Wegweiser durch das Invalidenversicherungsgesetz [12. Aufl., Reprint 2021]
 9783112603802, 9783112603796

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Wegweiser durch das

Invalidetiversichermtgsgeseh hon

Dr. jur. Michard Freund, Vorsitzendem der Jnvaliditäts- und Altersversicherungsanstalt Berlin.

Zwölfte, auf Grund des Zuvalidenversicherungsgesehes gänzlich »mgearbkitete Auflage.

Weeiin 1899. I. I. Meines Verlag.

Vorbemerkung zur ersten Auslage. Die vorliegende Arbeit soll eine möglichst kurze gemein­ verständliche Darstellung derjenigen Bestimmungen des Jnvaliditäts- und Altersversicherungs-Gesetzes geben, deren Kennt­ niß für Arbeitgeber und Versicherte Zwecks Durchführung der Versicherung nothwendig ist. Es sind daher alle diejenigen Bestimmungen des Gesetzes, welche die Arbeitgeber und Ver­ sicherten bei der Durchführung der Versicherung nicht unmittel­ bar berühren, nicht in Betracht gezogen oder nur kurz erwähnt.

Der Verfasser.

Vorbemerkung zur elften Auflage. Zur Grundlage für die vorliegende umgearbeitete Form des »Wegweiser- ist eine von dem Verfasser in Nr. 571 der »Vossischen Zeitung- (Jahrgang 1890) veröffentlichte gemein­ verständliche Darstellung des Jnvaliditäts- und Altersversiche­ rungs-Gesetzes genommen. Bei der Umarbeitung ist insbesondere die Anleitung des Neichsversicherungsamts, betr. den Kreis der versicherten Personen, vom 31. Oktober 1890, sowie die Be­ kanntmachung des Bundesraths vom 27. November 1890, betr. Befreiung vorübergehender Dienstleistungen von der Dersicherungspfticht, berücksichtigt worden. Der Verfasser ist ferner bemüht gewesen, eine möglichst gemeinverständliche Form der Darstellung zu erzielen. Im Uebrigen soll auch der Wegweiser in der vorliegenden umgearbeiteten Form keineswegs eine er­ schöpfende Darstellung des Gesetzes geben, sondern nur eine Zusammenstellung derjenigen Bestimmungen, welche für Arbeit­ geber und Versicherte Zwecks Durchführung der Versicherung von Wichtigkeit sind.

Mit besonderer Ausführlichkeit ist die gegenwärtig für Arbeitgeber und Versicherte wichtigste Frage: »Welche Klassen von Arbeitern unterliegen der Versicherungspflicht?- behandelt worden. Der „Wegweiser" dürfte sich auch als Instruktion für Vertrauensmänner, Kontrolbeamte und die sonstigen bei der Ausführung des Gesetzes beteiligten niederen Organe der Ver­ sicherungsanstalten und Verwaltungsbehörden eignen. Berlin, im Februar 1891.

Drr Verfasser

Vorbemerkung zur ersten Auslage. Die vorliegende Arbeit soll eine möglichst kurze gemein­ verständliche Darstellung derjenigen Bestimmungen des Jnvaliditäts- und Altersversicherungs-Gesetzes geben, deren Kennt­ niß für Arbeitgeber und Versicherte Zwecks Durchführung der Versicherung nothwendig ist. Es sind daher alle diejenigen Bestimmungen des Gesetzes, welche die Arbeitgeber und Ver­ sicherten bei der Durchführung der Versicherung nicht unmittel­ bar berühren, nicht in Betracht gezogen oder nur kurz erwähnt.

Der Verfasser.

Vorbemerkung zur elften Auflage. Zur Grundlage für die vorliegende umgearbeitete Form des »Wegweiser- ist eine von dem Verfasser in Nr. 571 der »Vossischen Zeitung- (Jahrgang 1890) veröffentlichte gemein­ verständliche Darstellung des Jnvaliditäts- und Altersversiche­ rungs-Gesetzes genommen. Bei der Umarbeitung ist insbesondere die Anleitung des Neichsversicherungsamts, betr. den Kreis der versicherten Personen, vom 31. Oktober 1890, sowie die Be­ kanntmachung des Bundesraths vom 27. November 1890, betr. Befreiung vorübergehender Dienstleistungen von der Dersicherungspfticht, berücksichtigt worden. Der Verfasser ist ferner bemüht gewesen, eine möglichst gemeinverständliche Form der Darstellung zu erzielen. Im Uebrigen soll auch der Wegweiser in der vorliegenden umgearbeiteten Form keineswegs eine er­ schöpfende Darstellung des Gesetzes geben, sondern nur eine Zusammenstellung derjenigen Bestimmungen, welche für Arbeit­ geber und Versicherte Zwecks Durchführung der Versicherung von Wichtigkeit sind.

Mit besonderer Ausführlichkeit ist die gegenwärtig für Arbeitgeber und Versicherte wichtigste Frage: »Welche Klassen von Arbeitern unterliegen der Versicherungspflicht?- behandelt worden. Der „Wegweiser" dürfte sich auch als Instruktion für Vertrauensmänner, Kontrolbeamte und die sonstigen bei der Ausführung des Gesetzes beteiligten niederen Organe der Ver­ sicherungsanstalten und Verwaltungsbehörden eignen. Berlin, im Februar 1891.

Drr Verfasser

Borbemerkung zur zwölften Auflage. Die vorliegende Neubearbeitung des .Wegweiser" will vor allem die umfangreichen Abänderungen, welche das bisherige Jnvaliditäts- und Altersverflcherungsgesetz durch das neue JnvalidenversicherunAsgesetz erfahren hat, zur Dar stellung bringen. Die Abänderungen sind, um sie auch äußerlich erkennbar zu machen, durch feiten Druck hervorgehoben. Im Uebrigen will auch der .Wegweiser' in seiner neuen Gestalt allen mit der Durchführung des Gesetzes betrauten Personen, insbesondere aber auch den Arbeitgebern und Versicherten eine kurze übersichtliche Einführung in das neue Gesetz geben. Berlin im Juni 1899.

Dr. Freund.

Inhalt: Erster Abschnitt. Seite Welche Personen müssen versichert werden und welche können sich freiwillig versichernd.................................... 5 Zweiter Abschnitt. Wo hat die Versicherung zu erfolgen? Die Versiche­ rungsanstalten und ihre Organisation........................... 10 Dritter Abschnitt. In welcher Weise erfolgt die Versicherung bezw. die Beitragsleistung? Die Ouittuugskarte. Die Marten. 16 Vierter Abschnitt. Welche Ansprüche erwachsen den Versicherten aus der Versicherung? Invalidenrente. Altersrente. Nückerstattung von Beiträgen. Krankenfürsorge. Sonstige Leistungen............................................................... 23 Fünfter Abschnitt. In welcher Weise werden die Ansprüche geltend ge­ macht? ..................................................................... 29

Borbemerkung zur zwölften Auflage. Die vorliegende Neubearbeitung des .Wegweiser" will vor allem die umfangreichen Abänderungen, welche das bisherige Jnvaliditäts- und Altersverflcherungsgesetz durch das neue JnvalidenversicherunAsgesetz erfahren hat, zur Dar stellung bringen. Die Abänderungen sind, um sie auch äußerlich erkennbar zu machen, durch feiten Druck hervorgehoben. Im Uebrigen will auch der .Wegweiser' in seiner neuen Gestalt allen mit der Durchführung des Gesetzes betrauten Personen, insbesondere aber auch den Arbeitgebern und Versicherten eine kurze übersichtliche Einführung in das neue Gesetz geben. Berlin im Juni 1899.

Dr. Freund.

Inhalt: Erster Abschnitt. Seite Welche Personen müssen versichert werden und welche können sich freiwillig versichernd.................................... 5 Zweiter Abschnitt. Wo hat die Versicherung zu erfolgen? Die Versiche­ rungsanstalten und ihre Organisation........................... 10 Dritter Abschnitt. In welcher Weise erfolgt die Versicherung bezw. die Beitragsleistung? Die Ouittuugskarte. Die Marten. 16 Vierter Abschnitt. Welche Ansprüche erwachsen den Versicherten aus der Versicherung? Invalidenrente. Altersrente. Nückerstattung von Beiträgen. Krankenfürsorge. Sonstige Leistungen............................................................... 23 Fünfter Abschnitt. In welcher Weise werden die Ansprüche geltend ge­ macht? ..................................................................... 29

5 Erster Abschnitt.

Welche Personen müsse« versichert werden und welche können flch freiwillig versichern? Nach bcm Gesetz kommen folgende Arten der Ver­ sicherung in Betracht: 1. Versicherungspflicht und zwar: a) auf Grund ausdrücklicher gesetzlicher Bestimmung, b) auf Grund von Beschlüssen des Bundesraths; 2. Selbstversicherung; 3. Weiterversichcrung.

