Ses cretår aber fatholiſch . Die Einwohner ' find fleißig und arbeitfam . Die Landleute fißen felten in Stuben , ſondern ors dentlicherweiſe beyın Feuerheerd , woſelbſt fie ihre Hauptarbeit, das Spinnen , verrichten . Von den Häuerlingen , welche die Nebenhauſer der Bauern bewohnen , gehen jährlich auf 6000 nach Holland, wofelbft ſie måhen , adfern, Torf ſtechen , und andere Arbeiten für Geld verrichten . Der ges ringſte von ihnen bringt doch
20 ,
und der beſte
Arbeiter wohl 70 holl . Fl. mit, ſo daß man das baare Geld , weldes. fie ins Land bringen , wohl auf 200000 Fl. rechnen kann. Es wollte aber 1767 ein ungenannter Verfaſſer behaupten , daß der Schaden , welchen ſie ihrer Geſundheit und Haushaltung ſowohl, als dem ganzen Lande, durch ihre Arbeiten in Holland zuzogen , großer rey , als der (dyeinbare Vortheil .
Sowie das Eigen
thumsrecht in den meiſten Ländern des weſtphali ſchen Kreiſes gewöhnlich iſt , alſo giebt es auch in diefem Bisthum viele Leibeigene, die theils dem Domkapitel, theils dem Adel und der katholiſchen Cleriſey ,
theils
audy
den
Bürgern zugehören .
B. Ernſt Auguſt hat eine beſondere Eigenthums ordnung drucken laſſen . . 5. Das Laiid iſt theils der römiſch - katholis fchen , theils der evangeliſch , lurperiſchen Kirche zugethan . Es haben weder die proteſtantiſchen noch fatholiſchen Biſchofe das Reformationsrecht ; N 4 ſondern
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Der weſtphäliſche Kreis.
ſondern es muß alles ſo bleiben , wie es
1624 am
Iſten Jenner hieſelbſt geweſen iſt. Die Kirchſpiele find theils katholiſch , theils lutheriſch , theils ver miſcht. Die wenigen reformirten Einwohner, ge . þen in den benachbarten preußiſchen Landſchaften zum Abendmahl. In dem ganzen Lande werden Feine Juden geduldet . S. 6. Die größte und einträglichſte Befchåff tigung der Einwohner des Landes , beſtehet im Garnſpinnen , und in der Verfertigung einer gro ben Leinwand, Loment genannt, welche durch die Hollander, Engländer und Spanier nach Guinea
1
und Amerika geführet wird, und dem Lande jährs lich über 1 Millon Rthlr . einbringt. In der Stadt Osnabrüd find Tuchmacher , und in Bramſche Andere Manufactus wird grobes Tnch gemacht. ren fehlen . 3.7. Das Bisthum zu Osnabrück, iſt das erſte und ålteſte in Weſtphalen , und vom Kaiſer Von dem eis Karl dem Großen geſtiftet worden . gentlichen Stiftungs - Jahr giebt es vielerley Men : nungen ; denn man nennet die Jahre 772 , 74, 75 , 76 , 77 , 80,81 , 82 , 88 , ja aud ) 803. In dem osnabrůciſchen Friedensſchluß von 1648 iſt feſte gelegt worden , daß dieſes Bisthum wechſelsweiſe einen katholiſchen und evangeliſchen Bifchof haben rolle; und daß das Domkapitel jenen entweder anis ſeinem Mittel , oder anderswoher erwählen und pos ſtuliren könne ; diefen aber allezéit aus dem Hauſe Braunſchweig und Lüneburg , und zwar aus den Nachkommen Herzogs Georg , nach deren vélligein Abgang aber ausder Nachkommenſchaft Herzogs Aus
1
Das Hochſtift Osnabrück . '
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Zur Zeit der Regierung Auguſt poſtuliren ſolle . eines evangeliſden Biſdyofs , ſind die Kirchencens ſur , Verwaltung der Sacramente nach der Weiſe der römiſchen Kirche , und derjenigen Dinge , die ad ordinem epifcopi catholici gehören , dem Erz. biſchof zu Cöln , als Metropolitan , vorbehalten ; ſo viel aber die Evangeliſchen betrifft, in dem Stift Die übrigen zur Landeshobeit ganz aufgehoben . und Regierung gehörigen Rechte in bürgerlichen und peinlichen Sachen , ſollen , nach Jubalt und Verordnung der abzufaſſenden beſtandigen Capi tulation , dem jedesmaligen evangeliſchen Biſchof ungeſchmålert verbleiben ;und ein regierenderCathos lifcher Biſdof ſoll ſichnichtdas allergeringſte Recht über die gottesdienſtl . Sachen der Eveurgeliſchen anmaßen. Eben gedachte beſtåndige Capitulation , wegen des bifdyofl. Regiments, iſt 1650 zu Nürn . Als 1764 das Domcapi. berg abgefaſſet worden .
1
tel Georgs III Königs in Großbritanien minder jährigen Prinzen zuin Biſchof poſtulirt hatte, ents. ſtand gleich hernach zwiſchen dem König und Dom kapitel Streit , erſtlich wegen der Landesregierung , und alſo auc , darüber, ob der Comitial- Gefandte von den Könige als Vater und Vormund des jun gen Biſchofs , oder von dem Domcapitel bevol. mächtiget; und zweitens , ' ob die Stimme wah . rend der Minderjährigkeit als eine evangeliſche oder Man verglich katholiſche angeſehen werden ſolle ? fid endlich 1766 dahin , daß die Stimme bis zum Austrag der Sache ruhen folle . $. 8. Das Wapen des Bisthums, iſt ein ro thes Rad mit 6 Speichen im fiibernen Felde. Der Bi N 5
202 Biſchof
Der weſtphäliſche Kreis , iſt ein Reichsfürſt ,
und
fikt auf den
Reichstage im Reichsfürſten - Rath zwiſchen den Biſchöfen zu Münſter und Lüttich . In Unſehung der Reichs - Anlagen , iſt er in der Reichsmatrifel auf 6 zu Ros , und 36 zu Fuß , oder monatl. auf 216 Fl. gelebt, und zur Unterhaltung des Kam mergerichts giebt er zu jedem Ziel 81 Rthlr. 141 Kr. Unter den weſtphäliſchen Kreisſtånden , iſt dieſes Bisthum dein Nang nach das vierte. Das hoch würdige Domcapitel beſteht aus 25 Domherren , unterweldiem 3 lutheriſche ſind , und über die vierte
. lutheriſche Stelle wird noch geſtritten . Was oben von den Domherren des Hochſtifts Münſter anges. merfet worden , das gilt auch von den Osnabrüs diſchen . Das Erblanddroſten - Amt hat, wie oben (S. 4.) geſagt worden , der Graf von Bar . Mit dem Erbjågermeiſter -Amt des Hochſtifts, werden nod , die von Ledebur und von Münnich zur Werbur (in der Grafſchaft Ravensberg ) bes lehnet. § . 9. Zů Osnabrück iſt 1) der fürſtliche geheis me Rath , welder die biſchöfliden Tafelgüterund 2 ) Die die Oberaufficht auf das Land beſorget . fürſtlicheLand- und Juſtik-Kanzlen,welche aus 2 fas tholiſchen und 2 lutheriſchen Råthen , davon einer zugleich Director iſt , und aus einem facholiſchen und lutheriſchen Secretår, beſtehet. Von derſelben appellirtman unmittelbar an die höchſten Reichss 3 ) Das biſchöfliche Officialat, hat in gerichte. bürgerlichen Sadjen jurisdictionem concurrentem mit der Kanzlei , in Unſehung der katholiſchen Kirchenſachen aber mit den Archidiaconis ,
vou
welcher
*
Das Hochſtift Osnabrück.
203
welchen doch an den Official appelliret werden kann . Lehn . Criminal-Markt- und Jagd-Sadyen , gehören nicht für den Official. 4 ) Das fürſtlic )- lutheri: ſche Landconſiſtorium , beſteht aus einem weltlichen Präſidenten ,
2 geiſtlichen Råthen , deren einer
dieſſeits , der andere aber jenſeits Osnabrück Pres diger zu ſeyn pflegt , und aus einein Secretár. 5 ) Der Stadtmagiſtrat, davon hernad , ein mek reres . Das Bisthum iſt in demter abgetheilet, von wel chen jedes einen adelichen Droſten,einen Rentmeis ſter, weldjer die biſchöflichen Tafelgüter hebt, einen Gografen oder Ridyter, Gerichtſchreiber und Fiſcal hat. Die Nemter beſtehen aus Kirchſpielen ,und dieſe aus Bauerſchafren , welche eigentlid, kleine' Dörfer ohne Kirchen , oftmals aber auch nur gewiſſe kleine Diſtricte ſind, in welchen mehrere Bauern bey eins ander wohnen . Die Sdakgelder, werden in den Kirdyſpielen von Végten gehoben . Von der Ge. ridytsverfaſſung der Stådte, wird hernach gehan delt werden . Von den Streitigkeiten wider die Anforderungen , welche die Domherren als Archi diaconi machen , inſonderheit von der verlangten bürgerlichen Gerichtsbarkeit derſelben , iſt Joh . Paul Kreß Erläuterung des Archidiaconat: We. ſens, nachzuleſen . Alle landesherrliche Bediente müſſen ſchwören , dem Landesherrn und Domcapitel getreu zu ſeyn . Nach dem Tod eines Bifchofs nimmt das Domca pitel von allem Beſik, und befeßt mit dem Magie ſtrat der Stadt Osnabrück die Amthäuſer oder Rentmeiſter - Stellen . Faſt alle Bediente, dieGo. grafen
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Der weſtphäliſche Kreis.
grafen ausgenommen , verlieren mit dem
Abſterben
eines Biſchofs ihre Nemter , bis ſie von dem Dom . kapitelwieder befördert werden , als weldjes behålt Der neue Bifcho oder wegläßt, wen es will . nimmt mit den Bedienten wieder eine Verandes rung vor. $ . 10. Dem Bildhof wird auf dem jährlichen Landtage von den 3 Standen ein freywilliges Ges ſchenk aus der Stiftscaſſe bewilliget , weldjes ſeit 1729 am wenigſten 60000 , und am höchſten 145000 ; melrentheils über 100000 Rthlr. Getra gen hat. Die gemeine Eirinahme des Landes , wos von dieſe Summen genommen werden , iſt jekt 130000 Rthlr, ſie wird aber oſt erhöhet, und der wahre Anſchlag ,
welcher nad , fallen gelaſſenein
pierten Theil befolget wird , gehet höher. Denn der volle Schak , (welcher, wie geſagt, gemeinig lich mit Nachlaſſung des vierten Theils ausgeſchrie. ben wird ,) betrågtmonatlich 12000 Rthlr . für das ganze Hochſtift,
und außerdem
werden jährlich
2 bis 3, auch wohlmehrere Raudſchåkungen aus . geſchrieben ,welche alle Feuerſtellen betreffen , und deren jede 14 bis 15000 Rthlr . bringt. Die bis ſchöflichen Tafelgüter tragen ,ein Jahr in das andere gerechner , etwa 40000 Rthlr. Die Einfünfre des Domkapitels, ſtehen zwiſchen 90 und 100000 Rthlr . daten .
Das Hochſtift unterhalt gar feine Sol
Dieſes voraus gefekt, bemerken wir : 1. Die Hauptſtadt Osuabruck, Osnabruga , welche in einem Thal an der Hare liegt , und altmodiſch befes, friget iſt. Sie beſtehtaus der Ult-und Neu -Stadt,welche ſeit
Das Hochſtift Osnabrück .
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ſeit 1306 vereiniget find, und von einem gemeinſchaft lichen Magiſtrat regieretwerden . Die Bauart iſt alt= modiſch . Die Anzahl der Häuſer, beläuft ſich , ohne die Offentlichen und Nebengebäude , auf 1200. Die Stadt iſt nicht volfreich . Eswerden jährlich nicht über 500 Kinder getauft. Der Magifirat iſt lutheriſch , und wird jährlich am 2ten Jenner von neuem gewählet. Die Stadt behauptet, in Kirchen-und Polizes -Sachen nicht unter dem Biſchof zu ſtehen . Auch die peinliche Gerichtsbarkeit zu haben , obgleich der Obergografdes Landesfürſten den Vorſitz in dem peinlichen Halsgericht führet , wenn ein Bürger oder ſonſt jemand in der Stadt zum Tode verdamintwird. Sonſt hat die Stadt das Befeſtigungsrecht, ihr eigenes Confiſiorium , die Acciſe , die eigene Hebung der Schabung von ihren Bürgern , und ungefähr 8 bis 9ooo Rthlr. jährliche Einnahme: fie muß aber den Biſchöfen huldigen , und von ihren Urtheilen wird , ausgenommen in Kirchenſas chen nicht , an die landesfürſtliche Kanzley appelliret. Den Stadtzol hat die Stadt 1431 denn Bifchof, mit Vorbehalt der Zollfreyheit der Bürgerſchaft, abgetre ten , um von den Juden befrenet zu bleiben , als wel: che in dieſem Jahr verbannet worden . Vermöge des damals aufgerichteten Recefjes , iſt auch das Heerge wette und die Gerade abgeſchafft, und folglich ſind alle bürgerliche Güter für frey erflåretworden . Die Stadt bat das Recht , Kupfermülzen prägen zu laſſen , wels ches fie 1740 zulegt ausgeüibet hat. Das hieſige bi ſchöflicheSchloß iſt von dem 3. Ernſt Auguſt I erbaulet worden , und gehört dem Churhauſe Braunſchweig -lu neburg , welches folches einen katholiſchen Biſchof gea gen die Unterhaltung zu überlaſſen pflegt. Die Kanz: ley iſt kein anſehnliches Gebäude. Auf dem Nathhauſe findet man in den Saal, woſelbſi 1648 der berühmte Friede geſchloſſen vorden , die gemalten Bildniſle vieler damals gegenivårtig gererenen Sefandten . Man zeiget auch daſelbſt in einem tünnen Folianten die Bildniſſe osnabrücfiſcher Biſchöfe , die Georg Beiger init
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Der weſtphäliſche Kreis .
mit der Feder gezeichnet hat , unterſchiedene Urkunden von der baſelſchen Kirchverſammlung , und 3 große goldeue Münzen von denen , welche die Wiedertäufer 1534 ausgeſtreuet haben , um ſich hierinnen Anhang zu eriperben . In der Domkirche zu St. Peter, werden uns terſchiedene Reliquien verwahret, inſonderheit die Heilis gen Criſpin und Criſpinian , welche in ſilbernen Särgen liegen ; es find auch in derſelben unterſchiedene Biſchsfe begraben . Die Collegiatfirche zu St. Johannes, ift die zweyte katholiſche Pfarrkirche. In dieſem Capitel iſt eine lutheriſche Stelle , und über die zweyte wird noch geſtritten . Die Cutheraner haben auch 2 Pfarrs firchen , nämlich die Marien- und Katharinen -Kirche. Die Katholiken ſind nicht berechtiget, außer der Doms und St. Johannes - Freyheit, Proceffionen in der Stadt zu halten . Auf den katholiſchen Kirchhofen werden auch Lutheraner , aber Katholiken nicht auf den luthes riſchen Kirchhofen begraben . Man findet hier auch ein ehemal. Jeſuiter Collegium , ein Mannsfloſter Dos minicaner Ordens , ein Nonnenflofter Auguſtiner Or dens , Marienſtåtchen genannt , eine Comthuren des Deutſchen Ordens zu St. Georg, mit einer fleinen Kirs che, und einen Hof der Johanniter Ritter. Bis 1595 hatten die Lutheraner und Katholiken am Collegio Cas rolino eine gemeinſchaftliche Schule, an welcher Lehr rer von beyden Kirchen ffunden : 1595 aber ward eine Trennung gemacht, da derin das lutheriſche Gymnas fiuin entſtand , in deſſen Befig die Stadt 1603 durch bas faiſerl. und Reichsfammergericht beſtåtigt worden. In dem katholiſchen Gymnaſio oder Collegio Carolino, lehrten ehedeffen Jeſuiten , die 1625 im im März hies ber kamen . Die Kirche des zur Zeit der Kirchenvers beſſerung verlaſſenen Auguſtiner Kloſters , iſt in ein Zuchyt- und Gefangen - Haus verwandelt worden . Die Neforınirten haben ſeit 1788 gemeinſchaftlich mit den Sutheranern und Katholifen eine Kirche zum Gottess dienſ . Es find hier auch 3 wohlbegabte Hoſpitåler , außer einigen kleinern , und ein Fatholiſches und lus theris
N ?
Das Hochſtift Osnabrück .
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theriſches Wayſenhaus. Die Stadt hat ehedeffen init zu der sjanſe gehöret , wie denn die hanſeatiſche Urs kunde noch auf dein Rathhauſe verwahret wird. Die vornehınſte Nahrung giebt der Handel mit dem auf dem Lande verfertigten feinen , und mit ausländiſchen Manufaftur - Waaren , die im Kleinen verkaufet wers den. 1665 hat die Stadt zuerſt Soldaten eingenom men : es wird aber alleinal zwiſchen einem neuen Bis fchof, wenn er die Regierung antritt, und dem Stadt magiſtrat verglichen , wie viel 100 Mann die Stadt einnehmen wolle. Ickt liegt ein Regiment misſieris ſcher Soldaten von 400 Mann darinnen. Die Stadt iſt ſchon zu R. Karls des Großen Zeit ein anſehnlicher Fiecken mit einem Königshof, und 1682 mit Mauern umgeben geweſen , und in eben dieſem Fahr, wie auch 1533 und 1626 belagert , aber nicht erobert worden, hingegen 1633 wurde ſie von den Schweden einges nommen . 1613 brannte ſie großtentheils ab. 1630 errichtete B. Franz Wilhelın biefelbſt eine Afades mie mit 13 Seminarien , die anch vom S. Fer's dinand II und Pabſt Urban VIII beſtåtiget worden. Allein , die eben gedachte ſchwediſche Eroberung 1634 der Stadt , inachte derſelben ein Ende. machte die Krone Schweden den Grafen : Adolph von Waſaburg zum Herrn von dem Histhum na: Brück , welcher auch in der Stadt Dénobrid einen Sig batte : er entfagte aber iin osnabrücfifchen Fries densſchluß Art . 13. allen reineiu tvährend des Krieges auf dieſes land erhaltenem Recht, wofür ihm 80000 Rthlr . in 4 Terminen verſprochen wurden . Osnabrück iſt die erſte Stadt in Weſtphalen , welche die evangelis fiche Lehre angenominen hat , als D. Herinan Hecker , ein Au ; uſtiner Monch , und Luthers vormaliger Lebrer, 1519, und nach ihm Miſirs, Pollius und andere dies felbe auf der Kanzel vortrngen . Um das Gebiet der Stadt , gehen landwehren . Nabe am Wall der Stadt, lag vormals die Citas delle Petersburg , die B. Franz Wilhelm 1626 auf führen
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führen ließ , um die Proteſtanten zum Gehorſam zu bringen . Sie ward aber ſchon 1647 von den Bür gern gefchleift , und jeßt iſt daſelbſt ein biſch & flicher Garten . Das Kloſter S. Gertrudenberg , welches auch unweit der Stadt liegt , iſt mit Auguſtiner Non nen befekt. Nach einiger Gelehrten Meynung , hat hier das alte berühmte fächſiſche Caftell Sochſiburg geſtanden . Unter dem Berge , auf welchein das Kloſter ſtehet , iſt in dem Felſen eine ausgehauene Håhle mit unterſchiedenen Gårgen und Löchern. Eine Stunde von der Stadt liegt die Ebersburg , worelbſt ein mit vielen ausländiſchen Gewächſen verſehener Garten iſt. Es find auch noch die Bauerſchaften anzumeifen , welche in die 4 Stadtfirchſpiele eingepfarret ſind : nämlich zu dem Domkirchſpiel gehören die Bauerſchaf ten Safte und Schinkel ; zu St. Johannes Kirchſpiel die Bauerſchaften Vorſtrup , Sarderberg , Zahne, Yahlbergen und Solthauſen oder Wulften ; zu St. Katharinen Kirchſpiel die Bauerſchaften Gornern , Ohrbeche und Saßberge ; und zu St. Marien Kirch ſpiel die Bauerſchaften Kellern , Gaſte und Atter . Dieſe Bauerſchaften beſteheit aus 227 Häuſern . II. Das Umt Jburg .
In demſelben
ſind
am Peesberg oder Pyeberg und zu Borchlohe, Steinfolex - Gruben , und auf dem Dyſtruper In dem Kirchſpiel Berg iſt ein Marmorbruch. Wallenhorſt, nahe bey dem Berg Pye, iſt ein Hů. gel,welcher Soin genennet wird , und aufwelchem zwiſchen alten Bäumen ein in 4 Theile zerriſſener ungeheuerer Stein angetroffen wird , der 3 ? Fuß lang , 10 bis 16 Fuß breit , und 2 Fuß dick iſt. Man hålt ihn für einen alten heidniſchen Altar . Nicht weit von der Stadt Osnabrück iin Kirchſpiel Bellem ,
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Bellem , auf dem Felde Gredeſch oder Greteſche, erblickt man 2 Haufen großer Steine, deren einer aus. 6, und der andere aus 5 beſteht, und die heids niſche Begråbnißörter zu ſeyn ſcheinen. Amt enthalt :
Das
1. Sechzehn Kirchſpiele , und zwar (1 ) Zwölf katholiſche, nämlich I ) Das Kirchſpiel Iburg . Iburg, iſt ein Flecken von 80 Häuſern , am lbs hang eines Bergs , mit einem alten Schloß , welches der eigentliche Wohnfiß der Biſchöfe iſt , und einem anſeonlichen Benedictiner Mönchenflofter, welches 1073 geſtiftet worden. Unter der Regierung eines evangeliſchen Biſchofs,wird auch ein lutheriſcher Schloß prediger hieher gereget ; der aber nicht in der Kirche, ſondern auf dem Schloß prediget. 2) Das Kirchſpiel Glaen , von 4 Bauerſchaften , zu welchen 128 Häuſer gehören . 3) Das Rirchſpiel Laer , von 7 Bauerſchaften , zu welder 238 Häuſer gebøren. 4 ) Das Rirchſpiel Glandorf, von 7 Bauerſchaf ten , welche aus 244 Häuſern beſtehen . 5 ) Das Kirchſpiel Sagen , von 6 Bauerſchaften , zu welchem 134 Häuſer gehören. 6) Das Birchſpiel Oeſede, von 3 Bauerſchaften , welche 76 Häuſer ausmachen . Bev dem Benedictiner Noniten klojtet Derede , welches Ludolph von Defede 1175 aus ſeinem Schloß geſtiftet hat , ſind bis 1659 ( nicht 1649, wie lodtmann meldet) bey der hohen fins de die Landtage dieſes Bisthums unter freyem Himmel gehnlten worden . Hey dieſem Ort iſt eine Papiermühle. 7) Das Kirchſpiel Bellem oder Belm, von 9 Baus erſchaften , die 169 H & uſer ſtarf find. Von Belm hat man die fabelhaften Meynungen , daß dafelbft Wides kind getauft , und ſeine vorgegebene Gemahlinn Geva begraben ſey. 6 Th. 74.
2
8 ) DAS
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Der weſtphäliſche Kreis .
8 ) Das Kirchſpiel Rulle. Das Ciftercienſer Non nenkloſter Rulle oder Ytarienborn , dahin am erſten May und am Freytag vor Pfingſten Wallfahrten ge fcheben , liegt eigentlich im Sirchſpiel Wahlenhorſt, hat aber eine Pfarrcapelle fiir ſich . Nahe dabey hat das ehemalige SchloßWidekindsburg geſtanden . 9 ) Das Kirchſpiel Wahlenhorft oder Wallen : horſt, von 5 Dauerſchaften , Jiulle mit gerechnet. Es gehören dazu 115 åuſer. Bery. Boeckhold rou Karl der Große im Jahr 783 den Sachſen eine Schlacht ge liefert haben . 10 ) Das Kirchſpiel Biffendorf, von 5 Bauers ſchaften , zu welchen 242 Häuſer gehsren . 11) Das Kirchſpiel Schledehauſen , von 10 Bau erſchaften ,welche aus 201 Häuſern beſtehen . Die Eins wohner ſind mehrentheils evangeliſch , und ſeit 1787 bedienen ſie ſich mit der katholiſchen Kirche,haben auch einen eigenen Prediger . 12 ) Das . Kirchſpiel Borglohe, von 5 Bauers ſchaften , welche 119 Häufer haberi. (2 ) Vier evangeliſche , nämlich 1) Das Kirchſpiel Diſen , von 5 Bauerſchaften , die aus 228 Häuſern befiehen . Das Dorf Diffen , vor Alters Tiſlene, hat K. Ludwig um das Jahr 822 dem Bisthum überlaſſen , und die dafir empfangenen Zehnten dem Stift Corvely gegeben . Ehemals iſt hier ein Schloß geweſen , welches die Herren von Diffen bewohnet haben .' Von dem vormaligen Hofmeyer rtihret es her , daß der Meyer zu Diffen noch jeſt be fondere Riechte hat. Es iſt hier 1724 auf dem Bauer : huf Nothenfeld eine Salzquelle entdecket worden , die B. Ernſt Auguſt , nachdem er den Hof gefauft hatte, in guten Stand reben laſſen . Wegen derſelben iſt 1731 zwiſchen dem Chur - Braunſchweig - Lüneburgiſchen Hauſe, welches im Beſig derſelben iſt, und dem B. Eles mens Auguſt ein Vertrag gefiiftet worden . 2 ) Das Kird )ſpiel Silter , von 3 Bauerſchaften , welche 108 Håuſer baben . 3 ) Das
Das Hochſtift Osnabrück .
2II
3) Das Kirchſpiel Solte , von 4 Bauerſchaften . Bei dem Dorf Holte hat ehemals auf einem Berge eine Burg geſtanden , welche die Herren von Holte be wohnet haben . 4 ) Das Kirchſpiel Bifendorf , von 242 Häuſern . Die lutheriſche Kirche iſt nahe bey dem oben ſchon bes nannten Biſſendorf zu Achelrieden . 2. Folgende 19 landtagsfähige adeliche Güter mit ihren jeßigen Beſikern . 1 bis 18 ) Aſtrup , Graf von Bar , Biſſendorf, von Moltfe; Bollen , von Stettler ; Borglobe, Schors lemmer ; Brinke , das Kloſter Deſede , Drathum , von Hammerſtein ; Gottesritten , eine Commende ; Soneburg , von Brelager ; Ledenburg , von Grots haus ; 17ette , Stael ; Oſthof, von Dinflage ; Pals ſterkamp, Graf von Biland; Schelenburg , von Schele ; Scockum , 2 adeliche Güter , eines beſitzen die Grafen von Plate , das andere die von der Wens ge ; Suthauſen , auch 2 adeliche Güter, eines beſigen die von Korff , das andere Stael ; Willenburg , von Schmiſing. 19) Wulften , vor Alters Wulvena, verdienet eine ausführlichere Beſchreibung. Dieſe Frenheit, oder dieſes faiſerliche und freye Gut , beſtehet heutiges Tas ges 1 ) aus der alten Burg Wulften , die mit 3 Gras ben und Zugbrücken umgeben iſt, die Wälle aber ſind 1684 abgetragen worden . 2) Aus den Wrechten , mit 11 Feuerſtellen . 3 ) Aus dem DorfWulften oder Solthauſen , worelbſt 1363 ziviſchen den Grafen von der Mark, von Schauenburg , von Hopa, und dem Biſchof Bernhard von Minden , eine Schladt vorge fallen iſt. 4 ) Suthauſen mit den daſelbſt belegenen 2 Ritterſigen , die nach und nach aus dem Zugehör der Burg entſtanden , und endlich gar Landtagsfähig geworden ſind , liegt auch in der Dorfſchaft Wulften . 5 ) Aus einem Stück von Sörnern , 6 ) von malber gen , 7) von Weſtrup , und 8 ) von tiahne. Dieſer Diſtrict , der 2 weſtphäliſche Meilen im Umfang hat, und
212
Der weſtphäliſche Kreis .
und 58 Feuerſtellen enthält , wird gemeiniglich die Freyheit Wulftert, ſonſt auch das Gebiet der Burg Wulften , und die Wulfter wälde, oder Wulfter Landmark genennet , und iſt von allen Abgaben und Landeslaften (die landſchagung ießt ausgenommen ,) befreyet. Die alte Veſte befist auch die Seleits- und Schirm - Gerechtigfeit oder Vogter , die Blutronne, Marfgerichtsbarkeit u . d . m . welche Gerechtſame fie mit Wiffen und Willen aller Landesherren und auch der Schweden , beſtåndig ausgevibet hat, undvon Zeit zu Zeit ein offentliches Landgericht mit gewiſſen Feyers lichkeiten und Gebrauchen tiber ihr vorhin angezeigtes Gebiet hålt. Es iſt ſehr wahrſcheinlich , daß fie vor Alters ein Königshof geweſen fery. Im Jahr 1223 gehörte ſie den edlen Herren von Blankenau , Schirms vogten der Kirche zu Osnabrück , die auf derfelben ihs ren Sig , und die umher wohnenten Edelteute zu Mis niſterialen hatten . Hermann von Blanfenau vers kaufte in gedachtem Jahr dem Doinkapitel die Advos catie über 10 Hofe , die größtentheils in der Gegend von Wulften liegen , f. Erdmanns Chronik in Meis boms T. 3. rer. germ . p . 215. Eben derſelbe hat vers moge einer noch nicht gedruckten Urfunde auch von 1223 , der Abtey zu Fburg reine librigen Güter , Wulf ten ausgenommen , wieder fåuflich abgetreten . Im 14ten Jahrhundert ward Wulften von gewiſſen edlen Herren von Lingen beſeffen , die eben ſo wie die von Blankenau abgetheilte Grafen von Tecklenburg gewes fen , aber den gråflichen Titel nicht gefähret , ſondern fich von ihrer Schl &ffern und Erbgutern geſchrieben baben . Fm Isten Jahrhundert gehörte Wulften den edlen Herren von Buck , die viele Hoheitsrechte auss ůbeten , als die obern uud untern Gerichte , die vogs terlichen Rechte über einen großen Strich Landes , und das Geleit faſt im ganzen Ristijum hatten . Sie hiels ten mit ihren Burgleuten öffentliche Landgerichte uns ter einem Lindenbaum zu Suthauſen , und ihr Hocha gericht ſtand in der Patfenheide. Sie hatten auch einen
Das Hochſtift Osnabrück.
213
einen Freyſtahl in der Burg , und ließen durch ihren Freygrafen und Freyſch &ppen das heimliche Vehmges richt unter Königsbann hegen. Yhre Malſtåte war an eirem Ort , der davon noch jeßt Malbergen heißt, aber heutiges Tags kaum halb zu Wulften gehårt. Die Burgherren batten mit der Stadt Osnabrück viele Fehden , die endlich durch Vermittelung des Domka pitels 1486 dahin verglichen wurden , daß ſie der Stadt das Defnungsrecht einräumten ; hingegen verſprach die Stadt , daß ſie die Verte Wulfter: vertheidigen helfen wollte, ſo oft ſie wiirde belagert werden. Allein , die Burgherren , inſonderheit die von Schnedlage, fiengen an , ihre Burgleute , Leibeigene , und beſten Grund: fücke nach und nach zu veräußern , worüber ſie endlid dergeſtalt in Verfall seriethen , daß die Burg , eben wie Dönabrůd , ſich im 16ten Jahrhundert den Bis ichsfen mit gewiſſen Bedingungen unterwerfen , und 1605 gar in Difuſion gezogen werden mußte . Fin 301ihrigen Krieg wurde die alte Veſte verwiiſtet , und ihr Gebiet, welches im 15ten Jahrhundert gar anſehns lich geweſen war , verminderte ſich von Jahren zu Jahren . Als aber 1682 das fresherrliche Haus von Moltfe dieſe Burg an ſich gebracht hatte , fam ſie wies der in Qufnahme. Damals erneuerte und beſtåtigte Biſchof Ernſt Uuguſt die uralten Hoheitsrechte derſels ben , die ihr nachmaliger Beſiber , der råm . faiſ.wirks liche Geheimerati , Kämmerer, Hoffriegsrath , Genes ralfeldmarſchal.c. Philipp Ludwig Freyherr von Molts ke , aufrecht zu erhalten eifrigſt befliſſen geweſen . Es hat fich aber 1754 ziviſeen demſelben auf einer , und dem biſchöflichen Landfiſcal und Suthauſen auf der an dern Seite , ein Streit wegen der ſogenannten Archi diaconal - Jurisdiction, wie auch wegen der Blutronne und Gränzen dieſer Freyheit , erhoben , welcher bey dem Neichshofrath rechtshängig iſt. Der Burgherr behauptet ( eben ſo als Münſter wegen Damme und Neuenkirchen , daß die Blutronne und der Blutbann vormals einerley geweſen ſey , und daß 1605 die Res D 3 gierung
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Der weſtphäliſche Kreis.
gierung diejenige alte Obergerichtsbarkeit , die Biſchof Ernſt Auguſt 1682 erneuert und nachmals beſtåtiget bat, unter dem Namen der Blutronne , mit Einbes griff der ſogenannten Archidiaconaljurisdiction , bey der Burg über das ſchon oben angezeigte Gebiet , gelaſſen habe. Allein , das Domkapitel und die 2 adelichen H &uſer zu Suthauſen , die nunmehr der Burg keine andere Gerichtsbarfeit , als die inarrherrliche, über ihre 2 Ritterfige mehr einräumen wollen , behauptet ihrer Seits , die Blütronne begreife nichts , als das Recht , die Befikådigungen , die mit Blutvergießen verbunden ind, zu beftrafen , und dieſes Recht der Burg erſtrecke ſich nicht iiber die ganze Freyheit Wulfs ten , ſondern nur diber die Wulfter Wrechten mit ihreit Jedoch ſind 1761 und 1762 die všuli 11 Feuerſtellen. gen Erbgerichte iiber die ganze Landmark und alle dar inn gelegene Edel- und Baurenhofe , der Burg Wulf ten durch) Urtheile und Recht zugeſprochen worden ,wos mit aber weder die eine noch die andere partey zufries den iſt. Alles obige und ein mehreres , iſt in der gründlichen Vertheidigung derer Ober : und Unter gerichte , Freyheiten und anderer Koheitsrechte, die auf der uralten osnabrückiſchen Veſte , der Burg zu Wulften , unleugbar haften , welche 1764 ju Wien in Folio ans Licht getreten , von dem geſchichten und gelehrten Friedrich Wilhelin Taube ausgeführet wor den . Eben derſelbe hat auch die Charte von der Wulfs ter Burgfreyheit 1762 verbeffert, welche J.Müller ge zeichuet , und Ludwig Steinmets 1763 zu Wien in Ku Pfer geflochen hat, und gedachter Vertheidigungsſchrift beygefiigetworden iſt. Nach dem Tode des Feldmar fdaus bon Moltke , welcher 1781 erfolgte , iſt dieſes Gitt an deſſelben Erbtochter die Gräfin von Herberſtein gefallen . III. Das Amt fürſtenau enthåld 1. Folgende 15 Kirchſpiele , und zwar ( 1) Fünf evangeliſche .
1) für:
Das Hochſtift Osnabrück.
215
1 ) fúrſtenau, eine kleine Stadt von 200 H & uſern , mit einem biſchof . Ainthauſe, woſelbft fic) die Biſchofe ehedeſſen oft aufgehalten haben . Die hieſige Kirche. ift lutheriſch , jedoch wurde zur Zeit der Regierung eis nes katholiſchen Biſchofs auf dem Amthauſe aud) fa tholiſcher Gottesdienſi gehalten , und iin Nath war alsdann ein fatholiſches Mitglied : 1787 aber iſt den Katholifen erlaubet worden , ſich eine beſondere Ras pelle zu erbauen. - Der Glockenſchlag , macht die auß ! ſerhalb der Stadt liegende , und das Kirchſpiel mit ers gingende Bauerſchaften aus . 2) Das Rirchſpiel Bippen , vun 2 Bauerſchaften , hat nebſt dem Kirchſpiel Pergen 245 Häuſer. 3 ) Das Rirchſpiel enslage , von 10 Bauer ſchaften , zu welchein 167 Häuſer gehören . 4 ) Das Kirchſpiel Ueffeln oder Uefelten , voit 2 Hauerſchaften. Zu deinſelben und zu dem Kirchſpies len Voltlage, Merzen und Neuenkirchen , gehören 333 Häuſer. 5 ) Das Kirchſpiel Borſtel, mit einem adel. Stift für evangeliſche Fräulein ; in welchem aber 2 fatholis ſche Stellen oder Pfrinde benbehalten werden. (2 ) Acht fatholiſche , nämlich 1 ) Das Kirchſpiel Swaſtrup oder Schwaſtorf, von 8 Bauerſchaften , zu welchen 170 Häuſer gehoren . 2) Das Kirchſpiel anfum , von 16 Bauerſchafs ten , hatmit dem Kirchſpiel Berſenbruck, 531 Häuſer. 3) Das Kirchſpiel Bergen, von 4 Bauerſchaften . 4) Das Rirchſpiel Ulfhauſen , von 3 Vauerſchaf ten , zu welchen 187 Häuſer gehåren . 5 ) Das Rirchſpiel & žeuenkirchen , von 4 Bauers
ſchuften . 6 ) Das Birchſpiel Voltlage , von 2 Bauer's ldhaften . 7) Das Kirchſpiel Merzen , von 6 Bauers [chaften . 8 ) Das Kirchſpiel Berſenbruck , von 2 Bauers fchaften . Es enthält ein Ciſtercienſer Nonnenflofter . D4 (3) Zwey
216
Der weſtphäliſche Kreis .
( 3 ) Zwey vermiſchte. 1) Quackenbrück , eine kleine Stadt von 200 Håus fern an der Hafe , die in 7 Armen durchfließt, und ſich unterhalb derſelben wieder in 2 Arme vereiniget. Sie hat eine lutheriſche und eine katholiſche Kirche . Die Einfünfte des Collegii canonicorum , welches ehemals biefelbſt, vorher aber zu Bramſche geweſen ift, find zwiſchen den Katholiken und Lutheranern getheiletwors den ; indeſſen iſt doch allezeit ein evangeliſch - osnabris cfifcher Domherr Proaft zu Quackenbrüc . Ueber Sa chen , die zum gemeinen Beſten gehören , berathfchla gen ſich die adelichen Burgmånner , welde die hieſigen 10 landtagsfähigen Burgmannshofe befißen , mit dem Rath , welcher aber keine Gerichtsbarfeit hat, und die Bürgermeiſter werden nur Senioren genennet. 2 ) Das Kirchſpiel Batbergen , von 10 Bauers fchaften , zu welchen 362 Häuſer gehören . Hier has ben die Katholiken und Lutheraner eine gemeinſchaftlis che Kirche. 2. Folgende 12 landtagsfähige adeliche Gůtor mit ihren jelligen Befigern . Brockhauſen , Graf, von Bar ; Eggermühlen , von Bdſelager ; sorſt , von dem Bufiche ; Lonne,von Weichs ; lorten , von Hammerſtein ; Meppenburg, von Freſe ; Mundelburg , von Horſt ; Schleppens burg, von Korff; Schlichthorſt, von Gruter ; Schus lenburg , von Dinflage ; Twieſſel , von Monsbruch ; Wegemühlen , von Weichs. IV . Das Amt Vården , Paar ſteinerne Denkmale
enthält noch
aus dem
ein
heidniſchen
Alterthum , welche bende im Kirchſpiel Damme ſind , eins ben Dilinkhauſen , das andere bey Hin Henkamp. Es berühret dieſes Amt den fiſchreichen Důmmerfee. Wegen der Kirchſpiele Damme und Neuenkirchen , deren Gränzen nicht beſtimmet ſind, wallten zwiſchen Osnabrück und Münſter ſeit 1425 unter
Das Hochſtift Osnabrück,
217
unterſchiedene Grånz- und andere Streitigkeiten ob. Denn die Deesberger Mark begreift nicht nur die vorgedachten 2 Kirchſpiele , fondern auch ein Stück des münſterſchen Ämte Vedyte , und der Biſchof zu Osnabrück iſt unſtreitiger Holzgraf über dieſe ganze Mark, in welcher die Unterthanen bey. der Biſchöfe unter einander ver :niſcht wohnen. Un ter dem osnabrückiſdyen Biſchof, Johann von Hona , iſt ein Vergleich gemacht worden ,
nach
welchem ein jeder Biſchof über feine Unterthanen das Collectirungsrecht nebft andern Hoheitsrecyten ungeſtört ausüben foll. Dem Biſchof zu Osnas brůck iſt die marfherrlice Gerichtsbarkeit über alle Angeſeſſenen in der Deesberger Mark, dem zu Münſter aber die Blutronne über beyderfeitige Unterthanen in der ganzen Marf ohne Unterſchied, eingeräumt worden . Ullein dieſer Vergleich), defe ſen Gültigkeit Osnabrück jegt gar in Zweifel zieht, hat die Streitigkeiten nicht geendiget, ſondern vere größert : denn Münſter behauptet nunmehr , daß Blutronne und Blutbann vor Alters einerley ges weſen ſen , iſt auch wegen der Blutronne wirklich im Beſig des Halsgerichts durch die ganze Mark über beyderſeitige Unterthanen geblieben : Osna brůd aber widerſpricht beſtåndig, und behauptet, daß die Blutronne nur vom Blutigſchlagen zuvers ſtehen fer ,
und daß dergleichen Verbrechen zur
Untergerichtsbarkeit gehören, hat ſich auch wirk. lich in den Befik des Halsgerichts über die ganze Mark geſeket , welches Münſter eine Störung des
+
rechtmäßigen Beſikes nennet, und ſolches ben jes der Gelegenheit zu verhüten fucht. Darüber iſt im OS
218
Der weſtphäliſche Kreis .
im erſten Viertel des 18ten Jahrh. eine Art von öffentlichem Krieg ausgebrochen , wobey die můn . ſterſchen Unterthanen ,inſonderheit das Dorf Steins feld , ſehr viel gelitten haben. So lange Osnas brück und Münſter unter Einem Herrn geſtanden haben, glimmte das Feuer unter der Aſche, und beyderſeitigen Unterthanen und Beamten wurden alle Gewalthätigkeiten Amt Vården ſind
ernſtlich unterſagt.
Im
1. Folgende 5 Kirchſpiele , und zwar ( 1 ) Ein katholiſches , n& inlich das Kirchſpiel Dainme, welches aus 10 Bauerſchaften beſteht, dazu 301 Hauſer gehören. ( 2 ) Drey lutheriſche , nämlich 1 ) Das Kirchſpiel Bramſche, welches beſtehet, a . Aus dem Wiegbold oder Weichbild Bramſche, welches ein nahrhafter Ort von 100 Häuſern iſt. Es werden daſelbſt grobe Tüder.verfertiget. b . Aus 6 Bauerſchaften , zu welchen 280 Hauſer gehören . c. Malgarten oder Mariengarten , iſt ein Benes dictiner Nonnenflofter. 2 ) Das Kirchſpiel Gerde, vor Ulters Girithi, zu welchem 6 Bauerſchaften gehören, die aus 150 Håu fern beſtehen . 3) Das Kirchſpiel Engter , von 4 Bauerſchaften, welche 153. Håuſer begreifen . (3 ) Zwey vermiſchte. 1) Das Kirchſpiel Vördert , in dem Flecken Vår den , welcher ſeinen Bürgermeiſter und Kath, und 120 Häuſer hat . Die Katholiken und Lutheraner haben bier eine gemeinſchaftliche Kirche. Im 30jährigen Kriege befeſtigten die Schweden dieſen Drt mit einem Graben und Wall , welcher aber wieder eingegangen iſt.
Er iſt ſeit 1750 zweimal abgebrannt.
2 ) Daa
Das Hochſtift Dónabrück.
219
2) Das Kirchſpiel 17euenkirchen , von 5 Bauers ſchaften , die 136 Häuſer begreifen . Die Kirche zu Neuenkirchen iſt auch gemeinſchaftlich. 2. Folgende landtagsfähige adeliche Güter mit ihren gegenwärtigen Beſikern , nämlich Barnau , Graf Bar, der einen Hausprediger halten darf ; Blankenburg , eben derſelbe ; Sarenburg , von Querenheim ; Lage, eine Comthurey der Johanniter Ritter , durch Hers mann von Hafe geſtiftet, welche ſich durch Schenkuns gen und Kauf ſehr erweitert und bereichert hat , und deren Einfiinfte ein einziger Ritter yenießet ; - Xieſte, von Vahrendorf ; Rotenburg, Graf Bar ; Sogelen , von Horſt. V. Das Amt Sunteburg, hat von der durch fließenden Hunte den Namen, und enthält 1. Drey Kirchſpiele, nämlich ( 1 ) Zwer fatholiſche, als 1 ) Das Kirchſpiel Oſter : Cappeln. Dahin gehöret a . Das Wiegbold oder Weichbild Oſter-Cappeln , woſelbſt die älteſte Landkirche iſt. Es hat 80 Häufer. b. Bomte , hat eine Filialkirche , es iſt auch das felbft ein Poftwechsel. c . Noch 5 Bauerſchaften . Dieſe geſammten Orte des Kirchſpiels , begreifen 282 Häuſer. 2) Das Kirchſpiel Sunteburg , von 3 Bauer ſchaften , zu welchen 114 H & uſer gehåren. (2) Ein lutheriſches , nåmlich das Rirchſpiel Venne , von 3 Bauerſchaften, fu welchem 136 Häuſer gehören . 2. Folgende landtagsfähige adeliche Geiter mit ihren gegenwärtigen Beſigern; nåinlich Uhrenhorſt, 2 ade liche Hauſer , denen von Ledebur zugeh Srig , mit einer lutheriſchen Capelle ; Keldenhof von Droſte; Rrebss burg , von Morſey ; Ruhhof , von Schele ; Langes lage , mit einen Ychönen Garten , voir Der ; Schwes ge , von dem Bufſch ; Schweigerhof , von Bothmer ; Strithorſt, von dem Bufſch ; Tappenburg , von dem
220
Der weſtphäliſche Kreis .
dem Buſſch ; Vinkenburg , von Horſt; Wahlburg , Stipp .
VI. Das Amt Witiage , enthålt 3 lutheri fde Kirdyjpiele. 1. Das Kirchſpiel eien , von 5 Bauerſchaften , welche aus 254. Häuſern beſtehen . In dein Kirchdorf seffen wird ein ffarfer Flachsmarkt gehalten . Das Almthaus Witlage ſteht an der Hunte , 2. Das Kirchſpiel Lintorf oder Lintrup , von 5 Bauerſchaften , die 237 Häuſer haben . 3. Das Rirchſpiel Barckhauſen , von 4 Bauer fchaften , die aus 176 Häuſern beſtehen . Die landtagsfähigen adelichen Güter, die hier lies gen , und ihre gegenwärtigen Befißer , find : Hudde. můhlen , von dein Hufſch ; Sünnefeld , woſelbſt ein Hausprediger feyn darf , von dem Buffd ); Ippens burg , woſelbſt auch ein Hausprediger reyn darf , von dem Huſſch ; Rritenſtein , von Grothaus , Wimmer , von Morfer .
VII. Das Amt Grünenberg , enthält 1. Folgende 9 Kirchſpiele , nämlidy ( 1) Vier katholiſche, als 1) Das Kirchſpiel Gesmold . Das Dorf Ges : mold , iſt nicht ſchatbar . Die zu dem Kirdſpiel gehd rigen , und außer der Freyheit liegenden fchazbaren Bauerſchaften.contribuiren zu dem folgenden Kirchſpiel. 2 ) Das Kirchſpiel Wellingholthauſen , von 8 Bauerſchaften , bat 170 Häuſer . 3 ) Das Kirchſpiel Riemrlohe, von 7 Bauer chaften , zu welcheu 189 Häuſer gehören . 4 ) Das Rirchſpiel St. Annen Capelle.. ( 2 ) Vier lutheriſche , als 1) Das Kirchſpiel 17euenkirchen , von 8 Bouers fchaften , die 175 H & uſer begreifen . 2 ) Das Rirchſpiel Soyel. 3 ) Das
221 Das Hochſtift Osnabrück. 3) Das Kirchſpiel Buer , von 14 Bauerſchaften, zu welchen 825 Feuerſtådte gehören . Hier liegen die adelichen Burghauſer Oſterwaldt und Huntemihlen. 4 ) Das Kirchſpiel Oldendorf, von 5 Bauerſchaf ten , die aus 111 H uſern beſtehen . (3 ) Ein vermiſchtes , Melle. Dahin gehåret
nåinlich das
Kirchſpiel
1 ) Der Flecken Wielle, von 120 Häuſern, woſelbſt eine katholiſche und lutheriſche Kirche iſt. Er hat reis nen eigenen Birgermeiſter und Rath . 1730 Brannte er ganz ab. 2 ) Zehen Bauerſchaften , die 175 Häuſer begreifen . 2. Die hier belegenen landtagsfåhigen adelicher Güter find 1 ) Gesmold , eine freye Herrlichkeit, die aus dem oben genannten Dorf Gesmold , und dem dazu geh8s rigen freyen Hagen , beſtehct. Biſchof Ernft Auguſt hat ſolche von den biſchöfl. Tafelgütern den Freyherren von Hammerſtein überlafen . 2, Aburg , Nehem ; Bruche, von Hammerſtein , Suntsmåhlen , 2 adeliche Güter, eins beſigen die von Spiegel , das andere die von Weftphalen ; Laer, Nes hein ; Obernkamp , von Beeſten ; Oſtenwalde , von Binfe ; Schmalage, Nebein ; Sundermihlen , eben derſelbe. VIII, Das Umt Recenberg , welches die Biſcudfe zu Osnabrück von der eheinaligen Burg. Es liegt grafſchaft Stromberg er alten haben . von den übrigen deintern abgeſondert ,' und iſt von Theilen der Grafidaften Lippe , Rietberg , Ra. vensberg und Tecklenburg , und des Bisthums Münſter, umgeben . Das Amt beſteht aus der Stade Wiedenbůrck, der Wöſtvogten, die ó Bauer. fchaften von 199 Hänſern begreift, und der Voge ten Langenberg von 9 Bauerſchaften , zu welchen 191 Häuſer gehören. Wir bemerken 1 , Wies
222
Der weſtphäliſche Kreis.
1. Wiedenbrück , eine kleine Stadt, von 200 H & u fern , die in einer fruchtbaren Ebene an der Einbs liegt , über welche eine Bricke führet. Sie hat ihren eigenen Magiſtrat , eine 1243 geſtiftete Collegiatfirche mit 8 Pråbenden , ein Capuziner- und ein Auguſtiner Nonnenflofter , es ſind hier auch 2 adeliche Hofe. Die Stadt hat noch in neuern Zeiten Kupferminze ſchlagen laſſen : aber , wie man ſaget , nur aus beſonderer Ers laubniß des Landesherrn . Sie iſt eine der ålteften Städte des weſtphäliſchen Kreiſes, in welcher R.Otto I in dem Jahr 952 eine Münze und einen öffentlichen Marft anzulegen erlaubet hat. 2. Die katholiſchen Kirchſpiele Langenberg und St. Vit . 3. Das Kirchſpiel Güterslohe, welches den Gras fen von Rheda gehört, eine katholiſche und eine luthe. riſche Kirche hat. Von den 2 lutheriſchen Predigern wird der oberſte von deni Kapitel zu Wiedenbrick ge retzt ; die Lutheraner aber ſtehen in Kirchenſachen unter dem fürftlichen Landconfiftorio za Osnabrück. In dies fein Kirchſpiel iſt das neue Dorf Friedrichsdorf. 4. Die landtagsfåhigen adelichen Güter Zeuens hauß und Auſſel .
Das Fürſtenthum
Minden .
$ . I. in guter Theil des Fürſtenthums Minden , iſt auf dem Plan von der Schladyt bey Minden oder zu Todtenhauſen , zu ſehen , welchen der das malige Hauptmann Bauer aufgenommen , und A. 4.Becť zu Braunſchweig in Kupfer geſtochen hat. Es grånget dieſes Fürſtenthum gegen Abend an das Bisthum Osnabrůck , gegen Mitternacht an die Grafſchaften Diepholz und Hoya, gegen Mors
gen
Das Fürſtenthum
Minden
223
gen an die Grafſchaft Schauenburg , gegen Mit tag an die Grafſchaft Ravensberg. Der Umfang deſſelben beträgt beynahe 24 Meilen . K. 2. Es hat größtentheils einen guten Korn . boden , und der Ackerbau wird aufs gefliſſentlidſte getrieben , daher es auch benachbarte Länder mit Getraide, und inſonderheit mit weiſſem Weißen und Gerſte verſehen kann.
Auf den Flachsbau les get man ſich auch ſtarf, und fann den Nacıbaren Flachs überlaſſen . Die Wieſen und Weiden ſind
gut , und die Viehzudyt iſt erheblich . Man hat auch Holz, Torf, Steinkohlen , ein wichtiges Salzwerk, welches ſowohl churbrandenburgiſche, als benachbarte Länder mit Salz verſorget , und Fiſche. Die Weſer durchſtrömt das Land, und befördert den Handel deſſelben . Unweit Münden iſt die ſo genannteWeſtphäliſche Pforte, mit wels chem Namen in alten Chroniken die Defnung zu einer Kette von Bergen , welche das obere und ei- . gentliche Weſtphalen von dem untern Theil deſſel ben trennen , belegtwird . Den Berg,zur linken bey dieſer Deffnung,nennet man den Jacobsberg , von einem alten Preuſſiſchen Feldroebel , welcher ſich auf demſelben ein Hausgen mit einem klei nen Garten und Weinberg angelegt hat , und noch 1778 daſelbſt lebte,und aufdem Berge zur rech ten ſteht eine der heil.Margaretha gewidmete Ca pelle, in welcher jährlich einmalMeſſe geleſen wird. Die Ausſicht von dem erſten Berge iſt maleriſch ſchon . S. 3. Es ſind in demſelben 2 unmittelbare Stådte, 2 mittelbare, und 1 Flecken , welche uns ter
224
Der ideſtphäliſche Kreis.
ter den Aemtern , in welchen fie liegen , ſtehen , 12 1 Dörfer und Bauerſchaften , 46 adeliche Güter und Burgſike , und 1 Commenthurey . Die 3 Lands ſtånde ſind : Das Domkapitel zu Minden , die Prålaten und Ritterſchaft, und die Städte und Flecken . in andern
Es giebt auch in dieſem Lande , ſo wie Ländern des weſtphäliſchen Kreiſes ,
Eigenbehörige , welche von ihren Eigenthumsher ren , im Fall des Ungehorſams und der Widerſeks 1775 hatman lichkeit, beſtrafet werden können . hum dieſem Fürſtent , und in den Grafſchaften Ra.
vensberg, kingen und Teclenburg, 164948 Men . ſchen gezáhlet. 1780 find in dem Fürſtenthum Minden inſonderheit, 56185 Menſchen , gezáhlet worden , den Soldatenſtand ungerechnet . 1756 waren
in
den
Städten 7790 , 1783 aber 9260
Menſchen . S. 4. Die Römiſchfatholiſdyen haben nur in der Stadt Minden , und die Reformirten alle Vierteljahr auf dem Schloß zu Petershagen ihren Gottesdienſt, alle andere Kirchen im Lande aber gehören den Lutheranern . Die Stadt Minden hat ihr eigenes geiſtliches Miniſterium , die übri. ges goteesdienſtlichen Perſonen im Lande ſtehen una ter der Aufſicht des Superintendenten , der zu Pe. tershagen ſeinen Sik hat , und ſind in 4
Cirkel
oder Rreiſe vertheilet,nåmlich in den Friedewals der von 13 Pfarren , den Lahder von 9 Pfarren , den Ovenſtådter von 5 Pfarren , und den Ra. denſcher von 7 Pfarren . Die Juden haben zu Minden und Lübbecke ihre Schulen .
S. 5 :
Das
Fürſtenthum
Minden .
225
8.5 . Die vornehmſte Bemühung der Einwoh . ner , gebet auf Ackerbau , Viehzucht , Spinnen , Leinen- und Drell - Weberey ; ſie verfertigen auch einen halb leinen und halb wollenen Zeug. wird viel Garn ausgeführt , und die grobe Leine wand gehtnach England undSpanien . Hiernächſt wird auch die Braunahrung, Brannteweinbrennes ren , Handelmit Getraide, Pferden und allerhand Vieh getrieben ; und es ſind auch Zucker - und Seis fen - Siedereyen
und
banden . 8. 6. Vor Alters
Leder - Manufacturen
vors
gehörte dieſes Land mit zu
Engern . K.Karl der Große ſtiftete zu Minden ein Bisthum ; das eigentliche Jahr dieſer Stif tung aber iſt nicht gewiß bekannt. Unter den un terſchiedenen Meynungen von derſelben , iſt diejes nige vorzüglich wahrſcheinlich , nach welcher fie umn das Jahr 789 geſchehen ſeyn ſoll. Der erſte Bio ſchof wird Herumbert und Hercumbert genennet. Man gåhlet bis auf den weſtphäliſchen Frieden Jahr 991 60 Biſchöfe. B. Londoward hat im von dem K.Otto I die Regalien erhalten . Ludwig , Biſchof, þat 1332 bey den K. Luð . wig die Regalien ſolchergeſtalt ausgewirket, daß
der 39ſte
er und feine Nachfolger ein freyes Herzogthum in dem Stift Minden ,und darinn ein Freygericht unter Königs Bann,nach Vehmrecht, als in dem Lande zu Weſtphalen recht iſt, zu ſehen , von róm . kaiſerl. Majeſtät Macht haben , und befugt reyn follte , Freyſtühle in dem Herzogthum anzulegen . Friedensſchluß, 1648 , in dein osnabrückiſchen wurde das bisherige HocyſtiftMinden dem Chur P paufe 6 Th . 7 A.
226
Der weſtphäliſche Kreis .
Hauſe Brandenburg , anſtatt der abgetretenen pom . merſchen Lande , als ein Fürſtenthum zuerfannt. Churfürſt Friedrid ) Wilhelm ließ am 15 ten Octo : , bec 1649 die Sdlöſſer dieſes Fürſtenthums von feinen Bedienten in Befik nehmen , und nahm 1650 am 12ten Febr. die Huldigung ein . 1757 beſekten es die Franzoſen . $ . 7. Vermoge eines kaiſ. Decrets vom 3ten May 1654 , ſoll das Fürſtenthum Minden aufdem Reichstage nach Sachſen -Lauenburg und vor Hol ſtein ſißen , weldien Plak es auch eingenommen , 1663 aber eine Umwed felung des Sizes und der Stimme mit Holſtein -Glückſtadt eingegangen hat. Das Fürſtenthum iſt zu einem
Römermonat auf
10 zu Roß und 16'zu Fuß , oder zu 122 Rthlr 16 Ggr. angefeßt , über welchen hohen Anſchlag es ſich ſchon 1662 beſchwerte. Zum Unterhalt des Kammergerichts , ſoll es zu jedem Ziel 54 Rthlr. 12 Kr. geben . Im weſtphäliſchen Kreiſe folget es der Ordnung nach auf das Bisthum Osnabrück. 5. 8. Ueber dieſes Fürſtenthum und die Graf: fchaft Ravensberg , iſt eine Regierung verordnet, dies auch mit Zuziehung des Superintendenten dies ſer Provinz und des reformirten Hofpredigers zu Minden , das Conſiſtorium vorſtellet : und eine Rriegs u .Domainen -Rammer . Die Regierung und Kammer, verwalten die Landeshoheit -Sachen . gemeinſchaftlid ); die Regierung aber hat die Jus ſtrupflege gewiſſerinaaßen allein , und zwar über die Ritterſayaft in der erſten , und über die übrigen in der 2ten Inſtanz,weil von den Magiftråten der unmittelbaren Städte , und von den Aemtern die Appels
Das Fürſtenthum Minden
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Sie verſieht auch die Appellationen dahin gehen . Kirchen - peinlichen und Vormundſchafts , Sachen der unmittelbaren Linterthanen . Die Kriegs- und Domatnen , Kammer verſieht die Policey · Hand. lungs -Manufaktur.Kriegs- und Kammer-Sachen, ſowohl in Anſehung der königlichen , als aller ans dern öffentlichen Kaljen , und beforget, daß ſos wohl auf den fönigl . Aemtern , als ſonſten , eine gute Haushaltung geführet werde . Bey derſelben haben 2 landråthe dieſes Fürſtenthums Siß. Aus beyden Collegien iſt ein Geſundheits- Collegium angeordnet , welches bey entſtehenden Seuchen über Menſchen und Vieh das Nöthige vorkehret. Es iſt ferner ein Collegium medicum provinciale verordnet, in welchein ein Mitglied der Kriegs und Domainen . Kammer den Vorſig hat , und welches dafür forget, daß das Land mit geſchicten Aerzten , Apothekern , Wund Aerzfen und Hebs Ammen verſehen ſey . Der 1707 errichtete Schop , penſtuhl zu Minden, gehet denjenigen, die es vers langen , mit ſeinen Gutachten an die Hand. In den beyden unmittelbaren Städten Minden und Lübbecke wird die Gerichtsbarkeit von den Magi. ſtråten , auf dem Land aber von Beamten verwal. tet ; doch wird ſie auch von dem Domkapitel, dem Domprobit, dem Stift St. Marien , dem Stift Levern, den adelichen Häuſern Hollwinkel, Bed , Uhlenburg , Eisbergen , und der Commenthuren Wietersheim , auf gewiſſe Weiſe ausgeübet. $ . 9. Das Erbmarſchallamt des Fürſten thums Minden , welches durch Friedrich Wil. helms Erbherrn von Kanneberg Tod erledigt wors den , P 2
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Der weſtphäliſche Kreis .
den , hat der König 1764 deſſelben .Enkeln , den Gebrüdern Leopold Wilhelm Ferdinand und.Ernſt Friederich Wilhelm Alerander von Kahlden , für ſich und ihre ehelichemännliche Leibeserben , nebſt allen davon abhangenden Rechten , Vorrechten und Eins fünften , dergeſtalt verliehen , daß der erſte, ſolange er lebet, folches verwalten , und den Titel davon führen , nach deſſen Tode aber ſeine ehelichen månnlichen Nachkommen nach dem Recht der Erft geburt, und dafern er ohne ſolche verſterben ſollte , ſodann ſolches auf lekten und ſeine Nachkommen fallen und vererben ſolle. 5. 10. Manſdåkte ſonſt die jährlichen landesa Herrſchaftlichen Einkünfte aus den Kammergütern dieſes Fürſtenthums und der Grafſchaft Ravens . berg , auf 456000 Thaler , und die Einfünfte der Kriegskaſſe aus dieſem
Fürſtenthum , und aus den
Grafſchaften Ravensberg, Tecklenburg und Lingen, ungefähr auf dritte alb Connen Goldes Thaler . Jegt werden beyde Artifel mehr betragen . $ . 11. Das Fürſtenthnm beſteht I. Uus 2 unmittelbaren Stådten . Dieſe ſind 1. Minden , in alten Urkuuden Minnedum ,Min : nethum , Windon , die Hauptſtadt des Fürſtenthums welche an der Wefer liegt, über die hier eine ſteiners ne Brücke gebauet worden , die 600 Fuß lang, 24 Fuß breit iſt, und auf 7 Bogen ruhet. Die Stadt hat uns 1740 hatman gefähr eine halbe Meile im Umfang. hier 4687 , 1765 aber 3930 , hingegen 1780 hat mat 4208 , 1784 aber 5175 Menſchen vom Civil - Stande gezählet . Der Häuſer ſind 1027. Fhre bequeme lage zur Schiffahrt und Handlung, der Brau eines arge nehmen weißen Biers , und zum Theil der Ackerbau und die Viehzucht , und vornemlidy, der Handel mit r
Das Fürſtenthum Minden .
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Getraide und Garn , geben ihren Einwohnern gute Nahrung . Man findet hier die oben S. 8. beſchriebenen landescollegia , und folgende Kirchen . Der Dom iſt ein anſehnliches Gebäude von Quaderſteinen , und bey demſelben iſt ein adeliches Kapitel , welches aus 18 Perſonen , theils römiſchkatholiſchen , theils Luthes ranern, beſteht, und 24 Vicarien , 4 Commendatarien und 4 Choralen unter fich hat , die , nebſt 2 Predigern aus dem Benedictiner Filoſter , den römiſch - katholis fchen Gottesdienſt verſehen . Der König hat 1756 dem Domkapitel ein Gnaden- und Kapitel - Kreuß ertheilet, welches an einem himmelblauen Banse mit Eckfirei fen , und vermoge der 1764 hinzugekommenen fånigs lichen Erlaubniß, auch auf der linken Seite des Rocks getragen wird. Der Syndicus verwaltet die Gerichts barfeit über die fatholiſche Geiſtlichkeit und die Eigens behårige des Domkapitels. Die Johannesfirche ge hårt auch den Katholifen, und hat ein aus 10 rdmiſch katholiſchen Perſonen beſtehendes Collegiatſtift. Das Benedictiner Klofter zu S. Moriß und Simeon , hat fich 1696 unter den Prälaten zu Hüisburg im Fürſtens thum Halberſtadt begeben . Die Kirche zu St. Mars tin iſt die Hauptkirche der Lutheraner, und hat ein Collegiatſtift von 9 Perſonen , welche theils katholiſch, theils evangeliſch Find, und 6 Vicarien. Bey der lus theriſchen Kirche zuS .Marien iſt ein Fråuleinſtiftvon 12 Perſonen unter einer Uebtiſinn, die einen ziemlich weits läuftigen Lehnshofhat. Seit 1778 hat es einen Drden . Die 3té lutheriſche Kirche iſt zu St. Simeon. Die Pauls- und Nikolastirche gehören auch den Luthera nern ; es wird aber nur ſelten und zu gewiffen Zeiten Gottesdienſt darinn gehalten. Der erſte Prediger bey . der fleinen reformirten Kirche, hat den Titel eines Hofs predigers ; in derſelben hålt auch die franzdfiſche Ges meine ihren Gottesdienſt , die Beratung aber in der Paulskirche. In dem 1712 geſtifteten evangeliſch- lus theriſchen Waiſenhauſe , werden viele Knaben und Mågochen erzogen ; in demſelben iſt and eine Fleine Strumpf 3
!
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Der weſtphäliſche Kreis.
Strumpfmanufaktur. Außerdem ſind noch 3 Urmens båuſer vorhanden. In dem ehemal . Pauliner Klofter, iſt 1530 ein lutheriſches Gymnaſium angelegt worden. Der Stadtmagiftrat hat in und außerhalb der Stadt, ſo weit ihre Feldmark geht, die Gerichtsbarkeit in der erſten Inſtanz in bürgerlichen und peinlichen Sachen ; in geringen und Vormundſchaftsſachen aber iſt ein bea fonderes Niedergericht, von welchem die Appellationen an den Magiſtrat geben. Das Landſchafts - Haus am Marft , iſt eines der regelmäßigſten Gebäude in der Stadt. Die Stadt iſt ſchon zu Raifers Karl des Gros Ben Zeit vorhanden, und erheblich geweſen . Kaiſer Con rad II hielt hier 1026 einen Nieichstag , auf welchen ſein Sohn , Heinrich III, zum römiſchen König erwäh let wurde. 1270 wurde ſie mit einer Mauer umgeben. 1320 brannte ein großer Theil ab. 1547 wurde ſie von kaiſeri. Kriegsvolfern belagert, föhnte ſich aber viit dem Kaiſer durd einem Vertrag aus , und erlegte 6000 Rthlr. 1625 nahın fie libereilterweiſe ' eine fais ſerl. Beratung ein, welche ihr nur in 2 Jahren wenig ſtens 600000 Nithir . gefoftet hat , wovon bis auf den heutigen Tag die große Schuldenlaft, ' und die foges nannten Eintheilungskapitalien , welche auf den Bür gerhåuſern haften , ihren Urſprung haben . 1634 wurde ſie von den Schweden belagert und erobert , nachdem fie 9 Jahr und 12 Wochen lang von den Kaiſerlichent beſegt geweſen . Die Schweden zogen erft am 7ten Sept. 1650 wieder ab. 1650 buldigie ſie dem Churf.von Brandenburg Friedrich Wilhelm . 1744 wurde der Stadt durch ein reichs - fammergerichtliches Urtheil vom 27ten Mårz ihre freye Sdiffahrt auf der Weſer , und die Stapelgerechtigkeit wider die Stadt Bremen bes ſtåtigt. 1757 wurde die Stadt von Franzoſen bes ſeßt , 1758 aber von Hannoveranern und ihren Bun desgenoffen wieder erobert, und 3500 Franzoſen wurden zu Kriegsgefangenen gemacht. 1765 wurde der Wall abgetragen , und der Boden eben gemacht. Die Stadt hat ehedeflen init zu der Hauſe gehört. 2. Luba
P
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Das Fürſtenthum Minden .
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2. Lübbecke , in alten Urkunden Qutbicke, eine Stadt an dein bey derſelben entſpringenden Mühlens bas) von 248 Wohnhäuſerii , welche feit 1279 , da ſie vom Biſchof Volquin , Stadtgerechtigkeit erhalten bat, mit Willen , Graben und Mauern umgeben iſt. Sie hat anſehnliche Gerechtigfeiten , inſonderheit die marf herrliche Gerichtsbarkeit iber einen beträchtlichen Dis ſtrict. Ihr Magiſtrat hat die birgerliche und peinli che Gerichtsbarkeit in der erſten Inilanz. In derfel ben ſind 13 adeliche Höfe, und es iſt allemal einer von der Ritterſchaft erſter Birgermeiſter, daher der Magi firat den Titel fübret: Ritterſchaft, Bürgermeiſter und Kath . 1740 hat man 1382 , 1765 aver 1256 , und 1783 nur 1121 Menſchen gezählet. Die Einwohner handeln mit Garn , leinen und Drell , treiben auch Ackerbau und Viehzucht , brauen Bier , brennen Branntewein, und bereiten Peder. Die meiſten Eins wohner find . der evangeliſch lutheriſchen Kirche zuges than . Bey der Pfarrkirche iſt ein Collegiatſiift von einem Dechanten und 4 Domberren , unter welchen jederzeit ein Rémiſch Fatholiſcher reyn muß. Es iſt hier auch eine Schule und ein Armenhaus. Der Ort iſt als Flecen vermutlich ſchon im roten Fahrhundert vorhanden geweſen.UisStadtiſt er 1368 und 1519 gang, 1705 faſt halb abgebrannt , hat auch 1734 und 1766 großen Brandſchaden erlitten. Durch den legten, vers lor fie in Gebäude. Unnerk. In der Nähe der Stadt, auf einem Ber ge , der in alten Zeiten Xonceval genennet wordent, welchen Namen einige irrig dem durch die Stadt flies Benden Bach berlegen , zeigen ſich noch Ueberbleibel ſowohl von dem alten Schloß Reinsberg , als von der Wedekindsburg und Babilonie, welche Schlöſſer des großen Widefinds geweſen .
II . Aus 5 Lemtern . 1. Das Amt Sausberge, iſt das erſte und pornehmſte. Mitten durch daſſelbe fließt die Wes
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ſer ,
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Der weſtphäliſche Kreis .
ſer , und es hat einen
ſehr fruchtbaren
Boden .
Ehedeſſen iſt es eine beſondere Hecrſchaft geweſen , deren Herren , Schirmvogte der mindenſchen Kirche waren , und ſich Herren vou Berge , edele Végte Der lekte von dies des Stifts Minden nenneten . fem Geſchlecht, Otto III, zu Minden , hat dieſe Herrſchaft dem Hocyſtift durch eine unwiederruflis de Schenkung einverleibet,
welches gegen das
Ende des 14ten Jahrhunderts geſchehen iſt. Das Amtwird durd , die Wefer und einen hohen Berg , welcher auf der einen Seite der Weſer gegen Oſten Tönniesberg (Mons Antonii), und gegen Weſten auf der andern Seite der Weſer Wedenberg (Mons Wedekindi ) genennet wird , in 4 Theile und Vog teyen abgetheilet. Wir bemerken 1 ) Sausberge, welcher Ort 1722 Stadtrechte ers balten hat, da denn zur Beſorgung der Policeyrachen ein Magiſtrat angeordnet worden . 1783 hatte die Stadt nur 116 Häuſer und 525 Menſchen , 1765 nur 454. Darelbſt ſind die Ueberbleibfel des 1723 abges brochenen königl. Schloßes , das Amthaus (ehedeffen Haus zum Berg ) , woſelbſt die Herren von Berge ger wohnet haben , ein Gerichtshaus , eine fånigl. Braus erey und Branteweinbrennerey , ein königl. Vorwerk und 3 Burgmannsh8fe. Die Einwohner ernähren ſich mit allerhand bürgerlichen Handthierungen , Ackerbau und Viehzucht. 2 ) Die 4 Vogtepen . Dieſe find ( 1 ) Die Vogtey zwiſchen Berg und Bruch , wels che zwiſchen dem Wesenberg und einem weitläuftigen Bruch liegt. In derſelben iſt zu Bólhorft ein 1662 entdecktes, aber erſt 1743 von einer Gewerkſchaft berg månmiſch aufgenommenes Steinfolenbergwerk , defien Abfag 1783 auf 90000 Berliner Scheffel Kolen berecha net wurde , die meiſtens zu Relime bey dem Salzwerk gebraus
Das Fürſtenthum Minden .
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gebrauchet werden. Die Vogter enthält 7 Dörfer, wels de zu Minden bey der Martinskirche , zu Bergkirchen und Hille eingepfarretſind. Der Wedigenſtein , der ein widekindiſches Schloß geweſen ſeyn rol , iſt nun ein Vorwerk des Domkapitels zu Minden . Ueber dem felben auf der Spige des Bergs , liegt die Margare: then - Capelle , in welcher die Katholiken zuweilen Gottesdienſt halten . Das adeliche Gut Saddenhau : ſen iſt ein Familiengut des geſaminten abelichen Ges ſchlechts von dem Buſſche. Ehedeflen wurde Hadden hauſen für eine Feſtung gehalten ; und iſt 1530 von den Bürgern der Stadt Minden belagert und erobert worden. ( 2 ) Die Vogtey Gohfeld , die ehedeflen ton dem durch fließenden Werrafluß , Werra genennet worden, bat 16 Dörfer , unter welchen die Kirchdorfer Goh: feld , bey welchem der Erbprinz von Braunſchweig, Karl Wilhelm Ferdinand , 1759 den franzfriſchen Hers 303 von Briſac ſchlug, Lohne , Eidinghauſen , Vols merdingſen , Bergkirchen , worelbſt ein Geſundbrunn iſt, und wenninghủffe find . In dem Kirchſpiel Gob : feld iſt zu Depenbruck das adeliche Gut Gohfeld derer von Grapendorf, und in der Bauerſchaft mbers gen oder 7elbergen ,, ein wichtiges Salzwerf. Jn dem Kirchſpiel Eidinghauſen iſt in der Kirchdorf das adeliche Gut Ovelgúnne 1783 einem von Dheim ges hårig . In dem Kirchſpiel Mennighliffen iſt das abelis che Gut Beck , von welchem eine abgetheilte herzog lich - holſteiniſche Linie von dem fåniglichen Hauſe den Namen hat, das aber ſeit 1786, nebſt dem eben daſelbſt belegenen Gut Uhlenburg , dem Haron Monſter ges håret, der es von einem von Wulfen für 130825 Tha: ler gekauft hat ; und das Gut Schockemůhle , denen von Grappendorf zugehårig. ( 3) Die Vogtey Uebernſtieg , zu welcher man von dem Schloß Hausberge nur vermittelſt eines fchinalen Steigs , am Berge bey der Weſer , gelangen kann. Sie enthålt 13 Dörfer , unter welchen die Kirchdorfer 5
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Der weſtphäliſche Kreis .
Lütfenbremen , Lerbek und Dankerfien find. Hier liegt, nahe an der Werer, eine Stunde unterhalb Mina den , die Commenthurey des Jovanniter Ordens Wies tersheim , zu welcher ein ziemlich weitläuftiges Vors werf , und der ſogenannte Priorathof zu Minden ges håret. Sie hat in den Bauerſchaften Uminghauſen , Wietersheim , Papinghauſen und Frille , überall 75 Eigenschörige , und über die zu Wietersheim und Pa pinghauſen die Gerichtsbarkeit in der erſten Gnſtanz. Die geſamintea Einkünfte der Commenthurey betragen über 2200 Rthlr . ( 4 ) Die Vogter Lanowehre , hat 10 Dörfer , un ter welchen die Kirchdorfer Solzhauſen , Soltcup , Veltheim und Eisbergen find. In dem Kirchſpiel Holzhauſen ſind die adelichen Güter Solzhauſen , war 1783 einem von Oheim , Umorkamp und Schierholz derer von Schellersheim . In dem Kirchſpiel Eisber gen , iſt zu fülme ein beträchtliches adeliches Gut derer von Schellersheim , welche über ihre Eigenbehörige die bürgerliche Gerichtsbarkeit in der erſten Inſtanz haben . Es hat auch er König in dieſer Vogtev drey anſehnliche Vorwerke .
2. Das AmtPetershagen , liegt auch an der Weſer , und giebt dem vorigen an Fruchtbar . keit nichts nach ,
iſt aber wegen
ſeiner niedrigen
Lage den Ueberſchwemmungen mehr unterworfen . Dahin gehört I ) Petershagen , welcher Ort 1722 Stadtrechte erhalten hat, und deren Magiſtrat zwar keine Geo richtsbarkeit hat, aber doch in gewiſſen Sachen ers Fennet. Er wird in die alte und neue Stadt einges theilet. 1740 waren hier 1063 Menſchen , 1765 nur 905 , 1783 aber 261 Hauſer , und 1072 Menſchen . Auf dem alten Schloß haben ehemals die Biſchofe ges woonet , beutiges Tages aber beivobnet eß der Amts mann , und es Find auch daſelbſt die Vorwerksgebäude, die Brauerey und Branteweinbrennerey . In der Kirche des
Das Fürſtenthum Minden.
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des Schlofjes wird alle Vierteljahr von den Reformirs ten das Abendmahl und Gottesdienst gebaren . In der Stadt iſt eine evangeliſch - lutheriſce Nirobe . Die Einwohner legen sich auf derbau , Viehzucht, Coinnett und Weben. Dan findet hier y Burgmannsnöre. Dieſer Ort hat anfänglich Sockeleve gebeißen , und iſt zuerſt von B. Gerðard II zu einem Flecten unter den Namen Petershagen angelegt , auch mit guten Privis legien verſehen worden , welche B. Franz 1525 Defies tiget hat. 1569 brannten bieſeibit 160 Wohnidus ſer ab. Jenſeits der Weſer iſt das landesherrſchaftliche Vorwerk auf der Koppel , belegen . 2 ) Die Vogtey Windheim , von 12 Bauerſchafs ten . Die Kirchſpiele find: Windheim , (wojelbst ein Burgmannshof iſt) Lahde und Ovenítette . Die Eins wohner ernähren ſich bloß vom Ackerbau und Spinnen . 3 ) Die Vogtey auf der Börde , von 8 Dörfern . Die Kirchſpiele ſind Sarthum und Gille. Ju dem era ſten iſt zu Hahlen ein Burgmannshof; in dein ziveis ten wird guter Forf geſtochen ; es enthält auch das adeliche freye Gut Wieckriede , dem adelidhen Hauſe von dem Buſiche zuſtändig, und zu Sudhemmern , eis nen Burgmannshof . Die Einwohner der Pogten les gen ſich vornehmlich auf Adferbau und Viehzucht ; der gute Torf und die Nähe der Stadt Mindent, bringen ih nen auch viele Vortheile. In dein Dorf Hille werden erhebliche Viehmarfte gehalten . 4 ) Die Vogtey Sofineiſter, fiber welche ehedefien ein biſchöflicher Hofineiſter , der auf dein Schloß, zu Pétershagen wohnete , die Aufſicht hatte. Die Vecfer in dieſer Vogtevy find zivar an ſich gering, die Einwoh ner aber ſehr fleißig , und bemühen fic ), den Abgang durch die Verfertigung eines balb leinen - und balb wobenen Zeugs zu erleben . Die Vogte enthält 6 Dóra fer , unter welchen das Kirchdorf friedewalde iſt, wels ches allemal als ein beſonderer Diſtrict hat angeſehen feyn wollen , weil es ehedeſſen von den Biſchofen und der
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Der weſtphäliſche Kreis.
der Stadt minden in Gemeinſchaft bereſien worden ; daher die adel. Gåter simmelreich und Altenburg entſtanden find ; jenes if an den Landesfürſten vers kauft , und zu einem in Erbpacht gegebenen Vorwerk gemacht worden ; dieſes gehört denen von Beriel. Auch iſt das Dorf Todtenhauſen beſonders merkwürdig , weil 1759 in der Gegend deſſelben das franzöſiſche Kriegsheer von dem Heer der verbundenen chur- und herzoglic ) braunſchweigiſchen ; beſſiſchen , engliſchen und übrigen Truppen , in einer Hauptſchlacht über: wunden worden . 3. Das Amt Reineberg , hat zwiſchen den Bisthümern Osnabrück und Minden oftmalige Streitigkeiten veranlaſſet, ja die Grafen von Teck ļenburg haben darinn beſondere Vorrechte haben wollen , daher es denn vielleicht geſchehen ſeyn mag , daß die eheinaligen Biſchofevon Minden ihren Be. fik deſſelben mit vielen Burgen und Ritterfißen zu befeſtigen geſucht haben , wie denn deren nirgende mehrere , als jier , angetroffen werben . Durch das Amt erſtrecket ſich ein ziemlich hoher , und fruchtbarer Berg, in welchem man nicht nur in neuern Zeiten , ſondern ſchon im 12ten Jahrhun dert , Silber zu finden geglaubt, und daher große Koſten verwandt hat. tegen .
Das Amt enthält 6
Vog.
1 ) Die Vogtey Quernheim , pon 9 Dorfern , dars unter die Kirchdorfer , Quernheim , poſelbſt ein evangel. adeliches Frauenſtift von 12 Perſonen iſt, und Lennigern ſind . Dem adelichen freyweltlichen Stift zu Vuernheim , hat der König 1764 einen Drden zu tragen erlaubt, der in einem goldenen ſchwarz email : lirten in & Spißen ausgehendenden Kreuß , in deſſen 4 Mittelflecken goldene Strahlen befindlich ſind , an einem weißen Bande befteht. Der jedesmalige Probſt trågt
Das Fürſtenthum Minden .
i
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trågt es an einem blauen Band um den Hafs , die deb tiffinn , Seniorinn und übrige Capitularinten tragen das Band iber der Schulter, und eben daſſelbe Kreuß geſticktauf der linken Seite des Kleides. Das adeliche Gut Obernfelde gehørt denen von Korff. Die vor nehmſte Beſchäftigung und Nahrung der Einwohner dieſer Vogter iſt , daß fie feines Garn ſpinnen , wels ches theils hier , theils in der Nachbarſchaft verwebet 1 wird . 2) Die Vogtey Gehlenbeck , ron 4 großen Dora fern , deren Kirche zu Gehlenbeck iſt. Die Einwoh ner ſuchen ihre Hauptnahrung im Aderbau. Bey Geha lenbeck iſt das adeliche Stammhaus Grapenftein oder Riwit berer von Grapendorf, und zu Iſenſtette find die adelichen Güter Xenkhauſen , 1783 einem von Koch , und Benkhauſen 1783 einem von dem Buſide zugehörig. 3) Die Vogtey Levern, von 4 Bauerſchaften, die in die Kirche zu Levern gehören, woſelbſt eine evan geliſche adeliche Abtey für 9 Fräulein iſt; deren Probſt die Archidiaconal - Gerichtsbarkeit über die Vogtey les vern , und die bürgerliche Gerichtsbarfeit über die Eis genbehårige des Stifts ausübet. Der König hat dies ſem Stift 1764 eben demſelben Orden bewilliget, der vorhin bey dem Stift Quernheim beſchrieben worden. Die Unterthanen in dieſer Vogtey , ernähren ſich vom Leineweben , Acerbau und Viehzucht. 4 ) Die Vogtey Alswede, von 5 Dörfer, welche zu lswede eingepfarret ſind , woſelbft das adeliche Gut ællerburg derer von Ripperda iſt. Die Pfarre zu Ulswede haben ehedeſſen die Grafen von Tecklenburg als Patroni vergeben . Zu Sehme iſt das adeliche Gut Sollwinkel, das 1783 dem Probſt von der Horſt zu gehörte, der iber die Dörfer Hehmeund Laeshorſt die Gerichtsbarfeit hat. Das Gut Sůffe in dem Dorf Laeshorſt, gehorte 1783 dem General von Jungfen. Die Einwohner der Bogtey treiben Aderbau und Viehzucht. 5) Die
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Der weſtphaltſche Krets .
5) Die Vogtep Schnathorft, von 5 Bauerfchaf ten , welche die Kirchſpiele Schnathorſt und Sůlhorſt ausinachen . In dem lekten iſt das 1722 neu angelegte königliche Vorwerf Sieck : Die Einwohner dieſer Vog tey baben viel Holi , ernähren ſich aber doch zum Theil vom Spinnen feinen Garns. 6 ) Die Vogtey Blasheim , von 3 großen Dörfernt, die das Kirchſpiel Blasheim ausmachen . In dem Dorf dieſes Namens find die adelichen Güter Groß : und Klein - Eiefel , 1783 dem von Vinfe zugehörig, und in dein Dorf Stockhauſen iſt ein adeliches Gut derer vor der Rech. 4. Das Amt Rahden , vor Alters Rhoden , deſſen Beamter auf dem Schloß und Amthauſe zu Rahden wohnet, woſelbſt auch die Brauerey ' und Brannteweinbrennerey iſt. Es liegt in einer Miedri. gung , daher die Einwohner ſich hauptſächlich von der Viehzucht ernähren, doch weben ſie auch einen halb leinen-und halb wollenen Zeug , und verfertigen hölzernes Geſchirr , wofür ſie Flachs eintauſchen . Das Amt beſteht aus 2 Vogteven . A 1 ) Die Vogtey und das Kirchſpiel Rahden bes greift 5 anſehntiche Dörfer. Hier iſt die Gegend 50: henſtein , woſelbſt noch Spuren von alten heidniſchen Begräbnißen vorhanden ſind. 2) Die Vogter Stemmwederberg , iſt in alten Zeiten eitte beſondere Graffd aft geweſen , welche die Grafen von Scauenburg den Biſchofen von Minden verkaufet haben. Sie beſteht aus 2 Kirchſpielen . (1 ) Wehdem, welches 3 Dörfer und einen Burg mannshof begreift. (2 ) Dilingen , welches 3 Dörfer enthält. Zu Salden find 2 adeliche Hüter , eins gehört denen von der Horſt, das andere denen von Steinecfer.
5. Das
10
*
Das Fürſtenthum Minden .
239
5. Das Amt Schlüſſelburg , hat an einta gen Orten einen ſchlechten Boden , obgleich die Weſer mitten durch daſſelbe hinfließet.
Es legen
fich zwar alle Einwohner auf den Äckerbau ,
zum
Theil aber müſſen ſie ſich durch Spinnen ernähren. Das Amt enthält 1 ) Den Flecken Schlüſſelburg , welcher auf ges wiſſe Maße Stadtgerechtigkeit , und beſondere Vorſies her , die Bürgerineiſter genennet werden , hat. Es iſt hier das fönigliche Schloß und Umthaus , nebſt der Brauerei) 'und Branntetveinbrenneren ; das rechte Vorwerk, Zünerberg genannt , aber liegt auf der an dern Seite der Weſer . Zu der hieſigen Kirche halten ſidy die ſogenannte Vorburg, und die Bauerſchaft Rocha den. Die Einwohner des Fledens ernähren ſich bloß vom Uderbau . Das Schloß iſt zuerfi 1335 vom Hi ſchof Ludwig angeleget wordeit. 1617 brannten hier 140 Häuſer ab ; 1620 brannte der Flecken gang, und 1721 aberinals zur Hälfte ab . 2 ) Das Kirchſpiel Seimſent , dahin die Dörfer heimſen und Ilveſe gehören ; bey jenem iſt das ades liche Gut Zeuhof, der Familie Voigts zugehörig. 3 ) Das Kirchſpiel Buchholz , dayin die Dörfer Buchholz und Großheerſe gehören. 4 ) Die Dörfer Doeren , woſelbſt die Grafen von Wartensleben ein adelich Gut haben ; tieuenknick , Ilſerheide und Seelenfeld, welche alle zu Windheim in Aint Petershagen eingepfarret ſind.
Das
Der weſtphäliſche Kreis .
240
Das
Fürſtenthum
Verden .
§ . I. as Fürſtenthum Verden , iſt nicht nur auf den Charten vom weſtphäliſchen und vom nieders ſondern es iſt auch , fächſiſchen Kreiſe zu ſehen : nebit dem
Fjerzogthum
Bremen ,
auf beſondern im
nie.
8. 2. Es grånzet gegen Morgen an das
Umt
Charten abgebildet worden , von welchen derfácifiſchen Kreiſe gehandelt wird .
Winſen an der Luhe , und an die Amtssogteyen Soltau und Fallingboſtel im Herzogthum Lüne. burg ; gegen Mittag an die Aemter Walsrode und Rethem eben dieſes Herzogthums , wie auch an die Aller ; gegen Abend an die Weſer , das Goge. richt Adjim Bremen ,
und Umt Ottersberg im Herzogthum und gegen Mitternacht an das Amt
Harburg im Herzogthum Lüneburg . Man ſchào Bet ſowohl die Långe als Breite auf 6 Meilen . 9 : 3. Es beſtehet größtentheils aus Heide-und Geeſt Land, und aus Holzungen ; an der Weſer und Aller aber iſt gutes Marſchland . Gedachte Aller bewäſſert faſt den ganzen Theil der ſüdlichen , dieWeſer aber einen Theil der weſtlichen Grånze des Londes ,' und dieſe nimmt jene in der Gegend von Eilſel, und der gegen über gelegenen Dorf Die Wümme, welche ſchaft Rikbergen auf. auf der Lüneburgiſchen
Gränze entſtehet,
durch .
fließet das Herzogthum von Morgen gegen Abend , nimmt die bier entſtehenden kleinern Flüffe Sin tau ,
ར།ིས
Das
Fürſtenthum
Verden . ·
241
cau , Veerſe , Wiedau und Rodau auf, tritt in das Herzogthum Vremen , Fleckens Ottersberg , woſelbft ſich
und
diſſeits des die Wiſte
mit ihr vereiniget , welche in dieſer Gegend zwi. ſchen den benden Herzogthümern Bremen und Verden die Grånze macht. $ . 4. Die Landſtånde dieſes Fürſtenthums, beo ſtehen aus der Ritterſchaft und der Stadt Verden . Die Herren von Behr als Erbmarſchålle und $
Kåmmerer dieſes Fürſtenthums, verſchreiben die Ritterſchaft zu den Landtagen . Sowohl der ritter. ſchaftliche Landrath , als der von der Stadt Ver. : den , erſcheinen mit den bremiſden Landſtånden auf ihren Landtage zu Basdal , wenn daſelbft Sa. chen zu überlegen ſind , welche beyde Länder und ihre geſammten Stånde angehen . Š . 5. Das ganze land iſt der Evangeliſch
ly .
theriſchen Kirche zugethan . Es hat mit dem Her. dogthum Bremen einerley Conſiſtorium , und et. nerley Generalfuperintendenten ; zu Verden aber iſt ein Specialſuperintendent, welcher ein wiewohl abweſendes Mitglied des königlichen Conſiſtori. ums, und zugleich Oberprediger am Dom iſt, und unter ſeiner Aufſide die 12 Landkirchſpiele dieſes Herzogthuins hat. 9. 6. Verden iſt ehedeſſen ein Bisthum gewes ſen : welches Kaiſer Karl der Große im Jabr 786 geſtiftet hat. Der biſchöfliche Siß iſt vermuthlice zuerſt zu Covelde in der alten Marf eine Meile von Salzwedel, geweſen , von dannen aber nach Ver. den verlegtworden . Der biſchöfliche Kirchſpren . gel erſtreckte ſich über einen Theil des Erzbischums Bres 6th, 72 .
242
Der weſtphäliſche Kreiß.
Bremen,
faſt über das ganze Fürſtenthum Lüne.
burg , " die Grafſchaften Lüchau und Dannenberg, und weit in die Mark Brandenburg hinein . Die Schriftſteller der mittlern Zeit , haben den Eng. lånder Suitbert durch einen Irrthum zum erſten Biſchof von Verden gemacht; da er doch der Stif ter des Kloſters zu Werde oder Kaiſerswerth am Rhein geweſen . Im weſtphäliſchen Frieden 1648 bekam es die Krone Schweden als ein Fürſtens
V
thum, da denn mit dem Amt Verden den General Lieutenant Paiful , und mit dem Amt Rottenburg der Graf von Königsmark beliehen wurde. Als die Dånen 1712 in das Herzogthum Bremen fielen , befekten braunſchweig - lüneburgiſche Truppen das Fürſtenthum Verden wegen der im Bremiſchen wütenden Peſt, und es wurde daſſelbe nebſt einem Theil des Herzogthums Breinen in den gegen ihre weitere Ausbreitung gemachten Po. ſtirungsdiſtrict gezogen . 1715 wurde es , nebft Bremen , vermoge des zu Wismar geſchloſſenen Bündniſſes , von dem König in Dänemark an das Chur-braunſchweig - Lüneburgiſche Haus abgetres ten ; und ſolche Abtretung geſchah auch 1719 von der Krone Schweden . 1757 beregten es die Frans zoſen. 1.7. Im Reichsfürſten - Rath hat der König von Großbritannien und Churfürſt zu Braun ſchweig - Lüneburg, als Herzog zu Verden , auf der weltliden Bank nach dem Fürſten zu Halber. ſtadt feinen Sig ; und auf den weſtphäliſchen Kreis . tagen wird Verden zwiſchen Minden und Corvey aufgerufen. Der Reichs -Anſchlag iſt s zu Roß und
1
Das
Fürſtenthum
Verðen .
243
und 15 zu Pferde, oder monatlich 120 Fl.und zum Kammergericht zu jedem Ziel 81 Rthlr. 141 Kr. 8. 8. Es hat dieſes Land mit dem Herzogthum Bremen einerley Regierung , Juſtişkanzley und Hofgericht, in weldem lekten ſowohl von der Rits : terſchaft dieſes Fürſtenthums, als von der Stadt Verden , ein'Afeſſor figt, welcher ben entſtegens der Vacanz von dem Stande , deſſen Präſentirter abgegangen ,
dem
Könige präſentirt,
und von
demſelben , wenn er das nöthige geleiſtet hat, bes ſtåtiget wird . Zu der monatlichen Contributions . Summe, welche beyde
Herzogthümer
giebt das Fürſtenthum Verden Theil. $. 9. In dieſem Land ift
ſeinen
erlegen , gewiſſen
I. Die Stadt Verden , in alten Urkunden Phardum und Fardium , welche an der Auer liegt , die hier in 2 Urmen fließt , von welchen der kleine nahe bey der Stadt iſt, und jekt von den die Aller auf- und abge benden Schiffen allein befahren wird . Sie iſt um das Jahr 1210 mit einer Mauer umgeben , und nachmals in die alte und Süder - Stadt abgetheilet worden , des ren jede ihren eigenen Magiſtrat gehabt hat; 1667 aber iſt dieſer Unterſchied völlig aufgehoben , und beys de Theile ſind zu einem Körper unter einen Magiſtrat vereiniget worden . In der Stadt find 4 Kirchen , nåm : lich die Domkirche , deren Oberprediger Superinten dent des Fürſtenthums ift; die Andreas - Kirche, wel che nahe bey der vorigen liegt ; die St. Nicolai-Kirche, welche ein filial von dem Dom iſt , und darinn nur Frühpredigten geſchehen , und die Johanneskirche. Es iſt hier auch eine lateiniſche Schule.
II. Das Amt Verden .
Das Amrhaus iſt
in der Stadt Verden , woſelbſt auch die Beamten 22 woh
244
Der weſtphäliſche Kreis .
wohnen ; der Amtmann verſieht auch die Angeles genheiten der Structur von dem ehemaligen Dom . fapitel. Eine kleine halbe Stunde von der Stadt, am Fuß eines Sandbergs, entſpringt ein Gefunds brunn , und fließet von Süden gegen Norden, bey der Uhlenmühle . Der Geſchmack des Waſſers iſt dem Pyrmonter Sauerwaſſer ähnlich , enthält ets was Mineralgeiſt, ein Mittelfalz, ein alkaliſches Salz , feine Erde und Eiſentheile, welche legte die Odfererde anzeiget. Das Amt begreift 1. Den Flecken Langwedel , welcher vor Zeiten ſeinen eigenen Richter gehabt hat , ießt aber dem Amt Verden untergeben iſt. Er iſt zu Daverden , im Hers zogthum Bremen , eingepfarret, uud hat einen adelis chen Hof. 2. Das Kirchſpiel Walle , iſt zwar ein beſonderes Kirchſpiel , hat aber keine eigene Kirche, fondern iſt in die Domkirche zu Verden eingepfarret. Es beſtehet aus 19 D8rfern , unter welchen zu bemerken find. 1 ) Wale, wovon das Kirchſpiel den Namen bat. Daſelbſt wird jährlich zweymahl Gottesdienſt gehaltena 2) Daulſen , aus welcher der berüchtigte Seeraus ber G8tke Michaelis gebürtig geweſen , welcher 1402 mit ſeinen Gehülfen zu Hamburg hingerichtet worden . 3 ) Eiffel , welches in Groß- und Klein - Eiffel abgetheilet wird. In dem legten iſt ein adelicher Hof. Hier fließet die Aller in die Weſer. 4 ) Borſtel, Volkerſen , Scharnhorft und Solthum . 3. Das Rirchſpiel Armſen , bat auch keine be fondere Kirche , ſondern iſt zu St. Andreas in der Stadt Verden eingepfarret. Es beſteht aus 6 Dörfern . Von dem Dorf Arniſen , hat es den Namen , und zu Eigen iſt ein adelicher Hof. 4. Das Kirchſpiel Lintelohe, oder Lintein , das . hin 23 Dörfer und Hðfe gehören. Das Kirchdorfwird Gros: Linteln genennet. 5. Das
u
4
Das
Fürſtenthum
Verdent.
245
5. Das Kirchſpiel Wittelohe, dazu die Dörfer Wittelohe, Otterſen , und Stemmern , und der Hof Graffel gehören . Die beyden erſten Dörfer und der Hof Graffel, gehören jeßt an das fonigl.Strukturge: richt des vormaligen Donis zu Verden , und es haben vor Zeiten die Domherren daſelbſt die Gerichtsbarkeit verſehen , III. Das Amtoder die Serrſchaft Roten burg , macht den größten Theil des Fürſtenthums aus, und beſtehet 1. Aus dem Flecken Xotenburg , nebſt den 4 ro genanten Waſſerdörfern Worth , Semsbunde, Saftedt und Gaffel. Man bemerke 1 ) Xotenburg , einem Flechen an der Wümme, in die hier die in dem Mühlenteich vereinigten kleinen Flüfe Rodau lind Widau fließen . Hieſelbſt iſt das Umthaus, und es wohnen hier alle Beamten. Das feſte Schloß oder Haus, das ehedefſen hieſelbſt geweſen , iſt in der Geſchichte dieſes landes berühmt. An ſeinem Ortſteht jeßt die Umtſtube . Den hieſigen Paß , befeſtigten die Hannoveraner und Franjoren 1757 : er wurde aber 1758 von den legten den erſten mit Gewalt abgenom nen . 1769 erlitt der Flecken eine große Feuersbrunſt. 2 ) Luhne, ein landesherrſchaftliches Vorwerf. 2. Aus der Amtsvogten Ahauſen , von 6 Dörfern . 1) Ahauſen iſt das Kirchdorf. 2 ) In dem Dorf Stelle iſt ein adelicher Hof. 3. Aus der Umtsvogter Kirchwalfede, von 6 Dfrfern . Rirchwalſede , iſt das Kirchdorf, woſelbft des Uintsvogts Wohnung iſt. 4. Uus der Umtsvogten Viffelhövede, von 30 Dörfern und Höfen . Wir bemerken 1 ) Viffelhövede , woſelbſt die Pfarrkirche dieſes Kirchſpiels iſt. Es hat ebedeſſen einen Graben und Thor gehabt, und vom B. Johann 1450 Weichbildsgerech tigkeit , und einige Freiheiten , gleich den Bürgern zu Ros Q3
246
Der weſtphäliſche Kreis.
Rotenburg , erhalten , welche von den Biſchofen Bere thold 1493 , Chriſtopher 1530 , und Eberhard , beſtås tiget worden 1680 und 1703 iſt dieſer Ort durch Feute ersbrünſte verwüſtet worden . Es iſt hier ein fattelfrena er Hof.
2 ) Wittorf, ein großes Dorf , woſelbſt eine Fi lialkirche iſt . 3 ) Buchholz , woſelbft ein adelicher Hof ift. 5. Aus der Umtsvogtey Schneverdingen , welche ein Kirchſpiel ausmacht; worinnen I ) Schneverdingen , das Kirchdorf , in welchem das Amtsvogteyhaus und ein fattelfreyer Hof ift. 2 ) Fintel, ein großes Dorfmit einer Capelle . Hier wird 14 Tage nach Michaelis ein Fahrmarkt gehalten . 3) Zwey und vierzig Dörfer und Hofe. 6. Aus der Amtsvogtey Zeuenkirchen . Dahin gehåret 1) Das Kirchſpiel Zeuenkirchen , welches aus dem Kirchdorf gleiches Namens, und 15 andern Dors fern und Höfen beftehet. 2 ) Das Kirchſpiel Wolterding , welches in dem Dorf gleiches Namens beſtchet. 7. Aus der Umtsvogtey Scheeſtel. Dahin gehåret I ) Das Kirchſpiel Scheeffel, von 38 Dörfern und Hffen . ( 1 ) Scheeſel oder Scheeſel , das Kirchdorf, wos ſelbſt 2 Jahrmårfte gehalten werden . (2 ) Hof Varel, ein landebherrſchaftliches Vorwerf. (3 ) Veerſe , ein adelicher Hof. 2 ) Das Kirchſpiel Brodel , von 7 Dorfern und Asfen . ( 1 ) Brockel, das Kirchdorf, hat einen adel. Hof. ( 2 ) Trochel , ein adelicher Hof. (3) Botel, ein großes Dorf mit einem adel. Hof. 8. Aus der Amtsvogtey Sottrum . 1) Sottrun , ein Kirchdorf , woſelbſt das Amts vogtenhaus ift. 2 ) Eilf Dörfer und Hofe. Die
242
Die Abtey Corvey . S.
1.
Abtey oder das Fürſtenthum Corvey, iſt auf den oben angezeigten Landcharten von dem Hodyſtift Paderborn , deutlich und hin långlich zu ſehen . Man hat aber auch eine beſon .. dere Charte von derſelben' unter dem Titel Corbei
S
enſis Dioeceſis, welche Johann Gigas 1920 verfer tigt, 1746 aber Johann Petroſchi zu Rom nach . geſtochen hat. Es grånzet gegen Weſten und Sů. den an eben gedachtes Bisthum Paderborn , gès gen Oſten wird es durch die Weſer von dem Hers und gegen zogthum . Braunſchweig geſchieden , Norden grånzet es an einen Theil dieſes Herzog Es iſt uns thums und an das Ame Swalenberg . gefähr 3 Meilen lang und 2 breit. S. 2. Die Gegend an der Weſer iſt gutes Kornland , die übrigen Gegenden ſind bergicht. DieWefer Es ſind viele Hölzungen vorhanden. nimmt hier die kleinen Flüſſe und Båche Vete, Vermoge Grove, Schelpe und Saamer auf. des 1593 zwiſchen dem Stift und fürſtlichen Haus ſe Braunſchweig getroffenen Vergleichs , gehört die Weſer von der Landwehr im Brüggefelde an, bis kurz unter den Kelner gegen die Warthe die Kreußecke genannt , allein unter die Obrigkeit und Gerichtsbarkeit des Stifts. $ . 3. Es iſt dieſe Benedictiner Abtey von sem Kaiſer Ludwig I auf Vorſtellung des erſten Abts , des 24
248
Der Weſtphalifche Kreis .
des heil. Atelhards, geſtiftet worden ; und weil die erſten Mönche aus der Abten zu Corbie in der Pi cardie gelolet worden , ſo hat man ſie nach derſel. ben nova Corbeia genennet. Die Mönche hatten
0
das Kloſter zuerſt zu Ertha an einem unfruchtbas ren Ort im Sollinger Wald angelegt. Weil es ihnen aber daſelbſt nicht gefiel, begaben ſie ſich im M
Jahr 822 an die Weſer, an den Ort wo das Klos ſter nun ſteht, und legten es daſelbſt an . K. Los tharius I ſchenkte dem Kloſter im Jahr 844 die Inſel Rügen . K. Heinrich III ertheilte ihm 1039 das Recht, einen Abt zu erwählen . 1147 wurden die Kloſter Kemnade und Visbek oder Fiſchbek, dem Stift einverleibet . Es haben noch einige an. dere Klóiter und viele Güter zu dieſem Stift ge Håret , weldje es , ſo wie jene, nach und nach vers loren hat . $ . 4. Der åbt iſt ein Fürſt des Reichs, welcher auf dem Reidstag unter den gefürſteten Uebten die lekte Stelle und Stimme hat. Zu -den Reid ,gan lageit iſt er auf 2 zu Roß und 9 zu Fuß , oder mos natlid, auf 60 Fi. zum Unterhalt des Kammerges ridits aber zu jedein Ziel auf 108 Rthlr. 20 Kr. angelegt. Auf den weſtphäliſchen Kreistagen ſikt Der Fürſt Corven zwiſchen Verden und Stablo . ſteht als Hótuninittelbar unter dem Stuhl zu Rom. Es hat aber die Abtey über hundert Jahre lang mit dem Bisthum Paderborn einen Proceß mit der geiſtlichen Aufſicht und Gerichtsbarkeit gefüh. ret , welder endlid , 1782 durch einen voin Kaiſer beſtårigren Vergleich alſo gehoben worden , daß Paderborn der geiſtlichen Aufſicht und Gerichts barfeit
Die Abtey Corver .
barfeit ganz entfaget ,
249
Corven aber derſelben die
von Paderborniſchen Gebiet ganz umgebene Prob. ften Jacobsberg mit aller Hobeit abgetreten, auch auf den der Stadt Beverungen, geliehenen Pfands ſdilling Verzichtgethan hat. $ . 5. Der Fürſt hat ſeine Regierung und Lehn . hof. SeineEinkünfte ſollen 30 bis 40000 Fl. ber tragen. S. 6. Die Erbåmter dieſes Stifts, find : das Erbmarſchallamt, welches die von Stockhauſen , und das Erbſchenkenamt, welches die von der Malsburg , haben. 6.7. Das Fürſtenthum enthält; 1. Das wohlgebaute Kloſter Corvey, Corbeia nova, welches ein anſehnliches Schloß iſt, und an der Weſer liegt , ba , wo die Schelpe in dieſelbe fließt. Der Fürſt bålt hier eine Schlossarde, die aus funfzig und einigen Ripfen beſteht. Aus demſelben ſind ehemals viele nach damaliger Urt gelehrte Mönche ausgegangen , welche weit und breit zu Biſchofen und Lehrern beſtellet wor den , und ir. Norden, wie auch auf Rügen , die chrift: liche Religion bekannt gemacht haben. Man verehret bier dea beil. Vit . 2. Die Stadt Sorter , Sopar , Huxaria, die nahe bey dem Kloſter liegt ,und in welcher die Grove in die Weſer fließt. Man findet daſelbſt 2 fatholiſche und 2 lutheriſche Kirchen . Das kleine Collegiatſtift, wel ches ehedeffen hier war , iſt 1782 aufgehoben worden. K. Ludwig hat dem Abt Adelhard dieſe Stadt geſchenfet. 1265 haben die Herzoge zu Braunfd weig die Schutz gerechtigkeit über dieſelbe von dem Abt Lehnsweiſe ers halten , wober ſich der Abt gediffe Gerechtſame aus: bedungen , und. 1547 hat der Ubi Caſper dem Hoch fürfilichen Hauſe aud das Halsgericht in dieſer Stadt, und was demſelben billig anhängig iſt , zugeſtanden. 0.5 Wers
250
1
Der weſtphäliſche Kreiß.
Vermöge deſſelben iſt noch jeßt der braunſchweigiſche ſogenannte edle Vogt ben allen Criminalſachen gegen wärtig , nach geſprochenem Urtheil aber kann der Abt entweder dafjelde vollziehen laſſen , oder den Miſſethå ter begnadigen. Der Abt hålt hier wichentlich zweys mal das linter- und Dber -Gericht; jenes beſteht aus einem Stadtrichter und Afeſſoren , dieſes , welches die Kanzlev genennet wird , aus dem Präſidenten , Ranza ler und Richter . Alle Freytage wird Confiftorium ge halten , darinn der Corveyiſche Prior den Vorſit hat. Sonſt liegt hier eine Compagnie můnſterſcher Solda ten zur Beſaßung ; das Hodſtift Münſter reget auch einen Commendanten hieher , von welchem die Thore abhangen. 1634 wurde die Stadt von den Kaiſerli chen mit fürinender and erobert, und nicht allein die Beſakung, ſondern auch die meiſten Bürger und Kinder niedergehauen , ſo daß der Todten auf 1500 waren. 1646 nahmen ſie die Schweden den Kaiſerlichen ab. 1670 machte die Bürgerſchaft einen Aufſtand wider Den ubt , weil ihren Beſchwerden nicht abgeholfen wurde , da denn Herzog Rudolph Auguft die Stadt als Schußherr, mit einigen Compagnien bereşte. Ehe deſſen find über 1000 wohlhabende Bürger in der Stadt geweſen : ſie haben ſich aber nach und nach bis auf ein Paar hundert Bürger vermindert. 3. Brenkhuren , ein Benedictiner Nonnenklofter an der Schelpe. 4. Die Dörfer und Vorwerke Albaren , Amelun : ren , Blankenau, Bockefen , Boffeborn , Brochu ſen , Drente , fürſtenau, Gadelheim, Luchtringen , Luthmarſen , Weingadelsheim, Othbergen, Ovens huſen, Stael, Tonenborg, Valkenflucht, werden .. Anmerk . I ) Ueber Meingadelsheim aufeinem Bers ge , hat. Brunsberg, das ftårefte Schloß der alten Sachſen , geſtanden , welches Karl der Große im 775ften Fahr zerſtöret hat , und 1291 zulegt verwuiftet wor den iſt.
2) Zu
:
Die Abteyen Stablound Malmedy .
251
2 ) Zu dieſem Stift gehören auch die Benedictiner Probſteyen zu Meppen im Bisthum Münſter, und zu Stadtberg oder Marsberg an der Dimel. Von jes ner iſt oben bey Meppen ſchon geredet svorden . Von dieſer iſt anzumerken , daß fie dem Stift Corvey im Fahr 826 von R. Ludwig I geſchenkt worden . Der 2160 zu Corvey iſt auch Grund- und Schirm - Herr der Stadt Warsberg oder Stadtberg , und die Stadt ihm 1228 von R. Heinrich wider den Erzbiſchof zu Csln , der ſich . derſelben wegen des Herzogthums Engern und Weft phalen anmaßete , zuerkannt worden . Es hat aber der Abt 1230 init Wiffen und Willen ſeines Kapitel eine Hälfte der Stadt an den Erzbiſchof Hermann zu Esin übergeben , und die zweyte Hälfte iſt dem Erzs bisthum 1507 verpfändet worden . Dieſe Pfandſchaft bat Corvey zwar 1754 aufgefündigt , und den Pfand. ſchilling dargebothen , Chur- Cðin aber hat ihn nicht angenommen , und iſt alſo noch im Befig der ganzen Stadt. Ein gleiches gilt auch von der Stadt Volk: marsheim , und von dem Schloß Kogelberg. Dieſe Herzogthum Weſtpha 3 Derter kommen unten im len vor.