I. DerstcheruugSpflicht aufGrund ausdrück­ licher gesetzlicher Bestimmung. Die VersicherungSpflicht tritt nur für diejenigen Personen ein, welche das 16. Lebensjahr vollendet haben und deren Beschäftigung gegen Gehalt oder Lohn (Naturalbezüge, Tantiemen) erfolgt. Wird für die Beschäftigung nur freier Unterhalt gewährt, wie z. B. öfter bei Lehrlingen, so ist Versicherungspflicht nicht vorhanden?) Auch sind nicht vcrsicherungSpflichtig bereits invalide Personen.*) **) ES sind versicherungspflichtig: a) ohne Beschränkung auf eine bestimmte Lohnhöhe, also auch bei Lohnsätzen, welche jährlich 2000 Mk. übersteigen: 1. Arbeiter, Gehülfen, Gesellen und Lehrlinge. Ausgenommen von der Versicherungspflicht sind Personen dcS Soldatenstandes, welche dienst­ lich als Arbeiter beschäftigt werden.

*) Ein Portier, der als Entschädigung nur freie Wohnung erhält, die aber über sein eigenes persönliches Bedürfniß hinausgeht, ist vcrflchcrungspslichtig. ") d. h. Personen, welchen auf Grund dieses Gesetzes eine Invalidenrente bewilligt ist oder deren Erwerbsfähigkeit auf ein Drittel herabgesetzt ist.

6 2. Dienstboten (über die sog. höheren Hilfskräfte des Haushalts vergl. unten b 3). 3. Personen der Schiffsbesatzung deutscher Scefahrzeuge und von Fahrzeugen der Binnenschifffahrt (über die Schifföführer vergl. unten b 5). b) mit Beschränkung auf eine bestimmte Lohnhöhe, d. h. nur dann, wenn der JahreSarbeitSverdicnst 2000 Mk. nicht übersteigt *): 1. Betriebsbeamte, Werkmeister «.Techniker. 2. HandlungSgehülfen und Lehrlinge (ausschließlich der in Apotheken beschäftigten Gehülfen und Lehrlinge.) 3.

Sonstige Angestellte, deren dienstliche Beschäftigung ihren Hauptberuf bildet (z. B. Hausbeamte, Hausdamen, Privatsekretäre und ähnliche Hülfskräfte, sowie städtische Beamte ohne Pensionsanwartschaft). Ausgenommen sind unter bestimmter Voraus­ setzung *♦) Beamte des Reichs, der Bundesstaaten, der Kommunalverbände, der auf Grund dieses Gesetzes errichteten Versicherungsanstalten und zugelassenen Kaffeneinrichtungen.

4.

Lehrer und Erzieher (beiderlei Geschlechts). Ausgenommen von der Versicherungs­ pflicht sind Lehrer und Erzieher an öffent­ lichen Schulen oder Anstalten, solange sie lediglich zur Ausbildung für ihren zukünftigen

*) Beträgt der Jahresarbeitsverdicnst mehr als 2000 Mk. aber nicht über 3000 Mk., so kann Selbstversicherung erfolgen fvergl. unter III). **) Reichs-, Staats- und Kommunalbeamte, solange sie

lediglich zur Ausbildung für ihren tünfltgen Beruf beschäftigt werde» oder — und diese Voraussetzung gilt auch für die

Beamten der Versicherungsanstalten und Kasscneinrichtungen — sofern ihnen eine Anwartschaft aus Pension im Mindest­ beträge der Invalidenrente nach den Sätzen der ersten Lohntlassc zusteht.

7 Beruf beschäftigt werden oder sofern ihnen eine Anwartschaft auf Pension im Mindestbetrage der Invalidenrente nach den Sätzen der ersten Lohn­ klasse gewährleistet ist; desgleichm Personen, welche Unterricht gegen Entgelt ertheilen, sofem dies während ihrer wissenschaftlichen Ausbildung für ihren zukünftigen Lebensbenif geschieht (z. B. Studenten oder Kandidaten, welche Privatunter­ richt ertheilen). Ueber Befreiung von der VersicherungSpflicht auf Antrag vergl. unten.

5. Schiffsführer. Auch vorübergehende Beschäftigung macht ver­ sicherungspflichtig; doch bestimmt der BundeSrath die Ausnahmen hiervon.*) Auch ist der Bundesrath befugt zu bestimmen, daß Ausländer, welchen der Auf­

enthalt im Inlands nur für eine bestimmte Dauer behördlich gestattet ist «nd die «ach Ablauf dieser Zett in daS Ausland zurück­ kehren müssen, der BerstcheruugSpflicht nicht unterliegen.**) Es handelt sich hier insbesondere um Erntearbeiter. Auf ihren Antrag***) sind von der Versicherungs­ pflicht zu befreien: 1. Personen, welchen vom Reiche, von einem Bundes­ staat, einem Kommunalverband, einer Versiche­

rungsanstalt oder zugelaffenen Kaffen­ einrichtung Pensionen, Wartegelder oder ähnliche •) Vergl. die Bekanntmachungen vom 24. Dezember 1891 und vom 24. Juni, 1893 bctr. die Befreiung vorübergehender Beschäftigungen von der Versicherungspflicht. **) Der Arbeitgeber hat jedoch für solche Ausländer die Hälfte der Beiträge an die Versicherungsanstalt abzuführen. ***) Ueber den Antrag entscheidet die untere Verwaltungs­ behörde des Beschäftigungsortes; gegen den Bescheid ist Be­ schwerde an die zunächst vorgesetzte Behörde zulässig.

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Bezüge

im Mindestbctragc der Invalidenrente nach dem Satze der ersten Lohnklasse bewilligt sind. 2. Personen, welchen auf Grund ihrer früheren Be­

schäftigung als Lehrer oder Erzieher an öffentlichen Schulen oder Anstalten Pensionen u. s. w. (wie zu 1) bewilligt sind. 3. Personen, welchen auf Grund der reichsgesetzlichen Bestimmungen über die Unfallversicherung der Bezug einer jährlichen Rente von mindestens demselben Betrage wie zu 1 zusteht.

Personen, welche das 50. Lebensjahr vollendet haben. 5. Personen, welche Lohnarbeit nur in be­ stimmten Jahreszeiten für nicht mehr als 12 Wochen oder überhaupt für nicht mehr als 50 Tage im Jahr übernehmen, im Uebrigen aber ihren Lebensunterhalt als Betriebsunternehmer oder anderweit selbständig erwerbe», oder ohne Lohn oder Gehalt thätig find, so lauge für dieselben nicht bereits 1OO Wochen lang Beiträge entrichtet find.

4.

Der Antrag auf Befreiung von der BersichcrungSpflicht kann zurüekgenommen werden, alsdann

tritt dieVerficherungspflicht wieder in Kraft.

II. Derficherungspflicht auf Grund eines Beschlusses des Bundesraths. Durch Beschluß dcS BundeSraths kann die Ver­ sicherungspflicht für bestimmte Berufszweige allgemein

oder mit Beschränkung auf gewisse Bezirke erstreckt werden: 1. auf Gewerbetreibende und sonstige Betriebsunter­ nehmer, welche nicht regelmäßig wenigstens einen Lohnarbeiter beschäftigen,

9 -2. auf Hausgewerbetreibende *) ohne Rücksicht auf die Zahl der von ihnen beschäftigten Lohnarbeiter.

III. Selbftverficheruog. Folgende Personen sind befugt, freiwillig in die Versicherung einzutreten, solange sie daS 40. Lebens­ jahr noch nicht vollendet haben:

Die unter Ib genannten Personen, sofern ihr IahresarbeitSverdieust mehr als 2000 Mk. aber nicht über 3000 Mark betrügt. 2. Gewerbetreibende und sonstige Betriebs Unternehmer, welche nicht regelmäßig mehr als zwei versicheruugSpflichtige Lohnarbeiter beschäftigen, sowie Haus­ gewerbetreibende. 3. Personen, welche der Derficheruugspflicht nicht unterliegen a) weil fie nur gegen freien Unterhalt beschäftigt werden. (Bergl. unter I, S. 5.) b) weil ihre vorübergehende Beschäf­ tigung durch Beschluß des BundeSrathS für nicht versichernugSpflichtig erklärt worden ist. (Bergt, unter I, S. 7.) 1.

IV. Weiterver ficherung. Personen, welche aus einem die BersichcrungSpflicht (vergl. unter I und II) oder die Selbstversicherung (vergl. unter III) begründenden Verhältnisse ausscheiden, befugt, die Versicherung fortzusetzen. Begeben stch Versicherte ins Ausland, so sind fie be­ rechtigt, die Versicherung dort fortzusetzen. sind

*) Durch Beschluß des Bundesruths ist die Versicherungs­ pflicht auf die Hausgewerbetreibenden der Tabakfabritation (Bekanntmachung vom 16. Dezember 1896) und der Tertillndustrie (Bekanntm. vom 1. März 1894 und 9. November 1895) erstreckt worden.

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Zweiter Abschnitt. Wo hat die Versicherung zu erfolgen?-

Die Verficherougsanstatteu und ihre Orgauisatlou. Die Versicherung erfolgt bei den Ver­ sicherungsanstalten, welche vom Staate für größere Bezirke errichtet worden sind. Es sind im Ganzen 31 solcher Anstalten errichtet, in Preußen zumeist für jede Provinz eine Anstalt, so für die Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Westfalen und dm Stadt­ kreis Berlin je eine Anstalt. Andere Provinzen sind mit benachbartm Bundesstaaten zu einer gemeinsamen Anstalt vereinigt. ES sind folgende Anstalten errichtet worden: (Die eingeklammertm Namm bezeichnen den Sitz der Anstalt.) 1. für die Provinz Ostpreußen. (Königsberg.) 2. - - Provinz Westpreußen. (Danzig.) 3. - - Provinz Brandenburg. (Berlin.) 4. - - Provinz Pommem. (Stettin.) 5. - - Provinz Posen. (Posen.) 6. - - Provinz Schlesien. (Breslau.) 7. « - Provinz Westfalen (Münster.) 8. - den Stadtkreis Berlin. (Berlin.) 9. « die Provinz Schleswig»Holstein und das Fürstenthum Lübeck. (Kiel.) 10. • - Rheinprovinz, die Hohenzollernschen Lande und das Fürstenthum Birkenfeld. (Dasseldoch. 11. - * Provinz Sachsen und das Herzogthum Anhalt. (Merseburg.) 12. - • Provinz Hannover und die Fürstenthümer Pyrmont, Schaumburg-Lippe und Lippe. (Hannover.) 13. - - Provinz Hessen-Nassau und das Fürsten­ thum Waldeck. (Kassel.)

11 14. für den RrgierungS-BezirkOberbayern. (München.) 15. - - Reg.-Bez. Niederbayem. (Passau.) 16. • • • Pfalz. (Speyer.) 17. * • • Oberfranken. (Bayreuth.) 18. • • • Oberpfalz und Regensburg. (Regensburg.) 19. - • • Mittelfranken. (Ansbach.) 20. - • » Unterfranken und Aschaffen­ burg. (Würzburg.) 21. - • • Schwaben und Neuburg. (Augs­ burg.) 22. - dar Königreich Sachsen. (Dresden.) 23. - Königreich Württemberg. (Stuttgart.) 24. • - Großherzogthum Baden. (Karlsruhe.) 25. - - Großherzogthum Hessen. (Darmstadt.) 26. - - Großherzogthum Mecklenburg - Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. (Schwerin.) 27. - - Großherzogthum Sachsm - Weimar-Eise­ nach, dieHerzogthümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg-Gotha, sowie die Fürstenthümer Schwarzburg - Sondershausen, Schwarzburg - Rudolstadt, Rcuß ä. L., Reuß j. L. (Weimar.) 28. • - Herzogthum Oldenburg. (Oldenburg.) 29. • - Herzogthum Braunschweig. (Braun­ schweig.) 30. - die Freien und Hansastädte Lübeck, Bremen und Hamburg. (Lübeck.) 31. - « Reichslande Elsaß - Lothringen. (Straß­ burg.)

Eine Zusammenlegung» Theilung oder Aufhebung bestehender BerstcheruugSanstalteu bedarf der Zustimmung des Reichs­ tages. Die Versicherung erfolgt bei derjenigen Versicherungsanstalt, in deren Bezirk Die

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betr. Person beschäftigt wird.

Ein anderer als der jeweilige BeschäftlgungSort hat als Ort der Versicherung zu gelten: 1. bei Gewerbebetrieben, deren Natur eS mit sich bringt, daß einzelne Arbeiten an wechselnden Orten außerhalb der Betriebs­ stätte auSgeführt werden, wie etwa bei dem Gewerbe­ betrieb eines ZimmermeisterS oder eines Schornstein­ fegers; hier soll immer der Sitz des Gewerbebetriebs als Beschäftigungsort gelten; 2. bei Betriebsverwaltungen, in denen einzelne Arbeiten an wechselnden, in ver­ schiedenen Grmeindebezirken bclegenen Orten auszuführen sind, z. B. öffentliche Wasser- oder Wegebauten, Tele­ graphenverwaltungen, sowie Privatbetriebe ähnlicher Art, wie Privatbahncn; hier soll vorbehaltlich besonderer Regelung durch die höhere Verwaltungsbehörde derjenige Ort als Beschäftigungsort gelten, an welchem die mit der unmittelbaren Betriebsleitung betraute Stelle ihren Sitz hat; 3. bei land- und forstwirthschaftlichen, über mehrere Gemeindebezirke sich erstreckenden Betrieben. Hier gilt bei Arbeitern, welche für den Gesammtbetrieb ohne Beschränkung auf dessen einzelne örtliche Theile an­ genommen sind, als Beschäftigungsart der Sitz des Betriebs gemäß § 44 des Unfallversicherungsgesetzes für Land- und Forstwirthschaft. Die vorstehenden Be­ stimmungen gelten auch daun, wenn die verschiedenen Bcschäftigungsorte nicht innerhalb deS Bezirks der gleichen Versicherungsanstalt liegen. Abgesehen hiervon ist, soweit die Beschäftigung in einem Betriebe stattfindct, dessen Sitz in dem Bezirk einer anderen VersicherungSanstatt belegen ist, die Versicherung des gcsammten Betriebs bei der Versicherungsanstalt des Betriebssitzes

nur mit Zustimmung der betheiligteu Verstcherungsanstalten zulässig. Eine billige Rücksichtnahme auf begründete Wünsche der betheiligten Unternehmer ist hierbei zu erwarten. Ein Recht, die

Durchführung der gefammten Versicherung

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am Litze feines Betriebs zu beanspruchen, ist aber dem Unternehmer für den Fall Vorbehalten worden, daß die von ihm an verschiedenen Orten beschäftigten Personen Mitglieder einer für seinm Betrieb errichteten Betriebs- (Fabrik-) Krankenkasse sind.*) Findet auS einem inländischen Betriebe eine vorübergehende Beschäftigung int Auslande statt, so erfolgt die Versicherung bei der Versicherungsanstalt deS BetriebSsitzrS.**) Neben den Versicherungsanstalten kann der Bundes­ rath unter bestimmten Voraussetzungen besondere Kaffen­ einrichtungen insbesondere für Betriebe des Reichs, des Staats und der Kommualverbände zulassen, bei welchen alsdann die Versicherung unter Befreiung von der Bersicherungspflicht bei der VersichemngSanstalt erfolgen kann. (Zugelaffene Kaffeneinrichtungen.) Die Organisation der Versicherungsanstalten ist folgendermaßen geordnet: An der Spitze der Versicherungs­ anstalt steht ein aus Beamten (Staats- bezw. Kommualbeamten) gebildeter Vorstand.***) Nebm den Beamten

müssen dem Vorstände Vertreter der Arbeit­ geber und der Verficherten angehören. Für jede Versicherungsanstalt wird ferner ein aus Ver­ tretern der Arbeitgeber und Versicherten bestehender Ausschuß gebildet. Die Mitglieder des Ausschusses werden gewählt von den Beisitzern der unteren

Verwaltungsbehörden

und

der

Reuten-

*) Die obigen Ausführungen sind der Gesetzes-Begründung entnommen. **) Sei ausländischen Binnenschiffe« gilt als Beschäftig gungöort de» Personals der Sitz derjenige» Versicherungs­ anstalt. i» deren Bezirk das Schiff bei Ueberschreltung der Grenze zuerst eiutritt. ♦•*) De» bei der BersichernngSanstalt und ihre» Organen beschäftigte» Bureau», Kanzlei- und Unterbeamte» find die Rechte und Pflichten von Staats- oder Communalbeamten zu übertrage».