Die Abteyen Stablo
und H.
Malmedy. I.
as Gebiet der Abteyen Stablo und Malmedy, oder das Fürſtenthum dieſes Namens , iſt auf den Landcharten vom Hochſtift Lüttich deutlich zu ſehen . Es iſt von den Herzogthümern Luremburg und Limburg, und von dem Hochſtift Lüttich , ums geben . S. 2. Dieſe Benedictiner Abteyen hat der Heil. Remaclus um die Mitte des 7ten Jahrhunderts
geſtif
252 geſtiftet.
Der weſtphäliſche Kreiß. Sie ſtehen unter einem
Abt , welcher
von ihnen gemeinſchaftlich erwähletwird ; haben aber von langen Zeiten her ſowohl wegen dieſer Wahl ,
als überhaupt wegen des Vorzugs viele
Streitigkeiten unter einander gehabt. Denn das Kloſter Stablo behauptet den Primat, und daß Malmedy ihin , wie eine Celle ihrem Kloſter , uns terworfen fer ; hingegen das Kloſter Malmedy will dem Kloſter Stablo völlig gleich reyn . Man kann davon die Streitſchriften nachleſen , welche Edmundmartene und Ignat. Roderique mit einander gewechſelt haben .
Unterdeſſen
geſchieht
die gemeinſchaftliche Wahl eines neuen Übts im Kloſter Stablo , es wird auch gewöhnlichermaßen , ben der kaiſerl. Verleihung der Regalien an den Ubt , nur der Abten Stablo gedacht , man läßt auch gemeiniglid , bey der Benennung des Abts die Abtey Malmedy aus , (welches beydes aber viel. leicht nur der Kürze wegen geſchiehet,) und die Mönche des Kloſters .Malmedy legen in dem Klo . ſter Stablo das gewöhnliche Gelübde ab . $ . 3. Der Abt iſt ein Fürſt des Reichs, und Graf von Logne , und wird auch von dein Kaiſer , mit der Landeshoheit und den Regalien ſowohl wegen des Fürſtenthums Stablo , als wegen der Graffchaft Logne, belehnet. Anf dem Reichstage fikt er zwiſchen den gefürfteten Aebten zu Brúnn und Corven . Zu den Reichsanlagen iſt er auf 2 gu Roß und 22 zu Fuß , oder monatlich auf 112 Fl. zum Unterhalt des Kammergerichts aber zu je: Auf dem Ziel auf 81 Rthlr. 14 ; Kr. angejeßt. ben weſtphål. Kreißtagen wird er nach dem Abt zu Cor:
Die
Abtey
Berben .
253
Corber aufgerufen . Seine jährl. Einfünfte wer . den ungefähr auf 24000 Fl. geſchåget. Das Klo. ſter Stablo gehört zu des Biſchofs zu Lüttich , und Malmedy zu des Biſchofs zu Cöln Kirchſprengel : der Biſchof zu Lüttich aber ordiniret den Abt. $ . 4. Wir bemerfen
Sürſtenthum Stablo . 1. In dem 1) Stablo , franz. Stavelot, lat. Stabuletum , ein Klofter , in welchem der heil. Remaclus begraben iſt, and die Privilegien beyder Kloſter verwahret werden , mit einer nahrhaften Stadt , welche an der Amblève in einem tiefen Thal liegt. 2 ) Malmedy Malmundarium , ein Kloſter mit einer Stadt, am Fluß Recht , welcher in die Ämbléve Dieſer Drt treibt ſo , wie der vorhergehende, fåut. guten Handel. Unweit davon ſind einige Sauers brunnen . 2. In der Grafſchaft Logne. 1) Logne , ein Schloß. 2 ) Das Gebiet Xhigneſſe und Samoir ..
Die Abtey Werden .
S.
1.
Man ſiehtden zu der Abten Werden geßörigen Diſtrict, auf Ser Charte von den Herzog . thümern Jülich und Berg , welche die homanni: fchen Erben herausgegeben haben . Er liegt in der Grafſchaft Mürf, und grånzet andas Herzogthum Berg , und an die Abtey Elſen . Bey der Stade Werden giebt es Steinfolen und Kalkſteine, zu Werden und Kettwig ſind Tuchmanufacturen , es find auch ein
Eiſenbammer , ein Kupferhammer,
2 Papiermühlen , und 3 Walkmühlen vorhanden .
. 2.
254
Der weſtphäliſche Kreis . S. 2. Die Benedictiner Abter
Werden hat
der 5. Ludger , welcher der erſte Biſchof zu Müns ſter geweſen iſt, ums Jahr 778 auf ſeinem Erbs grunde geſtiftet, und iſt auch in derſelben begraben . Im Jahr 805 gab K.Karl der Große das Schloß und Städtchen Lüddinghauſen dem Stift Were den , welches 1430 den Biſchof zu Münſter damit belegnete . Im Jahr 898 ſchenkte Zwentibold , König von Franfreich und Lothringen , dem Stift die Herrſchaft Freimorsheim , welches nachmals mit derſelben die Grafen von der Mark belehnet þat. Der Abt benennet ſich auch von der Stadt Helmſtadt im Fürſtenthum Wolfenbüttel, welche ehedellen dieſer Abtey zugehört hat , aber 1489 von derſelben'an Herzog Wilhelm verkauft worden iſt ; doch empfangen die Herzoge zu Braunſchweig noch wegen der Stadt Helmſtadt von der Abtey Werden die Belegnung . §. 3. Die Abtey likt auf dem den
ungefürſteten
Prålaten
Reichstag unter
auf der rheiniſchen
Bank, zwiſchen den Stiftern Bruchſal , und St. Ulrich und Afra , im weſtphål. Kreiſe aber unter den Fürſten zwiſchen Stablo und Cornelis Mün . ſter. Zu den Reichsanlagen iſt ſie auf 2 zu Roß und 6 zu Fuß , oder monatlich auf 48 Fl.-zum Kammergericht aber zu jedem Ziel auf 18 Rthlr. 141 Kr. angeſeket worden . Dieſes Stift gat jährs lich 70 bis 80000 Rthlr . Einfünfte. Der König von Preußen þat nicht nur als Graf zu der Mark die Kaſtenvogten über dieſes Stift, ſondern zieht es auch unter ſeine Landesbobeit. S. 4. Es gehöret dazu 1. Wer:
Die Abtey St. Cornelis Münſter.
255
1. Werden , Werthina, eine kleine Stadt an der Roer , von ungefähr 300 Häuſern, woſelbſt die Abter iſt. B. Wilhelm von Hardenberg und von Engelbrecht zu der Mark, haben dieſen Ort 1317 mit Mauern ums geben , wobey er zugleich Stadtrechte und Freyheiten bekommen hat. Es iſt hier eine lutheriſche Kirche. 2. Kettwyk, Rettwig, ein Dorf an der Roer, wofelbft Ticher gewebet werden,und eine refornirte Gemeine iff. 3. Zwolf ſo genannte Herrſchaften . Die adelichen Häuſer ſind Sahlzu Seliſingen , Scheppen , Baldaring , Schus , der Abtey zugehörig , und Offt. Die
Abtey St. Cornelis Münſter. S.' I. as Gebiet der Abtey St. Cornelis , oder Cornelii Munſter, iſt auc, auf der Charte von den Herzogthümern Jülich und Berg zu ſehen. Es wird von dem Herzogthum Jülid , Herzog thum Limburg, und von dem Gebiet der Stadt Was chen umgeben . G. 2. Dieſe Benedictiner Abtey , iſt zur Zeit der karolingiſchen Kaiſer geſtiftet werden . Der Abt fikt auf dem Reichstag unter den gefürſteten Prålaten auf der rheiniſchen Bank zwiſchen dendebs ten zu St. Georg und St. Emmeran ; aufden weſt phäliſchen Kreistagen aber fikt er unter den Für. ſten , und hat ſeine Stelle und Stimme zwiſchen Werden und Effen . Zu den Reid,sanlagen iſt er auf 12 zu Fuß , oder monatlich auf 48 Fl. zum Unterhalt des Kammergerichts aber zu jedem Ziel auf
256
Der weſtpháliſche Kreis .
auf 126 Rthlr. 21 Rr. angeſeßt.
1758
hat der
Pabſt dem Erzſtift Cåln die geiſtliche Gerichtsbar.' feit über dieſe Abtey zuerkannt. Sonſt ſtebet fie unter dem Schuß der Herzoge zu Jülich . . 3. Das Gebiet dieſer Abtey enthalt 1. Das Kloſter 8. Cornelis oder Cornelii Wuns ſter , auch Inden genannt, am Fluß Dente, welches die Aachener 1310 zerſtöret, aber auf Befehl Kaiſer Heins richs VII und des Erzbiſchofs zu Esin wieder erbauet haben . Bey demſelben liegt ein Städtchen. 2. Die Dörfer Breinich , Groſſenich , Saen oder Sam , Malerghut, Xaetgen , Snarenelt, Veraegs bem , Vicht , Waleburg , Watem , Wering 2c. Anm . Der Abt vergiebt die Pfründe des Stifts Sclaven in der Grafſchaft Namur .
Die
Abter $.
Effen .
1.
an findet auf der einigemahl angeführtenCharte Mar von den Herzogthümern Jülich und Berg,auch das Gebiet dieſer Abtey abgebildet. Es wird von der Grafſchaft Marf, Abtey Werden ,Herzogthum Berg, Herzogthum þauſen umgeben .
Cleve und Grafſehaft Recling
. 2. Dieſes Stift hat Alfried , Biſchof zu Hildesheim , im Jahr 877 als ein Kloſter Benes dictiner Ordens geſtiftet. Es iſt von Alters her mit kaiſerl. und königl. Freyheiten und Privilegien begabt geweſen , unter welche auch das frene Recht geborethat, ſid , einen Schug - und Schirm -Vogt zu erwåblen , wozu es 1275 den Kaiſer Rudolph I annahm . 1291 fieng es an , den Grafen von der Mark
Die Abter
Efen .
257
Mark ſolche Schirmvogtey aufzutragen , und 1495 kug es Johann II, Herzog zu Cleve und Grafen von der Mark und deſſelben Erben und Nachfom . mer , ſolches Vogtey- und Schuß- Amt gegen jähr liches Schußgeld von 6oo alten goldenen Schilden , erblich auf, welche auch von der Zeit an von der jedesmahligen Aebtiſſinn und ihrem Kapitel mit Derſelben belehnet worden . Als der Beſik der cles viſchen und mårfiſchen Lande an den Churfürſten zu Brandeuburg, Friedrid , Wilhelm , kam , em . pfieng derſelbe 1648 diefe Erbvogter für ſich und feine Nachfominen zu lehn , und verſicherte eid. lich , alle in dem Erbvogteybrief von 1495 begrif fene Punkte zu halten . $. 3. Der Titelder Lebtiſſinniſt:Von Gottes Gnaden Wir 7. 77. des Kaiſerl. frey - welte lichen Stiſts Eſſen Aebtiſſinn , des heil . rom . Reichs Sürſtinn , frau zu Breyfich , Relling hauſen und Suckarde. Das Capitel beſteht aus Prinzeſſinnen und Gråfinnen . Auf den Reichsta: gen fikt das Stift Eſſen unter den Aebtiſſinnen auf der rheiniſchen Bank ; auf den weſtppäliſchen Kreistagen aber unter den Fürſten , und zwar nach dem Stift St. Cornelis Münſter. Zu den Reichs . anlagen iſt es auf 2 zu Roß , 13 zu Fuß, oder mos natlich, auf 76 Gulden ; zu dem Kammergericht aber zu jedem Ziel auf 162 Rthlr . 29 Kr. angelegt. S. 4. Die Erbåinter dieſes Stifts , haben fols gende Hårfer , nåmlich : das Erbmarſcjallamtdie Freyherren ' con Dobbe ; das Erbdroſtenamt die Freyherren von Ditinghof genannt Schell ; das Erbſchenkenamt die Freygerren von Dingelen zu R oth. 72. Dabla
258
Der weſtphåliſche Kreis .
Dahlhauſen ; das Erbkåmmereramt die Freyherren von Schirp.
$.5 . Zu bemerken iſt 1. Die Abtey oder das Kloſter Ellen , die neben der Stadt liegt. 2. Die Stabt refien , Effendia , auch Allindia und Asnidia , welche von dem Stift Effen als eine Municis palſtadt gehalten wird , ſich ſelbſt aber fir eine freye Reichsſtadt anſieht. Das Kammergericht hat 1670, nach einem 1oojåhrigen koſtbaren Proceß , die beyder ſeitige Rechte , Privilegien und Regalien unterſucht, und die Lebtiffinn für die ordentliche Obrigfeit und rechte Landesfürſtinn der Stadt , dieſe aber als Unters thanen und als ein Glied des Stifts erflåret , und ſie zum gebührenden Gehorſam in Gebot und Verbot anges wieſen : jedoch auch die Stadt bey ihren hergebrachten Rechten geſchlißet, als , Befreiung von Leiſtung der Huldigung , von Landfeuern ( außer daß fie ihre Brys ſteuer zu den Reichs- und Kreis- Anlagen der debtifinn einliefern ſoll ) , aller und jeder welt - und politiſchen Adminiſtration in bürgerlichen und peinlichen Sachen , (der Lebtiſſinn die Verdammung zum Tod , und der Verdammten Begnadigung und Erecution, jedoch au fer der Stadt Friedpfålen vorbehalten ) Ein : und 46 : regung des Raths, Verwahrung der Stadt, derſelben Mauern , Thürme , Pforten und Wehren , ( außer bey Friedenszeiten der Alebtiſſinn freyen Gebrauchs des Pførtchens hinter der Abtey ) , allerhand dem gemei nen Weſen nägliche Schagungen und Ordnungen zu machen und zu publiciren , Geleits and fichern Durd) zugs , ihre entſchiedenen burgeriichen Sachen zu vous ziehen , Ellen , Maaß und Gewichts , Wegegeldes, Glockenſchlags und Nachfolge , Ucciſe und Ungeldes in der Stadt und deren Friedpfalen , Collectirung ihrer Bürger und Einwohner, Jahrmärkten , Apellationen von dem Halsgericht an den Kath, und von dum Rath an das kaiſerliche Kammergericht, wie auch bey jeri ger
4
Die Abtey
Eſſen .
259
ger frerer Uebung der. eingeführten augsburgiſchen Confefion und Religion in ihren Kirchen , Schulen , Hoſpitälern , deren geiſtlichen Gütern und Gefällen , dein weſtphåliſchen Frieden gemäß . 1495 hat ſie mit Herzog Johann von Cleve und Grafen von der Mark einen beſonderen Erfvogter Contract aufgerichtet,und nachgehends verſchiedentlich erneuert , fraft deſſen fie noch jeßt den König von Preußen zum Schuß- und Schirmn - Herrn bat. In der Stadt iſt eine fürſtlich - ab : teuliche Burgfreyheit und Reſidenz, und in derſelben die fürſtliche Kanzley) , Der Magiſtrat iſt evangeliſch und die ineiſten Einwohner ſind auch evangeliſch ; doch findet inan hier auch eine reformirte Gemeine und Rirs che , einige katholiſche Kirchen und Kisfter , unter wels chen fich die ehemalige Reſidenz der Geſuiten hervor : thut , und eine Commenthurey des deutſchen Ordens . Das Gymnaſium iſt eine gemeine Schule. Sonſt iſt die Stadt ziemlich groß , auch wahrhaft. Es werden in derſelben gute Tücher verfertiget ; dieGewehrfabrik aber iſt ſehr in Abnahme gerathen . In der Nähe der Stadt find gute Steinfolenbergwerfe. 3. Steyl oder Steel , ein Städtchen worelbſt eine evangeliſche und eine katholiſche Kirche iſt. Beym Mei bom T. I. Script. rer. gerin . in Witichindi Annal. Sax . lib . II. fommt die Vilia Stila vor , in welcher zur Zeit Raiſers Otto des Großen eine Verſammlung der Reichsſtände angeſtellet worden . 4. Rellinghauſen , eine Vogtey und Herrſchaft. Bey der Kirche zu Rellinghauſen iſt ein Capitel. Yn der Nähe dieſes Drts ſind Steinkolengruben . 5. Zuckarde und Dorſtfeld ſind Dorf- und Herr fchaften . 6. Borbeck , ein Dorf , woſelbſt ein Luſtſchloß der Aebtiffinn ift. Anmerk . Das Låndlein und die Herrſchaft Brey : fich , liegt im Herzogthum Jülich .
1
R
2
Die
260
Der weſtphäliſche Kreis .
14 Die
Abten
Thorn ..
as kaiſerliche fren : weltliche StiftThorn , liege in dem Bisthum Lüttid , in der Grafſchaft Hoorn , an der Ytter , Beck, welche nicht weit da.
von in die Maas fällt.
Es iſt ums Jabr 1000
geſtiftet worden .
Auf dem Reichstag figt es uns ter den ungefürſteten Prålaten auf der rheiniſchen Bank ; es wird ihm aber doch der fürſtliche Titel beygeleget, und auf den weſtphäliſchen Kreistagen ħat es auch einen fürftlichen Rang und fikt nach dem Stift Effen . Sein Reichsanſchlag iſt i zu Roß oder 12 Fl.; ſeine Kaminerzieler aber ſind nicht gangbar , weil ihm von der gelderſchen Regierung ſeine Unmittelbarkeit ſtreitig gemacht wird. Das Kapitel beſteht aus Prinzeſſinnen und Gråfinness.
MI
Die Abtey Herford. S
as kaiſerliche fren . weltliche Stift Serford oder Servorden , iſt in der Stadt dieſes Nas
M 1
mens, welche oben bey der Grafſchaft Ravensberg in der ſogenannten Freyheit. vorgekommen iſt, Nach einiger Meynung iſt es im Jahr 789 ; nady anderer aber 709 geſtiftet, und nachdein es die Heiden wieder zerſtöret im Jahr 820 erneuret Es iſt anfänglich zu Müdenhorſt , im worden. Amt Sparenberg , und vor der Reformation Be. medis
V3
Die
Abter. Herforb .
nedictiner Ordens geweſen ,
261
da es denn den Abt
zu Corven zum Proviſor und Patron ,
und den
Erzbiſchof zu Cöln zum Conſervator gehabt hat. Unter der Webtiſſinn Anna , Gråfinn von Limburg, iſt die Reformation kommen .
deſſelben zum Stande ger
§. 2. Seine Privilegien, Gerechtigkeiten und weltliche Hoheit , hat es vom Pabſt Adrian rror , Kaiſern Ludwig I und Conrad II, 1147, und vom Reid, erhalten , und befißt die fürſtliche Würde ; wie denn die Aebtiffinn auch von dem Kaiſer eine Fürſtinn und Prålalatinn des Heil.com . Reichs geo nennet wird.
Auf dem Reichstage Fikt das Stift
unter den Aebtiſfinnen auf der rheiniſchen Bank, und auf den weſtphäliſchen Kreistagen, als die lek. te unter den Abteyen, zwiſchen Thorn und Naſſau. Der Reichsanſchlag deſſelben iſt 2 zu Fuß-,
oder
monatlich 8 Fl. zum Kammergericht iſt es zu je. dem Ziel auf 81 Rthlr. 141 Kr. angelegt. Das Stift iſt evangeliſd ), und das Capitel beſteht aus einer Defaniffinn , Küſterinn und einer Anzahl Chanoineſſen fürſtlichen und gråflichen Standes, deren die Hebtiſſinn ſo viel aufnehmen kann ,
als
es ihr beliebt. Hierzu kommen noch 4 Stiftsherren und Capitularen adelichen , auch wohl bürgerlichen Standes , 2 Diaconi und einige Vicarii und Be neficiati .
. 3. Auf dem Berg vor Herford, etwa 600 Schritte von der Stadt, liegt die Stiftskirche St. Maria , welche die Aebtiſſinn Godeſta im liten Jahrhundert geſtiftet, oder wenigſtens viet dazu bengetragen ħaben ſoll. Dieſes adeliche frey . welt . R 3
262
Der weſtphäliſche Kreis.
weltliche Unterſtift aus einer Dechantinn , Probs ſtinn , Küſterinn, und 9 andern Stiftsfräulein rits terbürtigen Standes , deren Oberhaupt die jedes
1 malige Aebtiſſinn des vorhin beſchriebenen Stifts iſt, welche alle Pfründe vergiebt , und die Küſtes rinn ernennet . N. 4. Die Erbåmter des Stifts , nåmlich das Erbmarſcyallamt, das Erbtruchreßamt, das Erb . jägermeiſteramt und das Erbſchenfenamt, werden in feyerlichen Fällen von gewiſſen Edelleuten über noinmen und verwaltet.
$ . 5. Die Aebtiſſinn Johanna Charlotta, vers wittwete königl. Prinzeſſinn von Preußen und Markgråfinn zu Brandenburg - Swedt , geborne Fürſtinn zn Anhalt, hat 1729 einen Orden geſtif Das Kreux wird an einem ponceaurothen , tet. am Rand mit ſchmalem Silber eingefaßten Band getragen , und hängt von der rechten Schulter nach der linken Seite herunter. Auf der einen Seite I ſteht die Jungfrau Maria mit dem Kindlein Jeſu mit der Umſchrift Meminiſſe er imitari; auf der andern der Name der Webtiſſinn . Die Chanoi neſien tragen auch einen Stern an der linken Bruſt, worinn auch die Jungfrau Maria mit dem Kinds lein Jeſu befindlich iſt. Die Umts- und Stifts fråulein des Unterſtifts, tragen das Ordenszeichen , obne den Stern , an der linken Bruſt. 8. 6. Das Stift Herford hat einen anſehnli chen Lehnhof , und an unterſchiedenen Orten Pfars ren zu beſeken , nåmlich zu Herford, Bünde, Rós Steins dinghauſen , Dornberg , Hildenhanſen , þagen und Erter , Lengerke und Linen , Schönens bolje
?
Vom Fürſtenth.u.Hauſe Naſſau überh . 263 holzhauſen , Rhene, Schöppingen und Wetterin : gen , und zu Ippenbühren . Dieſe werden vers kauft , oder , wie man zu ſagen pfleget , es wird für die Belehnung der dazu gehörigen Aecker eine gewiſſe Summe gegeben . Je nachdein nun in den beyden Stiftern und in den Pfarren ſich viele oder wenige Todesfälle begeben , ſind die Einkünfte der Lebtiſſinn großer oder geringer. Man ſchåket ſie überhaupt jährlich ungefähr auf 6000 Rthlr . Die Einkünfte der Chanoineſſen ſind geringe. Die Rechte und Einkünfte der Abtey , werden von ei nem Kanzleydirector und 2 Råthen beſorget, vor welche alle Kirchen - bürgerliche Lehn-und ökonos miſche Sachen kommen .
Vom
Fürſtenthumit. Hauſe Naſſau überhaupt.
$. as Fürſtenthum
I.
Staſſau überhaupt,
liegt in
der Wetterau , und iſt ſowohl auf der guten Charte von der Wetterau welche Joh . Jac. Stetter gezeichnet, Viſſcher geſtochen und 30 mann zum Theil nachgeſtochen hai , als auch auf eben dieſes Stetters vortreflichen beſondern Charte von dieſem Fürſtenthum ,welchenic:Viſ ſchers Witwe ans Licht geſtellet hat, abgebildet. Die homanniſche Charte von einein Theil der Wets terau , iſt im
Atlas von Deutſchland die 1o6te. Die R 4
264
Der weſtphäliſche Kreis .
Die Långe des ganzen Fürſtenthumswird auf 12 , Es iſt und die Breite auf 7 Meilen geſchåbet. hat aber auch zwar ſehr bergicht imd waldicht, gute Auen , Wieſen und Hecker, und auf dem We
ſterwald ſchöne Weide ; daher auch die Viehzucht, und was von derſelben kommt beträchtlich iſt. S. 2. Die berühmten Männer (Eccard, Reins hard , Gebhardi und Scheidt, haben behaups tet ,
daß das jeßige fürſtliche Haus Naſſau von
Königs Conrads I Bruder Otro , Herrn zu laus renburg , abſtamme, welcher im joten Jahrhundert gelebt hat. Vom dem Stammhauſe Laurenburg iſt in der Grafſchaft Holzapfet am Lahnſtrom , noch ein Thurm zu ſehen .
Joh .Marr . Bremer
lei:
tet das Haus Naſſau von einem Grafen im Lahn gau aus dem Saliſchen Geſchlecht, Namens Gebs þard ab , von deſſen Sohn Otto oder udo , König Conrad der erſte , von dem Sohn Eberhard aber ein Sohn gleiches Namens berfåme, welder der Stammdater des Naſſauiſchen Hauſes ſey . Dieſer hatte 2 Söhne, Conrad und Oito , von welchem legten Erhard herfommt, deſſen Söhne noch nicht gewiß genug ſind, von welchen aber went das Haus Naſſau ableitet. Die zuerſt genannten Gelehrten , führen die Geſchichte des Hauſes auf folgende Weiſe weiter. Otto Sohn , Walram oder Walrab I, pflanzte das Geſchlecht fort. Dieſes zweyter Sohn Otto , wurde durch ſeine Vermåhs lung mit Adelheid, der Tochter Wichards Vogtens von Geldern , und nach ihrem Tode mit Sophia von Zürphen , Graf von Geldern und Zůtphen ; der erſte Sohn Walrab II aber heirathete Grafen Luds
Vom
Fürſtenth.u.Hauſe Naſſau überh. 265
Ludwigs von Arnſteins Schweſter.
Dieſes Wal:
rabs Söhne , Rupert I und Arnold , haben ſich Grafen ſchlechthin , wie auch Grafen von Laurens burg genennet. Ruperts Sohn , Walram III und Arnolds Sohn Rupert II find die erſten gemeſen , die ſich Grafen von Naſſau genennet haben , nach . dem die Burg Naſſau (Naſouva, Naſouve,) war ums Jabr 1101 erbauet worden ; welde 1958 tauſchweiſe an das Erzſtift Trier kam , aber den julegt genannten Grafen wieder zu Lehn gegeben wurde. Walrams III Sohn , Heinrich I , hat nach den Bericht der Geſchichtſdyreiber , Otto II zum Sohn gehabt , für deſſen Sohn Heinrich II oder der reiche , angegeben wird ,welcher vor 1253 geſtorben iſt. Dieſes Söhne Walram und Otto beſaßen die våterlichen Lande anfänglid , gemein . ſchaftlich , 1255 aber tæeileten ſie ſich in dieſelben , und zwar ſoldergeſtalt, daß ſie die Burg Naſſau , das Gericht (comitia ) im Gau Einrid ; (dem heu . tigen Vierherrengericht,) und einige andere Stů : de in Gemeinſchaft behielten , Graf Walram aber zu ſeinem beſondern Untheil Weilburg , Wisbaden und Idſtein , und Otto zu ſeinem Antheil Siegen , Dillenburg , Herborn , Beilſtein , Hadamar und Ems befam . Walrams Sohn Adolph , wurde römiſcher Kidnig , und dieſes Sohn Gerlach brachte auch die Burg und Stadt Weilnau , nebſt einem Theildies fer Herrſchaft, an ſich , und hinterließ 2 Söhne, Adolph und Johann I; jener beſaß Wisbaden und Joſtein , und ſeine Linie wurde 1605 mit Jo Johann I bekam mit þann Ludwig beſchloſſen . R 5 ſeiner
266
e
Der weſtphäliſch
Kreis .
feiner erſten Gemahlinn Mehrenberg , Gleiberg und den Hüttenberg , und mit der andern die Graf ſchaft Saarbrück , brachte auch das halbe Amt Kirchberg an
ſich .
Sein
Sohn Philipp erwarb
Kirchheim , Stauff, Polanden und Reidelsheim . Er hatte 2 Söhne,
Philipp II und Johann II ;
jenem wurden die naſſauiſchen Lande. Mehrenberg und Gleiberg , dieſem die Grafſchaft Saarbrück zu Theil. Kirchheim , Stauff und Polanden , nebſt andern Oertern , behielten
ſie in
Gemeinſchaft.
Johannes II Sohn , Johann Ludwig, erheirathete die Grafſchaft Saarwerden und Herrſchaft Lahr, ſeine Linie aber gieng mit ſeinem Sohn Jchann IV aus. Philipp II führte die wellburgiſche Linie fort, und ſein Urenkel Philipp III hatte 2 Söhne , Al brecht und Philipp IV , die 1574 nach eben gedach . ten Johannes IV Tode die naſſau -faarbrückiſchen und ſaarwerdenſchen Lande, nebſt der halben Herr, ſchaft Kirchheim erbten , Philipp IV hatte keine Nadykommenſchaft , wohl aber Albrecht , deſſen Sohn Ludwig II dem oben gedachten Johann Luds wig von der wisbadenſchen Linie folgte . Erhinter ließ 3 Söhne, nämlich Wilhelm Ludwig, Johann und Ernſt Caſimir ; der erſte hatte Outweiler, Saarbrück und uſingen , der andere bekam jde ſtein , Wisbaden und Lahr , (welche Länder nach ſeines Sohnes Georg Auguſt Tode 1721 an des ålteſten Bruders Nachfo:nmen gelangeten ; ) der dritte Weilburg , die Herrſchaft Kirchheim , Meh. renberg naſſauiſchen Antheils , ein Drittel der Grafſchaft Saarwerden , und ein Antheil an Homs burg. Wilhelm Ludwig zu Naſſay · Saarbrück hinter.
Vom
Fürſtenth.u . Hauſe Naſſau úberh. 267
hinterließ 3 Söhne, Johann Ludwig zu Ottweiler, Guſtav Adolph zu , Saarbrück , und Walrath zu Uſingen . Der erſten beyden Söhne Friedrich Lud wig und Karl Ludwig. Find' 1728 und 1723 ohne Erben geſtorben , des dritten Sohn Wilhelm
Hein
rich , Fürſt zu Naſſau . Uſingen , aber hat 2 Söhne hinterlaſſen , die 2 nod, fortdauernde Linien gefrif tet haben ,nåmlich Fürſt Karl die Flaſſau - Saar: brůck - Uſingiſche ,
und Fürſt Wilhelin Heinrich
die Traffäu -Saarbruck-Saarbrückiſche. Bey : de haben am 23ſten December 1735 eine Theilung unter einander errichtet, in weldjer jene alle geerbte und angefallene Lånder dieſſeits des Rheins, dieſer aber die jenſeits des. Stroins belegenen bekommen hat , auch beſchloſſen worden iſt, daß dieſe 2 Lan . des - Untheile unter den beyderſeitigen Nachkom men nicht weiter getheilet werden , ſondern in beys den Linien die Erbfolge nach dem
Recit der Erft
geburt geſchehen , auch die beyden Linien fünftig anfallende naſſauiſchen Lande auf die Erſtgebornen in denſelben zn
gleichen
Theilen kommen ſollen .
Die von Ernſt Caſimir geſtiftetę weilburgiſche Linie , währet audy noch . Des Grafen Otto I Enkel , Otto II , iſt der Stammvåter der naljau-Dillenburgiſchen Linie geworden , die hernach von des Grafen Wilhelms Zeit an ,
die naſſau - kagenelnbogiſche Linie ,
genannt , und im
Anfaug des 17ten Jahr underts
unter Johannes IV
Edhnen
in
die ſiegenſche,
Dillenburgiſche, dierziſche und badamarfche Linien vertheilet worden . Als Grafen Johann des mittlern zu Graſſau - Sieger: Sohn, Johann der
268
Der weſtphäliſche Kreis.
der Jüngere, zur Fatholiſchen Kirche trat, ſtiftete er die katholiſche , hingegen ſein Bruder Heinrich die 'reformirte Nebenlinie der fiegenſchen Linie ; die legte ſtarb 1734 mit dem Fürſten Wilhelm , die erſte aber 1734 mit dem Fürſten Wilhelm Hya . cinth , der jenem in ſeinem Landesantheil gefolget war, aus , worauf die geſammten Lande der naſs fau - ſiegenſchen Linie, an die nafſau - diesiſche Liz nie , und zwar an den Fürſten Wilhelm KarlHein rich Friſo , Prinzen von Oranien , und nac ,malis gen erſten Erbſiatthalter der vereinigten Nieders lande , kamen , der fie feinem Wilhelm
V hinterlaſſen hat.
einzigen
Prinzen
Die nafſau-dillen
burgiſche Linie , die Grafen Johannes IV Sohn Georg zum Urheber gehabt hat, iſt 1730 mit Für. ſten Chriſtian ausgeſtorben , und hierauf das Land derſelben theils an Fürſten Wilhelm
Hyacinth
zu
Siegen , theils an Fürſten Wilhelm Karl Heinrich Friſo zu Naſſau - Oranien - Diek gekommen , wels cher 1743 nadı jenes Tode das geſammte dillen . burgiſche Land erhalten , und auf ſeinen Sohn Wils helm V vererbet hat. Die badamarſche Linie iſt 1711 mit Fürſten Franz Alerander ausgeſtore ben , und ihr Landesantheil unter die Linien Sie : gen , Dillenburg und Diek vertheiletworden : nun : mehr aber gehört es auch
der naſſau - oraniens
dießiſchen Linie , die allein übrig geblieben und die Erbſtatthalterſchaft der vereinigten Derlande beſikt.
iſt, Nies
K. 3. In der watramſchen Hauptlinie , iſtzwar Johann I vom K. Karl IV 1365 zum gefür.
fchon
fteten Grafen genachtworden , ſeine Nachkommen aber
Vom Fürſtenth.u . Hauſe Naſſau überh. 269 aber haben ſich, nur Grafen genennet. K. Leopold ħat 1688 dieſer Linie die fürſtliche Würde beſtåti. get, worauf Walrath zu Naſſau - Uſingen , Georg Uuguſt zu Naſſau . Idſtein, und endlich 1737 auch Karl Auguſt zu Naſſau, Weilburg, dieſelbe ange nommen , und der erſte und lekte foldze auf ihre |
Nachkommen fortgepflanzet. In der ortoniſchen Hauptlinie find Johann Ludwig zu Naſſau Hatas mar ,
Ludwig Heinrich zu Naſſau - Dillenburg,
Wilhelm Friedrich, zu Naſſau's Dieß, und Johann Franz und Wilhelm Moriß zu Naſſau - Siegen, die erſten Fürſten geweſen . Es iſt 1785 vom Kaiſer der Erbvertrag beſtår tiger worden , den die fürſtlichen Häuſer der wal . ramiſchen und ottoniſchen Linie errichtet, und das durch alle bisherige Frrungen und Streitigkeiten geendiger, auch die Erbfolge auf jeden fünftigen Fall beſtimmet haben. Der Kaiſer þat auch den regierenden Fürſten von Naſſau , den Titel Durchlaucht, beygelegt .
Zugleid , iſt in dem fürfil.
oranien - naſfauiſchen Hauſe das Redt der Erſtges burt eingeführet worden . 9. 4. Der Titel der Fürſten von der altern ·
walramiſchen Linie iſt : Fürſten zu 77aſſau, Gras fen zu Saarbrück und Saarwerden, Berrer zu Lahr, Wisbaden und Joſtein. IhrWapen iſt, wegen Naſſau ein goldener Löwe im blauen mit ſchräglings goldenen Schindeln beſtreutem fele de ; wegen der Grafſchaft Saarbrücf ein ſilberner Lowe im blauen mit ſilbernen Kreußen beſtreueten Felde ;
wegen der Grafſchaft Saarwerden ein
zweyfdpfiger ſilberner Adler im
ſchwarzen Felde ; megen
Derweſtphäliſche Kreis ,
270
wegen Mörs ein dwarzer Querbalfe im goldenen Felde ; wegen Weilnau 2 rothe über einander ges “ bende Leoparden im goldenen Felde ; wegen Mehs renberg ein goldenes Andreas - Kreuß , ben welchem in jedem Winkel 3 kleine goldene Kreuße im grůs nen Felde ſtehen ; wegen Mahlberg ein ſchwarzer Loma im goldenen Felde ; wegen Labr ein rother Querbalfe im goldenen Felde. Die jüngere ottoniſche Linie beruhet nur noch Fürſten Wilhelm V, Prinzen von Oranien und Erbſtacthalter der vereinigten Niederlande, welcher in Anſehung der naſſauiſchen Lande den Titel eines Fürſten zu riaffau , Grafen zu Ra: Benelnbogen , Vianen und Diesz , Kerrn zu Beilſteni; im Wapen aber wegen Naſſau einen auf dem
goldenen Löwen im blauen mit ſchráglings goldes nen Sdyindeln beſtreuten Feld ; wegen Kaķenelns bogen einen rothen aufgerichteten Leoparden im goldenen Felde ; wegen Vianen einen filbernen Querbalfen im
rothen
Felde ; wegen
einander gehende goldene Löwen im
Diek 2 über rothen
Felde
führet. 5. 5. Die fürſtlichen Häuſer der åltern walra .
-mifchen Linić, haben noch nicht Sik und Stimme im Reichsfürſtenrath , ſondern gehören noch zum Wetterauiſchen Reichsgrafen :Collegio , von welchem fie ſich aber abgeſondert haben . ren zum oberrheiniſchen Kreiſe.
Ihre Landegeho. Die Fürſten von
der jüngern ottoniſchen Linie , find 1659 in den Reichsfürſtenrath zu Sik und Stimme eingefüh . ret worden , und haben in demſelben 2 Stimmen bekommen , welche nunmehr der Erbſtatthalter der vereis
Vom Fürſtenth.u .Hauſe Naſſau úberh. 271 Vereinigten Niederlande führet, deſſen Landes :Uns theile an dem Naſſauiſchen , bis auf Beilſtein nach , zu dem weſtphäliſchen Kreiſe gehdren , auf deſſen Kreistagen er aber auch nur 2 Stimmen hat. 9. 6. Hier handele ich alſo nur die Landesana theile der jüngern ottoniſchen Linie ab ,welche zum weſtphäliſchen Kreiſe gehören ,und jährlich 35000 Gülden , oder nach einem 1785 gemachten Ans ſchlag auf 400000 Gulden eintragen . ſelbige
Es ſind
das eigentlichenaſſau -dieniſche Lans
des - Antheil, ober Die Grafſchaft
Diet .
9. 1. Sie liegt an der Låhn, und iſt egedeſſen wegen ihrer Güte die goldene Grafſchaft genennet worden . Vor Alters hat ſie eigene Grafen gehabt, und Emberfo , der im riten Jahrhundert gelebt hat, iſt der erſte unter den dekannten Grafen von Ihr Geſchlecht ſtarb 1338 mit Grafen Dieß . Gerhard V aus , mit deſſen ålteſten Tocyter Jutta die Grafſchaft Dien an ihren
Gemahl,
Grafen
Adolph von Naſſau - Dillenburg fam . Weil aber derſelbe 1420 bey ſeinem Tode feinen Sohn , ſon : dern nur eine einzige Tochter , Namens Jutta , hinterließ , die an Gottfried VI Herrn zu Epſtein vermåhlet war : ſo wollte dieſer die Grafſchaft ha ben , in deren Beſik ſide ſchon des verſtorbenen Grafen Adolphs Bruder Engelbert geſegt hatte.
272
Der weſtphäliſche Kreis .
Es fam aber 1420 durcy Vermittelung Erzbi. ſchofs Otto von Trier zu einem Vergleich , fraft deſſen Engelbert und Gottfried die Grafichaft zu gleicen Theilen mit einander beſigen ſollten . Bey . de trugen die Grafſchaft , die bisher Reichslehn geweſen war, dem Erzſtift Trier zu Lehn auf. Gott fried von Epſtein verkaufte 1453 die Hälfte ſeiner Hälfte an Grafen Philipp
von Kakenelnbogen ,
und behielt alſo nur noch ein Viertel der ganzen Grafſchaft, weldzes feiner Tocyter Agnes Mann , Graf Eberhard von Epſtein - Königsſtein, erbete, der es 1530 an Grafen Wilhelm von Naſſau.Dil. lenburg verkaufte , welches aber das Erzſtift Trier nicht zugeben wollte. Als 1557 der fazenelnbo. genfche Succeſſions, Streit zwiſchen den Häuſern Heſſen und Naſſau durch einen Vergleich geendis get wnrde , erhielt das Haus Naſſau unter ſeinem Hequivalent auch das von Epſtein an Kakentelna bogen gekommene Viertel der Grafſchaft Diek . Ob nun gleich Graf Wilhelm von Naſſau folders geſtalt 3 von der Grafſchaft unſtreitig hatte, und der Streit mit dem Erzſéift Trier nur das į betraf, welches Graf Eberhard von Epſtein - Königſtein beſeſſen hatte :
ſo kam es doch
1564. zu einem
Vergleich dahin , daß von den 12 großen Kirch. ſpielen , als weld en die ganze Grafſchaft beſtand, gedachter Graf nur Diesz, Slacht, Sanſtetten , Dauborn , Dern, Rennerode und Rosenhayn , welche faum die Hälfte der Grafſchaft ausmachen , hingegen das Erzſtift Trter die Kirchſpiele Salz, Meuth , SundssAugen, Wenterhauſen und Lindenholzhauſen , nebſt den Dörfern Dieckir: chen
Das Naſſau-Diet . Landesantheil.
273
chen und Craich bekam . Das naſſauiſche An. theil, wird von Chur: Trier zu Lehn empfangen . In Unſehung der Reichs , und Kreis - Steuern, iſt ee in der lothringiſchen Eintheilung von 1654, zu 637
Fl. angeſekt worden .
Zu einem
Kammer .
zieler giebt es 41 Nthl. 791 Kreuzer . S. 2. Die Landgrafen zu Heſſen führen dieſe Grafſchaft mit im Titel ; ob ſie aber einen Theil von derſelben beſigen , und ob Ems, Reichenberg , Nahſtede, Hohenſtein , und andere Oerter, dazu ges hören ? darüber giebt es noch Streit. 9. 3. Es gehört zu dieſer Grafſchaft 1. Das Amt Diesz . 1. Dieß , Dietia oder Decia, die Hauptſtadt , liegt in einem mit Bergeu umgebenen Thal an der Lahn , über welche eine ſteinerne Bricke gebauet iſt, und wird in die Alt - und Neu -Stadt abgetheilet. Sie iſt gut ges bauet. Das fürſtliche Schloß ftehet auf einem Berge, und iſt von alter Bauart. Die Reformirten haben hier 2 Rirchen , und die Lutheraner eine. 2 ) Oranienſtein , ein fürſtliches Luftſchloß auf eis nem Felſen an der Lahn , eine Viertelſtunde von Dieß , woſelbſt ehedefſen ein Nonnenkloſter , Namens Thier: ſtein oder Dürrſtein , geſtanden hat. 3) Alt - Dies und Freyen : Dies , find Dörfer. Zu Fachingen iſt ein Sauerbrunn . 2. Das Amt Sanſtetten . 1 ) Sanſtetten , ein Schloß und Dorf an der Uar , woſelbſt ehedeflen ein adelicher Hof geweſen , welcher nun der Landesherrſchaft gehåret. 2 ) Schuſſen , eigentlich Schiesheim , ein Dorf. 3 ) Die Drófer Deuborn und Eufingen , nebſt dem ehemaligen Ciſtercienſer Nonnenflofter und nunmehri gen Kirche und Schule Gnadenthal , liegen zwiſchen den Aemtern Kirberg und Camberg. 3. Das 6 Th. 7 A.
274
Der weſtphäliſche Kreis .
3. Das Amt Rirberg, beſikt Naſſau-Die mit Naſſau - uſingen gemeinſchaftlich . 1 ) Rirberg, ein bemauerter Flecken von ungefähr 80 Bürgern , außer 3 adelichen Höfen , und den fürft lichen Defonomien . Das umliegende land iſt ein vora trefflicher Kornboden . 2) Die Dörfer Såringen , Liauheim , LZesbach und Ohren .
4. Das Amt Camberg ,beſikt Naſſau -Diek mit Chur - Trier in Gemeinſchaft. 5. Von dem Umtriaſſau oder dem Drey herriſchen , hat Naſſau - Diek die Hälfte, Nafſau uſingen , und Naſſau -Weilburg auch 2. Dahin gehöret , außer unterſchiedenen Dörfern, I ) izaſlau , ein Freyflecken an der Lahn , deffen Kirche fich die Reformirten und Lutheraner gemeins ſchaftlich bedienen. Jenſeits des Fluffes , dem Flecken gegen über , hat auf einem hohen Berg das Schloß zariau , welches churtrieriſches Lehn iſ, geſtanden. Es hat ein kleines Porſchloß gehabt , von welchem eben ſowohl, als von dem Hauptſchloß , noch Ueberbleibſel zu ſehen ſind . 2) Daufenau oder Taufenau , ein Flecken an der Lahn.
6. Von dem Vierherrifihen , gehöret ķie. Her 1, davon unten bey der niedern Grafſchaftka. Benelnbogen ein mehreres vorfömmt. 7. Naſſau - Dieß hat auch Antheil an den SEmſer Bådern, von welchen bey dem beſſen.darma ſtådgiſchen Amt Braubach gehandelt wird , am Kirchſpiel Kirchdorf, welches unweit der Herr ſchaft Schaumburg liegt, und an dem Amt Låbne berg , deſſen Şernach gedacht wird.
11. Das
Das ehem .Naſſau - Sieg.Landesantheil. 275
II.
Das
ehemalige
Naſſau - Sies
genſche Landesantheil. $. 1. Es liegt auf dem Weſterwalde, iſt 3Meie len lang und 1 Meile breit. Es iſt zwar ein ſehr bergichtes und waldichtes Land , hat aber doch auch gute Alecker , und inſonderheit gute Weide, daher die Viehzucht anſehnlich und einträglich iſt ; hauptſächlich aber ſind hier viele Eiſenhütten , in weld )en Defen und andere Eiſenwaaren verfertiget werden , und zu Freudenberg wird viel Stahl be reitet und ausgeführet, denn man hat außer dem genteinen braunen Eiſenſtein , auch Stahlſtein Sechzehn Schmelzhütten , deren Oefen jährlich nur 13 bis 14 Wochen gehen , liefern jährlich ges gen 90000 Centner rohes Eiſen und Stahl; es könnte aber weitmehr gewonnen werden . Der Fluß Sieg nimmt unterſchiedene Bäche auf. . 2. Es enthält dieſes Landesantheil Stadt, 2 Flecken und 150 Dörfer. Die Einwohner föng ten bemittelter ſeyn , wenn die Regierung ſo viel Eiſen ſchmelzen und umarbeiten ließe, als man ge. winnen kann , und ſie würden
zahlreicher fenn,
wenn man das Heirathen erleichterte , da es jeſt allen verboten iſt , die nicit erweiſen können , daß ſie genug Vermogen dazu baben . So war eswes nigſiens um 1778. 1624 war hier allein der re. formirte Gottesdienſt in Uebung , und die Refors mirten waren in Beſig aller Kirchen , Scyuler , und gottesdienſtliden Einkünfte : allein 1626 ſuchte der katholiſch gevordene Graf Johann der June
e
Der weſtphäliſch
276
Kreis .
Jüngere im ganzen Lande die römiſch . katholiſche Lehre und gottesdienſtliche Uebung einzuführen , welche Neuerung er aber nicht völlig durchtreiben konnte . . 3. Wegen Naſſau - Hadamar und Siegen , wird ſowohlauf dem Reichstage im Reichsfürſten raty , als auf den weſtphåliſchen Kreistagen , eine eigene Stimme geführet, und zwar auf lekten nach der Abtey Herford. Jn der lothringiſchen Auss theilung von 1654, iſt Naſſau -Siegen zu jedem Römermonat auf 777 Fl. angefekt ; juin Unters halt des Kammergerichts aber giebt es zu jedem Ziel 50 Rthlr. 67 Kr.
chen
g . 4. Man ſchåget die landesfürſtlichen jährli Lande , auf 100000 Einkünfte aus dieſem
Rthaler. S. 5. Das Land enthält folgende Aemter. 1. Die Stadt und das Amt Siegeni. I) Siegen , eine Stadt an dein Fluß Sieg,mit einem alten und neuen Schloß , von welchem jenes ehemals die Reſidenz des Fatholiſchen , und dieſes die Reſidenz des reformirten Fürften geweſen iſt. Als Graf Johann der Jüngere die råmiſch katholiſche Lehre einführte , wurde den Katholiken ihre gottesdienſtliche Uebung in der hieſigen Johanneskirche wieder verſtattet, die Ries formirten aber behielten die Pfarrkirche zu S. Nicos laus allein . Es iſt hier eiu Jeſuiter Collegium gewe fen . In der Nähe der Stadt find viele Eiſenbergiverfe und Schmelzhütten . 2 ) In den Amtsdörfern Weidenau, Caen , Riſers oder Iferfeld , 17iederſchelten , Seelbach und Clafeld find Capellen , welche der reformirten Pfarrkirche in Siegen als Filiale gehören . Nach 1624 haben ſich der 3 erſten auch die Katholiken zum Sottesdienſt bedienet. 3 )Wil
Das ehem .Naſſau -Sieg-Landesantheil: 277
3 ) Willensdorf und Röttgen , find Kirchdorfer . 4 ) Zu Eiſern , vor dem Saardt, wiůnikershúts ten , und in vielen andern Dörfern , find Eiſen - Hütten und Hämmer. 2. Das Wieder -Amt Ober - 17etphe. I ) Ober - Zetpheoder Zetphe unter der Kirche, ein Dorf am Fluß Sieg. 2 ) Irmgarteichen , ein Kirchdorf. 3. Das Ober- Amir Pieder -t7etphe . Tieder : Zetphe, iſt ein Dorf an der Sieg . 4. Das Amt Bilchenbach , in welchem der Fluß Lahn entſpringet. 1) Silchenbach , ein Flecken und Schloß . 2 ) Reppel, ein adeliches Fräuleinſtift, welches um die Mitte des izten Jahrhunderts den Jeſuiten , wel: che ſich deſſelben bemachtiget hatten, abgenonmmen , und den Reformirten wieder eingeräumet worden ; die je doch einige Jahre nachher verſtattet haben , daß auch der katholiſche Gottesdienſt darinn geübt werden durs
fen , welches aber jeki nicht mehr ſtatt findet. 3 ) Lohe, ein Lehngut,welches Yoh .Morig , Fürſtzu Naſſau , 1660 einzog , als der Mannsſtamm der Seel bache von Lohe erloſchen war : weil aber Georg Ludwigs von Hoeß Ehefrau , die Lehns-und teftamentiſche Erbinn Sieſes Guts zu ſeyn besauptete , entſtand darüber ein langwieriger Procef beym Reichskaniuergericht, das von die Ucten gedrucft ſind . 4 ) Muffen , ein Dorf , wofelbft ein Stahlberg werk ift. 5. Die vereinigten Aemter Trombach Ferndorf 6. Das Amt Freudenberg. I ) Freudenberg , ein Flecfen , woſelbſt viel Eiſen und Stahl geſchmiedet wird . 2 ) Ober - Seißling , ein Schloß und Dorf. und
7. Das Amt oder Thal Seißlingen . S3
III. Das
278
Der weſtphäliſche Kreis.
III. Das ehemalige Naſſau -Dillen :
burgiſche Antheil .
dem
8. 1. Es liegt auf dem Weſterwalde, neben vorigen , iſt 4 Meilen lang und 3 Meilen breit.
Es hat viele Eiſen Hütten und Hammer, auch Ku pfer , Blen , etwas Silber , Vitriol , einträgliche Waldungen , und unterſchiedene gute Steinbrüche. Von den Eiſen -Hütten und Hämmern , und von dem Handel, der mit dem Eiſen gerrieben wird , Haben die meiſten Unterthanen ihre Nahrung, weil Hier kein zulänglicher Uckerbau vorhanden iſt. entſtehen die Ftůſle Sieg und Dill. $. 2. In dieſem Lande find 5 Stådte und Die Einwohner ſind der reformnirten 2 Fleden . Kirche zugethan . 9. 3. Wegen
deſſelben mird ſowohl auf dem
Reichstag im Reichsfürſtenrath , als auf den weſt : pýäliſchen Kreistagen eine fürſtlidze Stimme gee führet. Zu den Reichsanlagen iſt Naſſau -Dillen burg in der lothringiſchen Austheilung von 1654 zu jedem Römermonat auf 102 Fl. angefekt; zum Unterhalt des Kammergerichts aber giebt es zu jes dem Ziel 50 Rthlr. 6 Kr. 8.4 . Die jährlichen landesfürſtlichen Einfünfo te aus dem naſſau.dillenburgiſchen Lande, find in dem 17.33 zwiſchen dem Haus Dillenburg undden Bevollmachtigten der fürſtlichen Stammsvera wandten zu Beilſtein geſchloſſenen Receß , auf 130000 Fl. geſchågetworden ; ſie haben aber 1731 und 32 wirklic 161600 Fl. betragen .
$.5.
Das ehemal. Napau - Dillenb. Antheil. 279
$. 5. Es enthält 1. Die Stadt und das AmtDillenburg. 1 ) Dillenburg , eine Stadt am Fluß Dill, welche nach dem 1724 erlittenen Brande beffer erbauet worden, als ſie vorher geweſen , und von 1768 an iſt eine neue res gelmäßige Straße ſchon bebauet worden . Die Stadt mag etwa 400 Häuſer und 3000 Menſchen haben. Seit 1743 iſt ſie der Siß der höhern fürftlichen Collegien für die nafſauiſchen Lande im weſtphhliſchen und churrheinis Ichen Kreiſe, nämlich des Geheimenrathscollegiums, der Landesregierung, der Juſtiß- und Lehns - Kanzley, des Oberconſiſtoriums und geiſilichen Ehegerichts , es wird auch hieſelbſt eine koſtbare Reitſchule, ein Thiergarten und eine große Stuterey unterhalten . Das fürftliche Schloß , eine altmodiſche Feſtung , welche 1760 den Bundesgenoſſen von den Franzoſen durch eine Belages rung abgenommen wurde , erlitte damals eine große Verwüſtung, und wurde nachher ganz geſchleift. In der Stadt- und Pfarr - Kirche ſind die Begråbniffe der ehemaligen hieſigen Grafen und nachmaligen Fürſten zu finden . En dem großen Thiergarten ſind 2 landess fürftliche Höfe. 1760 nahmen die churbraunſchweigia fchen Truppen hieſelbſt ein in franzöſiſchen Kriegsdiens ſten ſtehendes ſchweizeriſches Regiment gefangen. Nicht weit von der Stadt iſt eine Rupferhitte, die Fürſt Chriſtian erbauet bat, und in welcher jährlich ungefähr 150 Centner Kupfer geſchmolzen werden. 2) Die Dörfer Eybach , Fellbach , woſelbſt ein lans desfürſtlicher Hof iſt, £ 7anzenbach , fronhauſen , Wiffenbach , u . a . m. 2. Die Stadt und das Amt Sayger. 1 ) Sayger , eine kleine Stadt an Der Dille 1724 brannte ſie ganz ab . 2) Saygerhütte , eine Eiſenhütte. 3) Die Dörfer Sechsheller , Allendorf, Saygera Seelbach , Langen : Aubach , u. a. m. 4 ) Bey dem Dorf Steinbach , find Bley - Silber und Pitfiol : Hütten . S4 3. Die
280
Der weſtphäliſche Kreis .
3. Die Stadt und das Amt Serborn . I) Serborn , eine kleine Stadt und Schloß an der Dil , in einem breiten und fruchtbaren Thal, woſelbſt ein reformirtes academiſches Gymnaſium iſt , welches 1584 geſtiftetworden . Es find hier gute Wollen-Ma nufakturen , Strumpfweberenen und Gårbereyen . 2 ) Die 2 Eiſenhütten und Himmer bey den Dir fern Burg oder Burge , an der Dill, und Ober- und izieber - Scheld . 3 ) Zu Sinn , Sirſchberg und Schönbach , find landesfürſtliche Hilfe. 4 ) Die Dörfer 2mbdorf, Ballersbach , Bicken , Breitſcheid , Erdbach , Fleißbad) , Serborn - Seels bach , Medebach , Merkebach , Offenbach , Ucerse dorf, u . 4. m . 4. Das Amt Burbach . 1 ) Grund-Burbach , ein Flecken und Schloß , an welchem die Herrſchaft Hachenburg Theil hat. In dem freyen Grunde , in welchem dieſer Ort lieget, iſt ein Bleybergwerk. 2 ) Die Dårfer Zeukirchen , Zeppenfeld , Wall: bach , Wiederſtein , Salchendorf, Solzhauſen , z .
5. Das Amt Driedorf. 1 ) Driedorf , ein Stådtchen , mit hohen Mauern und Thürinen umgeben . Das ehemalige Schloß iſt verfallen . Es iſt hier ein landesfürſtlicher Hof, fünchhauſen , 2 ) Die Dorfer mademühlen , Rabenſcheid , Guſternhayn , Wald Hubach , seis ſterberg , u . a . m . 3 ) Zu Beiſterberg , iſt ein landesfürſtlicher Hof.
6. Die vereinigten AemterMengerskir : chen und klar . 1) Wengerskirchen , ein geringes Städtchen und Schlos. 2 ) Dapperich undMayenberg, find landesfürſtli che Hofe.
3) Probe
Das ehemal. Naſſau -Dillenb.Antheil. 281 3 ) Probbach , ein Dorf, bey welchem ein Saus erbrunn iſt. 4 ) Die Dsrfer Dilhauſen , Dorchheim , Dorns dorf, Elar, Frickhofen , Fußingen, Langendernbach , u. a. m. 5) Seck , ein Dorf, welches von Wied - Runfel an Leiningen - Weſterburg , und von dizſem 1637. an den Fürſten zu Naſſau - Hadamar , Johann Ludewig , für 12450 Fl. verkauft worden . Der hieſige landes fürſtliche Hof iſt ebedefjen ein Nonnenkloſter geweſen .
7. Das Amt Tringenſtein . 1 ) Tringenſtein , ein Bergſchloß an der Uaar .' 2) Die Dörfer Eiſenrode, Bygershauſen , Iberne thal, Waldenfels. 8. Das Amt Ebersbach . I ) Ebersbach auf dem Berg oder Berg Ebers : bach ,, ein Kirchdorf. Bey dieſem Ort iſt eine Eiſens Hütte und Hainmer. 2 ) Die Dörfer Bibelshauſen , wandeln , Zios der : Xoßbach , Steinbrucken . 9. Das Amt Dillenburg mit
dem
Wehrheim , hat
Naſſau .
Erzſtift Trier in
Gemein
ſchaft. Das dillenburgiſche Antheil wurde um das Jahr 1730 dem fürſtlichen Hauſe Naſſaus uſingen verſekt , aber 1753 wieder eingelöſet. 1 ) Wehrheim , ein Flecken , welcher zur Zeit des Grafen Gerhard zu Naſſau - Diet, vom Kaiſer Karl IV 1372 Stadtrechte , und ſolche Privilegien , als die Stadt Friedberg hat, bekommen haben ſoll. 2) Das Dorf Oberhayn, Anſpach , der Hof Tron , welcher ehemals ein Ciſtercienſer Nonnenkloſter geweſen , u. a . in . IV . Das
282
Der weſtphäliſche Kreis.
IV . Das ehemalige Naſſau - Hadas mariſche Landesantheil, welches auch auf dem
Weſterwalde liege , und un ,
Es beſteht gefähr 2 Meilen lang und breit iſt. nur aus dem Amt Sadamar, in welchem : I. Sadamar oder Ober : Sadamar , ein Fleden an dem Fliißchen Els , mit einem Schloß , deffen Bau den Fürſten Johann Ludwig über 100000 Rthl. gefos ftet hat. Auch iſt hier eine Yeſuiter Reſidenz geweſen , und noch ein franciſcaner Kloſter . 2. Die Kirchdorfer Rendtheroth , Elſof , Sayn , Frickhofen , I7ieder Zeitheim , Rogenban . 3. Die D8rfer Ober : und L7ieder - Diefenbach ; jenes hat Fürſt Johann Ludwig für 12000 Fl.gekauft. 4. Die landesfürſtlichen Hofe Wiedbach oder Wippach , Rrempel, Schneppehuuſen , Urſulen thal , das Sengersfeld und Borelich . Der lebte iſt ehemals ein Kloſter geweſen , und von dem fürfilichen Hauſe an das Gymnaſium zu Herborn geſchenktworden . Graf Johann Ludwig entzog ihn , nach geänderter Res ligion , dem Gyinnaſio , und råunrete ihn den Feſuiten zu Hadamar ein ; rein Sohn Fürft Moris Bilhelm aber faufte ihn den Feruiten für 6000 Nithir ,wieder ab . 5. Dern , ein Dorf , nahe bey der Lahn , woſelbſt Das neben demſelben liegende ein Centgericht iſt. Schloß , sehiret der davon benannten freyherrlichen familie.
Oſtfries
283
Dſtfriesland . §.
1.
on Oſtfriesland haben LorenzMichaelvon YoBohenkirchen , Ubbo Emme und Job . Slorian , Charten verfertiget, unter welchen die
emmiſche vorzüglich geſchåget, von W. Blaeuid und Joh . Janſſon herausgegeben , und von Sans ſon , Viſſder , Allard , Sdent , Homann und Ottens nachgeſtoden , von Ehrenreich Gerhard Coldewey aber vermehret und ſehr verbeſſertwors den , deſſen Zeichnung Johann Chriſtoph 309 mann 1730 an das Licht geſtelfet , und Lotter nachgeſtochen hat. Die neuerehomanniſde Charte iſt, in dem Utlas von Deutſchland die uite. Man hat ſchon ſeit gerauiñer Zeit zu einer beſſern Charte Hoffnung gemacht. §. 2. Oſtfriesland , welches in Anſehung des gegen Abend liegenden Frieslandes und Deftfriega landes alſo genennet wird , grånzet gegen Mitter nacht theils an die Nordſee , theils an das foges nannte Harlinger Land , gegen Morgen an die Herrſchaft Jeder und Herzogthum Oldenburg, gem gen Mittag an das Hodſtift Münſter , gegen Åbend an die niederländiſche Provinz Groeningen und an die Nordſee. In ſeiner größten Ausdeh . nung von Mittag gen Mitternacht, hat es 6 bis 6 oſtfrieſiſche Meilen , welche aber groß ſind , und wohl 9 deutſche Meilen ausmachen , und von Atend gen Morgen etwa 9 deutſche Meilen . $. 3.
284
Der weſtphäliſch
e
Kreis .
1. 3. Es hat eine feuchte und dicke Luft, wel che aber durch die Seewinde gereiniget wird. Der Frühling und Sommer finden ſich hier etwas ſpå. ter ein , als in andern Gegenden Deutſchlands ; daher auch die Getraide - Ernte fpåter , nämlich Das Land'iſt durchges erſt im Auguft , angehet. hends eben und niedrig , daher es auch durch, foft bare Deiche (aggeres ) wider den Einbruch der Meeresfluthen verwahret wird . Dieſe Deidye, mit Inbegriff derer, welche ſich an beyden Seiten der Eins bis Leer erſtrecken , machen 16 ſtarfeoſt frieſiſche Meilen aus, ohne die oberhalb liegenden kleineren Emsdeiche zu rechnen , woran die Sees fluthen feine fonderliche Gewalt mehr ausüben fönnen . Långſt der Seeküſte iſt ein ungemein fruchtbarer Marſch- und Kley · Boden , wel. Wieſen und Weiden , als zum cher mehr zu Ackerbau , gebraucet wird . Man rechnet , daß jährlic, ungefähr 750 Laſten Weißen , größten : theils im Amt Norden , 9200 Laſten Roggen ,meis ftens im Amt Uurid) , 6400 Laſten Gerſte, groß , tentheils in den Aemtern Leer und Emden , 7000 Laſten Hafer, 1400 Laſten Bohnen , 400 Laſten Erbſen , 1851 Laſten Rapſaat, meiſtens im Amt Die ungemein fette Emden , gebauet werden . Weide, verſchaffet eine widytige Viehzucht , wie es denn hier Hornvieậ, Pferde und Schafe in großer 1763 Menge und von beſonderer Größe giebt. jåhlteman in ganzen Lande- 40000 Kühe, 20000 Kuhkälber, 10000 alte und junge Ochſen , 26000 Pferde , und 40000 Schafe.
Durch die zwolf.
jährige Viehſuche , waren 21500 Stücke Horn vieh
Oſtfriesland .
285
vieh verloren gegangen . In der beſten Frühjahrs zeit bekommtman von einer Kuh tåglich wohl 20 bis 24 Kannen Milch , und es trifft ſich mehrma. len , daß ein großes Marſch . Schaf 4 låmmer hat. Aus der fetten Milch , machet man ſehr fette But ter und Kåſe. Hingegen in der Mitte des Landes iſt der Boden mehrentheils fandig , auch moraftig und mohricht , liefert Dorfzum Brennen , welcher bey dem großen Holzmangel (denn nur in dem Amt Aurid , iſt Wald) dem
Lande ſehr vortheilhaft und
unentbehrlich iſt. Die nicht angebaueten Gründe, machen ungefähr ein Drittel des ganzen Landes Torfgråbereyen ,' aus; werden jeßt aber durch Vehne genannt, und Anſekang neuer Coloniſten , mehr und mehr urbar gemacht. Die meiſten Erde gewächſe und Küchenfråuter wachſen zwargrößer, aber ſelten ſo ſchmachaft, als das in andern Låns dern . Geflügel und Wildpret ſind auch vorhans den , und man hat Gänſe zu 24 und mehrern Pfun . den . Im Herbſt ſtellen ſich insgemein eine große Menge Krammetsvogel und Schnepfen ein . Der Hauptfluß dieſes Landes , iſt die Embs, oder Bisthum Münſter fömmt, Ëms , die aus dem bey Leer die auch aus dem Bisthum Münſter kom : mende Leda oder Soeſta aufnimmt, und endlich durch den Dollart in
die Nordſee fließet.
Bey
und in ihrem Ausfluß iſt ſie ſehr breit, und thei. let ſich in 2 Arme , welche die Oſter-und Weſter: Ems genennetwerden , und die Inſel Borcum ein . ſchließen . Die Ebbe und Fluth iſt in derſelben bis aufdrey ſtarkeMeilen in das Land hinein zu bemer . fen ,
und faſt eben ſo weit þat ſie auch falziges Waſſer
286
Der weſtphäliſche Kreis .
Waſſer. Der vorhin genannte Dollart, iſt ein Meerbuſen zwiſchen Oſtfriesland und Groeningen , welder aus einem von der See verſchlungenem anſehnlichen Strich Landes entſtanden ift. Denn 1277 brach das Waſſer zuerſt mit einer heftigen Fluth in dieſen Strich Landes ein ; und da man ihm keinen gehörigen Widerſtand that , und die Fluthen ſich in den folgenden Jahren, vornehmlich 1287 , wieder einſtelleten : ro entſtand nach und nach der jeßige Meerbuſen , auf deſſen Stelle ehe deſſen auf 50 große und kleine Derter geſtanden haben . Es nimmt aber der Dollart an der oftfrie. fiſdjen Seite ſehr ab , und rezet viel neues Land an , weldjes nach und nach eingadeidhet wird, wie detin şieſe!bſt Tayon unterſchiedene Polder und Groderi (das iſt , eingedeichte Länder ) vorhana den ſind ; and , noch 1752 von der Fönigl. Kriegs. und Domainen , Kammer ein anſehnlicher Polder, nahe ben Neuſchanz in Groeningen , eingedeicht worden , welcher 2026 Diemate ( deren jeder 400 rheinländiſche zwölffüßige Quadrat - Ruthen be. trågt , ) groß iſt, und anfänglich für 17325 Rthlr. verheuret, 1756 aber an die Landesſtåndeverfauſe worden . Die See liefert allerley Tiſde, Auſtera , Muſcheln , Seekreure sc. 6. 4. 1775 jählte man in
dieſer Provinz
103049 Menſchen, 1780 aber nur 101928 , nem lich in den Stådten und Flecken 24679 , und auf In dem lekten Jahr den platten Lande 76849. geboren , 4083 ſtarben, und 878 wurden 3157 in 178 iften neue Ehepaar wurden getrauet. Jahr zählte man 724 Menſchen meşr als 1780. Für
Oſtfriesland .
287
Für Manufacturen , hat das Land nicht vielMene fden übrig ; ja ſelbſt in der Erndte werden Leute aus den benachbarten
Ländern zu Hülfe genom
Von der ganz alten frieſiſchen Sprache, men . Håret man jest gar nichts mehr als Namen . Aus Ber dem jekigen oſtfrieſiſchen , wird auch boch . deutſch und holländiſch geredet, und in der legten Sprache wird auch an vielen nach Groeningen zu belegenen Dertern geprediget. Die Landesſtånde beſtehen aus der Ritterſchaft, aus den Städten , Zwiſchen den : und aus dem Hausmannsſtande . ſelben und dem regierenden Hauſe ſind ſeit des Grafen Edzard II Zeit , nach und nach gewiſſe Ver : tråge aufgerichtet worden , welche, nebſt den zus gleich ergangenen beſondern faiſerlichen Verorde nungen in der Regierung des Landes, als Landese gerege angeſehen werden .
Das Land hat noch
viele Frenheiten , und der Vertrag zwiſchen dena König und demſelben , der am 7ten Jul. 1744 er : richtet, und am 31ſten Jul. von dem König beſtår tiget worden , beſtimmet dieſelben , oder zeiget,wie das Land beherrſchet werden, und unterthänig reyn Die Landſtånde bewilligen auf den Landta . fol . gen die Schakungen , und heben dieſelben , ver . walten auch die Acciſe , welche 1750 in ein feſtge . fektes Conſumtions Quantum verwandelt worden . Unter den Hausleuten und Bauern giebts folche, die 100 , 120 bis 150000 Rthlr . Vermogen haben . $. 5. Nach den Lutheranern , madjen die Red formirten den größten gottesdienſtlichen Haufen aus . Unter des lutheriſchen General Superins. tendenten Aufſicht ſtehen die Inſpectionen Aurich Dec.
288
Der weſtphäliſche Kreis .
Weene , Engerhafe, Norden , Efens, Wittmund, Leer , Emden , Detern und Hörſten , und zuſam . men 75 Kirchſpiele. Unter dem reformirten Ober : Inſpector, ſtehen die Inſpectionen zu Emden , Jemgum , Hinte , Pilſum , Wirdum , Leer, Wees ner , zuſammen 62 Kirchen . In der Stadt Em . den , in dem Flecken Leer, und in den Herrlichkei. ten Goedens und Lüßburg, haben auch die Kathos lifen , zu Emden, Leer, Norden und Goedens, die Mennoniten , und in der Stadt Norden einige von den vereinigten evangeliſchen Brüdern , ihre ſtille Religionsübung . Es ſind auch Juden vors handen . . 6. Man webet in dieſer Provinz wollene Zeuge , baumwollnen Parchent, und viele Leines wand, bereitet Zwirn und Leder von verſchiedener Art, ſtricket Strümpfe, und bauet Schiffe. Hands lung und Schiffahrt werden ſtark getrieben . Die Landesgüter und Waaren, welche ausgeführet wer: den , find Pferde, (etwa jährlich 3000 Stücke, die beſten für Frankreich und Sardinien, die groß. ten für die ruſſiſche Armee, und die kleinen gemei. niglich für die römiſd) kaiſerl.Armee,)Butter, Kåfe, (die Emdener find inſonderheit berühmt,) Růbſa men , Růbåhl , Weißen , Ochſen , fette Kühe, Speck , Talg, Wachs , Honig, Roggen, Gerſte, Gerſtengrüße, Hafer, Bohnen, Erbſen , Buch weiken , Torf, Ziegel- und Mauer - Steine, feis ne Leinewand , welche inſonderheit zu leer und Goedens verfertiget, und in Harlem gebleichet, ſodann aber unter dem Namen der holländiſchen Leinewand verkauft wird , Zwirn , der zu Emden und
Oſtfriesland. und Jemgum bereitet wird , 1769 ſchåkte man die jährliche Ausfuhr auf die Einfuhr auf
289
nnd Wollenzeug. Hoo749 749885 -
.
und glaubte,daß das Land an baarem Gelde aus andern Ländern an ſich ziehe 350864 Thl. daß es aber davon und etwa92300 Thl.übrig behal te, indem das übrige nad Berlin an die Caſſen des Landesfürſten , an Zinſen für landſcaftliche Schul den , und auf andere Weiſe aus dem Lande geſchis det werde. Auch der erwähnte Ueberfluß, findet nicht alle Jahre ſtatt, ſondern wird zuweilen durch Viehſterben , Miswachs und andere öffentlicheuna glücksfälte gehindert. Bey dieſen Berechnungen ward auf den damaligen Handel nach China gar nicht geſehen , weil er faſt ganz mit fremdem Gelde geführet wurde. Durch die Schiffahrtwird alles herzu gebracht , was dem Lande zu ſeiner Noth . durft und Bequemlidyfeit mangelt und nöthig iſt. 1769 iſt in der Stadt Emden eine Compapnie zum Heringsfang auf holländiſchen Fuß vom König octroiret worden , die 1770 zum erſtenmal 6 Buy. ſen unter preußiſcher Flagge ausgeſchickt hat, die mit der Fiſcherey einen glücklichen Anfang gemacht, und Heringe geliefert haben , welche den von Hol. ländern gefangenen nichts nachgeben . 8. 7. Oſtfriesland iſt in den mittlern Zeiten in viele kleine Herrſchaften , welche man jekt Herrlich . keiten nennet, vertheilt geweſen . Sie wurden durch ſogenannte Häuptlinge beherrſchet , deren Nach . kommen mannlichen und weiblichen Geſchlechts , 3 dieſe 6 Th. 7 A1 .
290
Der weſtphäliſche Kreis .
dieſe Würde bekleideten . Die Häuptlinge zu Grethryht, die den Beynamen Cyrffena oder Sirfs fena bekommen , thaten ſich vor andern hervor, und aus ihrer Familie war Edzard , welchen der größte Theil Oſtfrieslands 1430 zum Oberherrn annahm. Er hatte ſeinen Bruder Ulrich I zum Nachfolger, unddiefen , nebſt ſeinen Nachkommen, erhob K. Feiedrich III im Jahr 1454 in den Reichsgrafenſtand. K. Ferdinand III machte 1654 den Grafen Enno Ludwig , oder Enno IV , zu ei. nem Reichsfürſten , und dieſes Bruder und Nachs folger, Georg Chriſtian , erhielt für ſich und ſeine Nachkommen gleiche reichsfürſtliche Würde. Mit dem Fürſten Karl Edzard , ſtarb 1744 das fürſt liche Haus aus , worauf der König von Preußen , Friedrich II , zufolge der dem Hauſe Brandenburg von dem Kaiſer Leopold 1694 ertþeilten Anwarts ſchaft, Oſtfriesland in Beſig nahm ; das durchl. Haus Braunſchweig - Lüneburg aber ſeine durch eine 1691 mit dem Fürſten Chriſtian Eberhard er. richtete Verbrüderung und Erbvereinigung erlang. te Gerechtſame, der oftfrieſiſchen Regierung und fåmintlichen Stunden anzeigte und verwahrte, auch dem Reichshofratą gehörige Anzeige davon that, und wider das königl. preußiſche Geſuch um die Belehnung und Beſchůzung in dem ergriffenen Beſik, proteſtirte. Die ehemaligen Landesherren haben mit ihren Stånden und Städten überaus viele Vertråge errichtet, welchen gemäß der König von Preußen die Landesregierung fortzuſeßen befohlen hat. 1757 und 58 Şaben Franzoſen und Deſtreicher dieſes Land ſehr ausgeſogen , auch 1761
Oſtfriesland.
291
1761 Starke Contribution daraus gehoben, ſo daß man rechnete , es habe der feindliche Einfal dem Lande über 2 Millionen Thaler gekoſtet. S. 8. Der König von Preußen nennet ſich in Anſehung dieſer Lande, Sürſten zu Oſtfriesland, Serin zu Eſens, Stedesdorf und Wittmund. Das Wapen wegen des eigentlichen
Oſtfriess
lands , iſt eine goldene und gefronte Harpye , mit ausgebreiteten Flügeln, im ſchwarzen Felde, ſamt 4 goldenen Sternen in den 4 Winfeln des Feldes. 5. 9. Seit 1667 hat der Fürſt zu Oſtfriesland Sizund Stimme im Reichsfürſtenrath, und zwar zwiſchen den Fürſten von Auerſperg und Fürſten . berg : und auf den weſtphäliſchen Kreistagen rigt Oſtfriesland zwiſchen Naſſau Dillenburg und Mórs : das Land aber iſt bis jeßt nod eine bloße Grafſchaft, und wie zu einec gefürſteten Grafſchaft oder zu einem Fürſtenthum erhoben worden. Zu einem Rómermonat iſt es auf 6 zu Roß und 30 zu Fuß, oder auf 192 Fl. und zu einem Kammerziel auf 160 Rthlr. 86 Kr . angelegt. 9. 10. Zu Aurich iſt die landesfürſtliche Res gierung, die aus 2 Senaten beſteht, und zugleich mit Zuziehung des Generalſuperintendenten und
der aurichſden Stadtprediger, das Conſiſtorium ausmacht; die Rriegs- und Domainen - Ram. mer , das landſchaftliche Collegium adminiſtra. torum, welches die Schakungen oder Collecten eintreibet, verwaltet und berechynet; und ein Col. legium medicum provinciale. Ø . ur , Als Fürſt Karl Edzard 1744 ſtarb, betrug ſeine gånzliche Einnahme, die Naturalien 3 2 jų
Der iveſtphäliſche Kreis ,
292
zu Gelde gerechnet, 194309 Rthlr. hingegen war die fonigl . Einnahme von Trinitatis 1762 bis da: hin 1763, 312436 Rthlr. Sie würdenoch gröf ſer geweſen ſeyn , wenn nicht das Land damals durch die Vie ſeuche viel verloren (S. 3.) und wenn ihm nicht der Einfal der Franzoſen fo viel gekoſtet håtte. (9. 7.)
Die Summen, welche das
Land aufbrachte, waren für die königliche Caſſe 231863 Rthlr. für die Landſchaft, nach Abzug der ſen , was die königl . Caſſen aus den Landſchaftlichen Einkünften ſchon 103000 gehoben hatten für die Deiche , Schleuſen , Kirs 100000 chen und Schulen die Stadt Emden für die Rama mer, nach Abzug deſſen , was für die fånigl. und Landeskoſten ſchon aufgebracht war
35000 Summa 469863 Rthlr.
Zu einer 1757 von dem Land erlegten außerordents lichen Contribution von 317000 Thalern, gab die 17000 Rthlr. Stadt Aurich I 2000 Norden Embden
Anit Leer
79000
Wehner Vogter
37000 18000
Bunder Vogter Amt Embden
14000 47000 224000 Rthlr. Srans .
293
Oſtfriesland . Transport Aemter Wittmund und Eſens AmtAurich
224000 Rthlr.
Amt Stickhauſen
8000 I 1000 16000
Amt Grethſyhl Amt Berum
23000 200CO
Amt Frideburg
7000 6000 2000
Herrlichkeit Goedens Herrlichkeit Olderſum
317000 Rthlr . Die jährlichen Subſidien - Gelder , welche die ofte frieſiſche Landſchaft an die vereinigte Domainen und Krieges - Kaſſe bezahlet , betragen nach der Convention von 1744 40000 Rthlr. dazu kommen an Agio ungefähr an Contribution aus Eſens aus Wittmund zuſammen die durch das ſogenannte bracht werden .
6666 4833 2651
-
54151 Rthlr .
Surrogatuin
aufges
Š. 12. Oſtfriesland beſteht heutiges Tages aus 3 Städten , 9 Reintern , die ehedefſen Herr licjfeiten geweſen ; nun aber , gleich, wie die Ståds te, erb- und eigenthümliche Güter des Landesfürs ſten ſind , und aus 6 adelichen Herrlichkeiten , die ihre eigene Erbherren haben , aber doch unter der landesherrlichen Obertothmåßigkeit des Fürſten ſtehen . Die Aemterwerden durch fürſtliche Dros ſten , Amtsverwalter , Amtleute und Rentmeister verwaltet , und find in
Vogtenen , dieſe aber in
Kirchfpiele abgetheilet.
Die Edelleute laſſen in I 3 ihren
294
Der weſtphäliſche Kreis.
ihren Herrlichkeiten ihre Gerechtſame durch Ges richtsverwalter ausüben . Die ehemaligen Amts , þauptmannſchaften oder Droſteyen , ſind heutiges Tages nur Titel ohne Geſchäfte , soo Thaler ein ,
bringen
aber
§. 13. Dieſes vorausgeſekt, bemerken wir I. Die Städte und Aemter .
1. Die Stadt und das Amt Aurich . 1) Aurich , in alten Urkunden , Awerk, 4werke, Auricke Aurikdorf , Aurique, die ehemalige fürſts liche Reſidenzſtadt, weiche noch iegt der Siß der S. 10 . angezeigten hohen Landescollegien und des lutheriſchen Generalſuperintendenten iſt , liegt faſt mitten im Land . Das ehemalige Reſidenzſchloß iſt nuit Wau und Graben umgeben. Aufdemſelben verſammlen ſich die Regierung und Kammer. In der darinn befindlichen Beſagungs- , firche , halten die Reformirten ihren Gottesdienst , welches ihnen 1745 von Berlin aus unter der Bedin : gung erlaubet worden , wenn der Magiſtrat zu Emden daſelbſt den Lutheranern offentlicher Gottesdienſt vers ſtatten würde. In der Stadt ſelbſt bemerket man die lutheriſche Stadtfirche , die lat. Schule , und ein öffentliches Gaſt- und Urmen - Haus. Der Magiſtrat beſteht aus 2 Bürgermeiſtern , 2 Rathsherren und I Secretår. Die Stadt hat Tchon 1519 die evanges liſch lutheriſche Lehre angenommen . Sie hat ihre Nah : rung oon den Landescollegien . 2) Das Zuricher Amthat große Heyden , beſteht aus 6 Vogteyen , und enthalt 21 lutheriſche Kirchſpiele, welche unter den Inſpectoren zu Uurich und Engerhave ſtehen . (1 ) Die Zuricher Vogtey , oder Saus : Vogtey, begreift die 9 ſogenannten Logen oder kleinen Dörfer, welche zum Äuricher Kirchſpiel und Glockenſchlag gehos ren , und von welchen zu bemerken : a . Sands
Oſtfriesland.
295
a . Sandhorſt, worelbſt ein fürſtliches Land- und Luft Haus geweſen iſt. Nicht weit davon iſt Meerhuſen, ein fürſtl. Jagdhaus, welches ehemals ein Kloſter geweſen . b. Xahe , welches Dorfchen neben der Gegend Upſtalsboom , iſt , woſelbſt ehemals unter 3 daſelbſt gewefenen Hoben Eichenbäumen die jährlichen Zuſams menfünfte der alten Frieſen , die zwiſchen dein Rhein und der Weſer wohnten, gehalten worden . ( 2 ) Die Soltroper Vogtey , in welcher a . Jlau , ein ehemaliges lat . e8fürſliches Jagds haus in einer angenehmen Hilzung, welches ebedeſſen ein Ciftercienſer Kloſter geweſen iſt. b . Das Dorf Soltrop , und andere Dörfer . ( 3) Die Backbender Vogtey. (4) Die Xyper Vogtey. (5) Die Südbrockmer Vogtey , welche ein Theil von dem Brockmer Lande , Brocmeria , iſt , welches ſeinen Namen von den ehemaligen Befigern des gans jen Aints , den Häuptlingen vom Brock , hat , und in welchem zwar einige Gebüſche und viele Moråſte, aber aud chines Acerland zu finden. In dieſer Vogter gehộren Oldeborg , Veenhauſen , Engerbafe , Vics torbur, Uthwerdum, Thene, Wigbolsbur , und die Wolden , Bedecaſpel, das einige reformirte Kirdſpiel in dieſem Amt. Das Wibelsbuer Meer , iſt ein Landſee. (6) Die Zordbrockmer Vogtey , liegt auch im Brockmer kande, und enthält den Flecken Marienhafe, bis an welchen in alten Zeiten ein Meerbuſen reichte, deſſen ſich die im 14ten Jahrhundert berüchtigt gewe fenen Seeräuber , welche Stortebecker zum Unführer hatten , als eines Schlupfwinkels bedienten , und die Derter Oſteel , Upgant, Tiech und Siegelſum . Unmerk . In alten Zeiten hat auch die Hüusvog tey, wenigſtens ein Theil derſelben, zu dem Brockmers land gehårt, deren in dem Brockmer Bricfe , oder in dem Wilkåren der Brocmer, geſchiehet auch der Lam perts Kirche in Uurich , und des Auricher Geſtlandes , Erwähnung . I 4 4 ) Die
296
Der weſtphäliſche Kreis. 2. Die Stadt und das Amt orden .
1 ) Die Stadt Zorden , liegt i Stunde Weges von der Nordree, iſt die älteſte und nach Emden die größte Stadt in Oſtfriesland, zwar offent , aber gut gebauet und wahrhaft, und hat einen Seehafen, der aber zu weit in das Land hinein lieget. Die Gerichtsbarkeit wird durch den landesherrſchaftlichen Amtsverwalter , und durch Bürgermeiſter und Rath verſehen . Sie hat eine lus theriſche Stadtfirch deren Paſtor zugleich Inſpector ůber 9 Kirchen iſt, eine lateiniſche Schule , und ein Gaſthaus ; welches ehedeſſen ein Kloſter geweſen . Es find auch hieſelbft viele Reformirte , auc Mennoniten und vereinigte evangeliſche Bruder. 2 ) Der zum Amt geysrige Strich Landes, iſt ohne D &rfer, aber mit vielen Landgütern angefüllet; und wird in die Oſter, Linteler und Weſtermarſch , und in Sùs der Zeuland eingetheilet, woraus 2 Vogteyen gemacht worden . Ade in gedachten Marſchen wohnende land leute, machen nur 1 Kirchſpiel aus. Zu dieſem Amt gehöret auch die Inſel Juiſt, wels che i lutheriſches Stirchſpiel ausmacht , und 2 Meilen voin feſten Lande entlegen iſt. Zwiſchen dem Oſt- und Weſt- Lande, iſt eine niedrige Fläche, die zu der Zeit der Fluth unter Waſſer ſtebet. An der nordwefilichen Seite , wo die Kirche ſtehet, reißt die Seé Land ab, und an der fürdftlichen Seite fetzt fie dergleichen an. Die Einwohner ernähren ſich von der Schiffahrt, fan gen zu ihrer Nothourft Fiſche, und haben etwas Viehzudt . Anm . Von dem Norder Amt erſtrecket fich irs Bes rumer Umt ein Strich Landes welier die Teel : Lani den genennet wird , beſondere Freyheiten genießet, und aus 8 Teelen beſteht. Die Seelbauern halten ihre jährs liche Verfaniilung in der Stadt Norden , und theilen die Einfinite von den Teel - Landen unter ſich nach ih ren Geſchlechtsregiſtern . 3. Die
Oſtfriesland.
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3. Die Stadt und das Amt Emden . I) &mden , eine große, anſehnliche und feſte Sees und Handels - Stadt an der Ems , welche aus 3 Theis len beſtehet, nåmlich aus der alten Stot, aus fals dern, welches ehedem eigene dem ofifrieſiſchen Hauſe zuſtändige Herrlichkeit geweſen , aber 1569 mit der Stadt vereiniget worden , und auß2 Vorſtadten , ivel che ehedeſſen mit zu dem Umt gehöret haben . Sie hat einen Seehafen , dahin die Schiffe durch einen aus der Ems geleiteten breiten Canal, der Delf genannt, fah ren fönnen , dem es aber ſo wie dein Hafen , bey trocf ner Fahrszeit an hinlänglichem Waſſer fehlet, ein ſchi nes Rathhaus, die fogenannte große Kirche, ein Gaſts haus mit einer Kirche, die neue Kirche , (weiche Kir chen insgeſamunt den Reformirten gehdren ,) und eine lateiniſche Schule. Unter die reformirte geiſtliche Ins ſpection , gehören 14 Kirchen. Seit 1749 haben hier die Lutheraner öffentlichen Gottesdienſt , auch ſeit 1774 eine eigene Kirche, an welcher 2 Prediger fiehen . Das ehemalige Schloß iſt abgebrochen . Es find hier auch Katholiken, Mennoniten und Juden. 1750 iſt hierelbſt eine aſiatiſche Handlungsgeſellſchaft errichtet, und von dem Kånig privilegirt , auch wegen derſelben der hier ſige Hafen 1751 für einen Frenbafen erkläret , 1769 aber die Geſellſchaft wieder aufgehoben , und die vors hingedachte Herings - Compagnie errichtet worden . Die Freyheit des Hafens dauert noch fort , dennt alle über die See zurückgebende Waren erhalten den Zoll zurück. ' 1757 ward die Stadt von Franzoſen uno Deftreichern bereßt. Die Stadt hat einige ihr gegen Oſten liegende Serrs lichkeiten an ſich gebracht, deren Einwohner insges fammt der reforinirten Kirche zugethan find. Sols . che ſind ( 1 ) Die Herrlichkeiten Uphuſen und Wolthuſen , in welchen 2 gleichnnmige Dörfer find. I 5
( 2 ) Die
che
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5
Der'weſtphäliſ
Kreis .
( 2 ) Die Herrlichkeiten Klein- und Groß :Box : ſum , Jarſum und Widdelsweer , welche insgeſammt beym Einfluß der Ems in den Dollart liegen . (3 ) Die Herrlichkeit Olderſum , an der Ems, in welcher der Fi den Olderſum oder Oldersheim . ( 4 ) Das Amt Emden , hat einen ſehr guten und fruchtbaren Hodeni, begreift fchöne und große Flecken In und Dorfer , auch viele anſehnliche Landgüter . demſelben find 24 reformirte Kirchſpiele und i lutheris fches . Es ift in 5 Vogteven abgetheilet . 1 ) Die Sinter Vogtey , welche von dem großeri Dorf Sinte den Namen hat. Der daſige reformirte Paſtor , ilt Inſpector über 7 Kirchen . 2 ) Die Midlumer Vogtey . 3 ) Die Lareelter Vogtey , welche von dem großen Dorf Larrelt benennet wird. Bey der auf einer Lands ſpiße gelegenen Knocke , iſt eine Fähre , welche nach Groeningen geht. Die Jemgumer Vogtey , welche nebſt der Dizu : mer Bogter in dem ſogenannten Zieder - Xeiderlande liegt. Jemgum , iſt ein großer und reicher Flecken , mit einem Hafen an der Ems. Der hieſige reformirte Pas ſtor , ift Inſpector åber 7 Kirchen . Bey demſelben fiel 1533 zwiſchen dem Herzog von Geldern , Karl, und den Grafen zu Oftfriesland , Enno II und Johann I, und 1568 zwiſchen Ludwig , Graf von Naſſau, und dem Herzog von Alba , eine Schlacht vor. 1783 erlitt der Drt großen Brandſchadeo . ( 5 ) Die Dizumer Vogtey , in welcher a. Dizum , ein großes Dorf, mit einem Has fen an der Ems. b . Pawing oder pogum , das einzige evan Umt. geliſch - lutheriſche Dorf in dieſem ( 6 ) Die Inſel Zera oder Zefferland , liegt in Dollart , und macht ein reformirtes Kirchſpiel aus. 4. Das
Oſtfriesland.
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4. Das Amt Berum , liegt an der Nord. fee, und enthält dren lutheriſche Kirchſpiele. Außer dem nun eingegangenen landesherrſchaftlichen Lufts fchloß Berum , ſind hier 4 Vogteven , nåmlich die sager , Teſſer , Arrelter und Öſtermars fcher Vogtey. Der Flecken Sage iſt anſehnlich . Es gehören auch die Inſeln Torderney und Bala truin hieher, auf deren jeden eine Kirche iſt. Jede dieſer Inſeln iſt ungefähr 1 Meile vom feſten Lande entfernet. Auf der erſten ernähren ſich die Einwohner von der Sd ;iffahrt mit eigenen Schiffen , vom Fang der Fiſche, die ſie nach dem feſten Lande bringert, und von einer geringen . Viehzucht, die vorzüglich in Scharen beſtehet. Auf der zweyten, baben die Einwohner ihre meiſte Nahrung vom Fang der Fiſche, die ſie auf eigenen Schiffen nach dem Feſten Lande bringen . 5. Das Ame Grethſyhl, oder das Greta mer Amt, liegt aud, an der Nordſee, und beſteht aus dem beſten Kleeland. Es enthält außer Bors fum , 10 reformirte Kirchſpiele, die unter die In . ſpectoren zu Pilſum und Eilfum vertheilet ſind, und þat 3 Vogteven , nåmlid , die Sauß - Oſter- und Weſter -Vogtey. Es hat durch neue Eindeis chung viel neuen und guten Boden gewonnen . In der Weſter Vogtey, iſt Grethføhl, insgemein die Grethe oder Greete, genannt , ein Flecken an der Rordſee , init einem Schloß. Disſer Ort iſt das Stainmhaus des 1744 ausgeſtorbenen firſtl. Hauſes . Es gehört das ehemas Igi Kloſter Upping , und das Landgut Ackens dazu . In der Oſter Vogrey , iſt Wirdum, wozu das ehea malige Kloſter Aland gehöret; Grimmerſum , ein Dorf,
300
Der weſtphäliſche Kreis.
Dorf , init einem adelichen Schloß , der bevingaiſchen Familie zuſtändig. Die Inſel Borchum oder Borkum , mit einer res Der niedrige formirten Kirche , iſt zu bemerken . Sandſtrich , welcher die Inſel um die Mitte durch dhneidet , iſt zur Zeit der Fluth mitWaffer angefüllet. Die Einwohner ernålren ſich von der Seefahrt , von der Viehzucht, die gegen Weſten am ſtärkſten iſt, und vont Die Inſel Ackerbau auf der Oftſeite des Landes. iſt faſt allenthalben mit guten Sanddünen umgeben . Uus der kleinen und unbewohnten Inſel Bandt, iſt eine unter Waſſer liegende Sandbank geworden . 6. Das Amt pewſum , welches ganz von
dem
Gretmer
Amt umgeben
4 Kirchſpiele , unter welchen die übrigen find lutheriſch .
iſt.
Es enthålt
ein reformirtes ift , Zu Pewſum
iſt ein
verfallenes landesfürſtlicjes Schloß , auf welchem Die umliegende Ger der Amtsverweſer wohnet. gend iſt herrlich. 7. Das AmtLeer, iſt das fruchtbarſte und reichſte . Es enthält 19 reformirte und 5 lutheris ſche Kirchſpiele , und beſtehet aus 5 Vogteyen . 1 ) Die leerder oder normer Vogtey , enthält ( 1 ) Leer , oder Lehr und Lier , einen großen und wohl bewohnten Flecken an der Leda , welche eine gute Viertelſtunde davon in die Ems fließt. Es wird hier viel feines Leinen verfertiget und verhandelt. Man findet hier eine reformirte Kirche , (deren Paſtor zu gleich Inſpector fiber 12 Kirchen iſt, und lateiniſche Schule , eine lutheriſche Kirche , deren Paftor zugleich Inſpector über 10 Kirchſpiele iſt, eine anſehnliche fa- . tholiſche und ſtarke Mennoniten - Gemeine, und 2 ades liche Burghofe . Die dzepe iſt eine kleine Inſel in der Leda , dera Fieden gerade gegen über . ( 2 ) Ort , oder Leer : Ort , ein altes Schloß , beym Einfluß der Leda in die Eins , welches ehedeffen VOA
Oſtfriesland.
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von den Hamburgern erbauet, und nachmals zu einer Feſtung gemacht worden. Herzog Heinrich von Braun fchweig , welcher es 1514 belagerte, wurde vor demſel ben erſchoſſen. (3) Loga ein Lehngut , oberhalb leer , wels ches der freyherrlichen Familie von Wedel gehört. Es hat lutheriſche und reformirte Einwohner , und zu demſelben gehören das Schloß Evenburg , und die Dörfer Loga und Logabehrum . ( 4 ) Utter- oder Zutter - mohr , neben welchem Ort das ehemalige berühmt geweſene Kloſter The: singa liegt. 2) Das Oberledinger Land , welches der roges nannte Walſchlot zwiſchen Voellen und Wardict von dem Stichuſer Uint ſcheidet. Bey Sampol , an der munſterſchen Gränze , war ehedeflen eine Schanze. 3) Die Bingumer Vogtey , in welcher das anfehn liche Dorf Bingum- iſt. 4 ) Die Wehner Vogtey , in welcher der Flecken Wehner , woſelbſt der reformirte Paftor zugleich In ſpector über 8 Kirchen iſt. Nicht weit von Dyhle, war ehedeſſen eine Schanze. 5) Die Bunder Vogtey , in welcher einige neue Polder ſind , deren oben 5. 3. Meldung geſchehen iſt. Dunenbrock war vormals ein Kloſter. Anmerk. Die drey leßten Vogteyen, machen das ſogenannte Ober Reiderland aus. Das Reiderland hat iberhaupt einen ſehr fetten Boden , welcher nicht gedünget werden darf, daher auch der Miſt daſelbſt nicht überall gebraucht, ſondern zum Theil gegen Torf vertauſchet wird, welchen die Vehebauren zur Düns gung ihrer Mohr - Uecker mit zurück nehmen. 8. Das Amt Stickhauſen , hat einen ſcho. nen Grasboden.
Es enthalt 14 lutheriſche Kirche
ſpiele, und beſtehet aus 2 Vogtenen. 1 ) Die Filſumer Vogtey , in welcher das Mors mer Land ift, das von dem vielen Mohr den Namen bat. (2) Sticks
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Der weſtphäliſche Kreis.
( 1 ) Stickhaafen , ein Schloß an der Leda , wels ches um das Jahr 1435 von den Hamburgeru wider die Seeräuber erbauet , und nachmals noch mehr befes fiiget worden . (2 ) Detern, ein Fleden . Der Paſtor an der hies ſigen lutheriſchen Kirche, iſt Inſpector über 10 Kirch ſpiele. ( 3 ) Safelt und Stickelkamp, find Güter des Jos hanniter Orders . 2) Das Oberledinger Land , welches ein Theil des oben ſchon genannten Obertedinger Landes ift. Bey Raude iſt eine alte Schanze. Langhold iſt ein Gut des Johanniterordens . 9. Das Amt Friedeburg , hat große Heis ben und Moråſte, und begreift einen Theil von der alten Landſchaft Oſtringen. Der Paſtor zu Marr , ift Inſpectorüber 5 lutheriſche Kirchſpiele. Das Amt beſteht aus 2 Pogteyen . 1 ) Die Xeepsholter Vogtey , darinn ( 1) Friedeburg , eine alte eingegangene Grång feftung , in welcher das Schloß abgebrochen worden. (2)Reepsholt, ein Dorf. 2) Die Borſter Vogtey . JI. Die adelichen Herrlichkeiten. 1. Die Serrlichkeit Dornum , liegt zwiſchen dem Berumer und Ereuer Amt , an der Nordſee , und ges høret einem Herrn von Waubrunn. Sie bringt ihrem Beſißer jährlich ungefähr 4500 Rthlr. ein . Die Ein wohner ſind lutheriſch . Der vornehmſte Ort iſt Dor: num, ein Schloß und Dorf. , . 2. Die Serrlichkeit Lůzeburg oder Lútelsburg , liegt zwiſchen dem Norder und Berum Amt, und ges hørt einem Freyherren von Kniphauſen , dem ſie idhrs lich ungefähr 5000 Rthlr. einbringt. Die Einwohner find theils reformirt , theils lutheriſch) , theils fathos liſch. In derſelben iſt das Schloß und Dorf Lúzeburg, und
Oſtfriesland.
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und das kleine Dorf Bargerbur mit einer reformirten Kirche. 3. Die Serrlichkeit Jennelt oder Jindelt, iſt von dem Gremter Amt umgeben , und gehöret einein Freya herrn von Knipphauſen , dem fie jährlich etwa 1200 Rthlr. eintrågt. Sie enthält das Dorf Jennelt. Die Einwohner ſind reforinirt. 4. Die Serrlichkeit Riſum , liegt an dem Emſer Ausfluß , und iſt ſonſt von dem Emder Amt umgeben . Sie gehåret der Familie von Hohnſtede, trägt jährlich etwa 1000 Rthlr. ein , und enthält Xiſum , ein großes Dorf. Die Einwohner find reformirt. 5. Die Serrlichkeit Petkum , liegt an der Ems, und gehöretder freyherrlichen Familie von Torf , der fie jährlich etwa 800 Rthlr . einbringt. In dem gros Beni Dorf Petkum , iſt ein Schloß. Die Einwohner find lutheriſch . 6. Die Serrlichkeit Goedens , jeßt Wedelsfeld , liegt ziviſchen dem Friedeburger Amt, und der Herrs ſchaft Fever , hat lauter Klee- und Marſch -Land , und gehört jeßt einem Grafen von Wedel. Sie bringt jähr lich ungefähr 20000 Rthlr. ein , und enthält das Schloß Goedens ; das Dorf Altgoedens; den Flecfen 17eu : goedens , woſelbſt die Katholiken und Proteſtanten freye Religionsåbung haben , und viel Leinen verfers tiget wird ; das Dorf Dickhuſen , nebſt Silland , und Loppelt , und nebſt der Goedenſer Grode.
Das Sarlinger Land , Harlingia , welches ſeinen Namen von dem kleinen Fluß Sarrel oder Karle, þat , an der Nordſee liegt , und mehrens theils ein fettes und fruchtbares Marſchland iſt, gehört nicht zu Oſtfriesland, ſondern wird von dem Fürſten zu Oſtfriesland , als ein Lehn des Herzog. thums Geldern ,
beſeſſen .
Es beſtehet aus den Herre
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Der weſtphäliſche Kreis .
Herrſchaften Eſens , Stedesdorf und Witto mund , die ehedeſſen Herrlichkeiten geweſen , und durch Heirathen und Verträge an das fürſtlich -oſt frieſiſche Haus gefommen ſind , welches auch dies ſelben im Titul geführet hat. Durch den von dem ehemaligen Häuptling zu Efens und Wittmund, Balthaſar , verurſacyren Krieg mit dem Grafen Enno II, iſt es ein Lehn des Herzogthums Geldern geworden . Die ehemalige beſondere harligiſche Kanzley , iſt nun mit der Regierung zu Aurid , vers einigt. - alle Einwohner ſind der lutheriſchen Kir . die zugethan . Es gehöret dahın
1. Die Stadt und das Amt Erens , I ) Erens , Erenſe , Efenſa , eine kleine mit Wall und Graben umgebene Stadt , woſelbft eine große lu theriſche Kirche, deren Paſtor zugleich Inſpector über 11 Kirdſpiele iſt, eine lateiniſche Schule, ein Waiſena und Baft - Haus iſt. zu Erens geijdren unterſchiedene nahe gelegene . Dorfer und He 2 ) Das Amt Erens begreift 11 Kirchſpiele , und iſt in 2 Haupt- oder 6 fleine Vogteyen abgetheilet. Die Kirchdörfer find Werdum , Taunum , Stedesdorf, (ehedeflen eine eigene Herrlichkeit und Herrſchaft , zu welcher auch die Kirchſpiele Thunum und Dunum ge håret haben , aber ſchon längſt dein Umt Eſens einver leibet , ) Thunun , Dunum , fulcum , Weſterbur, Accum oder Weſter : Accum , Rochſtede , Ochterſum , Weſterholt. Zu Edelſer Loog uno Thunum , find ades liche Hofe. Es gehören auch die Inſeln Langeoog und Spieckeroog hieher , und auf der lebten iſt eine Kirche. Jede iſt ohngefähr eine Meile von dem feſten Lande entfernet , und auf der lekten giebt die Schifs fahrt für Frachtgut die meiſte Nahrung. Die Sees dfnung zwiſchen Langoog und Baltrum , wird 2kku : mey
Das Fürſtenthum MÅrs.
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ey oder Akkumes - Be , und die Seedfnung zwis fchen der Inſel Langoog und Spiecferoog wird die Offenbalge , genennet, eigentlich die Ogumer Balga, von dem durch die Fluthen derſchlungenen Kirchdorf Ogum. 2. Das Amt Wittmund , beſteht aus 3 Vogteyen ,, die ſich über 9 Kirchſpiele erſtrecken . 1 ) Wittmund, ein großer Marktflecken , init einer Schule und einem Gaſthauſe. Der Paſtor an der hieſi gen lutheriſchen Kirche, iſt Inſpectoi diber 7 Kirch ſpiele. 2 ) Die Kirchdorfer Burhave , Buttforde , funs nir , Beerdum, Bleerſum , Eglingen , 2ſel und Cas rolinenſyhl, welder wohlgebauete Ort einen ges räumigen Hafen , und ſeit 1776 eine neue Kirche hat, auch die adelichen Güter Buthforde, Erichswarven , 17eudorf , u . a . m. Es ſind hier auch unterſchiedene neue Groden. In dieſem Amt wird Thon- oder ſogenannte Potts Erde gegraben , und nach Holland geführt, woſelbſt man ſchone trdene Gefäße daraus brennet. Die fånigi. Kriegs : und Domainen - Kammer pflegt dieſe Gråber rey zu verpachten .
Das Fürſtenthum
S.
Mörs. .
1.
as Sürſtenthum Mörs oder Meurs, iſt D auf den homanniſchen Charten von dem Erz ſtift Cöln, und von den Herzogthümern Jülich und Berg hinlänglich zu ſehen. Es haben aber auch Joh. Mercator und 21. von Seurdt beſondere Charten von demſelben gezeichnet, und die lekte haben Friedrich de Witt , auch Covens and Mortier, unter ihren Namen Herausgegeben . U 6 Th.7 4 . $. 2.
306
Der weſtphaliſche Kreis .
Herzogthümern Cleve ift Cöln , und von dem und Berg , von dem Erzſt Herzogthum Geldern umgeben , und etwas über S. 2. Es iſt von
den
2 Meilen lang und breit. Ø . 3. Das Land iſt zwar an vielen Orten ſum . pfig und moraſtig , aber doch fruchtbar an Getrai de , Vieh und Bildpret. Der Rhein macht gegen Oſten die Grånze des Landes ; es wird auch von unterſchiedenen kleinen Flüſſen und Bächen be måſſert. Die Einwohner ſind , ausgenommen in der Herrlichkeit Creyfeld , alle der reformirten Kirs che zugethan . 9. 4. Dieſes Land iſt ein altes cleviſches Lehn , welches die ehentaligen Grafen von Mårs ſchon 1287 von den Grafen zu Cleve empfangen haben. Nach Herrmanns , des legten Grafen von Mórs , Tode wollte Wilhelm , Herzog zu Cleve, die Grafo ſchaft Mórs als ein eröffnetes Lehn in Beſiz neh . men : allein , des legten Grafen Schweſter Wal purgis , die an Adolph Grafen von Neuenar, pers måhlt war, maßete ſich ihrer an , und 1579 wurde endlich der darüber entſtandene Streit folcherge. ſtalt beygelegt, daß Graf Adolph die Grafſchaft Mórs von dem cleviſchen Herzog Wilhelm zu Erbs leh:•nahm , auch verabredet , daß, wenn die Grå finn Walpurgis ohne Kinder ſtürbe , alsdann die Grafſchaft dem Herzog von Cleve heimfallen ſollte . Allein , die Gråfinn.ſchenkte und vermachte die Grafſchaft an den Prinzen Moriſ von Naffau : Oranien ; und obgleich der Herzog zu Clevedieſellbe 1600 nach der Gråfinn Tod in Beſik nahm , ſo wurde ſie ihm doch durch den Prinzen Moriß ents riſſen .
Das Fürſtenthum Mörs.
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riſſen . Bende Theile verglichen ſich 1606 dahin , daß die Bürger zu : Mors neutral ſeyn, der Prinz Moriz in das Schloß eine Beſagung von 206 Mann legen ,
auch nach ſeinem Tode die Graf
Da aber ſchaft dem Herzog heimfallen follte. Prinz Moriß 1625 ſtarb , nahm ſein Nachfolger Friedrich Heinrich die Grafſchaft in Beſik, in wel . chem auch das naſſau- oraniſche Haus bis aufden Tod Wilhelms III, Königs von Großbritannien , geblieben iſt , nach welchem der König von Preuſ. ſen die Grafſchaft theilsals Lehnsherr , theils als Erbe einnahm . Die Herrlichkeit Frimorsheim haben die Grafen von Mórs von der Abtey Were den zu Lehn getragen ; daher fie, nach des legten Grafen Hermanns Tode , der Abtey eröffnet wur. de , die aber 1579 mit derſelben den Herzog Wil helm von Cleve belehute; doch wurde ihr Genuß der obgedachten Gråfinn Walpurgis gelaſſen, nach deren Tode fich ihrer Prinz Moriß von Naſſau gleichfalls bemachtigte, auch von der Abtey Wers den die Belehnung darüber erhielt. Jedoch 1648 brachte das churfürſtlich - brandenburgiſche Haus dieſe Herrlichkeit , nebſt den übrigen Werdenſchen Lehen , wieder an das Herzogthum Cleve , ließ aud, die Belehnung über dieſelben 1668 und 1681 erneuer'11 . 1707 ließ der König von Preußen die Grafſchaft Mörs mit ihrem Zugehör von dem Kais ſer Joſepk zu einem Fürſtenthum erheben , aber zu Sik und Stimme in dem Reichsfürſtenrath ift er , ungeachtet der dieferwegen
1708 vom chur.
fürſtlichen und fürſtlichen Collegio ſchon gefaßten Schlüſſe , noch nicht gelanget. 12 $. s.
308
Der weſtphäliſche Kreis . $. 5. Das Wapen deſſelben iſt ein ſchwarzec
Querbalken im goldenen Felde. ' Ben dem weſt phåliſchen Kreiſe wurde der Prinz von Oranien wegen Mórs , nach verſprochenem Beytrage von 4 zu Roß und 12 zu Fuß zu dem Reichsanſchlag, 1671 zu Sik und Stimme aufgenommen , und bekam ſeine Stelle auf der gråflichen Banf unmit, telbar nachy Witten. Als Mors 1708 zu einem Fürſtenthum erklärt worden war, wurde ihm auch bey dem Kreiſe ein fürſtlicher Rang angewieſen, wie es denn gleich auf Oſtfriesland folget. Zu jes dem Rammerziel ſoll es 42 Rthlr. 341 Kr. geben . Ø . 6. Das Fürſtenthum Mörs hat ſeine beſon . inal - Fiſcal Le imLandeshoheit. hngs z . Kirchen - Civ il : Crdie Grån dere Regierung, welche , Lehns: Saden verſieht. Die ökonomiſchen Sachen wer den von der Rrieges- und Domainen - Ram mer - Deputation, und die Krieges - und Poli cer - Sachen von dem Steuerrath der Städte Mörs und Crefeld , unter Anweiſung des lektge dachten Collegiums, verwaltet, und 'eben derſelbe beſorget auch die Verrichtungen eines Landraths. 9. 7. Zu bemerfen iſt 1 ) Wórs , oder Yzeurs , eine kleine Stadt mit einem Schlog, auf weldet ſich die Landescolegia vers fammlen . Sie hat eine reformirte Kirche und eine las teiniſche Schule , es iſt auch 1773 den Katholiken öf fentlicher Gottesdienſt in einer eigenen Kirche ; vers ſtattet worden . Die Generalſtaaten haben Stadt und Schloß bis 1712 beſeßt gehalten : allein , in dieſem Jahr bemachtigten ſich ihrer die aus Brabant in die Winterquartiere gehende preußiſche Truppen in der Stille , und nöthigten die holländiſche Beratung zum Abzug , worauf die Stadt dem Könige Guldigte . Seit 1764
Das Fürſtenthum Mörs.