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unten). Zu den Obliegenheiten des Ausschusses gehört insbesondere die Feststellung des stelle« (vergl.

Voranschlages für die Versicherungsanstalt

und die Wahl der dem Vorstände angehörigen Ver­ treter der Arbeitgeber und Versicherten. Die gesummte Verwaltung der DersichemngSanstalt, insbesondere die Entscheidung über Rentenansprüche (vergl. jedoch unten), und die Vertretung der Anstalt nach außen liegt dem Vorstände ob. Die bislang mögliche Bildung eines ArrfstchtSrathS ist in Fortfall gekommen. Desgleichen ist die Einrichtung der Vertrauensmänner weggefallen; an deren Stelle treten die vollkommener anSgestalteten unteren Verwaltungsbehörden bezw. die Rentenstellen. Der unteren Verwaltungs­ behörde werden Vertreter der Arbeitgeber und Derficherten beigegeben, welche von den Kranken­

kassen - Vorständen gewählt werden. Die Hauptfunktion der unteren Verwaltungsbehörde ist die Entgegennahme von Renten-Anträgen und die Begutachtung derselben, sodann der Anträge auf Entziehung von Renten, die Benachrichtigung des Vorstandes der Versicherungsanstalt über geeignete Fälle für die Einleitung der Kranken­ fürsorge (vergl. unten S. 28) und die AuSkunftSertheilung über alle die Invalidenversicherung betreffenben Angelegenheiten. An Stelle dieser unteren Verwaltungsbehörden können nun zur Wahrnehmung der denselben obliegenden Geschäfte besondere Rentenstelleu errichtet werden. Die Renten­ stelle besteht auS einem ständigen Vorsitzenden und Ver­ tretern der Arbeitgeber und Versicherten als Beisitzer; sie ist ein Organ der Versicherungsanstalt und hat die Eigenschaft einer öffentlichen Behörde. Der Vorsitzende wird von dem Kommunalverbande bezw. der Landes­ zentralbehörde bestellt, die Beisitzer werden von den Krankenkassen - Vorständen gewählt. Der Rentenstelle

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kann von der Landesregierung statt der bloßen Begut­ achtung der Rentenanträge die Entscheidung über dieselbm in erster Instanz an Stelle des Vorstandes der Versicherungsanstalt übertragen werden. Die Aufsicht über die Versicherungsanstalten führt das Reichsversicherungsamt bezw. das betr. LandesversicherungSamt. Die Einrichtung deS Staats-

kommiffars bei de« Versicherungsanstalten ist in Wegfall gekommen. Jede Versicherungsanstalt verwaltet ihre Einnahmen und ihr Vermögen selbstständig. Die durch die Bewilligung der Reuten (vergl. Vierter Ab­ schnitt S. 23) entstehende Belastung wird zum großen Theile von allen Derficheruugsaustalteu gemeinschaftlich getragen (Gemein­ last). Um diese Gemeinlast zu decken, werden vom I. Januar 1900 ab von jeder Dersicheruugsanstalt 40 Prozent der eingehenden Beiträge

buchmäßig ausgefchieden. Dritter Abschnitt. In welcher Weise erfolgt die Versicherung bezw. die Beitragsleistung. Die Quittungskarte. Tie Marken. Mit dem Eintritt einer Person in eine versicherungs­ pflichtige Beschäftigung (siehe oben unter I und II) be­ ginnt die Pflicht zur Beitragsleistung. Die Beitrags­ leistung erfolgt durch Einkleben von Marken in eine Quittungskarte. Die Quittungskarte enthält für das Cinkleben der Marken 56 Felder, sie wird von den durch die Landesregierung bestimmten Behörden (Ausgabestelle), z. B. in Berlin von den Polizei - Revieren, ausgestellt. Die Eintragung eines Urtheils über die Führung oder die Leistungen des Inhabers, sowie sonstige Vermerke sind

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kann von der Landesregierung statt der bloßen Begut­ achtung der Rentenanträge die Entscheidung über dieselbm in erster Instanz an Stelle des Vorstandes der Versicherungsanstalt übertragen werden. Die Aufsicht über die Versicherungsanstalten führt das Reichsversicherungsamt bezw. das betr. LandesversicherungSamt. Die Einrichtung deS Staats-

kommiffars bei de« Versicherungsanstalten ist in Wegfall gekommen. Jede Versicherungsanstalt verwaltet ihre Einnahmen und ihr Vermögen selbstständig. Die durch die Bewilligung der Reuten (vergl. Vierter Ab­ schnitt S. 23) entstehende Belastung wird zum großen Theile von allen Derficheruugsaustalteu gemeinschaftlich getragen (Gemein­ last). Um diese Gemeinlast zu decken, werden vom I. Januar 1900 ab von jeder Dersicheruugsanstalt 40 Prozent der eingehenden Beiträge

buchmäßig ausgefchieden. Dritter Abschnitt. In welcher Weise erfolgt die Versicherung bezw. die Beitragsleistung. Die Quittungskarte. Tie Marken. Mit dem Eintritt einer Person in eine versicherungs­ pflichtige Beschäftigung (siehe oben unter I und II) be­ ginnt die Pflicht zur Beitragsleistung. Die Beitrags­ leistung erfolgt durch Einkleben von Marken in eine Quittungskarte. Die Quittungskarte enthält für das Cinkleben der Marken 56 Felder, sie wird von den durch die Landesregierung bestimmten Behörden (Ausgabestelle), z. B. in Berlin von den Polizei - Revieren, ausgestellt. Die Eintragung eines Urtheils über die Führung oder die Leistungen des Inhabers, sowie sonstige Vermerke sind

16 unzulässig; auch ist die Einbehaltung der Quittungskarte nach Einklebung der Marken wider den Willen des In­ haber- untersagt. Ist die Quittungskarte vollgeklebt, so ist sie bei der Ausgabestelle zum Umtausch einzu­ reichen; über den Inhalt der eingereichten Karte (Zahl der Marken in den einzelnen Lohnklaffen u. s. w.) erhält der Inhaber von der Ausgabestelle eine Bescheinigung. Verlorene, unbrauchbar gewordene oder gestohlene Quittungskarten werden durch neue ersetzt, in welche dann die nachweisbar in der alten Karte geleisteten Beiträge übertragen werden. Eine Quittungskarte verliert ihre Gültigkeit, wenn sie nicht innerhalb zweier Jahre nach dem auf der Karte verzeichneten Ausstellungstage zum Umtausch eingereicht wird. Die Marken sind bei allen Postanstalten und sonstigen von der Versicherungsanstalt eingerichteten Ver­ kaufsstellen käuflich. Jede Versicherungsanstalt giebt ihre besonderen Marken aus und es müssen Marken der­ jenigen Versicherungsanstalt verwendet werden, welche für die Versicherung der betr. Person zuständig ist (vergl. Zweiter Abschnitt). Bei freiwilliger Versicherung haben die betr. Personen Marken derjenigen Versicherungs­ anstalt zu verwenden, in deren Bezirk sie beschäftigt sind oder, sofern eine Beschäftigung nicht statffindet, sich auf­ halten. Versicherte, die im Ausland die Versicherung fortsetzen (vergl. S. 9), haben Marken derjenigen Ver­ sicherungsanstalt zu verwenden, in deren Bezirk sie zuletzt beschäftigt waren oder sich aufgehalten haben. Bis jetzt wurden nur Wochenmarken ausgegeben, d. h. Marken, welche den Beitrag für eine Woche darstellten. In Zukunft bestimmt das ReichSverstchernngsamt

die Zeitabschnitte, für welche Marken aus­ gegeben werden solle«, so daß z. B. auch Bierwochen-Marken auSgegeben werden können. Die Marken sind nicht alle gleichwerthig. Die sämmtlichen Versicherten werden nämlich in fünf Lohnklassen eingetheilt und für