309
1764 ſind die Feſtungswerke der Stadt und des Schloſſes geſchleift. 2 ) Das Rirchſpiel Nórs , zu welcher 7 Bauer: ſchaften und das adeliche Gut ter Voort gehören. 3). Das Kirchſpiel Gomberg, init der Bauerſchaft Effenberg , woſelbſt ſeit 1766 eine fliegende Brücke über den Rhein geht. Bey niedrigen Waſſer kann man am Eſſenberg in Rhein die Gründe der Camiller Schanze ſehen , welche 1597 geſchleift worden . 4 ) Das Kirchſpiel Baerl, zu welchem des Haus Baerl und 6 Bauerſchaften gehören . 5) Das Rirchſpiel Everfaal, zu welchem die Bauerſchaft vier Baumer Seyde und das Haus Wolfskuhlen gehören. Es hat aber feine beſondere Kirche , ſondern geht nach Butberg zur Kirche. 6 ) Das Kirchſpiel Repelen , zu welchem das Haus Stroomeurs , der Abtey Camp zuſtändig, und 7 Bauerſchaften gehören . 7 ) Das Kirchſpiel L7eukirchen , von vier Bau purchaften. Der übt zu Werden iſt Patron dieſer Pfarre. 8) Das Rirchſpiel Vluyn, dahin das Haas Blu . mersheim und 3 Hauerſchaften gehåren . 9) Die Serrlichkeit frimorsheim , welche auch Friemersheim, Vrymeursheim, Freimorsheim, und noch auf andere Weiſe geſchrieben wird , iſt , wie oben ſchon angezeiget worden , ein Lehn des Stifts Werden, und begreift ( 1 ) Das Kirchſpiel Frimorsheim , ju welchem 4 Bauerſchaften gehören. Bey der Bauerſchaft Ranns hauſen , die halb zu Mårs gehört , liegt das Nonnen Flofter Kumelen . Das alte Schloß Frimorsheim iſt Der Abt zu Werden hat das Patro verfallen. natrecht. (2) Das Birchſpiel Emmerice , dahin 7 Bauers Tchaften gehören. Auch in dieſem Kirchſpiel hat der Ubt zu werden bas Patronatrecht. U 3
( 3) Das
310
Der weſtphäliſche Kreis.
(3 ) Das Birchſpiel Capellen , deſſen Patron auch der Abt zu Werden iſt. Es gehsren dahin 5 Baus erſchaften , und das Haus Laversfort. 10 ) Die Serrlichkeit Crefeld , welche ganz von dein Erzſtift Cdin umgeben , 4600 coniſche Morgen groß Sie hat ihren eigenen iſt, und 130 Bauerh8fe hat. Landrichter , welcher unter der Regierung zu MÅrs ſtehet. ( 1) Crefeld oder Creyfeld , eine durchgehends regelmäßig und ſchon gebauete , auch volfreiche Stadt, von ungefähr 700 Häuſern und 5000 Einwohnern . Sie iſt 1373 zu einer Stadt gemacht, und 1692 , 1711 , 1738 und 1766 vergrößert worden . Ihre Aufnahme bat fie dem Handel mit feiner Leinewand , welche uns ter dem Nainen der Holländiſchen verkauft wird , der den 1653 aus den Amt Gladbach , 1694 aber aus dem Rheid vertriebenen Mennoniten ertheilten Religionss freyheit , und den vielen Manufacturen zu danken . Man verfertiget hier nämlich Sammt- Seiden und Floret- Band , Sammete und ſeidene Stoffen , reides;? Schnupftücher , Strümpfe , gezwirute Seide und ana dere feidene Waaren ; Serget ( aus langer gekämmter Wout geſponnenes gezwirntes Garn,) und daraus kurze wollene Waaren , welche an Güte den Engländiſchen und frieſiſchen gleichen : auch find hier Seifenſiedes reyen ,Rauch-undSchnupf-Tabaks- Manufacturen ,und. Eſſigbrauereyen . Die Ratholiken find an der Zahldie ſtårfften , und haben eine 1752 erbauete fchöne Kirche, und ein Nc inenflofter. Die Hauptfirche gehårt den Reformirten . Die Gemeine der Mennoniten iſt ſehr anſehnlich and wohlhabend : fie bat ihre eigene 1655 erbauete Kirche . Die Lutheraner haben auch eine kleine Kirche. Die Juden haben eine Synagoge. Dasuna weit der Stadt belegen geweſene Schloß Krakau , ift 1677 geſchleift . Zwiſchen Crefeld und den colniſchen Dorfern Viſchelen , Widig und Anrad , ſchlugen 1758 die Aliirten das franzöſiſche Kriegsheer in die Flucht.
( 2 ) Das
Das Fürſtenthum Márs.
311
(2 ) Das Innert und Diesheim Find 2 Bauer ſchaften ; welche der Långe nach durch die ganze Herrs lichkeit ſich erſtrecken . 11 ) Die Serrlichkeit L7ieder : Boetberg , oder Bus oberg , am Rhein , welche ein Kirchſpiel ausmacht. 12) Die Serrlichkeit Offenberg , liegt gegen Nors den , am Rhein , und hat jeßt einen bürgerlichen Bes fißer . 13 ). Der halbe Theil des Flečens Suls , welcher dieMörſche Straße genennet wird , gehårt zum Fürs fenthum Wors , und ſtehet ſeit 1768 unter dem Cres
felder Landgericht.
Anhang von dem
preußiſchen
zogthum
Anteil
am
Hers
Geldern .
yer Theil des Oberquartiers von Geldern , der S von dem Kaiſer Karl VI dem Könige von Preußen im Utrechter Frieden 1713 auf ewig ab . getreten worden , ſtehet feitdem in feiner Verbins dung mit dem burgundiſchen Kreiſe , grånzet aber an das Fürſtenthum Mörs , und hat einige Jahre mit demſelben unter einerley Krieges , und Domais nen - Kammer geſtanden : daher, und weil ich den . ſelben ſonſt nirgends füglich hinzubringen weiß , handle ich ihn hier ab . In den Beytrågen , die königl. preußiſch und benachbarte Staaten betref fend , TH . II, B. 1. findetman eine eigene Charte von demſelben , der viel Richtigkeit und Genauig. Feit zugeſchrieben wird.
U
4
Er
Der weſtphäliſche Kreis .
312
Er liegt an beyden Seiten der Maas , und iſt Tehr fruchtbar an Getraide und Flachs , welcher lehte zu Garn und Leinewand verarbeitetwird . Die Wålder ſind unerheblich , und man brennet Torf. Im vorhin genannten Utrechter Frieden , iſt bedungen ,
1) daß die katholiſche Religion
in
dem Zuſtande gelaſſen werden ſoll, därinn ſie zur Zeit des ſpaniſchen Königs Karls II geweſen , 2 ) daß den Stånden des Landes ihre Freyheiten vermoge des 1543 zu Venlo geſchloſſenen Tractats beſchworen, u . 3 ) feine neue Feſtungen an derMaas in dem geldriſchen Bezirk angelegetwerden ſollen . Man hat 1781 gezählet, in den Städten 3946 44,892 auf dem platten Lande
48,838 M. s neuver . e ere net g ond ord ni 64 beſ ein der Kö ver 17 en ium von in es gs leg ma d igt ie Col Do un Kr ein t Mörs s n ad che der rs d St der in wel , un Mö Gel n nge htu e tet ric ne d rd ich mit dem Ver , un ſei wu err
åberhaupt
May 1765 anfieng . Allein , 1767 wurde dieſe Verfaſſung geändert ; denn das Land erklärte ſich , daß es dem König jährlich eine gewiſſe Summe bezahlen wolle , daher es bloß unter einem in dies Jahr errichteten beſondern Landesadmini: ſem ſtrations - Collegium ſtehet,welches 3 katholiſche Mitglieder hat.
iſt Das Juſtits - Collegium auch ganz mit katholiſchen Mitgliedern befeket. Es folget nun die Befüreibung der Städte , demter und Herrlichkeiten , die dazu gehören . 1. Die Stadte . 1. Geldern , vor Alters Gelre , Gellern , liegt in einer morajiigen Gegend, und iſt von dem Fluß Niers gang
Preußiſch.Anth. am Herzogth.Geldern.313 ganz umgeben , der auch ſeit 1764 , da alle ihre Fes Kungswerke geſchleift worden , ihre ganze Befeſtigung ausmacht. Sie iſt nicht groß, aber ordentlich gebauet. 1781 gåhlte man hier 1974 Menſchen . 1739 wurde eine Tuchmanufactur , und 1735 eine Flanel Manufacs tur,angelegt. 1766 und 13 find Strumpf- und 1779 Plüſch - Webereyen eingeführet worden . Die Haupts kirche nebſt einigen Kloſtern , haben die Römiſchkathos liſchen inne , die Reformirten und Lutheraner bedienen fich gemeinſchaftlich einer Kirche zum Gottesdienſt. Man reket 'die Erbauung dieſer Stadt in das Jahr 1079. 1587 wurde ſie von dem Obriſten Patton , in Abweſenheit des holländiſchen Gouverneurs , für 36000 Fl. an den Herrn von Hautepenne überliefert, funfzig Jahre hörnach von den Holländern dreymal vergeblich belagert , und 1703 von preußiſchen Kriegs völkern zur Uebergabe genöthiget. 1735 litte fie cross ſen Schaden , als ein Pulvermagazin in die Luft ſprang. 1757 wurde ſie von franzöſiſchen Truppen eina genommen , die dem Lande, außer den gew : hulichen und monatlichen Abgaben , febr viel gefoftet haben ; denn man berechnete nach geendigtem Kriege, den durch dieſelben erlittenen Schaden auf 21 Million Thaler . 2. Stralent ift flein , und ihre ehemaligen Fes ftungswerke", find 1672 von den Franzoſen geſchleift In der worden . 1781 waren hier 996 Menſchen . Bauerſchaft Sand iſt ein Kloſter. 3 . Wachtendonk, ein Stidtchen , liegt am Fluß Niers , iſt ehedeſſen befeſtigt geweſen , und hat ein Schloß Namens Donk, gehabt, auf welchem die Hers 1781 fano ren von Wachtendonk gewohnet, haben . man hier 976 Menſchen ,
II. Die Aemter . 1. Die Vogtey Geldern , welche ihren Droffarthat, 2. Das ziederamt Geldern , welches auch ſeinen Droſſart Jat , jund begreift US I) Die
1
314
Der weſtphäliſche Kreis .
I) Die Dörfer Capellen , Witten und Revelår, welche unter einem Scultheißen ſtehen . Der legte Ort A iſt groß , und als Wallfahrtsort berühmt. 2 ) Die Dörfer Pont und Weert , welche auch unter einem Soultheißen ſtehen . 3 ) Das AmtRriekenbeck . Vierſſen , ein zu dem Amt Striekenbeck gehöri ges großes und wohlhabendes Kirchdorf, iſt vom Hers fogthum Jülich umgeben . Es iſt hier eine katholiſche Kirche und Nonnenklofter ; und eine reformirte Kirche. Die hieſigen Mennoniten halten ſich zu ihrer Kirche in Crefeld . Hier find 180 Leinewand-Weber , und der Handel mit der hieſigen Leinewand iſt beträchtlich . 4 ) Das Amt Keifel, an der Maas , iſt von einem alten Ort , der ein römiſches Caſtel geweſen , benannt. Das Land Kefſel hat vor Alters unter dem Erzfiift Coln geſtanden , und ſeine eigenen Grafen gehabt. Die in der Maas entſtandene Inſel iſt 1737 in landesfürſts' lichen Beſitz genommen worden . 5 ) Das Amt Selden . 6 ) Das Umt Broekhuyſen . 7 ) Das Amt derMeurfiſchen Pfandſchaft. 8 ) Das AmtStralen , welches ſo wie 9 ) Das AmtWachtendonk, adelich iſt. III. Geun Serrlichkeiten . 1) Die Herrlichkeit Walbecť , zwiſchen der Mäas und Niers . 2 Die Herrlich feit Twiſtede. 3 ) Die Herrlichk.Well u.Bergen ,diefſeits derMans . 4 ) Die Herrlichf. erfen oder Arçen , die ein ſchones Soloß mit einem ſchönen Garten hat, an der Maas. 5 ) Die Herrlichkeit Velden . 6 ) Die Herrlichkeit Lom . 7) Die Herrlichkeit Hefferden oder Uffirden , diefs ſeits der nas. 8 ) Die Herrlichkeit Rayen , an der Niers . 9 ) Die Herrlichkeit Klein :Revelår.
Das
315
Das HerzoathumOldenburg
.
I.
er die fehr unvollkommenen Charter von den ehemaligen Grafſchaften Oldenburg und Delmenhorſt , die Mercator , Blaeuw und W
Janſſon an das Licht geſteller, gezeichnet habe ? iſt mir unbekannt. Zu Hamelmanns Chronik , hat Joh . Conr .Muſculus eine Charte gezeichnet und geſtochen , in welcher , wenn man ſie vor ſich liegen hat , die Weſer und Oſten oben iſt. Gerh . Muntink hat zu Winkelmanns hiſtoriſchen
Be.
ſchreibung eine etwas beſſere Charte verfertigt, und Job. Vughorn hat dieſelbige in Kupfer geſto chen . Eine andere , die von Lorenz Michael von Sohenkirchen herrühret, iſt in Holland von Schenk -und Valk geſtochen . Die muntinkiſde Charte ift 1759 unter des Herrn Rizzi Zannoni Namen zu Augsburg bey Albr . Karl Seuttern heraus gefomnien , und mit Triangeln angefüllet, als ob ſie ganz von neuem matiematiſch aufges nommen wäre . Allein , Zannoniwill diefe Charte in einem Avertiſſement auf der Charte vom untern Theil des weſtphåliſchen Kreiſes , nicht für die ſeis nige erkennen .
An einer neuern und viel beſſern
Charte , welche die homanniſche Werkſtåtte 1761 zu Nürnberg an das Licht geſtellet þat , haben die Herrn von Münnich , Ramus , Witken von Wittenheim , Schmidt und Sunrichs, inſon . derheit der legte, gearbeitet. Weil ſie aber nicht ſo
richtig
ſche
316
i Der weſtphäl
Kreis .
richtig und gut erſchien , als Hr. Sunrichs esges wünſcht und gehofft batte : machte er 1762 in den oldenburgiſ ben wöchentlichen Anzeigen bekannt, daß er in Holland einen beſſern Stich derſelben veranſtalten wolle. Dadurch nöthigte und beweg . te er die homanniſche Werkſtätte, daß ſie die eins geſchlichenen Fehler verbeſſerte, ſo daß in den neuern Abdrücken , die mir aber nicht zu Geſicht gekommen ſind , keine von Wichtigkeit übrig ge blieben ſeyn ſollen . Eine neue, febr ſorgfältige und genaue Vermeſſung des Landes , wurde 1780 beo ſchloſſen , und an den Landvogt Georg Chriſtian Deder ergieng der landesfürſtliche Befehl, dieAuf Dieſer Flug vor, fidyt über dieſelbe zu führen . die Vermeſſungsartnachzuahmen , die in Dänemark eingeführt iſt , und Thomas Bagge in einer 1779 in dåniſcher Sprache gedruckten Schrift beſchrieben hat ; es ward auch auf ſeinen Rath der in dieſer vorzüglichen Vermeſſungsart geübte Werfel aus Koppenhagen verſchrieben . Der Zweck der ganzen Unternehmung ,war nichtbloß die Verfertigung eis ner ſehr richtigen und genauen Landcharte von dem Herzogthum überhaupt , ſondern auch ſolchen ge nauen Charten von einzelnen
Gütern und Beſte
kungen , welche die Richtigkeit der Landbúdzer oder Cataſter als Bürgen bewiefen . Es iſt aber die all. gemeine Charte noch nicht an das Licht getreten . $ . 2. Das Herzogthum grånzet gegen Abend an Oſtfriesland und an das Bisthum Münſter, ges gen Morgen an die Weſer, durch die es von dem Herzogthum Bremen geſchieden wird , gegen Mits tag an die chur - braunſchweigiſchen Aemter Harp . ſtedt
ar
Das Herzogthum Oldenburg .
317
ftedt und Wildeshauſen , und gegen Mitternacht an die Herrſchaft Jever und an die Jade. Ein Theil der ehemaligen Grafſchaft Oldenburg oder das Geeſtland , hieß ehedeſſen und noch 1063 , Pagus Ammeri, wovon das jekige Ammerland, Ambria, ein Theil iſt; der Strich an der Weſer und See aber, der ſich, von Els leth bis Jever erſtrecket, bieß Rüſtringen , Pagus Ruiſtri, und die 4 Marſd ). vogteyen mit dem heutigen Stedingerland , hießen Stedingia oder Pagus Steding. Den Namen Öl. denburg hat es vom Schloß Oldenburg, (ſo wie dieſes nach des Etatsraths von Witfen Muthmaſ: ſung eine an der Oldena oder Altena erbauete Burg bedeutet,) und er iſt erſt im 12 ten Jahrhundert bekannt geworden . Die Grafſchaft Delmerhorſt, hat ihren Namen von der Stadt : vor Alters aber hat dieſe Gegend Pagus Leri , Laringia , geheißen , und ſich noch weiter bis ins Amt Wildeshauſen erſtrecket. 8. 3. Die Große des Herzogthums beträgt 451 Quadratmeiten. Es beſtehet aus Geeſt- und Marſch - Lande ; jenes iſt theils důrre und fandig, theils moorig , und giebt Torf zur Feuerung ; die. Fes iſt fett und fruchtbar , und giebt ſowohl zum Ackerbau als zu guter Pferde- und Hornvieu- Zucht Gelegenheit, doch wird hier nicht ſo viel Getraide gebauet, als die Einwohner verzehren , daher man der Einfuhr deſſelben nicht entbehren kann. Die meiſten Landesgüter und Waaren , welche ausges führet werden , beſtehen in der Marſd in Butter , Kåren , Pferden und fettem Vieh , und auf der Geeft in Flachs, Hopfen , Torf, Leinwand, und H81 jernem
318
Der weſtphäliſche Kreis .
gernem
Gerätý. Hingegen führet man wieder ein , Weißen , Roggen , Gerſte,. Bier, Wein , Salzi mancherley Manufaktur - und Fabrik , und andere Waaien . Wider die Ueberſchwemmungen des Waſſers , iſt das Land mit großen und koſtbaren Deichen verwahrt,welche 30314 Ruthen niachen , die , wenn man jede Ruthe auf 30 Rthlr. ſchåket, 909420 Rthlr. anzulegen gekoſtet haben . Sie ſtehen unter der Uufficht und Vorſorge eines bez ſondern Deichamts . . 4. Es enthålt das Herzogthum 28 Remter und Vogteyen , 51 Kirchſpiele und 52 Kirchen und 3 Capellen , 2 Städte, 6 Flecken ,
360 Dörfer
und Bauerſchaften , 53adelich freye Güter , 13308 Feuerſtellen , 9338 andere Gebäude , welche ges faminte 22646 Gebäude, 1776 bey der Landcaffe für 5,739,550 Thaleč verſichertwaren . 1769 zähl te man 79071 Meuſchen , 13391 mehr als 1702. § . 5. Die Einivohner find faſtinsgeſammt der evangeliſch- lutheriſchen Lehre zugethan , mit deren Einführung in Oldenburg 1525 , in Delmenhorſt aber erſt 1543 der Anfang gemachtworden : doch find auch Reformirte vorhanden , inſonderheit in der Herrſchaft Varel, woſelbſt auch ein reformirter In der Stadt Oldenburg wird Hofprediger iſt. den Soldaten zum
Beſten alle halbe Jahr refors
mirter und römiſch · fatholiſcher Gottesdienſt ges halten . 5. 6. Was den Urſprung der ålteſten Grafen von Oldenburg betrifft,
ſo iſt in den Originibus
guelficis Tom . IV . p . 346. von dem Hofrath Chris ftian Ludwig Scheid behauptet worden , es könne durch
Das Herzogthum
Oldenburg .
319
durch unverwerfliche Beweiſe dargethan werden , daß Wittikind der Große einen Sohn , Namens Wigbert ; dieſer einen Sohn , Namens Walbert ; dieſer einen Sohn , Nainens Regenbern , und dies ſer einen Sohn Namens Witifind gelabt habe, von welchem
lekten die Grafen zu Oldenbusg und heutigen Könige zu Dånnemark abſtammeten . Aus Meginhardi hiſtoria de translatione S. Ale. xandri Wildeshufam , welche eben dieſer berühmte Mann in ſeiner Bibliotheca hiſtorica goettingenſi
zuerſt an das Licht geſtellet hat, p.6 . erhellet die Ges wißheit, daß Graf Wigbert des fådöfiſchen Witi Finds Sohn , und alſo Graf Walbert deſſelben Ens kel geweſen ſen , welches man vorhin nicht gewiß gewußt hat.
Es iſt auch gewiß , daß die ehema ligen Grafen von Rüſtringen und Ammerland ſich nachher Grafen von Oldenburg genennet haben , und daß Egilmar , oder Eilmar II, ein rúſtringi. ſcher Graf, der im Anfang des 12 ten Jahrhun derts gelebt, auſſer 2 andern Söhnen , den Gra. fen Chriſtian I gezeugt , welcher 1155 Oldenburg erbauet, und davon benanntworden . Von ſeinem Sohn Morik , ſtammen alle nachfolgende Grafen in gerader Linie ab. Graf Dietrich der glückliche , vereinigte 1435 Delmenhorſt mit Oldenburg, und erhielt mit ſeiner zweyten Gemahlinn Heilmig oder Hedewig , die eine Schweſter und . Erbinn Adolphs VIII, lekten Herzogs zu Schleswig und Grafen zu Holſtein ,war, die Anwartſchaft aufdas Herzogthum Schleswig und auf die Grafſchaft Holſtein . Sein ålteſter Sohn Eqriſtian , wurde 1449 zum
König in
Dänemark, und nadımals zum
320
Der weſtphäliſche Kreis .
zum Herzog von Schleswig und Grafen von Hole ſtein erwählt ; der zweyte Sohn Gechard aber pflanzte den Stamm der oldenburgiſchen Grafen fort. Er verlor Delmenborſt , welches B. Heins rich zu Münſter wegnahm , erwarb aber Varelund Deſſelben Enfel Anton I hatte das Neuenburg. Glůck , Delmenhorſt wieder zu erobern . Von fei nen beyden Söhnen war Johann VI Graf zu Ola denburg , erbte 1575 die Herrſchaft Jever , und 1592wurde ihm auch die Herrſchaft Kniphauſen zuerkannt ; Anton II aber war Graf zu Delmen horft.
Der König zu Dänemark ,
Friedrich II,
und der Herzog von Holſtein , ſuchten und erlang ten 1565 vom Kaiſer Marimilian II die Anwart ſchaft auf die Grafſchaften Oldenburg und Dela menhorſt,wenn Johannes VI Sohn Årton Gůns ther , und ſeine Erben ausſtúrben , weil ſie von våterlicher Seite aus dem øldenburgiſchen Hauſe abſtammten . Auf folche kaiſerl . Beſtätigung: zrůns deten ſich die Anſprüche , welche nachmals König Chriſtian V und Herzog Chriſtian Albrecht auf dieſe Grafſchaften machten , als der leßte GrafAna ton Günther 1667 ohne månnliche Erben ſtarb . Denn deffelben natürlicher Sohn Anton , welchen er mit Eliſabeth von Ungnad erzeugt, der Kaiſer Reichsgrafen von aber legitimirt , und zu einem Aldenburg erhoben hatte, konnte die Grafſchaften nicht erben , daher ihn der Vater mit Kniphauſen zc . abfand , wie unten gemeldet werden wird : und feiner Schweſter Magdalena, des Fürſten Rudolph zu Anhalt. Zerbſt Gemahlinn Sohn , konnte auch in den Grafſchaften nicht folgen , ſondern mußte mit
Das Herzogthum
Oldenburg
321
mit der Herrſchaft Jever zufrieden ſeyn : folglich fielen die Grafſchaften , als månnliche Reichslegen , an das holſteiniſche Haus, und Chriſtians I Nach kommen , unter weldien aber darüber ein großer Streit entſtund. könig Friedrich III verglich ſich 1648 mit dem Herzog Friedrich von Holſtein -Got. torf , daß fie die zu erwartende Erbſchaft , unter ſich theilen wollten . Sie trafen aud das folgende Jahr zu Rendsburg mit dem Grafen Anton Gůn Vergleich , den Kaiſer Ferdinand III
ther einen
im Jahr ' 1653 beſtåtigte ; ja der Graf regte ſie 1664 in den wirklichen Beſig ſeiner Lande , und erklärte fie furz vor ſeinem Tode in ſeinem Teſta . ment zu Lehnserbent. Allein , Herzog Joachim Ernſt zu Plån fieng darüber mit dem regierenden Holſteiniſchen Hauſe einen Proceß an , und erwies , daß er mit demſelben nicht nur gleiches Recht, ſone dern auch einen Vorzug habe , weil er Chriſtians I Anverwandter im vierten , der König und Herzog von Holſtein - Gottorf aber nur im fünften Grade waren .
Als nun König Chriſtian V fah , daß die
Sache vor dem faiſerlichen Gericht nicht zu gewin nen war , verglich er ſich 1671 mit dem Herzoge von Pion , und gab ihm für ſeinen Antheil an den Grafſchaften ein Requivalent. Mit dieſem Ver . gleid , war zwar der Herzog von Holſtein , Chriſtian Albrecht, nicht zufrieden : allein , der Herzog von Plon gewann den Proceß , und wurde 1675 in den Berie der ſtreitigen
Erbſchaft gefeßt, die er denn
gleich darauf dem König einräumte , der ſich 1676 in den Grafſchaften buldigen ließ. Von der Zeit an , ſind die Könige zu Dånemark ruhige Beſiger von E € Th . 7 A.
322
Der weſtphäliſche Kreis .
von Oldenburg und Delmenhorſt geweſen , haben aber noch nachher mit den Allodialerben unterſchies dene Tauſch- und andere Vergleiche getroffen. K. Friedrich IV verpfändete die Grafſchaft Del. menhorſt mit einigen Vogteyen 1711 an Chur. Braunſchweig für 712640 Rthlr. in neuen Stů. den auf 20 Jahre, kündigte aber doch das Capital noch ſelbſt auf, und K. Chriſtian VI nahm die Grafſchaft mit den übrigen Vogtepen 1731 wieder in Beſik. K. Chriſtian VII vertauſchte die Grafo ſchaften 1773 an den Großfürſten Paul von Nuß . land für deſſelben Antheil an Holſtein. Die Uebers gabe geſchah am roten Dec. und am 14ten eben deſſelben Monats' trat der Großfürſt dieſelben hins wieder dem Biſchof von Lübeck Friedrich Auguſt Herzog von Holſtein , und deſſelben mannlichen Nachkommen ab , um , wie das Manifeſt faget, der jüngern Linie des Hauſes Holſtein Gottorf ein hinlängliches und anſtåndiges Etabliſſement zu ver idhaffen , und das Glück derſelben aufs künftige zu
3
befeſtigen. Hierauf ward am kaiſerlichen Hofe die Erhebung dieſer Grafſchaften in ein Fürſten. thum oder Herzogthum geſuchet, ich weiß aber nicht , ob dieſelbige zur volligen Richtigkeit gekom . men ift. 8: 7. Das oldenburgiſche Wapen , ſind zwen rothe Querbalken im goldenen Felde, das Delmenhorſtiſche Wapen , iſt ein goldenes uns ten zugeſpigtes Kreuz im blauen Felde. 5. 8. Wegen der ehemaligen Grafſchaften , find 2 Stimmen ſowohl auf dem Reichstage im weſt phåliſchen Reichsgrafen . Collegium , als auch auf den
Das Herzogthum Didenburg .
323
den weſtphal. Kreistagen, gewodhnlich, und auf den legten folgen ſie nach Schauenburg. Der Reichs . Anſchlag wegen Oldenburg war 8 zu Roß und 30 zu Fuß , oder 216 Fl. wegen Delmenhorſt 2 zu Roß und 14 zu Fuß , oder 80 Fl. und zu jedem Kammerziel wurden wegen Oldenburg und Del. menhorſt 113 Rthlr. 555 Kr.gegeben. Die Ver. ånderungen , welche die Erhebung der Grafſchafı ten in ein Herzogthum in allen dieſen Stücken her: vorbringt , kann ich nicht angeben. S. 9. Die oldenbnrgiſche Regierungs
Kanzley , verordnet in des Landesherrn Namen alles , was bèn vorkommenden dringenden Umſtån . den zu des Herzogthums Beſten gereiden kann, und vertritt in folchen allgemeinen Fällen des Lans desherrn Stelle ſelbſt.
Hiernächſt hat ſie das ſo genannte Recht über aller Kanzlen , and Landge. richtsfäffigen Ehre , Leben und Tod , weil , außer dem Stadtmagiſtrat zu Oldenburg , und der edlen Herrſchaft Varel, feinem andern Untergericht das 1 Recht über Leben und Tod verliehen worden . Von allen Untergerichten beyder ehemal.GrafſchaftenOla denburg und Delmengorſt,welcheſind, die Stadtges richte zu Oldenburg und Delmenhorſt , das olden . burgiſche , ovelgänniſche, neuenburgiſche und del menhorſtiſche Landgericht, die Amtsgerichte zu Amts gericht zu Varel , ergehen die Apellationen an die Regierung, von welcher an die faiſerlichen und Reichsgerichte nicht unter der Summe von 1000 rheiniſchen Gulden'appelliret werden kann. Die Beamten geben und berechnen die landesherrlichen
324
Der weſtphäliſche Kreis .
Gefälle, Haben auch in Policey · Deich , und Land, Sachen ihre Verrichtungen , und in liquiden Sao chen von 12 Rthlrn . die Juſtik zu beſorgen , müſ. fen aber in höhern Forderungen und in illiquiden Fällen alle Erkenntniß den Landgerichten über . laſſen . Die Beamten zu Schwey und im Lande Würden , haben zugleich die erſte Inſtanz. Das Conſiſtorium machen die geſammten Mitglieder der Regierung aus; es kommen aber noch der Ge. neralſuperintendent , nebſt dein oldenburgiſchen Nachmittagsprediger ,derSachwalter der geiſtlichen Güter,und ſeit der lekten däniſchen Zeit auch der Re. ctor der oldenburgiſchen Stadtſchule,als Afeſſores dazu. Unter demſelben ſteht das gråflich -varelſche Conſiſtoriun . Der Generalſuperintendent hat, nebſt dem Sachwalter der geiſtlichen Güter, (Ad. vocatus piarum cauſarum ,) die Kirchen des Landes alle 3 Jahre einmal zu viſitiren , und dabey
die
geſammten Kirchrechnungen aufzunehmen und zu entſcheiden . 10. Die ordentliche jährliche Contribution bender Grafſchaften , nach welcher alle Anlagen gemacht wurden , betrug 60000 Rthlr . die gee Tammten landesherrlichen Einkünfte aus denſeiben aber waren weit größer ; denn ſie betrugen in neues ren Zeiten ,ein Jahr in das anderegerechnet, jährlich 227000 Rthlr . und 1769 gar 288406 Rthlr., und unter dåniſcher Herrſchaft koſtete die Unterhaltung aller Civil- und Kriegs-Bedienten nur 52000 Kthl. S. U. In den Grafſchaften ward 1704 ein National- Regiment zu Fuß errichtet , und nach dem
Contributionsfuß einer jeden
Vogtey einge richtet,
Das Herzogthum Oldenburg.
325
richtet. Es machte anfänglich 1200 Mann, oder mit prima plana 1324 Mann aus, 1765 aber war es auf die Hälfte oder 600 Mann herunter gefekt worden .
I. Die alte Grafſchaft Oldenburg begreift 1. Die Stadt Oldenburg , welche am Fluß Hunte , liegt , der die durch die Stadt fließende Haare auf: nimmt, und von hier bis zu ſeiner Vereinigung mit der Weſer vor Alters Aldena oder Oldena geheißen hat. Ihre Befeftigung beſteht in 10 Baſtionen und andern Werfen. Sie hat 2 Kirchen , 484 volle Haus fer , und angefähr 5000 Einwohner . In der Haupt: firche St. Lainberti iſt das gråflich - oldenburgiſche Be gräbnißgew8lbe. Die Nicolai Rirche bat Graf Antott Günter 1647 von neuem erbauet. Un der lateiniſchen Stadtſchule ſtehen 6 Lehrer . Das 3 Stocwerk hohe Schloß hat Graf Anton Ginter von 1616 an aufs neue aus ſchönen Quaderſteinen erbauet, und König Chriſtia an VI im Jahr 1737 anſehnlich verbeſſert, nuch in der felben Umfang ein ſchönes Kanzleygebäude für die Ries gierungskanzley , das Conſiſtorium und die Rammer , aufführen laſſen . Gegen dem Schloß liber iſt 1741 ein Zucht- und Werk : Haus erbauet worden . Die Stadt beſteht aus ſogenannten freyen und bürgerlichen Haus ferni , aus freyen und bürgerlichen Einwohnern , und aus der Berakung. Die freyen ſind von allen birgers lichen Beſchwerden , Einquartierungen und Wachten frey , machen beynahe ein Drittel der Stadt aus, und ſtehen lediglich unter der hieſigen fürſtlichen Regies rungsfangter . Die bürgerlichen Häuſer und die Bürs gerſchaft ſtehen unter dem Stadtmagiftrat , und die Berbung unter dem Commandanten , in Conſiſtorials fachen ausgenommen . Die Stadt giebt an die hohe fan desherrſchaft nichts, and theilet mit derſelben die Acciſe , und die unter bärgerlichen Perſonen vorfallenden uns zuchtsſtrafgelder. Sie hat die Civil- und Criminals Gerid ;tsbarkeit. Seit 1710 wird hier das oldenburs 33 gifфе
326
Der weſtphäliſche Kreis .
giſche Landgericht gehalten . In der nordlichen Vors ſtadt zum Geiſt , iſt ein Armenhaus und eine Eas pelle mit den bürgerlichen Begråbniffen . Die Ein wohner der ſüdlichen Vorſtadt , welche der Dam ge nennet wird , gehen in die Kirche zu Oſternburg , wel wes auch eine Vorſtadt an der Südſeite der Stadt iſt. An der Oſtſeite iſt eine Vorftadt, der Stau genannt, woſelbft der Hafen iſt. Im Jahr 1345 hat die Stadt die erften Privilegien und ihr eigen Stadtrecht erhals ten . 1676.brannte ſie großtentheils ab . 2. Die Landvogtey Oldenburg , zu wel cher gehören ,
1) vier Geeſtvogteyen , nåmlich (1 ) Die Sausvogtey Oldenburg ,welche die in der Vorſtådten und vor den Thoren der Stadt Oldenburg wohnenden Einwohter, und die fowohl nach der Stadt als nach der Vorſtadt Oſternburg eingepfarreten Dðrs fer , fiberhaupt 25 Derter begreift . In dem DorfDons nerſchwe, hat ehemals ein Schloß geſtanden . Zu Wechloy , iſt ein adeliches Gut. Der Hölzung Wis deloh , wird ſchon in Karis des großen Stiftungsbrief des Bisthums Bremen gedacht. Eine halbe Meile von der Stadt, liegt an der Hunte das ehemalige Dos minifaner Nonnenfloſter und nunmehrige Armen-und Waiſenhaus Blankenburg , welches Graf Anton Guns ther 1632 zu dem ietigen Gebrauch beſtimmt hat. Es hat ſeinen eigenen Prediger ,und liegt zwar in der Hauss vogter , ift ihr aber nicht untergeben . (2 ) Die Vogtey Wuſteland , beſteht aus den Kirchſpielen Solle und tZeuenhuntorf; zu welchen 10 Dörfer gehåret. Bey dem Pfarrdorf Ežeuenlun : torf, liegt ein gräflich -münnichiſches adeliches Gut, i welches ein leingut ift . ( 3 ) Die Vogtey Wardenburg, enthält ein Rir ſpiel gleiches Namens mit 9 Dörfern . Das lan Herrſchaftliche Vorwerk Weſterb ?***** * ehedeffen Fe
Das
Herzogthum Oldenburg.
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Feſtung geweſen . Auch hat hier das Haus und die Scanze Sundesmühlen gelegen . (4 ) Die Vogtey Satten , beſteht aus den Kirch fpielen Satten und Dötlingen , zu welchen 20 Dörfer gehåren . Nabe bey dem Pfarrdorf Satten , hat an der Welfe die Feſtung Welsburg geftanden , anderen Stelle ein Vorwerk erbauet worden . Zu dieſer Vog tey gehørt auch die Gegend , der Orenberg genannt; welche voller Sandhuigel ift. Einer fabelhaften Erzäh lung nach , fou dafelbft den Grafen Otto auf der Fagd das berühmte oldenburgiſche Horn von einer Jungfrau überreicht ſeytt , welches jeßt in der Kunſtfammer zu Kopenhagen verwahrtwird , von vergoldetem Silber iſt , und 61 Unzen wiegt. Allem Unſehn nach hat Graf Otto, Domherr zu Cdin , ein Sohn Grafen Gerhards , daffelbe 1475 zu Esin als ein Trinkgefäß machen laſs ren , als König Chriſtian I fich daſelbſt am Feſt der heis ligen drey Knige aufhielt , und es feinem Vater nad Oldenburg gebracht , der ihm am Drenberg Gus ter zu ſeinem Erbtheil geſchenkt hat. 2 ) Vier Marſchvogteyen , die vor Alters zum Stedingerland gehöret haben , und vor 1234 erobert worden . ( 1 ) Die Vogtey Mohriem oder Elsfleth , zu wel cher 4 Kirchſpiele Elsfleth , Alten : Suntorf, Barnes fleth oder Bardenfleth , und Zeuenbrock , mit 14 Dörfern gehören . Zu bemerken find : a. Elsfleth , ein Flecken , woſelbſt die Hunte in die Weſer fåut. Den hieſigen Wererzoll hat Graf uns ton Günter 1619 und 1623 vom Saiſer und Reich er halten , und ob ſich gleich die Stadt Bremen demſels ben alſo widerſekt hat , daß ſie dariiber in die Reichs acht erklärt worden , fo ift er doch dem Grafen im weſtphäliſchen Friedea beftätigt worden . 1769 trug er 41021 Reichsthaler ein . Es können aber keine ſchwer beladene Schiffe hieher
kommen , ſondern miten 1 Meire 24
328
Der weſtphäliſche Kreis .
I Meile unterwärts zu Brade löſchen . Sonſt ift hier ein gråflich - månaichiſches Gur Namens Munchenau . b . Die Gegend unweit Alten : Suntorf , bey der hölzernen Straße , die durch das dortige Moor geht, woſelbft Graf Gerhard 1475 die Breiner fchlug , die faft alle im Moor umfamen , welches zum Andenken dieſer Niederlage noch jeßt die Bremerdópe (Bremers taufe ) genennet wird . c . Zeuenfelde , ein von den Grafen Johann XIV und Antun I eingedeichtes Marſchland , welches ein frepes und feinen Abgaben unterworfenes Gut auss macht, und vermoge der Verträge und des Teftaments Grafen Anton Günters , dem Grafen Union von Uls denburg , und hierauf vermdge des aldenburgiſchen Pergleichs von 1693, deſſelben Töchtern , vermählten Gråfinnen von Harthauſen und von Wedel , jeder zur Hålfte , zugefallen iſt. 18 die lebte Hälfte der fånigl. dåniſche Kaminerherr Friederich Wilhelm Freyberr von Wedel ererbet hatte , brachte er auch die gråfl. bact: baufirche Hälfte durch Kauf an Rich. d . monnich hof , war ehedeflen ein Oratorium des Jobanniter Ordens, nachmals wurde daſelbſt das Gericht über den Mohriem gehalten , und jeßt iſt es ein freyes Gut. c. Barnefleth oder Bardenfleth , ein adeliches freyes Gut. (2) Die. Vogtey ' Oldenbrock , welche aus den Kirchſpielen Oldenbrock und Großen :Meer beſteht, und 9 Dörfer hat. Sie iſt die einzige in beyden Graf fchaften , welche feine adel. Gåter, oder freyes Land bat. ( 3 ) Die Vogtoy Struckhauſen , welche aus dem Kircipiel gleicbes Namens beſteht, dazu 8 Dörfer ges: bören . Das adel . Lehngut Treuenfeld , hat vor Als ters dem Yohanniter Orden zugehört. ( 4 ) Die Vogtey Sammelwarden , welche aus dem Kirchipiel dieſes Namens beſteht , und 12 Dörfe bes greift. Zu Brade werden die ſchwer beladenen Schiffe erleicha
Das Herzogthum Oldenburg .
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erleichtert , welche auf der Weſer nicht bis Elspeth fommen fönnen . In der Wefer liegt das Sammelwar : der und Sarvierſand. Das Vorwerf oder jebige freye Gut Witbeckersburg , bat den allodialerben der legs ten Grafen gehöret , iſt aber von denſelben veräußert worden. 3. Die Landvogrey Veuenburt , zu wele cher 6 Vogteyen gehören . I ) Das Amt Zeuenburg , oder die Vogteyen Bockhorn und Zetel, mit den Kirchſpielen gleiches Namens , und 16 Dårfern . Dieſe Vogteyen hießen por Alters die frieſiſche Wede , und gaben zu vielem Streit Gelegenheit. Der Flecken treuenburg, beſteht aus den Dörfern 21ſtede und Vorburg. Anſtatt des alten Schloffen , welches vor alters eine Grånzfe : ftung wider die Frieſen geweſen , iſt ein Haus erbauet, darinn der Randvogt wohnet , und das Landgericht ge balteu wird . Graf Anton Ginter hat hier 1607 ein Armenbaus geſtiftet. Die Dörfer Blauhand , ellens und Ellenſerdamm , (worelbji ehedeflen eine Scanje geweſen ,) beſtehen aus lauter eingedeichten Länderepen. Der Befiber der Herrſchaft; Gidens, bat 1684 durdy einen Tauſchvergleich den Zielgroden erhalten . 2) Das Umt Upe ,. enthålt die Kirchſpiele Ape und Weſterſtede , Dazu 33 Dörfer gebdren . Bei dein Flecken Upe war ebedeffent ein Fort , weldes 1515 und 1550 angelegt, 1764 aber geſchleiſt worden. Indies fem Ait ſind die adel. Güter Seggern , fikenſolt, Robrinke und Wittenheim belegen . Das legte bieß ehedeſſen das Haus Burgforde , und war eines der alteſten landesherrſchaftlichen Häuſer , und der Wohn fig einiger ofdenburgiſchen Grafen ; 1747 aber wurde es dem gelehrten und um die Geographie und Ges fchichte dieſer Grafſchaften fehr verdienten fånigl. Etatsrath , Adalrich von Witfen , unter dem Namen Wittenheim , zu einem Erbınanglehn ertheilt. 3) Die # 5
che
330
häliſ
Der weſtp
Kreis ,
3 ) Die Vogtey Zwiſchenahn , welche aus der Kirchſpielen Zwiſchenahn und Edewecht beſteht, dazu 29 D & rfer gehören . Das elmendörfer oder Zwiſchens ahner Meer , welches eine Meile im Umkreiſe hat, ift ſehr fiſchreid ). In dieſer Vogter haben die alten Grafen von Oldenburg , als ſie ſich noch vom Ammers land benannt, ihre Wohnung gehabt. Ein Siß ift an der Nordſeite des oben genannten Sees , und ein an derer zu Jeddeloh geweſen . Es find hier die adelichen Gliter Eyhauſen und Blerhaus ; und das legte iſt ein Tehngut. 4) Das Amt Raſtede , welches aus den Kirchſpies len Kaſtede und Wieſelſtede , und 24 Dörfern bes ftehet. In dem Dorf Raſtede war vor Alters ein reis ches Benedictiner Kloſter , welches'1160 gewiß ſchon vorhanden geweſen iſt,weil es damals vom Pabſt Vic tor IV beſtätiget worden . Der Abt derſelben Idhrieb fich : von Gottes Gnaden Abt des Münſters unfer lies ben Frauen zu Raſtede, Drdens St. Benedicti. Graf Chriſtopher machte ein Luftſchloß daraus , und ſtarb auch 1566 daſelbſt. In dem Dorf Hocklerbuig oder Lichtenberg , iſt vor Zeiten ein gråft. Haus geweſen . Sahn , iſt ein adel. Erbzinsgut. Auch ſind in dieſem Ümt die adel.Güter Loye und Sornebelegen . 5 ) Die Vogtey Jahde und Schweyburg , dazu 7 Dörfer gehåren . Die Vogter Fahde, darino 2 lans desherrſchaftliche Vorwerker find, hat Graf Johann XIV eingebeicht. Sie wurde Grafen Anton I von Alden burg zugetheilt , deſſen Sohn fie aber dem König abs trat. Die Schweyburg iſt ein Strich Landes ,welcher 1649 zum erſtenmal, und 1720 aufs neue eingedeicht worden .
4. Das Amt oder die edle Serrſchaft Varel, iſt ungefähr eine Meile lang und 3 Viertelineile breit, an der Seite der Jade ſehr fruchtbar und gutes Marſch : land , an der andern Seite aber iſt viel Moor , wos ſelbſt guter Torf geſtochen wird . Es hat ehemals feia nen
Das Herzogthum
Oldenburg.
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1481 kam es an den Her beſondern Herrn gehabt. Grafen Gerhard den Muthigen zu Oldenburg . Graf Anton Günter feste ſeinen natürlichen Sohn Anton , des heil. r /miſchen Reichs Grafen Freyherrn zu Aldens burg , edlen Herrn zu Varel und Kniphauſen , zum Erben des Amts und Schloffes Varel , der Jahder Vogtev mit den beyden Vorwerken und allem Zugea hør , imgleichen der Herrſchaft Kniphauſen , ein ; vers machte ihm auch das Vorwerk Neuenfeld , Grubers warf , Ruſchfeld zc. den Zehnten zu Hammelwarden , die Vorwerke Witbedersburg, Roddens, Bleferſand , Seefeld u . Als aber dieſer Graf Anton von Aldanburg 1681 ſtarb, erfolgte eine Vormundſchaftund Sequeſtra tion ,und ſein Sohn Graf Anton II bekam nach erreichter Voümündigkeit , dermöge des. 1693 mit dem Könige von Dånemark errichteten Vergleichs , bloß das Amt Varel, die Vorwerfe im Butjadinger Lande Neuen feld Witbeckersburg , Roddens , Seefeld , Bleyerſand , Neuenhoben , die Herrſchaft Kniphauſen , und das Vorwerk Garines , wieder ; auf alles übrige aber leis ſtete er Verzicht. Dieſe kande und Güter erbte zwar ſeine einzige Tochter , Charlotte Sophia , vermählte Gråfinn von Bentinf: fie wurden aber 1748, weil - über 300000 Rthlr . Schulden darauf ruheten , in ſo weit ſie unter oldenburgiſcher Hoheit liegen , auf Anhalten des ſtarfſten Gläubigers , fequeftrirt. 1756 wurde Grafen Wilhelm von Bentink , als Vormund ſeiner beyden Söhne, der Grafen Chriſtian Friderich Anton und Johann Albrecht, der Beſig der Herrſchaft Parel , nebſt den übrigen aldenburgiſchen Gütern , vermoge des mit ſeiner Gemahlinn 1754, zu Berlin ges fchloſſenen Vergleichs , vom kaiſerlichen Reichshofrath Nachdem aber zuerfannt , und wirklich tibergeben . der eben genannte altefte Graf Chriſtian Friderich Anis ton von Bentink volljährig geworden , hat er , vermoge des bey demn gråflichen , Hauſe eingeführten Rechts der Erſtgeburt , 1759 fowohl die Regierung zu Varel, als auch der übrigen zum aldenburgiſchen Fideicommißger hårigen
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Der weſtphäliſche Kreis,
hörigen Güter, übernommen und angetreten . Die ehe malige unmittelbarkeit der Herrſchaft Varel hat zwar aufgehöret , und ſie iſt der oldenburgiſchen Landesbo heit unterworfent, contribuir'et auch jährlich 1200 Rthlr. und trägt zu den Kammerzielern , auch Reichsa und Kreis - Steuern des Landes das ihrige ben : fie bat aber den Nainen einer edleh Herrſchaft behalten iſt von allen ordentlichen Anlagen und Ausſchreibungen , welche in dem Lande ergeben , frey , und hat vermoge des Vertrags von 1693 , und der Ausdehnung defels ben vo11 1706 , das Bitronatrecht, die obern und uns tern Gerichte , die hohe und niedere Jagd , die Fiſches rey , ben zou und alle übrigen Regalien, die Landess hoheit ausgenommen . In Civilſachen kann , wenn fie 200 Kthir. betragen, und in der Hauptſache defini tive erfannt worden , von dem gråflichen Amtsgeridt an die Oldenburgiſche Regierung npr : lfiret werden . Die Criminalgerichtebarkeit ſteht dein Grafen von Bentinf uneingeſchränft zu . Die Herrſchaft begreift den Flecken Varel , und die Dörfer Jethauſen , Dangaſt, Jeringhave , Borgſtedt, Seggehoren , Obenſirode, Altjůirden , Conneforde und Spohle. Der Markt flecken Varel bat etwa 350 Häuſer , iſt wohl bebauet, und liegt an einer ſchönen Hölzung, welche der Bares ler Buſch genennet wird. Er hat eine lutheriſche Pfarrfirche. Von dem ſchinen Schloß brannte 7751 ein Flügel ab , dadurch zugleich die fchöne nidenburgis ſche Bibliothek im Rauch aufgieng. Auf demſelben iſt eine Capetie zum reforınirten Gottesdienſt. s . Die Amtsvogtey oder das Amtsge : richt Schwey , iſt durch den rendsburgiſchen Bertrag , und des letzten Grafen von Oldenburg Des ftament ; an deſſelben Sohn , Grafen Anton von U1 denburg , gekommen , von dieſem aber 1693 dem Kd nig abgetreten worden , und begreift 10 Dorfer , dars unter die Pfarro &rfer Schwey und Seelfeld find.. In dieſer Pogtey find 2 gråffich bentinkiſche Vorwerfe . 6. Das
Das Herzogthum
Oldenburg .
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6. Das Landgericht zu Ovelgönne , er: ftrecft fich diber das Stadt- und Butjadinger - Land, welches ungefähr 3 Meilen lang, im Anfang nicht viel über eine Viertelmeile, ain Ende aber ivohl eineMeile und darüber breit iſt. Stadland war vor Alters ein Sheil des Stedingerlandes ; Butjadingerland aber ge Hðrte ehemals mit zu Růſtringen , welcher Name dem auf der Weſtſeite der Fade liegenden allein beygelegt, das an der Oſtſeite belegene aber Butjadingen ( butent Jaden ) genennet worden (Ruſtringia transjadana), weil es außer oder über der Jade gelegen . Es war vor Alters ein kleiner freyer Staat, welcher fich), un den Nachſtellungen der Erzbiſchöfe zu Bremen zu ent gehen , in oſtfrieſiſchen Schuß begab : allein , Graf Fohann XIV machte ſich denſelben 1514 mit herzogl. braunſchweigiſcher und lineburgiſcher Hülfe unterwüra fig ; und da dieſe Herzoge auch einen Theil des Lana Des befamen fo brachte er denſelben theils durch Bes Vermoge lehnung , theils 1523 Durdy Kauf an ſich . des hainburgiſchen Vergleichs von 1653 , geht nun das ganze Stad - und Butjadingerland von dem Hauſe Braunſchweig und Lüneburg zu Lehn . 1 ) Das Stadland, welches von dem Butjadinger land durch die Hete und den ſo genannten Mittelteich geſchieden wird , beſteht aus 4 Vogteyen , welche find : ( 1) Die Vogtey Golzwarden , zu welcher gehsa ren 3 Dörfer , darunter das Pfarrdorf Golzwarden iſt , und der Flecen Ovelgönne, welcher anfänglich 1514 als ein Schloß und Feſtung angelegt , dieſe aber 1677 geſchleift worden ; das alte Haus aber iſt geblies ben , und ift der Sit des ſandgerichts . (2 ) Die Vogtey Rotenkirchen , welche aus den Rirehſpielen Rotenkirchen und Efenshamm , und 19 Dörfern beſteht. Es ſind hier 2 Lehngüter , eines ben Rotenkirchen , Namens Sobenhauſen , und eines zu Brunswarden . (3 ) Die
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Der weſtphäliſche Kreis .
( 3 ) Die Vogtey Abbehaufen , welche aus dem Kirchſpiel dieſes Namens und 13 D & rfern beſteht; aud iſt hier das Lehngut Sete . (4 ). Die Vogtey Stolhamm , welche aus dem Kirchſpiel dieſes Namens und 6 Dörfern beſteht. 2 ) Das Budjadingerland , beſteht aus 3 Bogs teyen . ( 1 ) Die Vogtey Blefen , welche aus den Kirchs fpielen Bleren oder Blerum und Atens , beſteht, und daju 9 Dörfer gehören . Es iſt hier ein Lehngut. Bler rerſand iſt ein gråflich - bentinkiſches Vorwerk. Dies ſem gråflichen Hauſe gehört auch der Bleperfander Groden . ( 2 ) Die Vogtey Burhave, dazu die Kircipiele Waddens , Burhave und Langwarden gehåren , mit 10 Dörfern . ( 3) Die Vogtey Edwarden , welche aus den Kirchſpielen Etwarden und Tollens beſteht, dazu 13 Zu Sofswürden , im Kirchſpiel Dörfer gehören . Edwarden , legte Graf Anton Günter 1659 ein Ars menhaus får 24 Perſonen an , welches 1684 mit dem blankenburgiſchen verbunden ward. Sonſt iſt in der Vogtey das Lehngut Stick , und das gräflich s bentins kiſche Dorwerf Roddens . 7. DasLand und AmtWirden , jenſeits der Wefer , gehörte vor Alters zu der Grafſchaft Sto , tel, war hernach von 1498 bis 1514 an die Stadt Bres men verpfändet ; Graf Johann XIV.aber 18ſete es wies der ein . Es beſteht aus dem Kirchſpiel Dedesdorf, zu welchem 10 Dörfer und 2 Lehngüter gehåren . II. Die alte Grafſchaft Delmenhorſt. Sie beſtehet : 1. Äus der Stadt Delmenhorſt. Delmenhorſt , eine kleine und offene Stadt an der Delme, hat nur eine Kirche , 273 Häuſer , und un gefähr 1400 Einwohner. Das alte gräfliche Reſidenza ſohloß iſt 1712 abgebrochen worden . Es iſt hier ein eiges
Das Herzogthum Oldenburg.
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eigenes Landgericht und die Hausvogter . Graf Otto, ein jüngerer Bruder Grafens Chriftian III zu Oldens burg , kaufte und ertauſchte von den Mulen von Bruns ſtein , erzſtift - bremiſchen Edelleutert, die anizhnlichen Güter , welche ſie um die Delme und Stuhr hatten, und bauete 1247 zwiſchen der Delme und der Horſt ( 0. i. dem hohen und trocknen Grund ) ein Schloß, wels chem er den Namen Delmenhorſt gab , ſich aber nicht davon benemete. Er ſegte ſeines Bruders Kinder you hann II und Otto II zu Erben der Herrſchaft Delmens horft ein, von welchen jener , regierender Graf zu DI denburg, fie dieſem überließ , der 1253 in dem Fles cen Delmenhorſt eine Kirche erbauete, bey derſelben ein Collegium Cannonicorum anlegte , und dem Ort 1270 Stadtfreyheiten gab. Als er 1299 ſtarb , erbten die Herrſchaft ſeinies Bruders Kinder Johann III und Chris ftan der jüngere , welche zuerſt den Namen von Dels menhorſt annahmen . Des jüngſten Erben haben die Herrſchaft bis 1436 regieret , in welchem Jahr Graf Nicolaus , leßter Befißer derſelben und Erzbiſchof zu Bremen , ſie dem Domkapitel, welches fich derſelben anmaßen wollte , ab, und Grafen Dieterich zu Olden burg zuerfannte , der auch Beſig davon nahin. Die übrigen Schickſale der Grafſchaft ſind oben in der ola denburgiſchen Geſchichte berührt worden . Von dem Magiſtrat appellirt man in bürgerlichen Sachen uns mittelbar an die Regierung zu Oldenburg.
2. Aus der Landvogrey Delmenhorſt, welche begreift 1 ) Die Sausvogtry , zu welcher die Kirchſpiele Ganderkeſee , Sude, Schönenmohr und Sasber: gen , mit 28 Dörfern , und den adelichen Glitern el meloh und L7ugborn gehören. Zu Zude iſt eit: reis dhes Ciſtercienſer Månchenfloſter geweſen , welehed Otto , Probit zu Bremen , 1272 geſtiftet hatte.
336
Der weſtphäliſche Kreis .
2 ) Die Vogtey Stuhr , iſt der Hausvogter eine verleibt, und macht nur das Kirchſpiel dieſes Namens von 6 Dörfern aus. 3 ) Die Warſchvogteyen Berne und älteneſch , welche das fruchtbare Stedingerland ausmachen , deſs fen Einwohner , nebſt den Rüftringern , von Alters ber die Grafen zu Oldenburg für ihre Erbherren ers kannt haben , zwar 1204 von denſelben abgefallen ſind, aber 1234 durch die bey Ulteneſch oder Dideneſche ges haltene Schlacht wieder zum vorigen Gehorſam ges bracht worden . Die hieher gehörigen Kirchſpiele find Berne und Wahrfleth , in der Vogten Berne Bardewiſch und Alteneſch in der Vogter Alteneſch , zu welchen 38 Dörfer gehören. Das adelich freye Gut Vvhuſen oder Weyhauſen in der Vogtey Ulteneſch , iſt das größte in beyden Grafs ſchafter .
Die Grafſchaft Wied .
S.
1.
ie iſt auf dem dritten Blatt der Charte von Hele ſen -Darmſtadt, die in dem Utlas von Deutſch . land die ic i ſte iſt, und aufder Homanniſchen Charte vom Moſelſtrom oder vom Erzſtift Trier, zu ſehen, ſeit 1772 aber iſt Důnzfeld beſondere Charte von 2 Bogen von derſelben vorhanden , die ziemlich genau iſt. $. 2. Die Grafſchaft Wied , ſammt den dazu gehörigen Herrſchaften , iſt nach dem Tode Gra. fens Johann 1595 in 2 gleiche Theileabgetheilet worden, von weldien deſſelben åltern bereits 1591 verſtorbenen Sohns Hermann Kinder die untere Grafſchaft, oder den heutiges Tages unter Namen Wied - 7euwied bekannten
dem
Theil , be. fom :
Die Grafſchaft Wieb .
337
kommen ; den wiedrunkelſchen Theil aber , der die obere Grafſchaft genennet wird, der jüngere Sohn
Wilhelm
erhalten
hat.
Als
dieſer 1012
ohne månnliche Nachkommen ſtarb , machten ſei . nes obgedachten Bruders Hermann Kinder, Jos hann Wilhelm , Herrmann und Philipp Ludwig, Grafen zu Wied, Herren zu Runkel und Iſenburg , 1613 einen Vertrag mit einander, kraft deſſen der jüngſte Bruder , Philipp Ludwig , gegen 100000 Fl. von Land und Leuten abſtand , Wilhelm
Graf Johann
die niedere, und Graf Hermann die obere
beſtåtigte Grundtheilung von 1595 , zum Grunde gelegt , und verordnet , daß die damalige
richt
und fünftig anererbeten Lande und Leute nichtwei. ter , als in die angezeigten 2 Theile , vertheilet werden , und jeder Theil nur allein einem der månnlichen
Erben der Urheber dieſes
Vertrags,
ܝܐ
dem ſie ſolches durch ein Teſtament übergeben wür. den , oder , dafern ſie ein ſolches Teſtament nicht erridyteten , dem Erſtgebornen allein , und wenn Derſelbe nichtmehr wäre , deſſelben älteſten Sohn auch aileir erblich anheim fallen , derſelbe aber ſchuldig ſeyn ſolle , ſeinen andern Brüdern und Vettern etwas gewiſſes jährlich zu reichen .
Der
a
jüngſte Graf , Pậilipp Ludwig , oder deſſen ehelis cher Mannsſtamm , ſollte zur Regierungsfolge eie ner oder der andern åltern Linie nicht eher gelan .
1 1
gen , als bis derſelben Mannsſtamm ganz abge. gangen ſen , und das Land folle alsdenn unter den
6Th, 78 .
2
४
Nachkommen , doch nur in
Tbeile,
vertheilet wers
1
Grafſchaft annahm . In dieſem Vergleich wurde die oben gemeldete vom faiſerlichen Kammerge.
338
Der weſtphäliſche Kreis .
werden . Dieſen Vertrag hat Graf Hermann , der Stammvater aller jeßigen Grafen zu Wied , 1624 in ſeinem
Teſtament beſtåtiget, und dahin erklåret,
daß ſein åltefter Sohn und deſſen månnliche Lei beserben ganz allein , oder wenn ſie abgiengen , deſſelben älteſter Bruder , und ſo weiter dergeſtale folgen rolle , daß allezeit der åltere oder deſſelben ehelicher Mannsſtamm den Verzug babe. Nach ſeinem Tode folgte ihm unter ſeinen 5 Sohnen der alteſte , Graf Friedrich , im wied-runfelſchen Theil; und als die andere von Johann Wilhelm abſtam . mende Linie 1638 abgieng, erwählte Graf Fries drich , vermoge des
ausdrücklichen
Wahlrechts,
die niedere Grafſchaft, und überließ hingegen den gehabten wied - runfelſchen Theil ſeinem zweyten Bruder, Grafen Morik Chriſtian , von welchem derſelbe an den nächſten Bruder Johann Ernſt, und hiernächſt an deſſelben einzigen Sohn Ludwig Friedrich , gelangte, welcher 1709 ohne Erben ſtarb . Dem vorhin genannten Grafen Friedrich iſt in der niedern Grafſchaft fein zweyter Sohn , Friedrich Wilhelm , gefolgt, welcher ſolche ſeinem ålteſten Sohn , dem
Grafen
Johann Friedrich Ale.
rander, Hinterlaſſen ; hingegen in der obern Graf. ſchaft haben Friedrichs vor ihm geſtorbenen åldern Sohns Georg Hermanns Kinder die Erbfolge er. Halten , und es ſind zugleich 1692 von der niedern Grafſchaft einige Stücke der Grafſchaft Nieder Iſenburg abgeſondert, und zu der obern Grafſchaft geſchlagen , auch die Anſprüche auf das DorfObern . Diefenbach dem Hauſe Wied , Runkel als ein 34 . gehår der Herrſchaft Runkel überlaſſen worden . Won
Die Grafſchaft
Wied.
339
Bon dieſen Kindern des Grafen Georg Hermann , har Graf Marimilian Heinrich, nach ſeines åltero Bruders Abſterben , die Regierung der obern Grafo ſchaft angenommen, und auf ſeinen ålteſten Sohn, Den Grafen Johann Ludwig Adolph , fortgepflan get , welcher auch , ungeachtet des Widerſpruchs feines Vaters Bruders, des Grafen Karl, vom kaiſerlichen Reichshofrath darinn beſtåtiget wors den , und von dem ſie 1762 auf ſeinen Sohn den Grafen Chriſtian Ludewig gekommen iſt. 1784 hat der Kaiſer den regierenden Grafen zu Neuwied und deſſelben Nachkommen , in den Reichsfürſtens Stand erhoben . 9. 3. Der regierende Graf von der wied run. kelſchen Linie, fügret folgenden Titel : 77. 77. re: gierender Graf zu Wied , Iſenburg und Rri: chingen , Serr zu Runkel, Rriching -Pütts lingen und Rollingen z . Erbmarſchall des Herzogthums Luremburg und der Grafſchaft Chiny 2c. Des regierenden Grafen zu Neuwied Ditet ift: 6. 77. des heil. rom . Reichs Fürſt, regierender Graf zu Wied , Serr zu Runkel und Iſenburg 2c. $ 4. Das Wapen wegen Runkel, beſtehet in 2 rothen Pfåhlen mit einem kleinen blauen Viereck im rechten Oberwinkel im filbernen Felde , wegen Wied in Pfauen in natürlicher Farbe im golde. nen Felde , und wegen der Grafſchaft Jſenburg in 4 rothen Rechts .Querbalfen . S. 5. Die Grafen zu Wied . Kunkel und zu Wied . Neu . Wied , gehören auf dem Reichstage zu dem weſtphåliſchen Reichsgrafen - Collegium , und im ♡ 2
340
Der weſtphäliſche Kreis .
im weſtphäliſchen Kreife haben ſie ihre Stimmen , Gør Reichsan . welche auf die fayniſche folgen . fchlag iſt 4 zu Roß und 12 zu Fuß , oder monata lich 96 Fl. Zum Kreiscontingent ftellet jedesregies Compagnie zu Fuß, welche dem wes rende Haus Zu je. ſterwaldiſchen Regiment einverleibet ſind . dem Kammerziel ſou die untere Grafſchaft 32 Rthl. 40 Sr. und die obere Grafſchaft eben ſo viel geben . S. 6. Dieſes voraus gefeßt , bemerfen wir : 1 1. Die obere Grafſchaft,welche auch die Grafſchaft Wied - Ruukel genennet wird . Sie iſt abgetheilt 1. In die Herrſchaft Runkel,deren Einwoh. ner ſich vom Acker - Wein-und Garten : Bau ,'und von der Viehzucht ernähren , und der reformirten Kirche zugethan ſind . Zu derſelben gehören 1) Das Kirchſpiel Runkel. Dieſes begreift : ( 1) Xunkel, einen Flecken in einem Shal, an der Lahn , mit einem Schloß , welches an der Seite der Lahn auf einem hohen Felfen liegt , und ehemals der Herren von Runfel, und nachher der Grafen zu Wieds Řunkel Reſidenzwar; auch noch jeßt der Sig der gråfs Įichen Regierungskanzley iſt , und das Archiv enthält . Es wohnet hier der Superintendent, welcher die Auf Ficht iber die Prediger der Herrſchaft hat. 1634 wurde dieſer Drt von Spaniern ausgeplündert. Ueber der Lahn iſt hier eine Aufzugbrüde auf 4 groß fen Schwibbsgen von Quaderſteinen , 'und auf ders felben ſteht ungefähr in der Mitte ein großes bewohn tes Gebäude. ( 2 ) Die Dorfer , Steden , bey welchem fchoner weißer und rother Marmor gebrochen wird , Ennerich und Soffen . 2 ) Das Kirchſpiel Schupbach , zu welchem die Dorfer Schupbach und æfchenau gehören . Bepa berden
Die Grafſchaft Wieb.
341
benden wird ſchoner ſchwarzer mit weißen Adert durchzogener Marmor gebrochen , aus welchem S & u len , die 18 bis 20 Schuh hoch find , verfertiget wer Den Fönnen . 3) Das Kirchſpiel Seckholzhauſen , zu welchem auſſer dem Kirchdorf Beckholzhauſen , noch 2 Dårfer gehgren. Bey dem Kirchdorf wird rehr guter Saltſtein häufig gebrochen . 4 ) Das Kirchſpiel Seelbach , mit den Dörfern Seelbach , Aumenau und Falkenbach . Ben den bens den erſten bricht man ſchwarzen , weißen und rothen Marmor . 5 ) Das Kirchſpiel Weyer , mit den Dörfern Weyer, bey welchem man Eiſenhütten , und ein ergie biges Silber und Bley :Bergwerk findet , Münſter, und Bleſſenbach , welches leßte gute Schieferſteine bat , die weit und breit ausgefiihret werden. 6 ) Das Kirchſpiel erchbach , init den Kirchdors fern Eſchbach undWolfenhauſen . Bey dem legten kind gute Schieferſteinbrüche. 2. In das Oberamt Dierdorf, welches etwa 3 Stunden vom Rhein , beym Anfang des
.
4
Weſterwaldes, liegt. Es hat gute Wålder, Wilds pret und Viehzucht. Dazu gehören 1 ) Das Kirchſpiel Dierdorf. Dieſes begreift ( 1 ) Dierdorf, eine Stadt an der Holzbach , (die oberhalb . Burg in die Wied fålt ) mit einem neuen gråflichen Reſidenzfdloß, ſie iſt der Sit des gråffichen Geheimenraths , an welchen von den uns tern Gerichten appelliret wird , des Oberamtscolles giums, des Conſiſtoriums , des Forſtamts , der Rients cammer , des Bergamts , der Münze , und des Auffe hers über die reformirten Prediger. Graf Johann Lua dewig Adolph bat hier einen zweiten reformirten Stadtprediger und eine lateiniſche Schule angeordnet, auch 1755 den P. P. Capuzinern der rheiniſchen Pro sing erlaubet, in der neu angelegten Vorſtadt ein Klo ſter V 3
342
Der weſtphäliſche Kreis.
fter zu erbauen , in welchem die römiſch - katholiſchen Einwohner und Fremden ,jedoch ohne Nachtheil und Abbruch der reformirten Kirche , ihren Gottesdienſt åben fånnten . 1787 wurde die Capuciner Miffion von hier weggerufen , und den katholiſchen Einwohnern ein Welt - Geiſtlicher erlaubt. Die Einwohner der Stadt legen fich theils auf Handel , Manufacturen und Handwerker , theils auf Åcerbau und Viehzucht. ( 2 ) Dren Dörfer und 2 gråfliche Meyerhofe, Sey dem Dorf Girſchoffen , werden gute Mauerſteine gebrochen. 2) Das Kirchſpiel Puderbach , mit dem Kirchdorf dieſes Namens, und 15 andern Dörfern . Das hier belegerie Dorf und Schloß Xeichenſtein , kommt weiter unten als eine beſondere Herrſchaft des weſtphåliſchen Kreiſes vor. 3 ) Das Kirchſpiel Urbach , zu welchem gehåren , das Pfarrdorf Urbach , das Dorf Urbach , mit dem gråflichen Jagdhauſe Ludwigsruhe, das Dorf Serſchbach , mit einem Fagdzeughauſe , noch 3 Dør fer , und Steinebach , ein Meyerhof, welcher der fa tholiſchen Abtey Nommersdorf zugehöret. Das Kirch ſpiel hat weitlåuftige Waldungen und gute Schiefers Ateinbrüche. 4 ) Das halbe Kirchſpiel Raubach , mit dem Dorf gleiches Namens, woſelbſt eine Eiſen -Schmelzhütte und Eiſen -Hammer ſind , und noch 2 andern . In dieſem Kirchſpiel find ergiebige Eiſenbergwerke. 5 ) Das halbe Kirchſpiel Freyrachdorf, mit dem Dorf dieſes Namens , und noch 3 andern . 6 ) Zwey Drittel des Kirchſpiels LZiedern -mams bach , dazu außer den Kirchdorf dieſes Namens, noch 13 Dérfer gehören . Der Ort Steimel ift beſonders merkwürdig , weil daſelbſt außer der Winterszeit alle 2 oder hochſtens 3 Wochen Markt gehalten , weit und breit beſucht, und hauptſächlich init Pferden und Rinds vieh gehandelt wird. An dem Plaß, woſelbſt der Markt gehalten wird , ſtehen einige Häuſer , deren Beſiger fich
Die Grafſchaft Wied.
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ܠ
Rich mit Wirthſchaft und Handel abgebent .. Man fins det hier Baſalte , als rechbedige und achteckige Pris mate , die dicht neben einander aufrecht in der Erde ſtehen . Es gehört auch zu dieſem Kirchſpiel der Meyerhof Lichtenthal. 7 ) Ein Drittel des Kirchſpiels Oberdreis , mit 3 Derfern . Bey dieſem Kirchdorf Oberdreis wird ſehr guter weißer Thon gegraben . Anm . Zu dieſem Dberamt gehört auch das Ans theit , welches das gråfliche Haus Wied- Kunfel an der zum curreiniſchen Kreiſe gehörigen Grafſchaft Nieder Frenburg hat,das von der Saynbach durchtoffen wird , und an das dierdorfiſche , neuwiediſche und trierſche Gebiet grånzet. Es iſt ein Antheil an dem Flecken und Schloß Iſenburg , und am Kirchſpiel Meyrcheid , zu welchem noch gewiſſe Gerechtſame in der Herrſchaft Meud , kommen . Dieſes Antheil iſt von der niedern Grafſchaft Wied abgeſondert , und zu der obern Grafſchaft geſchlagen worden . Es hat auch das gråfliche Haus Wied Anſprüche auf das Dorf Ober - Diefenbad ) , deſſen oben bey Naſſaus Hadamar Erwähnung geſchehen iſt , und wegen deſſen ſeit langer Zeit beym kaiſerlichen und Reichs -cams mergericht ein Proceß zwiſchen dem Hauſe Wied und Naſſau - Hadamar , oder jeßt den Marquiſen vou Weſterlo , obwaltet. Dieſe Anſprüche ſind auch zu der Herrſchaft Runfel geſchlagen worden . Endlid gehören auch dem Hauſe Wied - Runkel die unmittels bare Reichsgrafſchaft Krichingen im oberrheiniſchen Kreis , und die Herrſchaften Saarwellingen , Kris ching : Půtlingen , und Rollingen , welche theils uns mittelbar unter dem Reich, theils unter franzöſiſch-los tharingiſcher und luxemburgiſcher Hobeit ſtehen .
II. Die untere Grafſchaft, welche auch die Grafſchaft Wied - Neu - Wied ges nanntwird, fößtmit der Stadt Neuwied und dem Ý
4
Kirch .
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Der weſtphäliſche Kreis.
Kirchſpiel Feldkirchen an den Rhein , die übrigen aber liegen vom Rhein abwärts , und machen drey zerſtreut liegende Diſtricte aus. Sie hat guten Acerbau , Obſt und Wein , von welchem legten der rothe, Bleichert genennet wird, auch Kupfer und Eiſen - Bergwerke. Die Herrſchende Kirche iſt die evangeliſch, reformirte:
doch ſind zu Neu.
wied auch andere gottesdienſtliche Partheyen . Sie enthålt 1. L7euwied , eine regelmäßig angelegte offene Stadt und gråfliche Reſidenz am Rhein welcher bis weilen austritt , und wo nicht die ganze Stadt , doch einen ziemlichen Theil derſelben unter Waſſer reket, hingegen auch den Einwohnern zur Handlung viele Bequemlich feit verfchafft. Er fließt hier fehr ſchnelle, und friert felten zu . Es ließen zwar hiefelbft der Graf zu Neuwied und Chur - Odin 1742 eine fliegende Bru: de anlegen , die. Chur- Edin nicht allein in Schus Mahm, fondern auch die Gerichtsbarfeit liber dieſelbige erhielt: als aber Chur - Trier beym Reichshofrath Klage darüber anſtellete , wurde ſie wieder abgeſchafft. Es geht alſo hier nur ein Rahn über den Rhein hin und her. Eine Viertelſtunde von hier, ergießt ſich die Wied in den Rhein. In der Stadt findet man eine reformirte und eine lutheriſche Kirche , und vor derſelben eine katholiſche , nachdem 1698 den Katholis ken hieſelbſt die öffentliche gottesdienſtliche Uebung er: laubet worden ; es haben auch die Juden eine Synas goge. Hingegen andere gottesdienſtliche Parteien miſſen ſich mit Privatgottesdienſt begnügen laſſen. Die zwey neu angelegien Vierecke , find meiſtens von den vereinigten evangeliſchen Brüdern angelegt , und in einem derſelben ſteht ihre neue Kirche . Die Straße nad Heddesdorf iſt neu angelegt. Es find hier unters ſchiedene Manufacturen und Fabrifen. Das gråfliche Reſidenzſchloß iſt neu und wohl gebauet, und hat eis nen
1
Die Grafſchaft Wied.
345
nen großen Garten. Ehedeffen hat an dem Ort , wo jeßt die Stadt iſt, das Dorf Langendorf geſtanden. Die vorhin erwähnten 3 Diſtricte find, 1 ) Derjenige, in welchem Heddesdorf, Feldfira chen , Nieder - Bieber , Ulten = Wied , Nengsdorf, Honnefeld und Anhauſen liegen , und der etwa 4 Stuna, den lang und 2 breit ift. ( 1) Das Kirchſpiel Geddesdorf, welches aus dem großen Pfarrdorf Seddesdorf beſteht, in welchem 2 adeliche Höfe find, deren einer mit einem anſehnlichen Gebäude und Garten verſehen ift. Nicht weit von Neu : Wied liegen noch 2 dergleichen (ehemals gråflich baßfeldiſche ) H8fe am Rhein , welche die Rheinau uud die Geuch genennet werden . ' Unweit Heddess dorf fließt der Fluß Wied , an welchem das Eiſenwerk Raſſelſtein und neben demſelben eine Fårberey , Bleis cherey und Gårberey, auch eine Korn- und Del-Mühle iſt. Unter Beddesdorf liegt roch ein Eiſenhammer und Eiſenſchneidewerk. Bey dem Raßelſtein iſt noch der herrſchaftliche Hof tzothhauſen . ( 2) Das Kirchſpiel Feldkirchen , wilches am 16a hange des Gebirgs , in einer an Wein, Setraide und inſonderheit an Obſt , rehr fruchtbare Gegend liegt, welche wie ein Garten anzuſehen iſt. Die Kirche, das von das Kirchſpiel den Namen hat , liegt abgefondert, es gehåren aber zu derſelben 5 Dörfer und 3 Hofea Das merkwürdigſte Dorf iſt fahr am Rhein , über welchen hier eine uralte Ueberfahrt iſt; auch iſt bey diea fem Dorf das in Felfen gebauete gråfliche Schloß Fries Orichſtein , welches die Schiffer das Teufelbſchloß Hennen. Anmerk . Von dem Anſprud , den das Haus Wied an das Dorf Irlich macht, kommt bernach bey dem . Erzſtift Trier etwas vor. ( 3 ) Das Kirchſpiel Bieber , welches drey Derfer begreift. Zu 17ieder - Bieber iſt die Hauptkirche, in welcher Bermann , Churfürft zu Edin , geborner Graf von Wied , begraben liegt. Zu Ober Bieber iſt eine Capelle. 5
346
Der weſtphäliſche Kreis .
Capelle . Durch das legte Dorf fließt die Abach , an weldjer in einem eine halbe Stunde langen Strics , 5 Mizhlmůhlen , eine Papiermihle,ein Kupfer- ein Stahl und Blech - Hammer ,eine Walk- und eine Farbe- Mühle, zu finden . Auf der Abendſeite in einem Walde, ſteht die uralte Freußkirche, zu welcher ehedeſſen ſtark ges wallfahrtet worden . Neben Nieder - Bieber iſt eine alte Burg , welche urſprünglich ein altes römiſches Ca Stellum zu ſeyn ſcheint, woſelbſt auch unterſchiedene Altertiümer gefunden werden . Zwiſchen Ober- und Nieber'- Bieber iſt ein Blech-und Eiſen - Hammer . (4 ) Das Kirchſpiel Wied , eigentlich Alten :Wied , welches den alten bemauerten Flecken Wied am Fluß gleiches Namens , 2 Dörfer , und s gråfliche Bife begreift . Zu Wied liegt auf einem felfichten Berge das uralte gråfliche Stammſchloß Wied , und bey den Hof Sihn auf einem Berge iſt das 1756 zu bauen angefangene Luſts und Jagdſchloß mont- repos oder der Ruhe:Berg genannt , ben welchem eine weitläuf tige Wildbahn iſt. Die Ausſicht von dem Schloß iſt vortrefflich , uud der nahe Luftwald iſt mit vielem Geſchmace angelegt. Mitten in einem tiefen , und engen aber fruchtbaren Thal , iſt die oben erwähnte Meyeren Friedrichsthal. Man muß dieſes Wied nicht mit dem çölniſchen Amt und Drt Wied , aufwärts an dem Wieldbach, verwech Feln . ( 5 ) Das KirchſpielRengsdorff,welches aus 4 Ddrs fern und 2 gråflichen Höfen beſteht. (6 ) Das Kirchſpiel Sonnefeld , von 9 Dörfern . Die Pfarrfirche iſt zu Ober - Sonnefeld . In dieſem Kirchs ſpiel find Supfer- und Eiſen - Bergwerke , Hütten und Hämmer , und es wird von den Bächen Aubad und Fadenbach durchfloſſen . ( 7) Das Kirchſpiel Unhauſen , durch welches über den hohen Berg Alt - Eck eine Hauptlandſtraße geht, die anf den Weſterwald und weiter führet. Unter den Båden iſt die Yſer . Es geb8ren zu dieſem Kirchſpiel 4 Dor :
Die Grafſchaft Sayn .
347
4 Dörfer , in deren einem , nåmlid Memborn , 2 ades liche Höfe ſind , und der Hof Braunsberg , bey wels chem das uralte Schloß dieſes Namens auf einem fpis bigen Berg , und zwiſchen Bergen und Wåldern liegt. 2 ) Der Bann , der an den Hachenburgiſchen Bann Mayfain ſtößt, und oftwärts von dem vorigen Diſtrict lieget. Dahin gehört ( 1) Das Kirchſpiel Rückerod , von 4 Dörfern , und i gråflichen şof. ( 2 ) Das Kirchſpiel Dreyfelder , von 4 Dörfern und einem Theil des Dorfs Šteinebad).Auf der hadas mariſchen und fayniſchen Grånze , ſteht der Dreyhers renſtein , woſelbft die 3 Landesherren jeder auf ſeinem Grund und Boden ſich beſprechen und an der Tafel fiken können . In dieſem Kirchſpiel iſt auch das Jagda und Fiſcherey - Schloß Seeburg ,welches ehedefien mit einem Wat umgeben geweſen , und bey welchem jest ein Hof mit einer Stuterer ift . Man findet auch in dieſem Kirchſpiel 6 anſehnliche Fiſchteiche, deren einer ſehr lang , und ſo breit als der Rhein iſt. Der Fluß Wied entſpringt oberhalb Dreyfelden im Walde. ( 3 ) Das Kirchſpiel 17ordhofen , von 5 Dörfern . In demſelben wird viel irdenes und ſteinernes Geſchirr verfertiget. 3 ) Der dritte Diſtrict , der von dem trierſchen Ges biet und Sayn - Ultenkirchiſchen Amt Bendorf einges fchloffen wird . Dahin geboren ( 1) Das Kirchſpiel Grenzhauſen , welches aus dem großen Dorf dieſes Namens beſteht, das viele ſteinerne und wohlgebauete Håuſer hat , und durch deſſen Ges markung die Bâche Brer und Mühlenbergs - Bach flies ßen . Die meiſten Einwohner legen fich auf die Vers fertigung allerley ſteinernen Gefchirrs ,welches in großer Menge weit und breit ausgeführet wird, auch wers den hier Tabactspfeifeu verfertiget. Ehedeflen waren in dieſem Kirchſpiel Silber - Kupfer- und Eiſen - Bergs werke,
( 2 ) Das
348
Der weſtphäliſche Kreiß .
(2 ) Das Kirchſpiel Ulfbach , welches aus 4 Dore fern , einem adelichen Hof, und noch 4 andern beſteht. Die Einwohner des Dorfs Silgerer , verfertigen ſteis nernes Geſchirr und Sabadspfeifen . Es iſt in dieſem Kirchſpiel ein Eiſenbergwerf.
Anmerk . Die beyden legten Kirchſpiele ſind 1371 durch eine Vermählung von der niedern Grafſchaft Sſenburg an die Grafſchaft Wied gecomumen .
Die
Grafſchaft Sayn .
$. D
I.
ie jeßige Grafſchaft Sayn , ſo wie fie hernach wird beſchrieben werden , iiegt größtentheils
auf dem Weſterwalde ; die dazu gehörigen Derter find mehrentheils auf dem dritten Blatt der Charte von Heſſen - Darmſtadt, die in dem Atlas von Deutſchland die 1oiſte Charte iſt, zu ſehen . S. 2. In derſelben find 3 Stádre. Graf Heine verordnete 1592 in ſeinem Teſtament, daß in rich der Grafſchaft keine andere , als die evangeliſch . lutheriſche gottesdienſtliche Uebung , ſtatt finden rolle : allein 1605 iſt auch die evangeliſch - refors mirte eingeführet worden , und nach 1624 auch die rdiniſch - katholiſche. $ . 3. Heinrich der I, Graf zu Sayn , kat um das Jahr 1112 gelebet. Sein Sohn Heinrich II vermachte ſeiner Schweſter Adelheit, vermählten Gråfinn zu Sponheim , Söhnen um das Jahr 1246 die Grafſchaft Sayn . Von den 4 ſponheis miſchen Gebrüdern hatte nur Johann månnliche Nachkommen , und ſein Sohn Heinrich bekam
die Graf
Die Grafſchaft Sayi .
349
Grafſchaft Sponheim , Gottfried aber die Grafo ſchaft Sann , und dieſer iſt der Stammbater aller nachmaligen Grafen von Sayn geworden . Sein Haus theilte ſich 1294 in 2 Linien , deren eine die Johannis - Linie, und die andere die engelbertiſche genennet worden . Jene verblieb , vermoge des Rechts der Erſtgeburt, bey der Grafſchaft Sayn ; dieſe aber, von welcher alle jeßige Grafen zu Wits genſtein abſtammen, wurde durch die Herrſchaften Homburg und Vallendar und andere Štúde , ab . gefunden , und bekam durch Vermählung die wits genſteiniſchen Lande. Als mit dem Grafen Hein rich IV zu Sayn 1606 der Mannesſtamm der Jo. hannis - Linie abgieng, folgte ihm ſeines Bruders
>
Hermann Tochter , Unna Eliſabeth, in der Graf ſchaft Sann , und vermählte ſich mit dem Grafen Wilhelm III zu Witgenſtein , mit welchem ſie einen einzigen Sohn , Namens Ernſt, erzeugte,welcher 1623 die Regierung der Grafſchaft Sayn antrar, und 1632 ſtarb ; da fich denn , als ſein unmündis ger Sohn Ludwig 1636 auch ſtarb , ſeine benden Ischter Erneſtine und
Johannette in die
Graf
ſchaft theilten . Erneſtine bekam die Hachenburgi. ſcheHälfte , und wurde an Grafen Salentin Ernſt zu Manderſcheid verinåhlet. Ihre Tochter Maga dalena Chriſtine, heirathete Georg Ludwig, Burg. grafen zu Kirchberg, aus welcher Ehe Georg Fries drich , Burggraf zu Kirchberg , entfproß ; daber
I
das kirchbergiſche Haus das hachenburgiſce An. theil an der Grafſchaft Sann bekommen þat. Jos hannette,welche die altenkirchiſche Hälfte der Grafe
-
ſchaft Saya erhiele, vermählte ſich zum
zweyten . mal
350
Der weſtphäliſche Kreis .
malmit Herzog Joðann Georg zu Sadiſen . Eiſes nach ; und bende machten 1685 ein Teſtament," in welchemn ſie ihren jungſten Sohn , Johann Wile helm , nebſt ſeinen männlichen Nachkommen , zum Erben ihres Untheils an der Grafſchaft Sayn , an Lehn- und Allodial. Stúden , einſekten ; nach gång. lichem Abgang reines månnlichen Stamms aber folte ihr å teſter Sohn Johann Georg, und deſſen männliche Nadıkommen , nach dem Recht der Erft geburt, in gemeldeter Grafſchaft nachfolgen . Wenn aber beydeSöhne und ihremårnliche Nach , kommen ohne månnliche Leibeserben mit Code abs geben würden : ſollte ihr Antheil an der Grafſchaft Sayn auf ihre beyden Tochter Eleonere Erdmuch Luiſe,
vermählte Markgråfinn zu
Brandenburg
Onolzbach , und Friedrike Eliſabeth , gu gleichen Theilen kommen , oder , wenn deren nur noc, eine am
Leben wåre , auf dieſe allein fallen .
Würde
eine von dieſen Prinzeſſinnen einen Sohn , und die andere nur Tochter, hinterlaſſen : ſo ſollte jener Sohn , mit Ausſdließung dieſer , nachher allein in dieſer Grafſchaft Sayn folgen , auch durch ihn das Recht der Erſtgeburt unter feinen Nachkom . men , månnlichen Stamms, fortgeführet werden . Als Herzog Johann Wilhelm die eiſenachiſche und ſayniſche Regierung angetreten hatte , errichtete er 1699 mit ſeiner Frau Mutter Johannette einen nochmaligen Vertrag, durch welchen die in dem obgedachten Teſtament, und durch einen Vergleich von 1697 feſtgeſtellte Erbfolge ſeiner Frauen Schweſtern und deren månnlichen Nachkommen in der Grafſchaft Sayn , beſtåtiget wurde. Da nun
1
T
Die Grafſchaft Sayn . nun fein Sohn Wilhelm
350
Hecarich , Herzog zu
Sachſen . Eiſenach , und legter Beſiger der Grafe fchaftSayn - Altenkirchen , 1741 , ohne månnli. che Erben zu hinterlaſſen , ſtarb , nahm der Mark. graf zu Brandenburg. Onolzbach , Karl Wilhelm Friedrich , vermoge des Teſtaments ſeiner Frau Großmutter, Jobannette , Beſik von der Graf fchaft Sayn - Altenkirchen ; obgleich des lektver. forbenen Herzogs zu Sachfen- Eiſenac, Sdime. ſter , Caroline Chriſtine, vermählte Landgrålinn zu Heſſen : Philippsthal , wegen der Teſtamente Herzogs Johann Wilhelm von 1707, und Herzog Wilhelm Heinrich von 1736 , ſtarken Anſpruch auf dieſes land machte. 1783 ergriff der König von Großbritanieh durch ſeinen Comitial- Geſandten von Ompteda den Mitbeſik von Sayn · Altent'ir den , durch eine eingenommene Huldigung , weil ihm nach Erlöſchung des Hauſes Anſpach woupe gen der anſpachiſchen Prinzeſſin , die K. Georg II zur Gemalin gehabt, das Unfallsrecht auf dieſeife bige zukomme. Der Geſandte ſuchte und erhielt vorher die Einwilligung des anſpachiſchen Hofes . 3.4. Der Markgraf zu Brandenburg Oniz. bach ſchreibt ſich , wegen ſeines Antheils an die fer Grafſchaft, Grafen zu Sayn und Witgen ſtein ; des Burggrafen zu Kirchberg ganger Titel aber iſt , Burggraf zu Rirchberg , Graf : ju Sayn und Witgenſtein , Serr zu Sarnrode . Das Wapen wegen Sayn , itt ein aufgerichteter goldener Löwe mit ganzem
Angeſicht und gebopna
pelten Schweif im rothen Felde ;
und wegen der
Herrſchaft Freusburg eine ſilberne ſchräge Straße, mit
Der weſtphäliſche Kreis.
352
mit 3 ſchwarzen wilden Schweinskåpfen im ſchware zen Felde. 8. 5. Auf dem Reichstag hat ſowohl der Marks graf zu Brandenburg . Onolzbach , wegen Sayn. Altenkirchen , als der Burggrafzu Kirchberg we gen Sann . Hachenburg, in dem weſtpģáliſchen Reichsgrafen: Collegiam eineStimme:allein , beym weſtpþáliſchen Kreiſe haben beyde Häuſer nur eine gemein daftliche Stimme. In der Reichsmatrikel iſt die ganze Grafſchaft Sayn zu einem Rómermos nat auf 4 zu Roß und 16 zu Fuß ,
oder 112 Fl.
angeſekt, wozu Sayn - Altenkirchen 42 FL 58 Kr. 2 Pf. Saya : Hachenburg 45 Fl. 41. Kr. 2 Pf. Witgenſtein Homburg wegen deſſen , was es von der Grafſchaft Sayn beſigt, 14 Fl. 56 Kr. und Chur - Trier 8 Fl. 24 Kr. bezahlet.
Zum Kam
mergericht iſt Sayn 1727 zu jedem 46 Rthl. 60 Kr. angefekt.
Ziel auf
S. 6. Wir bemerken nun I.
Das markgräflich - brandenburg
onolzbachiſche Antheil, oder Sayn - Al tenkirchen , welches nicht zuſammenhänget. Jn demſelben ſind 9 lutheriſche, Ŝ reformirte , und 3 katholiſche Pfarren . Es beſtehet 1. Aus der Stadt und dem Amt Alten kirchen , welche von Chur. Edln zu Lehn gehen, und ſich vom åderbau und Viehzucht ernähren. Die Wiedbach durchfließt dieſes Amt. I ) Die kleine Stadt Altenkirchen , die nicht über 100 Häuſer hat , iſt der Siß der Kanzley , hat ein Sihloß und eine Kirche,deren ſich die Lutheraner und Re formira
19
Die Grafſchaft Sayn.
353
formirten gemeinſchaftlich bedienten . 1314 gab R. Lud wig dieſer Stadt einerley Privilegien mit Beglar. 2 ) Zu dem Umt gehdren die Kirchſpiele Almers : bach , in welchem die Lutheraner und Reformirten in einerley Kirche den Gottesdienſt halten ; Bilgerod , welches lutheriſch , und Mehren welches reformirt iſt.
2. Aus dem Amt Freusburg , am Fluß Sieg , auf dem Weſterwalde, welches chur ,trieri. ſches Lehn iſt. Die Unterthanen ernåhren ſich zum Theil von Bergwerfen . Dahin gehört 1 ) Das lutheriſche Kirchſpiel Freusburg , dazu auch zieder : Fiſchbach gehört. ( 1 ) freusburg , ein Flecken und Schloß, nahe beym Fluß Sieg. 1372 belehnte Kaiſer Karl IV den Grafen Johann mit einem freyen Richtſtuhl zu Freusburg. ( 2 ) Zu tZieder : fiſchbach habert auch die Kathos liken offentlichen Gottesdienſt; der Pfarrer aber, welo cher denſelben beſorget, wobnet zu Wittenhof. 2. Die Kirchſpiele Rirchen und Gebertshahn , in welchem die Lutheraner und Katholiken ihren Gottes dienſt haben . 3. Aus der Stadt und dem Amte Fries Dewald , auf dem Weſterwald . Die Unterthas nen leben mehrentheils von Bergwerfen und vom Hüttenweſen . 1 ) friedewald , ein Städtchen und Schloß , nicht weit von Freusburg , gegen Süd - Oſten , iſt ein heffens darmſtädtiſches lehn . 1324 gab K. Ludwig dem Gras fen Gottfried zu Sayn die Freybeit , dieſem Ort zu eis ner Stadt zu machen , welche eben die Rechte haben follte , wie die Stadt Frankfurt. 2 ) Daden , ein Flecken , in welchem ſowohl die Luxe theraner als Reformirten ihren Gottesdienſt haben ; ift zum Theil chur - trieriſch Lehn. Es iſt hier ein Bergs .Th . 7 2 . 3
354
Der weſtphäliſche Kreis .
amt, und bey dieſem Ort ein Kupferbergwerk , aus welchem jährlich 250 bis 300 Centner Gaumey - Rups fer gewonnen werden . 4. Aus dem Amt Bendorf, am Rhein , zwiſchen Ehrenbreitſtein und Neuwied . Bendorf ein Flecken , unweit des Rheins, in wela chen in diefer Gegend der Fluş Sayn fållt , hat luthes riſche und katholiſche Einwohner , und beyde haben of fentlichen Gottesdienſt. Bis 1743 war er mit Sayns Hachenburg gemeinſchaftlich : aliein in dieſem Jahr bat ihn Sain - Altenkirchen ganz und allein befommen , und dafür an Sayn - Hachenburg die Vogtey Nosbade abgetreten . II. Das faun -hachenburgiſche Antheil, welches von den kleinen Flüſſen Wied , Vieſter und Sieg , bewäſſert wird , und deßen Einwohs ner ſich meiſtens von Acerbau und Vielzucht ere nähren . Die dazu gehörigen Kirchſpiele liegen nicht beyſammen , ſondern Flammersfeld , Birns bach und Schöneberg, ſind von den übrigen durch das Attfirchenſche Antheil getrennet. 1. Sachenburg , eine kleine Stadt, auf einer Ans höhe, deren Schloß die Reſidenz des Burggrafen zu Kirchberg ift . Bende find chur-cdiniſches Lelin . 1314 gab S. Ludwig dieſer Stadt die Freyheiten und Ges rechtigkeiten der Stadt Weßlar. Es find hier ſtarfe Piehmårfte. Die Kirche des Franciſcaner Kloſters, gebrauchen die Katholifen , die Lutheraner und Refors mirten , haben 2 beſondere Kirchen . An der Straße von Hachenburg nach Altenkirchen , liegt das Luftſchloß Luiſenluft , und etwas weiter an Der Neuwiedſchen Gränze , das Jagdſchlos Bel. 2. Die Vogter Rosbich , welche das gråflicha kirchbergiſche Haus. 1744 von Sayn : Altenkirchen für die
Die Grafſchaft Sayn .
1
355
;܀
die abgetretene Hälfte des Fleckens Bendorf befoms men hat. 3. Die Tirchſpiele Alpenrode und Ricburg , auf dem Wefterwalde; Altſtadt , Birnbach , Croppach , Slaminersfeld , Samm , woſelbſt das Franciſcaner Klos ſter Marienthal, 58chftenbach , Schöneberg . An den 3 legten Orten ſind auch lutheriſche Prediger. 4. Der Bann Maríayn . 5. Mit Naſſau - Siegen hat Sayn - Hadenburg den Grund Burbach , oder det freye Grund, gemeins ſchaftlich , die IInterthanen aber ſind getheilet. Es iſt daſelbſt das Kirchſpiel lzeuenkirchen . Eine kleine Stunde von Hachenburg gegen Nords teft, liegt in einem angenehmen Thal an der Niefter, die reiche Ciſtercienſer Abtey merienſtatt , welche wes gen der Landeshoheitmit der Landesherrſchaft oft Streit gehabt hat. Anmerk. Die ehemaligen Grafen zu Sayn , haben weit mehrere Giter gehabt, als die obenbenannten : denn es haben ihnen z. E. auch zugehåret die Herr: ſchaften Monkla und Maynzburg , oder manzens berg , balb Somburg, Valendar , Freudenberg, und Riol. Soloß und Flecken Waltersberg , das Dorf Pommern , an der Moſel , der Flecken Rheinbruck , am Rhein , das Kirchſpiel Seimbach , Sayn, u.4.m.
Das
che
356
Der weſtphäliſ
Kreis .
Die
Grafſchaft
Schauenburg . §.
i.
DieGrafſchaft Schauenburg ,iſt mit derGraf. ſchaft Lippe ſehr klein , auf einem Chårtchen von cinem Quartblatt, abgebildet, welches dem Schau.
enburg . lippiſchen Calender für das Jahr 1768 bengefüget, und von dem Jugenieur Pråtorius vers fertigtworden . Großer iſt die Chartevon der (un. getheilten ) Grafſchaft Schauenburg , die Mayr in Regensburg 1787 geſtochen , und die man dem Hrn . von Ompteda zuðanfen hat. Die Grafſchaft Schauenburg liegt an der Weſer , und wird vom Fürſtenthum Calenberg , der Grafſchaft Lippe, der Grafſchaft Ravensberg , und 'dem Fürſtenthum Minden umgeben . Ihren Namen hat ſie von dem alten Schloß Schauenburg . J. 2. Sie iſt zwar an vielen Orten
ſehr ber.
gicht, hat aber doch viele fruchtbare Lecer , vors trefliche Weiden und Fiſchreiche Waſſer , als die Bamel, die Aue oder Caſpau ,Weſer und Erter , und das SteinhuderMeer , welcher Landſee eine ſtarke Meile lang, eine halbe Meile breit, nicht viel ůber 16 Fuß tief,von etwas gelblicher Farbe, und moorichtem oder torfþaften Geruch und Geſchmad iſt. Aufdem Bückeberg, unweit Obernkirchen , wie auch im Amt Sachſenhagen , giebt es ſehr er hebliche Steinbrüche , aus welchen große Quader. ſteine und andere Stücke weit und breit weggefüh.
Die Grafſchaft Schauenburg.
357
ret werden . Ben Stadthagen und Roc :nberg , find mineraliſche Quellen , Im Amt Sachs ſenhagen waren ehemals 2 Salzbrunnen , bey wel. chem aber jeßt fein Salz mehr geſotten wird, nach . dem die Salzquellen zu Soltorf, einem
Dorf im
Amt Rodenberg , in guten Stand geſeket ſind . Die Grafſchaft hat hin und wieder gute Mergel Gruben , auch ein Alaunbergwerf,Kalkſtein , Gips , und Steinfolen -Bergwerke, inſonderheit bey Sůl beck und Obernkirchen ; und im Ame Egeſtorf hat manGold - Silber , undKupfer-Erz, und Eiſen Kies gefunden ; man
triffe auch
ſchöne Criſtalle an .
Hiernächſt iſt das Land mit trefflichen Hölzungen und Wåldern , einer anſehnlichen Wildbahn , gu . ten Maftungen , und anderer Nothdurft reichlich verſehen. Die Einwohner ernáçren ſich großten theils von Aderbau und Viehzucht, §. 3. In der ganzen Grafſchaft find 7 Städte, 3 Flecken , und 167 Dörfer. Die meiſten Ein wohner ſind der lutheriſchen Kirche zugethan : es . haben aber auch die Reformirten öffentliche gottes dienſtliche Uebung. 9. 4. Die alten Grafen zu Schauenburg, ſtanımen von Adolph I, Herrn von Sandersleben und Schadensleben
ab , welcyer , wie der Rath
und Prof. Gebhardi bewieſen hat , Grafen Karls von Mansfeld dritter Sohn , und Markgrafen Riddags Enkel geweſen iſt , und durch Siegbert, Biſchofs zu Minden , Vermittelung , vom Kaiſ. Conrad dem II einen Strich Landes im minden . fchen Kirchſprengel erlanget,und in demſelben 1033 das Schloß Schauenburg erbauet hat. Sein Sohn fou 3 3
358
Der weſtphäliſche Kreis .
ſoll auch Adolph gebeißen haben : fein EnfelAdolph aber war nicht allein Graf zu Schauenburg , fons dern ward auch vom Kaiſer Lothar II mit der Grafſchaft Holſtein und Stormarn belehnet , und deſſelben Nachfommen haben auch die Grafſchaft Sternberg und Herrſchaft Gehmen beſeſſen , ſind måchtige Herren , und init gråflichen , fürſtlichen und , föniglichen Häuſern verſchwiegert und vers wandt geweſen . Graf Ernſt IIIward im Jahr 1619 vom Kaiſer Ferdinand II in den Sürſtenſtand era hoben , und bediente fich anfänglich dieſes Titels : Vón Gottes Gnaden Ernſt, Fürſt und Graf
1
zu
Bolſtein
und
Schauenburg ,
Graf zu
Sternberg , Serr zu Gehmen . , Als er aber ſeines Fürſtentitels wegen mit dem däniſchen Ki nige Chriſtian IV Streitigkeiten bekam , ſchrieb er fich : Ernſt,
Sürft des Reichs , Graf zu Sols
ſtein , Schauenburg und Sternberg , Serr zu Gehmen . Er ſtarb 1622 ohne Kinder ; ihm folgte ſeines Vaters Bruders Sobus- Sohn, Graf Jobſt Hermann , mit welchem
und dieſem
ſein
Vetter Otto,
1640 das uralte gråfl. und fürſtliche
Geſchlecht von Schauenburg ganz ausſtarb und erloſd). Seine Mutter , die Gräfinu Eliſabeth, des ſchauenburgiſchen Grafens , Georg Hermann , von der gehmenſchen Linie , Gemahlinn , und des Grafen Simon von der Lippe Tochter , nahm von den ſchauenburgiſchen
Ländern
Befik , und regte
Þiernächſt ihren Bruder , Grafen Philipp von der Lippe zum Erben und Nachfolger ein , von wels dhem der berühmte Graf von Schauenburgo Lippe , Wilhelm Friderich Ernſt, ein Urenkelwar.
§. 5.
Die Grafſchaft Schauenburg.
359
Ø. 5. Die Grafſchaft Schauenburg an fich ſelbſt, iſt folgendergeſtalt vertheilet worden . Die 3 Aemter Lauenau , Bockeloh und Mesme: tode, nahm
Herzog Georg zu
Braunſchweig -lů .
nach Abgang des Fdyquenburgiſchen neburg , Mannsſtamms, vermoge eines Vergleichs von 1565, als Lehnsherr , in Beſik , in welchem et Braunſchweig , audy 1647 durch die zwiſchen Heſſen und Schauenburg - Lippe ju Lauenan errich . teten Verträge , beſtätiget wurde , und noch die Vogtey Lacheni, und einen Theil der visbeckia Die Vemter Rodenberg ; fchen , dazu bekamn . Sagenburg und Arensburg , hatten die fdau . enburgiſchen Grafen 1518 den Landgrafen von Heſſen Caffel zu redytem Mannslehn aufgetragen , daher fie denfelben 1640 als Lehnsherren zufielen ; Graf Philipp aber vermählte ſich mit der heffifchen Prinzeſſinn Sophia , ließ ſich mit dieſen Hemterni aufs Neue belehnen , und both dagegen ſeine ganze Weil ſich das Hochſtife Grafſchaft zu Lehn an . Minden die Aemter Bückeburg , Stadthagen und Schauenburg als Lehne zueignete , und Heſſen Caſſel hierauf den vorigen Vergleich nicht gelten laſſen wollte, bequemte ſich Graf Philipp zu eix fraft deſſen Heſſen ein nem neuen Vergleich , Zwölftel von der Grafſchaft voraus nahm , und - hiernächſt das übrige getheilet wurde ; Graf Phi. lipp aber ſein Antheil von Heſſen zu Lehn empfieng. Dieſer Vertrag ward im 15ten Artikel S. 3. des weſtphäliſchen Friedensſchluſſes beſtåtiget, und hiernådyrt die Theilung ſolchergeſtalt wirklich vore genommen , daß Graf Philipp von Sởauenburg Lippe 34
360
Der weſtphäliſche Kreis.
Lippe und Sternberg, die 4 Aemter Stadthagen , Bückeburg, Arensburg und Sagenburg , und einen Theil des zu dem lekten nachher gelichlagenen ſachſenhagenſchen Ämts ; die Landgrafen von Heſſen Caſſel aber die Aemter Schauenburg , Rodens berg, und einen Theil vom Amt Sachſenhagen, mit den darinn belegenen Städten , Flecken und Schloffern bekam . Weil das heffen . caſſelſche An. theil großer iſt, als das lippiſche, ſo giebt das lekte zu allgemeinen Abgaben , als Reichs- und Kreis: Steuern zc. nicht die Hälfte, ſondern vermoge eis nes vom Kaiſer und Reich beſtåtigten , und durch vieljährige Gewohnheit bekräftigten Vergleiche, weniger , j. E. zu 40000 Rthlr. nur 15900 , und das übrige erlegt das Heſſen.caſſelſche Antheil. 1757 und 58 hat die Grafſchaft im Kriege viel erlitten . 1777 erloſch die regierende bådeburgiſche månnliche Linie mit dem ſchon genannten Grafen Wilhelm , Feldmarſchalldes Königs von Portugal, und nun fiel deſſelben Antheil an der Grafſchaft Schauenburg an den Grafen Philipp Ernſt von Scauenburg Lippe Alverdiſſen ; da aber dieſer 1787 ſtarb , ( jedoch einen 1984 gebornen Srhn Vinterließ.) bemächtigte ſich der Landgraf von Hello fen . Caſſel Wilhelm IX , deſſelben Landes : Antheils, durch dazu beorderte Truppen , bis auf die Feſtung Wilhelmſtein nach , weil er es als ein ihm erófo netes Lehn anſahe , råumte es aber nach einigen Monaten der Witwe des erwähnten Grafens Phie lipp Ernſt , einer gebornen Prinzeſſinn von Heſſen Philippsthal, als Vormünderinn ihres Sohns des jungen Erbgrafens , wieder ein . $ .6.
Die Grafſchaft Schauenburg. - 361 $ . 6. Der Wapenſchild
der
Grafen
zu
Schauenburg . Lippe und Sternberg , iſt in 4 Fel der getheilt. In dem erſten und vierten erblicket man die lippiſche Roſe, im zweyten und dritten einen goldenen Stern , auf welchem eineSchwalbe fißt, wegen der Grafſchaft Swalenberg . Im Mit. telfdilde ſiehtman das ſchauenburgiſche Neſſelblatt, mit 3 eingeſteckten Någeln . $. 7. Der Landgraf zu Heſſen - Caſſel und der Graf zu Schauenburg - Lippe, baben wegen dieſer Grafſchaft Siß und Stimme im
weſtphäliſchen
Reichsgrafen . Collegio , und bey dem weſtphåli. ſchen Kreiſe Gat jeder Theil eine eigene Stinme zwiſchen Wied und Oldenburg. Der Reichsan ſchlag der ganzen Grafſchaft iſt 6 zu Roß und 26 zu Fuß , oder monatlich 276 Fl. und zu einem Kammerziel giebt jeder Theil 75 Rthlr , 43 7. Kr, S. 8. Die geſammte Grafſchaft bringet ihren Landesherren jährlich über 100000 Rthlr.ein . . 9. Was nun ein jedes Antheil infonderheię betrift, fo gehören 1. ſchen
Zum
hochgråft . ſchauenburg -lippis
Antheilan der Grafſdaft Schau
enburg , 4 Nemter , 2 Städte, 2 Flecken , und 78 Dörfer. Man bemerke
I. Folgende Aemter, 1 ) Das Amt Stadthagen , welches die herr: ſchaftlichen Domainenvorwerke Stadthagen , Galhof, Brandenburg , Lohhof und Bruchhof; die adelichen Håuſer Xemeringhauſen und Enzen , und 27 Dörfer begreift , darunter die Pfarrdörfer Werbeck , Lauens hagen , Probſthagen ugd Seuerffent find . 2 ) Das 3 5
362
Der weſtphäliſche Kreis .
2) Das Amt Hückeburg , zit welchem die gråfli: chen Domainengüter, das 97arſchvorwerk, das Vor : werk sockersau , und der Kommerhof; die adelichen Häuſer Brůminershof und Selpfen ; und 36 Dörfer, darunter die Pfarrd drfer Jetenburg, troſelbſt in heids niſden Zeiten ein Tempel des Herkules geftanden zu haben ſcheint , Fieirſen , Vehlden , Peßen , frile und Sülbeck , ſind. Das grafiche Luftſchloß zum Baum , liegt im Schaumburger Walde, und hat ſeit 1757 einen Gartea . Nicht weit von demſelben hat Graf Wilhelm im Walde , einen Plag zum Begråbniß für ſeine Gemahlinn Maria Barbara Eleonora geb. Gråfinn zur Lippe, und ſeinen eigenen Leichnam einges richtet, zu welchem ein Schneckengang von Heckens werf führet, und auf welchem man eine Pyrainide von grauea Stein erblidt, die ſich in mehr als 20 Abſåre erhebet , auf welchen Blumentopfe ſtehen . Die In ſchrift von der Gruft , welche ſich auf den Codt der Gråfinu im Jahr 1776 beziehet ; hat Graf Wilhelm ſelbſt gemacht. 3) Das Anut Arensburg , darinn das Pfarrdorf Steinbergen , 5 andere Dörfer , und das alte Bergs und Umthaus und berrſchaftliche Vorwerf Arensburg, welches zwiſchen Rinteln und Obernfirchen liegt , und vermuthlich in den alten Zeiten ein Naubſchloß gewes ſen iſt. Auf demſelben hat Graf Hermann zu Holſteins Schauenburg von 1582 bis 1592 gewohnt , nachdem er das Bisthúin Mindeti freywillig niedergelegt hatte. 4 ) Das Amt Sagenburg , dazu 2 Flecken und 9 Dörfer geheren . Zu bemerken find ( 1 ) Segenburg , ein offener Flecken , nebit einem überaus angenehm gelegenen gråflichen Schloß und Borwerf. Das Schloß beſteht aus 2 Gebäuden, von welchen das eine 1686 , das andere aber 1728 erbauet worden . In der Flecken iſt eine hannoveriſche Poſts ftation , von welcher die Einwohner großen Nußen hac ben , die ſich außerdem meiſtens vom Leinen- und Drells
Die Grafſchaft Schauenburg.
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Drellmachen ernähren. Von hier geht bis in dert Steinhuder See ein Canal. (2) Steinhude , ein offener Flecken , arn Stein: huder Meer. 1750 brannten hier 36 Häufer af , die aber viel beffer und in gerader Linie wieder aufgebauet worden . Die Einwohner ernåhreit ſich theils vom Fiſchfang , theils vom Leinen- und Drellmacen . (3 ) Die Pfarrdörfer, Altenhagen, Bergkirchen , und Lindhorſt. 2. Folgende Stådte und Feſtungen. 1 ) Stadthagen, Haga - Schauenburgi, iſt die erſte Stadt der ganzen ungetheilten Graffebaft, init Gra ben , Wal , Mauern uns verídiebenen Tbürmen nm geben , und liegt in einer ebenen und angenehnen es gend. Sie hat bereits im Jahr 1224 geftanden , und eheinals die Stadt tom hagen , odes von ihren Ers bauer , Grafen Udoph , Grafen Alfs gegen , in la teiniſchen aber civitas indaginis, geheißen, welches letzte unter andern das uralte Stadtſiegel nezeuget. Sie kann voin Fahr 1280 an verſchiedene wichtige Priviles gien aufweiſen , und iſt zuweilen die Refidet ; der Gras fen von Holſtein Schauenburg geweſen . Zur Zeit des 30jährigen Kriegs , bat fit, ſo wie andere De :ter dies fer Grafichaft, vieles ausſehen müfen, und iyren größ ten Wohlſtand verloren . Das Schloß hiefelbft , wel ches der beſtimmte Siß der gråflid ;en Witwen iſt, hat Graf Udolph XVI , Biſchof uud Churfürſt zu Csin , 1341 , und fein Bruder , Graf Otto VI , im Jahr 1544 verbeſſern laſſen. Hinter demſelben , außer der Stadt , in dem Herrſchaftlichen Küchengarten , iſt im Jahr 1734 ein mineraliſches Waſſer entſprungen, der Ten gute Wirkung viele Patienten erfairen haben . Fürſt Ernſt legte in dieſer Stadt 1610' ein Gymnaſium illuſtre an , welches in den nåchſtfolgenden Jahren in großem Ruf geweſen , und 1619 zu einer Univerſität erhoben worden , die er 1621 nach Rinteln verlegte. An die lutheriſche Stadtfirche iſt gegen Oſten das koſt bare
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Der weſtphäliſche, Kreis .
bare Mauſoleum des Fürſten Ernſt gebauet , welches aus einem von gehauenen Quaderfteinen aufgeführten und mit Kupferplatten bedeckten Riebenedichten Shurm beſteht, in welchem ein vortreffliches Denkmal von Marmor und Ers , das mit Hütern bewahrte Grab Jefu vorſtellet , aus welchein der Heiland fiegreich äuferſteht. Es würde dieſes vortreffliche Gebäudenoch prächtiger geworden ſeyn , wenn Fürſt Ernſt nicht durch den Tod an deſſelben Pollendung wäre gehindert wors Den , welche reine Gemahlinn Hedwig im dritten Jahr hernach beſorgte . Unter demſelben iſt die gråfliche Bes gråbnißgruft , gleich darneben aber die öffentliche Stadtſchule, Daß hieſige Waiſenhaus , hat die Gra finn Johanna Sophia , des Grafen Friederich Chriftis an verwitwete Gemghlinn , im Jahr 1738 angelegt, and meiſtens nach dem Muſter des balliſden Waifens hauſes im Kleinen eingerichtet.Von dem ehemaligen hies Agen Franciſcaner Kloſter, welches des Grafen Otto III Sohn Erich geſtiftet, iſt nichts mehr , als die Kirche, übrig , deren eine Hälfte ausgedeſſert , und der refors mirten Gemeine zu ihrem Gottesdienſt eingeräumet worden . Die Burger ernähren ſich vom Ackerbau und Bierbrauen . In dieſer Stadt bat ſowohl das Amt, als auch gemeiniglich der gråfliche Superintendent, ſeinen Siß . Sie iſt der Geburtsort des Verfaſſers pieſer Erdbeſchreibung. Unweit derſelben iſt eine Šal peterſiederey . 2 ) Bückeburg , eine kleine Stadt mit eiriem Schloß , welches <er iſt, als die Stadt , die erſt 1365 als ein Weichbild vor diefem Schloß zu bauen angefangen , vom Grafen Otto II mit einer Mauer umgeben , von dem Fürſten Ernſt zu einer Stadt ge madt, und mit einem Wal umgeben worden. Auß fer verſchiedenen anſehnlichen Gebäuden , erbauete Für Ernſt auch von 1611 bis 1615 die große und ſchone Stadtkirche , in welcher eine künſtliche Orgel iſt , die in Italien verfertiget worden . Im 30jährigen Krieg hat diere Stadt vor andern ſehr vieles ausgeſtanden ; iR
Die Grafſchaft Schauenburg .
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Zeiten aber iſt ſie mit ſchinen Häuſern in neuern angebauet. Außer der neuen Stadtſchule, iſt der Waf ferbrunn auf dem Markt zu bemerken , in welchen das Waſſer von Berge Harel geleitet wird. Die Ries formirten haben hier eine beſondere Kirche und ein Waiſenhaus . Das gråffiche Reſidenzſchloß, hat Fürſt Ernſt auf italieniſche Art aufehnlich ausbauen laſſen , und als 1732 ein Theil derfelbent abbrannte , Ites Graf Albrecht Wolfgang denſelben weit anſehnlicher wieder erbauen , und ſein Sohn und Nachfolger , Graf Wilhelm I, hat es zu einer Feſtung gemacht. Auf dies rem Schloß haben die gråfliche Regierungsconferenze Juffiſkanzler , die Rentfammer und das Conſiſtorium Yt der Schloßkapelle sind die Eingeweide ihren Sit . der Regenten aus dem jebigen hochgräflichen Stamm eingeſenft, und in derſelben hat Graf Wilhelm I aud den Leichnam Teines Hof- und Regierungsraths Tho mas Abt 1766 begraben laffen , und ihm auf ſchwars jeu Marmor ſelbſt ein Denkmal geſtiftet , welches beyden zur Ehre gereichet. Eben derſelbige hat 1754 in dieſer Stadt eine Sticfgießerey angelegt , und 1765 in beſſern Stand gefeßet.
3 ) Wilhelmſtein , eine kleine von Steinen 1765 erbaute ſtarke Feſtung , auf einer 1761 gemachten Jnſel im Steinhuder Meer . Sowohl die Inſel als Fes ſtung, hatGraf Wilhelm I mit unſäglicher Mühe und großen Koſten , auch zur Uebung, ſeiner in derſelben er: richteten Kriegsſchule , ben Steinhude ein Polygon mit Upprochen , Minen und allen übrigen Zugehår , anles gen , und in der Nähe von Hagenburg ein Moor am Steinhuder Meer in Vertheidigungsſtand regen laſſen , in welchen außer vielen Feldſchanzen , verſchiedene caſematiſche Werke von beſonderer Einrichtung waren . Bey alle dieſem Werfe hatte ez zur Abſicht , anſchau: liche Beyfpiele zu geben , wie gewählte Poſten unibers windlich gemacht werden konnten . Die Feſtung Wile belmſtein kann unter andern , zu einem Magazin des Ses
Der, weſtphäliſche Kreis .
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Geſchüßes und der Munition dienen , imd zur Eina ſperrung ihrer Befaßung, find wenigſtens 12000 Mann mit Ichiberem Geſchüß nöthig. II. Das hodfürſtl. heffen -caſſelſche An theil an der Grafiðafi Chauenburg, enthält 3 Stådte , 1 Flecken und 89 Dürfer. Es beftehet
1. Aus folgenden Aemtern. 1) Das Umt Schauenburg, hat feinen Namen von
%
Schauenburg , einem alten verfallenen Schloß , gioiſchen den. Stitten Rinteln und Oldendorf, auf nem hohen Berge an der Wefer . Dieſe Burg hat der ganzen Grafſchaft den Namen gegeben , ihn ſelbſt aber daher befonumen , weil man von der Höhe auf welcher fie liegt , weit und Greit herum ſchauen oder fehen kann . Der Hiigel, auf welchem ſie gebauet iſt, hat der 7effelberg geheißen , wird aber jeßt der Dels bers genannt , und grånget an den Wald Sünter, der ſich an der Wefer von Sausbergen an bis gen Bas finghauſen erſtrect. Es ſcheint, das C. Druſus, Kaiſers Octavian Auguſt Stiefſohn , hieſelbſt ſchon eine Burg angeleget habe , welche der erſte fchauen burgiſche Graf , Adolph oon Santersleben, aus ihrem Verfall wieder hergeſtellet hat. 21 der leßte ſchauenburs siſche Graf Otto 1640 ti •it Tode abgieng , hatte ſeine Nutter Eliſabeth ihren Witivenfis auf dieſem Schloß und empfing Zeit ihres Lebens aus dem Amt 4000 Chl. jährliche Eintünfte. Sett iſt das alte Schloß gang verfallen , und es ſtehen nur einige Gebäude an dies Tein Ort , in welchen der Umtmann und Rentineiſter wohnen . Das Imt iſt in s Fogtenen abgetheilt, welche find ( 1) Die Weſer Vogter , zu welcher 13 Dörfer, das Vorwerk Coverden , und die adel. Hffe Echtring haufen und Dankerten , gehören . Von den Dörfern ſind
Die Grafſchaft Schauenburg .
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find Segelhorſt, Groſſenwieden undDedbergen als Pfarrdörfer zu demerfen . ( 2 ) Die Gattendorfer Vogtey , in welcher 20 D8rs fer , und die adelichen HöfeWoribsthal und Kattens. brück belegen ſind . Die bieber gehörigen Pfarrdårs fer find Sattendorf und Catrinhagen . ( 3) Die Fiſchbecker Vogtey , welche enthält : a . Visbeck oder Fiſchbeck , ein faiſerliches freyes lutheriſches Fräuleinſtiſt an der Weſer , nebſt einem Flecfen . Das Klofter iſt im Jahr 948 oder 954 geftif tet , und zuerſt mit Benedictiner Nonnen , 1147 vom Kaiſer Conrad befest worden . Vor 1558 iſt die Re formation in demſelben nicht vorgegangen , feit wel cher der Conventmit der Uebtiſjinn aus 12 Perfonen beſteht. b . Reun Dorfer . Auch iſt hier das adel. Vorwerk zuni Stau ,
2.
(4 ) Die Rumbecker Vogtey , von 4 Dörfern , uns ter welchen das Pfarrdorf Fuhlen iſt. ( 5 ) Die Erten Vogtey , von 9 Dörfern , darun: ter die Pfarrdorfer Sohnrode und Exten find . a. Xöllenbeck , ein ehemaliges Slofier, nichtweit von Rinteln , in einer ſehr fruchtbaren Gegend , an einem Wald gelegen , welches im Falyx 806 erbaut, und mit Benedictiner Nonnen beſett ; 1441 aber Nus guftiner Mönchen gegeben worden . Als es 1560 die evangeliſd) - lutheriſce Pehre annahm , legte der dama: lige gelehrte Prior defeiben , Hermann Weening, cine Schule darinn an, die aber eingegangen iſt. Als dies Klofter an Heren - Coffel famn , wurde 1667 ein Dorf an demſelben erbauet , Namens Sefjendorf, deſſen res formirte Einwohner nunmehr in der Kloſterkirche ihreit Gottesdienſt abwarten . In dem alten verfailenen Klos ſtergebåude , wohnet heutiges Tags ein Pachter ; die Einkünfte deſſelben aber werden zu . Beſoldungen für Die reformirten Prediger und einige Scullehrer , ju Almoſen für Urmen , und zu Freytiſchen und Stipen dien für Jünglinge, die in Rinteln ſtudiren , verwendet.
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Der weſtphaliſche Kreis .
in der Kloſterkirche liegen 2 Grafen von Schauens burg , Hermanu und Anton , begraben , welche beyde Biſchofe zu Minden geweſen ſind. b . Egeſtorf, ein ehemaliges Nonnenklofter Senes dictiner Ordens , welches am Ende des izten , oder im Anfang des 14ten Jahrhunderts geftiftet , 1555 aber vom Grafen Otto zu Holſtein Schauenburg eins gezogen worden. Die Güter deſſelben ſind nachmals zur Unterhaltung der rintelſchen Univerſität angewens det , und an dem Ort, wo es vormals geſtanden hat, einige andere Gebäude aufgerichtet worden , welche ein Pachter bewohnet. Nach einer andern Nachricht ges hørt dieſer Hof zu der Rumbecker Vogtey. - ) Das Umt Rodenberg , welches in die obere und niedere vogtev abgetheilt iſt. ( 1 ) Die obere Vogtey , beſteht aus 14 Dörfern , (darunter die Pfarrdörfer Upelern und Beckedorfiind und dem Rothenberger Thor , und der Mühlenſtraße vor der Stadt Rodenberg. Das Dorf pohle , wels ches unter obiger Summe mit begriffen iſt, gehört nur zum Theil hieher , zum Theil aber zum Amt Schauens burg , auch zum Theil zu des Fürſtenthums Calena berg Umt lauenau . Zu Soltorf wird Salz geſotten .. (2) Die niedere Vogtey , begreift 17 Dörfer, uns ter welchen die Pfarrdörfer Grove, Großen : Endorf oder Großen Zendorf, : (woſelbſt falte aſphaltiſche Schwefel - Duelen find ,) und Sohnhorſt 3 ) Das Amt Sachſenhagen , zu welchem das hers nach vorkommende Stådtchen dieſes Namens , und 3 Dörfer gehören . 2. Aus folgenden Städten . 1 ) Rinteln, Rintelium , cder Rintelia , eine befes ftigte Stadt , in einer mit Bergen umgebenen Gegend, zwiſchen der Weſer und Erter. Ueber jene iſt hier vom März an bis zum Anfang des Decembers eine Schiff brücke-, und ſie nimmt an der Nordſeite der Stadt die Erter auf. Von dem alten Rinteln , an der andern Seite der Weſer, iſt heutiges Tags nichts mehr übrig ; dodh
Die Grafſchaft Schauenburg.
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doch zeigen die Namen gewiſſer Stellen des nunmehr dafelbft befindlichen gepflügten Landes an , daß der Ort ehemals bewohnt geweſen fety. Zuerſt wurde da, wo die jeßige Stadt Rinteln ſieht, iim Jahr 943 eine Clauſe oder Capelle erbauet , welche die Ringelclauſe hieß ; hiernächſt 1230 ein Kloſter angelegt , und mit Ciftercienſer Nonnen beregt , und dadurch wurde die Erbauung der neuen Stadt Rinteln veranlaſſet, in welcher die Kloſterſtraße das Angedenken des ehemali gen Kloſters noch erhålt , und dahin ſich die Einwobs ner der alten Stadt nad und nach zu wohnen begeben haben . 1 I verlegte Fürſt Ernſt die Univerſität aus Stadthage . ieher , die nach dem Vergleich von 1647 zwiſchen dem beffen - caffelſchen und ſchauenburg -lippis ſchen Hauſe,, anfänglich gemeinſchaftlich und unzers theilt blieb , 1665 aber vom legten an das erſte vollig abgetreten wurde. Die Profeſſores der Theologie find lutherifch , in den iibrigen Facultaten aber ind auch reformirte, und inſonderheit ſind die hieſigen 2 refors mirten Prediger zugleich Profeſſores der hebräiſchen und griechiſchen Sprache. Den Lutheranern gehsret die Stadtkirche , die Reformirten aber und die Beſa Bung bedienen ſich der Univerſitätskirche zu ihrem Got tesdienſt. 1665 fieng die Sandgråfinn von Heſſen , Hedwig Sophia , an, die Stadt mit Wällen , Gräben und Bollwerfen zu umgeben, welche Befeſtigung 1668 geendiget wurde , wie die Aufſchriften über dem Dffers und Süder- Thor anzeigen . Esiſt hier die Regierung über das heffiſche Antheil an der Grafſchaft Schauenburg, das Conſiſtorium und ein Superintenden :. Die Eins wohner legen ſich mehrentheils auf Ackerbau , Viel zucht und Brauweſen. Die Sdiffahrt auf der Weſer verſchaft der Stadt auch Nahrung . 2 ). Oldendorf, eine mit verfallenen Graben und Mauern umgebenes Städtchen , nahe bey der Weſer, zwiſchen Hameln und Rinteln , bat ehemals beffer ausgeſehen , als heutiges Cages . 1528 mußte es, ivegen ſeines widerſpenſtigen Ungehorſains, vom Gra Na fen 6 Th. 72 .
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Der weſtphäliſche Kreis .
fen Juſt eine harte Zichtigung ausſtehen . 1633 am 28ſten Jun . fiel unweit der Stadt, bey dem Dorf Ses gelhorſt , eine Schlacht zwiſchen den faiſerl. Truppen an einem , und den ſchwediſch braunſchweigiſch-und heſſiſchen am andern Theil vor , darinnen dieſe den Sieg davon trugen , jene aber einen anſehnlichen Vera luſt erlitten . Die Reformation der Grafſchaft hat hier. ihren vornehmſten Anfang genomnieli. Uue dein ehe maligen guten Gymnafio der Stadt, ift eine geringe Trivialſchule geworden . 3 ) Obernkirchen , ein Städtchen , am Fuß eines Berges . Es iſt mehrmals abgebrannt, und bat fons derlich in 30jährigen Kriege ſehr viel ausgeſtanden . Das hieſige adeliche Stift fou vom Saiſer Pudwig I im Fahr 815 geſtiftet, und das erſte geweſen ſeyu, das zwis. Ichen der Leineund der Weſer angelegt worden . Uns 1 fänglich ſoll es mit Benedictiner Nonnen befekt gewes fen ſeyn . Es iſt oftmals abgebrannt , aber allezeit wieder aufgebaut worden . Jeßt iſt es ein Adel. Fråns leinſtift evangeliſcher Religion , und der Convent bes ſteht aus 10 Perſonen . Die dabey befindlich geweſene Probſtey , ift 1565 davon genommen , und fecularifirt worden . In der Kloſterkirche liegen verſchiedene ſchans enburgiſche Grafen begraben . Unweit der Stadt hat in den alten Zeiten die fo genannte alte Bückeburg gelegen , die ein Schloß, und vermuthlch der Hauptort des pagi Bucki geweſen , deſſen fchon zu Karls des Großen Zeiten gedacht wird , und es ſcheint , das auch die Stadt Bückeburg Davon benennet worden fer . Sonſt findet man in der Gegend von Obernfir : chen einen vortrefflichen Steinbruch , aus welchen viele Quaderſteine bey dem Dorf Kohlenſtett unweit Nins teln auf die Weſer gebracht, und weit und breitauss geführet werden . Auch find in diefer Gegend reide Steinfolengruben . 4 ) Rodenberg , ein geringen Stadtchen an einer Uue, nebſt einem Schloß und Umthauſe , liegt in einem angenehmen Thal, das gegen Often und Weften hohe
Die Grafſchaft Schauenburg.
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hohe Berge bat. Die Herren von Santersleben , vot denen Adolph 1030 zum erſten Grafen von Schaueris burg gemacht worden , follen hier ihren Siß , womit eine beſondere Herrſchaft verkniipft geweſen , gehabt haben , und daher auch edle Herren zu Santersleben Das hieſige and Nodenberg genennet worden ſeyn . Schloß , das ehemals befeſtigt geweſen , roll vom Gras fen Adolph X von Holſtein : Schauenburg , oder doch 1615 iſt der Ort von derrelben Vater erbauet feyn . vom Grafen Ernſt aus einem Flecken zu einer Stadt gemachtworden . Sie hat keine Kirche , ſondern die Einwohner müſſen in das nahe gelegéne und nur durch die Que pavon abgeſonderte Dorf Grove oder Grube zur Kirche gebent, woſelbſt auch das Pfarr-und Soul Ulms Jahr 1738 hat man hinter dem Haus ſteht. Schloß einen Geſundbrunnen entdeckt. 5 ) Sachſenhagen , ein geringes Stadtchen , WVO felbft ſchon 1253 ein Schloß gleiches Namens geftans den hat, welches Fürſt Ernſt nen erbaut und bewohnt bat, wovon aber jest nur noch ein viereckichter Thurm übrig iſt. Der an dieſes ehemalige Schloß angebaus ete Ort , war bis 1650 nur ein Flecken , die Landgrås finn von Heſſen Amalia Eliſabeth , zu einer Stadt ers hob und zugleich die Erbanung einer Kirche in derrels ben verſtattete. Sie iſt vorinals vielfältig durch Feus ersbrünſte beſchädigt , und im 30 jährigen Kriege ſehr bart mitgenommen worden .
Ua
An :
372
Anhang gu dem
heſſen - caffelſchen Grafſchaft
Antheil
an
der
Schauenburg.
Folgende şeffen • caffelſche Aemter , gehören niche zu der Grafſchaft Sdauenburg , fie ſtehen aber unter der Regierung zu Rinteln , und können alſo nirgends ſo gut als hier beſchrieben werden .
1.
Das AmtUchte.
Es liegt nicht weit von dem Ämte Sachſenha . Ninden .“ Vor gen , und von dem Fürſtenthum Alters hat es dem
Grafen von Bruchhauſen als
þeſſiſches Lehn gehört, und iſt nadı Abgang derſele ben an die Grafen von Sona gekommen . Als auch dieſe ausgeſtorben waren ,fieles, vermoge Ver. gleichs von 1526 , an Heſſen - Caſſel, welches ſie Grafen von Bentheim eine Zeitlang mit dem . ſelben beliehen hat. 1) Die Uchter Vogtey, begreift
1 ) Uchte , einen großen Flecken , 2 Stunden von Schlüſſelburg im Fürſtenthum Minden und von Stols zenau in der Grafſchaft Hoya, 6 Stundeu von Minden , und 10 von Rinteln . Hier wobnet der Amtmann. Ja
Die Grafſchaft Schauenburg.
373
In die Kirche find dié kleinen Dörfer Sofen , Lohe una Samme, eingepfarret .
2 ) Die kleinen Dörfer Boyſinghauſen und wol: fringhauſen . 2) Die Kirchdorfer Vogrey , in welcher
1) Kirchdorf , ein Dorf , in deffen Kirche , außer den übrigen Dörfern dieſer Vogter , auch die beyden zuleßt genannten Dörfer der vorhergehenden Vogtep eingepfarret find. t 2 ) Rubbendorf oder Kuppendorf, nebſt den eins zelnen Häuſern zu Seerde, Bahrenborſtel oder Bahren . borſtel , Solzhauſen und Scharringhauſen , kleine Dörfer . 2. Das Amt Freudenberg , Es grånzet an die Grafſchaft Diepholz, und an das Herzogthum Bremen , und iſt auch von den Grafen von Hoya beſeffen worden ,
Zu demſelben
gehören : I ) Baſſum , ein Flecken , 5 bis 6 Stunden von der Stadt Bremen . Er beftehet aus 3 Bürgereyen , wels
che find ( 1) Freudenberg , der Sit des Beamten . Hies her werden auch die 4 Häuſer , welche Saft , und die 5 Häuſer , zum Belidiecke , genennet werden . ( 2 ) Baffum , neben welcher das Stift gleiches ens lieget , welches hernach in der Grafſchaft Nam Hoya vorkiinmt. (3) Loge , welche die beyden erſten an Große weit übertrift.
A a
3
2 ) 17
374
Der weſtphäliſche Kreis .
2) 17 Dørfer, unter welchen Ofterbind , rchers hauſen , Sallſtedt, Albringhauſen , Zienſtådt und Zienkirchen oder Zeuenkirchen , zu den großern geho ren . Ueber das legte , iſt die Landesheit mit Chur : Braunſchweig, und zwar mit deſſelben Hoyaiſchen Amt Ehrenburg , ftreitig. Anmerk . Dieſe benden Demter find in der Neichs, matrifel mit einem Anſchlag von 2 zu Fuß , oder mos natlich mit 8 Fl. beleget, und zu einem Rammerzieler mit 6 Thalern 371 Kr. angelegt.
3. Das Amt Auburg. Es liegt bey der Grafſchaft Diepholz, deren ehemalige Grafen es 1450 von den Grafen von Gemünde kauften , die es 1400 von dem Grafen von Broukhorſt Steinwede an ſich gebracht hatten . Sie beſaßen es als ein zu ihrer Herrrſchaft nicht gehöriges Alodium , und trugen es 1521 an Hero fen . Caffel zu Lebn auf, welches daſſelbe 1585 nach Abgang des Grafen Friedricy, in Beſik nahm . In Anſehung der Gerichtsbarkeit und Nugung beſiget es das adeliche Haus von Cronberg. Der General • Feldwachtmeiſter von Cronberg, gab es für eine unmittelbare Reichsherrlichkeit aus , und ſuchte wegen deſſelben 1710 Siz und Stimme bey dem weſtphåliſchen Kreiſe; Heſſen . Caſſel ůbet Es gehören aber die Landeshoheit darüber aus. dazu : 1) Zubnrg , ein Schloß , in welchem Heffen -Car fel das Beſaßungsrecht ausübet. In dieſer Gegend fließet die Aue oder Owe, die bey Nienburg fich mit ber
Die Grafſchaft Schaucnburg.
375
der Weſer vereiniget , und von derſelben hat die Burg vermuthlich ihren Namen .
2 ) Wagenfeld , ein großer Flecken , der unter dem Schloß liegt, und aus 4 Quartieren beſtehet, deren jedes ein anſehnliches Dorf ausmachet. Sie heißen Bogel oder Beetel, Zeuſtadt , Vorlingen , Saßlins gen , und beſtehen aus einzelnen Häuſern , die von einander abgeſondert liegen .
X a
4
Die
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Der weſtphäliſche
Kreis.
Die Grafſchaft Lippe.
$. pari hat von
der
1.
Grafſchaft
Lippe eine bez
ſondere Charte , welche Blaumond de Thierville 1761 herausgegeben , und Tobias Conr. Lotter nachgeſtochen , aber noch viele Fehler hat. Den meiſten , wenigſtens vielen , hat der Frey herr von Donop in der Charte abgeholfen , die Frenzel gezeichnet und geſtodyen hat. Noch beſo ſer , aber doch nicht ohne Fehler , ſou diejenige Charte ſenn , die Carl Dietrich Niehauſen 1786 geliefert, und G. B. Tiſchbein geſtochen hat. Sie iſt auch , aber klein , auf dem oben bem der Grafſchaft Schauenburg erwähnten kleinen Chårtchen , zu ſehen . Die Graffolyaft iſt von dem Hochſtift Paderborn , von den Grafſchaften Riet. berg , Ravensberg , Schauenburg und Pyrmont, von dem Fürſtenthum Calenberg , und von dem Stift Corvey umgeben . $. 2. Sie hat zwar viele Berge , ſie ſind aber meiſtens mit Wåldern von Eichen und Büchen bes wachſen . Sie hat viel guten Boden , der Roggen , Gerſte, Hafer , Bohnen , Erbſen , Linſen , Buch . weißen Hervorbringet , iſt aber noch nicht genug angebauet. Flachs wird ſtark gebauet, und zu Garn und Leinwand verarbeitet , davon die Ein . wohner ſich vorzüglich ermåhren. Die Schaaf þeerden haben gute Weide, aber iþre Wollewird nicht
Die Grafſchaft Lippe .
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nicht genug genuket. In der Senner Seide, welche ſich aus dem Hocyſtift Paderborn pieher ex ſtrecket, iſt eine Stuteren, die ehemals , als ſie in gutem Stande und ſehr berühmtwar, jährlid , auf Die Pferde, die auf die 20000 Rthlr. eintrug . ſer Heide Heranwachſen , ſind von dauerhafter Art. Zu Meinburg , Zu Salzufeln iſt ein Salzwerf. eine kleine Stunde von der Stadt Hørn , und 2 Stunden von Detmold , iſt Quelle zum Trinken und
eine inineraliſche
Baden , welche falziche
und ſchwefelicht iſt, und häufigern und mehr zu ſammen gedrängten Schwefel hat , als das Pyre monter Waſſer. D. Johann Erhard Trampel hat dieſes ſchon im 17ten Jahrhundert durch Cunåus bemerkte Waſſer, 1762 zu unterſuchen angefan gen , viel ſüße Quellen abgegraben , welche daſſel bige ſchwachten, und bis 30 mineraliſche Quellen entdecket, die zuſammen eine ſtarke Menge Waſſers D. Zůckert zu Berlin hat deſſen Beſtando geben . theile unterſucht.
Die vornehmſten Flüſſe, welche
dieſes land bewåffern , ſind die Emmer , welche aus dem Hochſtift Paderborn tommt , und durch die Grafſchaften Lippe imd Pyrmont in das Fürſten thum Calenberg fließt; und die Werre, welche in die Grafſchaft
Ravensberg tritt.
Es entſtehen
hier auch die Summe und Bever, und fließen ing Fürſtenthum Calenberg . § . 3. In der ganzen Grafſchaftſind.5 Städte, 4 Flecken , und 152 Bauerſchaften , welche vor. nehmlich aus einzelnen Bauerhöfen , zum Theil aber auch aus Dörfern beſtehen. Die land. ſtånde , ſind Ritterſchaft und Städte. Sie wec den A as
378
Der weſtphäliſche Kreis .
den von dent regierenden lippiſchen Hauſe zu den Landtagen verſchrieben , welches aber auch den nicht regierenden lippiſchen Häuſern , oder ſo ges nannten Erbherren , die Haltung des Landtages anzeiget , fidy mit ihnen foroohl über die vorzu : tragenden Saden , als auch über der Stånde Gutachten berathſdılaget, und auf ihre Erinne. rungen , die ſie etwa zum Beſten des Landes vors tragen , -achtet. S. 4.. Die Einwohner bekennen ſic , theils und vornehmlich zu der evangeliſch - reformirten , theils zu der evangeliſch.lutheriſchen Kirche. Die Kuf. fidit über die gottesdienſtliden Perſonen und Sa. chen der reformirten Gemeine, haben 3 Superin . tendenten . Die römiſch . Katholiſchen im Amt Schwaleuberg fiad nicht zahlreich,es ſind aud ) eini ge Edelleute von dieſer Kirche. 8. 5. Das Land gat ohne Zweifelvon dem
Fluß
Lippe feinen Namen . Die Geſchichte des uralten gråflic Lippiſchen Haufes , iſt von des Grafen Bernhard I Zeit an , die in die Regierung des Kai. fers Lotharius fällt, bekannter und fruchtbarer, als vorher. Ich galte mich aber bey der åltern Ger fdichte nicht auf, ſondern fange mit dem
Grafen
Simon VI an , welcher der Stammvater aller jekt lebenden Grafen zur Lippe iſt. Er errichtete 1597 ein Teſtament, in welchem er ſeinen ålteſten Sohn zum regierenden Herrn verordnete , und ihm die Landeshoheit, nebſt allem , was derſelben in geifte und weitlichen Sachen anhängig iſt , vorbehielt, ſeinen damaligen nachgebornen Söhner aber ges wiffe demter und Güter zu ihrem ſtandesmåffigen Un
Die Grafſchaft Lippe.
379
Unterhalt vermachte, auch verordnete, daß , wenn der ålteſte Sohn ohre månnliche Erben fiürbe , ihm alsdenn der nächſtfolgende , und im gleichen Fall auch die übrigen nach einander in der Landese regierung folgen , und wenn einer oder der andere von den nadygebornen Söhnen , oder fein Mannss ſtamm abgienge , alsdenn das ihm verinachte Lan . desarttheil dem regierenden Herrn zur Hälfte, und . den übrigen Gebrüdern , und ihren inannlichen Erben , die andere Hälfte zu gleider Cheilen zu : fallen ſollte. Bet feinei 1613 erfolgtem Tode lebten noch 4 Söhne, die 1616 einen brüderlichen Vertrag errichteten , in welihem
unter andern ent
halten iſt, daß die abgetheilten Brüder feineswegs dem regierenden Hanfe unterworfen ſenat , ſondern fürunmittelbare freie Grafen des Heil.róm . Reichs geadytet werden follten . Von dieſen 4 Sohnen ſtarb 1620 der dritte , Namens jermans , wor. auf fein Landesantieil durd , einen Vergleich von 1521 unter die beiden åltern Brüder vertheilt, und dem dritten gewife jährlice Geldeinfinfte, anſtatt eines Untheils an des Grafen Herrmanns hinterlaſſenen Gütern , beſtimmet wurden . Von dieſen 3 Brüdern find folgende Linien geſtiftetwor. den . 1) Graf Simon VII wurde regierender Herr und Stifter
der
Detinoldiſchen
Linie .
Šein jüngſter Sohn , Jobſt Hermann , ſtiftete die biſterfeldiſche X7ebenlinie , welche fich ir des Grafen Rudolph Ferdinand Söhnen , den Grafen Friedrich Karl Auguſt und Ferdinand Lud : wig , wieder in die biſterfeldiſche und wittens feldifche Linie getheilet hat.
2 ) Graf Otto ſtif tete
382
Der weſtphäliſche Kreis.
tete die abgetheilte Brakiſche Linie, welche 1709 mit dem Grafen Ludwig Ferdinand ausſtarb, ůber deſſen hinterlaſſene Zemter Brafe , Blom berg , Schieder und Bahrendorf oder Barren . trup , nebſt den dazu gehörigen Vorwerken , zwis ſchen dem Hauſe Detmold und der gleich anzuge. benden ſchauenburg lippiſchen Linie , ein langivies riger Proceß entſtand. 3 ) Graf Philipp bekam zu ſeinem Antheil die Aemter Lipperode und Alvers diſſen , ſammt gewiſſen andern Einfünften und Renten , brachte auch die halbe oben beſchries bene Grafſchaft Schauenburg an ſich , und iſt der Stifter der ſchauenburg - lippiſchen Linie. Sein älteſter Sohn, Friedrich Chriſtian , pflanzte die Saupt und regierende Linie , der zwente Sohn Philipp Ernſt aber die alverdiſſenſcheric: benlinie fort. Uis die brafiſche Linie 1709 ab. gieng, machte, oben angezeigtermaßen , die fchaus enburg - lippiſche Linie an der Hälfte des Landes: antheils derſelben Anſpruch , welche auch nebſt der Hälfte der davon ſeit 1709 gehobenen Einfünfte, regierenden ſchauenburg · lippiſchen Hauſe dem durch, einen faiſerl. Ausſprud) von 1734 zuerfannt wurde ; der völlige Vergleich zwiſchen dieſem und dem lippe- detmoldiſchen Hauſe kam aber erſt im Jahr 1748 zum Stande. Das Haus Alverdiſſen hingegen regte wegen der brafiſden Erbſchaft ſeis nen Proceß mit dem Hauſe Detmold fort. Die abgetheilten Berren werden in dem brüderli chen Vertrage von 1616 auch Erbherren ges menget : fie nennen ſich aber
gemeiniglich
(Erb LANS
Die Grafſchaft Lippe.
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Landesherren . Graf Simon VII Hat in ſeinem Tea ſtament von 1597 dem regierenden Herrn die Colla tion der Lehnſchaften und Lehnsverfalle, Landfolge, die Huldigung der Stådte, das Gogericht, die Bei ſchickung der Reichs- und Kreis - Tage, Zuſammen . berufung der Ritterſchaft und die Ritterdienſte vors behalten, aber doch verordnet, daß ein jeder der ab . getheilten Herren ſeine Unterthanen , und die Einges feſſene der Flecken und Dörfer, welche jedem Hauſe angehören , ſich huldigen laſſen fönne. Man ſtreitet noch immer darüber, ob nach dem erwähnten fimoni. ſchen Teſtament in der Grafſchaft Lippe ein Appana. gium vorhanden ſen ? Denn es haben angeſehene Publiciſten behauptet, daß in den von Simons VI Söhnen geſtifteten Linien fein Recht der Erſtgeburt in Anſehung des Erſtgebohrnen, und alſo auch kein jus appanagii in Anſehung der Nachgebornen , ſtatt finde. Die ſchauenburg. lippiſche Linie pflich . tet ihnen vey, und will, daß die ſogenannten Ap panagirungen vielmehr Landestheilungen beiß ſen müſſen . Es zählt auch ſieben ſolcher Landes . theilungen im Hauſe Lippe. 9. 6. Die lippiſchen Grafen nennen ſich Grafen , und edle Serren zu Lippe . Als Graf Friedrich Wilhelm Leopold 1786 die Regierung antrat, fieng er an, Gebrauch von dem Fürſtentitul zu machen, den ſchon ſein Ueltervater vor dem Kaiſier erhalten hatte, ohne ſich deſſelben zu bedienen . Das Wapen wegen der Grafſchaft Lippe , iſt eine rothe Roſe im filbernen Felde, und wegen der (Srafſchaft Schwalenberg eine Schwalbe mit natürlichen Far. ben , welche auf einem goldenen Stern filehet , im rothen
382
Der weſtphäliſche Kreis .
rothen Felde. Die Herzoge zu Braunſchweig , Haben die Anwartſchaft auf dieſe Grafſchaft. $ . 7.Die Fürſten zu Lippe haben ſowohl aufdem Reichstage in dem weſtphåliſchen
reichsgråflichen
Collegio, als aufden weſtpåliſchen Kreistagen , Sik und Stimme, und folgen auf den lekten auf den Herzog von Olvenburg wegen Delmenhorſt. Zu den Reichsangelegenheiten ſind ſie auf 4 zu Roß und 18 zu Fuß , odermonatlich auf 120 Fl. und zu jedem Kammerziel auf 67 Rthlr. 564 Kr. angeſeket. 8.8 .Außer der fürfti.Regierungskanzley ſind noch folgende Landescollegia zu bemerken . Das ordentlis che Hofgericht, iſtmit einem Hof-oder Vice-Hofrich ter ,mit 2 Aſeſſoren und Secretåren befekt. Bey der Beſeßung der Hofridterſtelle, haben die nichtregie . renden Herren eine Stimme, und die zu berufenden A feſſoren werden ihnen von dem
regierenden Herrn
auch vorher angezeiget, um zu vernehmen, ob ſie an denſelben einen erheblichen Mangel finden ? Das Generalhofgericht aber bereket der regierside Herr mit 2 Råthen ; die nichtregierenden Herren ſchicken auch jeder einen Rath zu deinſelben ab,imgleichen die Ritterſchaft einen , und die Städte auch einen Depu . tirten . Ben demſelben haben die nicht regierenden Herrn mit dem regierenden Herrn wechſelsweiſe den Þorſik . Die Amtsfaſſen und Unterthanen der abges theilten Herren appelliren , vermögedes brüderlichen Vertragsvon 1616 , andas Hofgericht, und nicht an die Kanzlen , und der regiereude Herr ſoll dieſelben Feinesweges , mit Vorbeygehung der Erbherren Audienzgerichte, auf der Flagenden Parteyen An ſuchen ſogleich an das Hofgericht zu citiren Macht
Haben ,
Boy
11
Die Grafſchaft Lippe.
383
haben , ſondern die Klåger ſollen allemal an dert Erbherrn und deſſen Gericht gewieſen werden , aud den Unterthanen der Erbherren die exceptio fori declinatoria frey ſtehen. Das ordentliche Con fiſtorium bereket der regierende Herr mit 2 Com . miſſarien , einem weltlichen und einem geiſtlichen , welcher lekte allemal der zeitige Superintendent ben Hof iſt. Das Generalconſiſtorium aber wird auf eben die Weiſe, als ias Generalhofgericyt, bes rekt, außer daß bey jenem die Städte 2 Depurirte Vor das Generalconſiſtorium geberen haben . die
Viſitationen und Eheſachen , aud, der Kir .
chendiener Mängel uud ftrafwürdige Bergehun gen ; die übrigen Conſiſtorialſaden werden von dein ordentlicher Conſiſtorium gerichtet. In pein lichen Fällen haben die nidyt regierenden Herren in ihren Remtern den Angriff ; das peinlidze Gez ridit aber wird in ſolchen Aemtern von dem regie. Uebrigens haben die renden Herrn mit beſeßt. nicht regierenden Herren in ihren Aemtern die nies dere und hohe Gerid tsbarkeit;
die Landeshoheit
It
aber hat der regierende Herr. Unterdeſſen behaup. ten die philippiniſche und Ottoniſche Linie , daß ſie in ihren Landesantheilen alles übrige , was nidit
En
zur gemeinſchaftlichen Regierung, als, land Pos lizen, Hofgeridyt und Conſiſtorialſachen gehört, privative ausüben fónnen, beſonders aud das jus armorum ; wie ſie denn auch jederzeit in ihren Lans
7
desantheilen , ihre eigenen Soldaten gehabt, und zur Unterhaltung derſelben den Soldatenſchak von Ihnen wider. den Unterthanen gehoben haben . ſpricht die Detmoldiſche Linie, welche das alleinre : gieren
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Der weſtphäliſche Kreis .
gierende Haus vorſtellen will , und die anderen Lia nien als abgetheilte betrachtet, die hingegen den zu Detmold regierenden Herrn nur als den er : ſten unter gleichen Serren, und bey der Huldi. gung , welche die Stådte und Landfaſſen , die der Landtag beſchieden ,
demſelben leiſten , gleichſam
als den bevollmächtigten Erbherrn , anſehen. 1 S. 9. Die Anlagen werden auf den Landtagen ausgemacht. Sie beſtehen in dem Soldatenſchak, in den Reichs- und Kreis - Seuern, und in den Steus ern zu allgemeinen Landesnothwendigkeiten . Der regierende Herr über mit Zuziehung der Landes , ſtånde auf öffentlichen Landtagen das Colleco tirungsrecht aus . g. 10. Die genauere Beſchreibung der Grafe ſchaft Lippe zerfälle in 3 Hauptabſchnitte. 1. Zu dem erſten gehören die Stadte und Aemter,welche das regierende Haus allein befizet. 1 ) Die dahin gehörigen Stådte ſind : 1 ) Detmold , eine Stadt an der Werre mit einein Schloß , welches der ordentliche Wohnſig deß regie renden gråflichen Hauſes iſt. Es ſind auch hieſelbſt die gråflichen Landescollegia , nåinlich die Regierungs kanzler , Rentfammer , das Hofgericht und iConfiftos rium. Die Stadt wird in die Altſtadt und Neuſtadt abgetheilet. Uußer der reformirten Hof- und Stadt: Kirche, iſt hier feit 1733 auch eine lutheriſche Kirche. Die lateiniſche reformirte Schule hat 6 Lebrer. Dieſer Ort erhielt 1361 Stadtgerechtigkeit, warð auch mit Mauern , Wal und Graben umgeben. 1447 brannten die Böhmen die Stadt ab , und 1544 wurde über die Hälfte der Stadt ein Raub der Flamme. Die landes herrs
Die Grafſchaft Lippe.
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Berrſchaftliche Burg , in welchen die von Burg oder Borg , von Exterde und Schwarze Burgmånner waren , iſt mit der Stadt von den Böhmen verwüſtet worden . Cluver und Ferdinand von Fürſtenberg haben wahrs ſcheinlich zu machen geſucht, daß die alte Teutesburg , in deren Gegend Quintilius Varus die berlihinte Nies derlage erlitten hat , eben der Ort fey welder nachs mals Thietmal und Detmold genennet worden . Der Teuteberg , in dieſer Gegend erhålt dem Anſeben nach den alten Namen . 2 ) Lemgo, Lemgow , Lemgau , die größte Stadt in der Grafſchaft , liegt an dem kleinen Fluß Bega , der in die Werre fått, und ſie in die alte und neue Stadt abtheilet , welche 1369 mit einander vereiniget worden , da vorher jede ihren beſondern Magiſtrat hatte. Den hieſigen Lippehof , welcher unter die gråfa lichen Schloſſer gerechnet wird , hat Graf Chriſtoph Ludwig ausbauen laſſen . Die Aebtiſſinn des hieſigen adelichen Stifts , iſt allemal eine Gråfinn aus dem res gierenden gräflich - lippiſchen Hauſe, and wird von dein regierenden Herrn gereßt, die Dechantinn und übrigen Mitglieder aber werden von den Conventuas linnen erwähler. Es find hier 2 lutheriſche Kirchett und eine reformirte , ein 1753 geſtiftetes lutheriſches Waiſenhaus, und eine Buchdrucereyy. Das 1524 ges ſtiftete lutheriſche Gymnaſium hat 7 Lehrer. Die ehes maligen Tuchmanufacturen ſind ganz eingegangen , und die Zeuginanufacturen gerathen auch ſehr in 46 nahme. Unter die beſondern Freyheiten der Stadt ges håret , daß ſie die niedere und obere Gerichtsbarkeit , und ihr eigenes Confiftorium hat. Sie iſt ehedeflen eine Hanſeſtadt geweſen , und hat Damals außer ſtars ten Acerbau und andern Gewerbe , auch großen Hans del getrieben . 1624 batte ſie über 1400 Bürger , alſo wahrſcheinlicher Weiſe 8 bis 10000 Menſchen , und 1057 bewohnte Håuſer. Aber im 30jährigen Kriege kami fie herunter , daß 1646 nur noch 600 Bürger vors banden , und 1667 drauf nur die Hälfte der vorherges 6 Tb . 72 .
e
386
Der weſtphäliſch
Kreis .
nannten Häuſer in wohnbaren Stande waren . Jest iſt die Anzahl der Häuſer noch geringer , und die Ein wohner ſind nicht 3000. Sie ſteht auch in der Reichss In dem matrikel von 1521 als eine Reichsſtadt. 30jährigen Kriege iſt ſie ſehr verwüſtet worden . 3) Sorn , eine alte und bemauerte Stadt am Seus tenburger Wald , welcher nun der lippiſche und horni fche Wald genennet wird. oß , und erfins€ 8. iſt hier ein gråfliches an Häuſ Schl Nabe bey der Stadt iſt der berühmte Erterenſtein , welcher auch Egerſterſtein , und von einigen auf latei niſch rupes picarum genennet wird . Es iſt ein bober Felfen auf einem ebenen Plag, und hat zu mancherley Muthmaßungen und Erklärungen Anlaß gegeben . Wahrſcheinlicherweiſe hat dieſer Felſen reine Form von einer Rewolution in der Natur, Ehedefſen iſt ein fos genanntes Grab Chriſti darinn angelegt worden , und die von außen angelegte Abnahme des Leichnams Jeſu vom Kreuß , iſt eine der älteſten Art alter deuts ſcher Bildhauerey . 4 ) Blomberg , eine Stadt , welche ihre Stadt: freyheiten in der Mitte des 15ten Jahrhunderts von dem Grafen Simon i bekommen hat. 1447 wurde ſie geplündert und in die Aſche geleget. 5 ) ulen , (ufeln ) , oder Salzuflen , eine kleine Stadt , an der Salze, welche ihren Urſprung dem reis chen Salzbrunnen zu danken hat , der , nachdem er entdecktworden , die Anlegung eines Dorfs veranlaß ſete , welches im 15ten Jahrhundert Weichbildsgerecha tigkeit bekommen hat. Sraf Bernhard VII gab dieſem Ort 1488 Stadtfreyheiten . Es find hier 250 Häuſer . 2. Die dahin gehörigen Aemter ſind 1 ) Das Amt Detmold , welches ein Stück der als ten Grafſchaft Saholz iſt. Es begreift ( 1) Das Amt und Kirchſpiel Detmold ſelbſt , von 14 Bauerſchaften , welche zunächſt um die Stadt Det mold liegen. Hier find 3 adeliche Güter. ( 2) Die
Die Grafſchaft Lippe.
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( 2 ) Die Vogtey Beyden , von 11 Bauerſchaften . ( 3 ) Die Vogtey Lage , von u Bauerſchaften . In dieſer Lage iſt ein Marktflecken von 153 Häuſer. Vogtey find 2 adeliche Güter. (4 ) Die Vogtey Falkenberg , von 4 Bauerſchaf -ten . Graf Bernhard Iir fieng die ebeinalige Feſte Fals fenburg zu bauen an , und ſein Sohn Simon Ivollen dete diefelbe. Sie hielt 1447 eine Belagerung von dem Erzbiſchof zu Cjln und Herzog Wilhelm von Meiſſen aus : 1453 aber brannte ſie ab , und wurde wüſte. Sie ſtand auf dein Berge Falkenberg. Lopshorn , iſt ein landesfürftliches Jagdſchloß in der Sennerheide , mit einer Stuterey. Es find hier 2 adeliche Güter. 2 ) Das Amt Oerlinghauſeu , zu welchem 7 Bau erſchaften und 5 adeliche Güter gehören . 3 ) Das AmtSchåtmar , von 12 Bauerſchaften , und 6 adelichen Gütern . Das oben erwähnte Salza werf bey uflen , gehårt als eine landesherrſchaftliche Domaine zu dieſem Amt. Es iſt 1766 der Stadt uflen völlig abgekauft , und hierauf ſehr verbeſſert worden , und hat viel mehr Salz als die Grafſchaft gebraucht. 4 )Das AmtSorn , von 7 Bauerſchaften . ZuWein : berg ; 2 Stunden von Detmold , iſt das oben (S. 2.). beſchriebene mineraliſche Waffer , welches feit 1767 bekannter geworden , als es vorher war . Bey der 1345 und 46 neu erbaueten Burg Sorn , iſt eine lans desberrſchaftlicheManerey ,dergleichen auch Oeſterholz in der Senne, iſt. Es iſt hier nur 1 adeliches Gut. In der Vogter Schlangen , die zu dieſem Amt'ges . høret , find 2 Bauerſchaften , und 3 merkwürdige nas! türliche solen , eine auf dem Hohlenſtein , (welches ein Berg iſt,) im Gehölz Steinbeck , und auf dem Bielſtein .
+
? * 5 ) Das Amt Varenholz , das von einem alten Schloß den Namen hat,und in welchem 3 adeliche Gis ? ter find , deren eins , nämlich Ludenhauſen , dem : Stift Kappel gehört. Die Bauerſchaften ſind unter 2 Vogteyen vertheilt. B6 a (1 ) Die
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Der weſtphäliſche Kreis. ( 1) Die Bogtey Sohenhauſen , Don 13 Balkers
ſchaften . ( 2 ) Die Vogtey Langenholzhauſen , von 8 Bau erſchaften . Varenholz , iſt ein Flecken mit einer Pfarrkirche . Langenholzhauſen , ein Kirchdorf. Bey dem Dorf Erder , welches nicht weit von dem Schloß Varenóolz , an der Weſer liegt, werden viele Raufinannsgiter aus- und eingeſchiffet, und es wird hier ein Waſſer zou erlegt. 6 ) Das Amt Bracke , in welchem ( 1 ) Das Schloß Bracke , nahe bey Lemgo , ebes deſſen der Sin einer 1709 ausgeſtorbenen gråfllich- lip piſchen Linie. In dem Dorf Bracke iſt eine Pfarr kirche. Sarenbrede, ein Jagdhaus. ( 2 ) Zwolf Bauerſchaften . 7 ) Das Amt Barrentrup oder Barntrup , auch Barndorf , beſteht nur ans einer Bauerſchaft. Die Kleine Stadt Barntrup , hat 1376 von dein Gras. Fen Heinrich zu Sternberg , gleiche Stadtfreyheiten mit Lemgo befommen , und hat 173 Bürgerhåuſer. An derſelben liegt eine Burg, die der Sig des Vogts ift . 8 ) Das AmtLipperode, welches die ſchauenburg lippiſche Linie im Vergleich von 1748 dem regierenden Haufe Lippe- Detmold völlig abgetreten hat. Em dems felben iſt ein Pfarrdorf gleiches Namens am Fluß Lippe . Das Umthaus iſt ebedeſſen ein gråfliches Reſidenza fchtoß geweſen . Das adeliche Stift Bappel hat eine Liebtiſpinn aus dem Hauſe Lippe , und 4 Conventua linnen . Sie tragen einen 1779 geſtijteten Orden . 9 ) Das AmtSternberg , oder die von 1733 bis 1781 an Chur- Braunſchweig mit der Landeshoheit für 410000 Rthlr . Hanndvriſches Caſſeageld verfekt geweſene ehemalige Grafſchaft Sternberg . Sie grån get gegen Süden und Weften an die Grafſchaft lippe , gegen Norden an die Grafſchaft Scauenburg , uno gegen
Die Grafſchaft Lippe .
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gegent Often an das Fürſtenthum Calenberg. Sie hat 10 Stunden im Umkreiſe , und beſteht aus Bergen und Thålern . In den legten ſtehen die Meyerhofe , und an jenen ſind die Ländereyen , Weiden und H8l zungen . Der Uderbau iſt beſchwerlich , und das Feld muß durch Mergel verbeffert werden . Der Flachsbau wird vorzüglich getrieben , doch wird nicht ſo viel Flachs gebauet, als die Einwohner verarbeiter , ina dem ſich ſowohlManns- als Frauens - Perſonen auf die Spinnerey und Leineweberey legen , und dadurch Geld erwerben . Es find auch 2 Topf8fen vorhanden , in welchen braunes Geſchirr bereitet wird. Bey Bofing felde und nach Bremfe hin finden ſich Druſen , welche größtentheils beym Pfligen der Uecker hervorkommen , darinn ein glånzender Stein von der Långe eines Glie des vom Finger anzutreffen iſt, welder ſo zugeſpißet iſt, als ob er geſchliffen wäre , und so hart iſt , daß man Glas damit richneiden kann. Er wird von den Steinſchneider'n beſſer zubereitet und eingefaſſet. An Wildpret find Hirſche, Nehe , Schweine und Haſent vorhanden . Es entſpringet hier die Bega oder Bege bey dem Gut Münchshof , und fließet auf Lemgo zu . Die Einwohner find großtentheils der reformirten Kirs che zugethan . Die Grafſchaft hatte ehedeflen beſondere Grafen , und fiel nach des leßten Grafen Heinrichs Cod att Mutter Bruders Enfel Simon den åltern , edlen Grafen zu Lippe . Das Wapen derſelben iſt ein rother Stern im goldenen Feld . Sie macht ein Amt aus , und enthält 1. Das Schloß Sternberg , welches ein altesmit einer Mauer umgebenes Bergſchloß, und jeßt der Siß des Amtmanns ift. Unter demſelben liegt die Menes erey oder das landesherrſchaftliche VorwerkOelentrup. nin Nogten Sumfeld , welche aus 3. Bauer Zu Bege iſt eine reformirte Kirche, lichen Häuſer Wendlinghauſen und pfarret ſind . Göttentrop iſt einelan : Meyerer . B6 3 3. Die
390
Derweſtphäliſche Kreis .
3. Die Vogter Erter , welche 5 Bauerſchaften hat. Vallentrup oder Sallentrup , iſt eine landess herrſchaftliche Meyerey . 4. Die Vogten Böſingfelde , welche aus dreng Bauerſchaften beſteht. In dem Fleden Böſingfelde von 137 Wohnbåuſern , iſt eine reformirte Kirche. II . Zu dem
zweyten Abſchnitt geho
ren die Stadtund die Aemter ,welche das gráfliche Haus theils mit dem
Königevon
Preußen , theils mit dem Hochſtift Pas derborn in Gemeinſchaft beſiget. 1. Mit dem Könige von Preußen , als Grafen von der Marf, beſikt das regierende Haus die Stadi Lippe oder Lippſtadt gemeinſchaftlich , deren ſchon oben ben der Grafſchaft Mark fürzlich Erwähnung geſchehen iſt. Sie liegt am Fluß Lippe, in einer großen und fruchtbaren Ebene , und iſt wohl befeſtiget. Mit ihrer Befeſtigung iſt ſchon 1633 der Anfang gemacht worden . Churfürſt Friedrich Wilhelm zu Brandenburg hat ſie vers mehren laſſen , und 1759 iſt ſie inſonderheit ſehr verſtårkt worden . Seit 1774 hat die Stadt fich ſehr verbeſſert , und. 1784 hatte ſie 511 Häuſer, und 2172 Einwohner. Sie enthält 4 lutheriſche Kirchen , eine reformirte Kirche , eine römiſch -ka. tholiſche Kirche mit einem Auguſtiner Nonnenklos ſter , ein frenweltliches adelidyes Fråuleinſtift, wel . che aus einer Aebtiſſinn und 10 fråulein beſteht, und deſſen Probſt der König von Preußen und Graf von der Lippe wechſelsweiſe regen , dem auch der König 1773 ein eigenes Ordensfreuz ertheilet þat,
Die Grafſchaft Lippe.
391
hat, und eine lateiniſche Stadtſchule von 6 Klaſ fen . Die Stadt hat Sik und Stimme auf den Landtagen der Grafſchaft, und iſt dem Range nach die erſte Stadt. Ihre vornehmſte Nahrung bat fie vom Ackerbau, von der Branntewein - Brenne. rey und Viehmåſtung. Von Seiten des Königs iſt hier ein Richter, und von Seiten des Grafen ein Droſt, und die übrigen Stadtangelegenheiten beſorget der Magiſtrat. Sie ſoll von dem Grafen Bernhard II im Jahr 1150 zu bauen angefangen, und 1248 von neuem wieder hergeſtellet und pris vilegirt worden ſeyn : gewiſſer iſt, daß ihr Bau 1175 angefangen , 1244 vollendet , und der Ort 1265
.
mit Stadt - Privilegien
verſehen
worden .
Einige berichten , daß ſie von den Grafen von der Lippe zuerſt an das Erzſtift Edin, und von dieſem an die Grafen von der Mark verpfåndet worden rey .
Gewiß iſt , daß Graf Simon von der Lippe
diefelbe 1376 dem Grafen Engelbrecht von der Marf für 8000 Mark löthigen Silbers hammi.
N
fcher Wahrung verſchrieben , Herzog Johann von Cleve aber 1445 den Grafen Bernhard und Sis mon von der Lippe die Hälfte derſelben mit aller Herrlichkeit, hohen und niedern Gerichten, Ren . ten u . ſ. w . wieder abgetreten hat.
Jakt wird fie
vom König von Preußen als Herzog von Cleve, und Grafen von der Lippe , gemeinſchaftlich re. gieret, das Feſtungs- und Befakungs - Recht aber nebſt dem Poſtweſen, gehöret jenem allein. 1310 ; iſt ſie faſt ganz, und 1656 halb abgebrannt. 1736 und 1741 hat ſie geringern Brandſchaden erlitten. 1622
iſt ſie von ſpaniſchen und neuburgiſchen, Bb 4 1679
392
Der weſtphäliſche Kreis .
1679 und 1757 von franzöſiſchen Truppen einges nommen worden . Die Franzoſen hatten ſie das lekte mal 11 Monat lang im Beſik , und machten 1759 Anſtalt , ſich derſelben durch eine Belages rung, aufs neue zu bemådytigen , welches Vorha. ben aber durch die verlorne Schlacht bey Minden růckgångig ward . Ehedeſſen hat dieſe Stadt mit zu der Hanſe gehdret .
2. Mit dem Sochſtift Paderborn befißt es , wie oben S. 171 und 176 ſchon angezeiget worden , die demter Schwalenberg, Didenburg und Stoppelberg gemeinſchaftlich . Die 2 erſten , wel. che áþrlich ungefähr 5000 Rthlr eintragen , hat Graf Jobſt Hermann , Simons VII Sohn aus zweyter Ehe, als ſeine Mutter Maria Magdalena , geborne Gråfinn von Waldeck, der fie zum Wit. tum eingeräumet geweſen , 1671 ſtarb , auf Abs ſchlag ſeines zu fordern habenden våterlichen Erb theils , in Beſik genommen , und ſie ſind hierauf bey der biſterfeldiſchen Nebenlinie geblieben . Dieſe erkannte und genehmigte aber den 1667 entwor. fenen Vergleich , vermoge deſſen Graf Simon Heinrich , dein Grafen Jobſt Hermann und deſſel ben männlichen Leibeserben die mit Paderborn ge meinſchaftlichen Aemter abtreten wollen , feines : weges , ſondern weil Graf Simon VII in ſeinen Ehepacten von 1623 verordnet hat , daß ſeine Söhne aus erſter und zweyter Ehe ohne Unters fchied in Land und Leute , auch andern Erb- und Nacılaß , zu gleichen Theilen ſuccediren ſollten ; fo verlangte ſie das ihr zukommende Landesantheil , welches in der Hälfte der Grafſchaft und den ſeit 1652
-"!
.
Die Grafſchaft Lippe.
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1652 vorenthaltenen Einkünften , und ihren Zin . fen , welche auf viele Millionen berechnet wurden , beſteht, weil 1652 von Grafen Simons VIISöh nen nur noch Graf Hermann Adolph, von welden die jekigen regierenden Grafen zu Lippe . Detmold abſtammen , und der mehrgenannte Graf Jobſt Hermann , der Stifter der biſterfeldiſdyen Linie, übrig geweſen. Der darüber entſtandene vieljah . rige Primogeniturproceß ,
iſt 1762 durch einen Vergleich mit dem Hauſe Detmold aufgehoben, und die biſterfeldiſche Linie hat ihre lippiſchen Gů. ter und Pråtenſionen an das Haus Detmold gegen jährliche Heldrenten abgetreten , folglich der wei. tern Forderung und Landestheilung entſaget. Scon 1749 hatte Graf Ferdinand Johann Luds mig zu Weißenfeld ſeinem åltern Bruder Grafen Friedrich Karl Auguſt ſein Antheil an der Landess theilung abgetreten , und fid; eine Appanage aus bedungen . Er hat auch nachher in den von ſeinem Bruder mit Detmold geſchloſſenen Vergleich ge williget. Was nun jedes dieſer Aemter inſonderheit bee trifft , ſo iſt 1 ) Das Amt Swalenberg oder Schwalenberg, ehedeſſen eine beſondere Grafſchaft geweſen , deren Hers ren 1356 mit Grafen Heinrich VII ausgeſtorben . Ehe fie hier das Schloß Schwalenberg erbaueten und bes wohnten , hieß das Schloß Oldenburg, ihre erſte Nes ſtdenz, Schwalenberg. Es beſteht das lippiſche Ans theil aus 10 Bauerſchaften. In demſelben iſt zu bes merfen : ( 1 ) Swalenberg oder Schwalenberg , ein Fles den und Schloß an der Neiſſe. Sier iſt das lippiſche und B 65
394
Der ipeſtphäliſche
Kreis.
und paderborniſche Samtgericht über die 3 Samt- oder gemeinſchaftlichen Ueniter. ( 2 ) Biſterfeld , ein Gebäude auf einem von dem Grafen Jobſt Hermann erfauften Gut. . Es war eher deſſen der Sie der Lippe - Bifterfelder Linie , die aber mit Geld abgefunden worden . ( 3) Wittenfeld oder Weiſſenfeld , eineMeyerey, auf der ehedeſſen die Lippe Biſterfeld - Weiſſenfelder Linie wohnte, die aber mit Gelde abgefunden worden . ( 4 ) Das ehemalige Kloſter Valkenhagen oder Falkenhagen , ſ. oben das Hochſtift Paderborn . 2 ) Das Amt Oldenburg , iſt auch ehemals eine Grafſchaft geweſen . Das lippiſche Antheil beſtehet aus 9 Bauerſchaften . 3) Das Amt Stoppelberg oder Stapelberg,war ehedeſſen eine beſondere Herrſchaft. S. das Hochſtift Paderborn . 4 ) Uus dem Gericht Sagedorn , empfängt das Haus lippe die Contribution und andere gutebherrlis che Gefälle , und aus dem Bericht Odenhauſen , drey Sechzehntheil der geſammten Einkünfte.
III. Zu dem
dritten
Abſchnitt gehöret
dasjenige , was die ſchauenburg - lippi: ſche Linie beſißet. 1. Das regierende Haus zu
Scauenburg,
Lippe , yat von dem Landesantheil der 1709 aus. geſtorbenen brafiſchen Linie folgende Uemter, wel. che ohne die Forſteinfünfte , jährlich ungefähr 10000 Rthlr . eintragen , 1737 in wirklichen Bes fit befommen . Als Graf Wilhelm 1777 ſtarb, nahm deſſelben Nachfolger in der GrafſchaftSchaus endurg , Graf Philipp Ernſt , Beſig von derfel: ben , es entſtand aber darüber bey dem Reichshof. rath ein Proceß . 1) Das
1
Die Grafſchaft Lippe.
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1 ) Das Amt Blomberg , in welchem das Schloß Blomberg, an der Stadt dieſes Nainens , 16 Bauer ſchaften , und die Kirchen zu Cappel, Reelkirchen und Wobbel ; und die Vogtey Donop, in idelcher das landtagsfähige adeliche Guth dieſes Namens , und 4 Bauerſchaften ; zu Rirch :Donop iſt eine Pfarrkirche. 2) Das Amt Schieder , auch Schier genannt, in welchem nabe bey der Emmer ein Landhaus mit einem ſchinen Garten und einer eintråglichen Meyerey, 2 D &rfer und einige cinzelne Bauerhöfe find. Dieſes Schloß und Amt hat der regierende Graf zu Schauen burg - Lippe , Friedrich Wilhelm Ernſt, 1756 reinem Vetter von der alverdifenſchen Linie , dem Grafen Philipp Ernſt, eingeräumet. Nicht weit von dieſem Schloß liegt alt Schieder, welches für das feſte Schloß der Sachſen Skiderburg, gehalten wird , woſelbft Kaiſer Karl der Große einen biſchöflichen Siß angeleget haben, und dieſer nach eini gen Verſegungen endlich vom Kaifer Otto I nach Mag deburg verlegt feyn fou. Anmerk. Ungefähr eine Stunde Weges von Schies der gegen Nordoſten , auf einem hohen Berge, aufwels , chem die lippiſche , pyrmontiſche und paderborniſche Gränze zuſammenfisft , find die Ueberbleibel von der alten Sermanns oder Garmins :Burg oder Armini: us : Burg zu ſehen , von welcher bey der Grafſchaft Pyrmont ein mehreres vorfoininen wird . 2. Die alverdiſſenfche Linie beſiket, außer -gewiſſen , aus Aemtern des regierenden Haufes Detmold jährlich zu bebenden Renten , Nugun . gen und Gefällen , im Umfang der Grafſchaft Sternberg 1 ) Alderdiſſen , einen Flecken und Schloß , in deſſen Nachbarſchaft die Erter entſpringet. 2) Dorotheenthal , ein Haus , welches ehedeffen Uhlenthal, hieß. Die
396
Der weſtphäliſche Kreis .
Die Grafſchaft
S.
Bentheim
.
1.
on der Grafſchaft Bentheim gat D. Johann Weſterberg eine Charte gezeichnet, welche Blaeuw , Gerhard Valk urd Peter Schenf her . ausgegeben haben . Man ſieht dieſe Grafſchaft aud , auf den oben von dem Hochſtift Münſter an. geführten Charten .
S. 2. Sie iſt von der niederländiſchen Provinz Ober- INel und Landſchaft Drente , und von dem Hochſtift Münſter umgeben , ungefähr 10 Meilen lang , und 2 , 3 bis 4 Meilen breit. $ . 3. Das Land iſt fruchtbar und angenehm , ernähret feine Einwohner þinlänglich , und ver. ſchaffet ihnen anch vortheilhafte Ausfuhren . Auf den Bergen um Bentheim und Gildehaus find vortreffliche und eintrågliche Steinbrüche , aus welchen die Steine inſonderheit nach den Nieders landen und in das Hochſtift Münſter geführetwers den . In den Ebenen ſind fruchtbare Recer, gute Wieſen und Weiden . Die Viehzucht iſt auc gut. Hölzungen und Walder find reichlid, vorhanden , und in denſelben iſt eine vortreffliche Wildbahn . Unter den durchfließenden Flüſſen iſt inſonderheit die Vechte zu bemerken , welche aus dem můnſterſchen Amt Horſtmar fömmt, auf der Grånze nidyt weit von Ohne die ſteinfurtiſche Aa, und unweit Nienhaus die Dinkel , welche auch in
Die Grafſchaft Bentheim .
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in dem münſterſchen AmtHorſtmar entſpringt, auf. nimmt, und nachdem ſie die ganze Grafſchaft der Långe nach durchfloſſen , in die Provinz Ober - YR Sie iſt nicht nur fehr fiſchreich, ſondern fel tritt. kann zur meiſten Jahrszeit mit kleinen Fahrzeu . gen , Prahmen und Holzfloſſen befabren werden , welches den Handel der Grafſchaft nicht wenig bes fördert.
•
S. 4. In dieſer Grafſchaft find 3 Städte und 1 Flecken . Die Einwohner ſind arbeitfam , und Handeln mit Garn , Wolle, Leinwand , Honig, Bieh , Steinen , Holz und andern Gütern und Waaren , welche mehrentheils nach Holland ges brachtwerden , dahin audy die jungen Leute bey . derley Geſchlechts gern in Dienſte gehen , und Theil ſich dafelbſt niederlaſſen . Auf den Landtagen erſcheinen theils Deputirte der Provinz Ober- Iffel , oder des Prinzen von
zum
Oranien , welche wegen iører bentheimiſchen Gů. ter die erſte Stimme haben , theils die Beſiker der adelichen Häuſer Brandlecht , laer , Langen , Ravenshorſt und Wolda, theils die Kloſter Fernswegen und Wietmarſen , theils die Burger : meiſter der 3 Städte , welche aber nur eine ge. meinſchaftliche Stimme haben . 8. 5. Graf Arnold I führte 1544 die evange. liſch , lutheriſche Lehre in dieſem Lande ein ; fein En kel Arnold II aber verurſachte , daß die reformics ten Gemeinen die ſtårkſten wurden , und ſeit 1668, da Graf Ernſt Wilhelm römiſch , fatholiſch geworden , haben ſich die Katholiken vermebrer, welche aber nur zu Bentheim öffentliche , und an . bers
e Der weſtphátiſch Kreis .
398
derwårts auf den
Amthäuſern
ſtille gottesdienſt.
liche liebung haben ; und damit feine Neuerungen geſchehen , ſo ſind infonderheit die Generaalſtaa . ten Beſduiker des Religions · Zuſtandes in der Grafſchaft.
wird
8.6. Die Geſchichte der Grafen zu Bentheim , Haupts Jnhalt nach alſo erzählet. ihrem
Man findet im roten , uten und 12ten Jahr. hundert Grafen von Bentheim , welche Turnieren beygewohnet haber .
Des Grafen Johann einige
Tochter und Erbinn der Grafſchaft, Gertrud, ward ums Jahr u 22 init einem Pfalzgrafen beym Rhein vermåhlet, mit welchem ſie einen Sohn Otto , und eine Tochter Sophia , geugete ; jener ſtarb ohne Erben , daher dieſe die Grafſchaft Bentheim erbte , und an Dieterid , vi, Grafen von Holland , vermählet wurde. IhrSohn Otto regierete um das Jahr 1190 die Grafſchaft Bent: þeim . Seines Enkels Egbert åltefte Tochter Hedo wig , wurde die Gemalinn des edlen Herrn Arnten von Gütterswick, welches um deswillen anzumer: ken iſt , weilnach dem 1421 erfolgtem Tode Bern þards , des legten Grafens von Bentheim von dem alten Stamm , die Grafſchaft Bentheim an Eber win , edlen Herrn zu Gutterswick , einen Sohn Arnolds gekommen . Dieſes erſte Gemahlinn Mechtild ,war eine Erbinn der Herrſchaft Stein furt und Gronau ; die zweyte aber war Gisberta , eine Tochter Otten von Bronkhorſt, mit welcher die folmiſchen Güter an Bentheim und Steinfurt gekommen . Mit dieſer zeugete er die Söhne Bernhard und Arnold ;
jener bekam
die Grafo
ſchaft
Die Grafſchaft Bentheim .
399
fchaft Bentheim , dieſer die Herrſchaft Steinfurt. Bernhards Sohn Eberwin vergrößerte die Grafa ſchaft Bentheim durch das Gericht Emblicheim ; und unter Arnolds Sohn , welcher auch Eberwin hieß , wurde die Herrſchaft Steinfurt 1495 auf dem
Reichstag zu Wormszu einer Grafſchaft ers
hoben . Bende Eberwine errichteten 1487 ein ewiges Erbverbündniß , fraft deſſen die beyden Grafſchaften Bentheim und Steinfurt unzertrenn lich beyſammen bleiben , und falls eines von dies fen Häuſern keine männliche Erben übrig håtte, das andere , mit Uusſchließung des ſonſt erbenden weiblichen Geſchlechts , demſelben in der Regier rung folgen ſolle. Eberwin zu Bentheim überlebte. ſeinen einigen Sohn , und Eberwins zu Steina furt Sohn Arnold bekam beyde Grafſchaften , in welchen ihm ſein Sohn Eberwin folgte, und bis 1562 regierete . Dieſer heirathete Anna, Erbinn von Tecklenburg , und iſt der erſte Graf zu Bente heim , Tecklenburg und Steinfurt. Sein Sohn Ärnold befam mit ſeiner Gemahlinn Magdalenen , einer Erbtochter von Neuenar , die' Grafſchaft Limburg, ſammt den Herrſchaften Alpen , Helfen . ſtein und Lennep , imgleichen die colniſche Erbvog . tey , und andere neuenariſcheAnwartſchaften . Das mit nach ſeinem Tod unter ſeinen Söhnen kein Streit entſtünde, verordnete er 1591 in ſeinem lekten Willen , was ein jeder erben ſollte. Der ålteſte , Eberwin , bekam Bentheim ; der zwente , Adolph, Tecklenburg und Rheda ; der dritte, Ar nold Jobft , Steinfurt ; den übrigen 3.Sohnen wurde eine Summe Gelds beſtimmet, jedoch auch
400 verordnet ,
Der weſtphäliſche Kreis , daß fie, nach unbeerbtem Abſterben
der åltern Brüder, zur Regierung gelangen ſollten .. Als der ålteſte Sohn Eberwin ſtarb, trat der zweyte in ſeine Rechte, behielt aber Tecklenburg , und überließ dem dritten Bentheim ; der vierte, Wilhelm Heinrich bekam Steinfurt. Adolphs, Grafen von Bentheim zu Tecklenburg , zweyter Sohn Morik, regierte die Grafſchaft Tecklenburg viele Jahre , und gatte 2 Söhne , nåmlich Hans Udolph und Friderid Moriß , welche regierende Grafen von Bentheim zu Tecklenburg und Lim burg waren, und von dem lektern iſt Morik Cafia mir II Graf von Bencheim zu Tecklenburg und Liniburg
ein Enkel. Arnold Jobſt, Graf zu Bentheim , theilte nach des Grafen Wilhelm Heinrich, von Steinfurt Tod die Grafſchaft Steine furt mit dem obengedachten Grafen Morik von Tecklenburg , und hinterließ 2 Söhne, Ernſt Wile helm und Philipp Conrad ; jener , welcher fatho . lifd, geworden , regierte während der Minder jåþrigkeit ſeines Bruders dië Grafſchaft Bents þeim und halbe Grafſchaft Steinfurt alein. Äls, aber derſelbe die Volljährigkeit erlanget hatte , verglich er ſich mit ihin dahin , daß er, Graf Philipp Conrad , mit der halben Grafſchaft Steinfurt vorlieb nehmen , hingegen er und ſeine Erben nach ſeines Bruders Ernſt Wilhelm Tod die einigen Nachfolger in der Grafſchaft Bentheim feyn ſollten . Indeſſen macheten die Söhne, wel che Graf Ernſt Wilhelm in erſter Ehe mit einer bürgerlichen Perſou , Gertrud vou Zeiſt, (welche aber Kaiſer Leopold 1666 , nebſt ihren Kindern, in
Die Grafſchaft Bentheim .
401
den reichsgråft. Stand erhoben ,) gezeuget hatte , an die Regierungsfolge Anſpruch , und wurden endlich in einem zu Bielefeld 1690 getrof. fenen Vergleich für Reichsgrafen erkannt, auch in
beſtimmte, nach den Tod ihres Vaters die Grafo ſchaft Steinfurt mit allem Zugehör zu beſiken , auch noch 1000 Rthlr. jährlich aus der Grafſchaft Bentheim zu bekommen . Als nun Graf Wilhelm 1693 ſtarb , kam Ernſt der ålteſte ſeiner vorhingee. dachten Söhne zum Beſik der Grafſchaft Štein furt, von welchem der jekt regierende Graf zu Bentheim - Steinfurt ein Enkel iſt; hingegen des oben genannten Grafen Philipp Conrad Sohn, Arnold Morik Wilhelm , welcher bis dahin die Grafſchaft Steinfurt beſeſſen hatte , bekam die Grafſchaft Bentheim .
Dieſes Enkel ,
Graf Fris
derich Karl Philipp , þat 1753 ſeine Grafſchaft mit aller Landeshoheit an Churbraunſchweig - Lůr neburg , gegen einen Vorſchuß und Uebernehmung feiner Schulden auf 30 Jahre verpfändet und übergeben, aber 1757 ſich dennoch von Frankreich wieder in den Beſik derſelben ſezen laſſen , in wel. chem er aber nur bis 1758 geblieben, da die Graf fdaft wieder von Churbraunſchweig eingenommen worden iſt. 1760 bemächtigten ſich ihrer die Franzoſen abermals, wurden aber bald wieder vers Meines Wiſſens hat der Graf ſeine trieben , Grafſchaft noch nicht wieder eingeldſet. $. 7. Der Gråflich : bentheimiſche Titel iſt ; Graf zu Bentheim , Tecklenburg , Steinfurt und Limburg2c. Serr zu Rheda, Wevelinga hoven , Boja, Alpen und Selfenſtein , Erb CC 6 Th . 731. vogt
402
Der weſtphåliſche Kreis.
vogt zu Cöln 2c. Das Wapen wegen Bent heim ſind 19 goldene Pfennige im rothen Felde ; wegen Tecklenburg 3 roche Herzen im filbernen Felde ; wegen Steinfurt ein rother Schwan mie ſchwarzem Schnabel und Füßen, im goldenen Fel de ; wegen Limburg ein rother gefrónter Löwe, im ſilbernen Felde ; wegen Rheda ein ſchwarzer Lowe, auf deſſen Leib 3 goldene Ritige , am Ende des Schwanzes aber eine goldene Roſe , im filbernen Felde '; wegen Wevelinghoven 2 filberne Querbale ten im rothen Felde ; wegen Hoja 2 ſchwarze auss wärts gekehrte Bårenklauen , im goldenen Felde, wegen Alpen ein ſilberner Löwe im rothen Felde, wegen Helfenſtein ein Löwe in einem von Roth und Silber getheilten Felde ; wegen der Erbvogter Coin 5 goldene Duerfaden , im rothen Felde. 8. 8. Der Graf von Bentheim . Bentheim
þat Siß und Stimme ſowohl im weſtphäliſchen Reichsgrafen . Collegium , als auf den weſtphåli ſchen Kreistagen, auf welchen legten er nachy Lippe folget. Die Grafſchaftiſt zu den Reichs - Unlagen auf 6 zu Roß , 20 zu Fuß, oder 152 Fl. zu jedem Kammerzielaber auf121 Rthlr. 664 Kr. angeſeket. 8.- 9. Die Grafſchaft Bentheim wird in die obere und untere Grafſchaft abgetheilt ; jene iſt, nebſt der fo genannten Herrlichkeit Emblicheim , ein Reichslehn ; dieſe aber iſt vor Alters vor dem Biſchof zu Uetrecht,
nachgehends von der Pro.
vinz Ober- Iſſel, und durch deren Abtretung von dem Prinzen von Naſſau - Oranien zu Lehn getra. gen ; worüber gegen das Ende des 17ten Jahr hunderts bey Verwechſelung der Landesherrſchaft gwis
Die Grafſchaft Bentheim .
403
zwiſchen Bentheim und Steinfurt ein noch nicht entſchiedener Streit entſtanden iſt. Beyde Theile der Grafſchaft find auc ), in Anſehung mancher Landesgebräuche, Statuten und Rechte, von ein ander unterſchieden . Wir bemerken nun
1.
3
Die obere Grafſchaft, zu welcher fola
gende Aemter gehören : 1. Das Amt Schüttorf, in welchem 1 ) Bentheim , ein ziemlich großer Flecken , wels cher theils auf einem Berge , theils am Fuß_deſſelben hegt. Das gråfliche Reſidenzſchloß ſteht nordiårts auf einem beſondern hohen Felſen , iſt mit Thürmen umgeben , und hat ſeit 1668 eine münſterſche Belas kung , welche Graf Ernſt Wilhelm bey ſeiner Religis onsveränderung unter gewiſſen Bedingungen einges nommen . Es iſt eines der älteſten Schlëſſer dieſer Se gend, und es ſou ſchon Druſus , Kaiſers Uuguſt Stief ſohn , hieſelbſt ein Caſtel aufgeführet haben . 1760 wurde es von den Franzoſen beſchoſſen und eingenom men , gleich darauf aber von den Utiirten wieder erda bert. In der Stadt iſt eine reformirte Kirchſpielss Kirche , und ſeit des Grafen Ernſt Wilhelm Zeit auch eine katholiſche Kirche. 2 ) Schůttorf, die älteſte Stadt in dieſer Grafs ſchaft liegt an der Vechte. Graf Egbert hat dieſelbe im izten Jahrhundert angelegt, und mit guten Privic legien verſehen , fein Enkel Simon aber hat ſie mehr befekiget : allein , im 30jåhrigen Krieg iſt der Wal aba' getragen , und die Graben ſind angefüllet, ſo , daß nur noch die Mauern vorhanden ſind. Die hieſige gråflis che Burg Altena, hat mehrmals zum Witwenſib see dienet. 3 ) Ohne , ein Kirchdorf an der Vechte , deffen Kirche fiir die älteſte in hieſiger Gegend gehalten wird . 1754 brannte es ganz ab , iſt aber wieder aufgebaut. Zwiſchen Ohne und Rheine iſt eine Salzquelle. 4 ) Git
404
Der weſtphäliſche Kreis.
4 ) Gildehauß , ein großes Kirchdorf, welches wes gen der bey demſelben befindlichen Steingruben und anderer Nahrung , einer Stadt nichts sachgiebt. 5 ) Langen , ein adeliches Haus, nahe ben Bent heim , gehöret der Familie von Egbach , und hat Siß und Stimme auf den Landtagen . 5 ) Ravenshorſt, ein adeliches Haus der von Hi vel, liegt im Kirchſpiel Gildehauß, und hat Sig und Stimme auf den Landtagen . Anmerk. Der Richter zu Schüttorf iſt zugleich Gograf von Emsbüren , im Hochtift Münſter , wo felbſt der Graf von Bentheim concurrentem jurisdictio nem hat.
1
2. Das Unit Vorthorn , in welchem I) 47orthorn , eine kleine offene, aber von der Bechte umgebene Stadt,welche gute Handlung treibt. Sie iſt hauptſächlich von dem Grafen Rernhard I ans gelegt und eingerichtet worden . An dieſein Ortmerfet man ſchon ſtark, daß man den niederlåndiſchen Provins zen nahe fey . 2 ) Frenswegen , ein Kloſter , nahe hey Northorn , welches mit can . reg . Ord . Auguſt. bereßt, undwoſelbſt vor der Kirch verbeſſerung des 16ten Jahrhunderts der gråflich bentheimiſche Begräbnißort geweſen iſt . Graf Bernhard hat eß 1394 vornehmlich eingerichtet, hat ſich auch felbſt zulegt in daſſelbe begeben . Es hat auf den Landtagen Siß und Stimme. 3 ) Wietmarſen , oder Wittmarſchen , ein adeli ches frey -weltliches Frauenſtift , an der munſterſchen Grånze , welches 1152 mit Erlaubniß der verwitweten Gråfinn Gertrud von Bentheim geſtiftet worden , und anfänglich eine Benedictiner Manns - Abtey geweſen ; die Monde aber haben ſich im 12ten Jahrhundertvon hier weg , und nach Uetrecht begeben , worauf es ein adeliches Benedictiner Nonnenklofter , und 1675 ein fren - weltliches Stift geworden , welches unter dem Schuß des Bisthums Münſteri ſteht. Zu demſelben gehos
-- --
Die Grafſchaft Bentheim .
405
gehåret eine Bauerſchaft gleiches Namens, nebſt an dern Eigenbehårigen in der Grafſchaft Bentheim , da : her das Stift einen eigenen Amtmann hålt. Es hat auf den Landtagen Siß und Stimme, und einen eiges nen Prediger . 4 ) Brandlecht, ein Kirchdorf und adeliches Haus der von Droſten , welches auch Sig und Stimme auf den Landtagen hat.
II. Die untere Grafſchaft, zu gehören .
welcher
1. Das Amt Emblicheim , welches als eine beſondere Herrlichkeit angeſégen , auch in den fai ſerlichen Lehnbriefen beſonders mit angeführet wird. In dieſes Amt erſtrecket fich aus der Lande ſchaft Drente ein großer Moraſt . Man bemerke 1) Emblicheim , in gemeinen Reden iEmblikamp genannt , ein Kirchdorf, unweit der Vechte . 2 ) Laerwald , ein Kirchdorf an der Vechte , toos felbft das adeliche Haus Laer , welches der ausgeſtor benen Familie von laer gehåret hat, und das adeliche Haus Wolda, denen von Bentink zuſtändig, find, die beyde auf den Landtagen Sik und Stimme haben . 2. Das AmtVienhus, in welches ſich aus dem Hochſtift Münſter ein großer Strich Moor erſtreckt. Dahin gehöret 1 ) t7ienhus oder Zeuenhaus , eine Stadt Dinkel , welche nichtweit von hier in die Vechte fått. Das hieſige ehemals ziemlich feſt gewefene Schloß, iſt jegt faſt ganz verfallen . Graf Johann II hat es am Ende des 13ten Jahrhunderts zuerſt angeleget , und es hat die Anbauung vieler Håuſer veranlaſſet , aus welchen endlich eine Stad: geworden , die von dein Grafen Bernhard 1376 die erſten Stadtfreyheiten ers CC 3 halten
Der weſtphäliſche Kreis.
406
halten hat. Das Schloß wurde 1417 von dem Bis ſchof Friedrich zu Uetrecht, nit pulfe der Städte Des venter , Campen und Zwol , eingenommen , und als es zurück gegeben wurde , mußte der Graf es für ein utrechtiſches Lehn erkennen , wofür man bernach die ganze Grafſchaft hat ausgeben wollen . 2 ) Velthauſen , ein Dorf, eine halbe Stunde Wes Es ges von Nienhus , in einer fruchtbaren Gegend. find daſelbſt die adelichen Häuſer Schulenburg und zum Eſch oder Oedinghof. 3. Das Amt Ulſen , in welchem I) Ulfen , das größte Kirchſpiel in der Grafſchaft, 2 ) Wilſum , ein Kirchſpiel.
Die
Grafſchaft
$.
Steinfurt.
I.
ie iſt auf den vorhin bey der Grafſchaft Bento heim angezeigten Charten auch zu ſehen , und ganz von dem Hochſtift Münſter umgeben: Das ganze Land, ſo wie es 1495 zu einer Reichs grafſchaft gemacht worden , iſt beynahe 5 Meilen lang , und der ſüdliche Strich is Meilen , der nordliche aber 2 Meilen breit. Die Aa , welche an der ſüdlichen Grånze entſteht, durchfließt das Land ſeiner Långe nach , und ergießt ſich auf der Grånze des Hochſtifts Münſter und der Grafo ſchaft Bentheim in die Vechte . 9.2. DieGeſchichte des Landes, iſt vorhin ben der Grafſchaft Bentheimn erzähletworden . Hier iſt noch hinzuzufeßen , daß, nachdem daſſelbe 1495 von dem
Kaiſer zu einer Reichsgrafſchaft erhoben wors
Die Grafſchaft Steinfurt.
407
worden , ihm von dem Hochftift Münſter die Un. mittelbarkeit ftreitig gemacht worden . Der darů . ber entſtandene langwierige Proceß ward endlich 1716
ſolchergeſtale
bengeleger,
daß
nur
das
Schloß , die Stadt und das Kirchſpiel Steinfurt , ſo weit ſich das lekte außerhalb der Mauern erſtre cet , eine unmittelbare Reichsgrafſchaft mit aller Landeshoheit und allen Vorzügen und Nußbarkei. ten , welche einem unmittelbaren Reichsſtand zus ſtehen , ſeyn ſolle ; hingegen alle, außer dem Kirch . fpiel Borchorſt, che oben beym
Lahr und
Solzhauſen , wele
Hochſtift Münſter ,
S. 22.
bes
fchrieben worden , unter die Landeshoheit gedach . ten Hochſtifts gehören , jedoch dem Grafen zu Steinfurt die unterherrliche Gerichtsbarkeit, nebſt der erſten Jnſtanz in fiſcaliſchen Sachen , ſammt allen davon abhangenden Nußungen , verbleiben ſolle . Der Graf zu Steinfurt erhielt für ſolchen Abſtand und für die Aufhebung des Proceſſes , ein für allemal 125000 Rthlr.
5. 3. Der Grafvon Bentheim
und Steinfurt
weſtphäliſchen hat Siß und Stimme in dem Reichsgrafen -Collegium und aufden weſtphålifdjen Kreistagen . Zu einem Römermonat giebt er 7 Fla 32 Kr. zu jedem Kammerziel aber 5 Rthlr. 89 Kr. und das Hochſtift Münſter ſoll wegen Steinfurt Von dem ſteinfurti 34 Rthlr. 353 Kr. geben . ſchen Wapen , iſt oben bey der Grafſchaft Bentheim Nachricht zu finden . S. 4. Heutiges Tages beſteht alſo die unmit telbare Reichsgrafſchaft Steinfurt nur aus EC4
Der
408
Der weſtphäliſche Kreis .
Der Stadt Steinfurt oder Burg - Steinfurt, welche an der Aa liegt, und 1343 Stadtprivilegien er halten hat. Die Einwohner ſind größtentheils refors Die reformirte Stadtfirche iſt von 1673 an, mirt. auch von den Katholiken gebraucht worden : allein, durch den oben angeführten Vertrag mit Münſter, iſt diere Gemeinſchaft aufgehoben , und den Katholifert die Erbauung einer eigenen Kirche erlaubt worden . Das hieſige Gymnaſium illuſtre, welches Graf Arnold 1591 geſtiftet hat , von ihm Arnoldinum genennet wird , und 5 Profeſſores , nebſt 6 Práceptoren hat, war ehedeſſen ſehr blühend. Dicht an der Stadt, uns weit der großen Kirche, iſt eine Johanniter Comthus rey oder ein Hoſpitalhaus.
V
Die
409
Die
Grafſchaften
Tedlenburg
und Lingen .
1. Die Grafſchaft Tecklenburg . $.
I.
Sie iſt auf den Charten vom Bisthum Mün ſter , welche oben S. 7. angegeben wore den , deutlich zu ſehen ; es hat aber der Aſiſtenz. rath A. K. Holſche in ſeiner Beſchreibung derſela ben , eine beſondere fleine Charte von derſelben mit getheilet , die ſich zwar nicht auf genaue Ausrief fung geundet, in welcher aber doch die Lage und Entfernung der Derter von einander mit vieler Ge. nauigkeit angegeben , und deren Zeichner der Con : ducteur Luge iſt. Gegen Norden und Oſten grån . undmbass
Großemag höſtens 63 Quadratmeilen betragen . §. 2. Sie iſt größtentheils bergicht, inſonder heit um die Mitte, die Berge aber find oben flady, und Kangen zuſammen , und die freyen Wusſichten , die man von denſelben bat , find angenehm . Die vornehmſten ſind der Leeder-Lengericher- und Liener -Berg. Die Kirchſpiele Ladbergen , Lies ner und Werſen , haben einen ſandigen , die übris gen aber einen beſſery Boden , der Getraide aller Art, gute Viehweide, Gartengemådys , Obſt, Bů . chen . und Eiden
Båume hervorbringt. Cc 5
Wegen der
410
Der weſtphåliſche Kreis.
des ſtarken Flachys . und Hanf , Baues , und wegen der vielen Heuerleute, die in der Grafſchaft woh. nen , reicht das Getraide zur Nothdurft der Ein. wohner nidyt zu , (ausgenommen in den Kirchſpies len Cappeln und Schale) ſondern das Fehlende wird aus den benachbarten Bisthümern Osnabrück Die unangebaueten und Münſter eingeführet. Gegenden an den Grånzen dieſer Bisthümer, wer : den feit 1763 nach und nach urbar und wohnbar gemacht. Es ſind in den Grafichaften Tecklenburg und Lingen von 1772 bis 1786 , 211 neue Fami Die lien von 775 Perſonen , angeſeget worden. Vielzucht reicht zur Bedürfniß des Landes zu, es werden auch jährlich über tauſend Sticke guter Schinken von Schweinen nad Holland verkauft, denn der Bauer iſſet wenig Schinken , aber deſto Das Holz bat ſehr abgenommen, mehr Speck. und iſt theuer geworden , aber in den Kirchſpielen Cappeln , Linen und Ladbergen , woſelbſt es am wenigſten vorhanden iſt, hat man Torf. Die lan. desfúrſtlichen Forſten betragen 1821 magdeburger Morgen , und beſtehen aus lauter Eichen und Bů. chen . Der Habidytswald und Lander ſind die groß. ten . Auf dem Schafberg ben Lotten, iſt ein Steins kolenbergwerf. Die Steingruben liefern Steine Die Safe und Dute find fiſchreis zur Ausfuhr. de fleine Flüſſe, oder vielmehr Bache. D. 3. In der Graffdzaft ſind 3 kleine Städte, und 7 andere Kirchſpiele . Man hat 1787 gezáh. let in den Städten 371 Feuerſtellen , 1993 Mene fchen , 50 Pferde und 448 Kübe , auf dem Lan. De 2770 Feuerſtellen ,
15241 Menſchen , 2288 ' Pfero
1
Die Grafſchaft Tecklenburg .
411
Pferde , 64.Ochſen , 5645 Kühe , 7412 Schafe, 1251 Schweine. Es iſt aber wahrſcheinlich , daß die Anzahl der Menſchen großer geweſen, und daß viele aus Furcht vor dem Soldatendienſt, ſich zur Zeit der Zählung aus dem Lande begeben haben , und verſchwiegen worden , und inan kann aus guten Gründen an. nehmen , daß wenigſtens 18000 Menſchen vor. handen geweſen , und daß jegt die wahre Anzahl der Menſchen zwiſchen 18 und 19000 falle. Es ſind hier 9 adeliche Güter , und 4 fån. Vorwerfe.
5.4. Das vornehmſte Gewerbe und Nahrungs mittel der Einwohner, beſteht in Verfertigung und Ausfuhr des ſogenannten Löwend -Leinen . Von 1780 bis 1786 , alſo in 6 Jahren , find auf der Legge zu Tecklenburg vom folcher in 9 Kirchſpie. len der Grafſchaft ( denn Schale iſt ausgenommen ) verfertigten Leinewand , 50930 Stúde 3,918659 Legge - Ellen , gezeichnet, und von da ausgeführet worden, deren Werth nach dem Legge Preiſe 826633 Thaler betragen þat, die im Durch. ſchnitt für jedes Jahr 137772 Thaler 8 Gr . in Dieſen Preis ſeket die Kriegs . Golde betragen . und Domainen - Kammer zu Lingen , mit Zuzie hung der Kaufleute eſt , und die Kaufleute bezah. len ihn den Bauern . Die Kaufleute gewinnen. ungefähr 8 Procent damit , alſo fommen in die Grafſchaft Tecklenburg für das hieſige Löwend Lin . nen , jährlich ungefähr 148000 Thaler. Von dieſer Summe muß man abziehen, was der fremde Hanf. und Lein - Saamen koſtet , welches 9 bis 10000 Thaler betragen mag , dahingegen der einheimiſche Saa .
412
Der weſtphäliſche Kreis .
Saamen nur etwa 3000 Thaler werth iſt. Von der ausgehenden Leinewand , mag etwa ein Viertel von Flachs, und drey Viertel mogen von Hanf reyn ; das Flachſene wird nach Spanien ,
das Hanfene
nach England geführet,beydes gehet aus Bremen dahin. Wenn man das Firchſpiel Schale aus. nimmt, ſo hat eine jede Formilie ihren Weberſtuhl, und viele haben zwey , ja in den Stådten findet man in mandzem Hauſe drey, ſo daß es wohl über 2000 Weberſtühle in dem kleinen lande geben Was die Einwohner an Garn für ſich bes mag . ‘Halten , und auf verſchiedene Weiſe verarbeiten, mag jährlich etwa 50000 Thaler werth ſeon , alſo kann man behaupten , daß der Werth deſſen , was hier jährlich aus Hanf und Flachs gewebet wird, auf 200000 Thaler ſteiget. Dås bieſige Leinen iſt von dreyerley Art , Oberband , das beſte und häufigſte, Unterband wenig von dem erſten uns terſchieden , und Einband , das ſchlecyteſte, auch das Das Weben , weldjes die Frauensleute
wenigſte.
verrichten , geſchiehet des Sommers , im Winter aber ſpinnen alte und junge beyderler Geſchlechts . Der Handel mit dieſen Leinen nimmt ſeinen Uns fang kurz vor oder gleid , nach Pfingſten , da es theils von den Bauern , theils von Kaufleuten in ganzen Fudern nach Tecklenburg in die Legge ges bracht, gemeſſen , mit dein Wapen der Grafſchaf ten Tecklenburg und Lingen (die Krone genannt,). geſtempelt, und hinaus nad, Bremen gefahren In dem Kirchſpiel Schale wird auch Leis newand gewebet , ſie iſt aber feiner , als das Lda wend Linnen,undkommt nicat in die Legge nac Teck len . wird .
#
Die Grafſchaft Tecklenburg,
413
lenburg, ſondern wird aus der Hand nach Holland verkarft. Unterſchiedene Kaufleute, inſonderheit zu Lengerid ,handeln auch mit auswärtiger Leinewand . 8. S. Graf Conrad hat hier bald im Anfang der Reformation die evangeliſch - lutheriſche Lehre eingeführet; ſeiner Tocyter Sohn Graf Arnold von Bentheim und Tecklenburg aber von 1586 an die reformirte , und daher iſt im großen das Land der reformirten Kirche zugethan . Unter den 15 Predigern ſind 2 Inſpectores.
Dieſen Kirs
chenlehrern gehört das Gut Oſterberg , welches jahrlich 1300 Chaier reine Einkünfte giebet. Den Lutheranern , die nach und nach hieher gekommen find, und die ein paar hundert Köpfe ausmachen mogen , reichet der lutherifdy: Prediger aus Lingen júhrlich zweymal das Abendmal des Herrn . § . 6. Die Grafſchaft Tecklenburg iſt ebedeſſen weit anſehnlicher geweſen , als ſie jest iſt. Es gehöreten nåmlid, zu derſelben : 1 ) die Herrſchaft, das Amt und Sdyloß Cloppenburg mit dem Städtchen Fryſoyta , und der Burg zu Schnap 1 pen , das Emsland und Kümmelinger Land, auch Schyloß Stadt und mi Bever gern ,mit als lem Zugehör; welche Derter und Diſtricte an das Hochtift Münſter gekommen ſind. ſ. oben S. 2 ) Die Herrſchaft Lingen , von welcher hernach wird gehandelt werden . Die Reihe der alten Graa fen von Tedilenburg, wird mit einem Cobbo ange fangen , welcher im 9ten Jahrhundert gelebet hat, und deſſen Kranz etliche mai gedenket. Daß die Grafſchaft Tecklenburg riach übſterben des Grafen Conrad durch ſeine Erbtochter Anna an die Gra.
fen
Der weſtphäliſche Kreiß ,
414
fen von Bentheim gekommen , und in der Theilung 1591, dem
Grafen Adolph zugefallen ſeyn , iſt oben
bey der Grafſdyaft Bentheim
erzählet worden .
Hier iſt nur noch hinzuzufügen , daß die Sejchris fter des ſogenannten Grafen Cunrad , inſonders derheit ſeine Schweſter Anna , we ze an den Grafen Philipp von Solms vermåhlt geweſen , an die Allodiaí- Grafſchaft Tecklenburg Anſpruch geo macht , uni daß derſelben Schn Cunrad , Graf zu Solms, dieſerwegen 1577 mit Bentheim einen Proceß angefangen , in Anſehung den 1680 Fir Solms- Braunfels ein vortheilhaftes Urtheil ses Kammergerichts erfolget , durch welches demſelben der Grafſchaft Tecklenburg und Fjerrſchaje Sihse da , fammt ailen davon ſeit geführtem Proceß ge . noſſenen Einkünften , zuerkannt worden , zu wel. Mer
wirklichen Beſik es auch
109 gelangete.
1699 wurde zwiſchen Johann Adolph, Grafen zu Bentheim - Tecklerburg , und Wilhelm Morik , Grafen zu Solms und Tecklenburg , zu Lengerich verglichen , daß legter wegen der ihm zuerkann . ten Einkünfte der Grafſchaft , vom Anfang des Proceſſes bis zu 1698 , nunmehr das ganze Schloß Tecklenburg , der Grafſchaft Tecklenburg , und 1 des Schloſſes und der Herrſchaft Rheda haben , Bentheim Tecklenburg aber I der Grafſchaft Tects lenburg , und I des Schloſſes und der Herrſchaft Rheda behalten ſolle. Dieſer Vergleich wurde noch in eben demſelben
Jahr von benden Partene.
zu Braunfels , wie auch von dem Kaiſer beſtåtis get. Als aber oben gedachten Grafen Johann Adolph einziger Sohn , Johaua Auguſt, weldjem der
Die Grafſchaft Tecklenburg .
415
der Vater ſeines Hohen Alters wegen die Graf fchaft 1700 abgetreten hatte, 1701 ſtarb , und alſo Johann Adolphs Bruder , Friedrich Morik von Bentheim - Hohen . Limburg, zur Regierung von Tecklenburg und Rheda fam , fieng diefer , der mit den vorhin angezeigten Vergleichen nichts zu thun gehabt hatte , den Proceß von neuem ben dem Reichshofrath an , worüber Solms - Braunfels ſeine Rechte 1707 an den König von Preußen für 300000 Rthlr. abtrat, der ſich mit dem Grafen von Rheda wegen ſeines Viertels an Tecklenburg verglid ), und die ganze Grafſchaft mit den auf derſelben haftenden Schulden (die 1788 noch 159135 Thlr. betrugen ) übernahm , der gierauf Beſig von der ganzen Grafſchaft naþm . 1757 wurde ſie von Franzoſen bereket. 5. 7. Das tecklenburgiſcheWapen iſt oben bey der Grafſchaft Bentheim angezeiget. Der Kó. nig in Preußen þat wegen derſelben Siß und Stims weſtphäliſchen Reichsgrafen : Collegium , më im und auf den weſtpåliſchen Kreistagen . Zu einem Römermonat ſoll Tecklenburg 3 zu Roß und 10zu Fuß , oder 76 Fl. und zu einem Kammerziel 4
i
Rthlr . 52 : Kr. geben .
!
8. 8. Die Grafſchaft Tecklenburg hat mit Lin . gen eine gemeinſchaftliche Regierung und gemeins ſchaftliche Kammer Deputation , die zu Lingen Jebe iſt daſelbſt ein Juſtikamt, ihren Sie haben . unterwelchem die landesfürſtlichen Eigenbehörigen ſtehen , die übrigen Einwogner aber ſtehen unter Der Regierung zu Lingen , S. 8 .
e
416
äliſch
Der weſtph
Kreis .
8. 9. Die landesherrſchaftlichen Einfünfte aus dieſer Grafidyaft, ſind mit unter den Summen begriffen , die hernach bey der Grafſchaft Lingen angegeben werden . S. 10. Die Grafſchaft begreift 1. Die Stadt Tecklenburg , vor Alters Tecken : burg oder Teckeneborg , deren uraltes Bergſchloß mufte liegt. 1787 hat man hier 144 Bürgerhåuſer und 762 Menſchen gezählet. Sie ernähren ſich von Ackerbau , Viehzucht und Linnenweberey . Hier iſt die Legge für die ganze Grafſchaft , ein Juſtißamt und ein Forſtamt. Sie ſteht auf der Fläche eines fortgebenden Berges , und hat anmuthige Thåler und Holzungen um ſich her. Der erſte Prediger an der lutheriſchen Kirche , ift zugleich Inſpector über Kirchen . Von dem alten Bergſchloß ſind noch 2 Gebäude übrig , nåms lich das Kornbaus und die Kanzley . Jenes iſt nunt oben zu einem Wohnhauſe, und unten zu Gefängniſſen eingerichtet; diefes , welches ein altes Gebäude über dem Sbor des Schloſſes iſt , dienet zur Aufbewahrung der Weten des ehemaligen Landgerichts und des Juſtiß amtes , die aufgehoben worden . Die Ausſicht von dem Sdloß erſtrecket ſichweit. Zu Tecklenburg iſt das adeliche Gut Gülshof ein gepfarrt. 2. Lengerich oder Margarethen - Lengerich , iſt ſeit 1724 ein Städtchen , von 153 Birgerbäufern , in 1787 find 861 Menſchen gezählet worden welchem Es iſt der beſte Ort der Grafſchaft , der von der nach England und Frankreich gebenden Durchfahrt, von der Linnenweberen , und von dem eintråglichen Ackerbau, gute Nahrung hat. Es iſt hier auch eine Rauch- und Schnupf- Tabacs -Manufaftur. Den Zunamen bat die Stadt von ihrer Kirche , in der ehedeflen die heil. In derſelben haben Margaretha fehr verehret wurde. befindlichen Ge Münſter und fich die zu Osnabrück ſandten
Die Grafſchaft
Tecklenburg.
417
S
randten zur Schließung der Präliminarien des weſto phåliſchen Friedens verſammlet. Zu dem Kirchſpiel Lengerich gehören 9 Bauerſchaften , unter welchen Wechte , Sene und Ringel die größten ſind . In die hieſige Kirche ſind die adelichen Güter Mark , (das vornehmſte im Lande,) Vortlage und Cronenburg eingepfarret ; auch iſt hier das landess berrſchaftliche Vorwerf Scholbruch . 3. Cappeln oder Weſter : Cappeln , ein Städtchen von 72 Bürgerhåuſern , in welchen 1787 find.379Men fchen gezählet worden . 1779 brannten 29 Häuſer ab , R. Friedrich II aber-fchenfte zur Wiederaufbauung ders felben 6000 Thaler . Die erſte Predigerſtelle bey der hieſigen Kirche vergiebt die Abtey Herford . Zu dem Kirchſpiel Cappeln gehåren 9 Bauerſchafs ten , und die adelichen Häuſer Cappeln , Langenbrück und Velpe. 4. Das Kirchſpiel Linen , in welchem das landes berrſchaftliche Vorwerf Rirchſtapel iſt. Dieſes Kirchs ſpiel hat 9 Bauerſchaften . Das Kirchdorf Linen iſt das beträchtlichſte in der Grafſchaft . Die hieſige Predigers Atelle vergiebt die Abtey Herford. 5. Das Kirchſpiel Ladbergen , welches das kleine Dorf dieſes Nainens , und 3 Bauerſchaften begreift. 6. Das Kirchſpiel Werfen , in und an welchem das Saferfeld liegt, woſelbſt 1180 zwiſchen Herzog Heinrich dem Löwen und Philipp , Erzbiſchof zu Cðin , und 1308 zwiſchen Cunrad , Bifchof zu Münſter, und Ludwig Biſchof zu Osnabrück , eine Schlacht vorges fallen iſt. Das Kirchſpiel beſteht aus. 2 Bauerſchaf ten . Durch das Dorf Berſen fließet die Düte . 7. Das Kirchſpiel lotte, in welchem ehedeffen das Ciſtercienſer Mönchen Kloſter Oſterberg ,Mons oriens, gewefen iſt , welches nun den Kirchlebrern des Landes gehårt. Das Kirchſpiel hat 2 Bauerſchaften . Auf dein Schafberg iſt ein Steinkolen - Bergwerf, über den Steinfolen liegt eine Lage Sandſtein , die über 100 Fuß dict DO 6 Th . 74 .
Der weſtphäliſche Kreis .
418
dick iſt, die Kolen- Floße aber find 2 , 24 bis 3 Fuß dice. 8. Das Kirchſpiel Leeden , von 2 Bauerſchaften , darinnen ein adeliches frey - weltliches Stift ift, wel des aus einer Kebtiſſinn und 9 Conventualinnen be ftebet. Die Aebtiſſinn wohnet in der Abtery , und jede der 4 ålteſten Conventualinnen hat ein Haus, und et wa 200 Chaler Einkünfte , die Uebtifinn aber eine doppelte Pråbende , die Pråbenden der jüngſten mogen Kaum 100 Thaler betragen . Es können Fråulein von allen 3 Kirchen dazu gelangen , doch nur í fatholiſche. In dieſem Kirchſpiel iſt das landesfürſtliche Vorwerk Sabichtswald . 9. Das Kirchſpiel Ledde , von 3 Bauerſchaften , darinnen das adeliche Haus Mieſenburg und königl. Vorwerk Lehmkuhle, ift . 10. Das KirchſpielSchale , liegt abgeſondert nad Lingen zu . Hier iſt ehedem ein Ciſtercienſer Månchen kloſter geweſen , welches aber völlig eingegangen .
2.
Die
Grafſchaft Lingen .
$. s. ie iſt aufden Charten vom Bisthum Münſter zu ſehen , und von dieſem Bisthum ſowohl, als von dem Bisthum Osnabrück, auch zum Theil von der Grafſchaft Tecklenburg , umgeben . Eine zwar nur kleine , aber angenehme Charte von den Graffdaften Lingen und Tecklenburg , iſt zu Bers lin für den genealogiſchen
Calender von 1780 ges
ftochen . 5. 2. Die niedere Grafſchaft Lingen , iſt eben und ohne Berge. Der Boden iſt außer den Vogteven Lengerich , Beſten , Freeren und Schaa: pen ſehr ſchlecht, denn er beſtebet aus leichten , we. der
3
Die Grafſchaft Lingen .
419
der mit Thon noch Leim vermengten Sande , und tråget in guten Jahren kaum das vierte Korn, da. her auch nur Winter - Roggen , Hafer, und vor. nemlich Buchweigen gefået werden kann. Aus gleicher Urſache ſind die Wieſen weder hinreichend noch ergiebig , und můßen alle Jahre gedůnget werden , welches den Viehſtand nicht betråchtlich ſeyn läßt, und einen Mangel an Dünger verur. ſacht, der zwar durch Heide , Plaggen, die mit Miſt vermenget werden , jedoch nur nothdürftig erreßet wird . Die oft angeſtellten aber fehlgefchla. genen Verſuche zur Anlegung fünſtlicher Wiefen , und zum Bau der Futter : Kräuter , dazu die Una terthanen durch Pråmien aufgemuntert worden , find Zeugen von der Unfruchtbarkeit des Bodens, und laſſen wenig Hofnung zu einer beſſern Cultur übrig . Die im ſpåten Frühjahr , ja wohl oft im Sommer erfolgenden Nachtfroſte, die von den faſt beſtåndig wehenden Nordoſtwinden , und dieſe aus der nur 10 Meilen von bier entfernten See entſte . ben , dringen durch den leichteu Sand , und vers citeln ſodann größtentheils alle ſonſt zu einer guten Erndte fich zeigende Hofnung. Wegen des unter dem Sande befindlichen Grundes, wollen die Obſte und Eichen - Bäume nicht fort, ſondern ſo bald die Wurzeln den Dürgrund berühren , haben ſie ihr Wachsthum größtentheils verloren, daher man fich mit etwas Bůchen , Eſchen und inſonderheit groben Tannen und Fichten behelfen muß.