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jede Lohnklasse werden besondere Marken ausgegeben. ES werden nach der Höhe des Jahresarbeitsverdienstes folgende Lohnklassen gebildet: Klasse I bis zu 350 Mk. einschließlich, ,, IIvon mehrals 350 Mk. bis 550 Mk., h III tt » rr 550 it ff 850 ff ff IV rr ff tt 850 „ ff 1150 ff tt V „ „ „ 1150 „ ES ist aber zu beachten, daß für die Zugehörig­ keit der Versicherten zu den einzelnen Lohn­ klassen nicht der thatsächliche JahreSarbeitSverdienst maßgebend ist, sondern ein Durch­ schnittsbetrag, welcher insbesondere nach folgen­ den Bestimmungen berechnet wird*): *) Außer den im Tert angeführten Bestimmungen gilt als Jahresarbeitsverdienst.1. für die in der Land- und Forstwirthschaft be­ schäftigten Personen, soweit sie nicht einer unter Ziffer 1 bezeichneten Krankenkasse angehören, ein Betrag, der für sie von der höheren Verwaltungsbehörde unter Berücksichtigung des § 3 als durchschnittlicher Jahresarbeitsverdlenst festzusetzen ist; bei Betriebsbeamten wird jedoch der für jeden von ihnen nach § 3 des Gesetzes vom 5. Mai 1886 (Reichs-Gesetzbl. S. 132) maßgebende Jahresarbeitsverdienst zu Grunde gelegt; 2. für die auf Grund des Gesetzes vom 13. Juli 1887 (Reichs-Gesetzbl. S. 329) versicherten Seeleute und anderen bei der Seeschifffahrt betheiligten Personen der Durchschnittsbetrag des Jähresarbeitsverdienstes, welcher gemäß §§ 6 und 7 a. a. O. vom Reichskanzler, be­ ziehungsweise von der höheren Verwaltungsbehörde festgesetzt worden ist; 3. für Mitglieder einer KnappschaftSlasse der drei­ hundertfache Betrag des von dem Kaffenvorstande fest­ zusetzenden durchschnittlichen täglichen Arbeitsverdienstes derjenigen Klaffe von Arbeitern, welcher der Versicherte angehört, jedoch nicht weniger als der dreihunderifache Betrag des ortsüblichen Tagelohns gewöhnlicher Tage­ arbeiter des Beschästigungsortes (§ 8 des Kranken­ versicherungsgesetzes);

18 a) für diejenigen Versicherten, welche Mitglieder einer Ortskrankenkasse, Betriebskrankenkasse, Bau- oder Fabrikkrankenkasie sind, gilt als Jahresarbeit-verdienst der SOOfache Betrag des für ihre Krankenkasienbeiträge maßgebenden durchschnittlichen TagelohnS. Die TagelohnsLtze sind aus den KrankenkassenStatuten zu ersehen. Beträgt z. B. der durchschnitt­ liche Tagelohn bei einer Kasse für erwachsene männ­ liche Arbeiter 3 Mk., so gilt als Jahresarbeit-verdienst für solche Personen 300 X 3 — 900 Mk., mag int einzelnen Falle die betr. Person auch thatsächlich weniger verdienen; sie gehört mithin in die IV. Lohnklasse. b) Für solche Versicherte, welche nicht einer unter a genannten Krankenkasse angehören, gilt al- Jahres­ arbeit-verdienst der ZOOfache Betrag des für denBeschäfligungSort maßgebenden ortsüblichen TagelohnS gewöhnlicher Tagearbeiter. Doch sann von

der höheren Verwaltungsbehörde für einzelne Bernfszweige ein anderer Jahres­ arbeitsverdienst festgesetzt werden. Die ortsüblichen Tagelohnsätze sind für die Krankenversicherung von der zuständigen Behörde fest­ gesetzt worden. Beträgt dieser Tagelohnsatz für erwachsene weibliche Personen 1,50 Mk., so gilt als JahreSarbeitsverdienst z. B. für weibliche Dienst­ boten — da Dienstboten nicht unter da- Kranken­ versicherungsgesetz fallen — 300 X 1,50 = 450 Mk., mag auch ihr thatsächlicher JahreSarbeitsverdienst ein höherer sein; sie gehören also in die II. Lohnklasse.

LehrernndErzieher gehören znrlV.Lohnklaffe, sofern nicht ein JahreSarbeitsverdienst von mehr als 1150 Mk. nachgewiesen ist. Der Arbeitgeber wird nach diesen Bestimmungen zu berechnen haben, in welche Lohnklasse seine Arbeiter, Gehülfen und Dienstboten gehören und alSdann die für diese

19 Lohnklassen auSgegebenen Marken zu beschaffen haben. E» können jedoch Arbeitgeber und Versicherte vereinbaren, daß die Versicherung in einer höheren Lohnklasse erfolgen soll, als sich nach den obigen Bestimmungen ergeben würde; eS kann also z. B. Herrschaft und Köchin ver­ einbaren, daß die Versicherung statt in Lohnklasie II in Lohnklasse IV erfolgen soll, wodurch sich die künftige Rente natürlich erhöht (vergl. S. 24). Der Ver­

sicherte kau« aber auch verlangen, daß die Versicherung in einer höheren Lohnklaffe erfolgt) in diesem letzteren Falle ist jedoch der auf den Arbeitgeber entfallende Theil deS Beitrages (vergl. S. 21) nicht nach der höheren, fonbem nach der maß­ gebenden Lohnklasse zu berechnen. Freiwillig Bersichertm (f. S. 9) steht die Wahl der Lohn­

klaffe frei,dieZusatzmarke kommt in Wegfall. Der Einheitssatz für den Beitrag ist der Wochen­ beitrag; die Beiträge werden nicht für Tage, sondern nur für Wochen geleistet. Der Wochenbeitrag beträgt in

I II ui IV v

Lohnklaffe ff 11 11

ff

-------14 Vf. . 20 „ . 24 . 30 „ 30

Zur Leistung der Beiträge sowie zum Einkleben der Marken ist der Arbeitgeber verpflichtet.*) Der *) Die Arbeitgeber sind verpflichtet, über die Zahl der von ihnen beschäftigten Personen, über die gezahlten Löhne und Gehälter und über die Dauer der Beschäftigung den Organen der Versicherungsanstalt und ihren Beauftragten, sowie den die Kontrolc ausübenden anderen Behörden oder Beamten auf Verlangen Auskunft zu ertheilen und denselben diejenigen Ge­ schäftsbücher oder Listen, aus welchen jene Thatsachen hervor­ gehen, zur Einsicht während der Betriebszcit an Ort und Stelle vorzulegcn. Ebenso sind die Versicherten zur Ertheilung von Aüiskunst über Ort und Dauer ihrer Beschäftigung verpflichtet. Die Arbeitgeber und die Versicherten sind ferner verbunden, den bezeichneten Organen, Behörden und Beamten auf Erfordern

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Versicherte ist verpflichtet, für dieAuSstellvag -er ÄvittuugSkarte Sorge zn tragen und die­ selbe behufs Einklrbrns der Marken vorzulegrn. Ist der Versicherte mit einer Karte nicht versehen oder lehnt er die Vorlegung der Karte ab, so ist der Arbeitgeber be­ rechtigt, für Rechnung des Versicherten eine solche anzu­ schaffen. Die Entrichtung der Beiträge erfolgt nun in der Weise, daß der Arbeitgeber bei der Lohnzahlung für die Dauer der Beschäftigung die entsprechende Anzahl Marken rinklebt.**) Findet also die Lohnzahlung wöchentlich statt, so ist eine Marke, findet sie vierwöchentlich statt, so sind vier Marken zu verwenden (bczw. eine 4 WochenMarke, falls solche 4 Wochen-Markcn zur Ausgabe ge­ langen, vergl. S. 16). Doch kann auch die Ver­ sicherungsanstalt bestimmen, daß die Marken

zu andern als den Lohnzahlungs-Terminen beizubringen sind, z. B. erst be! Beendigung des Arbeitsverhaltniffes. Zeiten der mit Erwerbsunfähigkeit verbundenen Krankheit oder militärischer Dienstleistung werden, ohne daß Beiträge entrichtet zu werden brauchen, mit folgenden Maßgaben in Anrechnung gebracht: a) Vor den in Rede stehenden Zeiten m uß die betr Person eine die VcrsichrrungSpflicht begründende Beschäftigung nicht lediglich vorübergehend aufgcnonlmen haben. b) Es kommen nur volle Wochen zur Anrechnung. die QuittungSkartcn behufs Ausübung dcrllontrole und Herbei­ führung der etwa erforderlichen Berichtigungen gegen Beschei­ nigung auszuhändigen. Sie können hierzu von der Ortspolizei­ behörde durch Geldstrafen bis zum Betrage von je cinhundertundfünszig Mart angehalten werden. *) Doch kann auch angeordnet werden, daß die Beiträge für Rechnung der Versicherungsanstalt durch die Krankenkassen, die Gemeindebehörden oder besondere Stellen cingezogcn werden.

21 c) Die Anrechnung der KrankheitSzeit geschieht nur bis zur Dauer eines Jahres. d) Die an eine Krankheit anschließende Genesungs­ zeit wird der Krankheit gleich geachtet; ebenso das Wochenbett für höchstens 6 Wochen von der Entbindung an gerechnet.

Das Einkleben der Marken erfolgt der Reihe nach in die Felder der Quittungskarte. Marken für einen zwei Wochen übersteigenden Zeitraum müssen entwerthet werden, also z. B. jede 4 Wochen-Marke. *) Findet die Beschäftigung nicht während der ganzen Woche bei demselben Arbeitgeber statt, so ist von dem­ jenigen Arbeitgeber, welcher den Versicherten zuerst beschäftigt, der volle Wochenbeitrag zu entrichten. Hat dieser Arbeitgeber seinen Verpflichtungen nicht genügt, oder hat der Versicherte nicht etwa selbst die Marke ein­ geklebt (vergl. S. 22), so hat derjenige Arbeit­ geber, welcher den Versicherten in derselben Woche weiterhin beschäftigt, den Beitrag zu entrichten, doch steht ihm gegen den ersten Arbeitgeber ein Ersatzanspruch zu. Wenn auch der Arbeitgeber zunächst zur Leistung der vollen Beiträge verpflichtet ist, so ist der Versicherte verpflichtet, sich die Hälfte der Beiträge bei den Lohn­ zahlungen einbehalten zu lassen. Die Arbeitgeber dürfen nur auf diesem Wege deö Lohnabzugs den auf die Versicherten entfallenden Betrag wieder einziehen. Sind Abzüge bei einer LohnzahlungSperiode unterblieben, so dürfen sie nur noch bei der nächsten Lohnzahlung nach­ geholt werden. Verficherungspflichtige Personen find *) Ueber die Art der Entwerthung dieser Marken hat der Bnndesrath Vorschriften zu erlassen.

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auch befugt, an Stelle der Arbeitgeber die Beiträge selbst zu entrichten; in bttfem Falle steht ihnm gegen dm Arbeitgeber Anspruch auf Erstattung der Hälfte der geleisteten Beiträge zu, die Marken mästen aber evtwerthet sein. Der Anspruch auf Erstattung ist bei der Lohnzahlung geltend zu machen; ist das bei einer Lohnzahlung unterblieben, so kann der Anspmch nur bei der nächstfolgenden Lohnzahlung nach­ geholt wcrdm. Wenn Personen, welche der Versicherungspflicht nicht unterliegen, weil sie nur gegen freien Unterhalt oder vorübergehend beschäftigt sind (vergl. S. 5 u. 7) sich während der Beschäftigung freiwillig versichem, so

steht ihueu gegen den Arbeitgeber, welcher zur BeitragSleistuug verpflichtet wäre, An­ spruch auf Erstattung -er Hälfte der Bei­ träge zu. Die nachträgliche Entrichtung von Bei­ träge« für eine verficheruugSpflichtige Be­ schäftigung ist nach Ablauf von zwei Jahren seit der Fälligkeit unznläsfig. Durch Nichtleistung der Beiträge tritt ein Erlöschen der Anwartschaft auf Rente u. s. w. (vergl. unter Ab­ schnitt IV) ein, und zwar

a) bei versicherungspflichtigen Personen dann, wenn während zweier Jahre nach dem auf der Quittungs­ karte verzeichneten Ausstellungstage nicht wenigstens 20 Beitragswochen auf Grund einer versicherungspflichtigen Beschäftigung oder der Weitervcrsichernng (s. S. 9) geleistet sind, b) bei selbstversicherten (vergl. S. 9) Personen dann, wenn während der genannten Frist nicht wenigstens 40 Beiträge entrichtet worden sind.

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Vierter Abschnitt.

Welche Ansprüche erwachsen dem Versicherten auS der Versicherung? Invalidenrente. Altersrente. Rückerstattung von Beiträgen. Krankenfürsorge. Sonstige Leistungen. I. Invalidenrente. Anspruch auf Invalidenrente hat derjenige Versicherte a) besten Erwerbsfähigkeit dauernd auf weniger als ein Drittel herabgesetzt ist, b) welcher während 36 Wochen ununterbrochen erwerbsunfähig gewesen ist für die weitere Dauer der Erwerbsunfähigkeit. Ist die Erwerbsunfähigkeit durch einen Unfall herbeigeführt, so besteht ein Anspruch auf Invalidenrente nur insoweit, als die zu gewährende Invalidenrente die Unfallrente übersteigt. Ein Anspruch auf Invalidenrente steht dem Ver­ sicherten nicht zu, wenn er die Erwerbsunfähigkeit vor­ sätzlich herbeigeführt hat. ES kann ferner die Gewährung der Invalidenrente ganz oder theilweise versagt werden, wenn der Versicherte sich die Erwerbsunfähigkeit bei Be­ gehung eines durch strafgerichtliches Urtheil festgesteüten Verbrechens oder vorsätzlichen Vergehens zugezogen hat. *)

An Stelle der Rente kann dem Renten­ empfänger auf feinen Antrag Aufnahme in ein JuvalideuhauS gewährt werde«.**) Ist der Rentenberechtigte ein Ausländer, so kann er, falls er seinen Wohnsitz im Deutschen Reiche aufgiebt, mit dem dreifachen Betrage der Jahresrente abge­ funden werden. *) In de» letzteren Fällen kann die Rente der Familie des Versicherte» unter bestimmten Voraussetzungen ganz oder theilweise überwiese» werde». **) Hierzu bedarf es jedoch einer besonderen Bestimmung iM Statut der Versicherungsanstalt.

24 Voraussetzung für jeden Anspruch auf Inva­ lidenrente ist, daß der Versicherte bereits eine Zeit lang Beiträge geleistet hat (Wartezeit, Karenz­ zeit). Die Wartezeit beträgt a) 200 Beitragswocheu, wen« mindestens 1OO Beiträge auf Grund der Derficheruuaspflicht geleistet find,

b) 500 Beitragswoche« in allen anderen Fälle«. Als Beitragswochen gelten auch die Krankhcits- und Militärdienstzeiten (vergl. S. 20). Die Höhe der Invalidenrente wird in folgender Weise berechnet: Zum Grundbetrage wird für jede verwendete Marke ein bestimmter Betrag (Steigenmgssatz) zuge­ rechnet. Der Grundbetrag beläuft sich für die Lohnklaffe I auf 60 Mk. >»

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Der Steigerungssatz beträgt

für jede Woche der Lohnklasse I ff

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Für Krankheitö- und Militärdienstzeiten (vergl. S. 20) wird der Steigerungssatz der Lohnklasse II berechnet. Zu dem Grundbctrage und dem Steigerungssatze tritt rin fester Zuschuß des Reichs für jede Rente in Höhe von 50 Mk. (Reichszuschuß). Die Invalidenrente beginnt mit dem Tage, an welchem der Verlust der Erwerbsfähigkeit eingetreten ist- Für Zeiten, die länger als ein Jahr

25 vom Eingänge des Rentenantrages an zurück­ liegen, wird jedoch Rente nicht gewährt. Die diente kann dem Empfänger wieder entzogen werden, wenn er nicht mehr als erwerbsunfähig anzu­ sehen ist.*) Außerdem ruht das Recht auf Bezug der Rente in gewissem Umfange und unter bestimmten Voraussetzungen für Personen, welche Unfallrente, Pensionen oder Wagegelder beziehen, für Personen, welche eine Freiheitsstrafe von längerer Dauer als 1 Monat ver­ büßen, für Personen, welche nicht im Jnlande ihren ge­ wöhnlichen Aufenthalt haben. Den Gemeinden oder Armenverbänden, welche den Rentenempfänger während der Zeit unterstützt haben, für welche demselben ein Anspruch auf Rente zustand, ist durch Ucberweisung von Rentenbcträgen Ersatz zu leisten. Die Uebertragung von Rentenansprüchen auf Dritte, sowie deren Verpfändung oder Pfändung kann nur in beschränktem Maße und unter ganz bestimmten Voraussetzungen rechtswirksam erfolgen.