Zu
der beſchriebenen ſchådlichen Witterung, trågt das im Sommer übliche Moorbrennen vieles ben, denn der Dampf davon iſt oft ſo ſtark, daß er die Sonne
420
Der weſtphäliſche Kreis .
perdunkelt, und verurſachet durch die aufgelöſete , ſalzige und falpetrige Theile Kålte , verhindert durch Verdünnung der Luft den Regen , und wie viele behaupten , fo befördert er auch eine Art ſchåde licher kleiner ſchwarzer Fliegen . Zur Erläuterung des erwähnten Moorbrennens , muß bemerkt wers den , daß die Oberfläche der trockenen Heide ange. zündet , zur Aſche verbrannt , und zum Dünger gebrauchet wird , in den man Buchweißen fået. Dadieſe ſchädliche Cultur in der ganzen Nachbar ſchaft , felbſt im holländiſchen Gebiet üblich iſt, fidz viele Heuersleute davon ernähren , und die ausmårtigen Droſten und Beamten Nußen davon ziehen , ſo hat man ſie nicht abſchaffen können . Die Obergrafſchaft Lingen , iſt größtentheils bergicht. Der Boden iſt hier , vorzüglich in den Vogteven Jbbenbüren und Mettingen beſſer, und der gröbere Sand mit Thon und Leim vermenget . Er kann zum fünften auch wohl zum ſechſten Korn angeſchlagen werden . Die beyden übrigen ýieher gehörigen Vogteyen Recke und Brochterbeck haben einen Boden , der demjenigen , der in der niedern Grafſchaft iſt , gleich kommt. Die Forſten in der Grafſchaft Lingen , ſind wegen des leichten Bodens nur gering, fie beſtehen größtentheils aus Tannen , Fichten und etwas Büchen , und betragen 1614 magdeburgiſche Morgen . Die Grafſchaft Lingen iſt mit Brenn - Materien lange ſo gut nicht, als die Grafſchaft Tecklenburg verſehen , inſonderheit fehlt es in der niedern Grafſchaft an denfelben , die obere Grafſchaft hat etwas mehr Holz , und ein vortrefliches Steinkolen . Bergwerk , auf den bey Seos
3
Die Grafſchaft Lingen .
421
Teclenburg ſchon genannten Schafberg, der aber größtentheils zu Lingen gehört, und mit welchem der Duckenberger und Brocktenbecker Berg juſammen hangen . Ohnweit der Stadt Lingen fließt der Emsfluß, berühret , aber das lingiſche Gebiet nur eine Stunde. Er entſpringt in dem Hochſtift Paderborn , und ergießt ſich bey Emden in die Nordſee. Dieſer Fluß iſt inſonderheit ben der Stadt Lingen nur im Frühjahr und Herbſt, wenn die Båche und andere kleine Flüſſe fick in denſelben ergießen , auf einige Wochen ſchifbar. Um den Handel mit Oſtfriesland zu erleichtern, iſt ſchon ſeit vielen Jahren ein Entwurf gemacht worden , dieſen Fluß zu allen Jahreszeiten durch Schleuſen und Verengung der üfer ſchifbar zu machen . Dieſes iſt um deswillen ein Gegenſtand der in dem 1787ſten Jahr wieder eröfneten můnſterſchen Grånz . Commiſſion geweſen , weil das Bisthum Münſter einen Diſtrict von 15 bis 16 Stunden ſchifbar zu machen hat, der lingenſche Diſtrict aber nur eine Stunde beträgt. Die übrigen in der Grafſchaft Lingen befindlichen kleinen Flüſſe, wel. che mehr den Namen der Båche verdienen , und ohne Unterſchied Ahen genennet werden , ſind nidyt ſchifbar, ſondern dienen blos zu Fiſchereyen, Müh. len zu treiben , und die daran belegenen Wieſen zu wäſſern. Sie ergießen ſich nach verſchiedenen Ge. genden in die Embs . . 3. Durch die Stadt Lingen gehet die Haupts ſtraße nach Holland; hier laſſen ſich die nach Hols land aus den niederſächſiſchen und weſtphäliſchen Provinzen gebenden vielen Arbeitsleute über die Embs DO 3
422
Der weſtphäliſche Kreis.
Embs in der Fähre feßen , die dem Kidnig jährlich ein anſehnliches an Pacht einbringet. Damit nun dieſe Wanderer nicht überſebt, und der Willkühr des Fåhr, Pächters überlaſſen werden , ſo iſt eine Fährtare in hochdeutſcher und holländiſcher Spra. che nicht nur in der Fåhre, ſondern auch an allen Thoren und Wirthshäuſern in der Stadt Lingen angeſchlagen ; es iſt auch in der Fähr - Mauer ein Zeichen gemacht, wann die Embs ſo groß iſt, daß doppelt Fährgeld bezahlt werden muß. Die von Hannover , Münſter und Osnabrück nach Enges land und Frankreich gehende Hauptſtraße, geget durch die Stadt Jbbenbüren in der obern Grafe ſchaft Lingen , und ſo weiter durd Lengerich und Lotto in der Srafſchaft Tecklenburg. Q. 4. Acerbau und Viehzucht find in der Graf. ſchaft Lingen wegen des leichten Bodens nicht gut beſtellt , deswegen fönnen die Einwohner von den. felben nicht ihren ndthigen Unterhalt befommer . Die niedere Grafſchaft hat nur bey guten Jahren Korn übrig , in der obern Grafſchaft , die zum Theil ſchon einen beſſern Boden hat , iſt ferbau und Viehzucht beſſer und für die Einwohner eintrågli cher. Weil der Boden hier nicht ergiebig iſt, und es weder Manufakturen noch Fabriken giebt , ſus den viele Einwohner in Holland durch Handar, beiten, als Korn- und Gras - mråhen, Corfftechen, durch Arbeit in den Garten und auf den Bleichen, Geld zu verdienen . S. 5. Die obere Grafſchaft, die 3 Quadrats meilen groß ſeyn mag , bat gepabt 1770
Die Grafſchaft Lingent.
1770 1780
423
8192 Menſden. 8863
1787 zählte man in der ganzen Grafſchaft in der 3 Städten 2855 , und auf dem Lande 20597, alſo áberhaupt 23452Menſchen. Es nähert ſich hier fdyon alles den holländiſchen Sitten. Die meiſten Einwohner ſind rdmiſch - katholiſd ) , welches dager rühret , weil zur Zeit der Reformation der protes ſtantiſche Graf Cunrad dieſen Theil ſeines Landes hat an römiſch - katholiſche Herren übergeben můſ fen , und derſelbe gar unter ſpaniſche Bothmåßig . keit gerathen iſt , wie der 7te Paragraph lehren wird. Ob nun gleich unter naffau - oraniſcher Re. gierung die Kirchen den Reformirten eingeräumet, und die Katholiken gendthiget worden , ihre gok tesdienſtliche Uebung in den angränzenden Ländern anzuſtellen : ſo hat ihnen cody König Friedrich Wilhelm 1717 verſtattet, ihren Gottesdienſt auf. eine eingeſchränkte Weiſe im Lande ſelbſt zu ver. richten ; doch dürfen ſie keine Proceſſionen anſtellen . K. Friedrich II hat ihnen erlaubet , die bisherigen Bethhäuſer in Kirchen zu verwandeln , dieſelben mit Thüren zu zieren, und mit Glocken zu verſehen . Der Lutheraner ſind wenige im Lande , die Refore mirten aber ſind zahlreicher. 5. 6. Der Handel iſt hier , beſonders in der obern Grafſchaft, eine vorzügliche Nahrungs . Es giebt verſchiedene anſehnliche Kauf quelle. leute in Städten und auf den Dörfern , die einen großen Vorrath an Waaren haben , man trift ſo. gar bey den lekten ſo viele und verſchiedene Waa. ren an , als oft in großen Stådten zu haben ſind. 1 Ein DO 4
424.
Der weſtphäliſche Kreis .
Ein jeder von dieſen Hat 2 bis 300 geringe Kauf. leute oder ſogenannte Pacentråger an deë Hand , Þerſiehet dieſelben mit allerhand, beſonders kurzen Waaren , als Batiſt, Kammertud , Zip, Kattun , Strümpfen , Mügen,ſeidnen Tüchern c.welche dieſe ſodann durch ganz Deutſchland und noch wohlweis ter zum Verkauf herum tragen . In der obern Grafſchaft werden jährlich 900 bis 1000 Stücke Leinwand verfertiget , deren Werth 15 bis 16000 Thaler ausmacht. G. 7. Die nunmehrige Grafſchaft Lingen iſt ehedeſſen ein Zugehår der Grafſchaft Tecklenburg geweſen , und das Aint Lingen iſt mehrentheils den abgetheilten Brüdern eingeräumet, und auch wohl Auf ſolche eine Herrlichkeit genennet worden . Weiſe hat der abgetheilte Graf Nicolaus IV von Tecklenburg das Amt oder die Herrſchaft Lingen zu ſeinem Antheil beſeſſen , der 1541 ohne eheliche Leibeserben ſtarb , woraufdas Land wieder an feie. nes Bruders Sohn , den Grafen Cunrad zu Tect. Dieſer wurde wegen ſeines Bey. lenburg , fiel . tritts zu dem ſmalfaldiſchen Bunde vom Kaiſer Karl V in die Reichsacht erklåret, und die Voll. ziehung derſelben dem Grafen Marimilian von Bůs ren aufgetragen , der den Grafen Cúnrad zu zwey . enmalen überfiel, und denfelben zur Abtretung der Herrſchaft und des Amts Lingen , (ießt die niedere Grafſchaft Lingen , ) nebſt 4 andern Kirchſpielen der Grafſchaft Tecklenburg , (die nun die obere Grafſchaft Lingen ausmachen ,) und ſeiner Anfor. derungen an das Hochſtift Münſter , wie auch zur Erlegung einer Summe von 25009 Rthlr. no:
thigte,
Die Grafſchaft Lingen .
425
thigte, und 1548 von dem Kaiſer Karl V mit fin. gen , als einer Grafſchaft, unter völliger Befrey. ung von allen Reichsanlagen , belehnet wurde . Graf Marimilian von Büren ſtarb bald hernach, und hinterließ eine Tochter , Namens Anna, 'wel che nachmals den Prinzen von Naſſau . Oranien, Wilhelm I , heirathete. Die Vormůnder derſela ben verkauften die Grafſchaft Lingen an Kaiſer Karl V , der fie 1555 , ſammt den burgundiſchen Ländern ,
ſeinem Sohn Philipp II,
König von
Spanien , überließ , welcher ſie auch , aller gråfo lich- tecklenburgiſchen Vorſtellungen und Klagen ungeachtet, beýielt, bis Moriſ , Prinz von Ora . rien , an deſſen Vater Wilhelm 1 fie 1578 vom König Philipp II geſchenfet worden war, ſich ihrer 3597 bemåchtigte. Ob nun gleich die Spanier die Grafſchaft von ! 605 bis 1632 wieder inne gehabt
$
f
þaben : ro iſt ſie doch endlich nach ihrem Obzug wieder an das Haus Naſſau . Oranien gekommen , und nach Wilhelms III Tode gat ſie der König von Preußen in Beſik genommen , und endlich wieder 1757 wurde ſie von mit Tecklenburg vereiniget. Franzoſen bereßet. 8. 8. Das Wapen der Grafſchaft iſt ein gol. dener Anker im blauen Felde.
Kaiſer Karl V bat
ſie ſo , wie die übrigen burgundiſden Lånder, von allen Reichsanlagen und von des Reichs Gerichtss barkeit befrevet. $ . 9. Sie hat mit der Grafſchaft Tecklenburg eine gemeinſdyaftliche Regierung, welche die Ho: Þeits- und Kirchen . Sachen beyder Grafidyaften, und zugleich die Juſtikſachen der Grafichaft Lin . gen
che
426
Der weſtphäliſ
Kreis .
gen beforget; und eine gemeinſchaftliche Rrieges : und Domainen -Rammer , weldie die Policey Krieges , Kanımer- und andern Sachen verſiehet. Unter der Juſtiſ- Deputation bey der lekten , ſtes hen auch die landesfürſtlichen Eigenbehörigen
in
Juſtikſachen , alle übrigen Einwohner aber ſtehen in Anſehung der Juſtin unter der Regierung . . 10. Von den landesfürſtlichen Einkünften aus benden Grafſchaften , habe ich folgende Nach richt. 1) Nach dem Etat, in welchem die demter und Forſtgefälle berechnet werden , betrågt die Einnahme 74980 Thl. 7 Gr. die Ausgabe
14511
und es bleibt Ueberſchuß für die General Domai. 60469.> nen . Caſe
' 5.-
9 Pf. II
10
2 ) Iſt die Einnahme von der Krieges -Caſſe,in welche die Contributions, Gefälle fließen die Ausgabe hingegen
60204
4
23535
17
es bleibt Ueberſchuß zur General-Krieges:Caffe 36668
II
3) Die Bau- Calle gat Einnahme 12000 Thlr . 12000 Ausgabe balancirt.
4 ) In
Die Grafſchaft Lingen .
427
4 ). In der Werbebefreyungs- Caſſe betrugen a kingen 5096 - 20-9 die Einnahme 8166-4-9 166-4-9 Ausgabe 96-20-9 - b
also Ueberſchuß 8000.
k
5000
Tedlenburg
3069 69 -
8 8
3000 die zur Haupt- Banque nach Berlin zur weitern Beförderung in die General . Refruten . Caſſe ges ſendet werden . 5 ). Die Einnahmevon der Ucciſe-Caffe beträgt mit den Servis.Geldern 14726 Thl. 15 Gr. 2 Pf. die Ausgabe
1.8
7829
Ueberſchuß zur General. Acciſe - Caffe 6896 6 ) Tabaks - Caſſe Einnahme
Ausgabe bleiben welche an die můßen .
5212
9
23
IO
5
226 4986
20
-
187
10
General . Caile abgeliefert werden
7 ) Die Salz-Kaſſe wird verrechnet in fingen An' Einnahme Ausgabe
der Ueberſchuß von
3886 Thl. 16 Gr. - Pf. 1183 15 4
2703
18 :
4
gehet in die General - Salz - Caffe nach Berlin , ausgenommen der Ueberſduß von dem Salze , das aus den Grafſchaften Secklenburg und Lingen von der Koctur unmittelbar abgeholt wird , und 1
1803 Chl.
e
Der weſtphäliſch
428
Kreiß .
1803 Thl. 16 Gr. 10 Pf. beträgt. in Summa 4507 Thl. 8 Gr. 2 Pf. 8 ) Die Stempel-Revenuen betragen 1206 Thl.
geliefert werden . Es beträgt alſo der reine Ueberſchuß : Von der Domainen . Caſſe
2)
3) 4)
7)
60469 Thl. Krieges- Caſſe ausgenommen 584 . Penſion u . Salarien . Gelder 36668 - Werbe Calle - Acciſe - Calle Tabacks . Caſſe
8000 6896 4986
- Salz . Caſe
4507 -
Stempel - Caſſe 1206
5 Gr. 10 Pf.
20 18
9 10
8 I
5
allgemeine Summen 122734 Thl. 18 Gr. - Pf. In der Grafſchaft Lingen werden die Abgaben in holländiſchen Gelde aufgebracht, und dieſes wird durch die Haupt- Banque zu Berlin in Amſterdam gegen Courant umgeſekt , und das Agio ' mit 11j Proc. den Haupt. Caſſen vergütet 584 Thlr . In der Grafſchaft Tecklenburg werden die Abgaben im preußiſchen Gelde entrichtet. Die Zinſen von den auf der Grafſchaft Tecklen . burg noch haftenden
Schulden (ſ. oben S. 415.)
betragen zu 5 Procent, gegen 7000 Thaler , die wahrſcheinlicher weiſe von dieſen reinen Einfünf. ten noch abgehen . S. 11.
1
i Gr. 5 Pf. welche in monatlichen Portionen an die Haupt . Steinpel- und Charten . Kammer abs
Die Grafſchaft Lingen .
429
$. 11. Die Grafſchaftwird abgetheilet I. In die uiederè Grafſchaft, die das alte Amt, oder die ehemalige Herrſchaft Lingen aus . machet, ungefähr 4 Meilen lang, und 2 bis 3 Mei Dahin gehöret len breit iſt. 1. Lingen , die Hauptſtadt , unweit der Embs , die ehedeflen befeſtiget geweſen , jegt aber bloß mit einem Graben umgeben iſt, von 284 Bürgerhäuſern . 1784 hatte ſie 1784 / 1787 aber 1632 Menſchen . Sie iſt der Siß der Regierung der vereinigten Grafſchaften -Lingen und Tecklenburg , und der Krieges- und Dos mainen - Rammer . Es iſt hier eine reformirte , eine lutheriſche und eine katholiſche Kirche. Das akademis ſche Gymnaſium hat Wilhelm III, Prinz von Oranien geſtiftet : die Schule aber iſt ſchon 1608 angelegetwors den . Einige meynen , daß dieſe Stadt ehedefjen Sar : Linga geheißen babe. Etwa eine Viertelſtunde von der Stadt gegen Nor den , iſt die Ueberfahrt über die Embs, welche das lin : genſche Sehr genennet wird , und oben ſchon vorfonunt. 2. Das Amt Lengerich , zu welchem gehören 1 ) Die Vogtey Lengerich , von 6 Bauerſchaften . Lengerich , mit dem Zunamen , auf derWallage, (welche ein Bach iſt,) das beſte Dorf im Landemit einer Kirche , zu welcher eine anſehnliche Gemeine und das adeliche Haus Grumsmühle gehåret. 2 ) Die Vogtey Baccum , von 3 Bauerſchafteit. 3 ) Die Bogtey Brawinkel, von 6 Bauerſchaften . 3. Das Amt Freren , welches begreift 1 ) Die Vogtey freren , von 6 Bauerſchaften . freren oder Vreren , iſt ſeit 1723 ein Städtchen . Es hat nur 175 Håuſer, und 1787 fåhlteman 315 Mens ſcen. Zu der hieſigen Kirche hålt ſich das adeliche Haus Sange. 2 ) Die Vogtey Beeſten , von 4 Bauerſchaften . F # dem Kirchdorf Beeſten iſt ein adelicher Sig.
4. Das
430
Der weſtphäliſche Kreis .
4. Das Amt Thune, von 6 Bauerſchaften und a Vogtepen . 1 ) Die Vogtey Thune, von 5 Bauerſchaften. 2 ) Die Vogtey Bramſche, von 6 Bauerſchaften . Zu Bramſche iſt das adeliche Gut Spyck eingepfarret. 5. Das Umt Schapen , con 2 Vogtenen . 1 ) Die Voatey Schapen , von dem Kirchdorf benannt. 2) Die Vogtey Plantlúnne , von 6 Bauerſchaften . II . In die obere Grafſchaft, die aus derr Amt Ibbenbühren von 9 Vogtegen oder Kirch . ſpielen beſtehet, welche Graf Cunrad von Teck . lenburg dem Grafen Marimilian von Büren zu . gleich mit dem Amt lingen hat abtreten müſſen . 1. Die Vogter) Ibbenbühren , welche ein anſehn liches Kirchſpiel von 9 Bauerſchaften ausmacht. Ibbenbühren , iſt eine kleine und ofne Stadt von 162 Häuſern . Sie lieget in demi geräumigen Shal, welches zwiſchen dem Schafberg und Brochterbeckiſchen Serge liegt, und gegen Weſten offen iſt. Durch dieſelbe gehet die Haupt - Durchfahrt von Hannover , Minſter und Osnabrück nach England und Frankreich ; es iſt hier die Legge für das in der obern Grafſchaft gewebte Linnen , und das benachbarte Steinfolen - Bergwerf und die Steingruben verſchaffen den Einwohnern auch Nabrnng . Diejenigen , welche dafür halten, daß der frieſiſche König Ubbo dieſen Ort zuerft, und zwar um das Jahr 215, angelegt habe, geben ihm auf lateiniſch den Namen Civitas Ubbonis. 1721 hat er Stadtrechte erhalten . Es ſind hier die nabgelegenen adeliden Häuſer Grone und langewiſch eingepfarret. 2.- Die Vogtey Xecke, von 4 Bauerſchaften. 3. Die Vogtey Mettingen , von 2 Bauerſchaften . 4. Die Vogtey Brochterbeck, von 4 Bauerſchaften . Von den 2 landesfürſtl. Vorwerken in dieſem Amt, ift Wondahl bey Tecklenburg gelegen , ein gråfl. Luft fchloß, und Düſterdick, im Kirchſpiel Mettingen , am Fianen Moor, ein gråffiches Jagdbaus, geweſen.
431
Die Grafſchaft Hoya .
.
I.
Die beſte Abbildung derſelben , iſt auf der Charte rom Herzogthum Bremen , zu ſehen , welche die Afademie der Wiſſenſchaften zu Berlin , Şer . ausgegeben hat. Sie grånzet gegen Süden an das Fürſtenthum Minden , gegen Weſten an die Grafſchaft Diepholz ; gegen Norden an die Graf ſehaft Delmenhorſt , an die Gohen der Stadt Bre men , an die Weſer , an das Amt Thedinghauſen , wolfenbütteliſchen Antheils , und an die Aller ; und gegen Oſten an die Fürſtenthümer Lüneburg und Calenberg . Ihre Långe betrågt ungefähr 8 , und die größte Breite 7 bis 71. Meilen
S. 2. In dieſer Grafſchaft ſind zwar einige große Heiden , und der Boden iſt gutentheils fan . dig , hat aber doch ergiebige Peder und Weideland , und an den Flüſſen ſind macſeh , artige Landſtridye . Die Aecker tragen ſo viel Roggen , Hafer und Buchweizen , als die Einwohner nöthig haben , ja ſie haben zum Theil ziemlich viel zur Ausfuhr übrig . In der Marſch an der Weſer baute man nichts als Weißen , Bohnen und Gerſte ; es wird auch hin undwieder Flads , viel Tabaf, und zu Wulmſtorf wird Krapp gebauet. Auſſer der Weide welche die Heide giebt, ſind auch an den Flüſſen Weiden und Wieſen vorhanden , und bey . de geben zur einträglichen Viehzucht Gelegenheit; mant
432
Der weſtphäliſche Kreis .
man hat auch Bienenzucht. Die Hölzungen ſind gmar nidyt in allen Aemtern anſehnlich und bes trächtlich ; man hat aber Torf zum Brennen . Die Weſer durchſtrómet das Land an der Oſtſeite, und die Aller berühret es gleid falls . Aus dem Amt Rahden , im Fürſtenthum Minden , fommt eine Pue , welche hier durch unterſchiedene Båche vers ſtårket wird , und im Amt Liebenau in die Weſer fällt .
Die Dellme und Sunte durchfließen das
Amt Hauptſtedt; anderer Aueu und Bäche zu ges ſchweigen. Oberwarts an der Weſer ſind gar kei. ne Deiche vorhanden ,
einige Sommerdeiche an
fehr niedrigen Orten im Amt Nienburg , ausge nommen , weldye den erſten Anlauf des Waſſers abhalten . Oberhalb Hona bey Hasberg, Eystrup und Haſſel an der einen , und bey Schweringen, Holtorf und Büden an der andern Seite der We. ſer findet man niedrige Sommerdeiche, und un. terhalb Hona, hohe Winterdeiche. $ . 3. Die Grafſchaft, das Heſſiſche Antheil an derſelben ausgenommen , enthält eine Stadt, 13 Flecfen , und überhaupt ungefähr 9000 Feuer. ſtellen. Die meiſten Bauern find Leibeigene. Ues berhaupt legen ſich die Einwohner der Grafſchaft theils auf Aferbau , Vieh, und Bienen . Zücht, theils auf Spinneren und Leineweberen, theils auf Handwerker, theils weben ſie einen wollenen Zeug, und ſtricken Strimpfe, theils bandeln ſie mit Wolle , Honig und Wachs. Zu Liebenau were den ſehr feine Spiken , und Senſen verfertiget. Es geben auch viele Mannsleute im Frühjahr nach Holland, verdienen daſelbſt mit Torfſtechen, Grass
21
Die Grafſchaft Hoya . Grasmähen und andern Geld ,
Arbeiten
433
ziemlich viel
und kommen um die Zeit der Erndte mit
einem guten Theil deſſelben zurück : ob ſie ſich aber zum Schaden ihrer Geſundheit entfråiten , ihre eigeire Haushaltung verſäumen , und das Land im Großen darunter feibe ? wie jemand 1767 in öf fentlichen Blåttern behaupten wollte ? iſt noch gründlich und unparteyiſch zu unterſuchen . Die hoyaiſchen Landſtånde beſtehen 1) aus den Prålaren , welche ſind , das Stift Baſſum , und das Kloſter zu Heiligenrode ; bende aber find feit geraumer Zeit nicht mehr zu den Landtagen berufen worden . 2 ) Aus der Ritterſchaftund den Freyen ; jene find die Beſiger Der lehnbaren und übrigen adelichen Güter , dieſe aber die Be fiber adeticher frener Lehn-oder Erb Güter. 3 )Aus der Stadt Nienburg und aus den Flecken . Die gee ſammte Ritterſd ;aft und Landſchaft fåmmtnur als : dann zuſainment, 'roenn ganz neue Auflagen einiges führet werden , und neue Verordnungen welche der bisherigen Verfaſſung entgegen ſind , ergehen ſollen ; imgleichen wenn ein neuer Landrath, Obere Uppellationsrath, Hofgerichtsaffeſſor und Lande fyndicus zu erwählen iſt , wie nüch in ſolchen Fål. len , da es das Beſte der einzelnen Glieder erfors dert. Das Sdagcollegium , welches aus 3 ein þeiiniſchen adelichen Landrathen , und aus geleht. ten Schabverordneten bürgerlichen Standes ben ſteht, davon einer aus der obern , und der andere aus der niedern Grafſchaft genommen wird , der fammlet fich ordentlider Weiſe jährlid , viermal zur Nachlebung der Schaßregiſter und der Uus . oth . 72.
sйge
Der weſtphäliſche Kreis.
434
züge von Einnahmeund Ausgabe der landſchaftl.
Grafſchaft, und einem Deputirten aus dem einge. reſſenen Adel der untern Grafſchaft, 1 Deputirten von den Freyen , 1 Deputirten der Stadt Nier . burg , i des Fleckens Hona , und i des Fleckens Stolzenau . Er geht des Jahrs viermal nach Han . nover , nåmlich zweymal zur Anhörung der Land tagspropoſitionen , und der
Erklärung der
zweymal
Landſchaft.
zur Ablegung Der
großere
Ausſchuß , welder ausden 3 adelichen Landråthen , 2 Deputirten aus der Ritterſchaft der obern , und 2 Deputirten aus der Ritterſchaft der untern Grafſchaft , auch noch einen
Deputirten von der
Ritterſchaft, 2 Deputirten von den Frenen aus den beyden Schakverordneten bürgerlichen Stan . des , und endlich aus den Bürgermeiſtern der Stadt Nienburg , und den Flecken Hoya , Stoke zenau und Suhlingen beſteật, kommt ordentlicher Weiſe zwermal im Jahr zuſammen , und es wird alsdenn
über die Landtagspropofitionen u . alle
übrige Landesangelegenheiten berathfchlagt , was engern Aus. von dem Soakcollegie oder dem ſchuß, weil es feinen Aufſchub gelitten , beſchlof fen worden , genehmigt , auch die Wahl der Des putirten , Landcommiſſarien und anderer Bedien . ten , vorgenommen . . 4. Das ganze Land
bekennet fich zu der
evangeliſch - lutheriſchen Kirche , und enthått 54 Kirchipiele , über welche ein Generalſuperinten . dent
1
Einflüſſe . Der landſchaftliche engere Ausſchuß , beſteht aus den 3 Landråthen , i ritterſchaftlichen Deputirten aus dem eingefeffenen Adel der oberta
Die Grafſchaft Hoya.
435
dent und 4 Specialſuperintendenten die Aufſicht haben . Sie ſtehen unter dem Conſiſtorium zu Hans nover. S. 5. Die Grafſchaft Hona hatums Jahr 1200 ihren Anfang genommen, als Otto und Gers þard , edle Herren und Grafen von Stumpenhaus fen , das Schloß Hoya bey dem lange vorher ſchon da geſtandenen Flecken sona erbaueten . Anfangs hatte ſie einen kleinen Ilmfang , wudis aber durch die Bemühung ihrer Beſiger nach und nach mehr an . Die Grafen und Brüder Gerhard und Jos þann theilten ſich zwiſchen 1320 und 1330 derges ſtalt, daß jener die untere , und dieſer die obere
f
Grafſchaft bekam , welche Benennung von der Zeit an gewohnlich geweſen iſt . Die erſte Linie ſtarb Ob ſich nun 1503.mit Grafen Friedrich aus. gleich die andere Linie ,
3
inſonderheit Graf Juft,
vermoge eines 1459 zwiſchen beyden Linien errich teten Erbfolgevertrages , in den Beſik der untern Grafſchaft fekte , ſo þatte doch Kaiſer Maximia lian I (con 1601 dem Herzog Heinrich dem mittlern zu Lüneburg , dieAnwartſdjaft auf dieſelbe erthei. let, von welchem aud, Graf Juſt von der Hona
1
endlich 1524 die Grafſchaft zu Afterlehn nahin, und dem Herzog wurde von den hoyaiſchen Unters thanen die Eventualhuldigung geleiſtet. Grafen Juſts Stamm gieng 1543 mit ſeinem viertem Sohne Otto aus , worauf die Grafſchaft unter die 3 herzogliche Linien Calenberg, Wolfenbüttel und Celle vertheilet wurde. Die benden erſten erhiel ten die Hemter der obern Grafſchaft, Stolzenau , Ehrenburg, Syce, Steyerberg, Siedenburg, Dies penau Ee2
e
436
Der weſtphäliſch
penau und Bahrenburg ;
Kreis .
Celle aber erhielt die
Aemter der untern Grafſchaft, nämlich Hona, Nienburg , Liebenau , Alt , und Neu , Bruchhau? fen. Als Herzog Erich zu Calenberg 1284 ohne Kinder ſtarb , fiel fein Antheil an der Grafſchaft Hoya , mit dem Fürſtenthum Calenbeg , an die wolfenbütteliſche Linie. Nach Abſterben Herzogs Friedrich Ulrich zu Wolfenbůttel 1634 kam die obere Grafſchaft Hoya mit an das Haus Braun. fchweig · Lüneburg, und fiel in der Theilung Herzog Wilhelm zu Haarburg zu ; und , als mit demſel, ben die þaarburgiſche Linie , 1642 abgieng , án die celliſche Linie, welche alſo die ganze Grafo fchaft , ſo viel davon an das Haus Braunſchweig gekommen war , befaß ; doch wurden 1682 die 6 Hemter der obern Grafſchaft, nåmlich Stol. genau , Siedenburg , Bahrenburg , Steyerberg, Diepenau , nebſt dem Amt Harpſtedt, urid Klos ſter Heiligenrode , zu dem Fürſtenthum Calenberg gelegt , welche Trennung fortdauerte, bis 1705 die celliſche Linie abgieng , da denn die ganze Grafſchaftwieder zuſammen tam , welche auch in der faiſerl. Urkunde über die der braunſchweige Hanndveriſchen Linie ertheilte Churwürde , mit zu den Churlanden gelegt worden. Das Antheil , welches das Churhcus Branu . fchweig und Lüneburg an dem Amt Thedinghauſen erlanget hat, iſt nebſt dem Amt Weſten, der Grafo fchaft Hoya einverleibet worden . 8. 6. Das honaiſche Wapen , beſteht in 2 auswärts gefehrten ſchwarzen Bärentaßen , im goldenen Felde.
$. 7 .
Die Grafſchaft Hoya.
437
$. 7. Das Churhaus Braunſchweig , hatwe gen Hoya Sik und Stimme in dem weſtphäliſchen Reichsgrafen : Collegium ,undzwar zwiſchen Stein . furt und Virnenburg , und auf den weſtphäliſchen Kreistagen hat es ſeine Stelle und Stimme zwis fchen Tecklenburg und Virnenburg . Der Reichs . anſchlag des Churhauſes wegen Hoya, iſt 2 zu Roß und 6 zu Fuß, oder monatlich 48 Fl. ; ju je. dem Kammerziel gab das Haus Braunſchweig we. gen Hoya ehedeſſen y Rthlr . nunmehr aber giebt das Churhaus wegen fåmmtlicher zu der Chur ger hörigen Lande , eine Summe überhaupt. 9. 8. Die hohen Landescollegia , welche die Graffdyaft Hova theils mit den geſammten chur. braunſchwvig ·låneburgiſchen Landen , theils mit ' dem Fürſtenthum Calenberg gemein hat, werden ben dem legtern unten im niederſächſiſchen Kreiſe beſchrieben werden . Zu dem Hofgericht zu Han . - nover , pråſentiret die honaiſche Landſchaft einen Aſſeſſor , und mit der Grafſchaft Diepholz zu dem Ober - Appellationsgericht zu Celle einen Rath , auch zugleich mit der grubenhagenſchen Landſchaft nod ; einen
Ober - Appellationsrath , wenn unter
den Landſchaften der Churlande die Reihe an fie fømmt. Zur Viſitation des Ober - Appellations. gerichts , ſenden die Grafſchaften Hoya und Dieps holz einen Deputirten . Die Contribution wird im Honaiſchen nach einem
gewiſſen und beſtåndi
gen Fuß bewilliget, welcher 1680 feſtgelegt wor. den .
Sie betrågt monatlich 5670 Rthlr.
Die
Stadt Nienburg giebt keine Contribution , fons dern Licent, der jährlich 2000 Rthlr . ausmacht . Ee 3 Das
438
e
Der weſtphäliſch
Kreis .
DasSchafweſen wird von dem Schakcollegium (). 3.) regieret, und die Einkünfte von dem Schak, welde
jährlich
etwa 13000 Rthlr. ausmachen,
werden zu den Landſchaftsausgaben verwandt , f. E.fnr Beſoldung der landſchaftlichen Bedienten und des Hofgerichtsaſſeſſors , u . ſ. 10.
Das Land
bewilligt und giebt auch Fourage für die einquar : tirte Reuteren , oder bezahlt dieſelbe mit Gelde, eine gerviſſe Summe anſtatt des Magazinforns fürdie einquartirten Fußvolfer , einen Theil zu den Se fandſchaftskoſten , und zu den Unterhaltungsfo. ften der göttingiſchen Univerſitåt. Dieſe ſind die wichtigſten ordentliden Abgaben ; wenn man nun die landesherrſchaftlichen Einfünfte aus den dem . tern dazu rechnet , welche jährlich uugefähr 113000 Rthlr. betragen , ſo gehört die Grafſchaft Hoya , in Anrung des Ertrags , unſtreitig unter die vor . nehmſten in Deutſchland. 8. 9. Sie hat eine gedoppelte Hauptabthei lung .
Erſtlich wird ſie in die obere und niedere
Graſſchaft abgetheilet; zu jener gehören die Uemnter Bahrenburg, Diepenau , Ehrenburg , Harpa ſtedt, Siedenburg ,Stolzenau , Steyerberg und Sys de; zu dieſer Alt-und Neu . Bruchhauſen , Hona, Liebenau, Nienburg , Thedinghauſen und Weſten . Stände in Zweytens werden die hoyaiſchen 4 Quartiere eingetheilet, und dieſe Abtheilung will ich zum Grunde legen . I. Das erſte Quartier, begreift
1. Das adeliche Stift Baſſum das zwarben dem Geffen -caſſelſchen Flecken Baſſum liegt,(S.375 ) aber
1
Die Graffchaft poya .
439
aber doch , nebſt ſeinen Gebåuden und einer Müh. le, unter churbraunſdyweig lúneburgiſcher Landeso Hoheit ſteht. Es hat eine debtiſpinn , Dechan. tinn , 9 Conventualinnen , und 3 adelide Cand . nicos , wählet feine Aebtiſſinn und Dechantinn ſelbſt, und jener Wahl wird hernach von dem Könige
1
beſtätiget. Es gebührt ihm der Vorſig in der ko . yaiſchen Landſchaft, welcher aber niemals ausge ůbet worden , weil fein Canonicus des Stifts auf Landtage in geiſtlicher Kleidung erfcheinen
dem will,
wie doch die Landſtånde verlangen.
Der
König hat das Stift 1751 mit einem goldenen ſchwarz emaillirten Ordensfreuz beſchenkt, welches von der Aebtiſſinn , Dechantinn und den Capitu. larinnen an einem weißen Bande, in welches eine
. goldene Egge gewirft iſt, getragen wird . ſeinen eigenen Amtmann.
Es bat
2. Das AmtSycke, liegt in der obern Graf. ſcaft, und ſoll vor Zeiten ein Theil der Grafſchaft Alt . Brudzhauſen geweſen ſeyn . Es enthält 1 ) Den Flecken Syce, in and bey welchem der Beamten Wohnungen, ein Ritterſig, ein Freyhof und eine Capelle find. 2) Das Kirchſpiel Barrien . Man bemerke ( 1 ) Barrien , das Kirchdorf. ( 2 ) Ockel , ein Dorf , mit 2 Ritterſißen , von welchen einer Falkenburg , heißt, einem Freyhof, und einem Vorwerf. ( 3 ) Leerfen , ein Dorf, mit dem landesherrſchaft lichen Vorwerf zum Schörlingskamp . 3 ) Das Kirchſpiel Seiligenrode , in dem Kirch dorf dieſes Nainens , woſelbſt ein Kloſter iſt, welches fuerſt zu Madenſtedt angelegt, nachmals nach Kloſter : Feelte , und endlich bieber verfeßt worden . Es beſteht aus 4
440
Der weſtphäliſche Kreis .
aus einer Domina , 2 adelichen und 2 bürgerlichen Conventualinnen . Der Amtmann des Kloſters befors get die Haushaltung defkiben . 4 ) Das Kirchſpiel Seiligenfelde , in welchem die Ritterſiße Soope und Suldenriede, ſind. 5) Das Kirchſgiel L7ordwohlde. 6 ) Das Kirchſpiel Brinkum , in deſſen Kirchdorf ein Ritterfiß , ein Freyhof, und das landesherrſchaft liche Vorwerf Erichshof. 7 ) Das Kirchſpiel.Leeſte , in dem großen Dorf Leefte , in welchem ein Ritterfig ilt. 8 ) Das Kirchſpiel Weyhe. Man bemerke ( 1) Rirchweihe , das Kirchdorf, woſelbſt die adeliche Freyheit zu Weyhe , Kirchweyhe und fals kenberg ; 4 Ritterfige, deren einer Findlerey heißt, und ein Freyhof. (2 ) Dreye , ein Dorf, wofelbſt ein Weſerzol ift. Nahe dabey liegt das landesherrſchaftliche Vorwerk Semme. ( 3 ) Sudweyhe, ein Dorfmit 2 Ritterliben . 9) Das Kirchſpiel Xiede, in deſſen Kirchdorf das landesherrſchaftliche Vorwerf Seiligenbruch iſt. 3. Das Amt Ehrenburg , gehört zu der Vor Alters iſt es ein Theil der obern Grafſchaft. geweſen . Es iſt faſt 200 Bruchhauſen Grafſchaft Familien verfekt geweſen , adeliche Jahre lang an Salder , und nachheran von nåmlich zuerſt an die Als aber der lekte von der die von Münchhauſen . münchhauſiſchen Familie , welcher im Beſik des Amts geweſen , um das Jahr 1675 ſtarb , fam es an das fürſtliche Haus Celle. Es beſteht aus fol. genden Kirchſpielen : 1) Das Kirch piel Suhlingen , in welchem Suh lingen , ein Flecken an einem gleichnamigen Bady, ift. Er ift der Siß einer Superintendentur, hat eine Pfarr kirche und einen Ritterfig.
Zu dem
Flecken gehören viele
1
Die Grafſchaft Hoya.
441
viele Uecker und Wieſen'; er hat auch guteHandwerfer, und es werden hier jährlich 4 Vieh- und Krahm -Märfte gehalten . 1727 brannte der Dit bis auf die Kirche nach ab. 2 ) Das Kirchſpiel Varrel , in welchem zu Varrel die Pfarrkirche , zu Strohen eine Capelle , und zu Dörrienloh , ein Ritterſiz und ein Freyhof ſind. 3 ) Das Kirchſpiel Schmalvórden , in weldiem ( 1 ) Ehrenburg , ein kleiner Flecken , worelbſt das Umthaus und ein landesherrſchaftliches Vorwerk find . Das ehemalige Ainthaus , welches einige 100 Schritte von dem jebigen auf einein moorigen Srunde geſtanden hat, war ein feſter Plak . ( 2) Schmalvórden , das Kirchdorf, woſelbſt ein Freyhof iſt. ( 3) Oeffinghauſen , ein Dorf , mit dem landega. Herrſchaftlichen Voriverk zum Solzfeld . 4 ) Die Kirchſpiele Seiligenloh , lžeuenfirchen , (1. oben den Anhang fu den beffen vafelfchen Antheil an der Grafſchaft Schauenburg .) Scholen , Schwa: vården und Twiſtringen . Am legten Ort iſt eine fas tholiſche Kirche. : 11. Das zweyte Quartier, begreift
1. Das Amt Stolzenau ,
weldjes zu der
obern Grafſchaft gehört, und in welchem 1 ). Der Flecken Stolzenau , an der Weſer , wos ſelbſt das Amthaus , eine Superintendentur , 3 Rits terſitze , 2 Freyb8fe , und ein landesherrſchaftliches Vorwerk find. In der Weſer iſt hier ein guter Ladysfang. 2 ) Die Vogtey tiendorf , in welcher ( 1) Lzendorf , ein Kirchdorf , mit einein landesa herrſchafllichen Vorwerk ( 2 ) Solzhauſen , ein Kirchdorf. ( 3) Zu üſleringen und Radeſtorf find Cas pellen , Ees 3 ) Die
7
442
Der weſtphäliſche Kreis .
3 ) Die Vogter Landesberg , in welcher ( 1) Landesberg , ein großes Kirchdorf , mit eis nem Ritterfig und Welerzoll , welchen die Familie von dem Buſſche zu Lehn trägt. ( 2 ) Leere, ein groses Kirchdorf. ( 3 ) Eſtorf, ein Dorfmit einer Capelle und 3 Kit terfiten . (4 ) Wellje , ein Dorf mit einer Capelle. ( 5 ) , Schinna, ein Kirchdorf , mit einein landes berrſchaftlichen Vorwerk , welches ebedeflen ein Bene dictiner Kloſter geweſen iſt. 4 ) Die Bogtev Bohnhorſt . Zu Bohnhorſt iſt eine Capelle , zu Warſem eine Pfarrkirche , und zu Sapeloh eine Capelle , zum Schamerloh genannt.
2. Das Amt Diepenau , gehört auch zu der obern Grafidcft, Jn demſelben iſt 1) Diepenau , ein Flecen , in welchem das Units haus und eine Capelle iſt . Er iſt in die Kirche des folgenden Dorfs eingepfarrt. 2 ) Lavesloh , ein Kirchdorf mit 2 Freyhöfen . 3) Zu tzordell und effern , find Capellen , und zu Steinbrine iſt ein Freybof. 3. Das Amt Steyerberg , gehört zu der Mitten in demſelbeit iſt ein obern Grafſchaft. kleiner Sandberg, welcher der Steyerberg geo nennet wird , und auf weldjem in alten Zeiten Sdloß geſtanden hat . Man bemerke
ein
1) Steyerberg , ein Weichbild oder Fleden , der von der Durchließenden Aue in 2 Cheile abgeſons dert wird ; in der Uue aber iſt eine Infel , auf wels cher das Amthaus ſteht. In den Flecken iſt ein Mit terſiß , und vor dem Flecken ſteht die Pfarrfirehe,,wel che zum Rienica genennet ipird . 2 ) Die hauſen .
Vogteven
Dehlinghauſen und Sarnigs
4. Das
Die Grafſchaft Hoya .
443
4. Das Amt Siedenburg , gehört auch zu Jn demſelben iſt der obern Grafſchaft. 1 ) Siedenburg , ein Flecken , an dem Bad , Sies de, worelbſt das Amthaus , eine Capelle , und ein Freybof ift . 2) Wellinghauſen , ein Kirchdorf. Anm . Aus dem Dorf Campen , und vielen Hofert in der nienburgiſchen Vogten Borſtel , hat das Amt Steyerberg Dienſte zu genießen , hebt auch die lamdess herrſchaftlidyen Gefälle aus deinſelben . 5. Das Amt Bahrenburg , gehört zu der obern Graffdjaft, und beſiegt aus Dem Flecfea Bahrenburg, durch welchen eine Que fließt. Ja demſelben fiudetman eine Kirche , 2 Kits terſige und 2 Freyhöfe. Das Umthaus iſt vor Ulters ein feſter Plat geweſen ; es iſt aber die alte Burg nach gerade abgebrochen . Das Amt hat auch in den Umt Ehrenburg 18 Hdfe , und in dem wunden den Amt Nahden 13 Stellen , über welche ihm die Suisherrs ſchaft und das Leibeigenthum zuſteht. 6. Das Amt Sarpſtedt, gehört auch zu der obern Grafſchaft. Vor Ulters gehörte es mit zur Grafſchaft Bruchhauſen , kam nachher an die Gra . fen von Delmenhorſt, wurde 1430 in einer Fehde von dem kriegeriſdien Grafen Johann von Hoya wieder eingenommen , aber von eben demſelben 1439 an Grafen Dieterich von Oldenburg verlegt, der es feinem Sohn , Grafen Moriz von Deliens horſt,
gab .
Von der Zeit an blieb es bey der
Grafſchaft Delmenvorſt als ein Pfandgut, bis ſich 1482 Biſchof Heinrid , von Münſter deſſelben zu . gleich mitder Grafſchaft Delmenhorſt bemachtigte . Graf Anton von Oldenburg brachte es 1547 durch Vergleich wieder an ſein Haus.
Als das Haus Braun :
444
Der weſtphali dhe Kreis .
Braunſchweig - fúneburg 1582 die Grafſchaft Ho. ya bekam , maqte es auch auf das Amt Harp. ſtedt, als auf ein ihm eröffnetes Lehn , Anſprud). Die Grafen von Oldenburg nahmen endlich Harp . ſtedt von den Herzogen zu lehn ; und als ihr Stamm 1667 mit Grafen Anton Günther erloſch , nahm Herzog Georg Wilhelm zu Celle Harpſtedt an ſich , und vareinigte es wieder mit der Graf ſchaft Hrva.
1439 wurde es an die Grafen zu
Oldenburg und Delmenhorſt verſekt , aber nach. mals wieder eingeldſet 1 ) Sarpftedt, ein Flecken an der Dellme, welcher 1396 die Weichbildegered )tigfeit erhalten hat , 1739 bis auf 24 Häuſer nach abgeðrannt, aber regelmäßi ger und ſchner , als er vorhin geweſen , wieder auf gebaut iſt. Es iſt hier eine Pfarrkirche, und ein Frey hof. Das Amthaus liegt jenſeits der Dellme, und iſt voli derſelben umgeben . 2 ) Die Vogtry Böhrde, liegt zwiſchen dem Granza bach ,und der Dellme. 3 ) Die Vogten Sunte, liegt zwiſchen der Dellme und Hunte.
III . Das dritte Quartier ,
begreift
1 ) Die feſte Stadt Wienburg , die an der Wefer liegt , liber welche hier eine gute ſteinerne Brice ges bauet iſt. Die Feſtungswerfe find 1684 erweitert nan findet hier ein Zeughaus, und 3 Baracken für 5 Compagnien Soldaten. Auf dein Rathbauſe hat die hoyaiſche landſchaft ihr Archiv . Der Superintendent der Grafſchaft iſt erſter Prediger an der Stadtfirche. 1757 wurde dieſe Feſtung von den Franjoren bereßt.
2. Das Amt Wienburg , welches zu der untern Grafſchaft gehört , und in welchem I ) Die Sausvogtey , zu welcher das in der Stadt belegene Amthaus , Zouhaus, nebſt andern Gebåu dent,
Die Grafſchaft Hoya .
445
den , ein Paar Vorwerfe vor der Stadt , nebſt einis gen vor den Thoren belegenen Häuſern , gehåren. 2 ) Drakenburg , ein Flecken an der Weſer , hateine Pfarrkirche, 4 Ritterfibe und das Vorwerf Xavens: wiede. Jenſeits der Weſer liegt ein landesherrſchaft: liches Vorwerf. 3) Die Vogter Oyle , in welcher die Kirchdorfer Binnen und Bühren , ſind. Zu Oyle iſt ein Rita terfik . 4) Die Vogtey Borſtel, in welcher die Pfarrdora fer Borſtel ; und Staffhorſt, liegen . 5 ) Die Vogtey Wiesen , in welcher das Kirchdorf Wießen iſt. In dieſem Kirchſpiel hat vor Ulters das Schloß der jedlen Herren und Grafen von Stumpen hauſen geſtanden . 6 ) Die Vogter Sebbenhaufen . Zu Balge iſt eine Kirche , ein landesfiirfiliches Vorwerf, Der Ritters fik Strueswerder , und der Ritterfig dasWiehe. 7 ) Die Vogtey Behlingen . 8 ) Die Vogtey Lohe. Zu Lohe iſt eine Kirche und ein Ritterfils. 3. Das Amt Soya , welches zu der untern Grafichaft gehårt, und in welchem 1) Soya , ein Weichbild , wojelbſt ein Schloß , das Amthaus , eine Pfarrfirche , eine Superintendentur, 5 Ritterfige und 3 Freudfe find. lleber die Weſer führet hier eine hdizerne Brice. 1758 wurden die Franzoſent mit Gewalt von hier vertrieben , berywelcher Gelegenheit eine Feuersbrunft unterſchiedene Gebäude verzehrte. 2 ) Bůcken , ein Kirchſpiel und Flecken , woſelbſt der Ritterfit Develgunne ift . Ehedeffen iſt hier ein Collegiatſtift geweſen . 3) Das Kirchſpiel Afendorf. In dem Kirchdorf iſt ein Freyhof ; und zu sefien ein Ritterfit , Namens zum Hengelfelde.
4 ) Das
446
liſche Kreis .
Der weſtphä
4 ) Das Kirchſpiel Eigendorf. In dem Kirchdorf iſt ein Ritterfit . 5 ) Das Kirchſpiel Eiſtrup. In dem Kirchdorf Liſtryp iſt ein Ritterſit , ju Saßbergen eine Capelle und ein Ritterfiß , zu änderten eine Capelle und ein Vorwerf. 6 ) Das Kirchſpiel Safel, in welchem zu Dienſthop ein landesberrichaftliches Vorwerf ift. 7 ) Das S'irchſpiel Boyerhagen . Auf dem landesa herrſchaftlichen Vorwerf zu Yzemſen iſt eine Stuteren . 8 ) Das KirchſpielMagelſen . Zu Alveſen iſt ein Ritterfit . 9 ) Das Kirchſpiel Martfeld . 10 ) Das Kirchſpiel Oiſte , in welchem zu Varfte ein Ritterfis ift. II) Das Kirchſpiel Wechold . Zu Ober :Boyen iſt ein Nitrerfig . Anmerk. Die ſogenannten 7 Mayer , in dem Amt Hona , haben Jagden und Fiſchereyen , aus Zehenden vom freyen Lande; ſie haben auch apelide. Freyheiten haben wollen , und in die Landesnratrikel geregt zu wer den verlangt , welches ihnen aber nicht verſtattet worden . 4. Das AmtLiebenau , gehdrt zu der untern Grafſchaft . Ehedeflen war es ein Vorwerk des Amts Nienburg , nachher iſt es zu einem beſon . dern Amt gemacht, und ſeit 1705 mit dem Amt Steyerberg durch einerley Beamten yerwaltet wors Es gehört dazu den . I) Liebenau , ein Weichbild , welches von der durchfließenden Uue in 2 Theile getheilet wird. Der gegen Oſten liegende Theil ift ehedeflen ein beſonderer Ort geweſen , welcher Bruchdorf genennet worden ,
..
und der andere gegen Weſten belegene Theil hat allein Liebenau geheißen . Jegt iſt hier kein Umthaus mehr. zu der hieſigen Pfarrkirche gehört das Filial zu Wellin , im
1
-
Die Grafſchaft Hona.
447
im Amt Stolzenau. Es werden hier ſehr feine Spic ken , die den- brabantiſchen nichts nachgeben , auch Šenſen verfertiget. 1715. brannte der Fleden größ tentheils ab . Nicht weit davon iſt der Ritterkit Eickhof. 2) Die Vogteyen Pennigfehl und Staffhorſt, bes . ſtehen mehrentheils aus einzelnen Hsfen , find auch zum Theil mit den Unterthanen der Aemter Nienburg, Hoya und Bruchhauſen vermiſcht. IV . Das vierte Quartier ,
begreift
1. Die Aemter Att - und 37eu - Bruchhau : ren , welche von einerley Beamten beſorget wers den . Die ehemalige Grafſchaft Bruchhauſen , welche weit mehreres als das jebige Amt begriff, þat vor Alters ihre eigenen Herren gehabt , wel. che von den Grafen von Ammerland oder Ruſtrin. gen abſtainmten. Ludolph, edler Herr von Bruchs þauſen , trat 130r Meu Bruchhauſen an die Grafen Gerhard und Otto von Hoya ab , 1338 kam auch
Alt · Bruchhauſen fanımt der Bah.
renburg an die Grafen Gerhard und Johann von Hoya , und der Reſt der Grafſchaft wurde 1384 vom Grafen Gerhard an Grafen Otto, von Hoya verkauft . 1388 gieng mit Grafen Heinrich der ganze männliche Stamm der Graſen von Bruch. hauſen unter, welche auch Trudyſeſſen des Erz. ſtifte Bremen geweſen ſind. Als die Grafen von Nieder -Hona 1502 ausſturben , wurden die Hers joge zu Braunſchweig mit der Grafſchaft Bruce Kaufen von dem Erzſtift Bremen belehnet , und ůbertrugen dieſelbe durch einen Vergleich von 1507 dem Grafen zu Ober : Hoya zum Afterlehn.
Zu . dieſen
che
448
Der weſtphäliſ
Kreis .
dieſen Hemtern , welche zu der untern Grafſchaft gerechnet werden , gehört 1 ) Alt - Bruchhauſen , ein Flecken mit einem lan Desherrſchaftlichen Schloß und Borwerf und einer Cas pelle ; auch liegt das landesherrſchaftliche Vorwerk Seiligenberg in der Nähe , welches ehedeſſen ein Klos fter gewefen iſt. 2) Mohr , ein Flecen . 3) Vilſen , ein Flecken mit einer Pfarrkirche. 4) 17eu : Bruchhauſen , ein Flecken mit einer Cas pelle , und einer landesherrſchaftlichen Vorwerf. 5 ) Der Bruchſtrich . 6 ) Der Seidſtrich , in welchem zu Sudwalde eine Pfarrfirche iſt. 2. Das Amt Weſten, liegt zwiſchen der Weſer und Aller. Das Marſchland an der Wer
1
ſer , iſt fruchtbarer, als dasjenige, welches an der Aller iſt , Dieſes Umt hat in alten Zeiten feine eis genen Grafen gehabt , deren Güter aber unter der Grafen von Bruchhauſen Gerid ;tsbarkeit geſtans den haben . Nachher hat es zu dem Bisthim Verden gehört, und iſt mit demſelben an die Kro ne Scweden geformen . Die Königinn Chriſtina gab 1649 das Dorf und Haus Weſten ihrem Factor in Hamburg, Heinrich Leſdyhorn , der es 1653 mit ihrer Bewilligung an Thomas von Gerſtenberg verkaufte. Durch den Vergleich zwiſchen der Krone
1
Schweden und dem Hauſe Braunſchweig-Lüneburg von 1679 , trat jene. an dieſes den ganzen Strid, Landes ab, welcher in dem Winkel, wo die Wefer und Uller zuſammen . fließen , liegt, folglid das Dorf Weſten , die Dörverder und Marſch - Vogo tey , welde zuſammen von der Zeit an das Amt We.
Die Graffchaft Hoya .
449
Weſten ausgemacht haben . Dieſes beſteht aus 2 Vogteyen . 1 ) Die Vogtey Dörverden , in welcher das Kirchs dorf Dörverden und ein Ritterſik zu Drůbber ift. 2 ) Die Marſch : Vogtey , in welcher zu Weſten eine Kirche und das Umthaus, gu Dólbergen ein Frey hof, gu Riede ein Ritterfiß , zu Stedebergen auch ein Ritterſüß iſt. 3) Das landesherrſchaftliche Vorwerf vor Verden .
ܝܡܐ
3. Das Amt Thedinghauſen , iſt im weſte phåliſchen Frieden der Krone Schweden zugleich mit Bremen und Verden zu Theil geworden ; von derſelben
aber durch den
celliſchen Frieden
1679
>
- dem Hauſe Bra !ınſchweig , Lüneburg wieder abger treten , worauf es 1681 zwiſchen Celle und Braun . fchweig getheilt worden , da denn dasjenige An
22
theil, welches jeßt das königliche und churfürſtliche genennet wird , der Grafſchaft Hoya einverleibet worden , und mit dem Amt Weſten einerley Bes amten bekommen kat. Der Boden iſt an der Weſer beſonders fruchtbar, daher die daſelbſt woh nenden Unterthanen ſtarken Ackerbau treiben , auch Das Amt beſteht aus 18 viel Vieh fett machen . Dörfern , von welchen zu bemerken , In dem eingepfarrs 1 ) Blender , ein Kirchdorf. ten Dorf Vaſte iſt ein Ritterfik . 2 ) Intfchen , ein Kirchdorf,woſelbſt ein Weſerzolt iſt. 3 ) Morſen , ein Dorfmit 2 Ritterfigen . 4 ) Wulmſtorf , ein Dorf mit 2 Ritterfißen , wos felbft ein Herr von Ompteda eine Krapp - Pflanzung und Mühle mit gutem Fortgang angelegt hat, 5) Schwarne , ein Kirchdorf mit einem Ritterfig .
6 Th . 7 A.
ff
Die
450
Der weſtphäliſche Kreis .
Die Grafſchaft
.
Virnenburg .
I.
ie iſt auf der Homanniſchen Charte vom Erzo ſtift Trier, welche im Atlas von Deutſchland die 41ſte iſt , zu ſehen , und größtentheils von dies ſem Erzſtift, an einer Seite aber von dem Erzſtift Sie liegt in der Eiffel. Edln umgeben . $ . 2. Dieſe Grafſchaft hat des Grafen Wils þelm
zu Virnenburg Erbtochter , ihrem
Gemahl
Grafen Conon zu Manderſcheidt zugebracht, wo růber aber mit Chur - Trier Streitigkeiten entſtan, den , welche 1554 durch einen Vergleich ſolcherges ſtalt beygeleget wurden, daß der Graf von Man. derſcheidt der Herrſchaft Montreal, auch großem und kleinem Pellenz entſagte , und mit den übris gen Gütern der Grafſchaft Virnenburg von Chur. Trier belehnet wurde , da denn dieſe zugleich für Anna Salome, weiblich Lehn erklåret wurden .
Grafen Karls von Manderſcheidt. Gerolſtein Ge. mahlinn , gieng mit ihrem Bruder, Grafen Chri. Hoph Ludwig von Löwenſtein- Wertheim , einen Tauſch ein , indem ſie demſelben die Grafſchaft Virnenburg überließ , und dagegen die Herrſchaft Kronenberg und Daiheim mit ißrem Zugehör em . pfieng. Die gråfliche Linie des Hauſes Lowen . ſtein - Wertheim beklagte ſich ,
daß
ſie etwa nur
noch der Grafſchaft Virnenburg in wirklichem Beſik habe , '': davon aber in fremde Hånde ges kommen wåren . 9.3 .
Die Grafſchaft Diepholz .
451
S. 3. DasWapen der Grafſchaft; find 7 ro . the Rauten im goldenen Felde . Sie hat ſowohl im weſtphäliſchen Reichsgrafen - Collegium , als auf den weſtphäliſchen Kreistagen zwiſchen Hoya und
Von den 40 FI. Diepholz Siz und Stimme. welche ſie ehedeflen zu jedem Römermonat erlegen müſſen , ſind , 1685, 25 abgezogen worden , ſo Zu jedem Kammers daß nur 15 übrig geblieben . ziel iſt ſie auf 35 Rthlr. 21 Kr. angelegt. B. 4. Es gehört zu dieſer Grafſchaft 1 ) Virnenburg , ein Schloß , neben welchem ein Flecken liegt. 2 ) Die Dörfer Bauer , freyling, Wenbecod , Welchebach und Lupheim . Das übrige iſt an das Erzſtift Trier gekommen .
1
Die Grafſchaft Diepholz. g.
1.
Pan fiehet fie am beſten abgebildet auf der Man Charte vom Herzogthum Bremen , welche die Academie der Wiſſenſchaften zu Berlin bers ausgegeben hat.
Sie iſt von der Grafſchaft Ho.
ya , von dem Bisthümern Münſter und Orna . brůd , und von dem Fürſtenthum Minden umge. ben . Ihre Lårge betrågt 9 Stunden , und die Breite über 4 Stunden . 8. 2. Das Land beſteht größtentheils aus Hei. Das Amt Diepholz bat den und Brüchen . mehr Heiben und lecker , im Amt Lemförde giebts Wieſen .
als Wieſen ; hingegen am Důmmerſee mehr
Das Aderland muß wohl bearbeitet
ff 2
wers
452
Der weſtphäliſche Kreiß .
erreket in beyden Aemtern den Düngers dadurch , daß eine an : zahl Perſonen hinter den Pflug hergeht, und die aufgeworfenen Furchen mit Spaden noch
werden . Mangel
Man
des
mals gråbet, und aufs möglichſte vertiefet.
Das
ſolchergeſtalt bearbeitete Land, wird recht fruchtbar Es giebt aber doch der gut beſtellte befunden. Acer das ausgeſåete Getraide nur fünf oder fechos mahl wieder. Der Torf erſeket den Mangel an hinlänglichem Brennholz . Der Dummerſee, wels cher zu derGrafſchaftDiepholz undzwar zu demáme Lemförde gerecynet wird , iſt 1 Meile lang und į breit , aber nirgends über 12 bis 16 Schuh, und in den reichteſten Gegenden nur 8 Schuḥ tief. Das Waſſer iſt klar , und reich an Fiſchen , inſone derheit an anſehnlichen Karpfen , welche aber mes gen des moorigen Grundes , und hin und wieder in dem See befindlichen Holzes , ſelten gefangen Es iſt auch ein beträchtlicher Fang werden . Der kleine Fluß wilder Enten auf dem See. Sunte , welcher ſich aus dem Bisthum Osna. brück in denſelben ergießet, wird, nachdem er wie der Herausgefommen , nebſt den 6 andern Ausfúſ /
fen des Sees, mit dem allgemeinen Namen Löhne bekommt aber unter Diepholz den alten
belegt,
Namen Hunte wieder.
. 1
$ . 3. Ju dieſer Grafſchaft find 4 Flecken und faſt 1900 Feuerſtellen . Die Einwohner ernåh. ren ſich größtentheils von der Viehzucht. Sie vere handeln das aufgezogene Hornvieh nach Holland, und in die Gegenden des Rheinsſtroms. Nach Bren
1,4
Die Grafſchaft Diepholz.
453
Bremen , Holland und Amerika gehet ihre grobe Leinewand , welche faſt von allen Bauern ſelbſt gewirket wird, und zu welcher ſie die nöthige Hees de mehrentheils aus dem Fürſtenthum Minden und Bisthum Münſter eintauſchen . Das fläch . ſene Leinen des Amts Lemförde , wird Lauent Linnen genannt , wegen deſſen beſſern und zuver. låffigern Verfertigung 1768 eine beſondere fånig. liche Verordnung erfolget iſt. Sie verfertigen auch einen groben wollenen Zeug , wovon viel nach Hok : land geführet wird , und viele Leute verdienen im Frühling und Sommer in Holland Geld mit Må. hen und Torfgraben S. 4. Das Land iſt der lutheriſchen Kirche zu . gethan , und enthält 10 Kirchſpiele , welche unter Zu der Aufſicht eines Superintendenten ſtehen . denfelben fimmt noch das Kirchſpiel Goldenſtedt, in welchem viel katholiſche Einwohner ſind. § . 5. Die alten Herren zu Diepholz , haben fich eine geraume Zeit nicht Grafen , ſondern edle Herren genennet , und Graf Rudolph þat ſich zur erſt vom K. Marimilian I den gråflichen Titel er: theilen laſſen . Eben dieſer Kaiſer hat zuerſt 1519 Herzog Heinrich dem Mittlern zu Celle die An . wartſchaft auf die Grafſchaft Diepholz ertheilt und K. Karl V hat dieſelbe 1556 noch mehr erkläret. Als daher 1585 der gråflich , diepholziſcheManns ſtamm mit Grafen Friedrich erloſch , nahm Her. zog Wilhelm zu Celle Befig von derſelben. Ben dieſem Hauſe iſt ſie bis 1665 beſtåndig geblieben. Als aber nach Herzogs Chriſtian Ludwig zu Celle Abſterben , deſſelben álterer Bruder Georg Wil: ff3 kelm
454
Der weſtphäliſche Kreis.
helm , das Fürſtenthum
Celle wählte , trat er ſeis
nem jủngſten Bruder, Herzog Ernſt Auguſt , Bi. fchof zu Osnabrůd , die Grafſchaft Diepholz erb. lich ab, jedoch mit der Bedingung , daß wenn Hers zog Ernſt Auguſt oder deſſelben Erben die Regies rungsfolge im Fürſtenthum Calenberg erlangen würden ,
die Grafſchaft Diepholz wieder an H.
Georg Wilhelm abgetreten werden ſolle . Allein in einem andern Vergleich von 1681 , wurde die Grafſchaft an 4. Ernſt Auguſt völlig abgetreten , welche ſie an das Fürſtenthum Calenberg, zu deffen Beſig er 1679 gekommen war , brachte. 9. 6. Das diepholziſcheWapen , iſt ein blauer Adler im ſilberweißen Felde , zu welchem noch ein filberner Löwe mit einer goldenen Krone im blauen Felde fommt.
8. 7. DerMatrikular:Unſchlag der Grafſchaft, iſt 1 zu Roß und 4 zu Fuß , oder monatlich 28 Fl. 1653 war der diepholziſche Kreis , Anſchlag 3 zu Roß und 12 zu Fuß , wovon der Beſiger des Haus fes Uuburg 3 zu Fuß übernahm . Die Kammer . gieler ſind unter der allgemeinen Sümme begriffen, welche das Churhaus zum Rammergericht erleget . Der König von Großbrittannien hat wegen dieſer Grafſchaft Siß und Stimme im weſtphäliſchen Reichsgrafen - Collegium , und auf den weſtphåli. fchen Kreistagen . Bey beyden iſt die diepholzi. ſche Stelle zwiſchen Virnenburg und Spiegelberg . S. 8. Die feſtgelegte Summe der diepholzia ſchen Contribution , betrågt jährlich 10824 Rthlr.; und verhålt ſich alſo zu derjenigen , welche die Grafs fchaft Hoya aufbringt , wie
zu 6.
Das Land hat
Die Grafſchaft Diepholz.
455
hat Einquartierung von Reutern , giebt auch Fow . ragegeld , aber kein Magazinforn . Zur Unterhal. tung der göttingiſchen Univerſitåt, trågt es etwas gewiſſes ben. Die beyden königlichen Aemter tra. Von einigen gex jährlich faſt 20000 Rthlr. ein .
Gerechtſamen der Landſchaft, in Anſehung des Ober . Appellationsgerichts , iſt oben bey der Graf. ſchaft Hoya Nachricht gegeben worden .
.
MA
0
8. 9. Die Grafſchaft beſteht aus 2 Aemtern , welche ſind : 1. Das Amt Diepholz, in weldem 1 ) Diepholz , ein großer Flecken an der Hunte, torelbſt das Ainthaus , 6 Ritterlige, und eine Super rintendentur. Hier wird grobes wollenes Tuch gemacht, wovon ſich ein großer Theil der Einwohner nåbret. 2 ) Die Vogtey Barnſtorf, in welcher ( 1 ) Barnſtorf, ein Flecfen mit einer Pfarrkirche. (2) Drey und zwanzig Dörfer. Zu Donſtorf iſt der Ritterſik Dannbollen ; zu Dorpel iſt ein Rits terfig und eine adeliche Freyheit ; zu Beckſtedt ein ades licher Meyer ; zu Collenrade eine Pfarrkirche und ein adelicher Meyer ; zu Soltorf iſt aus ein adelicher Meyer , und zu Vahreneſch gleichfalls. ( 3) Das Kirchſpiel Goldenſtedt, deſſen Einwohs ner diepholziſche Amtsunterthanen , zum Theil aber münſterſche Gutsleute ſind. Ben der hieſigen Kirche hat ehedeffen das Stift Corven das Patronatrecht gee habt, und dem Grafen zu Diepholz einen evangeliſchen Candidaten präſentirt, welcher von Diepholz einge weihet und eingeführet worden . Nachmals hat das Hochſtift Münſter dieſes Patronatrecht an ſich gebracht, und 1646 einen katholiſchen Prediger eingeführt , ders gleidyen auch noch vorhanden iſt ; doch beſtellt das Churhaus Braunſchweig -Lüneburg einen evangeliſchen Küſter bey der Kirche , welcher zur Kirche läutet, und zu gleicher Zeit , wenn die Ratholifen ihren Gottes dienſt & f4
che
456
häliſ
Der weſtp
Kreis .
Die dienſt verrichten , evangeliſche Geſänge finget. Prediger zu Codenrade und Barnſtorf, übent bey den evangeliſchen Einwohnern die Umtsverrichtungen aus ; dieſe aber wohnen mehrentheils in der Kirche dem Ses fang chriſtlicher Lieder beyy. 3 ) Die Vogtep Drebber , enthält den Flecken Cor : nau und 9 Dörfer . Zu Archen und Offenbeck , iſt der Ritterfiß Falkenhardt; zu Barver eine Pfarrkirche und ein Freyhof ; zu Marien : Drebber eine Pfarrkirche und 2 Freyb8fe ; zu Jacobs : Drebber eine Pfarrkirche und ein Freyhof; zu St.Sůlfe und Seede ein Ritterfis und 2 Freyb8fe .
2. Das Amt Lemförde, beſtehet aus einem Flecken und 8 Dörfern . I) Lemförde, ebedeflen Leuenförde oder Leuens furt, ein Flecken in einer moraſtigen Gegend , iſt es deſſen mit Wau und Graben umgeben geweſen , welche 1635 ab- und zugeworfen ſind. Er hat eine Pfarrs Kirche. Auf dem alten gråflichen Schloß wohnet der Beamte . 2 ) Brockum , ein Kirchdorf, woſelbſt ein Ritters fiß ift . 3 ) Lembruch , ein Dorf, nahe bey der Dimmer : ſee , mit den Ritterfißen auf der Ruhlhorſt und auf der Ebershorſt . 4 ) Burlage , ein landesherrſchaftliches Vorwerk, welches ebedeſſen ein Jungfernkloſter geweſen , und was ſelbſt noch eine Pfarrkirche iſt . 5 ) Stemshorn , ein Dorf , woſelbft der Ritterfit Teddendeich iſt.
Das
W
457
Die Grafſchaft Spiegelberg.
§.
I.
ie hat einen kleinen Umfang, gehört zum Für. Si ſtenthum Calenberg, und iſt von den churs braunſchweigiſchen Aemtern Calenberg , Lauen . ſtein und Springe umgeben. Graf Bernhard von Poppenburg , iſt der Stammdater der ehemaligen Grafen von Spiegelberg geweſen. Als der alte gråfliche Stamm mit dem im Treffen bey St. Quentin gebliebenem Grafen Philipp 1557 erlo . fchen , iſt die Grafſchaft von Eric, dem Jüngern , Herzog zu Braunſchweig . Calenberg , als Lehns. Herrn , beſagten Grafen älteſtem Schweſtermann, Grafen Hermann Simon von der Lippe , und nachdem audy deſſelben Mannsſtamm mit ſeinem Sohn Philipp 1538 aufhörte, des Grafen Georg von Gleichen 3 Söhnen , Philipp Ernſt, Johann Ludwig und Georg, welche er mit obigen Grafens Philipp zu Spiegelberg zweyten Schweſter , Na. mens Walpurgis , erzeuget hatte , 1584 zu lehk gegeben worden. Wie aber aud Graf Johann Ludwig zu Gleichen , als der legte ſeines Ge . fehlechts , 1631 verſtorben , wurde die Grafſchaft den Grafen zu Naſſau , Diek , vermoge einer An . wartſchaft, welche Herzog Friedrich Ulrich zu Braunſchweig ſeiner Schweſter Sophien Hedewig Mann , Grafen Ernſt Caſimir von Naſſau -Dieb, 1614 gegeben , zu Theil, und jeßt hat ſie der Ffs Pring
458
che reis . K
Der weſtphäliſ
Prinz von Oranien , Erbſtatthalter der vereinigten Niederlande , im Beſik. D. 2. Die Grafen und die Einwohner der Grafſchaft, müſſen , den Herzogen von Braun ſchweig . Calenberg den Hild:gungseid leiſten . Je ne ſtehen ſelbſt vor den braunſdyweig, låneburgi: fchen Göbern Gerichten , und die Appellationen von den bey den gråflichen Gerichten abgeſproches nen Urtheilen , geben auch an dieſelben . Die gråflichen Pfarrer und Capellåne, werden dem dur-braunſchweigiſchen Conſiſtorium zur Prüfung und Probepredigt präſentiret; fie unterſchreiben die braunſchweig - låneburgiſche Kirchenordnung, und das churfürſtliche Conſiſtorium weihet ſie ein. Wenn dieſes geſchehen , werden ſie von den gråflis chen Beamten eingeführet , jedoch wird bey Eins führung des Predigers zu Coppenbrügge, von dem chur;ürſtlichen Superintendenten eine Predige ges halten . Die General-Kirchenviſita :ionen werden von dem churfürſtlichen braunſchweig - låneburgi. fchen Conſiſtorium in der Grafſchaftſangeordnet und abgehalten , dabey die gråflichen Beamte mit er . ſcheinen , und die vorfallenden Mångel neben den churfürſtlichen Viſitatoren abthun müſſen. Auch müſſen die ſpiegelbergiſchen Prediger, wenn ſie irriger Lehre wegen und ſonſt verdächtig ſind, dem churfürſtlichen Confiftorium Rede und Antwort ge ben , und vor demſelben auf Erfordern fide ſtellen. In Ehe- und geiſtlichen Sachen ., erfennet der Graf in erſter Inſtanz, und es wird von deſſen Er Kenntniſſen an beſagtes
Confiftorium
appellirt.
Die Unterthanen der Grafſchaft Spiegelberg, lei ſten,
Die Grafſchaft Spiegelberg. ften ,
nebſt andern des Fürſtenthums Calenberg
Churgaufe die Landfolge, Eingeſeſſenen , dem werden mit braunſchweig - låneburgiſchen Truppen belegt, und tragen zu derfelben Unterhaltung das Von der Erſcheinung auf den calen ihrige bey . bergiſchen Landtagen , find die Grafen zwar bea frenet, doch werden die calenbergiſchen Landesvera ſpiegelbergiſchen zur Befolgung
ordnungen auch im publicirt. S. 3.
Dem
Cþurhaufe Brauuſchweig - Lünea
burg ſteßt die Landeshoheit über die Grafſchaft Spiegelberg zu , und es hat wegen derſelben fou
2
wohl im weſtphátiſchen Reichsgrafen , Collegium , als auch auf den weſtphäliſchen Kreistagen , zwi ſchen Diepholz und Rietberg , Sik und Stimme: wie denn das churfürſtliche Haus auf den Kreis . tagen von 1667, 1671, 1687 , und noch in dieſern
#
Jahrhundert, die ſpiegelbergiſche Stimme gefüh . ret hat. Ehedeſſen hat dieſe Grafſchaft einen Matrikular , Anſchlag von 2 zu Roß oder 27 Fl. gehabt; jekt giebt ſie aber beſonders nichts , fons dern ihr Contingentift mit in den fürſtlichen calens bergiſchen Anſchlag gebracht, von welchem auch die Kreisſteuern abgetragen werden . In der uſualmatrikel iſt Spiegelberg zu einein Kammerziel auf 32 Rthlr. 401 Kr. angefekt, und objwar die Grafen dieſe unmittelbar an gehörigen Ort liefern , ſo geſchieht doch folches nur miniſterialiter , und es wird von den Caffen und deren Directoren , wenn die Grafen im Abtrage des ſpiegelbergiſchen Contingents ſich fäumig finden laſſen , die Erinne: rung an den regierenden Landesherrn des Fürſten . thums
460
Der weſtphäliſche Kreis ,
thums Calenberg erlaſſen , von deſſen Regierung alsdann das Nöthige verfüget wird. S. 6. Zu der Grafſchaft gehören folgende Derter . I ) Coppenbrügge , ein Flecken , ' deſſen Prediger der erſte in der Graffchaft iſt. Zu der hieſigen Pfarre gehåren 159 Håuſer. 2 ) Sohnſen , ein Kirchdorf.
:
3) Sercenfen , Dorf.
ein
zu Hohnſen
eingepfarrtes
4) Brunninghauſen oder Brunjehaufen , ein Kirchdorf. 5) Brullieren oder Brulfen , und 6 ) tZeuſtadt , welche Dörfer zu Bachmühlen , im Amt Springe , eingepfarret ſind. 7 ) Oehrren , ein adeliches Gut , dem von Klenfen zugehårig. Von der Grafſchaft gehen anſehnliche , außer ders felben belegene Giter und Stücke , zu Lehn. Das alte Schloß Spiegelberg , woſelbſt die Gras fen vorhin ihren Siß gehabt , hat auf einem jest im Umt fauenſtein belegenen Hügel geſtanden . Es hat daſſelbe ein Herr von Homburg eindſchern lafen , und zu gleider Zeit den Grafen Moriß von Spiegelberg auf dem Hauſe Lauenſtein verrätheriſcher Weiſe erſtos chen . Nahe bei dem Ort findet ſich ein Hoſpital für alte Frauen , fammt einter Capelle , nach welcher jä einem Marienbild viele Wallfahrten geſchehen.
Die
461
Die
Grafſchaft
$.
Rietberg.
I.
Die Grafſchaft Rietberg , auch Rittberg und Retberg genannt , iſt auf den oben angeführten Charten vom Bisthum Paderborn , am beſten zu ſehen . Sie grånzet gegen Oſten an das Bisthum
Paderborn , gegen Süden an
die
Grafſchaft Lippe , gegen Weſten an das osnabit . diſche Amt Rechenberg , gegen Norden an die Grafſchaft Ravensberg. Sie iſt 3 Meilen lang , und í Meile' breit .
S. 2. Der Boden beſteht größtentheils
aus
30
Heide, wie ſich denn die beym Hochſtift Paderborn beſchriebenç Senne hierdurch erſtrecket, Man hat aber durch den Anbau fo viele Gewächserde ver ſchaft , daß der Boden nun ſehr gute Früchte trågt. Zum Dünger wird Heidekraut und Viehmiſt.ge Der Winterroggen , giebt das 6te bis braucht. 7te Korn , der Sommerroggen das 4te , 5te bis Oſte, der Buchweißen das 12te, 16te bis 20ſte Korn . Ben Neuenkirchen und Rietberg bauet man auch Gerſte und Wicken ; und überhaupt iroch Hanf , aber faſt keinen Hafer und Flachs. Unge. achtet die Grafſchaft ftari bevólfert iſt , ſo führt ſie doch ſelbſt in gemeinen Jahren Getreide aus. Die Flüſſe Embs und Gaſtenbeck , welche aus dem Bisthum Paderborn kommen , fließen durch ſüdlichen , und das Flüfden Dalfe durch nordlichen Theil des Landes .
den den
$. 3.
1
462
che
Der weſtphäliſ
Kreis .
$ . 3. Die gute Bevölkerung des Landeserhel . let daraus , weil auf eine Quadratmeile gegen 3000 Menſchen kommen . Sie ernähren ſich von Äckerbau , Viehzucht , Spinneren , und Arbeit in Holland. Alte und junge , Manns - und Frauenss Perfonen ſpinnen . Den Hanf bauen ſie ſelbſt, und den Flachs faufen
ſie meiſtens zu Bielefeld .
Die feine Spinneren iſt hieſelbſt auf das höchſte getrieben . Ein Stück Garn von 20 Binden , jede Binde von 60 Fåden , wird über einen Haſpel, do im Uinfreiſe 2 Ellen , 1 Viertel und 2 Zoll hat , zu 5 Loth , 4 Loth , bis zu į Loth , ja bis i und einem Quentchen , geſponnen . Aus Flachs ſpin nen fie böchſtens 5 Loth ſchwere Stücke Garn . Man rechnet, daß jährlich über 1 Milliou Stücke Garn von allerley Sąwere geſponnen werden . Ein Pfund Flachs , welches für 4 , 5 bis 6 Mgl. eingefauft wird , wird durch die Spinneren bis auf 2 , 2 ja 3 Thaler verwandelt. Zu Rietberg iſt 1765 eine Zwirnmanufaktur, und bey Holte, eine vortrefliche Bleiche nach holländiſcher Mët, einge richtet worden . S. 4. Die Grafſchaft Rietberg , welche ſonſt allodial geweſen , iſt 1456 von dem Grafen Cune Jou rad an Heſſen zu Lehn aufgetragen worden .
1
þann , der tegte Graf von Rietberg , ſtarb 1652, worauf ſich ſeine Witwe Agnes 1595 mit Heſſen dahin verglich , daß Heſſen iþre Födyter Armgard und Walburg mit der Grafſchaft von neuem zu rechten Erbmannlehn für ſie und ihre eheliden Leis beserben , ſowohl Söhne, als in Ermangelung derſelben, Tochter, beließe.
Die Gråfinnen Arms gard
Die Grafſchaft Rietberg.
463
garð und Walburg theilten ſich 1576 dergeſtale , daß jene die Grafſchaft Rietberg , dieſe aber die ben Oſtfriesland beſchriebenen Herrſchaften Eſens, Stedesdorf und Wittmund bekam ; als aber die Gråfinn Armgard 1584 ohne Erben ſtarb , fiel die Grafſchaft Rietberg ihrer Schweſter Walburg zu , deren Gemahl Graf Enno III zu Oſtfriesland 1585 , anſtatt und im Namen ſeiner Gemahlinn, mit derſelben zum rechten Erbmannlehn für Söhne und Tochter belehnetwurde. Die Gråfinn Walburg ftarb 1586 ohne månnliche Erben, und hinterließ nur 2 Cöchter, Sabine Cathrine und Agnes, wele de fich 1600 wegen der künftigen Regierungsfolge auf eben die Weiſe, als ihre Mutter egedem mic iþrer Schweſter , verglichen . Dieſen Vergleich beſtåtigte Kaiſer Rudolph II , und der König in Spanien , als Herzog zu Geldern : die Gråfinnen konnten aber von Heſſen die Belehnung nicht er. Halten . Sabine Catharine heirathete ihres Va. ters, Bruder, Grafen Johann von Oſtfriesland, und Agnes Grafen Gundacker von Lichtenſtein. Fener Söhne , die Grafen Ferdinand , Franz und Johann , erhielten endlich 1645 von Heſſen die Belehnung für ihre månnliden und weiblichen Nachkommen , ſo daß jederzeit die Såbne den Toch . tern vorgehen ſollten . Graf Johann erbte die Grafſchaft auf ſeine Sdhne , Franz Adolph Wile helm und Ferdinand Marimilian ; nach deren Ab . ſterben des lekten Tochter Maria Erueſtina Fran . ciſco , nachmalige Gemahlinn Grafens Marimia lian Udalrich von Kaunik ,
1692 von Heſſen : Caſo
ſel , mit der Grafſchaft Rietberg belebnet , auch 1702
464
Der weſtphäliſche Kreis .
1702 und 1714 von dem Reichshofrath im Beſik derſelben gegen Lichtenſtein geſchüßet und beſtätiget worden . 8. 4. Das rietbergiſche Wapen , iſt ein goldener gefrónter Adler im rothen Felde. Der Fürſt von Kaunik - Rietberg führt auch die Herre ſchaften Efens , Stedesdorf und Witmund im Titel. Er hat wegen Rietberg Sik und Stimme auf den weſtphäliſchen Kreistagen und im weſt phäliſchen Reichsgrafen , Collegium . Seine Stelle iſt bey beyden zooiſchen Spiegelberg und Pyrmont. · Der Matrikularanſchlag dieſer Grafſchaft iſt 6 zu Roß , oder monatlich 72 Fl . Zu jedem Rammer: ziel giebt ſie 70 Rthlr. 49 Kr. Š . s . Die Grafſchaft bringet jährlich 28000 Die derſelben vorgeferte Regierung, Rthlr. ein . iſt mit Cevollmächtigten und Rathen bereket. Sie enthält 1. Rietberg , ein Städtchen an der Ems , in deſs fen Nachbarſchaft an eben dieſem Fluß das Schloß eden liegt . 2. Die Dorfer 17euenkirchen , Verle, Zeu - Rau : niß , (ein neues Kirchdorf von 15 Häuſern ,) und Mias ſtolten, nebit dem Schloß Solte. Nabe bey dem legs ten , iſt 1765 mitten in einer ſchönen Waldung , an einem unter dem reinſten Sande fließenden Bach , eine Leinwand- und Garn - Bleiche nach Haarlemer Art angelegt, und mit den nöthigen Büch - Milch- und Spůl Häuſern , auch einer Preßmaſchine für das Sarn, verſehen worden : es iſt aber nach wegenigen Jahren alles wieder eingegangen . 3. Garſtwinkel , ein adeliches Gut.
Die
465
Die Grafſchaft Pyrmont.
$ . I. er Hauptmann Overheide hat von der Grafe fchaft Pyrmont eine Charte gezeichnet , wel. che die gomanniſchen Erben 1452 berausgegeben haben , und im Atlas von Deutſchland die 1 1 2 iſt. Man findet ſie auch in der 4ten Auflage von D. Job. Phil. Seips Beſchreibung der pyrmontis Tchen Mineralwaſſer und Stahlbrunnen ; woſelbſt aud, die Ausſicht von dem Schloß und Neuſtade Pyrmont auf 2 Kupfertafeln zu ſehen iſt. S. 2. Die Grafſchaft grånzet gegen Mitter . nacht und Morgen an das calenbergiſche Amt Er. zen , gegen Mittag und Abend an das wolfenbüttel. ſche Amt Ottenſtein , calenbergiſche Amt Polle, die lippiſchen Aemter Schwalenberg, Schieder und Barendorf , wie auch an das paderborniſche Ge. biet, inſonderheit an die Feldmark der Stadt Lüde. Sie iſt ſowohl von Süden nach Norden , als von Dſten nach Weſten 3 Stunden Weges groß. S. 3. Der niedere Theil der Grafſchaft, enthåle ein ungemein ſchönes und angenehmes Thal , wele ches faſt eine Stunde Weges lang und breit iſt, und durch welches die Emmer fließet. Es iſt rings umher von grünen hohen Bergen eingeſchloſſen . In demſelben ſind die berühmten mineraliſchen Brunnen und Stahlwaſſer. Un der Emmer iſt ein 6Th, 74 .
che
466
Der weſtphäliſ
Kreis .
ein Salzwerk. Unter den Bergen iſt inſonderheit i Stunden vom Schloß Pyrmont gegen Süds weſten belegener hoher Berg zu bemerken , auf welchem die Gränzen der Grafſchaften Pyrmont und Lippe , und des paderborniſchen Gebiets , zu . fammen ſtoßen , deſſen Oberfläche aber größten . theils pyrmontiſch iſt. Auf demſelben ſind die Ues berbleibſel von der Bermanns- oder Barminius, burg zu ſehen , welche von dem alten deutſcher Feldherrn Arminius oder Hermann den Na. men hat. 8. 4. Der offentliche Gottesdienſt in
dieſer
Grafſchaft, iſt der evangeliſch . lutheriſche,welcher fchon 1552 eingeführet gewefen . Zu Neuſtadt Pyrmont iſt ein Superintendent, welcher die Auf fiche über die ż Kirchſpiele hat. 8. 5. Im zwölften Jahrhundert iſt dieſe Graf fchaft unter dem Namen Perremunt, Piremunt und Piromunt bekannt geweſen , und hat den Grafen von Schwalenberg zugehört. Äls der legte
Graf zu Pyrmont, Morik , 1494 ſtarb , kam die Erbfolge in der Grafſchaft an deſſelben Schweſterſöhnė, die Grafen Friederich und Moriſ von Spiegelberg , von welchen der erſte die Grafo ſchaft endlich allein beſaß ,und einen einzigen Sohn , Namens Philipp , aber 3 Töchter, nämlich Maria , Urſula und Walburg , hinterließ. Graf Philipp, der legte des ſpiegelbergiſchen Mannsſtamms, ſtarb 1557, worauf feine zweyte Schweſter Urſula , die Grafſchaften
Spiegelberg und
Pyrmont ihrem
Gemahl, Grafen Hermann Simon von der Lippe, jubrachte.
Als aber deſſelben Sohn Philipp 1583 ftarb ,
-
Die Grafſchaft Pyrmont.
467
ftarb , nahm dievorhin gedachte Gråfinn Wal. burg , verwitwete Gråfinn von Gleichen , für ſich und ihre 3 Söhne Beſik von der Grafſchaft Pyr. mont , in welcheni fie fich durch Rath und Hülfe Herzogs Philipp zu Braunſchweig - Grubenhagen feſtlegte. Jhre Söhne behaupteten denſelben auch wider die Anſprüche des Bisthums Paderborn ; und wie Graf Johann Ludwig zu Gleichen feine Hoffnung zu Leibeserben þatte , vermachte und ůbergab er 1625 die Grafſchaft Pyrmont ſeinen erbverbrüderten Vettern , den Grafen Chriſtian und Wolrad zu Waldeck , welche auch von dem fürſtlichen Hauſe Braunſchweig mit derſelben bes lehnet wurden . Mit dem Hochſtift Paderborn traf das Haus Walbeck 1698 einen Vergleich, vermos ge deiſen die Grafſchaft Pyrmont dem Hauſe Wal. deck als Erbe und Eigenthum ohne einige Lehnbars keit und Recognition , rammt Siß und Stimme auf Reichs- und Kreis . Tagen , zu beſiken und zu genießen überlaſſen , dem Hochſtift aber vorbehal. ten worden , daß es fünftig , wenn der månnliche Stamm des waldecffchen Hauſes abgienge, die Grafſchaft, gegen Auszahlung 20000 Reichsthlr . an die waldediſchen Töchter , ererben , und den Stiftslanden einverleiben moge; auch wurde die Herrſchaft oder das Umt Lügde oder Lüde, an das Stift abgetreten . 8.6. Das Wapen der Grafſchaft, iſt ein rother Ankerkreuß im filbernen Felde. Der Fürſt von Waldeck hat wegen derſelben Siß und Stim . me im weſtphäliſchen Reichsgrafen · Collegium , und auf den weſtphäliſchen Kreistagen , da denn G g 2 ſeine
468
Der weſtphäliſche Kreis .
Stelle zwiſchen Rietberg und Gronsfeld iſt. Der Matrikularanſchlag der Grafſchaft, iſt ſeit der 1692 geſchehenen Veränderung 14 Fl. und zu jedem Kam . merziel giebt ſie 17 Rthlr. 678 Kr. §. 7. Man ſchåget die jährlichen landesherrs ſchaftlichen Einkünfte aus derſelben , faſtauf 30000 Rthlr. dazu die mineraliſchen Brunnen und das Salzwerk das ineiſte beytragen . $ . 8. Zu der Grafſchaft gehören , außer dem Schloß und der Stadt Pyrmont, 10 Dörfer,wel she ein
Oberamt und 2 Kirchſpiele ausmachen .
Sie wird abgetheilet i. In den niedern Theil. Dahin gehöret I) Das Schloß Pyrmont, welches mit einem breis ten Graben und hohen Wåten , unterirrdiſchen Gåns gen und Gewsiben befeſtigt iſt. Das alte 1526 zuerſt angelegte Schloßgeb & ude , iſt 1706 abgebrochen , und ein neues aufgeführt worden . Jenes Schloß iſt 1630 von dem Biſchof zu Paderborn nach einer zehnmonats lichen Belagerung , 1633 aber von Schweden nach eis ner zweymonatlichen Belagerung , auch 1636 nochmals von den Kaiſerlichen , und 1646 von Sdweden erobert worden . In dein jeßigen Schloß ſind ſchöne Gemälde von Tiſchbein . Aus dem Schloßgraben iſt ein Canal biß unten att die Brunnenallee geführet , und an denſelben ein mis heraliſcher Springbrunn gefügetworden , deſſen Waffer einige 20 Schuh hoch ſpringt. Oben an der Allee ift ein Ball- und Verſammlunge - Haus, und nahe daber das Brunnen - Haus , welches den berühmten Sauer brunnen einſchließet , deſſen Quelle ſehr ſtarf fließet ; Trinkbrunnen quiüet der und 44 Schuh von dieſem große Brodelbrunn , der bisher allein zum Baden iſt gebrauchtworden , und deſſen Quellen ein ſtarkes Ges räuſch machen . 112 Schuh von dem Trinkbrunnen gegen Weſten ,iſt der alte oderniedere Badebrunn , welcher der fowacha
Die Grafſchaft Pyrmont .
1
469
ſchwächte an Gehalt iſt. Das Waffer des erſtgenann: ten Trinkbrunnend , wird nicht nur durch Europa , ſondern auch nach Amerika geführet, wie ich in einem Zeitungsblatt von Philadelphia vom Jahr 1763 geles fen habe. Auf einem Berge an der Nordſeite des Chals, ift Schell- Pyrmont, oder das verfallene Reſidenzs fchloß der alten Grafen von Pyrmont. zwiſchen dem Brunnen und dem Dorf Deftorf, 'ift 2 ) Die Zeuſtadt Pyrmont , 1668 zuerſt unter dem Namen der Brunnenſtraße angeleget, und nach dem ſie immer mehr angebauet Wai , 1720 unter dem jeßigen Namen mit Stadtfreybeiten begnadiget worden. An der Südſeite derſelben iſt ein Waiſenhaus , an der Nordſeite aber ein guter Steinbruch , und in demſels ben eine der Grotta del Cane , unweit Napoli , ähnlis che Grube , aus welcher ſtarke faure Dünſte aufſteia gen , und åber welche 1720 ein ſteinernes Gewölbe ges bauet worden. Ungefähr 30 Ruthen von dieſem Dunft. genodibe , iſt eine ftarfe Quelle eines angenehmeu weinuerlichen Waſſers ,' oder ein Säuerling . Es find hier auch warme Stahlbåder. 3 ) Deſtorf , ein Kirchdorf, an welches die Neus ſtadt Pyrmont anſtåßet. 4 ) Nicht weit von denſelben iſt an der Emmer bey der Dringenauer Mühle 1732 ein Salzwerk angeleget worden , in deſſen Brunnen Schwefeldünſte, verſpåret werden ; und in eben demſelben Jahr iſt nicht weit von der Salzfothe an der Emmer ein neuer Sauerbrunn entdeckt worden, deffen Wafer nicht fo farf, berbe und zuſammenziehend iſt , als das Stahlwaffer der alten Hauptquelle bey Pyrmont. Er heift der Neubrunn. 5) Die Dörfer Solzhauſen , (über welchem 3 Erda fåde find ) Sagen , Löwenhauſen und Thal, find nach Deſtorf eingepfarret.
} 2. In den obern Theil , welcher die Dörfer Zehrſen , Baarſen , Groſſenberg oder Brauersberg, Kleinenberg u . Eichenborn begreift. In derſelben wer: den ſehr viel zwirneneStrümpfe geſtricket,u.ausgeführt. Gg3 Die
470
Der weſtphäliſche Kreis.
Die Grafſchaft Gronsfeld .
.
1.
jię fleine Grafſchaft Gronsfeld , liegt im Here zogthum Limburg, nicht weit von der Maas und von Maſtricht, Sie iſt eine alte Herrſchaft, welche Catýrine von Gronsfeld im 15ten Jahrh. iş. rem Gemahl, etnein Herrn von Bronkhorſt,zubrach . te, und welche K. Rudolph II zu einer Grafſchaft er. hob. 1719 erloſch der Stamm der Grafen von Bronkhorſt und Gronsfeld ,mit dem Grafen Johann Franz, worauf deſſelben Gemahlinn , Maria Anna, geborne Gråfinnvon Törring:Jettenbach, im Beſię der Grafſchaft blieb. Sie ſtarb 1738 ,und die Graf ſchaft iſt an Grafen Marimilian Emanuel von Tórs ring. Jettenbach, wegen ſeiner erſten Gemahlinn, Maria Joſephina, gebornen Gråfinn von Arberg und Gronsfeld, gekommen. S. 2. Die Grafen von Gronsfeld ħaben Sik und Stimme in dem weſtphäliſchen Reichsgrafen -Colles gium und auf den weſtphäliſchen Kreistagen , u. ſiken zwiſchen Pyrmont und Reckheim . Jn der uſualmas trifel iſt die Grafſchaft Gronsfeld,nach Abzug Schles nacken , zu jedem Kammerziel auf 19 Rthlr. 613 Kr. angefekt. Sie beſteheç in einem Herrſchaftlid en Schloß, den Pfarrdörfern Gronsfeld und Son tem, und einigen kleinen Dörfern und Höfen.
Die
1
471
Die Grafſchaft Reckheim $.
.
1.
Die Grafſchaft Reckheim oder Reeđem , liege an der Weſtſeite der Maas, unweit der Stadt
Maſtricht, . 2, Sie iſt ein Reichs -Kunkel- Lehn, und hat ehemals als eine Herrſchaft unter andern der freys Herrlichen Familie von Quad zugehöret, von welder ſie 1556 Herrmann von Linden gekauft hat , ben deſſen Nachfommen, den Grafen von Aſpermont, 1623 . fie bis auf den heutigen Tag geblieben iſt. iſ? fie von dem Kaiſer zu einer Grafſchaft erhoben . 9. 3. Das Wapen der Grafſchaft, iſt ein ro . Jhr Beſiger hat
ther Löwe im goldenen Felde.
Šiß und Stimme in dem weſtphäliſchen Reiche: grafer . Collegium , und auf den weſtphäliſchen Kreistagen , und zwar nach Gronsfeld. 1769 iſt der Beytrag dieſer Grafſchaft zu den Reichs , und Kreis , Anlagen auf 6 Fl. Keruntergeſekt, auch auf In der uſualmatrifel 15 Jahre erlaſſen worden . iſt die Graffdjaft Redheim zu jedem Kammerziel au 52 Rthlr. 45 Kr. angefeßt. 9. 4. In derſelben iſt 1. Reckheim oder Reeckem , ein großer Flecken , mit einem ſchonen gråflichen Schloß , einem Franciſ caner Mönchenflofter , einem Nonnenklofter vom Drs den des heil. Norberts , und einer Pfarrkirche. 2. Borſem und Uckhofen , Pfarrd $rfer. 3. Noch einige kleinere Derter und Höfe. 4
Die
472
Der weſtphäliſche Kreis.
Die Herrſcha § . I.ft Anholt.
ie liegt zwiſchen dem Hochſtift Münſter , Her. zogthum Cleve und der Grafſchaft Zutphen. Die alten Herren von Anholt ſtarben am Ende des zwölften oder im Anfang des drenzehnten Jahr, þunderts aus , und eine Erbtochter dieſes Hauſes brachte die Herrſchaft Anholt ihrem Gemahl , Bronkhorft zu. Johann von ! Des Grafen
von Bronkhorſt Söhne, Dietrich III und Jos þann Jacob , theilten die mütterliche und våter liche Verlaſſenſchaft, da denn Graf Dietrich zu ſeinem Theil die Herrſchaft Anholt mit ihrem Zue gehör , als den anſehnlicyſten Theil , Johann Ja. cob aber die andern Güter bekam . Jeder hinter. ließ eine Tochter. Als ſich Dietrichs TochterMa . ria Anna mit Fürſten Leopold Philipp Karl zu Salm vermåhlete, fchenkete ihr der Vater bey ſeis nen Lebzeiten 1641 alle feine Güter , und unter dieſen auch die Herrſchaft Anholt , welche Schen kung R. Ferdinand III beſtätigte, worauf der Tochter ſolche Güter wirklich eingeråumet wurden. K. Marimilian II ertheilte der Herrſchaft Anholt 1571 das Münzrecht. . 2. Das fürſtliche Haus Salm Hat wegen dieſer Herrſchaft Siß und Stimme im weſtphälis ſchen Reichsgrafen - Collegium , und auf den weſt phảliſchen Kreistagen .
Bey beyden figt es zwie hen Redheim und Winnenburg, und beym weſt
ją
phålic
Die Herrſch.Winnenburg u. Beilſtein . 473 phafifchen " Kreiſe iſt es mit 12 Fl. angeſchrieben : allein , Anholt ſteht weder in der Reichs- nodi Kammer ,Matrikel, und die niederländiſche Pro sing Geldern maßet ſich die Oberbothmåßigkeit über diefe Herrſchaft an . Sie iſt vor Alters ein geldriſches Lehn geweſen : allein , Kaiſer Karl V. Foll, als er Geldern bekoumen , die Lehnſchafe nachgelaſſen haben . 6. 3. Der Hauptort diefer Herrfchaft ift Anholt , eine kleine Stadt und Schloß an der abs ten Y fel.
1
Die
Herrſchaften und
Winnenburg
Beilſtein .
8.
ta
nie Herrſchaften Winnenburg (welche auchy Winneburg und Winnenberg genennet wird,) und Beilſēzin , liegen im Erzſtift Trier, zwiſchen der Moſel und dem Hundsråd , und find auf dem erſten Blatt der homannifden Charto vom Lauf des Rheins von Baſel bis Bonn zu fehen . 6. 2. Sie gehörten ehedeffen der Familie von Winnenburg und Beilſtein , welche um den Ane fang des 17ten Jahrhunderts ausftarb , worauf die Herrſchaften dem
Erzſtift Trier als ein eröffne.
tes Lehn heimfielen : allein , Churfürſt Lotharius, aus dem Hauſe von Metternich , belehnete mit dens felben einen Herrn von Metternich. Sgs $ . 3.
474
Der weſtphåliſche Kreis.
5. 3. Das jekige gråfliche Haus Metternich , þat wegen dieſer Herrſchaften ſowohl auf den weſt phäliſchen Kreistagen , als in dem weſtphäliſchen Reichsgrafen · Collegium , zwiſchen Anholt und Solzapfel Sik und Stimme; und einen Matrifu. laranſchlag von ļ zu Roß , oder 12 Fl. zu einem Kammerziel aber giebt es 8 Rthlr. 93 Kr. Das Wapen deſſelben wegen Winnenburg iſt ein edicht gezogener blaueç çechter Schrågbalfe, bey welchem auf jeder Seite 3 goldene Kreuke ſtehen, im rothen Felde ; und wegen Beilſtein 3 ſilberne Jagdedrner im rothen Felde. $ . 4. In der Herrſchaft Winnenburg iſt ein gleichnamiges Schloß nahe bey Baldened , und in der Herrſchaft Beilſtein iſt die Stadt dieſes Namens an der Moſel, an welcher ſowohl, als an der Herrſchaft, der Churfürſt zu Trier mit An theil hat.
Die Grafſchaft Holzapfel .
$.
1.
i Grafſchaft Holzapfel iſt auf unterſchiedenen Charten deutlich und hinlänglich zu ſehen, als auf dem dritten Blatt der Charte von Heffen, Darmſtadt , auf der Charte von der untern Graf, fchaft Kakenellnbogen , und auf der Charte von dem Fürſtenthum Naſſau , die in dem Atlas von Deutſchland dię 1.0iſte, 105 te und roote ſind. $ . 2. Sie liegt am Fluß Lahn, und iſt von den chur: trieriſchen und naſſau , diekiſchen Landen um geben. §. 3 .
*
Die Grafſchaft Holzapfel..
475
8. 3. Sie iſtaus der unmittelbaren Reichs herrſchaft Eſterau und Vogtey Iffelbach erwachſen, welche Fürſt JohannLudwig zu Naſſau . Hadamar 1643 an den neuen Grafen Peter Holz: apfel mit aller Landesobrigkeit erblich für 64009 Rthlr. verkauft, und der Kaiſeș in demſelben Jahr unter dem Namen Solzapfel , zu einar unmittel. baren Reichsgrafſchaft erhoben hat. Gedachten Grafens Peter Holzapfel einzige eheliche Tochter, Eliſabeth Charlotta , wurde an Fürſten Adolph zu Naſſau . Dillenburg vermahle, brachte ihm die vå . terlichen Güter zu , ſtarb 1797 , und hinterließ 3 Prinzeſſinnen , von welchen die ålteſte an Für: ſten Wilhelm Moriß zu Naſſau - Siegen , die zweyte an Grafen Friedrich Adolph zu Lippe . Detmold, und die dritte an Fürſten Lebrecht zu Anhalt-Bern. burg . Hoym vermålt war, Der leşten Nachkom . men beſigen die Grafſchaft Holzapfel, welche allo . dial iſt. S. 4. Der Fürſt zu Anhalt. Bernburg.Hoym þat wegen derſelben im weſtppålifchen Reichsgra. fen : Collegium zwiſchen Winnenburg und Bian . kenheim Siß und Stimme, Jn pen weſtphåli, fchen Kreis iſt die Grafſchaft 1643 aufgenommen worden , und hat ihren Plaß zwiſchen Winnen, burg und Wittem . Ihr Reichs, und Kreis -Ma. trikularanſchlag iſt 15 Fl. und in der Uſualmatrifel iſt ſie zu jedem Kammerziel auf 13 Rthlr. 861 Kr. angefaßt. D. 5. Die Grafſchaft begreift 1. Solzapfel , eine kleine Stadt , die 1688 aus ei nem Fleđen zu einer Stadt gemacht worden . Fürſt lebes
che
Der weſtphaltſ
476
Kreis .
Leberedt hat eine lateiniſche Schule darintt anlegen laſſen . Bey derſelben iſt ein ergiebiges Silberbergs werf. Schauenburg , das fürftliche Reſidenzſchloß auf einem hohen Berg , in einem Walde, nicht weit vom linfen Ufer der Lahn unterhalb Diet . 2. Die Dörfer Dörnberg , Eppenrode, Geele: nau , Girſchhauſen , Serrhauſen , Iffelbach , kan genſcheid , Kupperode, Scheid . 3. Laurenburg , eiu Schloß an der Lahn , nahe ben dem Dörfchen Zilmer , am Fuß eines Bergs , auf welchem noch ein Thurm , als der Ueberreft des alten Schlofies Laurenburg , des Stammhauſes der Vors fahren der jebigen Fürſten von Naſſau , zu ſehen iſt. 4. Charlottenberg , ein von geflüchteten Waldens ſern angebaueter Drt.
Die
Herrſchaften
Wittem
,
Eyß und Schlenacken .
pie Serrſchaft Wittem , die in dem gråflich. plettenbergiſchen Titel auch eine Grafſchaft genennet wird, iſt ganz von dem Herzogthum Lim .
burg umgeben , und liegt ungefähr 11 Meile von der Reichsſtadt Aachen , gegen Weſten . Man fann ſie auf den oben angeführten Charten Son den Herzogthümern Jülich und Berg , auch
auf den
Charten von dem Erzſtift Esin , ſehen . 1. 2. Urſprünglich iſt ſie ein Erbgut der Hera goge zu Brabant geweſen . Herzog Johann II gab ſie feinem unehelichen Sogn , Johann vor Coflaer , zu Lehn ,
deſſen Urenfel Friedrich von Wit
Die Herrſch.Wittem ,Eyßu .Schlenack . 477 Wittem , fie 1466 an Dietrich von Palant, als ein brabantiſches Lehn , verkaufte.
Aus dieſer Fa.
milie war Graf Florenz II zu Cuylenburg , welt cher in Ermangelung månnlicher Erben ſeiner Schweſter Cochter Sohn , Philipp Cheodor Grae fen von Waldeck , zum Erben der Herrſchaft Wit . tem einſekte. Albertina Eiliſabeth von Waldeck verkaufte ſolche 1717 an einen von Brettladı , und dieſer 1720 an
Pretlack oder
den Grafen
von
Giech , dieſer aber nicht lange hernach an das gråf liche Haus von Plettenberg . Sie war ehedeſſen ein brabantiſches Lehn ; 1689 aber begab ſid, Spa: nien der Lehnsherrlichkeit und aller Geredatſame an dieſer Herrſchaft, und nun iſt ſie allodial. ) . 3. Das Wapen derſelben , iſt ein ſilbernes Kreuß im blauen Felde. Der Graf von Plettens berg iſt wegen dieſer Herrſchaft ein Mitglied des weſtphäliſchen Reichsgrafen : Collegiums, hat auch Sik und Stimme bey den weſtphåliſchen Kreista : gen , und wird zwiſchen Holzapfel und Blanken beim aufgerufen .
Ehedeljen , als noch die Herr.
fchaft Paílant im Herzogthum Jülich) zu Wittein gehörte , hatten beyde einen Matrikular . Anſchlag von 1 zu Roß und 4 zu Fuß , oder 28 Fl. Da aber Pallant von Wittem abgekommen iſt, ſo kat ſchon der Graf von Giech den Kaiſer und das Reich erſucht, den Anſchlag bis auf 14 Fl. Kerabzuſegen . Zu einem Kammerziel iſt die Herrſchaft Wittem 1727 auf 4 Rthlr. angelegt worden .
§ . 4. Das alte Schloß Wittem , am Fluß Geul, iſt verfallen ; ben demſelben aber ſteget ein fchones
Capuzinerkloſter mit
einer
prachtigen Kirche.
s . che ſtphäliſ
Der we
478
Kirche.
Kreis .
Es gehören auch die Pfarrdorfer Wal
wylre , Mechelen und Epen , und einige zece ſtreue liegende Höfe , zu dieſer Herrſchaft . 5. 5. Die Serrſchaft Eyß oder Eiß , liegt auch im Umfange des Herzogthums Limburg, un . weit der Herrſchaft Wittem , gegen Nordoſten . Herrinann von Eyß Tochter, Eva, bat dieſeHerr rcbaft ihrem Mann , einem von Gör , und deſſen Enkelinn Maria dieſelbe ihrem Mann , Johann von Streithagen , fugebracht. Maria von Štreitha gen getrathete Nikolaus von Breyl , und bender Sohn Winand von Breyl brachte die ganze Herr. ſchaft an ſich ; deffen TochterMaria Ottilia an Jo. þann von dem Berg , genannt Trips , verheira . thet war , welcher à der Herrlichkeit und Güter žu Eyß verlangte.
Als
Johann Reinhard von
Brenl, des vorhergehenden Sohn zweyter Ebe, welchein er wider ſeine Ehepacten und ſeiner Mut. ter Teſtament die Herrſchaft Enß vermacht hatte , 1685 die wittemſche Lehnsherrlichkeit nicht erken nen wollte , jog der damalige Herr zu Wittem aus dem Hauſe Waldeck , die Herrſchaft Eyß ein . Theodor von Trips übergab ſeine Anforderung an Tochtermann Dietrich Jobann von Eyß ſeinem Waga , welder ſie 1722 an den Grafen von Plete tenberg für 5500 Rthlr. abſtand, der bernach auch die Herrſchaft Wittem an ſich brachte . Deſtreich der wegen Brabant gehabten
Jegt role Oberherrs
lichkeit über Eyß ſich nicht mehr bedienen .