II. Altersrente. Anspruch,'anf Altersrente hat derjenige Versicherte, welche daS 70. Lebensjahr vollendet hat, ohne Rücksicht auf daS Vorhandensein von Erwerbsunfähigkeit. Für die Altersrente ist gleichfalls eine Wartezeit vorgeschrieben, sie beträgt 1200 Beitragswochen. Auf diese Wartezeit werden jedoch unter bestimmten Voraussetzungen**) Ver­ sicherten, welche zur Zeit, als die Versicherungspflicht für *) Oder wenn er sich einem Heilverfahren entzieht (f. S. 28). ’*) Die Anrechnung erfolgt nur dann, wenn solche Personen während der dem Inkrafttreten unmittelbar vorangegangenen

3 Jahre berufsmähig, wenn auch nicht ununterbrochen, eine versicherung-pflichtige Beschäftigung gehabt habe«. Dieser Nachweis wird aber erlaffen, wen« innerhalb der ersten 5 Jahre nach dem Inkrafttreten eine Versicherung-Pflichtige Beschäftigung von mindesten- 200 Wochen bestanden hat.

26 sie in Kraft trat, das 40. Lebensjahr vollendet haben, für jedes volle Jahr, um welches ihr Lebensalter zu diesem Zeitpunkte daS vollendete 40. Jahr überstiegen hat, 40 Wochen in Anrechnung gebracht. War also z. B. der Versicherte beim Inkrafttreten deS Gesetzes 60 Jahre alt, so werden ihm 20 X 40 = 800 Wochen in Anrechnung gebracht, so daß er nur noch 400 Beitrags­ wochen nachzuweisen hat. Die Altersrente setzt sich zusammen auö dem festen Reichszuschuß von 50 Mk. und einem Betrage, welcher

sich beläuft auf 60 Mk. „ 90 „ ii 120 i, „ 150 „ „ 180 „ Hat ein Versicherter während der Dauer seiner Ver­ sicherung in verschiedenen Lohnklassen Beiträge geleistet, so wird der Durchschnitt der diesen Beiträgen entsprechenden Altersrente gewährt. Sind z. B. von den 1200 Wochen geleistet in Lohnklasse I: 400 Wochen, in Lohnklasse III: 300 und in Lohnklasse V: 500 Wochen, so beträgt der Durchschnittsbetrag 125 Mk. auf Grund folgender Be­ rechnung: 400 X 60 = 24 000 300 X 120 = 36 000 500 X 180 = 90 000

in der Lohnklasse I „ n ft ff n in fr ff IV ft ft ,, v ff ff

Summa —150 000 Dividirt durch 1200 — 125. Die Altersrente beginnt frühestens mit dem ersten Tage des 71. Lebensjahres; auch hier wird für länger als 1 Jahr zurückliegende Zeiten Rente nicht gewährt. Bezüglich der Unterbringung in ein JnvalidcnhauS, des Ruhens der Rente, des Ersatzes an Armrnverbände und der Uebertragung von Rentenansprüchen, gelten die-

27 selben Bestimmungen wie bei der Invalidenrente (siehe S. 23 und 25).

IH.

Rückerstattung von Beiträgen.

a) Weiblichen Personen, welche eine Ehe ein­ gehen, steht ein Anspruch auf Erstattung der Hälfte der für sie geleisteten Beiträge zu, wenn mindestenfür 300 Wochen Beiträge geleistet sind. b) Versicherten, welche durch eine« Unfall dauernd erwerbsunfähig werden, denen in Folge dessen (siehe S. 23) ein Anspruch auf Invalidenrente nicht zusteht, ist auf ihren Antrag die Hälfte der für sie geleisteten Beiträge zu erstatten. c) Wenn ein männlicher Versicherter, für welchen mindestens für 300 Wochen Beiträge ent­ richtet sind, verstirbt, so steht der Wittwe bezw. den ehelichen Kindern unter 15 Jahren Anspruch aus Erstattung der Hälfte der für den Verstorbenen ge­ leisteten Beiträge zu. d) Wenn eine weibliche Versicherte, für welche mindestens für 200 Wochen Beiträge entrichtet worden find, verstirbt, so steht den hinterlassenen vaterlosen*) Kindem unter 15 Jahren ein Anspruch auf Er­ stattung der Hälfte der für die Verstorbene entrich­ teten Beiträge zu. **) Die Bestimmungen zu c und d finden keine An­ wendung, wenn den Hinterbliebenen aus Anlaß des Todes des Versicherten Unfallrcnten gewährt werden, wenn ferner eine die Invaliden- oder Altersrente bewilligende

Entscheidung dem Verstorbenen bei seinen Lebzeiten bereits -«gestellt war. *) Ebenso, wenn der Ehemann sich von der häuslichen Gemeinschaft ferngehaltrn und sich der Pflicht der Unterhaltung der Kinder entzöge«» hat. **) War die weibliche Person wegen ErwerbSunsählgkeit de- Ehemanne» Ernährer der Familie, so steht ein gleicher Erstattungsanspruch dem hinterlassenen Wittwer zu.

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IV. Krankenfürsorge. Die Versicherungsanstalt ist befugt, für einen erkrankten Versicherten zur Verhütung der einen Rentenanspruch begründenden Erwerbsunfähigkeit das Heilverfahren eintreten zu lassen. Die Unterbringung de- Erkrankten in einem Krankenhause oder in einer Rekonvaleszenten-Anstalt ist zulässig; ist aber der Erkrankte verheirathet oder hat er eine eigene Haushaltung, oder ist er Mitglied der Haushaltung seiner Familie, so bedarf es hierzu seiner Zustimmung. Die Krankenkasse hat der Versicherungsanstalt aus dem dem Versicherten etwa zustehenden Krankengelde Ersatz zu leisten. Während des Heilverfahrens ist an die An­ gehörigen des Versicherten, deren Unterhalt er bisher auS seinem Arbeitsverdienste bestritten hat, eine Unter­ stützung zu zahlen. Entzieht sich der Versicherte dem Heilver.ahren, so kann ihm später die Rente auf Zeit ganz oder theilweise versagt werden, falls nachgewiesen wird, daß die Invalidität durch sein Verhalten ver­ anlaßt ist.

Die Versicherungsanstalt kann auch daS Heilverfahren für eine Person einleiten, welche bereits Invaliden­ rente bezieht, falls nämlich begründete Annahme vorHanden ist, daß der Rentenempfänger bei Durchführung deS Heilverfahrens die Erwerbsfähigkeit wieder erlangen werde. Entzieht sich der Rentenempfänger dem Heil­ verfahren, so kann ihm die Rente mit den obigen Maßgaben entzogen werden.

V. Sonstige Leistungen. Die Versicherungsanstalt kann lieber: schüffe ihres Vermögens zu ander« als den unter I—IV genannten Leistungen im wirthschaftlichen Interesse der der Verstcherungsaustalt augehörenden Rentenempfänger, Versicherten, sowie ihrer Angehörigen, ver-

29 weudeu. Hierzu bedarf es aber eines übereinstimmenden Beschlusses von Vorstand und Ausschuß der Versicherungs­ anstalt, sowie der Genehmigung deS Bundesraths.

Fünfter Abschnitt. Zu welcher Weise werden die Ansprüche geltend gemacht? I. Renteuanfprüche.

Der Antrag auf Bewilligung einer Rente ist bei der für den Wohnort oder BefchäftiguugSort des Versicherten zuständigen unteren Verwaltungsbehörde oder Rentenstelle (falls eine solche errichtet ist vergl. S.14) anzumelden. Der Anmeldung sind die zur Begründung des Anspruchs nothwendigen Beweisstücke beizufügen, so ins­ besondere die letzte Quittungskarte nebst Aufrechnungs­ bescheinigungen, Geburtsurkunde (für die Altersrente), ärztliches Attest (für die Invalidenrente). Die untere Verwaltungsbehörde bezw. Rentenstelle hat die zur Klarstellung des Sachverhalts erforderlichen Ermittelungen vorzunehmen und demnächst dmRentenantrag mit ihrer gutachtlichen Aeußerung an den Vorstand der Versicherungs­ anstalt zur Entscheidung zu übersenden. Ist sie der Ansicht, daß die gutachtliche Aeußerung gegen die Ge­ währung der Rente abzugeben ist, so hat sie vor Ab­ gab: des Gutachtens -en Rentenantrag in einer mündlichen Verhandlung unter Zuziehung je eines Vertreters der Arbeitgeber und der Versicherten zu erörtern. Der Rentenbewerber

ist in jedem Falle von dem Termin zur mündlichen Verhandlung zu benachrichtigen. Die mündliche Verhandlung unter Zuziehung der Beisitzer unterbleibt, wenn das Gutachten für die Be­ willigung der Rente lautet; wenn aber in diesem Falle der Vorstand der Versicherungsanstalt diesem befür­ wortenden Gutachten nicht entsprechen zu können glaubt, so ist der Rcntrnantrag vom Vorstand nochmals an

29 weudeu. Hierzu bedarf es aber eines übereinstimmenden Beschlusses von Vorstand und Ausschuß der Versicherungs­ anstalt, sowie der Genehmigung deS Bundesraths.