Daß
dieſe Herrſchaft, wo nicht ganz, doch gewiſſermaßen von Wittem zu Lehn gegangen ſev , iſt eine ausges Sie iſt in keiner Reichsmatrikel machte Sache.
1
DieHerrſch .Wittein ,Eyßu. Schlenack. 479 fu finden , und giebt alſo auch nichts zu den Reichs. Anlagen. Die Herrſchaft iſt klein , und hat in der Mitte des 17ten Jahrhunderts nur 4 bis 500 Rthl. jährlich eingetragen . Eyß iſt ein Pfarrdorf, außer welchem noch gerſtreut liegende Häuſer und Höfe zu dieſer Herrſchaft gehören .
8.6. Die Serrſchaft Schlenacken , liegt unweit Wittem am Fluß Gulpe , uud beſteht in dem Pfarrdorf dieſes Namens , und einigen zer ſtreut liegenden Håuſern und Höfen. Es liegt auch in derſelben das Kloſter zum heil. Rreuß , welches Canonici regulares f. ſepulchri dominici bewohnen , die junge Leute in die Koſt nehmen und unterrichten . 9. 7. Nach der Uſualmatrifel giebt der Graf von Plettenberg wegen Wittem , Lyß und Schle: nacken zu einem Kammerziel 20 Rthlr. 50 f Kr.
Die
Grafſchaften
Blankenheirt und Gerolſtein .
§.
I.
Sie ſind auf der Charte vom Erzſtift Trier zu ſeben .' Blankenheim liegt in der Eiffel; Gerolſtein wird auch Geroldſtein genannt. Sie kamen im 15ten Jahrhundert mit einer gråflicte blankenheimiſchen Erbtochter an Johann von Schleiðen , und mit deſſen Cochter Eliſabeth an Der Graf Grafen Dietrich III zu Manderſcheid. gü Manderſcheidt
Blankenheim und Gerolſtein, ift
480
Der weſtphäliſche Kreis .
iſt wegen der lekten benden Grafſchaften ein Mit glied des weſtphåliſchen Reichsgrafen .Collegiums, bat auch Sik und Stimme auf den Weſtphåliſchen Kreistagen , und wird nach Wittem aufgerufen . Beyde' Grafſchaften haben einen Anſchlag von 2 zů Roß und 10 zu Fuß , oder 64 Fl. es ſteht aber in der Reichsmatrifel, ſie würden von der Pfalz we gen Jülich fine onere epimiret. Zu einem Kammer ziel ſind ſie auf 72 Rthlr. 441 Kr. angeſeket. Das blankenheimiſche Wapen iſt ein ſchwarzer Lowemit einem rothen Turnierfragen von 4 lågen, im gol. denen Felde. § . 2. Ji dieſen Grafſchaften iſt 1. Blankenheim , ein Flecken mit einem Refidenje fchloß. 2. Gerolſtein , eine kleine Stadt, am Fluß Rol. Anmerk. Dem reichsgräflich - manderſcheidiſchen Hauſe gehören , außer dieſen beyden Grafſchaften, noch andere in und bey denſelben belegene Herrſchaften und Derter, nämlid : I) Junkenrath , eine Baronie , in welcher ein gleichnamiges Bergſchloß , nahe beym Fluß Kyu , iſt. 2 ) Dollendorf, eine Baronie , in welcher ein Schloß gleiches Namens iſt. 3 ) Meerfeld , eine Baronie. 4 ) Kronenburg , eine Baronie am Fluß Rya, welche durch Ver :nålung der Erbtochter nach einander an die Häuſer Blankenheim , Schleiden , Manders fcheidt und fewenſtein - Wertheim , und von dem legten durch Tauſch gegen die Grafſchaft Virnenburg, wieder an das gråffiche Haus Manderſcheidt gekommen ift. Sie wirò unter luxemburgiſche Hoheit gezogen. 5) Bettingen , eine Barvnie nicht weit vom Fluß Kyu. 5 ) Seiſtart und Schüller , Baronien. 7 ) Erb
)
II .
Die Herrſchaft Gehmen.
481
7) Erb und Daun , Herrſchaften. 8) Rayll oder Reyll , eine Herrſchaft mit einem Städtchen , am Fluß Kyll, welche ſchon oben bey dem In der Herzogthum Luremburg angegeben worden. Reichsmatrikel hat ſie einen Anſchlag von 4 zu Fuß oder 16 Fl. und in der Uſualmatrikel iſt ſie zu einem Kammerziel auf 14 Rthlr. angeſeßt: allein , ſie wird von dem Herzogthum Luxemburg fine onere eximiret, und die Kaminerzieler find völlig ungangbar. 9 ) Zeuerburg , eine Herrſchaft , die auch ſchon oben bey Luremburg genennet worden . 10 ) Manderſcheidt, ein Schloß am Fluß Liſer, mit einem Fleden , der in Ober- und Zieder :mans derſcheidt eingetheilet wird.
Die
Herrſchaft
S.
Gehmen.
1.
ieſe alte unmittelbare frere Reichsherrſchaft, iſt ganz von dem münſterfchen Ämt Ahauß umgeben , und jekt von engerm Umfange, als ſie Sie batte egedeſſen igre beſon. ehemals geweſen. dern Herren , welche vom Herrenſtande waren , Sie ſind auch Stuhl. und edle genennet wurden . Herren des Vemgerichts ( domini judicii vemici) ge. weſen. Gottfried und Goswin, Patei und Sohn, edle Herren von Gehmen, trugen entweder 1280 oder 1286 , dem Grafen Districh IX von Cleve, ihre unmittelbare Reichsherrſchaft Gehmen zu Lehn auf, und zwar zu einem Mann und Ligiſchen ( ledigen) Lehn, nachgeßends aber verwandelte der Lehnsherr ſelbſt, dieſes Lehn in ein Zutphenſches, fo daß es nun auch auf die nächſten Anverwande GTh.7 2 . ten $ $
che
482
häliſ
Der weſtp
Kreis ,
ten , und nach Erlöſchung des Mannsſtammes, auf die weiblichen Erben fallen konnte. Mit Heins rich edlen Herrn von Gehmen , gieng 1502 der männliche Stamm ſeines Hauſes aus , und die Herrſcyaft kam an deſſelben Tochter Cordula, Ges mahlinn des Grafen Johann IX von Sd ;auen. burg , bey welchem gräflichen Hauſe ſie bis 1635 verblieb, da Graf Jobſt Herrmann von Schauen. burg ohne Leibeserben ſtarb. Denn obgleich deſo felben Vaterbruders Sohn , Graf Otto VI, die Herrſchaft ſogleich in Beſik nahm , auch von dem cleviſchen Lehnhofe die
Belehnung über dieſelbige
erhielt: ſo ward ſie ihm doch durch des genannten Grafen Jobſt Hermanns Mutter Schweſter Agnes, Uebtiſſinn zu Elten und Verden, geborne Gråfinn von Limburg - Styrum , entriſſen , als welche mit dem verſtorbenen Grafen von Sqauenburg näher verwandt zu ſeyn behauptete , auch von dem Lehn hofe wirklich die Belehnung erhielt. Sie überließ aber die Herrſchaft 1640 ihrem Vetter Grafen Otto Herrmann von Limburg - Styrum, durd, deſſen Hülfe ſie zum Beſik derſelben gekommen war, und die Nachkommen deſſelben ſind bis 1775 Beſiger der Herrſchaft geblieben. Graf Friedrich Karl von Limburg - Styrum , ſtarb am 31ſten Dec. 1771 ohne Kinder, ' und fein Bruder der Biſchof zu Speyer nahm Beſik von der Herrſchaft Geho men , und ward auch am 26ſten Oct. 1772 von dem cleviſchen Lehnhofe mit
derſelben belehnet.
Jedoch am 28ſten Auguſt 1775 entſagte er bey der Reichskammergericht der Erbſchaft ſeines verſtor: benen Bruders , worauf ſowohl die Grafen von Lims
Die Herrſchaft Gehmen .
483 Glenne
Limburg . Styrum Bronkhorſt, als die , von Lippe . Detmold und von Schauenburg - Lippe, bůckeburgiſcher und alverdiſſenſcher Linie, Anſpruch
an die Herrſchaft Gehmen machten , und ſich ben dem Lehnhofe meldeten . Der Graf von Lippes Detmold fekte ſich am 3ten Jänner 1776 durch Soldaten in den Beſik des Schloſſes Gehmen , worüber ſich die daſigen ſpeyerſchen Beamten bey dem
cleviſchen Lehnhofe beſchwerten . Dieſer bes fahl, daß die lippiſchen Soldaten das Schloß råu men ſollten , während der Zeit aber , daß dieſer F
Befehl ergieng, bemächtigten ſich die ſpeyerſchen Beamten des Schloſſes und der lippiſchen Beſa kung, durch Hülfe der Einwohner der Herrſchaft . Dieſe gegenſeitige Gewaltthårigkeiten veranlaſſes ten den Lehnhof zu Cleve, die Herrſchaft ſo lange in Beſchlag zu nehmen , bis er werde die Anſprůs che aller Pråtendenten entſchieden haben . Solche Entſcheidung iſt 1782 geſchehen , da die Grafen von der Lippe durch alle Jaſtanzen gleichförmig ab . gewieſen , und der Graf Ferdinand Gotthard Men . hard von Limburg - Vehlen-Storum zu Fleraichen , nadıdem ihm der Fürſt Biſchof von Speyer , ges borner Reichsgraf von Limburg - Styrum , ſeine Rechte an der Herrſchaft , nebſt der benachbarten Herrſchaft Raesfeld im Bisthum Münſter abge. treten , von dem Lehnhof zu Cleve mit der Herre ſchaft Gehmen belehnet , und ſie ihm eingeräu . met worden . Das Bisthum Münſter bat im 17ten Jahrhundert die Landeshoheit über dieſe Herrſchaft zu baben geſucht: ſie iſt aber demſelben 1692 $ 6.2
484
Der weſtphäliſche Kreis.
1682 von dem Kaiſer aberkannt, und die Herr ſchaft bey ihrec Unmittelbarkeit geſchůzet worden . §. 2. Der Beſiger dieſer Herrſchaft, hat me. gen derſelben Siß und Stimme im weſtphåliſchen Reichsgrafen - Collegium , und auf den weſtphåli. fchen Kreistagen , auf welchen er nach Blankens heim und Gerolſtein gerufen wird . Von dem Reichsanſchlage und von den Kammerzielern , finde ich nichts beſonders. $ . 3. Zu dieſer Herrſchaft geboret 1. Gehmen , oder Gemen , eine Freyheit oder Flecken an der Aa , mit einem Schloß. Die meiſten Bürger find proteſtantiſch ; es haben auch ſowohl die Lutheraner , als Reformirten , eine Kirche. 2. Die Bauerſchaften Werthe, Rruckelick, zicha teren und Badinghe.. Geſcher, los Anm. Die Bauerſchaften Heidene, , en , Kampsdorf, Wefefe und Vehlen , die noch 1538 zu der HerrſchaftGehmen gehöret haben , gehören jest zu dem můnſterſchen Amt Áhauß.
Die Herrſchaft
Gimborn
und
S.
Neuſtadt.
i.
ie iſt von den Grafſchaften Mark und Home berg, und von den Herzogthümern Berg und Weſtphalen eingeſchloſſen , und hat egedeſſen mit zu der Grafſchaft Mark gehört. Johann Sigis. mund , Churfürſt zu Brandenbnrg; und Wolfe gang Wilhelm , Herzog von Neuburg, als gemein, ſchaft
Die Herrſch .Gimborn und Neuſtadt. 485 ſchaftliche Beſiker der Lånder Jülich , Cleve, Berg , Mark sc.machten 1610 das Haus Gimborn , im Amte Neuſtadt,welches den Grafen von Schwar. zenberg gehörte, mit Vorbehalt der Landeshoheit , zu einer Unterherrlichkeit , legten Nieder - Gelepe
w
und die Höfe Dael und Recklinghauſen , aus dem Kirchſpiel Gummersbach , dazu , und belehnten Adam Grafen von Schwarzenberg, mit derſelben . Eben demſelben gab der Churfürſt zu Branden . burg 1616 die Kirchſpiele Gummersbach und Müh . lenbach zu Lehn , und legte ſolche mit zu der Herrs
!! fchaft Gimborn ; ja endlich trai Churfürſt Georg Wilhelm zu Brandenburg 1630 gedachtem Gra fen das ganze Amt Neuſtadt ab , daß er daſſelbe und die Herrſchaft Gimborn , als eine freye Reichs . Herrſchaft , ſammt allen Regalien , Gerechtigkei. ten und hohen Landes . Obrigkeit beſiken , gebrau . chen und regieren möge, und belehnte ihn und ſeine männlichen
Leibeserben damit zu einem rechten Mannlehn . Die wirkliche Belehnungerfolgte 1631. Der Fürſt von Schwarzenberg verkaufte die Here: ſchaft 1781 , mit königl. preußiſcher Bewilligung, an den chur - braunſchweigiſchen Generallieutenant von Wallmoden .
S. 2. Der Graf von Schwarzenberg hat ſeis nen evangeliſchen Unterthanen ihre völlige Relis gions , Freybeit beſtåtiget , und ſowohlwegen Kir. chen als anderer Sadien , 1658 einen Vergleich Die lutheriſchen Prediger, mit ihnen getroffen . ſind mit den lutheriſchen Predigern der Grafſchaft Mark in Verbindung geblieben , ja die Landſtånde dieſer Grafſchaft kaben ſich der Unterthanen der Herre * § 3
486
liſche
ä Der weſtph
Kreis .
Herrſchaft Gimborn und Neuſtadt immer ange nommen , wenn ſie etwa von dem
ſchwarzenbergi.
ſchen Hauſe beſchweret worden , und immer dar: auf gedrungen , daß dieſelbe wieder völlig zu der Grafſchaft Mark gebracht werden mögte. Ver möge des oben genannten Landesvergleichs ſind die Unterthanen nicht verpflichtet , Steuern zu bezah . len , welche ſie nicht bewilliget haben . S. 3. Graf Johann Adolph von Schwarzen , berg ſuchte 1667 vergeblich , unter die weſtphå liſchen Kreisſtånde aufgenommen zu werden ; 1682 aber gelangte der nunmehrige Fürft Johann Adolph zu Schwarzenberg , wirklich zu Sig und Stimme auf den weſtphäliſchen Kreistagen , nachdem er ſich anheiſchig gemachthatte,außer dem zu dem Anſchlag der GrafſchaftMark beyzutragenden i zu Roß unds zu Fuß , noch 1 zu Roß und 2 zu Fuß dem Kreiſe zu ſtellen . 1702 wurde das fürſtliche Haus wegen dieſer Herrſchaft auch in das weſtphátiſche Reidys. grafen . Collegium aufgenommen . Seine Kam . merzieler ſind nicht gangbar. §. 4. Die Herrſchaft wird durch einen Obers amtmann , Vogt oder Richter , und 12 Lands Schöffen regieret, hat auch ihren beſondern Berge vogt und Rentmeiſter . Sie enthåld
1. Die Serrſchaft Gimborn , zu welcher gehöret 1) Gimborn , ein Schloß , an der Grånze des Herzogthums Berg. Ehedeffen war es ein bloßer Rit: terfis , den Anria von Harff ihrem Geinahl Wilhelm von Schwarzenberg zubrachte , zu welchem aber una terſchie
Die Herrſch. Gimborn und Neuſtadt. 487 terſchiedene Höfe und eine Hofgerechtigkeit iiber dieſel ben gehörte. Im Anfang des fiebzehnten Jahrhun derts iſt neben dein alten Schloß ein neues gebauet worden. 2 ) Die Bauerſchaft Ober- Gimborn , in welcher eine katholiſche Kirche iſt , die nicht weit von Schloß im Dorfe liegt. 3 ) Die Bauerſchaft Lieder - Gimborn , welche, ebe ſie zu der Herrſchaft Gimborn gelegt werden , Sie hat gute žieder - Gelepe , geheißen hat. Aecker , Wieſen und Hölzungen , und die Einwohner legen ſich ftark auf die Haushaltung und Eiſenhands lung.
IA
2.
2. tZeuſtadt, ein Dorfmåßiges Städtchen von etwa vierzig Häuſern ; am Fuß eines Berges , auf welchem ehedeſſen ein Schloß ſtand . Beide ſind 1301 zu bauen angefangen , und 1353 vollendet worden . Der Magiſtrat wird jährlich verändert. Es hat eine lutheriſche Kirche. Ehedeflen hat es gute Handlung, inſonderheit mit Eiſenwerf, getrieben ; jeßt ernah ren ſich die Bürger großtentiseils von Uckers bau und Viehzucht. 1595 brannte es faſt ganz ab ; 1717 hatte es gleiches Unglück, und das Schloß ward
auch durchs Feuer verwüſtet. 1742 wurde es ganz vom Feuer verzehret , und 1746 brannten aberinals viele Häuſer ab . 3. Das Kirchſpiel Wiedeneſt , in welchem eine lutheriſche Kirche iſt. Es beſteht aus der Bauerſchaft Wiedenert, welche in den Prenzer- undOthener-Grund getheilet wird ; in jenem entſpringt der Ugger Fluß, welcher in die Siege fållt, und es iſt auch daſelbſt das adeliche Gut Brockhauſen . 4. Das Kirchſpiel Gummersbach , iſt das größte im Amte Neuſtadt, beſteht aus fünf Bauerſchafter, Man findet in dem und hat eine lutheriſche Kirche . ſelben Eiſen - Bley-und Kupfers Erz. Die Einwohner hans 54
488
Derweſtph
Kreis . e handeln mit Eiſen , Vieh und anderen Sachen , fpitte nen auch Bauniwoüe. Der Capelle zum Súlſenbuſch bedienen ſich die Lutheraner in der Herrſchaft Gimborn zu ihrem Gottesdienſt. äliſch
5. Das Kirchſpiel můhlenbach , wird, in zwey Bauerſchaften abgetheilet , und hat eine lutheriſche Pfarrkirche ; die Katholifen aber haben auch offentli In demſelben entſpringt der Fluß chen Gottesdienſt. Wipper . Die Einwohner handeln mit Eiſen , ſpinnen Baumwolle , und treiben auch Aderbau und Bieb zucht. In demſelben iſt 1) Marienhayde, ein Dominicaner - Mönchen : kloſter im Dorfe gleiches Namens. 2 ) Gervershagen , Mühlenbach , und in der Wiegen , find adeliche Güter , welche nun dem Lan desherrn gehåren .
6. Das Kirchſpiel Libberhauſen , hat eine lu : theriſche Kirche, und beſtehtnur aus einer Bauerſchaft. Die Einwohner handeln mit Eiſen , treiben Viehzucht und andere Handthierung. Hieher gehören die adeli: chen Güter Libberhauſent, Boſichhauſen und Ros verſtein . 7. Das Kirchſpiel Runderod , macht nur eine Bauerſchaft aus , und hat eine lutheriſche Kirche. Die Einwohner treiben Eiſenhandel , Acerbau , Vieh zucht und Handwerker . ES find hier die adeliden freyen Güter Bocklerhauſen , Leppe, Ley , Ohl und Selbach .
Die
1
489
Die Herrſchaft Wickerad. Sie iſt von dein Herzogthum Jülich und Erge ſtift Cöln eingeſchloſſen , und liegt am Fluß Niers . Jhr Beſiger , der Graf von Quadt , iſt
wegen derſelben ein Mitglied des weſtphäliſchen Reichsgrafen . Collegiums, hat auch auf den weſt phåliſchen Kreistagen zwiſchen Gimborn und Mya
1 lendonk Siß und Stimme , und giebt zu den Reichsanlagen 4 zu Fuß oder 16 Fl. Sie beſtee het eigentlich aus den reichsfreyen Herrſchaften Wickerad" und Schwanenberg . Der erſte Reichsgraf von Quadt, war Freyherr Wilhelm Otto Friedrich von Quadt, Herr der Herrſchaften Loenen , Wildenburg, Dellmynen und Severnich, Erbdroſt und Erbhofmeiſter des Fürſtenthums Geldern und der Grafſchaft Zůtphen, welchen Kaiſer Franz 1752 in den reichsgråflichen Stand erhob . Der Landes . Herr ſowohl als die Herrſchaft, iſt der evangeliſch reformirten Kirche zugethan , die vorhandenen we nigen Katholifen aber, üben ihren Gottesdienſt in dem Kloſter zu Wicerad aus. 1. Die Berrſchaft Wickerad an ſich ſelbſt , beſteht aus den Dertern Widerad , woſelbſt ein prachtiges Reſidenzſchloß , und ein Kloſter der Kreuzbrüder iſt, Fliede und Wethichevrelde, Saen , Seerad , Berg , Beckerad , Buchholt. 2. Die Herrſchaft Schwanenberg und Lentholts hof, enthålt Derter gleiches Namens. Beyde Herr ſchaften enthalten 3833 ſteuerbare Morgen , und 363 Haushaltutigen.
0 5
Die
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Der weſtphäliſche Kreis .
Die Herrſchaft Mylendonk. DieHerrſchaft Mylendonk oder Millendonk, iſt auch von dem Erzſtift Coln und Herzog. thum Jülich umſchloſſen , und liegt gleichfalls am Fluß Niers , nicht weit von der Herrſchaft Wicfes rad . Des leßten Herrn von Millendonk und Dras dhenfels Erbtochter Gertrud , brachte ſie im
rech .
zehnten Jahrhundert ihrem Gemahl Jacob von Bronkhorſt und Batenburg , Freyherrn von An holt, zu ; mit dieſes Sohns Johann Jacob Toch . ter aber bekam ſie im ſiebzehnten Jahrhundert Graf Philipp von Croy , den der Kaiſer zum Herzog machte , und deſſen Sohn dieſe Herrſchaft 1701 an die verwitwete Gråfinn von Berlepſch verkauf te , welche in eben demſelben Jahr bey dem weſt. phảliſchen Kreiſe Siß und Stimme nach Wides rad erhielt, nachdem ſie einen Reichs- und Preis : Anſchlag von 4 zu Fuß oder 16 Fl. übernommen Hatte. Jüre Erbtochter, Maria Carolina , brach . te ſie dem Grafen Johann Franz Heinrich Karl von Oſtein zu , und dieſes gråfliche Haus iſt auch wegen derſelben 1766 zu einem
Mitgliede des weſt
phåliſchen Reidysgrafen . Collegiums, aufgenom men worden , nachdem ſchon ben der Reichsdictatur zu Regensburg an die Reichsverſammlung bekannt gemacet worden war , daß Graf Maximilian von Dſtein reichsſtandesmåßig fen , und ſo wie ſeine Vorfahren wegen der Reichsſtandes . Herrſchaft Mylendont ſowohl bey dem niederrheiniſch :weſt. pgåliſchen
Die Herrſchaft Reichenftein.
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phåliſchen Kreife , als in dem reichsgråflich - weſt phảliſchen Collegium , nach freywillig übernom menen Reichs , und Kreis . Praeſtandis; auch Kam. merzielern , zu Siz und Stimme zu laſſen fen . 1769 wurde der Beytrag dieſer Herrſchaft zu den Reichs und Kreis - Anlagen auf 5 Fl . 20 Kr. ge feßt, und auf die nächſten funfzehn Jahre erfaf fen . Zu einem Kammerziel giebt die Herrſchaft 4 Rthlr. In derſelben iſt nur dasSchloßMylen dont , und das große Dorf Coufenbroich , 'nebfi unterſchiedenen zerftreueten Häuſern.
Die Herrſchaft Reichenſtein . ſie fiegt in dem Umfange des zu dem gråflichen Wied- runfelſchen Oberamt Dierdorf gehde rigen Kirchſpiels Puderbach, und beſtehet aus dem Dorfe Reichenſtein , welches ein altes Schloß, ein Kuferbergwerk , und eine Kupfer- und Eiſen Schmetz. Hütte hat .
Die Herren von Reichen .
ſtein ſind 1529 ausgeſtorben , und ihre Herrſchaft iſt lhierauf an das gráfiiche Haus Wied gekommen , von welchem ſie 1698 Franz Freyberr von Neſſele rode , faufte , und deswegen 1705 in den Reichs. grafenſtand erhoben wurde , auch Sik und Stim me auf den weſtphäliſchen Kreistagen erhielt, und ein Mitglied des weſtphäliſchen Reichsgrafen -Cote legiums wurde.
Die
Der weſtphäliſche Kreiß.
Die Grafſchaft
Kerpen und Lommerſum . ( ie beſteht aus den beyden Herrſchafien dieſes Namens. Die Serrſchaft Berpen , liegt
im Umfange des Herzogthums Jülich an der Erft, und die Serrſchaft Lommerſum oder Lom mersheim , iſt gleichfalls von dem Herzogthum Jülich umgeben , ſtoßt auch an das Erzſtift Cöln , und liegt zwiſchen den Städten Euskirchen und Bonn . Bende ſind , nachdem ſie vielerlen Be fißer gehabt, 1711 vom Kaiſer Karl VI, als Her. zog zu Brabant, dem Churfürſten Johann Wil. helm zur Pfalz mit aller Landeshoheit und Gerech. tigkeit überlaſſen worden: der Churfürſt aber über . ließ ſie gleich wieder an Johann Friedrich, Grafen von Schåsberg ; auf deſſen Bitte ſie R. Karl VI im Jahr 1712 zu einer Reichsgrafſchaft erhob. Der Graf von Schåsberg iſt wegen derſelben ein Mitglied des weſtphäliſchen Reichsgrafen . Colles giums , und gat Sik und Stinime auf den weſt phåliſchen Kreistagen. Jør Kreis. Anſchlag iſt 12 Fi . Ihre Kammerzieler find nicht gangbar. Die Reichsunmittelbarkeit dieſer Grafſchaft, iſt in neuern Zeiten von dein Hofe zu Brabant ſehr an gefocyten worden , wie der Graf von Schåsberg 1757 auf dem weſtphäliſchen Kreistage umſtand lid; anzeigte, und gedachter Qof hatte noch 1764 die Grafſchaft ſequeſtrict, weil der Graf von Schås.
!
Die Grafſchaft Schleiden .
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Schåsberg die brabantiſche Landeshoheit nicht era kennen wollte. In dieſer Grafſchaft iſt
1. Kerpen , Carpio , ein ziemlich großer Flecken , in welchem eine Collegiatfirche iſt . Außen vor dem felben auf einer Höhe , erblicket man noch die Uebers bleibfel von einem alten Schloß. 2. Miethrath , ein Dorf, woſelbſt ein brabantis fcher Zoll bezahlt wird. 3. Lommerſum , ein Dorf zwiſchen Kerpen uns Euskirchen . 4. Poddern , ein Dorf ben Euskirchen
Die Grafſchaft
Schleiden .
ie liegt in der Eiffel , und iſt von den Herzog . thümern Jülich und Lupemburg , und eini. Järe ehema. gen kleinen Herrſchaften umgeben . Jahrhundert funfzehnten tigen Grafen , ſtarben im aus , worauf ſie mit einer gråflich : ſchleidiſchen Tochter an Grafen Dietrich von Manderſcheide fam , den K. Karl V anhielt, dieſe Grafſchaft, welche ſonſt ein Reichslehn gerdefen , von dem Her zogthum Luremburg zu Lehn zu nehmen , und das gegen von Burgund die Vertretung gegen des Reichs Anforderung und Anlagen zu erwarten . Als des vorhin gedachten Grafen zu Manderſcheidt Linie erloſch , fam die Grafſchaft 1593mit des lek . ten Grafen Schweſter an Grafen Philipp von der Mark , welches Haus ſie nocy beſikt , und wegen derſelben auf den weſtphäliſchen Kreistagen Sie und Stimme fat, (woju es 1713 von neuem auf genom
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Der weſtphäliſche Kreis .
genommen worden ,) auch ein Mitglied des weſte pháliſchen Reichsgrafen . Collegiums iſt. Schlei den þat einen Kreisanſchlag von 12 Rthlr. und zu einem Kammerziel iſt es auf 87 Thir, 45 Kr. an . geſekt : es will aber , als ein burgundiſches Lehn , davon befreyet ſeyn . Luxemburg hat im ſiebzehn . ten und achtzeönten Jahr undert zu unterſchiedes nen malen , die Landeshoheit über Schleiden auss geúbet, und die Grafen von der Mark haben da. gegen den Schuß des Reichs vergeblich angefleht. Anjektmuß die Grafſchaft wirklich die lurembur . giſche Landeshoheit erkennen . Mit der einzigen Tochter des Grafen von der Marf , þat derſelben Gemahl der Herzog von Aremberg das Erbrecht zu der Grafſchaft bekommer . Zu derſelben gehören Schleiden , ein Flecken , einige kleine Dörfer , an welchen die benachbarte júlichiſche Herrſchaft Drimborn Antheil hat, und einige einzelne.Höfe.
Die
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Die Grafſchaft Hallermund. ie Grafſchaft Hallermund iſt zwar eine uralte zum weſtphäliſchen Kreiſe gehörige Reichs. grafſchaft;
ſie iſt aber dem Fürſtenthum
Calen berg einverleibet, und die dazu gehörig geweſenen Stůcke, ſind den calenbergiſchen demtern Sprin
ge , Calenberg und Lauenſtein beygelegt, ſo daß ſie alſo nicht mehr vorhanden iſt. Im J. 1670 am 28 Jan. erhob K. Leopold den
hochfürſtlich , braunſchweig - lüneburgiſchen gehei. menRath , FranzErnſt von Plate,mitdem Character eines freyen und edlen Herrn , in den Freyherrn
1
ſtand, und 1689 am 20 Jul. in den Reichsgrafen . ſtand, gab ihm auch daben die Verſicherung, daß, wenn er oder ſeine månnliche Nachkommenſchaft, welche den gråflichen Titel führte, über kurz oder lang eine in der Reiche belegene unmittelbare Grafſchaft oder Herrſchaft überkommen , und davon einen gråfl. Anſchlag übernehmen würde , der oder dieſelbe in eines der Reichsgråflichen Collegien auf genommen , und als ein Glied deſſelben aufReichs. und Kreis-Tagen zugelaſſen werden ſollte. König Georg Ludewig I gab dem Grafen von Plate und deſſen Mannsſtamm die in des Churs hauſes Lehn - Briefen mit begriffene uralte Reichs. grafſchaft Hallermund , ſammt deren Wapen und Gerechtſamen , welche die vormaligen Grafen von Hallermund, als ein unmittelbarer Reichsſtand ſolcher Srafſchaft, bey Verſammlungen des Reichs und
che
häliſ
Der weſtp
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Kreis .
und ſonſt gehabt, oder haben ſollen , zu Afterlehn , alſo daß er von derfelben unerachtet ihr Matrikus lar-Anſchlag unter des Hauſes Braunſchweig - Lüs neburg Matrikular- Anſchlag ſchon begriffen ſey, und geleiſtetwerde , dennoch einen beſondern Reichs. und Kreismatrikular . Anſchlag von zwey Mann zu
1 Fuß übernehmen ſollte : worauf K. Joſeph , beſage Schreibens an die weſtphäliſchen Kreisſtånde vom 24ſten December 1706 , denſelben nicht nur zu Siß und Stimme auf den weſtphäliſchen Kreis und Grafen.Tagen , ſondern auch laut Commiſſions. Decrets vom 26ſten Jul. 1708 zur Aufnahme in den Reichsgrafen - Rath auf die weſtphäliſche Bank empfahl. Er iſt auch zum Reichstage vom Kaiſer laut Schreibens vom 27ſten Jul. 1708, ber rufen , und bey dem Kreiſe gleichfalls in eben dies ſem
Jahre , nämlich am
17ten April, eingeführt;
und davon iſt der kaiſerlichen Majeſtät von den Di. rectoren der Grafenbank des weſtphäliſchen Kreis res unterm worden .
izten
Octob . 1708 Unzeige gethan
Die
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Die Grafſchaft Fagnolles . Dieſe kleine Reichsgrafſchaft,wird auf den Land charten auch Fagnoeulle, Fagnoelle, Fagnol und Fagnolle, genannt. Ihre Lage fommt nur auf des Grafen von Ferraris Charte von den Dſtrei. chiſchen Niederlanden , richtig vor. Sie liegt uns weit der Stadt Marienburg in dem franzöſiſchen Antheil an der Grafſchaft Hennegau , zwiſchen dere ſelben und des Fürſtenthums Lüttich Proving, zwie ſchen der Sambre und Maas . Auf der angezeige
M
ten Charte ſteột fie unter dem
Namen Comte de
Faignole , es iſt aber in ihrem ſehr kleinen Gebiet weiter kein Ortzu ſehen , als ein verfallenes Schloß, und unter demſelben ein Dorf und eine Capelle. Auf Bitte ihres Beſikers , des Fürſten von Ligne , hat der Kaiſer dieſe kleineHerrſchaft 1770 zu einer Reichsgrafſchaft erhoben , und 1786 iſt ſie auch unter die Stände des niederrheiniſch - weſtpåli. fchen Kreiſes zum Mitſtand angenommen , und ihr darüber unter dem 31ſten Oct. 1786 von dem Kreisbirectorium eine Einverleibungs , Urkunde ausgefertigetworden . Zum Kreis- Contingent hat ſie einen Mann zu Roß , oder anſtatt deſſelben Ihr einfacher 3 Mann zu Fuß übernommen . Geldbeytrag iſt jährlich auf 12 rheiniſche Gulden , und iør Kammerziel auf 13 Rthlr. 77 Kr. ges Teßet worden.
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Der weſtph
Kreis .
Die Reichsſtadt Coli . ie Stadt Cóln , Ubiorum oppidum , Colonia DieAgrippina , liegt am Rhein , und iſt eine der ålteſten und großeſten Städte in Deutſchland , aber altmodiſch befeſtiget, ſchlecht gebauet, und ſchlecht be wohnet. Sie hat gegen 8000 Privat-Häuſer, aber nur ungefähr 40000 Menſchen , die Geiſtlichen männlichen und weiblichen Geſchlechts ungerechnet , deren etwa 2500 feyn mögen . Die Juden haben eine eigene Gaffe von 21 Häuſern und 40 Familien , und geben jährlich 1500 Thaler . Der Umfang der Mauern ſoll entweder 6182 oder nur 5983 Schritte , jeder von 5 Scuhen betragen , aber mehr als ein Viertel dieſes Umfangs iſt unbebauet , und beſtehet , außer den Marktplåßen , aus Weingärten . Der ſchlechte Wein , den diefe ges ben , iſt 1775 auf 1000 Fuder oder 6000 Dhmen , 1779 auf 15000 Dhmen , 1780 aber auf 6000 Fuder oder 18000 Dhmen , angeſchlagen worden . An den Weingärten hat die Geiſtlichkeit den größten Antheil ; wie man denn dafür hålt , daß bloß die Carthauſe init ihren Garten und Weingärten ſo viel Raum als die ganze benachbarte Stadt Mühlheim , einnehme. Unter den vielen und großen Plaßen , find der Heumarkt und der Neumarkt mit Aueen bepflanzet, und geben gute Spazierðrtei ab,inſonderheitder legte. Die Stadt zuerft von den Ubiern erbaut, welche von den Römern in Schuß genommen , und an die weſtliche Seite des Rheins verſett worden , woſelbſt ſie eine Stadt anges legt , dahin auf Veranſtaltung der Raiſerinn Agrippis na, Claudius Gemahlinn , welche daſelbſt geboren war , eine Colonie Römer geſchickt , und dadurch der Name Colonia Agrippina veranlaſſet worden , aus dellen erſtem Worte die deutſche Benennung entſtandent iſt. Sie war die Hauptſtadt von Germania fecunda, und blieb unter der Römer Bothmåßigkeit ſo lange, bis
Die Reichsſtadt Csin .
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bis die Franken ihrer Herrſchaft im fünften Fahrhuna Sie hat 8 Quartiere , iſt dert ein Ende machten . Der Stß des Domkapitels des Erzſtifts Tiin , eines påbſtlichen Nuntius,und Nuntiatur- Gerichte , und einer Univerſität , welche Pabſt Urban VI imn Fahr 1388 bez ftätigt hat, und noch andere von den folgenden Påb ften privilegirt haben . Die Domfirche , mit deren Bau 1248 der Anfang gemacht worden , werde febr pråchtig ſeyn , wenn ſie ganz fertig wäre: fie iſt aber nur halb zu Stande gekommen , und die Seite bis nach dem großen Thurm unyoúendet geblieben . Selbſt die fer Thurm von ungemein fünftlicher Bauart, iſt nicht Inwendig iſt das hobe viel über die Hälfte fertiig . Chor von Marmor treflich gebaut, und auf der Seite Der übrige deſſelben find prachtige Altare zu ſehen . unvollendete Theil iſt zwar von Quaderſteinen , aber dunfel. En der Sacriſtey wird in einen beſondern Ges Hinter wsibe der wichtige Kirchenſchaş verwahrt. dem hohen Altar iſt eine ganze kleine Capelle , in wels cher die Körper der ſogenannten heiligen drey Könige ſeyn ſollen . Der Kaſten , der ſie einſchließen fou , ift von Gold und vergoldetem Silber , ſehr fiinftlich bereitet, und der Deckel reichlich mit Diamanten , Rubinen , ges ſchnittenen Steinen , und großen Perlen beregt. Hiernächſt find hier noch 1o Collegiat- und 19 Pfarrs Kirchen , 2 Abteyen , 17 Månchen- und 39 Nonnens Kidſter , 16 Hoſpitåier, und 49 Capelen . Aus dem vormaligen Yeſuiter - Collegium , iſt 1773 ein erzbis Ichsfliches Seininarium gemacht worden . In der ſchönen Kirche des gråflichen Domkapitels der heiligen Urſula , werden außer dem Kopf dieſer Heiligen , die Reliquien von ſogenannten eilftauſend Jungfrauen vers wahret. In der Peterskirche iſt ein vortreffliches Ges måide von der Freußigung Petri , welches der hier geborne Rubens verfertiget , und der Kirche geſchenkt bat. Ad fanctam Catharinam iſt eine Commenthurey hier wohnenden des deutſchen Ordens, welche dem Land- Commenthur der Balley Coblenz gehört.
Auch tft
500
Der weſtphålijde Kreis .
ift hier eine Commenthuren des Johanniter - Ritteror: dens. Die hier wohnenden proteſtantiſchen Kaufieute , haben ihre gottesdienſtlide Uebung in der benad bars ten bergiſchen Stadt Mühlheim , find and keine Bürs ger , ſondern werden nur Berſaffen genannt. Das Kathhaus iſt ein großes gothiſches Gebäude, hat aber ein vortreflides Portal. Die Stadt hat 6 Bürgermei fter , von welchen allemal 2 regierende find. Der or dentliche Kathl beſtehet aus 49 Männern , welche auf den Saffeln von dem Volk erwählet werden , außer 7 , die der Rath zu Johannistag , und 6, die er um Weihnachten aus dem Volk erwählet. Die Grund : Verfaſſung der Stadt , erkennet man aus der Union , oder aus dem Verbund - Brief, den Bürgermeiſter und Rath , die ganze Gemeine , und die Gaffel Aemter 1396 errichtet haben. Das Zeughaus iſt mit altert Kiſtungen und gutem Geſchůz verſehen , das Waiſena haus und Findelhaus iſt eine anſehnliche Stiftung. Der Churfürſt zu Edin hat hier einert Hof, der Raiſer einen Refidenten, und der König von Preußen , als Herzog von Cleve, einen Directorialgeſandten . Die hieſige Manafafturen an Band , Strümpfei:, Tabac, u. f. w . bedeuten wenig , daher iſt das Verdienſt und Berkehr geringe , und die Armuth des gemeinen Man nes groß. Die vortreffliche Lage wird zum Handel nicht recht genußt. Der meiſte Handel wird mit Korn und Wein getrieben , vornehmlich nach Holland , dont daher auch die meiſten Schiffe fommen , welche vor Csin liegen . Die Stadt hat die Stapelgerechtigkeit. und dieſe hat den Speditions : Handel zur Folge , von dem ſie aber keinen erheblichen Nugen ziehet. Ehe deſſen iſt Coln eine Quartierſtadt unter den Hanſeſtad ten geweſen . K. Otto der große verlieh dieſer Stadt viele Frens beiten , und befahl ſeinem Bruder , dem Erzbiſchof Bruno zu Cöln , die Schuggerechtigkeit über dieſelbe. Da fie nun nachher eine frege Reichsſtadt wurde , fo entſtanden zwiſchen ihr und dem Erzbiſchof wegen der Hoheit
Die Reichsſtadt Esin .
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Hoheit and landesfürſtlichen Oberbothmåßigkeit, viele noch fortdaurende Streitigkeiten . Der Churftirft will nicht allein in Kirchen - Sachen , fondern auch in allen bürgerlichen und peinlichen Sachen Richter feyn . Er geſtebet dem Magiſtrat keine andere Gerichtsbarfeit zu , als in geringen Sachen , deren Werth nicht über 10 Mark colniſcher Münze ſteiget, und wirklich hat · der Magiſtrat in Criminalfällen nur die Captur - Uns terſuchung, imgleichen die Polizeisgerichtbarkeit, auch außer der Acciſe , von den Bürgern wenig Einkünfte, Es behauptet auch der Churfürſt, daß von ſeiner Se: richtsbarkeit keine Perſon ausgenommeu , fondern daß alle Bürgermeiſtet Rathsverwandte und Bediente der Stadt , ſelbſt zu der Zeit , da ſie im Rath figen , oder ihr Amt verwalten , derſelben unterworfen wären. Hingegen die Stadt geſtehet dem Erzſtift in gewiſſer Maaße die bürgerliche und die peinliche Gerichtsbara keit , nebſt noch einigen andern Niechten zu, feineswea ges aber die vollige Soveit und landesfürſtliche Obriga feit. Der Churfürſt bat hier das Untergericht Airs bach , das Gericht auf der Dillen , das erboogteyliche Gericht S. Gereon und Eigelſtein , das- erovogtepliche Hagogericht, das fiſcaliſche geifiliche Gericht , das geiſtliche Hofgericht oder Officialat, das weltliche sofa gericht oder Ober- Appellations - Gericht, und das hobe weltliche Gericht, welches die ydhere Criminal Jurisé diction ausiibet, und aus einem Greven und io Sch & p = pen beſiehet , das niedericher Gericht, das Unterlahn Gericht, und das Weierſtraßer Gericht. Das Hoch Gericht, nach welchem die zum Tode verurtheilten am Tage vor ihrer Hinrichtung gebracht werden , iſt an der Domkirce. Dem Churfürften ſchwöret die Stadt, daß ſie ihm treu und hold fern wolte , po lauge er Rie bey ihren wohlhergebrachten Gerechtfamen und Fren heiten fchüßen werde ; und er beitatiget ihre Freyheiten . Verſchiebeue dem Erzſtift Csln zugehörige Güter, wel de die Stadt feit vielen Jahren pfandweife beſigt, hat der Churfürſt.1788 wieder einisſen wollen , die Stadt Ji 3
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Der weſtphäliſche Kreis .
Stadt aber hat das Geld nicht angenommen . Sie hat, als eine freye Reichsſtadt, fowohl auf den weſt philiſchen Kreistagen , als auf dem Reichstage , in dem reichsſtädtiſchen Collegium Siß und Stimine, und auf der rheiniſchen Bank den erſten Plaß . In der Reichsmatrikel iſt ſie auf 25 zu Roß und 200 zu Fuß, oder 1100 Fl. angefebet ; ſie hat aber um Vermindes rung dieſes Anſchlags angehalten , und in der lothrin giſchen Eintheilung ſtehen auch nur 825 Fl. Zu einem Kammerziel giebt ſie 405 Rthlr. 721 Kr. Sie hat ſeit langer Zeit init Aachen einen Rangſtreit . Die Stadt unterhält 3 Compagnien Soldaten ; zu Kriegeszeiten aber pflegt der Kaiſer , oder ſonſt ein Bundesgenoffe , eine Beragung in dieſelbe zu legen . Fm 13ten Fahr hundert machten die zahlreichen Wollenweber einen Qufſtand, wegen deſſen ihnen an 17000 Weberftiihle und alle ihre andern Ger & thſchaften , auf obrigkeitli den Befehl verbrannt wurden , daher fie gršßtentheils auswanderten . 1425 ivurden dir Fuden verjaget,und ihre Synagoge ward in die nach vorhandene Raths Capelle verwandelt. 1618 wurden die Proteſtanten aus der Stadt verwieſen , und dadurch ungefähr 1400 Håuſer leer. 1757 wurde ſie von Franzoſen beregt. Zwiſchen Csin und Duyts geht eine fliegende Bru : de. Die Stadthataußer den Mauern gar kein Gebiete.
Die Reichsſtadt Aachen . Vie altmodiſch gebaute Stadt Aachen oder Acken , auch Nach , latein . Aquisgranum , Aquae , Urbs Aquenfis, franz. Aix la Chapelle, die zwiſchen den Her: zogthümern Jülich und Limburg , und zwiſchen Bergen , deren etliche buch find, liegt, hat verinuthlich ihren Na men von ihren warmen Bädern , welche von alten Zeiten ber berühint ſind. Sie wird durch Mauern und Graben in die innere und &ußere Stadt abgetheilet, und in bey den mogen etwa 3000 Häuſer reyn : überhaupt find hier vier
Die Reichsſtadt Aachen .
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vier Pfarrkirchen , ein Collegiatſtift zu S. Adelbert, und 21 Kidſter , nemlich 12 Monnen und 9 Mönchens klšſter . Das Rathhaus , iſt ein n anſehnliches Gebäu de, und hat ſchöne Zimmer. Im dritten Stock iſt ein großer Saal , der über das ganze Gebäude gehet, und in welchem man die Bilduiße aller Geſandten , die hier 1748 auf der Friedens- Unterhandlung zuz gegen geweſen , findet. Wegen der vielen hier befinds lichen Manufakturen und Fabrifen , iſt die Stadt ſehr volfreich . Die Suchmanufaftur wird von ſpaniſcher Wolle unterhalten . Die Nihnadelfabrik iſt wichtig , es giebtauch Kupfer -Meßing- und Fingerhut- Fabriken . Die Stadt iſt lange Zeit für den Reichs Hauptſtadt, und für die eigentliche kaiſerl. Reſidenz gehalten wors den , und nennet ſich den fönigl. Stuhl, (das iſt Thron oder auch Reſidenz) und des heil. römiſchen Reichs (frene) Stadt , ja die römiſchen Kaiſer und Könige nennen ſie alſo . Es ſollte auch in derſelben die Kros nung eines römiſchen Königs oder Kaiſers vorgenoms men tverden , und ſolche Krönung die eigentliche deuts fohe Kronung reyn . Sie verwahret auch , und zwar eigentlich die Marienkirche , oder wie man ſie gemei niglich nennet , das Münſter , einen Theil der Reichs kleinodien , welche bey der Krönung eines rönriſchen Königs oder "Kaiſers pflegen gebraucht zu werden , nåmlich ein Schwerdt Raiſers Karl des Großen , ein Evangelienbud , und einemit Edelgefteinen befekte gols dene Kapſel, darinn von der Erde , auf welche das Blut des heil. Stephans bey ſeiner Steinigung gefior fert , etwas aufbehalten werden ſoll, welches dem zu frånenden Kaiſer auf ſein Verlangen eröffnet und ge Jeigetwird . Sie werden zu den fógenannten kleinen Reliquien dieſer Kirche gerechnet , und leicht gezeiget ; hingegen die ſogenannten großen Reliquien , welche aus einem 'Rock der Jungfrau Maria , den Windeln Chriſti, einem Stick Leinewand, auf welches Yohana nes des Täufers blutiger Kopf gefallen iſt , und einen Leinentuch , mit welchem Chrifus Lenden umwickelt gi4 gewer
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Der weſtphäliſche Kreis .
geweſen , beſtehen , werden nur alle 7 Fahr Sffentlich vorgewieſen , nder auf Hegehren eines großen Herrn vom erſten Range gezeiget, und in Gegenwart des gans zen großen Naths und aller Geiſtlichen des Stifts , herausgenommen und wieder verſchloßen . Auf der rheiniſchen Bank im reichsſtädtiſchen Collegium , und unter den Reichsſtädten , welche anf den weſtphåliſchen Kreistagen Sitz und Stimme haben , hat die Stadt den zweyten Plat , ja , fie macht auf den erſten Plas der rheiniſchen Bank Anſpruch . Fhr Reichsmatriku lar - Anſchlag iſt ſeit 1683 nur 100 Fl. Zum Unter balt des Kammergerichts (zu deſſen außerordentlichen Vifitation fie 1704 mit ernannt worden ,) giebt ſie zum einfachen Ziel i55 Rthlr. 50 kr. Thręs Magiſtrats Titel ift : Bürgermeiſter , Scheffen und Rath deß H. R. R. freyen Stadt dachen. Er unterſcheidet ſich von dem Titel aller andern Reichsſtådte dadurch , daß der Scheffen darinn gedachtwird , weil zu Uachen in ges wiſſer Maaße zweyerler ganz von einander unterſchies deue Colegia find, nämlich Bürgermeiſter und Kath , und der Scheffen oder Schippen -Stuhl. Dieſer legte, behauptet unmittelbar unter dem Saiſer und Reich zu fteben , und führt den Titel: Scheffenmeiſter und Scheffen des königl. Stubls und des H. R. R. Stadt Aachen ; oder auch das hobe weltliche Schippengericht. An denſelben wird noch heutiges Tags von vielen und nahgelegenen Dertern und Herrſchaften appellirt. Die Bürgermeiſter werden alle Fahr von neuen getpåhlet. Das geiſtliche Send - oder Synodal-Gericht, beſteht aus dem Erzprieſter , 4 Stadtpfarren und 7 weltlichen Scheffen . Der Erzprieſter wird aus den Canonicis des Stifts zu Unſer Lieben Frauen erwåhlt. Der Bezirk der Stadt , innerhalb der Ringmauer , wird in der Grafſchaften eingetheilt. Stadt Gereken in Das Stadtwapen iſt ein ſchwarzer ausgebreiteter Adler , deſſen Haupt, Krone, Fiße und Klauen vergoldet find , im filbernen Felde. Die meiſten Einwohner Die find römiſch -katholiſch ; und ob es hier gleich auch viele Pro
Die Reichsſtadt Aachert.
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Proteſtanten giebt, ſo wird ihnen doch keine offentliche gottesdienſtliche Uebung verftattet. Sowohl die lus theraner , als Reformirten , halten ihren Gottesdienſt in dem holländiſchen Dorfe Paels , eine Stunde Wegs von der Stadt , im Umfang des Herzogthums Linie burg. Die oben erwåbnte Marien - Stiftskirche bat die Ehre , daß ein jedesmaliger regierender römiſcher Kaiſer ihr geſchworner Canonicus iſt. Der Titel dies Tes Stifts ift ; Probfi, Dechant und Rapitel des frener kaiſert. Stifts U. L. Fr. zu Uachen . R. Joſeph II hat demſelben 1773 ein goldenes Kapitelfreuz verliehen , welches aufder Bruſt getragen wird . Das Collegiatſtift zu S. Adelbert bat Raiſer Heinrich II angeordnet. Der Biſchof zu Lüttich , iſt der Stadt ordentliche nachfte Obrigkeit in geiſtlichen Sachen ; und die Herzoge zu Jülich (ießt Churfürſten zu Pfalz ) ſind von langen Zeiten ber Schubherren derſelben ; nur hat es mehrs mals darüber Streit gegeben , was dieſes Recht unter fich begreife ? Jülich befißt die Menerey. oder Vogtep zu Aachen , und hält , verm8ge derfelben , einen Großa dogt , welcher die Raths - Beſcheide. ſowohl in Civila als Criminal - Sachen , vollzieht, auch andere Gerecht 1769 ließ Churpfalz einige tauſend, fame ansubet. Mann in die Stadt einrücken , um die ihm zukommens den Regalien und ſouverainen Rechte aufrecht, die Glieder des Naths aber in Schranfen zu halten , wie die Worte des manifeſte lauten . Die hieſigen vortreff lichen warinen Båder , kominen aus 5 Quellen , welche 7 Badehåuſer , und in denſelben 32 gewöhnliche Båder und 5 Dampfbåder verurſachen , außer welchen noch ein Badehaus für die Armen iſt. Das Kaiſerbad und Corneliusbad ſind die ftårfften und vornehmſten . Die Baderhånſer gehören dem Magiſtrat , und werden an ſolche Perſonen , bey welchen die Freinden zugleich Wohnung und Elien haben fønnen , für 6 , 7 bis 800 Rthlr . auf zwölf Jahre verpachtet. Die Wärme der hieſigen Quellen und der zu Burſcheid , ſteigt auf 104 bis 160 Grad nach dem Fahrenheitſchen Thermometer . 1698 Jis
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Der weſtphäliſch
Kreiß .
1698.und 1748 ſind hier berühmte Friedensſchlüſſe ges fchehen . 1656 brannte ſie faſt ganz ab . 1756 wurde fie durch ein Erdbeben beſchädigt. 1756 empfand fie bergleichen abermals , aber mit geringerm Schaden . Das Gebiet der Stadt , wird das Xeich von das chen , genennet , liegt rund um diefelbe her , und iſt mit einer Landwehr uingeben . In demſelben find reis dhe Eiſen- und Schwefel-Gruben , es hat auch Bler , vorzüglich aber ſehr viele Steinfolen , welche für beffer , als die lüttichiſden gehalten werden , weil ſie keinen ftinkenden Geruch verurſachen . Es folten an 3000 Un terthanen darinn reyn. Der Fluß Wurm theilt es in zwey Theile von ungleicher Große. An der Weſtſeite deſſelben liegen die Dörfer Orsbach , Sorbock u . a.m. an der Oſtſeite aber wurſelen , Weyden und Saaren . Der Udel, welcher in dieſem Gebiet wohnet, iſt gewiſs fermaßen der Gerichtsbarkeit der Stadt unterworfen . Unter dem Schuß der Stadt ſtehet die Bernhardiner Abs tey Burtſcheid , bey welcher ein Flecken iſt , in welchem Tuchweber wohnen , auch iſt hier ein heißes Bad .
Die Reichsſtadt
Dortmund.
fang der Grafſchaft Marf , hat eine Stunde im Umfreiſe , iſt aber ſchlecht gebauet , und alle Bürger find Uckerleute. Sie hat 4 lutheriſche Kirchen , ein Nonnenflofter und 2 Mönchenflaſter ; es iſt hier aud eines von den dreyen weſtphäliſchen ſogenannten Urs digymnaſien , welches Joh . Lambach 1543 angelegt hat , und an welchem 4 Profeſſores und 4 Lectores ftes hen . Kaiſer Karl der Große foll ſich hier eine Wohs nung (Kfnigshof) errichtet haben . Der Reichshof Dortmund iſt 1300 vom Kaiſer Albrecht an Grafen Eberhard von der Mark , nebſt den Reichshofen Els menhorſt , Brakel und Weſthoven , verpfåndet, und Jahr folche Pfandſchaft vom Kaifer Ferdinand I im 1563 dem Herzog Wilhelm zu Jülich , Cleve und Berg beſtå
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Die Reichsſtadt Dortmund.
507
beſtåtigt worden. Die Stadt hat vor Otters mit den Grafen von der Mark und mit dem Erzſtift Edin ofta malige Streitigkeiten und Kriege gehabt , und von demſelben vornemlich 1387 eine harte Belagerung ausa geſtanden ; 1388 aber fam es zum Vergleich , und die Stadt bezahlte dieſen ihren Gegnevn 14000 Goldgüls den , mit der Bedingung , daß ſie ſich aller Anſprüche auf die Stadt begeben ſollten . Sie hat ihre Reichs freyheit und unmittelbarkeit, die von den Kaifern Lúde wig 1332 , Karl IV 1377, und andern , beſtätiget wors den , bis auf den heutigen Tag vertheidigt, und hat fowohl auf den weſtphäliſchen Kreistagen , als auf dem Reichstag., auf derrheiniſchen Bank des reichsſtädtis ( chen Collegiums , Siß und Stimme. Ehr Matrikus lar - Anſchlag iſt nach der lothringiſchen Eintheilung 96 Fl. und zu einem Kammerziel iſt ſie auf 108 Rthlr. 201 Kr. angereßt. In ihrer Gegead ſind im Jahr 937 die Hunnen geſchlagen worden. 1297 brannte fie faſt ganz ab . Sie iſt chedeſſen eine Hanſeſtadt geweſen . Das Gebiet der Stabt iſt eine alte Grafſchaft, die 1290 durch Cunrads von Lindenhorſt Verheirathung mit deß Grafen Herbod von Dortmund Erbtochter an Denſelben und ſeine Familie fam . Conrad Graf von Dormund , verkaufte mit Bewilligung Hermanns von Lindenhorſt , und des Grafen Cordt von Dortmund, die Hälfte der ganzen Grafſchaft, der Freygrafichaft und der ganzen Herrlichkeit Dortmund innerhalb und außerhalb den Mauern , mit allen Gerechtigkeiten , Zöllen , Münzen , Einfünften , Zugehér , Auflagen und Nußungen , an die Bürgermeiſter der Stadt Dorta mund oder an die Stadt, für 1395 Mark gute Pfena nige. Diefen Verfauf beſtätigte Cordt Graf von Dorts mund 1343 gegen 220 Mart goldene Pfennige, ges nannt Kyol. Er behielt aber fich und reinen Erben , außer andern Dingen , auch feinen freyen Hof in der Stadt , die St. Markus Capelle , die andere Hålfte der Grafſchaft, Freygrafichaft und Herrlichkeit z. vor ,er Flårte aber , daß, wenn ſie einmal veräuſſert werden ſollte ,
508
Der weſtphäliſche Kreis .
follte, dieſelbe an niemand anders , als an die Stadt Dortmund überlaſſen werden ſolle . Von der linden horftiſchen Familie , kam dieſe zweyte Hälfte durch die Erbtochter Catharine an ihren Gemah! Hans Sted , den Kaiſer Friedrich 1463 , und Kaiſer Marimilian 1498 mit derſelben belehnte , und der 1504 ſtarb. Weil er feine Leibeserben hinterließ , nahm der Rath zu Dortmund auch die andere Hälfte der Grafſchaft in Belit , und ließ ſich vom Kaiſer Marimilian mit ders felben belehnen. Von der Zeit an hat der Rath die ganze Grafſchaft allein im Beſig gehabt. Dieſes Ges biet der Stadt iſt eine fruchtbare Ebene von ungefähr 2 Meilen . Der ausgeſåete Noggen vermehrt ſich 16, ja in rehr guten Jahren 22 bis 29 mal , die Gerſte 17, Der Weißen 18 bis 20 , der Hafer 30 , die Erbſen 12, die Wicken bis 42 mol . Von den dazu gehörigen Dorf und Bauerſchaften , kann id nennen , Brechten , Bre: Tchiem , Doeren , Ellinghauſen , Ober- und Lžieders picke, Gårmen , Groppenbrock , Solzhauſen , Rems minghauſen , Lindenhorſt , Schwiringhauſen ,
Der
Der
chur - rheiniſche
Kreis.
!
Einleis
510
Der chur - rheiniſche Kreis .
Einleitung
in den Kreis .
S.
1.
on bem chur - rheiniſchen Kreiſe, der auch VO der vier Churfürſten am Rhein Kreis, und der nieder-rheiniſche Rreis genennet wird, haben Sanſon , Jaillot auf vier Bogen , Mor: tier , de Witt , Somann , Seutter , und an. dere , Charten geſtochen ;
die homanniſche iſt in
dem Atlas von Deutſchland die 39ſte.
1 $ . 2.
Dieſer Kreis grånget an den weſtphalie
fchen, ober - rheiniſchen , frånfiſchen , ſchwåbiſchen und burgundiſchen , wie auch an Lothringen und das Elſas, und zertheilet den ober = rheiniſchen Kreis. Seine eigentliche Große låßt ſich ſchwer beſtimmen ; mit dem ober - rheiniſchen Kreiſe aber ( ſo wie derſelbe jegt iſt,) beträgt er ungefähr 960 Quadratmeilen . $ . 3. Die jeßigen Stånde dieſes Kreiſes ſind: Chur-Maynz , Chur - Trier ,
Chur - Cöln,
Chur - Pfalz, der Serzog von Aremberg, der Sürſt zu Thurn und Taris , die deutſche Or: densballey Coblenz, der Fürſt von riaſſau: Diets wegen der Serrſchaft Beilſtein , Chur: Trier wegen Vieder - Iſenburg , der Graf von Sinzendorfwegen des Burggrafthums Rheineck.
S. 4 .
1
Einleitung .
SII
. 4. Der Kreis ausſchreibende Fürſt und Die rector , iſt Chur . Maynz.
Die Kreistage find Teit der Mitte des 17ten Jahrhunderts zu Frant . furt am Mayn gehalten worden . Auf demſelben fiken und ſtimmen die Kreisſtånde in der Ordnung, wie ſie vorhin (S, 3.),angegeben worden , außer das Chur-Trier und Chur . Coln im Siz umwechs feln , obgleid, Chur. Trier allezeit ſeine Stimme zuerſt ableget, und daß Chur - Maynz als Direce tor ſeine Stimme zulegt giebt.
. 5 . Es iſt dieſer Kreis einer von den ſoges nannten vorliegenden Kreiſen , welche 1697 und 1702 zur Abwendung feindlicher Gefahr in Vers bindung mit einander getreten find ; er iſt auch in dieſer Verbindung beſtändig verblieben , und haç ſein verabredetes Untheil an Kriegsleuten zu Pferd und zu Fuß geſtellet. Dieſes Antheil ſowohl als der Beytrag des Kreiſes
zu
der beſchloſſenen
Reichshülfe, iſt dem Beytrag des ober-rheiniſchen Kreiſes mehrentheils gleich geweſen. 9.6 . In Anſehung der Religion , wird dieſer Kreis unter die gemiſchten gerechnet.
Die
512
Der chur- rheiniſche Kreis.
Die
chur -maynziſchen
Länder .
8. 1. ie zerſtreute Lage der churfürftlich -maynzie ſchen Lande , verurſachet den mangel einer guten allgemeinen Charte von denſelben . Von den einzeln Ländern hat Ticol.Perſon in feinen novis Archiepiſcopatus Moguntini tabulis, ziem Das eigentliche lid , gute Zeichnungen geliefert. Erzſtift iſt auf Viſſchers , deWitt, Seutters und andern Charten , auch ſowohl auf der Homan: Charte , die den Titel hat : Circulus rhe.
niſchen
nanús inferior, als noch beſſer auf der , welche die Aufſchrift führet : Electoratus Moguntinus etc. auf beyden aber nicht ganz richtig vorgeſtellet. Die homanniſchen ſind im Atlas von Deutſchland als Num . 39 und 40 zu finden . Joh . Georg Walther har das Erzſtift auf 2 Bogen abgebil Im Atlas von Deutſchland iſt Num . 52 det. eine noch fehlerhafte Charte von dem Erfurter Ges biet auzutreffen , welche Friedrich Zolmann 1217 durchgeſeşen bat ; und welche 1762 in Nes benſachen ein wenig verändert worden ; der Abt Bailius aber hat eine richtigere gezeichnet. Vom Eichsfeld haben die Jornanniſchen Erben 1759 eine ſehr fehlerhafte Charte herausgegeben . . 2. Die churfürſtlich maynziſchen Länder geben
iþren Einwohnern hinlängliche Nahrung. TA
Die chur -maynziſchen Länder.
513
In dem eigentlichen Erzſtift hat man , außer Ge. traide , guten Gartenfrüchten und Viehzucht, ei. nen Ueberfluß an vortrefflichen Weinen ; dahin inſonderheit die Rheinweine, welche im Rheingau wachſen , und der Wein bey Klingenberg zu rech . nen .
Es iſt aber doch in ſeiner beſten Gegend mit
3
Weinbergen zu ſtark beſeßet, und kann in niche ſehr ergiebigen Jahren einen Mangel an Getraide erfahren . Zu Orb , im Amt Hauſſen , wird gu . tes Salz geſotten . Die anſehnlicyſten Waldun gen , find das mannziſche Untheil am Speſſartund Odenwald . Eiſenbergwerke ſind hin und wieder vorhanden .
In dem mannziſchen Antheil an der
Bergſtraße, iſt ein Ueberfluß an Mandeln , Kas ſtanien und Nüſſen . Der untere Theil vom Eichs . feld , hat hinlängliches Getraide , vielen Flachs und Tabaf : der obere Theil aber hat Zufuhr an Getraide nöthig . Die vornehmſten Flüſſe, welche die churfürſtl. maynziſchen Länder bewäſſern , find der Rhein , derMayn , die Jart und die Lahn ; die Flüſſe , welche auf dem Eichsfeld entſpringen , ſollen hernach angezeiget werden . $. 3. In den geſammten chur -maynziſchen Låndern dieſes Kreiſes , find 41 Stådte und 21 Fleden ; und in allen Ländern des Churfürſten , zählt ein Verzeichniß , welches ich vor Augen ha be, 5o Aemter , 22 Schloſſer, 54 Städte, 748 1786 verſicherte J. P. Schunk'in fei Dörfer. nen Beytragen zur maynzer Geſchichte B. 1. daß im Churfürſtenthum Maynz. jekt 400000 Mene fchen vorhanden wåren . In dem eigentlichen Erz. ſtift giebt es feinen landráſſigen Adel, ſondern der dortie Th . 7 21.
$ 14
Der
chur- rheiniſche Rrels .
dortige Adel gehöret zu dem Körper der unmittele baren Reichsritterſchaft; es giebt auch dafelbſt keine Landſtande , wohl aber auf dem Eichsfeld. $ . 4. Die Lånder, die am Rhein und Mann liegen , und von der Reformation an allezeit in churmaynziſcher Gewalt geweſen , find unverån. derlich der römiſch , fatholiſdyen Kirche zugethan In andern Ländern und Dertern geblieben. Aemtern der Bergſtraße , wel. Chur - Pfalz verſekt geweſen, an che ehedeflent haben die Cgurfürſten die katholiſche Lehre durch .
němlich in
den
gångig eingeführet ; kingegen auf dem Eichsfeld, zu Erfurt, Kronenberg , und an einigen andern Dertern , ſind noch viele evangeliſche Unterthanen, und zu Bönnigheim iſt noch jekt allein der evan. geliſche Gottesdienſt im Gang. Jn den chur. maynziſchen Landen , das Eichsfeld und Erfurter Gebiet ausgenommen , werden auch Juden gedul. > det. Die Geiſtlichkeit im Erzſtift Maynz, hat 3.Klaſſen ; zu der erſten wird das hohe Domkapi. tel gerechnet; zu der zweyten Klaſſe , deren Pris mas der Abt des Benedictiner Kloſterſtifts auf dem Jacobsberg in Maynz iſt, gehören das Rita terſtift zu S. Alban in Maynz , 8 Collegiatſtifte eben daſelbſt ; das kaiſerliche Wahl- und Kris nungs -Sift S. Bartholomai in Frankfurt; das Collegiatſtift zu S. Leonhard daſelbſt , und das Collegienſtift unſer lieben Frauen auf dem Berg baſelbſt; das Collegiatſtift zu Amoneburg , zu Morſtat, zu Aſchaffenburg und zu Friſlar. Bu der dritten Klaſſe gehören die übrigen Kidfier. Hiernächſt ſind im Erzſtift Mayng 14 Land -De
chaneyen
Die chur-maynziſchen Länder.
515
chaneyen oder Kapitel , nåmlich die Algesheis mer , Alzeyer, Bergſtraßer , Biſchofsheimer, Caſſeler, Glahner, Rönigſteiner in der Wets terau , Lohrer , Miltenberger , Monthader , Ohlmer, Rheingauer,Rothgauer und die Sie genſche; dazu überhaupt 288 Pfarren gehören . Zur Beſorgung der erz , und biſchöflichen Oblies genheiten , dienen unterſchiedene geiſtliche Colles gia . Das höchſte iſt das Generalvicariat,deſſen , Haupt der erzbiſchöfliche Vicarius generalis in fpiritualibus ift. Alle geiſtliche Råthe ſind auch geiſtlichen Standes, die Vicariats . Affeffores aber theils geiſtlichen , theils weltlichen Standes . Hier . nadyft ſind drey erzbiſchöfliche Commiſſariate, nämlich zu Amoneburg , Aſchaffenburg und Friſlar. Von dem
geiſtlichen Staat zu Erfurt, und
auf dem Eichsfelde , wird unten beſonders gehan . delt werden . 8. 5. Zum Unterricht der Jugend , dienen , die niederen Schulen , (ehemals auch die Jeſuiter: Collegia zu Maynz , Erfurt, Aſchaffenburg und Heiligenſtadt;) die Univerſitäten zu Mayn ; und Erfurt. An dem lekten Ort iſt auch eine Akades mie der nüblichen Wiſſenſchaften . S. 6. In dem Erzſtift ſind einige Wollenma. nufakturen und andere Fabriken ; zu Lohr iſt eine gute Spiegelglasmanufaktur , und zu Höchſt wird Porzellan verfertiget. Auf dem obern Eichsfelde wird viel Raſch und Leinewand gemacht , und auf dem untern Eichsfelde leget man ſich ſtark auf den Tabacs und Flachs - Bau . Kia $. 7
516
nen
Der
chur -rheiniſche Kreis .
$ . 7. Die Einwohner des Erzſtifts treiben ei. wichtigen Sandel mit Weinen ; aus der
Bergſtraßewerden Mandeln , Kaſtanien , Nüſle und Nußbaumholz ausgeführet, und die Eichs , felder handeln mit ihrem Raſch , Leinewand und Taback (8. 2 ). Churfürſt Johann Friedrich Karl þat nicht nur zu Maynz jährlich zwey wohl privi: legirte Meſſen angeleget, ſondern ſich aufs rühma lichſté bemühet den Handel ſowohl zu Maynz, als überhaupt in den erzſtiftlichen Landen blühend zu machen , und eine eigenechurfürſtliche Commer : ciencommiſſion verordnet . Die churfürſtliche Rente Lohneck , fertiget alle Händelsleute ab, und erörtert die vorkommenden Klagen in Wech . fel- Weinſtreitigkeiten , Handlungsſachen und Klas Das churfürſtliche Kauf. gen der Schiffleute. Haus hat einen Präſidenten , vier Kaufhaus :neis fter und zwey Unterkäufer. $ . 8. Das Bisthum
zu Maynz iſt im achten
Jahrhundert zu einem Erzbisthum erhoben wor den , welches im Jahr 75.1. feine völlige Verfaſ fung bekommen hat , und zuerſt von dem heiligen Bonifacius verwaltetworden . Es hat nach und nach einen anſehnlichen Zuwachs an Ländern er. Halten , wie aus der folgenden Abhandlung erheller wird . 9.9. Ein Erzbiſchof zu Maynz kommt durch freneWahl des Domkapitels zu dieſer Würe de , und muß eine Wahlkapitulation beſchwo. ren . Diepåbſtliche Beſtätigung deſſelben iſt ſehr koſtbar. Das Pallium iſt auch theuer : denn es koſtet 30000 Rthlr . zu deren Abtragung das Erge ſtift
Die chur -maynziſchen Länder .
517
ſtift bisher durch eine außerordentliche Schakung hat 70000 Rthlr. aufbringen müſſen , da denn , was übrig geblieben , in die churfürſtliche Caſſe gefloſſen iſt. Die Annaten , welche ein jederneuer Erzbiſchof dem Pabſt bezahlen muß , ſollen in 10000 Fl. beſtehen . Er iſt der erſte Erzbiſchof in Deutſchland , und mit der erzbiſchöflichen Würde iſt die churfürſtliche unzertrennlich verbunden ; ja, er iſt unter allen geiſtlichen und weltlichen Chur . fürſten der erſte. Sein Titel ift : 57. 7. von Gottes Gnaden des heil. Stuhls zu Maynz Erzbiſchof, des heil. rom . Reichs durch manien
Erzkanzler und
Ger :
Churfürſt 2c.
Das erzſtiftiſche Wapen , iſt ein ſilbernes Rad im ro then Felde'; welchem ein jeder Cþurfürſt ſein Ger
ſchlechtswapen
beyfüget, $. io . Des ErzſtiftsMaynz Erzmarſchalle , find die Landgrafen zu Heſſen ; Erzküchenmei ſter , die Pfalzgrafen zu Zweybrůck ; Erbkuchen :
meiſter die von Greifenflau zu Vollraths; Erb fchenken , die Grafen von Schönborn ; Erz K &mmerer , die Grafen von Stollberg ; und Erb Kammerer , die Grafen von Metternich zu Win . nenberg , $ . 11. Von des Churfürſten zu Mannz Ger rechtſamen , in Anſehung der Wahlund Krönung eines römiſchen Kaiſers und Königs', iſt oben in der Einleitung zu Deutſchland gehandelt worden . Wenn derſelbedas Erzkanzleramtdurch Deutſchland beſon . ders und allein an ſich gebrachthat, iſt ungewiß ; e$ iſt aber von K. Adolf 1292, von K. Albrecht I im Jahr 1298 , und von K.Ludewig IV im KE 3
Jahr 1314 . beſtå.
518
Der
chur -rheinifche Kreis.
tiget worden . Daß er den Reichs · Piçekanzler ernenne , und an dem kaiſerſ. Hof eine eigene Kanzlen Halte , iſt oben in der Einleitung zu Deutſdyland angezeiget worden . Auf den Vers ſammlungen des Kaiſers und der Reichsſtånde er ſcheinet nicht nur der Churfürſt zu Mainz überall als der erſte Reichsſtand und nächſte nach dem rós iniſchen Kaiſer oder König , ſondern regieret aud alle Berathſchlagungen der Reichsſtånde gang allein . S. die Einleitung zu Deutſchland . 38. 42.
Der chur -maynziſche Reichsmatrikular :
Anſchlag wegen Mannz, Rieneck und Königſtein , beträgt zu einem einfachen Rdmermonat 1927 Fl. Kreuger. s Jn Anſehung der höchſten Reichs . Gerichte , þat der Churfürſt zu Maynz große Vorrechte, Ben dem faiſerl. Reichshofrath folget der von ihm ernannte Reichs - Vicefanzler unmittelbar auf den kaiſerlichen Präſidenten ; er ernennet alle Secte tåre ; die von ihm beſtellte Reichs -Hoffanzley fer. tiget alli erkannte Sachen aus ; er bebet und vera waltet die Gelder für alle und jede Ausfertigungen , verwahret die Acten , und viſitiret den Reichs -Hofe rath . Die kaiſerliche Ernennung eines Kammera Richiers , wird Chur,Maynz, unt, durch denſel Kammergericht befannt gemacht ; die ben dem djurmaynziſchen Affeffores baben unter alen den erſten Rang ; die Kammer - Gerichtskanzlen wird allein von Chur , Maynz beſtellet und regieret ic . An Kammerzielern giebt Chur - Maynz zu jedem Ziel 900 Rthlr . 211 Kreußer und bat den Ruhm der richtigen Bezahlung ,
$ . 12 .
Die chur -maynziſchen Länder.
519
5. 12. Das Erz - hobe Domſtift Maynz beſteht aus 24 Perſonen ; nämlich aus 5 Pr&la ten und 19 Rapitularherren ; auch gehören Die dazu 17 Domicellaren und 37 Vicarii. Prälaten dürfen eine Inful tragen , die Capitu . Die chur. laren find gemeiti iglich Prieſter . Hofraths - Kammer : Statthalter , fürſtlichen und Stadtgerichts - Präſidenten werden allemal In Domkapitularherren genommen . aus den n in und , Benachbarte mit Vergleichen allen des vielen andern wichtigen Sachen , und welche Erzſtifts Gerechtſamebetreffen , wird auch der Be. Es iſt alles willigung des Doinkapitels gedacht. rius des Erzbie mal ein Domkapitular Generalvica ſchofs in geiſtlichen Sachen . Die erledigten Ra. pitularſtellen werden aus den Domicellarherren beſegt. Sie müſſen nicht nur Deutſche, ſondern auch in der rheiniſchen Provinz gebohren ſeyn , und 16 adelidje Ahnen erweiſen und eidlich erhår. Endlich ſind noch Vicarii, welche der ten laſſen . Kapitularen und Domicellaren -Stellen bey gewiſ, ſen geiſtlichen Verrichtungen vertreten . J: 13. Das Erzſtift Maynz iſt, ro roie alle und Erzbisthümer , dem rdiniſchen
Bisthümer
Stuhl unterworfen .
Die Provinz deſſelben hat ſich ehedeſſen über den größten Theil Deutſchlands erſtreckt, iſt aber nach und nach merklich geſchmå. lert worden : denn es iſt demſelben Måhren , Magdeburg , Bamberg, Prag, Verden und Hal. terſtadt entzogen . Die noch jest darunter geho , R4 rigen
Der chur - rheiniſche Kreis.
520
rigen Bisthümer , ſind Worms, Speper, Straß . burg, Coſtanz, Augsburg, Chur, Würzburg, Eichſtadt, Paderborn und Hildesheim , imgleichen Fulda g. 14. An dein dur -maynziſchen Hof, ift kein' ordentlich eingerichtetes gezeimes Raths - Cole legium , ſondern die wichtigen Staatsſachen werden in der geheimen Staats- Conferenz vorgenoms men . Die geheime Ranzley , beſteht aus dem Hof kanzler , geheimen Secretår , Secretáren und gea heimen Regiſtratoren und geheimen Kanzeliften . Der
Sofrath
oder
das churfürſtliche
Res
gierungs , Colkgium , hat einen Präſidenten, Großhofmeiſter, Hofkanzler, Kanzlendirector, adeliche
und gefehrte geheime Hof- und Regies
rungs . Rathe, und andere mehr. Das Reviſi: ons gericht hat einen gelehrten Director, gelehrte Reviſions - Rathe , einen Secretår und Procura: tores. Man kann bey demſelben Reviſion von den Hofgerichts · Appellations - Commiſſions s und Oberbauamts · Urtheilen innerhalb 30 Tagen fu• chen . .
Die übrigen Collegia ſind, das Sofges
richt, deſſen Urtyeile in vier General -Hofgerichts tagen bekannt gemacht werden ; die Sofkammer, die Rriegsconferenz , das Kammeramt und Stadtgericht zu Maynz , die Armenhaus-Com miſſion , und das Bauamt. Von dem Erfur ter und Eichsfelder Staat , wird unten beſondere Nachricht gegeben werden . . 15. Es find hier vorläufig einige Benen . nungen zu erklåren , welche nachmals vorkommen, aber nicht allen Leſern bekannt und deutlich fenn werden .
Die chur-maynziſchen Landeč . werden .
521
Bey den Aemtern folgèt auf den Amt:
mann oder Oberamtmann , der Amtsteller oder Keller , der mit ihm . das Gericht hält, auch das , was zur Wirthſchaft und zum Kame. Der Bezirk , der ralweſen gehöret , beforget, unter einem Centgrafen ſteht, dermit etliden ver , ordneten Schöpfen die peinliche Gerichtsbarkeit verwaltet , wird Cent genannt. Ein Vicedom oder Vistum , bertritt den Erzbiſchof in weltli. chen Dingen an einem Ort , wo ehedeſſen der or. dentliche Wohnſik eines Landesherrn geweſen iſt, nach deſſen Abweſenheit ein Vicedominus dahin geſetzt worden . Š . 16. Die churfürſtlichen Einkünfte , wer den
ungefähr
auf
1700000 Gulden geſchaket.
Man rechnet die Zille , welche der Churfürſt allein von den Weinen hebet,jährlich aufmehr als 100000 Fl. Der Kriegesſtaat , beſteht aus einer deuts ſchen Garde, einer Schweißergarde, einer Schwa dron Huſaren , dren Regimentern zu Fuß , einigen Kreis , Compagnien die zu den Truppen des ober rheiniſchen und fránfiſchen Kreiſes gehören , und ei. nem Artillerie Corps.Nach dein Plan ſollen ſie 800g. Mann ausmadzen , betragen aber jeßt nicht viel über den vierten Theil . Die Stadt Maynz wird, für eine Grånzfeftung des Reichs gehalten , und der ober « rheiniſche Kreis betrachtet ſie als eine reis ner Feſtungen , daher er aud , unter gewiſſen
Bee
dingungen öfters in derſelben eine Anzahl Kriegs. volker hält. Zu Erfurt liegt nicht nur eine chur. fürſtlich ,manngiſche , ſondern auch eine faiſerliche Befakung. KES $ . 17 Was
$ 22
Der chur= rheiniſche Kreiß. S. 17. Was nun die genauere Beſchreibung
der churfürſtlich ,maynziſchen Lande des chur-rhei niſchen Kreiſes anbetrifft , ſo gehören dahin I.
Folgende Vicedom
- Aemter, Obera
Aemter , Aemter und Kellereyen . 1. Das Vicedom-Amt in der Stadt Maynz. Maynz , Moguntia , Moguntiacum , die Haupts fiadt des Erzſtifts , liegt am Rhein , in welchen ſich , nicht weit von der Stadt , gerade gegen der Favorita siber , der Mayn ergießet. Sie wird von den fåmmt lichen verbundenen Kreiſen für eine Reichs- Grånzfes ftung erkannti, und ob ſie gleich zu dem chursrheinis ſchen Kreiſe gehöret, fo betrachtet ſie doch der obers rheiniſche Kreis als eine reiner Feſtungen ; und hält daher 8fters unter gewiſſen Bedingungen eine Anzahl Kreisvšífer da" , in ; welches der chur-rheiniſche Kreis auch ſchon gethan hat. 1735 wurden gar , zu beſſerer Befeſtigung dieſer Stadt , zwey Römermonate bewils tiget. Ob nnn gleich die angefangenen Feſtungswerfe portrefflich ſind : ro ſind ſie doch nicht vollführet. Die Stadt iſt ziemlich groß und volfreid , (denn man hålt dafür , daß fie mit der Befatung , gegen 30000 Mens fichen habe) hat aber mehrentheils engeGaſſen , und alts modiſche Bürgerhäuſer ; doch nimmt die Anzahl fchos ner Håuſer und Pallåſte zu , inſonderheit iſt diejenige von den 3 ſogenannten Bleichen , welche gerade nach dem Schloß führet , eine nicht nur lange und regels mäßige , ſondern auch ſchöne Gaſſe, welches man auch von den mit ihr parallel laufenden beyden andern Bleis chen , und noch von einigen Gaſſen ,ſagen kann . Uud das deutſche Haus iſt ein ſchönes Gebäude. Das alte churf. Reſidenz - Schloß Martinsburg , hat 1750. an der Piheinſeite einen neuen ſchönen Flügel bekommen , und gebåret zum Rheingan . Zur Vergrößerung der chur fürfiligen Sommer - Reſidenz Savorite , iſi die darax ftoßens
Die chur-mannziſchen Lånder.
523
ftoßende ehernalige Carthauſe 1788 gewidmet worden . Sie haben ſchone Garten , und die Ausſicht , welche man aus dieſen Gebäuden über den Rhein hat, iſt una gemein ſchon . Außer den obgedachten churfürſtlichen Collegien , ( S. 14.) und dem Vicedom : Umt, iſt auch ein churfürfil. Kammer - Amtund Stadtgericht hieſelbſt. Die im izten Jahrhundert zu bauen angefangene, und im 13ten geendigte Domkirche , iſt hochgewilbet , und 1755 von neuem ausgepugt , und mit neuen Fenſtern verſehen . Sie hat einige ſchöne marmorne Monu mente von Bildhauerarbeit , und einen wichtigen Schat , den der Cardinal Albrecht, Erzbiſchof von Magdeburg , mit magdeburgiſchen noch fehv kenntlis chen Stücken vermehret hat. Der Bliß zündete 1764 die obere Spiße des großen Thurms dieſer Kirche an , die von Holz war , und ſie brannte ab , iſt aber von Quaderſteinen wieder gebauet worden , doch niea driger . Die hieſigen Stifter find : das Ritterſtift zu S. Alban , die eccleſia collegiata infignis B. M. V. ad gradus , (die gleich n : ben der Domkirche liegt , zwar nur flein , aber inwendig préchtig iſt ) des Heil. Peters , des heil. Stephans und des heil. Victors , und die übrigen Collegiatkirchen zum heil. Kreuß , des heil. Gangolph , des heil. Johannes und des heiligen Mo rig ; hiernächſt findet man hieſelbſt ein biſchoflich Ses . minariuin zum beil. Bonifacius, noch ſieben Pfarrfir: chen , eine Benedictiner Prålatur auf dem Jacobsberg , deren Abt Primas Cleri Secundarii iſt , 5 Monchen und 5 Nonnen - Kisfter , und 2 Nonnen- Kloſter bey der Stadt , einige Hoſpitåler , unter welchen das Hoa fpital S. Rochus , darinn auch eine Buchdruckeren , Strumpf- und Zeug-Manufactur iſt, und ein Zucht: baus. Die hieſige Univerſitåt,iſt 1477 von dem Chur fürſten Diether geſtiftet worden . Churfürſt Friedrich Karl Joſeph hat um dieſelbige große Verdienſte ; denn nachdem er ihr 1781 die beträchtlichen Einfünfte der aufgehobenen Carthauſe bey der Stadt, und der auch aufgehobenen Klofter Alt:Münſter und S. Claren, nebſt
524
Der
chur= rheiniſche
Kreis .
:
nebit 17 Pråbenden , 1785 auch das ehemalige Jeſui ter - Collegium nebſt der Kirche und dem Kirchengeråth , beygeleget batte , vermehrte er die Zahl der Profeſſo ren von 16 auf 43 , errichtete zwen neue Fakultäten , eine hiſtoriſch - ſtatiſtiſche und eine sfonomiſche , auch eine philoſophiſche Vorbereitungs- Claffe , erhöhete die alten Beſoldungen ', gab dem Collegienhauſe eine beſſe re Einrichtung, ertheilte dem academiſchen Körper den Rang gleich nach dein Hofgericht, und den proteſtan tiſchen Studenten gleiche Rechte und Freybeiten mit den katholiſchen , und ließ 1784 das Jubel- und Res ftaurations - Feſt der Univerſitat reyerlichſt begeben . Die churfürſtliche Bibliothek ift in der Mårtinsburg, das Reichs -Archiv in dem churf. Ranzleygebäude neben dem Schloß.“ 1789 wurde das Dominicaner - Kloſter in eine Verpflegungsanſtalt für alte Prediger verwan : delt. Daß der Churfürſt Johann Friedrich Karl ſeine Reſidenz zu einer blühenden Handelsſtadt zu machen geſucht , iſt ſchon oben angezeigt worden , es iſt hier aber faſt nur Speditions Handel. Der hier ſich auf baltende Udel iſt zahlreich , und zum Theil reich , und die hieſigen Dom- und Stifts Herren find wohl die reichſten in Deutſchland. Die Gelehrten ftreiten noch darüber , 06 Maynz ehedem eine freye Reichs In den zwiſchen dem abgefesten ftadt geweſen ſen ? Churfürſten Diether und ſeinem Gegner Adolph ent ftandenen Streitigkeiten , eroberte der lette 1462 die Erzſtift unters Stadt mit Çift , und machte ſie dem würfig . - K. Friedric (il forderte,zwar anfänglich dies ſelbe an das Reich zurüc ; R. Marimilian I aber vers zieh fich 1486 aller Anſprache an dieſelbe , uno dehnte die den maynziſchen Landen verliehenen Freyheiten auch auf ſie aus. 1631 haben ſich ihrer die Schwe den , 1644 und 1688 die Franzoſen bemachtiget. Da, wo jeßt die churfürſtliche Favorite ſtehet , iſt ehedeflen die Vorſtadt Filzbach geweſen , welche abgebrochen wurde , als Churfürſt Johann Philipp von Schönborn die Stadt mehr befeſtigen ließ . Vor Alters iſt dieſe Stadt
Die chur -maynziſchen Länder.
525
Stadt Metropolis ſuperioris Germaniae genennet wor's den , und Nero Claudius Druſus hat hier das Caftrum mog'untiacum zuerſt erbauet, kurz vor der Geburt des Herrn . Zu dieſes Druſus Zeit mag auch die römiſche Waſſerleitung erbauet worden ſeyn , von der noch Pfeis ler übrig find . Anmerk. Von Maynz den Rhein hinab , hat man einige Stunden lang auf dem Strom die ſchönſte Auss ſicht. Dicie verſchaffen die Stadt und ihre Schiffs brücke , die fruchtbaren Inſeln, zwiſchen welchen man hindurch fchiffet , die Menge fchöner Oerter an beyden Ufern , die Schloſſer, Klšſter und ádelichen Höfe, und die Felder von Wein und Obſt, deren Weite unabreh. lich iſt. Die Rheinfahrt iſt bis, Csin ſehi ſchön und angenehmi.
2. Das Vicedom - Amt Maynz außer der Stadt, begreift 1 ) Caffel, ein Städtchen am Rheint, gegen Mayn ; über, dahin eine Schiffbrücke führet, welche auf 56 Fahrzeugen ruhet, und auf benden Seiten eine reigende Uusſicht er8fnet. Der Ort hat ſeinen Namen von dem Caſtello , welches Druſus hier anlegte, und durch eine Brücke über den Kbein mit dem Kaupt Caftro mogun tiaco verband . Von der Bride find bey ſehr niedrigem Waſſer noch einige Grundpfeiler zu ſehen . 1259, da der Ort den Herren von Falkenſtein und Poland gehörte,riffen die Bürger zu Mayn; die Mauern deſſelben nieder. 2 ) Coſtheim , ein Pfarrdorf am Mayn , woſelbſt guter Wein wächſt. 3 ) Weiffenaú , ein großes und ſchönes Dorf air Rhein , welches guten Weinwachs hat. 3. Das Amt Söchſt, in welchem
X
I ) Sochit , ein Städtchen am Mayn , in welchen nicht weit von hier der fleine Fluß Nid fåüt. Hier landet das maynziſche Marktſchiff an , das täglich von Frankfurt nach Maynz , und von Maynz nach Frank furt
526
Der
chur- rheiniſche Kreis.
fart gehet , und die mit denſelben reiſen , ſpeifen hier zu Mittag. Das hieſige Antoniter Kloſter iſt 1441 von Roſtorf aus , in der Grafſchaft Hanau , angeleget worden . Es iſt hter ein 1404 erbautes aber nun vers fallenes churfürſtí. Schloß dicht am Mayn , eine chur: fürſtl. Porzellan - Manufaftur , und ein Zoll. Der Ort fou vom Kaiſer Karl IV dem Erzſtift für das deinſel ben entzogene Erzbistham Prag überlaffen feyn . 1400 tft er zu einer Stadt geriacht worden . 1622 ward in hiefiger Gegend Herzog Chriſtian zu Braunſchweig von dem Faiferlichen Feldherrn Tilly geſchlagen . Vor der Stadt hat der reiche Jtaliener Bolongaro einen anſehn lichen Patiaft erbauen laffen , der ihm , ob er gleich nicht ganz vollendet worden , 800,000 Fl. gefoſtet haben fol . Er beſtimmte denſelben zum Niederlagsort eines wichs tigen Handels mit Spezereyen , u . f. w . den aber ſeine Erben bald aufgaben , weil er nicht vortheilhaft war. 2 ) Sofheim , ein Städtcher an der Guldenbach, mit einer Kelleren . 4. Das Umt Kronberg ,
iſt ehemals eine
Grafſchaft geweſen , deren Grafen , als des Erz. ſtifts Erbſchenken , Vafallen deſſelben waren . Das alte Geſchlecht derſelben , ſtarb 1704 mit Johann Niklas aus, worauf die Grafſchaft, fraft erhalte . ner kaiſerl. Bnwartſdaft, an Chur-Mannz kam ; welches ſich aber nicht , wie die ehemaligen Gra: fen , zu der reichsgråff, wetterauiſchen Bank hålt. Es gehört dazu 1 ) Kronberg , ein Städtchen an einem Berge, welcher die Hdhe , oder Feldberg , genennet wird . Ums Jahr 1528 wurde hieſelbſt die evangeliſche Lehre von dem Landgrafen zu Heſſen , als damaligen Inha ber des Orts , eingeführt. Uls Heſſen 1541 den Hers ren dieſes Namens die Stadt wieder einräumte , vers fprachen fie , die evangelifche Lehre und gottesdienſtlis che
Die chur -maynziſchen Låndèr.
527
che tebung in der damaligen Verfaſſung zu laſſen . Ein 1 Theil der Einwohner nahm die evangeliſche Lehre an die andern aber blieben katholiſch , oder kehrten zur katholiſchen Kirche zurück. Im drevßigjährigen Krie: ge , wurden allerley Religionsveränderungen vorges nommen ; nach dem weſtphäliſchen Frieden aber wurde durch eine kaiſerl. Commiſſion die alleinige evangeliſche gottesdienſtliche Uebung wieder hergeſtellet. Als 1704 Kronberg an Chur - Maynz fain, wurden die bisheris gen Gerechtfamen der Evangeliſchen in vielen Kirchen und bürgerlichen Sachen mit den Katholiſchen getheis let. Das ehemalige Schloß , welches mitten auf dem Berge lag, iſt 1738 größtentheils abgebrochen , und die Steine ſind zu der neuen katholiſchen Kirche gés braucht worden. In der hieſigen Gegend iſt ſchdne Waldùng , mancherley Obſt , und eine große Menge Rafianien . Anmerk. Der hohe Berg Alt : König , ohnweit Kronberg , verſchafft auf feinem fahlen Gipfel eine Ausſicht über eine 24 Stunden lange, und 14 breite Ebes ne, zwiſchen dem Speſſart und Donnersberg, den weſtlis chen Gegenden des Odenwaldes , und dieſem Berge, und überhaupt liber eine herrliche Landſchaft, die nicht genug geprieſen und genoſſen werden kann . 2) Erchhorn , ein Pfarrdorf und Schloß. 5. Das Amt Ohlm , dahin gehört
I ) Ober : und užieder - Ohlm , erſteres ift ein Dorf, und legteres , welches am Fluß Selz liegt, ein Flecken . 2) Bechſtheim , ein Pfarrborf. 3) Die Kelleren Algesheim, dahin die Pfarrodra fer Ulgesheim , Büdesheim , Odenheim , Drondo mersheim und Dietersheim gehåren. 6. Das Vicedom - Amt Rheingau. Det Namen Rheingau , führt ein Strich Landes, der ſich von Nieder - Walf an der Naſſau - uſing ſchen
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e s n nze en ümm des! Rýein fbey ä r fche G auſ bis an diäehrKr n h e s d n ge an ef 4 Stu in dieen Lån , ung Ußm ket c d e t n k re ht iel ber brei v ü 2 ſtar Stu , und nic erſt en n t e h t c d emar , untd . Frü Elriciſht an Fel , unldichG ift. m ne eff neh ein , ſehr geſeg n vortr . W a vor n u n lſte ſigned Weine werde r e e i ü d n i e d f Die hihel a lten che ey Jo tſc b , euin md die , wnel geha rg Deu e b e h e s ſ s e h e n d c rer Starf a ð ,i w hüd unlicR han t e g hår ehm zu en der Der tVor geſc vorn weg n. y e e t d u e i n a r ſ i nn n n f h r r e e o e u e ü e s h : A d v d r g W aue t b n ſ n e u e n i n im We des ganz és dürf au bey Verl nte lins e ndere ls ie ogenan ing s n e e i i h e R d ſ zet a ar k R anze den en epflan . Wir wer g Reb Orle ger . und n e e d k r n r e e e Oert : folg bem 1 ) elfeld , Blefeld , por Alters Eltevil , der Hauptort im Rheingau, ein wohlgebauter Flecken am Nhein , mit einem Schloß , woſelbſt udolph von Naſz fau gewohnet hat. Die Grafen von Elz und Geiſſens beim , und der Graf von Dſtein , haben hier ſchöne Landſige. 2 ) Deſtrich , ein wohlgebauter Flecken am Rhein , von mehr als 200 Bäuſern . 3) Geiſenheim , ein Städtchen am Rhein , mit einem ſchönen Schloß des Grafen von Oſtein . Nicht weit davon im Walde ift ein Capuziner Kloſter . 4 ) Lorch , nach der hieſigen Ausſprache Lorich , ein anſehnlicher Flecken am Rhein , deffen Einwohner fich vom Weinbau ernähren . Die Weinreben aus Burgund, welche hier angepflanzet worden , geben eis nen ſehr guten rothen Wein . Es iſt hieſelbſt eine Fa : ctorey des Domkapitels , und ein adelicher Hof der Familie von Greifenflau . 5 ) Lorchhauſen , ein Flecken am Rhein . 6 ) Erbach , ein Pfarrdorf am Rhein .
7 ) Sak
Die ctjur -maynziſchen
Länder.
529
7 ) Sattenheim , ein Pfarrdorf am Rhein und an einem Beinhügel. 8 ) Ritterach oder Ridrach , ein Pfarrdorf und Capuziner Kloſter . 9 ) Die Pfarrdörfer Zeudorf, Srauenſtein , tZie: ders und Ober :Walluf , Sallgarten . 10 ) Winkel, ein Flecken am Rhein . 11) Johannesberg oder Biſchofsberg , ein Pfarrs dorf auf einer Hdhe am Rhein , mit einer Probſter , welche ihrer Stiftung nach Benedictiner Ordens ges weren ift , und unter dem Abt des Kloſters St. Fas cobsberg zu Maynig geſtanden hat; nachmals aber durch Kauf an Fulda gekommen iſt. Der hieſige Wein , der auf der Kheinſeite wächſet', ift von den ſtårks ſten und bersihmt. Die Probſtey liegt auf dem Weins berge, und vor dem Dorf ſtebet auf einem runden und rodnen Hügel , ein kleines fuldiſches Schloß, welches der umliegenden Landſchaft eine große Pracht giebet. 12) Rüdesheim , ein reicher und woblgebaueter Marftflecfen am Rhein , reines Weins wegen berühmt, ivelcher unter allen der ſtårfſte ift. Die beſten Wein berge liegen auf dem Sauptberg und Rootland. Der kleine Morgen Ader koſtet hier funfzig Gulden . So wie die Weinberge auf der Mittagsſeite liegen , alſo find auf der Seite nach Geiſenheim fruchtbare Leder zum Getraidebau . Der Churfürft hat hier ein Landa haus. Der Ort mag an drittehalb tauſend Menſchen , und 300 Häuſer haben . 13 ) Die Pfarrdorfer Rauenthal , Eibingen und Aßmannshauſen . Bey dem legten , wächſer ein vors trefflicher rother Wein , welcher dem Burgunder gleichet. 14 ) Folgende Kloſter : ( 1) Eberbach , eine Ciſtercienſer Abter , welche 1131 geſtiftet worden . In der Kirche derſelben liegen viele Erzbiſchöfe von Maynz , und viele Grafen von Naſſau begraben . Es iſt auch in derſelben das Erbbes gråbniß der Grafen von Kafenelnbogen . 6 Th. 74 .
fi
( 2 ) Els
Der
530
chur - rheiniſche Preis .
( 2 ) Libingen , eine adeliche Frauen - Abtey Bee nedictiner Ordens , vor dem oben genannten Dorf. (3 ) Gottesthal, (4 ) Marienhaufen , und ( 5 ) Tiefenthal, ſind Kløſter Ciſtercienſer Ordens , welchen Aebtiſſinnen vorſtehen . 7. Das Amt Lohnſtein , liegt an den riſchen
Landen ,
bey
dem
Zuſammenfluß
tries des .
Rheins und der Lahn . Lohnſtein oder Lahnſtein , auch Ober : Lahnſtein , iſt eine kleine Stadt am Rhein , in welchen hier die Lahn fließt. Es iſt hieſelbſt ein Sauerbrunn und ein Rheinzol . Von dem alten Bergſchloß ſind noch Ruis nen vorhanden . 8. Das AmtSteinheim , welches 1424 von den Herren von Eppſtein , nebſt 14 Dörfern , an das Erzſtift verkauft worden . 1) Steinheim oder Ober :Steinheim , ein Stådt chen am Mayn, woſelbſt eine ſtarke Ueberfahrt iſt. Es
hat ein Sch !oß . 2 ) Ober : und Lieder - Rod , ſind Pfarrddrfer in der ſo genannten Rödermark, welche in einem Strid Wålder und Felder beſtehet. 3 ) Groß - Auheim , ein Pfarrdorf. 4 ) Kahl, ein Flecken , nicht weit vom Mayn, wo der Zahlfluß in denſelben fåut. 5 ) Biber , ein mit einer Mauer umgebenes Dorf, welches auch der Oberhof von den eilf Dörfern heißt, die einen Wald , die Biber :Mark genannt , gemein ſchaftlich beſigen . Solche eilf Dorfer ſind: Biber, Offenbach , Bürgell, Rumpenheim , Mühlheim , Diedesheim , Lemmerſpiel , Sauſen hinter oder an der Sonn , Obertshauſen , Seuſenſtamm und Rhein brücken . Zu Biber werden alle dieſelben betreffende Dinge von den Marktſchoffen abgehandelt . Vor dem Dorfe unter der großen Linde iſt der Schöffenſtuhl, wo felbft
3
N 2.1 Don
Die chur -maynziſchen Länder .
531
wolelbft das Matfgericht gebeget wird, und die Walds frevler offentlich abgeleſen und beſtrafetwerden . Ueber dieſe Mark iſt Chur -Maynz Obervauth , d . i. Obers vogt. In den chur -maynziſchen Dertern allein find Markermeiſter , welche von den Schoffen aus den ans dern Dörfern erwählt werden. Vermsge des Marfers Inftruments von 1380 muß ein gewährter Marker 30 Morgen Landes beſiten , und alsdenn fann er 32 Strice Nindvieh , und eben ſo viel Schafe und Soweine halten .
9. Das Amt Dieburg , iſt von dem beſſene Darmſtadtſchen Gebiet 1. mgeben. Dieburg , iſt ein Städtchen mit einem Schloß und Capuziner Kloſter. 10. Das Amt Sreygericht, liegt an der Grafſchaft Hanau . Es iſt ein 1500 zuerſt rge bothenes Reichslehn, einige Höfe, Guter, Wålder und Gefälle , welche Eigenthum find, ausgenom . men. Die Grafen zu Hanau hatten ehedeſſen die Hälfte von dem Freygericht, welches aus dem Marktflecken Alzenau und 13 Dörfern beſteht. Als aber das gråfliche hanauiſche Haus 1736 aus. ſtarb , entſtand darüber zwiſchen Chur - Mann; und Heſſen Caſſel ein Streit, welcher endlich 1748 durch eine Theilung des Freygerichts völlig geço. ben worden, ſo daß Egur-Maynz zu ſeinem Antheil bekommen bat 1 ) Den Flecken Alzenau , am Fluß Kahl, welder über 60 Mann ſtarf iſ. 2) Den Fleckeu Sirſchſtein oder 58rſtein . 3 ) Noch vier Dörfer . Anmerk. Zwiſchen dem Freygericht und der Pfarre Membris , liegen die Freyhöfe Sembach und wohns ſtatt, welche chedelſen den von Boiſen gehört haben; & 12 durch
532
Der chur -rheiniſche Kreis .
durch das Einftandrecht aber an das Erzſtift Maynz gefommen , und demſelben einverleibetworden ſind. 11. Das Amt Saulſen , deſſen Sig in
dem
Dorf Sauſſen , unweit Saalmünſter , iſt. Dazu · gehört, 1 ) Die Kellerer Orb , welche einen Theil vom Speſſart begreift. Orb oder Urb , iſt ein Flecken , den eine er giebige Salzſiederey merkwürdig macht, die feines und weißes Salz liefert; welches aber um die Hälfte leich ter , als das Nauheimer , in der Grafſchaft Hanau, iſt. · 1428 ſind Orb und Wirtheim an Hanau für 23000 Fl. verfekt geweſen , aber 1554 und 65 wieder eingeloſet worden . Die anſehnlichen Antheile an den Salzpfannen , welche die Grafen zu Hanau von Pris vatperſonen erfauft hatten , find , nebſt dem Reißigs wäldchen , 1656 anſtatt der 5000 Fl. würzburgiſcher Schulden vom Kloſter zu Schlüchtern an Chur-Mayng überlaſſen worden . 1765 ward hier eine neue ergies bige Salzquelle entdeckt und ersffnet. 2 ) Die Kellerey Burgjorta , in dem Dorf dieſes Namens, welches am Yobfluß im Joßgrund lieget. 3 ) Die Kellerey Wirtheim , in dem Flecken dieſes Namens , am Fluß Kinzing . 12. Das Vicedom - Amt Aſchaffenburg , begreift einen Theil von dem anſehnlichen Wald Speſſart , von welchem die churfürſtliche Kam . mer 18000 Morgen beſiget. Dahin gehört 1 ) Die Reſidenzſtadt Aſchaffenburg , welche eine der beſten Städte im Erzftift ift, am Mayn liegt, und den Namen von dem Flüßchen Aſchaff hat , welches in der Nachbarſchaft derſelben in den Mann fåut. Das hieſige Schloß , in welchemn der Churfürſt oft währender Herbſtzeit, ſo lange die Jagden im Speſſart dauren , ſich aufhålt , iſt anſehnlich und ſchon . Es iſt hier eine inſignis ecclefia collegiata zu S. Peter und Alerans
Die chur -maynziſchen
Länder.
533
Alexander,ein ehem .Jeſuiter Collegium ,welches die Gůs ter des ehemaligen Nonnenkloſters Zimmelthal beſaß , und ein Capuziner Kloſter. Im ſiebzehnten Jahrhun dert iſt ſie oft in feindliche Hände gerathen . 2) Das Amt Schöllkrippen und Beffenbach. 3 ) Schnierlenbach , ebebeffen Hagen , ein adeli: des Kloſter Benedictiner Ordens , welches eine Leb : tiffinn zur Vorſteherinn hat. Es iſt 1218 von Gotts fried von Euglinberg , Probſt zu Morſtadt in der Wet terau , angeleget worden . 4 ) Das AmtKlein :Wallſtadt, in dem Pfarrdorf dieſes Namens. 5) Die Kelleren Bachgau , darunter Oſtheim gehåret. 6 ) Stadt und Cent Seligenſtadt. ( 1 ) Seligenſtadt, eine Stadt am Mayn . 1237 gehërte ſie dem Kaiſer Friedrich , welcher fie als ein maynziſches Leha von ſeinen Vorfahren ererbet hatte , und wurde damals ſchon eine Stadt genennet. Ben 1 ' derſelben liegt ein Benedictiner Kloſter gleiches Na mens , deſſen Ubt fich einen Serrn zu Geiſelbach , Omersbach und Sofſtådten nennet: Nahe bey dem Convents - Garten iſt die ſo genannte Waſſerburg, welches im Waller und zwiſchen zwey Fifdteichen ſtea hende Haus , Ubt Franz li hat aus dem Grunde aufbauen laffen . Eben derſelbe hat auch den Meyerhofzu Kros Benburg wieder an das Kloſter gebracht, und das Her renhaus auf demſelben auffiihren laſſen . ( 2 ) Dettingen , ein Dorf am Mayn , bey wels dem 1743 ein bißiges Treffen zwiſchen den verbundes nen engländiſchen und sſtreichiſchen Kriegsvölkern auf der einen , und den franz8fifchen auf der andern Seite Jene , welche vom König Georg II ſelbſt an vorfiel. gefilyret wurden , trugen den Sieg davon . 7 ) Obernburg , ein Städtchen am Mayn . 8 ) Stockſtadt, ein Flecken , nicht weitvom Mayn . 9 ) Die Kellerey Xothenbuch ; dahin gehåret 213
( 1 ) Xo:
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Der chur - rheiniſche Kreis .
( 1 ) Rothenbuch , ein Flecken . ( 2) Das Amt Seimbüchenthal, in dorf dieſes Namens . (3 ) Wüſtthal, ein Pfarrdorf.
dem
Pfarr
13. Das Amt Clingenberg . Dahin gehört .
1) Clingenberg , ein Flecken am Mayn , bey wels chem ſehr guter Wein wächſet. 2 ) Worth , ein Flecken am Mayn . 3) Erlenbach , Rollfeld und mönchberg ſind Pfarrdörfer .
14. Das AmtMiltenberg . Dahin gehört ayn init 1) Miltenberg , eine kleine Stade ain einem Bergſchloß. Es iſt hier ein beträchtlicher Wafa fer- und Land : Zoll , ein Kaufhaus , ein Franciſcaner Kloſter und Gymnaſium . Das Domkapitel bat hier Jenſeits des Fluſſes liegt das Kloſter eine Factorey . Engelberg . 2 ) Die anſehnlichen Pfarrdörfer Bürſtadt , EI chenbühl u . a . m . 3 ) Die Ketterer prodzelten . Prodzelten oder Procelten , iſt ein Stådtchen am Mayn , welches von dem nahgelegenen Dorf dies fes Namens unterſchieden werden muß . 15. Das Amt Amorbach begreift
1) Amorbach , ein Städtchen an dem kleinen Fluß Müdt , woſelbſt eine Benedictiner Abtey iſt. Zu der bieſigen Amtsketteren gehören die Kirchdörfer Mudach und Limbach 2 ) Die Ketterey Buchen . Dahin gehoren ( 1 ) Buchen , ein Städtchen . ( 2 ) Altheim ein Pfarrdorf. 3 ) Die Kelterey Walthårn . Dahin gehoren ( 1) Wallthůrn , ein Städtchen und berühinter Baufahrtsort. Es hat vor Alters den Grafen von Důrne gehårt , welche ſich ſowohl von demſelben , als von
Die chur -maynziſchen Länder .'
535
von Kochenthůrn , geſchrieben , und die Schußgerech tigkeit über das Kloſter zu Umorbad gehabt haben . ( 2 ) Erfeld , ein Dorf. 4 ) Die Kelterey Burken . Burken , iſt ein Städtchen . 4 ) Die Kellerey Selgenthal , dazu auch Kuchren gehdret.
fen .
16. Das Amt Biſchofsheim Zu bemerken iſt
liegt in Fran .
I ) Biſchoffsheim , ein Städtchen an der Tauber Franciſcaner Kloſter und Gymnaſio . Es mit einem iſt hier eine Domkapitels - Factorey . Zu der hieſigen Amtsfellerer gehören aud (1) Königshoffen , eine Fleine Stadt, nahe ben ' Mergentheim , an der Tauber. ( 2 ) Kønigheim , ein anſehnlicher Flecken , wo felbft eine Factorey des Domkapitels ift , und woran auch Löwenſtein - Wertheim Antheil bat. (3 ) Die Pfarrdörfer Werbach , Groß - Rinder : feld , Sochhauſen . 2 ) Die Kelleren Kühlsheim . Růhlsheim , iſt ein Städtchen . 17.Das Amt Creutheim
liegt in
Franken ,
und begreift I ) Die Amtsfelleren Crautheim ; dahin gehåren art, ( 1) Crautheim , ein Städtchen am Fluß welches vor Alters eigene artgeſehene Berren gebabt hat, von welchen einer, Namens Conrad , ſeine Herrs ſchaft Crautheim 1239 an Gottfried von Hohenlohe verkaufte. ( 2 ) Ballenberg , ein Flecken , welchen die Gras fen Poppo und Johann von Eberftein 1359 an Gers, lach , Erzbiſchof zu Maynz, verkauft haben . ( 3) Eberſtahl , Ober :Wittſtadt und Ober: binỆbab. ( 4 ) Zies & I 4
536
Der
chur - rheiniſche Kreis .
(4) eziedernhall, ein Städtchen am Kocher,dar an Hohenlohe: Dehringen Antheil hat , und woſelbſt uralte Salzquellen ſind . Es hat lauter evangeliſche Bürger , und iſt der Siß eines churfürſtlichen Stadt fchultheißen. 2 ) Die Kelleren oder Hofmeiſterer Billigheim ; dahin die Derter Billigheim , Aufeld undmůhlbach gehfren . 3 ) Die Kellerer t7agelsberg , welche den Namen von einem Bergſchloß und Dorf bat. 4 ) Die Kellerer) 2Zeidenau ; dahin gehåret ( 1 ) Leidenau , ein Städtchen an der Jart. (2 ) Serboltsheim und Stein .
18. Das Oberamt Starkenburg , begreift das ganze chur:mayngiſche Antheil an der Berg . ſtraße , und einen Theil des Odenwalds , und beſteht 1 ) Uus der Amtskellerer Seppenheim . Dazu ges håret ( 1) Seppenheim , ein Stadtchen , neben welchem das Bergſchloß Starkenburg liegt. ( 2) Fürth , ein Pfarrdorf , woſelbſt ein faiferlis ther Poſthalter iſt. ( 3 ) Abtſteinach , ein Pfarrdorf. (4 ) Das Gartenroder Gericht. ( 5 ) Die Cent morlenbach , in dem Pfarrdorfe diefes Namens. 2 ) Die Amtsketlerey Bensheim ; dahin gehöret ( 1 ) Bensheim , eine kleine Stadt , wofelbft das Domkapitel eine Facterey hat. ( 2 ) Im Ried , iſt eine Gegend, die ungefähr aus 5 Dorfſchaften beftehet. (3 ) Bürſtadt und Viernheim , find Pfarrdörfer. 3 ) Die Amtstellerey Sirſchhorn ; darinn ( 1 ) Sirſchhorn , ein Städtchen und Schloß ain Nedar , hat ehemals den Freyherren dieſes Namens als
Die chur - maynziſchen Länder.
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18 ein maynziſches Lehn gehårt. Als dieſelben 1632 usſtarben , iſt es an Chur - Maynz zurück gefallen . ( 2 ) Eſchelbach und Unter : Schonmattenweg . 4 ) Die Schaffnerey Lorſch . Lorſch , ein Dorf dieſes Namens. Kaiſer Fries prich II überließ 1232 die dafige damalige Benedictiner elbtey Lorrch , vor Alters Lauresheim , dem Erzſtift Maynz, als ein Reichslehn , welchem ſie auch hernach mit allem Zugehdr von dem Pabft Gregorius IX einver leibet worden. Dieſes nun verfallene Kloſter hat 764 zur Zeit des frånfiſchen Königs Pipins I ein Graf im Rhein gau , Namens Cancor, gefiiftet , und es iſt nachmals ungemein beſchenfet worden , ſo daß ſeine Säter einem großen Bisthum oder Fürſtenthum geglichen, iſt auch ſehr berühmt geweſen . Es ſtand zuerſt auf der Inſel Altenmünſter im Fluß Beſchniß, vor Alters Wisgoz. Einige Schriftſteller nennen daſſelbe auf lateinifch Lau reacenfe und Lauriſſenfe Monaſterium , auc Laurilla . Der 1768 zu Mannheim gedructe Codex Lauresha menfis diplomaticus,ift zur mittlern Geographie Deutſch lands, vornehmlich der Gegenden am Rhein , ſehr nüks lich. Maynz hat 1664. und 1708 Hoffnung zu Siß und Stimme wegen dieſer ehemaligen Abtey im Reichsfürs ftenrath, erhalten , ſie iſtaber nicht erfüllet worden. Der anſehnl. LochauerWald beſteht aus Eichen u. Bůchen. 19. Das Amt Gernsheim ; darinn Gernsheim , ein Stådtchen am Rhein , bey wela chem ein Rheinzou erlegt werden muß . Es iſt hier eine Factorey des Domkapitels.
20. Die
Amtsverweſerey VTeu - Baum
berg , iſt eşemals ein Theil des churpfälziſchen Oberamts Creuzenach geweſen , 1715 aber an das Erzſtift Maynz abgetreten worden .
Dahin gem
hören L7eu :Baumberg , ein Städtchen, und die Dörfer Schönberg , Dalberg und Solzheim, 21. Das £ ls
538
Der
chur- rheiniſche
Kreis .
21. Das Oberamt Amoneburg , liegt in Ober . Heſſen .
Es gehört dazu
1) Amèneburg , d . i. eine Burg an der Ohm (Amana, ) ein Städtchen auf einer Höhe , um welche fidh ein Urm von dem Ohmfluß ſchlinget. Es iſt hies felbſt ein Collegiatſtift , welches Johannes dem Täufer gewidmet iſt . Bey dieſer Stadt beſchoffen die tiir : ten und Franzoſen einander 1762 ſehr heftig mit sa nomen , als jene die Bride und den Paß über die Dhin zu bebaupten ſuchten , welches ihnen auch gelang. 2 ) Die Pfarrdörfer Roßdorf , Bauerbach und Ginſeldorf , ardorf , Erfurtshauſen . 3) Die Kellerey L7euſtadt; dahin gehören (1 ) Lžeuſtadt , ein Städtchen . ( 2 ) Allendorf, ein Dorf. (3) Das Gericht Raßenberg. 22. Das Amt Sriglar , liegt zwiſchen Nies der - Heſſen und der Grafſchaft Waldeck , und ber greift 1) Die Stadt Friglar , welche am Ederfluß liegt. man findet hier ein Collegiatſtift zu S.Peter , ein Stift zuin heil. Geiſt, und ein Urſuliner Nonnenkloſter. Von dem S. Peterſtift ift Heffens Caflel Sdhusberr , dafür es jährlich , und bey dem Regierungs- Untritt eines Ju Jahr 619 iſt hier Landgrafen , 125 Ft. bezahlet. ein Reichstag gehalten worden . 1232 ward fie tot Heinrich Raſpo, Landgrafen zu Thüringen und Herren , und 1631 von Wilhelm , Landgrafen zu Heſſen , mit Sturm erobert. 1761 tonrde ſie von den Ufiirten ein Paar Tage lang beſchoffen , und dadurch die darinn liegende franzöſiſche Beragung zur Uebergabe gends thiget. 2 ) Die Kellerer taumburg. Laumburg oder zumburg , iſt ein Städtchen , an dem fleinen Fluß Elbe.
Ana
Die chur-maynziſchert Länder.
539
Anmerkungen . I. Dem hohen gende Derter :
Domkapitel
gehören
fola
1. Am Rhein unter Mannz : ( 1) Bingen , eine kleine aber gut gebauete und nahrhafte Stadt, beym Fuß des abgeſondert liegenden Nochusbergs , defien Rücken eine mit Feldern und Duftbäumen befekte Fläche beym Rhein . Auf dies fem Berg erblicket man die Trümmer des Schloß ſes Klop. In der Stadt, die ungefähr 500 Häuſer und über 4000 Menſchen hat , iſt ein Capuzinerklofter, und eine Factores des Domkapitels ; auch wohnen hier die domkapitelſchen Zoubedienten ; die zougerechtigkeit aber haftet auf dem gegen aber an dein Rüdesheimer Berg gelegenen verfallenen Schloß Ehrenfels . Der zou bringt, wie man berichtet, jährlich gegen 30000 Gulden ein . Von hier aus wird ein großer Theil des Rheingaues mit pfälziſchem Getreide verſorget. Es Find hier viele Schiffer , und es gehet von hier nach Mayn ; alle Tage ein Marft - Schiff. Auf der Seite nad Simmern zu , iſt guter Weinbau . Unweit der Stadt , da , wo ſich die Nahe in den Rhein ergießt , iſt das fogenannte Binger Loch , wela des mitten im Rhein zwey Fleine aber ſcharfe Felſen machen , die bey niedrigem Waſſer kaum aus demfel ben hervorragen , bey hohem Waſſer aber gar nicht merflich ſind. Sleich darneben ftehet der ſogenannte Mäufethurm , auf einem Felſen im Rhein . Er iſt vieredict, klein , und ſchon bis auf die Hälfte herun ter gefallen . Die Einwohner nennen ihn denMauth : thurm ', und aus dieſem Namen iſt der falſche Name Måuſethurm entſtanden . Er iſt eben ſowohl, als das ſchief gegen über auf dem Rüdesheimer Weinberge in Teinem Verfall liegende Schloß Ehrenfels , um des hieſigen ſtarten 2018 willen angeleget worden .
(2 ) Die
540
Der chur -rheiniſche Kreis .
( 2 ) Die Dorfer Rempten , Weiler , Trechtings: hauſen , tieder : Seimbach , 'woſelbſt eine domfapi: telſche Factoren iſt. 2) Am Rhein über Maynz.
( 1 ) Die Marftflecken Sochheim , der wohl ge bauet iſt, und bey dem vortrefflicher Wein wächſet, und Flörsheim. Auf einer Anhöhe bey Hochheim , nach Maynz zu , diberſiehet man eine herrliche Gegend. (2) Die Dörfer Mombach und Aſtheim . ( 3 ) Das Domkapitel bat auch Factorenen zu Bensheim , Biſchofsheim , Friedberg, Gernsheim , Groß : Oſtheim und Walſtadt, Konigheim , Lorch , Yiiltenberg, Lieder : Seimbach und Waldbökelheim . 2. Der hohen Domprobſter gehören
1 ) Die Dorfer finten
und Gonzenheim , bey
Maynz , Ober : Seimbach , unierhalb Bingen , nicht weit vom Rhein ; Eddersheim , woſelbft der Doma probſt einen ſchönen Pallaſt und Garten am Mayn hat, und Heddernheim , ben Frankfurt. 2) Sie hat auch factoreyen zu Biſchofsheim , Miltenberg , Groß : Oſtheim , Groß - Wallſtadt, Waldböckelheim , Lorch und Ober : Seimbach . II . Die Stadt Erfurt,
mit dem dazu
gehörigen Gebiet.
$ . 1. Die Stadt Erfurt, vor Ulters Erphesfurt oder Erpisfurt , latein . Erfordia , liegt in Thüringen, und wird für die Hauptſtadt deſſelben gehalten ; iſt aber von dein oberfächſiſchen Kreiſe nie für einen Kreisſtand erkannt worden , ob ihr gleich ehedeflen die Kreisver: ordnungen bekannt gemacht , ſie auch zur Münzprů fung dieſes Kreiſes gezogen worden . In dem obers fächſiſchen Kreisabſchiede von 1588 heißet es ausbrüd lidly, die Stadt Erfurt fer weder für eine Reichsſtadt , noch für einen Stand dieſes Kreiſes zu achten . $. 2.
Die chur -mayngiſchen Länder. ' 541
W
$. 2. Die erſte Anlegung der Stadt , fou ſchon im Anfange des fünften Jahrhunderts geſchehen reyn. Der heil. Bonifacius hat in derſelben einen Biſchof verordnet , welcher aber feinen Nachfolger befommen . K. Ludwig hat in derſelben im Jahr' 852 einen Lands Jahr 935 , und K. Rudolph I tag , R. Heinrich I im im Jahr 1289 einen Reichstag gehalten , und 1566 iſt hier zum lebtenmal ein Reichstag geweſen . Die Stadt hat vor Mters mit den Mark- und Land- Grafent zu Meiſſen , Heffen und Thüringen , mit den Erzbis ich fen zu Magdeburg , Herzogen zn Sachſen und Braunſchweig , Fürſten und Grafen zu Henneberg , Stolberg , Schwarzburg , und andern hohen Häuſernt, Grafen und Städten in Verbindung geftanden . 1443 51, 57, 87, 90 , 96 haben die Grafen von Gleichen , von Hohenſtein , Schwarzburg , und andere , Beſtals lungen zu Krieges- und andern Aemtern von derſelben angenommen . 1395 hat ſie ſich des Schußes der Hers zoge zu Braunſchweig , und 1361, 1424 , 35 , 46, 68 des Schußes der Landgrafen zu Thüringen und Heſſen , und noch anderer måchtiger Håufer , bedient. 1483 machte ſie mit dem Hauſe Sachfen ein ewiges Schußs und Schirm - Bündniß , und erlegte demſelben jährlich 1500 MA. Schußgeld . Sie iſt zwar feine unmittels bare freye Reichsſtadt geweſen , hat aber doch unters ſchiedene beträchtliche Herrlichkeiten und Freyheiten beſeffen und ausgeübet . Wegen der chur - maynziſchen Gerechtſame über dieſe Stadt , iſt viel Streit geweſen . Chur -Maynz behauptet, von alten Zeiten ber die lan desherrliche Hoheit über dieſelbe gehabt , und ihr ihre Freyheiten und Privilegien geſchenket zu haben ; zu deſſen Beſtätigung unter andern der 1280 zwiſchen dem Erzbiſchof Gerhard und der Stadt errichtete Vertrag , ein Schreiben des Magiſtrats an den Erzbiſchof von 1423 , und die zwiſchen dem Erzbiſchof Albert und der Stadt 1483 getroffenen Concordata angeführetworden . 1654 verlangte der Churfürſt wieder in das Kirchen Die darüber und aus sebet eingeſchloſſen zu werden . ander
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Der
chur -rheiniſche Kreis.
andern Urſachen entſtandenen Zwiftigkeiten , wurden 1660 am ernſthafteſten , und die Stadt zog ſich 1663 die Reichsacht zu , deren Vollziehung dem Churfürſten zu Maynz aufgetragen wurde , welcher nach gepfloges nen geheimen Unterhandlungen mit Chur - Sachſea , in welchen ihm die fachfiſchen Schußgerechtſame abges treten worden , 1664 die Stadt mit Hülfe franzos ſcher und lothringiſcher Kriegsleute , helagerte und eroberte, Hierauf erfolgte 1665 zwiſchen Chur -Mayn; und dem fürſtlichen Hauſe Sachſen erneſtiniſcher Linie, ein Vergleich , ſowohl wegen anderer Streitigkeiten , als der erfurtifchen Håndel. 1666 wurde ein neuer Vergleid zwiſchen ihnen getroffen , und hiern & deft fam aach 1667 ein Vergleich zwiſchen Chur- Maynz und Chur- Sachſen , und alsdann ein Executions - Receß zwiſchen Chur -Maynz und dem fürfil. Hauſe Sachren zu Stande. Vermige dieſer Verträge entſagte Churs Maynz gewiſſen Forderungen , und das rådfifche Haus dem an Chur - Maynz abgetretenen dominio directo fiber die Dorfer und Güter , welche der Rath zu Era furt bisher von dem fürftlichen Hauſe Sachſen zu Lehnt und Ufterlehn getragen hatte ; es fündigte auch der Rat ) zu Erfurt dein fürſtlichen Hauſe Sachſen den Erbſchuß auf, und bezahlte die annoch fchuldigen Scußgelder. Es fou aber doch noch Churfürſt Fos hann Georg III zu Sachſen ſich vor dem Kaiſerl. Thron alle Niechte vorbehalten , auch dießfalls ein kaiſerl. Decretum faluatorium erlanget , und in den Reichss lehnbriefen ſein Recht verwahret haben . $ . 3. In den vorhin erwähnten Vertragen von 1664, 65, 66 und 67 iſt die Erhaltung der evangelis fchen Lehre und gottesdienſtlichen Uebung in ihrem das maligen Zuſtande , bedungen , und von dem Churfürs ften und Domkapitel bewilligt und verſichert worden . Bon den Einwohnern der Stadt iſt der größte Sheil, und auf dem Lande alles evangeliſco , die s ſogenann: ten Küchendörfer ausgenommen .
S. &
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TIKA
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$ . 4. Der Churfürſt zu Maynz låßt den Erfurter Staat durch einen Statthalter regieren . Das erzbis Ich fliche geiſtliche Gericht , beſtehet aus einem Pras fidenten , Siegler , drey geiſtlichen Ufefforen und einem weltlichen ; der Weihbiſchof aber hat diejenigen Bere richtungen , quae funt ordinis, allein zu beſorgen . Die Landesregierung hat den Statthalter zumn Präſidens ten , und 7 Regierungsråthe. Die Kammer hat ebens falls den Statthalter zum Präſidenten , und ordentli cherweiſe nur zwen Råthe. Das Civil : und Crimi: nal : Gericht, beſtehet aus einem Präſidenten , rechs Aſſeſſoren , einein Secretar und zwei Scabinis . Die Churfürften haben dieſes Gericht bisher mit einer gleis den Anzahl katholiſcher und lutheriſcher ufſefſoren ber Teßet . Unter demſelben ſtehen in Civil- und Criminals Fållen in erſter Jaſtanz die ivirklichen Råthe und fantz leymäßigen Perſonen , auch alle andere churfürſtliche Bediente und Einwohner der Stadt ; es wird auch an daſſelbe von den churfürſtlichen Uemtern , von dem Stadtrath zu Sömmerda , von der Zweyermanns kammer , von den adelichen und Hoſpitals- Gerichten , und vom Waſſeramt, von dieſem Gericht aber an das chur · maynziſche Dberhofgericht appelliret. Der Stadtrath wird in die obere und untere Bank gez theilet ; die Glieder der erſten haben das Wahlrecht, bey der Wahl aber wird genau auf die Gleichheit der Pinzahl lutheriſcher und katholiſcher Perſonen geſehen ; die zwey oberſten Stellen in jedem Senat befeßt der Churfürſt. Dieſer Stadtrath hat ſeine beſondere Ges richtsbarkeit und Ordnung. Das evangeliſch : luthe : riſche Conſiſtorium , beſteht aus den lutheriſchen Pres digern der Stadt , aus drey Deputirten des Stadt: raths , und dem evangeliſchen Syndicus. Dieſe Mits glieder werden Commiſſarien in Ehe- und Gewiſſensa Sachen genennet, der Senior hat den Vorſig , und die Appellation geht an den evangeliſchen Stadtrath . Das Officialat iſt ein Gericht, welches der Probſt des Stifs tes zu unſer lieben Frauen hålt, und aus einem geiſt lichen
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Der
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lichen Official, weltlichen Syndicus , und Probſtens verwalter beſtehet. Die beyden erſten haben die Rechts- und Proceß - Sachen , und der legte die sfo nomiſchen zu beſorgen . Daſſelbe richtet über die prae ſentationes et proceſſus beneficiorum fimplicium , und die Appellation geht von demſelben an das geiſtliche Gericht , und alsdann an das Generalvicariat. Die Beamten auf dem Lande, find auch theils lutheriſch , theils katholiſch . S. 5. Die Stadt Erfurt liegt am Fluß Gera , ift groß , aber größtentheils altmodiſch gebauet, und mag etwa 15000 Menſchen haben . Sie iſt befeſtigt , wird auch durch die Citadellen Petersberg und Cyriacs: burg beſchißet , uud hat zwey Bataillons faiſerliche und chur -maynziſche Soldaten zur Beſagung. Es wohnen hier viele Udeliche , denen auch in einer 1755 bekannt gemachten Verordnung unterſchiedene Freya Die eccleſia collegiata infi heiten ertheilet worden . gnis ad B. M. V. quc ad gradus genannt , iſt ein welts liches Stift , welches aus einem Probſt, Dechanten , fechs Canonicis und rechs Vicariis beffehet , und im Fahr 752 von dem heil. Bonifacius als ein Kloſter angeligt worden . Die ganze große Kirche mit dem Chor , Capellen und andern Gebåuden , ruhet auf Ges wslbern , und hat keine Pfeiler. Fhre berühmte große
Gloce ,, wieget 30250 Pfund oder 275 Centner. Ihre Thürme ſind abgebrannt. Bey der Collegiatkirche des heil. Severus , find 6 Canonici und 4 Bicarii. Dieſe beyden Stifter fint Grundherren von Groß :Mondra. Hiernådft findet man hieſelbſt noch ein reiches Benes dictiner Mönchenfloſter zu S. Peter und Paul, wels ches einen infulirten Abt hat, der ſich Herrn zu Frans kenrode und Biſchofrode an der Werra , und Probſt zu Celle nennet ; und außerdem noch 7 Kidſter , 4 fathos liſche Kirchen , und 3 Capellen , und ein 1774 er8f netes Gymnaſium in dem ehemaligen Feſuitercollegium . Die Lutheraner halten in 9 Kirchen Gottesdienſt , und haben noch zwey andere , welche ſie aber nicht gebrau феn ;
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ben ; ſie haben auch ein Gymnaſium in dem ehemalis sen Auguſtiner - Kloſter. Zur Errichtung der hieſigen
Iniverſitåt, ſind 1389 die påbſtlichen Privilegien ers beilet , 1392 die Facultåten bereßet, und 1398 iſt ſie eingeweihet worden . Pabſt Bonifacius IX hat 1396 Die Erzbiſchöfe zu Maynz zu beſtåndigen Kanzlern der univerſität ernennet, welche ihre Stelle durch den jedesmaligen Weihbiſchof vertreten laſſen. Zu der Univerſität gehåren 5 Collegia . Die theologiſche Fas cultåt war ehedelſen ganz katholiſch ; doch war der Se nior der lutheriſchen Geiſtlichkeit , Profeſſor der augs burgiſchen Confeſſion , und bekam von dem Churfürs ſten jährlich 148 Rthlr. Beſoldung. Seit 1767 hat der Churfürſt außer dieſer Stelle , noch 3 andere Pros feſſionen der augsburgiſchen Confeſſion errichtet, und die Profeſſores derſelben zeigen ihre Lectionen unmits teibar nach den Lectionen der katholiſchen Profefforen in dem gewöhnlichen Lectionsverzeichnißan, haben auch nach denſelben bei allen dffentlichen afademiſchen Fera erlichkeiten den Rang . Die übrigen Facultaten find mit lutheriſchen und katholiſchen ProfefToren gleich be feket. Die Univerſität hat die Civil- und Criminals Gerichtsbarkeit über ihre Glieder. 1754 iſt hier auch eine Ufademie der nißlichen Wifenſchaften geſtiftet worden . Unter den hieſigen Bibliotheken iſt , außer der Univerſitätsbibliothek , welcher die boineburgiſche einverleifet worden , die Bibliothef des lutheriſchen Miniſteriums (welche einige alte Handſchriften von der hebråiſchen Bibel bat ), die ehemalige jeſuitiſche, des Schotten - Kloſters , und der kaiſerl. Akademie der Naturforſcher zu bemerken . Unter die erheblichen Berbeſſerungen der Univerſität , welche der Churfürſt Johann Friedrich Karl , veranſtaltet hat , gehört die Unlegung eines botaniſchen Gartens , eines anatomis fchen Schauplaßes, eines Collegii clinici , einer Sterns warte , einer Reitbahn , eines Convictorii , und der Freytiſche, inſonderheit die vorhin erwähnte Anſtels lung öffentlicher Lehrer der augsburgiſchen Confeßion , MAT die 6.Th. 74 .
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Kreis .
die Errichtung einer beſtåndigen akademiſchen Coms miſſion , und die neue Univerſitäts - Caſſe , nebſt den dazu geſchenkten Fonds. $ . 6. Das Gebiet, welches zu dieſer Stadt gehort, iſt größtentheils fruchtbar, leidet aber Mangelan Holzo Es begreift ein Städtchen , einen Marktfiecfen ,73 Ddr fer , und einige taufend Menſchen mehr als die Stadt Erfurt , und iſt in foigeude demter pertheilet : 1. Das Stadt : 2mt, beſtebet aus 15 Dörfern, unter welchen die 5 Stüchendorfer , welche alle zur landesherrſchaftlichen Küche gehårigen Frohndienfte und Lieferungen beſtreiten müſſen ,) Witterda , mels chendorf, Dabetſtadt, Drittelſtådt, Sochheim . Zu Windiſch : Soizhauſen , iſt ein Stahlórunn . 2. Das Uint Tondorf , welches ſeit 1665 mayn : siſch iſt , unb 121 Dörfer begreift. Bey dem Dorfe Tondorf, wird Thon zu Sabackspfeifen gefunden , und bey Tiefengruben ift Corf anzutreffen . 3. Das Umt Uşmansdorf , von 15 Dörfern . 4. Das Unt Yzůhlberg , dahin die zwey Dörfer múhlberg nnd Xöhrenſee gehåren . Neben muhl berg, liegt auf einem Berge ein wüſtes Schloß , wels ches ehedeſſen der Sig der Grafen von Mühlberg ges weſen iſt, nach deren Abgang die eine Hälfte der Graf Fichaft um das Jahr 1330 an Chur -Maynz, die andere Hälfte aber an die Grafen von Henneberg und Schwarzburg gefommen ift. 1337 wurden bende Hälf ten an die Stadt Erfurt wiederfåuflich verkaufet. 1562 trat Chur- Maynz ſein Recht daran dem Hauſe Sachſen ab ; 1666 aber ward das Amt wieder einges råumet . 5. Das Amt Vargula , beſteht aus dem Markte flecken Groß - Vargula oder Vargel, ( ehedeffen Paris la , Varigla , auch Farula ) woſelbſt nach einiger Ges Ichichtſchreiber Meynung Kaifer Karl der Große von ſeiner Mutter empfangen feyn rou. 1383 hat es der deutſche Orden an die Stadt Erfurt verkauft. 6. Das
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6. Das Amt Giſpersleben , von 10 D8rfern . 7. Das Aint Vippach , zu welchem das Schloß Vippach und 2 Dörfer gehören. Es iſt mit 8. Dem Amte Sommerda verbunden , welches begreift I ) Sömmerda , ein Städtchen, welches die Gras fen von Schwarzburg 1342 an Erfürt abgetreten, und 1418 verkauft haben . 2 ) Drey Dörfer. 9. Das Amt Alach , von 13 Dörfern. 10. Das Soſpitalgericht und die Soſpital: Ins ſpection. Das Hoſpital iſt eine ſehr reiche Stiftung, hat einen großen Umfang ; und eine eigene Pfarre, und theilet ſich in das große und kleine Hoſpital, in das Lazareth und Siechhaus, doch hat jedes ſeinen eigenen Vorſteher und Einnehmer. Dein großen Hoſpital ges höret das Dorf Sayn oder Sanigen , ſammt den Nies dergerichten . 11. Das Lehngut Iferoda .
III . Das Eichsfeld . §. 1. Das Eichsfeld , welches manchmal auch das Eisfeld genennet wird , iſt von Heſſen , Thüringen und dem Fürſtenthum Grubenhagen und Calenberg umgeben , hat in ſeiner größten Ausdehnung von Mittag gegen Mitternacht ungefähr 7 , 5: Meilen .
und
von
Morgen
gegen Åbend
S. 2. Seiner natürlichen Lage nach wird es in das untere und obere Eichsfeld abgetheilt ; und beyde Theile
werden gutentheils durch das
Gebirge Dühn geſchieden . Das untereEichs feld, iſt der mitternachtliche Theil des Landes, wele cher zwar kleiner, als das obere Eichsfeld aber eben Mm 2 ner ,
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ner , wärmer und fruchtbarer iſt.
Es hat hin . långliches Getraide, gute Viehzucht, und man bauet vielen Flachs und Taback. Das obere Eichsfeld , macht den mittäglichen und größten Theil dieſes Landes aus, iſt aber mehrentheils ber. gicht, hat eine kalte Luft, zwar gutes , aber uns zulångliches Getraide , daher es aus Thüringen #
Zufuhr bekommt. Indeſſen iſt es ftark bewohnt, und die Einwohner verfertigen vielen Raſch und Leinewand .
Die hohe Lage des Landes macht, daß kein Fluß in das Eichsfeld hineingeht, hingegen einige herauskommen , welche darinn entſpringen ; nằmlich die Leine, welche im Leinenfeld entſtehet; die Lutter , welche außer den Grånzen des Eiches feldes in die Wieſel , und dieſe in die Werre fließt ; die Unſtrut , welche oberhalb Keferhauſen entſtehet ; die Wipper , welche in Stadt:Worbis ihren Urſprung nimmt, und die Rume, welche oberhalb Rumſpring aus einer ſtarken Quelle ente ſtehct. Mitten durch dieſe Quelle geht die Grån . ze zwiſchen dem
Eichsfeld und dem
Fürſtenthum
Grubenhagen . 8. 3. Im Eichsfeld find 4 Stådte, 3 Flecken , 150 Dörfer , und 1777 waren hier 74000 Men . fchen.
Im untern Eichsfeld wird die niederſäche
fiſche , und im obern die thüringiſche Sprache gee Die Landſtånde beſtehen aus den Prä : redet. laten , Aebtiſſinnen der Nonnenkldſter, deren Stelle die Probſte vertreten , aus dem Adel, und aus den Stådten Heiligenſtadt, Duderſtadt , Stadt:Wor . bis und Treffurt. Primas derſelben iſt allezeit ent weder der Prålat zu Geroda oder Reiffenſtein . Ihre
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Jhre Verſammlungen oder die Landtage wers den i Stunde Weges von Heiligenſtadt bey der los genannten Fågebanks - Warte unter frenem Him . mel , wenn aber das Wetter gar unfreundlich iſt, zu Heiligenſtadt auf dem Rathhauſe, und zwar in Gegenwart eines churfürſtlichen Abgeſandten, wel. cher mehrentheils der Statthalter iſt , und zweyer Concommiſſarien , gehalten . S. 4. Im 16ten Jahrhundertwaren im Eichs. feld viele Evangeliſche, ihre Anzahl iſt aber nach und nach geringer worden .
Die meiſten ſind zu
Duderſtadt, und in dem Gericht der von Winzina geroda, weldzes, das von Rheinholterode ausge. nommen , ganz evangeliſcy iſt. Die zahlreichſte Kirche, iſt die rómiſch , katholiſche. Das geiſtliche Gericht über das ganze Eichsfeld , oder das erz biſchöfliche Commiſſariat, iſt zu Duderſtadt. Man gåhlt zwey Collegiatſtifte, davon eines zu Heiligenſtadt, und eines in dem adelich harden. bergiſchen Flecken Nörthen , eine Meile von Göt. tingen , iſt, 2 Abteyen , 5 Kliſter , denen Webtiſ. ſen vorſtehen , ein Urſuliner Nonnenkloſter, wel. ches eine ſo genannte würdige Mutter zur Vorſte. Herinn hat , und 10 Landdechaneyen , dazu 81 fa . tholiſche Pfarren gehören , nämlich zu dem Beus rer Rap . 6 , zu dem Fuhrbacher Rap. 8 , ju dein Gieboldehauſer Kap. 9, zu dem Jmmin geroder Kap . 7, zu dem Rirchworbiſer Rap : 8 , zu dem Rühlſtadrer Rap . 8 , zu dem Lån genfelder Rap.6 ,zu dem Obernfelder Rap: 5 , zu dem Weſthauſener Rap . 16 , und zu dem Wieſenfelder Rap . 8 Pfarren. Das Patronat. M m 3 recht
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recht hatan einigen Orten der Erzbiſchof , an ans deren haben es die Stifter und Klöſter , an ander ren die Adelichen . $ . 5. Die Einwohner, welche ſich den Wiſſen . ſchaften widmen , laſſen ſich entweder zu Heiligens ſtadt, oder zu Duderſtadt, von den Geiſtlichen bey dem Commiſſariat anterrichten , und beſuchen hers nach eine auswårtige hohe Schule. Die 1680 angefangene Wollenweberen , wurde 1777 unge. fåþr auf 3000 Stühlen
getrieben .
unten den Ort Groß : Bartlof im ſtein .
Man
ſehe
Amt Biſchof
$. 6. Das Eichsfeld gat vor Alters zu
Thus
ringen gehdret. Das obere Eichsfeld hat Hein . rich , Graf von Gleichen zu Gleichenſtein , 1294 an Gerhard II, Churfürſten zu Maynz, verkauft ; doch Jat Heiligenftadt ſchon 1022 dem Erzſtift zu . gehåret. Die Mark Duderſtadt , das Umt Gie. boldehauſen , das Gericht Bernshauſen , und an . dere Stücke gerechnet worden , haben die Herzoge ſu Grubenbagen beſeſſen , und iſt vom
H. Otto
gog Heinrich , mit dem Zunamen von Griechen . land , welcher für ſich von derſelben befaß , und dern ſeine Brüder die andern ş verpfändet hatten , überließ ſie 1334 , mit Vorbehalt der Wiederein . ldſung, Pfandsweiſe an Erzbiſchof Balduin zu Maung, für 600 Mark Silbers , einbediſcher Währung. 1563 thaten die Herzoge Ernſt, Wolf gang und Philipp zu Grubenhagen dem Hodzſtift und Domkapitel eine Loskündigung , welche aber nicht
1
dem Kind von der Xebtiſſinn Gertrud zu Quedline burg für 500 Mark Silbers erfauftworden . Hers
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nicht angenommen wurde. Endlich erfolgte 1692 ein Vergleich , in welchem der Herzog und nachmalige Churfürft Ernſt Auguſt zu Braunſchweig - Låne. burg , ſeinem Anſpruch auf obgedachte eichsfeldi. ſche Stücke , und der Churfürſt zu Maynz ſeinem Gegenanſpruch auf gewiſſe Diſtricte und Derter des braunſchweig - lüneburgiſchen Hauſes entfagte . Von 1757 bis 60 hat das Eid ;sfeld im Krieg viel erlitten . Der Churfürſt läßt es durch einen Statt: balter regieren , deſſen Stelle ein Verweſer vers tritt. Zu Heiligenſtadt ſind die höchſten weltlichen Gerichte : nämlich die Landesregierung, welche die politica, publica und criminalia verſiehet : das Oberlandgericht, an welches von den Äemtern , adelichen und eldſterlichen Gerichten appellirtwird, und vor welchem der Adel und andere privilegirte Perſonen in erſter Inſtanz ſtehen , (in benden hatder Statthalter oder deſſelben Verweſer den Vore fig ;) Ferner das churfürſtliche Landſteueramt, und das churfürſtliche Forſtamt. Die Ram : mer ſtellt der jedesmalige Landſchreiber vor. Den neun Amtsvogteyen ſtehen Amtsvogte vor, wele chen Amtsrichter und Amtsſchreiber zugeordnet ſind , ſie heben auch die Steuern , Zinſen und an . dere churfürſtliche Einkünfte. Es giebt auch ſechs flöſterliche und 15 adeliche Gerichte. 5.7. In Anſehung der Landesanlagen , iſt 1688 unter den Landſtånden verglichen worden , daß zu jedem
1000 Rthlr. die Geiſtlichkeit geben
rolle 100 Rthlr. die Ritterſchaft 218 Rthlr. die Stådte Heiligenſtadt und Duderſtadt 182 Rthlr , und die úbrigen 500 Rthlr. die landésfürſtlichen Xem m 4
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Die geſammten churfürſtlichen Einfünf.
te von dieſem Lande , belaufen fich jährlich auf 80 bis 90000 Rthlr. wovon die Contribution etwas über die Hälfte betrågt. S. 8. Im
obern Eichsfeld bemerken wir
I. Folgende Stadte. 1. Seiligenſtadt , die Hauptſtadt des Landes , liegt an der Leine , in welche hierelbft die Geislede fließt. Sie iſt der Siß der Statthalterey und der höchſten weltlichen Gerichte , hat ein von Quaderfteinen roon erbautes Schloß, aufwelchem der Verweſer des Statt: halters wohnt, auch die Regierung und das Landges richt fich verſammlen , ein churfürſtliches Stadtgericht, einen Stadtrath , ein Collegiatſtift , welches dem heis ligen Martin gewidmet iſt , und 3 Kirchen . Das ehes malige Jeſuiter - Collegium , wurde 1575 geſtiftet. 1739 brannte ſie faſt ganz ab , iſt aber regelmäßiger wieder gebauet. 2. Stadt-Worbis , ein Städtchen , mit einem Franziscaner Kloſter . Bey demſelben entſteht der Fluß Wipper. Es wird Stadt- Worbis zum Unterſchied von den nahgelegenen Pfarrdörfern Breiten - Worbis und Kirch -Worbis genannt. Vor demſelben ward 1778 eine Lederbereitung angeleget.
II. Folgende Amtsvogteyen : 1. Die Amtsvogter Saarburg , hat ihren Namen von einem wüſten Schloß , und ihren jeßigen Siß bey Stadt - Worbis . Unter den rechs Dörfern , welche dazu gehören , ſind die Pfarrodrfer Bernteroda, Brei: ten :Worbis , Gernroda und Kirch -Worbis . 2. Die Umtsvogtey Scharfenſtein , begreift 5 gans ze und 2 halbe Dörfer . Die Pfarrdörfer find : Beu : Steinbach , Win : ren , Birkungen , Leinefeld , geroda . 3. Das Amt Gleichenſtein , erithålt I ) Gleis
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I) Gleichenſtein , ein ehemaliges feſtes Berga ſchloß. 1647 wurde es von faiſerlichen , und 1648 von ſchwediſchen Kriegsvšífern eingenommen . 2) Dingelftådt, ein großer Fleefen an der Un ftrut, brannte 1714 'meiſtentheils ab. 3 ) Neun Dörfer und ein halbes , unter welchen die Pfarrddrfer Beberſtått , Selmsdorfi Kühlſtått, Silberhaufen , Wachsſtått, find. 4. Das Amt Biſchofſtein , hat zehn ganze und zivey halbe Dörfer , darunter die Pfarrdörfer lens genfeld und Bartlof find. Zu Groß - Bartlof ist eine Raſch - Etamin - und Wollen - Pearch - Manufaftur: Raſch , fieng Batentin Degenhard , Etamin, deſſelben Sohn Johann Degenhard , und Wollen : Prüfd des legtern Schroiegerſohn Johann Martin Fromm an . 5. Das Amt Greifenſtein , beſteht aus 4 Dörfern , unter welchen das Pfarrdorf Riſtungen iſt. Es ift mit dem Amt Bifchofftein verbunden . 6. Das Umt Tre furt. An der Stadt und dem Amt Treffurt an der Berra , hat Chur - Mannz ein Drittet. inter den 4 Dörfern dieſes Amts , iſt das Kirchdorf Wendehaufen . Unten, bey Heffent, f8mmt ein mehreres davon vor. Anmerk. Der chur firſtlich maynziſche Vogt zu Treffurt, verſieht auch die außer dem Eichsfeld beles gene ganerbſchaftliche Vogtey, zu welcher die Derter Ober- und t7ieder - Dorla und Langula gehören. 7. Das Au. Ruſtenberg , hat 15 ganze Dörfer, zwey halbe und ein Drittel. Das alte Schloß Rue ſtenberg , welches ehemals feft geweſen iſt, und auf welchem ehedeffen die Oberamtleute gewohnt haben, liegt auf eisiem hohen Berg , an deſſen Fuß ein neues anſehnliches Schloß erbauet worden . Die Pfarrbörs fer find Rreugeber , Geisleden , Kirchganoer , Xen : gelroda , Riſtefeld, Simeroda, udra, Weſthauſen . Die 7ůhlenvogtep hat die Früchte aus dem Umt Ruſtenberg im Namen des Churfürſten zu erheben .
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UI, Fola
Der chur - rheiniſche
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III. Folgende geiſtliche Stiftungen und ihre Gerichte. 1. Reiffenſtein , eine Ciſtercienſer. Abtey , deren Albt Primas der Landſtånde im Eichsfeld iſt, wenn der Geroba es nicht iſt. Sie befißt die rålat von Dörfer Barthlof, Saufen und Ralmeroda , welche ein eigenes Gericht ausmachen , und bereßt und vers fiehet mit ihren Religioſen fieden Pfarren . Sie hat auch ein zwiſchen Beuren und Kalmeroua gelegenes Gut, Namens Beinroda , welches mit einer Mauer umgeben iſt , und einem Klofter ſehr ånlich fiebet. 2. Beuren , ein Ciſtercienſer Nonnenkloſter an der Leine, hat eine Hebtiſſinn und einen Probſt. Es ges bort deinſelben das halbe Dorf Winnigeroda , über welches eß die Gerichtsbarkeit lar. 3. Anroda oder Anneroda, ein Ciftercienſer Nons nenkloſter an der Unſtrut, hat eine. Uebtiſſinn und eis nen Probft , und ein Gericht , zu welchem die Dörfer Bebendorf und Bickenrida geboren . 4. Zell , ein Benedictiner Nonnenkloſter , hat eine Qebtiflian und einen Probſt, und ein Gericht, welches fid ) über die Kirchdorfer effeldra und Struth er ftredet. 5. Súlfenberg , Mons Salvatoris , ein berühmter Wallfahrtsort auf einem Berg , auf welchem ehemals der Gdge Stuffo verehret worden , daher er den Nas men Stuffenberg bekommen hat. Er .ehört dem Klos fter Anroda . IV . Folgende adeliche Gerichte. 1. Das Gericht der von Bodenhauſen , erſtreckt fich über die D & rfer frepenhagen , Rohrberg, ein Pfarroorf , Schactebeck und Streitholz. 2. Das Gericht der von Bodungen , über das Pfarrborf Martinfeld . 3. Das Gericht der von Búlzingelowen , über die D &rfer Biſchbagen , Glaſlehauren und Schonau . 4. Das
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Die chur -maynziſchen Länder.
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4. Das Gericht der von Görz , über das Dorf Vollenborn , s . Das Gericht der von Sagen , über einen Theil der Pfarrborfer Deuna und Orſchla oder Orſella , und über das Pfarrdorf Subſtatt. 6. Das Gericht der von Saarſtall, über die Hälfte der Dörfer Cathrinenberg und Diedorf, welche fie mit dem Amt Biſchofftein gemeinſchaftlich beſigen.. 7. Das Gericht der von Sanſtein , diber die Dors fer årenshauſen , Dießenroda , Eyſtruth , frettes roda, Gerwershauſen , Sohengandra , ein Pfarrdorf; Lehna oder Lehgen , Lindewerra, Maderoda, tZeus reffen , Xhimbach , Xhorig , Schönhagen , Schwoh : feld , Thalwenden , Töpfer , gemeiniglich Windiſch : mare , Wahlhauſen , Wershauſen ; die Pfarrdörfer Wieſenfeld und wuſtheuteroda . 8. Das Gericht der von Beudel , über das Dorf Sildebrandshaurers. 9. Das Gericht der von Knorr , über das Dorf Leuendorf. 10. Das Gericht der von Linſingeit , über das Pfarrdorf Burkefeld und Dorf Burgwald . 11. Das Gericht der Grafen von Oſtein , diber das Dorf Bernteroda, und die Hälfte der Dörfer Rals ten : Bbra und Dieteroda .
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12. Das Gericht des fürſtlichen Sauſes Schwarz burg , über das Dorf Gerteroda oder Gårteroda , und über die Hälfte der Pfarrtfrfer Deuna und Orſchs la oder Orfella . Die Burg Gårtaroda, ift halb churs maynziſch und halb churſächſiſch Lehn . 13. Das Gericht der von Weyers , über die Dörs fer Steinheutheroda und Volkeroda .
K... Jm untern Eichsfeld iſt zu bemerken I. Duderſtadt, eine Stadt an der Hahle,wels che der Siß des Commiſſariats ober geiſtlichen Ges richts ift. Man findet hier ein Stadtgericht und einen Stadtrat ), unter welchem ii Dörfer ſtehen , ein Ur feliner
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Teliner Nonnenklofter , deffen Vorſteherinn würdige Mutter genennet wird , und alle drey Fahre abwechſelt, wey Pfarrfirchen und noch eine andere Rirche . Die gange Bürgerſchaft war in der Mitte des rechzehnten Jahrhunderts lutheriſch , es find auch noch viele ku theraner daſelbſt , welche nach dem Dorf Wenda oder Wollershauſen in die Kirche geben . Die ſtårEfte Nab: rung bringet der Bierbrau ; es wird auch mit Tabak und andern Sachen gehandelt. Die Dörfer, die unter dem Stadtrath ſtehen , find: Breitenberg , ein Pfarrdorf ; Brochlhauſen , fuhr: bach , ein Pfarrdorf; Gerblingeroda, ein Pfarrdorf; Silkeroda , Immingeroda , ein Pfarrdorf ; Langen : hagen , Mingeroda , tejfelroda , ein Pfarrdorf; Tiftlingeroda , Weſteroda.
II. Folgende Umtsvogteyen . 1. Die Amtsvogtey Gieboldehauſen , in welcher 1) Gieboldehauſen , ein Flecken an der Nume. 2 ) Funfzehn Dörfer , unter welchen die Pfarrs d8rfer Bernshauſen , Crebeck , Deſingeroda , Oberns feld , Renshauſen , Rollshauſen , Rudershauſen , Xumſpring , Seeburg , Stålingen , Wolbranos hauſen , find. 2. Die Umtsvogter Lindau , in welcher 1 ) Lindau , ein Flecken an der Rume. 2 ) Bildshauſen , ein Pfarrdorf an der Rume, welches ebedeſſen dem Hochſtift Hildesheim zugeho ret hat. III. Folgende Klöſter und ihre Gerichte. 1. Geroda oder Gerroda , eine ſehr reiche Benes dictiner Abtey , deren Abt Primas der Landſtånde ift, wenn es der Prälat zu Reiffenſtein nicht iſt. ES bat die Gerichtsbarkeit über die Pfarrdörfer Biſchof: roda, Solungen , Jugenbach , Lúderoda andWeiß renborn , bereßt und verſieht auch dieſe Pfarren , und die Pfarre zu Struth durch ſeine Religioſen . 2. Tei
Das Erzſtift Trier.
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2. Teiſtungenburg , ein Ciſtercienſer Nonnenklos er , eine halbe Stunde von Duderfladt belegen , hat ine lebtiffinn und einen Probſt , und die Gerichts arkeit über das Pfarrdorf Beſtendorf.
IV. Folgende adeliche Gerichte.
I. Das Gericht der von Weſterhagen , aber die Dfrfer Berlingeroda , ein Pfarrdorf; Brehne , Eis ( ingeroda , ein Pfarrdorf; ferne , Sundeshagen , Teiſtungen , ein Pfarrdorf ; und ein Drittel von Rheinolderoda . 2. Das Gericht der von Winzingeroda , über die Dörfer Raltohnfeld , Kirchohmfeld , 'Taftungen , Wehnda, Winzingeroda, und ein Drittel von Xheis nolderoda .
Das
Erzſtift
$.
Trier .
i.
on dem Erzſtift Trier, bat Johann von Scil Vor de (Scillius) in åltern Zeiten , nachmals aber Gerhard Mercator auf churfürſtl. Befehl eine andere Charte gezeichnet , welche der Grund von allen neuern iſt , die Friedrich de Witt, Gerh . Valk, J. de Ram ; Sanfon und Jaillot auf 2 Bogen , Bomann , Viſſcher , Seutrer, und andere geſtodyen baben , und welche auch den Tis Die homanniſche iſt tel des Moſelſtroins führen. Tim Atlas von Deutſchland die 41 ſte Charte. 10: hann Georg Walthers Charte auf 2 Bogen iſt etwas beſſer , als die vorhin genannten . I. 2. Es grånzet gegen Abend an das Herzoge thum Luxemburg , gegen Mittag an das Herzog thum
558 thum
Der
chur - rheiniſche Kreis.
Lothringen , gegen Morgen an einige chur.
pfälzifdye Lånder des ober - rheiniſchen Kreiſes, an die heſſen - rheinfeldiſdien und naſſauiſden Lande, gegen Mitternacht an das Erzſtift Coln , und un .
2 terſdjiedene Herrſchaften . Die Långe deſſelben wird einige 20 Meilen betragen ; die Breite ift ſehr unterſchieden . Brower ſchåßet die Långevon der äuſſerſten Gränze des Amts Sarburg bis an die äuſſerſte Grånze des Amtes Camberg auf 130000 Schritte , und die größte Breite, welche er von Saarburg bis an die Eiffel nimmt, auf 90000 Schritte ; beſtimmet aber nicht,'was er für Scritte menne. 9. 3. Es iſt ziemlich bergichtund waldicht, hat zwar gute Viehweiden , und in vielen Gegenden fruchtbare Aeder, bedarf aber doch Zufuhr von Getreide ; hingegen iſt der Weinwadys an der Mo. ſel ſehr betråchtlid , und unter den Moſeler Weis nen ſir:d inſonderheit diejenigen , welche zu Zeltin. gen , Wehlen , Krag , Duſſemund, Chus an einigen andern Orten wachſen , beliebt.
und Es
giebt auch allerley Wildpret, und einige gute Sau erbrunnen , und es ſind Steinfolen , Gallmey , Ei. fen , Kupfer, Bley, Zinn, Silber und Gold zu finden . Die Moſel tritt aus dem Herzogthum Luremburg in diefes Erzſtift, nimmt ſogleich auf der Grånze die Sarr , und bald hernach den Ryu Fluß auf, durchſtrómet den größten Theil der tries riſchen Lande mit vielen Krümmungen , inſonders heit zwiſchen den Bergen , und fällt endlich bey Coblenz in den Rhein , der vorher ſchon die Lahn , (Logana) aufgenommen hat. DieſeStrd. me
Das Erzſtift Trier. me find dem
559
Erzſtift fowohl zur Fiſcheren , als zur
Schiffahrt, fehr vortheilhaft . . 4. Das Erzſtift enthält 29 Städte.
Der Adel , welcher in demſelben wohnet, und faſt den dritten Theil der in dem Erzſtift belegenen Gürer beſiget und genießet, iſt durch einen Vergleich von 1729 für Reichsfrey und unmittelbar erfannt wora Den . Die Landſtånde beſtehen alſo 1) aus den Prälaten (Clerus fuperior) und der Cleriſey ; ( Clerus inferior ;) jene ſind die Aebte zu S. Ma. rimin , zum Laach oder Lod ), zu den heiligen Mår. tyrern
in
Trier , zu S. Martin , zu Sayn , zu
Himmerode, der Dechant zu S.Florin in Coblenz, zu S.Paulin , zu S. Simeon in Trier ; zu S. Caſtor in Coblenz; zu S. Caſtor in Carden ; zu Münſter -Meinfeld, zu Pfalzel, zu Kylburg . Die Clerifen aber beſteht aus den Landdechanten zu Trier , Kylburg , Piſpord , Zell , Perl, Merzig , Wadril, Ditfirch , Engers , Ochtendung und Boppard. 2 ) Aus den Städten Trier, Coblenz, Boppard , Ober - Weſel, Zell, Cochem , Monta . baur , Limburg, Berncaſtel , Witlic , Münſter Meinfeld , Manen , Sarburg , Pfalzel. Der Abe zu S. Marimin iſt Primas der Landſtånde., und fiwohl im obern als niedern Erzſtift iſt ein geiſtli thes und ein weltliches Directorium derſelben . Sie werden durch den Churfürſten zurımmen ben rufen , welcher zu gleicher Zeit dein Domkapitel dieſe Zuſammenberufung anzeiget , damit daſſelbe nach Belieben Deputirte zur Anhörung der Land. tags . Propoſition abſchicken könne, welche abece nach Anhörung derſelben ſogleich abgeben . 8. 5 .
560
Der
S. 5. Die
chur -rheiniſche Kreis. churfürſtlichen
Unterthanen
ſind
der römiſch · fatholiſchen Kirche zugethan ; doch find an einigen Oertern , welche Chur ) Trier mit andern Häuſern gemeinſchaftlich beſikt, auch evan . geliſche Unterthanen , und im Anfang des 1784ſten Jahres verſtattete der Churfürſt , mit Beyſtim . mung des Domkapitels , allen Reformirten und Der ganze Lutheranern frene Religionsübung. biſchöfliche Kirchſprengel, welcher ſich aber viel weiter erſtrecket, als die erzſtiftiſchen Lande , iſt in 5 Archidiaconate abgetheilet, welche ſind : das größere Archidiaconat, oder S. Peter zu Trier ; S. Lubentii zu Ditkirchen ; S. Caſtor zu Carden ; S. Agatha zu Longvic, und S.Moriß zu Tholey . Zu denſelben gehören 20 Decanate , oder Land: Dechaneyen , welche von alten Zeiten her auch In dem Erzs Chriſtenheiten genennet worden . ſtifte ſind noch 16 Abteyen , und 22 adeliche Stif ter und Kloſter . 5. 6. Die alten Treviri, von welden die Hauptſtadt und das Land den Namen hat, ſind bis in das vierte Jahrhundert der Herrſchaft der Römer , und nachmals der Bothmaßigkeit der Franken unterworfen geweſen . In den Theilun. gen , welche Kaiſers Ludwig I Söhne und Nacha kommen vorgenommen Şaben , iſt dieſes Land in Jahr 855 zu dem Königreiche Lothringen geſchla. gen , und 870 dem deutſchen Könige Ludwig zu Cheil geworden , auch ſeit der Zeit bey Deutſchland geblieben . Den Urſprung des Bisthums Trier ſuchen einige im erſten , andere aber im dritten Jahrhundert, und noch ungewiſſer iſt , welches unter
Das
Erzſtift
Trier.
561
welcher unter den trieriſchen Biſchofen zuerſt zum Unterdeſſen wird Erzbiſchof erhoben worden ſey . doch die trieriſche Kirche für die älteſte in Deutſch land gehalten . 6.7. Ein Erzbiſchof zu Trier wird durch das daſige Domkapitel erwählet , und beſchwörer eine ihm von dem Domkapitel vorgelegte Capitulation . Der Pabſt beſtåtiget dieſe maßen , und trägt einem
Wahl gewohnlicher .
von dem
neuerwählten
dazu erſehenem Biſdof auf, ihn einzuweihen . Für Annaten ſoll ein neuer Erzbiſchof ehedeſſen 7000 Fl. an die påbſtliche Kaminer bezahlet haben , die jebigeSumme foll aber größer feyn . Die Suma
15 me, welche für das Pallium iſt unbekannt.
tes
geloſet werden muß ,
S. 8. Der erzbiſchöfliche Titel iſt : Von Gots Gnaden Erzbiſchof zu Trier , des heil.
rėm . Reichs durch Gallien und das König reich Arelar Erzkanzler und Churfürſt , Ad miniſtrator zu Priim . Das beſtåndige Wa pen , iſt ein gevierter Sdyild , in deſien obern Fela de zur Rechten , und in dem
untern Felde zur Lin .
fen ein rothes Kreuß im filbernen Felde , wegen Trier ; hingegen im obern Felde zur Linken , und im untern Felde zur Redyten ein weißes Lamin mit einem Fåbnlein , darinn ein Kreuß iſt , auf einem grünen Hügelim rothen Felde,wegen Prům , zu ſehen . $. 9. Der Erzbiſchof zu Trier iſt der zweyte geiſtliche Churfürſt. Bey der Kaiſerroahl übere giebt er dem Churfürſten zu Maynz die abzuſchwd. rende Formel des Wahl. Eides. Er hat bey der Nn Kate 6 Th . 74 .
562
Der chur- rheiniſche Kreis .
Kaiſerwahl die erſte Stimme. Ueber den Urſprung des trieriſchen Erzkanzler : Amts wird eben ſowohl, als wegen der Provinzen , über welche es ſich ers ſtrecket, geſtritten . Man iſt auch darüber nicht einig , ob es an gewiſſe Geſchäfte oder Gegenden gebunden ſey . Einigemennen , Chur- Trier habe zu allen Zeiten und an allen Orten , wo ſich der Kaiſer aufhalte , alles dasjenige auszufertigen , was die Provinzen , welche zu Gallien und zu dem Königreich Arelat gehören , angehe. Andere aber glauben , es fommedarauf an , ob der Kaiſer ſich in einem unter daş chur - trieriſche Erbfanzler-Amt gehörigen Lande aufhalte oder nicht ? Es iſt aber dieſes Erjkanzler- Amt ſeit einigen Hundert Jah: ren nicht ausgeübet worden , und weil von den Provinzen , weldje unter daſſelbe gehörten , eine nach der andern von dem deutſchen Reich abgeriſ fen wird , ſo werden die Fålle , da es ausgeübet werden könnte , immer feltener : daher für einen bloßen Titel zu achten iſt . §. 10. Als Churfürſt, hat der Erzbiſchof zu Trier auf Reichstagen in dem Churfürſten - Rath Siz und Stimme. Der chur - trieriſche Reichs matrikular - Anſchlag foll 26ý zu Roß und 122 $ ju Fuß oder 806 Fl. 40 Kr. feyn . In Anſehung des Erzſtifts Trier iſt er ein Stand des chur - rheini fchen Kreiſes , und hat in demſelben die zweyte Stelle , nåmlich nach
Chur -Maynz.
Vermoge
des weſtphäliſchen Friedens harer das Recht, zwey katholiſche Kaminergerichts - Affeffores zu pråſen tiren ; weil aber die Anzahl der Afeſſoren 1719 auf die Hälfte verinindert worden , ſo ernennet er nur
Das Erzſtift Trier. nur
einen
Affeſſor ,
der unter allen
563 Affeſſoren
der zweyte in der Ordnung iſt. Zum Unterhalt des Kammergerichts giebt er wegen des Erzſtifts zu jedem Ziel 811 Rthlr. 58 Kr. $. 11. Des Erzbiſchofs zu Trier Suffragan ten , ſind die Biſchöfe zu Mek , Tull und Verdun . Der Churfürſt iſt auch Primas ; wenn aber dieſer Primatangefangen ? und worinn er beſtanden ha be ? wie weit er ſich erſtrecket ? und was er noch jegtbedeute ? darüber ſind die Schriftſteller nicht einig . 5. 12. Das Domkapitel zu
Trier , beſteht aus
dem Domprobſt , Domdechanten , 5 Chor- Bis ſchofen , 9 Capitularherren , und 24 Domicellars Herren .
Alle Domherren müſſen wenigſtens aus alten adelichen Geſchlechtern gebürtig ſeyn , und IÓ turniersmáßige Ahnen erweiſen können . Des
Domkapitels Titel iſt : Domprobſt, Domdechant und Kapitel eines hohen Domſtifts Trier. S. 13. Es ſind auch 4 Erbåmter des Erzs Das Erbmarſchall - Amt ſtifts vorhanden . hat das gråfliche Haus von Elz Kempenich ; das ierbkammerer - Åmt die freyherrliche Familie von Keſſelſtadt ; das Erbtruchfeffen - Amr die Grafen von der Leyen ; und das Erbſchenkens Amt die Familie von Schmidberg . $. 14. Das höchſte Landes- Collegium heißt die Geheime Staats - Conferenz, in welcher zwey Conferenz-Miniſter , und dren geheime Staatsråthe figen . Die Landesregierung iſt mit einem Kanzler , Geheimen und Regierungs Råthen beſegt.
Das Reviſionsgericht beſteht Nn 2 aus
che s niſ r i n ei u e 5 ch - rh D Kr åth.e r s n r o o iſi ect r d s inem au e Diiurs , vie Rbeev un r gen l a n e m u o a ſ e An ndzaſ Act . ein gel die Pres a en en e t d t fg ſ n ſ n r z n ſ inn de le ce In vo de be ift So e t t n r h er s ſ e ric , der e ein imer-Obe -iEfrtz zuenTzri , r t d l e ſ d ſt , un das and e im Nie Ertzen zu Cob ein dt ich d n elch å n n r n n t o e e e u a w rn v in d S idrt G d e te ell d r ey s wn latſind aud )nd un Hicehme ahppte wi . iE ze a l a c c t h i i r ſ r f r e gei ch Ge od Of vo ft , li er ür as ber- rzſti s d n näm , ein znuz Tri d f u , E O ft der le s ſti ein zu Cob für das Nie Erz . 64
er
g . 15. Die churfürſtlichen Kammereinkünfte find durch Churfürſten Franz Georg merklich ver: beſſert worden , und
die
geſammten
churfürſtl.
Einkünfte betragen jährlich ungefähr 300000 Fl. Die Steuern werden von den Landſtänden aufden 1714 haben die Landſtåns Landtageu bewilliget. de fich mit einander verglichen , wie . und nach welchem Verhältniß die dem Landesfürſten jährs ic " zu bewilligende Beyſteuer von einem jeden Stande abgetragen werden ſolle ? Es folle nämlich von jedem Ehepaar jährlich ein Gulden rheiniſch , von Verwitweten aber | Fl."und von
jeder Naha
rungsart , als Kråmern , Handwerkern , Gaſthal tern sc. etwas Gewiſſes bezahlet , und die daraus erwachſende Summe zur Abfürzung der bewillig ten Benſteuer von dem weltlichen Stand allein und vor = abgetragen werden , auch der geiſtliche Stand von der Fourage , welche der
Landesfürſt etwa
ausſchreiben mögte , befreyet bleiben ,
hiernacht
aber alle geiſt - und weltliche Güter, Zehnten , Zin ' ſen , Renten und Gefälle , wie die Namen haben , obne
Das Erzſtift Trier.
565
ohne Unterſchied ( die Häuſer allein ausgenommen ,) gleich angeſchlagen werden. $ . 16. Das Erzſtift hat regelmäßige Soldas ten und, landmilik : jene beſtehen zu Friedenszei tev und ordentlicher Weiſe nur aus den Kreistrup pen , die Chur - Trier zu unterhalten hat , und die bis 1200 Mann betragen . Der Ehurfürſt hålt u auch eine Leibgarde von 40 Mann . $ . 17. Das Erzſtift beſteht aus zwey Theilen ,
nåmlich aus dem obern und untern Erzſtift.
1. Das obere Erzſtift.
1. Trier , franz. Treves, lat. Treveri , Treveris, oder Treviris, Auguſta Trevirorum , die Hauptſtadt des Erzſtifts , liegt in einein langen angenehmen Thal, ( Vallis Trevirenfis in it: funden, ) zwiſchen zwey Bergen an der Morel, liber welche eine uralte und dauerhafte fteinerne Bricfe gebauet iſt , die auf ſtarfen r &mifchen Grundpfeilern von Quaberfteinen ruhet. Die Stadt iſt uralt ; ihr Alter reichet aber lange ſo weit nicht hins aus , als es gemeiniglich gefest wird. Endefien ift fie lange vor Chriſti Seburt ſchon eine mächtige Stadt der Trever oder Trierer geweſen. Nacmals haben die alten römiſchen Kaiſer hieſelbſt eine Wohnung gehabt ; fie iſt auch die Hauptſtadt des erſten Belgiens , und ſchon unter R. Conſtantin dem Großen die Hauptſtadt von ganz Gallien geweſen. Fin Jahr 410 iſt ſie zweys mal , und 411 und 415 aberinals verwüſtet worden . Ums Jahr 458 fam ſie von den Rismern unter die Herrſchaft der Franken . Unter den auſtraſiſchen Ko nigen , war hier ein Sdnigshof, in welchem ſowohl -1 unter den frånfiſchen Königen , als noch lange hernach , Pfalzgrafen gewonnet haben , wie denn noch heutiges Tags nicht weit von dem Pallaſt ein Ort iſt , welcher auf dem Grafen , die Straße aber , welche von Dar zum Pallaſt führet, die Pallaftsafle genennet wird . Von Nnl 3 3
566
Der chur - rheiniſche Kreis .
Von dein ehemaligen römiſchen Schauplaş , bey der auch råmiſchen alten Pforte, Cehedeſſen porta alba ) ift jeßt wenig mehr zu ſehen , welches heutiges Tages Cas Reller genennet wird . Die Stadt iſt weder an Håuſern noch Menſchen zahlreich , fie hat aber doch einen anſehnlichen Umfang, weil ſie große Gårten auch etwas Uderland in fich faſſet. Den erzbiſchöflichen Hof oder Pallaſt bey der Cathedralkirche, an welchem noch etwas altes von römiſchen Merkmalen zu ſehen ift , hat Churfürſt Franz Georg zum Theil neu erbauet, ein Theil deſſelben aber iſt von Franzoſen verwüſtet. Die Cathedralkirche zu S. Peter ftehet auf einem Hüs gel , und iſt ein großes aber unregelmäßiges Gebäude. Die Collegiatkirche zu dem heil. Simeon , iſt in Anſe bung ihres untern Theils ein vor den Zeiten der Ro mer von großen Quaderſteinen ohne ſichtbare Verbins dungsmittel, aufgeführtes Gebäude , und wird wegen des ehemaligen Gebrauchs zun: Thor , und wegen der ſchwarzen Farbe , porta nigra genennet. Vor der Stadt iſt das Collegiatftift S. Paulin . Noch find hier 5 Pfarrkirchen , 6 Mönchen- und 10 Nonnen ; Kloſter , das erzbiſchofliche clementiniſcheSeminarium , ein adeliches Collegium , welches regelmäßig und ans Rehnlich gebauet iſt, ein ſchön gebauetes Haus des deuts ſchen Ordens , mit einem anſehnlichen Garten an der Morel , und ein Johanniterhof. Zur Errichtung der hieſigen Univerſitåt , find ſchon 1454 påbſtliche Privi legien erfolget ; ſie iſt aber erſt 1473 recht zum Stande gebracht, 1535 erneuert, 1722 verbeſſert, und nach der Aufhebung des Geſuiterordens, in das hieſige chos ne Collegium derſelben verleget worden , hat auch Eins fünfte und die Bibliothek deſſelben bekommen . Die Stadt roll, der gemeinen Meynung nach , ehedeffen eine Reichsſtadt geweſen ſeyn , hat auc einen beſon dern Matrikularanſchlag gehabt ; es hat aber 1585 ein Urtheil der zum Austrag erwählten Churfürſten , und vom Raiſer ernannten Reichshofråthe, fie der chur - trieriſchen Landeshoheit unterworfen zu ſeyn er: flårt,
Das Erzſtift Trier .
567
klärt , welche auch der Churfürſt gleich darauf in der Stadt nachdrücklich ausgeübet. Das Feld Horreum oder ad horrea , in welchem das Benedictiner Nonnen kloſter von Dagobert vierzig Hufen geſchenket bekom men , hat vermuthlich ſeinen Namen von römiſchen Scheunen . Der Wein , der um und unter Trier an der Moſel wachſet, wird für den feinſten Moſler Wein gehalten . Zu der Stadt und ihrem Gebiet werden leve und Sevenich gerechnet : Cůrenz aber ſteht unter der Ge richtsbarkeit des erzbiſchöflichen Pallaſis in der Stadt. Außer der Stadt, liegen vier Benedictiner Abteyen, von welchen die zu St. Maximin hernach vorkommt, die übrigen fiud 1 ) S. Martin , am nächſten bey der Stadt , (in Urkunden , infra ciuitatem ,) die geringſte unter allen , deren Weinberge zu Grach , ftarfe Weine geben . 2) S. Matthåi , ' eine kleine halbe Stunde von der Stadt , in einem angenehmen Thal , unweit der Mos fel. Sie ſtebet in alten Reichsmatrikeln mit einem bes ſondern Anſchlage , und hat das Grundgericht in 5 Dörfern des Aintes Sarburg , und zu Pilmar im Amte Limburg . 3) Zu den heil. XIFårtyrern , ad S. Martyres, oder ju Š. Mårgen , dicht an der Morel, welche neu ge bauet ift , ſo daß die Kirche und Wirthſchaftsgebäude 1775 ſchon fertig waren. Sie hat viele Lånderegen und Kornzehnten , und drey Stunden von Trier an der Saar gute Weinberge. 2. Das Amit Pfalzel, in welchem 46 Derter ſind. Wir bemerfen
1
1 ) Pfalzel , Palatiolum , ein Städtchen an der Morel , nahe bey Trier , beſtehet aus 2 Theilen, deren einer nach alter Art ziemlich beſeftigt iſt , und hat eine1 Collegiatkirche. Es iſt hier ſchon zur Zeit der Rimer ein Palatium geweſen , welche unter den Franken ein praedium Maiorum domus, und endlich von des från : Nn 4 fiſchen
568
Der chur-rheiniſche Kreis .
fiſchen Kidnigs Dagobert II Tochter Adela , uin das Jahr 690 in ein Nonnenflofter verwandelt worden . 2 ) Conz , ein Flecfen an der Saar, die nicht weit von hier in die Moſel fällt , und über welche hier ehe deſſen eine uralte ſtarke ſteinerne Brüde führte, welche die Confarbrücke und Cungerbrücke genennet wurde, nun aber verfallen iſt. Daß der Ort uralt rey , beweis ſen die 4 Gereße in dem corpore juris romani, die von Concii gemacht worden ſind . 3 ) Die Kirchſpiele Erang , von einem gut gebau : ten Flecken an der Kylb genannt, Cordel , Eufen und Irrch . '
3. Das Amt S.Marimin ,
gehört unter
churfürſtlicher Landeshoheit der Benedictiner Ab tey S.Maximin , welche für die å teſte Ábten Das Kloſter in Deutſchland ausgegeben wird . liegt unweit Trier , und iſt ſehr anſehnlich . 1764 iſt es von den Franzoſen eingeåſchert , aber pråch In der Biblio tiger wieder aufgebauet worden . thef ſind ein Paar hundert alte Handſchriften , uns ter welchen eine von den Evangelien aus dem ach . ten Jahrhundert , mit goldenen Buchſtaben , die Kaiſers Karl des
Großen
Sdweſter Ada hies
þer geſchenket hat, und auch åußerlid, koſtbar iſt . Noch wichtiger iſt das hieſige Archiv , in weldiem viele fråntiſche Urkunden ſind. Der von den Måns djen erwählte Abt , wird unmittelbar von dein Pabſte beſtätiget , und der Abt zahlet dafür 1500 Ecuði. Er ſtehet audy in geiſtlichen Dingen uns mittelbar unter dem Pabſte , wollte auch ehemals ein unmittelbarer Reichsſtand fenn , allein das Kammergericht ſprach ihin ſolches 1570 und 1630 ab ; und endlich verglid er und der
Convent fich mit
Das Erzſtift Trier.
569
mit dem Erzbiſchof, und erkannte die chur: trieris fche Landeshoheit über das Kloſteramt S.Mart min , alſo daß der Churfürſt die Landeshuldigung, Steuern und Appellationen ; der Abt und das Klo ſter aber , das Hoch-Mittel- und Grund - Gericht an den Dertern , wo es das Kloſter hergebracht, die vogteyliche Huldigung, die winkünfte , den Beſik der Regalien , inſonderheit die Ueberfahrts gerechtigkeit über die Moſel bey Schweich , und andere Rechte , außerhalb der hohen Regalien , in deren Beſiß das Kloſter iſt , auch das Begnadi gungsrecht der zum Tode Verdammten haben ſolle . Der Abt iſt alſo ein trieriſcher Landſtand, aber der erſte unter den Landſtånden , und inſonderheit auch unter den Geiſtlichen , und hat in iþrem Nas men die Vorträge ſowohl zu thun , als zu beant. Er iſt auch der erſte Landſtand im Hero worten . zogthum Luremburg , und der jedesmal regierenden römiſchen Kaiſerinn Erzkaplan . jährlichen
Man fchåßet die
Einfünfte der Abtey auf 6000 Ducas
ten ; in den påbſtlichen Kammerbüchern aber ſtehen fie zu 415 Goldgülden angeſclagen . Zu dem Unite gehören , außer S. Marimin , und Dein Flecken , Schloß und Herrſchaft Bettingen in der Eiffel , noch folgende Derter : Bredydt , Bůdelich , ein Kirchdorf ; Degem , ein Kirchdorf ; faſterau , Sell , ein Kirchdorf ; Grünhau , Serl, Iffel, Kenn , Lonquich , ein Kirchdorf ; Lorſch , Lorſcheid , Yzer: tesdorf , t7aurath , Oberemmel, polich , Riol, vor Alters Rigodulum , ein Kirchdorf; ein Thet! von dem Kirchdorf Xuwer , Schönberg, Schweig, ein Kirch dorf, woſelbſt eine Fähre über die Moſel iſt , und Tarforſt .
An :
.
NA 5
570
Der chur - rheiniſche Kreis .
Anmerk. Dieſe Abtey beſißt nod andere Güter außer dem Churfürſtenthum Trier , inſonderheit die unmittelbare Reichsherrſchaft und das Burggrafthum Freudenberg , an der Saar , wegen welcher die Abtey 1772 in die Uſual- Matrikel , und 1774 bey dem obers rheiniſchen Kreiſe , aufgenommen zu werden verlans get hat. 4. Die Pauliner Probſtey , nahebey Trier, iſt 1674 von den
Franzoſen verwüſtet, hernach
aber beſſer wieder aufgebauet worden .
Die Kirche
iſt ſchön , und hat inwendig eine ſehr ſchön gee malte Decke. Die Probſter þat unter churfürſtl. Landeshoheit die Herrſchaft und Gerichtsbarkeit über die Dörfer S. Paulin , Angl, Carel, Lo rig , Löwen , Mahr, Mertęsdorf, Meßdorf, Kuwer , Serzenach . 5. Das Amt Sarburg , von achtzig Oertern . 1 ) Sarbụrg , eine Stadt an der Saar ,mit einem . Rudolph I hat dieſem Orte Stadt feſten Schloß. freyheiten verlieben . 2 ) Die Kirchſpiele tiennig , L7eukirchen , Ober Laucken , Porz , Sůnz, Tavern . In den Dörfern Palzele , Zenich , Selfant, Rommelfangen und Cas den , hat die Abtey S.Matthiå bey Trier, das Grund gericht. 3 ) Die PflegſchaftMerzig oder Verſik . Mit Los thringen ward 1620 wegen des gemeinſchaftlichen Bes fißes der Pflegſchaften Sargau und Merzig ein Vers gleich errichtet , 1778 aber ain iſten Jul. wurden ſie zwiſchen Trier und Frankreich getheilet, alſo daß Frants reich den ganzen Sargau nebſt dem kleinen Stick von Låndgen Merzig , welches jenſeits der Saar dem liegt , Trier aber Merzig , Mercerum , nebſt der ub allein behielt. Nun iſt die Saar von tey Mettloch Fre
Das Erzſtift Trier .
571
Fremersdorf an die Grånze zwiſchen Trier und for thringen.
6. Das Amt Grimburg , von dreyßig Dera tern , unter welchen 1 ) Grimburg , ein Schloß und Flecken . 2 ) Die Kirchſpiele Reinsfeld , Raſcheid , Weise Kirchen .. Bey Důppenweiler iſt ein Kupferberg werf.
i
Anmerk. Das Amt zu Grimburg verkeht aach die churstrieriſchen Gerechtfame an dem Thal izalbach und an dem Eberswald. Dieſer Eberswald iſt eine Herrſchaft in Weſtreich , gwiſchen den trieriſchen , loc thringiſchen , zweybrückiſchen und fponheimiſchen Lan den , und beſtehet aus den 4 Dörfern Sottern , Schwarzenbach , Ogenhauſen und Braunshauſen , Das Erzſtift Trier und die Freyherren von Dürfheim haben denſelben von langen Jahren her , in Anſehung Der Hoheit , Waldungen , Fago , bohen und niedern Gerichtsbarkeit, gemeinſchaftlich bereſſen , die Unters thanen aber mit ihren Gütern ſind vertheilet geweſen . 1748 trafen beyde Theile einen Theilungsvergleich mit einander , fraft Deffen Chur - Trier zu ſeinem Antheil die Dörfer senhauſen und Braunshauſen ; die Freyherren von Dürkheim aber Schottern und Schwarzenbach mit allem Zugehör, hohen, mittleren , niedern und Grundgerechtigkeiten, Unterthanen , Rens ten und Gefällen bekamen : atein , Chur - Trier hat dieſe Sheilung wieder aufgehoben . 7. Das Amt S. Wendel, liegt abgeſondert, und ganz mit fremden Gebieten umgeben . Es
begreift ſiebzehn Derter , sken ſind
von welchen zu bemer:
1 ) 5. Wendel , eine Stadt am Fluß Blies. 2) Das Kirchſpiel Farsweiler,
8. Das
572
Der , chur - rheiniſche Kreis .
8. Das Amt Schmidburg, am Hunsråd, enthält die Oerter Sannebach , Serborn, Wei den , Scheppenbach , Prorſcheid , Laufers: weiler , Pontebach , Sulzbach . Ar.merk . Dieſes Amt verwaltet auch die chur-trie: riſchen Gerechtſame an der Herrſchaft Rhaunen , an weicher Chur - Trier ein Viertel hat , die Wild- und Rhein -Grafen aber drey Viertel habent; doch wollen dieſe jenem die Kirchenrechte nicht eingeſtehen, ja ſie Protefrireit überhaupt über deffelben Mitherrſchaft. Auch verfieht das Amt Schmidburg die churfürſtl. Ge: rechtfame in dein Dorfe Defersweiler und in dem inte Wartelſtein , welches unter trieriſcher Landess hoheit fiebet. 9. Das
Amt Sunold , in
welchem zehn
Elzerath , Saag , Sundſtein, eigentlich Suno'ſtein, ein Schloß 16. Es liegt an dem Hunsrück . Derter find, als :
10. Das Amt Baldenau , liegt auch am Hur:srück , und begreift ſedyzehn Oerter .
1. Das Amt Berncaſtel, in welchem eit Kupferbergwerf iſt, und vorzüglider Wein wächs ret , begreift acıt Derter , inter welchen 1 ) Berncaftel , Tabernae moſellanicae , auch Ca ftellum mofellanum , vor Alters wahrſcheinlich Taber narum caftellum , eine Stadt an der Morel, mit einem feſten Bergichloß. Es iſt hier ein Capuzinerklofter. K. Rudolph I hat dieſem Orte Stadtfreyheiten vers lieben . 20merk. Tabernaruin caftellum und Tabernae, find dein Anſehn nad ) verſchiedene Derter geweſen , der lekte , welcher in des Miſſonius Gedicht liber die Mos fc! vorfomint, hat wahrrobeinlicherweiſe in der Ges send des Stumpfen - Thurms an der Doben römiſchen Straße
1
Das Erzſtift Trier,
573
Straße auf dem mitternächtlichen Theil des Hunsrüc8, 2 Stunden von Berncaſtel, und eine von Kleinid ), geles gen. Hier iſt der rechte unsrück, eine armſelige Gegend. 2 ) Die Kirchſpiele Monzelfeld, Oren , Cus,Grach , deſſen Weinwachs vortrefflich iſt , und Thron , oder Biſchofs : Dhron . 3 ) tZeumagen , Noviomagum , eine kleine Stadt an der Morel, worelbft Conſtantin der Große ein Lager ge habt haben ſoll , gehört dem Grafen zu Sayn und Wit genſtein ,unter trieriſcher Landeshoheit . Auf dein Berge bey dieſem Orte finden ſich Ueberbleibfel eines uralten Schloßfes von rdmiſcher Bauart. Anmerk. Den drey legten Aemtern ſteht nur ein Amtmann vor.
12. Das Amt Wittlich , in welchem Kupfer zu finden iſt , hat 44 Derter. 1 ) Wittlich , Witliacum , eine kleine, nahrhafte Stadt am Fluß Leſer , in einer fruchtbaren Gegend, hat die erſten Stadtfreyheiten vom K. Rudolph i bes kommen . Es iſt hieſelbſt ein Franciſcaner Monchens und Nonnen - Kloſter , ein Kloſter der Trinitarier, und ein großes Hoſpital. 2) Ortenſtein , ein altes churfürſtl. Schloß. 3 ) Philipsfreude , ein Sommerpalaſt , den Churs fürſt Joh. Philipp hat erbauen laſſen , und der 1763 eingeweihet worden. 4) Die Kirchſpiele Piſport , woſelbſt ein Decanat iſt, Winterich , W7ůnheim , Rirchhof, Liſer, Großa lůttig , Reſten , Emmel , Rivenig , Maring , tos vigant , Sontheim , und das Cifiercienſer Nonnenklo fter macheren . 5) Clauſen oder Eberhards - Cluſe , ein Bene dictiner Collegiatſtift , weldes zwiſchen hohen Bergen lieget , und ſehr gut gebauet iſt. In demſelben wird ein berübintes Marienbild verehret , und dahin ftarf gewallfahrtet. Di:ſe Verehrung ſoll 1449 ein Bauer, Namens Eberhard , zuerſt angefangen haben . In der Ses
Der
574
chur -rheiniſche Kreis.
Gegend dieſes Orts ſind die Franzoſen 1735 von den Kaiſerlichen geſchlagen worden . Nicht weit von Claus ren iſt das Kirchdorf Erch ,nahe bey welchem die Trüm mer eines alten Schlofjes zu ſehen ſind . Unmerk. In der Nachbarſchaft dieſes Amts , liegt das ſogenannte Crover - Reich , welches zu der hintern Grafſchaft Sponheim gehårt , und darinn Chur- Trier das Vogteyrecht beriget , wovon unten bey der Grafs ſchaft Sponheim ein mehreres vorkommt. 13. Das AmtWelſchbillig , in welchem 22 Derter find , darunter 1) Welſchbillig , ein Stådtchen , bey welchem ein Kloſter der Kreugbrüder iſt. R. Rudolph I hat dieſem Orte Stadtfreyheiten verliehen . 1 ) Die Kirchſpiele Ittel , Dahlem , Trierweiler ,
Sulm . 14. Das Amt Kylburg , von
16 Dertern ,
unter welchen 1) Rylburg , ein Städtchen am Fluß Kyü , mit einer Collegiatfirche. Hier iſt ein Decanat. 2 ) Die Kirchſpiele Ellenz, Maisburg , Etteldorf. 15. Das AmtSchönecken , von 13 Dertern, iſt eine Herrſchaft, welche Wenzel II König zu Böheim Erzſtift
und Herzog zu Luxemburg , 1384 an das Trier für 30000 Fl. wiederkäuflich vers
kauft hat. Der Hauptort iſt Schönecken , ein
Städtchen .
16. Das Amt Schönberg , von 31 Dertern , unter welchen Schönberg , ein Städtchen , mit einem Schloß.
17. Das Ame Sillesheim ,in welchem Silber zu finden iſt. 1 ) Silless
:
Das Erzſtift Trier.
575
1 ) Sillesheim oder Sildesheim , eine Stadt mit cinem feſten Schloß. Es iſt hier ein Eremiter - Kloſter. 2) Berndorf und Bolsdorf. . 18. Das AmtDhaun, von 61 Oertern . Es þat den Namen von dem Schloß Dhaun , und enthielt ehedeſſen viele gråfliche und adeliche Sige, welche aber heutiges Tags insgeſammt dem Erzſtift zugehören , das Schloß Dhaun ausgenommen, welches haben.
die Grafen von Manderſcheidt zu Lehn In dieſem Amt iſt Silber zu finden.
19. Das Amt Wanderſcheid, von 21 Oer: tern , unter welchen die 11 38 geſtifteteMannsabter Kimmelrode, Ciſtercienſer - Ordens, und die Kirch fpiele Manderſcheid , Deudesfeld , Ziederſtadt: feld , find. 20. Das Amt Ulmen , von 8 Oertern, unter welchen Thal: Ulmen , ein Fleden. Hier iſt ein See, wela cher das Ulmener - Meer genennet wird.
21. Das Amt Cochem ,
von 24 Oertern,
unter welchen 1) Cocheni oder Rochem , eigentlich Kochheim , eine Stadt an der Moſel , mit einem Schloß , welche zuerſt vom K. Adolph an Chur - Trier für eine Summe Geldes verpfändet, nachmals 1298 demſelben voin R. Albrecht zu einem unwiederruflichen Eigenthum ges ſchenket worden , welches f. Karl IV 1376 beſtåtiget hat. 1689 ift fie von Franzoſen im Sturm erobert und verwüſtet, aber hernach beſſer wieder aufgebauet worden. Es iſt hier ein Capucinerkloſter. 2) Die Kirchſpiele Bruttich , Clotten, Condt, el lenz , Gillenbeuren , landkern, Lügerath , tzohren , pommeren , Strogbuſch .
8. Das
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Der chur - rheiniſche Kreis .
22. Das Amt Zell, von 23 Dertern , unter welchen 1 ) Zell im Samm , eine kleine Stadt an der Mos fel , woſelbſt ein Decanat iſt. 2 ) Die Kirchſpiele , Alf , Brem , Bridel, Ediger , Eller , Senheim , Stremich , Treiß . Das Schloß Treiß liegt an der Morel, auf einem hohen und fteilen Hügel. Hier iſt auch Engelport, Porta angelica , ein adeliches Nonnenklofter Pråinonſtratenſer Ordens. 23. Das Amt Haldeneck , von 10 Dertern , wird mit dem vorhergebenden von einerley Amts mann verwaltet. In demſelben ſind die Kirchſpiele Buch , Forſt , wiaſtershauſen , Stremich . Anmerk. Der Amtmann zu Zelle und Baldenec verſieht auch die churfiiritliche Gerechtfame an dem mit den Beribern der vordern Grafſchaft Sponheim und den Grafen von Metternich Beilſtein gemeinſchaftlis chen Gerichte und Kirchſpiele Beltheim .
II. Das untere "Erzſtift, begreift folgende Aemter : 1. Das Amit
Ehrenbreitſtein , von
drey .
zehn Oertern . Wir bemerken folgende. 1 ) Coblenz, Confluentia, die Haptitadt des untertt Erzſtifts , liegt beym Einfluß der Moſel in den Rhein , über welchen leßten Strom hier zwiſchen Coblenz und Ehrenbreitſtein eine fliegende Brücke gehet , liber die Moſel aber iſt eine alte und feſte ſteinerne Bricfe von 14 Bogen erbauet. Die Gegend der Stadt zeigt ſich vortreflich , man mag ſie von der Waſſer- oder Lands Seite betrachten . Es iſt hier nicht nur ſchon zu der Zeit der Römer ein Schloß geweſen , ſondern es haben fich auch die erſten frånfiſchen Könige oft hieſelbſt auf: gehalten . Der ehemalige frånfiſche Königshof, wel: cher in der alten deutſchen Sprache Cophelenci und Cobolence genennet worden , wurie dem Erzſtift 1018 vom
Das Erzſtift Trier.
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vom Kaiſer Heinrich II geſchenfet. Erzbiſchof Urnold II hat die Stadt 1249 mit Mauern uingeben laſſen , und nachher iſt ſie ſtart befeſtiget. Wegen der oberhalb der Stadt angelegten ſchönen Reſidenz und Clemensſtadt, ſind in dieſer Gegend die Feſtungswerke geſchleift wors den. Die Stadt iſt gutentheils wohl gebauet , mag ungefähr 1200 Håuſer , und 10000 Einwohner haben . Sie wird zwar durch einen eigenen Stadtrath regieret, und es werden jährlich zwey Bürgermeiſter erwählet , ein adelicher und ein bürgerlicher ; es hat aber der churfürſil. Ammann zu Ehrenbreitſtein den Vorfiß in dein Stadtrath. Der alte Biſchofshof an der Morel vor der Brücke, hat zwar eine geſunde Lage und ſchine Ausſicht , aber keinen großen Umfang. Das neue churfürfti. Schloß iſt auf einen ziemlich hohen Plage, nahe an der Stadt , und 115 Schritte vom Rhein, 3 Stocwerke hoch erbauet, und hat auf der Rheinſeite 1 die beſte Ausſicht. Es wird demſelben das Wafier durch eine ſehr geſchicht angebrachte neueWaſſerleitung zugeführet, nachdem es auf einem hohen Wafferthürin geſammlet worden. Außer der Hauptkirche zu Unſrer lieben Frauen , find hier zwey Collegiatfirchen , zu S. Caſtor und S. Florin , welcher leßten das Dorf Obers mendig mit dazu gehörigen Unterthanen zu Volkess feld , nebſt der hohen und niedern Gerichtsbarkeit, uns ter churfürſtlichen oberſten Schuß und Schirm , zus ftandig iſt. Auch findet man hier ein erzbiſchsfliches Seminarium , ' ein ehemaliges Jeſuitercollegium und Gymnaſium , 3 Mönchen-und 3 Nonnen - Kisſter. Das Dominicanerklofter an der Morel, iſt das ſchönſte. Die Ausſicht aus der eine Viertelſtunde von der Stadt und Tehr hoch liegenden Karthauſe , iſt vortrefflich . Die Grafen von der Leyen , von Baſſenheim und von Metternich , haben hier anſehnliche Pauåſte. Von der deutſchen Ordensballey Coblenz , iſt weiter unten ein beſonderer Artikel zu finden . 1632 wurde die Stadt von Schweden belagert, und aus der Feſtung Els renbreitſtein von Franzoſen beſchoffen , da ſie ſich denn ergeben 6 Th. 72 .
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Der chur - rheiniſche Kreis .
ergeben mußte. 1688 wurde ſie von Franzoſen ſtark beſchoffen und ſehr verwüſtet , aber nicht erobert. Der Stadt gehören auf gewiffe Weiſe die D & rfer · Lieudorf und Weiß , im Amte Ehrenbreitſtein . Hin ter der Stadt auf einem Berge , auf welchem man eine Der ſchönſten Ausſichten hat, liegt ein Cartheuſer Mannskloſter ,und oberhalb der Stadt aufeiner Inſel im Rhein , das , adeliche Benedictiner Nonnenkloſter. Oberwors . 2 ) Ehrenbreitſtein , eine wichtige Bergfeftung am Rhein , gegen Coblenz und deni Einfluß derMoſel über , welche der Schlüffel zur Moſel und zum Rhein iſt. Sie hat einen 280 Schuhe tiefen Brunnen , und eine Kirche. Um Fuß des Felſens , auf welchem ſie angelegt iſt, und am Rhein , liegt das wohlgebauete Stådtchen Thal Ehrenbreitſtein , nahe ber welchem , gerade unter der Feſtung und dicht am Rhein , ein ehemaliges churfürſtliches Schloß iſt, das zwar ein res gelmäßiges Gebäude mit 2 Flügeln , aber wegen des Orts feucht iſt. ' Churfürft Philipp Chriſtoph räumte die Feſtung 1632 unvorſichtiger Weiſe den Franzoſen ein , welche ſie erſt im weſtphåliſchen Frieden zurüd gaben . 1688 wurde ſie von den Franzoſen ſtark bes ſchoſſen . Die Feſtung beſtreicht zwar den Rhein und die Morel , fie kann aber auf der Landſeite von einem andern nabgelegenen gleich hohen Bergewieder beſchof fen werden . In der Stadt iſt ein Capuciner Manns kloſter. 3 ) Unter den eilf D &rfern dieſes Amts , find die Pfarrdörfer Arzbach , Borchem , t7iedernberg , tie derlahnſtein und Capelle , mit dein verfallenen Berg ſchloß Stolzenfels , und dem adelichen Nonnenfloſter Marienrode , Ciſtercienſerordens.
2. Das Amt Bergpflege , von 18 Dertern , unter welchen 1 ) Cunoſtein - Engers und Zoll - Engers , ges meiniglich und aufden Charten Engers , ſchlechthin , ein
1
M
Das Erzſtift Trier.
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ein Städtchen am Rhein , woſelbſt eine Landdechaney und prächtiges churfürſtliches Schloß iſt, welches Chur firſt Johann Philipp erbauet , und ſich zur Gagogeit auf demſelben aufgehalten hat, aber nun verlaſſen fehet. Ehedeffen wurde hier der Rheingoll gehoben , der nun zu Coblenz iſt. An dem Plat des Schloftes ftand ehedeſſen ein alter runder Thurm , von welchem viela leicht der Zunamen Cunoſtein herrühret. 2 ) Die Dörfer Ralten : Engers , Sebaſtian : & ns gers und Ormůr oder Irmiz . 3. Das Kloſter zu Wallersheim mit Ciſtercienſer Nonnen beregt. 3. Die Serrſchaft Vallendar, hat ehedefſen. zu der Grafſchaft Sayn gehåret, und iſt 1294 , bey der Theilung unter den Brüdern Johann und Engelbert von Sayn , dieſem Bebſt Homburg und andern Stů: den zu Theil geworden . 1363 verſeßte Graf Salen tin zu Witgenſtein die Veſte Vallendar, nebſt den Dör: fern Witterſperg, Surle , Veldershauſen , Cudels bach und Silſcheidt, mit aller Hoheit an das Erzſtift Trier. 1386 verpfändete eben dieſer Graf Salentin Die Herrſchaft Vallendar an Dietrich , Herrn zu Run fel , und eben dazumal trat Graf Johann zu Sayn ſein Lehnrecht über Vallendar an den Erzbiſchof zut Trier ab. 1392 verpfåndete legtgenannter Graf von Sayn und Witgenſtein drey Theile der Herrſchaft an das Erzſtift Trier , wovon Graf Georg 1430 ein Drits tel wieder einisſete. 1606 erkannte das Kammergea richt zu Speyer , daß das Erzſtift Trier den Grafen zu Sayn - Witgenſtein, die Wiedereinlsſung der halben Herrſchaft Vallendar zu geſtatten habe: es wurde aber dieſes Urtheil nicht vollzogen . Endlich verglich ſich Chur - Trier mit den Grafen zu Sayn und Witgenſtein 1691 folchergeſtalt, daß legte dem Wiederkauf der Hal ben Herrſchaft, und der Landeshoheit über die Herrs fchaft entfagten , und fie dem Churfürſten zu Trier zugeſtanden ; dieſer hingegen die Do 2
geſammten Grafen
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Der
chur -rheiniſche
Kreis .
ju Sayn und Witgenſtein mit der andern Hälfte der Herrſchaft Vallendar , der Burg daſelbſt, ſainmtailem ihrem Zugehör , wieder belehnte , und ſie berechtigte, in Gemeinſchaft init dem Erzſtift in der ganzen Herr: ſchaft die ordentliche Gerichtsbarkeit , merum et mix tum imperium , fammt allem , was dazu gehåret , aus: zuüben , wie denn das Gericht von bey den Herrſchaften beſtellet und geheget werden , und die Upellation an das churfürſtl. Hofgericht gehen ſolle , wenn die burgerli: chen Rechtshandelwenigfiens 75 Fl. Capital betråfen ; in peinlichen Sachen aber das Gericht zu Vallendar fich bey dem Hofgerichte oder Oberhof zu Coblenzrecht lichen Beſcheids erholen route . Das gråfliche Haus Sayn und Witgenſtein ſollte auch alle und jede aus Sheil bisher gehabs dieſer Herrſchaft zu reinein te, oder durch fernere Verbeſſerung zu erlangende Ein künfte , ruhig und ohne Eintrag genießen , ſich auch in Gegenwart churfürſtlicher Deputirten von den Unters thanen Eid und Pflicht leiſten laſſen , und zu Vallen dar mit Chur - Trier gemeinſchaftlich das Patronat recht haben , und wechſeilweiſe ausüben . Allein , das regierende gråfliche Haus Sayn - Witgenſtein , hat dieſen Vergleich zerriſſen , weil er wider die beſchwor nen Familienverträge laufe ; und es iſt dieſerregen ſchon ſeit langen Jahren beym Reichskammergericht zu Beßlar ein Proceß anhängig . Unterdeſſen verfährt Chur- Trier bis zur Entſcheidung der Sache dieſen Vergleich gemäß . Vallendar , iſt ein großer Flecken , dem die Schif: fahrt auf dem Rhein Gewerbe und Nahrung verſchaft. Unter dem hieſigen Amte ſtehen auch die zur Herr ſchaft Vallendar gehdrigen demter Weitersburg, Maller , woben auf dem Berge das Franciſcaner Nons nenfloſter Beffelich , Söhr und Silſcheid , und von der Grafſchaft Sayn , vermoge Vergleichs von 1652 mit den Gräfinnen Johannette und Erneſtine, der Fies den und das Schloß Sayn , Stromberg,Mühlhofen .
Sayn ,
Das Erzſtift Trier.
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Savn , Schloß und Beſte am Zuſainmenfluß der Sayn 1d Brerbach , nebſt einer Pråmonſtratenſer Mannsabtey . An der Sayn iſt 1770 ein churfürſtl. Cammeral Eiſen- Hiitten - und Hammerwerf anges legt , welches ſehr gutes Eiſen liefert , dazu der Stein Meiſtens aus dem Kirchſpiel Hohenhauſen im Umt Hersbach fommt. Die Dörfer Stromberg und Mühlhofen . Das Kirchſpiel Seimbach , mit den Dörfern Weiß und Gladbach . Die Derter des Amtes Grenſau oder Grenzau , die hernach unter der Aufſchrift Nieder : Frenburg vors und dem Amt kommen, gehåren auch zu der Herrſchaft Vallendar. 4. Das Amt Sersbach , kommt hernach un. ter der Aufſchrift Nieder - Iſenburg vor . 5. Das Amt Sammerſtein , am Rhein un .
ter Neu: Wied, in weld eit viel Weinmache iſt, þat den Namen von dem ehemaligen feſten Sdyloß Kammerſtein am Rhein , auf welchem vor Al ters die Reichskleinodien verwahret, das aber 1650 abgebrochen worden . Es geboren dazu 1 ) Die Kirchſpiele Leuderdorf, ipo ſelbſt ein churs fürfil. Rheinzoll iſt, und Ober : Sammerſtein , worelbſt Dus verfallen ? Schloß iſt. 2 ) Das t7affer Kirchſpiel, welches die Dörfer Brohl , forft , Dunfels , Ries und Bunningen bes greift. Auf der Brohl wird Traß und Ducfftein in Schiffe für Holland geladen . 3 ) Die Herrſchaft Uhrenfels , Arenfels , Argens fels , welche die Grafen von der Legen , als ein churs trieriſches Lehn , und unter des Erzfiilis landesbobeit , beſigen . Ehedeffen brachte ſie Heinrich von Orenburg durch Vermählung init einer arenfelfiſchen Erbtochter an rein Haus. Es gehören dazu ( 1 ) Arenfels , ein Schloß am Rhein. Hier wäch . ſet der beſte rothe Rheinwein oder Bleichert. (2) són : DO 3
582
Der chur - rheiniſche Kreis .
( 2 ) Sonningen oder Zünnigen , in Urkunden Goingen, ein Flecken, woſelbſt guter Bleichert påchſet. ( 3) Lžieder Sammerſtein , Leuzdorf oder Lups dorf und Dattenberg , Dorfer. 3) An dem Ort Jrlich , beym Ausfluß der Wied in den Rhein , macht das gråfliche Haus Wied- Neu : wied Anſpruch , und verlanget ihn mit aller Hoheit und Gerichtsbarkeit, wie die Specificatio reſtituendorum in tribus menfibus zum weſtphåliſchen Friedens - Execu tions- Receß Num . 52 bezeuget ; und es dauret der darüber entſtandene Rechtsſtreit ſeitdem noch im mer fort. 4 ) Rheinbrúhl , ein Ort , der wegen ſeines ſehr guten rothen Weins befannt iſt.
6. Das Amt Mayen , zu welchem die ehe maligen beſondern Aemter Montreal und Rai: ſerseſch geleget worden . Es gehören dazu 61 Ders ter , unter welchen I ) Mayen , Magniacum , ein Städtchen an der Nette , mit einein Schloß und einer Collegiatkirche. 2) Montreal, eine Fleine feſte Stadt, am Fluß Elz. 3) Raiſerseſch , ein Städtchen . 4) Die Kirchſpiele Auenz, Cottenheim , Dún: chenheim , Ettringen , Sauſen , Kempenich , Re: rich , Bircherch , Langenfeld , Masburg , tacht: heim , Tickenich , dziedermennig , Thür, Trimbs, Waffenach , Welling. Ein Theil dieſer Oerter liegt in der Eiffel, der großeſte aber in dem Strich Landes, welcher Groß- und Klein : Pallenz ( Pallentia ) genens net wird , und in alten Zeiten den Pfalzgrafen zuge hårt hat , von dieſen aber um die Mitte des vierzehn ten Jahrhunderts der Kirche zu Trier geſchenket , und als ein Lehn wieder empfangen , nachmals aber dett Grafen von Virnenburg zu lehn gegeben worden. Zu Ziedermennig'werden Müllſteine gebrochen . Anmerk. An der nordlichen Grånze dieſes Amts, liegt die Benedictiner Mönchenabtey zum Laach oder zum
.
1
C
Das Erzſtift Trier.
583
zum Loch , Abbatia Lacenfis, welche von dem 1323 Mors gen großen See (Lacu) an welcheni fie liegt, den Namen hat, undzwar der chur - teieriſchen Landeshoheit unters worfen , aber feinem Amt einverleibet iſt. Es gehört ihr auch , unter trieriſcher hoher landesfirſtlicher Obrig Feit , das Dorf Crufft, deſſen Hochgerichts - Grund und Erbherr ſie iſt , und welches ihr allein ſchwöret. Dieſes Dorf giebt jährlich an die churfürſtliche Rama mer 100 Rthlr. und iſt dafür von allen ordentlichen Landesabgaben frey. Hierüber iſt 1682 ein Vergleich geſtiftet worden. Das Kloſter lach hat Heinrich , Pfalzgraf am Rhein , und dominus de lacu , 1993 ges ftiftet, und mit Gütern verſehen . 7. Das Amt . Münſter - Meinfeld von 39 In Dertern , nebſt dem kleinen Amte Alkeni.
j
!
7
dieſem Amte iſt Kupfer und Gold zu finden . Wir bemerken 1 ) Münſter -Meinfeld , eine kleine Stadt , die ihren Namen von einer alten Collegiatkirche hat. 2) Carden , Cardonia , einen uralten Flecen an der Morel , welcher der Sig eines Archidiaconats ift, eine Collegiatfirche, und ein Franciſcaner - Kloſter hat. 3 ) Die Kirchſpiele 41fen , Cobern , Dievelich , Gappenach , Gondorf an der Ley (vor Ulters ver niuthlich Condorfa oder Conterava , Gontrua , woſelbſt das Schloß Ley , der Stammort der Grafen von der Leyen, iſt) Bazenport, Kern , Loff, Mertloch , mů : den, tZauenheim , Oberſell (wofelbft Gold zu finden ), Ochtendung (worelbft vor Alters ein Renigshof ges Das Schloß weſen iſt ), Polch , půllich , Sevenich . Biſchofsſtein liegt an der Moſel. Anmerk. Ein Theil dieſer Derter und des vorhers gehenden Amts , liegt in dem Strich Landes , welcher Meinfeld , genennet wird , und vor Alters pagus me ginenfis , auch magniacenſis, und Meinvelde geheif fen hat.
204
8. Das
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Der chur -rheiniſche Kreis .
8. Das Amt Boppard , von 93 Dertern . In demſelben iſt Silber zu finden . 1). Boppard , Boppardia , vor Ulters Botobriga , Baudobrica , Babardia , eine Stadt und Schloß am Rhein , iſt ein uralter Ort, in welchem ein Konigshof geweſen iſt, von welchem noch einige Trümmer gezeigt werden . Die hieſige Pfarrkirche iſt ehemals eine Cols legiatkirche geweſen . Es iſt hier ein Decanat. An dem hieſigen Rheinzoll oder ſogenannten Bopparter Warts: pfennig , hat Chur- Trier das größte, Heſſen aber auch einiges Antheil. Diere Stadt iſt eine Reichspfand ſchaft , und voin Kaiſer Heinrich VII an das Erzſtift verpfåndet worden . Es find hier 3 Kidſter. 2. Die Kirchſpiele Camp, Sirzenach , Råſter oder Kerſter , Salzig. 3) Das Galſcheider Gericht, begreift 19 oben mitgezählte Dörfer , unter welchen die Kirchdorfer Bickenbach , Salſenbach und Serſchwieſen ſind.
9. Das AmtWelmich begreift 1 ) Welmich , ein Städtchen am Rhein . 2 ) Brodt und Dahlem .
1 ) Werel oder Ober-Werel, eine Stadtam Rhein , mit der großen Vorſtadt Körbelhauſen . Hier iſt eine Collegiatfirche zu unſer lieben Frauen , aber deren Pfrin de die Grafen von der Leyen das Patronatrecht haben . Die Pfarrkirche zu S. Martin iſt auch auch ehedefſen eine Collegiatfirche geweſen. In alten Zeiten iſt hie: ſelbſt ein Konigshof geweſen . Kaiſer Heinrich VII hat dieſe Stadt dein Erzſtift als eine Reichspfandſchaft überlaſſen . 1639 bemächtigten ſich ihrer die Schwes den , und 1689 die Franzoſen , von welchen ſie ſehr viel litt. Sie zerſtörten auch das darneben liegende
Berg :
--
ro . Das Amt Weſel, in welchem ein Ku pferbergwerf iſt , begreift 12 Oerter . Wir bemerfen
Das
Erzſtift Trier.
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Bergſchloß Schönberg ober Schomburg , wel ches den 1719 ausgeſtorbenen Grafen von Schomburg zugehårt bät. 2 ) Die Kirchſpiele Damſcheið , ziederburg und Berſcheid . Anmerk . Die Aemter Boppard , Welmich und Weſel, werden zuſammen von einein Amtmann regieret. II. Das Amt Montabaur , Silber zu finden iſt , und zu weldem Derter gehören . Man bemerke
6.
in
welchem über 100
I ) Y7ontabaur , Mons Thabor, eine Stadt, wo relbſt ein Franciſcaner Kloſter iſt. Kaiſer Rudolph I hat dieſem Ort Stadtfreyheiten gegeben . 2 ) Die Kirchſpiele Groß- Solbach , Sartenfels , Zeiligenroth , Selferskircheni , Sundfangen , Rirch . åhr, Meuot , Eienterhauſen , ziedererbach , Salz, Wirges. Die Kirchſpiele Hundfangen , Meudt, Men : terhaufen , Salz und Lindenholzhauſen (im Amt lims burg ) ſind durch einen Vergleich , der 1564 zwis . Prinzen von ſchen Erzbiſchof Johann und Wilhelm Dranien , und deſſelben Gemahlin Juliane, als Vor mindern der Grafen Johann , Ludwig , Adolph und Heinrich von Naſſau Kabenellnbogen , geſchloſſen wor: den , unter chur - trieriſche Landeshoheit gefommen ; dahingegen Chur - Trier rein Necht und dominium utile in Anſehung des vierten Theils der Grafſchaft Naſſau Dieß , abgetreten hat.
V
3) Das Kirchſpiel Zeimbach - Weiß , gehörte ebes deſſen zum Amt Ehrenbreitſtein , nun aber zu dieſem Amt. Es beſteht aus den Dörfern Seimbach -Weiß und Gladbach . Nabe bey Heinbach liegt die Nora bertiner Mannsabtey Rommersdorf , welche in dieſem Kirchſpiel einige Gerechtfame , Renten und Ges fåte hat. Zur Erlangung der Landeshoheit über dies fes Kirchſpiel , hat Chur - Trier ſowohl 1545 mit dem Kloſter Rommersdorf, als 1570 init Johann , Grafen DO 5 ju
586
Der
chur - rheiniſche Kreis ...
zu Wied , und 1600 mit Salentin , Grafen zu burg , Vergleiche errichtet.
Ffen
* ; 12. Das AmtLimburg , von 15 Dörfern . Wir bemerfen
3
1 ) Limburg , eine zwar kleine aber nahrhafte Stadt an der Lahn , über welche eine gute ſteinerne Brücke gebauet iſt, die 1315 zu bauen angefangen , uitd 1357 vollendet worden . Sie hat ungefähr 500 Häuſer , und viel Ackerbau , der wegen des guten Bo dens , auch hinlängliden Wieſewachſes , eintråg lich iſt. In und vor derſelben findet man 2 K78ſter, und auf einem Berge an der Lahn ein Collegiatſtift, welches eine ſchöne Kirchemit 5 Thürmen hat, und auf deffen Stelle vorher eine Burg und wahrſcheinlicher Weiſe zur Zeit der Rismer ein Caſtellum geftanden hat. Das Stift hatte der Gaugraf Conrad , der in dieſer Gegend anſehnliche Güter befaß , mit St. Ludwig des Kindes Erlaubnis von 909 ; geſtiftet. Es erwählte die Grafen von Uhrenſtein zu ſeinen Schuzuigten , und dieſes Vogteyrecht, nebſt dem Städtchen Limburg und andern Gütern , kan durch Heirath einer áhrenſtein fchen Tochter an das Haus Frenburg . Die Dynaften von Frenburg - Limburg wohnten von 1254 an auf dem Berg in dem alten Probſteyhauſe , das ihnen das Stift einräumte. Als ſie 1406 ausftarben ,kam das Vog teyrecht an das Erzſtift Trier , dem es war zu Lehn aufgetragen worden . Die Stadt Limburg hat gleich nach Erbauung der Stiftskirche ihren Anfang genoms men , und fie fomint fchon unter Kaiſers Otto I Bes ſtåtigungs - Urkunde von 940 vor . Sie wurde nach und nad vergrößert, und erhielt inſonderheit vom Rais ſer Heinrich IV anſehnliche Freyheiten . Sie wurde ſo volfreich , daß ſie über 2000 fireitbare Månner zu Pfer de ftellen fonnte , jegt aber hat fie nur 6co Bürger , doch iſt ſie mit Uderbau , Viehzucht und Handwerkern gut
Das Erzſtift Trier.
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gut' verſehen , es iſt hier auch eine ſtarke Durcha fahrt von Fremden ; ſie hat aber nur hölzerne Häuſer und enge Gaffen . Zur Geſchichte der Herr fchaft Limburg iſt noch zu bemerfen , daß fie dem Erz ſtift Trier ſchon 1344 zur Hälfte verpfändet worden , und daß es auch 1374 das Drittel der Herrſchaft,wela ches Reichslehu war, an ſich gebracht hat. 2 ) Ditkirchen , an der Lahn , iſt der Sie eines Archidiaconats und Decanats , und einer Collegiats kirche. 3 ) zieder - Brechen , ein Städtchen , welches 1369 mit Mauern umgeben , und zu einer Stadt gemacht worden . Es liegt in dem ehemaligen Gau Einriche. 4 ) Selters , eigentlich trieder - Selters , ein Kircha dorf, in einem ſchmalen Thai an der Emsbach . Einia ge 100 Sdyritte von demſelben , iſt in einer Wieſe der berühmte Sauerbrunn , ohne Obdach , deffen Waſſer, welches im gemeinen Leben Selzerwaffer , oder Sel zerbrunn heißt , håufig ausgeführet wird , auch , wie man verſucht hat, die Hin- und Herreiſe nach und aus Oſtindien ohne Schaden ertragen kann : es wird auch von reichen Holländern zu Batavia zum ors dentlichen Getränk getrunken . Bougainville Reiſe um die Welt , S. 299. Die Quelle iſt 18 Schuhe tief ausgemauert , roll aus einem Felſen hervors kommen , und iſt ungemein waſſerreich . Das Waſſer iſt einigemal verpachtet geweſen , und zwar anfänglich fiir 5000 , nachmals aber fir 8000 Rthlr. ja 1755 rou fich jemand zu 18000 Rthlr. Pacht angeboten baben ; es wird aber jeßt von einem chur - trieriſchen Verwala ter beſorget , der die Einfinfte von demſelben berecha net , die jährlich 60000 Fl. betragen ſollen . In den 1775 gedructen Unterſuchungen von des berühmten Selter
588
Der chur - rheiniſche Kreis .
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Selterwaſſers Beſtandtheilen , — wird verſichert, daß man jährlich eine Million Krüge verſchicke , und daß ein jeder der Kammer einen Kreußer eintrage. Nad einer andern Nachricht , row die Ausfuhr zuerſt 1778 eine Millioni Krüge betragen haben .' 1781 betrug fie 1,145000 neue ganze Krüge, 863000 alte ganze Krüge, und 200000 halbe. 1784 foftete ein neuer gefülleter und gehörig verpichter Krug auf der Stelle 6 ; Kreußer , ein halber 41 Kr. und ein alter 2 Ri. Der Churfürfi bezahlt den ledigen Krug mit 3 Kr. Weil Nafſaus Diet an die Oberherrſchaft über dieſen Ort Anſprud macht, ſo wird er beſtåndig durch eine Anzahl trieris fcher Soldaten bededfet. 5 ) Die Kirchſpiele Arfurth , Balduinſtein , ein Flecken mit einem alten Schloß , Elz , Lindenholz hauſen , Ober- Brechen , Vilmar , in welcóern leß : ten die Abtey S. Matthii bey Trier das Grundgeridot Von dem Silber , welches zu Vilmar gegraben hat. worden , ſind Thaler geſchlagen . 13. Das Amt Camberg , wird von
Chur:
Trier und Naſſau - Diet gemeinſchaftlich beſeſſen . I ) Camberg , ein wohlgebautes und nahrhaftes Stadtchen und Schloß , auf einem Hügel , roll 1357 vom Grafen Gerhard zu Dieß zu einer Stadt gemacht feyn . Die umliegende Gegend hat guten Ackerbau, vornehmlich aber guten Flachsbau . 2 ) Sdweickershauſen , ein Pfarrdorf, und noch 6 Dorfer. 14. Das AmtWehrheim , liegt abgeſon. dert, und wird von Ehur . Trier und Narau Dil. lenburg gemeinſchaftlich, beſeſſen . f. oben Naſſau. Dillenburg . S.281.