Fünfter Abschnitt. Zu welcher Weise werden die Ansprüche geltend gemacht? I. Renteuanfprüche.

Der Antrag auf Bewilligung einer Rente ist bei der für den Wohnort oder BefchäftiguugSort des Versicherten zuständigen unteren Verwaltungsbehörde oder Rentenstelle (falls eine solche errichtet ist vergl. S.14) anzumelden. Der Anmeldung sind die zur Begründung des Anspruchs nothwendigen Beweisstücke beizufügen, so ins­ besondere die letzte Quittungskarte nebst Aufrechnungs­ bescheinigungen, Geburtsurkunde (für die Altersrente), ärztliches Attest (für die Invalidenrente). Die untere Verwaltungsbehörde bezw. Rentenstelle hat die zur Klarstellung des Sachverhalts erforderlichen Ermittelungen vorzunehmen und demnächst dmRentenantrag mit ihrer gutachtlichen Aeußerung an den Vorstand der Versicherungs­ anstalt zur Entscheidung zu übersenden. Ist sie der Ansicht, daß die gutachtliche Aeußerung gegen die Ge­ währung der Rente abzugeben ist, so hat sie vor Ab­ gab: des Gutachtens -en Rentenantrag in einer mündlichen Verhandlung unter Zuziehung je eines Vertreters der Arbeitgeber und der Versicherten zu erörtern. Der Rentenbewerber

ist in jedem Falle von dem Termin zur mündlichen Verhandlung zu benachrichtigen. Die mündliche Verhandlung unter Zuziehung der Beisitzer unterbleibt, wenn das Gutachten für die Be­ willigung der Rente lautet; wenn aber in diesem Falle der Vorstand der Versicherungsanstalt diesem befür­ wortenden Gutachten nicht entsprechen zu können glaubt, so ist der Rcntrnantrag vom Vorstand nochmals an

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die untere VersicherungSbehörde bejw. Rentenstelle zwecks Anhörung der Beisitzer zurückzugeben.*) Wird der Rentenanspruch vom Borstand der Ver­ sicherungsanstalt anerkannt, so ist die Höhe und der Beginn der Rente sofort festzustellen und dem Renten­ bewerber hierüber ein schriftlicher Bescheid zu er­ teilen, auS welchem die Berechnung der Rente hervor­ geht. Wird der Rcntenanspruch nicht anerkannt, so ist ein schriftlicher mit Gründen versehener Bescheid dem Rentenbewrrber zuzustellen. Der Rentenbewerber kann den ablehnenden Bescheid sowie die Feststellung der Höhe oder deS Beginns der Rente durch Berufung an das Schiedsgericht**) anfechten. Die Berufung muß binnm einem Monat nach Zustellung des Bescheides bei dem Schiedsgerichte eingelegt werden. Gegen die Entscheidung des Schiedsgerichts stehtdem Rentenbewrrber und dem Vorstand der Versicherungs­ anstalt das Rechtsmittel der Revision zu.***) Die Revision ist beim ReichSversicherungSanit binnen einem, Monat nach Zustellung der schiedsgerichtlichen Ent­ scheidung einzulegen.-s) *) Soweit es sich um die Fragen der Versicherungspflicht des Versichcrungsrcchtes, oder um das Maß der Erwerbsfähig keil des Rentenbewerbcrs handelt. **) Das Schiedsgericht besteht aus einem öffentlichen Beamten als Vorsitzendem und Vertretern der Arbeitgeber und Versicherten als Beisitzer.

***) Die Revision hat aufschiebende Wirkung, soweit eS sich um Beträge handelt, die für die Zeit vor dem Erlasse der angefochtenen Entscheidung nachträglich gezahlt werden sollen. t) Die Revision kann nur darauf gestützt werden: a) daß die angefochtene Entscheidung auf der Nichtanwendung oder der unrichtigen Anwendung des bestehenden Rechts oder auf einen Verstoß wider den klaren Inhalt der Akten beruhe. b) daß das Verfahren an wesentlichen Mängeln leide.

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Eine rechtskräftige Entscheidung über einen Renten­ anspruch kann nur nach Maßgabe der Borschriften der Civilprozeßordnung über die Wiederaufnahme des Ver­ fahrens angefochten werden. Der Rentenstelle (nicht der unteren Verwaltungs­ behörde) kann auch von der Landesregierung statt der bloßen Begutachtung die Entscheidung über die Rentenanträge übertragen werden. Wird von der Landesregierung eine diesbezügliche Bestimmung getroffen, so wird der Rentenanlrag nicht an dm Vorstand der Versicherungsanstalt abgegeben, sondern die Rentenstelle entscheidet selbst in erster Instanz. DaS Verfahren gestaltet sich dann folgendermaßen: Die Ver­ sagung der beantragten Rente oder die Gewährung eine- geringeren Rentrnbetrages kann nur durch die Rentenstelle in der Besetzung von 3 Mitgliedern (Vorsitzender und je ein Vertreter der Arbeitgeber und Ver­ sicherten) erfolgen. Wird der Rentenanspruch ganz oder zum Teil anerkannt, so hat der Vorsitzende der Rentenstelle nach Ertheilung des Bescheide- die Akten dem Vorstände der Versicherungsanstalt zu übersenden, welcher gegen den Bescheid Berufung beim Schiedsgericht ein­ legen kann. Die Auszahlung der Rente geschieht durch diejenige Postanstalt, in deren. Bezirk der Empfangsberechtigte seinen Wohnsitz hat. Verlegt der Empfangs­ berechtigte seinen Wohnsitz, so hat auf seinen Antrag der Vorstand der Versicherungsanstalt die Rente der Postanstalt des neuen Wohnsitzes zur Auszahlung zu überweisen. II. Erstattung von Beiträgen. Der Anspruch auf Erstattung von Beiträgen ist bei der unteren Verwaltungsbehörde bezw. Rrntenstelle (falls eine solche errichtet ist, vergl. S. 14) deS

Wohnorts oder des letzten Beschäftigung--

32 ortS anzumelden.

Dem Anträge sind die zur Be­ gründung desselben erforderlichen Beweisstücke beizufügen, so inSbes. die letzte QuittungSkarte, die Aufrechnungs­ bescheinigungen, HeirathSurkunde, Geburtsurkunden der Kinder, Sterbeurkunde des Versicherten. Die untere Verwaltungsbehörde bezw. Rentenstelle sendet die Verhandlungen dem Vorstande der Versicherungs­ anstalt, welcher über den Anspruch einen schriftlichen Bescheid zu ertheilen hat. Gegm diesen Bescheid steht dem ErstattungSberechtigtcn die Beschwerde an das Reichsversichernnasamt binnen einem Monat nach der Zustellung des Bescheides zu.

Auch die Entscheidung über die Erstattung von Beiträgen in erster Instanz kann durch die Landes­ regierung den Rentenstellen übertragen werden. Eine Mitwirkung von Beisitzern findet hier nicht statt. Gegen den Bescheid der Rentenstelle, wodurch der An­ spruch auf Beitragserstattung ganz oder zum Teil an­ erkannt wird, steht dem Vorstande der VersicherungSanstatt die Beschwerde an das Reichsversicherungsamt zu. in. Krankenfürsorge.

Der Antrag auf Uebemahme der Krankenfürsorge für einen Versicherten ist bei dem Vorstand der Ver­ sicherungsanstalt zu stellen; doch kann auch der Antrag an die untere Verwaltungsbehörde bezw. Rentenstelle gerichtet werden. Dem Anträge sind beizufügen die letzte Quittungskarte, die Aufrechnungsbescheinigungen sowie ein ärztliches Attest, in welchem bescheinigt wird, daß als Folge der Krankheit der Eintritt der Invalidität zu besorgen ist, und daß durch ein geeignetes Heilverfahren diese Folge verhütet werden kann. Eine Beschwerde gegen die Ablehnung des Antrags findet nicht statt.

Druck von W. & S. Loewenthal, Berlin 6.