1 ) Wehrhein , ein Flecken , in welchem 1693, Neben der evangeliſcheu , auch die róunifch - fatholis riche
Das Erzſtift Trier.
: 589
ſche offentliche gottesdienſtliche Uebung eingeführet, auch nachmals zum Behuf derſelben eine Kirche er bauiet worden . 2 ) Die Dörfer Anſpach und Oberhayn .
Anmerkung. ME
Die Pråmonſtratenſer Abtey Arnſtein , auf einem hohen mit Båuinen bewachſenen Berge an der Lahn , zu Waſſer ungefähr anderthalb Stunde von Naſſau , und 4 von Limburg , hat Graf Ludwig der ältere von Arnſtein 1139 aus feinem Schloß geſtiftet , deſſen Leben der Mönch Lunard beſchrieben hat. Die Erzbiſchöfe zu Trier und Maynz find Beſchůßer derſelben , und jener iſt auch derſelben Ordinarius , und hat die geiſtlis che Gerichtsbarkeit über die bey der römiſch , fatho . liſchen Lehre gebliebenen kidſterlichen Unterthanen . Wegen der Renten und Gefälle, welche die Abtey in den chur , trieriſchen Aemtern Montabaur und Limburg hat, trågt ſie zu der erzſtiftiſchen Geiſt lichkeit, und überhaupt zu allen ausgeſchriebenen Anlagen , das Ibrige bey . Das unmittelbare Gebiet der Abten , beſteßt in dem reichsunmittel, baren Kirchſpiel Winden , zu welchem die Dår. fer Winden und Weinähr gehören , welche die Gråfinn Mechtild zu Sayn der Abtey 1250 theils verkauft, theils vermacht hat. Die Abten hat das Gericht über dieſes Kirchſpiel in 12 ſo ges kannte Stammtheile abgetheilet, und einige der . felben an andere zu ſeiner mehreren Beſchüßung gegeben ; jeßt hat das Erzſtift Trier zwei Stamm theile diefes Gerichts ,
und zwey trågt der Herr
von
..
Der chur - rheiniſche Kreis .
590
von Mariotte von dem Kloſter zu Lehn , die übris gen achtStammtheile aber beſiket das Kloſter ſelbſt. Jene ſind ſolchergeſtalt Mithochgerichtsherren dies Die hieſige Gegend iſt vortrefflich, der Fluß fließet in einem tiefen und fruchtbaren Thal, Aeder und Weinberge wechfeln mit einander ab .
res Gerichts.
Maße bey der Abten , aber am
andern Ufer , find
Ueberbleibfel von einem großen verfallenen Schloß zu ſehen , bey welchem die adeliche Familie von Stein , ein neues Gebäude aufgeführet hat : wahr. ſcheinlicher weiſe ſind dieſe Lieberbleibfel von dem alten Stammhauſe der Grafen von Arnſtein , die außer dem Gau Einrich, auch im Rheingau viele Gåter hatten .
Das Erzſtift
$.
Coln .
I.
on dem Erzſtift Csin , hatConr.Adger 1583 eine Charte gezeidynet, die sogenberg ge ſtochen ; nachher hat Johann Gigas eine beſſere verfertiget, welche Blaeuw und Janſſon geſto. chen . Neuer ſind diejenigen , welche Sanſon , V
Valk, Viſſcher , Somann , Seurter , Pierre Mortier, Reinier und Jofua Ottens, heraus, gegeben . Sie bedürfen aber insgeſammt einer großen Verbeſſerung. Die bomanniſche iſt im Atlas von Deutſchland die 42ſte. Es iſt auch auf der Charte von den Herzogthümern Jülich und Berg zu
ſehen ,
Von dem
zu dieſem Erzſtift gehörigen Herzogthum Weſt
die
oben
angeführt worden .
1
ic
TIH
Das Erzſtift ESIn .
591
Weſtphalen , hat erſt Johann Gigas , hernach aber der Jeſuit Zittart eine Charte verfertiget , die zuerſt 1706 geſtochen , hernach einigemal, und 1757' auch von den gomanniſchen Erben wieder aufgelegt worden . 8. 2. Die erzſtiftiſchen Lande hangen nichtalle zuſammen , ſondern ſind gutentheils durch, fremde Gebiete von einander abgeſondert. Der Haupt . und längſte zuſammenhangende Theil liegt am RHein , und erſtrecket ſich vornehmlid , z miſchen den Herzogthümern Jülich und Berg 20 Meilen in die Långe , iſt aber in den meiſten Gegenden ſehr ſchmal, ungefähr ſo , daß man für die Breite im Durdyſchnitt nur 3 Meilen annehmen fann . Ein anderes Stück liegt vornehmlich zwiſchen dem Hers zogthum Jülich und Erzſtift Trier. Die Lageder Grafſchaft Recklinghauſen und des Herzogchums Weſtphalen , wird hernach beſonders bezeichnet werden . Man hat fein neueres Cataſtrum von den Låndereyen des Erzſtifts , als dasjenige,wele ches 1669 aufgenommen worden , und nach dem felben betragen die churfürſtl. Tafelgüter des Domkapitels Lånderenen des Cleri interni et externi
50302Morgen .
75701 90758 die Höfe der Grafen u . Edelleute 598753 der gräflichen und adel. Siße 32516 der Städte und ihrer Bürger 21122 der Hausmänner u . Bauern
131119
die geſammten Lånderenen
3479921
$. 3 :
592
Der chur - rheiniſche
Kreis .
5. 3. Es ſind dieſe erzſtiftiſchen Lande von ſehr unterſchiedener Art und Gůre. In der Ges gend der rauhen bergichten Eifel, an der das Erzſtift gegen Weſten grånzet, iſt der Boden unfruchtbar, es find, aber daſelbſt Bley - und Eiſen - Grubeu. Das Oberſtift bauet auf ſeinen Bergen und Hů. geln einen Ueberfluß an róthlichen Wein , Blei chert genannt, davon der beſte oft für Burgun. der Wein ausgegeben wird. Das Niederſtift hat feinen Weinbau , aber es bringet viel Getreide, auch guten Fladys hervor . Das Holz nimmt im . mer mehr ab , inſonderheit im Niederſtift, daher werden
aus den Gegenden an der Ruhr viele Steinfolen zugeführet , man gråbet und brennet auch Torf. Zur Ausführ dienen auch der Tufo Grau- und Baſalt . Stein , der bey Andernach, Königswinter und unkel gebrochen wird . Das Kupfer , das man bey Breitbach gewinnet, und das Waſſer der Sauerbrunnen bey Tönnigſtein und Roiſtdorf. Der Rhein ſtrómet bey dem Erz ſtift hin , und zum
Theil durd , daſſelbe faſi 20 Meis len lang, und iſt wegen der Schiffahrt wichtig für daſſelbe. Die Vette , Aar und Erp , welche in den Bergen der Eifel entſtehen , durchfließen das Erzſtift, und vermiſchen ſich mit dem
Rhein ,
die erſte bey Andernach , die zweyte bey Ling, die dritte bey Neuß . Die Vers fommt aus dem Herzogthum Jülich , durchfließet eine Ece des Erzſtiſis , und vereinigt ſich mit der Maas. Dieſe . Flüſſe ſind fiſdreich . . 4. Die Landſtånde theilen ſich in 4 Colle. Das erſte beſteher aus dem Domcapitel, gia. wel.
Das Erzſtift Coin..
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welches ſich den Vorderſtand (Status primarius) nennet. Es hat ſeinen Siß in der Reichsſtadt Cöln , und enthält 50 Pråbenden , von welchen eine der Pabſt , und eine der Kaiſer vergiebet, die übrigen 48 ſind 24 Capitular- und 24 Domicel lar - Prábenden . Unter den erſten ſind 7 Prålaa turen , unter den lektern für graduirte Perſonen.
8. Prieſter Pråbenden, Das Capitel wählet aus
ſeinem Mittel den Erzbiſdjof, und leget ihm eine Capitulation vor , die er beſchwören muß . Zu den Landtagen ſchicket es 2 Gråfliche und 2 Pries ſter. Herren, und den Syndicus des Capitele. Das zweyte Colegium ,
beſteht aus den Grafen , zu
welchen gerechnet werden , der Erzbiſchof ſelbſt, wegen Odenkirchen , der Herzog von Aremberg und Croy wegen des Thurms ber Ariveiler , der Erbmarſchall Graf von Salm wegen Bed burg, Alfter und Hackenbroich , der Graf von Salm zu Bedburg wegen Erp , der Graf von der Mark wegen Saffenburg, der Graf von Bent: heim . Tecklenburg. wegen Wevelinghoven , eben derſelbe wegen Helfenſtein , der Graf von Bent. · Bentheim , wegen der Erbvogter Cdln, der þeim Graf von Bentheim Steinfurt wegen Alpen. Das dritte Collegium beſtehet in dem Ritterſtand , das in den Beſigern der landtagsfähigen adelichen Güter oder Siße. Das vierte Collegium , ma. chen die 17 Municipal -Srådte aus , die alſo auf einander folgen : Andernach , Neuß , Bonn, Ars weiler , Linz , Kempen , Rheinberg , Zülpich , Bruel, Lechenich , Unkel, Zons, Linn , Uerdin . gen , Rheinbach, Meckenheim und Rhenſe: deren jede P.P 6 Th.7 4.
594
Der chur- rheiniſche Kreis .
jede ihre Deputirte zum Landtag ſchicket. Die beyden erſten führen das Directorium. Die ges wonlichen Landtage werden zu Bonn in dem Čas puciner Kloſter gehalten , und der Erzbiſchof ſchis cet dazu einen Commiſſarius. Ein Ausſchuß der Stånde, verſammlet fich jährlich einmal in Con zu den ſogenannten Quartal - Conventionen , und ſiehet auf den lekten die Landesrechnungen durdı. Dieſe Landſtånde behaupten , daß ſie außer den von Reichs- und Kreis ,wegen obliegenden Schul. digkeiten und gemeinen Nothfållen, zu feinen lans desſteuern , Collecten und Contributionen her. pflichtet wåren, nennen daher auch die Summen, die ſie auf den Landtagen bewilligen, ſubſidia chari. tativa, und laſſen ſich darüber von dem Landesherrn ſehr verbindliche-Reverſalien ausſtellen.
Sie nen:
nen ſich auch deswegen freye Peterlein . Als Staatsgrundgefeße werden angeſehen , erſtlich die Erblandesvereinigung des rheiniſchen Erzſtifts Cdin, (Unio rhenanaepátriae) von 1463 und 1550, in ſo weit ſie geiſtliche Dinge betrift ;
( in Anſeo
þung weltlicher Dinge aber wird ſie wenigſtens für ein paetitia territorialis gehalten ,) - Zweytens, die Capitulation , die jedem neugewähltem Erzbiſchof von dem Domkapitel vorgelegt wird , und die er beſchwören muß.
Die Erbåmter des Erzſtifts find , das Erb: hofmeiſteramt,welches dieGrafen von Bellerbuld verwalten , das Erbmarſchallamt, welches die Grafen von Salm , das Erbſchenkenamt, wel. Mhes die Herzoge von Aremberg , und das Erb kamme:
Das Erzſtift Csu .
595
kammereramt, welches die Grafen von Pletten . berg , verwalten . 1 8.5. Es haben nur die Römiſch , Katholiſchen in dieſem Erzſtift öffentliche gottesdienſtliche Wer bung; doch ſind in der Herrſchaft Odenkirchen bloß Evangeliſche vorhanden , und im Amt Rheinberg haben die Reformirten öffentlichen Gottesdienſt. Das Erzſtift iſt in Anſehung der kirchlichen
Sa. den in Archidiaconate und Diaconate (Deca rate) eingetheilet , welche lekte aud, Chriſtiani. tates genennet werden . Die Archidiaconate find hier ſpåter als in den andern Erzſtiftern entſtanden, denn im uten Jahrhundert wuſte man noch nichts von ihnen , und ſelbſt im Anfange des zwölften find in Urkunden nur noch geringe Spuren von dens ſelben zu finden. Ihrer ſindrechs , nemlich zu Bonn, bey dem Domkapitel zu Cóln , zu £ anten, zů Soeſt, zu Neuß , zu Dortmund . Die Archidia conate ſind wieder in Decanate (Chriſtianitates) abgetheilet, und jedes hat ſeinen Landdechanten ( Archipresbyter) deren verſchiedene ține eigene Gerichtsbarkeit baben , andere aber nicht. Man erfennet ſchon aus den angeführten Namen oder Sißen der Archidiaconate, daß ſie ſich über benach. barte Lånder erſtrecken , mit deren Landesfürſten wegen der Gerichtsbarkeit der Landdechante Ver.
tråge errichtet worden. Die höhere Gerichtsbar. feit in firchlichen Sachen, üben die General - Vi carien ( Officiales principales) aus , die mit dem Erzbiſchof die geiſtliche Gerichtsbarkeit theilen , und ſie in deſſelben Namen verwalten , jeder über Sie ihm angewieſenen Gegenſtände. Der erſte Vi. carius PP 2
Der chur- rheiniſche Kreis.
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generalis in pontificalibus, iſt der Suf. fraganeus oder Weihbiſchof, der die Stelle des
carius
Erzbiſchofs in Weihungen , Conſecrationen , und andern bloß biſchöflichen Handlungen , vertritt. Der zweyte iſt der Vicarius generalis in fpiritua libus, der ſchlechthin General - Vicarius genens net wird, und die geiſtlichen Sachen beſorget. Er hat die Gerichtsbarkeit in actibus voluntariae ju. risdictionis. Der dritte iſt der beſonders ſogenann . te Oficial, der eine allgemeine Gerichtsbar feit durch das ganze Erzſtift hat, und mit den Beamten , Unterherren und Gerichten concurri. ret , einige wenige durch epimirte , ausgenommen .
beſondere Privilegien
8. 6. Das Erzbisthum hat ſeinen Namen von der Reichsſtadt Coln . Der erſte Urſprung der chriſtlichen Kirche in derſelben , iſt ungewiß ; im Anfang des vierten Jahrhunderts aber iſt ſie ge wiß ſchon vorhanden geweſen , und hat einen ſchof , Namens Maternus', gehabt, der im
Bi. Jahr
314 aufder arelatiſchen Kird a verſammlung zu . gegen geweſen . Der erſte Anfang des Erzbis . thums, wird am gewiſſeſten in das achte Jahrhun, dert geſekt ; denn als im Jahr 745 der cólniſche Biſchof Reginfried ſtarb , wurde der Geil. Boni. facius von den frånkiſchen Fürſten Karlmann und Pipin zum Erzbiſchof zu Cöln auserſehen , und Pabſt Zacharias ertheilte ihm dieſe Würde. Allein , im
Jahr 748 wurde Bonifacius und mit ihm
die
erzbiſchöfliche Würde nach, Maynz verſekt , Coln hingegen dem neuen Erzſtift Mannz unterworfen . Dieſer Zuſtand dauerte faſt 50 Jabr fort, bis Kaiſer Karl
Das Erzſtift Edlut.
597
Karl der Große, aus Liebe zu Aachen , dem eól. Eniſchen BiſchofHildebald, unter deſſen Kirchſprens gel dieſe Stadt gehörte , die erzbiſchöfliche Würde wieder zuwege brachte , welches vermuthlich zwi. ſchen den Jahren 794 und 799 geſchehen iſt. $. 7. Es iſt wahrſcheinlich , daß um dieſe Zeit auch die Biſchöfe zu Lüttich und Utrecht dem Erz. biſchof zu Cdin , als Metropoliten , untergeben find, zu welchein nachher auch die unter Karl dem Großen geſtifteten Bischůmer Minden , Münſter Nachdein aber die und Osnabrück gefomnien. Kirche zu lietrecht 1559 urid 60 zu einem
Erzſtift
erhoben , und das Bisthum Minden im weſtphå. liſchen Frieden in ein Fürſtenthum verwandelt wor den , ſind dem Erzbiſchof zu Cdin nur die Biſchos fe zu Lüttich , Münſter und Osnabrück, als Suf fraganten , übrig geblieben : doch iſt durch den weſtphåliſchen Frieden im Bisthum Osnabrück, in Anſehung der Evangeliſden, alle geiſtliche Gewalt des Erzbiſchofs zu Cöln aufgehoben, u . ihm diefelbe nurin Anſehung der Katholiken gelaſſen worden. $ . 8. Die cölniſchen Erzbiſchöfe haben zeitig das Pallium , und die Vortragung des Kreuges, ers balten , und ſchon im zehnten Jahrhundert findet man , daß ſie als Primaten den Erzbiſchöfen zu
An Maynz und Trier gleich geachtet worden. Pabſt Innocenz IV ernannte ſie zu gebornen Legaten des römiſchen Stuhls. Vermoge einer Bulle
rch
i
des Pabſtes Leo IX von 1052, ſoll der jedesmalige Erzbiſchof zu Cöln Erzkanzler des römiſchen Stuhls , und Cardinal von der Kirche Johannes des Evangeliſten ante portam latinam ſeyn. Dies ſes Pp 3
Der chur - rheiniſche
598
Kreis .
res Privilegium iſt etwas aus der Acht gekommen ; doch meynen einige Gelehrte, daß wegen deſſelben der römiſche Hof feinen Kanzler beſtelle , ſondern Cardinal , der die Aufſicht über die derjenige påbſtliche Kanzley hat, ſich nur einen Dicekanzler Im deutſchen Reich führt der Erzbiſchof nenne. zu Cöln den Titel als Erzkanzler durch Italien . Es iſt nicht ganz unwahrſcheinlich , daß die Erz. kanzlerwürde bey dem Stuhl zu Rom , welche Erj. biſchof Pilgrim
verwaltet hat ,
dieſem
und dem
Erzbiſchof Hermann Gelegenheit gegeben , die Erzs kanzlerwürde des deutſchen Reichs durch Italien mit ihrem Erzſtift zu: verknüpfen ; und ſie iſt , vom Erzbiſchof Pilgrim an ,
von 9 Erzbiſchofen nach
Erzbiſchof Arnold II einander verwaltet worden . þat zu dem Erzkanzlertitel zuerſt die Benennung die Kaiſer Seitdem von Jtalien hinzugefeßt. nicht mehr nach
Italien
gekommen
ſind , haben
die Erzbiſchofe zu Cöln keine Gelegenheit geýabt, iør Amt auszuüben , es iſt aber darum nicht ere loſchen . . 9. Was den Urſprung der colniſchen Chur: wurde anbetrifft , ſo iſt es ſchon zu der Zeit, als die Kaiſerwahl noch von allen Stånden des Reiche verwaltet wurde ,
und die Vornehmſten nur geo
wiſſe Vorrechte dabey hatten , der Erzbiſchof zu Cdin unter dieſen Vornehmſten mit geweſen. Es bat auch nachher die Erzkanzlerroůrde demſelben, ſo wie den übrigen Reichs . Erzbeamten , den Weg zur Churgerechtigkeit gebahnet , nachdem das Wahlgeſchäfte am Ende des drenzeģnten Jahrhun. derts
auf einige Fürſten mit Ausſchließung der übri
i
Das Erzſtift EdIn .
599
übrigen gekommen iſt. Außer den Vorrechten , welde ihm mit allen Churfürſten geinein ſind, hat er auch einige beſondere. Bey der rómiſchen Ko. nigs- und Raiſer - Wahl, hat er , verinoge der gol denen Bulle , nach Chur . Trier die nächſte Stims me, und ſißet bey öffentlichen Verſammlungen, wenn ſie in feinem Kirchſprengel , oder außer reis bigem in Jtalien und Gallien gehalten werden , dem Kaiſer zur rediten Hand . Mit Chur , Trier iſt 1653 ausgemacht, daß beyde Erzbiſchofe die Ehre des Vorſi@ es unter einander wechſelsweiſe theilen ſollen . Seine Gerechtſame, in Anſehung der Krönung eines römiſchen Königs , ſind, oben in der Einleitung zu Deutſchland ($ .42 . ) angezei get. Unter den neuern Churfürſten , iſt inſonder. Þeit Clemens Auguſt zu bemerken , der Bonn ro ſehr verſchönert , auch Clemensburg ,
Auguſtus.
burg , Falkenluſt und Herzogsfreude erbauet , und ſcón ausmeubliret hat. N. 10. Aus dieſer Abhandlung erhellet nun mehrent eils der beſtåndige Titel des Churfürſten zu Cöln , welcher alſo lautet: Von Gottes Gna den - = = Erzbiſchof zu CdIn, des heil . R. R. Erzkanzler durch Jtalien und Churfürſt, ge borner Legat des heil . apoſtoliſchen Stuhls zu Rom , Serzog zu Engern und Weſtpha Das Wapen len , Berr zu Odenkirchen 2c.
iſt ein ſehwarzes Kreuß im ſilbernen Felde wegen des Erzſtifts Cóln , ein weißes ſpringendes Pferd im rothen Felde wegen des Herzogthums Weſt phalen ; drey goldene Herzen im rothen Felde wes gen des Herzogthums Engern , und ein ſilberner Adler PP 4
600
Der chur- rheiniſche Kreis.
Adler im blauen Felde wegen der Grafſchaft Urensberg. S. 11. Chur - Cöln bat einen Matrikular Un.
ſchlag von 60 zu Roß , und 277 zu Fuß , oder 1828 Fl.und giebt zu einem Kammerziel811 Rthl. 581 Kr. $ . 12. Die churfürſtlichen hohen Collegia ſind: die Staats - Conferenz, in weldier ein gehei mer Conferenz Miniſter und 2 Conferenz Kåthe fißen , der Geheime Rath , der Sof- und Res gierungs- Rath , die Sofkammer , der Krie gesrath , der Academierath , der Medici nal - Rach . S. 13. Die Abgaben werden von den Låndes
reyen entrichtet , und auf den Landtagen wird feft. geſeket , wie viel Simpla für das nächſte Jahr Die geſammten ausgeſchrieben werden ſollen . Städte waren wegen ihrer Häuſer zu einem Sim . plo auf 2911 cotniſde Gulden , jeder zu 24 Albus gerechnet, angeſeket , wurden aber 1700 auf 800 Gulden beruntergeſeket , welches zwar nur bis auf 12 Jahre wåþren ſollte , aber bis 1773 fortdau . erte. In dieſem Jahr aber forderten die übrigen Stånde die Hälfte der erſtgenannten Summe, oder 14551 Gulden
zu jedem
Simplo , welches
die meiſten Städte annahmen . Wasdie adelichen Sige und Güter betrift , ſo wurden ſie nach dem 1669 eingerichtetem
Cataſtrum
(S. 2.) in 3 Klaſ
fen eingetheilet , und beſchloſſen , daß die erſte beſtåndig ſteuerfren ſeyn , die zweyte nur zur Hålf : te angeſchlagen , die dritte aber beſtåndig collectiret werden ſolle . Man hålt dafür , daß die Ritter.
ſchaft
Das
Erzſtift CSIn .
601
ſchaft über fünf Theile von ihren Sißen und Gü. tern nach und nach frey gemacht habe , und kaum In Anſehung der den ſechſten Theil verſteure. Geiſtlichkeit , behaupten die weltlichen Stande, daß jene den vierten Theil der bewilligten Summe übernehmen můße , wogegen aber das Domkapis tel proteſtiret , und ſich nur zu dem vierten Theil des verringerten Anſchlages deffen , was die welts lichen Stånde von ihren Höfen geben , verſtehen will. Der weſtphäliſche Theil des Erzſtifts, iſt in jedein
Beytrage zu
zwey
Fünftheilen
anger
ſchlagen . Der Landesfürſt leget auf den Landtagen dett
Stånden die wahrſcheinliche Bedürfniß des bevors ſtehenden Jahres vor, und dieſe bewilligen alsdann bald mehrere bald wenigere Simpla, die in gewiſſen Terminen abgeliefertwerden . Für das Jahr 1774 wurden 163333 Rthlr. zum
Rthl. und ein Geſchenk von 7000 Bau des Sdiloſſes in Bonn , bewilli.
get. 1763machte die Bewilligung 161709 Rtbl. Courant aus , und von dem vorigen Jahr waren noch 175603 Rthlr. Cour, vorräthig . Von dies ſer Summe erhielt der Landesfürſt ein Subſidium von 65000 Rthlr. und ein Geſchenk von 10000 Rthlr . um die Garde beritten zu machen , zuſam men 85000 Rthlr . 1765 machte das Subfidium 65000 , das Geſchenk aber 20000 Rthlr. aus, dazu noch 1000 anſtatt Zinſen famen , alſo über haupt 86000 Kthlr. 1779 betrugen die Subſi dien 70000 Rthlr. und zum Schloßbau wurden 10000 Rtýlr. gegeben . Die Regalien des Erz: ſtiftes ſind der Licent zu llerdingen , und die Rhein PPS folle
602
Der chur -rheiniſche
zölle zu Andernacı ,
Kreis .
Linz , Bonn und Uerdingen .
Die Hälfte des legten (ehedeflen zu Kheinberg .) und des daſigen Rheinzolles , hat ein Adminiſtra . tor deſſelben Mar Heinrich , und die Hälfte der Zolleinkünfte
.
zu
Linz,
dem
Dompitel
Churf.
Dieſe Zólle ſind nicht Ferdinand abgetreten . wichtig . Die Landgüter ſind verpachtet. Das Berg . werks - Regal beſtehet in dem Zehnten von allein Die Domainen , die aus geldymolzenen Metall. Weinbergen und Landgütern beſtehen , werden adminiſtriret. $. 14. Es iſt nur eine Compagnie Leibgarde von 50 Köpfen , und ein Regiment zu Fuß von 14 Com pagnien vorhanden . Von den 2 Grenadier - Com . pagnien beſteht jede aus 78 Mann, von den übri. gen jede aus 65 Mann vom
Feldwebel an , und
Eilf Compagnien liegen zu Bonn Beſagung , eine iſt in dem Herzogthum Welt.
5 Officieren . in
phalen , und eine in dem übrigen Erzſtift vertheilet. Zur Sicherheit der Landſtraßen , hat Clemens Xu. guſt eine Huſaren Compagnie errichtet. S. 15. Die erzſtiftiſchen A. Das rheiniſche wieder abtheilet I.
Lande find Erzſtift,
das
ſich
In das Oberſtift,
1. Áuf der linken Seite des Rheins, auf welcher die Reichsſtadt Cóln lieget. 1) Folgende von den andern abgefondert liegende Stücke, ( !) Die kleine Stadt Renſe , Reinſe , lat. Ren . fa, im gemeinen Leben Xees , am Rhein , unweit Bops pard .
Das Erzſtift EdIn .
IR
14
BA
603
part . Sie iſt von dem Erzbiſchof Cunibert an das Erzs ſtift gebracht, und von dem Erzbiſchof Friedrich dem dritten mit Mauern umgeben , und mit Stadtfreyhei ten verſehen worden . 1445 wurde ſie dem Grafen Philipp von Kagenelnbogen fiir 9000 rheiniſche Gula den verpfändet, 1630 durch den Churfürſten Ferdi: nand von den Landgrafen von Heſſen wieder eingeloret, aber gleich wieder für 12000 Rthlr . an den Grafen Jacob von Broefhorft verſeßet. Von dieſem (oſete ſie 1661 Churf.Mar Heinrich ein , ſie ward aber wieder an die Abtey Gladbach , und 1694 an die Abtey Non nersdorf berſeget, bis Churf. Clemens Auguft fie durch eigene Mittel 1729 einlöſete, und in ſeinem Teſtament dem Erzſtift fchenfte. Anmerk . Nahe bey derſelben etwa 400 Schritte unterhalb der Stadt , iſt ungefähr 50 und einige Schritte vom Rhein , der Königstuhl (thronus rega lis) zu ſehen , welches merkwirdige Alterthum von hos ben Nußbäumen umgeben iſt , und aus einem von Steinen erbaueten achteckigen Gewölbe beſtebet, wel. ches auf o ſteinernen Säulen ruhet , deren eine in der Mitte iſt. Er iſt 8 und eine Viertel Elle hoch , hat viers zig Ellen und anderthalb Viertel im Umfreiſe , und 12 Ellen drittehalb Viertel im Durchmeffer, und iſt oben mit geräumigen Banken , auf welchen wohl 24 Perſonen Plaß haben , verſehen . Man ſteiget auf denſelben vermittelſt einer ſteinernen Treppe von 14 Stuffen . Auf dieſem Königsſtuhl haben die Churfürs ſten ehedeſſen eine Zeitlang vorläufige Berathſchla gungen wegen der Konigs- und Kaiſer - Wahl anges ſtellet , und wegen des feyerlichen Wahltags zu Francs furt Utrede mit einander genommen , und wenn die Wahl in dieſer Stadt gewifier Hinderungen wegen nicht hat vor fid, gehen können , ift ſie an dieſem Ort geſchehen , woſelbſt auch die fenerliche Bekanntmas chung des Neu - Erwählten , und ſeine eleuatio vorge nommen worden , und die Churfürften fich auch ſonſt wegen wichtiger Reichsſachen berathſchlaget, auch die Kaiſer
604
Der
chur- rheiniſche
Kreis .
Kaiſer der Churfürſten Privilegien fenerlich beſtätiget haben . Solchergeſtalt iſt K. Heinrich VII bieſelbſt 1508 erwähletworden ; die Geſchichtſchreiber aber mel dent , daß die Wahlfürſten hieſelbſt damals nach einer alten Gewohnheit zuſamujen gekommen wiren . 1338 iſt hier der erſte Churfiirſten - Verein geſtiftet. Mari milian I iſt , ſo viel man weiß , der leşte Kaiſer , wels der hieher gefiihret worden . Dieſen Ort haben die Churfürſten wohl um deswillen zu ihren Zuſammen fünften erwahlet , weil die vier Churfürſten am Rhein ganz nahe dabey ihnen zugehårige Derter has ben ; denn Chur - Cöln beſigt Renſe , Chur - Maynz Ober- Lahnſtein , Chur - Trier Capelle , und von Churs Pfalz hat Heſſen - Caſſel Branbach mit dem Bergſchloß Marburg zu Lehn . Der Königsſtuhl iſt 1624 erneu ert , auch 1779 ſtark ausgebeſſert worden . Die beſte Abbildung deſſelben und der umliegenden Gegend, fin detman in des von Olenſchlager comment. ad aure am bullam . Auf dieſem Königſtuhl wird jährlich am Pfingſtmontage der Vergleich zwiſchen Coblenz und Rens erneuert , vermittelſt deſſen dieſer Stadt in je ner das Marktrechtzum Kaufen und Verkaufeu , gleich den daſigen Bürgern , hat. Es kommtalsdenn ein De putirter des Coblenzer Stadtrathes bieber , wird von den Nienſern mit einer Flaſche Wein empfangen , und bålt mündlich und ſtehend eine Anrede , die beantwors tet wird . ( 2 ) Das Amt Zeltingen und Nachtig , an der Morel , unweit Berncaftel , in welchem vorzüglicher Wein wächſet , und welches auch der Erzbiſchof Cunis bert an das Erzſtift gebracht hat. 2 ) Folgende in der Gegend deß Rheins belegene Uemter.
( 1 ) Das Amt Andernach , in welchem bey For nich , auf dem Broel oder Brohl bey Tónniesſtein , und auf der Broeler Bach der Trabs oder Duch - Stein briớt, von welchem zu Cöln , Bonn und in andern Ståds
SI
Das
Erzſtift Edin .
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Städten , die meiſten alten Kirchen , Häuſer und Maus ern erbauet find. Er wird auf der Broel in Schiffe gebracht und nach Holland geführet. a. Andernach , in alten Zeiten Antonlacum und Antenacum , Antonacenſe caſtellum , die erſte Directo rialſtadt des Ezſtifts , liegt in einer bergichten Gegend am Rhein , iſt vor Ulters eln Hof der frånfiſchen Kos nige geweſen , auch ſind hier unterſchiedene Zuſamis menfünfte deutſcher Fürften angeſtellet worden . Den Königshof bekam der Erzbiſchof Reinold von Darele von dem Kaiſer Friedrich I zum Geſchenk , und der Erzbiſchof Friedrich I, umgab den Ort mit Mauern , und ertheilte ihm beträchtliche Privilegien , welches um 1109 geſchehen ſeyn muß . 1496 emporten ſich die Bürger wider den Erzbiſchof Hermann , wurden aber von demſelben durch Gewalt der Waffen zum Gehors ſam gebracht. Sie hat an dem hieſigen Rheinzou eis nen Antheil, den ihr , wie es ſcheint, der Erzbiſchof Friedrich I verliehen . Neben einem bürgerlichen Bürs germeiſter , figt auch einer aus der Ritterſchaft , es bes ſtehet auch das hieſige churfürſtl. Gericht aus rittera bürtigen und bürgerlichen Schippen , doch wohnen die legten den Sißungen jeßt nicht mehr bey . Außer den Mönchenkloſter find hier auch 2 Nonnenfliſter . In kirchlichen Sachen ſteht die Stadt unter der Gerichts barkeit des Erzſtifts von Trier . Die Stadt treibet Uckerbau und Schiffahrt, es landen hier auch Holz flsſie an . 1632 wurde ſie von Schweden , 1688 von Franzoſen eingenommen , und von dieſen 1689 bey ihrem Abzuge ſehr gemißhandelt. b . Yiyſenheim , ein Dorf, in deffen Gegend , bis an das trierſche Städtchen Meyen , ein vulcaniſcher Stein gebrochen , zu Mühlfteinen verarbeitet , und ausgeführet wird , in welcher Ausfuhr ein vorzüglicher Sheil des Handels des Erzſtifts bejtebet. c. Rehl, ein Dorf, in deſſen Nachbarſchaft Tönniesſtein , Tønneſtein , eigentlid S.Ans S. Antonii ad lapidem , tonii Kloſter , Coenobium ein
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Der
chur - rheiniſche Kreis .
ein Carmeliterkloſter iſt, bey welchem der berühmte Sauerbrunn Tillerborn quillet, der aber gemeiniglich der Tonnſteiner Brunn oder das Tonſteiner Waffer (acidulae Antonianae ) genennet wird . Er fomedet ſowohl allein , als mit Wein vermiſcht , fehr anges nehm , und kann ohne zu verderben , nach Afien ges führet werden ; aber das Waſſer des eine halbe Stuns de davon entfernten , und unweit des Solores Schweppenburg befindlichen Seilbrunnen , wird doch demſelben von andern vorgezogen . Churfürſt Clemens Auguft hat zu Tonniesſtein für die Bequemlichkeit der Brunnengåſte geſorget , hier auch eine ſchöne Capelle, und für fich ein Sommerhaus erbauen laſſen . Chur : fürft Mar Heinrich hat 1663 das Schloß angeleget, in welchein nun der Verwalter des Brunnens wohnet. Die churfürſtl. Gebåude find jegt in fchlechtem Zu: ftande. d . t7amedy , ein Dorf. c. S. Thomas , ein adeliches Monnenklofter Uu: guftiner Ordens, deſſen Einfünfte beträchtlich find . f. Der weiße Thurm , eine Stunde von Anders nach , den Rhein hinauf, ſcheidet die Erzbisthümer Esin und Trier . Hier bricht ein ſchwarzer poröſer und doch barterStein , vulariſchen Urſprungs, der in dies ſer Gegend zum Bauen verwendet wird . g . Die Herrlichkeiten oder Unter - Herrſchaften Bochholz und -zieder - Weiler , Olbrůck , Saffig, Walldorf , Wehr. (2 ) Das Umt Aldenar . a . Urweiler , eine Stadt am Fluß Ar oder Uhr, worelbſt guter Bleichert w & chret. Der Stadtvogt oder Vorſißer im Gericht, iſt allezeit ein adelicher , er låßt aber das Amt allezeit durch einen unadelichen verſehen . Der Thurm in der Stadt iſt ein Ritterfiß , und der Thurm vor der Stadt iſt ein gräflicher Sif des Ber : jogs von Aremberg und Croy , der wegen deſſelben unter den
Das Erzſtift Eln .
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den landſtånden auf der Grafenbank Siß und Stima me hat. b . Aldenar , ein Flecken am Fluß Ar. c . Die Herrlichkeit Wensberg und Sersbach , Rirchfahr , Sahr , Lind und Biſchel. (3 ) Das Amt Bonn .
1
a. Bonn , die churfürſtliche Reſidenzſtadt , eine ehemalige Fefiung, liegt in einer fehr angenehmen und fruchtbaren Gegend am Rhein , iſt zwar nicht groß , hat aber viele gute Häuſer , und gegen 11000 Menſchen , welche Angabe aber zu groß zu feyn fcheis net. Der 1717 angefangene ſchöne Bau eines neuen Reſidenzſchlofjes iſt nach dem Plan nicht ausgeführet, und das , was aufgeführet war , 1777 durch eine Feus ersbrunſt zum Theil verwüſtet, jedoch meiſtens wieder hergeſtellt worden . Es beſtehet aus einem Hauptges bäude und zwey Flügeln ; der weſtliche heißet Buen re tire , auch die Kate , von einem ehemaligen Bollwerf, das an dieſem Ori war. In dem öſtlichen wohnet der Churfürſt, und an denſelben froßen , die Gemälde-Gals lerie ; der Saal der Akademie, das Naturalienfabta net , und die churfürfil. Bibliothef. Außer der Haupts firche ſind hier noch 3 Pfarrkirchen , ein weltlich Frius leinſtift, genannt zu S. Peter in Dietfirchen , und ein Archidiaconatſtift zu den heiligen Caſſius und Floren Dieſes hat einen Probſt zum Haupt , der einer tius . der erſten Archidiaconen des Erzſiiſts iſt, und nicht nur viele adeliche Vafallen , ſondern auch unter dem felben ſeine beſondern H8fåmter hat , nemlich einen Erbſchenken , Ertinarſchal , Erbhofmeiſter und Erb Sonſt hat dieſes Stift 40 Canonicate fåmmerer. und 21 Vicarien . Es ſind hier auch 3 Monchen- und 3 Nonnen - Kloſter. 1777 am 31ſten May hat hier Der Churfürſt Anar Friedrich eine Akademie geſtiftet, und derſelben die Einfünfte des moriſchen Seminas riums gegeben , welchem alle von dem ehemaligen Ye: ſuiter- Collegium zu Cöln durch Vergleich mit der Stadt
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Der chur - rheiniſche Kreis .
Stadt abgezogene Güther auf ewig einverleibet fors den . Zur Oberaufſicht über die Akademie und über das geſammte Schulweſen im Erzſtift , iſt ein roges Um nannter afademiſcher Rath verordnet worden . 3often Jun . 1777 legte der Churfürft den erſten Stein zu einem neuen Springbrunnen auf dem Markt, wels cher pyramidenförmig dem Rathhauſe gegen über ges feßt worden , und dem Marft zur Zierde gereichet . Es find hier auch die hohen Landescollegia , und der Ober Schoppenſtuhl für das Oberſtift , an welchen von aus dern Gerichten deſſelben appelliret wird , und der auch die peinliche Gerichtsbarfeit ausibet. Ueber dem Mis Daß Bonn ein chaelisthor iſt eine Sternwarte. uralter Ort rey , erheftet daraus , weil er ſchon bey Tacitus hiſt. l. 4 und 5 unter dem Namen Bonna vors kommt . Wahrſcheinlicher weiſe iſt hier auch eines vot den 50 Caſtellen geweſen , die Druſus am Rhein anle: gen laſſen . 1240 iſt dieſer Ort bemauert, und mit Stadtprivilegien verſehen worden . Churfürft Engels bert hat hier zuerſt und zwar von 1263 bis 1268 reſis diret. Die hieſige Seifenſiederey verſieht das ganze land ; es wird auch Effig hieſelbſt gebrauet. Die Stadt iſt 1673, 1689 und 1703, da jedesmal eine franzöſis ſche Beratung darinn gelegen , von Kaiſerlichen und ihren Hilfsvölkern belagert und erobert worden . Ver moge des Badener Friedens vott 1714 fou hieſelbft in Friedenszeiten , außer der Leibgarde , wegen deren An zahl mit dein Kaiſer und Reich ein Vergleich einzuges ben iſt , keine Beratung gehalten , ſondern die Ver wahrung der Bürgerſchaft überlaſſen werden , 30 Kriegszeiten aber dem Kaiſer und Reich frey ftehen , den Reichsverordnungen gemäß , ſo viel Kriegsvolt hinein zu legen , als es die Kriegsraiſon erfordert. Dieſes iſt aber nicht beobachtet, ſondern in neuen Zei: ten eine Beratung von ceiniſchen Truppen hineinge 1717 find die Seftungswerke geſchleift legt worden . worden . Es wird hier ein Rheinzol entrichtet . Von hier
7 ;
Das Erzſtift Cdin.
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hier nach Csin führt eine Lindenatee , die nur durch etliche Dorfer unterbrocheut tpird. b . Das Amt beſtehet aus 7 Diſtricten , welche ſind a ) Der ftädtiſche Bann , der die Dorfer Dransdorf und Grau - Rheindorf ober dem Bach, bez greift , die das Bürgerrecht zu Bonn haben. b ) Der Churfürſtliche Dingſtuhl Dottendorf, zu welchem das Dorf Dottendorf , und noch 2 andere Dörfer gehören . e ) Die probſteyliche Sierlichkeit Endenich , welche begreift, ( a) Poppelsdorf, ein Dorf mit vielen wohl gebaueten Häuſern , und einem daran liegenden churs fürſtlichen Luftſchloß , welches Clemensruhe genennet wird , und mit dem Schloß zu Bonn vermittelſt einer doppelten 1200 Schritte langen Allee zuſammenhänget. Beym Schloß ist ein Garten . Beyde find Anlagen von dem Churf:irſten Clemens Auguſt , doch hat deſs ſelber Vorfahr Joſeph Clemens fchon den Grund zu dem Schloß geleget. ( b ) Endenich , und noch 2 Dorfer . d ) Der churfürſtliche Dingſtuhl Duſtorf, unter welchen Duftorf, und noch 7 Dörfer gehören. e) Der churfürſtl. Dingſtuhl Widdig , unter welchen die Dörfer Widdig , Grau : Rheindorf unter dein Bach , und noch s andere gehåren . f ) Das churfürſtliche Gericht Buſchhoven , über das Dorf dieſes Namens , und noch 2 andere. g ) Der churfürſtl. Dingſtuhl Walldorf, über Walldorf und noch 2 Dörfer. c. Es liegen in dieſem Amt die Herrlichkeiten Alfter , Probſtey Bonn , Bornheim , flerzheim , Seimerzheim, Lichtelberg, Meckenheim eine Stadt, die erſt 1636 Stadtrechte erhalten hat, merl, Michel, Muggenhauſen , LZeukirchen , Ziederdries, Schwarz Rheindorf , Vilich , ( in alten Urkunden Velike ) jedes dieſer beyden mit einem freyweltlichen adelichen Fräus leinſtift , und Waldorf bep Radgif. 6 Th . 74 . ( 4) Das
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Der chur -rheiniſche Kreis .
( 4 ) Das Amt Brüel.
(5 ) Das Amt Godesberg und mehlem . a . Unkel, eine Stadt am rechten Ufer des Rheins, die ſowohl wegen des guten Bleicherts , als ſchwarzen Baſalts , der auf dem linken Ufer des Rheins gebros hen wird, bekannt iſt. Es find in dieſer Gegend ganze Berge
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1
a . Brüel oder Brůyl , ein gutes Städtchen mit zwey Kiffiern , dahin , wégen ſeiner ſchönen Lage und angenehmen Garten , im Sommer vicle Oilner gehen. Churfürſt Siegfried von Weſterburg legte hier 1284 ein feſtes Schloß wider die Cdlner an , auf welchen Churfürſt Gebhard von Mansfeld ordentlich wohnte, und 1562 farb . Churfürfi Salentin von Ffenburg ließ es in beffern Stand reßen . Nach des Churfürften Mar Heinrichs Code, bekam es eine franzöſiſché Bes ſabung, und warde deswegen von den Süiirten belas gert, und nach der Eroberung zerſtöret. Auf dem Prag deſſelben erbaute Churfirſt Clemens Auguſt den präch tigen Palaſt Äuguſtusburg , zu welchem 1725 der Grund gelegetward, und ChurfirſtMax Friedrich vol lendete. In dem Thiergarten bey demſelben den Churfürſt Maximilian Franz verändert hat , fiehet das niedlich gebauté fineſiſche Haus Sans chêne, und am Ende deſſelben das zur Reiger - Beige beſtimmte Jago ſchloß Falkenluft , zu welchem Clemens Auguſt 1729 den erſten Stein geleget hat. In dieſer Gegend håret das Vorgebirge auf, welches Bet Bonn den Rhein verlåſt , und fich landeinwärts bis hieher ziehet. Es iſt wegen des angenehmen und geſunden Bleicherts, der auf demſelben wächſet , bekannt. b . Zu dein Umt gehåret eine große Anzahl Dorfer . c . Es ſind hier auch folgende Herrlich keiten bele: gen : Berzdorf , Brauweiler , Glewel , Junkers : dorf , Keldenich , Rendenich , Renten , Königsdorf, Löwenich , Wauenheim , Merrheim , Mungers: dorf, tziehi, Offendorf , Quadrath , Roßberg , Schwadorf , Walberberg , Weilerswiſt.
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cuf
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Tinti
74
Das Erzſtift CdIn .
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Bergė von Háſalt , und im Rhein liegen viele und große Stücke von demſelben , ja der große Unkelſtein der in dem Strom , etwa 100 Fuß vom linken Ufer , fich zeiget, beftehet aus lauter Baſaltfäulen . Der klei: ne Unkelſteirt ſtehtweiter hinab, und nahe beym Ufer . Der größere iſt bey hohem Waffer den Schiffen gefährs lich . Die Einwohner der Dörfer Rhein · Breitbách und Scheuren , gehören mit zu den Bürgern der Stadt ünfel. Bey dem erſtern ſind zwey Kupfergruben , von welchen aber jeßt nur eine bearbeitet wird . Hier und zu c . Erpel , einem Städtchen am Rhein , wächret guter Bleichert. An dem lebten Ort wächſet er vors züglich am Fuß des nahgelegenen Baſalt Felſen -Erpeler Ley genannt. d . Rolandswerth auch t7onnenwerth , von ets nein 1120 auf derſelben errichteten , 1773 abgebrannten aber 1775 weit ſchdner wieder erbaueten Benedictiner Nonnenflofter , iſt eine Inſel im Rhein unweitdes lin fen Ufers deffelben . Sie iſt etwas höher als das Gra : fenwerth , welches Eiland aber jenes an Fruchtbarkeit übertrift. Zwiſchen beyden Eilanden iſt ein reißender Strom . Das Grafenwerth iſt churpfälziſch . Dem Ros landswerth gegen diber auf dem linken hohen Ufer des Rheins , iſt die fogenannte Rolands - Ecke , auf der man die Trimmer eines alten Schloſies erblicet, das uin das Jahr 1117 erbauet worden . e. Königswinter , ein anſehnlicher Fleden , der ſen zneiſte Häuſer gut gebauet ſind , und in defien Ges gend aus den ſieben Bergen Steine gebrochen werden ,die unter dem Namen der Hauſteine und Königswinter Steine bekannt ſind . Die Sieben Berge , an deren Fuß dieſer Ort lieget , und die ſich von Kinigswinter bis Honnef ers erſtrecken , find , der Stromberg ) Drachenfels , der Wolkenburg , der große Oelberg, der Breiberich , der Löwenberg und der Semmerich . Auf allen dieſen Bergen haben vor Alters Schloſſer geſtanden . 292 Das
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Der
chur -rheiniſche
Kreis.
Das Schloß Drachenfels von welchem noch ein vieredfigter Thurm ans Grauſtein übrig iſt, und deſſen ehemalige Herren einen gefligelten Drachen im Wa: pen führeten , ſchenkte um das Fahr 1138 Churfürft Arnold I dem Probſt Gerhard von Bonn und deſſelben Nachfolgern . In der folgenden Zeit fain es mit dem dazu gehörigen Låndlein von 8 Dörfern , an ein ades liches Geſchlecht , das ſich Burggrafen von Drachen fels nannte , und aus welchem die Apollonia , Theo dors Tochter , war , die ſich mit Otto Wallbott von Bafienbeiin 1580 verheirathete , und ihin diere Herr: ſchaft zubrachte , die jeßt dem Freyberrn von lombed : Gudenau gehört. Am Drachenfels iſt auch ein Steinbruch . Auf dem Wolkenburg , der ehedeflen der höchſte war , und von der Hobe den Namen hat , wird Grau ſtein gebrochen . Der Stromberg heißt jeßt der Petersberg , und auf dem Gipfel derfelben ſtehet eine Capelle . Die St ſtercienſer Mönche , die auf derſelben ein Kloſter hat ten , haben ſich in das Thal Seiſterbach , hinter der Sieben Bergen , begeben , woſelbſt auf dem Sten : gelberge auch Grauſtein gebrochen wird . f. Godesberg , ein Dorf , am Fuß des Berges gleiches Namens , aufwelchem die Ruinen von einem 1210 erbauetem und 1563 jerſtårtem Schloß zu ſehen find. Es iſt noch ein beber Thurm davon übrig. In den mittlern Zeiten nannte man dieſen Berg Gu: denberg g . Marienforſt , hinter dem vorhergehenden Ort, in einem Wåldchen , ein 1428 erbauetes Kloſter Bris gitten Ordens. h . Yehlen , ein Dorf. i. Die Herrlichkeiten Drachenfels , Königswin : ter und Wolkenburg , die ſchon genannt worden . (6 ) Das Amt Sardt, in welchem , außer unters ſchiedenen Dörfern und adelichen Sißen , die Herr lichkeiten Antweiler , Arlor and Weingarten , Klein Bul
Das Erzſtift Edin , Ballesheim , erch ,
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armagen und wahle:1, Sac
fey , Weyer und Zingsheim . ( 7 ) Das Umt Lechenich .
EX
in
a. Lechenich , Legnicium , Legioniacum ,' eine Stadt, in einer ebenen und fruchtbaren Gegend. In derſelben lieget die erzſtiftiſche Huſaren - Compagnie. Erzbiſchof Heinrich von Virnenburg, gab dieſem Drt Stadtgerechtigkeiten , und legte das Schloß ant. Der felben Nachfolger befeſtigte den Ort noch mehr . 1642 wurde das Schloß von franzöſiſchen , beſſiſchen und weimarſchen Truppen ſechs Wochen lang vergebens belagert. b . Außer unterſchiedenen Dorfern und adelichen Sißen , ſind hier die Herrlich feiten Bliesheim , Erp , friesheim , Gymnich , Bermúlheim , Liblar, Muds dersheim , Strasfeld .
( 8 ) Das Amt Zülpich , welches ganz von dem Herzogthum Jülich umgeben iſt. a. Zülpich , Zůlch , in Ürfunden Zulpiche, d. i. Tulpiche , pon dem lateiniſchen Namen Tulpetum , beym Tacitus Tolbiacum , eine Stadt mit 3 Pfarrkirs chen und einem Kloſter. Der frånkiſche König Klods wig beſiegte hier 496 die Ulemannen . Unter den Erz biſchöffen Herinann I ( 1230 ) und Siegfried , iſt ſie von feindlichen Nachbaren , und 1642 von weimarſihen und heriſchen Truppen eingenommen , und ſehr gemißhans belt worden . Unter dem Erzbiſchof Wichbold von Holte, wurde ſie an die Grafen von Jülich verpfändet, 1368 aber wieder eingelsret. b . Gleen , eine Herrlichkeit.
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(9 ) Das Amt Xheinbach . a . Xheinbach , Xinbach , Rhenobacum , eine kleine Stadt , die ehedeffen zu der Grafſchaft Boch : ſtaden oder Sochſteden , gehört hat, zu welcher auch die Schlöſſer Ure , Sart , Engelheim , Walprechts hoven , Wallen , und die Stadt Münſter : Eiffel, 293 gehårt
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Der chur- rheiniſche
Kreis .
geh8rt haben , und welche der 1291 verſtorbene Erz biſchof Conrad von Hochfteden dem Erzſtift geſchenkt hat. Der Ort Rheinbach war viele Jahre verpfån det geweſen , als ihn der Erzbiſchof Walram 1349 wieder einid rete , und mit auern and Thürmen befeſtigte. Man ſieht hier Ueberbleibfel eines verfallenen Canals, Den man für eine römiſche Waſſerleitung bålt, die von Edin bis Trier gegangen feyn foul. b . Meckenheim , eine Stadt an der Erft, die an dere in das Umt Bonn reken , f; oben S. 609. c. Sürfh , eine Herrlichkeit. ( 10 ) Das Amt urburg , welches an die gębir: gichte und räube Eiffel grånzet, und daher an Getreide: Arten nur Hafer im Ueberfluß hervorbringet ; hinge: gen hat es reiche Eifen- und Bley - Gruben , a. Adenau , ein Marktflecken , in welchem Wollenweber wohnen .
viele
b . Kaldenborn uno Kal :Reifferſcheidt , Herr: lichkeiten ,
2. Auf der rechten Seite des Rheins . Das vereinigte AmtAldenwied , (Altewied ) Linz uno [ Zeuerburg , eigentlich 3 kleine Uemter . In dem Amt Aldenwied fiehet man lauter kahle Berge ohne Wålder , faum mit einigen Geſträuch bewachſen , aber die Einwohner treiben den Ackerbau mit Fleiß . Das Amt Aldenwied bat den Namen von einem Schloß, das eine Meile nordoftwarts von Linz lieget, und muß mit Ultenwied , dem Stammhauſe der jeßigen Grafen und Fürſten von Wied nicht verwechrelt werden . ( S. 346.) Es gehørte im izten Jahrhundert der Gråfinn Mechtildiß von Wied , die des legten Grafen von Sayn , Heinrich des Großen Semalinn war . Sie machte 1275 mit dem Erzbiſchof Siegfried von Esin einen Vertrag , in welchem ſie ihre Burg zu Wied (Altens wied ) nebſt den Dörfern und Kirchſpielen Linz, Winds beim ,
Das Erzſtift Edin .
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heim , ( ießt Windhagen Neuſtadt, Usbach und Ross bach , mit allem Zugehör , für die jährlichen Einfünfte von 520 Mart coiniſcher Pfennige (die Mark zu 12 Schillinge gerechnet ) überließ . Zeuerburg hat auch der Gråfinn Mechtildis von Wied geboret. 1 ) Linz , eine Stadt auf einem Hügel zwiſchen zwey Bergen am Rhein , da wo er die Ar aufnimmt ; eine der anſehnlichſten zwiſchen Coln und Coblenz. Sie hat 1330 Stadtrechte und Mauern bekommen . Es wechſet hier guter Bleichert. Das Schloß iſt 1365 erbauet , 1475 von Carl von Burgund , 1632 von Schweden , 1688 von Franzoſen , im folgenden Jahr aber von Kaiſerlichen Truppen, erobert worden. Hier wird ein chur - colniſcher Zou entrichtet. Eine Viers telſtunde oſtwärts von Linz, bey dein Dorf Stern, wurde 1768 eine Eiſenſchmelze unter dein Nahmen Mar Friedrichshütte angeleget , die aber nur wenige Jahre im Gange blieb , 2) Die Herrlich feiten Dattenberg , mit einem alten verfallenen Schloß der Familie von Bornheim , Lahr , Schönſtein . Die benten legten liegen in dem Amt Zeuerburg , welches mit Nürburg nicht vers wechſelt werden muß . Lahr oder Ober - Lahr mit dein nun verfallenen Solos Burglahr, hat Graf Sas lentin von Frenburg 1325 an das Erzſtift für 1100 brabantiſche Marf verlegt , und ſeiner Familie das Wiedereinlöſungsrecht vorbehalten . 3 ) Ehrenſtein , ein verfallenes Schloß, auf dem To genannten Wald , und auf einem felichten Hügel, mitten in einem ſehr tiefen Chal, in welcher die Meirs bach und Wiedbach fich vereinigen . Es gehört dem Reichsgrafen von Neffelrode- Reichenſtein . Es bat Mauern , die zum Theil 15 Fuß dicke find. Ben dem felben iſt ein Kloſter der Streugbrider. Im Novem: ber, December und Januar kann man hier die Sonne nicht ſehen .
29.4
II. Das
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Der chur - rheiniſche Kreis.
II, Das Wiederſtift. 1. Das Amt Coln und Deus . Der Churfürfi erfennet Coin nicht für eine Reichs. ftadt, ſondern nennet fie ſeine Stadt. Der Erzbiſchof hat auch nebſt der Domkirche , anſehnliche Hoheiten and Regalien in derſelben , wiewohl ſie zum Theil der Stadt verpfändet, auch an andere verliehen ſind. Deus , Duis , Tuitium , ein Flecken , der Stadt Edin gerade gegenüber , zwiſchen welchen beyden Or: ten eine churfürſtl.'fliegende Bride gehet , mit der unterſchiedene Perſonen belehnet find. Raiſer Conftans tin, ließ hier ein Caſtellum und eine ſteinerne Brücke über den Rhein anlegen , von der man bey niedrigem Waſ fer zu Cöln bey der Salzpforte, noch einige Uebers bleibfel ſehen kann . Dieſes Caftell kommt in Urfun den unter dem Namen Divitenſe munimentum vor, und iſt mit der Brücke entweder 957 oder 964 verwů: ſtet worden. Die Feliungswerke , die in alten Zeiten hiefelbft geweſen , find zulest 1617 gefchleift ſporden. Der übt der 1001 geſtifteten Benedictiner Udten, Bennet fich einen Herrn zu Beon, Lehrsling, Piffum, Eſchweiler , langel , faint zugehårigen Orten , der Stadt Unna und im Amt Hamm Archidiaconus. Es wohnen hier viele Juden , die ihre , Nahrung inci: ftens aus Cóin ziehen. Die Dörfer , die in dem Um: liegen , find theils unter die Erbvogtey , theils unter Deux vertheilet, Unter der Erbvogter fieben auch folgende Stedte. Lzeuß , quyb , Nuſſia , Novelium , Niveſium , eine erzitiftiſche Haupt- und Directorial - Stadt , jeßt an der Erft , eine halbe Stunde vom Rhein , an welchen fie ehedeflen geſtanden hat. Denn von Erzbiſchof Cons rad von Hochſteden in einer Urkunde vom 3 iſten Fans ner 1254 erlaubet den Bürgern , Caftellum in oppido Nuſſienſi ſuper Rhena (ab ipſo ) conſtrucțuin demoliri et deſtruere . Er verſiattete ihnen auch die Inſel , vie fich ber der Stadt zwiſchen dem Rhein und Fluß Erft (Arno
Das Erzſtift Edin .
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(Arnope ),ángereget,nach Möglichkeit wegzuſchaffen, das mit ſie ſich nicht durch den Sand immer mehr vergrößere, und der Stadt den Rhein entziehe. Die Wegſchafa fung dieſer Inſel muß nicht thunlich geweſen, vielmehr dieſelbe nach und nach ſo angewefen ieyht , daß der Rhein dadurch genöthiget worden , feinen Lauf zu vera åndern , und ſich weiter von der Stadt zu entfernen . Man findet hier eins der erzſtiftiſchen Officialate , ein fren adelich weltliches Stift zu dem heil. Quirin , mit 25 Pfrinden für ritterbürtige Fräulein , und ſieben andere für dergleichen Chorherren , ein Collegium Canon , regul . Auguftiner Didens , Marienburg ge nannt, noch 2 Mönchen- und 2 No:: nen - Kldſter; ein . Gymnaſium , und auf dem Marft ein ehernes Standbild Kaiſers Friedrich des dritten . Daß die No. mer vier einer feſten Plaß gehabt haben, iſt ſehr wahrs fcheinlich. R. Philipp hat dieſen Ort 1205 dem Erzſtift. Edln verliehen . 1254 trat er zu der Hanſe. 1475 ward er von Carl , Herzog von Burgund, hart belagert , aber. vom K. Friedrid) III entſeget , und init neuen und bea. tråchtlichen Privilegien verſehen. 1584, 1586 , 1642 1688 und 89 hat er in Kriegeszeiten 'viel gelitten . Zons , Soutinum , in Urfunden friedſtrom und Friditrau , ein Stitchen ain Kvein , das 1291 von dem Erzbiſchof Siegfried ein Schloß und Mauern bes. fommen hat. 1620 brannte es bis auf 5 Håurer ab . 1645 und 46 yard es von franzöſiſchen und heffiſchen Truppen belagert, aber entfeget. Hier wird ein Rhein zou erleget, 2) Das Amt Bulchraðt. ( 1 ) Sulchradt, Silchrath , gúrkenrade, Schloß und Dorf, ehedeflen der Hauptort einer Grafſchaft: ( Comitatus Hellcrodienfis, die lange den Grafen von Cleve verpfåndet geweſen ; aber 1323 vom Erzbiſchof Syeinrich wieder eingeloſet worden . Das Schloß wurde. I 42 zweymal eingenominen .
Q.95
( 2 ) Lebs
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Der' chur -rheiniſche Kreis .
(2 ) Lebber oder Bedbur, ein Städtchen an der Erft , nebſt einern Commenthurey - Haus und Schloß. Um das Jahr 1273 beſaß eine Gråfinn von Sayn die Herrſchaft Bedbur , entweder als auodium , oder doch als Weiberlehn . Kraft eines alten Erbrechts wurde 1291 Johann von Reifferſcheid mit dieſer Herrſchaft pon Siegfried , Erzbiſchof von Edin , für ſeine Kinder beyderley) Geſchlechts belehnet. Daher fam fie 1403 durch Max von Reifferſcheid an ihren Gemahl Gra: fen Wilhelmivon Liinburg . 1422 und 1428 entſchie Den Cöln und Jülich als Landes- und Lehn : Herren , daß die Herrſchaft der Mega und ihren Erben anges hören rođ . Margaretha ,, Wilhelms Tochter , brachte fie 1425 den Grafen Gumbrecht von Nuenar als Hei: rathsgut zu , deſſen Haus fie bis 1578 ruhig beſaß, da Graf Hermann die wilhelminiſche Linie beſchloß. Nun ließ ſich derſelben Schweſter Walpurgis Ehe mann, Graf Adolph von der Friderichſchen Linie, Nas mens ſeiner Gemalin von der Herrſchaft, huldigen , 18 und war bis 158 : im ruhigen Befiß derſelben. aber Graf Adolph dem Churfürſten Gebhard Truchſes wider ſeinen Gegner, den an ſeiner Statt eripählten Churfürſten Ernſt benſtand , beliehe dieſer 1588 den Grafen Werner von Salm , der ſchon gleich darauf, als Graf Adolph fich hatte huldigen laſſen , Bedbur fir Reifferſcheidiſches Mannesframingut ausgegeben , und weggenommen hatte, mit Bedbur ex nova gratia für ein laudemiuin von 12000 Goldgülden , belehnte aber 1593 nach des unglücklichen Grafen Adolph Tode, derſelben Witwe Walpurgis init dieſer Herrſchaft; aber nach ihrem Tode nahm Werners Enkel Adolph und Ernſt Salentin die Herrſchaft weg und in Beſit , in welchem die Grafen von Salm Reifferſcheid noch find ; Bent heim - Tecklenburg aber macht Salm - Reifferſcheid den : ftreitig , und verlanget die Einräuinung der ſelben Herrſchaft, und die Erſtattung der ſeit Jahrhunderten genoſſenen Einkünfte derſelben ,
(3 ) Brau :
ft Esin .
Das Erzſti
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eiler eine Abtey Benedictiner Ordens , , (3 ) Brauw eihet worden , e 8 g die 102 ein w (4) Woringen , Buruncum , ein Flecken , nahe ben welchem die Füllinger Seide ift , auf der 1288 eine Schlacht vorfiel , in welcher der Erzbiſchof Sieg fried von dem Grafen von Berg gefangen' genommen, , Damals auch das Schloß , das dieſer Erzbiſchof 1284 zu Weringen erbauet hatte , zerſtört wurde . (5 ) Außer Bedbur und woringen, ſind hier noch die Herrlichkeiten Erbrath , Flieſtedeli, Sachenbroiche Selfenſtein , Wepelinghoven ,
3 ) Das Amt Linn und Urdingen , ( 1 ) Lynn , Linn , ein Städtchen , das Erzbiſchof Heinrich II 1330 mit Bürgerrecht und einem Schloß perſeben hat, nachdem Erzbiſchof Friedrich von Saars werden es durch Tauſch und baares Geld von den ht erzſtift gebrac hatte , 1642 ' ward es von weimariſchen , und 1720 von preußiſchen Truppen eingenommen , · Es liegt in einer wyaldichten Gegend , in der ethedeflen Erzbiſchofe zu jagen pflegten , (2 ) Urdingen , Ordingen , eine erzſtiftiſche Mua nicipalſtadt am linken Ufer des Rheins , der ehedeflen über 300 Schritte von derſelben ſtrömte. Sie bat 1330 Mauern und Stadtrechte bekommen. Hier wird nun der chur - colniſche Rheinzoll und ein licent erho ben , der ehedeffen zu Rheinberg, und nachher zu Rais ferswerth erleget iporden. Die Stadt treibet mehr Handel als irgend eine andere in dem Erzſtift, und es liegen hier immer holländiſche Schiffe vor Anker. 1641 brannte ſie halb ab. ( 3) Lierſt , eine Herrlichkeit, (4 ) Gelb , ein Dorf , welches das alte Caſtellum Gelduba ſeyn ſoll. (5) Mehr, ein adeliches Nonnenkloſter Pråmons ſtratenſer Ordens , welches Hildegard. Gråfinn von Mehr oder Maar 1166 geſtiftet, die ehemalige Graf ſchaft
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Der chur - rheiniſche
Kireis .
ſchaft mehr (ComitatusMerſenſis) aber dem Erzſtift gee fchenket hat. 4 ) Das Amt Rempen . ( 1) Kempen , Stadt und Schloß , an der Gränze des Jülider- und Geldern - Landes . Sie hat 1308 Mauern und Stadtrechte bekommen . Die umliegende Gegend iſt fruchtbar, daher werden Ackerbau und Vieh zucht hier vorzüglich getrieben , und die hieſige Butter iſt beliebt. Es iſt hier auch fiarfer Flachsbau, es wird auch viel Leinewand gewebet und gebleichct. 1642 und 1678 iſt ſie erobert worden . ( 2 ) Dedt, in alten Urkunden Oude und Oyde, ein Flecken an der Niers . Erzbiſchof Walram hat ihn nebſt dem damaligen feſten Schloß, uno der udvocatie in Kempen , 1349 von Jülich gefauft. ( 3) Die Herrlichkeit Anrath , (4 ) Súls , Flecken und Herrlichkeit. Der nord liche Theil des Orts heißet pie mórfiſche Straße , und gehört zu dein Fürſtenthum Moeurs . (5 ) rieerſſen , eine Herrlichkeit , die nach Abgang des Mannsílamms der Grafen von Virmont, undnach einen langen Proceß , zu den Cameralgütern des Erzs ftifts gezogen worden .
5 ) Das Amt Liedberg . ( 1 ) Sorſt , ter Borſt , eine Herrlich feit. (2 ) Odenkirchen , eine Herrlichkeit und churfirſt liches Cameralgut, in der Reformirte wohnen und eine Kirche baben , und gutes Papier verfertiget wird . Churfürſt Clemens Auguſt hat ſie dem Marquis von Weſterlo abgekauft, und in einem Teftamentdem Erza ſtift vermacht: 6 ) Das Amt Rheinberg , das von den übria gen erzſtiftiſchen Landen abgeſondert lieget. ( 1) Rheinberg , auch Berg oder Berk genannt, lat. Rhenoberca , eine kleine Stadt auf der Gränze des Nieders
Das Erzſtift Coli .
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Niederſtifts , die ebedeſſen wohl befeſtiget géiveſen , und im ſechszehnten und ſiebzehnten Jahrhundert oft belagert und eingenommen , und endlich , nachdem ſich 1703 die Bundesgenoſſen ihrer bemächtigt hatteit, ihs rer Feftungswerfe beraubet forden . Hier iſt eine rés formirte Kirche. Die Stadt lag ehedeflen am Rhein , der aber in dieſer Gegend zuweilen auſſerordentlich feichte ward und austrocnete , und gegen Ende des 17ten Jahrhunderts ſeinen Lauf 1o Anderte , daß ſeits dem die Stadt eine Stunde weit von ihm entfernet iſt. Der chur - colniſche Licent der neben dem Rheingou fchon im 16ten Jahrhundert hieſelbſt entrichtet wurde, iſt erſt nach Kaiſerswerth ,. und 1762 nach Urdingen verleget worden . (2) Camp oder Alten Ramp , eine Mannsabtev Ciftercienſer Ordens , der die Herrlidh feit dieſes Nas mens und das adeliche freye Gut Stroh - Mors im Fürſtenthum MÅrs , zugehåret. Bei derſelben fiel 1760 ein Gefecht zwiſchen franzöfiſchen und alliirten Truppen zum Vortheil der erſten vor. Der Abt führet dieſen Titul : Primas in Deutſchland , Herr der Herr fchaften Camp und Stroh - Mors. ( 3) Alpen , Städtchen , Schloß und Herrſchaft, dem Grafen von Bentheim - Steinfurt zugehörig. Es hat eine reformirte Kirche. ( 4 ) Illum , ein anfehnliches Dorf mit einem Schloß , ehemals der Sig der Grafen von Iſſum . Es hier eine katholiſche und eine reformirte Kirche.
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III . Das lippiſche Tiederſtift, (weil es an der Lippe lieget,) oder die Veſte (nach alter Schreibe art das Veſt) oder die Grafſchaft Reckling hauſen . Sie lieget zwiſchen dem Bisthum Mün ſter , Herzogthum Cleve, und der Grafſchaft Mark. Erzbiſchof Salentin von jſenburg hat dieſelbe
1576 von den Grafen zu Schauenburg , welchen fie vor 127 Jahren von dem Erzbiſchof Dietrich II verpfån.
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Der
chur -rheiniſche Kreis.
Verpfändet worden , für 17550 Goldgülden wie: der eingeldſet , dazu ihm R.Majimiian IIbehålf. lich war , weil er deſſelben Sohn dem Erzherzog Rudolph , feine Stimme zu der römiſchen Königs würde gab . Der Erzbiſchof gedacite dieſe Graf ſchaft auf Lebenslang zu behalttn , wenn er das Erzſtift dem Biſchof zu Lüttich , Herzog Ernſt von Bayern , abtråte : das Domkapitel aber
er:
wählte einen andern Erzbiſchof ,und Salentin vers lor mit dem Erzſtift audy dieſe Grafſchaft. Otto, damaliger Graf zu Sd;auenburg und Holſtein , bewies aus einem Revers und Brief , daß die Auffündigung unrechtmäßig fey , und der Kaiſer Maximilian il verordnete zur Unterſuchung der Sache 1573 eine Commiſſion , die dem ſten zu
Trier und dem
Grafen
Churfür.
Ludewig
von
Sayn aufgetragen wurde : der Churfürſt aber nahm die Gelegenheit in acht, dem Kaiſer zu des Erzſtifts und ſeinem
Vortheil zu lenken ,
als er
wünſchte, daß ſein Sohn zum rómiſchen König erwåblet werden mögte, und Graf Otto wurde ges nöthiget, von dem Proceß abzuſtehen . S.Span genbergs Schauenburgiſche Chronik. S. 269. In derſelben iſt zu bemerken 1. Recklinghauſen , eine kleine Stadt mit einem befeſtigten Schioß , und einem adelichen weltlichen Stift für das weibliche Geſchlecht. 2. Dorſten oder Dorſten , eine kleine Stadt an der Lippe . , 1761 wurde ſie den Franzoſen von det alliirten Truppen mit ſtürmender Hand abgenommen , und die Beſaßung zu Kriegesgefangenen gemacht, die Stadt aber litte bep dieſer Gelegenheit großen Brands Tchaden . 3. Boer
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Das Erzſtift Esin .
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3. Boer und Sornbergbach , Flecken . 4. mahlenburg , eine Commenthurey des deuts fchen Ordens , die derſelbe von der Familie von Fürſtenberg gegen das Schloß Waldenburg im Herzog thum Weſtpbalen eingetauſchet hat. Der Commenthur wird zum Landtage berufen . 5. Becke , Berg , Brabeck , Cloeſtern , Glart, Sünderen , Gutacker , Samm , Sabelt, Seinrichen : burg , Berten , Sorſt , Knippenburg , Leithe, Lohe; Loringhof, Rnyenhorſt, Lütgerhof, mahlenburg , Ober- Felding , Ulenbrock , Vogelſang , Sorling, Weſterholt , Wittringen , adeliche Siße , deren Be figer zumn Landtage berufen werdett. e B. Das weſthhäliſche Erzſtift, oder das Herzogthum
Weſtphalen .
$. i. Es grånzei gegen Morgen an das Bis . thum Paderborn , an Waldeck und Helfen , gegen Mittag an die Grafſchaft Witgenſtein , an die Grafſchaft Naſſau , und an das Herzogthum Berg , gegen Abend an eben daſſelbe und an die Graf. fchaft Marf , gegen Mitternacht an das Bisthum Münſter und an die Grafſdyafi Lippe. Die Große wird von Mittag gegen Mitternacht auf zehn , und von Morgen gegen Abend auf acht Meiler gerechnet.
$. 2. Seiner natürlichen lage nach , wird es in drey Theile abgetheilet. Der erſte iſt der Sell weg , der niedrig , und an der bey der Lippe auf hörenden Lardſtraße lieget , einen lieberfluß an Getraide,und an andern zur Nahrung der Menſchen nöthigen Dingen , auch hinlängliche Viehzucht, und zu Werl und Weſterkotten Salzquellen hat. Der zweyte iſt der
Saarſtrank ,
der
etwas höher,
624
Der . chur-rheiniſche
Kreis .
heher , zwiſdyen tem Hellweg und Süderland lies get, zwar gute, aber nicht fo fruchtbare Necker, als im Hellweg ſind, hat. Der dritte iſt das Su: derland, weldjes im gemeinen Leben Sur- oder Sauerland genennet wird , und aus Bergen und Thålern beſtehet, zwar weder hinlängliche noch gute Necker , bingegen gute Waldungen und Weis den , gute Viehzucht, Wildpret , Fiſche , inſon : berheit Forellen , häufiges Eiſen-Erg, auch Gallo mey , Bley), Kupfer , Silber und Gold hat, doch kann man das Silber und Gold wegen des vielen Die Waſſers in den Gruben , nicht gewinnen . Flüſſe ſind : die Ruhr , die hies vornehmſten felbſt am Winterberg entſpringet, und aus dieſem Herzogthum in die Grafichaft Mark tritt; die Lenne , die auf dem Aftenberg entſtehet , und ſich in der GrafſchaftMark init der Ruhrvermiſchet; die Bigge , die nicht weit von der Stadt Dipe hervorquillet , und in die Lenne fållt; die Dimel, die am Fuß des Schloßbergs entſtehet, und ins Paderborn fließet ; die Lippe, die Bisthum auf der mitternächtlichen Gränze fließet, und die hier bey einem gleichnamigen Dorfe entſpringende Alme aufnimmt. $. 3. Es enthält 25 Städte und 10 Freyhei. ten oder Flecken , hat eine zahlreiche Ritterſchaft , und 28 Stifter und Kloſter . Die Landtage wers den zu Arensberg gehalten . S. 4. Als Heinrich , Herzog von Bayern und Sachſen , 1180 von K. Friedrich I in die Acht er : klåret worden war, ſchenkte dieſer das Herzogthum Weſtphalen , und einen
Theil des Herzogthums Engern ,
Das
Erzſtift
Csin .
625
Engern , welche jenem zugehört hatten , dem Ergo ſtift Coln , und belehnte den Erzbiſchof Philipp mit denſelben , worüber in gedachtem Jahr zu Geling hauſen eine Urkunde ausgefertiget, auch ſolche Scenfung 1200 von K. Otto IV, und 1204. von 1308. frat der lekte K. Philipp beſtåtigt worden .
ܠܐ
Graf von Arensberg , Gottfried , und ſeine Ges mahlinn Anna , die Grafſchaft Urensberg für 130000 Goldgülden dem Erzſtift Coln ab , und K. Karl IV belehnte 1371 * en Erzbiſchof Friedrich mit derſelben . Sie iſt zu dem Antheil vom Hers Die Erzbis, zogthum Engern geſchlagen worden . fchofe und Churfürſten von Cåln haben dieſes Hers
-
.1
zogthum bis 1442 von Marſchållen regieren laſo ſen ; welcher Titel aber ſeit der Zeit aufgehört þat, ſo daß die Statthalter ſeitdem Landdroſten ges Der Landdroſt iſt das Haupt netinet worden . der weſtphäliſchen Kanzley oder arensbergiſchen Zu Werl iſt das Offte Regierung zu Arensberg. cialat , welches ſich auf geiſt - und weitliche Sa. den erſtrecket, Criminalfadyen ausgenommen, wel. dhe der arensbergiſchen Regierung zugehören .
$. 5 Der politiſchen Abtheilung nach beſteht das Herzogthum aus vier Quartieren . Dieſe ſind 1. Das rudenſche Quartier , zu welchem dasjenige Stück vom Hellweg gehöret, welches an der Lippe liegt, nebſt einem guten Theil des Haars ſtranks.
Es begreift
r. Das Amt Deſtinghauſen , in welchem 1 ) Deſtinghauſen , ein Kirchdorf, am 2 ) Sultrop , ein Kirchdorf. RE 6 Th. 74.
Fluß Ulſt .
3) 302
-
626
Der chur - rheiniſche
Kreiß.
3 ) Soveſtadt , ein Schloß und Dorf an der Lippe, welches 1730 das gräfliche Haus von Plettenberg zu Lehnhauſeu fiir 180000 Fthlr. von der Familie von Heiden erfauft, und 1733 in Beſitz genommen hat. Dieſem Hauſe gehört das Droftenamtund Halsgericht. 2 , Die Gowgrafſchaft'Erwite , in welcher
1 ) Erwite , ein Kirchdorf, welches in alten Zei ten ein Königshok (curtis regia) geweſen , mit zwery Ritterſikeit , die das Stammhaus der Familie von Erwite find . 2) Wefierkotten oder Kotten , ein Ritterſig und Dorf. 3) Bockenforde , ein Kirchdorf. 4 ) Berge; ein Schloß und landesherrſchaftliches Tafelgut. 5 ) Anruchte, ein Kirchdorf mit drey Schloffern . 6 ) Alt - Gefeke, mit drey adelichen Gütern ; Sorn und Oſtinghauſen , Kirchdorfer . 7) Benninghauſen , ein Kirchdorf und Bernhar diner Nomnienfloſter . 8 ) Die Ritterſite und adelichen Güter , Bettings hauſen , Broickhof; Dúffen , Eblinghauſeu , Egge: ringhauſen , Eickelborn , Lohe , Nelinghauſen , Schwarzenraben , Stirpe , Villinghauſen . 3. Die Gowgrafſchaft Geſeke , in welcher
I ) Geſeke oder Geiſeke , eine Stadt am Bad Weih , woſelbſt die Stadtfirche , ein adelich - freyes weibliches Stift mit einer Kirche ; ein Obſervantens Kloſter , und ein Ritterſit iſt. 2 ) Storniode , ein Kirchdorf mit dren adeliden Gütern und einer.. Uuguſtiner Nonnenkloſter . 3) Y7onninghauſen und Esbecke an der Lippe, Kirchdorfer , 4 ) Eringerfeld , ein adeliches Sdloß.
4. Dic
Das Erzſtift EdIn .
#
a
627
4. Die GowgrafſchaftRhuden , in welcher 1 ) RIúden , eine Stadt am Fluß Minne , welche auf den Landtagen unter den Stådten die zweyte Stelle hat, mit einem Capuciner Mönchenklofter , und einem Nonnerkloſter. 1353 und 1476 iſt ſie größtentheils abgebrannt, hat auch 1739 großen Brandſchaden ers litten . 2 ) Warſten , eine kleine Stadt auf einem Berge am Bach Weſter . 1606 brannte ſie faſt ganz ab , hat auch 1737 eine große Feuersbrunft erlitten . 3 ) Baldenhart , eine kleine Stadt auf einem Berge. 4 ) Suttrop oder Sochtrop , Alt - Rhůden , Mi: ſte , Langeſtratent , Soinghauſen und Effelen , mit einem Schloß , Kirchdörfer . 5 ) Kortlinghauſen , ein adeliches Gut. 6 ) Oſter - Eyden , ein Ritterfig.
5. Die Herrſchaft und das Gericht Srißz. barzkirchen , im Unifang des Amts Erwite , ges hört der Familie von Sūorlemer , und enthält 1) Sellinghauſen , ein Kirchdorf mit drey Rits terſigen . 2) Seringhauſen , ein adeliches Gut. 3 ) Overhagen , ein Schloß mit einem eigenen Gericht. 6. Die Serrſchaft und das GerichtMel rich , iſt auch gutentheils vom Amt Erwite umge. ben , und gehöret den von Plettenberg . Darian iſt 1) Melrich , ein Kirchdorf an der Gloſe. 2 ) Eggeringhauſen , ein adeliches Gut: II. Das werliſche Quartier,welches begreift
1. Die Grafſchaft Arensberg , die große tentheils ſehr bergicht und waldicht iſt.
RT 2
1 ) Arens:
628
Der chur - rheiniſche Kreis.
1 ) Arensberg , die Hauptſtadt dieſer Grafſchaft, der Sin der Regierung des Herzogthums, des Haupt freyſtuhls , und der Verſammlungsort der Landſtånde, liegt an der Ruhr , an einein Berge , auf welchein das Waffer der Ruhr durd eine Waflerkunft gebracht wird. Sie wird in die alte und neue Stadt abgetheilit. Das Schloß liegt auf dem Gipfel des Berges . 1762 wur: de es den Franzoſen von den Alliirten nach einer für: zen aber heftigen Beſchießung abgenommen , und die Feſtungswerfe wurden gefchleift , die Stadt aber gé rieth zu gleicher Zeit ungtůcklicher Weiſe in Brand, und verlor liber funfzig Hauſer. Die Stirche des Prås monſtratenſer Monchenfloſters Weddinghauſen , iſt die rechte Pfarrfirche der Stadt. Es ſind hier 2 Ritter: fiße und ein Freygut. Die Stadt hat 1366 , 1473 , 1600 und 1614 große Feuerébrünfte erlitten . Sie hat ehedeſſei: mit zu der Hanſe gehåret, 2 ) Suſirii ; eine Freyheit an der Ruhr,mit einem Ritterfig . 4 ) Belike ,ein eine Freyheit an der Niuhé . 4 Belike , eine kleine Stadt auf einem Berge, wo felbft eine Benedictiner Probſter ift . 5 ) Sirzberg , Sirſchberg , eine kleine Stadt auf einem Berge, bey der ein churfürſtliches Jagdhaus war. Sie iſt 1778 und 1788 abgebrannt, und zum jweyteninahl verzehrte das Feuer auch die Kirche, das Predigerbaus , und das Jagdhaus. 6 ) Y7efchede , ein Städtchen an der Ruhr , mit einer Collegiatkirche, welcher das bey dem Städtchen gelegene adeliche Gut gehöret. 7 ) Bodefeld , an der Valmie , eine Freyheit , bey welcher ein Schloß liegt. 8 ) Grubenſtein , eine kleine Stadt an der Wenne. 9) Sagen , vor Zeiten Stiegenhagen , eine Freys heit an der Sorbecke. 10 ) Allentrop , eine fleine Stadt an der Sorbede. 11) Sunderen , eine Freybeit an der Roer . 12 ) Langeſcheid , eine Freyheit an der Sorbede. 13) 57
Das Erzſtift Csin..
629
13) Sachen , eine Freyheit an der Rhoer , bey welcher ein Ritterfis ift. 14) Mahlheim , eine Comthurer) des deutſchen Ordens , nicht weit vom Fluß Månne , welche dem Drden 1266 von Hermann von Mühlheimn geſchenket worden . 15 ) Odacker oder Audacker , ein Nonnenklofter Benedictiner Ordens , nicht weit von Hirzberg. 16) Galilåa , ein Dominicaner Nonnenfloſter, nahe bey Meſchede. 17) Brenſchede oder Breinſcheid , ein Capuziner Menchenfloſter , in deffen Nachbarſchaft ein Saper : 1: brunn ift. 18 ) Weddinghauſen , eine Probſtey Pråmonſtras tenſer Ordens , nahe bei der Stadt Arensberg, welche - 1169 geſtiftet iſt , und ein Gymnaſium bat. 19 Romke oder Kumbeke , eine Nonnenabtey vom Orden des heiligen Norberts , nicht ipeit von Arensberg . 1 20) Die Kirchdorfer Allagen , Corbecke, Eslo, Bellefeld , Ralle , Reifte , init einem adelichen Gut ; Rimlinghauſen , mit einem Schloß , Stockheim oder Stockum , mit einem Ritterfis , wozu ehedeſſen eine Freyherrſchaft gehört yat ; Wennholthauſen . 21) Die Ritterſige, adel. Güter und Schlöſſer, Berge , Beringhauſen , Bockum , Bremſcheid , Brockhauſen , Delike , fullinghauſen , Serdringen oder Sederingen , Robbenrod, Lahr, Marpe, Muls; born , Ober - Salve , Olpe , Xeigern , Schüren , Valme , Wehſchsbeck , Wenne, Wichelen , Wilds hauſen . 22) Obereimer , eine iandesfürſtliche Stuterey.
2. Das AmtWert , zu welchem auch das ra AmtWeheim gehört , welches ein Stück der Darinn iſt Grafſdyaft Arensberg gewefen ift. 1) Werl , eine Stadt, woſelbſt das Dfficialat fei men Sik bat , auch ein Schloß , ein Capuzinerkloſter RT 3 und
i
7
630
Der
chur- rheiniſche Kre:8 .
und Salzkoten find. Sie hat ehedeflen zu der Hauſe gehört, 1382 , 1445 , 1535, 1538 , 1550 , 1633. 1645, 1657 und 1737 hat ſie großen Brandſchaden erlitten . 2 ) LZeheim , eine kleine Stadt , bey welcher der Hier find unterſchies Fluß Månne in die Ruhr fåüt, ne Burgmannshofe, 3) Die Kirchdörfer Buderich winkel , Weſtonne.
Bremen ,
Poßa
4 ) Scheidingen , ein Kirchdorf mit zwey adelichen Gütern , in deſſen Gegend 1761 eine Schlacht ziviſchen den Alliirten und Franzoſen , zum Vortheil der erſten , vorfiel. Die legten nennen die das Treffen bey Vela linghauſen . 5 ) Ober : und Lieder:Bergſtraße, zwey Bauer ſchaften , die ein Gericht ausmachea , iwelches den von Plettenberg gebfrét, 6 ) Die adelichen Güter Borg , Echthauſen , fůchten , fürſtenberg , ein Schloß ; Sollinghoven , Röningen , Lohe, Mavece, Ovinghauſen , Uffeln , Weſtricke, Winterlap. 7) Simmelporten , eine ipeibliche Abtey vom den des beil. Norberts ,
Ora
3. Das AmtMenden , in welchem I) menden , eine kleine Stadt, am Fluß Hohn , in welcher ein Eurghaus iſt. 2 ) Die adelichen Güter Dalhauſen , ein Ritterfik ; Seere , Seimbruch , Botten , Lahr, Ober : und Līies der : Roddinghauſen , Oſthove, Schaphauſen , Schei: dingen . 3 ) Die Serrſchaft und das Gericht Sümmern ; darinn find ( 1) Sümmern , ein Kirchdorf mit einem ſchönen Schloß. ( 2) Seimbruch , ein adeliches Haus , 4. Das
Das
Erzſtift Cóln .
631
4. Das Amt Balve, in welchem I) Balve , eine kleine Stadt am Fluß Hohn , wos felbſt ein Ritterfit iſt. Sie hat ehedefſen mit zu der Hanſe gehåret. 1584 , 99 , und 1607 hat ſie große Fenersbrünfte erlitten . 2 ) Affeln , eine Freyheit , in welcher ein adeliches Sut iſt. 3 ) Delinghauſen , eine weibliche Abtey Pråmons ſtratenſer Ordens. 4 ) eftinghauſen , ein Kirchdorf. 5 ) Garbecke , ein Ritterfit , zu welchein ein freyes Stuhlgericht gehört, 6 ) Die adelichen Gitter Langen Solthauſen , Lina ſcheid , Welſchede , Mellen , Wockelum und Greves ner , ein landesfürſtliches Tafelgut.
III. Das bilſteinſche Quartier , welches drey Alemter begreift , über welche die Freyberren von Fürſtenberg Erbdroſten ſind. 1. Das AmtBilſtein , iſt ehedeſſen eine bes , fondere Herrſchaft geweſen , welche Chur- Eöln eins gezogen hat, als der legte edle Herr von Bilſtein , der ſie beſeſſen , 1444' im ſoeſtiſchen Kriege ungekommen war. Dahin gehört I ) Bilſtein , eine Freyheit, bey welcher das lan desfürſtliche Aththaus auf einem Berge lieget. 2 ) Die Kirchofrfer Dunſcheid , forde ,, Selden ,
Feifcheo , Kharbach , Colhagen , Seinsberg , Vass bach , Lenne. 3) Adolphsburg , ein Ritterfiß mit einem anſehnts lichen Schloß , welches der Freyherr Johann Adolph von Fürſtenberg bat bauen laſſen , deſſen Familie es noch zugehéret , neben Qber - Hundemen . 4 ) Borchhauſen , Broick oder zum Bruch ,Wers dinghauſen , Langeney , find adeliche Güter .
Rr 4
2. Das
632
Der chur -rheiniſche Kreis .
2. Das Amt Fredeburg , welches vor Zei. tan eine beſondere Herrſchaft geweſen , die den Grafen von Arensberg zugehört hat, von welchen ſie 1367 an die Grafſchaft Mark , und von dieſer 1449 an das Erzſtift Coln abgetreten worden . In demſelben ſind : I ) Fredeburg , eine kleine Stadt, bey welch ar ein Ritterfiz liegt. 2 ) Grafſchaft , eine Mannsabtey Benedictiner Drdens , bei welcher ein Kirchdorf liegt. Der Abt ſchreibt ſich Erzdechanten der Dechaney zu Worm : bach , zu welcher zwölf Kirchſpiele gehdren . 3) Die Kirchd frfer Berghauſen , Dorlahr, Kirch : Jlpe, Odingen , wozu ehedeflen eine eigene Herrſchaft gehört hat ; Kharbach , 5d lipruden und Worms bach . 4 ) Die adelichen Güter Zangelſcheid , Lintlaw und Serkencad . Anmerk. In dieſem Amt liegt ein klein Stück lan des,welches der Grund Aſtinghauſen genennet wird, und dem Fürſten von Waldeck Sdatang zahlen muß, und darinnen iſt fowohl die Bauerſchaft Zordernau als das Dorf Aſtenberg oder Lichtenſcheid .
3. Das Amt Waldenburg , zu welchem auch das Gericht Attenborn gehört, Graf Eberhard von der Mark faufte die Hälfte des Schloſſes und der Herrſchaft Waldenburg , 1292 (oder 1296 ) von Hunold von Plettenberg , ließ fie aber 1301wieder an das Erzſtift
über
Cöln .
1) Drolshagen , eine kleine Stadt , mit einer Bernhardiner Nonnenabter . Sie treibt vielen Eiſena handel. 2 ) Olpe oder Olepe, ein Städtchen an der Bigge, welches ſtarkmit Eiſen handelt.
3 ) Atters
Et
Das Erzſtift Csin .
633
3 ) Attendorn , eine Stadt beym Zuſammenfluß der Jenne und Bigge , woſelbſt ein Dbſervanten - Kloa ſter , deffen Abt Lehnberr der Stadt iſt , ein Hoſpital, und Chorales des heil. Nikolaus find . Nabe bey ders ſelben wird Marmor gebrochen . Sie hat ebedeſſen mit zu der Hanſe gehört. 1737 und 1742 hat ſie große Feuersbrünſte erlitten , und 1783 iſt ſie faſt ganz abs gebrannt. 4 ) Ewig , ein Klofter canonic, reg : Uuguſtiner Ora dens, an der Bigge . 5 ) Die Kirchdorfer Xhode, Romershagen , Wen ; den , Schonholthauſen , Elſpe . 6 ) Die Schlofer Waldenburg auch Waldenberg und Woldenberg genannt, auf einem Berge bey der Bigge , und Schnellenberg , auf einem hohen Felſen , auch an der * age , gehören der Freyherren von Fürs. ſtenberg , die das erſte von deutſchen Orden gegen Mahlenberg eingetauſchet haben . 7 ) Die adelichen Giter Ahauſen und Lennhauſen , und die Ritterſise frílentrop und Bamelo oder Ba menoel. Freygrafſchaft Sundemen oder 4. Die Ober Sundemen , im Umfang des Amts Bil. ſtein , gehöret den Freyherren von Elſpe . 5. Die Herrſchaft, das Gericht und Kirch . fpiel Oberkirchen , den Freyherren von Fürſten berg zugehörig , iſt von den Aemtern Fredeburg: und Medebach , und von der Grafſchaft Witgena ſtein umgeben . IV . Das brilonſche Quartier , begreift 1. Das Amt Brilon , in welchem 1 ) Brilon , die Hauptſtadt des Herzogthums ,, an der Mönne , woſelbſt ein Minoriten- Kloger und ein RT 5 Hoſpia
634
Der
chur -rheiniſche Kreis .
Hoſpital find. Sie hat ehedeflent mit zu der Hanſe gehöret. Unweit dieſer Stadtwird Galliney gefunden . 2 ) Eversberg , eine kleine Stadt und Shloß auf einen Berge bey der Rhur . 3 ) Bredelar oder Breitlar , eine freye Abtey Bes nedictiner Ordens , an der Hopfe. 4 ) Die Kirchdorfer Affinghauſeni , Brunscapel, Veimede , Bigge , Bonkirchen Scharffenberg , Thulen , Giershagen , 5 ) Dię adelichen Güter . Berleſ , Bruckhauſen , woſelbſt auf der Spise einer Klippe ein Brunnen ift, Oſtwig , Weſtwig , Schellens Gevelinghauſen ſtein , Untfeld , ein Ritterſik ,
Sopke.
2. Das Amt Medebach , in J.chem I) Medebach oder medebecke, eine Stadt, too: ſelbſt zidey adeliche Güter ſind , Nabe dabey liegt Glintfeld , ein Kloſter der Kreuß brüder, 2 ) Winterberg , eine kleine Stadtaufeinem Berge. 1759 brannte ſie ganz ab.
3) Sallenberg, ein Städtchen , an dem kleinen Fluß Hånne. 4 ) Schmalenberg oder Smallenberg, ein Stadts chen an der Lenine , weiches ganz von dem Amt Fredes þurg uingeben iſt. 5 ) Zürchen oder Zuſchenau , ein Kirchdof und adeliches Gut , wozu eine Freygrafſchaft gehört hat . 6 ) Selborn und Grünebach , Kirchd8rfer . 7 ) Die adelichen Güter Elkeringhauſen , Sida linghauſent , t7iederfeld . 8 ) Ben dem Dorf Silbach wird Bleyerz , mit Silber veriniſcht, gegraben . 3. Das
Das Erzſtift Csin .
635
3. Das Amt Stadtberg, oder Marsberg, in welchem 1 ) Stadtberg oder Marsberg , eine Stadt an der. Dimel , theils auf , theils an einem hohen Berge , das ber ſie in die obere und niedere Stadt abgetheilet , der Flecken Elringhauſen aber als eine Vorſtadt derſelben angeſehen wird. Vor Ulters bat hier die fächſiſche Fes ſtung Seresburg oder Eresburg oder Kresberg gez ſtanden , welche Karl der Große erobert , und in eine faiſerliche Burg verwandelt , auch die Kirche zu St. Peter und Paul erbauet , und bey derfelben eine Probſten Benedictiner Drdens gæſtiftet hat , der rein Sohn , Kaiſer Ludwig , in Fahr 826 der Abter Cors vey geſchenkt hat , der ſie auch noch gehört. 418. das Erzſtift Coin zuin Herzogthum Weſtphalen gelangte, nahm es auch dieſe Stadt ein . Weil aber die Webte zu Corvey ſeit langen Yahren die Herrſchaft liber dies felbe gehabt hatten , wollten ſie nicht zugeben , daß die Erzbiſchofe ſich einige Gewalt über diereibe anmaften. Es entſtand ein ſchwerer Rechtshandel. Kaiſer Heins rich erfannte zwar die Stadt 1228 dem Ubt zu , und Pobſt Gregorius beſtätigte dieſen Wusſpruch : allein , die Abtey Corven fan voraus , daß ſie nicht im ruhis gen Beſitz derſelben bleiben wirde. Sie trug alſo 1230 die Hälfte der Stadt dem Erzſtift Csln auf, und 1507 verfekte fie demſelben auch die andere Hälfte. 1754 Dat ſie zwar diere Pfandſchaft aufgefiindigt, und den Pfandſchilling wieder erlegen wollen , er iſt aber vom Erzſtift Csin nicht angenommen worden , welches alſo. noch im Beſiß der ganzen Stadt iſt aber mit Corvey wegen der Wiedereinlöſung beym Reichs - Kammerges richt im Proceß lieget. Die Stadt iſt 1145, 1312, 19,, 1430 und 1646 durch Feuer und Feinde veripuſtetwor dén , und dadurch rehr in Abnahme gerathen . Der gemeinen Meynung nach ſou hier die Frmenſul als ein Gokenbild geſtanden haben : allein , die älteſten från fiſchen Geſchichtſchreiber berichten , daß Karl der Große zuerſt
1
636
Der chur - rheiniſche Kreis.
zuerſt das Schloß Eresburg eingenommen , und hier aufmit dem ganzeu Heer bis zur Frmenful gegangen ſey , wofefbft es am Waſſer Mangel erlitten , bis fid am bellen Tag auf einmal viel Waffer crgonen habe. Dieſes pallet am beſten auf dem Bullerborn im Biss thum Paderborn . 2 ) Das Dorf Ward . 4. Das Amt Volkmarſen , welches von Waldeck, Paderborn und Heſſen umgeben iſt, hat ehedeſſen der Abtey Corvey zugehårt , welche die Hálfte deſſelben dem Erzſtift Coln übergeben ,- und Wegen der die andere Hålfte 'verpfändet hat. Wiedereinlöſung dieſer Hålfte, wird zwiſchen
Cor
pey und Cöln beym Reichs . Kan mergericht Pro , ceß geführet. Es enthalt: 1) Volkmarfen oder Volkmarsheim ,einStådtchen . 2 ) Kogelberg , ein Bergſchloß . 5. Die Serrſchaft und das Gericht Can. ſtein oder Ranſtein , oder die kanſteinſche Börs de , liegt b :yin AmtStadtberg, und hat der Fa milie von Kanſtein zugehört , es iſt aber ein Theil derſelben mit einer kanſteiniſchen Tochter an die Familie von Spiegel gekommen , und den andern hat der Freyherr Karl Hildebrand von Kanſtein dem berühmten Waiſenhauſe zu Glauche bey Halle Es gehört dazu Vermacht. 1) Ranſtein , ein Schloß und Dorf. 2 ). Seddinghauſen , ein Kirchdorf. 3.) Die Dår fer udorf, Leitmar , Borntoft,
-
6. Die Serrſchaft und das Gericht Pad berg , liegt neben der vorigen , und gehört theils Der Familie von Padberg , theils den von Stoc þaus
Das Erzſtift Chin . :
637
haufen. In derſelben iſt 1696 ein Goldbergwerk entdeckt worden. Zu dieſer Herrſchaft gehöret 1 ) Padberg , ein altes Schloß auf einem Berge, an deffen Fuß ein Dorf (welches ehemals ein Flecken geweſen ) liegt , darinn noch ein Schloß iſt ; jenes wird das alte , diefes das neue aus genennet. 2 ) Beringhauſen , ein Kirchdorf. 3 ) Selmeringhauſen , ein Dorf an der Dymel. 7. Die Berrſchaft Almen , iſt gutentheils vom Amt Brilon umgeben , und in vier Güter vertheilet , welche ſind: Ober - Almen , Nieders Almen , Almen auf dem Bruch , und das als miſcheMattfeld ; die erſten machen ein Sammt gericht aus , und das lekte iſt adelich frey . 8. Die Freygrafſchaft
Dudinghauſen,
beym Amt Wedebach, gehört jegt dem Landes herrn . In derſelben ſind die Kirchdorfer Du: dinghauſen , woſelbſt eine kleine lutheriſche lies meine iſt , bey welcher der Fürſt von Walneof das Patronatrecht hat , Deifeld und Ober - Schlei: dern . Der Fürſt von Waldeck hat von dieſer Grafſchaft die drev Dörfer Eppe, Sillershau. ſen und Wieder - Schleidern.
Die
638
Der
Die
chur - rheiniſche Kreis.
Pfaiz am $.
Rhein .
1.
or der rheiniſchen Pfalz haben Mercator , Blaeuw , Janffon , Quade, Dankert auf zwen Bogen , Jaillot , Schenk, funk und Somani , Charten geliefert ; es iſt auch 1612 zu
Heidelberg bei).Marco zúin Lamm eine Charte ans Licht getreten ; allein fie taugen insgeſammt nicht Die honianniſche iſt im Atlas von Deutſch . viel. Die Charte von zwey Blåttern land die 43ſte. welche Johann Georg Walther zu
Frankfurt her.
aus gegeben Hat, iſt ziemlich richtig . $. 2. Diefe Pfalz wird auch die untere Pfalz genennet, und dadurd , von der obern Pfalz im bayeriſchen Kreiſe unterſchieden . Sie grånzet ge
gen Morgen an die Grafſchaft Kaķenelinbogen , an das Erzſtift Maynz , Bisthum Worms , und an einen Theil des Gebiets des deutſchen Ordens in Franken ; gegen Mittag an das Herzogthum Wür: tenberg und Bisthum Speier ; gegen Abend an Das Elſas ,
Fürſtenthum Zweybrůd , die Graf: fchaft Sponheim , das Fürſtenthum Simmern , und einige chur -maynziſche Diſtricte ; gegen Mits ternadyt an einen Theil des Erzſtifts Maynz , und an die Grafſchaft Rakenellnbogen . Man ſchåger die Größe der rheiniſchen Pfalz auf 145 bis 150 Quadratmeilen . $. 3. In derſelben wechſeln Berge und Thås ler, Hügel und Ebenen ſo glücklich ab , und der Boden
Die
Pfalz am
Rhein .
639
Boden iſt ſo fruchtbar , daß er alle Arten des Ger treides , Hülſenfrüchte, Obſt , Kaſtanien undmål: ſche. Nåre überflüßig Hervorbringet. Man kat in der ganzen Unterpfalz 528-41 angebaueteMore gen Äckerlandes , jeden zu
160 Nuthen , gered).
Der Uderbau iſt zwar nicht ſo vollkoinmen ; net. -als er ſeyn könnte, er bringet åber doch mehr Gea traide,
als für die Einwohner nöthig iſt.
Die
Wieſen werden auf 76655 , und die gemeine Bei. Der Bau de wird auf 4650 Morgen gerechnet. des Klees iſt großer als ebedeſſen . DerWein bau iſt faſt ebent ſo vortheilhaft als der Ackerbau . 1779 zåhlet nian 24703 Morgen Weinberge ; und in den beſten Weingegenden giebt es ſolde Flecken und Dörfer , die für 30 bis 40000 Fl. Wein art Die be Fremde verkaufen , wenn er gut geråth. ſten und ſchönſten Weine wachſen auf ven lonnen : reichen Hügeln am Rhein in der Gegend von Olthofen und Alsheim , und vornemlid , bey Op. An der Nierſtein . und penheim , Diengeim Nahe zu Monzingen , Norheim und Boſſenheim , wachſet ſehr ſüßer und feuriger , aber nicht dauer : Weniger angenehm , aber ſtårker hafter Wein . und dauerhafter , ſind die ſogenannten Thålerweis Die Hügel um Neu . ne im Oberamt Bacherad . ſtadt , die Berge bey Türkheim , und die Anhöhen ben Freinsheim , liefern geſunde und ivohlſdyme.
1 cende Weine , infonderheit den Traminer. Leich ter und noch geſunder, find die Bergſtråßer Weine Der Ta . zwiſden Heidelberg und Heppenheim , bafsbau wird am meiſten in den ebenen Gegendent von Ladenburg, und zwiſchen Mannheim und Hei delberg
640
Der chur -rheiniſche Kreis .
delberg getrieben . Mit dem Bau der Sårber róthe (Rrapp ) iſt um das Jahr 1770 ein guter Unfang gemacht worden , inſonderheit im Ober : Der Sanf- und Slads - Bau amt Heidelberg . Oberamt Germersheim . iſt am ſtärkſten in dem zu Kåferthal , unweit Manheim , hat man den Rhabarbarbau ſo glücklich verſuchet, daß man jährlich ſchon für 100,000 Fl. verkaufet hat , in: ſonderheit nach Frankreich . Un Gartenggewach : ſen und Obſt , iſt ein lieberfluß vorhanden . Die obern Gegenden , in welchen der Ackerbau ſtarf ift, haben Zufuhr an Hol; nothig, als , das Ober amt#zey), andere Gegenden find damit verſehen . Die Bergſtraße iſt eine angenehme Landſtraße, zwiſchen Heidelberg und Darmſtadt , die mit wal: fiben Nußbäumen beſekt iſt, und auf beyden Sei ten fruchibare Felder und Wieſen , und aledenn Hügel und Berge hat , die auf der rechten Seite, (wenn man nåmlich von Heidelberg nach Darms ſtadt reiſet,) beſtändig anhalten , und oben mit Hölzung, gegen die Ebene zu aber mit Weinreben bewachſen ſind . Die vielen wålſden Nußbäume an dieſer Bergſtraße und im Odenwald , bringen ſowohl wegen der Frůdyte , als wegen ihres Hol. zes , dein Lande großen Vortheil. Un der ganzen Bergſtraße wachſen auch Mandeln in großerMens ge , und in den Weinbergen ſtehen bin undwieder Das Bartgebirge , an wel. chem die Städte Neuſtadt und Türkheim liegen, fångt im Elſaß oberhalb Weißenburg an , und er . ſtrecket ſich in die Länge ungefähr 22 Stunden , In verſchiedenen Ges und bis nahe an Alzey.
Kaſtanienbäume.
genden
:
Die
Pfalz am
Rhein .
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genden , infonderheit an Neuſtadt, und ungefähr 2 Stunden über Cürkheim , hat es guten Wein 'Wachs , zuweilen bis an die Hälfte ſeiner Hohen , in den meiſten Gegenden aber iſt es mit allerlen Die Mörſchfelder Berge Holz bewadyfen . werke , ſind ehedeflen unter dem Namen des |
Deimbacher Bergwerks , befannt und ergiebig geweſen : die Carl Theodors und Eliſabethen Dued . filbergruben aber entſtanden erſt 1764, und liefere ten 1771 die erſte Ausbeute. 1774 wurden ſchon 42653 Fl. Ausbeute unter die Gewerken ausge. theilet. Zu Wolfftein iſt auch ein Queckſilbers bergwerk , und um
das
Jahr 1782 betrug der
Ertrag des unterpfälziſchen Queckſilbers jährlich ſchon 40000 Fl. Zu Veldenz iſt ein Kupfers bergwerk. Eiſenhůtten und Hammerwerke ſind auf dem Hunsrück und im Odenwalde. Steinfo . len hat man in der Herrſchaft Ebernburg gefun . den . Salzquellen ſind, bey der fürſtlich- leinin . giſchen Stadt Dürkheim , ben Creußnach , und ben Moßbach . Ben Oberſtein ſind Achatberge, es iſt auch daſelbſt eine Achatſchleiferey angelegt wore den . Bey Fornid , und Oberwinter , iſt Baralt zu finden.
Wie die Viehzucht beſchaffen
ſen ,
zeiget die Liſte von 1782 , in welchem Jahregezah. letworden, 19007 Odſen , 60082 Kühe, 28881 Rinder , 16844 Pferde , 81048 Schafe, und 59126 Schweine. Unter den Thieren , ſind vor. züglich die angoriſchen Ziegenbócke und Zlegen zu bemerken , welche 1768 fu Doffenheim an der Damals waren der Bergſtraße angefeßt worden . Bocke zwen, und der Ziegen fünf, 1777 aber hatten 6th. 7 A. fie
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Der chur - rheiniſche Kreis .
ſie ſich ſchon zu go Stücken verniepret. Ihr Haar hat auch hier den ſchönſten Glanz der Seide. Auf landesfürſtlichem getrieben ,
Befehl wird
aber noch
auch
Seidenbau
1787 mit Widerwillen
der
Landleute . Um dieſe zur richtigen Kenntniß des ſto eher zu bringen , wurden 179 1 die Maulbeers Pflanzungen einer Geſellſchaft auf 30 Jahre aus ſchließungsweiſe überlaſſen . Der Rhein fließet theils aufder Grånze der Pfalz, theils mitten durd dieſelbe hin . In demſelben wird bey Germers,
de gewaſchen , und ſolche Goldwäſche von dem Churfürſten als ein Regale angeſehen und verpach : tet. Dieſem Golde haben die rheiniſchen Gold gülden ihren erſten Urſprung zu danken . Es eri gießen ſich in der Unter-Pfalz unterſchiedene Flüffe in den Rhein , vornehmlich der Heckar (Nicer ) unterhalb Mannheim , unweit Bingen .
und die nahe (Navus)
Dieſe Flüſſe ſowohl als die kleie
nern , ſind fiſchreich . 4. Die ganze Pfalz enthält 41 Städte, 16 große Flecken . Ein anderes Verzeichniß giebt 43 Städte , 611 Flecken , Dörfer und Weiler, und 191 Mayerhöfe an . Man gåhlet 795 Kirs chen , 469 Pfarrgåufer, 817 Schulhäuſer , 45552 bürgerlidye Häuſer , 25692 Sơeuern, 758 Mahlı mühlen . Tabellen von der Volksmenge am Ende eines jeden Jahrs einzuſchicken , wurde 1770 34 erſt befohlen , und 1771 wurden ſie nach den Fors mularen , welche die Landesregierung hatte dru . den laſſen ,zum erſtenmahlverfertiget; ſie geriethen aber bis 1776 febr unvollkommen . 1779 þat man
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Þeim und Selz das beſte Rheingold aus dem San
Die
Pfalz am
Rhelit.
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man gezählet 289/14 , 1782 aber 298692 Mens ſdhen , und 1788 gab die Tabelle nur 283886 Men . ſchen an , welches eine ſehr måßige Volfsmenge iſt. Seit der Verwüſtung, welche die Spanier und Franzoſen im ſiebenzehnten Jahrhundert in dieſem Lande angerichtet haben , und ſeit der Zeit des Churfürſten Johann Wilhelm , da den proteſtans tiſchen Unterthanen ihre gottesdienſilidje Freyheit gefrånket worden , inſonderheit ſeit 1698 , ſind viele tauſend der lekten weg , und in andere auch entfernte Lånder , ja bis in den aſiatiſchen Theil des ruſſiſchen Reichs , und nach Umerika gegans
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Cou
gen , welche Auswanderung zur Entvolkerung des . Landes noch immer anhålt, und dem Druck der Beamten mit zugeſchrieben wird. Wegen derſels
Test
til
8. 5. Der firdžliche Zuſtand in der Unter: Pfalz , iſt ungemein großen , und in andern Låna dern unerhörten Veränderungen unterworfen
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